Encyklopädie der gesammten
Thierheilkunde und Thierzucht
Alois Koch
LIBRARY
OF THB
University OF California.
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ENCYKLOPÄDIE
UCK
GESAMMTEN THIERHEILKUNDE
UKD
THIBRZUOHT.
SIEBENTER BAND.
N, — Pferdesat.
{ UNtVERSlTY j
X3f .Dm «Jtt Bchlummo bmigefiisft» Hegi»t9r beli^M mmn mteta mu beräek'
miebiiama, da m ihetta MOmOm Artikmt jUMbträgt^ tbmüm itl« vor-
bmndmamn Artüml bmriobtigt und mrgMamt»
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A. ZCNDEL (weil.), Strassborg. — Hofratb Prot Dr. A. ZÜRN, Leipzig, n. A.
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ENCYKLOPÄDIE
DER
GESAMMTEN THIERHEILKÜNDE
THIERZÜOHT
MIT IHBKGRirP ALLER UMSCHLliGIGKH DISCIPUNSH DMD DER SPECIEUEN
ETYMOLOGIE.
HANDWÖRTERBUCH
FCa
PRAKTISCHE THIERÄRZTE, THIERZÜCHTER, LANDWIRTHE
UND THIERBESITZER ÜBERHAUPT.
B£&AUSOEOEBEK VON
ALOIS KOCH
K. X. BKZIBXSTBIBBABZT DT WIEN.
REDACTKl'K IiKi; o- I Kia;. MnNA'I ^-riiRIKT KÜB THIKKIIKII.KI M >K' , i i >i; HKSi'CMll i: KM)K- I N;) EIH;t.VMlT.
OLUD DES VEKEl££Ei» DEIL ELäASS-LOTHBIMGISCHEN TUlKRÄmGL EUUiNMlIOUfiU UIM AKADEU. GESELL.
3CRAPT .LA ranON VETIBISAHIA'' IN 3IADIIII>. OOKBBSP. mXdLOD WS» lUISEitlib BVSSiSCKfiK VmiUSAlt»
nmiTOTSS m KASASI OND des VEKEIKBS DEK VerBBlSlBÄKETB III ST. PETERftBVHQ.
IDT 160 IK DEN TBXT GEDRUCKTEN ILLÜSTRATIONEI^ SOWIE 3 TAFELN.
SIEBEIfTER BUJ).
N. — Pferdesat
WIEN UND LEIPZIG.
VERLAG VON MORITZ PERLES
1890.
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4i
Autoren* Abbreiriaturen.
In der Reg«! ist jede Abhandlung von dem Autor geieichnet Gestattet der Auagaog
der Zeile die Anbringung des vollen Namens nicht, so wird eine Abkürzung in der Weise
vorgi tiornmcn. dass lor Anfang- und Endbuchstabe des Namens, b*^! u'^^-ichlaatenden Zinnien
aber beide Anfangs- und der f^ndbuchstabe gesetzt werden, und zwar:
1, Ableitner
Mr.
16. Jftger
Jr.
51. Pütz
Pz.
S. Adanictz
SS
Az.
27. Johne
Je.
öS. Kahf
Re.
3. Anacker
—
Anr.
28. Kitt
=^
KL
53. V. Kueff (weil.)
—
Rf.
4. Asu7 (weil.)
Ay.
19. Eoch
Ml.
54. Rütimeyer
Rr.
S. Bura&ki
Bi.
30. EondeUta
Ka.
53. Schenk
8k.
6. Bayer
Br.
3i. Lange
U.
56. Schlani|i|>
Sp
7. Bcrdez
Bz.
.32. Lechner
Lr.
57. Sfhwarznecker
Sehr,
8. Bohui (weil.)
Bn.
33. L<:isering
Leg.
58. Sei£mann
$11.
9. Brandt
Bt
34. Leaekart
Ut.
59. Semmer
8r.
10. Braniim r
Brr.
.'{3. Liautard
Ld.
60. Siedamgrotsky
8y.
H. Cliaiiibfrland
Chd.
36. Li*»benberg
LIg.
61. Smith
Sh.
18. Cobbold (weil.)
Cod.
%1. Lindquiät
Lit.
62. Strebel
81.
13. Cmnpe
C«.
38. Locusteano
U.
63. Studer
Str.
14. Eggeling
eq.
:J9. Loebisch
Lb.
64. Sosedorf
Bf.
15. Eichbauin
Em.
40. Lungwitz
U.
65. Tereg
Tg.
16. EUeaberger
Er.
41. Manscli
Mb.
ßti. V. Tbanhotfer
Tr.
17. Bvenbiuch
Ek.
4t. M^gnin
Mn.
67. Tomaj
Ty.
18. Feser
F«r.
43. Malier
Mr.
68. ViUore«
VL
19. Pitaingcr(weü.)
Flr.
44. Neutnann
Nn.
69. V«»gel
VI.
M. Forster
For.
45. Neidhart
Nt.
70. Wehenkel
Wl.
21. Franck (weil.)
Fk. i
46. Pasteur
Pr. j
71. Wilckens
Ws.
tt. Freytag
Fi. !
47. Ferroneito
Pa.
72. Wolpert
WL
23. Gallego (weü.)
48. Pflug
Pi.
73. Zschokke
Ze.
24. Grassmann
Gn.
49. Pott
Pt.
74. Zündel (weil.)
ZI.
25. Harz
Hz.
50. Frosch (weil.)
Ph. '
75. Züru
Zn.
y^*^^ tvorbohalton.
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N.
W. = Jfitrfjieniuin.
Na. = Natrium.
Naaldwyk, Pieter ran, geboren in
Naaldwjk beim Haaf^ (Holland), war ein tflch-
titT' r Arzt, der in (»othenbnrg wohnte. Kr
gab 1631 in Leyden ein Werk in Quart
heran« anter dem Titel: „LfM dno PhlUppi»
conjin. sive de eqnomm natnra, »'lectiune,
•»ducatione, disciplina Pt curation»" („Ueber
die Natur, Auswahl. Kiziehung, Hehandlnng
and Ueilnng der Pferde"). ^(kimmel.
Nifeel, IJnibiHeafl (anatoniach). Der Nabel
des erwachsfni'nThii're.sstellt eine in di-rMitt'^l-
lini»' dernntert-n Hiiuohwand befindliclie narben-
artige Rinziehung an Stelle der bei dem Fötus
vorhandenen N a b e 1 ö f f n u n g oder des Nabel-
ringes dar, welcher von den Bauchmuskeln,
b. /w. deren Apuiienrosen begrenzt wird und
durch den die Nabelgefäsae und der Urachaa
aoa der LeibeehOble des Potna ans-; resp. ein-
treten. Bt'i unseren liausthieren erscheint der
Nabrl inelir oder weniger verstrichen und
häutig durch einen Haarwirbel angedeutet. Er
liegt in der waiaaen Linie der Bauchwand,
nicht conatant an derselben Stelle, sondern
lututii,' weit<'r n u Ii vnrn. in anderen Fällen
mehr nach rückwärts; bei dem Pferde ist die
gewohnliche liage desselben in jener Frontal-
ebene, welche das letzte Rippenpaar srhneidet.
— l)ie Entwicklungsgeschichte unterscheidet
ferner einen Darm-, Haut- und (Jefüss-
nabeL Darmnabel ist der üang^ durch
welehen der Darroeanal mit dem ansserhalb
des Bauchf's liegenden N:i)H'11il;i-vr)i<'n roni-
innnicirt (Ductus oni[>lialu-nieseraicuä s. oni-
phalo-enterieas); die ihn umgeboideii Binder
der noch nicht vollständig verwachsenen
Bauchplatten bilden den Hant'nabel. Oe-
füssnabel ist endlich jener l'nnkt im Ni-
veau der Nabeloffnung, an welchem die Nabel-
g«AMe nach dem AvMlen des Nabelstran ge.s
mit einander verwachsen. Kkhbnum.
Nabel (botanisch). Arn Samen der mono-
eetylen und dicotylen Pflanzen unterscheidet
■MB, wie bekaan^ deaaen Holle ala Samen-
haat tmd den von derselben eingeschlossenen
Kern. Diese Sain n h Q 1 le lässt häntii,' zwei
deatlich von einander unterscbeidbare S>chich-
ten erkennen, eine äussere derbere, faftuflg
sehr harte und sprtxle. die Samenschale (Testa )
oder die auK der Kihülle ( Integunientuin) ent-
standene äussere Bedeckung, und eine zartere
innere Samcnhant (Membrana interna) er-
kennen. Bei der botniisehen BesHmmnng der
betreffisnden Pflanzen, welche mei-t ohne
Schwierigkeit (schon mit Hilfe einer g^r.'i
Lope) gelingt, kommen ausser der Gife
Etck. iMTKIepadl« 4. TU«rli»ilM. TU. B4.
10603
(iestalt, Ubertlachenb- "M haffenheit etc. auch
ne<-h die relative T.age und das Anaaehen
gewisser an der Saraenh&lle mehr oder venteer
Husgoeichneter Stellen in Betracht, welche
zur Unterscheidung der einzelnen Samen von
Wichtigkeit sind. Diese Stellen sind beson-
ders der Nabel (Hilnm, UmbilicnM), d. h.
der Ort an der Samenschale, mit welchem der
Samen am Nabelstrang, bezw. an der Pla-
centa befestigt war, oder wo der Nabelstrang
in den Samen eindringt. Derselbe ist ala eine
deutliche Narbe kenntlich und auch der
N alte] Strang ist oft am Samen noch
vorhanden, wenn derselbe an der Samenknospe
gut entwickelt war. Neben dem Nabel oder
ihm gegenüber ist bisweilen noch der Keim-
mund (Mikrophyle) als nadelstichartiger Punkt
zu sehen, bei anderen Pflanztn uiiiumI>( t iiir
vom Nabelstrang ausgebende Neubildung, der
Samenmantef (Aiillns), den Samen mehr
oder weniger als eine weiche, lockere Hülle.
Eine weitt're ausgezeichnete Stelle am Samen
ist dann der Hagelfleck (Chalaza). d. Ii. <lcr
Ort der Ansm&ndung dea NabeUtrao^s oder
die eigentliche organische Basis des Samens,
d'T Kiiüsiif'ngniiul. wo der NabcKtrang in
den Eikern übergeht; man nennt daher den
Nabehitrang (Puniculus, den unteren stiel-
artig verdünnten Theil der Samenknospen)
auch den Knospenträger. Der Nabelstrang ist
von einem dttnnen Gefässbümli l ilurchzugen,
der aus der Placenta in ihn eintritt und an
der Ohalaza endigt. Endlieh ist noch an er>
wähnen der
Nabel strei Ten oder die N.-ibellinie
(Raphe), ein«' «iurch ein in der Samenhölle
verlaufendes CJefässbändel bedingte deutlich
vorspringende kiel- oder leistenförmige Er-
hebung, welche den Nabel mit dem H^^l-
flcck verbindet V^tl.
NaMbmrtel. Der Nabelhentel iit eine
nur bei dem männlichen Schwein vorkom-
mende Ausbuchtung der Sorliaut, welche
fiber der letzteren, zwischen derselben und
den Bauchmuskeln liegt und durch eine bei
mittelgroBsen Thieren fingerstarke Oeffhnng
einige Cenlinicter hinter der VorhantöfTnung
mit dem Hohlraum der Vorhaut in Verbin-
dung steht. Der Nabelbeutel ist rund, hat je
na« h der Ki'rpergrösse der Schweine den
Umfang eines Hühner- bis (Jilnse< i« s und be-
steht aus einer mit zahlreichen kleinen Lymph-
foUikeln ausgestatteten, im Uebrigen drOsen-
losen Haut welche ein starkes geschichtetes
rtlastere pith«! trfiL't. und aus einer Lag«'
p tl 'i 1: . I i' ter iluskeHöseni, web he innig
n Flftche der Haut verbunden
-Berkel«y
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S NABEL
siod. Durch einen von der Mitte der obere»
Fliehe Biwgebenden Fortotts der Hsnt wird
eine uiiviiükfnimfn»' Scheidewand gebildet,
welche die llieilun^ deä Nabelbcutels in
eine reollte und linke Hälfte andeutet. Die^e
Theilung nacbt nich an dem stark gefüllten
oder anfj^Wasenen Nab#lbentel Schon aussen
'liii'li I i'K- in lid Mitt''Hiiiie von VDrne nadi
Uiuleii vciiaul'eniie üt ichte Furche benicrklicii.
Die Bedeutunjf de« Nitbelbeotels ist nicht
bekannt, diese Huutauübii« htung enthält wäh-
rend des Lebens häutig eine schmierige, übel-
riechende Masse, welche aus Urinbestand-
tbeilen und Trümiuern der abgestossenen
Oberhaut znaamntengieBetit wird and mitunter
verhärtend Anla^ aar BUdaog von so;; Wn-
hautsteinen gibt. Muüer.
Nabelbruch, i iitcr Nabelbruch verstehen
wir jenen Bruch, bei dem der Nabelring,
also jene OefTnung, welolie während des fö-
talen Lebens zum Durchtritte der Nabelge-
fAase und des Urachu« dient, die Brucbpferte
bildet
. Er kommt bei allen Haustliierf^n vor,
am häufigstell jedoch bei Fohlen und Hunden,
(■erude bei diesen Brüchen spielt die Erblich-
keit ein« grosse Bolle, iodeoi Thiere, deren
Eltern in der Jagend Nabelbrüche hatten,
gleichfalls .sehr <A't -utw.'dci mit eiinMii Xa-
belbrnche geboren werden oiicr deuselbeu bald
nach der Gebort acijuiriren.
Bedingungen tur iLi- Zustandekommen
des Nabelbruches sind, Ua.->a «Icr Nabelring
nicht vollständig vernarbt, offen bleibt, «las»
unter dem Einüusse ejn^s Druckes ditt Ein-
geweide gegen diese nachgiebige Stelle der
tiauchwand hingedräll^'l wervlen und cml-
lich auch durch diese Oettiiung austreten,
geschieht dieses schon während de« intra-
nterinen Lebens oder während des Durchtritten
de« Jungen durch die (icburtuwege, so ent-
stehen die angebureiti II N,i!>elhernieii.
Yielleicht wirkt auch daa Zerreu und
gewaltaame Abreiseen der Nabelschnur be-
günstijri n l rin: später kennen wir als (Je-
legenhcitaursaciien j'prUnge, J:5ciireien, Er-
krankungen des Darmtractes (Verstopfung
und Durcbfali), knri Umatände, welche eine
jt&rkere Aetton der Baachpreuie und biemit
einen intt iisiveren DiUeh Auf -dl« Btacbein-
gewii(]>; veraulati«en.
Die NubelbrOche »teilen halbkugelige,
selbst küi.fi,'rosse, uiis. liniensliafte. nicht höher
toiupciaic GcichHulaie dar, welche je nach
dem Inhalte eine verschiedene Consistena
sufweiaen, sich bald elastiach, bald teigig
anfühlen, je nachdem Dann oder Neti aus-
getreten i.st. und weiters y- nacli .loru Inhalte
des Darmes. Auch die l'i r. ii-.^ii n sibt be-
iQglich des Inhaltes eini^'-' Anlialf-iKinkte.
lat die Haut über dem Bruche noch
nnverindert, so gelingt es meist, die Bruch-
pforle 7.M palpiren. Beim Stehen des Thieres
ist der Bruchaack gefallt und wird beim
Pressen des Tbieres nocb praller, w&hrendder
Bruchinhalt verschwin 1 1, lij.' Kin^'. weide in
ihre norniale Lage zurückgehen, »uüakd man i
daa Tbier anf den Bdeken legt und eveotnell |
I einen leichten Druck von aussen her auf die
I Geschwulst ansftbt, beweglich«, d. h. nicht
angewachsene und nicht eingeklemmte Brüche
vorausgesetzt. Es können nämlich durch ent-
zündliche l'rocesse Verwachsungen di-r au>
getretenen Eingeweide mit dem Bruciiaackc
I eintreten ; desgleichen beobachten wir auch In-
carccrationen, Einklenimungen.
Die Vorhersage ist bei Nabelbrüchen im
Allgemeinen nicht ungftnstig, insbesonders
wenn es sich um eine angeb en ue Hernie
handelt. Mit zunehmender Kraftiij;uug des
Thieres wird das den Nabclring deckende,
biaber schlatfe Gewebe strammer und wider-
standfifthiger. die ßed&rme nehmen an Um-
fatij; zii Diiii kiinneM iTit'(,l:;c dessen nicht s<»
leicht duriti 'Inx lin; linng hindurchtreten;
daher kommt . s, (ia>s de rartige Brüch« oft
von selbst zur Heilung gelangen. Bei groesen
Brüchen, welche eine sehr weite Bmchpforte
! besitzen, suwie bei älteren Thieren, bei wel
eben eine Verengerung des Nabelriugea nicht
mehr eintritt, sehen wir Naturheilnngea wohl
selten mehr zu ^^tande kommen, bei diesen
kann nur die Knnsihilfe ctwiis leisten.
Durch die Behandlung Sachen wir den
Aastritt der Eingeweide an Teribttten, indem
wir einen Druck von aussen her gogen den
Nahcliing zu ausüben, oder indem wir die
liruch|>forte aur Verwachsung bringen. Bei
jüngeren Tlüeren genügt es oft. durch einige
Zeit ■ia> Austreten der Eingeweide, w udurcli
der Jii uehring immer wieder ausgedclmt wird,
zu verhindern, um eine mit dem Wachsthom
des 'I'bierea allmälig zunehmende Verenge-
rung de« Nabelringes zu erreichett.
Du -em Zwecke eiit>iiri> lit .<ft ein t'ittes
Klebepliaster, welches wir nach vorheriger
Reposition des Bruchinhaltea auflegen. Vogel
ompfichlt folgendes Verfahren, welches von
dem belgischen Thieranite Gnilmot herrührt.
2 Theile schwar^e^ l'erh wenlrn mit :{ Tlieilen
dickem Terpentin und 0 Theilen Burgunder-
han gesotten. Ein mit dem kochenden Ge-
menge getränkter Werfrbausrhen wird auf die
Stelle des ikuclie» gedrückt nnd mittelst
einer Bmclkbinde iisirt.
EbeiMO empfehlenawerth wAre ein Gegon-
druck mittelst einer Pelotte — ein StSck dicke-
res Leder, 'id'T l iiie Hlei- udor Zinnplatte mit
einer halbkugeligen Erliabenheit lu der Mille
— welche die Bruchpforte zu verschliessen hat.
Die ^'leielie Wirkung snelit man durch
entzUudlii-lie Geschwülste der Haut und des
Unterhautbindegewebes in der Nal>i l^r'^enii
zu eixielen, indem man acbarte Einreibun-
gen der Hanl, weiten» snbctttane Iigeclionon
von Alkohol and 3*/« C»rbolaAnwlOsiing
macht.
Man benlktste die stärkere Spannung dor
Haut infolg*.- von Narbenbildung, um dem
Austritte der Eingeweide entgegenzuwirken.
Sil erzeugte man ein brandiges Absterben der
Haut in Form von featcn Öcborfen durch
Aetaung mit Mineralaftnren, doch ist hiebei
immer auf die ThiiTgattung und besonders
auf die Besohatlenheit der Haut, Zartheit
derselben n. a. w. Bflcksicht au nehmen, damit
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K/LBELBRUCH.
3
nicht etwa ein zu rasches Ab^tossen des
SSchorfe« erfolgt, welche« Erei<;ni.s.s leicht
einen Vorfall der KirifT-^weide nach sich ziehen
konnte, wie solche Fälle bereits bekannt sind.
Die Entfernung der äusseren, den Brach
bedeckenden Haut, sowie sehr oft auch gleich-
seitig d<Ȁ Bruehsackes wird femer durch
Abbinäei!. Abkiup|i< n und Abnähen er-
reicht. Behuf» AuüführuDg dieser Operationen
wird daa Thier auf den KBcken gelegt, aar
Vermoilnii? eines starken Pressens chloro«
formirt und der Bruchinlialt reuonirt.
Das Abbinden eignet aich besonders
Ar solche Bräche, deren Bari« nicht gross
Ist, welche gleichsam gestielt sind. Man legt,
naclid-m der Btuolih-nttil in d'\<- TIr.lu' gezo-
gen Wurden ist. um denselben und so nahe als
mCglicii un die Banoliwand eine stärkere Reb«
-clintir in Form einer chirnr^ischen Schlinge
und zieht die!*e möglichst fe^t an. Die
eintretende An.schwellung der abgeschnürten
Partie bindert wohl von selbst das Abgleiten
der Ligatnr: snr grosseren Sicherheit em-
plehlen Manche das Durchstechen von Nadeln
peripher von der Schlinge. Dieser Vorgang
dürfte der einfachere sein. Hering rieth an,
bloss die ftassere Haut abzuschnüren und
den eigentlichen Bruchsack nicht mit zu
fassen, denselben vielmehr gegen die Brnrh-
pforte so dringen, so daas er in k o\ge der
aieh einsteUenden EotiOndang nnd Ter-
wachsnng wie ein Pfropf die Bruch ])forte mit
Ter^chliessen helfe. Es ist aber hiebei zu
erw.ihnen. dass eine derartige Isolirung des
eigentlichen Bmchsackea in sehr viel F&llen
nicht möglich ist: andererseits neigen be-
kanntiTinassen .seröse H.iu'r sclir zu ad-
häsiven Entzündungen, weshalb es .>icli gerade
aus diesem Grunde empfehlen dürfte, auch
den Bauchfellsack niit/uligirfn. Hering nimmt
femer das Abbinden in der Weise \ur, dass
er an dem periphersten Tunkte des Sackes
beginnt und die ächnar gegen den Baach an
weiter «nfwickelt, wodnrch der Brachaack
die Form eines uinj;. ki-hrtr n Pistilles erhält.
Einen bcsondeien \ urtlieil vermag ich in
dieser Modification nicht zu erblicken.
Sollte die abzuschnürende Partie zu
voluminOs sein, so kann man dieselbe in
zwei Theilen ligiren, nachdem man in dt r
Mitte and dicht an der Bmchpforte eine mit
einem doppelten Faden versehene Nadel
dorchgestochen hat.
Zur elastischen Ligatur könnte ich
mich nicht leicht entschliessen. da ich filrchte,
daas bei dem rascheren Durchschneiden der-
selben die Terklebnngen und das ganze
Narbengew. ! (xc?eiiübor dem Andräntren
dir Eingeweide noch nicht die genügende
Widerstandsfähigkeit besitaen.
Will man Kluppen verwenden, so em-
pfehlen sich sulche. welche mittelst Schrauben
parallel «gegeneinander bewegt werden kennen,
wodurch öberaU ein eleichmä«siger Druck
•of die abtttkletnmende Partie ausgeübt werden
kun, was bei Charnierkluppen niclit der
Fall .ist. Die Kluppen sollen länger sein, als
es der Bmchsack Ist; sie sind aas Hols oder
Eisen gefertigt. Bei den hölaeroeB ist darauf
in achten, dass sie genflgend stark 8ind.,vn
sich bei der Compression nicht zu biegen
und in Folge dessen nnirleichniässig zu
drücke. Das Abrutschen d' r )i'>iz<.rnen
Kluppen sacht man mittelst durchgestochener
Nadeln, oder durch Annähen derselben zu
verhindern. Die eisernen Kliip[teii -^mü an
den einander zugekehrten Flächen entweder
bloss gekerbt ooer besitzen daselbst Spitzen,
welche in entsprechende VertiefuniTf n der
anderen Kluppenhülfte hineinpassen. Es ist
mitunter nothwendig, dem sowohl durch
k;rössere hölzerne, als auch durch eiserne
Klu])pen ausgeübten Zuge nach abwirts durch
.\nlegen einer liinde ein Gegengewicht zu
setzen. Die Kluppen werden nach vorheriger
Reposition des Brucbinhaltes so hoch nnd so
fest als mriglicli angcletrt und bis zu iiireni
Abfallen liegen gehi'^sen. Die abgeklemmte
Partie schneidet man gewölinlich bi.-. auf
einen schmalen Streifen sofort nach dem An-
legen der Kluppen ab.
Bei grösseren Hernien wendet man da*
Abnahen an, u. zw. mittelst der sog.
Schusternaht.
Zu diesem Behufe wird der Sack zuvor
an seiner Basis mittelst einer etwas ge-
bogenen Zanjie gefasst und eingeklemmt,
oder durch den Spalt einer viereckigen, der
Rundong des Braches sich anschmiegenden
und mittelst Ober den Kücken geknüpften
Bändern festgehaltenen Blech- oder HIeiplatte
so weit als möglich iirrau>gc/(ig, n und dann
peripher von diesen üilisauparaten die Naht
angelegt. Diese Platten helfen auch das nener-
lielie Austreten von Eingeweiden verhüten, in-
solange die Narbe noch nachgiebie ist. Diese
hier angeführten Operationsraethoden sind je-
doch nur als Palliativbehandlnng auf-
zufassen.
Als KadicaloperatiiMi ist nur die Her-
niotomieand die Naht des Bruch ringes
«a betrachten. Sie ist angezeigt bei grossen
Brüchen, bei Verwachsungen des l^iiuh-
inhalte.s mit dem Bruchsacke, bei Einklem-
mungen, sowie wenn die früher beschriebenen,
weniger gefährlichen Operationen nicht nun
Ziele geführt hatten.
Nach vorherigem Rasiren und Desinticiren
der Haut wird der Bruchring freigelegt und
dessen in der Regol eallOse, daher aar Ver-
wachsung nicht geeignete Bänder ange-
frischt oder noch besser der Länge nach ab-
getragen, 80 dass eine ganz frische Wund-
fläche erzeugt wird. Hieb«! ist ts manchmal
nothwendig, die rondeForm der Brachpforte
in eine mehr längliche zu verwandeln. Die
Vereinigung geschieht mittelst einer dicht-
stehenden Knopfiiaht, deren einzelne Hefte
auch genügend tief und weit jrenug vom
Rande entfernt angelegt sein müssen, ohne
dass sie aber das Baut iifell berühren, Hierauf
wird die Haut geheftet und zweckmässig
überdies die Bant und die Iffuskulator um-
greifende Entspanmin^-nälite in entsprechen-
der Zahl angebracht. Eine noch vor dem
Aufstehen des Thierea angelegte Bruchbinde,
1 •
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4
KABELENTZÜNDUNG. — KABELVENENKRANKHBITEN.
iniitelbt welclior gleichzeitig da« nüthige
Verbandmatcriul tixirt wird, dient sor weiteren
EntlAstnn^ der Xälite.
J^Bclulein die Kröffnunp der Peritoneal-
höhle immer einen lebensgefährlichen Eingriff
darstellt, sucht Hering deiuelben dadurch zu
umgehen, dass er denBrnchsaclc. ohne ihn tu
erfilTiK'ii. vcn der Unis^elninc" losiir;l]iarirT<:-. in
die Bauchhöhle ^chob uiul dann erst <iic
Vereinigung der Pforte vornahm. Bayer.
NabelentzÜRduiifi, Omphalitis (von öu-
•aXöc, Nabel), der soj,'. böse Nabel, besteht
thcils in einor Entzändnng des Nub» l^trilIlL'•■>
und 8«iner Umgebung, tbeil^i in einer Knt-
zlkndang der Nabelvene neageborner Thiere,
namentlich der Kälber und Lüinnirr bald nach
der Geburt. Die Ursaciieri dieser Entzdndung
liejren in Zerrungen des Nabclstrangs bei der
Geburt, Zerreissnng der Nabelveno und Ab-
reissen des Nabehtmng« dicht am Bauche des
Jnngen, in Heizungen des Nabels diiri h die
Str^Ti od«r durch IJelecken anderer Tiii' re,
giUiz ittsiiiuierä aber ist die Verunreinignng
de.« Nabels mit FäulnissstoiTen zu beschuldigen,
welche in den Lochien der Mutterthierc ent-
halten sind. Der entzündete Nabel feuchtet,
er ist angeschwollen, geröthet, hitzt und
schmerzt: inmitten der Geschwulst ist ein
hart-'i, his in die Tiefe der Bauchhohle sich
erstreckender Strang, die entzündete Nabel-
vene, zu fühlen, in die man mit der Sunde 1
eindringen kann. Nach 3—4 Tagen kommt
es in der Vene zur Eiterung, der Eiter tropft
aus dem Nabel ab und lässt sich herauspressen.
Die Nabelvene schliesst sich nach der Pfort-
ader bin durch einen Hirembos. Öfter auch
nnf*h aussen, so dass sich der Eit'T in ihrem
Innern abscessartig ansammelt uinl das ge-
schlossene Venenende gi^sch wulstartig hervor-
gedr&ngt wird und das Nabelgeschwür,
Orophaleleosis (v. ö.a-istÄo'i, Nabel: :),xiö?:?,
Verschwäriin^'), datstullt. I)as (ioM-liwnr «er-
langt öfter die (irOsse einer Faust; nach der
Eröffnung desselben fliesst stinltender Eiter
ab. Hi' b' i sind die Neugebornen traurig, sie
stehen «iit aufgekrümmtem Kü* k«.ti, liefen
viel, verlieren die Lust zum Saiigen an der
Mutter, fiebern und magern ab. Die Krankheit
steigert sich und bedroht das Leben, wenn
Enteritis und Pmtonitis s.cniidftr hinzutritt,
wenn auf emboli.schcjn Wi i;«' von der Nabel-
vene aus sich eine lobnlarf Piicnmonie und
eine Hepatitis oder durch Jaucheresorption
eine Pyämie entwickelt, in deren Verlaufe es
zur Abscessbildum: iti Lunge und Leber, zu
Schwellungen der L^mpb- und Uekrdsdrüsen
nnd SU Vereiterungen und Anschwellungen
der Gelenke kommt />. Lähmo nnd Fohlen-
l&htne). Die Jungen sterben in sedchen Fällen
nach 8—1(1 TagSfi, tonst kann innerhalb drei
Woclien tienesnng erfolgen, aber die herunter-
gekommenenPatienten erbolensieh nur iusserät
langsam nnd gedeihen in der Folge nicht
recht
Die Autopsie weist nach Verdickung und
Kiit/ iiii^ung der Nabelveue, eiterieo/.erstorunt,'
ihrer Intima, Embolien, »ronchopneuuionie
mit hämorrhagischem Infarkt, Verlothung der
Bancheingeweide, hypertrophische oder ütro-
phische, dec«lorirte und anämische Leber,
DrQsenschwelliing. verjaucbte Gelenke, Ecchy-
mosen auf den vernehiedenen Geweben der
Brust- und Bauchhülile, fettige Degeneration
der Muskeln und dünnem, wenig gerinnongs-
flhiges Blut.
Man hüte sich v-r V. nv-chshmgen dor
Niibcicntzündung inii dcui llarntröpfeln au«
der offen gebliebenen Harnschnur oder mit
dem Nabelbruch: letzterer vorhanden, so
ftthlt man durch die sackartig hervorgetriebene
Haut hindurch \<-\\ Tri; iiting, durch wi.]i htn
sich die weiche Geschwulst zurückdrängen
l&.<«st, Merkmale, welche dem bösen Nabel
fehlen.
In jieringen Graden der Omphalitis ge-
nügt Reinlichkeit und liostreichen des Nabels
mit Rahm, Unguentum cerussae, Unguentum
Zinei oder Unguentum plnmbi. Der Nabel-
abscess ist l>a'>I iw .itin. u und mit ' iiicr Sn-
lotion v-'H .Aiauu M.ler Zinkvitriol auszupinseln.
Frank (thierär/.tliche Geburtshilfe) räth drin-
gend an. die Nabelvone mittelst einer mit
einem Üchwüminchen versehenen Fischbein-
sonde mit einer 8<dution von Carb'd- od- r
äalicjrlsänrc oder Greolin an»zupin$eln, nicht
«nssnspritzen, weil sonst die Einspritzungen
direct in- I'lnt iflanfT'-n k'nvn. HomOo-
pathisoli kommt .\rnti<t >:iir üusberlichen und
\ innerlicheil .Anwendung. Zur VerbOton^ der
Nabelentzündang leileissige man sich grosser
Reinlichkeit, besonders sind die Nabel rein
zu haltfu di'' .St-and Tte der Mutterthiere
zu desinficiren. Bei tragenden Muttersehalen
vermei'le man die Verffttterung von Kartofifel-
Schlempe, grünen Kart "T' In Raps-^^troh timl
Rapskuchen, weil hienach die Nabel.M hiiur
fleischig werden und nach der Geburt sich
nicht hinreichend schliessen soll, so dass sie
Infeetionen leicht zugänglich wird. A»r.
Nabelgeschwulst, Omphaloncns s. Oui-
phalophyma (v. '<.'xyAfi^^ Nabel: o-j-xc; =
Geschwulst), i>t eine flache, mehr oder
Weniger deutlirh begn-n/te. nicht hitzende,
ödeinatöse, mit der Zeit infolge von binde-
gewebiger Wucherung hart werden iic .An-
schwellung des Nabelringes: sie i»t entweder
die Folge der vorausgegangenen NabelentzQn»
dung oder eines mechanischen Reizes des
Nabelringcs, wie Druck. .Stoss. Beleeken. Ver-
hfirtet besitzt die (tesrhwnUt ilie Tendenz,
sich zeitlebens auf gleicher Höhe zu erhalten.
Man muss deshalb frühzeitig auf ihre Zer-
theilunu li< daclit M-iii. di.' man duri Ii Dahun-
ßn mit warmem Seifenwasser, aromatischen
fasen, Einreibnngen mit Amicatinctur,
Kampherspiritus, .Schmierseife, Quecksilbt r-
oder Jodkalissalbe. LorheerCd etc. anstrebt. In
veralteten Fallen führt zuweilen noch Can*
tharideiisalbe zum Ziel.\ Aaarker,
Nabelring, s. .\nnu1ns umbilicalis.
Nabelschwein, i Iiisamschwein.
Nabelvenenkrankheiten der neugeborenen
Thiere beistehen vorzugsweise in Entzün-
dungen, Thrombosirunpcn und eitrigem und
jauchigem Zerfall der Thromben mit Au>-
[ gang in Metastasen, Prämie und Septikämie
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NACHCUR.
s
Die Na Ii 1 V •■ II e n II t / ü II '] u II t^nt-
wickelt sich bei Fullen. Kulbern und Lüiu-
mern nach der Geburt ilurch Einwirkung un-
reiner Stallluft und fauLig^-T ?^ub=tnn7r>ti und
niederer Organismen aus d<'in llani und
Kotli auf die Nubelwund ■. Im s »nd«^.* wenn
di« NalMlstraiigscheide zu kons abgerüsea int.
Der entzflnd«t« Nabel trocknet nicht ein, son-
dern bleibt feucht und hart und soc rnirt .>in>
tibelriechende. eitrige oder jauchige Flüssig-
keit. Meist erfolgt eine baldiee Thrombosi-
runir d- 1- Nabelvcne, die sich dann ah harter
Sir tilg anfühlt. Die erkrankten Thiere haben
nielir oder wt'nii^Lr in.li- ^ Fieber, geringen
.Appetit und bleiben ttn Wachsthuni zurück.
Je nach der Art der Infoctionserreger. die auf
den Nabtl eingewirkt habtMi. kann eine Ge-
nesung «.'der aber der Tud der Thiere erfolgen.
Bei Einwirkung weniger schädlicher niederer
Organiuuen und einfacher Fftalnieeerreger,
die ans der Lnft oder dem Harn nnd Koth
auf den Nabel gernthen, kann nach iin l' i i;-
lärein Zerfall und Resorption der Nabelvotitu-
throinben Genesung eintreten. Kommt es zu
eitrigem Zerfall der Throtnhen, entwickeln
>ich leicht enibolisohe Pncesse und metasta-
tische Entzündungsherde in der Leber und in
den Longen, die das Leben der li'atieuten ge-
ffthiilen. weit geAhrlleher lat aber die ße^en-
wart der Pviimiekokk- n nnd der g.'i t- 'i mi
Bacillen in dem entzündeten Nabel. iMe
Pyämiekokken veranlaseen nieidt einen eitri-
gen Zerfall der Nalieheneothromben and eine
allgemeine pyämisehe Infeotion mit oder
ühiiv Mrta>tas.:iiMMiiM^-Mi in ■\>'n inti.Ti-u Or-
ganen. i)ie Thiere verlieren ihren Appetit,
haben hochgradiges Fieber und gehen nieist
schnell zu (Jrund-' lU l der Section findet
man die Nabelventu mit in eitrigem Zerfall
begriflenen Thromben oder mit Eiter gefüllt,
ihre Wandungen verdickt, enuändet. iqjicirt,
die Intima gelockert . In der Leber, den
l>nivj;.'n und Ni-Teii ni- (a>tatj>':lie Eiterlierde
uder weiiigsieiis Aiiltauiungen von Mikro-
kokken. Die Leberzellen und Epithelien der
Harnranälohen feinkörnig getrübt und in den
ersten Stadien der Fettmetantorphose. In den
Gelenken Anhäufung eitrig getrübter .Synovia
ond Injection der novialhftute. Die Me^en-
terialdrOsen geschwellt, intltrirt.
i il"/> iiw;irt septischer Ha.-iHen in der
Nab< Ivtiie kuuimt es meist imn jauchigen
Z'irfall der Throinben mit Kesorptiun der Ba-
cillen und allgemeiner äeptik&mie. die anter
den Erscheinungen der Fallen-, Kftlber- und
Lammerlühme zum T<>de führt, wi« Kollinger
auenit iü73 nachgewiesen hat. Die Liilnne
tritt meist iu der ersten Woche nach der Ge-
hurt auf. die neugeborenen Thiere sind matt,
liegen viel, stehen nicht gerne auf, zeigen
einen schwankenden Gang, der Appetit ist
gering and geht 8ciilie»8licii ganz verloren.
CS stellt sich Darefafoll mit rapider Abmage-
rung ein, und di - Tlii' re verendi n ni' ist in
1 — 3 Wochen (7."i'' „ i. liei derSeetiuti Itnd'-t man
r >thliche Transsudate in <!er Urust- und Bauch-
tiOlile und im Herzbeutel, starke Uyperämie
der Darnuclileiuih.iut, gelbliche Filrl)ung und i
V. rfettuiiu' der L-bcr. Ni>-r>"-n. Mask.'li! and
des Herieii.>, da» Blut schiuutzig !>rauiiiot!i,
im Blute und in den Transsudaten > ).ti>cii.'
Bacilieii. B' i trleichzeitiger Einwanderung der
Pyämiekukken nud der septischen Bacillen
entstehen Mischformen oder die sogenannte
Septico-Pyämie mit Blatsenetsnng, Verfet-
tungen, Transandaten, metastatischero Eiter
und Jauk'lielicrden in den inneren Organen,
»Scliweilung und eitriger Infiltration der tje-
lenke, Drüsenschwellungen, Gelbfärbung der
(Jewebe, Pneumonien. Pleuriten, Fistelbil-
dungen etc. Diese Mischform ist ebenfalls
häutig bei d-r Lähme der jungen Thiere
(s. Lähme). Die Prophylaxiii gegen die Nabel-
venenentzündung besteht in nicht zn karsem
Abreissen der Nabclstr.ingscheide, festem
Unterbinden desNabelstranged und Bestreichen
des abgerissenen Endes mit concentrirter
Oarbols&ure. Die Behandliio|[ des bereit« ent-
zflndeten Nabelstranges ist eine antiseptische,
l'er Nabel wird fleissig mit Lösungen von
Carbobäuie (3— ö "/„), Kali hypennanganicum,
Kreosot, Hollenstein, Jodtinctur gewaschen.
Zur innerlichen Behandlung empfehlen sich
.Säuren, schwefelsaure Salze. Adstringentien,
salicylsaures Natron. Kiii-' sm L,'i'altiL''' Kcini
gang, Desinfection und Au»l(iftang der Stail-
rKnme traterstfitst die Car. In vielen Fftllen
i>t es zweckmässig, die jungen Thiere (i l. r
liie trächtigen Mutterthiere aus den aluu
Ställen zu entfernen und in neue, reine Stall-
r&ume anterzubringen, im Sommer wohl »ach
in offene Schuppen, Höfe und Koppeln einin-
>t'-llen. da .-ich das nyäiiii-ch,- und sepfi^ di'-
Contagiulii oft sehr schwer aus den Stall-
räumen beseitigen lAsst. In solchen Fällen
findet oft eine Infection des Nabels schon
während des Geburtsactes statt, und erweist
sieh eine nachherige prophylaktische und
tberapeatische Behandlung der oeageborenen
Thiere als erfolgtos, indem dieselben doch
nachher an l'yümie, Septicämie "der Septico-
i'yämie erkranken. Die ersten Veränderungen
treten auch nicht iiunier an dem lusserlich
sichtbaren Tlieil des Nabels, sondern an der
Nabelveno innerhalb der Bauchhöhle auf. Sr.
Nachcur, Apotherapia s. Therapia
recon valescentiae (von äicö, weg, nach-
her; ^tpsstoüv, heilen; reeonvalescere. wieder-
genesen), ist dasjenige Heilverfolireii. wel hes
die in der Kccoiivalescenz zunukbleibende
Schwäche des Oesammtorgan ismus oder der
erkrankt gewesen«» und defect gewordenen
Organe möglichst «Q beseitigen sncbt. Um
diesen Zw-nk /u erreichen, ist durcli eenaue
Untersuchung die Art des Schwächezustandeti
und der Sitz desselben, also der locus minoris
resistentiae, festzustellen. Die Nachcur hat
zunächst die diätetischen Verhältnisse zu
regeln, die zweckentsprechenden, untadel-
liaften and leiclit verdaulichen Naiirungsmittel
zar ErnShmng und Stftrkonfr des Reeonvales-
centen auszuwählen, lür gute, reine Luft in
den Ställen zu sorgen, den Appetit, die Ver-
dauung und di« Secretionsorgane anzuregen.
Vor Erkältungen. Ueberanstrengungen und
UcberfUtteruu '^en zu schützen, übermässige Ab-
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6 NACÜDECOCT. -
nn«I Aussonderungen, desgiciohen NacMurank-
heiteii zu bekftiupfen and die in den Oraanen
zurückbleibenden Kranlrheltsprodacte auf dfm
Wege der Zi rtln ihing, der Ri sorjitiun oder dor
Ausleerung möglichst zu eutCcrnen. Anacker.
Nach Ablauf mancher Krankheiten ist
es Sache der Vorsicht, häutig auch ab-
solut geboten, die Behandlung', sei !<ie nun
«lue nicdicamentösc oder diätctischo, noch
ein« Zeit lang fortsusetsen, einestheils weil
einzelne aente Kranklidten mit Vorliebe re-
ciilivijcn, häutiger aber, weil, trotzdem nn-
schciiK-nd Genesung ciügetrcUn, Krank-
heitsreäte zurückgeblieben sind, be-
stehend meiist in unvidUtaudiger Bückbilduiig
fesetzt»;r Exdudationcn oder anderer jiathischer
roducte. Solche Nachkrankheiten, welche
gewöhnlich erst durch ^Ondlicbe Nachnuter»
Sttebnnf^en entdeckbar nnd. erfordern wie die
Vorbauung ge^^cn nrnos ErkrankiMi -'ino f-'orp-
fältiue Berücksichtigung iiaiiK-ntlich auch di r
ä•.l-^t•r>n Verhältnisse und ist neben der
Sorge für die Beseitigung der Krankhoitsreste
das Hauptgewicht auf AllgemeinkriU'tigung
K rpers z'i legen, welche nur durch gute
Luft, gute l'tiege und Nahrung zu erzielen
iüt. Letltere kann selbstredend nur Effect
haben, wenn ilor Ztisfand dor Vcriinuungs-
organo fortwjkhitiul im Auge Ijchalini wird. VI.
Nachdecoct, Dccoctnui se< undurium (lio-
chetum). Um die wirkeamea Stoffe naitient-
Heb ans derbconsistenten harten, holzigen
Ar,'n''ik'"rj.rrri ^r';\ii.llich auszuzieli-Mi \\\\\
phanmii ' Utiseh verwtrthbar zu machen, wunie
in fr Ih- rt r Zeit der nach dem Abkochen
verblhiiiende I'ückstand noch einmal gekocht,
Hill lui' III ;ibcr hier meist nur unnütze Stoff«
grwnnti'ii werden oder die nützlichen eine
Zersetzung erfahren, iet da« Verfahren jetzt
nicht mefiff in den Apotheken gebrfluchUch
und auch gewöhnlich nicht gestattet. Vvgtl.
Naohgebart. s. u. Chorioa.
Nachball, Nachklangt amphoriecher;
f. metallisches Klingen.
Nachhut werden in der Torfsprache die
bei .'iiiiMii Können zuletzt einkommenden
Pferde in ihrer Gesarouitheit genannt, u. zw.
diejenigen Pferde, welche den im Rennen
befin hell f olgen, ohne für dieses eigentlich
selbst iu üeUacht zu kommen. Gnissmunn.
Ntcbiirankheit, morbus secundarius,
nennen wir denjenigen abnormen Lebenssu-
stand, welcher nach dem vollstilndigen Er-
löschen einer vor!urf,'><4:uigenen Krankheit
hervortritt, ohne da^s beide Zu^t&nde ihrem
Wesen and ihren Erscheinungen nach die
gleichen sind, sondern wc^ntlich differiren,
immer aber steht die erste Krankheit mit der
zwoiten in ursächlichem Zusammenhange. Die
Ursache der Nacbkrankheit ist am häufigsten in
der Vernichtung der ftlr die Verriehtnniren der
Organe ^vi Kti;.'! ii 7' llencIcTnciitc, z. B. Verhär-
tung, Vereiterung. Verjauchung gegeben, sel-
tener in der Production bestimmter Stofle, t. B.
Schleim, weicher in den Jironcliien oder Ham-
röhrchen und Nierenbecken dej-onirt wird nnd
die Veranlassong zu Asthma. Bronchi* ' i '
oder zur Bildung von Nierensteinen gibt, danu
1IACHTSCHÄD£N.
Jauche, welche nach dem Uebtrtritte ins Blut
Pj&mie oder Ichorrhämie verursacht, Throm-
ben, welche zn Embolien führen, oder iu
mechanischen Schiuili' hke it. •:. w. I.-he die
erste Krankheit in ihrem Geiuige hatte. So
ist öfter Sebnenentifindnng eine Nachkranh-
heit vor r,UTi^*»ne!itrrtTi lniiir niol Brufstseuche,
weil bei ü<fiu besitändigen ölclieu üif S-dinen der
Füsse zu viel angestrengt werden. Hnfentzün-
dnng eine Nacbkrankheit der Kolik, weil di>:
Pferde in ihren Bnnchschraenen heftig gegen
Wände rti-, -> lil.i>rrii. I'iieamonie ' i!!-;' Folge des
Einschiittens tlassiger Arznei» n. Nai h Lungen-
entzündung entsteht bei zurückbleibender
Hciiatisation Asthma, nach Entzündung der
serösen Häute öfter Wassersucht, nacli Bheu-
matismus Endn arditi-, \vxA\ subacuter Ge-
hirnentzündung Dummkoller. Anacktr.
Naollioppen, s.a. Wolle.
Nachroasen wird in der Zuchtlehre das
j Zeigen des Geschlechtstriebes, d. h. des Trie-
bes, die eigene .\rt fortzupflanzen, seitens einer
bedeckten Stute nach Beendigung der Be-
schälzeit genannt. Das Nachrossen ist nicht
iiiuiii'r ein Zeiclu'ii >la;'iir. 'ia-s die Stute nicht
empfangen hat. Manche Stuten, obgleich sie
trächtig sind, zeigen die sog. Rosse, die
alsdann falsche Bosse genannt wir l. bisweilen
noch mehrereniale nach der Einpfängniss,
mitunter sogar bis in den Herbbt hinein,
Stuten, die nachrossen« werden gewöhn-
lich, da man eben nicht «icher weiss, ob sie
wirklich nicht tragend sind, und da die Fohlen
nach so später Bedeckung in zu weit vorg«?-
rückter Jahreszeit würden geboren werden,
nicht weiter l i lcgt und bleiben eintretenden-
falls für das Jahr güat. — Im Allgemeinen
wird aber aus einer Nachrosso auf das Gelt-
sein der Stute geschlossen, da nach Befrie-
digung des Gescnlechtstrtebes und geschehe-
ner EiJi|>!ani,Miis- jener sich nicht mehr z-i
zeigen pUtgt. In'le->fn gibt es Falle, dass
eine tragende Stute .lenntnh den Hengst zur
Ausführung des Beschäl actes zul&sst. Gn.
Nachtblindheit, Hemeralopia (v. Yu;p%.
Tag: Auge), die Tagsichtigkcit. E;n mi:
Nachtblindheit behaftetes 1 hier sieht nur am
Tage: man will diesen Fehler bei Tbieren
con-tat"rt haben, die d-fu H<>(h>omnH>r aut
holien Alpen verbrachten und deren Augen
dort den grellen Sonnenstrahlen aosgesetxl
sind, ohne dass an den Aagen selbst Abnor-
mitftten bemerkt werden. In der Dnnkelheit
benelmien si. h naeht i'lin lc Tbi' re äll^,'■.tlich.
sie senken den Kopf ^ur Erdo, um damit zu
tasten, heben die Beine hoch auf und setzen
sie nn>i. her auf, bemerken aber Hindernisse
in ihrer rmgebung nicht, obgleich die Iris
ihr- I M:_ finiiliehkeit t,'egen Licht be^itst. Anr,
Nacbtkene, s. Oenothem.
MaeMtohldti sind bedeutende Erkran-
kungen und Todesfälle, die innerhalb der
ersten S4 Stundt^n nach der Uebernabme eines
I gekauften Tlu r. - ^ich einstellen und dem
j Käufer volleu Sciiadenersatz gewahren, wenn
. er die erforderlichen thierärzlhchen Zeugnisse
über die Constatirung der vorliandonen Krank-
i heit, oder die ausgeführte Section bei Todes-
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NACHTSCHAHEN. — NAC'KENBAND.
7
fallen beibringt und den Nachweis liefern
kann, dass die Erkranknni; uder der Tod des
l^eknnften Thieros nicht durch seine Schuld
reranlasHt wurde. Kann der Verkäufer über
die Schuld des Käufers nachweisen, so wird
er freijresprochen. Stmmer.
Nachtschatten, Solan um ni^rnni L. V. I,
krautige (nicht oificinelle) Giftpftanze, beson-
ders in Uartenlündereien und auf Schutt b«-i
uns Torkomtnend. ansgezeichnet durch die
ausgeschweift-gezlhntcn. flaumigen und «^igc-n-
thflmlicb grünen Bhilter. die ßcliwarzt-n
Beeren und durch den Gehalt an dem hef-
tigen Giftstoff Solanin (s. d.). Vergiftungen
kungen). Bei manchen Arzneimitteln kann
man indes.s von einer „Nachwirkung" sprechen,
welche aber nicht als Fortst'tzung der Pri-
niärwirkung aafzafassen i>t, sondern dadurch
zu Stande kommt, dass die gegebene Arznei
menge mehr oder weniger einen Reizzustand
an dem betreffenden A]>plicationsorte ge-
schaffen hat, infolge dessen die späteren Dosen
ein empfänglicheres, erregbareres Gewebe an-
troffen und so heftiger einwirken, als die frü-
heren gleich grossen «Jaben. Eine ähn-
liche sich steigernde Arzneiwirkunp beob-
acht«t man auch dann, wenn neue Dosen
desselben Mittels noch eine beträchtliche
Menge der früher verabreichten Gaben an-
trctlen, die Wirkung sicii ;iUo häufen muss,
da die Er^tguben entweder rasch hinterein-
ander gegeben wurden oder sich zum Theil in
die (Jewebe nndOrpane abgelagert haben (aciite
und chronische Vei triff utig). Ein derartiger
Vorgang kann nun nidit als eine Nachwir-
kung bezeichnet werden, er stellt vielmehr
die !!0g. cuinuliiti ve Wirkiinij dar, während
'■rstere einen Locus minoris resi>tentiao vor-
aussetzt, Vo^fl.
Nachzucht nennt man in der Tliierzucht
oder Zootechnik die Nrtehk<unnienschaft einer
mehr oder weniger beistimmten Kasse oder
Fi|. 1287. Nack'Ob«it>l tou Pf*r4*. a rQO<l«r Theil. b pUttenföiniigrr, e k»ppr»fönnjger Tbrü, d KOckea-
lvHdrn)>ort)on.
durch die Pflanze kommen bei den Haus-
thieren nicht vor oder ausserordentlich selten,
wie bei dem Bittersüss (Solanum dulca-
roara); die Thicre versclimähen die Pflanze
wohl wegen des unangenehm betäubenden Ge-
ruches, den sie hauptsächlich im trockenen
Zustande bat, sie kommt auch ganz wenig
auf Wiesen oder Kleeäckern vor. Ver-
im'ige der narkotischscharfen Bestandtheile
erzeugt sie Magendarm- und Nierenent-
zündung. V'os;(l.
Nachwirkung von Arzneimitteln. Heil-
mitt'l üben ihre Wirkung auf den Kürper
inibesondere auf chemische oder mechanische
Weise ans und ist. wenn dies geschehen, die
Wirksamkeit auch in der Kegel cr^^chöpft. so
dasB wieder neue Ar?neigaben in etwas stär-
kerer Gabe nolhwendig werden (s. Heilwir-
Familie, und verlangt von einer „guten
Nachzucht", dass sie dieselben loben«-
werthen Eigenschaften wie ihre Vorfahren,
Eltern, Grosseltern besitzt oder solche noch
in höherem Masse zeigt. Freylag.
Nackenbanii, Ligamentum nuchae. Es ge-
hört zu den gemeinschaftlichen Bändern der
Wirbelsäule, welches besonders bei den her-
bivorcn Hnusthiercn sehr stark, beim Schweine
und den Fleischfressern liagegen nur sehr
schwach entwickelt ist. am Hinterhauptsbein
entspringt, auf dem oberen Kande der Wirbel-
säule nach rückwärts verläuft und hiebei sich
mit den Kämmen und Dornfortsätzen der
Wirbel verbindet. Es besteht mit Ausnahme
seiner hinteren .\btheilung (Lignit, supraapi-
nah") fast nur ans elastischem (iewebe. Man
unterscheidet folgende Abtheilungen aa dem
KAOKENbA^DbCHNilT. — NADELtüTlEK.
Nackonbiiihle (Fig. 1287): 1. l*»?n nindon oii r
«tranjifürmigen Theil. bildet ili-
obere Conto urlinie des Ligmt. iiui hae, ist beim
Pferde und Kiodfl etwa daameosUrk. £r ent-
H|irin(^ am Vaekenfbrtsatxe und der Nack««-
;jrabe des If ■mti'rlj.iuptlu-ins , •j-'lit üh.*r dtMi
I. Halswirbel hinweg, oline Aiiiiettung zu neh-
men, empfängt dann vom II. Halüwirbol sacken-
iirtige \ . r-tärkungszüge, welche iiistrc-jammt
den platluiil^rmigcn Theil atisniachcii und ihn
mit den Halswirbeln in Verbindung setzen. Er
befestigt sieh hieraaf mit den Oorni'ortdfttMn
der Backen» and Lendenwirbel mit Ansnabme
der ersten beiden Kücken wirbel und bildet
hier die K Ocken - Lendenportiun oder
daa Ligmt. supruspinalc, welches im wei-
teren Verlaate unch rückwilrt!« immer schwä-
cher wird tind seine elastischen Elemente ver-
liert. 2. Der k .i ]* p en frt rm i Tlieil: er
stallt eine Ergänzung des .strangförmigen dar,
ftngt in der Ue^nd des II. Halswirbels spitz
an, wird im weiteren Verlaufe nach abwärts
immer breiter und erreicht seine grössto Aus-
dehnung in der (regend de» II. — V. Küek< ii
Wirbels: er aetst sich hier nach beiden Seiten
aaf die inssere FIftche des Schulterblattes
fort und bildet „fkUN-rre Wi.Ierrist-
schulterband Hit'r;iut veräi iaualert, sicii der
kappenfOnuige Tlieil wieder und verschwindet
etwa nni XIII. Kdckeiiu irliel, 3, D.'r breite
oder jjlat unförmi gc Tlieil hevteht aus
zwei platten, seitlichen Hälften, dieselbtii ent-
springen mit Zacken an den KiUnmea des
[f.— VIT. Halswirbels und I. Bftckenwirbels,
und ver I lim l/t mit dem atrangfürmigen
Tbeile, ^..wit: mit den D^rnfortsätzen des I.
nnd II. Rückenwirbels, — In der Gegend des
oberen Haudes vom Nuckenbande findet sich
bei ■^nt genährten Tliieren das Kammfett.
lieim Hunde findet sich vom Xueketilian le
nur der rande Theil, der am 11. Halswirbel
entspringt Beim Schweine and der Kat»e
fehlt auch dieser l»n:r'^?f*fi wird bei dem
;5chweine der plüttenlormige Theil durcii
dätiiie, uponeurotisehc Platten angedeutet,
welche die Bftame zwischen den Dornfortsitxen
der Halswirbel aasfllllen. EitUaim.
Nackenbandsohnitt. Diese zuerst von Lan-
gen bacher in Wien ausgeführte Operation
hatte den Zweck, Nackentistehi / ir KimIhh^'
zu bringen. Sie basirt auf der heute wohl
nicht mehr gütigen Ansicht, dass die »Span-
nung und besonders die fortwährende Hewe-
gnng die Ursache des Fortbestandes der Fi-
steln sei.
Hie Operation wiit dr in der Weise a'is-
gefulut, dass man nach vorheriger Spaltung
der vorliandenen Hohlgänge unter Leitung
des Fingers ein Tenotom unter das Nacken-
band schob und die Trennung desselben von
der Tieir i,'et,'en die Obertlilche zu vollführte.
Hierauf wurden auch alle Thcile de» Naoken-
bandes, welehe sieh krankhaft verändert
zeigten, weich, sehlaiT, missfärbig waren, etit-
lernt. Gerade auf diesem L'iiistiinde, der aber
eigentlich als Nebensaelie hingestellt erseheinl,
beruhten die günstigen Erfolge der Ope-
ration. Baytr.
Nackenflstef, s. u. Fistel.
Nackenjocli, u. Geschirr.
Nackte Hunde. J. Hungartz unterscheidet
den sadamerikanischen nackten Hund, den
naekten Windhand nnd den ägyptischen Hnnd.
Dr. Fitzinijer rerhiiet Iiielier ferner noch
ileii jj^emahntcn ägvi<tij«cheh, den langohrigen
ägyptischen und den mexikanischen Buckel -
hund. — Bungartz beobachtete, daas wahrend
der Haarungsperiode anderer Hunde seine
nackten Hunde sieh iiäuteten. Die Inriiiiin r
sollen eine besondere Vorliebe für die haar-
lose Basse haben. Man will beobachtet haben,
dass Indianerinnen neben ihrem Säugling einen
jungen Hund an der Hrust aufziehen. Diese
Rassen sind bei uns wenig beliebt und ver-
breitet. Als Züchter nackter Hunde werden
genannt: Freiherr t. Ponte Beno in Tharandtf
K. Keltert in Berlin, Felix Simon in }<'>rnike
bei iiernau. Brummer,
Nacktsanlffe Pllaizen. Während bei den
meisten Phanero-^^imen die Hamenknospeii
cinge.sehlosseu siinl iu einem von Frucht-
blättern oder Karpelleu gebildeten Gehäuse,
dem sog. Pistill, fehlt ein solches bei ge-
wiesen Pflanttenfamilien (Coniferen nnd Gyea-
■leen) ganz und die Samenkno^iu-'n stehen
nackt auf einer Achae oder aut der freien
Oberfläche flacher, schnppenfürmiger BUtter.
Diese beiden genannten Abtbeiiangen der
Phanerogamen. die auch noch sonstige Unter-
schiede zeigen und deswegen an der Grenze
derselben stehen, bezw. den Uebergang zur
Kryptogamenwelt bilden, beseiehnet man in
Rück.sicht auf das wirbt i^r-te Merkmal der
nackten (also niciic in einem i'istill stecken
den) Samenknospen als Nacktsamige oder
Gymnospermen, im Gegensatz zu den
Bedecktsanligen oder .Angiospermen,
welche alle ül>rif^'ii (mit Pistillen versehene)
Phanerogamen umlas>,en. ^
Nadelfutter. Die jungen Zweige und die
abgestreiften Nad.lii der Fi/bte (Abics ei-
cel.'sa), der Tanne (A. ptclimUaj, der Lärche
(Larix eurojuea) und des Wachholder»
(Juniperu« communis und J. nana), welche
gesammelt werden, um sie an Schafe und
Kinder \\\-^ Beifutter oder Futterwürze zu
verabreiclien. Dieses Nadelfutter ist übrigens
;iueh wahiscli 'nilii b ziemlich nährstoffhaltig,
denn nach Troschke enthielten einjährige
Kiefernadeln inclus. der äassersten weichen
Zweigspitzen und Knospen .'»t; 7% Trocken-
substanz, Ü oy, stickstodaaltige Stoffe, 3-3%
Bohfett, SO*?'/» «tiekstefffrele EztractstolTe,
23 1% Holzri>er und 1 •.•;"/, Asche.
Nach J. Kühn eatlaelten frische
Tannennadeln ilu"/,, Trockcnsub.->tanz,
2 ö% stick^toflhaltige Ütoffe, 3-7y. Bohfett,
SäöVo stickstofffreie Rxtractstoffe, H'9V»
Holzbi>,.-r m; t 1 ('% A- iie.
Der relativ Ji«>iie iioiilettgehalt (Aether-
eitrart) ist allerdings grossentheils Wachs.
Die Nadeln enthalten auch viel Gerbsäure,
(lunimi, veriiartete eiweissartige und nach
Dammann einen scharfen ."itoff. der entzünd-
liche Erkrankungen der Verdauung«- und
Harnorgane veranlassen kann, Aeltere, hart
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^ADELHALim — NADELN.
9
{»•iwordi iii' ( verliohli- ) N.il'-Ii: v.. dgl. sind
jedenfalls sehr schwt;r verdaulich uad des-
von ifwiiigoiD Nfthrwortb.
ficbteD-. Tannen- und Fulirennadein in ^c•
tivekneter. resji. go|»ul verter Form ah Bei-
satz »um Winterfutter der Schafe und Rinder
regelmässig verwendet. Gegen Ende Mni
«tder anfangs Juni wi-rden die mit frischen
«nichen, heilgran«n Nadeln besetzten Zweige
(Toraehinlich von Fichten) abgehauen nnd
auf Sohf^nnentennen über untergelegten Tü-
chern getrucknet. Die einander gegendber-
Hegenden Schennenthore werden dabei gedff>
net. um einen mü^lich^it ütarkon Luftzug zu
bewirken. Durch Schöttcln oder Abdresrhen
w. rd' ii die N':i lfl!i vcn ileii Zweigen abge-
trennt und jene aindann in ISacköfen oder
[ViTniiiben so stark weiter getroeknet. dass
«ie auf Höhlen, Gyps- oder f.- h^'tnmnfpn /i;
l'ulver zerrieben oder gesiampit weriioii
können. Von dt-m Nadelniobl werden etwa
•5 Pfnnd mit i Pfand Kochaalz (Vieh.salz)
vermengt ttnd he! der Winterfttternng der
Ochsen un l s (ielteviehe.s dem Strohhilcks- l
.ih a;>|)etilreizendes Mittel beigemengt. Dem
M.l hvii-h gibt man solches Nadeltnehl besser
mit Wiisser und .Schrot angerührt al< Tranke.
Mii üdVi vermischt streut man es aber auch
den Kähcn als , Lecke" auf der Weide vur.
damit de beim Melken stillhalten. Man rühmt
die di&tetischen Wirknngen des von denThieren
_',.i n.' i^'-fr. ^x ii' II \:u1i^linehle.s, verabrei< ht
es aui b den Ma:itochsen und deniSrhafen.
den letzteren besonders als 31ittel gegen die
äblen Wirkongen na-sser Weiden. Keine>ralls
darf man aber sehr grosse Mengen verfüttern,
da die Thiere s<»ii>r Blutharncn bekommen, die
Blilcb der Käbe einen »chiechten Ge«chmuck
annimmt nnd noch andere ttble Folgen ein-
treten kAnnen.
In Kutternothjahren verfüttert man ferner
in Gebirge an Rindvieh und Ziegen au<-h
frisrli", f i' i n Ii :i c k t c Fi r !i ? c i; z w c i irc
und daittbe« mitunter nur etwas Futtermehl,
bei welcher Fütterung indessen der Ernäh-
ranga«tand des Viehes — beim Milchvieh
«ach die Hilchergiebigkeit — stark «arSck-
geht
Die jungen Nadeln der Lärche
(Lmx europaea) finden als FuttennitTcl Ver-
ttfii.hilijj:. iii4- (n i;i.iu -i-' zu die.sem Uehufe
Von den Zweigen abstreilt. Junge Nadelh<dz-
sprossen verursaelien jedoch angeblich zu-
weil'*n eine röthlichc Milch. Verdauung.»-
N l u 1 u n g e n gehuren bei d< r Verfütterung
erüner Nadeln in „t.«--. i> n .^!eng'■n ausser-
dem sar Tagesordnung, während kleine Men-
gen getrockneter Xadeln appetitreizend und
aiii li V. r liiunni'sanregend zu wirken scheinen.
In erhühtcm Mas>e k"nimt die letztere Wir-
kung den Nadeln und beeren desWa. h-
hi>l der s, be.sund'T^ des Jocbwachholde rs
{Juniperus nana) zu.
Die Wachboldei beeren dürften zu-
dem ziemlich nübr:(tolfreich sein denn sie
enthalten:
8S 0»>i» Jd O, im MiUL-l »9 0*/» Tr<vkensub*Uu«
~, i i m m ^ 'i n »tickttofifbaltigi) Stoffu
tS-S « XTt « , 14-7 BohMt
. .is t . , a«>l, itlekaloflnr. Bitraelaloil
U S . 8t-7 » . tV% . Höta{M«r
— — » « S"S . Asob«,
Durch ihren Gehalt au atli.-ri-o'ioiii Ool,
Harz und einer alkaloidartigen Substanz
( Juniperin) üben die Wachholdcrbeeren anre-
gende Wirkungen aus. Man gibt ^ie — wie
I auch Abkochungen junger Waclihuliierzweige
I — 'leii Fohlen gegen Appetitlosigkeit ('/, 1
täglich Über das Futter gestreut;, femer als
; Mittel zur Beseitigang von Verdaoungs-
j schwäche. Catarrhen . Athembeschwerden,
] Druse bei Pferd^'n: Heeren und feingehackte
j Wachholderzw« i^'i' !,"'.;en die sog. Fäule. Hieich-
I sacht und audete iiachektische Leiden der
Schafe.
Die auf den Nadeln mitunter vorkoW' .
raenden Scbmarotscrpilze, welche den sog.
Pichten- oder Kiefern-Ritzenschorf
fPi( liteimuiL Iijrrtntie) und den Fichten-
nadelrost verursachen, verleihen den grünen
Nadeln schädliche Wirkungen, ja sind viel-
It'ii ht die Hauptur.sach iLi>- crriinr* Nadeln
mitunter Darmblutungen herv.^rrafen. obgleich
hiebei wohl auch mechanische Reizungen
des schwer verdaulichen Nadelfutters mit-
wirken, yv//.
Naclelhaftpr. s. u. N.t'leli!. i
Nadelholzspäne, s. Holzluttermehl und
Sigespäne.
Nadeli. i>techende, aus ^tahl gefertigte,
gerade oder gekrümmt geformte, den ver-
schiedeii-ti'ii < liiruririschen Zwecken didttttche
Instrumente werden Nadeln genannt.
Die Formen der Nadeln sind je nach
detTi (nlirriuohszweck äu.sserst verschieden,
deniiiach auch die specielle, ucinten« dem
Gtbraucli!$zweck entsprechende Bencnnnng
derselben.
Dem gewohnlichen Begriff einer Nadel
j am luich^ttu ^t 'hend sind di' Wunlindeln
I (Hel'timücluj, eo sind halbkrei^io^mig gebo-
gene, mit zwei FläcJien und zwei Rändern,
einer zwei- od'-r ilreiMlmeiili;.'.-!! lui/.-tt för-
migen Spitze und aiu ruck WLirtif,'' ii Ende mit
einem länglichen Oehr v.-rM iHiio. aus Stahl
gefertigte Instrumente (Fig. 12iiii->UdO). Die
unterschiedlichen Formen der Wundnadeln wer>
den T-rhieden benannt Die wii hti^j^t, n im
(iebrauclie der chirurgischen Fraii^ -tcheuden
-lud: Die Bauchheftnadel (Fig. 1J8S) mit
breiten gebogenen Flächen, länglicher scharf-
sehneidender dreikantiger Spitze und vier-
eckigeiu Oehr.
Die Nadel von Wolstein. Dieselbe i»t
j dreischneidig mit starkem Körper und Ung-
I lidiem '»-Ii- (Fig. läHf'i. si-- findet in der
' riiierheilkuiide die iiU5g.-d<.hnteste Anwen-
dung. Geradi- geformte Wundnadeln, sowie
»olcbe, welche nar in der vorderen Hälfte ge-
krOmmt sind, werden in der Veterinirchirorgie
kaum iinge'A- II I- t.
Eine nacii 'ieiri Rande <f.-bij'».-tic VV und-
nadel ist die l'iii>tichutig-nadel i Fig. It90),
welclie zum l'uistechcii blutender Gefässe
dient
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NADELSTREü. — NÄHRKLYSTIEKE.
B«i Uebenrindong jn"ö*serer WiderstEn.le,
*. B. riii«T dieken Haut, bedient man sich -ler
in V'n^. I?ni iiiiri.'''- telltrii /:i-aiiiiii''iii,'i>5etiten
Heftiiadel, welche mit einem Handgriß' vor-
Mben iat und das Oehr nahe der Spitze
träjft. welches rrst nHcii gesclich'n' in Ihiri li-
«ticii mit ticin Heftfaden beschickt mul Juii h
den .Stechminal wieder zunickgezogen wird.
Die Hasenschartennadel (Fig. iS9i),
haaptsaelilich snr Hasenschartennaht ver-
wendet (s. N"iht*1. besteht aus der aus l^t.iM
gefertigten zweist imeidigen Lanze a, welcii<_>
auf den runden, au?« leicht bif»gbarem Metall
gefertigten Stab b aufgesteckt wird.
Fi«. 126«. BsccblieftiiaM. T'i^- m?. Xadel Tlg.
von WoMüia.
Weitors gcliAren 7U d«-n Nadi ln die Acu-
pnnctarnadelii ( ». Acopanctur), die Irapfnadeln
fs. Impfung), die Staraadeln fs. Cataracta),
die Aneurysruanudeln (.s. Ant- urysiii.O. lie Eiter-
baadiiadeln (•:. Eilerband), die ZapIspiesinaiJel,
eine der Kit« rh andnadel ähnlich»'. :unde, zu-
samniens.hraubbaro Nadel aus Stahl, mit
einer dieiichneidigen feinen Spitze vorsehen.
Zur beqnein«fren Handhabung derWnnii-
nadeln, namentlich bei Ueberwindnng grös-
serer Widers^tilnde. bedient man s-ich des
Nadelhaiter^ (s. u .\derlass, Fig. M).
Literatur: Prof. Dr. L««|>ol<l l'or»t«r, ThVr-
arxtli':im lu«traB«at«D* uii4 Vttrtoa4]»lir«, Brsiit:tuii< r,
Wien A'«4A.
Nadetstreo. Die Xadeln und auch die zer-
hibkl.ii. mit Xailriti besetzten Zwoii;*' .icr
Eichten und Tannen etc., wekiie ab Er^ati'-
mittel des Streufttrohes data dienen, loi
Thieren ein tr<uk'>ncs, warm«'* Lager r» bc- j
reiten un«! die DtlngfrerZ' u^nnt; zu furJern. I
Sie erfüllj-n jedoih ihre .Xiifgab«». di« Hiis- |
«igen Absonderungen (Excremente, Harn) der |
Tniere anfsnsaugen und die Zersetzung der- l
.selben zu massigen, sowie den Werth des re-
sultirenden Stalldüngers zu erhöhen, «um
Thtil •■twaji mangelhaft. Die wass.-r auf-
saugende Kraft de r Nadelütreu iät zwar
gpjsser all die des .Stroltes, denn lach E.
Heiden snnrt an Wasser atif« resp. hielten
an Wasser zurück:
Weizenstroh 1707 Gewictltproc.
Kogge ns troll 173*7 „
während naehKrntcseh die wasaerhaltende
Kraft der
Pich teunmi ein 303 83 ( Jewichtproc.
Kiefernadeln i2I"3ü „
betrag. Die Nadelstieu vermischt sich aber
1290 Cn>»»«elUiaß<- Filf. 12f'l. Fik'. )2!>2.
»•d«l. Uefloadel. HMeDMfaartaii-'
Bsdrl.
nicht Kut mit den festen Excrementen und
macht daher, besonders beim lündvieh und
bei Schweinen, die Uerstelinng eines trockenen
Lagers unmOglicli. Na de 1 h ■ 5 /. rci »ig, da.s
auch zur Einstreu bt-nützt wird, hat zudeni
ein s.'hr gt-rinsffs Aufsau gungs vermögen für
.lauclie. rtsp. Wasser, und ist deshalb als Ein-
streu noch ungeeifueter. Die Zersetzung der
K\:cremento wird durch die Nadelstrcn nicht
in erwänschter Weise geiiemmt-, weil sie »ich
mit jenen nicht gut vermischt und deshalb
die con.servireiblen Wirkungen derN i l' ln nicht
gehörig zur iJeltung kommen, .\iiiitr. rseits
trftgt die Na J eistreu selbst wenig zur Ver-
besaerang des Stalldüngers bei, weil sie nicht
nfthrstoffreich ist. sich selbst zu langKftm zer-
setzt und ^vcnij: vi lumin - I f. Sio erhöht des-
halb die <!i»>iuis< ln'n und phvsikalisrhen Wir-
ki Ilgen des ^>ta^düngers in geringerem (irad.«
als die übrigen Strenarten (Stroh. Torf.
Erde etc.). Pff/.
Nührkiystiere. Clysmata nutrientia.
Die Fälle, in denen bei Thieren aus irgend
einem Grund« (geatOrtes Bewusstsein, Tris-
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l^AHBKLYSTIEBE.
II
Inns, Störunj^cn im Schlande, hartniickigcs
Erbrechen, Magenblatnngen a. s. ir.) die
Nttnntittel nfebt »Qf dem (fewAhnlielien Wege
dnrch d<^n Mau'^n einverleibt werden können,
sind nicht so üeltt-n und kommen jedem
Pnktiker zuweilen vor. Bi mass dann la
künstlicher Kinrihrnre gesihritten wer-
den, die schon im Altcrthniu bekannt war
(Cp1>(i>i und eignet sich als Applicatiimsst« !!'!
kein andere« Organ bee«er aU der Mastdarm,
v. xw. hanptelehlich weil nur er die H6frlic1i-
keit bietet, sol-lit- IVr^^nirPTi von N.llirstxtren in
einlacher and unsch&dii« lier Weise dem Blute
«VMfnhren^ um das Leben wenigstens anf
knrze Zeit in fristen, den Kranken Ober eine
kritische Periode hinflberinhelfen. Da intra-
veii>i-<e Infusionen fiiissicrr Nährstoffe sii h in
der Praxis nicht darchführbar erweisen, hat
man in nenerer Zeit wohl aneh das Unter«
hautbindejfewebe als Ap|»licati<>n>(rt benttfzt
und selbst von einer Art Verdauung in der
Subcutis durch das ^tberall vorbandene p*»p-
tische Ferment" fetprochen. Factiseh ist.
dasa sich bei der hier stattfitidenden lebhaften
Resorptionsthätigkeit durch die T.vnnililmhnrn
mit Natzen Ernahrungsmaterialien verst hiedt-
ner Art beibriniren lassen, ohn« dass bei
richtijjer Inject imi fili'-Miilie nitllrlie Hoac-
tion«erscheinaii^'eii uultritin, und können in
dieser Weise ohne Mühe und Schwierigkeiten
z. B. Znckerlflsnngen, (»lycerin, Diastase,
Blntsemn, Fleisehsaft, Pepton, Oel, HflssiRps
Fett, Leberthran, selbst Riuell». fiifersf* fffrfies
Blnt u, <1?1. applicirt w« rden. Indessen liept
es .-iiit li rHand, das» diese snbciitane kflnst-
Uclie Ernährongsmethode nur relativ sehr ge-
ringe Mengen zuzuführen geeignet ist und
daher höchstens anf kleine Thirr«', die für den
Besitzer einen grossen Werth xepräsentiren.
beschränkt werden mBsste.
Vi>->1 7wr<-kmäs»iger und nncli ^>rnktise!i
leichter anstührbar »'rweist sich die Appli-
cation von Nährstoffen durch das Kectum,
n. sw. in Form einfacher Kljrsmen. Der Maat-
darm eignet sich sowohl snr Anfnahm^
zu weiterer Verarbeitung d'T inrimiiirf' n Stoffe
im Gänsen gut, ja wie die neueren Unter-
snehnngen gelehrt haben, viel besser, als ms\n
noch vor kurzer Zeit anznnehraen gewohnt
war. Trotzdem die iJickdarnischleinihaut we-
niger ßlutgefiisNe und Nerven besitzt, als die
Mucosa des I^ünndarmes, vermag der Mast-
darm doch gelr>ste NfthrstoiTe verhSltniss-
miiisig rasch und prompt aufznsatigrn. nur
dürfen letztere keinerlei reizende Eigen-
schaften besitzen und ein gewisnes Quantum
nicht überschreiten, da sonst alsbald reflec-
toriBche Itewrgungen zu .Stande kommen,
welche ein Auspressen zur Folge hätten. Da-
gegen lassen sich neue Mengen schon nach
inner Zeit wieder einführen. Decgletehen
i'it nothwpn-lii;. !ii-s ■,{]]- ItijccilonsHüssigkeiten
nKiglichst die Teinperniar der Rectalschleim-
hant besitzen, also lauwarm sind, und können
sie dann ganz wohl mit jeder Kljstierspritze
applicirt werden, ansgenommen es mfJssten
\i> \ den grossen Pflanzenfi e<<ei ii liediMi
tendere Quanta zur Anwendung kommen,
welche sich weit iweckmftssigier mittelst des
Gummischlaaches ingeriren lassen. Hanpt-
bedingung ist dabei, oass eine Entleerung des
Mastdarmes durch einfaehe Wiv^serinjection
vorhergeht, wie dies ja auch bei medicamen-
tösen Injectionen r.^thlieh ist, sowie daas man
die betreffende Flüssigkeit langsam, unter
nicht hohem, aber constantem Druck und
möglichst tief "nntiiessen lasse.
Ohne weiters kommen anch im Kectnm
die schon oben genannten Nihrmaterialien
2!ir lIe5i,r|ition : ebensii i';t jetzt erwiesen, dass
der Maetdarui im Stamie ist. Stärke in
Zucker umzuwandeln (K i r hhorst). Alle diese
!?t<iffe wÄren aber ohne Zugabe von Protein
ungenügend, wie dies auch bei der Pl<»i«ch-
bröhe der Fe.U ist. da -sie kaum nährende
I Bestandtheiie enthält, auch wenn sie concen-
I trirt snr Anwendang kftrae. Eh frigt sieb eo-
rait. ob und in welcher Zubereitung auch
I Albuminate als die vornehmsten Nährstoffe
I aufgenommen werden können, da diese bei
dem gewöhnlichen Gebranche erst dorcb die
Cblorwaaserstofljwpsinslnre des Magens eine
Umwandlung (Peptonisirnntrl erfahren mn^sen,
die Ma«tdarmschleimhaut aber »Ikaliiiclie Heac-
tinn zfigt. In dieser Beziehung sind die
Versnche epochemachend, welche von Eich-
horst, Voit und Bauer angestellt wurden,
da sie hauptsächlich an Iliieren experim«'n-
tirten. Durch sie ist constatirt worden, dasa
Biweiss rom Mastdarm ohne Schwie-
rigkeit res ifbirt •Wiarden kann, wenn
ihm etwas Koi hbaU beigemengt wird. Alle Albu-
minate, welche in ansgepresstem Fleischsafte
sich finden, werden wie die Peptone ebenfalls
prompt aufgesogen u, zw. in derselben
MenL"' wie letztere, und stdlist rein^'s Eiwriss.
unmittelbar von Hfthnereiern entnommen, ge-
langt als solches vom Rectum aus in daa
l'lut. Die Menge de« Kochsalzes darf aus
dem Grunde nur eine geringe sein, weil sonst
der Mastdarm eine Keizung erfährt und alles
Eingeitlhrte wieder auswirft, abgesehen davon,
dass ohnedies im Eiereiwet^s reichlich Chlor-
natrinni entlialten ist. das Ihm t^rössi r-'n Men'^en
da« Eiweiss xuui Ansfallen bringt. Dieses für
[ die künstliche Emfthrnng ansaerordentlieh
[ wicbtisre Untersnehnngsresultat hat seither
volle Bestlitiguü!; gefunden, und zeigte sich
dabei, dass auch die Eiwcissstoffe der Milch,
Losungen von Myosin «owie Losungen sämmt
lieher Alkalialbnminate ohne znvorige
P e ji t 'I n i > i nni L' vim der Mastdaniis.Oil-ini-
haut an!'i.'ent»iiiini-ii wt-nien koniu-n. S. hwi.Tii.'-
keiten in der Milch bietet mehr der F' ttantlieil,
als der (iehalt an Ossein, soll dah^r Milch
zur Anwendung kommen, so empfiehlt es sich,
entweder dieselbe erst abzurahnii n mi-'r aber
den Buttergehalt in der Art der Aufsaugang
zugänglicher an machen, dass man Vollmilch
vor '1er Ai)plieatitin durch Kiühen mit finer
kleinett t^iiantitfit Schleim (Leinkuehenmehl,
.\lthaea, Gummi) gleiclisam emulgirt.
Auch die Vcrsorhe mit EinlQhrung Ton
frischem Blute sind gönstic ansirefallen,
■;ill-t \\<'un es nicht zuvor 'lrt;l>vinirt wurde,
nur sollte es in diesem Falle etwas tiefer in
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IS
KiHRKLYSTIERE.
den ÜMta eingeführt werdeo. iDdesseo beson-
dere Vortbeile bietet diese Ernibninffiiflflssig-
keit nicht, die Infusion liiuw;irmer Milch 'nt
vorzuziehen und kann diese auch zu iiQni$tlicher
Ernährung des Pferdes und Rinden reich-
lich verwendet werden. Der seither übliche
Gebrauch oines Heuinfases sicherte zwar
ein«' V'>l!ätändige liesorption süninitlicher
löslicher i^toffe des Wiesetiheues« bei dem
nicht irerade reich liehen Gebalt an Rohproteln
:iber(0"%) und stickutafffreien ExtracTstoffen
koüiit.«i nur Villi tiner schwachen EriiüUrung
gesprochen worden, ciiipt iilenswerth ist daher,
den Ueatbe« statt mit kuchenden Waaser
mit kochender Battermilcb oder Milch ohne
Kall III zu bereiten und statt grösserer Quan-
titäten kleinere Mengen (zu % — i Liter)
altera lauwarm einlaufen zu lassen. Unter
Umstän lcr) kann aucli Amyluin, Hu fer-
se hl ei ui, eint' Abkuchuiijf von Gerste,
Roggen, Malz oder Malzextract a. s. w.
deKgleichen Bier oder Wein zar Verwendnng
gelangen and darf man eicber sein, das* alle
genannten Stoffe lam grOesten Thdl« Sur
Auf<;it]t,'iing kommen.
Ifi dieser Weise ist bei den grossen
Hauäthieren wenigstens auf kurze Zeit noth-
dürftig gesorgt, eine vollständige Ernährung
des In iividuums i^t freilich nicht m ersielen.
Von anderen pflanzlichen Stoffen kann fdgUch
Umgang genommea werden ond gilt die« be-
sonders Von den mit W.asser angerührten
Mehlklystieren, welche nur sehr schwach
zu nährtMi int Stunde 9ind.Ind«Men lässt sich
die künstliche Ernährung noch iresentlich
verrollständigen, und hat Vogel zn diesem
Dehufe Untersuchun^^'-n mit (icin ainerikani-
«chen, sehr bilUgeu F 1 e i s c ii in e h 1 angestellt^
wie es jetst Qberall k&uriich ist und wie be-
kannt als Nebenproluct bei der H'^ri'ittnij
des Fleischextractes in den brasilischen Steppen
gewonnen wird. Ks enthält alle Eiweisskör-
p«r des Fleiscbee towie etwas Fett und ist
hanptsiebfich nnr seiner wasserlöslichen Be-
r,tu[idtiicilo und eines Theiles seiner Asche
beraubt worden (s. Fleischfuttermehl), der
im Handel vorkommenden Sorte sind jedoch
Nähr»a1ze beigegeben. TUt Albuiain^ehalt ist
ein sehr starker, der Nuhretlt-ct diiiier so be-
deutend, wie bei keinem anderen Niilirmittel.
(Hen besitit Eiweiss 10, rohes Fleisch iS^,
Pletscliinehl 72%!)
Unter den /.uhereltnnLri'n li;it sich !tei
den Verbuchen üIa die praktittcli eiutach^te
und zugleich vortheilhaftütste für die Zwecke
des Klystieres jene herausgestellt, welche In
der Art unternommen wird, dass man ein
l't'und Fleiscliniflil iii eiii-ii Topf oder in
eine Flasche mit ziemlich weiter Oeffnnng
gibt nnd so viel Wasser mit einer Hesser-
spitze Natron und Kuchsalz zngibt, dnss (las '
Ganse «inen lirei durstellt. Dann korkt man
luse sn, stellt die Flasche in ein Gefii^s mit
Wasser, erhitzt langsam ond l&i^st etwa iO i
Minnten lang kochen. Nimmt man nnnmehr
die Flasche aus dem Wass. r. Int sieh die
Masse stark verliüssigt, und tuau Qodet eine
dunkle, trflbe Brfllie, welche sofort, ohne also
I durchgeseiht zu werden, aar Verwendung
j per cl^-sma geeignet isi Die FlOssigkeit
rnai^irt .-«auer, hat den Geschniack der Bouillon
und erinuett auch im Gerach an Fleischbrühe.
Das Kochen kann erspart werden, wenn man
dem obigen Gemische pro Pfund 100 gr
fein gewiegte Bauchspeicheldrüse, wie sie bei
jedem Fleisciier zu haben ist, zugibt und
dann lauwarm klystiert. In den Mastdarm
lanwarm in entsprechender Menge gebracht,
wirr] der grössere Theil resorbirt, da eines-
iheils das Pancreatin die Fleischfaser auch
in den alkalischen Säften des Darmes löslich
macht, anderentheils bei dem ersteren Fleisch
mehlpräparate die Pleisehpulvertheilchen in
der längeren Siodliitze so aufgelockert wur-
den, dass sie gallertig zerlaufen sind. Diese
leiinähnliche Verflüssigang kommt ebenfalls
einer LGsurii,' [gleich, und aus diesem Grunde
empfiehlt es sitli auch niciit, grössere Wasser-
mengen beizumischen, um den Hauptzweck
zu erreichen, n&uilich ein möglichst nähr-
krftftiges, resorbirbares Klystier mit möglichst
geringem Voliunen dar/.u-l jllen : auch i>t die
Consistenx gerade recht, um die „Fleisch-
mehlbrühe" bequem einspritzen zu können
Derselben kann mit Vortheil auch 1 Theelöffel
voll (Liebig'schen) Fleischextractes (s. d.) oder
mehr zugegeben werden; letzteres zeichnet
sich durch seine das Nervensjstem beleben-
den, den Henmuskel anregenden Wirkungen
aus. 7,u^]i^'.ch erhält man den ElT»-rt des
Fleisches mit all meinen Büstandtheilen und
bekommt dann die Brühe den Geruch und
Geschmack einer kräftigen concentrirten Bouil-
lim. Vogel hat das Mittel bis jetzt aller-
dings nur in wenigen Fällen zur kun-tlichen
Ernährung anzuwenden Gelegenheit gehabt,
kann es aber der günstigen Wirkungen wegen
zn wt'iteren Versuchen !»f'i grossen und klei-
itea liiiusthiercn emplehlen.
Auch von ungelösten Nührstoffen hat
man fftr ernährende Klystiere Gebrauch zu
machen gesneht and dain frisches Fleisch
verwende t. ins!ie>^'>ndere Rindfleisch: im Dick-
darm soll dann in möglichst natürlichen Ver-
hältnissen die Verdauung vor sich gehen. Die
Methode i.st gleichfalls durchruis rationell und
hat sich auch bei Menach und Thier gut be-
währt. Leube war es, welcher zuerst vorge-
schlagen hat, rohes zerhacktes Fleisch,
ohne es tn kochen, dadareh im Mastdarm
verdanii' li ZU maehftüf dass man ihni Pancreas
beimischt.
Diese Fleischpancreaskl ystiere (s.
Fleischbrühe) können mit Vdrtheil in der
Hundepraxis Verwerthung finden, für die
irrossen Hau>thicre w uen sie zu ko.stspielii,'.
Dasselbe «It auch von den in den Apotheken
jetzt aberaJl erfailtKchen Fleischpeptonen,
' hfrsrestelH <'bpnral!s rfi'-- rohem Rindfleisch
mit Pancreatin. 6ie enthalten meist Ho —
gelöstes Kiwci.ss (Pepton) und klvstiert man
sie Hunden zu iU— SOg 2— ätual täglich.
(100 g= 2 -Mivrk).
Aeliulich verhält es sich mit dem Infii
zum carnis frigide paratum (Liebig).
Statt Kochsall wird Salzs&nre verwendet, von
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NÄHRSTOFFE.
13
welcher man nnr 0"1% nnt fein peliacktom i
Kindfleisch vermischt und I Stunde mit t!i% \
Wasser niai eriieii ÜHsr, wenn die Mischunjj ■
p«r clT«m» verwendet werden »oU^im anderen j
Falle bleibt da« Waiaer weg. Ei» Koehsah-
znsatz darf hier nicht stattfinden, indem -^otivt
ein guter Theil des gelüsten Eiweiss im |
Darm wieder aasfällt. Dieses Prüpintt ht
indes« wenig «mpfeblenswertfa, indem es nur
in geringem Masse resorptionsflihiges Eiweibs
(l'o"„) enlliält. Im Uebrigen haftet an all ilcn
Seaaunten Nährklrstieren der eine Fehler,
aM sie. wie es rieli Ton selbst versteht, einen
vrjUsfändisien Ersatz für die tri<iliLli verbrauch-
ten Körperbestandthcile nicht bitten können,
anderentheils aber auch häufig schlecht
stehen; namentlich im Anfang« wardcn sie
gerne tn frtliieitig en^eert, bis sieh endlich
das Ptuniende an den fremdiii Reiz allnialig
gewohnt hat. Offenbar kommt nuch viel auf
die Alt vkr A|t|ilicat)uri an. welch letztere
»»eist dem Eigentliümer nder ilessen Personal
überlassen bleiben muss. Vielfach wird sicher
dadurch gefehlt, dass das MundstHck des
Instrumentes nicht eingefettet und so der Ein-
gang durch den Sehliessrnnskel mehr oder
weniger frzwtin<.'»^n wiri!. Immer sind nUrnrt-
lige Infusionen <iem raschen VorwarCstruiben
vorzuziehen, nnd können nOthigenfalls auch
kleine Mengen von Stürkekleister zur besseren
ZnrSckhaltung der Flüssigkeit beigegeben
werden.
Am be»teit werden KIjstiere behalten,
wenn sie so viel Kochsalz enthalten als das
Blut, d. h. 0-6%; ^'-r' reizen dann selbst weni-
ger als lauwarmes Wasser, das der Schleim-
haut Salze entzieht. Auf der anderen Seite
üchadet aneh wieder eine za hftafige Anwen-
dnng der Infusionen, wie sie besonders für
Nahr/\\! i'ke n'.thwendig wird, indem allmiilit:
eine gewisse Erschlaffung des Sphincter ani
bei allen Hausthieren einzutreten pflegt.
Allsremein beliebt sind feriiei die Eier,
und stehen »ie auch schun längst für Nähr-
klj^tiere im Gebrauch. Sie sind ausgezeichnet
durch den hwhen Gehalt an Albumin, Fett
und Nfthrsilten. enthalten dnrrhans dieselben
organisch, n nnd mineralischen Bestandtheile
wie das Fleisch nnd auch in ähnlichen Ver-
biltnissen, doch sind sie weniger . salshaltig
und »ach, was er^t in neuerer Zeit eruirt
worden ist, weniper nahrhaft als Fleisch.
Dl -e> enthält 17 — äO% Eiweiss, die Eier
nur läo'/«. Nach Voit kommt ein £i, das
dnrefaschnttUieb 60 g wiegt, in Bezn^ aof
den Nährwerth etwa 40 g fetten Fleisrh'«';
gleich und enthält es an verdaulichem
Eäweii-s und Fett (12%) unpefähr ebenso
viel als löO g Kahmilch. Die Verdauung
im Mairei) geschieht bei beiden Nähr-
stoffen f.i-t pleieh gut, so dass nur wenige
Procente (öeini Eiweiss fast gar keines) im
Darme nnausgenfltzt bleiben. Im Mastdarm
verhält sich dic^ n;ti h Vnit undf*r?. dr\ dii^
Albntninate in d- n Riem nur etwa /.u t-ineni
Drittel zur Aufs.i iL:nng kommen. Nicht uner-
Iteblicbe Unterschiede bestehen swischen dem
Eiereiweias 0><%) und dem Eidotter
Das Eiereiweiss besteht fast nnr aus Albuinin
mit Wasser, das auch in Wasser schon lös-
lich ist, wogegen das Ei weiss des Eigelbes
(Vitellin) nar mit KochsaU im Waaser sich
lOst;, nnd letsteres aoeh ansserordentlieh reieh
an Fett ist; ausserdem ist im Eigelb der
Gehalt an Nuhrsalzen (Kalium und Caktum-
phospbat, etwas Eisenoxyd) bedeutender,
während im Eiereiweiss das Cblornatrium
vorwiegt und auch seine grossere LOslichkeit
bedingt. Im i iianzrn ist es am zweckmässigsten,
ftir Nährkl^stiere beide Tbeile nicht zu tren-
nen, sondern das Ei im Ganzen in ▼erwenden,
das sich dann auch leichter nnd innigi^r mit
Wasser vermischen liisst. Zu ditHeiu iiehufe
schlägt man mehrere Eier in einer Tasse oder
Sch&ssel mit dem halben Volnmcn (allm&Ug
zugesetzten) Wassers zu einer mUehigen Ifasse.
lägst diesi' einige Stunden nn einem kühlen
Orte stellen und kUstiert dann, nachdem die
Mis< bung lauwarm gemacht wurde (Kuss-
maul). Von Kochsalz darf höchstens eine
kleine Prise zugefügt werden, oder mischt
man vor dem Schlagen der Mas'^e etwa»
Pancreas fein zerschnitten bei nnd nimmt
statt des Wassers Pleitehsaft mit 1 TbeelOiFel
Aiirvlum. Frir Pferde und Rinder rechnet man
je nach dem Ernährungszustände und der
mtithmasfllichen Dauer der Krankheit .3 — 6
Eier pro Klysma, 2—3 mal tüglich, f&r die
kleineren Hansthiere i — 3 Eier pro die. f7.
Nährstolfe. Die NahrstoflFe sind es, welche
fQr die den Lebensäussernngen des Thier-
körpers ZQ Omode liegenden Functionen des
Stotfwcchsel?! und Kmftwecbsels dos Ver-
brauchsmaterial liefern.
Eine Zeit lang vermag der fblerisehe
Orgaoismas durch Umsetzung der eigenen
Leibessnbstanz tinter stAndiger Anssebeidnng
von Kohlensäure und Harnstoff, Wasser und
Salzen die vitalen Functionen der Zell-
elemente zu erhalten, früher oder später
tritt jedoch ein so hochgradiger Zustand der
Verarmung an derartigen Verbindungen ein,
dass den Anforderungen des Kraft wediseN
nicht mehr tienOge geleistet werden kann;
die Organe steüett ilire Thitigkeit ein, dM
Leben erlischt. Somit ergibt sich die Noth-
wendigkeit der Zufuhr solcher Substanzen,
die geeignet sind, die Zersetzung von Körper-
bestandtheilen zu verboten oder an die Stelle
von zersetzter Körpersubstanz zu treten, als
physiologisches Potulat. Der Individualität
der Ktthrstoffe entsprechend unterscheidet
man zwei Qmppen: anorganische nnd or-
ganische. Zu ersteren zfthleo das Wasser und
die Näbrsalze.
I. An organisch eNfthratoffe. 1. Eine
Zuführung von Wasser kann atattfloden
durch Aufnahme von Trinkwasser oder von
Vegetatii>ns\va>?er. d, Ii. von Wasser, welches
einen integrirenden iSestaudtheil der Nah-
rungsmittel bildet. Ob das Wasser in der
einen oder anderen Form v<»r;ibf(tlgt wird, ist
für den Stoffwechsel nicht gleichgilt!?. €. Ph.
Falck beobachtete, dass durch den Wasser-
gehalt des Fleisches bei Hunden zwar eine
Vermehrung der Menge des ausgeschiedenen
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14
NiHRSTOFFS.
üarati bedingt vnd, dm h vertlieili nich diese
Vernebnin^ aaf i^iiien längeren Zeitraum,
ülü wenn das Versucli.sthifr die gleicht»
Quaatitüt Wasser ula Getränk eiliultfu hatte.
Aber nicht alk-in die Dauer der Aasscheidung,
»ondem aach der ^•Umsau scboint darcb
die Form, ia welcher du Wasser in den
OrganiHnius gelangt, beeinflu^st zu werden.
So landen W e i s k e - W i 1 d t bei ihren
Fütterungsrersuchen am Hammel, datta der
M-Umsati während der Fütterung mit frischen
gr&nen Fntleryilanzen ein geringerer war. ala
bei Verabrciiliung derselben l'fl.iiiztii im g»}-
(rockneteu Zatitaiide ontei Beigabe von Xräak-
w«M«r.
Gelangen trorkt^ne Futterstuffe in dmi
örgauismuo, .so )>• ansiirudien dieselben zu
ihrer Losung Flu-.^i;,'kt!il8mengen. welche
durch die reflecturisch erhöhte Production
d«r Verdaanngssecreta geliefert werden: mit
F.Iiniinirnng der entstandt-in'n ZerM-tzun>;s-
produut« durch den Hurn tritt Hchiiesalich
eine Waeserabgabe ein, die tu einer Yer«
iiiitidenintj dos Prücentgehalts an Organwauser
tuliit. Lubtidingt iät es daher «Tturderlich.
dass mit der Truckeububdtanz ein bestimmtes
Quantum Vlfiii«igkeit den Körper einverleibt
wird, gieiehTiel ob in der Form tob Vegeta-
tiunswa-sser oder als r-inos (jt-tränk uiiof als
Gemif»<'h mit dem 'i'rockenSuiter. Üei den ver-
tclii» d'-non Thieren hat sich das Bedürfnis»
nach Wassersul'uhr durch empirische Ermitt-
lungen als ein relativ verschiedenes heraus-
, gestellt.
Auf 1 kg lufttrockener Futterstoffe bedarf
das Pferd t—t 1, däs Rind 4—5 1, dai Schaf
t 1, das Schwein 7 S 1 Wasser. Je wasser-
reicher die Futtei.st"ii>j an !^ich, destu un-
erheblicher braucht <l,i.s Quantum des Trank-
waesen »i aein, Flei»ohl're8»er erhalten ia
frisehena Fleiach hftafig so viel Wasser, dass
sie des Trünkwassers nicht bedQrfen, ebenso
Pflajueufretiser z. B. bei {jcbnitzelfiitteruDg.
Die GeeanuntineDge des in t4 Standen anf-
ireiioniinenen Tränkwn-sfrs scliwrinkt inner-
iiülb weiter Grenzen und hängt, abgesehen
von der BescbafTenheit der Nahrungsmittel,
weiterhin ab von der Temperatur der am-
gebenden Loft, von dem Orade der Mnskel-
thätigkt'it nnd auch vun der Individualität
innerhalb der Thiergattung. MitteUablea lassen
»ich bei dem grossen JBinfluss der mass-
gebenden Factoren kaum anfrcbon und sind
im Grunde genommen auch uburtla%«ig, <ia
man die Aufnahme von Tränkwasser dem Be-
lieben der l'biere ttberlässt. Nftkeres hierttber
s. Hara.
Führt man dem Or£ranisnnis grössere, den
Bedarf Uberstvigendv Quantitäten zu, su
werden nicht etwa die Organe reicher an
Wasser, denn diese können nur in unerheb-
lichem Grade an Wassergehalt zunehmen.
Sündern der I lLitsi lius^ wird aus dem Körpt r
wieder eutternt. Eine Vermehrung der Wasser-
sufuhr bedingt eine VermehniBg der N-Abgabe
durch den Harn, aber nicht dadnrrh. dass
der N-Umsati constaut eine Erhöhung er-
fährt, sondern Tielmehr auch dadurch, ^ms
die K-haltigcu Stuffwechselpruducte VOU-
atindiger ans den Geweben ansgelaagt werden.
Ein zu Stoftwechsi^lversiKh-.n al>g>'-
richteter Hund bekam eine tugiii.li)> KatK ii
von 100 g Fleisch und 80 g Speck und
WassiT nucii BeliLlon, bis N-Gleichgewicht
eingetreten wur. Vuii diesem Moment ab wurde
dem Thiere 14 Tage hindurch ta;;li ii «'in
reichliches Quantum Watwer (öUi) vm*j durch
die SchltmdrOhre beigebracht. Eine erhebliche
Zunalinic der \- Ausfuhr wai nur in den beiden
erste« 'lagen während der vermehrten Wasser-
einfOhrung zu cunstatiren. Die Menge bttrug
S4-78 und 23-80 g, während die im N-Gleich-
gewicht ausgeschieden»' (^ i.iiititftt zwiseheu
SS'.'iü und scliwaiikt". W;ilir>ii.I dtr
äbcigen Zeit der litägigeu Periode fand eine
weitere Störung des N-Gleichgewiehte nicht
statt. oliWdlil di*' Hanianssch»'it!tin'.T i;eiT<*nütu'r
der Vuii»eriude das du[(j»eUe \ «iunieii errtichte.
J Münk fand einen weitereu Factor, welcher
die N*AusBeheidung bei Wasserzufuhr beein-
flusst, in der F&tterungsweiae. Wfihrend bei
Verabfolgung von Nahrnni,'.>nii[ti'iii i > icI:liLlif
Wasseraufaahme auf den Eiweissv et brauch
kaum einen fiinäuss ausübt, sieht man bei
Hunf,'^er. wenn in Folge von rtiihlichem
Wasser^'f nuss die üarnmenge uul das i- bis
4fache der Norm ansteigt, gleichzeitig eine
beträchtliche Steigerung des Eiweisszerfolle»
eintreten.
üio Anforderungen, welchen das den
Thieren stu verabfolgende Tränltwasser ge-
nügen müsste, sind dieselben, wie jene, die
man au das zum Ooniiss fflr den ^I.'nMli.u
bestimmte stellt. Es soll iarbius und ungetrübt
sein, geruchlos und ?ü Härtegrade nicht viel
Ubersteigen (Härtegrad die Einheit an Kalk-
und Magnesiaverbindungen in 100.0i>0 Theilen
Wasser) und keinen laden ij''>chiiiack be-
sitaen. Ks darf kein Ammoniak, keine salpetrige
Sinre nnd anch nicht grossere Mengen von
Chlor - S'aliietersSurc- und Srhwefelsäurever-
bindongen, ebensowenig organische äubstauzeu
enthalten.
Zumeist bevorzugt man da^ lirunnen-
oder Grundwasser, welches mtiat al& hartes
Wasser zu bezeichnen ist. da es mit Hille
der absorbirten CO« Calciumcarbonat in
Losung hält.
Von nicht unevlieblicher Bedeutung für
den Haushalt des Tliierkörpers erscheint die
Temperatur des Traukwassers. Durch die Er-
wüinuing des kalten Wassers erleidet der
Organismus einen gewissen Verlust an leben>
diger Kraft, an deren Wiedererxeugung in
die.ser Form — falls ein derartiger Verlust
nicht, wie im Sommer z. ß., zum Zwecke
der Begulirung der Wärmeabgabe erwünscht
ist — im Bedarfsfälle chemisclie Spannkrulte
verbraucht werden, die sonst vielleicht im
Kursier einen Ansatz, bewirkt oder zur Er
Zeugung von mechanischer Arbeit gedient
hätten. Die mittlere Temperatur eines auch
durch den Gasgehalt erfrischend wirkenden
Trinkwassers beträgt iO — io" C, und wird
man, um die angedeuteten Kachtheile au ver«
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NiHRSTOPFE.
IS
laeideo, eine weitere Abkablang durch irgend
welebe Vorrichtonffen in verhindern snehen.
D i L- s o g . „ e r? c h 1 a ff t ■ 1 1 J e '* \V i t k u n tf .'i !• 1 1 1 e r e n
Trinkwasser», dessea ciaagtbalt uaturt^etuäüä
eine Verminderung ertuhrcn, abstrabirt
inna weicntlicli von der Üeobacbtang der
Thatsache, dass sehr leicht Sehweiw-
aecretion eintritt ^üuuli Eri-i'hlaffung der
ilaut% wie die beiiei>te Kedcnsait lautet. Bei
der Verdannng »pielt die Temperatur des
Wassers, wie uus den Versui Iic-m v .n IIosb-
Ijach am Hunde hertuigelit, in.M tirn eine
Bolle, alj kaltes und sehr warme.- Walser die
PertetolUiidee l^Iagens anregt, und in grosseren
Mengen eingeführt, eine schlennige Ueber-
lOhruug des Mageiiinh.ilt- mich (Ititi Düna
veranlasst, während massig warmes Waäser
auf die ErOfnung des FylorQS ohne merk-
lichen EinflUfä ist.
i. Nicht so idint; weiteres wie beim
Wasser i.sC die Nothwundigkcit einer dauern-
den Zafabr vonanorganisoiien i»aizeti ein-
lenebtend. Man ItCnnte n derVontellang ge-
langen, dass die anorganischen bestandtbeile,
da sie ja zur Entstehung von lebendiger
Krait so gut wie gar nichts beitragen, im
Organismas best4ndig kreisend immer von
Neaem Verwendung finden. Da die Rahe
selbst durch i,'r.'if('tiilf Tr-rim Jcmn^'en iiirht
erleiden, luüäste unter dieser Vor&ussetzuug
aoch eine von anorganiachen Sailen freie
Nahninj», sofern -ie nur sonst xweckent-
s|>re.-lun.i ist, lur Erhaltung de« Körpers
g^niigi ii. I>.ts Experiment bestätigt eine der-
artige Aiiuabme nicht, Die Vennche von
Porster haben ergeben, dasa das Leben bei
einer ubclu-freien. aber sonst alle übrigen
Nähratude enthaltenden Nahrung erustlich
gefährdet erscheint. Tauben <::inp:t n in 13
bis 'l'acen rn »i runde und Hunde zci^'ten
srhun nach 1 i Taigen eine ]iartielle Lähmung
der Hinter-'Xtri'niilaten. welclien ."^_\ niiitomen
»ich weiterbin ätib»törungen und erhöhte
Refleierregbarkeit lageMUten. Der Tod er-
folgte unter nllgemcinen Krimpfen nnd Er-
stickuugserscbeinungen.
Aulf&lligerweise werden bei giodidier
Eotiietinng von Nahranv derartige rasch
eintretende Störungen in den Pnnctiunen des
Cerebrospinalsystenih wie Lei Aschehunger
nicht beobachtet. Es erklärt sich dies darau:^,
dasa wlhrend der Eutziehungjeglicher Nah rang
zwar auch dnrch «las Kinschmelzen von
KOrpersubstans ijalze frei werden, welche
mit dem die Nieren passirenden Wasserstrom
nach juuaen gelangen^ die Verarmane des
Organismus an Saiten indess gletehen Sehritt
hält mit der Ahnuhme an Köriier>u'b>tanz.
Anders dagegen bei Zufuhr von organischen
Nährstoflfen, nanientlieh \uii Eiweiss. Unter
diesen Umständen findet eine beschhi^'nahine
der in Circulation gelangten Salze t>tatt, ein-
mal durch die eingeführten salzfreien AI
bominate direct, ferner entziehen aber auch die
bei N>Gleicbgewieht nach den f&r den Btofl*
weehsrl ermittelten »lesptzen dem Zerfall
unterliegenden £iweisi»körper durch Vermitt-
tang der an« ihnen entstehenden Schwefelaftore
den Geweben basische Bestandtbeile, obgleich
beim Hund durch das entstehende NH,
einem rapid-n Verlust vor^T'-betif^t viril, so
dass Salze nach aussen abgelulirt werden
ohne gleichzeitige Abnahme der übrigen
Korpersubstanz. Somit tritt eine allmälige
r«»lative Verarmung an Aschenbestandtheilen
t'ier iiewi-lie ein. deren ucsrr.tli'-li.T Titund
aber nicht auf dem Aschehunger beruht —
ilenn bei totaler Nahrungsentsiehnng handelt
es ja üleiohfa'li um Aschehunger —
suudera aul Jer Fütterung mit aschefreicr
Nahrung. Die Abnahme der Aschcnbestand-
theile betrifft haaptsicblicb das Biat, nach
und nach betheiligen sieh «nch die Qbrigen
Organe an dem Verlust (Verminderung der
Bluta.sehe um Muskeln Ü 8%, Gehirn
i unter dessen Einwirkung nie Fuuc
tionen der Centralorgane in erster Linie
geschädigt erscheinen.
[ Als Nährsalzc sind alle jene Minoral-
I Verbindungen au betrachten, die constaute Be-
1 standtheüe der Gewebe und FlQsiigkeiten
des Thit-rkr.r|i. rs d.ir.-tellt'n . als da sind
Phospiiale . t'i»luii*ie. Cüri>o.uato (Sulfate
scheinen im Körper, von Spuren abgesehen,
nicht präfurmirt zu sein, sondern erst beim
Veraschen aus dem S dos Eiweiss an ent-
stehen) von K. Na. Mg, Ca, Fe.
Gewöhnlich reichen die in den Nahruuga
mittein enthaltenen Aschebestandtheile aas,
um den Bedarf des Orf^anismus zu decken,
ausn all ms weise und nicht gerade sehr selten
kommt nian in die Lage, dem Mangel des
einen oder andern Nährsalses durch Beigabe
desselben zum Fotter abzuhelfen. Gans he-
siinders gilt die.< vin ('lil irnatriusn mit
I liücksicht auf die Nahrung des Pflanzen-
fressers, nicht deshalb, weil in derselben
Natr.nsalze nicht enthalten wären, sondern
Weil Kalisalze (ptianzensaures , speciell oxal-
saures und salpetersuures Salz) tiberwiegen.
Am deutlichsten lis«t sieb der Unterscliied
zwischen animalischen nnd pflanzlichen Nah-
rnncrsmitteln au- ejn' i Neh- ncinandtTstellung
einiger davon übersehen, .\ut ein Aequivaleni
Natron kommen Aeqaivaleiite Kali in
Ochsenblut 011 Kali
Hühnereiweiss 0*65 „
Hiibnereierdotter . . l'Ü4 „
Kuhmilch 1-67—2 41 «
Bindfleiach 3 S8 »
Wiesenheu .... . 3 *9 „
Hafer 4 81 „
K1-. 10 42 ,
Kartoffeln »
Arherbohnen tO'87 „
Zur l; '- rptioii gelangt, setzen sich nun
nach d.'ii Ermittlungen von Bunge, däth-
gens . t, die Kalisalxe mit den im Blut
vorhandi üLii Natronsalzen um (z. B. Kalium-
phosphat mit Natriumehlorid zu Kalium-
chlorid und Natriumphosphat), worauf die
neu entstandenen Salze als ttberschüi>sig oder
nicht zur normalen Zusammensetsung dea
IMutes geh'irig nusp. ;rhii-d.. n w.-rden.
Daiis indessen der Kaliuberschuss lu der
Nahrung noch grOsser sein kann, ohne dem
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16
NÄHRSTOFFS.
Organismus Koch.^uk zu entziehen. Whrt <lie
Aschenanalyse der Milch, jener Nahrung,
welche ohn« Kochsalszasatz von uUen Säuge-
thieren wfihren«! einer längeren Periode der
Entwickliii ausschliessli' h geno-sen wird.
Unzweifelhaft beruht dies auf d»in Bedarf
des wachsenden Organismus an Kfilinmehlorid
nri'l »Phosiihist f;lr die Prodm t i'-ii de-; an
Kalisalzen r(ich»?n Fjeischeü (K einnierichj.
Fflr die Kanstluer« bat da« Koehsals
ausscrdi 111 lie Bedeutung eine^ n. nn- mittel«,
insofern hI^ ihn Futter schmacichalter und
das von letzterem ranehrte Quantum «in
grOsBeres wird.
Das V«rlangen der Thkre nach 8a1aatif-
nähme riusv<'rt -ir!i ilinrh i Ve. der Stall-
wände etc. l>ie^«'lll aufluiligen Jienehmt-n kann
jedoch der Man<;el anderer Nührsal/e im
PuttfT 7.11 «iruii i - ohne dass damit
die uiiui iilii hcn .M'in;.-iite für Entstehung der
.^Lecksucht" erschöpft wären. Häutit; macht
$icb aooh Mangel an Kalksal/en auf diese Weise
ffeltend. oder dnrch Braeugnng anderer krank-
haftrf '/nständc. welche sich 'lur. h v>^r?rhir-»-
dene tj}ijjptoiue äussern könnt'«. An ni ch
wachsenden Thicren (junge Hunde und Fer-
kel — Kol off) zeigen sich bei Kalknisingel
nach einiger Zeit alle Erschein tinir ri der
i>har]iitis in boli' tu ^fasse u. iw. üui
früher, je wenig>^r Kalk gegeben wird imü
je grosser das Kalkbedürfniss ist. Dies ist
vor Allem der Fall bei jungen Thieren gros-er
h'asse, welche rasch wachsen. Aus einer Zu-
sammenstellang C. von Voit'a i>t zu ent-
nehmen, das» sur Deckung des Kalkbedarfs
junger Thiere folgende Hungen nothwendig
sind:
(Jewicht
Kalk-
in
AUer
bedarf
Kilogr,
p. d.
Hund kleiner
Rosse ...
i S— 2 >i
OitS
Hund grosser
Rasse
3S— 4-5
0-T69
Schwein . . .
-UO Tage
«HO
Sehwein.....
—Ii Monat
1-70
Kalb.. .....
500
2-
-3 Wochen
U-5
Kalb
i> Monat
lUÜ
E. Voit konnte bei jungen Hiunl' n
grosser Kassen die beginnende Erkrankung
nach S9 Tagen, bei kleineren nacli etwa lO»i
Tagen con.^tatiren. In der sonst ausreichen-
deOf aus Fleiscb and Fett bestehenden Hah-
rang fanden sieh nicht genügend Ealksalze,
um den Bedarf beim wachsenden Thier 7u
decken, wahrend die in der angegebenen
Nahrung enthaltene M^nge an Kalkverbin-
dangen fär ausgcwachiiiene Thiere, deren Be-
dOrlniu «in geringeres i^t, ausreichen kann.
Zu beachten blt-ibt aber der verhiiltniss-
nlasig geringere Kalkbedarf gr-->-erer l'hiep.'.
Nach £. Hei SS erhält !<ich z. Ii. ein 3 8 kg
Bchwerer Hund mit 0*043 g Kalk im tAg*
liehen Futter (150 g Fleisch und «0 g Fett)
dauernd auf seinem Kalkbestande.
Ein Hund grösserer Kasse, z. B. von 38 kg,
braucht aber zu seiner Erhaltung nicht iSOOg
Fleisch und 200 g Fett, ein Futter, welche»
so viel Kalk enthält, als das Thier beoOtbigt,
er reieht vielmehr mit 80O g Fleisch und
120 g Fftf nn«. Hierin ist aber nicht ge-
nügend Kalk lür ein grösseres Thier vorhan-
den, so dass e« trotz alldem Tag für Tag
Kalk Ton seinem Körper abgeben wArde.
Es entsteht bei solcher Fttterongsweiae
jedoch nii lif Klia. liiti> . sondern > iiifache
1 .\troj>hie der Knochen, wie die von Chossat
und von Voit mit kalkarmem Fotter m
Tauben angestellten Fatterangsvemuch« er*
geben haben.
Die üvtüi chtung einer iingtiuigenden
! Kalkzafuhr für die grosseren PHaosenfreaser
liegt besonders nahe bei RQben- oder Sehlem^
)ieffttterung, »Her hei V. rnut. rang von Hea,
welclies kalkarmem iSod-^n iiustammt.
.\n Ei^en braqeht dem Organismu.s nur
• in-- ringe Menge zugeführt zu werden und
tintjr in den allermeisten Fällen die in den
Nahrungsmittt^lii •■nlhaltene (im Chloroiihyll
X.Ii, vorkommende) «Quantität. 2iach bo as-
sin gaalt erhilt das Pferd tftglleb beiDnreh-
s<hnitt>fQtter I- I C c: Kis'ü, kommt aber
wie das Kind scli ja iiitisi mä ü 2 g im Mini-
mum aus. Ein irrosser Versuchshund Voit's
nahm in 1500 g Fleisch pro Tag 0 U81 g Ei-
sen auf und schied im Koth — die im Harn
ausgeschiedene (Quantität kommt k.uiin in Be-
tracht — 0-091 g ab, T fi, !it«? lUo mit
di'^ser Eisenquantität niii /u iiu>.
2. Organische Nährstoffe. Vörden an-
organischen Nährstoffen zeichnen .sich die or-
eanischen durch die Fähigkeit aus, durch
ihren Zerfall die Zerstörung von Korpeniub-
stanx zu Terh&ten und irleichseitig zur Ent-
stehung leb-'nilii.'. r Kr;1ft<^ Veranlassung zu
Sehen, soweit sie iiii hl n\< Eigeubestaudtlieile ,
er organisclien Leib i : tans ufgenommen, [
„assimilirt" werden. .\Ue organischen Nihr-
stofTe sind Ki.hlcnstoflrverbintlnngen meist Ton
hohem M"l.rul;,ri:>-\vi. rit uii'l in letzter In-
st.inz in ihrer Entstehung auf die Pflanzen-
I weit zunlckzafQhren, deren Vorhandensein
Exist'-nzbcilinirung für di.» Ptl.uizenfressor und
Ictiitt rc waJernm nothwendig«* Voraussetzung
für die von animalischer Kost lebendi ii Thiere
sind. Indess nicht jede in der Pflanze oder
im lliierkSrper erzenirte Substanz kann Er-
nährungszwecken ili* n- ti. — Als Nährst.iff
kommt eine solciie überhaupt nur dann in Be-
tracht, wenn sie. wie E. äalkowaki bo*
tont, ftdg«'uden Bedingungen genügt:
I. .Sie müss in H,Ooder in denVerdauungs- '
siiften lösli<h sein oder wenigstens durdi
die Verdauungsf&fte des Darmcanals in ei- *
neu Zustand ttberfBhrbar sein, der sie he^
tähigt, durch die Darmwand hindnrchzutrct' n.
Diese Fahigkiit hängt nicht allein voji uer
.•hemi>chen N:itnr. SMud^ rn auch von phj.'si- 1
kaiischen Eitjenschaften ab. Fett von hohem
bchmelzpunkl, welches bei Köri'Oitemperfttnt
nicht erweicht, kann als Nubrstotf nicht be-
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KlHRSTOFPK.
17
trachtet wcnlcii, weil liiclit gelöst, resp.
eninl^irt worden kann: dasselbe gilt rar
iiian«-li<* liart^ctnukii. (>• Kiwei^ssub^tanzen,
i. M. WcizenkK'ber, Halun rciweiss etc.
i Miiss eine hicher zu /iUilende or-
i;«ni8cho SobstaDZ für die im KGrper statt-
findenden ebentnchen Umset/ang^'n ^'eei^^nct
sein. Ein StotT, welch'^r (!>ii Tliierkörper
durchläuft, ulinc eine Ncnuulfirunjr zu er-
leiden, kann nie .\n8|*rach auf die Kezeieh-
Diinj; N'äbratutr niu< hen , hm int z. B. der
Mannit höchst wahrscheinlich kein K&hntolf,
trotzdem er chesttscb dem TraubciixQfker «ehr
uahe iteht.
3. Darf die Verblndan;; nicht zn den
ho(;|io\)dirten gehören, denn « ine M>lebe kaoo
nur wenii,' Spannknift liefern.
4. Eine jjiftijje Wirknntr oder lucrklichc
ikeifttloiuiaDg 4ed (jentralnürveDsystema raaaa
attigeachloaaen lein.
5. Soll eine Prfifiin!.' duri h d. n Horuchs-
oni Gesclimackssiiti) keiner Beanstandung
fähren.
Damit sind jedoch die Kriterien eioe^
Nälirstortes nicht erschöpft. Ob pin*" den an-
iiej^ehcnen Ii- liinpunjjen ent.-*; r. . lu nde S>ub
ütanx auch wirklich niihreude Kigen.stliaften
hat, ut achliesslich nur dorch den Vei^uch
zu entscheiden. Wir kennen keine durch-
iTT^ifenden chemischen Merkmale . welche die
rDterschfiiui;;: eines Nahr.stotre.s von einem
Aicht-Nührütoä theoretisch ermöglichen. Eine
Reibe ron organi.seben 8ftnren, wie (Mtronen-,
.Milch-. \Vi in . Buttersilurc <:t( . wi r lni im
Organifmu.'* osydirt. bilden also V\ .uaic ; uHein
wenn man sie einem Thier pibt. das sich
unter bestimmten Ernährungsvcrhältnissen be-
Hndet, ändert die Vcrabfolgong von SSure
nichts in dem bestehenden Stotlwech^cl, es
wird ebensoviel Fett und Kiweiss verbraucht
wie vorher. Diese Siarra aind folf^lich keine
Niilirst jffe, weil «;ic dif Hauptbedin^nn : '/' T-
selzunif von Kürpersub^itnnz zu vt iimici» u.ier
an deren .Stelle zu treten, nicht erfüllen. Von
lolcbeo Substanzen, die allen ge.sttUten An-
forderangen vollauf Genüge leinten, sind eine
ganze Anzahl bekannt. Sie finden sich in
den drei grossen Ijrauiieu der Kiwt isskOrper.
der Fette nnd der Koblehrdrate, unter denen
nur die ersteren N in ihrem M nil . nt-
halten, we.^halb dieselben w<dil uu« Ii als
N- haltige Nahrstutfe den beiden andern
liroppen der N- freien N&brstoife gegenüber-
gestellt wenlen.
I'ie Ei w< i,sskr,r|>er. Die Etv, . i -l>"r-w r
»pteieu bei der Ernährung die Uotie der
^'Lieferanten filr il -n lobenden thierisdu n
Organismus . welche für den Aufbau der
N-haltigen thierischen (lewebe ans>clilie.srf-
lich in Jtftracht komnieti Die vcrschiodeiieii
Gruppen der Eiweisüstuffe verhalten ^ich in
Iteziiff avf ihren Nfthreftltt nicht ganz gleich.
Wähn i .l >V\.' Mehrzahl der>elben. die Albn
miiie, «»li>;tHline, Fibrine, cuagulirtes Eiwi-i^«,
Acidalbtiniinc , Albuminate, Albumost n, l'ep-
toQO and Proteide, so sehr sie auch nuter
«inaiuler hinsiclitlich ihres chemischen Ver-
haltana abweichen, fQr den Organismos so
Kcch. Bn^klspldl« 4. TMafknilk«. Vit. Bü.
ziemlich einen luid tienselben Nährwerth be-
sitzen, kommt den übrigen Eiweissanbatanscen
in dieser Hinsicht nur eine untergeordnet«
ItedeutUDg zu. ,\ndere den Eiweis.skörpcm
nicht zugehörige N-halligr Substanzen dür-
fen streng genommen aui' die Bezeichnung
Nfthrstotr keinen Änapmch machen, denn we-
der duri h ZarnhnniL' v.m N in Furm von
Nitraten, noch in Form iler bekannton Amido-
Verbindungen lusst sich ein Msreichender £r>
satz ffir das Eiweiss srhafen.
För die Pflanze reichen Nitrate und
.\niiikotiiuk hin, ihrem N-Bcdürfniss beim
Wachütbum und der damit verbundeneu
N*Äafapeiehening in Form von Eiwei.ss Ge*
nOge zu le ,ten: die ursprünglich von Saus-
sure und Hou.ssingault aufgestellte Be-
hauptung, die l'tlauzen .><eien im Stande, den
freien ^ der Atmosphäre zu binden, welch«
Ton G. Ville, OloSz und Gratiolet noch
vertheidigt wuri'' , h lem erster ' längst
schon von dieser Ansicht zurückK*k'Ji'iiaen
waren, wurde von Boussingaull --ulbst,
dann von Mene, Harting und Gunuiug,
namentlich aber TOnLawes. Oilberth und
Pugh gründlichst widerl« u't. Wahrschein-
lich wird der in anorganischer Form gelieferte
N zunächst zam Anfbaa von SSureamiden
t 1 r \mi<1is;i);i-(.|i verwendet. ilfii -n dann
unter Einwirkung N-frcier Verbindungen Ei-
weiss entsteht. Wolff und Hellriegel fan-
den nonerdinga, das« Erbsen, Lupinen, Wicken
tmd Klee den freien Htickstöff der Luft ver-
arbeiten können; wnin ilies geschieht, voll-
zieht sich die N-Assiuülation tr itzdem nicht
dnrcb die Pllanzen, sond' i n mit Hilfe von
Bacterien, '\\'~- an den Wurzeln ^chmaietseod
die sogen. „Knöllcheu" erzeugen.
An N-hattigen Verbindungen linden sich
im Thierkörper 10— Im *'„ .1 ^ (I.r=ammtge-
wichles vor. Auf Eiweiss alli in .^iml uu Mittel
i) — II",, zu beziehen. Die in den einzelnen
Organen and Flttssigkeiten enthaltenen Ei-
wetsssnbstanven vcrtheilen sich im Mittel in
der Weise, d.i - zn rechnen sind auf:
Blut 20 ü6"., Blutplasma.. 7-Ö \m
Hnskeln . . 19*90 „ < hvln» .... 4M0 .
L.'ber . .. 11-74 » Milch 3 94 „
(iehirn.... 8*63 ^ Ljmphe ^
Im pflanslichen Organistnaa treten ge-
wöhnlich die N-haltigen De.'tandtheile zu-
rück (l-4"„ Eiweiss), es häufen sich die-
selben ji'docli im Keife/ustand in bestimmten
Thi'ib n der I'flanze \i<'lfarh in so reichlicher
Menge an. dass der Eiwcissgr-lialt d«'.s thieri-
sclii ti Orgiiiiisnuis von in ' hi' ii Ptlanzenor-
gauen erreicht, so^ar flbertroJl'eu werden
kann (Erbsen 80";,, Lupinen 30%).
.^.imintlii li..' Eiweisv.kör|>< r entliiilteii min-
de^ten^ y El« incntarbi stainltlieile iu einem
ziemlich be>iininiten |iro< cntischenVerhiUtniBH
u. zw. in a«clicfreiem /.ust.inde:
<' ;iOO- 550
11 7 3 „
N i:; V iH ä ..
S . 0 i - ö <» „
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18
NÄHRSTOFFE.
Bimalue eiweitnfthnKehe Verbind nniren
biiui S-lVei, andere coniplicirtcr •.n^bun' Ki-
weisitsubstanzcn bergen in ihruin Muk'*:til
aasser 0, H, N. S. (j noch P, Fe oder C'n.
Viele liinterlassen beim Verbrenne« auch Ca,
M)j in Funn von Pliosphaten, und fttr eini^'e
Kiweisskörper ist e.s nicht mehr zweilVllmtr,
Uass aach diese AMhebeätaudtbeile zur Cun-
stitation ihres Holecflls gehören.
Alle bisherigen Versuche, über den Auf-
bau des MolecUls sieh eingehendere Kennt-
niss zu verschalten, haben noch zu keinem
allseitig unerkannten Kesultat geführt. Ein-
mal kommt in Betracht, dass das lebende
Kiweiss mit unseren bisherijjen llilfsnut;i In
der Unt«riachang lkberhan{it nicht zugäng-
lich ist; bei Anwendung von Keagentien fin-
det sofort rin^^ Umlagern ng der Moleetlle
.statt, womit d.issclbe gleichzeitig aus di*r
Reihe der lebenden .Substanzen Husschcidt-t.
Nmr unter dieser Annahme, dose das lebende
EiweittmoleeOl eine antSere Stractar besitzt,
als das abgestorbene, vvii l d'.-' 1! ■i]n, t;Mii>
t^higkeit tuuneher Eiweisssubstauiicu (der AI-
•geUf der endothelialen Kittraassen gegen .Sil-
ber-, des Ascncylinders etc. gegen iJoldlC-
sungen) verständlich Aber selb.-st von dem
nicht lebenden Eiweiss, wie als Nährstoff
\ruhl ausschliesslich verwendet wird, be^itscu
wir bezaglicli der molecnlnren Htractnr nnr
dftrftit'i' KfiiiitnisÄi'.
I)K'jenigen Ueactiuiien, mit deren Hilfe
Eiweiss nachgewiesen xu werden pHegt. bieten
gleichzeitig die Handhube, diese Substanzen
in ihren» Aufbau einigermassen wenigstens
kennen zu lernen.
Allgemeines chemisches Verhalten
der EiweisakOrper. Die meisten Riweisssob-
stanzen sind amorph: nur wenige krystallisiren.
In Wasser Ißst-a sich einige, andere auch in
Alkohol: durch Aether wird nur Semmalbumin
nicht gefällt. Von den in Wasser unlöslichen
iSwn sich viele in T/nunn^en nentraler Salze
der Alkalii ii un>l alk.ili-'lu n Kiiifii auf und
werden durch Wasser wieder gelallt ylilobu-
line). Fast alle lOsen sich in verdünnten
wasserigen Alkalien und Säuren, erleiden aber
ilurch einen l'eberschuss dieser lieugenticii
in der Regel Verilndernngen : manche ijuelkii
anch in diesen Lösungsmitteln nar aat Alle
diese LOtnngen drehen die Polarisatlonsebcne
nach links.
Gefällt werden gelöste Eiweis>kör|'er
dnrch: 1. concentrirtc Mineralsänren im Ueber-
schuss, namentlich Salpetersäure und Metaphos-
phorsäure: i K^sig^äure bei cJegen wart von Fer-
rocyanwiisserslort" oder Ferrocyankalium, auch
i'latincjraawasserstoü' ohne Erhitzen, grosser
l^ebersebn«» von Ferrocyankalinro Iftst die PSl-
liiii^': ■■rL'aiii^rlic S'.inr.ii Ii' ! 'I.'l,'' iiwart '.'itics
Lel>er>c|ius>es von concentrirren .Salbei ..^ungcn
(Kochsal«, Glaubersalz) und Erhitzen: i. lierb
säare (aus ^atlrer LOsnng); o. Pliosjdiorwolf-
ramsäure, l'hosphonnolybdSnsäure (aus saurer
Liisuuir): »i. Kaliuni'inecksilbcijodiii (mit <'i-
tronensäure sog. Tanrct'sches Keagcn») oder
EaUamwismuthjodid (aus miiFer LOenng):
7. viele Metallüalze (namentlich Ag, Pb, Hg);
8. Chlom), Trichlon'ssig.-iüure, Phenol, Pikrin*
."äure; 9 Alkutnd, abg« so]ien von eini_'cn
pH tnzlicheii Eiweisskürperu, welche in fiti bih
10% Alkohfd Irislich sind: bei freiem Alkali
sind auch die übrigen etwas löslich. 10. Xa«
thugensäure (aus saurer Lösung). Das ausge-
fällte Material besieht bei Anwendung einiger
Ucagentien aas deu Kiweisskörperu als sul-
eben in unlöslicher Modification, bei Ver-
wi ndung anderer, namentlich der sog. .Mkaloid-
ruugentieu (Tannin, Phosphorwolfram.suire.
Jodquecksilborkaliaro und Jodwismuthkalium)
aus schwer löslichen Verbindungen de« Ei-
weiss mit dein Fällungsmittol (indirecte Fäl-
lungsmethode Kr ukenberg). Hcsonders her-
vorzuheben ist das Verhalten der Tauroeliol-
sätirc EiweisakOrtiem gegenQber. Albumin
und Syntonin vvenl. n durch dieselh' [nniiti-
tativ gefällt, Hemialbumose und IV-ptoa da-
g< gen ni ht: der in letztgenannten Lösungen
eukitehende Niederschlag enthftlt nur reine
TattroeholsStire. Sfimintirche EiweisskOrt>er
ohne An naliuie \vrr.l,Ti nnr diuili die unter
4, Ii und ö angct'iihrten Keagentien uu.sge-
fällt. — Eine Anzahl Keagentien geben mit
Kiweisskürperii unter gewissen Cautelen fubige
Umsetzungsproducte.
Diese sog. F ar b cn r e ac t i o ne n .-«ind
folgende: 1. die Xanthoprotelns&urereactioii
(Mulder). (Tonccntrirte Salpetersftare be-
wirkt bei genüg in! ni Erhitzen (ielbtarbuiitr
der Fällung ev. Lösung mit g.'lber Farbe: durch
nachträglichen Zusatz von Alkalien oder Ammo-
niak geht die Farbe in Orange Über. . Mi 1 lo n's
Keui tion. Durch Kochen mit Mi llo Reagens
(Hl: in d<"m gb ielien Gewi. lit. i onc. erst
in der Kulte, dann unter Erwärmen g4:lOst,
die Lösung mit 1 Vol. H,0 versetzt und
nach inelirstündigeni Stehen von dem krystalli-
nischen Hodensatz klar abgegossen) werden
die ausgefällten Eiweissköri-er (mit Ausnahme
der Glutinoide) mehr oder weniger i»tark
roth ß-efilrbt. 3. Biuretreactlon. Nach Zusatz
V'M \ itronlauge und wenig Kujifersulfatlösung
entsteht ohne Fällung eine blaue rcsp. violette
(Peptone, Alboraoscn) Fftrbnng. Kocht man
nn^h Alkali/usat/ . ! mn entsteht in jedem
Falle die Vi'detisubung. Feste F.iweisskörper
betupft man mit etwas Kupferlosung. dann
mit Kalilauge und spKlt ab, wonach F&rbung
eintritt 4. AdamlciewicK* Reaction. Auf
Zusatz vonEisessi;; und cunci Mf i i; terSchwefel-
säure entsteht \ iidetlfärbunir mit schwath-
grüner Fluoresicnz. Il.n geeigneter Coneen-
tration xci'^t sieh imSpeetruni eine .\l sorpti'Mi.
weblie wie diejeniire des Urobilin zwischen
b unil F liegt. I>ies>'lbe Keaction geben au- h
die ungefonnten Fermente. M i c U a i 1 o w isolirte
das gefärbte Product, indem er Ammonium-
sulfat iü (.rforni zusetzte und den ent-
standenen Nieiiersehlag mit Alkohol e.\trahirtc.
.le nachdem man zur alkoli<dis<'lien LOäung
Alkali 'der Säure hinzufügt, erbalt man gelb
resp. roth tluoresrircnde Färbumj, Ernrhei-
iiuiigen. Welche an L robilinbisungen in gleicher
Weise eintreten. S. Axenfcld's Keaction.
Fägt man einer mit Ameiscn:iäure vcT:<etsten
EiweiMiCxung einig« Tropfen einer Gold
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NÄHBSTOFPE. 19
ehloridlAiiaiig von 1 p. H liiusa ond erw&rmt,
to entitebt unter scnwacher Gnsentwicklan;;
Rosafa'bung. welche bei alliiKili.riMn \v< it'ri !i
ZusAtz von Goldclilorid io l'iirpiirrotl), Uluu
niid Tiefblau übergeht, bis schliesslich ein
tiefblaucji Coagultiin unter Aufhellung der
Flüssigkeit sich absetzt. 6. Ras pai l'.sche
Ueactiun. Eiweisskörpor mit conc. Schwefel-
siare and etwasZackerlOsoog bebAndelt, geben
rothe bb violette Firbang. 7. FrOnde*8
IJeagcns, Molybdftnsäurohaltigo .Schwefclsäur.-
erzeugt mit fedton £iweis.skGrpcrn blnnc Fär-
bung. 8. Conccntrirt« Salzsilnrc bewirkt nach
längerer Einwirkung ev.Erhitsen Blaufärbung,
die bald bei weiterem Erhitzen in Braun über-
geht (L. Licborui Ulli ) Knt->tehung der
dunkel gefärbten Producta wird venui«den, wenn
man der Salntnre noeli Zhmehlorttr cnietzt
(Hlasiweti und Haberuiaiin). 9. Eiweiss-
kürpor in wässeriger Lösung mit Diazoben-
solsnifonsiare and Ammoniak oder fixem Al-
kali versetzt, er.'f-bi !) orangegelbe bis tief
braunrotbe Pirbmio'. Nach Behandlung mit
Zinkst irib oder Natriumanialgani triit inten-
sive Fuch$inf&rbQng ein bei Luftzutritt, bei
Luftabsehlon entlkrbt sich dieLOsang(Petri).
10. Krasser schlägt als neues Reagens Al-
loian vor, welches feste Eiweissstoffe in ei-
nigen Minuten pnrpurroth fUrbt. Fftr alle
eben erwihnten Farbenreactionen gelten die
Erfkhraiigsslltte, dase oieht slnintliche Ei>
W('i>^substanzen mit gleicher Intensität ri acriren
und ausserdem eine Anzahl bekannter Sub-
stanzen existiren. welche dieselben Farbener-
.>'"li'iiiinii,"'ii bcwirk'-ii. n-T.nle der letztere
Um»t.uul ist iusulerii iiii:ht unwichtig, als
»ich hieraus in vielen Fällen ilie AlMi'altung
dieser gekannten Prodacle aas dem KiweisK
ersch Hessen llsst.
nie Millon'srhe Reaction des Fiw.i--
rührt von einem aroraatisrhou AhnniM/itqilex
her. der auch im Tvrnsiii « niiiult' n i>t; nach
Nasse kann es sich nur um Monohydroxylbenzol
handeln: bei Gegenwart von viel Nai'l kann
durch Umsetzung der Nitrate in ("hloride di'-
Bcactiun aasbleiben. DieXanthoprotelnreactiou
hftngt ausser von jener Ty rosin liefernden
Gruppe imcli von einem Atommmplex ab,
welcher < ua.iianter vorkommt, als jene, und
ebenfalls aromatischer Natur ist. aus dem
aich aber kein Tyrosin, wohl aber iikatol, reap.
Indol abspalten l!l><st
Die n;t:^].air>. ho Reaction scheint eben-
falls durch aroraatiscbc Zersctzung-sproducte
des Eiweiss bedingt zu sein, da sie auch mit
reinem Phenol und Tyrosin zu erhalten ist:
es bleibt aber zu berücksichtigen, dass (ilyo-
side, Aikaloide und Gallensäure ähnliche
Firbangen zeigen. Das Eintreten derKeactionen
von Axenfeld und Krasser kann einerseits
mit Ainidorerbindung erzielt weriln . erstere
Bus».rlcin aber noch durch Kohlehydrate
{Tranhoii/ui k-T. (ilycogen). .\uf das Vorhan-
densein kohlehydrarähnli' 1i< r iJruppen würde
gleichfalls die Reaction mit 1 'iaz-obenzolsulfon-
sftare hindeuten, wenn diese in erster Linie
durch Zucker, Qberhanpt Aldehyde veraniasüte
Reaetioii nicht «iicli doicb Substanzen her-
I vuigemfen werden konnte, denen Aldehydnatur
nicht inkommt fO. 1,6 w). Der Ansfall der
II i II r 1' t jt ro 1) !• i>t b-i d-'u ••in/.rlii'-n Kiwcis>-
kOrpern insofern dem Wechsel unterworfen,
als e^; zum Entstehen der I'QrpurfArbung
bald eines stäik- ren Erhitzons der zu --nTf ri-
den Substanz (llarnstotn, bald eines eiinua-
ligen Anfkochens (Albuminoide) oder nur eines
Mischens mit der Lauee and dem Kopfersulfat
bei gewöhnlicher Temperatur (Albmnosen
und Peptone) bedarf. Diese Difter. iizeii lia-
wei.sen, dass die sich mischenden iaslichen
Producre nur in den Albamosen iirxl Peptonen
vorgebildet sind, aus den Albnminoiden erst
beim Kochen gebildet werden. Da Leim und
dessen Peptone dieselben Iteactionen zeigen,
diesen die aromatische Gruppe aber fohlt, so
können nur Amidoverbindungen die Biuret'
reacti'>n bedingen. Die A «1 a mki c wics'.sche
Reaction erklärt .sich durch Bildung von
Furlnrol au< Eiweiss ev. auf Abspaltung von
Körpern der Indolgruppe (Indol, Skatol, Skatol«
carbonsänre). Auf welche Substanzen die
Friiinl, >ehe Reaction zu beziehen ist, lÄ.sst
sich zur Zeit noch nicht Mngeben. — Nicht
allen Biwefssreactionen , seien es FUlUDga-
oder Fnrb'iireactioMen. kommt die gleiche
Km]t(iinilichkeit zu. Von den von P. Ho-
meist.r nach dieser Richtung geprüften
Methoden erwies sich die Biuretreaction als
die mindest empfindliche.
In einer ulkali^-h gemachten Eiweiss-
lösung Von 1:5000 gab CuS(\ noch röthliche
Färbung, nicht mehr in einer solchen von
1:10.000. Concentrirtr Salpptersärire s.iwie
Kochen mit Na Cl und Kssig.säujc ergaben
noch bis y.u SO.OOOfacher Verdünnung deut-
liche Trabung. Bei derselben Coneentration
Hessen sieh dnreh die Millon'sehe Probe
wp^inzelte, sehr f.MTie roth"' Fleckchen nach-
weisen. FV'rrocyankalium und Essigsäure brach-
ten noch in ijO.OOOfacher Verdünnung merkliche
Trübung hervor, nicht mehr in lOO.OOOfacher.
Die Alkaloidreagentien . welchen bezüglich
liT Emptindlichkcit die Goldchloridprobe sich
anreiht, ergaben noch in der sug. hOchstver-
dtanten Losung l:1O0.<M)0 merkliche Trtt-
bungen.
Hin weilere.s Hilfsmittel zum Studium
der Eiwfisskörper bieten die unter dem Ein-
flass verschiedener Reagentien zu erzielenden
isolirbaren Kersetznngsprodnete. In der
Kegel liefert ein und das.^elbe Reagens bei
der Zersetzung der verschiedensten Eiweiss-
kcirper dieselben Spaltungsprodacte, aber in
verschiedenen Quantitäten. Hei manchen Zer-
setzungen treten, wie D rechsei hervorhebt,
ganze Reihen homologer Körper auf, so days
die Frage nicht unberechtigt erscheint, ob
dieselben sftmmtlich aus «nem und demselben
Kiweissmnlecül -miiiih.ti iJ.t aus verschie-
denen. Die Beaiuw..riiing die.-^er Frage ist
bisher an <ier l'nmöglichkeit gesrheitert. ab-
solut r- iii'^ Kiweis^k'trper darzustellen. Si.dbst
v'»n ilühüLri iweiss. .Milchcasi in, llaarsub^tanz.
welche scheinbar einheitliche Substanzen
repr«.sentireu, lä«st sich nur aussagen, dai^s
solche Natuiprodncte einen Eiweisskdrper
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so
NlHBSTOFFB.
in überwiegender Menge eiithuUeu, neben
welchem andere seht wohl noch in w>-ch!<eln-
dcn geringen Meogen vertreten aeia können.
Es lif^'t liier ofTenbir ein paa SbnHcHer
Fall vor. wii; Imm den Kotten, welche, so
sie im Tiiierkürper vorkuuinien, ebenfallä bei
der Verseifang iteta ein Gemenge verschie-
dener F< tt:=rliti oii nm verschiedenen Reihen
liefern. Dioser riii>tand ist mit Bestimmtheit
darauf zur(l< kzulülircn. da.s$ alle natürlichen
Fette Ueniengo vcrscbiedener Glycerinäther
je einer Säure sind nnd dass gcutiscbte Glj-
cerinüther (z. B. ein StearinpalmitinKilurc-
fljcGiid) in der Niitur nicht vorkommen,
ielleicht berabt auf den angedeuteten Vt r-
hältoiissen die grosse Mannigfaltiglteit der
Zersetzungsproducte, welche bei isolirten
chemisclnti Individuen sich wesentlich ver-
einfachen dflrftca. Andererseits ist aber wobl
in beachten, daaa durchaus nicht alle beob>
achteten 8[ altungsproducte unmittelbar aus
dem Eivvui&ü entstanden zu sein braachen, da
aus den ursprünglich gebildeten aofortseenn-
dftre hervorgeben können.
Am eingehendsten ist bis jetit die Spal-
tung der Eiweisskörper unter dem Einnuss
des Barythydrats untersucht worden, n. zw.
hau|)tjsächlich von SchQtzcnberger. lilcn-
nard, Liebermann, 0. Nasse. Es tritt
bei Anwesenheit von Wasser und Einwirkung
höherer Temperatur (bis 230 ) «ino voll-
ständige ZeraetzQng ein unter Bildung von
Stiekstoff, Waaseratofl^ Ammoniak, Kohlensäure,
Oxalsäur«'. Essi'^snnre, Pyrrol und einem Ge-
menge kry.st;iHi.sirbarer Amidoverbindungen,
unter denen vertreten sind Tvrosin, Glutamin-
säure (C4H0NO»), Glutiminsfture (CjHtNOa),
AüparaginsHiire, Tyrolcucin (Gemenge von
A niiiio Valentin Ml' ire mit Phenylamiili'pr.»-
pionsiiure E. Schulz cK tilucoprotelne
(CmH,niNjO», verntttthhch Verbindungen
v<»nLeucini'TinndLcucciu<'n ) Tjeuceine (Amido-
tiäuren der Acrylsäure v»» der allgemeinen
Zusammensetzung CnlT,n — INO,. der C»- uml
Cg-Keihe angehdrig) und Leucine (Amidu-
deriTAte der Fetteänren, CnU,n-flNO, der
C,-, C4- und Cj-RciIil ) n< l*'-n m Ii w. fligsaurcm
B&r>'t. Wird Eiweiss mit Kalibytlrat zu-ammen-
nacllinolzen, so entstehen and- rc Producta
(Bopp, W. Kühne, Engler und Janecke,
Nencki): zunächst entweicht viel Ammoniak
mit Spuren von Pyrrol und organi-rln n (iaM ti,
dann Wasserstoff^ wobei die anfangs bruuno
Schmelze jsrelb wird. In diesem KeiCpunkt
enthalt dic^cllic Schwof'lkalium, schwefel-
saures Kali, Itiüul, iSkatol, Phenol, Jicucin.
Tyrosin, Oxalsäure, .\raeisensuure, Essig.suure,
Propionsäure, Valerians&nte, nach stärkerem
Sehmehen «ueh Bntterslure. Die fetten Säuren
ent.>fr!i''ii unter der Eiii'\ irkuiii; ilos Bchmel-
zendea Kali aus den Leucincn, das Phenol
aus dem Tyrosin: neuerdings fand Mnly in
der .Schmelze ii' k Ii P.iroxybenzo.siiurc.
Vielfach hat mau mit der Kalluiikung
in der Hitze jene Prooesse in Parallele ge-
stellt, bei denen Ffvainissfermente die Ursache
tu, Spaltungen abgeben. CScwisfie Unterschiede
sind aber dennoeh za constatiren. Nach
K r u k i; II b c r g'a Erfahrungen bestehen nament-
lich bezüglich der ludolbildung zwischen Zer-
setsaug durch schmelzendes Kali und der
Päulniss erhebliche Abweichungen insofern,
nh auih Suli-tatiz.'n. wclilio bei Fünlniss
oder Kochen mit verdünnten Mauren neben
Leucin nur Glycocoll oder noch Tyrosin geben,
mit Kali geschmolzen, unzweifelhaft Indol
liefern. Aus:>erdem findet bei der Fäulnisii eine
weitergehende Zersetzung des Tyrosin statt,
welche unter Ammouiakabspaltong Paroxj-
phenylpropionsäore (Fnnhj'droeumarsftare) lie*
iVrt, aus welcher bei fortj^^c^ct?!*'!- Fänliiiss
Paro.v;> phenylessigs&ure hei vorgeht {Bau-
mann). E. und H. Salkowski constatirten
femer das Auftreten von Pheqjrlessigsäure
und Phenylpropionsfture (HydTonmmtsänro);
auch alkuloidühiiliciie Kuipor, log. Ptonmine,
sind nachgewiesen worden.
Analog wie gegen starke Basen verhatten
sich die Eiweiijsk^^rppr pfu^cn starke Sauren.
Je nach der Art der angewendeten Öäurcji
fallen die Zersetzungsproducte etwas verschie-
den aus, da meist noch weitere secundäre
Umsetzungen hiebei auftreten. Die Biuiet-
reaction tiebendc Atomgruppirung geht bei
Zerlegung durch Säure verloren (Low),
Durch Oxydation mit Qbermangansaurera
Kali glaubten Bechamp und später Kitter
aus verschiedenen Eiweisskürpern Harnstoff
erhalten zu haben, Lossen jedodi führte
den Nachwels, dass bei dieser Keactiou nicht
Harnstoff, sondern Gnanidin gebildet werde.
VirsicMig geleitete Oxydation mit Kalium-
permanganat ergab ein insofern interessantes
Resultat, als durch die Cnteranchung der
hiebei von Haly eilialtiettCB Oxyprotsul-
fonsffnre der Beweis ftr die Müglichlteit
riinT Owtlatii'n 'li's Eiw is- Lri Ü!'!' rt. wurde,
üiinc gleichzeitigen Zerfall di> Kiweissuiolecüls.
Genannte Substanz besitzt dieselbe procen-
tische Zusammensetzun«; ^^i<> Eiweiss. Nur
der 0-Gehalt lässt aut ein Plus von vier
Atomen 0 schliessen, wovon drei wahrschein-
lich den im Molecfll enthaltenen nicht oxy-
dirten Schwefel in oxydirten flbergeführt
haben (daher iKr \unie Sulf 'nsriuro), denn
mit Kali und Bleiacetat gekocht, gibt der
Kürpcr keine Spur von Schwefelblei mehr.
Mit Kali gesclimolien, tritt SO, aus, dann die
Säuron der Fettsfiurercihe und OxRh&orereihe,
aber weder Phenol, Indol, Skatol, noch
Pnroxybeozu^äure; desgleichen fehlten die
aromatischen K(irper iu Fäulnissgemisehen
der OxydprotsulfüitsHiire. Man liiltt'" an pine
Bildung von Diiiydioxylderivaten denken
können, aber auch davon fand sich nichts
unter den Zcrsetzungsproducten vor. Nichts-
destoweniger enthält die Oxvprotsnlfbnsäure
dl«' ar'iinati-i'lie (irnpp", aiirr ilic-''l!i<' t:itt
nicht in der gcwuliiilieheii Weise auf, .sondern
sie entweicht beim Schmelzen mit Aetskftli
in Furm von Ben/<d, wel Ii' s im aufgefan-
genen Destillat als Mirbiuml uaeh<rewie.sen
wurde. Eine Erklärung wird durch die An-
nahme gegeben, daas das vierte der einge»
tretenen 0-Atome in der <)\yprotsulfonsfinre
das der Tyrosinkette zunächst liegende CU,
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NÄHRSTOFFE.
zn CO lixydirt ist. Tritt Spaltung durch Hv-
drolv^e eil), so reiü.it Kwur die aromatiücbe
Gruppe »n dernelben Stelle ab, iri« beim ar-
spranglichen Eiwoissroolecill, aberM Yerbindct
Bich das Hydroxyl nicht wie beim Elweiss mit
dem Benzoikern desselben zu einem Hydro-
xjldeiivat (Tvrosin, Parosybeosoesäure oder
Fbenol), londeni dai OH fehl satn CO der
Fcttsäuregruppo und umn »»rhält durch da«
zum aromatischen Kern tretende H des hydro-
lyti<«ch wirkenden Wassermolekflls aus der
üxjfprotaulfooa&ure die Pheorlamidopropion-
•ftnce beiw. BemoCslInre. Dieee Vorgan<;e
Urnen »icb im Schema veransehMiliehen:
HjrdrolvM de« EiweiBs
H I OH
' I
. . .CH,— CH,- -CH, ! C.H»(C,H^'H,)COOH
Fetl8ftUTegrai>pe. Tywrin.
Hjdrolyie der OxyprotanUSnuftare
OH I H
I I
...<'H, -CH,— CO I c.H.cvr.Nir/.coöH
Fettifuuregrappc. Plicnylamidoprü[iiou-
allare.
Al> l^ nzor-'Jänrc erhält man die ariniin-
tijtcho tiruiijic, wtnn man die OxvprotsuUuu-
sHure mit (.'hromjüure und ScWefelsiiure
kocht aod die Fl&ssijj^eit dann mit Aetber
aaeschOttelt Dorch fortgMetzto Behandlang
-l'T Oxy|ir(>tMilfonsäure mit Kaliumpcrnian-
vMiiiit (2—4 Wochen hinduroh) entsteht eine
vi.-lbnsische Säure mit eiii-.m noch um 8'5%
höheren O-Gehalt, die Maly als Peroxy-
protsäure bezeichnet. Der S-(iehalt ist fast
genau um die Hälfte s,'' iiiiger (0'9(iVa)- «l-«
im angewendeten ursprilngliehen Eiweiss
(t'8t%). IMmc Enebeinnng lässt eich durch
die Annahme erklären, (l:iss im Riweins zwei
Atome Scliwefel enthalten sind, von denen
eines bei der Oxydation nutritt.
Die Pcroxyprotsäure gibt Biaretreaf tii ii
au.l enthält eine aromatische Gruppe, C- unil
N- Atome in demselben Verhältniss, als im
Kiweiss. Die Coagulirbarkeit und Fällbarkeit
durch wasserhaltigen Alkohol und die Kiweiss-
reagentien, ribu'eseheti von Quccksilberoxyd-
salze and Hillon's Heagens fehlen. Die freit-
Store, welebe nnr nla ozydirtea, nicht gespal-
tenem Kiwei>s arit:c<?clien weitlen musK, stellt
» in. n riirblu,-''!! Syrtip dar, weither, mit Aether-
alkuhol behandelt, ein farblose*, Inckeres
Polter gibt. In Wasser oder verdünntem Al-
kohol gelöst, treibt der Körper (."(>, ans Oar-
bonaten unter Schäumen aus. Schni< l/. n er-
folgt Dnt«;r iJr&unung. Bei Di^'estinn mit
Barytwasser entstehen Ammonik, Oxalsäure
Pyrrol (Spur), Glntuminsäure, Lencin, .\mido-
raleriansäure, BenaoCainra, Ameisen- nnd
etwaa Üotteia&are.
Viel weniger darchgreifendeTerändemn-
?en erleii^en die Kiweisssuhstiinzen unter Wr-
mittlang der dem Thierkoi per entstammenden
(Pepsin. Trypsin. Lab, Fibrinferment) und
auch bei einigen Pflanzen (Drrsern. Ctricularia,
Carica papaiaj nachgewiesenen Fermente, Die
Bedingiiner^n . nnti^r denen die^elhen üire
Wirkung entfalten. !>ind nicht hei allen die
gleichen und bezüglich der entstehenden Ura-
sctzungsproducte waltet ebenfulh eine ge-
wisse Verschiedenheit ob. Einestheils sind es
Ifelichere Mudificationen, zum Tiieii weniger
lösliche Prodacte (>. B. ICftse, Fibrin), welche
unter Einflnai der Fermente entstehen.
Constitution der Ei«-ei>sk Arj^er.
Die bei der Zersetzung des Eiweiss auttre-
tenden Spaltnngsproducte weisen darauf hin,
daaa im Etweiasmolecai grossere, enger nn>
einander haftende Atomcomplexe vertreten
siml. welelic sieh einer.-eits iler Fettsäure-
reihe, andererseits der aromatischen zugehörig
erwiesen haben. Aus dem gleichseitigen Auf-
treten vnn aromatischen Oxysäuren, der nicht
luürusylirten Benzolkörper und in dritter
Linie der Indolgmppe bei dem Abbau der
EiweiaakOrper aehUesst B. Sallcowaki aof
das Toricommen Ton drei Teraehiedeoen aro-
matischen <1 nippen im Eiwoissmolecftl,
Maly gelangt an der Hand des Studiums
der Oxyprotsalfonsftarc and der Peroxyprot-
säure zu einer etwas anderen Auffassmng. Er
hält das Vorhandensein nur einer aromati-
schen (iruppi' fiir \v;ilir>i']ieiiilicli — denn
mit jeucr durch Oxydation bewirkten Um-
wandlung des Eiweiss fehlte neben Tyrosin
auch Indol nnd fite ühn?:rn sonst bei Fäul-
niss auftretenden Benzolk' irjfer — und auf
ein Atom Schwel'ol im Eiweiss komme diese
aromatische CUnippe je einmal. An Schwefel
enthlllt das Kiweissmoleedl mindestens zwei
Atome, d. IUI beim Erhitzen mit Alkalien winl
ein Iheil des Schwefels als Schwefelkali, ein
anderer als schwefelsaures Alkali abgespalten,
so dass ein Atom des Schwefels als SO, H-
(irnppe im luweiss anzunehmen wäre, \. Krft-
ger hat es wahrscheinlich gemacht, dass
mehr alu xwei S-Atome im Molecitl vor-
kommen. Alkalisches ßleiacetat spaltet einen
Tbei! des S ab (locker gebundener S); der
le>*tgebunde!i>' Antheil ergibt sich durch
Analyse der Kali-ehmelze. Im Hühnereiweiss
verhält sich der (»esummt S zu dem locker
gebundenen wie 4 : i, im Fibrin wie 3 : i.
Der schwefelhaltig,'.. (trganis<-he Atomcomplex
ist noch unbekannt, seine IsoÜrang nie ge-
lungen. — Durch spaltend« Binwirkuneen
entstehen eine licihe von benz ilfreien Amido-
verbindungcn der Fettsäurereilie, welche
darauf hindeuten, dass deren Grundeumptoxe
im GcsammtnudecQl ebenfalls rorkoromen.
Unter ihnen gelang es bisher nicht, eine Ver-
biielaiis; aufzuünden, welche ni< lir als sechs
At .nie C auf ein Atom N enthalten hätte.
1>,L nun im thiorischen Organismus unter
bestimmt>-n Bedingungen nacbweislirli aus
KiwejsH Fett entsteht, so erhellt lii< raus,
dass bei dem hohen C-Gehalt der Fette die
Fettbildang nqr anf svntbetischem Wege vor
sich gehen kann, nicnt etwa dnrrh einfache
Abspaltung ans einer präformirten Fettgruppe.
Die niederen freien Fcttaänren rühren ver-
muthlich von sccundären /,. r-.i /iniL'. u iUt
.\niide her, worauf das auftretende NU, und
der freie M hinweisen. — Kruke nbc ig
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n
NÄHRSTOFFE.
!
findet nls constante Bcstandtheilc aller erbten
RiweisskCrper AtAmgrappen. welehe auf alkn-
lische Ku|)ffrlr>sung beim Kochen reduciretul
einwirken, und eriichtct diesen Umstand ge-
nögend für die AnHaliine einer Praexistenz
von Kohlehjidratreston im Molecttl, weftbalb
«r jyreraäeztt dis Eiweisfl aln snbBtitnirtes
Kolil'rliydrai ;la^^'f■fa^^t wissen will. Von der
Anwesenheit j< )ier röducirenü wirkenden Glv-
COMd^ippen kC^nne man sich an jed«r Bi-
weiss- oder Peptonlösung durch dicTroin ni er-
sehe Probe leicht überzeugen, wenn iium die
Probe nach dorn Kochen srhwaili ansilmri
und dann mit Ferricjankaliam versetzt. Zn^utz
▼OD Ferriejankalmm sei deshalb nOthi^, weil
son-t ariilore Atornj^ruppen des Kiweissniole-
cQls Ju.^ gebildete Kupferoxvdul in Lösung
halten. Dieser Ansicht tteht «i« Beobaehtong
Ton 0. Löw entgegen, dass selbst nach
WocliL'i) lauger Berüln ung mit alkalischer und
saurer llydroxyluminlösung Eiweiss und Pepton
unverändert bleiben, was niclit der Fall «ein
könnte, wenn Aldehyd oder Keton^ppen
im Molccill vorkämen. Kent und Tnll. iis
stellten fest, dos« die Entstehung der Liivu-
linsivre beim Kochen der zu pmenden Sab-
stanzen mit Salzsäure die Gegenwart Ton
Kohlelivdratgruppen anzeigt. Wehmer und
Titlli'its itriit't- ii iiarli ilicsi-r .Mrtliode CaseHn,
Fibrin, Klastin und erhielten keine L&vulin-
säure, dagegen entstanden dentliche Mengen
Lärulins^ure aus (^li -n liin. Im Or^ensatz
zum Chondrin wflrden, nach dieser Methode
lieprüft, in den eigentlichen Protelnstoflen
keine durch SalzsAure isolirbaren Kohlehjfdrat-
gruppen enthalten sein. Sicher «nnittelt ii^t
also ilas Vorkommen einer Kohlehydratgruppe
im Eiwcis)» äberhaupt noch keinewesgs.
Fine lAiannf^ der Frage, wie die Qrnp-
piriiii^' <!. r vi rsi liiedenen Atomcomiili xi' sii Ii
gcstultet, wird erst dann zu erwarten sein,
wenn die Complexo selbst ihrer Natur nach
8irher<restf 11t sind. Die /nr Zeit bekannten
HvpuUtcseu können deshalb keinen dauernden
Werth beanspruchen, da genögende that-
aächlicbe Grundlagen für dieselben nicht vor-
handen sind.
Um Jio einzelnen Ki\vei>>k"rper etwas
näher kenneu zu lernen, euipti« hlt sich,
dieselben der Heihe nach, einem lie.^tiuimten
Svst. ni f« l^'i rul, vorzuführen. DnsEintlieilnngs-
prinii[' Li ruht im Wesentlichen auf dem von
D rech sei moditicirten Hoppc-Seylor'schen
und ist bis auf geringe L m&nderangen im Fol-
genden beibehalten worden. Einzelne unter
ä»athologischen Verhältnissen vorkommende
Jubstanzen, die in das System gehCiren,
sollen der l'' Itersichtlichkeit wegen iii' lit
unerwähnt bleiben , ebenso einige andere,
welche ihrer Uuverdaulichkcit wegen als
Nihratoff« nicht betraichtet werden können.
Thieriscbe BiweiiskOrper.
Eiweiss im engeren Sinne, eigentliches
•der echtes Eiweiss, gibt bei der Zersetsung
aromatische Proiiuctt' (Tytosin [Phenol], In-
dol, ev. PhenjlanudpropioQS&urej.
I, Albumine. BiweisakOrper, welche in
Wasser leicht löslich sind ninl diirt Ii Erhitzen
coagnllrcn, weder filllbar durrh sehr ver-
dönnt? Säuren noch durch Kochsalz oder
Maguesiumsulfat. Ohne durchgreifende Aende-
rung ihrer Eigenschaften werden sie bei 40**
gefällt, wenn die mit Magnesiumsolfat ge>
sättigt« Losung mit Natrium oder Ammonium-
sulfat versetzt wiiil. — Diulysirtc oder mit
dem 6 — Sfachen Volumen Wasser verdünnte
Albuminlösnngen gerinnen auch nicht in der
Siedehitze. Stets enthalten die Albumine auch
nach energischer Dialyse 0üä2— 0'ltj% der
i rockcr>sul)stan7. Salzei besonders phosphor«
saures Eisen und Kalk.
4. Eiernlbnmin (Oralhumin), eine gelb-
liehe, durchsichtige, i,'iiiiinnälinlirhe Masse.
Im Wasser zu i—'.iyn aulgeloist, tritt Gerin-
nung fast constant bei 5(>'^ ein, unabhängig
vom Salzgehalt (innerh.ilb gewisser Grenzen) :
verdünntere Lösungen gerinnen erst bei
höherer Temperatur (70^) und sehr verdünnte
nur beim Kochen unter S&nrezusatz; durch
Aethor mibar. Durch eoneentrirte SaUsinre
wird in ?einer Lösung ein weisser Nieder-
schlag erzeugt, der sich alluuilig in Acid-
albuniin umwandelt. Zur Unterscheidung von
Sernnialbumin erophehlt Oanticr eine Mi-
sch mtg ans 2;»0 cm' Nntron! a n ^:<> . "iO cm* Kupfer-
sulfatlOsung f-I"„i nnd TOH cur' EisessiLT.
Dieses Keagens (10 cm'' auf t cn"i* der zu
untersuchenden Flüssigkeit) f&llt Kiereiweiss,
auch wenn dassdho verdünnt ist, S-'rnn\-
albumin dagegen nicht, (a) D =
(Hoppe-Seyler).
Das Albumin der Eier von nackt und
blind geborenen Vögeln (Nesthocker: Taube.
Sperlintr. Krähf.' etc.) und lics Kicltifz, welcher
zu den Nestflüchtern zählt, unterscheidet sich
von dem Eieralbumin der letzteren (Huhn, Ente.
Hans etc.) in frisiluni. nicht bebrötffpm
Zustünde dadurch, dass es nach dem Coagu-
lircn durch Kochen vollkommen durchsichtig
und gallertig bleibt und Fiaorescenx^ letgt.
Taren an off bezeichnet dieses Eiweiss als
Tataeiweiss nnd hält dasselbe für ein AI-
buminat. welches bei der Bebrütung durch
Sä)u-*'(:l)eitritt ans dem Dotter in gewöhn-
liches Eieralbumin übergeht.
2. Seruraalbumin, stiiubfeine« weisses
Pulver. Einel — l'ö%ige Lösung des möglichst
salzarmen Albumins gerinnt bei ca. äü", nach
Zusatz von etwa 5% NaCl aber erst bei
73— Sn^: durch Aether nicht fällbar. Oefnlltes
Seruuialbuinin ist in Saiz- und Salpetersäure
leicht lüsliili. Direct in das Blut infundirte>
äerumeiweiss (Blutserum) zerfällt im Thier
kOrper in derselben Weise, als ob es von»
Magen aus aufgenommen wäre; in Irisrheni
oder defibrinirtem Blut enthalten, tritt kein
Zerftll dosSenimeiweiss «in. (a) D=— 60 05''
(aus Pferdeblut, Starke). -= - 573" (aus
Pferde-, Rinder-, Kaninehenblut), = — 44"
aus Hundeblut (Fredcricq). .\usser im Blut
findet sieb Serumalbumin in der I/ymphe, in
den Muskeln, in Exsudaten nnd Transsudaten.
Das in der .Mihli enthaltene Albumin ist
wahrscheitilicb nicht mit Serumalbumin iden-
tisch.
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NÄHRSTOPPE.
t3
3. L«ctalalbainiii,(tt) D = -~ 36-4—
soB«t mit Sennoalbamin (tb«reiostiiiint«nd.
i. Mii^krlalViiimin. Aliqrsc'liiTi vda ileiii
Stiruiiialbamin kunniit in den qiuifje.süeiiten
MBikcln ein Albamin in geringe r Mcn^e vor,
welchcR in wässeriger LOinsg schon bei 45
bif *7* gerinnt.
II Globuline. Diesflbi ii Li.^i n sich in
rviiicni Wasser nicht, leicht dagegen in neu-
tral.n Salsslfl^nnjfen '(NaOl, |NHJC1, Na,-
S<\. M^j, inittli'r»!- Caruiiiti atioii fvoii
ex 10%). .\us diesen Losungen weickii sie
tiieilweiso schon darch Verdiinnen mit dem
lOf««ben Yolamen Wuser ausgeschieden,
▼ollutlndif meitt dnrch 8&ttis;nng mit dem
tt (•n''-iid*'n iTiMMhl-Mi in Sulistnnz. In
sehr verdünnten (O ul"„) Alkalien Ifison sie
Sieb ohne VeriinJernng, falU Alkalinberschuss
Vermieden wird, durch Siinren frdidi CO..)
werden sie aus diesen Lösungen wit Jtr ge-
fallt. L"eberȊchQ.'!sige.-i Alkali bewirkt Um-
wandlung in Albarainatj QberschQssige Mineral'
sivre in Acidalbninin. LAsnngen in Kentral-
Saiten cuajjnlii » n beim Erhitzen.
1. Vitcllin. .Aus Salilösung durch Wass^N
ausgefällt, bildet es einen weissen Üockigcn
Niederschlag, der bei längcr.Mii Stehen unter
Wasser theilweise seine Ltislichkeit einbflsst.
Charakteristisch fUr das Vitellin ist die rtnnüi:
lichkeit. dasselbe durch Sättigung mit Nu<'l
anssnftlleD vnd frnier die fattstftndigc ßeglei-
fnng von Lcrithin ntid NnclrTn. l>er lelzterc
Umstand lässt die Vcrniuthung nicltt ganz aus-
geschlossen erscheinen, dass da.s Vitcllin ein
Proteid ist, welches durch Alkohol in coa-
gnlirtes Eiweiss ond Lecitliin, dnrch Ter-
(itiniit<> SAlssiara in Sjntonin and Lecithin
zermilt.
Beim ErbitieB gerinnt Vitellin in 40%
Kochsalzl*')sung i>artiell bei 70, total hiA 75''.
Aus 1"„ Na,('(>.,-Lösnng wird Vitellin .iurch
Wasser allein schwer nusgel^llt: Einleiten
von CO« bewirkt reichliche FäUnng. Genauer
mitersiieht ist bis jetzt ntir das Vitellin aus
dem D«»ttor de« Hiilinereic«. Achnliche, viel-
leicht damit identische Körper finden sieh
auch im Dotter der Fischeior und der nackten
Aiiii>liil>itMi , iVrner im Chylus, im Frucht-
u;is»er uiiil in der Krystalllin.se.
i. Mjosin. Knti>teht hüchst wahrschein-
lich aus einem anderen im Hnskelplasma ent-
haltenen EiweisskOrper bei der Oerinnnn^ des
Flasma in ähnlicher Weise \\\>- el.is Filrin ar,> |
dem Fibrinogen. Frihdies, aus tiititensturrcin
Muskel dargestelltes Myosin Ifist sich leicht
in Salniiaklüsnng. Die Lrisatiir wir ! bei 43 bis
45" etwa« trübe, bei 45— .'»(J" starkniibe.undbei
Pferdemyosin ( Weyl) tritt bei 5."!— 60 llockige
Fillnng ein. Mit '/«o normaler HCUöst es sich
auf nn«! bindet in 3*1— 4*8%SSnre derart, dass
sie nicht mehr durch Tropäolin oo angezeigt
wird; dampft man diese Lüsung ein, so
hinterblcibt salssanres Myosin (D an i I e w s k y).
Beim Verbrennen hinterliisst Mjosin eine
alkalisch reogirende Asche, welche CnO. MgO.
r,(). un>l Sn.j (iitliiilt. l'cpsin führt Myo.sin
in »aurer LO»ong leicht und vollständig,
TiTPsin in tlkaliseber LOsang nur langsam '
ond nnrolUtAndig in Pepton äber. Nach
T res bin scheint dasselbe auch im Hoden
vorzukommen.
:{. Serumglobulin (Paraglohulin, St-rum-
casein, Fibrinoplasmin) wird aus liliuserum,
Chylus, Lymphe und Transsudaten durch
SSttigung mit schwefelsaurer Magnesia voll-
stäiidi;: lii'i :!(, ir( t;illt. Von anhaftendem
Seromalbuiuin befreit, bildet dasselbe eine
weisse flockige Masse, velehe in Wasser niclit,
in vcrdflnntcr Kochsalzb'isung leicht Irislicli
ist: durch öftere« Lüsen und Fällen mit
Kochsais wird es «llmälig schwerer löslich
fOr dieses und kann durch Eintragen von
festem KochJiah vollständig gefällt werden.
Bringt man ciii-' Losung vun .•^ci itini,'lobnliu
in verdünnter scbwefelaaurcr Magncsiu auf
den Dialysator and stellt diesen in eine
I Piinrentrirtere, nocli mit festrtu Salz Vf•r<!et^t<*
LübUiig von schwetelsaurei .M.t^nesia, h»
scheidet sich das Paraglobulin allmftlig als
ein feiner, schlammiger Niederschlag ans,
welcher an« mikroskopisch kleinen krTSfnl*
linisclii ii, ilurrlislrlitisjen Scheibchen besteht
(I>i cehselj. iierinnung tritt zwischen C8
Iiis 80** and im Allgemeinen um so früher
ein, je concentrirter di*' SuIzIhsupl' i--t. doch
coagulirt eine LOsung mit ii,"/„ NaCl schon
bei Gil". eine solche mit liy»
70^ (a) D = — 47-8.
Nach Versuchen von J. 6. Otto entsteht
i'in mit Serumglobulin wulusi-inMulicl» iJen-
tiäclier EiweisskOrper bei der rankreasvcr-
dauung aus Fibrin.
4. Fibrinogen. Im lilutplasma (nicht im
Blutserum). Chylu.-;, Lymphe, .sowie in allen
gerinnungsfähigen TranssuJattn und ilcm gall-
ertigen becrete der Vesicula seminalis des
Meerschweinchens (Landwehr) enthalten.
Frisch dargestellt bildet es einen weissen
flockigen Niederschlag, der sich beim Stehen
häuiig zu einem zähen, festhaftenden Boden-
sats ausbildet; stark zwischen Papier gepresst,
gibt das Fibrinogen eine zähe, elastische
Masse, welche dem Filuin liiissci st ilmli« h
i.st, sich aber in Kochsalzlösung völlig uuflOKt.
Durch ErwÜrraeB auf 68 — 60" werden
Fibrinogcnli)j«n!:-'n zürn (lerinnrn q'ebrrielit,
wobei sie ebenl.ilU iiieibt zu ciiuiu wiissei:
fibrinühnlichcn Kuchen erstarren. In der vom
Gerinnsel getrennten Flüssigkeit befindet
»ich stets ein Globnltn gelöst, welches aber
I niclit mit S.-rntiiL'Ii'ltuIin identisch i>t. J.i < s
.«vlxui bei .'»i — (jO gerinnt. In verdünnten
Alkalien und Säuren löst sich Fibrinogen
leicht unter allmäli!,'. r liii^lmig von Albuminat
und Acidalbumiu. Durch Küigeres Erhitzen
auf .37—40 ° werden salzfreie, möglichst alkali-
arme ^<o«0) FibrinogenlOsungen
in ein gerinnungaunfähiges, durch Kochsais
nicht mehr vollstfthdig fikllbares Globulin
umgewandelt.
Setzt man eine LSsnng von Fibrinfer*
mcnt (oder Blutserum) zu einer Fibrinogen-
lösun^. so gerinnt dieselbe binnen kurzer
Zeit: auch hiebei spaltet sieh ein <ilobulin
nb iHammeratcnj. Da» iJ<>rinnong.spiöduct
' wird bexeicbnet .als Fibrin.
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NÄHRSTOPFE.
HI. Fibrin findet «ich im lliitrischcn
OrgMlisiiiuii nnr uU patholo^isclics I'rodiict
oder |»ost niurtem. Ob «las Blut versclui^deiior
Thierspecies ein und dasselbe oder ver-
Bchiedene Filiriiii' Ii* krt. i t nocli nicht ent-
•cbieden. Das durch »Schlagen des Blates
erhalten« Fibrin ist niemalfl ▼Olltg rein xn
erhaltfii, Fonrlorn srliliesst stets n«rh Reste
zeüiger Kltniciite ein. Ein den Ansprüchen
uf Reinheit gcnflgendes Pripnrat erh< man
nnr ans FibrinogenlOsnn^cn oder aus ge-
kühltem, filtrirtem oder centrifugirtem. völlif;
klarem läliiipln .sin a. Ks liiMet eine rein wcigse,
geiJuoUene, elastische Masse von dehnbaren
Fftden und KlQmpcben, welche in Wasser.
Alkohol und Aelher unlöslich sind. Frisch
dargestelltes Fibrin nimmt 0 aus der Luft
iiuf und gibt CO, ab, I^0| zerlegt es nuti^i
O Entwicklang. Mit Waaser aaf 7(i " erhiUt,
wird ea trfibe, weniger elastisch^ schwerer
Tcrdanlich für Pepsin und verliert die Fähij;-
keit. O aafsuDchnien und H,0, zu »ersetzen.
Mit verdflnnten Siinren (0 1—0 3% HCl) floillt
dasselbe aiisscrni ilentlich stark auf, nsiinf^nt
lieh bei Iirutlt.jii[n.'ratnr, wobei es eine gla.s-
artig helle Beschaffenheit erlangt; ähnlich
verhält es sich Alkalien gegenttber. liach
längerer Zeit iBat ea sich in verdfinnten
>?iinrrn und Alkalien 7a\ AiiJ.ilbuniiii. icsp.
Albnminat anf. In Salzlösungen ist i Lines
Fibrin qoellhin. aber nicht lüslich. Das ge-
trocknete. C' lblii Ii ihn* hschoinende.pulverisir-
barc l'ibiiu ist in Sauren ebenfalls quellungs-
l&hig.
IV. Coagulirtes Biweiss. Albumine,
Globniin«. Albnininate und FIbrine coaguliren
durch Kinwirkung von h<dii rnr Temperatur
bei Gegenwart von Wasser oder durch
Alkohol oder Aether (Serumalbumin macht
Aethcr gegenOber eine .\usnahme). Wahr-
scbeinlich entspricht jedt-in genninen Eiwciss-
kiMpi i .in coapulirter. Letztere sind noch
wenig untersucht. Sie sind in Wu«ser, Al-
kohol, Actfaer nnd nentralcn SaltlOeiingen
unlöslich, lögen sii h schwierirr in ut/fnden
Alkalien zu .Albuininaten, in cuULcninrten
Sftaren lu Acidulbumin. Stark verdünnte
Sftttren sind unwirksam. Von Fepsin werden
sie bei Gegenwart von HCl (cv. einiger
andeiir Siiurcn) verdaut. In cuinriitiittn
£ssigsanre findet unter vorangehender (^uel-
Inng ebenfalls liTisung statt, in welcher durch
conoontrirtr SalzluHungen bereits in der Kftlto
Fällung bewirkt wird.
V. Acidalbumine. Dieselben, auch als
Syntonine bezeichnet, enatehcn aas Albarainen,
Globobnen, Fibrin, coagulirteni Eiweiss und
Proteiden durch Behandlung üiit ilber.schüssi-
gen Siiuron. Man hat allen ijrund zu der
Annahme, das« aus jedem dieser Eiweiss-
körper ein b.Miii l res Acidalbuitiin hervor
geht. Bei dti .Magenverdanun«,' bilden sie
OOS erste Uniwandlungsproduct.
Ans Albaminen and Globalinen entstehen
die Aeidalbamine schon durch sehr verdünnte
S&uren, ev. schon durch SinuTdämpfe.
Als Uesultat vorsichtiger. Säurebehandluog
(gegen rcrdAnnto Store dUlyairt) crhilt man
einen steifen, dur€iisicliti«;en , mehr oder
weniger gallertartigen Niederschlag, welcher
beim Rrwärmen sclimiht und sieh beim Kr-
kalten wieder bildet. In Wasser, neutralen
Salzlösungen und mit Erdcnrbonaten ver-
rieben, ist derselbe nicht, dagegen in 01%
Salxüftare. sowie in s^r verdfinnten, fttzenden
und ko!il*ii.s:niri'n .\lkalien oder Kalkwasser
lüslich. .\us 0 !",„ Salzsäure werden die
Sjntonine durch concentrirte Salzsäure gefällt,
in rauchender sind sie hingegen löslich und
lallen bHm Verdünnen mit Wasser ans. Zu-
satz v n) Alkali zu Lösungen in verdünnter
Säuru gibt ebenfalls Fällung, die sich aber
durch abersehflssiges Alkati unter Umwand-
lung zu Albuniinat l'st. I!ci <;< L^cnwart von
Na H, l'O» gelingt die Losung durch Alkali-
zusatz erst dann, nachdem die Gesarnntmengo
des Phosphates in das secundSre Salz
(Na,IlPO») übergeführt worden ist, Lösungen
in K.'.lkwawT L'i'iiiiiini ln-iin Kuciicn tlicil-
wüise, in möglichst wenig Nu,CO, gelöst
selbst nicht beim Sieden, wohl aber in aali-
saurer L"'siin!r (MPrner).
Nahi'i untersucht sind:
1. Ilühnereiweisssyntonin (Ovosyntonin) :
aus frischem £ieralbämtn durch JBrw&rw^n
auf dem Wasserbade mit 0-1— 0-«5% HCl
zu erhalten.
i. Muskelsyntonin (Myosyntonin): aus
Myo.sin oder den Muskeln durch Säurebehand-
lung darstellbar. Stärker gelatinös als die
Syntunine der übrigen Eiweisskörper.
Para|»eptone (.Meissner). Acidalbumine
als Neutraiisatiunspräcipitat aus Verdauungs-
gemischen von Eiweisssobstana mit Magensaft.
4. Fibrinsyntonin, dadurch austri zi i'-hnet.
dass Zusatz von tlberschüssigeni Aikuli zn
der einige Zeit vorher ncutralisirten Lösung
den ent.^tandenen Niederschlag nicht mehr
auflöst (J. Sander).
VI. Albuminate (Proteine, Mulder).
Albnroine, Globuline, Fibrine, coagulirtes
Eiweiss werden durch Behandlang mit ver-
iialtni- Miiässig geringen Mengen conc<'iitnrtcr
Alkulieu in eine steile, durchsichtige Gallerte
vun Kali-, resp. Natronalbuminat (Lieber-
I küh^'^ches oder ßllbares Eiweiss) umgewan-
i dclt. desgleichen Acidalbumin. Mit Säuren be-
handelt liefert Ii i/tin s jedoch nicht wieder-
um Acidalbumin (Mörner).
Durch vorsichtigen Zusats einer Sinre
( Essigsäun lwerden die.'Vlbuminatealsi!' ''l;i<:t'r.
weisser, anuirpiier Niederschlag ansgeiuiit. In
Wrisser und 10"„iger NaCl -Lösung fast un-
lösbar, lost er äich leicht in .\lkalien,l{a«HrO»
nnd Na./J(.\.,. Die Lösungen in mögliehst
Wfiii.£: ii .i^'ii.ti iiit-iiiir.li'ii sanci' und
gerinnen erst beim Krintiien über 100 • Neu-
trale Salzlösungen (Kochsalz) bewirken je
nach der Menge mehr oder weniger rasch
Coagulation. Die aniphotcre .\lbnminatlösung
in Alkali wird vom Alkohol kalt gefällt, beim
ErwArroen damit gans oder theilweise gelöst
Hit kohlensauren alkalischen Erden aufge-
schlemmt, ii AUimninatc diese unter .\us-
I treibung von CO, auf. Durch Säuren tritt iui
I Allgemeinen FftUong nach dieaer Lteangen
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ein, der NiedenclilB
NÄHRSTOPPE.
SS
er in Snlzsäare
leicht Mtlieb, etwas 'schwerer in Oxaltftnre,
lehr schwer in Essigs&ure. Eine Lösunpr vun
Albaminat in Na,HP04 wird durch Säuren
erst dann gefallt, wenn dieses Salz in NaH,FO^
Sbergefahrt wurden ißt. Werden die mit
alkalischen Erden dargestellten Albuniinat-
lösungen abgedampft, su bilden si»- :ui ilcr
Oberfläche Haute. J>ie Mfiglichkeit der Existenz
vertchieilener Albaminate kann ans dem op*
tlMhen Verhalten gefolgert werden.
Semaialbumin zeigt bei Behandlang mit
starker Kalilange («) j = ~ 86 °.
Eieralbumin and cuHgulirtee Eieralbuniin
(a) j = — 47 \ resp. — ilh S".
VII. .\lbumusc I! ( Propeptoni' S( liniidt-
MahUieiia). Bei der Verdauang der Eiweias*
kfirper dorfh Pepsin and Trypsln entstehen
die genannt'^n Substanzen als Zwischenpro-
dQcte 7.wiäciten den Acidalbuminen (resp.
Albuminaten) und Peptonen. iSetzt man za
einer albamosehaltigen Losung Salpetersäure,
so entsteht ein weisser Niedi^rschlag, der sich
Ix im Erwärmen löst und l- iin Erkalten sich
wieder herstellt. Analog wie die Salpeter-
säure wirkt Pyrogallol, die Beaetiun unter-
hoheidet ali. r von ersterer vortheilliaft
durch eine ischmual grössere Empfindlichkeit
(Azenfeld).
Die SaJ^eterafturewirkuDg tritt nur dann
ein, wenn die Mischung NBCl-haltif ist and
der Salzgdialt «)"„ nicht überst«itrt Bei
einem Ueber.schuss <KU>r gänzlichtii Felden
Ton Salz findet ein Aufhellen beim Erwärmen
nicht mehr htatt. Kochsalz und Essigsäure
oder Salzsäure. Nutronsulfat und Schwefel-
»<äure (H> 1 1 Ii I füllen Albumose als unlösliche
2»iare Verbindung aus. Das mittelst HNO, aus
seinen LOsangen geftllte saloetersanre Pro-
popton kirstallisirt, mit Alkohol geschättelt.
in O'."» — \ mm sprossen, cubisthen, durch-
sichtigen Krvstallcii aus; nach Verdunsten
des Alkohols (unter den Mikroskop su be-
wbacfaten) trüben sich dieselben unter Anf-
ijuellen. oder sie zerfallen zu Tafeln, Klättclien
und Körnchen, die sich zu rundlichen .Vi;gre-
gnten vereinigen (Schmidt* H.). Bis auf
einen geringen roiislantcn Sfinrrrc^t ii-iiu
Albuiiio.se kann < rhaUcii wurduii liunli gt iiitUL*
Neutralisiren wäss* !!;::,': Säurelö8ung,Einengen
and Dialjoiren. Die Albumose scheidet sich
dabei als eine sreldefthnliehe Schicht von
Iranti' r Farl.r' ati>. welche mit Wasser ge-
schüttelt einen weissen Niederschlag gibt.
Aebnlicb wie mit Säuren ▼•rbiudeC sich
Albumose auch mit Alk.ilii n.
Während Herth aniiinunt, dass bei der
Verdauung aus einem Eiweisskörp^r (Fibrin
X. b.) nur eine Albumose (H<Miiialbumose)
hervorgehe, u. «w. ohne S|>altung oder
Was^crciiiTritt. lüinint Kdhnc <'\w S|.altuiiL'
des Kiweii»j>inolecüU in zwei uinainler uluiliciic
Gruppen an, die er Anti- und llt'migrupj»e
bezeichnet (Anti- und llemialbumüsi). Letztere
soll ihrerseits ein Gemenge sein von 1. Prot-
albumose, durch festes NaCl in rrberschuss
fällbar, in kaltem und heissem Wasser lös-
lidi; 8. Hetoroilbsnoset dorcb NaCl-Ueber-
schoss fdlhar, in kaltem und siedendem
Wasser nnlOslieb, in TerdQnntem und con-
< i'tilrirtciii Salzwasser löslich: 3. Dysalbnmose,
in Salzwasser unlöslich; 4. Deuteroalbnmose,
durch NaC;i-Ueberschus8 nicht, dagegen durch
Nu('l -\- Säuren fällbar, in reinem Wasser
unlöslich. Ausserdem iiuden sich geringe
rnti'rschiede für polarisirtes Licht. Herth
cunstatirte jedoch, daas alle Unterschiede im
Verhalten in LOsnngrs* nnd Ptllnngsmitteln
snwii' il(T Einttiiss auf polarisirfiv-; Licht vcr-
scliwindcn, sobüld die geriiii;-!! DitToivnzon
im Sänregnd der einzelnen Sulistanz>"n aus-
geglichen werden. Im l'ebrigen hängt ilie
specifische Drehuni: mit dem Säuregrade zu-
sammen, nimmt mit der Verminderung des-
selben SU und schwankt zwischen — 67*70
nnd — 70". Die Antialbnraose ist Tenniith«
lieh mit S^'ntonin identisch. .\ti feuchter Luft
oder wässeiiger Lösung geht Heraialbumose
theilweise in coagoUrlMres Eiweiss über (J. G.
Ott»), Ellenbcrger nnd V. Hnfmcistf r
constatirten in fast allen von ihnen unter-
suchten thierischen Secretcn und Organen
Uemialbnmose. Axenfeld ermittelte iu
Weizenmehl 1*60%
Schweizer Käs'' l'Ot „
Stutenmiich-Käbe ...... A) '.M „
Weizenbrot .(V23 „
Kuhmilch 013 .
Panireaa' 0 >3„
Milz O l! „
Leber 0-09,,
Longe 0*07 n
Niere. O Ot» „
Knochenmark 0 0;{ „
VIll, Peptone. Entstehen als End-
producto der hiinwirkang des Pepsins und
Trrpsins nnf Biweissknrper, aber auch als
int''rnii^liär*' rm\vaiidlnn;;si>rHdni'fr bei An-
wcndniiLT von coucenlrirtcii Samen, Alkalien
oJur ilutch Fänlni.<sfermeiit« ,
Nach Wenz kann eine Trennung der
Peptone von Albnmosen (ans Verdauungs»
!,'emiHchcn ("ii r si.genannU'm käuflichen „Pep-
ton'', welches überwiegend Albumosen ent-
hält) bewirkt werden dnreh Sättigung mit
neutralem Ammouinmsulfat. I>it> Albnmosen
werden voll.ständig gefällt, während die Pepton«
in Lösung bleiben. Aus dem Filtrat erhält
man das Pepton nach Entfernung des Am-
monfumsnlfates dnreh Sieden mit knhien*
saur'tii n.Mvt nnd p'-nau»- '/«-rsi'tziuiLr des
Barytpeptons mittelst Sciiweltilsäure als weisses
t "oagulum, welches getrocknet ein feines, weisses
Pulver darstellt vnn .mhi th n idt-rw.^rfitrcn. an
Erbrochenes eriuiierndtii lifachuiack (W-
bumosen besitzen weniger unangenehmen Ge-
schiuack). In kaltem nnd heissem Wasser leicht
löblich (in absolutem Alkohol undAether nicht),
wiv'l < s- £."-(":Ulf A\\\c\\ 'I'aniiin-. iliu< li l'ho.';-
phorwolhani- vind Piuii-i'lKt ui'd) bdan.säure,
K'aliumt|uecksilberjodid und K'aliumwisniuth-
j<»did bei Gegenwart starker Mineralsäurm,
ferner durch Pleie.s.sig und .\miiioniak und
dtircli .«alpetersaup s (^uecksilberoxyd. Pi |itiiiie
nnd Alburaosen geben sowohl di« Biuret-
als die Petri^sche Diaioreaetion. Wahrtdiein-
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nXhrstoffb.
licli verbiniii't sich Pepton mit Säuren unä
•aeli mit Hasen. Unterwirft man cino Pcpton-
lüMing der IJiurctreuction und versetzt mit
Phu.spliortiiiiure bis xur neutralen lieaction,
so entsteht ein kirschrotlicr Niederschlag
Bauer). Das Pepton ist nar »parwei««:
diffosibel tn neutralem Znsfand«, bei Gegen-
wart vi'ti Alkuli-n fv. Wittirh) ol-r von
Siiuren illeiuiinger) leiclitcr. al>»-r iiiclit er-
heblich mehr als andere Eineisslosungcn
unter denselben Verhältnissen, (a) I) in wässe-
riger LOHunsr schwankt nni — fiHü '. Am
.xehwüchstofi ditlit .\lbun)inpe{d(>n. stärker
J<'ibrinpeutoQ, am atätksteo Casejinpepton (J.
Hofmeister, CorTisari). Dnrdi ErhHaen
mit Essigsfturejinh\ i^rid (Honnin iri^r) oder
für sich anf 14u— iüü (Ilufuie istor» wird
Pepton in Körper verwandelt, welche dem
Propepton oder Acidalbumin ähnlich sind,
ein Umstand, welcher die .\nnahme, das« die
Peptoiii' liydrirli- Eiw.'isssubstaii/.rn sind,
wesentlich nnterstützt. • - Das durch Magen-
Verdauung erhaltene Pepton wird durch Trypsin
tlnilwfisc unter Pilihrtii,' von Leucin und
'Jjrosin und einer durch Br oder Cl sich
violett färbenden Verbindung zersetxt. Id
Conseqncns seiner Theorie der AlbnnuMen-
hildnng unterscheidet Kflhne auch Anti*
!iii>l ll'Miiipepton etc., und soll nur das l t/.t» i'
bei i'rypsiuverdauung weiteier Zerüctzung
unterliegen, wfthrend Antipepton darch Trypsin
kein>- Vcrüriilertinf: erli-iii'' rtc.
IX. AiiiyUuil • .Substuirz (Virchow).
Kommt unter normalen Verhilltnissen im
OrKanismas nicht vor, sondern nur als patho-
logisches Prodnct.
Zeichnet sich iluicii S' in.' Kt'sisfiMiz di'ii
Verdanun(r-<u'i tiiisi'lit'ii gegenüber ans. lieiii
dargi -t' llt bildet es ein weisses Pulver,
welches durch .T und H,SO» violett bis stahl-
blau gefärbt wird. Metbyl violett färbt es
purpurfarben. In verdünnten Alkalien quillt
es nnd lOst sieb allmülig etwa« auf, in
coneentrirten lOst ea sich rOllig und wird
beim Kochen in Albumiriat iimi:ow.in 1<1( : in
NH, wenig, in Baryt- und Kulkwa^aer nicht
lOslich. Mit verdünnter Schwefelsäure gekocht,
gibt es Leucin and Tjrosin wie andere Ri-
weisskßrpcr auch. Concentrirte Sahs&nre löst
die Amyloid ^iiitstans auf; die Lösung mit
Wasser verdünnt gibt einen Niederschlag,
der das Verhalten des Syntonin seigt
Z u 8 a imn f n g e s e t / 1 e E i w e i s s k ö r p e r.
Spalten sieh bei der Zersetzung in echtes
Ki weiss and «ine von Eiweiss Tenchiedene
ättbstaos.
I. ProtoTde. Eiweisssubstanzen, welche
bei der S(nltung ausser einem echten Ei-
weisskörper (.Acidalbumin, Albuminat) einen
nieht den Kohlehydraten angehörigen, hoch
< rillet 14 uirten» eharakteriitiseben Atomcomplex
iici't-'i it :
1. Blntfarbstoffe. Spalten sich bei Zcr-
sctxnng Bon&chst in Globuline und H&matin.
Es lassen sich derartig« Verschiedenheiten
constatiren in Kiy-tallgestalt, Lö.slichkeit und
Wassergehalt und anscheinend auch bexügiicb
der Hcttge der gebnndenen Gase» da*s man
die einzelnen Hämojrirtbine als dillerente
chemische Individuen aufzufassen berechtigt
ist. üa sie aber ein und dassell" Il.lniatin
bei der Zersetzung liefern, so mu&i> die Ur-
sache dieser Versehicdcnluitcn in der Natur
der bei der Bildung di-s llumaglubinmolecftls
betheiligten Eiweissgruppe liegen.
i. Caselne. .\us Kuhmilch durch wieder-
holte Essigsäurefällung erhaltenes Case'iu
stellt lufttrocken ein staubfiine>. s. bni'ru<i>M»s,
asehefreies Pulver dar, welches feuchtes, blaues
Ijuckmuspapier btark röthet. Es löst sich in
WiLssor fast gar nicht, in iit/i iulrti, k'ihb ii-:iui i>u
und phospborsanrcn Alkalien, Kalk und liur^ t
alHsr leicht; die entstehenden LOsangen ree-
gircn s.-^uer, bei etwas reichlicherom .-\1ka1i
oLU^at^ neutral, resp. alkali^ich. Beim Kuchcu
tritt keine Gerinnung ein, die ,Flftssigkeit
aberzieht sich aber mit einer Haut.
Diese Haut entsteht wahrscheinlich wie
die auf .Mbuiriinaten. Cli'iridiiu und Leim-
lOsungen dadurch, dass die Verdunstung an
der Oberflftche so rasch vor sich geht, das«
ein .\nsli in'knen der obprfliifliürli.n Eiweiss-
scliiihb ti 1 ilnltjt. Getrocknt'li.' Eiwei.Hskr>r|ier
lösen ; ii h sehr scliwer wieder auf, daher
die Pei'siiitenx des CaselnbAntchens auf der
PlUsnigkeit.
beim Erwärmen eine irtlbung, die beim Er-
kalten wieder verschwindet, wenn die Er-
hitzung nicht zu laiiijc il.nii ite.
Die Carbonate von liaiyl, Kalk oder
.\Lagncsia, in Wasser suspendirt, werden unter
Austreibung der CO, gelöst. Von Nentral-
salien (NaCl, auch gewöhnliches gypsbaltiges)
w. rdi II alle diese Lösungen ebenso wie dun Ii
verdünnte Säuren gefällt. Ein Uebcrsehuss
dieser letzteren, namentlich von HCl. löst
das gefällte Casein wieder auf. Auch phos-
phorsauren Kalk vermag Casein zu lös4'n:
die l.ristiiii,' 1,'i iinnt beint Kuchen lULlit. wohl
aber mit Lab. Durch Mineralsftaren g^ralUcs
Casein hSlt kleine Mengen davon lorOck, die
sich durch Auswaschen nirfit ertfi rrien lassen
(Hammarsten). Ganz iriscli gefällt ist das
Casem auch in NuutralsuUen. besonders in
Kochsalz nicht völlig unlöslich ; hat es sich
aber bereits als Niederschlag ausges>liicden.
SU ist es fast ganz unlöslich in SnI/en. .Mit
verdünnter Salzsäure gekocht, geht das Casein
langsam in Hvntonin über, mit (Iberscbllssigem
Alkali 1 i li.iriiii'lt. zionilirb ra?rli in Albuminat.
Luba^ in, eben&u H am in a i s ten ermittelten
l inen constanten Phosjdiui kjehalt von 0 847%
(S-Gehalt 0-78*; ,.), welcher in Form einer
Nocielnverbindnng im CaselnmolecOl vertreten
ist. Lässt man auf >'iiie iul.'.sanvo Casein-
lösung Pepsin einwirken, dann trübt sich die
anfangs klare Flüssigkeit allmftlig, nnd
schlies.slich fällt das Nuclein als reiehli'lifr
flockiger Niederschlag uns. Von besonileiem
Interesse ist das Verhalten des Case'ins gegen
Labferment Bei Gegenwart von phosphor-
sanreni Kslk gerinnt das Casein unter Bildung
von „Käse' I n i Ii Eiiiu ii Vung des Labfermentes.
Während in alkalischer Lösung selbst nach
Nentraliriren mit Phoaphorstnre die tierin-
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nAhrstofpb.
«7
nung ausbleibt. Zur Kiiüebildung ist die An-
wesenheit von Kalkphosphaten eine iiobcdisgte
Nothwondlfjkf it. r.-'seinlösiiiicon ki"nncTi anch
ohne Lab dmcJi alleinigen Zusatz vun Chlui-
■ ili itiii) oder anderen Kalksalzcn zur Oc-
rinnang gebracht werden, diese Niederschläge
hkben aber eine von dem 'an« natOrUcher
Milch erhaltenen KIm abweichende Be-
scbaffenheit.
Nach Haniniartten findet unter Ver-
nittlnn^ des Labfermentes eine Zerlegang
des Casein in zwei Verbindungen statt, wo-
von «lic ('ino mit tien Kiilki>lHisj>lia(rn einen
mit aus natQrlicher Milch identischen Käse
liefert. Dm «weite Bpaltungsprodact ist eben-
falls ein Eiweisskörper. der säniintlichi^ Rnn-'
tionen der Peptone gibt, aber eine aniierü Zu-
sanimensetr.nng besitst ah letzteres. Zn dieser
Ansicht gelangte- Hammarsten hauptsäch-
lich durch folgenden Versuch: Man theilt
eine mit Kalkwasser und Phosiili<irs;iure be-
reitete Caseinlösung in zwei gleiche Theile
und fUlt ans dem einen (A) das Casein dnreh
Eintragen von pppnlvertem Kochsalz bis zur
Sättigung. Der amU rc (B) wird mit Lab ver-
setit, der Kfts' aMiltrirt und das Piltrat
ebenfalls mit Kochsalz gesättigt, darauf
werden beide Plftssigkeiten filtrirt, die beiden
wass. ihellcn Fütrati- mit gleichviel Wasser
Tcrdünnt mit derselben Menge Essigsäure
angesäuert und mit Oerbsfture versetzt.
In dem Filtrate von A pnt'^tplit mit Ctib
säure nicht die Spur einer Trübung, in
dem Filtrate von B dagegen ein weisser,
flockiger htederschlag. Die Spaltang des
Casein Tolltiebt sich aneh in reinen CaseTn-
lösun^en, nur mit dem rnfi rst Iu.mI. . 'hiss
die kisefallung unterbleibt. Sic tritt snlmt
ein, wenn nachträglich die betrefTciHlcn Kalk-
salze zugesetzt worilcii. .\iif nniml >1>m- Kt-
niittlnngen von Eiigling würt- aiizunehinen,
dass sich bei Gegenwart von Kalkphosphat
Tricalciumphospbatcaseln bildet, jene Casein-
Verbindung, die in der Milch prnfornirt ent-
halten ist. Da« Labferrnrnt wirkt nach <l<?r An-
schauung des letäteren ia der Weise, das>s unti r
Zersetzung des Kalkphosphatcaseins ein Acitl-
alburoinat und eine basische Verbindung
entstehe, welche als Käse ausfällt. Wenngleich
demnach über die Natur der neben dem
Käse auftretenden EiweisskOrper eine lieber-
eittstimmong der Ansichten noch nicht be-
steht, ?r, ist jedenfalls doch als feststehend
zu erachten, ilass das Casein bei der Spaltun?
durch Labfernient eine zweite Eiweisssubstanz
liefert and deshalb zu den Proteiden zu reclmen
itt. Die Albnminate, denen das Casetn von
Hoppe- Si' vier an [jerciht wurde, theilen mit
denselben zwar manche Eigenschaften, erstere
werden aber durch Labferment nicht ver-
ändert, auch nicht b<'i Oinjfnwnrt von Kalk-
phosphat. — Vom Castin unterscheidet sich
der &&«e (iurdi seine Schwerlösliehkeit in
Sinren und Alkalien. Mit Lab vermag Kise
nicht mehr zn gerinnen.
Die von T' i l- tl c r t, !M a k r i - . P ft' i Tf e r
u. A. gefundenen und als charakteristisch be-
tonten Uhtertehied« der Caselne venehiedener
Provenienz in ihrem Verhalten Säuren etc.
gegenüber besiehen sich 7umei^t auf ilna
Casein der natflriiihen Milch. Kein dar-
gestellte (.'aselnc au> verschiedenen Milchsorten
bieten keine erheblichen Unterschiede in ihrem
chemischen Verhalten, woraus Dogi ei folgert,
daes die Caselne einander mindestens so
nalu" stehen wie Eiweisssnbstanzen derselben
Gattung, 2. B. die Albumine. Das Drrhungs-
vermögen wird von der Concentration iies
Lösungsmittels erheblich becinflnsst. Fällt
man Kuhcasein aus Milch mit schwefelsaurer
Magnesia, entfettet « s mit Aethcr und löst
ca in Wasser, so xeigi es (a)j = — 80°:
in schwach alkalischer Lfisung = — 7<i °. in
^i?hr verdünnter Lösung — - f*0°, in stark'
ulkalijc'lier Lösung — — 91° (Hoppe-Sey lerj.
Glycoprotelde. Ei wciassubstanzen, wel-
che bei !:>])altung neben einem Eiweisskürper
eine den Kohlehydraten angehOrige Substanz
liefern :
1. Mucine. Die Mucine, im Schleim,
sebleimh alt igen Geweben nnd Sehnen vor
kommend, werden durch 0*2% Salzsäure
oder durch 10 — S0% Essigsäure (ö"„ löst
Spuren unverändert auf) aus den natürlichen
oder KalkwasserlOsnnmn gef&Ut, ohne dass
in Uebersehnsi des Pftllnngiimittels Lösung
eintritt. Mit Essigsäure gef.ällt zeij;t rXicd. r-
schlag auch nach sorgfältigem Auswaschen
saure Reaction. Nach dem Trocknen bildet
' es ein weisFes", resp. granweissrf:, schwer zer-
rciblichcs I'ulver. Lu:>at luuit ia in wenig
I Wasser aufgeschwemmtem Mucin verdflnnto
Alkalilaugc einfliessen, su erhält man eine
XlhOflsBige, glasige Masse, die bei flberschftft*
sifxera Alkali nai Ii Wasaerzn.satz ilflnnflüssijr
wird. Salpeter.säure erzeugt in Lösunger» einen
flockigen Niederschlag: beim Krnärnien tritt
Xantbojiriiteinreaction ein. Kupfcrsulfat fällt
grobllyikig; überschüssiires Alkali lö.st den
Ou-Nicderschlag zu srhwach violett gefärbter
FlOssigkeit, beim ErLitzen tritt keine Itedoc-
tinn ein. Quecksilberchlorid, AlaonlOsnng,
Oxalsäure, KleizuekerlMSunix und Illeiessig
iiewirken ebenlHll» gtubüotkige, im Ueber-
schass unlösliche Niederschlüge. Magnesiuin-
sulfat in Substans eingetragen dagegen nicht
Nach Znsatz Von '/^ Vol. gesättigter Koch-
salzlösung' kann eine Mucinlösung neutralisirt
und sogar ziemlich stark angesäuert werden,
ohne dass eine Plllnng «der Trübung staits
findet. In derartigen Gemischen, welrli*« eben-
so wenit; wie reine Lösungen beim .sii ilen
gerinnen, wird durch Gerbsäure ein grobüueki
ger Niederschlag enengt, desgleichen durch
Q ue c k si I b e rj odidkalium. Ferroeyankalium trQ bt
das (lemisch nicht. Mit Essigsäure bis tu
beginnender Fällung vcr.'ietzto reine Mucin-
lOsnngen klären sich durch Zusats von Ferro-
cyankalinni auf. Nneli 7ii,-atz sun Millon's
Keagcn.s eihült man beim Krliitziu sich roth
färbende Coagnla. .V d am k i c wi c/' Keagena
bewirkt rothviolelte Färbung. Mit rerdflnnten
Laugen bis sur LOsung neutralisirtes Mnein
L'ibt nach dem Trocknen bei 110°, nicht aber
beim einfachen Erhitzen in alkalischer Lösung
die Reactionen des coagniirten Riweiss, mit
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28
NÄHRSTOFFE.
MineraläHurcn aiihaheiui gekocht Ai iiiatiiumin,
und eine reducirende Substmiz. w.jlrli. sich
als LiTulinsäure (ß Acctopropiunsäure CU,. —
CO— CH,— CH,— COOK) erwiesen hat. Durch
Ucljcrliitzcn unter Dviick zcrfUllt Mncin in eine
EineisssubsUnz und thieriacbe« Garnmi (nicht
redneifeDd, Landwehr). — Hit Sp«iohe1
kann c'mp Murinlrisiins^ cli'^crirt wonlrri. ohne
dass in dein (jeiniich eine rediuiitude Sub-
stanz anf tritt. Mit 0 25" „ HCl gefällt und
mit Pep»in versetzt, findet eine Lösung selbst
naeli mehrtägigem Digeriren beiBrntteroperatur
nicht glatt. ^ Mit verdQnnter Schwefelsäure
gekocht, itelert das Mucin neben Xteacin 7%
Tyrosin.
Von Macin«n der Sftnfer eind afther
untersucht :
a) Drasenmnciii der SabmaiillardrllM
(Obolenskf),
b) OalleiuDudn (Landvehr, Faijknl),
(■) NabeletrangmncinCJernstrOm, Ham>
marsteii),
d) Sehnctuttaein (Kollott, Loebieeh).
2. Metalbumin (Schercr) von Hani-
maistcn aus Ovarialcystcnflüssigkeit durch
wiederholte Alkoholfallung als staubfeines,
weisses, stark hygroskopisches Polrer gewonnen,
welches sieh in Wasser tn «fner opansireiiden,
schleimigen. dirklirfi(^n Flfls-'^iirkrit l">t. Die
Losungen ähneln den MuciniüKungen, untor-
■schciden sich aber von diesen dadareh, dass
durch Kochen der wässerigen LOsunj^en oder
durch Esjiitrsäurc keine Fällung eintntt, auch
nicht durrli ilif [rcwöhnlichcn Eiwoissi .-a'r' M-
tien; nur durch Bleiessig entsteht ein im
IToborschnss leicht löslicher Niederschlag. Mit
Millor's Keugens fiirbt es sich brannrotli.
Feucht auf 100^ erhitzt, wird es unlöslich.
.Durch anhaltendes Kochen mit viel Wassior
wird Met^ilbuminlöKong dünnflOssig und flltrir-
bar und spaltet sich ebenfall« in thierischei
(iiiiiMiii und einen Eiweissk'rpcr. l>ie von
Sc herer als Paralbumin bezeichnet^.-, eben-
falls aus CystenflQssigkeit xn erhaltende Sub-
stanz besteht nach Hanl mnr<tf»n aus einem
üemenge von Metalbumin und Eiwoiss.
Chondrin entsteht durch längeres
Kochen des hyalinen Knoriiels aus einer in
diesem enthaltenen, in kaltem nnd heissem
WasH.^r unlöslichen Snli-fan/, i\r-rn Thondrigen
(Anliydrid des ChonUiiii .'j. welches Fubini
jiucli in der Cornea nachwies. Alkoh<il oder
Aether füllt das Chondrin aus. In kaltem
Wasser quillt es auf, löst sich in kochendem
als Miccllarlösung auf, um beim Erkalt+'n wie
Leim zu gelatiniren (Knorpelleim). Durch
Essigsäure (bei Abwesenheit ron Kochsalz),
Aliiunlfisung uri'l Siil/'' s liWi rcr Mi talle wird
*js gefallt, durch HgCl» ab. r nur getrübt,
dorcb Tannin niciit getüllt. während licim-
ISsnng mit den letzten beiden Beagontien
einen Hiederschlag gibt, dnrch die erstgo-
iiiuiiit-'n .sl'i-r (.'''«'"iHilirli l,i'in-' ^''■^,'indt•run(r
erleidet. Durch verdünnte .Mineralsiuiren wird
(!hundrin gefallt, nnd löst sich der Nidier-
srlila^; im Ueberschuss der Säure leicht auf.
Mit niciit zu stark verdünnten Säuren ge-
kocht, «paltet sich das Chondrin, wobei neben
Syntuniii eine redutirende Substanz auftritt,
welche rott Tollens and Wehm er als Ll-
volinsftnre erkannt worde.
Beim Kochen Ton Chondrin mit ooncen-
trirtcr Salzsäure erhielt Landwehr Amido-
glutars&ure. Leuein, Glycocoll, Ammoniak
und ScfawefolwasserstoS Bei längerem Kochen
mit Wasser spaltet sich das Chondrin in Leim
und tliierische.s (Jummi. Mßglicherweisc ist
noch ein drittes SpaKungsproduct vorhanden,
das bisher noch nicht istdirt werden konnte.
Das Voitoramen von Brenzcatechin bdm £r-
hit/.' ii mit starker Natronlauge (v. Mering)
weist auf das Vorhandensein einer aroqia-
tischen Gruppe hin, welche indess eine von
dor TTi echten Eiweisskörpern vorVnmnienil'^n
abweichende Beschaffenheit besitzen inuss. da
Tyrosin in keinem Falle bisher n erbidten
war. Biuretreaction tritt ein.
Eiweissabküm mllngc.
Hauptsächlich durch die vom Eiweias ab-
weiclh iul'' iiliv>ikalische BcscliafTenheit cha-
raktensirt Bilden Integnmonte and Gerfist-
snbstnnxen.
L Albumoide. Unter Albumoiden fasst
D rech sei oUe jene fräber den Albaminoiden
Hoppe-Seyler^s snfrexilhlten Bttbsianien sn-
sammen. welche untfr ihren Zersetzungspro-
ducten aromatische fl^rosin) enthalten.
1. Keratine. Den bereits iVühcr er-
wähnten Keratinen aus E|>i(i(riiii?, Haar
I Wolle), Hufen etc. (vgl. Kegist. r zuiii fünften
Hand) würde n ull das von Kühne au> <je-
hirnmasse dargestellte Keurokeratiu hinzuzu>
mgen sein. Dasselbe ist ein leieht gelbliches,
si4ir liarti^?. nielit >j:m7. nschefrci m erhal-
tendes l'ulvii-, wilcho« tiv-h weder in kalter
Schwefelsäure noch in Kalilauge löst. Mit
Säaren gekocht (gleiche Volnmina Salas&are
nnd Wasser) liefern alle KeratinTObstanxen:
Glutaminsäure, A>iiarai:i]i>äiire, Linuiii. Ty-
rosin (;} — 3%), Ammoniak und Si liwciVhva-sor-
stofl". Die Entstehung der Keratine aus den
Eiweisssubstiui/en kann, wie der hohe Tvro-
sin- und Sciiwi tclgehalt (bis ;»'4''/o) zeigt,
nicht die Folge eines einfachen Wasserver-
iustes sein, sondern beruht wahrscheinlich
darauf, dass einerseits ein Antheil des Saner*
stofTes im Eivveiss durch S liw.fel ersetzt
wird (analog wie in der 'iiiiutrtsüure der
Essigsäure gegenüber) nnd andererseits ein
Theil des Leucins (oder einer anderen Amido-
säure) durch Tvrosin substituirt wird (Moro-
ch(iwctz). Pepsin und 'l'vrosin haben unter
gewöhnlichen Verhältnissen keine Einwirkang
anf Keratin.
2. Nn d i Tn i-, T>irs-pUien fnllialten (Me(a-)
Phosph'>r.-iiuie. die in der IvuUc durch ver-
dünnte Minoral.säiiren nicht sofort, aber nach
"i — (iiualigem Aufgiessen (aus Uefenucleln, Lie-
be rin an n) abgespalten wird. Sie sind wenig
in Wasser löblich, leicht in Animoniak, koh-
lensauren Alkalien, starker Salpetersäure, und
geben Binret- und schwache Xanthoprotein-
renctii II. Allen gemeinsam k^minit die Eigen-
schalt /u, liaknms zu röthen; der Süurecha-
rakter inssert sich ansserdem in der Fflhig'
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KAHB8T0PPB.
S9
k«it, Sodalöaangeo uat«r CO,-£ntwicklutig,
selbst Na-Aeetat sa xenetien. Wird einer
Lüiiang von Naclein im Na-Aretat neutrales
essigsanro« Blei zufrelügt, m fällt ein weisser
körniger Nifdcr>chla^ aas, welcher jedorli
nicht das eemmnite Nucleln enthält. L. Lie-
bermann. J. Pohl lehrten die ^luglicbkeit der
narNt<lluntr kiTiistliiluT Ntnl.jiiic «Uireh Zu-
aAii vuli .Mi t>i]'iiii-i>liijrgäure zu verschiedenen
Kiwei8ük0r|»'iii N:i< Ii J. Pohl entopreehen die
künstlichen HciiiialbunioscnniiclfTn«* nm mei-
sten den nativen Nucleinen. iSddi langt-rer
Ki!iv\ irkunj? von Alkalien unJ .Säuren erlolpt
die Bildoog von isubstansen, welche dem AI-
homin und Syntonin thnlich sind. Nach
Hoppe-Seyler zcipen dio Nucleine manche
Attbnlichkeit mit Mnciu und »teilen uiTip-
lichenreiM Uebergangsatufen zwischen Albu-
nun und Lecithin dar. Als SpaltungKproducte
4er Nncletne Warden von Kossei Ilypoxanthin
uiiil Guaninanpcachon : iiachLieberni i\ n ii >iiid
'iitso .Siibstaiucn ab Verunreinigungen auf-
7ufa.-sen. Als Zwischenproducte bei der Bildung
des Hypuxanthin aus Nuckln sollte eine als
Adenin (OjHjN,) bezeichiHtc basische Ver-
bindung auftreten, welche zum Hypoianthin
|<^ii^«0) in derselben Beiiehnug t>tehe, wie
daaGnanin i C«H.NtO) snmXanthin (C.H«N«0,)
f K o s s .'l^.I, i I' b 0 r ni a n n si rht 'la^ Ilypoxanthin
zwar auch ab ein iJerivat des Adenin an,
letzteres habe aber keine nähere Beziehungen
samNucK'in, sondern sei demselben niechanii^ch
beigemengt. Nucleln findet sich in den Kernen
der Eiter mul inutkür]iorchen, in den Samon-
körpern, Dotterkugeln, in der Leber, im Hirn,
der Müch, in der Hefe, in Schimmelpilzen und
vielen l'flanzensani>ii. aus denen dunh
künstliche VerJtkuutig als unlöslicher Uuck-
stand zu gewinnen ist. Da nach Bükay's
Vereachen Kacleln weder vom Magenaatt, noch
Tom Banehxpeiehel, oooh durch P&nlniüs ge-
lost wirJ lui'l auch der IJcsHi-ptiMii uirlit un-
terliegt, äunderu unverdaut mit dem Kotb den
Körper verlässt, kann es als ein NihratofT
nicht anzeschen werden.
3. Elastin. S-fn-i. Hauptbcstandthcil
de« elastischen Gewebes. Aus reinem Elastin
liMt «ich in getrocknetem Zustande ein gelb-
liebwetsses Poher herateUen, welches ebenso
wi'i pr-5?8ere getrocknete Stücke in Wasser
aufquillt. Durch kochende concentrirte Kall-
laofe od«r ▼erdOnnte Schwefebäure wird es
gelöst, wobei es sehr viel Leucin (M] ■ lö"/o).
aber nur sehr wenig Tyrosin (0 liefert
(Erlcnmeyer und .Sc hoffer) In faul- mh-n
fankreaegemischen finden sich Ammoniak,
VateriansItiTe, Glycocoll, Kohlensaure neben
Pept >n. aber weder Phenol noch Indol
(W ü Ith Ii). Durch Fehlen von Glutaminsäure.
AH]>ara^insäuro und H,.S sowie durch Auf-
treten von (iljrcocoU und nnr wenig T|rrosin
nnteneheidet sich Elastin i;charf von Ffiweiss
und K'T;itin: I'.-hlen von i Iliit.iinin-rnir'' mnl
H,S sowie Auflretcn von iyrusiti und AiuiUu-
valeriansäure charukterisirt das Elastin gegen-
über dem Leim. Mit Wasser im zngeschniol-
zenen Bohr oder mit verdünnter i>iil/.süurc
bis snr LOsnng gekocht, auch bei Pepsiam-
dauung spaltet es sich in Hemielastin und
Blastinpepton. Ersteres erinnert an Hemial-
bumiuos« in >.:in> in V. ib iUpn sowohl beim
Erhitzen aU au Ii in Litzug auf Farbenreac-
tion (Biuret-, XanthoproteTn- und M i llonV:chc
Ueactionj. (aj S — — ^i l. £Ustinpepton gibt
dieselben Parbenreactionen. («) = — 87-94
(llorbaczew skij
11. (ilutiuuid«' bilden die (irundlage
der meisten Bindegowebsbestandtheile im
Thierkür]ier. Liefern bei der Spaltung keine
aromatischen Producte.
1. Collagen, der Hauptbcstandtheil des
Bindegewebes, ist in Wasser, Salslöanngen,
verdünnten Säuren und Alkalien nnlOslich,
quillt aber in Säuren und ist in diesem Zu-
stande sowohl für Pepsin verdauli<h ab auch
in alkalischer Lösung für Trypsin. Für das
durch £xtraction der Kochsalse ana Knochen
dargestellte Collagen ist vielfach die Bezeich-
nung 0.-s< in ^'cltrauclilieli. Kui.-ht man rnllagcn
anhaltend mit Wasser oder mit etwas ääorc,
so lOst es sich durch Aufnahme eines Mole<
rüls Wa «r auf (F. Hofmoister), voter
l'iiuviuuUung zu
i. Glutin (I^eim). In physikalischer Hin-
sic-bf vf'rliält sich Glutin wie Chondrin. AtHser
dvu bereits oben angegebenen Fftllungsmitlela
wird Leim gefallt durch Metaphusidiorsäurc,
Phoapborwoiframs&nre und Tanrochoisfture
(Em ich). Gerbsfture erxeugt nur bei Gegen-
wart von Salzen oder Essigsäure einen Nie-
derschlag. Essigsäure und Ferrocyankoliuiii
geben auch einen Niederschlag, der sich im
l'ebersrhuHs des Salzes leicht lOst. Alann
trübt die Flüssigkeit, ein Ucbcrschuss hellt
sie wieder auf. jetzt erzeugt au< Ii Ks^itr anre
keine Fällung mehr. Kochen mit Millon's
Ueagens bewirkt keine Rothfllrbung. Adam-
k i I' w i 1- 7.' Ueaction versagt ebenfalls, il;i_'''u'fn
nii lit die liiun-treaction. Kochen mit
uire hat das Auftreten derselben Zcrsetzungs-
Kroducte zur Folge wie .\nwendung derselben
iethode bei Chondrin : Asparaginsäure, welche
Gätlii;t'n.> hirlf i rnn tt n haben wollte,
wurde von Landwehr vcmisst Mit Kali-
lauge erhitzt, gibt Glutin Lencin und Glyco-
c 11 M\t doppelt chromsaurem Kali versetzt
und tingetrocknet, bleibt Leim im Finstern
oder gelben Licht längere Zeit unverändert,
im Sonaenlicbt wird er aber schnell unlös-
lich. {i)T>=^ — HS*— H4*. Durch län-
r* >: Knfhen verliert eine Tieimhlsung die
Fühigkeiu zu gelatiniren, und zwar unter
l'mvvandliing des Leimes zu Leimpepton. Ver-
dünnte Säuren, Pepsin oder Trypsin haben
dieselbe Wirkung. Nach Hofmeister's An-
nabnn' 7,''rr.il!t Iv-i 'i'-r P' pt •ui-irung der
Leim unter Wus-seiuufuahme {i .MolecUleJ in
.Semigintin und Heraicollin, .Substansen mit
Säurechurnktfr, wmvou jede derselben bei
weiterer ^«pallung Leucin und Glycocoll
liefert.
P f l a n z 1 i 0 he Ei w e i s s k r j» e r.
Dil- Pflanzen bergen in dem circnlironden
Safl Strom verhältnis-^miissig wenig Eiweigg-
«ubstanscn. Daa in dem sSamen aufgespei-
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NÄHRSTOFFE.
chort«! Eiwei>ä tuitlet sich liuupbiiclilicli
im Einbrvo und in <1lmi sjoj,'. Protcliikör-
nern, stArkemehl&bniiclicn, mit einer Cel-
IttloschflUe amgebonen. rand«n oder elli[)«!<>i-
ilcn Zi'll' n. wclclu; in ihrer Gesanirntli' it lii**
si'fj. Kleh'Tsrhicht bilden und xvviächcn der
innersten, dvr 4., die äussere Haut de» Korns
bildenden CV!liil'-..'i:n'iiil.r.iii. ilcr sofj. Sa-
incnseliieht und dem Mehlkeni ihre Lage
haben. In diesen Kürncrn finden sich ferner
üog. Uloboide, amorphe kugfllfürnii<<:e oder
tranbif^e Bildungen, wich« viel anorganische
Substanzen neben rirL^juisehen enthalten:
ausserdem häufig nocit so^;. KryataUuide.UOchst
Wabrscb('in1i< h b^^stehen letztere »US Eiweiss-
Verbindungen mit geringen Mengen von an-
organischen Basen oder isalzen, abgesehen
von dem fast in allen pflanzlichen Eiwciss-
verbiaddDgeD nachweisbaren Gebalt an Kalk,
H^inieaia, Phosphonftttro, Eisen, selbst Sparen
vt»(i Knpfer (Kürbisglobulin). Das chemisclie
Vcrltalten des Pflanzeneiweiss ist im Allgemei-
nen dasselbe wie das des thieriachen, es ist je-
doch bieber noch k«-ine mit einem von letz-
terem identisebe Kiweisssubstanz bekannt,
Würaus zu schliessen ist, dass das pflanzlii lif
Eiweiss für die Zwecke de« Thierkörpers
nicht unmittelbar verwendbar ist Vemanthlieh
werden im Organismus Bruchstücke des
pfianidicben Eiweiss zur •Syntbeäc des tliic-
rischen verwendet. Man unterscheidet:
I. r*f I a n z eri a]!» nmi ne. In reinem Zu-
stünde sind dieselben noch nicht bekannt.
Auf ihre Anwesenheit pflegt man zn
.schliessen, wenn man in wä>srriLrcii Pflunzcn-
extracten nach Abtiltrireu eines durch genaue
Neutralisation cntstandr-ncn Niederschlages
dareb Kochen noch ein Coagulum erhält,
eventuell nach AnB&aem mit einer Spur Essig-
säure. Derartige Albumine finden sich in den
meisten Pdanzeusälten vur, .sind aber auch
im Samen vertreten. An den durch Coagu-
Iktion erhalten< Ti Aüuvniinon lassen sich ge-
wi>se Diffcren/cii cdiisiatiren; so löst sich
/. Ii. das coagulirte Albumin aus Erbsen und
Saabqhnen leicht in Kalkwasser und Essig-
sture, das ans Weizen, Gente, Mais, Lu|>inen
dagegen nicht.
II. Pflanzenghibuliuu. Entsprochen
den thierischen Globulinen, unterscheiden sich
aber von diesen durch ihre, wenn auch ge-
ringe L'jslichkeit in reinem Walser.
.^us wasseriger Lösung werden sie durch
verliiniii- K'ichsal/"" '-.tinifen gefallt, lösen
sich aber wieder in .">— lUVoigen, ebenso in
1% Na;CO,-IiösnTigen. Die Hauptmasse der
in den Prcit'-inV'irnr-n nnfiri-.=n.-i. hcrtrn Ei-
wcisssubstanzen Itc-ltht aus (.rlobuhacn. ebenso
die Krystalloide, welche aus dem Protein-
Icömereiweiss auch auf künstlichem Wege
durch Digcriren mit wenig concentrirter
NaCl- und (XHjri-Lüsung bei ;iO~:{.•;^ Zu-
.satz von Wasser derselben Temperatur und
langsamem Erkalten auf kOnstliehem Weg**
zu erhalten sind. In Alkohol büsiJcn die vcge-
tabiUücben Globuline nur langsam ihre Los-
Jjcbkeit ein. Bei längcrem Stehen unter H,0
gehen die (Hobuline in .\lbuminate (Oaseinet,
dann in coagulirtes Eivvciss ftbcr.
1. Viteilin. Charaktertsirt sich durch
.-«eine TjOsliehkeit in gesättigter KocbsahlSsnng
(Wey!) Knnmt im Uafei. Mais. Erbsen,
sOssen Mandeln, im weissen Senf, Bortho-
letia vor.
2. Myosin. Wird aus seiner Lösung in
lOVo Na Ol durch Sättigung desselben mit
festem NaOl gefällt, eoagulirt bei 60".
Als Üestandtheil von Hafer, Weiaeu, Erbsen,
süssen Handeln und weissen Senf nachge-
wiesen.
3. Conglutin. Eine Globulinsubstanz,
welche nach Yines als ein Gemenge eines
reinen Globulins (Viteilin 7) mit einer der
Hemialbuinose entsprechenden Pflanzcnoiweiss-
verbin.ltiiiL' aufzufassen ist, ebenso wie Lcgu-
miu und Qluteucaseln. Aus ö% NaCl-LO»ung
durch SSusati von 4 — S YoL Wasser bis auf
10 -«(1% fällbar, nicht aber durch Sättigung
mit Kochsalz. Findet sich in gelben und
blauen Lupinen. Erilnüs^en (.\rachis bypo-
gaja), UaselnOssen, WaliaQssen, Kettigsamcn.
Ptirsichkernen, in sQssen «nd bitteren
Maruielii.
4. Logumin. Stark sauer reagirende
EiweissvermndttBg. In kaltem Wasser unlös-
lich, eoagulirt es beim Kochen; durch 3%
Kochsalzlösung lästit es sich, aus Erbsen.
Bohnen, Saubohneilt Wicken, Lu[^inen, unter
deren Eiweieskdrpem es deu Uauptbeatand*
tbeil ansmaeht. ebenfalls auch aus Hafur ex*
rradin n. Na- I; Iv'lian'lIunLT mit Kaliwasser
i.-t es in der Salzlösung unlöslich. In stark
verdtlnntcn .Alkalien löst es sieh leicht, in
sehr verilütiiit- r K>si:;- iiüd SaUsäure nicht
uiierhelilicli auf. iieiiii Verbrennen hinterlässt
es eine stark phosphor.säurehaltige Asche.
o. Glutencaaeln. Gehört nach Wejl
ebenfalls zu jenen Eiweissverbindungen, welche
ans ur-; i riti'_'^lii Ii vorhandenen Globulinen durch
Behandlting iiiit Kaliwasser sich in Alburai-
nate umwandeln, zn denen von Kitt hausen
ausser Legumin auch Glutencasein gezählt
wird. Bei Verwendung von Na,('(1., zur Ex-
traction v(m Samen, z. B. Benluzung ni' ii rr r
Temperaturen und Vermeidung der Einwir-
kung von Alkallen und SSuren, werden Atbu-
minati\ r> s).. Case'ine niemals gefunden. Das
GiuteiK asetti kann aus Weizen-. Koggen-,
Gerstenkleber durch Estraction mit 01%
Kalilauge dargestellt werden. In kaltem und
heissem Wasser ist es unlöslich, in verdünn-
tem heissen Alkohid löst es -i' Ii < twas. wali
rend der grösstc Theil eoagulirt. In Essig-
sftnre ist es wenig Kisiteh, iiuillt aber darin
zu einer steifen. diuchsichti<^' n (Jall rte. Me-
talle lallen dasselbe aus alkuliachtii Lösung
ebenso wie Legumin. j\us Buchweizen erhält
man ein Glutencasein, welches sieli durch
seinen hohen Sehwefelgehalt (1"5"'„ gegen-
über 0 !» aus Weizen) auszei« liii' t und Phos-
pborsäure in lef^ter Bindung enthalt.
III. Pflanzcnfibrine. Rührt man Mehl
/n l iiir^ni Teig an und knetet denselben na Ii
einigem Stehen vorsichtig unter fliessendeni
Wasser ans, so erhält man eine zftbe ela-
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NXHltSTOFFB.
31
»tiüch« Maiwe, dea Kleber, ünch W'cyl und
Bittrhoff vo)lsi«ht rieh di« Kleberbildonf;
HitfiT V"n?iitt!iintr fincs Ponncntes durch
ritiwaiiiitun/ fiüer uivuäiiiüliiilii heti (ilobulin-
.substanx. Wird das Melil mit einer l'i7i,igcn
^mCl-Losiiiig extnhirt, so geht daa Globalin
in LOsunc:, und fttis d«m Rückstand 1iU«t tAeh
Klobci iii'iit mt'lir i^.-winiK.-n.
In «ciir verdünnten iSäurcn oder AlkaUeu
litet sich -icr Kleber leicht unter BiUtung
<'\w:s l;. <iiliiiin von Starke, Fett und Kleie.
Iii ijeuti.ik'i ^^iklusunt,' unlöslich, löst er sich
in wasserhaltigem Alkohol auf, in absolutem
nicht. Aof Grand der verschiedeuea LO&lich*
keit einxelner sni Kleber eztraliirbarer StofTe
in Alkohol von 0-86— 0 82 spr. . Gewicht
unterscheidet Hitth aussen eine Anzahl Sub-
stanxen, von denen das Glateneaseln bereita
Erwähnung gefunden hat.
1. (ilutcnfib rin. Kann ms Weizen-,
(lerste-, Maiä-, in geringer Menge auch au-s
Huggenklebcr durch Digestion mit Alkohol
von 0'86-^-K3 apec. Gewicht in LGsang
eei'r.) 'lit Wi rd« ri. Heiin VerdmiJiti'ii in Iflnner
;»<-i»ula vt-rblcilit (liisselbe als br4uiilicligelbe
elaätiüche Haut in den 43eGls.sen. In Waaser
und nentraler ä«lsl4i«iuig unlOalich, in ver-
dflnnten Sjtnren und Alkalien lOsticb.
i. 0!i,ti;ii; ( I'tlatizcnleiin). Kocht man
Kleber aus Weizen o«ier Hafer mit Wa.sser
ans. ho erhält man (la.s Gliadin ala klebrige,
tirni.ssartige, gelbli'!u' Maa^e. In Alkohol
ebenfalls lo.^lieh. lu Sulzlö.sungen fa.st unlös-
lich. Das Hafv-ruliuJin (Haferloim) besitzt
einen höheren Schwefelgehalt (l'Uey^) ala
Weixcngliaiitin (0 8;>%).
'.i. Mucedin. Find' t .-ii h in Weizen,
ii'iggen und (Jerste. Gtlruiknet bildet
keine /usanimenhängenden Platten, wie Fibrin
und Ciliadin: im l'ebrigen ähnelt es dem
b-tztertn sehr. In Wasser nur theilweisc löslith.
Durch '.»()— Oöy„ Alkohol wird Mu.'cdin ans
schwächeren Alkohollö^ungeu gefüllt.
Fette.
Aebniieh wie der thierische Onfanismns
durch ^'in-n durehnf htiitrljch gr/lsseren Ki-
weissreichlhum die PÜan/en iibeitriflPt, gilt
die« besQflich des Fettgehaltes. Die in den
PHanzen vorkommenden Fette tind' n -«'Ii
vorznsrrs weise in dem Samen angehäuti. u. zw.
in um 80 grösLscrer Menge, je weniger Kohb'-
hjdrnte in ihnen vorhanden sind; seltener
gelingt der Nachweis hn Fnichtflcisch od»^r
in il' T Wur/' 1, w.ilirnnd die übriu'' n Ort^anf
nur sehr geringe t^iiantitäten enthalten.
An SanerstolT bchitien sie im Dur ii
schnitt weniger al.s die Kohlehydrate. Im
Mittel enthalten die für die Krnahrung hau|it-
.sachlich in Frage kuninienden rein- « tu ntr.il
reagirenden Fette au C ?t» ö7oi ^
O !l t)%, u. «w.:
r
Tripulmiliii . . . 7-> 'J.i"/„
Tristearin 7<i"8."i
H 0
121t>% 1191%
„ it U „ lo-7'J „
Triolein 77 :^K .. i\ ir, .. Kt Sfi ..
Ihrer ConKistenz nach unterscheidet man
feste Fette (Talg), halbfeato (Butter, Schmak)
und flüssige (Oele, Tliraue). Iti-im Erwärmen
achuiclzen die cunsistenteren Fette sämintlich
unterhalb de.s Siedepunkte» des Wassers zu einer
öligen Flüssigkeit, welche wie die bei ge-
wöhnlicher Temperatur Hils.-iigeu Oele auf
Papier einen dnrcb8icht|gen, beim Anw&rmen
nicht verschwindenden Fleck hinterlfisai Bei
31)0 320" beginnen die Fett vi >I il?n. wo-
bei sie unter Bildung unangenehm riechen-
der Producte. nameiuli Ii Acrolein zer.setst
werden. Das sjiecifische Gewicht ist geringer
als das des Wassers; in letztcrem sind die
hicher gehörigen Substanzen vollkommen un-
löslich, leicht loslich dagegen in Aether und
kochendem Alkohol, Schwefelkohlenstoff vnd
den flüchtigen n. l. n, rhw- r in kaltem Al-
kohol. Mit CoUoidsub.staniten geschüttelt,
bilden sie Emulsionen, ebenfalls mit .\lkalien.
Trocknende Oele und Fette. In Ue-
rührung mit der Luft nehnieu einige Pflanzen-
fette, z. B. die im Leinsiiiiien und Baum-
Wollensamen enlhalteueu, wegen ihres Ge-
halte« an LeinOhAnre ^««ntMF tns der Luft
auf und iri li 'ii dnd ;rch in Verbindungen
über, Well !iü si lili.-.^.ilieh feste ('»iisiHtenz
erlangen. Durch Kaliumpermanganat wird die
firUber als einheitlicher KOrper anfgefasste
LeinCUSnre sn Satirinsftnre (Tetrnoxystea
rinsäurc C,,H3,(OH)»0,, Di "W-f . .:riii-riur.'
CibH,»(OH,)D,), Linusinsänre und J.suünu-
sinsAnre C,hH,„(OH),0,) oxjdirt. Leinölsäurc
muHs demnach nach Hazura's Unter-
suchungen aU ein Gemisch aus den vier
ungesättigten Säuren: OclsÄure (',„H,>0,,
Unols&nre C|(H,,(>., . sowie Linolen* und
tsolinolensftnre <',„Hj„t), aufgefasst werden.
Die Untorsi lii.'di der vcrschie 1- !!■ ii trock-
nenden Oele unt'.r einander basircii auf dem
wechselnden Percentgelialt der genannten
Einzelbestandtheile. Es wurden l>ei Oxydation
erhalten aus 100 'l'heilen flüssiger Fett-
sftare von
TKosvstearin«. 4*0 SU m
Sutivinsäure 240 t5-0 18'5 31'3
Linnsin- und
Is<din<>.sins. . J ö
2 0
OH
Die abrigen nicht trocknenden Uelc
nnd Fette erleiden nnterMitwirkang von Per-
nienten theilweise Zersietzungen (*ie werden
ranzig), wobei die neutrale licaciion in «auie
übergeht. Hy.lrolyse. Mit Wasser überhitst
-r mit starken .'Vlkaiii n In handelt. werden
- uiimtliclie Fette Unter l. niiitt von 11,0 in
lilyeeriri (von Sclu-ele 1779 bei der Be-
r. itiing von Bleipflaster entdeckt nnd von ihm
l'riiu ipiura dnlce oleornm ^«'nannt) nnd fteie
Fettsäuren, resp. df :. ti S d, > (Seiten) zerlegt.
Teber die Natur der hiebet in Frage kom
in.'U'l' n Umsetzangen hatten die l'nter-
sucliuiigen von Chevreul den ersten Ant-
schluss gi'geben. und wurde die .\nsieht des-
selben, dass die Fette den gemischten .\etliern
/uzuzilhlen seien, durch die von Berthelot
ausgeführte Synthese der Fette ans Pettsftaren
und <!lyeerin b<>t:Uigt. Man bezeichnet sie
jetzt allgemein als (ilyeeride. Alle naturlieh
vorkommenden Fette haben sieh als Triglj-
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SS
NiHRSTOFFE.
ceri<le erwiesen, d. h. als Glvcerin C;,Hftf OH),. !
in welchem die drei Wpiacnen, dem (ilycerin I
den Charakter einer Baae verleiheadea Hy- I
droxrle durch einwerthig«? tind einbasisdio !
Säur'.Ti'stc ers-'t/t ^Iml. Ih'i- Siuin'!!, ilcri'ii
liadicale die Fettbilduiig vermitteln, gehören
der Fettsäiirercihe von der »lljfenielnen
Formel C,Hft,0, (Amcisensäurcrcilio) nlcr
den ungesattipton Fottsäurcn der licihe
CJB^-tO, (AcriUäurcrcilic) zu. nur in den
trocknenden Oelen kummen noch Säuren von
der Ponn C„H,„.,0, vor.
Neatralfett< . Dk' den Neutrnlf. tti n
zugehörigen Gljceride der sog. liQchtigen
Fettsäuren (Üutvrin etc.) spielen eine nur
untergeordnete Kolle für die En.ähnirfr. da
sie nicht constant vorkommen, und weiiti vor-
lKiiirl< n, nur wi iüge Procente der gesammten
übrigen Bcstaudtheile der natärlicheu Fette
betragen, deren HnaptniMce an» den Trigly-
ceriden der Palmitin-f Stearin- nnd Oelstare
besteht. '
Da»Tripalmitin C,H4(C;,„Ha,0,)3 oder, f
«wea genöhnlich genannt wird, da.s Palmitin,
ist in rorwiegendor Menge in den schmalz-
artigen Fetten und fast auäschliesslich neben
öolsäureglyccrid im UlivenOl enthalten, in
«lenen es mitunter in kleinkrystalliniflcben
filättchen auftritt.
Es schmilzt nieist bei 60^ und erstarrt
bei 46° C.
T r i 8 te ar i n Vati. (Ct«HuC,), kommt
vorzupweise in den raigarten vor.
ha bildet farblose, porlnaitterglänzendc
Schuppen, dio bei ü3° C. schwelzeu und er-
kaltend bei Sl* XU einer amorphen Masse j
erstarren. Hat man jedoch mehrere Grade j
über den Schmelzpunkt erhitzt und wärmt
nach dem Erkalten von neuem an. so sclimilzt
es nun schon bei 53% nimmt aber nach aber-
tnalipem Erstarren aeinen frfiberen 8chmek-
j'iitikt wiO'lcr an. Wurde dn< bei fi!!'^ srhmi'l-
zendc .Skarin nur um 2 ^ über seinen tjclimclz- i
punkt erhitzt, so erstarrt es schc-n bei 61°,
schmilzt aber dann erst bei tiii^. Das Tristearin
hat sonach drei verschiedene Schmelzpunkte, i
5;i, 63 und 66° C. A, hiiliche« gilt flbrigens
auch für das Tripulmitiu.
Margarin CsHjCCifHasO,), scheint in
den natürlichen Fetton nicht vertreten zu sein.
Triolein CaHslC.^HajÜ,),,, gewöhnlich
als Olein bezeichnet, biblet den vorwiegenden
Beetandtheil der Fette des Thierkorpers nnd '
der nicht tr«>eknenden Oele der Pflansen.
Urin ilar:.,'''>f'*llt bildet es ein färb und
gcruLhlo^jes Uf i, das bei — ^ C. iiiKi vstall-
aadeln erstarrt. Durch Ik-handlung mit sal-
petriger Säure wird das Olein fest, indcn» es
in das isomere neulralo Ebudin üliorgebt. das ,
bei 36" schmilzt. i
Fettsäuren. In tbieri»chen und pllanz- 1
liehen Fetten 6nden sich neben den 1'iigly- I
ceridcn auch die freien Fcttsiiuren.
Die das Palinilin bild<'iide Sänre. die
Palmitinsäure C,„H.,jO.,, isl weich, zei reib-
lich und krvstallisirt in wei'j.'^en Nadeln, i
schmilzt bei C, wobei sicli dieselbe alark 1
anedehnt; beim Erstarren tritt wieder eine I
V(dumenvcrmii:derung ein. Im Yacuam mit
überhitztem Dampf lässt sie sich leicht destfl*
liren. Durch Oxydation mit Kalium]ierman-
ganat erhielt Gröjrer Säuren der Oxalsäure-
reibe (Oxalsäure, ]krnst('in>;Liin'. .Vdipinsäure),
flüchtige Fettsäuren (Essigsäure, Buttersäure,
Capronsänre) nnd Ozvfettsftnren (Oxyvalerian-
säure und Dioxyinlmitinsänre). Frei koinniT
die Säure im Paliuol vor. Als Cctyläther
bildet sie den Wallrath, als Mvriciläther den
Hanptbestandtheil des Bienenwachses.
Die Stearinsäure (Talgsnure) C,^H„„0,,
von ('In vreul . iiitleckt, schmilzt bei 69'S' C.
und zeigt biebei dasselbe physikalische Yer-
}i alten bexflglich der Volnmenftndernng wie
die Palmitinsäure. Beim Erkalten erstarrt sie
zu weissen, glänzenden, sich sciilüifl'rig an-
fühlenden Nadeln.
Die Margarinsftnre C,yQa«^i
sich kflnstHch darstellen dnron Kochen von
Cctylcyauid mit Kalilaui,'e. .Sio i^t 'Irr Pal-
mitinsäure sehr ähnlich und liniilzt bei
iJ9"9°. Von joner Substanz, welche raan aus
den natürlichen Fetten bei der Verseifung
als Margarinsäure isolirte. wies Heintz nach,
las> dieselbe aus einem bi.i tin schmelzenden
Gemisch von ioy« Stearinsäure und 90
Palmitinsäure besteht. ITeberhaupt boeinflnsst
das Mischungsv(rbriltni<s. wir II «.'int/, zeigte,
den Schmelzpunkt ausserordentlich, wie sich
aus nachstehender SSnsamuemtellang ergibt:
8rtinii-U|tunkt
Stearinslnie
P«l»iUaaiiir«
67-S
90%
10%
65-3
S(( .,
6i-9
30 „
fiOi
00,
ö7 0
«0,
S6-6
«o„
SO»
S6'3
40 ,
60 „
30 „
7 Ii ..
Bei vorsichtig geleiteter Oxy dation l ineü
Stearin* und Palmitinsänregemisches mittelst
Kaliumpernumganat oder HNO, entsteht
nach Tarette Bernsteinsänre, normale Pro-
pylendicarbonsäure [<ilutar.säure
('HaCOOH)-CH,— CH,(C00HJJ
und Adipinsäure;
CH»— CB,(COOB)
iH,-CH,(COOH)
Ii Oel säure C,hH.„0,. färb-, ge-
schmück- nnd geruchlos, in Wasser nicht
gänzlich nnlßslich, erstarrt schon bei -^-h"
zu einer krsytallinischen Masse, welche bei
j 14" schmilzt. Ihre Verbindungen mit
Srhwermetallen lO^en sich in Alkoliol und
Aether (Unterschied von der Stearin- und
Palmitinsäure). Heine, flüssig«- Oelsäure röthet
Lakmus nicht, auch nicht in ^ilk diolisdier
Ldsnug. Beim Stehen an der Luft os^dirt
sie sich rasch, wird ?elb. riecht ranzig nnd
reafrirt dann sauer. SrlinirlzL'n mit Kalihydrat
bewirkt Spaltung in l'uUuitin- und Essigsäure.
Oxydation mit conct-ntrirter Salpetersäure
»ribt zur Entstehung >ämmtlicher niederer
Fettsäuren Veranlassung von der Caprinsäure
bis zur Rüsigsänre; unter Einwirkung von
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KiHBSTOFra.
38
rerdttnnter Siüp«teraäiire biUi«a «icli MKk
iwdbuische Slnreti (t. B. EorksiVT«). Sal-
petrige Säurt! wandelt reiiit- O'-Isüiirt' ('oivillrte
nicht) in die isomere, sauer reagireii«!*' Elai-
din^-änre um, welche bei 44 — 45'' ' '- -i lunilzt.
Bei 60" ab'^orbirt dieselbe Sauerstoff und er-
starrt dann nicht wieder, Oxydation mit
Kaliumpermaiijjrunat in alkaliscbtr Lösung'
löhrt die Oelsäur»- in Dioiystearinsüiire über.
Proc entfiel) alt an Fett sauren. In
Spuren bis zu sind die Fettsäuren in
allen Fetten, reichlicher in deu räudigen
Fetten rertreten; nur das Lebeifett enihUt
selbst im frischen Zustande bis 10*"u an
freien Pettsftaren (J. M u n k), noch mehr der
Leberthran, das Leberfetk der Oadusarten
(F. Hof mann). Die Gewinnnngimethode des
Leberthrans scheint hiebei eine grosse Rolle
zu spji lm, denn in hellem, scrguiltii; herge-
stelitem Leberthran konnte RSalkowski nur
minimale Mengen freier Fettilnren ermitteln.
Im frischen Pflanzenfette kommen nur wenig
freie Fettsäuren vor, um ao reichlicher, je
länger sie stehen; in nltem Bftbdl Ins in 3*5%,
io Rap-fll bis i^Vo'
Im V^^rüauuugsschluuch werden auch
anä den Neutralfetten grosse Quantitäten von
Fetteftnren nbmepalten, ao daes nach Ver-
nttemng Ton Neatralfett in GarniTwen im
Dflnndarminhalt derselben mhulestens der
Fettmasäen als ireie Fetts&ure sich erweist.
Die präformirtett nnd die im Darm gebildeten
Fettsäuren kommen dem Organismus in
jg'l'.icher Weise su Statten, als die ihnen
ehemisch äquivalenten neutralen Fettmengen,
indem «ie senna in derselben Weise wie
diese den EüweinieifBll beacbrinken nnd
wnbrsebeinlich auch den Fettverlust des
K Tiiers zu verhüten vermögen. Sic sind femer
lief) insofern als Kfthrstoffe den Fetten
gleichwerthig, aU ei« im KOrper anf synthe-
tischem Wege in Nentralfetten urogd>ildet
und ak Solche angesetzt werden können
(J. Münk). Freie feste Fettsäuren (ätearin-
ftSnre etc.) entstehen im Darm auch aus den
ij! ll -n iiflanz-liehen und tliierisehen Geweben
s}»arlieii. im Gehini und Eidottur reichlicher
vorhandenen Lecithinen neben Cholin und
Glje^inphMpliorB&ar«. Der Lecitbingehalt
mancher Pimiientheü«, der Samen s. B., ist
nicht unerheblich. So ermittelten E. Sehulze
und Steiger in der Samentrockensubstanz
Lecithin
Lnpinus lutcus 1*57%
Soja hispida 1*64 «
Vieia satira l'tt „
Faha vulgaris <^ ^'1 „
Linum usitati&s.. 0 8K „
H irdeam dist 0 74 „
Triticuni vulgare .... O'^ß „
Secale » ereale 0'5Ö „
Koh lehydrate.
Unter Kohlehydraten venteht man eine
Reihe ven festen C-Verbindnngen v n d r
allgemeinen Formel C(U,iiOn, in welchen das
Terhftltnii» von WaMentolT tu Saoorstolf
Kack BicfUapllto i. TMerMlM. m Id.
odi ebenao stellt, «ie im Waaser; ihre
TerbreitQng namenllieb in der Pflantenwelt
ist eine aus^,'edehntfl.
Die meisten von ihnen sind als Derivate
der eeclmrerfhi^en Alkohole C'«Hh(OH)s anf«
zufassen, von indifferentem (weder saurem
I U'H'h basiseliem) Charakter, geruchlos, meist
süss schmeekend. Fast alle in Wasser lös-
lichen Kohlehydrate zeigen optische Activität
nnd iit das apeciftaclie DiehnngsrermOgen
100 a
(a) = + ■ — (a beobachteter Winkel, p Pro«
]i 1 d
cenlijehall der Lösung, d »peciflsches Gewicht
der Losung, 1 Länge der Schicht in Iteci-
metem) s£c die meisten eine constante Grösse,
ümgelcehrt Itann an« dem bekannten Drebnngs-
vermögen einer Zuckerurt ihr procenti«cher
Gehalt in einer Lösung bestimmt werden
(Sacoharinietrie). Viele von ihnen besitzen
die Fähigkeit, sich mit Basen, wie CaO, BaO,
PbO, zu Verbindungen zu vereinigen, welche
den Alkohol.'»tcn eiit-[ireehen. .\neh mit .N'aCl
und einigen anderen SaUeo bilden sie kry-
staHiniM^o VerbindttBgen. Beim Erbitten mit
organischen Säuren ent.stehen unter Wasser-
austritt vielfach Ester, welche im natürlichen
Zustande in vielen Pflanseii vorkommM)
(Glyceaide).
Man nnterscbeidet drei Gruppen nnter
denKohleliydrati'n ; M inosaccharate (Hlyr iscn)
C„H,uUb (n = 5, res|*. 6). Di- und Trisaccha-
rate [Rohrsnckergruppe (C,H,,0,)»— (H.O),-»]
(n ■= *, resp. 3), Polysaccharate (SUrk«-
gruppe) (€,H,,Oi)„.
Unters eh eidungsmc rkmale.DieKör-
per di r er.^ten Hruppe werden durch na«ciren-
deu Wasserstoff in Alkohole von der Form
C„H„_^,{OH)„ übergeführt, z. B. Arabinosc
und i^abit^ Dextrose und i^evnlose in Maanit,
Galactoee in Dnleit, weebalb man su der An>
nähme berechtigt ist. da«.^ die < ;iyer,sf n Alde-
hyde sind. Die Aldehydnatur d-irumcntirt sich
auch in dem Reductionsvennögen amnionia-
kalischer Ag-Lösuug und alkalisclier Cu-Löanng
fegenQber: die Redoction erfolgt meist oline
ie Nothwendigkeit des Anwärmen.^ der Lti-
sungen. — Die Substanzen der aweiten Gruype
bilden die „wahren" Zockerarten nnd sind
als Anhydride der (ilycosen zu betraehten.
Es findet dies dadurch seine Bestätigung, das»
sie beim Erhitzen mit verdünnten Säuren oder
durch Einwirkong von ,^vertirenden'' Fer-
menten nnter B,0-Airfhahme in Glyeosen zer-
fallen. F.inige dieser Zuckerarten, /. V>. Milrh-
zucker. Maltose, redaciren Felilingsche Lö-
sung, letzt«re ebottfaUs ohne Anwärmen. —
Die rur Stärkogrupjie gehörigen Körper zer-
fallen beim Kochen mit verdünnten S&nren
oder unter Vcrmirtluni: ..diastatischer^ Fer-
mente in Glyeosen oder in Glycose und ein
Disaecharai
Zersctzungsprodue te. Durch Im^- r«--
Kochen mit iiinerals&nren (verdtinnto H,^0«)
entsteht an« den der Hezanrdbo angehArigen
Substanzen I^evulinsäure C.H«0., (ß-Aceto-
J»ropionsäure) neben geringen Mengen Für
droL Die der Pentanreihe liefern untv-
3
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34
NÄHRSTOFFE.
denselben BediDgungcn keiDeLeraliusiare, aber
betrichtliche Mengen Farfinol (C»H»0,);
boiin Schmelzen mit Kali- oAcr Natronhy-
drat g.'bcn alle Oxalsäure. — Durch Oxy-
dation mit Salpetersäure werden aus verschie-
denen Kohlehydraten verschiedene Zersetzungs-
producte gebildet. JSo entsteht Zuckers&ure
C,H,„0, = COOH— (<JHOH}» - ( »OH aus (ily-
coaen, Kohrzucker, Stärkemehl, Glycogen und
Cellidose. INe sog. Pectinsab&tanzen, ebenso
Dulcit, Galai tij>f. Milch/ticker und fJ.ilaftan
liefern Schlcliubiiurt.- (eine mit Zuck.er&jiure
isomere Substmi/., w. l h- bei Eeduction mit
HJ Adipiiu&ure liefert), piüuuliches and thie-
risehet Gnimni dagegen meist direct Oxal-
^ruir--, ZiK'kcrsäure jedoch bei OwlLitiun mit
Brom. Bei HjrdriruQg der liouimiarten bildet
sich Anbinoae, reep. Galactose.
Gährungsv. riiii" tr. ii. Als eine Eigon-
thftmlichkeit einer gros.sen Auzalil von Kohle-
bydnten tnass die Fähigkeit bezeichnet werden,
nntT f'^riiientativer Einwirkung von Mikro-
organii^'Uuen in einfachere Verbindun^'en zu
zerfallen, Vorgänge, welche &h Gührungen
bezeichnet werden, Qoter denen in»n eine
alkoholische, eine I<U«igstare<, BfilchsSnre-,
Buttersäure-, schkitiiit.'' oder Mannit- und
Dextrangährung unterscheidet. Sämratliche
Kühlehydrate Hefern unter Einwirkung von
Fäulnissfermenten (Flussschlanim) Milchsäure,
welche dann weiter in CO,. H, und Fettsäuren
(Es!»ig5äurc. Buttersäure. Capronsäure etc.)
zerf&llt. Nar die Oellaloi^e macht bievon in-
sofern« «ine Ansnahme, »Is H, nicht noftritt
(Hopp e-Se; 1er).
I. Monoaaceharate: CiiH,«0«;
Die C«>t»>tittiti .11 ,icr ;iU Nälirs^tolTe be-
lan^preicben zur Pentau- und Uezangroppe ge-
hangen Verbiodangen ist theilweise erst tn
neuerer Zeit genauer ciforscht. Ihr-'^ V.-r-
haltens zu den 5- resp. (S-atomigen Alkohulen
wegen, in welche sie durch U-Eiiiwirkung
übergehen, können sie meist als Aldehydalko-
hole (ßaeyer, Fittig) aufgefasst werden.
Bigenthflmliciierweise zeigen die hier in
Fnge Kommenden Glycosen mit Fuchsin und
SO, keine Aldehydreaction (durch SO, ent-
t;ir1it'' Fudisinlö.sung wird sonst durch Alde-
hyde intensiv violettroth gefärbt). Mit Phenrl*
hydraxin entstehen Fhenylglneosazone, bei
Erbit/' Ti olirio Zusatz zunächst anhydriHnrfi.rr'.
dann t, , u. i im: larti Verbindungen, schliesslich
verkohlen sie. In dt-n meisten Fällen ver-
mögen die Qljcosen direct zu vergähren. Mit
Here (aOBser Arabfnoso, Inosit, t^uercin und
Sorliii) i:- li.-ti vi,- i.Iiii,- wrh'T.-- Alkohol-
Sährung via, ebonsu mit entsprechondeu an-
eren Fermenten .Milch- und Buttersäure, resp.
schleimige Giihrnng. Versuche, die Synthf^^e
zu bewerkstelligen, haben bereits brauchbare
Resultate ergeben. K. Fischer machte die
Beobachtung, da«s die PbenjrlhjdrasinTerbin-
dnngen der Znrkerarten (Osazone) darch starice
Salzsäiir.' u^r-it,i!t>-ii \v. pilrii in rhrDylli'. ilrazin
und die bisher unbekannten Uiydationspruducte
der Zucker, welche die Gmppe ÜO-<^CHO ent-
halten. Aus dem Fbenylglycosazon entsteht
so eine Verbindung:
CH,(OH)— (CH.OH),-rO-(HO.
welche Fischer speciell mit dem Namen
Glyco.son, die ganze Körperclasse mit der Be-
zeichnung „Osone" belegt. Man ist durch
diese Methode im Stande, die Zacker in Form
der Osone aoe den OsMonen sn regeneriren.
INiluction des Glycoson mittelst Zinkstanb
und Essigsäure lässt Levulose entstehen, ein
Verfahren, welches Fischer dazu fühst' . .lus
Körpern der C, Keihe gährungsl'ähige Zucker
der ('„-Reihe synthetisch zu gewinnen. Acro-
lelnbromid sowohl wie Glycerose wird durch
die Einwirkung von Baryt, resp. Alkalien in
ICOrper iJbergefObrt, welche niAx mit Phenyl«
hydraziii zn Osazunen verbinden. Eines dieser
l'rodnctf, das a-Acrosazon genannte, unter-
warf Fischer der Behandlung mit rauchender
Salzsäure und gewann auf diesem Wege ein«
Verbindimg, das a-Aeroson, welche dem Gly-
rnsr/ii entspricht und alle Reartioncn des
letzteren z>"isrt Durch Zinksf.iub und £d.sig-
säure gellt .i;i.s 7 .\rr .liireh RedurtioD
in einen Zucker von di;r /n-iinnriensetzung
(',H,,0« über, welcher mit liierii 'te ebenso
leicht gährt wie die n.itürliclien Zuckerarten
und sich von diesen nur durch seine optisrhe
Inactivittt unterscheidet. Dieser Zucker, die
u-Arrose ist demn;i' Ii ili-' ■ i>te u'älirnngsfähige
syiithetisrh dargestellte /uckerart der Hevnn-
reihe: a Arrose enthält hOchst wahrscheinlii Ii
wie die natQrlichen Zuekerarten eine normale
KohleuätolTkette, entstanden durch Zusummeu-
tritt zweier Molecüte Glycerinaldehyd.
Pentagly cosen.
1. Arabiuose entsteht durch Kxciien vim
Arabin oder Arabinsäure mit verdünnter
Si 5i\\ I f. 1 futre und krystallisirt wasserfrei in
glaiUfUiieu, rliumbischcn Prismen, die bei 160°
schmelzen. Sie schmeckt süss, ist rechts-
drehend, ni>er nicht gährun^flbig und reducirt
F c h I i n g'sche L((8ttng. Die Arabinose wnrde
bisher zu der (^„ Koihe irerechnet. mus> aber
nach den Ermittlungen Kiliani's der homo-
logen Gruppe der IVntanreihe zugezählt wer-
den. Womit das bislang verniisste Zwischen-
glied zwischen Ervthrit und l.>extrose gefanden
ist. Die Form- 1 Liut^t i' innach tur .\rabinose
C»U,.04 = CH,0H-(CU.OH),— CUO. Na-
trinmamalgam reducirt die Arabinose sn einem
mannitähTilii lir II. als Aml if bezeichneten Kör*
per, welciier als normales Pentoxypentau :
CH,OH-(CHOH),— CH,bH
zu betrachten ist Oxydatinn mit Brom ergibt
analog der Bildung von Uluconsäure aus
Dextrose die Arabonsfture fTetraoxylvalerian-
säure CV,H,„0„) nach der (ileicliung:
r,H,.,< > , 4- H,0 + Br = C,H,„0„ + 2 HBr.
Einwirkung von Salpetersäure liefert Trihydro-
glutarsäure CjH^O,. Mit HCN vereinigt sich
die Arabinose ebenfall« zu Cyanhydrid, das
dnrcb Barytwasser in die nicht redneirend«
Ar.ihiiiM . . ailiiiisii'.p.r t"„H,.^(')- und ilie.-e durch
Oxydation mit verdünnter Salpetersäure in ihr
Lacton €^H«0«-f HfO ttbergeführt wird. Leti^
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NÄHIi-STOFFE.
tereä i-t al- n ']vp.-llrtftf n riiif>r neuen, der
ff''w.>luilKbcii Zuckeisuure an<i der Schleim-
•■ uirc isomeren Zurkersäureaofrafasten, welche
KtUani Metasuckers&im nennt und stark
Teflncirende EigenRChaften b^iitxt. Artbinose-
cat iHiii-ilure. (jalarfoii-äure und «'Üuccn-äurr |
besitzen gleiche Molecularfornieln. sie uiiter-
srh^iden sich ab<'r in ihren ents|>rechenden
•vreitfTen Oiydationsprodm-ten. ah «-. I hf die
Metaiuckersäure. die Schleinisäure lutd die
fT^wöhnliche Zuckersäure aufzufassen sind,
l'iese Verbtltnisse sind nicht unwichtig, da
durch die Arbeiten verschiedener Antoivn auf
•einen inneren ZusammenhanfiT zwi-(lion Arn-
binose nnd Gal.ictt>9e und somit zwischen
Pflanzenkost and Entstehunj^ des Milchzuckers
iiu Thierkörfior aiu den Mutteraubatanxen der
(ialactose hinjrewiesen wird. ThfttsRchlich
komiii'Mi / I>. im Pflanzenirnmmi .Stib>tau/en
nebeneinander Tor, welche Arabinose und Ga-
laetose liefern (Clafsson).
2. Xylose (Holzzucker vjii K -i Ii aus
Hola dareesteUt, gebort nach den Eriuittlutigen
Ton Tolle na Uber die MoleenlftTtifrSase nach
<1»T Haoult'schen Methode ( F?pr.haiMitnng
4er Gefrier|)anktserniedriguug) ebenfalls zu
<ten Pentaglycoaen.
Hexaifly rosen.
1. Dextrose (Traubenzucker). Stärke-
•/ucker(',n,,O^-i-H,0. Der käufliche Traubon-
jcuck^T bibUt eine weiss»', undeutlich krysta!
liniicbe, compacte Masse. In Wasser leicht
löslich. zei(rt derselbe Birotatlon. d. b. eine
friscli 'm I. itete Lösung l l - iruiho iopiielt
SO stark die rolarisati'insebeae ab, als
nach <inifi;<T Zeit: die Ablenkung wird bei
i;>-vrühn lieber Temperatar erst nach S4 Standen,
«lurch Kochen in wenigen Minnten constant.
Ein-'n grösseren Einfluss aul die specitische
ifrebang äbt auch die < unceutration aus.
Da» speeifl«che I>rehangsvornir>gen betrftgt
bei — 20° auf wasserfreie Substanz bezogen.
Idr t'elbes Li«"ht -]-3H-7^. In Schwefelsaure |
li'*t sich Dextrose ohne liwärzung auf, durch
Zosats concentrirter Alkalien su dein Gemisch |
«d<»r Rrbitsen mit Alkalien tritt Brftnnnng ein
Cu- und Fe-Oxydsalze werden zu 0\' ,Mil^.tl/.Mi
reducirt. Alkohol schlägt i>t-i Aiiwo'nii.-it
TOB Kalk in e;ner Dextroselösunir die Verbin-
ilung ' '«TI, ,>'\, . ' ".i" in weissen Fl"i'ken nieder.
Aus III' 11" !il:> licm. v.jii Diabetikern h>>rrühren-
«iem H irn sc heidet sich zuweilen beim Ver-
dunsten de!>ä>ib> n die Verbindung:
(•,H„0..KaCl-fH.<1
krystalliniscli au». Kochen »iii.r lö- bis
-'*"'•'>?•■" Dextrose- (oder auch Lävuluse-j
L< vung mit gelöschtem Kalk veranlasst die
r.ildung eines nicht gührungsiahigen, Nchwach
bitter schmeckend* n und nicht redncirenden
Zucker», für wel' li 'u li:j:ut ili'' !>*•/. ii h-
nung Öaccbarin (nicht identisch mit dem Sac-
ebann Fahlberg' s. w<»lche9 der Bensolreih«
angeh-'rt und uU das linid l r I'enz'dsnlfo-
<Ttho'.arbona:lnre("«H,<^j:^j* ^-NHaufzuf.isscn
i«t) wählte. Nach >S<'heib|er kommt diesem
Körper die Formel C„H,oO;i za and ist der*
selbe al* da> Anhydrid der Sac liarin-Hure
aufzufassen, deren Molecularformel mit jener
der Glycosen übereinstimmt (<'«H,,0«). Das
Lacton (intramolecolareB AnhjdridJ der Um-
charinsäure. welches dnrch Eiairirbing von
.TH i^. l.il '. t wird. st-lU -'in nootml reagirendos
Oel von hohem Siedepunkt (i03*) dar. Oxj-
dation mittelst Chlonrasser nnd Silbeionyd
führt zur Bildung von Glnconsriure:
(V,H,,0-== CH,(OH)-(CH0HU-C00H,
ein Körper, welcher auch bei GähruAg mit
Mycoderma areti auftritt (Boutroux),
Reim Erhitzen mit EssigsAnreanhjdrid
enl^.hf lüe Di- und Triacetylverbindung de.s
Traubenzuckers. Da ferner ein Tetraacetyl-
chlorhydrin bekannt ist (durch Erhitzen mit
Acetylchlorid zu erhalten), ausserdem mit
HON Cyanhydride gebildet werden, welche
durch V.-r.x-iinnLr in Carbon^änri'ii (H- vaoxv-
he|»tü«4aren): C.H|aO,tCOOH) nbergeheo, so
ii»t man berechtijrt, im Verein mit Untersnchung
i]fY TJ*'(^'ii"tioTi-prr»dncto der Carbonsäuren für
Dextrose di- ( Hustitutionsformel anzunehmen:
CH,(OH)— (ClI OH)»— « HO und auf Grand
entsprechender Reactionen fltr
S. Lernlose (Fruchtsncker, Schleim
xnck^r) die Formel :
CHJOH) — ( O— ( CH . OH - CH,. i> H ).
Dies^ Zuckerart findet sieh in dem Saft der
meisten süssen Früchte und im Honig neben
Dextrose, wie Cj« scheint, stets in gleicher
^lenge, Vermutblich entsteht in den Pflanzen
zuerst Kohraucker, der durch ein Ferment ao>
gleich in Deitrose nnd Irfvulose gespalten
wird. \v^-1''he S'|.;iUi]iip, ..Tnver-ion". auch künst-
lich durch das invertiren<ie Ferment der Hefe
oder durch Koch**n mit Siluren hervorgerufen
werden kann. Inulin mit verdünnten Sinren
gekocht, ergibt gleichfall* Levulose.
Di* L' Viilose bildet einen dicken Syrup,
der bei 100'' zu einer guramiartigen serfliess-
liehen Hasse eintrocknet. Heiss flbersittigto
Lösungen in absolutem Alkohol s lif-iden
kugelig gruppirte. lange (bis O'OI nij, farblose
Nadeln aus. eine gewöhnliche alkoholisehe
Lösung harte^ wenig hygroskopische Krptaiie
(König und Schubert). Kach König und
Jesser ist die Zn^aiiimensctzung der kr\-!;d-
lisirteu Levulose 2 (. "«H.jO,, H,« ». Heim Er-
hitzen Ober 400*^ verliert Levulose Wasser
und geht in Levul<*san C„H,„<)., über, eine
amorphe Masse, welche beim Kothen mit
Wasser Levulose regenerirt. Das spci-ifische
DrebnngsvermOgen beträgt bei 14° gegen
— Ein Gemisch gleicher Mengen Dei«
trose und Levulose dreht ijnm r links. iJeide
sind Abkönunlinge des Munnit CflH^fOHj^.
Dieser Alkohol passirt, wie beiltnfig erwShnt
sein mag, den Organismus zum l'heil un-
verändert. Ilei Anwesenheit von Buttersäure-
giilirungsferujcnt (IJaeillus lutyricus, Pras-
mowski) tritt Spaltung ein. u. zw. enidtehen:
Buttersaure (3»-4*/.K Butylalkohol (lO-J %),
Milcli<äure (ti i" i,» ii''b"n ga>f"rnügen Produc-
ten iFitz). K. Ftseher gelaug e» durch die
oben erwähnte M'-tii'.de, unter Benutzung des
Fhenvlhvdrazin l«evuh»se aus D<ixtrose darsa«
stellen. '
3*
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36
NÄHRSTOFFE.
Zn alkoholischer G&bnmg disponirt Lo-
"vulose wenic:' r gwx als Dextrose, da sie laii^-
saiQcr der KiiiwirktiiiL' < AlkoiiullVrmentep
aoterliegt. Bei der Uin>(etzung mit Chlor nnd
Silberozyd oder Qaecksilberosyd und Baryt-
wasser bildet sich nicht Gluconsäurc, sundern
Glyrolsäure CH,(OH)— COOH neben Trioxy-
buttirsutire. Mit Kosorein und Salzsäure gibt
Levalose BotbUrbaus (Seliwao o f fh — Dieop-
tisch inactiTeMtnitrtoBe (Oornp-Beiianez).
welche nach der r5eo1jaclituHir v.m D.ifi'it
ein iieojenge von Levulose mit auäeren i» -
ducirenden Producten ist, lässt sich ans Mannit
durch vorsichtige O.Wvlatinn mittelst Snlpeter-
säure erhalten. E. Fi -c Ii er und Hirsch-
bert?er isolirten aus diesen Ojgrdationspio-
docten «in« nene Zackerart:
9. Man HO««. Dieselb« dreht viel lehwa-
eher als die Dextroso. ist aber im rebrifr-ii
der Dextrose »y nahe verwandt, Jass sie wuiil
damit verwechselt werden kann. Cliarakteristisch
für MannoRe ist der n.ilieza farblose, krystal-
linische Niederschlntr. welcher mit Phenyl-
hydrazin in ess^igsauriT L'''sui)ir entsteht: all-'
übrigen bekannten Zuckerarten liefern Osa-
xone, deren Löslichkeit in Wasser grosser ist,
als gerade das l^lunvlliydrason der Hannoee.
Vermuthlich'' < '.jUistitution :
CH, (OH) CH . OH-CU-(CH . OH),-CH, ( OH).
4. öalactose CgU»0« tritt ali das Pro-
dnct einer fermentativen Spaltung des 2filc1i>
zurkers und d. r Kaffinuse auf. Sie krystallisirt
in zu Warzen gruppirten feinen Nadeln und
ist in Wasser schwerer löslich als Deitroae«
in Alkohol fast <^ar nicht. Die Lösungen
drehen rechts, stärker als die der Dextrose
ra]D = + 79-75 (Meissl), + 80 S (Puda-
kowski), rednciren alkalische Ca-Lösong
leicht nnd gfthren mit Hefe bei Gegenwart
von Nährlösung (filtrirte Abkochung v .n Tlier-
hefe), bilden aber keine NaCl -Verbindung.
Die Unterschiede in dem molecularen Bau
zwischen Galactose und Dextrose beruhen in
den stereometrisi'hen Anordnungen der ein-
zelnen Kolilewasser.sti^fi'grupi :i l'ie Comti-
tntionsforroel CH, (OH) — (CH UHJ* — CHO
«täiuint Mfiflt ndt der Ar DextroM g eflmdeneii
überein (Kiliani). GeinJlssigte Oxydatinn,
durch Ol etc vermittelt, führt zur Bildung
von Oalactonsiare C!(H,|Ot- Ausser Milch-
zucker sind noch eine ganze Anzahl Galactose
liefernde Snbstanien bekannt: Näheres hier-
über s. bei Gummi.
8. Inosit CoH,,0, -L 2H,0 Fhascoiaannit
findet eich in verschiedenen Pflanzen, beson-
ders in unreifen Bohnen, im Trauht usaft und
Wein, in Nusi^blätteru, über auch im lliieri-
sehen Organismus u. zw. im Herzmuskel,
der Leber, Mila nad anderen parenchymatösen
Organen und im Harn. Er krystsilisirt in
triHssen rlicimbiselien Tafeln oder Pri-nien, die
an der Luft verwittern und schmilzt ohne
Bräunung bei 117", naelidem er bei 110* sein
Krystallwnsscr al^^egeben hat. In wässeriger
Lösung bewirkt Alkohol Fällung. Durch
Kochen mit verdünnten Säuren wird er nicht
verftndert, insbesondere wird Levnlinsänre hie-
bet nicht gebildet; er ist optisch inactiT, gährt
nicht mit Hefe, soll aber Milchsiorcgährnng
eingehen. Reductionsvermögen ist auch nicht
vorli.indeii . s-i .:as> seine hervorra^remlsten
Eigenschaften in dem Fehlen aller fQr Gly-
cosen ebarakteristisclien Merkmale bestehen.
Maqncnne hält denselben fflr einen dem
Mannit nahestehenden, vom Hexamethylen de-
rivirenden, sechsatomigen Alkch d, Nach Ber-
thelot and Kecoura liefert Inosit (oud
Qnercit) unter Wasseranstritt Cbinonderivate,
'^b das Inosit zu den Xahr^t•^f^en );:ere<hnet
werden kaxm, erscheint zweiielhafu ubwobl
bei VerfOttorong nnr ein geringer Bruchtheil
im Harn unverändert wieder ers' heint (Kälz).
Charakteristisch ist folgende lleaction: Ver-
lan)] ft man Inosit mit Salpetersäure bi?: fast
zur Trockenheit, fügt ammoniakaliscbe Cblor-
ealdmnlStnng hiaati nnd Terdampft anfe neue
V'.rsicbtiLr. so färbt sich die Lösung Ichhaft
r.'-enrotli Scherer). Der in den Nieren und
anderen Organen des K m heu und Haifisches
gefundene Scyllit ist dem Inosit ähnlich, gibt-
aber die Scherer'sche Reaction nicht.
ti. Kucalyn wird durch Spaltung der
Melitose ( $. Disaccharate) erhalten und bildet
einen dicken, nicht kiystailisirenden Sjrvn.
Es drclit rechte, reducirt nicht und ist auch
uiciit gährungsfähig.
7. Quercin. Von 0. Vincent und De-
laehanal au- der Lei I'arstellun^; von Quercit
(aus Eicheln) rostircndeu Mutterlauge darge-
steDt. Mit Bierhefe vergihrt Qnercin nicht;
mit Phenrlhrdrayin gibt es keine Verbindung,
Wühl aber, wie Inosit, die Scherer'sche
Reaction. Ebenso wie dieses liefert es mit
Es^igsäureanhvdrid. bei 13'i° digerirt, ein
Hexaacetylproduct O.H.CCjHaO,),.
Einige andere bekannte iilycasen. Surhin
in Sorbus aucnparia und Dambose. au» Daui-
bonit künstlich darstellbar, sind als Nährstoffe
ohne Belang. Tianibose hat sieli übriirens mit
dem Inosit als» identisch erwiesen .M u e un e),
das von Kiliani und Sch< ibler als Sorbi-
nose beseichnete Sorbin ist identisch mit Le»
vulose.
IT a. Disaccharate: C,,Ht,0,(.
Di-' Verbindungen der lIohrzuckergrup|te
kr}'stailisiren leichter und sind beütändiger als
die Glycosen. Als ätherartige Anhydride der
1 'tzter>'n enthalt. n sie. mit Ausnahme der
Raffinose, lü — 2 = 8 (OH)-Gruppen, d. h. sie
sind aehtwertiiige Alkohole.
Abgesehen von der Möglichkeit, dnrcli
Hydrirung eine Zerlegung in die einzelnen
(iiyensen herbeizuführen, ist es umgekehrt
gelungen, einige wenigstens aus den Glycosen
synthetisch darznstelien. Durch Behandlung
eines Gemisches von l'-rti ise und Levulose
z. B. mit Eäsigsäureanhydrid bei höherer Tem-
}>eratuT (160*) entsteht Oetacetylester:
C,,H„0, (O.C,H/0„
welcher durch vorsichtige Verseilung mit Baryt-
wasser Rohrzucker liefert. Dasselbe Verfahren
u'''stattct, aus Dextrose und «ialactose Mileh-
zucker herzusteilen; ein Vorgang, der iimer-
halb der SfllchdrUse Yielleicht in analoger
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MjlBBSTOFPB.
37
Weise sich abspieit. Durdi Oxydation cntstehfn
dieselben Producte wie aus den zu Grande
lj«geiiil«ii «ilycosen. Utt Pbeajrlhydrazin bil-
den di« r«dndreiid«n Zatker Verbindungen
wie PhenvUactosazon etc.
1. Saccharose Ct,HMO,t (Solirzurkt r:
kann anffefasst werden alsdasVerschmelzting»
jjrodnct eines Molecüls Deitroso mit ••inein
MolecQl Levulose unter Wasseraastritt. Kommt
in der Runkelrübe (Beta), im Zackerrohr
harniiiK in J. r Ziirkerhirs*' (Sorghum),
iti a«;ucn Kurtotleln und viuit'u anderen Pflanzen
vor, zumal in deren Stamm und BlUthenstaub,
in letsterem bis xa 11 und 14*o (£. Schulz e).
Löst »Ich in % Theilen Wasser nnd krystal-
li-.irt boiiii lani^samen V(-rIun--*on in tjrn-seti.
itH'Uükliaeu Prismen (Kandiszucker). Die
w&sserigc Lösung lenkt nach rechts ab. Der
Einfiuss der C^r'^entratior. nnf äi-' spec.
Drehung ist iii;;: itnzt.'to ninuat (um-
gekehrt wi.' ixM Dextr^si') mit lier Concentra-
tion ab. FQr wasserfreien Zucker ist bei SO"
(a]D = 641". Scbmilat bei und bleibt
nach i'-'m Erstarrei, einige Zeit an^irph
(Gerstenzucker). Bei stuikt-iem Erhitzer biaunt
er sich unter Bildung von Caramel (Zucker-
eoalenr) und verkohlt schliesslich. Concentrirte
H^SO» Terkohlt gleichfalls (Untersehfed von
D-struse) Beim Erhitzen mit KHH findet
keine Bräunung statt. Für die Gewinnung
der Zockerreste ans den BSbenzuekematter-
laugen (Melasse) sind nt'hen den Ca-Ver-
bindungen des Rohrzuckers (mit Vi, resp.
3 CaO) die eDtspreehendeo Stcontiansaeeharate
wichtig.
i. Lactose(Mikii£üvker)<',,H„0,, |-H,0
konnte bisher nur in der Milch der Säuge-
thiere and in der AmniosdOssigkeit der Kfthe
gefunden werden. Die harten, dorchscheinen'
den. rhoiiil.isi Ii. n Kiystalle lösen sich in
ii Theilen kaltin. in 2', Theilen heissen
Wassers, in Alkdiol nidit. Er dreht rfclits.
t'fifzt Bir..;.iti ^ti un 1 reducirt alkalische Ag-
Lü>uii^ in dt i Kalle. Cu-Lösung nach einiger
Zeit, sofort beim Kochen. Bei l^O" verliert
der Mtlchsacker sein Kry^ttallu asser. geht bei
486* in „Laetoearamel'* (C„H,„0,„) über,
schmilzt bei t05'. Erhitzen mit verdünnten
Sduren führt unter .\ufnahme von H,0 zur
Bildung der schon erwähnten Galacto:*e und
Dextrose: dieselbe L*m Wandlung erleidet das
MilchzuckermoIecUl wahrscheinlich zuniichst
auch durch Hefe, oinvoiil sohui.riger als
Kohnacker und vergährt daan weiter zu
Alkohol ond 00«. E. Fischer nimmt an,
dass im Müchznckf rniiil'-fiil ■Ii»:' .\ldehyd-
gruppe der Galactose mit zwei Alkohulgruppen
der Dextrose anter Wuserauatritt tar Gruppe
CII<[|^'|^ soatumengetreten sei: dt« wahr-
nrheinlichste Constitationsformel wQrde dem-
nach lauten :
CH,(ÜH) — (CH.ÜH)» — <-'H<
Galaetoaereat
'^O.CH-(CH.OH), -CHO
Destroaereat.
In Berührung mit Milchüaureferment geht
der Milchzucker leicht in Milchsäure Qbtff.
Concentrirte Schwefelsftoie bewirkt Zer&etxong
unter Abscheidung von Kohle. Oxydation mit
Brom und Silbeiuxyd führt oben-o wio bei
(iaiactose zur BUdong von Galactonsäure.
Naeh Iftjeetion in die Yenen tritt fast die
1 gedämmte Meng-? dT angewendeten SuV'^tanz
im Harn wieder aul. Im Darm findet eine
Inversion des Milchzuckers statt. Galactose,
in das BUit gebracht, unterliegt zum gr5ssten
Theil der Umsetzung im Organismus, ein
kleiner Theil erselieiut im Harn in (jestalt
eines nicht direct gabrungsfahigen Zuckers.
Dastre schliesst hieran« aof eine partielle
^ynthe-e zu Milchzucker.
[ Zur Gewinnung des Milchiucker«. weiden
( die in Käsereien als Nebenproduct erhalte-
nen süssen Molken b- iiMtzt. Beim .■Vbduniiifen
; derselben krystalÜMi t Milelizuok'T uu.- ; lu.ui
reini'j;t ihn dureh wieJ.erholte.^ rnikry-ttallisi-
ren unter Zusatz von Tliierkohle und durch
AnsfftUen der wftsserigen LSanng mittelst
3. Ma 1 to s e (Maluacker) C\,li„0,. -fU«0.
Wihrend man frsher annahm^ daas bei der
Einwirkung von M.ilzdi-i-t.iae auf Stärke
(beim Branntwein- und Biermaischen) letztere
in Dextrin und Traubenzucker zerfällt, ist
darch Dubrunfaut nachgewiesen, dass hier-
bei neben Dextrin sieh Haitose abspaltet.
Glycogen liefert gleichfalls Maltese fKOlz).
Sie bildet eine harte, weisse, dem Trauben*
zucker ähnliche, ana feinen Kadefai bestehende
K:\~tnllmasse. Das Drehungsvermögen über-
tiirtt das der Dextrose jedoch bedeutend
([tt]D = -p liP-")-), das Reductionsvcrmögen.
Fehiing'scher Losung gegenüber, betr>
aber nur von dem des Tranbentnckers.
, Durch l;in;,'-'r fcrtire.^etztes Krhitzen lüit \- r-
diUmterScilkieUlsatire gehtMallose in I 'fxtrti e
Ober: denselben Einflus« übt aui 1: lüerhele
au». Man ist daher berechtigt, die Malt.:.-e uls
Anhydrid von zwei Molecülen Dextrose auf-
zulassen: die Constitutionsformel würde dem-
nach jener des Milchsackers entsprechen.
Nach injection ins Blnt erseheint im Harn
nur — 'i unverändert.
4. Meli tose C„H„0,i + 3H, 0. Findet
eich in den Snnkelrilben, femer in der anstrali-
■^chert Manna (von Eucalyptus viminalis).
Hochpolarisirende (rechtsdrehende), in feinen
Nadeln kryslallisirende Zuckerart. Sie ist
dem K'dtrzucker sehr ähnlich, aber f;ist
geschmacklos und reducirt Fehlin g'sche
Li'isung nicht. Beim Erhitzen mit verdünnter
äcbwefeis&are und durch liefe zerf&llt sie in
Deitrose and Euealyn.
Eine sehr untergeordnete Bedeutung ah
Nährstotf« besitzen Melicitoee ^Lärchen-
tttcker, aus dem Saft von Pinna Lans. Manna
V Mit Briancon), Mykose (im Mutterkorn), auch
irehal«^•e genannt wegen ihres Vorkommens
in der orientalischen Manna Trehala Und
Tri ticin (Uaeckenzucker aus Tritienmrepens),
nach T. neidemeister isomer mit Sac-
charose.
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38
..1ÜHB8T0FFE,
in. Trisacebtrat«: C, .11^*0,,.
Von diesen KCq>eni ist zo «iwäbnen die
llaffinosiv Dieselbe lüsst sich ans Rest-
Melasse uiiti LiauuivvwlUanienkuchen L:''^vi'inen
und ähnelt in physikalischer Hiri^uht der
MelitM«, ttoterscbei Ut ?ich aber duich die
Moleenlarfomel: C,kH ,,0,„ -f-SH,0 (.Scheib-
ler, de Vrit'sl; mc li-'iert iiiicli TmII-mih
darch Hydroijse neben (ialactose and Levuiusc
noch eine dritte Glycosc, welcb« allem An-
ecbeine nach Dextrose ist.
IV. Polysaccharate (C,H,oOs)„.
Die Bezeichnung Polysaccharate ist in-
sofern gerechtfertigt, als die Mokcularformel
der (Jlieder dieser lleihe stets ein Vielfaches
der einfachen Analysenformel C«U|«0« dar-
atellt. Zameist eraebeinen die hieber gehörigen
Sabatanzen in amorpher Form, sind geschmack-
los, in Aether und Alkohol uoloslicb, in
Wasser theilx unlöslich, tbeils qnellbar, theils
bilden sie MicellarlOsangen.
Unter „Micellen" versteht Na gel i feTTitt!'
tinische >Iolecii!i;ruppoii. \v<-lche im iinbiliirt'jr.
ZUBtande durch je eine Wusserschicht getrennt
aind. In analoger Weise, wie krystalloTde Snb-
ftnnzfn sirh im Wasser in die einzelnen
M/icCule äuilO-^tii, zerfallen die Substanzen
zunächst in Micello, deren Auflösung in
Moleeaie ohne darchneifende cbemiscbe Um-
setznnf nicht stattzufinden scheint. Bit tarn
Kintritt dieses Vorganges findet eine Um-
wandlung in verschiedene durch Jod z. B.
charakteristisch färbbnre M'itlifi> ationen statt,
venmithlicli durch Zerfall der grösseren
Micell'j Hl kleinere. Wegen ihres beträcht-
licheren Ciewichts zeigen die Mice'il-- in
Losungen auch bei höheren Temperaturen
eine geringere Beweglichkeit als die HoleeSle
und legen sich beim Erkalten loicht gegen-
seitig zu Miccllarverbänden aitciaaiider an,
indem sie sich verketten und das Wasser
hiebei in den Maschen des entstandenen
GerBstwerbes dnrch Molecularattraction fest-
halten ((jfelatiniren i. - S inimtlic h.- P jly-
saccharate weisen AlkohukUarakter auf, da
sie s. B. EssigsAmre-, Salpetereftoreester etc.
an bilden vermögen.
1. Arajlum (Stärke) (CH.aüa). + H,0
(K. Sachse) [Stirkeformel von Tollens
(C«H.„*>-,)^]) findet sich in allen u^^iniilircnrifn
I'tianzen. in deren ChlorophylUturncra es sich
durch Keduction der aufgenommenen Kohlen-
saure bildet. Besonders reichlich aufgespeichert
kommt es in den Nahrnngsreservoiren der
rtlatui^ vor (Krirnfjrfiüchti'ii. |M'rennirenden
Wurzeln, lüioiien etc.) in Form meist kugeliger
oder ellipsoider, seltener an KrjstaUe er-
iniieriiler Körper (Hirsestärke), die eine
c-iaiakitriatische Structur aufweisen. Die
Grösse der Körner wechselt bei dt-n ver-
schiedenen Pflassen von O'tiOl— 0-IH5 mm.
Lufttrockene Stärke enthält 10-20': ; Wasser,
von w. icliem auch nach Trocknen über
Svhwt'lVUaiir'' noch ein Molecül zurückge-
halten T.ii i. Hin erst bei 100'' zu entweichen.
In kaltem Wasser and Alkohol löst sich die
t Stirke nicht: dnrch Erhitzen mit Wasser auf
;i3 — 74^ '|uil!t >IirM r:it?: ilio > iiizeliien Körner
platzen, und >■> cntst.-iii schliesslich eine
filtrirbare, reL■llt^^".r1 1h nde Micellarlösung, der
Stärkekleister. Der tiltiirbiir.' Tlit-i! i'.es In-
halts des StäikeLkiBlcrs wir.; .i!- uranulose
bezeichnet, der liest enthält da^ (iciüstwerk
der StärkekOrner, die Stirkecellulose (Amjrlos«
Bonrqnelot's). Bei Itngerem Kochen mit
Wasser, mit (1!_\c,-i:n inler vhi-,1 iijint.-r Sc hwefel-
säure getit Ainyhjiii in eine in Wasser lös-
liche Starke (Amydulin, Nasse) über, welche
durch Alkoiiul als weisses Pulver ge! illt wird.
Durch fjrtgesetztes Kochen mit veiduiuilen
Säuren entsteht Dextrin (auch durch Erhitzer,
der trockenen oder mit t% Salpetersäure
angefeuchteten Stftrk« auf ItO— iOft*') unü
>. h!ii sslirh Tr.iubenzucker. DiHstuti>che F«t-
liiciite spjüieii die Granulöse der Stärke in
Deitrin und Maltose, während Amyluse un-
gelöst bleibt; bei nicht zu anhaltender Ein-
wirkung bildet sich ausschliesslich Maltose,
ans welcher! nach 2i— 48standiger Behandlung
mit Malz- oder Speichel-Diastaae Traubenzucker
I hervurgehen kann (Mnscalas tind GrubeTt
V. Merin>;). Charakteristisch för ^t. rke. so-
I wohl für die gelöste als die in Körnern auf-
tretende, ist ihre Htanfärbung dnrchJod. nur dio
Granulöse der Weizenstarke färbt sich violett
(Erythrogrannlose) : die Fftrbnng verschwindet
b>-i)ii Erhitzen und er^hfint nai Ii Abkühlung
wieder. Ötärkecellulose gibt mit Jod Gelb-
färbung. Coneentrirte Schwefelsäure löst Stärke
zu einer Sohwefelsäureverbindunp. w, ]. 1.,^ mit
Hasen Salze bildet, iieim Eiliitz.n mit
Essigsäurt' zusteht die Triaoetyherbindung
C,H,U,^O.C,lI,0)s, eine aniorpite Ma»«e,
welche mit Alkalien wieder Stirke rcgeneiirt.
O.ri'^ontrirt'? Srilj.,-t*>rsäure wiikt iii 'ii; -\:.-
veiümiUEc 'tiyiiiiftai, sondern niiiit<tid. Ihe
entstehende explosive Nitroverbindung wird
durch Wasser gefällt nnd als Xjluidio
r,H„( NO, 1 0, bezeichnet.
2. I n u 1 i n. eine in den Knollen der Dahlien
und vieler anderen Compositen enthaltene
Stärkeart, lä«st sich dnreh Eitraction mit
I hcissem Wasser und Ausfrieren der LMSi;ng
j daraus gewinnen. Jod färbt es gelb: <|uiiU
( in kaltem Wasser und bildet in heissem eine
I klare, nicht klebende Masse, welche die
I Polarisationseben« nach links dreht. Diese
link- lu llende Substani wird noch leichter
durch Kuchen mit veraünnten Säuren erhalten
und bat sich als Levulose erwiesen; als
ZwisclienjM i hl' t . ntstrlit in- .lein I'»'\t!in
entsprech<-ji'uc Ltujlin, vuii uit^eui uadurch
untffschieden, dass es sich gt>gen polarisiries
Licht indifferent verhält. Höchst wahrschein-
lich bewirken die Verdanangsfermente die-
selbe Umwandlung (nunianos). Der Inulin-
gehalt der Topinambutkiioilen (von Helianthus
tuberös US) nimmt bei der Keimung ab, und
an dessen Stelle linden sich alsdann grössere
Mengen von I^evulin und einer Zuckerarr.
welche nach Dieck nnd Tollens rechts
dreht. Bei der Gährung mit Hefe liefert der
Topinambarsaft reichliche Mengen van AI-
' kobol. Gemässigte Oiydation mit Brom nnd
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NÄHBSTOFFE.
39
Süberoiyd gibt (neben Oxalsäure and Bromo-
lorni) nar «ilvrolbaur«', ebenso verdünnte
Salpetenäore (neben Ameiseosäure, OxaUäoie,
TranbcnOnre). Nmch Kilian! ist Nfttriain«
amalgam auf Inulin ohne Einflaas. Mit Baryt-
hjdrat auf 130" erhitzt, liefert es viel
Gährnngsmllchs&are. In den Knollen ton
f bleam and dm Ühizom der Baldingcn «r-
nittelten Eekstrand mä Johannaon ein
in LCüungen link;-ari'lien<lc?. Inulin-fihiillilies
Kofalebjdrat, welches von ihnen Phleln ge-
nannt wird; ein analoges in Trisetum, Agraatii,
Calamagrostis. ^o^tu^a. Av« na etc. vorkommer-
des Kohlehviirat erhielt die Beaeichnung
Graniinin. Bei>ie biMen spbürische, doppelt
brechende Kristalle : die dea Fbleln bleiben
naeli Waasemaati längere Zeit nnrerindert
( i3% lösliolO. während die GraiDiniiikr>8tan<'
sofort verschwinden {t3% in Wasser von
Zinunerteinperatnr löslich).
3. tilycogen (Leberst&rke, thierische
Stirke) findet sich vorzugsweise in der Leber
der Öängetliiere und in den Muj-keln der jje-
sammten Thierwelt, ja als nie felUender
Beatandtheil in jeder wachsenden Zelle
'Barfurth). Das Glycopcn als anssrhlipss-
lich thierischeii Bentandtheil su betrachten,
liegt keine Berechtigung mehr vor, da es
auch in pdanalicben Organismen (Pilsen) aaf-
gefunden ward«. Zur Darstellung ans den
wo ii.wclieh lebenswiirnun. put zerkleinerten
Organen werden dieüelben mit Wasser ge-
kocht, nach dem Erkalten das Eiweiss mit
■^[•l/>itnre rndJiHli|uei-ksi!b"r"-;;i'iuiii vollständig
iiu>g' Ulit und dus deui i'iltrat daa Ulycogen
darch Alkohol abgeschieden. Durch Waschen
mit Apther gereinigt, stellt es ein weiMCf,
amorphes, gesehmack* nnd geroehloses Pnlver
dar, welelies in Wasser quillt und beim Kr-
warmen sich zu einer opalisirenden, stark re^bts
drehenden ([alDsatt?" Böhm) FltH>ipkeit
löst. Ausgefällt kann es durch Baryt- oder Kalk-
wasser werden, ans verdünnten Lösungen durch
ein Gemisch von Chlorbariuiii mit Hary twa.sser.
Das Fyiungsproduct hat nach Nasse die
Zatammcnsetnng .'KC«H,oO.).Ba(0H),. Dnreh
concentrirte E'i-sii,'-. Piuiiion- oder Butter-
saure wird Giycogen einfach ausgeschieden.
Jod larbt ea weinrotb. Anwesenheit von
N«ntralsaii«ii Terstftrlcen die Jodreaction.
Beim Kocben mit Kupfero-vydhydrat löst es
si» Ii. ohne das Kupferoxy*! zu redueiren.
Durch Kochen mit verdünnter Schwefelttäure
oder dnrch Einwirkung diastatischer Fermente
oder aüeh lu i.ingerer BerÜlininp mit Eivreiss-
korpern wandelt es sich in Acluoodestrin und
Maltose, schliesslich in Traubenzucker um.
Verschiedene Ton Kfils ans der Leber, resp.
dan Mnskeln Ten Wann- nnd KaltblDtern
(Hand, I'ferJ, Kaninelien, Frosch, Austern,
Fliegenmaden) dargestellte Präparate ergaben
£ämmtlich mit der Formel (C«H,oOs)^-f H,0
tbereiustinimende Resultate.
4. Dextrin (Stärkegnmnii, Leiocoui).
l'ntfr .iieser Bezeichnung; versteht man neben
Zucker aaftreteado, amorphe äpaltongsj^ro-
dneta der ^Irkeniten, üe in Wasser leicht
löslich, die Polarisstionsebene rechts drehen
(+ i3S°) und Fchliii<:>chc Lösung auch
beim Kochen nicht lednciren. ebensowenig
direet mit Uefe vergabren (wohl aber bei Ge-
genwart von Diastase). Bssigsanres Kupfer-
nryd wird durch Dextrin (auch Maltose)
beim Erwärmen nicht redueirt, während
Traubenzucker Oxydul bildet (Bartold'sche
Beaction). Die Dextrine werden durch Alko-
hol gefällt und lassen sieh durch ihr ver-
sebiedenes Verhalten gegen Jm! n kennen.
Man unterscheidet Amylodextrin (kry stalli-
sirbar, nach woehenlanger Behandlung mit
Säuren zu erhaltenK E r v i Ii r n d f x tr in nnd
Ac h r u udei tr in. Krsteres l'iubt bith bei Jud-
xusatz gelb, das zweite rothgelb, das letztere
fast gar nicht. Erhitxen der gefärbten Jod-
Terbindnng«n bringt die Farbe tum Ver-
sehwinden (Bildung von Aelii i.üd<»xtrin ?), nach
dem Eikaltt-n kehrt dieMelhe wi. d- r. Musculus
und G ruber unterscheiden verschiedene Ach-
roodextrin»', welche i-ie durch die Buchsta-
ben a, trennen. Polarisation und Keduc-
tionsvermögen bettng:en nach Bimmerman n
fOr a-Acbroodextrin: al=:-f-21^^—
(100 Theile rednciren ebenso stark wie
12 Theile Glycose), für ß-Aehro(,ilpitrin
a] = -f- |yu R'= 12, ftlr Y -Achruodextrin
a] — 1Ü0K=18. Diastatisches Ferment gibt
mit a leicht, mit ß schwer, mit y keinen
gährungsfähigen Zocker. Die Y*Modificati«n
nennt Seei^en auch Dystropodoxtrin. Vi-r-
dünnte Säuren fahren Dextrin leicht in
Dextrose iber. Von iCslither Stftrke unter-
scheidet sich dasselbe durch ?e5ne Löslichkeit
in Barytwasser, im natürlichen Zustande
kommt es in den Säftemassen junger Bilanzen
Tor. Seegen nnd Kratacbmer, ebenso
Bshm nnd Hof mann fanden Dextrin ge-
le^iMitlich in der Lehrr: sie beziehc-n dessen
Entstehung auf eine Uniwandlunir d*'s Giy-
cogen.
H. Pflanzen enmiii i. Zu dieser Gruppe
2uhlen verschiedene, in der rüanztiiwelt sehr
verbreitete, amoridie, durchsichtige, geruch-
ond geschmacklose Substanxen, die mit Wasser
meist schon in der Xilte klebende Fltlsfig-
keiten. bei h_v 1: 1 *:seher Behandlun;'^ Zurker
geben und durch Alkuliol, auch diird» basisches
Bleiacetat fällbar sind. Einige lösen sich In
Wasser klar auf, während andere nur auf-
quellen, sich aber durch Papier nicht filtriren
la^^en; erstere bezeichnet man als eigentliche
Gummiarten, letstere als Pdanzenschleime.
Man rechnet tn dem eigentlichen Gummi:
a) .\ rabin (firnbi>ches Oummi). Es i.st
dies der eingetrocknete iS-nil tropi^ch' r Acacia-
arten, welcher im Wesentlielien au-- den
Kalk-, Hagnesinm- und Kalisalzen der Aratdn-
s&ttre (GnmmisSnrc) (auch in der Znrlterrllbe
vorkommende Salze, S*chcibler) besteht. Jod
färbt Arabin nicht. Die wässerige Lösung
dreht links und besitzt kein Beductionsver-
mögen für -Ik 'lirche Cu-T.r.sune. l'i*' .\rabin-
»iture erliait man rein durch Zer.^rl^ung des
Arabin mit verdönnter Säure und Ausfüllen
mit Alkohol als weisse amorphe Masse, welche
bei 100* getrocknet glasartig wird und nach
älteren Analysen, die nach den AnfschlOnen
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40
NÄHRSTOFFS.
Xilianrs über die Coiiskitiition d«r Anbinose
einf^r Nachuntersuchung bedürfen, die Zi:-
saimueiisetiung (C,H,„Os), -j- H,0 seigt: bei
130° wird noch 1 Mulecttl Wasser abgegeben.
Durch Kochen mit verdtlnnter Schwt>f>>lsäure
wird Gutnini, resp. Quramisäure in Arabinose
undT)cxtrose übergetüiirt. Nach Beobachtungen
am Hund wird von dem anfgenommenen
Gamini (ca. 60 g TrockemnbBlai» p. d.) fast
die Hälfte im Darm verwerthet. Wahrschein-
lich entstehen unter Einwirkung des Magcn-
und Pankreassaftes dieselben Spaltungspro-
dacte wie durch hydrolytische Behandlung.
b) Xylin (Holzgutonu) nach Thums en
in den }{'ilziu'ten mit Antnabme dn Coaif«ren-
holzes !><:hr verbreitet.
c) Galactane. Gummiähnliche Sabstan*
xen, welche jedrich sämmtlich rechts drehen und
bei Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure
Ciahietij-e liefern. a-Galactan (Galactin,
Mantz) [aJD = 184-6 findet «ich oameDtlich
in der ftuweren Samenbant der Legaminosen
(i II) Luzernesamen zienilich reichlich). Speichel-
ilu.itase oder Punkreattn wirkeu nicht sac-
charificirend. trotidem wird es resorbirt.
al a c tan (dextrinartig« s Kohlehydrat, Stei-
ger) aus den Samen von Lupiims Intens dar-
gestellt l'zjl) — — Iis 7". Diastase oline Ein-
fioas. Durch conceotrirte Esaigsäarc werden
3 Aeetylgrnppen sabstitairt. Aasser ß-6alactur.
fand sieh noch eine in Wasser unlösliche,
beim Kochen mit Säuren ebenfalls Galacto^e
liefernde SuhstaaildasP uraga 1 aetin, welches
ID— 20V, der geearomtcn Körner ausmachte.
Paragaluctin besitzt ebenfalls die Formel
* '.)H,„*)4)n, liefert aber eine bei n:,' uhne
Schmelzen sich zersetzende Triacetylver •
btndnng. während die des ß-Oalaetm bei
M-lnnilzt. Y-Galactun; v. Lipp-
m^ai. b' nannte die von Rietschel aus den
IviiLkstatiden der Bübeniuckcrfabrication durch
Alkobolfällungisolirte rechte drehende öommi-
art in der erwähnten Weite, v. Lippraann
fand [«|Üi=-f 238°. Fehling'scho Lösung
reducirt e» nicht. Bleie-äsicf wirkt nur in
coneentrirter Gummilösuni: lallend. Geht bei
Inversion mit verdünnte r H,S(», vollstän.lig
und au.sschliesslich in Galactuse über.
Hiehergehören ausserdem das Lactusin
(von Meyer au« Silene vnlgaris erhalten)
(a]D=-|- tl{-7% ferner daa Qnmmi mos
('arat^heen nnd* Agar-Agar ood d*z Pfinich-
gummi.
d) D e X t ran, ein Von Scheibler in noth-
reifeu Zuckerrüben nufgefundenes gommi-
ühnliches Kohlehydrat, welches rechts dreht.
Verdankt seine Entstehung der Anwesenheit
eine« als Leuconottoc meeenterioidei bezeich-
neten Gfthronfzerregers, durch «dehen Glycose
nnd Rohrzucker nach InTerston der „Dextran-
guhrung" verfallen.
e) L ä T u 1 a n, eine nene von v. L i p p m a n n
in der Melasse der Bftbenneherfabrication
constatirte Gnramiart, deren Bezeicbnnng mit
Rücknicht auf die von Scheibler \Mr2:e-
schlagene Noiuenclatur der dextrinartigen
Eohleiiydrate seiner linksdrehenden Eigen-
schaft wegen gewfthlt warde.
Der dnreh Abkocbnng versehtedener Pflan>
zensarnen fLeinsanien. Qnittcnkerne etc.) und
Wurzeln (Altbäa, Sakp) su erhakende durch-
sichtige Schleim (Bassorin) bläut sich mit
Jod, ist in Alkalien leicht löslich und wandelt
sich durch Kochen mit verdünnten Säuren in
Zucker um; im Darm des Hundes werden
vom Salepschltim (ISO g Trockensubstanz
p. d.) mlDdeelieas 89%, vom Quittensehleim
fiOg Trockensubstanz p. d.) fast Sn«'^ rf
sorbirt. Der Koth enthält keiueti unveränderten
Pflanzenschleim. Da weder Magensaft noch
Bandispeicbel den Schleim in Zucker nmia*
wandeln vermögen, so liegt es nahe, anzn-
nehinen, dass er entw.-der ai.s solcher resorbiit
oder durch saure Gahrang in resorbirbare
Producte Übergeführt worden ist.
Im Mark fleischiger FrQchtf, ln'sv>nders
in nächster Nähe der Schale und in Wurzeln
(Rüben), kommen ähnliche, im Wasser quel<
langsü&bige Sabstansen vor, welche durch
Alkohol IlUbar sind, aber bei Behandlung
mit Alkalien oder Zucker eine gallertartiee
Beschaffenheit (Obst-GeWe etc.) unnehmen.
Ks sind dies die Pectine. Sie sollen bei der
Reifung aas einer an sich unlöslichen Sub-
stanz, der Pectose, unter Einwirkung eines
Fermentes entstehen. Bei alkoholischerGahruncr
(Obstweinbereitung) verschwindet ein Tbeil
der PeetinkOrper (Lechartier), ebenso bei
dem Process des Ueberreifens. Nach den
Verbuchen Grouven'« scheinen sie ebenso
wie das Gummi von den Pflanzenfressern voll-
ständig verdant nnd resorbirt an werden.
6. TbieTi8chee Gnmmi. Dasselbe bildet
einen Bestandtheil der Mucine und ist dar-
gestellt worden aus dem Mncin der Sub-
roaxillardrOse, der Sehnen, der Synovia, dem
Mucin des fötalen Schleimgewebes, derCoUoid-
cysten und des SclineckenmanteU. Chondrin.
Metalbumin und Paralbumin liefern ebenfall!<
dieses Kehlehjdrat. Fftr das im Vacaum über
Schwefelsftnre getrocknete Onmmi wurde die
Formel (0,11,^0,), -i- 2 H,0 ermittelt: bei 1*0"
verliert ea die 2 Molecüle anhaftenden Wasser«».
Wasserfrei stellt es eine mehlartige, weiste
Substanz dar. welche leicht Wasser anzieht
unii ilaiin j^uiumiartig durchsichtig wird. In
Wttsser (uillt das thieri.sche Gummi auf und
lOst sich schliesslich zu einer stark schäumen-
den, syrupösen, schwach rechts drehenden
Flüssisjkeit In Alkohol iird Aether Ifist es
sich nicht, mit Jod bleibt e« ungefärbt.
Kupferoxyd hydrat löst es bei Gegenwart von
freiem Alkali mit hellblauer Farbe, beim
Kochen fällt eine basische Kupferverbindung
ohne Reduction am. Nimmt man das Er-
hitzen jedoch bei Gegenwart von Säuren (1**/^
Schwefelsäure) vor, so zeigt die Lösung bald
reducirendft Ei^rrnschaften. Bei fortgesetztem
Erhitzen tiiit dtarkereu Miiieralsäuren bildet
sich Levulinsäure.
7. Cellulose. Sie dient der Pfianae zur
Bildung der formgebenden GerQstwerke. spe-
ciell 7.>ir H'/r^tcUnni; der \s idi';-tandsnUiiir<'ren
Zcllwandungen. Je nach ihrer II'Tkuiitt besitit
sie eine verschiedene Organisati .'n .vfi - chiedene
Dichtigkeit und einen wechselnden Gehalt
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kAhbstopfb.
4t
an sog. incnistirenden äubgtaiuen (Lignin. t
Kork). Zam Nachweis de» Lignin kann man
entweder d;i> .\nilin?ulfat oder das Pbl rn- 1
glucin und H(.'l benutzen: reine relluluä»e ;
wird durcii die erwähnten Keagentien nicht
l^färbt. Im Thierreicb kommt Cellolote vor
IB dm MaBtelhQll«« d«r Ttmivaten und As-
cidisn (Tunirin). in d.T Schlangenhuiit etc.
Den gewöbnlicheit L0äuug»mitteln (Waa^er.
Terdflnnteu Alkalien und Sfturen. Alkohol.
Aether) gegenüber verhält sich Cellulose
resistent. Durch Ku|>ferox.vdamnioniak findet
eine Auflösiin? zu einer klaren, blauen
Flflssigkeit statt, aus welcher das reine Kohle-
hTdrat darch Sturen «la Gallerte geftllt wird
und nach dem Waschen mit Alkohol als
amorphes, weisses Pulver sich abiciaidet.
Cuncentrirte Schwefelsäure bewirkt zunächst
kleiatermrtig« Vtaellimgf wetterbin volUtändige
LOrang. Atif Zuaatt von Was«er wird ein
sich mit Jod blauffubetider Körper (|>tianz-
licbes Amyloid) in weissen Flocken abge-
schieden. Nach längerer Einwirkung von
Siliwt^fehStirc lo>t sii h Cellulüse tu I^extrin.
daü durch Kochtn der mit Wasser verdännten
LOanng in Traubenzucker Qbergeht. Essig-
«iareaabjrdrid biidet beim Erhitzen auf 180°
TriaeetylcelliiloBe C.H,0,(0.r,H,0^,. ein^
aiii 'rjihe Mii^-e. die sich in concentrirter Essil^■
>,iure lu?t. Die tür die i'echnik höchst wichtigen
NitroTerbindungen sind für den thierischen
Hauslialt helanglos. Unter F'influ.-- be-
stiinintt'r im Fltissschlamm. im l'rtriii<.anül
dei Ptlaiueiitrei^f-r \ 'jrkjmiueniieri Üin terien-
arten (Amylobacter, ran Tieghem, identisch
mit BaeiUuB sobtiHs. Pastear, Baeterinm
merismopedioides. Zopf) vergährt Cellulose.
Nach den von Hu^tpe-Seyler durch Jahre
hindurch fortgesetzten Gahningaverattcben mit
einem au« sterilisirtem Papier gewonnenen
Material ist anzunehmen, dass unter H,0-
Anfnahme ein zuckerurti'^'. s K'.ihl' )'.viii it i-nt-
steht, welches in CO, und CH^^ zertUUt, eut-
sprechend der lebematitcben Formel:
C^ioO, + H,0 = C.H„0. = 3 CO, + .CH»
Ob hiebei auch nrjrani<;rli(^ Riiuren als
Durchgaugspruducte auttreten (van Tieg-
hem, Tappoiner). kann noch nicht als er- '
Wimen anfäsehen werden. Allem Anschein
nach kommt der reinen Celtnlose ttae Be-
deatnng als N;ilir-t 'tT nicht zu. Ttrtg,
Nährverhältnisse inlndi n. Mit der
Zunalime des Landwerthes in Ii. lii-n und der
ungelienren Prei.fsteigerung der Nahrungs-
mittel, welche der letzten grossen Hungers»
noth folgte, bat die Frage der Beechaffnng
von Futtermitt' In fitr i!t> Thiere der .^niiee [
in Indien eine *>let,-i «^russeie Wii htigkeit er- i
halten, so dass diesell'e nun eine der drin- I
gendaten Angelegenheiten ist, mit welchen
web die liegierung zu befassen hat. In dem
furchtbaren Kamp! ge^jen di? Iliiii^terben
menachlicher We^en darch Hunger und Ent- i
bebmng als Ergebnis« des Missrathens der |
Ernte infoK'e \m\z tV i tir*''^' tzter Dürre wurden j
die sehr ernsten Nachwirkungen auf die |
Tranapott- und landwirtbachaftlicben Thiere '
tbeili! in zweite Linie gerückt, tlieils gänzlich
unbeachtet gelassen. Erst einige Zeit nach*
dem das Gespi*nst der Hungersnoth beschwo-
ren worden, wurde die Regiernne der That-
^ache inne. dass in einigen L^tn ie^theilen
Pflageochaen roUstindig ausgestorben und
Transportthiere rerschiedener Arten selten,
ungemein theuer und «.-gen ihrer LT'Miiiir' i.
.Anzahl und ihres gescbwacbteu Zustande*
völlig unvermöffeiid waren, die von ihnen ver-
l;in?te .\rb. it 7u leisten. Die Thiersterblii Ii-
keit walirtud der Hungersnoth muss jraiii un-
geheuer gewesen sein: wir haben j.-di ch keine
genauen Nachweisungen, um uns über diesen
Punkt anfintiiren. aber derVertost mehrerer
ScliKlgre von ,«T*efiellem Werth. ?owohl Pferde.
Rinder oder >chafe. die verbliebene geringe
Menge von Nutzthieren und der grosse Preis -
uufschwung sind genau herrortrotende und
ausgiebige Kennseichen der angeführten That-
Sachen. Aber das Uebel war mit d* m schweren
Verlust an Nutzthieren noch nicht zu Ende,
der Nahmngstnaneel verhinderte die Anf-
ziirlit und H ''5 i!en geringen Nachwuchs ver-
kumiueni, gleieliwie die Häutigkeit des Ver-
werfens und jene der Todtgcburten oder von
schw&chlichen Jungen zunahm. £s war ein
Fall des j,lfeberlebens der Geeignetsten*^ fftr
die Nutzthi'Te ciliar Arten, und seine ITir-
kuncen traten bei den Thieren viel schÄrfer
als bei den Menseben a-it T'ir >'r-teren leben
vr n df>m, was sie eben erwisrlieii oder was ihre
KijiH-r frtr sie absparen kr.nnen: aber die
Hungerjahre redueii. ii in ide dieser Nahrun^s-
Suellen auf ein Minimum, und ein gewaltiger
[ampf nmr Dasein greift selbst zwischen
HerViivoren mii Menschen ]dnt7. wo es gilt,
wer als Nahrung halbgetrocknete Wurzeln
von unter der Eroe oder jede« zartere Dlutt-
chen, ja itogar Baumrinden ron oberhalb der-
selben erhaschen kann. Ueberdies worde das
geringe reberbleibsel an Nutzthieren naeb
dem Erlr.scheji der Hungersnoth (nach dem
allgemeinen Gesetz, dass der Hungersnoth
die Seuchen f<dgen) von den ver.-ohiederien
p'ornien der Thierseuchen decimirt, welchen
sie durch ihren aus<reniergelten und .k^chlecht
genährten Körpersustand ganz besonders au-
Sänglieli gemacht wurden. Nicht nnr sind
dl- l'r. is. d l Thiere dadnif'!i ungemein
gestiegen, -■.ndern der einiieiraisclu' Thier*
Torrath :dl- r Alt ist t:ut gänzlich ungeeignet
zu nützlichen Zwecken geworden.
Wir haben hiomit eine Skizze der hervor-
nig» i> l>ti n Wirkungen einer Hungersnoth auf
die Nutzthiere gegeben, weil dieselben sonst
zumeist UebertieiDttnfen von ZnstXnden sind,
welche fast alljährlich in Indien auftreten,
nnd welchen man unentwegt ins .\nffe i.cliant'ii
und sie kräftig nnd in vorurtheiUtleier Weise
in Oemässheit der Ergebnisse der modernen
Wissenseluft und der Erfiihrung bekämpfen
muss
Jährlich während der heisjeii Jahreszeit
beginnt iler Fnttervorratb karg zu werden,
und mit dem Anbrechen «1er Retrenzeit crholii
sich der Zuwachs an Verlusten bei den Huu->-
thieren durch das ganze Land. GlQrklicher-
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ȀHR6T0FFE.
■wdse sind die klimatischen Bediitgungcn aUer
Th' ilo Imii'-ii- uu ht J.rll-il■llll);is^JY^ um! -•> ist
ts üonn inöglicli, ilie Munzel eines Theiles
zu eiiior gewissen Jahreszeit dnrch die Vor-
r;i*lu' eines anderen zu ergslnzen. Dies sehen
wir uiU das Ergebnis« der Erfahrung von den
Kanieelbesitzern in Afghanistan ausgenützt
werden^ weiche es ab nachtheilig fitr ihre
Thiere halten, wenn dieselben in den Ebenen
und 'I'hulirri w-ilironil .I<\s lifis?.?ii Wetters
verbleiben sollen, und a«.:ih.ilb periodische
Wanderungi'M mit ihren Heerden in zweclc-
entjsprechendereüeÄenden unternehmen. Unter
mehr civilisirten Verhältnissen und bei zweek-
niüssieer Ausbreitung der Bodencultur ist
diese Methode nicht länger aufrechtzuerhalten,
und es war nothwendig. durch Strassen,
Schienen- und Wa-s' i wr^'i- Verbindungen mit
Oertlicbkeiten versthiedtaer Klimato zu or-
'Hihen. Hier iat indess wieder eine Grenze in
der VerprovigntiruDg.» welche in der maeaigen
Natnr Tcrechiedener NahTTnngRst4)ire gegeben
ist. n. /w. Avegen der jiliv -ii'l i.iri^« hen Wt sent-
lichkeit der Masse in der Nahrung für alle
Thiere. speciell für d«'n Elefanten, den Stier
und das Kameel. Daher kommt -- da das
Futter au den» Orte wachsen soll, wo es ge-
braucht wird — die Nothwendickpit einer
Aufstaplung des Futters und der Anwendung
verschiedener Methoden, um den sehtdUeben
Einwirkungen der Natur auf das vegetabilisch'
Leben zu begegnen; ferner der Schutz des
Saatkomvorraths gegen Feuchtigkeit; Ver-
besserung des Boden« und Hintnnhaltuog der
Verheerungen, welche durch Parasiten auf
FHanzen verursacht werden.
Die Verhältnisse und die .\uskunftsmittel,
welch« früher erwähnt wurden, bekommen
eine specielle liedeutung und Wichtigkeit in
dem Falle, dass eine .Vrmee sich im Felde
befindet. Die zu derselben gelir»rigen Thiere
mflasen auf eine solche Art und Weise em&hrt
werden, als die Verhaltnisse, unter welchen
-ir >iih eben befinden, i]l<^s irestatten. Es ist
unbestreitbar, dass jene Truppen die besten
sind, deren vitale Erfordcrllis^e völlig den
militärischen Zielen des Befehlshabers anter-
;;eordnet werden können.
Bei dem Ausbruch eines Krieges ist es
You der grössten Wichtigkeit, das« die fQr
den Chai^ter des occnpirten Landes ent-
sprecheiiilste mvl iliisel!.i-f am l-'ichtesten er-
nährbare 6<^IXe von iiaii»pofUiueren ausge-
wählt werde. Dies kann bis zu einem wesent-
lichen tirade durch den gewöhnlichen Thier-
handel des Landes bestimmt werden. Hierin
liat '".'T Tiivnsport in den meisten der engli-
>• heri Kriege in einem wesentlichen Punkte
fehlgeschlagen, dass nimlieh die Thiere an
dem Sitze der Campagne sicli leicht füttern
licssen. Der Elefant ist so schwierit' tu er-
nfthren, dass es wi-nige Gegend» ii tribt, in
welchen seine werthvullon Eigenschaften diese«
Hindernis» aufwiegen können. Dw« Kameel
iiiuss ' jih' .•iit>i.i «■i-liniil,' Flitterration '. ' k'-in-
uien, wennglei' Ii iiiaii iii.uuhnial irlaubt. da.'»»
es anscheinend i:a.n/. unabhängig von aller
Art Xahrangszufuhr ist. ist allerdings sehr
tindig darin, »ich auf einer Heise seine Nah>
niiiu' -rll'-t 711 v.'i -i'hatTfii. M/lbst dort, wo
last gar k- iii!" lir.uii hiiar.'ii Hiiisquellen hiefär
vurhanden stjid: iiulessen ist es nicht immer
möglich, den Thieren in einem feindlichen
Lande die nuthige Freiheit zu gönnen, damit
sie >ich ihren Lebensunterhalt selbst auf-
treiben. Auch der üchse bedarf zu seinem
Fortkommen der nOthigen Nahrungsmenge,
er gec^' ilit ;n'I'->? auch bei ^*-lir L'r<il/orii Futter,
wie solciies bei dem Pferde uie beüenkliciisten
Veidauungsst'irungeii hervorruffn würde. In
der Kegel ist b»M diesem Thiere K'irnerfutter
gcwis.>.ermassen übel angebracht. Das Maul-
thier, der Esel und <\a.< Landpony sind durch
lange — theils erworbene und theils häufig
angeborene — Anpassung in den Stand ge-
setzt, alle Alten Futters auf das Bestmög-
liche auszunützen. Sie sind deshalb aus-
dauernd, leicht zu befriedigen, und aus diesem
(i runde vorzüglich fQr J ransportzwecke Yor-
wendbar.
Anch die Hilfsmittel '■in>"; Lauili'.-; inü>>en
in Betracht gezogen werden. \S u sich eine
reiche tropische Vegetation vorfindet, wie in
As*ani und Burmah, können Elefanten vor-
theiilialt veiwendet werden. Wo jedoch weite
sandige Ebenen zn durchschreiten sind, wo
keinerlei Vegetation ausser verkammertem
Buschwerk und Karaeeldom sn erblicken ist,
ila i t vl--r <i'< !iraiii li Kaiiie<^len und Maul-
thiereu klar an iT' deutoi. Wu ts. liingegeu einen
guten Keijbestand und einen solchen von
Sorghum vulg. längs der cultivirten Thäler
gibt, da winfsich das dort gefundene Futter
sehr nützlich für ."^tiere erweisen.
Die Veterinäre Diätetik ist an sich seibut
fast ein Studium, besonders jedoch in einem
Lnn lr' ir:if <?o mannigfaclu n Thicrarten und
so vei>. hied'.'iiartiger IJoliiirvdu« tion, wie In-
dien. Erst nach längerem AuN iuhalt in diesem
Lande und beständiger Be^ichäftigung mit
Pferden und Tragthieren kann man gtozlich
VfTtraiif mit ('-'ii braii'lil'.u-.'U NfUiniiittfln
werden. Wir fimien. dass dos so^. Körncr-
futter, von ilem, als einem concentnrten Nah-
rnngsstort", das Thier abhängt, ans verschie-
denen Arten be>teht : dem Reis. Gerste,
Weizen. Cholum, IJhaggy (Elensine Cora-
cana) etc., letztere etwa dem Hafer gleich-
werthig; femer derChenna (Cicer arietinnra),
Coolthce (Doli'hu«; nnif! oru-), Ilhall (('ajanus
indicus). den iSohueii und Erbsen gleich-
werthig. Wir finden, dass dieselben vom che»
mischen ond vom Standpunkte der Ernährung
sehr von einander differiren, und die Erfah-
rung l.'hrt, dass jede dieser Arten ihre spe-
ciel!<' Eigenart als Nährstoti" besitzt So ist
der l!eis, welcher in Bnrmah fftr die berflbm-
ten P^ini» - lir-. - L iudos -vi reichlich ver-
wendet wird. III iiiüicn t in w- rthvoller Ersatz
für Kömer mit hrdiereüi ?^tiekstofl'gelialt.
welch letztere besonders in der heissen Jahres-
zeit nicht selten Lebercrkrankungen nach sich
ziehen. < »liphant hält i. B. d»^n unenthülsten
I Keis <r>imnj als die Ursache gefahrlicher
I Dysenterien bei Stielen in Afghanistan, (»erste
( und Weizen werden in England als gefähr-
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NÄHRSTOFFE.
43
lirlies Futter iüi rktUf gehalten, oiitl doch
wird or>terc iiiaDclunal, letzterer h&nfig in
Indien ohne übk Folgen benätzt. Gerste i>t
das liauptsüchliche Kürnerfotter lür Pferde in
j\rubien und im Pendsi hab, wenngleich Vete-
rinArant ^ann von i>«iir bedeuklicbeo Re«ul-
taten von ihrer Verwendnnff bei IMenst-
thicrtn zu orzülileri wti->. Clioluiii (Fur^'liuni
vulgare) wurde ein»-» etwa inügliclieii Kin-
flOMes in Bezug zu einem Ausbruch von
Anthrax in Itangulure beschuldigt, aber Mey-
rick theilt mit, düsa die .Stuten der Uelooch-
iJasse im westlichen Peudschab selten irgend
•in anderes Kömerfatter bekommen nnd doch
de« 8«h«ierig«t«n Minelien gewachfieii lind.
Pfr geringe Gehalt v.-n stickstoffhaltig-fr
Substanz im indischen Korn (Mais) «urde
dasselbe zu einem beacnders zur Verabreichung
bei beisaem Wetter geeigneten Kümerfutter
machen, doch wendet Meyrick dagegen ein,
das» v> 'Ii'- l'f. rde weich iiii'l deren Dünger
uiinvif rwerthig mache. Experimente «owohl in
der <3>terreichi.schen als in der franslHäschen
Armee liub'.ri >'rL:ib< ii, tl;l^^ i'> kein werlh-
Tolles Fuit'.r ist, um PlVrdc in „C'ondition"
zu erhalten. Hingegen leisteten unsere Pferde,
welche in äädafrika fast ausschliesslich mit
Jf«8 als Kfimerfatter genährt worden, gute
DieOKte. Hafer »teht in Jirhoot im besten Huf
als Mittel, um Pferde in „C'ondition" zu
setzen; derselbe wird in den GestOten von
Bengalen reichlich angebaut, woselbst er
dnrch SToorcroft eingeführt wurde. Es ist
selten, dii-s iiirend eine Art von Gramineen
nachtbeilig für die tbieriscbe Uesundheit bc-
Innden wird, mit Atisnahme der von Hattcr-
korn oder aiidon ii pil/iwii Gewachsen be-
fallenen: do' ii dai t' uiaii nu iit vergessen, di\ss
alles befallen.- Futter lür Thiere untauglich
iitt und die lutftistion desselben von acuten
Yergiftungserseheinungen, Paralyse und Enti«
litis ^'ef.ilirt wird.
Die Hülsenlrüdite als Futter sind nicht
in allen Fällen verliisslich. Einige derselben,
wie Chonna und Coolthee, sind sehr geschätzt,
aber wir haben Gelegenheit gehabt, zu bemer-
ken, dass der unter dem Namen „Lathyrismus"
bekannte Zustand das Ergebnisa der Ver-
fattentnp einer frewissen Art von Hfilsen-
frnchten, gcwühnli' Ii Dluil! (('.lianu^ iijltv u>)
genannt, ist. ilule (l'iia^euius acouililolius>
wurde bloss in einer Station der Prftsident-
KCbal't Lunibay bei Armeepferden verwendet,
worauf eine Erkrankung der Aihmungsorgane
wahrgenommen wurde. Er niii>> diiran erinnert
werden, dass, sobald ein unbekanntes Futter
den Thieren verabreicht wird, dasselbe, wenn
es zu den Gramineen gehört, nnbfs-fhadet
verwendet werden kann, aber erst nach »org-
faltiger Prüfung, wenn es sn den Hülsen-
frachten gehört ^in Fingeneig kann dadurch
erhalten werden, wenn man erbandet, ob die
Eingeborenen dasselbe enfsv« l- r lilr -i' h i
l'Ur ihre Thiere verwenden. Nach der Wahl
des Futters kommt an Wichtigkeit zunächst
dessen Präparation. Es gibt ge'.vi^.se K iriK r,
«eiche unverdaut bleiben oder zu eritsthcheii
St4rang«D fahren können, wenn sie nicht ge-
hörig zubereitet sind. £»o hat die Erfahrung
gelehrt, dass Coolthee, auch Oorud und Moong
(Plia>eolu8 Diungo) am besten in ^'»ki» litcm
Zustande den Pferden verabreicitt werden;
dass Ochsen sie nach einfacher Quellang
nicht verdauen und das« Kumeele sie hin-
gegen nach t4cbti{fer Quellung verdauen
k>;mnen. T'üjriM? (Penicillariu >iiirai,i) und Mcite
werden znint.i>t in unprupaiirlviit Zustande
gegeb' n und gewöhnlich vermengt, da Bajree
für sich allein zu erhitzend ist. Das Wasser,
in welchem t'oolthee gekocht worden, ist
höchst nahrhaft, und kann kranken oder ge-
sch Wichten Thieren verabreicht werden. Wenn
dies nieht geschieht, so stehlen es die Ein<-
g-cborenen und trinken e> ans. Thenna ^^i^li
am besten zerdrückt gegeben, wird abtr auch
all Pferde nach einfachem Quellen ver-
(aitert. Sie kann als wertbvolle Di&t fit ge-
schwiehte Pferde bentttst werden, wenn sie
geröstet und fein gepulvert wird, i«!. r in .l.-r
form von „Adawur", das ans gleichen iiieiten
von gedorrtem und tüchtig gemahlenem Korn
und (tcr^tf besteht. Eine .Mi>LlHiii>,' v^n Kei»
uudDhall. „Kichree" genannt, »iidaucb häutig
als nützlich gefunden. Deshalb sind Zerdrücken,
Dörren, (Quellen und Kochen werthrolle liilfs-
mitte) der Zubereitung von KOmem. Eine
richtige Mischnnir i1< i- v. r^chiedenen Sub-
stanzen ist oft vi.i llicilhatl zur Bereitung des
Futters für jdiyöiölogische Erfordernisse. So
w ird die Kleie, welehe sehr nahrhaft ist, aber
einigermassen laxativ wirkt, oft mit Vortheil
statt Körnern substituirt, und gepulverter Keis,
d» derselbe die entgegengesetzte Wirkung
hat, ist werthvoll in FäU«>n von DhtnliOe.
(i'cwisse Artikel der Diät, welche häufig
lür kranke Pferde benfltzt weiden, sollen
hier in Betracht gezogen werden. „.Suttoo"
wird gewöhnlich aus fein gepulvertem, gero-
stetem Korn und («erste bereitet und als
SuLstitut für Hufi-i s. lil,-iin in Tn<lii-n loiiüt.'t.
„Congee", aus verschiedenen Kuiii'-i n. ■ iell
lieis. ist werthvoli, um den ge~. Ii wa. hten
Appetit anziir» ircti und als Vehikel der Arz-
neien tiu kraiike Thiere. „Linseed Tea"
(Leinsamcnthee) kann wie in Europa benutzt
werden, doch ist der indische Leinsamen
nicht so gut wie der eorop&i»ch«. Bazaarkleie
ist im Allgemeinen nahriiaft. ub'^lrlih -]f
häutig mit Sund getatscht wird, duiupiig und
sonstwie verunreinigt ist. Sie wird haupt-
sächlich bei Thieren gebraucht, welche an
Leberkrankheiten leiden, und soll denselben
als Ersatz für Körnerfutter während der
heissen Jahreszeit gegeben werden.
Hit dem Komerfutter, was immer dessen
Natur auch sein mag, kanti al^ Tntf r-tilt/un^
der Verdauung Salz und .Ma-aliii.'. oiewur/a)
gegeben werden, da es erwie>en ist, dass
Salz den Thieren aller Arten höchst zuträg-
lich ist und in gewisser Hinsicht prlventiv
i^i-LT'-n nianrlirrl''! Krankli'Mti-n. besonder^
gegen die durch i'ara.'.il«!» •.crtirsachten sein
soll. The Itegierung gibt sich der Hothiung
hin, dass > n lÜi li eine Mi't!iode aufgefunden
wird, wodurch Sali lur die liiiere verwendbar
wird, ohne materielle Schädigung des Salz-
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NÄHRSTOFFE.
monopub (Viehsalz). Da die dringende Noth-
wendigkeit des SalzgenaHses fflr Thiere jeg-
licher Dienstleistung erwiesen ist und viele
Gründe dafür vorliegen, dass der Werth des
Salze» als Vorbeugung«niittel gei^cii Krank-
heiten weit grosser ist, als bisher angenommen
wofdeti, 60 siebt man lo Indien den Bestre-
bungen der Regierung in dieser Richtung mit
S rossen Erwartungen entgegen. In Betreff der
ewürze mass bemerkt werden, dass dieselben
wohl keinen ausgeaprocbenen Nährwerth be-
sitien, sie rege n jedoen die Verdau un ^organc an,
welche in *'tiii'm Lande wie Tihlit;n cim'r soldieii
Anregung bedürfen. Sie werden von den tjinge-
berenen I'ferdezüchtern häufig verwendet, he-
sonders als Viirb'/u<joMiitt<;! ^'egen Hautkrank-
heiten, uad werden zu demselben Zwecke
noch an Kauieelc verabreicht.
Die Rückst&nde nach der Oelgewinnong
werden sehr allf;emein in der Form von
Kuchen fOr die Rinder verwendet. Sie sind
aber auch für Pferde ein sehr nahrhaftes
Futtermittel. Durch ganz Indien werden die
JingilisaatrQckstände, welche nach der Aus-
pressung des in derselben enthaltenen süssen
Ocles gewonnen werden nn'i zu sehr l)illii:' iti
Preise erhältlich sind, häutig benutzt. I:i i'e-
treff ihres Mftbrwertnes für Pferde liegen
kein-' Erfahruneron vur; von Rinili^rn werden
sie gtrii auL'cauiumt'n, sie gedeiluu auch da-
bei; es wird behauptet, dass sie ganz insbe-
sondere fttrMilchkahe sehr vortheilhaft seien;
fibrigens v^nebren aneh die Pferde diese
Kuclit ii in iler Regel gern. In rasmchiMi -
jrendea werden die Oelkuclien von gewissen
Nossen als Futter für Pferde versucht.
Poonai wie die Cucosnusskuchen von ilcni
die Vamiltiirache redenden Volke g.'iKinnt
wcrd<:n; i'ut jo (die Schale der Taubcm'rb.si'
oder Yoar Dball) ond Yonr (Keiskleien) wer-
den Ton Dr. Shortt, als in gew9bn1icben 6e-
hraui-h in der Präsidentschaft ^la lrris stehend,
als Futtermittel für Jlilchvieh erwähnt. In ge-
wis.^en FAllen kr>nnten dieselben auch rar
Pferde verwendbar werden.
Die Eingcbornen sind in der Mftstnng
ihrer Pferd»' sehr erfolgreich, für ^i-lditn
Zweck sie Gbee (gekl&rte Butter), Gur oder
Jaggherr (nnreinen Zneker), Znekerrobr and
verschiedene nromatischc Sub>tan7en benützen.
Das Zuckeiruhr wird von allen llerbivoren un-
gemein gern gefressen, und bildet ein vortreff-
liches Futter zum Wechseln and als Mastdiät
In vielen Thailen Ton Indien, i. B. in Amm.
werden TJatiilHK.^prossen und -Blätter als ire-
wwhnliches Futter anstatt üras gebraiu ht.
Man sagt, daas dieselben dem Husten vor-
beugen und denselben heilen sollen, doch ist
dies nicht erwiesen.
\\'nrzi Ifutter ist in diesem Land ■ von
weit geringerem Werthe als in England, weil
dieselben so viel Wasser an ihrem Wachsthnm
bed(lrf*Mi Indessen werden Rüben M > dees
(Landradieschen), Kartoffeln u.a.m., welche iu
mehreren Landestheilen leicht m beechaifen
aind, mit Nutzen verfüttert.
Fourage. Diese Cla«j»e des Futters theilt
eich in grünes nnd trockenes. Da» erstere ist
bloas in den cultivirt<ju Ländern vorhanden,
das letatere wird durch Import beigeschafft.
Luzerne, Guinengraa, Keana,Impej und anderes
Grünfutter haben ihren Werth als schraack-
liiiHf. li'i.hte und niassigf Nalirung für
schwache Verdanang und um Leber und Haut
in gutem Znstaad n btlten. Sie kSnnen auefa
als MischiinfT mit anderem Futter verwendet
werden, um d-^n .Appetit anzuregen. Die Ein-
führung von Atrii>i>'i nummularis, des austra-
lischen SaiiliuAches, rerapricht für einige
Luidstriebe, welche gegenwärtig dnreb den in
ihrem Bodi-n .'titlialf i'n>-ti Salzrciciithiiin iiii lit
hoch im Werthe stehen, eine bessere V erwen-
dang für die Cultur und gleichzeitig den Er-
trag eines besonders für Schafe selir \ er\veRd-
baren Futters. Ferner wurde gefundoii, da?»
das Gedeihen von Eacahptus die Feuchtig-
keit in snmpfigen Logen vermindert und die
Malaria hintannftlt. Ein grosser Zuwachs an
Fruchtbarkrit >les Bodens wird auch ilnrch
vergnlsserte Murgfalt für die Aufspeicherung
nnd die Beschränkung des verschwenderischen
I Gebrauchs von Wasser herbeigefQhrt, ebenso
auch durch die Herstellung von Bewässerun-
gen nnd kf^nstlichen Wasserwegen. Durch
solche und älmltche wichtige Einrichtungen,
wie das Abdämmen von Strömen und das An-
legen von Cisternen. kann die Fruchtbarkeit
des Landes auf die Höhe der an da.'-sell»e ge-
stellten .\ns|>rttche gehoben werden, obgleich
j anch jetst schon viel gates Land mit ansge-
f dehnten CuUnren von Weisen, Banm wolle.
Kaffer- *^t(\ zum Eviinrt bedeckt ist. Generalarzt
; iialfour's vortrelili' Ii-' .\libandlung: ,.r)er Ein-
fluss des Baumwui h-. s auf das Klima und
' die Productivität in Indien" lenkt die Auf-
I merksamkeit auf den Werth ausgedehnter
I Baumanpflanzungen, da hiedurch der Boden-
ertrag gesteigert warde. Es mnss auch in Be-
tracht gezogen werden, dass für sablreiche
Hnnstl.ii're in Indien, sowohl für Tranäjtort-
thiere als für solche zu agriculturelier Ver-
wendung, Dhnllee (Blätterfutter) fast ilas
einsige Nahrungsmittel bei sehr heissem
Wetter ist. Die Nothwcndigkeit einer reii'h-
lichen Verabr<'i' luiin: ron Baumblütt-rn f; i
j Kameele und Elefanten ist wohJ bekannt.
Die Fähigkeit dieser Thiere. sich mit so hoch
über dem Bod« n bpfindliclien Sub.stanzen zn
nähren, ist sthr wichtig als ein Mitt.-l zur
Knspamng des Grasfutter? und daher zur Er-
l'-ichterung der Beschaffuog von Futter im
Allgemeinen.
Grünfutter \er>< Iii. il- n. r Arten, uh'sv «ve-
ciell das werthvtdle Dhuub (Oynodon dactyluii),
miiss stets den Hauptfutterartikel für Truppen-
pferdc in Indien bilden. Die Pferde werden
dort nicht mit Heu gefüttert, da dassell»»-
zu kostspielig wäre und überhaupt nicht iihf-
all SU beschaffen ist. äie erhalten täglich ein
Btndel grfinen Gra*M, welches oft schmutzig
ist. liiler vnti Kinc'^bnnuMi in nriroinom
Wu.s?*.T udtT in I'umpelii abg<.'Wäi.Hciuu wurden,
um dem Futter den Anschein zu geben, als
sr-i es frisch und grün. Es ist dies eine der
häufigsten Veranlassungen zur Verbreitung
von Anthrax. Zum Zwecke des Mähens dieses
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NAHSBTOPPGEHiLT DIR FOTTERMITTEL.
Gmg«« werden £iBg«b«n>e verwendet Das
linm wird mit «incr Art Spaten gesatnmdt
and kann nicht iimiifr von der Oberfläche
des Bodens genommen werden, aus dem
Grande, weil wfthiend aechi Munaten im Jahre
nichts Ton Gras ?e!^ehen werden kann, da
alleä von der Sonne versengt und vertrocknet
i?t. Während dieser Zeit sind es die Untt-i-
grandsteiuKl de« Cjnodon, welche das Fatter
Ar die Pferde in Indien li«r«n. IMeses
ST<ätem der i ;r;isfatf.:ninir hat viele Nachtheile ;
uicht der geringste durunter ist da« sehr häufige
Vorkommen ron VerdaaangMtöningen, Obstruc-
tionen nnd Enteritis, veninacht durch die
rait dem Pntter gleichzeitig aafgenonmenen
Verunreinigungen de.ss,'lben. Auch Hautkrank-
heiten sind nichts Seltenes durch die Ftttte-
TQBit mit MMem gritaien Glas wUifend der
Regenzeit.
Die sorglose Verwaltung des liulze» uls
Brennstoff seiten der Eingebomen in früheren
Jahren hat die Bewohner diese* Ijandes nun
geswnngen, sich de« Tiebdttnger« ftte Brenn-
material zu bedienen, wodurch dieser somit
fttr den Boden verloren geht, welcher einer
Texbenening durch Dünger sehr bedürftig w&rc.
In manchen Bezirken wird das „Langgras",
allgemein unter dem Namen ^Rumnah" be-
kannt, in beträchtli' hcn Menden und in guter
i^oalittt au Fatterswecken producirt. Das Land
nm Seenndeimbtd wer lange Zeit gerfihmt
wegen der dort reichlich wachsenden Gräser,
die unter der Bezdchnung Marvaii und Pownia
bekannt sind. Doch die dortigen Landeigen-
thAmer, welche ihre Ernte «n Lieferanten
Terkeofen, haben sich mit den letsteren dahin
Ter-tanJi;,rt. da.ss sie die Grii-;er so lange
stehen lassen, bis sie ihr grösstes Wachsthum
erreicht haben (was för den Lieferanten von
Vortheil i^t) und ihren Samen bereitf> aus-
gestreut haben, was wieder ein Gewinn fur
den Besitzer ist. da dadurch die nächstjährige
Ernte gesichert wird; fOr die damit ^ef&tterten
Thier« hingegen ist dies ein materieller Ver-
lu-t. wvW Nif uuf (Wfi^c WeiM' sozusagen bloss
Stroh statt samenhaltigen Grasen bekommen.
£• iet selbttrentlndlich, dass das Humuah-
wie Hen, so lange es in voller Blfithe
ift, geschnitten werden sollte. Die später
idtibeiid. II Formen gestatten zumeist einen
zweiten Schnitt. Wenn gutes Heu erhältUch
ist, so ist daitdbe dem Ramnahgras vorzu-
ziehen, da es weniger grob, viel nahrhafter
und von grosserer Gleicbuiässigkeit desWuchi^eä
i$t ond auch von den Pferden viel lieber an-
genonunen wird. Bei der Zumessqn^ der
Henration mn*s in Betracht gezogen werden,
1,1-- das indische Heu sowidil, was das .\roma
als auch den N&hrwerlli l^etrifft, mit dem
englischen nicht Terglichen werden kann,
wenngleich das von Dhub- oder Uarialigras
erhaltene ein ganz vortrefflicher Futter-
artikel ist.
Die venchiedenen Futterstoffe, welche iiu
Handel als Bboosa (Stroh) belcannt sind, bilden
Sul-tanZf II. auf web he die Thiere in Indien,
^l.t■oloU <üe Transvurtthiere, während einer
Cnnpagne groneDUieila angewiesen sind. Ob-
wohl sie nicht sehr nahrhaft aussehen und bloss
der Ueberrett der Pflanse sind, nachdem der
reife Same durch T^inder au^petreten werden,
enthalten sie doch «;iuen guten Theü von
Nährstoffen und bilden hauptsächlich das fQr
die Rinder insbesondere so wichtige Massen»
futter. Kurbee, Sorghum vulgare, Jourari-
Stengel und andere Arten von Stroh ent-
halten mehr Nährstoffe, aU man dies von
vorneherein annehmen sollte, nnd erweisen
sich ganz unschätzbar als Futter fQr Trans
portthiere, aber auch Dieustpferde sind darnuf
als auf Massenfntter angewiesen. Den Pferden
werden dieselben am besten geschnitten nnd
gedämpft verabreicht
Eli ist wohl bekannt, dass in Indien nur
die strengste Ueberwachang und Obsorge
seitens der Birepier die Untergebenen- ver-
hindern kann, direct oder indireot die Iflr die
ilirer Wartung anvertrauten Thiere bebtiramte
Fourage zu stehlen; direct entweder zu ihrem
eigenen Verbram li oder zum Verkaufen, in
direct durch die Sorglosigkeit in tietreli der
zugemessenen Menge oder der richtigen Ueber-
naome der durch die Lieferanten für den da-
für Iwiahtten Betrag beixnstellenden Qnaniittt.
Da in den PrivaUtallungen das Gras rcgelmii.--
oig gewogen, die Verunreinigungen desselben
möglichst entfernt und alle überflüssige Feuch-
tigkeit durch Trocknen beseitigt, ebenso auch
das Kömerfutter gemessen werden mu>i¥,
um zu \vis>en. ob au, h die richtige Menge
erhalten worden ist, wobei allerdings auch
auf die durch die Priparation entatandene
Schwendunt? Htlcksidit genommen wird, so
muss man auch b> i einer Revision der
Thiere gelegentlich und unerwartet die verschie-
denen Details in Betreff der Menge ond der
Znbereitnng des Pnlters scharf liberwachen,
oder TT!an muss zu der Alternaliuiiethude sein-'
Zuflucht nehmen, nämlich nach den ileaultaten
zu zahlen und die Bezahlung der bediensteten
Eingebomen je nach dem Zustande der be-
treffenden Thiere reguliren. Sobald nicht zu
der einen "der der anderen dieser Methoden
gegriffen wird, mQsseu und werden die Resultate
sicn sehr unbefriedigend gestalten, speciell im
Dienste, woselbst bekanntermasscn T>iebstahl.
Fahrlässigkeit, Uuterschleife und allerlei andere
Unregelmäasigkdten nur nilra gerne geabt
werden. SiK-ik.
N«Jir«toffjpeb«lt der FuttemitttU Der
Qehalt der Futtermittel an solchen Stoffen,
die ah Nährstoffe zu dienen geeignet sind,
und die dalier in erster Linie den Nähr-
oder Fotterwerth einer Substanz bedin*
gen. Zarexacten Feststellung des Nährstoffge-
halte« eines Futtermittels muss zunächst der
chenii^.'he Bestand und dann liuri li Fülterungs-
versuche der Gehalt an verdaulichen Stoffen
bestimmt werden. Beide, nftmlich der ehemische
Bestand und die Verdaulichkeit, ant' rliep^n.
bcijüuders bei den vegetabilischen Futter-
mitteln, grossen Schwankungen, die bedingt
werden :
1. durch den Eutwicklungszu-
•tand der Fntterpflanien;
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46
K AHRSTUFFGEHALT DER PülTERMITTEL.
i. durch di« Varietftt der Futt«T«
pflanzen:
3. dur« Ii die Beschaffenheit dt-s
Bodens, aaf welchem die Fatterpflan-
xen gewachsen sind: femer
4. durch die klimatischen Ter-
hältnisse:
'6. durch die Jahreiwitternng;
ö. durch die Danf^nng;
7. dnrch die Cnltnrmethode.
SiHlaiin wirk' ii U'jch auf den Nährstoffge-
halt und zugleich auf die SchmackhaftipV^'it
der Futterstoffe TerfinderDd ein:
8. das Erntererfahren und die
Ernte witterang:
9. die Art und Daner der Aufbe*
Wahrung:
id. die Zabereitnng nnd die Art
der VerabrfirliuiiL' '1''v ruttcniiittnl.
ad 1. der Eni« H klmij^szustaml der
Futterpflanzen. All» jugendlichen Pflanzen
«nd grünen Pflanzentheile sind zwar gemeinbin
wasserreicher als ältere, zugleich aber auch
reicher an stickNl 'ininItigen Nührstt/fTcu ninl
an Asche, sowie holzfaserärmer und
leichter ▼erdaulich. Nach Ritthaasen
enthielt heatrockcne Luzerne:
am ii. April «m £i. ILai »n 3. Juli
Rohprotein.. «8-7 % ti-9% 14-8%
Asche . . .
Uulztaser
8 6
18 3
9 7
7-2%
40-4%
Englisches Itaj^-gras enthielt nach
R. Deets:
Wmw BoJiproit'lo
am G. M-ii «'91%
- 10. Juni ., 8S'93 ^ H'Hi ^
„ iO. JuU 82 14 « 11 07 ,
, i'6. August • . 74-88 „ 7 7'j „
Dass die Verdaulichkeit iler Futter-
pflanzen mit deren zunehmender Entwicklung
zurückgeht, le'irm di.- fuliriiblrii Ver>uche
E. V. WollTs luit llaiiiitjcli), an welche drei
Wiesenheusorten, Nr. I am 24. April g<*mäht
(gani kunes üras), Nr. II am 13. Mai ge-
mSht (dicht tot der Bitttbe) und Nr. III am
in. Juni i;.-iii:Uit fin \n]\r-': l?]nthc st. Ii. -n 1). vor-
tiuii ii wdr.l' ii. Die tlauiniel verdauten von:
Nr. t Kr. II Nr. in
Stickstofflialtigc
Stortt
7'.i2"' 717'
69-6%
Kohfett «3-4 „ 68'1 „ 6l"8,
Stickstoirireie iiU- .
traetstolfe 7S 0 « 88-7 „ 74'8 „
Besonders die Virihmlir hkeit der stick-
stwfllialtifrcn Stoffe vernuii.i> rt sich mit der
zunehmcnJen Entwicklung (Verliolsang) der
Futterpflanzen, was allerdings sum Tbeil
auch dem Uinstamle zuzuschreiben ist. dass
die jugendliche n Pflanzen und Pflanzen-
theiie verhallui.-siiiä#sig mehr l<ichtl«jsliche
Amidstoffe (s.a. unter Fütterung, Amidrerbin-
dungen) enthalten. E. v. Wuiff fand, anf
Trockensubstanz bi'rechnef :
\V|.iii<>fntl-r Orasor vr-r inxl
v..ti \V;<'»>-n in .l'T ninthi'
(fes.inimtstickstoff. . . 3 17",, {•2—2 :;':;,
ProteHnstickstoll 4-32
Nichtprotefn8tick«toir 0*85« 023— 0'64
I Um ein nu'glichst gehaltvolles und leicht
I verdauliches Futter zu gewinnen, ist es bei
den Grün- und Kaulifutt« ! |ili;iiizen angezeigt,
dieselben in (jenem Entwicklungsstadiam ab-
zubringen, wo man rerhiUnissmIssig viel
Pflanzenmasse gewinnt, ohne da.<s lifffM'ts
eine wesentliche Verringerung der Ver l ia-
lidlkeit erfolgt wäre. Ein letzteres ist in- ist
dann der Fall, wenn die Futterpflanzen dicht
Tor der BlQthe, im Beginn derilllltheperiode
oder in voller BlOthe stehen.
Anders liegen die Beziehungen zwischen
dem Entwioklunjrsstadinm tind dem Nflhrwerth
bei den Wurzeln. Knollen und .^'aim tu die
i nämlich im vollentwickelten Zustande am
reichhaltigsten an (Terdanlichen) Nährstoffen
sind.
Nowacki fand in je iOOo (lafttrocke-
nen) milchreifen (I), gelbreifen (II) und voll«
reifen (III) WeizenkOmem:
I II Hl
Wasser 4-06 g ß'83g 5-67 g
Koh protein 3-76 „ 5-73 „ .^-24 „
iMjhfett 0-49 „ 0-74 „ 0 <)9 ,
Stickstofffreie Ex-
tractstoffe S414» 35 01 „ 3&-<M> ,
Holzfhser 0*61 0*66 . 0*64 .
Asche <)•«;•; „ o-73 „ (rli ,
In der Entwicklung zurftckgebliebene
Körner (Hinterkom. Afterkom n. dgl.) sind
5 .'luch nieisf n.ilir^fnflTinnrr al- u'ro.sse, vtdl-
entwickelte Samen. Marek fand in Pferde-
bohnen:
Wasser 13 % 12 7.H%
Pr.itnti ie4-*3 ^ '».'»•4I „
.Stickstollfreie Stoffe . . . lifOi , 47-44 „
Die kleinen Samen gleicher VArietat, von
di'i - 11 I Ii Ernte, sind alh rdings mitunter etwas
sttckstolT- (urote1n>) reicher, wa« aber ihrer
son.'^tigen Minderwerthigkeit gegenflber kaum
in lit ir.u'ht kommt. Die Igelsamen (na]>s, Lein
etc.) sind gemeinhin auch um !>oölreicher,
je grosser (vollentwidceUer) sie sind.
den Wurzelfrüchton inülf n) ist
darauf zu sehen, sie erst vollstaiuiig a'.is-
waclisen zu lassen, bevor man sie der Erde
entnimmt: ebenso bei den Kartoffeln. Ver-
schieden grosse Kartoffelknollen enthicUfn
nach den l'ntersuchungen des Verfassers an
Stärke in Procenten;
8«rt« fTMse nltlki» Unna
Glea.<tonkartütTeln... 18-7 17-3 16'1
Bächsische glatt*
schalige Zwiebet-
kartolTeln lOG 18-9 l«-8
Saare fand, dass mit der Reife der Kar-
toffelknollen das speciflsehe Gewicht, die
Trock<'nsubstanz nnd der Stärkegehalt zu-
nehmen, wahrend der Zucker- und der Holz-
fasergehalt <onstant /urürkgingen. Stengel
und Itlätter der Kartoffelpflanze zeisen da-
gegen, wie alle krautartiffen Pflanzeiinr?aiie
aif l' T'T (tewächse, mi; .i. r f>»rtsrhi eitemien
Entwicklung eine continuirliche Holzfaserver-
mehrung nnd gegen Abschluss der Vegetation
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NÄHRSTOFFGEHALT DER F LITERMITTEL.
47
bin zugleich v'ine Abnahme des ^e»aminten
Nihrstoffi^ehaltes. Diese wwhsehiden Ver-
hältnisse Uli M.'ffgehalte >ler v.:-rs(lii<-il' ii.-n
l^Dsentheile werden durch die in der kben-
den Pfluike vor «ich f^henden Stoffimdeniii«
pprt bptlinct. li^htTi zufolge erst <lie StCluCtl,
daoti di(f BkUcr und schlieüslich die BlQtnen
vdcf Samen, re^p. die Wurzeln und Knollen
am feichhaltigBten «n NäbistofTen sind. Der
Kihrwerth der krtatartifen Fntt^rpflanzen-
theile wird darum auch in ;ui>m l,la<ri:> -
bender Wei«« durch das Zusaiuineoiüetiuni^s-
TerhiUtniM derselben aus Sten&relsubstanz.
Blättern und HlüthMii lu iHntrt. ll.-riu .l.>r IL-iiV
Vorgeschrittenen I'llatueu j»l ner N'^ilirwtrth
um so grösser, je reicher djes>*lben an Blättern
ond Biäthen sind, während bei iQngeren Fttan-
tea ein möglichst hoher Gehalt an feinen,
fleisrhifftn Stentreltlif^ilen und Blättern am er-
wöns« htesteii im. iiei dou meisten Päauzeu
sind an h lie oberen (jftngeren) BUIter nBhr-
itoffireicher als die unteren.
ad 2. Die Varietät der Futterpflan-
zen i-t ii)>"tiTii'- ht l.. l:in'„'b'j<. al-i es viele
PflsQien-Uiiterarten gibt, z. ü. gewisse Kiee-
Tarietit«n, KartoiTel-. Rtlben- und Getreide-
jiiTtrTi. .iie sich Tf-n Hans durch einen lt"-.-?»*-
ren oder geringeren dehulr an Lc.■^limultfn
Nibrstoflen, z. B. an sticki^toffbaltigen Siib-
«tanten oder von S$t&rke, Zucker etc., aus-
tdchnetL Allerdings handelt es sich diesfalls
weniger um constant.' Ch irakt» ri . al> um
pbvsiulogiäch bedingte Eigen*«chat'ten, um
solfho nümlici). die alsbald verloren gehen,
wenn die betreffenden Pflanzen aUgeiinderten
Lebens- oder Culturbedingungen unterwarfen
werden. Der Einriu>>^ der Düngung. Boden-
bescbaffenheit und gewisser Culturmetboden
anf den NfthratolTgehalt ist jedenfalls viel
i:r"iS>er, als jener der Ali-t.uiiui'nis:. welche
kutere daher auch hfi >icr Naiirwertlisbeur-
theilung Tun Futterptlanzen nur in iweiter
J^nie berücksichtigt werden kann.
ad S.DieBeschaffenheitde^ Bodens
macht sich namentlich leiden in sehr safti-
gem Zustande geerntet«D Futtermitteln (GrQn-
fotter, HackfrQehte) In deren Nährstoffgehalt
geltend. SandiglehiniL'e Böden mit durch-
lassen li-ni Cntergrundc. die sich leicht er-
waniK-n und der Atmosphäre gut zugänglich
siudf liefern bei xweckentsprechenden Cultur-
Terfahren die nahrhaftesten nnd gesfindesten
Patterpflanz-'ü. Tr u ■ k '-li > an .1 i e r?ö<len
produciren dagegen gewohnlicii ein hartes,
schwerverdauliches, wenig nahrhaftes Futter.
Nasse, kalt f. u.nig durchlassende (schwere)
Böden gibcii :ivvar oft die reichlichsten Er-
träge; die auf ihnen gewachsenen Futter-
ufluiBen sind jedoch nicist grob, arm an
Pratetnttoffen. nnd weniger nahrhaft als die
von sandi^-l.'hini::t n iMden. Aehnlich wir die
bezeichneten schweren Böden verhalten sieh
alle stark haroosen (Moor-) BOden. Marek
fand bei Zuckerrüben, dass huniusarme Böden
die nor:nalsten Bhittforuien erzeugten und
.jualit itvi ll'-re IlQbenwurzeln lieferten. F^erner
lehrt die Erfahrung, das« die zuckerreichsten
BtttMD Tan aandigem Lehmboden, gegen Saden
j geneigt und gegen Norden geschützt, gewon-
! nen werden, wahrend sonst fmchtbare Tief-
ln, den. die aber gegen Norden und Süden
von bewaldeten Höhen amgrenzt sind, zuck«r-
arme Rttben liefern.
Die Getreidfkrirner sind auf al!<^n
strengen schweren und auf sehr hunni^en
Boden meist stärkeärmer, dafür aber oft et-
was protelnreicber, holafaaerr<icher and dick-
hftlsiger. Das Stroh wird anf den besolchneten
Böden auch meist gröber und nährstoflUrmer.
Die Bodenfarbe ist insofern nicht ein-
flasslos. als dunkelgefärbte Böden mehr Wiirme
I ab>ur!iiii'n in; ! i1 :ther in vielen Fallen tiianti-
tativ und qualitativ gesteigerte Ei nti-n 1 fern.
Aach die Erhebung des Bodens über
den Meeresspiegel ist nicht einiiii-^los.
Höher geletrene Buden liefern angeblich ^ucker-
:iriiiiie Kuli' II. Der später reifende Berg hafer
ist nach den Untersnchnngen Hose r's reicher
an Protein nnd Hohfsser nnd stirkeirmer
als das in Tiefl;\_''-n iT' Wai li>.:ne Haferkorn.
I Tieflagen liefern überhaupt gewitinlun starke-
I reichere Getreidekörner und strohreicliere
Ernten, und in trockenen Jahren auch asche-
leichere Pflanzen. Von hoch gelegenen Böden
jreerntete Futterpflanzen sind dagegen in
trockenen Jahren oft «o arm an Phosphorsäure
ond Kalk, das» die damit gefutterten jfLnger«ii
Thiere und das Uilchrieh Knochenkrankbeiten
verfallen.
Di« Bodenlockerang wirkt, vi« mehr-
fach festgestellt, i?ünstig auf die Entwicklung
and den Zuckergehalt der Uübea ein und
begünstigt überhaupt die Hervorbringttng gat
i entwickt-ltet. iKihr-tiifTreicher Pflanzen.
ad 4. l'er Eiiiflus.s des Klimas und
'.). der .1 ahreswitterung machen sich in
mehrfacher Weise auf die Entwicklung und
den Nährwerth der Futterpflanzen geltend.
Cuntinentales Klima < riontrt häufig gla-
sige Uetreidekömer. Seeklima, feuchte,
kfinle Sommer, nnd kSnstliehe Bewäsaernng
begön^^ti^cn fln^ Entsttlicn mehliger Ge-
treidefrüchte. Glasige Euruer sind meist
prote'inreicher, mahlige sind proteinarm und
überhaupt &rm«r an stickstoffhaltigen Sab-
stanzen. Der Stickstoffgehalt der anf den
alten Continenten wacii M il len G'-treiilcsiui'-n
soll auch von Westen nach Osten zunehmen,
was ausser durch abnehmenden Kegenfall,
dtircli die zunehmenden SomnierTt in]<eraturen
2U erklaren wäre. In der Thal vn erden in
trockenen, heissen Sommern, bei abgekürzter
Vegetationszeit, stickstofßreicbere, resp. stärke-
Srmere Samen gewoimen. Aneh da* Sommer*
getr i L i t meistens ttickitoffreieher als das
Wintergetreide.
Mangel an WSrme macht sich in
verschieden-r W. ise nt)- 1 Im merkbar. In kalten
Jahren enthalten die Kartoffeln weniger
Stärke und die Hüben weniger Zucker. Wird
die Vegetatifiiiizeit dagepen durch höhere
Mitteltemperalurea abgekürzt, so erhält man
meist reichlichere und werthvollere (nährstoff-
reichere) Ernten. Stückhardt fand für
Hafer die folgenden Proteingebaltsxahlen:
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48
NiUBSTOFPOEHALT DER FDTTBBMITTEt.
JkJtr it>51 Jabc Jahr
IBMiftall) :warni ) (wm)
Haferkörner..., 7% li% —
BftferKtroh i% — 35%
- E. f. Wolff bat uachgewieseü, dftMdAS
Wiesenhev nach kQhler Witterung grobstenf-
ligcr wird, weniger Blattpflanzen enthält
jiiJ dahtT iaiiK'i an Rohj-rotein uiul Fetl,
aber um su bolsfaserreicher luid dadnrcb
sehwercr verdaalich wird.
In Ii uh ITC II Hrfiton wachsen oft beson-
ders schwere, grusst, gt'Uiiltvulle s^amen und
treiben die Pflanzen breitere und ttberhanpt
gröMore, dunkler geftrbte Bluter.
In aQrren Juren ist du Oetreideatroh
stets reicher und das Koni relativ inner an
^Nährstoffen. In Folge von Dfirre nnr dürftig
gewachsenes Rauhfntter ist nicht bloss oähr-
stoffärraer Oberhaupt, sondern gewrilinlich
auch namentlich kalk- und phosphorsäuroanii.
In regeureiolieii .Sömineiii -ind ferner auch
die Warzelfrachte stets näbrstoffann und
wasserreicb. Ans Hellriegel's Untersnehnn-
gen über den Einflus.» der Bodonfeuchtit;keit
auf die Productionskraft der Gewächse geht
hervor, daüs ein Wassergehalt dei Bödana,
der sich in der Nähe der Hälfte seiner waaser-
fassenden Kraft bewegt, unter allen Verhält-
nissen am gOnstigsten für lic ittian/.liohf'
Frodaction ist. Periodischer Wassermangel
wirkt am empindliehsten bei jQngeren Ge-
wachsen.
ad 6. Die Düngung beeintiusst nicht
bloss die quantitativen Ernteerträge, sondern
ist ancb von anascblai^ebender Einwirkung aaf
den Nibrwertb der Pntterpflanzen. Sttek*
stoffreiche Driii'.,'inii:eii erzeuiTfii im All-
gemeinen piut«inrc'ich>;ro Futterpüanzen :
gleichzeitig vermehrt sich jedoch oft der
Holzfasergehalt und vermindert sich die ^fenge
der Stickstoff) reien Extractsforie in den i'uiter-
püanzen.
W.U.Jordan faodimThjmutheegras:
Mit Stellmist gedlingt, Sefanfttseit
M. Juni: l*'.oVo Wasser, 7 4% Asche, 109%
Eiwci^s, 4-3"/. Amidö, 4ä8% Holafaser,
35 6% atiekstoIRraie Estraetatoff«, 3'8*/«
Fett.
ScbnittJeit 5. Juli: 12-8% Wasser,
ö-5% Asche. 4-8% Eiweiss, i -7% Amide.
3U-3% Holzfaser, 43 K"/« atickstofflreie Ei-
tractstofte, 17% Fett.
Ungediingt, ächnittzeit *! Juni: IS'oVo
Wasser, 5-7% Asche, 6 6% Eiweiss, 19%
Amide. i6-t% Holzfaser, 448% atickatolT-
freie Eitractstofie, 3 4 V« Fett
Scbnittaeit 5. Jnlt: ««SV, Waater, 4 5%
A=vh.". ;V4% Kiweiss, 1-0%, Ainide, i9h\
Holzfaser, 4» O"/« stickstofffreie Extractstotle,
1-9% Fett,
Das srcdüngtc Gras war abu betr-lilitlieli
reicher an Eiweiü, Amidstoffen uud Aüclit;,
dagegen ärmer an stick stoflifreien Extraot-
Stoffen als das angedflngte. Besonders auch
dnreb einaeitife StiekstoffdOngang
wird der Protein pehalt vermehrt und zugleich,
bei den GetreidekOrnern z. B., zuweilen der
Fettgebalt herabgedrSckt Bei Bangongsver-
sauben zu H»fer, aasgef&brt ton Marcker,
lieferte die gr5 säten Brntemengen nnd
schönsten (proteinreichsten nnd holzfaser-
ärmsten) Körner <i\f Düugung mit Hornmehl
und Chilisalpeter. Kitthausen. Kreusler,
Kern a. A. fanden, dass der Stickstoffgehalt
des Wetzens und der Gerste dnrcb Düngung
mit Stickstoff und noch mehr durch Zufuhr
von Stickstoff und Phosphorsäure
(Ammoniak und Superpbosphat) gesteigert
wurde, .\c-hnliche Resnlfute • iliielt Fr, Z öl 1er
bei Düngungsversuchen zu Koggen. Die Kar-
toffeln werden nach StickstoffdQngnng
(Cbiliaalpeter) oft nm mabrera Frocenta
irmer an Troekensnbstanx nnd Stfttke, wtb-
reiid sich der 'Jelialt an Stickstoffsubstaiu
(namentlich an .Amiden) beträchtlich vermehrt.
Auch bei den Küben verursacht starke ein*
seitige Stickstoffzufuhr meist «- ine Depression
des Zuckergehaltes, welche nur ujehr oder
weniger durch gleichzeitige Zufuhr von Phos-
pborsäure aufgeboben wird. Zugleich ver*
mebren sieb naeb Stiekstoffdüngung bei den
Roben meist die nii ht eiweissartigen Stii k-
stoffverbin düngen, besonders der i^alpeter-
säuregehalt.
Einseitige Dflngung mit Kalisalzen
erhöht oft die Grfiafuttererträge und macht die
Pflanzen retcbhaltiger an «ticMtofEfreien Näbr*
Stoffen.
Starke PhosphorsäurcdUngunur macht
die Samenkörner oft j roieinreiolier. vorauspe-
setzt, dass es den Pflanzen nicht au Kalk
fehlt. Bei den Rflben and Kartoffeb, ««wie
beim ^Tetreiiie hat man ausserdem mitunter
eine Vermehrung der stickstofffreien Elxtract-
stotTn (Zucker und Stärke) nach Pbospbor-
säuredängung bemerkt.
Auch die Zeit und die .\rt der Auf-
bringung des Düngers äussert sieb anf den
Nährstoffgehalt der Pflanzen. So venirsacht
eine „Kopfdüngung- mit Cbilisalpeter bei
Kartoffeln und Rüben viel eh- r eine Depres-
aiou des St&rke- und Zuckergehaltes, als
wenn dasselbe Dtingemittel frQner gegeben
wird. Eine m 'Verlieh st frühzeitige Auf-
und Unterbringung stick»toffreicher
Düngemittel kann sogar oft die sonst nach-
theiligen Wirkungen einseitiger Stickstoff-
vermebrung im Boden gans aufbeben. Tiefe
Cnterbrinu'uiiL: derselben Düngeraittel bedingt
fast denbeibtti Effect. J. t. d. Berghe fand
bei Düngungsversuchen mit Snperphosphat,
Chlorkaliuni und schwefelsaurem Ammoniak
Oller Chilisalpeter, und Superpbosphat mit
schwefelsaurem Ammoniak zu Kartoffeln, da.«s
nach den oben aufgestreuten Dünger-
gemiscben geringere Erträge mit weniger
Stärkegehalt resultirten, als wenn die Dflnge-
uiittfl it cm tief untergegraben wurden.
F:a!ijahrsdüngung mit Stallmist bei
Gel tL -rzeugt eine atickitoflEeichere Fracht
als Uerbstdttngang.
Naeb Ealtdangung zu Kartoffeln erhielten
Fleischer. SaalfelJ und Kon ig um so
höhere Stärkeertrage, je frühzeitiger gedüngt
wurde.
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NlHRSTOFPNORHEK. — NiHTE.
49
wil. Ueber den Einfluss der Cultor-
■•tboden aof deu Nährstoffgehalt ist nucb
wraif ond grSssteotheili nor beil&nfig Er-
fenebtet bekannt.
Frähaeitige Bestellüni? steigert be-
dingongaweise den Zarkergehalt der KBben,
nnd liefert im All?emeinen besser bestockte,
[Ippijjer ontwickfltc l'Hanzen. Heim Getreide-
bau bewirkt verspätete Saat meiat geringere
Erträge nnd qaalitfttBitnere KOrner, aber
relatiT mehr Stroli.
Die Beschaffenheit des Saatgates
inasert aieh in d«r Web«, das« di« irrOratert
Tollen t wickelten Samen nnrh ^lio bestcnt-
«ickeiten und nährstoffreichsten Ertrage liefern.
Aach aas gedörrten Samen entstanden o
Pflansen xetchneQ aicb oft darch eine grossere
ProdttctJonskraft aas. Die grOatten Saat-
kartr.fT.'ln ^jt/bm nioist die besten Krträ<^(! in
quantitativer und qualitativer Beziehung. Bei
den Kartoffeln und RQben aebeint zudem
eine gewisse RauhifchaHgkf it, resp Runzüg-
keit und Derbfleischigkeit dex Saatgutes, die
Erträge quantitativ und qualitativ gflnstig zu
beeioflaasen. Darch das Anwelken der Saat^
knelli>n ertielte Wollny ein grOsserea Brnte-
jjewi.:ht b.'i i\cn Kartoffeln, dii< allerdings
f'Osstentheils von kleineren (stärkeärmerenj
Dolle« berrllhrt.
Der Jen Pflanzen zur Verfri^jiing stehende
bodenraum äussert sich in der Weise, dass
die Gewächse mit ihm bis zu einer gewissen
Grenze an Massigkeit der Entwicklung,' zu-
nehmen, wodurch jeilocli nur der ijuantitiitivü
nnd qualitative Krtriii» an Saiiien und VVarzeln
wächst. Dichtet gesäete Tdanzen treiben
dagegen tariere Stengel, die infolge ver*
minderter Tdchtcinwirkun? weniger Intemodier.
haben, weniger verzweigt und spärlicher be-
laubt sind, and ineist ein Patter liefern, das
m«hr Eiveiai nnd weniger Holzfaser
als gröbere Pflanwn enthält, daher weith-
■ i!i T ist. Bei einzelnen Ptlanzenarten, derer»
Werth haaptaächlich auf ihrem Bl&tterreich-
tham beraht, bann aber aneh du Oegeniheil
der Fall «oin.
Die Drillsaat liefert nach Wollny
oneiat eehwerere and nftbritoflVeichere KOmer-
PTiTüpp als die Rreitsaat, während da<i
.Stroh dabei infolge des gleichmäsüiger
und reichlicher zugemessenen Budenraumes
derber and nibrateffiraicber wird, fia aind dea-
balbdnreb die Dibbeleiiltnr eventuell noch
bftbere and nährstoffreidiere Ernten crzielbar.
Bei den Zuckerrüben wäre nacii Pagnoul
der Einfluss des Btandranmes sogar grösser
als der der Düngung nnd der Kübensorte.
Nach Marek wäre ferner das Erntequantum,
sowie der prorentisrhe Znckcrcelialt der Rüben
bei den ICammsaaten hoher, als bei den
Flaehtsaten. Am ertraarreiebeten waren
jene K.unnisaaten, deren Reihen von Norden
nach äüden verliefen, indem hier der Rübensaft
«IM vm 1 — 3'5V« höhere Polarisation ergab. Es
ist diea wohl dem Einflnss der üesonnong zu-
lascbreiben. Im Schatten von Bäumen ge-
wncbteiie Zaekertftben leichiieii aieh $tet«
leefe, lacrklepidlc i. TUerksilk«. YI1. JUt.
durch einen auffallend geringen Zuckerge-
halt ans.
Durch das Pc häufeln können oft die
Krträgc vermindert werdea, nach Wollny
namentlich dann, wenn der Boden leicht aus*
trocknet, and nach Kr aas immer da, wo
dos Bebiofeln w atn-k eifolgi Bei den
Rüben wird durch da« Bobftnfftiii der Stiek-
Ktoffgehalt verringert.
Kernsaat gibt bei den Rüben nebr
Trockenanbatans ond fibetbaopt eise grSsaer«
Nährstoifaasbeate.
Zu tiefe S a a t u n terbringn n hemmt
die Entwicklung und vermindert die Be-
atookang. Bei den geemteten Kartoflbl« nimmt
infolf^edessen die Zahl der geernteten Knullen
ab, deren Grüble dagegen allerdings zu. Die
seichtere Anssnat liefert ferner vor Allem
mehr oberirdische PflaniensabstMis nad n&br-
etoffreiebere Potterpflanxen.
Durch das Entgipfeln der Pflanzen
werden nach Wollny die Seitentriebe ver-
mehrt, wodurch man wahrscheinlich mehr
zartflei?^chige Sten^jel, mehr Blatter und
Knospen erntet, also beim Futterbau grössere
and nährstoffreichere Ernten erzielt.
od 8. Der Einflaaa dea Erntever-
fnbrons and der Erntewitterang (s.u.
Bmtemethode).
ad 9. DerEinflussderArbondDaoer
der AnfbiMvahrung anf den Nihrwerth
(g. Futteraufbewahrung).
ad 10. DerKinfluss der Zubereitung
u n d .\ r t der V e r a b r e i e Ii u n £^ d e r P u t ier-
mittel (3. FutterzubereitungJ. /V/H
Nähratoffnormen, s. u. Fütterung.
NikrttoffVarMHiltt, s. n. Ftttierang.
Nährwerth, s. Fatterai^ vnd Nlbratoff-
gebalt der Futtermittel.
Nlbte. ünter Naht im weitesten 8inne
verstehen wir in der niirur<.ne die Vereini-
gung getrennter i heile den Urganisnius meist
zu dem Zwecke, um eine raschere Verwachsung
der mit einander in Berühruns; gebrachten
Flächen zu erzielen. Werden hiebei an den
betreffenden Thcilen selbst nur kleine Ver-
wundungen gesetzt, so apriciit man von einer
blutigen Naht lom ünteracbiede ton der
u n b lu t i g:»' n, welelie früh-^r auch oft, aller-
iiiugä unrichtig, aU trockene bezeichnet
wurde.
Unter der unblutigen Naht versteht
man also die Vereinigung getrennter Gebilde
durch Klebemittel, durcli R i n d e n und auch
durch entsprechende Stellu ng oder La-
gerang der betreffenden Theile. Sie eignet
sich nur fftr nicht besonders tief gebende Tren-
nungen des Zusammenhanges, welche keine
besondere Neigung zum Klaffen zeigen.
Vun den Klebemitteln wAre ansaCähren
das englische Pflaster, Heftpflaster
(hier wäre ausser dem bekannten Emplastrnm
adhRi»sivum und dem i'echptlaster beaondera daa
in neuerer Zeit wegen seiner ganz bOMNlderen
Klebefähigkeit nnd Elasticität hervorragende
amerikani.NclieKttutschukpäa.ster zu erwähnen),
Binden oder Streifen irgend eines Oewebvs,
4
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so
KlHTB.
da« niitieUt gewöhnlichen Tischlerleimes am |
KOiper tixirt wird, CoUodiuiii.
Will man sich dieser Art der Naht he- i
dienen, so schneidet man «ehninle Btreiren des
Pflasters und befestigt dieselben, nachdem
die Wunde ücaiiiticirt, die Haut ^'ut getrocknet,
evetitnell früher die Haare ruj^irt wurden, recht-
winklich cur L&ngsrtcbtaug der Wunde laent
*D einem Wnndrande. Heften sie fest, dum
dräckt imui äiv Wiui.Irruiilt r fest aneinander,
fQhrt die noch freien Enden der Pflaster-
streifen nnter kräftigem Zuge quer über die
Wunde hinüber und hpfrstii^t si.' an dem
•zweiten Wundrande. Muu kumi uuch so vor-
gehe», ihiss man abwechselnd den einen
ötreifeu im dem einen and den folgenden
Streifen an dem anderen Wundrande hefestigt
und biiTunf dnri'h rntgegeng»"s-'>tztt's Ziebt/n
an den freien Enden der Streifen die Wurnl-
flächen aneinander diftckt. £ine dritte Art
Ueütebt darin, dass man neben jedem Wund-
rande und in der Längsrichtung desselben einen
etwas br. it'Tfti Str.jifi ii .!-•-- l'Hustrr.s anklebt
qnd durch Zusammennähen dieiicr Strei-
fen die Wand« vereinigt. De^ive verwendet
zur Vereinigung di'^s r Str* itcn Gunimibänd-
chen (Suture elnstiquc ;i\tL bände» agglu-
ttnatives). Collodium verwendet man in der
Waiae, da«» mau mit denFinffern die Wand-
rUnder so lange aneinander drttekt, bis das
über dieselben gestrichene Collodium i ini,'i -
trocknet i^t: oder mau taucht Leinenstreifen i
III ('•illniliiiiii und legt dieselben rasch quer j
Uber die aneinander gedrückt« !i Wundränder. i
Diese Arten der unbhititreu .Naht kOnnen
wir bei tit n Tliit-n ii nur in den seltensten .
FiUflu mit Erfolg anwenden, es sind hier r
einendts die Haare nnd andersetta die kriftige
Wirkung der Muskel, selbst d Hautmuskels,
liinderlich. Bringen wir die klebenden Streifen,
und wären es selbst breite, mit Leim bestrichene
Leinwandstücke, anmittelbar auf die Haare, so
rataehen dieselben entweder von ihrer ur-
N[iruiif,'li<-bi'ii Atiliftiu(ii,'>.-<t''ile alsbald weg
und die Wunde klaflt dann wieder, oder aber
die Haare werden Infolge des an ihnen aas-
gettbten Zuges locker, tndlirh ganz ausge-
isogen und hiemit die Nahl iüusüri.'ich; rasireu
wir zuvor die Haare ab und kleben wir die
Streifen direct auf die Uaot, so werden die-
selben wieder dnreb die nachwaclisenden,
steifen H.tar.' binn<-n dt'r kiltziNti-ii Zfit ab-
gehoben, bevor noch eine innige, unnachgie-
bige Yereinigong der Wandfiftchm stattge-
fanden hat.
Mit mehr Vortlieil können wir bei Thieren
die Binden verwenden. An manchen Stellen,
wie z. B. an deu Extremitäten kOnoen wir
darch sie allein, ohne die blutige Naht, eine
Vereiniguni: nn l Verwarh-tm?» der getrennten
Theile erzielen. An anderen Stellen wieder
bildet die Anlage von Binden ein wichtiges
Unterstatzungsmittel der blutigen Naht, indem
dureh sie einer stärkeren Spannung und dem
daraus I'j l.'' ij len Durchschneiden der Nähte
ent^t-Kongewirkt. «der eine die Vereinigong i
bef<irdemde Stellung ond Bevehrinkung scbid*
lieber Bewegungen fierbeigemhrt werden kann, t
Einen sichereren Erfeig als die ttnblatige
Naht blL-tct immer die blutige Naht. Ibr
Zweck Ist ein verschiedener: in derMehixahl
der Fälle handelt es sich dara«, gelMDate
Flächen s<« laTige mit' inunder in genauer und
unverrQckter Vurbiudung zu erhalten, b'u eine
Verwachsung derselben eingetreten ist; in
anderen F&Uen, wo ein Aneioanderlegen der-
Kelben ans irgend einem Grunde nieht mög-
lich ist, oder nicht rathsam or.sch« int, ver-
hindert die Naht wenigstens die Eiurollung
der Händer and endlidb snehci) wir nianehmal
durch Anlegen von Nähten dem Vorfalle von
Eingeweiden durch eine iiutürliche Oeffnung
vor/ubeugrii.
^iocb vor wenig Jahren hat man sich in
der Thierheilkunde mit der Anlage von Nähten
nicht viel Mrtli,„- i:i>g.d)cn, von der Annahme
ausgehend, dasa Wuudon bei Thieren nur sel-
ten auf dem ersten Wege heilen. Der Grund
dieser thatsächliclien liisserfolge der Naht lag
wohl darin, dass man einerseits nicht xweok*
ents|jrr ( lu ii^i nähte und anderseits damals
auch der unumgänglich notbwendigen Anti-
septik kein« K«rnnang tmg. Gegenwärtig ver-
hält ylr}] die Saidu» wohl andois. Wir wissen,
dass viele von den als Gegenanxeigcn der Naht
hervorgehobetun Verhältnissen keine Giltigkeit
mehr besitzen; so afthen wir beispielsweise
selbst tiefgehende Wunden, wobei wir nur
S iri,'v trai;. 11, dass das in der Tiefe sich etwa
ansaiiimeliido Wundsecret durch ein eingelegte»
Drainrohr sich entleeren kann. Wir nähen
(Quetsch- und Risswundeii, w. il wir wis-en.
dass selbst solches Gewebe, iu welchem die
Circulation auf ein Minimum redurirt i.st.
dennoch durch die plasmatische Circulation
so lange am Leben erhalten werden kann, bis
wieder infolc'' di-r X' iibilduii^ V'iu ^JefTissen
die Bhitcirctilatiun ermöglicht wird. Alles
das gilt aber nur unter der Voraussetzung,
dass die Wunde aseptisch bleibt. Desgleichen
bilden aseptische Blutgerinnsel kein Hindemiss
der Heilung, sie befördern nft \i'''.m''hr die-
selbe, wie Schede gezeigt hat. Wir bringen
heute auch gut desinfleirte, granalirende Flä-
cluTi durrli rine Naht fSemndärnnht) mit
einander in Berührung, um eine raschere Ver-
hi^ung stt ersielen.
Als Gegenanzeigen der ^ht mOssen wir
aber immer noch anfuhren: ein starkes KlafiRsn
.i.-r WuHilrandi-r. ^' i es deshalb, weil wir eine
Wunde mit Substanz Verlust vor uns haben,
oder weil sich diesdbe unmittelbar Ober Kno»
chenvorsprüngen oder an Stellen v irfin let, wo
«•ine grosse Beweglichkeit herrscht, z. Ii. an Ge-
lenken. Es wäre allerdings hier möglich, durch
eine entsprechende Stellung Gelenkes die
Wtindflienen einander m nähern, aber die Er-
haltnnir dl<'-.'r Sttdluii^' .st"s4 eben bei Thieren
auf dir L'r''">i ''i .S' iiwierigkeiten, wird meist
unnir*;_'li' Ii ^ 'in Ist aber ein solches stärkeres
Klafl'eii der Wundränder vorhanden, dann würde
eine Naht, welche die Vereinigung erzwinge«!
wollte, eher s.:hiidlii h als nützlich sein, weil
an dem durch die Nähte umlassten Theile
der Rinder derartige Einschnftrongen und in-
folgedessen so hochgradige (^rcolationsstO*-
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NÄHTE.
M
rangen gesetzt würden, (iass dieselben abster-
l)en mtlsiden. die Gewebslilcke somit nur
jrrösser würde.
Bevor wir lur Anlüge einer Naht schrei-
ten, müssen wir trachten, dans in der Wunde
keinerlei fremde Körper vorhanden sind, nicht
uliein raakroskupischer Natur, sondern insbe-
sonders auch keine Mikroorganismen: wir wer-
den eine sorgfältige Desinfection der Wunde
vornehmen und die Blutung in einer entspre-
chenden, die Heilung per priniam intentionem
nicht störenden Weise vollführen. (Hier will
ich aber gleich bemerken, dass die Nähte
selbst, durch welche die Wundtlächen anein-
ander gepresst werden, das einfachste und beste
Mittel sind, um kleinere Blutungen capil-
larer Natur. Flüchenblutungen, zum .Stillstande
zu bringen.) Hierauf passen wir die Wund-
rinder aneinander, um einen allgemeinen Ueber-
blick über die zu beachtenden Verhältnisse
zu bekuniiuen. Uber die zweckmäsiigste Nuht.
die Art ihrer Anlage, die Zuhl der anzulegen-
den Hefte U.S.W. Letztere richtet sich selbst-
verständlich nach der Urösse der Wunde, da
sich die Wundflüchen eben ihrer ganzen Aus-
dehnung nach gleichmässig berühren sollen:
1 cm Distanz zwischen den einzelnen Heften
dürfte daher als Durrhschnittsentfemung an-
zusehen sein. Das erste Heft legt man gerne
dort an, wo es auf eine besonders genaue
Vereinigung ankommt, so z. B. bei Wunden
des NasendUgels. der Lider am freien Hände,
bei Lappenwunden an der Spitze dce Lap-
pens; bei besondei-s langen Wunden sucht
man dnrch einzelne in grösseren Abständen
ungelegte Nähte (sog. äituationsnähte) das
richtige Aneinanderpassen der Wundränder
za sichern. Die Entfernung der Nähte von
den Wundränderu soll gleich weit sein; der
alt«*n Forderung aber, dass die Nadel so weit
von dem Wundrande entfernt eingestochen
werden soll, als die Wunde tief ist. damit
die Wundflächen in ihrer ganzen Ausdehnung
aneinanderstossen und unterhalb der Nähte
kein Hohlnium zurückbleibt, wird man in sehr
vielen Fällen nicht gerecht werden können;
man wird sich nur darauf beschränken müssen,
eine oberflächliche Vereinigung zu erzielen
und den Ausflus.*! des eventuell in der Tiefe
.•iich ansammelnden Wundsecretes durch ein
entsprechend gelagertes Drainagerohr zu er-
möglichen. Die Nähte sollen rechtwinkelig
zar Längsrichtung der Wunde stehen; sie
'lürfen nicht zu fest angezogen werden, weil
sonst Circulationsstörungen gesetzt würden,
welche die Heilung ungünstig beeinflussen
konnten, die Heft-- würden das gefasste »ie-
webe durchschneiden, oder selbst ein bran-
diges Absterben eines Tlieiles des Randes er-
zeugen.
Die Näht« wurden früher gewöhnlich am
vierten bis sechsten Tage entlernt: dies ist
viel zu früh, als dass die Verklebung der
Wnndfläohen die genügende Festigkeit haben
könnte. Beim gebrauche des aseptischen Näh-
materiales kann die Naht viel länger, 8 bis
14 Tage, liegen gela-<sen werden, ohne dass
in der Regel eine Ueaction in den Stich-
canälen erfolgt. Je nach dem llieile des thie-
rischen Körpers, an welchem die Naht ange-
legt wird, spricht man von einer Naht der
Haut, der Weichtheile überhaupt, man kennt
die Dann-, Knochen-, Sehnennaht u. s. w.
Im Laufe der Zeit wurden zahllose Uodi-
ticationeu der blutigen Naht erfunden, von
denen die Mehrzahl nur historisches Literesse
mehr hat. Die wichtigste Naht, welche fast
unter allen Verhältnissen angewendet werden
kann, ist
die Knopf naht (Fig. 1293). Bei dersel-
ben werden die mit dem Faden armirten Na-
deln in der Weise
gefasst, dass der Dau-
men auf die concave,
Zeige- und Mittelfin-
ger auf die convexe
Seite derselben zu
liegen kommen.
Hierauf fixirt man
mit den Fingern der
anderen Hand beide
Wundränder, setzt
die Spitze der Nudel
senkrecht zur iiaat
auf und treibt sie
durch beide Wund-
ränder hindurch. Dies
geht gut. wenn man
sich der krummen
Nadeln bedient; bei
halbgekrümmten ist diese Art des Nähens nur
bei seichtem Nähen möglich, irl der Kegel
muss man hier den einen Wundrand mit den
Fingern der linken Hand oder einer Pincett«
erfassen (Fig. 1S94), die Nadel zuerst dnrch
Fig. 1293. Knopfniht.
Fi;. 129i. Atttfahrnng der Knopfnalit.
diesen von aussen nach innen und hierauf
durch den zweiton in gleicher Weise gehalte-
nen Rand von innen nach aussen durch-
führen. Das Zusammenknüpfen der Fäden
erfolgt entweder sofort nach dem Dttrchziehon
eines jeden Fadens, oder erst nach der An-
lage aller erforderlichen Nähte. Die Knoten
dürfen nicht auf der Wunde liegen, die Fä
den werden knapp am Knoten abgeschnitten
(Fig.
Mitunter zeigen namentlich dünne Wund-
ränder während des Knotens die Neigung,
sich nach einwärts zu stllpen. so duss sich
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It
NÄHTE.
dann die äusseren zur Vereinigung nicht ge-
eigneten Flächen berühren würden. Diesem
üebelstande begegnet man am besten, indem
man die Ränder mittelst einer Piucette wieder
aufrichtet und in dieser Lage bis «ur been-
deten Knotung erhält.
Um die kurzfasHenden Hefte der Knopf-
naht vor einer zu starken Spannung zu
sichern, wird zwischen mehreren derartigen
Fig. 1295. An^fObroni; drr Knopfnaht.
Nähten immer eine weit ausgreifende Naht
angelegt (Eiitspannungsnaht), JSeide Nähte
ergänzen sich wechselseitig: die erstere sorgt
für das sorgfältige Ancinanderpassen der
Wundränder, letztere fttr die Entlastung jener.
Behuf« Entfernung der Knopfnähte fasst
man mittelst einer Pincette den Knoten,
spannt die Schlinge etwas, damit man den
Faden leichter durchschneiden kann und zieht
ihn dann heraus, wobei man mit den Fin-
gern der anderen Hand einen Gegendruck
auf die Wundränder ausüben muüs. damit
dieselben nicht etwa aus^einandergerissen
würden.
Die fortlaufende oder Kürschner-
oaht (Fig. \i9G) kommt gegenwärtig wieder
Tig. 1S9«. KQr«cbD*rntbt.
häufiger in Anwendung, nachdem sie durch
einige Zeit ziemlich vernachlässigt worden war.
Vor der Anlage derselben kann man Entspan-
nungsnähtc in entsprechender Zahl machen.
Die fortlaufende Naht selbst beginnt an einem
Wundende mit einer gewöhnlichen Knopfnaht,
nur wird der Faden niclit abgeschnitten, son-
dern quer über die Wunde zum anderen
Wundrande geführt, die Nadel hierauf senk-
recht zur Wunde durch beide zusammenge-
haltene Wundränder durchgestochen und in
dieser Weise die Naht bi.s zum anderen Endt-
der Wunde hin geführt, daselbst wird der
locker ge]a.ssene Faden an der Stelle, wo er
die Wunde das letztemal kreuzt, durchge
schnitten und hieriiaf die dadnrch entstan-
denen drei Fadenenden auf einer Seite der
Wunde geknüpft, so dass der Schluss der
Naht abermals durcli ein Heft der Knopfnaht,
ebildet wird. Man kann übrigens auch in
er Weise schliessen, dass man eine Schlinge
bildet, durch welche das Fadenende durch-
gezogen wird.
Diese Naht hat den Vorzug vor jeder
anderen, dass >ie ra.sch ausgeführt werden
kann. Ich wende sie aber doch nicht gerne
an, weil es in der Thierheilkunde trotz der
grOsstcn Sorgfalt nicht imnuT möglich ist,
die Wunde aseptisch zu erhalten: es wird
dann nöthig, hie und da die Wunde zu lüften,
was ohne ».iefahrduni; der übrigen vereinigten
Partie nur bei der Knopfnaht austtlhrbar ist.
Kehufs Entfernung dieser Naht wird der
Faden .«o oft durchschnitten, als er die Wunde
kreuzt und dann jedes Stück des Fadens für
sich herausgezogen.
Die umschlungene oder Hasenschar-
tennaht (Fig. ist vollkommen enlbehr-
t'ig. 1297. HaifD*rbiirtiinoabt.
lieh; man bediente sich ihrer früher fast aus-
schliesslich an solchen Stellen, an welchen die
zu vereinigenden Hautränder sehr dünn und
ohne Unterlage waren, z. B. Augenlid, Nasen-
flügel, Barkenwandung, Lippen. ebenso wenn die
Ränder grosse Neigung zum Einrollen hatten.
Die durchgestochene Nadel diente in srdchen
Fällen gleichsam als Stützapparat für die
Hautränder .selbst. Damit aber die.<e Nadeln
das Gewebe nicht allzusehr reizen und selbst
Veranlassung einer Entzündung werden, sollte
man möglichst feine nehmen, z.B. Karls-
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nAhtb.
bad«r lasectennadelD, welche in ver-
teMedeaea Stirkeo «rbiHHeh sind «unI sich
darch eine allmälig und pleichmässig zulau-
fende sehr feine Spitze auszeichnen. Die ge-
tefadilicheD Hasenscharten- oder Lanzen-
«■4eln. «slapredieii der oben erw&hnten For-
d«nnif doreiiniiB nfeht. Die Nadeln werden in
ftwiis frrö.'-^treMi Ah^tanJe vun Jl-h Wund-
randern darchzeatuchen und dann am die-
selben ein frOberer Faden in »og. Noll- oder
in Acbtertonren heruingflfijt. Zu diesem Be-
hafe fasst man den Fuden mit beiden
Hdtiden, legt ihn quer über die Wunde, pa-
rftlkl aar 2tadel, fobrt ihn dann unter aeo
am den Wandrindem herrorMhenden Enden
der Nadel liindun h. wechselt di-' Fiid»>ntheile
mit den Htindeti inid unij^eht tnit dem in der
rechten Hand beßndlichen linken Faden von
oben nach nnten zu das recbterseita hervor-
sehende Ende der Nadel. In gleicher Weise
wird linkerseits die Aohtertour ausgeführt
und dieser Vorgang mehrmals wiederholt,
wonaf sam 8eblas9e die ^«ttenden ge-
knotet und kurz abgeschnitten werden. Sind
mehrere Nadeln zum Verschlusse der Wunde
nöthig« M wird nach der ersten Nadel kein
Knoten gemncht, aondern der Faden weiter-
gefllhrt. indem man dMiaalbeii swischen je
zwei Nadeln auf der Wvndi- s-'lbst kreuzt
und dann die nächste Nadel in gleicher Weise
omschlinn^t. wie es früher angegeben wurde.
Die Spiti'- d'T X.idel wirl abgezwickt. Be-
hufs EntfernuHij der Nadeln müssen zuvor
die Wandr&nder mit den Fingern der anderen
Hand etwas anaammengehalten werden, damit
sie beim Henrasxiehen der Nadel nient aas-
•»inandergezerrt werden. Die Nadel selbst soll
mit Ifi. hteni Zuge und drehender Bewegung
entfernt werden; die Fäden, welche gewöhn-
lich durch das Wundsecret anter einander
and mit der Haat verklebt sind, lässt man
unberührt: si'- lielfen noch weiter die
Wondränder tixiren und fallen sp&ter von
selbst ab.
Von einer Etasjennaht wird iresj.ro
eben, wenn man z.B. bei «iner dnrrh.lrin-
genden Baachwonde zuerst ila< Baucljt'll
mittelst einer gewohnlichen Xärschnernaht
rerelnigt, dann tiefgreifende, die Hant und
die ganze Muskulatur uinfasstMule, ferner
blos die Haut vereinigende Kuopfnähte aus-
Hlhrt und rar grosseren Sicberheit noch wei-
tere Entspannangsnähte in Form der. Platten-
oder Bäaschchennaht anlegt.
Erwfthnens Werth wäre noch die sog.
Schasternabt, welche Qbrigens auch voll-
kommen entbebrlieh (st. Sie aient dasn, nm
Hautduplicaturen. Neubildungen, nrudisäcke
zu entfernen. Hiebej werden zwei Faden, nach-
dem sie eine gewi^-e l aitie der Haut um-
griffea hatten, dun h denselben Stichcanal,
fw. der eine vnn rechts nach links, der
andere verkehrt hinlnrchgeführt und dieser
Verfang so oft als nOtliig wiederholt. Auf
dieee'Art wird es möglich, dss swischen den
.^tieheanJllen tff'Iegene Gewebe s<« fest zu-
^ammenzuüchnüren, dass die peripher der
Kaht gelegeneii Tbeile absterben mflssen,
w&hrend die darcb die Flden aaeinanderge-
pressten Tbeile miteinander Terwnehsen.l
Bei grösseren und tiefen, daher meist
auch stärker klaffenden Wunden reichen die
Knopf- und die fortlaufende Naht fftr sich
allein nicht aus. am die R&nder aneinander»
zuhalten. Hier wird es notnwendig, Ent-
spannungsnähte anzulegen, um einen inelir
gleichm&ssieen und auf eine grössere Fläche
▼ertbeilten Dmck aosraftben, deren es meh-
rere gibt.
Es gibt mehrere Arten von Entspan-,
nungsnähtcn, die Utesteist die Zapfeannht
(Fig. 1S98).
Man fuhrt dnrcb die Wnndrinder cn-
saromengeleirte Fäden derart, da.'is die Schlin-
gen aal der eiuen, die freien Fadenenden
anf der anderen Seite der Wunde zu liegen
kommen. Hierauf schiebt man durch die
Schlingen einen Holzcylinder. Federspule,
zusammengerolltes Verbandmaterial. Drain-
rohr etc. und fixirt diese durch Ansiehen an
Fig. ISSS. ZarfiiadM. Fig; »SS. Iblntiiii-
aaU.
den Fäden. Ind. tn man den zwIm li- ii die freien
Enden gelegten gleichartigen Zapfen etc.
während des Knotens der Fäden gegen den
Wundrand drückt, wird die Wunde geHcnlossen.
Diese Za|)fen sollen die Wunde an Länge
überragen.
Bei dieser Naht kommt es mitonter vor,
dass an der Stelle, wo die Zapfen anfliegen.
Decubitus ent.steht. und es wird dann noth-
wendig, selbst wenn da« brandige Abst*„'rben
nur an einzelnen Stellen droht, doch die
ganze Naht zu entfernen. Aus diesem Grunde
ist es zweckmässiger, nur ganz kurze Röll-
chen oder Stäbchen zu verwenden, so da.s-s
jede solche Naht für sich besteht nnd even-
tuell nnlMsehadet der Obrigen Entspannnngs-
nähte entfernt werden kann. Man ijebraucht
kleine Tampons oder Bäuschclien aus Ver-
bnndmateriale (Bäuschchen- oder Ma-
tratzennabt [Fig. 12981). Da diese Verband-
Stoffe, sobald sie mit Blnt oder Wandsecret
imprägnirt sind, hart werden, verwende ich
lieber kleine Stückchen von Drainagerührchen
grosseren Kalibers: dieselben lassen sieh gut
reiniiren un l sind liei etw a auftretenden An-
schwellungen auch etwu.s nachgiebig. Bei län-
geren Wanden rerwende ich starke Drainage*
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54 NÄSSEN. - NAGELTBITT.
rOhrcn and lasse sie so lange, dass ait die
Wunde überragen, legi« also eigentlich die
alte Zapfennaht mit Hilfe von DrainrOhren
an. Ich habe dadurch ausser den erwähnten
Vortheilen der grösseren Reinlichkeit. Nach-
giebigkeit auch noch den, dass ich bei Durch-
schneiden der Röhrchen jederzeit die zusain-
menhängende Naht in einzelne Nähte trennen
und eine oder die andere derselben nöthigen-
falls entfernen kann.
Hieher gehört auch die Platten naht
(Fig. 1300).
An das eine Ende eines Silberdrahtos
wird ein durchlöchertes Bleikügelchen (.Schrot)
befestigt, und der Draht durch ein ovales
Vig' 1300. PUttonnabt.
Bleipllttchen durchgezogen. Nun wird einge-
fädelt, die beiden Wundränder durchstochen,
ein zweites Plättchen auf den Dralit gescho-
ben, dann fest gegen den Wundrand gedrückt
und mittelst eines zweiten aufgesteckten und
dann zasammengedrQckten Kügelchens tixirt.
Werden statt der Platten nur Kugeln
(Metall- oder Glasperlen) genommen, so heisst
die Naht Perlnaht.
Die Darninaht, «. d.
Eine, in der Thierheilkunde aber nicht
anwendbare seltene Art der Vereinigung der
Wunden wäre noch zu erwähnen, nämlich die
mittelst Haken. Klammern und kleiner
Pincetten, den Serres fines. Bayer.
Nässen wird in der Jägersprache för
das Pissen des Wildes gebraucht. Koch.
Naevus vascularis s. telanL'ictodes,
dasGefässmal. ist ein.\ngiom der Haut, denn
die Geschwulst besteht hauptsächlich aus ver-
längerten, erweiterten, stellenweise ausgebuch-
teten und vielfach sich verschlingenden kleinen
Vencnstämmchen und Capillaren. Der l'nifang
der Entartung ist bald grösser, bald klein<?r,
meist ist die .Stärke der Geschwulst unbedeu-
tend, sie überragt die Hautfläche in Form
einer flachen oder gewölbten Beule, die ent-
weder eine umschriebene, zusammenhängende
Masse bildet oder vereinzelte erbsen- bis wall-
nussgrosse Geschwülste darstellt. Beim Men-
schen fallt das sog. Mal im Gesiebt durch
seine dunkle Röthe auf. weshalb es auch
Keuermul, Naevus fliimnieus, i;<;nannt wird,
bei Thieren sehen wir statt der flammenden
Röthe nur eine schwarzblaue Färbung. Die
Epidermis schwinilet gern über dem Naevus.
80 dass dieses leichter Rnsscren Verletrungen
ausgesetzt ist, sich entzündet, vereitert und
Blutungen eintreten. Das Fetiermal des Men-
schen ist angeboren, es entsteht dadurch, dass
während des intrauterinen Lebens die Eihäute
direct mit dem Gesichte des Fötus in Be-
rührung kommen. Bei Thieren wird das Ge-
fässmal selten beobachtet, ich habe es nur
einmal bei einem Schweine auf der Hant der
Kruppe bis zu den Oberschenkeln herab vor-
gefunden; es bestand in isolirten, länglich
runden, unregelmässig geformten, wenig pro-
minirenden, etwa bohnengrossen und kleineren,
schwarzblauen, elastischen (ieschwulsten, die
öfter durch dünne, blauscliwarze Stränge, Vencn-
stämmchen. miteinander verbunden waren, öfter
auch mit einem dünnen .\usläufer endeten.
Die Haut zwischen und neben den kleinen
Geschwülsten war mit einem unregelmässigen
Netze von feineren und stärkeren fibrösen
Leisten besetzt, welches ihr ein pockennarbiges
Ansehen verlieh. .\n allen anderen Körper-
regionen war die Haut normal. Anacker.
Nagekrankheit, s. Lecksacht und Nagen
der Kühe.
Nagelstich, s. n. Vernagelang.
Nageltritt. Das Eindringen eines fremden
Körpers durch die Hufhomsohle in die Weich-
theile des Hufes wird Nageltritt genannt, weil
es zumeist Nägel sind, die bei der Trittbe-
wegung des Pferdes die Hornsoble durch-
dringen — eingetreten werden.
.\m meisten kommen Nageltritte in der
mittleren oder den seitlichen Strahlfurchen,
auch an der Seitenwand des Hornstrahles vor.
die Pferde liinken mehr oder weniger je nach
dem Grade der Verletzung und der Art der
verletzten Theile und können unter Umständen
die betrefl"ende Extremität gar nicht gebrauchen.
k\v, aufgehobenen Fuss gewahrt man den
in der Regel abgebrochenen fremden Körper
in den Horntlieilen stecken, oder man gelangt
beim Beschneiden der Hornsohle mit dem
Messer auf denselben, oder man ermittelt die
gesetzte Läsion durch den etwa bereits ent-
fernten fremden Körper durch Druck mit der
Untersuchungszange, wo bei dem .\nlangen
an der verwundeten Stelle das Thier durch
Sohmerzäusserung reagirt.
Stets muss das Hufeisen entfernt, der
Strahl und die Umgebung beschnitten werden,
wo man unschwer die durch den fremden
Körper gesetzte Trennung des Zusammen-
hanges an der unterschiedlichen dunkleren
Farbe der Ein-tichstelle von der Umgebung
gewaiir werden wird. Die in den .'^tiehcana*
eingeführte Sonde, der Grad des Lohmens des
Thieres, eventuell die aus der Stichöllnung.
die stets genügend mit dem Rinnraesser zn
erweitern ist, zum .Ausflusse gelangenden Se-
crete und die Stelle, an welcher der fremdn
Körper eingedrungen i>t. lassen ein Urtheil
über den Grad der Verletzung und über die
verletzten Gebilde zu.
Naceltrittc, welche lediglich die Fleisch -
sohle treffen, sind in der Regel leichter Natur,
alle tiefergehenden sind jedoch sehr emsi
zu beurtheilen.
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NAOBN DBB KOHB. — NAOT-AIiMÄS.
66
K» kann verletzt sein der Strahlpolster,
die B«oges«bne, das Strahl- and Unfbein nnd
dM Hofkelenk ; l«tit«ret in der Heeßel secand&r
tecb Qbergreifeiide Ehtottndung ben«ehbftrter
Xheile auf das Gelenk.
V«r Allem iat der Stichcmal genllgeDd
n «rveiteni, «attinpritieii und die Iftdirton
Theile durch Einspritzen oiner LOsnng von
1 Theil Kupfervitriol aof 4 'l'heile Weinessig,
EinflUireii einwiDU dieser Ldsting getränkten
WergUmpona und stets Anlage eines Dntok«
Verbandes znr Heilung zu bringen.
Bei lan^»^ ( ^igenFlUen empfiehlt es sich
■tets, nach geschehener Ausspritxong de« Stich -
ranales mit der letzterwähnten Solution in
denselben eine Drainageröhre bis ;uif den
Grand einzufahren, welche toq etwa \—% cm
Lliif» md der IMeke «hras ddnnen Bleietiftes
auf die M- tall>onili' anfjfestülpt und so bis anf
den Grund in den Sti> hcanal eingeführt wird.
Di9 MeUllsonde winl unter Bflcklassung der
DrainagerChre, deren ftOMeres Ende mit der
Umgebung ganz gleich verlnnfend sein mnsa,
entfernt and hierauf ein Biticlvverban«! antri -
legt. Namentlich bei Knochenverletzungen
emptiehU sich diese Behandlnntrsmetbode,
wodun h die Sccrete leicht in den Wmjver-
band abüiessen, ohne die tieferliegcnden
Weichtheilo zn alteriren, was bei der oft
wochenlangen Daner bis snr Losatossnng eine»
Eaoehenfragmentes von gnns nennenswertbem
Vortheil ist.
Ein losgetrennter Knochen wird leicht
mit der eingeführten Sonde darcb dieBeweg-
Hrlikeif desselben wahrgenommen, was uns
andeutet, dass derselbe mit der Pincette, oft
nach vorheriger Erweiterang des SttcheanaleB,
ta entfernen ist.
Bei Verletzungen der Sehne i&t die Be-
hMidlaog ebenso Vorannehmen.
Gelenksvcrlef 7,iin<^*"n s iwie ausgedehnte
Vereiterungen in den zelligeo Theilen and
••mtifen Gebilden in der Homkapsel sind
Ctels unheilbar.
Die Heilung erstreckt sich oft auf Wochen,
jn Monate.
Dus TTiier ist uiisstt Dienst /u setzen,
in eine Boxe zu stelien nnd ist ausser den er-
wähnten Verbandsanlagen der Haf stete mit
einem Fetzen feucht i in/nscblagen.
Hartenstein empllehlt — nach .\dams
Wocli» nsi hr. Nr. IM, 1889 — in schweren nicht
äber t Tage alten Fällen die Cauterisation
des Stieheanales mit dem weissglObend ge-
macht i; !* iqticliii'^ehen Brenner. A'ec/i,
Nagen der Kihe ist eine Untugend, die
darin besteht das« die Thlere die Krippen.
Raufen, Wrunlc nnd anderes Tl ilzwerk in
und aui^^erhülb des Stalles, Oherhaujit nll '
harten, trockenen KOrper beständig benng* n
und dabei eine Menge Speichel und Schleim
aus dem Maul Tcrlieren. iMfültji: dieser Un-
tugend werden die Schneidezähne nnrctrel-
mäs«ig abgerieben, die Futteraufnahme, das
Kanen, Wiederkauen und die Terdaaong lel»
den daranter nnd die KOhe magern ab, geben
wenig ililch, bekumiutn eine trockene, welke
Haut, glanzloses Haar nnd Husten. Die neben-
anstehenden K&be lernen bald diese Untugend,
ao daas altmilig «in ganier Stall ergnlFen
wird. Da-t Uebel ist nirlif zu vr-rwechseln
mit der Lecksacht, wobei di<; Kühe alles
Kalkige, und Thunige belecken und zerkauen.
Das Nagen wird in einigen Ländern gleich
dem Koppen der Pferde gesetzt und als Ge>
währsmangel betrachtet. Semmtr.
Nagy-Almd« in dem zur ungarischen
Krone gehörigen Grossfürstenthum Sicb«"n-
bürgen, Comitat Kolozs. liegt an dem Flusse
Almas. Bier bestand ehedem ein sehr beden*
tendes Gestfll Dasselbe war von dem
Grafen Saimiel Wit-s mei.-t mit Pferden der
Cäsar-Ras«e aus dem Baron Wcsselt^nyi'schen
Geatilt zu Zsibo gegründet, daneben fanden
aber auch einige Stuten aus dem Ge^ität des
Grafen Paul Bethlen zu Kercsd (s. d.) Ver-
weii'luiitr, W'-lclie von dem liurt benfltzten
originalspanisch« u Hengst Brillant, der im
Jahre 1778 angekauft war, abstammten, sowie
Pferde der GestAte Xtt Datos und Maros-
Ujvär des Freiherrn T. Daniel und des
Grafen Sigmund Mike.s. Alle diese Gestüte
waren dnroh die Uttt« ihrer Pferde damals
wohlbekannt, und to leiebneten sich auch
gleicherweise diejenigen zu Nngy-AIniä>! ;ius.
Welchen hohen Werth Graf Wass auf die
Eriangong guter Pferde legte, geht z. B.
daraus h-rv^r, dass er nach „Erdelyi, Be-
schreibung lur einzelnen Gestüte des oster-
reichischen Kiiiserstaates" dem Baron Wense-
Uny\ ftir 4 Stuten 3S Edelhinche und Da-
eilten gegeben haben soll.
Der Oaitfitbestand war in der Folge ein
sehr grosser, die Mutterstutenheerde alleiu
war bis auf 13» Köpfe vermehrt. In sulohcm
Umfange wurde das <it>tit l)i> ztnn lüde
des Grafen Waas, welcher im Jahre i6it
erfolgte, fortgeflthrt Nur besonders gute nnd
aBserw"ihlte Tliifre wurden von nun an znr
Zucht verwendet. Die Stuten, im Durchocbnitt
tu Faust 3 Zoll — \ (V\ m gross, zeichneten
sich durch guten, festen Körperbau, breite
Bmttf. geraden, strafüm Rfleken, schön gewnibte
l;ip]<rn, bfitis r.i'ck.-n und li'>li<n. srhiirfcn
Widerrist, sowie durch ausgeprägte .Muskulatur
und klare Sehnen, Feurigkeit nnd Gelehrigkeit
;ius. Kitiige Stuten, welche mit w.-i:i^'i>r gntem
Exterieur z. ii. uiit einer abliiuigigen Kruppe
oder mit sehr starker Bammsnase aosgestattet
waren, blieben ihrer sehr brauchbaren Nach-
zucht wegen snnftebst noch im Gestüt, wur-
den später aber auch ausg.'nni<t>'rt. Sruiuiit-
liehe Pferde gehörten zum kralligen li<'it-
schlag, der sich später theilweise snm
leichten Wat^enpf- rdsiiiln^r nmformte.
AU Beschäler landen in den /.wanziger-
jähren dieses Jahrhunderts Kenyes, MörghOs,
Fönghes. Gallunt und Bncephalns Verwen-
dung. Die beiden letzteren, em Fuchs, bezw.
Kohlrappe, waren Söhne des Kenye.s. welrher,
ein ausgezeichnetes Pferd, im Jahre t197 im
WesBol^nji'sehen Gestüt su Zsibo geboren
war und ans der dortigen Ctsarrasse stamiDte.
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NA6T.D0B06. — NAGTFALU.
Bacepbalus uuss ein ganz vorzQgliehM Pferd
gewesen sein, da di^ Witwe de» Grafen ein
Angebot von 20.000 Golden fOr denselben, nach
anderer Lesart (tkr Bncephalus nnd It Stuten
ausschlug. Mörghfis war ein im FQrst Lierh-
tensteiu'acben Gestüt gezogener Scbwarz-
braancr der Brillantraase, der viel P«iier
und ein vortreffliches Hintertlieil. aber eine
sehr starke Kamiusnase und kleine Augen
besass. Sein Sohn F^nghes war ein Gran-
sehinuneL Daher fanden sick aach melirere
ikkiBund im Oestllt, wfthrend die hanpteleh->
liehe Farbe braun war.
Besftflieb der Einrethong der Staten in
da» OestQt iit noch ta erwlbnen. dase dieie.
bevor sie für die Zuelit bestimmt wurden,
auf ihre Leistungsfähigkeit, nau^entlich auf
Anedamr und eanfte
Sinnesart aoeprobirt
worden. ^
Das Gestatbrand-
leicben, das snr Zeit
der Witwe des Grafen
Samvel Wass in An-
wendung kauo, ist in
Fig. 1801 wiedergege-
ben.
Im Jahre 1830 ging
das Ge»tQt ganz auf den ^'v- ''»i. Onatatbrud-
OrafenJoeefCs&kvQber, nw-au»*«.
und warde tob aiesem
in dem bisherigen Sinix- und gleJcbem Um-
fange bin in die Vierzigerjahre fortgeführt.
Dann fand zwar eine Verkleinerung des Be-
stände« statt, trotzdem aber blieb oaa Gestikt
sowohl an Zahl als auch an Besehaffenbeit
seiner Insassen ein bedeutendes, bis es unter
dem Grafen Georg t'sukv in Folge des un-
garischen Freiheitskampfes der Jabre 1848/49
völlig aufgelöst wurde. Crassmann.
Na||y-Ooro|, in Ungarn, Comitat T olna, ist
eine dem Grafen Aleiander SadehAiyl-Sanddr
gehörige Herrschaft. Dieselbe enthalt einen
Flächenrauui von 89d8 Joch (= 3000 26 ha).
Die BeschafTenbeit des Bodens ist verschieden.
Der weitaas grOsste Theil ist taadig, doch
findet sieh daneben auch tiefen tiionbahiges
Eidreich.
Der Gesammtbestaad des hier von dem Be-
sitser anterhaltenen OeetSts nmfasst 106 Pferde
v» rsi liii'.lenen .\lters. Die Zahl der Mutter-
stuten beläuft sich gewöhnlich auf 85 iStück.
Dieselben sind von brauner oder fuchsiger
Farbe nad besitzen eine Durchschnittsgrösse
von 1*60 m. UezUglicit der .\bstammung ^ind
alle englischen Halbbluts, sie sind kräftig ge-
baut and mit starlcem KnochengerQst ver-
sehen. Zo ihrer Bedeckung werden Staats-
hengete en^'lischen Halbbluts in Anspruch
genommen, um hiemit Pferde des kratti;;en,
starken Beitscblages zo ziehen, die unter L'm-
Ktftnden anch geeignet sind, als Carossiers
verwendet zo werden. Alle Gestiltspferde sind
von sehr zutraulicher Sinnesart
Die Zahl der jährlich geborenen Fohlen
beträgt etwa 15 Stttck. Dieselben werden in
gegen Saden offenen Aaslanf^ttiUen nnterge»
bracht und hier durch einen Ciiköe im Winter
mit Hafer. Oelkuchen und Sommerstroh onter-
halten, während der wärmeren Jahreszeit aber
auf den besonders dor Pferdezncht dienenden
Weiden i,'i lnitet. Diese Weiden umfassen einen
Fiächeuraom von 397 Joch 135 27 haj
and werden jedes Jabr von den Fohlen bis
zom Alter von 4 Jahren bezogen. Nach Voll-
endong dieses werden die Fohlen im Bereiche
der mrthschaft als Kug-, Wagen- oder IL^it-
pferde verwendet, der übrige Theil aber je
nach Eignnng nnd Gflte n einem Mittel-
lireise von 300 Gulden verkaoft
Unter den Hengsten, die bisher mit
gutem Erfolge benfitzt worden, sind besonders
• iidran. Ustreger und Talestro zu nennen,
sowie namentlich die Stuten Alice, bäri und
Ära als treffliche Matterpferde bervonnbeben
sind.
Die Leitung de* Gestüts, das im Jahre
1878 doreh den gegenwärtigen Besitier nea
< inf,'erichtet wurde und vordem dem Grafen
Johann Szeeh6n)i in Felsö Segesd, Comitat
Somugy, gehörte, liegt in den Händen des
jedesmaligen Oekonomiebeamten, zur Zeit in
denen des Gftterinspectors Desiderius FördOa.
Das für das Gestflt tnr Anwendnng ge-
langende Brandseieben ist in Fig. 190t wieder^
Fig. IStfZ. GMkatbraudtuicheo fftr h»ff-Dw9§,
gegeben. Dasselbe wird den ITt-rden auf dia
linke Seite des Widerristes aufgedrückt.
Auch die Viehzucht Nagy-Dorogs ist
ziemlich bedeutend, namentlich wird die Schaf-
zucht in beträchtlichem Umfange betrieben.
Die aosschliesslich anf Wollreichthura ge-
zQchtetc Schafheerde zälilt im (Binzen
K3t4 Kopfe. — An Borstenvieh betinden sich
auf der Herrschaft 445 vorschiedcnaltrige
Thiere und die Kinderheenle besteht aus
etwa iöO Haupt Jungvieh, sowie aus SO Milch-
kühen. Grtssmtmm.
Nagyfalu in Ungarn. Comitat Sziiajiy,
ist eine dem Baron Georg ISänIly gehörij^e
Besitzung, anf welcher %un diesem ein (iestüt
unterhalten wird. Dasselbe zählt 18— *ü Mut-
terstuten, von denen 4 Stück englischen Voll-
blots sind.
Schon früher, etwa zu Anfunsr die>es
Jahrhunderts wurde hier von barun Jus vi
Bänfiy Pferdezucht betrieben, doch war bald
der ganse Besitz, also aach das Gestüt
Baron Josefs, irdlciier ohne Erben starb, einer
Aendenuig anterworfen. Graumamm.
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KIGT-KAPORNAK; — KAGYKÖROS.
«7
Man KMtrtafc ic Uagarn, ComiUt Zal«,
f»t dae dtr AUei d«* nmtigBten Erlösen
von Kapornak gehörige Besitsung, auf welcher
diese ein Gestttt ant«rhäU (s. Kapornak). O'n.
Nagy-KftrBt in Ungarn, Comitat Pe<t>
Pilis-Solt-Kis-Kun. liegt an >i i v. n CtegMd'
o*ch äsegedin f&hrenden Eisenbahn.
Das Iiier bestelienie königlich nngariscbe
Staat<.)i'Mig8ten-Dep6t wurde im Jahre 185!)
als k. k. II. ungarisches Militärhengsten -Dä-
put mit den Posten zu Nagy-Körös, Versecz,
Eperjes, Kaja, Kis Szr'nt Mikl 'S uii'i Almosd
errichtet, und stand bis zum Juhre 1869 »amint
den Pferdezuchtanstalten der Österreichischen
Kekbshilft« unter der Oberleitnog de» k. k.
Refchi'Kriegsininistertaiii. Infelse der Zwei-
theilnncr des österreichischen Kaiserstaates
worde am 1. Januar 1869 das nunmehrige
k. ongarische Staatshengsten • D^p6t dem
k. ungarischen Ackerbautninisterium onter-
stellt. Der damalige Hengstenbestand betrag
imfianztii tlHT Deckli- iip;ste. u.zw. 313 Hengste
leichten Schlages and 374 Heogite schweren
Sddage«. Lttstere «ber waren nicht etwa
kaltblütige Thiere, sondern, wie weiter unten
gezeigt wird, schwere Halbbluthengste.
Bei KiariebtttDg des Staatsbengsteo-tM-
pM zn D^hreczin im Jahre 1873 worden die
beiden Heiii^atenposten za Eperjes and AI-
mosd von Nag3--Körös abgezweigt and hieraas
das Debrecsiner DdpM gebildet, während der
Posten Kis'Szent-Miklüs nach Mezöhegjes ver-
legt wurde. Als nun später die zahlreiche
Inanspruchnahme der Hengste eine Vermeh-
rang dieser erforderte, wnrde Im Jahre 1884
für das r)''p«'>t Napy-Körös ein nener Poston
zo Doroz^ma eingerichtet, so daas gegenwär-
tig (im Jahre 1889) das D^pdt ao? den fol-
genden Pdst-Mi hesteht:
Posten iSi. i, in Nagj-Korös,
^ „ 2, in Vereees Im Comitat
Teme»,
„ „ 3, in Mezöhegyes im Comitat
C'sanäd.
^ 4, in Baja im Comitat Bacs>
fiodrog,
f, « 5, in I>orozsma im Comitat
Der Wirkungskreis der einseiaen Pakten
ist dergestalt eingetheilt, d&ss der Posten in
NagT-KirGs die Comitate Pest-Pilis-SoU-
IGs^nn nnd Heves, derjenige in Versecz die
Comitate Tenies. Tuiontal, Krassi'» und Szö-
renjr, der Posten in Mezöhegyes die Comitate
Arad. B^kds nnd Csanäd, der Posten in Baja
die ''omitate Bäo und l!ijdrti?h und der i
i'oiten in Dor«iZsnia das Coniiut Csongrad
nnd einen Theil der Comitate Pest-Pilis-Sult-
Kis-Knn nnd Toront&l mit Hengsten Ter«
liebt.
Der Bestand der Beschäler beträgt ge-
genwärtig (im Jahr 1^9) fttr das ganse
D^At 748 Stock. Wie sieh derselbe auf die
♦•inzeln. n Posten und in diesen auf die vor-
handenen Baasen vertheüt, gebt aus dem fol-
geadcn Nachweis herror.
Dacbweis des H
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Die
8taat.Hhengs
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bind besetzt mit
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Hengsten
3
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Englisches Vollblut .
80
1*
15
13
67
Halbblut .
Arabiaches Vrdlblut .
83
55
61
49
304
1*)
f
„ Halbblut .
2y
27
19
11
31
117
Norm&nner (Nonins) .
2Ü
Ii
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17
116
12
16
30
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N-'rf.dker
3
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6
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17
13
17
4
34
Samme
153
__
144
143
124
748
Von diesen Henc;i5ten wurden in der
Deckzeit 1889 zusainnu n 2ti8 Beschälstationen,
u. zw. mit 659 Henpsten besetzt, darunter
die kleinste mit 1, die grOsste mit 11 Heng-
sten. Ansserdem sind 89 Heogste attf (U9
Dauer der Derkzeit theils an Gemeinden,
theils an einzelne PferdezQchter Termietbet.
Die Hobe des Deckgeldes ist sehr ter-
schieden nnd richtet sich sowohl nach den
besonderen Eigenschaften des Hengstes, als
auch nach der Wohlhabenheit der Gemeinden,
so dass stellenweise Oberhaupt keine Derk-
gebllhr zur Einhebnng kommt, wohinge-
gen sie andererseits bi.-» zu 18 Gulden steit:!.
l>ie Gemeinden geben in der Kegel die f&r
die Unterbringung der Bescbiler and Wirter
erforderlichen Fiinn;- h.iwie das Streustroh
und die Beleuchtung uDentgeUlich her. Eine
Ausnahme bieron bilden jetzt !>chon in ziera-
iieb grosser Zahl Jene Gemeinden, welche
auoh di« nothigen Fnttermittel kostenlos lie-
r«iiL
Die Verpflegung der Stationsleiter und
Wartmsnnsehaft fSoidaten) irird den Gemein-
den in der H'ihe der nrts&blicben mtllttriedieii
Menagegelder vergütet.
Ffir die in Uiethe abgegebenen Hengste
wird fine Deckgebühr von tnO bis 600 (inl-
den von den Miethern für die viermonatlicho
Deckzeit. Mir« bis einschliesslich Juni, ge-
zrihlt. Aii^s 'ideni liaben die Mietlier während
des ganzen Z<'itrauniei> der Benützung deo
Hengsten. di> Verpflegungtaiislagen ton Mann
und Pferd zu tragen.
Die auf den Beschälstutioiien belegten
Stuten werden zw-if.Kh [iiotuki llirt. Jeder
Besitzer einer gedeckten ütute ein|)fangt einen
Decksettel, welcher alle jene Angaben ent»
h<, welche um Ausweis der Fohlen eine
*) Oriflnal-Aniber.
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NiGT-KÖBdS.
Art Pedl^ee bilden. Das Ergeboüi d«r Be>
\egvng Wird darauf im folgenden Jahr« «nf
(inimi lies vrnjiihrigcn Deckregisf ers durch
den Beschälstationaleiter ermittelt nmi für
j«d« State vermerkt. — Die I>e6kergebniB6e
des ganseii D^t lind in der fulgenden
Nachweisang fdr die leteleii Jaibt« luaiD-
mengestellt.
Nachweis der Deckergebnisse.
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Von je lOOO der belegten stut» 11
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Der jShrliche .\b(:ang Ton Hengsten dnrch
TuJ «iilfr in Folge Jcr Ausmusterung wec'-'n
Alters, Zuchtuntauglichkeit n. s. w. betni^^'t
im Dnrebschnitt 10 bis {fL. Der Zuwachs
an Hengsten ist diesem Abgang entweder
entsprechend, oder er betrügt 1 bis ty^ mehr,
da Ijeubsichtigt wird, den Ftand der Be-
schäler allm&lig SU erhöhen. So betrug dieser
Im Jahre 1878 etwa 350 Hengste, im Jahr» 188S
aber schon 658 und 188i), wie oben angege-
ben, bereits 748 Beschäler.
Die Deckung der Abgänge an Hengsten
erfolgt entweder durch Einstellung jnnger
Hengste aus den Staatsgestitten oder durch
Ankauf zu Vaf.'rtliieri'ti gf^igTicter innerhalb
des Landes. L^ tztef worden theils volljährig
unmittelbar ffir die Depots, theils aber auch
als einjiilirigi' Fohlt'n angt^kauft uiiil darauf
in den Stantsgeätutea aul'gezugen. Aus den
Staatsgettllten, n. sw. nur ans den ks«
niglicb ung&riaeken, erh< das D^pAt ans
Kisb'-r d<?n edl^rPTi engli'^cben HalbbhjtS''hla^.
ans Liaboina Araber V oll- und Halbblut, aus
Fogaras den Lippizaner oder Karstschlag
und aus Mczöhegyes den grossen englischen
Halbblut-, den Nonius- (AnglononnSnner) und
den 'iidraii- ( .Uigli.i-arabis« hen ) S'clilag.
Die Futtermittel, welche auä»chHessHcli
aas Hafer nnd Wiesenbea bestehen, werden
im Wegf» der Anerbietung bei Lieferanten
für jedes Jahr nach der Ernte erneuert
bicbergestellr.
Wfthrend der Deckseit — Män bis Juni —
In ireleher die Hengste in den Gemeinden anf-
gestellt sind, liefern Iftztere di»? Fourage zu
sehr massigen Preisen, für ein Drittel dei
Sta^onen sogar unentgeltlich. I 'ie den Heng-
sten verabreichten Futtermittel sind in der
folgenden Uebersicht für das ganze Jahr zu-
sammengesteltt.
N" a i- Ii w V i - n II g d r d e n H *■ ti
g - 1 0 u
\ ':■ r 11 1
r • i r 1
t-Il Futt.T
1 r-"' II.
Es werden vembreicht t&glir
h j?'dera Hengst
im Monat
lies sohworfii
:5chiageB and des
englischen Vollbluts
des mittleren
Schlages
des leichten |
Schlages 1
Hafer
Heu
St ITH-
struh
IlatVr
Heu
Str.ru-
struii
Hufer
Heu
strob
K i
I 0
*r r
& sn
in
1 "SWa., April. M;U. Juni ....
■; 12(1
:> Sjtr
: Augn^t. .^''ptcmber, Uct^ber .
1 N'ov.jnibL'r. Dlm .■iiiber, Jitiner
Junge Hengste erhalten . bis
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zum \ idl"Midi^tt'ii .'>. .J.d'.ri' • Ir.c
lügliciic Zugabc Vyii ....
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0 3iü
dass
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die
i:".'k
Hierbei ist zu bemerken,
Eintheilmig der Hengste :'n din^.ni
in drei Grü^senschläge ert<»igt. Zum leichten
Schlag geboren alle Hengste bis snr Hohe
vom i*S6ro, «um mittleren v >n 1 57 bis 106 ni
und zum schweren solche Hengste, die über
167 m messen. Da das Deput überhaupt keine
Icaltblfltigen Hengste besitzt, so sind die des
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NAGT-MIBALT.^ NAHRUNG.
8»
hier sof^enannten scbwerea Schlages die
fr««»eren, tMrkeren Htlbblvithier«.
Die Leitnnj^ des ganzen Dc^pAt gescliieht
darch <las Dep6tcominandü, das bezüglich
der die Pferdexacbt betreffenden Angelegen-
heiten dem königlich angariieben Adterban-
niaiatoiHini aBtomelH 1«t, wlbnnd das ge-
(ammte Personal in riiilitlriscber Beziehung
xunacbst dem MilitÄrinspectorat der königlich
anganschen I'ferdexachtanatalten and der
croatitcb-alaToniaeben Heng»t«nd^0t8 mter-
geordnet ist.
An der Spitze des Depotconimardo
itebt 1 StabaoMcier, welchem aasierdem
I Adjutaat, i BeehiiQiifsoffleiMr «nd d«8
nöthia^p Kftnzlt'ipersonal beigegeben ist. Jeder
Poiit«tt wird wieder ton 1 Rittmeijter oder
Oberlieatenant — als Commaadaot desselben
— befehligt and iat »ledann je nach der
Grosse des Postens mit t oder 8 Sabaltern-
üffioieren oder Cadetten, l Militärthierarzt,
1 Carscbniied, dem Kanzleiperaonal, Unter-
officieren and f&r je t Hengste mit einem
Wartsnldaten Lesetzt.
Ein Ürandiciclieii zum Konntlichmachen
■l'^T nach Staatshengsten gefallenen Pohlen
kommt oicbt in Anwendung. Grais$uafitf.
Nnty-Mliiy, in Ungarn, CBnutaiZempIen,
mit gl. Ii linamigcr Post- and Telegraphen-
station, i>t eine dem Grafen Anton ättaray
f:eii'-ri<_'c Besitzung. Zu derselben gehört des
Nebenpat Nagy Zalacska.
In Nagy Mihäly wird von dem Besitzer
ein umfängliches Gestüt betri'ljt'ii. das im
Ganzen eine Stärke ,Yon etwa 250 Küpfen
hat. Den Dienst als Yatcrpferde Tersehen
3 Hengste, von <]cneii Krawarn nnd Taiän voU-
blütiif, Zäniuä« ein naeh iiarometer gezogener
HalbbiQter ist. Die Zahl der Mutterstuten
belAaft sich auf durchschnittlich SO Stück.
Von ihnen sind 6 Stück Vollblnt. die Qbrigcn
zum grösstcn Tlnil cn-^li-iht^n Halbbluts,
welche dem Schlage der Jagd- and Wagen-
pferde angeboren. Die Jagdpferde haben vor
ihrer Einstollnng in das Gp^tSt Pine Art
Training durchzamachen. ind'iu .-^ie in an-
haltenden, anstrengenden lÜtten auf Kraft
and Aa»dftaer, namentlich aber bezfiglich
ihrer Gesundheit ansprobirt werden. Anen die
Wii<„'''npfird-- werden auf ihre T^eistunfj^fahig-
k«it • iner entsprechemlt'Ti rriUung unterzogen.
In r<'-zng anf die Farbe sind die meisten
Pferde Brunne oder Fflcbse der vemchieden-
artigen .Abtönungen.
DieBelegong derStutm cjosrhieht tr- wölin-
lich durch die eigenen Hengste, und werden bic-
nach Ton 7S— lo% der Staten lebende Fohlen
geb-r''n. .\.llc Fohlen beziehen den Snrnmer
himiurch die etwa \0t ha grossen Weidi^n,
vrelt be im Allgemeinen flach sind und einen
lehmigen Boden besitzen. Um aber die Muskeln
der Pferde schon von Jagend anf zn «tUMen,
ihre Lungen zu erw''it"rn und sie fiir ihri-n
ap&teren Beraf, dem Zuchtziel entspreehend.
das anf ein gutes Jagd- and Wagenpferd,
sowie anf die HiMvorbvinu'nnp >~ehneidiger
Jacker hinaufgeht, geeignet zu machen, wer-
den die Fohlen ttglith Uber eine Wegstrecke
von 8 km im scharfen Trabe nnd Galopp ge-
trieben.
Im Stall, zur Winterszeit, erhalten die
jüngeren Thiere, bis sie zweijährig sind, neben
Stroh und Hen je 91 Hafer und Bohnen,
w&brend die llteren nur mit Hen und Stroh
emShrt werden.
Bis «um fünften .Tabre bleiben die Pohlen
im Gestüt, wenn »ie nicht bereits vorher
theib zu Militärzwecken an die ärariseben
Fohlenhöfe, theils als Beschäler an den un-
garischen Staat abgegeben sind, da die übrige
Aufzucht als Jagd- ond Wagenpferde Ver-
wendong findet.
Die GrQndang des GestQts ist erst in
den letzten Jahrzehnten ?esrbehen. Es ist ans
kleinen Anßngen hervorgegangen, die der
heutige Besitzer mit von ihm selbst er-
probten Staten legte. Als Beschäler sind seit-
dem ausser den obgenannten Hengsten noch
Hailan. King of Kars und Rotlischild benützt,
Ein Gestatsmeister, 1 Csikos und 2 Boj-
tds (Gehilfen) bilden dM eigentllebe Gestüts-
personal.
Das für das ik\strit in Anwendung kom-
mende Braadseiehen. wcirhe^ den Pferden
auf die linke Sattelseite
aufgedrSekt wird, ist in
Fig. 1303 Trieder<,M%'eben.
Neben der vorstehend
besiliriebent-n I'ferdeznchl
besitzt Nagy-Mihäly noch
eine aassedehntc Kindcr-
^^^^^ heerde. Diesi'ibe besteht
Ki 1^ Mutterthieren,
brandM» ii«n fo' N«^y- denen 300 8tö*k tot»
Hilialjr. ungarischer Landrasse,
40 Stück Himrnenthaler,
60 Stück Algftoer nnd 60 Stück Holländer
sind, deren Ausnütznng Tomehmlich anf der
Milchgewinnung beruht. Grastmann.
Nahrung. Nur \viTiin>- Nahrun iismittel
enthalten die Nährstoffe in einer derartigen
Combination, dass bei ausschliesslicher Ver>
Wendung eines Futtermittels der Nährstoff-
bedarf des Organismus gedeckt werden kann.
Dergleichen Substanzen repräsentiren somit
zugleich eine Nabrang, wie i. B., abge-
sehen von der Hilen nnd dem Fleisch
für die Fleischfre«s.r. das Griitifiittor und
Heu für die Ptianzenfresser. Voit be-
zeichnet als Nahrung ein Gemisch von solcben
Substanzen, welche den Verlust d< s Or<„'anisTnn^
anEiwei^s. Fett, Was.-.er und Asdie i.w verhüten,
eventm ll il.'ti l!cst;aui cie>-i'lljL"ii zu vermehren
im Stande sind. In den allermeisten Fällen
besteht die Nahmng ans tiner Hisebang rer-
scbiedener Nahrung=;niitfel, wrJrhe bestimmten
.\nforderungen genügen muss, um aU z\?eck-
entsprechend ZU gelten. Znnichst ist erfor-
derlich :
\. Bin ausreichendes Quantum der
Gesaiiinitnahriing. In dieser Bezielinng ist
die Korpergrösse von hervorragendem Ein-
fluss; mit der Zunahme des Körpergewicht««
nimmt die pro Kilo erforderliche Nabninps-
menge ab. Dieses Ge^ietz beheirsoht ancli
die Grosse des NahmngsbedtlrfnisBes inner.
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NAHRUNG.
halb verschiedener Thierclasücn, offenbar im
Zasanmenliang damit, dass grosse Thier« rela-
tiv j;eriDi;ere überflärluMUMitwlrklunp zeigen.
FAr Hunde beatimmt mau dkKürptruberflächc
aas dem Gewicht in Gramm iiiitteUt d«r tod
Kabner fQr die Meeh'i«che Formel
k =rO V "g"[Q = Oberfläche, G = Gewicht],
G
berechneten Conatanteii k. Dnrch Aaimessun g
der Oberflftehe wurde k la 11*16 gefaDden.
Die Oberfliehe demnaoli: 0s=kV6 = kG.
4. Ein l> <■ s 1 1 III in t es Volumen. Für
Pflanzen trei^äer genügt eine Nahiuiig coucen-
trirter Form nicht. Nach Haubner mnes dfts
Volnnjen der tiglichen Naliiuni,' einer Oe-
wiebtsmenge voa Kauhfuiter entsprechen,
welche betrigt:
Minimnm M"i). MMimtim
für Pferde . 2 a kg 4bi»;jk>{ lo bislä ;»kg
„ Rinder. 3 „ S „ 6 „ It S „ 15 „
„ Scliafe. 0-5 „ 1 , « , i 5 „
3. Ein pa.sseudes V e i b iiltuiüi^ der
als resorptionsfäbig angenoirimencn N-hai-
tigen Nährstoffe xa den N'freien. EntbÜt eis
Nahransrsroittel einen der Nihretofl^ Uber
wiegend, wie mui^'Tt's Fleisch z, R. das Eiweiss
aad Kartoffeln die Kohlehydrate, so mildste, am
den Bestand des Organiemiis in dem einen
Fall an N Treien. in) anderrn nn N-lialtigcn
Beatandtheilea itu sclmtzc», bei Fleiticlinuhrung
eine nnTcrhältniRämässig grössere Menge
Eiweie«, bei Kartoffelkoet eine eben solche
an Kohlehydraten vom Orjennismos Teraifceitet
werden, wihrend bei einem Gemisch von
Fleisch nnd Kartoffeln relativ geringere Ge-
sammtquantitäten fQr den angegebenen Zweck
ausreichen. — Zur VerhAtang der Eiweiss-
abgäbe vom Körper kann daeNahrungseiweiss
durch keinen anderen Näbrstotl" ersetzt wer-
den: ein Mioimam, welcbee als ein fär die |
mannigfachen Nntinngeiweeke Tenebiedene« :
empirisch ermittelt ist, mnss constant vor-
handen sein. Dieses Minimum erweist sich
auch beim Pflanzenfresser immer als ein
höherer Werth, als die im Unngersnstand pro
Gewichtseinheit leratOite Qaantitit.
Wenn es sich dagegen um Ersafz der
bei einer bestimmten Nahrung täglich er-
littenen Einbusse an Fett handelt, so lässt
«*ich dieser Verlust, wie Rubner zeiutf.
durch ZufUgußg einer der zerstörten gleii luu
Gewichtsmenge Fett zu der bisherigen Nahrung
Terhdten: Das Fett der iiabrnng ist dem Fett
des EQrpers stofflieh ftqniTalent, iaodynam.
l>.isselbe (.'ilt für die Kohlehydrate der Nah-
rung, nur daas hicvon entsprechend iriehr.
roaa C'^mal so viel erforderlich int. um den-
selben Zweck zu erfüllen als ein Theil Nah-
rungsfett (bezQglicb der Begründung muss
auf die bei „Mastfutter" (ji niarliten Angaben
verwiesen werden). Weil Fett und Kohlehy^drate
in gleiebartigem Sinne auf den Stoffnmsati
w irk« II. ist man bererhtipt, sie unter der Be-
zeichnung N-Ircic Nahrstufle den N-halligen,
gemaer den eiweiseartigen Mlbratolftn gegen-
äberxostellen. Das Verh<niae der Gemmmt-
summe von Fetten nnd Kohleliydraten, wöbet
die Fette mit ihrem NflhrstoffSquiralenf den
Kohlehydraten hinzugerechnet worden, zü der
Quanütit der resorbirbaren N-haltigen Sub-
stansen, leUtere gleich 1 gesetst, beseichnet
man «le N&hrstoffVerhältniss.
Je nacli der d'Mi rmstanden angemessenen
Verwendung der landwirthscbaftlichen Nutz-
thiere ist es noth wendig, die Zosammensetanng
der Nahrung nach den soeben angedenteten
Gesichtspunkten zu regeln, wenn anders man
ausreichend, aber ohne Tottehweadung an
füttern beabsichtigt.
In welcher Wiräe diea «n ^eacheboB hat,
Kuli )um für die specioUeD FÜl« kvn hervor-
gehoben werden,
A. Erhalt an gi^futter. Mit der Be-
zeichnung Erhaltungsfutter verbindet man
bekanntlich keinen einheitlichen Begriff. Im
vorliegenden Falle handelt es sich dm die
F>mittlung des Miniiniiins an tSfrlirher Nah-
rung, ausreichend, um vjUjMbrige Tbiere bei
\ olliger Stallruhe in einem mittleren Era&h-
rungs/.ustand zu erhalten.
Das Pford beansprucht «ach den vor
längerer Zeit in Hohenheim ausgeführten Ver-
suchen pro .'»OÖ kg Körpergewicht einQoantom
von 4 2 kg (iesammtnUlntoff (reso'rbirte orga-
nische Substanz. eins<Mies>lich Fett l-ini.»l),
in einem Futternuantum mit 8— lukg Irocken-
substans. Als Minimom an resorbirbarer N-
halli^cr Substanz . kann man darin 0 5 kg
(80 g N) annehmen und 3"7 kg N-freie Sub-
stanz, so dass d . N ilirstoffverhältniss sich
auf 1 : 7*4 stellt. Die Gesammtquantität an
Nährstoff ist tkst dieselbe, als jene, welche
Heiinebercr und Stohmann als Nährstoff-
bedarf Volljähriger Ochseu fanden, nämlich
auf dasselbe Körpergewicht bezogen. 4*1 kg;
dagegen reichen fUr die letatgenaonten Thiere
bereits 0*8 kfr ßweiss ans, weshalb das Nähr-
-ti/fTv.'rbältniss hei 3-8 kg Kohlehydrate (ini i.
iiO g Fett i inial) sieh sinf 1 : 1S ;> erweitert.
Crevat bere<linet aus dem Wärmeverlust
und der im Ruhezustani zur T'nterhaUunf»
der Herz- und Athmunijstliatij^keit nothwen-
digen Arl)rit für einen oOOkg schweren Ochsen
o t83kg Eiweiäs, 009 kg Fett and 45 kg
Kohlehydrate.
Besonderes Interesse erregt der auf das
Kilo Lebendgewicht redncirte Eiweissnmsati,
welcher sieh heim Pferd anf 1*0 g, beim Ochsen
atif O fl p beläuft. Im Mittel /erstörf demnach
ein grosser rrtanzeulVesser im Beharruo|^i-
zust ind 0"8 g Kiweiss. nur Vs ra^hr auf die
(lewichtseinheit als im Hungerzustand, wo-
hingegen der Fleischfresser günstigstenfalls
etwas mehr als das Doppelte des Im Hanger
zerstörten umsetzt.
Herstellen li»st sich da» Erhaltungsfutter
für Pferde, indem man Wie.senlieu urit. r Hef-
Babe einer Ideineren Menge von Strub der
[almfrllehte verabreicht, oder aus Wiesenhen
mit etwas Strohhri~k=el und Hafer, diesen
nicht ganz zur Hüllte der Gesamuitmcnge.
Bei anssohliesslicher Fatterang mit Wiesen -
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FAHRUNG.
et
hea sind dATon lOökg (mit 85% — 8*93
wonn durch»
schsitllicb 3 3ki( Gt Haniintnü.hrstoir mit0-6kg
r^orbirbarem N-lialtigen MaU riai (96 N)
•athalt^ii »ind. Das NährstoffverhAltniss wQrde
dann 1 6 S betrafen. Für Jen Oolistn k'istt-t
obig«ii fiediDgangra Qefnüee ein Futter, be-
stebMid s. B. US 6*5 lg HRfentroli, I Mkp
Kl< ('hcn, n-28lip Rapskuchen fnn.l 0 04o k^
Sulz), denn hierin finden eich, wenn der Ge
halt «a rcsorptionsfähifen Klbiiitoiren in
srhaituntcsfutter
der Ochsen
pro 500 kg
Trocken-
«abstan-/
llesorbirbare organische
Stoffe
Aache
>->(
(tp-
nährstoff
Nähr-
stoffrer-
bUtniss
N- haltige
Is -freie
Fette
ö5 Haferstroh..
1X6 Kleeheu
C> iS Rapskuchen
0-045 Sali
3-67
lo6
Otü
0091
0 130
0 071
4-60
0-71
007
0046
002^?
oost
0-26
0 04
002
004
«-997
0-903
0180
0-040
Samma
Tot
0-292
3*35
0091
0-JÖ
4 i:iO
1 : 12
Die AschebestanJtheile bei Krhaltungs
Alfter betragen auf 300 kg Lebendgewicht
mindestens 0 018 kg Phosphorsüure, O l 1kg
Alkalien uiui n Ü4 kir Kalk ( H on ii >' b c r g).
Schafe, welche aaäscblies!>lich zur Woü-
prodoetioa gehalten werden, branchen sich
nur in einem guten mittleren Kni&hrung«-
tastaod tu befinden, um dieitem Zweck voll-
itiiidig in enteprecben. Schon von vorneherein
wild man sich aber sagen mfissen, dvs das
Beharrungsfutter für diiwe kleiner«; Thier-
^'attnnt; '■ine ^Tüi^vTt' Qtinntiffit Nälirst'fTi'
auf Jie Gewichtseinheit erfordern »lürfte, und
in der That haben sirh dnrrh Versuche als noth-
wendig herausgestellt pro 500 kg 0-6— 0 75 kg
Eiweiss und 3 4 — 6kg N-freie Nährsubstiinzen,
in einem Verhältniss von 1 : 9, resp. 1 : K,
mithin pro Kilogramm Lebendgewicht i't bis
1*8 Ei weiss. Bs sind dies retatir ebenso
grosse (Jüantitaten, als sin der Fleischfresser
im Minimum binotliigt, um bei einer aus
Fleisch und Fett bestehenden Kost seinen
J£i Weissbestand vor Verlust la schätzen, denn
sie belsnfen sich ebenfalls etwas Uber das
Doppelte des im Hunijer ziTsetzteii Eiweisses.
Am günstigsten beeindusst die Woll-
prodnction ein Pntter, welches innerhalb der
gegebenen Nonn aus-« hlie.-slicli als Heu,
eventuell unter Zusüti von «cuig concen-
trirtem Beifutter hergest<llt wird.
B. ilastfntter. Der tbierische 0^-
nismna ist hei entspreehend geleiteter FQt*
t'T'jti^^ in .1er Lage, seine Oriraninasso lu vcr-
fröasem. Die Zunahme betriflt vorzugsweise
as Fettgewebe (Panniculns, Knochenmark,
intermusculircs und subscrCses Bindegewebe),
aber auch eiweisshaltige Organe. Nach den
Ton Lawes und Gilbert angestellten Ver-
suchen vertheilt sich die i»ei der Mistun^
erfolgte proe«ntische EOrpergewiehtssnnahne
WwMT
Ochsen auf «4'6
Schaf „ «Ol
Schwein» SSO
Trocken»
73-4
79-9
71-4
BhralM Prtt
769
7 13
7-76
Aiebe-
bvstnd-
tb«n«
6«-8 1-47
704 234
03-1 0-S3
An der Band der Kenntnisse von den Er-
nährungsgesetzen lässt sich unschwer eioseben,
dass ea sich bei der Eiweinstunahme des Or-
ganismus nur um eine Bereicherung desselben
an Organ- und circulirendem Eiweiss handeln
kann, woran sicherlich die Mnscnlatnr in erster
I.inif betheilifTt ist. wie schon der Augenschein
k'hrt. Das Fbisch hungernder Thicre ist
derb und rclütiv trocken, des gemästeten
saftiger und durchschnittlich auch voluminöser.
Henneberg, Kern und Wattenberg con«
^tiitirfen bei i^enifistrten Seliafen eine Ver-
luehrung des Icihlirbfn Eiwcissea im Fleisch-
saft, wahrscheinHi-h im Zusammenhange mit
einer Zunahme des circnlirenden.
Es steht ferner im Einklang mit den au»
experimentellen Untersui liungcn und der Er-
fahrun<j bt kaiintfn That.-ai h. n, das« jede auf
F<'tt|iroduttiorv abzK'ltndc Fütterung bei eineoi
.'-ehit i ht genährten mageren J'hier zuvCrdcriit
den Eiweissnmsats beschränkt, re«p. einen £i-
weissansatz bewirkt
Im Allgemeinen wird das Bestreben ob
walten, den Eiweissgehalt des Thieres binnen
möglichst kurzer ^Mit zu vcrgvOMem, «m
möglichst früh jenen Zustand zu erreichen,
welcher für die Fettablagerung die nnam-
gänglirhe Tisposilion seliafft. Am zweck-
inässigsten wählt man zu diesem Behofe einen
ausgiebigen Füttcrungsmodus mit einem relatir
engen NährstofTrorhaltniKs 1:5, co dass bei
Rindern auf KOÜ kg Körpergewicht 1-23 kg
reMtrbirbares N-haltiges and 6-15 kg N-freie»
Matertal zur Aafnabne gelangen, pro Kilo
demnaeh t'S g fiäwms. Ali Hanptfatter «igaet
Reh Kleeheu. als Bcifatler Ofl^aidMchrot mi
Uelkuchen ete
Nach Verlaut' von 2—3 Wochen, der Zeit
der eventuellen .Vormast", kann man die
neben der Vermehrung des KCrperei weisses be-
reits eintrfleitPt»' Fettbildunf; au i Ii . r inten-
siveren gestalten, wenn die N-freien iiobstanzeD
bei ^eidibleibender Eiweisiaaage im Fntter
SM neir erbr.ht werden, dass das N&hr-tnfT-
verhaltntss ein etwas weiteres wird, etwa
1 : 0>5, weleher Anforderang eine Stngennig
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RAHBIIMG.
des N-freien resorbirbaren Nährmateriali aaf
8*125 kg pro BOO L«bendg«vrieht Oenflgc
leistet.
Die im Mastfutter enthaltenen urgatitüchf n
NährstofTe. dai Eiweisi, du Fett und die
K(j)ilt']iy<lrat(^ roncurrircn »amillt OHd tonden
litfi der Bildung yüu Fett.
AVBMf den bekannten, aus Füttenuigs-
versuchen am Hunde hergeleiteten .\rj»uuieHten,
welche fttr die Möglichkeit dci Entstehung
von Fett aus Eiweiss sprechen, lässt Hich
noch eine Beihe aad«rer Thatwcben für diese
Hypodieee im Feld fRhren: Virehow*« Sta-
dien ttber fettige D (■treu erat iori ilor eiweiss-
reichen, elementaren Formbestaiidlheile unter
pathologischen Verhältnissen, die Entstehung
von Leichenwachs oder Adipoi ire (staarin-
und palinitinsaurer Kalk) au« parein liviimtösen
Ori,'aiuii, Muskeln, der hohe Fttti,'ehult der
Milcb Fäugeuder HOudiuaett bei Muscbliese-
lieher Zofolir tos fettfreiem Fleieeh CBnb-
botin.Voit, Kemmerich) und endlich der
Nachweis der Entstehung vuu Palmitinsäure
bei der Fäulniss von entfettetem Eiweiss (E.
a. H. üalkowaki). Nach Ermaii findet eine
Umwandlang der eiweisshaltigen Gewebe in
Fett bei Fäulniss in feueltter Eule oder Wasser
nicht statt; die fettigen Massen des Leichen-
wachset eotten vielmehr dem bei I^bzeiten
im Körper vorlianJen'-n Fett, welches in lös-
licher Furuj (Kalk>eil'en?) die Orgaae durch-
tränkt, entstammen. Krattcr constatirte je-
doeb darchmikroakopiiclie Unteraachung einen
steOeRweise aaterbroclieiieii, alltnSh'geii ueber-
•^unff der quergestreiften MuscuUtnr in Fett-
wachs, keine Ituprägpation in tuto. Ii, B. Leb-
mami liefeite einen anseheinend entscheiden-
den Beitrat? tur Entstehuriö; Je;- I.iiehen-
wachses aus Eiweiss». Ein !Stück von Psoas
major des Kindes im Gewicht von 83 g wurde
in einen Sack von festem Tfill eingenälit,
7% Monat lang mranterbroebeii in BtrOmendein
WasserleitungsWHsser aufbewahrt. Das Fleisch
erwies sich in eine an weichen Küne erinnernde
Masse von 8chwa«;h fauligem tienuh umge-
wandelt. Die Untersuchung auf Fett, Fett-
säure und Seifen. Kalk und Magnesia ergab,
bereebnet fttr 100 g Fleisch:
(riaeli ^wftM)«irt
Neotralfett 3 6G 100
retttfuren j ^, g^ife . . . Qüfi 3 99
Kalk 01»ti «-480
Ma.£rne.sta 0047 0 050
Daraus geht hervor, dass sich Fettaiaren
ani Eiweiss gebildet haben, welche in Form
von Kalkseiten in dem macerirten Fleisch vor-
lianden waren. Der Kalk stamOtt« aus dem
Wasser, das in einen Liter 0*1 tlt Kalk ent-
hielt. Die Quantität der aus dem Ei-
weiss entstandenen Fettsäuren be-
rechnet sich auf 37 g.
Das ans demNahrungseiweiss abgespaltene
Fett fällt, wenn dem K/irper sonst nur Fett
allein in der Nalinui»,' <4!.'boten wird, der Zer-
störung leichter anheim als das letztere, üind.
AQuerdem anch "noeh Kohlehydnite in der
Nahrang vertreten, so lerfaUen dlMS, als die
Teiehter Yerbrennllchen 8ttb»tanien, m aHer-
näehst in itire Endprodncte und s(hüt/< n des-
halb eventuell auch den au» dem Ei\vei^< ab-
geepiMencB N-losen Theil v^r weiterer Zer^
setsung: man kann deshalb den Kohlehydraten
in diesem Sinne eine fettsparende Wirkung
vindiciren. Enthält die Nahrung einen grossen
Yorratb an Kohlehydraten, dann betheiiigen
sieh dieselben auch an directer Fettbildong,
indem ein Bmchtheil der Zerstörunj» entgeht
und zu Fett umgewandelt wird. Ordnen wir
die Nährsobetanzen nach der Intensität ihrer
Betheiligung an der Fettbildung, so entspricht
die Iteihenfolge gleichzeitig dem Procentsatz
des aus ihnen zu erwartenden Fettijuantums.
Am leichtesten gelangt das Nahrangsfett xum
Aniats im Maxunnm mit 85%«
Fett aus Eiweiss mit 45 "/o sehUesslich
Fett aus Kohlehydraten mit ßVo-
BezQglich der Pflanxenfresser kann die
directe Zuführung von Fett (Rüböl z. B.) n
Mastangszwecken wegen unangenehmerNebcn-
wirkungen auf den Dariutrai tus für das Rind
höchstens m ü i'ö — 0*5 kg (bei Mastschweinen
so 0*03—0 04 kg) in Betracht kommen: eine
alteijiirende Steigerung von Eiweiss und Kohle-
hydraten iu der Nahrung scheint somit in
Uebereinstimmung mit den beim Fleischfresser
unter abwechtKhtder Zulage von Fleisch und
Fett gemachten Brfohningen das günstigste
Resultat zu liefern, ein Vei fahren, dessen
Zweckmässigkeit in der Praxis »eine voll • l!e-
at&tigung gefunden hat. Dieser Ueberlegung
tr.lft eine einseitige Erhöhung der Kohle-
hydrate in dem oben uns^esrebenen Massstabc
vollauf Rechnung. Als beijüiistigendes M iuient
fiUlt hiebet der Umstand in die Wagscbale,
dass höchst wahrseheinlieh beim Pflanxen«
fresser die Kohlehydrate eine bei weitem aus-
giebigere directe Fctthildung zu Wege bringen,
als sich bei den Versuchen an Fleischfressern
herausgestellt hat. So berechnet H. t. Liebig
aus den von Lawes angestellten FOtterun|^-
versuelieii mit Schweinen, sowie jenen von
Lehmann und Heiden, dass aus 100 g
Stärke bis 13-8 g Fett hervorgeben bann, nnd
den mit derselben Thiersjattunp nuscreftihrten
Versuchen von Meissl und Strub mer ist
zu entnehmen, dass die angesetzte neugebildete
Fettmenge vom Gewicht der in t kg
Reis Versehrten Stftrke beträgt. Ansserdem
crleichtt rn die Kidileliydrate den Fiwei-sum-
satz in bedeutenderem Umfange als da^ Nah-
rungßfelt.
iiewCdiuIieli erreielit man mit der zuletzt
iin^'egebeucn Kation bei dem Nahrstoffverhält-
ni>s 1 : 6"5 den höchsten flrad der Mastfähig-
keit noch nicht. Nach Wolff erhöht man,
ganz entsprechend dem entwickelten Prindp,
etwa nach Verlauf eines Drittels rier auf
2% — 3 Monat bemessenen Mastperiode nach
und nach die Menge des Futtereiweiss bis
auf ungefähr 15 kg (pro Kilogramm KOr-
pertrewicht 3 g). wodurch das NährftoffVer*
liiiltni-> aut 1 : 5 '6 voiengt wird. Ein derartiijfes
Futter genügt allen Anlorderungeo während
der weiteren Daaer der Hast in aasreichend-
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KAHBUMO.
63
&Uim Mute und ist ali das eigentliclte Hut-
fatter su betrachten.
Gegen Knie der ganzen Mästungszeit.
yio es .sieb vorzugsweise ditruia hiuidt^lt, den
vorhandenen Bestand an Fett zu erhalten.
v«il «ine «cbebliehe Neubildoog von Leibe«-
snbstoiis nldit mehr >n mielen ist erecbdnt
es durchaus rationell, unter V»>nninJ-;Tuntr der
N-balUgea Substanz im Futter (durch Ersatz
von Oelrfiekstinden, t. B. durch Getreide-
arbrut) annähernd das Wi-itcrfi Nährstoffver-
biltni$>ä der erüteu Maslperiodt; wieder hör-
anstellen.
£» fahrt dieses, auf empiriscbein Wege
erprobte Yerfahren auf di« ErOrterong der
Frage, in weHiem (Iradn die in ihrer fett-
sparenden Wirkung bekannten Nährsub-
stanzen, zu denen ausaer Fett und Kohle-
bfdrat auch das Eiweiss zählt, sich in dieser
Hinsicht von einander unterscheiden. Die
Versuche von Pett. nkofer und Voit lehron,
dass, abgesehen von einem Mimmuu au £i-
weiss, welches unter allen Umstlnden dem
Orf.'anisiiiu? 2n^'eführt werden muss. wenn er
bcitchcu awU, Eiweiss, Fette und Kohlehydrate
sich gegenseitig in der Erhaltung des Körper-
fetlea rortreten können. Nach Angabe Voit'ä.
««Icher di« eigenen Beetimm'nngen von vorne-
herein für nicht ganz zuverlässitr erklärt,
.«sollten durch 164—175 Gewichtstheile Stärke-
mehl 100 Geviehtitb«ne Fett am Kürper vor
der Zerset^uns? geschfltzt oder 100 Thcile
Fett iß der Nahrung ersetzt werden können.
Rubner unterzog sich der Aufgabe, die Ver-
tretnngswerthe auf sicherer Grandlage sa er-
mitteln. Derselbe bestimmte an' unmittelbar
auf'inandtr folgenden Versuchstagen zuerst
beim hungernden Thier, dann nach Verfütte-
rung des auf seinen Vertretungswerth zu
ontarsuchenden Nährstoffes die N-Au8scheidun<r
in Harn nnd Koth nebst der C0,-An3scheiduug
in der Ex^iirationsluft und bereclinete daraus
die im Tage zersetzte Eiweis«;, Fett-, eventueU
KoUebydratmeng«. Anf düiesem Wege bnebte
man in Erfalinin^r, wie viel an Körpersubstanz
durch die Zetbetsung des betreffenden Nähr-
stoffes erspart wurde, nnd konnte nunmehr
Eiweips, Fett und Koblebvdrat unter sich ver-
gleiehen in Besng anf den Grad ihrer Leistnngs-
fihi<;keit. den StofTverlu.st eines vorher liun-
gern4en Organismus aufzubeben. Die Art der
B«rechaang geht ana folgendem Beispiel
hervor :
Aui Hungertage (MitU'lj l'iiß g X und
31-5.3 g C (aus Körperfett):
bei Bobnuckerftttterung iM g N und
«'26 g C fans Fett), wobei Ti lg Zacker ler-
aetzt wurden.
Differenz — 0 t>ä g N und — 25187 g C =
3t 83 g Fett.
0 6S g N X 2 61 (1 K „Fleisch'- N =
SÖ4 g Fett) = 1-79 g Fett.' Also 32-8o -f
179 = 3i-6i g Fett. Am Rohrzuckertage
wurden also durch 771 g ßohrsucker 34*64 g
Fett erspart oder iOO g Fett sind g1«ich-
werthic „isodynam" mit iü $r Rohrzucker,
im Mittel aus mehreren Versuciien ergab
«ich der Werth 334; das Endergebniss lautet:
100 Theilc Körperfett köuaea erspart werden
i darch:
! 100 Theil« Nahmngsfett oder
333 „ >Stärkeaiehl oder
234 „ Rohrzucker oder
2.Ö6 „ Traubenzucker oder
darchschn. 240 Theile Kohlehydrat oder
328 n S.vntonin oder
343 „ fettfreies Muskelfleiacb
(trocken).
Das gefiltterte Huskelfleisch ist dem ab-
geschmolzenen Organeiweiss in gh idien Oe-
wichtsmengen isodynam, und es hat ai:< h den
Anschein, als ob die Bildung von organisirtem»
lebendem KOrpereiweiss aas unorguniHirtem
N ah rungsci weiss ohne wesentliche Aufspeiche-
rung chemischer Spannkraft vor sich gehe,
anders als bei den Pflanzen, in welchen die
Eiweisr^hildung durch Vermittlung einer Syn-
these von Substanzen mit niedrig hewerthet«'n
chemischen Spannkräften zu solchen mit
hohen sich foUüeht.
Weiter hat TJuhniT d-ni Xarliwcis-
lahrt, daaa diejeiiigtn Mvngen von J>ttbrstotlen.
welche in Bezug auf die VerhQtOttg des Fett-
vorhiates, bezw. firzielung tob Fettan<iatz iso-
dynam sind, bei ihrer Ozjdation (gleiche
WärmeiTienjjen liefern. Berechnungen der Ver-
tretungswerthe der ><ahrstotTe auf Grund calo-
rimetrischer Bestimmungen haben eine nahezu
vollkommene Ueber-'in.sliinniunj; niit den durch
den Thierversuch «^'ttthaUcneu Zahica ergeben.
Die Nährstoffe vertreten sich demnach in jenen
Mengen, welche gleichen caloriscben Werthen,
einem gleichen Gehalt an cheuischer Spann-
kraft, an potenti?>ller Eneri^ie — verschiedene
Bezeichnungen für wesentlich gleiche Begritfe
— entsprechen. Die Summe der caloriscben
Werthe der zersetzten Stoffe gibt uns ein
Mass für den Gesammtstofl'wechsel. Der
grösstc Theil aller jener Processe, welche wir
unter dem Namen Stuffwecbsel zusamifien-
fassen, ist seiner Bedeutung und Wirkung nach
ein Wechsel <\ct Krrifte, eine Tmsct/img po-
tentieller Knergiti in kinetische. Uli auf einen
kleinen Bruchtheil der Gesammtzersetzung ist
es gleicligiltig, welche Stoffe dem Körper nr
Befriedigung des StofFwechselbedftrfnisses xn-
gefQhrt werden. Nur das Eiweiss ist in einer
4 — 6 % des Gesammtumsatzcs deckenden
Qnantitit durch keinen anderen Nährstoff zu
cr^ptzen: 94—96"/, der Sti>lfwechselvorgänge
üiud Kraftübertragungsprucesäe, für wi,>lche
die Nährstoffe nach ihren isodynamen Worihon
gegenseitig einautreten vermögen.
Hat alio das ta mistende Thier den ge-
wünschten Ernährungszustand crreiclit. ><j
kann, wenn das zur Erhaltung des N -Gleich-
gewichts nöthige Eiweissminimum im Futter
vorhanden ist. der ttbrige Theil der Nährstotfc
au* beliebigen derselben be^itehen. ohne dass
hicdurch ita.> Resultat der Mast in Frage
gestellt wird. Zweckmässigkeitsgründe fähren
auf den Ersatz eines Thenes der N-haltigen
Na!n-tntT'e diurh lillisrcre N-freie und somit
ZU einer Erweiterung des Nährstoffverhält-
nisses.
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64
NAHRÜNO.
Scbftfniasi betreibt man am TörtbeiN
haftest^Ti. wie durch Pattprungsvprsurhe
zu Weende, Huhenheim. Dresden, Wien,
ßrannschweig festgestellt wurdf. bei eiiieni
Nährstoffiferbftltniu Ton 1:5*4, re»p. 1:4-5
(eigentliches Mastfutter). Im Allgemeinen gibt
man ebenso wie beim Ochsen aaf "lOO kf^
Lebendgcwiclit ca. 9— 9'3 kg resorbirbare
NährstolFe; des regeren Stoffwechsels wegen
beniisst man jedoch vortheilbaft für luvf*?
da.s Nährstoffqaantara etwas reichlicher. Wo Hl
empfiehlt Bohnenschrot and Wiesenbea als
TonOgliches Uaetfatter fQr letstere.
Bei Mastseh weinen bat sieb Gerste'
Schrot, Maisschrot und Erbsen-i.'lirut. letztere?
anch iiu üeuienge von ^jediiiuplten KartotTeln,
als sehr wirksam bewährt, jedoch wurde von
erfahrenen Mästern benbaibtet, dass Mai.«,
desgleichen Reismehl und Flei.M bfuttermehl,
in grösseren Mentjen darfxereitht, filigcn Speck
und weiches Fleisch erzeugen. Molkereiab-
ftlle sind sehr geeignet, an eicb weniger
zweckentsprechendes Mastfutter zu verbessern.
Magere Schweine beanspruchen anfangs be-
deutend grossere Puttermengen (SOkgTrocken-
Bobstanz auf oOO kg Lebendgewicht) als später
i8 — Ii). Bei dem wenig regen Stoffwechsel
des Schweines verniugen dia Kohleliydrate
in noch umfangreicherem Masse als bei den
grossen Pflansenfreasem aar Feltbildang bei-
zntrnp:en. Ftlr die geringe Orüs^e des Stoff-
wechsels gerade beim Schwein geben ausser
den Hungerversueben anch die von Meissl
angestellten FfltternngSTersaehe lehrreiche
AnlscblQsee. Bei Reis- and OerstefBtterting
/.ersetzte 1 kg Thier durcIiscLnittlich 0"69 g
Eiweiss, und das Maximum 0*875 Riweiss
entspricht der doppelten der im Hunger zer-
ftArten Quantität: ein mit Fleisch und Fett
gefütterter Hund setzt im iliaimum das Dop-
delte der Hungerquote an Eiweiss uro. Dieser
geringe Stoffrerbraoch steht aller Wahrscbein-
ficbkeit nach im Zusammenhange mit einer
in manclien Fällen als hochs^radi^ zu bezeich-
nenden Anämie, worauf auch die alte lir-
fahrung^sthatsache hinweist, dass bei Rindern
durch Aderlässe die Masttähigkeit begünstigt
wird. Das Nfthrstoffvcrhältniss kann unter
diesen Verhältnissen ohne Nachtbeil stetiir
bei fortschreitender Mast erweitert werden,
n. iw. naebWolff von 1:S-S auf 1:60, resp.
1:6-8.
Alle jene Momente, welche die Muskel-
thätigkeit einschränken, sind als die Mast
fordernd su betrachten. Hiczu sind zn
reebnen StaUrabe, Castration etc. Bei Schafen
kommt noch die Wollschur für die Mast znr
Geltang; schliesslich eine bei Xhieren, wie
beim Menschen constatirbsre indiTidaeile
Anlage (Or den Fettansatz
C. Arbeits tu tter. Wie soeben aus-
einaii4ergesetzt worden ist, vermögen die
Nibrsnbatanzen mitibrem vollen Verbrennaoga-
werth xnr Verfafltimg eine« Verlastea Ton
Kürpermateriftl während des Ruhezustant1e>
einzutreten. Wie gestalten sich aber diese
Verhältnisse für das arbeitende Thier? Eine
Wechselbeziehung zwischen mcebaniscber Ar-
I beit ntod dem Yerbrennanfswerth brennbarer
' Substanzen, d. b. in un^efm Falle der im
I Körper oxydirbaren Nahrstoäe ist bekanntlich
I ebenfalls vorbanden. Die Wärmemenge, welcher
■ einer grossen Calorie entspricht (diejenige
Wärmemenge, welche im Stande ist, 1 kg
Wasser von =ijf 16" zu erwärmen, wird
als grosse oder Kilogr.-Calorie (Cai) be>
zeichnet, jene, welche ! g Wasser hi gleicher
Weise erwärmt, als kleine oder Gramm-
Calorie, 1 Cal. =: lUüO cal.; die Calorien
gelten als Einheitsroass flkr Wimemengen),
kann in eine Arbeitsleiatong von 424 Kjlo-
grammmeter umgesetvt werden. Ferner wissen
wir, dass es wesentlich die \-losen Xfihr-
stoffe sind, auf deren Kosten der thierische
O^anismas Arbeit verriebtet
Da Aber diesen Punkt ein Zweifel nicht
mehr besteht, so könnten wir nach Analogie
des Craftwechaels in der Buhe vermtttben.
dass aui'h bei einer nach aussen hin zu lei-
stenden Arl;eitdie betreffenden Nährstoffe mii
. ihrem totalen Verbrennungswerth für meebn-
nische Arbeit eintreten.
Wie trügerisch dieser Schlujis wilre, er-
gibt sieh an der Hand eines Veiiglelehs. Die
Arbeitskraft, welche durch Verbrennung der
zur Hei2ui>|{ einer Dampfinaschine uothweudi-
gen Quantität Steinkohle in ersielen ist, lässt
sieb leicht berechnen, wenn man den mittleren
Verbrennnngswerth der Kohle tn Grande legt.
Ein Gramm Steinkohle liefert je nach der Gflte
6600— 9ÜÜU, bei Durclischnittsqualität 7500 cal.
Vergleicht man aber die Wen he der berech-
neten und der thats.lchlicb geleisteten .\rbeit.
80 findet man keintf Uebereiüstimiüuug. Selbst
dann, wenn man den .\rbeitswerth der Wärme
dea Waaserdampfes ^ananllein berücksichtigt,
erbilt man Toii Kiederdraekmascbinen im
Mittel t " ~'"u. von Hochdrucknia.s< hinen
436%, im .Maximum 5K "% der Warme als
Arbeit. Die gesammte Arbeit, welche in der
Warme steckt, kann niemals von einer Ma-
schine geleistet werden, da keine Construction
ausföhrbar ist, bei welcher die Wärme von
der Temperatur des Dampfes, im Kessel aal'
den absoluten Nullpunkt beranterainkt, ent-
sprechend der ans den beiden Hauptsätzen
der mechani!!i.hfn Wurnn theorie hergeleiteten
f T T ► I
Formel W = Q, — — - • Ferner kommt
hinzu ein unvermeidlicher, durch Leitung
nnd Strahlung bedingter Würmeverlust, dem
ein ähnlicher, wenngleich nicht sebocbgradi-
fer bei dem thieriscben Organisrons sieb an
ie Seite stellt; man darf nicht fibersehen,
dass die Dampfmaschine aus guten, der
KOrper ans sefaleehten Wftrmeleitern aufgebaut
ist. Andererseits besteht aber auch eine prin-
cipielle Differenz zwischen in iden in der Art
und Weise der Herstellung iler Arbeit au»
dem Brennmaterial Innerhalb der Dampf-
maschine gesebieht die Arbettsleistong durch
Vermittlung der Verl'rennunir^wärnie der
Kohle. Die Wärme theilt sich dem Kessel-
wasser mit und erzeugt zunächst innere .\r-
beit, welche darin besteht, die Wassermolecttle
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im pMuun SchwhigQiigeii la Ten«Ueii. Die
OfOiM dietn- Anfloekeranf«* oder Disgrega-
tiotisarbeit i<;( nicht unljeil*»utend. Um 1 g
Eis m scfatnelsen, sind 7!'. nm 1 g Wasser
fWB 0* Mf 100* 21) erwärmen. 100. und um
1 e Wasser von l(Ki- bei gewöhnlichem Atnio-
hpharendruck in Dampf von 100° zu ver-
wandeln. 536*5 cal. erforderlich. Erst der durch
d«ii nicht dir«ct nach sauen abgeleiteten
Wimerett enengte Waaserdanpf ftrdert Am»
W^rk. Di-' ArLeit des Tliierkörpers, veranlasst
äurch die GüntructioD quergestreifter Mus-
cnlatur. beruht auf einem directen Zerfall der
chemische Spannkraft fahrenden Stoffe nach
Art explosiver Snbstanien, wobei Wirrae nur
nebenh-T trobildot wird. Jedonfalls wird diese
£inricLtang geeignet sein, eine Erhöhung des
Pi«e«ttt*«tm der tdteiw dM tideriedien Ot-
irani. Sinns efltetiv MUgeAbrten Arbeit n be-
Wie viel Arbeit kann man von einer
bestimmten Menge Ueiunaiterial bei der üm-
setsung im ThierROrper erwarten? Die LOsnng
diesos Problems für das Pferd lint K. Wollt
in Angrili genommen, indem er von dem Ge-
dwken ausging, zuerst das Maximum der
natabar^n Arbeit, welche ein Tferd im X-
Gleichgtwiclit bei massiger Ernährung zu
leisten im Stande war, festzustellen und so-
dann zn ermitteln, bis zu welcher Ilfilic die
Ailieitsleistnng unter Beigabe einer gemesse-
nen Quantit;it von Stärke Ctc, gesteigert
werden kanti. AU Ma-ssstub fSr die Bt-ur-
theilnng der erhaltenen Versueiisresnltate
diente die N-Ansscheidnng durch den Harn
in Verbindung mit der Controle des Körper-
gewichts. Hei einem Futter vun tilglich G kg
Wieaenbca und 6 kg Hafer konnte ein Yer-
fliieh«{»(^rd Ton 531 kg Lebendgewicht «üne
Arbeit von ftOO Göpelumgängen (bei 76 kg
/^ugkraft) verrichlen, wobei das >»>tileichge-
«ieht s< II noch gewahrt blieb. Nach Zulage
von 1 kg lofttrockener Stärke Tamnefate das
Pferd tOO Umgänge mehr anflsufUhren, ohne
- iiieii V. rlast von N haltigem Körpermaterial
herbeizufahren. Von der verzehrten £»tärkc
worden fliS'Sf Troekenenbetaos resorbirt.
Der WflrmpTrerth vnn 1 ? ^^"illi)? trockenen \in<\
reinen Ölärkemthls betragt 4123 cal. (t^tuli-
mann), somit im Qansen 2530 (kg) Cal.,
estapraeheod 1,07S.000 Jülogrammmeter mög-
licher Arbdt Da aber dnrch S<H) Gopelnm«
eüijfre bei TCkp Zugkraft und 520kg Lebendge-
wiciit deü Tbierea nur i>38.71SKilogrammraeter
Arbeit prodncirt wurden, beläuft sich der
roechaniscbio Nittieffeat der resorbirten St&rke
auf 50V„. *
Ein ganz Ubereinstimmendes Resultat
lieferte ein entsprechend geleiteter Verrach
wät «iaer Beigabe von LemiameB. Für denr
rerorbirten Antlicil des in demselben enthal-
tenen Fettes lYerbrennangsvärme von 1 g
Leteftl 9328 cal.) ergab tieb otn Kutzeffect
von 49%. (In einem spftter av^fOhrteD,
ähnlichen Versuch zeigte sich eine anffallend
geringe Wirkung des Fettes für die Kr.ift-
production; eine Aofkl&rang &ber diese Eigen-
tbtmlichlceit bpfll WoUT aa der Hand weiterer
lock. faevUe^e 4. TUffhettM. VII. B*i.
Versuche geben in kOnnen.) Das Ki weiss
bctheiligt sich ebenfklls an der Kraftproduc-
tion. Bei der Berechnung des NutzeiTectes
sind von dem Bruttoworth der V^'erbrennungs-
wärme nach Rubner ii% Ar die in den
Ivveri'ten als Harnstoff etc. aastretenden
.Spaltuiigsprodurte. die auf die Arbeitsleistung
keinen Einflu au oben, in Abzug zu bringen.
Nehmen wir als Mittelvertb der Verbrennnngs*
Winne der Eiweisssnbttansen für 1 g Subittans
."."jn? cftl. an. so bleiben 4350. eine V.M.
welche »itii von dem calorischen Werth der
Stärke (4123) so w.-nig unterscheidet, dass
man Inide als Erleicli betrncliten kann. WolfT
macht darauf aufnierksain, dass aach dieser
Wert!) für vegetabilisches Eiweiss eher noch
au hoch als zu niedrig i«t, wegen der oft
betrftcbtlicben Bdmiecnmig toh Amldotttbo
»tanzen nnd nnmentHrh auch ans dem Grunde,
weil im Harn der FÜan^eufreäser verhältnias-
mässig mehr als bei reiner Fleischnahrung
organische«Snbstani mit reiativ hohem Wärnie-
werth Torhanden ist. Andererseits ist nicht
zu verkennen, duss an d. r Bildung der lV\y-
uursänre, auf welche sich diese Bemerkung
beiooders bezieht (mitB649 eal. Vetbrennmige-
wärme), sich auch andere ah verdaute und
resorbirte Eiweissverbindungen betheiligen.
Der anter dieser Voraussetzung durch Fttt-
ternngsreraache mit coneentrirten Fnttennit-
teln gefondene neebaniaebe Notseffeel ergab
denselben Procentsatz wie Stärke.
Bringt man dai Fett mit seinem .St&rke' '
äquivalent 2'4 in Anreehnmig tind befrachtet
mnndas N-halfige resorbirtr und N-freie Mate-
rial färdicKratterzeuginigaisgleichwcrthigmit
demStlrkemehl, wobei der während der Verdan-
nnfT^ersr'liwIudende Antheil der Kolifaser vh'-n-
falls als resurlirt vcranscblu},'! wird, so ergibt
sich, dass in Folge der Vermehrung des
resorbirten Quantums an Nährstoffen nm
313 g, 100 Umgänge ä 76 kg = f69.000 Kilo-
graniTiimetcr Arbeit erzeugt werden. Abgerun-
det sind unter obigen Voraussetzungen 300 g
Nährstoff =: t60.(M0 Kilogranunmeter su
setzen.
I. Filr schwere Zugpferde und Arbeit«'
ochien.
Als mittlere SstQndige Tagesarbeit einea
Aokerpferdes von 600 kg Körpergewicht kann
man t Millionen Kilogramtntneter, entspre»
chend i72n CaI. ann<)imen. .^ull die .Arlieit
ohne Verlust an KOrpersubstaiiz geleistet
werden, dann muss ausser dem Erhattnngs*
fntter im Üetmcre vnn 4'2 kg Nährstoffm » ine
Zulage Voll f 'Al kg Nälirstofl" erfolgen, mithin
mOasten sich im Ge«ammtfutter dos Pferde.«;
bei mittlerer Arbeit mindestens kg N&hr-
Stoffe Torfinden. Die Beifrabe tvm Erbaltnngs-
fntter kann innerhalb frewiss, r fJrenien ans-
schliesslich ans Stärkein'iil oder einer ent-
sprechenden Menge von Fett oder auch, wie
dies üblicher ist. aus irgend einem Futtermittel,
in welchem ja die Nährstoffe gemischt vor-
konitiieii, bestehen. Das Nährst«trverhältni.<.s
päegt in einem solchen, nach Mussgabe obiger
Anfordernngen aoa gntem Wie^enhen und
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NAHBCNO.
HtÜBr ii«btt kleinea Mengen von StrohhAckMl
herg«atellt, «in NtimtoflTerhiltDbs tob 1:6*7
lUifznwiMsen. För die Bemessung des Putter-
Jaantums wird man festzuhalten haben, dass
ia BefMiurang der Arbeitszulage auf nicht
ganz sicherem Gmnde rnht, insofern nämlich,
als die Möglichkeit nicht auszaschliessen ist,
dass bei genauerer Controle der (" Ausschoi-
dang des arbeitenden Thierea der mechanische
Nnts«ffi»et der VerlmHiBiiBftiiwthe der Nihr»
Stoffe sich doch vielleicht etwas niedriger als
la 50*/« «rgibt. Wolff suchte die von
Bnbner b«im Fleischfresser im Bespirations-
»pant aasgefQhrt« C0,-Be8timnraQg dareh
I^sttteUnng des KOq)ergewichtes su ersetsen,
«in Torlinng ja ausreichender Nothbehelf,
d«r indes Nachnntersuchangen nicht ftber-
fltssig macht Auf alle FUie erscheint es
rathsam, über das Minimum der Nährstoffzu-
lage hinauszugehen. Wolff selbst hält auf
500 kg Lebendgewicht 0'9 kg Eiweiss (1*8 g
Str Jülo) und (i 8 N-freieNiLratoffis in einem
esammtquantam organischer Sabstens Ton
11 kg fftr zweckentsprechend. Hierunter be-
finden sich U'3 kg Fett, vorzugsweise im
Hafer, dessen Gate als Arbeitsfuttermittel bei
dem hohen Wirmewertli d«a Fettas laclit
herrortritt.
Dass bei starker Arbeit die Gesammt-
maBUM dar MAhratoffe sa erhöhen and vor-
flMiuaft raeli «ine yerangvng d«8 Nibratoff-
TarlliltniRses auf 1 : 5'5 vorzunehmen sich
empfiehlt, lehrt die Erfahrung. Schwere, , kalt-
blütige" Arbeitspferde brauchen recht gut
9-1 kg N&brstofTe mit I i kg (18 g per KUo)
N-haftiger and 7*7 kg N-ft>eier Nfthrsubstanz,
zu deren Beschaffung cuncentrirtc Futter-
mittel aller Art, besenders aber Bohnenschrut
nnd entbitterte Lnpinen mit beranfesogen
werden ki^nnen. Crt5vat fordert für rine
Tagesleistung von SU7.iOO Kilograinmuieter
im Schritt l-5t9 kg Eiweiss, 0 38 kg Fett
und 6*989 k|( Kohlehydrate. (Arbeitsochsen
«if«rd«m bai mittlerer, resp. angestrengter
Arbeit pro 500 kg Lebend^^'- wicht etwa 0'8
bis i'S kg N-haltiges Nährmaterial (Körper-
kilo i'6— S*4 g) nnd an N- freiem Nährstoff
6— 7*tg, waa einem Nähratoffverhiltnisa Ton
1 : 7*5, resp. 1 : 6 entspricht.)
Einfluss der Nährstoffe des „Kraft-
futters** auf die Leiatungsfähigkeit.
Fflr all« bisher anfgastellten Flltternngsnormen
elt als stillschweigende Voraussetzung dio
i dem Erhaltungsfutter näher pracisirte
Bedint^nng, dass das Gesammtfutter wenigstens
zur Hälfte des Gewichtes aus Rauhfutter be-
stehe. Es gibt aber in der Praxis Beispiele
zur Genüge, aus denen inim deutlich ersehen
kann, daas bei vurherrscbend intaosiver
Fflttanmgswela« unter sonst gleichen Voihilt-
nissen, namentlich bei ziemlich gleicher Ar-
beitsleistung und unverändertem Ernährungs-
lustand eines Pferdes, die Gesammtmenge
Ton jNfthrstoff im täglichen Futter sich oft weit
niedriger stellt, als wenn das letztere ein mehr
voluminöses ist, insbesondere zum i^rö-sen n
Theil aas Wieaenbea besteht. Mau wird durch
darartige Brbhnuigen n der Annahme ge-
drängt, daas der Mataeffeet der im Kömer-
fntter «te. «nthaltenen Kkhrstoffqaantitlt «fai
höherer sei, als der im Rauhfutter befind-
lichen. Folgender Versuch lieferte die Be-
stätigung. Ein Pferd von 471 kg, welches bei
einem Fntter von 3 kg Heu und 5 kg Hafer
im mittleren constant bleibenden Ernährungs-
zustand eine Tagesarbeit von 350 Gupelum-
g&ngen mit 60 kg Zugkraft, entaprechend
etwa 818.t38 mogrammnMter, gel«iat«t Imtte,
war imstande, nach einer Zulage von 1*5 kg
Hafer 700 Göpelumgänge mit 60 kg Zugkraft
zu vollführen, eine Gesanimtleistung von
1,608.201 Eilogrammmeter (incl. 395.906 Kilo-
grammmet«r zur Fortbewegung des eigenen
Körp^-rgewicllt.^s). Die infolge der Erhöhung
der Uaferration am 1*6 kg mehr verdaute und
resorbirte organiaeh« Svhitana belinft nük aaf
128-06 g KohproteTn, 650-78 g N freio Eztract-
stoflfe und 67 3'J g Kuhfett (Stärkeäquiralent
des Fettes: 67-39. 2 4= 161-74), insgesammt
940 58 N&hrsto^ wovon 67 5 g weniger ans-
genQtzte Behfaser in Abzug zu bringen sind.
15 kg Hafer repräsentiren somit 873 08 g Nähr-
stoff, 1 kg demnach UHi g nährende Substanz.
Mit dem Quantum von l'ökg HaloT «rsielte
das Pferd eine Mehrleistung von 789.963
Kilogrammmeter. Hieraus ergibt sich, dass
1kg lufttrockener Hafer in diesem Falle
eine Mehrleistung von 5S6.600 Kilo-
graramm«t«r «rmOglicht. In gans ann*
loger Weise fand Wolff für 1kg luft-
trockenes Wiesenheueine Mehrleistung
von 218.547 Kilogrammmeter, d. h. nur
41-5% derjenigen Mehrleistung, welche als
Arbeitsäquivalent des Hafers festgestellt worden
war. Berück-ichti^'iMi wir gleichzeitig die in
beiden Fällen verdauten Nährstoffmengen, ao
entfallen anf 100 g HaCmilhratoir 90.480 (im
Durchschnitt 85.400) Kilogrammmeter und
auf Wieseuheu nur 61.900. Es ist hiemit
bewiesen, dass der verdaulichen organischen
Sobstant , in ihrer Gesamrotheit nach der bis-
her flblichen Methode als Nährstoff be-
rechnet, im Rauhfutter ein wcb.entlich ge-
ringerer Werth für die Arbeitsleistung des
Pferdes zukommt, als derselben Sobstana im
Kraftfutter. Diese Erscheinung steht im Ein-
klang mit den von Tappeiner, Weiske
u. a. gewonnenen I^sultaten, denn wenn die
Cellulose im Darmtraotus, soweit aie aTerdant**
wird, in Gasform fibergeht, kann Ton einem
üritrag derselben zur Kraftentwicklung der
Musculatur nicht die Rede sein. Wolff hält
es für angemessen, die Berechnnnga*
weise für die Nfthrstoffwirkung zu
niodificiren. Er schlägt vor, die „verdaute"
Rohfaser oder Cellulose von der gfsiiiiuiitcu
verdauten organischen Substans abzuziehen,
nnd nur den alsdann Terbleibenden Best als
eigentlichen Nährstoff, als allein bedeutunga«
voll für die Leistungsfähigkeit des Pferden,
sowie auch für dessen Erhaltung auf einen
bestimmten Ernährungsznstande in Rechnung
su bringen. Die letzterwähnte Consequena,
die Anwendung des neuen Modus fflr die
Berechnung des Erhaltungsfutters, ergab aieh
aneh an« der Betrachtung der Ten Qrandea«
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NAHBUNG.
67
L«el«ro in Aaftrago einer Pariser
FahnMritigeMllidiafl (188i und 1883) an-
^stellten Pütternn^sversuchc mit einem
wesentlich aus Körnurrauterial bestehenden
Oemisrh (72% Kraftfutter, zasammengMetit
ras 34-3% Hafer. Ackerbohn^n. 2n i%
Mais, K% Maiskuclieu und iH% Kuuhiutttr,
xusammeni^esetzt aus 18'S% Wiesenheu und
9-8% Haircrstrob). Die Pariser Beaultat«
wwden bot dadurch mit den In Hohenheim
hauptsächlich mit Kauhfutfer aasgeführten
Versoehen vergleichbar, dass bei letzteren
der Buhfasergehait aaaser Ansatz blieb. Mit
Eiuehhisa der verdauten Kohfaser beträgt
die tor Erhaltongr von 500 kg Lebendgewicht
des Pferdes in mittlerem Ernährungszustände
«rfurderlicbe Nfthrstoffmenge bis 4200
«ihrmd mch Abtng der Bohfiuer 8800—3400,
darehschnittlich etwa 3350 g übrig bleiben,
ein Werth, welcher von dem in den Pariser
Versuchen ermittelten g) wenig ab-
weicht Da über diese 3dö0g If&hrstoff im
ErhaltnngsfBtter hinaas «witere 100 g, eben-
fiilh von rohfiiserfreiem N'ähr-toff. dieLeistungs-
laliigkeit des Pferdes um 80.400 Kilogramm-
nieter erhöhen, so lässt sich das Arbeiti^äqui-
vaient der Fottermittel direct aus deren Näh r-
stofTgehalt feststellen. Wolff hat diese Itech-
nung für ein-- Anzahl derselben darcbgeführt.
u. zw. um den Unterschied üwigehen Kaoh-
nnd Eraftfatter beionders deutlich hervor^
treten zu lassen, sowohl mit Eitisi liluss der
verdauten Rohfaser als auch nuLb deren
Abzug.
Je 1 J^g aaehbenannter lufttrockener
FattennbftnsMB fi«f«rt
Fottermittel
VeidMta oiytaiseka 8obitMii
im
Ganzen
Rohfuer
ohne
Bollfaser
M;ii.-i .,
Leinsamen
.Vckerbohncn . . ,
♦ierste ,
Erbsen
Leinknchen ... ,
Hafer
Lupinen ,
^mrneheu . . . . ,
WMMnhea*) . . .
neehea
Kurtoffeln .......
Winterhalmstrob .
Mobrw
II. Für Wagen- und Reitpferde.
Zar Prüfung des Futterbedarfes solcher
Pfbrde, welche sich in rascherem Tempo zu
bt««g«B jMwiuigMi Riad, ateUten Qnadeaa
nnd Ledere wmtere Uhtenraehnngen an.
Hieza dienten 3 Drosrbk'npferd.- von je
400 — 450 kg Lebendgewit ht (Uurchächnitts-
ftwkht 4S6 kf ) mit ziemlich rascher Gang-
art and »'fwas li'bhafttiii Temperament. Sie
worden in Einzelversuchen miteinander ab-
wechselnd iu fast völliger Kuhe gehalten,
lesp. hatten sie am GOpel eine bestimmte
IiiBt tn tiehen oder «ie waren hinten la der
jlitange de.s Gilpels lose aiigrbnndeii, in wel-
4ätUU Falle nur der eigene Körper, u. zw. utn
diaieihe Strecke wie im Zuge zurückgelegt
Wörde. .4ti den arbeitslosen Tagen (Uahe-
periode) blieb das jeweilig« Versnchspferd
grös.stentheils im Stull ; seiner f iosundheit
wegen wurde es nur 1 Stunde in ruhigem,
oMMhaiiMigea Sehritt amhergefQhrt, wobei
2to W«|^ga im Garnen etwa 4 km betrug.
Gramm
KUograrommeter
800
46
785
683«00
668400
7i0
740
631960
631960
7i4
45
G7U
618296
579900
707
41
666
603778
568800
667
5
66t
569618
565400
634
684
541436
541486
60«
10
582
514108
497000
634
87
547
54 1436
467100
HO
352
394348
:}O06i)()
iOG
114
S92
3467 i4
2^9400
411
120
291
350994
248500
215
215
183610
183600
157
76
81
134078
60200
60
60
Slt40
61140
Aeqoivaleat an Arbeit
mit
Kohfaser
ohne
Rohfaser
*> Stwu
sie alttltr» OnaUtat.
Am Gdpel legte das betreffende Pferd tiglich
einen Weg v ni 19 — 21 km ztirflck, einerlei
ob es zum Zielieu angespannt (.\rbeitäperiode)
oder hinter einem anderen sieheaden Pferd
angebunden war (Fortbewegongiperiode). Zur
Zarflcklegung der Wegstrecke am Göpel ge-
brauchte das l'ferd in beiden Fällen bei .\r-
beit und Fortbewegung im Schritt 4 Stunden,
im Trab dagegen nur 2 Stunden Zeit. Die
.\rbf'it arn Göpel ist eine sehr massige zu
nennen, da die Zugkraft, entsprechend der-
jenigen, welche ein Pferd beim Ziehen einer
leichten Drosclike auf ebener Strasse aofsa-
wenden hat, SO — 21 kg selten flberstieir. Die
liii'h-'i i;c!'-i~-ti'te.\rbeit variirte zwisi-bcn Kmi.Oiii)
bi.- i..{.>.0(Kj Kilograniniux'ter; da/,u kununt ii>n h
(Iii- Krat'tnicnge, welche zur Fortbe\vi'i,'ung
des Thieres selbst erforderlich war. Zur Be-
rechnung dieser Grösse wird von Wolff,
welcher die Pariser Fn(ti runt:>\ .'r>Ui!ie zum
Gegenstand ausführlicher Betrachtungen macht,
die aus dem Geeeta von der Erhutong der
Energie abgeleitete Formel
T* = A
benutzt, worin A die Arbeit (in Kilogramm-
6*
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68
NAHRÜNO.
meter), m die Masse des bewegten KOrpers
und V deBsen Geschwindigkeit bedentet Die
Masse ein<^s Pffrdos ans ilcm nbsolaten
Dtircbschiiittsgewicht v..ii iäokg berechnet
( m = - = ^^: \ er^,'ibt -irh ÄU 43 3. Die
(ieschwindigkeit pro Secunde betrug im Schritt
dorchschnittfich 1-343, im Trabe t-84o m.
Unter Anwendung obiger Formel würde
sich der sur Fortbewegaog des eige&en KOr-
pergewiebt«« im Trab« notbirendtge Arbeits-
auftraad pro Secnsde auf
. (S'84S)* = tt-6S . 8'i = 173*5 Kilo-
grammraeter, d. h. wälirciul zweier Sfiin<]»-ii
(= 7S00 See.) auf 1,25U.ÜÜÜ Kilogrammmeter
belaufen. Hiezu kommt die Arbeit am 64pel
mit dun liS' linittlich 454.000 Kilogrammmeter ;
gesamijit* r Aiheitsbelraj; demnach l.*j7i.000
Kilograinmiiiiifr. ba 85.400 Kilograuiiiiftcr
mit 100 g Ktthtütoff äi)uiTalent sind, reprä-
sentirt die Gesammfl«i«tiin^ einen Aufwand
van 1930 g Nährstoff. Effcctiv verhiiiucht-? ein
Pferd pro Tag 4800 g Nährstoff (Tagesiation
der erwähnten Fnttermischnng 8500 g), so
dass als Erhaltungsfattcr ä8aO g übrig blei-
ben. Zieht man die zu 288 g verdaute Höh-
fascr ciits], rechend der mo'iiti' irti>n U'T.-i limin g
ab, dann resaltirt als Erhaltungsfutter fQr
itHkg Pferd SSeSg und fQr oOUkg Körper-
gewicht 8940 g Nähnitoff, ein Quantum, das
in Anbetracht des Mittelwerthes für Erhfll-
tungsfutter (3350 g) zu gering erscheint. Die
Xicbtftbereinstimniang kann nur bedingt sein
dnreh BenOtxnng der Bereebnnng ft)r die
Fortbewegung tler K"'r]>i rl;isi ini^ew;-tplet.-ii
Formel aaf den Trab, bei welcher Uangart
jedenfidls auf das Trägheitsmoment der be-
wpgtrn ^fasse Rficksicht genommen werden
liiüasto. Die Vernachlässigung dieses Factors
fällt bei der geringen Geschwindigkeit im
äebritt nicbt erheblich ins Gewicht, fahrt
aber bei schnelleren Gangarten anf sn hohe
Arbi itsw<Tthe. Wolff kommt dur> Ii iiranz ähn-
liche Fulgerungen zu dem Sehl uns, dass mit
der Geschwindigkeit in der Fortbewegung des
Pferdes keineswegs im gleichen Verhältnisse
auch der erforderliche Kraftaufwand zunimmt,
sondern in einem geringeren Grade. Zweifel-
los ist die Anstrengung aber grösser als sur
Fottsebiebnng des Körpers Im Schritt (mit
diT bnllien Trabgeschwindigkeit) ^irh als
nottiwendig heraatiatellt. Wäre näiulitii dtr-
selbe Weg in 4 Standen mit einer Geschwin-
digkeit Ton l'4t5 m pro Secnnde zurückgelegt
worden, so würde die BprechnrniET fUr den
1,1 ' .1 • F' i ■ ■ Irl " I !'•' -M ' M ' I r',v,i ■ I i 1 1 ,M 1 1 ' 1 1 K'I ■
graiumiuvter, d. b, die Hälfte der xnerst an»
der beobachteten Geschwindigkeit ermitteUen
Arbeit i i fr.-brn. I):f»<^t^r für die Arbeit im Trabe
supponiiu- VV^erth fuhrt auf eine zu hohe
Zilfer für das pro 300 kg Körpergewicht noth*
wendige Erhaltungsfutter, n&mlicb auf .38GO g
Nährstoff, woraus man entnehmen kann, daä
die Arbeit zur Bowotruiit; ü. r Ki!j< nlnvt unter
der soebt'H gemachten Voraussetzung zu nie-
drig berechnet ist. Der zuerst erhaltene N&hr*
Stoffwerth 4910 und der zuletzt gefundene
3860 liefern die Mittelzahl 3420, welche der
I empiris< h mit .IS.'jo festfresitellten fast genau
I entspricht. Wolff hält es daher für {^ncbt*
I fertigt, aneh fir die in Rede siehende Arbeit
f'ineii Mittclwerth zn liildoii. iinlem er an-
nimmt, dass die Fortbewegung eines Pferdes
mit doppelter Geschwindigkeit als im Schritt
(in der Hälfte der Sclirittzeit) nicht auch dem
doppelten, sondern nur mit einem um die
Hälfte höheren Kraftaufwan ie, also hier mit
einem Betrage von 631.000 + 3I&.Ö0O =
916.600 Kilogrammmeter erfolge. Es llsst sich
dieses empirisch ftefnndene Verfahren auch
zur Derechnung derjenigen Arbeit in sino'
gemässer Erweiterung anwenden, welche snr
Bewegung der eigenen oder auch durch einen
Keiter belasteten Kür]>ermassenothwendig wird.
Wie Hueff angibt, kann ein ausgewach-
senes, intensiv gefüttertes Pferd, ohne daits
man eine Aenderonf im Ernährnngssastand
zu befürchten hätte, eine Jijittlere Anstren-
gung von 8 Stunden p. d. aushalten. Em
400 kg schweres Pferd trägt z. B. 80 kg mit
l't5 m Geschwindigkeit pro Secnnde 8 tStun«
den hindnrch ohne Nachtheil, wobei dasselbe
- inen Wetr vun km zuri'i' kle^'t. Die mittlere
Arbcitsdauer lässt sich .steigen) ; es musa
aber dementsprechend dfe Last Termindcrt
werden, ( tlcr wenn anderer^seits die Arbeits-
vemiehnui;,' vielleicht um der L;i>t, resp.
um % der Schnelligkeit geschieht, so ist dif^
Arbeitsdaner um *\ zu kürzen. Steigert man
dnrch gleichzeitige Vcrmehrang von Belastung
und Geschwindigkeit den Arheif-i t^eet. ohne
Compensation durch Verminderung der Ar-
beif.'<zeit, dann entsteht Abnützung.
Ein Reitpferd von 425 kg Lebendgewicht,
mit Sattel und Reiter belastet, 325 kg schwer,
wird bei einem täglichen Wep-' v 'ii 33 km
eine den angegebenen Bedingungen genügende
Leistong ▼ollfahran. Nimmt man an, dws
die F'itbcwegung des Thiore^, einmal im
Schritt mit l'23m, weiterhin aber mit 2'5,
resp. (S f 5 m pro Secunde vor sich gehe, s<»
findet man den biein notbwendigen Kraftauf-
wand nach der nncorrigirten Formel für
Gangart
Schnellig-
keit pro
Secunde
Zeitdaner
Secunde
Kraftaufwand
proSerunJi | im (Janzen
Nährstoff-
äqnivalent
m
Kilogramrometer
S
2(54(10
4i8i8
ll()42.i9
12!>3
13200
167310
22084^^0
2386 1
6'S5
S280
1018920
S379998
6300
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NAHRUMG.
69
Die Niihrstolimenjfp. welche die mv Ik wul«
tijjanK dt^rselben We^jesUnge nothwendige
Muskelthätigk' it - riin.^'li' ht. würde im letz«
t^-roti Falle das l'üuflathc Jlt im Schritt er-
fordorlichen betragen, abgesehen von dem als
ßrhaltao^futter unzurechneDden Nfthntofl-
bedaif ron « 848 g (fBr 4tS kf Thier). Aas
die.-on unmöglich zutreffenden Zriblt^ii findet
Ulan tmeh einer von Wulff angegebenen
Kegel die wahn>cheinlichen Werthe, wenn
man die Differenz im Kraftaufwand zwischen
Fortbewegun? im Schritt und im Trab nnr
so 1,'r'iv-. iin>i IVru-r bt-i Fortbewegung im
Schritt und im Jagdgalop nar V4 «0 Kf**ss
uinimnit %h die nncorrigirte Reehnnng ergibt
und di''<e Wiitlic r.n d'^r al-i Kraftaufwand
im Schritt ertuittelten Zahl hinzu addirt. Für
den UitteltrAb auf einer Wegstrecke von 33 kn
I erhalt man auf diese Weise als annähemdA
Arbeitskistung l,t04.»$9 + 551130 =
l.ilüo:!«!» Kilogrammmeter (entsprechend
IltiO g Nährstoff) und für den Galop
l.lii4.i:.9 4- t."68.913 = 2.173 ITi Kil-
grauunmeter (entaprechend t54ö g Nährstoff).
Um ein 4t6 kg aehweres Pferd eirea t % Stunde
im Jagdgah'P tinnnterbrochen auf ebenem
Terrain zu reiten, ohne da»» der Ernfihrungs-
zustand beeiu&usst wird, mUssten demnfolge
5393 g Nihrstoffe aufgewendet werden.
Derartig andauernde Bewegungenkonimen
wohl nnr ananahinfweise vor. gewChnlieh
wechselt ninii mit tl. i '^lantrart ah. ^Vird nun
je V» W^ i:^.^ \uii o.i km im ächritt, Trab
und Galop zurfltk gelegt. so.wQrden die cor*
rigirten Werthe lauten:
Gangart
Zeitdauer
Kraft-
aufwand
Xahrstoff-
ftquivalent
Nähratoff
ittr
£rlialtiing
im
Garnen
Secwiden
kgm
W
g
t76D
36808»)
5aS130
7t4391
Ul
647
845
1 ms
4774
I4yt)ü
1 (»446(17
i9St>
Man spart auf dleae Weise, ausschliess-
licher Schrittbewcgnng gegenüber, 3 Stunden
1 1 3(inaten, wofür ein Pins von 633 g Nähr-
stoff zur Erzieluiig <l»'r grOsscrrii iMirrh-
schnittsgeschwindigkeit aufzuwenden ist. Zur
Deekong des GesammtnährstofTbedarfs bei
. hM lniler GisilisvindiLikfit wUrden 6 kg
Uafer und 4 kg Heu erforderlich sein, hei
Sebiittbevegimg 5 kg bei i^eieher Ben*
Ige.
>ie Tagealeistnngen der If iiitirpferde sind
wähn n»! des Matiüvcrs unglt-icli grus.serf ; die
lofückgelegiiii Wegstrecken erreichen mit-
unter das I)o|i)>elte der Kilometenahl, welche
in vorstrhendem Beispiel angenommen wurde,
d. Ii. 6ti km. Rechnen wir wiederum je
der Gesamnitstreckc auf Schritt. Trab. iialo[>,
SO betrigt der Totalkraftaulwand 3,;i89.tu0
Kiloftrammmeter (Nfhrttoiiaquivalent 38o2 g,
mit F.iii.- hlas> do-, Erliattuiig^fiitters 6700 g).
In der deutschen Armee besteht das Tages-
fntter in der Garnison j« nacb dem Bations-
•ats ms:
g 2300 g 3500 g fsohwere Ration).
4900 « 2300 , 3500 „ (mittlere Ration),
4500, S500« 3S00 „ (leichte Ration),
5000, S500 . 8500, (Ration für l.'i' litr-
Gartl.:<..ivalli.'ri>.-).
Berechnet man aus dorn .Mittel sämmt-
lieber Tagesrationen, unter der Annaiime, dose
die Hälfte des Strohs Terxehrt wird, den roh-
faserfreien Nährstoffgehalt, .so rr- ,iltirf . in-
Getsamuitnährstoffineüge von 3i78_g (.2860
185+ 133). Nach Absog des Erhaltangs.
lutters für ein Durchschnitts^'-widit von
425 kg verbleiben 430 g Nährstoff, welche nnr
für einen Arbeitsaufwand im Betrage Ton
;!67.0(>O Kiluirraninimeter au8rei< li<Mi.
Auch die sog. Marscfaratiouen ennög'
liehen, immer unter Voranssetsnng, dass der
Krn[ihning?7u?tand r^in unverändert guter
bleib'-, keine .rhflilith grösseren Leistungen.
Der liationssatz l>i-trägt:
57.'lt-> ^f Hafer j
84<H) „ I incl. 1800 g Hea
nooo r it 1 und 1750 g Stroh.
550Ö „ , »
Rohfaserfreicr Nährstoffgehalt für das
Mittel von 5412 g Hafer etc.: 3449 g, sonach
601 g znr Kraftentwicklung disponibel, ent-
sprechend 512.500 Kilogrammmeter Arbeit,
ca. % deiQenigen Betrages, weicher als nuui-
male ManOrerleistnug anzunehmen wSre. Bei
anhaltend anstrengendem Dienst fällt dio iMit-
sti hcnde Abnützung in dem veränd-jrteii Hii-
liiiiis >le-< Pferdes sofort auf. .Ms weiteres,
nachtheilig einwirkendes Moment kommt noch
hinzu, das« bei beschleunigten Gangarten die
Verdauung und Ilisorptiun lirr Futterstofle
in der bisher aogenommencn Hohe nicht be-
steht. Wolff ermittelte eine Vemnndemng
der gesammtfn rrsorbirten Nährstoffquote für
die Fortbeweguiigsperiüde im Trab um durch-
schnittlich 3 %. für die .\rbeit.speriode in
gleicher tiangart nm S — 6 '/^ wobei für ein-
zelne Fatterbestandtheile, Rohprotein und
llulose die Verhältnisse sich n i h un^fln-
stiger gestalten. Selbstredend beauispruchen
die in den gepflogenen ErOrtemngen vor-
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NAHKDKQ.
kommenden jiti'emii>sij;('n Angaben keine
grosst> Genauigkeit, die Gruiullage für wei-
tere UnterraehODg«! i«t aber bieautgegeben,
und behalten deshalb die bisherigen Versnchs-
ergebnis>e eiiii-n bleibenden W. rth.
Des Vergleichs halber seien schliesslich
die für den Menschen von Voit ermittelten
Durcbschnittsaablen über der Xiihrungsbe-
darf unter verschiedenen Veriiiiliuissen mit-
getheilt:
EiweisB
Fett
Kohle-
hydrat
Kr&ftiger Arbeiter
' von 70 kg
118
56
500
Mäsinig beschäftigter
Wuhlliabeniler . .
in
89
3«!
Kicht arbeitender
87
II
308
D. Milehfutter. Alle bisher gemachten
Beobaelitangen weisen darauf hin, das« die
FOttcrunesweibC der mileli|iro(lueireiidenTlüere
wesentlich fQr die G&te der Milch und deren
Menge massgebend iat Nicht eowohl die
Qonntität des Fatters muss rothwfndig eine
Steigerung erfahren, es bedarf auch einer re-
lativen Vermehrung des Eiweisses. um einen
möglichst ergiebigen Ertrag einer gehalt-
reichen Milch %n Wege zu bringen. Voit er-
klärt diese pilnsti^e Einwirkung des Nah-
rnngseineisses mit der Verwendung desselben
zum Aufbau von organisirten Drttsenbestand-
theilen. Bei einer gegebenen Drüse währt es
deshalb oinip;e Zeit, bis die Steigerung der
Zufuhr eine Vermehrung des Secrets liervor-
bringt, und noch länger, bis ein durch küm-
meruche Bmihning klein gewordemea Organ
wieder aufgebaut ist und wie vorher reich-
lich Milch liefert. Bei kräftiger Entwicklung
des Euters bietet eine reichliche Eiwciss-
zofohr insofern Vortbeile, als das sagefahrte
N-haltife Material durch die secerntrende
Drü?e in Besclila^' ijcnonimen und weggeführt
wird und nicht dma dient, den Eiweissbestand
im EOiper dauernd zu vennehren. Bei einem
SV gnwsen Eiweissüberschuss in der Nahrung
nimmt der Fettgehalt der Alikh ab, ijöchst-
wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen, wie
das KOrperfett bei der Baatingcnr. Fett und
Koblehydiate, namentlich ersteres üben auf
die Milch^ecretion nur bei ^'enü^enJ i>u';fi;e-
bildetetu Drüseupareiichvm einen wahrnuhni
baren Einfluss aus: ist die DrQse bei unge-
nü^'eniler Niilirstoffzufuhr wt'R'on Mangel an
Erialzmaterial ;itro|iliirt, iliinn verfehlen auch
die grössten QiumtitaU'n von Fett oder Kohle-
hydraten ihre Einwirkung auf die Milcbpro-
doction.
Ein zur Milchprodnetion ausreichendes
Futter nniss absolut iiit-hr >iäbrstofre enthalten,
als in der Milch zur Ausschddang gelangen,
u. zw. in einem relativ engen N&hnstoffver-
liältni:$s. Nach Wolff liefern iiOÜ kg Lebend-
gewicht einer gaten MUchltiih ein Quantam
von 13 8kgMi)cli niitO i^rJkg Eiweiss, O'ß kg
Fett und ütiö Milchzucker, xu deren Prodnc-
tion im Futter 11 — 14 kg Trockeaisnbatans
mit i'tli resorbirbarem N-baltifen Mafterial
und ffl^V^ Nfreien Substanzen ireV 0 2
Fett enthiiUen sein müssen (Nibrstoffverhalt-
niss 1 : .j i). Hie Ausscheidungen vertheile»
Heb, wie Voit bei einer Milchkuh ermittelte,
derart, da^s von dem N der Nahrung 40*/»
mit dem Koth, SO'A mit dem Harn nnd 20%
mit der Milch den Organismas verlassen.
Vom C der Nahrang wenien H% dareh die
Fäces. i"/, durch den Harn, 49% durch Haut
and Lungen aud 10"/» darch die Milch ent-
fernt.
Die Ziepe brauelit. naeh Stf.liniannV
Versuchen auf öOUkg Körpergewicht berech-
net, im täglichen Futter für die relativ
liöchäte Milchproduction doppelt so viel Ei-
weiss (31 — 3"4kg Kohproteln) als die Kuh.
Ausserdem scheint auch die Grenze, bis zu
welcher da» Nahrongafett bei N-reichem
Futter nnd gnt entwiekdter DrOsa aar Seere-
tion von Milch direct beiträgt, bei Ziegen
ctwaa weiter gesteckt zu sein. Aehuliclies gilt
anch von bchafen.
Auf guter Weide sind die Thiere in der
Lage, so viel Futter aufzunehmen, als zar
Unterhaltung einer ergiebigen Milchsecretioii
nothwendig ist. Bei F&tterung mit Wiesenhea
gibt man, um die hGchstniQgliche Milch-
production zu erreichen, etwas K-reiches und
leicht verdauliches Nährrnaterial nebenbei. In
der Praxis schreibt man fast jedem Futter-
mittel einen besonderen Einfluss auf die Qua-
lität der Milch und besonders auch der Butter
zu. Trotz der nicht in Abrede zu stellenden
Einwirkung mancher Futterstoffe aof die
Milchqualitat werden dnreh gebfthrende Be-
rOcksichtit,'iin? der Futtermiscliunp nicht
selten die druhenden Naehtheile vermieden.
In Wirthschaften z. 15.. welche fiber Heu von
vorzüglicher Bes-haffenheit disponiren, wird
ein der Feinheit der Butter gefährliche*
Futtermittel (Fleisehnichl, liapskuchen ete.)
ohne NachtheU in einer Menge verabreicht
werden k^Jnnen, welche dort wo nnr mangel-
haftes Hen oder Stroh zur Yerfö^uni: steht,
sicher nicht ohne schädigende Etuwirkung
zu bleiben pflegt. Mit einem Futtermittel,
welches von dem Einen ungfinstig benrtheilt
wird, kann ein Anderer unter veränderten
Xebenurastinden recht gute Erfishmngen
machen.
Für die Beigabe von anorganischen Sah-
st an/en wird man, abgcselieii vi)i\ > iner miis-
sigeti KuchsaUbeigabe zur Compensation des
Kaligehalts dea Futters, nnr dann Sorge ni
tragen haben, wenn (las Futter fant aus-
schlicsslieh au» Stroh und Wurzelgewächsen,
resp. Branntweinschlärape und RQbenpress-
lingcii beisteht. UanptB&chlich handelt es sich
um Ergänzung des Ka!kgeha1t«s, wekAe am
b' sten durch Zu-^at/. vi n ^^e}llemmkretd6 oder
auch Kalkphosphat geleistet wird.
£. Nahrung für Jungvieh. In den
ersten Tagen nach der Geburt darf die
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NAHRDMa.
7t
Muttermiich den neugeborenen Thiereti nicht
cntiogen werden, da einmal dua Kährstoff-
verfailtaiss des Colostrum ein. engeres ist als
bei KrenrohnUeher Milch, and die leicht abfflh-
reiuie Wirkung? nnr ilnrch Colostrum ersielt
wird. Kachdem die Bescbaffenbeit der Cok»-
tlnlaiBeh TwachwonAen bt, wm bei lUaden
nach ca. 8 Taren der Fall zn sfin pflept, er-
scheint es t^leicligiltii;, ob üas Kalb Uie iUtlch
der Muttor erhält oder mit Hiachmilch ee-
Hinkt (fcbOEBt) wild, 1» Wien wm 4«r Y^x-
■tehMtstion 4m Tbtertnmd-Inttitiites ndt
Saack&lbem and Benützung' tlts Respira-
aoDsapparatea aosgefflhrte Fütterungtiveräacbe
haben ergeben, das» in den ersten i — 3 Wochen
bei t'inein mittlLTfii (iowitht von '10 ki,'
(44— 6,S kg) die tägliche Zufuhr von S09^ g
Milch mit ;)6."j g Trockensubstanz, enthaltend
«45 g Eiwei«, 237 g Fett, 4U g Milckiacker,
6Sf Aich« (worunter 14*6 Kalk ond 48*6
PhosphorsSnrc) eine Zunahme um je 925 g
bewirkte. Der MiK'hzurkcr wurde vulUtäiniig,
Eiweiss. Fett und A); In 1 < ^tan^^theilL• iiahezo
ToUstindig (zu 94 4, bexw. 998 und 97-4V«)
reaorbirt Von dem aufgenommenen Material
bereclint ii sieh ali ange.sftzt 56ti <r Wasser
(gy, der Einnahme), 168 0 g Eiweisä (68-4%),
158 g Fett (66-6 "/•) und 33 g Asche (oS SVo).
von .lie>er der Kalk mit P?"/,, die Phosphor-
säure mit 73%. Um l kg Zunahme an Le-
bendgewicht herbeizufQhren, waren somit
8-75 kg Mikh mit 104 kg Trockensabatuiz
«fbrderlieb. Nach Wolff ersielt man dnrch-
•ehnittlleli in den ersten 4 C Lebenswochen
des Kalbes mit ca. 10 kg sQsser Milch, ent-
haltend 1-25 kgTvock«B«ibatani, 1 kgLcbtnd"
gewirbtZQnahme, anfangs mit einer etwas
gerin tferen, später mit einer grösseren Quan-
tität, Der Ufbergang zu anderer Nahrung
aoll allmälig erfolgen unter Verwendung
achmBckhaften FattBrnuteri«]», Leinaainciu
Palm- und Cocosnusskuchen, Cerealien etc.
nebst gutem Heu, eventuell GrQnfutter. Bei
StallfQttemng hat man im Anfang der Ent-
wöhnung auf Beibehaltung einef en^n N&hr-
stolfverh<nisses zu achten. 'Vi 1 l,. , nach der
völligen Entwöhnung ¥on der 6. — Le-
b«iM««cbe ab D«eb nnd naeh erweitert werden
kann. In der Schweiz gibt man gewolinheits-
mässig dem Kalhe von der ernttiu MutUiriiülch
höchstens ' , 1. Aui zweiten Tage erhält das
Kalb 11 reine JUattenoilch, am dritten Tage
41 and atdgt damit allnillig, bia ea am
zehnten Tage 8 1 füglich bekommt Nach
lä Wochen verwendet man nicht mehr Voll-
milch, sondern mit Waaaer TerdOnnte. An*
fänglicli ist der Wasserznsatz noch ein ge-
riuger, deraelbo steigert sich aber immer
mehr und mehr, während umgekehrt das ver-
abreichte Milchquantom stets abnimmt, bis
daätdbe nach tt— 16 Wochen nnr noch S l
täglich betrügt. In det Zwischenzeit hat man
Heu und Gras mit frisch gequetschtem Hafer
gegeben, welches Futter von der letitge*
nannten Periode ab ausschliesslich verab-
reicht wird. Bei Stierkülbem weicht das Aaf-
zuchtverfahren insoweit ah. als man grössere
(Quantitäten 3Iilch längere Zeit hindurch an-
wendet. Bis snr zehnten Woche erbilt das
männliche Kalb t.^glich 8 1 Vnllmilch, von da
ab 10 1. bis dttä Tliier d&s Alter \üu 6 Mo-
naten erreicht hat. Nach die.ser Zeit gibt man
halbe Milch (abgerahmte Milcb) und Sirte
(Käsmilch), füttert gequetschten Hafer bei
bis zum Alter von 9 — lu^fonatcn: dann erst
wird das Bullenkalb entwöhnt, stets aber
Hafer beigefättert, u. zw. als 6*läck (trocken).
.Alles weitere Wissen^werthe über den
Flitterungsmodus maclien die tür wachsende
llindi'r pro ijOD kir Lebendgewicht und p. d.
geltenden, von Wolff aufgestellten Ffttte-
rangenornen eratehtlteh:
r '
■ Alter
(Monat)
Mittleres
Gewicht
Organische
Trocken-
substans
kg
Resurbirbares Material iu
Kilogramm
Nährstoff-
verhAltniss
N-haHiges
N.fMet
Fett
2. bis 3.
n
11*0
8-00
6-90
100
l;4-7
8. « 6.
150
11-7
1-60
6-75
0-80
1:50
6. „ 12.
250
120
l-2i>
6-7Ö
030
1 : R 0
lt. n 18.
SSO
120
1-00
6-50
0-40
l : 7U
18. , 14.
m
ISO
CSD
6-00
0*15
1:8-0
Das FlUleu nährt sich gewöhnlich in den
ersten 4 Wochen autsdiliesRUch von Mutter-
milch, fiingt dann aber an. bei der Fütterung
der Multer eiiiige Heuhahiie und Hui'erkümtr
aufrnnebmen. Als Ersatz fiir etwa fehlende
Mnttemiileh kann unbedenklich auch Kuh-
arileh Terwmdet weiden. Znt Gewöhnung an
die fe>ten Futtermittel gibt man zweckni:Ls>ig
Hafer mit Zu.satz von etwas gekochtem Lein-
mnen. Die Füllen nehmen diese Mischung
gern anf nnd sie bleiben, wenn dieser Ffttte^^
I rung:$u)odus nach dem Absetzen (im Alter
I von 3 — 5 Monaten) beibehalten wird, im
be>ser.^n Ernährungszustand als bei n ineni
Haler. In der Bemessung der >iaiir.^toff-
quantit&ten wird man sicli wohl im Allge-
meinen nach den für Kälber giltigen Normen
richten dürfen.
Lämmer entwli Iv. ln vjrh am besten ;uif
einer guten Weiue: im ätall niu-is ihnen liu.s
zarteste und sclim;ickliafteste Wiesenbeu ge-
reicht werden, weil sie sonst lu wenig auf*
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Tt
KAHBUNGSUITTEL. — NAPAOEDL.
nebmen nnd im Waelisthom zürltckbMb«n,
was (Inrdi i-vi-iituelle Ifeifntt'-run;! von Köl-
nern, iiaier betionders, verhütet wird.
Ferk«l füttert man zumeist naeh dem
Abspänr-n 50 rfirlilich, dass sie v<-,n vnrne-
herem ^ii Ii in einem genaästeten Zubluiidt; be-
finden.
Mehr noch als Im im ^n wachsenen Thier
ist bei Juiifjvieh aui' leiiie ausreichende Menge
von Äschobästandtheilen im Futter zu achte«.
£in normal ern&hrtes Kalb »pdcbert z. B.
im ervten Jabr ttt^Hch im Dnrcbsebnitt 18*0 g
Phosphorsänre und SO g Kalk im Körper auf.
Diö im Futterbedarf zu verabfolgende Qunn-
titlt an beiden Mineralbcstandtheilen berech-
net man nveckiiiässig auf das Dreifache.
Mangelt es daran, so bleiben die Thiere trotz
s Tist ausreichender Nihntod^ttfnhr im Wachs-
thuiü znrück. Ttrtg.
Nahrungsmittel, ». u. Fütterung.
NilrtlilMiiil, I. KnocbenTerbindnng.
Namsler, G D . Dr. med., gab 1816 ein
Buch heritui^: „Leber die Kindviehpest and
deren Behandlung naeb darSber f^efthrten
Akten in den .Talir.n 1813 iin:l ISf V." S-mmer.
Nanpit, Veterinär, gab 1842 zu Neapel
ein „Dizionario di medicina e ebirarsia reteri-
naria" hernu Semm r,
Nangis jacqueaiart wird von dem fran-
aiJeischen Thierarzt Lebel die Erfindung zu-
geschrieben, den frnpf'stofr der .Srliafhbttern
in Glasröhren aul'zube wahren. ACidimr.
Nanoaomus (yon vitvoc, Zwerg: a&jia,
Leib), il>'r Zwergleib, eine Mieagebnrt mit
iu kleinem Körper. Anatker.
MaittiS'Rhii. Im frsnaOsfieben Depar-
tement Loire-Inf^rieure, unweit der Stadt
Näutes, findet sich ein hübäciier Uindvieh-
schlag, welcher eine Unterrasae der ?iel-
SerQluntcn und weitverbreiteten liace par-
lenaise (s. d.) ist, und mit der Buce choletaise
verwandt zu sein schi'int. Das in jt'iw'r Gci;r'iil
aufgezogene Kind bildet gewiasermassen ein
Uebergangsglied vom Niedemngs- zum Höhe-
liinilsvit-h, Ticiitzt im Grossen und Ganzi-n
leidlich gute Xürpeii'ärmen und bat uls Arbeitü-
thier einen nicht geringen Werth. Die Milch-
ergiebigkeit der Kttbe von Nantes ist aber
niebt beaondera zn rQbmen, wohingegen die
Ochsen bei guter FQtteruni^ zu <'iiiitn an-
sehnlichen Gewicht kommen und sicli meistens
El achlaebten. Ein frühreifer Ochs dieser
sse, welcher auf dem Gute des GraT.n
Lantrec gemästet wur lo. wog lebend 8i>ökg und
lieferte geschlarljtct 363 kg Fleisch und
85-5 kff Fett, Ihre Fleiscbqualitit ist aber
niebt Immer die beste, minder sart als die
der verwandton Ochsen der Rare choletaise,
welche dieserhalb auch auf dem Pariser
Markte ateta aebr gesvcht sind und gut be-
lablt werden.
Der gante Leibesban. besonders die
soliden Filsse der Race nantaise befähigen
diese Thiere su den tdchtigsten Leistangen
im Zuge, und biednrcb erkUrt es sieh auch,
dass za den grossen FraebtTobrwerken im
. Hafen von Nantes hanptsieblieh nor Oebsen
jener Rass»? bcnfttat werden.
Die Farbe dieser Rinder ist weizengelb,
bald beller, bald dunkler. Die AAgea and
' das Maul besitzen eine Einfassung von weissen
Haaren. Kupf und Unterhalt sind in der
Regel dunkler gefärbt, als die Qbrigen Körper-
I theile. Die grosse« lange Scbwanaquaate
wird von scbwarzen Haaren gebildet. Ibre
Horner sind von mittlerer Länge, ziemlich
stark, seitwärts nnd mit den Spitzen häufig
i I flekwftrta getlebtet firtftag.
Nanzio F.. ist in N'ea]iel '^'eharen, hatte
j in Älfort Thierheilkunde etu iirt w;ir Thicrarrt
des königlichen Marstallcs umi Professor an
[ der Thierarzneischule zu Neapel und einige
Zeit auch Director derselben. Er beschrieb
eine neue Behandlungsweise l- r Ilttftlähmc
und schrieh ü^ifr fjehpkranliheit f t 837). Abr.
Napagedl, aucli Xupajedle, ia der zur
österreichischen Krone gehörigen Markgraf-
scbaft Mähren, liegt im Kreise Uradisch an
der Marek und ist eine dem Aristides v. Bal-
tazzi gehörige Besitzung.
Schon seit vielen Jahren werden hier
die fBr die Oekonomie erforderlieben Pferde
gezotren. Die zu diesem Zweek iMniützten
?^titteiii arbeiten als Zugpferde in der Land-
wiithschaft und werden zur Bedeckung den
in Napagedl «tationirten Staatshengsten zu-
geführt. Diese Oekonomiezucht ist die eines
guten. kiaftiLren und massigen, aber immer-
hin des Edlen nicht entbehrenden Halbblntea.
Eine gewisse Uebereinstimmnng herrscht swar
1 auch hier, jedoch nicht in dem Umfange,
dass der iicäitzör die so bestehende Zucht
für ein GestOt ausgibt, Hlemeben wurde aber
seitens des als hervorragenden Sportsman
allgemein bekannten Besitzers im Jure 1886
ein regelrechtet. \'ullblutgestQt gegründet,
dessen Aufzucht den Hennzwecken gewid-
met ist.
Der Beslana dieses Gostttts cnthilt —
Anfangs des Jahres läHS^ — im Gänsen
75 Pferde. Hiervon sind 6 Besch&Ier, 1 Probir*
herifTst ^2 Mutter«tMten. IG Jährlincre nn!
Fülileii. AU Deckhengste werden benüizt;
Arcadian v. Kisber, Hastings v. Challenge,
Zsnpan v. Feter, Abonnent v. Prsedswit, Camp-
bell T. Camballo und Dighby Orand v. Sann*
terer. welelie in der Deckzeit 1889 einschliess-
lich der eigenen, im Ganzen 93 Stuten bele-
gen. Im Jahre 1887 stand der englische
Derbysieger Kisb(5r v. Buccaneer a. d. Mineral,
welcher vordem pesren eine Decktaxe von
.SO Guiiiea.s in F.nghuul Vaterdienste versah,
im Gestüt, wurde aber im folgenden Jahre
fSr 80.000 Mark an das bertoglirb brann-
' schweigische Gestüt in Hurzbnrp verkauft,
j wo er gegenwärtig als Hauptbe.schäler be-
I ntttzt wird (a.Ki8bdr). An seine Stelle trat
Campbell.
Die Stuten sind alle sehr edlen Blutes
und Willi für ein Vollblutgestüt geeignet,
wie auch aus den weiter unten erwähnten
Preisen, welche auf den Jibrlingsverkinfen
ersielt worden, hervorgebt.
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NAPELLÜS. — NAPHTHAUKUM.
13
Die Ausnützting des Oest&tg beruht eben
in dem Verkauf der Jährlinge, der in "Napa-
^f>A\ selb.st t:''kr«-ii Kii'li- M;ii nii.'r rn Anfnntr iJ'-s
Jum >tattliini<-t. Im Jaliro wuracii 7 Jdiir-
linge au ii.oöO Gnlden versteigert, während
im Jabre itMl «in Dnrch«chnitt*preis von
nnd f300 6«)d«n dM Stflck entielt warde.
Für fS?^9 wcrd.-n 10 J&hrlinpe und künftijf
wohl vinc noch grCstere Zahl solcher zum
iM^hot •^olant.'en, da der Matterstuten-
fcestan.l in den lotr.tpn Jahren erhöht wnrde.
I>ie alü Weil-- n\\>\ Atisl-afe für das
*;>-tüt benötzte Klaclif ..'utlialt ungefähr
50 Joch (= 17*04 haj. Kinr \V. ide findet im
eigentlichen Sinne ni' ht sl.itt. Es worden
rieliiiphr s ininillicli'' IT^rd«? in Boxes eing«"-
fteUt and iu SiallfQUerung gehalten. Die den
Dedthenftten Tvrabrefeht« tftirllcli* Potter>
menge beträgt 1?1 Ffaffr tind 1 k'j; TItni, Di-''
Stuten einpfangen. wenn bic tragend sind
oder mit den Fohlen am Eoter, 141 Hafer
und 7 kg Hea, w&hrcnd die gUsten Stuten
nor iO 1 Hafer nnd V» kg Heu erhalten.
Von den IMerden des Herrn AristidesT.Bal-
tazzi, welche »ich auf dem Turf auszeichneten,
heben wir nur Tallos nnd Taurus, letxterer
im Mitbesitz .Ii-.s ni-rrii Arthur v. Mayer, be-
sonders hervor. Im Jahre hat v. Bai-
tutsi S Pforde lu Sett^nfeld im Training.
Die obere Leitunt; dos <icsti^t^i i>t mit
der Oberverwaltung der Laadwirthschaft ver-
«iiiifrt, wihrend für du Gestfit ein OettQt-
meister. ein Thientrzt «nd 20 (lestfitknechte
besonders thälig aiud. i>ie nur behuis he-
logQog im Gestüte anwesenden fremden Stuten
]uS>en für die Daaer ihres DortMins «i^oe
WArter, welche in vorstehmder Zahl nicht
eatlialleB sind.
Amser dem Gestflt besitzt Napagedl eine
Bifid«rheerde von 5 Original Bemer Ballen
und \f^0 hiilcheii r>-iablOtigen KQhen. deren
Ausnützang einerseits iu der Abgabe von
einjShriir^n Bollen, andererseits durch die
Milch(tewinnnng geschieht. Jede Kuh liefert
im Durchschnitt t&glich 10 — 121 Milch, deren
Absatz nach Wien stattfindet. Da die Napa-
gedlor Heerde in der ganien Gegend sehr
belieht ist, so finden nach die mm Verkauf
angesetzten Zuclitstiere willige Abnahme und
eraielcD dabei Preise von angcfähr 600 Mark
da« StAek.
T>ie Schafheerde bestellt aus etwa
250 Köpfen der Oxfordshire- Basse and wird
in der Hanptaaeh« dnreh Verkavf von Hast-
th;«'r.-Ti .nit'cenßtzt. Pas Fh'i^cli is« sehr zart
und WohUcbineekeud. F'> litniet daher W/r-
aftglich für die feine Kvi -he \'erwendung und
{gestattet eine huhe Verwerthang, die 70 kr.
Ar das Kilugramni enialan llaat Cm.
Napelltt«, Eisen bni, Stnrmhnt, b. Aco-
nitum NapelliKS. Bekannt^ H«nunenlaeee iin-
seror Ziergärten. Sie tuthült in den Knulkn
als haupts&chlich wirksamen und bestuntor-
saehten Beetandüieil das Aconitin, sowie da.s
Paandonconitin, valehe« ancli
NapelHn «4er Napalin (frflher eng- >
lisches .\conitin genannt) lieisst. Beide sind
wie auch das Aconitin hinsichtlich der Wir-
kunir fü^! i leti(i-fh. in der Heilkunde aber
als durchaus entbehrliche Alkaloide m be-
zeichnen. /%£-/.
Naphtha. (N'ap)ita). Die- frühere Bezeich-
nung flüchtiger Kohieiiwa.s>crätofl'e namentlich
der Acthane und ihrer Isomeren > iwir il. r Alko-
hole, in denen der WasserstolT des Uvdrox>is
darch ein Alkoholradical ersetit ist, also
namentlich des Erdöls und des Aethyläthers.
Naphtha Aceti ist hienach der Es^ig-
sinreftthyläther, gewöhnlich als Essigiither
bezeichnet. Er i l > im in der Menschenheil-
kuude luvhr gebräuchlichä Xaphthti und
unter „Aether areticus** niher heschrieben
worden.
Niipiitlia i la m uni.-i hiess in trulicrer
Zeil der gewuhnliche Aether, welcher durch
DcAtillution eines Gemisches von Alkohol and
Schwefelsäure gewonnen wird und daher auch
Aether Kulfuricus oder
Naj'htha vitrioli heisbt. Schwefel&ther
und Najditha vitriuli sind somit synonyme Aua-
drikke. eben-u i.st, weil der Alkohol ans
anuluio- oder sackerbaltigen Pflanaea darge-
stellt wird, die Besoichnung
Naphtha vegetabilis nur auf den
Schwefel&ther anwendbar. Fossil ist jene
Naphtha, die sieh im Innern der Erdrinde
an-i der Zersctznn'.: vtsrwcltlicher Pflanzen
bildet und besonders in der Nähe von Stein-
kuhlcnablngerungenjttngerer Formationen ge-
fundcn wird. Man nannte sie früher
Naphtha muntaaa, Bcrgnaphtba,
Naphthal, Bergül, SteiiiAl, Erdöl (s. Petro-
leum). Der Naphthylwasäcrstoff ist das
Naphthalin (s. Naphthalinum ). ^^<^A
Naphthalinum, Naphthalin, reichlich
im Steinkohlentheer wie auch im Bauch
enthaltüner Kohlenwasserstoff (Verbindungen
mit condensirten Benzulkernen, in Wasser,
verdünnten Säuren und Langen unlüslicb.
teieht lAalich ■ nur in Aether, Beaxol oder
heisscm Alkohol), ist in neuerer Zeit als
Heilmittel auch in die Thierheilkunde einge-
führt worden, indem ihm kraftige anti sep-
tische und pilxwidrige Eigenschaften sokom*
mcn.
Nach Fischer ist Naphthalin ein In-
tensives Gift IQr die meisten Pilze, itisbe*
.sondere rär PenicilHnm, Mncor. Oidinm nnd
die Hefepilze, welche si h ' ii lun h d' n r- i<-h-
lieh sich aus den Naphthaiinkryntallen ent-
wickelnden DanstfretOdtet werden. Desgleichen
i-t Na|ihth:i!in. ind^m auch die i^paltpilzc
der Oalirun'.; und F.iulniss gcti'jdtet werden,
htark antiti ^ i riell. starker ii " Ii al.s
Jodoform, konnte sich jedoch aU Wund-
mittel in der Antiseptik nicht jene Anerken-
tiüii^' vrrsrhnÜVn wie lrt/t.i. >. di es nicht
wie dieses in den <iewehsaalteu und .S''creten
lüslii h i-st. Viel bram hbarer erweist sieh seine
giftige Eigenschiift auf die Anthropuden
(FlOlie. Läuse, Mücken. Motten), selbst auf
die Milben, wenn es mit ihnen direct in Be-
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74
KAPHTOLUH NABBENQBWEBE.
rührung gebracht wird. Di«' Anwendung als
Antipa^a^i t i (■ u in gfstliieht am best«n in
FonD von Salben, die jedoch coocentrirt
(tO— 50%ig) ▼«rachrieben werden raStten;
neueste KrAihningen haben indns geldirt,
das8 dabei nur die mit Weingeist gereinigte
NaplitbAUnsort« braachbar ist und da^ss auch
dieser wenigstens bei vorgeschrittener K&ode
Theer, Cwrbol, Kreosot und Kreolin rorzu-
siehen sind.
Ganz nngiftig erweist sich du Mittel
geeen die höheren Thiere, und treten Hier
selbst bei innertr Verabreichung grosser
Gaben keine gefährlichen Symptome aul',
wohl aus dem Grunde, weil es im Darme
keine Beixerscheinnngen berrorraft ond der
SctawerlOtlieblEeit wegen nnr sehr Ueine
Mengen zur Aufsaugung geTangen. Naphthalin
hält sich söhr lange in dem V^erdunung^-
schlaucbe auf, undbenQtzt man diesen UniKtand
in Verbindung mit der etark antiseptittchen
Kruft, um Magen und Darmrohr zu des-
inficirt-n ( P»<is-.l)ach, Vogel), niiin verordnet
es dalier mit Vortbcil bei falacheo G&hrangeD,
Dyspepsie, Terdtelen HagendanDkatannen,
Diarrhöen u. "sr. (ähnlich wie C'uluind. Re-
sorcin, Kreolin, salicvlsaurea <4ut'cki>ilbt:r,
Ichthyol etc.) und dosirt at fBr Hunde zu
O l — 10 pro Gabe, für die gnwien Uaosthiere
.'»•0 — iO'O öfter im Tage. Grössere Dosen sind
unnOthii;, uLwulil ^-ie die Sclileiniliiiute nicht
alterireu. dagegen wird li iiht der Appetit
gestört oder Durchfall erz- ii^. Letzteres ge-
8chi hf l>ei Hunden meist hrlion auf wenige
GriuiHii. fast regelmässig auf 5 ö g. Der
weitaus grOsste Theil der Gabe kommt mit
den FAces onvertndert wieder snm Voncheint
der resorbirte Anfheil desgleichen im Harn,
aber in so ininiraen Mengf'n. dass sich das
Mittel kaum 2um Desiniicirtin de» Uarui> (in-
nerlich bei Blasenkatarrhen) verwenden l&sst.
Merkwürdig ist die Beobachtung von Bous-
sard und Charrin, dass bei Kaninchen durch
Naphthalin ^'atjL-n ^;raner Staur erzen^'t wird,
die Erscheinung ist aber noch nicht aufge-
Uirt EndKeh hat N«|>htiiaUn anch gute
anthelmin thische Wirkungen im Darme,
und wird es zu diesem Befaufe ebenfalls in
den obgenannten Gaben gereicht. Mojkowski
will es auch bei der Bandwormsenche der
Schafe, ja selbst bei DistomatosiB wirksam
gefunden Intbcn: er gibt es mit Enzian und
Kalmus iScbafen an U'3 — i'O, dem Jungvieh
zu 4 0^5-0 swehnal tkglich eine Woche hin-
durch. Vcj^f!.
Naphtolum, Naphtul (s. d.). ein II} dru-
zylderivat des Naphthalins, wird in neuerer
Zeit gegen chronische Ji^xantheme aller Art
TieUacn empfohlen nnd kann hier gant in
derselben Wei>e Pienst-' lei-ten wie d<'r Tlieer,
vor dem e.> Uen V..riug der I ngiftigkeit
haben soll. Man löst entweder das Beta-
naphtol in Alkohol auf (1 :10 — 20) oder ver-
reibt die violettbraune krystallinii^che Masse
mit Fett oder grüner Seife (•>— l:>" o) zu einer
i:>albe. Im reinen Zostande bildet genanntes
Naphtol weisse, perlmntterglinsende, fast ge-
rachlose Blftttcheni welche sich im Wasser
schlecht, in Weingeist and Fetten gnt
lösen y*>g<l.
Napoleone, ein fUr das kais. königl. Uof-
gestftt an naditib an gewi«i«r Dmentang
gelangter Rnpphengst. Derselbe, im .lahre
1845 in Itaiit-n ^'eboren, wurdo in ll-jm für
da« Kladruber lie.stQt angekauft und hier in
den Jahren 1855, 18»6 and 1860 mü S9 Sa-
cramoso-Staten gepaart, wodnreh 9 Hengste
und 13 Stuten erzengt wurden. Nach einem
seiner äübne, der im Jahre 1861 a. d. Amora
gefallen und von 1870—1880 aU Besch&ler
iji nützt wurde, berogen Hi Stuten. Der diesem
aia Beschäler folgende dritt-e Napoleone ist
im Jahre 1874 a. d. Rigora IV geboren. Durch
die Verwendung der beiden ersten Napoleoae
haben die Eladmber Rappan viel von ihrer
RasseeipenthÜmlichkeit eingelOsst, nanientlioh
bezüglich der Kopfform — iiammskopf und
der hohen Action, dage«n an Frachtbarkeit
wesentlich gewonnen. Der gegenwärtig im
Gestüt Vaterdienst versehende Napoleone a. d.
Rigora IV i.st aber wieder ein volles Parade-
pferd mit erhabener Action, tiefer breiter
Bmst, wekhe Eigenschaften sowohl seinem
Vater als auch Gru'^Rvnter mangelten. Gn,
Narbe (botanisch), der oberste sehr ver-
schieden gestaltete Tli.il dfla Pistills oder
Stempels (als de« weiblichen, snr Entwick-
lung der Samenknospen nnd snr Befraehttrag
durch die Pullen bestimmten Organes, sit-lie
Nabel, botanisch), also gewöhnlich das obere
Knde des Griffels, soweit derselbe mit den
Narbenpapillen oder Xarbt-nhaaren
(Papillen- oder haarf&nnig vcrlängerLeti Epi-
dermiszellen, die oft auch einen klebrigen
Si^ die Narbenfenchtigkeit« absondern)
bekleidet ist. Dnrch diese eigenthttmlieiie Be-
sehafTenlieit wird die Narbe, Stigma, ge-
schickt, die Pullen aufzufangen, sie ist daher
ein zur Befruchtung nothwendiges Organ des
Pistills. Der Bildung und Gestalt nach ist
die Narbe faden-, knöpf- oder scheibenförmig,
zuweilen auch gelappt, gespalten, feder- oder
uioseifOmiig, selbst (wie bei den Blftthen der
Orchideen) mit dem Griffel als Oriffidilnle,
Gynostcmium, verwachsen. Vtigttt
Narbe, s. Kierstoek der Vogel.
Narbengewebe entwickelt sich bei der
Heilung vun Wanden und GeschwUren «na
dem an runden und spindelförmigen Zellen
reichen (iranuhitii-nsgewcbc. Da« Granula-
tionsgewebe auf Wunden und Geschwüren ist
ein Product der Bindegewebszellen und Blnt-
irefiU'C der Wundränder und ( ii',>ehwürs-
Üachen, aub Jenen es mit oder olme Eiterung
hervorwuchert. Dasselbe ist wegen seines
Reichthnms an Zellen und BlutgefiMen lart
nnd Ton mehr oder weniger rother Farbe.
.\us dem Granulationsifewcbe geht nach voll-
endeter Heilung tibrillarcs Bindegewebe her-
vor, das sich mehr oder weniger contrahirt,
die Blutgefässe grösstentheils zur Verödung
bringt, und eine derbe Consistenz und weisse
Farbe annimmt. Durch derartige Contrac-
tionen des Narbengewebes werden iiftafigForm-
ond LageTerlndemngen der Organe nnd
webe, Stiictoren der schleimhftntigen Can&le
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NABCEIN.
— KÄROOTICA.
78
und AusAhrancsgänge, Neuralgie darcb 'lex-
nmfea «Ingehellter Nerven und andere Stö-
rrnigeB veranlasst, die oft einen operativen
KingTiff verlangen. Semmer.
Naroele C,aH,„NOp + SH,0. »-inos der
im Opiom vorkommenden Alkaloide, welches
me der Katterlang» Ton der Dwitellnnip
des salxsauren Morphins durch Zusatz von
Ammoniak, so lange noch ein Niederschlag
entsteht, Filtrirea, Versetzen des Piltrates
mit Bleizucker nnd Zerlegen des Bleinieder-
Mhlaires dorch SchwefelBÜnre erhalten wird.
Es krvstallisirt aus Wasser in langen, \veis.s«Mi
Prismen, welche bei 100° C. ihr Krystall-
«amer Terlieren, ist leiÄt lOslieh in kochen-
dem Wasser nnd Alkohol, unlöslich in Aether.
Die Base ist nicht flüchtig, bildet mit
Säuren kryetalKdrende Saite, wirkt stark nar-
kotiscli. LotHich.
Da das NareeTnni» im Allgemeinen
■n.'s<'lbcn ]iliysiolo^ischon Wirkungen besitzt,
wie Uas Moqthin. so wird es ebenfalls zu
4ior»peiiti!.cli. n Zwecken verwendet, hat aber
ans dem <JruM(i*' eine jiraktisclie Bc<!eatang
nicht finden können, weil d»'in Morphin
kräftifTore Wirkungen znkoDimen. Hunde er-
Uagea Oi bis 0*3 g gut und werden dabei
in einen Seblaf ohne- alle Erregungser-
echeinongen versetzt (Enlpnburg;). V^^sd
Nareesia narcosis (von vapxoüv, be-
tftnben), die Betäubung, die Gefühllosigkeit. Anr.
Naroiasua, Narcisse, auf Bergwiesen
bei ans wild wachsende (meist aber in Gär-
ten gezogni. ) Amaryltidee L. VI. 1. Sio ent-
hftH in ihren beiden Arten — als echte
Hareisse, Kareitens poAtiens nnd als
geroeine Xarcisst'. X a r c i ■■ n ^ p s e u d o-n a r-
cissus L. sMwulil im Kraut als in den Blüthen
and Zwiebeln ein ungemein scharfes Gift mit
narkeliackier >iebeBwirkQns, welches, wenn im
Wieeenftitter viele Narassetigewftebse rar
Fütterung kommen, bei allen Haustlileren
eine heftige Magen- nnd Darmentzündung mit
Conrnlsionen oder Himkrämpfen erzeugt. Der
Tod erfolfft nacli 2 — :^ Tagen, nachdem auf-
fallende Schwachezustände, Verstopfung und
zuletzt Diarrhoe vorhergegangen sind. Derar-
tige Vergiftungen sind oei Hindern, Ziegen
«nd aelbM bei Schweinen beobachtet worden.
In N'oriliunerika werden die Flores Narcissi
aU Haui»mittel bei Menschen und Hunden
verwendet, um Erbreciien hervorzurufen, die
Pflanze bttist aber durch Trocknen viel von
ihrer Wirkung ein, was bei der Zwiebel viel
weniger der Fall ist. Man erkennt die gerneine
Karcisse an den gelben, wohlriechenden
BlQthen nnd der glockigen am Rande welligen
hocliclben Nebenkrone, wribrcnd die erbte,
b«6wnderi« in SOddeutschland vorkommende
Narcisse weisse weniger riechende Blüthen
(April, Mai) besitzt and die kurze schQssel-
fSrmige Nebenkrone durch einen feingekerbten,
srliarlarhrotlien Rand ausgezeielinet ist. Letz-
tere verirrt sich nur selten auf Wiesen. Vogd.
Nnreniioa. Narcotische Mittel. Bs
gibt bestimmte Arzneistoffe, welehe eine lie-
sondere Verwandtschaft zu dem Nervengewebe
beaitMtt (Kenrotiea) nnd dadurch MObigt
sind, Wirkungen in der Att Itervorzurufen,
dsss entweder eine Anregung im Nervensystem
(Analeptira) oder eine Beruhigung, d.h.
eine Herabstimniung der Functionen desselben
eintritt, welch letztere su weit geben kann,
dass selbst fietiobong (Narkose) «od Läh-
mung die Folge iat (Nareotica). Eine andere
Fanctionsänderung ist im Nervensystciti Ober-
haupt nicht möglich, duicb alle hier einwir-
kenden Gifte antwortet dalier letsteres bei
der strengen Arbeitstheilusg, wie sie im
ganzen KOrper besteht, immer nur in Form
V(.n Erregung oder Lähmung. Iliebei niuss
alsbald bemerkt werden, dass diese doppelte
Weise der Leistungsverändemng deren ein
und dasselbe Nervenmittel hervorgebracht
werden kann, je nachdem namiich eine grossere
oder kleinere Menge desselben auf die Ner-
vencentren loastOnnt oder je nachdem die
Datier der Aetion eine lingere eder ktrsere
un'l i':i^,l^'l,T bfi 'len weitaus meisten der
hieher gehörenden Arzneiatoffe zuerst eine
Erregung, die alTerdings bei den Tliieren
in den gewöhnlichen medicamentöscn Gaben
meist kurz ausfällt, deswegen leicht über-
sehen wird und dann erst folgt das Stadium
der Bernhignng oder Betfcabang. Dies
zeigt sieh bMonders dentlich bei den v<w>
nebmlicb auf das Gehirn einwirkenden Mitteln
(8. Cerebraiitia), welche wie z. B. der Alkohol
die psychischen Functionen lebhaft anregen, die
sensitive und motorische Thfttigkeit steigern
(Inebrantia). im Gegensatze von jenen Nerven«
giften, welche in der Hauptsache das Gegen*
tüeil bewirken, also die genannten Tbätigkeiten
herabietsen, wie Opium und seine Basen.
Somit zerfallen diese Mittel in zwei Grup-
pen, in die erregende und beruhigi^nde
(sedirende), obgleich der SchlussefTect beim
Alkohol und Opiom derselbe ist» pewOhnlicb
beabsichtigt man aber Ar praktische Heil-
zwecke nur von der zweiten Wirkung (dem
Ltepressionsstadium) Gi^brauch zu machen,
d. h. man will durch diese Arzneimittel die
überma^-'-iL' L^i ^t-is^erte Thiitigkeit im Nerven-
systcui iieraüdrucken, die Erregbarkeit im
Ganzen oder in einzelnen Centren und Lei-
tongsbahnen muidern, die liackwirkung gegen
innere nnd Sassere Reise abschwiehen, besw.
die Perception der letzteren völlig aufheben.
Andere Zwecke will man mit ihnen selten
erreichen. Die höheren und höchsten Wirkungs-
grade benfltzt man bei den Hausthieren meist
nicht, weil dazu bei der geringeren Recepti-
bilitat des Nervensystems gegenüber vom
Menschen ungleich höhere und deswegen
sehr thenre Gaben nethwen^g sind, welche
ausserdem an Versriftung streifen und geHihr-
lich sind. Erforderlich sind sie in der Kegel
nir, am den Thieren die Leiden erträglich
IQ machen oder sie in Schlaf u versetsen,
in bet&nben. Die Repräsentanten dieser Mit-
tel — Hypnotica — -^iiid das Ojjium mit
seinen Alkaluiden sowie Cannabis un i Chloral-
hydrat. Die Narkose unterscheidet sicli dabei
vom Schlaf nur durch die .\rt der Entstellung
und die Tiefe derselben und sind die geringeren
Grade dieser Wiricnng bei gesnnden Thieren
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IS
NABCOnCA.
aas ubig^n Gründen ufl k<iuui wahrui-Umbar.
da aber diese Hypnutica einen bewusst- und
enpfindangälosen Zastand (Stapor, Schlaf-
tnin1c«nheit, .Sopor) fSr liagere Zeit h«rror>
rufen können, sind sie auch als die eiir-Mitliclie-n
Karcotica (Stapefacientia, Soporilica)
aniasehen. Moist will man die Rmi*flndung
der äusseren Eindrflcke auf dos Gehirn aus
dem Grunde aufheben, um den Thieren die
bei chirurgischen Eingriffen entstehenden
Scbmemo and deren Oble folgen (UQckwir-
kan^ auf dfe nervOten Oeatral- and die Cir»
calationsorgane. Entsteh nn^ von Krämpfen)
zn eri^paren, die Unrahe, das JSträuben während
<ioi- Operation tu beseitigen. Solche Arznei-
snbstanzen, zn denen auch der Aether, das
Chioroforro a. A., örtlich das Cocain gehört,
ncnnf man auch *la.< Gefühl .nifliebende
Narcotica — anä sthesireudc Mittel,
Anaesthetica (s. d.). womit man aber nicht
etwa den Begriff verbinden darf, dass sie in
besonders ausgeprägter Weise die sensiblen
Nenren herabsetzten, vielmehr ist ihre Haupt-
wirkang anf das Gehirn gerichtet, dessen
Reftexorregbarkeft te herabgesettt werden
soll, iliiss 03 nnfühig zur Wahrnehmung
äusserer Eindrücke gemacht wird. Aus diesem
Grande sind genannte Mittel auch ^<')itnerz-
ptillendf f A ii o d vn Murpliin <;.']iürt nii'ht
hieher, eis ibt bei dtü lueibU'U 'Ihit-reü als
Anästheticum nicht brauchbar, weil das
Knregongastadiuni in sehr prävalirt, wohl aber
liast «s sich in Verbindung mit Chloralbydrat
als A ljuvans gebräuchen.
Andere Mittel der narkotisrli.Ti Ueihe
beeinflosscn die Centralüigaite Jts Nerven-
systems mehr in der Art, dass sie die in
dieser Sphäre besfohendc gesteigerte Sensi-
bilität und Erregbarkeit Oberhaupt herab-
setien, also allgemeine Xervositüt, grosse
SchreekliafliriteiC psfcfaiscbe Exaltationssa-
stände a. dgl. aufheben, man nennt sie daher
kurzweg Beruhigungsmittel — Scdantia.
Sedativa, Paregorica (Bronikalium, Caw-
nabis, Atropin, Hjoscyamin a. A.). Einselne
derselben verwendet man auch bei irritabler
Schwäche, leichtci Eiii c^liarkeit des Ht-rzons
(Aconitin, V'eratrin), sowie bei jenen Nervea-
stOrungen, die sich nnter der Form von tm«
willkflrlirh'pn Mii^kf'lrontractionen üü'^sem,
man nennt äie dulicr auch krampfstiliende
Mittel, .\ntispasmodica, Relaxantia. Diese
«rscblaffendö Wirkang auf die Moscalatar
Icann indes nicht nnr dareh Snbstanzen er«
wirkt werden, welche atif <las Gehirn wirkeii,
sondern auch durch sokhe. welche entwoier
die Reflexfunction des Rückenmarkes herab-
setzen oder atif die Thriti;_'keit der motorischen
Nerven direct li- i uUx tzenä einwirken (Coniin,
Curare) '"ler einilich die Muskelcontractilität
selbst mindern, in toxischen Gaben l&bmen
letstere — Paral^'s antia, nnd insoweit sie
dem auf Steigerung 'l-r Reflexaction des
KQckenmarkes beruhenden Starrkrampf ent-
gegen arbeiten, werden sie auch als Anti-
tetanica bezeichnet. .\nästhesirend nnd
sedirend wirken noch eine Menge anderer
Artneistoffe, wie die Aethyt% Methyl- und
läuulvörbiiidungcu, Aethyliden, Amyhiitrit,
Paraldehyd. Cyanverbindungen, Oodein. Chi-
nin, Cicntin, Camariu, Delphinin, Datnrin,
selbst manche Metallsalze (Zink, Wismnth,
Ar-^cii. Siiberi, ferner l^"alieyl;?i'l«ri-. Cnrbijl.>aure
gegen Krämpfe, die ätherisch-öligen i'tianzen
etc., man kommt aber in der Thierheilknnde
mit den erstgeDamiteii obigen Mitteln gani
gut aus.
Bei der Einwirkung auf die (ulnrnfunc-
tionen bemerkt man fast immer eine bc&timmte
Beihenfolge von Erscheinnngen, ans denen
venmi?het werden muss, daFs die einzelnen
Theile de» Gehirnes nicht 'n\ gleicher Zeit
betroffen werden. Nach dem Gebrauch von
Alkohol z.B. werden zuerst die Functionen
der Groeshimrinde gesteigert, spfiter herab-
gesetzt, hierauf die Coordination It Bewe-
gungen gestCrt, dann die wiilkUrlicben
Bewegungen aufgehoben, nnd in giftifcen Gaben
wird die Athmung gelähmt Die Wirkung er-
streckt sich somit auf die verschiedensten
Theile des genannten Centralorganes und geht
vom Grosshim bis swn Kleinhirn and weiter.
B«! anderen wird das verlängerte Mark noch
vor dem Grosshirn sifficirt, wi" /. B. das
Respirationscentrum durch Belladonna. Nico.-
tin, Blausäure. Beeonders betroffen wird
>las Cuordtnationscentnnn .lurcli ''i niin, S'nn-
tuüin, das Schweissceiitrum durch l'ilucarpin,
das Hrcchcentrum durch ,\pomorphin (mit
Aaanahme beim Schwein) oder wird bei
anisthesirenden Mitteln das Sehmerzgefahl
nneli früher aufgehoben, als das Bewusstsein.
Das Wie deaZustaDdekommens genannter
Xervenwirknngen lisst sich nicht genau an-
geben and ist man trotz des oiftigen Stodinma
des Wirkungsmechanismns noch sehr anf
Hypothesen anirewiesen. Es steht nur so viel
fest, dass die ^Nervenmittel im Ganzen meist
direct anf das Nervengewebe selbst losgehen
und dieses physikalisch oder rhemisrli alte-«
rireii. indem eben eine ganz besondere Afli-
nitiit dieser Arzneistoffc zu den Nerveniellen
oder Ganglienkugela besteht Von dA physi-
kalischen ErklSmag der ^wlrkdng, dahin
L'ehcnd. dass Aemleningen der molcculärcn
Constitution im Nervensubstrat vor sich geben,
ist man in neaester Zeit fast gans wieder
abLr''knmmen, seit die Untersueliungen von
Buchheiiii, Binz, Rossbaeh u. .4. gelehrt
haben, dass es offenbar chemische Verän-
dernngen a. sw. des EiweissmolecftU sind,
von denen die Wirkungen aasgehen. Dass es
sich dabei hatiptsfiehHoli um i henii-M-he Ein-
Avirkungauf dieeiweissartigen Körper
handelt, scheint daraus hervorzugehen, dass
alle Agentien, welche auf die Muskeln be-
sonders einwirken, wo doch nur von eiweiss-
artigen Körpern die lleje sein kann, immer
auch die Nerven afßciren, und eine weitere
Stutze ftr diese Theorie bildet nach die 'von
Rossbach gefundene Thatsache. dass, sobald
nnr kleinste Theile gelöster Nervengifte
(.Morphin, Atropin, Veratrin, Strychnin) auf
das Nerrengewebc geträufelt oder mit Mus-
kel- nnd Serumeiweiss tusammengebiacbt
werden, das Eiweiss wesentlich ver&ndort
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NABCOTIN. -- XARKOSEAUSPtHRUNO.
rt
wird, d.b. sein« Afifinität zum Ozon einbQsst,
in eine weniger laslictie Form QbergefQhrt
wifl und gerinnt. Mit iltr Amiiiliitu', >l;iss
die mit der Affinität zu den Nerveoiuitti'ln
bMondera begtbten Albnmimte in Teraebiede-
nen Absi hnitten des Nerrensystems auch in
rerschiedener Menge vorbanden sind, liease
sich auch erklären, warnm einzelne Arznei-
ttofle Torsagsw«ite auf das Oehim, andere
raf die Mednlls oblongata, das Rflekenmark
oder di'- peripherisciien N>rven wirken.
Daes es baaptsäehlich die Alkaloid«» sind,
welche Neiren- nnd Moskelgifte iibf^cbtn, er-
klärt sich sowohl daraas«. Jas^ sif fartisih
fa«t gar keine Verwandtschaft zu dtu Schlciui-
riaiifen. liciii Bluti- oiicr den bei der Einfährnng
in den KOrper sanäcbat zngftDglichea üeweben
baben, alto niebt von tonieiienin gebanden
"der fc?tsr?'haTten werden, sopilorn vom Flute
aas lumeist üirect zu den Centiiiluiganen des
NervensTstemes faingeleitet nnd hier eine Zeit
Iwig eingelagert werden, um den Oxydations-
process. die Bmährnng überhaupt zu stören,
denn si-hon isnm c-ringfügig*:" Kiuwirkuniren
Tenn^igeD bei der aasserordeatlicben Empfind-
lidikeit dea XeiTeAfewebe» «cbwere fanetio-
T)f]\f AbÄTid»*rnn<reTi hprrorruroffn. wie dies in
keinroi anderen .Svsitcme vun Organzeüen der
Fall ist.
Aber aneh rom Blate seibat aua imd oboe
eb«iinsehe Aetion auf die yervenrabattnz
k'nriHn narkotisclic Wirkuiii^fn zu Stande kom-
men, wollt) trewisse aui dus^elbe wirkende
Stoffe, 36. B. Knblenoxjd, eine secundÄre .Alte-
ration bedino;. ii oder wenn durch Nervenmittel
die Ge^siiinervation in den Centraiorganen
■irif Veränderung (Erw< iti runp oder Vert'nge-
rang)erleidet^die filatsafuUr onddamitaach der
Blntdrack im Gebira Terindert werden. In
der Tbat findet man aufh brinfiir, insbt-'sondere
bei Vt-ririftunKen mit niifkotiächen ätofien,
ansgefi}>rnrhpnc Hyperämien in ivt Sdlldcl-
h&hle und derea Aa«kleidungen. u. zw. nmso-
roehr, je st&iker das der Betäubnng oder
I>ähmQiig vorhergegattgvno £Keitattons»tadium
geweeea ist, ^'o^^i.
NarMtill (Opianln) €„H„NO,. Ein im
'>piuin frei vorkomnien les Alkahdd. welches
daraus durch Auszieh- ti mit Aeilier gewonnen
werden kann. Behandelt man Opium mit ver-
dünnter Saisaiare, ao bringt man dabei alles
Nareotin in LÄanng, ans der es dnreh Soda
Mil.T Kalk ir-'fällt «erd.-n kann. TiMrt laiii:e
Nadeiii oder rhotribiscite Säulen, wtl ' lif bei
fTtt*^ C. schmelzen, unlöslich in Wasser, lös-
lich in Alk'iliiil und Aetlier sind. In Vitriol löst
es sich mit K'i'inlieh gelber Farbe, beim Er-
wärmen wird die LOsung orangeroth, dann
cannoiaiaroth and beim J£o<hen mit ächwefel-
ttnra aehmafcifr rotbTiolett, ist ttel weniger
giftienl-- Ilium. liid-isch.
NarcotinuiB. Da» Narcutia d.). das
in Opinia neben dem. Morphin quantitativ am
stiilüiten vertretene Alkaloid, verdient hin-
siehtlich der Wirkung auf die Säugethierc
seinen Namen eigentlich nicht, denn eine
Narkose tritt bei denselben 40 inconstant auf,
daa« ea gar keine Yervcythnng linden kann^
in den Vordergraad tritt Tielmehr daatetani»
sehe Stadium, das wahracheTnlieb ton der
Mednlla oblontrata anstellt. Hioiiach gehört
die Base nicht zu der .Morphingruppe, sondern
zu der tetanisirenden, deren Repräsentant
(neben dem Tbebaln nnd Papaverin) das
Codein ist. Vo^el.
Nardenwurzfll, auch als Garaffclwur-
sei bekannt, botanisch die gerbsftarebaltige,
neUnnartig rieehende Nelkanwnrtel, der ,
Wurtelstou der Bosace« Ganm nrbanam
(s. d;) • Vo^ti.
Nardns Celtica. eine ^ alerianee beson«
d. rs der steierischen und Kürntbner Alpen,
deren Wurzelstock einen baldrianäbniichcn
Geruch besitzt und vt,m Volk.j auch wie die
Valeriiiriiiwur/f] gebraucht wird. Vogel.
Nardus stricta, Steifes Borstengras,
Grarainee (L. III.) trockener und sumpfiger
Weideplfttse, weiche neben den Carexarten,
der Erica, dem Gnaphalivm n. s. w. ancb anf
sandigen Rer^rtrift' ri und Wiesen vorkommt
nnd ab schlechtes starres Futtergras das
H«n verdirbt. i^iv/.
NarkoseauifOhrung. T.i- t'en Anzeigen vor,
die Thiere gegen schmerzhatte EingritTe un-
empfindlich, bezw. jeden Widerstand »elbst
bei gebundenen Tbieren anmöglich zu macben.
so können ansser mechanischen Mitteln auch
chemische Stoffe in Anwendung gebracht
werden, welche die EigentliOnilichkeit beaitzen,
dasa sie das Bewnsstaein rauben nnd damit
mehr oder weniger L'nempfindliehkeit schaffen,
so dass durch die jetzt eingetretene Passivität
ein rascheres nnd sichereres Handeln ermög-
licht ist. Um an diesem Zwecke an gelangen,
steht eine Menfr« narkotischer Arznei-
mittel ?r.r VcrfÜLTiinsr. lässt sich ab> r titii
ein kieiiiir Tin ii derselben tbierürztlich ver-
wenden: iler^< 11m' genü^'t indessen vollständig
und findet auch jetzt allgemeine Anwendung
in der Praxis. Es sind der Aether. diis Chloro-
form, das Morphin, Cocain und der ,\lkohol.
Von dem Ervthrophlatn Hegen noch nicht ge-
nOgende Errahmngen vor. Die übrigen eben-
falls als Narcotica gebrauchten Sr. fle sind
zwar, wie das Chloralhydrat, Paraidehyd, Sul-
fonal, Urethan. Hypnoii n. s. w., treflliche Be« ,
ruhigungs- und Sehlafmittel, allein keine An-
ästhetica. deswegen für obige Zwecke praktkch
nicht brauehbiir, wir sehen deshalb von ihnen
an diesem Orte ganz ab.
Für Aniisthesirzweckc kann man nnn
zwei Wege wähli II. M.ni besehräiik: si. b ent-
weder auf die in Frage kommende Körper-
steile, indem das Ontrulorgnn fÖr das Be-
wii-i-ts.'in Uli''! Jii Euipni!'lnn.r _',iri7 nt;=:-:-f'r Spiel
gelansvii wird (loealc t hirur^K-^i be .Viiiistbesie),
oder man zieht aueh dii .,es in .Mitleidenschaft
und erzeugt eine sich Ober den Ge»ammtkOrper
ausbreitende allgemeine Unempflndlichkeit
Die locale Anästhesie vi-rning wegen
ihrer Einfachheit manche Vurtheil« zu bieten,
obwohl daa Wirkong^geblet nur ein sehr be-
seliränkt. s sein kann. In trüberer Zeit bediente
man sich bauptsäcbiieh. mecbaniäch«r .Nüttel
und sachte durch starken Druck anf di«
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78
NARirOSEAUSFOHRUNG.
betreffenden Nenrenstämme eine ürüiche Un-
empfiD^iehkeit hervonnrafeii. Von besonderem
Effect kann diese Verfuhningsweise nicht be-
gleitet »ein, selbst auch nicht durch die An-
wendung der jetst in Gebrauch stehenden
elastischen Compreuen, der Esmarch'achen
und Martin*8chen Binden oder Schnüre, welche
iiielir nur eine gewisse Blutleer« des Opera-
tionsfeldes zuwege bringen, bei stftrkerem
Einsehnftren aber leicht L&hnrangtsnstlnd«
eraeugeii. Aetln^rtind Chloroform, indem
sie zeratiiubt aut den betreffeuden Theil ge-
bracht werden, entfalten gleichfalls an&sthe-
sirende Wirkangon, n. tw, dareb Verdanstuoga-
k<e, die bfe n 17" ansteigen kann.
])i<scs von Kichardson angegebene Ver-
fahren hat die in dasselbe gesetzten Holfnangen
nicht erfBllt und genügt den praktischen
Ztyeckcn ny.< lirin Grumi«.' nitlif. weil ilcr
Acthersi)ra) nur die Haut uneniptimllich
macht, nicht über 1 cm in die Tiefe vortj. iit
and dasolbst inuner erst einige Zeit auf die
angesohnittenen Oewebe einwirken mnss, bis
sie anS-sthc'tisoh geworden sind. In einzelnen
Fällen, bei sehr empfindÜrhcn Thieren er-
reicht man somit nur den Zwi k, wl-ihi bei
Operationen hauptsächlich «lie Haut mit ihrer
nichsteu Unterlage ins .Sjiiel kumml. Ein
neues Mittel ist seit 1885 in Gebrauch ge-
kommen, das salzaaure Cocain, welches
die sensiblen Nemenendigungen in Ihnlieher
Weise lähmt wie Curare die motorischen,
vorausgesetzt, dasä man es auf wunde Flächen,
auf Schleimhäute oder unter die Epidermis
bringt. Die Application geschieht durch Ein-
pinselungen der Losungen des Alkaloidsalzes,
und verwendet man 5 — 10* '„ige in das Auge,
auf Schleimhäute u der Wandflächen, Geach wäre,
Fisteln, anf die Hant SO%ige. Letstere wird
indessen erst unemptindlich, wenn man auch
kleine Mengen in üie selbst «^iiispritst. Auch
diese Art der localen Anästhesie ist umständ-
jiieb. da Wirkangen nur in kleinem Umkreise
in Stande kommen, die Aufpinselungen oder
Injeetionen an versehiedenen »Stellen ^reinaclit
werden müüäen und man wiederholen muss,
sobald der Effect nachzulassen beirinnt, was
gewöhnlich schon nach wenigen Minuten der
Kall ist. Irn (Janzen lässt bei den Hausthiereu
die Inteni^itiic des Wirkungsgrades des Co-
cains (mit Ausnahme im Ange) an wünschen
flbrig und bleibt im cntxfindeten Oewebe die
Anästhesie in der Regel ^anz aus. wenn
nicht anch die Umgebung cucainisirt wird,
wesentlich begünstigt wird sie aber durch vor-
herige Anlegung einer guten Druckbinde (dem
Herzen zu) Ueber nachtheilige Folgen des
< 'ocaiitchlorids ist bis jetzt thierärztlich nichts
verlautbart worden. Die Einreibungen von
Gtoealnsftlbehen «ntspreclien so wenig prakti-
sehen Zwcfkcn, als die Chloroformsalben, da-
gegen bat man in neuester Zeit die Be-
obachtung gemacht, dass eine Reihe der
Terschiedeosten chemischen Stoffe eine her-
Torra?i?nde locale An&atheaiekraft besitzt,
WC Iii "i ■ Mittel subcutan schon in geringen
Mengen applicirt werden. Zu ihnen gebOrt
insbesondere das destilUrte Wasser, «in«
tichwache Lösung von Salmiak. Eisencblorid,
äthjUehwefelsanrem Natrinm. Antipyrin. Hr-
«iriH'hinon: desgleichen i-^t sehr wirksam Ka-
miileu- oder Terpentinöl. Unwirksam ist Brom-
kalium. Die Anästhesie beim Aqua destillata
dauert bei JCaninchen etwa % Standen (Lieb-
reich).
.Allgemeine Anästhesie. Wie schon
oben bemerkt, kann es sich biebei nur um
Aether, Chlorofora und MoTphtn handeln, vmi.
stehen auch nur sie, nachdem jetzt ihre prak-
tische Brauchburktiit erprobt ist und auch die
Application eine sehr einfache ^ein kann, im
allgemeiaen tbierftntlichen Gebranche. Ein
Untertchied in der Wirknng beider Hanpt-
L'i'tt 1 des Aetliers und Chloroforms,
betretts ihrer Zuverlässigkeit und Ungefähr-
iichkeit besteht eigentlich nicht, wenn sie
von tadelloser Reinheit sind. Die für den
Menschen aufgestellten Wirkungsdiffercnzcn
kuntien auf die nervös weniger sensiblenThicre
nicht übertragen werden, doch gilt der mehr
flüchtige Aether als intensiver nnd schneller
wirkend, und ist auch gewöhnlich das initiale
Stadium der Erregung, besonders bei grossen
Hunden, etwas mehr anhaltend. IHe Steige-
rung dtT Keflexihilität ist oft eine recht aus-
'^'eprägte und folgen dann Krämpfe, Speicheln
lind f>brechen nach, dafür aber auch meist
eine intensirere Narkose. Chloroform gebt
milder vor vad ist bei den Thieren nicht immer
ausreichend genug: namentlich Pferde sind
mit ihm niemals in volle Narkose zu bringen,
während sich Kinder merkwürdigerweise en«
pfindlicher zeigen. Um hier anszagleicheo«
mischt man zur Zeit alltfemefn beide Alko-
hole, am besten zu gleichen Theilen. In
dieser Combination erreicht man bei allen
Hansthieran dnegenflgendeBettnbang, welche,
wie jetzt Tausende von Fällen lehren, bei
sonst intacten Thieren stundenlang, und wa»
die Hauptsache ist, ohne Gefahr andaaern
kann. Allerdings mnas die Application imowr
wieder fortgesetzt werden, sobsld die An-
ästhesie nachzulassen anßkngt, es lässt .sich
aber auch dieser Umstand in der Hauptsache
umgehen, wenn die Wirkung der beiden flücli-
tigen Stoffe dailurch stribiler gemacht wird,
djibs mau das mehr gleiclimäsbig anhaltende
Morphin der Narkose etwa fünf Minnten
vorhergehen l&sst. Man erspart dadurch gieioh-
jceitig an der Menge des Aethers nnd Chloro-
fiirms. Von der ^Mischung letzterer Mittel liitlt
itiau für die groäaen Uausthiere beilauäg 100
bis 150 g bereit, gewöhnlich kommt man mit
60 g aus. Für Schafe und Ziegen bedarf <->
eines Quantums von 20—30, für Hunde eben-
soviel. Das salzsauri' Mi»r[ihin wird subcutan
angewendet, und braucht man für Pferde und
Binder 0-8— i'O, fSr Hände Für
let^t'Te Thiere reicht dat zugleich hyimoti-
sirendc und anästhosirende Morphin sogar
fttr sich allein hin (Fröhner), nnd wird es
von manchen Praktikern selbst der Chloro-
formmischung vorgezogen, die hypodermati-
schen Dosen n)ns>rn dann aber etwas ge-
steigert werden: Uoffmann gibt sie für
kleine Hönde sn 0*0), für mittlere in 0-S und
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NARKOSEAUSFÜHRl NO.
79
flir gr^f^'^e 70 0*3 an. Die Anästhesie ist meist
keine i^nai vollst&ndig'e, aber ausreichende ;
Todeti?efahr wurde erst bei weit höheren Gaben
eiakietea. Eine Beimiscbang von Alkohol
nr A«1ii«iiirifehiiiig, wiesle Mi wbrn«r?ll««D
Menschen empfohlen wird, ist überflQssigf, weil
die betaaboDg nur ungebahrlich rerzOgert
Wirde, wobl aber kann dies bti Katzen ge-
schehen, wo es insonderheit darauf ankommt,
nvr gerintre Mengen and auch diese langsam
einwirken lu n. ( j e gen a n z ei ge n für
die aUcemeine Anästhesie liegen vor: bei
■MiMiMben and sehr «Iteii Tbieteo (nicht
»bfr bei sehr jungen) : bei grosser Nervosität
and Aüngvtlichkeit, wie sie besonders bei
Händen ia der Zwangslage zaweilen hervor-
tritt; bei sn vdkUicbem Fettansstee (rasche
▼•rfMtQiifif des Hemmnkeb); bei Lnngen-
und Herzkrankheiten, hei Störungen der Cen-
traltbdi« des Nervenspteras; wenn die £ven-
taalitftt des Schlachtens in Aasstchi za nebaeQ
ist. Träi htii;keit schliesst nicht absolut ans,
ancb geht Morphin nicht in die Milch über
(FrOhner). Selbstverständlich inuss immer
eot die £üiwilli^Dg des EigentbOmecs ein*
fvbolt werdn.
(jegenwilrtig wird nur mehr darch Ein-
athmongea uarkotisirt, die Qbrigen Metho-
den, wekthe die Anästhesirmittel in die Sub-
cntis, in den Magen oder per clysma einfahren,
sind meist anzweckmässig, praktisch nicht
brauchbar. Es entgeht dabei der Haiiptvortheil
der labalationsmethode, n&mlich die Möglich-
keit, bei drobender Gefabr die Naitoae sofort
onterbrechen und einstellen zu kennen. Eine
Ausnahme bildet das EinscbQtten von Alkohol,
TOB dam Bsn in Nothf&llen in der Rindvieh-
Mana «nd Oebnrtshilfo Gebrauch macht, um
die Tbiere durch Beraoschnng in einen narko-
tischen Zustand 7.n versetzen. Zu diesem
Zwecke verddunt man den Alkohol mit 55%
Wasser and gibt ran der Misebaag den Rin»
dem ' ,—1 1 ein
Besuiidere .\j)pariite für die Einath-
BUDgen sind für die gewöhnliche Praxis kaum
astbwswdig nnd haben eigentlich nur zum
Sweckt, den Terlast der labalattonsflOssigkeit
einsoschrSiiken. indem die Thiere peii<ithi<,'t
werden, die atmosphärische Luft durch die
betoaffeade Taniebtaag w&hrend des Ein-
athmens einzasangen. Tlauptbedingnng ist
dabei, dass in hinreichender Menge Luft
mit den narkoti.schen Dämpfen in die
Langen einstreichen kann (do*/«), nnd
dieser TeranssettmigvennjlgeB eben die meisten
in thierä ritlichem Qebrancli stehenden Appa-
rate nicht zu gcDiigen.
Zu solchen zum Theile halfterartig an
den Kopf gMchnallten Vorrichtungen gehCrt
s. B. der Inhalationsbeutel von Reiirser
fWien 1h3S'), Welcher in der Heri n <rVcli. ii
Operatioo«lehre abgebildet ist, aber in der
Praiia kaum Gebranch gefunden hal Oans
so verhält es sich auch mit dem Defays'schen
Apparate (Jonmal belg. 1841), der durch
Zangger (Wochenschrift von Adam 1879,
p. 165) vereinfacht warde, aber an dem Uanpt-
mangel ungenftgender Aas- and Sinatbuang
leidet. Brauchbarer ist die gläserne Inhala-
tionsröhre von Teuf fei, wie sie nebenstehende
Abbildung (Fig. 1304) wieder^ril»t. Durch den
Qamniaeblaach an der rechtsseitigen Glas-
röhre wird mittel einer Gammibime fort-
während Luft durch die in dem unteren Bogen
betindliche Chloroformmischung hindurcbge-
pumpt nnd sammt den narkotischen Dämpfen
durch den linksseitigen Schlauch in eine dicht
Aber den Vorkopf angelegte Ledermaske ge-
ieitet, wo sie eingeathniet werden mus^. Das
Aosaüuuen erfolgt durch eine am unteren
Bnde der Maike anfebrsebte Ventilaftiang.
Der Apparat kann fflr pros.a;e und kleine Haas-
thiere benatzt werden, sichert aber ausreichen-
den TiQfteintritt nar bei den letsteren. Ein
fif. iaS4>' ffllstm« lakaUlkBSietire von T««rf»L
TTebdstand bestebt ^stin, dass tfeb hiafig
der Eintritt der Narkose stark verzüi^ert und
die Vorrichtung leicht zerbrechlicher Art ist,
dagegen kann der Verbrauch von Chloroform
als ein sehr geringer bczeiehnei werd'-n. .än-
dere Praktiker bedienen sich der Ualbkugel-
förmigen Drahtcrestelle (Esmarch). in deren
Hohlraum der Vorkopf bis fther die Nasen»
Ofltaungen raOgliehst laftdieht eingesteckt wird.
Die leicht dehnbaren T>rahtkörbe lassen sii h
nöthigenfalls an die Form des Kopte- an-
drOcken nnd swingen so die Thiere, das in
das Innere geschüttete ChlorKfonn. welches
durch ein die Aussenfläche umspannendes
Flanelltucli aiisesau^^t wird, saniint der durch-
gezogenen Luft einsuathmen. Hier ist be-
sonders dafür sn sorgen, dass sieh die Tncli-
maschen (Ür Luft iii< ht verstopfen und der
Korb möglichst weuig entfernt werde.
Die einfachsten Apparate sind passende
Gefässe, wie s. B. ein Maulkorb, ein Becher
n.dgl., in welche man den Kopf steckt und
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80
NARK08EAUSFOHRUNO.
einen (vorher in Wasser ausgedrackUnj
SchwaiDm einlegt: die OefTiiung kann mit
einem Tache leicht bedeckt irexden. Den»
selben Zweck emicht man anch mit einer
Art F 11 1 i t- rli »■ u t 1 . i].-n man >i' li ;iu-i
gew«jhali<-hcr iiauiuwoilgn-'f Ixi >{.11j. I>-'r
Seil w am m, ein Werg- oder Wattebaasfli
u. dgl. kann kur7Wi i,' auch blds vor die Nase
gehalten, wohl am h in eines der Nasenlöcher
eingeführt werden, eine etwa nachfolgende
cat&rrfaalische Keixang der Schleimbant ist
nnerheblieh. Bei all aen j^enannten Inbala*
tionsweisen ist \ft]]r <;,'wri!ii für ausreichfii-
den Lufteintritt gcK^-le«, selbst wenn man in
jedes Xauenloch einen Schwamm einführen
wollte; der Mehrverlust von Chloroform kann
kaum in Betracht kommen. Bei den kleinen
Hausthicrcn kann ebenfalls irgend ein becher-
artiges (ie&si verwendet werden, oder hält
man wie beim Menschen ein Tasebentnch,
auf welches die Flössipk. it ^rtrüufrlt wurde,
vor die Nase, .selbstverfUiuilich juit der Vor-
sieht, imn dasselbe nicht um die Na-senOH'-
nonsen imgedrflckt oder die ('hlorofurm-
miseliDni^ aar die blosse Hant oder die Schnauze
L'. -rliüttt'f werde. Der Vorwurf der grossen
Feuergeiuhrlichkeit, der beoonders dem Aether
gemacht wird, ist nur insofcrne gereehtferti^.
;ils die.ser sich al!' rdings durch Annfiherung
eines Lichtes eiiizünüet, indessen auch nur,
wenn die Flamme von unten her einwirkt, da
sich die Aetberdftmufe nicht nach oben ver-
breiten, sondern senken. Ein glQhender Draht
oder der Thermokant r bi' f f Jv< Iii> Gefahr,
denn der Aether kommt dadurch nur ins
Sieden, aber nicht zur Kxplosion.
Zum Ei nathmen lassen ist stets ein Ge-
hilfe notliwendig. der enUiprechend instruirt
werden rauss. D' n .Antani,'' der Xarko.<ie leitet
der Operateur ei», indem er nach Zugiessen
der n&thigen Menge nussiekeit so lange ein-
athmen Iftsst. b^^ Tlii.r anfaii-jt, auf
Nadelstiche nicht mehr zu reagirt-n. Ein
solcher Betäubungszurtand daaert ji doch, wenn
jetzt mit dem Inbaliren ftasgesetzt wird, immer
nor einige Minnten, es rouss daher dnrch den
Gehilf -n ilafnr gesorgt werden, dass das Ein-
athuieu rechtzeitig, d. h. vor dem Nachlassen
derBetäobnng oder den ersten Anzeichen des-
selben wii^^M- anfiTonommen wird. Vnr/eitiges
Erwii« iicu m-d.-.t, gajtz vermieden werden. Bei
der Narkose will man nur auf die Gehirnrinde
einwirken, von der keine Gefahr drohen kann,
diese tritt vielmehr erst ein, wenn aneh die
.M' iliilla oblongata betrolT<'n würde, was sirli
zunuchst durcii un regeliuasäigeAthmung
und zeitweiliges Aussetien einselner
Kesj» i r at i <tu szü ge nach an s' n zu erkennen
gibt. Der Tod erfolgt bcju. A-ther stets
durch Luhmung der Kesiiirationscentren,
während das ilers fortarbeitet. Bei reiner
Ohloroformnarkose kann auch Letztere« inerst
vtillf.-,ti'hr'n. Hiciiarh wir.l linjlnvor.dig, im
.Stadium der Bewusstlosigkcil die Athiuung,
unter Unisianden auch den Puls im Aage Stt
behalten, um dann ali^bald. sobald sich in dorn
einen oder anderen System eine Arhythmie bc-
merklicfa macht, die Inhalationen einsQstellen,
eine Vorsicht, weiche den jetzt im Grossen
geroachteu Erfahrungen zufolge ausreichend
genug ist, um Bedenken su beseitigen. £im
glacklicber Umstand ist namentlich, dass die
liespirati •n-'Uihmung sehr fi iiiizt itii: hi-iiK-rkt
werden kann und sich leichter beseitigen
lässt, als die Synkope, die mehr dem Chloro-
form zukommt. Aus b tztt'n in lininde wird in
neuerer Zeit auch vieUat;li A< i!i< r der Chloro-
formmischung beim Menschen und bei Hunden
(Füterj vorgexogen. Wirkliche Gefahren fOr
den Fortbestand des Lebens treten weit nieht
-o ItMrht auf. als rnari früher befürcht. !.-. oft
sind sie nur scheinbare und lassen sicli ausser-
dem derartig asphyktisch gewordene Thiere
viel leichter und sicherer wiederherstellen, als
dies bei dem so hoch im Nervensystem ent-
wickelten MeiiS'-h' ti der Fall ist. Darauf deuten
auch die ganz auverhältnissm&ssig hohen
Todesgaben der hier in Frage kommenden
Nnrcotica i.ir. Zudem tr'-Iifii di-'' meisten
drohenden >ymjjtomc uuttailend rasch auch
von selbst wieder vorfiber, and lassen sich
ohnedies die Thiere, wie schon erwähnt, nie-
mals in so völlige Narkose hlnttberfflhren, wie
3Ienschen. und v. i-scii windet sie deswegen
auch schneller, bei Hunden schon in 3,
; bei I'ferden in i — "> Minnten. Obwohl nll-
jährlich Tausende von Thieren narkotisirt
werden, berichtet die Literatur so selten von
Unglttcksrälleii. da.ss diese fast als ausge-
schlossen betrachtet werden können. Böhm
gelang die Wiederbelebung bei Thieren noch
nachdem ila"- Il' iz silion m- br als 10 Mlmileti,
die Athniung meiir ul» ü) Minuten stille ge-
standen hatte. Zu der kurzen Andauer der
Narkose trägt offenbar die proportiMii' II ab- r-
aus grosse ausdünstende AlveokrUiiLLic der
Lungen viel bei. ebenso kommt der Umstand,
dass die Thiere viel seltener au Uerakrank-
heiten (Klappenfehler ohne eompensatorische
Herzhypertrophie, rechtsseititr'' IT. rzrrnt;ite-
rung, fettige Degeneration .ie» Myokards)
b'iden, ihnen ebenfall« zu statten und ver-
ringert die Gefahr wesentlich. In dieser Be-
ziehung sind indes Hunde letzteren etwas
mehr ausgesetzt, als die grossen Pflanzen-
fresser, obwohl die Aethernarkose bei ihnen
ganx wohl mehrere Stunden lang unbedeok-
lich fortgesetzt werden kann. Immer mnss
j es aber Sache der Vorsicht sein, jeuer all-
•■ gemeinen Anästhesie eine sorgfältige pbjsi-
i kaiische Unterauchong der Bmathohle vor-
I hergehen za lassen nnd insbesondere in eon-
>t.iiiren, dassdii -\ -t ili-. hi-n Hrr/t'"ii.- ib'Utlich,
T' in und in re{{elniäs»ig.^r Folge vernommen
Werden, denn es kann unter Umständen, wie
schon angegeben, auch Herzstillstand (Syn-
kope) eintreten, trotzdem die Athmung fort-
dauert.
Wären nichtfdestoweniger Wiederbe-
lebnngsmittel nothwendig. so handelt es
sich in erster Ueihe um Application von Haut-
reizen, welche energisch anzuwenden sind,
Ulli rasch nnd kräftig genug zum Geliirne fort-
geleitet zu werden, sowie um Einleitung von
iliretteu Gehirnrcizen und künstlicher liespi-
rution. £rstere Reize bestehen darin, daasman
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HABBAGANSET'PASSOlXGER.
81
di« Haut imd besonders d«n Kopf durch ksites
Wa>sr?r bespritzt nn.l tflclititr altfr.ittirt, Terpen-
UuoiltespriUaogen heltVn kruttig uach. Ausi$er-
dem ist notlivandig: frische Liiftzufahr, liie-
dienlassen an Ammoniak : subcutane Kaiiiptier-
(Taben, Emporhalten des Hintertheiles (reich-
I:> h. res UinstrOnicn voti Eint naoii dem Ge-
hirn) sind, wie auch die Anwendung von
Elektricität in Form des Faraday'schen oder
Indnctionsstromes, Elektropunctar am Herren
ebenfalls vortheilhaft. Die künstliche Respi-
ration ist sehr wirksam und geschieht am
besten ducb wechselnden Drnck auf die
Tb«raxwandangen, seitHche Presfnngen be-
sonders dfr hiiitfren lüifiitiibögen und plöta-
licbes Nachlassen des Druck<'^ mit uachfol-
graden Streichungen mittelst der Faust, welche
von der Dauchgegcnd gegen das Zwerchfell
in der l.'m kenlaee bei niedriger gehaltenein
Kopfe und Aus>'iiiaiiilfr.s[ir».'itzrii d-r VoriliT-
0k8se sa geschehen haben und wodurch deut-
liehe In« nnd Exspirationen ansgelSst werden.
Dass < s zur Regel gehört, die Thiere f r>t
in liegendem Zustande za bet&nben, wird
ham» ertrtert in werden brauchen. Noth-
wendig ist dabei nur, dass fdtiri h Tieferhalten
des Kopfes) die Zunge nicht, zurückfallen
kann« dass der Brustkorb nicht belastet werde
ond man namentlich Icleine, nervOse, sehr
ängstliche Thtere nicht tn fest halten läs^t.
Im Stehen k''nn*-ii dir' Ictzti'ren sich und
die Umstehenden durch Taumeln, Einknicken
in den Oelenken nnd Umfallen besch&digen.
Kann dies verliinilert werden, narkoti«irt man
übrigens auch am stehenden Thiere, da eine
•tirkere Betäubung für viele, namentlich kurz-
dauernde chirarfische Handlangen durchaus
nicht nothwtndig ist Die praktische Erfahrung
lehrt, dass sowohl die Thfitiirlveit der f?inne
als das Emptindungsvermögen in einem ge-
wissen Grade fortbestehen können, so dass
das Schmerzgefühl zwar niclit atifirt h >ben, der
Schmerz aber nicht eigeullieh aU solcher
empfunden wird. In einem solchen Zu&tande
leidlicher Analgesie lassen sich jetzt eine
Menge tbierttmUeber Operationen ausführen
und kann hier vollends von Gefahr keine
Kede sein; mit Recht lut akh daher die frü-
here Foreht vor chirurgischen Narkosen und
nachdem man auch die Anästliesirmethodt^>n
besser kennen gelernt hat, fast ganz ver-
loren, und macht die heutige Veterinfirmedicin
TOD ihnen einen weit ausgiebigeren iiebranch
als jemals, liegt ja zngleid auch ein humaner
Zweck, ein ethisches Moment darin, nicht nur
sein Mitgefühl für da» leidende Thier an den
Tag zu legen, indem man es möglichst vor
Schmerzen bewahrt, sondern auch den Mit-
helfenden nnd Umstehenden den .Anblick einer
qualvollen Operation erspart.
UteratUr: Forit*r, ThiertriUiflif Instnimeutoti-
iid4 V«rbtiidl«hT#, — Hering- Voyel, Thieririt-
IW'a» OperatioBtlehro, N>ne Aufl., I8S5. — Spinolii,
Ü»o4bacb der Patholoi;io noJ Thorjpii». !gC5. II. — Die
Arin»imItteIlphTen TQ!» H •« r» w i ? . Vo 1 on<l FrOhner.
— Se h i M ■! •- 1 k 0 , I'.i'. 1 iin in di i Vclorinlrchirnrifi«',
• ••»Urr. ü»jt«cbnfl fnr Vet*^£iiiiriii.ii«I«>, ]6»s. KJ. II. —
Ho ff mann, t'vbtr «llfemeine N'arko«>> un<l ! teala Au-
iBth»!!«. Thierme^Walfeho Vortmire, B<1. I, H'-ft 6— 6,
Cathllt <iie Goammtlitoratur. yogeL
Sock. SBefklopSdi« d. TU»b«Uk<L VII. IM.
Narrtgtitttt-Passgänger. Rhode^Island,
von den Amerikanern gewöhnlich_Little Hhodv"
genannt, jetzt einer der am dichtesten bevöl-
kerten Staaten der Union, ist derjenige Strich
Landes, welcher theilweise von der inselreichen
Narragansetbai und dem Atlantischen Ocean
uinfasst wird and erst im Jahre 1636 ange-
t»iedeU wurde.
Die daselbst gezüchteten Pferde — Narra-
ganset-HMr>e- genannt — erfreuten sich
schon vor Jahrhunderten eines guten Namens
und wurden deshalb anch hänßg exportirt.
Um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts .
waren dieselben ihrer eigenthflmlich be-
quemen und raschen Gangart we^en die am
meisten gescliitzten Pferde in ^iordamerika.
Die Indianer erkannten sofort ans den Fuss*
fa|ifen des Pferdes. H'-Ii A>-x von ihnen
Verfolgte Reiter eines Narraganset-lio^ses b«f-
dient habe oder nicht, was bei der weiteren
Verfolgung des^elhen oft entscheidend war.
Man wusste näiulicli sehr wohl, dass diese
Pl- rde ni- lit nur sehr rasch, sondern anch
in hohem Grade ansdauerad sind.
Die fhigliche Rasse ist aus den versehie-
denartigsten Kreuzungen hrrvor;,'.'L'ati'.^en und
dennoch in der Vererbung ijauz .-.ieiier.
Bei dem grossen Mangel an Fahrstrassen
in den unwirtblichen Gegendon von Rhode-
Irland, wo es meist nur steinige Saumpfade
cjali, war erklarlicherwei.se ein tüchtiges
Sattel- oder Reitpferd für den Beiseoden
eine grosse Nothwendigkeit, nnd solehes lie-
ferte die dortige Zucht in der Regel in grosser
I Auswahl. — Die Thiere besassen fast aus-
nahmslos einen sehr krät'tiu'.'n Uilcken und
starke Beine mit gnteu Hufen. Sie kamen so«
wohl im Schritt, wie im Passgange rasch vor-
wärfs, und man nannte sie lange Zeit die
besten Passg&nger (Pacer) Nordamerikait. Sie
wurden auch stets viel thenrer bexablt, als
die Pferde anderer Ra-ssen.
Der Narraganset-Passgänger ist nur von
kleiner Statur, ungefähr so gross wie der
O.illowav P'iny in Schottland und zeii;! in
der LeibesKrni häutig einige Aehnli\:likcjl
mit diesem. Er ist leicht und bequem zu
reiten, kann ohne grosse AustrengUDg 40 bis
öO englische Meilen an einem Tage — selbst
auf schlechten Weg- ii — zurn< klegen, und
macht dabei an Ptiege nnd Fütterung nur
geringe Ansprüche.
Die fragliche Rasse würde sicher noch
beute in Antetika viele Liebhaber finden,
wenn nicht die ungleich scbftneren, viel edler
gezogenen und modern gewordenen Trotter
ihnen Concurrenz gemacht hätten und nocii
raschur iaulVn kannten.
Von Nordamerika aus sind Narraganset«
Pferde mehrfach nach Westindien, besonder»
nach Cuba, gekommen und haben sich auch
hier gut bewährt. Man rühmt dort allgeniein
ihren raschen, ausgiebigen Sehritt nnd den
bequemen Pnssgnng. und sagt, d -ich frtr
cou{iirtes Terrain kein besseres, nartliujigere:*
Ross tinden liesfie, als der kleine Narra-
gansct-Passgänger.
6
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8t
KARTHECIUM 088IFRAGUH. — NASE.
Settegast gUabt, dass in dieser Rasse
wl« in den Kaclikomraen der Morgans (g. d.)
und Rl.irk Iliiwk^s unzweifelhaft di-r IJcwcis
geliefert bti, Ju^s es nicht immer rassereiner
Znehtpferde bedorfe, um niehtadestoweniger
Ausg:ezeichnetc8 zu erzielen, vielmehr im
Gcgcntheil durch unzweifelhafte That«achen
be\vii\-iMi sei, das» der F'iiuliuidi'r Jit rii h-
tigeu Verwendung einiger weniger Individuen
die Aasbildung zahlreicher Pferdefamflien
von rassf^trlei« liem Typus v- rilaiikc. die in
ihrer Art uaiibcrirotlen ilai>lüüJt.ii. J-i cytag.
Nartheoium oasifragum, Sumpfahrcn-
lilie oder Knochen bre eher, Beinbrechgras,
BUS der Familie der Coronarien, mit gelben
BlQthen, wilch>t aus.laufnul in ^an/ Kiin))>:i
auf Sumpfbt" Irii, besonders au: de» Heiden
dee nür.lliiln.11 Deutschland, und wurde mit
ünreclii als t itif di»^ KnochenbrQchigkeit be-
güustigeiidf I'llanze angesehen, wohl aber
erzeugt sie zuweilen Vergiftungszufälle
beim Weideviehf «ich auaaprechend durch
Kolik und Dtircbfall. Ehemali war da« Krant
— Tl.rba Graininis ossifragi — als
Wunduiittel im Gebrauch. Vogtl.
Narthex Asa fdtida. Eine Varietät der
Asautptlanzc Ferula Asii fdtidu L. (Scorodusma
fOtidnm B.), aus welcher cbcnfallä Stinkasant
gewonnen wordi'n suli. S. Ferula Asa fötidii.
Naaal. I>ür Ausdruck naaal wird bei
anatomiaehen Beaehreibangen im Gegensätze
zu cjiudal brinirlit. \\m zn l»e/eichnen,
dass die lietrelieiideii Fluclit n, liftnder u. s. w.
nach dem Nasenendc des Kopffä 2U gelegen
sind. Derselbe entB[iricht mithin im Allge-
meinen der Bezeichnung „>orn", ist jedot-h
der letzter. II liänlit,' aus den (»rtlndeii vnrzu-
ziohen, welciie unter candal (>. d.) bereits
niilier erörtert worden sind. J/w/A-r.
Nasale Injectionen. Einspritzun^'n ^^1n
Arzneimitteln in uie >iuat nhi-hle. S. lleilnüt-
tela|)|)licatiun.
Naaalton, a. Naaengeräascbe.
1IM0. (Anatomisch.; Ein Yorsprung des
Gesichtes, w. 1. tier mit der Na.sc des Menschen
verglichen werden konnte, ist bei keinem Haus-
thiere vorhanden ; die Nase verschmilzt viel-
mehr mit der Oberlippe so vullstiindig, duss
die Grenze zwischen diesen beiden Theilen
anatomiscli nicht genau zu bestimmen ist.
In der Lehre vom Eiterieur des Pferdes pflegt
man als Nase oder Nasen gegend meist den
vorderen Oontourdes Ko|>?V- vcn dem inneren
Winkel beider Augen bis zu den Nasenlöchern
SU bezeichnen. Müller.
Nai« (exterienristiscb) wird bei dem
Pferde in rerschiedenem Sinne gedeutet nnd
darunter znniirlist die An^l'-liiiinit' uri'l Form
der Nu.se in aniitotnisrh-evterieuristischer Be-
deutung Verstanden. *>der aber die Nase wird
ganz insb.jbondere bezüglich >] r li.itTin-
heit der iSchleimhaut derselbeü uuJ ilu«..s
Secrete.s in gONundheitlicher Beziehung als
«reine", d.h. gesunde oder amgekebrt als
krankhaft veränderte Nase bezeichnet, und
endlich in sportmünnischer Itichtung wird
^Nase^ — Nasenlange uder Nasenspitze — als
Aussprach des Richters fttr das siegende Pferd
bei dem Paasiren des Zieles gebraucht (siehe
Nasenlinge).
Nase und Nüstern fNas.-nl''her) für
gleichbedeutend zu nehtnen. i^t imorrect.
Die Nase reicht von der Mime bis herab
zur Oberlippe und grenzt seitlich an die
eigentliche Gesichtspartic und die Backen.
Ilir.> kinirliein'' Giundiag«' sind die Nasen-
beine, welche foriabestimmend für die Kich-
tung der Nase nnd die Bildung der onterea
(Tesichtslinicn sowie des Kopfes ftberhaupt
sind. Je nach ihrer äusseren BeichalTenheit
bedingen sie den geraden, den halben and
ganzen Bamakopf^ den Uechtkopf a, i. w.
(s. Kopf) und haben daher auf ^e Schönheit,
■la-s ciilrrc iider geni-'in'T.' Gepräge des
Kopfes grossen Einfluss. iJic gerade und da-
bei angemessen breite und seitlich dentlieb
begrenzti' Na^e \z\\\ als <]ie Inibsclieste.
Die Haut am Na^jt-iirücktu muss unver-
sehrt in ihrer Structur. stramm anliegend,
ohne Verletzungen und Narben sein. Aut'trei>
bong tmd Brttche der Nasenbeine, Quetschnn*
gen und scliwielij^e Verilicknn<,'cn i1< r ITaut
am Nasenrücken kommen mitunter bei Heng-
sten oder bösartigen Pferden vor, welche viel
mit dem Kappzaumc malträtirt werden.
Schlechtbeschaffene Nasenriemen an Halftern
und Kopfgestcllen, l'ntugenden der Bierde im
Stalle oder während der Arbeit können gleich-
falls Yerletiungen und Yerdicknngen derHaat
am Nasenrücken bedingen.
Die Naso kanu von Geburt aus unsymme-
trisch, durch Bruch der Nasenbeine, Neubil-
dungen oder anderweitige kiLrankheitaproceasd
an ihr oder von der 8chleimhaat der Nasen-
höhle ans ^li^.^i,'e^taI^^ t w. r icn.
Pferde mit schmcr/haften Delecteu am
NasenrüekMt pflegen auffallend kopfschea
zu sein.
Das untere Ende der Nase hut ilen X -tur-
migen Knorpel (Nasenknorpel), wel' lu r mit
der knorpeligen Nasenacheidewand in Verbin-
dung steht, zur Grundlage nnd dient je dem
innei' ii .Nas.'nflügel zur .Stül/e: H.uit an
dieser Stelle soll fein und kurz behaart sein.
Pigmentlo.se Stellen am unteren Naaentheile
sind öfters ganz unbehaart
Die unterste Grenze der Naae bilden die
Nüstern oder Nasenlöcher, als die beiden
Eingänge in die Nasenböhlen, welche zum
Ein- nnd Austritte der Luft dienen.
Die Nüstern (Na-enl'»cher) werden durch
eine Verdopplung der Haut gebildet, welche
.sich durch die NasenOffnungen in die Nasen-
höhle fortsetzt, feiner und gsns haarlos wird,
in scharfer Grenze die senwKrzlicbe Farbe
\crliert oihI in die blassrosenroth tref.irbte
feuchte Schleimhaut der Nasen- nnd Neben-
höhlen Obergeht.
.le-des Nasenloch besitzt einen inneren
uuJ ^lusseren Nasenflügel, welciie in einem
oberen und unteren abgerundeten Winkel in
einander fibergeUen. Am unteren >i\'inkel gegen
den iusseien Nasenflagel su beBndet sieb un-
gelTihr 1'/» bis 2% cm vnm Kingangsrande
cutfernt in oder nulie au der L'ebergangs&telle
der Haut in die Schleimhaut der Nase «in«
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NASE.
83
linsencrosae, scharf begrenzte üfffnung —
deren Xainen stets Tencnieden stark g^erOthet
ist — als Mflndnng des Tfirärn niuisfin anales,
■durch welche sich die ThrämMi entlefr.n,
weshalb man den unteren Nasfinviiik.-l iiuch
bei gesunden Pferden durch eine klare Flös-
*.igkeit immer feucht findet und welche
Feuchtigkeit bei kalter Witterung und nach
Aostrengaogen reichlicher vorhandeo ist. Dieser
AnsfBhrangsgang des Thrtnencanals darf nicht
fir ein f'otzireschwür oder übcifiaupt für ein
kritnkhuftC:) (jiebilde gehalten werden.
Cm die Naatem findet man stark ent-
«nckelt« Tasthaare, welche in bestimmter
Art für die Empfindung an diesen Stellen
dienen.
Vom oberen Nasenwinkel aus ist die Haut
zwisch<'n dem Nasenfortsatze des kleinen
Vorderkieferbfines nnd der Spitzo d- r Nasen-
beine in Poriii eines etwa C — 0 cm laugen
nnd 2'/»— •V/, cm weiten Blindsackes einge*
Bt&lpt, and fdhrt dieser Blindsack den Namen
Vasentrompete oder falsches Nasen-
loch. Die Haut d< r N.iscntrompete ist unge-
mein fein, zart uixl liaarlos. doch finden sich
in ihr reichliche Talgdrüsi-n. Von der eigent-
lichen Nasenhöhle ist die Nasentronipofp
durch eine Scheidewand getrennt, welche nach
aussen zu von di r feinen Haut der Nasen-
trompete, nach innen von der Schleimhant
der Nasenhöhle gebildet wird. Bei dem Wie*
h'Tn wird insbesondere die äussere Wand <I. r
Naj^entrompete stark gespannt und rügt dann
in recht «nUieber Contour über die nächste
rmgebang vor; die physiologische Bedeutung
der Kasentroropete ist nicht vollends autge-
klärt, r^ie soll den Klang des Wiehems beein-
flussen.
Bei einer schönen und zugleich gut ge-
tauten Niise sollen die Nüstern r'inmlich
weit und directe nach vorne stehen (breite,
freie Nase). Die Nasenflügel sollen dünn und
sart, leicht beweglich und gehöriit abstehend
«ein, damit die Athmung namentlich bei for-
cirterer l>i'?n>t!fibtuii^.: niilit b.>!iirul-'rt ist.
Enge, schmale, von dicken wulstigen Kändern
umgebene, stark seitlich gestellte NasenOft-
nungen gestatten der Luft nnr crschwortf^n
Eingang, beengen das Athmen und niaciiea
die Pferde Ar tchnelle Dienatleistnngen nn-
Uoglich.
In manchen orientalischen LKndem, bei
den katschingischcn Tartaren und in Spanien
war nnd ist es zum Theile noch Qblich, den
Pferden die Nüstern aufznschlitien, um den-
selben vermeintlich das Athmen tu erleichtern,
bezw dadnreh die Starke des Wiehems zu
dämpfen.
Im Zustande der Kühe sollen sich die
Nasenflügel bei einem gesunden Pferde kanm
merkli Ii. nnr ganz wenig bewegen: heim
Schnuppern und schnaubend -schnntiiienden
Athmen. wie dies feurig«- Pferde unmittelbar
nach dem Austritte aus dem ätalie JiAutig
volirflhren, sollen die Nüstern gleichmässig
sehr weit geüflnet und prall ge^-i'^iimt >eia;
Dach schneller und anstrengender Bewegung
■anss das lebhafte Nttstemspiel sieh in ver*
hiltnissmässig karser Zeit wieder ToUkomm«o
beruhigen.
Bew'.'gen sich tli-' NaseiiflilC'M Iion im
Stande ii< r Kulu' stärker uuä bdurtger als
in der .Nurin. su i-t das Thier entweder
fiebjjrliaft krank. nili»r es leidet an einem
Äthmuiig»hiiidenii*s ehrunischer Natur. Jas
Pferd ist dämpfig. Mechanisrhe Hiuilernisse
verschiedener Art für den £iu- aud Aastritt
der Athmnngslaft im Bereiche der Lnftweg«
haben bei iiielir woniirer starker .Anstren-
gung gleichfalls tiu auiiiilligt.s Bewegen der
Nüstern im Gefolge und verursachen überdies
mitonter ein rasselndes oder pfeifendes üe«
räasch bei dem Athmen, welches mit dem
Nanii'n „Kuliren" (IJoaren) bez.-ichnet wird
und eine bestimmte Form des Dampfe« ^Pfei-
ferdaropf* bedingen. Das Nfisternspiel nnd
allfUlIige Ger&nsche lui dem .\thmen sind
stets mit den Thurai- uiiJ liiau-rleibsbewe-
gungen (Flankcnschlag. Dampfrinne etc.) in
Vergleich an liehen. Die Lnft mnss ans bei»
den Nasenlöchern gleich stark austreten, nnd
kann die Pn^be Iiii ffir dur'li Vi.rlialt-n der
flachen Hand geuiaciit weiden, wuiirend die
freie Passage der Luft der Naseniiälften durch
abwei lisflmi vorzunehmendes Versehliessen
der Nuöttrn erprobt werden kann. Die aus-
geatbmetc Lnft muss ohne jeden Gemch nnd
von mässigem Wärroegehalt sein.
Die Rilnder der Nasenftffnungen dflrfen
nirlit niit niicretriicknetejn Scbieim bekli-ht
oder mit Krust>'n ln iii ey, t sein u ltr gar Ge-
schwüre aufweisen. Si hli imigi-r. eitriger oder
misäfärbiger und blutiger Ausfluss (mit oder
ohne Kelilganeslymphdrüsenschwellung) darf
nicht zugcg« !! sein. vm'Ü die>i'r ant a< ute oder
chronische (ansteckende; £rkrankung (Hotz)
der Lnftwegeschleimhant hinweist.
Die Nascnschleinihaut soll bei einem ge-
sunden Pferde blass-rosenroth gefiirbt. glatt,
glänzend und massig feucht sein. Höher go-
rOtbete Nasen Schleimhaut findet man nach
Anstrengungen versebiedener Art, bei kalter
Witterung und bei diversen Kränkln iten ; eine
blasse Färbung der ^asenscbleimhaut ist bei
blutarmen, schwächlichen nnd bei kranken
Pferden vorhanden.
Trockene oder schmutzigbraune, blass-
gelbe, mit Schleim oder Kit« r bedeckte dnn-
kelrothe oder bl&uUchc, mit Blutj^unkten oder
blutigen Striemen besetzte, knotige oder ge-
schwürige, sowie mit strahlonfiin7iiu'' u Narlien-
(=: geheilte Kotzgeschwüre) verj-eheneScLleim-
haut ist krankhaft.
Die volle Kenntniss der anatomischen
Theile der Nase und die genaue Untersnchnng
der Nu.senschleimhaut ist von gr - - r Widitig-
keit, und soll letztere immer sach- und fachge-
mäss vorgenommen werden. Hiebei ist zunächst
derÜ' fnn l an denNü.«torn neltstder B<->chafl"<Mi-
heit und Menge eventuell vorliandeiien Nasen-
austiusses sowie auch stet.s der Keblgang zu
ber&ckaichtigen und hierauf erst die eigent-
liche Untersuchung der Nasensch leimhant
vorzunelinien. Das Pferd smU hiezu .so autge-
stellt werden, da»s reichliches Licht durch
die Nflstem einfallen kann, und ist — wann
6*
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8«
NASENBLUTEN.
und wo immer thunlich — diese Unter-
•ochmiif nur bei Tollem Tageelicht« Tonii-
nehmen.
Der Untersuchende sttUt sich vor das
Pferd und etwas weniges seitlich zu der
Kaaeoh&lfte. deren Schleimhaiit er besicbtigeii
irili. Alle diesfäUig nothvendlren Hainpa]««
tionen sind am Thiere mit Rune und mög-
lichster Vermeidung gevvaltthätigcr Eingriffe
vonanchmoii. Der Koi'f des Pferaes miiM, der
Grösse des Untersuchenden angemessen, ent-
sprechend hoch gehoben werden. Man erfasst
sodann den inneren Xasenflü;:«'! — links luil
der linken Hand, rechts mit der rechten Hand
— hebt denaelben gegen die Medianlinie dei
Kopfes nach ein- m\<l aufwärts, wudarcli man
sunÄchst den Einblick auf duü uiitürt: £ude
der Nasenscheidewand gewinnt, ergreift unter
Einem den äusseren Nasenllagei — linlu mit
der rechten, rechts mit der linken Hnnd —
lu'l)t ilm nach aus-, auf- und vorwärts un<l
zieht hierauf gleichzeitig beide Nasendttgel in
divergirender Ilichtang nnd dilatirend ntich
vorne. Auf diese Art. insbesondere, wenn man
die Nasenflügel jo mit Daumen und Mittel-
finger erfasst und die Spitzen der Zeigefinger
aar grösseren Dilatation des Nasenloches im
oberen Winkel febratieht, ist n«n im Stande,
den Nasen 0 1 11 L'an<: iinssirordi.'iitlii'li trifliter-
fOrmig zu erweitern und derart xu spannen
(Dehnung des S-fönnigen Nasenknorpels), dass
Tin^emein viel Licht einfallen um<I ilie ."^clileiui-
liaut bis gut zur Hälfte der gunzea Nasen-
länge — ■ i. •'. die Hälfte vom Nüstemchoanen-
abstand — namentlich an der Nasenscheide«
vand nnd den ihr zugekehrten Fliehen der
»Ijeren (vi.rdorenl. d- r nnt.-r.'n (hinteren) Na-
senmuscbcl und des unteren Nasenganges
tiberblickt wenlen kann.
Die Distanz nnd die Haltung des Kopfes
von dem Untersuchenden muss entsprechend
weit von d- n Nüstern entfernt und derart
sein^ dass der Einiall des Lichtes nicht be-
hindert wird; in nahes Anhalten an die Ntt-
stcrn nnd stark be-rhattende Kopfbedeckung^
btciQthkhtigen wesentlich die Untersuchung
in räumlicher und sachlicher BesidlOBg. Bei
Einhaltung des correcten Vorgänge« diwex
XJntersnchnng sieht man deutlicher nnd weit
tirfer in die Nase des Pferde-, ah ninn im
iätande ist. mit einem Finger die Exploration
der Naseiivclileimhant vorzunehmen. Das Ein-
fuhren eines Fingers in die Nase soll stets
nur in unerlässlich nothwemiigen Fullen vor-
genommen, nicht aber gleichsam automatisch
als gedankenloses Üerombohrea gettbt werden;
denn es ist wohl an berQeksichtIg'en. dass
man in der Nase mit dem Finger allein, ohne
Auge, niemals im Stande ist, eine exacte
nnd endgiltigf fSeststehende Diagnose ta
machen.
Die kUnstlfche Beleuchtung der Nase des
Pferdes (Rhinoskopie) fflr diagnostische Zwecke
wurde wiederholt und in verschiedener Art
▼ersQcht, vermochte sich aber weder theore-
tisch noch prakti"ch einzubürgern. In nfuestcr
Zeit haben in Wien Professor Dr. Polansky
nnd Adjonct Dr. Scbiodelka die Rhinoskopie
und Laryngoskopie an Pferden mit Hilfe de»
Leiter'scnen Panelektroskops ansgefthrt, siehe
Nasenuntersuchung. Lcc^ner.
Nasenbluten, Rbinorrhagiu s. Kpi-
staxis (von ^tv, Nase: ii«7iQ, IJiss; s:::, auf;
otct4tCt Tröpfeln), besteht in einem tropfen-
weisen oder geringen strahlenförmigen Ans-
fluss von Blut aus der Nase, u. zw. häufig nur
aus einem Nasenbiche, aus beiden Nuaen
löchern aber, wenn das Bluten mit acuten
oder chronischen Lungenleiden (Hepatisation.
Voniicä. Verjauchung, Tuberculose), chroni-
^ eilen Hensfehlern, chronisciiem Milztumor
oder Kropf (Unnde) in canaalem Connex steht.
Das abflieaaende Bhit hat mdstem eine dankle«
venöse Beschafl'enhcit, eine hellrotho Farbe
nur dann, wenn es «ich um Lungenldnt liaU'
delt. Fliesst das Blut in lüropfen aln Mi be-
zeichnet man den Vorgang als Epistaxis«
hingegen als Rhinorrhagie, wenn Blut anhal-
tend in gleichnifissigem Strome ahfliesst:
letztere ist oft gefährlich, weil schwierig zu
stillen und alsdann Verblutung droht. In
diesemFalle macht sicli zunehmendeSchwiiehe,
Blässe der Schleimhäute, kleiner, »^cliwacher
Puls, vermehrter Durst, Dyspnoe, Kingenom-
raensein des Kropfes etc. bemerklich, kalter
Schweiss und Vuskelaackungen lassen leta-
len Ausgang befanLten, VerblufunkT kann
schon in 8 — M Stunden eintreten, aber auch
noch nach 5— 8 Tagen, wenn das Nasenbluten
sich öfter wiederhult. Die Brusthöhle ist hier
stets genau zu cxplorircii; Lungcnleiden ver-
rathcn sich > Iter durch schleimige oder
eitrige Profluvien, Husten, Athembescbwerden
und Abmagerung. In der Bbinorrhagie er-
giesst sich das Blut leicht in die Kacben-
höhle nnd die Luftröhre, es wird alsdaun
theilweise ausgehustet, tlieihveise aber auch
verschluckt; kleine Blutgerinnsel pflegen de»
Nasenrändern und den Lippen anzuhaften.
Hunde erlireelien Öfter das verschluckte Blut.
Die Blut'ttillung wird dadurch schwierig, dass-
gewdhnlich das blutende GeflUs nicht eniirt
und en eiehf werden kann. Stärkere Blutungen
kommen uieiätens aus den (iefiissen der
Choanen, weil diese hier stark entwickelt
sind, bei Pferden xsweilen ans der Nasen-
sehleimhaat in so hohem Grade, das« es zn
vari( i'i^en .\nsbuchtungen und reichlichen Ge-
liissneubildungen, das Angiom darstellend,
kommt, welche dadurch Anlass zu öfter repe*
tirenden nhitanjjen geben, dass Gef&sse auf-
springen oder geicliwürarlig i^erstürt werden
(s. Angioma und Nusenangiom). Khinorrhagie
aus Veranlassung starker Hjrper&mie in den
Kopfhöhlen oder im Gehirn veraehafft den
Tliieren Erloichtornnir, sie treten hier gern
ein nach heftigen Körpererschütterungen, an-
strengenden Bewegungen und Arbeiten in za
engen Kummeten, zumal wenn sich mit diesen
Vorgängen allgemeine Vollblütigkeit, schlaffe
Constitutidii, Lrr"ss>' Hitze oder eine hämor-
rhagische Diathese verbindet. Letztere kann
durch langwierige Eiterungen in verschiedenen
Organen, durch Infectionsstoffe (Milzbrand,
Kotz, Typhus, Petechialtyphus, Scorbut) ber-
vorgemfen werden. Nasenbluten kann im
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NA8BNBSEMSE.
— NA8ENC&0U?.
85
Verlaufe der Infectionskrankhcitcn ohne
Ruptur derGefässe eintreten, das Blut sickert
dorcb die Gefisibdate hindurch (s. Hämor-
rhsphiHt). In anderen Fftllen hängt Nasen-
Mntt-n mit tranni;Atischen I<flsioncn (hIit Zer-
störungen der Uefässe und der Gewebe der
Nneo- oder Kopfhöhlen durch tabarenUtoe,
gangränöse oder cariöse Processe zusammen,
seltener geben Bremsenlarven oder Polypen
«u derartigen Lilsionen Veranlassung. Bei
Pferden entsteht nicht selten Nasenbluten
infolge ZeittOiHBf der Qeweb« der Nase
durch Botsprocesse , verdient «deshalb bei
Pferden eine besondere diagnostische Wür-
digung.
Behandlung. Zar Beseitigung der
Epistaxis genQgt meistens ein ruhiges Yer-
! ii: II, das durch kalte Aufj^ciilTiL-' mf den
Kc'pf unterstützt werden kann. Hingegen hat
<fs oft mit der Stillung der Blutang der
RhinorrhajHC ?^oine Schwierigkeiten, weil
tiele Tiiiere sich ungestüm benehmen, das
ansäiei«sende Blut und die Blutgerinnsel durch
Prosten und Sehnaofen zu entfernen sncben,
«henso "die etwa in die Naae eingefBhrtea
Tampons oAor die eingespritzten Styptika.
L)a hicdurch die Blutung unterhalten wird,
kann die Narkose geboten «rsebeinen, um die
aufgeregten Patienten zu beruhiffen und duld-
namer zu inarhen. Fähren Einspritzungen
styptischer un>l adstrinj^firender Solutionen in
die Kase nicht bald zum Ziel, dann schreite
man oline Zögern rar Tamponade des bln-
tcndcn, wenn nöthig, auch des anderen Nasen-
loches. Die Werg- . oder Wattebäuschchen
sind mit EisenchloridlOsung zu tränken.
Hiofig repetirendes Nasenbluten Uaat die
innerliehe Anwendong styptischer Mittel,
welche unter „Blatflou" genannt sind, räth-
lieh erscheinen. Anaeker.
NftMibrtRM, Oestrns s. Gastms na-
salis. setzt sich bei Pferden, Eseln, Ziegen
und Schalen in der Nasen- und Rachenhöhle
fest und verursacht hicdurch catarrhalischc
ZnÜUe; Ton der Nase aus gelangen die Lanren
mttnnter in den Sehinnd, Magen nnd Dünn-
darm, wo sie dm Anstiiss i.v\ Xolikanfällen
geben. An der Stelle, wu sie .sieh angehakt
hatten, hinterlassen sie kleine wulstige Narben
auf der Sclileimhaut. (S. „BienMenfliegen" und
^ ilre m s e n s 1- h w i u del " . ) Anaeker.
Nasencanal, weicher, s^. Nasenhöhle.
Nasincttirrh, Catarrhus nasalis b.
Corytafren «aTap^tlv, herabfliessen;xop-j;a,
Schriupfen) besteht in einer oberflächlichen
EntxQndung der Nasenschleimhaut, die zu
einer vennehrten Absonderung von Schleim
fahrt der ans der Nase abfliesst. Gewöhnlich
beschränkt sich der Catarrh nicht auf die
Nase, sondern er trebt trern auf die Sehleim-
baut der Kachenhöhle, des Mauls, des KehU
kopfea oiHt der Luftohre Uber und ist dann
mit Hasten verbunden. Die weiteren Symptome
^. unter ^Catarrh". Fast alle Infectiunskraiik-
lieiten, z. B. Druse, ftotl} Pferdestaupe,
Inflnensa, Rinderpest, Langenaeache, Schaf-
poeken, Manlseuclie, Hnndswutb etc., compli-
cirat aicb nüt Naaeneatatrh oder beginnen
mit ihm ihren Lauf. Der Xa-encatarrh niiuiut
gern den cbronischen Cliarakter an. nament-
lich dann, wenn Degenerationen des Schleim-
hautgewebes (Wnehentng des Bindegewebes
und der Schleimdrüsen) oder Neubildungen
(Fibrome, Sarkome, Tuberkeln, Krebs) einen
ständigen Beiz unterhalten : iu solchen Fftllen
zieht er die Nebenhöhlen des Kopfes, u. iw.
die Oberkiefer-, Stirnhöhlen-, Nasenniuscheln
und Luftsäcko in Mitleidenschaft (s. Kopf-
höblenoatarrh), der Schleim sammelt sich in
diesen Hoblen an nnd erschwert in Yerbin»
dung mit der verdickten Schleimhaut das
Athtaen durch die Nase, öfter in dem GiuJe,
dass man von Nasendftmpfigkeit oder
nasalen Aithroa spricht. Erreicht die
Terdiekang und Terhftrtung der Nasenschleim-
haut einen hohen Grad, bilden sieh auf ihr
sogar, wie dies bei Pferden beobachtet wurde
(Dieckerhoff), röthlicbe, fibröse, höckerige
Geschwfllste mit kleinen geschwürartigen,
zuweilen blutenden Atiiiagungen, so wird das
Leiden zum Rhinosclerom (von piv. Nase;
ei()i,«po$, hart). Grawitx (Vircbow'a Archiv
94. Bd.) nnd Babe (Hannorer'seber Bericht
pro ISS.VSl) stellten die Entartunsr al^
amyloide feot. In der ilotzkrankheit l«-r
Pferde ist immer chronischer Nasencatarrii
vorhanden, derselbe wird gern einseitig und
der dabei stattfindende Nasenfluss jw-riodisch
bald sei) wacher, bald btarker. In ati lern
Fftllen entwickeln sich bei Pferden zuweilen
auf der Nasensebeidewand kleine. obeHlAcb-
liehe ErosionsgesehwRre mit scharfen, ddnnen
Kandem (Annagangen des Epithels), auf die
besonders R611 aufmerksam gemacht hat und
welche nicht mit den sehankerartigen Rots-
geschwüren Tcrwechselt werden dürfen.
Die Behandlung des Nasencatarrhs «ei' ht
im Allgemeinen nicht von der des Catarrhs
(s. d.) ab, jedoch wird in chronischen Fftllen
mit Vortbeil vnn der i'rtlirheri, Inralen .Appli-
cation der llcihnittcl Gebrauch gemacht. Eine
solche beruht auf Inhalationen von heissen
Wasserdftmpfen, des Salmiakgeistes oder von
DBmpfen. welebe man dnrch Erbitten ron
Brom. .Tndtinetur oder durrli Aufträufeln von
Theer, Terpentinül, Carbolsäure. Creolin etc.
auf glühendes Eisen oder glühende Kohlen
entwickelt. Zu den Inhalationen benOtzt man
auch zerstaubte Solutionen von Alauu, Brom-
kali, Salmiak, Kochsalz, chlorsaurem Kali,
Höllenstein, Eisenchlorid, Tannin etc. Diese
Solntionen können aneb in die Nase einge-
spritzt werden, oder man berieselt mit ilmen
die leidende Nasenhohle, nachdem man sie
zuvor an ihrem oberen Ende trepantrt hat.
Zuweilen bläst man die zuvur fein gepulver-
ten Adstringentien mittelst eines Tubus in
die Nase. Hochgradige Athembeschwerden
können die Tracheotoroie oder die Aasschälung
der vevirrOBaerten Naaenmnsebetn (s. Nasen-
muschelhypertropbie) aOthig er»cheinen
lassen. An tick n.
Nasenoreup ist diejenige Form der Ent-
zündung der Nasenscbleimhant, bei welcher
das eiweissartige, fibrinöse Eisadat auf der
Sebleimbant au festen, hantartigen Auflage*
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86
NASENDACU. — NASEKGiNGE.
roneen geriant, nach deren Ablösen die
SehreimbMt oor oberlilchlich «ngentf^t er«
scheint und ohne Narbetibiliinnc^ verheilt.
Derartige cronpöse Exsudate timicn sich
mitunter in der Nase im Verlaufe Kimler-
pest, häufiger des bösartigen CatarrhalHeber:»
der Rinder, der Hundestaupe und des Pipses
«1er Hiibiier vor. Aehnliche lirustemirtipe
Auflagerungen bioterlassea mitunter bei
Pferdea kkine Posteln in d«r Nwe nach
ihrem Aufplatzen, wie sich solche an den
Lippen und den Xasenrändern bilden (s. Aph-
then). Röll (Lehrb. derPathol. und Therapie)
beschreibt den Nasenoron]^ aU eine Form der
Brase; er onterscheidet ihn als FolUcttlir*
verschwärung, wenn die Follikel anschwellen
und wie GrievkOrner in der Scbleimbaot
liegen, ein fascrstofiiges Exsudat ergiessen, das
einen ablövbarfn TSel;i>j bildet und sich ge-
öchwürartig ablOst, uud als Flicheiicroup mit
bautartigen Gerinnungen, nach deren eitrigem
Ablösen sich da« Epithel regeaerirt. Der
Verlanf ist meistens ein gutartiger. Die Be-
handlung i«t die gleiche, wie sie bei „Catarrh"
and „Naseocatarrh" beschrieben wurde. J'" .
NtMniaeh, Nasenhöhle.
Nasendrüse. DIe>elb.' ist l ine meist kleine,
platte Drüse, wekbo b-'i «It-n meisten Vögeln
vorkommt, mitunter jedoch — wie z. B. bei
den Tauben — fehlt. Sie liegt bei den U&h*
ner- nnd Schwimmvögeln aar dem Stirnbein
in der Nilhe des inneren Augenwinkels nnl
besitzt einen Aasfübrnngsgang, welcher untf r
den Nasenbein«! in die Kieferhohle tritt und
an der Äusseren Nasenwand liemlicb weit
nach Tom Uuft^ nm sich in die Nasenhohle
zu öffnen. Als eine Andeutung derselben bei
den i;äugethieren sieht mau einen Haufen
Ton DrQsen an der lateral«! Wand im hinteren
Theil d' S mittleren Xasenganges as. JßUUr.
Naseneingang, Nasenloch.
NasenflQgel, s. Nasenloch.
NMtl1IQ|«UM0rp«i, s. Nasenknorpel.
Nttttthma, Rhinorrhoea (v. 6tv, Nase;
pOT^, Fluss), ist in den niei-itcn Fallen ein
Symptom des Catarrhs der Luitwege, er be-
steht alsdann der Hauptsache nach aus
Schleim und rppräsentirt in diesem Falle den
Nasen schle im tluss, Rhinoblenorrhoea (v.
ß/.svva, Sebleim). Beim Beginne des Catarrhs
(s. Catartbus and Ausflass) ist der Au:iliasa
dünn und wfisserig, erst spiter, wenn die
Schleimdrüsen reichlicher iecerniren, wird er
eonsistentcr, zäher, eiwt.'iää> und tuucinhaitig,
•elbst flockig, wobei er eine weisse oder
weissgrane Farbe annimmt, seltener ist er in
diesem Stadium von Blutstreifcn durchzogen,
u. /.w. dann, wenn die Entzündung der Schleim-
haut hochgradig geworden ist und capillare
Blntnngren stattgernnden haben. Je länger der
AnsAuss anhSlt, desto mehr verändert er sieh
in seiner Faibe uud naeh Quantität und (.^ua-
litftt. Die reine Farbe t^eht ins Gelb- oder
Grangrflne Aber, die schleimige Beschaffen-
heit wird doreh eine eitrige verdrängt, weil
•b-r r.bertritt von Eiterk"iri)erclien in die
Abliu!>smatertea prävalirt, diese werden da-
durch mefai kOniig, krUmmlich und sehmuti-
farbig; erhalten sie eine Nuancirung in»
Qrftne, so sind Fftvlnissbaeterien in sie über-
getreten, was sich weiter durch Übeln G<'rueh
zu erkennen gibt. Die grüne Färbung der
Dejection kann jedoch tnell von genossenem
Grflnfatter herrühren, wenn bei entsibsdlicher
Schwellung der Weicbtheile der Rachenhohl»
das Absi liturkeii erseliwert ist oder Erbrechen
eintritt und Futtertheile in die Nasenböhlen
gelangen. Anf gleiche Weise gelangt Speichel
oder Getränk in die Nase nnd vermiseht sich
iiiil dem Nasentluss; Uebei tritt vuii .Speichel
macht den An>riu.>s schaumig, ganz besonder*
aber geschieht dies im Broncbialcatarrh and
Lungenödem, wo sieh das Secret und Trans-
sudat in den ftmnehien mit der eini^'eathmeten
Luit innig vermischt*, im Bronchialoatarrli
ist der Ausfluss mehr klebrig und sehleimig,
öfter enthält er kleine Fibrincyiinder als Ab-
drücke der Bronchiolen; im Lungenödem ist
er wässerig und dünn. Missfarbig, klQm|irig
nnd abelriechend werden die Dejecüonen aus
der Nase, wenn sich in den Stirn- und Kiefer-
hohlen, bei Pferden auch in denLuftKucken oder
in den erweiterten Bronchien (Bronchiektasie)
Schleim ansammelt, sie fliessen hier periudisch
schwächer oder stärker, können selbst eine
Zeit lang völlig verschwinden. Diphtheritische
Proeesse in der Nasen- und Üaelunhiiiile er-
zeugen einen gelblichen, grauen, bräunlicheo,
selbst Mutigen, Öfter tlbelneehenden, eitrigen
oder jnnchigen, mit Gewebspartikelchen ver-
niiseht.'n Ausfluss z. B im bösartigen Ca-
tarrlialtieber der Rinder, Diphtherie de»
Geflügels. Blutige, fotide und eiterartige
Nasendejectiunen finden wir bei Cavernen nnd
Ab^r.-s.^en in der Lunge, welche mit einem
Bronchus communiciren, dickflüssige eiter-
artige oder janebige und sOsslich-fanlig
riechende bei Lnn^enbiand und Geschwüren
anf der liachtiischicioihaut. Ucilrotlier, schau-
miger Ausfluss weist auf capillare Blutung in
die Lungenblischen, dunkelrother, klümpriger
Ansflnss anf Blutung in die Bronchien bin
bei viirhaiideiien Lun^'enravei nen oder in
der ^hronisehen rneumonie. der Brustseuche
oder Mlntlieekeiikrankheit der Pferde. Ein
niis-;tarbii,'er, blutitjer. klebriger, klümpriger.
an den Nasenrandeni zn schmutzigen Börsen
einfrocknenrier Nasentlu>> macht die Pferde
rotzverdächtig, besonders wenn er einseitig
wird nnd dabei einzelne grOnliche, wftsserige
Troj>fen iieh Hber dii? Oberlippe ertriessen.
We^en der Hehaudlung s. „(JatarrliUb" und
„Ausfluss", A'i^irrrr.
Nasengange (meatus nasales) sind die in
der Nasenhöhle dem Luftstrome off'en stehen-
den Wege zwischen der äusseren Wand der
Nasenhöhlen, der Nasenscheidewand und den
Nasenmuschelu. Han nntemlmidftt einen
vorderen (uberen). mittleren nnd hinteren
(unteren) Nasengang.
Der vorder« (obere) Nasen gang ist
nur en^, er wird Ton dem Nasen-, bezw.
Stirnbein seiner Seite, sowie von der vorderen
(oberen) Mu>ilii.d brirr- nzt und eiid--t vor dem
Siebbeinlabjrinth an der wagerccfatcn Platte
des Siebbeins. (Fig. 130$, vG).
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NASENGAUMENGÄNGE.
— NASENGERÄÜSCHE.
87
Der mittlere Nasengang (Fig. 1305,
mG) verläuft zwischen der vorderen und
hinteren Nasenmaschel, verschinälert sich
gegen sein oberes Ende und erstreckt sich
bis zam Siebbeinlabyrinth. Eh steht durch
enge Oeffnungen mit den Hohlräumen beider
Muscheln und durch einen schmalen Spalt
mit der Oberkieferhöhle seiner Seite in Ver-
bindung. (S. die Sonde Fig. 130ä).
Der hintere (untere) Nasengang ist
der breiteste und kürzeste; er führt zwischen
Maulhohle verlaufen, mit der letzteren je-
doch nicht in Verbindung treten. MülUr.
Naiengeräutche. In den Nasenhöhlen
kommen bei allen Hausthieren hOrbare .\th-
mungsgeräusche zu Stande, welche zum Theil
hohen diagnostischen Werth in Anspruch
nehmen und besonders bei Pferden zur
Wahrnehmung kommen, auch wenn die Ein-
atbmungsluft nicht mit Secreten der Nase in
Conflict geräth. Diese Geräusche sind bis
jetzt noch wenig beschrieben worden, D i e c k e r-
hG
Fiir. 1305. R«cbt« Xi«*DläUe tl«s Pferdes, der Kopf i»t r<«clits nomitttilbu' neben der knorpeligen Nasenicheide-
wanJ darcbtlgt Scb .SrhldelhChl», St ^lirnbOble, K Keilbeiobählo, hN bintorei (obere») Naienlocb (Choine',
E Eirf^tD^ in die Eastacbiscbn Hobre, S Sjrbbeln, Sl SiebbeinUhyrinth. r II vordere 'obore) NjiHenmaacbel,
1 F»lt» «m onteren Ende denelben, m H mittlere Naienniascbel, hM bititere (untert») y«»enmu!<chel, 2 Scbleiin-
baotfalte, den 'igmaiönnigen Knorpel eioscbliesceud, Ff Flngi-lfjilte. r O vorderer (oberer) KMenganir,
«> G mittlerer N««eng«Dg, die Svnde iit«ekt in der nach der Oberkit ferbOble fQbieuden Oeffnunif, hO binterer
. (unterer) Xasen);*n|t,
dem Boden der Nsiseuhühle und der hinteren
(unteren) Muschel von den Nasenlöchern nach
dtn Choanen. (Fig. I30o, hG).
Bei den Fleischfressern ist der mitt-
lere Nasengang besonders eng, nahezu ebenso
»noh bei den Wiederkäuern, bei denen er
•ich bald in zwei, die umfangreiche mittlere
Nasenmuschel umsäumende Hälften theilt.
miUr.
Nasengaumenginge. Bei den Wieder-
käue rn.s> ch we i n en und Fleischfressern
steht die Maulhöhle mit den Nasenhöhlen
durch zwei für dünne Sonden passir-
bare Canäle — durch die Nasengaunien-
gänge, Stenson'sche Gänge oder Stenson-
Bche Röhren — in Verbindung. Die Oeff-
nungen derselben nach der Manlhöhle liegen
in den Furchen, welche die Gaumenpapille
begrenzen (-•>. Gaumen), die in ihrem Anfang-
tJieil von einem Knorpelrohr (Stenson'sche
Knorpel) umschlossenen Gänge selbst führen
Ton dieser Oeffnnng aus schräg nach oben
(hinten) und aussen in die Nasenhöhlen ihrtr
Seite, sie stehen durch einen engen Schlitz
mit dem Hohlraum der Jacobson'schen Köhre
(8. d.) in Verbindung.
Bei dem Pferde werden die Nasen-
Sinmengänge durch kurze Blinds&cke der
_ asenscnleimhaut angedeutet, welche sich
•paltfürmig in den hinteren (unteren) Nasen-
gang offnen und zwischen dem Na.<en- und
Gaamenfort.sHtz der Zwischenkieferbeine nach
nuten (vurne), in der Richtung nach der
hoff gebührt das Verdienst, auf sie. was den
diagnostischen Werth derselben betrifft, näher
zurückgekommen zu sein. In seiner „Patho-
logie und Therapie** sind die Athmungs-
geräusche der Nase ziemlich vollständig
beschrieben.
Im gesunden Zustande hött mau nur
wenig, wohl aber wenn die Thiere durch
.Anstrengung oder durch Krankheiten in eine
erhebliche Athembeschwerde gerathen. Es
entsteht dann in beiden Nasenhöhlen ein
stark hauchendes Geräusch, welches als
Schnaufen bezeichnet wird, es ist jedoch
mit demselben ein lauter Ton nicht verbun-
den. Abnorm und deswegen krankhaft i^t
das übermässige Schnaufen, welches bei an-
geborner Enge der Nasengänge (e.xcessive
Hechtkopibildung und angeborne Schiefstellung
der Nase) sowie bei krankhafter Auftreibung
der Nasenmuscheln und Nasenknochen wahr-
nehmbar wird. Man hört das Geräusch bei
den angedeuteten Zuständen immer erst,
nachdem die Thiere vermehrt athmen, und
begleitet es dann sowohl die In- als Exspi-
ration. Der Charakter des Geräusches ist
entweder weich oder hart, es verliert sich
indes nach dem Aufhören der .Vnstrengung
meist schnell.
Unter Schnauben versteht man ein
anderes Geräusch, das dadurch entsteht, dass
die Thiere bei einer plötzlichen Erregung
durch Wahrnehmung auffälliger Gegenstände
mittelst des Geruches, Gesichtes oder Qc-
88
NAS£N6E^ULBE. — NASENHÖHLE.
hörcs die Luft mehreremalf niil vUwui stanken
Xascngeräusch ausstossen. Snlrhes linauben
ftossera besonders lebhafte Pferde, wenn sie
tns dem Stall« gebracht, vorgeführt, geritten
oder gefahren werJ«'ii. ^faii -iie Pferde, die
sich im Vollbesitze ihrer Kraft liiiilen. erzen-
gen nur während des Binathmens ein soldies
Geriaach. besonders Treim sie bei hoch ge-
hobenem Kopfe und Schweife leicht hintraben ;
dasselbe ist in> lir hart nod rauh und Würde
von Dieekerhoff als
Naeenro neben bezeiebnet. Beides,
8i'Vinaiil)en und lionchen, wird beim Vormu-
sUru häUtig auch nach eiuauder gehört. Ebenso
exspirirea raweilen Pferde namentlich in der
Galopbevegwg (and dann jedesmal beim
Niedersetten der Vordergliedmassen) mit
einem lauten Xasongerftusche, wekli<:>; ilurdi
eine willkürliche, aber dnrrh Gewohuheit
allmälig lur Nothwendi^jkeit gewcnlene Er-
s 1 l i'Tjng derNasenmusi ii- ln ieiae£ntstebiuig
JiuJet. Dieses Gerüusch wird
Nasenbrausen genannt, und lnjit man
es meist nur im Beginne bei anstrengenden
Bewegungen, nach DieckerbolF aber »xteh bei
dyspni ti-rliem Athmen im Verlaufe elf s Starr-
krampfes. Ein kurzes. 8to^«weis<» erfolgendes
brummendes Ausathinuii;;.sgf^rilusch ver-
nimmt man ferner bei Pferden hie und da,
wenn beim Reiten, be-^onders im Oalop. das
H'-raiuieiiruen d.'s Ko])fe> uiibet|UL'iii wird, es
beruht aber mehr nur auf Angewöhnung. In
einzelnen Pftllen hat Dieekerhoff anefa beobaeh«
tet, dass namentlich edle Pf<?rde unter densel-
ben Umständen wie oben im Mumentc der In-
spiration einen kurzen p f e i fe n d e n Kehlkopfs-
ton hervorbringen, der sich jedoch immer wieder
verliert, nachdem die Thiere eine kunte Zeit
im Gali )! i^Mdauton sind, bezvy. sich an die
gezwungene Ualtuug des Kopfes gewohnt
haben. Anch dieses Nasalgeräusch, welches
far die Diagnose ?crin£rt»rer Grade von einseiti-
ger Kehlkopfslähmang Beachtung verdient,
soll sein« Ursaehe in einer AngewObnviig
finden.
AU Prosten, Anspritaten wird jenes
schlotternd»» Na^engeräusch bezeirlm- t. wtd-
ches bei forcirterExspiration entstellt undwonn
in den Nasenhöhlen sich Schleim odi-r Stanl'
befindet. Irrthümlich wird nach Dieekerhoff
dieses Prusten als identisch mit
Räusiicrn betrachtet, das Pruslen bei
Pferden entspricht vielmehr dem „Schnäuzen'^
anderer Thier« nod charakterisirt sich an*
weilen y;iTadezu als solches, wenn die Pferde
einen gewissen Keiz in der Nase empfinden.
Die als Räuspern bekannte Exspiration hat
genannter Autor niemals bei Pferden be-
obachtet, wie bei diesen Thicren auch das
„Niessen" nielit vorkommt. Pferde ferner,
die durch den Geruch äassere Eindrücke zur
Empfindung bringen wollen (besonders ge*
^ehlechtlich erreg-te Hengste), in^piriren die
Luft in einzelnen Absätzen »ach einander,
bevor das Ausathmen erfolgt. Dies geschieht
mit einem stark hauchenden Geräusch, das
Scbnaffeln oder Wittern beisst und
l«ieht hörbar ist. Als kranicbaft« Nasen»
geräusche beschreibt Dieckerliort ausser dem
übermässigen Srlmaufen bei an^cburenm Enge
der Naseng4nge (s. oben) insbesondere das
Schnieben nnd Elatsehen. Als
Sclmieben bezeichnet er ein lautes
Nasengeräuscli, das ebenfalls durch abnorme
Verengerung der Naseuholilen bedingt wird
und sich bauptsftehlich im Inspirationsacte
bemerklich macht. Ursache sind gewöhnlich
entzündliche, hämorrhagische Infiltrationen
der Nasenschleimhaut, GescbwQlste derselben,
Fracturen nnd Impressionen der Nasenbeine.
Höhere Grade werden mit Unrecht aU
„Schnarchen*" bezeichnet.
Als k 1 a 1 8 c h e n d e n N a s a 1 1 0 n bezei eil net
Dieekerhoff (Adam'a Wochensch, m^, S. 221)
jenen krankhaften Ezspirationston, welcher
nicht selten bei infeetiösen Pneurnonieii oder
Ikustfellentzündungen (ausnahmsweise auch
bei Dämpfigkeit) entsteht. Die Bedingung des
Entstehens beruht in einer starken in- nnd
exspiratori.schen Djspnoi; bei feuchter Be-
schaiTenheit der Rcspirationsschleimhaut. Un-
ter diesen Umständen wird bei forcirtem
Einathmen jene Partie der Nasensehleimhant,
welche sich mit der Haut des falschen Nasen-
loches vereinigt, an den gegenüber liegenden
Theil herangezogen, und es kommt swiseben
den gedachten Sclileimhautpartien momentan
eine Verklebung zu Stande. In dem Augen-
blick, in welchem die Inspiration aufhCrt
nnd die Exspiration anhebt, trennt sich die
Verklebnag wieder, wobei «in klatschender
Ton entstellt, der in der nächsten Nähe der
Nase, zuweilen aber auch schon auf 2— S
Shritte Entfernung deutlich vernommen
werden kann. In schwereren Graden der be»
treffenden Krankheiten entsteht der eigen»
thüraliche Nasenton bei jedem .\themzuge,
in anderen Fällen höit man ihn nur vereinzelt
und nach unregelraftssigen Zwischenzeiten,
ausserdt.in kann er auch am Kehlko]if und
selbst an der Luftröhre vernommen werden.
Der Athmungstypus ist dabei ein vorwiegend
Gostaler, die Nasenlöcher werden weit geOffiiet.
Frflher wnrde ein Ihnlleher klatschender Ton
von Liautard als „Tropfengeräusch'"
beschrieben. S. a. Nasenuntersuchung. / 'f/^/.
Nasengewölbe, s, Nasenhöhle.
Nasenhöhle. (A 11 ire meines.) Die Nasen-
höhle liegt iiu Gesichlithcil des Kopfes und
stösst nach aufwärts an die Schadelhuhle,
von welcher sie dnrch die Lamina cribrosa
s. horftontalis des Siebbeins und das Keilbein
getrennt vird. Sie wird durch die knorpelige
Nasenscheidewand und durch die senkrechte
Platte des Siebbeins in zwei seitliche, symme-
trische und vollständig von einander getrennte
Hälften geschieden, so dass man anch von den
Nasenhöhlen, ■ ivitates nasi und von einer
rechten und linken Nasenhöhle spricht. An
der Nasenhohle kommen in Betracht: der
Naseneingang, die eigentliche Nasenhöhle,
sowie der Nasenau^gang.
Der N«s«n«ingang, untere Nasen-
Off nnng, «pertara nasi inf., wird gebildet
von den Nat«&lAeh«rK (Ndstero). Die-
selben liegen Aber derManlspalte und werden
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NASENHÖHLK.
89
TOD einer Daplicator der allgemeinen Decke,
sowie der Ton dieser eingeschlossenen Mos-
ottlatar (Erwdterer des Xasonl n i hetjrenzt.
Xa jedem Knaenloche unteräcliuidet man einen
medialen nnd einen lateralen Rand, welcher
Naienflflg^el genannt wird. Der mediale
Rand wird von den X-förniigen o.ler Flügel-
kaorpeln gestützt; er geht nach abwärts ohne
scharfe Grenie in den lateralen itand aber,
wihrend Ton seinem oberen End« ans bei
lern Pferde eine Hantdaplicatar — die
Flügeltalte — sich in das Innere der
Nasenhöhle nach der nnteren Nasenmuschel
hinsieht nnd von dem lateralen Nasenflügel
tberniffen wird. Der Halbcanal, welcher so
TOB lerFlIgolfrlte nnd dem lateralen Nasen-
sich die AusmQndung des Thräncncanales.
Me angeführte Partie der allgemeinen Decke
zeichnet sich durch stürkfri- Entwirklung
der Talg- und Schweissdrüsen, sowie dadurch
aas, dass die Haare kfiner nnd seltener
werden. Dasselbf gilt auch für <li'> Innen»
fläche der die Nasentroinpete au.--kltidenden
Haut. Rings nm das Nasenloch finden sich
stftrkere steifere Haare vor, die dem Innen-
ranme desselben angewendet rind .nnd eine
Schatz vonrichtnng gegen Staab, LMecten n. s. w.
darstellen.
Die Nasenhohlen werden Ton Tier WIb>
den begrenzt, u. zw. einer oberen, anch
Nasengewölbe oder Na:>endacb genannt,
deren Grundlage Ton dem Stirnbein, Nasen»
Fig. liot. MiMUnschiiitt dareh den Kopf oiu«i FQll»ni; die Naitnuchoidewand ist grOistMiUieiU enlfanit. 1
S otero Naii<>nninscb«l, 3 SiwhtxiinUbyrintii. 4 ohrier, & mittlerer, 6 unt«>r<>r XaseOKmoy. 7 StirnhAble, 9f
9 RacfaonhOlite, 10 Ein;«Dg aar Tuba Eastaclüi, 11 Lafliack, 12 Kelilkopf, 13 Zun^, IT GaoineD$«g«l.
flä<;el gebildet wird, führt in die Nasen-
troinpete oder da» falsche Nascnl och,
einen dem Pferde eii;enthtlmlichen trichter-
förmig gestalteten Blindsack, welcher in dem
Baume iwisdien Nasenbeitt nnd Nasenfort-
satz des Zwischenkieferbeins gelegen ist und
sich mit seinem oberen .spitzen Ende bis zum
Naaenkieferaasschnitt erstreckt. Die laterale
Wand dieser Nasentrompetc, welche eine Ein-
stülpung der allgemeinen Decke darstellt,
wird von der letzteren, die mediale Wand von
der Schleimbaat der Nasenhöhle in Verbin-
dung mit der allgemeinen Decke gebildet
Dieselbe trennt die Nasentrompet« Ton der
Nasenhöhle.
An den Nasenlöchern zieht sieh die die
Binder denelben bildende allgemeine Deeke
noeh dne Strecke in das Innere der Nasen-
höhle hinein fort, \\m dann mit scharf ab^< -
setxter Grenze aufzuhören. In der Nähe der-
sdbw, n. sw. am Uteralon NasenflOgel findet
bein, sowie von einer knorpeligen, platten-
aitigen Fortsetzung des oberen Handes der
Nascnscheidewand, den so;:. Si itenwand-
knorpeln gebildet wird. Die mediale Wand
stellt die knor]>elige Nasenscheidewand dar.
Sie ist eben, stösit iiacli rückwärts an das
Siebbein, in dessen vi-rticalcn Theil .sie über-
eeht, nach vorne überragt sit- die Spitze der
Nasenbeine, und verbindet sich mit den
FlOgelknorpeln. nach oben stOsst sie an die
NaMi'ii- und Stirnbeine, ikh'Ii unten an das
I'üugscharbein. in dessen itinne sie einge-
lassen ist, sowie an die Gaomenforts&tze de«
Ober- nnd Zwischenkieferbeins. Nel.fn ilin-ni
unteren Uande liegt in der Gt ircnd de> {(m ktii-
bis vierten Backenzahne.s eine knorpelige, mit
Schleimhaut ausgekleidete Röhre, die Jacob-
son*8ehe Rohre. Die untere Wand oder der
Boden der Nasenhöhle wird peldldet durch
den frontalen Theil des Gaumenbeins, üowie
dareh di« Ganmenfortsfttxe des Ober- und
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90
NASENHÖHLE.
Zwisclieiikioferbeins. Dieselbe trennt sie von
ilcr .MauihOhle, mit welcher sie jedoch —
mit Ausnahme des Pferdes — durch den
NMengamneneanil in Veibindnngr steht. Letz-
terer ist bei dem Pferde durch einen etwa
S cm langen Blind;$ack angedeutet, der zwi-
schen dem Gaumen- und Nasenfortsatz des
Zwiacbenkieferbeines gelegen ist and in den
vom unteren Nasengange aus eine spaltför-
mige Oelfnung hineinfuhrt. — Die laterale Wand
der Nusenhöble zeigt durch die derselben ange-
lagerten Nasenmnseheln (Fig. 1306) die
unregelmässigste Gestaltung. Sie wird haupt-
sächlich von dem Siebbeine, dem Ober« nnd
Zwiichenkieferbeine, sowie den
ob«i ervfthnten Muscheln ge-
bildet Die letzteren zerfallen
in eine i.lu re uiul untere. Die
erstere l^fginnt oben am tirundo
der Nasenhöhle, wo sie mit
dem Siebbeinhibyrinthe in Ver-
bindiiiii; steht. AnfaUkTs sehr
umfangreich, iiiuiint sie etwa
in der Mitte der Nasenhöhle
bedeutend an Durchmesser ab
und gellt hier in zwei Falten
über, die eine spaltarti^^e Ver- ^
tiefnng begrenzen, sich «hinn
in der Gegend des Nasenkiefer-
ausschnittes wieder vereinigen
und. sich dann alluiälig ver-
äacbend, nach dem äusseren
NasenflOgel sich hinziehen. Der
innere TI 'hlraum dieser Muschel
wird durch eine in der Gegend
der ersten .Mulare befindliche
dOnne Scheidewand in swet
Hanptabtheihingen zerlegt, in
«ine hintere und vordere. Die
erstere ist geräumiger, steht
mit der Oberkieferhohle in Ver-
bindung und öffnet sich an-
dererseits durch eine 3 — 4 cm
lange S(>a]tc in den niittlfren
Muschel und führt iiacli dem Siebbcinlubyriiith.
Er enthält, wie bereits erwähnt, die Eingangs-
Offnan^en zu den Nasenmaschelii, wie aar
OberkieferhoMe nnd damit m den LoftbOblen
des Kopfes überhaupt. Der untere Nasen*
gang ist der breiteste und führt zu dem
Nasenaosgange uder der Choane. Letz-
tere ist gross, von ovaler Form und fahrt in
die Rachenhöhle.
Unter Grund der Nasenhöhle versteht
man den hintersten, an die SchädelfaOhle
stossenden Theil der NasenbOhl«. In Ihm liegt
da< Labyrinth lies .^iebbeins mit S«in<m Zellen
und Gängen (ri. Koplkuochenj.
Nasengang. Die vordere Abthei- f>K> >d<*7. UMnchiiitt Juicii Na'.-'n- umi Mauibotiie «Im
hrag der oberen Ohrmuschel ■•■••**™»*''\'' "''**''^ V'* ' .^^
iatdnrch zarte, tlu iis knöcherne,
PIM««. 1 Ssin*
tiieila von Sciileimhant gebildete Scheide-
Winde in fünf sccundärc Fächer von ver-
schiedener Grosse gcthcilt, die ebenfalls durch
Saltartige Oeffiinngen mit dem mittleren
isengaiiL'e comniunii iren.
Die untere Nasenniuschel beginnt eben-
lalla am Grunde der Nasenhohle und geht
nach vorne in eine von einem langgestreckten
S-förmigen Knorpel ges^tütztc Falte über. Der
von derselben eingeschlossene Hohlraum zer-
flUlt in drei Abtheilungen von tiemlicb glei-
eher Grosse, die ebenfalls mit dem mittleren
Nasenlange in Verbindung st> hrn.
Die swiachen den Nasenmuscheln und dem
Gewdlb« nnd Boden der Nasenhöhle gelegenen
rinnenartigen Verticfunpen .'•ind die Nasen-
gänge (Flg. 1307). I). r über e Na.vjngang ist
schmal, lirtit zwi>cli. n d'-r ubercn Nascnmuschel
und dem Nasenbein und führt nach derLamina
ciibrosa dea Siebbeins. Der mittlere Nasen-
gnng liegt zwischen der oberen nnd unteren
Die Nasenhohlen werden von einer rosen-
rothen Schleimbaut, der Nasenschleimhaut,
Schneider'schen Haut oder der Membrana
pituitaria ausgekleidet, welche sich auch ein
wenig niodihcirt. in den Nebenhöhlen der
Nase fortsetzt und diese aberzieht Ebenso
geht sie nach hinten ohne scharfe Grenze in
die Schleimhaut des Cavuni ]diaryngo-nasale
der Uachenhöhle über. Sie führt an einzelnen
Stellen, so namentlich in der unteren Hälfte
der Niisenscheidewand, sowie an den vorderen
Abtheilungen beider Nasenmuscheln zahlreiche,
in mehrt^ren Lagen übereinander angeordnete
Venen, die von Franck als £>chwellkOrper
aufgefasst werden. Am Grunde der Naeen-
biilile. in dc-r (iegend des Siebbeinlabyrinthes,
nimmt die Schleimbaut eine andere Bescbatfen-
heit an. Sie erscheint gelblich oder geUb-
braun, bei der Ziege schwarz, bei dem Schweioe
braun, bei Hund nnd Katze grau geOrbt nnd
dicker. Wegen der Anabreitung den Biech-
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NASENHÖHLENKRANKHEnm
91
nerven hat man diese Abtbeilung dir Nasen-
•eblcimbaat uU Kiechhaat, die Gegend, in
welcher dieselbe srtl-'jren ist, als Riech-
ge ee n d (regio olfuctoria) bezeichnet. Letztere
er>treckt sich auf don liiiitertn Tlieil der
>iasen8chei<lew«Bd, »ämmtliche äiebbeiiueUeii
und d«a hinteren Theil der oberen Nasen-
mnschel, u. zw. in einer AusJehnnnfr. dass
die obere Grenze dieser Kögion sich bis* zur
Lainina cribrosa des Siebbeins erstreckt, ihre
ontere Grenze i cm unterhalb derselben und
parallel zu dieser gelegen ist.
Die Schleimhaut dt^r Nasonhühle wird
dnrrh die Art. na&alie .sup. et posteriores,
durch die Art. lateralis nasi, Art. «oronaria
]-J>n snp., sowie durch Zwrige der Art. pa-
laiiim descendens ernährt, Sie bilden unter
dem Epithel ein weitmaschiges Capiliametz,
an» welchem eich die klappenloeeo Venen
fammeln, die, m'e angegeben, an den sog.
Schwellksipem in 4—3 Lage» abereioander-
liegen.
Die Nenren atammen theils vuin Trige-
mina.s, theils vom Olfactorius. Die Zweige
des letzteren verzweigen sich aiusschlies-slicU
in der Regio «Ifkctoii« and in dem Jacobson-
sehen Organ. ^cUaum,
yaienbOh1en.(Speeiel1es.)DieNaeen-
höhlen fcavitates nasales) sind zwei in derL^n-
gcnüchsc des Kojd'es [gelagerte, nach oben an
Geränmigkeit zun. hniende,bei Pferden durch
die Naaeoscheidewaod (s. d.) vollständig vun
einander getrennte nnd etwa 40 cm lange
Hohlen, welche von der ventralwärts ge-
legenen Mauiböble durch das Gauuiengewölbe
(«. Gaumen) geschieden werden. Die dorsale
Wand — NasengewGlbe oderXasendach
— wird durch die Nasenbeine und den Xasen-
theil der Stirnbeine, die ventrale — Boden
der Nasenhöhle — durch die Gaumen-
fortsitse der Ober- nnd Kwhehenkiefln--, so-
wie Jureri den - a -, rechten Theil der Gaumen-
beine, die inneren durch die Nasenscheidewaud
(s. d.) und dnreh das I'flugscharbein gebildet.
An die äussere, von den Ober- und Zwischen-
kieferbeinen hergestellten Wand befestigen
sich die Nasenmuscheln (s. J.). Die wage-
recbte Platte des Siebbeioes tieunt das obere
Ende — den Grond der Nasenhohl« —
in w>.lches die Siebbeinlabyrii.tliefFi«:^. I305,S1)
hineinragen, von der ::ichädelhühle. Dad
ratere Ende der äusseren Wand — die
«eiche Nase, der weiche Nasencanal
— wird zwischen den Nasenbeinen und den
Nasenfortsiitzen derZ^visclienkieferbeine durcii
Weichgebilde, oaaieatlich durch die üaut-
dnplieatnr des Insseren NaeenflQgels, und
doreh die Nasentrompete (s. Nasenloeb) ver-
vollständigt. (Fig. 1309, fN).
Bei den Wiederkäuern und Fleisch-
fressern stehen beide Nasenhöhlen in ihrem
oberen Tbeil durch einen Spalt twischen
'leiii Ptliigscliarbein und dem Gaumengewölbe
untereinander in Verbindong, da das Pflng-
scharbein sich weiter nnten als bei den
Pferden an die Gaumennaht befestigt, üei
den Schweinen wird dieser Spalt durch
eine Verdopplang der Schleimhnvt ver-
schlüSäen, welche sich auf die ächlundkopf-
höhle fortsetzt (hintige Nasenscheidewand).
An Stelle der weichen Xa.-:e findet sich eine
vüllsliindige oder unvolUUndige, durch die
Seitenwandknorpel hergestellt« KnorpelrOhra
(s. Nasenscbeidewand).
Die engen NaaeaMhlen der Vogel werden
unten dOTCh di« ZlviMheinki«ferbctne be-
grenzt. MütUr.
NasenMIhlMkrankheiten. Verengerungen
der Nasenhöhle werden bewirkt durch ent-
cflndliche Schwellungen und llypertrophien
der Schleimhaut, durch NenbiMungen ( l'olypen,
Krebse, Sarkome) und hineingerathene Fremd-
körper. Erweiterungen können nor durch
Atrophie oder operative Kntfemung der
Nasenmnscheln zu Wege gebracht werden.
Verletzungen der Nasenhöhle werden durch
ftQssere traumatische Einwirkungen^ Brüche
der Nasen- nnd Oberkieferbeine etc., and
durch Hineingerathen scharfer und spitzer
Körper durch die Nasenlöcher in die Nasen-
höhle bewirkt.
Hyiteriiniien der Nasenschleimhatit ent-
wickeln sicii bei allen Zustanden, die mit Con-
gestionen zum Kopf verbunden sind, bei vielen
Infectionskrankheiten (MiUbraod, Tjphus.
Staupe, Rinderpest, Kopfkrankheit etc.) und
als Vorstufen der verschiedenen Entzündungen.
Hämorrhagien bind Folgen vun heftigen Con-
gestionen, Hyperämien nnd EntllndOJIgen«
oder entstehen infolge von Verletsungen und
Geschwärsbildnngcn.
Die Entzündungen der Nasenschleimhaut
serfallen in eine acute und chroniscb-
catarrhalitehe, eine croupOse, diphtheritische
und in die specifischen Entzflndnngcn bei ver-
schiedenen Inf^'ctionskrankheitcH. Eine Dii-püsi-
tion zu den catarrhalischen KiitzQndungen der
Nasenschleimhaut verleihen die ErkUtungen
beim scbnellen Temperatarweehsel, Binwir>
kungen nasäkalter Luft, reizender Gase (Am-
moniak, .SchwefelwasäerstofT), Staubinhalatio-
nen etc. Dadurch wird das Epithel der Nasen-
scM. imliatit theils gelockert, tlieils zerstört,
und das Eindringen specifisclier Entxundungs-
erroger ermöglicht. Die letztere, oder die
sog. Causa proxima der Catarrhe sind niedere
Organismen, Mikrokokken, die ans unreiner
Stiilllnft. (jiler auch aus der feuchten Luft
im Freien auf die Nasenschleimhaut gerüthen,
in da» Schleimhantgewebe und die Gef&ss-
wandungen eindringen, und durch Alteration
derselben eine Entzündung und Ezsudation
veranlassen. In den ersten Stadien des acuten
Nascncatarrhs i&t die Schleimhaut lebhaft
injicirt, geschwellt, nnd sondert ein seröses,
wässeriges Exsudat ab. Später nimmt das
Exsudat eine mehr schleimige, oder bei
heftigen EntstodSDgen auch wohl citrige
Beschaffenheit an nnd fliesst in reichlicher
Menge ans den Nasenlochern. Beim chronischen
Catarrh ist die Nasenbchl'nrahaut dunkellivi.'.
oder braunroth, stark geschwellt, gewulstet,
uneben, mit ErosionsgeschwUrchen besetst,
und mit ein*'ni sjiarsainen. dicken, sclileimigen,
oder schleimig-eitrigen tiecrei bedeckt, das
p«riodcnweis« und wenig reichlich aus den
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n NASENHÖHLEN
KtsenlCchern tttafliesst vnd an d«nMlben m
Kru.st.'n und Borken eintrockiiot. Der rlironi-
sehe Nasenkatarrh greift leicht auf die Stirn-
nnd Kieferhfthien, und bei Pferden auf die
Luftsäckc übr^r, die mit ÜQssigea oder ein-
gedickten äclileimig-eitrigen Massen angefüllt
und mehr oder weniger ausgedehnt werden.
Aach die Nasenmuscbeln schwellen mehr oder
weniger an. werden rerdickt, infiltrfrt, ver-
••ti^'erii Ji<' NuMjijg.'inL.'e. und üiM-n off einer!
Druck auf die Naäenacheiäewand und die um-
gebenden Knochen aus, die sich ausbuchten
nn>l atr iiibiren können, bei starker Schwel-
lüug der Nascnschleimhaut und der Nasen-
inuschelu wird das Atlimen beschwerlich und
schnarchend. Meist ist der chronische .Nasen»
eatarrh anch mit einer Schwelliing der Kebl-
gangsdrilsen veilandon, ■woduri'h leiclit Ver-
wechslunpen mit liuti zu Suade kounm u
können. Der chronische Nasencatarrh der
Schafe wird aacb als Schafrutz bezeicbnetf
obgleich derselbe nichts mit dem Botz der
Pferde zu thun hat.
Bei dem sog. FoUiculärcatarrh ist die
Naseoscbleimhant besonders an der Nasen -
s •hf'idewand und an den Nasenflügeln fleckig
gerötbet mit stecknadelknupfgrossen Knötchen,
welche durch die geschwellten Follikel dar-
gestellt werden, bedeckt. Die Follikel bersteü
später nnd entleeren ihren Inhalt mit Hinter*
lassang kloiner. vt.r''u'f"ter, kratorfrn iniiri-r
Geschwürchen, die ebenfalls zu Verwechs-
langen mit RutzgeschwQrcbcn Anlass geben
kflnnpt). Tkr FoUiculärcatarrh gehört abor 7.::
den jiuiartigcn, vollkommen heilbaren Krank-
heiten, und endet in der Regel mit Heilung,
während das beim Rvtz fast nie der Fall ist
Eine cronpOS'diphtheritisclie BnttBndaag der
Nasrn Schleimhaut kommt am häutigsten bei
der bOiiürtigen Kopfkrankheit der Kinder vor.
und gehört somit den speciflschen Ent-
zQndungsformen an. Die stark geröthetc Nasen -
Schleimhaut bedeckt sich dabei mit gclhr-n.
locker aufliegenden Croupmembranen, oiitr < s
bilden sich in die Tiefe greifende Iniil-
trationen des Sehleimhavtge wehes mit nach-
horiErein Ztifall, .\lis(MS>niif: der Schorfe und
Hinterlassung von lieocltvvurchen, die je nach
ihrer Tiefe mit oder ohne Narbenbildung
heilen. Meist erfolgt aber der Tod des Thieres
anf der Hohe der Krankheit. Bei Pferden
kommen croupös-diiilitheritiscli*> I'n rcHse auf
der Nasenschleimhaut vor infolge intensiver
Reizungen und Zerstörungen des Epithels
durch Einwiikniii: sdiarfor. ätzender Stoff.»
oder concentrirti r n izcnder Gase (Amuiouiak-
gas, Schwefelwa>serstofF etc.). Auch hier
bilden sich nach Abstossnng der Aoflagerongen
nnd Schorfe Erosionen nnd Qesehwftrchen,
die Icirht mit acutem Kotz vervvecliselt
werden können, sich aber von demselben
durch Tendens tu schneller HeUung unter*
scheiden.
Bei der Druse der Pferde ist die Nasen-
Schleimhaut lebhaft Lforöthet. entzündet, meist
mit Betheiltgung der Follikel, mit reichlichem
Schleim, oder wohl «ucb mit cröupartigen
AofUgerimgeii bedeckt Verbnndeii mit dem
KRANKHEITEN.
heftigen Nasencatarrh ist bei der Drose eine
Schwtllun?:, Eiitiündung und theilweise Ver-
eiterinig der Kehlgangsdrüsen, ult mit Durch-
biuch und Entleerung des Eiters nach aussen.
I>ie Entzündung i;ieift wohl auch auf den
Kehlkopf und die Luftsückc über, und es
gesellen sich SchweUunfrcn und Vereiterungen
der Bronchial^Mesentcrial- und anderer Lyniph-
drOsen hincn. Die Dmse ergreift Torzngs-
wi'ise Füllen und junge Pferde in den ersten
Lebensjahren. Sie verdankt ihren Ursprung
einem Contagiuro und binterlässt naea ein«
maligem Ueberstehen Immunität ^f^en noch-
malige Erkrankun?. Der Anspanfr ht meist
Genesung. Der Tud kann crtVdgen durch
Druck der geschwellten Kehlgangsdrttsen
und des gefällten Lnftsaekes anf den Kehl-
kopf und die T.nftrolire nnd Erstickung, oder
es gesellen sich pyantis.ih-metastati8che Pro-
cesse hinzu, die dem Leben der Patienten
ein Ende machen. Die Druse gehört an den
acuten Krankheiten nimmt aber auch zu-
weilen einen chronischen Verlauf an. und
verleibt dann den Pferden eine besondere
Disposition zu Erkrankung am Rotz, obgleich
die Druse selbst olme das Hinzukuninien de-
speciflschcn liotzcontagiums niemals in wirk-
lichen Rotz übergeht. Die chronische Druse
gibt aber häufig Anlass au Verweehslungen mit
RotK. Wenn das Milzbrandeontaginm auf die
Na<ensehieimliauf treratli. sn entwickelt sich
j eine partielle lietüge Erttzündunp. Scliwcünng,
8ulzig-blati^r-j>f röse Infiltration und brandiges
I Abstelben «1er Nasenschleinihaut. Beim Typhus
koujuit zur Knütcheubildung, zelliger In-
filtration, Schorf und (ieschwUrsbildung. die
selbst auf den Knorpel der Kasensclieide-
wand tIbergreifeB kann. Bei der Binderpeet
findet man eine mehr oder weniger stark au«-
gepriigte Injection und Röthung der N.iseii
Schleimhaut, mit Secretion eues dünnen,
serösen, wässerigen Schleims, zu der sich
auch Bildung flacher Erosionsgeschwürchen
hinzugeselle]i kann, Ikini büs artigen Kopf-
catarrh der Rinder ist der heftig« Nasen-
catarrh, der oft einen eroupifsen Cliarakter
annimmt, mit AfTection der Nebenhöhlen, der
Hirnhäute und Erguss einer blutig-seru^en
Fldssigkeit in den Himventrikeln, oft auch
mit Affectiou der Schleimhäute sämmtlicher
Luftwege und des Marens und Darmcanals
verbunden, wodurch das Kranklieitsbild eine ge-
wisse Aebnlichkeit mit der Rinderpest erlangt.
Bei derHaulseuche greift der Krankhdts-
procpss zuweilen auch auf die Nasenhöhle
über, wubei sich die Nasenschleimhaut mit
Bläschen bedeckt, die nach ihrer BerstuDg
flache (ieschwarcben hinterlassen.
Die Schafpoeken sind meist mit mehr
oder wenifrer aus>re<|ir<)chenen catarrhaliächen
oder entzündlichen Affectionen der Naseu-
schleimhaut, und mehr oder weniger starkem
Schleiniausfln^!^ verbunden. Oft entwi.keln
sich auch wirkliche Pockenpusteln auf der
Nasenschleimhaut
Die sog. Schnuffelkrunkbeit der Schweine
ist eine scrophulOse EntiOndung der Nasen»
Schleimhaut.
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NASENHüHLENKRANKHElTEN.
93
Bei «1er Staupe der Hunde, Katzen und
Kaninchen ist die Nasensclileimhant mehr
öder weniger catarrhalisch afticirr. niul es
findet «to mehr oder weniger bedeutender
SdileinuiiniiiN ans den NuenOffhangen statt.
Dabei findet sich «tets einr- jurtii-Il'^ I-nntren-
affection: die Lungen sind theils normal, iheils
hyperämisch and serOs intiltrirt , theils
bepatisirt and eitrig intiltrirt. Bei starkem
Lungenödem sind die Luftwege und auch
lie N'aseiili ühle mit schaumiger Fliis-itikeit
gefQllt. Ausserdem ist die Staupe stets mit
Aife«tioii d«r Hirnhäute und des Hirns and
«erc^em Btgdas in da» HiniTentrikel ver-
bunden.
Ein besonderes Interesse für die Praxis
beMispnieht der Nasenroti der Pferde and
sein« Yerveelulnnf ndt cbronncbem Cttarrli,
Folli.-ulärcatarrh und Drns*^. Der XasiMiiotz
2erlkllt in die acute unü chronische Friim.
Beim acuten Motz crfulct eine acute In-
liltration und ein Zeilall der Nasenschleim-
haut. eine Art «ToujiOs-äiphtheritischerProcess,
V. rhunilen mit istarker Schwellung, Entzündung
and bedeatendem, oft bludgem ^asen&asdius.
Die Oesehwflnbildnng greift sebnetl nm sieb,
es werden selbst Schleimhautstückchen ne-
krotisch abgeatossen and mit denEntzündungs-
vnd Zerrallsprodaeten entleert. Die GeschwOre
zeigen keine Tendenz zur Heilung und führen
häufig zur Perforation der Xasenscheidewand.
Die Xa>«?nschleiDihaut. Itesumlevs an den
oberen Partien der Scheidewand und an den
Mneefaeln, ist «tarlt gerSthet, entsQndet, ge-
»ch'^ellt. mit eitrigem Schleim, n,!er den
Croupiaeiübranen ahiiliciien Entzüniluiigs- und
Zerfallsproducten und unregelnuissigen Ge-
«cbirftren bedeckt. Heist comuliciren sich
mit dem Renten Nasenrots aente Sehwellnngen
der K'dil^ane:>drfisen, Lyni]diir''fa--sent Zündun-
gen, Metu!>taä<;iibildungen in der Lunge und
acuter Wurm.
rjeiiii clifjnischen Nasenrotz ist der
Natt nausäuss meist spärlich, oft nur einseitig.
Die Kehlgangsdrnsen schwellen langsam an,
•ind icbmercLs. Die Venen und Lymjgh^ef&sse
der Nasentehleimbavt sind starlc injietrt. Es
entvvii.keln sieli einzelne oder auch zahlfiche
kleine von «hinein rotheü Hut uiiigebeuc Hirse -
korn- bis linsengrosse weisse oder gelbliche
oder rOthlichgraue Knötchen in der Nasen-
schleimhaut, die langsam zerfallen und zur
Uilduntj kraterförmiger Geschwürchen mit
gewolsteten Bändern und speckigem Grande
nCbren. Neben den serfaUenen Kn«teben ent-
stehen stets nene, die ebenfalls Ober kurz
oder lan? zerfallen und die Geschwüre ver-
grOssern. Periodenweise tritt ein Stillstand in
den Hotzprocessen ein, die Geschwürchen
heilen mit Bildung strahliger Narben. Darauf
kommen wieder neue Nacii-cliübe, und so k.inn
der cbrooiscbe Kasenrotz Monate, ja selbst
Jaihre Itn^ mit abwechselnder Besserung und
Vprsrhlirameranf:^ andatiern. bis 'T endlicb in
ein acutes Stadium übergeiit und durcli Couipli-
cation mit Langen- undHautrotz dem Leben der
Patienten ein Ende macht. Die NasenscUeim-
Jiaut bei Pferden, die an cbroniechem Bots
gelitten, ist sehr ungleichmiissig, oft nor ein«
seitig afftcirt, mit erweiterten Venen nnd
Lymphgefässen durchzogen, mit Knötchen,
Geschwürchen and Narben bedeckt, mehr oder
weniger gescbwellt, Yerdickt, {m Zustand«
eines chronischen Catarrhs. Auch hier kommt
es zuweilen zur langsamen Perforation der
Nusenscheidewand. Der chronische Haseiirots
ist seines schleichenden Verlanfes wegen, be-
sonders wenn die Knöteben» nnd QescbwQrs-
bildong in den oberen Theilen der Nasenhöhle
stattfindet, oft schwer za erkennen und kann
mit chronitebem Catarrh nnd Folliculär-
catarrh verwechselt werden, während der
acute Rotz mehr mit der Druse ver-
wechselt wird. In zweifelhaften Fällen ge-
ben Probeimpfangen mit dem Nasenansflnss
an Eseln, Hnnden nnd Heersebweincben
sichere diagnostische Merkmale. Die Impfun-
gen müssen aber zu wiederholtenmulen und
an verscbiedenen KOrpcrstellen vorgenommen
werden, wenn sie sichere Resultate ergeben
sollen. Die Impfungen werden am besten sub-
cutan, an den Ohren, wohl auch auf Scari-
licationen nach erfolgter Biatatiilaog vorge-
nommen. Esel verenden meist in 8 Tagen an
aruteni Kotz, falb das verdächtige Pfeid
wirklicli am Kutz leidet. Bei Hunden and
Meerschweinchen entwickeln sich an den
Impfstellen fressende ChankergeschwQre inner-
halb der ersten 8 Tage nach der Impfung.
Zuw. il- ii ent-^t' heu auch secnndäre Geschwüre
(bei Hunden J an anderen KOrpersteilen and
es entwiekeln sieh mehr oder weniger sahl-
reiclif Rützknötchen an den inneren Organen
^^LuIigt•n, Leber, Milz, Nieren) mit lOdtlichem
Ausgange. Ausser den Probeinipfungen gibt
in letaterer Zeit ancb die Constatirnng der
Rotibaclllen sichere Anhaltspunkte fQr die
Diai^nose des Rotzes. Nachdem es Löffler und
Schätz gelungen war. in den Rützknötchen,
besonders bei Impfrotz, durch Färbung mit
schwach alkaüsdier (I Tiieil Kali caust. zu
10.000 \Va.sierj Methylenblaulösung kloine
charakteristische Bacillen naclizuweisen, die
aof verschiedenen Nährmedien wirksame Bein-
enltnren ergaben, ftrbte Weiehselbanm mit
Gcntianaviolctt-Anilinwasser die Ratzbacillen
und eihiek Keinculturen auf Fleischwasser-
Peptnn-Gelatine, Agar-Agar, Blntsenm nnd
Kartoffeln. Brazzola gelang es nnn schliess-
lich, auch im Nasenaubfluss dnrcb Fftrbnng
mit alkalischer Methylenblaulösung und Gen-
tianaviolett* Anilinwasser die charakteristischen
Rottbaeillen naehsnweisen nnd mit Nasen-
schleim auf Kartoffeln "Reincnlttiren herzu-
stellen. Wf*i< hselbaum, Csokor und linuzola
empfehlen die KartotVcl in sterilisirtem ge-
kochten Zustande als besten Nährboden f&r
die Rotzbacillen. Es entwickeln sieh «nf den
durchschnittenen Kartoffeln nach Au^saatt n
mit Nasenschleim oder mit Rotzknütchen erst
gelbliche, kleistrige, später bräunlich werdende
aus Rotzbacillen bestehende Tr">[ifclien. Die
Kützbaciiien sind etwas dicker, v!t auch kür-
zer als die Tuberkclbacillen. Impfungen mit
solchen Reincnltaren ergeben stets ansge-
sprochenen Rots bei den geimpften Versnchs-
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*
94 NASENKNOBPEL.
tbieren. Mit Hilfe der Probeiiopfungeo, des
Firb6T«rftibrens and der Beincnltvren tftMt
sich der Rotz mit Si(iiprh.Mt diai^nosticiren.
Eia Treitercä UDt^'rsciteiäcndeH Merkmal zwi-
schen Rotz und den anderen Nasenaifcetionen
bilden die GeschwQrchen. Die catarrhalischen
Geschwärchen sind meist klein und flach,
ohnt' schürfe aufgeworfene Händer. Die Folli-
calirgdschwarchen «ind Stecknadelkopf- bis
Itnsenfross, ItraterfOnnig Tertieft, erat mit
«'iiieni Pfropf ^pfülU. nai-hber «.ine gesunde
(iranulatioQ and Teodou!; zur Heilung zeigend.
Die typhGsen Geschwüre bestehen meist aus
grösseren, mit schmutzigen Srhorfei- n ' r
unreinen Granulationen bedeckte» ."^uLisiunz,-
verlusten. Einfache Verwundungen sind meist
mit blntigen braunen Krosten bedeckt, Aets*
geeebvüre mit Aettedborfen, unter denen
stets oine gesunde rothe Gramilatiui zum
Vorschein kommt Die liotz^eschwiire sind
venebieden ^osb, erat randlicb, später nn>
rf^elmflssitr ronfluirend. sie haben verdickte,
gewulstete, unebene Ränder und eilten gelb-
lielien, schmutiigen, $|)eckigen Grund, und
seieen keine Neigung zur Grunulatiunsbildung
tmcT Heilung. Neben den Geschwttrchen. die
Mtli meist progressiv vergrössern und um sich
greifen, finden sich meist immer EotzknAtchen
vor, die bei den anderen Krankbeiten fehlen.
Von Neubildungen sind die erwähnten
Rotzknütchen bei Pferden nicht selten; sel-
tener dagegen trifft man Tuberkel in der
Nasenhohle bei Kin.l<»rn und Schweinen mit
üebergantr in tubcrculöse und scrophulöse
Gefitliwurc. Bindegewebswuchcrungen und
Verdickungen der Schleimhaut sind Begleit-
erscheinungen ehroniaeber Catarrhe nna des
l' ttzes, ferner kummen solche vor in Form
sogenannter Faser- und Schleimpolypea, die oft
eine betriebtliche Grösse erlangen, die
Nasen c^flns^'» verle?(»n. Athembeschwerdon her-
vorruten und zu operativer Entfernung nOthi-
|(en. Seltener sind Lipome in der Nasenhöhle
in Form kleiner, gestielter GescbwUlsta.
Wucherurifjeii des Knochengewebes treten
meist in Form vun Hyp.'rtruiihi. ii und Ver-
dickungen der Noäeumuächeln, seltener als
wirkliche Exostosen an den die Nasenhohle
nmsrrcnzenden Knnrben auf. Venlickungen
und kiioticje Auftreibungeu vi n Kuorpelgcwebe
findet man zuweilen an der N.iHouscheidewand.
Sarkome in der Nasenhöhle kommen vor als
Spindelzellen- und l{nndzellensarkome,Melano-
Mirk'une u'ivi ( jsteosarküme. Heim lüiiJe
wacbern die durch den Actinoroycespilz ver-
anlasaten Aetinomykone zuweilen in die
Nasenhöhle hinein. >feist nehmen die Sarkome
und Actinoinykonie ihren Ursprung in den
benachbarten Höhlen, den Stirn- und Kiefer-
huhlcn und an den Kiefern und waclisen von
aussieu iü die Nasenhöhle hinein. Dieselben
erreichen meist eine beträchtliche Grösse,
verursachen Verengerungen der Nasenhöhlen,
Athembeschwerden und Atrophien der benach-
biirten Tlieile. Noch schneller :ils die Sarkome
wuchern dif blulj?era<sreichen unter dem
Namen Blutschwunim. Fungus haeroatodes,
bekannten Krebse, Carcinoma telaogieeto-
des bei Pferden, die trotz ihrer weichen
Consistenz und ihres grossen Beichthnms an
Zellen und Blutgefässen ausgedehnte Zer-
störungen au den Ivieter-, Gatinten-, Xasen-
und Stirnbeinen veranlassen und uft durcli
Hineinwuchern in die Schädelhöhle den Tod
der Thiere herbeifllhren. Während die Polypen
«nd Lipome durch operative Entfernung radi-
cal zu beseitigen sind, gelingt die bleibende
operative Entfernung der Actinonykome.
Sarkome und Kmfi ■ nur in den allerersti n
Stadien ihrer Entwicklung. Später machen
dieselben Metastasen und locale Becidive
1-1 1 ^efiüirden dadurch das I«eben des Pa>
llflll i-'U.
Als abnormen Inhalt trifft man zuweilen
in der ^tasenhöhle Blut, Eiter, Concremente,
verschiedene Fremdkßrper, FutterstolFe, die
beim Erbrechen und beliindertem Schlingen
in die Nasenbohle gerathen und dort Ver-
engerungen des Lumens, Entzündongsprocesse
etc. hervorrufen. Abstclitlich werden Fremd-
körper in die Nasenhöhle gebracht, urn Dampf
oder Rotz vorzutäusclien.
Von thierischen Parasiten leben in der
Nasenhöhle des Schafes die Larven der Nasen-
Viremse tic.strus wo sie einen chronischen
Catarrh mit Schleimauäftuss und nervöse An-
flllle oder die aoipenannte Bremsenlarven- oder
Schleuderkrankheit velur^achen.
Bei Pferden. Zicije» uiul Hunden ent-
wickelt sich das bandwurmähnliche Fünfloch,
Pentastonii» taenioides. in der Nasen- und
Stirnhöhle zur Gesciilechtäreife und verursacht
einen entzündlichen Zustand, Schlcimausduss
und einen Beiszustaud und bei Hunden und
Wolfen oft tonwnthtbnliehe Zuflllle.
Vf»n prtanzlichen l'arasiten kunnnen. al.-
gesehen von den zufällig durch Einathmen
hinein gerathenen Pilzsporen und Schisomy-
ceten, bei den meisten Infectionskrankheiten
die speciflschen Spaltpilze dieser Krankheiten
in dem Nasenschleim vor. so insbesondere die
Rotzbacillen, die Mikrokokkcn der Staupe,
Kopfkrankheit, der Pocken, Maolseuche, Rin-
derpest, LunL:''ns( Uc)ie, des Catarrhs n. a.
in solchen FAlleu hat der Nasenschleim iufcc-
tiOse Eifrensehaften. Semmer.
Nasenknorpel. fAnat mie.) Zum Auf-
bau der >laöeiihijhlen, be^w. Nasenlöcher tra-
gen zwei paarige Knorpel — die X-fOrmigen
und die sigmaförraigen Knorpel — und
ein unpaariger Knorpel — die knorpelige
N asen sehe ide wand (.s. Nasenscheidewand)
— bei. Dieselben bestehen aus hyalinem
Enorpelgewebe.
Die X- fö rm i LT c n Knorpel fc.ii tilugines
alarcs). Flügeiknurpel, Naseiilluuelknorpel
(Fig. 1308, X). geben bei den Einhufern
die Grundlage der inneren Nasenflüf.'el ab.
sie bedintren, dass die Eingänge in die Nasen-
höhlen dl in Lutt-tronic beständig offen stel - ti.
heften sich durch kurze Bandfasem (utii-
unter durch ein Gelenk) dem unteren (vor*
deren) Ende der knor; ' ÜlT' n Na>ensclieide-
waud an und ».ind derartig gekrttmnit. dass
die beiderseitigen Knorpel ein römische» K
darstellen. Der vorder« obere Theii jedes
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NASENKNORPEL
95
Knorpels hat die Gestalt einer unrepelmässip
Tiereckigen Platte — Platte der X-förniigon
Knorpel (Fig. 1308. 3 3'J — . deren untere, der
Haut xugewcndete, schwach gewölbte Fläche
Tom Quermuskel der Nase bedeckt wird. An
dem inneren schmalen Rande geht die Platte
in den xnerst rundlichen, dann zusammen-
G
durch eine schmale Spalte von dem oberen
Seitenwandknorpel. dessen unmittelbare Fort-
setzung sie darstellt, getrennt (j. Nasen-
scheidewand). Der Bogen geht vom äusseren
Rande der Platte aus and umgreift den
äusseren Nasenflügel; das Ende trägt einen
auf den inneren Nasenflügel hinöberspringen-
«
fir. 1308 Knor|n-l und Uutkelii <K>!< N«.'«eiKMnj;jiii;i'> tioiiii PfiTiK'. Z Zwischeokii-fcrWine (Kürpi-r;, Nf K.i'iKDfort-
ftU dt>r ZwitrhvukierfrbfiDe, Nb Nant-nbcine, Ob Obrrlipp«, Kr Kroiamu»kel d<>r Lipp<-n, P p.rr«miil«tifärmi);<>r
Jlosktl d«r Na«e («bfrn.icbnitiKn), H Hebrr di*r Obcrlippp, I I S>hne <1<*9 Hi>b<-r<i, 2 sonx^'Oix^bkftlich«! ^cllDe
rfchtt- ttixl de» liiikovitiKPii H>>bor» (Hbgfscliiiittfin, Seh Na»euxcbviilr«)iiitl, N»rb Tordtr»! (ubt)r<>r) T«r-
br«itcrt>tr Band derselben, X x-förmiRe Knorpi-I, .3 3' dcr>'u l'litt«*, K V deren Keil, S si|{UiafOrmiger Knorp«*!,
B obcror, 6 Toiderer Erw«it«r»r de» weirben Naseoranal-, T .Mutkrl di-» KnorpeU der Torderen, ^ Mucket dca
Koorpi'U dvr hioteruu NaaeomuscboL
gedrückten, fast halbkreisförmig gekrümmten
Bogen oder Reif der X - förmigen Knorpel
(Fig. 1308. 4 4', Fig. 1309. RR') über,
irelcher den inneren Nasenflügel umfusst. und
am hinteren (unteren) Winkel des Niisenloches
mit einer stumpfen Spitze endet.
Bei den Wiederkäuern wird die Platte
den quergestellten Knorpel und erscheint in-
folgedessen atikerförmig. Bei den Sc Ii weinen
verhält sich die Platte der X-formigen Knori>el
ähnlich wie bei den Wiederkäuern : der Bogea
wird durch einen kurzen, grilTellOrmig zuge-
spitzten Knorpel ersetzt, welcher von» seit-
lichen unteren Winkel des lUbaclknocheni
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96
NASENLlNGK — NASSKLOCH.
ausgeht und dtii ausseien NasenflQgcl uuj-
fasst. Die Fleischfresser besitzen nar eine
Andeotong der X-fOrmigen Kaorp«! in Fonn
eine» kleinen KnvrpeUtOck», wddies sich dem
anteren Seiten vanaknorpel (s. Kueiiselieid«-
■wand) anlegt.
Die S- oder sigraa- förmigen Knor-
pel fFig. 1308. S) bilden bei don Ein-
hufern die uniiiittcibare Forts^'tzuni^ der
hinteren (unteren) Nasenmuschel und dio
Stfitze der Flügelfalte (s. Nasenlocher), sind
mithin fast iran« von der Nasenschleimhaut
(Fig. i;' eingeschlossen. Sio p')icn
aus einer dünnen Enorpelplatte hervor, welche
sieh dem unteren (vorderen) Ende der hinteren
(nntoicn) Xa^i nmiischel anfügt und an das
Obeikieierbein befestigt. Die Platte setzt
sich in einen dickeren, S-förmig gekrfiiiiinton
Knorpel fort, welcher an der inneren Fläche
gewölbt, an der äusseren hohlsondenartig
auegehClilt ist und den Nasenfortsatz des
Zwiscbenkieferbeins überragt, sich jedoch
nicht bis in dem X* förmigen Knorpel er*
str.^rkt. Letzteres ist bei den WieJor-
käu«rn J-r Fall, deren S- förmige Knorpel
eine gerin jjero Lange, jedoch eine bedeuten-
dere Stärke besitzen. D* i iL^n Schweinen
und Fleischfressern wtjrden die S-förmigen
Knorpel durch Fortsätze der unteren Sciten-
wandkoorpel angedeutet. A/iUJtr.
Die Nasetiknorpel gehören in histo-
logische! Br/ioiiong n den hyaliiu n Knor-
peln (s. Knorpel). £ii^6au»t,
Naeenlänge ist eine Maseeinheit, nach
welcher bei den Wettrennen unter Umstän-
den die Entfernungen, in welchen die ein-
zelneii Pferde zu einander durch das Ziel
gehen, bestimmt werden. Man sagt daher
1. B.: das Pferd hat um zwei Nasenlängen
gewonnen (>. Liinjj./i.
Die Nasenlänge reicht von der fiassersten
Nasenspitie bis etwa zn den Nftstern ein-
srh!5e=''5lich. und nicht wlo in exterieuristi-
scher Beziehung bis zu de» Augen. Sie be-
trägt bei 10— 15 cm.
Sollen die Abstände durch ein noch
kleineres Mass ausgedrückt werden, so ge-
schieht das durch die Beaeiehnang ^Nasen-
spitze" (s.d.). GrasimoMn.
Nttmloeil, TOteres (vorderes) Nasenloch,
Na5f nr,lTnnnff, S'ajt'neinfrang (naris s. apertura
nasi inferior) ist eine bei den einzelnen Haus-
sftngethieren verschieden gestaltete Ein-
stülpung der äusseren Haut, welche eine in
die Nasenhohle ihrer Seite führende Ocffnung
nmschliesst Die R&nder der letzteren werden
als insserer, besw. innerer Nasenfiflgel be-
zeichnet.
Bei den Kinliuft^rn haben die Nasen-
löcher (Nüsteriij (Fig. 1309, NN'J eine balb-
roondfsrmig ovale Form, welche bei starker
Erweiterung sich der eines Kreises nähert.
Der äussere Nasenflügel (Fig. 1309. äF)
wird lediglich durch eine Verdoppelung der
allgemeinen Hautdecke und durch die in
dif'selbe sieh einsenkenden Muskeln gebildet,
während di r .X -l irtnige Knorpel (s. Nasen-
knorpel) die Grundlage f&r den inneren
Nasenflügel (Fij,'. 1309 iF) darstellt. An
den äusseren hinteren Winkel der Platte des
X-fOrroigen Knorpels heftet sich eijie in
ihrem nnteren Theil von der Insseren Hant,
im Ut-biigfn vnn uer Na.st'n--rlil.?iinliant gi'-
bildete Falte — Flügelfalte (Fig. 13u5 Ff)
— an, welche andererseits von dem nnteren
Ende der hinteren funtcren) Nasenmuschel
ausgeht und aU Stützgebilde den sigma-
formigen Knorpel (s. Nasenknorpel) ein*
scbliesst
Beide Nasenflügel stossen in einem
liinteren (unteren) stumpfen und vorderen
(oberen) spitzen Winkel zusammen. An dem
ersteren gehen beide Flügel ohne seharfe
Grenze in einander über, an dem letzteren
greift der äussere derartig über den inneren
Flü>:el, dasa dadurch eine fast kreisrunde
" •effnunp entstellt, welche in einon durch
die l-'lügelfalto von dem P'.ingtingo in die
eigentliche Nasenhöhle geschiedenen Halb-
canal nnd durch diesen in die Nasenirompete
führt.
Die Nasentrompete oder dasfalsclie
Nasenloch (Fig. 1309, fN) ist ein etwa 6 cm
langer kegelförmiger Blindsack der äusseren
Haut, welcher den I?ntim zwischen der Spitze
der Nasenbeine und dem Nasenfortsatz der
Zwischenkieferbeine ausfüllt. Durch diese, nur
den Einhafeni zukommende Einrichtung er-
hftlt die Einstülpung der äusseren Haut hi
die Nasenhöhle die Form eines triciiterför-
uiigen Hohlraums, welcher lateral im Winkel
sirischen Nasenbein und NaMenfortsatz des
Zwischenkieferh'^ins Mind endet, medial am
Eingange in die eigentliche Nasenhöhle bald
scharf abgesetzt in die Sehleimhant der Nase
übergeht.
Die äussere Fläche beider Flügel ist
mit feinen Deekhaarcn bekleidet, zwisehen
denen einzelne borstenf&rmtge Fühlhaare vor-
kommen: innerhalb der BinstSlpnng stehen
kurzi', i'twas sfeif'' Haari', Ii he eine solche
KiciituHg hüben, da*» deren Verlungeruugeu
sich überkreuzen würden. Weiter entfernt von
den freien Rändern iler Nasen flüpel werden
die Haare sparsamer und in der Nusentrum-
pete fehlen sie ganz. Innerhalb der Einstül-
pung ist die Haut reich an Talgdrüsen
Die Haare in der BinstQlpung und die Nasen-
troniiiet'S sollen dii- AfhimiiiL'sluff von Staub
und uhnlichen Verunreinigungen befreien, die
Nasentrompete soll ausserdem einen Einfluss
auf den Klang der Stimme haben, sie wird
bei angestreuetcra, beschleunigtem Athmen
und beim Wiehern, Wittern ii.s. «. stark er-
weitert.
Nahe der Grenze zwischen der dnnkel
pienientirtr-n Haut d> r Kinst iil|iiintr und der
Nasenschleimhaut, jedoch noch in der äusseren
Haut findet sieh in der Verlftngerung des
hinteren Tintrr':'n Winkeh die kreisrunde (niit-
ur.t< r aucli doppelt vorhandene) Ausmündnng
d- - Thränencanals (s.d.).
Die verhältnissmässig engen und nur
wenig erweiterungsfähigen Nasenlöcher der
Wiederkäuer haben dicke, wulstige Flügel
und Terscbm&iern sich erheblich von dem
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NASENLOCH.
91
oberen und unteren Winkel nach der iiitte
XU. An Stelle der weichen Nwe findet sich
<iie Ton dem oberen und unteren .Seitenwand-
knorpel (g. Naaenscheidewand) cebildt-te knor-
pelige fiObre. Der innere Flügel wird bei dera
Rinde ganz, bei den kleinen Wiederkäuern
pfriemenförmigen Knorpel zur Grundlage,
welcher dem Reif des X-förmigen Knorpels
«entspricht. Die Nasenlöcher sind nur sehr
wenig erweiterungsfähig, können jedoch durch
den Niederzieher des Rüssels etwas verengert
werden. Die weiche Nase wird ähnlich wie
Fig. 1S09. Nu«nl44rh«^r il«« Pf<«r<l«i vi>o Wnk* gvtvhi-n. N link*-! Naüünloch, N' r(>rht'<* NtAtnIoch, t F tusi«>Ti<r
SufDflOttel, iP innerer Na»enflng«>l, fN N4s«*uttoiuii«-te (taUrhea Naiirnlorb). K K' l{t>if dv X-fdnnieca Knorpt'l»,
obarflikcblicb« l'ortiuu des QuermuskcU der Na«<-, Nli Na>tr>abeinc<, Nach vord<>rt<r (obert>r) T«ibri:<iU)rt«r lUnd
der knorp«'liK'"» Na»«ii*ch»;iJ<-w«iid, auf ileni«>^Iben l 1 di>" Fasrrti dr< vorilfr^n Kiwi-itercr* ivt »«•ii-h«n Nasm-
t-aoali, H Heber dt-r ObBrlippt', 2 2 Sehne d*snplbfii, 3 durch Wrliindonif Jer St'hiic der beidürnjitigen iJeb«T
•DUtaadeno gemeintcbadlkhe .S>-unir. V'b iJbvrlippi', Kr Krviimuskel d«r Lippen.
luni Theil von dem Flotzniaul (s. d.) oder
dem Nasenspiegel gebildet.
Bei den Schweinen liegen die rund-
lichen, verhftltni.Hsraftsttig kleinen Nasenlöcher
in der Küsselscheibe (s. Rüssel) : der innere
Flfig»«! hat den Seitenrand des KUs.st lkn()ch.-'t!r4
(8. d.^ der äussere allein b«'w. gliche U«*n
Koch. ecc;kluK-ft-J>« <1- Tbirrhoilkd. VII. Bd.
bei den Wiederkäuern durch ein Knorpelge-
rUst vertreten.
Bei den Fleischfres.sern setzen sich
die beiderseitip'n Nasenhöhlen nach vorn in
Gestalt einer dopiielton, bei eini^'»'n Hunde-
rassen jedoch in der Mitte gespaltenen Knor*
pclröhrc fort, w.-klie nebst den sie be-
98 NASfiNLÖCUER. ~ NAS&MMUäCH&LV£&GaoSS£BUJÜä DEÜ PF£KD£.
dockenden Weichgebilden mit der Oberiippe
verschmilzt. Hip Kiiorpelrflhrf wird haupt-
«Achlicli durch (imrollung der Seiteuwand-
knorpel (9. Nasensoboidowand) gebildet; in
dieselbe fahren zwei enge und fast gar Dicht
erweitemiigslahiä'f Nasenlöcher, die Haut in
di r Umgebung der b t/toren ist 1ia;'.ri(»v. ent-
hält und bedeckt zahlreiche kleine Drosen
vnd bekommt faiedoreli eine Mwisse Aehnlieh*
keit mit dem Flotzmaal des Rindes, fQhlt
sich anch anter normalen Verhältnissen, wie
da£ letzt t re, feucht und kfihl an.
Di«' Nasu ti trompete oder das falsche
Nasenloch fehlt den Wiederkäuern,
Schweinen und Fleischfressern.
Die niclit von Weichgebilden umgebenen
NasenlOebet der Vögel sind paarige, runde
oder schlitzförmige OLtriuinjjcn am 'iiurifle des
Oberüchriabels, sie liegen bei gewissen Vögein
ganz versteckt in «^iueui Kranze eigenthOm-
liclu'i Federn, bei einzelnen SchwiMunvopelii
(Sturuivogeln) führen sie in schart abge-
setzte Rohren, welche nnf dem Oberscbnabel
▼erlaafen.
Naaenloeli, faleehet, s. Nasenloch.
Nasenlocli, oberes oder hinteres,
&. Ohoane.
Nasenloch, nnteres oder Torderett,
S. Nust-nloch. Müller.
NasenlScheri gleichbedeutend mit N üstem.
Nasenmusniieln (conchae nasales), Daten-
beine, doteniomiige Beine (ussa turbinata)
sind xwei dOnne, bei dem Pferde Tielfach
durchlöcherte, clfitenf">rriiitj zusaiiiiiiengerolUe
Knochenpiattcn in jeder iN'asenhölile. Man
vnterseheidetdemgemisseine Tvrdere (obere)
oder Siebbeinmuschcl (concha suprenia)
und eine hintere (untere) oder 0 b e r-
kieferbfinuiuschel (concha infimas. Tera).
Beide Muscheln haben die Form eines seit-
lich etwas zusammengedrückten hohlen Cylin-
ders, welcher innen inui. soweit die Mtiseheln
sich nicht an andere Kopfkaochen befeiiti-
gen, aussen Ton einer Schleimhaat bekleidet
werden.
Die vordere Muschel (Fig. 1305, vISI) heftet
sieb nassen an das Naeen-, Stirn-, und
Thnlnen-. die hintere Muschel (Fig. i3u-i, hM)
äu däi» Oberkieferbein an, die innere, der
vorderen Muschel stärker gewölbte Fläche
ist frei and durch einen schmalen Zwischen-
TBQm von der Nasensebeidewand getrennt.
Die a!t«rerunileteu llünder be^renz>'n die
Nasengänge. Das obere sich stark vcr-
schm&lernde Ende der vorderen Haschel ver*
binfl*'t sich mit der wagerechton Platte des
Hiebbeines, so dass diese Muscliel — ebenso
wie die sog. mittlere Nasenuiuschel
(concha media) (Fig. 130.'i niM) — als eine
grosse Zelle des Siebbeinlabyrinthes anzu-
sehen i.'it. l',t> unt.-n sich /.u.-pitzende Ende
serfällt durch sehr dünne knöcherne Scheide-
wftnde in 3 bis 4 knöcherne Blasen, welche
durch enge Oelfnuntren mit dem mittleren
Nasengang in Verbindung stehen. Die beiden
finden der hinteren Muschel »^ind breiter« das
nberf» ri iclit bis zur Hcdic der Choanen: an
das utitero, ebenfalb in knüclicrne Bläschen
getbeilte Ende legi sich der sigmaftrmige
Knorpel an.
I)ie von den sich umrollenden Knochenplätt-
chen gebildeten Höhlungen beider Muscheln
— abgesehen von den Knochenbläschen de«
unteren Endes — communiciren durch enge
Oeflnunj^en mit den» mittleren Nasen sran^e.
sie stehen au der vorderen Muschel mit der
Stirn- and Oberkieferhöhle, an der hinteren
nur mit der letzteren in Verbindnnp.
Bei den Wiederkäuern und nuch mehr
bei den Schweinen sind die Knochenplätt-
chen der Muscheln fester und widerstands-
fälliger, die vordere Muschel besitzt nach dem
mittleren Xasengange oben eine stark«' Ein-
bacbtang zur Aufnahme der sog. mittleren
Masehel, durch die stftrkere ümrollong der
hinteren Muschel wird deren Hohlraum in
mehrere Unterabtheilungen geschieden. Bei
den Wieuerkiinern heftet sich die vordere
Musrbel. wr'lehe weder mit den Nasenhöhlen,
iiocli mit deren Nebeiihühlen in Vcrbindong
steht, umfangreicher als beim Pferde an das
Stirn» nnd Thr&nenbein an.
Bri den Fleisehfressern besteht die
hintere .MiiM-hel ans einer ;;rriv,seren .\n/alil
von Knochenblasen, die vordere Muschel legt
^ich mit breiterer Basis dem Siebbein an.
In jeder Nasenhöhle finden sieh bei den
Vögeln drei kiiurpelige. gewundene Muscheln,
von denen bei den Hühnern die mittlere die
grösste, die untere sehr klein ist. £in
Siebbeinlabyrinth fehlt. Mülhr.
Nasenmuschelvergrösserung der Pferde,
U^pertrophia s. ectasia concharam (von
eoncha, die Na8enmnsebd).l>ieNasenmn8cheln
vergrössern und erweitern sich im (lefnlce
eines chronischen Nasencatarrbes, wobei die
Schieimhaut der Mu.schel sieh durch Wu-
cherung des Bindeifewebcs verdickt und mit
höckerigen Wucherungen bedeckt. Der in der
Muschel sich anhäufende Schleim nimmt
durch Aufnahme von Fäolnisskeimen einen
fstiden Oeruch an, er wird mit der Zeit
eiterartifj, mitniiter enthält er kasij^'e ('.in-
cremente, er treibt alhiiülig die Muschel-
wände sackförmig auseinander und bringt sie
gleichzeitig zum J'^eh winden. In diesem Falle
liegt nur eine Erweiterung oder Ektasie vor.
Greift aber die chronische Entzündung
von der Schleimhaut auf die Knocheneob-
stsnx der Muschel Uber, so verdickt sich aneh
iljcsr. wir liaben es hier mit einer Hyper-
trophie zu thun; die Muschel erreicht mit
der Zeit eine ungewöhnliche Grosse, so dass
sie die Nasengänge v«'retigt, die Nasenscheide-
wand nach der Seite hervordrangt, in die
Oberkieferhöhle, sogar in die Uachenhöhle
eindringt und die Oe^ichtsknochen unterhalb
des Auges bucklig aullreibt. Sind die Conchen
auf beiden Seiten in der geschilderten Weise
verändert, so verbiegen »ie die Nas^nscbeide-
wand nach verschiedenen Riehtungen wellen-
ftlrmip. .\m häufigsten hypertr iphirt die obere,
resp. die vordere Muschel und bringt dann die
untere, rcsp. die hintere Unsehel zum Schwin-
den. HRiihner und Jessen machten zuerst
auf die il> j'ertiv|)hic der Nasemuuschclu des
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NASEMXOSEBLK.
99
Pl'erdes au(trierk:»aiii liericht über daa Vete-
linärweseii im Königreiche Sachsen pm 18(»I,
ond die Wirksamkeit der Klinik der Dorpat-
schen Veterinflrschule. Düqiat 18GJ), si)ilter
besehri' b si.' II ' ring in seiner Operations-
lehre, Brackmailer aber die Ektasie der-
selben in sehier patholof^sehen Zootonie.
Die wichtigsten Rrsch.^innnfren dieser krank-
haften Zustände iI<t ^(uücheln bestehen in
periodisch oder besiiin iig vorhandenem, nicht
selten stinkendem, schleimig-eilrigeni Ausfluss
aus der Nase, in zonehnienden Athembeschwer-
den tind Anftreibung: der Gesichtsknochen. Die
AtlMRibeschwerden machen eich anfang« nar
vihretid der Bewegung bemerklieli. epftter
am h bei ruhigen» Stehen im Stalle, sie kCninen
einen so hohen Grad erreichen, das« dadurch
<iie DienattaQ|;tiehkeit and die £rnihrong des
Tlii- r. < peRkhrdt^t wirrl: sie verrnthen sich
durcli starke» Schiiauk'u durch die Nase,
das «afhOrt. wenn man das Nasenloch der
erkrankten Seite des Kopfes zuhält, voraus-
gesetzt, da!>s im anderen Nasenloche die Mu-
scheln normal sind. In diesem Falle wQrde
das Zuhalten dieses Naoenluclies das Schnaufen
Tentftrken. Die vergröüserte Xasenniasebel
riirt nft.^r ?:n wpit nach vorne, dass man sie
uU < i:ie (ieschwalst sehen, mit dem Pinger
ivier mittelst einer Sonde fühlen kann. Ist
das nicht möglich, so gibt die Trepanation
der Nasenbeine Sicherheit über das Vorhanden-
sein der beregten Abnormität. Erwähnt sei
noch beilinflg;, dass xoweilen beiUunden der
Dtnenranm der Nasenmoseheli durch Haar-
bildung auf der auskleidenden Schleimhaut
vereot^ ist.
Behaudtunfr. So lange die Athembe-
«rhw-^rdfn Ton keiner grossen Bedeutung
«inö, k:iiiM liic unter „Noieiicatarrh** angege-
bene H)'ilin<>thode in Gebrauch gezogen wer-
den, andereufaUa bleibt nur die Operatioa,
die Ex^rpatton der krankhaften Conchen
äbrig. Hr. ijer {Stockfleth's Handbiii h
der thierärztlichen Chirurgie, Leipzig 1879)
bewerkstelligte die Entfernung der kranken
Muschel dadurch, dai^s er sie mit einem
Muskelhaken zu wiederholtenmalen und in
2wiflchenxeiten von H — 14 Tagen in einzelnen
Stocken sur Nase herauszog, bis endlich der
Rest als eine grosse Düte zum Vorschein
kam. Zweckmässiger geschieht d'iv^ aber nach
dem von Jessen ausgeAhrten Operatiuns-
«erfabren. Die Nasenhöhle wird an ihrem
(■!wr-n Theile trepanirt, die Haut vun d*^r
TrijjiiiinMiiid^ aus nach abwkrts gr:«|>ulten.
•der lies Nai^enbeines nach ein 2 cm
breites KnochenstQck herausgesni:! , durch
die Spalte die Muschel entfernt und hierauf
die Hautwunde geheltet. Die Verbindung der
Muschel mit dem äiebbeine ist eine so innige.
4as« sie nur mittelst Meisel und Säge gelöst
werden l^ann. wtibei di.^ 7.urnrklili'n«'nii'Mi
ilnebenheitcn mit dum Linsenu)e:>äer oiier
einer feinen Baepel in ebnen sind. ^lar.
Nasenmuskeln. 1. Der Qnemiu.'skel
der Nase, gemeinschaftlicher Muskel der
TX§M (M. träisversus nasi 9. comprcssor nnsi)
ist unpaarig, besteht aus der Quere nach
verlaufenden Fasern und zeriallt la eine ober-
flächüi he und in eine tiefe Portion, welche ohne
scharfe Grenze in einander übergehen. Di-'
oberflächliche Portion (Fig. 1309, Qu) bedeckt
die Platte beider X-fOrmigen Knorpel mit
Ausnahme des vorderen äusseren Winkels der-
selben, die tiefe Portion fBllt den Raum
zwiselien den Hrig^en derselben Kimrpel aus,
an deren cunvexem Hand sie sich anheftet,
und geht nach dem Maulspalt zu in den
Kreismuskel der Lip|.eii (Fig, 1309. Kr) über.
Der Muskel nähert beide .K-lOrmigen Kuurpel
der Mittellinie, erweitert mithin durch Hebnng
des inneren FlQgels das Nasenloch.
Ein kleiner, vom eoneaven Rande de«
Bültens des X-föniiii^on Knurj^els entspringen-
der dreieckiger Muäkel, dessen Spitze im
Inneren des Nasenloches an der Haut endet,
ist als unterer Er weit er er des Nasen-
loches bezeichnet wotdtin. Derselbe spannt
die Haut des Nasenluches etwas an.
2. Der pyramidenförmige Muskel
der Nase, grosser Kiefermiiskel der Nase
(M. deproMsor nasi h) (Fig. 1308, P) ent-
springt mit einer sehnigen Öpitie unter der
Gesientsteiste am Oberkieferbein: er bildet
einen platten, dreieckigen Fleischkörper, wel-
clier zwisilien den beiden iichenkeln des Aus-
wärtszieliers der Oberlippe durchtritt, zum gröss-
teii Tlieile in die Hautduplicatur des äussere?!
NaseuÜügels einstrahlt und mit anderen Fa-
sern sich theils Aber das falsche Nasenloch
ausbreitet, theils mit dem KreismnskeL der
Lippen verschmtlxt. Er sieht den Innoren
Fliii.,'el niiL-h oben (hinten ) und trägt dadttfch
zur Erweiteruug des Nasenloches bei.
3. Der obere Erweitererdes weichen
Na.sencanals (Fig. 1308, .ö) ist ein blasser,
mit vielem Fett durchsetzter, etwa ringer-
starker, kurzer Muskel, welcher im Winkel
zwischen dem Nasenbein und Nasenfortsatz
des Zwisehenkleferbeins auf dem letzteren
entspiiiiift und nahe diesem Winkel an der
Schleimhaut der weichen Nase endet.
4. Der vordere Krwetterer de» wei-
chen Niiseneanals. .Vtifliebfr d^s S.iten-
wandknorpeks. Naseubeinrnuskel der Nase
(Fig. 1308, 6 u.Fig. 1309, i). besteht aus knr/en.
blassen, oft undeutlichen Q\ierfas*eru, welche
zwischen dem freien Hand der Nasenbeine und
dem vorderen die Nasenbeine überragenden
Jiande der Nasenscheidewaiid einerseits und
der Schleimhaut der Nase bexw., der Haut
der Nasentrompete andererseits verlauf< ii.
5. Der Aufheber des geraden Knor-
pels «der der Muskel des Knorpels der vor-
deren Nasenmuschel (Fig. 1308, 7) entsprinirt.
wie der unter (j genannte, aussen, vom Aus-
wärtszieher der Oberlippo l>edeckt, an der
äusseren Fläche des Nasen fortsatzes vom
Zwisehenkieferbein und endet an der Schleim-
liiiutf.ilf in w-deiie die vnr>irre Nubenmuseliel
«hergeht, bezw. uiu Stiit/knorpel der Falte.
6. Der Muskel des Knorpels der
hinteren Nas e n um s e Ii el »ider .\utri< iiter
des Bi)Tmaförmii.'en Knorpels (Fii:. l3o8 M)
ist dicker als der vorige, er ent.■^l>rinut un-
mittelbar unter demselben am Na)>enfortsatz
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100
NASENÖFFNONG. — NA8ENSCHBID£WA1ID.
<les ZwiM tu iiktelVrbein» und t'rui.'t um »igma-
ftnaigen Knorpel.
Die zuletzt genannten vier Muslo ln zu-
sammen werden als kurzer erweiter iidur
Muskel der Nase — auch als Trumpotcn-
maskel — bezeichnet^ dieselben Bpmnnen
die Sehleiinhant des weichen Nasencraals,
:nis>fril<'iii noch die Nas.'iitröinpt'to und tragen
hiedurch — der unter 6 auigefübrw auch
dadurch, dase er den sigmaförmigen Knorpel
^^:^rh ntif^'icn dreht — »ur Erweiteroug dee
Naseneiiitrniigcs bei.
Bei dem Rinde findet deh an Stelle
des Querrouskels ein paariger« viereckiger
Muskel — grosser Erweiterer derNasen*
lüclier, Fflrstenberg • — wrlclitr am Kör-
per der Zwiacbenkicferbeine entspringt und
am ioncren Naaenflftgel endet: diese beiden
Muskeln liV cr^n unmittelbar unter (i* r SrhiVlit
der Flouniauldrösen. Der pyramidenlünnii:''
Muskel entspringt zusammen mit dem Heber
der «Oberlippe — dessen obere Abtheilung
er darstellt — unter der Beule des Ober-
kieferbeines und gt lit in zahlreiche Sehnen
über, welche zasaininea mit den entsprechen-
den der anderen Seite and mit Sehnen des
Hebers der Oberlippe unter der Haut (\i->
Flotxmauls ein Netzwerk bilden. An Stelk'
der vier rurtinnon des kurzen, erweiternden
Mnskels tindeii si li folgende zwei Muskeln:
iii der lange Heber des unteren Nasen-
knorpels, welcher am Zwischenkieferbein
entspringt and au der Knorpelröbre deg Nasen-
eingange» endet: b) der knrie Heber des
unteren Xa s«- ii k n '> r)' fl s b-sfi'bt au> rin-
zelnen MaskclbQndcln, welche sich von der
LippennuBcnlatnr trennen, am am 1- oder
rigmaf5rmigen Knori>el rn rndeii
Bei den Schweinen dienen drei ülurke
Jfnakeln snr Bewegung des Rüssels, wir
ftthren sie in der Reihenfolge von oben nach
unten auf: a) Der Heber des RflsselR ent-
springt in der Grube an der ( lesielitsflfidi.'
des Thränenbeins, sein kegelförmiger Fleisch-
kArper geht in eine lange Sehne Aber, welche
an oberen Kande der Küs9elsch<'ibf' enclct. .Vn
die Sehne heftet sich ein plattvr %ierecki-
ger, Vi lli Zwisehenkieferbein entspringender
Fleischschenkel an. b) Der pyramidenför-
mige Muskel ist am Ursprung mit dem
vorigen verbunden und bildet einen platten,
bis lam Runde der Rflsselscheibe sich er-
streckenden FleiiichkOrper. Letzterer lOst sich
in zahlrefi'Iic, ein Netzwerk darstellendf Inien
auf. welche in den äusseren Hnnd d^r IM—e!-
scheibe einstrahlen und am lus-t i, ii Nas:«'n^
Hügel enden. <•) Der Niederzieli- r di s
Rüssels entspringt unter dem voriu n am
Oberkieferb«Mn, sein kegelförmiger Fleisch-
kOrper geht in eine lange und starke iSehne
Aber, welche daa Nasenloch ihrer Seit« nni'
greift und mit der Sehne Ii s > nt [ir- ■ !i iidi-n
Muskels der anderen Seite verschmilzt. Der
Kiederxieher kann demgcroäss das Na«enIoch
etwa"; verengern.
Die übrigen Na^cnmuskeln fehlen oder
werden durch einzelne Noskelfasem schwacli
angedeutet.
Bei den Fleischfressern tindet sich
von den oben erwähnten Nasenmnskeln des
Pferdes nur der pyramidenförmige, welcher
zum grössten Theil mit dein Heber der Ober-
lippe verschmilzt, bezw. zur Bewegung der
Lippe dient nnd nur einxelne Sehuenfoseni
an den Amteren Nasenflflgel sendet. Mülttr.
NaaenSfTnung, s. Nasenloch.
Naaenraolien , s. Oaiuneusegel, besw.
RachenhoMe der Schweine.
NasenrachenlStTnung, s. Gaumensegelt
bezw. iiachenhdhle der Schweine.
Naacirin«« (Naaenklemm«), B.Zwanga-
geräthe.
Naaenacheidewand. Dieselbe wird dnrch
eine aus hyalinem Knorpel bestehende Platt»
— Scheidewandknorpel oder knorpe
lige Nasenscheidewand (cartilago aepti
naritnn s. septum narinm cartilflgineum)
(Fig. 1308, Sch.) — gebildet, welche oben
(liintcn) ohne bestimmte Grenze in die senk-
rechte Platte des Siebbeins — knöcherne Nasen-
scheidewand — übergeht. Bei älteren Thieren
ragt der knöchenie Theil weiter nach unten
(YornJ als während der Jugendseit Beide
Fliehen der knorpelig-knOchemen Naaen-
-rlieidewand siinl eben und bis auf sehr
.^eichte Furchen zur Aufnahme von Ge-
fässen und Nerven glatt. Der vordere (obere)
Rand i.^t diek und verbindet sich mit der
Naht zwischen den beiderseitigen Stirn- und
Na-enbeinen: sein die Spitzen beider Nasen-
beine überragender freier Theil (Fig. 1308 o.
1309, Nsch) besitz in der Mittellinie eine-
seichte Furche innl setzt sidi r^rlits und
links iu eine nach aussen dünner w«M'dt'iide
Platte fort — oberer Seitenwandknornel
— weleher zur Bildung des Nasendaches bei-
tragt. Der hintere (unterej abgerundet«- Rand,
wird Ton dem Fal« des pHugscharbeins,.
bezw. von einer Rinne an den Oanmenfort-
sätzen der Zwischenkieferheine aufgenommen
und gibt nahe dem unteren (v rilf ren) F.nii-*
jederseits einen Fortsatz ab, welcher die
Gaumenspalte Tersehliesst und in awei
Spitzen üb-r'^elil, \.>n denen die untere die
Ganiiienartcrie überbidckt und die obere mit
der Jacobs<»n"8rhen Uöbre (s. d ) in Verbin-
dung steht. An das untere (vordere) Ende der
i Nasenscheidewand heften sich die X-förmigei;
I lvnur|>el (s. N.asenknorpel) an.
I Bei den Wiederkäuern ist die Nasen-
I Scheidewand dick, der obere Rand Totlt sich
I unter (v^r) di n \a^• iilieinen so stark um,
I dass er zusunimen mit einer ähnlichen, vom
i Knarpel der hinteren (unteren) Nasenmnscbel
stammenden Platte — unterer Seiten wand-
' knorpel — den Raum zwischen den Nasen-
I beinen und dem Nasenfortsatz der Zwischen-
I kieferbeine fast vollständig ausfüllt.
I Die Seitenwandknorpei ▼erhalten sich bei
' dtiti liwein ähnlich \vi./ Iiei den Wieder-
j käuern, der Rüsselknuchcn (s.d.) ist als
I eine VerknOchernng des unteren (vorderen)
Endes d< r verhältnissm&ssig dicken Naaen-
\ schei<lewand anzusehen.
, Bei den Fleischfressern bildet da»
' die Nasenbeine fiberragende £nde der Nasen-
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NASENSCHLEIM. - NASENSCHLEIMHAIT.
101
«Scheidewand dnrch Uinrollung des obfieii wnA
des unteren Randes jederseits eine vuU>tau-
^ge Kohre.
Die NasenhOblen der VOg«! werden
Amch eine tbeib faiorpelige, theus knOcherne
S'< hl i'l'Wiind von einander jrt schieden. Bei
den SohwimmvCg«la liegen die Nasenlöcher
▼or der l«titeren, so dftss man von einem
Nasenlorh znm nmlf^rf^n durchsehen kann
inares jierviae), dagegen werden bei den
Htthnervfijjeln beide Nasenlöcher durch die
Scheidewand ron eiliAiider getrenat (nores
inip*^rviae). AfSUer,
Nasenschleim. Xuscn^rliltiialnuit.
Nasenecbleimhaat (Anatomie.) Die
yasenhohlen mit ihren Nebenhüblen werden
von einor Srlili inilinnt nbi-rzogen, welche an
den Nasf uliiclierii mit der äusseren Haut, aa
den Choaiicn mit der Schleimhaut der Rachen-
hühle nnd bei den Wiederkäuern, Schweinen
und Fleischfressern durch die Nasengaumen-
(Tänf^e mit der Mauibcbleimbaut in Verbin-
dang btcht.
Diejenige Schleimbant, welche dieNamn-
fi^.hl.'n >.-liist mit Ansnahiue der Ilierh-
gegend (regio olfactoria), d.h. des^ Vtr-
breituni^sbezirkes der Kiechnervcn, bekleidet,
wird spcciell nl> X as .■ n ^ c Ii I <■ iraha u t oder
Schneider'sche Haut (uicuibrnna jütui-
taria s. mucosa nasi s. Schneideri) bezeichnet.
Sie ist sunmetartiff, sohOn roeenroth gefärbt
und enthltt zahlreiche, mit feinen Oeffhnngen
a'i<iiiün.h iiilc acinöse Drüsen, welche di ii die
Oberfläche der Nasenhöhlen stets beleucli-
tenden Nasenschleim (pituita) absondern.
Die Nascnschleimhiiut verbiii l' f sirh uii ilt ti
meisten Stellen innig mit dir Hcinhaut.
beiw. mit der Knorpelbaat* und tragt dicht
an der 'jrenze der äusseren Haut einfaches,
fm Uebrigen flimmerndes Cylinderepithel.
In der Verlängerung den Muscheln nai h
Voten (romj bildet die Nasenschleiwhaut
Patten. Die der vorderen (oberen) Mnaehel
(Fig. 1305, n i-^t srhwSfhcr.'. ciithSlt t-inen
kleinen Stüt/knurpel und theiit ^ich meistens
III /w. i. eine breite Furch« einscblieflscnde
Hälften, welche bald wieder zusammenfliessen
and gegen den Naseneintrang nllmftlig ver-
streichen. Die Falte der hinteren (uuterenl
Muachel ist die im Artikel Nasenloch (s. d.)
bereits erwfthnte F 1 ä g e l f n 1 1 e ( Fi g. 1 »OS, Ff)
Di«- N,i--fn>rhh'iiii]i:iat ist reiili an Ge-
f^sseu, si • onthalt an il< ia hinteren (unteren)
Theit der Nu'^'Misriiridowand und an der in-
neren PMächf ih'r Muscheln — namentlich
der hinteren (utueren) — viele neben- und
flbereinunderliegende V-ncn. zwiMlien denen
reichlich organische Muskelfasern verlaufen.
Die Venennetze erhalten hiednrrh eine ge-
wisse Aehnlichkeit mit il.-in Iiwarnnii^C' ii
<iewebe und sind denigeroiisK anch als
SchwellkOrper der Nase beschrieben
Worden .\n den betrertendeii Stellen ist
NasenscliU'ittihaut besonders dick und aui
leichtesten auf ihrer Unterlage verschiebbar.
Der Th'^il der Nasenschleimhaut. welcher
die Kicchgcgend, d. h. das Siebbeinlab,vrinth
md etwas Ober das ontere (vordere)' Ende
des letzteren hinaus die Na-enscheidfw and und
die vordere (obere) Mu&ciul bekleidet, hat
den Namen Kiechhaut bekommen. Sie ist
gelblich oder gelbbr Annlich geftrbt, dicker
alt die eigmtliche Nasenschleimbant, «nüillt
tubulüs*'. am hlindt-n Eiidc kolbig angeschwol-
lene und bäuüg getheilte Drüsen — Bow-
man'sehe Drüsen — und trägt ein nicht
flimmerndes Cylinderepithel, zwischen df>s«pn
Zellen sich die Kndapparate der Gerochn-
nerven — s. Kiechzellen — vorfinden.
Die Schleimhaut, welche die Nebenhöhlen
der Nase bekleidet, ist sehr dünn, ersetzt die
B'inliaut der von ihr bedeckten Knochen,
trägt ein flimmenides Cjrlindereptthel und ent-
hUt nur spanam kleine DrOaen, welche nnr
'schwer nachweiabac aind und hftufig zn fehlen
scheinen. Müller.
Nasen schleim haut. (Mikroskopi-
scher Bau.) Die Schleimhaut d--r llc<n,-, re-
spiratoria besteht aus einer i'ropria mucosae,
einem dieselben deckenden Epithele, und einer
sie mit den darunter gelegenen Jüiochen, resp.
Knorpeln verbindenden Snbmncosa. Das Stra-
tum (>r<ii>riurn hcsS- lit an> finem dichten V%c-
flecht liüriUuiLT Hiiiiifu'i'wchslascrn und-Bündel,
welches vun plastischen, zu N»*t/''n vereinigten
Pastrn durchzogen wird. In d-n (i|(f«rfl;irh-
licheu (subepithclialen)Schichten nimmt dieses
Stratum eine mehr rcticulAre Besehaffbnheit
an, indem die Fasern feiner werden, eine
mehr nettförmige .\nordnttng zeigen und zwi-
schen si< Ii zahlreiche Kundzellen eingf'la<,'crt
enthalten, die unter UniHtänden so dicht zu-
sammenliegen, dass sie die Bildnng ron Folli-
kein bedingen. Zahlreiche, zi-nilich starke
und zu weitmaschigen Netzen VF r.'inigteLymph-
gefösse durchziehen femer diese Schicht. In
den tieferen Schichten geht da.s flbrilläre
Stratum der l'rojiria ohne scharfe Grenze in
die Submucosa über, welche etwas lockerer
angeordnet ist, wie das entere, im Uebrigen
aber ans denselben Elementen anfgebant rat.
Sie führt die Nerven, die zahlr' ioiicii artr-
riellen und veni'isen Blutgefäs^t•. Die Sub-
mucosa steht ferner in innigem Zusammen-
hange mit dem die Knochen, bezw. Knorpel
ftberfiehenden Periost oder l'ericlh>ndrium. so
dass eine Grenze zwi."ichen beiden nicht be«
steht und die eine in die andere abergeht.
In der RespirntionsBchleimhant Hnd femer
zahlrcirhf Drü-' n einfjflafr.Tt. Di'-M'lln n ii"gen
voriugswe)!^« in deu tieferen Schichten des
Stratum proprium und verhalten sich besOgr-
lich ilirer Kntwickltinir. namentlich hinsicht-
licii ihrer Grösse und .\nzahl an den ver-
schiedenen Stellen der Nasenschleimhaut nicht
überall gleich and sind besonder^ reichlich
in der Nähe des Kaseneinganges vorhanden.
Wo sii in 4—.') Lagen übereinander liegen.
Sie ^hOrcu zu deu aciDo^tabulösen Drüsen:
ihre Terminalblftschen erscheinen theils rand-
lich, thcil-; lantrge.-treckt oval: sie werden von
' liier leinen Kasalmembrnn nacli aussen be-
grenzt und von einem ketrelforini>rei), fein ge-
kiirnten Epithel ansirekleidet. Der sremein-
.«.chatUiche Ansführungsgang der-selbcu ver-
läuft mehr oder weniger gestreckt nach der
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m
NASENSPIEGEL. - NASEN UNTEUStCUUNG.
Oliprflücho uiiil zeijjt inoi-f vor s, in»M Aus-
liiaiidoBg eine ampnllcnurtii^e Erweiterung:.
Auch d«r Aa8fiiliran<r.sgang besteht iias einer
fein*'n. ihn toii il-r Uin^' -bunp abgren7.end<»n
Jlasaluicinbran. tU reu huH'nflilche ein niedrige»
Cylinderepithel aufsitxt. Er mündet liäutig in
kleinen, schon mit blossem Auge WAhrnehm-
bftren GrQbeHen.
Das Epithel ilijr Schncider'M In n .Moiiiliran
i;$t im Allgemeinen ein geschichtetes, Wim-
mernde!« Cvlindere|iitbel: doch findet sich das-
i-elbe in der Nähe des Xnsfneinganges niclit
vor. Hier ist im Gepeiuheil Jtti r onstatiren,
dass in nnmittelbarer Nälio der CJrenzc zwi-
schen &Ul^Here^ Haut und Nasenschleimbaat
zunächst ein f,'esrliiohtctes Plattenepithel, weiter
aiilw.irfs ir- 'M-hii litotcs Oviinderepithel und hier-
auf erst das flimnierude Cylinderepithel fulgt.
ITach den Untersnchanifen von Felisch «oll
das ilimmerndc <'vlinii<'rt'|>ithpl i'r<t in Hfihc
der Mitte der Nasenhulilf b'-^nruifii. nach
Snssdorf jedoch häntii; auch .schon früher.
Die Schleimhaut der Peijio olfactoria, wol-
clie der Sitz des Gesiciit-'or<ranes ist. zeigt ein
von dem beschriebenen vttilstän litr abvreichen-
des Verbaltenl Das Stratum proprium der-
selben erseheint ebenfaUs in seraen oberflftch-
licht'ti Ilten iTi-^hr retieulär und zellenreich,
in st'iiieii tieieren Schichten dagegen rein
tibriltär eingerichtet, besonders da. wu dieoe in
.ia- Prriüst des Siebbeins Obergehen. Dasselbe
«iith.ilt zahlreiclic, schlauchförmige Drüsen,
die sog. Hownian's< ii 'ii DriNcn (Fig. 1310).
Dii'selben liegen xiemlich dicht nebeneinander
Fiir. ISIO. Bowmsa'iebo Vig, ISII. t Siaissolle.
und sind schlauchlorniiK yc>taitt't. Ihr unteres,
bauchig aufgetriebenes Ende erstreckt sidi bis
last auf das IVriost, bczw. das Perichondrium.
wahrend der verengte Hals in der Nähe der
Oberfläche u'j'it'gcn ist und zwischen den
EpithelseUeii der letzteren mündet. Die Bow-
man'sehen Dcttsen -werden von einer zarten
Basiilin. iiibr^iii innl . in. la ihre InnenfliVchf
auctkleiUenden Epithel gebildet. Die Zellen
des letzteren sind rundlieh oder poljedrisch
gestaltet, besitzen >"iji, n (^rus.-^cn Kern mit
KernkOrperchen und körniges Pigment. In
der verengerten Partie dieser DrQ.sen (Aus-
fnhruTiiT-Eraiifj) nchin.'n ili'se Zellen alliarilii:
eine mehr langgestreckte Form an, deren
l/mgendarchmesser in der Längsachse de»
Ausföhrungsganges gelegen i.st, und gehen an
der Mündung des letzteren in da« Obertlächen-
epithel (Iber.
Dieses- letztere, das Riechepithel, ist
der iiitereisanteste Theil der Regio oitacti>ria.
t Hs ist dicker, wie jenes der Regio respiratoria,
und zeichnet sich von letzterem dadurch aas.
dass ihm die Flimmerzellen fehlen. An der
Oberfläche des Riechepithels findet sich eine
glashelle, structnrlose Membran, Membrana
limttans s. retienlaris olfaetorla, dvreh
wel 'lie die |;ierhzc]lenfr,rt<;"it7e hiri'liirrhtrften
sollen. Das Uiechejiithel selbst zerfallt in drei
verschiedene Zellenarten, in die Stützzellen,
Ricchzellen, Ersatz- oder Basalzellen
(Fig. 1311). Die ersteren sind langgcsti eckte,
fein gekörnte. c\iindri^elie Zellen, deren ovaler
Kern etwa in der Mitte ihres L&ngendurch-
mflsaers gelegen ist: ihr freies Ende steht mit
der Meiiilir.ina limitan- im Ziis.imTiienlianir. Jas
dem Stratum inuco^uui aufsitzende Ende ist
unregelmissig gestaltet, zeigt Boehten. Aoa-
schnittc, sowie feine Fortsätze, welche mit
denen benachbarter /clien in Verbindung
treten, l'm diese Stützzellen herum, .so daRi*
eine Stützzelk- von .sechs und mehr Riechzelleo
umgeben wird, liegen die Riechrellen, eben-
fall- lanr;Lrrstieekte Zellen, welche aus einem
bauchig aufgetriebenen Hittelstück, einem
I&ngeren peripheriaehen, sowie karseren een-
trnlen Fortsätze bestehen. Das ei-^t.^re wird von
dem kugeligen Kern fast vullstundig ausge-
füllt; der periphere Fortsatz durchbohrt die
Membrana limitans und tragt ein dünnes,
ghlnzeiides Härchen, das Riech haar Der
centrale Fortsatz ist dünn und zeigt häufig
Varicosiläten: er soll mit deo terminitlen
I Nervenflbrillen des Nervus olfactoritis fn Ver-
I bindung sf. ti. ii Die Ersatzzellen sind meist
stemföruiig gestaltet und liegen an der Ba^is
der vorher angeführten ZeU«>n. ßrUatm.
Nasenspiegel, s. Flotamaul und Nasen-
Untersuchung.
Nasenspitze ist in der Tnrfsprache die
Bezeichnung des kleinsten Unterschiedes in
dem Abstände, mit welchem bei den Wett-
rennen die Pferde su einander besonder»
durch das Ziel laufen. Ks heisst daher z. B.:
das Pferd hat nm eine Nasenspitie gesiegt.
Die Na>eiis|iitze niisst nur wenige Cen-
timeter. und ist die Entschciilimg eines Sieges
um eine solche Iftr den Richter jedenfalls
eine äusserst schwierige Aufgabe (s. LAng«
und Nasenlänge). Grasimamn.
ffaicalrfeMar, *. Trichter.
Nasentrompete. > Na-e — gleichbedeu-
tend mit laisi iieiii Na-enUich (s. d.J. Ltchtur.
Nasenuntersuchung. Sie hetrilTt ebenso
den Naseneinganir w\A iii> rmjelinng. als
die Nasenhühle selbst mit ihren verschiedenen
Schleimhantpnrtien und liefert in uaneher Be-
ziehung wiciitige Merkmale, ohne welehe die
Erklärung vieler Krankiieiten, bezw. dureii
Prftcisirnng eine mangelhafte wftre.
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Sie ist rein physikalisoher Axt, und zer-
(ilh in «Ii* Inspertion, Ptrrussion und Auk-
cnHation*. letitere beiden Explorationsmetbo-
Jen spielen indes nur tiii- untergeordnete
Bolle, tioeh können sie zuweilen nicht entbehrt
werden.
Die Percussion der Nasenliöhlo und
ihrer Nebenräntne gibt inHofernc zuweilen
Avfteblius, aX^ die patholot^ischen Vorändc-
rnn£r»*n Hen (Querschnittes der betreffenden
Kwpfkiioi liijü sowohl als die Verkleinerung
und V'ergrömcrung dvT lufthaitigen Hohl-
riooM, aowie der Grad ihrer Fallaog mit
knuikhftfteii Prodnet^n nothwendig eine Ab-
äii<lf-rnnp auch des Percussionsselialb-s gegen-
atwr dem Normalzustände derselben mehr
oder weniger zur Folge haben mQti.sen. Die
genannten Höhlungen des Kopfes liefern unter
phvMologiachen Verhaltnissen zufolge der
MOgli^'hkeit ausgiebiger und regelmässiger
ScfattUschwingangen tiberall einen sehr ao>
noren Tollen oder hellen PercoMione'
ton. der um so iir:it,'nanter hervortritt, als die
I^tträume grösser sind und die Knochen
keine krankhaften Veränderungen erlitten
haben. Der Percnssionsschall i<f am hellsten
bei Hindern, deren Kopfsinus die meiste (le-
räumigkeit zeigen und sich ifielbst bis in den
kaOehenien Uomfapfen erstrecken, sowie bei
Üteren Thferen, welch« dflnnere Knochen-
taffln b'-siti<n und bei denen ilnrili :i1Imi;1-
ligen Abschub der Backxahnwurzeln die High-
mor^sebe HVhle an Ansdehnnng gewonnen hat.
M'-hr 7nm Leeren wendet sich der Per-
hail. wenn die Knochen summt der
Sabcutis oder der inneren ächleimbantaus-
kleidong eine Verdickong erfahren haben.
Wacherungen, Neabildnngen behtehen, oder
die HohlrAurac mit catarrhalischen und an-
deren Producten erlAlU sind. Dies ist beson-
ders der Fall bei Rbacbitis, Alreotitis. Kahn-
kränklieitcn. Actinomykose. chror i^rli.'ti Xiv^fii-
• ütarriten. bösartigem CatarrliaUiebt^r de-s
H<ndei>, Schafes und Schweines (Ooup und
Diphtherie), Skorbut. Bremsen.->ehwindel der
S«"hafe. chronischem Nasenrotz und "lironiscben
Sinu>eat;irrhfii d. s IT-Tde^ mit diffuser Auf-
bläbnng der Kiefer und ätirnhülile. Durch
eij^ene Entsftndnng oder vom mittleren Nasen-
_':in? aus ffllK n sirli liier die Kufifli'lili^n mit
!<chieimigeilrigcii 2klii.sscn, weKhe, sich zu-
wetten auch zwischen Schleimhaut nnd Kno-
ehen !>ammelnd, die Höhle erweitern, zugleich
di«' äussere Knochendecke verdünnen und
nach aussen auftreiben. Damit ist indes nicht
notbwendig eine percntohsche DAmpfang ver-
banden, denn ein Tbeil der Fllllmn«st> kann
oft noch ahfli. Nxt :i und die Hr.lil.- l-r zur Zeit
der l'ntersuchuug nicht ganz luitieer, auch
sind ja die dnreh Leisten verstärkten Kopf-
kuochen nn-f'ey.eichnete Sehallleit.r und
können die lutttialtigen Nasengängc beim .\n-
klopfen ebenfalls mitschwingen, eine sieliere
Diagnose ist daher oft nor durch die Trepan-
kröne ermSfflieht. Zorn Percntircn bedient
man sieh il< - dem K.iiit--rliiikende des H;ini-
n«rt entgegengedetzteu TheilvK (ahne Piesäi-
meter) oder kunweg eines gewOhnlidien
Sehltis.sels. und kann man sich zur besseren
Unterscheidung des «iehortea abwechslnngs-
wei<9e die Mundhöhle den Thieres Ofiben
lassen
Beiin Auscultiren vernimmt man bei
gesunden Thieren ein dem Bronchialaihnien
iilinlii hes hauchendes idi-r blasendes Geräusch
der Masenhöhle, das nur schwach ist, beim
Ausathmen aus beiden Nasenl'« liern gleich«
mässig auftritt und während der Inspiration
an Schltrfe abnimmt. Bei krankhaften Zu-
ständen ändert sich dieses Blasen in der ver-
schiedensten Weise, und wird es namentlich
dnreh jene Gerftnsche modilleiri, trddi« m
den ( "hoanen und Nüsteni entstehen, bezw. am
falschen Nasenloch oder vom Larynx herge-
leitet werden. Zumeist hört man differente
Keibungsgeräuschc. Schnieben. Zischen, Pfei-
fen, Kohren, Hasseln, Schnarren und Schlottern.
Hustenstösse, Niesen, Prusten u. dgl. verto-
dem die iiehOrswahrnehmongen alsbald.
Die Tnspeetion nnd Endoskopie der
Nasenliölilf i>f nni u ii !iti<:^st.-'n. Erstere wird
begreiliieherweiae bei Pferden am meisten er-
leichtert, bei den übrigen &nethieren erweitert
man 'ii>' Na^- iiöfTnum^en so fjiit als möglich
und ii- diviit i»i<:li der kuiiatliclien Beleuchtung,
wenn es nicht thnnlieh ist, Sonnenlicht ein-
fallen sa lassen, um auch die bOiier gelegenen
Partien der Kasengänge einer Besichtigung tn
unterwerfen. IJeirht da- i;e\\ fdinliche Tav'esTicht
nicht an», nimmt man ein entsprechend
helles Ürht (eine Pctrolenmlampe oder Oas-
flamniel zu Hilfe. <l:i< ;'!<"r dnroli di-n Atheni
erlöschen wurde, nian nalt es daher zur Seite
und wirft es durch einen Keflexspiege 1 in
die Nase, als welcher jeder Spiegel, auch das
Ophthalmoskop, dienen kann.
Heriii;; \v;ir der er.-te. welcher 1832 zur
Untersuchung der Nasenhöhle bei Pferden einen
Reflezspiegel in Form eines concaTen Basir-
spieijels y.jrschlng und anwendete und so der
eiiientliehe lie^ruuder der Khinoskopie in
d'-r Iliieriieilkunde wurde. Bei Sonnenlicht
reicht ein Planspiegel völlig aus und ist dem
Hohlspiegel aus dem Grunde vorzuziehen,
weil die^<■r ein zu gr'dles Licht wirft, zugleich
die Wirkung eines Brennspiegels bat and so
an der <n intensiv belenehteteo Sehleinhaiii«
stelle Sellin TZ und Unruhe hervorruft. Hohl-
spiegel eignen bich dagegen ttlr gewöhnliches
Licht, denn Planspiegel werfen zu schwaches
Licht. Ein Nachtheil besteht hier darin, dasA
gewöhnliches Licht die Farbe der beleuch-
teten Gewebe verändert, indem es viel orange-
farbene Strahlen enthält; am besten erweisen
sieh noch gate Doppelbrenner der ErdOllampen.
Eine wesentliche Verbesserung des Nasen-
spiegels gescliah spater durch Lustig
(1877). indem dieser Vorrichtungen anbrachte,
um während des Viebrauches beide .\ugen des
Beschauers vor Verunreinigunsj. bezw. bei
rotzverda<htigen Pferden vor Infection so
schützen. Auf dem Handgriff bvtiuden sich
i Spiegel mit Sehloch und auf der hinteren
Wand eine drehbare Ulcdischeibe. Die beiden
KeÜectoren s.u. «Beleachtung thieriscber KOr-
perliOhlen** Fig. 191. (Nasenreüexs|degel,
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m
K A6£N L NTEIfSUCHUNG.
X Jahresbericht d«r k. Thieranaeisebnle sa
HannoTcr. 1878.)
Zur Veratftrkinif der Lichtinten^ität kann
man sieh »ach jener paraboliachen R«äec-
toren bedienen, w(^lche nnr auf eine Kene
uufpesteckt zu wcnlcn lien. i>riikt,ischcr
ist jedoch die kleine Uanülampe voq Prist-
lay-Smith, welche aveh fllr ophthalmosko«
pische Zwecke dienen kann. Sie bpstcht ans
sweiäbereinander verschiebbaren Nickeln ihren, j
dann untere im Innern in einer Kapsel • ine
KfTtP trägt und deren Licht durch eine Linse
in Fürui eines stark convergireiiden .Strahlen-
kegels austritt, ualirend eine »weite Linse
von gröMcrer Breun weit« das Kerzealicht in
einem dWergirenden (eine grössere Flftehe
lielencliteiid«'!)) Ke^el abgibt. I»ie Anwenduntr '
dieser von B»yer in die Tliierheilkunde ein-
geführten Lampe hat vor der gewöhnlichen Art
der seitlichen Belenclitung der. Vorzag, dass
man Lichtquelle and Linse in einem StQck
Tereinigt hat und auch mit einer Hand diri-
giren kann; die Beleachtang z,B. der Maul-
nnd Nasenhöhle ist eine kehr inteneive.
(Bayer, Veterinär-Chirurgie. Wien 1RS7. S.444.)
In neuerer Zeit wurde denn aacb nach einem
Ähnlichen Principe daa elektriaehe Licht
(s.d.) znr Bf^lpnohtnrrg von Kfirperhöhleii zu
verwerthen gesucht und geschab dies in der
piaktiaehen Thierheilkondc zuerst ebenfalls
von Bayer (Anwendung des GlQhlichtes in
der Thierheilkunde. S. Oestem Monatsschrift f.
Thierheilkiinde. Issi. Seite 41) Der ein
erbseugroseee GlQbl&mpcben enthaltende Ap-
parat (s. ^Belevchtong thieriecher KOrperhOh-
len" Fip. 192) besteht im Wesentlichen aus
einem iteflector mit parabolischer Si>iei:eltläche,
in dessen Centrum das Glülilicht sit;£t, welches
seine Strahlen durch eine vor dem Keilector
angebrachte Flaucuuvexlinse zum l'nter-
suchungsobject hinsendet. Als Liclitqiielle
dient ein kleiner in der Bocktasche tragbarer
Aeennralator, der sn Hanse dnreh ein« Batterie
pcla len wird. Der .\pparat Ii »t gegenüber der
oben beschriebenen Lampe den Vorzag, ass
er gleiehmlsdig fortleuehtet and nicht "bei
jedem Athemzug des Pferdes nufHackert oder
gar Gefahr läuft zu erlöschen, ebenso ist hoch
zu schätzen, dass das elektrische Licht ausser
der stftrkeren Leuchtkraft das Gewebe in
seiner natflrlichen Farbe erscheinen lüsst. Die
Schattenseite besteht darin, dass man zur
Zeit der Coastruction dieses Beleuchtungs-
mittels es noch nicht verstand, saverlissige
Accumalatoren anzufertit^en. auch pelintrt i's
mit keinem der oben angegebenen Apparate,
aucli die oberen Partion der Nasenhöhle so
mit Licht zu übertjie^si'n. dass sie der Be-
sichtigung' zugänglich wären, Polau sky und i
Schindelka sind daher (Oesterr. Zeitschrift
mr wiss. Veterinftrkunde, Wien i88S^. II. Bd.
S. t9B) anf den Oedanken gekommen, eine
Mefhi'de zti crsintii'n, um unter ixloiclizeititTt-r
Benützung der unterdessen weiter vorge-
schrittenen Elektrotechnik mittelst besonderer
Röhren das Licht unmittelbar in das Innere
der betredendea Körperhöhle hineinzutra- i
gen, wie dies in neuester Zeit mit so '
vielem Erf<>]^e behufs Bi l-'uclituni,' der Nase,
des iiachcns, des Kehlkopfes und des
Magen« in der Mensdienheilkande g«ach«h«B
ist.
Um die Endoskopie der Nasenhöhle
zu erniö^lirlien, traten die genannten Lehrer
des Wiener Thierarxnei-InstitQtes mit dem auch
in der thierirstiichen Welt rOhmliehst he-
knnnten Tn.strunientcnmacher T. eiter in Ver-
bindung und cunstruirteu nach dem Principe
des Lichtleiters von Bozzini lan^'e ßut ahge«
rundete Kohren, welche durch einen am
oberen Ende angebrachten Spiegel das in sie
geleitete Licht ausstrahlen la.sseii, um die
obersten Partien der ^iasenhöble von hinten
her sn belenehten. Zwecks dessen fWirten sie
s^enannte Köhren versuchsweise in die Maul-
h5hie ein und scbobe.n sie längs des Zungen-
rückens unter dem Ganmensegel möglichst
weit in di-n Raclienraum vor. Das eingeleitete
Licht verbreitete sicii sowohl in letzterem
als auch durch die Choanen bis in die Nasen-
höhle, die in dieser Weise (bei iodtan Pfer-
den) entstandenen Bilder erschienen indes,
da vorerst nur Gaslicht verwendet wurde, so
wenig scharf und deutlich, das« die Beleuch-
iungsmethode wieder verlassen werden mosste.
iMittlerweile wardcn die grossen Erfolge be-
kannt, welche Leiter durch seinen jetat m grosser
Vollkommenheit gediehenen Panelektroskopen
erzielte und es wurde nunmehr mit diesem
experimentirt und zwar in der Art, dass
Köhren, welche die Liclitquelle an ihrer
Spitse tragen, zur Verwendung kamen. Diese
Versuche sind Uber Erwarten gelangen, so
dass nunmehr nach der VcrsiicheruniK' genann-
ter Experimentatoren die Ausführung so-
wohl der Rhinuskopie als der Laryn-
goskopie aucli .in Pier de ermn<rlic]it
ist. Selbst verlialiiussruässig dicke Spiegel-
rühren können am stehenden Thiere anstands-
los durch die Nase bis in den ächlandkopf
vorgeschoben werden, ohne dan die Pferd«
der Application besonderen Widerstand ent-
gegensetzen würden. -
Zar Rbinoskopie dfent «nrOiderst die
Spiegelröhre, Fig. 131 ä, an deren oberem
(vorderem) kuppeiförmig abgerundeten Ende
in einem offenen Fenster der Planspiegel S
angebracht ist, über welchen vor der Ein-
führung der Tubus R (Mantelrohr) geschoben
wird, damit der Glasspiepel durch Nasen-
schleim nicht verunreinigt werde. In die jetst
rott dem Panelektroskopen Terbnndene Nasen-
röhre tritt das in letzterem gesammelte elek-
trische Licht vuni andern untern Ende R her
ein, nachdem in dasselbe der Ausatitrichter
des ranel.'kfroskrip.'n (Fii^. 1315, T) eingesetzt
wurde. In diesem fällt da-. Glühlicht L in das
Gehäuse G und wird hier von dem Hnhl-
spiegei Sp sonnenhell in den Trichter T und
dnre^ diesen bis in den Spiegel der Nasen -
röhre geleitet, welch letztrre es in seine Um-
gebung ausstrahlen lässt. Der Beschauer steht
somit hinter der Vergrö9*erangslinse V. wel-
che er iM-nütTen nrler auch zur Seite drehen
kann, worauf die Bilder der betreffenden
Schleimhantfläche in dem Spiegel d«r Nasen-
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XASENUNTERSLCHL'N'a
m
rChrc erscheinen. Letztere Röhre ist ttber • , m
läne, voB vernickeltem Messingblech gefertigt
und an der Innenfläche matt geschwärzt. Statt
ihr kann auch eine einfaclx- Röhre (Tubus)
ohne Öpiegel verwendet werden. Dieselbe be-
lltet «iiien TO« obra li«nb fut bis warn £nd«
Kg, l«t9. Fir- 1*131.
Sebenden 1 cni breiten Spalt, durch weiciien
u «benftUs rom Panelektroskopen ansg-o-
hende Licht austritt und jede heliphiiif Srlileim-
haot«tellc h.^!cui'iiict ; uuisserdciii i^t an liicatiu
seitlich u: i i n Ilohreein Cbarnier ung*;-
bracht,nm in der Nat*enhöh!e auch Winkelbewe-
gonseo ftosfährcn zu können. Eine dritte Rohre
m dmna die diirehbroch«De oder drei'
spangige, Fig. 1313, wi jtlie «las Lidit in
ähnlicher Weise, d.h. zwischen den Üjiangcn
durchtreten lässt. Von anderer Construction
ist daglMfinri L;iryii£f"sküj) vun Polaiisky-
Scbindelka [hig. 13i4j, weichet* ähnlich dem
Gattrotkopen tob lfikalit««h und Leiter die
Fi«. ISI«.
Lichtquelle sainmt dem optischen Apparat in
sich selbat tr>. Oben an der abgerundeten
Spitr*» 0 brennt ein < Jlühlänipchcn La, dessen
StroiuzuUitungsdrähte im Rohre R verlaufen,
an welchem unten die I'olklemmen Le für die
Leitungäkftbel tuigebracht sind. Die Licht-
»trablen faUen durch das Gla«fen»ter P nach
ansBen. Di« so beleuchteten ScbleimhautflSchen
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106
NASEN L'M'EKSUCHLNG.
liefern sehr scharfe Bilder, wplche durch das
Glasprisma P wie durch einen Spiegel reflec-
tlrt und in das im Rühre R eingeschobene
Fernrohr geleitet werden. Der Kohlenfaden
itt dem OlAhUmpchen (Fig. 1316) wird
dnrch eine Irgendwo aiit'gestcllt«' Lcitcr'sche
Bilterie ins (i Iahen gebracht. Der Beschauer
■teht bei L ttn vakvn (hintern) Rohrende.
Die durch das Olfliieil entst.liende Hitze
wUrde die Schleimhant sciiudigen, es wird
dftber dnrch das Gebl&se G' gut abgeicahlte
eompriniirte Luft mittelst einest Kautschuk-
schlauches zugeleitet und durch einen zweiten
Schlauch V wieder unsgefiihrt. Zur Vermcidunfr
der Veranreinigang des Krjstallglasfensters F
dureh Naaenseerete dient ein entfembares
Maotelrohr, daa während der Einführuii^r fiber
das Tjichtgeb&nse G verschiebbar ist, uud da-
mit während des Gebrauches z. B. bei rutz-
verdiiclitigen Pferden keineÄnsterkung erfolge,
wird diucli ein Stirnband ein Schutzapparat
in Forui einer Maske, deren Augenausschnitte
dnrch Glasfenster bedeclit sind, über das Ge-
sicht des BesehttQonden angele<;t. Sftmmtliche
Insttmnente la^-scn sicli leicht i einigen, bei
Infectionskrankbeiten niUHK jedocli ein Des-
infectiottsapparatsn Hilfe genommen wei^
den. welcher die einzelnen Theile durch
überhitzte Wasserdämpfe (UO'') reinigt und
kaan deraelh« auch fOr andere Instronente
Terwendet werden. Sonach nrofasst der ganze
endoskopische Apparat von Polansky-Schin-
dellca fuli,'i'ndc Instrumente:
i. Das namentlich xur Detaillirung der
gewennenen Uebersiehtshilder dienende Spie-
gelrohr (Fig. 1312), in welchem die Theile
nicht verkleinert, sumUrn in natürlicher
Grosse erscheinen.
S. Das seitlich utIVnr l:«dir (Tiihns).
3. l'en drcispangigen Tubus (Fig.
4. Den vollkommen geraden Tabas. Beim
Gebranch dieser vier Instrumente mnss aar
Belenchtung
5. d is rmelektroskop (Fig.l31S) einge-
■ehalten werden.
6. Das Rhino -Laryngoekop (Vig. 1314X
hauptsiicliliih zur Gewinnung gr<"«8ercr Ueber-
sichtsbilJer dienend: es wird bei seiner Ver-
wendung unmittelbar mit einer
7. Leiter^schen Batterie (von 10 Zink-
kohlenelementen) and eineai
s. LnftkttUapparate in Verhindong ge-
setzt
9. Da« Kesselrohr aar Bereitung Qber-
hitzter Wasscrdilnipfe.
10. Dir ♦ii'sichtsniaskc von lilech (der
untere Theil i^t von Gummistoff).
11. Eine Nen>ilbcr8onde mit rechtwink-
lig abgebogenem (iritle, sn Palpationszwecken
in der Nusenhrdile dienend. Sie wird durch
die Rohre und deren Fenster eingeführt. Das
ganze Instromentarinm kommt anf 70 bis
Xn (iiildi ii zn .«.t'-lien, wird daher in der
thieviuztliclieii l'rivatpra.xis nicht allgem»ine
Verwendung finden können.
Die Einfuhrun g der Kuhren (re^rhieht in
der Art, dass man mit der einen Hand die
Mastern Offnet nnd mit der andern das be-
treffende Instrument in die Nase. d. h. in den
untern Nasengang einschiebt; ain besten
hält man dasselbe nach Art einer Schreibfeder,
mit der Spitze nach unten nnd gegen dieNaie»-
scheidewand gerichtet Das Writersdrieben '
nach ;inf\v;irts geht nun leicht unter drehen-
den Bewegungen vor sieh, niemals soll dabei
Fif. lais.
Gewalt angewendet werden, nm keine Blu-
tungen zu erzeugen: auch sidl die Rohrspitze
i nicht vom Nasenseptum abweichen, im andern
Falle wArde man sieh leieht in der (aa der
äusseren Wand des unteren NnsnnL'nnges be»
Oudlicben) Scheimhauttasche verfangen oder
gegen die obere Muschel an-
stosson. In dieser Weiio ge-
lingt es. anch Aber die Choa-
K n jj nen hinaus gegen die hintere
V Racbenwand vorzudringen, wor-
y\ anf nun an der gewflnaehten
I I Stelle das Instrument klar ge-
1 ' legt, d. h. der Mantel zurück-
gezogen wird. Am meisten
Fig. 1316. werden die Glasspiegel bezw.
das Glasfenster in ncr Nase
verunreinigt, zweckniiissig untersucht man
daher den Kehlkopf und seine Umgebung
zuerst, um ein öfteres Auszit^hen und
K'i ini j-' n v.n nnigelien. Je nai hdem nun
Ik'weguiigen des Rohres theils um seine
Längenachse, theils nach vor- oder rflekwärts
ausgeführt w<'r<len. ersehein« ii die verschie-
densten Schleinihuutbilder. zumeist solche,
welche bis jetzt der Besichtigung am leben-
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.NASEXUXTEUöUOHUNii.
107
in Pferde onzoganji^Iich wurcn. nur dürfen
die iMtreAmden Theile dem UDt«r8iichangs<
rohr» nfebt tu nahe anlleffen. So kommen in
der Na seil h oll le sonnenhell beleuchtet lum
Vorschein: tiiö obere Nasenwand, der Ein-
gang; zain Siebbeinlabyrinth, die Siebbeioffrobe,
die liinteiii Absrhnitte der ubcrn fi<jfnthQm-
lich liclittrran j;pf;irbten umi )jt'rii>ftt'ii Nas.t'a-
muscheh in der Rachen htlhl e: der Spalt
der £qstubif£ben hühre. .lio durch die Luit-
ilek« je nfcl) wrer Füllung; mehr oder wcnitrcr
hal!>kugelfOmii(; vurj^cwnllte Srhleimhant-
purtie, di^^^bikupfpfcilcr, da« SiebbeiDlab;»
rinth, tte wn^Ib eefllrbieii Mflndon^n der
»'h^an^n, die niifr;il!-mf! ilniikl" ]ih:iryngeale
Fiäch«? des Gttunu'ns.'ir>'ls mit ilir»-ii >tark
vorspringenden Falten. di<' nherH Nii^-'nnnisrhel
und das Nasen^ewnlbe. Bei d. r Einstellung
in den Kehlkopf über^iübt man ferner
sämmtlichL' Silileimhautparticn der Glottis
mit ihren verschiedenen FArboncen und Oe-
fiMTercweigungen hinab bii tu dem Torderen
Theil'- il<?< Hini:l<niirp<!s und der »Tslcn
Trucheulringe, weiche noch als deutliche
Kreissegmente auftauchen, sowie den Kehl-
deckel in seinen respiratorischen Bewegungen.
Ist der Beleuchlungsapparat mit Jcr Batterie
in Verbindung gesetzt, mns» vor der Ein-
f&bning der Bohren erst die I^itangtf&higkcit
nsd die Leaehtkraft geprüft werden: die Ele»
ment*' der Batterie därfen nur langsam und
soweit in die FlQasigkeit (verdfinnte Chrom-
sitire, Schworelatsre, Qiieeks!lbcroi]rdafea1fat)
eingetaucht werden, bis das Glilhlirht die
nCtbige Lichtstärke erreicht hat. Bei niedriger
Anssentemperatur mttsscn die Beflectoren und
Spiegel (Glas mit Silberfolie) gegen dah Be-
schlagen dofch Vorwärmen geschützt und die
Röhren h'lmfs bt^ssrier PasMi>:e eingefettet
werden, nur das Laryngoskop wird, am die
Glaetiieil» nieht la trfiben. mit Glreerin
f.''.'r-tri.-li.n. ILt ir^Ta.!" (an beiilcn Enden
• >iT»-iif ) Tubus, liurc li welchen die Spiegelröhre
ans- nnd eingeschoben wird, kann auch ruhig
in der Nasenhohle liegen bleiben und vcr-
hfltet so, dass durch wiederholtes Rinfflhren,
da» indt's nur bei Beschmutzung der Gläser
nothig wird, die Sehleimliant nnuOthig ge-
reitt werde.
E«; ist einlt'nclitcnii, vun wtilcher Trae-
weite und Bedeutung die neue Erfindung für
die kliniaeho ünteraoehnnfp and Prftcleirnng
dff Diagnose sein mn^s. wenn sie in gröss<»rt'm
Maüsütaiie zu prakliitchtT Anwendung gekom-
men sein wird. Letztere ist freilich etwas
complieirter Art und bedarf einer genanen
lJ#rlckeichtigung der von Polansky nnd Schin-
ö 'Ika 1. c. gegebene n "\Vinke und .\nh'itungen.
Sicherlich wird nach gewonnenen weiteren
Erfnhronf«« nnd Verxachen diese Endoskopie
auch in <Tt<!]>rrch(^ri1 moditieirtrr Weise bei
den übrigen Hausthieren znr Anwendung ge-
langen können und sich vielleicht auch auf
den Magen, den Mastdarm, die Blase. Schride
u. f. w. erstrecken lassen. Erlorderlicli sind
vor Allem, wie Ix i der Ophthftlm<i''ko]>i<,' am li.
gn&ndliche Vorstadien, am erst di« pbysiolo-
giMh«» Ziutftnd« genau kennen su lernen.
insbesundere die verschiedenen NornulfftrbQD'
fen der «intelnen Scbleimhaatpartien, die
Mten nnd Spannnngsverhftltnisse derselben,
das Verhalten il< r (lriisiL'''n Theile und deren
Mündungen, sowie der Fdllungsgrad und die
Vertheilungswei^e der Haargefisse nnd
Venen
Bei der ;^n-u.,hnlirhen Unt'/rsiirliung der
Nase mit blii-nfi» Auge i>t hütifig schon
die äussere I'mgebung der Na»enötfnungen
mit pathologischen Sekreten beschmiert,
oder i^t letztei.- ihr«- Kpithelschutzcs hc-
ranbt, erodirt und sind Geschwüre auf der
Bant sichtbar (ezoteerirte TaIgfoHikel, t. B.
bei chronischen Naseneatarrhen j. Die Be-
i wegung der Nasenflügel erlbliit im
Normalzustände in kaum wabnsefimbiiri'r,
bei Athmungsbcfchwerden aber in bei litn
einzelnen Thiergattungon eigenllmiiiUchcr
Weise, wa^* bei manchen Erkrankungen von
diagnostischer Wiclitigkeit ist. Die in- und
exspiratorische Bewegung der NasenflQgel ist
j immer um anff.dl<-ti.]>T. ji- stärker ili''
.Action, mit welclier das Zwerchfell "inschliess-
Hch der Brust- und B.iachroa8keln beim
Athm-^n hethoiligt wird: am lieftigstcn ge-
schieiit dies heim Pferde, doch fallt auch bei
den übrigen Thieren das Au.>wärL'iziehcn des
Naaeneingangs an den lateralen Flächen sehr
in das Ange. selbst bei lindem trotx des
knorpeligen Nascnspiei;' 1>, I'r im IT« i'lf maiii-
fe.stiren sich die leichteren Grade des Schwer-
atlimens durch gleiehmi«aige Erweiterung der
Nüstern, wobei Af^r äussere Kand derselben
nach au.ssen, zugleich aber auch der innere
leicht bewegliche ILund nach innen gezogen
wird, 80 da.*is beide Nasenlndier einander ge-
nähert werden. Bei stärkerer Dysptiui» ge-
si lii^'ht ( in fi.itnliclies Anfieissen tler Nüstern,
u. zw. beim Einatbmeo dadurch, da.ss der la-
terale R:ind nach aoswftrts und zugleich nach
oben re-pamit wirl, wobei sich die falschen
Naseiil-Tlur troiupelenartig aufblähen. Im
Moment lies Aus.ithmens fallen dann die
Na.senlöcher am Äusseren iin l ilioi f n Bande
zuerst ein. worauf sofort der uiiieic iiand mc-
dialwärts gezogen wird, so dass die Annähe-
rung der X.*lOrmigen Nasenknorpeln eine an«"
gesprochen extpiratorische Bewegung darstellt.
Int die Atlimungsnoth sehrgros.'^, so ersclu inen
die Naseneingänge stark und fortdauernd er-
weitert, und nehmen dabei gewöhnlich eine
viereckige G'^talt an, wie namentlich bei
drohender Kt-,!iekung (Oedem-n der Glotti»
und Lunu'c). <'<iei' bemerkt man an den me-
dialen NasenfltiL'eln während des AuauthmeuH
eine doi>i»clsehlägige Bewegung (beiderseitige
Lungenbrustfellentzündung, Brust seuche [Die-
ekerliotl'J); die Inspiration iüt dabei im höch-
sten Grade beengt, und die Thiere athmen
nnt<"r K -lehen. Stolinen, P.t-^"ln m 'i weithin
liörbaiLiij I'feif<'ti (NaseniäyspnoC, Na>eiidüm-
pfigk' it). L' t/tere entstellt zuw.'ileiä a i Ii bei
abnormer Enge der NaacnLobleti. I»'i Hei ht-
kopfbildnng. Impression der Na ■ iibein«- naeh
j verheilten Fraetnn ii n s. w.
Bei der Bei>ich tigung der Nusen-
I hohle Helltet man zunächst das Augenmerk
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108
NASEKÜNTERSUCHUIfG.
«nf den Zustand der ächleimMate, ihres
FeacMißkeitsgehaltes. d«r SchwellttOff tmd
PirbiiiiiT.
Die Farbe derselben hängt ab theils
irOB dem Gehalte der Haargefässe an Blut,
theils Von der b- sMulcnMi Besrliafft'iihrit des
letzteren. Erblui3>ung der >Sclileiinhaut.
Tariirend zwischen rfithlichweiss, grauweiss
und weiss, kommt vor bei allgemeiner An-
ämie (bloss wei^s), starken oder noch mehr
wiederholten inneren oder äusseren Biutan-
gea (wobei 8chlie«<lich Öfters ein gelbliches
Colorit auftritt), bei stark conanmirenden Fi«*
bern, Anhäufung drs lüiit- s in inn-^rrn (^rfrii-
ncn, besonders bei l>armentzQndung. throm-
botischen Koliken (blauweiss) etc. Ucbrigens
besteht bei Pferden schon unter ei^w r.linlichen
Verhältnissen eine ungleiche Färbung der
Nasenschleimhüute: bei anstrengenden Dienst-
leistangen erscheinen sie dagegen Iiöber ge>
rOthet und bei kalter Laft blftnliehrotb, oirae
dass ein krankhafter Zii<t,iinl lifstelicn wHrdt'.
Dunkelrofh zeigen sie sicii bei abnorm
ctarker Fülhmg der zahlreichen Venen, be-
sonders der Nasenscheiili'wanil. und ist diese
BOthung. wie sie namentlicli bei entzünd-
lichen Affectif-nen des Magens und Darms,
gefährlichen Koliken, bei Heberhaften Erkran-
Köngen ttbcrhaupt, abnormen Mischungsver-
hältnissen des Blute», Pferdestaupe etc. vorzu-
kommea pflegt, entweder diffiis (Terwascbcn)
oder tiegelfarbif^. fahlroth, oft aach pnnkt*
förmicr fr'*r'"'thi't. wnlch letztere Erscheinung
auf der eigt nthüuiliehen Anordnung der Ca-
pillargefaüsschlingen beruht. Blauroth oder
cyunotisch sind die Schleimhäute (auch der
Maulhöhle und zuerst des Auges) bei acuten
Aufl)liiliiinirrn der Wiederkäuer, bei hoch-
gradigen Luogenemphysemen und besonders
bei letalem Ausgange verschiedener Krank-
heiten. G elb f ;i r 1j n II ^' e n entsti-heri in der
Nast selteiiej'. du» Ii beobachtet man sie deut-
lich bei dem Stauungsikteras und bei manchen
Fiebern, ßlutdyskrasien, wenn es zu Zer-
setzungen oder Umwandlungen in den rothen
IMutkOrperchen kommt (bei manchen Blu-
tungen, Lungenentzändungeiii der Bntat-
•enchr, dem Rotz). Oft bemerkt man die
Gelbfärbung mehr in der Sklera oder iler
Maulsrhlvinihaut, am stärksten ist sie und
allgemein bei der Lapinose der Schafe. Gelb-
Weh mler rothgf'lbliih sielit die Nasenschleim-
hüut übrigens aucli un.- htaikvren Schwel-
lungen oder Intiltnitionen mit dem (bei
Pferden tdmedics gelblich ausgehenden) Blut-
serum, ebenso bei rtäch''nf/\rmigen Hümorrha-
gien und Sutfusioncn. Kkelix nir.sen, Petechien,
manchen acuten Catarrheu, gastriiichen Fie-
bern, oder haben diese Infiltrationen des mn-
kö.sen und subinukösen Gewebes eine mehr
blasse, wiLiserige. glasige Färbung, die
Sehwellnng selbst kann ab*>r wogen der ziem-
lich straffen S]);innung der Na>ens*!ileimhäute
nie S'> bedeutend werden, wie z. Ii. ati der
lockeren Bindehaut des .\ui:es, und findet auch
keine wirkliche Auflockerung statt, nur bei
der Dritse des Pferdes beobachtet man hie
und da ein so starkes, wflsserigblittiges Infil-
trat in der Vase, dass es sa förmlichen beet-
artigen Erhabenheitett kommt, weiche die
grösstc Achnlichkeit mit Quml'leln haben,
scharf umschrieben sind, and meist einen roth-
gefärbten Saum besitzen. Bin fthnlichea
Exanthem tritt bni drr T>ru8e, ja zuweilen
auch auf der ulU'emeinen Decke auf, ganz wie
beim Nesselfieber.
Aach der Feuchtigkeitsgehalt der
Nasensehleimhant ist bienach ein verschie-
dener, oft schon im Zustande der Norm, in-
sofern namentlich bei Pferden liAofig eine
tropfenftrmi;^ Ansseheidong von Thrftnen-
flUssigkeit od- r eine geringe Menge von in
den oberen Abtbeilungen der Nasenhohlen
Hieb an^^ammelndem dOnnem, wasserhellem
Sclileim wahrgenommi^n wf^rden kann, welcher
entweder abläuft oder durch Aus|)ra>ten ent-
fernt wird. Abnorm sind derartige Excretionen
erst, wenn sie andauernd stattfinden oder eine
anfÄUife Farbe besitzen, vrie x. B. das ans
l'eideii Xasenlöcheni im Anfanire lici der
Brusi.siuche abflieösende gelbrOthliche Blut-
serum, das an den NOstern klebt und nach
der Verdunstung einen rostfarbenen Belag
zurQcklässt. Aucli eine auffallende Trockeu-
heit lässt sich zuweilen constatircn, am häu-
figsten bei heftigen Koliken oder acuten In-
fectionsfiebern mit rascher Verminderung der
Blutmenge.
Diagnostisch am wichtigsten sind die
vereehiedenartigett Formen desNasenana*
flu «'•■es, wie sie bei Cafarrhen nnd Infrc-
tionskrankheiten aller Hauäthiere vor/.ukunuiien
pflegen. Am häufigsten trifft man die Nasen-
schleimhaut im Zustande de.s acuten Ca-
tarrhs an. Sie verhält sich dabei sehr ver-
schieden, je nach dem Stadium, und kann des-
wegen auch ein Schluss auf die Dauer der
Rrkrankung gezogen vrerden. Im Anlitng lind
bei allen ai titrn Catarrheti die Nasenschleim-
httule hüciirotb. h)"perämi.-ich. de.>*wegen noch
trocken und heiss. erst nach einigen Tagen
erscheint ein Nasendeject. das aber /.nnfkchst
, klar und von rein seroalbuininoi»<.T Art ist
, und erst im weiteren Verlauf einen schlei*
! migen Charakter annimmt, d. h. in einem
\ ähnlichen Maasse trilbe. jyraoweiss, gclbgrao
un'l ilieklieli «inl, al- >ieli ihm im Staiiium
mucosum meiir und mehr eine Menge abge-
stossener in fettis^er Entartung begriiFener
F.pillielzell, n. F.iueiss, Mucin, Fett und weisse
Blutkurpei eilen (EiUrÄclleu) beimengen, wo-
durch auch nunmehr das Product eine schlei-
migeiterige (pnrifiirme) homoeene Be.^chafTen-
lieit und eine gelblichgraue Farbe annimmt,
vermöge des Fettgehaltes leicht abfliesst und
die 1^'asenldcber nicht verschmiert, wie dies
beim chronischen Catarvh der Fall ist; übri-
gens wiri^ b r \n>fl;i-> !>. i reichem (lehalt
an Eiwciss steis etwa> klebrig Dabei fühlt
sich die saftige Sehleimliaut weich, sammt-
artig an. ist didns gf.scbwellt. unel,ei\ und
zeigt viele kleine Prominenzen, herrührend von
den geschwellten aiimi.sen Schleiuidrüschen.
deren punktförmige Ütomata offen titehen und
deswegen jetxt leichter sichtbar «erden ab
sonst. Diesen Befund trifft man am prügnaa«
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NASENUNTERSUCHÜNG.
109
tosten beim Pferde, den SclialVn uiiJ il.io
Uund«>, seltener bei Hindern an, und ändert
sich derselbe einigermassen bei infectiösen
Catarrheu, indem kich dabei häutig ein erysi«
pebtOser, bimorrhagiBeber, «elbst septiiieher
ClKirakt.-r hiniugesellt. Bei Humleii trifft iiiiin
den Naüenausduss am prägnantesten im Ver-
laufe der Staupe, nnä ist er dabei gewöhnlich
gnugelb bis graugrün, copiös. öfter« auch
mit IJlutstrioMien vermischt, später selbst
übel r i ech e I) 1 . j ;iu «big, Qesch wQrchen erzeugen d,
oder veranlasiii er Jackreix, m daaa die Tfaiere
mit den Pfbten an der Naie wiscben nnd
r.ilicn. Tretfn die Scor-^t-' luassoiiliaft auf, so
mm% aof doc Mitbetheiligang auch der Neben-
bshkn gescblosaen werden.
Gans andeia Terhält es sich beim chro
nischcn Nasenratarrh. d'-r bf>i>iidfrs Lei
Pferdeil und fechafcii vyij litdciiiunj; Ut; er
ist schwer heilbar, und leicht verstecken sich
hinter ihm «aapecte Vorginge. Die Schleim-
bunt !st dabei entfftrbt, mehr grau, sieb nieht
w. jr-li :uif(Uil(Mid. sondrrn rauh, hart: ist
verdickt, bindegewebig indurirt. da und dort
naAig cingexugen durch längliche oder stern*
förmige weiaegraue Schwielen. Der Ausfln^^'^
ikt nicht kltwipig, purilonn, sondern zuii-
flfissig (viscSs), klebrig, trocknet nicht zu
Kmsten, sondern acbmiert und iat missfarben,
grflnltch. Ausserdem spinnt sich der Schleim
Wochen- und monatelang in reichlichen Sträh-
nen aas der Xaae (Bleiinorrbö^) aud iät dabei
meist Ton sweierlei Bescbaffmheit: ein Tbeil
ist trübe, stark eiweissiv'. Vl'diriLr ?rau, ein
anderer klar, gelblich oder gnhilich, dünn-
tlüsj.ij; und entleert sich tjew^hnlich in starken
Tropfen, welch«:' oft an dt-n längeren H.i;ir«>n
«ier Obrrlippe hunj^» u bleiben. Beim i'lcrd
nimmt dieser chronische Catarrh vornehmlich
■einen Sitz in den Falten, Buchten und Uobl-
rftamen der Naaenmoaebeln, ist rlelfach ein-
iti'^' nni] -iiid damit aiidi Drnsi'iis* li\v*d-
lungen im Kehigaug verbunden: die JiVinpli-
drtee ist dabei byperplastisch, aber niemal>
hart und fest. Hekannt ist der Befund l'oiiii
Rotz, sich ki tiiizeichnend durch Knöt< Ik ii.
I'otzpewiichse «»der (ieschwüre mit Rpcckigem
tirnnde and unebenen Kätidern auf der Scheide-
wand oder unter dem FIfigelknorpel, durch
welche allein schon neben harten !■
Drttsen die Diagnose voU»taadig motivirt
sein kann. In anderen Fällen unterhalten
andfri' Prorcsse den chmnischi n Nas.-nratarrh
(oder stammt der AiistiubS anderswo herj, wie
bei Catarrhen der Kopfsinqs, des Lnftsacket«.
bei Zahnkrankheiten, Tumoren etc.
Solche Ausflösse kommen auch bei Kin-
dem, Schafen, Ziegen. Schweinen, Hunden
und Katzen vor, sowie beim (jeHög«-!, und
sind ebenfalb mei^t secandärer Art, d.h.
«Be Begleitencheinung verschiedenattiger Lei-
der. Infi'i tiops- nin! Invi^-ionskrankheiten. so
de« busaitigcn (.'atanlialtiebers des Kindes.
Schafes nnd Schweines, der Staupe, dos
Lungenwurmhustens, der Khinitis dos Hundes,
hervorgerufen durch Pentastuinum tacnioidts;
die Thicre niesen viel (was bei Pferden nicht
vorkommt), prusten, sclmieben, schnörgeln nad
schnarren d*<bei.
Zuweilen bemerkt man beim chronis^ licn
2iasencatarrh auch kleine, oberflächliche,
sebarf begrenzte, obne Narbenbildnng bel-
lende Epithelialverlostf unv» rdächliger Art,
welche alt» catarrhaliächö oder Erosions-
gescbwftre bezeichnet werden. Sie sind niebt
flhcr ürFen^ros's und h-sitzi'n keinen unter-
minirten Üand (Ii oll). Man beobachtet sie
nicht hftn0g nnd wohl nur bei Pferden und
Rindern, wo sie auch beim Kotz und der
Rinderpest vorkommen.
Bei hochgradigen Na^ r ncatarrhen
conccntrirt »ich der entzündliche Process in-
folge Einwirkung siteciflseher Ursaeben nicht
st iten hf'fiondcrs auch auf die SchlPtiiifollikel,
welche durch atarke Schwellung und InÜl-
tration in Form von sand- bi» erbsengrosssn
rothen Knötchen mit erweiterter Milndong
tlber da.s Niveau hervorragen und, nachdem
il'-r zellige Inhalt zerfallen ist, kleine lim li-
ruthe, ziemlicb tiefe üewebsverlnste zurftck-
lassen. Sie sind als FolUcnlargescbwflre be-
kannt und im-ist nnr «Mn«'' Th.'ilersiduMimng
Ii- ftiL'''r Catarrhe, wobei .nie zuwrileii auch
:ius.^t rhalb der Nasenhohle in d«-n Hautfollikeln
vorkommen und hier ebeiifiill^ eimm nicht
ausgefressonen glatten Kaud btsitzen, von
tlem aus sie ras< Ii zur Heilung gelangen.
Eine Verwechdung kommt hie und da vor
mit jenen Extilceratfonen, wie sie bei der
.Stomatitis })nstnlH.>a i!''^ PfiTi!t's b<''di;i( litt.-t
werden, in anderen Fullen ki>uiint der FoUi-
ralarcatarrh aber auch bei der Rinderpest
vor. 9'■,^^■\,^ im Verlaufe > Pfr-rderolze»,
wo die zellig aufg«"triebentn lialj^o mitunter
auf der Nasensclieideward und den Na.sen-
flügeln so gedrängt .'«tehen, dass sich die
Schleimhaut wie mit Sand bestrent anfRhlt.
Die Entzündung «■r.strf'ckt sich dalni ;uirh
auf die Conjunctiva des Auges und wird zu-
weilen als grannlOae oder trachoroatöse
!m'7( ;rhTi'>t. ' inf tilmliche multiple Knötchen-
bildung kommt abi'r auch dadurch in
Stande, da.ss sich die Ausfuhvnngsgänge «-in-
zelner Schleimdrüsen in der Schneider'sch«'»
Membran vcisti>pfen und deswegen auch
niclit zerrallen (nichlinfectiOse Rotentionsge«
schwtilstej.
Viel seltener verblltsichdascatarrbalische
Product in der Art, dn^'^ < das F; itliol 7.n
Bläschen aufwirft. welche erbsengro-.s werden
und vun einer wasscrhellen. ^päter eiterähn-
liihcn dfinnen Flüssi»^k. ir • rfüllt sind. Sie
platzen in wenigen Tai.'iii und heilen unter
Weichen ziihen Krusten, fhne sichtbare Nar-
ben zur&ckzulassen — aphthöser oder
phl yctanalfirer Catarrb. Die genannten
(hi'i iTerden frl-engMssen) Aplilli' n wnr ^ ti
von den älteri-n Thierärzten für PlVnii jm k» n
genommen, da sie gcwöhnlirb auch au-sen
: n den Nasi tieingängeii. Lippen und Backen
(meist auch in der Maulliohb) v-irkoiiimm,
desgleichen geben sie iiacli dem Bersten
häutig Vrranlus^ong zu (/Onfu>ion mit KotS,
da auch i-ine mä.»ige Schwellung der Kehl-
gangslymphdrüsti erfolgt. K<rU zählt den
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110
NASBNUNTEBSUCHUNa.
Process «um Follieularcatarrh, und Bouloy
1)0/« icliii' t-' 'Ii'- Ai litlienkrankheit alsHerpe«
pbly et ;i f n I i il . s Die obengeniinnte Sto-
UMtittiS. h*'/\v. 1 )• I nuttitis puBtolosa cqui (Elleii-
Ijerj^er EjjTgcling) scheint saiuint dem Crmip
der Naseiischli iinliaut bei rfordeii (wenigstens
Ätiologisch) «-beiifallä hielier zu gehören.
Catarrbalisch • fibrinöse EntzQn-
dvngen der NasenscMeimhant mit Bildung
von Pseudomembranen und d> :\ li^liannten
ErscheinuDKen (Croup) kommen ibenfali»
vor, beim Pferde nur aehr selten und nohl
Tinr nnter der Einwirkung specifischer Infec-
tionskeiiue. Dussclbi- ist der Fall mit der
IQOrüftcirendtfD F^'rm der Rhinitis des Pferdes,
wobei sich anch die Haut um die Nüätem
and die der Lippen bcthciligen and scharf
umschriebene, multiple Gen«'bs.>ti"lrungen ent-
stehen — Diphtherie. Dabei finciet ein
AniÜnsB von klebrigem, gelblichem Exsudat
statt, wndurclr :i''iitor i; >tz sinuiHrt wird, in-
des kommen bei liiesem iiUiuaU srharf um-
grenste nekrotische Herde in der Nase vor.
ebenso nicht feste Oewebsstücke inmitten der
Herde. Sog. diphtheritische Processe (niclit
analog denen des Mensclien) kOnnen im
Qefulge der verschiedenartigsten Tbierkrank-
hetlien vorkommen, vie z. B. in der Nase
bt'ini Pi tr-rhinlfiflM r, Hotz, bei der Blatteni-
druäf, brandigen i>ruse. ivjpfrosc. dünn ln'i
der perniciösen Kopfkrankheit und >irr Anli
tliensfiii lio des Rindes, der SchnüfTelkrankheit
des .Schweines. Ebenso gfliöron hieher die
Frocesse in der NasenliOhle und deren l'm-
gflbang, welche als croupös-dipbtheri-
tische SchleimhRtitcntzflndQnf be-
zeicluK't wrnli'n. und l" - 'mlrrs briui Haus-
geüUgel auftreten, de.sgieichen bei Kälbern
and Limmem. Dicke, gelbe, eronpAhnliche
EinlagenniiToii buuptsäclilich auch auf der
Maul- und Kachonsclileimhaut zerfallen und
zerstören dann ihre l'nterlage oft bis auf die
Knochen undtiudet dabei ein eiteräiinlicher. oft
blutig gestricmter Naxenausflus» und Verwechs-
lung: mit ilt.T Muni- und KlaBt ns.Mjilii- statt.
Mit Blut gestriemte Xaseuausfläss«
oder wirkliches Nasenbluten (Rkinorrhagie)
kommen ebcrfnll"? vor. u. zw. als sclbststäridiger
Torgang, wie als ein symptomatischer. Mit
Blut gemi-t^liti' KtTiuvien beobachtet man
meist bei Pferden in vorQbergeliender Weise,
und erregen sie bei den Praktikern mit Recht
Bedenken, da sie hüntig die Koluc von Ul-
cerationen sind und in UcsdUehaft von Kotz
oder der Blutfleckenkrankheit (IVphus) auf-
treten. Die Petecliien fillin ri v.wiiT gewöhnlich
nicht zu brandiger Z-.r>t.>rung der Nasen-
achleinihaut. und haben ilic •rangrftnOsen Herde
auch nicht den frrsscruKn Charakter wie beim
acuten Rotz, allein dieser wird nicht t-elten
durch jene con)plioirt. Ausserdem können di»-
Ursache der Blutung abgeben üeschwilrc
aller Art, Abscesse, gefÄssrciche (je«chwfll.-ste.
Fläcli< naiigiome, AnennMmn u.dgl.. ^nwi.'
hochgradige Enl/ündungszusitände in d«"n
oberen Luftwegen, varicuse Rrweiteruttgen,
Stauungen in den Venen überhaupt, starke
Anstrengungen, forcirtcs Rennen <>der <><>nstige
Steigerungen des Blutdruckes. Verwundungen
(seibat durch Fhiirf rnügel). heftiL'^ F.rschüt-
ternngen des Kopfes etc. Desgleichen geben
manchmal Veranlassung tu Nusenblotungen
acute Geliiriicntiir'sf innen, Gehirnapoplexien,
manche Luiigenki;uikheiten (indurirende Pneu-
monie, Lungenrotz, Brustseuche). Herzdefecte,
Blutdissuiutionen (hämorrhagische Diatbese,
Hämopliilie, Leukämie, pemiciSse AnSmie.
Jlil/.brand, Skorbut etc.). rnniilii In- T? litt-
st nrze sind selten, die meist' u Fälle von
Kpistaxis erfolgen tropfenweise oder in dUnnem
Stralil rii'-i lnd. hören bal l \vi.>dor auf. können
sicii .ibei yfl wiederholen umi ao selb.st zum
Tode führen. Ebenso ist die Erkennung des
Sitzes nicht immer leicht, denn das Blut hat
häufig weder arteriellen noch TenCsen Oha-
rakt« T. und Jas :'cli.iiiiniirf' Blut stammt nicht
uotliwendig aut> der Lunge, da auch durch
angestrengtes Atbmen und Hasten mit Luft
gemengt werden kann oder rasch aus den
Lungen abfliessendes Blut gar nicht schäumt.
Aber auch noch andere Ausflüsse und
Secrete. als die schon genannten, lassen sich
bei der Naseninspcction entdecken und geben
wichtige Aufschlüsse. So ist der Ausfluss oft
nur gering, aber mehr wässerig, serOsgaL
lertig, wie bei den BtauungsOdemen der
Glottis und Lunge: schaumig bei Liin.r*'ii
hyperämii-n. Lungenödemen, Lungenbluiungen,
bei der Hühnercholera; rostfarben, d.h.
eelblich oder rflthlich. anfangs in klaren
Tropfen, spater in schleimigen Strängen ab-
fliessend und zu gelbbraunen Borken an den
Nasenlöchern eintrocknend bei Lungenent-
sllndungen, der Bmstsenehe: grauweiss
und ülHt-ribeiul in *:ran'_'ilb, grau- nnd
gelbgrün bei der Staupe und anderen Bron-
ehorrhOen. bei der Schweineseoche, dem 8chitf-
rotz: gelb, r^^in ritris; bri anfiri''brochenen
Abscessen, besonders der reliuiiJiaryngealen
LymphdrQson. Faulig, zersetzt (zuweilen
Gewebsreste, wie namentlich elastische Fa-
sern mit sich fBhrend), in saure Gährung
übergegan«:^ 11, wi il s;:t<;iiirend oder ftbel-
rieohend, uissfarbcn Ut femer der Aus-
floss bei chronischen Catanrhen der Nase,
d'T K' pfhöhlen, der Luftsäcke, bei Knochen-
kr.inkhciten am Kopfe, Actinomykose der
Nasen- nnd Kieferknoclicn (Rind, Schwein)
und anderen ulcerircnden Gewächsen, Zahn-
caries, eitriger Periostitis Rlve<daris; femer
bei Hronchiekta<ien. Lungencavernen. Cronp
der Luftröhrenäste (eingedicktes, mit käsigen
kalkigen Substanxen oder mit kleinen gelben
Cylinderpfröpfchen , Wurniklnmp.^Ti u. s. w.
d«rcliset»te» Secret). bei Lun^^eiisncht. Fremd-
körpi-rpneumonic. Lungengangrän (jauchig).
]Mit Futterpartiko In vcrniisclit nnd des-
wegen oft liL>llgrüii bei Druck aui (ii n Pharynx
durch (»e-iciiwillste. getüllte Liitt-a-ke, bei
Parotitis. Itachencatarrbeu. ÜRlscntzilndnnflen,
hartem Kropf, bei Erbrechen, Ruetas, ver-
i'n<;cning. Verstupfoug oder L&hnung des
S'-hlundes u. s. f.
Kndlich entdeckt man bei Xaaennnter-
sucbungen zuweilen auch Neubildungen ver-
»chiedeuer Art, »owic Parasiten.
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NASBNZANGE.
— KATALALOa
11t
\ Neubildungen äind ausser den
Botagewächseu besonders die bindegewebigen
WML dr<l«i|;«a su erwähnen. Chrooische fibrOse
Sdtleimhukwneherungen kommen alt Narben
namentlioh bei älteren Pferden nacii andua-
erndcii Catarrhcn vor; die Nasenscbleimliaut
ist iiu unteren Nasengang von cigenthüinlich
rigider Besfhaflenheit, und isirl ! r Zustniul
bei überfläcliliober l'ntersuchiuii; baulig mit
verheilten Rotzulcerationen verwechselt. Eine
Eatzuudong fibrOMr Art mit Wachenutg der
SchleinidrQ«en nnd BiUtmg von flnehen,
mei>t 'tw.iN ffHapi'lt'n Cirsdi wül-^ten von
rAtbiicUeitt Ausseiien kommt zuweilen eben-
falls bei filteren Pferden am unteren Ende
der Na-se an der Si-Iieidewand und auf der
Schleimliautfalte de^ falschen Kustnlocbes
vor. Die früher als Hypertrojibie der Naseii-
bcbleituhaut oder alü Ängioin, bezw. Carcinoui
beieichncte Wucherung stellt das Rhino-
>kl' r<'m >K'> IMVrdes dar. Kl-<iini]ls aiti un-
teren Ende der N««e entdeckt mau zuweilen
fibrflse Sehleimhautwncbernngen in
Form fl.ioher, gefä-sarfichfr. h"<i k< ritfcr CJe-
»cbwüble, die sich allniulig Uber die lit-idc-
wand und Naaenmnicheln verbreiten, die
Na-;rngäii -4 ' siark verengem und früher ebenfalls
aL Flui heu an gio nie be.schrieben wurden.
In deu oberen Nasen|>artien kommen am
Jitallg»tnn die Nasenpol jpeu vor, Fibr«me
mit stie1fi)rmiger oder breiter Basis, die vor-
zu^'>weis>' vciti iliT iiiitfleren Naseniinisi-hel
aasgehen und meist eine cutarrhaliach>.- AllVc-
iion mit dünnem klebrigen Schleimau^this-.
2ur Folijr liabfii. Gescliwölsto von tr. 'lir bös-
artiger Natur entstehen Weniger uaulig und
sind meist ebenfalls von der mittleren Mu-
schelausgehende Saricome und Carcinome;
sie erzeugen gleicbfalls Nttnenausfluss, der
aber häutij,' i.-upjos ninl mit Blut untcriiil^ilit
ist; eine weitere Folge ist Fortsetzung der
Wncbenrng in die Highmor'sche Hohle, Auf»
treibnncr Jer Kopfknochen, beschwerliches,
schniebcndea Athiu' u, Intumescenz der sub-
mazillaren Lymphdrüsen, übler Gerach ans der
Nase and gewöhnlich Tod. Auftreibaneen der
Nasen- und Kieferbeinc kOnnen aach rnachtti-
^cht■r Art sein oder von chronisi la r Kiefer-
höhlenentzündang herrühren, ebenso wölbt
sieb zuweilen das Nasenbein ans dem Grande
hen'"r. weil bin ehroni^rhen Catarrhen anch die
Cavitat der vordercu Muacheln ergriffen wurde,
da^ Seeret sich massenhaft hier ansammelt,
nicht mehr ablaufen kann, sich eindiekt, zer-
setut und 80 den Catarrh fortwährend unter-
hält. Im weiteren Verlaufe verdickt t.i< h die
Sehleimhant durch entzdndliche Neubildung
▼on Bindegewebe, nnd wuehem ancb die be-
treffenileii Ku rilen, die zugleich durch Ah-
kapslung der eiltigen Schleinimassen nach
aussen gedrängt werden. Ausserdem kommen
in iler Nase noch vor Neubildungen von
Haarcu (bei Hunden), Dermoidcy.sten, kleine
Lipome, Geschwülste mit Strongvlus artnatus.
Auch Paraaiten wandern in die Nasen-
hoble, u. sw. bei Schitfen, Bindern und Hunden.
Bei ersteren Thii ren sind es, wie bekannt,
die Larven des Oestrus ovis, welche sich
vom Sommer bis zuiii näelissteii Fruhjaiir in
den Kopfhöhlen aufhalten, entzündlichen Reiz
und damit einen andauernden, oft mit Blut'
Striemen vermengten HasenaneilaBs unter>
halten. Häutiges Niesen, Prusten. Herauf-
greifen der Vorderfüsse nach der Nase,
schleudernde Kopfbewegungen, Sehwindelsn-
fiillc unterscheiden den Catarrh von anderen
alinlieheii Leiden, bei Hunden gelangen zu-
weilen Pentaitomenlarven in die Nasen- und
Stirnhöhle (Kieferhöhle fehlt), wo sie sieb
besohdera in der blindsaeküDrmigen Erwei-
terung des mittleren N;i.<cnganges < in»' Zeit
lang aufhalten, »ich weiter entwickeln und
bis an 10 — It cm gross werden. Man erkennt
sie an der weissen Farbe, der lanreftförmigen
Gestalt und den vielen bandwurmähnlichen
Abstufungen — (Pentastomum taenioi-
des). Die jungen Larven gehen ab und
kommen so auch in andere Thierc, u. zw.
durch das Futter in die oberen LiitTweg>"
des Kindes nnd Schafes, sie sind aber viel
kleiner, ebenfalls weiss nnd von platter Itag-
lieber Form. Infolge der ungeheuren Ver-
mehrung der Wcili« iien in der Nase des
Hundes und der scharfen Krallen, sowie der
'/ahllosen zatinfruinii^ ^ieli anreihenden Domen
(l'eutastuniuia denlicnlatum) entsteht
durch diese Larven heftige Entzündung der
Nasenhöhle, cakarrhalischer AuaEuss mit Blut,
häufiges Niesen. Prusten, Rasseln, Reiben der
Nase an festen Tu ^^'. nständen, und können
durch den intensiven Beiz seibat manische
Zufalle und damit Verwechslungen mit ToU-
wuth die Folge sein.
Endlich bemerkt man zuweilen bei jmigeu
Rindern, dann bei Liunniern und Schweiuen
in die Nase und Luftröhre eingewanderte
Nematoden fStrongyiiden etc.), sowie beim
(lefiügel. in-be>onderc bei Hühnern und
Gänsen, den kleinen, rothaus^ehenden Luft«
röhrenwnrm — 8 jngamns trachealis, und
in Form von kleinen weissen POnktrhen
die Lnftaackmilbe (Cjütoleichus sarcop-
t<ddes). y^i.
Naaenzange, s. Zangen.
Nase, weiche, s. Nasenhöhle.
Nassfutter, künstlich befeuchtetes, » ier
von Haus aas feuchtes oder wässeriget» Futter
nnd ebensolche Futtermittel, s. Fattersa-
bereituTtp nnd Einquellen oder Einweichen,
Brüllfutter und Dämpfen des Futters. AM,
NaaskaH» ElnwioklMfM, siehe Hydra-
therapie
Nataialoc. Von den gegenwärtig im
Handel vnrkommenden Abir-surten unterschei-
det man, wie beiuiunt, zwei Hauptarten, die
glasglänsende durchsichtige Alo6 lucida nnd
liie l -hi T- iider seil war/.branne. matte, undurch-
bichtigtä Leberuloü, Aloe hcpatica. Nur die
erstere im südlichen .\frika gewonnene i.'it ofti-
cinell als Aloe '!apcnsis zum Cnterschied
von der ostatrikanischen (Soeotorina- oder
Soccotora- titid Sansibaraloe) und der west-
indischen (Barbados- nnd Cara(aoalo£). Die
Natalaloü kommt nun ebenfalls aus der (7ap-
euliiiiii , iril aber leberbraun, aussen mi
brännlichem Pulver bestäubt, auf der Bruch
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III ÜATA- ODER XIATA.RIVD. ^ NATHUSIUS.
fl&che grossmuschlig und fettglänzend und
enthält das zuv< rl;lssli< Ii wirkt tule Xiitüloin,
das aber nicht oäher uuteraacbt ist und von
der homoloipeii Reib« der ftbrigen wirkMmeii
.\Io>"1>"stiiit(ltIi''il'.- (Alui'ii, Barbaloln. Alortin,
.Soccaluin and Zaiiuluiu) hauptsächlich t^icln
nur darcb die Krystallform unterscheidet.
Barbaloln und Zanaloin sind übrigens im
wasserfreien ZusfHnde isomer. Fo^e/.
Nata« oder Niata-Rind ist eine fragliche
sQdamerikanische iiasaa mit monatrÖB aos-
gcbildetem Kopfe, welebe nur in kleiner Zahl
in den La Plata- i^taatcn vorkriinmen soll.
Ihre Kopfform wäre, wie bei den BulldogkGpfen,
dadurch eharaktarittrt, dam die Biirn breit
und gewöhnlich etwas eingedrückt, .las Nasen-
bein auffallend kurz, die Nubt nach oben
gerichtet, der nach oben gekrttmnite Unter-
kiefer vor dem Oberkiefer vorspringend gebaut
erscheint. In dieser Kopfform ist es begründet,
dass solche Thiere bei knapper \\ . i lo .M;uipt:l
an jiahraDg leiden, da eie die PÜanzen nicht
kari am Boden iti fassen vermögen. Daas
das Niata-Rind. wi-- Prof. Wymann in ('Hin-
bridge (Vereinigte Staaten) Darwin mitge-
tfaeilt hat, in den La Piata- Staaten eine
wichtige Kas.s^^ biWo und gezüchtet werde,
ist daher kaum anzunehmen. (Settegast.)
Dr. Hensel, welcher jahrelang in jenen Staaten
lebt«, hat diese Binder niemals za sehen be-
kommen nnd hOrte oor ab und zu von einem
vereiiizrlteii .\aftreten ilrrs<'llii.'ii. Pitz Niata-
Kiader sollen zuweilen auch Chimbeos ge-
nannt werden. Das portugiesische Wort
„Chirobäo*' heisst auf ('.i iitsch „Kli pjier" oder
^Kraeke", und soll wuiil aiiil> ut- n. «inss jene
missgebildeten Thiere meint iti >c!il'Lhtem
Futterzustande gefunden werden. Bei dem
Streit zwischen Darwin und Sanson, bezüg-
lich des von Ersterem behaupteten Charakters
der Niata-Hinder, sprach sich H. t. ^jathasius*
Hundisbnrg im Wesentlichen gegen Darwin aas.
Nathusius, iltnnaiut Kngclhard v., einer
der berOhmtestcn Zootechniker iN-utseiilands,
wurde nni IK December 1S09 zu Magdeburg
geboren und starb als Vorsitzender des
jT' Ussischen Landesükonomitj-Collfgiunis. G»'-
heimer Kegierungsrath and zagleich vortra-
gender Rath im Ministerium fQr Tiandwirth»
schalt . tr. /u B. iliii am 2i>. Juni tSTI). Ttn.. 11.,-
war der .•üte.^le .Sohu des durcli iia- Fubiik-
und Gartenanlagen seinerzeit vit lgenannten
Kaufmanns (iottob Nathusius zu 3laL' !• l ui
er erhielt von diesem und .«einer laltüivullcn
Mutter Philippine geb. (Jattt-rer (Tocliter des
Historikers Gatterer in liOttingen) eine
insserst sorgfältige Ersiehiing. Unser Hermann
kam z^näeh^t auf die Kl r-i Imlr in Magde-
burg, später auf das Collegium t'arolinum in
Bmanscbweig und besachte endlich noch xwei
Jahre lan«^ Ii • Universität zu Berlin. Im
Jahre IKW übciualim er das vatorliclie (»ut
Hondisburg (unweit Neulialdensleben in <h r
Altmark^, botrieb hier nebenbei — jedoch
stets mit grossem Kifer — z<iologi<che Stu-
dien und die IJeitkunst. Die Bewirthschaftung
des durch anbctahigtc Verwalter etwas her-
uutcTgckuuimenen Gutes erforderte eine tüch-
tige Kraft, und diese fand sich in dem jungen
strebsamen Manne in vollem Masse, in ver>
hiltnissmtssig Iraner Zeit i^sK HttndisbQrff
für eine Must-Twirtli-rliaft nicht nur in der
Provinz Sachsen, sondern im ganzen Norden
Deatsehlands.
Von 1S:?5 an widmete sich Nathu^las mit
Vorliebe der Zueilt des Schates und Pferde!»,
b i,ne s. lbst einen Ilennstall an and wurde
Mitbegründer des norddentschen Jockeyclabs.
Leider schwebte Uber Nathasias* Rennstall
ein Unstern: die Stute Margarethe, welche
anfänglich glänzende Erfolge aof allen gros-
seren Rennplitsen Dentsehlanda errangen
hatte, war später ein dtirchaus unsicheres
Pferd and machte dem Besitzer keine Freude
mehr: er gab v ;i iib den Kennstall bald
wieder auf und wandte sich jetzt in erster
Linie der Schafzucht zu. E.s ist aber nicht
zu bezweifeln, dass Nathusius durch die rege
Tbeilnabme an den Kennen in Bezog auf die
Vielseitigkeit seiner hippologischen Ansichten
einen dauernden Gewinn tjeliabt hat.
Es kamen in jener Zeit mehrfach nam-
hafte Sportsmen naeh Hundisburg, um sich
hier den Rath des erfahrenen Hippoloir'^n zn
erbitten. In Gemeinschau mit dem Grälen
.\lvcnsleben anternahni Nathusius im Jahre
1840 eine Reise nach £ngland hanptsftchlicb za
dem Zwecke, für den nett knsaramenfetretenen
A< tienverein t-iin' i/rössere Anzahl von Vidl-
blutstuten und einen Hengst edelster Kasse an-
zukaufen. In späteren Jahren vrandte Nathusiui
sich mehr der Znelit vm! sr.tj, kaltblütigen
Pferden zn und iuijturliite uieiirer»; t'ranzösi-
s( lic l'ercherons und einige Suffolkhengste.
welche er mit den altmärkischen Landstuten
kreuzte, und Jahre lang verfolgte er die
Resultate dieser Krenzongazncht mitgrOsstero
Interesse*
Nathasins* viehzüchterische Th&tigkeit
wnrde ichon dam.ils von verschiedenen Seiten
geradezu aU epochemachend für ganz Nord-
deutacbland bezeichnet.
In der Schafzucht verfolgte er anfangs die
Bahnen, welche viele andere deutsche Züchter
in der Richtung des Merinowoll.»chafes ein-
fescblagen hatten; es worden ftlr Uondisburg
Backe and fO Matterschafe aas der be-
rüliiiiten Klit'd rde des Herrn H<dler-
Chrzeliseh bezogen und jahrelang mit Erfolg
die-ser Stamm rein nachgezogen.
Da derselbe je l. eh später die dort ein-
geführte intensive Futterung (nach Nathusius'
sorgfältigen Berechnangen) nicht mehr recht
bezahlt machte, so entschloas er sieh zar
Binfähraiig der englischen Soathdovms. BSeke
dies< r Ka— •■ wnnl« n mit au^raiiirirt- n "Nfi riiiit-
müttern gepaart, und es waren die Kesultate
dieser Kreuzung geradezu glinsende in
nennen.
Zwcekjnussige Haltung und intensive
PQtterang der iioutlidowns und ihrer K^eu»
zangsproducte wurde in Hundisiturg niemals
aus<^er Acht gelassen. Die gros5.en Krfolge
der in den Jaliren Iscij— ISOV» abgehaltenen
Hundisbarger Zuchtviehaactionen^ namentlich
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NATHÜ8IU8.
118
b«s(iglich der iüonthdoiras, machten aberall
groMM AidiidMn wtd 4benticK«n die Er>
Wartungen de« bMcheideneii llannftg gmi
bedeutend.
Die in England mit reuütumirten Züch-
tern angeknöpften Verbindungen fahrten zu
erheblichen Einfflhrunik'en englischer Schweine
un<i Siiortliornbulleii. Lctztnre wurden mehr-
fach xar Kreuzung loit den inUaDdiabarg schon
Torfaandenen Houflnder Kfthen benfttit, und
an ob diese Paarungen lieferten meist gUnstigc
Resultate. Aus weiter Ferne kamen kauflustige
Luidwirthc luuli Hnndisburg, und betahlten
hier willig Ji'^ liochsti/n Pr<.ij>:- für <lio schCncn
Znchtthierc. Nuthusius s}.irach wohl scliLTZtnd
seine Verwunderung über diese Erfolge mit
den Worten aas: «Der Schwindel will hier
Boeh imner kdn End« nehmen.'* Allein die
AbneTnner i\f-T Tliler^' wart-n in der Regel
mit den Ank&at'en ätufrieden, und es wurden
mehrere derselben früher oder s^ter ganz
beachtenswerthe Concurrenten auf dem Ge-
biete der in Mode gekommenen Zucht
nglischer Viehrassen.
Nathoalos' Bruder Wilhelm -(tn KOniga*
bom) berichtet, daas die ReanHate der beden-
tenJ-'H (tpfer, welche für <hn Shortliornstnimn
ia Uandisbnrg gebracht wurden, eigentlich
niemals als enteprechende ta beieiebaen
waren. Die Zucht desselben schritt numerisch
nie genug fort, obgleich durch Weidegang der
ToUblutknhe und Fernen und sonstige ratio-
nelle Haltong allea Erdenkliche für sie ge-
schah. Doch hieran hatte wahrscheinlich die
Perlsucht, welche üchon in den importirteti
weiblichen Thieren steckte, die Uaaptachald.
Uns gc^ttftber hat sieh Heimann t. Natho«
^ins niemals besonders lobend über die deutsche
SJhorthornzucht ausgesprochen. Durch Kreu-
sang mit dieser Kasse gutes Milchvieh zu
produciren, hielt er nahezu für unuiüglich,
und wies daher diese Aufgabe wohl (mit vollem
Reilit) gunzlich zurück. Er ghmbtf. dass die
ganz« Ikonstf aas Shortbornkreaiangskuhen
gatea Milchvieh n ertiehen., auf Hungern-
lassen ilfT^vllon ll^■rau^k(llnIn»^
Im Jahre l6o7 oder i^66 lernte Natiiu-
sine die iranzusischen KimmwoUe- Merinos, die
sog. Rambouill'.'ts kt-nü»'!? •iml kaufte- < iiii^'c
Exemplare der^trlben tur >lllIll]i^burl,' an. Kr
sab nicht nur in der frunzC'>:sisrhi'it Zudit-
ricbtung da« geeignete Correctir, sondern
hoffte auch in derselben schon danuds das
Mitttl zu finden, auch für die Merinorassc
die Fähigkeit, intensive Haitang wirtlischaft-
lich lohnend zu machen.
Di<^- HurulisbnrfrfT Versuche rait
Rambouiiku üekn sehr befriedigend aus, aini
schon nach wenigen Jahren war Nathnsiu^^
im Stande, schOne, grosse Böcke an andere Lieb-
haber der modern gewordenen Zucht abgeben
zu können. Hier war i;ä wieder die geschickte
and vorsichtige, das Extrem« vermeidende,
Attwendnng des frantOsisehen Blntes in dem
lInnJisburger Merinoschafe, verbunden mit
t-iiier vorzüglichen Haltung, welche in weiten
Kreisen der Bedeutung dieses Herinokainmwoll-
scbafstanime!^ v*ille Anerkennung verschaffte.
— Frühreife, gute FleiüchqDalität und beden-
tender Wollertrag machte dieselben an ^elen
Orten sehr beliebt.
Mit vollem Kechte konnte Wilhelm v.
NathusiuB von seinem Bruder sagen: „Die
Vielseitigkeit seiner züchterificli-n tv.-trebiin-
gen und Erfolge war zugleich die >.rfalirungh-
mäs^i^'^■ ürundlage für dessen weitere Ent-
wicklung, sowohl als Zoologe wie als Zoo-
techniker*.
Natbusiiis saninii'lfp ein un>,'oiiioin irrosses
Bcobachtungäniatcrial t^owohi in n Hundis-
bnrger Heerden wie an fremden Ortt ii für seine
prSchtipe Ski'li'fsaininhing; dieselbe wurde
nu''!i si'inrui Tude lür da.s lundwirthschaft-
licho Mus> om in Berlin vom Staate ange-
kauft und bildet hier eine der grdssten, werth-
▼ollsten Zäerden des landwlrthsehaftlichen In-
stituts.
Nathusius' SfhriJten worden zu grund-
legenden Arbeiten für eine wisaenschirftliche
Behandlung der Thierzuchtli^hre. Gegoii i^ie
Darwin'sche Theorie vcrbieit er sich ableh-
nend, obwohl aus seinen Werken manche Be-
weise fBr die Unterstützung derselben ent-
nommen werden können. Endlich muss hier
noch erwfihnt werden, dn.ss Herriiann v.
Nathnsius Mitbegründer der deutschen Laud-
wirthschaft^geselbehaft gewesen ist nnd sieh
um das Inslebenntfon fjps Inndwirthschaft-
lichen Instituts an der Univerbiiat Halle a. S.
HQwie der Berliner Fettviehausstellnngen,
deren Vorsitsender er jahrelang war, die
grössten Verdienste erworben hat.
Nathusius v-riirtL-ntiiihte ausser einer
Keibe kleiner zoologischer and botanischer
Abhandlungen folgende Werke: -
1. Aniichton nnd Erfahrungen über die
Zucht von Fleischschafen. Berlin IbSti.
Ueber Sherthomvieh and Insncbi
1857.
3. Ueber die Rassoii des Schweines.
Berlin 1860.
4. Ueber Constaas in der Tbieraucht.
Berlin 1860.
."). Vorstudien zur Gfsrliicbte luid Zncht
der Hausthiere, zunächst am ächweineschadel.
Berlin 1864.
6. Vortr.lsre über Viehsacht and Baasen-
kenntniss. Borliit 1872.
7. Wandtafeln für den naturwissenschaft-
lichen Unterricht mit specieller Berttcksicb-
tigung der Landwirthschaft. 1. Serie: Vieh-
zucht, iHTi. In dit->fii Tafeln uinl deren Er-
klärung «ind sehr wichtige Fragen über Art
und Ra-^senuntersebiedOf namentlich beim
Kinderschädel erörtert.
8. Ueber die sog. Loporiden. Berlin 1876.
9. Zur Leporidenfnige. Im Maibeft von
1879 des zoologischen (jartens.
10 Ueber die Schfldelform des Kindes.
Im .lalirtraiiL' IST" der Landwirth!>chaft]ichen
Jahrbücher, S. 4il — 4ö9, emhienen.
Vom zweiten Theil der ^Vortrige'* waren
Imm N;ithtJ!*iii,s' Todr b(^r. it-; elf Bosren ge-
dru kl, und au.^^serdtin u^jch so viel forg-
laltig bearbeit'tes Material vorhanden, dass
sein Brader Wilhelm die Pablication des-
S
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114
NATIONALE. — KATBIDH.
selben im Jahre 1880 bei dein langjährigen
vmA treuen Verleger (Wiegandt, Uempel und
jPftrcv) bf'wirken Konntf.
Aussordt'in ist noch anderem zahlreiches
Material über verschiedene Thierarten in
Nathusiua* Nachlass vorhanden, welches ah
JJaais «elbststflndiger Stadien für andere For-
scher lii'-niMi kann. Frntn^.
Nationale in hippologischem Sinne ist die
Beseiobniinf der Grandferbe. des Getrehleeh-
tes, diT .\bzi'iclien f;mij;t?br)rne, orw^jrbene und
könstliclie), des Alters, der Grösse, der Ab-
stammung und des Gebrauches eines Pferdes.
Bei Vollblutpferden geli' rt insbe.sonderc da.i
Pedigree (der Stamuumuni) uud eventuell
auch die Leistungen auf der Kennbahn su
dem ToUet&adigen Nationale, in welchem ancb
all«if«ne ftberramdene Emtiklieften eingetra-
gen sein Rollen.
Bei der Authaiiine des Kationales von
Stuten fQr Zuchtconscriptionsiwecke weiden
in der Landespferdezucht mitunter Ifuee von
bestimmten K<}rpertheilen, z. B. BnKtnmftng
(Gfirtclmass), Vorarm- und Schienbeinlänge
nebet Umfiang dieser Tbefle n.dgLm. ebenfalls
yeneiebnet. Leekmer,
Natoiisches Hauseohweln. In Natolien
(ttlrk. Anaduly, iiMorgenland") gibt es eine
besondere Sehweinerasse, welche tarn krans'
haarigen Schwein (Sas scrofa crispa) gehört
und mit den in der europäischen TOrkei von
den Griechen, Balgaren und Albaaesen ge-
idcbteten Thieren dieser Art nahe verwandt,
»her kleiner und »ierlicher ist. Niich Fitiinger
sind die natolisehen Scliweine schon vor
langer Zeit nach der Krim verpflanzt und
mit den dort heimischen stldnissisefaen Land-
schweinen gekreuzt worden. Die Krrp-r-
gestiilt der fraglichen Kabse läsät Manches
SO wünschen öbrig und ist nicht entfernt so
gnt. wie die der ungariüohen kraushaarigen
Mongalicza-liasse, Ihre Thiere .sind häufig
von rothbrauner Farbe, entwickeln sich lang-
sam und kommen bei aweckm&ssigerFatiening
mit Hais md Gerste an einem Gewicht von
100— 130 kg. Ihr Fleisch ist sart und wohl-
schmeckend. Fteytag.
NatrlM «nd dessen Verbiadangcn.
Natrium, Sodium, Na, Atomgewicht 23.
Dieses £u den Alkalimetallen xählende, in
seinen Eigenschaften dem Kalium sehr nahe
stehende Metall kommt in der Natur nur in
seinen Verbindungen, n. zw. sehr verbreitet
vor. Als Ts'atriunichlorid ist es zu 2'6"/'o im
Meerwassel enthalten, bildet m&cbtige Stein-
salslager, aneh einen Bestandtheil des Aeker*
bedens und kommt deshalb in der Asche der
Pianzen und Thierorganismen vor. .\is N'a-
triamnitrat-Chilisalpeter bildet es ebenfalls
weit ausgedehnte Lager und in Verbindung
mit Kieselsäure bildet es einen we.sentlichen
Bestandtheil vieler Mineralien, überdies bildet
es als kohlensaures Natron, borsaores Natron,
sehwefelsanres Natron, als Plnomatrinm theils
Mineralien, theils Bestandtlicile solcher. Alle
Gewässer, insbesondere manche Mineralwässer
enthalten reichliche Mengen von Natrinm-
salten. Im lebenden Thierorgaaismns finden
sich die Natriumverbindungen reichlicher im
Btntsemm nnd in der Intereellnlaniabstans,
während die Kaliumverbindungen in den Blut-
körperchen und iü den Geweben, t. B. in der
Muskelsubstanz auftreten. Die Dsrstellnng
des metallischen Xutriuin.s ist ganz ähn-
lich der des Kaliumti, doch viel bequemer,
weil jenes nicht wie das Kalium eine explo-
sive Verbindung mit dem Kohlenoxjd bildet.
Man eriiftzt ein inniges Gemenge Ton Na-
tiiunicarbonat mit Steinkohle uud Kreide in
eisernen Rohren bis zur Weissgluth, hiebet
verflüchtigt sich das Natrium und wird in
einer Vorlage unter SteinOl aufgefangen. Das
metallische Natrium ist silberweiss. bei ge
wohnlicher Temperatur weich, von spec. Gew.
0 J»7. es schmilzt bei y.i O* und ist bei Roth-
gluth als farbloser Dampf flüchtig. Es oiy-
dirt sich schnell in feuchter Luft, aber
weniger energisch wie Kalium, beim Erhitzen
an der Lnft verbrennt es mit gelber Flamme,
es zersetzt das Wasser schon bei gewöhn-
licher Temperatur, indem es sich mit dem
SauerstüfT desselben verbindet unter lebhafter
Entwicklung von Wasserstoff, dech ist die
durch die Reaction erzengte Wärme für ge-
wöhnlich nicht hoch genug, um den Wasser-
stoff and das Natrium zu entzQnden (siehe
Ealinm). Hit Kalinm bildet das Na-
trium (16 Theilerin Theilen) eine flüssige
Legirung, welche wie (^leck-ilber aussieht.
Das Natrium wurde zuerst von Davy 1807
auf elektrolytischem Wege dargestellt. E<
dient bei chemischen Arbeiten als sauerstofT-
entziehendes Mittel, in Verbindung mit Queck-
silber als Natriomamalgmm bei der Gewin-
nung von Qold tind Silber, ferner aar Ab-
Scheidung von .Aluminium. Magnesiam, Süi-
cium und anderen Kiementen.
Sanerstoffverbindungen des Na-
triums. Das Natrinmoxyd. Natron,
Na«0, entsteht beim Erhitzen von metalli-
sehen Natrium mit Natrinmozydhydrat als
graue, schmelzbare, schwer flüchtige Masse,
welche sich mit Wasser unter starker Er-
hitzung zu Natrium txvdhvdrat — Aetznatron
— verbindet. Na,0 -f H,0=sSiNaHO. Auch
wenn Natrtnm auf Wasser wirkt, entsteht
NaOH, und chemisch reine« Aetznatron wird
auf diese Weise dargtibtellt. Im Grossen er-
hält man es analog dem Kaliumoxydbydrat
durch Kriclien einer verdünnten Lu^ung TOn
Isatriumcarbüiiat mit Calciumhvdrat :
Na,CO, -{- C'aCOH). s
Natriomrarbonat Calcinmbjdrat
r= CaCO, -p SNaOH
Caiciamcarbonat Natriamoxjrd-
hydrat
Das Aetanatron, Natriumhydroxyd, stellt
eine feste, weisse, strahlig krystallinische
Masse dar, welche an der Lufl begierig
Wasser anzieht und sich in Wasser unter
Erwärmen löst. Die wässerige Lr.sung des
Natrinmhydroxyds heisst Natronlauge. Die
Natronlauge zieht an der Lnft begierig
Kohlensäure an.
Yerbindnngen des Natriums mit
den Halogenen.
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11»
1. Natriamchlorid. N'aCl, Kochsalz.
<Jhlornatriacn, Natriam chloratam, kommt in
lalehtigen Lagern als Steinsalz (Stassfurth
bei Macrdtbiir?. Wieliozka in Galizien,
Berchteszaden in Bajern. Corduoa in Cata-
lonien, Nortbwfch In England), ferner gelost
im Meerwasser. in den sog. Salz- oder Sool-
qnellen vor; es bildet ferner einen Bestand-
theil der Pflanzen- und Thierorganismen. bei
deren Erniilmuis; ihm eine wichtige Rolle
sokommt. Auf künstlichem Wege kann mau
Njtriumchlorid erhalten, wenn man Natrium-
hjdrozjrd od«r Carboii»t mit SaUsiare ver-
Mtst; jedoch kommt «s in der Natar so
reichlich vor. dass man nur das natürlich
Torkommende Salz benfltzt. Das Natrium-
chlorid bildet demgem&ss auch den Ausgangs-
punkt für die Darstellung aller übrigen Na-
triumverbindungen. Es krystallisirt in Würfeln
ohne Krysta!lisation>wass.i. welche sich zu
kleinen, im Innern hohlen Pyramiden grup-
piren. die ErTstalle decrepitiren in dor Hitze,
sfhniolzen. hfi 'Rothi.'lutli i*t das Xiitriiim-
Chlorid flüchtig: da^ spec. Gew. betrügt 313,
es bat sahfgen <?eBelimark. 100 Th. Wa««er
!rt«!pn bei 0^= C 36 Th.. bei 10i»° C. :?o 'rii.
Kochsalz, es ist demnach in hei-^s. ni Wüsser
ntir wenig loslicher wie in kaltem. l)ns reine
Natriumchlorid zerfliesst nicht in feuchter
Luft; das gewöhnliche Kochsalz ist aber zu-
meist nicht ijanz rein, sondern entlialt ae-
ringe Mengen Kalium- and Magnesium -
cUorM, Vatrinn« und Msgneslnmsnfrat; sol-
ches Salz wird an der T-ufl bald foncht.
Die Gewinnung des Natriumchlorids
ist je nacli der Art des natürlichen Vorkom-
mens deFselhen ein v 'r - hiedenes. Man er-
hält es 1. ans Stein .1 Ii in den üben ge-
nannten Steinsal/.lagern. Das Steinsalz ist
b&nfi^ so rein, das« man es wie andere Mi-
lieralien dnreh Schachte vnd Stollen berg-
mXnnisch gewinnt und ^>ulveri^irt in den
Handel bringt: ist es jedoch unrein, naroent-
Hdt mit Thun oder mit Gips fremengt, so
wird es im Innern des Ber^^wcrk^ in seiner
Lagerstätte mit süssem VVui,ijer uuügelaugt.
Die so erhaltene Lösung — Salzsoole —
wird an die Erdoberfläche gepumpt und dann
bis «am AaskrTStaIHsiren des Salzes einge-
daiii] rt Wätirend des Coneentrirens setzt sich
das öalz in kleinen Krystallcn an; um das
KoehsaU teebt rein «a erhalten, stOrt man
die Krystallisation durch Umrühren der
FlQssiekeit mit einem liech^n. der zugleich
dasn dient, das schon abgeschiedene Salz zu
entfernen, t Aus den Salzquellen Die
Concentration der Salzquellen mittelst Keuc-
rang warf gegjeniibor dem geringen Sal/.i,'e-
halt derselben za kostspielig. £s wird des-
halb die Concentration in sog. Gradir-
irerkcn aasgeführt. Diese bestehen ans
wandartig anf^eführten. mit HolzgerOstcn
zusammengehaltenen Bündeln von Dornen,
die mit > iu nn Daeh bedeckt sind. Die Wiinde
stehen aut einem Lehmboden, der mit Bau-
steinen 80 eingefasst ist, dass hicdurch ein
fCTOSses Bassin gebildet wird, aucli sind die
Wind« ««iikrfeht aof die Richtung des in
der Gegend herrschenden Windes aafgestelUi.
Ueber jeder Gradirwand ist eine Rinne ange»
bracht, welche das durch Pumpen in die
Höhe gebrachte salzhältige Wasser durch
seitliche Oeflhnngen anf die Dornbündel
leitet. Die Sahqnelle fflesst mm durch die
Bündel, wo ilir eine grosse Oberflfiche für
die Verdunstung dargeboten ist, in das untere
Bassin. Nachdem die Soole in dieser Weise
.1 Gnial durch verschiedene Gradirwände
gegangen ist, ist sie siedewOrdig, d. h. ge-
nügend reich an Salz, um nunmehr in den
Kesseln concentrirt zu werden. 3. Aus dem
Meerwasser. In heissen Ländern wird das
Meerwasser in gro i .ber riuchen Behältern
(Salsgärten) bis zur ivrvstallisation verdun-
stet. In den Itsiten Lindere (Basstand) Ifisst
man das Meerwasser in den Salzgärten aus-
frieren. Das gebildete Eis besteht nur aas
Wasser, es bleibt eine coacentririe Soole am
Boden, wehhe zar weiteren Kiystallisation
abgedampft wird.
Natriumbromid, NaBr, QBdNatritim-
Jodid krystallisiren aus ihrer wässerigen
Lösung über 30"* C. in wasserfreien, leicht
loslichen Würfeln; bei gewöhnlicher Tempe*
ratar jedoch mit S Molecftlen Kr^stallwasser
in monoklinen Sinlen, Natriamflnorid,
NaFI, bildet wasserhelle Würfel oder Octaedn,
die in Wasser schwer löslich sind.
Verbindungen des Natriums mit
den Saue rsto f f s ;i u re n. \. Natriunicar-
bonat, kohlensaures Natron, Natrium car-
boniearo purum, Soda, CO,Na,. Das Sali
bildet den vurwiegcndsten Bestandtheil der
Asclte einiger am Meeresstrande vorkommen*
den Pflanzen (s. Salsola- und Salicornia-
arten) und kommt a'!s diesen dargestellt als
natürliche Suda in den Handel; überdies
findet es sich in vielen Mineralwässern, iii
den sog. Natrouseen Asiens. Altikas ond
Amerikas; in üngam, Egypten, Sfldamerika
wittert e.^ in manchen Gegenden aus dem
Boden aus. Jedoch den Hanptbedarf an
diesem Ar die Industrie so wichtigen Körper
gewinnt man derzeit ans Natriumsulfat, wel-
ches seinerseits wieder aus Natrinmchlorid
dargestellt wird. Um das Natrivmsulfat in
Carbonat (ibenafBbren. wird ein inniges Ge*
menge des enteren Salzes mit Calciumcar-
bonat (Kreide) und Steinkohle in einem
Flammenofen bis zum Schmelzen erhitzt,
wobei folgende chemiseho Umsettvngen vor
sich gehen: Es wird zuerst durch Einwirkung
der Kohle das Natriumsulfat zu Natrium-
sulfid reducirt unter gleiehieitiger Bildnag
von Kohlensäureanhydrid
80,Na, -f. tC =tt
Natriumsulist Kdile
= «CO, Ka,S
KohlenBftQreanfaydrid Natrinnsilfld
Dabei >;eht gleichzeitig ein Theil des Cal-
ciumcarbonats in Calciumoijd über
CaCO, + C =
Caleinmcarbonat Kohle
= CaO 4- SCO
Calcinmo^d Kohlenoxyd
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116
NATBIUH.
Die graobraane i^cbmelse wird noch
glllhend ans dem Ofen entfernt, abgo
kQblt und schli«>;slich mit Wasser von
40—50*^ 0. ausgelaugt. Uiebei setzt sich das
ans Natriurnsnlfid, Calclnmoxjrd and Calciam-
carbonut bestehende GemcTi^c in «Icr Weise
am, dass sich in Wasser löslidies Natrium-
carbonat nnd eine utilübliche DoppeWerbin-
dnng Ton Calciamsulfid and Caloinmoxyd
(CtS-f C»0) bildet.
Na,S 4- CaCO,, =
Natriauisultid Calciumcarbouat
= Na,COa + CaS
Natn'umcarbonat Calciumsnlfid
hiv HO erhaltene SodalOsung wird soweit
abgedampft, bis ^ich Natriamcarbonat mit
einem Hfulfiül Krystallwasser krystallisirt,
NaCO, 4- HjO abscheidet — es bildet die ge-
wöhnliche Soda des Handels. Dit sf Art der
Sodalabrication wird nach ihrem Erfinder abi
Proee«» von Leblanc (1794) beieiehnet Um
di<^ Soda des Handels weiter za reinigen,
lasHt man durch die concentrirte LOsung
desselben einen Kohlensäurestroni streichen.
Es bildet sich !-rliwerlüslic'liH.s Natriumbicar-
b.«tKit, NaHCOa, welches sich abscheidet,
während die Unreinigkeitcn in LOsnng blei-
ben. Das Natrinmbicarbonat verliert dann
beim BrMtien Kohlensinre und Wasser nnd
hinterlÄsst reine Suda. Wird ih- Rohsoda
bloss zor Entfemang des Wassers und
etwaiger organischer Vemnreintgnngen ge-
glüht, so «>rhält man die sog. calcinirte Soda.
In neuerer Zeit wurde der Leblanc-
Bobe Process ck-i Sodabereitung an einigen
Orten dorch den Solvay 'sehen Ammoniak-
process ersetzt. Dieser beruht darauf, dass
sich Ainmoniumbicarbonat mit einer
Lösung von Natrimnchlorid zu schwerlös-
lichem Natiimnbiearbonat nnd leiehtlOsUehem
Ammoniumchlorid umsetzt.
XH«HCO, -I- NaCl =
Ammoninmhicnr* Natrinmeblorid
bonat
» NH»Cl 4- NüHCü,
Amuiooium* Natriumbicai^
Chlorid bonat
Beim Brhitsen wird das Natrinmbiear»
bonat in Natriumearbonat und Kohlensäure
Jespalten. Aas dem Ammoniumchlorid wird
nreh Brhitsen. nüt Aetzkalk das Ammoniak
wieder gewonnen. Durch Einleiten des beim
Erhitzen des Natrinmbicarbonates erhaltenen
Kohlensäareanbydrid* wird- wieder Ammo-
niombicarbonat gewonnen, welches wieder
mit neaen Mengen Natriumchlorid zur Her-
stellung von Natriumc:til" n;ii Vir nt. Auch der
in Grönland vorkommende Kryohth (s.d.),
ein Doppelsals ans Natrinm- nnd ans Aln-
minTumfltiorid, wird zur Herstellung von Na-
triumcarbonat nach einem eigenen verfaliren
Yerwwthet.
Das wasserfreie Natriumcarbonat ist eine
weisse pulverige Masse, welche bei Rothgluth
zu einer Flüssigkeit schmilzt. Die Lüsuiiij
desselben schmeckt langenhaft und reagin
stark alkalisch. Lisat man eine nicht in
concentrirte heisse LOsnng an der Lnft «r<
kalten, so scheiden sich grosse farblose
Krystalle von der Formel Na,<}< K, -f 10H,O
(Katr. carbonioum crystall.) ab. An der Luft
verwittern diese Krystalle bald und zerfallen
zu einem weissen Pulver von der Formel
Na,C'«\ ' i'Hjn (Natrinm earbünic. siccum
der l'hurmakupOü). Das Ntttriumcarbonat ist
unlöslich in Alkohol, 100 Th. Wasser bisen
bei 10° C. iS-06 Th. des Salzes, bei 38 °C,
51-67 Th. des Salles nnd bei 104° C. 43*47 Th.
davon, es steigt also die Löslielikeit des
Xatriumcarbonates anfänglich bei Temperatur-
Steigerung and nimmt bei fortgesetster Stei-
gerung der Wärme wieder ab.
Leitet man in eine Lösung von Na-
triumcarbonat Kohlensäure ein, so entsteht
Natrinmbicarbonat, NaHnCO,, Natrium-
hydrocarbonat. saures kohlensaures Natron.
Natrium bicarbonicum. Es ist in Wasser
lOsUcb, kijstallisirt in kleinen monokünen
Tafeln von alkalischem Geschmack, beim Er-
hitzen, anch bi^'m Liegen an der feuchten
Luft verliert es Kohlensäure. Durch lilAhen
wird es unter Abgabe von Wnsser und
Kohlensilureanliydriil in neutrales Natrium-
carbonat umgewandelt. Dient in der Medicin
zur Bereitung von Brausepulvern.
i. iiatrinmnitrat NaNO«, salpeter-
sanres Natron, yatrinm nitricnm,
Chilisalpeter, kommt in mäohti^^eii Lagern
in Chili und in Peru vor, ht leichter lOslicb
als Kaliumnitrat schmilzt bei 313* C. nnd
krystallisirt in rhomboedrischen, wasserfreien
Krystallen. Es zieht an der Luft rasch
Feuchtigkeit an und kann daher zur Be-
reitung von Schiesspulver nicht benütst
werden. Mit anderen Körpern erhitzt, wirkt
es ähnlich wie der Kaliumsalpeter als ener^'i-
sches Oj^dationsmitteL FOr sich allein er-
hitzt, verwandelt es sieb unter Abgabe von
Sauerstoff in Natriumnitrit, salpetrig-
saures Natron NaNO,, welches in allen
seinen Eigenschaften dem Kaliumnitrit ähn-
lich ist. Das Natriumnitrat wird zum Ein-
pökeln des Fleisches, zur Bereitung der
Salpetersäure, am li abs Dungmittel benützt.
3. Natriumchlorat ^aülO« entsteht
beim Umsetsen einer Ealinmchloratlftsnng
mit saurem, weinsa'irem Natron, in Wasser
lösliclie Warfei und Tetraedt^r, welche auch
von Alkohol aufgenommen werden.
4. N a t 'i II ;nliy p o c hl o ri t, NaClO. Dieses
Salz iül nui ii) wässeriger Lösung bekannt.
Die Lösung wird als Labaraqu e'sche Lauge
beieiehnet und dient als Desinfections- and
Bleiehmittel (s. Jav«lle*sche Lauge).
5. N at r i uro s u 1 f at, schwefelsaures Natn n.
1. Neutrales Natriumsalfat, Natrium sal-
faricuro Ns.SO« -|- 10H,0, Glaubersalz, kommt
in der Natur mit und ohne Krystallwasser
vor und findet sich in vielen Miueralwässern
aufgelöst. In ijr'.s.serer Menge wird es dar-
gestellt durch Erhitzen von Natrinrachlorid
mit Schwefelsäure, bei diesem Process ent'
steht zugleich Salzsäure:
t NaCl + ÖÜ^H, = SO«Na, -j- i HC!
Natrium- Schwefel- Natnnm-
Chlorid sinre snlfat
Salzsäure
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MATmUH ACETICOM. — KATRIUtf BOBACICUM.
in
Das Natrininsalfat ist in Alkohol nn-
iQsHch: 100 Th. Wasser lösen bei 0" C S O!,
bei 3i° C. 55-0. boi 100° C. it o Th. des
äftlset auC, es nimmt also die LOsUcbkeit des
Sähet mit der Tempentnr bis C. n und
von da mit steigender Temperatur wio^lf r ab,
eia Verhalten, welches auch das Natrium-
«arbonat gezeigt bat. Das Natrittmsolfat ist
einer i> n>^r Körper, von denen man flher-
Siittigto Losungen sehr leicht herstellen
kann. Bereitet man bei 33° C. eine ge-
fl&ttigt« LOtong diesfi f^alzes und l&tatdieielbe
ruhig erkilten, so krystalliBirt keine Spnr den
-■^al/.^> \\n<. (ibwobl die LOsliclikrlf dessolbr-n bei
gewöhiilicli<;r Temperatur bedeutend geringer
iat; rQhrt man aber jetzt mit einem Glasstabe
nm. ud. r wirft ein noch so kleines Glanber-
salzkry>tall in tlio Lt^stinj^. so tritt plötzlich
Krrstallisalion I i M i s ■ m un<l dieseerwilrrot
ricn dabei aaf 33^. Auch erhält man Ton Na-
trittrosnifat Kr}-stalle mit verschiedenen Waner-
niensT'-n. je iiiieli der Temperatur, bei welcher
man die Salzlösung krystallisiren l&sst.
Wibread sich bei 33" C. das Sali mH 10
Molecfllen Krv^tnllwasser ausscheidet, ist das
über 33° C. abgeschiedene Sah wasserfrei.
Das krjstallwasserh&Uige Natriumsulfat ver-
wittert an der Luft unter Abgabe von Wasser;
erhitzt man es, su schmilzt es zunächst nnter
Abgabe von Krystalhvasser. ist die-es ver-
dampft, SO wird es wieder fest, indem es
«nt bei l>edeotend bOhererTemperatarwirklich
schmilzt. Es dient in der Medirin als Abführ-
mittel; ausserdem wird es sur Glas- und 8oda-
fabrication verwerthet. S. Saures Natrium-
sulfat NaHSO^ entsteht durch Einwirkong
Ton Schwefelsäure auf Kuchsah in der Kälte
in analoger Weise wie saures Kaliumsalfat
(a. d.), oder durch Einwirknng von Schwefel-
ttsre auf das |p«webnTicbe nevtral» Salfat, es
krystallisirt bei gewübnlicher Temperatur mit
i Holec&l Wasser, Ober 50° C. wasserfrei.
6. Natrianisalfit, schwefli^saares
Kntron Xa^SO,. Natrium sulfurosnm,
3Ian erhült d&a neutrale Salz dorclt Einleiten
Ton SchweSigsfiurcanhydrid in Natronlauge
oder NatriomcarbonatlCsang; es krystallisirt
bei gewöhnücher Terapcratnr mit 7 H,ü. bei
huherer Temperatur wasserfrei, leicht b/slich
im Wasser. Das saure Natriumsulfifr
NaHSO, entsteht durch Einleiten ron SebweHiif-
.•«;iureanhydrid in die Lösung des neutralen
Natrinmsnlfits. Es bildet kleine, nach ÜchwcÜig-
Ȋareanbydrid riechende Prismen, die in Wasser
leicht löslich, in Alkohol unlüslieh sind und
leicht verwittern, sowohl die Kry^talle als
dio Lösunt; verlieren an der Luit Schwetiig-
sftnreaobjrdrid und das Salz wandelt sich
alter Anf^hme Ton Sauerstoff in Natrium-
svlfat um.
7. Natriamhvposul fi t, un ter sch wef-
li|tB*vres Natrfom, Xa,S,0, Natrium sub-
«nlfurosum. entsteht beim Kochen der wässeri
gen Lösung von neutralem, schwertitj.saureiu
Natron mit Schwcfelblnmcn nach d. rdleii hung
Nu,SO, -f- S = Na,S,Oa. krjsUllisirt bei
cewQhnlicber Tempentnr mit 8 Molecfllen
H,0 in grossen farblosen, leieht löslichen, an
der Luft etwas zerfliesslichen Krystallen. Die
Lösung wird durch Säuren unter Freiwerden
von Schwefel und schwefeliger Säure zersetzt
NsS,ü, + «HCl ^ 2 NaCl -f SO.+S +H,Ü.
Bs ist ein kräftiges Beductionsmittet veil
es sich leicht o.xydirt: dcmgemäss führt e.^
Cblor, Jod, Brorn leicht in deren Wasserstoff-
Verbindungen aber. Es hndet daher Ver-
wendung, um hei den mit Clilur ^jehleiehten
Stoflfen alles Chlor aus dem Gewebe zu ent-
fernen, und heisst auch Antichlor. Wegen
seiner Fähigkeit» Chlor-, Jod- nnd Bromsilber
leicht sn lasen, findet es fn der Photographie
Anwendung. In der >redicin wurde es bei
Syphilis mit geringem Erfolge versucht.
8. Natriumborat, s. Borax.
Die Salze vdu Natrium mit der Phosphor-
säure, 8. Phosphorsaure. Die analogen Natrium-
salze der arsenigen Säure und Arsensftvre
haben vorwiegend theoretisches Interesse.
9. Natrium8{lieRt, kieselsanres Natron,
Natron Wasserglas. ^lan erhalt es durch Zu-
sammenschmelzen von schwefelsaurem Natron
mit gepulvertem Qnars nnter, Zusats von
Kohle. Es, wird wie das analoge KaUam<-
Wasserglas (s. d.) verwendet.
Die Verbindungen von Natron mit Schwefel.
Natrinmsulfid, Natriumsulfhydrat nnd
Natriumpolysulfide (s, Schwefel).
Die Natriumsalze sind löslich in Wasser
sie werden am ttesten daran erkannt, das.
sie der WeingeisÜamme, sowie der farbloses
Flamme des Bunsen'schen Brenners einn
intensiv gelbe Färbung verleiben (s. ae
Spectralanalyse). iM^itek,
Natrium acetlcun, essigsaures Na-
trium, Natriuiuacetat (Acctas natricus sive.
Sodae). Gewonnen durch Xeutralisiren von
verdflnnter Essigsinre mit der nöthigen Menge
Natrinmearbonat, es verhilt sich Unsichtiich
der Wirkungsweise und thierärztlichen An-
wendung ganz so. wie dies beim Kaliam
aceticom (s. d.) niher angegeben werden ist.
Als milder wirkendes Natriumsah mns.H e.s
in etwas grö.<;sercn Gaben gereicttt werden
und ist hauptsächlich nur in der Hundepniis
gebräuchlich. Das Acctat verwittert an warmer
Luft nnd löst sich schon l : 3 kaltem
Wtt l'ogei.
Natrium biboriciiai, Borax, Natrium*
tetraborat. Borsanres Natrinm. s. Natrium
boracic'im
NatriuRi bicarboniCM, doppeltkohlen-
saures Natrium (primäres oder sanres Natrinm-
earbonat), s. Natrinm rurbonieum.
Natrium boracicum, l'h. A . Borax Ph. G.,
Natrium boricnm, Natrum bib(iri« um. Bor-
saares oder boraxsanres Natrium, Natriuui-
borat (Natrinmtetraborat Na,ß«OTlOH,0.
Boras Sodae, s. Borax). Die Wirkun>;sw. i..e
des Borax setzt sich aus seinen beiden Com-
ponenten zusammen und beruht hauptsächlich
auf der sich leicht trennenden stark antisep-
tischen Säure, die An wen dungsweise, siehe
Acidum borieum. Das bei der Auflösung
des Borates frei werdende Natrinm verhält
^xcYk TermOge der alkalischen Reaction in
vielen Besiehnngen wie die Seifen, nnd wird
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il«
NATBIUMBORiT. — NAXBTOM CARBOMICUM.
das Sak (^2— ü : lUO Wasser) auch als ein
wirksames uud dabei mildes Wasch- und
Rcinigangsmittel verweadek V^gel.
Natrianborat, Borax, bomiures Natrium,
t. Acidum boricum und (chemisch) Borax.
Natrinn boricum, Borax, s. Acidum
borienm.
Natriumborssllcylat, eine Vermischung
Tou borsaureui Natrium mit Salicjlsfiure aa 3
mit 100 Wasser. Sie wird vielfach statt
der SalicvlsäuresolutioD (1 : 500) zam Wund-
verband benfitzt und hat sich auch pnüktisch
als ausgezeichnetes nnd Mbr krftfligcs Anti-
septicom bewihrt. V9gei.
Nilri VM, boriaift, s. Borax und betreib
der Wirkangsweis»' A ' iiiTini boricum.
NatriUB bromatum, Bromtiatrium,
Natriumbromid, NüBr, 3H,0. Eiu weisses
krystallinischea , 58"/, Brom pntlialtendes
Pulver, das an trockener Luft unveriinderlich
ist und .sicli leirlit. -sclion 1 : 8 Theilen Wasser
lAst. Dm Mittel theilt darchaas die Wirkun-
gen des Kaliambromids odor des Broraammo-
niams und ist srlion nntor Ersterem (s. Bro-
mom) näher beüpruchcn wurden. Ab Natrium-
priparat geht es etwas milder vor und hat
namentlich bei Lingerer Fortsetzung df!? (üc-
brauche^ von Brom und da es in vorhiltniss-
massig hohen Gaben gereicht werden mass,
nicht die depresaorischen Wirkungen auf den
Henrnnskel, wie da* Krihunbromid. In neuerer
Zeit benAtzt man es als Sedativ gerne in
Verbindung mit Bromkalium. Vogel.
NttrlinbroBiid, Bromnatrimn, Natrium
bromatum. BesQgUeh saiiier Wirkung eidie
Bromum.
Natriuai carbolicoia, carbolsaures
Natrium, die in Frankreich gebräuchliche
Verbindung (Phi^nul natrique) wird in 3- bis
Sy^geii Lösungen zum Wundverband .sowie
aar Conservirong anatomischer Präparate und
Ton Leiehen vorwendet, da aUmälifr die Car-
bobfiiire in Oasfnrm frei wird. Bei uns hat
das Präparat als eine wenig constantti Ver-
bindung bis jetst keinen Anklang ge-
liinden. Vogci.
Natrium earbonicura Ph. G. Natrium
carbünieum crvstallisatam Ph. .\.. kry-
stallisiries kohlensanres Katrium.
Soda (Sal Sodae, Oarbonas Sodae, AUi^
mineraloV normales Natrinmcarbonat Nfl^CO^
(s. chemisch Natriunuarbonat),
Als Alkalicarb iiiat gilt die Soda als der
Repräsentant der koblensanrcn Alkalien und
findet auch in der Tliierlieilkiuide tiue über-
aus häufige Anwt iidtmg. Namentlich wird es
tta innerliche Zwecke benQtzt und dem gleich«
wirkenden kohlensauren Kalinm (s. Kalium
earbonicum) vorgezogen, da e>i milder vor-
geht und auch leichter in fortgesetzten Gaben
ertragen wird. Nur mit BQcksicht auf seine
bessere DilTnsionsfrihigkeit wird letzteres ihm
als Dinretictim voigezagen. Die Hauptwirkung
der Alkalien ist auf den Magen und Darm,
auf das Blntlcbcn, die Emtbmng und die
drflsigen Organe gerichtet, das Nervensystem
und dir Krci-lanisiirgane werden nicht beein-
flusst. Schon unter physiologischen Verhält-
nissen iät die Anwesenheit von alkalischeu
Verbindungen im ESrper von hoher Bedeu-
tung und wissen wir dies insbesondere mit
Rftcksicht auf das Verhalten derselben gegen-
über den Eiwi.sskörpem. den durch den StofiF-
wecbsel sich bildenden Säuren der lebenden
ZeUe nnd den verschiedenen Terbrennungs-
Processen im thierischen Körper. Olme alka-
lische Beschaffenheit des Blutes, wodurch erst
die organis<lieu Substanzen die Fähigkeit
erhalten, sich mit Sauerstoff zu verbinden
(zu verbrennen), gibt ei keinen organischen
Verbrennungspri'cess, keine Wämiebildung.
keinen Stoffwechsel. Letsterer ist nor mfig-
lich durch die (Jegenwart von Alkali im
Blute, um fortwährend jene verderblichen
Säuren zu binden (z. B. Kohlensaure, Phos-
phorsäure), welche du» Zellenleben ruiniren
müssten nnd sicli eben durch dr n Stoffwechsel
fortwoliread in deiu KOrpergewcbe bilden. Die
bedeutsamste organische Substanz im Thier-
kOrper, das Eiweiss, findet sich in der ZeUe
stets mit Alkalisalxen vergesellschaftet, ohne
die.se Wi'lren die Albnminate. auch wenn sie
noch 80 reichlich zugeführt werden, nicht im
Stande^ das Leben xu fristen, abgesehen da-
von, dasfi die meisten Eiweisskörper im Blute
überhaupt nur durch das Alkali des letzteren
fonctionsiuhig sind, d. h. in gelöstem Zustüde
erhalten werden können. Alle Oxydationsvor-
gänge w^erden durch Alkalien gesteigert, ins-
besondere gilt dies von der Verbrennung der
Harnsäure zu Hamstofi^ so dass nach Onben
von kohlensaurem Natron t. B. die Anssehei»
dung von Harnsäure gänzlich ver.schwinden
kann. Auf dieser Oxydationssteigerung beruht
auch die bekannte günstige Wirkung ge-
nannten Salzes und der Alkalien Aberhaupt
gegen die Fettsucht,
Im .^lag.'ti wird das leicht zersetzbare
Natriumcarboiiat durch die Salzsäure des
Magensaftes fast gana in Chlornatrium
umgewandelt und kommen jetzt hauptsächlich
die güniitigcn Wirkungen tiea Kochsalzes zur
Geltung. In das Blut gelangen nur kleiaste
Mengen de* rarboiiats. will man daher Blut-
vvirkuugeu (s. u.j erzielen, müssen grössere
oder länger fortgesetzte Gaben gereicht wer-
den. Ein anderer Theii des ^iatrinms wird
im Magen durch dessen Ifilehsänreirehalt ia
milchsau r . Natrium umgesetzt, das nach
der liesorption im Blute zu Oarbonat ver-
brannt wird. Die schon im Magen bei der
Chlurnatriumbildung t> i werdende Kohlen-
säure hat günstige Einwuüung auf den Magen
selbst, ausserdem werden Stt|^leich andere
faUche Säuren (besonders Essig- und Fett-
säuren) gebunden, so dass die Verdauung im
Magen wesentlich gefordert wird, denn eine
Neutralisation der Magenchlorwasserstofisäare
hat nicht eigentlich stattgeAmden, wohl aber
erfolgt eine Tendenz zur Steigerung der
Magensaftäbsondcrung und wird die giiustige
peptische Wirkung des Carbonats noch da-
durch wesentlich erhöht, dass die Albuminate
unter dem Einfluss des letzteren rascher und
vollständiger peptonisirt werden. Die nächste
Folge entsprechender Gaben der Soda ist
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Mnach, wie jetzt sicher constatirt ist, Ver-
mehrnng de.« Appetits durch Steigerung
der >rag'eri saftabaondernng und Bildung
Ton Kohiens&ure und Kechfiali, sowie Mhnel-
l«re VerdauBng, yentnURirang- •bnonaer
Säuren und Faulnissprodncte, Herstpllnnp
des normalen Chemismuü im Magen.
ESa« Ausnahme findet nur dann statt, wenn
a priori schon eine abnorme alkulischt.' Tle^c-
tion im Maieen besteht, wie z. 15. in Fiebern,
wo (laiin (lif Vorabreichnn j:^ ymii Sulzsiiure
mehr am Platxe ist. Gabe für Pferde S O
bis 18-0, Ar Binder 15*0— 30^0, ffir FoUen,
KUber, Schafe, Ziegen, Schwein-: 3 0—60,
für Hunde 10— Ö O, öfter im Tage, in Pul-
vern, mit Koehuds nnd KUmmel den grossen
HausthittTcn am angeiin-hrnsten, d» n Hunden
das Pulver mit Eläo^accharuiu. I'ilku e>ind
Bnzweckmässig.
Im Darm cftn Ale wird im Anfang di«
Alkaliciiit erboht, bei fortgesetsten oder
ffTüsiiQTen Gaben findet j.'dtu-h durch hier
stets vorhandene Koiilensäurcmeugon eine
Umwandlung der Alkalien in saure Salze
statt, wdche die Peri&t«ltik erhüben nnd so
leicht eine abführende Wirkung nach sich
ziehen. Der jetzt constatirte cholagoge
JStfeet kommt nicht im Damirohr zu Stande,
sondern vom Blute ane durch Reizung der
Leberacini und di-ren Nerven, Durch Aufsau-
gung im Blute augekommen, erhoben die
Carbonate (ebenso die pflanseneanreo Sabe,
wie das essig- oder weinsaure Kalium, welche
in kohlensaure umgewandelt werdeuj die AI-
kalasceni dea Blntes, sowie der verschiedenen
Drüsensecrete, wodurch eine Steigerung der
Absonderung erfolgt. Damit kommt eine all-
gemeine verflüssigende und losende
Action zu Stande, welche sich besonders
aaeh bei den echleimbtatifen Seeretionen
beiTierklich macht. Znprleioh wird die Um-
setnung und Oxydation der EiweisskOrper er-
höht, der Sänregrud des Harns verringert,
^♦»inf' .Abscinderuni; leicht tifcsteipert und nimmt
der Hiirnsilurogehalt und damit die Neigung
an Bildung von Concrementen ab.
Hienacli macht man ron dem Natrium*
earbottat insonderheit therapentiseben Ge<
brauch hauiitsilchlich hei Dy<|iepsirn und
vermehrter Süurebildung (sich kundgebend
dvrdi sftuerlioli riechende Faeces), als För-
ileninpsmiltel (I-t Verdauuntr hei Indige-
ntiuuon aller Art, Krankheiten der Gallen-
wege, Störungen der Leberfunction, der
Cirenlation der Pfortader. Alan verabreicht
die Alkalien t— Smal täglich mit Kochsalz
oder Glaubersalz, bf-/vv. als künstliches Carls-
badersalz in den oben genannten Dosen mit
bitteren und aromatiselien Mitteln (niebt aber
wie häufig mit Brechweinstein, welcher
sofort Zersetzt wirdj. Statt des Carboiiats em-
pfiehlt »ich hier namenflieh das Hydroear-
bonat (8. 0.;.
Die tweite Hanptanzeige liegt bei allen.
besonder> chronischen Catarrhen der
Luftwege und des Verdaoongsschlaacbes vor.
ten nnd TerflOssigen den
Sclilaiin, indem sie das sfthflOssige Mncin
aufquellen machen, so dass es leichter in
Bewegung gesetzt nnd eliminirt werden kann.
Der günstige Eintluss auf die die Schleim-
hftute bedeckenden catarrhalischen Schleimo
massen ist nnTorkennbar nnd der Rnf dieser
Mittel, „reine Schleimhäute herzustellen", ein
auch durch die praktische Erfahrung begrün-
deter, umsomehr, als auch die Thätigkeit der
den Auswurf befördernden P'limmerepithelien
eine Anregung erfahrt. (Schleimklumpen
werden durch Einweichen in WtlKer nicht
verflüssigt, erst nach Znsatz von Alkali;
Staren bewirken das Oegentheil, der Schleim
wird immer zäher und schliesslich fÄllt das
Mucin in festen Flocken auä.) In ähnlicher
Weiüe fordern die Alkalien ancb den Zerfall,
die Verflüssigung, Lösung' und Resorption
von Extiudaten und anderen pathologischen
Ablagerungen. Desgleichen sind sie indicirt
bei harnsanrer Diathese, bei chronischen
Nieren« nnd Blasen catarrhen mit gesteigerter
Acidität des Harns, .sowie b- i .\usscheidung
von Sedimenten. AbDiurcticum verwendet
man Soda bei allen hydropischen Znstftnden,
in Verbindung mit anderen harntreibenden
Mitteln (das Kaliuroacetat wird meint vorge-
zogen); als Confgens dient es bei gerinnen-
der oder vorzeitig sauer werdender Milch (0*5
per Liter), als Gegengift bei Into.xicationen
durch S&uren cic.
Aeasserlicb macht man ausser von
der reinigenden Wirkung anf die Bant
(duri h Ycrseifnnsr der mit Schmutz verun-
reinigten Hautfette), häuHg auch von der
xertheilenden Action in Form von Wa-
sclinnjrpn und Umschlägen f'!"',,) oder Salben
(1 ; 10 mit Kainpher, (Quecksilber, Jod) Ge-
brauch, meist zieht man jedoch thierärztlich
die kiftftig atkaliache Kaliseife ror. Offici-
nell sind femer
Natrium c arbonicum c r u il u m, rohes
kohlen.saures Natrium, Rohsalz. Eä wird selten
gebraucht und ist auch der tasserst billigen
krystallisirten Soda nachzusetzen.
Natrium carbonicum depuratuiu,
gereinigte» kohlensaures Natrium. Entbehr-
lich« weil das krystallisirte fttr thierärztliche
Zwecke rein genug ist
Natrium carbonienm dllapsnm
Ph. G. oder
Natrinm carbonicnm siccnm. trocke-
nes oder zerfallenes kohlensaures Natrium. Es
ist völlig ausgetrocknet, deswegen luftbestan-
dig und nur fftr Pnlrer gebrlnehlieh. £nt>
behrlich.
Natrium bicarbonicnm Ph. G. oder
Natrium hydroc arbonicum Ph. A.,
doppelt kohlensaures Natrium, 2jaUC0a, pri<
nires oder sanres Natrinmearboiiat, Natrinm»
bi'arbönat (s. d,). Natriumlmlrocorbonat,
saures kohlensaures Natrium (Carbonas .Sodae
aeidulus. Bicarbonas Sodae, Doppelsoda).
Schon das krystallisirte Sodasalz absorbirt
wie dos kohlensaure Kalium aus der Luft be-
^'ierig CO, und wandelt sich dabei unter
Abgabe des grössten Theils seines Krjstall-
wasseis in das sanre Sali vm. Mit
in BerObrong gebracbt, braust es reiehlieb
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UO NATRIDH CABBONICUM ACIBULUM. - NATRIUM CHLORiTUlI.
aaf, indem «.» sich leicht z< Trotzt lunl dni/ei
seine KohliMisäure volbtäiniit.' alHTü,;. (iJas
offlcinellc Brausepulver, Pulvis a f r o p h o r u s,
ist zusammengesetzt aus :! g fein pulverisirtem
Bicarbi iKit uii'l 1 S Weinsäurepalver. Es
dient hanptsRchlich gegen Erbrechen. Breeh»
neigung, Dyspepsie). Man bentttsC dM saure
Natriumcarbniiit vielfach auch thierärztlich,
wenn man i s vi>rnehmlich auf den Magen
and Darm abgesehen bat, da es wegen seines
geringen Diffusionsrcrmögens lange im Darm-
canale verweilt, also nur sehr langsam in
das Blut aufgenommen wird; bei längerer
Fortsetaang oder in grosseren Gaben (s. o.)
Tttht das sanre Sah den Barm und es erfolgt
leicht Illässiges Abführen. Bei chronischen
Dickdanneatarrhen, Blasencatarrhen etc. wird
es auch (5 0 : 1000 0) in Form von Infasionen
oder Injectionen mit «der ohne Knfhsal?:
vortheilhaft benützt. Für thierärztliche Zwecke
gebraucht man auch das robe PrApsrat als
Natriam bicarbonicam renale,
Unfliches Bfcarbonat (1'/, kohlensaures Na-
triniii. Xatrinm sf-:i|uir;irl)(.ni<niii). welches
bei der Bereitung in dem mit Koblens&uce
«rfaUten Ranme nicht TOUIg ausgetrocknet
wurde, noch einen IT'st nii^osrittitrf'-n Oarbo-
nates enthält und diiwegeu billiger ist. F/.
Natrinm carbonioum aoidiium, säuer-
liches kohlensaures Natrium. Frühere Be-
zeichnung des prim&ren oder sauren Natrium-
carbonats Natrium bicarbonicam (!<. Na-
trium carbonicum}. Fag^eL
Httrlmi Qtrbairi««« oniiw, rohes
k hlensaares Natrium (s. unter Natrium earbo-
nicuiuj.
Natrium carbottloum orystallisatanPh. A.
Krystallisirtes Natriumcarbonat. Es
ist, wenn auch nicht vollständig frei von
Nebenbestandiheilen. doch rein genug, um
fdr Tbiere alle officinellen Sodapräparate er«
setien su können, es wird daher fest ans.
schliesslich in der Veterinärmedicin verordnet
(8. Natrium carbonicum). F<^ff/.
Natril« oarbanieam dilapaum, zcifal-
lenes, d. h. vrillig ansfretrocknetes Natrium-
carbonat (Natrium carbouicura siccum), s. u.
Natrium carbonicum. y^^^e/.
NatrlMi OMTbontouii ■MtriM, neutrales
kohlensaures Natron, frohere (iaeonreete) Be-
zeichnune für cl;is d.tpjieltkohlensaure Natrium
(s. n. Natrium carbomcum). l'^tfgd,
Natrium earbaaleam alcourn,^ getrock-
netes und deswegen 7erfnllen*'-« Natrinirifar-
bonat (Natrium carbonii uui dilapsum), s. Na-
trium carbonicum. J^as^^/.
Natrium oiilaratam, Natriumchlorid.
NaCI (s, d.). Chlornatrinm, Kochsalz,
Küchensalz, Sal culinaris (Sal coimnune o icr
communis). Fräber Natrum muriaticum (Mu-
rias Sodae). Für thierln^ehe Zwecke genügt
vollstiinilic; fins mich in dr-n Apotheken er-
hältliche küulliche KUchensalz (Niiirium chlo-
ratum venale, 90— Oy/i, Chlomatrium ent-
haltend) und für diätetische Zwecke das de-
naturirte Kochsalz, wie es in den einzelnen
Ländern im Hamiol und zum Füttern für
das Vieh bestimmt ist. Es steht aus diesem
(jrundc niederer im Preise inul wird, damit
es iiii iit für andere Zwecke benOtzt wifA,
durch unschädliche Stoffe absichtlich vemn-
reinicrt. u.zw. gewöhnlich durch Oo% Wer-
nititlikriiut und % — '/,•/„ Eisenoiyd. hie und
da auch statt dessen mit kleinen Mengen van
Ensianwunelpulver. rotiier Thonerde oder
Hnl/kohlcnpulvcr V^Vo- I^-'^" eiwRhnliche
Kochsalz wird meist durch Herrorschaffcn
des fcvsileti Steinsalzes (Sal Gemmae) oder
durch Vei siedi !i stark kochsalzhaltiger Quellen
(Soolen) in Salinen, sowie auch durch Ver-
dunsten des Meerwassers (Meer salz, Sal
raahnus) gewonnen und ist gleich gut in
kaltem wie heissem Wasser (1 : t-8) Ufstich.
Kochsnh i-i" pli \ ■< jo j i s h *1as hedeu-
tendsf<> der Nährsalze, ein constantcr und ia-
tegrireiider BestandthsH aller KOrpe^webe
und findet sich deswofjen anch ^tpt'^ in allen
pathologischen Productcn. Im Blut<- allein ist
von ihm mehr «atimltoi, als von allen anderen
Salaen susaroroengenomroen, denn 57*6% der
Blntasehe ist Chlornatrium. Zugeführt wird
es dem Körper t;i,'liili durch die Nahrung
und das Getränk, u. zw. gewöhnlich in ge-
nügender Menge. Am reichlichsten ist es ent-
halten in den Gramineen und (>ueiferen
sowie in den kniutbiättrigen riiuuztn, bü^uu-
ders dem Kraute der Rüben. Nur bei Vor-
zugs weiser Fütterung von Fleisch und noch
mehr von amerikanischem Pleischmehl mftsste
sich bald ein r*cficit v^ii Kochsalz einst» llen.
Im Uebrigen verhält sieb der Gehalt des
B lutea au Chlor und Natriara merkwflrdig
constant, glcicliviel <>], x,.n diesi't! vi^l oder
wenig einkonuiit, und \vird di«se iie^ständig-
keit selbst dann nicht erheblich alterirt, wenn
auch eine Zeit lang das .Salz dem K^^ris^r ganz
entzogen bleibt, nur der Chlüigciialt des
Harnes wird dal)ei auf ein Minimum rcducirt.
Bei vermehrter Einfuhr wird nicht mehr
Eoehsah resorbirt, im Gegentheil weniger,
weil der Darm alsbald i,'ereizt und d' r T'elu r
schuss durch die jetzt entstehend.n wässe-
rigen Darmentleerungen aus<j;eworfen wird.
Daraus geht hervor, dass Kochsalz ein grcssps
Re tentionsverm ögen be.>»itzt. Die Aus-
sonderung geschieht hauptsächlich durch den
Harn, den Schleim und die Thr&nen.
Die Frage, ob die Pflanzenfiresser in der
That genfl tuende Mengen Kochsalz im Futter
aufnehmen, nachdem sie doch gegenüber den
Fleisehfiressem, welche einen gewissen Wider»
willen gegen gefalzf^nc Stoffe an den Tag
legen, eine so auttällige Begierde zum
Salzlecken leigen^ hat Bunge aufgenom-
men, sie aber nur tnm Theil verneint. Seine
Untersuchungen haben festgestellt, dass die
I rsache des i^rösseren Salzlx'durlnisses der
Herbivoren (a.zw. auch der wilden Pflanzca-
fresser), trotsdem ein Üntersehied in dem
Salzgehalte des Fatters von Pflanzen- und
Fleisrht'ress- rn nicht ••iu'eiitlich vorhanden ist,
Tornehmlich darin besteht, dass in der Pflanzen-
nahrung 3 — 4mal mehr Kalium, enthalten ist
als in der thierischen, Kalium aber dem Or-
ganismus reichliche Meii<:> a Chlor und Natron
entsieht, wobei sich im ülute besonders reich-
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NATRIUM CHLORATUM.
»1
lieh CUorkalium and Natriumphoaphat bilden,
w«lehe nseh in den Harn diffundiren. nm
^us^woifen za werden. Daraus erklärt sich
unschwer anch der i^rO^itero sSaizhaaeer beim
Mensch«ii. wenn z. B. viel (k^immidi«) Ksr*
toffeln T«np«iBfc werden.
Ko«)i»ttt wird roni Magen «qs rasch
aafg'>-si»ui,'-f und ist sclion nach wenigen Mi-
noten im Speichel wieder nachweisbar. Be-
kttnit ist das aaf Salzgennsa bald sich be-
nicrkbar machende grössere Purstppfflhl
und bedingt dieses anch eine tifr'issere Auf-
nahme von Wasser. w<>rin ein ^nit Theil der
«o gtnstig auf die Ern&hmng des Gcsamrat-
kQrpers einwirkenden Action des Kochsalzes
gelegen ist. Nach seiner Aufnahme in das
Blot bindet es, «o lange es noch nicht mit
d«n RiwetnkOrpern Terbnnden {st, viel Warner
?.n ^ich. das jetzt den Geweben, be.sonders
den Schl-iinliauten entzogen wird und nvI-'J-t
ersetzt werden mnss: reflectorisch findet dann
eine Vermehrung der Si>eic]iel- und Lab-
drüsenab.sonderuug statt und wird dadurch
allein schon der Verdaaang wesentlich vor-
gearbeitet, naraentlieh aber der Umsatz der
Albaminate gesteigert. Hierin liegt atich
dl- Erklärung der Entstehung des Durstes.
>acU Kocbsalsgaben tritt auch reichlicher
Hanistoir im Nf«r«nieeret ml, ebenso eine
grös«<»rc Menge von Ki'rpersaJzen, wie sie
ebeu btsi dem Zerfall der Hiweisskörper frei
wurden. Dieeer stärkere Umsatz der letzteren
beruht anaser aaf verstärkter Zufuhr von
Wasser infolg« des Dnrstes woht nach anf
der Eif^enschaft de.s lebendigen Protoplasmas,
innerhalb der Gewebe aus Kochsalz Chlor
abzuspalten xmA dadmreh indireet die Ozy-
dati'in in den Zellen zn vcr^tfirken.
l>a,s dem Organ- und Bluteiweiss stets
beigetnen'j'te Knchsalz bewirkt ferner eine
grössere LOslichkeit der Albuminate.
Geronnenes Eiweiss oder Fibrin lösen sich
in künstlicher VenlauungaäQssigkeit viel
besser, wenn kleine Mengen Kochsalz zuge-
setst werden, grossere dagegen beeintrfteh-
tigen. was von iiraktisoher Wirhfijrkeit i-^it.
nicht unerheblich die verdauende Wirksam-
keit des Pepsins. Kochsais behindert demzu-
folge anch die Fibrinijerinnnn?;' nnd. wie be-
sonder» Lit'bif^ gelehrt hat, bofjüustiift es
bei seiner bedeutenden Ditfusionsfähigkeit die
ötrOmong der dnrch Membrane getrennten
Parenehyniflassigkeiten im Gewebe, also die
^ 0 M- h w i n J i k e i t d e r Saf tbew e tru n von
Zivile zu Zelle und trägt noch weiter dar«
bei, dasä auch die in den Organen gebildeteti
Schlacken be.'tser in die K.\i retinnsnr?nne aufge-
nommen und entfernt werden kdnnen. Das jetzt
gegenfiber den ParenchymflOssigkeitcu salz-
reicher gewordene alkalische Blut saugt jetzt
(den Gesetzen der Hjdrodiffasion infolge)
die ausserhalb der Gefässe liegenden Säfte
krifüg an und es erfolft eine lebhaftere
Resorption namenfUeh saner reagirender
Flfissigkeiten, wie sie «ich besonders durch
d*»n täglichen vitalen Verbrauch-sprocess in
allen ZsHen bilden. Sind letztere von den
Verbrenavngtproducten befreit, so wird aach
der Stoffwechsel wc-icntlicU erhöht,
denn durch die reichlicher zur Ansscheidong
gclanfrenden Zerfallsstoffe erlanjxen die Zellen
immerfort wieder ihre iiuriaak- Functions-
tnehtigkeit. Die Ausscheidung all dieser Stoffe
sammt dem Kochsalz nnd dem sich reich-
licher bildenden Harnstoff erfolgt auch jetxt
wiedvT hauiit>il'hlich durcli den Harn und
wird damit auch dessen Menge vermehrt, es
kommen sonach dnrch vermehrte Koehsah*
aufnähme auch dinrctische Wirkun;j'n zu
Stande. Eine Ausnahme findet nur bei fieber-
haften Krankheiten statt: hier sinkt di-- Ab-
fuhr von Salzen überhaupt, weil dem Blute
schon dnrch die Ex- und Transsudationen
viele Salze entzogen werden, mit eintretrn ler
Besserung steigt aber die Ausscheidung na*
mentlich der alkalischen Chloride aubald
wieder.
Ein weiteres fix die Ernährung gunäti-
^es Moment liegt femer in der durch Chlor-
n;t*riii!M erzenjten Verraehrune^ 'ler StoiFauf-
nainiie in die .Säftemasse und beruht dieselbe
theils auf der schon erwähnten besseren Lö-
sung der Eiweisskdrper, theils anf der nach
Eocnsalsgaben stets zu beobachtenden Ter>
mehrunj; der motorischen Thätigkeit des
Magens und der damit zusammenhängenden
Vormehrung der Secretion des .Spei-
chels und Magensaftes. Wie be8onder>
Versuche an Magcnfistelhnnden erwiesen
hallen, steigert jede stärker gesalzene Nah-
rung sowohl die Men^e des Labdrüscnsocrets
als anch dessen Acidit.1t, welche ja haupt-
sächlich vom CIiIm] 1 Ki.ichsalzes abzuleiten
ist. Schon die Einführong des letzteren in
den Mund mft anf refleetorisehem Wege stär-
kere PilUung (1er BlutfTefUsse der Magen-
schleimhaut sowie trupfeufurmiges Hervor-
quellen von Magensaft hervor; in noch reich«
licherom Mas.se ist dies der Fall, wenn
man verdQnnte Kochsalzlö.iuiiir (oder einige
Tr-ipfen .\lkohol) auf die Matfen.si hleimliaut
träufelt. Schon der Anblick oder der Geruch
leckerer Speisen, ja selbst schon die Vorstel-
lung solcher lässt den Speichel, „das Wasser*^
im Munde zu^ammenflieiisen, und sieht mau
bei Thieren mit Magenfisteln, aneh wenn man
ihnen einmi ?nten Dissen nur vor die Nase
hält, sclion die Absonderung von Magensaft
in Oanj^ kuinniMi Bei Hunden (ritt nach
Iqjection einer dünnen KochsalxlOsang in die
Vena mesenterica anch eine reichlichere Ab-
sonderunt,' vnn ^lalle ein. ob jedoch damit
auch die Verdünnung nnd Aufsaugung
schneller vor sich geht, lässt sich mit Si-
cherheit nicht sagen, jedenfalls aber gelangt
in den Darracanal ein weit leichter assinii-
lirbarer Chymos, dessen Resorption vielleicht
durch die Vent&rkung der oben besprochenen
Endosmose beschleunigt wird. Ausserdem ist
festeestcllt, da« Chlornatriuin auch abiir.rnie
Gährungen fernhält, sowie das« die Haus-
thiere au Kochsalsgaben (ähnlich wie auf
die kohlensauren Alkalien, s. Natrium tarbo-
nicuai) Vermehrung der Fresslust nn'
damit auch eine Besserung in ihrem g.m ' n
Verhalten zeigen, was sich vornehmlich durch
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NATRIUM CHLORATÜH.
grfissere Munterkeit, lebhaftere Ftobang der
Schleimhäute, glänzende Haare, weiche ela-
stische Haut, regeren Geeohleebtatrieb, Stei-
gerung der KOrj^erkTftft nndfinergie etc.
nach aussen kandgibt. Allerdings stellte sich
nach den Verenchen von Boussingault un
Stieren durch Kochsalz keine erhebliche Er-
hfihang der Hilchsecretion, des Körperge-
wichtes oder des WoUwuchses ein, •was sich
indes leicht aus dera durch Kochsalz gestei-
gerten Verbrenn oDgsprocess erklären l&sst.
üeb«r die Bedeotang dm Koetudsee ale
.1 iiif eti<?ch es Mittel (Euplasticnni und Di-
ge8ti?uni) in der Viehhaltung ist man
dnrch die exacte Forsdraag der Neuzeit Jetzt
inelir ins Klare (,'ekoinmeTi rbwohl die An-
sichten namentlich in lundwirthschaftUchcn
Kreisen immer noch auseinandergehen. Für
die gewöhnlichen Okonomiachen Zwecke be-
dOrfen die Hanethiere keiner besonderen Zu-
lage von Kochsalz, wenn ihnen aber diese
doch zeitweise gewährt wird, so geschieht es
meist ans hergebrachter Sitte, bezw. in der
Erwartung, ans der plastischen Action iles
Kochsalzes grossere materielle Vortheile zu
ziehen. Die Meinung, Pfund Salz gibt
1 Pfund Schmalz", h«t jedenfalls ihre Be-
rechtigung verloren.
Manche iialten ch für absolut nutliit:, Jen
Fflanzenfres-iem wenigstens bei der StallfQt-
temng Salz zn geben. Andere dagegen finden
es nur bei Schafen angezeigt, oder nur dann,
wenn das Bedärfniss dazu bei ihnen spontan
hervortritt. Im Gamm kann mit RAeksIeht
auf diese Meinungsverschiedenheit gesagt
werden, dass zeitweise Kochsalzgaben jeden-
falls nicht schädlich, wenn anch nicht
noth wendig sind« dass sie unter Umständen
nUtzlicb sind, namentlich wenn ein Ftatter-
wechsel vör>;enommeTi werden aoU, oder wenn
behufs grosserer Production von Fleisch,
Fett, Milch, Wolle etc. der Verdauung auch
grössere ■'tarkn&hrende, protctnreiche Futter-
massen überantwortet, bezw. wie bei den
Masttbieren viel fade, erschlaffende Bcifutter-
materialien (Mehl-, Kleien- oder Oelfutter-
tttnke, gekochte Kartoffeln und Kttben) ge-
reicht werden müssen. Aehnlicli verhält es
sich bei dem Ifilchvieh, welchem grüääerer
Flflssigkeitsneng«! bedarf nnd keine kör-
perliche Bewegung hat. Am meisten Koch-
salz bedürfen unstreitig die Wollschafe bei
der Stallfütternng, am wenigsten Pferde bei
regelrechter Verpliegang mit Hafer, Heu und
Stroh, oder wenn, wie Ar Rindvieh und
Schweine, viel Küclien- und Milchereiabfälle
verwerthet werden sollen. (leognostische Ver-
hlltnisse spielen ebenfalls eine Bolle, des-
gleichen die Auswahl di.s Futtermateriales.
Meist eutltäll die Acl^erkrume genügend Chlor-
natrinm. es wird aber nicht i^eicbniMig von
den verschiedenen Pflanzen aufgenommen und
kann recht spärlich vorhanden sein. Der Ge-
halt wechselt selbst innerhalb di'rseili.ii
Pflanze (das Kraut der Runkelrübe enthält
s. B. ttber das Zehnfaehe mehr Koehsalz als
die Rabe selbst): es kann daher nicht im
Voraus mit Sicherheit gesagt werden, ob der
Bedarf eine Deckung erführt, es spricht sieh
dies erst aus durch Begierde nach Salz, Leck-
sucht. Wollefressen, Nagesucht, verh<niss*
mftssig geringen Eirnfthrongszostand, rauhes
mattes Haar u. s. w. Einen vOUig genügenden
Gehalt an Kochsalz weisen gewöhnlich auf
die jungen grünen Pflanzen, die süssen Gräser
und das Kraut der Wurzeln and Knollen,
während die Körner des Getreides recht ge-
rin^re -Menden davon enthalten. Nach Leh-
ntauu bciutzen Kochsalz (in ab^gender
Idnie) Wiesenhen durehsehnttflieb 0'4S0,
Kleehen ü-340. S'|M'5ri2:el ft-014, Hafer.>troh
0 0 iS, Futterrüben 0 0(>y, Ackerbohnenkörner
01H)7, Erb-enkörner U-004, Hafer 0*008, Kar-
toffeln O'OOSy,: in den tittri?"'n Körnern und
Getreidestroharten sind gar nur Spuren ent-
halten. Viel kommt selbstverständlich auch
auf das Trinkwasser und den Düngongazu-
stand des Bodens an, hftnflg auch auT das
Kelief des letzteren. Rocbalpenvieh zeisrt meist
ausgesprochenen Sal^lmnger, das Weidevieh
der ThalgrOnde weniger oder gar nicht.
Abhängige Gelände erleichtern die Aus-
lauguug der Chloride durch das i^nellen- und
Regenwasser, wobei viel auf die Dicke der
Erdschichte ankommt^ aber auch niedere
Lagen, leichte Sandboden u. dg;!, sind vielfaeh
salzarm. Viel hängt aucli r n lfm Gehult
und der gleichm&ssigen Vertbeilung der che-
mischen Bestandtbeuo der Bodonerde ab. na-
mentlieh mit Rflrksicht auf den Tteicbthnm
an Kali, Ammoniak, Phosphorsäure, auf die
Verbreitung und Lösung des Kalkes, der
Magnesia a. s. w., soferne dieselben im Boden
leicht in Chlorverbindungen übergeführt wer-
den k'iiir.'';: .
Die Art und Weise der Verabrei-
chung des Satzes für diRtetische Zwecke
richtet sich al":« nach den jeweiliiren wirthschaft-
lichen Verhältnis^, n, und i&t t'in Unterschied
zu machen, ob Kochsalz mehr nur als Würse,
als ein C e n u ssni i 1 1 el für die Tliiere dienen
oder ub ihm die Bedeutung eines >« äh r s t o 1 1 e s
zukommen soll, die Verabreichung also ab-
solat nothwendig erscheint Für letstere
Zwecke greift man am zweckmissigsten zu
den Lecksteinen, welche entweder aus einem
compacten Stück Steinsalz bestellen, oder
in Form der billigeren Stajäsfiirt*>r Viehsali-
lecksteine. beiw. der Lecksteine aus Pfan-
nensteinsalz den Thieren zu belitibigera
Gebrauch in der Raufe oder an einem an-
deren passenden Orte (in einer besonderen
kleinen Krippe, in DrahtkOrben etc.) vorge-
leirt Werdeil. Je nach dem Masse des Bedürf-
nisses können dann die Thierc Gebrauch
machen: die praktische Brfzbrung lehrt, dass
die"? Tiielit im rehermasse geschieht; zu be-
merken ist hiebei nur, dass man die Thiero
nicht unnöthig an den Genuss des Salzes
gewöhnen soll. Andere ziehen das Verab-
reichen des Kfichensalzcs in körniger Form
vor und geschieht dies auch meist beim liind-
vieh und den Schafen. Da die Gier nach Salz
zu verschiedenen Zeiten verschieden ist nnd
sich dies nicht genau bestimmen Ii\:i!;t. su
bietet man es versuchsweise ein- uder meh-
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NATBIUH CHLORATUU.
«remal in der Woche an, n. iw. am besten
ah Pulver, welches auf die Selileimhänte
des Verdauangstractes viel kräftiger einwirkt,
als die LOranf in Suppen. l*rilnken ii.dgl.:
hü.bstens kann ilie (liissii;.^ Form znr An-
wendung kommen, wenii e» üicli durum lian-
ML bei Verfätterang vun verdorbenen an-
gegangenen Nahrungsniitl- lii -lie V- rilatnintr^'-
organc mCglichst vor Erkraiikuujr au beliuU;»
oder den Tliiei. ii unliebaames Fntter ange-
nehm xn uacben,
Betreflk der Gaben ist gleich Ton vora-
herein zu bemerken, d.iss sich V^i allen
Uansthieren, ins^besondere aber bei S> |)w«ineü
and Rnnden die gflnstigon Efl' . te <les Koch-
»>alzes auf C 'ne.,cti>jii un.l Stulfwechsel immer
nur auf kleine i,^ u;i nti taten beziehen.
K- mnit Kochsalz in ^'rüsseren Mengen im
Magen an, d. h. wird es wehr «1« su 3% den
Verdannngaaiften beigemischt, so entstehen
nnr nachtneilige Folgen, denn es wirkt dann
nicht mehr losend auf die Eiweissstotfe, son-
dern im iiegentheil coagalirend! Auch anf
Grund der Krfalinuifr ist man darauf gekom-
men, dass nur vt.n kleinen Mengen Vortheile
Tix erwarten tsinJ. Die Tagesgabt? für Pfeni'-
berechnet sich auf 15 0— :U) ö (l — i üUslGffel
ToU), ftr Milehkfihe ?0 0— 50 0, Mastrinder
in 0—80 0. Schweine o (i— Ifl O, Schafe. Zie-
gen 30—80, Hunde 10—40. (Die Koch-
• alsrergiftang Wassert sieh doreh heftigen
Durst, Kelik, wässerigen blutigen Pnrchfall.
Drang zum Hamen, grosse Schwäche und
lähmungsartige Zustünde. Bei der Section
findet man hellrothes Blut, £ccbjmosen, Ga-
stroenteritis. Gegenmittel: viel Wasser,
Schleim, Mili^li. < »el. Nervenmittel). Für
Schafheerden ist die Form der in besonderen
Trögen tn reichenden Lecken die tweck-
m.l^bitr^to nnd verordnet man diese in der
Art. daas pro iilück 5 g angenommen werden ;
hienach wird für iOO Schafe das Quantum
eines Pfundes nothwendi'_r Mit Vortheil mengt
man lu der Siilxlecke ein bitteres oder aro-
matisches Mittel, wie Enzian. Bitterklee,
Tansendgaldenkrautf Schafgarben, Bainfarren,
LOwentabn. Waehholderbeeren, Wermoth,
Kalmus. F- nchel. Künnnel. Senf, je nachdem
in einer Gegend difüc rtiauzeiibtolfe billig
zQ beschaffen sind, und berechnet sie zu
.? — T, g. 80 dass die Gesanimtgube pro
Stück das Gewicht von 20 g tncht über-
ochreitet. Kommt dazu noch eine Beigabe von
Hafer- oder Uerstenschrot, so rechnet man
von dieser etwa 0*8 Pfand (Oesamrotgewicht
mit Körnerschrot für jno Schüfe iö M">kg).
Bei vorgeschrittener Anämie oder Hydrämie
mischt (Mitn mit Vortheil rohes Eisensolfat
ZI! ä jr Itei. ¥A\\ beliebter Zusatz zu den
Salxieckeii i>t auch der Hol/.thecr, und wird
er mit dem Kachensalz nar in solcher Menec
darehgearbeitet, dasa dieses eine goldgelb«
Farbe annimmt: erst dann werden die llbri*
n Inf;r> dien/Jen zug' -etzt. Solche Lecken
werden nur zeitweilig, wöchentlich i — Smal,
selbst noch seltener oder nor wenn das Be-
d&rfnisN nach Salz sirli in den Ilecrden be-
neriüich macht, abgegeben. Zum täglichen >
nnd längeren Fortgebrauche werden kkinere
Gaben verwendet, wie z. B. für 100 Schafe
i kg Leck«, beatehend ans je 1 Pfund Koch-
sali nnd Wachholderbeeren öder Wermnth.
Bei Pferden und Kindern stellen als Zusatz
niinientlicli Siisiäholawurzil. .\Uhila, Foenum
graecum, Leinkuchenmclil. Glanzruss, Kiini-
mel, .Anis. Toriander. Schwefel, Spiesaglani,
.Arsen etc. im Gebrauch.
Als Medicament leistet Koelnalz
ebenfalls unstreitig Gro«?se? und findet nnch
thierar^tlich als reizendes Digestivum
sowie als Solvens IQr pathologische Pro-
ducte mit Beeht die nns^ebreitet^te Anwen-
dung. Vortrefflich lässt es sieh verwerthen
bei allen Ilausthieren zunächst bei Appetit»
loaigkeiten ohne aoflindbnren Urand, bei
verminderter Beixbarlceit der gastrischen Or-
gane, Dyspfp' i ' 'I aller Art, Tndijje-
stionsknliken, Neigung zu Verstopfung,
bei Leberlei it ri, Fettsucht (Be.scitignng der
dabei bestehenden Anämi- ). bei Blutarmoth.
Chlorojsc der Schafe, HjJräiiiie, Lecksucht,
Wollefressen, schlechtem .Abhären, Stauungen
in den Abdominalgeflhwen durch Ansammlung
grösserer Pettmassen bei »ehr kräftig ge-
niilirten Thieren tind wenit^ Arbei;. Gallen-
anüchojipungen, Wannleiden (als Vor- and
Nachcur). Bei all diesen Zostftnden reicht
man die oben genannten Gaben 1 - ^^mal
täglich in Verbindung mit Glaubersalz, koh-
lensauren Alkalien, bitteren aromatischen Mit-
teln, besonders Kalmus, Kümmel.
Ferner ist Kochsais da« richtige Mittel
bei Magcndarmeatarrhen. acaten nnd
chronischen. Bei ersteren nur, wenn sie N.'i
gung zum Verschleppen zeigen, am besten
in Form des künstlichen Karlsbadersalzes, in
kleinen fortgesetzten Gaben mit Schleim,
Anis, Fenchel. Zum Abführen lässt es sich
bei chronischen Darmcatarrhen ni* ht gut ver-
wertlien, da leicht Ueberreizungen der Schleim-
häute, flQssige Darmentleerangen mit nach-
folgender Obstipation eintreten.
Gegen Catarrhe der2«asen- nndüachen-
wftnde, des Kehlkopfes nnd der Branchien
(acute und chronische) erweist sich Kochsalz
aU zuverlässiges Lusungs- und Verflüs-
sigungsmittel zähen glasigen Schleimes,
insbesondere in Verliindiinij mit kohlensaurem
Natrium (s. d.). Wird Kuchsali; in grösseren
Mengen in den Körper eingeführt, wird e»
nach von den Kespirationsscbleimhäntea reich-
licher wieder aasgesondert nnd steigert durch
seinen Keiz nlrhf nur dii- Schleimsecretion,
sondern bewirkt auch, dass ein wasserreichere»,
lösend wirkendes Seeret abgegeben wird,
welches zur Verflüssigung klebriger, auf der
Epithelschicht adbärirender Massen und zu
leichterer Elimination derselben wesentlich
beitrigt (Incidens in mncum). Aus diesem
Grunde wird «s anch in Einathmungen
mit Vortheil in t"/i)ijien Lösungen benützt,
es steigert durch seinen Beiz zugleich die
Ftimmerbewegnng. Bei Hunden verwendet
man, wenn der Auswurf stockt, schwache
Kochsiüzlösungen mit .Apomorphiucblorat
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1S4
KATRKTHCHLOBID.
— NATRIUM JODICOH.
(O l : leO O—SOO O), aweistandUch 1 Thee-
od«r BsBlOfTel toH.
•A''bnli'"h lOxende Einsvirkmif:.'!) h'-itzf
das Mittel auch wegen der grM.»>eii l>it}usioiis-
ftbifkeit gegenflber den Ex» ud uteri, gerin-
niinjTsffiliigon TrafissiidritcTi. pln^nfuUs in Ver-
biodung mit Alkalien, ti^almiak etc.: ans
diesem Grunde ist «f aneh ein gMCliitstes
DrasenmitteL
Endlich haben sich aach intrarenal«
Kocbsalziiifu^ii'iii'ri (bliit«-arni>' li'sniijr.ii zu
0 6Va) bei gefihrlichen acuten Anämjen,
KohlensnureTerfiftun^n alt Bnatz für
<li.' Blntfransfasiijn nützlich erwiesen, um dem
bedcuklicb gesunkenen Blutdruck wieder auf-
tohelfcn.
Ali Brechmittel icann man esUonden
in Nothf&llen reichen zu 1— t Th«e> oder
Essloffeln. .ils I'iiIvtt nd. r in laiit-in Wa-sser
gdG.st. Subcutan werden conceutrirt« Lö-
•ungen wegen der reitenden Einwirkungen
auf das Gewebe bei Lnlnnlititon al!er Art
oder zum Injiciren in BrucUiacke Lcliuü dtr
Verschliessung der Bruchöffnung empf'jhlen.
Auch dient Kochsalz zu Klyatieren, da die
Mastdarniwand (fthnlich wie durch Essig,
Glycerin) kräftig /.u < - titnictionen angeregt
wird. Pforde erfordern 30 0— 1»0-0, gelöst pro
Infneion. die kleineren Hanothiere 5*0— lO'O
nnä m- lir. In rnnrr-rtrirt« ti Tj^^suDgen ist es
auch ein gutes antigenli.sches oder Con-
tervirmittel für Fleisch, anatomische Prä-
parate etc., denen viel Wasser entzogen
wird.
Aeusserlich bewirken Waschungen, Bä-
hungen mit KochsaUwasser (2— 5Vaig) durch
Wanerentsiehung eine leichte Reizung der
Hautnerven, viel.- Pralviiker v.r\viini.n sie
•Irther SU lerllieilenden Umschlägen,
• ine Anfiangong findet aber bei intacter liaut
nicht statt. Desgleichen worden häutiLr. b*^-
sonders bei Quetschungen, Verstam luingen,
Umschläge von Branntwein, in wclriifin t bis
3% Salz gelöst warde (Franzbrauntwein),
angewendet. Endlich ist noch de« in der
Lait'iiwrlt viel lii'li, Ittoii i; - 1 i (xi t i 0 na-
flaids zu erwähnen, von welchem eine Sorte
wie folgt sasaramengeeetzt ist: Kochsalz»
Ifl.'ung '^riO. Arnicatinctur 90, Ammo-
niak iö. Kaiu|>her 10, Aether 5, 'V'A
Natriumohlorid. Chlomatrium, Kochsalz.
Seine Wirkung und Anwendung s. Natrium
chloratom.
Natrlnni, doppeltkohlensaures, Natrium-
bicarbonat, saures kohlensaures Salz, s. n.
Natrinm carbonicnm.
Natrium, essigsaures. Xatriumacetat. Es
wird selten angewendet uuJ meist durch das
«ssigsaore Kalium ersetzt (s. Natrium ace-
ticum bei K":tlitun n- i-'iiTr: • fn^r/.
Natrium hydrocarbanicum Ph. A. Pri-
märes oder saures Natiiani. arbonat, bekannt
als doppeltkohlensaure« Natron (s. Natrium
carbonicnm). Tf^c/.
Natriumhydroxyd, Natn.nliTlrat. i~t
eine dem Aetzkali in seinen Eigenschaften
ahnliche Verbindung, zerfliesst aber nicht SO
leicht an der Luft, wie dieses, da «• ver-
möge des durch den Einiluss der atmo«
sphärischen Kohlensftvre sich hildenden Ka-
tiiamrarbon^itf"; nach Ai^m dnrch Anfnahnie
v.jii Wüaber bedingten ZerÖiessen wieder test
wird. ThierftrztlicE wird das CBnsticvm(Aetz-
natron, Natrum causticum seu purum, Sal
Alcali minerale causticum. üxydum Natri
hydratum, ätzendes mineralisches Laugen-
»alz) dem Aetzkali (s. Kali cansticnm fusum)
nachgesetst. da es tn milde wirkt nnd des-
wegen fast krnnn Anwendung findet. In <\cr
frülier olhcinellen Aetz - Natronlauge
(Liquor Natri canstiii (nl- r liyJri' j, Natrium
hydricum solutum) ist das Hjr'droiyd (NaOH)
zu 15% enthalten. ' l'oirf/.
Natrlam hydroxy dat u m sei otum, N a t r o n •
lange, Aetznatronlauge (NaOH), Liquor Natri
cavstici oder hrdrici (Natron hydricum solntum,
Lixiviuin oausticum minerale, ätzende minerali-
sche Lange) enthält II» Theiie Natronhrdro-
xyd {s. d.) tvf 100 Tbeile Wasser, nnn Ist
p'mf klaff, lirht crflMirbr Flfi?;siVkeit, welche
^'anz w'w die Aet^kaiilauge (s.u. Kali cansticnm
tu.siim) Anwendung tinden kann, das Natron-
Präiiaiat ist i:nr 'ii'l 'er Torgehend. f'i'^f/.
Natriunnhypochlorit (NaClO). IJnter-
chlorigsaures Natrium ist in wässeriger
Lo$on|^ als Liquor Natrii hypochlorosi bekannt
und wird wenig benutzt f*. Laharraque'sche
Flü-='_H:.-ft). r^^f/.
Natrium hypochlorosum, unterrhlorig-
saures Natrium oder Natiium!iv|i.ii lilorit,
Chltirnatron. Es hat irlei. hwii kern'..' Eigen-
scliafteii wie der * 'lilurkulk. welcher thier-
ärztlich stets vurgeiogen wird. In dcrLösnng
bildet die Verbindung die Labarraque'sche
FlQssigkeit (s. d.), oder BlflieMdssigkHt,
Liquor Natrii hjrpochlorosi, Liquor Natri
chlorati. F<»sr/.
NatrlimbypotuHlt, s. Katrlnm sobsnl«
furosum.
Natrium hyposutfuroaum, unterschweflig-
saures Natrium. Natriumhyposulfit, Natrinm-
tbiosulfat (s. Natrium subsulfurosnm).
Natrium Jodatum. Jodnatrium. Natrium-
jodid. Selten gebraiuht. iniider wirkend als
das officinelie Jodkalium (s. Jodum).
Nitrliii loitofm, jodsanresVatrinm,
Natriumj odat NaJOa zum Unterschied vom
Natriumjudid NaJ. Es besteht ans weissen, in
15 Theilen Wasser, nicht in Weingeist lös-
lichen Krystallen, welche neutral reacirfti.
Die jodsauren Salze wirken triftiger und
kräftiger als die- .Ti.dide, da sie activen
Sanerstoff abgeben und auch mehr freiea Jod
entwickeln, sie sind daher stark« anUseptisehe
Wiindmiffel und werden jetzt ancli inncrlieh
wegen der zugleich fieberwidrigeii Action,
besonders bei Infectionskrankhcitcn und putri-
dfn Zuständen empfohlen, sind aber thier-
ärztlich noch wenig untersucht und gebraucht.
Nach Binz rufen sulieatane Gaben von jod-
saurem Natrium bei Hunden, durch Abspalten
von Jod auf die Nervencentren ähnlich wie
Jitlnfnnti v.llständige lietüubung des
Gehirns mit kurzdauernder aber energischer
Temperaturabnahme famor, n. sw. bei noch
guter Henthättgkeit und Atbmong; der
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NATRIUM, JODSAÜBES. —
NATRIUM SÜBSÜLFUROSUM.
m
Tod «rfoigt obn« Krimpfe, wie bei Cbloral-
hydrat. J^f^^'/.
NatHnm, joiMMrat, N»triiiiDjodat (•. Na-
trittm jodicnm).
Natrium. kietelsaare«,Natnamsilicat. Ks
•teilt in ilfl88igein Zustande das Natron-
Wasserglas irr Natrium silicicum).
Natriam, kohlenaanre«, Soda, Katrium-
carbttDat (t. Natriam earbonieaia).
Natrtumnlfraf, salpetersaures Natriam,
Natronsalpeter (s. u. Kalium aitricum).
Natriua aitricum, NatrimBoitrat, aal-
petor^^uares Natriam, Cbiliaalpetei (8. a. Kaliana
Ditricom).
Natriunnitrit, salpetrigsanres Natrinm,
Natriou nitrosum (s.o. Kalium nitricum).
Natrium nitrosum, Salpetrigsaarea Na-
trium (ü. 0. Kalium nitricum).
Italriu« piiOaplMriouin , i > h o s p h o r
sanres Natrium, Dinatriuiiiplios|ih;it
(NajUl^O^ 4" läHjOj, secundares oJei neu-
tralea Natriooiphosubat, dargestellt durch
Sittigen von Pboapborsäure mit Natroncar*
bonat, bildet dttrensichtige rhombisch», an
trockener Luft verwitteinde, aber nicht zer-
fallende S&alenkrjffitalle, wekbe sich in Ü
Tbeilen Waaser lOsen. Es ist in der Thier-
h<?i1knnde wenig oder gar nicht gebräuchlich
Quii dient in der Menschenheükunde nur als
ein dem Glaubersalz ähnlicll wlrlcendes Ab-
führmittel (1 50— 300). Seines grossen Wasser-
gehaltes wegen geht es sehr milde vor, be-
sitzt aber besseren Geschmack als Glauber-
sals. J3«i ünnden wird die Galleosecretion
nagewObnUdi sttirit angeregt. y^^l
Natriam lalioylloum, salicjlsaur« s
Natrinm, Natriamsalicjrlat (s. d.). Das durcb
Sittigen derSalieylsftnre mit Soda gewonnene
süsssalzitrschjnerkendc. in Schöpprheii knstal-
lisirende und in 1 Theil Wasser oder in
6 Tbeilen Weingeist sich lösende Präparat
galt früher fihriHch wie die Salicvlsiliire als
«in antizymuliäciies Mittel besunder.i gf'gen
Infectionskrankheiten, ist aber als solches,
nachdem die Versuche von Feser und Fried-
berger die Wirkungslosigkeit bei Septikimie
anl Milzbrand «Twiesen haben, wieder in
Abgang gekommen. Aebolicb verhält es sich,
da die Infeetionslteime im Blote viel su
srhTTarh getroffen werden, nsit d^r An-
wendung desselben als Antipp t üiicum, lio
das* es tar Zeit nur noch einen Ruf iMsitzt
wegen spiner auf das Scbweisscentrum ge-
riehtct^^'H Action, sowie als Diureticnm. Es
steigert die HamstoiTau.sfuhr und di«^ Hain-
menge, wird jedocb von den aodereu harn-
treilmiden Balten and als Diaphoretienra von
dmi Pnocarpiii (iberti offen. Haupt^iiehliche
Anwendung tiudct es daher gegenwärtig hlosi>
gegen acute Rheumatismen, namentlich acute
fieberhafte Geleiikäilit uinati-: i ti, IH'^; Wirkung
ist hier des Näheren nicht uekurmt. sie gilt
aber lar eine „specifische", wenn das Mittel
(Pferd 25 0— 80 0, Rind 50 0—100 0; Hand
0&— üO; frflbseittg genug gegeben wird
(s,Acidam saUqrlieam). Vfigul
Natrium «aipcttrtaiiras, Natriam nitri-
cum, cubischer oder Cbilisalpeter (s. Ealinm
nitricKii: i
Natriumialze, s. Natrium.
NafrlM «uitotlMai, santoninaaarea Na-
trium, Santonin-Nntron, SaatOBinam aatrona-
tum (s. .Santoninum).
Natrium, tdiwaftltairM, Natriam tnl-
fariouiii (s. d.J.
Natrium, achwefligsaures, N.itriumsulfit,
Natrium sulfuro>um (.-. ;
Natrium aesquicariionicam. Käufliches
(nicht vGllig aasgetrocknetes) doppelkoblen-
saures Nafriuni (s. u. Natrium carbonicnra;.
Natrium allicicum, kieselsaures Natrium,
N 1 riumsilicat. Nar in flüssiger Form als
Wasserglas (Natronwnsserglas) gebiauchlich
(s. den officint'Uen Llijaor Natrii silicici).
Natrium subsulfuroaum, unterschwef-
ligsaures Natriam^ Natriam. bjposulfu-
rosum (Hyposaiüt des Natriums Na,S,0,
zum I nterschied von dem Sulfat Na,.S(i»).
Natrium thiu Sulfat. Es wird durch Kuchen
der wasserigen Lösung des schweliigsauren
Nutrons ( Xatriumsulfit) niil S< liwefelblumen
erhalten und krystallisirl in gru.sscii, farb-
losen, prismati^ehen Krj-stallen, welche sich
in Wasser leicht lösen. Die Solution wird
auf Zusatz von Sftnren anter Freiwerden von
schwefeliger Säure iS'elnvefeldioxvil) uml
Schwefel zersetzt. Das Hyposnlüt suwobl als
das schwefligsanre Natrioro, Natrinm aal*
furosum, gilt zum Unterschied von dem
Natriumsulfat aU ein an tizjmotisches
Mittel, insofern nach der Ankunft im Magen
eine i'iDwandlung in magensanres Natrium
.statttimlen und die schwefelige Säure frei
werik-n b-oU. um dann aueli im I'aiin ilire
gähruogswidrigen Eigenschaften ausüben zu
können. Ob indessen und wie viel von genannter
selin-efeliger Säure sich entbindet, konnte bis
jetzt mit Sicherheit nicht erwiesen werden,
un l wenn dies auch in gaaSfendem Masse
^e^ehehen sollte. ?o wei"*«? mnn, dass die
desinficirende Kraft der H,Süa nur eine
schwache unsichere ist. Damit stimmt auch
die piaktische Erfahrong, welche lehrt, dass
das Thiosolfat nicht wirksam genug ist, um
im Magen und Darm kräftige fäulnisswi Jrige
Wirkungen aasüben zu können, wohl aber
kommt es zu häufigem Aofstossen von
Schwefelwasserstoffgas, bei grösseren G-iht n
auch zu Entleerung breiigen Darminhaites.
Daa Mittel wird ans diesen Qrftndea in
neuerer Zeit weniger mehr angewendet, ihm
vielmehr das zuverlässigere Kalomel, das
t'aibul, das Rcj^rein, die Salicylsäure, das
salic>-Uaure Quecksilber, soifuichtbjrolsaure
Ammonium, Jodoform n.dgl. als Darmde^nfl-
ciens vorj^ezo^^en. Vun einer jjiihruncrswidrigfn
Aetion auf das Ülut und Vuii hier ans mf
andere < Jr^rane kann schon aus dem Grunde
eine 1!. de nicht sein, weil das Mittel im
lilule als schwefelsaures Natrium cursitt und
in der Hauptsache auch mit diesem die
Wirkung theilt. ffir rein abführende Zwecke
roaasten aber die Gaben (Pferd 300*0— $00'0>
verstärkt werden. y^get.
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Ite NATBirif SaLFOICHTHTOLIGÜU. — NATRIUM StJLFUBICÜBf.
Nutrlva MlfiilehtliyallMa. Selten im
Gebnucli, beliebter ist das Ammoniampräparat
(s. Ichthyuluui).
Natrium snifaratun, Schwefelnatrium,
Natronschwefflleber. Das alkalische Sulfarct
des Natriums steht niiht in thieränstlichem
Gebrauch, nur die Kalischweftilleber (s. Kalium
«alfaratmiij. Vtgtt,
NatrIttM «ttlfiriein Plt G.. Natrium snl-
fbricam crystalUsatom Ph. A. Krystallisirtes
schwefelsaures Natrium, (norniiiles oiler
oeatrales ) Natriumsulfat {ß. d.), Glaubersalz,
8a1 mirabilis OUnberi (od«r tninbile). (8ol-
fas Soiiiie). Es enthalt officinell SC"',, Wasser
(Na,5>U4-j-10H,O); beim Liegen au der Luft
variiert «a einen Theil seines Krystallwassers,
verwittert und r-ird dadurch trüt)e und undureh-
sichti^. Lüslicli m 2 Thcilen kalten Wassers,
nnlflslich in Weingeist.
Dag Natriuiiisttlfat gebdrt, gleich dem
Kochsah, sn den vohlfeibten and doeh wertb-
voUsten Arzneimitteln der glänzen Tliierhcil-
künde. Zugleich ist es das wichtigste der
salinischen AbftttinnUtel nnd deswegen auch
der Repräsentant derselben, der alle übritjen
entbehrlich iiiachen kann. Ausserdem ist du^
8a1&t ein normaler Beatandtbeil des Organis-
mos, gelangt aber nnr tnm kleinsten Theil
mit den Nahrungsmitteln in denselben, zum
grosseren Theil entsteht es erst im Körper,
indem bei dem fartwfihrenden Zerfall der
ProtelakOrper nasser Harnstoff anch die
SchT\efelatomc derselben frei werden, welche
sich in den Urgaugewebeti osydiren und la
Schwefelsäure werden. Diese bindet sich als-
bald an die rorhandeneu Alkalien, welche
dann hauptsächlich mit dem Harn wieder
ansgescliiedcn werden, die Sulfate de.> letzteren
»ind somit haupts&chlich ein Product der
regressiven Stoffmetamorphose. Kaeh Einfuhr
kleiner Gaben des Mittelsahes wird die
Hammenge nicht sonderlich verändert, nur
die Schwefelsäure des Harns vermehrt. Erst
in gro.ssen Gaben nimmt Glau'n r Hl? einen
Einliuiss auf den Etweissurasatz im Körper.
Diuretische Wirkungen lassen sich nicht er-
warten, das Salz wird bei dem hohen endos»
motischen Aequivalent nur langsam resorbfrt
nnd ii<'})t ahs solches dann unverändert in
den Harn Qber. Vom Magen selbst wird es
von den Hanstbieren im Gänsen gut ver-
tragen (nur nicht auf längere Zeit), die
iiriiptaction ist indes nicht auf diesen,
< ndern auf den Darm gerichtet, wo sich das
Mittel auch am läng.sten aufhält. Im Magen
findet nur eine vorübergehende Contactwirkung
statt, eine milde .\nregung der Drüsensecre-
tion und Magencoatraction, so dass der Ueber-
'tritt ' des Inbaltes in den Dlinndarm be>
schlennigt wird. Der Appetit wird nur wenig
beeinflusst. Längerer Gebrauch schadigt die
Verdaunngskraft des Magens entschieden : ist
jedoch ein solcher erforderlicli, wie bei
chronischen Indigeütiuneu und Magentutar-
rben, si; hat, um eine Verminderung der Lab-
drQseDsecretion sa verhindern, eine Beigabe
von Kvehialt tu erfolgen, oder gebraucht
man das kftttstliche Karlsbadersalz.
In ähnlicher Weise wirken aacb kleine
Gaben anf den Barm. Glanbersals ist hier
als ein kilhlendi's Reizmittel anzusehen
und erhielt es anch wohl aus diesem Grunde
die frohere Bezeiehnnng als „8al digestivnm".
Erst gro!?se Gaben vermögen den Darmcanal
so stark zu reizen, dass er in Aufruhr geräth
und .Laxiren" eintritt: letiterer Anwlmek
darf aber nicht wörtlich genommen werden,
denn fräher glaubte man, die abführende
Wirkung beruhe auf einer Relaxation (Er-
schlaffung, statt Ecizung) des Darmtractes*
der snfolge letzterer seinen verflflssigten
Inhalt fahren las?e. Diese Verflössicran^ be-
ruht nicht, wie man früher ebenfalls annahm
(Liebig), auf osmotischem T'ebertritt von
dünnerem Blutserum in den dichteren sal-
zigen Darmiuhalt, denn verdünnte Glauber-
salzlOsnngen purgiren ebenso wie concentrirte.
der abführende Effect ist vielmehr lediglich
die Folge des längen Verweilens des Salzes
im Darme, der nur sehr langsam erfüllenden
Resorption und der andauernden Reizung
der Darniwand. In Folge dieser Reiz-
wirkung, welch«' insbesondere auf die gegen
Salzlösungen starker reugirende Dickdarm-
sebl^mhant gerichtet ist, wird die Darm-
niosculatur zn stärkeren Contractionen an-
geregt und kommt es dann anter Tennehrutig
der .Secreti'.n der zahllosen Darmdrtisen (zu-
mal bei Anwendung couceutrirter Lösun-
gen) zn einer ergiebigeren und beschleu-
nij?teren Abfuhr des von Kothmassen dtin-l:-
setzten halbverflüssigteti Daruünhaltts und /nr
Ausstossung von leicht nach Schwefelwasser-
stofl' riechenden Gasen. Durch die jetzt stark
erhöhte Peristaltik, welche sieh als
Kollern und Poltern im Darme nach aussen
bemerklich macht, ruht die Aufsaugung der
sieh massenhaft ansammelnden Seerete fast
<^^nzlich und trägt dieser T^mstnnd ebenfalls
wesentlich zur Verflüssigung des D.irminhaltes
bei. Hei den grossen Pflanzenfrosseru kommt
es übrigens gewohnlicli nicht zu furmlichen
hüssigen Ausleermiu'en. trotzdem ganz unver-
hältnissmässig gT"<<r Sülzgaben ordinirt wer-
den mOssen (1—2 Pfund), sondern nur zum
Breiigwerden der Ermmente. da in den ko-
lossalen .Mii^'en des Iiiniles und dem srrossen
weiten Dickdarm des Pferdes enorme Meni^en
fester Futtennassen gelagert sind: wirklichen
Durchfall beobachtet man daher nnr bei klei-
neren Hausthieren. Die eintretende Vemieh-
rung der Darmbewegung braucht übrigens
keine Folge einer besonderen Wirkung des
Glaubersalzes zn sein (Wa«serentziehung ans
der Mueos'i, Wirkunt: der Bitterkeit des Salzes,
vasomotorische Ver&nderang a.s.w.)t ai« «r-
klirt sich vielmehr schon daraus, dass jede
grössere Ansammlung im Darm einen Aufruhr
hervorruft, (Viel bedeutender ist die Abführ-
wirkung der pflanzlichen Drastica, der AloiS,
.Talape. Intravenös erfolgt diuretische, aber
keine kathartische Wirkung.) Ganz ähnlieh w?«»
das Glaubersalz wirken auch Bittersalz 'ind
Doppelsalz (Kalium snlfuricum,
schwefelsaures Kalium , s. Kalium); beide
können daher als entbehrlich (letzteres so-
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NATKIUM SULFL'KICUil.
127
par al.-, t-chädlich) bcxeichnet werden. Nach-
weisbares Unbehagen der Thiere, Schmerzen,
Tenesmus, KoUkzaf&lle sind mit der ab-
fAhwnden Wirkimg der S«li« meist nicht ver-
banden, w«lil «ber tritt während der Daner
der 1 t. t- ron der Appetit einigermassen in
den Uititergrtmd. Merkwürdig ist, dass das
Ktlenalc ab Hbkgncsinmsulfat gar keinen Ein-
fln?3 auf die sf>cretorische Th&tigkeit der Leber
ausübt, währ<-»d da« ion$t gleich wirkende
Natriamsultat di<- Ii ul lonabsondentng in
sehr erheblichem Masse steigert und deswegen
anch bei Anschoppungen im Pfortadersyatem
erfahrnngsgem&äs gute Dienste leistet. Bei
Iftngerem Uebranch gröwerer Gaben erfolgt,
«•na Mch die kstbartifehe Wirkung nicht
eintritt, Abnahme des Appetits und der Ver-
dMimg, Verminderung dei» Eiweiäauuiaatze.s
im Gevebe, Abnahme des Körpergewichtes,
namentlieh der Fettracntre. Sein ;.'r'isse Gaben
(bei Pferden und lUndern nielirere Küo) er-
zengen Vergiftung, sich auäS]>r>M hend durch
entsUndliebe Reismig der Darmwaad, wiaae-
rigen DorchfidU mdanemde Kolik, snnehmende
Scbw&che und Paralyse des Hintertheiles. (Bei
mehrmaliger Verabreichung vertrag ein Rind
in 4 Tagen 1 1 Pfbnd GUvbenaU ebne Kaeh>
«heil. Hertwisr)
Für therapeutische Zwecke findet Glau-
bersalz die ausgedehnteste Anwendung anch
Sdtens der Thierbeaitier, welche die gflnitigen
Eigenschnften d«e Mittels gut kennen. AbDi &-
teticnm erweist es sich von Vortheil hesori-
den bei anhaltend starker Fütterung mit sehr
nibifciiftisen Substanzen bei den Arbeits-
thieren oder bei reichliclier Ernährung und
wenig Arbeit; Glaubersalz f/ird^rt in ähnlicher
Wtiae nie Ko«luink al« Iteiztnittel die Ver-
dauung und lässt in dieser Sphäre nicht leicht
eine Ermüdung aufkommen. Man gibt es wö-
chentlich 1— 2iiial Pferden zu ;j<»— .')i> Kin-
dern das Doopeltc, gewöhnlich eine Hand voll:
Bdmlbn und Sehwrineo 10^15 g (im Fntter
oder Getr.lnke).
Als Arzneimittel macht man vom Glau-
beteals Qebninch bei Appetitlosigkeiten mit
trock'^npm. srhrnutziKein. lil>'bri|;em Belag
der Maulächlcinihaut, bei sparsam abgehenden,
kleingeballten, harten oder mit zähem Schleim
Ibenogenen Kothballen. bei Indigestionen,
hibitiienen Verstopfungen, ehronieehen Magen-
tind Darmcatarrhen, Koliken, venösen Stau-
angen sowi« Anschoppungen fester Massen in
den Hinterleibsorganen. Von Wichtigkeit ist
hier neben *lf r inilde anregenden und entlee-
renden Wirkung auch die schleiinUiäeiidc,
«•lebe vornehmlich hervortritt, wenn kohlen-
MüM Alkalien oder Kochsalz mitgegeben
««iden. Herkömmlich ist sein Ctebnaeh niieb
bei Congestionen und fieberhaft»?!! EntzQn-
doagen des Gehirns, der ser^Jsen Häute, der
L«b«r, Nieren nnd Lunge. Man wiU dnrch
das reizende Salz weniger eine Eröffnung des
Hinterleibs bezwecken, als vielmehr grössere
Menden Blates derthin versammeln, nm Uid<'rc
kranke Organe zu entlasten, Fluzionen zu be-
schränken. Die Erfahrung lehrt, dass selbst
bei ncnten NiennentsOndnngen die Hittelsalse
gute Dienste leisten (Ableitung). Der Werth
liegt i!ier nicht in der antiphlogistischen Wir-
kung, die man dem Glaubersalze früher vin-
dicirte, sondern in der örtlichen, auf den DaiU'
tract gerichteten, kühlenden, resolvirenden.
Bei allen derartigen Krankheiten verabreicht
man das Mittel in den schon oben angegebenen
Gaben, jedodi nneh Bedarf tigllefa, selbst
1 — 2mal mit Althä:i, Tjeiii>amen. SfJssholz.
Wachbolderbeeren, Anis, Kümmel oder in Form
des Karlsbadersalzes (s.d.); Hunden gibt man
das schwefelsaure Natrium als Besolvens zu
$•0 — 6*0, einigemal des Tages, womöglich in
Liisun*; (mit finij,'en Trupfen Seh\vftVl.suure,
um den bitterlich salzigen üeschroack zu mil>
dem). Als Gegengift dient Glaobersab wie
die Snlfate Ix'i Intoxieation von Carbolsäure
<Ai-> lUeisaUen, mit denen sie unlösliche
I ft Isaurt; Sabe bilden und durch den
I'eliersehnss erstere zugleich ahirefülirt werden.
Gegen angezeigt ist das reizende Glauber-
salz bei acuten Magen- und Darmcatarrhen .
oder wo ftberbanpt schon Keizzustände in
den gastriseben Organen vorliegen; sind bier
entleerende Wirkunpen wOnschenswerth, so
greift man zum KicinusOl, Kalomel oder
so wiseerigen Mastdarminfasionen. Gegen-
.intrezeicrt ferner das Mittel bei sehwäch-
lichtin lierabgckomiiieneu Individuen, bei An&-
mie. grosser Magerkeit, Neigung zu Durch-
fällen etc., nicht dagegen bei entzOndlichen
Zustfinden des Hamapparates. bei denen man
etwas grössere tiaben nehmen darf, um nicht
den diaretischen, sondern den abführenden
Eflbet ta erbalten.
Zum Abführen bedarf es grösserer
Mengen, ebenso einer enUtprechenden diäte-
tischen Vorbereitung. Aach hier ist mit der
Wirkung eine Ableitung des Blutes von an-
deren ()rganen nach dem Darme verbunden.
Pferde erfordern je nach der .VncritTsfiihigkeit
durcbscbnittUcb i Pfund. Man gibt die Menge
nicbt Mtf dNimal, sendeni 100— >S00 g pro dosi
und wiederholt die Gabe in einem halben Tage
ä — 3mal bi« zur Wirkung. Am etiectreichsten
erweisen sich die Einschütte, es kann aber
das Salz auch in Latwergen mit Althäa, Aloe,
lirechweinstcin etc. gereicht werden. Dieschwer
abföhrharen Binder erfordern eine V<rstär-
kiing, d. h. 300—500 g pro dosi und mehr, am
zweekmtsfligsten im Eintebfttt in einem seblel-
iin<;en fetten Deciiet, dem man 200 :?00i^ eines
Üeles beigibt: ohne Fettiraben lassen sich die
Massen sehr schwer in Bewegung setzen. Die
T;ii;;esdosi-> ^eht Iiis zu 1 Kilo, das in reichlich
Wasser gelöst wird, lu hartnäckigen Fällen,
beiüeberfutterungen, Magenparese u.dgl. kocht
man am besten 100 g Rauchtabak in t Liter
Wasser und «eist BOO'O— lOOO'O Gkmbersalz
(auf 2 — :]mal zu drehen) zu. Schafe und
Schweine bedürfen einer Tagesgabe vou
tO— 60 g anf t>-3mal in LOsnng gegeben und
setrt man letzteren Thicren gerne einige Gramm
Hhabarber oder Kalomel hinzu. Hunde be-
lli rfen zum AbfObren 15—50 g und niehr auf
einmal oder in zwei in 1 Stunde auf einander
folgenden Gaben in «Isserigen Lösungen
oder Latwergen. Beim Geflftgel Usst das
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tu NATRIUK 8ULFUB0SUM. — »ATDBLICHES STSTBU.
schwc-felKaure Natrium als Catharticum uiei^t
im ^ticl), besüer erweist sich das Karlsbader-
tutli oder Ricinusöl mit Glyccrin, lez. Kalomel.
Das Abfuhren iiaiucutlich der grossen
Hausthiere bietet manche Schwierigkeiten, da
meist grossere angeschoppte Futtermengen
%n flbenrindett sind. Die praktische Erfkhrang
8t*?llt daher folgende Abfüh rrc-jcln auf:
1. Vor der Verabreichung des MitUsU toll
«in« Futterrati'iii ausfallen und auch w&hrend
oder nach dt^r Wirkung reiche man nur leichtes
saftiges Futter in mft-sfeiger Menge. 2. Die sa-
linischen Abfilhrinittel müssen gelöst werden,
wenn sie energisch wirken sollen; es darf da-
bei «n reirhiieheni Oetrftnke nicht fehlen. Bei
durstigf^n Tliicren bleibt dei EfTL-ct aucli <;r(j.s.-t r
tiabcn meist ganz aus. 3. Wenn die Wirkung
schwer vor eich geht, darf man de mit Glau-
bersalz lüfht erzwingen, sondern man ver-
bindet mit ihm andere Drastica und gibt das
Gemenge immer in mehreren Dosen (zwei-
stOndlich). 4. Alle Thier« müssen während
der Wirkung hungern nnd warm gehalten
werden, vornehmlie li ab< r. wenn Ja> Abführen
abennissig eintritt (warme EinbUllaagen).
S. Aawftnmnngen de« Mastdarms, wanne Irri«
gationen desselben sind nicht zu unterlassen,
nüthigenfalls ist auch iicwegung, Kn*'t<'n des
Baaenes, liesonders der Beckenflexur «ks Dar-
mes anzuordnen. Beigabe von R^sig, Kochsalz
oder Seife zu den Klj^stiereu unterstützt we-
sentlich, wenn nicht Masseninl^onen ange-
wendet werden.
Aensserlieh findet das krystalKttiscli«
Xatriüinstilfat, welches bei seiner Auflösung
nameutiich in Form eines Salzbreies viel
W&rme bindet, passende Anwendung, um Eis
zu er>*et5'eii, indem man es zwischen Leinwand
auf eiiuündete KOrperstellen, heisse Ge-
schwülste u. dgl. aullegt. Am meisten künst-
liehe K&ite erzeugt man durch Temisehen
von 8 Glaubersalz, 5 Salpeter, 5 Salmiak mit
16 Wasser oder von 3 Glaub^trsalz mit i ver-
dünnter Salpetersäure. Das Waschen entsöu-
deter Theile mit Glaabersalslosttsgeii ist nn>
jweckniässi*?.
Natrium sulfuricum siccum oder
dilapsum. Getrocknetes und dadurch zer-
fallenes Glaubenais hat all sein Krjstallwasser
▼edoren. ist daher doppelt stärker und bedarf
es nur der lialbrii Dosi.s. Man bendtst NTor-
thcilhaft zu Latwergen.
SalCarolinum facti tium, kfinstliebes
Zarlsbader^a'z f.. .Ii,
Natrium sulfurosum, ächwodigsaures Na-
trium. Natrium8ulHt(3. Natrium subsnlfurosum).
Natrinm tetraboracioum, borsaures Na-
trium, Borax, Natrium biboricum oder bibo-
racicani (s. Aeidnm boricnm, bes. Natrinm
boracicumj.
NatrllM ttfMIllflirleiM, NatriumtbiosnUat
oder unterschwefligsaures Natrium (Natrium-
hjposulüt, 8. Natrium subsulforosum).
NatrlM, Httrtohwefllfuartt, s. Na-
trium subsulfurosum.
Natriumwirkangen, s. Kuliwirkungen.
Natron, Natrum. Die frühere oflicinelle
Bezeichnung für das jetzt aU „Natrium^ (s.d.J
bezeichnete Alkalimineral. Mit den Kamen
Natron pfleirt man nur noeh in beteiebnen
das Aetrnatron (Natrum cansticum Folutum, das
ähnliche Wirkungen hat, wie äa,ti Kali causticum
fusum, s. d.), das Natronhydrat (Natrinm hydro-
xydatnm), die Natronlau«, den Natronsalpeter
(Natrinm nitricum), die jfatronseifan und das
Natronwassergk.s( Liquor NatriiliUcid). fV^/.
Natron, ätzendes, Natrum musticnm oder
Natrum purum (Sal Alcali miuerule causticura,
Ozydum Natri hjrdmtnm). N^ronhjdiat (a. Na*
triumhvdroxyd).
Natronhydrat, caustisches Natrum, Na-
trum hydricnm oder Natronlaag« (s. Natrinm*
hydroxj'd).
Natroniaage, s. Natriumhydroxyd.
Natronttlptter, salpetersaurea Natrium.
Natrium nitrienmcn'stallisatum. Natriun^tiit rat.
auch cnbischer oder Chilisalpeter genannt
(s. Kalium nitricum).
Natron, aaizsaures, Natrum muriaticum,
das heutige Chlonvatrium oder Natriumchlorid.
Kochsalz (s X. irium chloratum). yS^L
NntriMeifen. s. Sapones, Seifen.
Natronwatserglas. gcldstesNatrinmsilicat
(s. Liquor Natrii silicici).
Natronwirkungen, s. Kaliwirkungen.
Nairnm, Natron. Die frühere oflicinelle
l|ezeii hnung für das heutige Natrium (siehe
Natruu).
Natrum, basisch kohlenaaares, Natrum
subcarbonicum. Frühere Bexeichnung für das
normale Natrinmearbonat oder di« loystaUi-
firtc Siida zum ITiiterschird von dem saurei\
Natriumcarbonat (Natrium bicorbonicum). Jetzt
beisst das Prftparat officinel] Natrium earbo-
nicum s. d. P'o^^l.
Natrum causticum, AetznatronCü.Natriuja-
hydroxyd).
Nttrum caustloum aoittUiM, Natronlaag«
(s. Natriumhydroxydj.
Natrum ChiltnM, CbiÜMlpoter (a. Kalium
nitricum).
Natrmr byiriara wliitiiM, Natronlang«
(s. Nat ri n n 1 Ii V J . x y d ) .
Natrum hydrojodicuni, jodwasserstoff-
saures Natron, Ii vdr' ji.dsaures Natron. Früher«
Bezeichnung für das jetaige Jodnatrinm
(s. Jodum).
Natrun muriaticum, salzsaures Natron.
Murias Sodae* S&l communis, Kochsalz (s. das
officinelle Natrium chloratum).
Natnin pheiylieiii, a. Natrium carbo-
licum.
Natrum santoaicum, s. Santoninnm.
Natrun subcarbonicum, bai>i8ch kohlen-
saures Natron. FrUiiere Bezeichnung für die
krystallisirte Soda (a^ das {^cinelle Natrinm
carbonicnm).
NattarakaStfrieh, Polygonaeee. Zu den
minderwertliiiren Gramineen zahlend 's Poly-
genum; dasselbe gilt vom Natternkopf).
Nattarwarzel, adstringirend«« Mittel (s.
Polyu'' ?'i^^'lrta).
Natürliches System betreffs der Einthei-
lun«: der Ptianzen (botanisch« Systematik)
[s. PÜanzensystemej.
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NATURHEIL. LEHKE.
It9
Naturheii-Lehre. Physiatrik. Dass im
Örganiäuius des tliierischen Körper» gewisse
Kräfte thätig sind, durch welche er sich
Mlb*t HiUe geb»ffei» kaon, wenn krank-
naehende Sdhidliehkdtra mi ihn eingewirkt
haben, ist eirx^ Idee, die za den verschieden-
sten Zeit«fi and bei dem verschiedensten
Stande menschlichen Witaeas aasgesprochen
and verfochten wurde, sie mnss daher Wahr-
heit in äich tragen. Allerdings ist es schwierig,
nch eine zutreffende Vorstellung von dieser
myatiscbeo^ dem KOrper innewohnenden Kraft
sa machen: daas sie aber vorbanden und
tausendmal (lenesung ohne kQnstliche Nach-
hilfe eintritt, bat man von jeher erkannt.
Die Anaiebten biertber haben aicb zwar im
Vrrlanfe der Jahrhunderte ansserordentlich
huutig geändert, je nach dem ijtande des
ärztlichen Wissens, die Grundanschanung ist
aber his zur Gegenwart dieselbe trebliebeii,
und nur dnrcli die alliniiligen Fortschritte
der Naturwissenschaften geläutert worden.
Die Idee von der Natarbeilaog ist so
alt, daaa schon Hippokrates Ton einer
Selbsthilfe des thieiisohen Körpers (Auto-
tberapie) t^prach. Er lies» zwar die Krank-
heiten dnrch natflrliche EinflOase entstehen,
rechnet*" nl ^ r bei ihrer Heilung auf Mithilfe
einer unbeivannten Kraft, die er als fjuai^,
Natur, bezeichnete, und seit dieser Zeit
S riebt man von Phyaiatrik und geht von der
»berzeugung ans, dass die Krankheiten
„von Natur aus" hellen müssen, sonst er-
folge keine Genesung, wie man denn mit dieser
BeaenasTt im fewohnlidien Spracbgebraaehe
auf'h heute noch den Begriff „von selbst"
verbinden will, d. h. es soll dadurch alles
Ton einem Gegenstande fern gehalten werden,
was nicht in ihm selbst liegt, was er nicht
durch sich selbst auiifQhren kann. In dieser
Wtiise spricht man auch von der „Natur"
«inea IndividnumSf um die ihm eigenthfim-
tichen kSrperliehen Eigenaehaften, die ihn
zu dem machen, was er ist, ohne Rinwlrkunif
fremder Einflösse, in einem Be^ritl' zusainirien-
sofaaaen. Ob diese Naturkraft mit Bewusst-
sein, mit Absidit oder instinctmüsaig handelt,
blieb nach der Ilippukralihchen Lehre gleich-
mütig, in jedem Falle spielt dabei die Natur
die UanptroUe, die Nator war der Arzt der
Krankheiten, sie leitete die Krisen ein, deren
Eintritt der Arzt nur zu erwarten braucht.
Bei dieser Anschauung war nur schlimm,
dass man jetzt ancb glaubte, die Heilung
mQsse ausschliesslich der Natur rih.-r-
lassen bleiben (cxi>pectativ6 und nihilistiache
Methode), eine Meinung, die neuerding.'«, d. h.
in der Mitte dieses Jahrhunderts, wie be-
kannt, Skoda (die Wiener Schule) wieder
zur «ieltuni: bringen wollte. Allein zu jeder
Zeit kam man immer wieder von dieser An-
sieht nrtek nnd griff «wh künstlich ein,
Liinit (wie Hippokrates meinte) „der Kranke
die Krankheit niit Hüte des Arztes beseitige".
Desgleichen viinii< irt>' man dem Organismus
auch die Eigenschaft, -ich vor Krankh- iti n
»vlbst schützen zu können, eine Kruft, die
in Terbüidang mit obgennnnter als Natur*
K «eh. Ba^klopaU« iL TUwtellkd. Tl!. Bd.
heil bestreben bezeichnet wurde und auch
bis lieute nicht geleugnet, sondern nur ver-
schieden gedeutet wird. Dieses Bestreben
soll also sj^leich dabin geben, den einge-
drungenen KrankbeitsstofT zu beseitigen, noch
ehe es zum Krnnkwerden gekommen ist. In
anderen Zeiten dachte man sich die Selbst-
hilfe als eine ffflhernatQrliehe*' Kraft, oder
bezeichnete sie ah„Anima" (Stahl), welche
den Körper na< li einem bestimmten Plane
einrichten ui 1 In Heilungsvorgftnge ersinnen
sollte. Auch als «Naturkraft", Vis natnme
(Vitalismus), wurde sie erkl&rt, ähnlich
wirkend wie andere Dinge in der Natur,
z. B. Liebt, Wftrme, Magnetismus nnd ist
spftter ans ihr die
Naturheilkraft gemacht worden. Vis
liaturae medicatrii Hnfeland's, der haupt-
sächlich auf dieser B aäis allniälig Steine
mystische Heillehre aufbaute. Man machte
iadess einen Unterschied zwischen Natur-
heilkraft und Lebenskraft^ indem man von
letateierToraussetste» dass ausibr der tbierische
Kvrper hervorgehe nnd entere nur eingreife,
um krankhafte Störungen aussngleichen
(Natnrtherapentik, Hnfeland).
Die näheren Vorgänge, weiche sich bei
„Natijrheilnngen" ab.spielen. sind woVil zum
grüät>ereii Theile bekannt und la^üeii bich jetzt
auch durch die neuere physiologiüche Schule
besser erklären, das physiatrische Wissen bietet
aber noch viele LQcken. Was darQber bekannt
ist, soll hier in nuce aufgeföhrt werden, die
nftliereu Details findet der Leser in den vor-
treffliehen Ahhandlungen, wie sie von Bllen-
b erger in seinem „Lehrbuche der allge-
meinen Therapie" (Berlin 1885) in extenso
gegeben wurden und welchen wir auch in
Naehstehendera grrissti-ntheils folgten. Ein--
andere Literatur hierüber existirt zur Zeit
nicht. Von welcher Wichtigkeit für das
tbierärztlicbe Wissen die Üesprecbuog ist,
braocht nicht des Niheren anseinattdergesetst
zu werden, ist ja doch der Endzweck des
fanzen vetehnür-medicinischen Studiums da!>
orbanen und Heilen von Krankheiten, nnd
wurzelt das Verständnis» für die gesammte
„allgemeine und specielle Therapie" vor-
nehmlieh in der K-nntniss der Naturheil-
lehre; ohne diese pb^siatriiichti Basis wttrde
das ftntiiehe Hsnaeln nnr zum empirischen
Anwenden vi^i ILdlmitteln l-crabsinken.
Wenn sich der Thierkörper gegen äussere
und innere Schädlichkeiten seihst bewahren
und Krankheiten ans eigenen Mitteln über-
winden kann, so tnüsseu ihm auch gewiBse
Fähigkeiten ankommen, die er schon an-
gcerbt haben muss. Man kann sie ab den
Ausfluss der thierischen Materie, als das
Werk des selbstthätigen, autiMe in -i li;tffenden
Organismus ansehen, welcher gegen ihm
feindliche BinflQsse in sweekmSssiger Weise
reagirt. Diese Kampfmittel müssen zur rich-
tigen Zeit autireboten werden und können
nichts .Anderes <;;tr?itellen. als Lebensproces.<e.
wie sie auch im gesunden Organismus ab-
laufen. En nm&hen sich eben die Functionen
der betreffenden Organe an die abnorm ein-
9
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yAT0RHEIL.LEHRS.
m
wirkenden Einflösse anpaü.seii, um mit Hilfe
der übrigen inneren Einrichtungen schliess-
lich di<* Hi rrsi liiift über die kriinkiii;i<-hende
Öchudlicbkcit iu gewinnen (Ad a )> t i u n). Fast
alles, was die einzelnen Individuen letzterer
g«geDftber thiu, geicbi«ht (willkQrlich oder
miwiUkarlich) au dem natürlichen Bestreben,
sioh regulatorisch zu bdiütz- ii. sirli Tor detn
Untergänge, vor Vernichtung der Gattung sa
bewamn (Selbaterhaitiiiiir*trieb). Die
auf dem Wege der alini&ligen adaptirrnd. n
Umbildung gewonnenen körperlichen Eigen-
schaften vemic^hren wesentlich die immanente
Schutzkiaft und sind stets erblich, im Ver-
laufe der Zeit mässen daher die Thiere immer
zweckmässiger in ihrer diesbezüglichen inneren
Organinalion werden. £inc der wohlth&tigäten
Folgren der AnpaastingsfthigkeitfAdaptabilität)
ist jfil eil fall?. .la.«j die Tliion- Kiiitltis.-.'. die
sonst als Krankheitsursachen einwirken würden
und denen sie aas Okeoomi sehen Gründen
nun einmal nicht entzogen wmden können,
jetzt uluii> ^iachtheil ertragen, dass sie sich
an eini' Menge gesondheitsfeindlichcr Anssen-
TerkältniMe aecommediren, gewohnen und
■ich so abhSrten, abstumpfen, acclimatlsiren
können. Die liulie Organisation unbeier H;iii>-
fhiere bietet hiefär eine Menge schützender
yorrichtnngen. denn jeder Theil. jedes Organ,
ja jede Zelle hat seine eigene FunetiHii und
alle arbeiten harmonisch zum Wohle des
Gänsen.
Man nennt diese Vorrichtungen des
Selbstschutzes in der Physiologie wie be-
kanntRegulationsap|)arate, und ist deren
wichtigste Aofgabe^ onunterbrochen in dem
Sinn« thttif an sein, dass die Wirkung
äusserer Sihii.llichkeiten durch reehtzeitiee
Gegenreactioiieti paralysirt werden. I^etz-
tere gehen immer von jenen Organen zu-
näcliJ-t nus, welelie zuerst von der Gefahr
beüutlen wurden, da aber alle unter ein-
ander in physiologischem Connex stehen, das
eine helfend und stelivertretend für das andere
einstehen kann, wird die Schutzkraft des
Körpt vs wesentlich erliulit.
Ueberwacht wird die gcsammte Selbst-
erbaltangsthitigkcit Tom Nerrensystem.
Dieses regt nicht blo'-ä alle diesbez«£rlichen
Uiindlungen an, sondern ordnet hie auch, es
ist der Hauptregulator. Die Thiere besitzen
Verstand and Ueberlegung, suchen das ihnen
KfltsUche auf nnd vermeiden alles, was schaden
könnte, u. zw. tlunls durch willkürliche Acte,
theils durch den lostiDct, d. h. durch Hand-
langen, welche dnrchans den Charakter der
Zweckmässigkeit an sich tragen, aber mehr
au» einem Geiueiiigetühle, al» aas Ueber-
legung hervorgegangenslnd. Wesentlich greifen
dabei auch die Sinnesorgane ciii, welche
über alles orientiren, \va> au~,>:i.rhalb und
innerhalb des Körper- in l;eziehung auf ihn
vorgebt. Bei krankhaft gesteigerter Ihltig-
keit der Nerven erschöpfen sieh dies«, nnd
«ler l'eberreizung foljrt ein Ruhe/u-tan l. in
welchem sie sich durch bessere Ernährung
restituiren. Aebnlich verhAlt es sich auch
mit dem Schmerz; er bt wesentlich phjsiatri>
scher Natur, er bewirkt Schonung des 'i'beiles
und provocirt zweckmässige, heilsame Hud-
lungen. In den Centralör^anea findet ausser-
dem öteUverUtluug statt.
Audi da^ Blut und die Circulatioos-
urgane greifen ihrerseits thatkräftig tarn
Selbstschutze ein. Das Blut erhält sich
ℓ>t am besten bei ^uter Beschallenheit
und geschieht hier die iteguiation besonders
dnrch Aufnahme nnd Abgabe von Stoffen.
Bei Verringerung der rothcn Blutzellen z. B. er-
folgt vermehrte Bildung derselben, einge-
leitet durch gesteigerten Hunger, durch Be-
gieide naoli kräftigerer Nalirun^ und grosserem
KuUebedilrluia.s. Vcruiehrung der Zelka hat
deren stärkere Zersetzung zur Folge. Kommen
die üihrroatenalien in lu geringer Menge
an. so wird ihre Aasftbrung besehrftnkt, nnd
da» Blut Iteliült möglichst, wa.s es besitzt.
Werden fremde Stoffe xugeführt, so lagert
sie das Blut entweder iu das Oeweb« nb«
oder werden sie dm Excretiuii.sorganen Ober-
liefert. Bei Anhäufung von Harn stört', Harn-
säure, Himoglobin n.afL werden die Nieren
in Reizung gesetxt und es eriwlgt erhöhte
Ausstossung: ist mehr Wasser vorhanden, als
dienlich, steigert sich das Harcen und .\u><
dansten, wie denn Oberhaupt die Niereu
atisseroraentlich wichtige Regulationsorgane
bind. V(*n denen nächst den Lungen wesent-
lich die Blutbt'seluifenheit abhängig ist. Zum
Glück sind >ie paarig, und bei Beechidigung
der einen tritt die andere compensatorisch
auf, auch stehen nie zum Darm und zu der
Haut in einem viel stärker vicariirenden Ver.
h&Uaiss, als z.B. die Langen su letzterer-
Sittd dagegen beide Nieren erkrankt, ent-
stehen grosse Gefaliren, theiU durcli Störungen
der HarnsecrcUoD, theils durch llückstauungen
von den Nierenarteiien, nnd dadnreh ^
schaff ener grosser Spann tingszunahme im
Aortens)stem. die sciilic&blich nur durch
Arbeitshypertrophie des linken Herzons ge-
mässigt werden kann. Gelingt diese nicht,
tritt Wassersucht ein. Hftnft sich Eohlcnslnre
im Blute* an. so .s])rini,'en die Lungen durch
vermehrte Thätigkeit ein (Ueisung des Be-
spirationscentrams) and sind Oallenbestand-
theile in den Kreislauf t,'erat!i('n. wirtl die
Leber in Anspiuch geuuniuicu (Ülutreioi-
gung). Die Älilz gehört hiebcr wolii nur in
ihrer Eigenschaft als BlatreguUtor für Magen
und Leber.
Auch die Circulation su ru'ani' sind
von Wichtigkeit Wenu zu viel Blut nach
dem Herten strOmt« wird letvteres auch mehr
gereizt, und die Folge siml kräftigere F-\-
pulsutiuaen, um keine Aufstauungen auf-
kommen zu lassen. Allerdings erfordert dies
eine erhebii' ! - ^lchrarbeit des Herzmuskels,
ulinlicli wie tn i Kreislaufshindernissen, allein
durch die ausgiebigeren Systolen erhalt auch
die Coronaria mehr Blut nnd Kraftmaterial;
die Folge ist dann Schutt vor Rrmfldung,
bessere Ernährung. Zunahme an Mu^kelmasse
(Hypertrophie de« Herzens). Ausserdem ist
das Herl sehr dehnbar, elastisch nnd besitst
auch gewisse Beservekrftfte (Hr Zeiten der
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NAlLKHi<.U.-i.Liii.i,.
13t
Koth, woher es kommt, dass bei su vielen
CirculatioDsstCrungea (und den mciäteti Kiäuk-
hnten den Herzens selbst) die Thiere doch
gesand erscheinen können. Aehnliche Selbst-
regalation besitzen aach die Blutgefässe,
welchedurdi eis^enc Thiiti^keit Auägleiehungen
tcliaffen. indem ibnea in hohai» Grad« die
nhigkeit snkonunt, lich den wacbaenden
Prnck- und Strömung'sverliältnissen lies Blntes
anzapaäseii. Wo Gcftssbahiien Jurch Himler-
visse erweitert wurden, verengern sich umlcn-
rf^ruhitorisch and kOnnen selbst Thrombosen
uuü Embolien heilsamer Natur sein, wenn
sie innere Blutungen, die Aufsaugung delc-
ttrer Materien Undern, oder darcb Ver*
ctlrkniig der Gefikswand «ich Tor Beraten be-
wahren. Her.stelluni,' eines genflgenilen Seiten-
krcislaufes ist die h&uhgstt; Xaturhilfe dabei.
Anf die Respirationsorganc wirken
zumeist atmospliiirische Schädliclikeiten ein.
uaiueutlich kalte, hcisse und bewegte Luft.
Schutz finden die Thiero dadurch, dass die
flaut je nach der Jahreaseit und Temperatur
verschieden bekleidet iii und verschieden
functionirt. Die kalte Luft wird genothigt,
baopts&chlich durch die Nase einzutreten,
vnd kommt, indem sie die Widerstlnde und
Krümmungen des .\thmnngstracte8 passirt, all-
mälig crw&rnit in den Lungcnalveolcn an. Bei
etarlt 8tr<'>mender Luft stellen sicli die Thiere
entsprechend auf, und sind besonders Pferde
durch das grosse Gaumensegel (das sie zum
Keaiiirir< n nur durch die langge.streckteNasen-
bObie zwingt), sowie durch die Luftaicke beson-
ders bef&bigt. avch gegen den Wind ansreiebend
XU :ithmen. Wirken G*'fJiliren ein durch Über-
mässige Ansjammlung v pn Koiilensäure, Mangel
an Saaerstuff u. df;1 . so tritt eine spontane
Aenderunfr der ilesidration in der Art ein,
dass jetzt daä autoiuatisehe (Jentrum gereizt
wird und demgemäss eine Verstärkung und
Vertiefonff der Atbemaftge erfolgt, nm ge>
fiüirliebe BtantDgen im Oasanstansdi blnnn-
zuhalten; im N-tlfir,' werden auch die
accessorischen Muskeln in Anspruch ge-
nommen. Rhv'thmlsebe Störungen Mucbt eben-
falls dri> Centmm zu verhindern, jede Ex-
spiration zieht ja eine entsprechende Inspi-
raidon nach sich. Bei Athuiungshindemissen,
hervorgerufen dnrch Blatreichthum, Ansamm-
lung von Ex- und Transsudaten, Schleimmassen.
Verengerung der Canali>ution der Lun<xe, wird
das AtbmangsbedUrfniM im Verbältniss zur
8t0ran|f erblüht, nnd die Athniongsfrequenz
steigt in hedentendem Masse, um penflgende
Ventilation zu unterhalten. Dem entsprechend
arbeitet das Her/, auch wird nStbigenfalls
das Sau- rstoH b. dürfniss herabgesetzt und
die Exhalation durch die Haut verstärkt. Bei
acut auftretenden Leiden greift auch die
febrile £rregang unterstützend ein, es sind
somit frerade die am bedroblichsien ans-
t.pdi' iid.'M Symptome, wie Dyspnoe und Fieber,
die Uauptregulaturea und kommt daher z. H.
ancb die HO leicht erfolgende spontane Heilung
der gewöhnlicli' ii ra';ui]n' und 1 r Lungen-
eDtzAndoog. Zudem vicariiren immer auch
die gesand gebliebenen Tbeile, nnd ist die
AusstoiBung - . - Ktai\khrit>producten durch
die anatomische Einrichtung im Athmungs-
apparate besonders erleichtert, abgesehen
davon, dass sich die Thiere auch auf
motorischem Wege durch Husten, Niesen und
Prusten helfen kOnneu. Gegen die Schädlich-
keiten abnormen Luftdnickes batet sich der
ThierkOrperdarefa die grosse Aecommodatfons«
fähigkeit des Gefässsystemes.
Auch der Verdanangsapparat besitzt
lie II latiunseinrichtungen in reichlichem Masse,
und sind die>elben ron ftbnlich lioher Be-
deutung;, wie dies bei der Regulation für
den Stoffwechsel der Fall ist. Die Thiere
schätzen sieb Tor diesbesaglicben Gefahren
«eben dnrcb Uberlegtes Terscbmiben scbfid-
licher NalitKiiL:^ oder treffen sie bei
schon eingetretener Erkrankung eine ent*
sprechende Auswahl. Hagen nnd Dann re-
agiren ihrerseits durch veränderte peristaltische
Bewetruntr und es erfolgen rechtzeitige Aus-
leerungen, theils durch Erbrechen, theils
durch Durchfall, und ist damit auch eine
vermehrte Schleiuisecretion oder verminderte
Resorjitiiiii verbunden. Darin liegt zugleich
auch der Schutz gegen eingedrungene un-
gehörige, selbst giftige Stoäe. Bei Mangel
an Futter steigern sich die Ernährungs-
gefflhle, und werden auch Substanzen aut-
genommen, welobe sonst verschniäht werden
oder schwer umzu.'setzen sind. Die Secretions-
organe helfen nach, indem sie sieh den Be-
dürfnissen anpassen, auch spart der Organismus
und die Yerbrennungsvorgänge werden be-
sehrlnkt. Bei Anfbanme von so reicbUcber
Xalirung erfolgt auch eine .<?t&rkere Reizung
im Alimentarschlauch un<l seinen zahllosen
Drüsen, es können <,'rüsserf ^Ias>en durch
die Verdauungskraft überwältigt und wieiier
ausgestosseii werden. Reichlicherea Ankommen
von Nabrst'ifTen im Blute wird durch ge-
steigerten Zetfail der EiweiaskOrper, erbabte
Eieretfon von RamstolF ansgegueben, nnd
die Kohlehydrate werden in Form vnn Fett
an unschädliche Orte abgesetzt. Liegt die
Magenthätigkeit darnieder, so kann die Selbst-
hilfe nur darin bestehen, dass der Verdauungs-
apparat durch Sistiren des Appetits in Rune
gesetzt wird und keine neuen Störungen nach-
folgen. Bei krankhafter Zersetzung, Gas-
bildung etc. treten durch die abnormen Um-
setzungsproducte Reizungen der .^T;l gendarm-
nerven ein, sowie lebhafte Contractiouen und
gesteigerte Absonderungen besonders der
LabdrQ.=;en. w<li1i letztere- da- beste Mittel
gegen falsche Gahrung sind. Im Darm kann
aucb der Pankreassaft bteflir eintreten. .\n-
schfippnngen. Verstopfungen gleichen sich
allmaiig durch Steigerung der Irritabilität
der Muskelhäute aus und Diarrhoen ver-
schwinden von selbst, indem der Darmcanal
die nngeliGrigen, die Ganglien erregenden
Stoffe kurzuvg ait>\virf!.
Als aus!ierord"ntlicli werthvoU für das
Naturheilbestreben erweist sich der physio-
logische Stoffwechsel, und sind dir- Rp-
gulationen von dieser Seite eigeutli< h die
wichtigsten. Jeder krankbafte Vorgang mttsa
9*
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181
NATURHBIL-LEHRE.
xanicbst auf dem Wege des Stoffwecbsele
sa«grgl!ehen werden« ond besteht Oesvnd-
Ijeit ja vui luhmlich darin. da>s Neubildung
und KrsiiU, Oxydatiun und Zerfall harmo-
nisch ineinandergreifen, wobei eine Menge
Schädlichkeiten untergehen. Besonders iiotTi-
wendig ist hier, dasä stets ein gcwiä&es
Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Aus-
gaben des Körpers hergestellt bleibt and
geschieht die diesbexüghche Regelung aiMili
sehr leicht, u. zw. t^ntweder durch Steigerung
öder Minderung vou Hanger and Durst, bezw.
reiehliebere AnVildnng ond Terminderte Aus-
fuhr, oder umgekehrt durch verringerte Er-
nährung und vt^rniehrte Excretion. Die Ver-
mittlong übernimmt das im Gewebe an-
kommende und wieder abgehende Blut, sowie
die Ihätigkeit der drUsiiien Organe, welche
die Hlutbescl:uffenlieit und damit dii lii-
tegrit&t der Gewebe fortwährend in Urdnung
tn halten svehen. Ist diese Regulation in
gesunden Körper nicht inöglieh. so gi-si.bicht
der .\ub'gleich durch entstehendeä Fieber.
Die UauptstoffwechselstQrer sind vornehmlich
die in das Gewebe eingesetzten Krankheits-
erreger, sowie die abgelagerten Kvuukheit^-
prodncte, die nicht so ohne Weiteres aus
den betreffend«» Organen entfernt werden
können. Erst dnrch die Pieberhitte und
Oxydation werden sie verbrannt und so aus-
warfüfähig gemacht, alle Fieber haben somit
mit Rücksicht hieranf eine heilsame Bedeutung
Iftr den Stoffwechsel.
Aebnlichen Schutz gewährt auch die
Natur gegen Erkrankungsgefahren, welche
durch den Wechsel der Innen- und
Aussentemperatnr entstehen. Hohes Stei-
gen der Blutwärme kann gleich nachtheilig
einwirken, wie extreme atmosphärische Tempe-
ntnr, KUte und Httse. Die Selbsthilfe ist
hier hauptsächlich in der nicht schwer zu
bewerkstelligenden Aenderung der Wänne-
bereitung und der Wärmeabgabe gelegen.
Vor der schädlichen Einwirkung grosser
Kalte schützt äich der Organismus au!>i>er
durch die schon oben besprochenen Regula-
tionen noch dadnrch, dass die tbermiscben
eentripetalen Hantnertren eine Beirang er-
faliien. in Folge deren vom Wärmecentrum
aus der Stoffwechsel gesteigert, die Oxydation
erhöht, die Wärroeprodncnon also vermehrt
wird, w.'ihrend glei- lizoitig infolge der durch
die Vasoconstrictoren eingeleiteten Coutraction
der Hant^fftsse weniger Blnt an derKOrper-
peripherie etursirt und damit auch weniger
kalte Luft mit dem Blute in Berührung
kommt. Diese regulaturische W.\rmesteii,'orung
liommt auch zu Stande, wenn die Körper*
Oberfläche nvr Ton einer AbkOhlnng aof einer
beschrankten Hautfläche betroffen wird, denn
alsbald antwortet die gesammte KOrperober-
fläche mit reäectorischer Verengerung aller
cntanen Blutgefässe. Der durch die gesteigerte
Wurmcerseuguug im Korper entstellende Aus-
fall wird gedeckt durch vermehrtes BedOrfniss
von Nabrong. instinctives Verlangen nach
eiweiss* und fettreichen PotterstolTen, sowie
dnrch Erhöhung der Aulsangang im Darm«;
aasserdem soeben alle frierenden Thier« die
wftnneansstrahlende Bantfläcfae sn verUdnem,
indem sie dr.r 1. Z-isammenkaUern die Haut
in Falten werfen und die einzelnen Körper-
theile dicht anlegen. Umgekehrt wird durch
hohe Aussentemperatnr, durch Flitze das
Temperatarcentrum im verlängerten Mnrke
nieht M^regt, im GegentheiL, er-
brennnngsTorsinge mindern sich infolge
allgemeiner Erschlaffung, die Haut duftet
stärker, erzeugt Verdunstungskälte und die
innere Wärme sinkt; gleichzeitig nimmt die
WirraeansdUnstnng sq., denn die erschlalften
Hautcapillaren erweiteni sich und das fOr
Wänite sehr reizbare Herz arbeitet ülarker,
80 dass jetzt ungleich mehr Blutmassen an
der KOrperoberfläche sich abkühlen, gefähr-
liche Würmeaufspeicherunpen also nicht auf-
kommen kunnen. Zudem wird aueii die .\thinung
bescbleanigt and strahlt auch von hier aas
Tiel Wärme aas.
Endlich hilft sich der Organismus auch
gegen K rankhei ts gi f t e. Contasien and
Miasmen, so gut dies eben raOglich. Die
krankmachenden Stoffe dieser .\rt entstammen
zumeist dem Boden, gelangen von du in die
Lnft, gegen die sich die Thiere nicht ab-
sperren können. Der Selbstscbats kann nar
gering: ausfallen, auch ans dem Grande, weil
diese Infectioiisatulh- einer raschen, ungeheuren
Vermehrung fähig sind und die Entfernung
ans dem betooffenen Gewebe grossen Sdiwierig'
keiten unterliegt. Gewnhnnng vermindert
wenigstens die iiispuäitiun, auch kommt die
hornige Beschaffenheit des Ueberzugcs der
Cutis und S -hleimhäutc zu statten, sowie die
luununiuu gegen bestimmte Ansteckungs-
stoffe. Belebte Contagien werden zum Glück
darcb ihre eigene Thätigkeit getodtct, gehe»
im Kampfe mit anderen Mikroorganismen
unter oder schaffen sie Schutz gegen Wieder-
erkrankung,indemdasGewebe keinen günstigen
Boden mehr für neue Ansiedelungen abgibt.
.Vin kräftigsten Zeigt sich hier die Natur-
heilkralt im Fieber, wie dies schuu oben be-
sprochen wurde: die meisten Mikroorganismen
werden bei 38—40° Teimebrungsunfähig,
Hienach machen sich die physiologischen
Eigenkräfte des Organismus bei den ver-
schiedenen auf ihn lusstfirroenden Gefahren
anf das Vortbeilhafteste geltend. Sie sind,
wie gezeigt wurde. hau|>tsächlich in der
gt'setzMiäsäigen Urgaiiisulitt« des Körpers be-
grüiitiet und lediglich als der nothwendife
Ausfluss der thierischen Materie an-
zusehen. Freilich gelingt es dem Organismus
nicht immer, gegenüber den feindlichen Ein-
flüssen Stand SU halten, er reagirt soweilen
ungenügend nnd die Folge ist Krankheit nnd
T"d. Diese ebenfalls na.h jdivsiidngischen
Gesetz«» vor sieh gehende Kcaetion ist
sonach nichts Anderes, als die Krankheit
selbst und kann diese zunächst immer nur
eine Ortliche sein (Localpathwlugie, Virchow).
Kraiiklieit kann bloss die Folge nicht aus
reichenden spontanen Heiltriebes sein, ist
deswegen ebenfalls ein physiologisches O**
schoben nnd oft nichts weiter, als so schwache
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I UNIVERSITY
IITRHEIL-LEHRE.
133
Beactlon, za träges Ablaofea der normalen
Vorgänge, wie aach die Gegfenwirkung eine
za lebhafte, das Heübestreben ein zu niäctitiges
sein iuum, wodurch wiederam Krankheit be>
dint^ wird, oder lisst, wm ebenfalls vor«
kommt, zuweilen sich der Organisranfi täuschen.
ger«kth bei seinen reactiven Bemühungen auf
falsche Bahnen and geht darQber zu (irunde.
Regttliren, d. b. steigern oder mindern sich
aber diese Vortränge, nnd werden dabei die
anomalen Bedingungen, unter denen das
«Gewebe fanctioniren mass, entfernt, so er-
folgt Oenesiug, and kann diese immer nnr
von den gesund gebliebenen Theilcn aus-
gehen, Genesang ist daher nichts anderes
itls „die Physiologie der Therapie". Ist
während des Krankseins das betroffene Sub-
strat bedeutend verändert, namentlich nu-
tritiv erheblich gestOrt worden, dann ist ea
nicht mehr im Stande, durch das Nntnr-
hrilbettreboi tnr Norm tnrttekgebmelit in
werden, die Restitution muss dann von anderer
Seite bewirkt werden, oder treten entfernte
intacte Theile nnd Organe faelfcnnd ein. Die
Hilfe erfolgt von dieser Seite stets ura so
sicherer, je mehr die Organe in ihrer physio-
logischen Thitigkeit üebung besitzen.
Stellen sich der Sclbaüiiife Hindemtsse
entgegen, welche der ThierkOrper nicht zu
überwin<ien \'-\:v\y\^. muss Kunsthilfe ein-
treteUf deren Einleitnng wiederam nar auf
Grand der Kenntnfas der natBrliehen Heil-
vorg^nge geschehen kann, im anderen Falle
ist der HeilkOnstler nicht im Stande, die ihm
vom Organismas gegebenen Winke amlFinger-
zeiee zn befolgen, sie richtig anzuwenden
und die Genesungshindemisse zu beseitigen.
Von jenem gilt also noch immer der alte
Sats: „Medicaa non magiater, sed minister
natame, enim nntom «tnat, medkne cnrat!**
Hienach ist auch die Bezeichnung der Heil-
konst als .^praktisch angewandte Physiologie"
dnrebaus eine zutrefl^nde.
Will man ein nliheres Verständniss für
die phyaiulogischen Vorgänge der Natur-
heilung gewinnen, so ist dies nur möglich
auf der Grandlage der Virchow'iichen Lehre
aon der Cellalar-Psthologie, auf welcher ja
jetzt alle Anschauungen über das Wesen und die
Natur von Krankheitsprocessen beruhen. Letz-
tere laufen eteta in den Oewebnellen ab
nnd können somit die Heil vorginge auch nur
in diesen vor sich gehen. Werden die letzten
Gewebstheile von abnormen Beizen betroffen,
oder dringen mikrobischc Krankheitsstoffe
in sie ein. so fanctioniren sie falsch und
mössen die übrigen Zellen helfend eingreifen,
sich gegenseitig anterstdtsen und vertreten,
wodnreh eine lebhafte aUaeitige Wiederher*
-tellnngsthätigkeit entfaltet wird. Worin
die:»eä reactive .Schaffen des Nüber«(i besteht,
ist allerdings zumeist noch in Dunkel ge-
hüllt. >iclier steht nar, dass die i rste Vor-
bedingung der Wiederkehr normaler Zellcn-
function in der Entfernung der Krank-
heitsarsacbc besteht, and liegt darin auch
die grOsate Schwierigkeit. „Permanente caasa.
permanet uorbaB." Oft reicht es aas, die
causa morbi auch nur unscbidlich sa machen,
hftufig genug gelingt es aber, die Zellen-
thätigk. it durch lebhafte Zufuhr von frischem
N&hr- and Onrdationsmaterial so zu re«
activiren, dass die Krankheitsnrsaehen saramt
den Krankheitsproducten zerstört und aus-
wuriäfShig gemacht und noch reichliche Stoffe
zum Wiederersats herbeigeführt werden, denn
Anbildung und Abfuhr fder Gewebs-
schlacken) müssen Hand in Hand gehen.
Beide Vorgänge vollziehen sich in der Regel
unter Eintritt von Hyper&uiie, EntzOndang
mit Fieber, Nenbildang and Regression.
Zum Glück sind die meisten Krankheits-
processe bei Mensch und 'iiüer physiatrischer
Natur; was im Gewebe zum Absterben ge-
kommen, ist selbstverständlich verloren. Die
Hauptrolle spielen im Ganzen jedenfalls die
progressiven Heilvorgtage, welche reich-
lich einaatreten pflegen, wenn die Circalatioas-
▼erhftttnisse geordnete sinÄ, and aaeh seitens
der betreffenden Nervencentren (trophische
und secretorische Nerven) Mithilfe ge-
leistet wird. Unter ümstBnden sind aber aar
Heilung auch regressive Vorgflnge nothwen-
dig, oder wird die Heilung durch solche vervoll-
ständigt: sie beistehen in Minderung der Er-
n&hrungsthätigkeit mit gesteigerter Abfahr
der verbranchten Materien.
Trotzdem bildet sich die Krankheit nicht
immer zurück nnd dauert namentlich an,
wenn die ürsaehe an lange eingewirkt, wenn
viel Gewebe dabei nothgelitten hat und be-
deutende üecundäre Veränderungen gesetzt
wurden, bei der Selbsthtilnng so verschieden-
artiger Krankbeitsprocesse mnss daher eine
Reihe günstiger Potenzen gleichzeitig zu-
sammenwirken. vTenn die Wiederherstellang
eine vollständige sein suU.
Indessen stenen der Katarkraft eine
Menge Wege zur Verfügung und tritt die
Genesung unter den mannigfachsten Furiuen
auf Am hüafigsten erscheint der NaturheiU
trieb, wie schon erwähnt, unter der Form
der Congestion und EntzOndang mit all ihren
heilsamen Nachwirkungen (Fieber, Schmer»,
Anachwellang, Eiterang, Grannlation, Narben-
schwond a. s. w.). oder kommt es so ver-
stärkten Ausscheidungen. Resorption schäd-
licher Sabstaasen, Einsclunelsen von Exsu-
daten, von Wacherangen, Neatralisation von
deletären giftigen Stoffen und Secreten. In
anderen Fällen sind vornehmlich Neubildungen
mit dem Charakter der Restauration und
Compensation erwünscht und erscheinen sie
auch in Form von Hyperplasien, Wacbsthum,
Abkapselung, AnlOthnng and Wiederseagang
(Regeneration).
Umgekehrt docamentirt sich die Selbst-
hcilung durch Rückbildiing von Geweben, sich
aassprechend durch Atroplue. b*iirunipfung,
Muraification. Verkreidung. Obsolescenz, Ver-
härtung , Unschüdlichniarliunir oder Ent-
fernung des Todten, durch nekrobiotische
Proeesse u.dgl. Letztere sind freilich nicht
immer heilsamer Natur, ond können es aaoh
nur sein, wenn sie steh auf Gewebe beliehen,
deren Bleiben schaden würde, oder welche
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184
NATURSim. — NAVABRA-PFEBD.
ilera KOrper doch nicht mehr erhalten werden
können. Hiebet gdhOrt betonderft 4ie fettige
Degeneration,
Sonacb kstiiien die ph3siatrischcn Um-
biKliDiir.'ii recht vei-'-chioiU-ner Art und elteii-
SO heilsam als verderblich sein, aus ihrem
Eintritt und Fortgang niQ«» daher der Ant
entnehmen, ob uiul wo er unterstfitzen, nach-
helfen oder zurückhülten, hindern soll. Die
Frage, ub Entzändangen, Fieber heilsam
oder schädlich sind, beantwortet sich hienach
Tun selbst. Eine Entzündung, die in der Um-
gebung einer Quetschung, eines Knochen-
braches, eines iiekrotisirenden Gewebsstflckes
auftritt, kann nur ervllnscbt sein: wenn sie
über il.i- Zirl Iiuiaiisij<'li( . iiin<-< >ie be-
schränkt werden, .\eiinljciie3 gilt vuii Jen
^fperämien, Hypertrophien, von den Blu-
tungen, Thrombosen, im .\llk''nieine[i ist es
aber immer leiehter. der nutui heilenden
Thätigkcit gewisse Schranken aufzuerlegen.
Der pbjsiatriscben Bedentang des Fiebers
hftben vir sebon oben Grwibnung getiian.
Glücklicherweise heil< n .lie nwisten Fiebvr
von selbst, alle hülieren ürade tragen aber
den Chanücter der Gefahr an sieb, nnd' be-
steht iies? insbesondere in dem Nachlassen
der Herzkruit und ia der sinkenden Th&tig-
keit der Nervencentren. Bei äusserlichen
Krankheiten endlich voUsieben sich durch-
aus dieselben Natarbeilproeesse. Vo^^d.
NatuNftlet ist eine ältere Bezeichnung
für die Ersohptntingen auffälliger Art in der
Thierzucht, für welche man keine rechte Er-
klärung finden konnte, un>i daiier piaulite. die
Kator erlaube sieb hin and wieder einmal
„zu spielen** oder nene Vavietftten xn «ehaffen
Ancli dl>' «<)g. Missblldnngen werden zuweilen
Naturspiele genannt. J-rcytag.
NMClea Gambir, ostindlseher Qam-
bir>traucli, klrttern.b- Rubiace-' L, V. 1,
ans deren Zw i\a<ii\ und Blättern die japanische
Erde oder das Catechn gewonnen werden kann.
in neuerer Zf it stnmnit jedoch das meiste nna
bcfisere Gambir- Ca techn aus der Catechu
pallidam (Unearia Gambir). Die Mimose Ca-
tecbo nignm (Terra Catechu) und die Pinang-
Palme Arecn Catechu liefern ebenfalls brauch-
bare <'< rb^;tni.'. In lier yiraktischen Tiii-Mheil-
kunde ui<"ht briuiclilioh (s. ("at>>. hu), yi.
Mandie. fran/ >*i.>.cher Arzt und Schrift-
Stoiber, schrirb über die Viehanmeiniittel ira
XVIII. Jalirimndert. Abltitmr.
Naumann, deut!>eher Veterinärarzt und
Schriftsteller, schrieb über die Pferde- und
Vieharzneikunde im XVI II. Jahrhundert. Abr,
Naanaan, J. G., 1734— 1836, war erst
A}iütbcker. studirtr V. t>-rinüruu'*!ioin in-Dres-
den und Alfort und wurde 1790 als erster
Professor an der Tbieranneiscbole in Berlin
anpt «t''llt. nn welcher er 46 Jahre fungirte.
Naumann schrieb über die Charakteristik
nnd Geschichte der Torsttglichsten Hengste
nnd Zuchtstuten der proussischen Haupt-
gestüte (17t;9— 1798). 1800 und 1801 erschien
sein Handbuch ,l'eber die v rz ri>;lichsten
Theile der Pferdewissenscbaft" (3. Aufl. 18i8)
nnd l{>«'i> ein Artikel über die herrschende
Pferdeseuche. Scmmci .
Naaaaa s. nansia (ron vaSc, Schifft, die
Seekrankheit, der Ekel. • Amaeker.
Nauseosa. Mittel, weUho Uebelkeit. Wf\r-
geu und ein gevisees Ekelgefühl erregen, wie
es dem Erbreoben Teibenmgehen pflegt und
z. B. ein Hauptsyraptom der Seekrankheit
(Nausia) bildet. Mit diesem Gefühl des Ekels,
(las man aneb als
Nausea bezeichnet, ist stets ein Wider*
willen gegen Aufnahme von Nahrung verban-
den, welcher in der Rc^'el eine Zeit Innj: vor
dem Erbrechen eintritt und nach dem Auf-
boren desBelben noch eine Zeit lang anbitt
Durch angemessene Dosirun^ (br nici?t*'n
Brechmittel ist man im Staude, die Leblich-
keit auf längere Dauer hervorzurufen, ohne
das.s Erbrechen eintritt, man kann daher solche
Brechmittel, wenn sie nur in kleinen, nicht
Erfolg versprechenden Gaben gereicht werden,
als Keniedia nanseosa beseichnen. Die
Ursache eines sotcben Ekels sncbt man anf
T'cbf rrf'i/nng der ^^lairi-nnervon dur<]i nber-
massige Blutzufuhr zurückzuführen und spricht
für diese Annahme der Umstand, dnss gerade
die F'^izenden, hyppräniisirend auf ili<' Magen-
schleimhaut wirkenden Emetica besonders
stark nauseos sind, wie z. B. der Brechwein-
stein, das Veratrum album und das Emetin.
Früher hat man von diesen Mitteln Gebrancb
zu nia.;lien gesucht, um von der F.inlulir vnn
Nahrung abzuhalten, um übermässiger Fett»
|)rodnetlon entgegen znarbeiten, nm tv rw-
iiiiid''rn. dass patholopisrhe Ablagerungenr
.^tatttinden, oder solche zur .\ufsaugong ge-
bracht werden (Ekelcuren), bexw. einen dia-
phoretischen Effect auszuüben, der sich
allerdings auch bei den Thieren einzustellen
pflegt, sämmtliche Wirkungen sind jedoch
derarr, dass sie jetzt leichter und eiofacher
dorcb andere Mittel sieb ersielen lassen.
Navarra- Pferd. Im ehemalipen Könis?-
reiche Navarra, bestehend aus Über- und
Nieder-Navarra, von denen letzteres jetzt zum
fraiizösischin r>''partemcnt Basses-l*yr<'ntie3
gehört, während Ober-Navaiia die siianisclie
Provinz Navarra bildet, wird seit mehr als
tOOO Jahren ein Pferdescblag gex&chtet, der
<u den orientalfseben Rassen gebort nnd in
manchen Punktfn hentc nodi grosse Aihi'
lichkeit mit den .\rabern zeigt. Das Land
ist, mit Ansnahme des Innern, wo sich die
Ebene von Pamplona ausbreitet, und der sog.
Bibera, sehr gebirgig und waldreich, daher
zum Anbau nutzbarer Früchte wenig ge-
eignet; nur Iftng« der Gewässer sieben sieb
einielnefraebtbare Landstriche hin, in welchen
Weizen, Gerste, Hafer, Hanf, Flachs, GeniQi.e
mit Vortheil cultivirt werden können. An
Wiesen ist Mangel, dahingegen aiod sehOne
Weideplätze mit nahrhaften Kräutern und
Gräsern nicht selten. Letztere liefern für
Pferde, Schafe und Binder fast das ganze
Jahr hindurch gutes Futter. Das Klima ist
gesund und nur auf dem Hochgebirge rauh
zu nennen. I)i.' Navarr'-sen. ein kraftiger,
arbeitsamer und scharfsinniger Menschen-
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HAYARRA
schlag, hfiiisrf" mit Zälil^liPit an iliren ultfn
Sitten and Gebräuchen, und biednrch erklärt
•^i«•h auch, dass sie an der Züchtung ihres
heimücben PferdeschlMMs immer noch fest-
lialtca vaä von dar Bimiiliehiiiifr fr«md«n
Blntes nicht viel Witten wo!l- 'i N'ur allein
in den tiel'erlieg«ndeil milderen Gegenden
von Navarra hat der Ackerlw« in d«r Mca-
zeit einen Aufschwünt^ {»^enomnipn, wo«n
namentlich die jetzt besseren Communica-
tionswege und P^i$enbahnen boigetragen haben.
Ancli der Absati der Prodacte ist etwas
besser geworden.
In den Gebirgslandschaften von 'Vli, r-
Nararra ifibt es circa 7000 Stuten, von welchen
al)j&hrlieh 760— 8Ö0 Stfick sar Pferdesncht
benQtzt werden. Ein Drittel der dort vor-
handenen Stuten ^ird auüächliesslich zur
Msnltbiersoeht verwendet; man fabrt die
Thier« hinflg ganz hfibschen, kräftigen Esel-
hengsten zn, and erhält aach meistens in
der Nachlacht recht brauchbare Ba-^tarde,
Nach Cotarelo'« Angaben sind in SS Stationen
44 Pferde« und HO BMlfiengste als Besehller
anfgestellt, die goTv-finh' fi tl' ' gnt gebftiten
nnd zweckmässig gelüttert werden.
Die Begierong kQmmert sich um diese
Zflfhtnng 80 gut wie gar nicht, öberlässt
dieselbe fast aassrhliesslich den Privatper-
sonen und bewilligt nur ab und zu auf den
Aasstellangen einige Prämien ftUr die besten
Znebttliiere.
Bei nfiberer T'ntersTjchnng der Pferl^ i:'
Ober-Navarra bemerkt man, dass daselbst
swei Schläge vorkommen; einmiJ die Pferde
i^er Flassniedernngen (Ypgnn<? riberefias),
und aweitens Pferde des Hochgebirges (Yeguas
de la montafta). Der letztgenannte Schlag
wird in grösserer Ansahl eex&ehtet, alü der
Nioderangsschlag. Wf« oei den meisten
spanischen Pferden der Niederung, so findet
man aoch bei jenen navarresiticlien sehr oft
einen etwas grossen, fleischigen Kopf, leidlich
schlanken Hals und breite Bru?t. Ihr Rficken
ist häufig eingesenkt, die Krappe aber ziem-
lich gerade nnd — wie der Spanier sagt —
mandelfdnnig (almendradas) gestaltet. Die
unteren Qltedmassen konnten besser sein; es
fehlt ihnen hiinfig die nfithige Mascnlatur
and eine normale Stellung der Ffisse. Die
Hohe dieser Pfsrde sehwankt swisehen i-SO
nnd 1-60 m.
Das Bergpf^rd Navarras hat zwar in
mancher Beilehnng Aehnlichkeit mit dem
Niedeningsschlage, ist aber im Grossen nnd
Ganzen besser, hübscher geformt, wenn auch
etwas kleiner als dieser. Der Kopf ist feiner,
der Hals babseber geb<wen, der B0«ken kurs,
gant besonders scnOn ist die Lendenpartie;
auch ihre Kruppe hat fii • iri fiilli ^ Form.
Die unteren Gliedmassen sind meibtens un-
ladelhafi, kriftig, mit gnten Sehnen nnd
festen Hufen bestens anügestatt- *^ Pio grössten
navarrischen Pferde sieht man in der Um-
gegend von Tudela, an den Ufern des Ebro.
Albama, Quelles und des Canals von Tauste;
die kleinsten sind im Hochgebirge von
Arelnr.
SCHAFE. 185
Bei der Zucht der Niederungspferde
lässt man. nach vorausgegangener sorgfältiger
Auswahl der Hejigste. diese stets aus der
Hand springen, wobiogegea bei den auf den
Bergen gezogenen Pferden sieh niemand nm
die AuF.v:i'i] nn l Zntlieilung der Hengste zu
den Stuten kümmert. Ontarelo behauptet,
dass die dortigen Maulthierzüchter ihr Ge-
schäft im Allgemeinen sorgfältiger betrieben,
als die l'fcrdezüchter, und halt es für rath-
sam, aus dem Sflden des Königreichs edle
Zocbthengste nach Navam sa fuhren. Die
an versomedenen Orten der Provins einge«
richteten Wettrennen, zu welchen vom Rt^iate
zuweilenhObschePreisebewilligt werden, sollen
bisher nicht viel snr Hebung der Zucht beige-
tragen haben, üm möglichst sfhnelle Renner
zu erzielen, hat man in mehreren GestQten
spindelbeinige und langlelbige Hengste alsBe-
schäler verwendet: dieselben haben aber eine
Nachzucht geliefert, der sowohl die nOthige
Solidität, wie Elasticität der Gliedtnasseti fehlt, •
am ein tOcbtiges Pferd far den Krie^dienst
absngeben. f „Con lo qne I» han qvitsdo al
caballo la solider, y elasticidad de piema«,
que constituyen ifl buen cabäUi» de guerra.")
Die Pferde in Nieder-Navarra, d. h. die-
jenigen, welche in dem französischen De-
partement Basses-Pyrun^es gezogen werden,
haben Aehnlichkeit mit den Bergpferden
Spaniens. Nach Moll and Cojot trifft man
die schönsten nnd edelsten Thiere in der
Ebene von Tarbf^s. Diese Landschaft, an der
Grenze von Bearn und Bigorre gelegen,
eignet sich ihrer klimatisehen und Boden-
Terliältnisse wegen am besten zur Zucht, und
es gibt daselbst mehrere beachte nswerthe Ge-
»tote. Auf einem verhiiltnissmässig kleinen
Raame werden dort 600 Matterstnten gehalten,
die sn den Hengsten eines DdpOts gefOhtt
wi'rden, welches zum Theil sehr schönes
Material der veredelten Bigourdan-Rasse be-
sitzt nnd anderntheils in derNenteitenglisehes
Vollblut zur Kreuzung benötzt hat.
Von einer Keinzuchi der altberfihmten
Navarra- Rasse ist im Departement Basses-
Pyren^es heute keine Rede mehr: im Gegen-
theil. man nimmt die verschiedenartigsten
Kr* i;/ i;iL:>'n vor, und es H<jllen dort kaum
noch lOÜ Thiere der alten Ras^e vorhanden sein.
Ans der Krensnng des alten Landschlages
mit englischen Vollbhithengsten sind einige
neue StHinnte oder Familien hervorgegangen,
die vortreffliche Reit|tferde liefern und sich
durch Schönheit und Kraft aaszeichnen. Sehr
viele der d(>rtigen Pferde künnen aber nur
entartf'i'' N:i\ ;ii ] bezeichnet werden. Z-'^.
Navarra-Sobafe geboren grOsstentheiU
sur Gruppe der Zackelschafe, welche in
Spanien T-achas ndf-r Cliurras genannt w.'vden.
und stets eine grobe Misch- oder Filzwttlle
tragen, die nur aar Fabrikation ordinärer
Stoffe, Decken, Kotzen etc. tanglich ist. Diese
Schafe kommen meist nur in kleinen Heerden
vor und versorgen ihre Besitser mit der
Milch fOr den Hansbedarf.
Viele dieser Thiere wandern alYifthrlich
naeh dem Nordosten nnd Osten Spaniens,
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186
NAVARRO. . MEAPOUTANISCHE TIERZUCHT.
Ulli ükii den QppigcQ Weiden der Provinzen
Barcelona und V'alencia gemästet zu werden.
Ihr Fleisch wird zartfaserif^ und wolil-
«chmeckend genannt und bildet auf den
Märkten der dortigen Orossstädte einen ge-
sachten UaadeUartikei Nach 8»o«oli leiden
die Schafe in Navanra hat nieinalfl an der
Cacheii« i [ i use. Jio sonst in Spanien nicht
selten vorkuiuiuen soll. Freylag.
Navarro, S. B.. Teterinftr in Spanien.
u'iUj 18S5 eine Abhandlnng Uber Koliken
heraus. Semmtr.
Neapelsalbe Neapolitanisclu' Salb«-. I n-
jj:ii.nittim neapoIitnnriiM. .lie graucSalb<-. (Queck-
silber- oder Mercurialsalbe — Unguentam
Hjrdrarfyri (s. unter Uercorialien). 17.
NeapolltanlaoliM Ftttoohwuxtflhaf, a.
Fettecbwanzschaf.
NeapoUtanitche Viehzucht Die Provinz
Neapel, eine der schönaton Landscliafton
Europas, urafasst den »adlichen Theil des
sog. GlQcklichen Cauipanion, lagert sich um
den Golf von Xeapcl, und grenzt gegen
Norden an die Provinz Casertai Östlich an
Salerno, sadlidi md westUeli an daa inttel-
ländische Meer. Mit d-?n za der Provinz ge-
hörigen Inseln amfasst Neapel einen Flächen-
raum von 1066 km*, auf denen 1,001.145
Menschen wohnen. Diese Provinz ist der am
dichtesten bevölkerte Landcätlieil von ganz
Italien.
Der Boden ist fast aberaU &na«ei8t irncbt»
bar, aneh fleiesig ungebant nnd liefert meiat
schünt5s Getreid«.', vor allem anderen aber
werthvolle Garten frQchte, Weintrauben nnd
Oliven. Von nicht geringer Bedentnng ist aneh
d. r Anbau von Krapp und Baumwolle. Die
Seidenzucht liefert ein geschätztes Product i
und die Viehzucht in mehreren Bezirken leid-
lich braachbare Pferde, Maulthiere, Esel.
Binder, Schafe, Ziegen and Schweine. Die
von den Schafen gewonnene Woll*- wird zum
Theil in den eigenen Fabriken der Provins
verarbeitet, ebenso auch die dort gebaate
Baumwolle. Die Korallenfischcrci bildet für
viele Leute eine wichtige Erwerbsquelle.
Zaiilreiche Häfen nnd die von Neapel aus-
laufenden Eisenbahnen unterstfltzen den leb-
haftesten Handelsverkehr mit den iiu Lande
gewonnenen Prodacten naeh jener achOnen
Haaptstadt der Prorini.
Bei der letsten Zlhtnng (1881) besass
die Provinz:
11.770 Esel,
21.717 Rinder,
ll.Olö Schafe,
lO.iiü Ziegen.
12.034 Schweine.
Die dort vorhandene Anaahl von Pferden
nnd Basisrden ist in den Censimento del
B' .>f i;itn<' leiiler nicht :iii;;egeben. Die Anzahl
der Esel hat .<«eit lisöl^ bedeutend zugenommen,
ebenso auch die der Rinder, Ziegen und
Sehweinf". Die Zunahme an Schafen Ist nner*
heblich und beträgt mir 1739 Stück.
Die in der Pri'\inz gezogenen Esel
gehören mit au den besten des gansen
Königreichs; sie besitzen eine LT'ite Höhe,
hübsche Slatar nnd genfig n i Kraft mm
Lasttragen, werden aber auch hänfig zum
Zuge — bei den Feldarbeiten — benQtzt und
leisten weit mehr als man ihnen auf den ersten
Blick antrauen sollte. Durch Verwendung
aebSner Hengste, die aneb oftmals rar Haul-
thierzueht dienen, hat sich die neapolitanische
Eselrusac in der neueren Zeit wesentlich ver-
bessert, und es wird infolge dessen aneb
mancher Esel exportirt. Fütternntr und Pflege
der Thiere lascit häutig noch viel zu wünschen
übrig: ihre grosse Genügsamkeit kommt den
Eselhaltem sehr an statten und wird oftmals
sehr misebranehi
Die Pferde der Provinz haben von dein
guten Namen, welchen ihre Vorfahren im
XVI. und XVUL Jabrbnndert besassen, viel
eingebüsst. Noch zur Zeit Kaisers Karl V.
konnte der Schriftsteller Pasqual Carracciolo
Hagt ii: ^K.s kann zwar nicht geleugnet werden,
dass auch in anderen Provinzen Italiens eine
Menge trefflicher Pferde voll Muth, Leichtig-
keit des Ganges und Lebhaftigkeit des Tem-
Seramentes erzogen werden, wie z. B. die edle
^asse von Urbmo. von Plorens, von Farian,
von Parma und von Mantua ali r wenn die
Pferde am geselnit^testen sind, welche mit
allen Vors'.ügen begabt, in jedem TomelimeB
sich brauchbar erweisen, m erscheinen solchen
Lobes die neiipolitanischenPferde würdig, denn
zum Reisen, zum Spazierenreiten, /um Traben.
Bum Galoppiren, aum Krieg, zum Springen,
auf der Jafd haben sie den Vorzog vor ulen
und sind daher von mittlerer Taille, grosser
Schönheit, trefflichen Atlienjs, grosser Stärke
nnd bewanderungswürdiger Leichtigkeit. Sie
^,,<,r,.;i-on «f}]:],)) sind von hohem Muthe,
t siarlv vcn k^ijti und Hals, angenehm in der
Hand durch ihr gutes Maul und unglaub-
lichen Gehorsam gegen das Gebisa nnd endlich
so gelehrig und geschickt, dass sie bei Ab-
riehtung eines guten Reiters sich mit solcher
Cadenz bewegen, dass ihr Gang beinahe
dem Tanse gleicht."
Welcher italienische S<liriftstfller würde
es wohl heute noch wagen — und wäre ersuch
der beste Freund seiner vaterländischen Rasse
— den neapolitanischen Pferden der Jetztzeit
ein solches Loblied zu singen? Die Zeiten, in
Welchen man dcrfflciehon sagen oder nieder-
schreiben konnte, sind längst vorüber, jetat
nehmen die in der Provins Neapel gezogenen
Pferde durchaus keinen hervorraL'enden iPlatz
unter den italienischen Kajiäeu ein. Jene alt-
berttbmte Baase ist entartet, und wir finden
heute nur ganz vereinzelt Individuen, welehe
au die schönen l'lcrdcbilder erinnern, widchc
uns die Künstler aus jener alten Zeit hinter-
lassen haben. Unaard suchte den Grund der
Ausartung der Neapolitaner in dem Umstände,
dass man aufgehört hatte, sie mit der i>rien-
taliächen Rasse zu kreuzen, und daät> man
dem bald sichtbar gewordenen Verfalle durch
dänische, englische Halbblut, französische
Normänner uinl deutsche Hengste wahren
wollte, wodurch alier nach seiner Meinung
die Entartung nur beschieonigt wurde.
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NEAPOLITANISCHE VIEHZUCHT.
137
Uws neapolitaiiische Pferd der Jetstieit
i«t kann nittelgross, «twa 1*4$ bis l'SOm
ho< Ii Olli! eher lang- als kurzV)f>inig zu
nennen. besitzt einen grossen Kopf niit
breiter Stirn and ziemlich breitem Mfttd, wo-
durch eint' Gestalt entsteht, die von den
Italiencru ,.|uadrata" oder „ijuadra" genannt
wird. Der UaU der Pferde i>t von inä»8i>?or
LiDg«, oft in dick, fleischig, der Kampf
aehm«! und die &appe abschüssig. Der
«i'-mlich tief angesetzte Schwanz wird itchlecht
getragen. Ihre unteren Glieduassen aiad leid-
lieh eoUde und meist nieht «ehleeht gftrtellt.
besonders gat sind ihre Hnfe, so dass sie auf
schlechten W^en — sowohl in der Ebene
wie anf den Bergen — raach und elcher vor-
«irte kommen Unnen. Das Temperament der
Tbiere ist lobenswerth: sie sind folgsam,
loii-ht zu reiten. Heis^ip. und zfi^ei: im I>ienst
eine grosse Ausdauer. Im Schritt und Trab
bedtsen ale in d«r Reirel Tiel Aetion. Zorn
/.uge werden die Pfenlo nur ausnalini.*\vci.re
bentttzt, hierzu verwemiet man entweder
.MäQithiere und E^el oder — bei der Fdd»
arboit und im sclkweren Lastsag« -~ Ochsen
and BQffel.
Die bi'steii Pfenlc der fraglichen Kasse
kommeo — nach D. Vallada's Angabe —
aas der Prems Lav«ro, von BeneTeotano
und verschiedenen ftrsflichen GeatHteD des
Südens.
Eaglisdie Vullblatpferde werden ic <ler
Umgegend von Xeap>l pezogpn von Mr.
Cassitto, Toiu Grafen Savignano. den Herr< n
Genestrelli und De Kosa. Die frühere Bevor-
sngnng der giMsen Beppen hat in der Neaaeii
etwas nachgelassen: man findet iti den GestOten
jener Herren fast ulle Fiirhen hei den Heng'sten
and Uuttcrstuten vertreten, und man sieht
diSt honte mtSu auf raschen Gang und gefällige
Gestalt, als auf eine besondere Haarfärhung.
lo der Terra di Lavoro sind die liarune
Gallossi. Gastaldo, Siciliano. Golia und einige
andere als Pferdezüchter namhaft zu machen ;
sie sflchten hauptsächlich Reitschliige und
nW nebenbei Pferde für das leicht* F'i'iirw rl-,.
Unstreitig ist die Maulthierzucht für die
ganse ProTini Neapel Ton ungleich grosserer
Bedeutung als die Züchtung von Pferden:
diese letzteren werden häufig aus der Fremde
besogen, wohingegen eine grosse Anzahl von
Kastardcn fMaulthiere und Maules»»!) im Lande
selbst vun den Bauern und Puclitern auf-
gesogen werden. Man verwendet häutig alle
besseren Pferdestutea und die st&rksten Esel*
hragete sn der beliebten Bastardmeht.
Kinder. Weitaus der j,'rö.sste Theil aller
im südlichen Itulien auf^ezüi.'enen Thiere
dieser Gattung gehurt zur Ha/za Pnglie.se,
Tipo di Podolia, welche in der K<'5rpcrg<»9talt
sich nur wenig vom echten podcdiachen Vieh
nnterscheidet. Die Hörner sind aber bei dieser
Basse in der Kegel etwas schlanker und länger
1^ bei den neapolitanischen Rindern, auch
»ind die letzteren gewöhnlich etwas kleiner und
sierlicber. Die kleinsten Kühe tritt't man im
Gebirge^ wohingegen die in der Ebene auf-
gesogenen Thiere gewöhnlich von mittlerer
(GrOsae sind und bei hinreichendem Futter
800— 400 kg schwer werden. Ihre Farbe ist
, iTi l i -s. hald heller 11! dunkler: das Vcr-
j dertheU iüt meistens etwas dunkler gefärbt
I als der Hinterkörper.
I \h Milchvieh haben diese Kühe nur ge-
I ringen W. rth: sie liefern kuuiu «uo 1 Milch
im Jahre; die Ochsen sind zur Arbeit recht
tauglich: sie besitzen genügend Kruft, und
haben einen guten lebendigen Schritt. Ihr
Huf soll etwas weichlich sein, und ein regel-
mtesiger Beschlag desselben erscheint nöth-
wendig.
nie Mastfäliisrkeit der neapolitanischen
Ochsen ist nicht besonders zu loben, auch
konnte ihre Fleischqualitit etwas besser sein.
Haltung und Fütternng dieser Thiere la.s8en
häutig viel zu wünschen übrig; die Rinder
müssen sich oft sehr kärglich behelfen, und
sind haaptsichlich auf das Futter angewiesen,
welches sie sich selbst auf der Weide suchen.
.\n einicren Orten hat niiui den Verstieh
gemailit. die Mikhergiebigkeit der neapoU-
tanischen Kühe durch Krenxungen mit
Schweizervieh zu verbes.sern iiUein meist
ohne gro.ssen Erfolg. Vom lan i virtlischaft-
lichen Verein zu Gaeta wurden v .r Jahren
bretagner Kinder der Morbihan-Kasse ein-
geführt, ebenso auch viele Esemplare der
I'azza campana, wi'lch letztere an manchen
Urteu sehr licliebt sein soll.
Die reinblütigen Schweixerkfihe (Schwarzer)
werden in der I'mtrcgend von Neapel als
Milchvieh «nj höclisten geschätzt. Im Vieh-
ätalle der landwirthschaftlichen Schule van
Portici bat man auch einmal holländische und
0ariiam-8tierc gehalten, und hoffte auf diese
Weise eine Verbesserung des dortigen Sr^hla-
ges herbeisuAbren, da man jedoch sehr bald
bemerkte, dass die Nachtocht dieser Krenxon-
?en zur Arbeit wenig taujrli' h war. so gab man
diese Zueht schon nach kurzer Zeit wieder
auf. Ein tflehtiger Arbeitsochs hat in jenem
Laude einen zu gro.ssen Werth und darf in
den Wirthschaften niemals fehlen: man be-
nützt denselben s hk IS Jahre lang zum
Zuge, und schlachtet ihn endlich in einem
meMt sehr schlechten Zustande. Das Rind-
flcisrh wird bekanntlich im .'udlielien Italien
nicht beäouder.H geschätzt, und es beschränkt
sich dessen Consum auf die wohlhabende Bo'
völkerung der grösseren Städte.
Aus der Kuhmilch wird an vielen Orten
der Vri<\iu/. t-in wuhlschnieckender Käse her-
gestellt, welcher unter dem Namen .Cacio
cavalli** in den Handel kommt und verhiitniss-
mässiu' bezahlt wird.
Leber die ßatterfabrication jener Gegend
ist Lobenswerthes nicht xu berichten: der
Kutter>-erbrauch ist gering, und man benützt
zum Fetten der Speisen hauptsächlich Olivenöl.
Der (lesundheitszustand der dortigen
Rinder ist im Grossen und Ganzen recht gut
XU nennen, nur vereinzelt komtnen Maul-
und KlatKiii. iiilie und einige andere wenig
gefährliche Krankheiten vor. Au geschickten
Thierärzten soll dort überall grosser Hangel
sein, und erst in der allerneuesten Zeit ist in
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138
KEAPOLITAKO.
dieser Besiehung ein WauJel zuui Beaseren
bemerkbar g«w<»rä«n.
Schafe. Im südwestlichen Thoile Italiens
giebt es zwei besondere Typen dieser Haas-
tbiergattung; man nnterscheidet nftrolich das
emeine karzwollige apulische Landschaf von
er langivolli^en Kaase, deren Product Moscia
mier Leooes.' genannt wird. Neben diesen beiden
Formen kommeu noch vereinzelt mehrere an-
dere Rassen oder Sehlftge Ton geringerem
Werthe V' r /. B. das tQrkisclie Zackel-
>ichat. wt^lches von Padua ma dortliin gelangt
sein soll. Diese Rasse hat sich vorwiegend
über da- Gebiet von Benevento verlin lt'>t. und
es liefern ihre Schafe jährlich ö kg gering-
werthiger Wolle und lö bis 20 kg K&se.
Um das WoUptodaci dieaer Bassen tu
Terbessern, hat man efnnal reinblütig« HeviiKw
aus Spanien und andererseits sol'. Ttambouillet?
aas Frankreich herbeigeholt; beide sind mit
gntf-m ErfoliK'e zur Kreuzung bi nüt/t worden.
Da aber der Verkauf der Wolle von diesen
Kreuzungsprodiii ten bisweilen Schwierigkeiten
machte, so lial - n iich Verschiedene Sciiaf-
zdchter dun eutschloa««», mit jenen fremd-
llndlscben Rassen strenge Rnnxncht sn be-
treiben. Die VersDf hswirthsebaft der Inndwirth-
scbaftUcben Schule zu Portici lieforte mehr-
fach recht gutes Zvehtmaterial zar Verbesse-
rung der heimischen Schlüte. Au. b englische
Southdown-Böcke worden hin und wieder zur
Kreuzung benfttst; ihre Nacbaaebt befriedigte
in vollem Masse, so z. B. wogen die 2 Monate
alten Lämmer der Mestixen S5 kg (lebend), sie
zeigten eine gute Körperentwii klmiir und
lieferten ein zartes, wohUchmeckendos Fleisch.
In der Umgegend von Gaeta werden noch
jetzt Hampshire-BCcke zurPaaninfr verwendet,
wodurch in der Regel eine grosse, kräftige
Nach7ucht .Dtstt^ht, die eine mittelmfissige
Wedle tragt. Endlich wurden noch in Salemo
und l'ortensino mehrere Oxfordshire-Böcke zur
Kreuzunif mit den Landschafen iMMuitzt, die
ebenfalls grosse, stattliche Nachkommen, aber
eine weniger scbfttsenswerthe Wolle liefern.
Die bebten S'ebiifbeerJen trifft man in
der Provinz Ciitanzur-i auf den Gütern der
Familie Barracco. wo einmiil — in erster Linie
>]ianiscbe Merinos und sp&ter silchsische
]XU'.l KiiHib-iiiillet-HrM ke zur Veredlung benützt
worden sind. Ihre Wolle erfreut sich des
besten Rufes und wird von den Händlern
stets gern gekanft.
Die Zielen d«r südwt'vtlichen Region
sind zum Theil schCne. stattliche Thiere: sie
▼erdanken ihre hübsche Fignr hauptsächlich
maltesi>elien !?■"( kf n, die .«chon vor lünsrerer
Zeit eingei'ulirt und zur Kreuzung mit dem
alten Landachlage benützt worden sind.
Leider verwendet man auf die Haltung
der Thiere sehr wenig Sorgfalt: man Ulsst
fie frei umherlaufen und sich nach Beli. ben
ihre Nahrung selbst snchen. Der Milchertrag
dieser Zienren iat befriedigend: in der Regel
wird ihre Milch mit Knhniib h gemischt zur
Käsetabrication benützt. Die Felle der Zicklein
bilden einen beachtenswerthen Handelsartikel,
sie werden mit 3 Lire pro StOck bezahlt;
das Fleisch der jungen Ziegen wird dort sehr
geschitst und nieist ebenso hoch beMhIt wie
das von Schafli5mmern.
Aus der Provinz Catanzaro werden viele
Ziegen eiportirt und zur Verbesserung der
Schläge von ApuUen and der Abnisien vor*
wendet.
Der Gesundheitszustand von Schafen und
Ziegen ist dort im Allgemeinen befriedigend.
Nur in einigen Gemeinoen von Coehinn tritt
zuweilen K^ude nnd Milzbrand anf.
•S c h w ei n e. Im Neapulitanischen mvA seit
Jahrhunderten eine Schweinerasse ^^ezuchtet,
welehe mm mmiini'fchen ?ebweine (Sus
ronianieti-) treiiOrt und .sicher eine der besten
im südlii hen Koropa ist. Verschiedene renom-
mirte Rassen Englands, baaptsächlich die
sehimxen Basenenweine sotten snm grossten
Theil ihre Entstehung jener nem>otitanischen
Ra$i»e zu verdanken haben.
Ein Lord Western hat mehrmals Eber
aus Neii|tHl tiach seinen Gütern in Kwex
bringen und zur Xreu/.ung mit dem dortigen
Landschlage verwenden lassen.
Die neapolitanischen Schweine sind von
mittlerer GrOsse, langleibig und geradrückig.
Ihre ziemlich feinen £ieine Mnd von m&ssiger
Lunge. Die Thiere zeigen einige Aehnlicbkeit
mit der indischen Rmsc, und es ist nicht
nnwahrscheinlich, dass sclion in ältester Zeit
von Indien aus sch^m gewuchüt^ne Schweine
nach Rom gekommen sind; die Nachzucht
dieser Thiere bat sich in Unter- Italien (hanpi-
sächlich im Neapolitanischen) recht gut ent-
wickelt. Rhode-Funke sapr, da^s «lie frairüche
Rasse dem grossohrigen Schweine fast ebenso
nahe steht als dem indischen, nnd glaubt,
dass sie nnzweif.lhaft aus der Vermischung
beider hervorgegangen ist. Ihre Farbe ist
häutig aschgrau, auch schwarz, seltener weiss
oder gelblieh. Die Borsten sind nicht sehr
lang und stehen ziemlich dünn auf dem
K'.rper. Die neapolitanischen Züchter be-
haupten, dass ihre Schweine robuster als die
.spanischen nnd portugiesischen, aneh in der
Ma?ttTibiirkeit und Flei<<dn|nalit.1t be.sser als
diese waren. Aiiv ihrem Fleisch werden ver-
schiedene seiir schlitzt« Conserven, z. B.
Salami uiul M^rtad'-lli gefertigt. Die Frucht-
barkeit der Sauen ist nicht so gross als die
unserer deutschen Landschläge: sie sollen
dorciMchnittlich nar 6—7 Ferkel in jedem
Wurfs liefern. Die kleinen Leute in Neapel
lassen ihre ."^'t liwt itif gewöhnlich Jahr ein
Jahr ans im Freien, fllitcm sie mit Abfällen
aller Art und mftsten die Thiere mit Mais
und echten Kastanien. Fi fyf'^g.
Neapolftano. Einer der tünf im k. k.
österreichischen Hofgestüt Lippiza gezfich*
teten Stämme der reinen Lippizaner Ruse
heisst Neapolitano. Derselbe wurde durch
den im Jahre 1790 geborenen braunen Hengst
Neapolitano, einen Original -Neapolitaner, ge-
gründet. Aus diesem Stamm stehen gegen-
wartigr 10 Hengste abwechseln! im Gestüt
nnd der sog. Hj>anischcn Schule (s. d.) in
Wien, sowie 7 Stuten im MuttergestOt. IKe
Hengste fahren alle den Namen Neapolitano
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NEBEL.
139
and zu ihrer Unterscheiilang die zusätzliche
Bezeichnang ihrer resp. Matter,- z. B. Neapo-
litano Basofitia, d. h. N«»poUttno «. d.
Bmqtum.
Attefa i« dem kSnigtich nligarlichen
Staat=^<»stflt xa Potjaras (s, d.) besteht ein
besonderer Neapolitano-Stamm, der hi«r mit
lippiuner Pferaen dies« Stammes gegrlliidet
irur«!»* Grassmann.
Nebel. Wenn der Wasserdanipf in der
Lnfi anter dem Thatipnnkt abgekählt wird,"
so verdichtet er sich aa kleinen Blftechen
oder Kllgelchen, deren maesenhafte Anhftu-
fang in der Atinnsplifui' Xrhel ^^'-naiint winl.
Damit aber Ncbei cntstelieo kann, i^i t-r-
fordeflifh, dass die Luft mit Feuclitigkeit ge-
fSttigt ist, and dass sich Nebel wirkli^li
bildet, ist es n^Uhig, dass ein kalter Windstrom
in die mit Feuchtigkeit gesättigte Laft ein-
dringe, oder dais die fenehte Luft ihrer eanzen
Hast« nach ton anesen ab^ekQhlt werde, wie
l<:r Hauch dea Mundes beim Au^athmen durch
äichtbarwerdeo bei kalter Jahreüxeit es beob-
achten Ussi Die Art, wie solche Abkflhlvng
geschieht, iLjät sich bei OertUehkeiten am
leichtesten beobachten.
An den ITem der Seen nnd Flüsse ent-
stehen bei heiterem, mhigem Wetter sehr
häutig Nebel: betrachtet man den Vorgang
aQfuieik!<am, so zeigt sich Folgendes:
Wasser und JSrde sind darch die Sonnen-
stnhlen wahrend des Tr;^s stark erwlnnt.
Die S<jnne unter, die VVürnieriii.'lIc xf-r-
iiegt, Krde urnl Wasser beginnen sich abzu-
kühlen. Je klarer die Luft, je reiner lier
Hiinnu l. desto sclirn ll. r wird dies geschehen,
denn die Aasstrahlung gegen den blauen
Himmel x^i auch hier wieder die Haupt-
nsaehe der Erk<ong. Warnm aber, wenn
dieses der Fall, die Nebel sieh nicht fiberall
i-ron, «ondern voran gsweise über den ri. wäs-
iern. •sch^'int doch hieraus noch nicht herv^r/u-
gi-ii'H. Erwa.gt man aber die Eigenschatt*))
i's Erdbodens und des Wassers in Bezifliuug
Aut die Ausstrahlung, dann allerdings. Bi ide
olmlich strahlen ans, das ebene, glatte, ruhige
Waaser aber viel weniger ak die dunkel
t^^brbte unebene Erde. Das Wasspr ferner ht
xwar kein besserer W^^rI^l<•l^it^■r als die Erde,
allein seine Theile, als die einer FlOsbigkeit,
sind verschiebbar. Wenn nun die Oberflftche
demselben «iirh diircli die Au-sstrahlung um
einen Grad, ju um ein Zehntheil eines (irades
abgefcQhlt hat, so sinken die dadurch schwerer
gewordenen Theile der Oberflftche nieder und
machen andern, w&rmeren Platz, bis diese
gleichfalls aliijekühlt, auch untersinktn, um
abermals andere Waasertbeilc un ihre iitelle
treten sv lassen.
Dadurch kOhlt sich zwar nach nnd nach
die ganze Wassermaase bis auf einen ge-
wissen (jrad ab, allein sehr viel langsamer
als die Erde, bei welcher dieses Wechselspiel
im Innern nicht stattfindet.
Die Erde niimliLh ist ein fester Körper,
dessen Theile nicht in der Art, wie die des
Wsis«!«, T«vte1uebbar sind. Was die Erde darch
Anaatnblwig verliert, das verliert ihre Ober-
fläche. Diese wird nicht durch eine andere,
wärmere ersetzt: sie bleibt in allen ihren
Tlieilen an der Oberfläche und strahlt ferner
aus und verliert zu ihrem Verloste noch mehr,
es gesellt sich ein Verlast sn dem andern,
derselbe suminirt sicli und in weniger Z<it
ist die Erde auf weite Strecken sciioii um
0—6" kälter als das benaehbarte Wasser.
Dies letztere Iiut wahrend des Tages
fortwährend Wasser in Dampfforni an die
Luft abgegeben, und diese i^t, wenn nicht mit
Wasserdamuf gesAtügt, ao doch wenigstens
so schwer belMen, dass sie sieh nahe sm
Siittiirunj^siiunkt'- befindet, l'eber dem Erd
bndcu war dieses nicht, oder bei weitem
weniger der Fall, und nur in nnmitteibarer
Nälie des Waasers kann eine Sftttignntr der
darüber stehenden Luft stattgefunden haben,
weil da der Erdboden hinreichenden Zaflnss
von Wasser hat, nad das an die Luft ver-
lorene immer wieder dnrch Anziehung vermOge
der (V-i illurität iTset/.t.
Es wird sonueh ein ganz verschiedener
Znsland der Luft Ober dem Wasser nnd Ober
dem La mir ^stattfinden, sowobl in Htn'?icht
auf Feuchtigkeit, als auf Abkübliini:. denn
suwie die Luft über dem Wasser mit mehr
DQnsten beladen ist. als Uber dem Lande, so
wird sie auch mehr Wärme haben, weil sie
in Berrtbrong mit dem wftnneren Wasser
steht, die Loft Aber dem Erdboden aber,
welche ktthler vrird. hat anch weniger Fench>
tigkeit aufgenommen, indem der Erdboden
viel weniger herzuirelifu hat.
Beide für sich werden klar bleiben, denn
selbst wenn beide bei ihren rexpectiven Tem-
peraturen wirklich nahe am Sättigungspunkte
wären, so würde doch noeh kein Niederschlag
erfolgen, da der Sättigungspunkt noch nicht
erreicht ist.
Nunmehr koTi.-:nt aber ein leiser Luft-
hauch, den man kaum Wind nennen kann:
er bringt die beiden Luftni.ib>en äber dem
Lande und über dem Wasser in ßerQhrung.
er mischt sie durcheinander. Augenblicklidi
wird die mit Dampf reiclilich gemengte Luft
Uber dem Wasser abgokfihlt werden, und die
unmittelbare Folge davon int Xiedi^rschlagen
des Dampfe-;, w:i3 in freier T.nft nie an&rs
als in Form des Nebels geschehen kann.
Von diesem Localbilde wird man sich
sehr leicht zu den allgemeinsten Ersobetnon-
gen erheben können.
Irgendwo wird die Luft durch Wasser-
dimpf« gesättigt: das kann geschehen, indem
vom Wasser oder dem feuchten Erdboden
DüiKste iiuf>t.igen, das kann auch geschehen,
indem ein warmer SQd- oder Westwind sich
anf dem wirmeren Heeresstreifen mit Penchtig-
keit beladen hat, und nun, in unsere Ke^ionen
dringend, der Luft von seinem L'eberflusse
abgibt.
Die so mit Dampf nahezu gesättigte
Luft kann sich möglicherweise lange in die-
sem Zustande eiiiaiten: es bedarf jedoch nur
einer Erkältaug von ein paar Graden durch
Anaslnhlang des Brdbodens bei klaren Nftch-
ten oder dnrch Zutritt eines entgegengeActiten
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140
NEBEL.
Luttätromcs von Nonien oJ«?r Osten, um einen
Niederschlag zu bewerkstelligen. Wir dörften,
'la diese Bedingungen s<» h&ufi'/ ntnl fast fjLi>ralI
aal' der Erde erfüllt werden, nur wenige Lin-
der finden, in denen es nicht Nebel gäbe.
Die einiige AasDfthme macht die afrikaiiMcbe
Wflste, weil der imroerfort anhteigende heisie
Luftstrom ä\f -irli von aussen . vum Mfen-,
vom Nil, vom Senegal si-iner Grenze uiihera-
den Dftoste sofort in s> iner hohen Tempe-
rutur und seiner fast absoluten Trockenheit auf-
löst und mit sich hinweg in die oberen Re-
gionen führt, von wo sie, nach den kälteren
Norden gehend, den Wolken die b»apt>ftch-
lictute Nahrung bringen.
Handelt sich'ü aber nicht darum, nadi-
Baweiwn, w» keine Nebel« sondern wo die
wenigsten und wo die ' meisten sind, lo ist
diese Fracrf sranz leicht zu beantworten. Die
heiaseu Klimate haben die wenigsten, die ge-
mässigten viel mehr, die kalten fast immer
Nebel. In der heissen Zone tritt die nCthige
Abkühlung nicht oft ein, es werden deshalb,
selbst hei vieler Feurhti^'keit in ^\^■r I,utt.
selten Nebel erzeugt. In der gemässigten
Zone, in welcher Nord- vnd Ostwinde hftntig
wehen, tritt eine Erkältung, wie sie zur
Nebelbilihmj: notliit.'. nicht selten ein, und in
den l' ilHrregionen. wo die Tempcraturunter-
scliie.le zwischen Tag und Narl)t, zwisch- n
den Jahreszeiten so sehr gross, wo die un-
beständigsten Winde wehen, sind Nebel so
b&atig, dsss sie eine wahre Flage genannt
werden können. Beinahe jeder Seerahrer klagt
darflber.
Das Dampfen der Flüi>s»e im Winter be-
stdit darin, aa^ü die Temperatur des flies-
senden Wassers jederzeit um einige Grade
höber ist, als der tVostpunkt. unter welchen
die Temperatur der Luft hinflg sinkt. Nidits
ist natürlicher, ab dass, wann dieses ge-
schieht, der ans dem Plnsse aafcteigende un-
sichtbare Wasserdampf durch die Erkaltung
niedergeschlagen und mithin siebtbar wird.
Es ist gans oerselbe Vorgang, wie wenn ein
Kessel mit lieisseiii Wa>ser an der warmen
Luit eiaeä äuiniaertagea seine Daui)ite sicht-
bar entl&sst: wns heisscs Wa.sser im Sommer
thnt. dasselbe thut aus gleicher Ursache sog.
kaltes Wasser im Winter, immer muss die
Temperatur der Luft noch kälter sein.
Wenn man den Nebel ron oben herab^
▼ov einem Berge nach einer darunter liegen»
den Ebene schauend, betrachtet, sieht der-
selbe gewöhnlich flockig, leichtwolkig ans,
die geringste Bewegung der Luft verändert
die unebene Oberfläche, bringt Wellen darin
hervor, uurchfurcht dieselbe nach mancher
Richtung hin. Sicht man jedoch auf einen
Nebel herab, der in einem eingeschiosaenen
Thale. also nicht nur einerseits, sondern rings
von Bergen uin^'-ben ist, sc erscheint der-
selbe sehr oft oben vollkommen eben, wie
ein grrisses Leichentuch. Steigt man ans sei-
nem höheren Standpunkte nieder, so duss
inun sich der Fläche des Nebels immer mehr
nähert, so beginnt dieselbe einer mhigen
Waaserflftche ähnlich zu werden, was nm so
mehr der Fall ist. je mehr mau dem Nebel
nahe koinml. und was, wenn das Auge nicht
viel li >lier ist als die Nebelfläche, zuletzt so
weit geht, daüb sie zu einem vollkommenen
Spiegel wird, und die Gegenstände, welche
gegenüber dem Beschauer liegen, also die
Berge, die Bftnme und Htnser aaraaf, umge-
kehrt in der scheinbaren Wasserfläche abge-
bildet sind, etwas das im höchsten Grade
überrascht, u. zw. um so mehr, je besser man
die Gegend kennt, also weiss, das? man >ich
nicht Vor einem See befindet, welcher seit
heute Abends Städte und Durfer Hunderte
von Fuss hoch (Ü>erdeekt hat. Diesen wunder-
baren Anblick kann man jedoch nur haben,
wenn nach einem heis?en Herbsttages eine
kühle, klare und vOlUg rahige Nacht folgt.
Bei Mondsehein ist dieses Phftnomen be-
zaubernd.
Die Dicke der Nebelschichte im Allge-
meinen lässt sich gtr Biebl angeben, von
»000—6000 Fuss, wo die auf de» Erde
ruhende Wolke ganze Gebirge einhüllt, bis
herab zu der dünnen Schicht, die sich Abends
auf dem feuchtesten Fleck einer Wiese bildet,
durehüluft der Nebel alle Grade tob Dieke
sowohl als von Stärke, denn er kann so leicht
sein, dass er die Sterne kaum verschleiert
und so compact und massenhaft, dass man
'liebt zwei Sebritt hinein sieht. Das erstcre
Hängt von dem Räume ab, der mit Daui[d
sresittigl ist. das andere hängt von dem
Grade ab, in welchem der Baum mit Dampf
übersättigt ist.
In den meisten Fällen werden jedoch die
Ncbelschichtcn selbst bei ziemlich grosser
Dichtigkeit keine iiedeutende Hohe haben, so
dass sie nur die Thäler tiillen und an den
Bergen einige hundert Fuss hinauf reiche«,
die Kuppen und Flächen der Berge selbst
»bor im klarsten Lichte des Mondes oder der
Sterne liegen. Die Luft ist in den Thilem
und ui)er den an die Berge grenzenden
Ebenen immer viel feuchter als in den höhe-
ren Sehichten; daher eben die niedrigen die
Region der Nebel genannt werden kßnnen.
Sprachgebräuchlich, besonders im Munde
dos Volkes, sind die Ausdrücke „der Nebel
steiiTt" "der „der Nebel fällt". Ob man im
Nebel betindlich sehen- kann, dass er steigt
uder fällt, wie dii> I. andiente behaupten, ist
SU bezweifeln; denn die Theile, welche den
Nebel hiüen. imd welche nach Saussnre und
De T.ur aus Wasserbläschen von unendlicher
Diinnheit, mit Wasserdampf gefüllt, bestehen,
sind doch sn fein, um mit blossem Auge ge-
sehen zu werden. Es gibt zwar ein Mittel,
sich diof:ell)en (die Bläschen, su/usagcu die
Nebelatome) nälier zu bi-sehen. Man stellt
ein möglichst »tark vcrgrössemdcs Fernrohr
fest auf, richtet es in den Nebel hinein nnd sieht
das Ocular so weit heraus als laiigliili. Da-
durch kann man nahe Gegenstände (z. B. auf
die Länge eines kleinen Zimmers) vergrOs-
sert be.seben. weil la- Hil l li>'->e!b''n. hinter
den eigentiielien Ft«eu.^ ii s i Jbjecüvglases
fallend, d<>eh durch das weitere Herausziehen
i der OcnlarrOhre in das Verh<niss zu der-
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NEBEL. — NEBENHODEN.
Iii
selben eebrai-ht werden kann, welch«* SOIB
deatlichen Betrachten nGthig ist.
Cnter Kolchen Umsttoden wird man die-
jenigen Nebelbl&scben, welche lererade in der
richtigen Entfernung tot dem Objectivglfise
atehen, gan« dcotlich und stark vergrössert
sehen, und sie machen den Eindruck, als ob
«• trirUfch kleine Wtsaerbllaehen wftren,
auch sieht man dieselbon sich bewegen, allein
man sieht ein mehr oder minder schnelles,
aber stets wirres Dorcheinanderlanfen der
Hlischen ; eine RI<'1itting nach oben oder unten,
welche die CJesaimiitmasse der im Fernrohr
sichtbart^n Hliisclieii nähme, kommt nicht vor,
«>der nur in dem. Falle, dass ein LufUtrom die
Sint« M«Me Yon Nebel hebt oder Sberhaapt
rtfnhrt.
Dennoch findet nnzweifelhaft «in Heben
oder Senken des Ncbt ls statt, und die Bauern-
regel: „wenn der Nt b»! stoi^rt. so gibt es
Regen" hat einige, „wenn der Nebel fällt, «o
^;l)t e> s( hon Wetter") hat sein« volikoinmene
Kichtigkeit.
Der Nebel wird in eelner ganten Masse
«luri'h eiiuMi aufsteiVt'ii.l.'n rtiftslrinii 1,'ehuben.
und sowie er von der Erde hinweg ii<t, heis»t
er Wolke. Das» auf diesen Vorgang Hegen
folgen kann, hüufig auch folgen wird, ist be-
greiflich. Andtjrerseitß, wenn dtr Nebel sich
gleich auf dem Boden, auf welchem er ruht,
verdichtet, sich an Pflanzen, Sand und Steinen
niederschlägt, verschwindet, ohne in di« ob«ren
Luftschichten zu steigen, wird kein Kegen
feigen, ja, wird keiner folgen können, denn
er ist sehon vorllber. Die Feuchtigkeit des
N.4srl> hnt sich bereits abgesetU und aus
heiterem Himmel regnet es gewöhnlich nicht.
Die den Nebel bildende Feuchtigkeit,
bemerkt Hunke, besteht an sich aus reinem,
durch den gewöhnlichen Proccss der atmo-
sphärischen Verdunstung emporg<)nbeii<in
Wasser und kann daher als solches weder
einen Geraeh. noch auch einen nachtheiligen
EinfiiD^s auf die riOsiinilheit bab-^n. In Be-
ziehung iiuf das ktztoni' iindet man nicht,
dasR Krankheiten mit der Vermehrung der
Nebel r.uriehiiK ri. oder dass sie gar durch die-
üelbeu cTzeui;t wt-rden.
An sich sind also die Nebel der Gesund-
heit der Menschen und Xhiere nicht nach-
theilig, wohl aber kann dieses der Fall sein,
indem die mit ihnen zugleich bestehende
Feuchtigkeit der Luft die Hautausdünstung
hindert oder die Wirme des Körpers tu sehr
ableitet, deswegen es räfblii b i-t. sich gegen
diesen Eiuflnss diuch wunue Kleidung und
Bedeckung und durch solche Mittel zu ver-
wahren, welche die Transpiration befördern.
Auf gleiche Weise kann dl« den Nebel Ml*
dende Fem bti^keit die Gerüchen lmm-' nicht
afticiren, allein viele riechbare .Substanzen
verbinden sich leicht mit der atraospiiärischen
Feuchfiu'keit. Avuraiif aibb die Erklärung de^^
Fltänomen«^ beruht, da»^ vtTAchiedene Blumen
errt in der feuchten Abend- und Naehtluft
XU duften beginnen, desgleichen, dass man
den Regen durch den Geruch wahrnehmen
kann, weil mit dem Dampfe zugleich riech-
bare Stoffe von dem befeuchteten Erdboden
aufsteigen, und so wird es denn leicht begreif-
lich, wie manche Nebel, insbesonders wenn
sie sich nach anhaltender Dürre einstellen,
entweder dureh die unniittelbBr bei ihrer
Bildung mit aufsteigenden, verunr<'iiiiv'<nderi
Substanzen riechbar werden, oder durch
solche, die ans entfernten Gegenden sugleich
mit der Luft herbeiströmen. In den niHstpn
Fällen sind jedoch di«» «og. eigentlichen
stinkenden Nebel trocken, («Ut wenn die ge-
wöhnlichen, anscheinend und im Ganzen
feuchten einen stärkeren Geruch haben, so
lässt sich annebmen, >lus- <U- mit jenen
trockenen Nebeln oder mit Örtlich vorhan-
denen Snbstanien Terunreinigt sind, wie denn
namentlich in den Städten di-' irf-wöbnücb. n
stärkeren Nebel häutig dnen merklichen Ge-
rach verbreiten.
Utanttur: Dr. Zlaiiii«rmaaa'f«3f*tiinran4cr^
Nebel, schrieb : Historia artis veterinariae
a rerum inttio usque ad aevuni Caroli V.,
Qiessen 1A06, 4. — «owie; Sp«c. nmologia«
brutorum c. bomin morbis compar. adom.,
Giessen, 1798, 8. Aht^tnrr,
NebeMlerstoek (parovarium), (Anato-
mie.] Rofienmflller'sches Organ, i^t d- r bei
jungen weiblichen Thieren luicutuer noch wahr-
nehmbare Rest der in einer früheren Periode
des fötalen Lebens vorhandenen WolflTschen
Körper (s.d.). Er stellt eine ZusammenbSttfhng
feiner, blind t tidender Schläuche dar, welche
ein Netzwerk bilden und sich von den Rän-
dern der Eileiterfransen in die Eileiterfalt«
hineinzieb-?ii. Müller.
(Histiul.jgie.) Rr besteht aus massi-
ven Zellensträng- n nd- r aus geraden oder
geschlängelt verlaufenden Canälchen oder
Schläuchen. Die ersteren werden v<jn meist
< nbi.si h oder pol3'gonal geformten, mit gr-s-eni
Kern versehenen Zellen gebildet^ die letzteren
von einer dflnncn, flbrilUr gestreiften .Bussen-
wand deren Inn«nfilch« ein cubix-hes Epithel
aufsitzt. Eichhaum,
Nebenftttterm Ittel nennt man solche
FutterstüfTc. di-- in Futtetmischungen, resp.
bei der Vcrrutterung lueiirerer Futterstoffe,
nur in geringer Menge Verwendung linden.
Es handelt sich diesfalls um Futter»tolfe,
deren Nfthrstoffgehalt nnd sonstige Beschaffen-
heit dem XabrnUi,'sb- d.Qrrni---- und d- n vj,.--
ciellen Neigungen der betreib n l- ii 1 lii-^re
nicht völlig entsprechen, wie z. 1! ."^i r-iu und
Schot' n als Futterniittel für Schweine, Kar-
toffeln lür IMVrde, Hüben für feine Woll-
schafe. I'otr.
MtbUhoden (epididvmis), [Auatomie.]
Oberhoden fs. Hoden. Fig. 737. Nh). Die aus-
führenden Gef.is !■ Hudens vereinigen sich,
nachdem sie die Samcnkcgel gebildet haben,
am vorderen Ende des Hodens zu einem ein-
fjicli-n. stark geschlängelt verlaufenden '"mal
(s. Hoden) — dorn Nebenhtidenciui.il (.a-
naHs s. epididymidis) — dessen Wiinduniren
von einer Fortsetzung d^r eigenen Haut des
Hodens und der besonderen Scheidenhaut ein-
gehallt werden. Der hiedurch hergestellte,
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I
149 KEBENHODENBAND. — NBBENHÖHI.BN DER KASE.
beim i'ferJe etwa kl<'in lingerbreite ütraiig
verläuft über dem oberen Kaiide vom vordc-
icti bis 7um hinteren Enilf «i. s H-xlen-i an
der uussfien Fläche des Sauienbtranges {s. d.)
und stellt den Nebenhoden dar, welcher dem-
gemäss lu der Hodendrase in dem Verh&U-
DiM eines AnsfUhrang^i^nnpes iteht.
Die den NilM'nh'xli-manal zusammen-
setzenden Saracnkegel mit den Geweben,
welche die letzteren Torbinden, and mit den
sie bedeckenden Hiuitrii W( r<len als Kopf des
Nebeniiodens (caput LpiiiiJyniidis. s. Hoden,
Fi^. 'i'>~- 1 ) bezeichnet. Der Nebenlioden-
canal verläuft hiedurch Qber dem oberen Rande
ded Hodena in sahireichen Windungen Tom
Vorderen zum hinteren Ende des Hodens und
stellt den KOrper des Nebenhoden» (cor-
pus epididymidn. s H<»d«ii. Fig 757, t) dar. Di«
Windungen selbst werden durch theils stärkere,
theilb schwächere BindegewcbazQge zusammen -
srehalten, sie bilden im cntnen Falle deut-
lich abgesetzte, von vom nach hinten auf
einanderfolgend« Läppchen — Nebenhoden-
läpix hen (lob! s. lobuli epididymidis). Am
hinteren Ende des Hodens wird der Keben-
hoden breiter, die noch sehr nbireieben, je-
doch einfachiTcn. nunmehr durch die L'ni-
liüUunKshuut bcliimmernden Windungen des
Nebenhüdencanals legen sich zu einem breiten
und dicken Wul-t — Schweif des Neben-
hodens (cauilu epididymidis, s. Hoden Fig. 757
und 7ÜS, 3) zusammen, welcher das hintere
jEnde des Hodens Überragt, üüi nach der
einen Fliehe des Samenstranges wendet, hier
noch einige i,'csfri.Tkt vfrlauf-riil'' Schlänge-
lungen macht und in den Samenleiter (s. d.)
flbwgeht.
Am hinteren Ende dos Hodens tritt die
eigene Haut des letzter>-n mit dem l'eber-
zuge der besonderen Scheidehaut auf den
Nebenboden hinOber: dadurch entsteht eine
besonders feste Verbindung den Hodena und
Nebenhodens, Wehlie als Nebenhoden band
(lig. epididyinidis. s. Huden. Fie. 747, ö) bezeich-
net wird. Jedoch hat aneh der Theü des Samen-
strantfe- zwisclirMi dem Hoden und Neben-
buden denselben Namen erlialten. Zwischen
der äusseren Fläche des .Samenstranges uiui
dem Nebenhoden liegt eine Einbuchtung
— die Nebenh'identasche (vacculus epidi-
dyroidis, s. Hoden. Fig. 7;i7. 6).
Der Nebeohodencanal beateht aus einer
Muskel- nnd aus einer SchleimhMt; die letitere
trügt • in Fiiininerepithel(s.6esebIeehtsorganc,
Histubigisches).
liei den Wiederkäuern verläuft der
vcrhältnissmüssig schmale Körper dos Neben-
hodens aussen vom oberen zun» unteren Ende
am hinteren h'ande des Hodens. Derselbe ver-
hält sich bei den Schweinen und Fleisch-
fressern ihnlich wie bei den Pferden.
l>er Nebenb'tden wir! b-i di'n Vögeln
nur ganz schwach durch einen kleinen Vor-
sprang am inneren Rande des Hodens an-
(;edeuiet uixl bezeichnet den Ursprung des
Samenleiters. MülLr.
(Hiatiologie.) Der Nebenhoden wird,
ähnlich wie der Hoden, von einer Albngi-
nea umhüllt, die aus denselben Elementen
aufgebaut ist. wie jene des Hodens, jedoch
schwächer ist wie oicso. Von dieser Um-
hüllung treten bindegewebige Fortsätze in
das Innere des Organs hinein, welche die
vom Nebenbodencanal gebildeten lAppcben
miteinander yerbinden und aneh nit den
I?iiiiii'ir>nvtbs7.ögen. weLlie die Windungen
deaNebenhodencauales miteinander vereinigen,
im Zusammenhange stehen.
Da.s Canalwerk des Nebenhodens besteht
am Kopfe des letzteren aus den Windungen
der Coni vasculosi. Dieselben zeigen nach
ihrem Austritte aus der Albnginea des Hodens
ein Kaliber bis zu S mm nnd werden von einer
Schicht circulär ungeordi)' t. r Muskelfasern
gebildet, der ein mehrschichtiges Cylinder-
epithel «abitit. Naeh der Vereinignng der
C'<ni vasculosi sum Nfbenhodencanal. der
durch den KOrper und Schweif des Neben-
hodens verlinft, wird das Kaliber des ersteren
stärker und im weiteren Verlanfe CMdalwArts
immer bedeutender.
Mit der Zunahme des Kalibers des Ne-
benhodencanalea (Fig. 1317J nimmt auch die
Stlike der Wand dcaselben la. Diesdb« be-
Fig. 1317. WaaA da« MttailMdaacaaait. 1 Haaeatafls,
S müm Baaalioll«», S C/liaAenicIlMi, 4 CIHm.
steht aus einer in circulären Zügen v.-rlau-
fenden Muscularia, sowie einem hohen Epithel,
dessen unterste Schiebt aus nnrefelmlssig
geformten, theils rundlichen, theils polygo-
nalen Zellen besteht. In den Zwischenräumen
•lerselben stecki'u die zugespitzten Enden der
darauf folgenden sehr schmalen nnd dabei
sehr langen Cylinderzellen, die an der Stelle,
an welcher der ovale Kern gelegen ist. bau-
chig angetrieben sind und an ihrer Spitze
in eine feine Cilie auslaufen. Im Sehweife
des Nebenhoi^^ns wird diese- Epithel niedri-
ger und verliert vur dem Uebergange in das
Vas deferens seine (.'ilien. Auch die Moscn-
laris des N-benhodencanal- erfährt an der
letzterwulinti-n Stelle insut'ern eine Moditica-
tion. als neben den circulären Fascrlagea
noch longitudinale hinzukommeo, welche ia
unregelmässiger Weise die ersteren dnreli-
kreuzen. Ei htattm.
Nebenhodeaband s. Nebenhoden.
MebMhOdeneunl, s. Nebenhoden.
Nebenhodenläppchen, s. Nel>eiiii,..i..n.
Nebenhodentasche, s. Nebenhoden.
NebMlriHilt« der Naw, s. Lufthohlen dea
Kopfes.
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^'BBE1{MILZEK. - NECKABBINDVIEH. tiS
Nelmmilzeii, s. Milz.
llebCHiilflren (glandnlae 9. cayMoUe snpra'»
rocalesi ^. utraLiliiirt-, T'n\r> ;-iKri-iituriati) [A n a-
lomic] !>iud ituüiige, platte Organe, welche
«Hwrhiilb des BauchfelUackes, am inneren
Bande jeder Niere, zwischen diesem und der
hintorea Aorta, bc-^w. iiinteren Hohlvene iLre
Li^ btben, fnnctioneU mit den Nieren in
keiner Bexiehoog stehen, nnd mit denselben
nur darrh die Fettkaped nnd dnrch G^fibae
in Vorbiiidmi); btehnn. Sie veideD lU 4«»
lUatdrüsen gerechnet.
Die Nebennieren des Pferdes (s. Nieren)
haben die Farbe der Nieren, sind länglich
ftvaL, etwa 3 bis 7 cm lang, i bis 4 cm
Ineit^ von nur geringer Dicke und erscheinen
am Runde mitonter etwa:» eingekeilt. Sie
werden von einer festen Hülle umgeben,
welche zahlreiche Furts&tzc iu das Innere
sendet und faiedurch ein das eigentliche
Parenchjrm der Organe eteschlieasenoM Fach*
werk biMet. Auf [larallcl mit beiilen Flächen
angelegten I>urch:>chnitt«n hiebt man. daitä
daa Pnrencbym aus zwei venschiedenen Sub-
stanzen bestellt. Eine dttnne, iru'i>t rüthlii h-
gelb, mitunter rothbraun gefärbte llimlcii-
tub stanz uiiisi bliL>8t kuppelartig eine
weichere, graobräunliche Markau b stanz, in
welcher grossere Venen verlaufen, deren Durch*
schnitte bi i obeiflächlicher Betrachtung einen
Aosf&hrungügang vortäuschen können. Die
Nebennieren zeigen nicht selten geringe Ab-
weicha«!'"'! Form, sie sind reich an Go-
ssen ujia Nerven, und haben während dco
embryonalen Lebens eine verh<nissmäs'äig
bedeatendere GiOsse als bei erwachsenen
flnere». Ueber den Anfban der Rinden»' nnd
Ibrksubstanz s. Histolofxisi ho^.
Die Nebeunioren der übrigen Haus-
Blngetbiere weichen nicht wesentlich ron
dt-^nei. dos Pferdes ab. sie liep;en bei den
"Wiederkäuern lueibt nahe dem vorderen
End« d«v Nieren und haben bei den Fleisch-
fressern änsserlich eine rothgelbe Farbe.
Die kleinen bräunlichen oder graugelben
Nebennieren der VOgel liegen nahe dem
vorderen Ende des inneren Bandes der Nieren.
(Hi -ti ologie.) Die Nebennieren wer-
den äuaüerlich von einer Kapsel umgeben,
welche in ihrer äus^-eren. mehr lockeren
Schicht ans ftbriUärem Bindegewebe mit ein-
gelagerten Fettzellen und Gelassen bestellt,
in ihrt-r inneren Schiciit dagegen rein
fibrillär eingerichtet ist. Von dieüer letz-
leren gehen roitflitw» in Form von sehmalen
Septen oder Pfeilern in das Parenclivm hinein,
welches in eine Rinden- und eine Mark-
substanz zerßült. Die erstere besteht aus
Zellen, die beim Schweine und Hunde in
drei, bei den übrigen Thieren in zwei vitiiich-
ten angeordnet i>ind. u.zw. iu die äusseren
ParenchjrmkOrper (fehlen dem Pferde,
Binde nnd derKatie). in die Rinden crltn-
«1er und in die inneren I'.i 1 i- n c Ii \ m k n 1 -
per. Die Parenchvmkorper bilden rundliclie
iMlbanfen, die Rindencylinder cylindrisclie
ZeUfltringe, die bei dem Pferde rinnenfftrmig
ansgebfihlt sind. Die Zellen, welche in beiden
vorkommen, sind meist polygonal oder rund-
lieh gestaltet und mit gro>>em Kern versehen.
l*ie Marksubntanz besteht aus zahlreichen
grü>seren venösen Gefässcn, welche in einer
Z'dlenreichen Grund>ubstanE eingelaf^ert sind.
Die Zellen der letzteren öind üternl'ttmig
oder polygonal und stehen durch Ausläufer
mitaiaander in Verbindung; sie erscheineu bei
dem Pferde nnd Rinde nur undeutlich be-
grenzt. Die Blutgefässe der Nebenniere ver-
laufen iu dem bindegewebigen Gerüstwerk
des Organs; ihre CapUlaren umspinnen die
Zellhau Ten. Die Venen sammeln sich zu einem
centralen Abflussgerässe und werden nach den
Untersuchungen von v. Brnnn und Bauber
von glatten Moskettasern in Form von Halb-
rinnen oder Sehläuchen begleitet. Die Nerven
bilden Geflechte, an «leren Knotenpunkten
UangUenseUen gelegen sind. Eiekiaum.
HtbMWimlii, Radicellae, s. Badiz.
Neckarrindvieh. Dasselbe ist im K"uig-
reich Württemberg weit verbreitet und gilt
in den Oberämtern Heilbronn und Neckarulm
fftr das be:-t:e, nutzbarste des panzen Landes.
Audi in den benachbarten Amtsbezirken Ba-
ttens ist dieser Viehschlag sehr beliebt und
wird dort in vielen Wirthschaften aussebliess'
lieh gehalten. Im Ostiiehen und aftdÜchen
Theile des KGnigreiehs WQrttemherg kommt
jetzt ebeutalls viel Neekarvieh vor. und mit
vollem Rechte konnte Prof Sieglin-Hohenheim
in seinem Buche Über die „Rinderzucht in
Württemberg" sagen, dass zum Ncckarschlage
iiu weiteren Sinne des Wortes dort alles
einflrbig rotbe nnd lothbunte Landvieh
mit Ausnnhme etwa des SehwanwnUU nnd
Albviehcs — gerechnet werden köaoc, aJsO
auch das sog. Hohenloher-, Gäu-, Haller- und
EUwangenieh, welches frllber von Einigen
als besonderer Seblac aufgestellt worden ist.
Im Neckärkreiäe deü Künigreichä landen
sieh bei der letzten Erhebung 1883
S1.725 Kälber (unter Jahre alt)
37.H(» Stück Jungvieh (•/« bis
t Jahre alt)
117 Stuek älteres Bindvieh
Summa i7t).ü33 Haupt.
Auf 100 Bewohner des Kreises kamen dsaul«:
2 9 Pferde, S81 Haupt Rindvieh, 16*S Schafe,
;ti Schweine und 2 4 Ziegen.
In der Umgegend von Hoilbronn wurden
sebon im vorigen Jahrhundert nachweislich
mehrere Berner Stiere tnr Verbesserung des
hefmiaehen Landsehlages henUtst, nnd da sich
die Nachzucht dieser Kreuzung wohl bewfilirte.
meist hübsche J^eibesformen besass, auch viel
gute Milch lieferte, .so setzte man bald darauf
die Einführung vnu Hrriar Stieren an anderen
Orten jener Gegtnd in» Werk. — Wie iso
mancher ^süddeutsche Viehschlug seine guten
Formen etc. der Einmiscbang von Schweizer
FleeVviehblnt tm verdanken hat, so auch jenes
Neekiirvirli im ^\'("lrtt'■nlb(■^g^3^•Ilen.
Die Hohe desselben schwankt awi-iciien
l*i6 und l'3dm. seine L&nge von der Bug-
spitM bis nua SitsheinhOcker swiacben 1-oU
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— NED6CHD-PFBBDE.
144 NECROBIOSIS.
bis 1 70 ID. Uan kaua daaselbe mit Kecht
langleibig nennen. Bf« Vovderbrast ist 0*42
bis 0 45ni und (Lt; Hintertheil (zwisch-'n «Ion
Haften) 0*47 bis O'oi m breit Ihre Bru&ttieie
betrSgt nieibt selten 0-70 m und darüber. —
Ansgf'wachsene gut ernährte Kühe werden 400
biü 50U kg schwer und dreijährige Bullen er-
reichen oftmals ein Gewicht von 700 kg. Die
dankelrothbnuiae Farbe, welche in früherer Zeit
beim Neekarvleh beliebt war, scheint mehr
UTiJ mehr m vim-si Inviinli.ii : dun-h ilie Verwen-
dung helirother oder gelbrother Zm;htstier«' aas
dem Simmenthale hat eine Verdnu'-tuii(( in
äcr Flaarßrbiin? stattgefunden, und --s wird
jetzt das gelbrothe Vieh um liubi^tcii gekauft.
— Das Haar des fraglichen Viehschlages ist
fein, ziemlich kan ond gl&nsend, der Nasen-
spiegel meist blassratb. IneHOmernnd Klanen
sind in der Rege] li<:ll)?elb. Di>' Haut ist /.ieru-
licb dünn und leicht verschiebbar. Dos £uter
ist feinhiutig, mit kanem Haar bewaehsen
und gewrihnlich von ziemlichora Umfang. Auch
die übrigen Milchzeichen sind befiifili^end.
Der Kopf ist leicht, das Aage gross ond dutikol
geflrbt. Die Hörner sind von geringer Länge,
stets nach auswärts und endlich mit den
Spitzen nach aufwärts u'.'richtt t. Die Ohren
der Thiere sind fein und ini Innern gelb ge-
fibrbt Ihr Mals ist mässig fleisehifr, meht zu
lantr and die Wamme gut entwickelt Der
Kücken iüt mässig breit, ziemlich gerudlinig,
nur bei älteren KQhen eingesenkt: ihre Lenden
sind iiüufig lang zu nennen und konnten viel-
leicht etwas breiter sein. Das Kreuz ist ver-
hältnissmüssig kurz, aber meistens \vuj:r''' lit
und der ddnne, lange Schwanz nicht allzu-
hoch angesetst. Die Bmst ist xlemlich breit;
der Kjj'i-cnkMrb zeigt ein'' iniis-ik,'-.' Wölbung
und ist ziemlich lang. Die Hutten sind ge-
wöhnlich hervorstehend und das B.cken ist
bei leidlich waj^rechter Lage ult iiaoii dem
Gesässe hin schmal. — Sehr oft sind die
Hinterbeine in den Sprunggelenkfu stark ge-
bogen (s&belfOrmig) und es i^t, dann auch gc-
wlJnnlicb di« Stellung derselben knhheüRig zu
nennen. Ihre ^^eliultem könnten t twas breiter
and weniger steil sein. — Die Milchergiebig-
keit der itühe ist befriedigend. 6at genfthrte
Exemplare liefern jährlieh 2500—3000 1. Die
Ma^tiiiliigkeit des Vieh<'s ist nicht ganz so
gut, wie bei dem fi Ilten Simmenthaler. Im
/uge sind aber die o, hsen des Neckarschlages
recnt gut und .sie /l i^'en meistens grosse Ans-
dan- r b. i d. r Arli- ir. Allgemein gelobt wird
die Genügsamkeit dieser Kinder, i^'reytag.
Necrobfotll (von y>«p<i«, Tod; ßiototc,
Lebfii). die Vernichtung des Lehms die
Krankheit, Amuker.
Iteoroneter ( von vs»pd(, Todter; (ic-rpov,
Massj, der ToJtenmcsscr. Prof. Houchut
hat einen Alkoholthermometer anfertigen
lassen, auf welchem die Grade unter -}- -0°
mit Papier verklebt sind, «o dass erst die
Qrade Ober tO sichtbar werden, was nur ge-
schieht, wenn in dem Scheintodten wahr-
scheinlich norh Leben vorhanden ist. 01»-
schon unmittelbar nach dem Tode die Körper-
temperatur sinkt, so kann sie doch ausnahms-
weise steigen, wenn sich noch chemische
Processe in der Leiche abwickeln. B. stellte
indess fest, dass die Tempentnr eines Todten
nie 20" C. übersteigt. Anacker.
NeeroRarcema (von vtxio?, l'od; väpxT^ji«,
Erstarrung}, die Todten* oder Leichen-
starre. Anacker.
Necroptia s. necropsis (von vrxf^o;. Tod;
oditf, sehen), die Leichenschau. Anacker.
NeoroSCOpia (von vixpo?, Tod; cxonr,,
Unt ! : 1.1 i^'i lieLeichenuntersnchung. A»r.
Necrosis (von vtxpöc, Tod), der Brand,
dM Abst^en der Knochen. Anaeker.
NectaHa, Honi^gefässe oder Honi*^'-
drQsen (NekturicnJ sind jene BlOthentbciie
der Pflanien, welche xackenurtige 8ifte ab*
sondern nnd meist drüsen artige Bildungen
iiafätelkn. w> Iclie sii Ii am Hiüthenbodeu be-
finden und gewühnlich xwisehen derBlflthcn-
hülle und dem Pistill in Form von Ringen,
Scheiben oder Drüsen ihren Sitz haben. Manche
Blüthen zeigen aber auch förmliche Honig-
gefässe, welche das ganze Blumenblatt aus-
machen, oder ist ein Sporn vorhanden, der in
«einem Innern Honig abscheidet, bezw. besorgen
dies besondere Honiggruben oder Honigschappen
am Perlgon oder der Blnmenkrone. Vagtt.
Nedjed, ein arabischer Vollbluthengst,
welcher von Madras nach England gebracht
und dort im Jahre i8S0 von dem Landstall-
mei.ster v. Burg-^dorf für das kfiniiflieh prens^i-
sche Hauptgestüt Trakehneii angekauft wurde.
Nedjed war Flie/cnschimmel, geboren 1810
und 1 51 m hoch. Er wurde vom Jahre 1887
bis 1833 und von 1836 bis 1838 in Tra-
kelin>'n zum grus.s.Mi Vortheil des (Jestüts als
Hauptbeschäler wie auch seitens der Privat-
gestftte, X. B. dem Nenraann'scben In
Weedcrn und Szifo^upr.nen benützt und hat
viele sehr wi rthvulle Pferde geliefert, von
denen in Trakehnen 10 Stuten als Mutter-
stuten eingestellt wurden. Im Jahre 1839
ging Nedjed ein. Gras.>mann.
Nedaohd-Pferde. Nedschd nennen die Ära-
l)er j'-ii-? \veita«s£jedehntt:> Plateaulandschaft
Uli Inii- rii der jirabiseiien Wüste, welche von
einem zwar räuberischen, aber zugleich auch
sehr geschickten Volksstamme bewohnt wird.
Bis vor Kurxem gehörte dereelbe dem un-
längst zu <;runde gegangenen Waliabiten-
thum an und bekennt sich jetzt zum weitaus
grössten Theile zur Religion der Suaniten;
cini£^<: wiMii?e Bewidmerder si lnvaeb bevölker-
ten Laiidsriiar r gehören zu den Schiiten, die sich
streng an !• n Koran halten und grosse Wid«r*
sacher des Christenthums sind.
Die ganze Landschaft ist gebirgig und
erreicht an m<direren Stellen eine Höhe VOB
tOOO m und darüber. — Im Gebirge Dnrsse
sollen die besten Pferde gezogen werden; diese
werden oft dreimal theurer bezahlt, als die
Rosse anderer Xiftnder in der Wüste. — Der
geologische Anfbau jener Gegend ist von
grosser Einfachheit: die Gnmdlatre bil<l*'n fast
überall krvstalliiiische, granitische Formn-
tioiim, uijer denen sieh an manchen Stellen
i^ndsteine und Kalk finden.
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•
NBDSCHD-PFBRDR
Dm Klima ist heia und trocken, im Gan-
len ab«r reebt geoaiid m nennen; alte Ke!-
^ii<ien, w»'lche ilorthhi nnd weiter ins Inner''
Ton Asien kaiuen, berichten, ilass nur wenige
Völker dieses Welttheiles so selten an Krank-
heiten litten, wie jene Aruber in Nedschd. —
Zorn Theil map dieses auch die Folge ihrer
grossen 3lJl-.sigktit sc'm: •sie essen iiiid trinken
in d«r Kegel nur kleine Fortionen und verab-
icheaen alle geistigen Getrftnke. Wie die
Menschen, so sollen auch die .k>rti<ren Hans-
thiere nur wenigen Krankheiten unterworfen
sein: sie erfreuen sich meist alle bis an ihr
Lebenst'nJi' liO!<t<Ti Wohlsein?.
Wenn die I'ferdc hin uiul wieder einmal
An Kolik leiden sollten, so gebraucht der Araber
*n UeiloBg dieses Uebels gedorrte Galle Tom
Bir«n, welche er sn Pnlrer stOsst und mit
KartVe wrinisrht dera Patienten eingil»f. Maii
bezahlt daher auch diese Galle theuer und be-
wahrt sie als einen kostbaren Schatz an einem
Mchern Platze im Zelte auf. Falls andere Krank-
heiten bei Menschen oder Thieren auftreten,
^eift der gläubige Araber ku allerhand Zau-
benoitteln, die aach oft recht gate Dienste
leisten sollen. (?)
Die Bewässerung ist dort fast flberall
eine äusserst dftrftige: kein Land in Asien —
Tietleieht mit Aasnahme yob Ost-Iran ist so
trocken wi.' 'Ii.- arabische Wüste; man kennt
^entlieh nur tief einge.schnittene Thalrionen
fWadis), welche blos zur Kegenzeit Wasser
fBbren, sonst aber — den erössten Theil des
Jahres — trocken liegen. Die Vegetation ist
••ine kümmerliche, und di.- Ernährung der
Tbiere infolge dessen auch meistens eine sehr
^trlieb«: die Pferde bekommen etwas Gerste.
Zii k-^rhirso fDurra), ein wenig Stroli und
itlU'U f-innial eine kleine Hand voll Heu.
Hin und M ii'der legt man ihnen auch Datteln
nnd .andTc liaumfrOchte vor. Die Genügsam-
keit d-T Thi^'re ist bewundernswürdig; sie
weri'*n an vi- lcn Orten t&glich nur einmal
gef&ttert and getränkt. Schon in früher Jagend
mflssen sie Sth an einen m&ssigen Wasser*
genti^;« U' Wübnon und man erzählt, da.«- filt.T--,
gut gezogvue Werde oft i — 3 Tage lang ylnie
Wa-ser aushalten ItOnnten.
Di'"- wenigen etirf>prii^ilien H-^isenden,
welche Muth gcnut,' hcsas.-cn, bis zur Hoch-
platte von Nedschd vorzudringen, erklärten
fast aberdnatinimend, dass die daselbst
Torkoinmende Pferderasse an Kerpersebonheit,
Klugheit, f Iinvuniltli'^it und Schnellif^kt it alle
anderen bei weitem übertr&fe; sie sei ohne
Frage die schönste nnd beste der Welt. —
Ihr- <;rf^«<?e ist zw.irnach unseren europrii^ili-n
ii'i-'riir.n nur gering; voll ausgewacii.sene
Hengste werden durchschnittlich kaum 1 S.'i m
hoch nnd selten gibt es Thiere, die eine Höhe
von I ßitm und darüber errf'ichen. Die .Ara-
ber — überhaupt alle Orientalen — sind mit
dieser Grösse ihrer Pferde aber ganz zufrieden,
nnd rerlangen gar keine höheren Thiere.
Von verschiedf-n-^n Schriftstellern wnr i ■
angegeben, dass Nedschd das eigentliche V ater-
land der arabischen Rasse sei, >chon in ftitester
Zeit wär- ti dort Stammbäume über deren «n*
Koch. BdcjrkkvKU« <i. Tbi«Th«ilkd. Vii. B4.
vennischtes Blut aufgestellt und solche bis auf
den hentii^en Tag gewissenhaft fortgeführt
wr-rdfn. — Wir kOnnen diesen Mittheilungen
keinen allzugrossen Werth beilegen und ver-
mathen. dass auch dort manche Uebertt«ibQn>
gen vorkommen.
Die Beduinen jener Gegend sind ebenso-
wohl als i^eschickte Züchter, wie als kühne,
«ewandte Reiter bekannt; sie betreiben mit
iren Pferden stets Rein sucht nnd dnlden
niemals Kreuzungen mit irgend einem frem-
den blut; Jiiernarli wSre das arabische Pferd
TO» Nedschd als einziger Repräsentant reiner
nnvrmiselitrr Rasse innerhalb der Speeles
Equus Cuballus anzusehen.
Edle Hengste von Nedselid werden auf den
M&rkten zu Aleppo and Damaskus stets theaer
bezahlt — die besten bleiben aber meistens im
T.ande — nnd schöne Stuten, die sich als
•Mutterpl'erde bewährt haben, sind in der Re-
gel unverkäuflich. Nor gestohlene Stuten s dleii
hin und wieder auf den M&rkten jener Stidte
in den Handel kommen.
Die Beduinen, diese echten Söhne der
Wflste, sind leidenschaftliche Liebhaber Ton
Pferden ; ein jeder nnter ihnen hilt sieh gerne
eine Stute, wenn ihn nicht ÜMigel oder Neth
daran hindert.
Der Rei<<endeBnrkhardt schitste die An-
zahl der Bedninenpfenle im wüsten Arabien
mit Einschluss der von Nedschd auf 34.000,
und sagt an einer Stelle, dass diese Landschaft
die besten Weiden in ganz Arabien bes&sse*
welche nach der Regenzeit im Herbst und
Winter sehr bald wieder grünten. Auch di»'
Landschaft El-Haasa soll ähnlich günstige
Vegetationarerhültnisse besitien; die daselbst
gezogenen I'ferde werden denen von Nedschd
im Werthe ziemlich gleich gesch&tzt — Der
zeitweise Ueberfluss an Wasser — im Ver-
hsltniss zu anderen Landschaften — gestattet
sugar in beiden Landschaften denAnban einer
Kleeart (Birsim), welche besonder« als Pferde*
fatter sehr beliebt sein soll.
Der Rnhm des am höchsten geschfttsten
Pferdestammes von Nedschd soll sich gründen
auf die Abkunft jener 3 Pferde (El Khoms). wel-
che Mohammed und seine Begleiter auf der
Flucht von Mekka nach Medina in der Nacht der
Hedschra (16. Juli 62« nach Chr.) geritten
haben. Die Namen dieser Leibstuten des „Ge-
Sriesenen** oder „Propheten^ sind: Koheil,
aklawi, Taweise, Maarekire nnd Djnlfe. Von
diesen " Thieren wird eine grosse .Anzahl be-
rühmter Familien abgeleitet, und sowohl .\ra-
ber, wie Türken froen mit Vorliebe ihren
besten ri'erden heute noi- h einen dieser Namen.
Wir haben aul unserer Reise durch "He
Türkei erfahren, dass jetzt fast alle edlen
arabischen Ptenle Koheilans oder Nedschdis
und nur die gemeinen Rosse Xadisehfs genannt
werden.
Rousseau und andere Keisend.- liaben be-
hauptet, daas man nur erst dann • ;ti zutreffen-
des T'i th- il nb-T lie edlen Nedschdis abgeben
kuniie, wenn man sie in ihrer Heimat — der
Wüste — gesehen habe; hier erst würde man
erkennen, dasn die Bewohner jener Land.Hchaft
10
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146
STEDSCHD-PFEBDE.
die schönsten Pferde der Welt besissen.
Wir sind etwas anderer Meinung and glauben,
nachdem wir im vorigen Herbst (1888) im
Marstalle des Sultans Abdnl Hamid mehrere
Pferde der fra;^'Iichen Ras^e frcsehen habi ii,
behaupten 2u dürfen, dass man auch an an-
deren Orten Qber die Schönheit derselben ein
Urtheil fiUen kann ; raan darf sich aber selbst-
Tent&ndlich nicht darauf beschränken, die
Thiere nur im Stall.' ;inzusi>haTien. sondern
moss sie im Freien in der Bewegung unter
dem Reiter gesehen haben, um ihren Werth
richtig beurtheilen zu Icflnnen.
Im Stalle stehm diese Kassepferde häutig
mit gesenktem lkii|ite. erscheinen schläfrig
und missnintlii;.'; sobalf! sie aber ins Freie
kommen uuu ein gesolückter liciter auf ihrem
RQckcn sitzt, verändert sich ihr Aussehen
in aulfftlligster Weise. Sie richten Hals and
Kopf immer hoher nnd h5her, nnd werden an-
selieiiienii um r-ini':;'.- CeiitIin«:'tor prüsser, als sie
in Wirklichkeit sind, ihre grossen, schwarzen
Augen werden dann immer lebendiger, feuriger;
ihre ziLMiilich Irms^en Ohren erschi'inen iiioist
sehr bcweglicli und horchen aut jeden i;aiit.
Die Nüstern öffnen sieh beim Laufen weiter
und weiter, und f^ebefi dem meist dünnen, zierli-
chen, fem markirten Kopfe ein besonders edles
Ansehen. IhrcGi-ichtslinie ist nicht immer ganz
Serode, sondern häutig — hauptsächlich bei
taten — oberhulb der Nase etwas eingebogen
(ooneav). Ihre breite Stirn ist oftmals etwas
erhaben und gewölinlicli mit einem lau^eu
Schopf von feinen Haaren bedeckt. Die Genick-
partie ist lang, und ermöglicht eine schöne
Kopfstellung und BogenkrUmmung des Ober-
halses. Ein sog. iSelnviini'iihals, der bekannili« b
oftmals mit weichem Rücken verbunden
ist, kommt bei den Xedsehdia nieht selten,
ja sogar am hünficr'^tcn mr. wn hintregcn
Hirsch- oder Karaoelhals nur verein zeit bei
den edlen Kassethieren angetrofTen wird,
und nicht beliebt ist. Der Kamm des Halses
trägt eine lange Mähne von feinen Haaren,
welche nach unseren Messungen 8 bis IS'Ö cmra
dick sind. (Bei den robusten Pferdeschlägen
im westlichen Europa, z, B. bei den Clydes-
dalern, erreicht da^ Iffthnenhaar ein« Siirkc
von il ö — 84 ö cmm).
Die Hohe des Widerrist ist genügend,
aber nur ausnahmsweise so beträchtlich, wie
beim englischen Vollblutpferde: derselbe ist
trocken und gut zurückliegend. Die Schulter-
lace ist meistens untadelhaft bei allen edlen
Pferden, und erscheint nur bei gemeinen
T1h'T«'Ii /II >t<dl; aurh li'-'sit^i-n ilirr Si-]iuU<Tn in
der hegel eine befriedigende Länge. Die Brust
iat gewölbt und bildet oftmals eine sog. Lowen-
brüst, welche der Orientale stets sehr hoch
schätzt. Ihr Leib ist gut gerundet, nieht zu
lang und fast immer mit einer habschcn Nieren-
Jartie ausgestattet. Die Flanken sind kurx uuil
er Bauch ist niemals ku umfangreich. Ihre
Kruppe b. >it/t m- ist-'ns eine gefällige Form-
sie ist ziemlich gerade, genägend lang,
der Schwan« frei angesetzt wird hfibsch
eetracren und besteht — wie die ^lähne —
aus langen, sehr feinen Haaren. Bei der Be-
wegung der Pferde krftmmt sich ihr Schweif
bogenßrmig und ist fQr die 'riii. ro unstreitig
eine grosse Zierde. Die Beine bind sehr
trocken, die Hnslteln fest, derb, stramm: der
Vorarm erscheint meisten? lanjr, die Knie-
scheibe breit und das Kühr bei n kurz. Die
starke Beugeschne schliesst sich hier dergestalt
an, dass zwischen derselben und dem Knochen
häufig eine tiefe Linie erscheint Ueberall sind
die Sehiu ri und die Köthengelenk*' klar und
stark, die Fesseln meistens nicht su lang, und
WMin auch dieselben oft etwas fein erscheinen,
so sind sie doch k>'ines\vofr> schwach zunnnnen.
Die Beine sind in der lu'^el frei von Beliang,
ihre Kastanien äusserst itierlich and die klei-
nen Hufe von fester Hornsubstanz. Hftnfig
sind ihre Sohlen stark ausgehöhlt.
Die hinteren Gliodmasscn befriedigen nicht
immer in demselben Hasse wie die vorderen ;
hier findet man zuweilen schwache Punkte,
bf'sonders lisst ihre Stellung hin und wieder
Kinißcs zu wQuschen übrig. Nur bei den beaien
Pferden von Kedschd sind die Hinterbacken
t,'cnfl<Tpnd stark und breit, die Schenkelh"in*»
!:iniC, die Hosen breit und von hinreichendem
Umfange. Lobenswerth sind bei vielen Thieren
der fraglichen Basse die Sprunggelenke, d, h.
breit, tMHsken und »ehr biegsam. Aneh an den
Hinterbeinen sind die KastaDien klein und
kaum sichtbar.
Der Orientale sehfttit mit vollem Bechte
j eine mässige Wink diinir der Hinterbeine hoch;
er weiss aus Erfahrung, dass Tiiiere mit zu ge-
rade gerichteten Sprunggelenken im Gange nicht
viel leisten können und im Galopp nicht rai^ch
genug vorwärts konunen.
Haut nnd Haare dieser edlen Rasse ^ind
von grosser Feinheit, und letztere im
Sommer immer sehr kurx. Wir haben einige
Messungen der Deckhaare vorgenommen
und dabei eine Di<'ke von 40 bis 45 fi
gefunden. Sic besitzen einen hohen Glanz und
die Bezeichnung Atlas^chinunel ist für viele
dieser Thiere durchaus iutroffend. Die weisse
Farbe kommt sehr häufig vor, ist am beliebte-
sten und es wird im Allgemeinen angenommen,
dass die Schimmel von den edelsten Familien
iili-tiuuin. ii. Sog. Fli'. senschimniel (mit klfin. n
britunen Flecken äbcr den ganzen Körper),
auch Roth- und Apfelschimmel sind nicht
selten, wo hingegen Tiircr und Srhecken bei
dieser Rasse nur ganz vereinzelt vorkommen,
(joldfüchse und Ooldbnume sind gleichfalls
beliebt, wo hingegen Rappen verachtet werden.
Bs wird erzählt, dass der Beduine alle »chwan-
luiariijen FoliK-n gleich nach der Geburt tödte.
weil er glaube, dass so gef&rbte Thiere ihm
Ungiack briehtfO).
Bei il- n br uni' n und fuchsrotli- n Pferden
sind Abdeichen nur aehen zu tindcu, und es
werden solche gewöhnlich perhorrescirt. Ein
j altes arabisches Sprichwort sagt: „Die Pferde,
welche an den Beinen hoch hinauf weisshaarig
. erscheinen, sind gefährlich; ist aber das Weisse
aui' der rechten 8eite noch höher, als auf der
linken, so bleibe von solchem Pferde fern,
denn es trigt die Marke deines Leichen-
tuches.
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KEDSCHD.PFERDE.
147
Vereinzelt kommen auch »ticlieliiaarigc
liranoe vor. und man hält so gezeichnete
Uenost« für vortrefnicbe Beschäler, bezahlt
«i« fli«ver, a h. folls sie aneli sonst gut ge-
bsot aud rasch in allen Bewegungen sind.
Die Gangart der fraglichen Hasse unter-
scheidet sich in mancher Beziehang wesent-
lich von der anscr-r ulifinllnriilischen Pferde:
aie beben nämlich ihre Fäs>e in der Regel
weniger hoch, schieben dieselben möglichst
weit vorwärts und (gewinnen auf diese Weise
viel Raum; dazu kommt noch, dass sie in
aUen Gangarten viel Grasie and Hehendigkeit
«eigen, sasog. üazellensprflngen — Courbetten
und Lan^aden — stets gern geneigt sind, und
mit einer Leichtigkeit über dem lioden —
selbst im coupirten Terrain — fortkommen,
wie kanm eine andere Rasse. Änf den sehleeh-
testen \Vr-<jr'n. bei S't.iu'jrcröll od.:r F>'l-en
schreitet Jas Nedstlid-i'lt'id bicher vorwärts
ond besitzt stets eine bewunderungswürdige
Andlauer: beim Galoppiren zeigt es meist
grossere» Geschick als im Traben; doch soll
auch viele tQchtige Traber nnd rasche Pass-
gänger in Ncdschd geben.
Das Temperament dieser I^ferde verdient
in jeder Beziehung das grösste Lob; im
.'^tall'' u.ler Zelte stehen sie itipist ruhig und
geduldig, sobald sie aber unter den Reiter
kommen, zeigen sie sich lebhaft, fleissig und
fearig. Von frfther Jugend an den Umgang
mit dem Ifenschen gewöhnt, Terstehen sie
'lt'>>r>n Worte =;ehr \ni\<\ und ^'-:!iiircht:n auf
den leisesten Wink. Kunststücke, welche wir
hier nur im Circus der Kunstreiter zu sehen
bekuinm^>n, vollführen die Neds. lul-Pferde sehr
4..ft, u. zw. ohne Benützung der ri.jt.-.che. Die
Tliicrt- sind j^'ehorsani, und folgen ihrem
Gebieter so gut wie ein treuer Hund. Sie
spielen in und vor dem Zelte mit den Kin-
dern, ohno da-> !>ie diese durch Tritte u. 'l<^\. be-
schädigen, uud wenn es endlich gilt, den titrauss
oder die Gazelle auf der Jagd zu verfolgen,
•SO zeigen »ich di«? klugen Pferde in einer
Weise rasch, gesrhickt und gewandt, wie kuuia
eine andere Kasse der Welt. Bei den von ihren
Besitzern nicht selten unternommenen Raub-
«ügen legen sie die besten Beweise ihrer
grossen j^chiielUdv it ab: sie zeigen sich
stets mutbig und ausdauernd. Nach Allem,
was wir flher die verschiedenen Leistungen
die- r Thi*rc im Orient erfahren lialjeii,
sind wir zur testen Meinung gekommen, d.t:ii> die
Bewohner jener Landschaft ganz wohl und
recht thun. an der Keinaacht ihrer Rasse
streng festzuhalten.
Bei der Answahl der Znehtbengste ond
Stoten gehen die Leute durchaus nicht so
sorglos zu Werke, wie frtther von verschie-
denen Reisenden angegeben wurde; sie sollen im
Gegentheil immer nur die edelsten, besten
Hengste ihrer Stämme als Beschäler ver-
wenden; finden sie solche nicht an ihrem
Wohnpiatze, so unternehmen sie mit den
Btnten Vit tagelange Reisen, und lassen sich
ilann von i\>-m Besitzer de-^ benützten
Hengstes einen Deckscheiu ausätellen.
Edle, schon gebaute and leistungsfähige
Mutterstuten w> rden . bensu hoch im Werthe
gehalten, wie Hengste und sind jene (wie
schon oben etwihnt) meistens nnverkinfUeh.
Gewöhnlich werden die Stnten erst nach ca-
rQckgelegtera vierten Lebensjahre zur Zucht
benützt, und man glaubt ganz allgemein, dass
jüngere Stuten niemals ein tüchtiges Fohlen
zur Welt bringen können.
Bei der Geburt des Fohlens lässt man aus
der nächsten Nachbarschaft Zeugen herbei»
rufen, und es mQssen diese auf dem Ge-
burtsbriefe (Kodscbet) besrlieiniLren , dnss
jenes so oder so gezeichnete Fohlen von der
ihnen bekannten Mutrerstute geboren wurde.
Der Geburtsbrief wird in tine kleine
Kugel von Messing gelegt und dem Ihiere
an den Hals gebunden.
Man sieht im Orient sehr häufig am
Halse der Pferde Schnüre mit Amnlets,
welelic Z.iiiberniitfrl und Koransj'rficlic ent-
halten, weiciie — nach dem Glauben der
Mohammedaner — ihre Träger vor Zauberei
und Krankheiten schützen. (Wir luibcti von
unserer letzton Orientreiso eine soKhe ^^chnu^
nebst Amulets mitgebracht.)
In der Regel lä-sst man die Fohlen nur
30 bis 40 Tage lang bei der Mutter: später
— bis zum Alter von drei oder vier .Monaten —
reicht man ihnen Eameel- oder Ziegenmilch,
und glaubt, daaa ein weiterer Milchgenuss
nicht nur überflüssig ^n. snndem leicht
nachtheilige Wirkungen haben küniie.
Schon im Alter von 18 Monaten wird
dem Fohlen ein leichter Sattel aufgelegt,
welcher den ganzen Tag über anf dem Thiere
verbb'ibt: man bindet auch sehr häutig
den Zügel am Sattel fest, damit es sich
schon frflhseitig an eine schwanenartige
nal>--tellung gewöhne. Gehren das Ende ■ b >
zweiten Lebensjahres werden die Pferddieii
von jungen, leichten Burschen bestiegen und
angeritti-n. Zum vollen Dienste werden sie
aber erst im fünften oder sechsten Jahre
herangezogen: nun erst sind sie voll ausge-
wachsen, und können den Reiter nebst Ge-
pack anf den oft sehr jfrossen Reisemftrschen
und .Tas^'ib n oliiie Xaelitheil tra^'en.
i>er Beduine gewöhnt seine Pferde nicht
nur an den Rennlauf (gestreckten Galopp),
sondern auch an einen lebhaften Schritt, und
es ist niclit üu k usjueii, dass viele jener Thiere
gerade in dieser Oangart ganz Befriedigendes
leisten. Endlich müssen sie auch lernen, im
raschesten Lauf beim Pariren sofoit festzu-
stehen und Kehrt zu machen, damif ler
Reiter dem ihn verfolgenden Feinde die
Lanze en^egenstrecken nnd ihn unschädlich
machen kann.
Die Behandlung der Pferde kann aian dort
mit vollem Rechte eine sehr zärtliche nen-
nen; sie lernen die l'eitsche fast niemals
kennen: sobald das Pferd zum raschesten
Laut an^'etrieben werden soll, bedient sich
der Beduine seiner scharfeckigen, laugen
Steigbügel: Sporen kennt derselbe nicht.
Bei einigcrmassen guter llattiiTn: sollen
die Nedschd-Fferde ein sehr h'dies .\lter (40
10»
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148
NEDSCHD-PFEIJDE.
bis 50 Jahre) erreidicu, und bis zum dreis-
sigsten Jahre diensttauglich sein.
Bedauerlich ist für die äciiOnen Pferde die
im ganzen Orient jetzt immer noch gebräuch-
liche Art des Anhalfternü oder Anbindeus;
man legt nämlich um ihre Fesselgelenke
Riemen oder auch Stricke, und bindet solche
an die in den Erdboden getriebenen PäOcke
oder Pf&hle. Wir sahen auf unserer ersten
Orientreise (1874) diese Art des Anbindens
der edlen arabi.schen Pferde selbst im Mar-
stalle des Sultans zu Con.stantin(ipel. und es
Boll erst neuerdings der jetzige Oberstnll-
st.indlich wirkt ein solches Oebiss in einer
rohen Faust auf alle feurigen Thiere höchst
nachthcilig, und es soll häutig Veranlassung
geben, dass sog. Storngucker auf diese
Weise künstlich ausgebildet worden.
In den Marställen des Sultans Abdul-
Hamid fanden sich im Herbst 1H88 nicht
weniger als 1500 Pferde, von welchen ein
grosser Theil der Nedschd Rasse angehörte.
Die reichen Scheiks der Wüste, welche sich
bei ihrem obersten Landesiierrn insinuiren
wollen, schenken demselben hin und wieder
ein edles Pferd jener Rasse, und so erklärt
Fi^f. ElniM-Kir «n« Ba^Jad: rCitm bocli. Leibrvitpford deü Snltait« Alidul-HamiJ.
meister Hove Pascha (ein geborener Preusse)
das Anhalftern der Pl'erdc (mit dem Kopfe
an die Krippe) dort eingeführt haben. Der-
selbe Herr hat auch den deutschen oder
englischen Ilufbosohlag im grossherrlichen
Marstallo eingeführt, von welchem der Orien-
tale aber durchaus nichts wissen will: dieser
legt seinen Pferden runde Eisenplatten ohne
OrifTe und Stollen — nach Art unserer Pan-
totleleisen — auf, und glaubt dadurch die
Hufe seiner Pferde am bebten gegen Ver-
letzungen schützen zu können.
Das Zaumzeug der Araber unterscheidet
sich wesentlich von unserem europäischen:
jenes besteht aus einem sehr scharfen Stau-
gengebiss: statt der Kinnkette findet sich eine
unbewegliche, reifartiire Sfiange, in welche
der Unterkiefer eingezwängt wird. Selb-stver-
es sich, dass wir selbst — ohne die gefahr-
liche und sehr umstündlicho Rei.se in da»
Heimatshuid derselben zu unternehmen —
Gelegenheit hatten, mehrere Prachtexemplare
\onNedschdis aus eigener Anschauung kennen
zu lernen. Wir liefern hier (Fig. 1318) die Ab-
bildung des l tJ<( ui huhen Hengstes Elmas-Kir,
welcher seit Jahren als Leibreitpferd des
Sultans dient, und ohne Frage eines der
schönsten Individuen im grossherrlichen Mar-
stalle ist.
Sc. E.xcellenz der Oberstallmeister Hove
Pascha hatte die Güte, sowohl dieses Pferd,
wie mehrere andere der Nedschd-Rasse uns
Vorführen und vorreiten zu lassen, und wir
Wullen hier am Schlüsse unserer Mittheilun-
gen ausdrücklich bemerken, dass wir den Genuss.
welchen uns die RcNichtigung jener edlen Thiere
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KEDSCUED. — KEMATHELMINTHEN.
149
bereitet hat, nii-inals verj:ess*'ii werden,
and möchten noch sum Schluss mit dem
Fflraten PQckler aagen: „Hfttten wir «Hete
TT. ! '!-' mit nns in die Heimat nehmen krinn."n,
io wänlen sie ohne Zweifel eine Kevolution
anter don Hippologen hemrgtbraeht habt»,
in<lt-'m si-' bowic'^on lifittfn, daas man bei uns
vuü JcT enstcii Rixsic der Welt, den Pferden
von Nodscbd, noch niemals «tWAS Echtes zu
sehen bekommen hut." lY^tag.
Rtdsefetil, raeli Nedachftd und Kedschd,
iät der Gcsanimtoame aller Pferderassen der
Araber. Die bedoutondsten dieser sehr aahl-
reichen RasM-n sind die d-Khom« {%. Khems
und arabisch» s Pferd). Grassmann.
Needham, holl. Scbriftst., schrieb Qber
die Homriehsenche und war Herausgeber der
Qeoponica: im XVIII. Jahrh. AbUitner.
Neergaard, J. V., stadirte Medicin und
V'etcrinärraedicin in Kopenhagen, und wurde
in itOtüngen xam Doctor promoTirt, war
einige Zeit Lehrer an der Veterinftrsehnle in
Kopenhagen, dann G'?neraIkii<'i,'sooininiss&r
(fdr liemontcit)' Ödirieb über .^nütoinie des
Pferdes (1700), vergleichende Anatomie und
Pbrsielogic der Sfiugethiere und Vögel, über
Zihnc 18*3) und Exterieur des Pferdes
(18;- Semmir.
Negerliorn, Ifegerbirse, s. Hirse.
Ntfratn werden in Italien snm Gegen-
-.it7 d.3r Porcelli (s. d.) die odleren, nament-
lich in den Ebenen der L in;,'<.g<«jid von Rom
fresogenen Rappen genannt. Difso, meist gute
Wagenpferde, tragen noch li^n iilton iir.ipoli-
taniscben Gesichtsansdruok an sieb, J. Ii. sie
haben eine Rammsna.se, stehen aber gewöhn-
lich zu hoch Ober dem Boden. Ihre Trab-
beweetinp ist fordernd.
Die Wa^en der Cardinftle sind fast aus-
tjchlicsslich mit solchen, Negretti genannten
Pferden bespannt. Grasmamu.
Negrettl-Schaf, s. n. Marino.
Nehmen i>t in der Turfspraciie nicksit.lit-
lich der in einem Rennen sich darbietenden
Hindemiase ideichbedeatcnd mit äberspringcn,
überwinden. heisst daher eine Hörde, ein
r> ulltineh mdimen. und ein Pf-Td ninimr liio
Mauer, oder es weigert sich, den Graben za
nehmen. Ptr letsterea heisat e« aneb, das
Pferd refasirt das Hindernis», i?/,?-
Nekrose, trockener Branil, V'-rtrocknung
»on Geweben, die aus.-. r Ernülirnn^ gesetzt
sind. Die Bezeichnung Nekrose wird beson-
ders ftlr abgestorbene Knochen, Knorpel und
ela-stische (ipW(d/o g. lirimcht, die nach anf-
gebobener Ernährung meist ohne Texturver-
Äidemiigen eingekapselt oder aber ansge-
StOaten werd-'n (>. !5rand). Sfinwn .
Nelken, (Gewürznelken, die getrock-
neten Blathenknospen einer in den Tropen-
ländcm wacdmend^'n Mvrfacee rnrvn|i]i vll m -
aromatiea l,. Xli. l (cciitör Gewürzntdkcu-
baam baaptsAchlieh der molukkischen Inseln),
welche nach unter dem Namen „GewUrznll-
gelein" bekannt und wegen ihres reichen Ge-
h.tltes an dem iitli<-ri-rlien Nelken "d. Olemii
Car^ ophyllorum, ein beliebtes GewQrz lie-
fern, das fMher auch als Stomachienm An>
wcnduntj fand, jetzt aber pharmac»: uti-i Ii
nur als Geraoha- and Geschmackscorrigens
dient nnd deswegen m «ahlreiehen znsanimen-
i^osetzton Präparaten, Tinctiiren u. dirl. be-
nUtist wird; ebenso ist e.s ein lio« bir>'>ch!it7,te8
Hilfsmittel in der Mikroskujoe. XU Desintifiens
steht das Nelkenöl auf der Höhe des Jod>'
Die Mutternelkeu, Anthophylli, sind viel
schwächer und deswegen nicbt mehr im Ge-
branch. Der Nelkenpfeffer. Pimentaoffi'
efnalis, ist ebenfiHa ebe Mjrthe, stammt aber
aus Westindien, besonders aus .Janmika und
stellt das Kücliengewürz Piment oder Neu-
gewür*/ (englisches GewQrz, Jamaikapfeffer)
dar, während die ebenfalls nelkenart^
riechende
Nelkenwurzel neben dem ätherischen
Oele haapts&chlich Gerbatoff enthält, eine
Itosacee ist und betrefla ihrer Anwendung schon
unter (ieiim urbanttiii knn beschrieben
worden ist. Vogtl.
NtikenBI (Oleum earyophjllomm), daa
ati<? den BlOthenknospen des auf den Molnkken
wach.sendcn (.'aryophyllus arumaticns — Ge-
würznelken — durch Destillation mit Wasser*
dampf erhaltene ätherische Oel. Es hat
eine gelbliche bis braune Farbe, ein spec.
Gew. 1*04— 106, mischt sich leicht mit
Weingeist Es besteht aus einem Gemenge
eines dem Terpentinöl laomeren Eohlenwaaser»
Stoffes mit der sanerstofiFh<igen Nelkensäure
(:». d.), ausserdem soll es aoch SalicyUaure
enthalten. Das Nelkeix»! wirkt baatröthend,
seine Dämpfe t^dten Fli''?**n, ancb bewirkt
es beim Kauen der üewürtuelKen rctlectorisch
vermehrte Speichelabsonderung. Loebiseh.
Nelkenaiiin (Bugenol , fiagenaftnre),
C,«,U,,0,. ßndet sich imKelkenOl, im Zlmmt«
blütteröl, in dem Pimentöl von den unreifen
Früchten von Myrtns Piment» L., ins Oel
der Lorbeeren und in anderen fttherisehen
Oelen. Man gewinnt dieselbe, wenn man 3
l'heile Nelkeuül mit 1 Theile Kali und 10
Theilen Wasser behandelt, das ungelöste Oel
abhebt und die alkalische Lösung mit roher
Salzsäure ansäuert. Man filtrirt von der ab*
iTescbiedenen Nelkensäure ab, wüsclit sie
wiederholt mit Wasser und destillirt. Sie
stellt ein farbloses, nachGewIlrxnelken riechen-
de?, brennend scharf schmeckendes Oel dar,
welche^! bei S47 5° C. siedet, kaum löslich in
Wasser, leicht in Alkohol, Aetlier nnd Eis-
essig löslicli, si>' reducirt ammnninkaüsche
SilberlGsung, bräunt sich an der Luft, ihre
alkoholische Liisung wird durch Eisenchlorid
blau gefürbt. Mit Alkalien bildet die Nelken-
«Iure meist Inystallisirbare, leicht xeraetsliehe
Nemathetminthen, RundwQrmer, sind jene
Eingeweidewürmer (s. d.), welche durch einen
runden, i vlindrischen, faden- oder srblauch-
lürniigeu Körper, der stets länger als dick
ist, ausgezeichnet sind.
Die Tbiere sind getrennten Geschlechtes,
sie umfassen die Gruppe der Spulwürmer und
Fadenwörmer. Nematoden (b. d.), wel-b^
Mund- und AfterOffnung besitzen, deren
Hnskelscblauch besteht aus dicht aneinander-
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t50 NEMAXODA. —
liegenden Läng^mnskcirasern. vriiliroiid die
übrigen Kundwürmer nmnd- und afterlos sind
und einen Hautmuskelschlauch besitzen, der
ans einer Iühlt und einer Längsfaserücbiclit
besteht C^caatucepbali, UakenwOrmer oder
Knitt«T). Khek.
Nematoda (von vy^h«, Faden; tlU;,
(iestitlt), sc. helminthia, die ßandwQriuer. ^Inr.
Nematoden zu den Kundwllnncrn, Nemat-
lit'lminthes, gehörige Gruppe von Eingeweide-
würmern d.). iie'i den Haussäugetlüeren
parasitisch lebende Entozoen getrennten Ge-
scblecbtes mit «inem kneen, fadenfOnnigen,
runden, weiss bfs rSthlfcii bramen KOrper:
besitzen Mund kii«1 Aff< r.
Der Mund iät unbcwafToet. nackt oder
bewaffnet mit Wftricben, Haken, Stacbeln,
Zähnen etc., sowie oft mit haarigen Lippen
versehen. Au den 3Iund schliesst sich der
mit Muskelfasern versehene als Saugorgan
dienende Schlund (Si eisi^rühre), welcher bis-
weilen eine blasenartig'-' Anschwellung besitzt,
. r nitiiulct nach einer magenähnlichen Erweite-
rung in das Darmrohr, weiches in der Nähe
des hinteren Leibesendea — selten an der
Spitze — an der fiaaehflSche des Thietes
nach aussen tritt.
Der Körper wird aus zwei ineinander
gestrecktPii Kr.hren gebild. t. D;i> T.umen der
inneieu lioluc bildet den Danmanal. Zwischen
beiden Röhren liegt dor (ii-schlechtsapparat,
der an einer bestimmten Stelle der äusseren
Haut atuittftndet.
Die Thierc hruiteii ^'u:h. y\i>h<A die dem
äosseren Bohre zugehörigen Gebilde, Mund,
Sehlvnd nnd Enddarm, abgeworfen werden.
I)f>r Tordere Körpertheil ist oft mit
KanüÜügeln oder Seitenmembranen versehen.
Die Umkleidung des Körpers besteht
ans einer sweischtebtigen Chitin-Cnticula. die
ivssere Schiebte ist meist geringelt, die
darunterliegende structurlos.
Die meisten Nematoden besitzen zwei,
seitlich am Körper verlaufende L&ngsstreifen,
welche man als Seif<»nfelder bpzptrhnet.
Der Hautimiskclschlauch wird ausser den
Seitenfeldern bei vielen Nematoden durch
einen elastischen Räcken- und Banchstreif,
welche jedoch nicht so stark und breit als
die Seitenfolder sind, unterbrochen.
In der Nähe der KOrperenden beobachtet
mau Hantdrttsen, ebenso ist bei sAmmtlichen
Specimen «'in Nervensyatem vorhanden.
Die Geachk'chtinri^iitif» der Weibchen
sind ein- oder mehrfach, d. Ii. i-s ist ein Eier-
stock, ein Eileiter, ein Fruchthälter und eine
Scheide vorbanden oder es sind nebst einer
Scheide di« Qbrigen Sexnalorgane bis ftnffacb
vorhanden.
Bei jedem weiblichen Qeschleehtsnrgane
sind enormr- ^I<'ii^.'''n vnri Ei.-ni /nL'''r''ii. w- l. Iii-
bis auf 60 .Millidiu'ii gesciiatzt wt-rden. l)ic
Eier sind mit « inei harten oder sehr zarten
Schale umkleidet, in w- L-iinn Falle 'lii^ F.u^^
bryoncn schon im Eileiter eiitsi.lilii|iteii uad
die Jungen somit lebend geboren werden.
Die Geschlechtsorgane der Männchen
bestehen gewöhnlich aus einem unpaarigen
NEMATODEN.
Schlauch, Hoden und Samenleiter darstellend,
in einer besonderen Tasche in der Cloake
sitzen ein oder swei ans Chitin bestehettde
braune verachiedengeformte Stabe — Siiicu]:»
— genannt, welche aus der Tasche vorge-
schoben werden können, and bei der Be*
gattung als Haft- und Reizorgane dienen.
(Die Form der Spictila wird meist zur Be-
stimmnng der Art benützt.) Manche Männchen
bo^itren noch einen glockenföniiigcn .\nlianjr,
welcher ul't mit sog. Rippen versehen ist and
Bursa genannt wird, (Vgl. Taf. XLIH, XUV
und XLV.)
Die reifen Bier bedflrfen in der Bege)
eines Zwi^chenwirthes oder sie mü.-?en vor
der Erlangung der Geschlechtsreife in Wasser
trerathen, mit welchem sie leicht in den
Körper eines fnr ihre Entwicklung gflnstigen
Wirthes gelangen .
Die Oberhaut ist bisweilen mit Stacheln,
Borsten, Härchen, Knötchen, vieleckigen Fel-
dern etc. besetzt, unter der Oberhaut liegt
ein Hautin u^kclsrliliincli.
Von den Muskeln gehen breite Ausläufer
in die BauehliOble hinein.
Nach dem verschietl tu n Maskelban
stellt Solineider drei Gruji{)»"n auf, u.zw.;
l. "iruppe. Polymrarier, bei welchen
die Muskeln aus mehr als acht neben und
hintereinander liegenden Muskelzellen bC'
stehen.
Hieher geboren:
a) Ascaris mit zwei gleichen Spicula,
20 und molit präanalcn Papillen.
b) Eustrongylns mit einem Spiculam
und napfförmiger Bnrsa.
c) Filaria mit zwei tmgleicbw Spicttln
und i pr&analen Papillen.
f. Gruppe. Meromjarier, bei welchen
die Muskeln acht Streifen bilden, dio dnrch
schiefe von der Kücken- und Bauchliiiie rück-
wärts verlaufende Linien in einzelne Ab-
theilungen — Muskeliellen — getheilt sind.
Hieher gehören:
a) Oiyuris mit einem Spicnlnm, mit
und ohne Bursa, Vagina mit niii^'mnpkeln.
b) Strongylus mit zwei .Spicula. trichter-
förmig geschlossener Bursa. Papillen mit
rippenfOnuiger Pulpa. Vagina mit Lings*
muskelfasem.
3. Gruppe, Holomyarior, bei welchen
die Leibesmusculatur ganz uugetheilt oder
nur dnrcb wenige Längslinien in fast nicbt
getrennten Abtheilungen geschieden ist.
Hieber gehören:
a) Angnillula mit Seitenfeldem, Haapt-
medianlini'-n. L'lcicheti Spicaltif vome
runder, hinten spitzer Iiur»a.
b) Trichina mit SeitenlVMcrn, Ilaupt-
ni'<dianlinien, ohne Spiculam und aweisapfiger
Üursa.
c) Trichocephalus ohne Seitenfelder,
Hauptmedianlinicn, ein Spicnlnm mit vor-
stulpbarer Scheide ohne Bnrsa.
Die wichtigsten Nematoden sind:
a) Zur Gruppe der Polymyarier ge-
höri g:
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NEMATODEN.
131
Die Familie der Spulwürmer (Asca-
riJ<s) mit langen drehrnnden, an beiden
Enden verschniächtigten Körper von weisser
Farbe, drei mit Wftrzchen besetzte Mund-
lippen, hieza gehört:
1. Der grossküpfige Spulwurm (As-
cariä megalucephala), oft bis 40 cm lange
Exemplare bis zu 1000 StQcken im DQnn-
darm der Einhufer vorkommend.
t. Der regen wurraähnliche Spul-
wurm (Ascari-i lunibricoides), weisser oder
weiss-röthlicher Körper, im Darme der Men-
schen, Schweine und Rinder vorkommend.
3. Der Eatzenspul wurm (Ascaris
mistax), meist im Darme der Hunde und
Katzen lebend.
Die Familie dergrossenPalissaden-
wQrmer (Euatrongyli), grosser walzenför-
miger Körper. Mund mit 6 vorspringenden
Papillen versehen, hieher gehören:
1. Der Kiesenpalissadenwnrm (Eu-
strongylus gigas). Im Nierenbecken der Pferde,
Hunde und Rinder lebend, selbst im Herzen
des Hundes gefunden.
Die Familie der Fadenwürmer
(tilariae) mit langem fadenförmigen Körper,
Tafel XLIII.
ADttomi» de« Laugt>Qfa<]«nwarat«8 (Stroogjltt« filtria). Fig. 1 Weibclien ; a Mnnd, b tricbtorfOrniti;«' Einnonkong
dM Oesophagus in den Danncanal. rc DarmcanaL, d Schwaozatiitze, • Yalva. ff Uttrus, — Fig. 2 IlinUTHS Leibe»-
•■d« de» Mtnacben«; ■ Buraa. b .*ipicula, rc lapppnfOrtnigt» AnblOKSi*! derselben, d l(r);<*lfOriniL''"( Rtumpf»« Endi>
der Spirala, Rippen. — Fig. 3. Stark T<TgrO«ift1«'s ."^tOck r\nv* Spiraluioa, di« ma«cbic«, n<'lzfürmi);<> Zeieb-
BBDg darttollend. — Fig. 4. Embryonc, aa ku|ip>'lige Vorwülbnug dos vordi>r«n Laib«-><>Ddeii, l>b SrliW4ii2:Rpit)i«,
« 0«iopbagat, d Darmcan»!. — Fig. 5. l—S Eivr in dt-n verarbiedenen Entwii-klangki'baMVD, EihOlle, aus welcher
M>«!tien der Embrjro cntschlOpfto.
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NEMATODEN.
randem oder dreieckigem Mund, mit 3 bis
4 Lippen, abgerundetem Kupf mit meist
6 Wärzchen, Schwänzende des Männchens ge-
bogen oder gewunden. 4 Papillen vor dem
After, ungleiche verschieden gestaltete Spi-
cala mit oder ohne Scheide.
Weibliche Geschlechtsüffnung meistens im
vorderen Körpertheil gelegen. Hiehergehören:
1. Der warzige Fadenwarm (tilaria
I papiliosa). in der Bauch- und Brusthi'hle der
i Pferde und Esel, in der Spinnwebenhaut des
I Gehirns, im Glaskörper des Auges, sowie in
der vorderen Augenkammer bei Pferden und
Kindern gefunden.
2. Der im Blute lebende Faden-
wurm (tilaria immitis), in der rechten Herz-
kammer, sowie in der Lungenarterie bei Hun-
den gefunden.
Anatomie <l«ii ««lUatuon P«1i«i»il«DWurnioii (.Strongylas puadoxas). Fi:;.!. \V«ibr)i«o: n Mun<l. 1> Ooaophagu«,
c EinmODdan^tsteMe d«» 0«-«oph»({U« in den Darim-anaK J, b DarmeiDkl, * End'« i»inen Eil>'iti'rs, f, i k Ei-
lrit«r, 1 SeliiraDiend», m Tor|r<'triflb^^n9 Vulra, n SchwanxbU«« — ¥ig. 2. Hinter«« End« de« UVibehen* mit ler-
riiitanoin Leib«i>chlauch. ff Rbachi«, gg DarmcanaL, Ii frei auatr^tMode Ei<>r, i EiUittT. k Kabalie« Thnilung de»
Kileit«n, 1 Scbwanxspitz«, m AasmQnduDf; des Darmcaoaie« und Eil<fiter», n .^cbwauiblac«!. — i ig. 3 Sehwanz-
»tOck d«» minnlichen Wörme«; a Bar»a, l>b Sfitien der Spirula. c Spicula. — Fijt. i. BracbstQck dci floij*!-
förmtg sebanten Spiculums: a Umbnuvanir««t»lle di<r FlOf(«l. — Fiif. 5 Kift des Wurme» in Tcr^i'hie-
denen Cntiricklua?4>tadL'>a, 11 — U Etiibryoae ; a Köpfend«*, b gekrQmmtef an4 knopfforniig iaf|feth»<i>ene4
ScbKtnieade.
NEMATODEN.
Tafel XI. V.
153
Aaktomi« des Laa^onbaarwurmea <l«r Schate (I'^vadalioi ovl« pnlmontlis Koch). Fif(. ). Wpiblicher LanifADhur-
warm <i<-r Srbafi? (tNi>udiliui« ovis i'utmoaali*,', a, b, c EinacbnOranRen, d ScbwAnaendc, e Köpfend» (Vg. ca. li/O).
¥if[. i. Mianlirbar Lanireohaarwarni der Schafe {pNeadaliu!» ovis PulnioQaliitj, a Kopf, b Oesupha^ai, c umiri'bnn-
d«a Uewtb«, d Darmoanal, « Aasmuadung d«« Darmes f. g. h Spicula [Sg. — Fit;. 3. W^iblicb»!
SebwaaieDde, a FalUn xur Seite der Viilra, b Mutkelfanern dea Oenitalücblaachot, c Aa«niQnduD^««ti<ll« de*
Anna (Vg. 1600). — Fiff. 4. SehwanxitOck d«-» Weibchens mit rr<>l{:*leirt4>m QaQita'.scbUuch, a zcrriast-ncr Leibes,
sehlaach mit feiner Qaeratreifang, b ADtmQDdnns de« Afterit, c Vulra. d Uterus, « Theitungs»t«lle in di«
Eileiter, f, g Darmranal (Vg. 1600). — Fig. }. Hinteres T.eibea^tQck des UVibchen* mit den glockenartigea Haut-
lapp«D Ober der Volra b und den xtftbrheaartiKen OebiUnn a (Vg. ItHHJ). — Fig. r>. Zerrisnene.1 Leib>>»stOclc
eine« Weibchen« mit den Tortretenden nnd mit Kiern gxrnllten Eileitern, in dpren Mitte ein i>tQck l)arm<'anal er-
sichtlieh (Vg. 1600). — Fig 7. Yerkapaoltes und rerkalkti-n Elterntbier ira I.ungtmgewebo (V^'. ca. 60). I'i» V»-rgr'>8««-
rangiangaben belieben «ich auf die OriginalzeichnuDg, nach welcher diese Tafel ebvnno wie die vurhergehrD'len am
■ehr als die Halft« ▼erkleinert dargeatcllt wurden. Di« mikroskopischen rntarsuebungen wurden mit der Immer,
•ioailinie Kr. \ Ton Reichert in Wien ansgefdhrt. di« mir ganz ausgezeichnete Dienste leistete, nod icb !<tinme
vollkommen mit Frey nberein, welcher in 'einem Werke .Da» Mikroskop" dii- Leistungen dieser Wiener Firmm
als die Tortrefflieb»t«'n bezeichnet.
164
NEMATODEN.
3. Der kl ein mündige Fadenwnrni
oder Roll&Lhwuuz (filaria microfitonia), im
Hägen der Einhofer vorkommend.
4. Der grossioaalige Fadenwurm
oderRoHschivans (fllariame^stomu), meistens
im Schluiultlh-ilo \\>'v Miit^t.Mischlriniliaut, in
bohnen- bis nussgrossen Ivnoten bei den Ein-
httfcrn Torkommetid.
3. Der bl utsau jren de Padenwurm
oder KoilschwanK (tilaria sanguinolenta), in
der Uagenscbleimbant de« Hund«» in Knöt-
chen lebend.
6. Der palissadenförroigc Paden-
wurm oder n<il!sr]iwiiiiz (tilaria sirongylina),
im Magen der Schweine vorkommend.
7. Der lisarloekenformifro Fnden-
wurm (tilarin cincinala), bfi 50 cm lang,
im Nackenband uiiJ den Gleicbbeiobeugern
der Einhafer gefonden und bisher nnr stttck-
wcise tu Tage gefördert,
8. Der Thränendrfisenfadenwnrm
(filaria lacrynialis). in der IbrlnendrQse der
Pferde vorkommend.
9. Der Schlondfadenvurm des Rin-
des (filaria seu Spinopt'Ta scutata oscopha^cn
bovis), unter dem Epithel der Sueiserühre
bei Wiederkftaem und Schweinen, bei letzte-
ren auch untor dem Zungene)utliel gefunden.
II. (irupjj«; Meromyaricr.
A) Pfriemenscli wünze (Oxyuris)
kleiner, rander nach hinten vereehmälerter.,
ziemlieh dicker Körper, kleiner nackter oder
mit drei Lippen ÖMcAzter Mnnd; hieher ge-
hören:
1. Der wurm Hhnliche Pfriemen»
schwänz (Oxyuris vennicularis), im >!ast-
dani) der Menschen und Hunde vorkommend.
2. Der krumme Pfriemenschwanz
(Oxyaria corvola), im Blinddarm des Pferdes
wohnend.
15) PalissadenwQrmer (Stri'n<,'y1ide.s),
drehruuder, «elten faden- oder haarfüruiiger
Körper mit end- oder nnterstindigem Mnnde,
bieher geh reu:
1. Der bewaft'nete l'alissadenwurm (Ötron-
gyluä armatus), im Blind» und Grimmdarm
der Pferde vorkommend.
2. Der vierstachclige I'alissadcnwurm
(!?trni)trylus t-'tni<:;uitluis), lin DOntt- nnd
Bliiiddano der Plerdc vorkommend.
3. Der Palissadenwarm mit abwftrts-
gekehrtem Maule! (Stron^nlu?; hrpostumus),
im Darmcanal der Schafe and Ziegen vor-
kommend.
4. Der Pali.ssadenwurm mit dreiooktjrem
Kopfe (Strongylus trigonocc|»halus), im Magen
und Dfinndarm des Hundes vorkommend.
a. Der Palissadenwarm der Katse (Doch -
mios Baisami felis), imBOnndarm der Katze,
einen ähnlichen knchektischen Zu>t;m(I her-
vorrufend wie beim Menschen durch Achi-
lostoma.
6. Der übergebogen*' Pnlis^ndprwnrm
(Strongylus cornuus), im Dünn- und I>ick-
darm der Schafe vorkommend.
7. Der strahlige Palissadenwurm (Stron-
gylus radiatus), im DQnndarni des Kindes
lebend.
Der pczahntr^ P.ilii-.i lenwurm (Stron-
gylus dentatu-j. im Dickdurm des Schweines
vork')iiiiiiciiil.
9. Der breite Palissadenwurm (Stron-
gylna inflatus), im Grimmdarm des Rindes
lebend.
10. Der gerade Palissadenwarm (Stron-
grlns TOialosns)« im Darmcanal der Ziege
lebend.
11. Der kleinschwitiizigc Palissadenwurm
(Strongylus micrurus), in Aneurysmen der
Kühe, in der Luftröhre nnd den Brochieu
der Kälber, Rinder, Pferde nnd Esel vor-
kommend.
12. Der seltsame Palissadenwarn (Stron«
gylus paradoxtts), in der LuftrOhre nnd den
Bronchien der Schweine Torkonunend, siehe
Taf. XLIV.
13. Der Palissadenwurm mit Hautkunten
fStr ngylus ventricosos), im Dünndarm der
liinder lebend.
14. Dfi dQnnhal>ige l';ilissadenwurm
(Strongylus lilicollis), im ZwüUtingerdaru
der Schafe and Ziegen lebend.
15. Der Lufiröhrenkratzer od. rfad.•!lf'jrmi•
gePal^ssadenwurm(Strongylus liluriuj, i^ungen-
fadenwonn, in der Luftröhre und den Hron«
chien der S,li;ire, Zio^oii und Pehe vor-
kommend und die liungcnwuiui^euche her-
vorrufend, a. Taf. XUII.
16. Der gedrehte Palissadenwarm (Stron-
gylus contortus), im Labmagen der Schafe
and Zieg«n lebend.
in. Gruppe Holorayarier.
A) Die Aeichen (Angnillae), kleine frei
oder sehmarohtend lebende Nematoden, in
faulij^vn oitrani.^i^licn S'nb-tanz.-n, bisher nur
zufiiUig im Thierköq)er gefunden.
B) Die Haurwürmer (Triohinidae), haar-
fiirmitr-^r Körp« r. spitzer K^iif mit kleinem
Mund, dünnem Uals. abgerundetem Schwanz-
ende, lebendige Junge gebtrend. Hieher ge-
hörig:
i. Die Trichine (trichina spiralis), im
Darme der Menschen. Schweine, Fuchs, Hund,
;Mar>!.r, llti^. Katt.-. Maus, Katze etr. vor-
k'jiuiuend, sich da^^-lbst zur Geschlechtsreife
entwickelnd und dann in die Muskeln ihrer
Wirthe auswandernd. Das Schwänzende der
.Männchen mit kegelförmigen Zapfen versehen,
ohne Scbwanzbentel und Spiculum.
i. Der Lungenhaarwurm der Sohafe
(Pseudalius Ovis pulmonalis. Koch), langer,
sehr dünner haarförmiger Körper, Schwans-
ende dfs Männchens ^piralfnrmig gewunden,
mit zwei grossen bugcalünuig» ii Spieula, In
sandkorngrossen Knötchen unter der Lungen-
pleura bei Schafen vorkommend, s. Taf. XLV.
<') Peitschen w firmer oder Haarköpf<»
(Tricboct'phalus), lange Würmer, deren Vor-
dertheil l&uger nnd bedeutend dünner ist als
das HinterüieJl. Schwanzende spiralig mit
einem Spiculunii Hieher gehörig:
1. Der verwandte Haarkopf (Tricbo-
cepbalas affinis), im Blinddarm der Schafe
and Ziegen, selten bei Rindern rorkommend.
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NEMOSCHITZ. — »ENNING.
i. Der gekerbte Haarkopf (Tricho-
cepbalos erenatusj, im Dickdarm der Schweine
wohnend.
3. D' T -.ro'lrarVte IIa arkopf (Tricho-
eephiilas Ut-preoaiusculas), im Blinddarm des
Hunde» wohnend.
II. Di'» Hak. nw firmer oder Kratzer
(Acanthocopiialij, schlauchförmige querge-
runzelte Rundwftmier ohne Mund und Darm-
cwal mit einem in eine Scheide aas> and
efoisiefalMimn. mit j^krflmmten Haken be-
eetxtem Rfis^.-l. Hi.li-T 'j'-h^rli::
Der Kiesenkratzer (Kchioorhynchus
gigas), im DUnndann del* Schweine hftafig
rorkommend.
Mannigfaltig schädigen die Kundwürmer
den sie beherbergenden Wirth zum Theile
darch die Mauenltaftigkeit ihres Vorkommens,
zam Thefledorch die Entnahme von Nahmngs-
stöffen uml A'-n Il^iz. \v>'liht n auf t:«'-
wisse Orgaue nnd in gewi»i>en Entwicklaugs«
pbasen aasflben. Niheres bier&ber e. v. den
speciellen StieUworten wie Langen wurmkrank-
hait. Triehinose etc., die Thc-rapie unter
Antip.irasiii.-a.
Literatur: ScbneiUer. Monographie d»'r Xeinit-
• .i.n. B«Tl;n 1866. — ZOrn, Die thivrirchfO r«ra-it>-ii,
WipiivT — Kock, Die Nemittden d»r Schiflong'',
Wien, A'offi.
Nemoaohitz (NemoSic) in Böhmen« liegt
in «ler Besirkahanptmannaehaft Pardnbits nnd
6*5 km von der gleic!inarat«," ii Stadt rutfemt.
In Nemoschitz bestand Irüher ein kleines
MilitärgeütQt, das aber nach AaflOsnng des
i»eslüts}" >toiH tu Hawrunskn etwa» vergrös-
>.ert wordi-. i»ie 2um Gestüt gehörigen Weiden
waren schön und ausgedehnt, in den Niede-
rungen aber den Ueberechwemmangen der
Elbe leieht ansgesetst. Dfe Aecker waren
recht ergiebig, jsiloih iiirbt umfangreich
genug, am /um Cnterhalt des Gestüts die
eenttgende .Alenge Korn and Stroh zn liefern.
Der grössere TIkmI (]•■> Futf-TliPtkirfe^ Tnus«?!-'
daher p.ngekault werden. Dies gab Veranlas-
sung zur Auflösung des Gestöts, das einen
Motterstatenbestand von 50 bij CO Köpfen
xlhlte. Als BeschSler wurden besonders gute
H'-nir-te aus Mezöhegyes und Kadautz ver-
wendet, ond die gesummte Nacbsncht mit
dem in Fig 1319 wiedergegebenen Oeitllt»
brandzeichen versehen.
Die Auflösung des
Oeetttts erfolgte im
Jahre 1830, und die
Stuten wurden nach
I :iL' '-rii. III' i-t in das
Gestüt zu Mezöhcg^ea
veraetit Die xngehcri-
gen Ländereien wur-
den verkauft, der Ge-
fitüthof aber, welcher
etwa 1 km Vom Orte Ne-
mo^chitz entfern t heg u«iaibr.nd«ich.. ft»
nnd spater zum Theil NemotrUti.
mit neuen grossen and
gerftnmigen Staltnugen versehen worden ist,
It' iit ^. it i- in r '/.it zur .Aufstellung von Staute-
hengsti'n, die i'är die Zwecke der Land-
bcanillang gehalten nnd hier ausser der
Deckzeit verpflegt werden. Nemoschitz bildet
so jetit den Staatshengstenposten Nr. t and
ist im Durchschnitt mit tflS Besch&lem be-
setzt, welrh>' vom \r,, FVbrnar bis- Rudi' .luni
auf 40 Deckstationen in den Bezirkshaupt-
mann.schaften Reichenau, Neu-Bydzov. König-
grätz. Brntinan. \fi)«tadt a. d. Mettau, Par-
dubitz, Jiciu. Kolin, Caslan. Chrudim, Deutscli-
Brod. Friedland, Königinhof, Hohenmauth,
Mänchengrfttz, Semil, Lcitomiachl, Landü»
krön, Kattenberg, Poliika, Tnntan nnd Tran«
tenau vertb-ilt werden. Hi' n. bt n hf-st. ht in
Nemuschitz die Vullblatstation, auf der im
Jahre 1889 Pnedswit t. Knight of theOarier
a. d. The Jewcl, Gamecock v Bnccaneer
a. d. Game Pullet v. Chanticicer und Metealf
v. Scottish Chief a. d. Feffar decken. Ausser
diesen .*} Vollblütern sind von den im selben
Jahre, 1889, deckenden 159 Hengsten: 8 Voll-
blut, 82 riifxlisrhrn Halbbluts, 32 Norfolktr.
19 orientalischen Halbbluts, i$ Normänncr
dee Noninistammea und f Ardenner. Von
ihruii stammen 75 Beschäler nns dem k. k.
^luauge.stüt ßadautz, i9 sind aus den Staats-
fohlenhöfen entnommen, während 55 durch
Ankauf, u. zw. f3 im Inlande, 4 in Ungarn
und 28 ausserhalb OesterpMch -Ungarns be-
schaff sind.
Jeder Hengst deckt jährlich im Dorch-
schnitt Sl— 86 Stuten, von denen 35 bis
\0 Ii bt n Ip> Fuhlen erzeugt werden. Die Jlnhf^
des Deckgeldes betrügt mit Ausnahme \>in
8 Hengsten, deren Derktaxe auf je 3 ti,
fe.stgesetzt ist, 2 fl. Przedswits DeckgebOhr
ist för inländische Vollblutstuten auf 200, für
ausländische auf .300 tl. L'en ^' It, walifiid
tiamecock 50 tl. für Voll- und 25 fl. für
HalbblntBtnten und Hetealf SA ff. fRr jede
StUt'-- fnr.l'Tt.
Die Futtermittel werden gegen vertrngs-
raässig festgesetzte I'reise von Lieferanten
bc7"f;''n nnd j'deiM TI>ii<r>t In d-r Heschiil-
^eittaglicli ö uiOkg Haler, ö tJ kg Heu und
2"8 kg Stroh und ausserhalb dieser bei gleichen
Uea- nnd Strohmengen 4'X kg Hafer ver-
abreieht.
In RQcksicht der Verwaltung N< ni -
schitz dem De|H'jtcommando iu Prag unter-
stellt, welches seinerseits in milittrischer Be-
ziehung dem k. k. Militärinspectorat für die
Pferdezuchtanstalten und in administrativer
dem k. k. .\ckerbauministerium in Wien
untergeordnet ist. Als Commandant de«
Postens ist ein Rittmeister thätig, ausser
welchem 2 Subaltrrn itTi. i. r.-. I i ^berthierarzt.
3 Curscbmiedc und 130 Mann den Personal-
bestand ausmachen. Grassmatui.
Nemzetl-DIJ — Nationalpreis ist ein Zucht-
rennen, das nur für dreijährige ungarische
Pferde ofTen ist und in jedem Frühjahre an
Pest über IGOO m gelaufen wird. Es iäteine»
der ältesten Rennen Ungarns. Sein Preis be-
trfigt 6000 Francs. GroMmann
NennilRg heisst in sportlicher Beziehung
die Anmeldung zur Theitnahme an einem snm
.■Vnstrnr; L'.l.iiiL"-iidi ti W- ttbewerb. Diese An-
meldung ist an gewisse Vorsehrit'ten inid Be-
stimmnngen gebunden, welche durch die vor-
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m
NENNTOGSSCHLÜSS. — KEOLITHISCHE PERIODE.
scbicdenen Renngeaetze, ReglemeDta und die
Pruposition d«a betreffenden fiennens festgo-
setzt sind. Werden alle diesfalUigen Uedin-
gangen nicht genau erfüllt, so i^t dadurch
nicht nur der Anspruch auf Tbeilnuhtne an
dem Wettbewerb verwirkt, sondern es könrnni
dem Nennenden, bezw. Unterzeicboendeu aus-
serdem Unannehmliehkeiteti oder Schaden da-
durch erwachsen.
Für die Tnrfangelegenheiten muss die
Nennung oder l'nterzeichnung. sowie die in
deren Folge stattfindenden Gewichtaannahmen
und Bengelderklftnin|?en tchrifUich oder tele-
graphisrh. n zu. bi^ zum Nennungsscliluss
(8. d.) bei lier Itieau bestimmten Stelle —
Rennsecretariut — er! Iit ti. Die durch die
Post oder telegraphisch geschehenen Anmel-
dungen haben aber, wenn sie auch nach dem
Nennungsschluss bei der betrefftriileii An-
uieldeatelle einlaufen, üiltigkeit, »ubald sie
nachwehlich eine bestimmte Zeit (per Po«t
meist 20 Stunden, wenn die Nennung an-
dern Inlaude, 72 Stunden, wenn »ie aus dem
Anstände stammt und per Telegraph 6, bezv.
1? Stunden) vor der Schlnssxelt zur Beförde-
ruug eingeliefert sind.
Die Nennung muss das anzumeldende
Pferd genau nach Namen (a. Nomenclatur),
bei stattgehabtem Wechsel desselben auch
nacli dein, 1 den früheren Namen, Farbe,
Geschlecht. \ ater, hezw. nach möglichen
Tfttem^nnd Mutter bezeichnen, und falis das
Rennen für venscbiedcnaltrige Pferde f^ffen ist,
auch das Alter des Pferdes, bezw. dea Vur-
merk »alt", d. h., wenn es über sieben Jahre
i&hlt, enthalten. Ist das Pferd schon früher
in vorstehender Weise in den ofticiellen
Blättern It z..iclinct gewesen, so bedarf es
nur der Namenan^be. Fftr ausländische
Pferde wird dazu em die Abstammnng des-
selben h' iflaubigendes Schrf^ib'-n verlangt. —
Der Üi'siizer kann sein Pferd unter einem an-
genommenen, nicht einem anderen Rennpferde-
Besitzer gleichlautenden Namen nennen, doch
muss dieser Name zuvor gegen eiiii- bestimmte
Gebühr bei dem Kcnnsocretariat < i »geschrie-
ben sein. Irgendwelche falschen Angaben
oder Irrungen bei der Xennnng haben die
empfindlichsten Nai !it!i» ilf. M-rslt-'lii Iii' Fül-
schungeu aber ausser völligem .Ausschluss von
alleB Rennangelegenheiten noch die Anklage
AVf'gf'ii Ri'fniges im Gefolge. Da ab«'r auch
bei J» r Nennung der Mangel nebensächlicher
Umstände bedeutende .Schäden, z. B. im Falle
eines Sieges die JDisqnaiification des Gewin-
ners ▼emrsBchi'n kann, so ist es geboten, in
jedem einz-lii ti Falle, besonders &\"r fiir
die einzelnen Länder Über die bezüglichen
Torschriften sich genau sa unterrichten. Die
geschehiMi'- Nfiinunfj ist vor Nennnnc^'-r hln«-
nicht rückziehbur und dann auch nur unt
Einwilligung sämmtticher Nennenden. Nur
bei denjenigen Rennen. Zuchtrennen, bei
welchen nicht das Pferd selbst, sondern sch'>n
<!i'' Stute genannt wird, ehe sie gefohlt hat.
wird die Nennung als nicht geschehen ange-
seheUf irenn da* Fohlen tor dem 1. Jänner
des betreffenden Jahres geboren ist. todt xur
Welt kommt oder die ätut« gilst geblie-
ben ist.
l'iirr'li NtMinniitr i-^t i'-li7< itig die
Verpflichtung ausgesprochen, die durch die
Proposhion Testgesetzten Einsätze oder eiik-
tr<':> ii'l<»nfalls Reugelder SU den bestimmten
ieuiiinfn zu zahlen.
Die Nennung ist .Sache des Manager.
Sie bedingt, um die Rennen mit Erfolg zu
betreiben, eine genaue Kenntnis» der ge-
sammten Turfangelegenheiten. .\uch muss die
Nennung eines Pferdes, um dasselbe in ge-
nügender und geeigneterweise ausnutzen an
können, zu mehr Kennen geschehen, als es
überhaupt laufen kann.
Eine besondere Art der Kennung ist die
\ t r>irirelti' Netimm>:. Die^>:llM:- findet nur in
Eiii,'land statt und ■licnt «iuzu, die Namen
«l' Tjenigen Pferde, tur \v..lch(' vor dem in der
Proposition für 'lie KruHnung (i. r Nennungen
festgesetzten Zeitpunkte Reugeld erklärt ist.
ttii'hc bekannt werden zu lassen. Grasmanm.
Nennungsschlusi. In allt-n S[ rt.in'_'*'le-
geiihciten wini für die etwaigen .\iiiutluuugen
der einzelnen für die Austragung des Wett-
streites in Aussicht genommenen betheiligten
Concurrenten eine bestimmte Frist testgesetzt.
Mit dem Endpunkt dieser wird die Nennung ge-
schlossen, daher wird auch der im Voraus genau
bestimmte Zeit|>unkt „Kennungsschlusa*' ge-
nannt, l'ebf^r i]' II für den Nennungsschluss
bestimmten Termin hinaus darf, die durch
das i:< i:lt inent oder die Proposition gestatte-
ten Falle au.«genommen. keine weitere An-
melduni: angenommen werden. Nur durch die
richtzeitige Anmeldung wird ein Recht auf
die Betheiligung an dem betreffenden Kennen
erworben (s. Nennung). Graftmonn.
Neoblaetes s. neoblustus (von vioc. neu;
^i.a3t(>{, Keim), neu keimend, frisch ge-
bildet Anaeker.
NMlKMaSht Periode bezeichnen die Ar
chäologen ein vorgeschichtliches Zeitalter, in
welchem der Mensch vorwiegend der ge-
schliffenen und polirten isteinwerkzeuge und
Waffen sich bediente, zum Unterschiede von
der ältesten Steinzeit der palänitthischen
I'-TKnle. in w.lol'.er die im mensrlili. i'.i ii Bt -
sitze behndlichen Weikzenge rind Wallen bloss
aus roh zugehauenen, nu li i.icht zugeschlif-
foneti Steimn (meist Feuersteiio:>n, ^. Feuer-
steingerathc) bestanden. In der Ufulithischen
Periode oder der Zeit der geschliffenen .Stein-
werkzeuge beschäftigte sich der piähistorische
Europäer schon Intensiv mit Ackerbau und
Viehzuclit uri'l kannte ili.' imisten unserer
jetzigen Haussäugethicrc. Entsprechende Be-
lege ans dieser Periode liefern viele offene
prähistorische .\nsiedlungen, Grabstätten,
Pfahllmutcn etc. Es ist dies ein sehr inter-
essantes Material zu vergleichenden osteolo-
gischen Untersuchungen behufs Studium der
Vorgeschichte unserer Hausthiere. Den ersten
Anstoss zu derartigen Arbeiten gab Prof.
L. Rütimeyer mit seinen berühmten Unter-
suchungen aber die Fauna der Schweiter
Pfahlbauten (s. d.). Koiuttika,
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»EOKATÜS. — NERVENENDIGUNG. 157
Neonatvs ("on vto;, neu: nasci. geboren
werden), der Nejjfrcborene. Anacker.
Neophantes, griechischer Schriftsteller
d«r constantinisch«n Sammlaug. Schrieb aber
Wann und Gelenkldden und deren Behuid*
Innü' rnif ^ iii 01üh>:is«i, GrtlMpan und an-
deren scharten Mittein. Semmtr.
Neoplatia (von v»««, »«q; nXdoettv,
bilden). ■ V'Mil.iiMiint'. Anacktr.
Neoplasma (v<>n vti>;, neu: :t>.«3aa, das
(Gebildete), das Neogebildet«, das Produet
d<r Neoplasie. Amacker^
Nepalin, ein einst fn Gebrauch stehendes
Alcalüid der Sturmbutknolliii, Aioiiitum
Napellus L. unserer V oral i^en^ das anch als
englfsehes Aeonitin bekannt ist(Flack!ger). VI.
Nephela s. n. ph le (von vt'fo;, Wolke),
derNeb« Ifl'ok .lUlücrHornhrint des Auges, Anr.
Nephritica (ve* &t,';Ni«rc; Nierenmittel,
Welche duroh ihre reizenden oder die Durch-
l&seigkeit der Dra««nxellen in den >ieren er-
höhenden Wirkonfen eine stftrkere Abson-
derung des Harii> (Diuresis) veranlassen und
als harn treib ondd Mittel bekannt sind
(s. Diuretica) • Vogtl.
Nephritis (von vrt^'j^, Niere), die Nieren-
entzündung, wohl auch der erste Lenden-
virbel (weil er sieh in der NiUie der Niere
befindet^. Anacktr.
Nephrotitbts (von v»«pdc, Niere; Xtd',;,
Steifi ). ' I Nieren- oder Harnst« in ,//// .
Neptun, i. Der Sohn eine« iu England an-
eekanflen und im Jahre 18tO nach Olden-
burg gebrachten ka^tarii'Mibrnnnr'n Hengstes.
l'^Tselbe ist neben seineui liiudcr Thurodor
für die Pferdezucht Oldenburgs der bedeu-
tendste Hengst gewesen. Die oldenburgiüche
Landefpferdezucht, welche zu Anfang dieses
J ihrhundert"! durch die Kriegswirren zu
Grunde gerichtet war« ist durch ihn neu be-
lebt worden, so dasaa er sammt Tborodor als
■Staminvnf- 1 !• r heutigen Pferderacht Olden-
burg gelten kann.
fi. Neptnn, ein im Jahre 189t im Ge-
stüt des Freihcrm Hans v. r^ ' ^^ii,],,riT zu
Broock (s. d.) gezogener Halbi-lntli. i>gsi v.
Hercnles a. d. Belladonna, deckt ^ lange im
heimatlichen Gestüt und wurde durch sichere
Vererbung seiner tirös!)« und seines regel-
mässitren Baues zur Hauptstütze der in
i^roöck betriebenen Zucht edler halbbiatiger
Jagdjvferde. Grasmtum.
Nerinm Oleander. Gemein er Oleander
o>ier Lorbcerrose, bekannte, bei uns als Zier-
l'Aanze in Töpfen oder Kübeln, cultivirte Apo-
'•ynacee (I-i. V. I.i mit prachtvollen roson-
rothen Blathen und grünen lancettUchen leder-
artipen Blftttem, welche vermOee ihres Ge-
halte- III '^inem scharfen Gifte N-^riin und
0 1 e n n d r I n zuweilen Vergiftungen bei den
Hansthieren erzeugen, wenn sie vun den auf
Grasböden aufgedtellt-ii Ziersträuchern abfnl-
len. Die nächste Wirkniiir ist Kolik, blutiger
Durchfall, Magendarment/iindnng und Poly-
orie. Das Nerün sowie das von Scbmiedeberg
an^gefandene Neri antin sind zngleich glyko-
»idisehe Heragifte, welche dem Digitaleln und
Dii^itonin analoge Wirkungen zu h.iben schei-
nen. Die Haltung des Ulcanderstrauches er-
fordert sonaoh Vorsicht. Vo';tl.
Nervatioi. Die Anordnung der Nerven
besonders in den Blftttern der Pflanzen.
Die sog. NerT.:'n sind flic an der Oberrtäch»-
oder an der unt. r. n Seite der Blatttlache
hervortretenden meist iielleren Streifen der
Blattsubstanz, welche die Gefässbündel
enthalten, d. h. festere fibröse ."Stränge, welche
Luftgängo oder Gummi-, Milchsaft , Harz-
Oelcanile u. dgl. enthalten. Man nnterscheidet,
die Mittelrippe, welche sls Fortsetzung des
Stiels die Mitte der Blaf ffläcli'^ <lur'luie)it
und die «tärkäten Nerven bildet, wahrend die
Adern die letzten und feinsten meist nets-
förmic si. h v.^rästelnden GefÜsssträrifrt' dar-
stellen. In d. r Mitte äteheu die Seitenner-
ven, welche als zahlreiche Zweige ans der
Mittelrippe ent-spn'ngen, mehr oder weniger
parallel laufen (streifennervig) oder im Bogen,
ite/. in m Iii >] it/* n Winkeln ausstrahlen (hand-
nervig, bogeuncrvig^ fiedernervifr), wie dies
besonders ftlr die meisten Dikotyledonen cha*
rakteristisch ist. V^geh
Nerven, s. Nervensystem.
Nervendehnung, Neure-tasis (von
vtüpov, Nerv, tx-tt-vEiv, ausd>-hncn), ist als
Heilmittel gegen Nervenschmorz'-n und Krämpfe
versucht worden; zu diesem Zwecke ist der
schmemende, oder den t^chroerx leitende Ner-
venstamm blossniegen nnd etwas an ihm zn*
zieh.'ii. rr..f. V. .N'ussbaum macht-» Isto \mA
der Ke>.'«.tion des Ellbogengelenks, bei welcher
der Nerv zur Seite gezogen und dadurch ge-
dehnt vvur.l' . -lie Beobachtung, dass die bisher
am Arme voriuuiden gewesenen Krämpfe nicht
wiederkehrten, Kine ähnliche Beobachtung
machte Biüroth am Iscbiadicus. Absichtlich
femachte Nerrendebnungen znr Herahsetinng
er IN i/barkeit des N rv^ .sin ] seitdem öfter
tuit scheinbar gutem Erfolge ausgeführt wor-
den« segar hei Tabes dorsalis soll darnach
Be.ssernng eingetreten sein, haben sich indess
in der Folge als beruhigendes Mittel nicht be-
ualirt. Anacker.
Nervenendapparate. s. Nervenendigung.
Nervenendigung. Sie ist bei den ver-
schiedenen Nerv- II verschieden. In Betracht
kommen namentlich die motorischen, die
Sinnes-, sowie die secretorischen Nerven. Was
zunächst dir' FiKliirmT'.r'^wpi~e der raotori=rhen
Nerven aiitMlangt, so variirt dieselbe nach
der Muskulatur und auch nach der Thiergat«
tung. In der glatten Muskulatur entspringen
von einem mit Ganglienzellen versehenen
Gnindjil' xn^ marklose Fasern, welche das sog.
intermuskulärc Netz bilden. Aus diesem treten
Fasern zwischen die Uaskelfasem (uitramns«
tnlfiro- Ni tz) und von hier aus in die letz-
teren itilbai hinein. .\n der Eintrittsstelle
der Nen'enfaser findet man nieist einen klei-
H'^n Fleck (motorischer Fleck). Die letzte
Entiigung der Nervenfaser ist noch unbekannt.
Etwas Aehnliches eilt auch bezüglich der
Nervenendigung in der Uerzmuskulatur. Auch
hier ist festgestellt, dass aus den mit Gan-
glienzellen versehenen Xervennetzen marklose
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158
NERVENENDIGUNG.
Nervenfasern in die Herzinuskehellen hinein-
treten.
Die Endigung der motorischen Nerven
in der f?keletniuskulatur der Säugethicre,
Vögel, Fische und Reptilien geschieht in der
Weise, divss aus intramuskulären Nervennetzen
markhaltige Fasern entspringen, von denen
in der Regel je eine an die Muskelfaser tritt,
und das Sarcolemma durchbohrt, wobei sie
ihre Markscheide verliert, während sich die
Scliwann'sche Scheide oder das Neurilemm
mit dem Sarcolemma durch Kitt verbindet.
Nach dem Durchtritt fasert eich der Äien-
cylindcr auf; seine Fibrillen treten in eine
feine, mit Kernen versehene Protoplasmamasse
hinein, bilden hier ein zartes Fibrillennetz,
die moturische Endplatte, und treten
mit dieser mit dem contractjlen Inhalte der
Muskelfaser in Verbindung; in welcher Weise,
ist ebenfalls noch nicht festgestellt (Fig. 1320).
Bei den Articulaten erfolgt die Endigang in
Fif. 133ii. MuakvIfaM^rn dt*« MiserBcbweinrhfOB niil
N«rri<Di!ridi{;iin|[(>ii. ■ )> N»'rvt>iifas«>rn und ibr U«'l>i<r(»»rig
in die l>fi«l«n Endplatton, e f c Neurilemm mit K«tih>ii
d d und Qh<>rgebi-nd in dai Sirenlemina, g b Muskul-
le«frne. (N«cU Kr«>y.)
ähnlicher Weise, u.zw. mit den sog. Doyere-
sehen Hügeln, hügelartigen Erhebungen der
Muskelfasern, welche aus kOrniger Substanz
bestehen und an ihrer Basis mit Kernen ver-
sehen sind. Das Neurilemm verschmilzt eben-
falls mit dem Sarcolomm, während der Axen-
cylinder sich in Fibrillen auflöst, die in die
kernige Masse eintreten.
Bei den Batrachiern enden die Nerven in
Form von Bösclieln (Terminalbüscheln). Die
mit Henle- und Schwann'scher t^cheide ver-
sehene Nervenfaser tritt an die Muskelfaser
heran, verbreitet sich an der Oberfläche der-
selben (epilemmale Verbreitung) und liildet
Büschel, aus welchen marklose Fasern durch
das Sarcolemma hindurchtreten, sich unter
demselben verbreiten und ebenfalls Büschel
von verschiedener Form fhypolemmale Ner-
venendgeweihe) bilden. Ueber den letzten
Zusammenhang zwischen Nervenendfibrillen
und dem Inhalte der Muskelfaser ist eben-
falls noch nichts Sicheres festgestellt.
Die Endigung der Sinn es nerven ge-
schieht in besonderen Organen, den Sinnes-
organen, und wird bei diesen besonders
besprochen, so namentlich die Endigang des
N. olfactorius unter „Nasen schleimhau t*"
(s.d.), die des N. opticus untei „Netzhaut",
die des N. acusticus unter „Ohr", des Ge-
schmacksnerven unter Geschmacksorgan.
Es bleibt somit nur noch die Betrachtung
der Endigüngsweise der Gefühls- oder
sensiblen Nerven übrig. Dieselbe geschieht
in ?nannigfacher Weise, u.zw. 1. in Form
von 'i'erminalnetzen. welche durch Anastoniu-
sirungen der Axencylinder. resp. Nerventibrillen
entstehen. In vielen Fällen treten von diesen
Netzen Fibrillen aus, welche frei mit kolbiger
Anschwellung enden: i. mit zuge-'^idtzteni
Ende der Nerventibrillen, welches entweder
das Niveau der Oberfläche des betrelTenden
Organs Uberragen uder zwischen den Zellen
des letzteren gelegen sein kann ; 3. mit be-
sonderen Zellen, u. zw. in der Weise, dass
die Nervenendfibrillen in den Zellleib oder
in den Kern hineintreten und dort frei enden,
oder so, dass sie mit denselben voUstÄndig
verschmelzen, wie dies beispielsweise bei den
höheren Sinnesorganen der Fall ist (Neuro-
epithelien). Auch die Merkel'schen Tast-
zellen, grosse blasenförmige Zellen mit einer
bindegewebigen Hülle, blassem Kern und
grossem, doppelcontourirten Nucleolus. die
in den tiefsten Schichten des Epithels
(Schweinsrüssel, äussere Wurzclscheide der
Haare) gelegen sind, gehören hieher: endlich
4. in besonderen Endapparaten. Es gehören
zu denselben: die Krause'.^chen Endkol-
ben (einfache oder cylindrische Find-
kolben), kolbige. von einer bindegewebigen
Hülle umgebene Gebilde, in welche der Nerv
hineintritt, nachdem seine Markscheide mit
einem SchnQrringe aufgehört hat, und spitz
zulaufend oder mit knoptTörmiger Anschwel-
lung in dem Innenkolben, einer fein granu-
lirten, Iflngsgestreilten Masse endet (Fig. IHÜ).
Das Neurilemm geht in die bindegewebige
rmhüllung des Endkolben über, welche aus
i—ö zarten, glushclh-n Häutchen besieht,
deren innerstes dem Innenkolben anliegt.
Solche Endkolben sind namentlirh gefunden
in der Conjunctiva vom Rinde, Schafe,
Schweine und Pfeide, im Flotzm.nul des Kin-
des, in der rmgebung der DrOsengänge. der
Zehen- und Sohlenballen der Katze.
Coniplicirtere Moditicationen der Krause-
schen En<lkolben stellen die Vater-I'acini'schen
Kürperchen und die zusammengesetzten End-
kolben dar.
Die Vater-Pacini'schen Körperchen
(Fig. mei.st schon mit blossem Auge
sichtbar, stellen ebenfalls eiförmige Körper
dar, an welchen man namentlich den Innen-
kidben, die blättrige Scheide und den ein-
oogle
I
nbrvbnbntzOkdung
189
tretenden Nerven unterscheidet. Der ersterc
vorhält sich s .. wir bei den Krause'schen
Endkolben. An seioer Feripberie liegen einige
Bhkdegewebnelleii. die sog. Kolb«nMllen. Die
HülK' «'der dio Scheide besteht aus einer h* ■
deatend grö-.^eren Anzahl (his zu 6o) von
Lmellen, die C"ncentrisch m btnoinander an-
SiOrdnet und durch spaltartig«' Lymphräuine.
e an den inneren Blattern kleiner wie an
FIf. 1321. EndkoUw'n aof Fiff. 1122. Vater-Pacini-
der L'onjtinctira li^a Kai- »ches Kör(»>rchen. a Ncrr
b*i. 1 Ende einer Nerren- mit Perincarium, b die
fas<>r mit ihrem Kolbeo, Ktpidljuti nir. r tlnrllWWI
2 ^ppelte TtiKtlun; oiner kolbea.
KwTeafaaor mit iwei End-
kolb«B. • Kailf ät-r Cnd-
kolbeo, l' IiiDenkolbvn,
e BIm«« Ncrrenfaser.
(HmIi KMUImt.)
den &nsseren sind, ron einander getrennt sind.
Sowohl die Aussen- wie Iriiicnflache dieser
Blitter sind mit Endothel überzogen. Die
Sehwuin'sche Scheide des eintretenden Ker-
Ten gebt unter blittrigcr Auflüsnng nach
nnd nach in die Lamellen der HOlIe Ober:
die Ner\enfiiSt r tritt, iiachdem s'v au« Ii ihr-
Markseheide verloren bat, in den Innenkolben
hinein und tbeilt sich an der Spitxe desselben
in Aeste. die entweder spitz oder mit Knüpf-
chen enden. Die Vater-PaciniVcheii Kürper-
chen finden sieb in der Subcutis, den Mus-
Iteln, dem Periost, im Strablkissen des Pfer-
des, den Sohlen- und Zellenballen, sowie im
Mesenterium der Katze, in iI't <ilans penis
et clitoridis des Schweines und der Katae.
DI« snsammengesetsten Endkol-
ben (Fig. 13^3) üind kcdbenftnuig«, von
einer glatten Kapsel umschlossene KOrpcr, in
welchen die gewundene and verschlungene
Endfaser in verschlungenen Innenkolben
endet. Die Nervenfaser verschmilzt an ihrer
Eintrittsstelle mit ihrer Perineuralscheide mit
der Halle, welche aas ein oder swei kern«
haltigen glashellen Membranen besteht. Hier-
auf umzii'lit der markhalf iL'i . unter der Hülle
gelegene Nerv in niehrtachen Windungen den
Innenkolben, lOst sich dann in die marklosen
Terminalfasem auf. welche in den fein gra-
iinlirten, sich vielfach theilenden und win-
df-ndfti Innenkolben hineintreten und dort
knopffOrmig enden. Die Gebilde sind von
Bonnet in der Pferdelippe gefunden: auch
die «ieni talnerven- oder \V<.llustki"r-
per eben, die in der Clitoris des Schweines
nnd dem Penis des Katers gefunden sind, ge-
hören hieh. r.
Eine andere Art von Nervenapparaten
besteht ans einer Ansah! ron mit einer HQlle
umsrebenen Zellen, in oder zwischen denen
der Nerv, in letzterem Falle in Form einer
¥\lt. 1323 Zuüamraenjff-ii.'ttti'r Eiiilkol)">n imli Bunret.
) UqUis, 2 «iotretender X«rT, 3 markhulti^o, ycwunili'ne
TerailuUfMer, 4 loaenkolbeu mit centraler Xvtmioal-
platten Seheibe, der sog. Tastscheibe«
endet. Die Iwnntretonde Mervenfaaer vedierk
mit einem Sehvflrringe ihr Mark, die
Schwann'sche Scheide und dor Axoncylinder
treten zwiBchen zwei Zellen und bilden, sich
abplattend, eine fibrülire Scheibe, die ans
einer dunkleren Aussen- nnd einer helleren
protoplasmatisclien Innenzone besteht. Zu
diesen Gebilden werden namentlich die Gra n-
dry*8cben Korperchen (in der Wachshaut
des Entenschnabels), sowie die Meissner-
srlien Tastkörperchen gerechnet. Letztere
sind bis jetzt bei unseren Hausthieren noch
nirgends constatirt.
r. bi T ilie Endigung der sccrctorischen
Nervt'ii ist nur wenig bekannt. Verschiedene
Forsclier haben das Eintreten der Nerven-
fasern in oder swiscben die Drflsenzellen be-
obachtet. Eichhaum.
Nervenentzünduno,Neuritis (von v; »oov,
Nerv), gibt sich durch Störungen in der
Empfindung oder in der Bewegunsr oder in
beiden Verrichtungen ZUJ^eicb zu 'rk-iuifn.
und zwar Letzteres, wenn der Reiz unter Ver-
mittlung des Centralnervensysteins vin einem
sensiblen Nerven auf einen motorisi hon über-
tragen wird, oder umgekehrt. Entzündung der
Nervenscheide, des sog. Perineurium, und der
Primitivscheide, des sog. Neorüemma, eines
sensiblen Nerrs bewirkt Hrperlsthesie, welche
dieThiere zum Treiben, Belerk<'n un<l Benagen
Sewisiier Hautstellcn veranla.sst, in denen .^ich
er entzündete Nerv ausbreitet. Am auffallend-
sten wird diese H\ porJistlw ^ii- in der ToUwuth
beobachtet: wullikranke J'iiiere zerlieiachen
sich öfter ganze Muskelpartien. In jedem ent-
zündeten Kör{>ertheile geht der Schmerz von
den entzündlich gereizten Nerven aus. Hat
die Neuritis zu einer Degeneration der Ner-
vensubstans geführt^ so wird dadurch die Ner-
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160
NBRVBNPIBBER. ^ NEBTENKRAXKHEIT.
venleitung und die specifische Nervenfiinction
aufgehoben, im Bereiche des degenerirten
sensibtin Xcrvs erlischt die Empfindung, der
betrofllue Theil wird gcfähllos, im Bereiche
des degenerirteii motorischen Nervs aber stellt
lieh Bewesaogslosigkeit, also Lähmung, Para-
lyse ein. In diesem Falle bezeichnen wir den
Zusi^tana Iiis „Neuritis prolifera". Entzündliche
Reizung^ motoriifcher Nerven löst sich durch
Convttlsionen und Krimpfe ans. ESnüg werden
die Nervcncentren in ^Titlpidenschaft gezogen.
Zu den Ursachen der Neuritis zählen Ver-
giftungen, Infectionsstoffe (Wuth- und Tetanus-
virus etc.), Druck, Quet.schnng, Verwundung.
Fremdkörper, Parasiten (besonders Eingeweide-
wünner), Neubildiiii^rtn, KrkilltunL:. liheinna-
tismos o. dgl. mehr. Zuweilen geht eine chro-
nisehe EntsOndnn^ dei Banehfefl« bei Pferden
auf .]<-n Mastdarm titM \ uirl iIhs Bccl^oiiü'otlorht
über und verursacht dadurch Maütdaruilahmung.
Da es hiebei zu einer AVucherung des Binde-
gowebs in der Nervenscheide und in d-Mi Pri-
niitivscheiden, sowie in der Unigelmig de«
Mastdarmnervs kommt, so charakterisirt sich
dieid Art der Entsendung gans besonders als
Nenritis prolifera (Tgl. Diclerholfii spec. Pathol .,
Krankheiten des Pferdt'>V B. i Pf« r>Ion i^;t iiocli
am häufigsten der Achsel- und der Hüftnerv ent-
zündet: wir nennen liier den Zustand im eraten
Falle Bnif- oilci .Schnlterlahmbett. dniali^ia,
im letztciL ii Fall Hüftlahmheit, Coxalgia. ».iün-
ther (vgl. Magazin für Thierheilk. und
Thierarxt unterschied von der eigent-
lichen Scbnlterlahmheit der Pferde die wahre
(d.h. ili>' ]iiiialvtih!ilie) SchHltt'rlähnie, bei der
es sich um eine Paralvse des Oberscbalter-
und Achselnervs handelt; bei Jhr wird der
kranke Vorders«'hrTikel nicht soweit vnrfre-
führt, wie der geäunde^ während beim Stehen
auf dem kranken Fuss« das Untere Ende des
Schulterblatts nach aussen und vorn vom
Brustkasten abweicht, ähnlich wie bei alten
.Stallkühen, wo der Hnistkasttai gleichsam
zwischen den abstehenden Schaltern anfge-
hängt erseheint; sehr bald atropbiren anch
die (jrätenmu.«keln und dit? tu iil. n Ausivftrts-
zteher des Armbeins. Neuritis kann erst durch
die Section festj^estellt werden. Der entzündete
Nerv i-t aüfffetnVbcn. das Perineurium cv-
>icli<'iiil /'iii^ und sulzig infiltritt, rüthlich
od'T grauroth, blutig gefleckt; in gleicher
Weii^e präsentiren sich die Nervenfasern, welche
durch salzige oder ser&se Ergiessnogen zwi-
sch' H las Nt'urilenima fiusi^nandcr getrieben
und i;r.*l<)t kert sind. Die Nervenfasern selbst
sind liäuüg in fettiger Degeneration begriffen
und haben alstlann ein pelhlir]!- - An-fhi n
und eine weichere Oonsistenz, im chrunisch
entlftndlichen Zustünde sind sie atrophisch
und von tibriliftrein Bindegewebe umlagert,
be««>nders bindeijewebig verdickt ist das
PeriTi' urium. Breiten sich die genannten patho-
logischen Veränderungen auf die von einer
Torwundeten Stelle eines Körpers ausgehenden
Nerven aus, so bezeichnet man den Zustarn!
als „Neuritis asccndens". Die Therapir- riclittt
8ioh nach der Natur des Leidens;, sie ist hau|»t-
säcblicb eine symptomatische. Atiacktr.
Nervenfieber oder nervuses Fieber,
Febti« BorTOsa (Ton fervor, die Hitie;
viOpov. Nerv), nannten die älteren Pathologen
jedes fieberhafte Leiden mit vorherrschender
Betheiligung des Nervensystems; sprach sich
bei ihm 7Q^1eich eine Meignng des Blutes snr
Zersetzung uus, so vnrde es asthenisches
Nervenfieber, wohl ancli Fnulfieber od<ir Tv-
phus genannt. Nervöse Aufregung, gefolgt
von Stnmpfsinnlgkeitv Mattifkeit und Torpor,
Delirien, Conx nlsioiicn, Paralysen, Oedeme an
den UinflÜLlicn des Körpers, Darniederliegen
der Blutbildiing nnd CoUapsus bildeten die
Haupterscheinungen. Auf diese Weise wurde
das Nervenfieber ein Collectivbegriff für alle
torpiden Krankheiteii, bei welch'-ti A\c Lebeiis-
thätigkeit in hohem Grade damiederlag. Jetzt
hat man den Kamen Nervenileber als speri-
lisi lien KrankheitsbegrifT j^atiz falben In-?'''!!,
man erkennt nur noch die spi'ciellen Erkran-
kungen des Gehirn^ uinl di;ä RftckenmailEa
und iliT von ihnen sich abzweigenden Xt'Tvnn
uu uail aweigt von ihnen die Krankheiten,
welche mit Blutzersetzung einh»?rgehen. ihrem
Wesen nach in besondere Krankheitsgmp-
pcn ab.
Anomalien der BlutbiMuti},' wirken stet?
auf die Verrichtungen des Nervensystems aU
terirend ein, denn nur ein i^eannde* Blnt regt
diese in normaler Weisr nn: so k«kmmt es,
dass Hämatonosen sich bald mit nervösen Er-
scheinungen conmliciren: es war dies das
sog. „NeivOsweraen einer Krankheit*. In
diesem Sinne verstand man bei Pferden unter
„NtM'veii 1 " 1 11 tliii'tiz.'i. An<ukrr .
Nerveagewebaneubildung kommt häufig
naeh Dnrehsebneidnnfen, Sterreissnngen nnd
Zerqnetsfhtmcen periphpri!«rhpr N-^rven vor.
Die Nenbildung der Nervenfasern geht nach
Hjelt von den Bindegewebszellen des Neu-
rileras, nach Aufrecht von den Kernen der
alten Fasern, nach Herz von den farblosen
Blutkörpercli'Mi ciler WanJ>'rüolbMi. iiaob Neu-
mann und Gluck aus Granulutionsgewebe,
nach Korybntt-Daikiewiss von den erhaltenen
Axencyliii lprn aus. Vonlair constatirto eine
Proliteration der Nervenfasern im centralen
Sstumpf und ein Eindrinjjcn derselben in den
}M'npheri8clien l'htil dos dnrchtrennten Ner-
ven, wo sie äich bis an die Endausbreitongen
verlängern und die alten Nervenfasern wieder
beleben. Eine fiegeneratton der KervenfaMtn
kommt stets sn Stande, wenn die serstOrten
Theile nicht 5 cm überschreiten. Seltener als
in den peripherischen Nerven ist eine Neu-
bildung von Nervensnbstanx im centralen
Xorvcnsystoni. Dipf=elbe i?t nur boi u'anz jun-
gen isaugethieren, bei Vögeln, Aniphibien und
Reptilien beobachtet wurden. Smmtr,
Nervenkrankkeit, Neuronosos, Neuro-
nnsos, siehe Ncurosis (von vi*»pov, Nerv;
vo:f>5-voü3o;. Krankheit), iribt ■lun h ab-
norme Erscheinungen im Ncrrcnleben zu er«
kennen. Biese beziehen sieh auf StOmngtn In
d<-n V.'rrii^htnrjTpn ' "'^ntrnhi'TTcnsystem»
nn l y\- r von ihnen .-.icii abzweigenden Nerven,
al 'aiil diePsyche, die Sensibilität, auf dieBlnt-
und Safteoircülation, die Ernährung, die Muskel*
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2«££V£NKIiA2j£H£rr.
161
thätigkeit und ««f di« BeflexintttiDfeii des
RQckenriKirks.
Das N-Tvensystem ist zwar bei jeder
Krankheit betheiligt, ganz besonders spielt
es in] Fieber oiid in gaBtriscb«n Leiden eine
wichtige Rolle, bei dem die Verdationg, die
Warmc'bildnng, dl«' Horztli;itii:k<it und iler
j^toSninsats hochgradig alterirt sind, Vorgänge,
die WMentUch Qnt«r wr Herrschaft desVagos
nnd Synif athicus stpbon: flfntuK'h pfl^'gt'n wir
lieberhnfte und ga.-trisdi.' Zustünde nicht zu
dcD Nervenkrankheiten zu rechnen, sondern
ntiT diejenigen Krankheiten, in denen die
Störungen in den NerTenTerrichtnngen ent-
>chieden und hervorragend in Erticheinung
tret«ii, Ml e«, daw die Vontellangeo aod die
Wfllensfhitlglteit wie im Dnmnikoner der
Pferde vt rlit'hrfe sind, da^ Bf'wiisstst in ge-
tröbt oder ganz unterdrückt ist, die Tiiien'
stampfsinpig, gefflhllos oder uti<,'e\vr,}inlich
anfi?*'roct nnd einpflndlich, die Mu?k< lai ti nien
unwillkürlich geschehen oder mehr oder we-
niger aufgehoben sind (Krampf^ Parese, Para-
lyse) oder die Reflextlmtigkeitdes RAckenmarka
nch knmltfiaft gesteigert hat (SehreekbafHg-
keit iiJ>'r Tetnnnsj. In w lchnr Weise sidi die
Nf^^rvonfiisern und Ganglien bei allen diesen
Sr'iriinticn veränderTi, ist bei der feinen Orga-
nisation dfrseiben nft schwierig festzustellen,
mitunter regenerirt sich der pathologische
Zustand auf dem Wege der Em&hrung in auf-
fallend kurzer Zeit. Die Ursachen derHenro«
Boeen sind ungemein mannigfaltig, za ihnen
gehört all''.s. was die Nor%"en überiniissip rei/t
öder ihre Verrichtungen unterdräckt; ßlut-
reichthum oder Blutleere innerhalb der ner-
rOsen Organr kommt hiebei wespnihVh in Rf-
tracht. Den krankhaften Reiz ttbertragen die
Nerren in vialeii FÜIen anf Gehirn and Rücken-
mark, Ton wo ana er in dem motorischen Ner>
Tenapparat ausgelöst wird.
Jo nafh FnistiLnden mnss die T!<']iandlnng
der NervenkrankbeitoQ eine beruhigende oder
«ine erregende sein. Det cereiite, aufgereete
NVn' bedarf der Ruhe und Abspannung, der
geschwächt!' Nerv der Anregung, ohne jedoch
ein gewi-«>es Mnss sn überschreiten, nainenl-
Hch schlägt die ErrcfrimEr bald in Erschlaffung
um. Der geschwächten, mangelhaften Function
d^r X*«rven sucht rpan durch kräftige Ernäh-
rang and reichlicheren Blotzufloss xu dem
Iddenden Ornne wieder anf die Beine tn
helfen. Falls ireniJe, ungewohnte Dinsjc durch
ihren Druck die Nervenvenrichtung unter-
drtdien, rottssen die«« möglichst entfernt
werden, z. B. Blatan"»tr<*tnngen, Wusseren^ti«;?,
^'fubildungen etc. Die auf die Nerven erregend
wirkenden Stofle geh' rea meist der Classe
der itheriach-oligen Mittel (Eamphar, China)
an, veraebiedene nnter ihnen wirken specifiscli
auf Oehim oder Rückenmark, z B. Spirituosen,
Kaffee, Coca, Stijchniou Nicotin, andere wir-
ken apeeiell anf die Eferzganglien, nnf den
Vagus, auf die motorischen Nerven (Strychnin,
Kaliumpräparate, kaltes Wasser, Elektricität,
Massage), oder anf die secernirenden Nerven
(Schweiss, Speichel- nnd Galleabsonderung,
ilajD, Geschlechtsdrüsen), andere auf das Auge
K««b. Xa^rUifMl» i. TUwbrilkd. VII. B<L
resp. anf den Sehnerv (Atropin, Hyosc} amin,
Eserin, Pilocarpin etc.). Beruhigend wirken
für die Muskeln Atropin. Curare, Hyoscyamin,
für da« Gehirn- und Ntrvmsysteni Opium,
Morphium, Aether« Chloral, Pikrotoxin, Atro-
pin, Nicotin, BlanaSarp. Chloroform, Ämylnitrit,
J odoform. Digitalis, Anitiioniak, fliina. Brom,
Narcotica, Arsen, Neurotomin, Nervendehnur^,
Wärme, KÄlte, Klopfen, Acupunctnr, Elektri-
eitiit. MajiTietisnius, HypnotismoSt Metallo- nnd
Xylüllierapi«' u. dgl. mehr.
Die specielh' Beschreibung der Wirkung
dieser Mittel ftllt der Arzneimittellehre zu.
Erwähnt sei noch, dass Strau.^s die Be-
srhälseuclie der Pferde „N«rrenkrankh<it*
nannte. Ana der.
NerTenkrankheiten. Hyperftmien
mit starker Tnjeetion der bindeppwehitren Sehei-
I deii kuiutiicQ in entzündeten Theilen und heim
traumatischen Tetanus vor. Beim Tetanus er-
streckt sich oft die Hyperämie und entzünd-
liche Schwellung von der Wandtiüche bis zum
centralen Nervensystem am ganzen Verlauf
der peripherischen Nerven hinauf. Bei einigen
Infeetionskrankbeiten (SepticSmie, l'yphns,
Cholera. Kinderpest u. a.) findet man Hyper-
ämien and Hämorrhagien im s\ nipathischen
System nnd dessen Centr: Igamrlien.
Xaeli Contusioncn >ind Blutergüsse in
die Xervenscheiden niclit selten. Eine öde-
matOse Infiltration der Nerven trifft man
nicht selten in entzfludeten und serOs intii-
trirten Geweben.
Entzündliche Vorgänge an den Nerven
entwickeln sich vorxagsweise in den binde-
gewebigen Scheiden nnd dem- interfibrillftren
Bindegewehe.
Die Entzündung greift oft in der Peri-
pherie auf das interstitielle Bindegewebe der
Muskeln und an den centralen Enden anf das
Rückenmark Ober. Die entzündlichen Vor-
gänge an den NerveTi führen zu Keuralirien.
rheumatischen Schmersen, Fettentartungen
and Atrophien der Nerven nnd Muskeln nnd
zu ScbwächezQständen und Lrihmnno^en der
von den entzündeten Nerven versorgten
Muskeln.
Nach traumatischen Einwirkungen, Quet-
schungen. Zerreissungen, Dnrchschneidnn-
g-'n etc. kiiuinit es zuniichst zu degenerativen
und dann zu regenerativen Vorgingen in den
Nerve».
Bei durchtrennten Ncrvenfa-em ändert
sich das centrale Stück zunächst wenig, wäh-
rend das peripherische mehr oder weniger
entartet, je nachdem, ob eine einfache Durch-
schneidung oder Snbstanzverlnst und Dislo-
cationen vorliegen. Nach einfacher Durch-
schneidong ohne Dislocation nnd Substanz-
Verlust erfolgt sehr bald wieder eineVereini-
gunp iier durchtrennten Enden nnd eine Re-
generation der entarteten Nervenfasern in»
peripherischen Theile. Bei Swbstanzverlusten
kann ehenfalls eine Wi-dervereinitriint; der
getrennten Enden und l{i:r.-.tellung der Func-
tion erfolgen, wenn der Substanzverlnst nicht
SO mm übersteigt. Die Function der dnrch-
trennten Nerven wird darnach in 1— {SWochcti
11
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m
nekvenkkankheh.
hergestf^llt. Im peripherischen Th»;il t iitart^'t f
das Nerveinuark und theiU auch der Axen-
cylinder. während die Scheiden unveritnd^rt
M-'ilu ti nnil mit KcriK^n und einer serösen
Flüssigkeit gefüllt >:iul. Pas Myelin oder
Nervenmark wird trübe, zerklüftet, krüramlig
und verfällt der Resorption, wobei auch der
Axenejlmder sieh yeiiiid«ni und ttntergelien
kann. Eine Ri'ijoni.iiitioii «L r Nervenfasern des
peripherischen Endes erfolgt nach der Wieder-
Tenracbsung rom centralen Ende aas.
Nach Coarrriilr-r und Lcnt degeneriri^n im
peripherischen Ende Mark und Axenc\ linder
volntiUldig und werden nach der Verwach-
sung von der nachgebliebenen Scheide aus
regenerirt. Nucli Schiff und Erb degenerirt
im ]'irii>lierischen Kmlo bloss das Mirk.
während Scheide und Axencylinder erhalten
bleiben.
N'iich Hjt lt und Benecke (1i^gtMi''rir>?n ilio
PriiuitivrohrL'ik des peripheriHchen F.ndes nur
zum Theil. Es vermehren sich <lii' Kerne der
Bindegewebsscheiden und aus denselben gehen
neue Nervenröhren hervor, indem sie sich zu
Spindel-, faden- und bandförmigen Gebilden um-
formen. Nach Bemak and üanvier bleibt der
Arenerlinder erhalten ond es erFolft eine Be*
genenttioii Auvch Lln^stliciluti;,' Jf< Axen-
cyliuderü in beiden durchschnittenen Stücken
und Vereinigung durch Entgegenwachsen an
d._-ii durchtrennten Etulcn. Nach Waller nnd
Bruch degenerireu die peripheriüchen Enden
vollständig, die Primitivröhren gehen voll-
ständig za Grande and werden nach Vereini-
gung vom centralen Ende ans Tollstindig er-
netzl. Vanlair cuiistatirt. dass auch im cen-
tralen Stumpt eine Proliferatioa von Nerven-
fasern Rtattflndet, die ia die alten Nerven-
fasern des peripheren Endes eindrinsreii und
sich gleichsam bis an die periphere Eiidaus-
breitung verliingieni nnd auf diese Weise die
alten Nervenfasern wiederbeleben. Das Ein-
dringen einer geringen Anzahl von F'asern aus
dem centralen Stumpf genägt, um die Fanction
des peripheren Endes bentastellen.
Eine Regeneration dorehtrennter R!rn-
nnd Kürkcnniark>{)ieile kommt nur ausnahms-
weise vor. Br iwn iSequard .sah bei Tauben
nach Dunl; d idang des Rfiekennuuks eine
Heilung und W iedcrherstcUung der Function.
Nach Müller iin l Schill' regenerirt sich nach
Durchschneiduni; das Kückenmark bei Tri-
tonen nnd Eidechsen, nach Maeias und Van-
lair bei Frfiechen. Rtchhorst, Nannjn and
Dentan salnn bri jnn^-Mi Hunden nach
Durchächneidung und Zerquetschung des
Rückenmarks eine theilwcisc Regeneration
der Nerven fa-'ern und Herstellung der Func-
tion Hil l nach Dcmme heilen scharfe Hieb-
iiiid Schnittwunden im centralen Nervanity^tem
durch Begeneration der Fasern.
Eine Hypertrophie der Nervenfasern ue-
hört zu U' !i >eit' nsten Erscheinungen und ist
bisher nur au der Retina beobachtet worden,
wo die PrimitivrOhren steh verdieken utia
markhaltig werden können. Meist beruht eine
Verdickung der Nerven nur auf einer VVuche-
mBg des ffervenbindegewebes.
Häufiger dagegen beobachtet man eine
Atrophie der Nerven. Dieselbe erfolgt bei
permamntem Druck von Seiten diverser Neu-
bildungen auf die Nerven, durch entzfindliche
Vorgänge an den Nerven, durch pitthulogische
Veränderungen der centralen Ursprünge oder
darch Zerstörung and Schwand der Organe
und Gewebe der peripheren Endaosbreitungen.
Der Atrophie geht meist eine Fettmetamor-
pbose und molccniärer Zerfall mit nachheri-
ger Resor|iti ni der Körochenkugeln voraus.
Die Atroph!'' d. r Nerven ist raeist mit
Schwäche oder Liiiimung und Gefülillosigkeit
derjenigen Theile verbunden, in denen .si< h
der atrophiache Nerv verzweigt Beixsust&nde
in den Nerven bedingen je nach dem Grade
in den in<>t.irischeii N*orven Zittern. Zuekun-
geu und Krämpfe, in den sensiblen Nerven
einen Jnckreiz oder ▼ersehiedene Grade ron
Schmerzen. Ver.lnderunfjfn in der Erregbar-
keit und Fanction der Nerven werden bedingt
durch Continuitätstrennungen, Störun<;en der
Blatmischung (Sauerstoffmangel, Ueberladung
mit KohleTisfiiire, Fehlen normaler Blutbe-
stand th«ili Fin Wirkung chemisch differenter
Stoffe vom Blute aus, Oirculations- und Stoff-
wechselBtSninfen, EntsOndungen , ROekbil-
dungen. TeinperaturanomaUen (hulie und nie-
dere Temperaturen), Ermüdung und Mangel
an Anregung, centrale Hemmnngen aad riek*^
trisc:ie Strömungen.
Ein ununterbrochener Zusammenhang der
]»eripherischen Nerven mit ihren Centren im
Rackenmark und Gehirn und des Sjmpathicus
und Vagus mit ihren Ganglien nnd den
lliiekenmark<\vurzeln i^t i'in'' nothweudige Be-
dingung ihrer normalen Function. Die Func-
tionsstörungen der Nerven zerfallen in be-
stimmte Gruppen, je nachdem, ob sie die
Sinnesnerven die motorischen Nerven oder den
Vagns oder Sympathicus betreffen. Unter d^lk
Sinnasnerren spielen die eeasiblen oder Ge-
fahlsnerren die bei weitem wichtigste Rolle.
Ihre Centra liegen in der Medulla oblongata
und im Pons Varoli, welche die emptindlich-
sten Theile des ThierkOrpers sind. Weniger
empfindlich sind die Schenkel des Kleinhirns,
die Vierhügel nnd Streifhügcl. Ganz unem-
pfindlich sind die Hemisphären des grossen
und kleinen Gehirns, die Balken, Sehhflgel nnd
das Gewölbe.
Eine vennehrte Sensibilität «nl. i TTypcr-
ästliesie zeigt sich als erhöhte Erregbarkeit
der Nerren gegen Reize nod in Pom von
lästitron Eiii(iliuiii:n;,'eu und Schmerzen. Eine
allgemein erliolite Reizbarkeit, wwbei die Em-
pilndlichkeit gegen R«»iie abnorm gesteigert,
un l wo die l.'eaction eine verliältnissmässig
htarke ist, trifft aiau besonders bei verweich-
lichten, schwächlichen, durch Krankheiten
heruntergekommenen Tbieren, besonders bei
Pferden, Händen nnd Merinos. Listige Ge-
fühle un-l S. hiiier/en beruhen auf almrirmcr
und gcsteigerier Thätigkeit 'Lr -cnsiblen
Nerren.
Die verschiedenen Tbeile des Körpers
»eigen entsprechend der Anzahl und dem
Grade der Sensibilität der sie verseheadea
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NERVENKBAXKHEIT.
163
Nerven einen Hrad von Empfind-
Uchkeit. Schmerzen kGonon überall da ent-
«t«b«ii, wo GefftbUnmen sieh vorfinden, vor-
aa^LT'-^otzt einerseit«, dn.«^ von lier Stulle aus,
w.> d«;r Nerv gereizt wird, line ununterbro-
chene Leitonir bis zum Rückenmark atatt-
find^t. nn«l :iiid<^rer.-pits, dass Rückenmark und
Geliirti für die Eni]'tindunp empfanglich sind.
.\ber auch nicht '- lir ihm vi-iiri idie Theile,
die sonst wenig Euipfindlicbkeit zeigen, kön-
nen bei Erkranlrangen beftige Sebmerten rer-
.iii!as-rn. Sell)>t X'-rv>-n. die Tintor ^rwülin-
licheii üuiständen keine deutliche Emphndung
VHniiitteln, wie der Svmpathicus. kennen in
Krankheiten ntitcr g^pwis-ien Verhältnissen, wo
die Erregunir (iurcli liie .Sjiinahrurzeln auf das
Röckenmark tortgeleitet wird, die heftigsten
Schmerlen hervorrufen (KolikeD). Bei Thieren
ÜMt sieb wohl der Grad, aber nicbt die 6e-
8chrifT>'nlirit d<r Silnnerzen erkennen. Der
Schmerz wird angezeigt durch Schonung des
«cbmenenden Theiles, Vermeidanff von Be-
rührungen und Druik auf d''nsolh(>n; Aus-
weichen und grosse Empfindlichkeit bei Be-
lUhmngen. Schlagen und Scharren mit den
Fussen, Umsehen nach dem schmerzenden
TTieil. wohl auch Belecken desselben, Heulen,
Stöhnen ' tr. B-'i lariL't' andauernden heftigen
Schmerzen tritt nach vorQb«rgehender Aufre>
gang Abstompfting, Unempflndlicbkeit nndB«-
ttobung ein.
Der Einflusb der .Schmerzen auf die Be-
wegnngsnerrcn zeigt sich aneh an dorch
Zittern. Krämpfe und Lähmungen. Auch auf
den Kreislauf, die Ernährung und Blutbildung
übt dnr S.liiiit^rz einen hiMiarlitheiligenili-n
Einfla«« &vis. Die Ursachen der Schmerzen
•ind »eist mecbaniscbe Einwirkongen auf die
sensiblen Nen-en, wie Verwundungen, Druck,
Zerrungen, Dehnungen oder auch chemische
und thermische Reize. Der Schmerz kann von
einem Pnnkt nu-^r- Iien und auf diesen Punkt
beschränkt bleiben als locnler Schmerz, oder
er wird auf benachbarte sensible Fasern durch
die Anastomosen der Centralgan^iien im
RSekvnnuIr übertragen und als irradiirter
Schmerz in Theilen ein)>fiinden. in donon keine
Veranlassung dazu vorlmnden ist. Bei Erre-
gung eines sensiblen Nerven in der Mitte
oder am centralen Ende desselben wird der
Schmerz stet* an >ieinem peripherisclien Ende
empfunden. Die Thiere schonen dann solche
Theile nnd geben leiebt zn Irrthamem Über
die Frsacben «nd den Pitar de» Scbmmes
\nlii^fl. — Schmerzen entstehi"n h<A krank-
haften Ver&ndenuigen der äusseren Baut und
der Sebleinblnte, der serfisen Häute, des
Periosts «nd einzelner Tlieile centralen
Nerven syst '■ni'^. wühreml aii'iere Tlieile des-
selben weni^' o It gar nicht schmer/haft sind.
Weniger schmerzhaft sind Veränderungen in
den Drüsen, Muskeln, Knorpeln, Gcfassen und
im Herzen.
Ausser Schmerzen werden noch eine Reihe
besonderer GefRble darcb die sensiblen Nerven
vermittelt, wie dn^ Gefühl für Schwere. Härte.
Weichheit, Festigkeit, Flüssigkeit und ter-
•diiedene BeschalTenbeit der Gegenstände, die
mit sens-iblt'n Ni-rvcii in rii'rulinuiir l<Mnitnen,
das GcfÜlü für Wärme und Külte, für Kitzel.
Jneken, Kribbeln, Priekeln, Wollust. Hunger^
Durst. Ekel, Uebclkeit. Schwindel, Angst,
Ermüdung, Schläfrigkeit, Tcueomus, Harn-
drang etc. Das GelTlhl des Unwohlseins, de.«;
Ekels, der Mattigkeit und Ermüdung »hne
vorhergegangene Anstrengung, das Gefühl der
Hitze oder Kälte und des Frostes bei norma-
ler umgebender Lufttemperatur deuten auf
patliologiscbe Znstinde im Nertrensyttem hin.
Das normale Qemeingefühl des Hungers und
Durstes nnJ (ieschlechtstriebes kann krank-
haft yerniindert Oller gesteigert sein. Darnach
leiden die 'l'hiere an Appetitlo?iirkeit <.der nn
Fresssncht. Heisshunger, Hundsliunger (mit
Erbrechen), Wolfshunger (mit .\bgang unver-
dauter Futterstoffe) oder an Begierde nach
ungewohnliehen PatterstolTen, wie s. B. nach
.\lkalien (Lecksucht) bei abnormen Säure-
mengen im Magen. Gesteigerter Durst ist
meist im Kleber, verminderter Dnrst bei ge
wissen Hirnleiden vorhanden. Gesteigerter Ge-
schlechtstrieb (Satyriasis bei männlichen.
Nymphomanie. Stiersucht bei weiblichen In-
dividuen) deutet auf pathologische Zust&nde
In der Geschleehtssph&re bin.
B' i der verminderten und unfirehobcnen
Thätigkeit oder Anästhesie der Gcftthlsnerven
ist die Emp/indongs- nnd Leistungsfähigkeit
der sensiblen Nerven nnd di*' Ifr-fl.-xtlKitiskeit
verringert oder vernitlitet. Die Lr-aclieii der
Anästhesie liegen entweder in der Peripherie,
im weiteren Verlauf der Ner>"en oder im cen-
tralen Nervensysteme. Zu den peripherischen
IJr.-;uh"n ifehören: Kinwirkongen h dier Külte-
grade, narkotischer und antethesircnder Sub-
stanzen {Aether, Chloroform, Chloral, Hor-
l-hinni. Cocain u. a.) und Entartungen der
Kndausbreitungen sensibler Nerven. Die Lei-
tungsf&higkeit kann unterbrochen werden
durch Trennung des Zusammenhange?, me-
chanische Einwirkungen, Comprossiouen durch
Geschwülste, Exsudate, Extravasate etc. Za
den centralen Ursachen der Anästhesie ge-
hören Ersehflttemngen. Bhttnngen. RntzOn-
dungen, Oeschwül-tf. Kxu.sfo.sfn. rarasiten,
Wassersuciitea im centralen Nerven-system und
Einwirkung anästhesir. iid. r Mittel (Aether,
Chloroform, Chi ral, M ir)duum etc.) auf das-
selbe. Die Syinjifonie der Anästhesie sind
mangelii ittfs (H lühl nnd mangelhafte Reac-
tioo auf Druck, Nadelstiche etc. bis zur voll-
ständigen GefttMlosigkcit, die znm Zweck
rliinir,i:i>eher Oiieratiunen d'uch AnftSthottCa
künstlich hervorgerufen wird.
Dia Fonetionsstnmngen der motorischen
Nerven zerfallen 1. in <rt stei[ri-rte Thätigkeit.
Hyperkinesis. *. verminderte limtigkeit. Pa-
resis, nnd 3. aufgehobene Thätigkeit. L&h-
mung, Paralysi.^. Die motorischen Ner^'cn
Oben beständig einen gewissen Einflu.^.s auf
die Muskeln aus und erhalten dieselben in
einem gewissen Grad von Spannung oder
Tonus, der bei vermehrter Thätigkeit in Con'
tracUonen flb.T'^eht. Di- kranlJinfte Thätigkeit
der motorisciieti Nerven aii>sert sich in Con-
tractionen und Krämpfen, die dem Willens-
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MERVEMKRiNKHBlT.
eintlosä grü^gteotbeil« entaogen siad. D«r
Verbreitnng nacb sind die Krimpfe allge-
meine anti partiellr'. r,Ti'lirali\ spinale und
periphere. Der iifitigkcit nach sind i»ie sehr
vei^chieden, beginnend vom einfachen Zittern,
von Zuckun<,'cn uful kruiiiiifliiifton Coritrac-
ti<«nen bis lü den lioüigüttu Kr^uiplVii. Der
Forin nach unterscheidet man tnnisrhe und
cloniflche Kr&mpfe. Die «Ionischen Krämpfe,
SpBBBii elonici, bMteben in abwecbitelnden
("ontractiontii iin.l Erschlaffungen der Mus-
keln. Den geringsten Grad derselben bildet
las Zittern oder leicht«, schnell aufeinander-
t >l;^<'in!f. unroltkommene Znsaiunienziehungen
und Er^i-hlaffangen der Muskeln. Das Zittern
tritt anf bei Qehirnkrunkheiten , heftigen
Schmerzen. An^t, im Froststadiuni des Fie-
bers, durch E^inwirkang grosser Killte, bei
grosser S, hwiiche und einigen Mctullvciirif-
tongeo. Höhere Grade cloniacher Kr&tupfe
biloen die Zaeknagen und Convolsionen, wie
.sie beim Veitstnnz. bei den epileptischen An-
fällen, bei Stryctiniiivergiftangen etc. auf-
treten.
Die zweite Form der Krämpfe, die toni-
schen Krämpfe, bestellen in anhaltenden Con-
tractionen einzelner 'xl- r zahlreicher Muskel-
gmppen. die der Willkar volbt&ndig ent-
sofon sind.
Tonisch.' Krämjtf-' (l':'r Xarken- und
Hückenmuskeiu mit Verkrümmung nach rflck-
w&rts bezeichnet man als Opisthotonus, to-
nisch*' Krfunpf*' il< r f^n'u h-, Ilrnst- und Hals-
nmskuln mit Verkruiuiiiung nach unten uls
Emprosthotonus, Vi-rkrü)nmung zur Seite als
Plenrotbotonne, Uradatreckiwg als Ortbotonos,
tonisehe Contmetlonett der Kopf- nnd KaQ>
muskeln als 'IVisnnis und heftige, iinhalteudo
Contructionen der Uumpf- und Extreraitäten-
n)UKkeIn als Starrkrampf, Tetanus. Während
des Krampfes ist die KeflexthätijrktMt selir g» -
steigert, so dass jede Berührung und r:i'i/.uiig
sensibler Nerven, selbst Luftzug, Geräusche
nnd Lichteinwirkongf den Krampf steigern
können.
Die Sjilirtro ic^ Vagus und Svnipathicus
mit den unvillkürlicben Maakdn und da» Be-
woeetsein wShreod der Knopfe bleiben
meist frei.
Die Ursachen der Krämpfe liegen ent-
weder im centralen Nerrensvstem. in den
Krampfcentren des Hirns und HQckenmarks,
oder in den peripherischen, motorischen
und ^ensiUen Nerven nnd in den Beflex-
centren.
Die sog. Reflexkrbnpfe entstehen dnrdi
sen il 1 Reizung und gesteiL' rti> Errc£r-
Larki-tt der Ketlexcentra im Kütkenmark,
sowie durch verminderte oder anfgehobene
Thätigkeit der Reflexheromungsapparate im
Gehirne und der Medullu ublongat». Die
Ursachen der Krämpfe sind mechanische,
anatomische, chemische nnd psychische.
Krftmpfe entstehen dnrrh mechanische Ref>
Zungen, anatomische und chemi^^■he Vcrrui l«'
rungen im Nervensystem, Ernähiuugätorungen,
Blutveränderungen, psychische Einflüsse, oin-
wirknngen deletirer StoiTe, wie Zersettnngs-
producte. Gifte, Stnfchnin, Belladonna, Blei,
Quecksilber, Arsenik ete. vah Nervensystem.
Die häufigsten Krämpfe sind die JRefleskrämpfe,
zu denen auch der Starrkrampf, Tetanns, ge-
hört. Jede Schwuchnng des Xl^rpers durch
Kriiiiklieiten. Ueberanstrcngtingcn. schlechte
Kniiiiirung, Verweichlichuni: etc. disponirt zu
Refleskrämpfen : meist sind dabei aber auch noch
apecilische Ursachen, wie Gifte lStrjrcbnin>
nnd Miasmen, Mikroorganismen (beim Starr-
krampf) im S|>iel.
Eine veraiidortc 1 liatigkeit der mi>tori-
rischen Nerven Ix ^tt ht zuweilen in mangel-
hafter Coordination der Bewegungen, Ataxie
bei pathologischen Veränderungen im Klein-
hirn, \vub< 1 die Thiere ungeoranete und un*
zweckmässige Bewegungen aosflUuren. Ein*
verringerte nnd aalerehobene Function der
motorisch t'ii Nerven zeigt sich an durch
Öchwichc und Lähmung. Akineeis, Paroljrsis,
oder ContnetioBaQBfthigkeit auf WiUensrcii.
Dem Grade nach unt<<rN> lieidet man eine OD-
vollständige Lähmung, l'uresis, und eine voll-
ständige Lähmung, Pnralysis. In den höchsten
Graden der Lähmung ist auch die Sensibilität
und die Keflexthätigkeit aufgehoben. Die Ur-
sachen der Lähmungen liegen entweder im Ge-
hirn oder im Bdckenmark und in den peri-
pherischen Kerven. Damach serfailen die Lih»
mnngen in rrrr-brale, spinale und peripherische.
Die vom Gehirn und Rfickenroark ausgehen-
den Lähmnngen haben gewöhnlich eine grosse
.\usbreitnng; sie sind rntwodir einseitig,
Hemiplegien, oder halbseitig. Paraidepien. oder
beiderseitig. Die Ursachen dir Lähmungen
sind Anämien, Congestiunen, Verletzungen,
Blntextravasate, serOse ErgHsse, Er8ch11ttern«>
gen, Nt'ubildungen, Pura-^iten. ThrunÜMMi, Em-
bolien, Narcotica und Anästhelica, i.'urar'.-.
Morphium, BlavsAnre, Campher, Bki und
Qui'cksilberiiräpnrate, Il]ut!;r;iiiklioiteü, Er-
schüpfungon, rcbtTieizungcu. Üugenannte Re-
flexlähmungen entstehen zuweilen bei Krank-
heiten der Nieren, der Blase, der Gesrhlecht*-
theile, des Herzens, der Lnngen. des Magens
und Dann;-, widche durch Vermittlung df>
Sympathicus auf das iCfickeuniark einwirken.
Eine besondere Gruppe von Lthmungen
bild. t die Zuchtlähme oder Beschälkrankheit
. und die 1 raberkrankheit, Tabes dorsualis der
Merinoschafe, deren Ursachen vererblicll, ab«r
noch nicht näher erforscht sind.
I Die peripherischen Lähmungen haben ihre
Ursache in den Noi venstiininiiii v ini Austritt
aus dem Uückenmark bis zu ihren Endausbrei-
tungen. Die Ursachen sind meist Verwnndnn-
^'en. Dnrchtrennnnp.n, Druck nnd Entartun
gen der Nerven. Die Fonctionsstörungen de»
Sympathicus beeinflussen das Herz und dio
Gefässe, den Miigcn, Darm und dii- Drüsen.
Reizungen des Vagus veranlassen durch Ein-
wirkung der Vasoconstrictoren auf die Getass-
muskeln Verengerongen der Blutgefässe, insbe*
sondere der Arterien und Anhftnfhngen de»
Dlutes in den V.'n'-n. Lähinungeii li. s Sym-
j pathicus. in specie der Vasoconstrictoren dage-
I gen verursachen Erschlaflnngen und Erweit«-
■ rangen der Arterie», Abnahme des Blutdruckes,
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N£RV£NKBANKÜEIT.
165
activo ^'" •!icrt^stioncn und Hyperämien. Aehn-
lieh wirkt eine Bdxun]; der Vasodilatatoren.
Durch Retsonf der Syinpathiciufueni und
«ttxn^lipn 5 I»arraes entstellt vermehrte Darni-
periätaltik und Durchfall und hierauf beruht
die Wirkung der meisten Abfahrmittel. Bei
Schw&chung und Lähmung der Dnrmfasem
des Sympathicus entsteht Verlangsamung der
Darmperistaltik und Verst opfung. Bei s^-iir
starker Retsang des S^mpathicus entstehen in
Polfre Fortteitnn? der Reite dureh die RllekAn-
m:irks\viirzf>It' n if das Rückenmark heftige
;Schmer2t.-u (Kuliken). Beizungen des Sympa-
thicni bewirken Erweiterong der Pupille, Läh-
mungen derselb.M). V. n?n?ernngderr(i|illl'\ Die
«og. trophischeu Nerven des Sympathicus haben
EiDflasd auf die Zellenthütigkeit, die Drüsen-
teeretioo. den UiukeUtwtf Wechsel, das Knochen»
•TBtero etc., tbeik dnreh die Vasodilatatoren,
Jlu-ils (Itirdi ilir.'ctc r!(.'''iiifiussnng der Zellen,
in denen die Nerven enden. Heizungen des
Sympftthicns bewirken z. B. die sp&rliehe Ab-
•ondemng eine» dickflüssigen Speichels. Einige
Medieamente, wie Atropin, Duturin, Cicutin,
Jod&thjiatiycbnin lähmen die Secretionsnerven
und aistiren die Speichelsecretton. Spcichel-
flaiB dagegen wird T«»flectori«ch erregt durch
KeizuniT fl>^s Trii^- iniims, Glossopharyngcus und
der Geruclunerven. Calabar, Diifitalin, Pilo-
cmrpin, MascarHi, Qiieekriiber, Nicotin bewlr^
k'-n darrh directe Reizunt: der Driiscnnerven
i5pci«.lielflusj5. Die Schweissdräsenntt ven haben
ihre Centra im RQckenmark und in der Mc-
4alla oblongata. Höhere Tempenitnrrn, die
Diaphoretica (ätherisch-ölige Mittel), Filucar-
pin, salioylr^aares Natron reizen die Drüsen-
nenren mit gleichseitiger Reiiang der Vaso-
4ilatatoren andLthmnQf derVasoconttrietoren
der Haut. Atropin hebt die secretorische Tliä
tigkeit der SchweissdrCUen auf Dii? Thräni-ii-
•eeretion wird dureh Reizung' der ronjunctiva
und Xasenschleimhnnt r.^f1< cturi>cii und durch
Reiznng der N. lacryiualis, N. ."-ubculaneus
raaJae und «Sympathicus und durch starke Ge-
rnftthserregung vom Gehirn ans bewirkt.
NaehDarefasdineidungen and Eolmrtangen
4er DrÖsennerven !itro|iliirtMi die betreffenden
Dr&sen. so z. B. die Glandula submaxiltaris
oaeh Durchschneidung des Drftsenastes des
N. Itnirualis, die Hoden nach Dnrcbadmeidang
der Nervi sperinatici etc.
Das Granwerden und auch daa Ansfallen
der Haare wird theilwelse durch Nerrcneinflass
bewirkt.
FrrntT k Hi ll Ii durch Nerveopinflüsse
gewisse Entzünduiigeu, die sog. reflectorischen
and nenropathischen EntzQndnngeii lostande.
Hierher gehört der Decubitus acutus bei Him-
und Klicke niiiarksaffectioneu. ferner Herpes
zoster, Pappeln, Liehen, Urticaria, Bl^hem,
Pemphigus bei Leiden der Hautnerven. Der
Mutterkornbrand, Ergotismus gangraenosns.ent-
steht in Folge der Heizung der Vasoconstric-
toren dareh Mntterkom nsd Contraction der
kleinen Arterien. Anch einige Formen von
«^Ifnksiiffertionen und OplitbAlniien ^^inr! direct
oder indirect demNervenciniluss zuzuschreiben.
Beisoagvn de« 'S. Tagos bewirken Ver-
langsamung. Lilbniungen des Vaj:u> Ho-, lileu-
nigang der Herzcontractionen. Nach Durch -
eeSneranng dei Vagus erfolgt Abnahme der
Zahl und Zunahm*^ der Tiefe der AthiMnzüge.
Nach Darchschneidung beider N. Vagi erfolgt
Verschloaa der Glottis. Hyperämie. Oedem,
Emphysem und Entzflndung der Langen:
Lähmung des Oesophagus nnd Störung der
Magenverdauuiiij;. Specifische Reizungen der
Vagtuenden im Magen oder des Vagusceo'
tmros im centralen Nerremyatem bewirken
reflectorische Reizuntr der motorisrh- n Nerven,
der Bauchmuskeln. Contraction derselben
(Bauchpresse) mit gleichzeitiger Lähmung der
Cardia und es erf dgt Erbrechen. Hierauf l>e.
ruht die Wirkung der BrechmittH (Einetica).
Bei starker Reizung der Mairenn^rven kann
nach reflectoriache Uersl&hman^ und der Tod
erfolgen. Abgesehen von venehiedenen Local-
afTectiiiiien der Nerven, durch welche Zuckun-
gen, Krämpfe. Schwäche, Lähmungen und
mehr oder weniger bedeutende Schmerzen ein-
treten, ist bei allen schweren fieberhaften
Allgemeinleiden das Nervensystem mehr oder
weniger nfßcirt und die Behandlung mass
oft auf das Nerrenajstem gerichtet sein, um
drohende Erscbeihnngen tn beseitigen. Za
diescin Zweite finden die Akal ide, Anä*-
thetica,die ätherisch-öligen und die Spirituosen
Mittel eine weitgehende Anwendung Die
Dnreh ^chneidung von Nerven od. r XeurotDmie
wird nur bei einigen .'«chiui;r2hiifti:n, unli»?il-
baren Hnfleiden zur Beneitigung der Laiiniheit
ausgeführt. Bei schmerzhaften NervenafToc-
tionen und Krämpfen ist die subcutane An
Wendung der Narc >tica. inslie-omv re des Mor-
J»hiams, die Inhalation von Aether und Cblora-
6rm und die innerliche Anwendung des Chlo-
ralhydrats in Gebrauch. Bei localen Srhmer7en,
insbesondere bei schmerzhaften Augenleiden,
wird ausser Atropin in letzter Zeit vielfaeh
das Cocain verwendet. .\uch bietet die ener-
gische Anwendung von Kälte ein gutes locales,
schmerzstillendes Mittel.
tiegen Schwäche und Lähmungen der
Nerven werden llth«iisch«8lige Spirituosen,
Stryi lmin und elektrische Ströme (Kar tJi-ia-
tionen, iralvrtuische Ströme) angewandt. In
neuerer Zeit wird durch Burggräve in Pari»
ein besonderes i 'iir\ erfuliren b' i alleti .Allire-
nieinleiden enii>I'ohleii. .^peci,-]! aul da'*
Nervensystem gerichtet ist und entw. der eine
Derahigong oder eine Belebang desselben be-
zweckt. Burggräve wendet die reinen AI«
caloide in bestimmt abgemessenen kleinen
Gaben in i'illeuform an. Die Gaben sind
durch die Ansahl der Pillen, die in den Apo>
theken vnrrlithitr Lrehalten werden, genau nor-
mirt und künncii nach Belieben gest<?igert
und vermindert werden, je nach der erzielten
Wirkung. Burggräve ist Begründer einer
neuen ilichtung in der Medicin. der si»g.
Medecine dosim«5trique, und hat eine Menge
Anhänger, besonders in Frankreich, Italien.
Spanten, Amerika. Es erscheint von ihm eine
besondere Z<>it«ehrift, das ^.Rvpcrtoire nnivcrsel
de medecine dosim^trique.^ Die „Revue inter-
nationale de m^decine dosimtftrique vtfttfri-
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166
NERVENMITTEL. ~ NEBTENP0ISIOLOGIE.
n&ire", die seit 1870 erschien, wurde später
mitdem^Et^portoire de ra^decinedosim^triqoe'^
vereinig. Wenn auch Yioli^« siegen die von
BnrggrSve vertretene Kithtung sieh ein-
wenden lässt. so liat sein Verfahren immerhin
d«8 Gut^', ''.as8 er stets nur die reinen Alca-
loide in ganz bestimmt bemessenen Gaben
anwendet nnd von Intu.^i'ii, TiiTin ti n. Kxtrac-
ten, von Biatben, Blättern und Wurzeln nichts
liUt, da da» Qnantotn der wiiksamen Al«a>
loide in denselben ein sehr prhwnnk^ntlcs ist.
Auch ist der Umstand, dass di-' r-^ineii Aloii-
loide in den dosimctrischen AjM<thikoii in
Form von Pillen, die bestimmte Brachtheile
von Granen enthalten, stets vorrfithig gehalten
werden, für Aerzte und Laien sehr l>ei|ueiii.
Die Beguliruug der Th&tigkeit des Nerveu-
syttems spielt aber bei allen Krankheiten
eine zweifellos wichtige Rnl!o niid verdient
wohl eine besondere Aufuierksutikeit der
praktieirenden Aerzt« und Thiertirzte. Setnmer.
Nervenmittel, Nervi na. Dio-se Classe von
Arznoiuütteln umfasst ullc auf das Nerven-
>ystem einwirkenden Stoffe und werden die-
selben aucb nur bei krankhaften Störungen
der nerrOeen Apparate in Anwendung gezogen.
Dabei findet immer eine zweifacli«' ÄVirkunti:
auf die Nerven statt, indem durch dieselbe
Arsneisubstanz auf kleine Gaben eine Stei-
gerung der Thätigkcit. auf grössere Gaben
aber eine Herabsetzung erzielt werden
kann: dasselbe gilt auch von der Dauer der
Einwirkong und resultirt daraas ebenfalls Ex-
dtation oder Depression. Bei manchen Stoffen
ist indess das Err<'<;iing8stadiun:i \ nrlici rsi luMu'!.
bei anderen domloirt die Herabsetzung der
Herrenthätigkeit, die ganse Classe wird daher
am zweckniAssigsten unter der B<"7<:'{rhnnng
Neurotica zusammengefasst und ktJnnen
die Wirkungsverhältniäso der Erregungsmitlel
(Analeptica) unter „Excitantia" und die der
Depressionsmittel unter „Narcotica" iiachee-
schlagen werden. Bei einer grossen lleihe der
in die Uaaptciaase untergebrachten Arznei-
mittel lind flttchtige Stoffe, Ätherische Oelo,
\\<- .in>-.iiili.'>>lieh.Mi ni^er doch we.spiitlirlim
l'rÄger der Wirkung und heisst die UnterclajsHo
Neurotica aroniatica; hieher gehören
Clianiomilla. .\rnioa, Itmla, Valeriana, Angelica,
Imperatoria, Lavanduia, .Melissa. .4.sa fo^tida,
K.ampher, Zimmt u. s. w., während eine andere
lieihe den gewöhnlichen Aethylalkohol und
deasen verwandte Prodncte umfaBst and unter
dem NLiirirn
Neurotica alcoholica bekannt ist. Die
Repräsentanten dieser Reihe sind: Spiritus.
Wein, .\etlier, Essig- und Salfirti-rätlii r. Clilo-
rofom. Cliluial, Sulfonal. Bronial, Amvlniirit,
.Jodoform. Jndol etc. Eine letzte Reihe end-
lich stellt verschiedene vegetabilische Stoffe
znsanraien. welche durch ihren Gehalt an stark
■vlrk Ii i' n aIkalo!<iisr]i< n Substanzen, bez.
durch einen solchen an stark und ganz eigen-
artig wirkenden Glykosiden ansgeseiehnetsind
nnd (li'swt'tren
Neurutiva aK aluidcu und glyco-
sidea genannt werden. Zu ihnen gehören das
Opium und seine Basen, die Alkaloide des
indischen Uanfkrants, der Belhulonna, de»
Hyoecyamus, Stramonium. der Nicotiana, Dul-
camara. d-'s Jali'nandi. Ph y:-o»tigma, des Co-
niuni, Aconitum, der Strychnos Nux vuiaica,
des Seeale comutum, Veratrum, Chlelidonium,
Colchicum etc^ sowie die Glykoside der Digi-
talis, Scilla, dee Henebomg viridis n.s.w. Vi.
Nervenneubildungen stellen theils Uypi r-
trophien, theils Geschwülste oder Begenera-
tionen dar. Die Nervenhjpertrophie ist
an der Zunahme d. r Pirkf- oiiip? Nerven-
zweiges leicht zu erkennen: sie geht häufig
mit einer Hypertrophie des betretfenden jDr-
ganes Hand in Hand und beruht meistens
auf einer Zunahme des Bindegewebes der
Nervenscheiden.
Die GeschwOlste an den Nerven selbs^t
werden Nenrome (von vtöpov, Nerv) ge-
nannt; sie bestehen theils aus Bind<'<;ewol)f .
theils aus verfilzten oder parallel verlaufenden
markhaltigen oder marklosen Nervenfasern,
überragen den Nerv als ein^ rundliche, bald
grössere, bald kleinere, derbt-, scharfbegrenzte
blasse, die ans dem Perineurium hervorgeht.
Oft werden Neurome an verschiedenen Nerven
zugleich vorgefunden, s. B. am Lungenmapen-.
HaU-. 7ungennerv, Trigeminus. Sympathieui.
un den Eingeweide- und Extremitäteunerven.
Gewöhnlich sind die Neurome mit einer
fibrösen, weissen Hölle umgeben, das Innere^
derselben erscheint graugelblich, maBchig.
zuweilen zu einer sahen grauweis.<en Masse
zerflossen, weshalb man die Neubildung in
diesem Falle colloides Neurom genannt hat.
]\ran faml sie besonders bei Pferden und Rin-
dern, olme dass sie auffallende Erscheinungen
hervorgerufen hatten. Oefter sieht man dnrcb
das Neurom die Nervenfasern de-s Nervs deut-
lich hindurchgehen und nur etwas ausein-
andergedrüngt.
Auch am (tehirn sind Ni-uronir» an?»'-
troffen worden, sie enlhüUeu abrr hier nie
< iaii<j;lienzellen. Erst bei grosser Verbreitung
verursachen Neurome Nervenschwäche nnd
paralytische Erscheinungen.
Zu einer Neubildung' iraiizer Nerven-
zweige kommt es nur in Geschwulsten oder
sonstigen Neubildungen. Bei Nerven resectio-
nen verwachsen schliesslich die Nervenenden
und die Nervenröhrchen regeneriren sich, so
dass die Xervenleitong endlich wieder her-
gestellt wird. A>:acker.
Nervenphyaioiogie, a i 1 i; 0 jit ei Ii e. Die
Nerven bestehen aus lel ondigem, erregbarem
Protoplasma und zeigen deshalb alle Erschei-
nungen der Erregbarkeit, die wir an diesem
beobachten: StolTaufnahtne. SiofVumsatz. Stoff-
abgabe, Aufnahme vou latenten Bewegungen
(Spannkräften), Freiwerden von Bewegungen
und Abgabe dersi lbLn. T-eitiin^' und Umwand-
lung der Bewegungen, leruer Wachüthum,
Entwicklung nnd Vorgänge rflckschreitender
Metamorphose, endlich die Erscheinungen
des Dispositionswcchsels und der Specilität.
I. Nervenfunction.
1. Die Eigenartigkeit der NeTven-
fnnction, durch welche der Nerv seine
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NERTENPHYSIOLOGIB.
167
eigenartige Stellung innerhalb de» Gcsaiiiujt-
erganismaü erhält, ergibt sich am besten aus
eintT VcTgleifhtjnp A^r drei wichtigsten
Protoplaimaarttii, au.-; denen der Leib der
hoher organisirten Thierkörper aufgebaut ist,
des Nerven-, Muskel- and DrQsen-Proto-
plasmas. Hierflber filt folgendes: a)1n Stoff-
lich-T Tl^zit'Imng l.-istet das Dröscnproto-
plasiuft das Maximum an Äafoahnie, Umsatz
und Abgube. das Mnakelprotoplasma das
Medium, i3as XcrvfTiprotoplasma das
Minimntu. Such der einen Seite heisst
dies: in Bezug auf NahrungsbedQrfniss ist
daa Drosenprotoplasma das anspruchsvollste,
das Nervenprotoplssma das anspruchsloseste;
in iJezui; auf den StofTumsatz und was davun
abb&ngt, leistet da« DrQseoprotoplasma das
Maxbnnm, der Hukel das Hediam und der
Nerv das Minimum, nn.] .las gilt natürlich
»nrh für die Stoffabgabe, auf der die Secre-
ri II beruht; den frOuten Beeretofiwben
Efff . t liat die Erregung beim DrÜscnproto-
jjlaijuia., einen mittleren beim Muskel, den
geringsten beim Nerv. Nach der anderen
Seite heisst das: das labilste, valnerabebte,
eikranlrangB fähigste vnd zerstörbarste Piroto-
pla^iiKi i^t daa der T^rrison. in der Mitte
sUibt der Muskel und dasi stabilste, am wenig-
sten zerstörbare, beim Aushungern z. B. den
meisten Widerstand l-'i-f'-nde hat der Xerv,
eine Eigenschaft, die linn in stofÜicher lic-
siebung die beherrwchen-ie Stellung im Thier-
körper Terschafft und sichert, b) In kineti-
scher Beziehung ist sweierlei za nnter-
>cheidcn: die Massenbewepunt: oder me-
cbaniache Bewegung und die Molecalar-
bewegnng, und die letstere serflillt wieder in
zwei Hauptforme», Wärmebewccunsr und
elektrische Bewegung, von denen die
erstere nach allen Richtungen geleitet wird,
die letztere nur nach einer und somit in
dieser mit einer entsprechend weit höheren
Geschwindiijkeif. Wir können deshalb bei
der Erregung unterscheiden: mechanischen
Eifeet, Wftrmeefleet und, da bei dem elek-
trisclicn Effect die £:rns>f» Geschwindigkeit
der Leitung den Haii|>tuiiter8chied gegenüber
der Wärme bildet, können wir auch sagen
statt elektrischem EtTect Le i t u n s etTeet. In
Bexug auf diese drei KJfecte besteht l'ulgen-
der Unterschied: Bei dem DrQsenprotoplasma
liegt der Schwerpunkt auf dem Wärroe-
oder calorisehen Effect, in mechanischer
Beziehung leistet es sehr wenig (höchstens
amöboide Bewegung), der Leitongseffect
ist fcst Mail DerHnskel leistet ealoriscb
ein Medium, der Srhwerpnnkt liegt bei ihm
auf dem m e c b H n i s (' h e n Elfect (Contraction),
der elektris (■ Ii e Leitungseffect ist wieder
• in Medium. Beim Nerv ist der Uanpteffect
der elektrische, d. b. die Leitung, der me-
chanische Effect ist gleich Null und der
calorische sehr gering, ^ach dem Grandsatz
,a potiori flat oenominatio* können wir des-
halb den Nerv leitende s, den Mu-kel
zuckendes, cuntracliles, die Driiisen-
selle wärmebildendes Protoplasma nennen.
Dieser fonctioneUe Unterschied steht offenbar
im Zusammenhange mit der eigenartigen
anatomisehen Strnctur der drei Proto-
plasmasorten. In Bezntr auf diese zerfallen
sie zunächst in das ungeordn ete Drüsen-
protoplasma und das geordnete Prot<j|dasma
von Muskel and Nerv. In dem ersteren schliesst
die regellose Anordnung der Protoplasma-
kömer eine ijeradlinige Fortpflan/im.,' des
Erregungsfortgangs, als« Leitaug, au^: es
fehlt an den Bahnen, die Komer wirken als
Keibungshinderniss und der Effect ist wie
bei jeder Reibung Entstehung von Wärme
und umfänglichere Abnßtzung, also Stoffnm-
satz und Secretion. Für den mechanischen
Effect gilt das gleiche, wie für die Leitung,
auch dieser stös.st in seinem Fortschreiten
auf Hindernisse und diese bewirken dreierlei :
a) Da eine geradlinige, polarfsirie Bewegung
unmöglich isr, kommt es tiur zw der nach
allen möglichen KaumricbtuDgen gehenden
unregelmAssii^en. nnau>gieUgeB, amöboiden
Bewegiincr. b) Die Bewegunpen sind sehr
verlangäiaujt. Der durch die ikibnng ver-
ursachte Ausfall an mechanischer Bewegung
tritt als Wirme auf. Dem steht das geord-
nete Protoplasma von Muskel nnd Nerv
gegenüber: r'ie tTeradliniire Strnctur schafft
für die Leitung und für die mechanische
Bewegung geradlinige Bahnen, so dass ftr
I eide nicht Ih.s <Thöbte Mögli •hVeit, sondern
auch ein geriageres Reibnng»ruuuit.at, infolge
dessen weniger Wärmeerzeugung und weniger
Stoffumsats vorhanden \»t. d) Der Unter-
schied Ton Muskel und Nerv liegt darin:
Ersteror enthält, wie das Dru-i-nfiM'toi.la-ma.
Ztthlreiciie KOrner (Muskelprismeu), die wir
bei letzterem als Hemmnisse fllr mechanische
nnd Lcitbeweptini,' k'iuuii ^elmit haben.
Das sind sie nun hier, wenn aucii infolge
ihrer geradlinigen Lagei un;; lange nicht mehr
so sehr, wie im «nci ni^lneten Drüsenproto-
plasma, aber eben dudi iiuch und deshalb
sehen wir das höchste Mass von Leitung in
dem Nerv, dem die Kömong zwar nicht
ganz fehlt, allein dessen KOnter nicht blos
linear lieu'e:!, sondern ganz bedeutend kl« iio r
und viel wt'Jiiger zahlreich und geprestt
sind. Andererseits sind aber die Protoplasma-
körner di.' ZuckanfT'^niittelpunkte. von deren
Form Veränderung und Gegeneiiiandeibtwegmig
der mechanische Effect ausgeht. Mit der
Bedaction der Köm«r nach Zahl und Grösse
hat der Nott die Fähigkeit zur Erzeugung
eines mechanischen Effectes verloren, während
der Muskel gegenfiber dem ongeordneten
Drflsenprotoplasms den Tortheil hat, dass
seine ^'rM-s,.ii und massenhaft vorhandenen
Muskel}<ri:>inen wie Soldaten streng in Keih
und Glied stehen. Dies gibt erstens eine
regelmässige, polarisirte Bewegung (Zuckung),
zweitens rascheres Fortschreiten der Er-
regungswelle (Commando), deshalb Suniniirung
der Körnerbewegung la einer eiubeitlicbeii
Zacknng der ganzenlfasse, drittens geringeren
Verlust durch I.'eiluni:.
i. Erreg ungjsU itung. Aus Obigem
ergibt sich also für die Eigenartigkeit
der NervenfonctioB kurz folgendes: di«
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168
Ä'EEVENTMYSIOLOGIE.
Hauptaufgabe d<'s Xerven liegt niclit in
dem, was er an sich arbeitet, sondero darin,
du8 er die Erregung fortleitet (Erregungs-
leitung), u. zw. sclmoUcr als jtilf aixiere
Gewcbssorte und mit möglichster VulUtuiidig-
keit und mit mOgUehst wenig Verlust. Dass
der Lettungävorgang elektriscluM Natur
iist, wurde schon oben augticleutet; da* Näher«»
sichein demArtikd „Elektrophysiologie*.
Far die £rregaag«ieitang an «ich gilt naa
folgendes: a) Der Nerv leitet isolirt, d, h.
nur in der Richtung soin<?r Erstreckun<; und
nicht seitlich in Uebertragnng aul neben-
liegende Bahnen, eine Regel, die nur in
AnsnaViinsfallcii darclibroehen wird, b) Er
leitet die Erregung nur soweit, als er in un-
unterbrochenem anatumisehem Zusammenhang
steht und überleitet sie nur auf solche andere
Gewebstheile und Organe, mit denen er im
Zusammenhang'- stellt. Anatomische Treiumnf,'
hebt die Leitung auf. c) Unterbrecbuiig der
Leitung wird anch dnreh Draelc «md Unter-
bindung der Nerven herbeigeführt, il) Der
Kerv besitzt die Fähigkeit zur Leitung in
bdid«n Richtungen, allein seine Einfügung
in den at^atomi^chcn Bau de'? Körpers be-
dingt, üa^a er in praxi wühl immer nur in
einer Richtung leitet, und dass deshalb die
Nerven eine« Lebewesens in swei Gruppen
xerfallen: in. die seniitiren Nerven, die
centripctiil. d. h. in der RiehtTing zum
Nsrvencentrum, und in die motorischen
(ond secretorisehen), die centrifugal, d. h.
vom Nervcncentrum zum Arbeit'^or^an leiten.
e) Die Erregungsleitung ist abhängig von
»einer Erregbarkeit: der todte Nerv leitet
nicht mehr und alle Zustände und Schwanitan-
^'en seiner Erregbarkeit beeinflassen die
Leitung (s. u sub II, 3 und 4). f) Bei der
Leitung findet ein lawinenartige«! Anschwelleu
der BrregnngMtärlte stati, da sieh in jedem
Querschnitt ans dem mit der Erregung ver-
bundenen, wenn auch geringen StofFumsatz
neue freiwerdende Kräfte den bereits circu-
lireml' ii liinzufiii^en, Somit wächst die Stärke
der Erre<:iinix mit der L'iiige des Nerven,
3. I>ic Ucizuuf^ di.'.s Nerven, ii) .Als
Reize wirken alle Störungen des chemischen
oder pliysikaliseben Gieichgewiehtes der
Xt^rvensubsfanz, aber einmal nur, wenn sie
mit einer gewissen Plötzlichkeit erfolgen;
langsam sieh Tollsiehende Veränderungen er-
zeugen keine Erregung: und dann ist er-
forderlich, dass die Veränderung eine gewisse
Hinimalst&rke (Schwellenwerth) überschreitet.
Bei diesen Gleichgewichtsstörungen handelt
es sich um chemische Zersetzungen, Störung
des Mischuiiy.s/u^tandes, Aggregat/ustandes
(Gerinnungen), Störung des mechanischen
Gleiehgewiehts durch Dmck, Zerrung, Quel-
lung oder Schrumpfung und Störung des
elektrischen oderthermischen Gleichgewichtes.
Aus dar Thatsachc, dass die Erregung die
Störung einer Gleichgewichtslage ist und
dass jede Störung einer solchen mit der An-
nahme einer neuen Gleichgewichtslage endet,
die Ruhe ist, geht herror, dass stetige, d. h.
in ihrer IntensitAt sich gleichbleibend« Ein*
Wirkungen nur im Moment ihres Auftreffens
auf da« Protoplasma erregend einwirken, diese
Eigenschaft aber sofort verlieren, sobald die
von der Einwirkung erstrebte neue Gleich-
gewiciitslage gefunden ist. Daraus folgt, dass
die Erregung nur durch einielne StOsse zu
Stande kommt, welche gegen das labile
cbemisch-physikaiiache Gebäude des Proto-
plasmas geführt werden. Für die einzelnen
Reize ergibt sich demnach folgendes; a) Be-
wegungsreise: Massenbewegungen wiiiten
nur, insofern sie Stos.s- oder Druekschwankun-
gen sind. Von den moleculareu Bewegungen
wirken am nachhaltigsten die, welche ans
Schwingungen bestehen, weil jeder Schwingung
ein Stoss entspricht; dabin gehören die
Schall-, Licht- und WirmeHihwingungen und
die specifischen Schwingungen, die in der
specifischen Wärme enthalten sind. Die e1ek>
trische Bewegung, welclie keine Oscillation.
sondern eine stetig fiiesseode iit» wirkt nur
bei ihrem Eintritt in da« Protoplasma
(Schliessungsreiz), bei ihrem Aufhören fOeff-
nungsreii^j und dann, wenn und so oft der
elektrische Strom Dichtigkeitsschwankungen
ausführt, b) Von den ehe mischen Reizen
gilt dasselbe: AU Rts'uü wirken nur solche,
welclie plötzliche Gleichgewiclitshtörun^cn,
u. zw. Störungen des chemischen Gleich«
gewichts, Störungen des Aggrcgatsnstandea
oder Störungen des mechanischen Gleich*
gewichtes (Quellung, Schrumpfung etc.) her-
vorrufen. Dahin gehören vor allem Säuren, or-
ganische wie unorganische, viele Metallsahc.
unter diesen besonders die Kalisalze, die
Natronsalze erst in hoher Concentration,
dann alle Stoffe, die dem Protoplasma rasch
Wasser entziehen (z. B. Kochsalz in frater
Form, Alkohol, heisse KOrper etc.) oder
rasch stärkere Quellung hervorrufen, wie
destilUrtes Wasier, endlich aü« mit einer
gewissen Plötzlichkeit in das Protoplasma
eindrineendeu gelösten Stoffe, je mehr sie nach
beiden Richtungen von der sog. inditlerenten
Menge oder Concentration abweichen, also
alle stark concentrirten uder blark verdünnten
Stoffe, c) Quantitative Reizung: Ein
Rei2 muss, wie schon oben bemerkt, um eine
Erregung sn erzeugen, eine gewisse Stirke
haben. Dieses Mininiaimaas heisst Schwel-
lenwerth des Reizes. Dieser SchweUen-
werth richtet sich natürlich nicht blos nach
der Natur des Reizes, sondern nach dem
Grad der Erregbarkeit des Nerven: er niuss
bei geringer Erregbarkeit grösser sein aU ;h i
hoher. Von dem SchwcUeawerth angefangen
steigt mit dem Zunehmen der Reisstirire die
Stärke der Erregung bi.s zu einem Maximum,
über das hinaas keine Steigerung der Er-
regung, sondern «fn« total« Z«r»t6nmg ein-
tritt: Todeswerth des Reizes. Ein solcher
Ueberreiz wird auch Choc genannt. Der Zer-
störung kann ein Erregnvgsv«rgang voran-
gehen, aber nur. wenn der tr.dtende Reiz
nicht zu schnell einwirkt. Bei grosser Schnellig-
keit der Reizwirkung (Stoss, Hieb) kann die
Erregung ausbleiben. Bei den sensitiven
Nerven ist avf der Scala der Beisstlrlce noch
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»ERVSKPHYBIOLOGIB.
der Sclinierawertb einzutragen als das-
jenige Reizniass, bei dem Schmers eatit«ht
Hitbei gilt, dass Keiiong eines Nenren in
seitt«tt Terlftuf immer ächmerz erzeugt;
Empfindung uiiiif Schmerz kann nur vun dem
psripiteridchen Eadurgan aus erzeugt n-erdcn.
Aveii tritt Schmen «ji, wenn eine Erregung
eine unt< r Druck stehende Xervenstelle durch-
läuft, d) Gtiwühiiuug: Allen Uei.£ün gegen-
über be;iitzt der Nerv (freilich innerhalb ge-
wisser Grenzen) die Fähigkeit der Gewöhnung.
Mit der grossen Labilität seines Gleich-
gewichtes ui nanilich eine hohe Fähigkeit,
neue GleicbgewicbtslageQ aozunebuen, also
mit solebea Binflftsseii, die sonst itn Gleieh-
g^e .ficht stOren, sich ins Gleich [ri-wicht zu
setzen, verbunden, iiiet» hat natürlich zur
Folge, dass die Erregung durch anhaltende,
in ':r!'_Mrf-.blL>:bcn 1^ in ühythniuä wirkende Reize
iuuuciiai All >^L.irke abnuniul und lachliesslich
gus ausbleibt. Derartige Beobachtungen
iMsen sich an Geb<lr^, GesicbU- und Ta«t«inii
mmefaen: s. 6. monotone Gerftoscbe wirken
schliesslich nicht mehr nU Reiz, wohl aber
ibr plGtsliches Aufhören oder Stärkeschwankun-
gen. Das Gleiche gilt von einem lange Zeit
gleirhblpiben<ien Lichtreiz und von Tast-
reizen rnit monotonem Rhythmus, z. B. dem
i'ulsschlag. Bei der geleiteten Wärme liegt
die Gewöhnung klar zu Tage: sie besteht
hier darin, dass das Protoplasma die gleiche
Temperatur wie das Medium annimmt, d. h.
dMS jetst die MolecQle des Prutoplftsmas
denselben Wftrmebewegungärhythmas aa>
nf-hmen, Jen die de:j umgebenden Mediums
haben. Aehnüch haben wir uus d&uit wohl
*eeh die GewAbnung an Sclialkchwingungei).
LichtschwinguDgcn eti .. als Annuhiae eines
synchrone« iiiiytlimus seitens der mole-
cuUren Bewegungen des Protoplasmas zu
denken. Wir müssen dann die Lebre von der
Reiswirkang dahin ergänzen, das» wir sagen .
.■Vis Reize wirken rliytiimibch schwankende
kineüscbe Reize nur so lange, aU ihr Khyth-
^ mm mit dem IMytbraos der Eigenbewegungen
dfM'i Protoplasmas nicht synchron ist; die
öyrielironie tritt aber bei gleichbleibendem
Reizrliythnius (innerhalb gewisser Grenzen)
mit der Zeit ein, infolge emer Fähigkeit des
Protoplasma«, die wir Anpassungsfähigkeit
oder Gewöhnungsf&higkeit nennen. Dass auch
■af dem Gebiete desGeraohs- and Geschmack-
Sinns Oew«hnuif eintritt, ist Thatsaelie; die
Eiklärnng liegt hier wohl darin, dass beim
Riechen und Schmecken die Objecte mit der
Zeit in die Sftftemasse und von da in den
Nerv eindringen und dass jetzt die Krregnng
aoableibt, weil, wie bei der Temperatur, im
Ner? jetzt derselbe specifische Rhythmus
(i.xL sab Nr. IL 4) herrscht, wie der ist,
den der Riech- oder GeschmacksstofT auf die
percipirenden Enden des Nerven wirken lässt.
i. Per Erregungsvorgan g. Nachdem
Obigen ist der Erregungsvorgang der Effect
eines Stoss s s -itent de? Heizmunientes, und
da ein %»tos» etwas sehr kurz dauerndes ist,
so ist nach der dardi einen solchen Stoss
wisfdOite Erregangtvofgug im Nerr immer
nur eine gauü kurz dauernde Erscheinung.
Soll der Erregungssiistand ein andauernder
sein, se kann dies nur dadurch hervorire-
bracht werden, da^^s ^ich die ileustOasie
wiederholen, u. zw. mit einer so grossen
Geschwindigkeit, dass der neue Stoss folgt,
ehe die Erregung darch den vorangegangenen
sich völlig abu'ewickelt liat. Diesen anhalten-
den Erregungszustand nennt mau Tetanus.
Derselbe ist jedoch kein sieh T0llig gleich-
bleibender Zustand, sondern er setzt sich aus
ebensoviel Oscillationen xuöammen, uls der
Zahl der Reizstösse entspricht, und deshalb
besteht zwischen dem Reiz und dem im Neiv
erzeufften Zustand eine Ucbereinstimmung
im Rhythmus: Die Erregungsoscillatiuiien
entsprechen nach Zahl, Schnelligkeit, ioter-
vall nnd Amplitade den anfeinanderfolgendea
Reizstössen. Daraus ergibt s-icli die adaijuate
Leitung, die besonder.^ bei den Sinnes-
nerven eme sehr wichtige Rolle bpielt. Bei
Gehör und Gesicht handelt es sich um
Schwingungen verschiedener Geschwindigkeit,
bei Geschmack und Geruch um den speci-
fischen Schwinfpuigsrbythroas der Molecttle,
der der speeifisehen Wirme des StoflTes ent-
Hirlcht. Indem die Oscillationen des Tetanus
den Charakter aller dieser Schwingungen an-
nehmen, erhitt der Sitz der Empfindung im
Nervencentrnm f^tßsse. die dem iStossrhythmus
des Reizes entsprechen und so wird dort
eine der eigenartigen Natur des Keizee
entsprechende eigenartige Empfindung
an.sgelCst. Damit hängt das zusammen, was
man fälschlich specifische, besser adäquate
Energie der Nerven nennt. Wenn ein Nerv,
wie das bei den speeilisdien Sinnen, Gehör,
«iesicht, schmack und Geruch, der Fall ist.
immer nur vi.n einer Sorte v.>n Reiz mit
bestimmten Schwingungsverhültnisseu ge-
triiffen wird, wie z. B. der lli'rnerv von
Schallwellen mit 1 6— 38.000 Schwingungen in
der Secunde. d*^r Sehnerv vnn Lichtwellen
mit Schwinguagen von 4 — 800 Billionen in
der Secunde. so nimmt der Nerv allmtlig
eine Beschaffenheit an. die man ah adäquate
Stimmung be;ieichnen kann, &o das» nun
auch Reize anderer Art nnd eines anderen
Rhythmus eine Erregung von dorn specifisehfn
Charakter der Reizsorte erzeugen, die für
gewöhnlich in dem Nerv zur Leitung gelangt
and dessen ad&qaater Reis genannt wiid.
So ist wenigstens die Thatsaohe ta verstehen,
dass Reiziuiir de, S.-hnerven durch inadäquate
Reize immer LichtempHndungen, die des
HOmerven stets GehOrsempfindangen n. s. f.
hervorrnft Man kann allerdings darüber im
Zweifel seilt, ob die Ausbildung der adAquaten
Energie im leitenden Nerv oder im empfangen«
den Nervencentrnm stattfindet.
5. Erregungsäbertraeung. Hiebet
ist der Empfang und die .\bg;ibe zu
unterscheiden, a) Empfindung: Bei der
sensitiven Leitong sind die Empfangs-
stationen die Sinneszellen und nur. wenn der
Reiz zuerst auf sie einwirkt und erst die
Erreeung der Sinneszelle den Anstoss für
die Nervenerregnng gibt, Itommt eine fim-
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170
NEBVEKPHYSIOLOGIB.
l>liiiduiig zu ^^ta.^d«^ während, wie sohun
oben erwähnt, Reizung der sensitiven Nerven
in Uirm Verlauf Schmers «rseogt. Die Ab-
gabeitatioD fUr die sensitiTe Leitung ist zu-
nächst eine centrale Ganglienzelle, die ihrer-
seits in ErregUDg gerätb. Nun sind folgende
Falle möglich: entweder ist die Erregung
niflit stark ppnntr odi:^r das geistige Em-
ptitiüangscentrtini uicht erregbar genug, dann
verläuft die Erregung resultatlos. d. h. es
findet keine weitere (Jebertragung statt, oder
es findet eine solche statt und da erheben
»ich nun 7>viierl<'i rebertragungsricbtangen :
die eine ist die zum geistigen Centram; dann
entatebt eine Empfindung, aleo der Nenr,
uuch die Ganglienzelle an und ffir sich äind
nicht die empfindenden Theile, sondern die
Empfindung ist ein geistiger Act. aasge-
löst durch die Erregung der Endganglienzelle,
und sie kann deshalb, selbst wenn der Nerv
stark errept wird, uusblfibcn, sobald der
Ueist uicbt die genügende Aofmerkaamkeit
auf die EmpfangssteTle riebiet, also bei
Geistesabwesenheit, im S«hlaf. bei stfirkercr
<.'uncentratiüo der Aufmerksamkeit auf die
Empfangsstationen anderer Nerven n. s. f.
b) Dir Reflex; Die andere üt»bertragungs-
riclitunj^ ist die c un tri fug al e Leitung (mo-
torisch zu einem Muskel, secretorisch
»a einer J>ra«ej; wird diese fiabn von der
Oanglienselle ans betreten, so ist der
Effect einer T'ebcrtragung der Erreijun^'
ein motorischer oder ein secretorischer
und der ganze Vorgang wird ein Reflex
genannt. Filr das Vi-rhültniss der beiden
Wege, alä>o Empfindung und KeÜes. gilt: eine
sensitive Leitung kann beide Wege zugleich
einschlagen, aber nach dem Gesetz der Er-
haltnng der Kraft findet eine Th eilung des
Effecte^ >ta(t, d Ii die Empfindung ist weni-
ger stark, wenn daneben auch Beflexleitung
stattfindet, und je stärker letstere ansflillt,
ijni sv> schwächer ist die erstere und umge-
kehrt, i^araus ergibt sich auch das, was man
Kefieserregbarkeit nennt. Sinneszelle,
sensitiver Nerv, Ganglienzelle und zugehörige
motorische resp. secretorische Dahn stellen
einen Reflexmechanismus erster Ordnung
vor; findet in diesem die Ableitung der sen-
«itiTen Erregung leicht statt, so spricht man
vun srrosser, andi-rnfalls von eeringer Reflex-
erregbarkeit. bei der Entwicklung dieser Un-
terschiede spielt die Uebung eine sehr
grofse Rolle: je häufiger in einem solchen
Mechanismus iicfiexleitung statt Empöndungs-
leitung stattfindet, desto grösser ist seine
itefiexerregbarkeitw ansserdem spielt natürlich
das, was Ober die Schwankungen der Erregbar-
keit Aberhaupt unten gesagt wird, hier eben-
falls seine Rolle, cj Bei der centrifugalen
Uebertragung liegt di« Alisgangsstation !
im Nervencentrum und es handelt sich hiebei
am dreierlei, entweder den oben beschnebe-
ncii Beflex oder den will karlichen An
stoss, der vom geistigen Contrum ausgeht,
oder die nachher zu erwähnende Automatie.
Hiebei findet im Nervensystem eine Arbeits-
thcilung in der Weise statt, dass nur ein
Theil der centrifugalen Leitungen, nämlich
die vom Gehirn und Rflckenniiirk unsj,'. hcnden,
dem Willensanstos« zur Verfügung stehen
(Gebiet der willkftrtiehen Bewegungen), bei
den E i n c;e w eiden erven herrschen als mo-
torischer Anstoss nur der Reflex und die
Antomati'- und das Gleiche gilt auch fQr die
secretorisch en Nerven, während auf dem
Gebiet der willkfirlichen Bewegungen eine
Concurrenz von Reflex und Willensanstoss
besteht a. sw, so, dass letaterer dem erste-
ren entweder entgegenwirken, alao ihn
lieinnun. resp. i;;»nz unterdrücken kann (Re-
flexhemroung) oder ihn begOnstigen, be-
schlennigwn kann (Reflexbescbleuni gong)
Die «sii^'enannt«» Automatie ist eine Function,
welche wir wohl mit Recht den Ganglien-
zellen zuschreiben und die darin besteht,
dass von diesen scheinbar ohne äussere An-
regung (d. h. weder in Folge geistiger Ein-
wirkung, muh sclcher vnn sensitiver Seite
her, ^siso reflecturiscber Eiuwirkaog) £r-
regungsvorgänge aof centrUngal Kitende
Nerven übertragen werden. Diese Erre.
gungtu künnen auf dem motorischen Ge-
biet entweder dauernde, einen .Spannungs-
zustand (Tonus) unterhalt'-Ti li> sein tonische
Aotomatie) oder intermmirendc, einem ge-
wissen Rhythmus folgende sein (rhythmi-
sche Automatie). Aaf dem secretorischen
Oebiet findet wohl das Gleiche statt Zwischen
Automatie nnd Keflex besteht ebenfalls
das Verliiiltniss der Arbeitstheilung in Centra,
die vorwaltend automatisch nnd solche, die
vorwalf- nd reflectorisch thätif^ «tind.
6. Function der Ganglienzellen.
Nachdem im Vorigen schon von den 0aA<
glienxellen im Gegensatx snm Nerv gespro-
chen wurde, mnss hier Ztisammenhängendes
Ober ihre Function t,'esagt W"-rden. ^Vie sicli
schon aus der ungeordneten Structur ihre»
Protoplasma« im Verhiltniss znr geordneten
des Nervenprotnjil.ismas ergibt, tritt hier
der Gegensatz zwischen he m tuendem und
leitendem Protoplasma wieder auf. Die
Ganglienzelle ist das hemmende Element
in dem Nervensystem. Dies zeigt sich sclion im
oben besprochenen Reflex; eine Bewegung
aaf dem Reflexweg einioleiten, erfordert beim
Frosch xwolfmal so viel Zeit als anf dem
rein motorischen. NutQrli<di noch st.^irker zeijrt
sich das in der f'etlexhemmung, die von
der Ganglienzelle ausgeht. Damit erweisen
sich die Ganglien nacli der einen S» ite hin
als Schutzvorrichtungen gegen ein Ueber-
mass von Beunruhigung des Nervensystems
and es hängt damit die Thatsaehe snsammen,
dass in alle sensitiven Leitungen Ganglien
ein^,'cs.li.iltet sind. Bei krankhafter Keii:bar-
keit des Nervensystems bat wohl die Abnahme
! der Widerstandskraft dieser Henmangsm-
richtungen einen <,'r- - ■-n Antheil (s. XX.). Nach
dem im i'angiing Knt wickelten findet Hem-
mung der Erregungsleitung immer ihre
Compensation im Auftreten anderer Aeus-
serungsweisen der Erregung. Darüber, wel-
cher Art diese bei der Nervenzelle sind.
l&«8t sich zunächst sagen, dass mechanische
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NERVENPHYSIOLOGIE.
171
B«ir«?pung au den Ganglien nicht licubachtei
wordt-n ist. diese auch der uugeoidiictuii Be-
schatJ. iihrit des Protoplasmas woj^en höch-
•teu« «ioe scbvach amöboid« ««in kOnut«, «»
bleibt alio unr Obrig, an die Fanctioa des
rlfenfalls ungf ordiu-ten Drnsenprotoplauiia«
^a appelliren, and da« harmuuirt mit der
l'hatsache, dasa die Ganfrlien nachweisbar
.ii<; E 1 II fi In u n r f r t r ;i der mit ilinen vpr-
buiidciieu 2scrveu sind. Dies wird dadurcli
bewiesen, dass bei Nerveudarchschneidung
nur du mit dem Ganglion verbondene cen-
trale finde «eine Erregbarkeit bewahrt, das
abgetrennte ijcriphorisdn' Stück durch Er-
näbruDgsstiiraiig und L'ebuugsjnangel (s. o.)
tii Grande geht Demnach bestinde die Com»
pensation der Leitunifsheininung' in dtrn Auf-
treten eines StotlwecljselvüigiingLs, dtjsüen
Pradnet ein Ernährangsoiateriai l'Qr den
Kftrvev bildet Dass hicbei ala Kebeuproduct
moleealare Bewegungen entstehen müssen,
voriaiitrt das tlt-M tz vuii der Erhaltung der
KraTt; ein Theil davon dürfte Wärme sein,
«b ein anderer Theil die Qaelle Ar die in
der automatischen Energie zu Tage tretende
Erscheinung ist, steht dahin. Eine andere
Function der Gangliensellen i»t die, das« sie
die Umschalte- und Verbindungsstationen für
die Leitungsvorgänge bilden. Als erstere haben
y\\r -ie schon bei >lein cinfiiclien I.'eHexjiiecha-
nismas kennen gelernt; Sie leiten entweder
aaf den Bmpflndnnge- oder den Beflexweg.
Hiezu kommt: Nie sind verschiedene loitcn.l«'
Nerven direct nüteiuauder verbunden, sondern
immer nur mittelst Ganglien. Verbinden sich
z. I>, iiH'lirere Kefleimechanismcn erster Ord-
uuij^j mittelst ihrer Ganglien, -so ist der
Mechanismns für den complicirten oder
ausgebreiteten oder geordneten Ue«
flex geschaffen, der ermöglicht, das« Brrc-
iriiii>; eiiiLT einzelnen sensitiven Faser auf dein
Kedexwcg compUcirte bewegungen mehrerer
Mmkelgrappen in geregeltem und zweck-
mäiisigem Zusammenaibt itcit .mslösen kann.
Diese Verbindung \yn ilcclmaismen erster
Ordnung zu zusammengesetzten, geordneten
Mechanismen höherer Ordnung mittelst ihrer
Ganglien ToHsieht steh auch anf dem Gebiet
der willkürIiLlu?ii iM.wi fjnngen. Alle willkür-
lichen Üewcgungen des Gesautmtkörpers oder
eiaselner Tfaeile erfordern die combinirte Ar-
beit zahlreicher Muskeln, deren jetier anfangs
durch einen eigenen WillcHüact lu Thaiigkeit
getatst werden muss. Je öfter die Gesammt-
bewegong aasgeführt wird, desto mehr ver-
tiiuden sich die in Betracht kommenden
«i;in^1ion niiteinanJer und es entsteht daraus
ein Mecbaniswaa, zu dessen Jngangaetzung
jetst ein einsiger Willensact ' genügt, denn
ihm steht ein Centrum höherer Ordnunt,' aus
mehreren Ganglienzellen gebildet vor. Sol-
cher C«ntra gibt es im KOrper hoher organi-
sirtcr Tiiiere zahlreiclie. die nach der von
ihnen dirigirteu Bewegung genannt werden,
z. B. Fluchtcentrum, Kechtsdrchungscentruni,
Unksdrehttugscentrnm n. s.l Hiebet besteht
•lateiM streng« Arbeitsthcilang, indem
«in Centroni inuner nur Air «ine «iuige solch«
combinirte Bewegung functionirt und jede
andere ihr eigenes Centrum bildet, und zwei-
tens das Gesetz des Antagonismus, Jeder
combinirten Bewegung entspricht eine ihr
entgegengesetzte, antagoniBtisehe(s.B. Keehts-
dreliiuiK' "iid Linksdrehung^ nnd jede ihr
eigenes Centruci hat, so bilden diese einen
antagonistischen Apparat, in welrhein folgende
Be;iiehunu'en li. steiien: lluhe dieses Apparates
ist nicht der Aundruck einer Unlhätigkeit in
diesen Centren, sondern eines Kr&ftei,'leicli-
gewiehtesnnd eine and dieselbe Bewegung kann
auf sweierlei Weise herbeigefHbrt werden:
erstens durch die Erietrunc <1c« ihr vor-
stehenden Oentrum::. zwetteas durch Läh-
mnngdes antagonistischen t>ntramt. Hieratli
erklären sich auch die krankhaften sogenann-
ten Zwangsbewegungen. Ist nämlich ein
solches Centrum dauernd gelähmt oder ge-
schwächt, 80 hat sein Anta^nist sein Gegen*
gewicht verloren nnd hilt den ihm gehorchenden
M' cliiitiisnius in einer uiiausi,'<-M t/,ten oder
nur durch Ermüdung und Schlaf unterbroche-
nen Tbfttigkeif. Aus dieser Thatsache ergibt
sieli auch di'T Tiwingende ^9clllu8s, dass in den
ISJervt'Hcentrt n stets Erregung besteht. Sind
mehrere Muskeln durch solche Centra höherer
Ordnung in Zusannnctüiang gebracht, so nennt
man ihre Bewegungen coordinirte und den
Vorgang der Verbindung 0 Ordination
der Bewegungen. Hoch ist zu bemerken, dass
der Vorgang der Ooordination aach auf dem
Gebiet der Ktriiifin Innren ^taTTtin^let nnd dass
auch hier wieder walirselieiniich die Ganglien
mit ihren intercentralen Verbindungswegen
ilas verbindende Element sind. Zum Schluss
nmss gesagt werden, dass die Zusammen-
fassung des Thierkörpers durch das Nerven,
•jstem mit der Bildung dieser Goordinations-
centren noeb nicht seroen Abschlnss findet;
einmal bestehen Verbindungen dieser unter-
einander und weiter sind sie auch central in
der h'ichtung des Geistes mit dessen Centren
und diese schliesslich in dem „Ich" zti einer
Einheit verbunden, welche allerdings nicht
eine für den ganzen KGriier gleichinässige
Zusammen fasKung schadt, sondern eine drei-
fache Abstufung macht: die Tollkommenste
Coordinution und ."^iTuuriViii-itien iint<r Jen
Willens- und B&wusstseinsträger erfahrt das
Gebiet des cerebrospinalen Nervensy.<;tem!',
fast ganz cnTz ig'en ist dieser EinffiiiurL' das
Eingewei'lcner^icn.iystem, eine mittlere Stufe
nimmt das Gcfässnervensystem ein (animale,
viscerale und vasomotorische Sphäre).
7. Function des Nervensystems,
l'ie Nerven und ilanglicn bilden ein voll-
ständig zusammenhängendes, den ganzen
Körper durchsiebendes SyKtem, in w«lch«m
niclit nur die einzelnen l'eri'eptionaorgane
durch centriuetal leitende Nerven mit einem
Gentium und dieses durch centrifngale Ner-
ven mit den secretoriscIi-Mi und motorischen
Arbeitsorganen verbunden .sind, sondern auch
die Centren untereinander durch intercentrale
Leitungsnerven au Centren höherer Bedeutung
and mitteilt dieser schliesslich durch das
geistige Centnim in ein« Einheit UMsmimn-
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17t
N£BV£NPBY8I0L06Ifi.
gefasst werden. Wie dais Gefaässystem auf dem
Öcbiet des Stoffwechsels das ganse Lebewesen
KU einer Einheit verbindet, so leistet das
Nervensystem das Gleiche auf dem Gebiet
des Kraftwechsels, es vermittelt die Circu-
latiun der Krftfte, regelt deren Bahuen, sichert
die Cooperation der Tbeile sa den nach- Innen
and aassen (gerichteten Thätigkciten irn Dionste
der Selbst- und Arterhaltung, beherrscht auch
regnlirend die StoffwechaeWorgfiage Vfid bil-
det schliesslich das Instrument, wclclifs <\cm
mit dem Nervencentrum vei buudcueii, die
Einheit des Lebewesens repräsentirenden
geietigen Factor geKtattet, nicht blo« bis
n einem gewissen Grad in die inneren Vor-
gänge ciiiz [i^it'ifen. sundern namentlich ;uich
das ganze Lisbeweseu wie eine wotilurganiäirte
Haschine in den Dienst des oberston Lebens-
zwecke?, d.-r Erhaltung des Individuums und
der Art zu stellen uod den kampl ums Da-
n fikbren.
IL Die Nervenzustände
worden in den jdiN >if>logi8chen Handbttcliern
eutäcliic den zu kurz und namentlich nicht mit
Rücksicht auf die gr- j raktisch»; Bedeutung,
welche der Wechsel der Nervenziut&nde hat,
behandelt, indem eigentlieh nnr xwei Znst&nde,
der thätige und uer ruhende u'enännt. und '
ausführlicher wieder blos die Thätigkeitsvor-
g&ngo geschildert werden, dagegen Ton den
merkwürdijien und die Tbätiirktdt so sehr he-
einflusseudcu Vuriatiunen de^ Kuhezustandes
bi.Hher eigentlich nur der der Errnttdnng snr
Wttrdigung ^jolansrfe.
1. Erregbarkeit der Nerven: Die
wesentlichst«) Eigenschaft jeder lebendigen
Substanz ist die Erregbarkeit, d. h. die Fähig-
keit, in zwei Zustanden, dem der Kuhe
oder Milssigkeit und dem, sub Nr. I be-
schriebenen, der Tb&tigkeit atifsatreteo und
ans dem ersten Zustand in den letiteren Bber-
zugciien, Wenn sie von den sub Nr. I be-
schheiieuüu iieiüeu getroffen worden. Diese
FAfaigkeit ist nun keine absolute Grösse,
sondern eine >;r,id\vei?e verschiedene, zeitlieli
wechsuludti Ulli üpecitisch und iadividuell
verschiedene, und bei der Würdigung dieser
Unterschiede kommen folgende itr die Thi-
tigkeittauslösnng dorch Reite wiebtif e Pnnicte
in Betracht: a) Latenzdauer der Ileiznuir,
d. b. von dem Moment der Keizeinwiikung
bis snm Eintritt der Thätigkeit vorstreicht
eine gewisse Zeit, die bei höheren Erregbar-
keitsgradeu kurz, bei niederen länger ist:
b) die Erreguugsdauer ist die Zeit, während
welciier der durch einmalige Keiaeinwirkang
hervorgerufene Erregungszustand dauert. Diese
ist bei niedriu'er Erreul»:irkeita->tute lan;;, bei
hober kars; c) die Leitungsgeschwin-
digkeit, mit welcher die Erregung von der
durch den Reiz getroffenun Stelle sich fort-
pdanst. Diese ist beim Nerv wieder keine
eonatanto Grösse, sondern grossen Sohwan-
knngen unterworfen, mit der Erregbarkeit
steigt die Leitungsgeseh windigkeit: im Mittel
betruirt >ie etw.i 30 m in der Secunde;
d) ijchwellenwerth des Reizes ist das
Minimum der Reizstärke, das zur Erzeugung
des Thätigkeits- oder Erregongsxtistandes er-
forderlich ist; je grösier die Errccrh trkiMt.
desto kleiner dies Mintmam: e) Erre^Mnisrs-
stärko heisst man die Au>)xieb!gkeit des
Erregungsvorgangea, der durch einen Reiz
ausgelost wira. Diese hingt swar insofern
von der Stürkp des Reizes ab, als ftie mit
dieser biü m einem Optimum /unimmt. allein
bei einer und derselben Reizstärke variirt die
Erregungsstärke je naeh Qualität und Dis-
position der lebendigen Substanz : f) Ermüd-
barkeit, hierflber s. unten.
t,. Bedingungen der Erregbarkeit:
Ansaer den allgemeinen Bedingungen, deren
jedes Protoplasma bedarf, wie nurmale ErnlUi*
rung, richtiger. Mi<cchungssustand derSubatanSf
ein Optimum m>ii i'emperatnr n. a. f. ist fBr
den Nerv eine Hauptbedin-'un!' der unge-
störte Zusammenhüng mit iseineiii Innervalions-
centrum. Die eitrenthümliche, in der Einleitung
geschilderte Besebaffenheit and Leistungs-
weise des Nerven ist entent das Ergebnis
einer von den Ganglienzellen ans erlolirenilen
Erafthrung (s. sub Nr. I) und sweitens einer
fortgesetzten Oebnng: sobald dies« aofhOft,
degenerirt dfr Nerv, indem er seine geord-
nete Struttur tiubüssL, und verliert seine Er-
regbarkeit schliesslich vollständig; eine weitere
Bedingung ist Freiheit von Seitendruck, denn
Druck setzt die Erregbarkeit herab.
3. Schwankungen der Krretrhar-
keit h.: Diese bestehen tbeils unausgesetzt,
thoils werden sie dnreli roehrfiMfae Umslinde
hnrbeigefOhrf : a) Tem]ieratur: Wenn diese
sieh vom Optimum entfernt, ob naeh auiwärij*
oder naeh abwärts, igt die P;r!-t\virkung eine
Steigerung und dünn eine Herabsetzung der
Erregbarkeit. Veniirhtet winl «ie durch Tem-
peraturen Uber 45° Wärme und unter iO'
JUlte; b) durch die Th&tigkeit: diese
führt niinlieh da« herbei, was man Ermfl-
dung nennt und was trleielibedcutend ist mit
einer Herabsetzung der Erregbarkeit, Q. sw.
deshalb: Die Thätigkeit ist mit einem Stoff-
Umsatz in der Substanz des Nerven, also
einerseits Verbrauch von fetoffea (aufgespei-
chertem Sanerstoff und oxydabeln Bestand-
theilen der Nervensnb stanz)' und andenrsdts
Bildung von Zonetsangspreducten, vetbvnden.
Beides setzt die Erregbarkeit herunter, näm-
hell nicht bloa der Abmangol der zum Uinsat«
nöthigen Stoff», sondern anch die Imprftgnation
des Nerven mit den gebildeten Zersetz ungs-
producten, Uio mati desiialb auch Ermft-
dnngastoffe nennt. Wenn man als solche
nur gewisse Stoffe anflUirt, wie Milchsäure
und gewisse Salze, so ist das (s. u.) nicht
richtig: es betheiligen sieh hieb ei alle Zer-
setzungaprodacte. Femer: Da, wie eingangs
gezeigt, der Stoffamsata im Nerven 'sehr
gcrinü'. daiTee'en der in den .\rbeitsorganen
(Muskel und ]>rü>e) sehr bedeutend ist, die
Zersetzungsprodiicle in den letzteren die sie
durchziehenden Nerven inijiräjjniren. so sidelen
letztere bei der Nerveuermiuiuu;; nicht blos
überhaupt eine Rolle, sondern sogar die Haupt
rolle. Die Th&tigkeit musa Abrigens eine ge-
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NEBVENPHYSIOLOGIE.
173
wi-s>- Zeit himlurcli fortposctzt worden: im
lifginu tief selben tritt augar eine aoiUiigliche
Steigerang (wanim, «. spftter) auf, die erst
alknälig in das Ueg«ntbcil nmacbligt. Die
Bmll^mg kaira bis in vOllifer l^erreg-
burkcit 'stcigt-rt werd«;n. Der entgcu'cn-
gettetzte Vorgung ist die Erholung oad be-
steht WMder aoM zweierlei, einmal dar Am»
waschan^ dfr EniiüJiiiif^sstoffe durch die
DiiTasion und den Kici^lauf and dann die
Znführung der BedarfsstofTe (SauerstofT and
oxjrdable Bestandtbeile). In dem Masse, als
dies geschieht, steigt die Erregbarkeit wieder
an. Hiebei lieg^t aber für ileii Nerv der Schwer-
(lunkt auf dem «rsteren, weil «« selbst wenig
dtollVerbniich hat: e) Uebnng: Schon oben
wurde gesajrt, dass die Erhnltuiip der Erre^'-
barkeit von lieiu ^ibhungig ist, was uiuti
Uebnng nennt und was deflnirt werden kann
als eine nach Ma^s und Zeit zweckmässige
Abwechslung von Rahe und Thfttigkeit. Von
dem Masse dieser l'ebung hAngt nun auch
die £n«sbarkett ab: Der h&chste Und der
Emfbaneit Hegt auf eintm Optiroan der
Uebung. überschreitet das Mass dieses Optimum
dwcb ein Uebermass von Thätigkeit (zu hef-
tige and 1» lang andauernde lliitigkcit und
la <:eltene und karzo Rulit ]i!n;-i' •! i, so tritt
C>n»>umtiun des Nerven . Laljiljtut seiner
Structur und Fnnction ein. die bis ^uiii rOJligm
Roin führen kann. Bleibt daa Uebannrnass
nnter dem Optimnm, fo nimmt die Erreg-
barkeit ebenCall* sehlie.sslich bis zum iJnin
ab, zunächbt in Folge davon, dass diejenigen
Widerstände der Erregungsleitung, welche
<■'"- h den mit dem ThätiitLeitsact verbundenen
>tortinn^atz zerstört werden, wachsen und
dann in Folge davi n. da.^j ungenägender
äioffomsatz zu fettiger Degeneration führt.
Das N&here über die bei der Uebnng vor
lieb gehenden Veränderungen s. „l'ebung".
4. Sobwankungen der £rregbar-
fceit B: Stimmung, Disposition; Abge-
vf hen Ton Temperatur, Th&tigkeit und Tebun^
lindtM im Nerv weitere Schwankungen der
Erreirbarkeit statt, über die uns die in dem
Artikel „Neuralanalyse" angegebenen Versnelie
belehren. Sie erklären die der Phy-iulogie
bisher entgangene, der tu^'lichen Lebenspraxis
aber som Tfaeil wenintens sehr wohl bekannte
Thalsadie;, dtema» Disposition oder Stim-
iimn ^: der Nerven nennen kann. Die gratid-
legendc Thutsuehe ist: Zu keiner Zeit ist die
Erregbarkeit eine eonstante GrOsse, sondern
sie ist in einer firtfresetzten .\«f- und Ab-
scitwatikußg begrillt:]), dai<s also auch im
sog. Kuhexustand des Nerven doch keine
Enhe herrscht; er ist zwar nicht erregt
nnd leitet keine Brregting, aberdieErregbarkeit
schwankt unanfb^rUch hin undher. a) Der sifie-
cifiscbe Khythmus. Das EigentiiOfaUche die-
ser Schwankungen ist ihre specifisebe Natnr;
es and n&mli^h nicht einfurhe regelmässige
Pendelungeu mit stet» sieb gleichbleibender
Schwingungsläoge und Scbwingongsweite.
wie bei Wärme. Luft, Schall etc., sondern
sie erfolgen io einem speeifitchen Rhytb-
mn«. Da* Bbythmiseh« liegt dariut das«
lange Schwanknngen mit kurzen, weite mit
engen iu der gleichen Mannigfaltigkeit, wie
bei einer Melodie lange und kurze Noten,
kleine and grosse Intervalle, wechseln vnd
das Speei ff sehe liegt in Folgendem: a)Die
Schwanknngscurven, die man von verschiedenen
Menschen abnimmt, sind so verschieden im
Khjthmus, wie verschiedene Melodien, und
für jeden Menschen so individoell charak-
teristisch, wie seine Handschrift oder wie
der Klang seiner :»tinime. Bei den Thieren
sind zwar noch keine directen Versnebe
angestellt, allein, dass das. was bei den
Menschen für di>- verseliiedenen Individuen
gilt, bei den Thieren für die verschiedenen
Arten (Species) gilt, unterliegt nach dem.
was man unmittelbar beobachten kann, keinem
Zweifei. ß) Jeder specifisebe und chemisch
eigenartig zusammengesetste Stoff, den man
dem Kfirj'er der V<?r?nchsper8on einverleibt,
sei es diireb Kinattimnng, sei es durch Auf-
nabine in die Nabrnntr^wege. ändert die
äcbwankangscurve der Person in einer gaos
specitischen. für diese» Stoff charakteristischen
Weise ab und es genügen hiezu schon
Mengen von einer Kleinheit, die jeder
chemischen Habhaftwerdung spotten. Hierin
liegt der S< hlü^r^f^l zum Verst&ndniss der bis-
her mjversta.ndljche« tipecifität der Stoff-
wirkung, wie in dem sub a Gesagten der
mm Verstindniss der specifischen und indi-
viduellen phjsiologtschMi Vertehiedenheit
der Lebewesen (specifisclie und individuelle
Specitltät). y) Versucht man den gleichen
specifischen Stoff an verschiedenen Per-
sonen, so erhalt man von jeder Persnn wieder
eine andere SchwankungKcurve. Hierin liegt
der Schlüssel für eine bisher ebenfalls un-
verstandene Tbatsache: Die individuelle (and
specifisebe) Idiosynkrasie, u. tw. die
stabile Idiosynkrasie (die labile s. u.). d. h.
die Tbatsache, dass die gleichen Stoffe auf
verschieden« Personen nnd verschiedene Thier-
arten verschieden, ja sogar entgegengesetzt
einwirken kAnnen. ?) I'ie Tliatiaclie. dass
bei einein und demselben Lebewsen jedes
Organ und jed<'s Gewebe im Besitz eines
eigenartigen am Fleiscbgeschiuack und Fleisch-
geruch sehr deutlich erkennbaren specitiscbeti
ätoffea ist and dass die Nerven, welche
dieses Organ durchsieben oder fn daaaelbo
hineingellen, unbedingt von diesem spe-
cifischen Organ stuiT durchtränkt sein müssen,
swingtiu >1« ni Schlüsse, dass dieSehwankunga*
curven der Erretrbrirk. ;t Vei einem i'.n l 'lern-
selben Lebewesen niemals m sein ein ganzen
Nervensystemdie gleichen sind, sondern
in jedem Organ und System wieder anders-
artig. Hierin liegt der Sehltlssel sum Ver-
ständnis<< der Organspeeifität uder Organ-
idiosjrnkrasie, d. b. der Tbatsache, dass ein
und derselbe specifisebe Stol^ wie die Er-
fahrung bei Nahrungs- nnd Arzneimitteln
lehrt, durchaus nicht auf alle Organe eines
Individuums gleichartig wirkt, sondern ver-
schieden, ja sogar geradezu auf zweierlei
Organe entgegengesetzt wirken kann, t) Die
labile Idiosjnkraaie, d.h. dieThataache
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174
kbrvenphysiologie:
«Ums ein and derselbe Stoff bei einem und
demselben Individiiain dnrchsua nieht immer
gleiche physiologische Wirkungen hervor-
bringt (ji. B. dieselbe Speise auf den Hnngrigen
anders wirkt, als anf den Satten, den Gesun-
den arders, ab anf den Kranken u. s. 1'.)
hndot ihre Erklärung darin: Wenn durch
jeduii spocifischen Slotf die Schwankungscarve
eine« Lebewesens abgeändert wird (natttrlich
für 80 lange ds dieser 8t*ff Dberhaapt im
Nerv verweilt), so v.'n\\ dl.' physioloi^ische
Einwirkung jedes zweiten btoties, der nach
dam «raten in den Nerv eindringt, darch den
zaerst vorhand>nn n (/.. Ii. einen KrankluntÄ-
stoif, das Speciticum einer zuvor g«noäseitett
äpei^ej so beeioflaut, dass die resultirende
Schw&nkungscnrre eine andere ist, aU wenn
der vorausgegangene Stoff nicht oder statt
dessen ein anderer vorhanden wäre. Die
labilen Idiosynkrasien werden in der Praxis
auch als Dispositionen beseiehnet and
die Thatsache. dass diese z. B. nach der
Tageszeit, Jahreszeit u. s. f. wechseln, ab
„Dispositionswechsel*' bezeiehnet.
b) Stimmung und Verstimmung. Weitere
Thatsachen, Aber welche die Schwankungs-
corven der Krreghiirkeit uns belehren, sind
folgende ; u) der K h y t h m u s der Schwankung
ist entweder ein regelmässiger oder ein
un reg e Im Ji s siiTe r und damit ist ein all-
eemein bekannter aber bisher räthselhaftcr
Zoatandswechsel im Nervensystem aufgeklärt:
Der Gegensatz zwischen Stimmung und
Vtorstimiuuiig der Nerven, für den der
Sprachgebrauch völlig richtig den Vergleich
mit den tfusikinstromenten gewühlt hat, da
es sich tfaatstehHeh beim Nerv genau wie bei
diesen am Differenzen des Rhythmus lian lelt
und thatsächlich ist es so; Untersucht man
eine Person in dem jedem wohlbekannten
Zustand der XerTi»nv<>rstiinmnng so erhält
luan eine uarhytbnuüche Schwaitkungscurve.
und je gflnstiger die nervöse Stimmung ist,
am so regelmässiger wird der inivthinus
(8. Neuraianalyse), ß) Weiter erhalt man
durch diese Prüfung Aufschlusv iibi-r den
Gegensatz, der in der phpiologischen
Binwirknng der speeifischen Stoffe
auf den Körper zn Tage tritt, nämlich über
den zwischen angenehmer und unan-
geaehmer Einwirkung: Bei ersterer enthält
man eine J^ehwanknngscurve von regel-
mässigem, bei letzlerer eine von unregel-
mässiiTeiM Rhythmus, und es ist klar, dass
hier wie bei der Hasik das Verhftltniss der
Harmonie und Disharmonie vorliegt:
Die zwei in dieses Verliältniss tretenden
Factoren sind einerseitB der augenblickliche
•peeifischo Schwankungsrhythmns im Nerven-
system der Vcrsuchsuerson und andererseits
der specifische Rhythmus, den der neu ein-
dringende specifische Stoff zu erzeugen sucht
(weiteres s. u.). y) ^^<'' der Kinwirknng der
speeifischen Stoffe anf die Schwankungscurve
handelt es sich j>'d(uh nicht blos um quali-
tative Verschiedenbeiten.sondem sehr wesent-
lich aaeh um quantitative. Ein und der-
selbe Stoff kann bei einer and derselben
Disposition des Nerrenujrstems die £rregbar-
keit naehtbeilig oder vortbeilhaft beeinflnsaeOf
je nach seiner Menge oder Concentration:
Jeder zu conccntrirte Stoff, der in das
Nervensystem eintritt, setzt einmal die Er-
regharkeit quantitativ herah. was man
Lahmungseffoct nennt, und dann macht
er den Schwankungsrhythmus zugleich un-
regelmftseig. Gana ebenso wirkt eine Zunahme
der Concentration der normal in der Qaellangs-
tlüssigkeit des Nerven bereits vorhandenen
Stoffe und damit fügen sich die Erscheinungen
der Ermfldnng hier ein: Zanahme der Con-
centration der Zersetzungsproducte bei der
j Nerventh&tigkeit setzt die Erregbarkeit herab.
' u. zw. thun das nicht blos die Zersetzungs-
producte, die im Nerven selbst entstehen,
sondern wegen ihrer grösseren Menge noch
weit melir die Zersetzungsproducte des Or-
Sms, das der Nerv durchsiebt, Stoffe, die
n sofort darchtrftnken. Das Umgekehrte
tritt -in. wenn ein Stoff in sehr kleinen
Mengen oder sehr grosser Verdünnung in
den N-Mv eintritt: Seine Erregbarkeit wird
gesteigert und die Schwankungscarve der-
aolbca wird regelmässiger: man nennt das
einen Belebnngseffeci; dasselbe geschieht,
I wenn ein bereits im Nerv vorhandener Stoff
I an Menge abnimmt, worans sieh der Vorgang
' der E rill' Inn g erklärt. .Mit Zunahme der Ver-
dünnung des Stoffes steigt im Allgemeinen der
BelebnngseSSect, mit Zunahme der Concentration
der Lfthmungseffect. c)I>irecte Folgen
der Nervenstimmung. Solche Folgen »ind
schon an nnd für sich vorhanden; liie N.-rven-
Rtimmung bildet einen, u. aw. bei den höber
»rganisirten Thieren sogar den wichtigsten
Regtandtheil dessen, was man Gemein-
gefahl nennt und hiebei kann man dreierlei
nnterseheiden: a) Der Kastand der Gemein«
gefühlsrnhe ist dann vorhanden, wenn die
Si hwankungtu dtr Erregbarkeit geringe Ain-
)ilitude und regelmässigen Rhythmu.s haben.
Die Geringfügigkeit der Schwankungen hat
zur Fylgo, dass sie dem Bewnsstsein sich
entziehen. Dies ändert sich, sobald die
Schwankungsamplitude xunimmt. Auch un>
abhängig von jeder Thiltigkeit des Nerven
nach aussen kuninien diese Schwankungen
zum Hewusstsein als „innere Unruhe'', als
„Bewegtsein** und iii>r kommt nun der
qualitative Unterschied in Jietracht: ß) Ist
bei erosser Amplitnde der Rhythmus der
Schwankung ein regelmässiger und zu-
gleich die Erregbarkeit im Mittel gesteigert,
so hat man den Gemeingeftthlsfastand der
Lust, der , freudig. n II. w-gung". y) Ist
dagegen der Rhythmus unrege liimös ig. so
liegt der Zustand der ünlnst vor, bei dem
sich aber wieder zweierlei «nters. iieiden lus-t:
aa) Der Zustand der u ji au ge ii ehiu e u
Nervenanfregnngbesteht darin, dass'neben
der Unregelmässigkeit des Rhythmos noch
grosse Unregelmässigkeiten der Schwankange-
amplitude, d. h. erosise Schwankungen in un-
regelmässigem Wechsel mit kleinen statt-
finden. Der Znstand der Depression
st wieder mehr ein Zasland der Bnhe, weil
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NERVEN PH y SIOLOGIE
die Schwantnn<75;im|ilitniL>ii jjoiini: siiiii. uhrr
er nnterscheidet hicU vob dem Zustand d»;r
Gemeingeftthlsruhe im guten Sinn durch eine
Herabsetznn? dor Erregbariceit iin Ganzen,
wie bei dei Ermüdung und das Element
der Unlust d-.ibn bildet nur «Iii' Unrej^cl-
miMigkeit des ächwaokongsrbjrthuius. d) Ein«
weitere Folge der Schwanknngsverbiltniiise
an sich liegt darin: Die Schwankun ;^on
können ao gross werden , dass sie den
Schwellen Werth des Reises überschreiten und
Erregnngsvorgänge liervorrut'en, also auf dem
sensitiven Gebiete Empfindungen, auf
dem motorischen unwillktlrliche ßewe-
gnngeo and Kefleze. Die ersteren tragen,
wenn der Rhythmos regelmässig ist. den
(]*har.ikter iles Angenehmen, der Lxir-t * i
Unregelmässigkeit entstehen unangenehme
Empfindungen, die sich ateigem kOnnen bis
zum Schmerz. Hieher gehören die niei^sten
der Nervenschmerzen, welche bei St^irungen
des Allgemeinbefindens beobachtet werden,
die flfichtigen intermittirenden, sowie die an-
haltenden, z. B. alle die, welche durch Gift-
Ptoffo hervorgerufen werden. Tritt ein solcher
in die Qoellungallassigkeit des Nerven, so
eraeugt er heft^ere, nnrhytbiniSebe, disbar«
monis'hf' Schwankiintron der Erregbarkeit, die
ab heb merz eiupluudea werden. Die parallelen
Erscheinungen auf dem moteriaelien Gebiet
sind die Hnchtigen Zuckungen und der an-
haltende Krampf: c) hier kommen wir noch
einmal auf die Idiosynkrasie und Dis-
position tarttck. Oben iet davon gesprochen
werden, daes und warum ein ond derselbe
Stoff nicht auf alle Arten und Individuen
von Lebewesen, niclit auf alle Organe und
Gewebe eines und desselben Individuums
^'leieh einwirkt nnd auch beim gleichen In-
diuduum und demselben Organ die Einwir-
kung nicht jederzeit gleich ist, sondern mit
der Disposition wechselt Dies muss nao da*
hin ergänzt werden, dan diese Uogleiebheit
d' T Wirkuni,' eine gegen ä f z I i c h e (anta-
goni.st iäche) sein kann: Ein 8toff kann in
derselben Menge auf das eine Individuiuu
("d'-r da> eine Orijaii belebend, an^enftnu
witken. aut ein a.nderes Individuum oder
Organ lähmend, verstimmend, unangenehm.
Daa ündet seine ErklArang in dem, was oben
über Harmonie nnd Disbarmonie gesagt
wurde; Oll ein neu in den Nerv eindrin>;tri-
der Stoff die bestehende ächwankangscurve
im Sinne eines regelmlssigeren Rbyihmns
•der im Sinne eines nnreirelmäs^iejen abän-
dert, hängt natürlicli nicht blu.s vou dem zu-
tretenden Stoff, sondern eben so sehr van dem
Itbythmus der bereits bestehenden i>chwan-
kung ab: im einen Fall ist Harmonie, im an-
deren Disharmonie, d) Die Stimmung^-
oder Dispositionaatoffe: Wir müssen nun
Bocli einen Bliek auf die Stoffe selbst
werfen, welche dief^e Schwankungen der Er-
r^barkeit hervorbringen. Hierüber gilt :
a) alle in der Quellungstlüssigkeit d- -^ N. rven
Iftsli' hen Stoffe beeinflussen den Schwankungs-
rbythmus; ^} bei allen Stoffen ist concen-
trirte Eidwirkttng libmend, verstimmend,
verdünnte Einwirkung,' 1*' l> tiend. sutstimrnend :
Y) nicht alle Stelle wirken gleieli intensiv
auf das Nerven:<.\stem, es gibt solche, die
mehr oder weniger indifferent sind und solche,
die .sehr rasch und intensiv wirken; letztere
nennt man iif'>halb ,.Nervina'': o)dieQuan-
tität ihrer Wirkong geht v»n der Eigen-
bewegnng der BtotTe auK. je grösser diese,
dest'i mehr hr-einflnss-rn sie die Erregbarkeit-
schwankungen. Ein Ausdruck des Masses der
Eigenbewegung eines Stoffes ist dessen F 1 ü c h-
tigkcit: deshalb sind fläch tiere Sfoflr
in hervorragendem Masse „Nen'ina"; äas
Haupteontingent der flüchtigen Stofl'e sind nun
die specifischen Daftsteffe der Lebe-
wesen, der lliiere and Pflanzen, diejenigen
St iffe, welche das Objcct der .Spur", jenes
wichtigen biol»gi.-«chen Leitfadens für die
freilebende Thieiwelt, sind: deshalb spielen
diese als „Nervina" die physiologisch
und biologisch wichtigste ßoUe auf
dem Gebiet der Ernährung, Selbst-
erhaltang nnd Arterhaltung, sie sind
die wichtigsten Erzeuger der Gefühle
von Lust und I'nlusf, die Erzeuger der
Triebe, das Objcct der instinctiveu
Yorgfni^ nnd die ICegler der speeifisehen
Be/ielinngen der Lebewesen /u einander:
da die flüchtigen Specific» auch das wesent-
lichste Object des Geruchssinnes, also
die „Riechstoffe" sind, so erklärt sich hieraus
die enorme phj sit lujfische Bedeutung der
Riechstoffe. Man hat sie bisher fast ganz
übersehen, weil es sich bei ihnen stets nur
am sebr geringe Stoffhiengen handelt and
man der falx-iien Ansiolit ist, die physiolo-
gische Wirkung eines Ötoiles stehe in geradem
Verh<niss zu seiner Menge. Diese Ansicht
ist nur für die Stoffe richtig, welche zur
Deckung des stofflichen Uedarfes dienen,
aber von den Dispositionsstoffen gilt da^ Ge-
gentheil, ihre Wirkung geht baapts&chlicb
ans von dem Grade ihrer Flflebtigkeit
und dies./ nimmt tiiit dem Crade der Ver-
dünnung zu: jo verdünnter ein Steff,
um so flüchtiger ist er, um so intensiver
ist seine Wirkung auf das Nervensystem
(s. (iiü und Gegengift); y;) dies führt zum
Schluss: Bei den sog. nervösen Erscheinun-
gen, die bei Lebewesen im gesunden und
kranken Zastande eine so grosse Rolle 8])ielen.
ist ein wesentliches ursächliclies Moment (ein
audcres s. u.) das Vorhandensein oder Ein-
dringen von meist äusserst geringen Mengen
an sich flüchtiger oder durch Verdünnung
fluchtig gemachter Stoße in der bezw. in die
tjuellnngillllBSigkcit des Nervensystems, und
wenn man in das physiologische Getriebe
eines Lebewesens entscheidend eingreifen
will, Sil ist <\<'v AiiLMifr-imnkt d' -sen Nerven-
system und das Acigriflsmittel sind hoch ver-
dünnte oder an sich flüchtige Siitoffe. e) Lu st-
und rnluststoffe: Eine weitere stoffliclir
Betrachtung ist folgende: Da die Scbwan-
kungscorve der Nervenerregbarkeit bei jedem
Lebewesen eigenartig ist, SO wird die Zahl
der specitischea Stoffe, weiche dnrcb ihren
Eige&rhytbmus geeignet sind, diese Sehwan-
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176
NERVENPHYSIOLOGIE.
knnjfscuire harinoni s« Ii . ;il~.> 1 u - t<>r7 »en-
gend zu beeintluiisen, iimiier eiiie mehr oder
weniger eng begrenzte sein. Dieser L'ni-
9tMnd zwingt alle Lebewesen einmal zn
einer Auswahl ^er Objecte snr IMebstillun?
(Hunger und Liebf) fil'-rlimpt und awängt
die biologischen Beziehungen in mehr oder
weniger, oft genug »ehr eni^e specifisehe
Bahnen. Anders ansgodifukt: Dii- Znhl der
spcciftschen Lnj»tstoflc, die ein betttiinniteH
Lebewesen bei NahrangBwahl und (iatten-
w»bl leiten, ist eine enge und der Kreis der-
selben bei verschiedenen Lebewesen verschie-
li-n (weshalb man sowohl bei Huiil"t •,\\<
Liebe sagt: De gostibus non est dispotandum).
Heben sich auf der einen Seite als LuststoiTe
nns der Müsse der Stoffe solche ab, die für
bestimmte < irt,'anismen in hohem Masise
-NeTTina* von günstiger belebender Einwir-
kung sind, so heben sich auf der anderen
Stoffe ab, denen ebenso eine besonders un-
günstige, eine giftig-', iii rvi nverstimmonde und
nerveolibnende Einwirkung zakomnit, die man
Gifte oder Unlust Stoffe nennt. FQr diese
gilt: o) sie sind verh6UTii>snirissii: /nlilr'^ieher
als die Luststoffe: ß) aber auch bei ihnen kommt
das Gesetz der Specitität zum .\usdnick: Der
Kreis der Gifte ist für jr.le-; eigenartige Lebe-
wesen wieder eigenurtig (specitische Gifte),
und nach dem Gesetz der Organspecifität
hat auch jedes Organ seine besonderen Gifte
(Organgifte); f) indirecte Polgen der
Nerven Stimmung ergeben sich d.sraiis,
dass TOD ihr tUe Abwicklung der Erre-
gnngs-, also LeitnngsYorgänge qualitativ
und quantitativ beeinfinsst wird: i) qunn-
titativ: Ln Lustzustand steigt die Leitungs-
geschwindigkeit. im Unlustztistand i-t sie im
Gänsen gemindert und das be/ieht sich so-
wohl auf das motorisclie (lebhafte Bewegung
bei der L'i>t, B'Mv-'^rini^'shenminng bei d'M- l'n-
last), uls auf das sensitive Gebiet (erhöhte und
verminderte Sinnesempfindltchkeit) : quali-
tativ. Dies zeigt sich besonders aiit d-mi
motorischen Gebiet: In der Lust haben
die Bewegungen des Lebewesens einen regel-
mässigen I'hythmus und besteht eine grosse
Neigung zur Vornahme ausgesprochen rhyth-
niist her lifwt gungen (Singen. Tanzen, Sanges-
lust, Tanzlust), in der Unlust, besonders der
Nervenaufregung, trag- n die Bewegungen aus-
ij«>])ri)i})en don ("iKirakter der rnr>'L''li"ä-siL|;-
keit in zweierlei Weise: Einmal ist die ein/eine
Bewegung unsicher, mit unwfllkarlirhen
Zitterbcweeungfn vermischt, dann wechseln
Perioden uusgi(>biger , gewaltsamer Bewe-
gungen mit solchen von Bewegungslfthmnng,
weshalb z. B. beim Menschen die Art der
Stimmung ganz genau in der Handschrift.
;\!)t'r .'.tu ti im <!;iMp u. s. f. sich ausdrückt).
Auch im Stimmklang kommt das Element von
Regelm&ssigkeit und Unregehnlssifkeit aku-
stisch znrn Ausdruck: in drr T,n«t i-t Ipt
Stiijiiitklang rein, in der Unlust unrein. Auf
dem sensitiven Gebiet ist namentlich der
Einfluss des unregelmässigen Schwanknngs-
rhythmus, also der Nervenverstimmung auf-
fUlig, insofern die Sinnesempfindnngen un-
sirher nnd bei höheren Graden der Nerven-
aulregung unangenehm, sogar schmerzhaft
werden, und das, was man das „Vergeben der
Sinne*" nennt, eintritt. ^) Ausser dem an-
geffihrten Antagonlsmas kommt auch die
siiL'cifi.sfhe Vt'rscliiedenhvit der Schwankungs-
curve bei den Ltiitangsvorgiingeu zum Aas-
druck. Daraas resultiren insbesondere auf-
f&llitr die Unterschiede zwischen den Aeasse-
rungen der Genchlechtslust und denen
der Ksslast, und auch bei letzterer treten
namentlich beim Menschen üentliche Unter-
schiede je nach der speciflsehen Natur der
betrclVenden Stoffe auf. Am sichtbarsten tritt
dies wieder bei den Unluststoffen, den
Giften auf: Der Specifitfit des Giftes ent-
sprechend zeigt jedes Gift einen eigenartigen
Symptomen-Compiei auf motorischem und
sentiitiTem Gebiet, aus welchem dem Kenner
ein Schlnss auf die Ait des Giftstoffes er-
möglicht ist. Bei den Luststoffen ist es
weniger beobachtet, weil das Inst ige (ie-
schöpf nicht so seit jeher Beobacbtangsobject
ist, wie das unlustige, kranke« llsst sich
aber hier anrli be<dnichten, namentlirh bei
den Lastzustünden, die durch Gennssmittel
erzeugt werden: Die Anheiterung «fnas
Menschen durch Bier gibt z. B. ein<»n er-
beblich anderen Symptomencomplex. als die
Jiirch Wein, g) Quelle der Dis ^u. s i t i on s-
«toffe: Hier sind hanptsichlich zu unter-
scheiden:«) Ezogene Quellen: solche sind
alle ein Geschöpf umgebenden Medien und
<*egenstände und alles, was iiievun iu den
KCrper des Lebewesen» eindringt; dass die
Speisen und Getränke niclit llos flberliaTipt
die Disposition des Nerveubystemes beein-
flussen, sondern je nach ihrer Specifiiät in
speciftscher, bald Lust, bald Unlust erzeugender
Weise einwirken, ist bekannter als die That-
sache. dass die specifische Beeinflussung von
den specifischen Bestandtheilen der Nahrnnpi-
und ■GenuBsmittel auKgeht. Weniger beachtet
wird lü-' A t Ii ni n n i," I u ft als Dispositions-
quell>'. Die Wichti^'keit derselben ergibt sich
aus dem. was oben Ober die Wirksamkeit
der flüchtigen, also riechbaren Stoffe gesagt
wird. Diese mischen sich fiberall wegen ihrer
Plftchtigkeit der Athmungsluft bei und kommen
so in den Körper, ß) Endogene Quellen:
Hieb?! haben wir es nicht bfos mit den von
ilciii T'nisat/. der Iiigesten ausgehenden Ein-
HüHsen, sondern auch damit zu thun, dass
bei jedem Erregnngsvorgang, in jedem Ge*
webe und Organ Z''r<!et7!iit!»sproducte ent-
stehen, und dass diese ganz ebenso auf die
Disposition des Nervensystemes wiriten. wie
die von anssen kommenden, tt. tw. aacii ao:
Geringe Mengen, resp. verdünnte Stoff« er»
zeugen Luststimmung, grössere Mengen reap.
stärkere Concentration Verstimmung, des-
halb wirkt t. B. Thitigkeit im Anfang, so
lange nnr wenig Z. rsel/ungsproducte auftre-
ten, steigernd auf die Erregbarkeit (Arbeits-
lust) und erst nach längerer Zeit, wenn die
Concentration der Zersetzungsproducte steigt,
entsteht ErmQdung und Unlust. Das Gesäße
gilt nieht hloa von der körperlichen Th&tig-
w
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XERVENPHYSIOLOGIE.
in
keit. soj:]»rn auch von der giijiti^'cn : Auch
bri ihr ciiUtehen infolge von Zeisttzuni^s
Vorgängen im NervensysteiDf insLK'.--oink-i!-
den Ganglienzellen, eigenartige ZertieUungü-
prodncte, <lio, meint «ehr flBchtfger Sfator,
düi' II r'ilTuÄi(jn :.u:h im s^^imzi-n KOrpcr ver-
breiten und die Disposition des ganzen
Nerveosjstems gemeingefBhlerzengend beein-
flossen und verlindern. — h) Die Dis-
Sosition der Ganglienzellen. Die Bilder
er «Nervemutftnde'^, die nna ein Lebe-
wesen im gesunden und kranken Zustand in
so iiiannigtaltiger Werse zeigt, gewinnen erst
dann volle V»r^täiulliclik>'it. wenn wir die
Zaatandsveräuderangeo der Ganglienzellen
noch ms Ange fassen. Nacb dem frllber
Gesagten ist ihre \ve.<?nTliVhste Function
ausser der Ernährune der Leitungsuerven
die der Heimnung, UnxsehaltaDg und Ter-
knäpfung. a) Hemmung: Hier uiuss an
der capitalen Thatsache fe:>tgehaHen werden,
dass in jedem Protoplasma die Widerstände
der Enregnngsleitung durch die Thäti^eit
vermindert werden, weil sie von den bei der
Thälii;kt it zur ZerstüiuriLr tj-. Iatii,'t^'iiiltnTheilen
des i'rutoplasinas au»geiieii. Dass der StofT-
umsatz in dein ungeordneten Protoplasma der
Ganglitii/.illcii »■in bctriichtliihor i.st. wuiilt'
ächon olitn gtaagl uml jetzt iTkhut iitii,
warum bei Ermüdung ilcs NtrvLnsystemcs
iafolge angeitrengtec l'bätigkeit trots der
Herab niindernngder Erregbarkeit der Leitangs-
nervon \ [n- r äs t h osie", d. h. Qboriiiä-,-,ii;i»
Emptiudlicbkeit gegen Sinnesreize eintritt:
Die zum Sehnts gegen Bberm&bsigeBelüätignng
des Nervensystem» durch Siiiiu>ruizc in all.-
sensitiven Leitungen eingelegten iuttiuiediaicn
Ganglienzellen haben durch die zu grosse
Stoffzerstörung ihre Widerstandskraft einge-
büsst. Dies kann ein vonlbergehender. aber
auch ein mehr oder weniger lileibt^nder Zu-
stand sein und dann haben wir da Bild der
gegenwärtig eine so grosse Rolle spielenden
.N'er\t'n8chwäche'' (Neurasthenie), liio Inrch-
aus nicht aus den am Leitnerven ernütteltcu
Emiödnngsvorgängen erklärt werden kann,
sondern die Birtkli.-ii btiguiii: der Abnahme der
Hemmungskr;iit der uuiigUenzellen vtilarigl.
Huherc Grade der durch übermässige Thätig-
keit enengten Ver&nderung in den Ganglien-
Sellen bezeichnet man als „NervenserrnttQng":
sie hat ihren Hauptsitz nicht in den Nerven,
sondern in den Ganglienzellen, ubwobl natür-
lich auch der Nerv schliesslieh mitleidet,
■«■f il ,^ie von der Ganglienzelle aus erfolgende
Etoülirnng desselben gestCrt ist. fi) Eine
weitere Folge hat die Abnahme der Hemmungs-
kraft der Ganglienzellen iflr den Keflex:
Ist das Reflexceiitrum, d. h. die Gaiiglienzelle
geschwächt, s.» erfolgt die Auslösung .1. s
belieies zu leicht, die Rellexerregbarkeit
ist also gesteigert, trotzdem im leitenden
'ITi'ril iles Nerveiisyjf eriies die Erregbarkeit
nieist gesunken ist. Das Bild btui sich dann
insammen ans grosser ReUexerregbarkeit und
Störungen und Unregelmässigkeit! n in der
Abwicklung demselben und erst damit haben
wir daa wahr» Bild der «NerTosität^ oder
g*eb. SMykloridts i. Thiurteyk«. m IM.
Nervenschwäche, zn der etwa nur noch zweier-
lei gfhürt, aa) dasä mit der Schwachuitg dt-r
liedexhemniung auch die Ausbreitung der
iieiiexe auf eigentlich nicht zagehörige Ge-
biet« «a sehr oegQnstigt wird. Dasselbe gilt
dann auch für die willküilielien Ilcw« gungen:
Bei Nervosität gesellen sich den zweck-
mSssigen geordneten Bewegungen leicht nicht
gewollte, unzweckmäfisige, störende Bewe-
gungen bei. Mit anderen Worten : An die Stelle
der geordneten Bewegungen treten ungeordnete ;
ßß) dass infolge der Hyperästhesie and der
erhöhten Reflexerregbarkeit die Vollxngs«
organe (Muskeln, Drüsen u. s, f.) aus der fcd:-
uiQdttng nicht herauskommen, f) Die U e b u n g
soll hier aneh kan erwfthnt werden: Siever-
iiiinJert natürlich auch die Hemmungskraft
dci (iiinL'lienzelle, wie jede Thätigkeit. allein
mit fulgcndera grossen Unterschied: Wenn
der Reflex foelor die willkürlich peordncto
Bewegung) injiuer in gleicher Kichtung
geleitet wird, so vermindern sich allerdings
die Widerstände in der GangUenieUe« aber
nur anf diesem einen Weg. Die Reflez-
erregbarkeit i^t auch <;esteigert, aber die
Bahn des Keilextis wir l eine immer sicherere
und so kommt es zu kniir-r St<';iting der
Ordnnng und zu keiner üeberschreJtung
der Lirenzen, was beides für die Ermüdung
und Nervenschwäche charakteristisch ist,
denn man sagt bei diesen Zuständen ganz
richtit: „ iie Nerven sind in Unordnung ge-
rathen^. Die D ispositionsstoffe wirken
natürlich auch auf die Ganglienzellen, a. zw.
gen an nach denselben Gesetsen, wie anf den
Nerv selbst, sie erzeugen Lähninnt;; und Be-
lebung, Stimmung und Verstimmung, allein
die Complieation wird hier durch das Gesetz
der Organ specifi tat geschalfen: Nerv und
Ganglienzelle gehören zwar beide znm Nerven-
system, aber unterscheiil* n sieh doch ebenso
specittsch wie zwei verschiedene Organe
fHim hat doch entschieden einen anderen
S[.eisf>g<'Frhiiiack als ein Neiv) und nicht
einmal alle GangUenselleo oder alle Nerven
centren höherer Ordnung dürfen als stofflich
sT:'.n7 t'leich unbesehen werden. Heiiles lelut
lUKs nunü^ntlieh die Ei;'uhiung mit den Giften
und ArzneistoflFen. Es gibt allerdings Stufle,
die so sierolicb anf das ganze Nervensystem
gleich wirken, aber andererseits nach solche,
die mehr auf die Nn vem - ntren als auf
die leitenden Nerven wirken, und wieder
solche, die mit besonderer Kraft anf be>
stimmte NervcKcentren, wie Athmungs-
centrum, Heiibtwegungscentren, Schweiss-
centrum u. s. f. wirken, indem sie die Dis-
position derselben ändern. Daraus können
Disharmonien in der Functionirnng des
Nervensysteiiies. ja sugar .\nt;»ponisnu n er-
zeugt werden; einer der bekaLotestea Fälle
aatagonisttscber Nervengifte ist Atroi^in
und Eserin (Alkaloid der Calnhnrbohne).
ersteres lähmt das Vorongerurigscentrum der
Pupille, letzteres das Erweiterungscentrnm,
und es ist klar, dass in diesen Verhältnissen
der Schlüssel für die reiche Casuistik der
Stoffwirkong, soweit sie das Nerrensjatem
1»
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178
KfiRVENPHTSIOLOGIE.
betrifft, liegt und hier bniacht nur noch das
Bin« ehMr beMAdenn ErwKbnang, w«Ü es
so oft ftbcrsphen wirf!: Wem ein Stoff auf
ein bestimmtes ^'ervencentrum mit besonderei
Euerifie wirkt und diesei Centrum eine sehr
wicht iiri» Stellung im ganzen Nervensystem
i'inniiijiut, su k^innen sehr kleine Stuff-
mengen gonü^'t-n. um das Kenrensyttem in
Unordnung zu bringen.
III. Die Nerven CO n s t i t ution.
Mit dem Wort die „Constitution*^ der
Herten beseichoet man im Unterschiede zur
„Disposition" etwas Stabilere«, dorn „Dis-
Positionswechsel'' nicht Unterwuikne», ent-
weder schon von Gebart an oder wenigstens
schon verhältnisstnüäsig ]«i|ge Bestehendes,
dos allerdings im täglichen L«ben Öfters mit
der Teränderlichen Disposition vtrwci hst-lt
»ild. Im Allgemeinen handelt es sich hier
am Bweiwlei: Uro qnantitative Unterschiede
der chemischer Zersetzbarkeit der Nerven-
substanz und um qualitative Unterschiede der
Zersetzungsproducte. 1. Quantitativ unter-
scheidet man die starke und die schwache
Nervenconstitution. Jede Thätigkeit einer
lebendigen Substanz ist mit einer Zersetzung
verbunden, welche nicht bios die in der
Qoellanf^Bfiftssii^keit derselben vorhandenen
Nährstoffe triih. sondern aucli di.^ leliend*'
SubstauKi (kurz 1,'esagl dm Oipaneiweise).
Thatsache ist, uass bei der Zersetzung von
Organi'ivveiss bei jedem LL-bewnsrn J-t dasselbe
von allen anderon specitiaeh ( und beim ^lenschen
auch individuell) unterscheidende, den speci-
fiflchen Fleischgeroch and Fleischgescbmaek
bildende Stoff frei wird. Thatsache ist weiter,
dass die Zersct/barkeit des Eiweisses spe-
cifisch und individuell und sogar bei den
verschiedenen Organen desselben Lebewesens
verschieden ist und diese zwei Thatsachen
lassen sich dahin verbinden: Der Grad der
Zersctzbarkeit des Organeiweisses hängt ab
von der Kraft der Affinität, mit welcher die
bpeciäsehen Stoff« die flbrigcn Bestandtheile
des Organeiweisses fei^tlialten. Ist diese Kraft
gross, so entsteht die starke Constitation
und von ihr geht es gradweise binnnter bis
zur schwaelu ii, In Bezug auf die Thätigkeits-
äusserungen unterscheiden sich die Constitu-
tionen folgendennassen: a) Die starke Con-
stitution i?t r.n stlirkertT Leistung befähigt,
uU die üchvvuche und zu länger dauernder,
weil bei der Arbeit der ersteren die Zer-
setxang der Nährstoüe die Hauptsache ist,
die Zersetzang des Organeiweisses ganx in
den Hintergrund tritt, während letztere bei
der schwachen Conpfituiion leichter eintritt
und somit raschere XerveuerschOpfung oder
„Nervenzerrilttung'' durch Thätigkeitsübermass
entsteht. Hiebei handelt es sich nach dem
frfiher Gesagten weniger um die leitenden
Nerven, bei denen ja der Steff'amsatz über-
haupt sehr goring ist, als nm die Ganglien-
zellen, also ilic X.'i vi-neciitrcn. 1>| iM*- starke
Constitution hat eine geringere lleizempüxid-
lichk:eit als die schwach«, also das, was man
ein mhiges Temperament im Gegensats snm
Idchtcrregbaren nennt, c) Daspecifische (und
indiTtdoell«) Stoife, welche schwer vom Organ-
eiweiss getrennt werden können, in der
Kegel aueh tiägere Eigenbewegung, aL>o
geringere Flüchtigkeit besitzen als leichtab-
lOsbare, so wirken sie stärker und nachhaltiger
auf die Disposition der Nerven als die
letzteren: deshalb zeitren starke Constitu-
tionen, die schwer iu »tärkereu finegungs-
anstand versetst werden können, tiefere nnd
länger dauemde Nervenverstimmungen, als
schwache Constitutionen (Gegensatz von
cholerisch und sangniniseb). — 2. Quali-
I tativ: Hiebei kommt es anf die Qualität
eben der specitisch und inüividueil ver-
schiedenen Zersetsnngsproducte. die im
Kenrensyatem aas dessen Organ-Etweiss ent-
stehen, an. Sie treten natfirlich sofort bei
ihrem Freiwerden als I)is],n>ition8stoffe dem
ganzen Nerveusjdtem gegenüber und ea hängt
jetzt von ihrer Katar ab, ob sie mehr stim»
mi-Tid oder mehr verstimmend fmelaneholisches
i'eiuperament) wirken, ub sie mehr auf diese
oder mehr auf jene Nervenprovinz sich werfen^
Bezeichnen wir die verstimmende Wirkung
als „Alteration", so werden bei dem einen
Individuum mehr die Herznen-en, bei dem
anderen mehr die Getässnerven, bei einem
dritten mehr die Eingeweidenerren nnd so
fort „alterirt". — 3. Hier ist noeh anhangs-
I weise anzufügen, da»ü da» Ncrvea.syslem auch
an den Zuständen des Gesammtkörpers An-
theil nimmt, die man als „Abhärtung" und
Verweichlichung unterscheidet: a) Sach-
lich handelt es sieh lüobei um zweierlei:
a) den Wassergehalt der Gewebe: Ist
der ein hoher, so herrscht "Weiehlielikeit,
Abnahme demselben er^eiijxt den Zustand der
Abhärtung (der Unterschied des Fettgehalte«
spielt bei diesem Zustandswechs^el im Nerv
eine viel geringere Rolle als ini 3Iu>kel);
den Gehalt der lebendigen Subssiuaa an
aufgespeichejten Dispositionsstoffen,
unter denen ganz besonders die wasserlOs»
liehen Zersetzungsproducte des eigenen KOrpers
eine l; die s]deien, weshalb der Zustand der
Verweichlichung gana besonders dann ent-
steht, wenn die Entfemnng dieser Zersetsnngs-
producte aus dem Körper durch die Aus-
scheiduagsor^ane gehemmt ist, wie bei den
Thiereii (und Menschen) durch andauernde
Einstalhmg, falsche Bekleidung n. s. f. Je
mehr solche Stoffe aufi;espeichert sind, desto
stärker die Verweichlichung, re-j. oerWa-^ser-
gehalt der Gewebe, weil Orgaiieiweiss, in
welchem eine solche Anftpeicherung statt-
gefunden hat, eine «^m i'ssere Quellungsfäbigkeit
besit/t und inlulgo dessen eine grössere
Menge von QuellungsHflssii,'keit testhält. Bei
der Abhürttinfj handelt es sieli deshalb nicht
blohi um die VeriiiinJerung des Wassergehaltes,
sondern in erster Linie un) die Ablösung der
aufgespeicherten Dispositiousstoffe. Ohne diese
hSit das Gewebe «einen höheren Wassergehalt
hartnäckig fest, 1«) F o 1 n f n r d i e X e r v e n -
i'unction: "x) verweichlichte Nerven ver-
halten sich wie constitationsseliwaelie. weil
mit der Hohe des Wassergehaltes die Zer-
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KERVENSCHNITT. — »ERVENSYSTEM.
179
8«tlb*rkeit lios Organeiweisses zunitnint: Sie
eimAdeo leicht, dis Leistungen sind gering
and LeHnngü-, sowie Hemnranf^srorpünge
kraftlo«: [i) in ili'm verwoiihlii-liteii Proto-
plasma ist die inechatiiselie iStabilität «-ine
g«riB|;ere and dies hat bei dem leitenden
Protoplasma des Nerven den Naclitlicil. ila-^s
die streng regelmässige Anordnung d'-r Lei-
tunjrshindernissc leicht nothleidet, weshalb
die LeitungsTorgiaee im Nerv and Ganglion
leielit ansicher and anregelm&ssig nnd dann
nAtQrlirh aiiih ver7j>gert Wfr.lii. wälircnd
im abgeb&rteten Nenr die Ordnung selbst
bei müniger Uebang leieht bestehen bleibt
und ^0 die Leitnng stets sicher regelmässig
und prompt erfolgt: f) eine besondere < 'uin-
plioation bilden bei dem Zustand»' der Ver-
weichlichung die anfgespeicherten Dispositions-
stoffe dadurch, dass geeignete Reize (physi-
kalische sowie speciflsche) von stärkerem Be-
leboQgseffect eine LoslOsung der Dispositions-
Stoffe rtm dem Organeiweiss nnd Eintritt
ders'^Iben in die Quellnngsflü'^si.:k< it herlx-i-
(Bhren. In letzterer wirken sie nun sufort wie
ft«ie Dispositionsstoffe. und da es sich dabei
stets um eine Zunahme d.'r Concentration
der Dispositionsstorte handelt, so ergeben
sich die Symptome einer acuten Vergilftung.
die allerdings dadurch wieder verschwinden
können, dass die frei gewordenen Disp<>
'■itixnsstoiTe zasammt dem jetzt QberschQssi-
gen Verweichlichangswasser den Aussohei-
dongMTganen, insbesondere den Sehweiss-
drlisen zur Ansscheidving übcrgt l-'-n \v» rd< n
and die Schlusswirkung der Ueberg;ii>g lier Ver-
weieUichnng in den Zustand der Abliürtnng ist.
Danras folgt» dass der Uebergang des ersteren
in den letttem nur dvreb einen pathologischen
Zostand (Krise) hindurch gelingt, yargir.
Nervenschnitt. Eine in England häufig
fefibte und dort auch erfundene Metli 'de. den
ehienbeiU'Oder Fcsselnerven zu di;n h I hii.'i-
den, um durch die hiedurch erzielte Aut-
hebnng der Schmerzeropfindnng ein Lahm-
gehen der Pferde zu liflieben, welches durch
chronische Leiden ini Uufe bedingt wird, wie
bei der sog. hinteren HufgelenksUlhme, bei
Knochenneubildangen bei d> r Si-liale, Lei-te.
Bingbein, Verknöcherung der Uulknorpel etc.
Der Werth dieser Opentionsmetbode ist ein
sehr problematischer.
Die Operation wird iin Liegen vollfährt.
Um den Fesselnenren sa dorehschneiden.
mach.' man an der von den Haaren ent-
blüssten hinteren FesselÜticho dicht am Riuide
der Beugesehnen, etwa 2 cm unter dem Fessel-
gelenk beginnend, einen i cm langen Haut-
schnitt und pr&parire das Zellgewebe, welches
die Nerven und die (jefä.sse 1)> ili ckt I i-, d.'r frei-
gelegte JServ wird mit einer quer unterscho-
benen Hohlsottde völlig exponirt, hierauf dureh-
echnitten und ein etwa S cm langi s Stück
desselben vom unteren Theil abgeschnitten.
Kaeh TOÜxogener Operation wird ein Heft
der Knopfnaht an die Hautwunde angel. ^t.
da Druckverband unter aotiseptischen Cau-
tsicn npplicirtb Unn kann den ftnsserea oder
inneren Zweig des Fesselnervcn oder heida
auf diese Weise durchschneiden.
Um den Sehienbeinnerr n dnrchschnei*
den, wird die>e Prucedur im unteren Dritt-
theile des ^Schienbeines unmittelbar hinter
der durch die Pnlsation deatlieh wahrnehm-
baren Arterie vorgenommen.
Verletzungen grösserer Gefässe .liind bei
der Operation sorgfältig zu vermeiden, der
erste N'erband kann 3 Tage liegen bleiben,
die Heilung der Wunde enolgt in der Regel
innerhalb 14 Tagen, doch soll das Pferd durch
Wochen (4— ü) ausser Dienst gehalten werden.
Die zur Operation erforderlichen Instru-
mente sind: ein spit/es Bistouri zum Durch-
schneiden des Nerven auf der Hohlsunde,
eine Hohlsonde und Schere, ein geballtes
Bistouri zum Hautschnitte, eine Haarschere.
Pincette. zwei stumpfe Haken zum Vonein-
anderlialten der gesetzten Hautwunde, Nadel,
autiseptische Seide und Verbandgerfttbe.
Lltamtnr: Pwf. Dr. L. Forster. CmptBcDn
d«r OpcntttMl^firTMeiante, WIsa isn.~ Ueriac»
Vogel, OpmtiiHMl*knfBrm«rl»tt«,8t«ll«wt IBST. JTV
Nervenschwund, Neuratrophia (von
vsöDov, Nerv; atpovoc, ohne Nahrung), ent-
wiekelt sieh flberall da, wo die Emihrang
der Orpane. sji. ritll auch die der Nerven
gestört und beeinträchtigt wird: der Nerv
wild dflnnttr, «r kann Touttlndig schwinden,
wenn nach voraufgegangener Fettdegenera-
tion der Nervensubstunz diese resorbirt wurde.
Die Nervenröhrchen sind alsdann mit einer
körnigen Masse angefüllt. Seltener erfolgt ein
Sehwnnd des Nervs dadurch, dass sieb das
Bindegevvrbe zwischen den Nervenfasem ver-
mehrt und durch Druck deren Ernährung be-
eintr&cfatigt; ein solcher Vorgang ist Öfter
mit Umfangszunabme des Nervs verbunden,
obschon die eigentliche Nervensubstanz atri«-
phirt. Ursachen der Norvenatrophie können
sein: Alter, Druck. Zerrung, Paralysen, Deh-
nung, Geschwulstbildung. Zerstörung l>e-
stiniinter Tlnile des Centralnerven.systems
durdi acute und chronische entzündliche Vor-
ginge oder bestimmter Organe, i. B. Schwund
des Opticus nach Zerstörung des .\uges,
Schwund der Nerven des Rückenmarks in der
L&hnie junger Thiere. in der Traberkrankbeit
der Schafe oder Beschälkrankheit der Pferde.
In parnlysirten Tbcilen änden sich ausser
<len Nerven attoh Boch die Muskeln fettig
degenerirt Anaikfr.
Nervensystem. I>io anatomische Bespre-
chung des Nervensystems ist Gegenstand der
Neurologie (ro viOpov, NervJ: dieselbe be-
schreibt die Organe, welehe die geistigen
und seelischen Functionen vermitteln, sowie
die Vorgänge des aninialen und vegetativen
Lebens nach In- nnd Extensitit regeln nnd
lieh' rr-i'lien. Die«»- .\ufi.'!ibe fordert d;i> Vor-
haudeiiKciu vun Verbindungen zwixhen den
mit diesen Functionen betrauten Central»
Organen des Nervensystems und dencinzelnen
Körpertheilen und deren Elementen (der
Kür(t( rp>'i i|iherie'i, welch'' durcli das periphere
Nervensystem dargestellt werden: durch sie
gelangen die von der Thätigkeit derCmtral«
«•
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180
NBRYfiNSTSTBlL
Organe ausgeiieuden Impalse iur Kuipi.r-
peripherie, am dort gewollte Bewegungen etc.
ftossalösen; mittelst ihrer poripbcren EodcD
nehmen »ie umgekehrt die Ton Mssen ber
;iuf il> ri Knrpi r wirkenden (äus>i n n Sinnes-
reize) oder in dessen Lineren entstehenden
(Mmatischeti) Beise auf mä Bbermitteln dieie
dem C» ntralnLM Vcn>yst. III als Gclfllilsempfin-
dungen und t^inncswahriK'hiiiungen. Da aher
andi innerhalb d>>s L\niralnerveii»ystem8
desf-en periphere Ausläufer untereinanJer
wietler in Zusaiiirm-nhang stehen, so erkngt
der Körper in dit sm ein System intei ruediärer
BahneOf dorch welche alle seine Einseltbcile
in ein gewisses ÄbbSngigkeitsmMttniss tn
einander treten und Huidi deren Mitwirkung
der Xhierurganisiiius ers^t zu jenem haruio-
nischea Ineinandergreifen aller seiner Einzel-
verrichtiin^on befühigt wird, niis deren Gc-
sammthcit die Ge!>«;tzmäs8igkeit der Ltbeus-
«ncheinnngen resultirt. Denn durch die Mit-
wirkung dieser intercentrulen Verbiadangcn
der Organe nntereinanÄer kann die excessiTe
Steii,'t'i un^' eines Vorganges 'jder Zu.^tundes
durch Nerveueiufluss und üebei'tragnng eine
HemmnngsTorricbtanf snrThfttigkeiterwecken,
die das Ueberma.-s jme^ brsi ititjt oder ihm
wenigstens entgegenarbeitet; durch sie vermag
der EOrper auf ausser« fimpfiodongt» reize hin
passende Abwehrbewegungen auch ohne Mit-
wirkung des Bewusstseinsorgans (Gehirnrinde)
2. B. im Schlafe auszuführen, die ihm ein
Selbstschutz sind. Solche durch das Nerven«
System vermittelten und ans peripherer
Keizun^. eentripetaler Leitung zu einer
Uebergangsstation und centrifusraler Weiter-
leitung behufs AoslCsung eines j^cripheren
A te; sich zusammensetzenden Vorg&nge
ucunt man reflectorische.
Die Neurologie trennt demnach die Or-
gane des NervensTstems in zwei grosse Grup-
pen: die Centraiorgane und die peripheren
Ausläufer derselben; dio (' - n 1 1 alor gane,
Gehirn, Kfickenmark und Nervenknoten be-
herbergen weisse und graue Substanz; die
peripheren Ausläufer jener, die Nerven-
stäuime. sind nur vi.n \\ eisser Substan?, her-
gestellt. Diese Versehiedcnheit charakteii.-iit
sich auch bei der mikro.sktipiscben Unter-
suchung, insofern als in der grauen Sub-
stanz vur^ie^^'end Nervenzellen (s. Nerven-
Sewebe) erscheinen, während die weisse oder
iarkBubstana nar Nenrenlasem fBhri Von
Jen ' ' i t: ilui L'Huen sindG ehirn nndRflr k cn-
loark 111 die .\nimalh5hlen (SchSdelhOhle und
Wirbelcanal) eingeschlossen. Die Nerven-
knoten, oder Ganglien, finden sich als kno-
tenartige Anschwellungen in den Verlauf der
Nervenstämme aussei halb oder innerhalb der
Organpareoihyme (die letzteren dcbhalb auch
periphere oder Parenchymganglien
genannt) f-IiiireM.lialt' f Die N- i \ < ii-t,.iiinie
entspringen ein- oder mein \mii li>,' \ den
Centralorgaaen („oberflächli lie ■ o ler .,-eitein-
bare Ursprünge''), lassen sich aber ui ihn n
Nervenfasern regelmässig noch mein oder
weniger veit in den Centralorgnnen bis zu
ihren „wirklichen" oder «tiefen Urspriin*
gen'', den „Nervenkernen'*, als einer der
Faserzahl an Zahl der Elemente eiitsprechen>
den tianglieuzellengmppe verfolgen. Dies
veranlasst die Scheidung der Nervenfasern
in p e r i p h e r e, d. h. die in den Nervenstämmen,
also ausserhalb der Nervencentralorgane 7er>
laufenden und die innerhalb derselben nooh
bis ZU den Kernen verfolgbaren Wurzel-
i'asern der Nervenstämme. Ausserdem aber
verkehren zwischen den Zellen der grauen
Substanz die intercentralen Nervenfasern.
Dieselben verbinden entweder bilateral sym-
metrische, also auf die beiden Hälften des
fleidien KOrpcrsegmentes vertheiite Punkte
es Centralnervensjsteros miteinander nnd
heissen dann Com m issurcn f a * e rn, oder
sie ziehen sich als Associatiuusfusern von
mehr nasal gelegenen Zellengruppen zn sol-
chen. Welche mehr caudalwärts und ninsre-
kchrt aich titidtii, oder endlich sie treten,
Ausstrahlungen (Hadiation) der in der Gross-
birnrinde gegebenen Nervenzellen bildend, sa
den fibrigen ITieilen des Centralnervensyttems
als P ru j e c t i 1.1 n s f a s e r n, um von hier ans
zur KOrpcrperiphcrie fortgesetzt zu werden.
Als Beleg fOr du Bestehen dieser drei 6at<
tungcn iiiterccnti aler Fasern .'■ei hier folgen-
des Beispiel aiigelührt: ein und derselbe sen-
sible Reiz, welcher irgendwo die Oberfläche
einer Unterextremität trifft, ruft im Schlafe
selbst Abwehrbewegungen seitens der anderen
Jierv,.r (sog. Niveaureflexe), oder er löst solche
einer Obereztremit&t aus, oder er konunt dem
wachenden Individuum «um Bewnsstsein und
veranlasset zweikentäiirerhendf llnndlnngen
desselben behufs Bcseiiiguni; des Keiy.es. Der
centripetal weiter geleitete lUiz i^elit also
im ersten Falle durch ( 'eininis-ureniasern
auf motori.sche Nerven der audereu Seile des
gleichen Niveaus über, oder er wird durch
Aitsociationsfasem höheren Backenroarkseg-
menten zugeleitet, oder er setzt Prcjeetions-
fasern in Thätigkeit, welche einen Act des
Hirngrauesi, des Sich-Bewusstwerdcns aus-
lösen.
Von jeher hat die Anatomie das Nerven-
system in das cerebrospinale und das
sympathische geschieden; dasersteie, Qe«
hirn und Bückenm&rk nebst deren Ausläufern
umfassend, ist der Vermittler des geistigen
Lebens un>I der intelicctuellen Thätigkeiten.
des gewollten Bewegens aud Empfindens;
dae letztere steht naeh dieser AofTaesnng
allein den Vnrir;1neen des vegetativen Lebens
vor. Sejldem jedoch die Fhv>i(>logie zu der
Erkenntniss gelangt ist, dass das eere>
brospinale Centrainervensystem auch die vege-
tativen Functionen ganz vorwiegend oe-
herrscht, seitdem ferner die Anatomie den
thattiächlichen Zosanunenhang beider Arten
der Centraiorgane und die Entwicklungs-
^esrhiehto der Fntsteliuncr des einen im direc-
testen Zusammenhange mit dem anderen nach-
zuweisen vermochte, ist die früher aufgestellte
strenge Grenze zwischen beiden gefallen nnd
man pflegt denmueh in dem einen nur eine
eigenarti;^e Appendix der anderen zu sehen.
Sowohl das Gehirn, wie das BQckenmark
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NERVENSYSTEM.
181
Tvpr^pn mit dem sympathischen Nervensystem
in iinii'.'r und immer sich wioderhulender
V*«rl'iiiiiMng erhalten, welche die gegenseitige
UeberleitQDg, d. i. FMernftMtausch Aber-
B«hmen. Dhi Nervensystem lefgt weitgehende
bü.it-ralo Symmetrie \\u<\ st'gnientale Ein-
richtung: die letztere tritt in dem Rücken-
iDArk und «ympathischen Nervensystem be-
sonders hervor; in hi^iden tMIlt einem jeden
Rampfstfgment im ÄligeuieinLU auch ein Seg-
ment grnver Substanz (eventuell Knuten) zu,
Ton und zu welchem die Nerven der zuge-
hörigen beiden Körperhälften in »ynimetrischer
Weise ziehen. Im Gehirn ist dieser segmentale
Bau nicht in der gleichen Weise mehr zu
erkennen, obwohl er entwfeklnngsgeschicht-
lich vermuthet werden knnn: ilas Hinzutreten
höherer Sinnesorgane im Kopfe, sowie die
Notilwendigkcit des Vorhandenseins einer Sub-
stanz, welche die psychischen Thätigkeiten etc.
bei dcai höheren Lebewesen vermittelt, haben
scheinbar zur Zeit noch schwerverständliche
Abänderungen des einfachen Schemas ver-
snlsAst Zn dem natnrgemSss in der Axe
des Organes gegebenen Grau ( l entrale.sllühlen-
grau). das in fihnlicber Weise wie im Kücken-
niark ron einem Fasermantel, dem weissen
Marke, umlagert ist, haben sich liier nocli
an der Peripherie des letzteren graue Maasen
apponirt (peripheres oder Rindengran), wel-
chem speciell die letztangedeuteten Functionen
sttstefaen. Bis anf diese Zugabe findet «ich
somit eine gewisse Uebcreinstirumung zwischen
dem Nervensjstem der höchstentwickelten,
wie der niedersten lltieTstafen, soweit die»
selben wenigstens Segmontntion ihres KOrpers
aufzuweisen haben.
Die Anatomie des centralen Nerven-
systems findet sich unter den einschlägigen
Stichworten (s. Gehirn. RQckenmark): hier soll
deshalb nur diejenige des peripheren Nerven-
systems Platz finden (vgLFig?. 13%4—
Das periphere Nervensystem Iftsst
je nach dem Ur.'jprnnjre seiner Stämme in
Gehirn, KQckenmark oder S3'mpathicu9 drei
Gruppen von Nerven unterscheiden: Gehirn-
odf r Orebralnerven, Rückenmarks- oilcrSpinal-
nerven und sympathische Nerven. Ihren Ur-
sprung nehmen die cerebrospinalen Nerven
in der graaen Sabstans der Centraiorgane,
Q. sw. insbesondere die Rflekennarksnerven
und dazu »in Thcil der Gehirnnerven mit
zwei Wurzeln, einer dorsalen, ceutripetai-
leitende Fasern enthaltenden, nnd einer ven-
trnlen. mit centrifn!riilhM"tenrieii Fasern ans-
g^>*tatt**ten Wurjtel; die eine von b^iii-Mi Wur-
zeln (bei den Röckciiniaiksnerven i^uts die
dorsale) enthält in ihrer Bahn ein Ganglion,
wohl ein Emfthmngscentram für die davon
aasgehenden Nerven. Die syinjuithischen Ner-
ven entstammen, den Knoten des N. Sym-
pathien«. Zwischen fast simmtliehen cere-
brospinaltHi nnd den 8yniii!itlii.-;c!ien Nerven
bestehen in Form der Eami communicantes
meist sehon je an ihrem Ursprünge Verbin-
dungen, anf ^ercn Balm sowohl cerebi-impinale
Fasern (als Eingeweideuste der Spinalnerven)
den Syapnthiens, wie auch sjmpatbieehe
Fasern den Krukeiuiiarksnerven zugeleitet
werden. Auch untereinander tauschen die cere-
brospinalen Nerven Verbindungsfäden aus, sie
bilden durch sog. Anastomosen oder Schleifen
(ansäe) Nervengeflechte, PlMtQS nerrorom. In
die Kreuzuncrsjinnkt'' <li'-.ser Gefl'chte sind
nicht selten Nervenknoten eingefügt, vielleicht
nm in ihnen schon die Ueberleitung centri-
petal strebender Reize nnf centrifugale Bahnen
und dadurch reflecturische Vorgänge ohne
Mitwirkung der cerebrospinalen Centralori^ane
zn erzielen: vielleicht dienen diese Ganglien
den zugehörigen Nerven als Ernährungscentren.
Die zum Stamme j^esainmelten Nervenfasern
begeben sich je von ihrem Ursprange sn dem
Verbreitnngsgebiete, indem sie, in der Begel
den liahnen des Blutgefässsystenus sich an-
schliessend, in den intermnscularen Spalten
ihren Weg finden. Unter oft weitgehender
Verzweigung eilen sie ihrem Ziele ent<re£fen.
und treten dort meist direct an die peii^jheren
Endurgane heran, welche für die centrifugal
leitenden Nerven die ,,&rfol^raane* (s. B.
fflr die motorisehen Nerven die Hnskelfftsem),
für die centripetal leitenden Fa.sern die Per-
ceptionsorgane (z. B. für die Gcfflhlsnerven
die Tastkörperchen) darstellen. Nicht selten,
und das insbesondere in den Eincjeweiden,
verbinden akh die Nervenfasern nicht direet
mit den Endapparaten, sondern enden in oder
durcheilen Nervenzellen oder Ganglienzellen-
gruppen, die sog. peripheren oder Parench3rm-
ganglien, um von diesen ans also indirect
mit den Terminalgebilden sich zn vereinen;
das ist insbesondere in den eigentlichen Ein-
^eweiden (Her/.. Darin etc.) der Fall, die.
an öich ilcr autninatisclien. also selbständigen
Thätigkeit befäliigt, doch in gewisser ihre
Action recrulirender Abhängigkeit vom cere»
biyspinalen Centrainervensystem stehen.
A. Die cerebrospinalen Nerven. Von
den dem Gehirn nnd Bfickenmark entstammen-
den Nerven seig«n das relativ dnfaehste
Verhalten in ihren Unprftngen nnd ihrer
Gliederung
L die Spinal- oder Rttekenin ark ^-
nerven. Alle SpinclnerTen nehmen, wie oben
schon angedeutet, ihren Ursprung vom
Rückenmark mittelst einer dorsalen und
ventralen Wurzel. Die crsterc tritt meist in
einer grösseren Zahl von Fäden an der dor-
salen Seitenfurche des Rückenmarkes aus
diesem hervor, nm nach deren spitzwinkelig
erfolgenden Zosammenflnss in das Spinal-
oder Iiiterv ertel>ralganglion einzutrt'ten.
Es ist dies ein in der Regel etwas Uachge-
dräefcter, je nach der Dicke der zugehörigen
Nervenwurzel .mehr oder weniger umfang-
reicher Knoten, welcher zwar schon au.s}>cr-
halb der Dura mater, aber noch innerhalb
des Wirbelcanals, eventnell im Intervertebral-
loeh lagert Knrz nach Passimng dieses Kno-
tens erfidu't die V<reinigung der dorsalen
W'urzel des Nerven mit der ventralen, welche
in ähnlicher Weise wie jene von der ventralen
Seitenfnrcho des Rückeiiniarkes ent?prin<;t
und unter Sammlung ihrer WurzeÜascrn, aber
ohne ein Spinnlganglion in dorchiiehen,
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IM
NERVENSYSTEM.
direct mm Intet vertebralloch verlauft. Jiei i
ihrem Darcbtntte durch die Rückenmarks-
liSnte erhalten di.>.>o Ausliuir'>r «los centralen
Nejvt'iiiVött!iiii> auch von desaea HQllen ab-
staiiitnende Scheiden (Epineurium), die sich
ihnen in ihrem Verlaufe anscbUessen nnd mit
ihnen renwcigen. Durch dies« Wnneln wer-
den den perii>!it'rcii Stummen verschiedtn-
artige Fasern zugefOlirt; Charles Bell (1811)
erkannte schon, d««s ^e dorsale Wanel nur
sensible, richtippr contripctalleitende. ilic
ventrale dageiiea niütoiisehe, aHg»'ni<'iner
eentrifhgalleitende Fasern beherlti^rt, Die-
jenigen der Dorsalwurieln. welche also ihre
Erregungen in das Rarkenniark fortpflanzen,
wviiii'ii ;ils _l>orsalhornfa^<M n", einen meist
etwas schwächeren Wurzelatamm bildend, den
DenalhOmem sogeldtet: hier enden sie je-
doch nur zum geringen TlieÜL' in ilcn ('niii<rlit.n
ileichen Niveaus, zum gr-isseren Thcile wer-
en sie vielmehr den gleiclisciii^en Ventral-
hörneiTi. sowie durrh die dorsale graue Com-
missur denen der audcixii Seite zu- und end-
lich in Dorsalhomfascrn der grauen Substanz
QbergeflUirt Die Mehrzahl der dorsalen Wur-
selfasetn, insbesondere diejenigen, welche den
dorsalen Abschnitt der fraglichen Wiiizi In ;
sosamniensetsen, biegen unter sofortigem
Eintritt in die Dorsalstrftnife rechtwinkelig
nach vorn ab und strfb.'n in diese rirfr-'-bettet
(daher „Dorsalstrangl'asern^) nu hr nav;il\v;irts
galegvnen Regionen zu. wusclbst sie in i'^rsal
Eomganglien ihr definitives oder provisorisches
Ende finden. In der ventralen Nervenwurzel
laufen Fasern der Ventralhorn ganglitn d< s
xngehOrigen Segmentes, der gleichen wie
nnter Passirnng der ventralen granen Gon*
niissnr der cmtruhiteralen Seit.' (Ventral-
hornläiiern;, denen sich auch Abkömmlinge
der Dorsalhornganglien anschliessen dürften:
weiterhin üolohe, die aus den Sfi'ensträngen
höherer Abschnitte erst in die Veniralstränge
übergetreten sind, und Fasern, welche die
weisse Rfickenmarkseommissar dorchsetxt
haben (Ventralstrangfasern).
Sofort nach dem Austritte Jfs durrli den
ZusammenflasB der dorsalen und ventralen
Nervenwarzel snm ^gerai sehten" Stamme
entstandenen Nerven aus dem Intervertebral-
loche beginnt dessen Thcilung. Dieselbe er-
folgt nach dem übereinstimmenden Principe
der Abgabe dreier Aeste, deren einer zur
dorsalen, deren anderer zur ventralen Rumpf-
partie sich begibt, deren dritter endlich als
Eiogeweideast dem S^mpathicns sich beige-
sellt. Das ist im Allgemeinen bei allen
RflckenmarksnerviMi das gleidie Verljalten.
Jedem Rnmpfsegnient kommt ein £>pinal-
nervenpaar zu, dessen erstgenannte Aeste
der Innervation der Leibeswandnngen, dessen
Eineeweideaät dem :^ugehöiigen Eingeweide-
theil zufällt, man könnte deshalb auch parie-
tale ond viscerale Aeste unterscheiden. Mit
der Zahl der Rumpfsegmente deckt sieh
indes diejenige der Spinalnerven nicht ganz,
man zilhlt vielmehr 8 Cervical- oderUals-
nervenpaare, je nach der Zahl der Brut* 1
Wirbel 13^18 Thoracal- oder Brvstner- ]
venpaare, 5 — 7 Lumbal* oder Lenden»
(Bauch-) Nervenpaare, 3 — 5 Sacral-
oder Krenrnervenpaare, aber entsprechend
der Rc'ductiuu des Schwanztheiles des Kör-
pers zu einer einfachen Achsenbildung nur
h (bei der Ziege 4) Schweifnervenpaare.
a) Der Ein ge weid east, Ramns splaneh»
nieus s. visceralis intestinalis bildet jeder-
seits einen Bamus conimunicans zwischen
Raekenmarks* nnd sugehörigem Syropathieos-
segment: als solcher begibt er sich auf kür-
zestem Wege zu dessen Ganglion, um in
diesem sein Ende zu erreichen oder durch
dasselbe hindurchgeleitet zu entfernteren
Ganglien übergeführt zu werden. Die Rücken-
markswurzeln des Symp;>thieu,s können des-
halb oft eine Strecke weit als weisse Fasern
in der mehr opaken nnd graugelben Faser-
und Oanijlienmasse jenes verfolgt werden,
liirer Stellung nach gehören sie so den Asso-
ciations- und tfaeilweise aaeh Projeetionsfasem
zwischen Cerebrospinalcentren nnd J>ym]<a-
thicus, welche Kellexvorgängc au»lüsen und
Empfindungen leiten, insbesondere auch einen
grossen Eintiuss auf das QefiLsssystem der
Bauchhöhle üben.
b) r)er dorsale Ast. Ramas dorsalis
(posterior hom.), der Spinalnerven, für die
dorsal, d. h. anf» (r&ckO wftrts von den
Querfortsätzen der Wirbel gelegenen Theile
bestimmt, zerfällt entweder sofort oder doch
kurz nach seinem Austritt aus dem Wirbel*
canal in zwei oder drei Zweige. Ein oder
zwi-i derselben dienen der Versorgung der
Dorsalmuskeln allein, einer übernimmt ausser-
dem die Eantversorguog.
a> Von den xwet Zweigen der dorsalen
Ae s t e der C e r V i e ;i 1 n e r ve n betribt sich der
eine nach Abgabe von Fäden für d^n Mnsc.
multiSd. cervic. zwischen Nii-kenband und
Muse, enniplex. maj. zum oberen Halsrande,
um von hier aus, die Oberfläche erreichend,
die Haut zu innerviren. Der andere von bei-
den eilt nach hinten sn der benachbarten
Musculatur (Kopf- und Halsstreekern). Der
d(>r<:ile Ast i'.es ersten Halsnerven versori^t
nächst den Hinterhaoptsmaskeln auch noch
die nftchstgelegenen Ohmaskeln. Zweige
dieser dorsalen Aeste treten pleiosaitig Onter*
einander in Verbindung.
ß) Die dorsalen Aeste der Thora-
cal- nnd Lumbalnerven entwickeln meist
drei Zweige: der vordere ein wenig schräg
nach vorwärts geneigt, dringt alsbald in den
Muse, longiss. dors. und den Mnsc spinal,
ein, der mittlere Ifinft sehrig nach ifiek' nnd
aufwärts 2— i rtornfortsätze Oberkrenzend
zwischen dem Mu^c. lon>:iss. dors. und dem
M. multifid. spinale entlang lu diesem und dem
M. spinal., und der dritte uberlUchliche Zweig
wendet sich zunächst quer zum lateralen
Rande des H. longiss. dors. und biegt dann
diesen erreichend unter &st rechtem Winkel
nach hinten um, durchbohrt die Sehne der
Mm. scrrat. postic. und sendet diesen 7 v. i-
Der Endaosläafer desselben biegt nacli Leber-
kreusung sweier Intereostalrftnme na«h anf-
wArts aar dorsalen Medianlinie nm nnd lAaft
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NBBVBNSYSTBH.
188
ia fast senkrvchter liichtnng dieser zu, die
Hautiniiervation vermittelnd ; der Zweig bildet
aof diese Weise in seinem Verlauf awei rechte
Winkel , die Anfang und Ende desselben
einander fast parallel werden lassen.
r) Di« dorialen Aestc der Sacr al-
iud CandaliierTen verborgen die auf dtnti
Qnerfurtsätzen des Krenzboins. resp. der
sieh weif Wirbel liegenden Muskeln; die ersteren
von ihnen neint den Anflügen der Mm. levator.
caud. auch noch die am Kreuzbein entste-
henden M. biceps femor. und M. semitendmus.
Dia latitercn bilden, mit dem letsten Sacral-
nerren and unter sich Verbindangen einge-
hend, einen kräftigen Xcrrenfaden, welcher
zwischen dem il. iL-viit. caud. lunp. und Jt-n
Um. intertransversar. eotlang läuft and die
benachbarten ftlaskeln und Bant Terslehi
c) Der ventrfilo Ast, Ramus ventralis
*. anterior, innertirt unter weitgehender Ver-
istelung die Muskeln, Haat und Gefa.sse des
ventralen Kuropfabscbnittfs und der Extieiiü-
täten. Er sendet deshalb zwischen den ilus-
keln 'itT Leibeswand herabsteigend Gef&ss-
haut' und ittaskeUweiffe an die zogehOri^eo
Thefl«. Yon den Tentnuen Aesten spalten Bich
aBÄserdem in der Gegend der Evtremitilten-
g&rtel mehr oder weniger kräftige Ötaiuuie
ab, welche unter wechselseitigem Zusammen-
tritt.- (iell.'.iite bilden (Achsel- und Httftge-
flei lit). iuis denen die Nerven der Eztremi-
titen ihn n Ursprung nehmen. Ueber die
Einzelheiten derselben noch folgendes:
a) Die ventralen Ae»teder Cervical-
nerven versorgen zunächst durcli ahsteig'-nde
Zweige die ventrai von der Wirbelsäule ge-
legenen Haskdtt (H. long., eolL, Mm. nct.
capit. antic). snwie den M. ^^plen. und «temo»
deido-mastoid. Ein aut'äteigender Zweig vom
Vantralaste des I. Halsuerven verthcilt
ansserdem Verbindungsfaden an das Gangl.
cervical, suprem. Sympath., den N. hypogloss.,
da« Schinndkopfgefiecht und den Vfntrala.-t des
IL Halinerven, der mit «liesem gemeinsam
an der Trachea herabsteigt und den nrittleren
TliHÜ d«r Vor diesir gelegenen Muskeln
(U. sterno-tbyreoid. und sterno-hyoid., sowie
omo-h;oid. ) innerviit. während deren ohtre
Enden, sowie dor M. liyo-thyreoid. von dem
Keste des Ventralastes vom I. Cervicalnerven
ihre Zweige erhalten.
Der U, CervioalnerT rertheilt mittelst
aeiiies TeDtralaatea den fllr die Aneftlhrung der
Chabert'scben Methode des Lnft.sacksclinittes
seiner Nachbarschaft zur Schnittstelle wegen
•0 bedeatoagaToUen N. anricnlaris. den
Ohrhautnerren, welcher der Ohrspeicheldrilse
au liierend dicht vor dem Flägelrande des
Atla-i zum Ohrgrande nfsteigt und unter Ab-
gabe von Zweigen an der Haut der Paro-
tidengegend die Hant an der ftosseren Ohr-
m'j.^clielflache versieht; dann gibt er einige
Fädeot die Nn. subcutanei colli suue-
riorei^ die KeUnngshaatnerven. in aen
Keh^ang nnd den N. subcutan eas colli
medins, den Ualshautnerven, ab, welch
letzterer sich mit dem in der Brosselrinne
henbateigeaden HalshaiilnerTen Tom N. facialis
verbindet. Auch der N. accetisorius und der
I. Cervicaln< rv erhdt«! Yerbindongef&den
von dem II, Halsnerven.
Die Ventralä«te des III. IV, und V.
UaU nerven schliessen sich in ihrer Verftite*
lang dem oben geschilderten allgemeinen Typns
direct an; nach Versorgung der ventral von
der WirbelsiUili' i^'/lei^enun Muskeln sondon
auch je einen Hautnerven zwischen der
Halswirbel- und Warzenportion des M> stemo-
cleido-mastoid. hindnnh, der sr-ine Zwfige zur
Haut der durisalon und vcntral''n Halspartie
schickt Vom V. ( '< rvicalnervon entspringt
häufig ein feines Fidchen für den N. phrenicas
(s. unten).
Der Ventralast des VI. Halsnerven
entsendet die mittlere Watzel des Zwereh-
fellsnerven, FIden nnd Zweige an die Tentral
von der Halswirbels.lule gelegenen Mii.^keln,
die erst« Wurzel fBr den Plexus brachi^is
und einen N. supraciavicularis, ober-
flächlichen Schulterncrven, der den M. stemo-
cleido-mastoid, perforirend vom Schulteraim-
bcingelenke aus seine Zweige an Haut nnd
Haatffluskel der Schalter und die Uaat des
Oberarms im Bereich des M. pectoral, mq.
vertheilt.
Die Ventraläste des VII. und VIII.
Cervicalnerven tragen wesentlich zur Bil-
dung des Achselgcflechtes bei; der VII. sendet
auch noch dem Zwerchfellsnerven einen Zweig.
Der Zwerchfellsnerv, N. phrenicus,
ein AbkAmmüng der Ventrakste des (V.) VL
und TIT. Halsnerven, steigt unter Attstavseh von
Fa.sern rnit dem Syrapathieus an der lateralen
Fläche des M. scalcn. med. entlang, t&ip. diesen
Muskel dnrchbreehend fWiederkftuer, Schweine
und Fleischfre'jser) £^e{»en den Rrnsteinirang
herab, und der inneren Fliiehc der .\chselarterie
sich anlq^^d gelangt er in den vorderen Mittel-
fellsranm, nm über die Herzbasis nnd anter
nachfolgender Benutzung des seinerscitigen
hinteren unteren Mittclfellrauines das Zwen h-
fell zu erreichen, in dessen musculOscn Theile
er endet.
Ple.\us brach in Iis, Armgeflechtk
Als Wurzeln des Armgeiiechtes treten Zweige
und Stämme der Ventralftste des VI. VII.
VIII. Hals- und I. und II. (excl. Schwein)
JirustntTvea zusammen; von den Halsnerven
liefert der VIII. den stärksten Zufluss, der-
jenige des VI. ist sehr fein and schönbar
meonstant; von den Thoniealnerven ist die
vom I. stammende Wurzel nächst derienif>;en
des VIII. Cervicalnerven die stärkste, die des
II. scheint besonders bei Wiederkäuern und
Fleischfressern öfter zu fehlen Zwei krüftiire
Zweige sendet ihm auch der N. «yuipathicus,
sie laufen zur Wurzel vom VIH. Hals- nnd
I. Brostnerven. Das Geflecht liegt an der
lateralen Fliehe des M, sealen. med. dicht
vor der i. Rippe; die vnn den Halsnerven
stammenden Wurzeln ziehen schräg von oben
and vom nach hinten nnd nnten aof dem
penannten Muskel zu ihm hin: die durch
baldige Vert inigung der Zuflüsse von den
Thuracalnerven hergestellte Wurzel tritt von
hinten nach vom durch den Brasteingrag
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184
NBBVEKSTSTEH.
dicht unter liein Kö|>fchen »ler 1. Rippe hin-
weg. Did Hus dem Plexus entstehenden Nerven
lenallen in i Grnppen: 1. Nerven für die
Muskeln des Schultergftrtels und der Schulter
und 2. Nerven für die • itjriitliche Gliedmasse.
Unter die erste Gruppe gehören:
i. N. enpraBcapularf«, oberer Sehnlter-
nerv. Ih^r dem (VI.) VI[ um! VIII. nalsiurven
entstaramcndcNerv drinet im uiitiTen Dritttheii
d«s SchQlt«rblattcs ZAigrli'-n .M. supraspinftt.
und M. subscapulnr. in die Tiefe, um vom
vorderen Schultcrblattrand aus zu den beiden
Grätenmuskeln, dem M. deltoid. und ter.
min. an der lateralen Flüche des Scbalter-
blaites entlanglaufende Zweige schielten.
i. Die Nn. th •) r ii (• I (■ i a n t ri u n-s. v<.r-
dere Bruatnerven : zwei davon cnfetehen aus der
SchUnge zwischen VIL und VIII. Cervical-
nerven und verlnnfen nach vor- nml abwärts
ur Port, clavicular. M. deltoidi» (unteres
Ende des Armwirbelwarzenmu»kels) und dem
H. pactoraL maj.; ä— 3 weitere begeben sich
Ton dem N. median, und dessen Achselarterien-
BChlinge ebenfalh in »lic Brustmuskeln.
3. DieNn. sabacapalares, Unterschol-
teraerveii, sind S— 3 ddnne Fflden des ▼orderen
Theile« des Braoliialj^efifchtcs, w.lrhe schräg
nach nickwürts in dtni Inckeren Gewebe der
Achselgrube y.u dem 31. -ubscapnlaris ziehen.
4. üerN. axillaris. Achselnerv, der kräf-
tigste der hieher gehörigen Aeste. läuft nach
seinem Ursprünge aus ilem von den hinteren
drei Waneln gebildeten Theile des Gcfleohtes
nach rllek- und abwftrts an dem hinter dem
Scbnlterblatthalse gelegenen Spalte zwischen
M. ter. muj. einer- und M. ancon. long, an-
dererseits und dringt in Begleitung der Art.
circumflex. hum. poat. in die 'f'irf um seine
Zweige grOsstentheil.« in dt ii u:i Ijiuleieu Um-
fange des SchulterMattes (M, iiiiraspinat., ter.
maj. and min. und deltoid.) gelegenen Mas-
keui an vertheflen. Ein perforirender Haiit-
zweig, M. cutaneus Immer! posterior,
gelangt zwischen M. ter. min. und M. ancon.
znr Oberfliche und versorgt die Haut and
Hantnuisrnlntur nm unteren Schnlteramfange
und vorderen Ubtirarnipartie.
5. Von den 3 Nn. thoracici posterio-
rea (thoracici longi), hinteren Brustnerven,
als Zweigen des mittleren und hinteren Theils
des Armgf'n.M'lite.^. v.Tbleibt der obere, dem
erstenTborocalaerven entstammende (N. respi-
ratoritts externa« Ch. Bell's) bei AblOson^ aer
Oliedmasse in der Heitel an der seitlichen
Brustwand hafti n. um den M. serrat. antic.
maj. la innerviren: der mittlere begibt
eich in geradem Laufe nach iiinten und ver-
sieht den M. ter. maj.. sowie den M. latiss.
dors.; der untere wendet sich nach hinten
and abwirts, am in den Mm. pectoraL und
dem N. laths. dors. seine Fäden zn vertheOen.
AJ^ Ner\ . n für dir eigentliche Glied-
masse Ügurircu der JN. medianus, ulnaris und
radialis. Alle drei, in der angedeuteten lieihcn-
folgc von vorn naeli hinten sich aneinander
schliessend. liegen bis zum Achselgelenke als
kräftige Stämme dicht zusammen; von hier
mos treten sie twischen die Bruatanaskeln and
mediale Sohulteriiüche, um ^ieli von da ab
zu trennen.
6. N. medianus. der Mittelnerv, bezieht
als der beim Pferde entfichieden stärkste, bei
allen anderen 1 liieren relativ schwächere und
beim Hunde hinter dem Ulnamerven sogar
an Dicke znrQckstehender Stamm aas dem
VIT. und Vin. Halsnen-en den grCs^pfen Tlieil
beiuer Fasern, erhält jedoch sokhö auch
vom I. Hru>tnerven. Zwei kräftige Nerven-
bündel fügen ihn. der . iii'' .Ii.' Art. axilLir.
medial, der andere kieral uiugn-iieini dicht
unter dieser In der Achselschlingc zusammen.
Vor ihrer Vereinigung entsendet die vordere
Wiiwel des Nerven
'/) i-inen Zweier. wi-leluT den r,»rari.-
brachial. durchbohrt und die Innervation dieses
und des M. bieeps brach, übernimmt: and
rir-lit weit unter dieser Stelle ctm in der
Mitle düa Uberanus
fi') einen noch etwas krftftigeren Zweig,
der zunächst zwischen Knochen and M. bieeps
und dann z\«ischen diesem and dem M. bra-
< hial. int. zur Oberfläche, d.i. zur vorderen
Umgebung des Ober- und Unterarmgeleukes
vreiterlinft. Auf diesem Wege spaltet er einen
Zwcisj n\m M. brach, int. ab, und speist
dann etwa, dem N. cutan. brach, extern,
hom. vergleichbar, die Haut an der vorderen
und medialen Circumferenz des Unterarms.
Die beiden eben beschriebenen Abzweigungen
des Mediannerven ahmen so in iiirem Ver-
breitungsgebiete den Kmusculo-cutaneuB
des Mensehen nach, dem sie aneh durch die
Einfachheit de»* Ur.sprnn^r^stammes bd den
Fleisch fieäsern glcichkouimen.
Der eigentliche MiUelnerv zieht am Ober^
arm anfantrs vor. nach erfolgter Kreuzung
hinter der A. brachial, etwa senkrecht zum
ülnargelenke und von hier die genannte
Arterie verdeckend sebief nach rftckwirts in
das Bereich des Unterarms, am nnter dem
M. fie\, earp. radial, zu verschwinden und
dicht hinter dem medialen Bande dm Kadius
bis zum unteren Dritttheii dieses lierabzustcigen.
Auf diesem AVege zweigt er dicht unter dem
KUbugengelcnke einen Muskclast ab, der
den benachbarten Handbeagem zagedacht
ist: dann spaltet er sich etwa im unteren
Dritttheii des Unterarms in einen lateralen
(ulnaren) und einen medialen (radial. m) Zweiu',
eine Theilung, welche bei den Wiederkäuern
und Sehweinen erat 4ber der Hittte der
Mittelhand erfolgt. Beide Aeste Qbernehmen
die liiuerration entsprechender Theile der
Mittelhand und Finger, dabei im Allgemeinen
sich an deren Volarttäche lialtend, nur für
die letzten Fingerglieder geben sie auch
dorsale Zweige ab.
T') R. radialis s. medialis zieht me-
dial von den Bengcsehnen der Pinger, beim
Pferde abgesehen von einer Vi rbindung, die
er hinter den Beagesehnen zu fieiiiem lateralen
Begleiter schickt, un gelheilt, bei den Qbrigen
Haussäugethieren iriit Küi k-irht auf die Pleiu-
daktvlie zweigetheilt. .einem Ausbreitmigs-
^ebiete zu. Dasselbe wird von dem 1. 2. und
der radialen Seite des 3. Fingers, bei Pferden
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NEBTENSTSTBM.
185
Erkl&rung von Flg. 1324.
Sjr N. eympiatbic., 1 Jvs««b 1. Bravtknoten, i dwi«H K.
roiDtnanir. ct^rvical.. 3 Kn. emmnuip, dür«. I a. II. —
VI. VII, VIII. I. II di<^ WurMlu dai Af bsclireflpclitofi vom
Vi'ntr»l«st« j« «If« C, 7. a. 8. H»!«- und Arn i, und
1. liruatnt-rvrD, Ssc X. FUprascapnlar.. Jac N. infrancmpular.^
Pa Sn. p«ftoral. ant.. Pp N'n. rf-tor-:! fo-it. Ar X axiilar..
M N, median., 4 N. inuM.-ul'i-oui.. ' N, .-ut. l'i.ich. <»xt..
rt Rr. ino»cnUr. )flr ili« I'.i.'U^'it, 7 }J niusc. Iftr dvn Ka-
dialkopt de» M. 11<'X äi^-itor. [ 1' , ^ l^atn. medial.. 9 Rain,
lateral., 10 Uttn Linninun ir. yvi i<<!i.ii nnd 9. U Rani.
d'>riial., 12 IC.irn. v;>l:tr. .hu'it. — ' N. iiln.ir,, 1:1 ](, i-iitjti.
d««>«lWn, H Ut, 1nuiit.tii.4r, iür die Hajtd» ur^ulbpu^er,
16 Bara. commanic. N. ulnar, «t mediao., 16 11. dortal.
R X. radiaUt I< Ai'ste fOr die Mm. est«iiii. eahJL.
18 B. «irraiiilivx. Ar di* HitteUusd- «. nagtntnwiwr.
wegen M in Lji ls jonor nur vun ditiser und Leim
Rinde aucli vmii der ülnarseite des 3. Fingen
pot iH t: beim Hunde trägt dazu auch der
Weil kräftigere Ulnarnerv bei, dessen ober-
flächlicher Endast dem N. median. Unter'
statsaog Bokommen Itot.
V) R. Ktlnaris s. lateralia tritt «wi-
schen den Sclin-Mi des oberflächlichen und
tiefen Zehenbcugers zur ulnaren Seite dieser
hinllber and steigt unter Verbindiini; mit
dem ElllvoirennerTen zu den Fingern herab, >
uiu die ulnare Seite des 3. und die ihr zu-
gewendete Seite des 4. Fingers zu versorgen :
beim ilundc uro er ipecieU sehr schwach i>t,
erreicht er diese j^ar nicht, wird hiebei nel-
melir ilurcli Jen ?v. ulnar, vertrettin, wsihrend
er selbst im medialen Theile des Carpal-
|)olaten sein Ende eneicbt
7. X. ulnar i.s. der nüchstf Nachbar des
N. n;odi>in. im Bereiche des Oberarms, trennt
sich allniälig von diesem und setzt dann
mehr schief nach rQck- und abwärts, d. i.
gegen den EllbogcnhCcker, seinen Weg fort,
nter der Mitte des Oberarms gibt er
af) den iN. cntaneus internus ab, der
nnter dem M. an^on. quint. entlang laufend,
unter der TuberosiUs uuiae die Haut erreicht,
um »ich in derselben an der hinteren und
medialen Fhlche de.s Unterarni.s zu verbreiten.
ß') Als R. muscularis sendet er ferner in
der Gegend des Kllcnbogengcicnkcs einen
kräftigen Zweig in die oberflächlichen Hand*
beager am binteren Umfang de« Unterarme,
nm daraaf in dem Spalte zwiseben Äf. ninar.
medial. undM. uhiai. lateral., also ganz i ht r-
flflchlich am hinteren Rande de.*! I ntiraiuis
in üegloitung der A. und V. eüllutoial. ulnar,
zur Handwurzel liembxostetgen. Km ftber
dieser sendet er den
y') R. dorsali» dorcb die Sehne des
M. «xt carp. aln, aar lateralen Partie der
dorealen FlScbe der Handwurael, um ihn
beim Pferde sich liier in d. r Haut der Hand-
wurzel und des MittelhandrQckens verbreiten
an lassen: bei den Mehraehem sieht er da-
tTP^en bis zn den lateral geleg<^nfn Fingern
lierab und tindet beim Kinde in der Ulnar-
partie des 4.. beim Schweine anter Vt-rbin-
dung mit dem Radialnerven in den einander
zugekehrten Flächen des 4. und 5. und in
der rin;ir>eite d. > Ii tztereii sein Kiidc, während
er beim Hunde nur dieser allein zugute keiumt.
Ab fertUmfenden Stamm dee y. nlnaria
kann man den beim Pferde schon nach sehr
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186
19EBT£N8TBT£lL
kurzem Verlaufe zwischen dem M. flei. carj*.
ulnar, und den Fingerbeugeru hiodorcfalaufen-
dcn mit dein ulnaren Aste des N. median, ver-
schmelzenden Nerven erachten, welcher dann
penh iii-.im mit diesem Cih- ulnare Seite des
3. Fingers und die zagehOrigea Muskeln ver-
BOTgt, wie die« avieh bei den ttbrif en Rans-
thicren dor fArtlaufende ülnari-stamrn für die
übtrliauj't vorhandenen uliiuiea Finger thut,
indem er bei diesen schon über oder erst in
der Vola carpi in einen "b- i tl Schlichen und
tiefen Zweig zerfällt. Ans döin durch Ver-
sebtnelznng des ritiar- und Mediannerven
beim Pferde sieb bildenden gemeioeamen
Neirettstanraae, der nnr lateral neben den
Fintrerbeugesehnoii luTalsteiirt, seiltet sich
dicht unter der Handwurzel ein feiner um
diese Sebnen bemm in die Tiefe dringender
Zweig ab, welcher di»* genannten Sehnen
und benachburten rudimentilren Muskeln in-
ncrvirt; er entspricht so etwa dam R profund,
des UlnamerTen anderer Thicre.
^'iRani. superficialis begibt sich beim
Tiin le mit den Fingerbeugesehnen i^f^'-u *ias
Mittclhaudfingergelenk und tritt hier mit d«m
Ram. commnnic. median! sieh verbindend inr
latoraL ii Flüche d* s 1. Fingers, dessen Volar-
seile iiuiervirend. Gana gleich verhält er sich
unter Abspaltung zweier weiterer Zweige für
den 5. Fini,' r li<nm Schwein/^, ■während er
beim Hunde nur die Ulnarseite des 5. Fingers
und den olnaren TheU de» CarpaUdasena ter- i
sieht.
i') Ram. prof nn dna tritt bei dem Rinde
nnd Schweine, älnilirh wie beim Pferde, /u
den tieferen Sehnen und Muskeln an der
Volarflicbe der Mittelband; beim Hunde ist
er relativ sehr kräftig und nicht Mos Inner-
vator jener Muskeln, sondira auch *iarch .«»eine
drei Verbindungüäste mit dem N. uicdian.
gleichzeitig de.s i.. 3. und 4. and selbst aach
Radialseite des 5. Finger?.
8. N. radiali-, der Speichennerv, läuft
nach seinem mit dem N. ulnar, im hinteren
Tbelle dea Anngefleehtea gemeinsamen ür-
sprunge etwn»; r'Ulcwärts von dickem ^c^en
das untere Dritttheil des M. teres maj., wo-
der selbst er zanftebat
a') die Rr. muscular. zn den einzelnen
Porti au n des M. extens. cubit. sendet, wahrend
ß') sein fortlaiih'iider Stamm als X.
mnscalo-apiraiis zwischen dem M. brach,
int nnd den lfm. anconae! Uber die bintere
Fläche znr lateralen Seite des Oborarnis tritt;
von hier das Rllenbogengeleok an seiner vor-
deren FMclic passirend begibt sieb der Nerv
7*) mit seinem R. profundus zwischen
dem M. brach, int. und den Streckmuskeln
der Ha«d fftgen den lateralen Umfang des
Radius, nm von hier am seine Fäden an die
Mm. extens. carp. und extensor. digitor. au
vertheilen: sein Ende findet derselln' b<i t
allen Thieren, selbst dort, wo der M. extens.
enrp. nlnar. ein Benger ist, in diesem Mnskel.
i*) Der K. - itpcrficinl. D-t Nerv
wird zum Hautneiven für die I>or.siil däche
eines, u. zw. des grösseren Theiles der Finger.
ünt beim Pferde eneicbt er den Finger selbst
nichts .sondern tindet schon in dem Mittel-
hnndrflcken sein Ende, w&hrend die Bttcken-
haut des ?.. Fin^rers vom Mittelnerven ver-
sorgt wird; beim Hunde dagegen erstreckt
sich sein Verbreitungsgebiet über den ganzen
UandrAcken, exdosive Ulnarseite des S. Fingers ;
beim Sehweine tritt er bebnfs Tnner?imng
•l- r . iiiander zugewendeten Flftch' n d.-s i.
und 5. Fingers mit dem dorsalen Zweige des
Ulnamerren in Verbindung and beim Rinde
überlässt er nur die Ulnarseite dea 4. Fingers
diesem Nerveustamme.
ß) Die Tentralaste der Thoraeal- oder
Brustnerven erlangen ihre besondere B«
deutung durch die Innerrirung der «dtUeben
und ventralen Brustwand. Sie laufen zu diesem
Zwecke übereinstimmend je als ein K. inter-
eostalia iwiseben den beiden Zwiscben«
rippcnrauskeln nahe dem hinteren I?and der
i,'l< i Ii zähligen Rippe herab, um sich unter
Abi:a))e von Zweigen fllr die ihm benaehbarten
Muskeln in einen Aasserwi and inneren Zweig
zu spülten.
a') N. pectoris lateralis, der äussere
Ast, durchbohrt in einem von vorn nach
binten aUniälig absteigenden NiTean den H.
intercostal. » xt. und verzweifrt sich dann je
nach der Gegend im M. serrat. antic. tuaj.,
latiss. doTs., cnta». max. nnd obliqn. abdom. ext.
ß') N. pectoris ventralis zieht als
er innere Ast unter dem Fase, endothonicic.
I /um ventralen Brustumfang nnd sendet auf
diesem Wege Zweige an die innen nnd aussen
der ventralen Bmstwand adbSrirendenlfnskeln,
diejenigen der vorderen 7 an den M. st. rnal.
und Mm. pectoral., die der hinteren G — 11
an das BattchfeU nnd die Bmehmuskeln (IL
obliqu. abdom. int. nnd transTais., H. abdom.
rect.).
Y) Die Tontrallste der Lumbal- oder
Lendennerven schliessen sich in ihrem
Verhalten vielfach dem Intcrcostolnerven an,
indem sie ebenfalls ob» riiaohliche und tiefere
Zweige in die Bauchwand vertheilen; die
enteren dnrebbobren in Ton vom naeh rftek-
wärts ansteicrcndem Niveau die tiefere Bauch-
mnsculatttr, um dem äusseren schiefen und
dem geraden Bauchmuskel Zweige zuzusen-
den. Die tieferen Aeste verlaufen dicht
unter dem Bauchfell, beiw. Querbauchbinde
und innerviren den M. transvers. und (ibli<)u.
abdom. int Mit theils besonderen Aesten be-
treten sie aneh die Inaaeren Oenitallen. Sie
tauschen sämmtlich untereinander und mit
den Sacral- oder Kreuznerven Zweige aus
nnd lassen so einen Plexus lurobo^aaern-
lis, Leiidenkreuzgeflecht, entstehen, dessen
einzelne Abzweigungen besondere Namen er-
halten haben. Ans dem lombaim Absebnitte
des Geflechtes stammen:
i. N. ileo-h ypogastricus, der Dnnn*
bfin-Hatiehtierv. iIhih Ventralasto des 1. Len-
dennerven entsprechend, verbreitet sich mit
sebiem losseren Aste aitsser in den genannten
Muskeln vorrnfr^weise noch in der Haut an
der lateralen überschenkeltiiiehe: mit seinem
inneren Aste begibt er sieh naeli der Scham-
gegend und sendet, nweilen aicb mit dem
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NERVENSYSTEM.
!87
N. ileo-intruiiuil. viMl)in<l<'n(l. anch noch Zweige
dem .Scrotum und l'rüpulinni, bezw. der Haut
dei Eaters za.
i, N. iieo-iugainalis, der Dambein-
Ldstennerr, theib dem 1., ronngsweise dem
f. lyendennerven <:ntstaiinn'?ri.1. gleicht in
Verlauf und Verbreitang dem vorigen, mit
«elehem er ja theil weise rieh vereint. In
einT.-'lnen FÄllen wird er irnnr vpnni^st und
•iurcli diesen eiselzt, wiiUrend der Kest des
Ventrala>tt>s des S. Larabalnerren in den
Lendenmoskeln ramificirt.
3. N. sperwaticnt ezternns, der
jtus-tTf Saiiit'iirKTN . beziiht s-nnc Wiir/clii
vüin 8. und 3. Lendennerven, tritt schon
swisehen M. psoas parv. and magn. zur inneren
Bauchwandflftche lu nor, kreuzt die Art. tind
Ven. circnmflex. il. und den diese begleii. n-
(len N. cüt. fem. ext. einwftrts und eilt
darauf schief nach rück- und abwärts dem
.\nnnl. abdominal, in, von wo ans er entlang
der lateralen Fläche des M. cr.'uiast. ext, um
Sameastraog herabsteigt, not sich in diesem,
den SeheidenhSvten and dem Serotom, resp.
der Yorhant zu verbreiten. Beim weiblichen
Thiere erlangt er als Be^leit^r der Art.
pndead. ext. besondere Bod>utiing für <iie
Innervation der Milchdrüse. Meist spaltet er
vor seinem Eintritt in den Leistencanal, resp.
vor Durchbohrung der Bauchwand einen Zweig
aar Verbiodnog mit dem nasalwArts gelegenen
Naehbam ab. ein Zweig, der ttbrigens anch
(Br si' li znr Vorhaut, bexw. Enterhaut seinen
Weg nehmen kann. lieber die Physiologie
dieses Nerven hat uns vor allem Höhr ig durch
«seine Untersuchungen über den Einflu^s des
Nervensystems auf die Milchsecrctiui» txi der
Ziege .Vntklirang TersehaSt. Danach sendet
dieser Nerv seinen Ram. med. und infer. an
die Milchdrüse; der erstere fahrt in seinem
J[:\m. papillär, ct'ntrifugal leitende motorische
Fasern an die MoscoUtur der Papille and
erlAH dieselb« In einem Zustande toniseher
Contraction, wodurch er den freiwilligen
Abflnss der Milch bindert; ausserdem neh-
men in ihm centripetal leitende Fasern ihren
Weg, welche durch die die Papille treffen-
den Reize (Saugen etc.) die Milchsecretion
erheblich steigern (LN-izun^r des centralen
Stumpfes des darchscbnittenen Nerven be-
wirkt demnach Tennehning des Prodnetes).
Der Rani, t^landnlar. des mittleren Aste.s dc-s
&fui«eren iSamenneiven verbreitet sich an den
Ißlch^ngen der Milchcisteme und dem
Zitzencanal und t>cheiiit Beschleunigunfrsnerv
für die Milchsecretiuii, denn seine Durch-
schneidung hat Verlangsamnng der Milchans-
scheidoBg aar Folge, wfthrepd seine Beisimg
woM dnreh Anregung der contraetften Ete-
nj. nte dieser Thcile jcno schneller vor sich
geben lässt. Der Kam. inf. ist wesentlich
Gefitssnerr; durch seine Verästelung in der
Art. und Ven. pudenda cx\. beherrscht er das
Kaliber derMilchdr&sengcfibse. Xla vorwiegend
vnaooolistrictorischer Nerr wirkend, veranlasst
dessen Durchscbneidnng erhebliche Zunahme
der in der Zeit prodacirten Milch (unter Um-
stiiadea bis am das ISOfaehe), seine peripher»
Reizung lässt deren 3fenge auf 0 zurückgeben.
Alle Reizmittel für das Vasomotoreneentmm
(wie Strychnin. Cotlcin. Di^fitalin, Pil tcar-
pin etc.) bewirken daher anter bedeatendem
Ansteigen des Blntdraekes Znnahme derHilch-
menge.
4. N. cutaneuü t'cmuriä e-vterun».
der äussere Hautnerv des Oberschenkels, fügt
sicli aus Fasern des 3. und 4. (au^ h 2.) Lumbal-
nervcn zu.sammen. Anfangs in Begleitung der
A. circumflex. il. dicht unter dem Bauchfell
laafend, dorcbbobrt er in der Nähe des
lateralen Barrobeinwinkels die Baehmnsealator
und tritt nun /wLsch- n dem M. abdom. obliqu.
ext. und dem M. uns. fase, lat. im vorderen
Umfange des Oberschenkels zum Knie herab,
in dessen Nachbarschaft «r sich in der Haut
verästelt.
8. N.ernralis, der Sehenkelnenr, wurzelt
vorzugsweise indem 5., ausserdem alier auch
in dem 3. und 4. Lcndennerren und steigt
äberla<;<'rt von dem yi. psoas, jiarv. und den
kr&ftigen ScbeukelgeßUsen zur ventralen Cir-
camfereni des Beekeneinganges herab; nahe
dem Cruralcanale spaltet sich der Nerv unter
Abgabe von Zweigen iur den genannten Muskel
und den M. iiiac. int. und deren nächste
Nachbarn in einen Haut- und Muskelast.
tx') R. musca Iuris findet bald nach
Erreichung des Oberschenkeln in den Köpfen
des M. cvlens. i|uadrieeps sein Ende.
^'J K. cuUueuü wird zum N. sapiienus,
als welcher er, die gleichnamigen Gefasse be-
gleitend, zur medialen Oberfläche von Ober-
und Unterschenkel, Fussworsel und Hittelfüss
Hautzweige spendet.
6. N. obturatorius, Verstopfungsnerv,
bezieht in erster Linie rom S., nebenher auch
vom 4. (3.) und »i. Lendennerven seinen Zu-
behör und verläuft mit den Verstop fongsge-
fftssen zum Torderen Bande des For. oral, pelvis,
nadi dessen Passirung er mittelst eines vor-
deren Astes in dem M. pectin., adduct. brev.
und gracil., mittelst eines hinteren Astes in
den übrii;en Adductoren des Oberschenkels
sich verzweigt.
Der sacrale Abschnitt des Geflechtes ent-
wickelt in Gemeinschaft mit dem letzten und
vorletxten Lumbalnerren swei Geflechte, deren
eines die Innervation der Beckenwand und
Gliedmasse (Plex. ischiadicus), deren anderes
(Plex. pudendus) jene der Beckeneingeweide
abemimmt.
Plei. ischiadicus, Httftgeflecht,
bildet den grosseren Antbeit des Saeralge*
flcchtes; es entsteht aus dem ö. und 6. (ev. 7.)
Lumbal- und i. und 2. Sacralncrven. Seine Lage
hat e. i l I i auf dem Lig. spinoso-sa»., dem
breiten Beckenbande und ist daher TOU der
ganzen Masse der ülutäen etc. überdeckt. Als
Einzelstämme entspringen demselben
I \ L''.'!taeus snperior, ein von dem
nasalen iian ie de» vorderen Abschnittes des
Geflechtes entstehender, sogleich mehrtheili^rer
Nerv, welcher mit der gleichnamigen Arterie
tbeils naso>IateraIirftrt8, theils cando-ltteral-
wirts ta den Qlntien seinen Weg nimmt
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188
NERVENSYSTEM.
ErkUrunn von Flg. 1325.
Sy K. sjrmpitliic.. I — VI Ventr«l»»t« de» 1. — 6. Lpadenorr-
vt>n, I'~1V' YaiitraU«te J»» 1. — Krfataurven, Jb N.
ili-oliTt>o;;aiitric.. Ji N. iUoiiiKninil., Si> K. »pi-riaatic. ext..
Cfe N. rntan. femor. •■xt., C N. crural., 1 Aento ftlr «len
M. i<ittfn«. crur. qu«<lric('{tii. 2 N. B»ph«D. mij.. 0 N. ob-
turator., I Plux. incbiadic , G» N. gluU n\tp^ 1' N. iscbia-
die, 3 N. tibial , 4 u. 4' MoHkvI&^t«, 6 N. «aral. tibisi .
r» N. plaoliir. iDvdi*!.. 7 d«i>soa R. dor*aL. 8 Rarn. pUn-
tar., 9 K. pluntar. latrral., 10 X. pemnaean. U Mask«*!»
tat«, 12 R. xupfrflcial., 13 R. profund., g'i V. fflut. inf.,
Ot^ N. rutan. IVtnor. post., Pc Plex. pabocKryg^ Bc desspii
Br. coiniDunic. lum Plex. hypoffastric, Pi N. pnd«nd. iiit„
Up a. bacmorrboid. post.
2. N. glntatMjs inferior, unterer Ge-
sässncrv, aus dem 0. Lumbal- und 1. Sacral-
nerven entstehend, tritt scluef nach rück- und
abwärts, die Seitenkrenzbeinarterie begleitend,
zu dem M. biceps. femor.
3. N. cutaneus femoris posterior,
hintere Oborschenkelhautnerv. wurzelt in dem
1. und 2. Sacralnen'on und begibt sich, dem
hinteren Rande des Lip. tuberoso-sacr. fol-
gend, pegen das Tuber isch., um in dessen Höhe
zwischen Mm. biceps fem. und semitendinos.
gegen die Oberfläche des Oberschenkels durch-
zubrechen und die Haut in dessen hinterem
Umfange zu innerviren.
4. N. ischiadicus,
nerv des Plex. ischiad.,
mosse seiner Fasern aus
1. Kreuznerven, auch der 5. Lumbal- und
2. Kreuzneiv gehen theilweisc in ihnen auf.
Als mächtiger Nervenstamm läuft er, dem hin-
teren Rande des M. gint. min. folgend, haupt-
sächlich vom M. glut. med. und dann dem
M. biceps. fem. gedeckt, zur Incisur, isch..
um von hier aus. die kleinen Muskeln hinter
den Pfannengelenken überkreuzend, das Ober-
schenkelgebiet zu erreichen und nun zwischen
dem M. biceps. fem. und M. .somimembranos.,
nach hinten überlagert von dem M.semitcndinos.,
gegen die Kniekehle abzusteigen. Noch vor
deren Erreichung, oft schon bei Passirung
des SitzbeinauRscbnittes zweitheilt er sich (N.
tibialis und N. peronaeus), immer aber be-
gleiten beide Theilungsäste einander bis zu
dem oberen Ende der Mm. ga.strocnera. Auf
diesem Wege entlässt der Stamm:
«') Kr. muscular. zu den Mm. gemelli
und M. obturator. int. und quadrat. femor.
ß') N. tibialis, den wirklichen Schien-
beinnerven, einen sehr kräftigen Ast, welcher
den nächsten wie den fernsten Theilen der
Extremität seine Auszweigungen schickt. So
entstehen von ihm:
der Hüft- und Haupt-
bezieht die Haupt-
dem G. Lenden- und
Fig. ld£&. KerroD d«r Ucckengtipdiuaate dei Pferde».
aa) K. niuscularis für die von ihm
berührten Muskeln, das sind zunächst die
mittleren und unteren Partien des M. biceps
fem., seniitendinos. und semimembranos.: der-
selbe geht schon in der Gegend des Pfannen-
gelenkes von dem Stamme ab ;
fi^) demnächst der N. cutaneus tibiae
posterior longus s. suralis, der lange
hintere Hautnerv des Unterschenkels, ein
noch vor Erreichung der Mm. gastrocnemii
von dem Tibialnerveu sich trennender Zweig,
)ogle
NERVENSYSTEM.
189
welcher daoa swüchen dem M, gastrocnem.
eit und M. bieep« femor. inr lateralen Flflclie
Jps f'nterschcijkels sich bepibt und von hier
im Abstiege neben der Achillessehne die Uaat
aa der nbularseite von ünterschenkel, Fnm-
irorrf'l und MiU'-I"a«s versieht.
Nuinuelii" pasüirt der N. tibialis, vuii den»
M. peron. durch deft lidl daiwischenschie-
benden M. gaatroenem. ext. geschieden, diu
Kniekellle tind Iftoft zwischen beiden Waden-
bauchrauskeln, Jami enllang liialseite
der AchiUessehne bis fast zur Taberw»it.
calean. NAebat saMreiclien feinen Hantswei-
gen für die mediale Flficlio los rnterscbeil-
kels treoot sich hier von seiner Mai<$e
TT) ein krAftiger B. moscolaris, wd
eher schräg nach vor- und abwftrts zi. ht und
den Mm.gaxtrocneniii wie auch dem M. plantar,
ond popliteas Zweige zalfthrt.
Am QQteren finde dea Unterschenkels
angelangt, theilt aicfa der N. tibialis in die
beiden Sohlennerven.
'A) N. plantaris raedialis, der me-
diale Begleiter der Zehenbeugesehnen Ober
Jie Fasvsohle, wird zum Inru rviit^ir der 2..
3. und Tibialseite der 4. Zehe bei Wieder-
käuern und Schweinen, der 1. und Tibialseite
der t. Zehe bei Fleischfressern and der Ti-
bialaeite der S. Zehe beim Pferde. Dort, n o
er mehr als eine Zthe in v»m ^ui ireii hat, theilt
er i>ich inannächttt i. bei Wiederkäuern und
Schweinen achlieaalieh in 3, resp. 4 Zweige,
welche seitlich an d. r Plmitarflfu he der Zehen
herabbteigon und auch u<'ch doisnle Zweige
für deren Endpbnlange, beim Pferde aelbst
aoch fQr die ganze Dorsalfläche entsenden.
tt) N. plantaris lateralis begibt sich,
nachdem er zwischen M. plant, und M. flex.
dicitor. ped. prof. xur Fibularseite der Beuge-
sennen ninübergetreten iat, entlang diesen
2U seinem VerbreitungKgehirl.>. Vi.rher, das
i»t dicht unter dem Sprunggelenk, zweigt
aich jedoch ein Ii. profundus von ihm ab,
ura zu d<:n Sohlenmusktlii (Mm. intoross. und
besy!iät.re Beuger und lleiiuizieher eiiuelner
Zehen) seinen Weg zu nehmen, zu welchem
Zwecke der A&t doraal von den Zehenbeagern
gegen die Fibnlaraeite dea Fnaaes fibertrltt.
D- r ffji tlaufciide StiLiiiin des laterah n S..]ilon |
nerven hinterbleibt danach als Kam. super-
ficialis, als welcher er meist nach Empfang
eines Verbindungsfadens von dem medialen
Sohlennerven beim Pferde die Fibularseite
der .3. Zehe, beim Wiederkäuer und Schweine
die Fibularseite der 4. und die 5. Zehe, und
beim Hunde die einander zugekehrten Flächen
der i. und 3., 3. und 4., 4. und 5. Zehe, dazu
auch die Plantar- und Dorsaldäche der ö. Zehe
an ihrer lateralen Seite innervirt. Er that
das ühnVens in gleicherweise, wie sein me-
dialer Uenuäüe in seinem Gebiete.
tO N. peronaeus, Wadennerv, der um
weniges schwäolu-re .\st als der Tibiaineiv, ,
läuft von der Kniekehle ab, z\vi.5t.heii M.
adtrocnera. ext. und M. biccps fem. gegen
aa Wadenbeinköpfchen nach vor- und ab-
wftrta, am in deaaen Hohe die Obeiflftcbe ao
eircichen. Nachdem er
ata.) an den nachbarlichen M. Lioe|is f^'m.
einen R, muscnlaris abgegeben, spaltet er
sich in einen oberflächlichen und tiefen Ast,
am mittelst dieser die a&mutlichen an der
Oberfliche dea ünterscbenkela ond an Fnas-
rflckcn ?fle£fenen Muskeln etc. «md die Hatti
dieser Thcile zu innervirec.
ßß) N. peronaens snperficialis, der
Spender zahlroieher Fäden ;in die Haut des
Unterschenkels, steigt an dem M. extens. digit.
ped. qnint. gegen das Sprunggelenk herab
und findet hier und beim Pferde nor noch
in dem Mittelfassrticken sein Verbreitungs-
gebiet. Bei den Qbrigen Hausthieren wiid er
auch Zehenversorger, indem er bei Wieder-
känem and Schweinen zu allen vier Zehen
Zweige sendet, die in der Zahl von drei so
zn den Interroetatarsalinterstitien hinziehen,
daaa sie an deren Ende je in twei Zweige für
dio finandff h- narhlKirten Zehenflächen sich
.spalten; diejenigen, welche Ittr die 3. und
4. Zehe bestimmt sind, erhalten Verstärkung
durel) iL n X. pcron. prüf. Auch beim Hunde
nimmt letzterer an der Zeheninnervation leb-
halten .\iiilieil, indem die drei fOr die 2.,
3., 4. ond 3. Zehe bestimmten Zweige dea
oberflSchllcben Aetes, welche gegen die Keben
herah><eigen, noch vor Fireieliiim: von deren
Basis ZuÜass darch je einen Zweig des N.
penm. prof. «mpfbngen.
Yy) N. peronaeus profundus versieht
darch seinen kurzen Ast von dem Capital,
flbnl. ans sanSchst die Spmnggelenksbenger
und Zehen>ti ecker, dann schickt er als lan-
gen Ast einet! Zweig mit der .\. tibial. antic.
zwischen M. tibiul. ant. und M. extens. dtgil.
ped. quint. bis zum Dors. tars., wo in erster
Linie an die dort noch entspringenden be-
sonderen und gemeinsamen Zehen»trecker etc.
F&den vertheilt werden. Deren Kest vereint
sich mit den Zehenzweigen des vorigen (s. d.).
Plexus pudendus, Scham- oder Scham-
Mastdarmgeflechtf ist der Inbegriff aller jener
Nerven, welche Ton dem sacraTen Theile dea
Kreuzgeflei hti ,s entsviekelt werden. Zu seiner
Composition treten demnach vorzagswclse die
Kreuznenren snsammen, beim Pferde and
F.inJe der t.. 3. und i , li.d;ii Srhwt.dne 2. und
3. und beim ilunde der 1. und 2. Sacral-
nerr. Aua ihm gehen hervor:
1. Zwei kräftige Verbindungafftdea
zum Plex. hypogastiic, Symputhici.
2. N. ptidendna, welcher gepaart mit
der i:lei( hnamigen .\rterie unter Perforation
des LiK'. tubcroso-sacr. in die Beckenhöhle
eindringt und nunmehr, ganz der Seitenwund
derselben angedr&ckt^rack-abwjtrts znm Angnl.,
resp. Are. pnb. eilt, am beim weibHenen
Tliie-re in d<'n im Fei kenan- ;;;^antre liesrenden
Organen (Klitoris, Vuhaj zu enden, während
er bei minnlichen Thieren daa Becken gans
verlü'-st und sich am hintt^ren Ende der
i5\uiph\.^. jielvis mit dem andcrseitigen tie-
nei.ssen vereint, rorabwirts umbiegt und
als N. doraalia penisim Hatbenräckenent»
lang bia snr Qlaaa penia siebt; er Terbreitet
aich anf diesem W^e im Rothen* und Eichel-
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190
NEBVENSTSTEtf.
■chwellkürper der UarnrOhre und Vorhaut.
Noeh im Beek<n entsendet der Neir
rx') Den N. haeniorrhoidalis mediiis,
den uiittleren MastJaruinerven und N. peri-
iiealis, MittelttcischntTVon, deren Zweige in
der Haut nud Musculatur des Afters, Dammes
und hier gelegenen accesaorischen Gescblechts-
drQsen (Cowper'sclie und YonteherdrOse),
$owie der Schamhaat enden.
3. N. haemorrhoidalis inferior,
hinterer Mastdarmnerv, J Nerv. iifa-L'n, welche
der Haut und Musculatur des Afters (Sphinct,
ani ext., recto- nnd ano>coccyg.) »ueilen.
^) Die Ventralüste der Schweif- oder
Caudalnerven älmi lti in ihrem anatomischen
Verhalten in hohem .Mü^so di n I^orsolästcn
dieser Nerven. Zwischen dtii .Mm, intertrans-
versarii und M. depress. Imi^, hervortretend,
bilden sie durch Abgabo j.' eim s Zweiges an
den nächstfolgenden und vorangehenden einen
Plexae coecjreeas, detsen Sammelstarom
bis znr Spitzt' of»? Schweifes lünft nnd die
benaclibarteii Muskeln ntb&t der S' lnveifliaut
innervirt.
Physiologisches. Schon im Jahre 1811
lehrte t'harles Bell die Thatsache kennen,
dass die Wurzeln der ICückenmarkanervon
eine für den ans ihnen hergestellten istaauu
rersehiedene Bedeutonf hftb«D. Bs wies nach,
da.ss die dorsale Nervrnwnrzel sensible, die
ventrale dagegen rautorische Fasern führe.
Wenn danach Magendie (iS2S) darthat, dass
aiioli die Durchächneidung der ventralen
NorvüDWurzeln mit Schmerzerregung verbun-
den »ei, und wenn erdeshalb den Kachweis er
bracht an haben meinte, duss die Scheidnng
dieser Faser^attung^n naeh den Wnneln
keine so ftrirte -ei. u!- m >[irniii,'li<'h ;ui^e-
nommeo, so stellten nächätdeiii S< hilf und (Ji.
Bemard feit, dass diese Beimischung sensibler
Fasern m den ventralen Wurzeln nieht viui
dem Kiiciieiiiuark, sondern von der Vereini-
gungsstelbj lieider Wurzeln aus erfolge, von
welcher her die .sensiblen Fasern in der ven-
tralen Wurzel als Nn. nervornin nnd Nerven
der Hückenmarkshiint-' aufstiegen („rflckl;uifly;e
8ensibilit&t'').Mau kann deshalb den Stamm der
RHekenmarksnerren allgemein als einen
gemischten erachten, der seinen Bestand an
centrifugalleitenden Fasern aus den
ventralen Wurzeln, an > .utripetallei-
tenden aus den dorsalen Wurzeln bezieht.
Er führt .somit als n) centrifugalleitende Ner-
venfasern: die iniit>.ri>' Inn Buhnen für ilic wiU-
ktUrliche nnd unwillkarliche Bewegung und
flir die AQ8l{i8ung refleetorischer Mnskelcon-
tractionen. dann vasomotorische Fasern fQr
Einengong und Erweiterung der <;. fä>se, se-
cretorische Fasern insbesondere für ili - Haut-
drft^en (s. Srln\ l i-ss-cretioii, die Milchdrüsen
[». o.J, ucce»aorij.ei!en lie.schlechtsdrüsen ete.).
eventuell auch trophisclie Nervenfasern fftr
die £m&hrang der Gewebe an. Als b) centri-
petalleitende Fasern werden dnrch sie in
da< liürkenmark einL'- b-ükt ; ("Ii'fnhlstierven
der Haut und inneren «jcwebe des Kumufe«
und der SabmaztUargegend und die reflex-
aualAsenden Bahnen de« Rumpfes. In der
Begel sind cestrifagal- und centripetaUeitende
Fasern einer 6eg«nd in einen geneinsanien
NfTTcn^tamm einverleibt, so ffilirt z. R. der
X. nidiHÜs u.a. die motorischen Fasern ttir
alle aa der Vorderfläche des Unterarms ge-
legenen Muskeln (Streokumskeln d<>r Hand),
sowie die sensiblen Fasern für die Vurder-
seite des Unterarms nnd den Handrücken, der
N. peronaeo« fftr die an der Vorderseite des
Untersehenkele nnd dem Fossrftcken tiegenden
Muskeln iiinl Haut. Dnnach ist es Idcbt
möglich, bei Bekanntschaft mit dem Ver-
breitungsgebiete der einzelnen Nerven auch
deren physiologische Bedeutung zu benrtheilen.
Vor Allem werden übrigens Parchschneidungs-
versuche über die speciellen Functionen der-
selben Auskunft zu ertheilen im Stande sein.
Diesbezügliche Experimente Magendie's, J.Mül-
Icr's u. a. zeigten, dass Dnrelix lmeidung der
ventralen Nervenwurzeln durch mechanische
Reizung, Zncknng nnd geringe Sebraers-
empfindung, letztere infolge der rückläufigen
Sensibilität, naehfulgeiid Lähmung der zöge-
hörigen Muskeln, sowie fettige Degeneration
zuniiclist des peripheren, später auch des cen-
tralen Endes des fraglichen Nerven, dagegen
Erhaltung der Sensibilität in den zugehOriu'en
Thailen erieugt. Demgegenüber veranlasst
Dnrehschneidnnf der donalen Nerrenwuneln
lebhaften Schmerz und refleetori>ch aiis<.'elriste
Mnskelcontractionen ; nach dem stelb n sich Ge-
fühllosigkeit der zugehörigen Gf^'end. Degene-
ration des peripheren Endes des Nerven in
kürzerer, des centralen in späterer Zeit
bei fortbestehender Bewegungsfahigkeit in
den gefühllosen Thailen ein. Als Em&bmnga«
centra fftr die dorsalgeleiteten Nerrenwunel*
fasrrii funetinniren nach Waller die Spinal-
oder Intel vertebraigangUen; deshalb degene-
riren «aeb die penpheren Faaem der dorsalen
Wnrzeln nicht, wenn dieselben Twis 'hen In-
tervertebralganglion und Rückenmark durch-
schnitten werden : die Degeneration betriift in
diesem Falle nur die von dem Schnitte zum
Rückenmarke sich hinziehenden Faserstümpfe.
II. Die <i r h irn nerven. Die embryo-
logische Forschung hat gelehrt, dass die
Himnerven sich |>hylogeneti9ch theilweis« auf
ROckenniarksnt rvf'n zurückfahren lassen, d. h.
dass sie in ahnlicher Weise, wie die Spinal-
nerven in metamerer Anordnung und dorso-
Tcntralvr Zusammensetrnn? entst.-lien. Aber
nicht alle von den M Hiniuei veiipaaren lassen
eine solche Homologie erkennen: die der ersten
und sweiten Eirnblase entstammenden ersten
beiden Himnerven bieten Eigenaitigkeitett
dar. wi lc he sich niit dem Typus der Entwick-
lung der Spinalnerven nicht in Uebereinstim-
mung bringen lassen. Von den übrigen
1<| HirnniTvcn nehmen 9 in Kernen des
lliutcriiirns ihren Ursprung, theilweise in di-
rectem Zttsramenhange mit Faser- und Gang-
lienzellengrappen des Rückenmarkes: der
Ii. Himnerv allein ist faist rein spinaler Ab-
stammung. <i' .' 'nbaur hat die Himnenen hie-
nach classiticirt in a) OUactorias nnd Opticus
als Angehörige einer Oroppe von Ner%-en
eigenartigen Verbaltens, b) Ocnlomotorius,
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VBBVfilTSTSTEH.
m
Trochlearis, Trigeminns, Abducens. Facialis,
AcostiroB, als Angehörige der TrigemiDUs-
grnppe und c) <ilüssijpharvngea8, Vagus, A< -
«esMiias Willisii uttd Uypoglosaoa als Zu-
iehOr der Vagusgruppe. Er besieht unter
SonderstelluDi,' lier ersten beiden von den
Nennen der Trigemiuusgruppe diesen selbst
auf den 4. primitiven Ejemenb'i^'t'n (dcii
Kieferbogen), den F;i''i;iliri iirivl A' ustii'us da-
gegen auf den i. Vi^ccrulbogen, den Zuugca-
beinbogen, während er von den Angehörigen
der Vagosgroppe Torsagaweite den Glosso-
pharrngetis mit dem 3. Kiemenbogen in ge-
n''tisolun Zusammenhang briiiL't. Den V;i>,'us
h&tte man nach Froriep als das Fri>duct ein«;r
CoBcreseenx mehrerer Spinalnerven anzusehen,
welrh? sieli in Gemeinschaft mit den flbrigen
dch giinslich wieder zurücivhiMonden Kiemen-
bSgen entwickeln nnd dann zu Innervatorcn
aller jener Organe mit werden, die aus der
Wand des Kopßarmes zum Theil aU ganz
•dU>9t&ndige Organ«? sich herausbilden.
I. N. olfactorius, Biechnerv, nennt
man hinfig die Gvianunthelt jener FIden,
welche als Ausläufer des Bulbus olfuctorius,
Riechkolbens, sich von dessen VentralHäche
(s. Gehirn) durch die Löcher der Lamina cri-
br.isa in den Grund der Nasenhöhle begeben
und in dessen Regio olfactoria als Riech-
Zellen ihr Ende finden. Die in den Nencn
gegebenen marklosen Fasern haben centri»
petiÄcs LeitnnfsvennSgen nnd fOhren 6e>
mi-hsreizo \on dt-r Nase zu ihren centralen
UrsprOugen in den Kiechhippen (Lob. jivri-
fonn.) nnd eventuell aucii nach anderen Gross-
himge£»enden {Hitittühauptilaiiyieu ). Der Nerv
fongirt als» reiner öimicsucrv lür die Geruchs-
wahmehmnng, seine Durchachneidung ist
schmenloa, sie vernichtet da« Gemchaver'
mOgen.
II. N opticus, Sehnerv, entwickelt sich
jederseits als beim Pferde schwach bleiätift-
skiriter, drehmnder Nervenstrang, welcher
seine Hauptfascrm a-^se aus dem anderseitigen,
den geringereu Theil solcher aus dem gleich-
seitigen Tract. optic. (.s. Gehirn) bcsielit; so*
weilen findet in dem Cbtasma nerr. opticor.
«ine Tollkommene Nervenkreuzung .statt und
es ist dann ein Auge durchaus vom ander-
seitigen Herren versorgt Seinen Ursprang
nimmt der Nerv in der granvn Snbstans des
Tha?. opt. und Je.« nasalen Vierhügels: Gang-
lien. Welche sich in seinen lianf einschieben,
erzeugen die iCniehöcker; aneh aus der Haube
t:>cheint der Ner\' Fasern zu erbaltoti. Durch
öocl» andere Fasern, die den Weg der Gross-
himschenkcl einschlagen, steht er mit der
Hed. oblong, und vielleicht selbst dem
Bdekenmark in Verbindung (i^pinale Worxel
des II. N. nai-!i Stilliii«;). .Ans der physioln-
gi&chen JJedentung des Uccipitaliappens end-
eh (p^diooptiscbe Region) fdr den Sehact
muss man auch auf einen Zusammenhang der
Grosshirnriiide mit den (•pticuskernen selilies-
sen. Nach seiner Abzweigung: :>iis dem
düatma sieht der Nerv dorch den Caual.
optte. mm Onnd« der Orbita, von wo ans er
in schwachfDrmigen Bogen, eingebettet in die
Masse des 31. retract. bulb. znin lateralen
und unteren Quadranten de.<« Augapllls tritt,
um unter Durchbohrung der äusseren und
mittleren Augenhaut sich in der Retina zu
verbraten; Stftbehen ond Zapfen sind seine
Temiinalzellen, die s.-inc Fasern aber erst
nach Unterbrechung in den Ganglienzellen
erreieben. Aach der Sehnerv ist reiner Sinnes-
nerv. d»>s!ä*»r. Thätigkeit in ccntripetaler
Weiterlcitung der von seinen Neuroepithelien
percipirten Lichtreize zum Grosshirn etc. be-
I steht: seine Lfthmang oder Darcbsclineidnng
I erzeugt deshalb vollkommene Erbiindnng des
/iii;i'li''jiiireri nielit SfliiiuTZ-, SDnJ'Tn
Lichteniptindnng wird durch die letztere her-
vorgerufen. Scheinbar doreh seine iutercen-
tralen Verbindungen vermag er auch reflec-
torischu Acte auszul<ison (Verengerung der
Pupille durch Oculomotoriusreizung bei inten*
8iver Lichtwirkung, Erweiterung derselben
durch Svmpathicu.'ircizung bei .\bdunkelung
des Gesichtsfeld-'-i, Niesen durch K. i/.uug des
betreffenden Centrums, resp. des Exspiralions-
eentrnms bei greller Beleoehtnng etc.). Da
der Tract, o['tir mi i-t dm srleichnamir^en (also
rechten, resp. linken) Hallten beider Augen
Fasern zufQbrt, so bewirkt centrale Lähmung
eines von beiden ^ijleicbnaniige Heniiopie";
ich sah aber schon mehrmals auch bei Pfer-
den Fülle von totaler contralateruler .Vtrophie
des Fasentranges bei einseitiger £rblindani{.
Die sieh diesem Nen'en anschliessende
und die frierenden C, (III— VIII) ( leliirnn-rven
umfasseudü Tri gern inusgruppe fiberuimmt
die Innervation fast des ganzen Angesichts*
theiles dos Kopfes, w. lehcni «i»» nnter Beige-
sellung sympathiseher Fasern allerart Lei-
tungsbahnen zuführt. Die einzelnen Nerven
sind swar zam Theil wenigstens rein nnd ver-
mitteln nnr gnecielle Functionen, die ffanxe
Grupi'e ali- r kann man >ich nach Analogie
der Spinalnerven aus dorsal and ventral in
der aied. oblong, gelegenen Kernen entstanden
denken, u'.'h lie wuh] mindestens swei Schidel-
metaiueren entsprechen.
IlL N. «eulomotorius. gemeinschaft-
licher Au7<>nnmskelnerv, ein dem am Boden
der Rautengrube und Srlvi'schen Wasserlei-
tung als runder Stran t: r>jrtlaufenden Vorder-
hom entstammender N«rv, nimmt dort seinen
Ursprung in einem zwischen Seh* nnd Vier*
hügel gel'':r''n''ti grosszelliir>-n K'Tne. ,1er au^
seinem tiefereu Zellencomplex dem gleich-
seitigen, ans seinem höheren unter gegensei-
tiger Kreuzung dem anderseitiu'' n Nerven
Wurzclfaden zusendet. Dieselben durchsetzen
die Grosshirnschenkel und erreichen didit
neben dem Zwischeoschenkeldrcieck die Baaal-
flflehe des Gehirns. Von hier begibt sich der
Nerv lateral von dem N. trigeinin. nli r dem
ßcherigen Blutleiter zu der Fiss. orbit. sup..
I vermittelet deren «r die AtigenhOhle betritt
Schon in deren Grunde schmieirt < r -i li la-
teralwärts dem N. uptic. innig au ui. 1 iheilt
von hier seine F&den ans.
a) Ram. superior senkt sich, kanm
die AogenhOble erreichend, in den II. rect.
sap. et medial, und Pars. snp. et medial.
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N£BVBNSTSTBlf.
m. retraci,, sowie däu M. levat. palp. sup.
int. ein;
bj Ram. inferior ist der längere Ast,
welcher den M. rect. inf. nebst zugehörigem
Th«ü« des GrondniBaltels, sowie darch einen an
der cranzcn iintt^rfü Wand der Orbita hin-
laalendcit Zvveig den M. obliqn. ücul. min.
yenorgt. Gleich nach seiner TmiikiiDg von
jenem l&ast er
1. aiB Bad ix brevis «rinen kräftigen
Faden znm Ganf^lion ciliare sich begeben.
■ni'S'f-r Knoten. diT ebenso als ein Zubehör
des N. trigcuuii. aul'aufas.sen ist, liegt bei un-
seren Haussiiugc! n als ein sehr kleines, nicht
leicht nuffindbares Knütcbcn, welches zu-
weilen aui'h zum Plexus ciliaris aufgelöst ist,
meist dem N. oculoniotor. lateral dicht an:
es empfingt als Rad. long, einen danuen
Faden vom naso-ciliar. trigemtni nnd einen
weiteren sympathi-i li n Faden als Rad. med.
aas den die Art. Ophthalmie, umspinnenden
aympatlisi li.Mj Geflechten. Aus seinem vor-
deren Umfange tnt^iendpt es. ift als directe
Fortsetzunjien licr ilad. lojiga erscheinend,
die Nn, ciliares, welche schliess-lich als o bis
8 feine, dem N. optic. sieb dicht anschliee-
seode FiAen nahe der Eintrittsstelle dieses
ins Xupo die S. lera durchbohren und «wi-
schen ihr und der Choroidea bis zur CiUar-
re^n vorstreben. Unter Theilnng nnd hin-
flgcr gcir'"ns''itiger Verbiirinnfr '^nm Xerven-
krntiz«' ijuieiviren dieselben voti hier aus den
< 'iiiar- und die Kegt- nbogenhautmuskeln sowie
die Augenhäute (Cornea, Sclera). £ä ist auf
eiperimentell-phvsiologischera Wege nachge-
wiesen, dass speciell Ji.' Mm. ciliar, und
spincter iridis ihre Zweige von dem N. ocu-
lomotor., nnd der M. dilatator pupillae von
ilein \. symi)ath. erhalten. \ls physiologische
Thatsachcn sei^'n hit-r dem änaiomischen Ver-
halten angeftitft. i!a<s der Nerv im Wesent-
lichen motorischer Nerv für die geraden
(eicl. lateralen) Augenmuskeln, den Grund-
mu-kol foxcl. lateralen Portion), den kleinen
schiefen Augenmuskel und den inneren Heber
des oberen Angenüdes ist; als solcher leitet
er centripetal „Willensinipulse" v.n ^:<'■
nannten Mubkeln. Auf reflectorischtin W' ^:«'
dagegen pflegen seine Fasern für den Pupil-
lerivcrschla«s clurfh inten.sive Lichtreize und
seine Fasern lür den Accommodationsvorgang
erregt zu werden. Lähmung des Nerven er-
zeugt als aafCUligste Erscheinungen Unbe-
weglichkeit des Bnlbns nnd Strabismus diver-
gens (Schielen na< Ii au>>i n un l uiitt n) neben
mässiger FapiUencrweiterang (Mydriasis pa-
ralytica) nnd AccoramodattonsnnTerraOgen.
IV. N. trochlearis s. patheticus, Eoll-
nerr« der schw&chste der Himnerven. ent-
steht grOsstenthetls in einem grosszcUigcn
Kerne der runden Sträiit,'"' an r Grenze
zwischen Med. oblong, und Hirnschenkeln:
diese VVurzelfasern krenaen sieh im Marksegel
vollständig und treten dann aus den Binde-
armen hervor. Ihnen gesellen sich aus dem
Trigeminnskern der gleichen Säte kommende
Fasern bei. Aus der 'liefe der grossen Qaer»
spalte des Gehirns zieht sich der Nerv lateral
vom Oeolomotorins Ober dem N. trigcmin.
entlang gegen die vordere Schädelgnibo. vor
deren Erreichung er jedoch meist mit Hilfe
eines Kntx Ijencan&lchens zwischen Orbital-
nnd Temporalflügel des Xeilbeina oder der
Fiss. orbital, post resp., bei anderen Thieren
dts Vor. rotuml. die Schädelhohle behufs
Uebertrittes in die Augenhöhle verl&sst. Hier
läuft er an der Grense zwischen oberer und
medialer Wand iL^t^gt-n den M^. obliqu. sup.
ocul., welchem allein er »eine Fäden zutheilt.
Seine Lähmung erzengt neben Beschränkung
des Drehvermögens Ein- nnd Anfwärtsachielen
und Doppelsehen.
V. N. tri ge min US, droigetheilter Nerv,
der kräftigste unter dan Hirunerfan, nimmt
in t Zollen gruppen seinen Anfang. Di« eine
davon zi' ht .^iili im Zasamm^nbant^c mit dem
Dur.salhuru aU Funicul. Rolati J, /.wischen Dor-
sal- und Seitenstrang schon durch die swei
obersten Cervicalsegmeute des RQckenmarks
zur Med. oblong., um am hinteren Ende
der Rautengrube zum i'uben ul ivoland. an-
schwellend ihre Fasern zu einem starken
Nervensnge sn sammeln, welcher am Seiten-
rande des verlängerten Markes als Radix ascen-
dens entlang (s. *i> hirn) zum Pons sich
wendet, an dessen sfitlii liem Ende er aus der
Massr der Med. oblong, hervortritt. Ihm legt
sich ein Faserbündel, die kleinere motorische
Wurzel an, welche von einem grosszelligen
Kerne lateral von der nasalen Olive mitten
in der Markmasse entspringt, kh Badix des-
Cendens gcst lU ->i<.h diesen in.>eh ein Faser-
zng hinzu, weicher, vom centralen Hohleo-
grau am Boden der Sylvi'schen Wasserleitung
in der Höhe des vorderen Vicrhügels cnt-
stehend, am lateralen Rande des runden
Stranges ia der Richtung des hinteren Längs-
bündels zur motorischen Wurzel herabsteigt
(Verbindungsbahnen xom Grosshirn?). Der
mächtige Nerventtaram tritt nuntnehr zum
vorderen inneren Winkel der Pyramidenbaais
nnd bildet seitlieh von dem Sin. eavemoa.
eine spiudelfürini>:o >;:ln^'Ii< Ilhnltige Anschwel«
lung. das G a u g 1 i u 11 U a & ä r i, an welcher
die motorische Wurzel des Nerven jedoch
keinen Antheil hat: letztere kreuzt sich viel-
mehr mit dem Knoten an seiner medialen
Seite und vei bin b-t sich erst unter diesem
mit der sensiblen Wurzel. In dem Gasaer-
sehen Knoten empfängt der Nerv tahlreich«
Fällen s) rn]»athischer Abstammun;:, welche
von dorn Gangl. cervic. suprem. Sympatb.
ihm durch den Ram . resp. Plex. carotic. an-
geleitet werden. Dana< h theilt sich der Stamm
in seine, ihm den Numen gebenden 3 .\e:»te:
Augenast, Oberkieferast und Unterkiefera«t.
a) Eam. Ophthal mions, der An^enast,
begibt sich als der schwiehste der drei Aeste
lati-ral vun ä-in 2. .\.ste, noch zwischen ili.*
den Sin. cavernos. umscheidcndcn beiden
Blätter der Dura mater eingeschlossen, gegen
die Fiss. orbital, sup. (Pf- ral, resp. die "bi r«^
Partie des For. rotuud. (Wiederkäuer. Schwciu,
Hund), um mitfeist dieser in die Orbita fiber-
zutreten. Auf diesem Wege, begleitet von den
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NERVENSYSTEM.
193
übrigen Aagenii«rv«ii, fbeilt er ikh bcfeito in
drei Zweige.
1. N. lacrymftlis, ThrftMiiMiT, I&nft;
•licht unter dt-r PtriiTbita atif dem M. rcct.
su\i. nud k'vat. palitcbr. sup. int. entlang zum
vorderen Umfang des Auges, am von hier in
die nirftnendrilie einsodmgva nnd tbeUweite,
aiit seinen Fateni jUeie dnrehbohrend, anch
das obere Augenlid zu versorgen. Schon ganz
im Grande der Augenhohle hat sich von
■einem Stamme als Haiu. temporal, ein mit
ilem UntcranEreiilidnervcn Fäden aastaoschen-
der Zweig ab^cäpaUeit, welcher die Periorbita
dnrchbobrt, durch die Schlfifengegend zum
Torderen Ohmmfang sieht and in Verbindung
mit dem N. zrgomatico-teroporal. VII da»
vordere Ohrfreflri-ht zur InncrvatiMii <1it
Scheitelpartie und bei den WlederkAuern der
Stinfortsatshant n bilden. Er ist in seinem
Augenh^hlcniiweige srcrt^tnn«rh(>r Scrv für
die Thränendrttse und kutiu als solcher durch
»tarken Lichtreiz, sowie durch Heizung des
I. und II. Astes des Trigeminns in Thätigkeit
versetzt «erden. In seinem Sehläfenaste ht
• r Kiiipfindnngsnerrfar Scheitel» nnd Schllfen-
haat
f. V. frontalis, derStimnerv, zieht im
T>i>L.'i'n an der medialen Aug» nböhlenwand dem
iiruitde des Orbitalfortdittzes des Stirnbeins
zu nnd verlädst unt4?r Durchbohrung der Augen-
hohl' nhaut die Orbita durch das For. snpra-
orbiUil., von welchem aus er die Stiriihaut,
das obere Ang.iilid « tr. veisiilit.
3. N. naso ciliaris, der Nosenougen-
nerr, derkrilftigste anter den drei Zweigen des
1 A-ti -. li.-iTt Iii. ht so oberflächlich wi.- j- ne
beiden, soiideru wird erst nach Durchschuei-
dang nnd ZurOcklegnnjr des M r« ct. sup. und
IsnraT. jiulj.t'Lr. sup. int. frt i. Kr tiiaimt seineu
Wec in « inoiH nach vorn cwiivexen Bogen
/wiM-hcn den genannten Muskeln und dem
M. retract. halb, gegen das For. ethmoidal.,
spaltet ai>er anf dmem Wege die Rad. long,
dee Ciliarknotons und den N. infr art rhlear. ab.
a) N. ciliaris s. Rad. long. gangL
ciliar., ein feiner schon in der 8ehftdelh0nle
sicll Ton dem Nasennnir^'nncrvcTi isoliren-
der Zweig, länft nahe dem N. üruKiniotor. in
die Augenhöhle und tritt hier in das Gangl.
s. Plcx. ciliar, ein (s. X. ocnloniotorius). Er
ftlhrt diesem speciell die sensiblen Zweige
/ti nnd macht durch sie di-' C<-rne;i. i
JiuK-tiva bolbi, Iris, Choroidea und Sdera
■ uiptiiidlich; er vermittelt dadurch attch reflec-
ti;i-rh Thräncnfln«s und Lidschln>s. Ihm
schlie.ssen «ich auch auweilen die va.^iomotori-
sefacn Nerven für die Augenhäute an.
ß) N. infratrochlearis, der UntorroU-
nerv, vun der Kuppel des Bogens des Nasen-
aogcnnerven abzweigend, tritt nach ein- und
Torwirta, den N. obliqo. sap. lateral krensend,
nnter dessen Rolle hinweg mm medialen
Auiji-nwink.'l, \,in \vel< h> iri .ms er durrli «■iiii'n
litngeren Faden die in diesem tjelegenen
Thränenorgane nebst Harder'sch er DrUse, die
Conjnnctiva and das untere Augenlid in seinem
medialen Abschnitte mit sensiblen Fasern
apeiat
I«ck. iMvUavaato a. TUwkiUkd. m. M.
I 7) Der fortlanfende Stamm des N. naso-
i ciliar, wird ziiru N. et hmoidalis; darch das
For. ethnioiilale betritt er die SchidelhChle,
nra ausserliaib der Pura mater bis zum medialen
Kande der Sicbplatle zu ziehen und durch
eines von deren Löchern in den Grund der
Nasenhöhle vorzudringen. Hier theilt er der
Scbleimhaot der lieg, olfaetor. die S^nen nnd
Kitzel empfindenden Faseitt XQ (Nn. nasales
anteriores hom.).
80 wird der erste Ast des dreigetheilten
Nerven zum Innervator des Anises und seiner
ganzen intra» und oxtraorbitolen Umgebung,
damit auch des Nasengrundea mit sensiblen,
der Thr&nendrüse mit seerrtnrischen nnd der
Augenhäute vielleicht auch mit trü[)his<:hen
Nervenfasern; in seinen Ansliufem nehmmi
auch ni< turische und vasomotorische Fasern,
welche ihm durch seine Verbindungen mit an-
deren Nerven zug-luhrt sind, ihren Weg.
Abgesehen von Unempfindlicbkeit der sttge>
hörigen Theile und mangelhafter Thrtaense-
cretion lässt intracrnni- ll.' T'urehschneidung
des Nerven u.a. auch das Ani,'e durch Ent-
zündung und Homhautnekruso cte. innerhalb
G — 8 Tneen zu Grunde gehen. Man luit dies
speciell aU einen Beweis für das Vuihauden-
sein trophischer Nerven tlberhaupt, hierin
speciell f&r das Auge herangesogen. Dem ge>
genliber ist ' insbesondere von Snellen darauf
hingewiesen worden, dass di^j^e ?Tr,rTinrren
auch als Folgen des Wegfalles der Empfind-
lichkeit angesehen werden könnten. Anbringen
von Schnt7brillen, V« rnähen des empfindlichen
Ohres verhinderten thatsachlich auch die Ver-
nichtung des betreuenden Auges (Fig. 18S6).
b) Ram. ni.Txillaris superior, der
stärkste oder zweitstärkste Ast des NerrOB,
begibt sich durch das For. rotund. au der
Sfchädelhöhle in diV Keilbeingaumcngmbe,
welche er bereits getheilt, gedeckt von der
Wurzel des Proc. pterygoid. des Keilbeins und
von der A. maxillaris int. begleitet, erreicht.
Nach sorglältigerEntfemung des extraorbitalen
.\ugenfetti>ulst.;rs zutage tn iend, bietet er als
Theilaugszwcigo dar: JS. subcutaneuä inalae.
N. spheno-palatinns und N. infraorbitalis.
!. N. >uheutiineus iiinlae, Unter-
angenlid-, rcsp. Wangeubautnerv, betritt die
.\ugenhOhle sogleich von ihrem Grunde her
tind länTt dann, mit dem Ram. temporal, n.
lutrytiiiil. Faden austauscbeod, im lateralen
Augenumfang dicht unter der Periorbita ge-
legen, zum AugenhGhlcneingange, von wo aus
er das untere Augenlid nebst dem benach-
barten Unteraugeniiöhlengcbietc mit sensiblen,
den lateralen Abschnitt der Thrineodr^e mit
secretvrischen Fasern versiebt.
t. N. i nfraorbital is, l'nteraugenhöhlen-
nerv, verdankt diesen Namen dem Verlaufe
darrh den Canal. infraorbitnl.. welchen er von
iL in nasalen Ende der Keilbeingauniengrube
betritt, um ihn von dem For. infraorbit. aus
wieder so verlassen, und dann in dem Ange-
sichte seine End Verzweigung einzugehen. Auf
dem Wege durch die Keilbeingaumengrnbe
entsendet er bereits
13
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194
NBEYENSYSTEN.
a) die Vn. aUeoUres saperiores
posteriores. 3 — I feine Fiden, welche das
extraorliitali' Auy:i.'nf''tfpolsti'r ilurchsetzon und
durch die Poren des Tuber Tiiaxillare die Über-
kieferhfihle und von da das AlvooYu|»erI08t
und die Papille der Molaren erreichen.
ß) Im Bereiche des Infraurbitalcanales
detachirt der Nerv die Nn. alveolares
soperiores anteriores, welche «pite*
winkelig gegen die gleichen Theile der Prft-
miliaren vordringen und von
denen siich einer za dem Zwi-
•ehenkiefeiltOrper behnfii In-
nervirunp des Dens canin.
ciid der intisivi nach vor-
wärts zieht. Die rab a ond ß
aufgeführten Zahnnerven ent«
sprechen den so oft ver-
wünschten Peinigern des Men-
schengeschlechtes bei Zaho-
erkrankmigett.
Y) Nai'h scini'ni Austritte
aus dein Inl'raorbitalcanale
spaltet sUh der Nerv unter
Aufnahme von Anastomosen
seitens des N. facialis und un-
ter Durchsetzung der r.acken-
nnd der Angesichtsmuskeln
in einen Barn, dortalis
nasi für den Nasenrücken
und die weiche" Nase,
Bam. anterior .s. lateralis
nasi für seitlichen und vor-
deren Umfang des Nasenzu-
ganges, sowie das Innere der
Toraeren Masenoartie und
einen Bam. labialis sn*
perior für die i >l.erlij»pe.
Sie machen die genannten
Verschlussorgane von Maul-
und Nasenhöhle in hohem
(irade sensibel und dienen
dem Ptaktiker hanfig sor Er-
zeugung von Schmerzen durch
die Bremse behufs Bändigung
des Thieres.
3. N. spheno-palati-
nua, der Keilbdnganmennerv,
der tiebte. von dem Infra-
orbitalnerven bedeckte Ast
des Ram. maxillar. super.
Trig. liegt ganz auf und in
dem Perioste der ihm den
Namen gthenden (Jrube. Da
bildet er ein von kleinsten NenrenknCtchen
dnrehsetzes Geflecht, einen Pleins (s. Ganglion)
spheno-palatinus, in w.lclien auch der N.
Vidianus Aufnahrae tin»lit: letzterer leitet
ihm den motorischen N. petrosus super-
ficialis major, eine Abzwei^rung des N.
facialis, welche die Paukenii ' lile durch den
Canal. petrosus verlisst und dum die Faser-
platte des For. lacemm durchsetzt, sowie den
sympathischen N. petrosus profundus,
einen Zweig des N. caroticu^ Sympathie!, von
der SchAdelbasiä aus vermittelst des Canal.
Vidian. in« Von dem Geflechte entspringen
nunmehr:
a) N. naso-palatinns. Der darob das
For. spheno-palatin. in die NaaenbOble
dringende Nerv verbreitet sidi mit Nasen-
scheidewandzweigen (N. naso jialalinus rfcar-
pae hom.) und Nasenseitenwandzweigen (Nn.
nasales posteriores hom.) in den durch den
Namen gekennzeichneten Theilen der Nasen-
höhle, speciell die mittleren Partien dieser
snm Versorgnngsgebiete wAhlend. Der .Nerv
bat die Bedevtong eines aeneibleB flu die
iSit. Ntfvm 4h Kop^HaIi<Ir••ieck<»^ dr» Augot und d«r K«ilbeinffiQ]iien-
ita«a Zmt\%<eu
SasgenfniBd.
KTub« d«a PfsidM. — IX K. Klo^sopbkr^Df., 1 Bu. ^Aanragii lalt •«la«a Zw»i«<>a
(1'} xit dm M. Mbtophaijrug.. 2 K. linipiai mit t* vmg «■ iHm "
l " Zweige iB dm OaMkmisekvpspillen. — X M. ▼•gm, 8 tosM B, pkairaff.
mit S* eeiMB ZwalfSB SO Avm mittleren, s" xn dem obMWi 8«Uaa4kopftetntt-
rcr, 4 N. laryng. saper., V N. laryng. inf. — XI N. «ecefsor, S dMwn Ram.
veutral., 6 K. dort ■>!. — XII N. bypo^loM. — CI N. riTviekL I. T dMMh Rr. roro-
munirant. ZDin ?iyn<\ at>L. S R. coinmanie. cum Vap.. 9 R. commnnic. xom N.
liyp-iploi« , 10 R. »ubmaxi 1. — JJ. Sympathie , ii dexten Gan^rl. cxrviril.
»iipr . M Ram. carotir. int.. 13 K co'nmuiiio tn IX, Ii R. comraunii". zu XII.
I i I{. cirutic. «'xt,, 16 R. communtc iura X, h;r}iiij. üup., IT Ii. ocriiut.. K
maxill. int., 19 R. raiiill fit. » A carot. <•l■^l. h .\. acc\\<\i., c A. cttvI. inl .
d A. maxill. int, «• A. mixill. -it. f A. liniru.il , i- A. f.iL-iiil. — II X. .pti«- .
III X. oculomotor., IV X. Iriiclil- ;ir.. V' l{:iiii «.lOit hjilinic. V. N'. !Arr.m.il.
20' l{. (••mporal. di'S'i-lben, Jl N. front il. i > N. niMoriliir.. J.'l Raii. loiii,-.
Ganid. ciliar. (23'), 23" Xn. cüiar.. 24 N. inft*triH'lil"8r., 25 X. n.i«iil. put.!, »up .
V* Eam, maxillar. »up. V. l« N »ntwut. mal., 2: X. infrar.rbitil . .'s Xn. .!.-ti1»l.
po«i. tS V. BMO. palat, 30 N. palatin. moj.. 31 X. paUtiu. min. — lil Tlirl-
BwdrtM, 0. au(i. IL «UiftL Mkb
U Op. Otoaatriclor. pharyng.
nasalen svei Dritttheile der Nasenhohle, nnr
den Grand nnd den Naseneingang überl&sst er
in dieser Keziehunff .seinen (ienosscn (s, o.);
er wird deshalb auch wühl am häufigsten zum
Auslöser jenes reflectorischen AtiimnngtTor«
ganges, welcher als Niesen zur Entfernung
sensibler Reize aus der Nasenhöhle dient.
ß) N. palatinna major durchsetzt den
Canal. pterygo-palatinns und läuft dadurch in
das Dach «Jcr Maulhöhle übergeleitet in Üe-
V'leitung der pKiclinamigen Arterie im harten
Gaumen entlang. AUerwärts entsendet er fein«
und gröbere Zweige« welche die SehleimhMt
des harten nnd weichen Gaumens und das
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NERVENSYSTEM.
193
Zahnfleisch tast- und schmerzempfindlich
machf-n: von ihm werden auch Fftden abge-
geben, welche durch den Nasenhöhlenboden
XU dessen Schleimhaut und zur Schleimhaut
des unteren und mittleren Nascngan^es auf-
streben (Nn. nasales posteriores inferiores hora.).
Sein Ende nimmt der Nerv schlies>lich am
vorderen Umfani^e des Gaumens (Zahnplatte
der WiederkÄuer).
7) Nn. palatini minores betreten die
Furche zwischen Oberkiefer- und Gaumen-,
resp. Flügolbein (sulcus pterygo-jinlatinus).
am zu dem Gaumensegel ihren Weg zu nehmen;
sie vertheilen hier ihre Fäden in der Muscu-
latur desselben, Fftden, welche ihnen durch
den N. petros. superfic. maj. aus dem VII.
Hirnnerven zugeleitet sind, sowie in der
Verbindungen mit dem N. Sympathie, im
Gangl. spheno-p«Iatin. leitet er auch den von
ihm versorgtt-n Theilen sympathische (vaso-
motorische) Fasern zn.
c) Ram. maxillaris inferior s. man-
dibular is, der 3. oder Unterkieferast des
Trigeminus, verlä.«st die .Schädelhöhle beim
Pferd und Schwein durch die vordere l.iterale
.Ableitung des Forum, lacer., beim Wieder-
käuer und Flei.schfresser dagegen durch das
Foram. oval., die Schädelbasis erreicht er so
gerade am medialen Winkel des Kieferge-
lenkes: er wird somit in seinem Stamme erst
nach (Qbrigens sehr sorgfältig auszuführender)
Exarticulution des riiterkicferastes frei. So-
fort nach .«einem Austritt aus dem Cranium
theilt er sich in zahlreiche Aeste, welche ihre
Fij. 1?.27. Die xw.Mt»> .Schicht dt-r NVrTfn «m Kopf« '\v* rfwrJ»«. — V l'iit.-rliivf^rist d»s Trijoininn'«. 1 S. Irmpo-
raL •ap'Tfi«'. (al>ffe«cbniUriO, 1* (Ungl. otic, 2 N. masseteric. 3 N'. t<flni>ot»I. {»rofuna, 4 X. bn.-<rin«tor . 5 X. ptery-
goid ext.. » X pt"ryi{oid. int, 7 X. mylohyoi«!., 8 X. linsnal, H' d»itspn obi-rflirhlicLrr. s" dt-»«en tii-ftr As». VII Jf»»rn
Veratlrkuog durch dix Chorda tympaiü X. fat:ial., <j X. uaDdtbntar. (abgeschnittou), XII X. hypogloM.
Gaumensegelscbleimhaut und den <iaumen-
drOsen: die letzteren sind demnach sensibler
und secretorischer Natur.
Nach dieser Darstellung der «'inzelnen
Ausläufer des zweiten Trigeminusaiites ist der-
selbe vorzugsweise sensibler Nerv für den
grössten Theil der Nasenhöhle und ihrer
Nebenhöhlen und die Organe des Daches der
Mundhöhle Ton deren vorderem bis zum |
hinteren Ende (incl. Oberlippe. Zähne und |
Gaumen), das untore Augenlid und soine Nach-
barschaft im Angesicht: er vertheilt motorische
Fasern an einige Ijaumenmuskeln und secre-
torische an Thränendrüse und Gauniendrüsen.
Dadurch bildet er die i.eitungsbahnen fQr
«inige reflectorische Vorgänge (Speichel- und
Thränensecretion und Niesen). Durch seine
Zweige sowohl von der Portio minor, als aus
dem Gasser'schen Knuten empfangen. Es sind
die folgendin:
1. N. aurirulo - temporalis s. tem-
p oralis superficialis. Der oberflächliche
Schläfennerv tritt sofort im Bogen um den
Proe. articular. mnndibul. rflck- und auj^wärts
und ."icndet von hier Zweiire in die Parotis,
welche mit solchen des N. faeial. den Plex.
parotideus, Ohrdiüsengerterht, bilden, das ins-
i'csondere die nahe dem nasalen Kando jener
Drüse herabliiufenden Ausführungsgänge um-
^pinnt. Demnächst geht er mit zwei .-Vesten
an die .Aeste des N. facial. heran und flies!»t
mit diesen im Pos anserinns major, grossen
Gänsefuss, zusammen, von welchem die Fäden
nn die Haut der Masseteren- und Uiicken-
13*
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m
NERVBKST8TEM.
fegend vertbeüt werden. Sie siad die sensible
ngabe diestr.
i. N. bnccinatorin s, dor B.io]<. riicrv
zieht sich durch den Ursprung des .\1ih. pUiy-
goid. hindurch zam Tuber maxillare, tritt von
hier in den unteren Rand der Backe und
läuft unter Abgabe von Zweigen an Kacken-
hnut Ull i Schleimhaut und an die Backen-
drasen bis zu deren vorderem Ende. Er bat
die Bedeatung eines sensiblen seeretorischen
und vasomotorischen Nerven für die in der
Backe liegenden Theile. (Fig. 1327.)
3. N. massetericus, der Kaofflnskel*
nerv tritt jwischeu l^ioc. articular. und coro-
noid. des Unterkiefers hindurch «weh aus-
nnd abwärts und senkt sicii «]« rein motori-
scber Kenr in den M. maaaeter. ein. Er
entsendet
a) die Nn. temporalcH prcfundi als
1 — 4 feine Fäden, welche lückaulwärts in
den M. temporal eindringen.
4. Nn. pter y iro i rl ci. ein lateraler und
medialer, wenden skh vor- und abwärts lau-
fend sogleich zu den gleichnamigen Muskeln.
Meist mit dem N. pterygoid. medial, s. tntern.
hängt durch einen Kurzen Faden (radiz brevis)
a) das Ganglien uticnm s. Arnoldi
zusammen ; dasselbe liegt als eine beim Pferde
mehr gefleebtavtig erscheinende Qanglien-
zellengruppe, als ein h<A ileii nliricTi Thii ren
deutlicher hervortretendes Knötchen am und
im Periostc des Proc. articttlar. sqaaroac tem-
poris, Niichst der oben genannten motorischen
Wurzel bezieht es eine sensible Wurzel vom
N. tympanicus des neunten (ii hiniin rvons. den
N. petrosQs snperficialia minor and als aym-
patnische Wnrsel einen Zoflnsa ans den die
Art. mening. m.?il. niii'-pimienden Nervenge-
flechte. Beim Menschen tretm von dem Gan-
glion Zweige zu benacbbarien Muskeln (M.
ptcrygoid. int., M. tensor vel juilatin ), Ana-
stomosen zur Chorda tyinpani und zum N.
anriculo-temporal. Daruber ist bei unseren
Thieren nichts bekannt. Wohl aber steht nicht
selten mit ihm in Bexiehang
) X. t I' n s ■ t r i s t y m p a n i , welcher an
dem vorderen liande der Tab. Eastacb. nach
rückwärts in die Paukenhöhle, n. iir. tn dem
Hamnicrmnskel läuft.
0. N. mandibularis s, maxiUaris
inferior, der Unterkiefemer?, zieht anfang.s
mit dem N. lingualis innig vereint vor- and
abwärts, kreuzt lateral an der Chorda tympani
vorbei un<l entsendet zunächst
a) den N. mylo-hyoideas, welcher
«wischen Mnscnlator and Knochen durch die
F' --n muscularis inandibul. zum Unterktefer-
wiokel zieht, um von hier in dem M. inylo-
hoid. sich zu verbreiten.
Dann lioi^ibt sich der Nerv dnvh il;is
Foraiii. iiiantiiliui. in den Caiiulis iii.ixillar.
infor,, innerhalb dessen er den
alveolaris inferior abzweigt,
welcher von da aas den Molaren, Prftmolaren,
('an in 11^ iinJ TncisiTt nnd dem Periost sensible
Filden spendet.
Nach Erreichung des Foram. mental,
wendet sich der Nerr an der Unterlippe.
deren Haut, Schleimbaat and DrQsen seine
Zweige erfaatte».
G. N. lin?nah'«!, ein kräftiger Nerr, be-
tritt, nachdem er die laterale FÜlchd des M.
pterygoid. medial passirt bat, die Zungft, in
deren Schleimhaut er anfangs nur von dem
M, mylohyoid. bedeckt mittelst oberflächlichen
und tiefen .\stes .loin Verbreituni,'s<,'fbiet findet.
Kurz nach seiner TrcDnong von dem Unter-
kiefemerr Terhindet sich der Zangennerv mit
der Clionla tympani. die ihm Fiden des $&e-
benten Hirnnerv« n /uftthrt
a) ?>cin obcrfläclilicher Ast eÜt dem
cnndalfn Kmie dor SublintjuaMriSs*' ?.n nnd
spiidft einen feinen Faden zu dem Ganglion
linguale submaxillare, das als selten
deutlich sichtbarCiS, immer sehr feines KnOU
eben dicht am caadalen Ende der untere»
Zungendrüse in dein Knotenpunkt eines weit-
maschigen Kcrvengeflechtes liegt, da.s auch
vom N. hypogiossns Zweige crh<. Das KnOt^
chen, welchem auch das die Art. profund, lin-
gnae um:ipinueDdeGeflechteincn sympathischen
Faden zusenden soll, scheint mit d> r Sablin»
gualdrfise in Zusammenhang zu stehen. —
de Kndausläufer dieses oberflächlichen Aste»
begeben sich dann zum M»ulhßhlenl>oden und
theiien dessen Schleimhaut wie dem benach-
barten Zahnfleisch Nerven cn.
IJara. profundus senkt sich zwischen
M. basto-glosb. und geiiio gloss. in die Mas-
culatur der Zunge ein, um von da mit dem
Astsystem der ,\rt. lingual, prof. verlaufend
seine Zweige der Zungenschleimhant im Be>
rt irh iler Si itzo und CM Kftipers der Zung»
zuzutbeilen.
Der Zangennerv Ist vorwiegend sensibler
Natur, er vermittelt vor Allem das lu-rvt.r-
ragende rii>t-. S.lnuerz- und Teniperatur-
sinnesverm'isren iiii'>er; aber er beherbergt
aueh >eeretiirise'ie Fasern in der Chorda tym-
pani für di«; Sublingualdrüsc und Gesciiiuacks-
fasern für die vorderen zwei Zungendritttheile.
Der dritte Ast des dreigetheilten -Nerren
ist nach alledem ein gemischter Nerv, wel-
cher besonders reich an nioturisrben Fäden,
alle dem Eauapparate angehorigen Muskeln
versieht: sensible Nerven fBhrt er des Weiteren
sämmtliclien Organen am Boden der Mund-
höhle zu (Unterlippe, Zähne, Zunge); secre-
torisrhe Bedeutung scheint er jedoch erst
durch Zuflüsse ans dem siebenten Nerven zu
erlangen; auch vanomotorische Nerven dtJrften
ihm vom Symi»athicus beigemi-i ht werden.
VI. N. abducens, der äussere Augen*
mnskelnerv, ein rein motorischer Nerv; wel-
chem die Innervation df s M. rert nrnl. lateral,
rnfftllt. nimmt seineu Ursprung in einem Kerne
dr's verlängerten Markes ventral von den
Fasciculi teretes im Niveau des VorbrOck-
chens. Seitlich neben dem vorderen Ende
der Pyramide kommen seine Fasern hervor,
am zum Stamme vereint einwärts von dem
ersten Aste des Trigemin. gegen die Piss.
orliital. super, zu ziehen. Von hieraus erreiilit
der Nerv, nachdem er schon in der Schädel-
höble Verbindungen vom N. sympatb. erhal»
ten, unter dem dritten und ersten Aste de«
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NERVENSYSTEM.
197
f&nften Nerren hinweglcreuzend den lateralen
Umfang des Augapfels, in dessen äusseren
geraden und benachbarten Antheil des Gmnd
muskels er sich sogleich einsenkt. Seine
Lähmung erieugt Strabismus convergens und
Doppelsehen.
VII. N. facialis (Fig. 13*8), der Ange-
Mchtsnerv oder kleine sympathische Nerv, tritt,
nachdem er von dem im Tubercul. facial. ge-
legenen Kerne entsprungen und mit seinen
Wurzelfaaern um den Kern des sechsten Nerven
das innere Knie gebildet liat, am seitlichen Ende
derselbe als motorische Wurzel des Gangl.
Rphetio-palatii). durch den Canal. petros. zum
Vidi'schcn Nerven (a. o.);
b) N. stapedins in den Ursprnni; des
Steigbügclmuskels.
c) Chorda tympnni, die Paukensaite,
<reht nahe dem Anstritt des Facial. aus dem
Fallopi'schen Canale von diesem ab, uro durch
den Canal. Chord. am Grunde des äusseren
Gehflrganges zur Paukenhöhle zu laufen,
welche er nach erfolgtem Durchtritt zwischen
Hammerstiel und langem Schenkel d«a Am-
y\g 182S. Die oborfllrlilirh^o Nor*«-« de« Kopfe» »«m Pftrd». V' N«?nr. Itcrimtl. Trigem., V» tUnt. mixilUr. inpcr.
TfiKPm., 1 di*!<«<in N «loraal. na«., 2 N. na««l. ant., A V, lab. sup , V' Ran. maadibalar. TriK'<*tn , 4 dfM«n Rain, com*
nanie. tan rii*x. aosi-rin., 6 de*«rn N. lab. infisr. t. meut., VII N. facial., dt-sKcu X. aarirular. poit., 7 V. ■□rica>
lar. int. (Tom Yagu* itammvodi. 8 M. aarieal. ant rc^p. tjrgomatico-tftupor.it., !i N, jü^ulo-maxillar.. 10 V •ubcutan,
coli. ra«il., 11 Rr. parotid.. Vi Barn, facial fOr dva Pl«x. au'-t'rin , XI Kiin. doroal. nur*, accMi., CU N. e«>rvical. II.
13 deston Rata, aaiicular., H di'DiK'n N. siibiuaTillar.
des Vorbrflckchens ans der Markmas.se, um
sich dem achten Gehirnnerven dicht anzu-
legen. Von diesem wird er zum Meat, auditor.
int. des Felsenbeins geleitet, verlässt ihn aber
schon im Grunde dieses, um den Canal. Fal-
lopii zu erreii hen. Dieser letztere führt den
Nerven im Winkel, ihn hier das ganglion-
haltige Genu extern, bilden lassend, zum Fo-
rani. »tylomastoid., von wo aus er die Parotis
durchsetzend zum Kiefergelenk seinen Weg
nimmt. Dicht Qiit«r diesem tritt der Kerf
«ur Oberfläche hervor, um sich dann durch
den ganzen Angesiciitstheil des Kopfes über
die Beg. masseteric. et buccal. bis zur Ober-
lippe XQ ziehen. Nachdem der Nerv in der
Schädelhöhle noch als Portio intermedia Fasern
erhalten, welche als sensible vielleicht zum
N. acusticos wenigstens anatomische Bezie-
hungen IQ htben scheinen, vertheilt er noch
innerhalb des Spiralcanalc.s folgende Zweige:
a) N. petrosus superficialis major,
TOiD äusseren Knie entspringend, begibt sich
bos-ses durch die Fiss. Glas, wieder verlässt-
Unter dor Schädelbasi.s «-ntlane^ und dann an
der medialen Fläche der Art maxill. int.
vorbei, zieht die Paukensaite zum N. lin-
gual. V (s. 0.). Der Nerv führt secretorische
Fasern für die Submnxillar- und Sublingual-
drflse; als secretorische Uirnnerven veranlae-
sen sie, in Thätigkeit versetzt, unter Gefäss-
erweiterung die BiMung reicliliclien. wäs.^erigen
Speichels (s. Spciclielsecretion). Ausser ihnen
kommen der Chorda oach noch Geschmacks-
und sensible Fasern zu, erstcre sollen dem
neunten Ncni'en entstammen und entweder
durch den N. petrosus supt-rtirial. min. des
neunten Nerven, durch das Gangl. otic. oder
durch die Port, inteniied. der Chorda »age-
führt werden : sie verleihen den vorderen zwei
Dritttheilen der Zunge GoscbmacksvennOgen.
Nach dem Austritt des Nerven aus dem
FallopiVchen Canale zweigt er zunächst
d) den N. auricularis posterior cb.
der unter Verbindung mit dem Obraste de^
NERYENSYSTEH.
zweiten Cervicalnerren in die im hinteren
Umfang« der Ohrmniehel gelegenen Hnakeln
Zweige schickt.
e) Danach trennt sich von ihm ein von
dein ^';li:us ihm übt'riiiitti'lt'T Nerv, il< r
aariculariä internus, welcher zum
flQMeren GehOrgang aufsteigt and anter Dnrch-
iMilnnn^ (Ich kTMr|i.'li\'i'ii Anthoiles dieses zur
inneren Ant>kieiduug li-i Muschel zieht. Der
Nerv wird von uns b<M Knll. ruiitersuchungen
SQr ErworkrnfT von Kitzt lLT 'füh! benQtzt.
1) Es lulgt als Abküuiiiiiiiii: de» dorsalen
Randes der OhrspeicholdrQsenparti-'n des Fa-
cialis der a. temporo-froiititlis s. tem-
porelis. weldier hinter dem Kefergelenlce
zur S(hLlf.-nf.'*'f.'rriil ;iiif>ti-igt und zu den
Muskeln am vorderen und dorsalen Umfange
der Ohrmuschel, der Stimgegend nnd der
.\ugenlider tritt Der Nerv ist Hauptinner-
vfttor dieser Muskeln, erhält aber vielleicht
als Muskelgefftblinerven senidble Zweige von
dem N. lacrrmalis zugeleitet
Ans dem ventralen Rande des Nerven
isoliren sirh in «ler Keihenfolge von hinten
nach vom ganz von der Obrdrft«eoeQb»tanz
Terdeckt:
s) N. il i L,'asl ri 0 n « fi\r die einzelnen
I'ortionen ticü gUicliiiaiiiigen lluskeU.
h) Nn. parotidei, mehrere feine Zweige,
welche direct in die OhrdrH-cnmasse eindrin-
gen nnd dortselbst mit Fiuea des N. tcm-
l>oral. supcrfic. V Geflcchtbildung eingehen.
Man hat die Nerven vielfach als secretorische
Nerven fttr die OhrdrQse angesehen nnd es
liegen widersprechende Versnchsergebnisse
hieräber vor. Schröder z. B. erhielt vermehrte
Parotidensecretion nach intratympanaler Rei>
zunp des Facialis: dem gegenüber kunnte
Eckhard nach Erregung des Stammes eine
Steigerung der Ohrspeichcldrüsenthätigkeit
nicht beobachten« weshalb er ond mit ihm
zahlreiche andere Autoren so der Annahme
hinneigt, dass die Jacobson'sche Anastomose
durch den N. petrosas saperficiaiis minor von
dem nennten Nerven stammende secretorische
Fäd^n unter Passirung 'If;- Ganglion oticum
durcii den N. temporalis superfic. in die Rr.
parotid. sendet.
i) N. subcutanen» colli superior.
der Nerv des Halsluuitmuskels. schliesst sich
in seinem Vt rhiutc zunächst dem Ven. ün ial-
posterior (maiill. int) an und steigt dann,
VersUrknnfen von den ventralen Aesten der
Ilal.^norvon i-rhaltenil. in iUt Dro-si^Iiinne
herab. Von hier vertheilt er üeinc Zweige an
den genannten Muskel.
Unter Passirung des Unterkiefcrrandes
schliesst sich dem Hauptstamme des Ange-
sichtsnerreo der N. temporal, superficiul. V an,
um mitihm zosammen durch Dreitheilnng den
$og. Pes ansertnus major, grossen Qänse»
lus^, zu » iz- n^oit. Die drei Ausläufer des-
selben begeben sich beim Pferde als Kam.
zygoroaticus. R. bncealis snperior nnd inferior
dichtunter der Hautdi'rMa-iS'-'t. r'-n und Backen-
gegend zum Augesicht, um in den hier ge-
legenen mimischen oder Angesichtsuiuskeln
(Backen-, Lippen- und Maaenttttskeln), sowie
als» sensible Fäden vom Teniporalnervi n des
fiinften Nerven stammend in cor Wangi nhnut
ihr Ende zu erreichen. Bei den übrigen Hans-
s&ugethieren schliesst sich der Kam. bneeal.
inf. in seinem Verlaufe dem Unterkieferrai 1 1 m.
Abgesehen von denjenigen Kebenleitan-
gen, welche den Padalts dureheetsen, ist der-
selbe im All*?emeinen rein motorischer Nerv
für die Muslceln des äusseren Ohres und der
Augenlider, sowie die Angesichts- nnd die
Nascniniiskeln. Läbmiin<r s^ nii^j Stammes nm
Ursprung veranlasst deshalb .na h häutig Her-
abhängen des Ohres, öer Augenlider und
Lippen, Einengung der Ifasendfihungen:
gerade deshalb behauptet aueh Cl. Bemard,
dass bei doppelseitiger Facialislähinuns^ Pforde
wegen der Unmöglichkeit, durch die Maul-
hdble zu athmtn. asphykttsch zu Grunde
iTfhcn mUssten. EUenberger widerli'irfe je-
duch diese Behauptung, indem er nai h heiiler-
! seitiger Eacialiadurchschneidung /v^ ir 1 i der
I Bewegung beschwerliche und mühsame Ath-
j mung beobachten konnte, aber im Zustande
der Rulle k- iiK' licrartiiren Störun^'Mi fanil;
di^egen waren Fatteraufuahmen und Kauen
senr erschwert, so dass die Thiers abmagerten.
Seine VerbiniltitiLr-'n tnit den Qhrigen Hirn-
nerven führen dem Facialis noch Muskelge-
tuhlsnervcn für die obigen Muskeln, secreto-
rische Fas.Tn für di-' Speicheldrüsen und Ge-
schniacksfu-sf rn zu; gerade die letzteren bei-
den Faserarten scheinen indessen von jinderen
Bahnen (nennten Gehimnerven) fibemummen.
VITT. N, aenstiens, Hömerv, entsteht
von d(;in Xnrl. aru-tirus im Tii!»erculum acu-
sticum der MeduUa oblongata mit zwei Wur-
zeln und tritt nm den hinteren Umfang dw
vereinigten Kleinliirnpehenkel hernm. vm von
hier aus nach Empfang auch von Fasern uus
der Portio intwmeaia mil dem siebenten ge-
meinsamen zum Poms acusticos zu ziehen.
Einzelne der Fasern will man direct bis in
das Kleinhirn verfolirt haben: and-re maehen
eine Kreuzung durch; in der dorsalen Wurzel
ist nach Art eines Intervertebralknotens dn
Ganglion einirefilirt Im Poms ncnsticns er-
folgt des Nerven 'l'heilung in den N. cochkaris
und N. vestibularis.
a) N. cochlearis sendet einen Zwei^
zum runden Säckchen, die Mehrzahl seiner
Fasern le-t:il>t -ieh in d. r Schneekenspindel
empor, um von da aus mit den Udrzellen des
Corti*«eben Organes in Zonmmenbang m
treten,
b) N. vestibularis tritt gegen den
Vorhof. in dessen ovalem Siiek hen er sieh
ebenso wie in den Amfiullen der Bi^^trengänge
verzweigt: er dürfte mit den Zellen der HOr-
graten nnd Flecken sich verbinden.
Während man dem Schneckennerven die
Function der Ueberleitnng der eigenUlehen
Schall-, resp. i;>diriiH\vaI)rnehmiiiigcn zu-
schreibt, Söll der Vorhofsnerv vorzugsweise
der Gleichgewiehtierhaltnng dienstbar sein.
Man schliesst dies aus Gleichgcwicht-sstörnn-
gen. welche nach Vernichtung eines oder des
anderen Bogenganges auftreten und erblickt
in dem Drucke, welchen die Endolymphe bei
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NERYBNdTSTEH.
entfipreebeoder Kopf- und Kurperstellang &h
atlrkatcn aof besebrluktü Hegionen natar-
gemüss austlben mn?s. nwl der damit ver-
bondenen verschiedenen Erregung der Nerven-
enden, die Ursache der Befähi^'ung des Nerven,
den Körper so eatspr«chenden (tegenbewe-
gnngen so Tcranlftssen (Goltz) oder findet in
Strömungen, die bei Koj fltew.'üTungen in der
Endolymphe slMttiodeii und dabei io festen
Beziehungen n RfeMnng und Aasnnw der
Köi-no-wi'pungen stehen, das Empflndrin^s-
mittel Idr die Benrtheilung der Kopfüteilung
(Breuer). Damit würden die Bogengänge zum
Sinnesorgan fOr das Gleichgowiohtegefuhl.
Die der Vagnsgruppe angehörigen
N'-rv- ii ilbernehmen die Versorguiitr <1«m- zum
Dürmtractas gehörigen Theile, welche dem
eigentliehen vorderdarm infftllei^ nnd der ihm
.idnc'xoii, znni 'I'licil aus •i-'in<'r Anlage sich
entwickt'liiik'ii Ortcaiit'-. Pliarynx, Schlund
ond Maiffii, Zuii<ii-, Kt sidrationstractas and
Herz. V Hl li. n « inzelnen Nerven dieser timppe
sei Fulir- ndes» ausgefQhrt:
IX. N. glosaopharyngeus, der Zungen-
achiondkopfinenr, tritt, nachdem er von einem
itna und dem N. vagus gemeintaanen Kerne
ent.j(:uid» II i>t, in Form mehrerer Bflndel in
der Furche zwischen Seitenstrang und Ro-
lando*«ebein Strange hinter der Mitte des
verlängerten Markes hervor und passirt die
hintere Abtbeilung des Foram. jngular. in
nächster Nähe des Vagus und Accessorius.
Hier biidet der Nerv das Ganglion petro-
inm, daa Homologon eines Spinalganglion,
M'ii welchem übrigens aneli V.rhindungs-
Jktien zum GangL jugalar. Vag. ziehen. Von
da entsendet der Nerv als wichtigen Ver-
biridiinrrszweii? den
ii) N. tvuipanicBs, den Paukenhöhlen-
nerven, durch die Pankeiihöhle som fünften
und siebenten Uimnerven mit deren entspre»
eilenden Zweigen den Plexus Jacobsonii
bildend. Zu diesem Bohufe begibt sich
I. der N. petrosas profundus minor
Ton dem Boden der Paukenhöhle sn dem N.
petros. superficial, mig. FncUlis in den Vidi-
acben Nerven, und
f. der N. petrosus supsrfieialis mi-
nor um die Basis des Hammermuskels zum
«tanglion oticum Trigemini. Diese letztere
Verbindung ist für die Uebcrleitung von G»--
sdunacksfaBenit insbesondere unter Zohilfe-
nahm« der Bttm der Chorda tjmpant bi den
N. lingnalis nnd vielleicht aurh fur diejenige
secretoriscber Fasern für die Parotis bedeu-
tongsvoU.
b) Als Kam. commnnicans Sympa-
thie i tritt nunmehr ein beim Pferde Ober
den Lnftsack laufender sympathischer Zweig
von dem die Carotis externa begleitenden Ge-
feeltte an den Zongensehlundkopfnerven lier-
an: nfiehstilem theilt sich der Nerv unter Ab-
gabe feiner Verbindungsfftden an den Plex.
pharyng. nnd eines Fadens zom M. stylopha-
ryng. in den Fehhindkopf- und Zunirpiiast.
c) Uhqi. pharyngeus wird, den grossen
Znngenbeinast medianwirts kreuzend, snm In-
nemtor des Mm. «onttrict. phaiyng. super, et
uied. und verbindet sich mit Zweigen des N.
VBg. zu gangllenhaltigen Geflechten, welche
dem Auerbach'schen und Moissner'schen C,e.
flechte des Darmes analog sind, indem aucli
hier von ihnen ans Musculatur und Schleim*
haut des Fharynx ihre nervösen Zuthaten er-
halten.
d) Ram. Hngualis, der Zungenast, geht
in geradliniger Fortsetzung des Weges des
Nerven zum Zungengmnde. von dessen Tiefe
er alsdann fast senkreciit j:e<{en die Ge-
schmackspapillen der Basis linguae aufstei-
gende Fftden abschiekt.
Gerade vermittelst dieser Verzweigungen
in dem Zungengmnde und dem Gaumen ist
der Zungensehrandkopfoerv der wichtigste
Ueberleiter von Oeselimack8em]>findun;.'en; ihm
fallt indes nui h geineinsam mit dein Vaii^us
die Aufgabe zu, Sehlingbewegungen refleeto-
risch auszulosen. Es laufen in seinen Zweigen
wahrscheinlich centripctalleitendo, sicher cen-
trifugallt-itende Bahnen für den Schling- und
WOrgact sowie auch solche xur Erregung von
Speichelabsondernng.
X. Der Hauptnerv der ganzen Gruppe,
dessen Ausbreitungsgebiet nicht blos der Kopf-
darm, sondern auch Vorder- nnd Mitteldarm
sowie I.unge und Herz darstellen, ist der danach
als Lungen-Magenuerv oder herumschweifender
Nerv, N. pnenroofrastrieus s. vagus be<
nannte zehnte Gehirnnerv (<?. Piu;. 1350). Es
entsteht derselbe n;ich Art der dorsalen Ner-
venwurzeln übrigens mehrerer Segmentalner-
veii fFroriep) in dem Vagusk^rn und als s<d-
cbeiii fügt sich auch in . seinem Verlaufe an
der Durehtrittsstelle durch das Foram. ju-
gular. das UangUon jugulare ein. Soweit
scheint der Nerv simBcnst rein sensibler
Natur. Durch seine Verbindung mit den vor-
dersten der Wurzelfäden des N. accessorius
als Accessorius vagi empfUngt er jedoch
auch motorische Fasern. Er läuft dann zwi-
schen dem N. Sympathie, und acccsboriu» rück-
abwärts durch das Kopfhalsdreteok gegen die
Tbeilungsstelle der A. carot. comm. und bildet
von da ab in seinem Abstiege gegen die
Brust, welchen er in der Tiefe der Drossel-
rinne an der A. carot comm. bewerkstelligt,
mit dem N. vagus einen gemeinsamen Stamm,
den Trunrns vagn-sympathicus. Am
unteren Ende de.s Halses trennt sich jedoch
der Naurus von dem Sympathieos und zieht
durch den vorderen Mittclfellsranm lur Herz-
basis. um von da aus über die seinerseitigo Lnn*
genwurzel hinweg getheilt in nächster Nach-
barschaft des Schlundes xu dessen Durcbtritts»
stelle durch das Zwerchfell cn streben. Diese
zn seinem eigenen T'eliertritt in die Bauch-
höhle benützend, gelangt er zum Magen, von
deosen kleiner Curvatur er schliesslich zum
(Tangl. semilunare Sympathici aufsteigt: in
ihm erreicht er sein Endo als selbständiger
Nerv. Man kann danach die Kopfhab-, Bnist>
und Bauchportion unterscheiden.
a) Die Kopfhalsportion. Unter Em-
pfang von Verbindungen aus seinen tticbsten
Nachbarn entsendet der Vagus
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SOO li£KV£NSYSIEM.
i. den N. aorienlaris internas, wel-
cher im Canal. mastoid. det Fclseobetas um
N. faciali« tritt. (S. d.)
S. N. pharyiii,'! US dringt (beim Pferde
an der medialen Luftsackfläche) gtgtn den
Schlondkopf vor und Terbreitet sich mit auf-
üiid abst'.-iijiMiden Zweigen, welclio mit sol-
chen des Pbaryngeiilastes vom neunten Hirn-
Herren ein Geflecht (Plexus pharyugeus)
herstellen in dt^ss-Mi Muskeln und S^chleim-
baut. (S. X. gloüöü-pharvn^.) Muturiische und
sensible Fasern bilden Mtiuit den Zubehör des
Kerven, welche dem Sclilundkopfp;- S^.'n-^ibilitat
und Bowegnngsfübigkcit vorloiheii und damit
auch bei der Auslosung rcflectorischer Vor-
gänge, wie d«« Sehlingens, in TbAtigkeit tre-
ten, die einen als centripetal. die anderen als
centrifugal leitende Bahnen.
3. N. larvngeuti buperior, der ubere
KeUkopfnerv, an dessen Ursprong beim Rinde
ein zweites Knötchen, beim Pferde ein Ge-
flecht gegeben ist, läuft einwärts am Sjmpa-
thicus und der Carotin intern, und extern, vor-
bei äber den Schlnndkopf zur Seitenwand des
Tjarynx, in dessen oberem Umfange er dnrch
die Oeffmuig an der Basis drs olM'i eii Hornes
des Schildknorpelä in das Innere des Kehl-
kopfes eindringt. Er Tersorgt hier dessen
Srhlpimhaut bis zu den StimmbfiTidfirn hin
und geht auch eine Verbindung mit dem un-
teren Kehlkopfnerven ein Für den KellUtopf
ist er hauptsächlich sensibler und vasomoto-
rischer Nerv: als ersterer empfängt er die
Kelze, dur<ii wclchi' n-Hertoriscli Hnstesbe-
wegungen ausgelöst werden.
4. N. depressor, ein ein- oder swei-
wurzelig aus doni X. laryng. super, und dem
Vagusstamiue selbst entspringender, bei dem
Pferde an dem Ursprünge des oberen Kehl-
kopfnerveii t in Geflecht n tl il i 'nder feiner
Nerv, erhält sich niclit luugf selbständig,
sondern senkt sich bald wieder in den Vago-
Svmpathicas ein, in dessen Scheide er beim
Hmide meist ganc verborgen bleibt Nnr beim
S?(]iafi> ist er rechterseits und bei der Katze
häufiger linkerseits als ein isolirter Nerv auf-
findbar. Derselbe ist nbysiotogiseh deshalb
besondf>rs bedeutungsvoll, weil er nh c^ntri-
petalleilender Nerv vom Herzen durch das
Herzg»^flccht in dem Halsvagus zum Gehirn
heraufgeführt wird, um bei Beiznng (des cen-
tralen Stumpfes, wenn er durchschnitten) re-
floLtorisch durch ausgedehnt.' (iefässerweite-
rungBlutdruckabnahme und Abnahme derHerz-
thll^gkeit xn bewerkstelligen (s. Kreislaaf).
Die T5ru>t i. ;>rt i''ii. Nachdem sich der
Nerv kui2 vor dem Brustemgange von dem
N. sympath. getrennt hat, drin^ er dicht
neben dem Trunc. carotic. commun. in den
Mittelfellsraum ein. innerhalb dessen er sich
zunächst über die Herxbasis zur Lungcnwurzel
sieht. Auf diesem Wege entsendet vonnga-
weise der rechte Tagas
">. ViV. cardiaci, Tlerzzwii^'e, W'Iche
sich unter den gro.iscn Blui2ef»ui.seu der vor-
deren Brustpartie rechts zu dem rechten Vor-
hof, di-r Herzbasis und vorderen und hinteren
liohivenc, hintereu Aorta und links uiei»t in
Verbindaog mit einem sympathischen Aste
zur Lungenartt^rie. Aorta, Herzbasis und Lo-
wer'schen Sack begeben. Mit oder ohne Pas-
sirnng von Ganglien (s. Kreislauf) verbreiten
sicli diese Fasern meist mit den syrapatlii-
sehen Acsten Geflechte bildend von der Herx-
basis aus in der Herzmusculatur. Sie ver-
mögen durch ihre Erregung die Hersth&tigkeit
in langsameren Rhythmus in venetsen, so
dass die Freipien/ der Herzschläge abnimmt.
Sie werden deshalb Hemmungsnervon ge-
heissen. AU solche befinden sie sich dauernd
in Aetion (Vairustonn^). Er soll auch heil'
beschleunigende Ncrveufaicru fähren.
6. N. laryngeus inferior s. vocalis s.
recurrens Vagi. Der rechte Vagus detochirt
schon vor Erreichung der Henbasls, der linke
nach deren Uebersclireituni,' ]<• innen feinen
Nerven, welch ersterer uradie Art.brachioccpha-
lica dextra, welch letzterer am die hintwe Aorta
umbiegend geiren öi n Krusteingang zurCkck-
strebt. Unter Eingehung von Verbindungen
mit dem Syropathicus (Plex. tracln uliri lür die
Trachealmnaenlatur und Schleimhaut) eilen
beide Nerven ventral von der Trachea am
Hals" emiior. um in dessen oberem I'rittheil
seitlich an dieser vorbei zum dorsalen Um-
fange des Latynz su ziehen, von wo ans der
Nerv nach Abgabe von Zweigen an die än^scren
Kehlkopfmuskeln am lateralen Rande des M.
eri( M-:in taenoid. postic. vorbei zu den inneren
Kehlkopfmuäkeln sich be>£ibt. Der Nerv ist
vorwiegend motorischer Nerv fttr die Kehl-
kopfinusculatur und als solcher fär die Stimm-
bildung besonders bedeutungsvoll; bei reflec-
toriseh angeregtem YerschTusa der Glottis,
wie er dem Hu«-tea, Räuspern etc. vorausgeht,
ist er der die Coustrictoren zur Contractiou
anregende Nerv. Endlich «(dl er wie auch
der obere Kehlkopfiierv auch noeli respirations-
verlangsamendu Fa.seru tubreo, durcii deren
Reizung eventuell respiratoiisoher Athmnnga-
stiUstand erzeugt wira.
7. Rr. pnlmonales. Unter Passirung der
Lungen wur/.el isoliren si'li aus dem jeder-
seitigen Vagus Zweige und Faden, welche
ventral and dorsa! von der Iiungenwursel an
der Trachea nnd ihren beiden Ae.sten je ein
Geflecht (1'le.vus pulmonalis anterior
und post e r i o r) bilden, von dem aus Abzwei-
gungen an die Uungengef&sse und die Bron-
chien treten, um in diesen ihr Ende zu finden.
Sie sind hau|itsüchlich sensible Nerven für
das Respiratiunaorsan und scheinen ala solch«
einen regulatoTisehen Binflnss airf die Ath-
mungsthätigkeit ruis/tiflhen. Durchschneidung
der Vagi verlangsaiiil und vertieft deshalb den
Respirations Vorgang, schwache Reizung des
centralen Stumpfes beschleunigt ihn, wahrend
starke Keldung zum Stillstand der Athmung
fülirt. Krankhafte Erregung der Lungenendi-
gungen des Vagus ittsst die Athemfirequeos
oft erheblieh xnnehmen.
Naili .\bgiibe die.--fr Z\veif.;e tritt der
Vagus in das hintere Mitteliell cm, aber hier
schon nicht mehr intuet. sonJeru in zwei
Zweige, einen dorsalen und ventralen Schlund-
ast, getheilt.
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SERTENSTSTEU..
tOl
8. and 9. Kam. oesaphageus dorsa-
Iis and vciitralis begleiten in entsprechen-
der Lanromg den Sdiland und si«hen eich
je von oeiden Seiten her tu «inem Aste Ter-
-chinelrcnd und unteri-'inundi'r evcntaell Fä-
den austoascheDd (Plex. oe^opbageus, von
welelieiD «nch die Inn«rr«t{oa d«s SchlimdM
jnsgeht) ztirn Forani. oesophag. Diaphragmatis.
c) liaachportion des Vagus. Der
dorsale and ventrale Schlundast kommen
mit dem Schlünde nn der Ciivdia un : der
antere Sclüiindast sendet uatcr Verbiudung
mit den Fäden des Sympathicas seine Zweige
in die rechte Magenbälfte and die Zwercb»
felltfllehe des Magens, bei den Wiederkftaem
in (He linlte Pansenrtiulie, ILiube und Lab-
magen, hier den Plex. gastricus anterior
«Btifiekelnd. Der dorsale Schlundast lOst sich
unter Verbindung mit F&den des Sympnthi-
cas zum jPlexas gastricus posterior
auf, von «etelwm besonders die Darmfläche
de« Kagent, resp. bei den Wiederkäaem die
reebte Pansenwand, versorgt wird.
Beide treten übripens mit dem Ganglion
aemUanare S/mpatbici in Verbindung and
Beuden lo «eitere Flden mit den ton dieaen
ausgebenden Geflechten an Dann, Leber,
Milx, Niereu, lUase, Uterus etc. Die Magen-
und Darm&ste des Vagus sind jedenfalls be-
dentun«rsvoll fiir die Iiinfrvanon der betreffen-
den Organe mit inutorischcu und sensiblen
Fasern: indes die Einzelnngaben Aber ihr
Verhalten ao den fragUcben Organen diffe-
riren. Tielfaeb siebt man in innen Hem-
inani^snerveii für dieselben, zuweilen findet
man Untensuchungsergobnisse, nach welchen
der Nerv die Bewegung and Tielleicht auch
<lie SeiT'f'on des Macrens anrecjen sidl. Ellen-
berger land in dem Vagus den motorischen
Nerven f&r die 1^ t. wd 4. Abtheilung
dea Wiederkäuermi^eDS, der, in Erregung
Tersetx^ sich die Baabe wie einen willkttr-
liehen Muskel energisch und auch don Pansen
lebhafter als den Darm contrahiren lies«. FAr
den Psalter konnte eine Abbingi$rkeit von
dern Vft<jns nicht ron'tntirt werden. Auch
iäi den Darm wird er häutig als Bewegungs-
nerv bezeichnet. Die Mill soll er zur Con-
traction und die Nieren nnter Erweiterung
ihrer Gef&sse tu veiniehrter Harnsecretion
veranla.ssen : für die Blase schreibt man ihm
ceatrifugai- and centcipetalleitende Bahnen
so. SeereHottsnerren soll er für die Lel»er
nnd dri.s Pankreas führen; c^^tere vermö^'en
die Zuckerbildung des Organeü la steigern^
letstere die Secretion des pankreatisehen
Saftes zu hemnien. Für die neflexvorgänge
dea Brechens, VVürgens scheint er eentripetale
«od centrifugale Bahn so sein.
Der Vagus ist der einaig« Nerv, darcb
denen beiaerseitige Darebsehneidang das
Leben des Tliieres unbedingt unt-i »rralien
wird. Die Thiere gehen nach Traube und
Frey binnen 94 — iS Standen an einer Prerad-
körperpnenmonie. welche von Kehlkopfparalyse
und Schiacklabmung iierzuleiren ist, zu-
Smnde. Nach Ellenberger erlulgt bei Schafen
er Tod in den ersten drei Tagen durch
SuÖocation infolge von Lungenödem, nicht
wie Eichhont angibt durch Herzparalysc. Die
Scblundlahmung und Parese der ersten beiden
Magenabtbeihingen scheinen in Verbindung
mit consecutivcr Tvinpanitis und allen ihren
Folgeerscheinungen die Haaptursache für die
Etttstelianir des InngenSdems to sein.
XI. N. accessorins Willisii Uobcr
die Dcutaug des elften Gehirnnerveu herrscht
noch keine uebereinstimmong. Wenn man ihn
ehedem wepr'"" feines Urspmn<?e3 im Ktieken-
iiiark und seiner Verbreitung an ÄIuKkeln des
SchultergOrtels vieUoch als Käckenmarksnerv
aufzufassen pflegte, so stimmt doch seine Za*
sammensetzung etc. damit keineswefs Ubereln.
Aus vorwiegend v-T^bicliend- anatomischen
BQcksichten, wonach er erst von den Che-
loniern aafirirte sich von dem Vagus trennt,
während er bei den niederen Thierstufen mit
diesem verbunden ist, mu.ss man ihn wohl
als die motorische Wurzel des Vagus an-
.-eben. Froili h begibt sich nur der vorderste
Theil seiner Fasern, wie sie von den Alae
cinereae des verlängerten Markes entstehen,
als Accessorins Vagi tu diesem hin; die bei
weitem grossere Hasse deTBe1ben,d. b. die sftmmt-
lirlien im seitlichen Nebenhorn der vorderen
sieben Halsniarksegmente entspringenden Fa-
sern, welche nach ihrem Austritte am Seiten-
rande des Rückenmarks den zwiscb'-n dorsale?»
und ventralen Wurzeln neben dem iluckenmark
einberschreitenden (unde nomen) Stamm zu-
sammenfQgen, bleibt dauernd von dem Vagus
getrennt. Der Sammelstamm dieser Anern
begleitet den zehnten und elften Hirnnerven
durch eine Oefihung der das Foram. jugulur.
abscbHessenden Deckplatte znr Scbftdelbasis
und steigt dann durch das Halskieferdreieck
nahe der FlUeeigrube des Atlas gegen die
Drosselriiin« herab; hier MtAllt er in swei
Aeste.
a) Ram. dorsal is siebt dorao caudal-
wArts unter der Halsportion des M. cleido-
maatoid., M. cacuUaris and rhomboideas
minor, an welche beiden Hoskeln er seine
Filden veitlieilt, bis ;;ei:en die Schulter.
b) Kam. veiilralis tritt die Jugular-
ge fasse kreuzend zu d- in au der Ventral-
ti.ulie der Trachea liegenden M. sterno-
ma^iliaris.
Der Nerv soll übrigens auch eine Ver-
bindang mit dem zwölften und dem oberen
Halsknoten des Synipathico« eingehen; sen*
:M F ' n scheinen ilim dnrch Anastomosen
vuui 1 , 2. oder 3. Halsaerven zugeleitet zu
werden.
Der Beinerv ist rein niMte.riM lier Natur,
seine Lähmung erieugt wegen de» Ueberge-
i,'e\vicl)ts des andcrscitigen Muskels Ver-
drehung von Hab und Kopf nach rück» and
seitwärts (Torticolüs paralyticus).
Xn, N. hy ])0 gl M < s 11 s. der rnfer7une;en-
nerv, ein mehreren Spinalnerven homologer
Nerr, dessen vordere Wnrselftden nach Art
einer dorsalen Wurzel au eh mit einem später
meist verödenden Ganglion ausgestattet sind,
entsteht aus dem seitlich von den runden
Strjlngen gelegenen giosszelligen Hypoglossas»
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NEBTENSYSTBU.
kern. Seine theilweise gekreuzten Wurzel- [
fas.M ii treten in der auf das verlängerte Mark '
sich bioziebeodeo ventralen S«itenfarche ans l
der Hednib oblon^ata in sah1reieh«B Bflndeln
und componiren rflfk- uiul seitwärts laufend
den die Schädelhßhle durcU das Foram. con- |
dyloid. verlassenden Stamm, welcher zwischen
Accessorius und Vagus Jur^liliuifoiiil von lU-in '
Gangl. cervioal. suprem. einen liam. c^iu-
munic. erhält und dann nach vom und ub-
w&rtfl entlang dem grossen Zangen beinaste
tum Zungengrunde xieht. Er empfängt in
diesem Verlaufe einen Faden vom Vagus und
tauscht auch solche mit dem ersten Halsnerven
aus (Ansa hjpoglossi). Seine Verbreitung nimmt
er in den Zungenmuskeln. dabei mittelst seines
tiefen Astes auch Verbindungen mit dem N.
lingualis Trigemini eingehend.
Er ist rein motorischer Nerv fir die
Zunge, dessen beiderseitige Dorchschneidung
ZungenläliinnnLT und dadurch bei Hunden Un-
vermögen zu saufen, sowie bei Fröschen, die
der Zangcnthfttiffkeit snra Abpumpen der Laft
bedürfen, Tod durch Erstickung hen'orruft.
Beim Menschen veranlasst seine Lähmung
Sprach-, Kau- und Schlingstdrungen.
B. Das sympathische Ne rvensystem.
Der allgemeinen Stellung des sympathischen
Nervensystems und seiner Beziehungen zu dem
cerebro-spinalen Nenrensystem warde bereits
oben gedacht Bs bedarf deshalb hier trar
vin- r s. hiMiTiiii£j seiner anatomischen Ein-
richtung und physiologischen Functionen.
Man kann sieh äSa 83nnpatbl8che Nerven-
system als ein seemental eingerichtetes Cen-
tralnervensystem in ähnlicher Weise wie das
ccrebrospiuale denken, dessen Ganglien je-
doch nicht allein central, d. h. in der Körper-
axe gelegen, sondern auch an die Peripherie
v.rtlieilt sind: alle diese Ganglien stehen
untereinander and mit der Peripherie in Ver-
bindnng; sie tauschen auch mit jedem Seg-
ment des cerebrospinalen Centralnerven!>ystems
Fäden aus, wodurch die gecenseitige Com-
munioation bei^r erzielt wird.
Die gegenseitige Verbindung der den
verschiedenen Köqiersegmenten aneehßrigen
Kn iten untereinander in naso-catidiiler Kidi-
taug läset einen icnotenhaltigen Strang, den
KnotenstranfT. entstehen, welcher sieh an
uer Grenze i^wisehen den die Zirsamrnen-
gehörigkeit des sympathischen mit dem cere-
brospimUen Nervensystem als Rami com-
niunicantcs vermittelnden Visceralästen der
Spinalnerven und den von dem sympathischen
Nervensystem ausgehenden Leitungsbahnen
einschiebt; daher rührt der Name des (irren z-
Stranges als Synonym für den Knotenatrang.
Die peripheren Au^iiiiifer dieses gewisser-
massen das Centraiorgan des sympathischen
Nervensystems darsteUenden Stranges riehen
sich, vielfach knotenhaltige Geflechte {daher
„GangHenntrvtii.system") bildend, mit den
Blutgefässen („va.'^omotorisches und Nerven-
system") zur Peripherie, uro sich vor Allem
an die Organe des „vegetativen Lebens" (Er-
nälirnngsorgaiie im W' itr-<ten Sinne des Wor-
tes andSexaalorganeJ zu begeben; mit diesen
Bahnen vereinigen sich die cerebrospinalen
Nerven vielfach mit oder ohne rntorbreehun^
in den Knoten. Da« erklArt die Abhängigkeit
der scheinbar »nrvom syrtipathitehen l^rven?
System versorgten Ortrane aucli von den Zu-
ständen und Vorgängen im cerebrospinalen
Nervencentrum. Diese Abhängigkeit des eiii«-n
vom anderen Nervensystem aorumentirt sieh
auch in der Entwicklung des i^yiupatltiischen
im Zusammenhange mit dem cerebrospinalen
dadurch, dass die sympathischen Knoten ala Ab-
gliedernngen der Spinalganglien, welche ihrer-
seits wieder aas der Anlage des RQckanroark»
entstehen, von diesen ihren Aasgang nehmen.
Der Grens- oder Knotenatrang des
Sympathieiis beginnt an der Schfidelbasi»
und zieht sich daä Kopf halsdreieck passirend
mit dem N. vagus durch die Drosselrinne
nach abwärts gegen die vordere Brastapertor,
mittelst deren er in die Brusthöhle eintritt.
Hier legt er sieh der Axe der Wirbelsäule
ventralwärts au und begleitet diese, das Zwi-
schenfell im Htatos aorticns dwehbohrend,
nach der Bauchhöhle undBeckenhOble, an deren
dorsaler Wand der Nerv im Bereich des 1. und
2. Schweifwirbels sein Ende findet Die peri-
pheren Atisli'hifer dieses Stammes is.)Iircn
sich meist vuii den Kuütcti und schlagen, Ge-
flechte bildend, den Weg der Blutgefäs-ne ein.
•) Kopfhalsportion des Sympathi-
en s. Ihren An&ng nimmt diesdbe in
1. dem Gan^rlion cervicale supre-
mum, dem oberen Hals- oder spindelförmigen
Knoten, welcher in der hinteren und medialen
Circumferenz des A. carot. int. dicht vor dem
N, vagus an der Abgangsstelle von dessen
Bachenaat gelagert ist nnd seine Ausläufer
femeinsam mit der Himarterie in die Schä-
elfaöhle sowie zu allen einzelnen Himnerven
ez:L L und II. sendet.
et) N. caroticas nennt mau den die
Art. carot. int rar Sehtdelbasia beglfeitendeii
und sich in dem ftcheritjcn Blntlcitcr zum
Plexn« earoticns cavernosus aaf-
liiseiuien Zueis;, voti weh hem aus Fäden an
den III., IV., V. (N. petros, profund,
major.), VI. und wahrscheinlich auch VIII.
Himnerven vertheilt worden. Auch der VII.
Himnerv erhält vermittelst des N. petro-
sns snperfiefaUB major sjmpathisohe Fäden
ans dem eiai|ial»Mi Finde liieses Knotens. Vnr»
ihm treiuH-a sich des Weiteren Zweige ab,
welche an der Bildung des im Kopf hals-
dreiecke gelegenen Nervengeflechtes fLr.ft-
sackgeflecht beim Pferd) mitwirken uud mit
dem IX.. X., XL, XH. Him- und L Gerneal-
nerven sich vereinigen.
ß) Ans dem caadalen Ende des epfadel-
förniL- :i Knotens ninmit der Halsstrang
des Sjiupathicus seinen Ursprung: mit dem
Vagns meist «ii einem in gemeinsehaftiidier
Scheide eingefögten Stamm (N. vago-sym-
pathicus) verbunden, steigt er entlang der
Art. carot. commun. gegen das untere Hals-
ende herab. Nahe der vorderen Brostapertur
trennt sich der N. sympathicus jedoch von
dem N. vagus und zieht ^ieh gesren das obere
Ende der ersten Bippe hinauf, um hier in sein
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NERYBNSTSTEtf.
SOS
T)OAiigUon cervicale infirnnm ein>
ratreten. Von dem efimrirts ron der IttMTtion
des 51. gcal> tui;< m<»diu3 gelegenen, mit dem
ersten Bnistknoten fast verschnielzenden Knoten
entspringen F&len zum Herzgeflecht Rr. car-
diaei. wclrliLMintcr Empfang solcher auch vom
Vagü». rc-ap. den Herzzweigen des Vagus sich
beigesellend qnd unter Austaudi Ton Zweigen
mit dem N. recnnreas Vagi ge^n die Herz«
1)a>ig hinziehen und von dort die Innervation
des Herzfn>; übeniclinien (s. Vairu.s). AikU-vo
wenden »ich zum Flexas pulmonaUs an-
terior. Ans seinem dortalen Ende aber ent-
steht der fortlaufenilc Stamm, welcher sogleich
in da« erste Brustganglion sieh einsenkt.
b) Brustportion des Sympathicus.
Die Brustportion wird von einem anfange; dem
M. long, coli., dann den Wirbelkörpern dirtict
anliegenden flachen Strange gebildet, welcher
18, retp. 13 oder Ii Knoten eingefügt entbtlt,
deren «i« Jetiten 3—4 rvn dem H. paoas Ter-
deckt sind. Von ihnen ist für die Inncrv:itioii
des Herzens und der Lunge noch besonders
bcmerken^wcrth das
o) Ganglion thoracicurn primum.
Dasselbe, ein sternförmig erscheinender Knoten
liegt einwärts vom Köpfchen der ersten Bippe
ond empOngt dort xonftchst die B r. c o m m u n i-
enntes der 7 nnteren Halsnerven. (Fig. 1329.)
Al^ N. vertebralis, . in Sammelstamin fördie
Communicationsä:ste des %. — 7. Halsnerven,
dorehläuft derselbe in Begleitnng der A. n. V.
vertpbrali-« den Qu^rfortsatzcanal der Hals-
Airlflsaule und lujtiijit kurz vor seinem Ein-
tritt in den vorderen oberen Umfang des
Knotens den Verbindung.sast des 8. Halsnen'en
not Ans seinem hinteren Umfang entstehen
noch w<:it('re Herz- und L n n genz weig c
welche mit dem N. recarrens Vagi und diesem
•etbst seitlich von der Tmeliea ein namentiich
linker« f^its entwirkf^lt*^? Netz bildet). Ans seiner
dofäiilcn Circumfcrenz dagegen s^iruisen die
sympathischen Wurzeln des Arins;*'-
fl echt es hervor, welche zu den vi.» dem
8. Hals- und 1. Brustncrvcn »tanimcndcu
\S' ir.: Iri dieses ihren Weg nehmen. Schliess-
lich entwickelt sich aus der hinteren Partie
des dorsalen Umfanges des Knotens noeh der
vuta 9. Brustganglion ziehende Bnisi sträng.
«jDie übrigen 17, resp. 1.3 < der 12 Brust-
knoten sind weit weniger umrangreich und
licjreTi Ttntnitfelbar an den Köpfen der gleich-
ziihligcn üipptu. Sie empfangen je einen
Zweig als R. visceralis s. commanicans
Ton dem gleichs&hligen Bmstnerven nnd ent<
senden meist S ancn 3 Zweige, welche die
ZKf^t h r; L'. :i Zwisclienrippene. iVi-se begleiten,
sowie wettere Zweige fbr die Brustaorta, Ven.
nsraos, Dnet. tboracicns etc. Ans dem S. nnd
3. Knoten wendon Bich noch feine Füdcn zum
Lungen- und Herzgetiecht, aus dem 3. — 6.
solche zum Scblnndgeflecht des Vngui<. Auch
der K. pbreuie. erhält von dem 1. oder t.
Knoten einen Zweig. Vom 6. oder 7. Brust-
knoten an treten sich zu einem anfangs noeh
zait dem Grensstrange verlaufenden Nerven
▼crbind«nd« Abiweigmiten ab. Sie lassen so den
N. aplanehniens major entstehen, welcher
sieh am driti* oder viertletaten Brostwirbel
▼om Hauptstarome trennt nnd dann dem M.
psoas minor entlang' dureb den Hiatus aor-
ticus des Zwerchfells zieht, am sich von rechts
nnd links her in das die A. coeliaca und A.
mcsenterirn srperior umfassende Ganglien
semilunare einzu^c-Dken. Ihm gesellt sich der
zuweilen anfangs isolirte in den t oder 3
letzten Brustknoten wurzelnde N. splanch«
nicus minor, der kleine Eingeweidenerr,
bei. der insbesondere 7,n den von den Bauch-
ganglien entstehenden Nervenge&echten des
Urogenitalapparates sdne Fiden schidct.
c) Die Banchportinn des Syrapa-
thicns. Der in die Bauchhöhle übertretende
Grenzstrang, welcher, von dem M. psoas parvus
bpderkt, neben der Batichwirbels&ule entlang
läuft, bildet eine der Wirbelzahl entsprechende
Zahl (5 — 7) Bauchknoten, Ganglia lutiibalia,
welche je einen Ü. commnnicans von dem za*
gehörigen Lnmbahierren erhalten nnd Zweige
v.n den grossen Bauehgefasspii, wie auch den
Bauchgeflechten detachiren. Jene bilden in
der Umgebung der Aorta nnd HohWene den
r 1 0 .\ u > a o r t ic n s, Ton welchem an« sie inner-
virt werden.
Einen fast wichtigeren und namentlich
für die Versorgung der Baucborgane be<
stimmten Antheil des N, syrapathiens bilden
die Oauchgeflechte, Plexus abdomi-
nales, welche sich von Knoten entwickeln,
die in Verbindung mit dem Qrensstmnge an
den grossen unpaaren und paaren Aortcnilsten
liegen und ihre Abzweigungen mit diesen
gegen die Viscera abdominis schicken.
a) Beiderseits neben der A. coeliaca nnd
mesenterica superior und die letztere mit
seinem hinteren Theilo bogenfürniig umfassend
liegt das Ganglion semilunare, der halb-
mondförmige uoten. Derselbe empfängt die
von dem rechten und linken Bruststrange
kommenden Eingeweidenerven, sowie Verbin-
dungen Yon der Bauchport ion des Sympa-
thicus und die Endansläul'er der beiden Nn.
Vagi. Er entsendet dafür aus »einem vorderen
Theile das Leber-, Milz-, Magengeflecht, aus
seinem hinteren Theile das votdere Gekrös*
und Nierengeflecht nnd Verbindnngen in dem
hinteren Gekrösknoten etc. Alle aiesc FJiden
zusammengenommen lassen ihn als ein viel-
strahliges Gebilde erscheinen, wodurch der
Name eines Flexa. ^ solaris oder Sonnm-
gcfleehtes veranlas.'it ist.
1. Der Plexus hepaticns entwickelt
sich aas dem rechten Theile des Knotens ond
umspinnt mit seinen F&den die LebemrlMie;
er innervtrt Leber. BauehspeicheldrOs«, Zwölf-
fingerdarm und Pyloras.
S. Der Plexn« Henali« entspringt ans
dem linken Umfantre des Knotons und vf-r-
sorgt. die Milzarterie umflechtend, dw Milz
und den Magenblindaack.
3. Der Flexas gastricus tritt auch
aus dem linken Theile des Knotens hervor,
umschlingt die Magenarterie und s. ndet mit
deren Aesten F&den an die vordere und hintere
Hagenliiche, die mit Zweigen des Vagn«
anastomosiren («.d.).
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«04
NEBTENSTSTEtf.
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NERVENSYSTEM.
SOS.
Brutmng von Flg. 1329.
XX V. Klos«opbar7nr„ 1 K. pharyn^^ s K. UafBtL, X K. vif., $ Raa. phuyi«» 4 N. laiTiff. > M. nmc^
A Zwti; (an Berxg«ll<>cbt, 7 N. ocHnpha«. »tip., 8 R. (»^»opbtg. iaCt 9 Xa^enzweige, 10 Z«cig<> lom Gaogl. semilan.,
XI U. aecM»or., U TUm. ion, !2 R. »*ntr»l.. Cl. CHI. CVll, 1. SU 7. tk-mcalnorr. DI. DV. DSV 1,5. :S. Dor»»I-
••TT. LI. LYI 1., 6. Lonbalnrrr, Sl, SV 1, S KreDinorT, Rc lUm. coumaiiic. twiachsn Rackeuiuarkinerv u. Sympkth,,
Pk N. phr«Qio_ VSj N ragonympathic, Üj N »yinpatbic. 13 Oaogl. eerrical. supr^ 14 Pli-x. pharyng., 15 Chufl.
cerrK-al. inf. iS R. commaDic. eenriral . IT R con mauic tum Axelg«fl<>eht, IS N. Zweige zum Herl- und Langen-
ir«flecbt, ; N »planrhiiie. maj , 20 N. >planrii;iir mui, 21 Gang). aemiloD.. 32 Plex. gaatrir., PIc-z. mea. «Dteric.
MPn ti Pbx. r«Ml^ 9ft Ptez. mawBtoiie. iuC, ze Yerbindaivtfidf ■ xoa PImc b/pogastrio. ItTi. 28 flu. •panoKk.
■It MiwB Amilaliini, 4«i Mi. «pwiMk tot.. C K«*. ? Xi(»m C« lUliiddini. BH MMldan, Tm VunUu«, B Mim.
4. DerPIexa8 mesentericus sujterior
stammt Ton dem hinteren Theile des Knotens
•b nnd' stellt sich als ein die A. mesenteria
supien'or uiul deren Aeste unispiniiendes and
daim die einseinen Ausläufer begleitendes
GcAecbt ihr, m d«asen Ansbreitan^gebiet
Dünndann, Blinddann und Griinnularin. sowie
der Mastdannanfang geboren, in den Wandun-
gen dieser Theile entwickeln die F&don des
<jeflechte8 einen Pleins myentericns (Auer-
bach'schen Plexus) xwischen den beiden
)Iu!$kellagen und einen subnincOsen Tlcxus
(Meissner'scben Plexus), von welchen aus
die Innemtimi der Hinte erfolgt.
5. Ans dorn hulLnioiulförniigcn Knoten
nehmen endlich noch die beiden Pleins
renales ihren Zubehör, GeHcchte, die die
Nieren arteric ihrer S'oiti' Tunspiiiiun uml Zweige
an die Ntbcuniere und Xii-re aenütii.
ß) Als eine starke Abzweigung des halb-
mondförmigen Knotens l&nft jederseita von
dessen binterer Orenmferenc ein Nerr in
d<'m AnfiiriK-^tlicile «U'>i Mn.stilarintickrOses zu
dem Ganglion mesentericum inferius,
dem hinteren GekrOsknoten. Dieser Knoten,
seitlich von der Art. ni''S'»nt''rii\ inf. ici'legen,
enipßlngt auch noch Zweige aus dciu Bauch-
Ijnpathicu» und entsendet als Pleius inesen-
terieos inferior seine Fäden in Begleitung der
Arterienäste zu den von diesen gespeisten
Darmtheilen.
t) Die PlexQS spermatici, das rechte
und Ibike Sunenffeflecfat entwickdt sieh eben-
f.nll« ans dfin bititeren GekrOsknoten al-s je
ein die A. spennatica int. umspinnender Plexus,
der mit dieser den Samenstrang erreicht und
so 2um Hoden geführt wird. Bei weiblichen
Thieren xiehcn seine Abzweigungen zu Ovarien
und Ovidaet, sowie den Enden der Uterus -
homer.
d) Die Beekenportion des Sympa-
t Iii ' US. Die pars sai f ilis des Grenz»trangea,
welch*' von dem letzten Lendenknoten ihren
Anfang niiiimt, flberkrcuzt die Heckengcnis.se
dor.>al uinl läuft ;un Si'itt iirande des Kreuz-
beines bis ua den 3. Kreuzwirbel. In diesem
Verlaufe bildet sie snnächst 3 Knoten, gan-
glia doranlisj nm dann in einen medialen
nnd lateralen Ast sn serfallen.
a) DerRam. med ia.\\< Ifiuft s]dt /winkelig
gegen die Medianebene, trifft hier in der
NUie des-4.nnd t. Sebweifrirbcls auf den
anderseitifT^n ntid fli^^sst mit diesem im tj.m-
flion coccjrgeum zusHnini«!ti, weldiüä der
A. coccyg. med. dicht anliegt. Ein feiner
Faden, welcher aus dessen liinterem Ende
hervorgeht, läuft die genannte Arterie be-
gldtena bis an das hintere Schweifende hin.
ß) DerRam. lateralis kann nnter Ver-
bindung mit dem letzten Krras* und den
Schweifnerven bis gegen den 6. Schweif-
wirbel verfolgt werden, in welchen er sieh
schliesslich einsenkt.
Im innigen Zusammenhange mit dem
Ganglion mesentericum inferius durch einen
von diesem jederseits nach rück-abwärts lau-
fenden Nerveufiiden liegt seitlich an der
Innenfläche des breiten Beckenbandes ein
unbedeutender Knoten, Ganglion bjpo-
gastrienm, Beekenknoten, welcher Ton aem
i. 3. fund 4.) Kreuzncrv. n entstehende kräf-
tige Verbindungen aus dem Kreuzgeflechte
erhält. Seine .\usstrahlangen gehen an die
s.innutlichen Beckenorgane des Urogenital-
uppurates und selbst das Mastdiurmende.
Physiologisches. Dfe Utere Physio-
logie, gf.stnt/.t durrli dt'ii IJidflor-Vrtllcmann-
«chen Vi-räiuch, wonach die vig<.t4tiven Fmic-
tioni-u des Körpers (Kreislauf, Absonderung
und Veriiuiun?r( dann noch eine knrze Zeit
hindurch turtgehen, wenn bei Fröschen unter
alleiniger Erhaltung der MeduUa oblongata
das cerebrospinale Centrabervcnsystem ser*
stOrt war, erblickte in dem sympathischen Ner-
vensystem ein sellistfiiulitjes Cetitraliiriraii
. für die Innervation der Vegetativorgane. l>ie
! Experimentalphysiolügic vermochte indes jenes
I Kriteriam centrale i- Functionen, wie sie
I son.ot an die Ganglienzellen gebunden .sind,
die s^odi^cheu Thätigkeitsimpnlse etc. noch nie*
mals als eine Erregungsiaasening der sym-
pathischen Nervencontren festsustellen. Troti-
deiu k 'iiiien den sympathischen Ganglien, vor-
zugi»weii»e den Puren chyingaoglien centrale
Fanetiotten nicht abgesprochen werden, wie
sie eben.so sicher von gewissen seelischen
Vorgimgon, wie den Affecten etc. beeintlusst
werden: darin beruht z.B. der Herzstillstand
bei Zorn und Angst, die lebhafte Darmperi-
staltik bei Furcht etc. Im Wesentlichen ist das
8ytu]>athisehe Nerveiisysteiii demnach L» ituni,'s-
b'uhn fdr Uackeowarksuerveo, mit deren Cen-
trum, dem Rllckenmaik nnd ▼erlftngerten
Mark, sich auch physiologisch ein inniger Zti-
sammenhang feststellen lässt. yinn kann so-
mit das sympathische Nervensystem als Cen-
tralorgan und ak Ldtongsbahn getrennt be-
trachten.
a) Als selbständiges Centralor-
gan erweist sich da« sympathische Ner-
vensystem in seinen, den i'arenohymen zahl«
reicher Körpertheile eingestreuten „peripheren'*
oder „Parenchymganglien* durch die Fähig-
keit dieser Organe, aueh nach Abtrennung
simmtlicher Verbindvngen mit dem eerebro-
Digitlzed by Google
1IERTE27STSTEU.
spinalen Centrainer veDsjstem fortarbeiten za
können. Automatie yedelhi dadiurcli das s^-m-
pathisch e Ne rvensystem :
1. dem Herien, dessen Parenchymgan-
gU«n den Rhyfhnias der Henthätigkeit allein
schon SU erhalten im Stande sind, auf welche
indes Verbindungen mit dem cerebrospinalen
CentTalftenensystem (N. TagM ab Hemmongs-,
Halssyrnpathicus Beschlennigauginenr) re-
gulatörisch einwirken;
t. dem Darm, dessen Plexus mjenteri*
cus -^vi-sontlicli mit beeintiusst durch die Blut"
vertheilung der Peristaltik vorsteht; aber
auch er zeigt sich in gewissem Sinne ab-
h;iri;^is; von li.-iii „Süsseren 'Darmnervi^n'^ (Va-
gus als Erregung»- uad N. ä|>laitchiiicuä als
Henmangsnerr);
3. dem Uterus, den Tuben, Ureteren,
Samenleitern etc., vielleicht selbst den
Blut- und Lympligefissenfttr den Erfolg
peripherer Err^5rnn<i:t»n.
b) Abhängigkeit erlangt das sympa-
thische Nervensystem durch seine Verbindun»
gen mit rit-ni - orrln ('S|iiiialrn Oentrali.erven-
Sjstt-m und CS kGnueu deshalb die darauf
beruhenden Thätigkeitdäusserungen nur so
lange fortbestehen, als die fraglichen Ver-
bindnngen erhalten sind. Die sym^iathischen
Fn<!i'rn übertragen dabei den von jenem ge-
setzten Impuls liirect auf die Erfuigsorgane
oder amgekehrt von den Endorganen zn den
Centralorgnnen oder ^ie übermitteln lüeselbcn
indirect als Intcrcentralta>eru von den cere-
brospinalen Ncrvencentren zu den Stamm-
oder Parenchyraganglien des Sympathious.
Derartige abhängige Functionen vermittelnde
Fasern finden sieh
1. im HalssympatUicus als
«) ▼asomotorisehe Nerven fBrHalS'
und KopffTpfässe: dieselben nehmen vnn den
vasomotorischen Centren ihren Ursprung und
laufen Im Haismark gt^^en den i. Brast*
knoten, resp. nnteren Halbknoten hin; von
hier treten sie in den Halsstrang über, um
durch dessen Verbindungen hauptsärhlieli
mittelst des Trigeminas an die zugehörigen
Kopfthefle tberroittelt so werden. Durch»
selmeiduiit,' des HaUstraiiges fflljrt deshalb
Erweiterung der Blutgefässe, iit»besondere am
Ohr wahrnehmbar, herbei; Reizung der kopf-
wärts laufenden Nervenstampfe Varengernng
derselben.
Fasern fflr die Pnpillenerwe ite-
rting. Ein Kern der MednlL oblong, stellt
ihren Anfang dar. ihren Wegnehmen sie von
da gr'tssontlieils durcli den Seitenstrang in
das 1. Brust- und untere Halsganglion; der
Halssympathictts fQhrt sie gegen das Ciliar*
gangHon, von wn an«; sie mittelst der Ciliar-
nerven dem Dilatatur pii|aüae iu^'eiülut wer-
den. .\uch Fasern für die glatte Muscu-
latur der Orbita und theil weise für den
M. ocul. rect. ext. durchsetzen kopfwärts
laufend den Halsgranzstrang.
Y) Secretorische (trophische) Ner-
venfasern fllr Speichel« and vielleicht noch
ThrftnenseeretioB entstehen ebenfalls in Cen-
tren des verUncerten Markes, von hier lenken '
sie durch das Kilekenmark and das vorderste
Brust- und untere Halsganglion in den Hals-
.sympathicus ein; ihre Erregung Iftsst einen
zäben, spärlichen Speichel entstehen.
5) S oh wei s sf asern des Kopfes (beim
Pferde und Üchweine), welche von dem vor-
deren Theile des Brustsymiiathicus stammen,
nehmen durch den Hakstrang ihren Weg- Sie
dürften im nasalen Brastmaike ihren Ursprung
finden.
t) Endlich sollen dorch den Halsstrang '
anch centripetal leitend« Erreger dna Ge*
fässnorvoncentrums der l^dalla Obton-
gata ihren Weg nehmen.
t. Den Brust- und Banchthell des
Sympathicus durchsetzpn
a) die acceleri renden Herznerven,
welche von dem verlängerten Marke aus dureh
das 1. Brust- und untere HalsgangUon sum
Herzgeflechte ttbergeleitet werden (S. acce-
lerans cordis [s. Kreislauf]) ;
ß) die Vasomotoren der Rampfhaut,
Extremitäten, Lung» n. s. w.; sie alle treten
direct oder unter Vermiltlnng der Spinal-
nerven an die Gefässe der genunnteu Theile
heran; die einen von ihnen als Dilatatoren^
die anderen als Constrictoren derselben wir-
kend; danach richtet sich auch der Dnrch-
schneidungs- und Keizungserfolg; gewöhnlich
überwiegt indes die Innervation durch die
Qeflasverengerer, infvige dessen Reitnng des
Stammes oder peripheren Nervenstnmpfes
fast regelmässig Verengerung, Darchschnei-
dungdes beide fkserarten enthaltenden Stun-
mes Erweiterung zur Folge hat.
Als vasomotorischer S'erv der Bauchor-
ganc functionirt vorzugsweise der N. s pl unch-
nicus, dessen iteisoDg ausgedehnte Qel&ss-
Verengerung in den Banehorganen and An*
steigen des T'hndnickes nach sich sieht,
dessen Durrhx hntidung dagegen ZU einer
starken Erweiterung der Bauchgeftss« und
damit Ueberlfllluiig der Baacliorprunp. dage-
gen .Anämie der übrigen Koipertlieile liilirt.
Auch die Nieren werden von den Bauch-
geflecbten aas mit vasomotorischen Fasern ver>
sorgt, deren Reiznng Abnahme der Harn-
secretion dureh Pdiitgefässeinengung, deren
Durchschncidung Steigerung der Hamabson-
dernng durch Oeflsserweiternng erzencft. —
Als Vasomotoren sind auch die S'n. erigen-
tis» ptnib auüufassen. Sie werden reilect«»-
risch unter Mitwirkung des Erections- und
Vasomotoreucentrums in Thätigkeit versetzt
und führen durch den i. (und 3.) Sacral-
nerven dem Penis ztigehMtet zu einer Erwei-
terung der arteriellen Gefässe des Corp. ca-
vemos. pen., wodurch das Blut in reicherer
^lenge diesem sugefilbrt wird und die Scbwell-
räume füllt.
y) notorische Fasern für zahlreiche
Organe mit glatter Musculatur: «iieselben
sind in der Hauptsache als Hemiiiungfanerven
thätig, verlaufen aber gesmin^am mit den
erregenden Vagusfasem, weshalb Eeisong der
StAmme meist die Peristaltik der Organe
anregt.
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NERVINA. — NBSSELAUSSCHLAG.
207
?) Sensible Nerven für 'len Darm. |
welche vielleicht aU die einiigeu unter allen
.s\ nipatliiachen Fastrrn zur Gronhil1lriil4« in
diiecter Bexiebaog stehen.
t) Fasern, welch« die 8«eretioii und
Absorption d e > 1 ) ; r jii e s beherrschen, wer-
den dadurch wahrscheinlich gemacht, dass
hmtnAj nach £x6tirpation des Ggl. cuelia-
cum Torüberj^cheti Je St'iruiig l^r V'erdaaung
eintrett'n iiifulge dertn unverdaute Ex-
cretnente geliefert wurden.
C) S<Jiw«i8sfaaern Ar die Rumpf- und
EzIrnDltitcnhaat. welche Ton spinalen Cen-
tren wenij^stens theihwisc durch die sjiinpa- i
tbischen Warsein derSpiaaloerven, al«o schein-
bar auf ümwegien «v ihren Avabreitnngsge-
bieten gelangen.
Alle diese Verbindungen zwischen Rücken-
mark and Sympathieiis werden durch die
Bami communicantes geführt. Diesel-
ben sind centrifnjtale und centripetale Lei-
tuni:sb:ihntn jf /.vvisi lifTi t'.em Rüi keomarks-
Qod xugehOrigeu Sympathicaeaegment and
•telln meist AssoelationefaMm dar twiseben
Ganglien des Gr^nzstranjjes oder i>CTi|>heri'n
Pareochjmganglien und den tVittren des
Uarkes; nur wenige (die Enipfiudungsfasern)
eriT-^'f-n f-icli als Pr"jectiunsbahnen der Gross-
hiriiriiiaf. Durch sie laufen also cerebrospinale
Fasern zum Grenzstrange und seinen Attsläufern
■and omgeketart sympathische Faaern gegen die
NetTenwarseln, die sieh alsdann ats meist
vaHonu'torische Nerven in pei iidu r- r Hiohtung
den Käckenmarksnerven anschlie$ten; end-
lich werden dnrch sie auch den Racken-
markshäuten und den Bluti^ofäsFPn des Ca-
nalis spinalis Nerven zugf führt, die sog. Nn.
sinu- vertebrales Lu.schka*s. SussJorf.
NtrviM, s. Analeptica Oerebrantia, £zi-
tantaa.
Nervosität, s. Nervenphysiologte, allge-
aeine, Ii, 4. h.
ItoteMly, ancb Nesebdl, ist im gansen
Morgenlande, wie auch in einem Theile der
Tärkei die allgemein t:* bräuchliche Bezeich-
aaaje fir jedes arabisolie Pferd, gleichviel
welchem Stamme da->selbe anuehort. Gn.
Nesohty, ein arabischer VuUbluthen^st,
wurde zwischen Damaskus und .\l>>ppo für
das kooiglich preossische Frtedrich-Wilhelro-
GestAt angekaoft Derselbe war im Jahre 1786
geboren, <'iii Dlauschininiel. schwarz gestiefelt
out schwarzem Langhaar. Er war sdir
fienrig and jedenfalls das be^t«' Pferd, das
im .lahrc X'^t ans dem Stallmi i r- r Ehren-
{•li-rl' und Rosgarxt Kleinert'schea i'ransport
aus Syrien in Neustadt a. d. Dosse eintraf. Hier
deckte Neschtjr als Hauptbesch&ler vom Jahre
1793—1798 im Ganien ISO GestOtstaten. In-
folge seines äusserst lebhaften Tenip' rann iit^,
das ihn %. B. während der Deckxeit den Weg
Tom Stall snm Belegplatz nur aaf den Hinter-
beinen zuräcklo,'en liess. bekam er .Späth,
lahmte hieran jedoch ni.*. Trotzdem wurde
dies der Grand, dass der Ueog^t am 13. De-
ceniber 1798, a, zw. zum Nachtheil dc!i Ge-
at&ts gelegt and nach Potsdam verkauft
ward». Ebenso msste der Gestfttsrorsteber
Donn uitrli O'Grady fast die ganre «»rosse
und hüchht werthvolle Nachzucht des Hengstes
aus dem Gestüt auszumustern, so dass das-
selbe im Frahjahr 1606 nar noch f&nf Neschty-
stoten siblte. Grassmann,
Nessel. Wei>-i^r Bienensaug. Laniinm
albuiu, Labiate L. XIV. i, überall an Hecken
wachsend, mit weisser BlUthe und gekrümmt
aufwärtsstrebender BiÜthenkronenrOhrc. wurde
früher ähnlich der Hauhechel, des Wegebriites
oder der Meemelke als reines Adstringens
gebraucht (s. Urtica). VogtL
Nesselausschlag, Nesselbeulen, Nes-
selfieber. N »■ > s e 1 1 r i i'$el oder N>'.s.sel-
sacht, Urticaria (von artica. die Brenn-
nessel) ist ein meistens acut, seltener ebro«
ni^rh tc rlnnfcnder. unter der Fnrni von
•Quaddeln (Beulen) auftretend<'r Hautuusächlog.
I)ie sog. Quaddel, ]>'iiii)diu> ivim ro^-:o;,
Blase), hat eine ange^cliwollene Hautpapille
zur anatomischen Grundlage, die Schwellung
selbst ^eht aus Circulattonsst(3rungen hervor;
die Quaddel hat eine roihe, sp&ter nach Ein-
tritt von plasmatiseher IVanssndation eine
mt'lir bla-s-' Firln-: .^i!- stellt eine umschrie-
bene, weni^ die Haut überragende, flache^
erb!^en- bis haselnussgrosse Anscnwellnng dar^
welche durch Vereinigung mit fipnarhbarten
die Grösse einer Paust erreichen kann. Ein
abnorm starker Säfteztifluss zur Haut scheint
dem Ausbruche der Nesselbenlen vorherza-
gehen, entweder hervorgerufen dnreh jfthe
Abkühlungen der transpirirenden Haut oder
dnrch gastrische Störungen, welche die resel-
m&ssige Blntvertheilnng alteriren nnd Blut-
Wallungen in »•in/.(dn»»n Organen narh f^i^h
ziehen. Urticaria tritt dementsprecheuii am
häufigsten bei veränderlicher und heisser
Witterun?, nncii anstrengenden und erhitsen-
den Bewi;;iing. 11. beim Aufenthalt in dum-
pfigen. hei>sen Ställen, nach dem Beweiden
Üppig bestandener Flächen, wibrend des Wech-
seb swiscNen Troeken- nnd OrBnfBtternng,
bei Pferden nadi d^Mn Vt^rflltt^^rn von grünem
Roffpen, Klee, Buchweizen oder von saurem
Futter auf, luweilen bildet .sie den Nach-
zügler eines Lungen-. Marren- oder Darm-
catnrrhs oder der Druse. Eine Disposilii»«
dazu bekunden junce, volNaftige. gutgenährte
Thiere mit träger Säftecirculation in der Haut
nnd edle Schafe nach der Srhnr. llitunter
scheint Urt:' ;iri;i mit i'iri'>m giftigen rfi/eu li n
Princip im Blute in ursächlichem Zusammen-
hange za stehen: manche Mensehen erkranken
an ilir nach dem Genüsse von Erdbeeren,
Krebsen, Muscheln etc. Brennesseln, In-
sectenstiche und h'aupenhanro rufen in der
Haut ähnliche Beulen hervor: Xhierarzt
Schleg will im Nfsseünsschli^ der Sehweine
Pilze in der Borstenscheide vorgefunden
haben.
Die Qnaddeln brechen anter gelindem
Fieber und geringer Trübung des Allpemt^in
betindens an verschiedenen Körperütelleu
hervor, aie fühlen Ht h hart an, jucken nnd
brennen, nur selten sickert aus ihnen eine
zu Schorfen eintrocknende Flüssigkeit her-
vor; ihre Farbe varürt zwischen rutb, Uan-
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t06
KESSELBLATTEB. — NETTIBNBN.
lehwan, violett ud blassroth, wo sie Ton
einen rothen Hefe mn^ebeu abid. Der Ver-
Uaf ist in der Kegel ein gatwliger; inner-
halb einiger Tage verschwindet der Aasschlag,
ohne Nachtheile zu hinterlassen. Bei Com-
plicationen mit Catarrh, Pilit-nniutisnuis oder
gastrisch-biliOsen Leiden kann das Fieber
hochgradiger werden, die Symptome nehmen
dann einen ernsteren Charakter an. Eine An-
daner des AnsseUagea bis tu 14 Tagen oder
gar bis v.n mehreren Monaten gehört in den
Seltenheiten.
Die Behandlung beschränkt sich anf ge<
linde Hautreize, z. H. Einreibungen mit Car
bulwas.ser, Kamiiherspiritus. Uranntwein, ver-
dflnnteut Salmiakgeist, einer Solution von
Ealiam solfaratnra etc. Französische Thier-
ftrzte rühmen hier den Gebranch des Oleum
( 'arai>u>-, das aus den Kernen der Si lioten
von (Jarapa gmanensis gewonnen wird. Bei
Torfaandenem neber vnd heftigem JnckgefBhl
haben sieli Adeilas> und Abföhrniittel. in
chronisolien Fallen die innerliche .\nweudung
von Si'liwefel- und Arsenikpraparaten, Jodkali
oder Uroiiikali bewährt. Die lldniriojiathen
erOtlneu die Cur mit Aconitum, woraut sie
Bhns toiicodendron nnd SnlAir folgen
lasaen. Attaektr.
HMMlMMer, s. Brennenein.
NeMelsamen, Hronnosseln.
Nottliau, s. Braten Bd. I., S. 648.
IlMtle'a Mehl, Kindermehl, d. b. ein
präparirtes G et r-' i J • inelil (Gerstenmflil, Ha-
fermehl, Dextrinnielil). welches sehr lein ge-
roahlen und durch Einwirkung von Hit/e in der
Art verindert ist, dase ein gewisser Procent-
satz des reichlich (bis zn 6i*/o) enthaltenen
Stärkemehls in lüsliciie Stärke, be/w. in Dextrin
übergeführt wurde, so dass es bei dem gerin-
gen SaeeharifleationsTermOgen der Sllnglinge
auch für diese >t,itt der Muttcrmibh ver-
wendet werden kann und damit die übrigen
Mehlbreie fiberÜUssig gemacht hat; letztere
werden nämlich sehr unv<i1Iständi&; verdaut
nnd erzeugen leiiht saure (iahrungsproducte
nnd .Vju'i.sie. Bei entspreohendem (Sebranehe,
d. h. wenn man das Ncstle'eche Mehl 1 Tbeil
mit 5—6 Theilen Milch verrBhrt nnd nnr
einige Minuten koi ben läs-^t. erhiilt man eine
leicht verdauliche Naiirung. die etwa2"/„rru-
teln, !% Fett und 10—11% Kohlehydrate ent-
hält, es kajin <lieselbe aber nur kurze Zeit die
Mutterniileh ersetzen. Etwas kräftiper für ganz,
junge Thiere nährt das Maltoleguminosenmehl
(s. d.) in obiger Znbereitnng, w&hrend die
Mainnft und dai Arrowroot in arm an Ei-
weiia sind nnd keine Beachtung rerdienen.
Natolltter PferiMOhtaf. In der Um-
gegend der kleinen Stadt Xet.ditz der böhmi-
schen Bezirk>huuptmannseiiatt Pracliatitz wird
seit lanj;;er Zeit ein mittelschweres Arbeits-
pferd gezüchtet, welches recht gnte Formen
besitzt und durch seine Leistungen im 6e>
spann fast allgemein hefri'Mliirt. Der frag-
liche Pferdescblag soll aus der Kreuzung
böhmischer Landiiaten mit Pinzgauer Heng-
sten herrorgegangen sein, nnd vom Tater die
Kraft und Ansdaoer, von der Matter aber de»
raschen Gang ererbt haben. — In NetoUts
finden aiyUrlieh mehrere bedeutende PÜnde-
märkte statt, auf wolehen jener Arb«iusellla|^
stets eine gesuchte Handelswaare bildet Fjg,
Netten, C. A. Geis weit van der,
General der holländischen Cavallerie, Kitter
des Ordens der Union und des niederländischen
Löwen, Initrncteur bei der königlich militA-
rieehen Rettsehnle nnd Mitgliea der Oom-
mission für da- Exaniiniren der Thieriirzte.
zu welch letzterer Function er im Jahre 1818^
ernannt wurde, also Tor der Errichtung der
Thierarznei-^chule in Utrecht Er gab im
Jalire 1817 heraus: ein Handbuch der I^ferde-
kenntniss in zwei B&nden, von denen der
1. Band das Exterieur und der II. Band Ge-
sundheitspflege und Pferdekrankheiten ent-
hält. Im Jahre 181 H er.>chicn von ihm die-
selbe Arbeit verkürzt in einem Band. Beide
sind in Amsterdam und im Haag am-
t;e tjob en . Schimmel.
Nettienen, in Preussen, Kegierungsbeiirk.
Gumbinnen. liegt unweit von Insterbuig ad
ist ein zu Georgenburg gehöriges Gut.
Früher, u. zw. bis zum Jahre 1873. war
V. Rou88elle Besitzer Nettienens. Derselbe
nnterhielt hier einen ziemlich bedeutenden
Pferdehandel. Erstellt»
^^^^^ alljährlich allein fif) bis
"^^^^^E 7Ü Pferde der Kemonte»
^^^^^^PV Ankaufscommission vor.
^^^^B^^^Y l^i*^ eigene Zucht war
^^^P^^^^ ' im Vergleiehe hiezu nur
^^m^ sehr unbedeutend, da
^^L^^^H auf die Benfltaung
^^^^^^^ von nur 6 bis 8 Mutter-
^^B^^^r Stuten beschränkt blieb.
, . , , Trotzdem bestand far
F,ff. (..;» otbrand. Nettienen dorieit «iu b»-
sonderes Gestfltbrand-
zcichen. welches in Fig. 1330 wiedergege-
ben ist.
Im Jahre 1873 kaufte Theodor Rausch-
ning, Besitzer von Pieragienen, Nettienen
nnd stellte hier die jungen Jahrgänge seines
in Pieragienen (s. d.) unterhaltenen Qestflte
auf. Aber bereits swel Jahre spftter, hn Jahr»
187.", Wechsehe Nettienen von Neuem seinen
Besitzer, indem der i>ohn des als Pferde»
zQchter weitbekannten William v. Simpson-
Georgenburif das Gut erwarb und auf dem-
selben ein neues (iestut begründete. Den
ersten Stanun liesselbon bildeten Pferde der
viterlichen Zucbtstätte zu Georgenburg^ so*
wie einige Stuten, welche anf der im Jahre-
1876 zu I'ieiiiL,'ienen abgehlütenen Auction
erkauft waren, so dass die Mntterstuten-
heerde im Gänsen 18 bis SO theils toII-,.
theils halbblOtige Stuten zählte.
In solchem Umfange wurde das Gestüt
nun ein Jahrzehnt furtgeführt, bis William
V. Simpson -Georgenburg im Jahre 1886 starb
nnd der Besitzer Nettienens das väterliche
Erbe übernahm. Damit geschah gleichzeitig
die Vereinigung beider Gestüte. Das jAnger»
ging in dem Uteren auf, so dass seitdem
Nettienen als besonderes Gestit nicht mdir
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NETZ.
besteht, vielmehr einen Theil desjenigen za
Georgenbor^ bildet, das jetzt über einen Ge-
siuiiiiitl!a>'ht>nrauiii von unge fähr Si04S ba
(80<H) Morgen) zu gebieten bat.
Die Zaehtrieli(Qi»g, 4i« Yerwftltang, wie
\ie allgemeine Einrichtiuiij ist, mit Ausnahm''
dor Aul'ütellang der i'lVrdf, dieselbe geblie-
ben Auch die Art des /.uchtroaterials hat
kein.' Veränderung erlitten. Für die Vorzflg-
lichkeit der Hengi>tc zeugt i. U. (Uu- ümstaiid,
dass das königlich prenssische HauptgestOt
Trftkehnen Stuten behufs deren Belegung
nach Georgenbnrg sendet. Der Stntenbestana
ist von :iuf 60 Stück LM'iu'*lit. Dlebclben
siod alle mit Aasnahme von 9 VoUblutstuten
edlen Halbblutes unil fehOren dem sUiTken
und leichten Wag<'npferd-. sowie dem starken
Eeitpf«rd«chlage an. Infoige der Kftntenver-
mebrang ist aneh der jährliche Nachwuchs
ein grösserer. Es werden im Durchschnitt
jede» Jahr 50 Fohlen geboren und nun unter
Hinziiiialiine angekaufter der R>intjnte-.\n-
kaofbcommission 70bie80 dreijährige Fohlen
ton Mittelpreiae von 978 Mark ose Stttck
abgegeben, sowie noch 10 bis 12 fQr Zucht-
awecke geeignete Hengste je fflr 3600 bis
5000 Idark und mehr verkauft.
Die Aufit»>lluri(7 des Gestüts ist jetzt ao
geregelt, dass da^ Muttergestflt und die
Hengate in Georgenburg, in Zwiun die zwei-
ond dreyfthrigen and in Kettienen die ein»
jfthrigen Fohlen antergebraebt sind.
Die Mntter.-Iutcn . ilic <in- und zwei-
jährigen Fohlen haben im iSoromer regel-
nAaaigen Weidegang.
Die Zahl d<!r Oestütwärter ist infolsje
der Vermehrung des Pferdebestundeä vun
M auf 30 erhöht
Mit dem neaen Besitzer hat das Gestüt
sich auch von Nenem in etwaK und nicht ohne
Erfulg der Bennbabn' angewendet (s. Ge i.
genbarg). Grassmana.
Itoti. (Anatomie.) Das Xeti (omentnm
H. epipliM.Ti) ist ein« tnufatiffrcifhe Banchfell-
dupUcutur, welche xwiichen dem Magen, der
Leber, Milz, bezw. dem Dickdarm verUnft und
in das kleine Neti und grosse Netz
zcrfullt
Bei den Einhufern entspricht das kleine
Netx (Omentum minus «. gastro*hepaticain)
den als Leber«, Magen-, hetw. Magen-Zwerch-
fellban J bezcii lirieteii Baiii Iii'ell<lii|>lii-;iluren
(s. Leber und Magen) und setzt sich in das
Leber-ZwOlfflogerdarmband fest Es geht dem*
gpinii^s von dem oberen Rande der hinteren
Lebertiäche, bezw. vom rechton Zwerchlell-
nfeiler tnr uberen concaven Krüitimnt^g des
Magens. Zwischen den beiden Platten, aus
denen diese Dnplicatar besteht, verlaofen die
in die Leberpforte ein- niul aas derselben aus-
tretenden Gefässe, die Nerven der Leber und
d«r GaUengang.
Das grosse Netz (omentnm majtis s.
ga^tro olivnm) ist an der unteren (grusstu)
Krümmung des Ma^'etis und am Anfangstheil
des Zwölffingerdarm.? tiefestigt und tritt zu-
D&chüt an die Milzrinnt-: dieser Theil wird
als llUi'Magenband (s. Mih) beseichnet. Im
Eeelk lacfkloMdi* A. TUacksOkd. VII. M.
! Uebrigen hängt es frei von der grossen Krüm-
I mung des Magens, bezw. Ton der Milzrinne
herab und bildet eine zum grünsten 'llieile
j zwischen den Lagen des Grixniudarmes ver-
steckte, etwa 60 cm hmge, sehr dttnne, spinn-
' webenartige, meistens nur wenig Fett ein-
j schliessende Platte, welche sicii underseitig
an der oberen rechten Lage des Grimmdarmes
I und am Anfant^stheil des Mastdarms anheftet.
I Aul' diese Weise entsteht ein von dem
j grossen und kleinen Netz, der hinteren Magen-
tt&cbe, dem rechten Leberlappen und einem
Theil der BanchspeicbeldrQse begrenater Banm^
welclier den Namen Nct/beutel (bursa
omentalis) erhalten hat. Derselbe steht durch
das etwa i bis 3 cm breite Wiealow'sche
Loch (foramen Wieslowä) mit dem freien
Kaume der Bauchhöhle in Verbindntier. Das
Wieslow'sche Loch ist ein Spalt zw i.-< hen der
Pfortader und hinteren Hohlvene, dessen Ein-
gang durch den SidegePschen Lappen der
Leber, den mittleren Lappen der Bauchspeichel-
drüse, die rechte Niere, den Zwölffingerdarm
und das obere Qnereolon begrenxt wird.
Bei den übrigen Haujitsiug'ethieren
ist das Netz sehr viel länger, es bleibt nicht
zwischen den Lagen des Darmcanaln versteckt,
sondern bedeckt dieselben von unten her wi«
eine Schürze, so dass es nach dem Durth-
.si h neiden der unteren Bauchwand zunächst
zum Vorschein kommt, und reicht nach hinten
bisxnro Beckenein gang Bei einigermassen gut
genährten Thieren findet sa h in jeuer der
i beiden Bauch fellduplicaturen, aus denen das
I vom Beckenein gange nach vom wieder nm-
j schlagende Net/ bestfbt, eine grössere Menge
von Fett eingelagert. Dos Wieslow'sche
. Loch ist ein verhältnissmössig breiterer Spalt
j zwischen der Pfortader und hinteren Hohl-
I vene. Bei den Wiederkäuern befestigen
\ sich <iie bt'i^ien Doplielblatter des *;rM.-sen
1 Netzes an den L&ngäriuuen des Pansens, am
I hinteren Ende des rechten Pnnsensaekes, an
der unteren Krnmiiiung' de? Psnitrrs. an der
oberen des Labmagens und am Zwülttinger-
darm, wo es mit dem QekrOse des letzteren
zusammenhängt. Das grosse Netz hüllt den
ganzen rechten Pansensack ein, steht auch
mit >li>ni iirimmdurm und dem jVnfangstheil
des Mastdarms in Verbindung und geht vom
in das avischen Leber einerseits, Magen nnd
' 7w'>lffiiii,'erilarni andererseits verlaufende kleine
Netz über. Bei den Schweinen und Fleisch-
fressern verhilt sich das Netz, abgesehen
visn den eben erwähnten, für die übrijrr'n
Haussaugethiere giliigeu Abweichungen, ahn-
I lieh wie bei dem Pferde. Das gnMM Netz
; entspringt bei den Fleischfressern nur an der
! grossen Krümmung des Magens und steht
j auch mit dem GekrOa« des Dünndarms in
Verbindung.
Den VOgeln fehlt das Netz. Afü/Zer.
f H i > toi n f.) Pas X. tz besteht aus
einem dünnen Stratum, wi lcli«-.-^ vun libriUärem
Bindegewebe nnd vereinzelten, feinen ela-
stischen Fasern aufgebaut ist. Das letztere
ist zu Balken vereinigt, welche sich in viel-
facher Weise durehflechten, miteinander ver-
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NETZßBUTfiL. ^ ITETZFLÜGLBR.
einigen und kleiiicrc uiiil grossere Lücken
swischcD sich Iflssen. Die Bt&rkeren Balken
fahren die Blutgefässe sowio FetticeUen in
grösserer oder geringerer Anh&ufung. Die
'berllächn dieser bindegewebigen lirnnd-
lage wird von eiaem Eadotiielbelege aber»
zogen. EieMamn,
Netzbeutel, s. Netz.
Net2briicb, s. fiiogeweitiebrüche.
Netteatifliiinng, fipiploitis .s. Omen-
titis (von cpiploon s. Omentum, das Netz),
verliiutt unter den Erscheinungen der Bauch-
felleiitzüiuiung (s.d.), mit der sie auch die
£QUtehaogsweiAe gemein bat. In den meisten
Fiileit geht dfo Banchfellentzflndang auf das
Uetz über, e« er^c^leint dann von ^tmk er-
■weiterten GcfÄsseii durchlügen, dunkeiroih,
blutig gefleckt utid serös inöltrirt. Zuweilen
tritt ein Theil des Netzes in einen Riss des
Zwerclit'eUä dn und entzündet sich, lu der
Kolik der Pferde zerreisst mitunter das ent-
zUndete Netz infolge Drucke des stark mit
Futterstoffen überfüllten and erweiterten Ma*
gens; die Neti/.ei reissung verursacht ähnliche
Erscheinungen wie die MagenzerreiMong,
nämlich Anstrengongen mm Erbrechen,
Würpen, Drängen mit dem Kopfe gegen
Krippe und Wände, Convulsionen, welche den
ganzen Körper durchzncken etc.; bald macht
der Tod den BesehluSs. Antulfr.
NetzflQgler, Neuroptera. Eine üidimng
derlnsecten mit beissenden Mundthcilen,
freier Vorderbrust, vier häutigen, netz-
artig geäderten FlQgeln und mit voll«
komuiener Verwandlung, Im Exterieur
ähnelt sie den Libellen und £intugsfliegen,
mit denen eie anch früher an einer Ordnung
vereinigt waren (s. I'beudoncnnipt^^ra).
Vorder- und iliiiterllugel sind vuii gleicher
Beschaflenheit, häutig und von dichter netz-
artiger Aedenng darchzogen. Auch in der
GrOsee stimmen beide Flügelpaare ziemlich
oberein: das hintere Paar ist nicht fall bar.
Die Fühler sind rocist-ens vielgliederig. schnur-
oder borstenf^rmig, die Fllaee f&nfgliederig
und die beissenden Mun(l\verkre«j:;e nalieru
sich (kni der Käfer, die iieine sind schwach,
der Gang mangelhaft, dagegen das Flugver-
mögen gut entwickelt. Der Verdauungssehlauch
besitzt bald einen Kaumagen (Ameisenlöwe),
babi einen Saugmagen (Florfiiegen) nnd nimmt
vom Euddarm ti— ö Malpighi'scbe Gefäs«e auf.
Die Eileiter besitseo hinfiir DrfleenschUuche,
deren Seeret z. B. bei der Florfliofre zur sfi"l-
artigen Befestigung det Eier dienen. Die Eiit-
wicUnng erfolgt mittelst vollkummcner Ver-
wandlunt:. Die Larven sind mit gros.sen Beiss-
oder Saag/.ungen ausgestattet und leben als
Häober von anderen Iiisecten. Die Puppe,
welche oftmals von Cocon arascblossen wird,
verlaset knn vor dem Ansacblllpfen Ihre Rahe-
stätte, um einen p:i>>' iiden Ort für die weitere
Entwicklung aufzu>uclten. Fussil traten die
Netzflügler im Tertiär, häufiger im Bernstein,
im Ganzen j' doch nicht «'ifters auf.
B. lUauijs (Lehtbuch der Zoologie) unicr-
aehcidet vier P'amilien:
1. Wasserflorfliege (Slalidae). Nur
wenige Arten leben in Deutschland: Sialis
cutaria und Fuliginosa, CorAOtalis corunta:
Baphidiaophiopsis, Kameelhalsfliege. Leta-
tere ist lang, schwarzbraun mit braungclben
Beinen und schwar/en Hintersehenkeln, erster
Bmstring halsartig verlAngert, daher der
Name. Die brftnBlTehe, woraföiralge Larve,
II— 17 mm lang und mit starken Mundwerk-
I zeugeu versehen, jagt an Stämmen, beson-
ders Eichenbäumen, Insecten und deren Jugend-
zustände mit schlangenartiger liehendigkeit.
Schmetterliugseicr, z. Ii. die der getährüchen
werden mit Vorliebe aufgesucht. Das voll-
kommene Thier lebt anch r&uberiach hier.
t. Sehnabel« oder Seerpionfliege
rPani.rpidae). Es kommen nur einige Arten
I bei uns vor. Die Larven sind raupenähnlich,
mit henflKrmigem Kopf nnd beissenden Mund-
werkzeugen versehen und leben in der Erde.
Am häufigsten ist die gemeine Scorpiou-
I fliege. Panarpa communis; langer Schnabel,
glasbelle Flügel mit zwei vollständigen und
einer anvollständigen Querhinde nebst einigen
braunen Flecken, Kor[>er sobmutzigbraun.
Hinterleibsende rothbrauu und beim Männchen
mit einer Zange (daher der Name) versehen.
In der warmen Jahreszeit besonders bfiutig
iu it'uchten Gegendeii, wo es auf Wiüsca uud
im Gebüsch kleine Insecten jagt.
3. Flor fliegen (Hemercbiidael. Am
j häufigsten kommt die gemeine Flurtliege
\ Chr}sopa perla. vor. Die dachartig gefalteten
j Flügel fflasartig, durchsichtig und flomtig,
FttUer ndenfOrmig und reiebuch so lang aia
J'T Leib, b'tzterer lang und schlank (10 mm).
I Farbe gelblichgrOn, Flug schwerfällig nnd
träge, (jemeh widerlieh, uher auch der Name
Ftinküiegen. „Man findet sie auf allerhand
Bäumen und Stränchern, wo sie ihre Eier
ablegen. Diese sind so eigeuthUmlieh. das«
sie Niemand, der sie nicht ausschlüpfen ge«
sehen, für Eier ansehen würde. Man findet
nämlieb auf den Blattern verschiedener Pflan-
zen, besonders auf denen von Eosen^ Trauben-
kirschen (Prunus padns), Linden und Sefem
, aufrei htstebende. wei^sliehe. etwa 1 — l*'', cm
j lange Haare, die am Ende einen gb-iebfarbigen,
; etwa 1 mm grossen Kno|if tragen. Dicver Kaapf
I ist das Ei, das Haar sein Stiel. Wenn das
Weibchen näiulieh em Ei legen will, so drückt es
i das Hinterleibsende fest an das Blatt an, presst
das Ei heraus und hebt nun den Hinterleib
hoch in die Hohe. Zugleich mit dem Et tritt
aber eine dickliehe Flüssigkeit heraus, welche
sogleich so zähe wird, dass sie sich in einen
schnell erhärtenden Faden auesieht, an dessen
' Ende das Ei als der erwähnte Knopf sitzt.
Gewöhnlich findet man drei bis sechs oder
sieben solche seltsame Dinger neben einander,
n. zw. dort, wo es in der Nähe BlatÜ&usc,
Blattsauger oder Schildläuse gibt, von wdcben
die Lar\i' lelit - (M. Schmidt-Göbel.' Die
Larve, sog. Blattlauslöwe, ist mit sichel-
förmig gebogenen, grossen Saugzangen ver-
seben. d b. Zangen, welche der ganzen Länge
nach durchboijrt sind und die flüssige Nahrung*
durch ihren Canal direct in den Schlund ge
langen lassen; MundOffnuag fehlt aberhmpt*
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NETZHAUT.
tif
Ihre Färb« ist gelb, auf dem IlQckeQ ver-
laifen cdiiige röulielie oder diukUne Streifen;
10 mm lang. Nahrang besteht in Blattläusen,
Blattsau^ern und Schildläusen. Man zerdräcke
die Blattlausculünien nicht, wenn sich diese
nQtzliohen Larven in derselben befinden. —
Von Blattläusen lebt femer Hemerobius lutes-
ceus, während die ausschlüpfenden Larven
Ton tfaotispa pagana (eine Art, deren am
tiaric Terlüng. rten ersten Brastring erstes
Beinpaar sich zu Kanbfüs.-en uni^'ewandelt
bat) sich mit den Saugzangen nach monat*
lieber Fastenzeit in die I^eratlJeke der Spinnen
ewbohrMi, Eier und Junge au$;saugen.
4. AmeisenlCwen, Myrmeleontidae.
Pfthler kolbig. Vorderbnwt knrz, Mittelbmit
Inn? Die bei un^ vortawnmende bekannteste
Art ist der Ameisenlöwe, HyrmeleoQ formi-
carios. Die Larve gräbt Trichter im Sand ond
hält siih ara Orunde desselben, die grossen
Sau^'stangen hm vorsteckend, rersteckt. In-
secten, bt suii iirs Arn.'i>cn. die dueh den
Trichter hindurchlaufen, suchen sie durch
Sandwerfen zu Fall and zwischen ihre Zangen
zn bringen (Ameisenlöwe). Verschiedene
rerwuidte Arten bauen jedoch keinen Trichter,
toadem haHen rieh nnter der Oberflieh« d«e
Sandes auf und laufen rüclcwärts.
Literatur: Pichet, Uisloirc natun'Ur ivt Xen-
ropt^re«, (i^ot-T«- i>.34 — Brauer anJ Löw, NpuropttT«
•nstrii^a. Wi.'n ibST. — ürauBr. Vern'ichui»» di-r bi«
jetzt bekannten Ni'uroptiTHti, Wipii ISSS — Br»n>'r. <li<>
X>-uropt<>r>*n Kuro|a« um) incbtütondere Oesterreichs, mit
Ra^kviclit unf ihre ;;i><)),'rupliis«he TwknMonf. Wien 187S.
(V«iyL auch in«cBct<'ti.) Bräutmer.
Netrhaot. (Histologie.) Die Elemente,
welche die Kotina aufbauen, sind theils ner-
vöser Natur, theils dienen »ie als StQtzappa-
nte Ar diese (Elemente der Bindesubstanz).
Di« nerrAsen Beatandtheile sind in xehn
Siebten angeordnet, die von innen nach
«ttnen betrachtet in nachstehender Weis«
aafefnandertolgen :
1. die Membrana limitans interna,
2. die OpticnsfastTschicht,
3. die Ganglienzelienschicht,
4. innere granulirte Schicht,
5. innere Kürnerscliicht,
6. ftnssere granulirte Schicht,
7. ftneaere KOmereebieht,
8 ^reinhranri limitans externa.
9. Stäbchen- und Zapfenscbicht,
10. Pigmentaehiebi
Die Membrana limitans interna Stellt
eiiie scharfe B^reuzungslioie dar, welche die
Retina Tom Glaskörper trennt. (Fig. 1331.)
Von <lcr Fläi-he gesehen, ersrheint sie nach
Beiiandluug mit .Silbersalpeter als ein feines
Netzwerk Ton schwarzen Linien, welche die
Ränder der '"irundflächen der ItadialfaMTU
der Netzhaut begrenzen. Auf diese Limitans
interna folgt die flächenartige Ausbreitung
der Fasern des N. opticus (Opticnsfaser-
Schicht). Dieselben sind marklos und am
r' i''hli< liÄti'n und stärksten in der Nähe der
Opticuspapille vorhanden, wo demgemäss auch
diese Sehicht dl« «rOest« Stlrk« beaitst. Nach
d«r Ora ««rratn Un wird die Sehieht immer
dUnuer und hOrt schliesslich iu der N&he der
erstenn aof. Die Faaem dieser Schiebt stehen
mit multipolart'n < lan^ü'-nzellon in Verbin-
dung, w-'h h«'. in oint'ucher Lage nebeneinander
ungeordii. ;. .iie Ganglienzelienschicht
(Nervcnzellenschicht) bilden, die sich eben-
falls gegen die Üra serrata liin allmälig ver-
liert Die Zelb-n sind meist von rundlicher
Gestalt, fein fibrill&r gestreift und niit gros-
sem, mndem Kern nnd KemkOrp«rch«n ms>
gestatt. t. Di.' Fortsätze die-or Zeilen gehen
iheils nacii innen in die Nervuufaserschicht
ab, theils nach aussen. Hier sind es in der
Regel mehrere Fortsätze, welche in die in-
nere granulirte Schicht trct>'n und sich dort
aaflAsen.
Die auf dt»' rJanglienzelltnsehicht folgende
Schiebt ist die in nere granulirte Schicht
(innere moleculäre Schicht); sie erscheint bei
schwacher VergrOssemng kOmig: bei starker
VergrOssernng lOst sie sich su einem feinen
Flecbtweik auf, dessen verdickt« KaotenponU«
als Körner hervortreten.
Fig; ISSl« 1 niv Mt'uihrana lim^t^nH interna, l di» Opti-
easftsertcbiebt. 3 Uii> <;ini;lieiiz.-lleii.,l]irlit, k innere
crimulirt«' << iiii-1it. J iuiu ri- Kürm r»i hirlit, G ausser«
Xranatirte Schiebt, 7 &ui>aere Kurnorscliicbt, S Uembraua
UanttMs «itOTM, S Sttbolmi- und ZapfniMaioh^ lOFIg»
■MatMhkht
Die innere KOrnerschicht besteht
sowohl ans Nerven-, wie Stutzfasem, welche
Ictztr-ri-n Iii. r /.ifuilich stark entwickelt sind
und durch zalilreiche Brftcken miteinander in
Verbindung stehen. In beiden Faserarten
kommen ovale K.'rne vor, w. h h.'die „KOrner"
dieser Schicht darstellen. Jene, welche den
Nervenfasern angehßren und mehrere, in der
äusseren Hälfte d< r S. hiclit gelegene Lagen
bilden, stellen gewis.sermassen bipolare Gan-
glienzellen dar. deren Zellleib im Vcrhältniss
sum Kerne nur schwach entwickelt ist. Die
beiden Furtsfttie derselben treten sowohl in
di« innere, vi« Ausser« granalirt« Schicht ein.
14*
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Sit
NETZHAUTABLÖSimO, NBTZHAUTKEANEEBITBN.
Diese letztere, auch Zwischenkörner-
schicht genannt, xeigt denselben Bau, wie
dit' innere prannlirte J:?rhicht. nur dass hier
nocli sterntürnii^e. mit runden, glänzenden
Kerren versehene Zellen eingelagert sind.
In dieser Schiebt wurzeln ferner die Stäb-
cheto» und Zapfenfesem, welche einen wesent-
lichen Hestandtlieil der darauf folgenden
äusseren Kürnerschicht bilden, da die
KOmer dieser ßehicht kernhaltige Anschwel-
lungen dieser Fasern darstellen. Die scharfe
Grenzlinie, welche die-^e Kürnerschicht von
der darauf folgenden ^^t tl ch. n- und Zapfen-
schicht trennt, ist die Membrana Ii mit ans
externa. Zapfen- nnd f^täbchenfasern, häufig
mit Taricösen Ansch\v»'llungcn vfiseiien. un-
terscheiden sich dadurch von einander, das«
die ersteren dieicer sind, wie die letsteren,
dass feiner das Korn der Zapfenfasern (Zapfen-
korn) stets dicht an der Limitans externa ge-
legen, ist und der Zapfen eine directe Fort-
setzunu' ^ies Zapfenlvurnes bildet, wälirond das
Stäbrhenkorii bald in der Nahe der Limitans.
bald in jener ib r äusseren granulirten Schicht,
bald in der Mitte xwischen beiden seine
Lage hat.
Die in der hierauf folgenden Schicht vor-
kommenden Stäbchen (baciilij und Zapfen
(coni) stellen die nerrOsen Endorgane des
Sehnerven dar. Die Stäbchen sind cvliiidrische
Gebilde, wehlie pallisadenartig dicht neben-
eiiiaii'l« r>ti lii n und in ziemlich regelmüssigen
Abständen durch die Üaschenlürmigin und
mit konischer Spitze versehenen Zapfen un-
terbrochen werden. Sowohl an den Stäbchen,
wie an den Zapfen sind xwei verschiedene
Abtheilungen, als Anssenglied nnd Innen-
glied bezeichnet, zu unterscheiden. Das
Anssenglied ist durch eine homogene, glän-
tende Beschaffenheit charakterisirt; das In
ncnglied dagegen erscheint feinkörnig getrübt,
färbt sich durch Carinin und enthalt einen,
seine ganze Lftnge einnehmenden, linsenför-
migen, planconvexen KOrpcr. Das Innenglied
der Zapfen ist kfirzer, wie das der 8tllbchen
nnd ebenso auch das Ausi^^englied. L"t/.teres
erscheint bei den Stäbchen als schmaler, mit
abger nndeteni Ende Tersehener Cylinder, dessen
Oberfläche eine feine Strichelung zeigt. Die
Spitzen der Stäbchen ragen in die P i tr ni ent-
schiclit hinein. Dieselbe liegt der ("h iriiiidra
an und besteht aus einer einfachen Scb:(lit
von Plattenepithelien. die, von der Flache-
gesehen, sech.seckig er.-'cheinen und mit
schwärzlicherof crj-stalliuischem Pigment (Me-
lanin) gerollt sind. Ton der Seite gesehen,
zeigt es sich, dass diese Zellen sich in feine,
anfangs ebenfalls aus körnigem Tigment be
stehende fadenförmige Fortsätze auflösen,
welche zwischen die Stäbchen und Zapfen
treten und dieselben zum 'Iheil umscheiden.
Der Zusamnienliani: der nervösen Ele-
mente in der Netzhaut besteht nach M.
Bchnltse in folgender Weise: Die marklosen
Nervetifa'-ern der Faserschicht tret' ti mit (iiiii-
glienzellen der darauffolgenden Schicht in i
ZnsamnieBliMig. Die FortsAtie der letsteren
treten in die innere grannlfrte Sehicbt und
verästeln und durchflechten sich dort aufs
Feinste. Die bipolaren Ganglienzellen der in-
neren Kfirnerschicht besitzen 7\vei Ausläufer,
einen feinen centralen, welcher mit der inneren
grannlirten Schicht im Zusammenhange steht,
einen peripherischen, dickeren, welcher in die
inssere grannlirte Schicht fibergeht. ( Fig. 1 33S).
In dieser letztere n wurzeln ferner liie Stäb-
chen- und Zapfenfasern. Die Zapfenfasern
entstehen dnreh Znsam-
nienflicssen einer gros>
sen Anzahl feiner Fi-
brillen und gehen in das
Zapfenkorn und den
Zapfenkörper Ober. Die
Stäbchenfasern, die viel
feiner als die Zapfen-
^sem sind, entstehen
wahrscheinlich ebenfalls
aus mehreren Fibrillen;
sie gehen in bipolare
Ganglienzellen (Stäb-
chenkorn) über, deren
peripherischer FottnH
dicker ist, wie der
trale und in das Sttb-
Cheii übergeht.
Die Pars ciliaris re>
tinae leigt efaie beden-
tendcRcduction der oben
angeführten Schichten.
Die Pigmentschicht zeigt
niedrigere Zellen, denen
auch die fadenförmigen
Fortsätze fehlen. Die
abrigen Schichten der
Netxbant sind hier anf
eine Lage fein granulir-
Pif. last, sehemsiiwu. c>;l«"<iri»cher Zellen
ßanlellavt 4»« Zaum- redncirt.
inenhanitos der KfrreB- Die S t fl t z s U b s t n n Z
f»»*rn in di-r N«tih»nt. j Net/hmit stimmt im
Nach ScholtiH. 2 Opiicn». J>*eunaui summt im
fMf>rD. .H Oaiiiciieu/t'iioD, Wesentlichen mit der
4 inixTf ^ranulirtv, 5 in- spongiOsen BilldeSUb-
.ere granulirte, 7 »n-.ere «JaUZ des GchirnS nnd
Körn.T»cliiclit, !» Stäbchen Ivückenmarks Oberem.
and Ztpfon. An derselben sind na-
mentlich die Membrana
limitans interna und externa, sowie die »•
dialen StQtzfasern zu unterscheiden. Lets-
tere stellen Faserzüge dar. welche mit breiter
15a<is der Limitans interna entspringen nnd
sicli <iurch die Schicliten der Netzhaut hin-
durch/iehen, wobei sie durch seitliche Aus-
läufer nnd deren Verästelungen in das swi*
sehen ihnen liegende spongiöse Gewebe
Obergelieii. Tiies'"- lef/.teri' enthült {.'rössere
und kleinere Lücken zur .Aufnahme der Gan-
gliensellen, der Körner, sowie der Fasern der
beiden grannlirten Schichten. (Die .\nntomie
s. u. Auge,) Eickbaum.
NetzbMtablVMig, Abtosnng derN«ta>
haut.
Netzlinut kran khetten. Netzhautblutnn-
.:eii. Blutungen in der Netzhaut finden wir
nicht selten infolge von Contosionen des
Augapfel« durch atnmpfe Ghwalton, «• es an
QeflUsserreisanngen kommt, bei drcnlatioaB*
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NEUBILDUNGEN.
213
stOrnngen im Nt'tzhfiutgefilsssysteni. wie sie ■
durch schwere Herserkraiikuiigen herbei^e- !
führt werden, dann femera bei krank-
haften Veränderungen in der histiologischen
Structur der Gefässwandungen, 2. B. im Ver-
laufe v*»n Deg^eiuTiitionsvorgängen oder bei
LifectioDskrankheiten, aasserdeiD im An«
»cMaM« in eine rapid eintretende Herab-
setzung tle-i intraocularen Druckes. Die ihrer
Zahl und Menge nach im Einzelfalle ätsbr
verschiedenen apoplektischen Herdchen er-
(scheinen im S|iie>relbilde als bluti^re Plerkeii,
die, wenn in d«>r Vielzahl, bald geg«in den
Sebnerveneintritt zusammengedrängt, bald
mehr ^lekhmtaiig ttb«r die ff>o*^ Netsbaat
diesemmirt sind and Öfters dem v erlanfe der Ge-
Asse fol;;en, bald in irgend eitiein Bezirke des
Aogengruudes gehäuft auftreten. In ibr^r
GrOsae ron einem eben tiehtbaren Stippehen
bis zur Ausdehnung eines Papillendurch-
messers und selbst zu einer förmlichen Blut-
laehe varürend, zeigen die einzelnen Extra*
rasato eine annähernd runde oder nnregel-
mässige Form oder erscheinen in anderen
Fallen strieli- und streirenRirniifT: letztere
haben ihren Sitz baaptfi&chlich in der Faaer-
«ehiehfe der Netshant, die «reteren in der
K")rncr.-.cliichte. Die Farbe der ( "i-.ti^en Er-
güsse, die natürlich in ihrer üelligktsit schon
dadurch beeinflusst wird, je nachdem die
Blutung in den vorderen oder den hinteren
Netzhautschichten gelegen und letzteren
Falls von einer verschieden dicken Gewebs-
lage gedeckt wird, ist im Allgemeinen bei
Madien Apoplexien ein intensires, helles
Koth, das sich späterhin unter fortselireiien-
der Kesorption — dem schliesslichen günsti-
gen Ansgange der Retinalapopleilen —dunkler,
dann br&unlieh ffirbt. nm endlich gnn?; tn
rerschwindeii. Bei grosser Massigkeit des
Ergusses kann es aueh rorkommen, dau die
Netzhaut entweder gegen den Glaskörper zu
oder, wohl selten, nach der Aderhaut hin
perforirt und dadurch eine ausgedehnte
acbalenförmige H&roorrhagie enteteht
NtftahaQtentstlndQttg. Ueber da« oph«
thalrooskupische Bild der Netzliautentzüiidiuig
ist zur Zeit noch sehr wenig I'ositives be-
kannt. Im Allgemeinen treilen wir bei eiiier
Retinitis einen erhöhten lüntnufluss zum Ent-
zündungsgebiete. aL->u ülarkere Füllung und
Verbreiterung der Netzhaiitgefüsse, die aieh
dabei aogar aohlftngeln können, neben «iner
mehr diffosen Rothe infolge capillSrer In«
jection: aus den mit Blut überfallfen (5e-
fi^sen kann es sogar infolge Berstung ihrer
Wandungen in Blutungen fs. d.) in die Nets-
haut kommen, und dtTiuti^re Hiimorrhagien
finden wir de-halb auth bei'inJer-, gerne ent-
lang dem \ ivi ifV) der Blutgefässe. Wir be-
zeichnen suiche Formen der Nctzhautentzün-
düng, die hervorragend mit Blutungen einher-
gehen, al's iJetinitis haemorrhaifica s. apuplec-
tiea. Koiuiat es im ferneren Verlaufe au einer
entweder mehr serOsen Infiltration der Retina
'-der ZU Einlagernng von fil'rinüsm i'ili'r {lui-a-
lenten Exsudatmassen zwischen die Gewebs-
«kmente der Netahaut oder auf ihre Ober«
fläche, .«0 wird vor allem die Transparenz
der Menibian Schaden leiden müssen, sie
verliert ihre Durchsichtigkeit — die Netz-
haut ist im gesunden Auge ja bei der Spiegi'l-
untersuchung nicht sichtbar und nur die in
ihr verlaufenden Gefässe zu erkennen — und
es entstehen rein weisse, »der grau, reap. gelb«
liehweisM TrObungen in der Pom von
Streifen oder Plaques, welche allenfalls dort
verlaufende Gefässe und die darunter gele-
genen Aderhantpartien (Tapetum) ganz oder
tbeilwei.se verdecken und sp&terhia der Re-
sorption anheimtiillen können.
Unter normalen Verhältnissen reichen
bei allan Hausthieren (mit alleiniger Aue«
nahmedea Kaninchens) die doppelt contonrirten
Nervenfasern im Sehnerven bis an die Lainina
cribrosa, um sich von hier unt«r Verlast ihres
Kervenmarkea als dorchsiehtige Aeltaencylia-
dfr in der Netzhaut ansziibreiten. In ■•inzeincn
Fiillen kann es vorkummen (besiin>lers beim
Rinde und Pferde, dann beim Hunde bislang
beobachtet), dass ein Theil der in die Netz-
haut ausstrahlenden Sehnervenfasem beim
Wegtritte von der Sehnervenscheibe, abwei-
chend von der Norm, aein Nervenmark bei-
behält. Solche Stellen, die aieh gleichsam ala
Anhängsel am Kunde der Sehnervensfheibo
und in deren nächster Nachbarschaft vor-
finden, erscheinen bei der Spiegetbetraehtang
als Flecken von glänzender, grauweisser oder
bläulich weisser Farbe, haben die Grösse von
etwa y«-~V, Papillendorehmeaaer ud seij^en
zumeist eine deutlich ausgesprochene radien«
artige Streifung, welche exact in der Richtung
der Xervciilasrrn au «breitung verläuft. Tapet um,
und von der Papille dort allenfalls in die
Netahaut (Ibertretende Gefllaae werden dahei
oder theilweisi:- dureh M'- Flecken ver-
deckt Die Papille selbst bleibt der Regel
nach von TrObnngcn vorschout.
Einen intra vitam diagnosticirlen Fall
von Cystenbildung der Retina (partielle
evstoide Degeneration) bei einem alten I'I.m le
hat Everabuscb beachricben. Er fand, wenn
er stark von oben nach unten in die ad maxi-
mum erw.'iterte Pupille sah, in den abhänu'igen
i'heileit des Glaskörperraumes eine Ja»l iialb-
kreisförmig gestaltete, intensiv sehwarz ge-
färbte, ziemlich scharf cfintourirte Linie, welche
— man mocht«* von den verschiedensten
Stellen in das Au^re naeh den verschiedensten
Richtungen hin sehen — constant gleich blieb
in Form und Ausdehnung. Die Conveiitlt
dieser Ta'nie uar nach dem (ilaskör|ierceniruni
hin gerichtet, während die beiden nach ab-
wftrta gerichteten Enden dieser halbkreia-
förmigen Linie nicht mit Sioh. rheit zu er-
kennen waren. Der von dieser halbkreisför-
migen Linie etngeachloaaene Rhuui erschien
transparent und konnte man durch ihn die
betreffenden Theilo des .\ugengrundes nahezu
in der gleichen Klarheit erkennen, als wie
durch den oberhalb von ihm gelegenen Tbctl
des OlaskOrpwfl. SeAlamfp,
Npt/'mnqpfi. ^. ^laLren der Wj--drrk;iuer.
Neubildungen von Geweben kommen in
drei Formen vor, u. zw. ala Regenerationen
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S14
NEUBILDUNGEN.
verlorengegangener Geweb-^thcilo. als Hyper-
trophien und als Geschnüläte. Die Neubil-
dungen erfolgen nach denselben Grundgesetzen,
wie lie bei der embryonalen £atwicklaog and
d«m normelen physiologischen Wschstbain
beobachtet werden und bL-rnhen vorzugsweise
auf einer Tbeilung, Vermehrnng und Neubil-
dong der lelligen Riemente der Körpergewebe
und Organe. T>ip Ursachen der Neubildungen
sind 1. eine embryonale Anlage, 2. gesteigerte
Ernährung, 3. Herabsetzung der normalen
physiologischen Wachsthumswiderst&ndc und
4. directe specifische Reize, u. zw. mecha-
nische, chcniisclie und parasitäre (Tuberkel
and Botzbaciiien , Actiuemjces etc.). Stirn»
men die nengebildeten Gewebe Tott den nor-
malen Geweben, ans ebenen s.ie sioTi entwickelt
haben, voUkommon aberein, so be/eii lmet man
sie ftle HomOoplaaien oder homoluge Nenbil-
dongen, weichen sie vr»n dem Mutteibuden.
auf welchem sie wuchern, mehr oder weniger
ab, so nennt man sie Heteroplnsicn oder oe-
terologo Neubildungen.
Eine bestündige Neubildung in Form von
Regenerationen abgCHtossener Theile tinäot
statt an den Haaren. Hnfen. Klaam. Kraillen,
Federn. Epithel-EpiJerniis und Druseiizellen.
zum Tiieil auch an den Muskelfasern. Diesel-
ben Gewebo werden auch unter pathologischen
Verhältnissen nach Entzündungen, Aetzungen,
Ve rl I- 1 / u II gt,' n . ( ! e s c 1 1 w ü r b i 1 il ut) ge n, En tar t un-
Scu und Atrophien wieder ersetzt. Aosser-
em findet eine Regeneration nach Snbstanz-
vrrlnsten statt am r?inile£:'ewcbr. an den
Kiiociieii. üefässcn, an der KrystalUinse und
an den peripherischen Nerven. Snbstanzver-
luste an der Haut, den Schleimhäuten, Dräscn,
Knorpeln, Muskeln und dem centralen Nerven-
system werden nicht durch Neubildung der
gleichen Gewebe, sondern durch Bindegeweb»-
neabildung und ans Bindegewebe bestenendem
Naibeogewebe ersetzt.
Die Netibildnn^en in Form von Hyper-
trophien zcifallen in die einfm he Hyperlruphie
mit Zunahme der Grösse e.er Formclemento
ohne Zunahme der Zahl und in die namerische
Hypertrophie oder Hyperplasie mitVermeb-
rung der Zahl J'-r Elenientiirbestandtlieile der
Gewebe und Organe. Hypertrophien können an
allen Körpertbeilen vonommen; sie betreffen
entweder ganze Organe oder einzelne Theile
derselben oder nur einzelne Gewebe, wie
s. B. das Bindegewebe, wodttreh die soge-
nannten Indurationen and Sklerosen entstehen.
Als entzflndliche Prodnctionen sind Verwach-
sungen entzündeter Organe untereinnader su
betrachten.
Die Neubildungen in Form von Ge-
schwülsten, Gewächsen oder Aftergobilden
serfallen in boroOopiastiscbe oder mit
dem Mntterboden übereinstlmniende nnd in
heteroplast;<i-bo uil>'r vorn Mutterboden ab-
weichende Neubildungen. Alle nonuaien Kör-
pergewebe kQnnen in Geschwulst form wuchern,
die lilüfiL'^ten standtheile der Geschwülste
sind aber iiindegewebe, Zellen und Gefässe.
Die Gesehwlllste kennen die versehiedenar'
' tiVsten Pormon nnd Grössen annehmen nnd
an allen Kürpertheilen ihren Sita haben.
Neubildung von Zellen ist ein bestandi-
ger Vorgang sowohl in den normalen, als aach
ui den patbologisehen Geweben. Die nenge-
bildeten Zellen gehen stets aus den nsrmalen
und pathologischen Zellen durch Thcilang
hervor. Der Zellentheilun«: geht stets eine
directe oder indirecfe KerntlieHunfr fTCrvryo-
mitose), bei patholugi^chen Neubildungen
auch eine directe und in directe Segmentiraog
und Fraguentimng des Kernes voraus, der
dann die Zellentheilung folgt.
Neubildung; von IJindejrewebe kommt in
dreierlei Gestalt vor, und zwar 1. als üege-
neratlon oder Narbengewebe, S. als Hyper-
trophie, nnd 3. als Bindegewebsgeschwnlst
Das neogebildete Bindegewebe besteht ans
Bfindeln, Netzen oder festem Gewebe, ii-t
lockfr. nrenlilr. schleimig, gallertig oder fest;
es entiiült Uindegewebszellen oder Bindege-
webskörperchen,Endothclzellen. Wanderzellen,
BlatgefttAse, I^rmphgetHsse and zuweilen auch
Nerren. Die Nenbifdang des Bindegewebes
geht aus Vom Vorhandenen nonnaleij Binde-
gewebe durch i'heilung der Bsndegewebskftr-
perchen und Bildung spindcl- und sternförmi-
i;er Zellen (Fibroblasten') und .^usseheidting
von Grundsubstanz zwischen den Zellen, die
entweder schleimig bleibt (Schleimgewebe)
oder eonsistent wird (homogenes Bindegewebe)
oder eine harte flbrillare Beschaffenheit an-
nimmt (fibrilläres Bindegewebe). Auch ausge-
wanderte farblose Blutkörperchen nehmen an
der Bindegewebsneabildang Thei), indem el«
sich in I?indes:ewebäknri>errhen Timwandeln,
Ausser aus pruexistirendcm Bindegewebe kann
noeh aus Knochen, Knorpel und Fettgewebe
eine Bindegewebsneubildung stattfinden. Neu-
bildung von lUutgefässen in Form von Ca-
pillaren, kleinen Arterien, Venen und Lymph-
Sefössen durch Erweiterung, Verlingerang,
ehlüngelung rorfaandener Geftsee, dnren
Sprossbildun;; und durch Umformuni.' von
Zellensträngen im Gefässe, erfolgt meist mit
gleichzeitiger Bindcgcwebstieubililung in Form
von Granulationen auf Wund- nnd Geschwflrf-
dachen, ferner iu Form von Psendomeuibra-
nen, Adhäsionen, Hypertrophien nnd Ge-
schwülsten (s. d.). Meist bilden sich erst
Capillargefisse mit weitem Lumen, nnregel-
mässigen Formen nnd dünnen Wandnngen.
Allm&lie nehmen sie die Beschaffenheit nor-
maler Caplllaren, kleiner Arterien nnd Ve-
nen an.
Die Neubildungen in Form von Geschwül-
sten, Tumoren, Neoplasmen, P.seudoplasmen,
Aftergcbilden stellen meist deutlich abgeson-
derte Massen in und auf den normalen Ge-
weben dar. Sie haben eine selbständige Exi-
stenz und ein selbständiges atypisches Wachs-
thnm nnd machen den Eindruck fremder,
piuasit.lrer, auf dein Idlriier wuehernder Oe-
I bilde von si-lir verschiedener Gestalt und
j Grösse.
: Ihrer T'rs.i'lu' naeh können die Neubil-
1 dangen in zwei Gruppen zerlegt werden:
1. InfectionsgesehwflUt« oder solche, die dnreh
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^'EUBILDUNGEN.
118
ein Virus oder ein Cnnta?inra rntwcilcr local
oder vom Blute aus hervorgeTut'tui werden
und durch Impfung übertragbar, also an-
steckend und thcils auch vererblich sind, d. h.
▼om Matter- oder Vaterthier auf den Fötus über-
Sehen. Zu den IntVctionsi^«?schwülstcn crflK'irou
ie scropbolOsen Neubildungen, die Tuberkel,
Botsknoten, Wnnobenlen und Actinonyeome.
Die Erreger <1iost'r Neubildungen sind in
letzter Zeit eingehender erforscht und als
Pilze (Actinomyces) und Spaltpilze (Tuberkel
und Rotzbacillen) beschrieben. 2. Zu der
zweiten Gruppe gehören alle Ge.sclnvüUte, bei
denen ein eigentliches Virus oder ein An-
BtecknngMtoff nicht nachgewiesen ist, die ent-
weder spontan dorth Tevwhiedene Beise oder
infolge einer immanenten «mbiyonBlen An-
lage b^ich entwickeln.
Die Gelcgenheitsnrsachen sar Entatebnng
solcher Gescliwalsti' >fnd: Aufhebung von
Kaumbeschränkungeii und Wegfall von Wachs-
thmiMhindemissen, Zerrungen und Ausdeh-
nungen von Geweben, chronische EntzQndun-
gen, Schwächung der Nachbargeweb« durch
Druck, iiiaii'^elhafte EniiiiirDni: iiinl vrrsihie-
dene Veränderangen, Steigerang der lusto-
gmetbeben Energie durch meehtniüehe, che*
mische, thenuische und parasitÄr»« Koizi-
Von den eieentlichen Neubildungt^n siml
abzutrennen diejenigen Gebilde, welche rein
mechanisch entstehen durch Retention flüssi-
ger oder fester Absonderungen, die durch
mechanische Verschliessungen der Ausfüh-
rnngsg&nge sich anhäufen and sackartige Ge-
schwUste, sog. Retentionsgeschwttlste dar-
stellen. (loschwüUti', ili'' durch Exsii'liit»" und
Blutextr.iva.-ato entstehen, werden üIs £xsu-
dationsgeschwülsto bezeichnet.
Di«' wahren Gesfliwfllstc, Proliforations-
jreschwüibte, Xrophisiiiata, b-jätehen aus wirk-
lichen Geweb u 111.1 ihre Gewebselemente
gleichen, meist denen der nonnalen KOrper-
gewebe.
Virchow theilt die ^^ '^J1la'^mata in 1. hi-
stioide, welche in ihrer ZuHauunensetzang ein-
fachen EOrpergeweben entsprechen, S. orga-
noide mit rompüeiTffr. di-n Körpcrorganen
gleichender Structur, 3. teratuide, die in ihrer
Zusaromenaetzung ganzen KOrpersvstemen
deichen, und 4. CombinationsgeschwQlste.
Ferner zerlegt Virchow die Neubildungen in
homoloi.'«? dein Mutterbodt^n plfirluMide, hete-
rolöge vom Matterboden abwcichonde, hetero-
tope an abnormen Orten nnd heteroehrone an
abnormer Zeit vorkommende.
Zu den heterologen, in ihrer Structur
den nonnalen Körpergeweben gleichenden
Neubildungen gehören die Fibrome, Lipome,
Chondrome, Osteome, Myome, Angionie, Ade-
nome. Heterologe oder von den normalen
Köq>ergeweben abweichende Geschwülste sind
die Sareome, C^reinome, Melanome, Cysten
vnd InfectionsgesfliwQlste.
Virchow's histioidc und organoide Ge-
sehwflUita kann man in folgende Grappen
aerlegen:
i. Geschwülste nach dem Typu:« der
Bindesobstansen, dennoid« Geschwulst«; da-
zu irchören: das Fibrom, r-iprim. Gliom,
^ly.xijm, Chondrom, Osteom, Angiom, Lymph-
angiom. Lymphom. Sarcom, Malanom nnd
deren Miscbgescbwülste.
S. Geschwülste mit epithelialem Typus;
dazu gehören: das E[>itlitlioma, Schwielen,
Warzen, Papillome, Hautborn, Struma, £j-
stoma, Adenoma, Carcinoma.
3. Geschwülste mit dern Tvims iles Mus-
kelgewebes: das Myoma (Kbabdo- und Lcio-
myoma).
4. Geschwülste mit dem Tjrpne dea Ker-
vengewebes: das Neurom.
Zu Virchnw's teratoiden Oesehwftbten
gehören die Bermoidcjeten.
Die Neubildnngen weichen mefot Tom
morphologigrh-anatomischen Typus der Loca-
lität, auf welcher »ie sich befinden, mehr
oder weniger ab; de aind meiat atypieehe
Gebilde.
Ihr Entstehen verdanken sie theils einer
embryonalen Anlage, einer überschüssigen
Zellenprodaction und Ablaserang derselben
an Tenchiedenen KörpersteTien wShrend der
• inbryonalen Entwicljlung und einer Unregel-
miUsigkeit der erabryonulun .\nlage. Daraus
wQrde sieh auch die Vererbung der Anlage
zn gewissen Neubildungen, wie Osteome,
E.vo9tosen. Krebse. Sarcome, Lipome etc., er-
klären Bei den I)' rraoidcy3ten ist die con-
genitale embryonale Anlage schon lAngst con-
statirt. Aber auch andere Geschwfliste sind
schon bei Neugebori iien iku ligewiesen worden
and Cohnheim nimmt für alle Neoplasien eine
embryonale Anlage an. Die Neabildnngen
köniit n aber auch selbständig nach der Geburt
aus sptcirtschen Ursachen entstehen. Die
Geschwülste eind naeh Cohnheim aty[)iacha
Grwi'b^l'iMungen von embrj'onaler Anlage,
verwandt mit den Missbildungen, nnd hibleu
einellnterabthcilung der Monstra p>-r i'\t t s.<um
oder Qbermilssige, überschüssige Bildungen,
die streng ron den progreseiTen BSmihrnnga»
sf>inint;en, il^n Vergrösserungen infnl^'o man-
gelhafttii Verbrauchs, den hypertropiii;ichen
und entzündlichen Gewebszunahmcn und von
den Infectionsgeschwülsten, die nach der
embryonalen Entwicklung sich ausbilden
können, zu trennen sind. Die Geschwülste
entstehen selten in ganz normalen Geweben
und Gesehwnlstkeime in eolehen gehen schnell
wieder unter. Zur Entwicklung von Neoplas-
men gehört stets eine gewisse Schwäche, eine
Abnahme der normalen physiologischen Wider-
stnTifl>fähigkeit der Gewebe gegen abnorme
patlioU^gische Wucherungen. Ein«- dorartige
Abnahme der phväiologisch.ii Wid-rstands-
faliigkeit entsteht bei entzündlichen Vorgän-
gen in den Geweben, durch Krankheiten,
Üeberanstrengungen, f rnt r im höheren Le-
bensalter, weiterhin durch Erblichkeit und
besondere Pridisposition nnd endlich dnrch
mechanische und chemische Peize. Di.' Ma-
lignität oder Bösartigkeit einer Geschwulst
wird zum gro.ssen Theil bedingt durch die
Wider>»tandsabnahmc von Seiten der normalen
Gewebe. Die sogenannten bösartigen Ge-
echwQUte, die Erabee, Sarcome, tbdb nach
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116
HEUBILDUNGSN.
Chondrome, Lipome und Myxome machen erat
ein gutartiges Stadium durch, dem dann die
bösartige Periode folgt. Bei der Abnahiiio
normaler Widerstände wuchern die zcllig>jii
Elemente der Neubildungen in die normalen
(ii'^obe hineiu. Beim Eindringen in die
Lviui b- und Blntgeftsse werden die Zellen
der Krebse und San'ome (selten anderer Ge-
schwQlste) von dem Blut- und Lynipb»trom
fortgeacbwemrat und an anderen KftrpertheileD
abgelagert, wo sir» weiter wuchern und meta-
statische GeschwtiUte bilden. Die frühere
Annahme einer Infection mit malignen S&ftcn
MU den Geschwülsten ist nicht stichhaltig,
da die Elemente der seeundären inetastati-
scliiti Gcicliwülstf mit dt-n Elementen der
pritnäreu, von deoen sie abstammen, vollkom-
men ItbereiiMtiRimen. Anssflfr bei den In-
fectionspps'ehwülst*-'n, den Tuberkeln, Rnt/-
und Typhuükuutca und den Actir.oiuycuiueu
ist noch kein besonderes Geschwulstvirus
constatirt worden, obgleich von vielen Autoren
für die bösartigen Neubildungen, die Krebse.
Sarcomc und Melanosen speritische Ursachen
aneeoommeu werden und auch wahrscheinlich
sind. Die Yon eini^n Autoren bei den kreb«-
arti^'cfi Gi-scliwriKt<'n der Pferde in Indi.-^n
(Bursatti) constatirten Pilze haben sich nicht
als specifisch erwiesen, ebenso die angeblielien
Krebs- und Sarcombacillen.
Die Wachsthumsenergic der üeüchwflLste
steht in geradem Yerhältniss zum Zellen-
reichtham derselben, d. h. je zellenreicher
eine Gesebwalst, desto grösser ihre Wachs»
thumsenergie und Malignität. Die /eilen -
reichsten GescbwOlste sind aber die Krebse,
Sarcome, Lymphome, Chondrome and Myxome,
dieselben wachsen schnell und machen Meta-
stasen und werden xur Gruppe der bösartigen
Neubildungen gesftblt Die anderen Ge-
schwfiUte dagegen, die Osteome, Fibrome,
Lipome, Angiome, Nenrome, Myome. Kystome
sind zellenarm lunl complicirt gebaut, wachsen
langsam und machen keine Metastasen.
80 lange noch eine Oesehwvlst scharf
umgrenzt, circum.« eript i-(, Meilit sie gut-
artig; soiiald sie aber ditl'uri iu da:^ Nacbbor-
gewebe hineinwftebst, nimmt sie einen ma-
lignen Charakter an. Die cironmseripten put-
artigen zelleuarmcn Geschwülste biciLeu meist
locat wenn sie auch im Laufe der Zeit einen
grossen Umfang erreichen können. Die bös-
artigen zellenreiehen Neabtldungen maehen
rtieist M('t.i.>t;i><-ii uml WtT.len multipel. Pie
grossen Krebszellen bleiben meist in den
nftchsten LjmphdrQsen stecken and wachem
dort weiter. Die kloineTi Snrc(>m7«llen pas-
siren dagegen leiclit die Lvaiphdrüsen und
gelangen von den Lymph- in die IMutbalinen,
oder sie dringen direct in die Blutgefässe.
Deswegen verbreiten sich Krebse vorzugsweise
durch die T-\ mplibahnen, S;in . m.' v.ir^ugs-
weiae durch die Blutbahnen, wenn auch nicht
anssehliessiich. Je grosser die abgelösten
Z' !len, desto schwerer püssircn dieselben die
näciisten ('apillarbeziiko und Lymphdrusen.
Die (i»;schwülste seliadcn dem Organismus
snn&cbst durch Entziehung von ErnfihrangB»
) material, be.^uuderä die schnell wachsenden
Krebse und Sarcome, weiterhin dadurch, dsn^B
sie einen Raum einnehmen und normale Ge-
webe verdrängen und Druck, Atrophien, Ver-
engerungen, V'crschliessnngen oder Perfora-
tionen von Hohlen, Gefiissen und Ausfährnngs-
gängen verursachen. Falls die Neubildungen
in Eiterungen oder Verj;inehiinij''n überirelien,
geben sie oft Anlas«« zu l'yauiie und bepti-
cämie oder zu Entzündungen der serr»sen
S&cke oder Höhlen, in welrlii- hinein der Eiter
oder die Zerfallsproducte von den Geschwül-
sten aus abgesondert werden. Bei profusen
Eiter» und BlutflQssen von der Oberfliehe
einzelner GeschwUltte ans erfolgen Abmage*
run>;en. Anämien, Hydräniifii und Kachexien.
Auch durch vollständige Yerdräogoug und
Zerstörung lebenswichtiger Organe können
(Ii.- Neubildnnaren den Tod herbeiführen. Alle
nurmalen Gewebe und Organe kOnnen durch
Neubildungen verdrängt, atrophirt ui.d per-
forirt werden; am resistentesten gegen das Vor-
dringen von Neoplasien sind elastische Gewebe,
Knorpel, Getöse und perii'liei is« he Nerven.
Die Gestalt der Nenbildungea ist äusserst
variabel; dieselben sind einfach infiltrirt oder
ileutlieh abgegrenzt, in den normalen G<--
weben eingebettet oder über dieselben vor-
ragend, meist rund, kuglich oder oval, oft
fläelienluift ab^^eplattet oiler dendritisch ver-
zweigt, breit aulAitzeiid oder gestielt.
Ihre Oberfläche ist glatt, höckerig oder
lappig, ihre Oonsistenz schwankt »wischen
der Oes Gehirns and der der Knorpel and
Knoclien, — Die histolcipischen Elemente der
Neubildungen sind wesentlich dieselben, wie
die der normalen EOrperbestandtheile. Sie
bestehen aus Zellen. Kernen, Körnehen. Binde-
gewebe, Knochengewebe, Knorpelgewebe,
Muskelgewebe, Nervengewebe, Drßsengewebe
und Gefässen. Zellen fehlen fast keiner patho-
logischen Nenbildang. Dieselben liegen ent-
weder in tlüs?iger oder fester Grundsulistiinz
oder sind ohne eine solche dicht aneinander
gedrängt Die Zellen der pathologischen
Neubildungen gleichen nieist den normulen
Zellen, den Lymphkörperchen, farblosen Blut-
küri'erchen, Schleimkörperrhen, den amöboiden
WiiuJerzellen, den Bindegewebskörperchen,
Kiidüthelzellen, Epithelzellen, Drüsenzellen etc.
und sind wie diese verschieden geformt,
rund, oval, eckig, sternförmig, tpindcifOrmig
and von verschiedener Grosse. Oft findet
man ^r i->se Zellen, w.-]clie i — J2 und mehr
Kerne enthalten, sog.Muttcrzellen mit Tochter-
kernen. Ungewöhnlich grosse Zellen, sog.
lliesenzellen mit mehreren Kernen, finden
sich im KiiMi Ii. iiir< w. lie, im Fettgewebe, in
den Gefä^^ n un l in otaigeB Neubildungen,
wie in Tubeik. In. Saroomen n. a. Die Riesen-
zellen gehen auü Epithel- und Rndothelzellen,
Fettzellen, Bindegewebszellen, Knochenkörper-
eben, nach einigen Autoren auch aus farb-
losen BlntkOrperchen hervor. Ausserdem ent>
.sti'hen durch Einwandirimij; von farblosen
lilutk.jrjterchen oder Wanderzelleu in Epithel-,
Endotli. l und DrQsensellen scheinbare Mutter»
und Tochterzellen.
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NEUBILDUNGEN.
«17
Ansser den Zellen finden sich in den
Neabildangen noch sog. Protoblasten oder von
Pr.itttpla.-iiiia umgebene Kern*', din A»'hiili< h-
keit mit farbloseo BlatkOrpcrcbea od«r £iter-
kanerehen haben. Neben den Zellen kommen
in den Neubilluiii^i'n frrie K«'rn<; vur. Auoh
diese anterscii<ei«it'n üicli uicltt wesentiich
von denen des normalen Körpers: sie sind
von Tersrliio iener Gr5>st?, in den Carcinumcn
gross, in deu Surcuiiitii klein, ebenso iui
Eiter und in den Infectionsgcscbw&lsten.
Die Kerne hnben einen homogenen, feio-
körnieen oder netsrOrmig-fadisen Inhalt und
ein oder tiu'lirere Kemkörperchen. Die Ver-
mehrung der Zeilen und Kerne in den patho-
logischen Neubildungen geachieht dareh
Thrilunp und durch Kinwanderunjr fnrl)Ins*»r
Blutkürperchen. Bei aasschliesslicber Kerii-
theilang ohne gleichzeitige Theilung der
Zellen entstehen die Matterzellen mit Tochter-
kernen und die RiescnzoUen (Myelopluques).
Aber aiicli durch Einwanderung farbloser
Blatkörpercben in vorhandene Zellen ent-
stehen ^ate Zellen, die den Bieeen- vnd
Mutterxellen gleichen. Vi inh liningsfähig sind
die Bindegewebs-, Knocben- und Knorpel-
zellen, die Epithelzellen. Endothelzellen,
Dröseniell^n. liic Kerne der Capillaren, des
Neurilems und Jjarcolems, die organischen
Maskelfasern und die Nervenganglienzellf-n.
All« entarteten degenerirten Zellen dagegen
haben diePfthigkeit, sieh sn vermehren, ein-
gabfisst. Die ganz^'n iii;ui,'ebiMettn Zellen
•ind erst klein, membranlos und enthalten
einen deutlichen Kern nebst KemkOrperchen. j
Ans diesen Bildungszellen, Priinurdi;ilz>'llon
oder Granulatiunszellen differenzire« sich
später Bindegewebs und Knoohenktirperchen,
Epithel- oad Endothelzellen, Muskelfasern etc.
ond sie scheiden später äüssiere uder feste,
homogene oiler p>'liis. rte Interi fllul irsubstanz
üoa. An« den Epitbelien entwickeln sich stets
epitheliale Nenbiidnngen, ans den Endothelien
enduthcliale, aus iltni niinlcL't'vvi'b«.' liiiJe-
gewebige, aus den Diu»ea drüsige, uus den
wfitosen wiederum Gefiisse etc. Aus den
an^ErpwatKU'rtfii farl»l<-s«jii Dlutkririiorehen ent-
ateiit Eiter, dituieii aber Aach lar Bildung
des Bindegewebes, der InfectiunsgeschwQlste
und anderer Neabildangen. Alle pathologischen
epithelialen Gebilde sind Abkömmlinge des
äusseren Horn- und inner«'n ürüsenblattes;
alle bindegewebigen pathologischen Neubil-
dungen stammen vom mittleren Keimblatt ab.
Auss-pr Zellen, Kernen und Grundsub-
stanzfjn tJndet man in den Neubildungen
Körnchvii, .MolecQle und Kiigelolien von un-
bestimmter oder rundlicher Form. Sie bilden
Pflnktchf'n und Kfirperclien von verschiedener
Grösse unJ ( 'un.-i.>ti n/ . sind solid oder
Üäasig in Zellen und Kernen eingeschlossen
•der frei. Man unterscheidet folgende Arten
ton Mcli^cül*'!! :
1. Eiweii!>iiii.h'CÜie; dieselben ^in l klein,
randlich. blass, mit schwachen (.'«ntouren,
verschwinden durcii Zusatz von Essigsäure
und Kalilauge und iui bvn sich in Anilintarben
»chwaeh, wodurch ai« sich von Mikrokokken
unterscheiden. Di** Eiw. issnif lerRlo finilen
sich in Zellen und Kernen uder frei in (iriind-
substanzen und stammen aus unterg»-L'^anL:<'nen
Zellen oder aas der Emihmngsfldsaigkeit.
Frtther spielten sie nnter dem Namen
1 ElomentarkOnirlicii eine grosse T\'A\>\ ind.-m
man annahm, dass sich aus ihnen Zellen
ganz selbständig, spontan heranbilden könnten,
eine Ansicht, dii- noch neuerdinpfs von I't a]e
(Bioplasma), Buticher u. a. vertreten wird.
Besonders zahlreich kommen Eiweissmolecllle
bei der k&sigen Entartung der Kenbildnn»
gen vor.
S. Fettmolecale haben eine rundliehe,
kugelige Form und stellen sich als schwarze
PQnkt<:hen und Tröpfchen dar oder sie zeigen
sflir scharfe schwarze Contouren und eine
hellgl&niende Mitte. Sie schwinden nicht
dnrch Znsat« von Essigsinre nnd Kalilauge
wie dio EiweissnioIf-ctllH, sie nelmu-n keine
Anilinfarbeu an und lösen sich in Aetlier auf,
wodurch sie sich von Mikrokokken unter-
sclu'ivltn. Auih ü" FfttmolecQle finden sich
in Zellen, Kernen und Grundsubstanzen, be-
sonders zahlreich bei der FettmetaDK>r|dius<>
der Nenbildnngen. Sowohl Eiwelss. als auch
Pettmoleellle können dnrbh Resorption aus
den Geweben verschwinden.
3. Kalkkörnchen sind den Fettmolecülen
an Grösse und Form ähnlich, unterscheiden
sich aber durch unregelmässigc Form, Starr-
heit, eine opake Mitte, UnlOslichkeit in Aether
nnd LSslichkeit in Sftnren. Sit flnden sich
in Zellen und Grundsubstanzen bei der Kalk-
i entartung der Neubildangen.
4. PigmentkOrnchen zeichnen sich durch
ihre gelbe, rothe. braune oder schwarze Färb.»
ans. Sie sind klein, rundlich oder anregel-
mässtg nnd bleiben bei den gewOhnlienen
Reagentien unverflndort. Pitrni'^ntk'rnchen
tinden sich in Zellen und Gruudsubsiunzen
nach Blutungen, bei der Pigmententartung
oder Pigmentinduration, besonders aahlreich
aber in den Melanosen.
;>. Sebix<tmycetcn in Form von Mikro-
kokken !ind kuizi'n naeitlen. Diest-lben sind
bei obertiaelilieher lietraclituug mit dm bis-
her genannten Körnchen zu verwechseln,
besonders di« Mikrokokken. Sie besitzen aber
eine Eigenbewcgnng and selbst&ndtge Con-
trac^ilitit, sinil re>i?,tent gegen die meisten
Ueagenticn und werden durch Anihnfarben
(Gentianaviolett, Methylviolett, Methylenblau,
Fuchsin etc.) intensiv gel irbt. rharakteri-^ti- rhe
spccifische Bacillen kouaaeii vur in den
Tuberkeln, den li<>tz- und Wurniknoten, den
Typhaskoötclien. Mikrokokken als Ursache
der Neubildungen sind bisher in den Warzen
constatirt w iidm. In l iternden und granu-
lirenden Neubildungen findet man die ver-
schiedenen Eiterkokken (Stapbylococcus |.yo
srenes alljiis. aureus', flavus, citi.'U^, 3Ii''r<i-
c*KtUs pMtgetU's teliuis. Streptueoeeus J'^o-
genes ete.). Bei Verjaucliungsproce.sse« in
den Neubildungen treten die verschiedenen
Kokken und Bacillen der Fäulniss und der
Septicimie auf.
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NBUBILDUNGEK.
Da« WftchBthnm der Neobildangen ist
ein jtldcliniUfitfes oder periodenweises, ein
beschraiiktts (ult-r unbesilirrnikre.*. F.inipe be-
stehen jahrt'iitnfi^ unverändert fort, wie Fibrome.
Lipome, Osteome, Chondrome, andere wachsen
nnbeschriinkt weiter Tind richton trroüse Zer-
störungen an, wie Sareunie und Carcinome. |
Einig« Neubildungen zerfallen durch Ulcera-
tton an ihrer Überflilche oder os treten in
denselben Circulationsstörong! ii. Atrophien,
Entartnn gen (Fettmetamorphose. Schleim- und
CoUoidmctamorphooe, kisieo oder tabercolöse
Entartonif, Verkalkaiiir) oder Brand ein. Dem
Charakter niul lU r H-übarkeit n;i> h werdon
die Neubildungen in br'snrti?*" iiini rrutrirtipe
zerlegt Behandl Uli sj. Die ^;iit;irti\'eii Neu-
liiMuTijrTi, 11. zw. die Fibrome. Lii^cine, My-
ioii.e, CliuiiJronie, Osteome, Augiuiue. Mvume,
Neurome, Adenome nnd Cysten sind alle
heilbar, ihre Behandlung besteht entweder
in operativer Entfemnnfr durch Exstirpation
odfrdnrch Zersturntv.: vennittf!>t verschiedener
Aetzmittel, wie Säuren, Alkalien, Artenik,
Sttbliniat, Chlorzink, ehromaanre* Kali, Ifileh-
süure, ITnll enstein, Actzpa-^ta. Glftb('i'!rn etc. j
Jo fr&hci die Exstirpation oder Zerstörung
Torgenommen wird, desto sicherer ist die
radicale Heilung. Gestielte Neubildungen
werden einfach mit Schere oder Messer ab-
geschnitten Ml.r aber durch Unterbindung
des Stiäls zum Absterben gebracht Mit
breiter Basis anfsitsende oder diffhs infiltrirt«
Neubildungen müssen nusgeselifilt werden,
wubci man stets in der Umgebuiitr Jer Neu-
bildung im gesunden Gewebe i']'eiiit und
alles Geschwulstgewebe abtrfigt. Um Recidive
zu vermeiden, ist es gut, die Operationsstclle
noch nachträglich zu brennen oder zu ätzen, um
alle etwa nachgebliebenen Geschwnlstkeime zu
serstOren. Bei Anwendung Ton Aettmitteln
werden solelic eiitweilr r wiederholtauf die Ober-
fläche der Geschwulst applicirt oder aber man
bringt sie durch Stichsftiangen and CanSlc
ins Inner«' der Gcsrhwulstmasse. nm diese
von innen liciaus scliiciiteinveisc zu zeibtüien.
Yomgsweise benQt/t man dazu Arsenik,
chromaanres Kali, Sablinat, CUoraink, Hilch-
sftnre.
Di'- bo^arti'^'en Neuliildtiniren. Sarei'ine
nnd Krebse sind nur iu ihren ersten Ent-
wieklnngsstadien dnreli radieale Gxstirpation
oder Zer?t{»rung durch .■\,ftziiiift''l li-'illiar. 'Hei
vorge.schrittener EntwickluQg sind sie nnlieil-
bar, d.h. sie machen locale Recidive und
Meta.stasen zu den inrier- n Oriranen. die dem
Leben der Patienten über kurz udtr lang ein
Ende machen
Von den InfectionsgeschwQlsten sind die
Aetinomycom« ebenfalls In den ersten Stadien
ihres Wa-listhums. so lange sie local ge-
blieben sind, durch vollständiges Ausschälen
nnd Antfttsen oder Ausbrennen noeh beilbar,
in spätoren Stadien bei 3Ieta=;tas"tiV'ildung
and allgemeiner Verbreitung uiihtilbur.
Die Tuberkel- and l'otzneubildungen ge-
hören zu den absolut unheilbaren Geschwälsten.
da dieselben keine Localleiden, sondern se-
cundftre Erscheinungen einer allgemeinen
Djskrasio oder Infection des fieaammtorguit-
nus sind. Semwur.
Geschwiilsi t'i 1: ; 'e Neubildungen, so-
fern« solche an der Körperoberü&che unserer
Haasthiere Torkommen, sind nicht selten
Gegenst.ind der operativen Entfprnnncr.
I Nini- nrlich sind es FasorpeschwüLste bei
Pferden, als sog. Brustbeolen in der Nähe des
Buggelenkes vorkommend, welche oft eine
ganz beträchtliche Grösse erreichen und eine
Gebrauchsbehinderung desThieres verursachen
können, oder Geschwülste verschiedenen Cha-
rakters, welche in den BrastdrOsen, insbe*
siindere älterer TTnndf vorkommen und deren
operative Enttermui^j: sich als nothwendig
erweist.
Die operative Entfernung solcher Ge-
schwülste verursacht, abgesehen von lueiir
oder weniger heftigen Blutungen durch.schnit-
tener Geftsse, keine Schwierigkeiten. Bei
Pferden können nicht s11«u grosse Brust«
benlen. welche fast ausnahmslos dem Drucke
durch Kummetgeschirre ihre Entstehung ver-
danken, in den Anfangsstadien bei mlasTger
j Grf^''«!^ etwa Aber ^Mantisfaustgrösse —
bisweilen auch im unblutigen Wege beseitigt
werden. Durch zweckentsprechende Behand-
lung, n. zw. durch Entfernung der Ursache,
welche am besten durch .\nlegen eines, die
betreffende Geschwulst nicht belÄstigeiHit n
Brustgescbirres, weniger durch Aushöhlung
des Kannnetgeschirres an der betreffenden
Stelle erreicht wird, sowie dureli Anwendung
zertheilender Einreibungen mit Jodsalbe und
nachhaltiges täglich wenigstens zweimaliges
3Iassiren der Geschwulst mit der flachen Hand,
kann Resorption erfolgen.
Bessere Erfolge erzielt man durch das
Ausserdienstsetzen solcher Pferde und die
Application fenchtwarmer tTnsehtige, be-
si'hend in der .\uflage von wannen Heu-
blumenkissen. welche nebst der vorher er*
wähnten Behandlnngsweise tagaftber wann in
erhalten sind
Ist durch diese Behandlungsweise eine
fühlbare Erweichung der Geschwulst erzielt,
so kennen Iniectionen von Jodtioctur an 3
bis entsprechend von einander entfernten
Stellen mit der Pravaz'schen Sjiritze von 8
zu 8 Tagen versucht werden, wobei sich
öfters Abscesse bilden, die reebtieitig ra
sj alten sind und dem Eiter AbAoas ra T«r-
schafTen ist.
Ein rationelleres Verfahren ist die Ex-
stirpation derartiger Geschwülste. Nachdem
das Thier niedergelegt ist, wird ein der
Grös.se der Gesi-hwul>t entsprechender kreis-
runder oder ovaler Uaat«chnitt in der Peri«
pherie der höchsten Wölbung derselben ge-
maelit. und dnrch Lostrennen des Bindegewebe-
mit Hilfe eines gebauchten Bistouris und
Erweiterung des Operationsfeldes durch Ab*
ziehen der ln^ijetrriint.-n Haut mittelst .-.pitzer
in dieselbe tingeiührter Ilüken, diese bis zum
Grund freigelegt.
Die sich einstellende Blutung ist nur
von oberfläcbiicheu Hantvenen herrftbrend und
belangloser Natnr, jedoch xnr Frelhaltaag des
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KEUBLEESEBN. — KEUENSUND.
«19
Gosicbf ^f'-lilo? von einem Geliilfcn mit Schwüiiiiii
ond kaltem Wasser zn stillen, resp. die Opc-
raüoiisiiiche tn reinigen.
Am Grandi' sind derartige Geschwülste
in der Regel uiit eiuem derben gefässreichen
Stiele mit den tieferen Gewebssohichten innig
TerbttDden and ist es Aufgabe des Operateurs,
dfwe Verbindungsätelle möglichst freizulegen
iimi in'';iL'liih'^t tief zu durchschneiiion. wo-
DAcb die gaoze Geschwulst vom TbierkOrper
loigetrennt und entfernt wird.
In d«^r no^r-'l mi^s-en die siiritzenden
Arterien mit der fri eri pincette uuti^eäucht und
MB Besten durch Unterbinden mit anüsepti-
scher Seide die sich einstellende Blutnncr fT'''-
stillt werden. Die weitere Behandlung der
gesetzten Wunde ist eine rein antiMptieehe
antiseptUche Wondbehandlnng).
K»tbw«Ddtg ist es, einige Heft« der
Knopfnaht Uags der gesetsten Hantiraiido
anzulegen.
Bei filteren Hflncllimen, welche viel ge-
sängt haben kommen NVuhildunpen der T>ru»t-
drOsen häutig vor und bind oäenbar durch die
mechanische Einwirkung der Saagverksenge
der Jangen vernrsacht.
Bei dieser Thierspeeies möge es nie ver-
- Hl III t wf'rd< n, sofort selbst ganz kleine Neu
bildungen, welche ott schon in der GrOase
einer Haselnass dem Tftiemrate zo Gesichte
kommen, im operativen Wege zu entfernen, da
im Beginne die Entfernung solcher Neoplasmen
leicht und der Erfolg ein viel sicherer ist. als
bei ber. it? jrrrisscicm Wach^thume derselben.
Auch im letzteren Fallt; ist die Operation
nicht zu scheuen, selb.st alte Hunde vertragen
den Eingriff in der Begel gnt nnd sind hie-
dvreh noch anf Jahre am Leben in erhalten.
.Tf'dwedes andere rnn'erfahreii wird das
Wachstburo von Brustgeschwalstcn bei Hun-
den nicht aufhalten.
r>n<! operative Verfahren ist dasselbe, wie
vorher beschrieben. AWA.
Neubleesern, in Preussen, Regierungs
bexitk Merseburg, Kreiü Torgan, Uegt auf
der rechten Seite der Elbe nnd ist ein zu
dem königlieh jireiissiselien Haniitgestftt 6ra»
dita gehöriges Vorwerk (a. Graditz).
Kenbleesem ist aber nicht zn verwechseln
mit Bleesern. auch Alt-Bleesem genannt,
etwa y. Stunde westlich vnn Wittenberg, wo
bereits im Jahre 1509 ein Gestüt mit 87 alten
Wilden bestund, das :i1)er auf eirund eines
Beschlusses vom 5. Juli 1721 im Jahre 17^2
anru'eie'Ht wunle. Die Stuten ond Fohlen
worden von hier in das Torgaaer Gestüt
Tersetst. ~* Naeh anderen Angaben ge-
schah die AoflOrang Bleeserns erst im
Jahre 1723. Grasjinann.
NaibniRlItRburg, iii Mecklenburg-Strelitz,
ist KreuznTi£rsptinkt der mecklenburgisrhen
Friedrich-Franz -Eisenbahn, der meeklenbur-
B 'sehen Südbahn und der Berliner Nordbahn,
ier wird alljährlich im Monate Mai ein um»
dinglicher Pferdemarkt fttr edlere Pferde ab-
gi-halten. Derselbe wurde im Jahre 1^60 ein-
gerichtet. (Jrojsmann.
UMbHdopimii ist ein snm königlich
preu.-ssisehen Reni.inted<p6tKattenau geliorii^cr
Hof (s. Kuttcnau). Gratsmann.
NendaH, in dem an Oesterreich gehörigen
Herzogthum Kärnten, Wf'^l im Klapenfniter
Kreise, in der Nähe vn» Wolfsberg. Hier be-
stand ehedem <A\\ fuarischer Fohlenhof. Der-
selbe wurde als solcher am in. Juli 1881
aufgehoben und zu gleicher Zeit dort der
Staatshent,'stetid(?pötpo8ten für Kärnten er-
richtet und diesem die vom Fohlenhof ver-
bliebenen Fohlen xnr weiteren Anftneht zn-
(rotheilt. Aber hereits am I. Marz 1SS5
wurde d-T I)ep<'.t]u)stpn von hier wieder,
u. zw. iiacli Ossiach (s. d.) verlegt. Die in
Neiuiau vorhandenen Fohlen kamen auf die
zu Ossiach gehörige, etwa eine Stunde von
dort gelegene Meierei Tauern (», d,), wo
noch gegenwärtig ein durchschnittlich mit
30 Hengstfohlen Besetzter Pohlenhof besteht.
Neudau. eine englische Vollblutstute,
gezogen im Jahre 1878 von Graf Henckel
T. Herenry a. d. Diana, ist besenders als
Mutter de^ Doppelderbysiegers Tartar (s. d.)
erw&hnenswerth. Grassmann.
NOMMlbrask, früher Nienbrook genannt,
in Prcussen, Regierungsbezirk Schleswig,
Kreis Stein bürg, liegt 9 km von Horst. Hier
iiatte in den Drei-ssigerjahren dieses Jahr-
hunderts ein gewisser Olde einen Besitz,
dessen Plichenranm nngef&hr 100 ha, n. zw.
besten Marschbodens betratren hat. Olde.
unterhielt hier auf eigene Rechnung ein
HengstenddpOt, das etwa 40 Beschftler zählte,
und unter denpn sirh nnsgezcichnet schöne
Thiere befanden, deren Nachkommen noch
heute in der Kremper Marsch (Gegend um
Krempe) sich besten Rofes erfreuen. Als VoU-
blnthengst ist Brother to Tarrare «n nennen,
welcher im .Talire 1822 von Lord Si arliomugh
V. Catton a. d. Uenrietta, Schwester zu Olive
V. Woodpecker. v. Sir Selomon gezogen
war und hier Vaterdienst versah.
Nach Olde's Tode ging das Beschäler-
d^p6t ein und die Länoereien darauf meist
in bäuerlichen Besitz über, ohne wieder in
so hervorraeonder Weise der Landespferde -
SOClil L'-'il'';!' / i Irili-'H. Giiijsfucnn.
Neuenaund, in i'reussen, Regierungs-
bezirk Potsdam, Kreis Prenzlan, liegt Okm
von Strassburg (Uckermark) und ist ein
dem Rittmeister a. D. v. Arnim gehöriges
Rittergut. Da*. -Ihe enthält einschliesslich der
Vorwerke Murow, Hassfelde und Klepelshagen
mit erosson Waldboständen 14.000 Morgen
= :{:i74 is ha.
Das hier von dem Besitzer unterhaltene
GestQt zBhlt mit den ftlr den landwirthsehaft-
liehen T^etrieb voiliaiiden» n Pferden im Ganzen
260 Köpfe. Den Zwecken des eigentlichen
Gestflts dienen drei, zeitweise auch vier
Hengste und gewöhnlich 30 Mutterstuten.
Bezüglich der Rasse ist einer der Beschäler
ein Däne, wlhrend die übrigen kräftige Halb-
blutthierc sind und dem starken Reit- nnd
Wagenpferdschlage angehören. Ebenso sind
von den Mutterstuten acht reinMütige Dänen
nnd der Rest von meist Sä Stück rechnet
snm starken Reit- nnd Wagenpferdschlage
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MO
NBUFVNDLiNDBB HUND. — NEUHAÜ8.
des edleren Halbblute«;. Aaf Farbeureinheit
wird im Gestfit nicht gesellen, es sind in
demselben daher alle Farben nn l in den
versohiedensten Schattirungen vertrettn.
Das Zachtztel des Gestüts ist dem vur-
bainloiH'ii Zuchtmaterial entspreehcml. iJie
dänischen Pferde werden reinblüti^' fjrtgo-
pflanzt, Qin ein für die Ackerbearbeitung in
jeder Lage braucbbares Pferd lierf orzabringen,
während die flbrige Zucht aaf die Enielnne
eines starken und kräftigen, aber deonocn
edlen Ualbbloipferdes gerichtet ist.
Der jKbrliehe Nachwachs betritt ein-
gililiesslich 4 — 6 angekiinft(!r liminnvorrcbfr
Hengstfohlen bester Abstammung im Durch-
schnitt 32 Stack.
Die AusnQtKung der Gestätsprodacte ist
eine mannigfache. Ein Theil dient als Acker-,
Wagen- und Ileitj»tVid>' zur Deckung des
eigenen Bedarfes, ein anderer wird aU Mtlit&r-
remonten oder als Wi^fen- and Seitpferde
an Private, Händler und Officierc verkauft
und die zur Weiterzucht geeigneten Hengste
werden als Beschiler meist an fiscaliache
GesttltsTerwaltungen abpep> bnn.
Die Gründung du^ Gtiatiiu geschah zu
Anfang dieses Jahrhunderts durch den Lan-
desdirector t. Arnims n. zw. mit edlem
starken Hslbblnt. Hiez« fanden Hengste wie
Hector, Cyrus. GD.li.ljiliin, AinlioM't. Autrusfus,
DenietrioSf Selim, Uarmo, Ulaacus, Testator,
J. Predieter, Matador. Harlestone, Julias, Cow-
<lon, 0>wn'.d, f >iirrhlauclit u. s. w. beste Ver-
wtiiJung, und das (Jcstüi veilulgte so fort-
während das gleiche Ziel, bis im Jahre 1873
durch Einstellung dilnischer Hengste und
Stuten daneben eine Keinzucht dieser fQr die
Zwecke der Landwirthschaft eingetiehtet
warde.
Für die Sommerzeit weiden alle Fehlen,
auch jtini,'i'ii Tlciii^ste. Hiezn dienen au-^ser
den fetiindigeii Kuppeln, welche eiiu^ Aus-
dehnung von etwa A'H) Morgen = 84*25 ha
besitzen, noch Kleeweiden, welche nach der
regelmassigen Fruchtfolge wechseln. Dor
Verbrauch an Hafer, u. zw. nur fflr die Gestüt-
pferde and Foblen belAaft sich alljährlich
auf eine' Menge von etwa 3000 Scheffeln
(ungefähr ^ rS.dOO kg).
Die Leitung des GeslQts, fär welches bei
|S besondere Leute bedienstet sind, liegt in
(len II;un?('n iL-s Pe^itzfrs.
i-^ia üt-äiulbruiid^eichen kommt nicht in
Anwondung.
Die Viehzucht Nenensnnds bestcnt in
einer Rinderheerdc reinblütigcr Preitcnburger
Hasse und in einer deutschon KanirawoU-
etauimscb&ferei, welche in Uassfelde unter-
gebracht ist — Für die Schweinezucht
werden Thiere der grossen weissen englischen
liasse bfiifit^t, die unverniiAcht forterhalten
wird. GrastmamH.
Neufundländer Hund, s. Hund.
Neugewürz, Piment, cnulisclies Gewürz
oder Jaiiiaicapffffer (s. unter iS'olken).
Neuflisrde, s. n. Sinuesausseraugen.
Ntmaiit. 1. Neahaas in Preossen, Jte-
giernngsbesirk Meisebarg, liegt 6 km von
Deutsch und ebenso weit von BiUerfeld,
]&enzungs|>unktend«rBerlin-Anhaltisehenttnd
Halle-Sorau-0 .1 1. r Ei-;«Mibahn. I czw. der
Eisenbahnstr. ken Halic-Berlin und Dessau-
Leipzig.
Ntuhuus ist ein dem F. Sohif^mer gehö-
riges iiut. Dasselbe umfasst einschliesslich
des 400 Morgen grossen Vorwerks Seel-
hansen einen FlAcbeoraam Ton 1600 Morgen
408*31 ha. Der Boden besteht theils ans
lehmigem, theils aus ninem Sande, der sich
aber in hoher Oultur befindet, so dass aas
den Erträgnissen mehrfach Saateetreide nad
Saatkartoff f*1n abgegeben und daneben be-
sonders der Anbau von Topinambour, Sand-
wicken und Stachelginster gepflegt wird.
Das hier von dem Besitzer unterhaltene
Gestflt zählt im Ganzen nur 41 Pferde, doch
sind hievon 18 Zuchtstuten uiul zw.i Be-
schäler. Von letzteren ist Pietender unbe-
kannter Abkanft, aber in dem CL St. B.
vol. Virr aiifkiL-falirt. und Natzniessor v David
(v. I<i)rid) a. d. Historie v. Schottland a. d.
Zerline gezogen. Die Mutteratnten sind tiieila
Clydesdales, theils !' •!_';. -r nnd werden ans
ihnen im Durchsclmiit jutirlicli icchi Fohleu
gezogen. Die Clydesdales sind sämmtUch
brauner Farbe mit ülftss« nnd einigen weissen
Abzeiehen an den Füssen rersehen. Ihre
I>iirrl)silinitts<;iö-;,>e liefr;i>rt I-<iSrm und ihr
Gewicht etwas aber 600 kg. Die Belgier da-
gegen sind Schimmel and messen bei einem
Gewicht von dtirrbs-hnittlich liSO kg 166 m.
Die Fohlen wi iJi n den ganzen Sommer
hindurch entweder auf eingesäeteii Kleegras-
scblägen, auf hochgelegenen Wiesen oder aaf
solchen Flächen, welche ertragreiche Fisch-
teiche uiii^chli.'s*! II. Der Gesammtraum der
als Weide» benatzten Gründe beträgt etwa
17*87 ha. Nach dem Abstifthnen erhalten die
Fohlen bis mm vollenaeten ersten Jahre
Magerraiich. Haler und Heu nach Bedarf,
die älteren Fohlen im Winter Hafer und Heu
nebst MdhrrQben und Topin iiniiiuur. Die in
der Arbeit stehenden Pferde cmpfaiigen täglich
7% kg Hafer und auf je 300 kg Lebend-
gewicht 9 kg Ueii. woneben allen Pferden im
Winter Mehrrflben gereicht werden.
2 . N u Ii au > in M e c k l e n b u r g-?^ t r e 1 i 1 7,.
unweit Woldegk. Hier betreibt U. A. Schopper
eine StammscbSferei von Ozfordshiredownt,
Hninp«:hirf- und ?hr«pshircdowns. sowie eine
Poland -Ctiiiia VuUblutscbweinezucht. Die
.\iisnatzung dieser Heerden, welche auf den
verschieilensten Ausstollungen mit mehrfachen
Ehren-, zahlreichen Geldpreisen U'id Medaillen
au^igezeichnet wurden, geschitht in der
Hauptsache darcb Abgabe von Zuchtthieren.
Zar Beanemlichkeit der Abnehmer ist in
Ncubranaenbarg eine Verkaoftstation einge-
richtet.
9. N 0 H h a n s. in Preussen. Provinz Hanno-
ver, nni Nordabhangc des SuUiiii,' un 1 r.iiw.'it
der kleinen Stadt Dassid, wur eheJeiu der
Haupt]>unkt eines im Sidiingor Wulde betrie-
benen halbwilden Gest&ts, das aber nie
rechten Fortgang gehabt za haben scheint.
Wann die AaflOsung desselbon geschah, ist
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NEUHOF. — NEÜKEN.
nicht bekannt. Spfiter antcr der franzOsi^ch-
westphälischon Regierung hat Neuhaus nuch
iriederholt Hengste aus Celle erhalten.
la don letzten der Dreissigeiimhre dieses
Jahrhanderts wurde Nenbaos «ber wieder
zum (J.^statsort, indem da» zu Memsen (s. d.)
UDtt rii.iUene königlich hannoversche Privat-
gestüt nach hier verlegt ward«. Ee diente
aiU»cblicsi«li<']i tl.izu, dLi) liannov^rschen Hof
mit den für iJenaclbeu erlurderlichen Pferden
absonderlicher Farbe, wie die Weissgeborenen,
Perlfarbenen, IsabeUeo, Gelben mit Aalstrich,
die letsteren unter dem Kamen ^die Gelben
Tl mnov. r^" bekannt, zu versehen. Im Jahn'
1806 wurde da» GestQt aafgehoben und Ueber-
reste desselben gingen in das jetzt sequestrirte
Gest&t in Horrt rihausen (s. d.) über. In Jen
fölgt-nden Jahren 1867 und 1868 wurden die
Stallungen aber wieder bezogen und dienen
seitdem den Zwecken des königlich preussi-
schen Bei»onteddp6t zu Hunnesrück (s. d.),
zu wekbem Nenbaos jetst als Vorwerk
gebort. Grassmanu,
Netkof. I. Nenhof in Bayern, Schwaben,
anwfit Kaisiiaim, is-t ein ziitii ki"'.nii;liilieii
Hofge»tut liergstetten gehöriger üestötshof.
Das Gelände liei.'t auf einer AnbObe; der
Boden ist thunh<ig.
Während die Vtrwultuug des ganzen
Gestütes, zu dem auch der GestUtsbof IU>bren-
feld gebort, jetzt von Bergstetten ans, n. zw.
snr Keit dnreh den GestOtsdirector Amon
<rc-i-lii. !if. w.'l'.liL'r seinerseits dtMn ki"'iii;^'lichen
Ober»tstaiiii)eii>ter unmittelbar unterstellt ist,
war eheden) Robrenfeld als der älteste der
Haupfthoil des Gestüts. HiVr br>tand 1)0-
reit;* im Jahre iol\ ein kleiiits lande»-
herrliches, dem HwlOg Ton Xeuburg gehö-
rendes Gestüt. Im JMire 1816 kamen die
Hofe Bergstetten nnd Neuhof hinzu und seit
ilem Jahri' 1S4j ist das gaiue Gestüt in
seiner heutigen Form eingerichtet. I>as8elbe
Ist dasQ bestimmt, einen Theil der fQr den
küniglichi-n Marstall in ^fnn<-hen erforder-
lichen Pferde zu deckt-ii. Hierneben gibt es
allj&brlich eine Zalil Hengste als Bescb&ler
an die Landgestate ab.
Gegenw&rtig dient Neuhof. dessen un-
mittelbare Beaufsichtigung in den Händen
eines Tbierarztes liegt, hauptsächlich zur
Unterbringung der im Gestfit gezogenen
Statfohlrn.
2. Neuhof in Mecklenburg-Schwerin,
im rittersobartlichen Amt Schwerin, unweit
Gadebusch, war utitfr der Recjit->niTitr drs
Herzogs Johniui Albrecht 1. (Iö47 — lö76)
eine Hengststutioa des in Settin errichteten
HauptlandgestQts. Grassmann.
NeiHiof-Ragnit, in Preossen. R'-gierung.s-
\»'i\r\y. < iuiiibinneii, Hi'irt nahe der Kreisstadt
Kagnit und ist ein kOnigl. preussisches
B^onted<pOt. Dsüselbe werde im Jahre iMS3
errichtet und verpflegt die durch die IJ- innnte-
Ankaufiicomniission auf den Itcmonteinaskton
meist im Alter von 3 Jahren an ^'' kauften
Pferd ' bis zu ihrer Einstellung in die rer-
schieüenen Kegimeuter.
Die unmittelbare Leitung des DipOts,
das dem kOnigl. preussischen Kriegsministe*
rium, Abtheilnng fQr das Kemontewesen,
unterstellt ist, geschieht dtirrli einen Ad-
ministrator, in dessen U&nden auch die
FBhrung der landwirtbscbaftlichen Angelegen*
heiten culit. Für die Beaufsichtigung und Sorge
der I'f>'rde in g»'snndheitlicher Beziehung
ist ein bfsamlerer Kvssrirzt beJhatigt Gm,
Neuhof-Treplow, in l'reussi-ii. Keu'ierungs-
bezirk Stetliu, ivrt'is Grsjifeuberg, am Ufer
der Uega, ist ein königlich preussisches Ke-
montedöpOt Dasselbe warde im Jahre 1821
gegrftndet end besteht an« dem etwa Skm
von Treptow . iitfeniten IIaii]dvorwerk Nenhof
mit dem Sitz der Administration für das
ganze D^pdt, aas den Vorwerken Gammins*
hof und Succowshof, welche auf der Neuhof
entgegengesetzten »Seite Tr- ptowa in Entfer-
nungen von 4, bezw. 9 km Ii i;<-iu
Der gesammte zum Depöt gehörige Flä-
cbenranm enthält 6670 Morgen = 1702 98 ha,
von deiM ii Xi uhi.f silbst 2860, Gunirainsh*f
1640 und Succuwshüf 217«» Morgen enthält.
Die SU Neubof gehörigen Felder sind schwerer
Bndeiibe-eli;!frfi!heit, während die .If-r 1">eiden
anderen Vorwerke mittlerer Giite sind und
Gumminshof daneben Sandboden enthalt. Zu
Neuhof gehören viele nnd irute, meist ein-
schnittige Wiesen in dur ^iihc des Dceper-
sees. Im Allgemeinen aber ist das hier ge-
wonnene Uea nicht allzu nahrhaft
Das ganxe D^pOt ist im Dnrchsehnitt
mit 600 — öS" Iteninnten 1 e^-et/t, weleh«- meist
dreijährig auf deu Piemontemärkien, haupt-;ii ii-
lich in Hinterpommem, im westlichen West-
pren^sen und d^m nonlristlifhiMi 'I'lieil der Mark
lirandcnburg durch die Ktiuoiite-Aiikaufscom-
mission angekauft werden. Im Alter von vier
Jahren werden die Pferde je nach ihrer Eignung
an die einzelnen Regimenter zor Einstellung
vertheilt.
Die unmittelbare Leitung des Depot»,
das dem königlich prenssisehen Kriegsmini-
sterinm, AbtheüiuiLr fi^r Rrtnontewcsen. unter-
stellt ist, geschieht durch t iiicn Administrator,
in dessen Händen auch die Führung der
laiidwirthschaftlielion Angelegenheiten ruht.
Tür die Beaufsic htigung und iSorgc der Pferde
in gesundheitlicher Beziehung ist ein beson-
derer Kossant betbfttigt. Qrassmann.
Neu-Kattemin ist ein cum konifticb
l.reiH?:isclien KemunteddpötEattenan trehnri^rer
Hof (s. Kattenau). Gnuinuum.
Neikeo in Preus^en, Begierungsbezirk
Königsberg, Kreis Preussisrh-Kylan. ist ein
dem Bai uu Braun ge-
höriges Gnt. Hier wird
fraber eine nmffaigli-
chere Pferdezucht Be-
trieben WHid. ii sein. Es
ßndet sich nämlich in
Neiner alten handsehrift«
liehen Sammlun^j von
Gesttttbrandzeichen lur
Neuken (Neikcn) zur
Zeit eines Baron Braun
Fig. laj«. a«.t«tbr.nd- ^'»5 ^ ^?2?o
smeboi fltr Stnken. sdebeo, das in Fig. 1333
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IIS NEULEDEBOEBlUSCE. - NEUBALANALTSE.
wiedergegeben ist, Tof. <~ üeber den Umfang
und die Betriebsweise dieser Pferdezucht konnte
aber nichts ermittelt werden. — Heute be-
steht in Neaken vornehmlich Rindvieh- und
Sehafinicht. Grasmianu .
Nraledergeräusch entsteht bei leichter
Terklebnng der etstalen und puImon««n FU-
die der Pleura im Verlaufe der Liinr^en- nnd
Brustfellentzündung, nachdem die weichen
Reibungsgeräusche verschwunden sind. (Seine
Charakteristik s. Lederknurrcti). ''.s'^'A
Neuling, auch grünes Pforil. ist in der Turf-
spräche ein zum erstenmal auf die Liuhn t,'e-
brachtes Pferd, welches vorher noch nicht in 1
OlTentlicben Rennen getanfbn bat. Grastmann, |
Neuraianalyse liat lieforont in soinem
Werk: -G. Jaeger, Entdeckung der 6eek",
III. AnIL Bd. IL, eine von ihm angegebene
Methode genannt, welche nach der »MUfn,
d.h. der wissenschaftlichäu beite von
ihm benQtxt worden ist, um die in dem Artikel
^allgemeine Nervdnpbjsiologie" enthaltenen
Aufschlüsse aber das, was man „Nerven*
Stimmung" nennt, zu erhalten, nämlich graphi-
schen und zilfermässigen Ausdroclt fftr die
eigenthOmliehen von ihm entdeckten eonti«
iiuirlichen und wechselnden Schwankungen
der Nerven- (und Muskel-) Erregbarkeit. £r
bedient üch hiebet »weier Vetfahrangs-
weisen :
a) Die eine ist die seit lange in der
Experimcntalphysiülogie Qbliche, die unwill-
kürlichen Lebenäbenegungen wie Puls,
Athronng mittelst Sphygmograph aaf einem
K) i7U)^:raphion aufzuzeichnen, wobei er den
bisher in dieser Weise registririen Lebens-
bewegungen nuch eine bisher nicht unter-
suchte, die unwillkürllclH'n i?Liiwatikungen
frei gehaltener Gliedma*afu zulügte. E» wurde
hiebei gefunden, duss alle diese Bewegungen
einen individuellen Bbythrous haben und
dass dieser, wenn man die Versnebspersen di-
verse specifische Stoffe einatlmun Ifusst. für
jeden StotT eine specifische Acnderung erfahrt
(worauf Referent auch seine Lehre von der
„Specilitilt" nnd „Individualität", s. d., gründet)
und ila^s ähnliche Veränderungen det> Rhyth-
mus beim Weehsel der GemQthsauatinde ein-
treten.
b) Die zweite Verfahrongsweisc ist die
mit dem Chronoskop ausgeführte, die unten
genauer beschrieben ist und die zu dem
wIssensehaRliehen Rrgebniss führte, dass auch
i:i d-'ii willkürlichen LelH'ns!).»wpnrnni?*"n ■
ein un willkürlichei^ Element citthaiten ist,
welches aus ganz ilfiiselbcn Ursachen ganz
densi lbcii sptn iüsrlicn uii.l imliviiluellcnlthyth-
mu.s»ehwünkuitgt a und güiiz denselben Ab-
taderungen des Rhythmus unterworlen ist.
— Nach der anderen praktischen Seite
hin hat Referent gefanden nnd mitj^etlieilt,
d.i-s dir mit il'jia ('liio!iM>l,-.iji aiisznriThrcnde
Messung des unwillkürlichen Elementes der
willkOrlichcn IJewegungen ein vorsDfliches,
bequemes und praktisclies Mittel L^t, um den
pliy.siologischen — guten oder schlechten —
Einfiuss. den alle Ini^csta (.Vthmungsluft.
Speisen, Getrinke, Geoussmittel, Gifte n. s. f.)
auf den Metischcn ansiiben. in kürzester Frist
in folgender Wr-iso testzustcllcn. Man bestimmt
zuerst mit dem Chronoskop den augenblick-
lich herrschenden Znstand im Bewegungs-
aii]i,ir;it, beginnt J xnii die Einathinung tUs
Duftes, der vun dem betreffenden Luter-
snchvttfsabjeet aasgeht, nnd fthrt wtiirend
der Einathmung die Messung wieder ans;
die erhaltenen Zitfern geben nun zitfenuässigen
.\ufschluss über die physiologische flinwirknng.
— Vor Schilderung dieser und der Hand-
habung der Methode sind einige Worte über
das In. Strumen t voniuszusenden. Das erste
Instroment, das von den Physiologen (ich
nenne Heimholt«, Pflüger, de Jager) an
ahnüehon wis.-<'nscli:iftliclien Untersuchungen
benützt wurde, sowie von den Physikeru xur
Messung von Fall- und üeschossgeschwindig-
keit, ist das Chronoskop von llipp. inf>
Standuhr mit zwei getrennten liundcrt-
theillgen Zitierblättern. Auf dem «inen Ziffer-
blatt dreht sich der Zeiger, je nachdem
SO« oder 10- oder Smal in der Seeonde, also
markirt Vj^oo «'d-r ''i,i„o (Millsecunde) oder
VsM» Seeonde. Hiebei wird Beginn nnd Schluss
der Zeigerbewegung durch Oeffnen, reap.
Schliessen eines elektrischen Stromes einer
mit der Uhr verbundenen Batterie herbeige-
führt. Regaltrt wird der Gang der Uhr durch
die Schwingungen einer auf einen bestimmten
Ton gestimmten Stahlfeder, die bei jeder
Schwingung ein Zahnrad passiren lässt. Mit
diesem Instrument haben lange Zeit hicdurch
die Physiologen ihre Untersuchungen Aber
die Leitnngj-dauiT der NfrvencrrefrangCNerven-
zeit) gemacht ; neuerdings gebraucht man
vielfach den Stimmgabel - Chronographen,
der übrit:*'«« an «Tcnauiirkidt nii'hts vor dem
Hippscheu Chrouuükop voraus liat. Die
Erfindung des Hipp'schen Chronoskuiis hat
auch SU einer Benützung desselben durch die
Astronomen geführt. Diese haben die gleiche
Erfalnun;; wie alle Praktiker gemacht, dass
die verschiedeneu Personen auch bei Auf-
wendung gleicher Willenskraft nnd Sorgfalt
in der Ausführung einer willkürlichen Be-
wegung, z. B. der Notirung eines Storndurch-
gangea, nicht gleich flink sind, dass jeder
sich um eine gewisse Zeit verspätet, und
diese Verspätungsgrösse nicht bloss bei ver-
schiedenen Personen verschieden gri>,-< ist.
sondern auch bei der einzelnen Person unter
gewissen VerhUtnissen varitrt. Unter -den
varürcnden Einflüssen -pielen, wie die Astro-
itomen langst wissen, Geninthsaffecte und die
wechselnden Zustände intnli.'.- der Nahrungs»
aufnähme eine Hauptrolle. Mit dem Chrono-
skop von Hipp, neuerdings auch noch mit
anderen Instrumenten, messen die Astronomen
die Zeit dieser individuell und dispositionell
verschiedenen Verspätung, nennen die lAffvt
die ji e r Ml II 1 i ch e GleichunL' nnd stell. -n
sie eventuell iu ihre astronomischen Rechnun-
gen ein. Damit ist al^io nicht bloss von
physiolojrisclier Seit»", sondern aucb von J^otte
der prucisesten Faclileute, der Aairuuumen,
sttgegeben, dass die willkürlichen Be-
wegungen ein dem Willen nicht unterworfenes,
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NEUBALANALT8B.
m
also onwillklkrlichM Element dnthftlketi, das
indiridaell TerschieitoD ist und bei einer
Ulli d».'rse!ben Person Variationen erleidet
and das mit einem Prficiaionsinstrament sehr
l«ieht genesaen werden kann. Naebdem
Referent sich durch eigene Versuche mit dem
Hipp'acben Cbronoskop gleichfalls ron dieser
nnaagefoehtenen ThtfeMche fibeneugt liatte,
sasrte er sich: wenn man die persönliche
Gleichung, ihre individuelle Diftereuz und
ihre Variation wirklich messen kann, (hmn
moa« diese Meeeangsmethude auch anwend-
bar Min, nni die Unaeben in stadiren,
dun h welch.' diese Differenacen und Variationen
hervorgerufen werden. Als seine diesbezüg-
lichen Versuche mit dem Hipp'schen Chrono-
skop diese Vcnnuthung im vo!l-ten Umfaiige
bestätigten und ausserdem dit: graphiacije
Begiftnning der unwillkürlichen Lebens-
bewegnngen das wissenschaftliche Resultat,
welches oben angegeben ist, bestitfgte, er-
kannte Bcferent die praktische BeiL utung
dieser Cntersacbangswetbode, aber ebenso die
Nofhwendigkeit, für die pnktisehe AnsQbnng
?owohl das Instrument nls <\]p Methode zu
vereinfachen. Zu erstcrem Zweck Hess er ein
Tttschenchronoikiip fertigen, dessen Gan«: wie
heim Hipp'sclieii durch eine abgestimmte Feder
resulirt wiril. und das ein in 250 Theile getheil-
te? /,i:lerl)l;ilt und eine Zeigerbewegung von
einer Umdrehung in der Seconde, also eine
Ablese von '/,«q Seennden s 4 Milleeennden
liat. Der elektrische Apparat fXllt hieljei fort,
die Zeigereiusciialtuug geschieht direct durch
einen Knopf am Rande der Uhr und um der
lästigen Subtraetion der zweier] i 7 i ' r-
Stellungen enthoben zu sein, ist am iiande
der Uhr ein zweiter Knopf, durch dessen
Kiederdmck der Zeiger jedesmal auf Nnll
svrflekgestellt wird. Die Terrinfiehnng der
Messraethode erhellt aus F ilgenJem: Die per-
sönliche Gleichung, welche z. B. die Astrono-
UMB neseen, ist die VerspätungagrOsse bei
Xotinmg eines Signals: was sie messen, setzt
sich also xueaiuLUtiU erstens aus der Zeitdauer
der Leitung vom Auge zum Siti des Bewnsst-
«eins. xweitens dernUeberlegangSseif, drittens
der Zeit der Leitung durch den Nerven zum
Muskel, viertens der Latenzdauer <l.s Heizeg
im Maakel und fünftens der Zeit der Con-
traetionspbsse des Mnskels, also nus der Zeit*
iluuer \>'U fünf ver>cliie len' n physiologischen
Vorgängen» Um das, wus lieferent misst. vn
Terstehen. sei Folgendes vorausgeschickt: Wer
seinen Finger durch einen eiiuigen Willens-
stoss zu einer Beugebeweguug verunlasist,
ftbeneugt sich leicht, dass der Finger nicht
bloss diese Beagebewegnng ansführt, sondern
das« derselben nnwflllctlrlicb die entgegenge
<etzte Bewepuni^ fiil>rt; der Finger schnellt
in seine Ruhelage zurück. Diese Uückbewe-
fang hängt von zwei nnwillkflrlichen Pactoren
ah: 1. der Erschlaflungsdauer ']>■■< Bensr»?-
mu.skels, i. der Elasticität de» Streckmuskels,
welche zur Geltung kommt, sobald der Beuge-
muskel erschlafft ist. Führt man diesen Finger-
druck aus, während die Fingerspitze auf ilem
Dvileker des Chronoakops liegt, ao aetst sich
der Zeiger in dem Augenblick der Beogung
in Bewegung und steht stül in dem Angen*
blick, in dein der Finger zurückschnellt.
Nun ist klar; der Beginn der Zeigerbewegung
hängt von dem Willessstoaa ab, der Zeiger-
stillstand von einem dem Willen nicht unter-
worfenen Factor, mithin ist die gemessene
Zeit iler Ausdruck eines TO» Unserem Willen
nicht abhängigen Einflusses, und weiter ist
klar, dais diese Zeit eine weit einfachere ist
als die, welche die Astronomen messen. Wir
sahen oben, dass das Mass der persönlichen
Gleicbnng des Astronomen dnreb die Zeit-
dauer von fünf verschiedenen jdiv biologischen
Vorsängen bestimmt wird, wiittrend die Zeit,
die Keferent erhält, nar eineui einzigen physio-
logischen Vorgang, nämlich der Erschlnffungs-
dauer des Muskels, entspricht. Die Bedeutung
dieser Zeit für das natarlicbe Tempo unserer
willkürlichen Bewegungen gebt daraus her-
vor, dass bei dem Spiel von Beugen nnd
Strecken, Heben und Senken der partnerische
Muskel immer warten mass, bis sein G^ner
erseblafit ist. wenn erniehteinen, eine bloaae
Kraftvertjendnng bildenden Kampf mit ihm
aul'nehuien will, aU'» i^^t das vom lleferenten
«gemessene Zeitmasi^ ein peiuiuer .Ausdruck
für das natürliche Temp^ der willkürli-
chen Bewegungen; denn je rascher der Mus-
kel erschlafft, desto rascher fidi^t der Heuirung
die Streckung, der Hebung die Senkung etc.,
desto rascher ist also das natttrliehe Tempo,
lind für die Verlangsamuiig gilt das Gleiche,
nur umgekehrt. Bcferent hat diesem unwill-
kQrlielien Zeitmaass der willk&rlieben Lebena-
bowegnnpen d-r-n Xamen „Nervenzeit" gege-
ben. Näherlicgend wäre vielleicht der Name
„Muskelzeit" gewesen. All- in da andere Ex-
perimente gelehrt haben, dass das Element,
welches in diesem Experiment die Muskeln
beeinflusst, auch die Leitungsgeschwindigkeit
in den Nerven verändert, so wurde hiefflr
der Ansdmrk Nenrenceit gewählt. — PrOft
man mittMs dieses einfachen Experimentes
die Verhältnisse der N«>rvenzeit bei den vor-
sehiedeaen Gemeiii^'ei'uhlszuständen. so über-
zeugt man sich leicht, dass sich dieselbe in
ausserordentlich prompter Weise nach Quanti-
tfit und Qualität mit den vrr-, 'liiedenen Ge-
meingc^hlen in verschiedener Weise ver-
ändert: i. Quantitatir. Zur quantitativen
ISIcssuit!; der Nervenzeit lässt man aufd- rUlir
die Zeiten von 10 aufeinanderfolj:' ndt n Finger-
rücken sich addiren, Abstrich der letzten Ziffer
durch Komma ertribt dann das „Pekadenmittel'*
und 4 Dekadenmitlcl addirt ergeben in ilillse-
cunden die Durchschnittszeit von 40 Acten
als „mittlere Nervenzeit". Für diese haben
nun tnnsendfältige Messungen folgende zwei
Avicbtit:e Tbatsaclp'u festgestellt, a) Wird ein
Mensch durch irgend welchen Einfluss in Lust
▼enwtst ( Angenlust, Obrenlust, Riechlust, Bss-
lust. Frendc etc.), so wird s-ine mittlere
Nervenzeit kürzer, während bei Versetzung in
Unlust das Gegentheil eintritt: die Nerven»
zeit wird länger. Die alltägliche Erfahrung
lehrt: dass jemand lustig ist, sieht man ausser
anderem daran, dasa er schneller spricht.
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tu
NEURALANALTSE.
schneller geht, schneller arbeitet, kurz dass
alle willkttrlichen Bewegungen schneller sind,
als im Zustand der (Wniütlisnihe. während
bei dem Traurigen da^ Ucgtiitlieii der Fall
ist: bei ihm vollzieht sich alles langsamer,
u. zw. auch beim besten Willen kann er nicht
flinker sein, eben weil die VenEfi^erutii: der
ErschlafTuiitr seiner Mii>keln ein kurjicrliches
Uind«mi«» für ihu bildet. Hat man vor Ein-
tritt des LvBt- oder üntastanstandes die
mittlere Nervenzeit festgetiteUt, so kann mnn
mit den beiden ZitTera einerseits die Holie
des Lu-t^'efri!ils, andererseits die Tiefe des
Unlustgetühls zitlerniässiir frststellen. Da die
in der Lust zu Tage tieUndc Abkürzung der
Nervenzeit ein wenn auch indirecter Ausdruck
«ioer ZQualinie der Geschwindigkeit der
Lebensbewegungen ist, so hat Rel^rent diesen
EinHuss „Bek-bunj;"* und die procentische
Differenz zwischen der sog. Koheziffer (mitt-
leren Nervenzeit ira affeetlosen Zastand) und
der Nervenzeitziffer im Lustzustand „Be-
Ic'buijgseffect" genannt. Umgekehrt, da eine
Verlangsamung der Nervenzeit einen iKlmeii*
den Einliuss auf die Lebensbcwegungen an-
zeigt, sprichtervon „Lahmungseffect". Warz.B.
die mittlere Nervenzeit in der Kuhe lOOMill-
secanden, in der Lmt 80, so ergab der die
Laat erzeug ende Eioflue« 20% Belebongeelfeet.
Stieg dagegen die Ziffer bei einem ünlustall'ect
auf 150, 60 spricht er von 80*/^ Lähmungs-
effect. b) Obige quantitative Yerftnderungen
der Nervenzeit werden von unseren Ernüh-
rungsgogenständen nicht erst hervorgerufen,
wenn man sie verschlungen hat, sondern es
ienügt hiesa ToUstindig eine Einathmoog
es Duftes derselben, also das, was gescbietat,
wenn ein Tliier ein solches Ol'ject eine Zeit
lang beschnüffelt. (Man wolle sich hier der
bdcannten 1'hatsaehe eriDiiem, dass Binath-
mang des Weinduftes aus? rinpm Ghis*^ schon
nach wenigen Minuten einen, wenn auch sehr
rasch wieder verfliegeiiden Berauschungszu-
stand zu erzengen Termag.) Mit dem Chro-
noskop in der Hand und dem Weinglas oder
äeni Speiseobject vor der Nase i.-t man im
Staude, ziffermftssig in bestimmen, niciit nur
ob es einen belebenden, d. b. günstigen, oder
einen lahmenden, d. h. ungQnstigen Einfluss
beim Geniesen hervorrufen wird, sondern man
kann auch die Höhe desselben bestimmen
und selbstverständlich nun auch eine ziffer-
mässige Yergleichung verschiedener Objecte
bewerkstelligen. — 2. Qualitativ. lici der
qualitativen Neoralanaljea bildet man keine
Mittelwerthe, sondern eine Serie von einzel-
nen ZifTein, indem man in regelmässigen
Zwisclienräumeu einen Fingerdrack auf das
Cbronoekop wirken iBsst und jedesmal die
Ziffer ncitirt. Im All?eineinen genügen 30
solche Ziilern, um einen Einblick in die
Qualität zu gewinnen, im Nuthfall macht
man hundert. Will man nun die Sache mög-
lichst deutlich haben, so verwandelt man die
Zitierserie in ein »vi:. I'iairramm, wo jede
Ziffer je einen Höhepunkt in einer gebroche*
nen Curre gibt (älnlieb wie man Temperaiar-
cunren bei Fieber oder Cnrven bei meteoro-
logischen Nütirungen anfertigt) und bat
dann natärlich stets zwei Curvenabschnitte
zu bilden, den ersten, „Ttuhecorvc", vor Be-
ginn der Inhalation, den zweiten während
derselben. Erzeugt der inbalirte Gegenstand
das Gemeingefabl der Lust, so erb&it man
eine „Luatcurve", erzeugt er Ekel, so ent-
steht die „Ekelcurve". Diese drei Curven
unterscheiden sich so: a) im Niveau; da»
der Lnsteorve seigt eine allgemeine Verkflr-
zung aller Zeiten (Belebungseffect) an, das
der Kkelcurve Verlangsamung (Lähmungs-
effect). bj Die sog. ^.4 mplitnde", d.h. die
Grosse des .Abstuinles zwisi hen den höchsten
und niedrighiteii Punkten: bei den Lnstzu-
ständen ist dieser Abstand gross, bei den
l'nlnst- and Läbmongszustftnden klein, c) Der
IMiytlirona ist bei den LuststtsUnden
ein regelmässiger, u. zw. in zweifacher
Richtung; einmal wechseln die tiefen und
hoben Punkte der Carven regelmässig mit*
einander ab unil dann liegen die hohen,
bezw. die tiefen Punkte so ziemlich auf der
gleichen Höhe. Je vollkommener in diesen
beiden Richtungen die Regelmäsaigkeit ist,
am so reiner und vollkommener ist das Lost-
grfiihl. Bei rnlu.-ttjefiihlen ist der Ourven-
verlauf in beiden Richtangen noregelm&saig.
Bekanntlieb gibt es einen semiaehten Aifect,
der zwischen Lust und Unlust mitten inn«>-
steht. Er deckt sieh so ziemlich mit dein,
was man Zorn oder unangenehme Aufregung
nennt. Eine in diesem Zu.^tande abgenom-
mene Curvu ist dadorcli cilurukteii.sirt, dass
sie eine grssse Amplitude mit Unregelmässig-
keit des Corvenverlaufes vereinigt. Bei der
Nearalanaljrse au bygienlsehen Zwecken iat
die immerhin nrnsfnndliobc Cnrvenbildunf^
nicht nothwendig. da man bei einiger Uebuug
schon bei AnsfAhrung der Dekadenmessnng
ganz gut fühlt, ob die Druckzeiten eine rhyth-
mische oder um h} thmischo Zifferreihe geben ;
ist letzteres der Fall, so hat man es nicht
mit zuträglicher Belebung, sondern mit un-
zatri^;li^her Aufregung zu thun. and ein
sulclies Object i>t, am li wenn die quantita-
tive Messung eine AbkQrzung der mittleren
Nervenseit ergeben bat, hygienisch verwerf-
lich.— Vor Kurzem i>t in einer Besprechung
der Neuraianalyse l'chauptet worden, wenn
des Referenten' Angaben über die Empfind-
lichkeit der Nervenzeit gegen die verschiede-
nen Kiecli- und Sebtuecki^lolle richtig seien,
so sei eine praktische Ausföhrung der Neural-
analyse unmöglich; denn man kOnne sieh
vor den cahfreicben sterendm BinflUtsen
nielit seliütz.'!!. Diesen Einwurf, der vom
theoretischen Standpunkte aus etwas iur
sieh hat. weist Referent auf Grund einer
innhrjflhriir*"n eingehenden neuralanaljtisehen
Prülls znnirk, und, wer einfach seine täg-
liche Erfahrung prüft, mnss dies auch natür*^
lieh finden. Es ist ganz richtig, duss unsere
Disposition gegenüber Nahrungs- and öe-
niissmitteln s^car täglich erheblich weeh^elt,
d. h. dass ein und derselbe Gegenstand uns
nicht am ghiehen Tag ta jeder Tagesstnnde
nnd nicht an jedem T9g gleich gut schmeckt
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NEURALANALVSE.
8SS
wie am andern, und ganz genau il-m^nt-
äprechend erhült man bei der Nearul anaiv. s«-
TO Yersehiedonen Tageszeiten desselbc'n Tag:«
TmebiedeneHorTenseiten and auch za gleicher
Tftgcszeit an rerschiedcnen Ta^en meht
ganz genau die gleichen Werthe, aber d.iräuf
oimint mau «b«n Bdcksicbt. Der Wein-
acbmeeker ond der TheeprBfer nimmt «eine
üntcrsünchiin^jt'n nfl<''hterTi vor nri'l sn niaobt
es der Neuralaualytik'i auch. Die BeeiD-
Fassung durch wechselnde Doftstoffe hftlt er
sich dadurch vom Leibe, dass er bei ge<
scblossenen Thüren und Fenstern iniüst und
womögli'ii immer im gleichen Ruinif. Vor
«endet er aaseerdem noch Ozvgea zur £ga-
IteiniD^ der RieebstoffveThKltnhse in dieeem
l'auiii. uni v,.Tin(-ii]ff r-y. was .lucli tlii- Woin-
schmecker und i iicfpnUer thun niösscn, wenn
ihr Ortbeil nicht getrübt werden soll, eine
Mennn? nn f inem Vciiiiittag vorzunehmen.
dMn am Tag zuvor tin diätetischer Eict;j»s,
▼oranging, 8o bekommt er völlig brauchbare
lUnnltate. Weiters ist der Vorwarf erhoben
worden, das ürtiteil der NenraUnRhree sei
ein rein indiviihi- lles. unJ de.shalb für andere
Menschen nicht massgebend. Genau an dem
irleieben Uebeletand laborirt das UrtheH der
Wein- und Thee|)rBf>'r. nn l .!.irh spielt l< tr,-
tere Prüfungümethode in dci Praxis des Ver-
kehrs mit diesen Gegenständen eine von
niemand ernstlich angefochtene Holle, u. zw.
aus einem ganz einfachen Grunde: allerdings
sin l <lie ^Geschmäcke" verschieden, allein der,
welcher die Frfifang Tollftthrt, weiss das und
kennt speeiell sein« OesehmaeksHcbtQnft nnd
deren Unterscliit il M'U i'or ati-Ii i- r heute,
%. B. ein Weini.chmi'ck'ji', der Il'itinvi-in dem
Weisswein vorzieht, wird dadurcii zur Benr-
theilunt; ilor Gtiti' vcisciiicdtn.r Weiaswein-
»orten nicht uiituhij;. AUürdiiigs wenn ein
Nearalanalytiker eine grössere Anzaiil v<m I,e-
bens* and Gennssmittein in gute and schlechte
sendert. so kann ihm passircn, dass er etwas,
wa-i hlus seinem indiTidnellen Geschmack
nicht zusagt, sonst aber gut ist. verwirft,
»her was ihm nieht passirt. ist da«, dass er
etwas Verdorbenes oder Verfälschtes, kurz
etwad, was eine G emeinschadliciikeit
entbAlt» für gut erklärt. — Nehmen wir noch
einen praktischen Fall: Es gibt sehr viele
erwachsene Leute, welche keine Milch ertra-
gen kijiincn, iMe also die Milch neuialanaly-
tisch unter die schlechten Speisen rangircn
wtirden, aber dennoch: wQrae man einem
solchen etwa sechs Sorten MUrh \ erx hiede-
ner Güte zur Neundaiialvif.' vorlegen, so
würde er doch Ziffern erhatten, welche ihn
befähigen, niclit blus die vordoibenen nnd
gefälschten Sorten auszumerzen, soudeiu aucli
die guten nach ihrer Güte zu rangiren. Dieses
Beispiel ist »ach nach einer anderen Seite
lehrreich: der Mann weiss, 1. dass ihm die
Milch Oberliiitipt nicht convr-nirt. 2. das> die
Milch für eine Menge anderer iSatnren ein
voTBOgliebes Nabrnngsmittel ist. Wenn er
das berücksichtigt, su wird er keine falschen
Urtheile abgeben, nnd so ist ea bei all diesen
IdiMjnkrMicn; denn jeder etfahrene Erwacb**
Keek. la^rldsp««« i. TUhImJIM. TU. B4.
sene kennt seine Geschmäcker: ] f int:. Es
lasst sich somit aus den neuraiaiial;, tischen
Kesnltaten bei einiger Uebung and' Brfith-
mng die Unsicherheit, welche. Ton den
Idiosynkrasien herrfthrt, leicht ansmerzen.
— Wer aUo von der Neuralanalyse iiiciit
das verlangt, was niemand kann, näm-
lich eine Speise oder ein Genassmittel sn
finden, das rtlle Menschen «nd rn jeder Zeit
für das beste erklären, sondern sie nur an-
wendet, um unter vergleichbaren Gegen-
stüoden das Gute, Keine und Feine vom
Verdorbenen, Unreinen und Groben zu schei-
den, wird ^ieh Überzeugen, lia.s.s es keine
Methode gibt, welche dies mit gleicher Siciier-
beit nnd Promptheit besorgt, wie sie. Damit
will Referent niclif sas;en. dass die chemische
L'nter.^uchung durcii aie überflüssig gemacht
wird. Erhält der Neuralanaljtiker ron einem
St.»ff eiiif ungünstige Ziffer, so ist noch nicht
j cutachieden. ob dieser Stoff verfälscht oder
verdorben oder bloa dem prüfenden Indiri«
1 danm idiosynkrasisch snwider ist. Für ihn
I selbst ist das Urtheü in allen drei Fallen
i rna^.s^elietid : denn auch, wenn die letztge-
nannte Möglichkeit vorliegt, so darf er diesen
Stoff nicht geniessen, weil ein« idiosjrakm'
sisch abstossende Speise auf die betreffende
I Person krankmachend wirkt. Allgemein ma.ss-
I gebend ist das Urtheil natürlich nur, wenn
die bilden ersten Fälle vorliegen, und in
diesen handelt es sieb nun nicht blos um
die Unterscheidung^ von verJurban und ver-
fälscht, sondern auch in vielen Fällen ist die
Natnr des Verftlsdiangsmaterials festsnstellen
nnd hier hat nnttlrlich die t'hemie einzu-
treten. Dabei uiuss aber docli tucb ein
Unterschied «wischen den beiden Prüian^rs-
methoden anireführt werden. I>ie Fra^'e.
Verderbniss oder Falsthung. ist eine poli-
zeiliche, und die Polizei wird deshalb die
chemische Prüfang nicht entbehren können.
Der Privatmann dagegen, der blos fUr sieh
kauft inlrr sonst wählt, ist bei diesen Fragen
nichi betheiligt, und für diesen ist die l!«en-
ralanalyse vollständig und für alle Fälle ans-
reichend, weil sie nicht blos das Gemein-
schädliche, sondern auch das individuell
i Schädliche, ja sogar das zeitweise Schädliche
1 ausscheidet, und auch für den Kaufmann ge-
] nUgt sie und hat den Vorzug der Prompt-
Ih'it und Einfachheit vor der chemischen
Unter« ucbaug voraus, denn letttere erfordert •
meist einen grosseren Anfwand von Masse,
Mitteln und Zeit, wilhrend die Ncnralanalvse
im dtiu kleinsten Mengen und in wenigen
Minuten ausgeführt ist. Der Hauptvortheil der
Xeuralanalyse gegenüber der cheinisehen
I i'nlfnng besteht aber darin: letztere ergibt
I ül>er dir physiologische Wirkung einer Luft,
I einer Flüssigkeit, eines Nahmngs» oder 6e-
I nassmittels an sieb lediglich nichts. Zar
F.v-t,>tellung dieser hatte man bisher nur das
s«i)r umständliche, grausame and in sehr
Vielen Fällen gans unmögliche, wegen der
spocitlsehcM fiilTerenz auch .-ehr oft trügeri-
sche Thierexperimenl (Vergittungsversuch).
Di« NenralanaJyse gibt dagegen nnmittelbnr
1$
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tu
NBÜRALOU. — NEÜROir.
die phyiioIogisciM Wirkong «of den iUn-
sehen, ilset eieh fmmer «uftthreit und ge-
stattet niclit Mos »lif Prüfung der Gifte, son-
dern auch die der BeUbungsniitt el, d«u«o
gegenOber die Chemie fun macbtlot ist.
Neuralgia (von vEOp'iv, Nerv: a/.Yo;,
Sebmerz). ist ein localer. heftiger Nerven-
schmerz im YerbreitungäbezirJce irgend eines
Nervenastes, der aus einer Reizang eines
peripheren »M-nsitiven Nervs lierv.>rgoIit, uIük'
du« sich an der schmerzeuden Stelle natbo-
lofische yerftnderangen »tiebweisen lassen.
Die Hyper&sthesie beruht wolil liinijitsächlich
auf Hyperämie der Nerveiiöcheid»*, vcrniügt;
dwen die erweiterten Gefässe auf die Nerven-
fasern drücken. Die Neuralgie bleibt bei Thie-
ren in der Regel unerkannt, weil sie den
Sebmerz nicht >iurch die Spruche zu erkennen
geben, sondern im ganstigsten Falle den äcbmen
darch Schonen des Iddenden Theiles verratben.
Beim Menschen wird hesninliTs >l. r Triizeminnv.
Occipitalis major, das Krachial- und Lendea-
geflecht und der Ischindicus v.jn Neuralgie
befallen. In tli. rap' Utisi.her Hinsicht ist die
Beruhigung des» uufi^crf ijtcn Nervenastes an-
zustreben nnd zwar mitteUt absoluter Uuhe
des KOrpen oder mindestens des vom äcbmi>n
beimgesnchten KSrpertbeils: berahigend aaf
den Nerv wirken ferner Kiiiliül'en il.'ssrll.en
in Decken oder in feuchte, kalte IQcber,
Boneben, Eisaafschläge, Mussiren, scbneUes
Klopfen, schwache galvanische Ströme von
kuraer Dauer, hautreizende Einreibungen,
Ignipunctur, Aqua- oder Acupunctur, örtliche
Appficationen einer CoeainldeoBg, Dehnung
des kranken Nervenstamms, Stärkung der
NViilerstandskraft des Organismus und der or-
SaniscböD Cobärens durch innerliche Auwen-
vng von Chinin, Piperidin, Tongapulver,
Cani['hr>ra rnoii-ilironKita, der Fowler'schen
Arsenikbolutiou, l'hu.Hjiiiur, Bromkulium und
andern metallischen Präparaten. Nervenbera-
higend wirken endlich n h 'n naikotischen,
ätherisch -öligen Mittel und Aether,irlcri, unter
ihnen besonders Opium. Morphin, Extractum
Cannabis indicae, Cbloralbydrat, Chloroform,
Amylniü'it, Hoflfbiannstropfen etc. Aneeker.
Neurasthenia (\oi: viOpcv. Nerv: äat»'!-
vi:a, Schvvticiie), Nervenschwäche, besteht in
einer Herabminderung der Tb&tigkeit sensibler
und inotorischerNervon, meistens mitStörungen
in der Ernährung (Dyspepsie) verbunden. Neur-
attbenie beOllt besonders Pferde von ner-
vOaam Temperament bei un genagender, fehler-
hafter diStetischer Verpflegung, sie Terlinft
äussor.-'t M-liIeicli.-iid, lialt .hilirr l.iii^^ an und
ist Öfter nie ganz zu heben: llvickMle treten
gern ein. ZeieheaderKearastbenieshtd: man*
gelhaffiT Appetit, unsreiiilu''nde Veninnung,
Idchte Krniüüung, SchL*lilitit in den Bewe-
arungen, Schwanken im Kreuz oder mit den
Lenden, leichtes Schwitzen, Her/klopfen,
leichte Schwindelunfälle, ängstlicher Blick,
Muskelschwund bei aufgeschUrztem Leib, bei
langer Andauer Abmagerung, Abnahme der
Leistungsfähigkeit, Pols- und Athemtreqnena.
Ala Heilmittel aind krAftige Ernährung und
die unter Neuralgie und Nerrenkiankbeit ge*
nannten, nervenerregenden Stoffe und Mani'
pulati'-H'-i: :ii ;iiu'n. Anacker.
Neurilemma ^h. neurilyma (von vsöpov,
Herr: Xtp;.«.a, Decke), die Nervenscheide. Am-.
Neurin. Ein stark basischer Körper, wel-
cher neben Musicarin besonders in dem be-
kannten Fliegenpilze. Amanita auaeaiia
(wahrscheinlich in allen giftigen und est*
baren Pilsen) vorkommt, deswegen auch unter
dem Namen Amanitin bekannt ist oder auch
als Oboiin (s.d.} bezeichnet wird, weil es
znorst ans Galle bereitet wurde (Bilineu-
rin): de?vrleirhen kann es auch aus dem Al-
kaloide des weissen Seme* dargestellt werden
(Sinkalin). Das Alkal"i,i zeigt hinsichtlich
seiner physiologischen Wirkung manche Ana-
logien unt dem Muscarin, Pilocarpin und
Physostigmin und t'Mit.-t Katzen und Hunde
auf 0*5— l'O durch LÄhmung schon in fünf
Minuten. Aus Neurin kann auch kflnst-
liihe> Mu>carin (Trimethyläthyl.nhydrin-
AniniMniunihvdroivd, synthetiiiclies Cho-
lin) <iar.r<-stellt werden, dem starke curara*
ähnliche Wirkunuen ziik^immcn. Die Athniung
wird erst beschleunigt, dann verlangsamt und
gelähmt^ das Herz setzt zeitweilig SO Secunden
und Ijti^fer ans und auch auf den l>arra findet
eine die PertstaHik Yermehrende Wirkung
statt, s.j das.- zuletzt Darmtetanns nachfolgt,
nachdem Speicbelfluss vorhe^egangen i«t. Vi.
NMrttlt (Ton vtSpev, Nerv), die Nenren-
entzündung. Anacker.
Neuroglia (von v«i>&oy, Nerv; y^'-^i Leim),
die Bindeaubstant awischen den Ganglien«
Zellen. Anacker.
Neurologia (von vtOpov, Nerv; >.'>to;,
Lehre), die Lehre von den Nerven. Anr.
Nearoni, Nervengeschwulst, Nenroma. Die
Neuroroa terfallen in Kenrenniarkgeaohwidsta
und Nerveofasergeschwölste. Die Nervenmark-
geschwnlst, Neuroma medulläre, besteht ana
einer feinkörnigen Grundsubstanz mit blassen
Z' li'^n und Kernen und kleinen bipolaren und
miiltipoluren Nervenzellen mit rc<rL-.'tzuu^
der Nervenfasern. Die Nervenmarkgeschwülste
sind stets angeboren und kommen ausser, iw^
centralen Nerrentystem in cystoidan Ge-
schwülsten vor.
Die Nervenfasergeschwulst, Neuroma fas-
cicnlare, besteht ans Bindegewebe und Ner-
venfasern, die melNt verästelt und verfilzt
siüü und kleine glatte, scharf abgegrenzt«
derbe Geschwülste darstellen. Sie finden aidi
seltener im Verlauf und an den Versweigung»-
stellen der Nerven, als an den Enden der
StQmpf'' 'lurchsclinittencr Nerven. TMe an ileti
Nerven zuweilen vorkommenden Verdickungen
und Knotenbildnagen bestehen nieht aus
Bindegewebe und werden dann als falsche
Neurome bezeichnet. Die Neurome gehören
zu len srutartigen Geschwülsten, sie können
aber liuvi li Drtu k atif die N. rvenf.tscrn N'eor-
algieu udcf Anastiicaieti und raialyseu ver-
anlassen. Die Neurome gehören bei unseren
Uansthieren zu den seltensten GeschwOlstan,
nur bei Kfthen sind sablreich« Neurem« hiuftg
beobachtet worden. (Ein vabre* Neurott
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NEÜEOMA. —
NEUSTADT.
«17
wnrde in Dorjiat bol einem an Sohwüche
eiaer Hinterextremität leidenden Hunde um
N. isebiftdIcoB beob«cbtet.) Scmmer.
Neuroma fron vtS^ov, Nm), die Ntrvt^n-
geschwulgt (s. d ). Anackn-.
Neurosis (von vtjs'.-iv, mit Norvin ver-
•dien), die Nerveukraukheit^ dio Bildung
einer Nervengescbwulst Amuier.
Neurotica, ArzneikOrper, WL-lche speciell
auf das ^lervcnsystem einwirken, Nervina,
8. Nemiimittel. yog^et.
Neurotomia fvon veOsiv, Nerv: trju-^.
Schnitt), die Xervettuuatouiie, der Nerven-
BChnitt. Anackir.
Nett>$«bl«|«iloN', aach Nea-Schlagstorf,
in Mecklenbnrg-Sohwerin, dem ritterschaft-
Hohen AiutMecklenburt:. li<M;t unweit von Vent-
scbow, Station der mecklenburgischen Fried-
rieb Fntni'Bisenbabn. Es iit ein dam Johann
Ahrpn? ^^-hr-rirres Kittergut und umfbBst einen
Flächcnraum von öi^O'l ha.
Hier bestand frflher ein dnrcb seine
gute Xa'^hTncht wohlbi^kanntes Halbblnt^jr'sttlt.
dessen Ursprung bis -auf das Ende der Vier
zigerjahro zurückzuführen ist. Der damalige
Besitzer, Vater des beatigen, legte den Grund
nu dem GestSt dureb Ankanf mehrerer edler
■ 'neliseher und doutscber Halhblnlstuten. Pie
hervorragendsten des ersten und nSchnten
Stntenstammes, denen die Znehtstätte ihren
Rnf verdankt, waren: Ginevra. eine englische
Halbblutschimmelstute, welche, nachdem sie
cwei Jabre hindurch Leibreitpfeid «tot Gross-
Hersoga von MecUenburg-Schwerin gewesen, in
das GeKtOt zu Babensteinfeld und vnn hier aus
nn< h Neu-.<clilag»dorf kam. Angeline. Sehiin-
luel, Negreifse, Kappe, v. Robin-Uood, Lina,
ScbiniDei, Emst Angmt, Helena, Sehimmel,
r. Correggio a, c. Arion-Stute. 5Iyrrha r. Or-
rcggio, ZuU'ika, welche ebenfalls Leibreitpferd
des Grossherzogs war, Güstrowmare and eine
Puchsstute V. V. Wildlire, Für die weitere Ent-
wicklung des Gestüts traten darauf als Vater-
pferde, ein: die Vollbluthengste Charley, V.
iVotector and Hiclot, sowie die balbblutigen
Laadbesehlhr Osmand and Correggio.
Mit die.sen Pferden erzengte das Gestüt
in der Folge Hengste, wie Swift v. i. Pro-
tector a. d. Helena. Scott v. Charley a. d.
Angeline, Ernst August v. Swift a. e. Ernst
August-Stute, lle-x: V.Ernst August und W.Scott
T. Scott, die wieder zur weiteren Nachzucht
benatzt Warden. Im Jabre 1861 war der Gestat-
beiitftnd derart nngewacbsen. daas aas demselben
i9 Pferdi' verschicden.'n Alters in Verstei-
gerung verkauft werden konnten, ohne dass
dns Fortbestehen des Gestftts gefährdet wurde.
Aus diesem Verkauf verdient der des Swift
hervorgehoben au werden. Derselbe ging für
4Si Loaisd*or in das württembergische Stamm-
ffsetftt SU Marbach und wird dortseits als ein
Pferd von höchst einnehmendem Exterieur,
aber mit nicht fehlerloser Gangart geschildert.
So enthalten auch die voriiandenen JJracii-
irtlleke des Nea^Scblagsderfer QestQtbaebes
ptntfre Bemerknnircn. die auf die ganz vor-
ztJgiicho JBeschalienheit der hier gezogeneu
Pferde scblieewa lassen.
Dil" Zahl der Zuchtstuten. welr-Iie
jeglidieui Arbeitsdienst verwendet wurden,
hat wohl stets 12 — lö Stück betragen, bis
das Gestüt buld nach d< Tii T«de des Begrün-
ders durch dessen .Suhn in einer Versteigerung
zu Neubrandenburg im Jahre 1873 aofgelOst
wurde. Hier worden im Ganzen IS Mutter-
Stuten, 8 Hengste verschiedenen Alters, 3 ein-
jährige. 6 zweijährige, 6 dreijährige und
9 vierjährige Fferiie verkauft. Der letzte Hengst,
Bobmann, ging im Jahre 1874 in doa könig-
lich särhstsrhe Lnndijpstüt zu Moritzbnrg über.
Wahrend der etwa zwei Jahrzehnte dau-
ernden BlQthc des Gestüts hat ans demselben
eine rego Abgabe tüchtigen Zuchtmateriahs
zu hohen Preisen stattgefunden. So sind
ausser in viele mecklenburgisch»' Priv;it/.urlit< n
besonders Uengiite an preussiscbe Zuchtvereine,
nach BosslandT Baden, WQrttemberg and an
die königlich preussische Gestiitsverwaltung,
sowie an das niecklenbnrgis« he l.andv'estüt
BU Bedeftn verkauft wnrd
Neuseeländer Hund (Canis dornest ieu«),
in Neuseeland vorkommender Hund, dünte
nach Pitzinger vom Pariach-Ifunde (Canis
domeatico* indicus) abstammen, derselbe
Ihnelt dem FRrtenhaotbande.
Der Hund bidlt nur selten uuil läs>t
von Zeit Zeit ein eigenthUniliches Heulen
hören.
Der Hnnd wird von den Neuseeländern
mit Fischen gefüttert. Die Eingeborenen be-
n atzen dessen Fell zu Festkleidern, auch essen
sie dessen Fleisch: er ist um Vieles weniger
intelligent, wie andere Haushunde. Kock.
Neusorge, etwa eine halbe Stunde von
Graditz (Preusseu, Regierungsbezirk Merse-
burg, Kreis Torgan), ist die mm königlich
preH>H"sehen HauptgestHt Graditz (s. d.)
gehörige lleuubahn. Grasswanu.
Neustadt 1. Neustadt an der Dosse.
in Preussen, Regierungsbezirk Potsdam, Kreis
Kuppin. Hier besteht das königlich preus-sische
Friedrich Wilhelm-Gestüt, in dessen Räumen
gegenwärtig das königlich preussiscbe bran-
denburgische LandgestAt nntergebroeht ist,
und « iwa I km hievon «ntfrrnl in Lindenau
da.s kuniglich preiis^ische sächsische Land-
gestüt. Heide Gestüte werden wie auch früher,
als im Friedrieii Wiliielm-Gestttt das Haupt-
geätüt, Jaü aaeii iieberbeck verlegt wurde,
noch vorhanden war und dafür das sächisische
Landgestat fehlte, das in Lindenau durch
Uebersiedlnng des brandenburgiscben Land-
gestüts in die Räume de.s Haupfiri-stuts Platz
fand, wolü mit dem gemeinsamen Namen
die ^NeuatadterGestttte* belegt (s. Priedrich-
Wilhelm-Gestüt, Lindenau und I>eberbi»rk).
2. Neustadt in M « c k 1 e n b u r g-
Sc hwerin, rormals zur Grafschuft Schwerin
gehörig und mit derselben seit dem Jahre
I3.')9 mecklenburgisch, enthielt infolge der
Nähe der üppigen Lewitzwie.^.-n unt- r der
Regierung des Hersoga Johann Albrecbt
((S47«~1576) einen sam HanptlandgestQt
Settin gehörigen Fdilenhof. Derselbe war
nach dem Verzcichniss der herzoglich ächwe-
rin'schen 6eetQt> und Baapferde im Jahre
15»
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NBUSTEEUTZ.
1S69 mit 27 hOchit verachieden farbigen Fohlen
beMtst, Ton denen 9 fBtif-. 8 Tier-, 7 zwei-
und 9 einjährig warm. Cr^i /•;.;////.
Neuatrelttz. Das grossberzogliche Land'
irertQt ftr die Dominen des Henofitttittnis
Mev-klcnbarg-StrelÜJ! und de^ Fftr-itcnthnnis
Ratzeburg wurde zu Neustrelitz im lirosslier-
sogthnm Mecklenburg-Streltti anter der Ke
gierang des Qro^shersogs Georg im Jahre
1820 durch den Oberkamntcrherrn. Obersiall-
ineister v. Schmnlensee gegründet. r>it' U'-nn
Hengste, Jopiter, Bolivar, Nereatan, Strelitz,
Serybbfttor. Tantaliu, Trompator, Diodor und
Achiiiet waren die ersten Landbeschäler. Sie
deckten nuch im Gründungsjabre 1825 auf
den drei errichteten Beschähtationen zu Neu-
strrlitz, Fcliilti t; und Starffurd. I'>ic Ab-
stuiuuimig der Hengste ist nicht bekaimt, es
steht nur so viel fest, dass sie zwei- oder
dre^j&hrig in der Gegend von Henatadt a. d.
DoRse gekauft ond Ton Hengsten des dortigen
Frifilrich Wilhelm-Gestüts gefallen sin'l. Xnt
der Strelitz« der bis läitä in Neustrelit?.
deckte, ist ftiter in dns Lftndgestftt gekommen,
er war vnrhor Keitpferd des Herzogs Kurl
von Mecklenburg (f 18:17). Nuch dem im
Jalire l$f6 erfolgten Ableben de^; v. S^-limii-
lensee Qbcmahm Stallmeister, später Land-
sUlImeister Linde die Verwaltung des Land-
gestQtes, Der sichtliche Nutzen des Land-
gestütes fOr die Pferdezacbt veranlasste iro
Jahre 1Bt7 die Besetzung der vierten Be*
schälshitifiii 7,11 Miiow mit virr FT 'Tifr?:ten.
Bis 1831 war die Zahl der I>eacliuler infulge
ihrer steigenden Inanspruchnahme auf 18 an-
gewachsen. Unter ihnen zeichnete sii ii durch
besondere Güte der von einem li«.iif.'!<t des
Friedrich Wilhelm-Gestüts stammende Oberen
ans. Derselbe wurde aber scbun nach vier-
jährigem Gebraneh (von 18«?»— 1 83.1) für
einf^ri sclir li^iicn Preis :in ilie franzü>i^ i^lu-
liegierung verkauft. An seine Stelle trat der
Darlington, der viele Jahre hindurch ms-
gezeichncti' Nii'-likomnipn producirte; er war
V. Herodot, ütui bei ühniten Ivenacker Hengst.
Nun glaubte die Gestutsvcrwaltung. zur
Veredlung der Pferde den Züchtern mehr
Vollblut bieten zu müssen und so kaufte der
netii- I •li. rst.illin.'ister Graf Moltke im Jahre
lüiO vier VeUbluthengste als Beschäler an
und errichtete im ftdgcnden Jahre zwei
T\f\:t'' Bosrfiälsiationen. ]<■ «ine zn N>u}>ran-
dt-nburg und auf der Domäne Alt-ü^ubeiich.
Auf den .somit vorhandenen sechs Beschftl-
stationeii deckten 1K4I S3 Hengste 638 Smten,
von welchen ISi Stuten durch Vollbluthengste
belegt waren, deren einer, der Gaberlunzie,
besonders erw&hnenswertb ist Aber schon
im Jahre machte sich bei vielen Züchtern
oitii' Iftfli.iftr Alirifi^'uiii,' <:"i:<Mi di" r> initz:jng
der Vollbluthengste zur Zucht geltend. Ei
mnsste daher die Zachtrichtnng sehr bald tn
Gunsten des Halbblnte!<i geüti'lTt wordori.
Seitdem ist auch das Verlangen nach grussen
und starken Hftlbblnthengsten Allgemein ge-
blieben.
Eine nene Beschälstation wurde spater in
SehDnberg, im Fftrstentbam Raliebarg, er-
richtet und diejenige von Nesbiandenbarg
nach Priedlnnd verlegt. Auf den dadarch vor-
handenen sieben Stationen deckte von non
an die bis vor kurzer Zeit unverändert ge-
bliebene Zahl von 3S Besehtlem. Die vor-
züglichsten Beschäler der letzten 23 Jahre
sind: Myjenden (V.) v. Melbourne a. d.
Kiiierald v. Defensiv, in England von Baron
K4)th8child gezogen, Y. Derby (irländischer
V.) V. Derby. Sohn des Tarrare) Mutter v.
King Arthur, Troy v. Hlackdrop, in Basedow
gezogen, derselbe startete 17mal und gewann in
sieben Kennen zwei Becher und 37S0 Thaler
Crt.. Ncrestan, HalM'lut, v. Solinian, die^ei
V. Sultan a. e. Mei klenburger Stute, Küig
Nero V. Logie v. Huchan (V.) a. d. Astrie
V. i»riT (V,), welcher 1866 auf der Auc-
tioii Hl iiutitiuver angekauft war.
Nach dem Ableben des Oberstallmeistcrs
v. Moltke wurde 1860 Ueisestallmeister
v. Rauch OberstaUmeister. Dieser wurde aber
scii 'ii ISni nach l'rrlin berufen und General-
major V. Bern.sturfT trat an seine Stelle.
Im Jahre 1869 starb v. BemstorlF, ihm folgte
iler 1885 in den IJuhestami tr.^tende Ober-
alallmeister v. Bülow, wekhciii Keisemarschall
v. Stenber als Oberstallmeister folgte. An
Personal sind weiter ein Stallmeister, ein
Rossarzt, ein Begistrator für den Marstall und
das Landgostüt. ><<\vii- aoht besondere Land-
geatütsdiener vorbanden.
Die Hengste werden (ta die Erhebung
dos Deckgeldes eingetheilt in .lolche I. und
II. Clashe. ie nachdem sie mehr oder weniger
edler Al>stammung sind. Das im Voraus za
zahlende Dockgeld b*»trä!:t für Tirx-bäl-T
I. Cl.: a) für kleinere Züchter \lj Mark und
1 Mark iJO Pfennig an den Stall: b) fflr
grossere ZQchter 30 U. und a M.: fftr Be-
schäler n. Cl. zu a) 10 M. und 1 II. 80 Pf.
/II 1») 20 M. und 1 'i'. Der Bestand an
Hengsten war Ende 16Ö4: 9 Stück L Ct.
und «3 Stflck U. Cl.
Vom 1. Februar bis Ende Juni werden
die Hengste auf die einseiiten Beschälstatiooen
vertheilt und stehen während der Obrigen
sieben Monate des Jahres im grosshcrzog-
lichen Marstall. Die Mehrzahl der Hengste
wird geritten, nur wenige werden gefahren.
Die von den Hengsten allj&hrlich bedeckten
Stuten betragen im Durchschnitt IS^O Stfick.
— Fcb.'r r1i(> Zalil (\ov l>.li-i:t.'n Srnten, der
diesen ertheilten Sprunge, wie viele Stuten
tragend wurden, weiden möglichst genaue
Ermittlungen angestellt. Im Jahre 1XS3 wor-
den z. B. von ii Bescliälern mit 23'.>4 Sprün-
gen 88*) Stuten bedeckt. Von diesen wurden,
soweit die Erhebungen reichen, 637 Stuten,
d. h. 71'90% der bedeckten tragend und
jede der tragenden Stuten Im ilnrfrc im Durch-
schnitt zur £mpfängni8s t'ii'i Sprünge. (In
Wirklichkeit dürften diese Resultate sich
rmrh ijOnstiger stellen, da manche Stuten
sich der Controle in Bezug auf Trächtigkeit
u. s. w. entziehen.) Jeder H>'ngst hat während
der fünfmonatlichen Deckzeit ll7'9lnial,
d. b. auf je einen Tag 0'78mal den Bcschäiact
ausgefahrk
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NEUTRAUSANTU. —
KEW-FOREST-PONY.
Nadtdem im Jabre 1S88 dassum Gross-
herxo^hom i^ehörige Ffirstenthom Batzebnrf;
von der Lan(lbeächälnn<: nus^t schlossen, wurJe
die Zahl der Beschäler uui 5 Stäck veriuin-
dert, M das« der ifefenwftrtige Bestand des
Land$Tf*stfUs (un Jahre 1889) im Ganzen
il Beschäler Kählt. Grassinann.
Neutralisantia, die Säuren ncutraiisircnde
-äaretilgende, absorbirende Mittel, Antucida
Absorbentia. Solche Säuren bilden sich
vornehmlich im Ma^en bei pathologischen
ZastAnden oder kommen aas den eingeführten
FattcrstofTen durch abnorme Gfthmng Sfttiren,
d. h. fette iSäoreii, wie Essigsaure, Buttersäure
zu Stande, weiche fortgenctzt Keizungazu-
>tände der Schleimhaut sowohl im Magen als
im Darme nnti^rliiilttn und so zu StOrnngon
der Verjauuiig ual Darmentleerun (l>urch-
tälle infolge direct^'r Erregung der Peri-
staltik) fttbren. Im Uebrigen macht man von
diesen Neatralisantieii, s« denen insbesondere
dos kohlensaure Natrium. Kalium und Magne-
siiUHf die gebrannte Bittererde, Knikpräparate
und das Ammoniak gehören, anch Gebraudi,
nro Säuren nach der Aiifnnhmi' in das Blut
und iselbst nach ihrer Elitntiiattun durch die
Nieren (die im Uebertnass ausgeschiedene
frei<^< Säure des Harns) absostampfen and der
Alluj,'. ruug harnsanrer Concremente Tontn-
beugen. bc/w. >]i.- rt izt nde Wirkung des sehr
sauren Harns auf die Blasenschleimhaut zu
▼erhindem. Desgleichen kOnnen genannte Al-
kalien und alkalische Erden auch :iiitiil<ita-
ritfcbe Verwendung linden, um den toxischen
oder corrodirendeu Einthis-^ in d- n KOrper
ijelangter starker Siiuriii iliin li lÜKlung von
UMKchädlichen Sakcu uufzulitbiii. i>er Ein-
änss dieser Absorbentien (s. d.) auf durch Di-
gestioinstörungea sich bildende Gase im
Magen und Darm ist nur von sehr unter-
geor't t r l^-■deutung.
NeutralsaUe, d. h. sulcht- Salze, in denen
aller vertretbarer Wasserstoff der Säure durch
ein Metall ersetzt ist \\\\\ «^•lche auf I<akmus-
tiurbfttoll' weder rötlniivl nuih bläuend ein-
widtfln, vorausgesetzt, daBS keine starken
Säuren im Spiele sind, oder das Metall starke
basische Hydroxyde bildet. Man nennt sie
jetzt hesser normale Salle und ^sind die
tliierärztlicb wichtigsten:
Kentrales kohlensamt« Katrinm
I normales NatriuDtarbonat), 8. Natrium car>
buuicum :
neutrales kohlensattres Kaliam,
Kalium carbonicum;
neutrales Natriumsulfat, Natrium
salfuricum :
neatrales Ammoniumcarbonat, Am-
noninm carbonienm:
n u t r.ilos i-Ii r^m saares Kalinm, Ea-
Imni chromicnm Havum. Vo^tl.
itev*Uirieliatola, frther Ulrichotede, im
(irosshcrzogthum H^^^s^^n, war ehemals ein
grussherzoglich hessisthcs Gestüt. Dasselbe
\irorde in den ersten Jahren des XIX. Jahr-
hunderts gegründet and hiezu swei aasge-
aeiehnete Uenfste orientalischer Abkunft aus
dem königlich preouischeoi Friedrich Wilheha«
Gestüt so Neustadt an derDosse, sowie eine
Anzahl aaserwählter Stuten aufgestellt, und
die Hengste ausser für das Gestüt auch zur
Bedeckung von Landtituteu verwendet Nach-
dem im Jahre 181 S Klagen laut ireworden
wap-n. dass die Pferde Nt''istil(MiT Rlntes
in iitrer Nachzucht zur Staarbliitüiteit neig-
ten, wurden diese sofort dnrch den Ober-
stallmeister V. Fabrice ausgemustert. Da nun
das Gestüt auch durch die Kriegswirren jener
Zeit sehr gelitten, und die Mittel zur Wieder-
herstellong desselben nicht in genügender
Weis« XU Gebotestanden, wurden von den Rtissen
drei He ngste von freilich nur zweif-'lli ift. iii
Werthr angekauft. Einer derselben war per-
sischer. <jiii anderer türkischer Rasse. Diese
beiden Hcii-rste wurden Stammväter der später
so sehr entarteten Kasse der sog. Ülrichsteiner
Landpferde. Im Jahre i«äO erhielt da« Gestüt •
swei Beschäler der altmecklenbargiscben Basse,
sowie ans Yorkshire einige dort angekaufte
Stuten
Bis zum Jahre 1848 bestand dos GcätQt
unter leidlichen £ri^>]gen fort, wurde derzeit
aber aufgelöst «nd dnfür das zu Darmstadt
mit 70 Hengsten vuizugsweise orientalischen
Blutes besetzte LandgestOt gegrOndet (debe
hessiF« li. s Ijaiiflgestüt). Grassmann,
Newbourn Hall, in England, SutTolk, ist
eine dem Mr. Walton gehörige Fann, auf
welcher ein hervorragendes Gestüt von
Saffolks betrieben wird. Dasselbe wurde be<
reits ganz zu Anfang dieses Jahrhunderts
von der Familie Walton gegründet und hiezu
der H< ncst Boxer erworben, welcher in
einem Zeitraum von 45 Jahren, während
dessen dies seltene Thier, das 3u Jahre alt
wurde, im Gestüt verwendet wurde, einen
hervorragenden Einfluas ausübte. Im Jahre
t883 remichtete eine bOsartlire Krankheit ^t
den iran/'Mi < Ic.siüt-lu^-f an 1. von ange-
borener Passi»iu mr die Pferdezuclii getragen,
brachte der damalige Besitaer das Gestüt
wieder in eine Verfassung, welche die auf
Schauen ausgestellten SulTolks von Newbourn
Hall als uusgeaeiehnete Thicre erkennen Hess
und die der verstorbene Besitzer Mr. iSamuel
Walton mit Stolz Producte seines Gestüts
nannte. Ganz hervorragende Pferde waren
Chieftain v. Cuubearer and Newbonm-Princess.
Letsterer wnrde auf der AQsstellang sa Paris
im Jahre 1878 der erste Preis als Mutter-
stute zuerkannt.
Der Ge.-'amrotbestand des Gestüts zählt
etwa 30 — 40 Köpfe. Die .\usiiützung desselben
tindet hauptsächlich durch Verkauf von Zucht-
tliieren, die im gansen Osten des Landes ge-
sucht werden, statt. Graismamm,
NewMttlüt engl SrhrifltsteUer. schrieb
nher Pferdeannei- und Reitkunst; im XVII.
Jahrh. AhUitner.
New-Dirbam, s. u. Leicester Viehiueht
New-Forest-Pony. Dem Meerbusen v.»n
Southampt'n gegenüber liegt der v.m Wil-
helm dem Eruberer naeh Vernichtung von
36 Dorfern angelegte Wald „New-Forest",
welcher grOsstentheiU aus Eichen- und Buchen-
groppen, andemtheila aus Haiden und Mooren
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m KBW-LEICBSTERSCHAFE. — NICHTTYMFANITI8CHBB PEBCUSSIONSSCHALL.
besteht und mit Vorliebe von Zigeanero
durchzogen wird. In dertiger Gegend iHrd
-oit nlt^r Zeit eine kleine Pferderasse ge-
züchtet, die unter dem Namen ^New-Forest-
Pony" viele Liebhaber gefunden hat, und so-
wohl als Reitthier für KindtT (auch Be-
diente), wie als Zojrthier für kleine, leichte
Fuhrwerke — Korbwat'L-n unil L»(it:r;iits —
Verwendung findet In jenem Walde haben
etwa 800 Laadlente die Weidegerechtigkeit.
and diese Lr^scliüftii:«'!! siili v<irwiegeiid mit
der Zucht jtuer kkinuti l'lVndcijen.
Von einem bestimmten Charakter der-
selben kann heute keine Rede mehr sein.
denn es werden daselbst sehr verschiedeii-
iirtiiTu Hengste zur Paarung benützt und das
ganze Gescbftft der ZAcfatang wird ziemlich
wild betrieben.
Touatt schilderte die niod''iii''n New-
Foresters als schlecht gebaute, langköpHge,
kurzhaUige, »eharf-höftisre (ragged liipped),
aber hrtrtr, pp^nndr und nützlirlii"- ThiVre,
welche iiiiiiitr noch einige Kigenscliaiieii ihrer
alten Stammeltern besJlssen: sie zeigten Leben
ond gute <jiangarten. Das Eiufnngen dieser
Ponies sei nicht leicht ond beanspruche
ebenso geschickte wie geduldige Leute; si>'
inüssten ihr tiescb&ft ebenso gut verstehen,
wie die Qaticlios in den Pampae ron Sfld»
Amerika. /■'/ <-_v/r/^-.
NeW'Leicesterschafe. Die etwa um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts auf der Farm
zu Dishley von Robert Bakewell und s«inen
Zeitgenossen veredelte alte Leicesterbreed er-
liielt den Namen New-Leicestcrbreed, und
zeichnete «ich vor dieser durch eine rascliere
EntwieUung. grössere MaatfllMgkeit nnd Itlei-
nere, zierlichere Forni.'ti ans, Si-' verlaniit aber
einen guten, graswäch.sigen Weideplatz, und
nor auf solchem entwickeln sich diese viel-
gerühmten Schafe in befriedigender Weise
(s. Lf icester Viehzucht), Frtytaji.
New Light, ein bravner «igbscher VoU-
bluthengst, l'G;! m gross, geboren 1833 t.
Lamplighter a. d. Klfrida. war vom Jahre
Is:;s-. isiö Hatiptbeschaler im königlich
preussischea Uauptge^tüt Trakebnen. Gh.
NeWMariMt, in England. Cambridgeshire,
ist einer der bedeutendsten mni liclwinntesten
englischen Rennplätze, auf wekhcm schon
Alibngs des XVII. Jahrhunderts regelmftssige
Rennen abgehalten wur loii. In sieben grossen
Meetings gelangen hier z. B. die Craven-
-takos, die Twothousand und Onethonsand
Guineas-, die Pajrne-, Jaly • Midsttmme^,
Exeter-, Hopefiil* u. s. w. -staltes «nm Ans*
trag. Alls- I I als iJenniilat/ ist Newraarket '
<1iir<'b seine umfüiii^reichen und vielen Traioir-
an stalten von grosser Bedeutung. Die ganze
Eiinvi'hnerschaft lebt fast von und für den
Kennsport, so dass die Stadt solbst, man
mOrlrte lagen, ein rennmilssiges Ge|>räge trägt.
Newmarket, unweitPetersbourg iranord-
amerikanischen Staate Virginien, besitzt die
älteste Renntialiii Ariifrik:»s Gi a:-:»:.:nn.
Newminater, ein im Jahre 134$ von
Mr. Otde gesogener Hengst Toucbstone
a. d. BeeVwing, i«t eines der bedentendstra
englischen ToUblutpferde. Seine Erfolge auf
der Rennbahn sind nnr gering. Als Zweijähriger
startete er trar nicht, nls Drcljährtgcr fX'*\v;inn
er das Doncubter >Sl. Leger und kuiii iiii Ebt^r
St Leger als Dritter ein. Als Vierjähriger
trug er ein werthvolles Sweep-stakes au Good-
wood heim und schied als Fünfjähriger mit
zwei N iiMicrlavTi n von der Rennbahn. Um si»
hervorragender sind aber seine Erfolge als
BeecbSler. Er i«t Vater des bedentenden
Hermit. des von Mr. Plenkiron gezo-riMKn
Derbysiegers des Mr. Cliaplin. Hermit deckt
für SoO Pfand SterUng im Blankney-GestBt
und liat ausser den Derbysio^'-rn Shotover,
der dritton Stute, die j<» du» blaue Band
gewann, und St. Ülais-' Nachkommen, wie
Peter, Tristan, St. Margaerite n. 8. w. anlkn-
weisen. Za Newminaters Tortllgliehsten I3n-
dern zfihlm aixli Adventurer, Cambuscan.
Lord Clifdcn, Strathconan u. «. w., zu seinen
Knkela Pferde, wie Petrarch, Hampton.
Wenlock Q. Neirmiaster starb im .Tahr.;
IS'JS. Grassmann.
New-Yorfc. Teterinürschale zu NewTorli.
Veterinary College, gegründet von Curoming
J8i6, ging bald wieder ein. Auch die ron
l>nuste''d und Kal-taw is.'iT uini lNti4 eröff-
neten Schalen gingen wieder ein. tiegen-
w&rtig besteht die Ton Liantard 1875 ge-
grflnd.t-' Schuli'. An derselben fungiren
Large. Stein. IVrey, Robertson, Billings
u. a. Semnur.
Neydeck, schrieb über die Wnth der
Hunde. Speyer 1770. 4. — Ausführliche Ge-
schichte der Hunde, ihre Kraalüieiten und
Heilung, Leipzig 17Ö1. Mt«U»a',
Niata-Rind, s. BrasHianisehes Bind.
Nichtigkeitsbeschwerde widt-r das tre-
fällte Urtheil steht einem jeden Vcrurtheilten
frei, wenn er den Nachweis der Vemaehlässi»
gung und Nirht1>farhtung vorgeschriebener
Fornit n und gesetzlicher Bestimmungen von
S< iten der Gegner eder der GeriefatsbehOrde
nachweisen kann. Stmmcr.
Nichts, weisses, Nihilnm albom, das
roh-^ oder kaullirho Zinkoxyd, Zincnni oxv-
datum cruduu oderFlores Zinci. im Han-
del Zinkweiss (sonst anch Lana pliil )>öpho-
rum oder Pompholix) genannt. Seine Wirkung
s. Zincum oxydatnm. Vogtl.
Nichttrocknende Oele. Alle fetten Oele,
welrhc hauiit-ächlich ongesättiu'te Glycrid«^
'•iifhaltoii, namentlich die der Leinulsiiire.
verändern sich an der Luft zu einer durch-
sichtigen festen Masse, indem sie Saneratoff
anfhennen nnd trocknen. Zn diesen tmek«
nenden nvlin tridi^rt das Leinöl. Mohnöl,
Hanföl, Ricinusöl und (.'rotonöl. alle übrigen
pharmarentisch gebranchten Oele trocknen
ni'ht lind eignen sich sonach besser als
jene 2UII1 iius^erlichen Gebrauche auf der be-
haarten Haut der Hansthiere. Am meisten im
Gebrauch stehen von den nichttrocknenden
Gelen das OlivenAl und Rüböl fKaps- oder
Rübsamenöl ) >
Nicbttym pa n it isoher Parcussionsschall.
Wenn der ty m]uinitisehe Ton (s.d.) in
den Lnngen öder dem Darme hanptsftchlieb
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NICKEU —
NICKHAUT,
ibdofch entstellt, ilass die in ilon Hohlräumen
der letBteren enthaltene Luft beim Anklopfen
in hörbare SchwingaDg«ii ger&th, indem sie
von den platten Wandtinfen hin- xmi herge-
Wfirfrn I r..-fl.'ctirf ) wird ( vurans^V'sctzt. ilass
die Wandungen nicht über üie Norm aasge-
d«tuit sind, wodurch die OscillationsHlhigkeit
der Luft und Wand und damit atuh die Ton-
bildong, wie sie z. B. auch in eiiicr mü^dg
g«apaanten Trommel (Tympanum) zu Stande
kommt, beeinträchtigt würde), so entsteht das
Gegentheil, d.h. ein nichttyrapanitischer
Ton, wenn die genannten Hohlräume bei der
durch die Percnesion entstandenen Reflexion
der flehwiotfenden Luft etwas ftber ihr
normales Volumen gespannt sind. In
letiterem Zustande beändei sich die Liiiigo
bei Mensch und Thier stets während der
physiulugischt'n Rfspiratii n. und aus diesem
ömnde verniinnit ujan am ijru»tkurh bei ge-
-iindfü Individuen unter dem l'ltssimeter
xtets den nichttympanitischen Schall, der
also auch als normaler Lan^nsehall betefeb-
net werden kann. ".'»'Wühnlioli aluT (und auch
verst&ndlicher) lauter oder volUr Schall
heisst. Diaselbe akustische Wahrnehmung
macht man auch htn normalem GrliaUe des
Magens oder Darmes an Gasen, sobald jedoch
die Wandungen dieser Hohlräume an Spun-
mmg abnehmen^ «rachlaffen, kommt ein tiom-
mellhnlieber mtd bei tn starker. praUer und
de>\vt.'tr<'n krankhafter Ausdelmuii^, wie dies
t. B. bei der Aufblähung der Fall ist^ ein zo
heiler fympamtiseher, d. h. nbenroller Per-
cussionston zu Stand r-, welcher stet» einen
metallii$L-heu Beiklang erhalt, wenn der Luft-
sehallraum grSaaer ist und die Tonwellcn
sehr regeUnässig an den glattcu Wandungen
zurückgeworfen werden können. f«'/«-/.
Niokel, Atonii,'e\vii ht 59. kommt im
diegenen Zustand im Meteoretsen vor, ferner
iat ea ein ateter Begleiter des Kobalts, in-
dem man nie Kobalterze findet, die frei von
Nickel sind. Es bildet mit Schwefel und mit
Arsen oder mit beiden verbunden zahlreiche
Erze: NiS Xickoikies auch Ilaaikit-s i:*'-
aannt, NiÄs,NiS, Nickelaiacnkies, ^siAs,
Weissnickelkies, NiAs Roth nickelkies
oder KapfemiekeL Diesem letsteren Ene,
welches wegen aetner kapferrothen Farbe In
trüberen Zeiten häufig irrthfinilicli als Kuj/fer-
erz verarbeitet wurde, and weil es kein Kupfer
gab mit dem Schimpfiiamen Nickel belegt
wurde, verdankt es seine Benennnnp. Die
I>ar8tellong des Xickelmetalls geschieht aus
der Kobaltspeise, die bei der Smalteberei-
tung zurückbleibt. .\u8 dieser wird durch ein
umständliches Verfahren das Nickel zunächst
in Form öes Ösyds gewonnen. Das Nickel-
ozjd wird in w(b:felförinige Stücke gepreaet,
im Tiegel mit Kohle geglüht nnd hiebei in
M- tall vorwandelt. Das käuflidie Nickel i>t
stets mit Kobalt. Kupfer und Eisen verun-
reinigt. Reines Kickel erhält man durch
Glühen des Oxalsäuren ?alzes bei Luftab-
ichluss; CS ist ein üilbt'rvvu'iisc'ii. zuhes Mttail,
welches sich zum feinsten Draht ausziehen
Hast vom apec. Gewicht 8*8, selbst in fencbter
Luft unveränderlich, schmilzt erst in der
Weissglut. CS ist viel schwaclier als das
Eisen, magnetiscb, a. zw. bis zur Temperator
300°, es Tost sich sehr leicht in Salpeter-
säure, \vpnii;er (leicht in SalzsTinrc und
Schwefelsanre. Wegen seiner Beständigkeit an
der Luft und wegen seiner silberweissen Farbe,
dient es zur Ucberziehung anderer Metalle, auf
die es durch galvanoplastisches Verfahren
niedergeschlagen wird. (Vernickelung von
Werkzeugen undLoxnsgegenständen.) Auch an
Legirungen findet es häufig Anwendung. Mit
Kupfer und Zink in verschiedenen JTengen-
verfa<nissen bildet es das Neasilbcr, Ar-
genta» und daa Pakfong.
Die Verbinilnniren des Nickpls entspre-
chen denen des Knbalt<. sie leiten sich als
Oxydulverbindungen von einem zweiwerthi-
pen Nickel ab. wie das N i ckelch lorür XiCl,,
und nur bclten tritt es in Form von üzyd-
vcrbindungen wie Xickeloxyd Ni,Oj auf.
Sämmtlicbe Oxydulverbindungcn des
Nickels sind wasserhaltig grün gef&rbt, wasser-
frei sind !^ie pelli, Die aem Oxyd entsprei heii-
den Sal^e »md ist-ibat in Lüsungen nicht halt-
bar, da sie sich in Säuren gelOst schon in
der Kälte zu Oxydulverbindungen umwand^'ln.
Erkennung der Nickelverbiiidun-
gen. Ans den Lösungen der Nickelsalze fällt
Ammooinmsnlfid schwarzes Nickelosolfld NiS.
Dieses ist in TerdSnnter Salcaftare fast un-
löslich, in Königswasser i>t es lO.-Iii h. Kalium-
hydratfälltapfelgrfine&, im Ueberschuss des
Fftllongsmittela vnlOalichea Nickelohydrat
Ni(OH),: Ammoniak erzeugt einen hellgrünen,
im Ueberschuss des Reagentes mit blauer
Farbe löi^liclien Niederschlag, die Füllung
wird durch Ammoniaksalze verhindert. Na-
triumcarbonat bewirkt eine apfclgrüne, ans
basischem Nickelcarbi»nat bestehende Fallung.
Durch Kaliumnitrit wird Nickel aus üdnen
Lösungen nicht abgeschieden. Uit Borax zn-
samnieuiceschniMlzen. L'eben Nickelverbindun-
gcn eine duukehuthc, nach dem Erkalten blasa-
gelbe Perle. Lofbiteh.
Nickhaut. Die Niekhaut, auch drittes
A u g e n 1 i d, N a g ü 1, B 1 i n z h a u t, M c ui b r a n a
nictitans genannt, stellt eine im inneren
Ansenwinkel gelegene, halbmondförmig ee-
staltete Verdopplung der Conjnnctiva Ar,
wel. hc durch einen besonderen hyalinen Knor-
pel, den Blinzknorpel (Cartilago nictitans),
gestatzt wird. Letzterer besitst eine dreieckige
Gestalf und liisst eine innere, dem Anpapfcl zu-
gewandte cüHcavf. und eine äussere cunvexe
Fläche, sowie 3 Winkel unterscheiden. Der
hintere Winkel ist der längste und stärkste, wird
von einer gelblichen, acinösen Drüse, der Har-
der'schen Drüse, umgeben und steht mit
dem intraerbitalen Fettpolster im Zasammen-
hang. Die beiden Toroeren Whikel werden
Von d^ni oberen und unteren Augenlido ver-
deckt. Die '2—3 Ausfiilirungsgänge der Har-
der'schenDi 1 münden in eine taschenfönnii;e
V.:rtiefun<: der inneren Fläche der Nickliaul
aus. Heim IScluveinc tindet sich hinter dieser
Drüse noch eine andere, ziemlich grosse, von
l&nglicber Gestalt and gelblich-graaer Farbe
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S31
NICELAS. — KICOTI&NA TABACUM.
Tor, die ebenfalls mit der Nickbaut im Zu-
sammenbange siebt und von Ben dz uls
eigentlicbe Harder'scbe Drüse bezeicbnet wird,
während die vorhin erwähnte DrQse Nick-
bantdrüse genannt wird.
Die den Blinzknorpel aberziehende
Sehleimbant Ist eine Portsetzung der Con-
junctiva nn<i verliiUt sich nucli hinsichtlich
ihres Baues wie diose ( s. t ' u n j u n e t i v a). Em.
NiekiM G. studiit. riiierheilkimde in
Mflncht^n. war Landgerichtsthierarzt, wurde
DoccDi, i83y Professor an der Veterinär-
schule und Stadtthierarzt in München, gab
seit 1849 mit Adam sasammen das Wochen-
blatt Ar Tblerbeilkntide heraas. Semmer.
Niootlana Tabacum, gemeiner oder
virginischer Tabak, Solaoacee L. V., i.
Ans dem wfirroerem Amerika stanmend, durch
n.ti fran?r.sisrh'Ti Tipsandteu Nicot lütiü
über ganz Europa vtnbreitct und jetzt in allen
Welttbeilaii ealtivirt. In Betracht kommen
Ton den verschiedenen Tabukpflarr/on i»h;ir
makologisch nur drei Arten: der \ir gi-
nische oder >1 :ir\ landtabak. ausgezeich-
net darch die lang zugespitzten flaumhaarigen
Blitter nnd die rosenrotben Bifitben: dann
der breitblättrit,'!- 'I'ahak. N i ■■ n f i ;i u :i macru-
jihvUa, mit seineu last eirunden, an der
Basis geöhrien Blättern, und der Banemtabak,
Nicotiaiia rtis-tira. «lit^ tiiclerste Staude
mit ebcnlach eifuiaügt:», brcittiu dicken, untev-
seits glänzenden Blättern. Diese verschiede-
nen Tabake sehen in frischem Zustande braun
oder graugrün aus, sind Ton narkotischem
Gerailie, widrigicbaifem Gescbroacke nnd
oftieinell als
Folia Nicotianae, Tabakblätter, deren
wichtigster rtosfamltlieil eiti.^ alkaloiMisclie
flüchtige Fiü.^sigkcii von leiciit gelblicher
Farbe und penetrantein Geru<'he ist und
Nicotin heisst. Der Gehalt an diesem
(nächst der Blausäure stärksten) Güte ist ein
sehr variabler, /wi^ihen l ö — 8% schwan-
kender; die übrigen Bestand theUe, auch das
kampberartige ktjstallisirbare Nicotianin,
sind unwesentlich.
Die entfernten Wirkungen des Tabaks
also des Nicotins, bexiehen sich vornehmlich
auf (la> (i-'hirn und den Darm, strahlen aber
auf 4iua ganze Nervensystem aus, wie dies
besonders die Er.s. Iteiiiungen der Vergif-
tung bei Thiereu lehren, wenn sie, was
nlcbt selten Torkomrot, von zum Trocknen
bestimmten Tal>aklplii!U rii naschen oder durch
THbakabkochuugeu gewa^^chen werden. Die
Erscheinungen von Seiten des Oebirnes
und Kückenmarks lif^rih-M darin, lias?
zuerst eine Heizung erfolgt mit l aruhe, hei-
tigem Zittern. Stampfen mit den Fässen,
Verdrehen der Augen, worauf dann stets
Krämpfe folgen, bi'.sonders Opisthulonus.
ängstliches Atlimen, stürmisches arhytlnnisihes
Herzklopfen, Niederstürzen, Stampfsinn und
Betinbnn^. Die Wirkung auf den Darm
in;itiit'i>t;rt sivh hauptsäclilieb durch starke
Erregung des im Rückenmark gelegenen
Darnibewegungsceiitrums, was eine äusserst
iebbafte Peristaltik, bei Rindern nach der
Mägen zur Folge hat, da der Splauchuicas
jetzt nicht mehr zu hemmen vermag. Auf
frOssere Gaben kommt es durch Heizung
er Dannganglien selbst zu einer tetanischen
Contraction mit Erblussung der Darinwana.
worauf eine Buhepanse eintritt, der dann eine
erhöhte Peristaltik und dnreb wiedereintre-
tende *^'''fas>fiillun>r iii''i--t auoli eiiiL- fiiteri-
tische Heizung luu Würgen, KoUk, Autblä-
hung und Durchfall naclifolgt. Der Tod tritt
in ktir^^er Zeit durch allgemeine Lähmung
ein und tiadet man bei der Section ausser
leichter hämorrhagischer Darmentzündung
dunkles fläasiges Blut, Eccbnnosen und Ue-
hirnh,v])erilm{e. Durch üeberrollung der Lun-
gen mit lilut erf'Ji^'t /uweilru au. Ii Kr>tii kuiii:.
iiienach hätte mau es bei der Nicutiuna mit
einem aebarfnarkotiseben Oifte tu thnn.
Die grünen I'lfitt' r sind stt'ts weniger ge-
fährlich als tl»« huibwelken und reagiren die
i Kinder stärker als Pferde. Todesgabe für
letztere beiden Thiergattungen 300 — äOO ^,
für Ziegi n und Schafe etwa 30 g. Vom Ni-
cotin können Hunde schon durch ein kleines
Tröpfchen getödtet werden. Tannin ist das
Gegengift, im NotblkU mflasen Reiamittel,
Katiii.l:. !. .-i liw^ir/rf Kaflcc u. dg!. i:- reicht
werden; bei Hiutiern ist eine rei;iiizcitige
Gaatrotomie am meisten angci- igt
Therapeutische Anwendung wird vom
Nicotin wegen der leichten Zersetzlichkeit
und I'nzuverlässigkcit nicht gemacht, von
! den Tabakblittem innerlich jetzt nur mehr
mit Bfleksicbt auf die znverliange Wirkung
als Peristalticum und Kuminans beson-
ders bei grosser Atonie des Magens und
Darmes, RrsehbdAmg des Pansens infolge
anhaltender Fütterung reizloser Nahrungs-
mittel, Koprostasen. im Anfange bei Darm-
invaginntionen etc. im Infusodecoct mit Koch-
salz, Brechweinstein. Pferden zu 10 — 80, Kin-
dern zu 30— :;0 und Schafen, Ziegen zu 3 bis
<0g. 1— Snial. Sehr wirksam und in der
Kindviebpraxis beliebt ist auch die Pulver-
gabe, indem man 15— tO g Blätter fein
schneidet und mit cberi-d viil ''hlornatrium
vermischt: die Thiere nehmen die Dose im
I Futter, im Kleienschlapp und lassen sieh da-
I mit am besten Eseringaben crMctzen. Tabak
j regt namentlich auch die drei Vi^Tinägen
[ kräftig an. Zum Abführen dürfen obige
I Gaben nicht fiberacluitten werden und ver-
' bindet man mit dem Tnfnsodecoct am zweek-
\ mässig^iton far KIiu;<-r ein !>tt<;> ! uti I
i Glaubersalz. Für Schafe, Ziegen und Schweine
gibt man 10*0— IS'O Tabak mit 50 Kochsais
Ulli 100 Glaubersalz auf imnl im Tage.
I .\u<.h Kiystiere von Tabakaufgüssen sind
fiehr wirksam, obwohl sie sich dur<'h Darm«
I Infusionen von kaltem oder heissem Wasser
: (39—40'' mittelst des Schlauches) ersetzen
lassen, man nimmt aber gerne seine Zuflucht
SU erstereu bei schwer damiederliegender
Darmtbätigkeit. hartnäckigen Trommelsüchten.
Ver^topf^lIlu-k iliken, Wnnnl- i L n (30 0 per
Liter): für iiunde ist Vorsuht u itiiw^ndig und
sollen hier die Kl.ystiere nicht übot 1% ge-
halten werden. Tabakrauciikljrstiere sind
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NICOTIANIN. — NIEDERLAIRISCHE VIEHZUCHT.
keineswegs wirksamer, selbst unzuverlässig
und stets umständlicii ; das Nicotin erscheint
im Tabi^rauch in die scliwächeren Pyridin-
häitn umgesetzt (PicoUn, Collidin, Lutidin).
Gegen üngexiefer sind Tabakinfase
anerkannt sehr wirksatn mul aucti vielfach
im (jebraocb, sie erfordern aber grogse Vor>
neht ond aind namentlich junge Kinder eebr
empfindliih pTfi^i n W;i-M luiii;,'en> ; für letztere
bereitet man ein 4-, hüclistens öyjge» De-
coctointus V n kAaflicbcni Landtakak. Die
Eier der Läuse u. s. w. Vf^rnichtet mnn mit
gewöhnlichem Essig. Auch gegen dit. Mil-
ben r;ui de steht Tabak in bestem Rufe, die
Abkochunifen mttasen aber hier iU— isy^ig sein
nnd sind nicht ungefUirUcli. zweckmiseigcr
verwendet man sie «laher nur ">" '„\g und setzt
etwa 2y« rohes Carbol hiuzu. Die bekann-
testen und jetst aaeh bewihrten Tabakbider
sind folcrfDde:
r>ai modificirte ZündeTschf Rändebad
bc-t- lit aus rSkg roher Car! 1 uie, 3 kg
äoda, 3 kg jprflner Seife and 1 kg gebranntem
Kalk: die SobitaBSeB werden in S601 einer
2'*'„ii;eii Tabakabkochoiiir g-löst. Die H> rt i-
tang ist etwas umst&ndlicb, das Bad aber
•«br wirksam : es kostet 6 Hark und reieht
fftr 100 Schaff.
Djis (jorlach'sche liÄudebad schreibt
ein 3%iges Tabakdeeoct f«, das aber nach Ro-
loff besser 5%ig genommen wird: ihm geht
ein Vorbereitungsbad voraus, bestehend aus
einer Losung von 5 kg Calcaria usta und
10 kg Pottasche in 2601 Wasser (letxtereii
Bad greift die Binde der Waschenden an).
Ein amtlich mn der preu.s>i>cli.'n uiiJ
bayrischen Kegierung empfohieueä Käudebad
winl dadurch bereit^, dass man l ö kg Land-
tabak mit S50l Regenwasser eine hallx- Stuiule
lang kocht und der warmen Flüsöi'.:k' it 1 kg
reines Carbol und ebensoviel l*(»ttaseii-' hia-
snfagt. Das für lUU Schafe bestimmte Bad
kostet II Hark.
Ton Emil Schmidt & Cm. wiru >:' >r'-n-
wärtig ein dickflüssiges, uns den schwerüten
Kenta«^- nnd Virginiatabaken hergestelltes
Cxtract unter dem Namen
Nicotina versandt, welche^ an der Thier-
tnneischule zu Hannover als inr Biudebädt-r
sweckm&ssig gefanden wurde und nur zu y,
bis ly, dem Wasser sagemischt zu werden
braucht, was tlii- Anwendung ausserordentlich
erleichtert. In neuester Zeit ist dieses ^'ico-
tinabad dahin Terbessert worden, dass man t kg
Nicotina mit 3<i0l "Wasser, i'/^kir rnneni
Carbol und 2 kg Soda mischt. Lftztt;re3 als
sehr zuverlässig geschildertes, für 100 Schafe
bestimmtes Bad kostet it Mark, das KÜO'
grarom Nicotina 4 Mark.
Sclli>tverstündli«*h erfordern alle Tabak-
b&der die grOsste Vorsicht, Vergiftungsfälle
besonders nach der Sehnr kommen zahlreich
vor. Per Srhaf rcdnict man 2^:1 1 riü,>>ii:-
keit und wird diese stets lauwarm angewen-
det (30** B.). Die Daner des Bades wahrt
3 Mimitfn und winl let/teri^« nacti 8 Tagen.
DOthigeufalls tum drittenmal nach 14 Tagen
wiederholt Um Kosten ra ersparen, können
auch ili>' Taltak;ibf."il]o ini>l r.i;'[tpn ans den
Fabriken zum Kuchoit vt-rw ' IhIl'I werden. Zu
; Schmicrcuren verwenden suwul l Schäfer als
j Thier&rate auch die durch Auslaugen starker
j Tabake gewonnene Tabaksbeize, wie sie
aus Talakfaiiiiken bezogen werden kann und
dann pur 2ur Anwendang kommt; man kann
sie sieh aber tneh dadurch selbst bereiten,
dass man * g Tabaksrippen unter Zusatz von
ii'O Koclisalz und 10 0 Holzasche mit 100
Wasser S Stunden lang kocht. Ff^.-/.
Niootianin, ein au-^ trorkenen Tabaks-
blättern durch Destillation mit Wasserdämpfen
erhallbarer Hüchtiger Stoff, welcher höchst
wahrscheinlich eine Verbindung Ton 24icotin
mit einer ftflehtisen Sänre darstellt Es
scheidet sirh in der Destillation in Form
tübakartig riechender Bl&ttchen ab, die sich
leicht in Alkohtd und Aetber lOsen nnd sehen
bei gew-'ilnilicluT T'-'niperatur verdunsten. LA.
Nicotin, ''inHi»N„ das giftige Aikaloid
■ der Tabakpflan/i . w. lehes sich in den Dlftttem
I und Samen der»« Iben findet. Es ist saner-
! stoffirei nnd flflchtig. In den grflnen BlRttern
i >t es von j r;— M%, in dem fertigen Tabak
von 0 — Sy, enthalten a. zw. sind die feinen
Tabaksorten viel irmer an Ißeotin als die
sog. oniinärf^n. Fnr die Darstellung dc^ Nico-
tins sind verschiedene Methoden angegeben.
Nach Schlr»sing wird grob gepulverter
Tabak mit Wasser ausgekocht, der .\ns2ug
zur Extractdicke eingedampft und mit dem
doppelten Volum iii" ;,ig'en Alkohol» vermischt.
Es bilden sich zwei Schichten, deren antere
beinahe feste, grOsstentheils ans apfelsanrem
Kalk b':>itr-ht, während die obere dünnflüssige
das Nicutiii <»nthält. Diese obere Schichto
wird abgego>-cn un.l v-'rdanstet, der Rück-
stand mir Maik-'m Alkohol behandelt nnd
verdunstet, sodann mit KiiHlaTige aersetzt und
mit Aether ausge.-cliutt. It. Aii> der ätherischen
LGsang fsXlt man durch Eintragen gepulver-
ter OzalsSare das Nicotin, zerlegt den ab-
tiltrirten Nieder^clila;,' mit Kalilauge und
äthert von Neuem aus. Die erhaltene
Ätherische Lösung de.s reinen Nicotins wird
zunächst im Wasserbade verdunstet, sodann
das Nicotin iui Wa-'^serstolTstrom einen Tag
lang auf 140"^ erwärmt und bei einer auf
ISO'^ gesteigerten Temperatur schliossilich
überdestilllrt. Da.« so erhaltene Nicotin bildet
im reinen Zustande ein .schweres farbloses
Gel von alkalischer Keaction, starkem Geruch
und scharfem, brennendem Qesehmaek, welches
im Walser in allen Verhältnissen lüslich ist
und cIm n-i> mit .\lkoh(d, .\ether und fetten
Oelen loi lit mischbar. Es bildet mit Schwefel-
säure. Salpetersäure und Phospliurs^äure sciiwer
krystallisirbare Salze. An der Luft wird das
Nicotin bald braun und verliarzt. Beim Durch-
leiten seines Dampfes durch eine glähende
Bahre entstehen Pyridin, Picoltn nnd Collidin.
Dun Ii Oxydation mit Kaliuiiii '-rm mganat wird
e-s in eine Säure der Formel (.'iH^N.CüOH,
die Nicotinsfture, übergeführt. Lotiixek.
NiCOtinum, s. Nicotianu Tubacnm.
Niederbayrisohe Viehzucht Der Regie-
rungsbesirk Niederbajrsm grenzt im SOdwesten
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m
NIBDERBATRISCHE VIEHZUCHT.
au Oberbajecn« im Nordveiten an die Ober-
pfalz, im Nordosten an Böhmen, im S&doaten
an OberOsterreicb. arafant 10.759 m* mit
660.802 Menschen.
Die Donau, welche diesen Regierungs-
bezirk von Nordwest nach Südost durchflicsst, j
scheidet denselben in zwei ungleiche Theile.
Der südliche umfasst einen grossen Theil der
bayrischen Uuchebene und der nördliche einen
Theil des Bflhmerwaldes. welcher an verschie-
denen Stellen 1300— 1500 ui hoch i^t.
Ackerbau, Viehzucht and Waldwirtbscbaft
sind an den meisten Orten Niederbajrems recht
bedcntend, die b'-iiien Er-^tpn liefern <V\<- haupt-
sächlichsten Einnuiunequtfilen lür die mvisit
fleiasige Bevölkerung. Ganz besonders hat
äich die KindviehzHcht in der neueren Zeit
golioben: man zählte 1883 im Ganzen 521.o(!2
Haupt Kindvieh, welclies grössfentheils zur
Gruppe des säddeatschen HoheLandriehes ge-
hört and Tielfaeh dareh Schweizer und Tiroler
Rassen veredelt ist.
Das Landvieh, welches — mit Ansnahme
des Kelheimer und einiger :iihl- r<jr S. hliige —
dort vorkommt, i'^t - ri;u!i Mjv's Mitthei-
lungon — sowohl au vier Abens, der Laber,
an der Isar untl am Inn von dem oberbayri-
schen Laudvieh uicht verschieden und bildet
mit jenem zusammen, das ebenso hier wie
dort Villi den norischen Alpen herunter
gelangte, einen Stamm. Die Thier« sind
nieht besonders gross, eher klein so
nennen, bald von hell-, bald von dunkel-
brauner Färbung mit weissen Flecken. Die
Fleischbildung lü^-^t oft za wUnschen tlbrig:
die Ochsen bleiben etwas zu klein und
zu leicht, und leisten daher im Zuge nicht
viel. Auch die 3ililchergiebigkeit der unver-
edelten LandkObe konnte besser sein; neo-
melkende liefern täglich nnr 4—6 Mass; die
Qualität derselben ist jedoch nicht schlecht.
Das Rott- und Vilsthaler Vieh ist un-
gleich grösser und besser als jenes: linden
und Klima sind in ihrejn Züchtungsgebiete
günstiger, die Thiere werden auch besser
gefüttert, liefern mehr Milch and leisten im
Zage ganz Befriedigendes.
Bei der Mftstnn? der Ochsen bemerkt
n;:in irross« Unterschi- sie werden flvi-
schigcr und fetter als das gemeine Landvieh.
Miesbacher und Simmenthaler Bnllen Verden
dort hSlutig zur Krenznn^ vt^rwendpf.
Das Kelheimer Kinil. welche«» sich vn
Kelheim aus über einen grossen Theil von
Medcrbayem verbreitet hat und meistens
rein, un vermischt fortgeröchtet wird, ist dem
Schwäbisch-Hallx'hi'ii nali<' verwandt und wie
diescii von brauurothcr Farbe mit weissem
Kopf and weisser Brost
Da? ^^Lf. WäM.'ivieh im bayri^rhf'n
Walde kotniiit in vi.r»thiedenen Schlägen vor,
u'ehört zum Mittelschlage, ist meistens bunt,
tahl oder dnnkelgelb vin 1 soll einerseits vom
Pinz- und Pongaiier, andererseits vom Cha-
tdauer und Mürztlialer Vieh abstammen.
Endlich ist noch das sog. Bisthnroer Vieh
erwfihnenswsrth; dasselbe kommt bei Passau,
Wegscheid und Wolfttein vor, stammt von
der bonten Landrasse ab und besitzt ent*
weder ein« gelbe oder fable Ftrbnng. Hlii
und wieder Kommen auch Schecken unter
demselben vor. Die MUchergiebigkeit ist be-
friedigend, auch leisten die Thiere im Zage
nicht geringe» und die gutgeranstctcn Orhsen
erreichen ein Fleischgewicht von 300 — 4ü0 kg.
Fütterung und l'flege der Rinder ist in
den meisten Wirthschaften Niederbayema in
der Neuzeit recht gut zu nennen.
Pferde. Bei der letzten Zählun<: f!S83)
fanden sich in Niederbayem 77.210 Stück
dieser Thiergattnne, die grOsstentheils den
miitelschweren Schlägen an£r<:h5rten. Nnr
vereinzelt werden leichtere Keit- und Kutaeb-
pferde gezogen. Das von den Bauern gezogene
Material ist von geringem Werth : die Thiere be-
sitzen meist einen groben, fleischigen Kopf,
kurzen Hails, st' il.> Schultern, tieteii lliU-k-ii,
abschassiges Kreuz und daiiei nur leidlich
starke Berne.
Von den in Niodorbayern in d. r Donau-
gegend aulgezogenen Pferden galt.ii die
Kotthahler Füchse in früherer Zeit für die
besten ReitpftTdc des Landes: sie sollen
mehrfach su de» sog. Rötnerfahrten der
dLut-ciien Fürsten beoBtet worden sein, und
noch heute gibt es in verschiedenen Ort-
Schäften ganz braachbare Matterstaten, die
— mit eil irüschen Halbbluthengsten ^'( paiii t —
in der Nachzucht leidlich gute Reitpferde
liefern. An mehreren Orten Niederbayerns
finden Trnlirennen mit dem heimischen Pferde-
^| lilair-" statt, bei welchen sich einzelne In-
<ii\i iuLn durch guten, raachen Gnng mh*
zeichnen sollen, im Grossen und Ganzen aber
hinter den aus der Fremde eingeführten
Pferden zurückbleiben. Weitaus die Mehrzahl
des Pferdebedarfes für die Oavailerie mass
aos der Fremde — Preossen — bezogen
weiden: <•> fehlt dt-n dortiiren Pfer.len dio
für den modernen Kriegsdienst erforderliche
(Gewandtheit and Sehndligkeit in allen Gang-
arten.
Die Vorliebe für schwere Zugpferde ist
auch in jenem Regierungsbezirke neuerdings
immer grosser and grosser geworden, and
man benutzt dieserhalb auch vielftch norische
Hengste als Besrhftler für die Landstuten.
Die Nachfrage nach solchem Material ist
nieht nnr auf dem Lande, aondem aneh in
A^n 55tadfen immer stärker hervorgetreten.
Hand. l und Industrie fordern für die Fort-
schatfung der schweren Lasten heute fast überall
einen kräftigen Wagenschlag, der möglicher-
weise auch in jener Gegend mit Vortheil zn
erziehen ist.
Schafe. Die Zucht dieser fiausthiere hat
in Niederbayem niemals eine grosse Bedentnng
erlangt: die dort vorkommende n Schafe ge-
hören gröästentheils zur (iriip|>e der <:roli\vuUi-
gen Zaapel. Sie werden i:*-\völinlicli mit den
t?chweinen gem'^in'^chuftlii )i 7mt Weide ge-
trieben und während des Winters in schiechten
Stallungen auf den Höfen gehalten. Diese
Schafe sind nur klein, werden kaum S5kg
schwer nnd tiefem bei aweimaliger Schnr
nicht viel Ober 1 kg Wolle von geringem
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NIBDEBBRECHEN. — NIEDBBLiNDISCHE VIEHZUCHT. m
Werth«. Man fertigt au« derselben Flanell
and Striekfam fUr den Hansbedarf. Za loben
ist vielleicht ilio ^r><><e fi'enüsr.^ainkeit der
Zanpelschafe; nehmen uamlich mit ziem-
lich Bchlechteni Futter fürlieb. Bei bcss.. rt r
Haltung; und reii lilirher Föttemrfr <:nl!en die
Zaupelhaminel über bald fett vverUen.
Schweine. Niederbayern besass 1883
im Gauen 183.877 i^tttck Borstenvieh, das
nnr zum Theil dnrcli engriiaches BInt veredelt
worden ist.
Die Bauern halten gewöhnlich lest an
der Zucht ihrer altbajrrischen Lnndrasse, nnd
nur auf den grösseren Höfen wolilhabender Land-
wirthe hat man in der neueren Zeit englische
Eber der grossen und mittelgroasen Zoehten
sor Kreuzung ben&tzi.
Die dortigen Landschweine «ind nicht
^rui^s. ersche inen etwas hochbeinig und häutig
mit KaryfenrUcken. Sie sind ton braunrother
Farbe im ibiterthoBl niid rome weise oder
Z'-\h srrf?irht. Ihr Loibesbau ist schmal. Kopf
und Ku:»»vl äiiid lang; die Ohren bringen
etwas nach vorne über. Die Fnii htbarkcit der
Sauen ist gut, die Mastßhigkeit der meisten
Thiere dieses Schlages könnte aber besser
sein: selten erreichen di« Mastschweine ein
Gewicht von l^kg. Frtytag.
Iliei0rf>r«eh6o iit in der Tarftpraehe die
r>t'Z'?iohnun^ für das Erleiden eines Schadens,
den ein Plerd, üei es im Training, sei ea
wihr**iul eines Kerinens, an den Beinen nimmt,
und durch weh-lu-n es genutliiirt ist. !Joino
Rennlaufbahn zeitweilig oder für iumitT zu
beschliessen. Ein so beschädigtes I'fcrd ist
^niedergebrochen'^. Seine Beine sind den ge-
botenen Anstrengungen nicht gewachsen ge-
wesen, oiid je narli iler Grösse des erlittenen
Schadens ist das Pferd leicht uder schwer
niederffebroehen. 6ew«hnHrh ist die eine oder
andere, mitrinter Find anch all^ rjeupeschnen
durch Aasdehnung uder aiicli die Fe»sel ver-
letat. Hienach pflegt man die Beschädigung
als „in den Seimen, der Fes-c»! niederijehrn-
chen" üu benennen. Der 2»iederbruch wird
meist immer auf eine fehlerhafte Stellung
oder Schwiche der Beine snrftcksafohren sein,
wifcrend andererseits aneh ein Pferd mit
völlig regelmässigem ün fergestell niederbre-
chen kann. — Mehrmals niedergebrochene
Pferde trifft man besonders auf den Binder*
nissbahnen.
Die englische Bezeichnung für nieder-
gebrochen ist: broken down. Gr-iftiaann,
Nieder*6ieludy«2ki, in ilusslund. Pulen,
Gouvernement Snwalki. Kreis Wladyslawowa
(Neustadt), (.'ewidinlicli nur Gieli^ndyszki ge-
nannt, ist der Haaptort der Baron v. Keu-
deUVben BesiUnng, Mf weleher etn nmfnng-
reiches Gcstftt unterhalten wird, lieber .las-
selbe 8. Gielgudysrki. Grassmann.
Niederhäasern D. v.. Professor und
Director der Vcteriniirschule zu Bern (1847
bis 1882), studirte Landwirthsschaft und Ve-
terinännedicin zu Zürich und Bern, be-nchte
die Xhiezarsii«i*lnstitQte in Dresden, Berlin
ond HMDover. war erst Assistent nnd Pro*
seetor, I87S Professor an der Tbierarsnei-
schale in Bern und 1873 Director, begrün-
dete das Schweiserisehe Arebir Ar
Thierlie i ' k i; t- e. Snnmtr.
Niederhuber J., Dr. med., gab 1793 zu
Salzburg heraus: Entwurf einer mediciniscben
Poli7,' iritb't» 'b"i lierr.si iieiiden Viehseuchen. Sr.
Niederländische Viehiucht. Wiewohl der
Ackerbau in den Niederlanden an vielen
Orten neuerdings mit fleiss und grosser
Sorgfalt betrieben wird, so ist dennoeb die
(ietreidepruvinction für dieses stark bevölkerte
Land nicht ausreichend, fast alljährlich müs-
sen für mehr als 144*9 Millionen Gulden
Koni und Mehl zugekauft werden. Der Boden
ist weniger ettragsfähig al» im beuuehbarten
Belgien. Vom gesamraten Areal sind 70%
land- und forstwirthschaftlich benützt und
hieron kommen etwa 30*/, auf Aecker und
Garten. ;-{V li" ,, der Gesamnittlache dienen
zur Ernährung der Hausthiere. Die Wiesen und
Healindereien nahmen 1885 etwa 1,137.750 ba
des Ganzen ein. Die meisten und besten Wie-
sen und Weiden trifft man in Friesland,
Nord- und SüdhoUand nnd zum Theil auch
in Gelderlaiul. Die Vieliziicht bildet unstrei-
tig eine der allerwichligüten Quellen des
dortigen Nationalreichthums und liefert sehr
wichtige Exportartikel. Hollands Binder gel-
ten beltanntlich fttr die milchergiebigsten in
ganz Furiipa, und von den Pferden stehen
Stat die aus der Kreuzung von Bitdjadingcr
engsten nnd Geldorländcr Stuten hervor-
gei^angcncn Prodnrte zienilich hoch im Preise.
EbeiiÄU liefern auch die Pr(/viii:ien Sudh'jUand
und Overyssel meist geschätzte Zugpferde für
den Ackerban, ond es hat gerade hier die
Fuhlenzucht in den Ictiten Janren sehr zuge-
nommen. Starke W'atren- und Karrenpferde
üiad seit alter Zeit in Friesland und Zeeland
gezogen, die sam Tbeil auch exportirt werden.
Der Viehf^tand betrag im December 1885:
270.100 Pferde,
1,,^ 10.100 Rinder,
774.100 Schafe,
158.900 Ziegen,
44t.O00 Schweine.
900 Hengste werden zum Decken der
Stuten bendtzt.
.^3.900 Stttck gelten als Mutterpferde,
u 1.400 „ sind alter als 3 Jahre,
183.!i'iii „ werden svr Arbeit bendtsl.
Von RindviehbeKtänden waren:
18.6*iü Stiere oder Bullen,
901.400 Milchkühe.
513.400 Kinder und KAlber (Kalveren en
pinken),
(IS.oOn Stü.-k Ma>tvi.;h,
8.100 Arbeiteochsen.
Die Ansah! der Pferde bat seit 1881
nm etwa ?flOO Stflek abgenommen, die der
Kinder ist aber um 7"i.70O Stück giöüser
gewtirden.
In den Niederlanden ist seit 1880 die
Anzahl der Schafe (wie in den meisten anderen
Ländern Westeuropas) geringer ireworden.
Man zählte damals 847.600 Stück dieser
Tblergattnng, nnd im Jahre 1881 nur nocb
79t.400 Stflek.
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936
NlBDEBLlNDISCHE YIEHZUCBT.
(Die B«8chreibang der niederländiscbea
Pferde- und BinderrBsseii siehe unter taoU&ii*
dieclie Pferde und Rinder.)
Für die Wohlfahrt der niederländiacben
Lendwirthe und Viebbesitser nnd den frrossen
iiitt/rnatiotKilt-ti Violiluin'!.;'! ist der Of'sini.^-
hcitszustand des Viehbe^taindes. welcher ein
ÖspitftlYon nngoffthr 200 Millionen Gulden re-
präsprtirt. vom flncrwi.'trenden Interesse, and
das Auüiultcii tiuti" P^|>uootie, wie die Lnn-
genseucbe, welche 50 Jahre hintereinan-
der den dortigen Viehstand deoimirte, den
Handel störte nnd die NatfoneloVonomie
schridi^te. würU' luicli J. P'jeTs Meinung
TOD grOsster Bedeatune sein, und dieses
mDeonebr, weil kein Land in Enropa im
Verhältniss zu der Bevölkerung so reich an
Vieh ist als die Niederlande, und die dortige
Bevölkerung hei unbeschränktem Viehwechsel
uii>l freiem Handelsbetrieb intereseirt ist. —
Iti dem Zeiträume von 5 Jahren (ton 1881
bis 1886) wurde, ausser uns." fähr eine Million
Schafe und y, Million Schweine, Kindvieh
ausgefBbrt zu einem Betrage Ton nngefilbr
38 Millionen CiiMph, wovon für unirefälir
24 Millione n nai Ii Belgien, für 8 Millionen
nach England und für 6 MQlionen naeb
Dentsi^hland gingen.
Schafe. Wenngleich nicht überall, so sind
doeb an einigen Orten des Eonigreiebe auch
dipse Hausthiere immer noch von grosser Be-
deutung; sie werden sowohl ihrer Wolle wie
auch der Milch und des Dttngers wegen ge-
schätzt und in verschiedenen öegendea eogar
eben so gut wie das Rind gef&ttert
Professor C. H. Hall uateracbeidet
folgende Bassen:
1. Das nordbolländiäche Schaf; das-
«elbe liefert eine siemlich feine Wolle, ins-
bosontli'iv zu loben ist die auf dor Insol
Tcxt l vuvkuuimende Basse; es wurden hiti
im Julno 1883 mehr als :^0.000 Stück ge«
zfihlt, and es hat den Anschein, dass dort
eher eine Vermehrung als eine Verminderung
der Anzahl stattfindet. Die Eigenthümlichkeit
dieser Basae hat aber in den letzten Jahren
Einbneae erlitten^ u. iw. durch nebrfaehe
Kreuzungen mit Leicester- und Lincolnböcken.
Früher durften auf jener In^el gar keine
fremden Schafe eingeführt werden.
Das nuidhoUändischc Sobaf ist leirhfpr
alb «las friesische, hat feiiu-ie Kii.>i;iRTi und
liefert itif'istciis ein zartes, w<>lilsriiiiu'i k>'ii.l<'s
Fleisch. Das Gröninger Schaf hat grosse
AebnlichVeit mit dem nordboUftndischen. lie-
fert ain i ..ine minderwerthige Wolle. Xoch
geringer ist das Froduct des seeländischen
Schafes, welches ebenfalls au derselben Basae^
niimlich zu der kurzschiranzigen oder Kosten-
rasso gehört.
2. I>a.«t friesische Schaf erreicht nicht
selten ein Schlachtgewicht von HO kg (auch
darüber) und liefert meistens eine lange sehr
brauchiMic Kammwolle. tJcwöhnlich bringt
dieses Schaf zwei Lüinmer in einem Wurfe.
In der Milchergicbigkeit steht es einer guten
Ziege kaum nach nnd liefert fast regelnftsaig
eine fettreichere Milcli. welche «n einigen
Orten zur Käsefabrii ati-m benützt wird.
3. In Overyssel und Golderland findet
man die sog. inländische Basse. Dieselbe ist
von mittlerer Grösse, gehört au der lang-
»-' hwänzigen Art nnd Befert eine tiemlich
grobe Wolle.
4. Das v.'luwi.-tcht' Seliaf ist lanu'liMbi^'t-r
als jene eben genannte Hdsne und steht auf
höheren Beineu. Diese Thiere erreichen in«
weilen das Gewicht il-r friesischen Schafe.
Sie werden gern von fremden IHländlern auf-
gekauft und sollen nicht selten auf den Pa-
riser Markt gelangen.
5. Die drenthischcn Schafe unterscheiden
sich nur wenig von den norddeutschen Heid-
schafen und sind wie diese klein, zierBch
and liefern stets nur eine grobe Hischirolle.
Alle niol.Mlaii Jisrli>>n Kassen tragen
eine lange Wolle für den Kamm. Die Ver-
suche, welche an verschiedenen Orten mit
der Einführun;? nnd Züilifnnc von Merinos
gemacht worden bind, liainn keine günstigen
Reanltate geliefert, nnd es scheint fast, dass
man sich in Holland bei der Hebung der Schaf-
zucht entweder auf die Kreuzung mit Leicester-
und LincolnMut b-schrankcn tmii^s. od- r aber
eine rationelkre Zucht mit den heimischen Bas-
sen SU betreiben bat. Alle besseren Schafe der
Niederlande besitzen einen gut ab<:prnn(1ctf'n
Leibesbau, haben einen breiten Bücken und
.«ind in der Regel von gleichmisaig weisser
Farbe. Bei den Uücken findet man weder am
Maule noch auf der Haut schwarze oder braune
Flecke.
Die Unbilden des Wetters — Eilte
und Nflsse — rertragen die holllndiseben
S'-hafn vii lleii !i( bc<s<T als irgend eine andere
Niederuiigsrasse, l'rv>l. v. Hall sagt, dass ihre
schönen, klaren Augen auf Kraft deuten.
In der Begel werden die Mutterschafe in den
Monaten September, October oder November
zum Bock gelassen, nur ausnahmsweise liodl
später im Jahre. Die frühzeitig geborenen
Lammer kommen bisweilen schon im Herbst
(ihres Geburtsjahres) zur Paarung und die
später — im April — geborenen Thiere erst
im darauffolgenden Jahre. An den meisten
Orten der Niederunü' hält man die 7 bi^^ S
Munuti alieu Luninier srhon zur Fortpfian-
zung fähig. Di> SdiatV werden je naeh der
Beschatfenheit der Landschaft und Basse
sowohl auf den Heideflächen wie auf den bes-
seren Bodenarten, insbesondere aber auf den
ausserhalb der Deiche, an der See liegenden
Lftndereien fast das gauxe Jahr tber geweidet
nii il nur bei sehr schlechtem Wetter Int Stalle
gefüttert.
Auf den jenseits der Deiche liegen»
ilen Weiden finden die Thiere viele Salz-
(»tirtiizen. die ein vurtreä'iiches Mittel gegen
die schädlichen Einflftsse der Feuchtigkeit
bilden sollen.
In Drenthe und in den fHesiseben Wald-
gegenden pfercht man M>- ?tip|i|M l.'icker, in-
dem man bei nicht za schlechtem Wetter die
Schafe xur Nacbtseit im Freien auf dem Feld«
Iftsst Bei sehr nassem Wetter nnd in sum-
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NIEDEIiLEGEN ZUR OPERATION. — NIEDERUNGsSKlNDEß.
«37
pfiireni T*Tr:u'n .M-lmlten die Thier« hin und
wit;d«;r ttwas iS&li.
Geschoren werden die Schafe Ende Mai
oder in der ersten Hälfte des Jonimonats.
Wenngleich dem holländischen Baaer wohl-
bekannt ist, dass dnrL-li das Melken seiner
Schafe de« WolIvRchüthnm ifeeintr&chtigt
irird. 80 hSlt er dennoch «n denselben fest,
iranz 1>.<siini!ers in Jon grnsreichen Nioleiun-
gen Ton Friesland etc. Die aas der Schaf-
mileh hergestellte Butter ist im ganz frischen
Znotnndc iiiiht von schlechtem Geschmn''lc,
veräirl/t nhar üeiir bald nnd eignet sich daher
auch gar nicht für den Handel. Der sehr fette
Schafkäse ist weich und ist nur mühsam längere
Zeit wohlschmeckend zu erhalten; derselbe
wird I bis 2 kg schwer gf iiiarlit. Soiii*' Berei-
tang stimmt der Uauptfiacbc nach mit der
des Sattmilehkises am Kuhmilch (Gondsche
of Stolksche Kaas) öberein. In der Neder-
Velawe rechnet man, dass C gute Milcbschafc
täglich so viel Milch geben, um daraus 1 kg
Kftse herstellen zu können.
Der texelscho oder grüne Schafkäse.
w.-U her hauptsächlich auf den Inseln Texel
and WQringcQ (und zwar j&brlicb mehr als
40.0^ kg.) fabricirt wird, ist darchwegs
>.'hacr(r der gewöhnliche Landkäse. auch
schärfer von Geschmack und dabei dauerhafter
Br bekommt seine grflne Farbe durch einen
Extract, welcher an^i Ai^n f. ^ten Excrementen
der Schafe gewönne» wird. (?)
Es «rfdi n in den meisten grossen Städten
Hollands mehrmals im Jahre grosse Schaf-
Tnftrkte abgehalten; die bedeutendsten sollen
ili>' in '\''r Stadl Lfvdrri .-i.'iif, Eiiir? i:r<>sse An-
zahl fetter Schafe wird Jahr für Jahr nach
England ausgeführt and ebenso ist aaeh die
Wollaasfuhr nicht unbeträchtlich.
Ziegen. zu!n Theil schöne, grosse Indi-
viduell, werden am meisten in den Provinxon
Xordbrabaut, Limburg und Gelderland gehal-
ten, und viele derselben sollen sich durch
grosse Milchergiebigkeit auszeichnen.
Die Ziegensucht hat in den liiederlanden
neaerdings bedentend zugenommen. Die An-
zahl dies'T Haustlii'Tfraitung ist in dern Zeit-
räume von bis 1885 von l»y.öOO auf
1S8.9O0 StQck gestiegen.
Schweine. Jlit d>r Sidiwcinezucht be-
schäftigen sich fast alle Landieute des König-
reichs, in den Provinzen Gelderland, Nord-
brabant and Limbarg wird sie am umfang-
reichsten betrieben und hier hat sie immer
mehr und mehr an Ansdölimine /utri nomtnen,
Ende des Jahres 1881 zählte man 376.400
Sehweine and im December 1888 schon
li'i.ftrtO Stnct;. In dcm^'^Iher Jiihre wurden
333.1 ('0 Stuck dieser Hausthiergattung der
Schlachtbank zugeführt. Im Jahre lK8l wur-
den nur 286.600 Schweine geschlachtet. (Be-
schreibung der niedetländischon Schweine-
ntcht s. hülluiiilii-che Schw-dn- znolii. i
Hollands Gartenbau befindet sich schon
■eft lanirer Zeit in hoher Blilthe; namentlich
li;it dort dif H,indtl.'i:;irtnerei eine grosse
Entwicklung erreicht; es werden alljährlich
▼icle Simereien ansgefthrt nnd dem Lande
fJaJurch cjrosse Snmmfii Geldes zugeführt.
Die iiluiiK-Mu licht ist besonders in den Pro-
vinzen Süd- und Nordholland seit Jsbrhun-
derten berühmt, und wpthi jetzt auch nicht
mehr wie früher die Tulpenzwiebeln mit Gold
aufgewogen werden, so besahlt man doch
immer noch fQr dieselben gaos ansehnliche
Preise.
Die F astoultur ist, nachdem jetzt nur
noch 6 9Vo Areals anf den Waldboden
entfallen, siemlieh nnbedentend und ftr den
Verbrauch des Landes an Holl rOllig uige-
nügend.
Die Seefischerei, zumal die anfH iringe,
bildet einen Haupterwerbszweii: dt r N'iodoi-
ISnder und soll im Jahre Ihüii mehr als
I ■ I'atu zeuge mit einer Bemannung von
i£.48U Köpfen beschäftigt haben, fr^tag.
Niederlegen zvr Oper^tfon, s. unter Ope-
ratiiiTi
Niederrheinlsches Pferd. Auf den üppigen
Weiden am Niederrhein unweit der Städte
Cleve, Mr'i> und l?<'f>s. wo in alter Zeit ein
sehr gej^rli it/tt's starkes .Schla» litross gezogen
wurde, von wekliera Fugger sagte, dass es
das beste in Deotschlaud sei, sieht man heute
nw wenige Mntterstuten nnd Pohlen, Die
l^fcrdezuoht hat dnrt längst der Kindvieh-
zucht Plats machen müssen; diese ist ein-
träglicher, liefert fiel werthvollere Producte
und wird j( tzt von den Baaem tiel lieber
betriebt II aU jene.
Die am Nioderrhcin jetzt noch gesogenen
Pferde sind den holländischen ähnlich; sie
unterscheiden sich von den Gelderländern
kaiiiii in < inem I^unkte, nnd sind zum mittel-
schweren Lastzage, wie zur Feldarbeit noch
leidlich tanglicb, leisten aber in den rMchen
Gangarten zu wenig, tmi al> Kiit-< ]i|irerdt'
dienen zu kGnnen. Ebenso wenig sind .-.ie mit
Vortheil für die Keiterei zu verwenden.
Die vom Wickrather Landgestüt in jene
Gegend go.schickten Deckhengste linden in
der Regel nur wenig Beschäftigung, UBÜ sollen
bisher aacb nicht immer die Ansprache
der pferdesflchtenden Landlente befriedigt
IkiImmi. Frst in der al!"riiiMH'-.t. ii 7.<^\\ sind
die Zustände bezüglich der Pferdezucht dort
etwas besser geworden: man benfitst nicht mehr
— wi.> fnTher — nnr die alten, abgearbei-
teten Stuten zur Zucht, t>ondern häutig auch
jüngere Thiere, und es ist zu erwarten, daas
in einigen Jahren vom Niederrhein ein besserer
Arbeit.>JS( hlag auf den Markt gefnhrt werden
kann Frtyfag.
Niederschlesisches Lsndgestiit Da» ko-
nigl. prevmfsehe niederschlesische LandgestQt
wird zu Lenf'iv ■riterlialtcu (s. Leubus). Gn.
Niederungsrinder iit imt man im Gegen-
satz zu dem Höhelands- und .\lpenvieh alle
diejenigen, welche in den Niederungen an
der Nord- und Ostsee gezogen werden. Man
konnte /.u dieser Gruppe viellei' lit a;ir|i di>'
in den Niederongen an der Donau und Süd-
Rasslands heimischen Rinder zählen, doch ist
man im Krt-i^e d'-r '/nt.ti'i liiiikvr längst dar-
über einig geworden, diese letzteren lieber
Steppenrinder i« nennen; sie unterscheiden
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NIBDBB0N68BINDEB.
tioh io manchen Paoktfln bo wesentlich von
dm Niederungsrindein im Norden Deotech-
lands, Holland» urui riankreiohs. dass eine Zu-
santmenstoliung beider Gruppen unzulässig
«nobeüit (s. a. „Stepp^nrioder'^). Küti-
ineyer lieferte uns vom Schädel des Xii ^lf-
ruDgsrindes folgende Beschreibung: „Die all-
gem«inen Merkmale des Schiidels dieser
Basse sind: Gestreckte Gestalt im Gehirn-
und im Gesichtstheile, auffallend geradlinige
Umrisse des Schädels und der Hörner von
Ansatz, Bichtnog und Form wie beim Ur
nnd eine mfrsllend knne Baeksnlmreihe. Die
Stirn ist läiisi' i als breit und flach. Die volle
Stirnbreite benagt 47% der Schädellänge; die
Stirnbreite zwischen den Schläfen ist gleich
der seitlichen Stinilüiig.', zwischen den Augen-
höhlen dagegen küiztir als die mittlere Stirn-
länge. Die Stirnbeinkante verläuft fast gerade,
die Augenhöhlen eind schief nach vorne ge-
richtet and treten eeittieh wenig von die
Uniri^s.- ilor Stirn sind daher iiuiT:illeii<l
geradlinig, ihre Fläche ist voUkoiumeu eben,
indem weder die Stimbeinkante noch die
Augenhöhlen sich darüber erheben. V)n d- n
Hornansatz Lüdet die Stirnfläche eine i^uilie
Zone. Die Hornzapfen sind dicht angesetzt,
ohne stielartige Erweiterung der Stirnfläche,
sie erheben sich anfangs tlber die Stirn,
krümuion t.ich dabei etwas nach liiiiteii
und nehmen dann die Hichtuug nach vorne,
wihrend die Spitie eine Steigung nach anf-
W&rts hat.
Die lliiiterbauptsfläche steht im rechten
Winkel zur Stirn, der Stirnwulst, sanft aus-
tjobuclitt't. übcrrnjrt die Hint-^rhauptsfläche
kaum. Unter dem HurafurtsiiUe ist diese
durch die tiefen Schläfengrnbcn stiuk ein-
geschnürt, die an der Seitenfläche horizontal
nnd gerade verlanfen.
Der Gesichtssrlul lel ist hintfiTe.vtreckt. die
Backxabnreihe aber auffallend kurz und daher
der sahnlose Theil des Oberkiefers «ehr
In landwirthschaftlicher Beziehung ueU-
inen die zur Groppe de» Niedernngsviehes
gehörigen Kassen unstreitig einen der ersten
Plätze ein, wenngleich sie in Bezog auf
KOrperschörilieit. Grösse und Gewicht hinter
verschiedeneu Alpen- und Uöhelandsrassen
carfleksteben. Sobald der Bildbaner ein Rind
für Kunstfreunde niodelliren oiler d*^r Maler
mit dem Pinsel ein ^<>K-Iic»> uut die Leinwand
bringen will, wählen beide in der Regel
lieber eine Kuh der Alpen, als ein Thier aus
den Niederungen. Der berühmte Stier von
Potter. bekanntlich riiie-, «i. r wr itiiv iUsten
Oelgemälde im Museum zu Haag, kann den
Verirloich mit einem schOngewachsenen Stier
aus dem BLrner Obf rlnnde nicht wohl aus-
halten. Letzterer macht in der Regel
einen schöneren, gefälligeren Kindruck auf
den Beschauer als der beste. ,1, Ist« Stier
aus der holländischen Niederung.
Die grossen Leistungen der Niederungs-
kfthe als Milchvieh sind so allgemein an-
erkannt, dass es Niemand vagien wird, die*
selben aasasweifeln, und ebenso ist nach die
Maütf&higkeit der Ochsen in der Hegel ganz
nntadelhaft. Diese Thiere liefern bei gvter
Weide das zartc>ti>. wolilsrlmieckendste Fleisch,
und das berühmte Hamburger Rindfleisch
kann nach Aussage sachverständiger Schlächter
nur allein Ton Niederaogsochsen hergestellt
werden.
Zur Arbeit sind aber die Niederungs-
riuder nicht besonders tanglich; sie «eigen
sich znm Zuge im Joeb meistens tu schwach
und besitzen selten >1ie nöthige Ausdiiuei.
Wenngleich die Milcbmenge, welche Kflhe
der besseren Niederangsrassen liefern, an*
sehnlich gross ist, oftmals bis nnf ."000 1
im Jahre steigt, so lässt doch leider die
Qualität ihrer Milch häufig viel zu wünschen
Qbrig: ihr Fettgehalt ist gewöhnlich viel
geringer als bei der Milch von Alpenkühen:
ihr Wassergehalt steigt bisweilen auf SD und
90 Vo» Erfahrung hat uns längst darüber
belehrt, dass die Darreiehnnf selbst der
besten ruttermittel auf die Qtjalität der
iiilch jener Kühe von geiiniieni Einflnss ist.
Auf den flppigsten Weiden in den holländischen
Niederungen oder bei dem in zwecknuissiiTstfr
Weise zusammengesetzten Ötullfuttei iat und
bleibt die Milch der Niederungskühe in der
Regel arm an Fett, wohl ab«r kann man
durch das Futter auf die Meng:e der tftf-
lielien Milchgabe fineii erlieblielien Einflu^s
ausüben. Bei guter und hinreichender Fütte-
rung wfthrend das ganzen Jahres liefern alle
besseren Niederangskühe das fünffache Ge-
wicht an Milch von dem ihres eigenen
Körpers.
Die verschiedenen Rassen und Schläge
des Niederungsrindes zeigen durch die Aebn-
lichkeit ihrer Körpertornien eine Zusaninien
gehörigkeit, wie kaum eine andere Binder-
grnppe. Abgesehen Ton der Gestalt ihres
Kopfes, der in der Regel lang und schmal
mit nur mittellangen oder auch kurzen,
nach vorne gerichteten Hörnern ausgestattet
ist. besitzen sie meistens einen mittoHan<;en,
aclilaukeu lials, au welchem die Waiume
oder der Triel nur massig entwickelt ist.
Eine starke, umfangreiche Wamme, die
schon am Unterkopfe beginnt, gilt als Zeichen
unedler o jei unreiner Rasse. Ihr Leib ist
lang, gut gewölbt im Rippenkorbe und aus-
reiebend gross snr Aumahme ansehnlicher
Futtermengen. Bei verschiedenen Kassen de.<
( Niederungsviehes erscheint die liru.-^t etwa*
schmal, und könnte oftmals ein wenig tiefer
sein. Im Kreuz und Becken sind die Thiere aller
i besseren Rassen der Niederung hinreichend
breit, doch fällt ersteres häutig nach hinten
etwas ab; der Schwans ist dann auch eher tief
als hoch angesetst, in der Regel ziemlieh
lang nii ! am unteren Ende linh>eli b.-.inastet.
Die kräftigen, nicht zu plumpen Füs^e sind
gut gestellt und nur bei den im Ganzen
\\inii;er pit trcforniten Schläiren l.i>«t die
feiellung der iliiitei beine Einiges zu wünschen
übrig; sie wird hier bisweilen tu eng« oder
sozusagen knbhessig.
In der Grosse nnd dem Körpergewicht
sind ansehnliclie Düferensen bei dem Kiede<
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KIEDERUNGS8CHAP. — NIEREN.
23?
rang'Jvicli walirzurulimcn: <;Ibt darunter
eineraciti» sein kkinci, ziirliches Vieh mit
einein Lebendgewicht von 200 bis 250 kg
und «ndereneits «ehr grosse,sUttUcheäehlftge,
deren Kobe 700 bis 750 kg idiwer werden.
Die kleinen Bretagner Kühe erreichen z. B.
kaum eine Hohe von 115 m und die grOssten
Kcemplure der sog. Anistordauier Rasse
werden 1*40 bis 145 m buch. Voll aufl-
gemüstete Ochsen erreichen bisweilen ein
Lebendgewicht von 1200 bis loOO kg. In
der Ha&rfarbung und Zeichnung bemerkt man
bei den verschiedenen Niederungsrassen keine I
grossen üntorschiede, entweder sind dieselben '•
einbaarig braan oder schwarx, selteD ganz
WMBS, oder sie bilden echtes Scheck- oder
Fleckvieh; d. h. auf dem weissen Rumpfe
finden sich kleinere oder grossere schwarze
oder braune Flecken. Beim Hull&nderrieb
werden Tliiore mit weissen Füssrn ge-
wöhnlich um höchsten geschätzt. Das Euter
der Kähe ist umfangreich, und die ver-
sebiedenen Milchzeicbea (MUcbspiegei etc.)
sind meutens giit tn nennen.
Das Haar ist von mittlerer Stärke, im
Sommer sehr kurz und glänzend und wird
nor aQSDahIIlb\VL>i!^e um VordcriEdrper — be-
sonders am Kopfe und HaUe — etwas länger
aa<l kraus. Die Haare ata Euter sind bei
allen besseren Bassen und Schlägen sehr
fein nnd kara, nur beim jQtländervieh, welches
mit an der fraglichen Gruppe gehört, wird
die Behaarunsj am Euter länger und stärker.
Die Haut der Niederungsrassen ist ziemlich
dftBtt« aber doch von genügender Festigkeit,
und liefert mcistpns ein gutes, haltbares Leder.
Die körperliche Entwicklung der Kälber
nnd Binder geht bei nur einigermassen guter
Fütterung ziemlich rasch von statten. Das
Klima und Futter auf den lieimi-iclicn Weiden
in den Niederungen an dei Nordsee scheint
dem Rindvieh besonders suzasagen; man
trifft dort oftmals gani ▼ortrefTHches Jung-
vieh, utul CS erklärt sich uueh hiedurch
die von Jahr 2u Jahr zunehmende grosse
Nachfrage nach Färsen oder Bindern jener
Landi^chaft) Ml. Die wichtigsten ond bekann-
testen sind fulgeude;
1. Die holländische,
t. die ostfriesische,
3. die oldenbnrirische,
4. die .Schleswig -llol^^^•ini^ohe mit den
Schlägen in Eiderstedt, Dithmarscben, Breiten-
burg, Wilstermarseb, Angeln, Tordem tind
Hadersleben,
5. die jütläudische,
6. die ost- und westpreussische.
7. die belgische mit den Schlä<?cn in
Flandern, Farnes-.\mbach und Limburg,
8- die normannische mit den Unterrassen ;
in Cotentin and im Thale der Auge,
9. dl« Bretagner mit den Unterrassen
Ton Man 8 und der Verul.''\
Von den grossbt itaimisohen Kassen können
die auf den Canalinseln Aldernay, Jersey und
Ouernsey unstreitisr »dt zur Gruppe des }
Niederungsviehes gezählt werden, ebenso i
Mch die kanhornigen Dnrbams nnd mehrere I
der ungehOrnten Schläge in England und
Schottland. M. Wilckens stellt auch die
Longhorns von Leioe-^ter^ldie. die Ronts in
Wales und die Kerrys in Irland (vielleicbt
mit einigem Recht) za den Niedernngsrindera.
Eine offene Fratre bloilt es ali.r noch iinmer.
ob man dazu berechtigt i:$r, auch die Here-
furdrasse mit in diese Groppe zu bringen,
wie von verschiedenen Seiten geschehen ist.
Von den skandinavischen Bassen ^ehürt
das Vieh von Schonen, von den russischen
das Rind in Finnland und den Ostsee-
! Provinzen sicher mit snr Viederangsgruppe,
' und oiidliel» i>t auch d.er chulmugorische
Schlag, welcher im vorigen Jahrhundert durch
Einfährang hollindiseber Rinder im Norden
riiis>laiid8 entstanden ist, mit liieher zu
»teilen. Die spanischen Kinderrassen sind
uns leider nicht genügend bekannt, am die
Frage entscheiden zu k'nnen, ob auch von
diesen die eine oder andere mit zu jener
Gruppe gehört: wir vermuthen. dass die auf
der pjrrenäischen Halbinsel in den Flnss-
niedemngen vorkommenden Schläge — wie
die italieni'-clien — suf Gmppa des Steppen-
viehes gelioreti. Freytag.
Nlederungssobaf, s. n. Marsehsrhaf.
Niederzitlwr tw Obarlipii«, s. Lippen-
niu^kelti.
Niedersiekir dar Untorllppt, s. LIppeii«
raaskelu,
Nleder2ieher des RDsseit. s. Mnskeln
der Nase des Schweines.
Nielsen. F. K-f., war 1769 zu Frede-
ricksborg auf der Insel Seeland geboren: er
verlegte sidi auf das Stadinm des Veterinär-
and Stutereifaclioü, niüobte wiasen.sthu!llichc
Reisen ins Ausland (Wien, Ungarn. Polen)
nnd wurd*! nach seiner Bückkehr als erster
Thierarzt und 1798 aU Gestütmeister zu
Frodeiioksb> r.' angestellt. Er schrieb Ober
Gestüte und Viehzucht. AUeitntr.
MeiNiini J. Fr.. Dr. med., beachiftigte
sieh mit ileni S'tndinni der Veteriniiriiiedicin,
gab 1804 heraus ein Taschenlun h liir Hans«
thierärzte, schrieb 1810 übe: .S' liatriiuJe und
1830 ersehiou sein Taschenbuch der Veterinar-
wissenscluli für Medieinalbeamte, Thierärzte
und Oekonomen. Scnvter.
Nieabronk ist das heutige Neuen brook
in Schleswig-Holstein. Kreis Steiobnrg (s.
Neuetil'i' Vi. (h a. \niann.
Nieren. (Anatomie.J Die Nieren (renes)
— die snr Absonderanit des Harns bestimmten
Organe — Nind paaricr«?. tnbnl'se Drtisen,
welche zu beiden öeiu u der Wubelsaule ausser-
halb des Bauehfellsackes ihre Lage haben. Sie
bestehen bei allen Haassftugethieren ans der
eigentlichen von den Harncan iiichen (s. Histo-
; b.jiii?) der Nieren gebildeten Drüsensubstanz,
aus Uefässeo and aus einem äusserst sparsam
vertretenen bindegewebigen Gerflst, besitzen
eine ziemlich derbe Consistenz und reirj, n
bei den einzelnen Arten eine versciiifdene
Fonn. Jede Niere wird von einer dünnen, je*
I .Inili ft-teii Haut — eitr' iie oder fibriise
l Haut der Niereu (tunicu propria renum) —
I nmgeben. Letztere ist an den Stelleo, »n
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NIEKEN.
denen die Gcfilsse eintreten, ziemlich innig
mit der Nierenobei fläche verbunden, von wel-
clicr sie im Uebri^en leicht abgezogen werden
kann. Nach aussen von der eigenen Haut
umgibt ein lockeres, bei einigermassen gut
genährten Thieren reichlich Fett enthaltendes
Bindegewebe — Nierenkapsel oder Fett-
kapsel (capsulaadiposa) — jede Niere, dient
derselben als weiches elastisches Polster und
vermittelt die Anheftung der Nieren an den
i>enachbarten Theilen. Ausserdem werden die
Nieren durch das sich über deren untere
Flüche hinwegziehende Bauchfell in der Lage
erhalten; sie haben eine rothbraunc Farbe
von bald hellerer, bald dunklerer Nuance,
mitunter spielt die Farbe in das Blaurothe.
Die Nieren des Pferdes sind platte,
von oben nach unten zusammengedrückte
Organe, an deren unterer Flache sich seichte,
in ihrem Verlaufe bei den einzelnen Indivi-
duen äusserst unbeständige Furchen, welche
der Milz und an das linke der Banchspeichel-
drflse. Zwischen beiden Nieren verlaufen die
hintere Hohlvene [rechts] (Fig. 1334 h H) und
die hintere Aorta [linksj. (Fig. 13U h A),
zwischen diesen grossen Gefässen und dem
inneren Rande der Nieren liegen die beiden
Nebennieren (s. d.) [Fig. 1334 Nn].
An jeder Niere unterscheidet man zwei
schwach gewölbte Flächen, zwei Iländer und
zwei Enden. Die obere Fläche verbindet sich
durch die Fettkapsel locker mit den Lenden-
muskeln und dem fleischigen Theil des
Zwerchfelles, über die untere Fläche, welche
sich an der rechten Niere mit der Bauch-
speicheldrüse verbindet, zieht «ich das Bauch-
fell hinweg. Der äussere Kand ist an der
linken Niere stark convcx und läuft bei der
rechten in eine stumpfe Spitze aus, welche
den Rand in eine vordere und hintere Hälfte
theilt. Der innere Kand besitzt an beiden
Nieren einen tiefen Einschnitt — Nieren-
währond des embryonalen Leben« und in der
ersten Jugendzeit auffiilliger hervortreten,
mehr oder minder deutlich bemerklich machen
und eine Lappung der Nieren andeuten.
Beide Nieren zusammen haben ein (iewicht
von 1400 bis 150(1 g: das der rechten Niere
ist in der Hegel um 30 bis 40 g grösser als
das der linken.
Die rechte Niere (Fig. 1334. rN and
Fig. 1336) besitzt eine dreieckige, fast herzför-
mige Gestalt, reicht mit ihrem vorderen Ende
bis zur 16. und überragt mit ihrem hinteren
nur wenig die 18. Rippe; sie grenzt an den
rechten, bezw. .Spigel'schen Lap]»en der Le-
ber, an den rechten Lajipen der Bauchspei-
cheldrüse und nn den Grund des Blinddarms.
Die linke mehr bohnenförmige Niere (Fig. 1334
IN und Fig. |33.'i) liegt weiter nach hinten als
die rechte, reicht mit ihrem vorderen Ende
nur bis zur 17. Rippe und überragt die 18.
um etwa 10 cm; sie grenzt an das obere Ende
einschnitt (hilus s. porta renis) [Fig. 1334
Pr Pr'J — zum Eintritt der Arterien und
Nerven, sowie zum Austritt der Venen und
des Harnleiters (s. d.), d. h. des Ausführungs-
ganges der Nieren. Das vordere und das
hintere Ende sind an der linkt-n Niere star-
ker abgerundet als an der rechten.
Die Drusensubstanz der Nieren besteht
in letzter Instanz aus Röhren — Harn-
canälchen, — welche in gewundene (tubuli
contorti und gerade verlaufende (tubuli
recti) unterschieden werden. Die gewundenen
Harncanälchen fangen mit einer kugeligen
Auftroibung — der MftUer'schen oderBow-
inann'schen Kapsel — an, welche ein ar-
terielles Gofüssknäuel nmschliesst und zusam-
men mit dem letzteren ein Malpighi'sches
Körperchen darstellt. Die gerade verlau-
fenden Harncanälchen oder Bei I in tischen
Röhren gehen aus den gewundenen hervor,
einige gerade verlaufende Harncanälchen ver-
oogle
Sil
einigen sich untereiuimdtr zu Samtiie rüh-
ren. Durch ilas Zusuniuicntrcten einer grosse-
ren Ansahl der letzteren werden die Warzen-
g&nge gebildet Ueber diete Verhältnisse
e. Nferennietologie, in welchem Artikel auch
lier eiijenthüuiliche Verlauf dev Ulutiri fässf
in den Nieren abgehandelt werden wird.
Schneidet man eine Kiere vom ftnaeeren
Kaiide ans ]iar;ill*'l mit beiden Flächen darch,
KU bemerkt man, daää das Organ ans zwei
verschiedenen Substanzen besteht und einen
Uohlranro — das Nierenbecken — (Fig. 1335
und 1336, Nb) enthält, in dessen äusse-
ren Rand ein kammarticer Vorsprunvf —
daa Nierenw&rzcben — (Fig. 133ö und
1336, Nw) hineinragt.
Tig. 1S36. Linke Ni-tü li.-. l't-ru.'s, paraiU;! mit den
riti-h#n «lurehsohoitifii. — 1! K Kir,(irii<rlii«>ht, ilit< Strei-
ff--i .'t in «lpr,«i^lb»'M »iiul M irkstrjhl' ii o^l- r i'_vt»mi<l>-ii-
fott«ltii>. ciif l'unktn z« i-i liHii li.Mi Str. ifiTi -iiHi llal-
pieltt'scb» KCirpcrcbi'u, g •jronz^rhii-lit, B U Bt-rtiui'gcbi-
8tal*'n, Mp Hslpighi'scli«' Fjrrainiden. s > a Durehichnitta
TM 0«(S«s»D. Ük Slk Marktchicbt, Sw Kiin^nwirichen
(DuebMludtt), HiembMkM (DmhMliBHi), H Han-
Mtmr.
Die Anaaere oder Bindenanbstanz
(sobataatia «rtema n. emrtienlis s. glomemlosa)
\Vig. iS^SB] umgibt allseitig di<- innere
oder Markanbstanz (substantiu interna s.
medullaris s. tubulosa) [Fig. 1333, .Mk] wie die
Prnchttheile den Kern. Die Rindensubstanz hat
die Farbe der Nierenoberfläche, zeigt eine
k irnige SolUiittfl&che Und besteht zum grOssten
Tbeil ans gewundenen Harncanälchen : sie wird
daher, soweit sie aus den zuletzt genannten
Formeleinenten zusammengesetzt ist. auch als
Nierenlabjrrinth I bezeichnet. Auf der
Sehnitifllehe maehen «ich nngemein sahireiche,
mit denn blossen Auge oben noch erkennbare
r .tlie Pünktchen bemerklich — il al p i gh i'sche
K., rp.Tchen oder Nierenkörner (corpus-
cula Malpighii s. acini renales) [Fig. i:{3.'i,M]> |,
welche in Doppelreihen angeordnet sind.
Letstere werden durch meist nur undeutlich
lielitbwe, bia nahe der ^ierenoberflftcbe
ferlnafende, eebmale Streifen von einander
getrennt, welche aus Fortsetzungen der Mark-
tnbstans, d. h. aus gerade verlaufenden Harn-
eiaildieB Iteatehen und die Nanen Mark-
strahlen, Pyramidenfortsätze oder
Terrein'iche Pyramiden (Fig. 1335, st)
erhalten haben. Die Biadanrabstani hat eine
Kaek. laerUgpiaie 4. TUaiMlki. m B4.
Dicke von I ö bis 1-7 cm und scliiokt kurze,
aof der äclinitttläche dreieckige Fortsätze
— Bert in i'sche Säulen — (culumnae Ber-
tini H. septula renuni) — zwisulien die ein-
zelnen Abtheilungen, aus denen die Marksnb-
stanz besteht (Fig. i.Vilö, B) .
Die Alarksubstanz (Fig. 1335, AIk>
iat snm grOaaten Theil hellgelblich, nnr in
der unmittelbaren Naclibarschiirt der Kind'-i;-
anbstanz erscheint sie liellrotii oder gelbiHtli
gefärbt; diese, die eigentliche Marksubstanz
umgebende Zone wird als rnen^srchicht
(Fig. 133?», g) bezeichnet. Murksubstanz und
Grenzschicht bestehen aus geraden, mit
Harn gefällten UarncaniUchen, in denen man
beim Ueberatreieben mit dem Meaaerrflelten
¥ig. 1386. Beeilte NIore dra Prerd«i. Vod d«>r nntercu
Flicba ist ,so Ttttl von in Ni«rauiiksUu eutfcrnt, nn
Kw dM Mten^nrinekm uMhmHph t« nachm, Nr Nie-
reaguir «der-NienalMni aaflfraeliiiitlra, Sh MleraabMlna,
n HantoitM, 1 1 1 BIntritUitollMi nm OwIfeMan.
den Rani fbrtstrOnen sieht, sie besitsen ein
auffallend streifiges .\usselien und zerfallen
in 10 bis 12 auf der Schnittfläche dreieckige,
in der intacten Niere kegelförmige, undeut-
lich geschiedene Abschnitte — Mal pi gh i'sche
1* y r 11 tu i d (' n (j>\riinudes renales s. lobi
medulläres) (Fig.' 133:;. Mj.J — deren Bsaia
nach dem äuät>ereii Hände der Nieren ge-
wendet ist und von den benachbarten Pyra-
miden durch die Bertini'schen S.iulen getrennt
wird. Die Spitzen der mittleren ä bis 6 Mal-
pighi'sehen Pyramiden Teraehmelten sn dim
bereits erwähnten, in das Nierenbecken ein-
springenden, platten, kaminartigen, 5 — (1 cm
langen Vorsprung, welcher als Nierenwärz-
chon (Papilla renalis) [Fig. 1335 u. i33G, NwJ
bezeichnet wird. \n dem ausgeschweiften
freien Ihmdc des letzteren verläuft eine sehr
acliwach angedeutete furche, in welcher sich
nahe dem Torderen nnd hinteren Ende des
Wärzchens je eine schlitzfr)rinige Oeffnung
findet. Dieselbe fQhrt in G bis b cm lange
Canlle — Nieren gänge oder Niere nhOr-
ner — (Fig. i33ri. Ng). welche nach dem
vorderen bezw. hinteren Ende der Niere
Terlnafen and etwa so stark sind, wie die
16
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242
NIEREN.
Spule einer Entenfoder. Auf der freien Fläche
des N'ierenwärxcheiis und in den Niorengän-
gon münden die zahlreichen Warzeneänge
(Franck zählte deren Ober 500 in einer Niere),
Fif. 13ST. Eiue Nii>n< iv* Bindet voa oben f^oKrhen, um
di<* LappoDg deutlich zn T^rantebaalioliPB.
Vig. 133t*. Eint« Nier« drs Riniit-ii vno antou. la d>T Nipn-nxrube
'Sg TfrUufvn die NVriweisaiiKvu d*'r N'i"ri'uarliTi*D NA und •cUt
fich dvr Aafaiigsthoil d«« H)irDl<*it(>rii Nb aus xwei HaaptaUmmou
a »■ zuaammfii, von dunen »ich jediT wi-it»r tfapüt and aU Mieren-
kelcli b b' je ein Ni<Tcnwirzchea c UDifa>tt.
.V/r
liva Rindot vuu anten fff'iiehttn, dif Verxweijfiuigon des Nieren-
die tahlrfichon Nicrfn-
Fif. 1339. Eine Nitre
backen«, ebfimu dir der Nierengcftss» sind fotfernt,
wlrztfheu Nw Nw in diT Ti»f«' der Nierenjnibe tu leigen
welche au» der Vereinigung mehrerer Samrael-
rOhren ent.^tanden sind. Beim leisen Druck
auf das Nierenwilrzchen und auf den benach-
barten Theil der Marksubstanz tritt Harn in
Form von kleinen TrGpfchen aus den Oeff-
nungen der Warzengänge hervor.
Das Nieren wÄrxchen wird von dem
Nierenbecken (pelvis renalis) [Fig. 1335
n. 1336, Nb] umgeben, welches den Anfangs-
theil des Harnleiters darstellt und als eine
Fortsetzung des Nierencinschnittes ange-
sprochen werden kann und in diesem Sinne als
Nierensin US bezeichnet wurden ist. Es wird
von meist fetthaltigem Bindegewebe eingehüllt
und besteht aus einer Muskelhaut, an welcher
aussen circulär. innen der Längsrichtung nach
verlaufende Fasern zu unterscheiden sind, und
aus einer Schleimhaut, auf deren freier ITläche
sich zahlreiche Falten und zwischen densel-
ben befindliche Grübchen bemerklich machen.
Die Schleimhaut ist immer mit einem dicken
glasigen Schleim bedeckt, trägt ein complicirt
gebautes Epithel (>•. Histologie der Nieren) und
enthält keine Drüsen, wenn man nicht kleine
Haschenförmige Einbuchtungen der Schleim-
haut als solche ansehen will. Nach innen
spitzt sich das Nierenbecken zu und geht conti-
nuirlich in den Harnleiter (Fig. 1334.
1335 u. 1336, H) über, es befestigt
sich im Innern der Niere durch 8 — 1>
starke bindegewebige solide Fortsätze
des umhüllenden Bindegewebes. Die-
selben verschmelzen mit den Gefüssen
und stellen dreieckige Zacken dar,
welche von der Peripherie des Nieren-
beckens und von den als Furt.Ȋtze
des Nierenbeckens aufzufassenden
Nierengfingen in die Marksub.sianz
der Nieren treten und sich zwischen
die Malpighi'schen Pyramiden ein-
senken.
Das Rind hat deutlich gelappte
Nieren, an beiden Flächen linden sich
seichtere oder tiefere, von der tunica
propria überbrückt, Furchen, welche
jede Niere in 15 bis 25 grössere und
kleinere, unregelmässige, in der Tiefe
des Organes untereinan-
der verschmelzende Lap-
pen theilen, deren gegen-
seitiges Verhältniss bei
den einzelnen Individuen
vielfach Verschiedenhei-
ten zeigt (Fig. 1337 u.
1338). Die Nieren sind
grösser als bei den Pfer-
den, und haben eine Iflng-
lich ovale Form. Die wei-
ter nach vorn liegende
rechte Niere grenzt an
die Leber, die linke an
den linken Sack des Wan-
stes. Der äussere Rand
ist convex. an dem inne-
ren fast gerade verlau-
fenden fehlt der Nieren -
einschnitt, welcher durch
eine Grube der unteren
Fläche — Nierengrube. Nierensinus —
(Fig. 1318 Ng u. 1339) — ersetzt wird.
Jeder Nierenlappen besteht aus Kiuden-
und Marksubstanz, letztere stellt eine Mal-
pighi'sche Pyramide dar, welche mit einer
stumpfen Spitze — dem Nierenwiirzchen —
Sir
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niei:en.
(Fig. 1338 c u. 1339. Nw) in die Nierengrube
liineinragt. Demgemäss entspricht die Zahl
der Nierenwärzchen der Ansah! der Lappen,
welche sich auf der Nierenoberfläche unter-
scheiden lassen. Jedes Nierenwärzchen wird
Ton einer dönnhäutigen. trichterförmigen
Scheide — dem Nierenkelch oder Nieren-
becher (calyx renalis) [Fig. 1338, bb'j
— Dmfasst. dieselbe bildet den Anfangütheil
eines in die Tiefe der Nierengrube einge-
betteten, zum grossen Theil nicht vom Nie-
renparenchym umgebenen Canalwerks, wel-
ches dem Nierenbecken entspricht und sich
schliesslich zu zwei stärkeren, den Anfangs-
theil des Harnleiters (Fig. i33K. Nb) zusam-
mensetzenden Gängen (Fig. 1338. a a^) ver-
einigt.
flg. i340. K NiTi' d«i Sch«roln«s h üifti- d«i Sebwfi-
n<-4 Sur Hilft«* aufijcsehoittcn, am ili>' eini'-lnen Nii-r«*!!-
winchon aaa and dac Ni<>r<>nb<H-k<>n b zu zeigen, M Niore
im Hand«-«.
Die Nieren des Schafes und der Ziege
sind bohnenfOrmig, auf der Oberfläche glatt >
and haben einen verhältnissmässig starken 1
Durchmesser Ton oben nach unten. Die Mal-
pighi'schen Pyramiden markireu sich deutlich
auf dem Durchschnitt. Das Nierenwärzchen
und das meist von vielem Fett umschlossene 1
Nierenbecken verhalten sich im Wesentlichen
wie beim Pferde, jedoch fehlen die Nieren-
gänge.
Die länglich ovalen, auf den Flächen
ToUkummen glatten Nieren des Schweines
(Fig. 1340. LK) zeichnen sich durch die !
bedeutende Abplattung aus. Die rechte Niere
liegt zwar etwa» weiter nach vorn als die
linke, grenzt jedoch nicht an die Leber. Der
Einschnitt am inneren Rande erstreckt sich
zwar ziemlich tief in das Nierenparenchym,
lägst den inneren Rand jedoch nicht erheblich
ausgeschnitten erscheinen. In dos einfache
Nierenbecken ragen (Fig. 1340, b) S— 1!
Nierenwärzchen (Fig. 1340, a a a) hinein, von
denen jedes theils der Spitze einer Malpi-
ghi'schen Pyramide entspricht, theils aus
der VewchmelxiiTig mehTcrer solcher Pyramiden
hervorgegangen ist.
Die bohnenfOrmigen, verhältnissm&ssig
dicken Nieren des Hundes (Fig. 1340, M),
senken sich von aussen so tief in das Bauchfell
ein, dass sie von letzterem »um grossen Theil
locker überzogen werden. Die rechte Niere liegt
nur wenig weiter nach vorn als die linke, die
Malpighi'schen Pyramiden setzen sich auf Jen
Durchschnitten deutlich ab. Nierenwärzchen
und Nierenbecken verhalten .sich ähnlich wie
bein» Pferde.
Bei der Katzf haben die Nieren eine
in das Gelblii-ii(.- spielende Farbe, auf der
sonst glatten Oberfläche Knden sich seichte
Furchen zur Aufnahme eines zierlichen Ve-
nennetzes. Das Nierenwärzchen geht in eine
stumpfe Spitse aus. Die NierengSnge fehlen.
Im Uebrigen haben die Nieren Aehnlichkeit
mit denen des Hundes.
Die Nieren erhalten durch die starken
Nierenarterien (Fig. 1334. 2 3) eine grosse
Menge von Blut, welches durch die Nieren-
venen (Fig. 1334, 4 5) nach der hinteren
Hohlvene zurückgelangt. Die Lymphgefässe
mflnden in die LondendrQsen : die Nerven
■ V- y
Flg. 1341. Rrcbti- Ni«rt< ii>-« Hakaes. L Lungeu, F. liuVcr
EiHr«li>ck. El linker EildtHr an vincm Orkrö«' hlo-
jf^nd, WMlehi'i di«f link»- SiiT« virdeckt, rN rfoht»« Sien-,
H HainUitur, <'l OI»Bki-. a s' AuitmaadauK de» r<^:ht«B,
bvzw. linken Harnleiter«, b avblilil^rniii^' AaninttBdanif
äe» liokrn Kileitcrt.
stammen von den Nierengeflechten de.s grossen
Bauchknotens.
Die Nieren der Vögel be.stehen jeder-
seits aus 3. mitunter auch 4 Lappen, welche
hinter den Lungen bis zum Mastdarm ausser-
halb des Bauchfellsackes liegen und in Ver-
tiefungen der Lendenwirbel, des Kreuz- bezw
Darmbeins eingebettet sind. (Fig. 1341, rN).
Die Farbe ist ein dunkleres Braun, die l^n-
sisti-MZ weicher .t1- b.M Afu Siiugetliiereu : die
IG*
NIEREN.
uatei;«. Fläche hat seichte Forellen, welche
flaehe Windungen begrenzen, die obere PMche
Jer Lapix ii piis>t ^icli d-Ti ViMtiefungen der
Knochen an. Die Hainc<inulchcn, von denen
die obeifliehlichen häati|; Krjstalle vun
Haimsftare enthalten iin<1 sich dann dnrcli
ihre weisse Farbe sdiürler uiurkiren, treten
un inneren Bande (Ur Nierenlappen hervor
und vereinigen sich zu kurzen Aesten. welche
in die Harnleiter münden. Nierenwfirzchen
und Nicrenbftk'ii fvlil._]i. Miilur,
Uistolugie. Uinäichtlich der mikrosko-
pischen Stmetnr der Niere sind 3 Bestand -
tlii il- an 'ItM N. llien zu untersoheiden: 1. das
Sjfettm der Hai nciiiialcheri, 2. das der Blut-
gefässe und endlicli das beide verbindende
intiTstitiello Hinde<7cwcb<* mit den darin ver-
laufenden Neivoii und Lyiuphpefässen.
Jedes H ai 11 L' an ii 1 c h en zerteilt in zwei
Uanptabtbeilangen, in den absondernden
nnd den abfOhrenden Thefl. Der entere
beginnt mit einer kiiglitrcn Illa-c. iI-t '\\\\\-
ler'ächen oder riowinan'schen Kapsel, die
den Gloinerulus einschliesst nnd in Verbin«
duii£r mit diesem das Malpijrhi'schc Körperchon
bildet. Aus dieser Kapsel geht nach der einen
Seite der Hals hervor, ein engtr CaiMtt, der
nach kurzem Verlaufe in die gewundenen
CanalstQcke (Taboli contorti) übergeht.
(Piff. 134t). Letstere liegen im Labjnnth,
n
rif. IMI. Bw dar Nim. StkMwUiA anh Latoarint;
I BtudanMhfakL II GiaDsaekieht, III MailitakMt» 1 B«w-
mu'aeha Kapwl, s Halt, s (awvadaaea Canalatiek. 4 ab-
atalgandtfr. a auftteigtiodsr Sebsoka) dar R«iil«'sch<*ii
Seknifp. 6 ScbiiJUtOek, 7 Samnalcmaal ercter Ordnung,
8 Samiiielrohr iwoiter Ordnniig, 9 Dortns papillaris,
10 Arcus arteriosoi, U Art. nuaU, 12 Va«s affxrvotia,
13 OlomaraloB, 14 Aitarialaa ractaa vanM. 16 Maihttralilen.
sind w-'iter wii> der Hals, jedoch enger wie
die Kapsel und verlaufen in Windungen nach
dem Centram. Unter allroäliger Abnahme
seines Kalibers geht ein <;nlclipr Tubalus
oontortus in das schl ei fen für m i ge Ca-
nalstfick (Henle'scbe Schleife) über, welches
in einen centralwärts verlaufcihieii, schmalen
absteigenden .Schenkel, iu die ünibie-
gun gs stelle, sowie in den nach der Kinde
zu verlaofendeUf breiten, an fs teigenden
Schenkel lerftllt Dieter letitere geht dnrch
ein ebenfalls gewundenes Canalstflcl^ das soge-
nannte SchaltstQck, in die hamansflihrende
Abtheilong des Rameanilchens, in die Tn-
buli recti. über. Sie zerffillt inSamm< Ira-
näle erster Ordnung, welche geradlinig
nach der Papille verlaafen nnd die Grundlage
der Mark.strahlen bilden. Sie vereinigen sich
nach und nach durch Contluenz zu einem
einzigen Tubulus (Sammelcan al höherer
Ordnung), der dann weiter mit den Haupt»
canftlen benachbarten Markstrahlen zusaninien-
fliesst. Die letzten, su entstanden.n HCdiren.
welche an der Papille oder den Nierenhürnent
(Gftngen) mflnden, sind die Dnetns papilläres.
Die ÄlOndung derselben geschieht zu t oder
3 in ovalen (Fleischfressern), luuldenfüriuigen
(Kind) oder sehlitsfiinnigen (Pferd, Ziege)
Grübchen.
Was den Bau der Harncaniih hen anbe-
langt, bu werden dieselben nach aussen durch
eine Membrana propria abgegrenxt Dieselbe
ist im Allgemeinen als ttmctnrlos sn beteieh-
iien und stellt ein<'ii Srhlaueh von wechseln-
dem Kaliber dar. Der Innenlliiche dieser Ha-
sahnembran sitst ein Epithel auf, welches in
den verschiedenen Abtheilungen des Schlauclies
verschieden ist. An der iiowman'scheu Kapxel
und dem Halse ersdldnt dasselbe platt nnd
polyedriscb. In dem gewnndenen CanalstQck
ist dasselbe kubisch mit grossem, rundem
Kern und in einzelne Stäbchen difT- ren. irt
(St&bchenepithel). In dem ab- und aufsteigen-
den Bcbleifenschenkel besteht es ans sehmalen,
spindelfQrmigen Zellen, während .«ich in dem
SchaltstOcke ein Epitlicl von gleicher He-
schafienheit, wie in dem gewundenen Canal-
stQck vorfindet. Das Epithel in den Tubuli
recti ist ein kubisches; je mehr man sich in
derselben der Papille nähert, desto höher
wird dasselbe, bis es in den Ductus papilläres
sn einem hohen Cylinderepithel wird, wel-
ches vor der AusmQndung derselben sogar
mehrschichtig wird, ebenso wie auch das
Epithel der Papillenubertläche.
Die Gefäs^fc l- i Niere kommen haupt-
sächlich aus den Nierenai terien. Sie verlaufen
an der Qrcnisehicht in bogenförmigen .\na-
stomoaen (Arens arteriosi) nnd geben Seiten-
xweige ab, die sowohl nach der Binde, wie
nach der Markschicht verlaufen. Die ersteren
sind die Art radiatae s. interlobulares:
dieselben verlanfen swisehen den Harkstrahlen
nach der Peripherie nnd ijeben ab: 1. Ar-
teriolae rectae verae, welciie gleich nach dein
Ursprünge der Art. radiatae aus diesen her-
vorgahen und in die Marksubstani eintreten;
i. Zweige, die sich in Capillaren auflösen;
3. Zweige für die Bowniaifschen Kapseln.
Dieselben treten als Vasa afferentia in die
genannten Kapseln hinein, nachdem nei*
stens vorher einige Zweige abgegeben, die sich
iu Capillaren auflösen. Die Vasa atlerentia
bilden innerhalb der Bowman'schen Kapseln
einen Genissknäiiel ((tlomerulas). d-^i^sen Ober-
Hiiche vun einer glasliellen, mit ovalen Kernen
versehenen Membran äbersogen ist, un-l aus
welchen das Vas eiferens hmorgeht Dieses
letztere verl&sst die Kapsel nnd lOtt sich in
Capillaren anf, die sicn im Labyrinth nnd
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NIEREKATROPHIE. — NIERENBECKElfKRANKHEITEN
«43
d«u Markätr»bleD verbreiten. Aua denjenigen
Glonieruli, welche in der Nfthe der Orent*
Schicht li'.irc". fiTtier ans der Vasa
etferentia Zweige ab, welche in die Markachicht
eintreten, die Arteriolae rectae sptriae.
Aus den Arcus arteriosi treten forner in
die Markschicht die Arteriolae rectae verae;
sie verlaufen nach der Papille, wobei fie die
geraden Hurncunälcheu umspinnen und con-
flaireil, so das» die Zahl dieser Gefösse nach
der Papille hin ab-, das Kaliber derselbeti
hingegen snnimoit. Um die Aasmandangen der
Dttcti» pepiUsres bilden sie Oeftstbofen.
Die Venen haben im An^tnicinon <len-
selben Verlauf wie dieArlerien. Sit' sammeln
sich an der Oberfl&che der Niere zu stern-
förmigen Figuren f Stclluhi'* V- rlicynii), aus
deren Centrum eine Vena r;uu;ita luirvorgeht,
welche neben der Art. radiata nach der
Grenzschicht verläuft, die ans den Capillven
herrorgelicnden kleinen Yenen anfhimmt und
in die Arcus venosi t inmfinJet, welche an-
dererseits die aas der Markscbicht sarflck-
kebrenden Vennlee tectae aafnehroen. Die
Nerven der Niere tuntpinnen die Verrwei-
gangen der Nierenevterie, theils in Form
eines dichten aus marklosen Fasern bestehen»
d«?n und mit < larifilipnjellen versehenen Netzes,
theils ab miirkitalligc Fasern, welche die
Arterien begleiten. Ueber ihre Endigang ist
noch nichts Sicheres festgestellt.
Die Biet», sowie auch die Lymphge-
ffisst-. welclie letzteren die crst»Ten liiiutit;
in doppelter Anzahl begleiten, verlauten ia
dem zwischen den Harncanälchen gelegenen
— interstitiolUii — Bindegewebe, welches in
der Kinde nur sehr schwach entwickelt ist
und aus Zellen von spisdel> oder stemf&mii-
ger Gestalt besteht.
In der Markschicht dagegen Ist dasselbe
reichlirher vorhanden und namentlich in der
Gegend der Papille zu starken übrill&ren
Zogen angeordnet An der Oberfliehe der
Niere steht dieses interstitielle Bindegewebe
mit df'r Nierenkapsel im Zusammenhange. An
letzterer unterscheidet man zwei Blätter, ein
oberil:ii-lili( lie.^ und ein tieferes. Letzteres
gibt zuhlreiclie. feine, aus fibrillärem Binde-
gewebe bestehende Fortsiitze ab, die in das
Nierenparenchym eintreten und dort in das
inteistitielle Bindegewehe ftbergeben. Beide
BlJtter bestehen hauptsächlich aUS fibrillSrem
Bindegewebe, wozu sich beim Rinde und
Schafe noch glatte Muskelfasern liinruge-
seUen. A/<-/; u m ^
Nierenatrophie. Niereusch wund oder
Nieren Verkleinerung, Atrophia re«
nalis, Nephratrophia s. Nephromiosis
(v, tt priv. ; tp'jipT, Nahrung: ren = vispo.;,
Niere: ]i.5:o)-;i. \ erklcinci lhij;) k:iiin ange-
boren sein, häufiger aber entsteht sie allrofilig aKs
Folge mangelhafter Emlhrnng des Gesarnmt-
«T^ani-mus oder specicü einer Niere fVtr-
t-ngeriiug der Ni<»ren:uterie, Druck auf die
Nierencrefässe und die Niere :«elbst Ten Seiten
benachbarter GcschwQlste. von Nierenconcre-
mentcn. welche zugleich dem Harne den Ab-
llosR verlegen, so dais der sich anstaaende
Harn auf das Nierenparenchym drückt). Wir
treffen geschwundene und verkleinerte Nieren
auch bei k;iehekf: Ii i Thieren an, ohne dass
sie degenerirt wären; Entartqngen der Ifieren-
evbstan« sind die Folgen eehldehender, ehre*
niseher. entzündlicher Processe; diese betreffen
das interstitielle Bindegewebe der Nieren, die
Glomeruli und die Harncanälchen mit ihreni
Epithel. Gewöhnlich hat «las ründesjewebe in
der atrophischen Niere ÄUgenummen und die
(ilnnieruli und Canälchen zum Schwinden ge-
bracht. Die geschwundenen HarucanUcben
hinterlassen narbige I^nsiehungen, wobei das
»1 [in '.l-' Parenrhyiii durch das Narbengewebe
höckrig und körnig hervorgepres.i»t wird, die
Nieren erscheinen deshalb an ihren Umflächen
uneben, kilrnitr. man nennt den Zustand
Niereugranulatio n (v. granulum, das
Kömchen). Mitunter bemeritt nun in der
Niere selbst deutliche Fasemng, auch Spalten
und Lflcken, die in erweiterten oder zerriaseneil
Harncanälchen bestehen; in diesem Falle hat
sich Harn in das tnterstitieUe Bindegewebe
ergossen. Sine geschwundene Niere AUt doreh
ihre ICleinheit auf, ihre Oberflilehe Ui indes
nicht immer granulirt, »io kann auch glatt
sein; dabei fQhlt sie sich derb, fester nnd
härter, seltener mörtel- und steinartig an, je
nachdem das Bindegewebe mehr oder weniger
zugenommen liat oder sich Kalksalze abgelagert
haben. Gewöhnlich ist auch die Nierenkapsel
Terdiekt und nit der Niere mehr oder weniger
verwachsen. Da die Nieren gefü'se verödet sind,
erscheint die Niere auf dem Durchschnitte
bleich und anämisch, wobei es auch auffällt,
dass das Nierenbecken erweitert unJ
Schleimhaut desselben verdii kt ist. Am iiuali;;
sten ist Nierenatrophie bei Hunden und
Katzen angetroffen worden (BmckmttUer), sie
beflUlt bald nur eine, bald beide Nieren. Ist
nur eine Niere leidend, so sind intra vitam
keine Krankheitserscheinungen zu bemerken,
die gesunde Niere tritt Ticarirend für die
I ani^ere ein. Wohl aber verräth sich Atrophie
beider Nieren durch Störungen des Allgemein-
befinden« nnd der Ernährung, besonder! dnreh
Abmagerung, Schwäche, Oedembildung an den
Hinterschenkeln Hautwassersucht, schliesslich
bildet sicli Hydrämie, Urämie und allgemeine
Uöhlenwasscrsucht aus, die Thiere gehen
kachektisch eb. Bei grosseren Thieren f^bt
die Untersuchung per rectum zuweilen der
iJiagnose eini)ie Sicherheit, wemi man die dine
oder andere Niere als kleinen, harten Knoten
fühlt. Die Therapie ist eine symptomatische
und palliative, sie entnimmt ilirc Indicationen
den wichtigsten Kranklieit-er>clieinungen, denn
eine radicale Cur ist unmöglich, Anaeker,
Nferanheelier, s. Nieren,
Nlerenbeckpn, s. Nieren.
Nierenbecl^enkrankhelten. Erweite runcren
des Nierenbeckens und der Nierenkelche win",
bei den Haustliieren recht hSnfitj angetroffen.
Dieselbe ist eine gleichmassige oder eine
ttnregelmässigo mit mehreren sackartigen
Ausbuchtungen. Die Erweiterung des Nieren-
beckens geschieht mebt auflösten derNieien"
snbstans, die dabei atrophirt. Bei starker Er«
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NIEBEK, BEWE6LICUE. — lOEBENCYSTEN.
Weiterung ist die Nieronsubstanz bis auf tiiu-
dflnne Kindo geschwanden und «iio Niere in
einen Hohlsack amnwandelt: ein Ztutend,
der mit dem Namen Blasennier« oder Nieren-
wassersucht, Hydronephroso <Mi*r Hvdr'ijihr- -
nam bezeichnet wird. Dabei können die
Nier«tt ibren nomalen Umfang beibelialten
oder 'iit' wcrdi-n ausgedehnt und vergrössert.
oft aul dtt5 Doppelt« oder Dreifache des nor-
malen ünifangcs. Die Ursache der gleichmäs-
sigeu Erweiterung l Vierenbecken» ist fast
stets eine Hamstaniiiü; .;iirch Hindemisse des
Abflu8s> s in den Hamw. j:<mi lierartigc Hin-
dernisse werden bedingt durch Steine, Giies,
Neabildnngen and Terdiekongeii, catorrha>
Hsche Zustilnik in den Harnwegen ^nd der
Harnblase, liunl» Hypertrophie der Prostata
(bei Hnniien und Schweinen häutig). Hyper-
trophie iLt Blasenwand etc. UngleichinisHige
Erweiterungen und Ausbuchtungen desNieren-
l»cckens entwickeln sich bei Gegenwart grös-
serer onregeimäsaiger lüerensteine im Becken,
die besonders beiPiTerden angetroffen werd«n.
Hyperämien und Haniorrhuirion im Nieren-
becken kommen bei 'jin/rhau iniectionskrank-
heiten, wie IClzbrand. Septikämie. Tvphus
und nach Genu&s scharfer StotTe (OaDthaÜdeo,
Eiipliorliias, Terpentin etc.) vor.
Entzündung^'n d«*s Nierenbeckens werden
reranlasst durch UarDatawingeii and 2er-
tetanngen, niedere Organiamen (Microeoeens
urt*ae u. a.) und durch AnsamniliniLrcn v,jn
Harugries and Gegenwart von Harnateineu.
Die EntsOndang xeHMlt in eine acute and
chronisch-catarrhalische, eine eitri-^e und eine
nekrotische Pyelitis. Greift die EuUündung
vom Nierenbe<'ken auf die Niere über, so
wird sie als Pyelonnephritis bexeichnet. Die
aente catarrhali^che Pyelitis zeichnet sich aus
durch starke Injcctton und lebhafte Rothung
der Nierenbeckenschleimhaot and Gegenwart
trüben aehlfimtgea Harns im Nierenbecken.
Bei sehr heftigen Reizungen und bei ein-
zelnen Infection^krunkheiten (Pyämie, Septi-
kftmie) nimmt die Entiüudung einen uekro-
tisirenden Charakt4'r au mul dd> Nierenbecken
erscheint mit niissfarbigen grüngelben pseudo-
membranösen Auflaireriingen bedeckt, we.shalb
diese Form der Entzündung auch fiülschlich
als croQpOse nnd dipbtheritisehe beseicbnet
Wor'ii-n i-t.
Ueiui chronischen Catanh ist die Nieren-
beckenschleimhaut missfarbig, bräunlicligrau
oder ins grünliche -chiinm- rnil, aufgeLirkort, |
mit eitrigem Schleiiu bcdci kt. Das Nifreu-
becken ist meist erweitert, mit trübem schleimig-
dtrigen ammoniakalisch riechendem Harn ge-
füllt. Die ürsacben der ebronisebm Entzttn-
•'unir' ii Ics Bt'. kr-n^ -ind IIarn-tauan>:cn und
Zersetzungen, Gegenwart von Harnsteinen
nnd Hamgriea im Nierenbecken. Qroaae
spitze Harnsteine und hochgradige Zersetzun-
gen des gestauten Harns erregen oft eine
eitrige Entsflndung mit Geschwürsbildungen.
Blutungen tud Anhaufungen eitrig-jauchiger
missfarniger Zerfallsproducte im Nierenbecken.
Von Neubildungen werden im Nieren-
becken angetroffen : Tuberkel, Sarkome, Krebse
(als sccuudurc lucta.siatiriclie Neubilduu^'en ),
i'apillome und polypöse Wucherungen.
Als abnormer Inhalt muss alles das be-
trachtet werden, was niebt zn den normalen
}T .11 ! r standtlieili-n gehört, wie Schleim,
Elter, Jauche. Blut, zersetzter, au niederen
ürganiamon reicher Harn, Sedimente nnd
Gries (ans kohl<'n5.inren; . nTal.-aurem und
phosphortjuurem Kalk und ^iagucaiasalzen.
Harn und Hippursäuren und ihren Salzen
bestehend). Harnsteine und von thierischen
Parasiten der Enstrongylus gigas. Semmer.
Nieren, bewegliche. Zuweilen bi-sitzt die
ein« oder andere ^iere eine grosse Beweglich-
keiinnd Yersehiebbarkeit, ffie dnrin begrtndet
ist. das-< sie von lockerem Bindegewebe um-
gebcu und uiitäbnorm langen, hypertrophischen
Gefässen und einer Art Band rersehen ist:
das Band i>t eine Verlilngerang des Baurli-
fells. Eine derartige Niere kann öfter per
anum als penduUrende Geschwulst gefühlt
werden. Damit behaftete Thiere leiden an
wechselndem Appetitsrerlaat nnd StOrangm
in der Ernl^nag, dir- Haut wird trocken nnd
fest aufliegend, der Puls klein und schwach,
die .\bmagening macht Fortschritte, öfter
wird blutiger Harn unter Beschwerden ab-
gesetzt. Anacktr,
Nierenblutung, Nepbrnemorrliagia a.
Nephrorrhasia vsfpoc, Niere; aliLa,
Blnt; ^«ji^. Riss), kommt geni durch mecba-
nisrhf Go waltthätigkeiten wie Fall. Stoss.
Erschütterung des Körpers, Verwundung der
Nieren zn Stande, dann aber auch doreh
Stoffe und Frenidkorpf'r. welcli-' di.' Nieren
reizen und in byperäuiiächeit und eutzünd-
lichen Zustand versetzen (Canthariden, Digi-
talis. Terpentin, harzige Stoffe, Nierensteine,
Strongylus gigas im Nierenbecken etc.), femer
durch paraMische Schwäche der Nierengelasse
bei Hückeamarksleiden and dorch Zersetsong
des Blntes bei Intoiicationen nnd Infeetiou-
krankheitf^n, z. H. Milzbrand, Kinderpest,
Scurbut^ Hämoglobinurie etc. Das Gardinal-
symptom besteht hier in der Entleerung
blutigen Harns. w*>il sicli das auN den Xieren-
güfiissen austretende JJlutin den Harucaualchen
und im Nierenbecken mit dem Harne innig
vermischt. (Siehe „Bluthamen*' und aH&matin-
nria paralytica*".) Mitunter erglesst sieh Blnt
auch in die Nierenkapsel, ia^^ si«li diese
blai^enfurmig ausdehnt und das gvronuene Blut
die Niere schichten förmig umlagert. Die
Dlntung geht dann wohl von einer / Tr"is3ung
der Nierenvene aus {vergl Pflug. Kraniih. des
uro|»u. tisciien Systems der Hausth.). es macht
sich uann schlechte Fressloat, beachleonigter
Puls, prellender Hmsehlag, Banrhpnisation,
blasse Färliancr der Schleimhäute, .nif^'f-regte
Kespiratiou, Ünruhe, Absatz eines dunkel-
brennen Harns. Schwitzen, schwankender Gang
und Krämpfe l>»»rnorklieh : y>--x antun o.>nstatirr
der tastende t'ingcr in der Nahe de© Ilückens
eine ungewöhnlich grosse Geschwulst. Der
Tod beschlie.SNt die J>ymptome. Anacker.
Nierencyaten, Hydro])s renum cysti-
eus (V. >>5u;p. \Va^^e^: ren, die Niere: xicT:;.
Blase}, gehen aus einer Stauung des Harns
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NIBRBN0T8TBN.
in den UanirObrchen hervor, nachdem dieso
imth sib«D Beblein oder ExsadatpfrOpfchen
fllr den Harn mehr .uitT weniger uiidurchjf.lngip
ffwurden änd. Das U' hrchen erweitert sich
aehtif » kleinen Bläschen, welche sich mit
Scrnni. «päter wohl an< h mit Hncr calloiden
J>uUi>taux füllen Siiid mehrere solcher kleiner
Cysten Vorhanden, so nennt man die Niere
cystoid degenenrl. Mehrere kleinere Blaeen
kairaefii Bich durch Atrophie des zwiBchen Ihnen
befimllii Ik/ii T'art in lu iii^ zn ^■']u<■v j;;ri»s3erfn
vereinjj^eD, schliesslich besieht die ganze Niere
nar noeh na» einigen oder einer einzigen
Wa^-.-rblnsi* v i, ft.'r kolossalem L'nifange
der Zustand wiru iuinmehr Nieren wasser-
Mneht od- r lllnsenniere, Hydronephrosis,
genannt, der mit Erweiterung' des Nieren-
becken» nnd Schwund der Niere einhergeht.
Die ErweitiMiinfT -Tstreckt sich luirh iinl <lie
Uamleiter, wenn das Hindernis» ffir den Uarn-
■bfluM in der Hnmblnae oder in der Harn-
röhre p-jjebon Ui. Mitnntor i'-t der Ureter
selbst für Uii Harn undurchgängig. indem j
seine Häutf verdickt, chronisch entzündet 1
(bei WallarliHi) in einzelnen Fallen secundär ;
vom primär eiilzüii Jcicn und verhärteten Samen-
strangrudiroent aus), nltr von Neubildungen
comprimirt werden« Nierencysten kommen
am hänflgsten bei Schweinen, inde« noch
bei amderen Thieren vor. Oefter ist nnr eine
Hieie cystoid degenerirt und atrophirt, da-
fegem befindet sich die an<lere in hyper-
trophischen Zustande. Die Cysten liegen liauiit-
sjkhlich in dfr Rindensubstanz, ausgökk-idct .
uit einer bind.'jjrt'w-'biirfii )Ienibran, in welche
Ueüie, randliche, zapfenartige VorsprQnge
der Merksubetani hineinraf en. ßei der mikro*
-k' ] i-i li. n Tiitoranehung fand ich das Epithel
der Harncanälchen fettig zerfallen, die Ca-
n^ehen mit Petttropfen and KOmcbenkageln [
erfüllt, dazwischen ;homopen'^ Fibrincylinder. j
An der Oberfläche fluctniren die Cysten, sie I
conmaniciren mit kleinen Oeffnnngen mit-
einander nnd haben theils einen serösen,
farblosen, theil« einen röthlichen. rtockig-
kOmigen. eiterartigen Inhalt, rdndrii- und
Marksobstanz gehen anmerklich in einander
Aber nnd zeigen ein homogenes, streitiges,
äpeckig>;> Anheben. In der Hydion. i'hrose bc- i
steht die Blasenhaut häufig nur aus der .Mem- j
biann proprtn der Niere, so dass wenig melir
Nieren substnn 7: rn sehen ist. Das Nierenbecken
erscheint dann ungewöhnlich ausgedehnt und
mit kainiiicrir»rmigen .\btheilungen versehen;
iQweüen iat aach die Iiierenkapsel an einem
grotsen Sack ansgedehnt nnd mit hellem
Sonim . rfQllt. ich sah sie die «tr^sse eines j
Kinderkopfes erreichen. Nach meinen Unter- •
anebwigen (vergl. auch „Thierarzt pro 1874"
Nierencysten) gibt öfter ein chnmischerNieren-
catarrh den ersten Änstoss zur Cystenbildung.,
der im Nierenbecken als Pyelitis (v. nüs/.o;. f
Becken) beginnt nnd sich von dort aus in die '
Harncanälchen fortsetzt, denn anfangs ist die .
^riilt imhaut V. rdii kt und anfgelockt rt mit
i?cbleitu, 8iiit«r uucb mit poljpOsen Wuche- j
nagen bedeckt, die Eniihelien sind getrübt«
zerfallen frtüg nnd erfüllen mit ihren Zerfall»- ■
m aasen die Can&lchen und buchten sie aua;
der bindegewebige StStzapparat der Niere in-
tilfrirt sich rrft kleinen RuiidroUcr. ent-
zuiidet sich und wocliert, er erdrückt die Ca-
näle, diese veröden und /.erfallen. Das» wir
es hier mit einer chronischen interstitiellen
Nejihritis zu thun haben, dafür spricht noch
ausser der Zunahme des Bindegewebes die
Mitbetheiligan^ des fibrösen leberzugs der
Niere, der immer verdiekt ist. Die cyntoide
Degeneration ist theils mit \tni|iliic. iIhmIs
mit Hypertrophie der Niere verbunden, je
nachdem die erweiterten BlutgeAsse ver-
ui'-hrten Blutzufluss und üppige Ernährung
gestatten oder diese durch Compres.sion der
grösseren Arterien stamme zwischen Rinden-
und Marksabatana beeinträchtigt wird. Nicht
ohne Einflass anf die Cystenbildung scheint
bei jungen und f> tf' ii Ttiieren die Kinlair- rnng
von Fett in das Nicreubccken und zwischen
die Nierenlftppchen sn »ein, ea llbt Dmek anf
den Ureter nnd die HiirncanäUhen aus: Harn-
säure- und Kalkinfarcte in den Harncanälchen.
besonders in dem schleifenförmigen Theile
derselben, concurriren hier ebenfalls. In d<>m
Inhalte d«r ('vsten liegen öfter concentrisch
gfschiilit!'!*.' Kugeln, die fiir zu Grunde ge-
gangene Malpighiächo Korperchen angesehen
werden mSssen. Die N{erenTergrO»»»rnne ba*
sirT auf einer /elüiren Hypeiplasie d. s Stüt/-
gewebts. In der Ilydrtutpitrose spielt die
Harnreteiition im Nierenbecken die Hauptrolle.
Der antaiiu'lii ii'- uriii---'' Inhalt wird mit der
Zeit serü.-», naelt »taUgfliablcu Hainuirhagien
braun oder schwärzlich. Sowohl in der cystoid
degenerirteiij, wie in der hydropischen Niere
beklebt die Harnsecretion oft noch lange 7Mt
fort, sie wird er-t in dem «Jrade unterdrückt,
als der entzündliclie Process, besonder» die
Vermehrnng de» interstitiellen Bindegewebe»
nnd mit ihr die Cystenbildung in der Niere
um sich greift. Die Wasf^ersncht der Nieren-
kap.<el ist ebenfalls das Resultat einer
schleichenden Entzündung derselben, einer
chronischen Perinephritis, das in der Nieren-
kapsel .'ii Ii anhäufende Transsudat beein-
tr&chtigt durch seinen Druck die £m&hmng
der Niere nnd ftthrt sie der fettigen Degene-
rati'in eiili;,M,rei). X.u Ii Bruekiiirillt r's l5< oli-
aclituniren treten kraiikhalt.- Ver.inderungen
der Nioreukapsel meistens ^Iriehzeitig mit
chronischem Catarrh und t^rweiterung des
Nierenbeckens auf. Rei schleichendem \ erlauf
incrustirt sich die Schleimhaut des Nicrett'
hecken» zuweilen mit Kalk- und Hamaalzen.
Ini die Niere dnrchant degenerirt, so scheidet
sie keiii' 11 Harn mehr au<, es entwickelt sich,
falls die andere Niere nicht vicarirend ein-
tritt. Urftmie: der im Blote zarBekgehalten»
Harn zerset/t das Hlut nnd führt unter fieber-
haften und ücnusen Eistlieinungen den Tod
herbei, und zwtt am so schneller. ^ u der
entzündliche Process auch die Harnblase er-
greift. Einseitige cystoide oder hydropische
r»egeneration der Niere bleibt, w» il -ynipto-
tneulos, h&nfig unerkannt, erst wenn die
andere Niere in Mitleidenschaft gezogen ist.
treten Beschwerden bei Hamentleemngen dent>
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NIERENDEGfiKBRATlOK. NIERBMENTZONDUKG.
licher horvor: die PatienWu laaclh'ii Ansitalteii
daza, ohne Htm abzasetsm oder es macht
ibn«n dies doch Schracntcn. Unter sulcheo
Umständen ist es gerathen, sich von der Be-
schaffenlieit lier Nieren uml rrt teren durch
da« iretUbl vom Ma«tdanu »uä oder durch die
BaQchdeekeii hindurch mSg'Uehst Kenntniss
yii V'Tm liaf!'''n. Hunde ertraifen die Anurie I
langer ula andere Thiore. weil bei ihnen der
retentirte Harnstofi' reiclilich auf der ]\Iagen-
sohleimhaiit :"i ^'r^i-lnedcii rrSMOchen i
wird ( vgl. ^ti.iriiv. rhaltuag'* in der l'iithol.
und Ther. v. Anucker). L'riiinie kennzeichnet
sich durch AbiiiaRerun^, i)chwaclie. Gehirn-
congestioncn. BetStibun^ and Btumpt'sinnigkeit.
Die Behandliniix kann nur eine |tailiativo j^ein,
sie ist in der ß^gel von keinen bleibenden
Erfalgen gekrSnt Anacker.
NierendegeneratiOR oder Nierenent-
artung ist, abgeaehcu von Nierenkrebs.
Niarentuberculose, Nierencysten und Nieren-
wassersucht d.), entweder eine amyloide,
fettige oder fibröse.
Die anirloide Degcne ra t i u n ist vrn
KOll} BruckniüUer und Leisering einige Male
conxtatfrt worden. BroekmlUler ftthrt als tTr«
sacho lic ^'erfätterung vonBranntweinschlerope
an. Derartig degenerirte Nieren sind ver-
grCssert. fester, wachsartig, Mass nnd anämisch, i
Das Nähere siehe unter „amyloide Degene-
ration", (iewöbnlich sind neben den Nieren
noch nnilert- (ii.;aae, namentlich die Leber
Amyloid degeuerirt.
Die fettige Degeneration iatandem
gelblichen und lVtti;.'eii Ansseficn flor Niere,
besonders auT ihrtMi liurchschnittsUächen '
leicht zu erkennen, sie hat ihre rothbraane i
Farbe eingebüsst. ijolblichp oder gelbbraune j
Streifen durcliziehen ihr Parenchym. Als
Ursachen kennen wir schleichende entzünd- ;
Ucbe Process« in den Nieren^ kachektische
und infectidae Krankheiten und Yerfjfiftnngen |
mit Phosphor. '
Die fibröse Degeneration beruht |
auf einer Zunahme des Bindegewebes zwischen |
den IlariiCHiifili^lieii, sie fällt somit mit der '
chronisfUeii iaUr^litif llen Nierenentzündung
sueanunen und bringt die Niere theils zum
Schwinden, theils zur Hypertrophie, je nach-
dem dts wuchernde Bindegewebe die Harn- |
röhren mehr oder weniger vertlr.ni^t, so dass
sie allra&lig kleiner und hiirter werden. 1
Stellenweise hegrenste Vermehrnnsr des inter^
stitiellen lüinleijewelM'-i fölirt zur T>ili]nng
tibröser Knoten und zur Nierengranula-
tion («. NIerenntrophie).
Die genannten De^jencrationcn beein-
triiclitigen die Nierenlunctiun und die Gesund-
heit in fthnlieber Weite wie die Nierencysten
(s. d.). Anacker,
Ntaran, eigene oder fibrOseHaut, s. Nieren.
Miereneinschnitt, s. Nieren.
Niereneiterung, Nephropyo»is (von
v<«ppo;, Niere; «üoVf Eiter), iet identisch mit
d^r eitrigen nnd chronisrlien Kierenentzündung
(s. d.). A>tii(ker.
NleniMtlfilldMg, Nephritis, befällt
i)ald. die Nierenkapsel als Para- nnd
Per iuepiiritis {v. j!8|>:, mu, herum; vitoo';.
Niere), bald das Nierenbecken als N ieren-
catarrh oder Pyelitis (v. KÜsko;, Hecken),
bald in hervorragender Weise das inter:<titiellfi
Biridetrewebe der Niere als einfache oder
interstitielle Nierenentsflndang, ^n'e-
phritis Simplex s. interstitialiR, oder veraüglich
die Harncanälchen als parencliyma-
töse, croupöse oder Bright'^che Nieren-
entsQndnng, Nephritis parenchym a
tosa rronpostt s. Brightii. Entzünden
sieh nur einzelne, begrenzte Stellen derNiere,
so wird sie, weil alsdann hier die Entzündung
gewöhnlich in Eiterung übergebt eitrige
Nierenentsündnng. Nephritis pnru*
lenta s. c i rc um a i r i p t a (v. pu«, der Eiter;
scribere, schreiben) genannt. Eine Nephritis
metastatiea %. embolica (v. ^sd^si'iva:,
umstellen, versetzen; i;iVi/."/,::v, liineinu- rfen)
kommt zu Stande, wenn von einem Tliruuibus
imeriialb der Bauchaorta oder eines Wurm-
aneurysma der Nierenarterie der Pferde
(Lustig) sich einzelne Theilchen ablOeen
und in den Nierengrlas.-.Mi steeken bleiben.
Alle diese Arten der Entzündung sind klinisch
nicht auseinander sn halten, fftr den Praktiker
ist nur die I'nterächoidung in eine amto \\x\\
chronische Nierenentzündung durchführbar,
zumal wenn mau erwägt, dass die verschiedeuen
Arten der Kiit/ninlung häufig ineinandet
übergehen. Niclit selten compliciren sich In-
fectionskrankheiten, z. B. Milzbrand. Inttuenz:i,
Staupe, puerperale Septikämie (Kalbefieber,
abfaulende Secnndinft bei Ktlhen), Ichor«
rhftmie, Pyäraie etc. mit einer Nephritis, diesf
wird dann xnr Nephritis infectiosa,
während die bei Vergiftungen hinzutretende
Nieren<Mit7ündung aie al« Nephritis toxica
kennzeichnet.
1. Die acute Nierenentzündung,
Nephritis acuta, kommt bei allen Uaus-
thieren vor; am häufigsten entsteht sie nach
liefti<_'en ErkiUtuii'.,'eii und meclianischen Eir-
wirkungen auf die Nieren, wie Verletzungen
durch Stich. Dmck oder Qnetschnng. Er-
scbütteninj,'en beim Nieder^tflrzen. bei st.irkfii
Anstrengungen oder beim kuraeu Pariren der
Pferde, Reifungen durch Nierenisteine. In-
fectionserreger (ßacterien, Bacillen. Koklc' i ).
den Riesenpalissadenwurm, Strongylus i,'ii:i>
oder die dnnniiaUi^e Finne. Cysticereis
tenuicollis, ferner durch genossenes, mit Pilaen
befitllenea Futter oder mit F&nlnisestofftn
verunreinigtes Wasser, dnrrh <j!cnus.> vc»n
harzigen oder sonstigen, ein scharte.-. Princip
enthaltenden Si..fbii (junge Fichten- oder
Tannenzweige, Terpentin. Phosphor, Digitalis,
Canthariden etc.). Rtiibolisch entwickelt sich
eine Nephritis bei Thrombenbildung im Herzen
nnd in den grossen CiefiLsastämmen im Ver-
lanfe der Bndoearditts, der Endarteriitis und
der Lungenverjauchung oder in Aneurysmen.
Secundär sehen wir die entzündlichen Pro-
cesse bei EntsQndnngen der Banchhant oder
der Bmich- oder Beckenorirane. de> Herzens,
den Hufes, bei rheuniiUtscheii AtVcctionen,
Windrhehe, Knochenbruchen, Paraplegie und
Tubercnlose auf die Niere abertreten. Alle
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NIERBNENTZOXDCNG.
die«« £uiwirkangen fähren zu Störtiiigen des
Blntlanfes in den Nieren^efässen, atia dem
träir-? circulir.'iidcii. s^tuckonden Blntc (rctt.-n
Seram and Zellen in das umliegende Parencbjm
Mttf dasselbe wird darohfeacDtet, es erweicht
tmd treibt aaaeinander, die Zellen bringen
das interstitielle Bindegewebe zur Wucherung,
wovon die Folge Vergrösserung und Er-
weichung der Niere ist. In den Harncanälchen
kommt es lur trüben Schwellung, später zur
fettigen Degeneration luul reii-hliehen Ab-
stossang der EDttheUea, das sich ansammelode
fiMsOte Eisqaat gerinnt bq CjKndem. die
i'ich abl'siTi und in Jen Harn Ülorfiet^n.
Der Biutreichthum verleiht dem Parenchjiii
eine fleckige oder mehr gleichmässi^e Rothe,
wohl auch eine g^ranrothe Farbe: ilie injicirten
Niere nge lasse treten dem Verlaufe der Harn-
canälchen nach als feine, rothe Streifen her-
vor, die mit Blat dberfaUten Malpighi^schen
EOrperchen tiber als rofhe Pünkteben. die
nii'bt mit kleinen Blutaustrotungen in «las
Parenchjni zu verwechseln sind. Auch die
Umflächen der Nieren sind mit verzweigten
Uefässinjectionen versehen, sie selbst sind
brüchiger geworden, einzelne Partien der-
selben sind fettig dcgenerirt, sie erscheinen
alsdann anämisch und blass. Zunahme des
Bindegewebes roaeht die Nieren unter Atrophie
der Harncanälchen derber nnd bleicher
(Nierenskleroae and Nierengranulation), sie
erscheinen alsdann wohl anch brannroth, grau
und gelbgefleckt und von kl-nnen Eiterherden
durchsetzt, die bis zur Peripherie vordringen;
mit der Zeit wird der zühflflssigs Eiter, so-
weit er nicht zur Entlocrnnff trelnn^t, ein-
gekapselt: iu der Umgebung der Abscosse
findet sich eitrige Infiltration, Erwelclinng
and Uyperftmie vor. Auf diese Weise bilden
sieb Öfter nach grossere Abseesse, selbst nm-
fanajrei che Vereiterungen derNiere.die Nephro-
osis (von kOov, Eiter): ergiesst sich der
ter in die Bauchhohle, so gehen die Thiere
an Peritonitis zu Grunde. Hatte sich die
Niere mit dem Darm durch adh&sive Ent-
zündung verlothet, so kann sich der Eiter in
das Darmrohr ergiessen. Vordringen des
Kters bis zur Nierenkapsel verursacht eine
snppiirati vf» Kntzünilun<; der'^ell)en, die man
auch als Paranephritis suppurativa be-
Michnet (v. tcvpd, darflber hinsah, daneben).
Der Licbling"s«itz der Absccssf ist die Rinden-
substan/.. Häutig enthalten die Harncanälchen
Blut oder weisse BluticOrperchen und Mikro-
kokken, sie werden dabei erweitert, besonders
aber durch die Fibrinc3iinder. Die embolische
Nephritis kennzeichnet sich durch dunkel-
gerOthete oder gelbliche, harte oder erweichte,
keilförmige Pnidcte, welch« nach aussen bin
liegen, mit ihrem verjüngten Ende der Murk-
substans der Niere zugekehrt sind, im Cen-
trmn das thrombulisirte Geflssehen erkennen
lassen und von einem hyper&miachen Hof
umgeben tiind. Im Bereiche des thrnmbo-
äirten Geßsses hOrt die Ernährung auf und
das Nierenparenchym serfälit, mitunter bis
*m Umfange eines Tbaters: die seratOrte
Stelle verbellt narbig, bei amfangreicherem
Zerfallkommt es snrAtrophieond Schrumpfung
der Niere. Mitunter geht der embolisehe
l'rocess bei Pferden von einem Thrombus der
Gekrös- oder Nierenarterie aus, die sich an-
enrjrsmatisch erweitert hatte and fitrongyli
beherbergt: hiebei finden sich auch die Harn-
leiter und Ilurnblase ungewöhnlich ausge-
dehnt, in den Lungen, in der Leber und
Milz wohl auch metastatische, theilweise ver-
käste Knoten, In der Lungenarterie Thromben.
Hyiit-rtrophie des linken und Dilatation des
rechten Hersens (Lastig). Dom Brande der
Nler« liegt meistens eine Haminfiltration
ihres Parenchjms zu Grunde :i1s Kol>^e der
Hamretentiun; die brandig'' Niere präsentirt
sich erweicht und grauschwarz, sie ist von
stinkenden Jaucheherden durch'-r'trr.
Symptomatologie. Die wenig charak-
teristischen Symptome raachen die Diagnose
Öfter unsicher und schwierig, inmal die Ent>
Zündung in der Kegel nnr dne Niere befillt:
sie wird unter febrilen Erscheinutiiren und
StOrnngcn im Aligemeinbefinden eingeleitet,
Pals- nnd Athemfrequenz nimmt xa, die Con-
jnnrtivn zeiijt höhere Iluthung, der Mistabsatz
verzögert sich, der Durst vermehrt sich.
Hunde eibreehen sich mitunter. Grossere Be-
achtong verdienen ein steifer, gespannter,
wankender Gang mit der Hinterhand bei
möglichster Feststellung der Lende oder Nach-
ziehen eines Hinterfusses, die Stellang mit
ausgespreixten nnd anterj^ehobenen Hinter-
füssen, vorsichtiges Niederlegen und Erheben
vom Lager, Manipnlationen, welche I>ru<k
nnd Zerrung v ui der scbmersenden Nier'
fernhalten sollen. Von der Schmer7hufti;j;k' ir
der Nieren kann man sich durch Druck aut
die Nierengegend Oberzeugen, bei welchem
der Mcken tief eingebogen wird, dann anch
durch Betasten iler Miere vom Mastdarm ans.
wobei man zugleich deren Vr.lnniszunahni'-
constatirt Uebrigens wird der Schmerz auch
durch Unruhe und Trippeln mit den Hinter-
füssen geäussert. Entschiedener weisen Ab-
normitäten in der Bcschafieuheit de» H.irne»
und l)y.surie auf ei« Nierenleiden hin. Der
Humabsatz erfolgt seltener unter Stubnen
und Dränjjen, öfter wird der Harn nor tropfen-
weise bei starker Neigung des Hintertheiles
abgesetzt, trotzdem findet mau die Blase
rattstens leer. Der Harn selbst ist anfangt«
dönn und tri'Iblich, später wird «r dunkler,
braun, selbst blutig, dabei aucli consistenter
und syrupartig, eitrig, wenn Brand eintritt,
>tinkiii.l und vermischt mit Gewcbsfetzen.
Bei einer catarrhalischen Entzündung des
Nierenli"ek«'n>. der Harnleiter und d. r Harn
blase wird ein zäher, schleimiger, Cylinder-
epithel und Beehenellen enthaltender Harn
producirt, der beim Stehen im Glase ein- ti
reichlichen Bodensatz gibt. Der Harn hat ein
hohes, spccitisches Gewicht, er reagirt an-
fänglich alkalisch, s|iäter sauer, ^ichäurnt beini
Schütteln, sein Eivveiisgelult niiuml zu,
Fibrincylinder und Zellen setzen sicli beim
Stehen als graue, flockige Gerinnsel ab. in
der purnlenten Nephritis wird der Harn lebm-
farbig, «r enthalt Eiweiss, Eiter- nnd Blnt-
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t50
NIBRENENTZOMDUNO.
kürperchen, filntgeriimt«!, vobl «och Gewebs*
fetsm und koblen- md oxalMnren Kalk. In
•kr embolischen Nephritis i^nthfllt Her Harn
keine Fibrincyündcr und Blutxellen. wohl
aber Eiweiss, Eiter» nnd Epithehcllen. Jau-
chiger, übelriechender Harn bei Zunahme des
Fiebers und der Schmerzen nnd Verfall der
Kräfte bfknniK-n den Eintritt li«--. Nieren-
brandes. Ein gliDstiges S^nuptom i»t di«
reichUebe Bnt1e«ranir «ines kelleren, conti-
stenteii. schloiraieen Hanie>. gepaart mit dem
liacblasse des ^Fieber», der Dviorie und
Sdunenen und mit freier Beweguekkeit, die
Reconvnlespenz steht alsdann zu erwarten.
Steigerung des Fieber« und der Sf:hmerzen,
Apathie, beständiges Liegen, als ob die Pa-
tienten gellUimt wiren nnd sebneller Veriall
lasten da« Sebfiimnete beflircbten: in soleben
Fällen bat sich das Leiden noch mit einer
Enteriti», Peiitonitia oder mit Urämie com-
plicirt und der Tod ist nnvermeidlirh. Urämie
entsteht, w*nni beide Nieren iMit70ndi?t sind
nnd es «laiiu zur völligen Auuric kommt;
sie verläuft unter Betäubung, Krämpfen,
Djrspnoe und hohem Fieber (cir. 42° €.),
der Pale wird klein, es bricht Schweiss her-
vor, die Patient- II benehmen sich änir^tlit h.
die Schwäche nimmt schnell so, da^ Uinter-
theit i>t paralysirt. an den Umflicben des
KOrjicrs bilden sich Gedornt*; Diarrhr>e und
Abmag-Tutik,' beschleunigen den Eintritt des
Todes. l>i*" liraiidig«; Nifr*' hat eine grau-
-thwarze Farbe, sie i-t iiwcii lit mid von
Jauchtfberdcn durchsetzt, lu i, 3, !> — IV Tagen
. Tt'dijt Genesung oder Tod, seltener nimmt
die Krankheit einen chronischen Verlauf.
Therapie. Femhalten der Nierenrefxe,
Kuh.' und leicht verdauliche Nahrung sind
die ersten Bedingungen einer erspriesslichen
Our. Beschleunigter, kräftiger, harter Piüs
indicirt einen Ailfrluis. Die Londengegend
kohle man mit kalten CumprosMU. wenn Ver-
let7ungen als Ursache der Nephritis einge-
wirkt haben. In anderen Fällen küanen dieae
durch ableitende Hautreize oder feuehtwarme
AufsLliirig.' tr^' t/.t werden. Als hautrei/onde
Mittel werden Liaimentoro volatile oder Sina-
pienen bendttt. Erkftigre Laxansen entlasten
die Xi'^rini v^in fUnt. d.i >\>' ahloit.^id nuf
den Darm wirken; al~ -ylclu.' eiujd'vlileu sich
Aloe, Oalomol. l'rotun. .lalappe, Salze in
schleimigen Vi-hikeln. Paretisciie Schwäche
erfordert die .Anwendung erregender und ad-
stringirender Mittel. z.B. .\rnica. Nux vnniir;i.
Camphor, Ammoniom carbonicnra. Pluiubaoi
aeeticnm, Fcrmm salfiiricnm, Kali carbonictt«,
Tannin. Ai iduni >nlfnricum. A< idujn carbo-
licum. tJliina. Natrium acetioum; erhebliche
Schmerzen erheischen Zusftlzc von Xareotica.
z. B. Mory-liiuiii. Chli'r;i]h\ drat. Bromkalium.
Bilsenkrauttxtract. In der Nej initi-i der Hunde
leisten zuweilen heisse Biider irni'' Dienste,
bei Herzschwäche Digitalis nnd Cofi'eln. Die
Homöopathen machen vom Pilocarpin Gebrancb,
ferner v ' Ti Aconit (zweistündlich), dem '.>^f.
liaben Nitruni folsen; das Hauutmittel be-
steht in Canthariden, bei Paralyse in Nox
vomica, Cocnlns nnd Phosphor; nebenher
greift man auch zu Cannabis und Hyo»-
ciarans.
Kfd f intretendein < 'idlapstis schlachtbarer
Tbicre d^nkt' man dan zweifelhaften Heil-
erfolges wegen an das Schlachtmesser.
i. Die chronische Nierenentzän-
dunjr- Nephritis chronica, stellt häufig
die Nachkrankheit der acuten Niercncntzün-
dong dar, wenn im Nierenparenchym und im
intmtitiellen Bindegewebe desselben sehlei-
chende Reizzustande zurückbleiben unil die
Nieren h}pertrophiren. Pas Fieber lässt als-
dann nach, aber die Empfindlichkeit in der
Nieren p(»petid Id^ibt hestf^hon. ebenso die
Hambcschwcrdon, Kulik und Dyspnoe : später
treten anhaltendes Eiweissharnen. verminderte
Uamsecretion, wohl auch Blathamen, aehlochte
Preesivst. Abmagerung, selbst Paralyse dn-
zcliier Muskeln deutlicher hervor: die F -Igen
der gestörten Blutcircolation sind Hypertrophie
des linken Herzens, Oedeme an den Aussen-
fläclieii 1. s Kürpers nnd allgemeiner Hydrops.
Uarusleinc oder Harngries verursachen gern
eine schleichende suppurative Pyelitia ond
Nephritis, der abgesetzte Harn int alsdann
mit Eiter vermischt. Kleine nnd wenige
Nierenabscesse bleib-'u luirikuniit. .\url) ehro-
nische Vereiterungen im Huf oder am Wider-
rist, Infectionen nnd fortgeaebwemmte, mit
Eiterfemionten ver^etrte Kmboli führen zu
chronischen Vereiterungen der Niere. Hört
die Harnabsonderung in beiden Nieren aut,
so führt Urämie schnell zum Tode. Mitunter
kann die chronisch entzündete Niere per
rectum als eine harte Masse gerühlt werden.
Nach Zunahme des Bindegewebes in den
Nieren atropbiren die lUmeanKle: die Nieren
' wrrd> n J-rbrr. bleich und f;iJ.eritr. sie schrum-
pfen, degeueriren stellenweise fettig oder
nmyioid, während die NierencapillarOR obli-
terireii: in den Uarncnnälclien können sich
Holilrauiuü bilden, die Niere selbst kann
lappif; werden. Bei chronischer Pyelitis ist
das Nierenbecken erweitert, dessen Schleim*
hant hyperümisch, verdickt, braunroth und
' pigmentirt, selt- rur eitrig angenagt und in-
I crusiirt und mit zähem Schleim bedeckt,
r nicht ifhen finden »ich ähnliche pathologische
Zti-t 'Inde in den Harnleitern nnd in der Harn-
bliir«; ; jsrlteiier hat sich die Nierenkapsel
>chwBrtig verdickt und die Niere zum Schwin«
den gebracht, zuweilen ist »ie auch von
Eiterherden durchsetzt.
Die Prognose ist in den nieist.n Fallen
unlustig, das Leiden seihet unheilbar, die
Patienten erliegen ihm nach Jahr and Tair.
Man hftt-' ^ii h vor Verwechsliincjen der Ni -
phritis mit acuten oder schleichende» Knt-
■ Zündungen des Peritoneum oder der Hinter-
I leibs- und Beckenorgane: abnorme Beschaffen-
heit des Harnes und hervortretende Beschwer-
den bei der Entb ening desselben weisen auf
I die Nieren hin. Au leichtesten iat die Ne*
« phritfs mit Kolik, bei Stuten, Kühen ete. mit
I lebiirt^wi hen zu verwe*-hseln. ab^ r im < rsteren
t Falle tritt da» Dannleiden entschieden in den
1 Vordergrand, Hambeechwerden sind nur vor*
I tibergehend Toriia&den; im leUteren Fall«
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inBRSNEBWElCHUNG. — NIBBENHTPERÄHIB.
tst
michen »ich di« Encbdnnngen der beginDen-
den Gebart b«neiUich.
Bezfii^licb dar Therapie i»t noch zn be-
merken, lüsä sich gepen chronische Nephritis
am besten die bei der acnten Nephritis ge-
nannten Adstringcnti-n. wie China. Tannin,
Piamb. «. Ferrum sulfuric, Mineraleiaren etc.
bewihrt beben. Atiaektr.
Nierenerweichung, Nephromalacia s.
nephromalaxis (v. yt«p&c, Niere^ iifii),«»»«.
weich), stellt sieh nach llngerer Zeit vor-
halt<-nder Hyperämie der Nieren, besonders
nach venOsen Stanungen in den Nieren-
gefässen, dann aber auch nicht selten als
T.eichenerscheinuiii,' * in Die ui;ilaktl<ch*? Niere
hat einen gröastiren timang, öfter findet sich
in ihrer Umgebung eine seröse Infiltration
der Gewebe vor, sie selbst fühlt sich teigig,
weieh an, ist in ihrem Gefüge gelockert und
deshalb leicht zerdrückbar, dabei stark durch-
feaehtet, ohne Qefässinjectioa oder Blutaus-
tretangen Innerhalb des Nierenparenchyms
prkennen zu lassen. Ist die Erweichung erst
£08tmoitai eiug^^treten, so trägt zwar die
fier9 die genannten Vetänderungen ebenfalls
an sich, zugleich aber macht sich eine ver-
waschene, schmutzig rothe Färbung <in ihr
beinerklieh. weil bereits das Humatin aus den
zerfalleoen BlatkOrpera in das Blatsenun
fibei^etreten vnd Imsteres das Nierengewebe
durchtränkt hnt. Die vitale Nierenerweichung
kommt bei allen Krankheiten, welche mit
Blntataiiangen in den Hinterleibsurganen,
speciell auch in den Nieren verbunden sind,
zu Stando, B. nach Nierenhyperämien.
Hiuiaturio, lliimatinurie (Harnwinde), Paralyse
der Hioterhandf Infectionskrankheiten, be-
sonders Hiltbrand; Trmpanitis, Asthma, Herz-
fehler, Huhlenwasser.sucht, Pyimie etc. Anr.
Nierenginge, s. Nieren.
NIerengefisse. s. Nieren, Histologie.
NIerengf gend, Nierenparti«^
Nierengranulation ist ein Folgezustand
chronischer parenchymatGser fconsecutive
Sehnimpfung) und interstitipller (gemeine
Sebmmpfung) Nierenentzündung. Durch
f^cliwnnd derHarncanälchenund Malpi^^hischen
KCrperchen und Wucherung des interstitieUen
Bmdegewebes sehrampft die Niere ansftininen
tmd crh;'tlt an der Oberfl&che eine vncbene
granulirtc Beschaffenheit.
Die Consistenz der grannlirten Nieren
ist eint' derbe, ihre F.nbr ^ itie ^r.iubraune,
graugelbc oder weisägelbe; ihre Kapsel ist
verdiekt, die BlodensAstaax TersehmUert
Bei der mikroskopischen Untersuchuni,'
findet man einen grossen Theil der Harn-
caDllchen und Olonranili gesehwunden, die
Adventitia der kleinen Arterien verdickt, ihr
Lumen verengert, die Giuineiuli theilweise
in aolida BindegewebskOrper verwandelt. Bei
der parencbymatCsen Entzündung ist die
Schrumpfung eine mehr gleichmässige, bei
der interstitiellen mehr unijk'ichni.issii,'. un-
regelmässig. Chronische Nierenentzündungen
nm S^nunpfung, bindegewebiger Kütartung
lad GraanUtion (BrighVMhe Nierenkrankheit)
kommt zuweilen bei Pferden, häutiger bei
Hunden und am häufigsten bei Katzen vor.
Bei den Fleischfressern, insbesondere bei
I Katzen findet man die Nieren zuweilen auf
I die HUfte oder ein Drittel Ibras Umfanges
zusaninienir'-^'^brumpft und grannlirt. 5^.
Niereogrube, s. Nieren.
Nierenhyperämie besteht in einem tin-
g'?wöhnlichen Blutreichthunie der Ni- r--. indem
ihr entweder zu viel arterielles Blut zugeJuhrt
• wird, oder der .\btiuss de« venOsen Bluts ans
' der Niere erschwert ist ; hiemach unterscheiden
wir aetive und passive oder Stauungshyperftmie.
i Die active Nierenhyperämie leitet in der Hegel
\ die Nierenentzündung ein : wo sie stationär wird,
fuhrt ^ie durch Zuführung überscbSssigen
Ernährnngsmatorials zur Ni e r-' n hy p«- rtro-
p h i e und Nierenvergrösserung, Nephrauxe
8. Nephrauexesis (v. iu;-*;, Zunahme), sofern
die constitairenden Elemente der Nieren die
normalen bleiben, nnr Terlftngera und er-
WHif. rn >ii Ii die Harncanfilchrn und die
Gelää3><>. Eine derartige echte Hypertrophie
bildet sieb hervor, wenn die eise Niere fttr
die anderp zu <Irunde gegangene oder vnn der
Geburt aus lehionde Niere stellvertr. t. nd
functioniren mnss. l>i^ unechte Hyperfr ijdiie
oder Vergrösserung ist die Folge einer Wuche-
rung des Bindegewebes oder einer Einla^rerung
von Neubildungen und Parasiten im Nieren-
parenchym. Die nächsten Folgen der Hyperämie
sind: Transsadat von Senim in das Paren^ym,
Ansammlung von feinkörnigen F.iwelsssub-
stanzen in «len Epitbelien (trübe Schwellung)
mit nachfolgender fettiger Dt- generation der
Zellen, «jfter auch Austritt von Blut in die
Harncauälchen. so da-ss der Harn eine röth-
1 lieh" Farbe annimmt. Frtolirt eine so starke
Blutung, dsss grossere hämorrhagische Uerde
entstehen, das Nierenbeeken nnd die (Wansleben
durch Blntrönirnla verstopft w> rd>'n. >o >s erden
die Uarnwege unwegätuu, kleine ^trichfOrmige
Gerinnsel werden mit dem Harn naeb ansäen
geschwemmt, die Harnentleerung kann sogar
ganz uulhören. Miti!nt»>r hat sich das er-
gossene Blut in «Ii-' Nierenkapsel ergusseu
und diese blasig aufgetrieben. Jüin solcher
Zustand wird Nierenblutnng, wohl anch Nieren-
blntschlag, A]"i|d"\i.'i rrnalis trenannt: er
kommt zn Stande durch heftige Erschütte-
rungen des Kürperü. Heizungen der Nieren
durch Parasiten, metastatischelnfarcte, Nieren-
steine oder sonstige Neubildungen, ferner
durch Verabreichung scharfer Arzneimittel
(siehe Nierenentzündung), bei chronischen
Herz- und Lungenkrankheiten nach .Anhäufung
de- Bluts in der Lungenarterie und Rück-
Stauung desselben nach dem rechten Herzen
nnd naeh der Torderen nnd hinteren Hohl-
vene, so dnss die Nieren hyperämisch werden.
.Auf die Entfttehuii^; d^ r Nierenhyperaniie üben
Reizungen des Vairus und Paralysen der vom
Nieren<r> flei ht ab;rch enden Gefüssnerven einen
erheblicli,-n Eiiitlub> aus. Paralysen deslJücken-
marks verursachen deshalb Blut- und Eiweiss-
I harnen, besonders wenn noch eine typhöse
Beaehaifenbeit des Bluts binntritt wie dies
öfter bei Infectlonsknokbelten der Fall ist.
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NIERENRYFERTBOPHIE. NIERENINFABCT.
Als weitere Ursachen der Nierenbypcrämie
sind noch ta nennen -. Degeneration der Leber,
Aneurysmen, Geschwülste, von Futterstoffen
und - Gasen ausgedehnte Verdauung^organe
und tragender Utertis, neil sie die Blnteürcn-
Ution im Hinterleib beeinträchtigen.
Pi^ hyperilmische Niere wt blatreich.
stellenweise f^rOtbet oder vonBlntanstretnngen
durchsetzt, s.liwenr. aufgetrieben und er-
weicht oder derber, in der «ctiven Hyj)eräniie
sind die Geisse der Bindensabstanz, in der
passiven oder venösen Hyperämie die Gef&sse
tl(T Markäubstanz und der Malpighischen
Kür|i' n hcn strotzend mit Blut geföllt, letztere
pribentire« sich als rothe Pünktehen. erstere
!ils rothe Streifen. Seltener erscheint die ganze
Niere roth. häufiger die Oberfläclif '1er Niere
blutig gefleckt. In die Hamcan&lchen bat sich
efter Blnt ergossen. Nach hftnfig wieder-
kehrendon von^sen HypcrAmien bekommt die
Niere eine blauiuthe Farbe, gleichzeitig ver-
mehrt sich ihr bindegewebiges Gerüst, sie wird
dadurch fester, ohne dass die Harncanälchen
und die Gefflssknäuel alterirt wurden; in
fliesem Falli' liaiM-n wir es mit lii r i' vano-
tischen Induration oder mitder Stauungü-
nephritis inthnn. Der ton derhyperäniisefaen
Niere i>nMhi< ir(e Harn i-t dnnkliT uder blutig
geröthet. sehleimig uu<\ ejweii^halug.
Die active Hyperämie geht gewöhnlich
schnell Toriiber. die Erscheinungen der venßsen
Hyperämie lullten iSnper vor, der Verlauf der-
selben ist hier mehr chronisch, auch lässt sich
bei ihr das Grundleiden nachweisen. Die
Cardinalfivniptome sind Hamswang, abnorme
Harnbetcbnffenheit, vnsichere Bewegungen
und grössere Empfindlichkeit in der Nieien-
gegend. Der Harn wird bättüg und in ver-
mehrter Menge abgesetzt (Poljoria; v. roXö;,
viel: '/jo'-v, Harn1, rr i-vt entweder hell,
wüiseriji und speeilisch leichter (s. Lauterstall t
und Diabetes insipidus). oder dunkler gefärbt,
roth und eiweisshaltig, selbst blutig, ohne
dass sieh Fieber eonstatiren Iftsst: Öfter ent- j
h< der Harn imcli misserdeiii Hlutküi-perchen, I
Epitbelien, kleine Faserstoflgerinnsel, körnig j
fettige Zerfallniauen nnd Kalkkngeln: reich-
liche Beimischun? mn Schleim macht ihm
zähflüssig: bei Piiosphorvergiftung setzt sich j
auf dem stehenden Harn ein Fetthäutchen ab,
bestehend aus fettig degenerirtenEpitheUellen. j
Bei grossen Thieren kann die Nierenrer- ,
grössernng durch das Gefühl per rectum fest-
gestellt werden. Periodisch wiederkehrende
HImatarie liest ebronisehe Organleiden ytt-
mnthon. sie ist zutreffendenfalls in der Regel
nnheUbar. Active Kierenhjperümie i^t einer
erfolgreichen Behandlnng ing&nglicher als die
passive: man geht sreo-pn sie mit Aderlass,
kalten Umsohläsen auf ilie Flanken, leichten
salinisehen Abführmitteln etc. ganz in der-
selben Weise wie bei NierenentzQndnng ror.
Nierenreize sind streng xn meiden. Die
pas-ivr Nien-nli) (leräinie verlanirf als Tlfü- '
miftel (Ue knUtiireren Laxanzen und Purgative
äowie stürkere .Vbleitungsmittel auf die Haut. I
Besondere therapeutische Berttcksirhtigung '
verdienen paralytische und typhöse lompü-
cationen, ebenso die Gmndldaen.
Literatur : E 1 1 n l> <> r ? •» r. AltfM>«iii8 Tlwnpw.
DU »r< c. Patliologivu fQt Thierimto ««k BMI, II|««Mr>
boC FritiliK-rgfc, FlObDW, Anackcr, Pfiuf, XiariilH^tfiB
de« oinpat. .Svst^mp. Anmriter.
Nierenhypertrophie i>t Vergrr>98emi^
einer Niere; man nennt sie eine wahre
oder reine, wenn die Textur der Niere In-
ta( t ^^MirlieTi ist: unreine falsche, be-
sonders dann, wenn das interstitielle Hind.-
gewebe in der Niere sich in abnormer Wei?..
vermehrt bat, oder Neubildungen, z. B. Tnber-
eiiloäe. Krebs, lysten etc., sich in der Niere
festgesetzt haben. Seltener kommt eine j>ar-
tielle Hypertrophie zu Stande dadurch, dass
ein Theil der Niere verödete, der gesund
febliebene Theil ali- r fiir ilie-. n erkrankten
heil vicarirend functionirte und sich hyper-
plastisch vergrOsserte. Hat das Bindegewebe
die Niere erheblich vrrt^rössert und ihr eine
härtere Consistenz verlieiien, so ist damit die
Nierenverhärtung gegeben. (S. Nieren-
degeneration, Nierengranulation und Nieren-
hyperämie.) Anacier.
Niereninfarct (von infarcire. vtJbtopfen;
infarctus, die Verstopfung, die Anschoppung),
hierunter versteht man Auichoppungen von
Fibrin nnd Zellen, bes aiden aber von phot^plior-
saurem Kalk und barnsauren Kiederschlifen
(Gries) in den Harncanälchen, wohl auch die
kleinen, weichen Punkte in ibn Nieren, welche
die Zerfallsproducte der metastatiscben oder
embolisehen Herd« entiialten (s. Kierenent>
Zündung). Anacker.
Die Niereninfarcte entwickeln sich
dnrch embolische Verstopfung der arteriellen
Nieretp/.'fiis-r. Zunärlist etit>teht dabei eine
keiiftiriiiiire l>lasse anainische Partie mit der
Basisan^l'TXierenobertläche und mit derSpitze
in die Marksubistanz oder bis in die Pyramide
hineinreichend. Durch liuckstauung des Venen-
blutes kommt es in den verstopften Gefä^s. n
zur Anschoppung nnd sur Bildung bäuionha«
gischer Infarcte. Der sehwartrotbe infkrcirte
Kr il eiitfarlit si( h allroälig und schrumi'ft zu
einer pigmentirten Narbe zusammen. Kommt
es in dem geschlossenen Gefltesbezirk niebt
zur hämorrhagischen Infaretbildtin^^. sn nnter-
liegt die ausser Ernährung und Function ge-
setzte Partie der Fettmetamorphtise und
Schrumpfung der entarteten Partien. Ent-
halten die verstopfenden Emboli Eiterkokken,
so kommt es in der infareirten Partie SUr
Eiterung nnd Abscessbildung.
Eine weitere Art von Niereninfareten ent-
steht durch Anhaufnuij: vi.n S'aben im NierOD-
gewebe. Die Salze lagern j.icli im Lumen der
Harncanälchen. in den Epithelien und Mem-
branen und im interstitiellen Bindegewebe
ab. Die letzteren Infarcte zerfallen wieder
in Harnsäureinfarcte und Kalkinfarcte. Die
Uams&ureinfarcte bestellen aus Harnsäure und
hamsanrem Natron und Ammoniak (Gicht),
die Kalkinfar. aas koUensasrem nnd pbos-
pliorAaurem Kalk.
Ausser Blut-. Harn-^fiure- undKalkinfnrcten
kommen in den Nieren bei Icterus BiUmbin«
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NIKKENKAFSKL. —
NIERENKRASKHEITEN.
infarct»'. boi M»;Iuii:iniii' Pitnn''tifiiif i"'t'* unJ
bei Pyämie und diversen lnfct iion»kniakheiten
sog. Bacterieninfarote oder AnfüHunpen der
Uarocaoftlcben mit Mikrokokken oder Bacillen
TOT. Smmer.
Nicrpnkap.sel, - N'i' vr.
NierenkapselenUtiadung. luun unter-
tcheidet sie ah Perinephritis (von nif:. um,
herani: v£5oo;. Niere), wenn d.T v r.'si' I^eber-
zop der Niere selbst, also die eigene Membran
der Niere entzündet ist, was meistens erst
secondär geschieht, wenn die Eutzöudung von
innen her nach atiasen Torschreitet oder wenn
•'S sich nm metastatiM'lir I'r .cesse handelt,
und als Paranepbriti« (von :iafd, neben) oder
als ei^ntlich« Nierenk«pse]eotsftndan|f, die
hänlU' erst di'' P.dire der Perinephritis ist.
(s. Nicii'iientziinduiii,'.) .{»acitr,
Nierenkeloh, s. Nieren.
HIeretkörner. Nieren.
Nierenkolik, Nephralgia (von vsfpo;,
Niere; 'D-yi;. Schmerz), hat man öfter den
Symptomencomplez genannt, dnrcb welchen
die mit der Nierenreisnni^ verbundenen
?i liTiitTZ''n /tun Aii^ilnirk cl-iiii^''". Nieren-
leid>'n>lr> I hiere benehmen sich hitutig uitrohig:,
lie ^cli. irren mit den Füssen, sehlagen damit
ntn .-ii Ii. werfen sich zu Boden u. dgl. m.,
g.uiz besonders beobachten wir diese hefti-
geren Schmerzftusseraniren beim Vorhandensein
von lliereDpnnuiten (». d.) oder von harn-
sanren Infarct nnd von Steinbfldung in den
Nieren und den Harn\veg:en, gepaart mit den
patbo^numoniiichen Zeichen des Nierenleidens
z B Dysurie. Hftmatvrie, Empfindlicbkeit
der Nierengegend etc. Anacier.
Nierenkrankbeiten. Ein Mangel beider
Nieren ist stets angeboren und kommt bei
mangelhaft entwickelten lebensunfähigen Miß-
geburten (Aroorphus. Acephalus, Molen) vor.
Der Mangel einer Niere d iiri pi-n. -»b ange-
boren oder erworben, wird von den Thieren
ohne besondere Nncbtheite ertrairen, da die
ander»* Niere die Function di^r fpliU^nden
Qberiümmt. Iteiin angeborenen Mangel einer
Niere i-^t die an lere oft mit zwei ürcteren
versehen. Zu den angeborenen Verilndi rnngen
gehören femer die abnorme Kleinheit einer
Niere, verschiedene A n < i m a 1 i e n der Form
nnd Lappung der Nieren and Verwachsungen
beider Nieren mit Bildnnf^ der sofenannten
Hufeisenniere. Die L ii ^'f v erü n li e r u ii i,'(.'n
der Nieren können el>eiil'uUs angeboren sein;
sie kommen aber auch zu Stande durch Ver-
dränguntren von Seiten benacliliurter Ge-
schwülste (Melanosen, äarkome> und durch
fiockerungen der Nierenkapsel; so schlägt
steh s. B. beim Kinde die linke Niere hAutig
anf die rechte Seite über. Eine abnorme
• I rosse d'-r Nieron kann !UiL.''dii«rtMi oder er-
worben sein. Eine einseitige Hypertrophie der
Nieren entwickelt sich meist als sog. com-
pensatorische Hypertrophie, wenn die andere
Niere entartet, geschmmpft, function^unfähig
geworden oder gans fehlt. Eine Urössenzu-
nahme der Nieren erfolgt femer infolge von
Hyperämien. Entzündungen, Bindegewebs-
wnchenngen nnd Nenbildnngen. Eine Um-
fangsznnuhmo der Ni- i- ii > nt'.viekelt sich
auch bei Harnstanungtu mit bi.irker Erwei-
terung der Ureteren und des Nierenbeckens,
wobei die Nierensubstanz von innen nach
ansäen atrophirt und die Niere in einen cysten-
artipi-n S.srk uniirewandelt wird frv-f. iini''r<'ii).
ivine Atrophie oder Verkleinerung der
Nieren ist eine hftufige Folge ehronischer
Entzündungen sowohl parenchymatöser als
auch insbesondere interstitieller oder der
sog. Bright'schen Krankheit. Derartige Nieren-
schrnmpfnngen werden besonders liäulig bei
Hunden und Katzen beobachtet. Ein partfeHer
Schwund der NierensiiLsf anz wiii Am-y-h
Steine im Nierenbecken und durch Uaru-
stannngen bewirkt, ohne dase sich derUnfiang
der Nieren dabei ändert. Zusamnienhangs-
trcnnungen an den Nieren sind im Ganzen
Seiten, da sie geschützt liegen. Nur beim
Ueberfahrenwerden kleiner Thierc werden die
Nieren contusionirt oder zen|uetscht. Spontane
Herstungen können aber infolge heftiger Er-
schütterungen bei den grossen Uaosibieren
forkommen. wobei bedeutende Blatcrgttsse
zwischen Niere und Nierenkapsel uler Lei
Zerreissung der Kapsel in die Baucluioiile
hinein erroiij' ti, JCleinere Verletzungen der
Nieren heilen <hii- Nachtheile, grössere
können in Eiteruuj; und Abscessbildung über-
gehen und den 'I'ud herbeiführen. Farbever-
anderungen in den Mieren h&ngen ab vom
Blutgehalt und von verschiedenen Entartungen
in d< nsi Iben. Hyperiln)ische Nieren sind in
tensiv dunkelbraunroth, anämische blasbbraun-
lehmfarbig. EntzQndcte Nieren sind anfangs
dunk.'lruthhrnnn mit Blutpunkteii (injicirten
Glonarulisj durchsetzt, später nimmt die
Rindensubstanz eine gelblichbraune Farbe
an. Bei der .\myloidentartang ist die Niere
blassroth bis bhissgelbgrau, bei Pigmentent-
artong graubraun, bei Verfettungen l'- H'lHa-iu
bis weissgelb, bei der fibrösen Kntartnng
grauweiss. Animlen der Nieten sind meist
FolgC'ZUstrindo allgemeinen Blutmungel": . iiT
sie entstthen durch Druck von Seiten der
durcli tja ■ ausgedehnten D&rme bei Koliken
nnd dureh Verengerungen der zuführende»
•Arterien. Die anämischen Nieren sind etwas
kleiner nnd derber von Consistenz und haben
eine blassgelblicb bis brenne Farbe. Die Uyper-
ftmien der Nieren xerfallen In aettve oder
congestive und in pas-ivp oJer Shuinngs-
hyperämien. Die activen HyjM r.iini' u gehen
den Entzündungen voraus oder sie entstehen
inf II'^ Einwirkung .si liarf- r Stoffe, wie Can-
than ion, Terpentin und anderer .AtTia nnd
Diuretica. Meibt es bei einfachen Nierencon-
g^tionen, so wird ein dünner wässeriger Harn
in reichlicher Menge abgesondert. Bei Bin-
wirkutitr stiirkerer lieizmitt.l ( ( 'anthariden.
i'erpentin etc.) kann es au Nierenblutungen
mit Abgang blutigen Hama kommen.
Die passiven Stantinffshyperämirti ent-
stehen infolge viin Lungen- und Herzkrank-
heiten. Fehlem an den Mitralklappen und
Blutstauungen in der hinteren Hohlvene und
bei gewissen BlutverÄndcrungen, wie sie bei
Mflsbrand, Septikftmie, Typhus, Erstickung etc
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NIERENKRAXRHEITEK.
eintreten. Bei der (taauven Nierenbyperämie
wird ein comieitenter «iweimhaltiger Harn
iibKt'^'<tn'l''rt. Pit^ liyin-rrimischen N'iorfj'n situl
meist ctw&ü vergrua^ert, dunkelbraunrutli ;
anf der SchnittBäche quiUI reichlich«« Blat
hervor und di« .s< Iiu> i>t von schwamothen
Streifen and Puuku-a «iurcheetzt.
Bltttangen in den Nieren kummen. ab-
f^esehen von traumatischen, durch emboliscbe
Verlegung der Endarterien in Ponn himor-
rha^isoh. r Iiifarcte und bei heftiijen Ton-
geationeu infolge (ienosses »charft^r Stoffe
bei Bindern ala Blutharn und bei Pferden
bei der ■^rbwar?*?!) TTariiwindf vor. Rpi letz-
terer tritt über »«'lugcr wirliliches blut, aU
▼ielmchr Häniu^lobin aus den erweiterten
und gehllimteu NierengefÄssen aus und wird
mit dem Harn entleert. Auch beim Milzbrand,
Tvphus und Seorbnt werden Nieteablntungen
beobachtet.
Die Nierenentsflndang. Nephritii,
/rrfTillt in 7Avd Hatiptgruiijien. in die päron-
chymatiJ^e und mterstitielle Nephritis. L>ie
Saienehymatöse Nierenentzandnng wird wie-
emin in die katarrhiilisr li-dc><:i-]namative und
in die eigentliche acute uthl chronische
parenchymatöse Nephritis zerl.-gt. Die inter-
atitieUe Form zerfilU in die eitrige and
grannlirende Nephritis.
Die <if)X. k:it;iriliiilis< he O'ler uos.iuaiiiative
Nephritis mit vorherrschender Alteration licr
Harncan&lchenepithelien entwickelt sich bi im
Gebrauch der Diuretica und massiger Gaben
scharfer Mittel, ausserdem aber auch bei
vielen Infectionskrankheiten. Die Nieren
sind dabei bjperftmiecb. etwaü rergrOssert,
die Epithelien der Hamcanftlchen geschwellt,
feiakOrni<>: l'- trübt, theils abgestossen
Di«; pareDchymatöse Entxandnng enti^teht
dnreh toiiech«, fnfeetiSse nnd rhenmatiaehe
Einflüs'sp. dnrrh Oebranrh von Torpi^ntin,
Canthariden. Aisonik, SublliiKit, t arboisitüre,
verschiedener scharfer Stoffe, nach heftigen
Erkältungen und als Begleiterscheinung vieler
Infectionskrankheiten. Die Nieren sind dabei
vergrössert, luperämisch. von rothen Punkten
nnd Streifen darchsetit, mOrbe, in den ersten
Stadien dnnlcelbravnroth, spiter wird die
ßindensubstanz Ii-ller. gelblichbraun. "Die
Kapsel ist leicht »b^iehbar. Bei der lutkro-
«kopiechen Untersuchung findet man in den
ersten Stadien eine starke Injectinii dt^r
Glomeruli, ciue Vergrüsserung und trübe
Schwellung der Epithelzellen der Harncanäl-
eben, das Lumen letzterer verengert. Nach
längerer Daner der Krankheit ftndet man
fino Fettcrit.irtun^' der Epitholien d«r Ham-
cauälcben. Bei heftigen Entzündangeu ist
«ich das interstitielle Bindegewebe mehr
oder weniger mttafficirt. «-^rös oder zellig in-
flltrirt. Die Harncanulchcu «ind dann oft
ihres Epithels theilwei^e oder vollkommen
eraubt, mit einer feinkornigen, aus Eiweiss,
Fibrin und Zellendetritus bestehenden Masse
^'t'füllt, I>er Marli >'tiilKilt dann mehr oder
weniger Eiweiss und Fibrin, zuweilen in Form
«ahlreicher kleiner CjUnder^ die ans den
Hamcanllchen stammen.
i Bei heftigen Entzündungen mit starker
i Fibrinaasseheidoag bei Pferaen gerinnt sa-
wrü.'H der «Mitle-^rtr- Hurn /n einem lockeren
Kuchen. Nacli Hcen iiuriuiL: di^r EntzQndung
regenerirt sich da- \.rk«r> M u'e^angene Ep^
thel der iriirm aiuiloh. n und dieselben nehmen
wieder ihivu Nunuakustand an. liei chro-
nischen Allgemeinleiden und chronischen In-
toxicationen nimmt die parenchymatöse Ne»
i»hriti8 einen chrnnioehen Verlanf an. Nach
Fettini tani iriih 'M-. Zerfall und Rc90rpti'>n des
Epithels oder Entleerung desselben mit dem
Harn Terachnirapfen und veröden viele Harn»
ranälcheii und Mnlpighi'sche Kijr|.t'rchen.
Die Niere nimmt an Umfang ab, wird atro-
pliiich und an der Oberfliche nneben nnd
von graugelber Farbe.
Di«' chronische InterstitteHe Nephritis
verläuft vorzugsweise im interstitiellen Binde-
Sewebe and greift nur theilweise auf die
lamcanilchen Aber. Die Nieren eind dabei
anfangs vergrössert, derb, rothbraun von
Farbe, der Harn ist meist frei von Eiweiss
oder etalKtlt nur oabedentende Mengen da-
von. Durch VS'ucherungen des interstitiellen
Bindegewebes werden die Glomeruli und
Harncanälchen comprimirt und zum Veröden
gebracht, durch Gontraction des Bindegewebes
schmmpfen die Nieren schliesslieh mehr oder
wenii;er zusammen und erscheinen an der
; oht-rrtarlu' titit hirsekorn- bis erbsenffrossen
K'nr.tcli''ii (Granula! bedeckt (granulirte Niere).
Dabei nehmen die Nieren »'in<^ dtrbe Oori-
sistenz und eine bla'^ssrnuie Farbe an. Die
Ursachen der chroniscii- n inti rst jtiellen Ne-
phritis sind noch nicht näher erforscht. Am
häufigsten kommt diene Form der Nierett*
entzUndun-^ und Entartiim,' l" i alt-n Hunden
j vor, verbunden mit Klappenfehlern. Hyper*
I trophie des Hnken nnd Dilatation des rechten
' Herzens. .\ucb b^i Katzen triffY man die gra-
nulirte Schrampiunsr der Niere häutig an,
selten dagegen bei Pferden und noch seltener
bei den anderen Hausthieren.
Die eitrige interstitielle Nephritis entsteht
meist intVIiT' traumatischer Einwirkungen,
CüQtusionen, Eindringen von Geschossen oder
dnrch Steinbtldnniren, Hamstanongen nnd
Zerset^tmgeti df>> Harnes. Die A!»?ce5Jse sind
von f]ir verschiedener Grösse eingeht oder
•/alilroich. i>it confluirend. Dieselben brechen
woiil auch in die Nierenkapsel oder durch
dic'selbö in das umgebende Bindegewebe
durch, wodurcli grössere Eitersäcke gebildet
werden. Seltener ist ein Dnrchbmch dea
Eiters in die Baachhfthte mit naehfolgesder
tr.dtlie]i'-r Peritfinitis oder ein Durchbruch
nach erfolgter Verwuchsung in den Darm
oder in die Brusthölile oder nach aveaen.
Bei starken f '..uta>iGnen kann Pine ganz«!
Niere vereit' rii. \ rjaui-hen und zugrunde
gehen und sich in einen Eitersack umwandeln.
Nach Hesorption des Eiters bleibt nar ein
bindegewebiger Strang zurück nnd die Tliiem
bleiben am Leben. fall> die andere Niere
normal weiter functionirt. Der günstigste Aas*
gang ist der, daas der Eiter aus den Nieren«
abacessen nach moleculirem Zerfall nnd Fett«
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NIEBENKRANKHEITEN.
235
inetamorcl!' r^-sorbirt oder .ib< r eiiii,'t dickt
und verkalkt wird. Die Niertu icUrumpfen
dabei mehr oder weniger an den betreffenden
Stellen ein, erlangen eine derbere CouButenz
xntä «tirefelmittdge FomieiL
Metastatieche Abscesse iu den Nieren
«utwickeln sich aus den NtereniDfarcten nach
▼entopfungen der Arterien in der Rinde
<lur<^ Kruboü, welche speriflsch'» nit^(ier<i
Organismen enthalten. Nicht jeder Iiiürct
gebt in Eiternng Aber, sondern es kommt
meist zur Resorption des aosgetreteneu Blotes
und zur Fettentartnng der infaroirten Partie.
Aber au' h nicht alle iii. iliTen Organismen
führen zu £itenuigen in den Mieren. FMt
bei eilen Infe«tion«1mnkheiten finden ii«h
Ppaltpüzf' in (ItMi ir.irncan&lchen und wohl
auch im interstitiellen Bindegewebe. Nur
«•an «peeÜtoehe Eilerkokken, StaphTloeoceos
ujrogenes flavus, citren?. albus et aurcn.s,
.Streptococcus pyogenes, Micrococcuri p_)ugenes
tenuis, die Kokken der Osteomyelitis und
Pjlniie in den emboUschen PfrOptcheo ent-
halten sind, kommt es sa EÜterbildang. Eben-
inJ diese niederen Organismen bei der
citrigen interstitiellen Nephritis betheiligt.
Die metastntiMhen Nierenentzündungen und
Kierenabscesse entstehen am häufi^riten h^t
HStemngen in den Gelenken, iu den äeitiieii-
scheiden, im Knochenmark und subcutanen
Bindegewebe, bei Eiterherden in den Lungen,
bei PjSmie nnd acutem Kotz. Eine Entzün-
dung der Nirreiikaps. !. l'erinephritis und des
die 2^iere umgebenden Binde- und Fettge-
webes, Paranephritis, entsteht meist dnxeh
tranmatischo Einwirkungen und führt zu Ver-
dick u neu und Verwachsungen der Kapsel
mit der NierenoberflAche oder m Eiteraugen
nnd Absce.-sldldunepn.
Ausser -ien orwähnttMi Atrophien infolgr
von parentli) rnatöser und interstitieller Ent-
xfindung und Abscessbildnng verursachten
Atrophien der Nieren kommt noeh eine sog.
Altersatrophie vor mit irleirhmäBsigemSrhwuud
aUer Structurbeütündtheile : derselbe iat aber
meist verbunden mit Hyperplasie des inter-
stitiellen Bind.<tr»'webes öder mit fibröser Ent-
artung, die aui deutlichsten bei der erwähnten
interstitiellen Entzündung, Nierengranulation
and Nierenschmmpfong anageprftgt ist. Eine
•Ihominltae Infiltration and trübe Sehwellung
der Nierenepithelien zeigt sich in den ersten
Stadien der parencbynmtösen EntsOndang and
der meisten Infeetionskranitheiten bei An-
wendung der Dinretica und .\eri:i nnd bri
Vergiftungen mit Arsenik. Subliuiai, iUuu
atnre etc. Fettentartuug entwickelt sich in
den weiteren Stadien der parenchymatösen
Entsfindang und vieler Infectionskrankheiten.
bei l'hosphorvergiftungen und chronischen
Vergiftungen mit Arsenik, Subliuiat^ Carbol-
Stare« Alkohol tL «. Bei der Fettentsrtung
sind die Epithelzellen der Hurncanälchen mit
sablreichen kleinen Fettmolecalen gefüllt,
die später zu kleinen Tröpfchen confluiren.
Von der Fettentartung ist zu unters( h- i Icn
die Fettinfiltration, wie sie bei Fettsucht und
bei alten fetten Hunden und Eatien häufig
angetrollen wird, aber auch bei fetten Hindern
und Pferden nicht selten ist. Bei der Fett-
intiltrution tindet man die Harncanälchen nnd
Epithelzellen mit grossen Fettkugein nnd
Tropfen angefOllt. Bei alten Hunden und
Katzen ist au^s- rdem eine Ablagerung von
Fett zwischen den Uarncan&lchen der Hin-
densubstans in Form weisser paralleler Streifen,
die von der Hhf>rtläche gep^n das Nieren-
becken hin gerichtet liegen, enie häuHge Er-
scheinung. Die Fettablagerungen und Fett-
intiltrationen werden von den Thicren ver-
hältnissmässig gut ertragen. Auch die ge-
ringeren Grade der Fettdegeneratioii. wie sie
bei der parenchymatösen Nephritis, bei in-
fectionskrankheiten. beim Gebrauch der
Diuretioa. Acrla und einiger Uifte auftreten,
enden (d't mit vollkommener Genesung nach
Ke!<or|>tion des Fettes und Zerfall der dege-
I iierirten Epithrl/( lb:-n und Kr-etzeii derselbei;
durch Zellonueubildung. Nur da, wu die Fett-
entartnng schnell hohe Grade erreicht, tritt
der Tod durch ätörnngen der Nierenfunction
dn oder aber es errolgrt wenigstens eine
Atrophie und Yersclirumpfung der Nieren
nach Uesurpüun des Fettes und Schwund
der entarteten Hamcanlieben. Bei der specki-
gen oder Amy!'>identr\rttin<r. welche bei einitren
chronischen Krunkheitsprocessen, wie Eiterun-
gen, Kotz u. a, auftritt, ist die Niere ver-
grössert, derb, brüchig, die Kapsel leicht ab-
ziehbar, meist blassgrau mit gelblichen Flecken
abwechselnd, auf der Schnittflä« he wachsartig
glAnzend. Yurzugsweise werden die GlomcruÜ
nnd arteriellen Gefllsse von der Amjloident-
aitung befallen, seltener die Harnoanäli-hen:
ebenso ist eine gleichmäs-i^e AmyloidintU-
tration der ganzen Niere selt. n. Die amjloide
>ub-itan/, färbt sieh durch Jodlösung roth
und nach Zusatz von Schwefels&ure blau und
zuletzt grün. Blaue Anilinfarben, wie Methyl-
violett, Cientianaviolett fftiben die arayloide
Sobstant Totb. IHe Function der Nieren wird
durch die .\myliddeiitartune mehr oder
weniger gt;.-<i6rt. Bei der Gieht findet eine
.\blagerung von Harnsäure und hamsauren
Salzen in den Harncanähdien statt, beim
Icterus lagern sich (»allenfarbatüffe in den
Nieren ab und bei Melanämie das .Melanin,
wodurch die Nieren ein schieferfiarbigcs Aus-
sehen annehmen.
Von N.'ubildungen kommen in dm Nieren
am häutigsten vor: Bindegewebswuchenmgen
bei der interstitiellen Nephritis nnd Nieren*
<rranulation. seltener in Form von Fibroiden
oder als Narbengewebe nach Heilung von
.\ bscessen. Fettgewebsneubildungen trifft man
besonders bei fetten alten Hunden und Katzen
in Form gelber Streifen zwischen den Rin-
den laniUchen oder in Form wirklicher
kleiner Li{>ome. Bei Bindern und Schweinen
sind Tuberkel nicht selten in den Nieren,
hei Schweinen als mili&re Knötchen, bei
hindern in Form grösserer, oft htthnereigrosser
gelber Knoten, die lange der käsigen und
kilkigen Entnrtiniir \viiler>teht n. Hei anderen
I Hau-sthieren sind l'uberkel in den Nieren
' nicht beobachtet worden. Sarkome trifft man
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tu NIERENKBEBS. —
am bäatigsteu bei Uuudcn und Pferdeu an:
die NieretiMrkome haben eine sehr Terachie-
•lene Grösse, sind meist 7;ililreirli nmi Lei
Hunden findet man zuweikii «linc ttitalc sar-
komatOse Entartung einer ganzen Niore vor.
Bei sarkoinatöser Entartung beider Niereu
verenden die Thiere an Hydrämie oder Urflmie.
Die Sarkome der NitTm ^'eliöron meist -Ion
eecundiren NeubilduDgea an, wärend die
Jrinftren GeachwQlste meitt am Damit an
em Mesenterium und an der Pleura sitzen.
Bei Schimmeln findet man nicht selten
melanetische Sarkome in gecund&rer Verbrei-
tnnir in in Ni>^reu, während die primäri ii
fieschwulatc am After, Schweif, im Becken
oder in der Haut sitzen. Krebse in den Nieren
kommen eben£BlU in Form von Metaatasen
bei Httnden und Pferden, selten bei Rindern
vor. Sie stellen theils zablreiclu' inilirirc Knöt-
chen, tbeils grössere Knoten dar uuii g<;iiOren
inei«t dem Medullarkreba, selten den anderen
ForTTicti an. Bei rotrijcn Pfenlen nit<! mit
Kotz geimpften Meersciiwtiachen entwickeln
«ich zuweilen miliüre KotzknCtchen in den
Nieren. Lymphatische Neubildungen in Form
kleiner Knötchen trilfl man bei an Leukämie
oder P.seudoleukämie leid'-mn'ii Tliit ri ti an.
Cysten in den Nieren gehören zu den häuti-
geren Erseheiunnfen. Dieselben gehören meist
ucn Retentionscystcn an unil f'ntwirkeln sich
infolge Ycrstopluns <ii;T Harucaualchen duich
Niedersehlftge, Grio. Neubildungen ete., durch
Hamstauung und Erweiterung der Harn-
tranälchen. Derartige Cysten sind mehr oder
weniger zahlreich, • rhsen- bis wallnussgross
und meist mit einer serösen Flüssigkeit ge-
(illlt. Eatbtit die Niere sehr zahlreiche Cysten,
so wird sie al? rystt»nni> ri' bL /,t ii hni t.
Steine entwickeln sich am häutigsten im
Nierenbecken (s. Nierensteine).
Von Parasiten M>i im Xierenbctkon At^n
Pferdes, Rindes und Hundes der Euaironi^ylus
gigas. Selten werden Echinococcos, Cysticercus
nnd Pentastoma denticnlatam in den Nieren
der Thier« angetroffiBn. Hinflger sind pflans-
liche Parasiten in den Nieren. Bei den rnci-
steu Infecüonskrankheiten findet man die
speriflsehen Spaltpilze derselben in den Harn-
i aTiilli hen an uml dieselben werden theil weise
mit dem Harn nach aussen entleert und ver-
leihen demselben infectiöse Eigenschaften. So
z. B. sind im Harn constatirt worden die Ba-
eillen der Tuberculose, des Rotzes, des Milz-
brandes u. a., die zum j^rossi n l'heil aus den
Nieren stammen. Die parenchymatösen Ent-
zflndttnesproeease nnd verlndernngen in den
Nieren Dei den Infoctiiin^krankheiten beruhen
grüsstentbeiU »ui der i.iugenwart und Wirkung
der Schifomyceten und ihrer Produkte. Bei
Eiterungen und Entwickinn p nK'ta.stati.<?fluT
Abscesse in den Nieren lasat sich stets die
Gegenwart der verschiedenen Eiterkokken
nachweisen. Granitz u. a. haben nach Iiyec-
tionen Ton Aspergillnspilzen anch Colonien
lifscr Pilzi' in den Niorm naili<xt'\M%'-->!i und
»>chin)miiges Futter wirkt oft deleläi auf liiv
Nieren. Srmma .
NlMVRkrtfct wird bei Thierea selten he-
NIEBENPARASITEN.
obachtet u. zw. meistens als Marksehwamm
und Cyatenkrebs; er geht von den Epithelien
aus, filhrt zu grossem (Jt fassr.'ii litlmni und
Knot*.*nl>ildang. wodurch die Niere bi-deutend
an Umfang zunimmt. Die Diagnose auf Nieren-
krebs ist bei Lebzeiten der Patienten nur
möglich, wenn Erebsknoten an ftnasem Th eilen
des Kürp- rs v-.rliam.U'n sinil, \\\v Ni<Te also
secundar befallen wurde und sich nebenher Dys-
nrie, Himatnrie, AppetitsstOrangen, schliess-
lich Fii'ber nnd sflmfl! annehmende Ab-
mageiung bemcrklich nKirlu n. Das Leiden ist
unheilbar, es endet stet> mit dem Tode. Die
I in den Lehrbüchern aufgezeichneten Fälle
von Nierenkrebs werden bald als Gallert-,
bald als Cystenkrebs, bald alsMedullarrarcinom
bezeichnet, ein Beweis, dass man bisher nur
treiehe Krebsarten bei unseren Hansthieren
in dt-r Nirro \ or^rofumlen liar. Hie kr-.-li.'-i«:
d<^t;cn. rirte Niere ist nicht nur grosser, son-
dern, was ciiarakteriatisch, auch knotig,
höckerig, uneben, und von eru.iclitvn und
hämorrhagisch infiltrirten Stellen duriiisetzt,
ihr Gewicht belauft sich mitunter auf iö bis
Pfand. In den aiveoliren BAnmen lagen
die krebsigen Detritnsmassen. Atuukar,
Nierenlribyrinlh, Nieren.
Niereamittel, s. Diuretica.
NtareipnratitMi. Unter ihnen wird am
hiinfigsten der Riesenpalissaden wurm.
Strongylns s. Eustrongylus gigas, bei
Wiederkäuern, Pferden und Hunüon vorge»
funden; er bewohnt gewöhnlich das Nieren-
becken, erweitert und reizt es bis zu entzünd-
lichen Vorgängen, mitunter «irinLjt er sogar
auf dem Wege der Eiterung iu das Niercn-
^ewebe vor, er kann alsdann die Niere per-
torirt-n und tistflarti^ in benacbbartp Öfiianu
gelangen j wohl tindet man ihn auch in dcrNiero
eingekapselt nnd abgestorben Tor (Bmek-
mäUer).
Bei Wiederkäuern und Schweinen hudet
sich zuweilen Echinococcus, der ThierhOl-
senwnrm, der Blasen warm vom Echino-
coccQS-Bandworm des Höndes in der Niere vor:
er wird hier hühnereigross, lifgt in einer
Einbuchtung der Niere, die mit einer binde-
gewebigen Hülle ansgestattot ist, bringt das
benachbarte I'ar*Michym znr Atrophie, anrh
führt er durt li Druek auf die Hamcanalciien
m Retentionscysten. Die Echinococcusblasen
sind an den kammerartigen Ahtheilungen nnd
den punktförmigen Ammen (Bandwurmköpfen)
leicht zu erk- niien : abjjojtorben bilden sie
eine fettige, käsige, mörtelartige Masse.
Cysticerens tennicolns. der dfinn-
bal>i^'f I?lasenwurra von Taenia maririnatn
wurde vun Pflug in der Niere eines Schafes
vorgefunden; er hatte die Niere perforirt.
Dit' F.iluczu->tände der srcnanntc-n (':»i;!siten
hiiid Pycliiii», Nephritis, Dysurie, liamalurie,
Nierenkolik, Nierenvereiterung, Nierenblntnng.
Cystenbildang und Hydronephnne.
Als pflanzlicher Parasit ist noch der
D J l'li t h e r i j)ilz zu erwähnen: Pflu>T beob-
achtete Diphtherie in den Nieren eines Pfer-
des (8.Kcankh^t«n des urop jStischen Systems),
t er eonstatirte biebei Lleeration nnd Ver-
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NIERENPARTIE.
J57
achorftuK des Gewebes in der Umgebung der
memurlnchen. Anaektr.
Nierenpartie oder Lende — weniger
XQtreffend socb Leodenpartie des Mckens ge*
Daant — erstreekt sieh vom Ende des Rüekeos
bi< znm Krenre nnd hat sechs Wirbel (Lenden-
wirbel) als» knücherne Grundlage. Bei dem
Esel, dem Maulesel nn<l 'lein Miuilthier kom-
men häufiger als bei dem Pferde fünf LfTidcn-
wirbel vor. Die Nierenpartie zum Röcken äsu
rechnen ist deshalb anrichtig, weil sie ana-
tomisch and phrsiologisch vom U&citen ver-
scbiedeo ist. Die Lendenwirbel sind grOsaer
and wcsentliili stfirkor als die Tlru-kcnwirbel.
Die DomfortHtttze nind breiter, sie sind in
ihrer Richtung ganz anfföliig nach vorne ge-
kehrt und die QuerfortsRt/e sind breit und
lange, so dass sie die Flanke von oben her
decken und den langen Rfickenmuskeln je al'*
eine feste Qrondlage dienen. Auch an der
onteren Fltchfl werden die Qnerfortsiltze der
Tjendenwirbt'l von starken Muskeln (viereckige
und grosse Lendenmaskeln etc.) bedeckt.
Die Qnerfortsitse des fBnften Tjenden-
Wirbels haben am hinteren Tlatul-^ fin-' O-L^nk?-
fläche, welche mit dt-n corres|)uiulirtii*ät;ri vor-
deren Gelenksfiächen der sechsten Lenden-
wirbelquerfortsätze artirulircn und der hintere
Rand des sechsten Lcudcnwirbelqnerfortsatzes
steht je mit dem erst^^n Krenzbeintvirbel-
qaerfortäatz in gelenkig-strafTer Verbindnng.
Inf Crrand dieser anatomischen Details können
seitliche Beweeungen nur in eanz bescbrftnktem
Masse stattfinden, während die Bewegung nach
oben and unten gleichsam in liegender Form
domlich riu';i,'iebig ermöglicht ist: in der
Rätkenwirbfl&iiule besteht in der Art der B<_»-
wegnng ein ameekehrtes VerhRltniss. Die
grossere oder genngere Festigkeit der Len-
denwirbelsfnte übt auf die Stinre nnd Festig
ki^it dt-r ^Miizcii Mtimpfwirbelsäule und A:\\\>-x
auf die Leistungsfähigkeit des Thiere« einen
grossen Einfluss, weil sie gleichsam als Ver-
bindungsglied zwischen der Vor- nnd fl-T
Nachhand angesehen werden muss, weiches
die schiebende Kraft des Kreuzes auf den Rumpf
(tbertrftgt nnd denselben in dessen Vorder-
theile gleichsam lenkt
Die Kraft und Festigkeit der Lende hängt
femer ab fon der Linge nnd Richtung der
Lendenwlfhekt&iile nnd von der Beschaffenheit
der Wirbclfoitsütze.
Die L'inge der J/ende ist bedingt durch
die absolute Lfinge der einzelnen Lenden-
wirbelk<'trper und je kürzer diese, um so grösser
ist die Festigkeit der Nicrenpartie, insbeson-
dere dann, wenn die Beschaffenheit der Dorn-
iind Qaerfortiiätze in L&nge^ Breite andiüch-
tang eine sehr gute fst. Je ktlner die Lende
in sifli i,-;t, ili->to viirflicinKiftfr k"'iiii'Ti die
F.irtsätze als Hebelantn- ihre Wirkung ent-
falten nnd desto nther »ttdit die letzte falsche
Rippe dem iinfseren D;irmbein<iwinkel.
Bei der Utiurtlicilung derLiinge der Lende
i»t .«tets auf die Stellung der inneren Darm*
betnswinkel als höchster Pankt des Krenies
feune Rlicksieht sn n«]imen. Sind die inneren
DaaubfliDswinkel stark nach rftckwilrts geneigt,
K oek BMrUgfMte 4 Thiathaift«. TIL BiL
ist die Lendenpartie scheinbar länger, als sie
thatsächlich ist. während bei mehr vorwärts
^'crii'htoten innert-n l );iritib''iQwjnkeIn die Lende
anscheinend verkärzt wird.
Die Richtung der Lendenwirbdsftnte nnd
sohin der N'ierenpartie u\ «'ine verschi' drue.
Sie ist ' iiiwider gerade verlaufend, ferner
mehr wt'nie' r eingehend oder aber sie ist
sehr ili'utlirli Oller nur ein wenig gew-'ilbt.
Die gut ausgeprägte dabei jedoch mü»sigc
Wölbung erhöht, ohne die Schönheit der
Nierenpartie extericuristisch «a beeintiftcta-
tigen, die Tragfähigkeit des TMervs sehr
wesentlich.
Die Dornfortäätze sind entweder stark,
hoch und breit mit mäclitigen Knorpelansiltzen
verseluTi, (hIit schwach, niedrig und srhinal
durdi vcrluUtnissmässig weite Zwischenräuiue
getrennt und mit wenig entwickelten Knorpel-
enden versehen; durch die erst aufgeführte
BeschalTenheit der Domfurtsätze wird die
L-nde krüftiu' nnd tragtähig, dnrch letatere
aber weniger leiätungütUcbtig.
Die Querforttitse der Lendenwirhd sind
bezQglicli i(ir<M- Lfinge und Breite le^ Ver-
laufe.s verichiiden : je länger dieselben sind,
I um HO breiter und voller wird die Nierenpartia,
weil die Fläche für die JVInskelanlage ausge-
dehnt ist. Durch lange l^ucrfortsätze werden
ferner die Flanken gut gedeckt and sie beein-
ÜDssen auch die Form des fiauches in
schOnheKHcher Besiehnng. Der Werth der
seitlichen Hebelarme wird dtir.li dii: (,'r>"«!.t;re
Länge der Querfort»üt/o gestei^^ert, was sowohl
zur Feststellung der Wirbelsäule, als zur seit-
lichen Bewegung des Körpers und zur Setzung
desselben auf die Nachhand von besonderer
Wichtigkeit ist.
Die Breite nnd Kichtong der einzelnen
(juerfortsitie kann an deren Enden je am
;Uls^eren Rajul«' dfS langen Ruckoimui-kol!-
beurtheilt werden; je breiter sie sind, desto
näher stehen sie aneinander und um so vor-
theilhafter ist dies Ar die Gate der Nieren-
partie.
Die Richtung der einzelnen QaeiforUttie
ist ittsoferaa verschieden, al« dieselben gerade
nach anssen verlaufen, oder die vordersten
unil hintersten eine converü'iremk' Ili-lifung
haben können; durch die Convergenz wird die
Innigkeit nnd Festigkeit der Nierenpartie er-
höht lind findet sich dieselbe bei kurier oder
doi'h nur massig langer Lende.
Die Form und Fu^tiiik« it der Lende wird
im Allgemeinen weiter durch die Beschaflen-
heit der Croupe und dnrch die Wölbung der
Rippen (s. Riji|><'n) Itotintiti-j-t \\\\<\ muss neben
der knöchernen Grundlage auf die t^ualitit
der Muscnlatur aneh RQeksieht genommen
werden. Je mächtiger und strauini' r tii ' Mus-
keln dieser Partie sind, um so besser, wogegen
schwache Entwicklung und laxe Textnr der
Muscnlatur aethstverst&ndlich nicht scbfttxens-
Werth ist.
Es wcrdfu verscliiedene Formen der
Nierenpartie oder Lende unterschieden.
Die knrse Lende. Die Lendenwirbel-
kOrper sind kun, die Domforts&tse breit nnd
17
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MERENFABTIE.
omporstehend, die QucrfoitiHUo bitid in dor
tVüiier bezeichneten Weise lanff und conver-
girend, die ftosseren UQftwtnkeln stehen nach
Torne und etwas nach innen, die letzte falsch«
Ei^'pe ist Iji'ik'Utt'ii'l i::u-Ii rfii kw-Tirts ur-'\"' ">llit.
wodurch die drei kiiOcheriien riinkt«, iiuinlieh:
Ende der (^uerfortsätze, letzte Rippe und
nasserer Dannbeinswinki l s^hr nahe aneinan-
der gerQokt wenkn und den sog. .guten
Schluss" bedini;:en. insbesondere auch, wenn
die Maseolata; stramm entwickelt ist. Thiere
mit solcher Lende werden als kritflig und sehr
stark in lii r Nierenpartie, sowie als gute Träger
bezeichnet, besitzen in der Kegel auch eine
sehöne Bauchform und füttern sich leicht. Es
ist if ilii. Ii nnrii'htig, die Lende fünini so besser
/.u hallt;«, jf kürzer sie überliuupt ist. weil
durch zu kurze Nierenpiirtie die lJuinpflänge
allzusehr beeintrfichtigt wird, solche Thiere
dann verhältnigsmässig zu hoch in den Beinen
werden, l.M.ht <'inh;u;'-n. unter dem Reiter
schwerer zu dirigireu üind und eine atosaende,
alfatn feste Bewegung haben.
Die lange Lende — richtiger ausge-
drückt die zu lange Lende — ist eine
gute Vcrbindang zwischen Kücken und Croupe.
Die drei früher genannten knöchernen Punkte
(Querfortsiitze. letzte Kippe, auüserer Darm-
bf iiiswuikfl) stehen weit von einander ab. die
Fiaakt:ngrube wird dadurch offen, mitonter
tief, die Thiere erscheinen bei dieser Form
in der Nierenparti ■ !• it, nanientli' "i \V( nn die
lange Lcude hikIi iin ii zugleicli -schmal i^t.
Die Trag- un i l.i i-t in^^sfähigkeit, sowie die
Ausdant^r ^md vermiaderti die Bewegung etwas
schweriuUiü;.
In der Beurtheilung der Lende, ob selbe
kurz oder lang »«in solle, stehen »ich Theorie
nnd Praxis ziemlich schroff gcgentlber. Die
Tbl- ri. \ i-r].iTi'_'l iititer der Firma d< - „u'uten
Sclilusses" eine inöglicbst kurze Leiui.. und
Viele, namentlich die Reiter, sagen dieses
Schlagwort glfiubig nacli. ohne die Lende,
welche sie luben oder tadeln, eingehender zu
betrachten. Die gediegenen Praktiker ver-
Ungeii ceteria naribas eine angemessene lange
aber doch senr guten Schluss finfwei^ende.
horizontale oder leirlit aiif-t' il'' nde Lende,
mit grosHcr Breite und sehr kräftiger Mui^cn-
latnr. Eine derartig beschaffene Lende ist ttlr
all'" I'ieristlei-itunijen der theoretisch kurzen
Niereiqiartie immer vorzuziehen und mit Kocht
verhm^reri in.>bcsondere praktiiich erfahrene
Züchter von ihren Zucbtstuten. sollen diesePix-n
kräftig entwickelte Junge bringen, eine lange,
dazu aber auch breite, flankennUende und
ma8calü>ti Lende.
So minderwerthig die ro lange, ftchmal«^,
muskel.-chwache und häufig aucli niiilrii: '^f-
laperte Nicrenpartie ist, so überaus .sciialzens-
W' rJi in jeder Bezicliung ist die lange, dabei
jedoch reclit brcit'\ lllll^l^<•lkr;iUige und stramm-
gespannte Lende, in ihr sull bei guter Be-
schatVcnheit dieser Partie wenigstens tiieil-
wei«e das Mehr in der Länge dos Kumptes
gegenüber der Höhe des Pferdes gelegen sein.
l>ie hohe Lende ist diej' ni -r. webhe
sich in stark auägc-prägtein Bogen wOlbt, dazu
nieist kurz und stark inusculös ist; Pferde
mit dieser Lendenl'ona gelten als gute Träger.
Die hohe Lende wird auch mitunter als ge>
wölbte beseiehnet nnd kommen für ihren
Wf-rtli auch die OliriL,'«-!! Fa';f"r<:-ii. riilTiilich
Kürze, i^änge. Breit' uii l .Lie Beschaiienbeit
der Musculatnr in Betracht. Die volle, breite
und leicht gewOlbte Lende ist atets hoch in
schätzen.
1 Die eingesenkt« Lende — Fuchs-
I oder Wolfslende genannt — ist vor der
I Croupe vertieft und Ist bedingt entweder durch
tii-fen Ansatz -L r L- iiilcmvirbcl an das Kreuz-
I bcin, oder durch allzu niedrige Dornfortsätze
der Lendenwirbel oder umgekehrt, sehr h»ch
entwickelte D<»riifortsritze des Krcuzl' -int s und
bedeutend hoch stehende innere Darmbeins-
winkel und endlich kann eine «ehr achwaeh«
Musculatnr der (jrund dieser unschönen Lcn«
denform sein. Mitunter sind mehrere der
genannten Umstäii i'- miteinander vt r;j;esell-
schaftet und namentlich ist die magere mus-
kelsehwaelw Lende am auffiUligateii einge-
senkt: sie ist nnaeliOn und wenig leistnngs-
l'ähig.
Die scharfe Lende, welche gleichsam
einen medianen Kamm besitzt, ist durch die
infolge bedeutender Lünge tttark vorstehenden
Dt^mlortsalie der Lendenwirbel bedingt und
kommt vor. ohne dass die betreffende Lende
nttflAllig mager ist. dsher sie mit der mageren
j Lende nicht v. : ivi-, li.fll -.viT-lrn darf. Die
ächurt'e Lende komnit > ircis mit der hohen
Lende vereint \ r; <i. i t weniger schOn,
kann aber n-cht leistungsfähig sein.
Die gespaltene Lende weist eine
rinnenförmiire Vertiefung an der IStelle der
Domfort«ät£e auf und hat entweder in sehr
kurzen Domfortg&tzen oder in einer mftchtig
entwickelten Musculatur ihre Begründung;
sind die Durufortsalze verhältuissmäs^iig laug
und werden sie dennoch von der massigen
Musculatur überragt, so gilt diese Lenden fi'rm
als besonders stark und kommt in dieser Art
namentlich bei .-^cliweren Zugpferden (kalt-
blütigen Schlägen) hiiutig vor.
Die breite Lende ist durch lange und
stark entwick'-!t ' Qi:erf»rtsät/e, welche aber
seitlich weit binausreichen, and durch sehr
kräftige Musculatnr ausgezeichnet: sie ist
eine vorzügliche Lendeuform und wtril unrh
rück sichtlich des Einllusses auf die « testalt
des Baut ht^s sehr geschätzt. Mit welcher ander-
weitigen Form der Lende, ob mit der karsan
oder langen, der horizontalen oder gewölb-
i'U etc. sie vereint vorkommt, die grosse
Breite der Lende ist stets eine sehr schätzena-
werthe Bcscfaaffienheit dieser Partie.
Für die sciimale Lende. lH _'r":!i''<t in
der auffälligen Kürze der Lcndenwn ; .1 pi. r-
f'irt.sätze. gilt das gerade Gegenth ' il \ "n der
breiten Lende: sie ist unter allen Vcriutlt-
nisscn ungünstig zu beurthcilen und dies um-
somelir, wenn si<- dazu mager, fu lang« oder
eingesenkt u. dgl. ist.
Die Lende kann mehrere der voranfge*
führten einzelnen Formunterschiede t:l<ioh-
zeitig aufweisen^ z. B. kann sie lang, breit
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KIERBNPOLYPEN. - KIBREKSTEINE.
m
a&d gewölbt, oder za lange, scluual und ein-
gelenkt etc. Min vnd lcomB«a eben meist
m'^hrore TonGge oder mehrere nngllnstig«
Formen rcreint vor.
Der K irpf- n- oder KamccIsrQckcn
stoUt eine besonders abenu&ssi«^e Wölbung
der Lende dar, welche Wölbung aber schon
im Kücken ihren Anfang nimmt und in der
Lende den höchsten Punkt erreicht. Darob
m firttb« Verwendung der Pferde (Fohlen)
lom schweren Zuee. durch verschied i tic L-'iden
der Wirbel etc. kommt diese tj-pisclie Form
zn Stande ttttd beeinträchtigt dieselbe sehr
den Werth uid die Leistangsfthigkeit des
Thienes.
Die Lende niuss im Allgemeinen wohl
empfindlich, darf aber nicht Qberemplindlich
■ein. d. h. anf Dmek in der Lende (Rtteken)
soll das Pferd, olmi- si-liiiK-rzhafte EraptiiiJli' li- 1
keitxtt äossern, deutliche. Streckbewegung dieser
Partie auslösen und hiebei sieh nicht kitzlig
seigen, eich nicht widersetzen, brx k. n o.L r
sehlagen. Dies gilt besonders für Reitpkrii' .
wenn die.se Partie hinter dem Sattel mit 1. r
Hand oder durch die Kleidung etc. berührt
■wird: sind hiebei die Pferde recht ungeberdig.
werden sie als Uand«^ Bock* Oder Packichliger
bexeichnet.
Die Gute, d. h. Stirke und Festigkeit
der Lenflp in ♦ain tiMii, 11. r Rc/.iehung prüft j
man am IcichteiHitii und .-»Khcr.'iten durch die
Trabbewegung, imJem ein Pferd mit guter
Kl«lv' ii- und Lendenpartie die-«.' Tli ili' im
TraL.- strammer al."! im Schritte triigt und
das kurze Pariren und rasche Anhalten ohne
irgend welche StArnng voiifQhrt, resp. er*
leidet und dann sofort wieder exaet in das
geforderte Tempo übergeht.
In der Lende findet man mitunter Narben
(von Eiterb&ndem, Moxen u. dgl. herrülirend).
Schwund der Muscnlalur, Defect-- in den
DornfortAtzen oder bei älteren Pf. rüoa Ver-
wachäensein der Lendenwirbel nebst der Ver-
krflmmong etc., wc!ch<> Zu&tände äteifhdt in
der Bewegung, ungleichen Tritt n. s. w, zur
Folg'- hat.
Hei der Lendenlahmheit (vulgo Kreuz-
lähmc) ist ein autfiilliger Mangel an Sicher-
heit. Fe.-^tigkeit und Kraft in der Lendenpartie,
schwankender Gang in dem Hintertheüe, Uait-
lisigkeit in der Naehhand. namentlich bei
Si'hntdler- n nii.l kurzen W. n.^ungen zuiT'-LTfii,
daher derart schwache Thicre besonders für
Beitdienste gerades« nntanglidi sind.
!> ■! i T Lähmun^skrankheit der Vater-
pferd«; sind die Hengste schon in den frühen
Stadien des Leidens in der Nierenpartie ganz
auffällig überempfindlich unl knirken im
Knie- and Sprunggelenke bei .stärker ange-
brachtem Drucke förmlich tusammen.
Vi f. Tijrornng der Aorta (Pfropfbildung)
in der hintersten Kücken- oder Lenden-.\n-
laagspartie hat intermittirende Parese der
Sachn:!'i<i i > 'tir Folge. /.ahntr.
Nierenpolypen ^ind wurzige, fadenartige
oder crlinderturinige Auswachse auf der
i$«Meimbaut des Nierenbeckens, welche vom
muc&sen und submacösen Bindegewebe ans»
gehen: sie xfthlen deshalb zu den fibroma«
lösen Neubildungen. Man triflt si« im Nieren-
becken als Folgen einer schleichenden Ent-
S&ndung der Schleimhaut, v^n wo aus sie
gern auf die Harnleiter Obergreifen: im letz-
teren Falle erschweren sie den Hamabfluss.
Öarkomatöse, krebsige, melanotische oder
tuborcnlose Knoten im Nierenbecken können
P >1)]>> ti Tort&usehen, sie unterscheiden «Ich
aber von ihnen durch den histologischen V,\v\.
ihre regressiven Metamorphosen und grossere
Verbreitongsbezirke (Secundftrknoten in an»
deren Oritanf^n), Anai'c'r.
Nierenschwund, Nit icnkrankheiten.
Nierenslnus, s. Nieren.
Nierensteine, Neiihrolithiasis (tob
vs'foo;. Niere: V,'^;-. Stein), sind keine
- •Itent-n Vorkomrani>-e. >i' w. r I- n ]> i, lit
mit dein Hanie den übrigen Harn wegen zu-
getragen und veranlassen Rambesdiwerden
und Hamverh ilfnncr „Kla-f^n^foin^"). Anr.
Nieren stt iiio konunen bei allen Haus-
thieren im Nierenbecken vor und sind von
sehr verschiedener Grösse und Form. Am
häufigsten und grössten sind die Nierensteine
beim l'ft^i«!.'. l>|i s>lben sind derb umi f-st,
undeutlich gettchichtet ron ifrauer oder grau-
brauner Farbe, rnndHeb, kegelfilrmig, nieren-
förmig oder länglich und gekrümmt, selten
glatt, meist mit Fortsätzen, Spitzen und Ver-
tiefungen versehen, korallenstockähnlich.
rauh; ihre Gri'isse ist sehr vi r-< liieden und
schwankt zwischen Erbsen- und Fanstgnjsse
nnd mehr. Die grossen Steine sitzen in einem
entsprechend erweiterten ijierenbecken. Za>
weilen entwickeln sieh mehrere Steine gleich-
zeitig in den Ni- r- n der Pferde.
Heim Pande findet sich meist immer
« ine grossere Ansahl kleiner senfkom- bis
hanfsamengrosser glatter. ]<prlmntrprartig
glänzender gelber oder weisslicher Nieren-
steinchcn. Nur selten werden die Nieren-
steine bei Kindern erbseuj^oss nnd grosser.
Beim Schweine sind die Nierensteine rund-
li> Ii iid'M vieleckig, splitterföriaig, woisslich,
«ft perlmutterartig glinsend, mobnsameu-
bis linsengross. Beim Hunde und der Catse
bind die Ni' i.'iisteine inohnsaraen bis ^''rbsen-
gross, unrcgchuässig, warzig oder dornig,
gelb oder gelblichbrauo, snweilen fettig
glänzend und weicii. Wenn sie riel Cfstin
enthalten.
Die Nierensteine entwickeln ^i< Ii ativ
Hamsedimenten oder aas Niederschlägen von
Harnsäure und oialsaurem Kalk, die sich
schon in dfn ITannMnälch-ni wwA im Xif^ren-
beoken bei verschiedenen pathologischen Zu-
ständen, meist aber infolge von Catarrhen
der Harnwege, von Gährungcn und Zersetzun-
gen des Harns bilden. Durch schichtenweise
Ablagerunjren neuer Niederschlüge um einen
einmal gebildeten Kern entwickeln sich die
Nierensteine weiter und erreichen bei Pferden
eiui- Im trächtlicbe Grösse. Die grfi--' ti Ni» r^n-
steine schaden durch ihre Schwere, durch
den Druck, den sie auf die Nieren atisüben
und wodnrcb sie heftige Schmerlen (Nieren*
17 ♦
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t60
NIERBNTUBBRKEL. — NIOBRKUCHEN.
steinkoliken). Atrophie der Nieren und Stö-
rungen der Hariisecrelion verursachen.
Di<; Bestandthoile der Nierensteine bei
Herbivoren sind: Kohlensaurer, oxaUaurer
und phosphorsnurer Kalk, kohlensaure Ma-
gnesU, schwefelsaurer Kalk, Tripelphosphate,
KieselsKnre, kohl^tisanre« Eiaenoxjdul und
Eisenoxyd und Mnnijanoxyd,
Die Steine der <^nrniroren und Omni-
voren bestehen ans ph' pliorsaorero, koblen-
saurcMi ihm! oxalsaur-in Kalk, Tripelphos-
phaten, KieseUäure, Eisenoxjid, Harnsäure
und harnsatiren Salxen, Qjrttin und Xanthin.
Die Nierensteine gehören zu den uulieil-
baren Leiden. Ibrc ÜeseitignDg ist nur dun h
Bzstirpation der betrofTenen Niere mOglieb. Sr.
Nierentuberkel kommen als Knöt<-Ium
nnd ala tubercalOse Infiltration vor« letztere
besonder« anf der Schleimbant des Nieren-
beckens mit Uebergang in V»ikä>uni,' niiil
Qeschwürbildung. Am bautigston entstehen
die Tnberkel secundiir in der Kotzkninkheit
der Pferde und der Perlsucht der liiiider.
Die grauen Miliarkiiötchen werden erbsen-
bis hähnerei gross, meistens liegen si«- naht"
an der Obertläcbe der Niere. Die Perlknoten
Hegen mehr zerstrent im Nierengewebe, sie
zerfallen gern käsiir und zi< h''n das Par^^m hyn;
in den Zerfall mit hinein, mitunter restirt
nur noch «in mit Uteitrem Detritaa oder mit
Jauche gefüllter Saek. r>cr tuberculöse Process
greift mit der Zeit auf die Ureteren über.
Die Folgen der Nierentuberkel sind die
gleichen ' Xi' i ■ iikrebs. .?«.; /'' /
Nierentythus, s. ÜHematinuriu parulytica.
Nierenuntersuchvif, «, Hinterleibsonter-
•ncbnng, kiini»che.
Nierenwirxobtii, «. Nieren.
Nlertnwassersucht. s. Ni rencjsten.
Niesen, s. Ketlexbewegungeu.
NIesmIHelt Sehnnpfinltte^ a. Errhina.
Nieawiirzel, Nieswurz. Es gibt mehrere
Arten derselben, die arzneiliche Anwendnui;
finden, aber auaeinandergehalten werden
mü->fn. da >ie v-Tsi^hicdenen Prianz»*tif;iTi'iHf'n
angehören und auch verschiedene Wirkung
besitsen. Die gebrAuehlichstc ist die
weisse Nies Wurzel, weisser Germer,
eine Melanthacee unserer Gebirgswie.scn (nach
als Helleborus albus bekannt) und officincU
als Veratrum albam (s. dj.
Qrüne Nfeswnrsel, einbeimische Ra-
nunculacee i;i Oebirgsgegenden, officinell als
Helleboruä viridis. In manchen Pharma-
eopöen, wie in der nngarischen, ist auch dieser
Knollstock (v<^n V^rntrum viride) anfge-
nomiuon; die PiLuiKe kommt beiionders in
Nordamerika vor, ist jedoch von unserem
weissen Germer kanro verschieden, wohl aber
in der Wirknn^.
Soliw.irz-' Nieswurzel oder Weih-
nachisrose, da sie im Dccember w^iss o l'-r
rOtblieh bläht. Sie ist Gebirgs- und < i arten -
xierpflan/»», indes zu gefährlioli. mIs dass >!■>
Anwendung findet. Sie war ir iher unter dem
Namvn Hflloboni-; nigcr officinell und ist
ebenfalls Kanoncalacoc. Dio Wirkung r^tn
Helleborns niger ist völlig veischicJeii vi.>n
der des H- llcborus albus, denn in der weisse»
und gränen Nieswurz ist (wie im Sabadill-
oder mexikanischen Läusesamen. Veratruni
officinal'-i ein .Vlkaloid, da,s Veratrin. da«
wirksame Princip, in den beiden Banancola-
eeen dagegen, aiao im Helleberas viridis «od
Helleborus niger sind 'Jlykosvde wirksam,
welche Helleborin und Helleboreln heissen,
starke Herzgifte sind, aber durch die zuver«
lässigere Digitalis ganz äberflüssig wurden.
Von thierärztlichem Interesse ist fouiit nur
das Veratrum album. Zu den glykosi-
disohen Bannnkeln sebOrt endlich noch eine
dritte Nieswort, die stinkende. Helle-
borus fiiotidus. unscriT Tiifti-n mit [."Hn-
lichen Blüthcn von röthlichem Anflug. Ver-
giftungen von Hanstbieren ereignen sich im
Ganzen selten, d» nur wenig Gelegenheit hiezq
gegeben ist, ye^eJ.
Niet, y D Joan Ahden, stndirte die Thier-
arzneikund'^ zn Ma lrid und war bei der za
Alcala de Henares errichteten Schule für tU«f
Hufschmiede der Armee als Oberschmied
(mariscal mayor) ango^ti-llt. Mit D. Bnron
gab er daslinch „Thierin iikundc für ÜfficierC*
1851 herana. MMttur,
Nigella sative, jremeincr Schwarz-
kümmel. Im äüdeii Eurupfus und im Orient
einheimisch«, bei uns hin und wieder cniti-
virte Ranoncalaree L. XIII, deren tiefschwarxe
fast keilförmige Samen (Semen Nigellae,
S. itiiiia Ciniiini iil;,'ri) flu ätherisches O.'I ymh
scharfem, genürzhaftem, dem römischen KQin*
mel thnlichein Geschmack enthalten und rem
Volkf als milchtreibendes Mittel, solb>r al>
AbortivuitJ >,'ibraucht werden. In neu-stur
Zeit sind vun Tcdlacani im Schwarzkümmel
i amorphe Alkahdde, Nigellin und Con-
nigellin. entdeckt worden, welche, indem si(.<
eine Yi'rmelirnn^' der Speichelabsonderung
and Anregung der pertstaltisehen Bewegung
hervomtfrn, eine gewisse Aehnlichkeit mit
il- m Pilocarpin nii lit V'Tkc-niK.n las>in. Its
grossen Gaben kommt überdies ein lurarin-
artiger Effect zu Stande (I^älnnung der mo-
torischen Nervenenden) und Tod darch Herz-
paralyse. ^VfA
Nigerkuohen. Die kuchenförmigen Press-
rückstände bei der Oelgewinnuii^' aii> . inen»
in Ost- und Westindien, sowie in anderen
heissen Lindem gewonnenen Oelsamen, wel-
cher von einer zu den Composit^ n L'i lu"r< nd. n
einjährigen CuUurpflanse, ßamtilla (Gui
zotia oleifera) genannt, herrührt. Die Niger-
oder Kamtillasamcn onthicltcn nach An-
derson 93% TrockenPiil.>tanz, 19 H% stick-
stofflialtige Stoffe, i;5 i " „ Kohfett.
stickstoQfreie Estractütoff«;, 14-3 % Holzfaser
nnd 3 S % Asche. Sie sind also von ähnlicher
Zusamniens-'t/nn.: wi*» die Raj^^Nnui-Mi. H.is
Nigeröl ist gtdb gefärbt, schmeckt uinl n.'cht
nussartig und b<.'steht aus Palmitin. OleTn,
Myri.stiii nnd einem dem Linolein iihnlicheii
Glycerid. In der Kegel wird es zur Seifen-
fabrlcation, als Brenn* oder Schmieröl ver-
wendet.
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UM. - NIOB.
Ul
Die Nigerkuchen enthalten:
»7 » biü r.*» Tt, im Mittel ^i'i TrockvnsabiUns
82 »t , ."^S-i , „ 33-1 . !>tick»t«irb»ll|g« Stoffe
2 7 . 5 4 , , 41 „ Bohfett
2o i ,. 26 4 ,. .. 23 J .. Ktirkstolffr. BxtncUtoffa
U J - 21 0 , , i»-6 „ H.>lif»s»r
— — „ , S't . Aschv.
Wie die Nigtr^amen dem Rixps, sind die
I r« -skuchen den Kapskuchen ilhnlich au*
samniengfsetzt ; wegen des hüliertn Holz-
f«ii«rgehaltes dfirften jedoch di« Nigerkacbeo
»«hwerer Terdanlicb sein. Ab Futtennitt«!
•j'-wi^s iüiu/. ^xit v.-nviMidliar. ist ubi-r einst-
wi ürii (iocli einige Varsicht zu beobachten,
»la %'erläwlich<? Krfahrungen über dio speci-
fischen Nahrwirkunpt-n iVhltMi. Man f -b*' zu-
nächst nur 200—300 g jiru Tag mni nilmälig
io«hr, nämlich % bis höchstens 1 kg, Alles
l>ro 500 kg Jjebendgewicht, and nur an nan-
;:ewac1i8«iie Thi«T«. l>0ia Jangvleh rerab*
reiche n"i;ui Jiivon orst dann ircrin'^e Mc-nj^tTi
«Is Kraftt'uttersarrogat, wenn man sich von
d^r Unschädlichkeit dieser^ ftbrigens recht
>(>1tr^n im Handel forkommenden Oelkuchen
überzeugt hat J^oä.
Nlgranenhin, eobwane Tinte. Frttber in
den Ap 'thf kfn li.'rrittte Lösung von 1? 7er-
htossenen GallfqitVlti, io Eisensulfat und io
irommi arabicum in 4<i0 Regenwasser und
jf'n Hnn-fssiiT. Fnilitr nnch als Adstringens
in lliierarzllichem Gebrauch. Fo^«-/.
Ntfredo 8. Nigritiei s. Nigritndo s.
Xigrismns. die Schwärze, die Haut-
&cbwär7.e (v. niger, schwarz), wird zuweilen
bei Pferden sfidlicher Länder mit äusserst
dOnnem oder gänzlich fehlendem Uaarstande
beobachtet. Die haarlose Haut hat eine pech-
M:hwarze, stellenweise eine dunkelblaue Farbe
und fühlt sich ungemein zart, sammetartig
an. Aach der Hintergrand det Auges, reap.
die Pn|tille erscheint dunkel. Mitnntor vtn-
>cbwiiidet mit den Jahren an bestimmten
HautstelUn Ans Pigment, die Stellen nehmen
" im- nosalärbnng an. Wepcn des starken
Wiirm(.'verlu»ti.'s sollen dcrgU'iclicn Pferde eine
besondere Vorliebe für Oel unl i,'t'k'>clitLS
Flei«ch haben. (Vgl. Thierarzt pro 18S'.t.) ^iw.
Nigrisoli F. M., Dr. med.. Prof. m Fci rara,
veröffentlichte 1714 eine Schrift aber die
Rinderpest. Smmer,
Ntgrttado, s. Cbrematosis.
Nihilum album. Weisses Nichts. Das rulio
käufliche Zinkoxyd, Zinkbluroen (Flores
Zinci), im Handel Zinkweiae genanni Daa
w^'issc Pnlver ist officinell untw dem Namen
Zincnm oxydatmn (». d.). Vogel,
Nlkwle Wilhelm, Med. et Chirarg. Dr.,
aas HaiK'nsti'in in nilhrncn g^i'bflrti£r. erwarb
im Jahre ISöi am Wiener Thterarinei-Iniititut
das Diplom eines Magisters der Thierheil-
künde, wurde Wöi ('i;rroiietitor und 1871
Adjanct dieser Lehranstalt, 187S j»cns>iouirt
qad etnrb im Jahre 1879 zu Jjeitnieritz.
Nikerl« war mehrfach cchriftatelleriech
thitig, «eine faehliehen PabHeaHonen erschie-
nen m der „Oesterrcichischcn Yicrtfljahres-
«icbrift fflr wissenschaftliche Veterinärkunde^.
Nikolai A. H., Dr. n.. ö et chir., gab
1838 in Berlin heraus; ^X>\e MedicinaU oud
Veterinftrpolisei.*' Stmnur.
Nilpferd, Hippopotamns «mphibina L.,
FlussvitVrd (8. d.).
Ninino, in Preusaen. Kegierung.<<bezirk
Posen, Kreis Obomik, ist ein dem Major a. D..
LandesÄltcstcn und Krcisdcjintirten Freiberrn
V. Lüttwitz gfchurigc-s Gut. Daüelbe iat etwa
3000 Morgen (=76ö 96 ha) gross und hat
durchwegs gaten. com KOben- and Weisenbaa
sehr geeigneten Boden.
Das hier bestehende Gestflt, neben wel«
chem der Besitzer noch ein svar sehr kleines
in Mittelsteine («. d.) nnterhält, wurde im
Jahre 1875 mit einig- n VuU- und sehr edlen
Halbblutstuten begründet. Dasselbe zählt ge-
genwärtig — Anfang 1889 — einen Matter-
stut'?nstamm v^n 14 Stück uju\ veifu!gt die
Uervorbringung eines Pfenk-s. das bei hohem
Blotgahalt and gutem Gehvermogen viel KAr-
permasse entwickelt. Die Grösse der ver-
schiedenfarbigen Pferde beträgt o' 3" bis ö' 6"
(l'C5 bis 1*73 m). Eigene Hengste hält da»
Gestüt nicht, es benfttst rielmehr königliche
Landbesehller. Die Zahl der jährlich im
Durchschnitt geborenen Fohlen beläuft sich
auf etwa 10 Stück. Alle Fohlen stehen das
v'anze Jahr hindurch in Böses, werden sowohl
im Winter als au -Ii während des Sommers in
Laufkoppeln liiiireichiMid bewegt. Als haupt-
sächliches Futtermittel dient Hafer, daneben
wird im Sommer grüner Klee, im Winter Uea
verabreicht.
Die gesammten Gestfitangelegenlieiten
leitet der Besitzer selbst und nützt die Auf-
zucht nach Abnahme der eigenen Gebrauchs-
pfenie durch Verkauf der jungen Thier« ala
TIeit- und Wagenpferde aus.
Ein Gestütbraudzeichen kommt nicht in
Anwendung.
Neben dem Gestüt bat Ninino eine Kind-
Viehzucht der ächwertii grauen Holländeria:5se.
Diese Heerde wurde im Jahre 1867 durch un-
mittelbare Einfuhr von Bassethieren gegründet
und zählt löO Milchkühe. Ausser der Mileh-
gewinnung geschieht die AusnOtzung dieses
Viehstapels durch Verkauf Ton Zucbtthteren,
namentlich Ballen, deren Abnahm« willig ge-
schieht, da sich die Heerde durch Milch-
ergiebigkeit und leichte Mastfäbigkeit der
TUere anneiefanet. Graumamm.
Nlob, Nb, Niobium. Atomgewicht 91V7,
ein seltenes Metall, welches von H. Kose
184S im Colnmbit. einem in Bayern vor-
kunmuTi.len ^NTineral entd« i kt wurzle. Es kommt
in einigen .«ehr soltentu Mineralien stets ge-
meinsam mit Tantal in Form von niobsaurem
Fjsoii- oder Maniranoxydul v>.r, l>as Niob-
siiureanhyd rid Nb,OS ist ein weisses, nicht
schmelzbares, beim Erhitzen sich gelb färben-
des Paiver, welches im Wasser, Sänren und
Alkalien nnKslich ist. Das reine Metall ge-
winnt niaji au^ dem TlilMrid Nbn. .lurrli Iii--
ductioQ im Waascrstotlstrom ids cisengraues,
metallglAnsendes, in BAaren auflösbares Pal*
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^■1^^CHTI. — MVERXAlö-KiNDER.
ver. Behand«"lt man Jas Xiubi1il.il>l mit
Wasser, so entsteht dabei Mi<>b:»aure uül>cii
:^ulzsäure. Wird Nlobaftare mit conccntrirter
.Sil/ äure Uberjjossen und metallisches Zink
liiiuagelägt. so entsteht eine blaue, allmäli^;
braun werdende Färbung. Diese Keaction
dient zur Erkennnntj der NiobtSnr^.
NiSChtl, ein Hengst arubii^cher Abkunit,
feboren 1783. war aus der Levante Ober
[«TBeill« D«ch Paris geJc«miii«a and hier
durch den späteren Frof«Mor N^antnann ffir
das königl. preussische Friedrich Wilhelni-
Gestät zu Neustadt a. d. Dosse angekauft.
Obcleieh Niscbti nnr 4*9" (=1-51 m) gross
und nicht srhon war. sowie ebensowenig
schöne Beweguiigeii besass. so wurde er den-
noch vielfach im Gestüt benQtzt. Br deckte
in den Jahren 1780 bis 1792 zasammen 36
Gestütstuten. Auch Trakebnen hatte von ihra
mehrfache Xachkonunen. Grtusmaim.
Nisten, s. Brflten.
Nitras. Die frühere Bezeichnung f&r sal-
petersanr« Sals«, statt d«a Jattigen A^jec-
tives „nitricus".
Nitras natricu» üder
Nitras Sodae, salpetersanraa Natrinm,
Natronaalpeter. Natrium nitricoi».
Nitras calicus oder potassae od«r
Nitra.s Lixivae. salpetersaans Kalium,
Kalisalpeter. Kalium nitricum.
Nitras Argenti, salpetersanres Sflber-
oxjrd. H'illi nstein. Arj^entnra nitricum.
Nitras strychnicus, salpetersaures
Strychnin. Strychninnm nitrievKi.
Nitras hy drargyrosus, das frühere
Aetzmittel (.iuecksilbersaljieter, salpetersaures
t^ueck.silberoxj'dul. Mercurius nitroans, Hydrar-
gyruiii iiitrii uin ilulatnin. Voge/.
NO
Nitrobenzoesäuren, *'«W»<C(^o6h' '^*'"'
Äucstturon, in denen ein Atom Wasserstüffdur-h
die Gruppe NO, ers»:'tzt ist. sind drei Isomer«
bekannt, u. zw. Iii' Ortho-, Meta- und Par»-
nitrobenzoesäuie. Man erhält sie, indem man
die entsprechenden Nitrite durch Natronlauge
verwift. Beim Nitriren von Benzo^&ure mit
Salpetersäure oder Salpetenftnre und Schwefel-
säure ent^ti lit hauptsg' hlii-h ^I-'ta-Nitr'.Vi.Mizn.-
säure neben erheblichen il«;ngeij Urthosäure un<i
(geringen Mengen Parasilure. Die Orthos&ure
krystallisirt ati^ Wigger in triklinen Nadeln
vom .Sfhmelzpiiiikt 147"^ und schmeckt inten-
siv süss. Die Metasäure kry.stallisirt in mono-
klinen Tafeln vom Schmelzpunkt 140—141°.
Die Parasaure (auch Nitro dracylsfture genannt)
krv>t;illi>irt aus Wasser in Blättchen vom
Bchmelz|<ntikt i'.W. lA^fbisch.
Nitrobenzolum, Benzinura nitrosum.
Eine >t;irk nach Bittermandel' 1 i i< <
Fiaüsigkeit, welche statt diesem verwendet
wurde, so lange man die giftige Eigenschaft
uicht kannte, welche darin besteht, dass es.
trotzdem ''iTio Umwandlung im Blute in Blau-
sftnre u '>;-v Anilii: iii. ht stattfindet, den Blut-
kArpr-rrn. I) }''äfiii;k. it. .Sauerstoff aufzu-
neiiiiien, raubt uiki sie auflöst. DtT 7'od er-
folgt durch Ulhnrang desCentralnervenRystems,
I) a> Mittel steht nicht tn thierftntUchem Gc.
brauch, Vogd,
NItrtguium oxydulatum, Stickozrdul
(Nitrügenmonoxyd, N,0), bekannt auch als
Lustgas, farblos, von schwachem Geruch und
süsslichem Geschmack, unterlialt die V.r
brennang fast ebenso intensiv wie Sauerstoff
und wird als Anlstheticam verwendet, indem
man es einathmen Usst» Thierinttich nicht
im Gebrauch. Vogel.
NHrMlyetria, s. Glycerin.
NitrokBrper, künstlich dar<;psttUte Ver-
bindungen der organischen Chenü<j in denen
an der Stelle von ein oder mehreren Atonien
Wasserstotf ein oder mehrere Keste der Sal-
petersäure, u. zw. die Gruppen NO, einge-
treten sind. Tritt t. P. in di" Verbindung
C,H» (Aethan) an dit» Stell.- von 1 Atom
H ein NO, ein, so entst. i,t k\\\.^ NO, = Ni-
troüthan. Tritt in die \'i'rl)iiiduii'j: '^,.,H„ an
die Stelle vuu l Atom H fin N< »,-Rcst . in.
so hat man C'aHj.NO, = Nitrobfn/ol. Tn'tfn
an die Stelle von % oder 3 Atom U, 1 oder
3 NO, Beste ein, dann bilden sieh entspreehend
CgH»(NO,), Diiiitrol.onzol oder C;H»('N0,),
TrinitrobenzoL Die Bildung der NitrokOrper
erfolgt besonders glatt bei den KOrpem der
aromatischen Keihe (s. d.). K> g- nü^rt z. B.
zu Benzol rauchende Salpetersaure hiiuu/.u-
lügen, damit Nitrobenso^ entstehe und es
gehört die leichte Bildung der Nitrokürper
SU den charakteristischen Eigenschaften der
aromatischen Verbindungen. Behandelt man
NitrokOrper der aroroatiichen Reihe mit nas-
cirendem Wasserstoff^ dann erfKhrt hiebei die
Oru].)».' Nt), line Umwandlung in XH, ^
entstehen n&mlich dabei aus den NitrokOriM rn
durch Bednetion mit Wasserstoff die Amido-
körper, z. B. aus CgHj.NO, Nitrobenzol
CgHj.NH, Amidobenzol, welches identisch
mit Anilin ist. Schwieriger entstehen die
liitrokOrper in der Fetts&nrereihe. Ja, die
meisten hteher stillenden sog. NitrokOrper
sind keine solchen, sonil- rn den Nitrokörpern
isomere Salpetersäureätber. So z. It. ist da«
Nitroglycerin kein eigentlicher NitrokOrper,
sondern der salpetersaure Aether des Glyce-
rins (s. Glycerin). Ebenso gehören die Nitro-
cellulose, das Nitroamylum (Xyloidin) nicht
zu den echten Nitrokörpern, sondern sie sind
salpetersaure ,\ether der Cellulose und der
Stärke. Diese letzteren fäl>' lilii h als Nitro-
kOrper bezeichneten Substanzen sind es aber
gerade, welche wegen ihrer leichten Zerseti-
lichkeit in gasförniifr" Posta ndtheile zerfallen
und hiedurch bodcuieiide niechaiiische W^ir-
kungen ausüben, welche wegen ihres raschen
Verlaufes als Explosion bezeichnet werden.
Daher die Verwerthung von salpetersanreii
Ai tlit rn il' I- Fettsänrereihe, wie z. B, Nitro-
glycerin, Nitrocellulose als Explosionsstoffe
«n vereehiedenen terhnfschen Zwecken. Lk.
Nitrum. Salii.-t. r. 1% i^t darunter stet-.
diT Kalisalpeter verstanden (s. Kalium ni-
tricum). Vogel.
Nivernais-Rinder. In der ehemaligen fr:\n-
zöäi&chen Provinz Nivemai«, eine schOno
Landschaft, welche das jettige Departement
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NIVERXAISSCHWEIN. — NONNENGEliALSCJlE.
Ni'-vre und einis? Theile der D<'partf»ments
Loire und Cher uiiifasst, wird vine Kinder-
rasse gezüchtet, die den Charolais-Kindern
nah« venrandt, aber viel grobknocbiger
fit rmi «inen ungleich stftrkeren, schwer«-
ron Kopf besitit. Die Or|i<.ni von Xi^ vie
gelten aber für gute kräftige Zagthiere,
and sollen zur Arb«it weit taafrlfch«r sein,
als ihr»? V» rwandten in den Dei'arteinents
Saönennd Loire, der alten Troviiii t'harolais.
Um die Mastffthigkeit dieses Viehschlages zu
verbessern, nftbm man an verschiedenen Orten
Krenzungen mit Shorthom- oder Durbain-
Rindern vor. wn.lun'h auch sehr bald der
Zweck erreicht wurde. Die meisten veredel-
ten NiTemaifl- Rinder «eigen jetzt grosse
A«>hTi1ichkeit mit den vIpI gerflhmten, eben-
falls» durch ÖhortlKirnl'lnt sorodflten Charolais.
Ihre Hantfarljf i>t in der K'-iT' I w^izengelb,
seltener milchweiss. Dit> I.'iiidvithzucht wird
im Nievredepartenient sehr umfangreich
und ebenso sorgfältig wie im I)epiirt<}ment
der Saöne nnd Loire betrieben. Die der-
tifen Züchter erhalten anf den Viehans-
^t^-l] ' i: L"' 11 'i,'!;!].:- ilit» erstin Preise. Ui-ber
dii* Milciiergiebigkeit der dortigen Kühe if-t
aber viel Lobenswerthes nicht zu sagen: &i'^
li. f. rn kaum so vi. 1 Milch, um ilire Kälber
monatelang hinrcicht^nd mit solcher 2u ver-
iorgen. jyeytag.
lliv«natt'Scllw«il hat keine Bedentang
und wird weder von Sanson noch von anderen
bt>krinnten Schiiflstellem Frankreichs nam-
haft gemacht. Frtyia^:.
No. = Noriom.
Noack C. A., Dr, inf <]., war Repetitor
an 4er Thiemrzneiscliule zu Dresden, gab
1814 eine Abhanähm/ aber Melanosen bei
Menschen und Thieren heraus. Semmer.
Nobelman, ein schwarzer, anglo-arabi-
(icher V.iilbluthengst, l*7(i m t-'^oss, geboren
1851 V. (ianges a. d. Nedroua v. Alickie Fell,
wir vom Jahre i6'5 hi« 1864 ein mit vielem
Erf ilge birnützter Ha«|>tbeschäler des kOnigl.
preussiseheii Ilrinptgestüts Trakehnen. Gn.
Noble, en.'Ii>oher Vollbluthengst, ge-
boren 1783 V. Highflver, gewann d«'m Mr. Pan-
ton im Jahre llHfi das englische Derby. Gn.
Ntttel, Thierarzt in Nordhau »'ii . gab
Schriften aber die Lungenseache and Schaf-
poeken heravs (1SS8). Semmer.
Nomenclator =- Xamenkundigcr, Namen -
kenner. auch gleich Namenanzeiger und
Knmenbnch. CraamanH.
Nemenciatur, eneir- h nomenclature =
Namenkunde, Benennung, auch Namenver-
aeichniss, Namenregister. — Unter N<imen-
clatur ist «iaher fttr die Viehiacht die Be-
legung der «inzehien lliiere mit Namen, sowie
die Kenntni-~ 'Ii- ■ r zu \. i-f- Ii- ri. T)i< selbe
bat zur Anfertigung des Stammbaumes oder
Abknnftnaehweises (Pedigree) namentlich fBr
die Stammznrhten besnnderen Werth und ist
vorzugsweise in alli ii Litgen der I'ferdezucht
am umfänglich-ten atigewendet.
Der Zeitpunkt, an welchem den einzelnen
Thieren der Name zuertheilt wird, ist ver
schieden. Bei den Viehzncbten pflegt dasselbe
zu geschehen, wenn da« betreffonde Thier in
die Zucht eingestellt wird, bei dem l'ferde-
geschlecht theils gleich nach ütr Gebart,
theils zu Anfang des zweiten Lebensjahres,
thetls anch erst oei Einstellnng in die Zucht
oder Später gelegentlieli di-s ];.>sitzwechsels.
Bald nach der Geburt pflegt derjenige Züchter
sein Fohlen zq benennen, welcher dassdbe
fQr alle FftUe zu behalten gedenkt. Der Voll-
blutzüchter f&r den Jährlingsverkauf über-
lässt die Domenolatnr gern dem kQnftigen
Besitzer u. s. w. Die Ertheilun^' der Namen
wird zwecks Einschreibnng derhelben in die
betreffenden (iestütbücher angemeldet. Ij.t be-
reits ein Pferd mit gleichem Namen einge-
tragen, so erhltlt das nächste, wie ^e folgen*
den eleichbeiiannten auch ohne Zuthun der
lii ^itzer aur Lntcrüeheidung die zusätzliche
Numinerfolge mit römischen Zahlen. In Eng-
land i-st es (Jebrauch, fast x.lmintlichen nicht
vollblutigen Pferden, welcho in die b*'treffen-
den Studbooks eingetragen sind, die Nummer
desselben, geschrieben mit arabischen Zahlen
n. zw. in Klammer fesetzt. hinzazufOgen.
Findet «-ine N.iini n>rin(leriinir st:at. so ist
diese bei der ächrittsteUe des ein»i-tilügigeii
GestAtbttchs anzuzeigen, woselbst die Ein-
tragung geändert wird. Solche Acnderuni; ist
meist gebtthren|»Hichtig. Wird ein PK-rd, dus
frilher einen andern Namen führte, für ein
Rennen genannt, so moas es nicht nar mit
dem gegenwartigen Namen, sondern aneh mit
dem. bezw. den früheren an^'-i-mvldet werden,
es sei denn, dass die Namensänderungen be-
reits dreimal in den diesbesftglichen Öffent-
lichen Blättern b. kannt cr^macht sind. Gn.
Nomenclatnra (von nomen, der Name:
calare, rufen, nennen), die Bezeichnung mit
Namen, das Namensverzeichniss. Anackcr.
Nomos, grieehisch von vofio;, auch vr,p.T;
= W 1 'i [ tut/, iiui h \Vidin>itz. Grassmann.
Noniua. Der Stammvater der in dem an«
garischen Staatsgestllt zn Hei4hegyes fce-
zflehteten und nacli ihm ^'eiiiinnten l'ferde-
stauiXiie, ist ein im Julire IMö in Frank-
reich erbeuteter, hervorragender Normänner
liengst, der von 1817— t83S in Mesöhegjres
deckte (s. Mezölicgyes).
Die IMerde d^ r Noniusstämme i*ind aus
einer Kreuzung von Nachkommen des Nonius
(bezw. Normftnnem) mit Lsndpferden ent-
stunden, ?ii' ztdehnrn >ie]i dnreh Gedrungen-
htit, gt'vvoll»te Uippenparlie, breite Kruppe
und starke Knochen aus. Ihre vorherrschende
Farbe ist kastanienbrann.
Die .St.^mfne üerliilien in den grossen
und kleinen Noniu.s.stamm. Dir* zu ersterem
gehörigen 'i'bicre besitzen ein Höhenmass von
1*68— <'?4ro nnd eignen sieh vorzugsweise
7U faro-N-iers, während der kleine in einer
Grosse von liii— iMiSm gute Artillerie-,
Wagen- und landwirthschaftliche Gebranchs-
J)ferde liefert. Grassuumn.
Nonnengeriusche. Ei^cnthamlicbe, zu-
weilen in den Venen (JuguUiren) ent^hende
Geräusche, welche liei den Thieren nicht
näher gekannt sind nnd auch keine diagno^
stisehe Terwerthnng finden, VoiftL
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KOOLOSIA. — KOBÜAMERIKANISCHB PFEBDR
Nooloflia (V'jti vc'o;, Verstnml: >.öyo;.
Lelire), die Lehre vom Verdtantlo. Anicker.
Nooathenica. I>ii> ( J^ hirn und die «gei-
stigen Tti&t'giijitcn (vo'>4, Intelligert/.j ;it!-
rcfjendo Mittel, wie besonders der Kainpher,
der Kaffed und die Coca, unter Umständen
aneh Alkohol. Ammoniak und Aether. Thier*
ilrztli'^h W'TtU'n ili.- nousf h''in>chen Mittel
ewGlinlich nur bei äoninolenz, Soi>or, Coma,
ei Colla|wzu8t&nd«n oder narkotischen Ver-
jjittungcii HUgcwend'-t und fallen .somit im
Wesentlichen mit den analeptisohcn Mitteln
sasammen (s. Analeptiea). Vogel,
Nordamerikanische Pferde. 1r älterer
Zeit waren die verschiedenen Pferdeschläge
fast ohne Ausnahme klein, zierlich, aber
meist nicht schön geformt; erst von der Zeit
an, wo in den Yeretnif^ten Staaten Nord«
amerikas die Cnltur im A!l'^r;n]»?i!itMi «jrr'js.sorc
Fortschritte laaclitf. iat Uuit aul die Züch-
tung der Pferde einige .Sorgfalt verwendet
worden; früher lebten dicThipro in den meisten
Orten in einem halbwilden Zuataride. Kigen-
thümlich erscheint der Umstund, dass schon
vor langer Zeit der Mehrsahl jener alten
Sehl&ge von fiut allen Sehriftetedem nach-
gesagt wurde, sie hätten in dtr Ti .ihijjvnsjart
erstaunlich viel zu leisten vermocht und wären
deshalb «nr Vermittlang des PersoBenrerkebn
ganz vortrcfflii h gewesen.
Die Liebhaberei der Amerikaner für
raschtiülitiide Rosse ist dort „drüben" eigent-
lich überall zu finden, und so erklärt es sich,
dass gerade in den Vereinigten Staaten mehrere
Pferderassen ausgi-biMct wnnien. welche
aaf der Trabrennbahn ganz Hervorragendes
leisteten. Sowohl anter dem Sattel, wie vor dem
Wagen verlangte ui:\n Tüchtige Traber oder
auch Passgänger. Nur im Öüden und in den
südwestlichen Staaten legt man keinen so
grossen Wertli auf i a> he Traber: hier braucht
man Thiere zum Jagdieiten und für das Wett-
rennen, welche gut gnloppiren können und
vor Allem eine grosse Ausdauer besitsen.
Der nordamerikanische Traber hat seine
ir iiiKit luLiii'ts:lrlili( h in den mehr nördlich
uud ostlich gelegenen Staaten: dorthin ge-
langten auch in erster Lfani« die berühmten
engiischon Vollbiiithengte, welche zur Bil-
dung der mudernen Traberrassen viel beige-
tragen haben. Wenngleich auch vereinzelt
spanisches Üiut zur Bildung und Verbesse-
rung derselben benfitzt sein mag, so kann
doch nicht bezweifelt werden, dass dio engli-
schen VoUbluthengste Mediejr, Shark, Diowed,
Bedford, Gabriel, Leviatba» und ganx beson>
ders Mossengor die werthvoilste Nmlizucht
golieferi haben, öcliyti in der ersten Hälfte
des XVin. Jahrhundci t> kiiiiit»n verschiedene
dieser Hengste von Eiiijl ind aus nach Vir-
ginien und Maryland, und es verbreiteten
äich ihre Nachkommen später ziemlich rasch
Ober andere iätaaten des Nordens. — Als
Sterne erster Grosse glSnsen am amerikani-
schen Tarniitiiii'.'d — lilinlirh \vi'> in Eng-
land — Ecüpse, Laxingston, Lecomte, Boston,
Asteroid, Kentucky, Black-Maria und sdere.
(Sehwaranetker.)
( la der Kiii']»ergestalt unttTicheiaet sich
dir dortige IJenncr in kcinir Weise vom
englischen Vollblut iifi rd«.". Ks haben bereits
mehrere derselben aul europäischen Renn-
I bahnen grosse Siege errungen, und sowohl
in Frankreich wie in. England die berühmte-
eten Pferde geschlafen.
Von den namliaftun Pferdeschlägen Nord-
amerikas gelten die iiosse von Cunada, welche
aus der Kreozung von norroftnnischero und
spanischem Blnti' entstanden sein sollen, für
sehr brauchbar zum Keiteu und Fahren; sie
werden durchschnittlich 1*60 m hoch, haben
nicht üble Formen, einen breiten starken
Rflcken und ganz vorzüglich gute Beine. Auf
d'-m Kamine des Halses und am Seliwanzu
findet sich fast ausnalunslos ein sehr dichter,
tuwetten krauser Haarwuchs; ebenso ist auch
' das Fesselgelcnk mit langen Haaren dicht
be wachse», Alkugro&Jic Schnelligkeit kann
diesen Pferden zwar nicht nachgesagt wer-
den, sie haben aber eine holie Actiun nnd
zeigen bei der Arbeit grosse Ausdauer und
Geschicklichkeit. — Canadische Pferde sind
bereits mehrfach nach £nropa gelangt und
sollen sich in der Pferdeeisenbahn gut be-
währt haben.
Canadische Stuten, gekreust mit VoU-
bluthengsten, liefern sehr krlfüge, rasebtra-
bcnde Gentleman-Koaster, die immer sehr
gesucht sind. Mit den canadischen l'ferdm
verwandt sind die 1*35 bis 1'40 m hohen in-
dianischen Ponies, welche von den Mohawk-
Indianern am Grand-River als Reitthiere be-
nützt werden.
Die Vermont- nnd Cktnestogaüchlage
liefern gute Zogpferde, und werden vorwie-
gend als sah he in New-York zum schweren
Lastfuhrwerk verwendet. Sie erreichen eine
ansehnliche Grösse (1*70 bis 180 m) und oin
licbendgewicht von 600 bi-, SOOkg. Diese
Schläge Süllen aus der Kreuauug von Suf-
folk-Hengsten aad Cl«vekQd>8tuten hervur*
gegangen sein.
In Pennsftvanien sollen jetst die schwer-
sten und ^M-Gästcn Lastpferde N'irdatnerikas
vorkommen; sie übertreffen in ihren Leistun-
gen oftmals die besten Shirchorscs Alteng-
lands und erreichen suwcilen oin Gewicht
von 900 bis iOOOkg. Ihr Ui.nprung bleibt
dunkel: vielleicht sind ihre Vorfahren an*
Flandern auf die üppigen Weiden von Dela^
wäre schon zu Anfang des vorigen Jahrhon-
dcrts vei].ll;ur/t worden.
Die Karragansetpassgängec in Rhode-
Island sind heute nicht mehr so bodigeschätit
als in früheren Zeit-m und nn vielen 'Vten
durch die modemeu liarttraber verdrängt wor-
den. Diese letsteren — von den Amerikanern
„Trotter" genannt - .sind jetzt die am höch-
sten geschützten Pferde Nordamerikas, die
Hosse par excellence, und haben ihre ^ er-
fahren in England längst über troffen. Ihre
Schnelligkeit Ist geradeiu fabelhaft, auch
von Jahr zu Jahr grösser geworden, und wenn
früher — vor 40 und 50 Jahreu — diese
Traber die englische Meile in 3 :\Iinuten
durchliefen, so legen jetst ihre besten fixem-
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NOBDAUEBIKAKISCHE PFfiBDE.
m
plare dieselb« in t MiDuten und IS Secun-
>len 2ur0ck. — 10 bis 13 Meilen pr« Stunde
ist heute eine Durcbscimittsgeschwindigkeit
fflr den nordamerikanischen Trotter.
se Pferde sind Producte vcricliicden-
artiger KreoKUiig, aber auch hier bat daa
englische VoUblotvleder die gn^aaten Dienste
freieistet. ÜtT UetifTst Messender — ein Sohn
des beruhiut^u Mauibriuo — wurde im Jahre
1786 von Eni^land aus nach Amerika jjre-
führt und hat hier die vorzö^llcliste Nach-
zucht für diti Traberrennbali n geliefert. Schon
frähcr zeichnete sich ein Hengst namens
Morgan durch grosse Scbnelligkeit im Trabe
ads und wüde der StamtnYater einer der
berühmtesten Familien in ileii Verein I^'tf^n
Staaten fs. u. Mors:an)>teril.:). Fast ebeiisu
rasch und in iiiani lu ii I'iiiiktcu noch beliebter
sind die Nachkommen des Heni,'^tes i>laek-
Hawk; sie werden etwas gröi>äi-i uii'l siud
meistens auch viel hflbscher gef *rmt. Jener
Hengst wurde 1833 in Qreoulaiid geboren
und dnrehtief im Alter von t Jabren die
englische Meil«' in i Minuten und 39 Secun-
den. Seine Mutter war eine Ualbblntstute
und sein Vater trahr«eheintich ein Nach-
komme von Sherman- Morgan. Schwarznecker
vermuthet zwar, dass derselbe von dem fran-
zösischen Hengst Paddj abstammt, da seine
Kinder nicht den Behang der Morgans haben,
auch in Grösse und Gestalt von diesen ab-
weichen. J»' Jenfalls verdankt auch diese Fa
wUie, wie luancbe andere, einen grossen
Theil ihrer Schnelligkeit dem englischen
blute ; ohne Einmischung desselben würden
dieNordamerikaner sicherlich keine so groBsen
Leiatttttgen auf der Kennbahn anfinweiaen
haben, wie es jotzt dtT Pal! ist.
Aus dt-r neueren Zeit wird uls eine» der
bedeutendsten l'ferde der Traberrasse Flora
Tempte — geboren 1845 in Oneida-Coantj —
genannt, »ie bat noch mehr Sensation her-
vorgerufen als später der heiiilimte Ttarus
und St. Jalieo, and man spricht noch jetzt
in Amerika mit dem grfissten Enthusiasmus
Ton dieser Stute; sie durchlief die englische
Meile in der Zeit vun 2 Minuten. 19'/» Se-
cnnden und wurde nur einige Male geschlugen.
Flora Tomple war in^iotern ein viel be-
il(*atenderes und berühmteres Pferd als alle,
die siu heate in ihren UcoorJs überholt
haben, weil sie sn ihrer Epoche ihren Zeit-
genMsen nnd Concnrrenten weitaus ttherle-
gen war und sich viel län^'iT auf der Höhe
ihres Ruhmes zu crhalteu vt^ruiuchte, nU dies
bei den heutigen grossen Trabern der Fall
ist. (Victor Süberer, „Handbuch de« Traber-
Sport".)
Die nordamerikanischen Traber sind ohne
Frage die raschesten der Welt; sie ttber-
treffen im Orossen nnd Gänsen die besten
russisdien Harttraber bei weitem. Jene
Stute, Flora Temple, bewältigte in 4 3IinuteD
S0% Secunden zwei englische Meilen, wfth-
r-nd die besten Kosxen. z. B. Pereli? und
Tuteschnj, zu dieser Strecke volle H Miauten
gebrauchten. Es mnss hiebei jedoch bemerkt
werden, daaa in Amerüca fliegender Start in
Gebrauch ist. Wohingegen auf den russiselien
Kennbahnen die Pferde aub dem Stehen ab-
fahren müssen, wobei etwa 4 Secanden an
Zeit rerloren gehen.
Am 4. Juli 188Ö fand zu Clevelund in
Amerilia der grosse Wcttkampf zwischen den
swei deneit besten Traberbengsten der
Welt. Pliallas und Maxey C'obb, statt. Diesem
Matcii wurde in den VcreiMitrtfii blauten
da.-; i^rösste Inteiessc entgegengebi aeiit. einer-
seits uei] njaii absolut keine Anhaltspunkte
hatte, uiji aucii nur mit einiger Wahrschein-
lichkeit den Sieger vorherzusa^'en. anderer-
seits, weil es sich um einen selbst für ameri*
Icaniscbe Verhältnisse sehr hoben Preis ban-
dtlte. Jeder der beiden Desitüt-r hatte näni-
iicli 50ÜÜ iJüUart. eingesetzt und die „Cleve-
land Driving Park Association" hatte ans
Eigenein ",■ ():) Dii]]ur> beigesteuert, so dass
die gauzv Smuiue i Oollar» (ungefähr
37,000 Ii.) betrug. Uni !• n Preis zu erringen,
musste ein Traber in drei Ueats als Sieger den
Bichter passirt haben. Ueber die Einzelheiten
ii»_Tic]itct ditj >A. Sport-Zti,'.'" : „Pas erste Heat
an und für sich brachte eine Ueberrascbung,
da es mit einem Siege des Phallas endete: denn
h<'\h?t viele Anhänger des Phallas waren der
Meinung, Jas? das erste, vielluitlit aueh noch
das zweite Heat an Maxey Cobb. als das
schnellere Pferd, fallen würden, und erst in
den nächsten Heats der ausdauerndere PballuN
die Oberhand gewinnen werde. Freilieli ieiclit
ward ihm der Sieg nicht. Ais die erste Viertel-
mefle in u : 35 snrflckgelegt war. hatte Phallas
eine knappe Länge voraus, naeh der halben
Meile, 1 : 08*/»- war er mit vollen zwei Lan-
gen in Vortheil: jetst aber begann M i.\ey
Cobb sein Be-»-- 7,u zeij^en. pcwnnn Z dl fur
Zoll an Terrain, und ci eulspaim sich uiii
heisses Gefecht. Beide Pferde wurden bis
anfs Aeasserste aufgefordert, und als das
Ziel passirt wurde, war Phallas nur eine
lialbr LäiiL''- vor Maxey Cobb. Zeit: ? : 14.
Das eiste Heat hatte nun so ziemlich gar
keinen Aufschlus.s über die 60te der Pferde
und den wahrscheinlichen Ausgang des Match
gebraciit. Phallas hatte zwar gesiegt, aber
doch nur nach heftigstem ICampfe. nnd
Maxey Cobb, der offenbar nur auf Warten
gefahren wurde, war möglicherweise tn apit
ins Rennen gebracht wurden. Aber *chon das
zweite Heat sollte Liebt in die Affaire brin-
gen! Maxey Cobb lag aaeb hier vom Start
weg hinter I'halla^. n. zw. mit fa.st einer
Länge, wurde aber ochoii nach dem ersten
Viertel der Bahn aufgebracht, und nun liefen
beide Kopf an Kopf bis zum Halbmeilen-
pfosten. Das tvar der spannendste Moment
im Rennen, dann aber war das Heat und auch
der ganze Wettkampf au Ende. Maxey Cobb
war mit einem Male fertig nnd mnsste Phallas
ganz an sich vorbeiziehen lassen. Dieser
liess dann auch im Tempo ein wenig nach
nnd passirte nach 2 : 15' » zwei Langen vor
seinem G-'gner al> leielitt'stt-r Sieker das
Ziel, t'eb.'r da- dritte Heat i^t iiiehts zu
erzählen. I'ie Wetten standen vor demselben
,S0 auf- Phalla», nnd das mit Recht. Der
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KORDDEUTSCHBS DBRBT. — NORDENTHAL.
Letztgenannte nahm vum Start weg die Füh-
rung and behMt sie bis »ns ZieV ohne aaeh
nur im Mindesten t:etrT''bfn 7n werden. Zeit:
4:S(»'». Phallas. «er demnach lion r*»iohen
Preis seinem Besitzer» ätm. Mr. <'a5o, lidm-
brachte. hat eine famose Leistung hinter
sich, indem er einerseits ein so anerkannt
schnelles Pfer^i wie Maxey ('tibh in drei auf-
eioauderfol^CDden Rennen abfertigte, and an-
dererseits, indem er im ersten Heat die Meile
in 2:!4 ziirflckley:te. Di.-ser Reconl steht
nur »an eine halbe Secande hinter dem von
Maud S. erzielten besten Beeord zurück, üer
je in einem Meilenrennen gegen andere Pferde
zuwege gebracht wurde. Den besten Kecord
in einem Rennen ^egen Zeit, 2:09%, hat
bekanntlich auch diese famose Traberstnte
anftiowelsen. Naehdem Mr. Bonner, der Be-
'■it/er von Maad S., <einp Stute an Rennen
gegen andere Pferde^ und hauptsächlich an
solchen mit Geldpreisen nicht theilnehmen
Ifisst, konnte Mr. Case nach dem 5?ippe des
Phallas getrost eine Herausforderung an alle
Traberbeaitser ergetien lassen, irgend ein
Pferd gegen seinen Hengst zu starten. Der
Einsatz eines Jeden kann 1000 bis 25.000 Dol-
lars betrafen. Ausserdem würde die Asso-
ciation noch 1000 bis 2300 Dollars xu einem
solchen Match beistenem.* F^tytas^.
Norddeutsches Derby. \-\ la^ h'leu-
teiiil-ile lieiititju UeuUclihinds. iJass.lbe wiri
in Hamburg auf dem Horner M^.r über
UßOOm gelaufen und ist für dreijährige Hengste
und Stuten Deut«ichlands. Oesterreich-Ungarns
Dänemarks, Schwedens und Norwegens, die
dort geboren oder im Jahre ihrer Gebort
dorthin mit der Mntter eingeführt sind, offen.
D^-rl'reis di-s; nennen- b.nr.'lgt 20.000 Mark.
Das-selbe wurde iui .'ahre 1869 von dem
Graf Williamowitz-MöUendorf und v. Schwi-
choco-Margoninsdcrf t^^ u'rfm l- t und anfäng-
lich mit ÜOO T]:aleru datirt. — Seit dein
Jahre 1SH9, u. /w. in diesem zuerst^ heisst das
Rennen „deut- 'li - ]* r(>v-v (ji . i^mann.
Norddeutsches St. L^ger, \-{ ein gr.x^es
Znchtrennen. Dasselbe vvnr 1p imJahre i8Kl ge-
irründet und wird im Herbst (September)
jel'-n Jahres in Hannover über 2800 m fje-
lantrn. Der Preis des Rennens ti'-trai;t
12.000 Mark. Es ist fär dreijährige Pferde
Deutschlands, Oesterreich« Ungarns, Dilne-
marks sowie Schwedens und Norwegens
offen (s. .St. Leger). Grassinann.
Norddeutsclie Thierzucht, s. n. Hannover.
Oldenburg.Hohtein.MecklenburgundPreussen.
Nordenberg ist ein zu Nordenthnl. dem
Gestüt des Kittergutsbesitzers Hiilmann ge-
hOriLT- s Vorwerk («. Nordenthal). Gratsmamti,
Nordenthal, früher Norn genannt, in
Preussen, Regiernntrsbezirk Giimhinnen. Kreis
Oletzko, liegt im Thale des Legaflnsses, 1 1 km
Ton Maregrabowa nnd etwa iHkm ron I>yck
an der Kanststrasse, welche die beiden letzt-
eenannten < h r.' m'teinander verbindet. Norden-
thal ist ein bereits »eit dem Jahre 17^0 in
dem Besits der Familie Hillmann stehendes
Gut, welches eiascbUcftstich des sugehiJrigen,
angrenzenden und auf der rechten Seite der
Lega gelegenen Vorwerks Nordenberg einen
GesammtHüchenraum von fiiS it ha enthält.
Hievon besitzt das 2.'>0-22ha messende Vor-
werk einen reichen Waldbestnnd. Sein Roden
ist mei.st leicht und die Oberfläche wellen-
förmig nnd etwas hoch gelegen. Der Gras-
wuchs ist hi<r spärlich. Das Hati|ili,'ut hat
dagegen gute und schOne Wiesen in einer
Ausdehnung von etwa i40ha. Dieselben stehen
thei^ TiTiter d.-r Einwirkuncr natrirlielier Be-
rieselung durch die Lega, theils werden sie
alljährlich durch die Lega überflutet und
dadurch sleichzeitig bedüns^t. Die Aecker
liegen im Allgemeinen tief uiui .sind von
ziemlich strenger Bodenbeschaffenheit.
Schon seit der Uebernahme Nordenthals
dvrch die PamfKe Riltmann wvrde hier nm-
fTmixliehere Pferd.-znrlit betrieben. Für dif-elli«
wurden neben eigenen Hengsten auch könig-
liche Landbesehäler in Anspruch genommen,
welche letztere entweder hier auf Deckstation
oder in dem damaligen Landgestät Oletzk»
standen, wohin die Stuten zur Belegung ent-
sandt wurden. Im Jahre 1819 wurde das Ge-
stüt, da es unter dem Drucke der damaligen
Verhältnisse stand nnd keinen «iewinn abwarf,
aufgehoben und an seine Stelle trat eine mehr-
fach rem Staate rniterstütste Merinostamm*
yehäferei, mit der 7oitweilig eine ^eli'iferei-
sohule verbunden war. Als sich aber zu Anfang
der Sechzigerjahre auch die Schafzucht nicht
mehr mit genügendem Vortheil befroilp ii Hess,
wurdt», nachdem bereits etwa ein Jahrzehnt
hindurch die .Aufzucht in Littanen angekaufter
Fohlen stattgefunden, im Jahre 1863 wieder
ein Itleines Gestflt begrdndel Hiezu geschah
■/iinnehst ans dem v, Simpson'schen Ge,-;!!'!! zu
lieurgenburg der Ankauf der Vollblutstute
Alice von Mr. William's Favorite a. d. Adrienn«
v. Voltaire, suvii- der halbblütigen Elma v.
J. Gomez a. d. Eimerice v. Gomez und J. Metba
V. Sir Pallion a. d. Metha. Letztere, wie die
.Alice, waren im v. Hensche'schen Gestüt sn
Pogrimmen gezogen. Diese drei Stuten bildeten
nebst einjiren aus der < ii:rncM Fnblenanfznidit
entnommenen littauischen Stuten den ersten
Bcstsnd des neuen GestQts, das sich cur Be-
legung der Stuten des ans Geor<jerihTirfi für
den sich gleichzeitig bildenden UleL/kower
Zuchtverein erworbenen dunkelbraunen Voll»
bluthensrstcs Sir Palliun bediente, dessen
Standort Nordenthal war. Die folgenden Jahre
brachten dem jungen Gestüt durch .\nkauf
von vier wetteren Motterstuten aus Georgea-
burg, n&mlich der Eutcrpe v. P^glan a. d,
Eveline, Eveline v. Eglan a. d. alten Kveline.
Georjino v. Fritten a. d. Gondel und Lise t.
New Light-Sohn a. d. Bazar-Lise neuen Ztiwachs
nnd .Sir Pallion hatte «ich inzwischen als vor-
züglicher Beschäler bewiesen, so dass er im
Jahre 1,SC7 für alleinige Rechnnng des Ge-
stQts erworben wurde« Letzteres hatte sieb
darauf eine Zeit hindurch durch eigene Zu-
zucht. dann durch Ankauf werthvollcr Stuten
aas dem aufgelösten v. Sauckenschen GestQt
SU Tarput^chen nnd spftter aus Georgenburg
wesentlich vergrOsaert, so dass es su Anfang
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NORDKIRCHEX. ~ NOBFOLKER VIBHZUGHT.
S67
der äiebzigerjabre ans 17 meist braanen Hot-
terstnten. hievon { YAllblnt, bestand.
Tin T.ilire 1S7I liilil'?ti' sich der Nonlen-
thakr Zucbtverein. Von iliiii wurde <\^t in
Oeorgenbur^^ gezogene halbblQtige Solid v.
Bachns a. A. Soli.le erworben und als Deck-
hengst in N^rdeiuhal aufgestellt. Dem Gestüt
war somit eine äusserst bequeme Verwendung
dieses sehr edlen Beachälers geboten, welchen
es vorzüglich wm Belegen «er Sir Pallion-
Nachkommen beniltzt'\
Uegenwirtig, Mitte des Jahres 1889, be-
sitst das Gesttlt nnn zwar kein eigenes Vater-
pferd, es nimmt vielmehr könitrliVhe Land-
beschäler in Anspruch, deren «Iri i vnn Pe-
bmar bis Ende Juni in N"r<]i'tith;il iini^estellt
werden. Die Zahl der Mutterstuten beträgt
10 Stück. Dieselben sind ohne Ausnahme
edle englische HalbblntpforJ*» in einer Durch-
tclinittsgröss« von 1 '66 m. Mit diesem Ma-
terial verfolgt das GesMt als Znclitsiel di«
ReTvorViiinirnni? eines m^srlii'hst rdli^n und
gängigen, dabei der Mass«; nicht entbehrenden
Reit- und leichteren Wagenpferdes im Tra-
kehni^r Trpns. Die jährliche Zazucht bolntift
sich auf etwa 12 — 17 Fohlen, welche krültig
ernährt und möglichst bald handfromm ge-
wohnt werden. Im Sommer findet das OestQt
Weidegang in gr^Mwen Rossgärten.
r»it? Aii<ntitznn;r (icstufs, Jessen Lei-
tung der Besitzer sich mit vieler Hingebung
widmet, beruht baaptaiehlieb in dem verkauf
der dreijährigen Fohlen an die kOnigiieho
Remonteattkaufäcommission.
Eilt GestQtbrmdseichen kommt niclit in
Anwendung. Crossmann.
Nordkirchen, in Preussen, Regierungs
bezirk Münst r (Wosttal' n). Kreis Lüding-
haasen, liegt 8 km üddlich von Lddingbausen
in fhicIttbareT Eben« mit Kleiboden.
In der Nähe des Dfsrf'"; Nordkirrhrn bo-
tindet sich das mit bedeutenden Parkan lagen
umgebene Schloss des Grafen Nicolaus Kster-
hazy. Derselbe unterhält hier neben seiner
bekannten Zuchtstätte zu Totis in Ungarn
. in Vollblntgestfit. das er im Jahre I86S mit
4 A[atter»taten grflndete. Naeh nnd nach ver-
grOsserte sieh der Stntenbestand nnd zililt.
nat'lidoiii II" ' h im Jahre 1888 vier werthvollr-
Mutterthiere eingestellt sind, nunmehr, Ende
I88Ä, Si Stuck, die theila branner. theils
fuchsiger Haarfarbe sind. Von den Stuten sind
3 nach Vederenio, je S nach Cambuscan.
Ostreeer und Blue Gown gefallen, während
die übrigen loStqten alle verschiedene Vftter
haben, wie z. B. Wenloek. Tffandracke, Ptn-
tus. Pellegrino, C.irnival u s w. Als T% s. hiU. i
steht gegenwärtig der Sieger des norddeut
s^en Derby von f 8S4. Stronsim v. Waisen-
knabe a. 0. Mademoiselle Giraud in Be-
nfltzang, Q. zw. in alleiniger, da alle vorhan-
denen Jftlirlinire und heurigen Fohlen, II.
bezw. Iß an der Zahl, nach ihm gefallen sind.
Unter den früher in der Zucht verwendeten
Hengsten sind Sprig of Shillelag und Baro-
m^tre, sowie die Staten Hope, Miss Grat- i
«icke. GaUtbee und Palma besonders her-
Torcnheben. '
Die Zahl der jährlich im tiestftt gebo*
renen Fohlen beziffbrt sieh im Büttel anf
1* St ick. Iii '^.llM'n wr-rden in Laufställen
untergebracht und mit Hafer, Heu und nach
Bedarf mit Ifileb ernährt.
Dil' cre^'nmTnf" .\nfzncht wird theils als
Reit- und VVagenpi'erde verwendet, theils aber
auf der Rennbahn ausgenützt. Die Vorberei-
tung der Pferde fQr diese geschieht
meist so Totis in Ungarn nnd mit gntem Er-
folg. So nahm Nordkirchen z B. im Jahre
1887 mit einem Gewinnsatze von 65.570 Mark
den dritten Plats nater den siegreiehen Stil-
Ten DeiTt«rhI;in(h ein. und Xordkirchnpr Pro-
ducte haben ihren verschieden t ii IJi'sitzern im
Jahre 1888 an Gewinnsten 1^2.710 Mark heim-
getragen. An dieser Summe hetheiligten sich
die Vederemo -Kinder Viceadmiral, Verschwen-
der. S< hweninger und Drüksken, sowie There-
sianist und Fragezeichen, beide t. Waisen-
knabe, dem in Totis boniltzten Ersen ger.
Agnat. Soll ich und Vielleicht v. Chamnnt. Et
caetera von Town Moor, Alibi v. Przedswit.
sowie ferner Abermals, .\nnie, Pessimist nnd
Epine. Ueberhaupt sind aus der westfälischen
Zuchtstätte des Grafen Esterhäzy viele sieg-
reiche Pferde theils grösserer, theils kleinerer
Rennen hervorgegangen.
Der Besitzer selbst widmet sieh den
Pf''r«l<'/.iU'btaiii:''l<.'<rfrib>-iteM mit vi.-ler Hin-
gebun.', er führt eigeubänditf die Oberleitung
des Gestüts, fQr dessen Betneb ein Engländer
als Stalliiiei^fer thfitig t«t. w.'ihreiul die
Wärter iu der Provinz g.'l>riren<' Leute i>ind. t»«,
Norfolker Viehzucht. Die Grafschaft Nor-
folk, im östlichen England, awischen den
Grafschaften Cambridge und Suffolk, dem
Waslibusen und der X'irdset' ir.']i i;en, umfasst
ein Areal von .^488 km' mit U».749 £in>
wohnem. Bei der letzten Kfthinng ( 1 888) fanden
?irh daselbst (lt. SK:i Afk'Tyiferdi\ t l'i.?*!? Hatipt
K'iinlvieh. 533.747 Scliat'e umi !:)7.U;j Schweine.
I He Anzahl der Pferde ist seit der vorletsten
Zählung (1887) sich ziemlicli gleich ge-
blieben, die der Kinder und Schafe hat
um einige tausend Stück abgemtniiucn. die
der Schweine jedoch am 5997 Stück zuge-
nommen.
Xoifolk gehört zwar nicht tn dt-n an-
muthigäten Grafschaft, n Englands, steht aber
in landwirthschaftIi<Mi)'r iieziehung weithfthcr
als viele andere. Ein Höhenzug (Dünen)
trennt die dem Meere abgewonnenen Marseh-
landschaften (fens) von «lern der Kreideforma-
tion angehOrigen westlichen Theiie der Graf-
schaft im Innern find«! sieh m vielen Orten
<:ros <> M n äst ■ und Haidestreeken mit dürfti-
ger Vegetation.
An der Kflste ist der grCsste Theil des
Lande'? flafh und an manchen Orten den
EingrilTen des Meeres stark ausgesetzt: nur
bei Dunstanton-Point findet sich eine ÜS ni
hohe Steilküste. — Die Yare mit ihren schiff-
baren Nebenflüssen und die gleichfial!« schiff-
bat'' liuben für Handel und Gewerbe
eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.
Das KUm» ist im haheien Theiie der
Grafschaft angenehm sn nennen, doch kommen
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KORFOLKER VIEHZUCHT.
Nebel nicht st-lttn vor, die aber von ticii
Englündern bekanntlich nicht sehr gefürchtet
Worden. In den Manchen wi das Klima
)nci:it ungesund.
Der Boden ist an vielen Orten ziemlich
leicht, sandig, aber dennoch leidlich fracht-
bar. Derselbe eignet sich gsinz vortrefflich
zum Anbaa V(-ti Knollen- und Wurzelge-
wächsen, Xiee und ÜQUenfrQchten. Das ^t-
berflhmte Norfolksptem — Tnmips, Somroer-
korn. Klee oder Hülsenfrüchte nii 1 Wint- r
korn — hat eine weite Verbreitung aucli
über andere englische Grafschaften gefunden
und gilt mit vtdlem Itecht für eine der
bcKten Fruchtfolgen Grossbritanniens. — Weit-
aus ^fohrzahl der Xurfolk-Farmer sind
intelligente MAnner, die sich im Kreise ihrer
Standeegenossen meist eine« sehr fpitenNamens
erfreuen. Unter den ViehzQchterti ramU ii sich
.>ichon in älterer Zeit mehrere, die wirklicii
H'.rv Tragendes geleistet haben, SO S.B. der
Barl of Leicester, Mr. Oirniiaiin n. n.
Die Grafschaft uiulü^st im Guiaeu
1,336.173 Acres Land, von welchen l,09ö.l95
Acres sam Ackerbau and sur Viehxocht (als
Weideland) bendtst werden. 136.(17 Acres
sind ausschliesslich zur K.ut:ewiimun<;
stimmt; die Wiesen und Kleeschläge liefern
gewI^bnlicbsehOne Ernten und ermöglichen eine
ausreichende und zwockmii-Mire Winterlfttte-
rung der Pferde, Kinder und Schafe.
Die einzelnen Gflter der GTafsehaft sind
oft bis tn. iOOO und mehr Acres gross, und
es erkl&rt sich hiedurch, dass sich viele wohl-
habende Farmer ins Land gezogen haben,
um sowohl als Ackerbauer wie &U Vieh-
sachter thitig stt sein. Beide Zweige des
landwirthschaftlichen (Jcu.rlie.« stilirn in
Nurfolk auf hoher Stufe. Aurh du Fischfang
— besonders ron Yarmoath aus — wird sehr
timfnngrcirh und von n)anclii ri Leuten mit
j^ro.'jscm Kifor und Geschick betrieben.
Das Mineralreich liefert dort nur wenige
Schätze, und die Industrie ist im Vergleich
sn vielen anderen englischen Grafschaften
v'iii g<'riiiü:<'r B-dcutuii'^'. Nur ein klrriuer
Theil der von den lieimischen Schafen ge-
wonnenen Wolle wird in den dortigen Fabri-
ken vprarboitct: alljährlich gehen \kU' tausend
iJeiitucr Wulle über die (irenzen der üi;il»chaft
nach den grossen Wollmanufactur-Diistricten
im Horden (Bradfordj und Westen des König-
reichs.
I'ferde. Vit 1. X.rfolkfarraer beschäfti-
gen sich vorwiegend mit der PferdesächtnnK;
es werden daselbst seit alter Zeit recht braach"
bare Ackerpferde, aber auch viele srhönge-
baute Kutschpfeide gezogen. Der Nurfolk-
traber, auch lioadster genannt, wurde schon
vor mehr als iöO Jahren seines raschen und
sicheren Trabganges wegen besonders hoch-
geschätzt.
Als Stanuuvater dieses Schlages gilt
Flretender, ein Sohn des Marske: doch weiss
man Zuverlüssiges ül. vr (Vi-' Entst» iinn*; dt r
Traber nicht anzugeben. Auf den Namen
einer reinen Rasse können sie zwar keine An-
sprüche machen, sie sind in der Regel
Proiiucle v«rschifdenartigcr Kreuzangen. bei
deren Züchtung aber stets mit grOsster Sorg*
falt die Vater- ond Mvttertbiere aasgewftliU
werden.
Im Allgemeinen hat der N'orfolktraber
keinen huchedlon Tj'pns, er scheint vielmehr
alf? eine verkleinerte and verfeinerte Ausgabe
von Sudolkpferden oder deri;l' i>:lM ii mit be-
deutender Action, so dass er kurze Distansen
(14 — 17 englische Meilen in der Stunde) ohne
allzu £rru«-i> AnstrenirnntT zurücklegen kann,
wuiirend ihm lange Di^tunzen auf harten
Wegen nicht recht zusagen. Seine Grösse
übersteigt selten l'Göm; der Kopf erscheint
häutig in der Stirn etwas vorspringend und
nicht gerade sehr ti'iti: der Hals stark und
breit aus der Brust aufsteigend, ist hoch auf-
gerichtet, ziemlich lang und missig leieM im
Ansätze; der Widerrist ist markirt nnrl gut
unterlagert: der Rücken gerade, die Kruppe
lang, breit, abgerundet, mit buch angesetztem
Srlnreif. Ober- und Unt<n>rliciikf] sind vcr-
hallnissmässig kurz, aber gut verbuuai.u und
muscalös: die Sprunggelenke sind kräftig;
die hervorragendste Partie bleibt die Brust,
die mit sehr langer und schriger Schulter
enorm tief und \a\\<: ist. ohne gernd. breit zu
sein, so dass diese Pferde wohl zuweilen etwas
flachrippig. auch auffallend kursheinig er-
scht'iih ii uinl (Irsliiilh kleiner aussehen als sie in
Wii klii likeit sind. l>ie Beine haben nicht immer
ein krallvolles Gepräge, sind uft rund, in den
Schienbeinen mit massig breiten Sehnen, aus>
gestattet, so dass das Maass unter dem Knie
höchstens 8—8% Zoll (. iiirl.) iM.trairt. >laLi. i
sind sie in den Fesseln kurx und mit Behang ver-
sehen. Die Action ist rnnd im Knie mit gehobe-
ner Schulter, während die Hinlerbcino aiiswJlrts
und seitlich über die Vorderbiiiif hinweg-
greifen; indessen ist der Nachschub der Hinter-
beine nicht so gerSnmig, wie z. B. bei den
russischen Trabern, und wird die Raschheit
in der Bewegung weniger durch grosse»
Terrainnehroen als durch schnelle Bepetitiob
der Bebritte ersielt. In neuester Zeit klagt
man vielfach über die Ver>olileclitcrung der
Norfolktraher, da viele derselben in den Köpfen
sehr schwer und gemein, in den Kum]>fen
weniger tief geworden sind (Scbwarzncckcr).
Die ins Ausland gehenden Hengste die&e»
Schlages sollen jetzt zum Theil schwerer
als der alte Traberschlag sein. — Viele der
kleineren Norfolkfarmer züchten ron ihren
Arbeitspferden leidlich brau* hliaro Kut>rli-
und Reitpferde. Die besten Kutschpferde liefert
in der Kegel die Paarung solcher Landstuten
mit Vollbluthengsten. Dun h die dort übliche
Am der Züchtung büssen die Landlcutf wenig
.\rbeit ihrer Stuten ein; die Mehrzahl der im
Frühjahr l'* l'f>rcn<Mi Fohlen geht mit ihren
Müttern aul das Feld hin.ius nnd länft bei
der Pflugarbeit neben denselben frei umher.
£ine Ueboranstrengn^g der Stuten wird
vermieden, nnd wenn im Herbst die BMtelliuig
b r W( Izeiiärker beginnt, sind die Fohlen meist
so weit herangewachsen, dass sie ohne Nach-
theil abgesetzt werden können. Auf diese Weise
wird die Zucht nicht so kostspielig nnd um.
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NORFOLKSCHAF. — NORISCüE FFEEDE.
ät&ndlich, wie nn vielen an<l>?r<:ii Odt^n i\e<
Landes. la früherer Zeit wmdtii in Xurfulk
blvllg gMt tflchtige Jau'ilpferde (Hanters)
ffetoi^en. indem man Sulfolk Karreapferde mit
VoUbiuthengsten paarte; doch soll diese Zacht
in der Neuzeit bedeutend nachi^classen mnl
der schwererer Sbire-horses Platz gemacht
habefii.
Rinder. Schon in fllter er Zeit zahlte man
Norfolk zu denjenigen UraJüi liaften. welche
feine Butter producirten, und die dortigen Dai-
ries (Molkereiwirthschaften) lieferten meistens
ein g^esalzenes Product, welches zur Provian-
tirung der Schiffe gern gekauft wurde; 'Ywai;
Butter zeichnete sich durch grosse Haltbar-
kelt ttB(l Wofalfesefamaek aus. Es irfbt da
selbst vrr'><lneil.'ne uindvirhschlüge ( Vir» >''Is ).
Die ungehOrntun rotbbraunen Rinder (teriirat- i
sehaft DÜden zusammen mit den gleichfalls un- [
geh^^mtcn fPolloii) Stiffo'ks eine Rasse, welche
äicli durcit groä&e Mtlcitergiebi<^keit auszeich-
net. .\l3 Mastvieh haben dieselben geringeren
Werth and vua Zage werden de fkst niemals
benfltzt. Wahncheiniieh stuomt die fragliche
Rh:»?!- ii T^ Srlif-ftland mid ist mit dem dorti-
gen üallowa^Tieb nahe verwandt. Nach
Y<raatt*«i Angabe gehörte das Nuifolkrind bis
zu Anfang des letzten Jahrh;inclprt-- 7U den
mittelhornigen Ea&sen, dcreti Haarfarbe ge-
weholich roth ohne Abzeichen und nur ganz
Tpreinzelt scbwan war. 8ie beaa.<»«n dieselben
Eigenschaften wie das Devon -Vieh, waren aber
stets kleiner und schwächer. Nachdem man
in Norfolk erfahren hatte, dass sich die Gallo«
wvfi durch grossere Hilchergiebigkeit aus-
zeichnetf'n , srhritten die dortii,'. ii Fanni^r '
zur Einführung jener schottischen Kasin, uiiU \
bemerkten zu ihrer grussen Freude sehr bald,
dass die Nachzucht alle die guten Eigen-
schaften der Voreltern ererbte und meist in
der Statur noch etwas grösser und, bei zweck-
mftssiger Emfthmng, auch voller wurde. - Der
Lord SofReld war einer der ersten, welcher
sich um die Vcredelnnt,' der Norfolk-Polls oder
Polli^d grosse Verdienste erwarb; derselbe
brachte eine sehr schöne Familie diese» Viehs
von Middletonpark (in Lancashire) nach öun-
tonpark in Norfolk, und heute gehGrt dasselbe,
welches die EnglSnder gemeiniglich ^Red-
SoUed** nennen, lo dem milchergiebigsten
eblilgen Grossbritanniens. Die ungefaOmten
r'''t!!''ii Suffolks sind i.'t\va> f.'iii-:T wml klein- r
als die Norfolks, besitzen aber eine grössere
Hastfähigkeit als diese.
In früherer 7.n\t herr.-nhte in Norfolk Lei
d«u kleinen Farmern der (gebrauch, die Kulber
II^IS Hdnate lang bei ihrer Mutter zu be-
lassen; sie worden auf diese Weise sehr fett
und waren unter dem Namen „Beeffin" auf
dem Londoner Markt stets gesucht. Dieser j
Oebraucb ist in der Neuzeit aus der ^lede
gekommen.
y^bcn dem Redpolledvieh gibt ei in der
Grafschult auch verschiedene sehr schtine
Shorthornheerden, die im Werthe den besten
Durhams nicht nachstehen und ihren Be-
sitzern auf den grossen Ausstellungen der
kOnigtieben Landwirthsehaftsgesellsehaft oft-
mals hohe Prämien einbringen, *o z. B. er-
hielt solche der Prinz von Wales auT der
letzten Nurwichschau (1886) fdr seine l^uUen
und KQhe, welche anf dessen Farm zu Sand-
ringham gezogen waren.
In Norfolk w- r L n alljährlich viele Ochsen
der kleinen schottischen lUiSbeu gemästet; sie
kommen in der Itegel von Golloway, Aber»
deenshire und West-Highland, und ge?ant^in
bei guter Ernährung sehr bald zu eineui an-
sehnlichen S< Ii htchti; (.wicht.
Schafe. .\uf den leichteren Böden der
Grafschaft trifft man hin und wieder noch
das alte schwarzk'''|'tii;f iiinl >cliwiir/lit'iniire
gehörnte Norfulksciiaf, welches sich durch
grosse Genflfsamkeit aaszeichnet und im
volh-ii ?ll;i>sr' (!.'n l'M>hteren Dowiu-hanikter
aa sich tru^t; an den meisten Orten mit
besserem Boden hat dasselbe aber vor Jahren
den werthvolleren Southdown^, Lcirecters and
neuerdings auch den Suflolks Vhu machen
mQssen. — In Norfulk wohnen mehrere der
hervonagendsten Sonthdownz&chter, wie z. Ü.
S, J. Coiman of Carrow-House bei Korwich
und Lord Hastinj^'^ nf Melton-Constable (East
Derenbam), deren Schaustücke stets grosse
Bewunderung erregen und immer thener
bezahlt werden. Das Fleisch d. r Norfolk -
Schafe wird gerühmt und soll häuhg besser,
zartfaseriger sein, als das anderer Rassen
Englands.
Schweine. Norfolks Schweinezüchtunc
hat sich niemals ein- s h.'sund<'rs hervorragen-
den Namens zu erfreuen gehabt; die dortigen
Farmer halten vorwiegend di« kleinen weissen
SchlSp'e r^nndl white brceds), welche sich von"
«lern Sudolkäeh« einen haupts&chlich durch
ziemlich lange feine Ohren uni< r<rh< idi n. —
In der neueren Zeit wurden in Norfolk violfacbe
Kreuzungen vorgenommen, und es katui da-
her von einem bestimmten Charakter der
Norfolkschweine keine Kede sein. — Auf
den grossen Ausstellungen erscheinen immer X
nur ganz vereinz.-^lt Scliwt'ine au.-, ili.'si r l .raf- '
schaff. Von Sutfolk, Es>ex und Berkshire
werden alljährlich ziemlich viele S<-hweine
eingeführt, die meist im Stalle oder auf dem
Hole gefüttert und gemästet werden. Msn
reicht ihnen die geriiii;\v rtlii^e Gerste, wel-
che durch die Ungan>t de« Wetters gelitten
hat und «um MMzen nicht mehr taugneh ist.
iJiflüi^e! Endlich wäre noch zu er-
wähnen, dass die Norfolk-Turke;^» oder Trut*
hähne snt alter Zeit berObmt smd und ein
sehr 7nrte>.i Fleisch besitzen. Es werden dort
Jahr liir Jahr viele Hühner dieser Art aufge-
zogen und endlich im gut gemästeten Zu-
stande auf den Iiondoner Weihnacbtsmurkt
geschickt. FreyUi^.
Nnrf(;!k8chaf, s. Norfolker Viehzucht.
Norfolktrabfir, s. Norfolker Viehzucht.
NoriMbe Pflnlfl. Das altrAmische Kori-
cum umfasste die südlich- n Doiianlilnvler zwi-
schen Rhiltien nnd Panrinnien, und lieuti'
noch nennt nian lie Tti r a^so. welche in
Ober- uiiii Xi.-derösterreich südlich vuii der
Donau, hauptsächlich in Steiermark, Kärn-
then und dem Salskammergate tafgezogen
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«70
K0BLIK6. — KOBUANDIE'VIEHZUCHT.
wild, die iiurisciie. — Das> \\»lk der alten
Noriker oder 'Jauiiskor war keltischen ür-
s|<n;n"„'s: dusi>elbe legte, wie mehrere Hi-sto-
rik«! iijigebeii, einen grossen Werth auf den
Besitz eines breitüchultrigen und breithüfti-
gen Ffcrdeschlage«, welcher im Stande war,
die schwetbÄWsffni'tf n, »turken Krieger sicher
übfi '.'[[>■ Hi-ii^r ZU traL;>-ii: ilii litimiji lier
Schlug lieferte lange Zeit die beäleti Kriegs-
rosse Europas. In spftterer Zeit dienten die
iiiirisihf^n rfcKk' hnnptsäc!ilii-li för das
Kartell- unü ijuchlfuhrwcrk aul den Ge-
birgspüiben jener Landestheile und zum Theil
auch ala ^chlepptbiere lär die Donaokäbne
und Pontons. Einzelne Schriftsteller bezeich-
nen das sog. norische Pferd der Jetztzeit
lür einen uMvermischten ^^'achkommeu des
Alpenplerden; andere frianben, dasa spftter
oinmal Vt'nui-chnMiri'ri inii nie Jerrheinis. lien
äcLlägeu stattgelunden haben und hiedurch
eine weeeiitliefae Verb«MeniDg der alten Rasse
erreicht worden sei.
AU bestes fferd der fraglichen Hasse
gilt seit JabrbnBderten der Pinzgaoer, ureieher
auf den .\Ipenwelden Salzburgs gezogen wird;
dann folgen die Schläge au« dem Enn$thale
io Stdermark und endlich die starken liosso
aus dem unteren Inn- und Pusterthale Tiruls.
if^aat alle Pferde dieser Gegenden be-
sitzen einen breiten, krüttigen Koiper mit
btämmigeri Ilt iin n unü deiben Hufen. Be-
liunderä chaiukU'ii^)i^> Ii lür den ^'uriker ist
seine gespaltene Kiupjie., welche constant
vererbt wird. Selbst bei .Ii n Kreuzungspro-
.ducten von norischen Sluuu und orientnli-
schen Heiigsten erscheint die gespaltene
Kmpne fast ausnahmslos wieder, wohingegen
die Kopfform etwas edler, der des orien-
t tüs, lii ii Pferdes äiinlich wird, un<i u- r liiiufl.;
gebrauchte Ao^pruch, das» bei bokheu Kreu-
zungen die Veredlung uieht bis zum Hinter-
tlieil dringen krimip, erscheint wujil znlfsssig.
1)06 Stautsgestüt l'iber in Steiermaik. weiches
trOher hauptsächlich mit unglonormannischen
Hengsten besetzt war, ist im Jahre 1878 auf-
gelöst worden.
Nach Franck's UotersucfauDgeD besitzt
der reiiiblfltige Noriker st<'ts eine stark ent-
wickelt« Angesichtspartie, meistens auf Kosten
des >Schädeltheil.s, welcher in allen Dimen-
sionen im Yerhäitniss zur orientalischen Hasse
geringer ist Der Kopf ist im oberen Tbeile
mit Au^iKiliHie der lateralen Thi it.' d. ^ Ilinttr-
kiefergelenkcs schmäler, im Angesichte aber
breiter. Die Lufthnhien des Kopfes sind stftr-
J<t*r entwickelt, diili-T unrh hfiiiti^er sog.
iiamokujife. Die Bucküilinu sind melir in nie
Länge gezogen, die Tiefe der BeibHaoln- i.^.t
frosser als die Breitendurchmesser. Im Bau
es übrigen Skelets lailt immer das Massige
auf; die Lendengegcnd ist lang; Lenden-
wirbel sind sechs vorbanden. Beim norischen
I*r«rde steht der Dornfortsatz des sechsten
LenJi^iiw irbels senkrecht, sogar etwas nach
rückwärts. Der Zwischenraum zwischen dem
Dornfortsatze des letzten Lendenwirbels und
«rsten Kc«uzbeinwiri>eis ist beim orieotali*
sehen Pferde %iel kleiner als beim Noriker.
Auch am Becken ergeben sich Bassenunter-
schiede, die jedoch erst recht verständlich
werden, wenn man die Verhältnisse des
Beckens, soweit sie durch das GcschlecLt und
die Castration bedingt werden, climinirt, auf
welch« wir jedoch hier nickt nfther eingehen
könii'-n nn inii' die schöne .\rbeit L. Franck
(„Beitrag iur Uaasenkunde unserer Pferde*^)
liinweisen mässen. — Sehr oft kommen unter
den mi i:,ciit II Pferden sog, Tiger und Koth-
schimmtl vui, und es sind die so gezeich-
neten Thiere in Manchen als Brauerpterdo
besonders beliebt. Ft,-\tüg,
Norling S. A. (nh6~l<<ö8) Lehrer an
der Veterinurschule zu Skara und Stockliolm;
schrieb über eine Pferdeseuche in «'Schweden:
über die chinesische Methode. Schweine zu
casti iii-ii. Setiwur.
Normale Salze, «. Neutralsalze.
Normalflttter. «. o. Ftttterung.
Normandie-Viehzucht. Die Xorn^;ini^i.%
eine der allen Provinzen Frankreichs, mit dem
Titel eines Uerzugthums. begreift das Mfln-
dungsland der Seine, die Halbinsel Contentin
und den nordösiiichen Theil des Gebirgs-
systems der Bretagne: sie grenzt gegen
Norden und Westen an den englischen Canal
(La Manche), gegen Osten an die Picardie und
lile dcFran« ! . lT' ■-:<. ii Sii>l( ii an Ii'-uiiiis, Mnine
und die Bretagiie und umfa.sst die jetzigen
Departements Seine>Inf(ärienre, Eure, Calra-
dos, Orne und Manche, welrlir znsnTnmen
eine Grösse von 29.ü4ü km* hauen und nach
der letzten Zählung (1»<86) Ton t.517.B9S
Menschen bewohnt \\indr'ii.
An den meisten Urten der Norniundie
i t iltr Boden fruchtbar, gut euUlTirt und
iiiis Klira::^ trilnstitj zu nennen: nur an wenigen
iStelk'U ist duf Lüden arin an I'Hanzennähr-
stollen (»der in schlechtem Cultui/ubtande.
Die Landschaften an derMandung der Seine
können wohl mft Recht als dfe eigentliche
lleini .t l-.s .\r'iif- 1 und Birnenu t ln'.^ gelten;
sie liefern alljährlich — fast ohne Ausnahme
— reiche Erträge der verschiedensten Frftchte,
und es wird deren schöne Qualität an allen
Ölten gerUhnkt.
Das Graswaehsthom ist dort ein Oberaus
üppiges, und es satjt der normännische Bauer
mit einem gewissen Stolz: ,Si tu lai^-<e$
tomber ton baton devant ta porte nvant ue
te coucher, il sera couvert par l'herbe le
lendemain." — Nicht allein die Menge des
Futters ist beträchtlich, sondern auch die
Qualität der Gräser und JOeearten eine ganz
vorzügliche, und es erklSrt sieh hiedurch
zum nicht geriri^'i.n TIilÜ Jas in der Begel
sehr gute Auä»eheu und die hübsch gerundete
Kßrperform der normftnnischea Hatutbiere.
Pferd wie Kind, S<haf wie Zii i^'r und
ebenso auch die Schweine sind dort in der
Begel prächtige Thiere ihrer Art: sie be-
silzfii fast an-nahni'^los rin. ii tr'"f;i"i^i-n I.ci-
beslau, und gehören ohne Frage mit zu den
i II ten nad besten der firaosOsiseben Be<
publik.
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NORMANDIB-VIEHZUOHT.
£io grosser Theil des dortigen fracbt-
baren Bodens rnht auf Jarasehiebten, welche
von (ioT Bretagne aus quer durch ili<> Nor-
luundie und Maine, von liii llocheUe. Püiti<*rK
über NamuT, Angt^rs, ihms und Caen zi-'iitii.
Die Bewohner der Nm iiiiiinli'j .^in l voll
Lebensktiift, tliätige niid mtisd a|iarsame
Leute, aber auch in hohem Grade g<jwinn-
süchtig; im Handel xeigea sie häufig die
grOsste Rührigkeit vnd Ciewandtheit Streit*
sucht und Neigung zu grossen, oft etwas un-
besoQQenen Unternehmungen soll bei den
Normands nicht Helten vorkommen. Lobens-
Werth ist ihre Ausdauer bei all .a G^'.schiiftt n :
sj.> tf' t/. n muthig den Gefahren und uber-
wiii l' ii Schwierigkeiten in der Kegel leichter
«lü viele andere Franzosen.
Sowohl beim Ackerbau wie beim Betriebe
der Viehzucht kommen den Bewohnern der
Normandie diese letstgenannten Eigenschaften
ttebr SU statten; sie »eigen auf dem ganzen
• Jot.i'-t.^ der Liuidwirthschaft mei.'.t.'ns jriuu
liervorrageade Leistungen und es gchOrt ihre
Viehxacht unstreitig mit in der besten Frank-
reichs.
l'f<.'rde. Ii> ilcn uLl'U xulcUt gonaunten
Tier Departf ni- iits gibt es — nach Lefour —
ungefähr 32i).000 Pferde, von welchen 13d.Uaü
Stuten sind, die sar Zucht benfltst werden.
Im <;;uizi?n zahlte mau (ISS") in ilen fünf
Departements 330.860 Pferde, die zum weit-
aus grössten Theile als gat gebaute, kr&ftige
Thiere ihrer Art bezeichnet werden konnten.
Die Pferde im Departement Seinc-ln-
fcrieure (des .Arrondisseiuents Dieppe) unter-
licbeiden sich wesieutlich von denen in den
fibrigen Departements; sie geboren fast alle
dem scliweren Arbeits- oder Earrenschlage
ao, und bilden aU solche eine Vereinigung
der Race normande, Race percberonne und
Hace büulonnaise. Für die Reiterei der Armee
liefert jene Landschaft aber nur ausnahuis-
weise brauchbare Pferde, und es werden
solche dort auch fast nieüia!^ {jcsuclit.
Der eigentliche PferJtaohiag der Nur-
roaudie, d. h. also der echte normannische —
von den Franzosen Race anglo-normande ge>
nannt — gilt ganz allgemein und mit vollem
Recht für ein KreuzuriL'sin inluct (Ils altnor-
inannischen Landschlages mit der englischen
Tollblotrasse. Normannische Stuten wurden
schon Vor langer Zeit mit « iiLrliM lit ii iri r>i,'sten
gepaart, und es ging (Uiraa» ein l'Ui J in rvor,
welches den Franzosen das liefert, was früher
— und zum Theile noch jetzt — der Cleve-
länder Braune den Engländern geliefert hat;
sind meist ganz stattliche Thit ri'. Iii- vor
der StaaUicarottSe genügend rasch vorwärts
kommen und gewöhnlich viel Ausdauer be-
sitien.
Für lieu leichteren Zug und J^attel wer-
den in Calvados, Ome nadManche viele brauch-
bare Rosse aufgezogen, die stets eine sehr
gesuchte Handelswaare auf den Märkten der
kleineren Städte abgeben. — In den ürt-
Rchaften mit schwererem lioden findet man
in Calvados hftufig etwas stftrkere Thiere,
die mehr Ijmphatisch und (tx den ruhigen
Schritt geeignet »ind. Ihr Kopf i»t ziemlich
gross und im unteren Theile meist leicht ge-
iM.itjcn. Es fehlt di.-.-.n I'frrlen aber oftmals
die von den Fiaiuoscii gewünschte Lebendig-
keit: ihr Temperament ist zu wenig lebhaft,
und man duMet solche Thiere eigent lieb nur
im Lastu ugt'ii.
In d' i KIm iil- von Caiin werden in der
Regel mehr Pferde aufgezogen als geboren,
d. h. es kommen dorthin alljsbrlich viele
Fohlen leicliteren Srlilagcs aus anderen Lan-
desthcilcn, um auf den schOnen Weiden jener
Gegend em&hrt zu werden. Auf FQtternngund
rfletjc der Thiere verwenden die dortigen
Landleutc in der Regel grosse Sorgfalt, und
man lobt allgemein die Knechte aus der
Ebene von CaSn als tOchtige, xnverlässige
Pferdewärter.
Im Arrondissement von Alen^on trifft
man eines der schönsten Pferde Frankreichs :
solches liefert unter dem Namen «Uerleranlt**
manches Prachtexemplar für den Luxuswa-
gen, hin und wieder auch für den Sattel.
Diese Pferde sind in der Regel von mittlerer
Grö.sse, haben meist einen feinen, edlen Kopf
mit grossen lebendigen Augen: ihre Halsung
ist schön gef'>rmt, die Schultern sind <;üI
gelagert: diu L&nge des Uumpfes ist nicht
%n gros», und die unteren Oltedmassen sind
mi( If-iin ri Muskeln, festen Sehnen und harten
Hulen aufn beste ausgestullet. Ihre Bewegun-
gen im Scliritt und Trab sind iiini eichend hoch,
aller lial.iei um h rasch und aus<;ii-li;ir ^f^nn?.
Vui allem wiiJ üie grosse Gewandtheit und
Kluu'heit der Merleraults gerUlnnt; man könne
es ihnen auf den ersten Ülick ansehen, dass
sie viel edles Bhit besftssen, was sie ihren
englischen Voreltern /.u \i'idanken liilUen.
Ob sie auch mütterlicherseits — von den nor-
mannischen Stuten — viele gute Eigenschaften
frecrht Laben, wird von un.->t-rem französischen
Gewain-niuun leider nicht angegeben. Der
Name „Anglo-normanne" passt fllr die Pferde
von ilerlerault in vollem Masse; es tiiesst in
ihren Adern jedenfalls mehr englisches als
französisches Blut, und sie gehören mit zu
den besten Producteu jener viel gerühmten
Kreuzung.
Nach den Mittheilungen v .n ^Toll und
Gayot fallen die Anf.-inge der iül lun<,' dieser
Anglonormannen in das Jahr is.Ji). i:ii<i es
.sind daselbst bis tsöO im Ganzen 11 englische
Vollblut- und 17 iiaibbluthencste zur Kreu-
zung benützt worden. Der Heh^r-.t Rattler
gilt als ötammvater der modernen iiasse, und
es haben die Franzosen bei der Auswahl
dieses PiVrle- ebcnsovi«d Geschick gezeigt,
wie Glück gehabt: er hat ihnen ohne Frage
eine ganz vortreffliche Nachzucht geliefert,
welche man aber auch weiter richtig an ver<
wenden wurste.
Kaeh der Meinung des Gestutsdirectors
Schwarznccker Hesse sich nicht in Abrede
stellen, dass durcii die normannischen Pferde
eine Famiiienäimlichkeit liefe, die. wenn auch
weniger die Folge einer Cunstanz in der
Zflchtung. aU die Folge der Gemeinsamkeit
in den Zucbtzielen, es ennftgliche, eine all-
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NOAMANDIE-TIEHZUCHT.
gemein zutreil'ende Besclireibung liieäer Pterde
n feben. — Der grOsste Sclilajj der anglo*
nornianniscben Rasse erreicht eine Hohe ron
t*70 bis 1'78 m, bei einem Lebendgewicht
von 300 bis (JOO kg. Vi- li' dio-f^r PlVrde sollen
einen etwaa schweren Kopf, mittellangeu Hals,
lose und leicht beladene Sebaltern and wenig
zurück!i'''tr''nil^n Wideiii->* Li'äitzen. Ihre Brust
ist genügend breit und tief, der Ivippenkorb
io der Regel habsch aufgewölbt, der KQcken
von guter Länge un ! He ganze Hinterhand
meistens untadelhatt. llire Hinterschenkel be-
sitzen gewohnlich eine vorzügliche .Musculatiu
neb^t derben Sehnen. Kacb Schwarznecker
— der häufig Gelegenheit hatte, unglonor-
inaiinisi'he rfenl'.- r/i s<]ion — sind ihro Vor-
dergliedmassen nicht immer genügend aus-
drncksToll. die Knie oftmals geschliffen, die
Sehnen an gedrückt und die Fi^sseln etwas
icu »icU. Das Urtbäil anderer Hippologen
lautet zwar besllglieh der Besdiaffenheit ihrer
Vorderbeine nicht ganz so ungünstig, and
Terechiedene Liebhaber der fraglichen Rasse
hehaupten, dftss jetzt alle b'\ss»^i>-n Antrloniir-
mannen den Vergleich mit den besten eng-
liscben Carossiera tob Yorkahhre nicht mehr
zu scheuen brauchten. Einen Bewci", da>s
auch das Ausland sowohl die Formen, wii:
die Leistungen dieser I'ferde zu schätzen
weiss, liefert der Umstand, das-t alljährlich
sehr viele derselben Aber die Grenze gehen.
D' Utschland alloin orliiflt im Jahre 1887 aus
Frankreich 6308 Pferde, von welchen der
grossere Theil ans der Nbnnandie statnnte.
Die Haarfarbe jeii.-r Pferle ist in der
Regel braun ohne AbKeiciien; nur an wenigen
Orten verwendet man Hengste and Stuten
zur Zucht, welche eine niiisse am Kopfe
oder weisse Füsse o. dgl. besitzen. Dunkel-
oder kastanienbraune Beschäler sind am be-
liebtesten, Schimmel hingegen in der Neuzeit
fast gans aas der Mode gekommen, und nur
vereinzelt wcrdea wahshaarige Staten snr
Zucht benatat
In der Normandle beschäftigt sieh so-
wohl der Grossgrundbesitzer, wie der Bauer
und Pächter mit der Aufzucht von Pferden ;
viele dieser Leute zeigen dabei grosses Ge-
schick und die nGthige Ausdauer, und da nun
die Pferde meistens gut bezahlt werden, so
ist auch das G '>< hat! der Pferdeaucbt in d«r
Regel ein recht lucratives.
Im Departement Eare. saweilen aoeh in
SoTni^ Tnfrrit-ur.' trifTt man Pferde */itu's miftel-
Ächweren Arbeitsschlages, welcher zum Thoil
au derKreaaang von Percherons und Bretuns
hervorgegangen sein soll. Hengste aus der
Perche werden jetzt in jener Gegend am
bSnflgatea als Beschäler verwendet.
Im Anondiasament von Argeutan des
Departements Ome wurde erst Im Jahre 1 830
mit der Kreuzung von Contentiii ?lntf ii und
Hengsten aus der Bretagne und Perche be-
gonnen, and ea ist daraas ein Sehlag herror-
gegangen, welcher zwar nicht besonders sch<"in
von Gestalt, aber äusserst kraftig und aas-
lauernd bei '!< r Arbeit ist; er liefert ganz
«chätzenswcrthe Zusthier« sowohl für den
I Pflug wie für die Karre. — Das zweirädrig-^
Karrenfuhrwerk ist bekanntlicb an vielen
Orten Frankreichs — und so aach in der
Normandle — noch immer sehr beliebt.
3T a II 1 1 h i r c n n tl Esel. Die Maolthier-
zQcht und Haltung, welche in der neueren
Zeit vom Süden Frankreichs immer weiter
und weiter itaoli Ji lu Norden vorjri'drungen
ist, hat auch an vielen Urten der Normandie
ihre Liebhaber gefnnden, und wenngleich dl«
daselbst aufgoznupncn Bastarde nicht ganz
so schon und brauchbui sind, wie die aus
der alten Provinz Poitou, so befriedigen sie
doch im Grossen und Ganzen die Ansprficbe
der dortigen Abnehmer. — Nach Sanson
(IVait^ de Zoot<^chnic, Tome III) findet man
die besten Maultliiere im Arrondissenient
Melle des Departements Deux-Si-vrcs, wo an
vielen Orten besondere Zuelit Etablissenipnts
— sog. Ateliers. — vorhanden sind, in üt-nen
sehr hübsche Kselliencste (baudets) als Be-
schäler gehalten und fQr ein ziemlich hohes
Sprunggeld den Pferdestuten zugeführt wer-
den. Die Bastarde erreichen dort nieht selten
eine Höhe ron 1*70 m bei einem Lebend-
gewicht Ton 700 kg.
In den fünf Departements derNormandie
fand sich im December 1883 ein Bestand
von i9.oS,'; .^laulthieren und iiU Eseln. Die
letzteren sind hier nicht so gross und kräftig,
wie die im südlichen Frankreich gezogenen
Grauthiere, und es erklärt sich vielleicht auch
hiedurch, dass die in der Normandie gezo-
genen Bastarde hinter denen Ton Helle
zunickstehen.
Die in der Norniandie zur Maulthierzucht
benQtzten Pferdestuten sind aber darchans
nicht kleiner e.der sehwaelier, als die im süd-
lichen Frankreich dasu verwendeten Indi-
viduen, im (iegentheil eher noch grösser und
stftrker. Möglicherweise sind die klimatischen
VerhUtttisse des Nordens minder günstig für
die Bastardzurlit, oder es besitzen die Land-
wirthe in der Norman die weniger Geschick
fBr dieselbe, als die ZQchtar im Anondisse»
ment von '^Teiip und an anderen Orten der
ehemaligen Provinz Poitou.
Die Rindviehzucht hat fBr diese Pro»
vinz mindestens dieselbe, wenn nicht noch
grössere Bedeutung als die Zucht von Pfer-
den und Maulthieren. Fast überall tritTt man
dort einen grossen Reicbthum an schonen
Thieren der Gattang Boa, n. sw. ebenso-
wohl im Tiesitz von Bauern, wie von Gross-
U'rundbesitzcrn nnd Pächtern. — Bei der Zib-
lung im December I88S fanden sich in den
fünf Departement«: im Ganzen fts.*; S'tüiJc.
Der üppige Grassvutlis uul" \Vit?en und
Weiden und die fast ausnahmslos reichen
Erträge der Futterschläge aller Art weisen
die norm&nnisehen Landwirthe auf einen aas*
£reilelinten B.triehe der IJiiidvielizneht hin.
An vielen Orten beschränken s/ch die Leute
nicht nur auf den Aostrieb der selbst ge-
zogenen Rinder, sie kaufen noch alljährlich
viele Stücke aus anderen Landcstheilen zu;
man mnster sie anf das beste und schickt Sie
endlich in die ^Schlachthäuser der grossen Lmi>
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NOBMANDIE-VIEHZCCHT.
278
desIianjitsta>U. Hit-r -in'I <Vil- aus Jor Nonuai»-
die kommendea lettcn Ochsen eine stets gern
gesehene Watre, weil dieselben sich emh-
run{^^Jä^^.ii: „<xnt s. hluchteii". tl. h. iiii Ver-
hältniss zu ilirem Lebendgewitlit viel Fleisch
nrnl wenige Abfälle liefern. Zum Ankauf des
fremden Viehes bejeben sich tlie I.andwirthe
oder Hiindier aus der Noriii;n'.<lii> hanptsärh-
lieh in die Umgegend »on * h steau-Gontier,
wo sie die Ochsen der beliebten Kace man-
eelle finden, ron denen gesagt wird, dass sie
meist frühreif utkI solir iiiastfiihig seien.
Zor Arbeit benützt man in der Normandic
hOehst selten das selbst gezogene Vieh der
li(-i]in>rhpn Sclilfige, sondern gewöhnlich '15*'
kräitigtn Odistn der Racc de Salera auts
der AuTcrgne; diese wandern dann später,
nach vollbrachter Herbstbestellung, in den
Mastätall, und werden liior vorwiegend mit
den Abfällen -lor t>'chnis(,lien Gcwerl»f (Zucker-
fabriken Qud Spiritosbrennereien) gem&stet.
Ebenso wird aoeh viel maf^eres Vieh in den
Dt iüifti rnonts der ChMiMitc, ii» ViciiTn» und
Dcux-Si>vres för die iioniiiuHiisclien Wirtli-
Schäften angekauft. lU'i der .Mii^nmg der
Oolisen machen die dortigen Lnn lleate in der
Ileg»*l ein recht gutes Geschält.
Die in der Normandie heimischen Rassen
and 8chl&ge geboren ohne Aasnahme tat
Qrappe des Niedernnfj^sriehet nnd nehmen
innerhalb derselben finwalir l inen äcr ersten
Plätze ein. Die beiden wichtigsten Schläge
oder Unterrassen heisson Bace Cotentine and
Raft> nntTi^n.nne Erstere ist über die ganze
Halbinsel Cüt»:iitin — im Departement La
Manche — verbreitet; ne besitzt gewöhnlich
recht höbsche Formen tind zeigt häufig eine
mSclitige Körperentwicklung. Schon vor langer
Zeit sollen in Cotcntin < nu:'<iM he nnllfii d« r
Kurshomrasse xar Kreuzung beuAtzt worden
■ein. nnd es zeigen in der That alle besseren
Rin'.iT eine ijros-sc Aehnliclikeit mit den
edlen Sliortlitnuji. Grösse und Küipergc-
wicht der ausgewa< lisenon Thiere sind be-
trächtlich; die Kühe werden 600—700 kg
nnd die voll ausgemästeten Ochsen zuweilen
1500 kg schwer.
l^acfa tiayoi'd Angaben ist die Bace
Cotentine eine der grOssten nnd schwersten
in Frankreich. Ihre Kühe sind im Indien
Grade milchergiebig, and sie sollen Milch
der allerbesten Qaalitftt liefern: man fertigt
daraus die kftstbar^tc Orasbutter, welche
unter dem Namen lieurre dlaigny in Paris
stets thcner bezahlt wird. In den Meiereien
Ton Isigny nnd Umgegend findet man die
grOffite Ordnung und Sorgfalt bei der Be-
reitniii,' von Butter nnd Käse, und es gibt
kaum einen anderen Platz in Frankreich, wo
das Molkereiwesen gleich sorgfältig betrieben
wird. Neuerdings fanden in dergr i^^en Meierei-
virthsi halt zu Corbon in Calvados .Auctionen
vuii Zuchtsticron statt, bei denen meist sehr
hohe Preise gezahlt wurden.
Die fetten Ochsen von Cotcntin, welche
bei den Carnev.ilsfesicn in Paris erscheinen,
finden stets grossen Beifall; die Metzger |
kaufen dieselben gern and bezahlen dafür I
V«ek. BseyUapidit d. TkfwbtilkO. Vlh 84
willig diehn(:ii>ten I'reise. Die Flei&chqualitat
dieser Basse wird ontadelhaft genannt und
soll noeh besser sein als die der reinblütigen
Shorthornochsen
Die Cotentiniiu ler sind gewöhnlich
von röthlichbrauner F;iihe. zuweilen anch
liehtbraun mit weissen Flecken oder mit
seUwaizen senkrechten Streifen über den
Rücken (getigert). Ihr Kopf ist von mittlerer
Länge nnd Breite, der Hals zieinlich kan
und dielt, der Widerrist breit, der Bippen-
korb gut aafjjrewulbt : die unteren (Jlied-
massen sind von angemessener Länge und
Stärke: ketnesfalls plnmp. Die Hant des
Viehes ist ziemlich dick, aber dabei noch immer
nocli gtichmeidig zu nennen. — Zur Arbeit
werden die Thiere (Ochsen und KlUie) fast
niemals verwendet; sie erscheinen dazu nicht
recht geeignet, sind etwas zu schwach und
schreiten meist nur langsam v«trw.irt-.
Dnrch Einmischung des Scbwjzer- and
Shorthomblntes in diese norminnisehe Rasse
H'nd sebun vnr vi(d< n Jahren mehrere Fnter-
rasäfu entstanden, die zum Theil gros-e Be-
achtung gefunden haben, so z. B. die lus-
raoe Darret, welche vfin einem Manjuis de
Toicy auf seiiitm üutc in Durcet zu Anfang
der Dreissigerjahre dieses Jahrhunderts aus
jenen Kreazangen gebildet wurde. — In
neuerer Zeit hat man Sehwyzer Stiere nicht
mehr zur Zucht benützt. AVenn einmal die
Landwirthe eine Aenderung vornehmen wollen,
so greifen sie gewölinlich znm Shorthomblnt,
und PS hnt snithes auch an manchen Orten
der Nurniandie die vorzüglichtttu Dienste
geleistet. Viele Prachtexemplare dieser Rasse
sind aus England eingeführt und meistens
mit grossem Geschick zur Kreuzung benutzt
Word. n. Bcachtenswerth erscheint hiebei der
Umstand, dass durch diese Blutmischangen
die Hüchergiebigkeit der nachgezogenen Kflhe
keine Einbusse erlitten haben soll: bessere
Kühe lieferten S.'iOO bis iOOO Liter Milch im
Jahre. Jedenfalls wird die Fütterung dieser
Thiere jahrein, jahraus eine s<lir zweck-
mässige und reichliche sein, andernfalls dürfte
wohl der ]^Iilchertrag nicht ganz so reicblieh
ausfallen.
Die QuatitSt der HUeb der Cotentin-
kühe ist besser als der jener Thiere ron
Flandern und Holland.
Eine zweite, ebenfalls h((chst werth volle
Unterrasse der llace Normande findet sich im
Thalc der Auge, hauptsächlich iu der Uin-
gegend von Honflcur (Departement Calvados),
und heisst Ruce Aageronne. Dieselbe wird
▼on einigen franzr.sischen Zootechnikern noch
höher geschätzt als die KiK e ('> tentine. und
sie besitzt in der That mehrere Eigen-
sehaften, welche sie dieser mindestens gleich«
stclI-'-n. In der Körpergestalt unl F.'iibiinir
(Zeit:liiiun?) bestehen zwischen beidi.n keine
grossen Differenzen; sogenannte Tiger sollen
bei der Race Augeronne noch häutiger Tor»
kommen n!s bei der Race Cotentine.
Das schrme Thal der Auge b.>i:yt einen
ganz eminenten Beichtbam an üppigen Wiesen
und Weideplätzen: letztere werden haupt-
U
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S74
NORMiNDIB-VIEHZüCHT.
sächlich zur ^Tfiston^ von Ochsen ben&tst:
Jahr fOr Juiir wn i hier eine prosse Ansabl
derselben durch den alleinigen Genuss von
Gräsern und Kräutern fett gemacht, und das
Fleisch solcher Weidethiere wird stets am
höchsten geschätzt. — In früherer Zeit wurde
auch die Milcherci^'bigkeit der Auperonner
Kflhe sehr k?*>l')lij. Iieute spriciit mnn >;ch
Ober dieselbe weniger günstig aus, und rühmt
eifrentlieh immer nur die Frilbteif« vmi Hast-
fähii^keit drr Ofh^pn, Die früher beli'^btfi
Kreuzung rait Holländern ist schon seit l iii-
gerer Zeit aufgegeben; man betreibt j<tzt
loit Vorliebe Keinzucht mit der heimischen
Rasse, geht aber bei der Auswahl derSjirung-
thicre stets höchst sorgfältig zu "Werke.
Die Nachfrage nach dem schönen Zucht-
vieh — Stieren ond Kuben — der Rate
AntfiTonne ist von Ja!;r zu J.iar grösser >j'?-
worden: nicht nur in Frankreich ist dasselbe
sehr gesacht, sondern auch im Auslände, und
es ist diese Rasse .schon mehrfach nach
Deutschland gekommen.
Nach Aussage verschiedener Zootechniker
hätten die Ochsen ans dem Thal der Aage einen
etwai geringeren Werth fBr den Metsfer als
die der llm c Cotentine; jem- sclilai Iiteten
sich ni<-ht ganz so gut, brachten mehr Ab-
fUle: ihre Knochen wftren etwas plnmper,
d*>r Kniif s<-!iwf>rpr nnd l^r-it-^r. Anfh die
Höriier i^olleji bei den Ochsen jener Kasse
stärker als bei der Race Cotentine sein. In
der Regel erscheinen die Augeronner Kühe
etwas kleiner, stehen aber bezflglieb des
Ebenmuss- s il. r Glieder keineswegs hinter
jenen zurück. Die Haut der Ochsen zeichnet
sieh dnrcb besondere Sttrlte ans, sie liefert
oin 3.''!ir haltbar-^s Leder, und es sind aus
diesem Grunde ihre Felle bei den Gerbern
stets »ehr beliebt
Ein "ler Rn<''« Augerrinn'' nnhc v-Twandtes
Vieh ist das in der reichen Laudsciiult liessin
— am Canal La blanche — man nennt das-
selbe Bace Bessine und behaaptet, dass die
Kühe dieser Basse jene gute Milch lieferten,
Iltis weli;ht>r dit^ >• Ii t Wwtttr \"U l>\^i\y
hergestellt wird. Diese Stadt, an der Aure.
QDfem Ton deren ^lündang in die Yire nnd
etwa 10 km vom Meere, liegt gewisscrmas'fen
auf der Grenze von Bessin und Cotentin und
ist dnrch die Ausfahr von Rutter, Kflae nnd
Eiern seit langer Zeit wohibeltannt.
Ebenso kommt anch ans Gournay und
üiiii,'r'i.'.'iid eine sehr wolilsrhiiu-ck'.'ndi.' Hinter,
welche der von I^igny im Wcrthe kaum nach-
steht nnd in Paris meist ebenso theaer —
jnit 4 bis a Francs pro ke — bezahlt wird, I
Gournay t-n Üray liegt im AnondisüfUient
Neufchätel (Departement Seine Inf^rieure) und
betreibt gleichfalls Batter- and KAsehandel
in grossem Umfange.
Der K.iser.vjiort der N'r»rioandie ist sehr
bedeutend ; es wird nicht allein viel Kohmilch-
kftae, sondern auch Sehafkis« von dort ans-
geführt: allj.'ihrlich werden niclif u- niL'er als
100 Millionen Stück Käse angefertigt, von
welclwn ein grosser Theil über die Grenzen
des Landes geht. Der Camenbert aus dem
Departement Orue , ier Livanof aus Calvados
und der Neofchiiteler ans dem Departement
Seinf'-Itiff'rir'tirc siüJ Käsesorten, welrlic luVht
altein in Fruukrcich bekannt und beliebt ««.iud,
sondern fast überall im An»laiide aich eines
besonders gnten Namens erlreuen und stets
thener bezahlt werden.
.\uf mehren-n Gütern in Cotentin kommen
schon seit Jahren ungehOrate Rinder ?or,
die ans einer Kreuiang der heimischen ftass«
mit schottischen Gallowaystieren hervorge-
^rnnfn sein «sollen. Man hoffte durch diese
i;iuti:iiM')iiin>.; eine Verbesaenuig der Fleisch'«
qualität herbeizuführen, sowie auch eine
grössere Frühreife bei aer Nachzucht zu er-
reichen, nml es soll in der That dem Mr. Dn-
trono gelungen sein, in seinem Stier „iSarlabot**
ein wahreil Prachtexemplar jenes ungehOmten
Vieh-tairjinc-s lieraui.znbil«lcn. Das Thier wfig
lüou kg, und e>! wurde gtüu besonders die
Zartheit seines Fleisches bewundert.
Zum Schluss wollen wir noch anführen,
dass an vielen Orten der Normandie — wie
in Schleswig und auf den diinisohen Inseln
— der Gebraacb herrscht, die Binder auf
der Weide in tfldern; man flanbt auf diese
Weise einmal etwas Gras zu er.si>aren nnd
andererseits eine gleichuiässigere VertbeiluDg
der zurückgelassenen Ezeremente an erreichen.
Schafe, Nach der letzten Krhehnng
(188.'!) betrug der SchafvielibcstanJ in den
fünf Departements der Normandic im ganzen
1,018.880 Stück, welche einestheils der früh-
reifen ^ferinoraise — von den Franzosen
V^ariete pr^cnce genannt — anderntheils ver-
schiedenen Schlägen oder Unterrassen des
altfranxOsischen Landachafea angehörten.
Die Sehafziulit hat in der Nuriiiandie
iiieiuals eine so grosso Jiedeutung erlangt,
wie die Züchtung von Rindern und Pferden.
Moh rere a n il s < Ii a f t e n il i e s e r Pru v i n z e r scheinen
für jene Zucht nicht btiaouders geeignet, und
hier ist auch die Anzahl der Schafe in der
Neuzeit von Jahr sa Jahr geringer geworden.
Die oben i^enannte Varietät hat ihren
Hauptsit'/ in der Champagne, in Burgund,
Brie und Beauce; erst in der neueren Zeit
ist sie Ton dort weiter nach Norden vorge-
drungen und hat sich über verschiedene [>. -
zirke der Normandie verbreitet. Am hüc listen
geschätzt und wahrscheinlich auch am besten
gehalten werden die frühreifen Schafe von
Soionnais in Beauce oder Chartrain, jener
reichen GetreitlelantUcliaft, welche von der
Eure dorchstrdmt wird, prächtige Wiesen,
üppige Weiden und viele sehcne Pattersehlifre
h<'sit/.t. Vum Departement Eure und Loire
sidlea jene Schafe schon vor langer Zeit viel-
fach ausgeführt worden sein und besonder«
iiti Departement Eure manche Liebhaber ge-
funden haben, die es verstanden, ihre Züch-
tung hier in tweekmbtsiger Weise forcm-
führen.
Die Merinos pr^coees geboren xnr Gruppe
der Kaniniwollnicrinos . .sind aber durchaus
nicht immer als echte, reinblütigtt Merino-
schaf« aosQsprechen, sondern sehr häufig Kreu*
snogsprodttcte (Bastarde), und werden dann
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KOKMANDIEVIEHZUCHT.
27Ü
aoch Toti den Franzosen ganz ehrlich „Mötis-
Merinos" genannt. Sie besitzen in der Regel
einen schönen, kraft i<^» n Körperbau, sind fiist
immer frflbreif und in hofaem Grade nia»t-
ffihig. Viele Zflebter dieser StfttDme behaupten
"■'e;u , dass sie in diesi'iii Punkte kaum hinter
den '-nglischeD Sonthduwus und Leicestcr-
Sc-tiaf'-n zarflekst&nden. Die Thiere kommen
schon im ersten Lebensjahre zu einem an-
sehnlichen Schlachtgewicht, und können oft
schon als 10 Monate alte Lämmer mit V'ur-
theil an den Metxfter abgegeben werden.
Ihre Wolle wird im Jalireswndiii iO bis ii cm
lang, besitzt meistens tineii liQlischen Gliinz
und eignet sich vortrefflich zur Fabrication
veraehiedener Damenlcleidentoffe; diese wer>
Jen bekanntlich in nielireren Städten der
Normandic sehr schön hergestellt, und haben
wesentlich mit dazu beigetragen, der lun-
roannischen Tcxtilindastrie einen gaten Buf
zu verschaffen.
Von it'ii alten Landschlägen der Nor-
niandie haben die kleinen Waldschafe der
Raee Bocagcre, welebe liaopteftcblieh in den
und im l)epart*>mpnt Orne vurkoinuien, den
geringsten Werth. Diese Tbiere erreichen aus
nahmsweise ein Gewicht von ?fj Jcet nnJ werden
durchschnittlich nur 40 — ii kg schwer; sie
besitien einen kegelförmigen Kopf, kurzen,
gedrungenen Leibesbao, feine, zierliche Heine,
und tmgra meist eine Itane, ziemlich grobe
XV 11. . öi - entweder Ton weisser oder Ton
brauner Farbe ist
Das Fleisch dieser Schafe wird Ton den
Gourmands sehr geschätzt; es ist 7,artfaserig
und wohlschmeckend. Zu dieser liasse ge-
hören wahrscheinlich auch die zierliehen
Thiere, welche in der Manche am Meeresufer
vorkommen, sich hier mit den wildwachsen-
den Kiiiutern - vielen Sal/pflanzen — bc-
gnOgen und im nördlichen Frankreich unter
dem Namen „Moutons des Nielles* bekannt
sied.
Ungleich besser, grösser und werthvoller
sind die Schafe, welche der Race Canehoise
(in der oberon Normandie) angehören und
oftmals mit liöcken von Alen^on gepaart
werden: diese Banse ist ziemlich weit ver-
breitet, und wird besonders wegen ihrer
grossen Hastfähigkeit gesehltxt.
Die Schafe, wcleli.:- in Vexin Normand
aufgezogen werden, tragen eine leidlich gute,
lierolieh lange Kammwolle; sie gehören
grOsstentheils zu den Mf^tis-^f^rinos. d. h.
sie sind aas der Kreuzung von l^andscbafen
jener Gegend mit MerinobOeken hervorge-
gangen.
Nur ein kleiner Theil der norm&nnischen
W«illtraet-r gebort zur (iniiiiKj der kurz-
•chwänzigen, meitit langwolligen ^liederangs-
Bchafe. welehe von Flandern sns Ober die
fruchtbarsten Gegenden des Departements
Seine lnfdrieure und weiter nach Westen vor-
bedrängen sind. An manchen Orten hat man
dieselben mit onclischen Loicf*«ster- o.Jer Lin-
colnböcken gekreuzt, um aut diese Weise
•ine aehGnere, Ungere Wolle sa entelen.
Sehr hänfl? ^chfn die Niederun^^ssehafe zu-
sammen iitic den Kähen auf ein und dieselbif
Weide, und werden dann von lien Franzosen
„Moutons vachers'* genannt. — Im Departe»
ment 8eine>Inf<<rienre kam In froherer Zeit
nocli eitle liasse vor, welclie Race du G.'itino
genannt wurde and wahrscheinlich aus der
alten Inndsehaft G&tinai« in Isle de France
stammt.
Da diese Schafe meist nur geringwerthige
Wolle trugen, hat man ihre Zucht an den
meisten Orten entweder gänzlich aufgegeben,
oder die Mutterschafe mit Merinoböcken ge-
kreuzt.
Lefour glaubt, dass die Schafe der Race
Canehoise nnd die der Vexin Normand so*
sanirnen eine Rasse bilden: letztere haben
2war einen etwas lungeren Stapel und sind an
einigen Orten mit Schafen aus der Picardi«^
vermischt. ~ Bei der Race Cauchoise kunitnrn
mehrere Stämme oder Familien vor, die eine
.sanfte, sei*iengl;inzeniie Wnlle tragen; man
nennt die»ei Froduct in der Normandie «Juine^,
nnd fertigt daraus DamenUeiderstoffiD, fSr
welche ein Imher Gl.anz erwünsclit ist.
Die gröübten und stärksten :<tiuife des
Vexin erreichen eine Höhe von ü-7übis0 80cwi;
Kopf und Beine derselben sind hänii^r lotli
oder braun gefärbt, ihre Wolle ist immer vun
schöner weisser Farbei konnte aber wohl
etwas feiner sein.
Büdlich erwihnt unser Gewihrsmann
Lefour noch eine normannische Schafra^M^
die er „Bisquin de Normandie'' nenut, uud
von der er sagt, dass sie an der Grense
des Zuchtgebietes der Race cauchoi»e vor-
käme, und sich oftmals mit den Schafen vun
Alen^on vermische.
Fütterung und Pflege der Schafe lassen
in den meisten Orten Oer Normandie nichts
oder nur wenig zu wünschen übrig: die Tiiiere
liefern daher auch in der Kegel ein gute»
Sehargewicht nnd die fetten Hammel der
Provinz jjfelinren mit zn den crn"«strn nnd
schwersten in Frankreich. Im .Jahre 1885
wurden in den liinf Deiiarteiiieiit.^' der Nor-
mandie ^S.ftTii if ^^' producirt. welche zum
weitaus grösüten iiieile in den heimischen
Fabriken Verwendung fanden.
(Bei der gesammten WoUproduction
Frankreichs von ea. 868.000 q, einer Einfuhr
von 2.93.';.000q und einer Ausfuhr von Tiii noo q
Schafwolle, hat Frankreich mit 3.ä(>o.o<io q
den stärksten Wollverbranch in gaus Europa.)
Die ScbafwoUmanufactur ist gerade in
der Normandie seit langer Zeit einer der
wichtigsten IndustrieiWWge; dieselbe beschäf-
tigt Jahr ein Jaiir ans viele tausend Ren-
schen. Die eigene Wollproduction reicht aber
zur Deckung des Bedarfs in den Falaiken
nicht entfernt aus, und es müssen alljährlich
ansehnlich grosse Mengen fremdländischer
Prodnctc eingeführt werden. Die l.a Plata-
Staaten und Australien achicken jetzt sehr
viele Wolle nach dem Norden Frankreichs. Die
Fabriken im Dei.arteiiient Seine-lnf<;n>ure lic-
le.ii unübertroftene Streich- und Kammgarne;
dieselben seiehnen sich gant besonders dnrch
i8*
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KORMiKDiB-VlEHZUCHT.
Glätte und Mannigfaltigkeit aus. Die ge-
iirlrnten mi gatlrtMi Kftmragame rendd««
dener Fabriken dieser Profil» gelten Ar die
besten in ^anz Europa.
Die Fabrication tob Tach ist nameottieh
in Elbouf und Kouen neuerdings zu einer
hohen Vullkoninienheit gelangt, und ebenso
lit i rii ;iu 'h mehrere Fabriken im Departe-
ment dor Eure sehr feines Tach, welches im
In- und Anslande beliebt idt and stets gut
ln'/;i!ilt wii'.l. IHe KaTTmiir^niMiiiii'Tei und
Webeiei iit g^•lnil^chten Stollen ( iuiajitsächlich
fdr Damenkleider) wird am schwunghaftesten
in Roueri h^tiieben, und es «stehen heut« die
hier gefertigten Stoffe den besten Damen-
kleideni von Itoobaix und Tonrcoing nieht
mehr nach.
Die Ziegen. Aaeb diese Hanstbier-
giittuii!? ist im ir:uizon Nrjr.len an- ri.ni/r.-
siscbtiu Uepoblik in ziemlich grosser Anzahl
and sam Tneil durch recbt ansehnliche Exem-
plare vertn^ten. Die fünf D'^partcnicnts der
Norraandie besassen im December Isisö nahezu
349 000 Ziegen, welche fast alle zur Speeles
der gemeinen Hausziege (Capra hircus) ge-
hörten. .\ngora- oder Kamelziegen (Capra
aiiirm- nsis I kMmni.'n <ioit nur ganz vereinzelt
vor, und haben für die Uaaathierzacbt der
Provini bisher noch keine Bedeutang er-
l.iiiijt: iii'hr noch haben dort die Kasclnnir-
ziegeii (L'apra laniger) Beachtung gcfuadeu,
und es sollen erst neuerdings wieder an ver-
schiedenen Orten Kreanngen uüt dieser Art
vorgenommen sein.
Cuvier und viele andere l'orscher sprachen
die Meinaog aas, diu« unsere europäische
Haasziege von der beate noch in Persien nnd
Klein-. \M'-n \\'\h] 1<-I).?n'l'.n B- zuarzicge (Ciiyn-'A
negagi u j) abstamme, wohingegen San&on und
dessen Schiller (in Frankreich) annehmen,
d;ijs clip piiropSisrhe Ziege eine besondere
Art (Capra eurupaeu) bilde, obgleich sie mit
jener Art manche Eigenschaft gemr-in habe.
Wenn man die Richtung und Windung der
Horner in Betracht zieht, so findet man
zwischen lioiilen einen Unterschied, der ebenso
gross, wenn auch nicht grösser ist, als der,
welcher iwiscben den TOmem unserer ver-
srliiedenen llaiisscluife und der Wildschaf-?
(Muflons) auf Corsica iiinl Sardinien besteUi.
H-'i der Bezoarziege sind numlich die stark
gekielten Kruin r einfach bogenförmig nach
hinten gckiüinmt, mit den Spitzen einander
etwas genähert, und es werden dieselben
h&utig 7Ö cm lang. Bei den eoropftischen
Haassiegen finden steh in der Rejref an den
Hörnern weniger scViarf vurspringeinl-' Kule,
auch sind dieselben meist st&rker zusammen-
gedrQckt, und sie erreichen nar ansnahms-
weise jene ansehnliche Länge. Schon Hlasius
war es aufgefallen, dass die UCrner der Haus-
siege sich gewöhnlich nach aussen wenden,
dagegen die der Bexuarziege nach innen ge«
ricTitet sind, und dieser Umstand war der
(Jrund. weshalb er und vii andere Forscher
Bedenken tragen, unsere Uausztege und jene
Wildsiege Asiens fUr ein und dieselbe Art sa
erküren. Kach Jnl, Kahnes Meinung kann die
verschiedene Krümtnung des Gehörns, wie
solche bei den Haussiegen in Europa nicht
sf^ltrn vnrkömmt. kein Hinderniig<:tTninc1 •^ein,
die Bezoariit'ge tür die Staromart unserer Haus-
7.iege zu halten, und die in der allerneaesten
Zeit von der Insel Giura nach Berlin ge-
kommene Ziege ist nach .seinen Untersuchungen
keinesfalls als die wahre Stamniart unserer
• uropäischen Haassiege tu bezeichnen, wie
bereits vun verschiedenen Seiten versucht
worden ist. Kühn -ri'jt: .Die Giuraziege ist
aller \Vahrsch<>inli. Itkeit nach ein Bastard
zwischen Bezo:ii - und Hausziege, stammt als«
vielmelir v.,n (ii-r II:in-zie<,'f> ab. statt deren
Stammlorm zu »ei» " — Ks ist längst er-
wiesen, dass jene Wildlinge in Persien und
Klein-Asicn und unsere europäischen Haas-
ziegen sfcb fruchtbar miteinander begatten
und die '^Blutthiere ancli meistens nocli so
kräftig ausfallen, dass eine weitere Anpaarnng
derselben unter sieh oder mit «hier der Ur«
formen zweifelsohne gani gflnstige Resultate
liefern werde. (Berieht Aber die General-
versammlung des Naturwissenschaftliehen
Vereins zu Halle am 28. Mai 1888.)
Prof. Dr. H. Ludwig-(iiessen nimmt an.
dass unsere Hatis/ii ije zum Tlieil von der
ostindiscben öchraubeniiege (Capra Falconeri.
Hügel) und andemtheila von jener Besoar-
7i, rr,. ^ namentlich von der letitereii — ab-
stammt.
Da nan die Hausziegen in derNormandie
den übrigen pyropäischen Ziegen sehr ähnlich
sind, so dürfen wir dieselben tüglich mit
iliesen zusamntenstellen. Bei zweckmässiger
£m&brong erreichen sie eine stattliehe Grösse
und besitzen meist gan« getällige Körper-
formen: die Böcke w. i l. ji m-Td — d so m lioch
and haben in der Kegel ein schönes ueiiörn
von mittlerer Länge: die Zibben sind häufig
ungehörnt. Ihr Haarkleid erscheint ziemlich
lang und zottig, i»t aber niemals so glänzend,
wie das der Angora- und Kaschmirziege.
Gewöhnlich sind die normannischen Ziegen
weiss oder granhaarig: es kommen aber aneh
viele gescheekte. braune und sdiirArz.« Exem-
plare unter ihnen vor.
Die Hilehergiebigkeit wird gelobt, und
njan fertigt aus ihrer fetten Milch veif-rliie-
dene Kusesorten. die im Weriite üeiu Si liat-
käse nicht nai li-t-hen. — Das Ziegentieiseh ist
im nrirdliclien Fiankr*'ie}i wegen seines elifen-
tliiimlichenGeschüiin kcÄ nicht beliebt und wird
gewöhnlich nur von den ärmeren Clausen der
Bevölkerung genossen. — Das Ziegenleder
bildet hingegen einen sehr gesuchten, wieb*
tii:;'eti TTiin.J. l-;ii tik'-l und findet bei der H:ind-
schuhtabrication ubtiuU die beste Verwen-
dung. — Bekanntlich ist Frankreich in den
Artikeln der Ledcrirnhistrie. nninentlich der
Ziegen- und Handschuhledersurltii. tür den
ganzen Welthandel tonangebend.
Die dchweine. Die Anzahl der in der
Kormandie alljährlich aufgezogenen und snm
grüssten Theil auch daselbst gemästeten Haus-
thiere dieser Gattung ist nicht so gross, wie
man bei dem dortigen Beichthum an Futter-
mitteln aller Art erwarten sollte. — Bei der
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«
]SORN. - NOßJ
letzten Erhebang (1883) famlen si.h im
Ganzen nur 13.500 Stück und wir vtriimtheii,
im»9 bei dieser Zählang die Ferkel (bis zam
Alter von 8 Wochen) gänzlich unberOck-
!>ichtigt geblieben sind. — Das normännische
Bor-tenvieh gehOrt fast ausnahmslos znr
groä^Mo grouohtigen Basse (Sus scrofa ma-
CTotis) und emfebt bei guter Hast nicht
selten ein T-el.'udgewicht von 300 kg. Der
Kopf dieser Schweine ist ein weniir schwer
so nennen, die Geticbtslinie erscheint bis
zur Nase hin stampf, ihre Bein-' »ind ziem-
lich lang, aber dabei doch leidlich muacalOs.
Ihr- Haut ist derb and stets reich mit langen
Borsten besetzt. Ganz besonders sa loben ist
die ansehnliche Länge de« Rmnpfee nnd der
ziemlich gerade, breite Rücken dieser alten
Landrasse. — Bei dem gemeinen, unveredelten
Landaehweine PnnkreTeb«, welehes noch hin
und wieder in kleineren Banernn-irth^chaften
lu finden ist, erscheint der Kücken der Thiere
in der Regel ziemlich stark gekrümmt und
verlr-iht ihnen ein schlechtes Aussehen. —
Bei allen vercdelieti nuriaftnnischen Schweinen
sind die Ohren zwar la!i>.r und massig breit,
Stehen aber nicht aufrecht am Kopfe, sondern
hingen etwas nach vom Aber. — Ihr Fleisch
ist w dil-clinierkHiid. ab..T l-dder sind die
Schinken dieser Kasse niciu innner so zart
ak gewSnseht wird. Die Fru' litltarkeit der
Sauen ist recht gut; es werden lurchschnitt-
lieh 10 — 12 Ferkel geboren, und diese von
ihren Müttern gewöhnlich gut mit .Milch ver-
sorgt Ihre Entwicklung geht meiat gut von
statten, nnd die Hastrühigkeit liest kanm
etwas zu wünschen nbri<:.
Man unterscheidet jetzt innerhalb der
normännisehen Raeie verschiedene Schläge
oder Unt-rra^sen. welche nach ihren ]icinii\t-
lichen Bezirken t-dgcadermassen beuaant
werden: Race Cauchoise, Race Cotentine, Race
Alen\*onnaise, Race de Nonant und Race
Augeronne: diese letztere hat unstreitig den
prössten Werth, li'-fcrt die besten Stücke für
die Schlachtbank, and ihre Eber werden in
Frankreich htofif sor Verbessernng anderer
Scirläge und Ra^^en benfltzt.
Im Thale der Auge \mi ^ciiun \>ji Jahr-
lehnten eine Veredelung des alten Land-
^chlarre? mit englischem oder indischem Dlut
stailj,'ciuüdtii. und es gibt jetzt im nördlichen
Frankreich kaum eine Raisc, welche sich
eines gleich guten Namens zu erfreuen
hat. Piro BchQnfewaehsenen, sehrlangleibigen
Thier«' l"'r.it2eti (-inen v.-rhältnissmässig klcincu
K'>]>t mit ziemlich kurzem Rüssel und breiten,
na ii vorn gerichteten Ohren. In der ganzen
Leibe-forni zeigen sie jjroso' A'-hnlichk-^it mit
den wpi*s»n Yorkshire-Zucht haben
aurli (nielir als manclie andere französische
Rassej die lubenswertben Eigenschaften, vor
allem die grosse Frühreife and MastDlhigkeit
v^n ihren englischen (oder indischen) Vor-
eltern geerbt. — jiacb Sansun's Bericht wer-
den die Sehweine in jenem Thal« stets »weelt-
mä^'ig ernährt: sie bekommen i\v- Abfislle
aus den Meiereien und daza noch andere
passend« Futtermittel. Eine 10 Monate alte
:LA^'DS-PFEKDE. 277
J^au dieser Ra^s«-. welche im Jahre 1880 auf
der grossen Au&äteüung (bei dem Concoors
g^n^ral d'animaux) den Ehrenpreis erhit-lt.
wog 233 kg. D;is Fleisch enthielt 29-8oy„
Trockensubstaiu luit Protein und
719"'/; Fett. Dieses Thier hatte zur Zeit der
Mast darchachnittlich an jedem Tage ^ g
an Gewicht sngenommen. Von ähnlich gttnsti-
tjen Mastresultaten der Ati^'crcmner Schweine
I berichten auch andere transösische Zootech-
niker, und es ist wohl anzunehmen, dass
diese Kasse nicht allein eine der besten in
der Normandie, sondern in ganz Frankreich ist,
G. Hentä schreibt, 4ms in den grossen
Meiereien von Isignj vorzüglich schOnea
Borstenvieh sn finden sei, welches in der
Regel jener Race Augeronne angeliOre. Von dort
aus sei dieselbe immer weiter über andere
Gegenden Terbreitet. In den Departements,
welche Pari- n"i iKlchsten liegen, sieht mau
fast übeTiill .Schweine dieser Rasse: sie liefert
stets schi'.ne rnnde Schinken, aber leider
etwas weichlichen Speck. Die dort gebräuch-
liche Art der Fütterung, bezw. Mästung mag
aber viel dazu beitr.igen. dass die viel ge-
rühmten zarten Schinken von den Schweinen
jener Basse gewonnen werden. Die Frantosen
wissen sehr w<hl. dass die allerfeinsten
Schinken bei der Pütteninp von üaferschrot
und Molkereiabfälb-n ent^reiien, wohingegen
die Fütternntc i i'f F.rbsen den besten Speck,
wohl weniger zartes Fleisch liefert. Da nun
überall in den Städten in erster Linie Schweine
mit schonen, sarten Schinken gesnebt nnd am
besten bezahlt werden, so erklärt es sich
' leicht, dass die geschickten FranZ'isen stets
jenem Mastfutter den Vorzug geben und
I Erbsen nnr in geringer Menge Terittttem. y^.
Nor«, ist die veraltete Benennung für
Jsorueuthal. in Preuasen, Kreis Oletzko. Ge-
stüt de8 Rittergotel'^^n Hillmann (siehe
Nordenthal). Grojsmann.
\ Norriands-Pferde. Der nördlichste, zu-
i glei« h auch grusste Theil .Sc v i ". ns hcisst
Narrland: derselbe nmüasst 2ti2.U97-7 km*,
I welehe meist sehr dflnn bevölkert sind. Nach
: der Zählung v(in IRRT wnlmcn daselb?{ auf
! 1 km* kaum 3 und im Ganiceu nicht mehr als
; 148.7 r,9 Menschen.
! Pa- L.iiid wird von einer Menge von
1 Parallelliu>-cn in der Richtune von Nordwest
nach Südost durchströmt, l'ie Laggmarkcri
I geboren gro&stentheila mit zu Norriand und
I sind bekanntlich insserst nnwirthlich. Das
Klima ist -ehr rauh, der Winter von langer
j I»auer, die Vegetation eine spärliche, und es
fallt infolge dessen auch die Bmähroag der
Hausthiere meist -ebr knapp aus: grosse
Genügsamkeit ist eine allgemein gewünselite
; und sehr geschätzte Eigenschaft dcrs. Ib« n.
I Rinder werden dort nur in kleiner .\nzahl
I gehalten, und als Zugthiere werden Ochsen
. in Norriand nur so weniurt' g. lialten, da-^ man
i beinahe sagen kann, »ie kämen dort als
I solche kanm tot. Renthier, Pferd nnd Hnnd
werden fast ausschliesslich zum Zu?e V'^r den
, kleinen Karren und Schlitten benutzt: die
I beiden erstgenannten Hanstfaiere nftssen Pflngr
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t78
NOPwTHAMl'TONfjHIREVIEHZUCHT.
nnJ Kggo ziehen und leisten oftmals ganz Be-
IViedigenTlos.
Die Pferde (Fig. 1343) sind von mittlerer
Grr>8sc, l-4;> bis i lio m hoch und von kräftigem,
wenn anch nicht schönem Gliederbau. Sie be-
sitzen einen schweren, in derStirne breiten Kopf
mit starken Ganaschen und etwas tief ange-
setzten kleinen Ohren. Das Nasenbein ist in
der Hegel etwas stark gebogen (Ramsnase)
und das Maul erscheint gewölinlii-h grob. Ilir
dicker Hals mit starker Mähne ist ziemlich
kurz und tief angesetzt, der Widerrist niedrig
und die ROckcnlinie häufig eingesenkt. Das
ziemlich hohe Kreuz fällt nach hinten stark
ab. Wenn man dort hin und wieder Pferde
zu ^ehcn bekonimt, welche gut geschlossen
aber — wieviele andere Pferde jenes Schlages
— im Trabe ganz Vortreffliches leistete. Im
Allgemeinfn ist ihr Gang sicher, dabei räumend,
und die Ausdauer der Thiere lobenswertb.
Meistens besitzen sie ein lebhaftes Tem-
perament und sind in der Regel recht gut-
mQthig.
Die Norrlands-Pf. rde sind nicht zu ver-
wechseln mit den in Norwegen vork>immcnden
Gudbrandsdalern und Fjordhester, welche viel
kleiner, kürzer und sehr liäufig von gelbweisser
Farbe — Isabellen mit .\alstr«>ifen und Zebra-
ringen an den Beinen — sind.
In neuerer Zeit geschieht von Seiten der
schwedischen Regierung und der landwirth-
schaftlichen Vereine Manches zur Verbesserung
Fig. 1343. Norrlandü-ITerd.
erscheinen, so ist doch die Mehrzahl derselben
langleibig. Ihre Brust ist tief und leidlich
breit. Die unteren Gliedmassen sind kräftig,
besonders breit in den Gelenken und dazu
langgefcsselt: ihre Stellung lässt Manches zu
wQnschen übrig. Die Hufe, von mittlerer Grösse,
sind derb und von fester Hernsubstanz. Der
.starke, lange Schweif ist tief angesetzt. Das
meist dunkelbraune oder schwarze Deckliaar
steht sehr dii'ht. wird im Winter ansehnlich
lang und häutig kraus. Sog. Pudelpfcrdc sollen
in Korrland nicht selten vorkommen. Wir selbst
hatten Gelegenheit ein solches Norrlands-
Pudelpferd auf der grossen landwirthschaft-
lichen .\usstellung zu Xörköping im Sommer
4S7t» zu sehen, welches auf KörperschOnheit
zwar keine Ansprüche machen konnte, wohl
der Norrlands-Pferdczucht; es werden schot-
tische und englische Hengste des uiittelschweren
Schlages eingeführt und den Züchtern gegen
mäsäige ^'iitschädigini!; überlassen. Freytag.
Northamptonshire-Viehzucht. Die eng-
lische Binnengrafschaft Nurthanipton umfasst
2049 km' und wird von 272. Söf; Menschen
bewohnt. Die ganze Landschaft ist verhält-
nissmässig reich an Hausthieren der ver-
schiedenen Gattungen. Im Jahre 1888 wurden
gezählt: Sä.J30 Ackerpferde, 124.34ß Haupt
Rindvieh, 4S?.8r.i Schafe und 30.121 Schweine.
Von dem Pferdebestande wurden (1S^8J
♦•932 zur Zucht benülzt, von den Rindern
27.814 Stück als Milchvieh aufgeführt, und
von dem Schafbestande waren Di3 319 Stück
unter 1 Jahre alt und galten als Lämmer.
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KOBTH STAR.
«79
Mit Ausnahme eines klctüt-n Gebietes im
Kardotten. welches als Mars^cliland zu be-
zeichnen ist, besteht die Grafschaft aus
einem ziemlich fruchtbaren. wellenfOrraisfen
Haj:;elSande, dessen hr»chste Spitze der 221 m
hohe Arbarjr ist. Das Klima in mild und
gflnstig f)lr den Graswuchs. Die «ichtig^sten
Flttsse sind der Weiland und Kep, welche
beide in nördlicher Richtung in den Meer-
busen Wa*h iiieKsen. Vum ganzen Areal der
GrafsL-liaft .^hu\ 500.382 Acres Ackerland,
Acrti, weriicn auni Anbau von tirün-
futter benQtzt, and 3S5.1i6 Acre* nod per-
manente Wiesen ood Weiden.
Weitaus der grOsste Theil des Acker«
lars.U's wird mit W-'iz<'ii Ii.'-trüt: aii.>-<r(iem
baut man Gerste, Unter, Buhnen, Crbsen, and
nur 380 Acres dienen zur Cultnr von Ro^ffen.
Turnips und sofr. >ch« edisf^he liübt'ii wiMdt n
in grosser Ausdflinung auf 23.32i.> Acres au^'c-
bMt, und dienen hauptsächlich zum Mästen der
aas den nordlichen Grafschaften eingeffthrten
Ochsen und Schafe.
Die Pferdezucht Northamptonshires
hat keine grosse Bedeutung; die Anzahl dor
Zuchtpferde bat in den legten Jahren abge-
nommen. K< w.^rdfn daselbst Pferde für ver-
schit'sieiU'U G" l'nnn Ii juit'gezogen, von welchen
die kräftij,'enHi*ii^'5t .• dt r CIvdesdalesrasse des
Mr. Robert Loder in \Viiittl''btjr!r nii-lirfarli
BToss»> Beachtung' und zu aii^<.diiilicli liuhcn
Preisen Abnehmer gefunden haben. Desgleichen
verdienen die gutgeformten Ackeroferde des
Mr. W. K. Trotter in Sooth-Aronib lobende
Erwähnung. I'ri '^riil" Si...n -. r zQcfatel in
Althxrp sehr scliwen- Shireliorses.
Die Rind Viehzucht bildet einen wich-
tigen Zwei? <]<.■> d 'rliiTi n !audwirth«chaftlichen
Betriebes, und w<-{itiy;leich zwar keine beson-
dere Grafschafterasse existirt, so gelten doch
die hier aufgezogenen Shorthoms mit für die
besten Englands. Der Graf Spencer nnd der
Marquis voii Kveter haben sich schon vor
mehr als 5u Jahren grosse Verdienste durch
Einfttbraog jener Rasee erworben. In IMherer
Zeit wurden haupt-üchHi'h Longhorns in der
Grafschaft gezugen. indem man glaubte, da.ss
diese, durch Robert Bakewdl veredelte BMSe
für den Maststall und die Fettweiden am vor-
theilhaftestcn sei: sjtiter überzeugte man sich
jedoch, dass die Shorthorns nicht allein die
mastfähigsten Kinder, sondern auch die milcb-
ergiebigsten Kflhe fttr alle Wirthschaften
heti'rten. An einigen Orten d"r Marsrli<"n wpr-
deu auch langhornige Hereiords gehalten, die
jedoch nur selten als Milchvieh «in beson-
deres Lob verdienen
In den Marschen lialten die Farmer zu-
weilen schottische Hochlandsrinder, die sich
•ebnell mästen und endlich gut verwerthen
laasen. Aach an« Wales werden hin und wie-
der maget' OdiSf H na<h Northamptonshire
verkauft, um eDtw>-der auf den Weiden oder
im Stdle mit Turaipe- und Oelkncben ge-
mistet zu werden.
Die Aufzucht der Rinder betreiben dorl
eigentlich nur diejenigen Furnier, welche ftrme-
ren, saD^gen Boden gepachtet haben.
t>chafe. Vun allen englischen Kassen
Kind in Northaniptonsbiri l>is auf den heu-
tigen Tag die veredelten Leii^esters am meisten
geschätzt: ihre schön glänzende, lange Wolle
find' t gut« Abnahme und wird stets etwu- 1j. ->, r
bezahlt als das feinere, aber auch viel kürzere
Product der schwarzköphgen Rassen. —
Mr. RobTt I.odt-r zu Whittleburtr züchtet
seit Jahren »tdir .sthuiie Shropshire-Schafe,
die auf den Au.s.stellungen vielfache Beachtung
fanden. Jener Farmer erfreut sich nicht nur
als PferdezQchter, sondern auch aU geschickter
Schäfer eines guten Nanien.s.
Die Southdown- Schafe, welche schon vor
vieloi Jahren nach Korthamptonshire einge-
führt worden sind, machten anfänglich durch
ihre grosse Mastfäbigkeit und wegen ihres
xarten, wohlschmeckenden Flebcbes den Lei-
re.^tfr Schafen eine benchtinswerthe Concur-
reiiz; diese letzteren sind aber doch al» ."^ieger
aus dem Kampfe hervorgegangen. Klima und
Boden der Grafschaft eignen sich besser för
die langwolligen. al.s für kurz wollige Rassen.
Die kleiin ron Farmer sollen dort in der Kogel
mehr Geschick für Scbafez&chtung als für die
Zucht von Rindern an den Tag logen: sie
verkaufen oftmals dir Znrhth."irke ihrer Stäinnie
zu ganz anichnliciion i'reison an fioinde
Schäfereien.
Schweine. L'eber die ZQchtung dieser
liausthiere ist Besondere!- niclit zu sagen: es
werden dort die verschiedensten Schlüge der
grossen, mittelgrossen und kleinen Zuchten
(breeds) gehalten. Auf den Aasstetlnngen der
kfinigliclien T.ainhvirthschaftss-.virll-cliaft t-r-
scheinen hOclist selten Schweine aus dioser
Grafschaft.
Der Gros.sgrundbositzerstand ist in North-
amptonshire vorherrschend: derselbe bewohnt
schöne Schlösser mit weit au.sgcdehnten Parks,
und verpachtet die meist kleinen Farms von
Jahr ZQ Jahr an bescheidene Leute des Baaem-
Standes.
Es gibt auf den dortigen Landgütern
hfta6g sehr zweckmftssig eingerichtete Ge-
bäude: zur Unterbringung der Getreidecrnt* n
baut man solide Feimengeruate gewOUulieh von
viereckiger Grundform^ deren Dächer mit Stroh
gedeckt werden.
Die Pächter (Tenants) der kleinen Farms
machen in der K^-gel einen r- rht <.uit*»n wohl-
hübigen Eindruck, und es scheint ilmen besser
zu gehen, als vielen Anderen in Groesbritannien.
Ein Tfioi! der BcvölkernriLr dieser Graf-
ächült wird in <len Stoink«dilonbergwerken,
weli-he jährlich geg^n f ,100.000 Tonnen liefen,
und in der Industrie beschäftigt; letztere
liefert nanientlicli gutes Schuhwerk, ferner
Roheisen. Maschinen und Leder. Dio Haupt-
Stadt Northarapton mit öl. 881 Einwohnern
macht einen freundlichen, reinÜchen Eindruck,
und liat inclirnials im Jahre wichtige Pferde-
und Vi.diuiiirkte. Freylas^.
North Star, ein im k. k. f.-terreichisohen
H dg'-'t'it Ki.tlnilj zur inutanflrischung bc-
imUl'jr KapjJüaltcii;;^t \. Nurth Stur, englisrhes
Vollblut, aus einer MezCdiegvoser Stute. Der-
etn nahezu roUendet gut gebauter
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m
KORTHUMBEBLAND-VIEHZUCHT.
' Ralbblntbengät, doch hat er wShtödd seiner
Benützung in den Jahren 186ö — 1K«;8, in
•lenen ihm alle lUppstuten de« üestats fär
die Bedeckung zaertbeilt wurden, tn Qonsten
der Fruchtbarkeit wp^^ntlich irewirkt. alxT
auch ebenso sehrznui Naohtheii der charakte-
ristlsehen Bi^fenschaftcn der KladruberPt'onlc,
u. zw. sowohl an Körpcrforin ab auch be-
zQglich der Gangart, so dass nur drei Stuten
seiner Nachzucht für die weitere Reinzucht
verbleiben konnten. Grastmann,
Nortliii«l»eriaiid>Vlelmoltt Northsinber-
land i>t ilie am weitesten n'irdlich ^'f-
iegene Grafschalt Englands, wir*] im 0>\>'n
von der Nordsee, im Norden und Nord-
westen von Schottland, im Westen von der
Grafschuft Cumberland, im Söden von Dur-
ham begrenzt unil nnifasst km' mit
434.086 Einwohnern. Von den 1,290.312 Acres
Areal (im Oatiten) werden 717.16t Acres als
Acker-, Wilson- tinl Weideland benttt/t, und
von dem Keltlland wird weitaus der grösstc
Theil mit Haf.fr bestellt Bei der letzten Zäh-
lang (1888) fanden sich in dieser Grafschaft
18.364 Ackerpferde, 94.449 Haupt Rindvieh,
914.873 Schafe und 13.380 Schweine. Die
Anzahl der Pferde hat seit der vorletzten
Zählang (1887) noi 7M Stöck zugenommen,
die der Kinlt r aber um SA.ji Sfilck ubgc-
uommea; auch die Schaflialtung bat eine be-
trächtliche Einsehrlnkang eifiihren, a. sw. um
8457 Stock. Di^ Anzahl der Schweine Ut rnn
1226 grösser geworden.
Der grGsste Theil von Northuiiibtrlutitl
bildet ein ziemlich kahles Hügelland mit
weit ausgedehnten Moorflächen und Heide-
•str»'cko!i. Die.-o wie jvue sind spiirlich mit
geringwerthigeo Gräsern und Kräutern be-
waehaen, und liefern nnr filr genOgsiime
Schafe eine raässigp W. i.l.- Auf dem Cheviot-
gebirge, an der Grenze von Schottland, finden
sich bessere Weidepl&tze, Jic im Sommer und
Herbst der i1i>rt heimischen St hafrasse (Che-
viot-Breed) eine zusagend« Nalirung gewähren.
Zahlreiche Hoerden, vtjii besonder« schönen
«od tttcbtigen Scliäferbauden (CoUeys) be-
wacht, belehen die sonst sehr einförmige Berg
oder Hagellandschaft des Nordens. In den
Thälern, namentlich in der Nähe des Meeres,
ist der Boden /iemlich fruchtbar und eignet
sieh ziiui Widzeiiltuu: d"r ITaf»'!- lildt t aber
auch hior diu liauptäiichliciiste Gt-treide.
Da-s Klima ist ziemlich rauh, und dichte
Kebel treten dort b&ufig aaf Neben Acker-
bau nnd Yielmicht bildet der Bergbau auf
Steinkohlen und Blei eine Hatiiithesi-liäftigung
der Bewohner. Aach einzelne Industriezweige
haben hier eine grossere Bedentung. wie i. B.
die umfangreiche Wr.llwrVterei fnr den Absatz
des vielgerOlimten Productes, welches die Cbe-
viotschafe alljlhrlieh in ansehnlicher Menge
ptoducieren.
Der Fisehfang liefert für die Bewohner
zu billigen Preisen eine gros-^e Au.swahl der
geschäUttesten Seefische. — Mehrere weit aas-
gedehnte Waldungen sind noch siemtieh reich
an w;id verschiedener Art, so i. B. der Wald
von Rockingham.
Gan« branchbare krftftige Ackerpferde
wenlen an einiijen Orten der Grafschaft ge-
zogen, die sich besonders darch lebendigen
Gang and eine derbe Mascnlatnr ansseichnen.
Wenn man in Kent und anderen Grafschaften
des Südens nicht selten vier Pferde vor dem
Pfluge zu sehen bekommt, so findet man in
Northumbcrland stets nur Zweigespanne zur
Feldarbeit benötzt; hier leisten die braven
Thiere der Heini;it vor dem Pfluge fast
ebensoviel wie im Saden die Viergespanne,
Nor bei dem dort vielfach üblichen iFnter-
ijrtind pflügen werden vier Pferde vor d. n
»cltweren Pflug gespannt Das Futter wird
nicht gespart, aber auch dafür viel verlangt
Zum KohlentrnnHipijrt in rwein'ldrigcn Karren
gehen meist suUr starke, schwere iCosse, die
grössteniheils in der Grafschaft guboron und
enogen werden.
Die Northomberland-Bfnder gehören
jetzt grössteritlieils den SiiorTlioru Selilütien an.
die sich besonders durch Frühreife und Mast-
ftihigkeit auszeichnen. Als Milchvieh haben
die dortigen Kühe nur einen mässigen Werth.
Der Herzog von Norlhuuiberlund züchtet auf
seinem Gute bei Alnwick-Castlc sehr schOne
Shorthornrinder. die auf den Ansst«Ilungen
der königlichen Landwirthschaft-s-Gesellschaft
schon inelirfiiidi j;ros-e Bewunderung erregt
und ihm die höchsten Prämien eingetragen
haben.
In dem ausgedehnten V-.wV des Earl of
Tankerville bei Chillinghani-' astle kuntinen
heute noch die sotr. nannten Wild- oder Wald-
rinder vor; diesf Thii-re sind meist seh.'n ge-
staltet, besitzen einen massig breiten Kopf
mit sihwarzcm Flntzmaol: da« Innere ihrer
Ohren und ein Drittel der Aussensette, von
der Spitie hinab ist rOthlich gefirbt. Die
Horner sind weiss mit schwar/.'n Sjdtii-n. stdir
dünn und aufwärts gebogen. Einige Bullen
Ilaben eine dünne Mähne von ß^ScmLlnge.
Die Beine sind eher kurz als lang zu nennen:
ihr Rücken ist gerade und das Kreuz fallt
in der Regel nach hinten etwas ab. Die Haar-
farbe ist schmutdgweisa. Das Vieh lebt in
jenem Park in einem halbwilden Zustande.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Wald-
rinder mit der podoliscben Kasse verwandt,
und schon in Ittester Zeit vom entopSiachen
Continent ans nach Grossbritannicn Oberge-
fulirt sind.
liham !■ Ii Uli tet, dass das Fleisch jener
Rinder sehr wohlschmeckend und .<aftig (suc-
culent) sei, vorausgesetzt dass die Thiere
stets zweckmässig eniährt würden. Der Wild-
hator Michie berichtet, dass der schwerste
Ochs (Stier), wdcher vor Jahren in Ghilling-
ham iretndtet wurde, 42 Stcnes nnd Pfund
uiul die schwerste Kuh 33 Stones und Ö l'fun<l
Schlachtgewicht (in den vier Vierteln) geliefert
habe. Calley sa?t, dass die Wildrinder von
Chillingham-Fark siets rein gehalten, Kreu-
zungen niemals vorgekommen wären, und sii^
bildeten daher die reinste Viehrasae des
Königreich«.
.\n einigen Orten der Grafseliaft wurdi n
früher viele Kinder der Darhamrasüe zu dem
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N0BWBCH8CHE VIEHZUCHT.
t8l
Zwecke aofgesogen, sie später au die 31ilch-
wiithaebaften Lundona absuf^eben, doch es
scheint dieses V. rfiihren in der n< ti<T'^n Zi'it
nicht mehr beliebt zusein; ihre Aulzucbt hat
grosse Einbitsse erlitten. Kham erwühnt, dass
man in Notthunib^Tlaii i l>i'i il' r Aii-wabl der
Zuchtstiere stets feorgüihig zu \V( rkc ginge,
and infolge dessen aach das dortige Vieh
muicbe lobenswerthe Eigenschaften and gute
Pnnlit« (good points) besässe. Die Bullen
•vt-r-!'-!i \''r];;i1tni-s^'inii^sig 1)*'/ii]ilt. iiri'l
es bildet deren Aufzucht für verschiedene
Farmer ein sehr eintriigliches Gesch&ft.
Die Schafe der Grafsi haft i^eichnen sich
duroh eine krilttic Constitution aus, liefern
aber nicht viel Wolle von mittelmässigena
Werth. Die Cbeviotrasse Ist va stärksten
Tertreten. hin und wieder trifft man auch
KretixnTii;>|irM.]iict.- ili..'-er uiul der lang-
wolligen Leicesterrasüe, welche mehr and
bessere Wolle tragen, aach sebwerer werden
und zu einem bffii.^digon<!on S' lilaolitgewicbt
kommen. Auf mehrert u Farms wird jetzt die
alte Grafschaftsrasse mit SouthdownbOcken
gekreuzt, wodurch eine frühreifere und mast-
fähigere Nachzucht entsteht. Da viele der
dortigen Weiden und Wiesen sehr an Nässe
leiden, »o erklärt sieh leicht das häutige Vor-
kommen von Lnngenkrankbeiten (rot), und
es ziehen daher auch vi- l.- F.inm r iltii
kauf ihrer jungen Schate (nach dem üü<lon)
der weiteren Avfiaebt vor.
Die Cheviotrasse ist sehr hart und für
die ßergweiden des Nordens vortrefflich ge-
eignet. Die unveredelten Schafe derselben sind
von mittlerer Statur und besitsen einen ziem-
ficb langen, mehr oder weniger stark gerunsten,
hornlosen Kopf. Sie liab-ii 'in hübsches
Gesicht mit lebhaften Augen, ihre Ohren sind
von massiger Länge und Breite. Ihr Kampf
ist l.imr. iii«'ht S'-hr breit und die Bru^^r t^twns
schmal und wenig tief. Die Beine sin l kin
Qod wie der Kopf mit weissen, kurzen Glanz-
haaren bewachsen. Die Wolle steht uin Rninpre
ziemlich dicht, bleibt aber in der J;- g l kurz,
Ulli liefern die ausgewachsenen Schafe
kaum mehr als 1 % kg Wolle von geringer
Feinbeit, ans der aber aebr dauerhafte Stoffe
gefertiirt werden.
Das Fleisch ist feinkörnig, oft ent mit
Pett durchwachsen und auf manrli'-n Tafeln
sehr geschätzt. Gemästete Thiers liefern M
bis 18 Pfund per Viertel oder 24 bis 36 kg.
Schlachtgewicht. Die Cheviots zählen weder
so den fr&hreifen noch zu den besonder»
maatftbigeo Ra«ts«n Englands; am sie in diesen
Punkten zu verloss- rn. hat man X'>v länge'rer
Zeit SouthdownbOikf aus der Ellraann".sclien
Zucht zur Kreuzung benQtst^ Die Fütteren-
ipriiche der hieraus hervorg«'gangi.'nen Na> ii-
zucht wird jedoch in futterarmen Jaiiivn
ihren Besitzern leicht zu gros.«, nnd es sollen
daher manche Farmer jene Kreuzung wieder
aufgegeben haben nnd zar Reinzncht de«; alten
LandscMai:»'- /ur;i''k!_""ki lirt -»'in,
Die Schweine Northumberlauda haben j
«icb keines besonderen Namens su erfreuen: |
es werden sowohl Tbiere der grossen nnd >
wittelgroäsen, wie der kleinen Zuchten ge-
halten, nnd die mit weisser Hant- nnd Haar-
farl)'- niri-t"n- bev.ir7UL't. Znr Vf^redlung des
alten grossolirigen Landschweiiit-s verwendet
man gern York.shireseber, und inn-rilingt
auch solche der Dnckering'aehen Zucht aus
Lincolnshirc.
Auf den jährlichen Ausstellungen der
königlichen Landwirthscbaftsgesellscbaft er-
Schemen immer nar veremselt Haustbiere,
weli ht- in Northumberland geboren und rr-
Zogen sind, und e^ nimmt diese Grafschaft
als viehzüchtende durchaus keinen hervor^
ragenden Pl"t7 Freylag.
Norwegische Viehzucht Das Königreich
Nurwegen (dänisch Norge) besteht seit 1814
unter dem König von Schweden nnd Norwe«
gen als selbsifindiges Reich vsd umfasst
322.968 km«, welche von 1.913.000 Menschen
bewohnt werden. Anf 1 km* kommen duselb«t
angefilhr 6 Ifensehen. Im Norden de» Landes
wohnen etwa 30.000 Lappen und Finnen,
welche hauptsächlich von Jagd und Fisch-
fang und zum Theil auch von der Tiobtnebt
leben. — Der Ackerbau ist dort von gans
geringer Bedeutung. Der Boden ist fast im
ixan/.fn Lainl«' wt.'g»'n d<T vielen i i' liii irv and
Sümpfe and wegen des meist uug&nstigeu
Klimas nur wenig fruchtbar nnd in manchen
Gegf iidcii e.lnzlirh unfruchtbar zu nennen.
Norwegen bUiltt i in gewaltiges, aus
Gneis, Granit und aniloren Gebilden der
nrchäischen und paläozoischen Fortnalii/n be-
stehendes Gebirgsplateau. das in seintiu west-
lichen und nördlichem Theile von tief ein-
schneidenden Meerbnaen oder £jorden ge-
spalten ist. An den meisten Orten baben die
B*M|l:'' ziemlich abfferniilete Formen, und
ihre Höben tragen vorwiegend das Gepräge
eines grossen weltenflSrmigen Plnteana. in
wolrhcTTi die Thäler nnd Meerbasen nnr als
kleine Risse erscheinen.
Landwirthschaftlicii wurden im Jahre
1875 nur *S7.0(M) ha benfltzt: 34.8t9 ha wor-
den mit Kartoffeln und 191.220 ha mit Ge-
trei le und Hülsenfrüchten bestellt. Nach den
neaesten Angaben sollen jetst etwa U 7y,
des ganzen Areals anter dem Pfluge sein.
Die ffi\nstie=^t>'n Verhältnisse für Jon .\> ker-
bau Knden sich in den .Xeinltm Smaulciie
and Akerhus, wo die Ernten oftmals leidlich
gut ausfüllen und die bescheidenen Ansprüche
der Bevölkerung befriedigen. Die Ernte des
ganien Landes brin^'t durchschnittlich:
iOO.OOOhl Weizen
3ft5.000 , Rogg,en
l,J(io.nO0 _ <"ier^t^'
3,0ü0.0ü0 „ Uafer
670.000 n Mengkom
76.000 „ Erb <"n
6.670.000 „ KaituiKln.
Da die Erträge des Ackerbaues nur in eini-
gen der südlich gelegenen Acmtern des König-
■ reichs zur Ernährung des Volkes ausreichen.
■ so müssen alljährlii h bedeiiti M.le Mengen
1 Getreide eingeitkhrt werden. Ib78 betrag
I beispielsweise die Einfuhr von Cereaiieii
> S,417.348 Centner im Werthe von 83,716.100
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NORWEGISCHE VIEHZUCHT.
Kronen, gegen eine Aaafahr von 43.342 Cent-
ner im Werth« von 639.S00 Kronen. Im Jnlir«
188t betrug die Getreideeinfuhr 3,370.(»OO hl.
Weitaus der gröäste 'J'heil der eiogefQhrteii
Frucht koninit ans RusHluid, Sehweden und
Dänemark, nhc-v auch PrciiHson und andere
^ieutsrhc Liuidt-r liefern (über Hamburg) all-
jalirlirli viel Getreide nach Norwegen.
Zum Glück für die Viehzucht des Landes
zeigen die Ber^abhiinge und viele Thäler
meistens einen vortrefflichen Graswachs, und
es besitxen die daielbat wachsenden Gräser
dnd Krlnter eine groese Nährkraft; sie sind
verhältni-smiis.si;,' reich an stickHtofniiil(i:,'en
üeetandiheilen and liefern — in Heu verwan-
delt— rar Winterzeit ein vortreffliehes Fntler
für «Ii'' H;uj«thii're. Im Sflden des Landes
werden in der neuüreii Zeit auch Kunstwiesen
angelegt, die meist recht gute Ernten brin-
gen. Itn Ganzen umfassen diö Wie.senflächen
2 8 "7„ des Areals, und es reicht ihr Heuertrag
in Itr liegi'l leider nur zum geringen Theil
zur \Yii)terfdtterung der Uaasthiere aas; viel
Laab, Btrkenswoige, Moos nod Flechten
müssen zugefüttert werden, um die Thi'-r.
nur einigeruiasüen gut durch den langen
Winter an bringen. In den an Fischen reichen
Gegenden werden gC8tam]>f(i' Fischijrnten,
Fischköpfe und Eingeweide den Thiercn vor-
gelegt und von diesen meist willig venebrt.
Die ergiebigste Nahrungsquelle flf^r He-
volkcrung bildet unstreitig die aeeli-scherei.
Der Fang von Kabeljaus und Hftringen ist
in den meisten Jahren sehr bedeutend, und
e« sind beide Fischgattungon hßchst ansehn-
lich-' Oliji . t-' tnr 'leii K\ii .ft-Hundol. Auch
der Walfang und der Seühund&schlag aind oft
sehr eintrftglieh. Der Ertrag der ganten See-
fischerei schwankte I8t>9— 1877 im Wntln.'
von 18V» "'"i i^'/t Millionen Krone«. Is8ö
wurden an frischen Fischen für 1,981.800
Kronen, an Stocktisch für 22.000 Kronen,
;in Klippfisch für 11,847.000 Kronen, an
Haringen für 8.128..')0o Kronen und an an-
deren gesalzenen Fischen far 374.500 Ikonen
atisgerahrt Endlich ist noch der Export Ton
Hummern » rwrdiiietiswerth. Avolrhi i di'ox Lande
jährlich mehr als 400.U00 Kronen einbringt.
(Vgl. Mohn« Bericht Uber die Fischereien
Norwegon.s.)
Neben der Fischerei bildet die Viehzucht
oine wichtige Erwerbsquelle für die Norweger,
indem sowohl Hornvieh, Schafe und .Schweine
ron ihnen an-sgeführt werden können, wie
noch sehr geschützte Nahrangsmittol liefern.
1875 wählte man im ganien Lande:
lüi.903 Pferde
1,01(1.617 L'inder
1,686.306 Schafe
3tS.86i Ziegen
101.020 iSchwcine urul
131.274 zahme Kcnthierc.
Seit der vorletzten Zahlung im Jahre
1863 hat die Anzulil >]fr rfi-i l • etwas abge-
nommen, dagegen die der Kinder, Ziegen und
Scliweiue nicht unerh^cfa zugenommen. Die
Schafzucht ist in verschiedenen Gegenden des
Landes mehr and mehr eingeschränkt und
hat im Ganien eine Verminderung um 18.(00
Stück erfahren.
Pferde. Die Tljiere dieser Gattung sind
im i/;iu7f n Königreiche meist klein, aber
dabei doch krät'ti;: und dancriiiift r.n nennen.
Ihre Züclituji;: buJiadet iii li ia der Huud des
Hauernstandes und nur ausnahmsweise be-
scb&ftigen sich einige Urossgnmdbesitser mit
derselben. 0. Theser, Professor an der land-
wirthschaftlichf'ii Sflitile zu .\:is. s;it,'t. il;t-<
im ganzen Lande sehr wenig zur Veredlung
und Aafmuntemng der Pferdexacht von Seite
iLt IJegiorung gefif]i;ilio. fHor i L^nd'^t har
ikke vanetgjort lidet for Hast^lyraedliiig. og
mängler fremdeles ikke Ypaa Hjaelp og Op-
muntring fra Kegjcrniges Sidc.) Das Einzige,
was dort zur Verbesserung der Pferdezüchtung
beitragen kann, ist der Umstand, dass von
Zelt zu Zeit an verschiedenen Orten des
Landes Ausstellangen von Znehtpferden statt»
linden und aus denselben alln Ijovccren Exem
plare hervorgesucht und prämiirt werden.
Alljährlich werden ziemlich viele nor-
wojTisrhc Pferde nach Schweden verkauft,
weil mau diese hier als Arbeits- oder Zugthiere
hoher schätzt als die einheimischen.
Die Norweger unterscheiden zwei ver-
fchiedene Schlag« oder Bassen; sie nennen
i^r'^siT*"'!). iii 'i^t 7i>'mli<^h kn'lftiijfn Pfi-rde
„Gudbrandsdaler** und die kleinen ponyartigen
Ilösslein „Fjordhe.ster". (S. Heschreibung unter
Fjordpferdc und GudbrandsJaler Pferde.)
Die Kinder Norwegens haben sich schon
in alt« Zeit eines verhftltniismässig guttun
Namens zo erfrenen gehabt, und es ist nicht
unwahrscheinlich, dass schon vor mehr als
1000 .Tiilirm die Normannen Kiii-lcr ihrer
heimischen Basse mit nach dem Norden
Frankreichs gebracht und diese hier cur Bil-
dung des heute berühmten normannischen
Viehes (Hace Anc^'^ronne etc.) viel beigetragen
hiiln ii. Eine Arhiilii hkoit in der Körpergestalt
und Färbung (Fig. 1344) zwischen dem nor-
wegischen und norm&nnischen Vieh (der Itace
Cotentine) ist nicht wegzuliu^'nen : nur in
der Grosse und dem Körpergewicht bestehen
Dtffiprenten. (Pourquoi ne pas croire qu'elles
■ los viuhos du t'oteutin — sont d'origin»
norman.l«', (|ifelles ont suivi les Normands
en Anglclerrc et so sont propagees tout Ic
l;>n£r än litt-r;il OLi';iiiii|ilt\ — E. <Jollot.
Traitc .Hpecial de Ia \ailn> laiticre et de
l'elevc du betail.) — Die norwegischen lünder
gehören zu den kleinsten and zierlichsten
Europas: ausgewachsen« Kflhe erreichen an
einigen Orten k:nim eine Höhe vuii 1 in bei
einem Lebendgewicht von 150 bis 20*r kg.
Nach 0. Theser'sHeinung fehlt den nor^
wr rrjsrhr^n Kindeni noch Mancherlei; Korper-
iMruien und Milchergiebigkeit lassen im
Grossen und Gänsen noch viel so wünschen
übrig und man muss ernstlich zur Verbesse-
rung oder Veredlung derselben schreiten.
Unser Gewährimaun glaubt zu diesem Zwecke
in erster Linie eine Kreuzung mit der schot-
tischen ÄjrrshirerasB« emprehlen tu k<(nnen,
und es sind auch bereits an Tersehiedenen
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NORWEG ISCH E VI EHZ ÜCHT.
283
Orten des LanJes solche Kreuzungen mit
gutem Erfolge ins Werk gesetzt.
Von den dort heimischen Kassen oder
Schlägen werden folgende namhaft gemacht:
Smaaleiiärasse, TiiorsGrasse. Telemarksrasse,
Hallin gdalsrasse, Valdersrasse. Lyngdalsrasse,
Lysterrasse, Urlandsrasse, Finlidrasse etc.
Unser GcwährsMiann sagt, duss man beim
norwegischen IJindvieh dreiHauptforraen unter-
scheiden könne, von welchen 1. die Telemarks-
rasse als der beste K>?präsentant des Berg-
viehes hingeHtellt werden könne Selbige ist
bis auf den heutigen Tag ziemlich rein ge-
halten, auch durch sorgfältige .Auswahl der
Zachtthiere auf dem Wege der Inzucht mehr
und mehr verbessert: sie liefert unstreitig
gefärbt und häufig .schwarz gestreift oder auch
gefleckt. — I>ie Mu>tfühigkeit dieses Viehes
l&.sst zu wüiischt-n übrig und im Zuge leisten
.sie nur Geringffigiges.
2. Die Jemtelandsra.sse ist die beste in
den Fjorddistricten und möglicherweise der
eigentliche Latulschlair Norwegens. Wenn-
gleich dessen Körperformen nicht gerade hübsch
genannt werden können, so sind doch die
Leistungen als Milchvieh — nach den Be-
griffi'n und Ansprüclien der Nonveger ■ —
ganz befriedigend. In den südlichen Landes-
theilen ist jene Rasse neuerdings mit däni-
schen, jütländischen. holländischen und eng-
lischen Stieren gekreuzt worden, wodurch
sehr verschiedenartige Formen entstanden
Fig. 1S44. KoiwegMcbes Vieh der Telvmarker Eistr, gezttcbtet auf den UoU* de» Üaioo r. Tretctioir.
die besten Milchkühe des Königreichs. Auf
allen Ausstellungen findet dieses kleine leid-
lieh hübsch gewachsene und ganz eigenthfim-
lich gezeichnete (getigerte) Vieh stets die
meiste Beachtung: dasselbe vererbt auch mit
ziemlich grosser Sicherheit seine guten Eigen-
schaften auf die Nachzucht und gilt mit Recht
für eine ronstantc Rasse. Ihr Kopf mit kurzen.
Hufrechtstehenden Hörnern könnte vielleicht
etwas kleiner und die Beine feiner von Knochen
sein. Ihre Brust i.st schmal und wenig tief, der
Rücken lang, etwas scharf und das Kreuz
nach hinten und den Seiten abfallend. Die
Hinterschenkel sind schmal und mager, doch
innner breiter als bei den anderen oben ge-
nannten Schlügen Ungehörnte Individuen, die
sonst wohl in Norwegen bei verschiedenen
Schlägen hin und wieder vorkommen, trifft
man beim Telemarker Vieh nicht oder nur ganz
vereinzelt. Kopf. Rücken, Brust und Bauch
dieser Rinder sind in der Regel von weisser
Farbe, die Seiten des Kumpfes aber sch -n braun
s.ind, und daher liier v<.n einem b<vsondercn
Typus des I.andviehes (Landskabers Kvaeg)
niclit mehr die Rede sein kann. — Die Kreu
zungsproilucte mit Ayrshireblut werden von
verschiedenen Seiten als die besten bezeichnet,
obgleich dieselben kaum niilchergiebiger sind,
als das reinblütige Jeintelundsvieh.
3. Die lUnder tier Sinaalensrasse bezeichnet
<>. Teser als gute (beste) Repräsentanten der
dritten Fonn und glaubt, dass solche auf die
Bezeichnung einer reinen Rasse an vielen
Orten heute noch Ansjirüche machen können.
InSnjaalene — eine hübsche Landschaft im
Stifte Akerhus 74*7 : Meilen gross, mit 1>8,S63
Einwohnern — wird die Viehzucht gröbsten-
tlieils recht gut und sorgfältig betrieben.
Fütterung und Pflege sollen raeist bes-;er als
in anderen Landschaften Norwegens sein.
Man hält durt heute noch ziemlich fest an
der It'ein- oder Inzucht mit dem heiu)i>chen
Land-;chlage und will nicht gar viel vnn Kreu-
zungen mit den Fremdlingen wissen.
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NORWEGISCHE VIEHZÜCBT.
Bei (l«r Auswahl der ZochtaAiere gehen
die Leute ziemh'ch streng zu Werke, und
ijiiin li'itll auf diese Weise nach und nach
eine VarbeMeitmg des Laodschlages herbei-
safahren. Latder fiefert qm 0. 1%«ser keine
uril - re Beschreibnnt,' <lcr Smaulensrasse un»!
sagt nur, dass mit dorselben in der Neuzeit
grosse Fortschritte gemacht worden wftnn;
es »eA aber fraglich, ob die Kreuzung mit
Shorthornrindern, welche an einigen Orten
beliebt ist, noch weiter fortgeaetst weiden
dOrfe.
Die Farbe der letstgenannten Itsnen ist in
«1er Hegel dunkelbraun ; die Tbiere « rinnern uns
suwohl in der Haarfarbung, wie im lieibesban
an das Anglervieh in Schleswig und Danemark
und sind mOgUcberweise mit diesem nali''
verwandt.
DieHaltangdesRiadviehes istim Gebirge in
mancher Beiiehnnp !lhnlich der in der Schweiz;
die KQho kommen hier in der Mitte dvs Juni-
monats auf die Bergweiden (Sätre) und er-
holen sich gewöhnlich von der meist sehr
kärglichen Ernährung während der Winters-
zeit ziemlich rasch. Sie liefern monat' lani,'
eine schone, fette Milch, welche grOsstcn-
tbdls sar Butter- und Klaerabrieation be-
nutzt wird. In der neiion ii Zeit hat si( Ii das
ganze Aiolkereiwesen im Sjfiden des König-
TMcbs, besonders die Batterberettnng bedeutend
gehoben.
Auf den Inseln an der Westküste, wo
der Schnee selten länger als eine Woche
liegen bleibt, bildet die Viehzucht einen
selbständigen Nahrangszweig für die meist
sehr bescheidenen Ansprüche der BevOlkwwig.
Hier bleiben die Thiere häuüg den ganzen
Winter Ober im Freien, ohne dass ihnen ein
aii'l'TtT Schutz als kleine Seliuppen gewährt
wird. Auf den meisten Inseln werden ver-
btltttissmtssig viel mehr Sehafe als Rhider
fehalten, än jene stets viel genflgsamer, als
iese sind.
Die nnveredelten Sebafe der norwegi-
aehen Lanrlnis^^e u'' b"ren zur ktir/=srhw.lnzii.'"'ii
.\rt (Ovis braehviira), <iie nicht allein auf der
•«kandinavi sehen Halbinsel, in Finland und
Nprilru»lanii. sondern auch auf allen Inseln
des Nürden.s - ffanz besondtjfs zahlreich auf
den Facrüer, <>rk' nOer und Island — ver-
breitet ist (s. unter knrzschwflnyipes' Schaf).
Die norwegischen kurzschwanzigt-n liafe
(0. brachyura. borealis) bilden wahrschein-
lich den Ürtypus jener Speeles, charakterisirt
durch einen kurzen, cylindrischeu, mageren
Schwanz, welclior kaum bis an das Sprung-
gelenk: reicht und selten mehr als 12 Wirbel
enthilt; sie süid die eigentlichen Landschafe
der ganzen Halbinsel und kommen sowohl in
der Ebene, wie in den Berfjlnndsehaften vor.
Ihr Schwanz ist bei allen '!'l,i.T"ri reiner
Kasse nieht mit solcher Wolle bt-w.icli>en,
wie der iiumpf. sondern nur so kurz be-
haart, wie Gesicht und FQsse. Mehrhörnige
Formen gibt es bei dieser Art niciit selten,
und bei vielen derselben rtehen die Horner
wesentlich steiler am Kopfe, als bei den
anderen eoropäischen Kassen. W. v. Natha*
sins verraathete. dass fBr den nordeuropäischen
Kurzscliwanz die steilere Hornstellung (bei
den Böcken) wirklich als Rassezeichen gelten
kann.
Auch Norwegen besitzt — wie Srhwcflcr,
Fiiiland und Nordrussland — verschiedene
Formen jener Kasse, die aber alle klein und
zierlich, schmalbrüstig, schaifrflckig und flach -
rippig sind. Sie zeigen im ganzen Leibesbau
grosse Aehnlicbkeit mit niiseren Lüneburger
Üeidschnacken. ihr Kopf ist nur massig l^^;
(in der Stirn noch leidlich breit), Iftnft aber
nach dem Maule spitz zu und endigt in einer
schmalen, spitzen Schnauze. Die Stirn ist
flach gewölbt und der Nasenrücken in der
Pic^el 1,'erade. Ihre spitzen Ohren sind ziem-
lich »ehurf zusammengerollt und stehen mehr
aufrecht als wagrecbt vom Kopfe ab. Die
Horner von mftiaiger Länge, atenen ziemlich
weit auseinander vnd richten sich in einem
halbkreisförmigen I5oi,"'n nach liinten.
Bei vielen BOcken dieser Kasse erscheinen
die Homer missig e<^rf von vom nach hinten
znsamnirnEreflrnekt nnd sind an der oberen
•Seitö gewühiilich nur mit feinen Querwülst-
chen versehen. Die Zibben besitzen stet«
viel kürzere und dünnere Hörner, und sind
auch zuweilen ungehörnt. .\lle nordischen
Schaffurmen traijen eine Mischwolle, welche
aus groben, etwa 13 bis 20 cm langen, schlich*
ten Oiaitnen- und 10 Ms IS cm langen Flaum-
haaren besteht. Die aus Berlin uns ziitje-
schickte Wollprobe ergab bei den (theilweise
markhaltigen) Grannenhaaren « ine Stärke von
— fio ;i. und bei den Fjanniliaarcn eine
solche von 20 bis 3G p.. Die Färbung der
Haare ist sehr verschietlen: es gibt sowohl
weisse, wie graue, braune, gelbliche und
schwarte; hin und wieder ist der untere Theit
rlei Lammwolle weiss oder grau und der
obere braun gef&rbt. Bei den grauen Thieren
besteht die Wolle in der Regel ans einem
Gemisch vnn weissen und schwarzen H.iaren.
Der Haarwechsel geht bei allen nordischen
Schafen ohne Frage in viel auffälligerer Wein*
von statten, als bei unseren Culturschafen in
Mittel- und Südeuropa, und man hält es dort
iieute noch an einigen ( »rt< ii für zulä^ssi^. die
feine Grundwolle (oder Flaum) zur Zeit der
sogen. Beife — im Honat Jnn! — den Thieren
auszuraufen. Professor Pro igt wörtlich:
„Faare-vask ogKlipping eve naesten nkjendte;
men Faarcne drives in Juni-Maaned, naur
Bund ridrn bci^ynder at lü-ne sig, sammen i
Store Flokke, oi^ Tiden rykkes eller ligesoiil
plukkes af."
Die Schafe werden in Norwegen in der
Hegel viel sorgloser behandelt und behütet
als liie Rinder: jene ninssen ^;ich oft .T.ihr
ein Jahr aus ihr Futter selbst suchen, und
es nennt der Professor Theser solche Thier«
zum Unterschiede von denjentfjen Schafen,
welche besser — d. h. den Winter über im
^•lle gehalten und gefüttert — werden „üd»
gangerfaar*' : er schildert ihre Lebenswetne
als eine ftnsscrst bescheidene, kärgliche, und
sagt ebenfalls — wie Frosch — dass ihre
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iiOIiWEUlSCHE VIEHZUCHT.
Wolle nicht geschoren, sondern aL^t^rupft
wärde. (Tiden er grov: den klippe» ikke,
men nfro^kc-s.)
Darrh melirfiicho Kreazan^n der heimi-
schen Schafe mit fr<?mdländischon Rassen sind
in Norwfjjon vcrsthii' li iic Bl ii Uinjje (Mc-
«tixen) enUrtanden, die zum Thcü eine etwas
bnsere Woll« licfimi ; »o s. B. datTotterOfur auf
Tuttoröen in Trondhjemsfjcnl: ditsselbe ist
«össer. hw. rer, und liel'ert einr gute Wolle,
ahrsch'-iiilicli ist dieser Schlag au.s i]t r Kreu-
anog de» Udgangsfaar mit Merinoböoki'ii In r-
vorpegiingcn. Die Mönche des Klosters auf Xut-
teröe .sollen sclion vnr iHiigcr Zeit diese letz-
t«reD cingefährt und zur Kreazang mit den
dofftigen LandBchafeti bevratzt haben. Sowohl
in dtr Hornbildung, wie im r.rilj. ibaii un l
in der Beschaffenheit des Vlicsses zeigen die
Tutteröesehafe grorn« Aehnlieblceit mit den
Harinos.
Ks i.-5l iii'ht zu bt.'ZWc'il'eln. da»s die
t^chafüQchtung und Haltung sich in Norwegen
recht gat lohnen wttrde, wann man der-
selben «twas mehr Sorf^falt zu Theil werden
lir.^>c: Klima UMd PMib»» an der ganzen AV. nI-
kfiate sind für den Graswucha günstig und hier
konnten sich die härteren Riusen viel besser
entwickeln und schnolUr wr^itcr verbreiten als
jetzt der Fall ist, doch uiüsste mau für eine
zweck mfteaigiere WinterRkttemng nnd bessere
Stallungen sorgen. Kreuzungen mit den schotti-
schen Schwarzköpfen und den englischen
Cheviot-Schafen äoUcn an raebren-n Orten
mit bestem Erfolg ins Werk gesetzt worden
«ein, nnd es durften eich solche Krevzangon
noch weiter omjiffhl'^n.
Die Zucht von feinm ii Wolltnieern ist
nach The^cr's Meinung' ab< r iiii ht ratliiam;
mau mtiiste sich auf die Haltung ciiivs kräf
tij;en. starkwolligen Schafes bcschr.tiikcii,
welches überall ein brauchbares l'roduct für
den Uaashalt des Bwtem liefern könne. Nor*
wejren mnsste bislang dnrehseluiittlich in
jedctn .Tahrr OÖTG Ci'iitiir r Wolle (im Werthe
von 953.000 K.ronen) cinl'iihren, wohingegen
dofclisehnittHeh nnr 65S Centner im Werthe
Ton 80.000 Kronen 7nr Ausfuhr ..'elangten.
Die Ziegenzucht hat in den letzten
20 Jahren im gsmen Königreiche eine nicht
Seringe Vermehrong erfahren und ist in dem
eitranme von 10 Jahren um mehr als
ISO.O'iO ."^tück gewachsen. .\af den steilen
Bergen mit spärlichem Ciraawuchs, wo das
Schaf nicht mehr eat fortkommt, sind die
Ziethen nrii rechten rlatze, und hier werden
s;ie auch die nützlichsten Hausthiere für
den armen Landmann genannt. Durliaiimwuchs
in den Wäldern hat zwar oftmals durch die
Ziegenhaltung arg zu leiden, doch scheint
man ilieM n Umstand nicht sehr zu berück-
sichtigen. Die verh<nissmässig grosse Miich-
f>rgiebigkeit der Ziegen wird (Ibendl gerfihrat,
elioiiso w.Tilon luieli ilir'- Haare und ihr
Fleisch ^e.schatzt: letaleres steht dort «lern
öehaffleisch im Werthe nur wenig nach.
Die Ziegenzucht beschränkt sich in Kor-
wegen nicht allein auf die Hcrglandächaften.
«ondetn erstreckt sich aneh aber verschiedene
Kjeld- und Fjorddistricte, un-i e« soU dieselbe
hier oft noch besser betrieben werden, als
auf den Bergen. Die an einigen Orten ver-
suchte Kreuzung der heimischen Ziege mit
Angorabdcken bat keine befriedigenden Ue-
sultate geliefert; die Nachzucht - hi. n d-.i-
raahe, feuchte Klima des Nordens nicht zu
rertrsgen nnd ging bald zn Grvnde.
Die in Norwegen heimi.sche Ziege unter-
scheidet sich in keiner Weise von unserer
gemeinen Ludnuse Deutschlands und gehSrt
mit liiejer zusammen der Speeles Jiircus capra
au, ist aber widerstandsfähiger und genug-
.sanier als unsere Hausziege. Die Böcke be-
sitzen oftmals ein ziemlich starkes GehOm
von ansehnlicher Tiini^e. Ihre Behaaning ist
in (\'-r rjeiT"! 'Aw (ii'iit'Te C^tefs stark mit
feinen Flaumhaarcn durchwachsen) undhatofig
von dnnklerFirbung. Der Bart nnterhalb der
I Kehle erreicht bei den Bücken meist eine be*
trachtliche Lange und Stärke.
Die Schweine des Landes gehören znm
weitaas grössten Theile zur grossohrigen
Speeles {hm scrofa inacrotis) und gelten als
Abkömmliiu'e de- Wildschweins. H. t. Na-
tbasius u. A. fand zwei von einander abwei-
chende Formen — ein kleines nnd ein grosses
u'ros>iiliriire> Schwein — nnd na- h rriter-
suchutig üc.ü in X"V\M'L'oji vujki/imiKüden
veredelten B'»rst»;tivic-!is dürfen wir dasselbe
wohl zu der kleinen grossohrigen Art stellen.
Dasselbe unterscheidet sich von der ande-
ren Form durch mehr aufrerhtstehende und
halbüberh&ngende Ohren: auch ihre Kopf-
bildung ist eine etwas andere: die Augen-
achse i-t iifiiiilieli utwu' länger im Verhältniss
zu den anderen I'iuiensionen, die Stirn hoher
und breiter und ausserdem der Bumpf niemals
so lang gestreckt als bei den Forme» des
grossen grossührigeu Schweines. An allen Orten
des Nordens, wo bislang nur wenig zur Vered-
lung der Bnssa geschehen ist, scheinen die
Hans- oder zahmen Sct>weine ziemlich grosse
Aehnlichkeit mit den Wil.lseh vi im ii /a Im-
sitzen: nach Kohde't» Angaben soll in Schweden
nnd Korwegen eine halbwilde, aus der Krenzung
mit dem WiM>r}nveine ent-:ta!idene Kasse vor-
handen sein, die uciit W^lli^ehvveine sehr nahe
steht. Die Thiere hätten einen breiten, auf-
gestützten Büs>.fl, aufrechtstehende Uhren,
einen lang gestreckten Leib, hohe Beine nnd
eine sehr dichte Behaarung vi ii Im u'^ n, steifen
dunkelgef&rbten Borsten. Den Charakter dieser
Schweme schildert nnser GewShrsmami nls
einen grimmigen, bösen -i<- In >;"i--irn eine
grosse Ausdauer bei einer le-\vuudciüävvt.rtlien
<ienQgsamkeit und getliehen noeh bei dem
geringsten Futter, welches sie sich meist
selbst suchen müssten. — Theser gibt von lien
Schweinen seines Vaterlandes eine anders-
lautende Beschreibung, nach welcher dieselben
woM etwas bessere Formen nnd keinen so
b"::;irti;,'pn f'liarakt>'r i(. -it/' ii. wie die Wild-
linge; er sehildert die unveredelten Land-
■^chweine als h -chbeinige. karpfenröckiee und
Hachripjiige Gesi h^pfe mit grossen Köpfen
und groben Borstenhaaren. Diese i'hierc wären
in hohem Grade gen&gsam nnd daher billig
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N0BWE6ISCHB VIEHZUCHT.
zu erhalten,wüliüigegea die voreti^lten .Schweina
viel grüssere Ansprüche hd Fütterung und
rfl'-irtj machten. Die Fleischqualitfit jener
Latuläcliweine sei nicht schlecht; tUe Thiere
iifferten jedoch immer nur wenig Speck und
inneres Fett (Flomen). Die Fruchtbarkeit der
S&aeii ist befriedigend, sie werfen nicht selten
ineliral- tti F'-rkcl; die--.' !• t/-trr.ii »-ntwiik'-lii
sich aber nur langiiaui nn<l ihre Ma!»tnibigkeit
litst viel sa wfinscben Qbrig. Um diese Eigen-
schaften zu verbessern, hat man in Nurwegen
an vi>'l<"n Orten Kreuznngen mit den eng-
lischen IJasaen vorgenommen, und es sollen
dort hauptsächlich die mittel t;ros.>en Vorkshire-
sch weine zur Veredlung benutzt worden sein.
Die Fruchtbarkeit der Kreuzungsproducte ist
2war geringer aU die der alten LandraMe;
jene Iwsen sich jedoch viel schneller misten
und liefern grössere Speck-* it'Mi. — Dnn'h-
si hnittlich werilen in jedem Julir.; ■stioo - yuOU
Schweine eingeführt. Der Export ist unbe-
deutend und 1' trug im Durchschnitt etwa
1 1 Stück jährlich.
Die llonthiere sind in mehreren Be-
zirken Norwegens, jg^ns besonders in den
Aemteni des Stiftes TronisQ , wichtige Hauri-
y>äer Hl I I ii' iithiere; man nannte sie ni' ht mit
Unrecht wi Stütze, den Stolz, die Lust und
den Reichthum, aber zugleich auch die Qual
und Last der Bewohner jener öden nordischen
L«nd-chaften. A. Brehm sagte ganz treffend:
.,Das zahme I.i'nthier gibt Fleisch und Fell,
Knochen und Sehnen her. am seinen Zwingherrn
ZQ kldden und tn emithren: es liefert ihm
Milch, littst sii'li .il- T.;i>:tliit'r iM iiutzen und
«cbleppt auf dem leichten Schlitten die Familie
nnd ihre Ger&thschaften von einem Ort tarn
anderen: mit eii.-ii) VV.^rte: das If-Ttlii-r i^r-
m-iglicht das Wanderleben der nOrdiici»ca
V4}]fcer»cbaAen.**
Die ausgewachsenen Rens erreichen eine
Höhe von i fo bis l'löm bei einer Jjänge von
i'7 i III. Die Schwanzlftnge beträgt l:^ i in.
Die zahmen Ken« sind in der Kegel kleiner
nnd hflsslieher von Gestalt als die wilden,
auch werfen y'w ihre Gt'wciJic u'iwr.litiUeh
etwa« später im Jalire ab als iii-'s.', l;eide
Geschlechter tragen Geweihe, der- n Stangen
anlanglich schlank und rund >iii'i und > r-t
an den Enden sich zu einer handlOniiig-aiti-
gen Kndschaufel verbreitern. Die Augen-
«prosscn bilden eine oder zwei nach von ge-
richtete Schaufeln. Pas Geweih der Renktthe
ist stets kl' iri' r und \v. iii<,'.'r gezackt als das
der niünnliciien Thiere (B^M-ke). — Die Nasen-
kuppe der Gattung Kangifer ist behaart, ihre
.\ugen .sind gross nnd li.iti. ri kleine mit Haar-
bOsclieln Oberderktc Tiir.kiät »gruben. Ihr Hals
ist so lange, wie der Kopf: ander Kehle findet
sich regelm&ssig eine lange MiUme von stärke-
ren Haan-n. Der Vorderkörper ist immer stärker
als da^; Hiiit rtheil, der Schwanz auffall-Mid
kurz. Ihre ziemlich kräftigen Beine sind niedri-
i^er nnd mit verbUtniffmiilssig breiteren, sttrke-
ren Hufen ausgestattot .ds beim Elch oder Elen-
thier. — Wenn man dcät Bau der Hufe jener
Thiere allein in Betracht zielun wollte, .so
rodsste man wildes und zahmes iten nnbe-
. dingt als Arten trennen, denn beim letzteren
I nehmen die S< lialen d'-r FQsse stets an Rreil«
bedeutend zu. Die Hute sind hier sehr gross,
breit, flachgedrückt und tief «espalten, und
die .\fteiklauen reichen bis auf den Boden.
Diese eigenthSmliche UuHbrm befähigt die
Thiere sowohl Aber das morastige Terrain
ihrer Ili'iuiaf \vi.' üln-r dii> <!(■■^Jirg•^ auf
steinigem oder mit Schnee bedeckl-m linden
rasch und sicher fortzukommen.
Ihr sehr dicht nut Haaren bedecktes Fell
liefert ein gutes Pelzwerk, welches für Nor-
wegen einen nicht zu unterschätzenden Export-
artikel bildet. Es werden durchschnittlich in
jedem Jahre 4—5000 Kenthierfelle ausge-
führt und dadtufli (3' in aTiien I^nde eino
Summe von 50.000— 60.uoü Kronen zugeführt.
Beim zahmen Ren ist im Sommer die Farbe
der Haare am Kopfe, Rücken, Bauche und an
den Füssen dunkelbraun, am dunkelsten —
fast schwtrsllch — auf dem Rtteken, heller
an den Seiten des Leibes. Ober welche ge-
wöhnlich noch zwei lichtere Längsstreifen
laufen. .\ach der Hals i>i L'ßwöhnlich dal
lichter gef&rbt als der Rücken: dio T'iiter-
soite i*t weiss, die Stinte schwarzbraun, ein
Kreis um die Augen schwarz, die Kopfseiten
sind weiss, lia Winter verschwindet die braun«
Färbung, und «las weisse Haar tritt mehr
hervor; docli L'il>t es ;iuch viele Kt^ntliitri.',
welche sich im Winter nur durch verlängertes
Haar auszeichnen, in der Färbung aber aieb
•j-li ii htd- ibcn. nach den Gegenden komm«!
Verschiedenheiten aller Art vor (Brehm).
Wir haben sowohl das lan^ Ifihnen-
hnar vom Unterhii1>^c, wie das l- i' !if trrnv.-'lltf
D- 'k- und Flaamhaar von der Kum{d.seite
luUicr untersucht und gemessen, und dabei
wahrg«'ti'tmmen . ila-> «owidil die trr.«hen
Mähnen- und I>et kliaare, wie die feinen Flaura-
haare immer frei von Marksnbstanz sind: bei
eraterm schwankt die Stärke am unteren
Ende zwischen 90*58 und ZZ'$^ Dia
st>'if<'n Drrkliaar.- sind unten H S bis 14*7 cmm
nnd die Flaumhaare nur 16'o — 17 fi dick.
Die brftanliche Färbung der Flaumhaare ettt>
steht durch 7ahlrei<'lies Auftreten kleiner
I'igraentkörperchen in der Hornscbicbt oder
Rindensnbstan« des Haaraehaftes.
Die Behaarung der Kälber ist viel weicher
als die der älteren Thiere, und es liefern
daher auch diese stets ein besseres, vial
höher g>'>. Iiätztf-; I'ohwcrk.
Letzteres bleibt gewöhnlich im Lande
nnd wird von der nordischen Bevölkerung
haupt-ärhlich rnr Atif<Ttignn? von Kleidungs«
stücken für den Winter benützt.
Im Herbst wird das Deckhaar der aus-
gewach.senen Rons in der Regel 6— 7 cm lang;
die Flaumhaare bleiben etwas Irtlrter, und
beide zusamnit ii icrwähren den Thieren einen
vortrefdicben Schutz gegen die Unbilden des
Watters.
Das Ren '-t mehr Berg- als Nif^denings-
thier; auf den breiten Rücken der nordischen
Gebirge, welche die Norweger sehr bezeichnend
nFjelds" nennen, gedeiht diese Thiergattungp
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NORWEGISCHE VIEHZUCHT.
S67
am be!«ten, titiiI hier trifTt man aurli ili.'
gr'fssten und bcatm Hccrdeii. In den ijuhr
seitlich gelegenen Gebirgen musste man die
lienthienacht leider wieder Mfgeben, weil
Wolf« hier sehr starfc auftraten und grosce
Verheerungen anrichü teii. — Bn luii Li'i ic lit>'t.
dtus verschiedene Landleutc in der Umgegend
von Bergen ans den Finnmarken and dem
norwegisch' n I-iip|ilaii.l ']0 ir^ ntliiere kommen
liesäen, dieZmljt gtJifh auf den llochgebirgeu
des dortigen Stiftes ganz vortrefflich: schon
nach fünf Jahren batton jene 30 Thieie Hun-
derte von Nachkommen ensengt, nnd die Be-
sitzer *ler Heerdcn bi.(;:uiiien schon, sich
Üeichtbuu zu crtr&omen: da brachen die
WQlfe, welche sich von allem Anfimge an
.lie schlimmsten F» inil-' .ler neuen Heerde
gezeigt hatten, mit Mac ht herein und zerstörten
aÜe Hoffbnngcii auf den guten Fortgang
der gesajnmtfii Zuilit.
Ueberau iui Norden haben die SiiujieÜiiere
tmd so auch die Rens entsetzlich von Mücken
nnd Bremsen sa leiden und im Winter ver-
wunden nch letitere nicht selten die Fftsie
durch das Zerschlairen dt^r harten Eis- und
Sehneelmisten. nm zu den ontt^r deneeUM^ii
•tehenden Nahrungsmitteln so gelangen. Die
Genügsamkeit der Thiere i^t sehr irrnsi; im
"Winter fressen sie von den .Steinen die iSehnee-
iind Osterfleehten etc. ; die .'<og. Renthierflechte
fCiadonia rangiferina) ist fQr die Thiere ein
Leckerbissen. Im Sommer suchen sie die saftigen
Alpenkränter, namentlich Schneeranunkel, Ken-
thterainpfer, Seifenkraut und einige Sehwin gel-
arten auf. Im Winter werden ^e in nahrnngs-
reiche Wftlder getrieben: sie echcn aber auch
gern in dieStlmpfe, um »ich hier alkrlei Kräuter
XU suefaen. Sehr gern frisst das Renthier die
Knospen nnd jungen SchOsslinge der Zwerg-
biikcn. niemals aber die anderer Uirken.
(Brehm).
Jm Fiühlingti ziehen die Hirten mit ihren
Heerden längt der FlUeee nach dem Gebirge
und Meere, und sie kehren er^t im Herbst
wieder zu den heimischen Hütien oder Zelten
snr&ek. In die Herhstzeit fällt auch die Brunst,
und e« »joll Tiann nicht selten vorkonuncn,
dass sich die zalimen Rens mit den Wildlingen
begatten, falls sie sich auf ihren Wanderungen
begi^en. Die Hccrdenbesitzer sollen über
denuilge Vermischungen gans erflrent sein,
weil ihnen hikannt ist, d.iss hiedurch eine
Verbeeseraog der Zucht erreicht wird. Die
Leute sagen, dass die Mi«chlingskQhe nach
dem Kalben in der Kegel mehr nnd auch fettere
JJilch lieferten, als die unvermischtcn Indi-
triduen der 7ahmen Rassen. Ob es in Nor-
wegen terbchiedcne Hassen innerhalb der
Gattung Tarandus ^'^iht, haben wir nicht er-
fahren könntn.
Die Kentbiere werden draosson, vor
den sog. Gammen, in Rolisehalen gemolken.
Im Fröhlini? erscheint die Renfhiermilch
in der Hegel nicht besonder« sauber, denn
zn dieser Zeit vertanschcn die Thiere gerade
die letzten Reste des woHj^on Haarpelzcs
gegen das leichtere Haarkleid des Som-
iners, was gewöhnlich dn ans entsetsliches
Gomengscl von fetter 31ileli und Haaren
böim Melken verursacht, ohne dass sich übri-
gens der Gleichmuth des Luiipländers (nor-
wegisch: Same) von dergleichen rubren iiesse
— Die Sommerlfttfer der Lappenfamnien
berfjren cfrniuls nooo bis nono Rentlih-re. Hei
der wenigen Milch, welche dieselben gebtn,
gehören mindestens 400 Stflek dazn, am eine
Lappenfamiüe nothdürftig zu ernähren. „Ver-
mögen" Iht nuturgemäss bei diesem Vulke
— wie im alten Rom — gleichbedeutend mit
„Vichstand". Die Stammheerde ist das Ca-
pital, welches sich verzinsen muss, sobald
der Wohlstand der Leute wachsen soll. —
Jedem Kinde wird bald nach der Geburt
seine Stammheerde sngetheilt, indem die
Thiere an d<'n Oliren in bestimmter Weise
geschlitzt, „angemerkt" werden. Die reichste
l'artie ist immer die, Avelche die meiste
Kentliierinit^ift eirihring-t, ja der Beirrifl'
„schün" und „renthierreich" verschmilzt hei
den biederen Lappländern bei der Braut-
schan in eins. „Das ist nnser schönstes
MSdehen im ^ranzen Stamme, den es be-
],:ni;irrif W-Of' Tl . ■ n ' 'i i !• re mit", sagen die Be-
wühner jeu«r öd«H^ uurdiselMU- Landschaften.
Und in der Tbat, das ist ^sehr sehOn**, denn
das bedeutet nngefahr nach unserem Qelde
eine Milgiit von KO.OOO Mark.
Die Tnlchtigkeitsdauer der RenthierkOhe
ist kürzer als die unserer Hirsche; sie tragen
nur 2^0 Wochen und setzen selten mehr als
ein Kalb. Das männliche Kalh nennt mau
Bock* und das weibliche Semlekalb. Die Thier-
chen kommen ziemlich gut ausgebildet zur
Welt. 5:chen nicht übel an« und kCnnen der
-Mutter sehr bald nachfolgen. Wenn die Nah-
rnng der Thiere nur einigcrmassen befriedigend
ausmilt, so liefern sie eine fettreiche Milch,
aus der man einen wohlschmeckenden Küse
fertigt. An verschiedenen Orten wird aus dem
BentiiierkAae eine Art Suppe bereitet, die
hOchst sehmaekhaft sein aofl.
Bei guter Emährnng kounnen die aos-
gewacb.senen Exemplare zu einem Gewichte
von 120 bis 140 kg, und sollen durchschnitt-
lieh ein Schlaehtcewit ht von 7") Iclt liefern,
ihr Fleisch i.st eine gesuchte llanüeLvvaure.
sowohl im frischen wie im gesalzenen und ge-
T&ncherten Zustande und steht im Preise meist
um höher als das beste OchMnfleisch.
— Nur im Spätherbst, zur 7,i it der l^runst.
nimmt das Fleisch einen unangenehmen Ge-
schmack an nnd wird dann von den Leuten
verschmäht. Das beim Selilachten gewonnene
Blut wird sorgfältig gci>aiumelt und zur Be-
reitung verschiedener Licblingsspciscn ben&tst.
Ebenso werden auch beim Zerlegen der Thiert:
die Sehnen herausgeschnitten, weil diese sp&ter
Zwirn und Kockschnüre liefern uuissen. „Kein
Tiieil des Ucntläers bleibt unbenutzt^ nicht
einmal derSpeisebrei im Magen. Wenn dieser
einicre Zeit gelegen und eine gewisse Gab-
rung durchgemacht hat, gilt er als hOchst
scbmaekhaftes Gericht. Dio Knocban werden
gestossen und gekocht; das daraus gewonnene
Mark mischt man mit Fett und getrocknetem
Fleisch oder benOtst es suis Salben des Haares
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988
NOSEAN. - KOTHSCHLACHTUNG.
und dea Gesichtes." (Brehm). Aus den Ge*
dHrroen fertigt manp Stricke, kos den Knochen
und Geweihen Fisehepeere. Angeln und andere
Oerathe.
Nach Allem, was wir selbst übtr die
Nut/.nnfr des Rens erfalin*n liab'ii. dürfen
wir unuclimen, duss scU)ij,'es f ür die Bewohner
der n'irdlichcn Theilc Norwegens eine äimserst
wichtige Tbierg&ttang genannt werden kann,
tind dort viel nothwendiger ist als Pferd,
Kind und Schaf. — Die ersten Beiden ge-
deihen im hohen Norden fiberbaupt nicht und
letiteres liefert nar p^eringen l^otzen.
Bedauerlifli ist für die Besitzer der Ren-
thierheerden, ii-nas mancherlei Seuchen unter
letsteren auftreten und oftmals grosse Terhee> :
rangen anrichten.
Als Reittbiere werden die Rens in Kor-
wegen nicht oder nur ausnahm-\v< i-,.- ver-
wendet; sie dienen — wie der Uuad — ai» i
Zng- nnd Lastthieie. Aber aach hiexu werden
nur die stärksten Böcke oder Renochsen —
wie der Norw»;jr<T <!agt — benutzt, liei der
Anspannuni» v«.r ilcm Schlitten bedient man
sich eines sehr einfachen (!i M-liirrf's: <*in
breites Stück Fell wird ausHimuonjrviiälit. Jaujit
es auf allen Seiten weich aufliegt. Dieses
rundliche Band endigt in zwei dicke JKnOpfe,
welche beim Anschirren durch eine Schlinge,
das Knilo il.';- Zu'^>('i!'->. .'■"•steckt Wf>riii'ri. 1/4.7-
terea läuft zwischen den Vorderbeinen liin-
dnreb. wird tob denThicren oft Qbersprungen
niul ki.iMint dann liinf' n bald auf die rechte,
bald auf die linke tjuilc der Thiere zu liegen.
Das Lenken macht den Leuten ebenfalls keine
grossen Schwierigkeiten; die Thier« sind meist
sehr fQgsam. gutmflthig nnd man bat nur
nöthig, das Ende d*?^ Zilirri- um ihr3T;ml zu
legen, und dieses durch ein zweites Band an
dem Geweih tn befesticren. Ihr Sehritt iat
nicht sehr ausgiebig; im Trabe legen sie aber
in einer Stunde oft mehr als eine norwegische
Meile (gleich 18.000 Ellen) zurück, und sie
ziehen im Si lilitlen mit Leichtigkeit eine Last
von löu ku' ft-rt. Die besseren Exemplare
• l.T 7nm Ziii,'e tauglichen RenbHcke werden
mit 40— öU Kronen und die gewöhnlichen
Thiere mit tO— fS Kronen bezahlt. Frtytag.
Nosean, Minnal. ti'SM'tal, eingewacJ)>'.Mi
und dt rl) in kutnigtn Ai:i,'t< ij'aten. grau fett-
artiger Glunz, durchscheinend bis kanten-
durchscheinend, in vuicanischen Gesteinen,
wesentlicher Bestandtheil des Phonolith;
liaacher See, Brohl und Btedeu in der Khein-
provina, Uohentwiel. Koch.
Nwema (von vdstev, krank sein), die
Xmnkheit. Attacker.
Nosema Bombycla Naeg. Siehe I'anhisto-
pbyton ovatum Lebert. der kleine Organis-
mus, welcher die als Flecksm lif . Gattine
oder Pebrine u. s. w. bekannte Krankheit der
Seidenraupe verursacht. Hart.
Nosocomas (von vo30x«{i.stv. Kranke
pflegen), der Krankenwärter. Ana<her.
N 0 s 0 1 0 g i a I v," - f> Krankheit ; Xo 7 '> c . Le h r e),
liic Krankhcitülehre. Anacker.
Notttlolt (von v(>otoc, Heimkehr^ 0X70$,
Schmen), das Heimweh. Anacker,
Notbapparat an HeiimHteiR. I>a bei
Thieren oft schnell gefährliche Krankheiten,
welch'"- bei mancr'ln'l:r ra-chor Hilfe den
Tod herbeiführen, uuitreten, so i$t in manchen
Staaten Vorsorge durch entsprechende Be-
stimmungen P'^mlTen, die d.ii Arzt ver-
pflichten. Mitt^;! bei der HauJ zu laben, um
sofort erfolgreich einschreiten zu k«»nnen.
Diese Vorschriften beziehen sich auf perma«
nent im Vorrath au haltende, speciell be-
stimmte Arzneimittel, Instrumente unil son-
stige Ger&the, welclie dem beabsichtigten
Zweck dienlich sind nnd deren Zosamroen-
stelhmg Notbaj'i .irat genannt wird.
DicnbezüglKiie \ Urschriften bestehen z.B.
in Oesterreieb und sind in einer Regierungs-
verordnniM' vom 2J. Man 1827 entliaiten. Kh.
Nothimpfung, ist die Imi)fung einer
ganzen Heerde, in der eine Infectionskrank-
heit mit fittchtigem Contagium ausgebrochen
ist nnd wo die natSrllehe Ansteelning der
ni..-li L,"--unJen Tliiere dnrch Isoliruiiir und
.Alt-iM iniiig nicht jnehr zu verhüten ist. Die
Nothimpfung hat annächst den Zweck, die
Durchseuchung der ganzen Heerde in kürzerer
Zeit zu bewerkst-'Ui^en. als das bei der uutür-
lii lit ii Ansteckung geschehen würde, um somit
dttu Krankheitsverlauf und die Dauer der oft
listigen und kostspieligen Sperrmassregeln
alj/ukürzen. Ferner winl ■liirch fine Xi ih-
irapfung raeist der Kranklieitsverlau) ge-
mildert und der Verlust an Thieren durch
die iM tn frende .Seuche eingeschränkt, da die
Impfknuikheit in der Regel weniger bGsartig
auttriit, als die durch die natürliche An-
steckung hervurgerufene. Es gilt dies be-
sonders von diejenigen Krankkciten, bei
w. lohen nach den nen' rm Mitigationsver-
fahren eine Abschwächung des Impfstoffes
gelungen ist, wie Mihbraad, Baoschbrand,
Rüthlauf, Hundswuth, HQhnercholan. Aber
auch bei solchen Seuchen, bei denen BOeh
ungeschwilchter natürlicher Impfstoff ge»
brim lit wird, ist oft die Nothimpfung ange-
zeigt und vortheilhaft, wenn nicht die ganze
Heerde Avegcn der Seuche vertilgt werden
soll, wie beim Ausbruch der ilinderpest,
Schaf poeken. T^nngenseuche. Manl- nnd Klanen-
senrhr, St;tU|i.'. i;inil.T|ic>tiin|'fiiiiL:en .-iiid jr-
düi:l» nur beim grauen ru-sis; in u St'-inienvicii
angezeigt, bei welchem die Verluste an Impf-
rinderpest 10 — löVo nicht «ib. rs. hr- itLii. L)ie
Verluste an Schafpocken und Lungenseuche
werden aber durch die Impfung bedeutend
eingeschrftnkt nnd die Toilwuth bei gebissenes
Hunden kann durch Impfung mit dem
l*asteur'scben initiuirten Inii>i;iiat'Ti;i! ~;<her
verhütet werden, wenn sie zeitig ausgeführt
wird. Semmer,
Nothschlaohtung ati Tlii r n ist überall
da angezeigt und gestattet, wo dieselben so
."«chwvr erkrankt sind, dass an einem Auf-
kommen gezweifelt werden muM? nnd wo
liie vorliegende KianklK'it den Genus» des
Fleisclies des kranken Thieres nicht verbietet.
Nothschiachtungen werden vorgenommen bei
Thieren mit schweren lebensgeffthrtieben oder
tOdtlichen Verletzungen «nd Erkrankangea,
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NOTHÖTÄNDE. - NOTTINGHAMSHÜIE- VIEHZUCHT.
i89
wie BrCli-hc Schädel^', iltr Wirbelsäule,
dea Beckens, der grossen Eitreniitätfuknochen,
ZerreiMuagttD oder bedentonda YorniIl<> der
Eingeweide, Zertrümmcrangen der Glied-
masaen, heftige Entzündungen lebenswichtiger
Organe etc.
Die Nothschlachtuag k&nu aber aach
vorgettotnmen werden In ganzen Stillen und
Heerden, in denen eine ansteckende Krank-
heit ausgebrochen ist, die auf den Menschen
nicht übertragbar ist, wie die Lungenseucho,
die Schafpucken, tli " H nnicrcliolf'r». Auch bei
der Rinderjiest kuim die Nuthschlachtunp
gestattet werden, falls das Fleisch innerhalb
der Grenzen des Seacbenortes coosomirt
werden soll nnd ein Fleischeiport ans solchen
Orten vermieden werden k;inn Wiilrigenfalls
ist die Nothschlachtung bei der ICindeipest
untersagt.
Von vorneherein verl>i)(*>ii ist eine Noth-
schlachtung bei allen Krankheiten, die auf
den Menschen Obergehen, oder bei welchen
der Genuss des Fleisches der nothgeschlach-
teten Thiere nachtheilige Polgen herTormfen
kann. Zu solchen Krankheiten gehr.rt ilnr
Milsbrand, Kaasclibrand, Kotz, die Hundü-
wnth. die Septlktmie, Pyimie, das septische
uii'l jivrmiisili'' Piii-rpeirilfiohcr, di*' septi^rlie
Korra des Kullihiufs, T)'phu8, hocbsradige
Toberculoso, Hrandpoehen. Bei all den f?e
nannten Krankheiten muss das Fleisch der
Thiere vernichtet werden und ist vom Con-
BOm auszuschliessen, Stmmtr.
Notiistände, s. a. Zwangsgerlthe.
Nothstall. s. ti. Stall.
Notfiw'ände, s, n. ZwangagWlthe.
Nothlucht, 8. Unzucht.
Nott^nann, deutscher Schrifteteller Ober
die Rind Viehseuche in Franken in XVIII. Jahr-
hundert. AhUitntr.
Notter Fr., Dr. med., schrieb unter Hof-
acker's Leitung eine Dissertation ftber die
Eigenschaften der Eltern, die aof die N«eh-
kemmei: T::- 'i. i: i^:7:i Semmtr.
NottiMhamshire-Viehzuolit. Die im mitt-
leren Enguind gelegene Grafschaft Notting-
h iiii fruifh Notts genannt) umfasst 413<» km*
mit 3yi 815 Einwohnern. Ein grosser Thcil
dieser Landschaft ist hügelig, an der Grenze
von Derby sogar gebirgig zo nennen. Ira
Üüdtu liegen die sog. Wold?, ein Heidebezirk
mit einem ziemlich ann'Mi Hoden. Der nörd-
liche Theil »cblieast sich an die Marscbebene
von York- nnd Lincohishire nnd besittt meist
sehr fruchtharen Boden. Di-- hulior £rt^lc*TfTipn
Landestheile sind noch heuW i-chun bewaldet.
Der Hauptfluss ist der Trent. Das Klima ist
milde und für den Gr11.swn.h9 günstig. Der
Ostwind bringt hier ultnials sehr starke
Begettsehaaer mit Dnrch zweckmässige Be-
wässerunpanlagen sind an vielen Orten schone
Wiesen und Weiden geschslfen. Aekerban nnd
Viehzucht VM>\\ ili'* TlaiipttTWirbMiaellen
der Grafschaft und gewähren den iiewuhnern
meist ehi sorgenfreies Leben.
Das Arciil umfasüt ira Ganzen r.2G I7G
Acres, von welchen 4äi.9t4 Acres lalidwirth-
•ehaftlich benfltit werden. Im Jahre 18<}8
X««h. B«o|klapidl» 4 niwleilk«. VILM.
dienten 1^0.:?! 4 Acres zum Getreide- und
Hülscnfim htliau, 5S.678 Acres wurden mit
Kartoffeln. Turnips, Möhren und anderen
Wurzelgew&chsen bestellt; 59. 77:^ Acres liegen
in Klee-, Esparsette- und (irasflächen, und
dienen zur < irunfüttenniL'' ini S<.niiii> r i r
Heogewinnaog flür den Winter. SDl.uä4
Acres sind permanente Wiesen nnd Weiden.
— Bei der Viehzilhluiiir fl8S8) fanden .«ich
2i>.Ö"9 Ackerpferde, vui w.-ldien 6368 Zucht-
hengste und Stuten waren. — Im (i.inaen
gab es 79.023 Haupt Rindvi- li: 26.G39 Stück
desselben werden als Milcliviti» bezeichnet.
An Schafen waren 207.173 Stück and a»
Borstenvieh 25.878 Stück vorbanden.
Der Handel mit Oetreid«, M^bl. Hai?
und Vieli ist i^.-lir ln.'d' u(..-nil : \i\> Mineral-
reich liefert schöne Steinkohlen, Eisen, etwaH
Blei, Galmei nnd Alabaster.
Noftintrh.imshire besitzt viele sp^h^^ir^
I'arks iitil prächtigen .\nlagen und reich aus-
gestatteten Schlössern, in welchen die Grossen
des Landes ein behagliches Leben fl^hren,
aber zugleich auch fBr die Züchtung edler
Hau^tliior-' nach besten Kräften Sorge tragen.
Der Herzog von Portlaod in Welbeck
xftehtet sehr schOne Clydesdaler Pferde, Mr.
James Fo^.■^^l^^v in Blyth kräftige Shirehi r?es ;
Mr. Bingliaiii in Harwell gilt als (.iuer
der tflclitigsti-n ZUcljt r dieser jetrt sehr
j gesuchten Pferderasse. — l>ie .«chwen-n Zucht-
I pferde des Mr. Robert Millington-Knowles
'\ in Col?ton Bassel- Hall fanden auf der letzten
I Ausstellung zu >iorwich (1886J allgemeine
I Anerkennung.
I l>er alte srliw^rc PftiiLT der Grafschaft
1 erfordert.' v^tii jtlier einen sehr starken .Acker-
pferdeschhti;, und ebenso machte auch das
; dort übliche K';irr.>nfuhrwerk gro.sse Ans[>r{|< Ii «
i an die Leistungen der Pferde; die Ziuht
I schwerer Schläge wurde daher auch Oberall
im Lande begünstigt. An einigen Orten
«flehtet man gängige, fllr schweren Gewicht
I passende Jagd- (hunlor ) und K«i()>ferde
(hackneys). die zum Theil über die Grenzen
der Grafschaft ins Ausland gehen.
Vitllblutpferde für den 'l'nrf werden t-ben-
fitlU an mehreren Orten mit gutem Erfolg
gezogen, und es bringen dieselben ihren
Besitzern zuweilen hohe Preise ein.
Rinder. — Das schöne, grasreiche Land
am Trent bat von jeher eine ausgedehnte
Viehzucht ermöglicht^ nnd die dortigen Land-
wirthe — grosse wie kleine haben sieh
anu'i Iri^t ntlich um dieselbe gekümmert. Die
] lyraunen, langhomigen Herefords und die kurz-
hornigen Durhams werden bevorzugt, und nur
vereinzelt sieht man auf den Weiden die
kleinen, grauen Westhochlandsrinder, welche
aus Schottland eingeführt weiden. — Die gröbs-
ten and besten Milchvirthschaften (dairies)
findet man ara Joar, und es loH hier in der
TJ.-f;.-! , iii'" ffiii-' !!:iifiT und irntcf Kftse fabri-
ein werden. Aui der ili|ist"n<' I'ark-Farm
! (unweit Manelield) werden vmm d-Mii \ rrw;ilti'r
des Herzog.^ von Portland sehr werthvolle
1 Shortiiornrindcr aufgezogen, die hin und
1 wieder avf den Ausstellnngea der königliche»
19
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t90
K0V0-ALEXANDB0T8K. — N0WI8CHKEK.
Landwirthbchaftsgcsellschaft erscheinen. Eben-
fo ist auch Mr. Philo Loas Hüls anf
Budtiinj^ton-Hnll oin renommirt«r Shorthorn-
sflchter; dessen Thiere gehören xu den
edelsten dieser horhgezogenen Rasse und be-
•itien «inea ontadeihaften Stammbaum. F&tte-
rang und Pfleg« der Thiere wird dort mit
grosser Sorgfalt betriolcu
bcbafe. Haui>t>achlich werden grosso
Leicesten gehalten, und erst in neaerer Zeit
sind an einii:''n (^rten Southdowns eingeführt
wurdeu. Diu kleineren Farmer wollen aber
von der letztgenannten Rasse nicht viel
wisaeti, nnd Iialten die Leicesterschafc für
die heimischen Verhältnisse besser geeig-
net Dio iiou' nlings in den mittleren und
«tdlichen Grafschaften beliebt gewordenen
ShTopshireschafe werden vereinzelt auefc In
\nttingbamshire gehalten. Mr. Robert Milling-
ton-Knowles in CoUton Iiu.s8et-Hall ist ein
anerkannt tüchtiger Zrtehter derselben umi
beschickt mit seinen schönen Tliiorcn liäuflg
die grossen Ausstellungen. Ltio llamj>shire-
rasse ist ihrer etwas schweren Knochen
wegen dort weniger beliebt nnd hat sich nur
auf wenigen Farms elnbUrgen kOnnen. Nach-
'li'iM man in der Grafsi'lnift neuere. l)*-ssi rc
Fruchtfolgen eingeführt und die reine oder
besBmraerte Brache mehr und mehr beseitigt
Iiiit li '.lt man die Schafzucht nicht mehr so
vortin illKift, wie die Züchtung nnd Haltung
von Rindern, und es ist infolge dessen auch
die .\nzahl der Schafe von Jahr zu Jahr ge-
ringer gewüi-den. 1885 zählte man 22;*.983 Thiere
.lieser Gattung undlS88 nur noch 207.173
Stack, von welchen 67.370 Stück als Lämmer
bezeichnet worden.
Srlnvrini\ AU Schweine züchtende
liratschatt hat >iotts niemals eiueu grossen
Namen gehabt; anf den königlichen Ans-
stellangen erschienen bisher immer nur ver-
einzelt Thiere von dort. Man züchtet Schweine
der grossen und nuttelgrossen Schläge: für
die Berkshtrerasse scheint eine besondere
Vorliebe tu herrsehen, nnd der Gntsbesitser
Arthur S. Gibson zu Springhill hi^i Hulw- II
stellte 188Ü auf dem Norwich-Meeting mehrere
hAbachgewachsene Eber nnd Sauen jener
Rasse nui, welch« die grOMte Beachtung
i, luden. Fiiytii^
Novo«Alexandrov«k. Da.s in Novo-Alexan-
drovak anterbaltene kaiserlich russische Krön-
geittlt ist einet der Oestflte, welche unter
dem gemeinsamen Xamon Jo~ r.. Io\ inlskisehen
bekannt sind. Dasselbe wird so nach der
kleinen Stadt Dclovodsk beieiehnet, wnkh«
in der Mitte der zti?eh5rt{TcTi i Gestüte
zu der Derekoulsk, Limurevo. Novo-Alexan
drovsk und Streletsk (s. d.) liegt. Alle vier
Gestüte beäudeu sich in dem District Staro
belsk der Provinz i'harkow.
I»er ge.sammte Flächenraum, welcher zu
NoTO-AlexindroTsk gehOrt, umfasst ungefähr
8000 Deasjfttinen = 8740 ha. Die Boden-,
Gras-, WeM>^ n. ^ u Verhältnisse sind hier
genan wie in Limarevo (s.d.).
Novo-AIexandrovsk, früher Alexakvo oder
auch Aleieelf genannt, wurde im Jahre 182*3
gegründet. Der erste Bestand des Gestüt* war
aus den übrigen drei Kum Belovodskischen
gehörigen Gc\-ttittn, sowie ans nndcron kaiser-
lichen Staata^estutcn tutiiumiiiou und ihm
bald die Autgabe gestellt, Luxuswagenpferde
za liehen. Zu diesem Zwecke kamen englische
Pferd« des Eatschpferd.<ichlages nnd Traber
aus Khrenowoye naeh liier. I'ni die Mitte
der Öechzigerjahre besasa das Gestüt an
Zuchtpferden einen Bestand von It Basehilem.
darunter 10 VollbloÜiengste und 150 Mutter-
stuten, aus welchen es nun meist Reitpferde
im Charakter des englischen Halbbluts zog.
Dies wird auch lieute noch im Gestüt als
Zuchtziel verfolgt, u. zw. mit einem festge-
setzten Gesammtbestande von 000 l'fcrden.
Die Zahl der Hengste beUägt 10 Stück und
Mutterstuten sind US Stflek Torhanden.
Rezfl^Iicli der Grösse, Farbe und sonsti-
gen Eigenschhttcn gleichen die Novo-Alexan-
droTak«r Pferde ganz denjenigen, welche in
Limarevo gezüchtet werden, so dass das dort
von ihnen Gesak,'te aueli hier gilt, nur dass
die Novo-Alexandrovsker Pferde einen höheren
Grad der Auageglichenheit besitzen und viel-
leicht noch correcter and gängiger als die-
jenigien im Schwestergestüt sind.
Auch was die Verwaltung des Gestüts
in ihrem ganzen Umfange, die Ausnutzung,
das in Anwendung kommende Gestfltbrand-
zeichen u. s. w, betrifft, so gilt hier das
unter Limarevo Angeführte, mit der Mass-
gabc, dass die unmittelbar« Leitung in
Novo-Alezandrovsk zur Zeit in den H&nden
lies Oberst Grotter liegt. Grassmann.
Nowlmre, englisch — nirgends, wird in
der l'urfopracbe als Eigen.seliaftsheteichnung
der an einoni Rfiin. n th. ilnebmenden Pferde
angewendet, w. Ich« dta Distanzpfosten noch
nicht errt'ieht haben, während der Sieger
durch das /i, 1 irtht, Kin l*terd, das nowhefe
ist, ist also diiUnzirt (s. d ). Grassmann.
Nowischken, in Prouss. iu Iwegi-Tungs-
beiirk Gumbinnen, liegt :nVt
niehsten Station StallnpCncn, an der kOnigl.
c-tbahn. und nnwtit von Schillehnen. Es ist
ein dem Rittergutsbesitzer A. ßraemer ge-
höriges Gut, sn dem die Nebengüter Doris-
thal, Kumm.'t.schen. Dwarischken und Küni«:.s-
bruch gehören. Irt Dwarischken, we!t lie.> in
der Richtung auf Schirwind liegt, hatte ehe-
mals ein V. Plehwe eine umfänglichere Pferde-
zucht, für welche er da» in Fig. 1345
wiedergegebene Gestütbrand zeiche n benützte.
Der Flächenraum >'owischkens umfasst 3600
Morgen (—9191 ha). Der Boden ist Im Gänsen
milde und besonder^ für RoiTi^en ^oei^net.
Die Weiden haben eine Auiidehnuug von etwa
.lOO Morgen (= 127 6 ha), von denen bei
200 Morgen (= öl ha) theils Fluss-, theils
andere Wiesen sind, während der Rest meist
aus Ivleeweiden besteht.
Das hier von. dem BesiUer unterhaltene
Gestüt wnrde von demselben im Jahre 18*0
duri li Uenüttnni.' < ini^<T Tv.-indstuten c
det, dann wurden zur Vergrösseruug desselben
mehrere Stuten und Fohlen ans d«n b«>
deutendsten UestOten der ProvinS} sowie ana
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NOXA. ^ NDCES TOUICAE.
dem königlich )>reas»Uchen Uauptgcätut Tra-
kehnen angekauft. U» einer der hervorragend-
gtcTi, im (Ti'stflt Tcrwrndctpn Beschäler ist
Inu) Tkunäercla^iij v. Thuuderclapp u, d. La-
cinia r. Mahleck a d. Zone zu nennen. Der-
selbe, l*77mgro«s, urarde im Jahre 1832 im
Gestftt geboren und kam im Hntterlelbe, auf
der im J.'ilirr V(jrlier in Trakehnen abtrehal-
tenen Aui tion ahgekauft, hieber. Neben Inny
Thunderclui4i liat sich der kOnigl. Landbe-
Kchäler Ämulf in ebenfalls mehrfacher Be-
nützung für das Gestüt, sehr bewilhrt und
Inn} Thunderclapp worde apUer in das Ge-
»tat des Heinricl) Braemer auf Doristbal
Terkaaft
tif. IUI OMtatbnaO zeichen de« v, VMitn a«f Dm»
ri<c]ik«B.
Der gegenwärtige GestOtsbcstand (Mitte
im) s&blt im Gänsen angefibr 180 Köpfe.
Hievon sind SS IfatteTBtQten. Zn ihrer Bedeckung
werilcii «lif auf di ii umlii*u'f'iiil''n Gütern auf
Sti-tinii gcseiiüeteii küiiii,'liclien Landbesch&Ier
in AiiH)>ruch genüiuiiun. Der alljährliche Zu-
wachs b.'triigt im Dorclischnitt bei 10 and
mehr Fohlen.
Sämmtliche Pferde tngen den Charakter
der Trakehner an sich und besitzen eine
l>nreh8chnittsgrßsse von 168 m. Die Farbe
ilerirlbt ii ist verschieden, da Lei ilir< r Paarung
weniger auf Farbenreinbeit als auf die sonst
Kwitchen Hengst nnd Stuten ttaiMOden Eigen-
schaften gesehen wird. Das Znchtziel geht bei
diesem Material auf die Hervorbringung eines
»tarken aber edlen und gftngtgen Beitpferdes
hinaas. Aus dem Stutenstainni verdienen noch
besonders hervorgehoben zu werden: Fulwia
T. Lucil'er a. «1. Ralka, Saragossa v. Ii,'i>r XX.
a. d. Erika und Sonne v. Malteser a. d. Glück-
liche. Die erste derselben, welche sieh noch
in volUr Fri>rli.^ im Gestüt befindet, hat be-
reits IG Fohlen gebracht, von denen 5 Stück
als Landbeschller Absats fimden.
Im Soiumer wnMen silmnitliihe junge
rferdf bis zu 3 Juhrtii unter Autsicht be-
rittener Hirten, ebenso die Mntterstuten mit
Fohlen, während die jungen Hengste in ein-
gefriedeten Ttossgftrten gehalten werden. Die
Ab.«atzfr>lil<>n worden, nachdem j-if v<.n Jen
Müttern getrennt sind, wahrend der Futter-
teit«B and beim Putzen angebunden, gehen
sonst aber tose in den StftUen, in denen sie
täglich siebenmal, u.zw. tünfmal mit Hafer
und zweimal, je nach der Jahreszeit, mit Hea
oder Klee gefüttert und dreimal gttrriiikt
werden. Die übrigen Pferde und Fohlen
empfangen für die Winterzeit, in der sie täg-
lich auf Tunnnelplätzen reichliche Bewegung
finden, 4 kjj Hafer. 3'/» kg Klceben ond Stroh
nach Bedarf.
Die Ställe sind hoch und geräumig. In
jedem derselben, welche mit hohen Fenstern
und gutem Luftwechsel aasgestattet sind,
stehen 13—16 Pferde.
Die Ausnützung des Gestüts ist eine
iiirlir>eitigr. Kacli Abnnhtne der fflr den eige-
iiLii Btdarl, nauieutlich an ätuteu erforder-
lirlii Ii Pferde, wird die grosse Mehrzahl meist
ini Alter von 3 Jahren an die Kemontean>
kanfsrommisslon znm Dardisehnittspreise von
800 Mark das Strick vorkauft. Kesondeis '^n\>--
und für die Nachzucht geeignete Hengste
werden ebenfalls dreijährig als solche abge-
geben und cD^inlen dann Preise, die je nai Ii
der Bescharttnheit des Hcnsrstes zwischen
t400 und 6000 Mark s< Iiwaiikeii.
Alle Angelegenheiten des Gest&ts, fOr
welches kein besonderes Brandzeiohen in An-
wendung kommt, stehen unter der persönli-
chen Leitung des Besitzers. Zur Wartung
der Pferde werden in der Regel beim Militär
ausgediente Cavancristcn vcrwemlet. Jedem
von ihiu'u obliegt die l'tifge von etwa
15 Pferden.
Die in Nowischken betriebene Viehzucht
besteht aus einer Rinderheerde von ungeführ
120 Köpfen, die theils der H jU imler. tlieils der
Breitenbarger Basse angeboren und neben-
einander refnblfttig weitergezQehtet werden.
All Jlilelikülien sind bei Sfnrk vorlianden.
Die Auätiützung dieses Vtehätapels geschieht
durch Verkauf der Milch für einen Meierei-
betrieli. dnrcli Kälberaufzucht uinl ^Ta^tuug
älterer Thiire. — Für die Schwoiiiezucht
werden Thiere der Yorksliirerasse gehalten
und die Schäferei wird durch Kreasung von
Kamboaniet-Mutterthieren mit VollMutbOcken
der ' \t T 1 -'iire-r>owiir;v,s.se liL-tiiebr-n. Gn.
Noxa (von uocere, schaden), die St häd-
liehkeit. A»u.^,-:.
Neye« Pierre. Veterinär zu Montpellier,
gab 1807 eine kleine Schrift heraus unter
dem Titel: „Notice sur les uiots lli[i)iiatre,
V^t^rinaire et Mardchal" und 18il eine
Schrift über das Scheeren der Pferde und
atul y 1 Ilausthiere. Saunur.
NuiieCMla (Uemin. von nahes, die Wolke),
das Wclkehen, die leichte Verdnnklnng der
Hornhaut. Avader.
Nubiaohes Pferd, s. u. Dongolaj.ferd.
NlOft Arecae, Arecanüsse, Bettelnnas,
Pinangnuss. Die Krüi'lito der ^'oiiK'iiieii .Xn'ca-
palme. Areca Caterlm (L. XXI, Fauüliv der
Palmae), sind verr _ des hauptsächlich
wirksamen Giftstoffes Arecan oder Arecolin
handwarmwidrig and in den Apotheken als
Semen Arecae (<. d.) .-rliältli' Ii. /' , 7.
Nuces vonioae, Brechnüsse. Krilbeu-
augen, die Samen der ostindisehen Loganiaeeo
Strjchnos Nui vomica (s.d.). Vagei.
49 *.
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NUCm. - NUMMEB.
Nucin (>yn. mit Guglon, aurh Juglans-
tiur-'i CioIIgü,. der in den gratn'ii Schalen
der Walnüsse (Ju^lan^ re^ia) vorkoiimiende
l^btttofiL Mab erh< ihu darch Eitrabiren
«1er leifen Nassselialen mit A«Aer, welefaer
sanftchi«! in HvJrojut^lunübergeht, welches beim
Sehftttc-ln luil einer verdünnten ChrAinsriure-
lltoang sich zu Nucin oxydirt, wobei «lit.' Lösung
. ine i^ 'lilgelbe Färbung annimmt Niu li dem
AbdestilUren des Aethers und ümkr} »taUiairen
in Chloriiform erhält man das Nucin in granat-
bis gelbrothen glänzenden Nadeln oder in
>iuadratischen Säulen vom Schmelzpnnkt
löl — loi^C, die sich leicht in Wa ^er, iiw- r
In Weingeist^ auch leicht in Aettier, Ctiloro-
form, Bensol and Sehwefelkohlenstofr lösen.
Alkalien löst sich (Ins Nncin mit pnrpnr-
rother Farbe und wird aus diesen Lnsung- ii
dnrch Sturen in bnanrotlien Flockon i^'e*
ftlK Lotbisch.
Nuck war Professor zu Leyden, starb
1^9i; als Anatom entdeckte er die Orbital-
drüse des Hundes. Aileitmtr,
HweliCwk» fiinge, s. Augonhöhlendrllse
iDrucktVliIcr, >tLitt äaiki'wben Ging« lies
Nack^&chd Gänge).
Niielei Cembrae, Arvennasse, die Samen
der alpinen Zirbelkiefer, Pinus C< inbr:i, lie-
fern ein schmackhaftes fettes Üel, dii^ iVüher
als Leberthr.ui b- nützt wurde,
Nuclei Pinea e, Pineolen, die Samen
der in SQdeuropa einheimischen Pinie (Pinns
Pinea), sowie s\'\<
Nuclei Pistaciae, di« Samen der äQd-
europäisehen Terebintbaeee Pistacia Yera (Pi>
•tacien) liefern ebriifall< Miltes fettes Od. VI.
Nucleus (vuu nux. dir .\u-s), iKt Kern,
der Zellenkern. Anacker.
Itutanisch. der Zellkern, Ei- oder
Knospenkern (Cytoblast, Kernbl&schen), ein
wichtiger Be-tandtheil der Kltiii-Mitiirorgane
der Pflanze, also der Pflauzenxelle. Letz-
tere ist ähnlich der thierisehen Zelle ein
kl-iiies Hohl2;ebilde, dessen feste Hülle die
Zellwund ist untl deren Inhalt eine schleimig
kernige eiweissreiche Flüssigkeit bildet, das
Plasma, welehcs in iioeh unentwickeltem Zu-
stande (rrimordiulzelle) nur eiu eiweissiges
KlQmpchen darstellt. In den meisten Fällen
concentrirt sich in den Zellen der verschie-
denen Pflanzen ein Theil des Plasmas zn
einem kugeligen KOrperchen. das dann den
i^eUkern, Nucleus, bildet, und stellt jetzt
dieser den eigentlichen Körper der Samen-
knospe oder de.s Eichens (Ovulum) dar.
ChöUiisch heisätder »tüik etweisshaltige
Bestandtheil vieler Samen und Kerne, wie er
in den Nabrangsmitteln enthalten ist,
Nudeln, und trifft man ihn auch in
thierisehen Stoli'en, in den Eiterzellen und
kenthaltigen rotben BlntkOrperchen« in der
MÜeh, im Eidotter an. Diese« Nneleln gehört
zu Jen PruteTden. d. h. jenen Körpern, welche
durch Spaltung neben anderen Stoffen haupt-
sächlich Eiweissstoffe liefern. Kocht man das
Nude'in mit Waaser uilvr verlüunt-'n Säuren,
80 zerlegt es sich in kiweiss utid l'husphur-
aftore, betw. HTpozastbio, als Kahratoff kön-
nen Jedoch die Nncleine nicht in Betracht
kommen, denn sie ICsen sich weder im Magen-
saft oder im Bauchspeieliel, noch durch Fäul-
niss im Darm, sie werden daher als solche
stets mit dem Kothe wieder ansgesiossen. VI.
NQrnberger schrieb 1790 Aber das Fleisch
perlsUchtiger Thiere. AbUitntr.
NUsken Fr. studirte Thierheilkunde in
Berlin, war Repetitor daselbst und später
Kreiäthicrarzt in Minden; gab 1828 heraus
einen „Beschlagskatechismu«" und ein Hand-
buch fär C&vaUerieefficieref enthaltend das
Ganze der Schroiedeknnst nnd des Hnf-
beschlages. 1829 ein allgemeines Viebarznei-
buch für alle St&nde ond 1838 aber die
Kollerkrankheit des Pferdes in all ihren Ver-
schiedenheiten und deren mögliche Heilmig.^r.
NQater, s. Nasenloch.
NOttara, soviel wie Nasenlöcher.
NuBian Alexander, Ritter des Ordens
des niederländischen Löwen. Commaudeur
des Ordens der EiclifMikrone, Doct^jr der Me-
dicin« Professor und Director der Thier-
arsndschnie in Utrecht nnd Secretlr der
Cummission für Landwirtli-clKift in der Pro-
vinz Utrecht, wurde im Jahre 17«0 zu Bado,
in der Provins Groningen geboren. Er stu-
dirte Medicin, prakticiiti' kurze Zeit un 1
wurde im Jahre 1822 iuiu Piufessor der
praktischen Thierarzneikunde an der Schule
zu Utrecht ernannt. Im Jahre 1816 wurde er
Director an Stelle des Dr. Th. 6. van
Lidth de Jeude, welcher seit 1821 Director
war, also der £ntte nach die Errichtung
dieser Thieraraneischnle.
Am l M;ir7 ISat ward*» Numan in dcu Ruhe -
stanil versetzt; er starb 1. September IS.jS
Er erwarb sich grosse Verdienste um
die Thierarisneikunde nnd war ein sehr fracht'
barer Schriliateller nicht allein anf thier-
ärztlichera, sondern aueli uuf landwirthschafl-
lichero ond mediciai«chem Gebiete. Ergründet«
das „Thierftntliche Magazin**, wovon in den
Jahren is 27 -1817 >eehs Bände erschienen.
Von dem später in Vereinigung mit Dr. P. H. J.
Wellenbergh (sein Xaehiolger) ausgegebenen
„Magazin der Thierlieilkunde, vergleichende
Medicin und Viehzuclit'', crächieu nur ein
Band und swar im Jahre 1849.
Unter die bekanntesten seiner Arbeiten
mögen gerechnet werden: Abhandlang Ober
die Kuhpackfu. mit Tafeln, Utreclit iS:?i : üb-r
die Bremsenlarven im Magen des Pferden mit
Tafeln, Amsterdam 1833 (ftbersetst von Hert-
wig, im Mag. v. finrlt und Hertwig, Bd. IV,
1837) und Abhandlung über unfrucittbare
Binder etc., mit 23Tafeln. 4«. Utrecht 1843. Ein«
coTuplete Aufzählnn? seiner Arbeiten findet man
im jK'iiertiirium vnn vuuHüsrelt und Hekmeyer,
Bd. V , Leiden IbiiS, S. 310. SehimmtL
NunerirzaM», s. Kerbezange.
Namner. ^des Pferd, welches für ein
Rennen i^- n:!nnt. und für welches nicht Tor-
her Beugeid bezahlt ist, erhält eine Nummer
in dem hetreffenden Item (s. d.) des Kenli-
Programms.
Diejenigen der für eine Rvnnprogramtu-
I nnmraor genannten Pferde, welche an den
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NURSERY. -
NYIB-BAKTA.
S'tart gehen, werden eine Viertelstunde vor
Beginn de? Kennens dem Publicum mittelst
des optischen Telegraphen bekannt gegeben,
indem ihre Nommem an der Telegraphen -
tafel. wie es in der Turf^prache heiest „auf-
ge7.og.'ii*- werden. Ebenso wini paf^h Beendi-
gung de» BenneDs die Nummer Ties Siegers
und feivShiilieh auch diejenigen >les /weiten
und dritten, unter UmsUbiden ancli des vierten
Pferdes aufgezogen. Grassmann.
Nvrtery, englisch = Fflegekind, Säug-
ling. Pflanzsrhüle. liommt in der Turfsprache
in Terscbiedencn Zusammensetzungen vor.
nie in nmmeiy handimpf annerj beaten han-
dirap, nursery stakes, nursery plate (s, die
einz' lneu Schlagworte) und bezieht sich in
seiner Bedeutung dann immer auf „zwei-
jährige* Pferde. Gr^fsmann.
Nuraery beaten handicap, englisch =
Handicap für geschlagene Pfleglinge, bezeich-
net in der Tnrfsprache ein Handieap fQr
Zweijihrige. welehe wübrend des betreffenden
Meeting kein Kennen gewonnen haben. Gn.
Narsery handicap, englisch = Pflegling-
Handicap, d. h. ein Handicap für noch der
Ptlei.'!-. Schonung bedürftige rffide und be-
zeichnet in der Tarfsprache ein Handicap für
Zweijährige. Crassmann.
Nirairy plate, englisch, bezeichnet in
der Turfspnche ein Preisrennen für Zwei-
jährig:«'. GrassmaHH
Nursery ttikes. eni:li>eh = Pflegling-
rennen, bezeichnet in der Turfsprache ein
Rennen für Zweijfthrige. Grassmattn.
Nuaablltter, Folia Jnglandis. Sie gehören
zu den bitteraromatischen , leicht adstrin-
girenden Pflanzenstoffen und »ind unter obigem
bteinischen Namen officinell (a. die Stauun-
pflnnze Jnglans regia). Ve^d.
Nusakuchen iilhiu in;in die Pressrück-
atäude bei der Oelgewiunung au«« den wohl-
sebmeckendMi Kernen derWatnuss (8eha<
lenfrucht des Walnu.ssbnnTii' -, .Tuglans regia)
und den sich ebenfalls durch »linen ange-
nehmen Geschmack, sowie durch Oelreichthum
nnszeicliii>'nilen Samenki'rnern der Hasel-
nas.sstau(le (Corjrlus avellaua). In grösseren
Mengen kommen gelegentlich nur Wal-
naaspreaarackatände in Kacbenfomi ror,
da das Walnussffl wegen seiner schnellen
TrockinniL: sehr iri-suolit ist zum Bereiten fei-
nereri,>elf»uben. Walnusskuchen enthalten
nach J. Kühn 86 3 7« Trockensubj^tanz, 34 6 %
»lickstoflTialtige Stoffe, IJ-o % Rohfett, ä7 S
stickstoflTreie Extractstofi'e,. 6 4 % Holzfaser
und 6 0 % Asche. Sie gehören hienach 2u
den holtfaserirmereiif «wher wahrscheinlich
leichtrerdauHchen und nährstoff-
reich st i-n Oelkuchen Ueber ihre Verfütte-
rang liegen indessen, weil sie im Allge-
meinen «roch selten rorkomroen. bäum irgend-
welche bemerkenswertlie Erfahrungen vor.
Nur so viel steht fest, dass sie bittere Extrac-
tivstoffe enthalten, uu'l -irli <l,ilier nieht zur
V'erfütterung an Milchvieh und an Mutter-
tliiere eignen. Bei den Hasclnusskuchen Ist
ein letzteres nicht der Fall. /W/.
Nutation. die Krümmungen, welche die
jungen Ptlan/.cntheile in der Periode ihres
Wachsthums, zeigen und wobei bald der eine,
bald der andere Abschnitt rascher wftchst, so
das« besonders die Stengel eine Abweichung
von der gerailen Linie in der Art erfahren,
dass die Convexität an der am meisten ge-
wachsenen Seite liegt und ein Biegen, Nieken
oder r, Verhängen entsteht. ^'ogd.
Nutrientia (Nutrire. Nabrang geben),
Km ährun gsiu i t tel. Material nUk Bnati
der durch den täglichen Lebensprocess auf-
gebrauchten Gewebsstoffe oder zur Kniftigung
des Körpers in Form von Futterzulagen (Ei-
weiss, Kohlehydrate, Fett, Wasser).
Win man die Art der Emibrang Ar ein
gnsmides und krankes Thier feststellen, muss
man zuvörderst eine genaue Kenntniss des
fjtoffverbrauches im Koriicr unter physiolo*
gischen und pathologischen Verhältnissen,
der Bedeutung der Nährstoft'e für den nor-
malen IVstuml des thit-rischen Gewebes, der
Beschaffenheit und Verdaulichkeit, der Grösse
ihrer Ananfttzang bei den verschiedenen Ge-
Iirauchszwecken der Thiere, \\>-x iir.tliiiren Zu-
bereitungsarten der KutterstofTe u. s. w. haben.
Specielle Angaben hierüber «. Ernfthmng. Vt.
Notrimen s. nutrimentniu (von nntrire,
ernähren), da» Xahrungäuiittel. Anacker.
Nux moschata, Moscatnuss, die Samen -
kerne eines tropischen immergrünen Baume:»
M^ ristica fragrans (s. d.). Vosfi.
Nux VOmiea, ßrechnuss, Krähenau^'en,
s. die Stammpdanze Strychnos Nui vomica.
Nyotalopla s. nyctalopiasis (von v6|.
Naolit; ontEiv. sehen), das Fehen bei
Naclit, die i'ugblindheit. Anacktr.
Nyir>Bakta, in Ungarn. Comitat Szabolcs,
ist ein dem Baron G^za Podmaniczky ge-
höriges Gut. Dasselbe enthält einen Flächen-
raum von .'lOdO .loch ir= 1703-65 ha. Sein
Boden ist zum grossen Theil sandiger Be-
schaffenheit.
Hier wird von dem Besitzer, welcher
uuf »einem im Comitat Pest gelegeiiett Gut
Kis-Kartal d.) ein Gestüt unterhält, ein
anderes mit einem Gesaninithe.stande von etwa
90 Pferden betrieben. iJie Zahl der Mutter-
stuten beläuft sich auf 24 Stück. Dieselben
sind meistens Halbblutpferde nnd leichte
Jacker. Zu ihrer Bedeckung werden t Hengste
benützt. ^oIl ilent'u ("onverÄano Lippizaner
Abkunft und Faraway der Norfolkrasse ange-
hört. Mit diesem Material verfolgt daa Ge-
stüt als Zuchtziel die Hervorbringung eines
brauchbaren Jagdpferdes, sowie eines schnel-
len, ausdauernden Juckers. Die Durchschnitts-
grdsse der verschiedenfarbigen Pferde betrigt
1-63 ro.
Die jährliclie Nachzucht des bereits vor
mehreren Jahrzehnten durch Graf £mmerich
Degenfeld -Sebonburg gegründeten (restnto,
in welr jiem namentlich die Lh-i hfiler Oladiat r
und Koüt mit Vorthoil Verwendung fanden,
beläuft sich auf 14—16 Pohlen. Die Mutter-
stuten mit Fohlen, sowie auch die abgespSn -
ten Fohlen werden in den Stallungen mit
Hafer, Heu nnd Stroh ernährt, wfthrond sonst
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NYMPHITIS. — ÜÜDUCTION.
das gaii/L (lestät die toigtdebliteil und guten
Hutweiden bezieht.
Die Aasnfltzang der jangen Aafxaeht iat
verschieden. Ein Iheil derselben wird ah
Jagd- und Wagenpferde für die persönlichen
Zwecke des Besitzers eingeschult, ein anderer
Theil zum Dieustgebraach der Wirthschafts-
beamten verwendet, während die besten Stuten
in die Zucht eingestellt werden. Die Wallachen
aber gelangen, wenn sie vierj&hrig »iod, meist
»m Verkanf.
Die Sehftferei, deren Motterbeerde ans
800 Schafen besteht, sfthltswischen 3000 und
4000 Köpfe. Grassmann.
Nynphitil (von ^h^-^tt^ Kitsler), Bnt-
zändung des Kitzlers. An^isker.
Nymphomania (von Nüutcata, die Genie
des Wassers; ;«,avt'jt, Wutli), die iJeilheit
weiblicher Thiere, die Matterwnth (s. Öeii-
heit). Anatktr.
Nystagmus >. nu-»taxis (von vjsTäJiiv,
im Schlafe nicken), der Aagenlidlcrampf. Anr.
Nyxit (von v(»3ee:v, stechen), das Ein-
stechen, der Stich. Anaektr.
o.
0, Zeichen far 0:^genian), Amcker.
OiMM. Frühere Beseichnnng des zer«
xnpften Hanfes oder des Wergs. r<?iv/.
Oamma (vun o'>c, Ohr), das HOren, dns
HOrorgAn. Anniiyr.
Oariocyesis (von unJv.ov. Eierstock;
xir^^i;, Schwangeracliaft), die Eierstocks-
Schwangerschaft. .-/««.v ; .
Otrion (von u»(>y, das Eichen, der Eier-
stock, der Ke!mbehft!ter der Pflanzen. Atir.
Oariopathia (vun i'i'iv.ov, Eierstock; iräa-'v?,
Leiden), das Eierbtockloiden. Aatuier.
OarHfB (von wdpsov, Eierstock; itis, Eni*
jtftnl -1 :> Fi-r torkcntzfindung. Anacker.
Ubauditio, libauditus (von ob, entgegen;
andir«», hOren). die Schwerhörigkeit. Anacker.
Obcoecatio Oecoecatio (von obcue-
carc si ..cr.MTrvn'. blindmachen), die ErblSn-
dUHiT Anacker.
Obcordatus (von ob, entgegen; cor, das
Herz), umgekehrt hentförmig. Attaektr.
Obduction, obd actio (von obducere, ab-
ziehen), ist eigentlich nur die äussere Be-
sichtigung einer I^eiehe, indes versteht man
hierunter die Leichenuntersuchung abeihaupt,
so dass man das Wort .,Obduction" für
gleichbedeutend mit „Section" oder „Aut-
opsie*^ nimmt. Der Zweck der Obdoctiun in
gerichtlichen Fallen ist Feststellnn? der
'rodesiirsach'- un l .l-jr KraTikliiMt>.!a ir-r. in
allen anderen Fallen wird die Obduction vom
behandelnden Thierarzt vorgenommen, am
sich vyn (l r TM, htigkeit der Diagnose der
Krankheit zu überzeugen und die erkrankten
Organe za emiren; nns diesen Gründen geht
liervor. dass es von grosser Wichtigkeit i>t,
möglichst je.le.'« verendete Thier zn obdnciren.
Soll ein erkranktes Thier zum Zweck.? der
Obducliuu get<idtet werden, so muss dies auf
eine Weise geschehen, welche den Znstand
der Organe möglichst wpnii:: verändert; man
erreicht dies durch Verblutung mittelst Er-
Offhang Jer grossen Halsgefiisso oder auch
dnrch Vergiftung mit Ulausilure. Die Obduc-
tion zer^'iUt in die äussere Besichtigung, in-
spectto (t. inspicere, daraaf sehen), and in die
innere Besichtigung, Sectio (von secare, schnei-
den), beide werden snr legalen, wenn es sieh
um eine gerichtliche Untersuchung eines Ca-
davers handelt. Die legale Inspection hat zo-
nächst festzusti-llei! ias genaue Signalement
und die I leutitiit des Cadavers, ferner den
Ort, an wtlchem sich das Cadaver befindet,
dessen Lage, allgemeinen Ernährungszustand.
Uaarstand, etwaige Verletzungen und Abnor-
raitSten an den insseren KörperflSehen nnd
natürlichen Oelfnung < n Ji s K"»; j>ers und den
Grad der Fäulniss. Die innere Besichtigung
oder eigentliche Section findet nach dem Ab-
häuten statt, bei welrher atif die Beschaffenheit
der Haut, des subcutanen Bindegewebes, der
Blut- und Lymphge fasse, der Muskeln, Sehnen
und Gelenke zu achten ist. Die Section be-
ginnt gewöhnlich mit der Erörtnuiii: der Baach-
höhle, weil nach i- r Ex- lUenitinn der Bauch-
eingeweide mehr Raum zur Eröffnung der
Brusthöhle gewonnen wird. Um die Bauchhöhle
offnen zu können, sind Penis nnd Euter von
den Bauchdecken abzulösen und znrückza-
schlagen; nunmehr werden die B-iuch decken
der Länge nach vom rfehaufelknurpel bis zur
Schambeinfuge etwas seitwärts des Nabels in
der Medianlinie vorsichtig durchschnitten, in-
dem das Cadaver vorher auf den Kücken ge-
legt worden ist. Den ersten Binsehnitt macht
man am Schaufelknorpel in einer Grr.=,^. . lass
die linke Hand mit nach oben gekehrtem Hand*
teller eingeftilirt werden kann: zwischen die
beiden ^littelfmger der linken Hund fillirt man
das Messer mit der rechten Hand ein und
zieht es schneidend nach hinten unter gleich-
niässiijer Folge der leitenden Finger, welche
den r»arm nach innen drücken. Ist der LTings-
sehnitt vollendet, so werden nunmehr auch
die Bauebdecken von der letzten Kippe aas
bis zum Rficken hin i|aer dnrchscnnitten.
Hierbei ist anf lie T .a_'e der Eingeweide l- n
Stand des Zwerchielies. auf die BeschatTenheit
der Bauchdecken und des Baaohfelles, auf die
Entweichung von Gasen gemin zu achten. In
der Bauchhohle vortindliche Flüssigkeit ist
möglichst in einem Qefässe zn sammeln, «m
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OBDUCnON.
ihre QuantiUt und Qualität bestimmen xa
kfinnfn.
Bei der Exenteration der Einmweide
sind etwaige Verwachsungen oder AnlOtnunn^en
durch Eisndate la ermitteln, ebeiis » beim
Hervorsiehen des Dartncanal« aoa der Bauch-
höhle etwaige Verinfleninfen desselben be-
xQgUch lier Furbf nnd Wr-if.-. Vm Veranrei-
iHgan^ '1er Kauclili'ihle mit (i' iii Uarminhalt zu
♦erhüteii. niu-^s (i»T ZwriirtinL'-'rdarm zweimal
und das Beckf-nstuck des Mastdarms einmal
onterbunden uiul /wischen resp. hinttr dt-r
Ligatur dnrrhsclinittcn werden; hierauf wird
dM tiekr&3e Abfetreoot, die hiDtere Gekrös*
wnnel durchschnitten; die Verbindanfren der
magen&hnüclv Ii Erweiterung dc< 'Irimm-
d«riD» aind zu lOsen, desgleichen die Vorbin-
danff swisehen Griramdenn und Bauchsiiei-
cheldrÜBC (u zw. thei!«: mit dem Mej'scr.
theila mit den Finger«), und /.wischen Mast-
darm und Niere; alsdann ist die vordere (Je-
krOswurzel dicht unterhalb der Aorta zu
durchschneiden und noch der Blinddarm von
seinen Verbindungen abzutrennen, um den
ganzen Darmeaoa) aas der BaochhOfale her-
ansxiehen tn kOnnen. Mastdarm nnd Leer-
dann k'-tnen auch jeder für si^h iKieh vor-
aU8get-':i!i-fiier doppelter Unterbindung; an
ihrvn Ut-lM r^rangsstellen in den anderen Darm-
theil Uli l>ur(!iselineidung daselbst heraus-
jienommeii werden. Femer winl die Bauchspei-
cheldrflse theiU mit dem Messer, theils mit
den Fingern von ihren Adhäsionen iosgelöst,
der Magen mit der Mfls aber dadurch, dass
man das Au!;iiii;;;ebaiH] utnl -la-; Milz- UT'l
das Zwercbfell-llagenband und den Schlund
dnrelatehneidet; weiter wird die Leber vom
Zwerchfell abgetr^-nnt. in Irin auch hier die
verucbiedenen Bänder und Blutirefässio. bp-
sendera die Hohlvene dnrehi^esch n i * t <- n w . r > . • • i
n. zw. so. dass Leber. Hagen, üwölffingor-
darm, Baurlispeicholdrüse nnd Milz im Zn-
.sammenhang bleiben od- r nuch i> >ler Th il
für sich abpr&patirt wird. Endlich werden
noch die Nieren mit den Harnleitern and
Nebennieren, ii*' HiriiVilavt' im Zusammen-
hange mit dem Masitdarme und den Go-
«chlechtsorgaoen heransgenotnineii. ilehufs
nftherer ünterau'hntijr wird der l>ilniidariii
am Gekrtlsansat?..' mii der Dannst-liere auf-
gesohlittt, (]• • <;rin»mdariii desijleichen an
seiner nntereu äeite. der Btinddarm zwischen
xwei Bandstreifen, der Ifngen an seiner grossen
Krümmung, hierauf il< r P.mn mit WassT
ausgespäit, um die Schleimhaut zur Ansicht
an bringen. Die Beschaffenheit der Müs nnd
I. li'^r erfurscht man duroli F.insohnitte n)it
dtni Me.sser nnd durch PirölViiim;.,' <ier Gallen-
ginge, der Gallenblase und d*'r Pfortader.
Die Nieren sind aus ihrer Kapitel zu lOsrn
tmd an ihrem convexen liande der Liin^e
nach bis zum Nierenbecken einzuschneiden,
ebenso werden Nebeonieren, Harnleiter, H irn-
blase, Mastdarm nnd die Geschlechtsorgan«
mit dem M- ^-. i .i'ifgeschnitten. Einer einge-
henden Frülung sind noch das Zwerchf'dl.
das' Neti, Gekröse, die Lvmi'hdrflsen und
Lymphgef&sse, die hintere Hohlvene, die
Aona mit ihren Verzweigungen, die Wirbel,
J>ecken nnd die Muskeln zu unterwerfen.
Bei Wiederkäuern werden die vier Mägen im
Zusammenhange ezenterirt und ebenfalls er-
öffnet, aticli die Windaugen dee Grimmdarms
von einander getrennt. Besondere BerUck-
sichtigung verdienen die Grosse, Dicke, Farbe,
('onsistenz. patbuloi^i^elie Veränderungen der
I Gewebe, abnorme Vurkummnidse, Fremd-
körper, Parasiten, die BescbafFenheit nnd
; Menge des Inhalts der HohlWlume. Bei der
Exenteration der weiblichen Ge.schlechtsorgane
mu«s das Bauchfell von den Lenden bis aar
Beckenhölüe hin abgestossen werden, wo-
durch Bierstricke und ütera» frei werdeii,
ebenso Ja? Bauchfell in der Beckenh'dile nnti
das hier zwischen den Organen vorfindliche
Bindegewebe, aneb ist dießeckenfog« in dnreii-
sagen.
Aehnlich verfiihrtman bei.^or i'vniteiation
der männlichen Geschleclits^irgan'", nur sind
>ne Samen stränge loszQpräpariren, Nabel- and
3Iastdarmarterie zu darchschneiden. der Peniji
ist vom hititeren Sitzbeiin and« der Mast-
darm und die Blase von ihrer Uiiigebnng ab-
sratrennen. Znr PrAparation der Samenstrftnge
muss das Bauchfell rings um den Scheidenring
herum abgehoben werden, damit der Scheiden-
hautbeiitel nebst Inhalt dnrch den Leistenrrni^
in die Bauchhöhle hineingexoeen werden kanti.
nachdem Hoden und SAiueustränge aussen
freigelegt worden sind; eelbstverständlich ist
hiean die £r6fl^nng de« Hodensackes erfor-
derlich. Bei Castraten liegt' der Snmenstrani^
in deni Bindegewebe am äusseren I.eistenrin^'.
wo er als ein dicker Strang zu tühien und zu
lösen ist. Oefter irird die Beckenfnge bei
Weiblichen Thieren gar nicht lur. ii'sapt. son-
dern die Beckenorgane werden innerhalb der
Beckenhohle mit Messer und Hand lo»gelO«t
und herausgezogen.
Die Exenteration der Brustorgane kann
I .Ulf versciiit-d -ne Woise erfolgen, die am
wenigsten zweckmässige Weise ist die, nach
der Entleerung der Bauchhohle das Zwerch-
fell zu entfernen und von ihr an-- die Organe
herauszunehmen. M**hr zu eiujjfeiilen ist di«
Eröffnung vom Brustbein aus: die Uippen
werden im Verlaute der Riyn)enknorpeI durcli-
säet, das Zwerchfell, das .Mittelfell und der
Herzbeutel im Bereiche der Schnittliiii ■
gel-^>st und das Brustbein nach vorne zurück-
geklappt. Zuvor niQssen die Yorderglied-
iiiit-sen vom Brustkorb al>.'e1r.nut iv.»rden
sein. Will man die Organe in ihrer Verbin-
dung erhalten, so eröffnet man die BrnsthOhle
rnr von der linken Seite aus, ind'Mn man ilen
imKcn Vorderfuss entfernt, die Kippen nn
ihren Ansatz- and Endpunkten durch.-aL;t. die
Zwischenrippenmuskelu an einer >l< r Iiinteren
Rippe durchschneidet und die l{ii)|'enwand
abli' lit. wobei noch alle Verbindung'' n vor-
sichtig zu lösen sind. Nanmehr beachtet man
den Inhalt der Brusthöhle, die BesehaflSenheit
des Brustfells, den L'uitarii:; i> r Lungen und
des Merzen.-i. etwaige abiionne Adhäsionen
I dieser Organe mit ihrer i 'mgebung und deren
) Ansserea Ansehen. Durch Lüften des linken
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S96
OBDUCnON.
Lungenflügels bekumnit man das Hittelfell
zur Anschauurii,'. Nunnit hr ist der Herzbeutel
xa Otfnen, aeio Inbalt und seine Beschaffen-
heit, der Zustand des Henens nach Lage,
llrus.s<\ Gcitalt, Farbe. Cansistcni und Blut-
reichthuro seiner Gefaäse, nach Eröffnung
«einer Ventrikel die Quantität und Qualität
des Blutes, die Weite der Oeffnungen, die
BescbaflTenhcit des Kndocardiani. Klappen-
apparat'.*s und des H<m /. i:ri- kels IV-stzustiiUcn.
Das Herz wird nun mit der linJ^en Hand an
seiner Spitze herrurgezogen, von den grossen
Gelass*t;inirTien ivbgesrlinitten und der Herz-
beatel entfernt, alsdann werden die Langen
ans der BrnathOhle herausgenommeo, nach-
dem die Luftröhre, das Mittel feil nnd die
ZwercbfeU-IiUngenbänder durchschnitten, der
Schlund abgelöst worden ist. Jetzt werden
dio Lungen auf ihron Luft- und blutgehalt,
uuf ihre Cunsisten^ und Farbe, desgleichen
die Bronchien und Blutgefässe auf ihre Be-
schaffenheit untersncht, nachdem sie mit einer
Sebeere anfgeschnitten nnd die Langen ver-
»chiedcntlich eingeschnitten wur.len
Endlich hat man noch auf den helund des
Brastbeins, der Rippen und der grossen Ge-
fiss- Uli'! Nervenstämmc zu achten.
Uebur die Schwere der Lungen erhalten
wir durch Einlegen derselben irts Wasser
Aufschlnss: je schwerer sie sind, jemehrent*
artet das Luntrenparenchjm ist, desto tiefer
sinken sie im W,iss.'r ein, während lufthaltige,
elastisch-weiche Lungen «uf dem Wasser
•ehwimmen; die Anfnahmefilhigkeit der Lnn-
genbläschen för Luft prftft man durch Ein-
blasen von Luit von einem Bronchus aus;
normales Lungengewebe lässt sich aufblasen,
nicht aber ntclektatisches Gewebe. Weiter
sind die UiiUgtifaiiae und üie grossen Nerven-
Stämme am Halse freizulegen und auf ihren
instand sn prüfen, ebenso der Kehlkopf mit
der Luftröhre« der Zunge, dem Ganmensegel
und dem Schlundk i f welche im Zusammen-
hange miteinander exenterirt aiud und hierauf
anfgMchnitten «erden. Um besser zu den
SpeicheldrQsen, den Lymphdrüsen und dem
Luftsacke zu gelangen, kann der Unterkiefer-
ast einer Seite cntM.mt werden, nachdem er
vor dem ersten Backenzahn durchsägt und
aus dem Ktefergelenk eiarticnlirt wurde. Zur
ÜntersuctmniC der genannten Hals- und Ko))f-
tbeile wendet man Kopf und Hals mit dem
Kehlgange und der lAftrOhreiifl&eh« naeh
üben und bringt sie in gestreckte Stellnng:
um die Zunge zu lösen, muss das tiine oder
andere Gelenk zwischen dem grossen und
kleinen Zunjjenbeinast saiiimt den uin<j:eben>len
Weichtheileu durchiclinittcn werden. Lippen,
Maulschleimhaut, Lymphgefässc, Zunge und
TonsiUen sind eingehend zn besichtigen. Um
inr Tnspeetion der KopfhOhleo zu gelangen,
wiifl der Kopf im Kopfgel- nk .ibgeschnitten,
die Muskeln auf der Schadcldecke abgelöst
nnd diese selbst durch Sä^cschnitte, wenn
nöthip mit Nachhilfe des Meissels entfernt:
jetzt prüu luiin die Schädeldecke nach allen
Kichtungen, dann die .^rr-ningen, nimmt das
Oehirn aus der Schidelböbie heraus, Offnet
die Hirnkamraern, präft die Blutleiter, das
Gehirn seilst, die Grösse der Ventrikel, die
Adergeflecbtc, und nach gemachten Ein-
schnitten auch die Halbkngeln, die gestreiften
KörV'^r, die Seh- und Vieriiugcl. das kleine
Gehirn und das verlängerte Mark. Hieran
kann sich die Unter.snehnng der Augen an-
scliliessen. Die En^tTnung und Besichtigung
der Nasen-, Uberkieler- und Stirnhöhlen er-
fordert die Durchsägong des Oberkiefers der
Lftn^e nach nnmittelhar neben der Nasen-
Scheidewand, nachdem der Unterkiefer ganz
beseitigt und die Kasenscheidewand betau
Sescbmtten worden ist Die Feststellung der
leschaffenheit der Nasenschleimbant ist be-
sonders heim Pferderützo von grosser Bedeu-
tung. Die Sägeschnitte an der ächädeidecke
macht man quer uberhalb der Aagenbogen*
fortsätze und der Länge nach von hier aus
bis zum Hinterhauptsloch auf jeder Seite. Soll
nocli der VVirbelcanal geöffnet werden, so
entfernt man die Oiiedmassen, die Rippen
und alle musenlOsen Theile am Rdckgrat^ um
ilie rJntjeii säniintlicher Wirbel abmeisseln oder
mit einer bewunderen Doppelsäge durchsägen
zn können; Beachtung verdienen die Wirbel
selbst, der Inhalt der Bückcnmarkshrdile. dip
gewffuetcn Meningen und die Nerven wurzeln;
ist das RQckenmark herausgeiK inmen. so wird
es durch verschiedene Querschnitte zerlegt.
SoHen die Gliedmassen genauer untersnent
worden, su l'ulirt n.an »lie Hauptsohnitte dem
Laufe der Gefässe nach; die Uutersuchnng
des Enoeheomaidct erfordert die Oeflhung der
Knochenhöhlen mit demMeissel. Die Eröffnung
der Schädel- und R(\ckenmarkshöhle kann
unterbleiben, wenn durch den sonstigen Be-
fund die Todesnrsaclie sicber^estellt ist.
Einzelne Theile welche nuch mikruskopisch
»der chemisch untersucht werden sollen, sind
so aufbewahren, dass eine Verwechslaag
oder Beschädigung ausgeschlossen ist; falls
diese Theile in andere Himde zum Zwecke
näherer Untersuchung übergehen roäsaen,
sind sie In rertiegelter Verpackung lu ttber^
senden.
Die Obducüun ist so schnell als möglich
vorzunehmen, denn weit vorgeschrittene Fäul-
niss trObt das Urtheii aber den pathologischen
Befhnd, ebenso wie starke Anstroeknong,
Zeitrnmmerung oder Zerschmetterani^ der
Organe. Bei der Beschreibung der Organe im
Obduetionsbefund« sind Fremdwörter nnd
technische Bezeichnungen ru umgehen oder
doch zu erklären, wenn ei liir Laien bestimmt
ist: nie darf diese Beschreibung sich auf ein
Urtheii oder auf allgemeine, weit dehnbare
Begriffe beschränken, z B. das Organ war
.entziln let". „ungewöhnlich gross", „klein",
»schwor" etc., sondern man misst die Grösse,
die Dnrchmesser, Länge, Breite etc. mit dem
Masse oder vergleicht .*ie mindestens rnit
bekannten gleichgrossen Dingen : die Schwere
ermittelt man durch Wftgen. Statt z. B. zu
sagen, die Lunge war entzündet, iiat nu'.r ien
entzündeten Theil der Lunge genau anzu-
geben und ihn eilgebend zu beseliroiben,
etwa wie folgt: er war sehr blatreicb, sein«
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OBDDfUmO. — 0BEBB1ÜBI8CHB VI&HZUCHT.
197
Getässe stark mit Blat s^cfülU und dtuiurci)
gefötliet. das »iewebe verdichtet, verhärtet,
t"ir die Lnft andarcbgängig (hepatisirt). ein-
^»■iiie Partien waren erweicht, fettig- kkäig
xerfallen, aus benachbarte Gewebe fand sich
«erta-blntig durchfeuchtet u. ig\. m. Der
Sectionabeftind wird in einem S^ctionsproto-
koUc niedergelegt und übersiohtlicli nach
dea Körperhöblen geordnet; dem Protokolle
wird tm Schloss« ein GaUehtea Aber die
Krankheit, an welcher Jas nbducirte Thier _
gelitten hat und verendet iit, wohl auch '
äber die Dauer der Krankheit beigefflgt.
Wegen Rachijeniässer Abfassung de.-> Obduc-
tions- oder 6ectionsj>rütokolle8 ist auf den
Artikel „Fund^chein" zu verweisen. Wird
da« FrotokoU nicht sofort «afgenommeii, so
hat itr <M»diiceiit «leb den Berand genav sn
notiren, damit dem Ged '.i litiii^-e nach Ifin-
Kerer Zeit nichts entschwindet. Um die
GUiiibwflrdigkeit der Toi^efnndenen That-
Sachen zu erhöhen, kann es sich in wichtigen
Fällen empfehlen, einen zweiten Sachverstän-
digen rar Obdncti«n hinrasasielMn.
Uterator: GorUcV« o«iieUiiciM TUwMl«
Inisde. — Sehmaltz. I)i« L*f» der Binfvweid« vad div
öaoüounti i li-'V 1.1 4(.iii PfrrJc. A»<tek*r.
Obduratio (von obdurare, verhärten;
dnroe, bart), die Terhtrtnng. Atuteker.
Oberbayrische Viehzucht. Der Regierungs-
bezirk Uberbajern uiufasst Id.TSykra* und
wird von 1,006.761 Mensclien bewohnt, die
xum nicht geringen Theil vom Ackerbau und
der Viehzucht leben. Im Osten des Bezirkes
bildet das Land theils eine fruchtbare, thoils
«in« sandige Hochebene; im Süden wird der-
selbe Ton den bsyriselien und Saltburger
Alpen durchzoi,'en. i>t reich an ?cliönen Wi-ide-
{likhen und daht^r fQr die Viehzucht von
grosser Bedeutang. Ausgedehnte Moorflächen
welche jetirt tnm Theil künstlich entwässert
werden, wie z. Ii. dai> Dachauer- und Er-
dinger-Moor oder Moo>< links und rechts von
der Isar und nördlich von Manchen, und das
Donan-Moos sfldlich der Donaa. auf der Grenze
gegen Schwaben, bedecken weite LiinJstriclie.
die ebenfalls für genügsamere Hausthierc
«ine leidlich gfute Nahrung liefern.
Der Anbaa von Getreide nntl Handels-
Sewächscn ist nur in den nördlichen Gegen-
en ergiebig: Flachs-, Hanf- und Hopfenban
liefern hier in manchen Jahren einen reichen
ßrtrag: ohne Frage nt die Viehzucht für
den gröbsten Theil Ten Oberbayem wichtiger
als der Ackerbau.
Rinder. Es gibt daselbst versehiedene
Schläf^e. die nicht nur in ihrer Heimat, son-
dern auih im Auslunde bekannt sind und mil-
uater sehr >;egchätzt werden.
V.»n Füs.-rn her, wi» d(;-r I,>-ch die be-
merkcnawertlir landwirth.'-chaliliche Grenze
bildet, tindet sieh — nach May's Angabe —
klaittes und mittelgrosses \'ieh\ welches dem
Alfiaerschlage angehört, nur etwas heller
gefärbt und mehr ecki^ geformt ist, als daa
Vieh im Centram des Algäus.
In d«r Sehongauergegcnd berQhren sich
drd SchUge; vom Westen und Sflden her
kommt das Algäuer. von 0:<tcn das brann-
bunte Vo^ebirgs- und vom Norden da:> so-
genannte Flachlandsvieh, we^lialb Iiier aucli
die mannigfaltigsten Dlutmisehungen zu tia-
den sind. Im Loisachthale, nm Mittenwald.
Garmisch etc. bis hinaus nach Murnau trifft
man das Altwerdenfclser Vieh, das ebenfalls
einen Schlag der Albaner Rasse bildet: es ist
aber hellgrauer und kleiner als das Vieh im
Algäu, steht aber diesem in der Milcher-
giebigkeit nur wenie nnch.
In der Gegend de& romantischen Kochel -
und Walchensees ist seit alter Zeit ein bunter
Viehschlag gezüchtet, der wahrscheinlich aus
der Kreuzung» von Pinzgauern und Zillcrthalern
hervor i;ei,'aniren ist.
Im läarthale von Lenggries. Tölz u. s. w.
findet sieh das bunte vorgebirgsvieb. das
mittel-jri'ss, aher nicht besonders seln'in irebaut
ist. In den grosseren Besitzungen der Land-
lente jener Gegend gibt es auch Pinzgauer,
Pongauer, Zillerthuler und Simmenthaler Rin-
der, die wegen ihrer ansehnlichen Milcher-
giebigkeit höher als daa heimliche Vieh ge*
schitst werden.
D«n Glanxpunkt der oberbayrischen
Viehzucht bildet nnstreiti? die Zucht des
neuerdings vielgenannten Miesbacher Viehes,
welches in den Landgerichtsbesirken von
Te<:eni-ep und Mtesbarh am he<;ten gezogen
wird. Dasselbe verdankt seine schonen Fuimen
nnd guten Leistungen als Milchvieh unstreitig
der Einmischung des Simmenthaler Hintes,
und ist nahe so gross wie das Originalvieh im
Bemer Oberlande: die Kühe werden durch-
schnittlich 600 kg ticbwer, und liefern nicht
selten m^r als SOOOl Milch im Jahre.
Die Landgerichtsbezirke Rosenheim. .\ib-
ling» Prien, Tiannatein nnd Reichenhall be-
sitten beute noch das alte Vorgebirgsvieb,
welches dem Pinsgauer aneh nahe verwandt
sein soll.
An der Saalach vad im Berchtesgadner
T.ändchen kommt meistens ein kleine« brnnnes
Kind vur.diui nur wenig weisse Abzeichen besitzt
und in seinem gedrängten, nicht unschönen
Leibesbau einige Aehnlichkeit mit dem Pon*
gauer Vieh zeigt.
In den übrigen Theilen Oberbayems. an
■ ! T Salzarli bis hinunter gepen die Donau
koinnit das I'inz- und Pungauer Kind vor,
und daneben sieht man in vielen Orten das
alte oberbayrische Landvieh, welches un«
tweifelhaft mit jenem verwandt, nnd sowohl
auf detn Rücken wie am Unterleibe webe
f^efarbt ist.
In der sogenannten Hölzgegend Ober-
havirns. in den waldreichen Di-'ricten Dor-
fen, auch in Ihm, Velden und Frauenhofen
gibt es einen kleinen braungetteckten Land-
schlag der „Holzvieh" genannt wird.
An der Donau, um Ingolstadt und ab-
wirts bis Neustadt, ist das braune Donau«
vieh heitnisrh. wid'h'-- mit dem schwäbischen
zusammen einen bclilag oder eine Rasse bil-
det aber in der Regel nur sehr klein nnd
zierlich bleibt.
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OBEREB KEHLKOPF. — OBSftKIfeFElBSPALTK
Gemästete Kübe niegeo hier £50 nnd
Ochsen 300—400 kg:
An der Salzach abwärts bi? rm die Punau
koHiuit nach May — auch steirisches and
KSmtbner Vieh, als togenannt'-s Ober-
tauernsche», in den besseren Wirthscliaften
der Landschaft vor. Dasselbe ist am ganzen
Körper weisägelb gefärbt, meist zieiiili<-h gross
von Gestelt, recht gut gebaat and ebensowohl
nis Zug« wie als Milchvieh nutzbar.
Schüfe. Die in Oberbavern und im Ai-
gin vorkommenden Landschule sind den
grossen steirischcn Schafen und diese wieder
tlen Bergamaikcni nahe verwandt; alle sind
echte Gebirgstbieie, d. fa. sie leigen im Ge-
birge da« heisere Entwiekliing, werden grösser
tiTiil stilrker nls auf den Wciflen der Niede-
ruiis. Si'j sollen häutig gana gefällige, hübsch
abcjeruii Jete Körperfonuen besitxcn, i.iu li i^ntcs
Fleisch liefern und gewöhnlich eiiir itw;i>
feinere Wolle trafen als «He meisten anderen
Bergschafe. Mit schweren Merinobastardböcken
gepasrt, ist dss WoUproduct der Nachzucht
MI einigen Orten feiner geworden, als den
r.au''rn. welche aus demselben ihr'- Kl' iJ r
fertigen lassen, lieb ist. Immerhin liefert die
Uehnahl der oberbByrisehen Scliafe eine
/ieiiili'h ^Tuhe Wolle, welche a«J? Grannen-
auu Fiuuiuhüaren besteht, mithin als Misch-
wolle zu bezeichnen ist. Ueberall lobt man
die kräftige Constitution dieser Schafe; es
können auch nur solche Tliiere auf den
Uergweiden mit dem rauhen Klima gut aus-
halten, nnd die Unbilden des Wetters er
tragen. /'rej^iag.
OlMTor Kehlkopf, s. Sehlkopf der Vogel.
Obergährung n-^nnt man i<'ni' \rt «Ut
nlkoholifechen Gährung. welche durch die sog.
Oberhefo eingeleitet wird. Es ist dies die
Hefe, welche sich bei höherer Temperatur,
also demgeniiiss bei einem rascheren Verlauf
der Gührung, an der Oberfläche der Flu— iir-
keit abscheidet: während sich bei niedriger
Temperatur und bei langsamem Verlanf der
Gahniiiu' <li<» T'nt. rhefc am Grunde absetzt.
Die beiden Het'earten sind nach Pasteur
und I'ees in ihrem anatomischen Ban and
auch in ilirer ehemi?^< h' u Zusamiiiensetzuni:
verschie.len. Bei der liierbrauerei wird die
Obergährung bei einer Temperatar von 17.1»' C.
und darftber mit Oberhefe eingeleit«t, sie
verlftoft starmisch in t— 3 Tagen. Im Allge-
meinen wird das uiitergiihrige Hier (Lagerbier)
wegen seiner grösseren Haltbarkeit und dem
besseren Geschmack dem obergfthrigen vor-
geZdiT'" Losblich.
Oberhallsteiner Ziege, weiss, braun, grau,
schwarz oder gefleckte Schweiser Ziege, mit
schmälerem Kopf und dünnerem Hals als die
anderen Graubündner Ziegen, schmale Hellte,
lange Beine.
üitoratur: VroL F. And «rege Die Schw'u^r
Oberhaut. Hiuit.
Oberhoden, s. Nebenhoden.
Oberinnthaler Vieh. Tiroler Viehschlag,
semmelfarb, ohne Abzeichen, auch graa bis
graubraun, mit hellem Kückenstreifen, nm'
die Augen und das Flotzmaul lichter be-*
haart, Flotzmaul, Zunge und Aueenlider
bleigraii. Hürner am Grunde weiss, Spitzen
schwarz, dunkle Klauen. Schnelles Wachs-
thom, gute Milchergiebigkeit, jedoch geringe
Mastfähigkeit charaktensiren diesen Schlag,
der als der niilchreiiliste Tirols gilt (jähr-
lich 16ÜÜ— 200U1 Milch). Die Ochsen sind
gesehitito Arbeitathiere.
Literatur? Dr. QaMo S rafft, M« Thitmehtl«1irp.
WI«n 1861. Ktk.
Oberkieferhöhle. Die Oberkieferbffhleoder
Highmorshöhle (sinus maxillaris s. antrani
Highmori) ist beim Pferde die grösste Luft-
höhle des Kopfes (s. Lufthöhlcn). sie * rstrei kl
sich oben biü an die Augenhöhle und bis in
die Beule des Oberkieferbeins, flbemgt nnten
iKM^h etwas da.s unter.- Ende der Gesichts-
leiste und wird inueu durch das Siebbein-
lubyrinth. aussen durch das Oberkiefer-, Joch-
und Thränenbein begrenzt. Eine in der Höhe
des vierten Backenzahnes sclnäg von oben
nnd vorn nach unten und hinten verlaufende,
beim Ksel in der Jiegel Qnvollst&ndige Scheide-
wand theilt die Oberkieferhohle in eine obere
und untere Hälfte, wilihi- dureli ilir in
dieselben hineinragenden, von ihren Ai\r. Jen
umgebenen Wurzeln des fllnften nnd sechsten,
bezw. de? vierten Bnr kenznhues wieder in eine
äussere un i innere .\btlieilung zerfallen. Dio
innere dei unteren (kleineren) Hälfte communi''
eirt mit derUöhlang der hinteren (unteren) Na-
senmuschel, die der oberen (grösseren) Hfttfto
mit d-T Stirn- und Keilbeinhöhle. 1 ».-v m liinale
•Spalt, welcher die Verbindung mit dem mitt-
leren Nasengantr hentellt. Öffnet sich an der
Grenze beider HäKten <Ä>^t in die obere Ab-
theilung. Die Wandungen der Uberkiefer-
höhle erhalten durch zahlreiche mehr oder
weniger vors]iringendc Knochenleisten eine
buchtige Heschaffenheit.
Bei dem Binde ist die Oberkieferhöhle,
welche dnrch die Höhlung der knöchernen
Blase des ThiHnenbeins wesentlich vergrOssert
wir.l. nnrh viel gerä\imig'''r i'riin Pferde,
die Knochenplatte, welche sie ia eine obere
und untere Hftlfte theilt, fehlt. Die nach
innen von den .Alveolen der Backenzähne-
liegende Abtheilung communicirt mit der
Gaumenhöhlc. Aehnlicb verhält sich <ii- je-
doch sehr viel weniger gerftnmige Ob«ikicr«r*
hohle bei den Schafen nnd Zieg^ent sio
ist bei den Sehweinen sein kl-in nn i l*-^!
den Fleischfressern kaum angedeutet
oder gar nicht rerhaaden. Bei den Vögeln
sind die nti,'rkirf>'rbeine sehr klein, sio
schliesaen keine Höhle ein, welche mit der
Oberkieferhohle der Stagethiere Terglichen
werden kru vt.' Müller.
Oberkiefermuschel, -j. Na-jcnmuschel.
Oberkieferspalte, »djeres Ki i- rl.. h. Kis-
sura orbitalis inferior bom., Oediiuug am Ober»
kieferbein. welche Aber der Benle des letz-
teren £r''l'"cr'''ti i-f i^:"^ <!' " Anfang des
Un terau i.": ■ II h . Ii 1 n canales darstellt^ Das-
selbe enJt t tili: 1- :ti UnteraugenhOhlenloch
nnd amfasstden UnteraagenhOhlennerven ood
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06EKLÄNDEB ZIEGE. — OBST.
29»
vurleren Zahnnerven, sowi« die Tordece Zahn»
arterie and Vene. JEiehbatan.
OfetrüliM' Ziege, braone, grau and
weiss gezeichnete Schweizer Ziege, halblang
bis lang behaart, kleiner als die übrigen
BiiR lner Ziegen, mit langen dflnnen Hörnern,
im Bezirke Vorderrhein, Sawin, Lngnetz,
Medels und Taretsch vorkommend.
Literatur: Pfof. F. laicrcgf, Sdiw«iser
Oberlippe, s. Lippen.
Oberschlesisches Landgeetlt, a. Eotel.
Oberschnabel, s. Schnabel.
Oberteig. Die beim Bierbraoen nach dem
Abl&utem der Bierwürze die Biertreber (s. d.)
bedeckende weissliche. teigartige Masse, welche
sehr eiweissreich ist. Der OlM-rteig wird, be-
vor man den sog Nachguss vornimmt, ent-
weder abgenommen oder aber meistens in die
Trob.M- „cingeätochen". Letzterenfidla Itommt
der Nährstoffgehalt des Oberteiges den Bier-
trebern zugute. Der frische Oberteig
beträgt nach Thausing beim Decoctioiis-
verfabren 2 — 2'/,y„ des verwend«?!»- n Malz- s :
er entliält 13 0—18 0, imMittel i:i o%Tr k. n
Substanz, resp. 6 0—7 0, im Mittel 6-5y« stick-
stoffhaltige Stoffe nnd 4 0—8 0, im Iflttel
';■(»% stickstofffreie St.jfF.-, Wir ! d>-r (^b- rteii:
abgenommen, so verfüttert man ihn am besten
frfechwarm an Scliweine. ünfriseber Ober*
tele mass vorsiclitslüilbcr atifgekoclit werden
and darf weder uii tragende ivk Ii an säugende
"Hiiere verfüttert werden. Der Oberteig wird
nämlich sehr rasch sauer, indem er diversen
schädlichen Pilzen als sehr zusagende Nähr-
antcrlage dient. Pott.
Ob«ryaael-Vleh, s. Holländisches Kind.
ObMittt (von edere, essen), die Fett«
leibii;k''it. Anack:r.
0bitll8(von 'jbire, üb. rgt'Iion), der Ueber-
gang. der Tod, Anackei .
Objective. s. Mikro>koi>ische Technik.
Ob ecttiscb, Mikroskopische Technik.
Ob eottriger, s. Hilnroskopische Technik.
Oll Mtit (von objicere, vorwerfen), der
Gegenstand. Anaektr.
Oblaten. Aus ungegohrenem Mclilteig ge-
buckeue runde oder <[uadratisch geformte
BIfttteiien, welche angefenchtet sam Einwickeln
besonders pulverförmiger übelschmeckender
Arzneistoffe verwendet werden. h\Hh.
Obllgtt, verpfliclit)'t. vt-ibunät.n : obliga-
torisch, verpflichtend. nOthigend. Koch.
Oblinitto (von oblinir»-, beschmieren), die
Einreibung. Aniuk r.
Obliteratio (von obliterare, aasstreichen,
vernichten), die VerschUessanir oder Ver-
wach-'uiig von Holdgingeiif besonders der
Blutgetässe. Anackcr.
Obllteration, obliteratio (von ublitcr.-u'''.
vernichten). Die Verstlilie.ssung oder Ver-
waihüiing natürlicher Hohlen oder Canäle,
k'jiuiut am iiautigst.Mi an den Blut- und
LjrmpbgelUssen vor infolge von Entzündun-
gen, "nirombosirungen, Compressionen und
Z<'r'Hutsohiingen derselben, llei Entzilndun-
f;en der Innenhaut der Uefasse, bei Ver-
etsnngcn ond Unterbindangen, kommt es
erst zur Tlirombenbildung und nachher wu-
chern Capillaren und Bindegewebe in den
Thrombus und ins Lumen der Gefä&se hinein.
Dasselbe wird vollständig damit angefällt,
der Thiombus wird nach moleculareni Zer-
fall resorbirt, ^e fegenftberliegendcn Ge-
fässwandnngen Terwachsen vollständig mit-
einander and das Geftss verwandelt sich in
einen fest, n bindegewebigen Strang. Beim
Aderlass mit onreinen Flieten oder bei nach-
träglicher Yernnreinifong der Aderiasewonde
kommt es zuweilen zu Entzündungen der
Jugularvene mit Thrombosirung und Ausgang
in vollständige Obliteration der Vene. Die
durch Obliterationen von Blut- und Ljmphge-
tUssen veranlassten Circnlationsstörungen wer-
den gewöhnlich bald ilnroh collateralo Strö-
mungen und Erweiterungen benachbarter
Blut- und Lyinphge^se anssreglichen. Obli-
terationen von Drüsenausfühi atiu'su''"igen kom-
men zu Stande durch permanenten Druck
von nebenanlieftesden Neobildongen, durch
vollkommene Versto|ifnri.r'>n. dnri^i Steine
und Ci-ncremente und niicli i>iu<'htrcnuungen
und Fistelbildongen. Obliteratiunen kleinerer
Drüsengänge werden ohne Nachthoil ertragen,
Obliterationen der HauptausfÜhrungsgänge
vt-ranlassr'n abfr .\ii^t:iiiniig>'n de- I»rüs<'n-
secrets, Entzündungen und Verödungen ganzer
Drüsen, falls sieh nieht neue AvsfShrange-
gäng»^ bilden, wie da^ z. B. zuweilen
nach < >bliteration des Ductus cholcdochus der
Fall ist. Stamttr.
Oblong, Oblongus, von ob, gegeii, naheio
und longns, lang, länglich, viereeki^. AX.
Obolus fv .n ^äXXstv, werfen), em halber
Skrupel = O'tiü Gnunm. Anaektr.
Obf«li«viot*Sebw<li s. n. Serbiens Vieh-
zucht.
Obria s. obricala (von horvur-
keimen), die Jungen der Tbiere. An.u-i;-r.
Observatio (von obserrare, wahmehnK-n),
die Bfobaciilung. Anackcr.
Obsidian (von Obsidns, der Entdecker
des Steines nach Plinias), ein wasserfreies
Silicat (s. kieselsaure Saite), «ur Gruppe der
„natürlichen Gläser" zählend, ein bf.-..ndcrs
in der Umgebung von Vulcaneu auf Island,
Lipari, Mexico in grossen Massen vorkommen-
d-'s glasartig geschmolzenes und s])r-'de»
Mineral mit muscheligem Bruch»> v .n -^-immt-
schwarzer, ins Itraane und Grüne i k s i.'ehen-
der Farbe, welches zu verschiedenen Lu.xus-
gegenständen vorarbeitet wird. Die alten
• tri'-cli. ii hatten Pfeils|»itztn, die alten Körner
Trinkschalen und Spiegel aus obsidian. Der
Bimsstein ist ein schaumig aufgeblähter
Ob.>,idian. Lci:'':-ch.
Obsoletus (.von ubM>l-.Te, veralten), ver-
altet. Anaektr,
Obst. Die kern- oder stoinhaltigen, saf-
tigen Fleischtrücht.' einer Reihe vun Ii.iiini<'n
und Sträucbcrn v.-rschiedener PHanzenfanii-
lien, welche in erster Linie als menschliche
Nahrung?- and Genussmittel Verwendung
tinden, z. B. die soi;. .Aepfel. llirin ii. l'Hau-
men, Aprikosen, Ptirsiehe, Kirschen, Wein-
trattben, Johannis», Stachelbeeren etc. Einige
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300
OBSTBiUMB. — OBSTBAU.
dersbiben ÜDdeH auch im unreifen Zu!>Unde,
M. /.w. Tornehmlicli das ^Abfall obst" als
\ i clifut tt r Verwendung. Besonders A e p f f 1 mul
Birnen gelten als ein gedeihlichem (ertri-
adiendes) Futtermittel: »ie enthalten:
12 " 2) it, im Mitt«! Trooken>!i»i»f.kiit
0'2, 0'5« . i)ticlt«kifT;r;tUiK« Stoffe
10-t , 13-3 « . n-8 „ »tick-'ttotfrr. EitTMtatoff«
S*» M i'l m • 4 3, HolzfAMT
— — » , O t .. A!<ch«.
Der Hau|>tiiälirst(>tT der Ob«tfrft«bte ist
<i>T Jiiriii lmi'Ik:!! ' I.'- Zü'^ker. vnn dem die
Birnen iui tiati/ien vcriiältiiissiuäiüig luchr
als die Aepfel zu enthalten scheinen. Dagcgon
sind die Birnen meist «»aserreicher and
nocli stiekstoffftrmer ah die Aepfel. Der
Fettgehalt des Ob?tos i>t ;janz bclanirlos.
Dax Zackergehalt der ObstfrOchte besteht
ffroaientheila aas wecbielnden Mengen von
Frachtzucker (Dextrose und Lavulose) und
etwas Kohr/.ucker. Der Zuckörgehalt des
unreifen Obstes ist geringer &\» der des
reifen. Auch beim Liegen des reifen Obstes
findet nocb eine relatire Stcigernng des
Zuckergehaltes statt, indem zugleich dur«h
Wawerverdunstong eine Vermehrung des Ge-
baltee an Troekenaabitani erfolgt. Der Dex'
trosegfhiilt nimmt ab, indem sich auH finem
'i'hcil derselben die sQssere Lävulose bild«.-t.
Gleichzeitig verringert sich der Säuregehalt,
weshalb nachgereiftes (;ibirt'la<rert<s) Ob>t
süsser 8chnjeckt.L)er^:^äurcgehalt (1er Aepleluiid
Birnen besteht zumeist aus Acpfelsäure, die
namentlich im unreifen Zaatande in relatir
grosser Hentr« Torhrnnden ist Ale andere stick-
(st 'Tfr. ie Be^tandlheile des Obstes sind noeh
zu nenueii: Deitrin, Pectin, Stärke und
Alkohol (Spuren). Stärkemehl kommt nnr
in unreifen Aepfeln und Birnen in grosserer
Menge vor. Gegen die Obstreife hin ver-
schwindet es nach und nacb ganz. Der Keife-
Sroceaa bedingt aosserdem eine Veränderung
er Pectinatoffe, die nämlich im anreifen Obst
K'ro^sentheils aus unlöslicher Pectose bestehen
and darcb den Reifeprocess allmälig in waaser-
lüeliehes Poetin Obergeinibrt weraen. Aehn*
liehe Veröndcrunj^cn erleidet das unreif»^ Obst
dureh Kuelieii, wobei nätniich die das TTart-
si'in bedingende Pectose untei .Miisvir- i
kung der vorhandenen Säuren in lö&liches
Pectin und in derselben Weise das Stärke-
melil in Fruchtzucker abergeffihrt wird. Schon
mit Kttcksicht hieraqf dQrfte es eropfeblena-
wertii sein, nn reifes Obst, das verfüttert
werden soll, zu däiiipf< ii oder /u kochen.
Nicht blus dass die Sclunuckhaftigkeit des-
selben dadurcJi gewinnt, es wird dadurch
xweifolsohne auch die Verdanlielikeit and die
Godeihlichkcit gesteigert.
Die Verdaulichkeit der Obstn&hr-
stofTe darftc im Allgemeinen hinter jener
der Roben u. dgl. kaam inrOckbleiben: man
wird vom Obst aiu b iui|j;i'fäbr d!. -''lbi n
Mengen wie von den L'unkelu verfüttern
können. In Hohenheim hat man ttogar
bis 50 kg pr" Milchkuh e'biie naehtheilige
Folgen verabreicht, was indeoüeu in Anbe-
tracht der Wässcrigkeit des Obstes doch
nicht nachahmenswerth sein dftrfte. Ueber-
haupt ist dai> Abfallobi»! be&i<er ab Schweine-
futter zu verwerthen. Man gibt es den
Schweinen mit den entsprechenden Mengen
von Kraftfutter vermischt, stets im gekoch-
ten Zustande. Läs.><t sich das Kochen oder
Dämpfen des Obatcs aus irgend weichem
Grunde nicht dnrehfBbren, so mnss dasselbe
behofs Verfütterting grob zerquetscht, dann
aber sofort verfuttert werden, weil das zer-
quetschte Obst alsbald in G&hrung und Fäul-
nis^ gerätb. Ist las zn verffttternde Obst nn-
ge fault oder itark wurmstichig, so muss es
immer gekocht oder gedämpft werden, da
iwicbes Obst im rohen Zustande heftige KoUk-
«nftUe. denen KIITie in wenigen Standen er-
legen sind, liervuirnfen könnte. Stark ange-
faultes Obst mas$ sogar im gekochten Zu-
stande mit Von^cht verfattert werden; es
ist in der Rorjc! auch mit einer Reilie VAn
mehr oder iniader schädlichen Scltiuiiiiel^dlzen
(ICoeor stolonifer und M. meemosus. Botrytis
cinerea. Penicilliom glaneoin and Eurotiam
Aspergillus glaacQs) behaftet, die freilich wie
alle anderen dem Obste anhaftenden (»iah-
rungs- and Fäulni«s ) Pilze durch gründ-
liches Kochen oder Dftropfen getodtet und
dadurch unschädlich gemacht werden. /VlV.
Obstbäume, s. Obst.
Obstbau in Verbindung mit dem Garten-
bau bildet einen Zweier des I.andwirthschaft.i-
betriebes, u. zw. einen sehr nutzlichen, mühe-
losen and wenn rationell durchgafAhrt, auch
sehr rentablen.
Um wirthschaftHeh and rationell Okono-
niiseli bedeutend*' llesultat' vi ri /i'den. mus-
der Obstbau im Grossen betrieben werden.
Die feinere Obstcoltnr liefort gewiss auch
höhere Erträj^e. aber kann nur von eigent-
lichen Gärtnern, d. h. Lenten ausgeübt wer-
den, die ihren Hauptverdienst darin suchen
und ihre Zeit fast ausschliesslich darauf ver-
wenden. Eine Maasenproduction wird z. B. bei
deutschen klimutiselien und soeialen Verhält-
nissen Jdurch den feineren Obstbau nie er-
reicht werden. Das kann nnr ein mit der
Landwirthschaft il N-bennutzung verbun
dencr einfacher (»ijstbau iielern. Mit Rück-
I sieht anf volks- und landwirthschaftliche In-
teressen handelt es sieb also darum, die
Landbevölkerung für die Sacht: zu gewinnen,
und das wäre der Fall, sobald die Einträg-
lichkeit fü.r sie ausser Zweifel stftnde. Der
Landmann ist mit einigem Recht Venemngen
gegenüber misstrauisch. Er entschliesst sich
erst dann zur Ausführung, zur That, wenn
er wirkliehe Rrfolge vor Augen sieht, ge-
sehilderte od^'r blos in Aussicht gestellte,
vermögen ihn nicht dasa zu bringen. Ihm
fehlt es Wdlriich nicht an truten Rath-
sehlägen, an vortrefflichen Seiiriften and
wohlgemmnten Worten, deren p »ptjlär gehal-
tene Spraelie aiieh der finfacbe Mann reeb!
ifut verstehen kann. Das, was fehlt, ist der
Umstand, das« «s eb^ nnr Worte sind, die
unwirksam an der Mehrzahl der Tlasse. für
die sie bestimmt sind, ubprallea, weil sie
nicht überzeugen und nicht erwärmen. Des-
halb bat der Obstban, trots des Aufwandes
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OBSfBAU.
301
an Zeit, Wissen und Rpseistcran^, noch
keinen rechten Huden, kein Verständniss dort
finden können, wo seine nttional-OkoDomische
Bedenttme: möglich wäre.
Zu deu Mittein, welche den Obstbau su
fördern geeignet sind, gehört in erster Linie
die Vereinith&tigkeit. fiigentliche Obstbaa-
terelne dienen bBQpMenlich der wiesen-
scbafllichen Ausbildntit,' niul Hebung des
Obstbaues im AUgeuieineit. Sie haben nicht
selten ichon viel erreicht und d'-n Zweig,
den sie vertreten, 2ur Blüthe pebrinlit. Den
Betrieb des Obstbaues durch di*' Lundwirthc
jnllaten eich die landwirthhcluiftlirhen Vereine
angcles:?n sein lassen. Da dieselben aber in
der Kegel grössere Gebiete mit verschiedenem
Ortlichen Klima, Boden und Bedftrfilisse um-
fassen, so können sie in Bezug auf den Obst-
baa, der mehr als andere landwirthaehafllieh
gebaute Pflanzen von Natur tre^'. Lenen durch
die örtlichen Verhältnisse abhüagig ist, nur
allgemeine Vorschläge machen. Sie können
nicht jedem Einzelnen das för ihn Geeignete
bezeichnen, e» maas viel und vielerlei ge-
boten werden, um Allen lu genügen. Wird
aber der Obstban ratiooeli oder den Landes-,
Orts- nnd BodenTerblltnhsen entsprechend
betrieben niul von Seite iles Staates und der
landwirthschiililielien Vereine materiell und
intellectuell unterstützt, »o kann derselbe
eine reiche Quelle i!es Wohlstandes für ganze
Gegenden. Gemcindt^n und selbst für den
einseinen Landwirth werden.
Welch grossen Aufschwung der Obstbau
und die Verwerthung von dessen Prodacten in
Nordamerika genoniiiien hat. niai.,' unseren
deutschen und österreichischen Obstpro-
dneenten den Weg Tieigen, den sie sn gehen
liaben. nm «ieh zum prüs^eien Nutzen des
nationalen Wolilstandes ahulicLer Erfolge
•rArenen zu kennen. Die amtlichen Erhebungen
der nordanierikuniselien Staatsregierung an-
fangs der .\rlitzi>i:"r]ahre dieses Jahrhunderts
haben cr.L'' hon. da^s die Vereinigten Staaten
etwa 4% Millionen Acres Land zu Obstgärten,
Beerenobetanlagen nnd snm Weinbao verwen-
deten. Die Zahl der Obstbäume ist in runder
Summe fo1?endermassengeschai/.t : Apfelbäume
112,0iHi.()( i> stück, Pfirsichbäume 112,870.000
Stück. Birnbiltinie?8,Cnn. 000 StfM: Tt*"rDurch-
schnittswerth des in NurJainerika alljährlich
Sroducirten Obstes wurde bei Aepfel auf jtiO
liUionen Mark, Pfirsiche 224 Millionen Mark,
Birnen zu 56 Millionen Mark, Erdbeeren zu
20 Millionen Maik geschätzt. Im Staate
Illinois mit MilUonen Einwohner be-
sifferte sieb die Obsternte 1880 an Aepfeln, Pfir-
sichen, Birnen, Beerenobst nnd Trauben auf
etwa 48 Millionen Mark; der Staat Michigan
mit 1'/, Millionen Einwohner producirt jährlich
für 20 Millionen Mark allein an Beerenobst.
Das Dorf Highland am Hudson unterhält im
Symnier ein eii,'enes „Hinibeerendampfhoot",
welches seine an lOO.OOU Mark an Werth
betragende Bmte an Himbeeren naeb New-
Yuik bringt. Einen in den letzten Jahren
sehr in Aufschwung gekommenen CuUur-
iweig bildet ferner der Anban der Preissei-
beeren, die häutig ISngs der Meerpskflsten
auf reinem Dünensand i^ezogen werden. Die
amerikanische Prcisselbeerenerntc des Jalires
1881 beziffert einen Werth von etwa 7 Mil-
lionen Mark. Während des Sommers sind in
Nordamerika Million Mensehen in den
Conserrefabriken beschäftigt, deren ProducÜon
an Obst nnd verschiedenen GartenArflehten
auf 400 Millionen Mark antretreben wird. Im
Staate Kalifornien, da.s nur eine landbanende
Bevölkerung von etwa V, Million Seelen be-
sitzt, sind zur Zeit 2o Fabriken thfitig, die
sich mit dem Dörren und L'onserviren von
Obst be-ehärtigen ; dieselben verbrauchten
im Jalire 1881 etwa 10 Millionen Zinnbftchsen
für Obstconserven. Wie einträglich die Obst-
cuUiir in Kalifurnien ist, möge aus der That
Sache entnommen werden, dass dieser junge
Staat in Jahre 1981 allein 10 Ifillionen
Pfund frisches Obst nach den östlichen
Staaten sandte; eine kalifornische Aprikosen-
pflanzung brachte im genannten Jahre eine
Ernte von 32.000 Mark und eine Brombeeren-
Pflanzung von 21.000 Mark.
Der bekannte Sehriftsteller Seraler in
San Francisco sagt in seinem neuen Werke
ttber die Hebung der Obstverwerthang nnd
des Obstbaues, da.-s in Nor lamerika j^irlich
Obstconserven im Werthe von 400 Millionen
Mark hergestellt und in Handel kommen
nnd eine halbe Million Menschen dabei he*
schäftigt sind.
Dagegen wurden nach offlciellen Quellen
im Jahre 1882 in Deutschland 30,460.000 kg
frisches nnd f6,K37.000 kg getrocknetes
Obst eingeführt, während die Ausfuhr nur
23,921.500 kg frisches und 307.000 kg ge-
trocknetes oder gebackenes Obst beteng. l5ie
nicht unbedeutenden Massen von Obst,
wekiie in Deutschland selbst gedörrt wurden,
hat man hier selbst verzehrt, haben aber fQr
den Bedarf bei weitem nicht ausgereicht.
H. C. W^illbrand-Pisede sagt unter An-
derem in seinem Vorworte /u H. Semler's
„Obstverwerthung" (Wismar 1883, Uinstorff-
sche Hofbnehhandlnng) : „Vielleicht ist kaum
eine Thatsache besehfimender fih uns. als die
weite Verbreitung, die nordamerikaniische Übst-
waaren in allen Thcilen des deutschen Lan-
des gefunden haben, während uns in jedem
Jahre eines reichen Erntesegens der Abiata
für unsere eigenen Früchte zu fehlen scheint.
Ist denn die Obstzoclu bei uns eine so be-
deutende, dass das Angebot der Nachfrage
je vorangeeilt ist? Oder i;;t das Bedürfnis»
unseres Volkes nach den erquickenden
Früchten unserer Obstaiten ein so geringes,
dass die Na h Trage dem Angebote nicht ra
folgen vermag?**
Wenn wir Europäer gegenüber der Ent-
wicklang einer so bedeutenden wirthschaft-
liehen Branche in Nordamerika den Verkehr
mit Obst bei uns betraeliteti, si 1 1 11 wir,
dass unsere grossen Uandlongstirmeu das
Beispiel der nordamerikaniseben noch nicht
nachahmen. iI.tsr unsere Obstindu^tvie, nament-
lich im Dörren des Obstes noch im Argen
liegt and der Consam von Obst im eigenen
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30t
OBSTBAÜMZUOirr.
Lande nicht die Ausdehnung hat, welche Ton
einem so g-^suiiiien und wohlschmeckenden
NahruD(fsmitt«l im frUcheo Zustande und io
Präparaten dann« to wUnieben ist.
Darin liegt ein Haapthinderniss für den
weiteren Aatschwaog des Obstbaues. Ein
weiterar Gnind ist der Mangel an steter,
sicherer Verwerthnng de? Obstes, denn der
wii ksaniste Hobel ist ilas gcineinsanie Mittel
zum Anreise aller wirthschaftlicben Arbeit:
der gute Lohn för Aafwendnoff ?oii Capital
nnd Mflhe,
Was Jen Ertrag und die Rente des
Obstbaues betrifft, so stellt der berOhmte
Pomeloge Dr. Bd. Lakas in seiner Tortreff-
lichen Schrift „Der Obstbau an Staats- und
Gemeindestrassen" eine Berechnung über
Kosten und Ertrag der Strassenpflanzungen
tiuf. Danach koimut für die sQddeutschen
Verhältnisse die rtlaiizung und Pflege eines
iJiiuraes an Strassen bei nicht besonderen
Bodea> and Terrainschwierigkeiten im Durch-
«chttitte anf 6 Mark nnd bis an seiner
vollkommenen Tr^gbiirJcoit mit den Zinsen
Ton Anlage- und iietriebscapital auf circa
10 Hark. Ks würden deranaeb 100 fünfzehn-
jährige Btrasüenobstbäunie ein Capital Ton
1000 Matk rcpräsentiren.
In Wirklichkeit repräscntircn jedoch 100
fünfzehnjährige Strassenobstbäume, welche
bei sorgfältiger nnd richtiger Sortenwahl gat
gcjiflaiizt nnd gepflt'gt sind, nach den durch-
scbaittlicheu Erträgen ein weit höheres Ca-
pital. Lnkae stellt fai dieser Beziehung in
obenerwähntem Schriftchen folgende Bcrerb-
nung auf : „Nimmt man nur den, nach fünf-
zigjährigen Durchschnitten bei gewöhnlichen,
d. b. bei weniger gnt gepflegten nnd nicht
immer rationell angelegten Obstanlagen sich
ergebenden jiilirliolit'n Mittelertrag von 1 Mark
per Baum an« so ergibt sich ein Jahresertrag
von 400 Hark, welcner aber fortwährend sieb
steigert, n. zw. in d>.-r Wuise. Jass man von
10— 2 » Jahren iyO Mark, von to— 30 Jahren
tOO Mark spiiter SSO— 300 Mark «Is durcb-
sehnittlii lien Ertrag annehmen kann. Aber
Hiuh icbou bei iOO Mark jiihrlieliera Durch-
Schnittsertrag ergibt sich ein Krtriig von
10 y,^ des aufgewendeten CapitaU für An*
sebaffung und Pflege der rannte bis tum
45. Jahre, welelier Percentsatz sicb aber
später noch beträchtlich steigert".
Die Pflegekosten sind bei dem Aneati
von 1 Mark Ertrag per Jahr schon in An-
schlag gebracht und abgerechnet.
l3er Obstbau hat also die Aufgabe,
Bäume und Sträuche mit Früchten (Obst)
in möglichst vollkommener Qualität zu er-
zeuiren : wie dieses zu geschehen hat. findet
sich in der Obstbaamzucht (s. d.); das er-
lengte Obst aber wird cingetheilt in wildes
nnd edles, in Sommer . Ht rhst- und Winter-
obst, in Kern-, Stein-, Schalen- und Beeren-
obst. Das edle Obst stammt meistens aus
fremden Ländern, nii« .\sj*»n, von wo es zu-
nichat in Griechenland und Italien, später in
Spanien und Frankreich und dann in Deutsch-
land eingeführt wurde. £s wird in der Kegel in
I Gärten und l'Uütageu gczwgeu und von
j Bäumen gewonnen, Sie künstlich aus Kernen
I gezogen, dann versetst und sp&ter durch
! Pfropfen, Copuliren oder Ocnltren reredelt
worden sind.
Das wilde Obst, das auf Bäumen ioi
freien Felde und im Walde wächst, ist zum
Genus» wenig tauglich. Si.mmernhst sind die-
jenigen Obstarten, wehhe im Somrat r reifen
und nicht lange liaUbar bind. Herbstobst reift
im Spätsommer and Herbst und hält sich bis
vm Winter. Winterobst reift erst im Spät-
herbste, wird nur durch längeres Liegen
mürbe und zum Genasse tauglich und hilt
sieb bis nm folgenden Sommer; Kemobet
nennt man diejenigen Obstarten, deren Samen
in dem Kerngehäuse einer saftigen Frucht
eingeschlossen sind. Zu dem Kernobste ge-
hören Aepfel, lürnen, Mispeln nnd Quitten.
Steinobst nennt man dagegen diejenigen Obst-
arten, welche nur einen einzigen von * in. r
steinigen Schale umgebenen Samenkern in
jeder Fmcbt entbalten. Zn Hern Steinobst
I gi'liörtMi Pflaumen. Zwrt«clik- ii, ?i lih-li"ii. Kir-
.schen, Pfirsiche und Aprikosen. Inier
Schalenobst versteht man diejenigen Obst-
arten. d- ren Samen in einer harten Sohal<'
liegen. Es gehören dazu die Mandeln, Ka-
stanien, Wallnüsse, Haselnüsse, Lambertns-
nüsse etc. Beerenobst endlich sind diejenigen
Obstarten, die ohne Kerngehäuse sind nnd
in denen lic Samen zerstreut umherliegen.
Es gehören dazu die Maulbeeren, Johannis-
beeren, Stacbelbenceiif Himbeeren, wdabeeren
und Feigen, Sehwarsbeeren nnd Preissel-
beeren
Die Verwendung des Obstes besteht zum
grOssten Theile im (iennsse des fri-chen und
reifen Obstes für Men.schcu und nicht selten
auch für Thieie; dann hauptsächlich im
Dörren desselben, wo es einen bedeutenden
Handelsartikel bildet. Ausser diesen wird das
Olist noch zu Obst- und Schanmwfinen, zu
Säften, Syrup und /iUcker, Branntwein (Li-
queurs), Mus und Pasten, an Conserren. Har-
melade-i F ir»!! s. ^r. verwendet. Ablnin^r.
Obstbaumzucht. Diese hat es besondere
mit der Vermehrung der Obstbäume und Sträu-
cher durcb Samen, Wurzelausläufe, ßchnitt-
linge nnd mit der Anpflanzung von Baum-
schulen 7\\ thun: femer mit Veredlung iVr
Bäume durch Absengeln, durch Pfropfen und
Oculiren sowie Copuliren; schliesslich der
Pflege der Stännne. indem sie die zum Gedeihen
günstigen Bedingungen herbeizuführen und die
scbädlicben Einflüsse abzuhalten und zu ent>
fernen sucht. Hieher gehört insbesondere Aas-
wahl und Vertheilung der verschiedenen Obst-
arten, Vermischung und Verbesserung des Bo-
dens. Schutz der B&ume gegen Obstfeinde
und ^^egen Krankheiten nnd Hdlunf derselben,
Au.shehen der 'Hilume. Beschneiden der Wur-
zeln nnd Kruue, l'fälilcn und Anbinden der
^^tamme ete.
Die meisten Obstbänme vf>r!ani,'en ein
warmes und truckeuea Klima, einen waruicu.
trockenen oder mässig feuchten Boden. Auf
hohen Gebirgen kommen die Obstbäume nicht
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0B8TBAUHZDCHT.
303
got fort; Qesenden, welcbe häutigen Winden
und vielen Nebeln, besonder« zur Blüthezeit
ausijfset r iud, tauffen nicht zur Obstbaam-
xucbt. Eine tiefe Bodenschichte sagt dem
guten Oedeihen der Obitbinme sehr gnt m;
lr'>onJfrs ilic HirnbSunif» lieben einon tiefen
Untergrund, wdl deren Würz- In gtrne in die
Tiefe dringen. Aepfelbäümo k fuime« smi einem
kr;ifti^on Lehm- oder Mergelboden sehr gut
lart. Auf einen mit SteingerOll versehenen
IJoden, der ausserdem noch gute Erde besitzt,
k«no man nnr KirscboQ-, Zwetschken- and
NatsbiUiine mit Vortheil anpflanxen. Der rani'
pfi^'-^, nasse oder viel«- Stt-iin' . nthaltende
i^oden ist dem guten (•cdeilieu der Obst-
binne häufig hindcrln li. Ist der Bod«n und
Untergrund einer i >l.stl>,niniiiflanz«ng nidit
besonders günstig, kutui man dadurch theil-
weiM so ilUfo kommen, das« man beim Ver-
aetsen der jangen Bäume grosse Gruben
macht und diese mit guter Erde von anderen
Grundstüt keil füllt, Auchläsjit sich die schlechte
Beschaffenheit eines Bodens durch Rigolen
(Renten), Entwftssere, Düngung etc. ver-
bessern.
Die Eniehnng und Verraebrung der üb.->t-
bäume geschiebt durch Ableger oder Senker,
dnrch Wurzelschössiinge und dnrch Sa-
men. Die Vennehrang der Ableger oder Senker
geschieht dadurch, dass man einen niedrigen
Ast von einem Obstbaame anf die Erde herab-
sieht nnd in eine Grabe legt, «odann mit
einem Haken befestigt und mit Erde bedeckt,
so dass die Ableger noch '/t i^chuh über die
Erde herausschauen. Da dieser oingegrab' tu-
mit dem Mütterstamme n<>' fi in Vt r-
Lindunt? steht, so zieht er im liodfii bald Wur-
zeln I)i'\-e bewnrselten Zweige weilen narb
1 — 2 Jahren vom Baume getrennt und an
ihren Besttminungsort ver|>flan>t. Wnrzel-
.si;h'.>-iiiii.'i' li' f' in besonders die I'flanmen-
und Zwet3chkeubäuaie; sind die Wurzeln von
guter Bescbaffienheit, so lassen eich dieselben
gnt verpflanzen. Dii^^ wohnlichste und .sichersste
Vernieiirung der Ob.-tbuume geschieht aber
durch die Samen, >Yas im Grossen nnd in Baum-
schulen stattfindet. Die erste Anlage, WO der
Obstkern zur Aussaat kommt, heisst (^men-
schule. wobei zu beachten ist. da.s,- man nur
iSamenkerne von schneUtreibenden Obstarten
wfthlt nncl keine von langsämtreibenden. wie
t. B. von Holzüpfclr. H -lzbirnen.
Di« Erziehung und Vermehrung der Obst-
binme dnrch Samen verlangt, wenn richtig aus-
geführt, gftrtnerischc, wi^seii^cbaftlii he Kennt-
nisse, weil d.iiü eine bfi-"iuiere l'llege gehört
und nachdem die I'iiünzlinge Tun der Samen-
in die Veredlnngs- oder fidclschale kommen,
die jungen Bftnme dnreli OcnHren. Pfropfen
oder Copuliren \ere<i<lf wer'b-n iini->en.
DasOculirea oder Augeneinsetzen, Acugeln,
beateht darin, das« ein Auge. d. h. eine Knospe
sammt der umgebenden Rinde, so abgelöst
wird, dass letztere ein längliches Schildchen
bildet, auf des?en Mitte die Knospe sitzt und
auf den Wildling oder anf das in der Bunni-
schule gezogene Bäumchen übertragen wird,
indem an einen jangen Zweig deeselben in
•He Rinde ein T-f6rraiger Einschnitt gemacht
wird, die Rindelappen vom HolzkSrper abge-
löst werden und das Auge mit dem Schild-
eben so eingeschoben wird, dass die Bück-
seite desseil)«! dem Holsk9rper anliegt nnd
lie Kni'^i'e zwif^chen den in ihre ursprüngliche
Lage gebrachten Rindelappen hervorragt.
Durch Umbindnng werden di. Tin ib' in ihrer
Lage festgilialten, Die-e .Method.- i<t di.
leichteste und beste Veredlua^'sart iiiiu wird
an allem Kernobst, weniger beim Steinobst an-
gewandt. Findet das OcuUren im ersten Saft«
trieb noch vor Johann! statt, so entwickelt
^ieh das eiiiijesef/te \n^<' nin li im näiiilii hen
Sommer und heisst dann das Ocuiiren auf das
treibende Auge.
Das Pfropfen, Pelzen, Inibten wird in der
Weise ausgeführt, dass ein ganzer Zwvi^
(Edelreis, Pfropfreis) auf den entgijpfelten
Wildling aofgesetzt wird. Zu diesem Zwecke
wird der Wildling nnd das Edelreis schief ab-
geschnitten, so dasN lieide mit iliren entspre-
chenden Geweben aufeinander passen, oder
das unten ketlfisnnig sagesebnittene Edelirds
v\ird in einen Spalt der Schnittfläche des Wild-
lings eingesetzt. Wobei ebenfalls die gleichen
Gewebe in Berührunt; kitniuifn müssen. Das
Pfropfen in die Rinde gt>ehieht dadurch, dass
die Rinde am Stämmchen mit einem dünnen
Iteinchen oder Fischbeim h< ii nbgelfi.st und
das Reis dann eingeschoben wiiid. Daü Pfropfen
in den Spalt nnd der Rinde wendet man bei
allem Kernobst an. Bei Kir^elib.iunien ist es
wohl nicht anzuwenden, \\eil die Rinde der-
selben nicht gerne di r Lange nach aufspringt.
'/nni ('e>ptiliren oder Vereinigen wählt
uiaii \\ ildliuge, welche die Dicke eines Feder-
ki< les haben und schneidet diese schief zu.
Darauf nimmt man ein Edelreis mit 3^4
Augen von gleicher Dieke wie 4er Wildling, nnd
macht an den.-- Iben einen ebenso lani,'en Reh-
fU88»chnitt derart, dass beide schiefe Schnitt-
flächen des 8tftmmeheni nnd des Pfropfes
genau aufeinander passen. Daniuf wird ein
Verband mit Lindenba.<^l oder Leiuuand an-
sehigi und derselbe mit flüssig gemachtem
Harz, damit Regen oder Luft nicht eindrin-
gen können, Oberstrichen. Da^ Copuliren liast
frich besonders bei Kirschen, Pinumen und
Zwetschken anwenden.
Ist die Veredlung der Obstbtume ge-
schehen. 80 tritt eine weitere Hebandlun^ nnd
Pflege der veredelten Obstbäume in der Üaum-
schule ein, welche sich auf da« Wachsthura
nach den Jahren und Jaliri-^zeiten bi- zur Ver-
setzung der liiiiuae auf ilireu küuttigen Stand-
ort bezieht und in der C'ultur des Bodens,
Beschneiden der tlberflQssigcn Seitentriebe und
der Krone besteht. Nacb dem vierten Jahre
werden sie ans der Baumschule ausgehoben
und veiTsetzt. wobei beim Ausgraben die Wur-
zeln der B&ume so wenig wie mOglich be-
schädigt werden dürfen. Sind die Räume ver-
setzt worden, so müssen sie in der Folgezeit
durch guten Bau und Düngung sowie durch
zweckmässiges lkschuciden weiter gepflanzt
werden, woiu noch von Zeit zu Zeit das
AnapntMn der lUterett Bftnme kommt
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304 OBSTESSIG. — OBSTIPATIO.
Trotz F'flf'iTr iiiul Wachsamkeit treten bfi
den Obstbaumen Jucli Krankheiten, Fi.-hl'T
und Zuf&Ue ein, die dem Waclisthuiii, <Ut
FrQchteeDtwicUmig a. s. w. hinderlich im
W«ge stehen. Duv tAnA die Yerwuiidiingen,
Moos- unl FleclitenbiMuiiL'fn, Ruwpen nnJ
Maikäfer, der Braud. Krebä und die Gelbsacht
SQ zählen. Bei allen diesen Zafälligkeiten und
krankhaften Zuständen in iler Obstbaumzucht
gehört, um sie zu verhindern, abzustellen und
zu heilen, Sacbkenntniss dazu, welche man sich
in den vielen vorhandenen Bachern, Zeit-
schriften undßroBchflren, auf dem Büchermarkt
oder ;uit dvn Ob-tbaumschulcn holen kann.
In Bezug auf die Beoätzung de« Obstes
wird danelhe in Tafelobst, bei dem es auf
eine angenehnie in di»» Auffon fallende Ge-
stalt und feinen Geschninck ankouinit, dann
in Wirthschafts- und Haiidelsobst eingetheilt.
Ferner unterscheidet man Mostobst, Dörrobst,
früh- und spätreifendes Obst, Dauerubst.
Man verwendet dasselbe beim Ueberfluss
in gesegneten Obstjahren nicht selten anch
Ith gesundes Viehfatter n. s. w. Somit bietet
die Ob^toauin/arlit eiiuMi Zwoig des land-
wirthscliauliclj«n betricbes dar, der von un-
absehbarem Wcrthe fBr die Menschheit ist
und mit wenig Kr);- tennnfwand ein Gcnu^smittel
herstellt, das kaum durch ein anderes, was
(ieschmack, Verdaulichkeit Qsd Wohlbehagen
betrim, ersetzt werden kann.
Geschichtlich wurde die Obstbaumzucht
in Europa früher als die Obstkundc uuxge-
biidet Die Börner hielten die aus den w&r-
Klimaten mitgebrachten Blnme für
wirthvoll als Beute, ihre Triumphe zu
scliLuücken. Aus Kleinasien brachten sie den
Kirschbaum, aus Armenien die Aprikose, aus
Syrien die PfirsioJie und I^Haumott. Virtrü er
theilte seinen Landsleuten praktischen Unter-
richt in d- r t )ijsiltaumzucht. Sehr lange war
die Obstbaumzucht auf Italien beschr&nid^
hift sie nach der Eroberang GalUem aaeh dort
EiiiuMTitr !';ind. Kiirl der Grosse begründete
in Ueut^clilaud den Obstbau, \\0y durch die
Benedictiner, namentlich der Anbau des Wein-
stockes Weiterverhreitung fand. Gleich (ör-
derlich waren die Züge deutscher Kaiser nach
Kom und die Kreuzzüge, wo die Deutschen
mit den üppigen Genüssen des wärmeren
Klimas belunnt irnrden, welche durch die
Handelsverbindungen der reichgewordenen süd-
deutschen ttetehsstädte sieb weiterverbreiteten.
Im XVI. Jahrhondert gab es schon grosse
Obstfcart' n in An;»?burg, ülm nnd NOrnherg,
wo liiii Kjiäbeä«ine „Uurtipomulogu:'^ heraus-
gab. Auch einzelne deutsche Fürsten nahmen
endlich den Ob-tbau in S( Imtz. So führte
Kurfürst Auj^ust von Sachsen auf allen seinen
Reisen Obstkerne mit sich, die er austhoilte:
aach lies« er ein von ihm selbst verfasstes
^KdnstUch Obst- nnd GartenbQchtein** Ter-
theilen umJ i,'ah ein Gesetz, zul' l^''' dessen
jedes Junge Paar im ersten Jahre nach seiner
Verheiratang ein Paar Obstbäume anpflanzen
sollte. Dennoch blieb die Obstcultur in Deutsch-
land noch auf einer sehr niedrigen Stufe, bis
aach hier die feinen Sorten aus den Bauin-
sflinlen il.r berühmten Karthause zu Paris
als Franzobftt eingeführt worden. Um die
wissenschaftliche Grundlage der Obstbaum-
kunde waren sehr verdienstvoll th&tig in Frank*
reich Qaintinj, der berShmte Gärtner
Ludwig XIV., und Duhamel; jener, indi-ni er
eine systematische üebersicht autstellte, dieser
durch seinen „Trait^ des arbres froitiers*
(1 Bd., Paris 176R). Unter den Deutschen,
welche den Obstbau ausgedehnt und rationell
betrieben und die durch ihre praktiiehenKennt-
nisae nnd Schriften wirkten, sind zu nennen :
Otto von Münchhausen, Christ zu Kronenberg.
Diel. Christ, Sickler, FriM-h nnd Lukas.
Dittrich „Systematisches üandbucli der Obst-
Irande'*: Rabetis ^Vollständige Anleitung der
'>bstbanrn?nrht" : Walker .Die Obstk-hre il->r
<i riechen und LOmer" (KeuUingen iSiö);
Christ „Handbuch derObstbaumzuchtund Obst-
Ifhre** und die vielen Schriften und prak-
tischen Mittheilungen von Lukas in Beut-
Hngen (Schwanwaldkreia in Wflrttemberg).
Olittessio, der entweder direet ans den
Sitft vmi) nlistfnl. Ilten oder aus Obstwein
hergestellte Ks!$ig. Will man nur einige Liter
Most in Esäig umwandeln, so füllt man den
Most in Steinkrflgo üder Glasflasehcn. stellt
diese in die Wärme und setzt Et>äigmutter
hinzu. Die Gefäs^^e werden nur mit Leinwand
zugebunden. Binnen einigen Wochen ist der
Essig fertig. Sollte derselbe nicht sauer
genug sein. > ■ liraiii ht man ihm nur gestos-
senen Zucker zuzusetzen, womit man ihm
jede beliebige StärJce ertheilen kann. Eine
gute „Essigmutfr-r^ erhält man, wenn man
in ein Gel*a.N.s, welches 1 1 guten Wein ent-
hält, einige Stücke Rinde von frischgebackenem
Schwarzbrot hineinthut und das Gefäss nur
mit Leinwand zugebunden in die Wärme
stellt. Die nach einigen Tagen auf der Ober-
fläche des Geffisses vegetirende Pilzschichte
ist als Esfdgbitder in gebranehen. Lfiefitre*.
Obstetrlclus (vnn obstetrix. TfeVirimme ;
obstare, beistehen}, zur Geburtshilfe gehörig.
Amcker.
Obstfpatfo s. obstrnctio s. obtn-
ratiu s. cuiistiputio, die Verstopfung,
die Hartleibigkeit (von obstipare, ob-
straere, obturare, consttpare, verstopfen), die
LeibesTeTstopfung, obstructio aivi s. alvns
'ibstiiata s. alvop tarda (von alvns. der
Bauch; tardare, xögem), besteht in verzö-
gerter oder gänslieh aasbleibender Kothent-
leerung. Die Verstopfung ist in vielen Ffillcn
nur ein Symptom iieberhalter und entzünd-
licher Krankheiten, weil bei ihnen theils die
Kesorption vmi Flüssigkeiten in gcsteigerfein
Grade statthndet, thoils die Absonderung der
Verdauungssälte und die Darnith&tigkeit eine
verminderte ist; in anderen Fällen bildet »ie
ein originäres, selbständiges I<eiden, daa in
seinem Verlaufe zu Baochsehmer/en (vgl. unter
„Kolik'^ die Ueberfütterungs* und Versto«
pfttttgskolik) nnd Bntsftadang derlMgestions*
Organe l'ühren kann,
Verstopfung ist sehr häufig eine Folge
diätetischer Schädlichkeiten. Als solche sind
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OBSTIPATIO.
30$
atizubiiicn: sihwir verdauliche, klebcr- und
gcrbs-toffhaUi^'*', trockene, ku!kr«i<he und
mit }^;ui 1, Ki lo. Lehm, Holz, Knochen oder
sonstigiii Frcmdkui pcrn vermischte Nalirungs-
stoffe, wie Spreu, Kleie, Stroh. Körner- und
üalsenfrflchte, Truckenfatt«r ohne di« ge-
hörige ßei^nbe tob Trinken, Eichen- oaer
F.rlr iil.i -.f). Eiduln, Kastanien etc. Derartige
Futtermittel vfrstupfeii um 80 leichter, wenn
sie an alte Tliiere mit mangelhaftem Ge-
bisse und Verdaanngst^chwuche verfüttert
werden (s. „Apepsie". .Dyspepsie". „Gastri-
cismo»* nnd »gastrisches Fieber"). Schneller
Ucbergang von der Grün- zur Trockenfftt-
tcrung. Das WoU- oder Haarfressen mit Bil-
iluni.' >i< r sog. Ae^ngropili. Fohlen und Kälber
\verden zuweilen durch das sarilckbleibeodo
Damipech (Ifeeoniom) rerstopfft. Wenig Be-
wegung begönstigt in ^i.lrhen Fällen den
Eintritt der Verstopfung; die sich im Darm
anhäufenden festen Facalstoffe versetzen die
Darninmsrulatur in lilhmungsurtiu''' Srhwäche.
was auch im Verlaufe chronischer Nci ven- und
Gehirnkrankheiten fsubacnte Gebirncntzün-
doug, l/ammkoUer, EackenmarksentzAndang)
mit geschwächter Innerration nnd bei par-
tieller El u. it.M ung des !\r;iLr''n> und Darm-
canals geschielit. Nicht selttiu liegt der Ver-
stopfung ein mechanisehee Hindemise za
Grunde, welches di»' fas^atre der Facalien
erschwett, z. B. Siricturen oder Stenosen
exntelner Darmpartien , Darmeinklemmon-
gen, DarmeinschiebuDgen. Darniverwioklun-
gen, Hernien, der innere Bruch der Ochsen
(Uebcrwiiri I |s. K<-likl. 1 •iirmst''inf' . zusammen-
febtkndelto Eiogeweidewünaer (A.»cariden,
laien), Croopmasseo itnDarm. Hfimorrhoidal-
knntcn im Mastdarm, Anscliwrlhinr; der Vtn-
stata oder der AnaldrQsen der llun le. durch
ünreinigkeiten verfilzte und veikUht^t Hoare
oder Wolle in der Umgebung des Afters der
Hunde. Ziegen oder Schafe. AU weitere Ur-
sache der Verstopfung ist noch auf )>;uti. llen
Krampf irgend eines Darmtheiles aufmerksam
tn machen. Naeli dem Gebranche von Ab-
fQhriiiittcln triit gern für einige Tage Ver-
stopfung ein. Starkes Schwitzen and Leber-
leiden begflnstigen die Leibesmatopfung,
deren S'ymptome folgende sind:
VerJust der Munterkeit und der Fress-
lust, reap. der Sauglust, träge Bewegungen,
vieles Liegen, aufgetriebener, sich fest an-
föhlendcr Hinterleib und Pansen, unregelmils-
sige Kmniiiatiün, iiiir('iii.'r Znngenbelag, sel-
tener Absatz von festen, harten, trockenen,
klein geballten, mit Sehleim oder gar Blnt-
streifen vt^rsfhenen Kothmassen, der nielir
und mehr iiiiclilüsRt. endlich gar nicht meiir
beobachtet wird. Während bisher das Maul
kalt, schmierig und pappig war, wird es beim
Eintritte einer catarrhalischen Entzändung
des Darms mehr trocken und warm, dM^
die festliegenden, schweren Fäcalien reizen
die Dannsehleimhant tind entxAnden sie; den
hiidunli vi'i lirsachten Schmerz drücken die
constipirtcn Kranken darch Unruhe, Auf-
krQmmen des Rliekens, Dringen, Wedein and
Peitschen mit dem Schweife, St'hnen nnd
Cook. SucrUapMi« d. TM«rkeiili<L VIL Bd.
Kolikerscheinungen aus. Bei Hunden ist der
Sitz der Verstopfung meistentheils im Mast-
darm, in welchem sog. Koprolithen zu
«Tuiren sind; diese verursachen Hyperämie,
Entzündung und Hyperästhesie des Afters,
er schwillt an und wird gegen jede Berah-
rang Rnsserst empfindlich, so dats derartig
erkrankte linn !•« laut aufschreien, sol'iil l mau
mit dem Finger den Matttdarni exploriren
will; dem SchraengefDhl kann ein Kitsei am
After voraofgehen, er vi r.ui!,i^st die Hunde
zu dem bekannten liutäclien auf dem Hin-
tern. Mitunter wechselt Verstopfung mit
Durchfall ab. Je länger die Verstopfung an-
hält und je hartnäckiger sie wird, desto mehr
verliert sich der .\ppetit und die Peristaltik,
AthemzQge and Pulse werden dann frequenter.
es «teilt sich Tenesmes ein, die Tbiere
st''hin.ii, iiiiiL.'iMii <ih. s'v werden kraftlos uu<\
hinfällig, öfter muciit sich Eingenommensein
des Kopfes und Trübung des Sensoriums be
merklich, der Darmcanal entzündet sich, wii !
brandig, er kann sogar von Seiten der harten
F'äccs perforirt werd» r. w;i«) eine Peritonitis
nach sich siebt Bei liartnäckigen Versto-
pfungen kann es znm Kotberbreehen kommen.
DerT'i.l tritt irt'w.'ilinlirh n-r n.n li molireren
Wochen ein, wenn die V er^topfung nicht
innerhalb 4—6 Tagen za heben war. Bei
Vergiftungen folgt öfter der hartnäckigen Ver-
stopfung Durchfnll mit Eintritt des Mageu-
und Dariiicatarrlis und hochgradigen Fiebers;
Hinfälligkeit und Schmerzen erreichen eben-
falls bald einen hohen Grad. Sind bei der
Constipation Leberlei It n vorhanden, so wird
dies durch eine gelbliche Färbung der Schleim-
bftnte angezeigt. Bei Wiederkäuern ist mei-
stens der Sitz der Verstopfung nicht in den
Därmen, sondern int Pansen und Blätter-
magen, in dem dasFntter zwischen den BifiC-
tern zu festen Massen ciiitrvn knet; so kann
es kommen, dass hier tiut^ Verstopfun >r
Durchfall vorhanden ist. weil die Thiere nur
tlilsaige ^jahruog sa sich nehmen, diese aber
den Omasn« paftsiren kann ff. ünverdao-
li' "/ik>'il, ciin'iii-rii..-. (icr Kiii l'-ri. K'illr'rn'' '
Geräusche im Uinterleibe sind ein Zeichen,
datts die Peristaltik wieder thätig geworden
und die C'"Ti<tipation in der L''i>ung begriflFen
ist. Die Section dei an Verstupluiig verendeten
Thiere weist die Ursachen dieses Leidens
nach; viele trockene, feste Kothmassen finden
sich in den Därmen, besonders in den Dick-
därmen, neben grossem ßlutreichihum der
Hinterleibsorgane vor; die belasteten Darra-
theile befinden sich in entzilndetetn oder
liraTidifjeni 7a^tamle.
iMe lieiiiiiiillung hat folgende Indica-
titm' ii zu berücksichtigen: Hebung der nr«
sächlichen Verhältniss«'. Entf- rnung der an-
geschoppten Fäcalien ur.d Anregung der se-
cretorischen und peristaltischen Thätitrkcit
des Verdanangsscblaachea. Die verstopften
Thiere sind einer strengen Di&t zn unter-
werfen, man v. ralireicht ihnen nur wenig
leichtverdauliche und mehr tiüs^ige Nahrung
viel GesOff ist ihnen am zuträglichsten, es
erweicht die nngeschoppten K«.thinasseii und
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806
OBSTRUBNTIA.
maclit sie leichter durchgängig. Diesen Zweck
erreicht man auch dwdl EinscbQtte von
Schleim oder Oel, die man mit aftlinischen
AbfBhrinitteln Tersctzt; anter den Oelen ver-
dienen Ulouin Lini, Ol. Olivaram und Ol.
Bicini den Vorzug;. Bei Leibschmerzen geben
Infiise vun Ciiamillen, BaldriM oder Kfimmel
pa.ssende Vehikel für die zu verabreichenden
Abfuhrmittel ab, die man mit Enzianextract,
Kalma», Wermuth, Ingwer. PfefTermünze.
KnoblAQCh etc. verMtsen kann. Kljatiere von
Wwraer, Chamillenthee, Olyeerin ete. huhvn
die Erweichung und Mobilmachung der Koth-
massen zu unterstützen, ebenso Ausspülungen
des Darmes mittelst Wassers und des Gummi-
sdilaaebe« und MaMage dea Hinterleibes;
dnreh DrQcken, Kneten, Schieben and Prot-
tiren sucht iimn den Koth in Flnss zu brin-
gen. Für Pferde ist Kleiengcschlap]) und
GrQnfutter, für Kinder sind rohe Kartoffeln'
und Kunkelrübenblütier, fflr Schafe und Zie
^en süsse Molken oder Buttermilch ('/, — 11),
liir Schwein- Milcliabfälle, für Hunde Fleisch-
brttbe and Milch passende, gelind abfahrend
wirkende Fattermlttel. Alt anoeiilehe La*
xanzen können noch zur Anwendung kom-
men bei Pferden und Schweinen Aloeextract
mit Kalomel in Latwergen- oder I'illenfurm,
bei Schafen and Händen Kamala, bei Hun-
den OL BieinI, Rhabarber, Jnlappe, Syrapus
Bbamni catarrhicae (Kreuz^Jornbeerensyrup
18*0 — 30*0) und Intusum Sennae compositum,
femer bei grosseren Thieren sabcataiie In-
jeetienen von Eserin (Physostigroin) und
Pilocarpin oder von Eserinpilocarpin. nach
Ellenberger railg-Miieine Therapie der Haus-
thiere) auch von Muscarin, das jedoch, ebenso
wie Pilocarpin, besonders bei Wiederkivern
leicht Luni»enödem erzengt, gegen das wir
im Atropin ein zuverlässige» Gegenmittel be-
sitsen; Losungen von Kochsalz oder Glauber-
sals in der Dosis von 0*1 — 10 g. subcutan
am Baache injicirt, regen die Dannthätigkeit
an rebrigens versucht man bei gr>-.-;seren
Thieren die verhärteten Kothmassen per
annm mit der Hand zu erreichen und zu
entfemea, bei Hunden mit dem Finger oder
mit der Komzange, was besser mit einem
entsjircLhfiii! starken, an dem einen Ende
iiakenföruiig umgebogenen Draht zu erreichen
ist, weil man mit der Kornzange leicht die
Mastdarmschleirnhaut einklemmt und qnetsclit ;
Frank (tliier.irztliche iJeburtshilfe) eiiiplieiiit
letzteres Verfahren zur Entfernung des Me-
coninm oeageborner Thiers. Ffir VOgel sind
Ol (Inf Otter, gesalsenes Weiehftrtter Ar Htthner,
Hafergrütze für Taub-ni, J^alat. Hauslaub
(Senipervirum tectcirum). Brunnenkresse, gelbe
Rüben, Obst und Feigen für Stubcnvögel
(tgl. auch KanarieavOgel- and Habnerkrank-
heTten) Bweeknftssige AbfUhrmittcl, ebenso
Schleim, Fett. Oele, Oleum Kicini (2 E^^sIOffel
voll für ein Huhn), fol. Seiina pulv. (1-0 bi»
2-0), Rhabarber (0 4— oti). Kalomel (n-06 bis
012), für Stubenvögel 'linct. Uhei aqno»a,
tropfenweise gegeben (vgl auch Zürn. Krank-
heiten dea Geflügels).
Homöopathisch kommen zur Anuendong
Nux voraica und Arsenik, in hartnäckigen
F&llen Veratnim album und OpivnL bei jnii-
gen Thiwen aan&chat Hu vomie«, «u
Opiam und PlmDboai metallieom. Atufier.
Obsiruentiafobstroere, verstopfen). Mittel,
welche die Ansstossung des Darminhaltea be-
schränken sollen, also haapts&chlich gegen
Diarrhoen gerichtet sind (Antidiarrhoica,
Styptica, Enterosty pticaj. Um gegen
Durchfälle anzukämpfen, gibt es eine Ueihe
ganz verschieden wirkender Mittel, je nach-
dem den enteren eine Ursache so Grande
liegt, auf deren Beseititjung durch entspre-
chende Medicamente und diätetische Mittel es
vtir .Vllem abgesehen sein mass. Im Ganien
handelt es sich allerdings in etater Linie am
Bemhignng der stets in abnormer Weise ge
f-teigerten Darmperistaltik, sowie um Herab-
setzung des Wassergehaltes im Durminhalt,
allein auch diese Vorgänge können durch
verschiedene Grundursachen hervorgerufen
werden: die Haupthcdingung der Beseitigung
von Diarrhöen liegt sonach in der Eruirung
des ätiologischen Momentes. Diese
stOsst, wie es sich leicht denken liest, in der
Praxis häufif,' auf Schwierigkeiten, es gelingt
daher nicht iniiner, die richtige indication
der enterostyptischen Methode aufzutinden und
so kommt es vielfach vor, dass man laweilen
Aber gewOhnlfehe Dnrchftlte mit tonst vor-
trefflich wirksamen Arzneimitteln nicht oder
erst nach Wochen oder Monaten Herr zn
werden vermag.
Als nächste Veranlassnngen sar Entste-
llung von Durchfällen mUssen Reizzustände der
mannigfachsten Art besrlmldii^t uei>l.>ii und
können dieselben in der Anwesenheit angeeig-
neter Futterstoir«, Ton in Zersetsnng und Pim-
niss übergegangenen Darminhaltos, fal-^ehen
Säuron, Bacterien, Mikrokokken, verhärteten
Fäcalma-^sen u. dgl. gelegen sein. Unter sol-
j chen Umständen leistet ein mildes Abflkhr-
I mittel, das sogleich antiseptische Eigen-
'5'haftcn besitzt, häufig am ra-»chcsten Hilfe.
, in-.besondere Kalomel. Dasselbe gilt vom
j l.'ieiiiusöl, das selbst der entzündlich gereizten
]»;trinsclileimhaut nichts schadet und welchem
I gahrimgswidrige nnd sogleich darmdcsinfici-
rcnde Stoffe, wie Carbi»!. Benz(d, Naphthol.
Tbymol, Ichthyol, Jodoform, Kreosot, Kreolin.
Reaorein, Naphthalin, Salicylsäure. Wismnth
n, 8. w. (nOthigenfalls mit absorbiren<lf>n nnd
antaciden Mitteln) beigegeben wenieii können.
Sind derartige in den Dann eingelangte schäd-
liche Stoffe nicht näher bekannt, hilft man
sich durch EinfBhrangTon sehteimigen decken-
den Mitteln, um dieselben durch Umhüllung
unschädlich, bezw. die Schleimhaut durch Be-
decken mit einer reizmikiwnden Schichte
weniger leicht angreifbar zn machen. Hieher
passen Amylum, Althaea, Bockshomsamen,
Lein.sainenmehl, gekochter Hafer- oder 0er-
stenschleim. nicht sehr verdflnnt, am besten
mit eine») Alkali wie do^pelkohlensaurem
Natrium, besonders wenn das seinerseits wieder
Säure bildende <>ummi arabicum genommen
wei ii. n will. Fette Oele werden nur in l bis
2maligen mässigen Gaben gat ertragen. I>iar>
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0BST8ÄURBN.
- 06STTBEBER.
rhOen können ferner bedingt werden durch
«ii«o cstanrbalischeD Znttand dir Darm-
Schleimhaut und daraus entspringende ver-
mehrte Secretion der SchleirahautdrQscn, sich
kennzeichnen d anfangs durch kleiiif luirte
dunkle Eothbalten, welche später weicher
werden und mit Schleim Aberzogen sind. In
solchen Fällen sind zuerst st'hltMiiiigfe bittere
Mitt.'l mit kohlensauren Alkalien. Weinstein,
]5roch\vi'in-tein u. d|;l. angezeigt später mehr
die «romatiacheo mit Kochsiüs und zuletzt
die pflanxliclien Adstrinfirmittel, wie die Bfo-
li Ti der Cliina. Weide, Eiche, die Tormeiitill-
wurzel, Saleji, Tannin. Bei mehr ehrouiiscliea
Fallen und wenn Schwäche. ErtchlatVang u.s. w.
in Grande liegt, können auch AUun, das
aehwefelsaare Eisen, zeitweise Gaben Ton
Bleiacetat. bei liartiiückigcn, jeder Behandlung
apotteadeii I>iarrhüen auch Enzian, Kalmus.
Rheam in kleinen Gaben, Tinctura Nucis
Tomicae oder das Silbernitrat als Styjiticum
und Erosionen, catarrhalische Gescliwurobeii
flberheilendes Mittel zu Hilfe genommen wer-
den, w&brend die oben genannten einhaUen»
den, deckenden nnd reitmüdeniden Mittel bei
von^'iegender Darmatonie gegenangczei^t «iml.
Ebenso schade» bei acuten Darmcatarrhen
im Anfang die reizenden Mittelsalze, insbe-
sondere Glaniieraalz, Bittersalz and Snlmink,
wogegen Kochsalx, In kleinen Dosen gereielit,
die Mitte liält und kaum Gegeniinzeif;en findet
Viele Durchfälle veidaakeu ferner ihre Ent-
stehung Erkältungen und sind hier wie bei
zu lebhafter Secretion der Damidrüsen erst die
die Hauthätigkeit anregenden und dann die
diuretischen Mittel am rechten Platze, zuletzt
auch narkotische Sabstanzen, welche zugleich
auch jene Diarrhöen günstig beeinflussen, bei
denen eine stärkere Reizbarkeit der Ditrm-
nerven obwaltet und wobei iii der Beschrän-
kung der andauernd aufgeregten Peristaltik
die Hnuptheilanseige gelegen ist. Opinm als
Polver sowie die Opiamtinetnr in herzhaften
Gaben sind hier am rechten Orte, während
beide herQhmte Stopfmittel entschieden scha-
den wärden. wenn sie inr Anwendung k&men,
wo es gilt, jene Znstinde erst su beseitigen,
welche die DiarrhSe nnterbalten. Opium ist
auch vun besonderü rasebem Erfülle, wenn
lagleich Erkältungen im Spiele sind und na-
montiieh die nOtUgen diätetischen Mass-
nahmen nicht rerabs.lumt werden. Dieselben
bestehen vornehmlich in reinlicher Stallhal-
tung, guter trockener Streue, warmer Be-
deeknn^ (nöthigenfalls Umlegen warmer
Uauchhuden). Abreibnngen der Hant, Tor-
sichtigem nnd mässi<?em Trinkenlassen. Ver-
abreichung leichtverdaulicher kräftiger Nah-
rang, nur mftssige Bewegung und Arbeit.
Bei Sangtbieren erfordert auch die Matter
besondere Ber&cksichtiguog oder mnss das
Trinken an derselben eingestellt, bezw. die
Milch erst gekocht werden, am besten mit
etwas Schleim, Kalkwasser u. dgl. Als pas-
sende Fnttermaterialien bei allen Durchfallen
sind tu empfehlen; wenig, aber zartes Uriia-
zeog, aromatisches Heu, Haferschrot. Gersten-
grftUe, gerosteter Hafer, gebranntes Maismehl,,
Erbsenmehl mit Häcksel oder gekochten
Koben und Kartoffeln, dann blätteriges Legn-
minosenstroh , dickliche Brennsappen Ton
Brot, Hehl (namentlich von Gerste), kleinere
Mengen von Malztreber, frischen Mohnkuchen,
Malzkeime mit Wurzelwerk, Roggenkleie etc.
Zum Naschen sind zeitweise besonders dien«
lieli Wachholderbeeren, Fichten>rT-M-icrn. Tan
iienzweige, frisches trockenes Buumlaub, ge-
brannte Eicheln oder Kastanien, etwas Torf-
mall, ein St&ckcben Steinkohle. Für die
CamiTOven: Soppen von gebranntem MehL,
Zwieback, Reisbrei, Gerste mit Mih^li ge-
kocht, Mehlbrei von Hafer, Maiz, Maltulegu-
minosen, Cacao, wenig, aber öfters rohes
Fleisch, Scbiniien, Sagosnppe mit Bothweln,
Ei u. 8. w. fdgtf.
Obataauren. Im Obst, welches in obst-
reichen Jahren auch fiir die Hausthiere, ins-
besondere Schweine, als Beifutter zur Ver-
werthung kommt, sind besunders wirksam die
Fruc htöäurcu, d. h. Aepfelsäure. Weinsäure
und CitronensÄure, welche tbeiU frei, theih
an Basen (namentlich Kalk) gebauden sind
nnd in Verbindung mit Fraehtneker eine
angenehm kühlende und erfri.<!rhende Nah-
rung bilden, obwohl der Pruteingehalt nur
ein geringor ist. Vor reichlichem Genuss ist
tn warnen, indem eineatheiLi die AepfelsAnre
schwer rerdanlich ist, anderentheiu leicht
V»: irrliöe und radi-hes Magerwerden nachfolgt;
ubättreber dürfen sonach besonders für
3Iast8chafe und Mastschweine nur mit Trocken»
futtcr. Häksei etc. verabreicht werden. Das-
selbe gilt vom unreifen oder faulen Oh^t
oder vom Verfüttern abgangiger I i! ; ujh ji
and Zwetschken, deren amygdaliohaltige Kerne
schon hol Sehweinen Vergiftungen (Biorechen,
Lähmung) hervorgerufen haben. J'-ri.'.
Obsttreber. Kückstaude bei der Berei-
tung von Wein aus Aepfeln, Birnen u. dgl.
(Uber Weintxeber a. d.>. Der racfcerhaltige
Saft des Obstes (s. d.) wird dnreih Anspressen
oder vermittelst DifTu.si.in fAuslancron mit
Wasser) gewonnen, dann eventuell nuvh mit
Zucker versetzt und vergähren gelassen. Man
erhält so die verschiedenen Obstweine. Di*-
Kttckstände. auch Mosttreber oder Trestc r ge
nannt, welche übrigens bei dem bisher mei^t
Ablieben Pressverfaiiren jedeutalls nährstoff-
reicher als mit Wasser ausgelaugte Obst*
Schnitzel f DifTusionsverialiren) sind, dienen
zur Branntwein-, Geleebereitung od.-r als
Viehfutter. Ein Centner Übst liefert bei dem
Pressverfahren 13— Stil Saft und 40— 4i Ffund
Pressling«. Die letiteren sind nm so nlhr«
stofTreicher, je unreifer und frischer das Obst
war, da dieses im unreifen Zustande (s. Obst)
reicher an unlöslichen Stoffen (8tlrko,PoctOSe)
ist. Nicht aosgesOsste, also nur anagepressto
Apfeltrestor enthalten:
24-t Wt tT*4,im Kittel 2i ij . 1 rockeeiubtUa;
1 • 1 „ 1 ■ 7 , „ r J „ *tir|utoflb;i'tlg« Sto«f
1-3 „ 2 0 „ . l ö . RobhU
i'i . 17't . . 12fi. lUckttofffr. Eztrwtotoff«
6-t . »'1 « . n » ttaUUmt
O'l , Aaeb«.
Die in erster Linie in Betracht kommen-
den stickstofffreien Extractato^b bestehen
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308
OBSTÜPEFAOTIO. — OBSTWEIN.
f^seniheiU aus Zucker und Stärke. Ihr
Stickstoflgehult wird voni< liinli' Ii Jurch «iie
Apfelkerne bedingt, die uumlicb stickstulf-
reieh aind: Kor oll fand darin, bei einem
Wassergehalt von 10— 1 2%, 19 8% Protein.
Stutzer hfilt übrigens die Apfeltrester
fftr schwerver<l.inlich, die Stiokstoffsub-
stans derselben sogar iüt onverdnulicli und
fipricht deshalb denselben emen geringeren
N'ilirw Ith ümi DifTusionsschnitzeln (s.
Ditl'asion.-^rttck^Uiade der Zuckerrüben) zu.
Dessenaugeachtet lith Statier, die Apfel-
trester zo verfüttern, u. zw. hauptsächlich des-
halb, weil sie „wegen ihres säuerlioli-aromati-
Hfhen Geschmackes uuA (ierui als «jewürz-
luittel wirken und den Appetit der Tbierc
anregten**. Es ^scheint, dass die Obsttre^ter
„Keiz«r 'fff ■* cntlialten. In der That haben sich
die fri-.cltt;ii Obsttrester in der hmdwirth-
schaftlichen Praxis sehr gut als Futtermittel
bewibrt. Landwirthe, die regelmässig Most-
trester rerfftttem, halten sie so^r fftr leicht
V I- ri-^ an 1 i c h. In Amri ika vrrnitt'Tt man von
Iri-ichen Apfeltrestern au Milchvieh bis
10 kg pro Hanpt nnd behauptet, dass sie
die jlilchsecretion günstig beeintlusseii. Im
Gemisch mit Strohhäcksel u. dgl. fcrnieutirt
(eingesäuert), benüt/t man >V\i- *)bBttreater in
Amerika auch als Schaffutter.
Die zu verfütternden Obsttreber messen
in'iTlichst friycli sein. In Weiiigt^istgährung
lifgritTeue oder essigsaure Trester verursachen
erhebliche Verdauungsstörungen, haben sogar
bei Pferden nnd Kindern vurtlbergehende
TJLhYnnngtsemcheinungen hervor gemfen. Der
srli.'unic!!«- STiurc;,'cl"ialt mit unfii-'-li-Mi Treber
läsbi ^icil zwar durch ZumUz vun Knid'^ ab-
stumpfen. Der in den Trestern zu luiriitendc
aehidliche tiebalt von Weinhefe (Saccliaru-
myees ellipsoideos) und anderen Gähmngs-
errei;- rn wiid jijJodi öaJurch nicht beseitigt.
Zur Unschädlichmachung der letzteren müssen
in Gähmng begriffene Trester gründlich ge-
kocht werden, wolurch mnn noch den wei-
teren Vortheil erreicht, dass die in den
Trestern etwa enthaltene unlösliche Pectose
in lOaliehes Peetin abergefahrt wird. Ge-
kochte Trester dürften aach nicht leicht
Kchlempemaukc.ihnliche Erkranknngcn beim
Kindvieh bervorrusen, eine CaJauutät, die
nat !i Vi'i l'iittt'rung unfrischer roher .\bfalle
in grösserer Menge »oust nicht selten ein-
tritt, Nachtheilige Polgen hat man auch nach
der Verfüft.TiiiiL: t: f r l' r n o r Tre-tcr beub-
achtet. Die gelroitTn ii Trester sollen xwar
nach Johnson ein i:nt.^ Pferdefatter sein —
eine Angabc, die jedoch mit entsprechender
Vorsicht aufzunehmen sein dürfte. Dass sich
gefrorene Trester gut halten, unterliegt wohl
keinem Zweifel; wenn sie auftliauen, gehen
•ie aber alsbald in Zersetzung über und
nehmen um so si-li<1 Iii. h. ri' Wirkiin^reu an.
Um <iie 'ircber zu tüiisciviren. säuert
man sie nach allen Hegeln der Kunst (s. Ein-
ataem des Putters) ein« Noch besser iat es
aber, sie mit kttnstlicher WArme zu troeknen.
Die Tri.okentr- ber bilden > I i i jnblätterige,
lederariige Ma«»e von augcnehuem Apfel-
[ geruch. Getrocknete Ap feit reber enthielten
f nach Storer
9r5% TrMi kcnsiiij'tanz
ti i „ stickjtullLaltige Stoffe
4 !» ., Rohfett
60-K „ stickstodVreie Extractstoffe
IS'8 „ Holzfaser
1-8 - Asche.
Der ääure- (Apfelsänrc*) Gehalt betrug
I 1 17 **/(,. IMe Treckentrester sind, abgesehen
j Von ihrer -'twaigen Schwerverdaulichkeit, ein
concentrirtes. aber stick>tortar»n's Futter.
Sie sollen ebenfulls appetitreizend wirken
aod sie haben sich, mit geeigneten stickstolf-
reichen Futteruiittefai vermischt, besonders gut
als Futt«'nnittel für Schafe bewibrt. /V//.
Obstupafftotio (von obstapefacere, bs-
taubrii), das Unempfindllcfamaehen. Jimr.
Obstweta. Der zuokerhftltige Saft ver-
schiedener Obstsorten bei nns, namentlich
von AepfelD nnd Birnen, in neverer Zeft anch
von Johannisbeeren. Sta. helbeeren etc.. Ii- nt
zur Darstellung eines weinartigen Getränkes,
welches je nach bcn&tater Obstart als AepfeU
Wfin. Erdbeerenwein u s. w., im Allgemeinen
iils Obstwein bezeichnet wird. Du aber der durch
Au-jir' ->cn unserer Obstfrflchte erhaltene Saft
nur 7—10% Zacker enthält und bekanntlich
IAO Theile Zacker bei dir Gfthmng 'io Theile
Alkohol liefern, so würde man aus dem Obst-
safte allein nur sehr wenig .\lk0h0l (3 ö — ."»%)
hftltige Weine erhalten. Man versetzt daher
Iden Obstsaft entweder vor der Gährong mit
Zncker (für gewöhnlich anf i Theil Saft 31'heile
j Zockerwasser \"n Zr,ck«'rt.'''lialf ). o4er
j man setzt dem Ubstwein wahreud der Gaiirung
I Weingeist hinzu. Die Bestandtheile der Obst-
weine sind: Alkohol, Zucker, PectinstoÖe,
<iummi. Glycerin. .Kepfelsäure, WeinsÄnre,
Huttersäure, Essigsäure. <; rb-.iure. Oxalsäure,
Bernstoinsäure, Milchsäure, die Bouquet bil-
denden .\etbeiarten und die anorganischen
Salze. Die Aepfelsäure und zunächst dieser
die EssigsJlure sind von den Säuren in weit-
aus grösster Menge vorhanden. SiilKT-- l lUfr-
scheidnngsmerkmale zwischen Obstwein und
Tranbenwein sind nicht bekannt. Nach Tneb-
' Schmidt sollte fl r err.ss r.'' tJchalt des Obst-
j weincs au kohlensaurem Kalk ((VIl— 0'40%)
gegenüber dem Tranbenwein (O t)49% >« ra&i\-
mvm) als Erkennnngsmittel dienen, jedoch
wnrde dies von Freseniasnnd Borgmann
in .\bredc gestellt. Nach S nnex '•ntTi.alt der
.\epfel- und Birnenwciii <l:i- Kalium Dicht
als saures weinsaures Salz, -oiidern ist darin
an Aepfelsäure und Essiggährung gebunden.
Wegen des geringen Gehaltes an Alkohol
gehen die Obstweine bei ungeeigneter Be-
handlung sehr leicht in Essiggährung übet; um
diese Gefahr zn vermelden, werden sie hftnflg
: übermässig geschwefelt, wodurch eine grössere
.Menge schwefeliger Säure in den Wein ge-
langt Der Aepfel- und der Birnenwein, in vielen
I Gegenden aus dem anreif abgefallenen oder
! sonst beschädigten Obst bereitet, wird anch
als Ci der. in loddeatsehtand als Most be-
I zeichnet. Z<y^w«v4.
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OBSTZL'CKBR. — 0CCIDEKTALI8CHE PFERDE.
Der 0 b $ t w e i n, ein aus Obst hergestelltes
welnarti^ Getränk (s Obst und Obsttrebcr).
Obstw/»iu („Cider") u, Ju'l. \\nr>]>- in Airv i^k.i
in reuiien Obstjahren auch nU Futtt^mutt' 1
benQtxt. indoiii niaii damit Heu oder .Stroh
(auf 10 kg S l Cid«r) besprengte. Saueres Uea
soll dadarch seine nngflnsti^en diätetischen
Wirkuiivrei\ vrrlii;r> n. Es bleibt ilabei nur un-
verständlich, »«.•-■.halb die praktischen Ameri-
kaner in reichen Obstjahren, wo der Cider
echwer verkäuflich ist, nicht lieber gleich das
Obst verfättern. als sich erst die Kosten der
CSderbereitmii: aufzuerlegen. Denn von einer
Sanirung schlechtt-n saueren Heues durch
Besprengen mit Obstwein kann wohl nicht
die Kede sein. Jedenfalls wird solchem Heu
besser durch Diinipfen seine etwaie^e geäuad-
lit it-^rhiitilu 1,.- Wirkung benommen. J*cit,
Obstzuoker, s. Traubensocker.
Oktegentia (obtegere. bedecken), deckende,
einhüllende Mittel. Sic >oll.'n dadurch nütien,
dass sie äussere oder innere Theile des Kör-
pers, besonders Haut und Schleimhaut, welche
iiires natürlichen Schutzes beraubt sin I. k^ln^t-
licb decken nml so vor weiteren ungüij-ti.r. n
F.itnviikini<r' n - .hütien, oder dass sie stark
wirkende, giftige, scharfe, ätxende Stoffe ein-
hüllen, um sie nnschldUcher sn machen, besw.
nm di*» Aufs:iMi*ung zu verzögern oder zu
vorhindoin. Dit-se Art von .\rzneimitteln hat
man aus diesem Grunde auch Involventia
(involveie, einwickelnl odcri'rotectira (pro-
tegere, decken, sehQtsen) genannt nnd ge-
hören zu ihnen die Fette, fetten 0* l«-. Sohleitn,
Emulsionen, Mehlsubstanzen, EiweissstDilV».
Amyluin. Kleister. Glyccrin, Seife, Desgl< i-
cheii zahlen za ihnen die Coagnlantin,
welche dadurch eine schQtsende Decke bilden,
dass sjp mit den Albuminatt^n J i S. on te,
z.B. auf Wunden. Schleimhäuten feste Ver-
bindungen ein;.'t»lien und die Flüssigkeiten
zum Gerinnen bringen. Hieher gehöivii Hl-
Tannute. die adstringirenden Vitriole. Alaun.
Bleizucker. Hollenstein. Carbolsäure, Kreosot.
Alkohol etc. Hauptsächlich sur äusserlichen
Anwendttng kommen von den Obtegentien in
(';, lirüuch . Gummi. Starkmehl, Collodium,
Leim. Wachs, Terpentin, Theer, flüssiges
Pech, Kautschuk, (Juttapercha, die Pflit-tvi-
(Glotinantia) nnd daa ÖltUieisen. V^gi/.
Oktritnt (von obterere, xermalraen). die
Zerquetsch uni,'. . / ,\ ^' •
Obtoslo corneae (von obtundere. stumpf
mach)-n: comea, die Hornhaut), der Horn-
hautfli'ck'>n A>iJ::ta\
Obvolventia von obvokens, einhüllend.
Einhüllende Mittel, s. d., und Glutinantia.
sowie Involventia and Obte^entia. AW/i.
Ok«ra*Phrda oder Obvinekieche Klepper.
Im Gouvernement Perm, haui»t«;i.~hli<-li in L n
Dorfschaflen an der Obwa, einem N«.b<.-ii!iu>->e
der Kama, wird .-«elt alter Zeit ein PtVrde-
seblag gezfichtet, der seiner guten £i^n-
eehaften wegen fast im ganzen Zarenreiche
bekannt und geschätzt ist. Ueber di " Ent-
stehung dieses Schlages gehen die Ansiditen
der russischen Hippologen ein wenig an^eiu-
ander. Baron Meyendorff gibt an, dass
I auf Befehl des Zaren Alezei Michailowitach
fVater Peter des Grossen) ron der Inael
(».mI rn' Iirl'af h kli?ine Pferd' hen 'ider Klepper
1 ii> die La»nl.-.chatt an der Obwa gebracht
worden wären aod ao» diesen der Obwinaki-
ache Schlag hermgegangen sein seil.
Nach J. V. MoeHer vCTdankt derselbe
sein«' Eiit-t' !iiin<: oil-r Vorli' -'-Ttinir <\vn
Esthlaiidistijf n Klcpperlieiigst« !). wi-l' Ii'- Kndt'
des siebzehnten Jahrhunderls am i;< Melil 1'. ti r
des Grossen dorthin geführt und hauptsilch-
lich auf den Gütern des Grafen Strogonow
als B''s' Iiiiler benützt wiirlcn.
Die Pferde an der Obwa sind zwar nur
klein. Wi>rden selten 1'45m hoch, besitzen
aber leidlich gute Frirm^-n im I v,^rh;iltniss-
massig kräftige Gliedmasseii; ihr Kupt konnte
vitUeicht etwas zierlicher und hübscher sein,
auch ist ihr fiaU in der Kegel etwas zu dick
und nicht schSn aufgesetzt Vor Allem r&hmt
man die kräftige Constitution dieser Thiere;
sie ertragen die Unbilden des rauhen nonli-
schen Klimas vortrefflich und werden nur
I selten von Krankheiten l>efallen. Bei der Feld-
arbeit zeigen sie sich tteissig und ausdauernd;
: vor den Wagen oder Schiiti.'ii gespannt,
laufen sie schnell, und sind bezüglich der
Em&hrung sehr genügsam. Diese munteren
Pferdchen besitzen ein gutes Temperament,
sind folgsam, gelehrig, und leisten auch mehr,
als rann ile» kleinen Thieren zumuthen sollte.
Für gute Pflege aeigen sie sich sehr dankbar.
An der Obwa trifft man ziemlich viele
gelbe Pf'Tilt' rnit Aalstri-if- ii ftbor d<^ti PiUckeii :
Isabellen und iicUliichse sollen dort häufiger
vorkommen als Braune nnd Rap|>en. Schimmel
sind wenig beliebt, nnd werden nicht gern
gekauft.
In versi-liivd':-n'/[i Gc-tiitcii 'Irr di'Vtigen
Grossgrundbesitzer wurden in i;''ii letzten De-
cennien Hengste der asiati-' In ti K.issen als
r.- schäler benützt: man hoffte dadurch eine
grissere und hül»scliere Nachzucht zu er-
lialten. die au. -Ii zum Reitdienst tauglich sei;
allein nicht überall hat man den Zweck er-
reicht. Im Gestüt der Grilfin Natalie Strogonow
werden seit Jahren grössere Wagenpferde ge-
züchtet, die sehr gesucht sind, und zuweilen
mit löUO Rubel per Paar bezahlt werden.
Das Los der Zugpferde ist in jenen Ge-
genden kein heneldenswerthes: man verlangt
Von den 'l'lii'^^ren sehr viel, und die Schilde-
rungen bezüglich ihrer grossen Leistungen er-
scheinen uns oftmals unglaublicn, so wird z. B.
gesagt, dass die Po»tpferde bisweilen äi Weg-
stunden im schnellsten Lauf zurücklegen
mussten. ohne auszuruhen — und endlich — in
den Stall geführt — bekämen sie hier nur be-
scheidene Portionen Hafernebst etwas Hen. Fg,
Obwinskischer PferdMOMag, s. n. Rnss-
laiid.i 'J'iucriU''ht.
Occidentallsohe Pferde nennt man im
• Gegensatz zu den Pferden des Orients alle die-
jenigen, welche Ihre Heimat mehr im Westen
Europas, il, Ii. im Ali<'ndla!i'i':-. liiil'.-n. In den
meisten Linidern des centraien «mi westlichen
Europa kommen seit alter Zeit vi<^lf grosse,
schwere Pferderassen ror, die Fitzinger n. a.
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310
OCCmTALDRÜSEN. — OCffSENEOPP.
lUT SpeqiM od«r Gruppe d«« Equos roboatiu ge*
fft«nt hftben nnd neuerdings von H. t. Nafbnniu
nicht mit Unrecht als ^taltbldtifife" bezeichnet
wurden. Es gehören bieher die &cbwerdD franzö-
sischen Schläge im Norden der Republik, die
AlpenroBse in der Schweix, Tirol nnd Steier-
mark, die altdentschen Pferde buii Rhein,
div Friesen in Holland, die Dänen in Jütland
und mehrere englische KarreDpfeideschl&fe
(Shirehorses, SnfbU», Clydetdaler etc.) lo
Orfissbritanrten.
Zur G nippt.' der occitlrntulischon Pf<:rile
gehören :iiuh verschir-tlonr; Jt-r klt-inen [»ony-
artigen Thiercben (Equus nanusj, welche
heoptBlehlicb im Norden Ettfopae «of ver«
schiedenen Inseln heimisch sind, nnd an an>
deren Orten »älier bcäcbrieben werden (ao
z.B. Oelandtr. shetliader, Kew-Fonütter ud
Galloway-Poues).
Im Allgemeinen beeilten die abendlän-
dischen Pferde eine weichere Constitation,
ihre Uaut ist dicker, das Haar länger und
grober, nnd auch die Knochen sind dicker als
bei den orientalischen. Das Temperament der
Abendländer ist in der Regel ein ruhiges;
ihre Gangarten sind weniger ras* Ii und sie
leisten .anter dem Sattel selten B^^friedigendes.
Für den schweren Laatzog sind aber viele
dieser Pfer'le unflhi^rtrefflich, und «ie werden
daher auch vorwiegeinl an solchen Orten aul-
gexogen nnd gehalten, w<> man starke Wagcn-
oder Xarrenpferde braucht.
OeefpItaldrBsM, modifleirte Talgdrüsen,
w.:-'cL>:' .-irh in di.T Hinterhauptir'.'iTi'nd der
Korn- i'le hetindeii, und von denen das Drome-
dar 1:1 I T Hegel vier besitit. Em.
OccipiUum a. Occiput (von ob, ent-
gegen: Caput, der Kopf), das Ober- oder
Hint('rli:iii|- .l/iii: ker.
Ocoieor (von occidere, todteu), der
Schlächter, der Metzger. Anacker.
Oociaslo (von oci'liid-'re. verschlies^en),
da--; Vuräcliliesscii, das Vtfrwacbse«. Aar.
OMiiltm (occolere, verbergen), verbor-
gen. Anatker.
(khrtpyra (von «y.po;, gelblich: «ip,
Peuer. Fi''bt'r), das gelbe FiobL-r. .-Utiii-ltr.
Ochse, Ochs, vom sauskr. usa (Ukäha),
der Stier, m (uksh) bespringen, befrachten.
Unter Ochse versteht man das m&nnliche
Thier vom Pindviehgeschlechte flberhnnpt,
das zahm-; männliche unverscbnittone und j
verächiiittriie Rind im Besonderen, gemeinhin
aber wird als Ochse daa veraehnUtene männ-
lich ^ Üin ' f f':^eichnet. KteA.
Ochsenaugen, s. AugcniornK'n.
Ocheenbeschiag, s. Klauenbeschlag.
Ochaenbresiaa (Oestrui^bremse), s.'Rind-
▼iehbreme, Itfndsbaatbreme (Hvpodermn oder
Oestrns bi)vi«)und Rinder- oder Ochsenbremse
(Xabauus bovinus) bei d<;u Fliegen und
Bremsenfliegen. AbUUntr.
OelneiifkullMr RiMtvIebtehtag ist ein
QUed der frtnkisehen Basse nnd wird haupt-
sächlich in der Unigebunt,' v^ju Pt ttolbach.
Vietzingen, Marktbreit nnd .Marktieat gezüch-
tet Die dortigen Rinder sind meistens von
mittlerer GrGise, mit kräftigen Gliedmassen '
ausgestattet nnd in der Regel von gelber
oder hellhranner Farbe. Weisse Ahi«ich«n am
Kopfe und an den Beinen kommen nicht selten
vor und werden jetst vou den meisten Züchtern
nnd Kinfem gern gesehen. Der Kopf dieser
Rinder ist mittellang, die Hörner sind dicht
an der Stirn angesetzt nnd zeigen häufig die
Neigung, sich mit den Spitzen rückwärts za
richten. Ihr raittellanger Hals ist kräftig ent-
wickelt: bei den Kühen erscheint derselbe
oft schlank, wie hier überhaupt die Muscu-
latur etwas scliwiiohor al» bei den Ochsen ist.
Die Urust ist leidlich breit und tief, der
Leib mittellang und das Kreuz etwas ab-
sehllsaig: der Schwanianaati ist niedrig und
die Stellung der Hinterbeine ki'nnto bei
manchen Thieren dieses Schlages beajser sein ;
diese stehen häufig zu enge aneinander.
Als Arbeitsvieh werden die Ochsenfturtber
Ochsen gerne gekanft. weil sie fn der Regel
einen guten Schritt haben und sich u'ewuhnlich
dauerhaft zeigen. Nachdem sie einige Jahre
zum Zuge benätzt sind, liefern sie für den
Maststall eine sehr geschätzte Waare, indem
sie in verhältnissmääsig kurzer Zeit za einem
Gewicht von "/OO — 800 kg kommen nnd mei-
stens eine gute Fleisciiqualität liefern. Als
Milchvieh haben die Ochsenfarther Kühe
keinen ^rrossen Werth : sie liefern selten mehr
ali» 2Ut>0l Milch im Jahre. J^eytag.
Ochaengalle, Fei Tauri, Bilis bovina,
banptsAcblich gaUensanres liatron enthaltend,
wnrde frflher als bitteres Stomachicitm an-
gewendet fs. Fei). Da.'^ Mittel sr.llte aus der
deutjchen Pharmakenöe gestrichen werden.
In physiologiscberBeiiebung s. bei Galle. Vi.
OohauMtiei, versteinerte, nennen die
Arbeiter in Solnhofen räthselhafte Verstei-
neruni,'en, deren älteste Repräsentanten schon
in der Kohlenzeit, aber besonders häufig
in den Juraschichten angetroffen werden. Es
sind die? jj^ewOhnlich zwei dreieckige, hurn-
artige, nebeneinander liegende Schalen, vvekhe
infolge des Mangels eines Schlosses, eines
Maa^leindrackes oder einer Mantellinie keine
Mnscheln sein können nnd die von den Fa»
lüontoloijen unter den Namen Aptychus be-
schrieben werden. Diese Schalen kommen
hänfig in Ammoniten vor. Während Viele die
.\ptjchen als kalkige Deckel von sn den
Geschlechtsorganen der weiblichen Nantilos-
j tliiere gehdrigen Drüsen ansehen, sind d'Or-
bigny, Pictet u. A. der Ansicht, dass die
sog. versteinerten Ochsenklauen mantelibn-
liche Schalen von parasitischen Kankenfüssen
(Ciirhipedien) vorstellen und den Anstifen
nahe stehen 1 i Iv lauen). A'^ua^ika.
OohMiblanenfett, Axangia Pedum
Tanri, Olenm Tanri. Ein dem Schweine-
fett gleiches oder ihm in der Consistenz nahe
kommendes 'ihierfett. das ölartig ii>t und
nicht leicht nint. Es war früher officinell, wird
jetxt abw nnr mehr Ihnlich dem Hönde»
oder Daehsfett als Tolksmittel gebrsnebt 17-
Ocbsenknie, s. Knie- (-Vorderflisswttnd-
gelenk) Formen (Kniebohrer).
Ocbsenkopf bezeichnet in eiterieoiitti»
scher Besiehnng des Pferdes ein« Abait des
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OCHSENMARK. — ODDS.
geraden Kopfes. Brsd«hn«t eich dorch schwere
and gemeine Formen aus and ist meist mit mir
kleinen Aagen versehen fs. Kopf). Grastmanm,
Oohientnark, Kindsiuurkfett, Adeps
Medollae Bovis. OfBcinell nicht mehr ge*
briaehlieh iind dareh Sehweinefett (e. Adeps
nillus) ersetzt. Vogtt.
Ochsenmarkfett, Rindermark, Medalla
bovina, das in den Rührenknochen dcH Rindes
rorkommeode Fett, welohes weicher «1» Talg,
aber hirter wie Sehmali ist, es ftblt eich
bei gf'w(ihnlichcr Temperatur kröinlich an,
schmeckt milde, ixt geruc)i1'>s und schmilzt
bei 45° C. Eh besteht ans den Gljcerideit der
Palmitin- and Oelsäure und einer nur ini
Knochenioark Torkommonden Fetts&nre der
Mednllins&are, weh In- ilic Ziisammensetznng
C^.HmO, bat DQd bei 72" C. schmihtw Das
Oeliteniiiarkfett wird haaptsächlich snr Be-
reitung von PoTTindf-n veiwemlct. Lodiuh.
Ochsenspalt ncant man den durchgehen-
den Zt-)tenb)iiilt (s. u. Hornspalt). K»€k^
Ocbaeiuecke, s. Zecken.
Oehtaannge, gemeine. Anehnsa, he>
kanntes, steiniaarigcs. flbfr 1 m hohp*. fast
den ganzen Sunuuer blau blühendes Unkraut,
das den Ertrag der Wiesen schmälert und
die Beschaffenheit des Heues oft in sehr an-
gün.stiger Weise beeinträchtigt. Die Borra-
ginoo "ntli.llt nusseult iti in den Blättern und
Wurzeln ein dem Curare ähnliches Gift. Vi.
Die Ochsenzunge, Anrhusa ofBeinalls
(8. d.). soll, wenn in griissi rcr Menge zwischni
dem Wicsengras a. dgl. vorkoromend, eine
blinliche Milch TeranaclieB.
Ocker, auehOcher, nacli ili r ^'ricdiisrli. n
Benennung «oxpa. Die in Form »Tdiger Be-
adlllge Torkommenden Zersetznng^producte
verschiedener Erze, welche zumeist auch ab-
färben und demgemäss als natflriich vorkom-
mende Mineralfarben Verwendung findt^'ti. So
liefern die verwitternden Eisenerze gelben
Ocker (Eisenoiydhvdrat), r oth eo Ocker (Eisen*
oxyd) und blanen Orkf>r, phosjiliors'anrrs
Eisenoxyd. Iii dem im Flotzgebirge bei (ioslar.
Jena und in Frankreich vorkommenden gelben
Ocker ist das £i»enoiydhydrat mit Thon oder
nitkohlenSBOrem Saft gemengt (gelbe Kreide,
Kasseler Goldgelb). Manganerze litf-m
schwarzen Ocker, weil das höchste Uxj-
dolionsprodnct des Mangans, das Mangan-
bnrparoijd, scliwars ist. Chromocker von
(^easot 1>ei Antnn ist ein dnrch Chromoxyd
blassgrtln gefärbtes Thongestein. Auf (iiin^'en
von Rleiglanz verwittert, findet man gelben
nifiorker in Form eines mehligen Belages.
Durcli Erliitzt^n von thonbiiltigcu Fi'«enerzen
wird nannritlich in BOhnicn kün.stlich ge-
brannter Ocker erzeugt. Zu diesen zählen:
rotbe Kreide, PreoBiiacbroth, Venetianererde
und die Bienaerde. L»e6üeh.
Octandria (von öxtiü, acht: a-/T,p. Mann),
die Achtminnigkeit, nach Linnö die 8. Classc
de/ Pflaosen mit S Stanbftden. Amuktr.
Oetavias, Hengst v. Orville, gewann dem
Mr. Ladbrooke im Jahre daa englische
Derby. OAfniiams.
Octopiia (von öxt(ü, acht; noü;, Fuss),
der Achtfoss, eine Doppelmissgeburt mit
8 Füssen. Anacker.
Ootylalkohol. Von der grossen Anzahl
der Alkohole, welche sich aus einem Kohlen»
Wasserstoff der Formel CfN,«, dem Oetan,
ableiten lassen (s. Alkohol), s^ind bis nun
deren 8 dargestellt, welche ihtils [irimare,
theils secundiiro und tertiäre Alkoh ole sind.
Der normale Oetjlalkohol, CH^^iCfl,),.
CH,.OH. kommt an Essigsäure gebunden im
Oel der Fnlchti^ von Her;uicniii spondvlouin \,.
vor. Da» Ut'l der reiten Fruchte von i'a«t>-
naca sativa L. besteht fast ganz aus dem
Batteraäureäther des normalen Octylalkohols.
DerOctylalkohol siedet bei l'JO— 19«° C, hat
ein s|M'rili.s( lii's ijewicht vnn 0 .s30 bei 16° C
und liefert bei der ÜX)'datiou Caprylsaure. Lk.
Ootyltiiir», B. Caprylaftnre.
Ocull cancrorum, Krebsun^'on. Krebssteine.
Knopffuiiuige Concremento des Flusskrebsei:,
ähnlich wie die Austernsihalen, nur Kalk
enthaltend, deswegen entbehrlich. Vagel.
OoyoAiileot (von dkxö?, schnell; A)cv,
vvehf). Wehen b- fnrolenid. Anacktr.
Od, eine vuti Ut-ichenbucli angenommene,
von den meisten Naturforschern jedoch ge-
leugnete eigentiium liehe Kruft, welche iwi*
sehen Elektricität, Mairnetismus, W&rme tind
Licht stehen und nur durch die Nerven sen-
sitiver Personen erkannt wenlen soll. Em,
Oda I, Braun, geb. 17'.>ö von Turk-Main-
Atty a. d. Spinj^ter. ist benierkcnswerth als
Stammmutter des für da« Rapp-tie-stüt im
kOnigl. preass. HauptgestQt Trakehnen be-
deutend gewordenen Beschälers Ganges t.
Burgsdorf a. d.Qalathde Tigranne», welcher
vom Jahre 1849 bis in Trakehnen
deckte. Grasswann.
Odds, engl. = Unterschied, ungleiche
WcttOf bedeutet in sportlicher Beziehung die
Augen in den Wetten und wird hinsichtlich
il- rjenigen Wetten angewendet, dii' lier Hnch-
in acher (engl. = bookmakcr) legt. UicHclben
sind zweifacher Art. du sie entweder „gegen*
oder „auf' ein Pferd gelten. Im ersteren Falle
heisat es. der Buchmacher zahlt dem Wetten-
-1 -n so oft den Ein.-iatz, welchen dieser ge-
macht, als jener Odds gegen das betreffende
Pferd legte, wenn es gewinnt, wfihrend er
nur den Einsatz einstreicht, wenn da« Pferd
verliert. In dtm zweiten Füll, in dem ein
Buchniai lier Odds „auf" ein Pferd legt, zahlt
er dein Wettenden nur einfaches Geld, da.<(
ist der Betrag des Einsataes, wana das Pferd
gewinnt, dagegen erhält er Ton jenem d»s
Soviellache des Betrages, als von ihm Odds
auf das Pferd gelegt sind, wenn es verliert.
In 4er Aastkbang dieser Art der Wetten,
die auch noch während des Rennens etnge-
ganzen ^Verden können und i^ri ilmen man
genau weiss, wie hoch sich der ^-u gewinnende
oder zu rerUerendc Betrag beläuft, wird das
Oegen kurz ausgedrückt, z.B. 1<»:I gegen
Chitabob (hier leet der Buchmacher zehn-
faches Gelil i^'o^en il^n Sieg Chitabnbx), \;\<
Auf s. B. 2 : 20 auf Chitabob (hier nimmt er
im Siegefall '"/«Baebiifaehes Geld tob dem
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31t
ODEN WÄLDER VIEH. — OEDEK.
Wetr- ncloti. Statt 1 : Auf u. s. w. i»l es ge-
bräuciiliclier zu SHgon 10 auf 0.8. w. BezHg-
licb der OJds selbst spricht man von knrzefi
und langen Odds, u. zw. jo uachdt;m der Buch-
inai hcr geringere! oder mehrfache h (ield gegen
ciQ Pferd legt. Grassmann,
OdMWiM«r Vieh. D«r Odenw«M bildet
» in Glied des cl^errheinist hen Gehirfrs-vstenis.
das von dem nördlicli vom Siliwarzwalde
liegonde Kraiehgraer H)rglund dardi den
yeckBT, vom SpessRrt durch den Main nnd
vom Thbwus dar«h die Rhetnebene iretrenct
win.i. i-i 7" Is'.ii liiiii: Ulli! :^n— :;0 km hreit.
Dcrselht^ liegt i(riis»tünt!ieiis zwischen Neckar
nnd Main und ^fhört mit seinem grosseren
'l'ix.-ile xuni Gru!i»herzogthaiu Ucst»en, mit
den kleinen Theilen zn Baden nnd Bayern.
I)as daselbst vorkommende Kindvicli ge-
hört fast uusnahiusloii zur Gruppe der süd-
ilentscben Hobelandsrassen : <>s ist von mittlerer
Grosse und meist von dunk 'lt.rnuner Farbe mit
einigen weissen Abzeichen am Kopfe und an den
Beinen. Durch Verwenduii<j der fSrliwcizer
Flecknehstiere ist an manchen Orten in der
neueren Zeit eine Verbesserang des alten
( »il. nwüM'T T. :ui !-i hlasres herbeigeführt: die
Kinder sind grösser, kräftiger geworden und
die Milehergiebigkeit der Kilbe hat sich
verbessi^rt.
In mehreren Ortschaften des Odeiiwaldcs
wild neu*rdings Vi<'l( d<'s r)«>nn*.'r-beri.'er
Schlages pehaiten. w.'il man dieses Ulr mast-
f&higer halt: auch im Zuge leistet dii-'s et-
was melir als da>* (.>denwalder Bau^rnvitli. ii;
der Körpergestnit hat dasselbe viel .\elinlich-
keit mit dem Vngelsberger. und i-t diesem
unstreitig sehr nahe verwandt. Die S< hlai hter
rftbmendie gnte Pleisch<|ualitat der gemasteten
Odenwälder < 1- ri. und es bilden dieselben
auf den Fraukturter und .Mainzer Mürkten
oftmals eine gesacbte Handclswaare. Das sild-
örtliche Gebiet jenes Gebirgstockes ist mehr
einflJrmfg. gleicht einer wellenförmigen Horli-
eli- II' , tragt vor/ugswi.'ise Nadelwaldungen,
uujscliliesat aber an» Neckar auch verschieden«-
hübsche Partien. Hier herrscht die Vichzn( ht
vor. wohingegen iin anderen Orten mehr
Ackerbau-. Garten- und Obstban betrieben
wird. Der W.-inbau ist dort von unterireurd-
neter Bedeutung. freyia;^.
Otfermonls, Agrimonia Eapatoria.
Ueberau wachsende I'llanze mit gelben Blu-
men, welclie früher zu den Adstringirniitteln,
ähnlich der Hauhech«]. dem Heidekraut ' i' ,
i&hlte, aber nur ungenügend wirksam ist. Vi
Odlnagogas (von «»2». Gebnrtsschinerz,
Wehe; äY^T*^«i I«itend), Wehen befordernd.
Odoardl, J. , Dr. med., verCffentlichte
1772 eine Abhandlung: DeUa cum del Laogo.
dclia Peripnennionia e dclU Dissenteria del
Best i am e. Siinmtr. ^
Odontagopum (von '.v.v; Zahn: ayrnYo;,
leitend), die Zahnzange. Ana^h-r.
Odontalgia (von 'i'jmv — övifi;, Zahn:
'^/.Y'j;. iSciimerz). Zahns. Innerz. Anacher.
Odontoblastf n (von ö'><j;. Zahn, und
^/.ascävm, herv urbringou, bilden). Zahnbildner.
Dieselbeil steilen grosse, mit Fortsätzen ver-
.sehenc längliclie Zellen dar, welche nach Art
eines C.vlinderepithels der Zulinpulpn auf-
sitzen und sich an der Bildung des Zahn-
iii.'ines betheiligen. Die Fortsätze dieser
Zellen xerüaUen in die Dentinfurts&tze (Zahn-
fasern), Ptilpafortsitze, welche in der Pulpa
wurzeln und seitlii]).- Fortsätn^, widche die
<)dontoblast<n ujiluiaander verbinden (.-.jche
Zahn. Z ä Im c ). Eichbaum.
OdMtooyatla C^on «{«»v, Zahn; x»?'?:;,
Blase), die Zahnba1gge.schwalst. Anacktr.
Odontographie. > »^Jonddogie.
Odontolithus, (von 'j'^iuv, Z.ihn; ).-'tV>:,
Stein), der Weinstein an den Zähnen. Anr.
Odontologie, die Lehre von den Zähnen,
gehört als Theil der vergleichenden Ana-
tonit ■ an. Di< Üt'.schreibung der einzelnen Zahn-
systeme wird mit iJduntographie bezeichnet.
Grössere Werke Ober diese Disciplin sind:
Fr. Cuvier. I'*^ dcnt^ des Mommiferes, con-
sidtirces cduhui caracteres zoologiques, I'aris
1(>S3, 8°, ISO Tafeln. — Ii. Owen, Odonto-
grapbjr or a treatise on the i iiiti arative ana-
tomy of the teetb; their i liv-iological re-
lations. mode of developttn iit and micro-
scopic structure in the veitcbiate animal.«:,
London 184«»— 8°, 168 pl. — C. G.
Giebel. Odontographie. Vergleichende Dar-
stclinng des Zahnsjstems der lebenden und
fossilen Wirbeltbiere« Leipzig 1855, 4".
öS Tafeln. Kou.iflka.
Odontom, eine aus Zahnbein (Dentin)
nn.; S. huiel/ f Email) b -t^ lu rnir Neubildung
.ii; ,i a Zahitwurzela una Alveolen, die im
Ganzen bei unseren Haasthieren sehr selten
aitgetroffen wird. S^iHmtr,
Oiontopteryx, eine von 8heppe\ im ter»
tiän-ii L'iiidMUili-iii cntd'Tkti' V"£:.-lfonn,
welche sich durcli eine merkwürdige Kigen-
thamlichkeit von allen jetxt lebenden Vögeln
unterscheidet. Der aiemlteh wohlerhalten«
Jichiidel des OJontopteryx toliaptcns bietet
zwar li;ii>ii.Iit]irli .Irr Ainndimng der ein-
zelnen knociien keine besonderen Eig'-iithüm-
Uchkeiten. Dagegen tragen die Kit li r>i !tMn
dieses Vogels knörSn ni. Fortsätze in Form
vmi Zähnen. Diese Z.ihiic haben entschiedene
Knochenstructur, sie bestehen zwar weder
aus Zahnsubstanz nnd iichmeU, ^ wie die
Zähne der meisten Fische, BeptiKen and
S.iii^'i tliirn . allein sie lassen sich noch we-
niger Vergleichen mit den zuhuähnlichen Ge-
bilden der ^ichn&bel gewisser UaubvOgel
(Falken, Piq>ageien and Enten), welche le-
diglich Fortsfttse der Hornscheid« sind, denen
keiiK Inu' li M ne. vom Kiefer aosgehend« Ans-
lüliitüK' 'Mitspricht.
i/t' : Itur: /itle!. Am J.-r rrii'it. Mnn« i.n, A.j.
Odoratio (von udor, der Gemi;^hJ, der
Gerachsinn^ der Geruch. Ama<ktr.
Odyno (von o^ovitv, schmerzen), der
Schmcri, Ari.i. l:a .
Oeconomia (von o'v.o;, Haus: voi^o;. Ge-
setz), die Haushaltung, die Wirthschaftskunst,
die Sparsamkeit. Anaeker.
Gedern. Oedema (von ö-.^rjia, Geschwulst,
Wassergeschwubt, Tciggescbwulsl), ist eine
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OBOEHA. - OEDBMBACILLtTS.
»13
seröse oder wasserige Infiltration von Ge-
weben. Oedematßüe Infiltrationen koiniiicn
Vor in den I.yni]<!i^»^fä"<;rin!!ingcn, liindcge-
websinterstitirii und Lungtiialveolen. Bedeu-
tende Oedeme können sich entwickeln im
lockeren alveolären biodegewebe, ün subcu-
tanen (Ana^area). BiibniiieOsen. eubserOaeD, in
den Sfhl.Minlnintfaltcn des Keiilkopfes, in den
Augenliaern, dem Scroiun». der Vulva, der
Pia niater; unb"?deutender ist das Uedem in
4«n äclileimhäoten der Luftwego. -ies Maules.
'Seblnndes, des Magen», deis Hitrnupparate&
und in den serösen Hiiif-n. im h imlioJcn
lender in den tibru.sen Häuten, im Gehirn, in
der Mils, Leber. Niere. In den Knochen.
Knorpeln und Seimen fehlt es ganz. Das
ödematösc Gewebe erscheint aufgedunsen,
weich, teigig und auf der .'^chnittlläche quillt
eine wässerige FlOssigkeit hervor. LUeee
Plflsstf^k^it i«t farbiva oder aneh gelblieh
')dfr röthlich, meist klar un I Im i hsiclitig.
von fadem, schwach salzigem «um hmack. al-
kalischer Keaction und gerinnt m > fitlichen
Gewicht Sie besteht im Durciisclmitt aua:
Waaaer 95%, Eiweiäs 0-3 .3%. (Der El-
weiss^i'lialt ii.iriLr! der Langs.tuiLrit ilr-
lilutätroms und vom iiiutdruck in den Ca-
{»illaron ab.) Enthält ferner fibrinugene >Snb-
stanz oder wirkliches Fibrin f tr' runnen), Ei-
tractivstoflV, Fett. Harnstoll, .Mil. iisÄnre,(.'hlor-
natrium. kohlen-, sdiwefel- und jihos|)hor»aurc
Üalit des KHtron, Kali, Kalk« nnd der Ma-
gnesia, «Qw'eilen aoeh Ammoniam und Spuren
von Gasf^n. V.m f.'-ten i;.--.taij !tli-;-il''n l'-riunon
vor Lynij<hkör|>e) tlien, zu weil«» auch lihukor-
pcrchen und Cholesterinkrystalle. Nach dem
Tode traben sich die Oedetnfla«i3iigkeiten durch
Zaiatnmentrftt der Äbrino^nen und flbrino-
l'la>fi.M:h>_-ii Siil)^t;i:iz mnl •]■■'. Fi'n inferntents
und Ausscheidung geronnenen Fibrins. Di'- I'r-
Sachen der Oedeme .>-'ind vermehrte Transs)i<:;i
tionen nnd verminderte Kesorptioncn von lUut-
aeram. Vermehrte Tran.siudati«nen werden be-
wirkt durch venöse Stauung- IS. l-i hämien. che-
misch differentc Stoffe uder abooruae Temp^ra-
tiireD,die dieGofässwendtingen treffen, Vermin-
derungen des Kiweisa- und Blutgehaltes und
Zunahme des Wassergehaltes des Blutes. Da-
nach unterscheidet man .Stauung-.-'ileiii«\ - nt-
sandliche Oedeme, kachektiache oder iiydra-
miaclie Oedeme.
Am hilufigsten entstehen Oedeme dunli
paasive venO.se Stauungen infolge behinderten
Rückflusses des Venenblutes durch mechani-
achcn Druck auf die Gefässe, durch Thront-
boae, dnrch Herz- und Lnngenkrankheiten.
Die ödeniatö-se Flü^si^'k' it i-t dabei s. lii
wÄsiterig, arm an Fibrin und farblosen Blut-
körperchen, zoweiien bei hochgradigen Stauun-
gen rötlilicli durch H'inv^ngung farbiger
Blutkörperchen. Seltetur kommen Oedeme
durch arterielle Hyperamiea zu Stande: die-
aelben entwickeln sich oft in den eratcn
Stadien der Enttündnng nnd werden dann
als ent^llndliche Oc'-inf bezeichnet. Die
aasgesciiiedenc Flüssigkeit ist hiebe! reicher
an Elweiss. Fibrin und farblosen BlutkOrper-
chca als bei den passiven Stauungsodemen.
Norii seltener entstehen Oedeme durcii ver-
minderte IJesorjition von Seiten der l.ymph«
und Blutgefässe. Nur bei Verschluss einer
grössereti .Anzahl von Lymphgefässen und
Venen, durch Druck. Thrombosirung. Ent-
artung der Lymphdrüsen etc. entstehen be-
deutende OdematOse Inflltrationen.
Eine Ij. -inl.rr firuppe bilden i'i>? kn-
ciickuaciiea Uedenie. dieselben entstehen meist
infolge von Blutwässerigkeit oder Hydramie,
denn wä^.seriges Blut tliesst langsamer durch
die Capillaren und transsudirt leichter. Die
Hvlraiiii' kann veiui>a'iit werden durch
mangelhafte Ernährung, Blutverluste, albu-
ininösc Aus.<ciieidungen. wie Eiter und i)chleim-
flüsse, Albuminurie, ferner infolge von Nieren-
nnd Leberkrankheiten. Distomatose etc. Die
Dedeniflüssigkeit ist dabei sehr wässerig
nnd arm an festen Bestandtheilen, farblos
und klar. Die kaebektischen Oedeme haben
in (!t I Regel einen chroni-rli. n V.Mlauf,
vvuiirend die passiven Stauongsödeme und
•lie entsUndliebeo Oedeme mehr acut ver-
laufen.
.S y m p t o m e. Die 5dematCsen Theite sind
LTi -' lnvi lit. . t'-ijig anzufrilil' ii. kähl
(nur die entzündlichen Oedeme sind warm),
liie Haut über denselben ist glatt gespannt,
blutarm. Beim FingereinJi urk bleibt eine
Grube zurück, die sich nm langsam aus-
gleicht. Infolge des Druckes der angesam-
melten Flüssigkeiten treten später Atrophien
der inflltrirten Gewebe ein. Es entstehen
Functinns-tnnmif'n rler betrofTenen <*rgane,
wie behinderte (jontraction der Muskeln, ver-
minderte Secretion der Drüsen und Schleim-
liAute, Verengerungen der€an&le undOstien,
bei Olottfs- nnd Lungenödem behinderte
.\thmung und Er^tiekungsgefahr. bei Hirn-
«idom Functlün^stu^uncen des centralen Ner-
vensystems. Die Ausgäiigp der Oedeme sind
Genesung oder Tod. Genesung erfolgt nach
Entfernung der Ursachen durch Entleerung
J'T ati„'''-.iinin'-iti 11 1' ji-sigkeiten nach aussen
"der durch Uesorption der.selben durch die
l.ymph- und Blutgefässe. Der Tod erfolgt
schnell bei hochgradigem Hirn-. Glottis- und
Lungenödem. Die Beliandluug besteht in
Beseitigung der Ursachen, ujässiger Bewe-
gung. Massage nnd Druckrerbänden. Stmmtr.
OeieiM (von ol^«y. schwellen), die Ge-
schwulst, die V' ; .iil. rT' ij-iX'V-r' wnlist. ./4«r.
Oedembacillus, bucillus oedematis ma-
ligni Ki>c!i (Vibrion sej^tiiiue Pastenr). Ein
dem iiiizbranl- und Heubacillus Ähnlicher
.Spaltpilz. Er bildet lu— 11 51 breite, «'Ohls
t'\ ji. lun.'' . - hr If. w. •L'liche Stäbcheu. welche
au beiden Enden abgerundet sind. Sie
können auch bei der Vermehrung im Za-
sammenhange bleiben nnl lange Fadenreihen
bilden (s. Fig. LtVt» und 13i"». Dieser Spalt-
pilz findet sich häutig in d» n . i . i n Schich-
ten der Gartenerde und erzeugt unter geeig-
neten Bedingungen, durch Verletzungen u.
dgl.. höchst gefährliche Erkrankungen de>
Tiiierkörpers. Man kann den Pil/. in Nähr-
g' latine, in k ichten KartotTeln u. s. w.. je-
doch nur bei Lafubschlnss cultiviren. Bei
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314
«
OEDEM DER STIMMRITZE. - OEKONOMIE.
36 — 40" C. findet Sporcnbildnng statt, indem
der Bacillus in der Mitte oder am Ende an-
schwillt und eine uvale Spore auf endugenem
Wege entstehen lässt. Harz.
Oedem der Stimmritze, s. Glottisodein.
Oedenburg in Ungarn, um Neusiedlersee,
ist nächst Wien und Budapest der bedeutendste
Rennplatz Oesterreich -Ungarns. Hier Kudet
ausser einigen Officier-Steeplechases, die im
Frfihling abgehalten werden, alljährlich ein
dreitägiges Herb-t Meeting statt, in dem ausser
dem Szechcnyi-. dem Eszterhüzy-, dem Carl-
burgcr, dem transdanubisrhen Preis, zwei
Ton ihm eine kleine Schrift unter dem Tite)
„Versuch eines chirurgischen Handbuches
tOr neuangebende Hufdchmiede und Pferde-
ärite". Stmmtr.
Oehmd, Grummet (s. unter Wiesengras).
Oekoaomle umfasst die Lehre der ein-
lelnen Theile einer Landwiithschaft, deren
Verhältniss zu einander and zum Ganzen
sowie der zweckmässigen BfnQtzung aller
Kr&fte und Hilfsmittel, um den grAssten Ge-
winn aus ihr erzielen zu kOnnen. Der Haupt-
zweck der Oekonoinie ist und bleibt, den
möglichst höchsten Reinertrag bei stets
FifT- 13i'' Mali^DPs Ovdcin vom Kinde. (Uikropt oto^aphi« von Prof. Kitt.)
Sta&tspreieen u. s. w. da^j grOsstc Rennen
Oesterreich-Ungarns für zweijährige Pferde im
Oedenbnrger Bärgerpreis zum .Austrag kommt.
Dasselbe wird über 1200 m gelaufen und ist
mit einem Gewinne von 10.000 Frcs. ausge-
stattet. Gr aisniiinH
Oeder, G. Ch., Dr. med. (t7ä8- !7<'l ).
beaufsichtigte die in Dünemark angestellten
Rinderpest-Implungsversuche und gab 177ü
eine Schrift über diese Impfversuche heraus. .SV
OefTner, H. D,. war 1804 Professor der
Physik und Tiiierarzneikunde am Georgikuw
zu Keszthely. Abltitner,
Oehlmann (1752—1809), Univcrsitfits-
stallmeister und Thierarzt zu Erfurt, gab
1807 seine Erfahrungen heraus unter dem
Titel ,Der deutsche Kossarit^. 17JMi erschien
steigender Bodenkraft nach .Massgabe der
Umstände und Verhältnisse zu erlangen. Uro
diesen Zweck zu erreichen, kommt es beson-
ders darauf an, sehr viele irangbare Pro-
ducte auf eine möglichst wohlfeile Weise zu
erzeugen, zwischen dem .\ckerbau und der
Viehzucht eine entsprechende Verbindung
herzustellen, den Futterbau mit dem Prucht-
bau in das richtige Verhältniss zu bringen
und in Erwägung zu ziehen, wie fQr eine
Wirthschaft das nnthwendige Futter am
leichtesten und wohlfeilsten, ohne den Fracht-
bau zu beeinträchtigen, gewonnen werden
kann. Ferner wird eine gut geleitete Oeko-
nomie auf die möglichste Verraehrnng und
beste Verwendung des Düngers, auf eine
zweckmässige Fruchtfolge, gute Ackerbestel-
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OEKONOMIE DES THIERISCHEN KÖRPERS.
315
lang, passende Arbeitstheilang. haaswirth-
schaftliche Ordnung a. s. w KQcksicht sn
nehmen haben, wenn der Erfolg der Rentir-
barkeit erreicht werden will. AbUitntr.
Oekonomie det thlerltchen KSrpers. Der
Hanshalt des Organis^inua ist ein darchans
geregelter und zweckmässiger, gesunde Or-
gane Toraasgesetzt. Die Einnahmen und Aus-
gaben des tbierischen Hauahaltes regelt der
Stoffwechsel, er hält das Gleichgewicht zwi-
schen beiden und bedingt dergestalt den
Fortbestand des Lebens. Der Organismus hat
einen grossen Ausgabe-Etat, der durch den
um sie an bestimmten Orten ans dem Körper
zu schaffen. Aus dem Blute eignen sich die
zelligen Elemente der Organe verroOge ihres
AnziehungsvermGgens das Brauchbare an, am
es zu ihrer Erhaltung zu verwertben. Da in
vielen Absonderungen und Geweben Bestand-
theile auftreten, welche nicht im Blute vor-
handen sind, also nicht bloss auf dem Wege
der Filtration und Difinsion aasgeschieden
werden konnten, so ist hiezu eine Umwand-
lung der Blntbestandtheile durch die spe-
cifische Th&tigkeit der Gewebs- oder Drüsen-
zellen erforderlich. Das Wesen dieser chemi-
Pif. 184T. Ofdembat iUen rom ]|«i«rKtiweiiichfU. 'Mikrophotographie Ton Prof. Kitt,
Stoffwechsel bedingt wird; das Verausgabte
muss ersetzt werden, u.zw. durch Zufuhr von
Nahrung. Alle Körperverrichtungen, wieW&rme-
entwirklnng, .Athmung, Hantthätigkeit, Ab-
sonderung der Drüsensecrete, Arbeit, Stoff-
ansatz u. dgl. m., können nur unter Verbrauch
von Stoffen von statten gehen, indem diese
hoher oxydirt, bezw. verbrannt werden; die
meisten Körperbestandtheile nehmen behufs
Oxydation Sauerstoff in sich auf. Die Nähr-
elemente werden in der Verdauung aus den
Nahrungsmitteln ausgelöst und dem Blute
einverleibt. Den Stoffwechsel vermittelt mit-
hin fast ausschliesslich das Blut, dessen
Ausgaben und Einnahmen sich bei regel-
mässiger Ernährung decken, es nimmt auch
fast alle AusscheidungjproJacte in sich auf,
sehen .\ction beruht öfter auf der Aufnahme
vun Sauerstoff unter Wärmeentwicklung; viele
eigenartige Bestandtheile in den Absonde-
rungen, S.B. in der Milch, dem Schleime,
dem Speichel und im Hauttalge, rfihten von
dem Zerfalle der eigenen Zellen her. Den
Er^tatz fOr alle Umsetzungsprudocte des Kör-
pers liefert die Nahrung, deren Nährstoffe
durch die Verdauung aufgeschlossen und zur
.\ufnahme ins Blut tauglich gemacht werden.
Die aufsaugbaren Nilhrbestandtheile sind Was-
ser, Salze, Zucker, Pepton- und Leimlösung,
Pepsin etc., Seifen- und Fettemulsion. Das
Baumaterial für den Körper geht aus einer
Spaltung der Nahrungsmittel im Darme, nach
der Aufsaugung der Spaltnngsproducte aber
aus einem Zusammentreten derselben (Syn-
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316
OSLAKDS^KLBPPBB. — OELCYSTE.
tlicbc) 7,u bi'stimniten Substanzen hervor.
*Ue der Wiederersatr (Regeneration) unter-
gegangener Organtheile uder der Ansatz neaer
G«web«el«ineDte (Wachsthnin) erheUeht Hun-
ger und Durst zeigen 'In- Iu>dflrfiii>s nach
Stuffersatz an. Uebertrifti uaa veitiunahiiite
Nährstotrquantuii) die Ausgaben, so nimmt
der Körper an Masso sa, decken sich beide,
99 behanptet der Kdrper seinen jeweiligen
istandfiuiikt. übersteigen die Au-i^aben die
Einnahmen, i>u zehrt sich der KOrper aelbst
auf. das Thier magert ab tttil Stirbt «eblieis-
lieh (vgl. „Ernährung**). Anariet.
Oeiands-Klepper. .\af der kleinen, sdiwe-
disclien Insel Oelaiid. welche nahe der Küste
von £>mälaQd liegt und TvDtdieser durch den
Kalroeniind lereHrennt ist, kommt ein kleiner,
ponvartiger l'f' nl.^clilag vor, der wohl der
kleinste in bkaiuliiiavion sein wird. Oeland
ist iä6 km lang, bi.s iü km breit und untfasst
i3S0 akin Land mit 37.519 Einwohocm. In.
der Niederung Tun Landborg, welche die
rOtbllche Knlkmassc von AUv:ir riiitrs iviiiLribt,
jedoch nur 3 km breit ist. Hudet sK'h li ih ht-
Iwrer Boden loU mei^^t gut bestellten Aeckem.
schönen Wiesen und Weiden. Hier betreiben
die fleissigen Bauern nebst Rind» nnd Schaf-
zucht seit alter Zeit die ZQchtunir jener kl' inen
I'ferdohen, welche sie Oelandingar nein. n.
Trotz ihrer geringen (irüsse rci'gtn eich Ii— e
pMirp s o l. r Kl. |i|.. r in der Regel äusserst kräf-
tii; Ull i .lauLtiuiti. Sie schwimmen vortretfli' h
imd sollen ihre heimatliciie Insel über alles
lieben. Jäo s. B. wurde ans in Kalmar mitge-
theilt da» melirere dieser feieinen Thierchen
v.iu <!.:ti Wei.l"n r Sta.it in tla^ M'H'r
gesprungen, zunii k nach Uelaiid geschwommen
wftren und hier wieder ilu e bekannten Weide«
plAtie anfgesucht hätten. Diese Ponies sind
IMO bis 1'SO m hoch. TerhAltniramSssig breit.
V'iii i,'<'nilligem Körperbau un.; in der Regel
dunkelbraun t'-lurbt. MÄhne und Schweif «iiid
reichlich -nt wickelt, meist >>.ehr stark und >li. ht;
auch die I). . klunr.^ atii Rumpfe stellen sehr
dicht auf der Haut und werden im Winter
ansehnlich lang. Knochen, Sehnen und Hufe
sind derb and fest. Man verwendet diese
Thiere sowohl sora Belten wie raiH Fahren.
Oelbaum, Olea Ennpaea, der Mitl- 1
meerlätider (s. da* I'r . iu. f desselben Ukiua
Olivarum und Oliveiini.'kstiUKie).
Oeliier, in Brauuächweig, liegt unmittel-
bar an der Grenze der prensslschen Prorinx
Hannover, etwa 8 km von ü.i.Me. k. n-tedt
an der Inn-rste. einer Station der Vienenburg-
Lohner Eisenbahn.
Oelber ist ein dem Freiherrn K. v. Cramm
gehdrige« Gut. Dasselbe umfas-it einen Fläclien-
laum von 1700 Morgen (— t34"0i ha), dessen
Boden meist aus Lehm und schwerem Thon
besteht.
l»,i> liier vom Be.i<itzer unterhaltene Ge-
stüt isi in der letiten Hälfte der Vierziger-
jiihre dieses Jahrhunderts gegründet und hat
unaasgesetzt der Zucht eines edlen, aber
starken Halbbluts gedient, das sich theils xu
Reit-, theih /u guten Wagen- und Acker-
pferden eignete, Hicrnebeu hat der heutige
I Besitzer bei Eiusdiriitikung der Halbblutzucht
j im Jahre 1882 eine Vollblutzucht an ^r. legt
and zu diesem Zwecke die beiden ä tuten
Liebesgabe t. Saonterer a. d. Lady Grace tmd
Ellen Douglas v. Scottish Chief a. d. Scarf
eingestellt, (iegenwärtig (Endr» 18!<9) zählt
das Gestüt ein.schliesslich r in der .\rbeit
stehenden Pferde im Gänsen 44 KOpfe. Hievon
sind 9 Ifntterstaten, von denen 6 englische
, Vollblut. übrigen cL Iire/ tsi ric l.r.mu ■.
I hannoveräi;he Halbblutstuieii äin i. An--, r den
beiden bereits genannten VoIlblut-Kitt M be-
finden sieh noch im Gestüt: .Martha v. Buc-
c.ineer a. d. Oakleaf. Meadow Sweet v. Spring-
tield a. d. Jane. SunÜL'iit v. Cremorne a. d.
Stellarins und Mcrry Duchess II. v. Chieftain
a. d. Grand Duchess. Die Stuten sind edelsten
Hlut-. m\ \ da sie auch d<'ii besten Besch.'il. rr.
wie dem Flageolet in (iraditz. Cliam.iut i\\
Ueberbeck, Kisber und Emilius in Harzburg,
zum Bedecken zugefOhrt werden, so w erden
ihre Prodticte auf der Kennbahn ausgenützt,
i Die aufgezogenen halbblütigen Plerde werden
I ihrem Zuchtziel entsprechend verwendet. Die
Hengste aber, wenn sie zur Weiterzucht
geeignet, werden als Bcscitäler verkauft. Die
Zahl der jährlich geborenen Fohlen beträgt
durciis Imittlieh .".—6 Stück, an voilblOtigen
sind in dickem Jahr 4 ätttclt gezogen
Im Sommer kommen die Hntterstuten
und Fohlen täglich auf die Weide. Die hiezu
benützten Flüchen haben eine .\u<-dehnung
von 15 Morgen ( = 3 fS*ha). F"ir die Winter-
zeit stehtMi Sfnt-i'u und I''ohlen in Stallen,
letztere kL^iuinon aber täglich während einiger
Stunden in Laufplätze. Im er.->ten Jahre er-
halten die Fohlen bis zu 6 kg Hafer, ausser-
dem Heu und einige Mohrrfiben.
Die Leitung d« - ';e>täts wird von dem
Besitzer selbst geiuiu lliabt. Zur PHe^e der
Str.t. n und Fohlen ist neben den erforderlielien
Uilfbleuten ein besonderer Fohlenwftrter be-
schäftigt
Di.' Vi.lizn.'lit Oelber- wird mit einer
Rindorheerde van 7n K .i.f. n . welche der
Hreitenburger ISas-.' aii;,'. h r.n . aus einer
6t»0 Stück zählenden Schülerei von Oxford-
shires und Leiueschafen. sowie aus einer
>« hweineheerde von 4.'» Stü. k M ittersauen be-
' trieben, welche aus der Kreuzung von Liu-
colnshtres nnd Thieren der deulachen Rasse
herv'>riT. i:ntii:eii sind. Grattmanti.
Oelbohne, s. Sojabohne.
Oelborsche. Identisch mit dem Candle-
IMHS-. in.Ii-ihen Wallnuss- oder Li.litnuss-
baum (.\leurites triluba), auf Martinique.
Guadeloupe. Tahiti, Neukaledonien, (iuayana,
R^union. ferner in Vorder- und Hinterindien,
in Westindien und in Südamerika etc. in
grossen Forstbeständen vorkommender Baum,
zur Familii^ der Kuphorbiaceae gehörig. Die
fleisebigen KapselfrQchte dieses Baumes ent-
halten \ — i Samen, welche man Candlenüsse
(s. d.) uenut und die zur Oelgewinnung
dienen. /Ur.
Oelcyste, eine mit flüssigem Fett gefüllte
Balggeacliwubt (s. Balggeschwulstej. 5tmm:i.
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OELE.
317
Oele nennt man die bei {^ewöhniichcr
Temperatnr flOssigen Fette. 8t« Kommen
seltener im Thienrifh<\ viel hfiufiger im
Prtanzenreiche vor. i>ie aus dem Pflanzenreich
stammenden Oele werden eintretheilt in
fttherücbe Oele (s.d.) and in fette Gele,
äftmmtliche Oete bestehen ans einem flQssi^on
Antheil, in weleheni ni' lir "ler wonitr' r grosse
Mengen eines festen Aniiieile« gelüst sind,
der sieh auch schon bei längerem Stehen,
leichter beim Abkühlen am Boden and an
den Wftnden des GeAs««s abscheidet nnd zu-
meist nu- Tiighceriden fester Fettsäuren,
der iStetirio^aure und Palmitinsäure a. a.,
besteht (s. F. tt). Nur bei einigen Thraneo
haben diese Aus>eheidQngen die Zosammeu-
setzun? von Wachsen
Der flüs.sige Antli -il Jor fetten Oele be-
steht aas den Triglyceriden organischer
Sinren, welche zn den «og. nnf esftttif ten
Fettsiinren c. hi'r. n. S.L h- (niL'>"*«ättiirte
Fett<ikuren sind die Oelsauie (s.d.), die
Linolsäure, UnoleOBiare, Ricinolsäure; sie
sind s&mmtlich waaseratofßlrmer als die festen
Fettsftnren, von denen «le »ich ableiten lassen.
Di-' l'i'tfiMi O^'l.' nilliiiltrMi sruimitli''!! '»emenge
verschiedtiier Üiissiger Tri|jlyceride und unter-
scheiden sich von einander seltener dur< Ii
ihre (jualitutive Zusammensetzung, als durch
das verschiedene Mischungsverliältni.->s ihrer
Best;ni.,Uh.nIe.
Man hat die Oele in früherer Zeit ein-
getbeilt: 1. in trocknende ond t. in nicht*
trocknende 0.'lt\ R'-^chn-t mm ■.ihcr auch
die aus dem Ihierrtjchc btaimaendeti Oele
liieher. so hat man noch 3. Th ran e, flüssige,
Ton Seethieren stammende Fette, welche wohl
viel SancrstoflT absorbiren, aber nicht e!n-
tr i-kiifii. 4. Flü-sige Wachse, aus S'.e-
ihieren stammende Oele, welche nur geringe
Mengen Ton Glyceriden enthalten and der
Hauptmasse nach ans Fetts&nreiesten einato-
miger Alkohole bestehen.
Di'j trocknenden Oele bestell ii ihrer
Hauptmasse nach aus Glyceriden der Linol-
sftnre ond Linolensäure, absorbiren viel Sauer-
= tcifV. trocknen in dünnen Schichten an l r
Luit zu firnissartigen Massen ein. Hiihcr
gohöreii Mohnöl, Crotonöl. Die nicht trock-
nenden Oele enthalten viel Olein, trocknen
an der Loft nicht, «bsorbiren wenis 8aner>
Stoff tind liefern beim Einleiten von salpetrig- r
Säure sog. Elaidin, d. i. eine weisse kry-
>tallinisch« Masse, welche das Triglvcerid der
Elaldinsänre rC,«H,4 0,) darstellt. Die
Darstellung des ElaTdins dient demnach als
siig. F.I iüd i n urob" zvir rutcTNi lieiiluni,' der
trocknenden vun den nichttr i kinniden Oelen.
Zn den letzteren gehören; das Baum- oder
Olivenöl, Mandelöl, Raböl. Erdnussöl, ferner
die tbieriBchen Oele. wie Klauenöl. Knochenöl,
Speckr.l, TiUgöl.
Iia .Ul^emeioen vermischen sich die
fetten Oele m allen Verhiltnisten mit flflch-
tijfen <>f|pn. «ic IT;U7>', K.niipher. Phos-
|ihor. Si invefel und Jod; alle Ictton Oele sind
fern T ^|^lich in .\ether, Chloroform, Schw<*fel-
kohlenstoff nnd Benzol. BicinusOl nnd
Olivenkerndl unterscheiden sich von allen
anderen Oelen durch ihre Losliehkeit in kaltem
Alkohol, in wel 'ln ni die anderen Oele. wenn
hie säurefrei .>iuiJ, nahezu unlöslich sind, doch
steigt ihre L<"<.slichkeit mit dem Säuregehalt.
Die ädssiffen Fettsäuren sind in ^kohol
sämmtlich leicht lOetich. SicinasOl ist da»
einzige fette Gel, Weiches sieh in Petroleum
nicht löst
Die Gewinniing der ans d^ Pflanzen-
samen gewonnenen fetten Oele geschieht
meist dnrch Zerquet<!chen der betreffenden
.Samen mittelst eigener Oelpres^'-n. Il-in»
kalten Pressen der .Samen erhält man zwar
weniger, aber reines Oel. das JnngfernOl.
nach Gewinnung des letzteren werden die
Samen noch warm gepresst. Circa 6% des
Oelgchaltes der Samen lassen sich durch da»
Pressen nicht gewinnen, diese werden dann
durch ScbwefelkohlenstoflT extrahirt, welcher
)>■ iin .Ab.^estilliren das Od in r- im'm Zustande
zurucklässt Das durch l'ros^tii gcwuunene
Oel ist darch eiweisshültige und PectinstolTe
vernnretnigtf es wird daher rafrinirt, indem
man es mit ca. l*/o eoncentrirter Schwefel-
SH'iri' innigmischt, wciclit' ili<' V.Tnrii eini^Mini,'*'a
Vr rk' lilt, Nach dem .\bsie5/.en die.-.er wird das
(•el nuch mit Wasser gewaschen.
Je nach ihrer Üeinheit, ihrem Gesrhmack
und Geruch, ihrer grösseren oder geringeren
Viscüsität werden die fetten Oele zu vielen
nnd sehr verschiedenen Zwecken verwerthet.
Sie dienen als Speiseole, BrennSle, Schmier*
öle. ztjr S'it">'nfiibri(Titif>n, zur Her^ffllung
phunauceuiiäciier und kosmetischer Präpar;ite,
zur Darstellung von Farben (Tflrkischroth),
snm Einfetten von Garn in der Textil-
industrie.
STuiimtlicIio ii: .leni ILmd- 1 vnrki'inrnfii.lcn
Surteu der l'ettci; * ><■!-■. nanirtitlii-n die S|ioisi?-
rde und die feinere n Ürviinö!.' nn l Si-!inii"rr)li!.
unterliegen zahlreichen Verfälschungen, deren
Nachwew häutig mit Schwierigkeiten verban-
den ist. An die-<T .Sti-ll-j imissrn wir uns
damit begnügen, in KClrzc die Methoden an-
zaflthren, welche dabei In Anwendung
kommen.
Die Verfälschungen der fetten
Oele bestehen entweder im Zusetzen billiger
Oele zu theueren Sorten, oder fremdartiger
Beimengungen. Die inr PrBfnng der Oele
ili-m-nden Methoden sind entweder solche,
welche direct mit Hilfe unserer Sinne aus-
fOhrbar sind, femer physikalische und che-
mische. Die Anwendung von Geruch, Ge-
schmack, Benrtheiloojr der Farbe behnfs
PrQfunu' -eUl irrMsse Uebung voraus, ohne
dass man dabei sichere Anhaltspunkte gewinnt.
So hat z. B. Leinöl ans russischer Saat einen
andi rt^n G>\>( hm3ck als solches von indischer
Saal, auch andern sich Farbe und Geruch
der Oele mit dem .\lter.
Als physikalische Präfungsmetho-
den werden angewendet: die Bestimmung
des speciß.schen Gewicht<'s der <~'''I -. f'-rnor
die des Schmelz- nnd Erstnrrnngs|>unktes der
Fettsäuren. Zur Bestimmung des specifiscbeil
Gewichtes der Oele im Handel bat man
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318
OELE.
besuiiJere Aiäumeter , sog Oelwa;:cn oJer
Oleometer, constroirt, welche eine sehr grosse
cTÜndrische Spind«! «ad «in whr uotgn
Bohr besitzen.
Da das spieciftsche Gewiclit der fetten
O'Ac mit Jer Teniperatur viel stärker schwankt
wie bei «nderen FlQfisigkeiten, so mHuea
idle ProtMn b«i dend,b«h Temperatur vor-
genummen werden. Die Normaltemperatur ist
meist 15" C. Hat man die Ablesung bei einer
ttdMmi Temperatur vorgenommen, so findet
UMB nach Allen die der IfomMltemperKtor
enbpracliehd« Dichte Ar alte OeIe,Biit Ans»
nähme des Walfischthrans, durch Anbringung
dner Correctur vou ü ü006i für je 1° C. Ist
die Temperalor hoher, so ist diese Correctur
r.nr Ablesung zu addiren, im entgegengeietzten
Falle davon abzuziehen.
Bei lo" C. ist das sjierifisolie Gewicht
der gebräuchlichsten Oele nach Allen Fol-
gendes :
Olivenöl 0-914-0-917
MandclOl 0-9U— oy20
Erdnussöl 0-916— 0920
Kabol 0-9i^—QW
CottonOl 0 9tt— 0*930
Sesamöl 0-921— 0 924
Mohnöl 0 9 J4— 0-927
Nussöl Ü-925-0-026
Leinöl 0-930-Ü937
Dorseblebertbran. 0 925—0-931
Walfischthran , . 0-9*0 -0-931
Eicinusül 0-930—0-970
Da die fetten Oele ent bei niederer
Temperatur ff^st werden, so das Olivenöl bei
+ 2^ €., das Küböl bei i)° C. das Mandelöl
bei — 10° C, und die Erstarrungspunkte nur
schwer ^dbi; zu beobachten sind, so bietet
die Bestmmun^' dieser wenig Anhaltsptinkte
aur Benrtheilung eines Oeles. Man orhillt
besser verwerthbare Resultate durch Beatim-
nning dea Schmelzpunktes und Erstar-
rangspnnktes der freien Fettsftnren.
Dieser Bestimmung mnss selbstvenrtSndllch
die Spaltung: der Fi'tte initteLt Xalilaui,'e
in Glycerin und tettsaaren Kalisalzen und
die Abwheidnng der in denielben vorhan-
denpn festen Fettsäuren vorausgehen. Es
«eigen z. Ii. die Fettsäuren aus Leinöl den
Schmelzpunkt 17(>' C. und Erstarruiigs-
Suakt 13*3° Cm die freien Fettsäuren aus
rotaOl einen Sehueltpnnkt von 20*0" €. und
den Erstarrnngspunkt 16-0. .\uoli die verschie-
dene LOulichkeit der Oele iu Eisessig wurde
Ton Valenta zu einer Unterscheidong der
Ode methodisch rerwertbet.
Wegen des rersehiedenartigeu Verhaltens
der einzelnen Oele bei bestimmten Temperaturen
bieten die physikalischen FrüfungsmetlKidi n
keine sicheren Anhaltspunkte zur Erkennung
eines fetten Oeles, sie reichen höchstens dazu
hin, die Vermischnng eines Oeles mit einem
anderen, im Falle die Falsrhung platnp ans-
gefabrt ist, erkennen za lassen.
Auch die Sicheriieit der chemischen
Mrt^n b n geht nur soweit, d i - l i iurch
fremdartige Beimischungen erkamit werden.
Zvnichit können wir mit Hilfe derBlaldio-
probe (s. oben) trocknende Oele von nicht-
trocknenden unterscheiden, Bnudet verwendet
hiesfu statt der salpetrigen Säure eine Mischung
von einem Theil von salpetriger Säure und
drei Theilen Salpetersäure von 3.j' B. und
' miseht bei 17° C. fünf Gewichtsiheile Gel mit
0*06 Gewichtstheilen der Säure. Man beob-
achtet die Farbe, welche diese HTieehnn^ so*
fort annimmt, und bestimmt die Zeit bis zn
dem i^unkte, wo die Mischung ihre flüssige
Form aufgibt und fest wird. & ergeben eich
folgende ^saltate:
OliTenM wird sofort blaugrdn nnd
erstarrt in 73 Ifin.
Süssmandelöl wird sofort ächmutzig-
weiss nnd erstarrt in i^O ^
Bittermandelöl wird sofort dankel-
grfin und erstarrt in . 160 „
Haselnussöl wird sofoft blaagrln
und erstarrt in ... 103 „
AkajanassOl wird sofort sehwefel-
ge!h nnd erstarrt in ^3 „
Palmöl wird sol'urt goldgelb und
erstarrt in 603 ^
KübOl wird sofort braungelb und
erstarrt in tfOO «
Blohnöl wird sofort blaasgelb nnd
erstarrt in ....... 2400 „
Bocböl wird sofort rosenroth nnd
erstarrt in 2400 «
WallnussOl wird sofort rosenroth
lind erbtarrt in 240('i „
Einen i>ehr wichtigen Anhaltspunkt zur
Beurtheilung der Reinheit eines Oeles nnd
fflr die Erkennung dt-r Verialschungen bietet
die Bestiinniung der Joilzahl. d.h. das
,\ut'finilen jener Jodmenge, welche von einer
bestimmten Menge Oel absurbirt wird. Das
Jod in Percenten der angewendeten Oelmenge
ausgedrückt beisst die Jodzahl. Diese schwankt
lür j' de Oels irt." innerhalb enger Grenzen.
So kann z, 15. jedes Olivenöl, dessen Jodzahl
hoher als So gefunden wird, als verfälsoht
mrückgewiesen werden. Da die Ausftlhrong
dieser Bestimmung eine /ieniHcb einfache ist,
so möge sie hier kurz geschildert werden.
Es sind zur .\usfiihruiig dieser Methode
(von Hühl) erforderlich: 1. J< llösung. Es
werden einerseits 25 g Jod. andererseits 30 g
Quecksilberchlorid in je üno cm" '.».j" „igem
Alkohol gelost, letatere Lösung, wenn nöthig,
filtrirt nnd sodann beide Losungen vereinig.
Die Flüs.-igkeit darf erst nach listündigem
Stehen verwuitdet werden. 2. Natriumhypo-
sulfitlösung. Sie enthält 24 g des Salzes
nnd ihr Titer wird in bekannter Weiae auf
Jod gestellt (s. Titrirmethoden). 3. Chloro-
form. Man prüft dasselbe, indem man ca.
10 cm* mit 10 cm* der Jinilosung versetzt und
uaeh t— 3 Standen den Jodgehalt dieser Mi*
schung und v<»n 10 cm' der V'orrathslösnng
bestimmt. Erhält man in beiden Proben über-
einstimmende Zahlen, so ist das i'iilorofonn
brauchbar. 4. 10%ige JodkaliumlOsnng.
5. Stftrkekleister, soll l%if und Mwh
bereitet sein.
Die Probe ist auch fQr feste Fette an'
wendbar. Man bringt von den troeknenden
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OELBHULSION. — OELFABSICiTION8E0CC8TAKDE.
S19
Oelen und Thranen O l 5 — 0*18, von nicht-
trocknenden 085— 0 35, von festen Fetten
0*8— l'O g in eine c«. SOO cm* fassende Ter-
Mbfiessbtre Ghsfiasche, lOst in et. 10 em'
Chloroform und lässt 25 ein' .Todlösung zu-
Üiessen. Sollte Uie Flüssigkeit nach dem Um-
schwenken trabe sein, so wird noch etwas
Cliloroform hinzugefOf^t. Tritt binnen karser
Zeit fast vollstftndige Entfärbung der Flfis-
sigkeit ein, so läs.>t man noch lOcm^Jod-
lOsang zoÄiessen. Die Jodmenge mvi»s so
gross sein, ditss die Flüssigkeit nach 1% bis
2 Stunden noch stark hraun gefärbt er-
scheint und dass der durch Zurücktitrircn zu
ermittelnde Jodflberschuss mindestens 30" „
des tenrendeten Jods betrftgk Man versetzt
n«eh mindestens swelstündigein Steben mit
15— 20 cm* Ji.dkaliiiitil".sune. schwenkt um
und fügt löU i'ia^ Wasser binzn. l'rUbt i>ich
die Hischang dabei unter Blldnng eines
rothen Niederschlages, so nnss noch Jod-
ktlinm hinzugesetrt werden. Nan Hast man
unter oftmaligem Umschwenken so lange
Hyposnlfitlöäung zufliessen, bis die wisseritr«»
Flüssigkeit und die Chloroformschicht nur
mehr sL-hwitcli f^flb gefilrbt erscheinen. Nun
wird etwa.^ St;irktkki»ter zuge^etit und zu
Ende titrirt. Unmittelbar vor oder nach der
Operation wird der Titer der Jodlösung mit
id oder SOem* derselben mit Hyposiüfit-
lOsung in gleicher Weise gestellt. Die absor-
birte Jodmenge wird, wie oben erwähnt, in
Pereenten der angewandten Fettmenge ange-
geben; «ie stellt die Judzahl des unter-
snehten Iteteii oder flässigen Fettes dar. IMe
JodnUen einiger wichtiger Oele sind:
JoisM
Knochenöl
68-0
Olivenöl
RicinnsOl
Wi
Mandelöl
98-4
Rüböl
1000
SesamCl
108-0
Cottonöl
1110
NussGl
141-0
Mohnöl
147-0
LeinOl
170—181
Hftufige Verfalsrlmngcn de«? Oeles bilfJcn
unverseifbare Substanzert, d. h. solche,
welche bei der llebaadlung mit alkoholischer
KalilOsnng ofeht wie sinuntUche Fette in
Glycerin nnd freie Fettsiaren serlegt werden,
wie d i e M i n e rul öle, .-.eltener Harzöle. Die
Ciegenwart solcher Zu^at^e wird zumeist schon
dnreh das veränderte specifische Gewicht er-
kannt, indem dasselbe durch <la^ Mineralöl
bedeutend erniedriet wird. Auch die Ver-
äeifung.^zahl (d. h. die Milligramm Kali-
hjrdrat, welche nothwendig sino, 1 g eines
bestimmten Fettes Tollatladig zu T«neifen)
erscheint dem Gehalte an unverseifbaren Bei-
mengungen proportional herabgesetzt Sali
aber flberdies die unverseifbare Substanz auch
isoliit werden, so verseift man ta dem Behufe
10 g des Oeles, verdünnt die Seife mit Wasser
una schflttclt 2 — ilmril mit Aether oder Petro-
lenm&ther ans; nach dem Verdunsten der
Äetherauszuge blüibt der unverseifbare An-
theil. welcher getrocknet und gewogen wird.
Ist derselbe flOssig, so kann er aus Mineralöl
oder HarsQl bestehen. 10— It Tropfen Hanöl
mit 1 Tropfen Zinnbromid versetzt, wird
prachtvoll Purpur gefärbt. Ist der unverseif-
bare Anthetl fest, -so kann er aus Paraffin.
Cholesterin oder Ph s tosterin bestehen.
Bei der Prüfung eines Ueles auf Verfäl-
schungen wird man selbstverständlich nur
: nach solchen Zasitxen sachen. welche nie-
1 driger im Preise stehen als das su tmter-
I suchende Oel. Loebisck.
OtleavtoiOR. Um fette Oele sa verdannes,
werden sie mit Wasser Termisebt, was nnr
unter Beihilfe von Schleim möglich und wo-
durch die s^g. Emulsionen entstehen. Ge-
wöhnlich werden sie dadurch bereitet, dass
man auf 100 Wasser 5—10 Oel nimmt and
letzteres mit dem halben Gewicht Oammi
verreibt (s. Emulsio). Vogel.
OelfabricationsfOckstände. Rackstftnde,
die bei der Abscheidung vegetabilischer Oele
Samen und anderen Fnichten resultiren
I und meist als Fattermittel dienen. Die öl-
haltigen Frficbto werden in der Regel erst
zerkleinert und dann da> in ihnen enthaltene
Oel durch Auspressen udcr Exiraction
gewonnen.
Die Oelgewinnung durch Auspressen
erfolgt in kaltem Zustande, wenn fein-
i>chmeckende Speiseöle gewonnen werden
soUen; die Pressrftckstände werden aber dann
nacbtrilglich erwärmt nnd einer Naebpres-
sung behufs mr^glichster Ent'tlnng unter-
worfen. Wird gleich warm gepreüüt, so gehen
in das Oel Geschmacks- nnd Farbstoffe Ober,
welche dasselbe zu Speisez wecken untatig-
lich machen. Bei sn hoher Erwärmung der
Oelfrüchte vur dem .Auspressen werden übri-
gens die KiweissstofFe derselben in nach-
theiliger Weise verändert, so zwar, dass
sie in den Rückständen schwer verdaulich
sind. Beim Kaltpreshen werden dagegen wie-
der mein- b'isliche Eiweissstoffe und andere
leicht verdauliche Nährstoffe mit ausgeschie-
den. Am besten ist es, wenn das Aaspressen bei
50 — 6'»'' C. geschieht, wobei nfimlich eine
nacbtheilige Veränderung der Eiweissstoffe
nicht erfolgen kann. Bei dem Aiiq>resaen
liailt man di« aerltleinerten Oelsamen n. dgt
I in Säcke oder TQcber von Wolle-, Roes- oder
Kameelliaaren ^in. Durch diese T'mhüllung
erhalten die Presskuchen ihre gleichmässig
rauhe (gewellte) Oberfläche. Im Uebrigen bilden
die Presskuchen meistens verschieden ge-
formte, mehr oder weniger «lünne Scheiben.
Form, Qrösae und Gewicht werden Von der
Pressconstruction bedingt Die uachgepressten
Kneheh sind jedoch meist ▼iereelng. Die
frischen Kuchen müssen auf luftigen Boden-
räumen zum Trocknen aulgestellt werden,
damit sie nicht anschimmeln, wodurch sie
nämlich schädliche Eigenschaften annehmea.
Die anfsobewabrenden Kneben sind so anf-
zustapeln. dass Zwischenräume verbleiben,
i zu welchem Behufs man auch zwischen die
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3t0
OELFABRICATIONSROCKST&NDB.
einzelnen Karh#n frockenes Stroh le;^. damit
die LuU \i !i ;illr-n S. it<::i fr- ion Zutritt liat.
l.M I »eiije will n unjc durch Ex-
traction wii J eine viel gründlichere Ent-
ülung erzielt. Man behandelt dabei die zer-
kleinerten OelfrUchte mit Canadol oder mit
Schwefelkohlenstoff. Iti-' in den Extrac-
tioo$rQckst&nden befindUchen Schwefelkohl«n-
itoffreste werden iareh Behandlang mit helasen
Wasserdärapfen spurlos verflüchtigt. Nur wenn
nicht vr»|lig gereinit{ter Scliwef^^lkohlenstoff
zur Extruction benitst worde, sind die rc-
stirenden Mehle wegen ibrea widerlichen Qe-
roehes ttnd Getehmaekes ah Fattermlttel on-
geeignet. T^iis sni.'. Canal'il 'mi.t Gasolin
(»in Petrok'uniiUlierj, welches bis jetzt nur
v. r. inzelt zur Oelgewiunung benötxt wir«),
bietet dem Schwefelkohlenstott' gegenüber den
V'ortheil. dass es nicht auch Wachs, Harze
und ><> LTUt wie keine Farb'^toire extrahirl;
die danach resaitirendeii Extractionsmehle
haben aber einen unani^nehmen Gerneh.
Alle Et t r ;i I- 1 i .1 n s rilvksCinde aus Oel-
samen u. dgl. bilik u mehr oder weniger feine
Mehle. Aber auch die Press rückstünde wer-
den häufig in Mehlfurm in den Handel ge*
bracht, dann nnrolich, wenn ff« tiele Unrei-
niukfit-'!! i iithalt' 11. ili-' iinr i'tit"';]i An>>i.-tM:'ii
beseitigt Werden kuiinen. oder aber, uin ilincn
andere Substanzen (zuweilen aucli ganz werth-
lose oder schädliche) beizumischen. K» kommt
auch vor, dass derartige künstliche Mischun-
gen von neuem in Kuchenformen gepresst
werden, um so etwa vorgenommene Ver-
mischungen besser ZD bejiftnieln. Desaen-
ungeachtet verdienen mit IJHrksirht daranf.
dass sie weniger leicht verlulscbl worden
können, leichter transportabel und aufbe-
wahrangsfälitgaind, die kachenfOrmiijen ii&ck-
Btibude oder, wie st« kurzweg genannt wer-
den, die „Deik uchen" den Vorzug' vor
den mehlft'»rmi?*>n. Im Uebrigen unterschei-
den Bich die Kxira. tionsmehle von den Kuchen
hanptsftcblich dadurch, das» die ersteren
besser entOlt und deshalb fettäriner sind
Wegen ihres meist hohen Ei weiss-
nnd nicht geringen Fettgehaltes sind alle Oel-
rftckstSnde besonders gnt geeignet, Fatter-
miR'*hiin!rcn, welcli*^ sonst aus voluminösen
i>ubälanzea mit gel inge in Nulirstoifgehalt
oder ans solchen Futtermitteln bestehen, die
vorwiegend stickstoflfreie £xtractstoffe ent-
halten, auf den erforderlichen NihrstofTgehult
ra briiii.'.-n.
l>er grosste Theil der sticls-.tijtlli.iltii^.'n
Bestandtheile der Oelfabricati.in-.! ückNtände
beateht ans leichtverdaulichem Eiweiss.
Ä. Stntser fand, dass v-m 100 Th. Oe-
sammtstickatofT diver«er ( ►elrückstände liVtj
bis m 0% verdaaiicfaes Pepsineiweiss, 0 3
bis 71% verdauliches Pankreaseiweiss, 31
bis 0 s""^ Nichti>rotein (Amideund stickstoff-
haltige ülvcoside) und nur :ii bis 17'o%
nnverdiiuliehe .Stüffe waren. In einzelnen
Sorten waren 95 bis 9&ia% des Gesammt-
stickAtoffgehaltes verdaulich. — Auf Pett-
reiclithutu der < 'elrrickstande ist in der
Kegel erst iu iViviUx Linie zu sehen. Bei zu
fettreichen Oelrflckstanden wird nllmlich da«
Futter oft zu ölrei. Ii und ein solches Futter
bewirkt leicht infolge von Verdauungsstö-
rungen eine Herabminderung der Prote'inver-
dauung, beeinträi htiirt beim Mastvieh diu
Fleisch- und l'ett pi ilitat, verleiht der Milcli
häutig einen üblen ]>< igeichmack and bewirkt
eine Verschlechterung des Butterfettes. —
Die in den Oelrflckstftnden vorkommenden
s t i r k ~t o ff f r •:• i on Ext ra rt « t II f fe beistehen
gr^-ssteniheils aus Stärke, üiycose und zu-
weilen auch aus etwas Bfdirzucker.
Bei VerfOttening von OelrftckstAnden ist
vor allem auf Reinheit derselben zn sehen. Sie
müssen frei s.^in von frenidcn Sruiiorcien, von
Haaren (die sich leicht von den Presstächem
loslösen) und von anderen schädlichen
Beimischungen. Die Ueinheit der Oelrück-
stände mu>s man sich von den Lieferanten
garantircn nnd w .iii ii,'lii'li aiiss.<rd>'iii durch
Controluntersuchung bei einer dazu berufe-
nen landwirthsebaftTielien Yertnehsatation be>
stätigen la'^^cn. <!robe VernnreiniV"Ti^r''n kann
man freilicii in der Regel schon mit Ireiem
Au^e oder mit Hilfe eines schwachen Ver-
gr0i>«cruttgsglaBe8 erkennen. Ob die BAck-
ittSnde unverdorben sind. lAsst sieh oft
.■lu ll nach deren G.'rii Ii. Farbe und Ge-
schmack, mit Sicherheit all- rdings nur ver-
mittels des 3Iikroskopes constatiren. Ran-
zige n. IrTi' kstände rufen leicht entzünd-
liche Ktaiiklieiten des Magen- und Darm-
canals hervor, wi-Mie s( hädlichen Wirkungen
sich nur durch Rochen derselben beseitigen
oder doch abaebw&chen lassen. Unverdorbene
Rückstände dürfen keine Schimmelfäden und
nur geringe Mengen von Pilzsporen enthal-
ten. Emnierling, der diverse Oelkuclieu
u. dgL nntersttchte, fand, daas dieselben
grOsstentbeils sehr tur SchimmelbUdnng
neigten, un 1 e'.a->-> viele derselben Spalt-
Ii ilze entwickelteii. Besonders die Erdnuss-
knchen waren oft schimmelbaltig. Der Schim-
melpilz, Macor Phycoroyccs, kommt an den
Oelrückstilnden und auf den Oelsamen sehr
hüuHg v(ir. Bacillen lassen nach Emnier-
ling nur bei auffallend starkem Auftreten,
so X. B. besonders häufig in den Baumwollc-
samfnknrhcn . die betreffenden Rilckständi?
verdachtig erscheinen, sind dagegen bei ge-
ringem Vorkommen meist unschädlich. Nach
£mmerling'a Ansicht sollten die pilzfreien
Sorten als „Priroaqualitfiten", die sehwaeh-
I'il/halti::.'ii als , zweite Qualiffit" in den
1 laude] ij.'braiht und stark mit Pilä-sporcn
inficirte iSorten als Dünger verwerthet wor-
den. Stark verschimmelte Oolkucben u. dgl.
werden nach Dammann nicht einmal durch
Korben gründlich sanirt und .-in I für Jung-
vieh, für tragende und säugende I hierc immer
ein bedenkliches Futtermittel.
Di«' Verwendung der Oelrückstünde als
Futtermittel nchtet sieh übrigens in erster
Linie ganz nach dem Ursprung derselben,
welchem sufolge sie bald besser als Milch-,
bald besser als Mastfutter, in einzelnen
Fallen aueh zu Aufzuchtzwecken, zur
Fütterung des Arbeits- und Zuchtviehes
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OELFRCCHTE. — OELKÜCHENVERGIFJ UNGEX.
mehr oder minder gut geeignet sind. Man
gibt im Allgemeinen der Verfütternng im
trockenen Zustande den Vurivig. Das Ein-
weichen in Wasser oder in anderen Flüssig-
keiten, das DebrQhen oder Kochen der Kuchen
und Mehle ist im Allgemeinen nur für
Schweine, oder in einzelnen anderen Aus-
nahmsfällen empfehlenswert!). Die Kuchen
werden am be^ten schrotfüiinig mit anderen
(voluminösen) Fntternutteln vermischt, das
Ganze kons vor der Verfütterung event, schwach
angefeuchtet (um V'erstäubungsverluste zu
vermeiden) verfüttert. Ebenso verfüttert man
gemeinhin die Mehle. Gritssero Uruchstücke
hartgepresster Kuchen sind sehr schwer ver-
daulich, dürfen deshalb nicht mitverfütfert
werden. Die Verfütternng der nnssgross zer-
kleinerten Kuchen ist ans demselben Grunde
nicht zu empfehlen. Uelkuchensupiicii u. dgl.
herzustellen, empfiehlt sich nur dann, wenn
damit der Geschmack anderer, unbeliebter
Fulterstofl'c (grobes Ge.«.trflli u. dgl.) durch
üebergiessen verbessert werden soll, sowie
unter anderen besonderen L'mstfmden. Ver-
dorbene (angeschimmelte, dumpfig, ranzig
gewordene oder sonst irgendwie beschädigte)
OelrUckstünde sind best«-nlulls nur im ge-
kochten oder gedämpften Zustande verfQtter-
bar. An Jungvieh, Milchvieh nnd tragende
Thiere darf nmn dieselben keinesfalls ver-
füttern, weil diese Thiere, bezw. die von den-
selben gegebene Milch, nach der Verab-
reichung aller, nur im geringsten Grade ver-
dorbenen FutterstufTe leicht Schaden leiden,
resp, schädliche Wirkungen annimmt. Kh
hat >i'?h auch im Allgemeinen, behufs Vei-
moidnng von schlechten Milchqnalitfiten, als
empfehlenswerdi herausgestellt, beim Füttern
der Milchkühe von je einer Oelknchensorte
u. dgl. nicht mehr als 1—1% kg pro Haupt
nnd Tag zu verabreichen. Dass gewisse Oel-
früchte, resp. deren Rückstände bei der Oel-
::ewinnung. bei einzelnen Thierkatogoiien als
Futtermittel sehädlirlie oder sogar giltige
Wirkungen äussern, wird bei Besprechung
der einzelnen Rückstände besonders hervor-
gehoben, e
Als Futtermittel kommen von dn Oel-
fabricationsrüekständen in Betracht die Press-
kuchen und Extructionsmehle etc. der Raps-
und Rübsensamen, Lein-. Mohn-, Lein-
dottersamen. Hanf-, Sonnenblumen-
unmen, Bucheckern. M ad i af r 0 e h t e.
Mandeln. Walnüsse, Haselnüss«-, Kflr-
biskerne, Sojasamen, des Mais, yler
Oliven-, der Tab ak-, Küm mel-, .\ni s-. !• en-
chel-, Koriander-, Senfsamen. I' ii Im-
ker ne, Co CO SS amen, Erdnüsse. Baum-
wollsamen. Sesams amen, Can dl e n ü s.s e,
Niger- oder Ram t i 1 1 a s am en , Kapok-,
Uelrettig, Valeria-, Mafurra- und (Ja-
oaopamen (s. d.). /W/.
OeifrQchte, s. Oelsamen.
Oelfütterung, s. Fett als Futtermittel.
Oelkäfer oder Maiwürmer. Mehrere
Meloc-.Vrten (MeloP prosearabaens, .M. ma-
jalis U.S.W.), der Gattung der Ftlasterkäfer
angehörend (Vesicantia. Meloidae, Fam. der
Koeb. BnerklortiU« d. Tkieili«ilk<L VII. Bik
j Heteromera), im südlichen EutMpa im Grase
I lebend, liefern Cantharidin und können zu
Scharfsalben ähnlich der Lytta vesicatoria
oder den Arten der Mylabris (s.d.) ver-
wendet werden, ^»ach Ottow ist das aus
Mylabris Cichorii gewonnene Andol-Andol
noch stärker wirkend als das Pulver der
Cantharis vesicatoria. yo<^el.
Oelkuchen, s. Oelfabricationsrücksiändc
Oelkuchenbrecher. Das auf Stampfwerken
und Muhleu hergestellte feine O' lkuchenmehl
ist bekanntlich viel leichter der Beimengung
von werthlosen Substanzen ausgesetzt als die
gebrochenen Oelkuchen. Deshalb werden die
gebrochenen Oelknchen in der Hegel dem
Mehle vorgezogen. Sogenannte ,,Brecher" sind
Zahnwalzen, wch he dazu dienen, die harten
Oelknchen in solrlie Stücke zu zerkleinern,
dass sie von dem Vieh leicht aufgenommen
werden können. Solche gibt es nun eine
Fi|;. i^iS. i*>-11iac1ieD>>r)-rhpr nncli Albarot in LitncourU
grössere Zalil. wie i. B. die v< n B. Leyher
in Aschersleben zum Zerkleinern von Oel-
und ähnlichen Kuchen c^nstruirie patentirte
Maschine. Kin in der neuer« n Z< it am mei-
sten Anklang findender Oelkuchenbrecher
ist der von dem Franzosen M. .\lbaiet in
Lianc'iurt construirte, wie ihn Fig. 1348 dar-
stellt. Der Apparat ist aus der Zeichnung
vollkommen ersichtlich und verständlich.
Derselbe soll in der Stunde !.>() kg Oelkuchen
brechen und kosfi-t HO Francs. Al/ieitncr.
Oelkuchenmast, s. u. Uelfabricationsiück-
ständ)-.
Oelkuchenvergiftungen kommen am häu-
figsten vor, w< nn die Bückstände in dtn Oel-
mühlen schlecht nn 1 in warmem Zustande
ausgeschlagen nder nii ht trocken genug auf-
bewahrt werden, allmälig ranzen, scharfe
Fettsäuren bilden oder sieh mit Pilzen, ins-
31
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3S1
OBLMADIB. ^ OELSAURE.
besondere Schitninelpilzen (Aspcrgrillas,
Mucor etc.) und and. ri-ii Bucterien, besciilag^n.
Die Folge des Verfattein$ sind dann Ina-
mentlich bei Jan^vieh) «nbultendesi Husten
(Pneainoinycose),Maifendannc.itarrh»' mit star-
kem Zarttck^ehen in der Kiiuilnung, selbst
tiastro-l^nteritis. Die Verbt-ssfrung solcher
OelkaclitiQ gelingt nar schwieiis;, da Sied-
bitse die Pilse nicht viillig zerstört nnd
Kochsftlzb'^sprciifrutii^'.-n M-U-hi-s Kutter r'ii,'i-nt
lieh nur üctunackiy<tcur uim litcii. Aus^ichneiden
verdorbener Tlirile. längeres Aussetzen im
Dampfe sind wirksamer oder xvrrden nar
kleine Portionen gefflttert. Starli tiiit Pilzen
ilur.lifil/te Kurilen ii ilssen zum Dün<ren be-
ntttzt werden. Bekannt ist auch die Golähr-
Uehkeit selbst friitclur Ot lkuchen der Buch-
eckfiTi. ETPiT'"" wel<bi' Pf-nif» ungewölinlu Ii
emptiiiülith sind. Weu-iC l'londe dersclbcu
veranlassen schon tudtliobe Vergiftungen,
sich aassprechend durch Krämpfe, heftige
Koliken nnd namentlich LSlnnangen, die an
Intuxicati'on dnrch Stry'-hnin » riiinern (Gegen-
gilt: Opium, Chloralhjrdrat, Tannm). Vogei.
Oelmadle (Madia sativa), Oelpflanxe, siebe
Madia sattva.
Oelpalflie. In Afrika, SAdamerika und in
We-tindirii . iilil\irt.' T'aliii. i^ijiittung (Klaeis),
von der man awei Arten unter.scbetdet: die
alrikaniäohc Oeipalme (Blaeis guineen-
sis) und die sch warzsamige Oeipalme
(Elai'is mclan'x-occa), Heide Arten tragen
ti>-i>t liige SteinfrQrhte von Muskatnu:^s- bis
PflaumengrOsse und darüber, und es sind nicht
blosa die soir. Kerne oder Samen derselben
filhaltig. ^ ndfin besonders auch das l'Vucht-
tleiscli. Das in dem letzteren enthaltene Oel
wird 8cln.li an der Ursprungsstätte der Oel-
pahnen abgeschieden und kommt als „Palmöl'',
-Palmf-tt" oder „Palmbntt*^ in den Handel.
Da^ I'altnnl winl den Schwarzen dadurch
gewonnen, dass sie die reifvn FrQchte in
Tragen oder Gruben der Sonnenhitze aus-
setzen. wol>ei sich, indem sogleich t&chtig
umgerührt wird, das Prnrhtfldsch von den
Kernen trennt. l»as Fruchtfleisch wini lann
in irdenen Töpt.-n mit Wasser ausgckociit,
das Bich abscheidomle Fett abgeschöpft und
der erübrigende Fruchtbrei aii>>crileiii zwischen
Tüchern ausgepresst. Oder tu au liiist die reifen
Früchte in Haufen anfaulen, worauf dieselben
l»icht entkrrnt werden können ; die kernlosen
FrQchte werden dann in HOr«em lerrieben
und der so erhaltene Br- i rTwäniit. in Säcki»
gefüllt und das Oel mit «icr Hand au^getiruckt.
Der erübrigende Brei wird noch behufs weiterer
Entsinn^ mit Wasser ausgekocht. Pulmol von
gnter Qnalitfit ist dunkelgelb i<i8 gelbroih:
CS besieht gr 'ssentheils aus I'idmitin und
Olem. enthalt aber auch freie i'almiiin-. Oel-
8&ure und freies ülycerin. weil es meist ranzig
ist. Schon bei nicht gerade niedrigen Tem-
peraturen er-larrt es butterartig und wird
darum auch Palmbutter geii.iimt Ks uird in
grossen Massen von Westafrika, lirusilion und
Westindien «xportirt und dient snr Fabrication
von Seifen, Kerken, Waircn- und Maschinen-
fett. Ausserdem werden grosse Massen vun
t Palmkernen, die an ihrer ürsprungsstätte
I nur ausnahmsweise i ur Ocli,'ewinnung bentttzt
werden, verschilft und in Kuropa behufs Ge-
I vinnnng des nPalmkornOles** verarbeitet.
I Am meisten Palmöl und auch die grfls!rten
! Mengen der besten Palrnkerne eiiia;tcii wir
von Ober-Guinea (s. a. u, Cocosnus-kuchen,
1 Cocos nucifera und Palmkemkacbeo). /V//,
i Oelpapier, Charta oleosa. Dasselbe
wild aliiilioh wie Wachstalfet oder Gotta-
terchapapier (Percha laniellata) in der Heil-
ande als impermeables Deckmittel für feucht-
warme Umschläge (Ersat;^ für die umständ-
lichen Kataplasmen) und zn chirurgischen
Verbanden verw- iplet. Man I)eieitet es, indem
gutes Öeidenpttpicr in eine durch Kochen von
i Theilcn Lithargyrnm und je I Tbeil gelbem
Wachs mit 20 Theilen LeinOl erhaltone
Flüssigkeit getaucht wird. ^'u^tL
Oelpflanzen. Pflanzen, die wegen ihrer
Ölhaltigen t>iunen cultivirt werden, s. fi.
Raps, Kabsen. Lein, Mohn. Oelpalmen (s. Oel-
fabricationsi uckstände). /V//.
Oelrapa, Brassica Napus oleifera, s. d.
und liapskuchen.
Oelrettigj, der chinssischA (Kapbanva
ehinensis oleifems). Auf den Tiefebenen Nord>
Chinas und auf den Hochplateaux Vnn Mittel-
und Südchina als OclpÜanze angebaute Cul-
turvaiietät unseres Retiigs (U. sativus) Die
Samen sind ebenst» ölreich wie unser Kaps,
liefern aber ein angenehm schmeckendes, dem
Mohnöl nliuli' lies iM ^'d. Ausserdem liefert
diese Pflanze (auch in Mitteleuropa) ein sehr
frulies 6r(infutter, das ab«r nicht Qberstftndig
werden darf, weil dir ri ifendeii Samen und
die denselben tragi-micii l'llanien sonst einen
strengen Geschmack annehmen. Des letzteren
wegen ist auch das nach der Samengewinnong
crftbrigendo Stroh und Spren als Fntter-
mittel nicht gut verwerthbar. I>agi\e:en selten
; die Pressrückst&nde nach der Oelge
I winnung aus den Samen als mildschmeckend;
: sie sollen noch nährstolTreiclicr als Kapsknchen
sein, werden vom Vieh gern gefressen, sind
angeblich ein gutes Masttuttcr, sollen den
Fettgehalt der Milch erhüben, ohne dieser
irgend welchen Beigeschmack zu ertheilen,
Ull i aui Ii für Jungvieh gut geeignet sein. PoU.
Oelsäure, Oleinsäure, Klalnsäure, Acidum
I olcinicum, CjgHjiO,. eine zur Gruppe der
Oolsänrcreihe von der allgemeinen Formel
CnH„ ,0, z&hlende Siore, welche in Form
ihres Triglycerii^« s in den meisten flüssigen
und| festen Fetten vorkommt (s. Fette). So
weiT bis jetzt bekannt, besteht der flüssige
Anthcil der thieiischen Fette aosschliesslich ans
dem Triglycerid der Oelsftnre, dem sojf. Tri-
ol'-Tti, waliieiul liarli neueren T'nter-uclmngen
in lit » niclittrocknenden (.»elen des Pflaosen-
reiches neben dem Trioleln auch noch Glj-
ccridc anderer ungesättigter Fettsäuren wie
der Linolsäuie und Linolensäure in geringer
Menge vorkommen. In den trocknenden Oelen
ist nur wenig Trioleio enthalten. Zur Dar*
steltong der Oelsiore benflist man dahsr
am zweckmässigsten die flüssigen Antheile
des Hindertalges oder des Schweinefettes, das
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0EL8AHBN. - OEtZUCKER.
3t3
sog. TalgOl, beiw. ScbmalsOl. Die genannten
F«tte werden mit KftK- oder Natronlauge ver-
j-t-in, vlic S.'iTt.' /crlept man mit verdünnter
Schwefelsäure und führt die rrliiiltene Fett-
siare in ihre Bleisnhe üImt Dies sreschieht,
indem man die Fettsäuren direct mit Bleioxyd
einige Stunden lane auf 100^ erhitzt, liie
getrockneten Bleisalze wcr Uii mit Aeth- r
eztrahiit, wobei Oluares Bleiovyd in i.uäung
geht« Die itheriaclieii Auszüge werden mit
w&sseriger Sal7s;lnr'^ ee'^i^liütti-lt, ilann hebt
man die AethersschichltJ ab, trennt von dieser
den Aether durch Destillation, im Rück>taiui
bleibt >!i > (Jelsilure. Durch Umwandlung in
ihr ii inr^niz, Umkrv»talli$iren und sehiiess
lii lx' Z' rlr,riati<r Ji.s Barytsalzes mit Wein-
saure wird sie ganz rein erhalten. Die reine
Oelsäure stellt ein farbloses, geruch- und ge-
schmackloses Oei dar, ron 0*898 spec. Oew.
bei IS" C: sie erstarrt beim Erkalten zu
farblosen NaiMii. welche bei 14^ schmelzen
Lakmas|»npi<r wird durch eine alkoholische
LOsung \ .11 ganz reiner Oebäure nicht ge-
röthet. Nur die Alkali.salze der Oels&nre sind
in Wasser löslich, das Ölsäure Natron
bildet den Hauptbestandtheil der harlLii .Seiten,
das Ölsäure Kali bildet ein« durchsichtige
Gallerte.
Wir alle (ilieder der Ocbäuiei « ihe, so
gehört auch der Hauptreprüsentant dieser
Ueihe, die OelsAnre, eu den sog. Qnge.«ättigten
Säuren, deren <Jlieder sich von L ii Fitt-
säurt-n mit gleichem Kohlenstotlgelialt durch
ciuen Jlindergelialt von 8 Atome» Wasser-
stoflf unterscheide». Alle hiehcr gehörigen
Slnren rerbinden sich dircct mit (Jhlor und
mit I'roin, demir^ iiiä-s addirt an.h die '"'el-
s&ure direct 2 Atome Brom und geitl in Oel-
wftnredibromid, t',,H,»B,,0,, identisch mit der
Dibromstearinsüure, über. Salpetrige Säure
wandelt die Oelsäure nach kurzer Zeit in die
isomere Elal iinsaure um. welche dur> Ii l"m-
krvstallisiren aus Alkohol in bei 4o" C.
sebmelienden Tsf«ln erhalten werden kann.
Bei sjemässigter nw.lafi.in mit Kuliumper-
iiianmiiint verwandelt sich diu Oelsäure in
Dioxyst«- 11 in-aun . von schmelzendem A. t/
kali wird aie uat«r Wasserstottentwickluug in
Bsrigslnre und PslmitinsSure zerlegt Darob
Krhit/.-«!! mit .Tn.Uva??scrstofTsäurn und Phos-
jdi .r wird sie 'lu Stt-arinsäure reducirt. Beim
St' heii an der Luft wird sie unter Bildung
Ilüchtigcr Fettsnnren bald ranzig I ofhisch.
Oelsamen. Samen von Pflanzen verschie-
dener Familien, die wegen ihres (»olreieh-
thums sar Uelgewinnang dienen (s. Odfabri-
cationsrflekatftnde). P«tt.
OelSMMkMiiea. s. OeUkbricatioiurflck-
stAnde,
Otittawaihl, siehe OelfabrieatiottsHlck-
stiode.
OtlMiftt j^^^ Seife, die ans einem fetten
Oel (s. Oeie) nnd aus Alkalien hergestellt
wird; ?periell bezeichnet man aber die mit
Olitenul ( Baumöl) bereitete Marseiller oder
renetiaiii>e!ie Seife als Oeix ite. Loeilsth.
OelMitz. Das dem Fa»ten r. Schonbarg-
Waldenburg gehörige Kittergut Uelsnitz liegt
im Königreich Sachsen, XreisbsnptnMUinsehMt
Zwickau, tl km sü 1 wo^tlirh von Chemnitz
und 7 km wt-stliili vmi st tllborg, im frucht-
baren Thale der OeKnitz, an der Lugau LOss^
nitser Strasse nnd wird von der Kanststrasse
Stoliberg-I^ichtcnstcin durchschnitten. Die Ge-
nend i>t hüu'elij,' und waldreicli. Der Boden
jedoch nicht bcsondera graswücbsig.
Einen Theil dieses Gates in der GrOsse
Von etwa 250 Acker Feld und Wie*, n hat
der Fohleoaofzucht-V'erein für das Königreicli
Sa.:lisen TOQ dem Fürsten v. SchOnbnrg- Wal-
denburg gegen einen I'a. litzins von Si Mark
pro Acker durch Vertra-.; v..ni lu. September
ixsii zunächst auf die I>aut r von IS Jahren
gepachtet und hier eioeu Fohlenbof einge-
richtet. Derselbe wurde am 15. September 1M83
mit 15 Fohlen erüffn'^t und bietet «flr etwa
40 Köpfe Platz. Im .Taiire 1888 standen iaer
4j ein- bis vierjährige K.dilen. Für jedes der-
selben wird seitens des Besitsers ein Fatter*
und Wartegeld ron monatlieh 15 Mark in
zwei Jahresbeträgen, am I. Mai und I. Sep-
tember, gezahlt. Die Fohlen, welche hier Auf-
nahme finden sollen, müssen von einem der
königlichen Lnndbeschäler abstammen, 12 Mo-
nate, aber nicht über S Jahre, alt gewesen
umi auf einer F )(i!.'n-.i h,tu seitens des könig-
lich sächsischen Landstallamts darch eine
Zulassungsbeseheinigang als branchbar er-
klärt Sein.
Wäii nun die Aufzucht und Haltung der
Fühlen betrifft, so werden diese den Sommer
über bis möglichst spät in den Herbst Iiinein
in Koppeln auf der Weide gehaltcu. im Winter
empfangt jedes Fohlen täglich 4 kg Heu und
G kg Trockenfutter, jedoch keinen Uafer. Nach
vollendetem dritten Jdire werden die Fohlen
in leichter Arbeit aii^;ebäMdij,'t. In diesem
Alter werden sie ihren rcsp. Besitzern zurück-
gegeben. Diejenigen Pferde aber, welche mehr
als Ackerpferde ra werden vemprechen, rer-
b leiben noch länger in der Anstalt, werden
von ^'/, Jabren an rittig >,'eniar]it un.l
dann seitens des Vereines ütfentlich ver-
steigert. Den Erlös bis zu 600 Mark erhält
der Besitzer ungeschmälert, von dem Mehr
verfallen IS"/,, zu Gunsten defi Vereines für
Versiclu runürsjiruinien, Tran -\\ i l^osten u. s. w.
Geht ein Fohlen in der Anstalt ein. so
empf&ngt der Besitser n^eo Bttckerstattung
der frezahlten Verpfleguns^s^eldcr eine Enfc>
Schädigung im Betrage von 300 Mark.
Bezüglich der Verwaltung untersteht die
Folilenuufzuehtanst.ilt, deren der Verein noch
gleictic i.w Taiinenborg, Leulitz, Eppeudorl,
Ausspanne bei Eiterlein und Heuscheunc be-
sitzt, dem Direetorinm des Vereines, dessen
Leiter der Landatallmeister sn Montsbnrg,
Graf zn Münster, ist. Gtassmann.
Oelt&M, das bei der Zerlegung der Fette
in Seifen- nnd Kersenfabriken gewonnene
Glyeerin, s. Glycerinum. y^gd.
OeUncker, Flaeosaccliarum (s. d.), be-
liebtes Geschmaekverbesäerungsmittel für An-
neipnlrer, dargestellt durch Vermisrheo Ton
21 ♦
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OBNANTHÄTHER. — 0BNANTH8ÄUBE.
1 Tropfen irgend eines angeneiimcii ätheri-
«ehm Oeles (Pl'etfemiinz- , Orangeschalen-,
'/innnt-, Anis-, £Qmai«ldJ mit 2 g Zucker-
melil. y^gel.
Oenanthäther, mit dieser Benennung wird
keini' l estimuit»' Vurbindung bezeichnet, son-
dern ein G« iiiiscli mehrerer solcher, welche
in »ehr geringer .Mt us^e von O OOnäö Iiis 0 003
in Weine vorhanden, demaelhen deo eigen-
tbttinlicheii Dnft, dieBlaine, das sog. Boq-
i^net, vt'rloih'Mi. D-rr O'-narthruhr-r i?t näm-
lich ein UeiuiacU au» BuUei-. Caprin- und
Caprjlsäure, Aethyl und Isoamylestern neben
freier Caprirl* ond Caprina&ure; den Haapt-
bestandibeif bilden namentlieh Oaprinafture,
Isoaniylester und r;ijirin>.'iin i - Arthylester:
er bildet eine farblose Flüs.-ii-^keit von star-
kem anangenchnien betaiib' ii len Qenich, der
eben nur in sehr starker VerdQnnung als der
angenehme Weingeruch wuhru»'n<inimen wird.
Die • >• nanthäther dienen aiu ii /.ui li.ir^tel-
loog Von littnstlichein Cognac uud lar Be-
reitottg von Ennstweinen. Loeüseh.
Oenanthe crooata, gelbsaftige Reben-
dolde, bekannte UmbelLifere, bei uns Uberall
anf nassen Wiesen oder an Wassergräben
wach-^<nt!, cnthftlt ansscr ätheri^^'hem Oehi
einen (iiiuitort, Üenauthin (s. <1.). Derselbe ist
mehr in den Wurzeln als in den I'.lättern vor-
handen, Vergiftungen bei den Uaubtbiereu
kommen datier fast nur Tor, wenn die Pflanze
uls rnkriuU dem Boden gerissen und
lii gi n L" l i^.-'ea wird. Kühe sterben schon auf
400 g (l( r Wur/.fl. Die Vergiftung ij.t ausge-
zeichnet durch Verengerung der Pupille,
Anftsthesie der Hant und Lähmung des fc!eh-
nerven: si>' beginnt mit (!■ liirnl.r Unpfen und
endet luit Gohirnlühmung. Uan4 ühnliciic
toxische Erscheinungen veranlaKSt aaeh die
ebenfalls an feuc liten Stellen neben ihr vur-
Itouinicnde rOhrige Rebendolde Oenuiithe
fistulosa. P'o^el.
Oenanthe Phellandrlum. Rinheiniische.
aut ömiipfen vürkoiuuiende L'uibellifere, Was-
tserfenehel (Phellandrium a<|Uiiticum) oder
Rossfenchel, dessen eiförmige, unangenehm
sehorf aromatiscli riecliende FrQelite anter
dem Namen
Fructus Pbellandrii oflicinell sind
(Semen PoetiicuU aquatici). Ausser demSthe-
ritti'hen l)ele (1" ,.) i-t mi' Ii da? noch nicht
näher .>tudirte Fitellaiidriol enthalten, bei ie
ßestandtlieile sind aber nicht Von liervnr-
ragender iihysiologischer WirJcaamJceit, denn
selbst auf ' *—'/, Pfand der Samen treten
liei rf.T>!.-ii iiml UiinLTii uns-r>r Vernich niiii.'
der Haruauüs'anlerung keine besKn deren Kr-
Rcheinuugen auf, das Mittel steht daher thier-
■irztlich in keinem grossen Ruf und ist aui-h
nur in der I'harnmcopoea (leniianica aufge-
führt. riiierär;:tlich wird Phellandrium aus-
schliesslich als leichtes Diureticuni, ähnlich
den Wachfaolderbeeien (Pferd 1S-!S'0, Kind
i:> 0— .';<! 0, Sciiaf, Ziege IvO — U" 0, Hund
0*5 — 2 0). g-braucht, die Thiere nehmen es
aber im Futt>r nur nngerno auf,
OenMtbin, eine im frischen Kraut von
Oenanthe fistulosa L. (>. Oenanthe) ent-
haltene harzartige narkotisch riechende Masse
Man erhält ^io durch Ausziehen des frischen
Krautes mit Weingeist. Der von Alkohol befreite
Kaekstand des weingeistigen Auszuges wird
mit Wasser verdQnnt, mit Bleiessig gefällt,
die vom Niederschlage getrennte ^flssigkeit
mit ."Schwefelwasserstoff eiitM.jf. Narh i'bin
Verdunsten des Filtrates bleibl Jus «Jeiiauthin
als eine in Wasser nicht, in Aetlier wenig,
in warmem Alkohol leicht lOsliche Snbstans
zurflck. Lteittck.
Oenanthol, Oenanthald.hy.i CH, (CH,)».
COH. das .Aldohyd kr ii ! malen Hepthyl- oder
Oenanthsüure. Alan eibalt es bei der Destilla-
tion Von Ricinusöl, indem man 500 g des Oeles
in einer t'/, 1 fassenden Retorte so lange
destilUrt, bis es anfingt sn sehftumen. Das
; Destillat wird rectificirt und das bei 00— f^tV
Siedende mit einer Losung von Xatrinmbisultit
geschüttelt, auf dem Wasserbade erwärmt,
lOU— i&Og Wasser hinzugefügt und durch
einen Heisswairgertrfchter flltrlrt. Beim Er-
kalten si liei let sich das Natrinmbisulüönan-
thol in Krji stallen aus. welche nach dem
Trennen von der Mutterlauge mit SodalOsnng
destillirt werden. Die übergegangene Oel-
Schicht wird Aber entwässertem (jlaubersalz
getrocknet nnl rcctiticirt. Das Oenanthol
siedet bei UO — 150^0'., hat ein speciäscbes
Gewicht von 0*887 bei 170; durch festes Aef«-
kali wird es bei O^C. polymerisirt. wobei eine
feste krystullinischfl und eine ölige Form ent-
steht. Auch in Berührung mit trockener Pott-
a^che entsteht ein festes poljmeres Oenanthoi,
ferner wird es von concentrirter Salpetersäure
I i rc^ in eine polymere krystalli.sirte Form
umgewandelt tMetönanthul), welche über SiiO"
siedet und von Aetikaii bei gew*>bn1i<-her
Temperatur nicht angegriffen wird. Bleibt
Oenanthol einige Wochen mit nngelö^chtem
Kalk .stehen, so entsteh' m a i,--. r Hrnmitlu^imr.'
und Heiithylalkohol mehrere Koiileawasser-
stofTe der homologen Reihe C„H,^ wie C-H,»,
C^H,a, r„Hm und überdies 0. nanthaceton
C,,1I„0, das sog. Ocnanthon »aoh seiner
Zusammensetsung Dihexylketon
(s. Ketone), welches aus Weingeist in grossen
Blättern ki y t.ilü in. die bei ÄO^C. >. hmelzen
und bei 2üi' sieden. Lt totich.
Oenanthofl, s.bei Oenanthol.
Oenanthsäure, nunnale Heptvlsäure.
Cils.(CU,),.COüU, wird durch Ox'vdation
von Oenanthol oder von normalem Heptyl-
alkohol mifti l t ^'hr^lla^,l^l' j:i?misch erhalten.
Alan trägt in ein warmes (lemisch von 300 g
Kalinmbichromat, 45üg concentrirt er Schwe-
felsäure und 900 g "Wasser 300 g Oenanthol
ein. kocht einige Stunden und hebt die ge-
lpil>it t.' (»enanthsiiure ab. Diese wird in Na-
tron gelöst und das trockene öuanth&aure
Natron mittelst Sehwefels&nre zerlegt, schliess-
lich wird die freie Säure über Phosphor-
säureanhydrid getrocknet und fractionirt <le-
stillirt. Jfie bildet eine schwach talgartig
riechende Flüssigkeit vom Siedepunkt iiS'i"",
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OENANTHSlURENITitIL. — OESOFH&GOTOMIE.
8U
welche erst liti IfS* C. erstarrt niifl schmilzt.
Durch weitere Einwirkung von Cliroms&ure
wird sie zu Bcrnäteinsäare und Propionsäure
oxydirt. Das Barytsalz der Oenanthsäurc
krystallisirt in Blilttern vom Schmelzpunkt
23g— 239, welche in kochendem Alkohol
siemlicb leicht löblich eind^ JLceMseh.
Oenanihsäurenitril , Norm uI Ii exyl-
cyanid, (Jaüia.CN. Bildet »ich bei der £ia-
Wirkitng von Schwefelcjnnkalinin anf Oenantb-
sStirf : eine bei 175 — 178° C. sipfiende nen-
trule Fliusigktit. iGslich in Alkohul und
Aethcr. von aromatischem geraniumälinlichen
iienich. Beim Kochen mit Alkalien sersetst
eich d«a OeoanthylcyanltT in der die Nitrile
charakterisirenden Wois" in dnanthylsaures
K.aliam und in Atumoiiiuk. Lot&itch,
OenuithylaMHiyd, « Oenantbol.
Oenanthylsäure. >. o, nantli liurc.
Oenometer, Instrumente zur Beatiinmung
des Alkoholgehaltes im Weine («. Wein).
Oenothera, Nachtkerze, zur Familie der
Nachtkersengewächse, Onagrarieae, gehörige
Fflaaae. lüek.
„Oer-rag" f„S«•h^vindelro^rpen''). schwcdi-
^^che Bezeiclitiungfilr mit „Scliwärze" (Cla-
(iospt>rium herbamm) behaltete lJi)g|renkC>rni>r.
welche bei Menschen nnd Thieren heftige
Kopfschmewen , Sehwindel. GHeileTzftteni ,
allL'^-nieiiiL' InviUli". Erbrochen niul vcr-
miiid rt- ? Sehvermögen verursachen. In .Schwe-
ll m wird deshalb von solchem Rog<ren hfini
Vermählen die Kleie bcsi>nders sorfftiiltiir ab-
Seschieden. um den an den Schalen haften-
en l'il/M Im iiiiiu^ zu beseitigen. Pott
Oerstedtit, ein nach d<'in berühmten
dälli^chen Physiker benanntes Mineral, wel-
che- mit dem Zirkon ii.ili.- v nwaiidt ist. es
elinimt mit diesem ;iach Form, Glanz und
(»elbbraoner Farbe aberoin, and enthflt neben
Jlagnesia nnd Kalk auch mit T:f;»nsänrc ge-
misclite Zirkönerde. Das speeirische Gewicht
betragt 3'G. die Hlrte erreicht kaum die des
Feldspates. I.ofhifch .
Oertllchc Wirkunfl der Heilmittel, Hlü-
nittehvirkungen.
Oertzen, D., »teilte Versuche mit
iSinderpestiuitirungcn an nnd TerOfTentliebte
Oesophagitis (von obo^ÜY'''«, v>chiund;
itie, Bntaflndunf^), dieSehlnndentnandang. Anr.
Oesophagotomie fS> iilundschnitt), Op' la-
tivii. weiche zum Zwecke der Entfernunir von
im .Schlünde steckengebliebenen Futterstücken,
Fremdkörpern etc. nach erfolgloser Anwen-
dung anderweitijfer Mittel vorgenommen wird.
Ks i.st dieselbe aU' Ii in Kallrn '.nn S-a-r-
krampf, .Anu'inn v ■•rabtMfjehendeu l,.»lijnung'-n
der Lip|n II ni, 1 r /.nng.., h.-i rumcren und
2s'euMldun;,'en in ilaiil- mid I," n ! . i.ii hie /uni
Zwecke der künstlichen Kriudirmig c;upt'ulih n
und auch au.-^geführt worden
Die F.rürtnung des Schlundes wird ent-
weder direct auf den in demselben stecken-
gebliebenen Fremdkr>rper oder auf den leeren
Schland vorgeuomuien. Die Technik der Opera-
tion bleibt in beiden Fiillen dieselbe: wird
auf den leeren Schlund operirt, so wählt man
dazu die Stelle, an welcher der Schlund sieh
nach links bieet: diese befindet sich m der
Hcdic c..\-i fiiiifteii Halswirlicls. seitlich TOn
der hinteren Wand der Trachea.
Da aber in dieser Ite^on der Halsbant-
mn>kid srlir fl'.-isidii;^ ist. eiiijifiehlt es sicli.
den Schnitt mehr in der Höhe des Ueber-
ganges Tora vierten tarn Aniten Halswirbel
nuszuffthrfn.
Einige Operateure fuhren denselben pa-
rallel und oberhalb der Jugularvcne aus. da
aber der .Schlund an der Luftrfdire verbunden,
Iftsst sich derselbe weit leichter durch einen
Schnitt unterhalb der .Inu'iilarvciic erreichen:
RQcb sind biebei weniger Oefässäste auza-
treffen als bei der anderen Methode. Der
Hatit-chnitt wird er». {\ — 8 cm l.ing mittelst
Aiilefiuiig einer zur Schinndachse «pier ange-
legten Hautfalte gemacht. Der unmittelbar
darunter zum Vor.'^ebein kommende Haut-
mnskel ivird in gleicher Richtung und Ans-
I delinniiu' mit dem Messer getrennt Tiii l der
auf der Luftröhre flach liegende SchhiuJ mit
dem wohl desinficirten Zeigefinger aufgesucht,
von dessen Unterlage getrennt und nach
aussen gezogen. Htebei ist sn beachten, dass
, der leere Schlund in seiner Halspurti iii weich
j und ganz verflacht, durch lockcre.< Bindege-
! webe an die Trachea verbunden ist. während
I derselbe indessen Brustportion allmftlig crlin-
I drisch und dick wird.
Ist einmal der Schlund aus der Wunde
h>^rnusgez<>gen. so erhSlt man densellien in
dieser Lage durch Einschieben einer ge-
schlossenen Scheere zwischen ihn nnd die
Halswande (Fig. 1349).
! Nachdem nun der Schlund frei v i rliegt,
I kann zum eigentli' h- n Schluiid-ichnitte vur-
gesch ritten werden. Zu diesem Zwecke trennt
man die Muskelschichte anf einer Länge von
3 —4 ein in der Kichtung der iJingsaehse bis
zum submucösen Bindegewebe, bezw. bis zur
' blassdurchscheinend. fi brhleimhaut. Dir L' tz-
I tere wird dann mitteUt einer Piucettegefaast
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3t6
OBSOPHAGUa — 0E3TBBBEICmSCH£ VIEHZUCHT.
un<l luit Hilfe eines Spitzbistouri durchge-
stochen, worauf eine Hohlsonde in J;is Innere
des Schlundes eingeführt and die Wunde nur
nach Bedarf vergrOssert werden darf.
Soll die Operation wegen st«ckengeblie-
benem Fremdkörper nn^iif'fülirf werden, so
wird der Schnitt unter I>erückbichti>,'un£f der
.Tngularvene, der Carotis und de> mit il<Mn
Vagns Terbnndenen armpathiechen Nerven
direet aaf die ain Halse mefstena dnreli-
znfiüilend« Anadeliiiiing dea Schlundes g«*
macht.
In den oberen Tbeflen det ^tea be-
finili 11 ■ 'i itlich vom Schlünde der M. orao-
hvoiiit'Uä und der M. stemomaxillaris, welche
ebenfalla so berfteksielitigeii aind.
Bfstt'lit der Fremdkör|t('r in einer zer-
schneidbart^ii, verdaulichen Masse, wie Wurzel-
werk, oder aus Halmfutter, welches an einem
fin^espiessten Drahte oder sonstigem s|)itzen
Körper hängen bleibt, so kann man sich im
erster^n Falle damit begnügen, einSpitzliistouri
dttrcli die Scblundwand bis in den betretVeii-
den wekberen Körper einzustossen und nach-
her ein schmales Knopnustouri in die Wunde
einzuführen, um miuclyt desselben eine Zer-
stückelang des steckengebliebenen Futtor-
mittela Tonanehmeo. Im »weiten Falle aiebt
man mittetii einer dflnnen Pincette das Halm*
fntter in kleitioien PaTzellcn aus und ent-
fernt in gleicher Weise den eingespiesateo
«pitsen Körper doreh die kleine Wunde.
Grossi-rt' Wunden in der Spliloimbaut
des Schlundes heilen gewöhnlich sehr schwer
mid mttaaen dieeelbea desbalb Temieden
werden.
Nach der Operation wird die Wunde
verschlossen; diese Yerschliessnng ist sehr
«orgfUtig Torzanebmen, da aicb aonst ge-
ftbrarbe CotnpHcationen dnatellen: in dieser
Hinsif'lit ist i,'anz be-^ndors das Eiiidiinf;cn
Tun Fottertheilen und Speichel in da:5 weit-
maschige submnc(tse Bindegewebe zu ver-
hüten, da sich dann gewöhnlich Schlund-
abscesse, Oangrfin, Py&mie. Scpticamie etc.
fin-tellen. Wenn das Unveniiü^'en. Futter zu
schlingen, nicht vorher den Hungertod herbei-
geflkhrt bat, so geht daa Thier dann in der
Rf>c7el an dem oben angefttbrten pathologischen
Procesäe zu Grunde.
Bei ganz kleinen Wunden mag die dirocte
Versrhliessung der Schleirahant wp{:gr«!asspn
werden und die Muskelschichte allein durch
die Naht verj-chloBsen bleiben: bei grisseri-n
roass die Schleimhaut verschlossen werden,
wenn die oben angeführten bedenkliehen Com>
plicationen nicht eintreten sollen.
In diesen F&Uen begreift man die Schleim-
hast in die an madiende Scblingennabt
oder, was besser ist. vt^rschlicsst die Si^hlnim-
hautwnndc mittebt einer genauen « ut^Mit-
naht, welche nach kurzer Zeit resorbirt «er-
den kann. An der Muskelschicbte wird dann
eine Scbllnj^fennaht angelegt, deren einwlne
Enden am unteren Winkel der ebenfalls für
sich geheltcten Hautwunde bi^ zuiu Zeitpunkt,
an welchem dieselben ausgezogen werden,
heraushängen können. Im Uebrigen vergwae
man nicht, dass die Oeaophag(»tomie zwar
eine leichte, aber eine in den Folgen peflUir-
liche Operation ist. Die nacli derselben er-
forderliehe Diüt ist daljer streng durchzu-
fahren und Ije.steht dieselbe woinri<,'lich in
st^hr beschränkter Fütternng während der
ersten Tage, wobei die Verabreichung von
Milch und Irischer Bonilhm mit zersehlage-
nen Eiern in genügender Menge in empfehlen
ist, am die Tfiere bei Erlflen an erhalten.
Die von verschiedenen Seiten empfohlpne reine
Gras- oder Reufütterung i&t, wie directe
Versuche erwiesen, gänzlich zu vermeiden,
da die von den Tbieren im üaale geformten
Biaaen den Scblond bei deren Dorchgang be-
deutend erweitern und dadurch die angelegte
Schlcimhautnahtnoth wendig zerreisscn mässen.
Literatur: Hertwig, Humlbavb dtr Chirurgici fOr
Thi«r»r2te. — rfjr?t'ir. Cotn|H>U(lium dwr Oj>i«räitlflnt-
lehre. — .S t <> i- k f I " t Ii. Handbuch dor thierimtJii bt ii Chi-
rurgie. — Tlori n g und Vogel, 0[>er>tioaa)«hr« far Thi«r-
knt«. ~~ Bajer. Lehrbuch der VetarfsSr 'Chlnugl«L B9.
Oesophagus, ^clilund.
Oeaterien (1776— lhö3), Dr. med. et
eliir., schrieb 1810 eine Dissertatiott Aber
I den inneren Bruch der Ochsen und dessen
Operation durch den Flankenschnitt. Sr.
Oeaterreiohiache Viehzucht. Das Kaiser-
thnm Oesterreich unifasst das westlich der
Leitha gelegene Staatsgebiet (Cisleithanien) der
österreichis<di uiii,'ari>i lien Monarehie oder ilie
im Reichsrath vertretenen Königreiche und
Länder, und zv.ar: Böhmen, Dalmatien. Ga-
lizien, die Erzli>'rzii<jthü:ner unter und ob der
Enns, die IlerzoL'thümer Sal/burt'. Steiermark.
Kärnten, Krain, ^^chlcsien un«i Bukowina,
ferner die Markgrafochaften Mähreu und
Istrien, die geforsteten GrafMibaften TiroL
Görz und Gradisca, das Land Vorarlberg und
die Stadt Triest nebst Gebiet, im Ganzen
300,OS4.38 km- - d r 5.448.7B □ Meilen, welche
von SS,14i.t44 Menacben bewohnt werden.
Anf I km* kommen 74 Seelen. Unter allen
Staaten Kuropa.s — Kussland vielb lebt aus-
genomiiieri — hat keiner eine Bevölkerung,
welche aus mehr Nationalitäten bestände, als
die Oesterreich-Ungarns. Die drei Hauptvölker
Europas: Deutsche, Slaven und Romanen,
bilden auch hier die Hauptstämnie de> Kaiser-
reiches, wälirend jenseits der Leitha als vierter
Stamm die Magyaren hinankommen. Die
Mehrzahl iler Bevö!kerun<r be<f*h<'lfti£rt sich
mit Luiiü- und Fur>twirth8chalt: die Zählung
vom 31. December 1880 ergab: Grundbesitzer
undP&cbter 9i.36S.153, berafsth&tige Personen
6,186.665, Be»*biftigte inclnsive Famtlien-
glieder und Hansdiener 12,188.998.
Die Anzahl der bei der Land- und Forst-
wirthschaft besehiftifften Menseben ist am
£rr5>sten iu Dalmatien (initSl"7% der ganzen
Uevüikerung) und am kleinsten iu Nieder-
I »i^terpdch, wo sie bis a.ikttl'V/^ der dortigen
Bewubnerscbaft sinkt.
Der Yiehütand. welcher gleichseitig mit
d> r Volks/ahlcn^' zuletzt am 31. December
1 l&äl) erhoben wurde, betrag:
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OESTBBBEICmSCHB VIEHZUCHT.
317
Pferde l,4fi3.S8S
Eeet mid Multhiere 49.618
Rindvieh 8,584.077
Schafe 3.8il.340
Ziegen 1,000.07;;
Schweine iJ.TSI.nil
Ein- und Ausfuhr von Hausthieren und
Uadwirthschaftliehen Productt-n im ganzen
tetemichisoh-uDgarischen Zollgebiete stellte
sich 1883 foIgendenoMseti:
Einfuhr A'i-fuhr
Pferde StOck 6.603 29.083
Bindvieh „ Ö8.930 134.540
Schafe und Ziegen . „ 489.639 884.309
Schweine „ 38l.?7f; 234.90H
Felle und Hftute . . « 1( 7 ^ 7 l u 7
Fleisch a. Würste . « 4.2bb
Käs« ^ 19.791 7.t77
Schafwolle _ 861.207 124 95">
Die BcnätzuQg dea Bodena xcigt im
Qsterreichischeii Staatsgebiete folgende Se-
snltate:
Caltar»rt«a
QaMrtt-
Kilorapf i»T
Proc<'nt
Acker- und Gartenland
WeingftTten
WJeeen nnd Weiden , .
. . Ho.tiiSö
. . 2.4S3
. . 71.419
. . 97.774
36-7
0 8
S38
3sr>
tJnptodnetiv Fl&che .
. . 18.So9
93*9
61
zusaminen
. . 3UU.024
Die prodnetiTe Pllebe ist am grOstten
in T^nhmen. Srhlt'.'.ieii. Mähren, Nieder Oester-
reich und (ializien. am geringsten in Sahburg
und Tirol; in den enteren L&ndern beträgt
sie zwischen 96 nnd 97, in letzteren nngeftbr
SOVo g^'sammten Areals. Die wefitten nnd
schönsten Wie-eii uml "\Vtii1en trillt man in
Salzburgs Tiiol un>i Vorarlberg, aber auch
Steiermark ist rficli un nutzbaren Grasfltchen.
und alle diese Landschaften besitzen eine
grosse Anzahl Rinder von meist truter Rasse.
Dil' Dodenbeseliaff« iilieit des Kaiserstaat i s
ist znm grösstcn Tbcile gebirgig — mehr als
76"/o gessnimten Oberflache gehören den
Berglandschaften an — doch ^ibt <:> auch
mehrere ansehnliche Ebenen und l'bälcr.
welche dem Lande eine grosse Mannigfaltig-
keit verleiben. — Tirol, der südliche Theil
von Oesterreicb ob nnd unter der Enns, 8ats>
hnrir. Obfrvtoi.'riiiark, Käriilfii. Krain und
das Küsteiilauii am adviati^<.lit:?ii ^leere sind
eigentliche Gcbirgsländer, in vvvldien das
KUma sehr wechselnd ist. In der wärmeren
Zone (SQdtiiul, KQstenland nnd DsJmatien.
wo il<T Herbstregen voihcrr--« Itt) stellt sich
die mittlere Jahrestcuiperatur auf -|~ 11°
im Hochgebirge auf 5— 7' i'' C. nnd die
Rpf^enmenge steigt hier bisweilen von 79 bis
auf l ;8 cm. Im her<-jni&cii ;>ud' tisi hen Gebiete
liaben (ii-- Iüiiiil;,'('birge ein feuchte.«!, kflhles
und ziemlich gleicbmfisaiges Klima, das
Binnenland hat aber vielfachen Wechsel; im
Grossen und Ganzen ist das Klima hi<'r ein
m&ssig warmes zu nennen; durchschnittlii-b
stellt sich dio Temperatur auf -j- 8° * '. bei meist
hinreichender Fencbtigkeit. Im Donauthale
findet man von West nach Üst •\- 8° nnd
9* C. je mehr gegen Osten, desto Qiftrlieher
wird der Regon nnd desto schneller wechselt
die Temperatur.
ZwiNchi-n der schwiibisch-bayrischen Hodi-
ebene und der lombardisch-venczianischen Tief-
ebene, anch zwischen dem Donauthale und
di in ai;i iati>< bi'n .Mc. rc Ii--^'f <i;is für die
Viehzucht wichtige .Alpenland mit vielen
Längen- und (^lerthfilern. aber ohne grosse
Ebenen. Hier trifft man mehrere derwichtigsten
liindvichrassen de.s Kai.Nerreichs, welche weiter
unten noch näher beschrieben werden. Im Nord-
osten des Alpenlandes bildet ein Kranz der
europKisehen Mittelgebirge den Band des
Hochlandes von Böhmen «nd ili.' AI fälle
iMährens gegen das 3Iarchthal. Im (.htvu der
March zieht sich das Karpathengebirge halb-
kreisförmig zwischen Mähren, Seblesien,
Galttten nnd der Bukowina einerseits, nnd Un-
garn andererseits zum siebenbrirgi-sc brn Hunb-
lando hin. Ein Nebengebirge der Alpen ist
der Kmst, ib-r si< Ii um das adriatische Meer
herumzieht, durch ganz Dalmaticn fortsetzt
und in die benachbarten Provinzen Bosnien
und die Hi-rzegowina hinein ti>tr< i k(: auch
du.s Pcrglaud der quarneri^chcn und dalma-
tinischen Inseln gebort dem Karst an. Für
die Zucht von Rindvieh erscheinen jene Berg-
landschai'tcn wenig geeignet: wohl aber züchtet
man an einigen Orten recht hflbsche, leichte
Keit- nnd Packpferde neben vielen braneh-
baten Schafen nnd Ziegen der sQdenropflischen
Gebirj,'srasM'n.
•-Usterreii Ii« liodeu wird im Allgemeinen
als ein fruchtbarer bezeichnet, obwohl in den
einzelnen Kroniindcrn vielfache Abstafaneen
vom reichsten tiefgründigen I.>ebni- zu dem
ärmeren Sand- un«l Grandboden vui]i,<miii( n.
Die Fiuchtbarkcit ist hier wie überall zum
nicht geringen Theil abhängig von der geo-
graphischen L;i der verticalen Krbtbung.
der mittleren .1 ibi ''stcnipieralur, der Mtnge
der NiederHchliii; ' ( *• Isbcnso ist anch die
Art der Cultur, der Düngung, Bewissemng etc.
hier wie dort von grossem Einflnss anf die
Fruchtbarkeit d. . nmien'^. "Wir haben an rcr-
schiedenen Orten des Keiches auf den sorg-
fältig cultivirten Sandfeldem oftmals sehr
schöne Frücht« bemerkt, die anch in manchen
Jahren ganz befriedig^de Ertrtge liefern
sollen.
Zwischen dem onproductiven Boden der
westlichen LAnder nnd jenem des Ostens
herri^cht ein wesentlicher Unterschied. Im
Westen ist nämlich durch den grössten Fleiss
der lanill:i fi<'n l!' \ ülkernni,' fant der ganze
anbaufähige Boden in Cultur genommen; nur
die schlechtesten Strecken liegen hier un-
bestellt und dienen als Schafweidp Im n«ten
des Reiches könnt«; bei genügenden und wohl-
feilen Arbeitskräften und durch rationelle Be-
wirthschaftnng der Landgüter sicher viel ge-
bessert nnd manehes Stück Land mit Vortheil
cultivirt wcr.bni, das jetzt noch völlisr iTritre-
nützt dalic>,'l. Die am meisten verbreitete Be-
wirthschaftungj^art istdie Dreifelderwirthschaft,
jedoch besteht sie nur in wenigen Kronl&ndem
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3t8
OESTEItSEICHISCHE VIEHZUCHT.
ganz rein, weil hüuti;; der Fatterbau in die
Karnerwirtltschaft Inneinirexoeeii und darcb*
-•■liiiittli' !i ctw.T Hälfte der Urachteker
undt;iw«.Uig beninzt wird.
Durcii Ausdehnung und Verbf.ssorunf; dt-s
Fattcrbaaes ist es den dorti<r''n Landwirthen
in der neueren ZHt möeÜrli fj.'wnrdon. ihre
Han>llnM Jahr ein Jahr aus r«M<"hlich< i luul
ÄW(*('klna^•^igl.•r zu frniihriMi, als mjIcIus irhher
der Fiill war.
l)ic Fruclit\v>>( hseiwitthschött wird vor-
wiffjcnd in Tirol, Steiomiark, Krain, doni
KüsU-nljiide, zicnilifl» luiutivf ul>or auch in
anderen Kroniänd^'m betrieben. Egartcnwirth-
Schaft trifft nmn in den hohor belogenen
Gogendc-n. nanientlifli in den AI] i rililr dern. In
Mühron konnnt vi<?Ifaoh dio J >it ikliit-r- un l
in :>ti i«'rmurk «iic Hrandwjriiis' haft vor. Fr«M< n
Wirth^chaftKbetrieb trifft man in einem Tlietle
von Tirol. Untersteierroark und Krain meist
auf don kleineren l!o>itzm>f:''n der bin nnd
wieder iriuii wohlliabeiiden liiiuern.
Be/.U','lif1j der \ i<iuuclit biett-t »)eslfr-
reich fiiie aosserordrntüi h sjross»" .Munniff
faltigkeit dar. Die vorsehicdcnen Hausthier-
j?attuii;,'iMi sind dnnli mehrere ren<»niinirte
Kassen und Sclilü|;e vertreten, welche »ich
dnrch Tcrsehiedene recht gute Leistungren ans-
zeifduun. Li'iii'-r t^Wil es aber aucli noch
ni-dircf k'roiilan liT, in dcix ti li« r KU-triel» <l.-r
\ i'diznclit einer VerlK'vSi riui? drini:>Mid be-
darltig iit und noch mancherlei xar Hebung
derselben geseheben moM. In einijren ThÄlem
und (iaueii tlt-s Alix-iifrcliiots >teiit liif Kinn-
viduueht .schon jctil aul einer l»i>]i>;n IStul'o
der Entwicklau^. kann mit Ri^cbt eUw blfthende
f^nnnt werden, wo hiNj;««en an anderen
Orlen die ffnmc Hnn^thiemucnt scbr drinicdfr-
V\> 'j.K u'erad<-zu \ iiiudilä'.>i;rt wird. ■- V.in
.leiten der Staat-ri*(.'i'-run'_' jresi liielit >> it
Jahren Mancberlti zur H-iiunu' der Vi.-h-
xucht: es \vci-di>ii z. [;. nst" d^n l.nnd.'saus-
steliuuu^'-n .stets sxr<iSM' l'r. i^r iiir d if ssi-rrn
/iiichttlii<Ti_- hfwillijrt: tü'lili;.:«' .Maiuier .>-iiid j
angestellt, utn aU I..ehr«.r an hüiicrcn und
niederen Schulen tbätif: sn »ein und fCir die
Verhri'ituntj i]i;r iii''tiii'j''ii Kentitiii>-f 'ic.
nach l'c?t<'n Krältcn zu >.>r;;eti. Aus tVe;ndi'n
Ländern wmd. ii .-rli.in v..i' lanjjtT 7.>'ir vuA
werden noch heute werthvoUe Zuchtthiere der
anerkannt besten Rassen belogen und znr
Kr.-uzunjr mit den ii.'iniischen Thieren Ge-
nützt, (id.-r au'li n-iti tort^'ezüditet. In.'
Kai-rrin Maria TlHrcsia hat ."^icli im Jahr.'
177Ö durcli die Einführung der .-iianischin j
Merinoschafe un.-treitig sehr irrossf Vordicnstc |
um die Scha(/ucht ihrer Krouländer erw..rben. ,
l>ie damals nach Maeopaii gelangten 300 btück
Ne^etti- und Infantado-Schafe haben den
(irund IT' zu den später so lie:i;!iTit tjc-
wordeneu r:^t.4i!,ni^chäfereien in l'n'^Mrn. .M.iliren,
Schlesien und H'>lin)cn. Ebenso hut auch der
Kaiser Jo&el II., welcher bekanntlich sehr viel
snr Hebung des Ackerbaues getban bat. emsig
für die V>'rbe»eruntr derSclial'ziiclit gfarbeitet. I
Derselbe lie-s ITsi eine schöne Heerde (nahe-
zu 1000 Stück ) ' ll. r .Merinos aus Spanien
kommen und grikmlete damit die Stamm*
Schäferei zu Mannersdorf. Diese Heerde wurde
später noch durch einen Ankauf boehedler
Tbiere im .lübr.' 1S02 iiodi wesentlich \ er
mehrt und vcrbi. :.M'it. Die seit inuger Zeit be-
rtihnitu Staninisehäferei zu Holitsch »tannnt
aus Mannersd'jrf. und es hat dieselbe wesent-
lich dazQ beigetragen, der Osterrcichiseben
Merino.'<chafzucht niclit lair im Iiilanle, .v^n-
deni auch im .\uslande einen gut klingenden
Namen zu versi lialRii.
Auf den» *i. liiet«3 der Pferdezucht wurde
durch den Auk.uit hervorragender Vollblut-
liengste aus Eni,'larii] v.nA edler Aruber aus
dem Orient sowuhl für die kaiserlichen Ue-
State, wie (Hr Tersefaiedene private Zachtpifttie
in bester Weise gesorgt, nnd niehrer > fier-elbcn
sind heute noch im Besitze des Wirllivt*Uätea
Znclitniaterials. das sich sowohl auf den hci-
miüchen, wie ausländischen Kenuplätzcn durch
grosse Leistungen anszeiehnet.
Aus der Schweiz wurden zur Vcrbcsso-
run<r der Viehzm ht in verschiedenen Krön-
läiid<'rn Stiere uuil Kühe der besten Scblä^*;
(^e^ l>'leck- und sug, Braunviches herbeigeholt
und mit den heimischen Lnndschingen ge-
kreuzt. Die Milt hergiebigkeit i r K;ihe wurde
infolge dessen bei der Nuchzr.cht reichlicher
nnd die Zngföhigkeit der Ochsen an vielen
Orten ungleich b > -^r. solche beim Land-
vieh früher war. Jlnglaii l liat mehrmals anch
schone Shorthorns nach Oesterreich geliefert
— hauptsächlich zu dem Zwecke, das heiroi-
bche vieb frühreifer und mastfRbiger su
machen — . doch lauteten die IJerichte über
die Jlesultale die Zucht mit Fremdlingen
nicht immer günstig^ im Gegcntlieile < ftmals
wenig befriedigend, so z. B. sagte Dr. J. R.
LnrcnsE f.I>ie Bodencnltnr auf der Wiener
\Vi l-;iu- Teilung 1873") wörtlich F<dgendes:
„Man wird darauf verzichten müssen, in den
Siiurihorns Milchvieh, fnichtbare Zuchtthiere
• •der gar Arbeitsvieh zu liade;i. - alle diese
Leistungen sind verloren gct iK-" n in dem
neuen Streben nach frühreifem I-^leischvieh.
Die von manchen äeitcn gerühmte .Milch*
ergiebigkeit derselben ist Hnmbng — fett
mag die MÜch wt.iil sein, aber >icher nicht
rei':|ilieli - — , und wie zart weiiers .lie Tliierc
sind, beweist nur zu sehr -I-t sorgsam, .^chutz,
den die Wiürter ihren PAegebcfohleneu während
der ranben Tage der Wiener AnsstellnngB'
Periode (Anfangs Juni) angedeihen lassen
mns.sten."
.Andere, neuere IJerielite von saeliver.<tä.n-
dii^. n Leuten aus der Praxis lauten jedoch
etwas günstiger über den Einfluss des Short-
Iduts bei Krenzungi n mit üst 'rreichischen
Ku-:sen, und es i:st nicht zu be2weilein,ditös auch
diese englische Rasse — am rechten Platae,
zvveckmi»j.sig gehalt-ni. cut gefüttert und richtig
gebraM< In — zur Verbes>erunu' verschiedener
beimiseher S.-bliige widil etwas beitrai»en kann.
Selbstverständlich kann man die iShorthoms
nicht in die Gcbirgswirthschaften der Banem
Tirols, Steiermarks etc. führen; dorthin i»assen
sie nicht, wohl aber für (Jüter in der Ebene
mit einem ordnnngsinii^sigen intensiven Be-
trieb, nach in die Nähe volkreicher Städte,
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OBSTERREIGHISCHB VIEHZUCBT.
819
vo sich iniiDcr mehr eine jfros.sc ^iuchiragc
nach schon gemistetem Schlachtvieh bemerk-
bar macht.
Englische Schweine sind in der neneren
Zeit gar nicht selten zur VruMli luiiir ili'r öster-
reichisciicn Landscblügc benutzt worden, sie
haben meist gute Dienste geleistet, und wenn
auch nii lit licTinniiti^t w r<I' i) kann, dass alle
Klier der giuibcii und kleinen englischen
/lichten Von Nutzen filr die dortige Kreu-
xuDgstacht sind, so gibt es doch mehrere eng-
li»ene Rassen, welche mindestens ebenso viel,
wenn nicht nii-lir NMifzcn srlmlfen. nls lii^^ 7ur
Krenscung benutzten Eber der krau.<«htiiirigen
ungarischen un«! serbischen Hassen. Frühreife
und MaatfähigJ^dt bei genfigender Frachtbar-
ke!t besitsen die englischen Kreoznngs-
prtiducte ohne Frage in hnhereni Müsse «1^
jene kraushaarigen Thierc: obgleich wir gern
zugegeben wollen, dass letztere für ausge-
dehnt4;n Weide- und WiiKlIfftrieb in der Tiegel
passender sind als die Mehrzahl der englischen
Barsen.
Die Zucht des Borstenviehes hat für
Oesterreich nnstreitig eine recht grosse Bedcu>
tung, und es sollte ihr daher auch stets dif
nötliige Sorsifult /utheil werden. iSow«hl in \\r
schiedenen liegenden der Al|)eiiliinder, wie ancii
in den mehr iudostricreichen Xiandeatheilen
brinsrt dieMfistnnf von Schweinen (mitFabriks-
abrUIrii ; iiiiitii v 11 rrli i'inon grusson Nutzen, und
es wird hier auch die .Vuf/.uclit vuii Ferkt in
in der Kegel ziemlich uinf.ui.'rcich h<!trieben.
Itei der nieist ganz befriedigeHden Frachtbar-
koit der .Sauen .sind die I^ente im Stande,
iilljiihrlich eine grosse Anzalil von Ferkeln
übsosetzea, und üie linden für dieselbc-u auf
den mrkten gewöhnlich einen gaten Absatz.
Von den vt i h !ii • i'nieli Schlägen des
alten, onveredtiitji L.iutischweins sind die
mährischen und jMdnisehen crwähnL-nswerth;
sie sollen lange Zeit die besten Üorstenthiere
innerhalb des sog. Landschlagej geUefert
ituben r.T['\ h'Ant]':; znr \'erbes<''i 'inu' aii l- r^T
w»terreiciiischer tichweine benützt worden sein.
Das mährische Scinveiti ist wnhnclicilili<-h
ans der Krensnng der kleinen, braunen ]»d-
nidchen Sauen mit ungarischen kraushaai-igt-n
Kbcrn hervorgegangen. Das polnische Land-
schwein, welche» hauptsächlich von den iJuuern
und kleineren Grnndhe.-^itzern in Galizien
gezüchtet wird, i.-.t walnseheinlicii ein Kreu-
zungsproduct unserer ;,'r<j:-suhrigen europäi-
schen Speeles (Sus .•-crijfii luukrotis) mit dem
kraushaarigen ächweine (äus scrofa crispaj,
besitzt aber mehr Aehnlichkeit mit jenem
;ih mit diesem: es hat grosse, seitlich vom
Kopie herabhängende Ohren, einen schiualen
Leib mit gekrflmmtcm BQcken nod nicht zu
lange Keine.
Es gibt sowohl eine kleine, wie grosse
Form dieser polnischen liweine. welche sich
beide durch CM-nügsamkeit. Fruchtbarkeit
und ziemlich gute Mastfähigkeit auszeich-
nen. Für den Weidehctrieb sind sie fast
ebenso geeignet wie das ungarische kraus-
haarige Itorstenvicli : iiire Fk-isclujualir.it i>t
aber nicht ganz »o gut wie bei diesem, auch
geilt ihre kOrjterliche Entwicklung langsanier
von statten.
In den übrieen Kronlundern des Reiches
finden sich nocn viele unveredelte Land-
h( liwrini-. wrlrlü' wie tü'' M i-l i rz ;i Ii 1 der deut-
schen Landschweiuc eiuestheilä zu der gross-
ohrigen und anderatbeils anr knntohrigen
Art gehören. Ijctiterc unterscheiden sich von
den erstcren hauptsächlich durch aufrecht-
stehende Ohren, während die übrigen Kenn-
zeichen bei beiden Arten oder Rassen fast
Qberall gemeinsam vorhanden sind.
];<-i kiir/.uhi jj''»n Ijarid-:rliwein'''n i.~t im
.Aiigeuitijien ili« Augenachüe langer im Ver-
hältniss zu dcii anderen Dimensionen, auch ist
die Stirn etwas höher und breiter. Der Kunipf
ist bei den knrrohrigcn Schweinen nicht ganz
.••<■ liiiiu' wii' l^'i ,[''11 oxtr-ii.i'n Formen
gri>- Ijiigen Jfchweines, It-ber die wiith-
schaftliche Bedeutung dieser beiden Formen
des alten, unv.-redelten Landsehweines sind
di'' Aii.^ichten der Praktiker getheilt: es gibt
in Oesterreich .s» hr viele Verehrer der gross-
ohrigcn Art, aber auch ebvnüo eine grosse
Anzahl von Landwirthen and Viehhindlem,
welche dcrkurzohrigeii Itassed. ti Vi r/uggeben :
tiinnehe Leute heliaupten. ousa bei diesen
Ii t/teren die koriieriiche Entwicklung etwa.*-
rascher von statten ginge uml «ic sich auch
besser als jene zur Kreuzung mit den renom-
mirten eniflisch'ii L'assen eigneten. Sie
scheinen den modernen Culturra.sscn etwas
näher zu stehen als die grossohrigen Schweine.
Pferd«' zueilt. Dieselbe hat für ver-
-chiedene (iegeiiden des Kaiserreiches eine
gr<»sse Uedeutiiii'.: i wird daher aueh seit
Jahren ziemlich umfangreich und möglichst
.-orgfaltig betrieben. In frflhercr Zeit wurde
tnehrfach aus Spanien (Andalusien) und Italien
( .N eapel und der Pole.sina) wertiivolle.s Zucht -
material herheigeh'ilt, und noiii heute trifft
man au manchen Orten Pferde, weiche «owohl
in der K irpergestalt. wie in der Gangart
.Aehnlichkeit mit J "n S|ianiern und Italienern
Zeigen. In der neuesten Zeit sind hauptsäelilich
etnjlische und vereinz«lt orieiitalisehe VuU-
hluthengite zur Veredelang der heimischen
Si hläge benutzt worden. Die Mannigfaltigkeit
in den l'ferdet_v]>en erscheint in Oesterreich
weit grü.s-'er. als in 1 ><'utschlaHd.
In Dalmatien gibt es einen kleinen,
)".nyartigen I^ferdesclilag. der mit dem cur-
>icanisclien verwandt si-in sull. In Tries^t
und l.'mcjegend. b- »iiider.s auf d' ii \ • f-
sciiiedencu Zuchtplätzen üch Kurst, trifft
man vorwiegend Orientalen. Die Karstpferde
waren schon in ältc»-'. r '/ iT wei^rii ihrer
;rrossen .\usdauer lierühmt. und die l';«.-v^e
des dortigen Hofire-^tüts zu Lippiza ist heute
noch allgemein Ii liebt; sie aeigen in ihren
Formen und Bewegungen viel Eleganz und
irrosse Gewandtheit, in iltr Um>;eirend von
.Meran und Hafllmgen mi oberen Etschthale
kommt ein derber I'ferdeschlag vor, der unter
dem N'am<n ,.IIafflinger Klepper"^ bekannt
ist und manchen Liebhaber findet. In Steier-
mark und im .Nilzburgischeii l..ir< iltt man
eine ausgedehnte Zucht mit der allberUhmtcn
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330 0E8TBBBEICHIE
norischen Rasse, welche sich durch tüchtige
Leistungen im schwerer Lustzuije vor Tielcn
anderen schweren Schlägen hervorthut.
Unter dem Namen Flnsgauer kommen
viele Pferde des sfhwercr, fwfi. kaltblütigen
Schlages in den llaiidcl, welche aber nicht
alle in dem lieblichen Pinzgan, sondern an
vielen Orten des Innthalei aafgexogeu werdeni
und neverdings sowohl im In- wie im Ans»
lande gro>RC Verbreitung gefnndm habpn.
Tn der Utogegcnd von Klagcniuit und
St. Veit, sowie bei Laibach bis nach Marburg
hin, gibt es «inen gemischten Schlag, der
g«n« Ttraiichbare Aekerpferde liefert Die sog.
LnttfiibiTi^. r Pf. r<l<'. welrhe im südöstlichen
Theile tou Steiermark, zwischen der Mar and
Drave, gezogen werden, sollen — nach Kossen
von Steniegg — ans der Kreuzung von
Engländern und Orientalen hervorgegangen
sein, und mci:iten8 renbt bnnchbare Beit«
pferde abgeben.
Der in früherer Zeit viel gerühmte Schlag
auf dem Mannhartsbcrge und im M.iri.lifi lilf
soll durch unzweckmässige Kreuzim^i n und
sorglosere Züchtung im Wcrthc zurück L'< ):;;u»^,'t ii
sein; nur hin und wieder trift man in jener
Gegend — wie auch sonst in Nteder-Oester-
reich — liraiifhbarc Pf.'rdi' mit i^ni ge-
formtem Köid. iiübüclier Haltung, gedrungenem
I^eibesban, kr&ftigem Kücken und normal ge-
stellten Beinen. VitiUeirht konnte das Hinter«
tbeil mancher Pferde dieser Kronlflnder etwas
kräftiger und scImWut sein. AlischOssige
Kruppen kommen nicht selten bei ihnen vor.
In Fcistritx und im Paabthale Steierraarks
findet sich eine ziemlich constante Pferde-
bevOlkerung von anglo-normänner Abkunft.
Dieses Feistritz-Raabthalcr Pterd. w. klios cn-
form auch im Innviertel Uber- Oesterreichs, der
sog. asterreiebiseben Normandie, geattchtetwird,
findft stets' sr-ine Ahrn^hrncr. f^if Pferde in
Böhmen, Maiuen und Schlesien gehören den
verschiedensten llassenan, welche oftmals stark
dnrcheinander gemischt nnd, nicht immer ra
loben sind. Nor im sfldlfeben Theile von
Böhmen ist das aus Obcr-Oi sterreich einge-
führte norische Pferd und dessen Nachzucht
stark vertreten und liefert meist einen sehr lu-
vrläsi^igen Arbeitssrlihig für die Gross- und
Kleinwirtbschaften des L indes. In der Linie
Hohcnelbe, KOniginhof. ILdienbruck, Leito-
mischl, Ueutschbrod, auch auf den Abhingen
des bobmisch - mibrischen Schetdegebirges
sieht man pincn krfifti'^^en (i'^birepsrlilafr, drr
auf jenen von der immer mehr turii.chri iiendt ti
CuUur noch nicht bertlhrten Bergweiden auf-
gezogen, im anffallenden Contraste mit den
fibrigen Pferden der genannten ProTfnzen
steht und auf den grossen Pfi rdrMuirXtt n In
Ohrudim, Pardubitz etc. in der Kej^«;! eine
sehr gesachte Waare bildet. In den von
Croaten nnd Slovaken bewohnten südlichen
nnd sttdöstlichen Theilen Mährons kommt ein
kleiner, loiclit- i P!< rd.Miihig vor, welcherwahr-
acbeinlich sclion vor langer Zeit dorthin einge-
fÄhrt worden ist und ach accUmatisirt hat.
In Galizien, Lodonu rien nnd der Buko-
wina erinnern die meisten Pferde der kleinen
OHE TISHZUCHT.
Besitser nnd Pichter an die weniger edle
orientalische Rasse, widn'neiepen auf den
grösseren Gütern, den suj;. Kiielliöicn der polni-
schen Grundbisilzer. sidi ein edles Pferd
findet, das an die besten Fnrnien der Araber
erinnert. Manches Product der Kreuzung von
altpolnischen Stuten und arabisclien Hen<rsteii
ist als Keit- und leichtes £atscbpferd (Jacker)
recht branehbar, nnd wird im Handel Tcr-
bfiltnissmässig gut hezabit.
In der Bukowinü. an der rumänischen
Grenze gibt na ein kleines, starkes Bergpferd
unter dem Namen Hnaxnlner Klepper, der
am besten im Kotomeaer Kreise gezogen wird,
und ebensiiwolil ;ils Pack- wie als Roitthier
(für bescheidene AnspnK iie) zu verwenden ist
Interessant ist für alle Hippologcn Ga-
lizien wegen seiner zahlreichen Gestüte nnd
kleineren Znchtplätze. Wenn auch nur etwa
.!() derselluMi dt>n Cliurakter von eigentlichen
Gest&ten besitzen, so wurden doch noch tiber
70 kleinere Znehtanstalten. sog. Bandgestflte.
I eririrt, und für die liippolrjgisdie Karte Oester-
reiclis von dem -Major Kossen von Stemeck
I aufgenommen. Die meisten derselben sind
fOr die dortige ZOchtang ohne Frage sehr
wichtig, bilden wahrhafte Brennpnnkte der
edleren Pferdepruduefion, und die opferwilligen
I Bemühungen der duriigeu Züciiter verdienen
hier Erwfdmung und volle Anerkennung.
Nachstehend werden in einer tabellari-
schen Uebersicht dif Zuclitverhältnisse der
österreicbi.sch un^Mri»' heti Monarchie znrAn*
schauung gebracht, u. zw.:
A. Die Zahl A«e Staatahengate, welche
während der BescbJ^lpmode 1889 in den Re-
schälstationen — in Privatpflcgo und iu Miethe
— , ferner in den beiden Vollblutstationen und
im k. u. k. Staatsgestüte Üadauti, sowie in den
königl. ung. StaatsgestQten anfgeitellt waren:
1. In dsleithanien (die im Beicbsrath» rer-
tretenen L&ader).
Za
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Provinze«
der
dar Br-
n«ag«tc
MbSlifai>
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üiczu kommen die in den ge-
nannten Provinzen in Pri-
vatpflege befindlichen Deck-
hengste
830
Dann die inMiethebefindliobpn
70
Gesauimtzahl ... | 19iti | 4e$3
Digitizeci by Google
0BSTBBBEICHI8CHB VIEHZUCHT.
331
Diese Uongste gehüren nacbatebenden
RtMeo an;
BagL ToObtot 64
Engl. Halbblut 760
Norfolkor 238
OrienUl. Vollblut 15
QifeBttL Halbblut 8i3
8R
12
, 73
Idppii
Kladrnber
Nonnanner (Nonias) ........
EiltblBtige (Haralen }
BeUlge I Foarbiierrte. . . .j
413
SoiniB« , . . .
Von selben sind zugewachsen:
aas dem SUatsgeetäte Badautz
ans dm FoUrablMiM ,
dwdt Ankauf im InliBde ....
„ m Vngnrn ....
- im Auslände . . . ,
n
1976
m
m
684
2tiO
Samme
1976
Verzeichnias
deraafgestellten Staatshen^te in NiaderOiler-
rcii.li pro 1889.
Beürkäbauptiuttno-
aehift
Besch ftUtatiooen
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Lasse« ......
5
GroM-Enzeradorf |
Kopfs tettan . . .
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(iünserudort' . . .
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Misklbach |
Laa a. d. Thaya .
5
Feldsbcrg ....
3
Obtthollabrnnn |
Oberlii'lliibrujän .
1
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Eomeaburg
Grossinagl ....
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Bruck a. d. Leitha
4
Prellenkirelien . .
3
Bnidt a. d, Ldtha |
Mannersdorf . . .
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Wr.-Ncustadt
Pottendorf ....
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Zwettl
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Waidhofea an der
Waidhofinia.d.Thayaj
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Langenrohr . . .
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St. Pölten 1
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St Pölten . . . .
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n. In Transleitbanien
(Ltader der uigariscben Krone).
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221 2
IltTii
Die in den 4 obbcuautiten Uengstende-
pAia TranBloHhanieoB angefahrten Staats-
hengste gehören nachstehenden Baafton und
Schlügeu an:
Engl. Vollblnt 146
En-I. n >lbblut 7«
Arab. Vollblut 31
Arab. Halbblut , . ♦ aö7
Konina 3<i3
Gidran .... nS
Norl'olker .'j»)
Lipuisauer
Noriacher Schlag *
^UIllllIC
Von selbon sind zugowuLlison;
Ans dem StaalsgtsiQte Kisbt r . .
Baboliiä . .
Mez<'>hegyes
Fogara« . . .
» •»
n
n
2212
210
2SÖ
116
Durch Ankauf
vi.lljahrig ,
616
'13
üttmme Xtlt
V p r z h H i R 8
der Zuchtiiengste un<l Mutterstuten in den
Staatageatöten der Ost*:- n - im gar. MonaTCliic
pro 1889.
Im SZ
Im ätaatsgestate
° S
Eadautz (k.u.k. cisieithani-
23')
()
368»)
^ iMt'zobogyes
20
(i
361
) KisbtT
10*)
4
.^^«jHabolna .....
7
4
Ii3
a
87
jfSlKlivdnib (im Jahre
i.^
10^)
Il3'i
^ 1 Lii.jiua
T)
15. Vcrzeichniss über die in der
österreichisch-ungarischen Monarchie derseit
bestehenden Privatgestflte.
1. Iii Niederösterreich cxistirt kein
sulches, denn die wenigen Ktablisscnieuts
(meist Gtttsbesitxer), in welchen 4— F dilen
gezogen werden, kOnnen, da die Merkmale
eines conse'Hionten. festen Prograranies und
die zur Zucht orforderliclun Hfdingungen
fehlen, auf den Naiuen Gestüt keinen An-
sprach machen, somal diese ZflchtnngR-
Ter>u:he gewidiiiiioh nur 2—3 Tnhr. ilan' in.
S. lu Oberüsterreich. Salzburg und
Tirol ist gleichfalls kein Qestftt vorhanden.
«» 5 VMin-'iit. 3 .niicl. Hill.l.lnf, 2 N'.TfoIkvr,
3 ar»b. VnlliMil, .irjh. li.iIljHlul, .\ Li;>ii;i;ttii<T, 1 Huiu!<T.
M lu •■iii'l, V.)ll<>li;t
i 31 A> Vollblaltisr arib. HalbUnt, ü LippituiMr, ISQa-
7,U'i>T.
-j i KJiiiJrubfr, 4 ou^fl. Vi;.l^lut, : tosl. llklbblut.
^} M KladnihBir, T7 eiifl.
3. In Böhmen:
1 liivu- 1 ücziiiiiö-
land jhaiiptaiaonsehaft
Ort, Hl»
das Gestat besteht
Si&iüv de* KigeuUiaiiH-is
des Gestütes
Beilfinflge Aniahl
* -.tiil.--t II
n
PiavliatitK
>- ;ifii.f 'iri Nrt lUc
Se. Durchlaucbt
FQret Adolf Josef
Schwarjenberg
l.> blä Ib älulcii
Btadweia
Alitiuetgui tun
bei Fratienber?
13 bis tO Stttteii
Pisek
Collur.vl-Iji'l
bei \VM;i:k
S-v I Ml! . |"ur.-t
Karl y\ >'i :ir7j'iili-'Vir
20 bis 24 Stnteu
.St-. Eii t'üt:H.4 Ulivl
Octavian Einskv
20 bis 3!ö Stuten ü
KOniggr&tz
*i Di«M Stat«n gvUr
6t«fj8«krtl, kala«traJ- 1 Sr, Erlnooln
gemeinde Kun^ic j Jobann Graf Harrach
tD iTOMtvntbiili d«r «BgliKlMa Itotn u.
40 Stuten*) 1
Digitized by Google
0ESTSBBEICHI8GHB VIEHZUCHT. 333
4. In äteieroiark, Kärnten, Krain, Istrien und Dalmatien int kein Privat-
gMtflt
S. In Mihren tiod Sehlesiftn:
N » ra «
Ort
a>
s
Hievon sind
ä
•E
'S =
Voll-
1 Halb-
j blQt-
Anmerkung
.2 ^
«= K)
blut-
des FrivatgeütQtos
S t n t e n
o
Ä. und ^[. Baltazzi
Graf Herchtoid
Graf Chorinsky
Graf Dubsky
Bnron Henrichs
Baron L'>adon
Napagedl
Bachlowitx
Wessel?
Lissitz
KnTi^fndt
Üistriiz a/H.
43
in
10
14
7
il
40
1
8
3
27
10
14
7
1 '-^
iDarnntor drei Original-
» Wiillr.ii.-r Stuten
A
90
Baron El«in
Givil' Lariscli-Mönnicli
Graf Wilczek
Hennersdorf
Deulschleuten
SchOubrunn
18
78
2
4
16
7«
1 2 Aiahrr Vollblut-.
( 12 Lippi2an»>r und
|4 «ngl. Halbblutotuten
(Laut Mittheilung vom
jää.Nov.li*8ddaaGestat
lin AnflBMong begriffen]
6. I» Galisien:
.bozirkshaapt-
mannscliatt
Urt, wo
das Gestüt be-
steht
1
! Name des £i geri-
et hftmeis deeGestOtea
1
1
Kiisse der Pf< rde.
welche in diesem
GeKtflte gesogen
werden
*i o
.§ 5
Anmeiinng
1
Drohobycz
l^y., ]i. /\
.Tiilins K. V. Bielski
V(>rwi(»i;end engl.
i;i
Gt>lüt
Sambor
L'Oieatiu T. äozau»ki
engl, und arab.
to
Geivtüt j
Bodki
Tuligluwv
Helene t. Bai
englisch
i»
GestQt
Koinarno
KarlGrf.Lanckroriski
enpl. und arab.
30
Arbcitsstoten
Suknl
Myctnv
Alexander Flnlinik:^
f-n;rl. und arab
lö
Kaniioiika
Kaiiiionka
Gräfin Mier
engl, und arab.
18
Geätiit
•1
Nicelnchdw
Tbaddaas Gnf Dxie-
aniUseh
l«i
Geitllt
duszyrki
Przpinyslaiiy
Knrt'Wif'''
üoman Graf I'ntoiki
eiipi. und arab.
60
Arbeitsstnten j
! liöbrka
Chodoryw
Daran de Vaux
engl, und arab.
40
A) beitäötuten
Zydaczöw
Izydorovka
Edmund Graf
arabisch
10
Qeetftt
Dziediiszycki
Uorodenka
Uorodenka
Jakob Baron
engl, und arab
16
Gestat
Bomaszkan
Okno
Ludomir B. v. Cienf.ki
arabisch
28
Arbeitssttiten
SkaUt
Krzjnre
Weiael Graf
englisch
15
Gestat
Baworowski
Zilcflicsyki
Zaleszczyki
Severin Baron
engl, und arab.
16
Gestat
Bniijiiii'ki
Turitkie
Wladimir
englisch
18
Geatiit
R. T. Siemiginowi'ki
f '/. rw-noprod
Kalixt Purst Poninski
arab. und engl.
27
Gestüt
Scotrotnince
Kalixt V. Hohendr>rfi"
arabisch
40
Arbeitistuten
i Husiatju
Chorostköw
Wilhelm Graf
onsl- und arab.
100
Gestüt
Siemiiiski
Osortk6w
Runaeiuvka
Baronin t. Heydel
englisch
13
Gestat
Digitized by Google
934
0E8T£RR£iCHISCH£ VI£HZUCUT.
Ort, wo
SWÜl
RasM:' der Pferde,
a
Bezirluhaapt-
maunsohAft
Name des Eigeu-
rhümen des Gestüts
welche iu diesem
Gestttte gezogen
^ CO
« 2
Anmerkung
werden
— 0)
< <o
Ulasskowce
Karl briif
T iHfitf^ Ir rnii >j Ir i
arabisrh
50
Arbeitsstnten
DlllIvDOZniCB
jkvi sni Bss n
45
auch Bcnn|ifonii'
TarnODol
Mikuliiii'i'
Miecislav Graf liej
englisch
20
Gestat
n
41f*)ffttkd^r V llipinki
St
Oestftt
ICMinitr
10
Brzezany
Taurow
i'ioiiisiuD 1 rzcciuK
arabiscb
16
Qrodek
Kasimir
arabisch
48
Arbeitsstuten
WienchleyAi
Trembowl*
Wierzbowcc
Josef Ii. V. Ochocki
engl, und arab.
15
Gestüt
Fodhi^e
Uadstelöwka
Josef R. V. Krzyt-z-
engl, und arab.
15
Gestüt
lUlU WiC£
m
sosoow
vOTuCt oucnocioi9Ki
anb. nnd anglo-
iiuniiaiiiicr
mV
1»
«UrttUiovJl
3Ö
A rViAtt'CGt'nf
Baczaez
PorehöWft
ArÜlttr R.r. Ctelecki
engl, und nmb.
18
Arbeitsstnten
»
Ossovee
Frau Ignacowa
17
Qestot
Cywinska
Buczacz
Oskar Graf Potockj
t * s
engusch
10
Gestüt
n
Koropiec
Alfred
K. V. Uysluwski
englisch
8
Gestöt, Jfieht
auch Bennpferde
n
Polowce
Octavian
engl, und arab.
18
Gestüt
R. T. Orlowski
BonscBow
Bikn»
Adam Fflrst Sapieha
engl, nnd arab.
SO
besitzt in 01.'>-
zyce,UniliGze und
in Krasiesyn Oe>
stütc, 7i«'ht !iuch
Percherons und
Bochnia
Atliaiia'^iusR.v Bt ii'o
englisch
42
Gf-stüt
Brzesko
Dcmbuo
ii>ainuna
Iii
engl und arab.
vv
Arbcitästuten
IV. sf ■8»rS0IIVKl
»
Wielka wies
Jf»hanii ürf. Stadmcki
engl, nnd nrab.
Arbeits.stuten
Taraow
Gumniaka
Eastach Fftrsl
oangnssKo
n. * *
arabiseb
40
Gestat
n
Grommk
Frau Anna
englisch
16
Gestüt
Brzozow
^ozdrzec
Graf Badeni
arabisch
70
Arbeitsstuten
n
Wzd6ir
Teofil
engl, nnd arab.
40
Arbeitsstnten
II. V. Ostaczewski
Mizjniec
Adam
engL und arab.
20
Gestüt, sieht
Fant Luborairski
anch Ardenner
Bakancsjee
Hieronymus Fürst
engl, nnd arab.
16
Gestüt, besitzt
Lubomirski
auchein«olcbesinj
Rozwadow, siebt
uucii Anitrnuor
«
Kosienics
Sigmund
arabisch
SO
Gestüt
V. Dembowski
Sttiok
Jarowee
Zenon R. t. Slonecki
engl, und arab.
SO
Gestüt
Zarszyn
Kasimir Wiktor
arabisch
34
Arbeitsstuten
Besko
Anton B. v. Gniewosz
arabisch
34
Arbeitsstttten
Digitized by Google
OESTERRElCHtSCHB yiBHZUCHT.
83S
Ort, wo
das GeätQt be-
steht
ikUoov Ucr 1 i'.rut'.
*M 1
uiuin«cliaft
thQmen dm Gestüta
\V(*lrho in (iip^^m
*« vlVIlV III UICOdIJ
jGestdite «[«zogen
werdan
H —
o —
Anmcrkuug
Daibimni
liren
Jon. Buruii Koi)o[»ka
entri uu(\ arab.
Arbeitsstuten
Mednechow
Arthur Graf Potocki
urabiscb
Ö7
besitxt «in Gcstät
inlc w AAV#awi tßA ■wS4
]iiii.r*«8sowirc lull
16 engl. Stuten
ArbeitssUUt'ii
Chorxel&w
Johann ßraf
enriiafh
Taniüwski
auch Rennpferde
Görki
Ladislaus K. v. UyUcl
engliscb
36
Arbeit«ütutcD
II Taroubrzcg
UZlKOn
•romnn urw
cng^iiBi II
94
1
IS
1 *
Ii. T. flokolomki
JjAIICIII!
An ivl vCBa*li nmlkif^K
und noniiänner
1
II J aroslau
•V lauiuiir
cii^i. uiiu urau.
lUo
A rbeitöbtuten
1
Graf DzifidnuEvcki
iTHwionow
11 Iliirini
Grul blomia^ki
engl, unu arnw*
Acociiasni ic n
1
Wvsok
Stefan Graf Zaiouiski
eng), und arab.
18
st^ht anch
Ardeiiner,GestQt
n •
Tyiiiowice
Miticislaos U. y. Mary-
arabiflch
34
Arbeitsstttten
Dowaki
TvrZ VH
' J *- ** J "
Ludw Git Wodzicki
engl, und urub
t*J
0<?J>tilt
vDgi. iiuu Brau«
^a
wo
a i*WAǤaftAll#Ati
AI VClvBatUvCU
V. JeJr/.ejowicÄ
Maryan Kittcr
V, .Tcilrzf'jowicz
eogl. «od arab.
40
ArlMitsatiiten
Cxadec
Karuline von Wasi-
engl, und arab.
60
Arb«it8statea
lewaka
KlMSO
Jaszczew
Aujf. R. V. Stojowski
engl, mit! ar.ib.
16
Gestfit
II "
Ati','. U. V. GoraysKi '
rngl. und arab.
3tt
Arbeitsätuten
AnmrtanQ. KowEnt m <i«r Auitn-iliUDt; „O0«t(il" vur, »>> beüi-utAt di« n«b«n9ti*h<>ndn Aniithl nur solcb« ülaUn,
w>>li-h» r>>iti tvT Zucht T«rw.-iid<'t werd<'n; aoiiHrr Kok-iirii Slut«>D bo^ittt j#dar Gwtatateaabcr
»elbitTcrit&iidlicb ituch ArbviUsiutf d , irrlcb« er mtskr au«r w«!ui)[rr Mck zur Zaeht verweDdat.
7. In der Lakowina:
Wo befindlich
Wem gehörig
. a c
il r'
It a 8 B e n
Negostina
Andreas Br. Kuprl
SU
englisch Halbblut
Skeja
Christof Aritonowicx
Ii
cngliücb Ilalbblut
Mega
Georg Kitter von Flondor
14
anglo*aorBiänner
nnd arabiach Halbblut
Ober-Seherottts
Adalbert Bitter ron Ztdvrowics
It
arabiscii Halbblnt
Zadobiowka
Kajetan Lnkasiewlcf
16
arabiseh Halbblut
bpas
Lonia Graf Cigak
10
arabiaeh Halbblut
Zaatawna
Kajetan von Passakatt
SS
eaglisch nnd anbiacb Halbblnt
Kalinestie
Gustav Marin
ii
arabisch Halbblut
Wasskoafei «./8.
M. G. Nordmann'sebe
Gotsverwaltung
8
Huaalen-Baise
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m
0E8TERREICHISCBE VIEHZUCHT.
In ITnf&ni nnd Siebenbftrgen befinden
»ich in Snmntii 8<> Privat-Gestüte.
Im DurehscLiiitfc r''> hnet man auf einen
Hengst V3 Stuten, XeiJhati.
I)ie Kindvicbzaciit hat fQr Oester-
reich nnstroitig eine ebenso grosse, wenn
nicht grössfie iiedeutunir aU die Zucht von
Pferden: ^anz besonder» ausgezeichnet x^i
dieselbe in den Alpenlrindern, wo sie durch
die Öennwiithschaften sehr begünstigt wird.
Dort finden sich aiuii die schönsten Kassen,
welrli' nl ht nur in ihrer Heimnt ^escliüt/.t und
genat^tt werden, sondern auch bauäg in&Aosland
nnd in andere Landestbeile der Österreichisch»
ungarischen Monarchie ;;elan<;en. Eigentli< Ii
iät nur r)ain)iitien und das Küstenland am
adrfeltisihen -Meere f(irdii> Ilindviehzuoht weni^'
miipiet, in allen abri^en Krunlündein liefert
dieselbe eine böebst wichti>re Einnohrnsquelle
Inr die län'ui !i' 1'- . idk^ruti^. Neben dem
Export von lebeudem Vieh bildet der von
ITeiereiiirodncten mocbied. ner Art alljährlieli
l intn nicht nn"c-entli» hen Tlicil der '.ie-
oamniteiiiiiahiiie des landwirtiistliaftlidien <je-
werbt-s.
Die Aozabi der Österreichischen Rassen
und Schläge ist ansehnlich gross; sie ^rehfiren
einestheils zum Schecki !■ !i il r Alp- n
frontosui^J, auderntheils zi.it Ivui^ii-.tiuircn
(jran- oder liraunvieh (Bos biachyceros), und
nach Wilcken'sMeinuny auch zum knnkopflgen
Alpenvieh; so letxterem stellt dieser Autor
die schwarzbraunen Ktin^'M- und iMixthaltr,
die rothbrannen und weis>ruckii,'< n Ziilciihaler.
t:i - cinfilrbifj rothbrannen K.'erlander, die
rothscheckigen Pin'/>rauer, M..litiialer, iOnns-
tlialor, Innviertier und die Kulilander Kinder
in Mähren. .Vuch die rotb und ^djwarzbunten
Puäterthab r werden von Wilckena »u den
knrzkdpfi','en Alpenrassen gezählt Die graa-
braunen Kinder mit hellfin Küiken mAvx Aal
streifen, welclie in Mi<nt;ivi>n und V'yntrlbcry;
angetrofTen werden, geli(»ren sur Gruppe d. r
karsliOmigen Al]icnras.s«n. Ebenso anch die
bmnngelben BrevenzwBlder, die daehsgranen
<>berinnth:,ler, Etschtlialer. ilie grauj^'-lben
Murbodcner nnd gleichtülls dachs^'raucri Müiz-
thaler Kühe, welche sich <iuii li cincn)ci-t yute
3Iilchersiebigkeil auszeiclim n. Im Krsi hthale
werden n&ulis; «rrössere l.'inder gezogen. a!s im
OlH riiintliale, liier wird in d« u kleineren Winh-
schaitcn gew dinlich etwas knapp golüitcrt.
Die bi i kn t ri^enannten Srhlij^e sind
wahrs' iieinlich Kreuzuugs[iroducte und besitzen
etwas Klüt von der podolisch - ungarischen
Kasse. Zur Gruppe der breitetirnigen Kinder
gehören die Mariahof er« welche möglicher-
weise anch die Stnminforni der schOnen weiss-
haarigen Lavantthaler bilden. Neben den Kuli-
Idnder I.'iiKl'^rn in Mahren g.-lten als ö>terreichi-
sche Landschliige noch die Op.jt.>clincr im nord-
östlichen Böhmen, femer die Kinder des
BOhnierwaldes und die BrOxer: b. ide sind
kleine Formen, von welchen .sich besonders
die letztere durch befriedigende Milcliergiebig-
keit au.-zcicluiet.
Die Gfölilcr 'jder Zwtttler und die .Stocker-
aoer Kinder, letztere in dem Viertel unter dem
Mannbartsberi^e in Nieder-Oesterreich, hat nn-
zweifclliaft die rothe tk■ut^.■l|.' Liiridras-..- zur
Grundlage gehabt; i>ic v^urde i^pttt^r mit
Mitrzlhaler Kindern gekreuzt. In Ober-Oester-
reich findet man in der Gegend von Wels
einen kleinen. hUbschjfebauten schvrarx-
scheckigcn LandschLi;^' unter dem Namen
„Weiser hichecken", der grosse Aebnlichkeit
mit dem norddeutschen Geestvieh sei)^ nnd
verhältaissmässig viel Milch von guter f>-iri!i-
tät geben soll. Galizien und die Bukowina
besitzen Kinder, welche dem podolisch unga-
rischen Vieh nahe verwandt sind, eine Unter-
rasse desselben bilden, aber selten eine be-
friedigi-nde MiMimcnge liefern. Zur Feld-
arbeit .sind jedocli die (Jchsen dieser Schläge
.sehr wohl tauglich.
In vielen Gri>i$swirtlischaflen des JKeicbcs
trifll man anrRerdeinheiroisehen nnd Schweizer
Alpenvich auch niunches hübsche Stü. k tier
Niederungsrasäen: Holländer. Ostfrieseu,
Oldenburger un<l .Schleswig-Holsteiner sind
ihrer gro^sen Milchergiebigkeit wegen be-
liebt, und es würde'i walirsi'hcinlich noi h
viel mehr Thierc dieser Kassen nach Oester-
reich eingeiithrt werden, wenn ihre Milch
etwas reicher an Fett nnd die Ochsen ebenso
leistungsfähig im '/ i:,'e waren wie die Thierc
der heimischen I.antlrassen. In vielen Wirth-
schafteu — li.iuptsilehlich in <ler Nalie von
Wien und anderen grossen Städten — wird
auf die OchsernnSstniig gro.sse Sorgfalt ver-
wendet. Di'- Allfälle der t< i liin5, lu n ti. \Vi r;>.-
(Zlukerfubrjkcü, iJrennercien und Brauereien)
liefern hier ein vortreffliches Mastfutter,
welche.« in Vereinii^'ung mit schOnem Kauh-
futler (Heil be>ler tinalit.it) die Thiere bald
fett macht nnd sie zu einem an^ehnlicll hohen
Schlachtgewicht bringt; Ictie Ochsen von
IQOO— DiOOkg sind hier keine Seltenheit.
l'nter den österreichischen Viidischlägen
gibt CS verhiiltnissmässig viele, die tüchtig«?
Arbeits- oder Zugochsen liefern, und es können
aach die Kühe uftmaU ohne grossen ^'acU-
theil tQr den Milchertrag znr Poldarbeit be-
nutzt werden. (Die Ki-schreibang der Ter»
schiedenen Kassen ^. a.a.^tX)
Das Mcioreiwesen iiat in der Neuzeit an
vielen (»rten einen erfreuliciien .\ufschwung
genommen. Die Verarheitnrg der Milch zu
Butter uu l Kii-e besehaftigt nieht allein in
den Alpenwirtiischalteuviele i'ersoiien, sondern
auch in den mehr eben gelegenen Landct^theUen ;
in r N ihe Wiens finden sich mehrere grosse,
seil] z\veekmii>sig eingerichtete Meiereien,
[le die Stadt mit .Milcli und Butter ver-
.sorgen. Der Käse wird vorwiegend von den
Atpeiiwirthschaften geliefert nnd steht snm
'l'iieil den besseren .'^chweizerkusesorten im
Werthe nicht nach. Von dort kommen jähr-
lich etwa tiöo.ooi» '1 Käse in d- n li.iudel, von
welchen jedoch nur ein geringes (^uantnm an
das Auslaml abgegelien wird.
Die Sehiilzucht, welche früher in ver-
schiedenen Kronhindern, besonders in Mahren,
Schlesien, Bolmien. Nieder- und nberösterreich,
eine u'r<'^^e Bedeutung für den landwirth-
schaltliclien Betrieb gehabt hat, ist in den
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UbTEUltEICHISCHE VlEHZUCHl'.
3S7
l.-'titen Jahr/clmten selir gesunken, und nur
in einigen Grosswirthachaften jener Provinzen
finden sich hente noch berfiliiut*' Stiiinm-
scbäfer«ien ntit Merinos (Electoral« und JSe-
l'retti oder Infantados).
Im Jahre 1869 gab es- norh über o.OrtO.OOO
Schafe: bei der letzten Zahlung (1880) fan-
den sich aber nur noch 3,841.000 Stück
iiieser Thiergattooe, wekbe j&hrlich «twa
50.000 q Wolle liefern.
Die sorgfältigste Zucht und be«te Haltung
der Schafe findet man heute noch in den
oben g«nannten, mehr nOrdlieh und nord-
östüi li !<-tri'n»n L.ui.l'v-thcilen, wohing'^crn
im Süden and äüdodten des Eeick«» selbige
hinter der Rindviebzaebt inrOekttebt.
In ^I^lirpn und Srh1i'<I<-n werden vor-
witigciidNegretti-undlnfuntaduüchafe gehalten,
und es wird deren Zuclit manchmal als
^«cht Oaterreicbische'' bezeichnet: ihrebCcke
Warden häufig nach anderen Ländern, hanpt-
iiäcblich so dem Zwecke eingeführt, um eine
grossere ^Wolhnasse" bei der Nachzucht zu
erseagen. Die hier beliebten Kreuzungen von
Electoral- und Negretti>i li if-'n huht ii sich
eine lange Zeit des bestca liufca zu trlrtuen
gehabt: ihr W iUjiroilact eignete siih vor-
trefllicb zur Uenit^lluDg feiner, aber aach
ngleich sehr haltbarer Tuche. Die Zocht
von MerinnkammwolUchafen hat erst in der
neuesten Zeit eine grössere Verbreitung in
Oesterreich g.>fanden; die sog. Bantbouillct-
rasse wurde mehrfach zur Kxtvmng mit den
heiraiichen Merinos benOtst und lieferte an
manchen Orten eine lobensKri tli-' Xachzucht,
deren Wollproduct bald sehr gesucht wurde.
Die Streichgarnindustrie hat in Mahren (vor-
züglich in Itrtinn und L'mgejiend), in Böhmen
(hauptüiu'hlicli im Reichenberger Handels-
kammerbezirke | und in Schlesien (in Bielitz
und Jugerudorf) schon seit Jahrzehnten einen
f rossen Aufschwung genommen; aber auch in
er galizischen Stadt Biala ist diese In-
dustrie jetzt sehr verbessert, und hat man
infolge dessen in Galizien auf mehreren
herrschaftUchen tiQtern der £delschafzncht
eine grOa^ere Aufmerkiarakeit XQthetl werden
lassen.
In iCftmten ist das äeelftnderschaf
(wahrscheinlich ein Abkömmling des Padnaaer-
Schafes) licliniscli: beid*' j;-"h'rt'ii zu den
Uüngeolira«.liüt'en (Uvia (atotisi, w. khe eine
Stattliche Oiösse besil/tii. i n .itark ge-
ramsten Kopf am ziemlich langen Hülse
haben und am Hauptkörper eine grobe Misch-
wolle tragen. K>»(if. limine uixi (ii«" lantr>'ii
herabhängenden Ohren sind mit kurzen straffen
Haaren bewuchsen. In den norischen Alpen
werden diese Schafe zuweilen mit den lom-
bardischen Langohrschafen gekreuzt, und lobt
man überall die grosse Genflgsamkeit sowie
die derbe Constitution dieser Thiere.
Im Banattbale kommt das Uggowitzer
Schaf, ein nicht besonders werthvoller Stamm
des Zackelschafes, Tor. Das Gurkfelder Schaf
^ in Unterkrain — soll eine leidlieh weiche
Wolle und eine gute Fleiscliqualitut liefem.
Eoeti. EoerklopSidi« 4. TbiiirlMUk4. VII. B4.
Die sog. Stein--Lliaf.» sind echte Berg-
thiere, sie bleiben nur klein. kOnnen aber
vorzüglich gut klettern und vertragen die
Unbilden de« Wetters besser als manche
andere Rarne; auch diese Schafe liefem
ffates Fleisch, nb'T M'oIIo vi-n ^'i-iinL^cm
Werthe. Die kleinen schwarzen Flitsrii.T-
Fchafe trift man in (iörz und Istrieu; sie
S^ehOren aor Oni^pe der Zackelscbafe and
sind ebenso grobwollig wie jene.
Die Bauernschafe in und der
Bukowina sind fast ausnahmslos mittelgrosse
Fils- oder Mischwollschafe, die theils Nie«
derungs-, theils Hühclandszackel genannt
werden: bald heissen sie Stue<ruseh. bald
Bursana, die l ine scliL.nc. fetti' iMilrh liefern,
welche grGsstentheils »u K^k« (i^rinsen) ver-
arbeitet wird. Die unter dem Namen 'l'zigaja
dort vorkommenden Schafe liofern ein>' etwas
tetnere Wolle und dttrften aus einer Kreuzung
von Zackel- und Merinoschafen hervorge-
gangen sein. Sie sind hiaflg schwarz «ider
braun gefärbt, hin und wieder aber auch
weiss und grau; die Lammfeile dieser letzt-
genannten ÜHssen liefern die geschätzten
Kopfbedeck nni^'en jener im Osten des Reiches
wohnenden Volksstilmme. In Tirol, zum Theil
auch bei den Bauern in Böhmen und Mahren,
sieht man crobwoUige Zaupelschafc, die aus
Bayern schon vor langer Zeit in jene Linder
eingeführt sein sollen. Ans der wolle dieser
Thiere ki'mnrn immer nur ordinän' Heklei-
dungsstütlc, Icppiclie und sog. Kotzen ge-
fertigt werden. Die dortige Hausindustrie er-
zeugt zuweilen ganz habsche Fabrikate dieser
Art, doch stehen dieselben im Werthe den
bess'-ren I'roducten, wehli'- aus fi-ineren
31erinowullen hergestellt werüen, weit nach.
Die Shawlt'abrication ist eine Specialitit
der Wiener Industrie, sie bringt seit Jahren
sehr schöne, wcrthvolle Stoffe in den Handel,
die auch zum Tiieil exportirt wtrdin 1383
wurden 42.300 q Wollgarne und 30.400 q
Wollwaaren nach Oesterreich- Ungarn einge-
führt nn l 1?.900q Wollgarne and 46.700 q
jmsgeftihrl.
Die Ziegenzucht ist liaLi|)tsächlich in
den gebirgigen Gegenden d«s Reiches von Be*
deutnng: in den Ortschaften der Kiedernngen
beschränkt sich dieselbe auf die Haus/ii. tit
der kleinen Leute. In Dalniatieu und den
Kiistenlandschaften am adriatischen Meere
werden neben den Zackelschafen ziemlich
Tiele Ziegen einer grossen stattlichen Rasse
gehalten. wc]rli>' im Milchertrage beaser seift
soll, als die jener Schafrasse.
Hier ist auch die Fabrication verschie-
dener Zi' L'- iikilsesorten zu Han>e . die L-^ute
essen wenig Butter, statt des.^ell aber ver-
hältnissmässig viel Käse; sie verwenden auf
die Herstellung der Ziegenmilchkäse an
einigen Orten eine grosse Sorgfalt, und es
findet derselbe inf d."- dessen mebffiMh Ab-
satz nach dem Auslände.
Die Anzahl der Bienenstöcke belief sich
1880 auf von der aber nur ein
kleiner Theil mit beweglichen Waben ein-
gerichtet ist. Man rechnet dniehacbnittÜch
SS
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3$8
0E8TRDS. — OFFBNHAUSEK.
auf einen Ertrag von 33.000 q Uouig und
4000 q Wachs.
Die Seideosacht üt »m bedentendsteo
in SOdtirol; hier werden in den meisten
Jahren schöne Cocons erzeugt; aber auch in
den Küüteal&Qdeni iet dieser Productionszweig
ttiellt nni geringfOgig, and in der ganzen
Munarciiie sollen dnrchächnittlich pro Jfthr
20.000 q Cocons gewonnen werden.
Gt't l ügelzucht wird an allen Orten
des Meiches mit mehr oder weniger grosser
Vorliebe and oftmals sehr amfugreieh be-
trieben. Steiermark ist berühmt wegen Kf^incr
Kapaunen und Gänse, aber auch in anderen
Landestheilen sieht man gewAhnlich viele
«chftne, grosae Ginse und Enten. Freytag.
ÖM&Ut (von otitv, tragen, hingezogen
werden), Begierde lar Begattun-^: die
Breuiüe oder Hio-^Hiege. Anuiker.
Oestrnsbeulen sind kleine rundliche,
hockerige HMtgeecliwUtte Ungs des Bftckeae
oder aoch nn anderen KOrperetellen der
Thiere, Wflcho tliihirch entstehen. be-
stimmte Uremsenfliegen ihre Kier auf die
Haare der Tliiew abectj;' ii. der ausschlüpfende
Knibrvü sich unter die Haut einbohrt und
hitr zur Larve entwickelt. Es kommen hier
in Betracht die Larven von Oestrus s. Uyiui-
dema bovis anter der Haut der Kinder und
vildlebender Wiederkftner, seltener der Pferde,
von Oedema<<ena tnrandi ;irf dc-m Rflrki^n der
Kenthiere, von Cuturebru cuuiculi stui Kunin-
ehen und Hasen in Georgien und die Larven
TOn JDermatobia noüalis aaf f leiscbfreesem
AaMfikae, wohl anch anf Menschen (s. Brem«
•enfliegen and Da^selbi nlen i. Die T.arve ent-
wieVelt sich im Unterhautbiiidexcwcbe, nach
cn. 9 Monaten schlüpft sie aus, puppt sich
in der Erde zur sog. Tonne ein, aus der später
die Fliege hervorgeht. Pie Larve kann aus
der Oeirriuni: in der Haut heri^ll^t,'ell^esst
werden, am loiclire^-ten dann, wenn man die
Oeflhnng etwas mit einem schmalen Messer
erweitert. In (ier IJegel befasst man sich je-
doch d;iiiiit nieht. weil die Larven ihren
Wirtlien uns-hüdliidi >irid. Anacker.
Oestrualarvenkraakbeit, Oestrosis (von
olotpo«, Bremse), wird dnreh die Anstedlang
von Oestrnslarv. n in den Kr>rper!n'hlen der
Thiere hervorgerufen, u. zw. entweder in den
Kopfhöhlen, wo sie Xusencatarrh und den
sog. 6rem!!ensel)windel (s. d.) verarsacht, oder
im Verdauung.<can«! nnd hier besonders im
Magen, wi> -ie mituniev die Syiii[d'inii:' d-'S
Magenctttarrhs und Kolik lierv irnitt (^. iircin»-
fliegen). Hinrichsen will Im i jungen Rindern
die Larven vi>n «.)estrus bovis iui UUckenmark
zwischen Perio.sf und Dura mater spinali-)
öfter gefunden Iniben. ohne dass die f'ara
siten einen aufialiend schidliclu-u Kintiuss
ansgettht hatten: am hittigsten fand er sie
vom Deeember bis Juni. Er glaubt, d i-v
Eier der Dasselfliege mit dem Gruse in den
Uacen nnd vom Darme aus in den Rdeken-
oiäncacaaal gelangen, sich hier 5— 1> Monate
anllialten nnd dann bis nnter die Haut wan»
dorn, wobei sie sogar die Wirbel durchbohren
können, denn er fand in ihnen rundliche
Löcher mit zernagten Rändern (vgl. Archiv
für Thierheilk., Ii. Bd.).
In seltenen FäUen sind Oestrtularven im
Oehim der Sehafe anretrolfSen worden, webei
man mitunter die Siebleinidütte durelibi'hrt
fand; hier verursachen sie Gehirnreiznngen.
wie Unruhe, Aufregung, Drängen nueh vor«
w&rts oder zur Seite, Stützen des Kopfes,
Schwindel, Krämpfe, selbst den Tod.
Das beste Propbylakticum gegen Hegtrose
ist gute Hautpflege, besonders während de»
Sommers, gehöriges Striegeln nnd Btrsten
entf "tit die Eier der Bremsen aus den
Hiiareri, au. Ii hat man empfohlen, in die Haut
widerlich riechende Substanzen einzureiben,
welche die Bremsen fernhalten sollen, s. B.
Lösungen ron ßtinkasant, CarbolsSnie oder
Creolin. Anacker.
Ofener Bitterwasser, Aqua amara Bu-
dae, das in neuerer Zeit auch {»die ThierheU-
koAde eiofelDhrte Bitterwasser stammt aas
Yersehiedenen QneHen Ofens nnd ist insbe-
sondere wirksam dnreli di'ii leiidii n G- lialf
an lüttersalz und Glaubersulz, von weich
beiil* ii ziemlich gleiche Mengen enthalten
sind. Am mildesten gelit die Elisabethquelle
vor, welche auf 1 1 2S g genannter Salze ent-
halt, aui kräftig.sten erweist sich die Attila-
quelle mit 57 g. In kleinen Gaben würde man
hienach ron dem Bitterwasser als Diftteticnm,
anregende-; >fa<rend:irmniittel und als Solvens
Iftr catarrhalische und amiere Ent/ündungs-
producte Gebrauch machen k 'niieii. in grossen
Gaben als Laxans f&r alle Uausthiere. Ftr
den Kenschea iSsst man das Wasser xa 1
bis 4 Becher trinken in '/»^'tündicren
Zwischenräumen und macht von Zeit zu Zeit
Pausen von einigen Tagen, um keiue Ueber-
reizangen der Barmschleimbaat anfkommen
zu la-ssen. Vogels
Ofenrost, GlantrnssderEamine, s. Fnligo
spiendens.
Oir, engl. = ab, bezdehnet in sportlicher
Beziehung, dass die Mitbewerber eines TJennens
vom Starter entlassen sind und aumii Jas
Rennen angefangen hnt. Crassmann.
OfTan bezeichnet in sportlicher Besiebnng
das Recht snr Theilnahme an einem Bennen.
Diese Theünahmr' \A den Bewerbern nnr nnter
mannigtat hen lledingungen gestattet, die eben
erfBllt sein niUbsen, um den Anspruch danvf
sn erhalten. Man sagt daher z. B.. das Kennen
ist fdr die nnd die Pferde offen, d. h. die
Pferde müssen gewisse — meist in der Pro-
position vorgeschriebene — Bedingungen er-
füllen, um zur Theilnahme an dem Bennen
bere<'hti;,'t 7U .sein. Grassmann.
Offenhäuser schrieb: Diss. inang. de Rabie
.\nimalinu gen-Tatim et lanam in .Speele etc.
Erlangen lHJ,"i. Abltitner.
(Hfenhaaaen, in Wflrttemberg, liegt Ükm
vun dir fMM:raint-~tadt Münsingen auf der
(jfiuaikung dcj. riaiidorfes Gomadingen,
1 ökm von diesem, und ist ein zu demHaupt-
gestüt Marbach gehöriges Vorwerk.
Der Gesttithof Offenhausen befindet sich
wnweit des gleichnamigen Weilers in einer
absoluten Höbe von bäü m am nordwestlichen
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ÜFPICIN. OFFICIXALFORMELN. — OFFICINA.
339
Fasse üaa basaltreiclieit Sternenberges. Un-
mittelbar an der westlichen Grenic des Hofe»
entspringt in dem eheiiuili'^'en Klo^t('rgarten
die Lauter, welche d«n üot'und Weiler von-
einander trennt nnd in dem Hofe einen lan-
fnden Brunnen i r
Der gesaniiiiie zum Gtistiit gehörige
Flftcbenraain umfasst 351*25 ha. Von ihnen
•ind 147-89 bft Aeoker, 39*17 ha Wiesen,
149*74 ba Weiden, ^riUirend der Rest ein-
schlicsslirli einer unnutzb;iri'ii Fläche von
1'61 ba \oa Gärten, Wegen, Hot räum u. 8. w.
eingenommen wird. Der Boden iat im Allge-
meinen kiesig nnd steinig. Di« Wiesen liefern
oiii p.'sundes und nahrhaftes Orae, ebf^nso
sind liie Weiden, von denen ein i;r isscr Tlu il
waldig iai, mit süssen und selir nahrhaften
Grlsem bestockt, so dass sie far Gestüt»-
zwecke, wenn der <ir;iswuchs stellenweise
auch etwas spärlicli i>t, ausgezeichnet sind.
Das Klima ist kalt und ifiurlii. dar \\ itterungs-
we«hsel vielfach schroff und die vomebmiich
herrschenden Nordostwinde scharf. Infolge
der sich unrnittelbnr hintor dem llorc kirnen-
den schinul«'!! Schlucht weht liier eine be-
«titaldige Zugluft. Die Pferde, namentlich die
jüngeren Ji^rginge. leiden daher seitweilig
an ErkftUnngs- nnd rhenuatiaehMi Erank-
hoiteii. ilifl j-^iln h ni''i-t ohne Weitere «mst-
licht^ Xuchtheile verlauitn.
Der ein grosses Viereck bOdendeGestQts-
hof ist von einer alten Klo^tennauer umgeben.
In der Mitte des Hofes steht die ehemalige
Kli):-ti rkirrliL- nüt Thiirui. welche jetzt als
Koru- und i>trohma£azia dient und mit einem
Anban, der als Sebniede eingerichtet ist.
versehen ist. !>{<' wfiteren OJebilmle des Hofes
bestehen aus dem sog. alten Ii«ngstenstall,
der 36 Hengsten Kaum bietet nnd daneben
noch einige besondere AbtheUangen fUr
Stuten, besw. Hengste entbslt, dem sog.
ii.u>n IleniT^ffnstall mit 32 Kastenstftnden
in uwüi ik'ihen, einem grossen, etwa 61 m
langen, geräumigen und hellen Fohlenstall,
der in drei Uanutabtheilungen nnd sechs iit&nde
für kranke Pferde getheilt ist, mit einem
grösseren und einem kleineren Wohngebäude
für die Beamten und Knechte. In dem
grosseren befand sich ehedem die Gestfits-
kassc. bis dieselbe nach C it. rstein verlegt
wurde. Bei dem laufenden Brunnen, dessen
Wasser sehr gesund, sind offene Tröge auf-
ffestellt, an denen die Fohlen getrinkt wer-
den. Ausserhalb de» eigentlichen Gesttttebofos
liegen di'' nckunniniiir' i'iiuili'. Dieselben be-
stehen auü einem VielihHU». einer Scheune,
einem Korn-, Wasch- nnd Backhaus.
Ehedem war Offenhaasen ein im Jahre
ItBO von dem Grafen ron Luppen (nach
Anderen auch Zollern nnJ N-jiitlVn) t^vs^titt.-tos
Dominikaner - Frauenkloster. Dasselbe wunie
1537 reformirt, dann aber schon im Jahre
lai* ruifc:. hiib.^n. Die bereits erwähnte Kirche
und Klusttriniiuer, sowie die theils zu Wohn-
räumen benutzten Haiiliilikr it.-n >ind Ueber-
bleibsel jener Zeit. Bald nach der Aufhebung
das Klosters richtete Herzog liudwig lüer
[m Jahre 1575 einen FoUenhof ein, in welchem
ein Theil der Gestüts -Stutfohlen aufgezogen
wurde. Später, im Jahre 1790, legte derselbe
Herzoi; hier auch eine Muulthicrzucht an.
die zwar eine Zeit hindurch nach Einsiedel,
dann aber wieder nach Offenhaasen lurllek-
verlegt wnrde und hier bis zum Jahre 1S40
ununterbrochen fortbestand. Ihre Pnxlucle
wurden an den Marstall nach Stuttgart ab-
gegeben nnd sollen ftosserst daaerbafte und
harte Thier« gewesen sein. Unter der Re-
gierung des Ailniinistratiir», Herzogs Friedrich
Carl (1677— lüüi), zählte Offeuhausen ge-
wöhnlich SO Stutfoblen nnd 16 Mntterstuten.
letztere meist Rappen, sowie zum Zwecke
der Maulthienncht einen Eselhengst nnd
zwei Esfl.stuten. Zur Zeit des Herzogs Eber-
I hardt Ludwig (1693—1733) ist das Gestat
eines der bedeutendsten Europas gewesen. Dann
aber muss die Zm lit wesentlich verkleinert
1 worden sein, tia der Hof im Jahre 1767 niil
nur acht Mutterstuten und 40 Stutfuhlen in
ilrei verschiedenen Jahrg&ngen besetit war.
Im Jahre 1790 wnrde das PIsenaaer GestQt
auf dem Bruderhaus zu Solitude nach Offen-
hausen verlegt nnd SO Jahre darauf (1810)
auch das schon vor Herzog Eberhardt's Zeit
(149t— 1496) bestandene Hofgestat sa Ein-
siedel mit dem hiesigen vereinigt. Mit der
Ueberfnljnui!: O' s l( t/t''ri-n iia> li (^ffenhauson
wurde gleichzeitig die bis dahin hit r unter-
hiätene Meieroi aufgehoben. (i> ^'enwärtig
(188f>) (lient Offenhausen zur Unterbringung
von 31* Landbeschälern, sowie in ihren ver-
srhif(ienen Jahrgängen der Stutfohlen des
Statnmgestfkts Marbach. Die Fuhlen werden
gleich nach dem Entwöhnen von der Hntter
naf h hier vf-rsetTt nn^l alsbald handfromm
gewuhni. Zu diesem Zweck werden sie, wäh-
rend sie sonst lose in den Ställen umhergeben,
über die Futterzeiten angeband^ und mit
weichen Büreten gei>ut«t. Je 10 — 11 Fohlen
sind einem Wärt* r zur TRege überwiesen.
Um die jungen 1 liiere aus der Zeit des
Weideganges an die Wintert'üttenmg leichter
zu gewöhnen, werden ihnen für die Zeit de>
Uehergauges etwas Kleie und einige gelbe
Rüben verabreicht.
Die unmittelbare Beaufsichtigung und
Leitung des Gestötshofe;« liegt in den Händen
eines Oherthierarzl ( I > 1 ■ r 'lie Verwaltungs-.
Fütterungs- u. s. w. Verhältnisse s. Marbach.)
Um dem Betrieb der bäuerlichen Pferde-
zuclit slaalsseitig eine weitere Unterstützung
zu gewähren, wird seit dem Jahre 1839 in
Offenhausen alljährlich eine ungefthr im
«lanzon bis zu 20 Stück bt>tragende An-
zahl l--2jähriger Stutfohlen kleinerer Züchter
aufgenommen. Diese Fohlen müssen fehlerfrei
und nach einem königlichen Laudbeschaler
oder einem Hengste de« HofgesiQts gefallen
sein. Einii?e (li''>' r Fohlen verbleiben das
ganze Jahr im Ue^tüt, während andere hier
nur den Weidegeng geniessen. Gm.
Offlcln. Offlclnalformeln, s. .\i'othekcn.
Offtoina (von officium, der Dienst, die
Pflicht, da« Amt, da» Geschift), der Aibeits-
raam, die Apotheke. Anaeker,
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340
0. 6. B. - OHR.
0. 6. B. ist di« in den Oeatfttenachrichten i
gebitnchlich« Abkannugf für offidelles 6«-
stütsbucb. Es ist hi>"ninter dasjenige Oest^-r-
reich Ungarns verstauUen. Grajuttann.
Oglan wur einer vun den acht orientali-
schen VoUblnUiengateo, welche in den Jahren
1818—1810 auf dem kOnigl. preiiMischen
Hauptge»tQte Trakehnen als Beschäler benutzt
wtirAen, aber demselben leider wenig genätzt
linliiMi. 8ie lieferten im Ganzen nnr 89 zum
Einrani^iren geeignete Zachtstuton, di*» in
Summe 729 Jahre benützt werden kunnten,
wiihr- ii'i die zu gleicher Zeit erkauften vier
englischen Vollblathengat« (Blackamoor, Se'
rapall. Amber xaA Mango) dem Geetllte —
nach Frontzeru Bericht — 207 Zuchtshitcn
und 3 üalbbluthengste von weit grOSHereiu
"Werthe geliefert haben. Frtytag.
Oha, Obuit. Boaetchnung fikr Grummet.
Ab Ohm, beiw. Oh mb litter betelehnet
man ausserdem die Blätter dee Hnnattichs
(Tussilago farfara, s.d.). l'oit.
Ohm, Flüssigkeitsmass in verschiedenen
deatachen Staaten i34'71— 16ul, ia Rassiand
147 60 1. Kock.
Ohnmacht, Svnki'iie (von -v/xoRtsiv,
zusammenbrechen, niederschlagen) gebt von
einer GchirnanSraie ans; da« Gehirn wird
nieht Innreichend mit arteriellem Blute ver-
sorgt, infolge deHsen die Gehirnfanotionen er-
lahmen. Die Ursachen der Gehirnanämic
können sein: Allgemeine Anämie (Blntarmoth).
Uebeiladuniren de« ßlnts mit Kohlenafture,
Störungen J- r lUutcin iilatiiin in lieti Geliirn-
artericn, utigciiugenUe Herzthutigkeit (Hei-
zung des Vagus), Herzhypertrophie, Herzver-
fettung; Unverniügea der BlatkOrperchen,
SanentolF in genügender Menge rn binden ;
S.ifte un«! T)lui\i ilust( . tibermfissige Anstren-
gungen, Schreck, hohe Hitze- oder Kältegrad«,
Athmong in einer mit irrespirablen Gasen
ge?'hw;iTitr''iten Luft, Blitzschlag, Vergiftun-
gen. Einaiiuiu'n von Chloroform, .\ethcr etc.,
erschwerte l;. spirati ; schnelle Entleerung
von «erösen Trans)>udaten oder Gasen ans der
Bnut* und Bauchhöhle, wonach Tiel Blut in
die vom Druck befreiten Gcfas.se einströmt,
das Qehini aber anäiui.sch wird: bei neuge-
berenen Thieren Druek auf die Nubelgcfii.>se.
wenn diese während einer Scbwergebart zu
lauge im Aasgange Am Beckens terweilen
müssen,
Vi<rlM.trn >iiT niiiiiuaciit -in«l Müdigkeit,
Er&elilaG'uiij^, >' hl.;it'rigkeit. Au-Iinicli kalten
Schwcisses, Erblaüst-n der Schleimhäute,
Schwanken, Zittern. Schwindel. Im Anfalle
selbst brechen 'lir Tliieri- bewusstlos /u-am-
meu. zeigen sich gefühllos, sie liegen rubi£,
respirireu oberflächlich und langsam, der Pnla
fühlt si'h schwach und klein, die Pupille ist
erweitert, bei iler Untersuchung des Auges
erscheint die Sehnenenpapille bl.oss: Carni-
voren erbrechen sich mitunter. Der Ohnmacht-
anfall geht gewOfantlch bald vorQber, er kann
abi r in d u Scheintud übergehen njiJ mit
dem wirkluiien Tode enden. In den iin i,-.ten
Pillen erhulon sich die von Ohnmacht befal-
lenen Tbiere bald wieder, jedoch «ind sie
Becidiven unterworfen, so lange die oben ge-
nannten Ürsaehen nieht gehoben sind.
B eh an dl n n Worden kleinere Tbiere
v<jn Ohnuimcht befallen, su kann man sie
kräftig schütteln, um dem Gehirn mehr Blut
suzufähren. Sonst sind Haut- und Nerrenreiie
am Platte: trockenes Abreiben des KOrpers
Lider Einn ibungen mit Essig, Branntwein,
Kampherspiritus, Salniiakgeiat, Hofi'nianns-
trupfen etc., Einathnntn^en yon Aether oder
Salmiakijeisf, Be<;prengen der Schläfen und
dl s Kupfes mit kaltem Wasser. Fehlt es a»
reiner Luft, su l>riiii,'e man die 'l'liiere in^
Freie. An&mische Tbiere sind Iträftig zu er-
nähren. Kehren die Anftlle «fter wieder, so
behandelt man die Kranken innerlich mit er-
regenden .Mitteln, unter denen China, Chinin.
Coffein. Atropin, Salicin and Eisenpräparate
hervonnheben sind. UomOupatbisch wird die
Ohnmacht mit schnell sich folgenden Gaben
von Aconitum und Sepia hehandLlt. Anr.
Ohr. Das Uhr i^t der Sitz des Gehör-
sinnes, welcher die von Gegenständen der
.Aussenweli ausgehenden Schallwellen aufzu-
nehmen und zur Wahrnehmung zu bringen
hat. In seiner einfaclisten * icstalt (bei Wirbel-
losen) besteht dasselbe aa.s einem Bläschen,
welches mit Wasser und den Gehörsteinen
gefüllt ist und di>;son W.jnd die p^ndan«-
breitung des Hüruerven tragt. Die Lage
desselben kann sich an den verschiedenen
Korpertheilen befinden. Bei den Wirbeltbieren
dagegen findet sieh das Ohr ausschlietsslich
am Schädel und es wird die einfache Geli'ir-
blase der Wirbellosen durch ÄchlauclifOniuge
Anhinge (häutige Bogengänge, Schnecke)
vergrössert und in zwei Abtheilnngen (Sac-
culus ellipticus and rotundus) geschieden.
Sic liegt ferner in eintia knorpligen oder
k iOcbernen Gehäuse mehr oder weniger voll-
ständig eingeschlossen (knöchernes Labyrinth).
Bei jenen Thieren, l'ci welchen die Schall-
wellen durch die Lufi auf das Uhr übertra-
gen werden, kommt hiezu noch ein beson-
derer ScbaUleitungsapparat, der aus einer mit
Luft erfftllten nnd dnreh das Trommelfell
gescliliss,-nen Höhle (Paukenhöhle), welche
bei Vu-^eln und .\mphibien ein Kuothcn-
stäbchen (Coluniella). bei Siugethieren die
Kette der Gehörknöchelchen, sowie eine Ver*
bindung (Uhrtrompete) mit dem Anfangstheile
det Liiftwi ^. hcsit/t, friiiiT bei Säugethieren
aus einem meist schaufeiförmig gestalteteu.
knorjdigen. von der Haut überzogenen Organ
(OhiiiHuilel) nnd dem äusseren Gehörgange
besteht. Hieiiacli zerfällt das Ohr der höheren
Wirbelt hiere und damit auch der HaussÄuge-
tbiere (Fig. 13jO) in drei Abtbeilungen: In da$
äussere Ohr (Anris externa), bestehend aus
Uhrmuschel und Su -er. ni (MiHrpansre. in da^
mittlere Uhr (Auris uitdia), aui^ t'aukeu-
höhle nebst Zubehör (Gehörknöchelchen. Ohr-
trompete, Luftsack bei Einhufern) bestehend,
und endlich daa innere Ohr (Auk interna),
welches das knöcherne nnd blutig« Lnbyrinih *.
uinfasst.
Das äussere Uhr. Es besteht MIS der
Ohrmuschel, welche den VOgela gans allge-
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OHR.
3(1
mein fehlt, und dem äoeeeren knorpligen und
knöchernen OehOrgaDg«. Die entere stellt einen
dntrn- oder lüfTt lfürmig^eätalteten. elastischen,
von einer KurtHetzung der allfjenieinen Decke
Aberzogenen Knorpel dar. An der Ohrnmehel
nnterscbeidct man eine AiuMre convexe
(Rocken), eine innere aasgebohlte Fliehe,
ferner die Spitze, dtn Eingang oder die
Muschelepalte, den Grand oder das GesAss.
mitteUt welchen die Maschel in einer Ver>
tieftmg des Sehllfenmaskele anf einem Fett-
polster ruht, und den knorpliu'' n. durrh den
Uing- oder Cürassknorpi'l vervollstundiglfii
äusseren GebGrgang (Fig. i;iül,%). Dieser letz»
tere vird durch zwei halbringförmige, sich
nach innen nmhiegende. ricrprkige Platten
darstellende Fortsätze liergi si. ll;. m n dem ii
der obere dem Bock (Tragus) des Menschen
entspricht, und durch den Ring«
oder Cöra.'isknorpel nach unten
zu ergänzt. Letzterer stellt eine
halbkreisförmig gebogene Knur-
pelpbitte dar, welche nach aossen
▼00 dem antersten Theile der
Ohimoschel. dem Griffelfort-
satze der.'ielben, bedeckt ist
und deren unterer Rand fest
mit dem knOcheroen ftneaeren
Gehdrgange Terbnnden ist
l>ie Ohrmuschel kann durch
zahlreiche Moskelo (8. Mus-
keln) nach allen Riehtangen
Pii: 1161. W» lasnel iaa
tOktw. 1 «»Ilm-
FHr. l.',"»!!. Srhomitiachu Ufbemicbt »l-'* fif böror^fini d«» Pfcrdi?!!. lljf llogcn-
gllnif. <i N <i.'liOrn>'i V , Kg knöcb»rniT au««iT«'r GehOrginj;, \, I,ufl.inck ,
M " iSirm i:--!'!!»'! , M' ilrund <l.-r«<-lbpn , OT Ohrfiitrompet«, P I'«uk»!i>li'j(ili»,
R Kin^'n.iir; "!. S •^ ■titp ■ !(■•, .Si-hl Srliliiu.'.kop'. V Vorhof, 1 oi'fr«T, 2 untt-ri-r
lialbriiii^türmik'' r K )rt-»tz .1. i Oliriim-i Ii. !. :; Ciriffflfort^.tti <l«>r«<'lhcn, + de-io-n
obem liorn, S 0<'lTiiun»; zam Durohtritl liva inDvrvn OkrD«rT«<o, (i Puuki'Dli'U-
ring, T TOB tlcmsrlhfn KtrahtpniOmig abfehaad« KaoshsapHttebttn, B Paaken-
«dcr Tronmelfell, <j Hammer, lu AnbM. 11 LisMliMlieMii. 13 Sl«i4(baxel.
ir 4MMa tm tinMia« g4«r VefkofMIiaatar sUekeiKic Pa»«pl*tt<>, la rwdM
«der 8«ha«ekeBfiinliir, 14 PiakenSftnaf dar Olvtronippt«. i5 in den TorWf
UMSadmiilK O'ffannKon der Boffenirtniic«, 16 «os d«in Vorhof in die S<*hn«rk«
fakreada OelTaan;;, 17 -Spindrl. 18 trirhtirf&rmiKe Spitze (scrphu* ». infuD-
dibulom) di<r<>"lti' ii. '9 knf"-hiTri.-« .■iiiir»lbl4ll'-h>'n 'j»s lilati;;« SpiralblMt-
rh«>n Ti'rvri||>'tlri<li..'t <:iix.i.-llii< iim) Ix-i^ilit bis zur KnorliKnaiDKroninaf
d«r Schnecke, woil ir^ h P^ulo'n- und Vorbof-ttrt-piM' dinti gnaeUadra
WWdw)» SU Haikc)."u .|.M< knrifhiTniMi Spiral|>Utt< Il h',. K hipp« dar kMtp«-
lijfra KuaUchitchan lUbr«. (Nftcb UQlict-Li'i»«iriiig.)
iwlwl, » SfitM. k
kalkriayfkniif «r Favtaats,
c innerer . « »aümrpr
Kind dpr d MuM-ht Upaltc.
2 Bint;- odt*r t'Qra-iskiiOf
pal, h oht*r*>r, i unterer
R«nd dtfsst-lbi'ii.
hin bewegt nnd verengert oder
erweitert werden: es kann hiebei
nainontliih die Musrbelspalfe
nacli Vorn, der Seite und nach
rückwärts gedreht, die Ohr-
muschel selbst nach anf< oder
abwärts gezogen oder auch dem
Geniek angeleirt werden.
Die allgemeine Decke, wel-
che die Ohrmasehel tkberzieht,
zeigt an der Äusiseren Flüclie
der letzteren kurze, feine Haare.
An der iniiereii Flache sijid
dieselben länger, durchkreuzen
sich in verschiedenen Rieh-
tungen und hilden hiedurch eim^
Schatzvorrichtung, welche das
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m
OHR.
Eindringen von Staub, Insecten u. s. w. in die
Tiefe dos Gehürganges verhindert. Gegen den
äaMMT«!! Gebörgane hin werden diese Haare
kQner, seltener and feiner nnd Terschwinden
da^ Tr iitmiolf.'ll liin pänzlioli. Daför
ueliinen unisoiiulir die tubulüst-n und arinCisen
Drüsen der allgemeinen Decke an (iitiss.- zu,
welche hier eine dicke, fettige, gelbliche Masse,
das Ohrenschmalz (s.d.). absondern.
Der knöcherne, äussere Gehörgang, der.
wie bereits erw&bnt, mit dem Uingknorpel
fett rerbnnden ist nnd den knorpligen fort-
setzt, gehört dem Ffl-i-nbeine an und stellt
einen kurzen (.'vliinler dar. di-r in schriiger
Richtung von hinl-'U, 'ibcn und aussen nach
vorn, unten und innen verUnft. Derselbe fehlt
bei Fleischfrestem fast Tollstlndii? nnd ist
beim Schwt in-^ s-^hr eng. Er bildet mit seinem
unteren (inneren) Ende einen in die Pauken-
höhle vorspringenden, mit einem Ausschnitte
(Riviniscber Ausschnitt) versehenen Ring, den
Pankenfellrinp fÄnnalus membr. tympani),
in welchem .sich ein Falz (Sulciis tympani-
Ctts) Sur Aufnahme des Troiumelfelles be-
findet. Das Pauken- oder Trommelfell
Ut eine dflnne. diir'hs.hcinendc Membrnn. ]
welche schwach in die i'aukcnhohle hinein vor-
gewölbt ist und deren Hand wulstartig verdickt
erscheint (Sehnenring oder Bingwulst) und von
dem Fall des knOrhemen 6eh<'>rganges auf-
genommen wird. Sj.' trennt das äussere \on
dem mittleren Uhr und enthält den Stiel des
Hammers eingelagert. Das Trommelfell be-
steht ans drei Schichten, einer Äusseren oder
Cutisschicht. welche eine Fortsetzung der
allgemeinen I>eeke .i;ir>tellt, jeJu.h .{.s I'a-
pillarkOr^ers, derDru^en undUaare entbehrt,
einer mittleren oder tibrOsen Schicht (Itlem-
brana propria s. tibrosa), welelie an- laMi.l-
läreiii lündegewebe besteht und aus einer
inneren oder Schleimhautscliieht. welche eine
Fortsetzung der Schleimhaut der Pauken-
höhle bildet.
Das mittlere Ohr bestellt ans der
Pauken- oder Troninielhohle und wird
von der pars petrosa nnd tympanica des
Felsenbeine» b^reniL Im Alkemeinan lassen
sich an der Paukenhöhle zwei Wftnde unter-
scheiden : Eine innere (mediale), von dem
Felsentheile des Felsenbeines gebildete, und
eine äu.sbere, der ersteren knppelartig auf-
sitzende und von der pars tympanica ffebil-
dete Wand. Der so hergestellte Raum erscheint
lialbkuglig. An der inneren Wand zeigt sich
ein rundlicher Vorsprung, das Vorgebirge
(Promontorinm) oder die Sehneekenwalst
(Tuber Cochleae [Fig. 13ö2]). Ueber und vor
demselben liegt das eirunde oder Vorhols-
fenster (Fenestra . valis s. vestibularis),
welches vom Fusstritte des SteigbOgels ge-
schlossen wird. Unter nnd hinter dem Pro-
montorium M'-^t das runde oder Schnecken-
fenster (Fenestra rotunda s. coehlearis),
welches durch das Nebentrommelfell
geschlossen ist. Ueber dem Vorgebirge lieht
sich der Fallopische Canal nach dem
Grifl'elwarzenloch hin, welcher vor lern ■ irun-
den Loche den Felsenbeincanal aufuimut
Die laterale Wand der Paukenhöhle zeigt
das untere, den Paukenfeilrinif tragende Ende
des iosseren GehOrganges (Fie, 1353). Von
diesem gehen bei dem Pferde ndiensrtig
dOnne Knochenplättchen ab, welche die
Pauk enzeilen begrenzen. Vorn und unten
in der Nähe der inneren Wsnd findet sich
die Terb<nissmftssig enge Oefihung der Ohr-
trompete. Diese letztere, auch Eustachi-
sche Röhre (Tuba Eustachii) genannt,
liegt an der Basis der Schädelhohle und stellt
Fig. 13&2. Iuu«r<- Wmi«I der PankenbOlile rom PfiTd«,
• Fallepitehw CmmI, b ▼«qwkbct, o oval««, d zvndM
VsasMv.
l'ig. A-'U-ri-T- W.iini .I.T I'.»ulii'iilioliif. a äusserer
fii'liörcain.', b Tr'HMiH' U'. ll, HiiKiiiiPT, li il Knoch«>nplltt-
cben uuil Z<'ll«-ii Uor aun^i iru WadiI, « ü PaukeafeUrinf,
f Oalmiif Dir di» StataehiselM Mm.
eine theils knorpliire, theils knrtcherne. der
Länge nach ir> -paltene Köhre dar. welche die
Verbindung zwischen Pauken- und Bachen-
hohl« vermittelt. Bei dem Pferde ersehdnt
das nntere Drittel derselben plattenartig vf^r-
breitert und iMllelartig ausgehöhlt und deckt
hiemit die spall^irtigi- Rachenöffnung der
Ohrtrompete. Der ausserhalb der Bachenhohle
gelegene Theil der Tab« Eastaehii wird tob
den Mm. tenaor nnd Levator Teil palttim
geschlossen.
Die Tuba Eustachii wird von einer dünnen
Schleimhaut ausgekleidet, welche eine Fort-
setzung der das Cavum pharyngo nasale der
Rachenhrdile au-kleidenden i->t und sich auch
in die Paukenhohle hinein fortsetzt, wo sie
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OHR.
348
alle Vertieftmiren und Vorsprünge derselben, |
sowie autli »lio Gehörknöchelchen und ihre
Muskeln aberzieht. Bei dem Pferde bildet sie
ferner dmeh Ansttfllpong die Lnftsieke
(». d. )
Die Gehörknüc heichen, welche die
Ptokenbijhle enthält, bilden eine gebogene
Kette, welche sich vom Trommelfell nach
dem Vorhofsfenäter hituiebt und darch zwei
Muskeln gespannt werden kann. Zu diesen
KnGchelcben gebort der Hammer, der Ambos,
das Linsenbmiieheii mi der Steigbügel
fFig. 1354). An dem Hammer (Mallens) wird
der Kopf, der Hals und der Handgriff unter-
schieden. Letzterer beflndet sich zwischen
den Lamellen des Trommelfelles and besitst
an der Orenxe xnm Halse den knrxen
Fortsatz zur Insertion des I'aukenfellspan-
ner», sowie zwischen Kopf und Hals den
langen Fortsatz, der am vorderen Rande
des Pankenfellringes befestigt iit. Der Kopf
Flu i3bi. Di« GcbärkttOeheichen. 1 Utmm«r, • Kopf,
b Hall, c Griff, d knnw Fcrtwti, t Aiakm mi Umw
baiaehea, a KOrpor, b 4l«U»Dkilteiw fte 4aa Uaasw«
e kBn«r, « Umw Sahankd, • UaaMbeloc^ 8 Stalf-
Mg«], t COpflBhan. b Sehaakal, e PMarlatI«.
des Hammers ist abgerundet und besitzt
eine Gelenkfläche zur Articnlation mit dem
Ambos. Der Am Los (Incus) l''.' icli? -inein
menscblicheii Backenzahn mit zwei Wurzeln
und lerfilllt in den Körper and die beiden
Sebenkel. Per Körper trägt eine ausgehöhlte
Öelenkfluche für den Kopf des Hammer«. Die
Schenkel zerfallen in einen kurzen l i r ge-
raden und in einen langen oder gekrümmten,
welcher an seinem Ende das Llnsenbein-
chen (Os lenticulare) trägt. Das letztere
steht andererseits mit dem Steigbügel
(Stapes), u. zw. mit dem Köpfchen desselben,
in gelenkiger Verbindong. An dem Steig-
bflgel unterscheidet man die Fussplatte oder
den Grund, die beiden Schenkel und das
Köpfchen. Die erstere stellt eine kleine
Knochenplatto dar, welche dM eironde Loch
Terschliesst.
Die Bewegung der Gehörknöchelchen
erfolgt durch zwei Muskeln, die als Pauken-
fellspanner und Steigbügehnuskel be-
zeichnet werden. Der Pankenfellspanner,
auch innerer Hamme rinuskel (M. tensor
tympani s. mallei internus) genannt, ent-
springt in einer Hachen Grube an der in-
neren Wand der Paukenhöhle, in der N&he
der EinmQndnng der Tnba Emtnehii, nnd
• iili t sehniir an dem kurzen Fortsatz des
Haiiiniers. Der Stcigbagelmuskel (M.
stapedins) ist kleiner, entspringt in einer
grubigen Vertiefung des Fallopischen Canalee
und endet am Köpfchen des Steigbügels.
Bei Vögeln nnd Amphibien besteht
eine bedeutende Reduction der GehörknOchel-
cbenkette. Hammer nnd Ambos fehlen voll-
stindig und anch der Steigbflgel ist zu einem
einfach<'n Knoehenstab oler Knochensäul-
chen, der ("olumella, umgewandelt, deren
äusseres Ende mit dem Trommelfell in di<
recter Vcrbindunj,' steht.
Das innere Ohr oder das Labj'rinth
liegt in der Pars petrosa des Felsenbeins und
enthält die Endansbreitong des Hömerren.
Man nntencbeidet ein knöchernes nnd ein
häutiges Labyrinth. Das ersterc stellt
ein System miteinander communicirender
Hohlen und Gänge dar, welche das häutige
Labyrinth einschlieasen. Es zerf&Ut in eine
Äussere Abtheilnng, welche von den hnlb-
z i r k e I f ') r in i ge n Cariälen odtT Bogen»
gangen, in eine mittlere, den Vorhof und
in eine innere Abtheilung, welche Ton der
Schnecke dargestellt wird.
Der Vorhof (Vestibuluni) ist eine crbsen-
grosse Höhle, die zwei durch die Vor-
hofsgräte getrennte Gruben aufweist, eine
▼ordere halbelliptische (Fovea hemi-
elliplica) und eine hintere, halbkuglige
(Fovea heinisphaerica [Fig. i355J). Er zeigt
ferner folgende Oeffnungen : i. eine Oeihnng
zur Paukenh'dile, das eirunde Fenster: eine
Ocffnung zur Schnecke, zur S. ala vestibuli;
.3. vier, zuweilen auch fünf Oelfnungen zu den
balbzirkelförmigen Can&len; 4. eine feine
Oefltanng nr IfMMserleitang des Toriiofea, und
endlich 5. feine Oefltaongen, doreh welche
Kii.-. l.l.'iö. l>i<" Knoi.*ltKiika]i».l Ups LaiivriatUe<. t Vor-
hof, b halbiirk.'K&rmitr.T Canal. <• .»clm. .-iü'. 1 F«neatra
OTdi», S Fönest ra rotiiii'U, :i uiiti>r>>r, 4 rilM':. r. 6 ftaManr
halbsirkelfSrmiger Caual, 6 6 Aiopallea.
Fasern des Hörncrven in den Vorhof ein*
treten (Fig. 1356).
Die Bogengänge oder halbzirkel-
fürmigen Canäle (Canales semicirculares)
durchsieben in drei, senkrecht aufeinander
stehenden Bbmen das Felsenbein und zer-
fallen in einen lateralen, oberen und unteren.
Der untere beginnt gemeinsehaftlieli mit dem
lateralen und endet genieinschattlich mit dem
oberen, 10 dass idso nur vier Ausuttndungen
in dem Torhof bestehen. Femer eraeheinen
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3U
Olm.
die genK inscliartlichen Anftnge and AasmQn-
dvngen flaschenfiSrmig erweitert (Ampollen).
Die Seltne clte (Cocble«) bildet einen
bliiubhirniRirmigen Anhang' des V nh"fos, der
bei Vögeln, Amphibien und Fischt.'n beträcht-
lich reaaeirt ist und bei letzteren fast voll-
ständiff verschwindet. Sie besteht aus einem
si»iraligen Canale — kni3chcrncn SjurEil-
canal (Canalis spiralis Cochleae) — , der
sieti am eine liegeUOrniige Knociienacbse, der
8chii«ek«iiftokce od«r 8piv4«l (Modittliis)
ihnlidi, wi« der Canal einer Gnrtenschnecite
Fig. Du knAcLanir Lsbjrrinib. «nrftlTneL • Vorhut',
b lialbtirk«lf&rmifr<^ Canlli>, e Schnxrkc, I Vorhor«ifrtte.
t Fori'« hi'mii-lliplic», 8 for. lipmUphapriea. 4 0>'ffouug;
tVT WuüSi rli iluni; Ji's Vorliof.'^, :> Opffnonei'n fOr «ili-
Iri ti'ti'i'- NiTVoiifasi rri, C, Liiiiu :i sfiirjli« in^> :i, 7 Si-ala
TeiUbuli, 8 Se»U t/mpani, 9 Haraula«, 10 Wmsmlettaug
nr Scnweka, II Ftaratn ntandi,
lieramwindet nnd dictit apter dem Vorhofe
blind i'ndct. Di'^ Zahl di^r Windnn^fn schwankt
etwas; Iji'i dem I'tVriit' un^l S<tiatV betrügt
sie 2%— '^"'i ^«'"' l^''''^»' (Hyrll).
Durch d«8 knO eherne Spiral blatt (La*
mina apiralis ossca), welches mit einem Rande
der inneren, dem ^fuditdus anlietrcnden Wand
aufsitzt, mit seinem anderen, nach der äus-
seren Wand gerichteten aber freiliegt, wird
die Hohle der Schnecke in xwei nnvvllkoin-
raen geschiedene Treppen oder Scalae ge-
theilt. Von denen die i-ine ihren Anfang? an
der Feneiitra rotunda nimmt, P a u k c n t r c p p e
oder Scala tjmpani, die andere mit dem
Vurhofe in Commuiiication steht. Vorliofs-
treppe oder Scala vestibuli. I>as Ende
■des Schneckencaiiales ist kup|ielartii: abge-
schlossen, Schneckeukuppel, Cupula
«oehleae. In dieser Kappel lost sich das
•/.ufjesiiit/.te Endo der Lamina spiralis von der
.Spindi'i Ins und ragt aU gekrümmte Knochen-
spii/' , Hamalus laminae apiralie, in die
Hoble der Koppel hinein.
Die Innenilfiche dieser Hohlrtome ist
von einem feinen Perinst aii>L'ekleidet. wel-
che» auch in Verbindung mit der Schleim-
haut der Paukenhöhle das Nebentroramelfell
im runden Fenster bildet. Dasselbe zieht
ferner von der Wand d'-r Spindel, die lia-
niina äpiralis ussea • inseliliessend, zur äus-
seren Wand der iScbnecke, trennt so die
Scala tympani von der Scalk restiball toII-
ständig voneinander and wird als hiatiges
Spiralblatt (Lamina spiralis membrsnacea)
bezeichnet. Sie reicht in der Schneckenkuppel
über den Hamulus liinaus und besitzt hier
eine OetTnung, Helicotrema, durclt welche
beide Treppen miteinander in Verbindung
stellen. Zwischen dieser jn'rinstealen Aus-
kleidung des knöilieineii Labyrinthes und dem
häutigen Labyrinthe findet sich eine geringe
Menge von Flüssigkeit, die Perilymphe
(Aqnula labyrinthi externa e. Ootnnni).
I>as häutige Labyrinth (Fi^. IS.'JT)
wiederlioit im Allgemeinen die Form des
knödiernen, ist jedoch enger wie dieses und
serfftUt in den halbelliptiachen Sack
(Saeenlas s. atricalas oblongas s. ellipticns)
mit den Bogengängen einerseits uml den
runden Sack (Saccalus rotundus) mit der
häutigen Schnecke andererseits. Beide stehen
miteinander durch die Wasserleitung des
Vorhofes in Verbindung und sind mit einer
liellen, wässerigen Flüssigkeit, der F2ndo-
lymphe (Aqaula aaditira s. vitrea) erfallt. ^
An der medialen Wand des halbellipttsehen
Säckchens findet sich die Nerven warze.
eine etwas verdickte Stelle, welche der Ein-
trittsstelle eines Theiles des Vorhofnerven
entspricht nnd an welcher sieh die Hör-
steine (HOrsand. OtoHthen), mikroskopische,
aus kohlensaurem Kalk bestehende Prismen,
vorfinden, und die Hör gräten, ebenfalls
verdickte, gelblich weisse Partien an den
häutigen Ampullen. Die Innenfläche des
halbelliptisohen Säckohens ist von einem
3
Flg. la.'i". HaalixHs LabyriuUi («cli>'mati5»'lj.i. i H»ll..5Ui['-
tisirlicr Sack, J Wassprleiluiii; «Ipü Vorlinl.-s, 3 3 ISogeti-
i;aiii'''. i rmi'l' r Sack, 5 renalis rtfuiiiou^, 6 .sclinecke.
Epithel ausgekleidet, welches im Allgemeinen
cubisch, an der Nervenwane nnd den Hör-
gräten cylindrisch i>t und zwisch»'n dosen
Zellen an den letzterwähnten Stellen die
sog. HOrzellen oder Hörhaare stehen, in wel>
eben die Nerven enden sollen.
Die häutigen Gebilde der Schnecke zer-
fallen zunächst in zwei S< lilauche. welche in
der Scala tympani and vestibuli in der Schnecke
nach eafwftrt* verlaofen. Zwischen diesen bei-
den Schläuchen liegt ein dritter, engerer, der
Schneckencanal (Ductus cochlearis). der
durch einen Gang (Canalis leunieus) mit
dem runden Vorho^äckchen in Verbindang
steht nnd in der Sehneckenkappel blind en-
dii;t. l'i i gl itte gn iizt na« Ii innen an den
freien liand der Lumina spiralis ossea, aussen
an die ftossere Wand der Schnecke. Die ge-
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OHR.
345
mdosaroe Membran, welche die Hohle der
Setla tympani tob d«r Ae» Dncto« eoelil«trit
-rlx-idet, heisst die Membrami basilaris,
ilitjenige, welche Uen letzteren von dem
Schlauch« d«r Bcala vestibuli trennt, die
MembrAoa vestibularis s. Beiisnari.
Letztere entspringt an der Lamin» spiralis
o-ssea und liinft itn npitzen Winkel schräg
Dach oben. Aaf einem Durchschnitte (Fig. 135K)
«neheint der Daetns cochlearis dreieckig;
seine untere, tympanale Wand wird von der
Membrana basilarfe, seine obere, vestibuläre,
von der Reissner'schen Membran, seine Aus-
aenwand von der Wand der Schnecke gebildet.
Von dar dveh rardiekte* Ferioat gebildeten
Yettibnlarlippe dei freien Rande« der Mem>
festigt Den Pfeilerreihcn schlieasen aieh
beider»eit« Zellen an, die ala Haarteilen
und Deck- und Stfltzzelleu unterschieden
werden. Die eräten'n sind Neutoepitbelien.
die an ihrer Stirn->'ite mit Haarlnisrholn
veraehen sind. Die letzteren sind spindel-,
cylinder« and pyramidenfftmige Zellen, die an
Hohe bald abnehmen nnd in di(^ epitheliale
Auskleidung des Schneckengangcs übergehen.
Die Lan)ina reticnlaria bedeekl die Zellen
i des Corti'schen Organes ron oben nnd er*
I hält dieselben in der Lage. Sie ist Ton den
. Haarbüscheln der Zellen des Cortischen Or-
Eä durchbuhrt. Die Membrana tecturia
en, eine Caticalarbildang. liegt dem
eaatte anf nnd eratreckt aieb vom Ur>
Mü. DarehsAaltt iank daa
kenganj;, tehMBiliMh. I Seala
TMtnmlit S Seals tjnpani, 9 Doctaa
eoahlaaris, 4 MaBteaiu butlwia,
» KaaiktwM Baiaaaert. « Meaihtaaa
Ueloii«, 7 OMttli^Oiiaa, «Nwns
Fif. 13»». HßtmiaM lanh tu OoittlMto (hgaa. l KaediOTiiei
Si^ralkUtt, S Hantnaa tasflaila, S Xaalnaa latoaaatri. 4 AusoitnBd
im Selnaek«. 5 MambraD« tactofia. c Manbraaa latwalaria, 7 7 Fasa«
4ar Ffatler, i Kopf da« lanen-, tf Kopf «Im Aaaaaiipfeilara, • taaarv,
le aataan Haanallaa, IUI B^adaliaUaa twlaalMa den Haatsellaa,
It maUsaUaa.
brana aplralia rerlinft femer nach der ias-
sercn W;ini1 dt^s Schneck''ngan jijes eine zarte
M<'nihran, di*' Membrana tec tor ia s. Co rt i,
welclie den Raum des Ductus cochlearis in
zwei Abtheilungen theilt, eine obere, grossere,
dreieckig gestaltete and eine nntere, mehr
abgi'plattete. In letzterer liegt der akusti-
sche £ndapparat, daa Corti'sche Organ.
Daaielbe eraeheint auf dem Queracbnitte
(Fig. n59) als wulstarti.:'' Krlidhun«? und
besteht aus dem Slutza|ii>;u at (den O^rti-
«eben Pfeilern oder Bogen), lerner Zellen,
der Laniina retieularia und tectoria. Der
Stfltiapparat bestebt ana leieht geaehweiften,
t'lastiHchen Stäbchen, die senkn'dit auf der
Laniina basilaris stelu-n und in zwei Keihen,
eint-r inneren und einer äusseren, angeordnet
sind. An jedem Pfeiler unterscheidet man
den etwas verbreiterten Fuss, welcher mit der
Ijaiiiina basilaris verkittet i>t. d^n stab-
arügen Körper und den kolbigcn Kopf, der
dne inr Membrana basilaris mehr oder we-
niger parallel gcstelltL' Kopf platte besitzt,
an welche sich die Lamina reticularis be-
spränge der Reiaaner'aehen Membran bia znm
Ende dfs Corti'schen Organfs.
Das Curti'scbe Organ, specicll die Haar-
zellen desselben, stehen im /usaminenbange
mit den £adfibrillen des N. akuaticus. Der-
selbe theilt sich in der Tiefe des inneren
Gehürgant,''*^ in den schwächeren Vorllof^-
ncrvcn (N. vestibuli) und den stärkeren
Schneckennerven (N.cochleae). Der erstere
tritt durcli die Lamina eiibrosa des inneren
Gehörganges in den Voriiof und verbreitet
sieh an dem halbelliptischen Siickchen und
den Ampullen der bogeng&nge. Der N. Coch-
leae Teraorgt mit einem aenwaehen Zweige
das runde Saekohen und geht dann mit vielen
Fäden in die s^pindel der Sehnecke hinein,
welche er durch kleine Löciier verlässt, um
mit den Zellen dea Corti'acben Organes in
Verbindung zu treten. EicMatm.
Ohr, künstliches. Heim Veiluste eines
Tbeiles des Oiires oder des ganzen Ohres,
welcher mitunter bei Pferden vori^ommt.
werden kflnstlielie ErsatzstQcke aus Gutta-
percha durch Klebemittel befestigt. In be-
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346
OHRBBEMSE. — OflRBNBNTZONDUKG.
trägerischer Absicht kommt es mitanter vor,
ii.iä;- von Pferileiiännern in Verlust ge^'an-
pcne Obrmascbeln dena Pferde durch künst-
lieb« «n«tst werden, welche täuschend aas
Gummipräparaten mit Haiirülerzti^ herjre-
stellt werden, so dass sie nur schwer vom
natürlichen Ohre zu nnterscheiden sind und
nor an der steifen Stellang and unToUkom-
raenen Bewegung erkannt werden kftnnen. A^.
Ohrbremse wird selten zur Beruhigung
widerspenstiger Pferde oder auch bei Opera-
tionen am PferdekQrper znr Betftobnng des
Schmerzes angewendet, weil <la'! Anlegen einer
BremKö (s. Zwanggeräthe) am ( »iir leicht Ver-
letinngen der ' »hniuischel und eine Zerreif>-
snng der Oürniiukeln bervorrufen kann,
besonders wenn die Pferde sehr nnnliltr sind
und den Kopf mit "m u iU an-; <;in'T 7\vam:s-
lage befreien wollen D- r durch das Bremstn
auf das Ohr ausgeübt. ^ l'ntck und Quetschung
roft einen so fmprtndlichcn Schmerz hervor,
dass durch ihn andere Schmerzen verdeckt
w<>r<'.<'n: -sehr wahrschi'iüli' Ii Vf rluilt. ii sich
die Thier« auch deshalb ruhiger und füg-
samer, weil sie instinetiv fOhlen, dass jede Be-
wegTiTirr ihren Schiii'T/ v^rsrOssern würde. Anr.
ObrentntzBadung, Otitis (von o»;, ü>i6q.
Ohr: itis, Entzftndang ) {Allsrem eines] befJlllt
theils die Ohrmuschel, th.üi li^n "in';?pr''ii Gt^-
lu'jrgang. meistens geht Ji' Kiit/iiudung von
dem einen Theile auf den anderen üb- r; der Sita
derselben ist die Haat, welche das Ohr bis sam
Trommelfell hin nnsklddel, namentlich werden
die I'apillarküi ) . I nn 1 ili'' Ohrenschmalz-
dri'ison in Mitleiätfii^^clüiifi g' zogen. Die Epi-
dermis schuppt sich in reichlicher Menge ab,
die Mant wird hyperämisch und schwillt an,
sie erscheint h«'5her gcr<.thet, die Ohrenschmalz-
Inis' 11 s iiiil- in in unijewöhnlich.T M. nge
Ohrenschmalz ab, das sich mit den Epithel-
sehoppen vermischt und pfropfartig im Ge-
hörgang ansammelt. Itci Mnir-Ter Andan- r I r
Entzündun-r bilden sich ;iu! der Haut im tjc-
hörgange Ocsrhwüre. mit d»-r Zeit verdickt
sie sich durdi Wucherong d»i Bindegewebes
und bindegewebige Granolationen in Form
fe t< r, <:rnni> r wanen* oder hlamenkohlartiger
Wucherungen.
Hftafig kommt es aneh anf der Hant tn
eitrigen .Absoiiderungcii. d» r Eiti r vfrinlsi iit
sich mit dem Ohreuachmak und liierst iuHlt
aussen als eine stinkende Flüssigkeit ab. der
Zastand wird dann uim OhrenBas^i, Otur-
rhoea. Bei ebronisehem Verlanfe entsflndet
sich auch das F'aukenfell und die Schleim-
haut des inneren Ohrs, wovon die Folge An-
sammlung vi)n Schleim und Eiter in der
Paukenhöhle ist. Man hat die Entzündung
des Äusseren fJehOrgangs wohl auch „innerer
Ohrwurm" genannt.
Die Ohren« iit7ün lunir wird meistens bei
Hnnden. seltener iitj Siliweinen und Pferden
ringetroffen, ihr Verlauf ist theils ein acuter,
ttieiU «in chronischer, besonders disponiren
Hnnde xma chronischen Verlanfe, nnter
ilmen am meisten die langohriiren und lanv:
iuuiigeu. I)ie veranlassende Ursache iät am
häufigsten in mechanischen Insulten, welche
das Ohr treffen. \!ud in Erk ältung zu suchen,
denen die Thiere nach dem Sclieeren oder
durch das Gehen ins Wasser leicht ausgesetzt
sind Sfltcn'^T reizen Parasiten das Ohr bis
i^ur Eijtxundung. Zuweücii ist Otitis ein se-
cundäres Leiden eines allgemeinen Catarrbs,
besonders der Staupe. Megnin h< aie Ar
eine Maaifeatation a«r herpetischen IMalhea«.
Schweine sollen nach dem Genüsse d.>s Hueh-
weizens daran erkranken, wenn sie dabei der
Sonne ausgesetzt sind. Das Eindringen von
Fremdkörpern in das Ohr vemraacht heftig«
Entzflndungserscheinungen.
S tu |i I <j in e. I>as ent/.fnnleto Ohr fühlt
sich heiss an, es ist get;eu üerithrnng and
Dmck ungewöhnlich emptindlich, es erscheint
an seiner inneren Fläche bis in den Gehör-
gang iiiriein geröthet und geschwollen, die
j h.v|.er:iiniM hen Papillarkörper verursachen in
; den Ohren Kitael und Jacken, weshalb Hunde
I beständig mit den Ohren schlagen und lie
I schütteln und kratzen. Es «tollt sirh bald
eine eitrige, stinkende .\bsonderang ein, man
beftbachtet nunmehr einen widerlich riechen-
den Ausflasa, man siebt öfter den Kopf nach
dem kranken Ohr hin schief gehalten werden.
Der Schmerz i.-t mitunter bi'i Hunilen s<> er-
heblich, dass sie windeln nn.l littilen, nament-
lich aber beim Diu< k-- mit ilrr Hand Mlf den
tirund der ( »hrmuschel, bei dem man auch
ein «luatschendefi Geräusch, hervorgerufen
durch die im Geb -r.raiig vorhandene citeriga
Fiüiisigkeit, wahrnimmt.
Die Daner Leidens kann ca. 8 Tage
betragen. Hunde aber liek'iTinii'^n pcrne IJeci-
dive, weil der nocli vurii,t!ukiic KiUcl in den
Ohren sie zum Schlagen damit und zum
Scheuern and Kratsen der Ohren antreibt;
auf diese Weise wird das Leiden chronisch
und si liwi r heilbar. In solchen Fällen fin'let
man im tiehürgani: viel Ohrenschmalz, wohl
auch geschwürartiu' .\n:it./ungen und die ge-
nannten BindegewebsneubiUnntren vor; leb«
tcre verengen den Gohörguag, iiiitanter füllen
sie ihn ä<> \ "IKtändig au.s, dass keine Sonde
eindringen kann and das Thier schwerhörig
oder gar taub ist Dringt die Eiterung bis
zum Ohrknorpel vor und wir'! f*r selbst
stellenweise zerstört, so haben wir ein „Ohr-
ur.^' iiwür** Vor uns.
In manchen Fällen complicirt sich das
Ohrenletden bei Hunden mit Gehirn- tmd
Kückenmarksatf. etil 'Merl . z. IV S. liw in'lehn-
fallen. epileptiS'>rüH'n Cunvul.^i'.tiien, Drehen
im Kreise, Schwäche in den Gliedmassen
und im Krenze (Schwanken), Paralyse, Blind-
heit n. zw. am liebsten, wenn allgemeiner
Catarrh, Staupe oder Ansammlung von Ohr-^n-
schmalz im Geliörgang oder von S hleim,
Eiter ete. in dem halbeirkelfSraigen ' anale
virhanl'!! ist. Prof. FrCdiner (Thiermed.,
X. Bd.) be buchtete bei chronischer Otorrhöe
der Hunde einigemale EnT- ■ Ii' ii
Zur eingehenderen Untersuchang des
Ohrs bedient man sich des Ohrspiegelx, eines
trichtert'iirmigen Tubus, der nach Einführung
I in den Gehorgang das Öhr beleuchtet, so
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OHRENENTZÜNDUNG,
347
daäs man vorbamiene abnorme Zustande da-
idbst erkennen kann.
BebandluDg Um ableitend aof den
Danneanal ra wirken, Terabrefcht man «a-
linische Abfflhrniiftil. snfi in man eine her-
petiHche Diathese unter.-t<'llt, auch Schwefel,
Qnecksilberpräparate, vorzüglich aber Arsenik
und die Fuwler'äche Arseniksolution. Um wei-
tere heiz an (^en zn verhindern, besonders das
Schlagen mit den Ohren, ist es rath-am ili<^
Obren in einer Kappe festzulegen. Im ent-
zflndlichen Anfangsstadinm bestreich«» man
die innere Ohrfläche mit IM. iw-iv^tM. Si lileim.
Fett oder Oel, letzteres trauKlt man in das
Ohr; bei heftigeren Schmerzen benützt man
Ol. Amjsdalarnm oder Ol. H voscyami coctam
oder auch eine CocainlSsnn'g, sp&ter anch
Solutionen von Tannin oil' r Alaun. Pas ver-
dickte Ohrenschmalz entfernt man durch
Ansaitritzangen des Ohrs mit lauwarmem
Wasser, in hartnäckigen Fällen setst man
ihm anf 45 g 15 g Glycerin nnd 1.5 cg Aets-
kali zu. Kcizn)il>i> rnd wirken am li Örtliche
Applicationen von Opiumsalbe (Unguent. opia-
tnra, Zinksalbe. gi'rb>aure Dleisalbe (Ung.
plumbi tannici). Cullodium und Glycerinam
tannicum etc. Stellt sich stinkende Abson-
derung (Stinkohr) ein, so sind ^'elinde Aetz-
mittel indicirt, wie Lösungen von Zinc. s..
Cnpr. enlfaricnm, Lapis infemaiis, Caprum
almninatum, Carbolsüure, Kreosot. Kali hyper-
manganicum etc.; auch k'mnen Streupulver
▼on Holzasche, Priicipitat und Jodoform,
faner O'i — l'Oyjge Lfisnngen des Sabiiroat
in Wasser «der Weingeist schwaebe Creolin-
löBungen zur Anwenduns; kommen. Dr. Weber
empfahl 187(1 in der Berliner Wochensi hrift
als sicher und schnell helfend Ohrbäder von
Spiritus vini; der Gehfu^ang ist täglich zwei-
bis dreimal bei horizontal gehaltenem Kopfe
a Minut« n lang mit Weincreist zw fiillen und
{'edesmai hinterher der Kopf trocken zu rei-
len, am Erkältungen Tonobengen: man kann
vortheilhaft dorn Spiritus ein Minimum Subli-
mat zuset7en. Auch Prof. Fröhner erkannte hier
den absoluten Alkohol als ein sonvertne^
Heilmittel.
HoniOopathiseh wird der Ohreatarrh mit
Arsenicum und Silicea. die Ohrentzflndung
mit .\conitum und Uryunia, das Stinkohr mit
Belladonna und Dulcamara behandelt ^//r.
(Specielles.) Die Entzündungen des
Ohres werden, je nachdem die Ohrmuschel
oder der äussere GeiiOrtriiiit; Sitz <'iner Phlo-
gose sind, üblicherweise in äussere und innere
«higotheilt. Da jedoch die letstere Besoieb-
nnng weder mit der anatomiselien Grnndlaire
(äusseres, mittleres und inneres Ohr), noeli
mit dem \Ve.<en der Erkrankung (äusserer und
innerer Ohrwurm) in Einklang stehen nnd
Begriftrerwirrang dadurch genftnrtwird, nntmr-
loheidan wir: \. eine niirnuiseh>>lentzändung
und l. eine G'iiürgancsentzündung.
Die erstere, die Ohrrouschelentsflndnng,
Otitis eonehae (früher Otitis externa nnd
lusserer Ohrwurm?), besteht in der Entzün-
duiiir tl'T H ii;t. ']■■■- rntcrbautzellgewebes.
selbst des Ulirmuschelknorpels, nnd kommt '
Tortugsweise bei langohrigen Hunden, wie
namentlich Pudeln, Laufhunden, Vorsteh-
hunden, bei anderen Hauathieren seltener vor.
Als fttiologisehe Momente werden angeführt
Trauma, Erkältungen, Unreinlichkeiten etc.
Die Erscheinungen sind folgende: Kratzen,
Reiben, Schütteln d«r Ohren, Schmerzhaftig-
keit beim Berühren, vermehrte Wärme, i^i
pigmentloser Haut deutliche Röthung beson-
ders iin der inneren, weniger beliaarten Fl.l. he
der Uhrrauschel und sehr häutig iScbwellung
der Hant, phlegmonöse Verdickung des Unter-
hantzel!;r"\vehe.s. sowie in einzelnen Fällen
Verdickung des Knorpels. Ulntnngen, Abscess-
und Geschwörsbildungen sind bei Vernach-
lässigung des Zustandes biofig. Die Thiere
sind durch den Entzfindnngsreii tarn bestin-
Flg. ia«0. Ohrtnkkpp«.
digen Ohrschütteln veranlasst, was in den-
selben den Blutandrang vermehrt nnd unter-
hält. — Die Behandlung der Ohrenentsfln-
dung be-teht in der Anwendiinsr von antipliln-
gistischcn Mitti ln. z. B. A'|ua Guulardi, wel-
ches am besten mittelst >iamit getränkter
Compressen ans Watt« oder weidier Lein-
wand, um oder zwischen Ohr nnd Eanrana-
kolgegend eingelegt, zur Wirkung gelangt.
Zur Finmng der Uhren nnd der Com-
pressen ist die Anwendung Ton sog. Ohren-
kappen (s. Fi.r. 1360) abs'dut n<itliwendig und
trägt deren Benützung schon allein liurch
die Verhinderung des Ohrschütteins zur Heilung
viel bei, auch werden dadurch die in Zimmom
so lästigen Blutungen verhütet.
Abscesse, Geschwüre und Blutungen sind
nebenbei einer besonderen Behandlung zu
nnterstellen. Nicht selten verbreitet sich der
pathol.gisch.' I'roee>s nocb weiter bis indes
äusseren Gebörgang.
i. Die Entzttndnng des GehOrganges,
Otitis nieatns, ( Uorrhoea, Ot^^pvorrhoea (früher
<.)hreni atarrh. innerer " Uirwurm; Catarrhu»
aurii ularis, Otitis interna), besteht in der Ent-
zündung der inneren Auskleidung des äusseren
Gehörganges (da hier keine Senleimhant vor-
kommt, kann v n l iii' in eigentlichen Catarrhe
nicht die Kede sein). Diese Entzündung ent-
steht hauptsächlich nach Erkältungen ( Baden ),
infolge Ansanunlong von Unreinlichkeiten,
Staub, Sand, Fremdkörpern etc. in den insseren
Oehöriranir. sowie auch durch Verbreitung
einer Ohrmuschelentzündung oder auch durch
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34S
UHUENFi.LÄö. — OHRENKKANKHEiTEN.
traumatische Einwirkungen. Di'' Syniptf^nie
der Gtliorgangsentzüntlunjj scliliejaoii s-ich
denjenigen der OhrinuschelentzQndung an und
zeichneD sich ferner durch folgende Merk-
male ans: Neben vermehrter Wirme, Rmptind-
lichkeit, Schmerzliaftiixkf^it (Otak'ia). Uötliune.
phlegmonöser Schweüung stillt sich im 13e-
l^niie der Erkrankung schon l iiio vermehrte
Cernmensecretion der OlircnschnialzdrQsen ein.
Dieses Secret ist klebrig und geht bald mit
wirklichem serösem Hauttüsiiiatf vermischt
in Zersetzung über, wodurch ein sehr übler
Geruch entsteht und die Keizung gesteigert
wird. I). r Gehörgang kann hiebei durch >lif
Ent^üiiduiigssch wellung förmlich oblittriicn
(Otocleisis). Der hiebei obwaltende SchmerE
iflt ao gross» daas die Thiere ohne iassere
YerairiasaQng hlnfi^ laut heulen. Der Kopf
wird meistens nteier und schief gehalten,
was schon von weiti^m eine Diagnose (ier
Krankheit erlaubt. Abacesse und Geschwüre
(Otbeleo«») kOnneDaich iiiebei eiDateUen m\ <\
den Zastand noch mehr reraclilimmem.
In hitcliirradii^iMi Gi'liörgan^jsi'nf /flndun-
gen werden die Thiere luancluiml wie rasend.
Die Prognose ist in vielen Filllen ungünstig
und vini] Kecidiven sehr häufig, jedenfalls
verlaugt die Heilung immer längere Zeit, na-
mentlich in veralteten Filllen.
Die Behandlung besteht in Kciuhaltang.
Antrendoilg antiphlogistischer, adstringirender
und anti.septi^i her Mitlei. Bi i hm hfjradigen
Schmerzen bind diosolbeu dun h AuwttuJung
narkotischer Medicamentc zu beschwichtigen.
Schau die lieinhaltang allein kann Heilung
beftodern und wenn nicht, doch immer eine
Bessernnsr «leji Ziistanil'-> lierbeiföhren. T*i'-
Anwendung von Felt»alben ist wegen dem
llaniigwerden zu vermeiden, dasrei^on Aus-
!4|iritzen mit adstringirenden und antideptiachen
Lösungen, die im lauwarmen Zustande ver-
wendet werden, sehr zu empfehlen. Pulv. r
können zum Austrocknen wohl Anwendunj^
tindon, jedoch ist hiebei ein häaäges Aus-
spülen d< > (Uircs sehr /u empfehlen. Als Mc-
dicamente werden verwendet: Malvendecocte,
('liamillcninlusum.Goulard'sohes Wasser, Zink-
vitriollösung. Tormentilwureelpalver., Bleitan-
ninglycerin (Liq plumbi acet. 9, Tanin. ?, Gly-
«■'•rin !'")). W- is-.' Priii''"ipitatsallj'' (mit V;is.'-
line), Creuliupulver, Jodutorm, Laib<iivvi»»atr
ttnd Sublimat.
Die Ltehaiidlung der EntaQndong des
ftnaseren Geliörganges wird dnrch die Finning
der Ohren wescntlicli unt. r.^ttlt/t. da man
dann mit Medicamenten impräiinirte Watte in
dieselben .-»tecken kann: da aber die ohnehin
stark entzündeten Thcile vermehrt warm sind,
empfiehlt e» sich, über den Kopf der Thiere
eine leichte Xetzkappe aufzule<:en und können
anagebrauchte, weitmaschige Fiächemetze na-
mentlich im Sommer mit Vortheil dazn ver-
wendet werden. /ieida.
Ohrenflaas, s. Ohrenent^unduug.
OhreniuttnkheiteR kommen bei unseren
Hautthieren verhiltniasmftsaig aelten xar Be-
obaebtung, am hinfigaten werden si« bei
Hunden angetroffen, weil bei ihnen die langen
hängenden Olir- n vieh-n laechanischen Sili id-
lichkeite« uu^gesetit !>iiid. Die meisten Er-
krankungen der Ohren sind entzündlicher
Katar mit ihren FolgexuatAnden, von denen
bereit« unter „ObrenentaHndung" die
Uede war. Als die wichtiiifsten secundüren
Leiden der Uhrenentzündung »ei hier noch-
mals auf den Ohren flu ss, die so häutige
und widerliche Plage der Hnnde, und auf da^i
Ohrgeschwttr anfmerksam tremacht. Eine
ebenso häufige Entzündung der Ohrriiu;-e)iel
der Hunde ist uns al8„0br wurm* bekannt, bei
welcher der cariOae ZerstOrungsprocess des
Knorpels lanß:sam, wurmartitf fortkriecliend,
um sich greift (.s. Ohrwurm). Abgesehen von
den verschiedenartigsten Verlot!Sun>:en und
Vetwundangen der Obren, atotsen wir wieder-
um bei Händen auf einen abnormen Zaatand,
•Ur ebenfall* mcclianisehcn Schädlichkeiten,
wie Bissen, Quetschungen, :Sclilagen mit den
Ohren, seine Entstehung verdankt, indem
^ich an der inneren Fiiebe der Ohrmuschel
isiat iwiaeben Haut und Knorpel ergicsst,
wehhe.s die Haut in Furni eines Hämatoms
blasig abhebt' es ist dies das sog. „Blutohr'*
(s. d.). Die Onrfiatel kommt besonders bei
Pferden am vorderen Kande der Ohrmuschel
vor. sie gibt sich dort durch eine kleine An-
schwellung mit einer UefTnung xu erkennen,
aus welcher eine helle, zähe Flfiaaigkeit ber-
vorsickert.
Die anfgewulstete OefTnung besteht ent-
weder in einer Einstülpung der Haut un ! ist
innen mit einer Schleimhaut versehen, in wel-
chem Falle der Fehler angeboren ist und die
Piatttla colli eonf;entta,dieHalekiemen-
fi.stel fs.Fi.-fel). d.ir.<telll, indem die dritte
oder vierte Kieuienspalte des Fötus sich nicht
geschlossen hat, oder sie führt in eine Der-
moidcyate oder in eine Balggeschwulst, in
welcher eieb ein Zahn, seltener swei Z&hne
\ortinden. Die Unt>-r.^ucliung mit <ler S.mde
gibt Aufschloss Ober die Tiefe und Beschallen-
heit der Fistel; diese kann nach den Regeln
der nhirurgie zur Heilung gebracht werden,
da sie indess keinerlei Nachtheile mit »ich
fahrt, kaum zu bemerken, aber öfter schwierig
zu beseitigen ist, ao l&sat man aie am beaten
ungeschoren.
Am und im (Mir setzen sich niiht .--elten
Parasiten fest, welche daselbst abnorme Zu-
stände hervorrufen. Milben sind die Ursache
der n<>brrftade*^; tie verrathen ihre Ansied-
lung dnrch Schiefhalten des Kopfes, Schuppen-
und Ü'iiki nliil lung auf der Haut .ier Oitr-
muschel und des Gehörgangs, durch Uiiren-
catarrh mit Ausflnss eines klebrigen, übel-
riechenden f-'ecret-:. Jucken. Winseln und
Abmagerung, mitunter stellen sich sogar
epili-i'titVirm.' .Antiillc, Symptome einer Ge-
hirnreizung und Gcbirnentzttndang ein. waa
besondera der Fall lat, wenn die Ifilben das
Tromnieltr'!! liirrhbi<hron und sich im
inneren Uhr aiisiuanielii; der Ührknorpel kann
stellenweise zerstört werden. Die Ohrräude
ist bisher bei Stieren, Hunden, ICataen und
Kaninchen beobachtet worden. IMe vorge-
fnndeaen Milben worden ala Sjnnbiotea
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OHRENPILZR — OHRGNWUNDEN.
349
(Dr. Uubcr IdfiOX Chorioptes, Gamaau» aum
(Leidy in Philadelphia 187%, vgl. Thierant
i'^T'i-. 109), bei Kaniru'hpti al.s Dprmato-
piiiigus (Zurn iü74) und Dennutucoptes
(Dr. Moller), bei Hunden als Choriopte^ scan-
datns, bei Kaninchen als Ptorvpte« longi>
roBtria (Megi^nin). bei einer Kuh als Derma-
nyssus aTium, Vogelmilbc (Prof. Scbottelios)
be»chri<-hpii; ihr Licblingssitz ist in den
Palt<-n (i< I Ohriuascbel, man findet sie massen-
halt in dem Secret, man Icann sie aber auch
mit einer Hohlsonde aa^ dem äusseren Oe-
f!'»ipange hervorholen, I'ic Behandlung der
Ohrräude, Acariasis auricularis, ist die gleiche
wie bei R&ode; die Schorfe eind mit 1an>
warmem Seifen Wasser aufzuweichen und dann
zu entfernen, um die eigentlichen Räode-
mittel mehr in die Tiefe wirken zu lassen;
als »olcbe kOnnen benatat werden: 1 Theil
Creoaot anf tO Theile Waaser and 10 Theile
l'ranntwcin : ft iner 30 Tlieile Aether sulfu-
ricuh, lÜO Theile ol. uiivuram und 10 Theile
Naphthol (wird nach Nocard tfiglii Ii einmal
eine kleine Spritze voll in das Ohr eingespritzt
und dann das Ohr 15 Minuten lang mit einem
Wjittfbau «'heben zu^restopft. damit <lor Aetlu r
nicht zu schnell verduostetj; ähnlich kann eine
Lösung des Kalium avlfaratam i : SO Waaser
angewendet werden
Die Ohrenflechte oder der Ohren-
sehorf befällt besonders die äussere Fläche
das Ohres der Schafe« von der Stirn nnd
Nase ausgebend; es ist ein borkenartiger
Aas<(li!ag, der im Winter gewnhnlirb von
sclbht verschwindet oder doch leicht zu heilen
Int, im Sommer über aof der Weide wieder
snm Vorschein kommt, wenn sich die Schafe
an StrÄnchem und Hecken das Gesteht ver-
lotZi'll Ulhl d;idutill dfni ljfl:iliilii:li'-ll Cilllll-
gium(FlechtenpilzenJ günstige Gelegeuheitzur
Anaiedlung bieten (vgl KPleehte", «Eksem"
und ^Grind").
Nach den Untersin'hungcn Siebenmann'.s
(Centralbliitt für niedic. Wissensch. 1883)
i>ind es Aspergillus flavos, A. niger und
A. fkinndatas, deren Conidien Ohrmjlosen tu
Stau le bringen und überall in der Luft sus-
jnuilirt sind; sie Hnden auf der verletzten
oder Feuchtigkeit absondernden Haut einen
gAnstigen Nährboden. Die dadurch bedingten
Krankheitserscheinungen sind borkige Anf-
liir-Tiiiii:. !!. Si-biiHTZ. Jacken. Atisflnss und
ISchwevhörigkeit. Als CardinalnuUel bei Oto-
iiiykose empfielt Siebenniann 2— 4%tgen Sa-
licylalkohol. Auch Zürn (die S. hm/irolzt r)
constaMrte in der Ohrenlzflndnun der HunJf
.\sper^illusrasen auf di r Haut des äusseren
GehArgangii; als Heilmittel fährt er Losungen
von Tannin «der Creosot 1— 1:400— 500
Wasser oder von Carbobfture 1:100—300
Wasser an.
Neuerdings eruirte Prof. Zschokke (Schw.
Archiv fttr l'hterheiik. 1888), daas der
Hierococcus eines Spaltpilzeü den sog.
Schrotausschlag de> S eh w In s, ein' ii
Bläschenausscbliig von violetter oder blei-
ffrauer Farbe, ähnlich den unter die Baut
eingedrungenen SchrotkOrnen, anf der Aasaen-
Mche der Obren, auf dem BQcken, auf dem
Kreuse und Sehwanse verursacht Die Blls-
ihen sif/.m lierdwei^c. haben efncn Dnrch-
uiesser von 3 —4 itnu und prominiren etwas,
ihre Oberfläche ist derb und hart; Stö-
rungen des Allgemeinbefindens sind damit
nicht verbunden, auch wird hiebet Jncken
und Si.dieuerti vt^rnlis^t Die B!ii>c-lien ent-
halten eine klure. roliilirhe Flu>bigkeii, sie
lassen sich a! i ii ie. derbe Kapseln aus-
schälen, in deren Umgebung die Haut zel-
lig intiltrirt und entzündet ist. Der Inhalt
(ier Hlasclien bcstibt in Blutserum und Blut-
körperchen, ihre periphere Zellschicht und
die tieferen Sebiehten der Epidermis enthalten
Mikrokokken in prosser Menge, ebenso die
Bläschen. Der Verlauf des mykotischen Aus-
schlags ist chronisch.
Ohrtubercuiose beim Schweine
wurde von Prof. SchUts beobachtet (vgl. Vir-
chow's Areliiv f. pafhul. .\iiat. fiO. Bd.); ein
Catatrli der Haclieiihühle iiiaeht den Anlang,
er geht von hier auf die Eustachische Röhre,
die Paukenhöhle und die Sehläfenbeinschuppe
über, anf der stark gerOtlieten Kant der
Pankeniiuhle bilden sieli ^'lane Miliarknötrh.'n
unter Absonderung einer eitrigen Masse, die
Knötchen werden später trilb und gelblich,
!sic TPrkSson; in ihrer Nachbarschaft tritt
tibrüaeo Bindegewtbc auf. Die herdweise auf-
tretenden Tuberkel conflniren, sie werden
auch im Knochenmarke des Paokentbeils des
Schlftfenbeins angetrolFen beim Torhandenaein
einer Periostitis, das Periost selbst bedeckt
sich mit der Zeit mit verkäsenden Kuütclien,
endlich ist da* Labyrinth mit tubcrculOsen
Zerfallsmassen angefüllt, selbst das Knochen*
gewebe wird zersMrt, der Process greift auch
auf die Pia mater, Gebin nnd verlftngertes
Mark Uber.
Von Geschwülsten kommen am Ohr ausser
den bei der Ohrfistel erwähnten Dernioidcy?ton
und Zahnbalggpschwülsten noch Warzen und
Polypen vor. Die letzteren sind die Producte
einer chronischen Otitis, bei der es zu binde'
gewebigen Wucherungen in der Haut der Ohr-
musrltfl und dps äusseren (Jeböitranires in
Form kleiner oder grösserer, mitunter wall-
nussgrosser, zapfenartiger und kegelförmiger
Auswüchse kommt. Fullen sie den Gehorgang
au^, so verttrsaeh«i aieSdiwerhOrigkeit; ihre
Beseitigung erfolgt nach den Hegeln der Chi'
rurgie. Anacker.
Ohrenpilze, s. Otitis und Otomyltosis.
Ohrenschmalz, s Hauttalg.
Ohrenschmaizdrüsen, s. u. Hauttalg.
Ohnnstutzen, s. Amputation der Ohren.
Ohrenwunden. Verwundungen der Ohr-
ranschel sind bei langohrigen I^unden bBofige
Erscheinungen, die durch Hiss bedingt werden.
In der Regel sind hiebei sämnitliehe Schichten
der Ohrmuscheiwandung getrennt und wird
deren Heilung durch d»s beständige Ohren-
sehlttteln gehemmt ja sf>gar unmöglich. Ohr-
wuuilru, dricn Wundi.uidrr fri>e!i nn'l h-eharf
sind, kunnen in verbaitni.-^.^iaa-'.fcig kurzer Zeit
ausheil' n, wenn 1. eine streng antiseptische
Wnndbeliandlnng beobachtet wird und S. sur
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SBO OHREDLEK. — OHBFORMEK.
Fixirung des Verbandes und zur V'erhütuag
des EopfschQtlelns eine Ohreiikq>pe (stelle
Fig. 1360) verwendet wird.
Sind die Ohrwunden von grösserer Aus-
dehnung, so i^t liie Anli'C'iii^ t'iiuT Naltt |
zur Fixirung der Hautwuodränder notb wendig;
unter UmstlBden kann die partieUe AmpnU-
Vlf. Mtl. Obnri>B«i«. (A«ius«r«r Oänrnna.)
tion der Ohrmuüchel nothwendig werden, wo-
bei der Symmetrie wegen die Vornahme einer
gleichen Operation am gesunden Ohre he-
jun^'t werden kann (s. Fig. 1361 J. FStidez.
Ohreulen (Olus;, liattuug aus der Familie
der Eulen, unterscheiden sieh von iltrem
nächsten Verwandten, dem Uhu, durch einen
viel grosseren Schleier und kleinere Ohrbflichel.
Diese Eulen sind sehr nützlich, da ihn Jagd
hauptsächlich den Mäusen gilt.
1. Die Waldohreale, Otas Totgaris,
dem Uhu sehr ühnlieh, 35—40 cm hoch, oben
rostbraun, an der Unterseite ockergelb. Niestet
in verlassenen Knihen-, Falken- und Elster-
neatern, ist Aber die nördliche Halbkugel ver-
breitet, in Deotsehland StriehTogel.
2. D i e S u m p f ij h r e u 1 e. Otus brachyotus,
mit weniger starken Obrbflscheln wie die
Torige Art, Gefieder blasser, in feuchten Wiesen.
Sümpfen, wo sie auch auf der Erde nistet,
ziemlich über die ganze Erde verbreitet.
3. Die Zwergohreule, nur So cm hoch,
in sfliddeatschen Gebirgawaldnagen. ßrüi/mer.
ObrUttal. Man betdehnet unter diesem
Namen einen an der Hasis der < »iniuischel
vorkommenden, meistens nur einige Centi-
neter tiefen Fistelgang, dessen Ursache in
den meisten Fällen ein in der Region des
Sclii;ifenbeines verirrter Hai k^nzahn bildet. Die
Ikhandlung der (>hrh>ti l -t. ht im Auf-
schlitzen ihrer äusseren Wauduug, sowie auch
in der Entfernung deren Uraaehen (rerirrte
Backenzähne und Dernioidevst' n).
Einzelne Fisteln heilen niani-hmal olmo
operative Behandlung, durch die Anwendung
therweutlsclier Mittel, wie ganz besonders
des Chlorzinks.
Die Ohrfistel wird als ein offen gi-Mi. be-
ner Halskiemen angesehen und kann dann
•vch als Halskiemenflstel (s. Fisteln) be-
leichnet werden. ßfrdcz.
Ohrformen "ind exterieuri,stisch die l'm-
risse der Obren, iMsnnileis die der Pferde,
wobei jedoch auch nebst der Gestalt auf die
Stellung (Ansatz), die Bewe<'licbkeit (Ohren-
spiel) und die Empfindung der Ohren Rflck-
sieht zu nehmen ist; daher allgemein ange-
deutet, grosse, leicht bewegliche und beliebig
I in jeder Stellnng während einer angoni>\<f eii
langen Zeit zu tixirende Ohren ihrem physio-
logischen Zwecke am besten entNprechen.
In früherer Zeit wurden kleine Obren
für besonders schön gehalten, weshalb an den
Pferdeobren behufs Verkürzung, bezw Ver-
kleinerung derselben operative Eingriffe —
das sog. Miosein — Torgenommen worden:
in neuerer Zeit ist der Geschinaek hierin ein
geläuterter und man hält mit Hecht ent-
sprechend grosse und dabei wohlgeformte
Ohren für habscher, als die kleinen Ohren.
Der Abstand der beiden Ohren hingt
zun&chst Von der Form des Schädels ab und
sind weder weitabstehende, noch enggestellte
Obren schön; er^terer Stand kommt bei
niedrigem breitem Scbidel, letiterer bei dem
sog. gespitzten Schädel Tor. Der Abstand der
Ohren an der An if/ t . lle soll ongeffthr den
neunten Tbeil der Länge des Kopfes betragen.
Die Ohrenhant soll anssen fein, am Rande
länger behaart, an der inneren Flädif als
Schutzmittel feinwollig behaart ^ein. DicCun-
touren müssen, soll das Ohr schön sein, si harf
markirt und das Ohr im Verhältnisse zur
Länge angemessen breit, sowie gehörig ge-
rundet sein. Die Länge des Ohres beträgt bei
hubscher Form und Stellung nicht ganz ein
Drittel der Kopflänge und sollen die Abstftnde
an der Ansatzstclle (Grund) und der Spitze
beider Ohren gleich oder höchstens jener
der Spitzen nur merklic h kleiner als der am
Grunde sein; bedeutendere Unterschiede in
diesem Abstände sind fflr den Kenner stOrend.
D>'r Ansatz, be Imgt durch die Lagerung
und Hielituiig des knoehornen äusseren Ge-
hörganges, ist entweder hochgestellt, inittel-
odcr tief gelagert und in exterieuristischer üe-
Ziehung in der Hittellage am hQbschesten,
weil im ersteren Falle der hohe Stand die
Ohren zu frei gteben und den Kopf schmäler,
länger aus.sehen macht, und bei tiefem .\n-
satze die Ohren so weit abstehen und unschön
gestellt werden.
Die l!. weixli. likfit di r Obrt n snll das
klare Uewusst.sein über die Autnahnie der
Schallwellen und die entsprechende Empfln«
dnng dieses Sinnnrganes gegenüber äusseren
Einflüssen als sog. „Ohrenspiel" wiederspiegeln.
Das Ohrenspiel steht mit dem Temperamente
des betredenden Pferdes (Thieres) im innig-
sten Caosalnexns, weshalb wir bd dem san-
guinisehen Thiere eine ungemein rege und
unstete Hewegliehkelt der Olnen wahrnehmen,
während choleri»< Ii' T ' :de in dieser Beziehung
bei aller Aufmerksamkeit doch eine gewisse
ernste Rohe bekunden. Melanchotisrhe und
phlegmatische Thiere haben ein mehr träges,
fast theilnahmsloses, bezw. vollends seblatfes
Benehmen imObrenspiel und lassen die Ohren
vom Willen ganz unbeeinflusst nach dem
(jesetze der Schwere hängen. Diese Pferde,
und im Gehirn kranken Thiere. sind daher
weder Gehör- noch Ohrenscheue, d. h. sie
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OHBEAPPEN. — OHBSNOBFEL.
3ftl
sind sowohl gegen S«ball«iTidH)cke, «k auch
irtj^en rein niechanisclie F,iurtü>se (in die
Ohren greifen u. dgl. m.) wenig oder gar
nicht empfindlich (s. Dommkoller). Scheue
und blinde Pferde anterhaltpn fh-ils ein s.lir
reges OhrenspieL theiU ptkge» sie dk' uhrcii
vorwiegend in bestimmter Stellung zu halten,
besonders hochgestellt und nach vorne ge-
richtet: kitslii^ nnd Im Charakter bfieartige
Pfr-rilo Iej,'C'n die Oliroii stark /urörk. \Vf\lironiI
der Bewegung öiud die ».»lir' n zumeist nach
TOrne gerichtet und sehr aufmerksame Pferde
weilen bftQflg in ein nnd demselben Zeitab*
schnitt «nen Terschiedenen Stand der Ohren
auf: z. T?. ila> oine vnr-. and-Tf zurUck-
Srerichtet: Pferde, welche gezüchtigt Merden,
egcn während dieser Periode die Ohren
stark zurück.
Schwerhörigkeit und Taubheit sind nicht
leicht bei den Thi-r- n sicher zu ermitteln
und wird die erstere nicht |far so selten durch
eine anffIlUige Trigheit oder gross« Madig-
keit dfs Thii^rfs vcifirft-iui^i-ht. ji-ilocli kann
dadurch uüjicliwer der gesunde ü'-hüiv-ina
erprobt werden, das» man die Thiere „leise"
das hdren lisst, was sie gerne hOren wollen,
s. B. fanlen Pferden gibt man wfthr<>nd der
Bt'wt'fTung nur in sehr sr.vlrinipft' in Toti(> die
gewohnten I/niiti- zum ötelirnbloibeu, was sie
sofort auch rlnm, i - aber nicht th&ten. wenn
sie eben schwerliörig wären. Schwerhörige
nnd tanbe Pferde schlagen aas. wenn sie un-
Yorsichtig und un tiiigewohnten Stellen be-
rfthrt werden. Durch Lähmung oder über-
mSü:iige8 Ansdehnen der Muskeln der Ohr-
muschel weriL n A'u: Ohren herabhängend oder
können nicht iiu-iir in correcter Weise aufge-
richtet und getn^^n werden, wodurch das
Aussehen des ganzen Koufes, die Schönheit
des Thieres wesentlich »eeinträrhtigt wird.
Edle Pferde haben f'iiif>r<>, in ihren
Formen prägnanter ausgednii kt. . zarter be-
haarte Obren als die l'fer<J> kalrbltttiger Ab-
stamninng; es werden jedoch letzteren Pfer-
den hRnfig die Innenflächen der Obren aus-
•.;>'s< hnr> n . um ihnen ein diesfftlÜg edleres
Ausgehen zu gel" r*.
Voilblntjrfer'i'' pflegen verhalt ni-smässig
gross«» Ohren zu haben und werden dieselben
auch mitunter nh Zeichen hervorragender In-
telligenz für lia- lii'trt'tt' iiil.' iii ang<'.'*ehen.
Neben ücsut DtiscbafTeuheit in der Ge-
stalt werden hanptsHeblieh noch folgende Ohr>
fonncn unterschieden:
Die Mäuseohren sind kleiiu'. <l. lt.
kurze, gerundete, an der Basis ziemlich
breite Obren — ihnlich eben den Ohren der
Hans — , welche frQher flir besonders schOn
irt h:ilt*Mi wurden, daher man ilnu h operative
Eingfitie (Mäuäeln) mittelst eigens vorge-
richteter Patronen. Kluppen und Scbeeren
diese Ohrform känstlich hergestellt hat.
Die Hasen uhren sind lange, schmale,
hoch- und enggt>tvilte, zumeist auch senk-
recht getragene Ohren (ähnlich den aufge-
stellten HasenlQffeln), welche h&aflg vereint
mit sehr schmalen, spitzen Schädeln vorzu-
kommen pflegen. Sic lassen den Kopf lang
nnd sehmal erscheinen und sind recht an-
schön.
Die Eselohren sind nuch langer, dabei
aber auch breit, und Oberhaupt massig, träge
in der Beweglichkeit und werden häufig in
ungleicher Itichtong getragen oder seit- und
rück Wirts sehlair gehalten, daher sehr un-
schön.
Die Ktth- oder Schlapp ehren sind
weit trfitcllt. tief aticpsptzt. hrcit. bhittfär-
mig, vvulätig dick, grub und langhaarig und
oft schlaff herabhängend oder seitlieh wag-
recht gestellt, schwerftUig in der Bewegung
nnd wenig empfindlich. Dinse Form ist den
weichsten Pfer/u n kaltiilAtiger Sehlige eigen
und fast so hässli< h vvie
die Schweinsohren, welche gleichfalls
gross, schwer und dick, sehr tief an?resctzt
und weit abstehend, sowie manchmail luiiii-
lich überhängind >ind. Vom Willen des
Thieres zumeist unbeeinllas»t. machen diese
Ohren baumelnde Bewegungen bei den ver-
schiodenen Stellungen des Kopfes. Die
•Schweinsohren sind die unschönsten aller
Ohrlomien.
Pferden, welche die Ohren nicht schon
tragen, werden mitunter Ton HAndlem durch
verschiedene HiltVmiftel, Ohrenma>k< n, t iijens
construirte Stirnriemen an d«'ii Halltenj u.
dgl. m., künstlich bessere Stellungen der
Ohren gegeben. Die hiedurch be.schränkte
Beweglichkeit der Ohren wird dem aufmerk-
samen Pferdekenner bald auffällig sein und
ihn veranlassen, ad hoc eine nähere Unter-
suchung zu pflegen.
Auffall- nih s und sich häufig wieicrh »-
lendes Schiltuhi des Kopfes (Kopfbeuteln)
mnss bei jedem Thiere Anluss zur eingehend-
sten Untersuchung der Obren geben.
Ausser der frftber erwflhnten Dehnnng
und Lähmung der Olinn i-k.'ln kuinrnen noch
Entzündungen (auch kuuf!tiii.h erzeugte), Ver-
letzungen und Geschwflre an den Ohren, so-
wie Wanen and andere Neubildungen, In-
secten nnd Fremdkörper im Ohre vor. End-
lich ist noch anzufühi'ii. ilass auili .\h-
zeichen (Tättowirungen, Ein- und Ausscrmitte,
sog. Schlitzen) an den Ohren vorkommen,
unl llt'selben (eines oder beide zu-
gUii h) liiituater bei Anwendung von Zwangs-
mitteln zur .\nlage derartiger iJehelfe. z. B.
OhrenbreiQse, Ohrenklenuue (s. d.), gebraucht
werden. Le<kn*r.
Ohrkappen -iii 1 i\h^ hn Vt rAr-n vorkom-
iJKiiilcii, «lUs Ltuiwand. Baumwollenzeug (ver-
schieden gefärbt) oder aus Netten bestehc-nden
Uebenüge der obren, welche cum Schutse
derselben gegen Eintritt yon fremden Kßr-
ycrw IUI«! Inserten di.Micn und uamentlicli im
Summer von Vurtlieü '-in 1. wenn sie riilitig
angewendet werden. An^:^> r h m dienen solche
Ohrenkappen auch zur Zierde nnd .^usschmii-
ckung des Pferdekopfes bei Luiu.spferden. wo-
bei sie aus feinen St.. llt ii un l tieweben und in
allen Farben verfertigt zur Anwendung kom-
men. (S. auch Fliegennctie.) A^ttitntr.
Ohrkerben, Kerben der Schafte.
Ohrknorpel, a. Ohr.
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OHBKRBBS. — 0HB8PJSICHBLDBÜ8B.
Ohrkreks ist eine ältere Bezeichnang fOr
Ohiwann (s. d.) A/iacktr.
Otaniilben, s. Obrrände luter „Obren-
kraokheiten".
Ohrmuschel, s, Ohr
Ohrpolypen, s. Ohrgesdiwülstc unter
flOhrenkrankhciten" und „Milben".
Okrriage aus Hachgewalztem Teninktem
Eisendntht, mit «in^eiiressteii Nammeni Ter-
sehen, werden zutm Zciclinen der Schafe bis-
weilen anstatt des Tättovvirens dt^rgelben in
Sebifereien benfltzt. A'och.
OhrspeicheldrQse. Die Ohrspeicheldrase
(glandala parotis) — Feifei — ist bei den Ei n-
h ufern die grüs^te Sjieicheldrüse (s. u. Kit'fiT-
moskeln, Fig. 11 16,0 j, sie hat eine Länge von
tO bis $1 cm ond die Gestalt eines in der Mitte
etwas verschmälerten Viereckes. Das obere
Ende (reht in zwei den Grund der Ohr-
muaehel umfassende Schenkel aus, das untere
sebr viel breitere Endo erstreckt sich bis ia
den oberen Theil des Kehl gangesnnd ra^rt mit
einem >lr<^iccki;ri"n Fortsatz in <l''n Winkel
hinein, wt-Klier dur>h das Zusuminentretea
der äusseren und inneren Kinnbackenvene
iebildet wird (s.Fig. 1116« 8, 9). Der vor-
ers, etwas ausgeschweifte Rand* verbindet
dch innig mit dem oberen WwmV des l'nter-
kieferastes und des äusseren Kaumuskels;
der hintere dickere Kand dagegen — ebenso
wie der benachbarte Theil der inneren Fläche
— locker mit dem Flügel des ersten Hals-
wirbels, bezw. mit den Selm- n des gemein-
schaftlichen Kopf-, Uals , Armbein- and des
mihfBrmigen Maskeis. IKe laterale, fast ebene
Fläche wird von dem Gcsicht.shantrauskel iniil
von dem Niederzieher des Ohres bedeckt
and enthält eine mehr oder weniger deutlich
Misg^rftgte Binne, in welche die innere
EinnbaekenTene eingebettet ist (Fii;.lll6. 8):
eine sich hantig; nach hinton und oben ab-
zweigende .selinialere Rinne entspricht dem
Verlaufe der t,'ro-sen Ohrvene. l>ie mediale
sehr unebene Fläche grenzt an den Luftsack,
an den grossen Zungenbeinast. an die Cnter-
kieferspeicheldi-üse, von welcher sie dureli (Fig.
lliti, 1) die Sehne des Brustkinnbackenmas-
kels getrennt wird, an den Griffelkinnbaeken-,
Griffelzungeiibein-, 7weibänrliit,'en Mtiskel, an
die Muskeln des Kehlkopfes und .Schlund-
kopfes, an die Endsehnen des gemeinschaft-
lichen Kopf-. Hals-, Annbeins-, besw. mils-
f))nnifen Hoskels und an die grossen, auf
der äusseren Fläche de.s Luftsackes Teriuifen»
den Gefäss- und Nervenstiinime.
Die Ohrspeicheldrase besteht aus zahl-
reichen, dorch reichliches Bindegewebe ge-
schiedenen und daher sich dentlich absetzen-
den Laiii'en, sie hat eine crelbfjraue. wachs-
ähnliche Farbe. Die aus den einzelnen Läpp-
chen hervortretenden kleinen Giinge ver-
einigen sich nahe dem vord- ren Kande des
unteren Endes zu 3 — 5 stärkeren, oberfläch-
lich gelegenen Canälen. welche schliesslich
den AusfQhrangsgang der DrQse — den
8ten8on*8ehein Gang (Doctns Stenonianns,
Fig. lllft, 7) — zusammensetzen. Letzterer
bat die Sticke eines schwachen Gänsekiels,
schl> sich um die Sehne des Brust-
kinnbackennin~k' und tritt hinter (unter)
der äusseren Kinnbackenvene, an der inneren
Flftche des Griffelkinnbacken- und des inneren
Kaumuskels verlaufend, in den Kehlgang. Am
unteren (vorderen) Rande des äusseren Kau-
muskels schlägt sich der Stenson'sche Gang
am den hinteren (anteren) Eand des Unter«
kieferastes, er liegt hier Ober (hbter) der
äusseren Kinnbarkenvene, welche ihn von der
gleichnamigen Arterie trennt, steigt dann
snerst an unteren (vordoen) Band des
äusseren Kaomaskels zusammen mit den
obengenannten Gefässen, dann dieselben an der
inneren Fläche öberkreuzend an der äusseren
Gesichtsfläche nach vorn (üben), tritt endlich
aaf den Backenzahnrauskel und mündet, den
letzteren durchbohr«-ud. gei^'enüber vorn dritten
Backenzahn des Oberkiefers in die M ;iuil.uiile.
Die AusmündungS'telle markirt si' Ii aut' der
Schleimhaat durch eine kleine, rundliche
WaUt.
Die Ohrspeichcldrä.se empfangt ihr Blut
aus zahlreichen Aesten der Carotis, der
ftosacran und inneren Kinnbaekenarterie, die
Venen münden in die gleichnamigen Venen-
Stämme, die reichlich Torhandenen Lymph-
gefasse in die eibeien Ilalsdrüsen, die Nerven
stammen vom Synipathieua, vom fiinfteu und
siebenten Gehirnnerven.
Die Ohrspeicheldrüse der Wiederkäuer
ist verhältnissmässig kleiner, sie hat eine
mehr in das Braunrutbe spielende Farbe und
ein festeres Gefäge als die des Pferde«. Das
obere Ende ist breit nnd sebliesst mit einem
convexen Rande ab: atis dem unteren sich
zuspitzenden Ende tritt der ötenson'sche
Gang hervor. I'er vordere, etwas auf die
&assere Kaamaskel tretende Band bedeckt
— beim Rinde nicht vollständig — eine in
den letztey-iTi eini,'ebette(e, länglichrunde
Lymphdrüse. J'er .\iisruhrungsgang tritt bei
dem Rinde zwiseiieu den beiden Sehnen des
Brust- und Kinnbackenmuskels aus dem Kehl-
gang auf die Gesichtsfläche und verläuft im
Weseiitiichen wie beim Pferde, bei den
kleinen Wiederkäuern jedoch quer über die
ftnssere Fläche des äusseren Kaamnskels ge-
rade oder iialie dem hinteren (unteren) Rand
de» l'nterkieferastes nach unten. Die Aus-
niündungsstelle liegt beim Kinde gegenQber
vom fftnften, beim Schafe and bei der Ziege
gegenüber vom 3. oder 4. Backensahn des
Oberkiefers.
Die sehr unilangreieho Ohrspei.-licldnise
des Schweines hat die Gestalt eine- Drei-
eckes, dessen Spitze nicht ganz, jedoch nahe-
zu den Grand der Ohrmuschel erreicht, dessen
Basij. sieh vom Kelil^'untfe bis fa-l zur S|titze
des Brusibeins erstreckt. Die Lappong ist
deutlich, die Fnrbe gelblichroth, der Tordere
Rand nicht fest mit dem l'nterkieferast veiw
bunden. In die Drüse sind /.uhlreiche kleine
Lymphdrüsen eingelagert. Der Sten«on*8che
Gang tritt aus der inneren Fliehe der DrtUe
hervor, verlinft im Allgemeinen IhnUeh wie
beim rferde und mtindet ge>renüber TOm
l'Unficn Backenzahn in die MaalhOble.
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0BBSP£lCfiSLDB0SENENTZÜin)I7NG.
310
Bei den Fleischl röHsern ist die Ohr-
g|>eicheldrQ8e nur klein, sie bedeckt die Unter-
kieferdrOa« gar nicht oder nur den ob«reo
Rand d«n«l»en, ninfMst jedoch wie beim
Pferdi' den OrunJ der Ohrmiisrhrl, Der
Stensuirache Uuug läuft gerade über die
äussere Fläche des iaMeren Kamnnskels and
mflndet beim Hunde gegen&ber vom dritten,
bei der Katie ge^en&ber Tom zweiten ßuckcn-
ttbn in (iie Alaulhölile.
bei den Vögeln sielit man als Ohr-
speicheldvtse eine sehr kleine, fast krti^-
rnnde T>rtis<» nn. whIcIk- hinti r dem Joch-
bogen wder liiclit um MuiuUviukcl gelegen
ist, in dessen unmittelbarer Nähe der Aus-
flUirtuigvgMg sich in die Mundhöhle Ofliiel.
Dm «nteprechend dieser I^go auch all
Mund winkeldrüse bezeiclim'to Ortjan wird
vielfach nicltt als eine Speicheldrüse anerkannt,
sondern mit den Lippen-, besv. Backendrüsen
der SAugetbiere verglichen. MMUr.
OhrspeiebeMrOaenentzOndifRg, ParotitiR
(von T:'/c,i(iXt5, Ohrspi-irlif Idrüsf; ilis, Knt-
sümluii^'), kommt bei l'ferdeu, Zieguu, ilun-
d<-n und Kabten li&afiger vor als bei an-
di reii Thicren, u. zw. gern einseitig. Junge
Thiere disponiren 7.n di<^ser Entzündung, wenn
sie Erkältungen ausgesetzt sind oder bereits
an catarrhaliachen Affectionen der ^bieim*
hinte des Kopfes, des Kehl- and Schlond«
kopfrs. Rowie der Brustorcran«^ leiden: iintor
difst-n Verhältnissen eniateht die rari>titis
^oclUldär, denn überall bekunden enttündli 'hu
Vorginge die Tendeni, von einer bescbrftukten
Stein ans sieh auf dem Wege der Slfte-
Strömung auf die Umgebun^r weiter zu ver
breiten. Auch in der Druse der Pferde, eben-
so in dyskratischen, infectiCsen und septischen
Krankheiten wird die Parotitis gern in Mit-
leidenschaft gezogen. Nicht selten erhält sie
den entzündliiheii \W\i, von der Maullndili'
aas zugeführt, weil sie mit dieser Höhle durch
den Stenon'schen Gang comninnicirt, wenn
die Organe der MaulhOhl>' H<dbst rntzfliidet
sind. Weitere Ursachen sind in bpcichcl-
steinon in den Gängen der Drüse, in mecha-
niadben Einwirkongen (Druck, Verletxang),
in Botiflndongen der Lymphdrüsen nnterhalb
der Parotis, in Krankht'itcii di r T i't i la-
der Pferde und in Neubildun^'cu imifriialb
der Parotis oder in deren l ingcbung be-
fründet. Zu Anfang dieses Jahrhunderts war
as sog. pFeifelbrechen", d. h. eine Quetschung
der Parotis oder Feifei mit einer Bci>s/ani,'f,
als ableitendes Ueilniittcl bei Druse und
Kolik im Schwange, wonach sie sich entzün-
dete; j'-'tzt hat man das Widersinni<;i' dieser
Operation erkaiitit, wird wulil kaum noch
von einem quacksalbernden Silmiiedo ausge-
führt Bei veränderlicher, nasskalter Witterung
gewinnt die Parotitis mitanter eine eplioo-
tische Ausbreitung, besonders und r Katzen,
wo sie als Katzen peter vom Publicum ge-
kannt i.st. Missbräuchliche Anwendung der
Quecksi Iberpräparate sieht gern eine Parotitis
nach sich. Eine chronische EntxOndnng der
Parutis sali man nach anhaltendem Gcnussi'
schlechten, stark salzhaltigen Trinkwassers, '
Kock. Eocyklopldie iL Thiiirb«ilkd. VII. B<L
der Sclib injie, luirtstenglicher Uriiser und
des Kollies ent.stelien.
Die Parotitis beginnt mit dem Ergasse
eines eiweisB- und faserstotnialtigen Serams
in das interstitielle, interacinöse Bindegewebe
der Drüse, indcss in kurzer Zeit sehen wir
auch die Drüsenbläschen hyperämisch werden
und geröthet, ihre Uefltose stark injioirt, sie
selbst füllen sich mit Trans- und Exsudat,
die Drüse erscheint nunmehr geschwollen,
gleichmä^sig fest und derb, auf den Durch»
schnittsfiftchen fleischartig fest, gerOthet,
saftig und körnig. ?". hertrang in Eiterung
erfolgt gern, luun bciaeikt alsdann auf der
Ausseiiflüche eine sich mehr und mehr her-
vorwGibende and dactairende Stelle, die er-
Offiiot Eiter entleert; liier ist dann dieDrflse
meistens von mehreren kleinen .Vbscessen
durchfiäUt. Die Eiterung zerstört öfter grössere
Thoile der Drflsei, wohl auch einen Speichel-
gang, der, wenn er sich nach aussen ge^ffiiet
hat, Speichel ergiesst, so dass nan eioe
Spciciiellisiel IM eonstatiren int: die Verheilung
der Fistel erfolgt mit dicker, wulstiger Narbe.
Von grosserer BedeaUing ist es. wenn die
Eiterung auf benachbarte Lymphdrüsen und
Knochen übergreift, diese zerstört und wenn
sich Thromben in den Halsgefässen bilden;
es kann hier zur Pj&mie kommen, an der die
Thiere sn Grande gehen. Bei chronischem
Verlaufe wuchert vorzflplich das intcracinöse
liinilegewebc, die Parotis vtjrgnissert sich,
wird gleichmässig hart, die Drüsenläppchen
atrophiren und veröden, allinälig verfidet die
ganseDrfise. Paralyse der Lippen, Bseken ete.
sali man eintreten, wenn ila> K\>udat oder
^iünstii,'e Neubildungen anf den Hinterkiefer-
nerv drücken.
In der acuten Parotitis sieht man die
Ohrspeicheldrüse geschwollen, sie ist vermehrt
lieiüs und schment beim Betasten; die Uni-
gebimg der Drflse fühlt sich ödematös, am
meisten fUlt atatkos Speicheln in die Augen,
nicht minder »tiffällig sind Schling- und
Sehluckbesilt werden, weil beim Kauen und
Abscblucken die Parotis gedrückt wird; man
hat diesen Zustand deshalb Obrdrflscn*
brüane, Angina parotidea, genannt. Bei
Zunalinie der Entzündung,' und des Fiebers
verliert üv\\ die Fresslust mehr und mehr,
auch die Maulschleimhaut vrird röther und
trockener. Oefter kommt es nach einigen
'l agen sur Abscessbildung, nach dem Eröflnen
dea Abseesse.H pflegen Fieber und Int> ii>itut
der tiytuptuuie nachzulassen, nach kurzer Zeit
tritt Heilung ein. Fistel- und iSteinbildung
in der DrÜse bediiit;t ciin n chronischen Ver-
lauf, ebenso die zuvor ;.;euanuten diätetischen
Schädlichkeiten; hier schwinden Fieber iind
entzAndlicbe Erscheinungen, hingegen bedingt
Dmck dervergrOsserten and Terhftrieten Parotis
und benachbarten Lymphdrüsen auf S -hlund
und Kehlkopf die Permanenz der •'^chling-
und Athombeschwerden, wobei die Thiere ab-
magern.
Als ein flbler .\usgang der acnten Paro-
titis ist der Br^uid /n ' rvsatiii'-ii, d<T .^ich
durch «ich steigernde .Schmerzhattigkeit, Zer-
S3
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3S4
OHBSPEICHELDUOSENFISTBL. - OHBTROUPETE.
fall des Drüsenparcaehvins und Abflugs ein^r
stinkenden, bräunlichen Jttucht- za erkennen
gibt. Die vcrh&rt«te, verdickte, unempfind-
liche Parotia bleibt gern seltlebens in diesem
[ihnormen Zustande Ein tMiltliclicr Ausgang
wirdim Allgemeinen selten beobachtet, Eiterung
und Verjauchung der DrQ^e f&hren Öfter den
Tod herbei.
Therapie. Die Cor der acuten Parotitis
wird mit gelin ltMi AbfOhrmitteln » iiitr. loitet:
in di&tetischer BL-zichuog i;it für weiche;* Futter !
und Schutz vor Zaglwk und Erkältung zu
sorgen. Dif Spaimiirif: rlrr ^isrliwollonen
Drüse suflit mau dun.h Eitucibuugen von
Oel, Fett oder Glycerin zu miUsigen: mit dem
Nachlassen der Scbmerzhafügkeit und d<.>m
Eintritte der Yerhirtang werden Einreibungen
von Oamphorspiritus, Ammoniaklinimcnt, M< r-
curial- und Jod-salbe mit Nutzen ap|>licirt.
Neigt die Geschwulst nr Ab»cedirung, so
hallt man die Drftse waim ein, macht warme
Eataplasmen oder reibt nie mit Pett ein, am
4<>ii Ab.s<i->.s /u ziitiLccii uihI .leinnärhst zu
öfinen. Chrunisthe V'erimrmng der Parotis <
erfordert schärfere Salben zur Zertheilung, |
wie Cantharidon-, Brechweiustein-, Jodür-
oder Arseniksalbe: führen diene nicht zum
Ziele. 80 erübrigt nur noch die Exstirpatiou
der Drftie, die wegen der Nähe grosser Ge-
ft«s> und Nerven«tämme mit Umsieht voria-
UebiH«'n ist. AniukfT.
Otirspeicheldrüsenfletel ist entweder die
Folge einer Vi rivuiuiung des Speichelganges '
oder einer Veraiwpfuag de« Stenoa^schen Aos-
ffthrungsgangea durch Speiebebteine oder
sonstige Neubildungen, wonach sich derSpei-
chel iu dem DrQsengaitge ansnmmelt, diesen
Qngewdhslicb ausdehnt und na h voraosge-
Jangener Atrophie seiner Wundung zum
latzcn bringt. Als eine weitere Veranlussuncr '
Sur Fistelbildung haben wir die Zerstörunif \
eine« Drtts^ngangea durch Eiterung bereite
bei der Parotitis kennen gelernt. Die Fistel-
flffnung befindet sich an der Buukr. oder an |
der hinteren Seite des Untcikiftcrrandes oder |
im Kehlgange, aus ihr fliesst Speichel ab, i
der Speicbeliass vermehrt sich in »nffaileoder 1
Welse wahrend der Futtersnfnahme und |
währcnil lIo- K.iuens; mit '-ini'r u'i.nfi^-Mi'i '
dünnen äoiide gelangt man von der i-'istel- i
Öffnung aus in den Stenon'schen Gang. i
Die Heilung der Fistel hat man auf ver-
schiedene Weise zu erreichen versucht. Be- ;
findet .si<h aie Fistebirthung an der Backe,
so sucht man sie durch Heften mit der um- .
schlungenen Nath, durch Brennen mit dem |
Glüheisen oder durch Aetzen zu schlie.>sen
(s. F'istel). Hier verschafft man wohl auch :
dem Stenon'schen Gange eine künstliclie Ein-
mfinduug in die MauUichle, iudem man das
freie Ende des Ganges lospriparirt, mit einem
Tro' iir i'Ii' Barkt^ durchstösst und das frei-
gelegte Knde des Ganges durch die Trocar- i
wunde hindurchzieht, auf der Maulschleim- '
haut mit einigen Heften befestigt und die
ftassere Wunde schliesst. Gelingt dies nicht,
so suflit man ilio (')lir.>|i(Mcti>'l'.lrtl,-!' zu ver-
öden, u. zw. durch UnterblDduug des Stenan-
schen Ganges itiuter der Fisteloffuung oder
durch Einspritzungen von Aetzmitteln in den
Ausfahrunpnng. Zu solchen Einspritsoogen
eignen «ich Liquor Aromonii cansttei (Haab-
ner), Kreosot, HöllLnsteinsolution, Alkohol
(Pore und Bassi); die Folge solcher Ein-
apritzungen ist Entzündung, wohl auch Eite-
rung innerhalb der Drüse, mit der Zeit atro-
phirt und verOdet sie, die Fistel aber schliesst
sich unil verheilt. Um die Äetzniittcl zur ge-
hörigen Wirkung kommen su lassen, schliesst
man während einiger Ifinnten die Fiatel-
fiffnung mit di n Findern; tistündiges Fasten
des Patienten u«tl nachhcriges Verabreichen
weicher Nahrung erleichtert die Heilung,
weil hiebci die tipeicbelabsondernng auf das
geringste Quantum herahgedrflckt wird (vgl.
Hering'sOperationslebrenniSteckfleth's thier-
arztliche Chirurgie). Anacker.
OhrspeicheldrOsengeschwQlste entwickeln
sich in den meisten Fällen ans einer Hyper*
trophie des Interatitiellen Bindegewebes,
welcbo iHl- Füli^e .'iuiT ihronischen Entzüfl«
dang ist. Hiebci schwindet doa Drüsenge<
wdiie, man flIhK die Drüse hart und ver»
grössert. auch «ondert sie keinen oder nur
wenig Speichel ab. Diese fibrCse Degeneration
erstreckt sich auf die ganze Drüse, jedoch
sind auch Fibrome von Wallnuss- bis Faust-
frOsse in der Parotis vorgefunden worden,
ie in sHfenen Fällen verjaurhen (^fay.
Wiener Vierteijahrs.*chr., Vi. Bd.). Geschwülste
in der Parotis bewirken stets Atrophie eines
Theiles der DrAseobläscheo, der Umfang der-
selben hingt Ton der Massenhaftigkeit der
Tumoren ab, dieso können unter Umstünden
die ganze Drüscnsubstans verdrängen. Bei
ihrem Vorhandensein flKhlt sich die Parotis
an bestimmten, abgegrt'nztpn Stellen knutig.
höckerig, uneben und hart, iiuth hat aie iin
Grösse zugenommen. Die Geschwülste der
Parotis konuseichnen sich in den meisten
Fillen als melanotisebe Sarkome and als
Lymphome. Melanome werden meistens bei
Pferden, namentlich bei Schimmeln, ange-
troffen, und xwar als scharf umschriebene,
runde Enoten, jedoch erstrecken sie sich nioht
Helten Ober die ganxe Drüse, wobei «ie, wie
ii h öfter Lcrjb.i. litot habe, • iiion kuloisalen
Inifan^ erreichen können; öfter brechen ein-
zelne Knoten auf und ergiessen eine schwärz-
liche Jauche. Gewöhnlich sind hiebci auch
andere Körpertheile auf infectiösem Weg« in
L,'leii-lior Weibi' affirirt. was auch bei der
Krebs^eschaUt in der Parotis der Fall ist
Das OhrdrHsenly mphom ist Öfter eine
Thc!lcrs( h^inung der Pcrlsucht, der Rinder-
tuberculune. Krebsknoten sind in der Pa-
rotis eines Pferdes und eines Esels beob-
achtet worden (Kreutaer, Gniodris« der
Veterinirraediehi und Leblane im Ree. de
m^d. V, t. ISäi).
.\ctinomykomc wurdeu bibhet selten
in der Ohrspeicheldrüse der Rinder consta-
tirt. ebenso Chondrome und ßalggeschwfilste.
Lipome aber meines Wissens bisher gar
nicht. Anoektr
Ohrtrompete, s. Ohr.
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ÖHRWCRMER. — OHRWURM. 855
Ohrwürmer (ForiiculidM) sUilen nach
Cuvier in der Ordnung der Nett« oder
(ritterf lügler (Nearoptera) zu den In-
secten mit unTollkommener Verwand-
lang (Inseeta am«tabola), w«fl die Puppe (it/i
Ocgensat/o m i\-n Tn^f^cten mit vollkorumc-
ner VerwaniiUuii;) Irisst. .sich bewegt und
ebenso wie die Larve dem vollkommenen In-
secte xiemlicb ähnlich ist Ihre VorderflQgel
tinÄ km und ihre HinterflUgel längs and
qner gehalten, am Hinterleibe betindet sich eint-
Zansfe. Sie gehören zu den lichtscheuen, näelit-
lichen Thieren, die sich gern in H<5liliingen
verkriechen, ohne gerade fAr die ObrOffimogen
des Menschen batondtte VorUtb« la haben.
Sie benagen gern rtif» FrBcbte, Nelkettf Geor-
ginen U. 3. W.
Der gemeine Obrwarin (Forfieala
auriculata) (Fi;:?. 1362) ist brann gefftrbt. un-
behaart, hat Ugh'edrige Fühler, lebt am Tage
in der Erde, unter Steinen. Baumrinden. Hicgt
in der Dämnerang umher, ist circa i cm lang
und nibit sichTon reifen FrAebten vnd anderen
Fl^ IJiii. Der ij-mfini! nlarwum. iForfi.'uli auricuUla)
mit iufli'?ji'aJeii uii.l .m^jehreiti-ti-ii K!n,'t!n,
Pflanzenstorten; bei seiner Vorliebe tut ihinkle
Orte kann er in PapierdQten, Rohrstengeln,
ScbweinsUauen nnd in mit Moos gefüllten,
nrngeetlllpten BlamentOpfen leicbt gefangen
veäen.
Der grosse Ohrwurm (F. gigantea)
ist lichtgelb mit braunen DeekemtreiMn und
kommt vereinzelt in Europn vor; seine Länge
beträgt bis Sem (Fig 1363).
Fig. läM. D«r groiM Ohnram (ForilcaU liganUa).
Der kleine Oll rw urm (F. minor) kommt
ebenfalls in Enroptf aber seltener vor nnd ist
circa 1 cm lang. AiMtner.
Ohrwurm, andi Ohrkrcbs genannt, be-
steht in einer l ari' sen, leicht blutenden An-
nagnng nnd Zär:>türang des Knorpels der
Ohrmnschel der Hunde; diese nimmt ihren
Anfang mit einer Schwellung und Entzün-
dung der Haut an dem üu.sseren und oberen
Ende des Ohres, die Haut hitzt hier, bedeckt
sich mit Schuppen, wird rissig nnd nässt,
mit der Zeit bedeckt sie sieh mit leicht bln>
{ tcnden Granulationen, nnt«r denen derKnor«
I pel angenagt ersehelnt; die ZerstOmngen des
[ Knorpels fressen snwobl nacli der Tiefe wie
I nach der Periplierie hin weiter um sich, sie
-ind mit einem sehr lästigen Juckgefflhl ver-
bunden, das die Hunde verleitet, sich be
ständig die Ohren an äusseren Gegenstünden
zu reibtn. sie mit den Pfoten zu kratzen
und anter heftigem Scbfitteln mit dem Kopfe
damit 2U eeblagen. Alle diese Manipulationen
steigern die Entzündung iniil den Blutandrang,
sie fuhren so starke Blutungen herbei. da.ss
nicht nnr der Hund selbst, sondern auch an-
dere, in der Käbe des Hundes befindliche
Gegenstände mit geronnenem Blnte besndelt
sind, es ist mitunter sogar Gefahr 7ur Ver-
blutung gegeben. Die Blutung stellt sich
leicht und ergiebig ein, weil die Ohrgefisse
erschlafft and erweitert sind. Die fort wahren-
den Reizungen des Obres von Seiten des
lei lcnden Höndes enehweren nnd verhindern
den Ueiltrieb.
Die ursächlichen Verhältnisse sind die
gleichen, wie sie bei der Ohrenentzündung
angegeben wurden. Hunde mit langen, herab-
hängenden Ohren verfallen dem Ulirwurm am
leichtesten, wovon der Grand in Blut«tasea
in den Ohrgefltesen n snehen ist, Sloeikfleth
fthierärztliclie Chirurgie) beschuldigt noch
als Ursache eine herpetische Diathese.
Die Behandlang eröffnet man mit
magerer Diät and einem Abführmittel, auch
kann man in der Nähe des leidenden Ohres
hautreizende Ableitungen appliciren, manch«
Pathologen rathen sogar zu einem Haarseil
im Nacken. Grundbedingnng für den Heil-
erfolg ist das Fixiren des Ohres, denn bei
den beständigen Irritationen des Ohres von
Seiten der Patienten ist an Heilung nicht zu
denken. Stockfleth benätst zu diesem Zwecke
eine Kappe von Leinwand, die bis Aber die
Augen reicht und Oeffnungen für die Augen
erhält; man befestisxt sie durch Zusammen-
schnüren vor den Aui^'en oder Festscbnallen
im ILehlgang, oben durch Anbinden an einem
ledernen Manlkorh nnd den Kehlriemen. Die
Kappe soll täglich 1 — 2raal abgenonmien
werden, um das Ohr mit kaltem Wa.sser
kühlen zu können. Lafosso empfiehlt zu glei-
chem Zwecke Ohrenringe: im Bereiche der
Ezcoriationen wird an 3—4 Stellen ein Draht
durch den Ohrknorpel geführt und dicht
am Ohrrande zusammengedreht, damit kein
AngritTspankt fBr die Krallen der Hände ge-
geben ist: die Schmerzen sollen das Schlagen
mit den Ohren verhindern. Bassi fixirt die
Ohren einfach dadurch, dass er bei.le ( Hiren,
nach oben gerichtet, durch ein Heft anein-
ander befestigt, indem zwischen den Ohren
und an ihrer Ausscnfläche eine Korkscheibe
mit in das Heft aufgenommen wird (cfr. Ii
raedico veter. 1888). Als eigentliche Heilmittel
sind zu nennen: das Touchiren der cariOaen
Stellen mit dem Glflheisen. das anch die
Blutungen am wirksamsten stillt; das Be-
streichen der äusseren Ohrfl&che mit einer
Mischung von Cantbariden> und Galläpfel-
tinctnr im Verhältnisse von 4—5 : 1 alle
23*
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356
OmiDX. — OLDEKBUBOEB YIEHZDCHT.
4 Tape (Cooulet, Recueil de inea. vet. 1874):
das Bepinseln der cariOsen Stellen mit Dip-
jiel'schcn Thieröl so lange, bis sich aof der
Wunde eine leichte Kruste bildet, ernentes
Feuchten J» i Wunde frfurdtrt die Wieder-
holaog der Kinpinselungen (Fadeno, L'^bo
T4t 1M6); A«ts«B mit Si^engUnsbatter;
Anfttnam von rothem Priicipitat; ah ein
Specificam empfiehlt Uertwig (Chirurgie für
Thierheilliande) Einreibungen «iner Salbe,
bestehend ans 30 g des UnguentMieilriale und
4 g des Hydrarg. praecipitatam. Uebrigens
können auili sonstige Aetzniitti l zur Anwen-
dung kutnmen. Ein Radicalmittel i!»t das Weg-
schneiden des krankhaften Ohrknorpels unter
denselben Vorsichtmassregcln, welche beim
Ohrenstutzen zur Anwendung kommen. Anr.
Oidiua, Link, euiend.. uutur. Mehltiiaupilz.
Weiase, b«zw. farblose, parasitische Schimmel^
pilte höherer PAanten. 8te belMIen Blätter
und grüne Caulonif. ihr Mycel wächst an
der Oberfl&cbe des Wirtlies, ist septirt, viel-
fach versweigt und treibt an zahlreichen
Stellen ndt-, tawhen-, XolbenfOrmige oder
lappige AnswQebee (Haostorlen), welche die
Oberhaut der LefalU-nen Organe durchbrechon
und denselben die ihnen nöthigo Nahrung
entziehen. Vun den Mycelien erheben sich die
einfachen GonidientrtLger, welche an ihre
Spitze eine unverzweigte Reihe walzenför-
miger Gonidien erzeugen, deren Endglied
in der Regel grosser und nach oben abge-
rundet ist, 80 oaes die ganze Gonidienreihe
gewübnüi'h kegelförniii,"' 'J''stalt bfsif/t. Die
Oidiumarten bilden auf den betallenen PÜanzen
mebl&hnliche pulverige UeberzQge, woher sie
bd den Luidwirthen seit alter Zeit den Namen
Ueblthaa erhalten haben (B.d.). /farg.
Olüin albicans, Robin Saroharo-
myees albicans Ree>s) = Moniliu Candida Bon.,
(t. Soor). //arz.
Oidium laotis, Pres., irrthOmliche Be-
zeichnung ftir einen saprophyten Schimmel-
pilz. Arthrococc US Inetis Hall (i. nnd Cha-
lara Mycoderma). J/arg.
Oijatrio« (von oI«. Schaf; lAv, ido9«t,
heil- 'i). lie Schafheilkunst. Anacker.
Oikoblasten, (v«n otxoc, Haus und
ßXastävu), bilden, hervorbringen), Zellen,
die sich durch ein derberes Fadengehftose
ansseichnen. JSicJUaum.
Oka, Gewicht in der Tftrk«l= l'SSl kg;
in Aeg}j)ten = 1-235 kg. A^oc/i.
Okänyer SchweiR. In OoUite der kcnigl.
Freistadt Oebrecain koamra — nach Engen
von Bodicsky — Tenehfodene renomintite
Sdiweinestärame vor, von wekhtMi sich der
Sekwars'sche zu Okuny durch verschiedene
lobenswerthe Ei,^'enschaften ganz besonders
anaieichnet. Die dortigen Schweine stammen
aus Kis-Jenö, sind aber etwas kleiner und be-
weglicher als die jenes biTÜhuitcn ungarischen
Znchtplaties ; sie eignen sich vortrefllich zum
Weidgange anf mageren Ptttien nnd sollen
in der Roijel reicht Iruclithiir s^in. auch eine
^ranz i>el'riedigende .Ma-tfaliigkeit zeigen. Diese,
wie die meisten anderen ungarischen Schweine
gehören snr kraosbaarigen Basse, welche be-
kanntlieh durch die sog. Milos- oder Schnma-
diä-Eber wesentlich verbessert oder T«r^
edelt wurde und in der Neuzeit eine groato
Verbreitung gefunden hat. Freytag.
Oken, L.. Dr. med., geboren zu Oflfenburg
in Schwaben 1782, gestorben 1851 in Zürich,
war Professor in Jena, Manchen ond Erlangen,
wo er Physiologie und Zoologie lehrte. 1828
stiftet« er die jährlichen Versammlungen
deutscher Naturforscher und Aerzte. AldcUntr.
0 Killfia» in Ungarn, Comitat Bekes, ist
eine dem Grafen PmdTidi Wenckheim ge-
hörige Be>itzuiig, auf welcher derselbe ein
Gestüt unterhält (s. Kigyos). Graumann.
Okolls. Eingefriedigte Weidefläthen, auf
denen in den Ostlichen Karpathen die .Schweine
Sommer und Winter zubringen. Di'' Thiere
sind hier lieri Unbilden der Witterung ohne
irgend welchen Schutz ausgesetzt und werden
noch dasn grossentheils nur mit trockenem
Wiesenheu il) ernährt. Pot;.
Olih- Schafe nennen die Ungarn und
Szdkler in Siebenbürgen jene Schafe aus der
tirappe oder Basse der Uohelanduackel,
welche die Mehnahl der mmlaisehen Hirten
„Tzurkanas"* nennen; dieselben unterscheiden
sich weder in der Körpergestalt, noch in ihrem
WoUproducte von den echten „Tzurkanab*
in Rumänien (s. KamAnische Viehzucht). F^.
Olandwurzel, Alantwnrzel, Radix Helenii,
Raliv Knalae, 8. die Stanunpflanso InnU
Helcnium.
Oldenlinrger ViehtneM. Das Grosshersog-
thuni Oldenburg umfasst in seinen drei ge-
sonderten Landestheilen im Ganzen tÜSS km'
oder 114 □ Meilen, die von 341.325 Menschen
bewohnt werden. — Das alte Uerzogtbnm
Oldenburg liegt an der Nordsee, der unteren
Weser und der Hunte, das Fflrstentbuin Lü-
beck im östlichen Holstein und das Fürsten-
thum Birkenfeld am südöstlichen Abhänge
des HnndsrUck. — Das Herzogtfaum ist das
Haupt- nnd Stammland und hat für die Vieh-
zucht die grösste Bedeutung, indem es .-o-
wohl einen schönen, kräftigen Pferdeschlag,
wie auch einen scb&tzenswertben, sehr milch«
ergiebigen und mastfilhigen Rindviehschlag —
zur niirdilevitschen Niederungsrasse gehörig
— besitzt, liirkeiifcld und Lübeck haben für die
Viehzucht keine so grosse Bedeutung. — Die
am Abhänge des Handsittek u Birkenfeld geso-
genen Kinder gehören zu dem Glan- oder
Donner.-.bt'rger Viehschlage (s. Pfälzer Vieh-
zuclit). Im FUrstenthum Lübeck — mit der
Haoptstadt Entin — sAcbtet man Binder,
welche snr Schleswig -Hokteinisehen Basse ge-
hören (s. Schleswig-Holsteinische Viehzucht).
Das Herzogtbum Oldenburg und das
I 1.1 tenthum LAbeck gehören der nurddeui-
schen Tiefebene an; das Ffirstenthuni Birken-
feld ist bergig. — In dem Hauptlande linden
sich nur im Süden einiire unbedeutende
Hügelketten; der übrige Theil des Landes
ist eben, bildet snu 1%eil sog. Geest, nnd
an der Weser und Jade eine v irfrr ffliche
sehr fette Marschlandschaft. Durcli künst-
liche Uferbauten, die sog. Deiche, wird letztere
gegen Ueberflntnngen geschützt. Vor den
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0LDEKBVR6ER VIEHZUCfHT.
3S7
Marschen dehnt sich ein nur äarcli die Strom-
niündungen und die Betten der KCsleoflttss-
chen durchbrochener Landstrich aus, welcher,
Watt oder Plate genannt, oftmals von der
Fltit überspült wird and bei tiefer Ebb« tlieil*
weise trocken liegt.
Der grOsste Thcil des Landes ist gut be-
wässert und zeiirt infolge dessen auch an
den meisten Orten einen schonen Graswuchs :
selbst auf der Geest sieht man oftmals recht
scheine Wies<-n r.r.t] Weiden: die besten Gras-
ftuclieii sind aber selbstverständlich in den
klarsehen, und hier Anden sieh die werth-
TolUteo Viehst&mraef die Btftrksten Pferde und
die «eKwereten Binder.
Das Klima des Herzngthums ist gemässigt
und ioi AUgemeiDen mehr feucht als trocken
XU nennen: fast das ganze, grGsstentbeila
wälklarme. flache Land ist den Stürmen aus-
gesetzt, und diese richten bisweilen gr<^i>sen
Schaden an. Das Gras auf den Weiden und
das Laub an den B&amen hält sich d<irt
lange — bia cnm Spätherbst — frisch, und
jenes gewährt gewöhnlich nocli bis Ende
October eine schone Weide für das Vieh.
Die Temperatur sinkt im kältesten Monat
im Mittel auf — .3 bis VC in der wärm-
sten Jahreszeit steigt dus Thermometer zu-
weilen bis auf 18° V II hst selten erreicht
die Sommertemperatur eine Hohe von 20° C.
and darüber.
Auf der Ge«.'st herrseht der Sandboden
vor, und hier findet man auch an manchen
Orten weit aasgedehnte Heidefltcben mit
spärlichem Graswuchs: dazwischen liegen hin
und wieder grosse Moore und moorige Land-
striche.
Das Jeverland im Nordwesten des Her-
zogthuMiä besitzt den fettesten Marschboden
mit prächtigen Weiden: aber auch das Ost-
lieh am Jadebaaen gelegene fiatjadinger-
land iet reieb an fruehtbareni Boden, und e«
steht derselbe dem Marschboden des Jerer-
landes itu Werthe nicht nach.
In den Marschen ist die BodenbeschafTen-
beit nicht flberall dieselbe; bald ist der
Boden leichter, bald wieder schwerer; ebenso
i^t Ii i. IM rp.tergrund wechselnd; an eini-
gen Stellen ist derselbe durchlassend, an
anderen Orten mehr geschlossen: man findet
hier zuweilen einen eisenhaltiger. Thon,
welchen die Oldenburger Bauern „Knill"'
nennen und uberall fftrchten.
So abweichend die fiodenverhältniaae
sind, so verschieden ist aneh der Betrieb der
Landwirthschaft. An manchen Orten wird
fast ansschliessUch Viehzucht, in anderen Gc-
Gidep nnr Acl[«rbau betrieben, nnd zwischen
den Extremen sind die mannigfachsten
Abstttfufigen sn finden.
Ueberau im Grosslierzogthura bildet die
Landwirthochaft die Hau|iterwerbäqueUe der
Ber{>tkerung: die Viehzucht nimmt im Grossen
und Ganzen die erste Stelle ein, und fQr die
Hebung derselben wird von Seiten des Staates
meist gut ifesorgt. Das FSerieselungs- nnd
Canalisationswesea wird nach Möglichkeit
gefördert, und wo irgend welche Meliorationen
der Bodenfläche nothwendig erscheinen, wer-
den die dazu erforderlichen Mittel bewilligt.
— Durch ein Gesetz vom 18. August 1861
wurden die Massregeln zur Beförderung der
Pferdezucht in bester Weise geregelt und
zugleich anch die Etafabrang «mntlieher
Stammregister angebahnt.
Die näheren Bestimmungen erfolgten
dureh eine Regiernngsbekanntraachung von
demselben Datum, sowie durch eine Instruc-
tion für dtöKuruQgä- uiidlievisionscommission
vom il. December 186S. Die Hassregeln der
grossbersogUchen Landesregiemng für die
BefDrdernng der Pferdesncbt enthalten unter
anderm folgende wichtige Bestimmung:
„Kein Hengst darf eine fremde Stute
decken, wenn er nicht wenigstens 3 Jialm
alt und von der Kürungscommission als Be-
schäler för tüchtig erklärt worden ist,"
Aehnliohe Bestimmungen sind auefa anr
Hebung der Rindviehzucht getroffen.
Durch Aufforstung der Heiden, wie auch
durch die Thätigkeit der landwirtbschaftlichen
Vereine ist viel zur VeriMSSentag der dorti-
gen Verhältnisse geschehen, nnd man findet
bei der Landbevölkerung einen Wohlstand, wie
kaum in einem anderen Staate Norddeutsch-
lands.
Im Herzogthuni Oldenburg kommen auf
die Marsch etwa 1100 km*, auf die Geest
4f00km*, auf die wirklich in Cultur ge-
nommene Fläche r>"'^'i und auf das noch
uncultivirte Areal il 21" g der Gesammt-
rtäche. — Der Ackerbau ist um ergiebigsten
in der Marsch; hier werden meist reiche
Weisen« nnd Haferemten gemacht: aber aneb
Raps, Bohnen. Erbsen, Roggen und Gerste
liefern in UtT Hegel scbOne Erträge. Im
Stedingerlande werden Hanl]plaaMiL aof der
Geest Flachs nnd fi^pfen, imrcnen anch
Cichorien, Kartoffeln nnd Bachweisen ge-
baut. Letzterer ist für die Moorgegenden sehr
wichtig, und hier wird das Land häufig noch
durch Brennen sor Anfnabme der Saaten vor-
bereitet.
Bei der letzten Zählung fl883) betrug
der Viehstand im Grossherzogtbum :
35.977 Pferde, damuter waren S7.008
Stack drei Jahre alt nnd titer; 8969 Stilek
galten als Fohlen.
Auf 1 km' eutfallen ü'6, und auf tOOO Ein-
wohner 105 Pferde.
£s nbt im gansen dentschen Beiche nnr
wenig« Linder, in denen der Bestand an
Pferden im Verhältniss tat Elnwobnstiahl
eiu 80 grosser iät.
An Rindrieh waren vorhanden:
211.147 Stack, darunter 131839 swei
.Tahre altes und älteres Vieh.
Auf 1 km" kommen und aof lOOOEin-
I wohuer 618 Haupt Kiudvieb.
Ausserdem waren bei der leisten Zihlnng
i vorhanden:
' 160.937 Schafe,
i 9.1.294 Schweine nnd
i 27.407 Ziegen.
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35«
OLBSNBÜBOEB VIEHZUCHT.
Anf 1 kij>' eiiiullen:
•uM Schafe.
14*8 Schweiae and
4*3 Ziegtn. :
Auf 1000 Einwohner:
471 Schate,
f'9 Schweine vni
80 Ziegen.
Die rferde d^s Herzogthams gdhOren
grOMteotbeils dem schweren Wageneehla^'e,
tfnderntheils einem etwas Ipichterpn. aber
Immerhin noch genügend kräftigen Arbeits-
schlage an. Beide Schläge haben awar in
den letzten Jidirbnnderttsn (ntwb dem Ge-
■ehtn«eke der Abnehmer) Tenehiedene Um-
wandlungen erfalir*-n, j'-doch .--ind nielirore
Eigenschaften bis auf den heutigen Tag bei-
behalten.
Beiüglich der Abstiunmnn? des Wahren-
pferdes sagt L. Hofmeister Folgondes: .,l»er
wogt'ii seiner Pferde im stanzen dHutsciieii
Belebe bekannte Graf Anion Gtlnther von
Oldenburg, welcher von 1603 bis 166? re-
gierte, war der Gründer dieses S'tamtnos. Er
sachte gleich nach dem Antritt seiner Ee-
gierung die Pferdezucht des Landes zu heben,
lieM mit grosBon Kosten die besten Pferde,
namentlieb Hengste, aus Neapel, Spanien, der
Türkei, Tartarei, Polen und England kom-
men, legte dann ausgedehnte Gestüte auf
leinen Vorwerken an, wo er Schul-, Ueit-
nnd Wagenpferde sllebtete, und bemühte sich,
die Pferdeineht nnter den Banem, besonders
in den Marsclien. zu befördern. Mit gros-
sen Mitteln und einer ungewChnlichen 8ach-
kenntniss ausgestattet, brachte er es dahin, dass
sein kleines Land (öül^ Meilen) schon gegen
Ende seiner Regierung jährlich 3000 Pferde
an das Ausland abgeben konnte, nnl <lie
Oldenbnrger Pferde einen ßuf erlangten, wie
ihn Jetxt- kanm die «nglfschen Pferde be-
sitzen. Kaiser, Könige und Fürsten sachten
und benutzten gerne diese Pferde."
Nach 6anther*8 Tode ging die Pferde-
zucht im Lande etwas zurück, und er5t von
1781 an wurde derselben von Seiten der Regie-
rung wieder grossere Aufinerksamkeit zn Theil.
Aue dem herzoglichen Maratalle worden all-
jährlich 6 — it Hengste all Beschftler —
guten Sclilages — in das Land tresenickt,
um die Stuten der Bauern zu bedecken.
Zar Zeit der Freiheitskriege am Anfang
dieses Jahrhunderts litt die OlJenbtirgische
Pferdezucht grosse Noth, und ilir alter guter
Sttf ging nahezu verloren. Im Jahre 1819
wurde Ton der Regierang die KOmng der
Hengste, verbunden mit Primienirertheilun-
goii. eingeführt und dabei bestimmt, dass
kein Hengst unter 3 Jahren und ungekört
fremde Stuten decken dürfe. Die reichlich
bewilligten Prämien bewirkten eine wesent-
liche Verbesserung in der Aufstellung von
Pi >i liäleru, hauptsächlich in den .Marschen.
liiü kam ein sehr schöner kaütaDienbraoner
Hengst aas England nach Oldenbnrg, nnd es
gilt dieser heute noeh als Stammvater der
besten Familien des dortigen Wagenschlages. 1
In neuerer Zeit wurden ans Yorkshire
(Cleveland) mehrere wertiivuUe Hengste in
das Land gebracht, aud es haben auch diese
ohne Frage sehr viel >nr Verbesaemng der
dortigen Zueht beigetragen. Pie durch Herrn
Lübben auf Sürwinden au« England geholten
Hengste und dereu Nachkommen sind viel-
fach prJkmiirt worden; ebenso erfreuen «ich
anch die Kachhoromen dnes Sennergestflts-
bengstes eines reeht guten Xanieii.-. und end-
lich soll noch ein Sohn des Cellerlandbe-
schälers Boradil, der Prämienbengst CaroluBj
bei der Veredlung des dortigen WagenscUagesi
mitgeholfen haben.
Die Oldenburger Pferdezüchter waren und
sind zum Theil noch heute fast ohne ^Aas-
nahme der festen Meinung, dasa die Ver-
wendung englischer Vollbluthengste ftir
die Zucht ihres schwere]) WageuschLiges
nur von Nnchtheil sein kOnne, und sie haben
daher auch den Fehler, welcher an vielen
anderen Orten gemacht worden ist, ntmUeh
hauptsächlieh Vollblut zur Veredlung zu
verwenden, stets vermieden; man darf sogar
sagen, dass sie dasselbe von ihrer Zucht ao
fern wie irgend möglich gehalten haben.
Die Grosse der Marschpferde schwankt
zwischen PT^ und I s."» lu. ihre KO)tle haben
meist eine gefällige Form und besitzen heute
nicht mehr die gebogene Raraanase des ftiteren
Schlages; die Halse sind genügend lang, aber
zuweilen etwas i.a breit und ersclieineu
gut aufgesetzt. Die Brust der Pferde ist
tief, die Schalterlage gut, die rande Kmppe
hflbach geformt nnd der liemlich starke
Schweif ist hinreiehend hoch angesetzt. Die
ganze Nachhand beüitzt eine kräftige Mns-
culatnr; die Heine .«ind hinreichend stark
(solide) und die Hufe darchaos nicht so
schlecht (bröcklich). wie ihnen früher oft
nachgesagt wordeu ist. Nur bei unzweek-
mässiger Haltung werden die Hute breit
und flach. Bei guter körperlicher Entwick-
lung ist das Oldenburgerpferd in der Regel
früher zur Arbeit tauglieli als mancher andere
Wagenschlag. Seine Frühreife, sein riuuniger,
regelmässiger Schritt, seine starken Knochen,
die vollen Hnskelpartien bei imposanter Figur
gestatten eine vielseitige Verwendung: der
Oldenbnrger ist ebensuwuhi tur da» elegante
Kntschfuhrwerk, wiefBrdie schwere Feldarbeit
taoglich, nnd er kann ebensowohl an Zncht-
zweeken benfitst werden wie die Pferde ans
dem Hanni.ver'-ehen Mars* heu (t)stfriesland).
Das Absatzgebiet diei>eb Schlages ist von Jahr
zu Jahr grosser geworden rmatt trifft denselben
in vielen Ländern Europas und selbst ver-
einzelt in Amerika. Fütterung und Pflege der
Pferde ist in Oldenburg gewöhnlich untadel-
baft. Die Landbevölkerung steigt ebenso viel
Geschick wie Liebe aar Pferdeaafxncht nnd
treibt solche in grosser .\usdehnung. Nur
eine Unsitte kommt doii nicht selten vor und
ist zu bedauern: es werden ttimlich anf ver-
schiedenen Höfen die sog^ vierjfthri^n Uilch-
tlihne schon im dritten Lebenswahre den
Pferden ausgebrochen, um sie als Vierjährige
1 in den Handel bringen zu können. Ein sol-
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OLD^iroUBOEB VIBHZUCHT.
m
che» Thier wird sclbttversUnUlich nicht das
in leisten verroOg«!!, wM niftn vun eiuetn
vierjährifien Pferde prwartet und furd« irt. —
Allgemein und mit Recht wird da> gute
Temperament der Pferde dieses Landes gt*-
rflhmt, aie sind folgsam uod machen beim
Einftthren d«tn Ktrtseher selten grOiierc
Sdiwierigkf iteii.
Der leichtere Arbeitsschlag Uldi-nburgs
wird Ton den liewohnern der Geest und in
den HoidedOrfem gesAchtot, und e« ist hier
wie dort die Zocht &bt Pferde tut aat-
schliesslich in den Händen von Bauern,
welche soweilen neben dem Hengst noch
10—45 Mntterstuten halten.
Stuten und Fohlen gehen den ganzen
SoinmtT über auf die Weiden, und sie kom-
men ini Herbst g'-wöiinlieli in einem reciit
8at«o Zostande auf den Stall oder auf den
[arkt. Man b«nblt fBr die besseren vier-
jährigen Hergste nicht selten RftOO bis
900U Mark und iür die gleichaltrigen Stuten
1000— SOOO Hark.. Alle 10 Jahre findet im
Bersogtham eint grossere Thierscbaa statt,
waS welcher D.OOO— 17.000 Mark nnd Ter-
schiedene Ehrenpreise nU PrrnDien zur Ver-
theiluDg gelangen. Die pramürten Pferdo er-
halten als Brandzeichen ein 0 mit Krunc
und werden urdnungsniässig in das Stamni-
register eingeschrieben.
Die Kill il vieh z uclit des Landes ist
ebenfalls, u. zw. in erster Linie, in den mit
fetten Weiden nnd Wiesen aasgestatteten
Marschen von eminenter Bedeutung und
wird an manchen Orten in grosser Ausdeh-
nung betrieben. Die dortigen Kinder zeigen
eine Aosge^^iebenheit der Formen, wie kaum
eine andere Niedernngsrasse; es findet solche
wahrscheinlich ihren Grund in der (lleicliheit
der Verbindungen för die Zucht Das Viuli der
uldenburgisebea Marschen vereinigt in sich
den Vorsog grosser FrOhreife und Mastfahig-
keit, verbunden mit höchster Milcbergicbig-
keit. Auch das dortige Geestvieh besitzt
manche gute Eigenschaft; es ist genügsam
und passt mehr fQr Gegenden, die wegen
ihrei' lUMlenijualitiit niclit immer reiche Fiittrr-
erntt'ii luaciit-n und \vu zur Winterszeit das
Vieh oft etwas knapp ernährt werden musü.
FOr die intensiv betriebenen Zockenr&ben-
nnd Brennereiwirtbschafteo, welche von der
Aufzncht des Jungviehes aus verschiedenen
Gränden in der Kegel absehen mflssen, weiden
die naturwürhsig aufgezogenen Itinder MS
den Marschen stets das best« Completirang»-
material abgeben. Gerade inr Verwerthang
des MaRsenfntters dies.-r Wirth.M-haften ist
jen(»s Niederungsvieh ganz vortretllii Ii ge
eignet. Die voluminöse, weniger concetitrirt*-
Ernährungsweise desselben in der Jugeml
disponirt es zur vörzäglichsten Ausnutzung
der grossen Schnitzel- und Schlemperationen.
Der Absats des Oldenbnrger Viehes nach
dem Auslände ist sehr bedeutend; es werden
jährlich viele tausrrd Stflrk fnngefähr IT.CiO
bis 18.(111(1) Kinder. Kiihe und Ötiere über die
Landcsgr' iiZ'- lernen fillndern zugeführt.
Das Oldenburger Jünd ist dem friesischen
nahe verwandt, in der KörpergeiitaU 0|td
Haarfarbe diesem Sehr ähnlich, wird aber
in den Marschen gewöhnlich noch grGsser
und schwerer: gut ernährte Kühe erreichen ein
ijewieht vnn fiiKf bin Ttn) kg. Die schönsten
btürame finden sich an der Weser im Bat-
jadingerlande, aber anch in der Nftbe des
Jadebusens — unweit Jever — werden vor-
zQgliche Kinder gezogen, die im Auslande
fast ebenso beliebt sind wie die Holländer.
Die Milcbergiebigkeit beider Stimme Iftsst
nichts sn wtnsehen flbiif «Ml steht der der
echten Niederländer Ktlhe in Grossen nnd
Gänsen nicht nach.
Sehr bänfig haben die Oldenburger Kahe
einen etwas schwereren Kopf und stärkere
Horner als die westfriesischen Thiere, sie
>itid wie diese meist schwarzscheckig, hin
und wieder aber auch braongeflecki, selten
einhaarig braun oder gans schwärt. Besoor
ders breit und kräftig ist das Hintertheil
beim Marschvich entwickelt, wohingegen das
kleinere, im Ganzen viel zierlicher geformte
Geestrind im Hintertheile etwas schwach «x-
scheint. ' ■
An einigen Orten des Herzogthnnis hat
man mit Shorthorns gekreuzt oder auch —
wie t. B. in SUrwinden bei Kodenkirchen —
Keinzucht betrieben, um eine frühreifere und
mastiiähitfere Nachzucht zu erhalten. Das vor-
gesteckte Ziel soll zwar mehrfach 'ern iclit
sein, doch leider häutig auf Kosten der Milch-
ergiebigkeit. DieFotteransprOche dieses Viehes
sind nicht geringe nnd kennen rnr bei den
günstigsten Wirtli^ciialtsveihaltni^scn voll und
ganz befriedigt werden.
Die Kilber werden grösstentheils gleich
nach der Qebnrt von der Matter gfetrennt,
d. h. abgesetzt und sofort ans dem Eimer
getränkt. Sie erhalten 3—4 Wochen reine
sQsse Milch und nach dieser Zeit wird diese
durch abgerahmte, resp. sanre Milch ersetzte
Als Zugabe reicht man den Kälbern an vielen
Drti n Leinkuehen und Hafer; doch wird in
der Kegel streng darauf gesehen, dass die
jungen Thiere nicht stt fleischig oder gar
fett worden. An den Orten, wo Shorthorns
gezflchtet werden, lusst man die Kälber mit-
unter sehr lange zum Säugen bei der Mutter;
nnd wenn jene im Herbst geboren wurden,
kommen sie schon im niehsten Frahjahr mit
auf die Weide.
Einistreu kennt man in den oldenburgi-
schen Rindviehställen eigentlich nicht; dicht
hinter dem Vieh findet sich eine Rinne
(Grope), in welcher die festen wie die
ilüssigi-n E.\ereiiii'nte Aufnahme llinJen. In
allen besseren Wirthschatten werden die
Rinnen täglich einmal geleert. Der produ-
' irte Dunger wird gr^sstentin-üs zur IJeber-
■ iiingung der Weiden beuuizJ, anderntheils
mit sog. Plaggen zusammengelegt, in eine
Art Compost verwandelt and später anf die
Brachicker (ffkr Bohnen nnd itaps) gefahren.
Anf der Geest findet man hin und
Wirthsi lullten mit iStnllfiitterung. u. iw. vur-
\vi>-gend nur an soh lten Orten, wo der Boden
kleefäbig i.st. Auf den niei.sten Bauernhöfen ist
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360
0LDBNBVB6EB TIBHeUCHT.
hier — wie in äeu Marschen — der Weidogang
des Viehes gebräuchlich; doch ist solcher auf
der Geest etwas Icürzer nnd bMchiinkt sieh
auf 5 — 6 Monate im Jahre.
Im Wint. r crh< das Vieh in den Geest-
wirth«chaften gewöhnlich ra«hr Kraftfutter
«Is in der H«neb; der Orand Mcrftr dflbfte
•lann zu suchen sein, dass die NShrkraft des
auf dem Geestboden gewachsenen Heues ge-
ringer iit als die des Marschlandfatters.
Die Verwerthang der Milch hat aof der
6«Mt ein« ireit grOesere Bcdentang ats in
der Marsi-Ii: man verwrn'l'-t dort auf ilie
Fabrication von Butter und Kä^e in der iicgel
nngleich mdur "Sorgfalt, als auf die Zucht
▼on Jungvieh. — Beim Verkauf des Jung-
end Milchviehs kann die Geest niemals mit
der Marsch in eine Li-achtenswertln- Concur-
renz treten; es kommt tuu dort immer nur
ein« geringwe Viehanzahl in den Handel^
und es mOssen die Oeestrinder immeir etwae
bQliger abgegeben werden.
Duich du- liildung von Molkereigenosaen-
ftchaften sind in der neneren Zeit an manchen
Orien die Hindemtsee beseitigt, welche sieh
fröher einer puten Verworthung der Meierei-
Sroducte entgügengestclit haben. Jetzt werden
ie oldenburgischen Butter- und K&sesorteu
in dar Regel recht gut ond meist heeaer he-
>sahlt als die hollftadiichen.
Die Schafzui'lit ist — mit Ausn;iliiiio
einiger Districtc auf der Geest — von ge-
ringer Bedeutung; es gibt in Oldenbninr ganze
Dorfschaften, in welchen Sf hafe gar nicht
oder nur in ganz geringer Anzitlil neben den
Külien aul' d<-r Weide jjelialteii werden. — Es
kommen im Hi'rzogthum vor: friesische Milch-
«chafe, englische lang^ tmd glanswollige
Rassen, Kretizungsproducte dieser beiden,
rheinische Landscliafe, Ueidschnucken und
endlich noch einige Merinos. Nach der Zählung
fon 187S waren voriianden: 149.7t8 Haid-
scbflQcken, St.8Sl frieitache IGleliidiafe nnd
Krenzungsproducte, 5S56 Temdelte Fl«n^>
Schafe und 338 Merinos.
Das friesische Milch- oder Marschschaf,
Welches in älterer Zeit in den Marschdistricten
Oldenburgs gant allgemein verbreitet war
und zum Theil aueli rein ^"-lialten wurde,
ist in der neueren Zeit vielfach mit den eng-
liachen langwolligen Rassen gekreuzt worden,
um eine sclmellwüchsigere, niiistfähi?ere Xaeh-
zucht zu erhalten: es ist dieser Zweck auch
gewöhnlich bald erreicht, jedoch oftmals auf
Kosten der Milcbergiebigkeil Die KOrper-
formen der Krenanngsprodiiete sind nnetreitig
viel srhüner als beim alten Landschale: allein
die v<ju den Mutterschafen gelieferte Milch-
menge ist viel geringer geworden; ebenso soll
aach die frühere riel gerühmte grosse Frucht-
barkeit derThlerebei den Krenzunespruducten
nicht m "hr ganz genflgend sein; Zwillintrsir'^'-
burtcn kommen hier zwar immer noch häufig
vor. — r>ie raeist grobe Mischltngswolle der
Schafe wird in der Regel schwnr/ pexchoren,
und es schwankt ihr Schurgewicht zwischen
3 nnd ö kg.
Die in den tieestdistricten gehalteuen
Heidschnucken sind kleine, sehr zierliche Ge-
schöpfe, welche kaum ?o kg wiegen und
jährlich nur 1 — l'/jk^ jjrohe Wolle Ueforn.
Diese Schafe bleiben fast das ganze Jahr auf
! der Weide und werden nur bei dem schlecli-
testen Winterwetter aufgestaut. Ihre Futter-
ansprflcho aind geringe: sie begnügen sich
mit Heidckrant. liinster. Lupinen; im Winter
bekommen »ie Stroh und eine Handvoll Heu.
Nur bei guter Brafthrung (Mast) kommen die
Ueidhammel sn einem leidlich guten Gewicht,
nnd liefern dann ansgesefalaebtet etwa 18 kg
Fleisch und Fett. Tlire Fleisch qualität soll
aber nicht.s zu wünschen (Ibrig lassen. In
seltenen Fällen kann die Haitang der Heid-
schafe eine rentable genannt werden. Der
Ertrag der etwa 200 Stück haltenden Heerdeu
wird durch die Kosten des Schlfen uia ^
vollständig aufgewogen.
Die sog. rheinischen Schafe — neiit
Kreuznngsprüdueto — . welche in mehreren
Ortächaitö» des Hcrzugthuuis vun den kleinen
Leuten gehalten werden, u. zw. hauntsäcblich
der UUchgewinnang wegen, sind beiaer als
die Heidiehafe. Diese Tfaiere bleiben den
ganzen Winter Ober auf dem Stalle and
werden im Sommer mit den Kühen auf die
Weide getrieben. Bei guter Nahrung sollen
die besseren 8chafe dieeea Schlage« tftglicb
2'/,- 31 Milch geben.
Der Absatz von fettem Pi hafvieh ist in
Oldenburg nicht erheblich; man schickt au
einigen Orten schon die halbjährigen Lämmer
auf den Markt und ersielt fQr s.dohe meist
leidlich gute Preise. — Die Wolle der friesi-
selien und Heidschafe findet im eigenen Lande
zur Herstellung der Banemkleider etc. Ver-
wendung.
Die Schweinezucht hat nur in einigen
Districten de« Heryogthuros grösisere Bedeu-
tung. Die Anzahl des Borstenviehs ist sehr
rerschieden im Lande. In einigen Gegenden
gibt es nwf 800 StBek pro □ Meile, wo-
hingegen an anderen Orten, hanptsäelilieh
in den südlicher gelegeneu Landestheilen,
1300 Schweine pro ( J Meile gehalten werden.
Von den verschiedenen Rassen kommen
jetzt am meisten Kreuzungen der alten Olden-
burger Liuidrasse mit englisclien Berkshire-,
VorKshire- und Snffolkschweinen vor; es
gibt aber noch an maneben Orten reinbltttige
englische Schweine der eben genannten odoT
anderer beliebten Schläge (breeds).
In den HeidedOrfern trifft man häaUg
noch das alte unveredelte Landschwein kleine-
ren Schlages, welches aieb iwar nnr laugsam
entwirkelt und erst nach Jahren l*^! Iii Ii gross
und fett wird. In den Meierei wirthschaften
sind die Schweine besser, hier werden sie
aber auch in der Hegel ungleich zweckmässi-
ger emfthrt und immer gut gehalten; im
Sommer kuimn' ri sie an vielen Orten mit
auf die Weide, oder werden in der Nähe
der Bcfe auf eingefriedete, mit Obstbäumen
besetzte Plätze getrieben. — Die Fruchtbar-
keit der oldenburgischen Sauen des alten
Schlages wurdi- stets sehr gerühmt; die Thiere
sollen Tortreflliche Mütter sein und viel Milch
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0LE4 AETHBBEA. — OLETZKO.
361
liefern; es seigen ihre Ferkel scliaii im Alter
von 6 Wochen redit nett« Figuren nnd können
in der Begel in Terhältnissmissig hohan
Preisen an die herumstehenden Htnaler ab»
gegeben werden. Bei der vt-rcilelt^n Rasse soll
die Fracbtbarkeit nicht mehr ganx so gat
sein wie bei der alten Landrasse. Frey tag.
Olp» aetherea, äthf-risi-lie Oelc fs. d.).
Olea Europaea, ülivenbitutD, das Olivenöl
liefernd, s. Olenm Ollvamni nnd Olivenrlek-
etlnde.
(Hm IlfllM. Dnreh waraion Anfgnis nnd
l&ngere Digestion pflan/ltrher oder thierischer
ArzneikOrper mit fetten Oelfu bereitete Aus-
«üge werden Aufgrussöle genannt. In dieser
Weise wird das fiUsenlnaaüil, Oleom Ujros»
ejnni Infiunm nnd ebenso das Olenm Can-
tharidum (Ph. G.) bereitet und ist iliese Dar-
atellangsweise entscliiedeu der Btireitunj? durch
einfitcbes Kochen Tonaziehcn. Vogel.
Oleander (Neriom Oleander L.). Bekanntes
Ziergew&chs. Narkotisch -.scharfe Giftpflanze
aus der Familie der Apocynecn. Enthält nach
Üchmiedeberg in ihren Blättern and der
Binde swei narkotisch-scharfe Alkaloide, das
Olcandrin und das Nereln. Beide Stoffe Rassern
dem Digitalin ähnliche Wirkungen, meistens
mit tOdtlichem Ausgang. B»tt.
OlMni0rv«r|jftnnBSi, s. Neriam Oleander.
(HMndriii, eine ans den Blittem von
Nerinm Oleander dargestellte Substanz, die
frfiher f&r ein Alkaiuid gehalten wurde, nach
den Untersnchungeo von Schmiedeberg je-
doch ein Qtjrcosid darstellt, welches beim
Kochen mit sehr rerdflnnten S&nren in Glycosc
und einen gelben liarzartigen Körper zerfällt,
der in Wasser sehr wenig, in Alkohol, Aether
nnd Chloroform leicht lOslich ist, der sich
nach seiner toxischen Wirkung und seinen
i heinischen Reactioiien fibnlich verhält wie
da.s ans der Digitalis erhaltene Digitaliresin,
und der sieb bei st&rkerem Kochen mit con-
oentrirlen MInerilsAnren in ein gelbbrnunM
unwirksames Harz verwandelt. Loetitdk,
Olea pingnin, fette Oele, s. Fette.
Olea volatilia, fltebtige Oele, Aetherole«,
8.&theri«ebe Oele.
OlMTtnon (von wkoc, krumm; w^vv;,
Bllenbogen; npftvev, Kopf), der Ellenbo^ren-
hOeker. Anaeker.
Oldfn, nbgekttrste Benennung fOr Tri-
oleln, den neutralen Gtyceiinester der Oel-
säare (s. Oel); aoch statt £lain aU Bezeich-
nung für die teebniseb« Oelsftnre in Ge-
branch. Lotbisch,
OMhtIm, s. Oehinre.
Oleophosphorsinre. Ein«; äthcrartigf>
Verbindung der Oelsäure und der Phosphor-
Käure, weiche nach franzi-siselien Autoren im
Uehirn. AQckenmarlc, in den Nieren and in
der Leber Torkommen soll. Frdmy erbielt
die Säure, indem er zerkleinertes Gehirn mit
siedendem Alkohol behandelte and es mehrere
Tage mit dieser Fldäsigkeit stehen Hess.
Darauf wurde die Masse ausgeuresst und
dann mit Aether zuerst in der iCälte, dann
in der Wiirine behandelt. Der nach dem
VerdnnsteD der ätherischen LtOsangen blei-
bende Rückstand wurde in kaltem Aether
gelöst, wobei sich eine weisse Substanz ab-
schied, während die Oleopbospboraiore nn
Natrium gebunden gelOst blieb. Der Aether
wurde destillirt, da^ Natriurasalz mit einer
Säure zerlegt und die .Masse mit Alkohol
aasgekocht, dieser liess beim Erkalten die
Oleophosphorsäure füllen. Diese, noch immer
mit etwas Cholesterin un«i Cerebrin verun-
reinigt, stellte eine gelbe klebrige .Masse dar.
in kaltem Wasser oolöslich, in kucliendem
Wasser anfqneilend, lAslieh in siedendem
Alkohol, leichter noch in Aether. Mit den
Alkalimetallen bildete sie seifenartige Ver-
bindungen. Durch längeres Kochen mit Wasser
zersetzte sie sieh in Olein nnd Pbosphor-
Räure, ebenso durch die Einwirkong Ton
Sauren: durch Behandlang von Alkalien soll
sie in Uebäare, in Glycerin und in Fhosphur-
säore zerfallen. I.otbiich.
Oleosa, Fette, welche theiU ans dem Thier-,
theilsausdem Ptlanx^nreich stammen (s. Oele).
seltener dem Mineralreiche entnommen wer-
den, und unter welchen in therapeatiscbcr
Besiehung ein weeentUcber Unterseltied nicht
existirt.
Die Wirkung der Fcttkurper (s. Fette)
isthauptsächlich eine örtliche, passive, mecha-
nische, auf Erweichung, EinhOllnn^, £r<
scMafTung der organischen Faser genehtete,
die Reizbarkeit and die Senfibilitüt des Ge
webes wird vermindert und im Allgemeinen
die sei bt Wirkung wie durch Mncikginosen
(s. Mucilaginosa) erzielt. Kock,
Oleotaocharun oder Elaeosacchamm, 9.
Oelzucker.
Oletzko. Der besonders früher, aber noch
gegenwärtig häufig Oleteko nnd so naeh dem
früheren Schlos.se genannte Ort fuhrt nun
mehr gewöhnlich den N'amen Marggrabowa.
Er liegt in Preossen, licgiorungsbezirk Gum-
binnen, Kreis Oletsko, am Aosdusse der Legs
ans dem Oletiko-See, in anranthiger Berg«
landschaft, 170 m über dem S[iiegel der Ost-
see. Der Boden besteht aus Kies, Lehm und
Sand in den mnmiigfnehsten mackanfsrer*
hältnissen.
Bei GrOndong des lithnnisehen Land-
eestüts im Jahre 1797 wurde Oletzko, nach-
dem an seine Stelle anfänglich .A^ngerburg
hatte treten sollen, zur Einrichtung eines
Lanilgestfltmarstalles ausgewählt und im Jahre
178y, nachdem hier schon im Jahre vorher
21 Hengste gestanden, mit iH Beschälern
bezogen. Bereits im Jahre 1790 betrog der
Hengstenbestand 87 StUek, der mit geringen
Schwankungen bis znm .Tahre 1800 auf
80 Stück stieg, dann aber bis /um Jahre 1807
allmälig auf 71 Stiick herabsank. Im folgen-
den Jahre 180d sihlte der Marstall nnr noch
4i Besehiler und wnrde atsdnnn noch in
demselben Jahre V'jrderhand aufgehoben, im
Jahre jsu; ab^ r wieder mit den bis da-
hin in Mattischkebmeu (s. d.) aufgestellten
und anderen Hengsten in einer Stärke TOn
S7 Köpfen bezogen. Dieser Bestand steigerte
si'h bis zum Jahre i8äO auf 106 Beschäler,
betrug aber in den beiden folgenden Jahren
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m
OLEÜlf 1B1ETINI7M. OLBUM.AMIVALE FOETIIXnf.
nnr noch 87 und 85 Stück. Im Jahre 182«
brannt-n «lie Gebäude J*>s Mar-Jtalles nieder
and dadurch wurde dem Bestehen desselben
hieir ein Ende gesetit. Das gtnseGnindstttck
wunlc verkauft und dafür dos Erbpachtgut
Gndwällcii mit dem Vorverk lAstackersberg
erworben und hier ein neuwlltfttidl errichtet
(s. Uudvrallen). Grasmmm.
OlMM abletinam, Piehtennndelol, dar-
(gestellt durch Destillatiun frischer Xiiil>?lti
unserer Fichten, besonders von Fictia vul-
garis. Eine feinere Sorte Terpentinöl, sonst
wie dieses gebräuchlich, hanptsftehlich auch
als Drögen dienlich. ^ogtl-
Oleum Absinthli, iithcrisclii>s Wcnnutlinl.
Wirkung identisch mit dem Wcrmuthkrant
(s. Absinthium). Das Oel steht thierflntUeh
nich' i'n f ! riMTP?!, Voge/.
Oleum amoioniatttm, Ammoniakol oder
flllehti^s Ammoniakliniment. Linimentuui
anunoniatum, Liniraentum volatilo, eine Mi-
schung von 1 Salmiakgeist mit 4 OliTcnOl.
Zu reisenden Einteibttngen (s. Liquor Am-
monii caustici). Vegtl.
Oteam Amygdalarum, das Oel der sQssen
Mandel des Mandelbaunies (AmygduluH coin-
monis), aasgezeichnet darch Reichtbam an
Fett nnd milden Geschmack, jedoch nicht
nmlf-rs wirkend als jedes nicht trocknende
fette Oel. Für thieräratliche Zwecke zu theuer.
Entbehrlieb. V^l,
Oleum Amygdalarum anararum aethe-
reum. Das ätherische bittere Mandelul,
durch Destillation aus den bitteren Mandeln
des gewöhnlichen Mandelbaams (Aniygdulus
communis) gewonnen, ist hOchst giftig durch
■li ii trross.'ii, aber sehwankctuleu rj. halt uii
Blausaure (Ü — 14V„). In der Thierheilkunde
wird nur von dem Bittermandelwasser Ge-
brauch gemacht (& Aqna AmygdalAram ama-
rurum). Vfgel.
Oleum animale aethereum, ätherisches
oder flüchtiges ThierOl. auch ätherisches
Hirschhornöl genannt, wird aus dem stin-
kfiiJeii Thicnil (rileuin luiiinale foetidum, s.d..
Oleum Cornu C'crvi) durcli wiederholte Bei-
nignnir mittelst Destillation gewonnen und
heig"iT deswe2:cn anrhOl'^um animale rec-
t i f i c u i u III udcr O i e u in a n i m a 1 e D i p p e I i i.
Seine flüchtig reizende Wirkung verdankt es
einem grösseren Gehalte an Amraoniakver:
bindungen, es ist daher ein krftftJges Ezei>
t.;ni> licsonilors tje^ren Schwächezustände des
»ichiriis und iier^enti, jedoch für thierärzt-
liche Zwecke zu theuer. und leicht durch
Kampher, Salmiakgeist aa «raetien (s. Oleum
animale roetidam). ^«»f'/.
Oleum animale Dippelli. Dipperüches
Thier ul, ätherisches oder rcctificirtes Xbierül,
s. Oleom animale aetbereom.
Oleum animale empyreumaticum. brenz-
liches (oder stinkendes) Thierül, durch
trockene Destillation thicrischer .Vbfülle ge-
wonnen (8. da« officiuelle Oleara animale
foetidnm). V«gei.
Oleum animale foetidun», stinkendes
Thiergi odt^r auch kuri^wog HirscbhornOl.
Oleum Curini Cervi genannt, da es früher
aus Hirschhorn, jetzt aus thierischen Abfällen
Uberhaopt (Leden Horner, Klauen, Knochen)
dareh trockene DesCOlation gewonnen wird.
Dabei bildet sich eine schwarzbraune dick-
liche theerfihnliche Flüssigkeit von sehr üblem
Gerüche, in welcher haaptsichlich Kohlan-
Wasserstoffe, Fhenol- and Ammoniumverbin-
dungen, Amin» und Pyridinbasen, Essigsäure.
Carbolsilurc, Kreosot, rvaniimmoniura, Pyrrol,
Priij/ylarain, Methylamin, Pyridin, l'icolin
u ilgl. in variabler Menge enthalten sind. Die
Wirksamkeit beruht somit hauptsächlich auf
flüchtigen, das Nervensystem kräftig
anregenden Verbindungen und kuinnu das«
Od dadurch dem Ammoniak, Aether oder
Kampher In seinen phyi«ioIogischen Wirkan*
gen am nächsten, wird daher anrh durch
letztere jetzt altgemeiti ersetzt, insbesondere
wenn es sich um vom Herzen oder Gehirn
ausgehende Scbw&cbemt&ade, Qollaps, liih>
mungen u.b.w. handelt.
Ein.^ weitere Eigenthümlichkeit besitzt
üa.s Hirüchhornöl durch seine stark au ti-
li ;ir Haitis eben Wirkungen, welche hail]^-
sächlich g^en Insecten und Milben verwer-
thet werden, and besteht auch das ilteste
Käudebad, die
Walz'sche Lauge, Balnearo empy-
reumaticum, hauptsächlich aus stinkendem
Thierfll, das jedoch erst durch starke Alka-
lien in Wasser löslich gemacht werden luuss.
Walz hat die Zusammensetzung,' des Kades.
für räudige Schafe in folgender Weite
angegeben: Zuerst wird 1 kg fnsch gebrann-
t'-r Kalk mit weniif Wasser zu einem Piiher
abgeluächt. duua 1 kg Pottasche hinzuge-
mischt und das GanM mit l'ökg Hirsch-
hornul ^u einem Brei Teimeagt, am nunmehr
mit BOl Rinderham and «001 Wasser rer-
dünnt zu werden. Die Composition hat sich
in der Praxis als etwas zu schwach erwiesen,
woher es auch kommt, dass das Bad steta naek
6 Tagen wiedcrindt. also dreimal angewendet
werden muss: auch hat ihm in neuester Zeit
das durcii Tabak (Sy«) verstiiikte «»/„ige
Carbolbad, das Arsenikbad (1% mit Essig),
das FrOhnerVche Ereolinbad («'/,%), dem
jedoch eine S'chmiercnr durch ein Kreolm-
liniment (1 Kreolin, 1 \\'eini.a'ist, ö Kaliseife)
vorhergehen muss etc., >tarke Concnrrenz ge-
macht, so das» nar selten mehr von dem
stinkenden Ittadebad Gebraach gemacht wird.
Aehnlich verhält es sich uiicli Vn-lreff? der
AnwendunK gegen Dariuwuriuer bei Pfer-
den, obwohl das Tbierül hier sehr wirksam
ist, bequemer i.st aber der Gebrauch des
Brech Weinsteins {iit — 20 g im Trinkwa.sser)
oder des Ter)ientinols. I>te Dosis von Hirsch-
homöl beträgt für anthelminthi.«che Zwecke
S0-~80g mit ebensoviel Alo9, in S rasch
hintereinander zu gebenden Pillen. Dosis
de« Thicröls als Exeitans: für Pferde 5"0 bis
i.liü: für Rinder lü O iiten: für Schafe 2 0
bis lu O; für Schweine 1 0— ü 0. F&r Hund«
macht man besser vom Kampfaer Gebraach.
<'i;fti_'e WirkuniT' n kommen erst a if i— Sfacjl
starken- Gaben zu Stande (Hertwig), y«gel;
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OLEUM AinSI. ^ OLBtm COKSÜ CEBTT. .
863.
' Oleum AnUi, ütherisi lie» AnisOl, der
irirfctMne fiestandtheil Jes Anissameni (s. die
StammpflanBe Pimpinella Anisnm).
Oleum MthelninthiciB ChabertI, Cha-
bert'sches Oel, (Mtniui Ciiaberti, Oleum
contra taeniaiu Chaberti. Das von lets-
terem im vorigen Jahrhundert gtgen alle
Wunnkrnnkheit» n der Ilausthiere <>mpfohlene
Oel wird erhaltt-n, wenn UKin 1 rohes Hirscb-
hornAl mit 3 Terpentinöl di?stillirt. I tie Oabe
f&r Pferde . botrift ^0-0—60 0; für Binder
$0^0— 60D; Ar F^eii S'O-^I»^; Ar Kälber,
Schafe und Schweine 1"0 — 3 0 in schleimigem
Decoct. Obwohl das Mittel sowohl Kund- als
Bandwürmer lieber tddtet, wird kaum mehc
Gebraacb von ihm gemacht, . ^''c.fA
Öleam Anthos, ätherisi^bes RonnnrinGl,
e. 01''".iii- '"'i/. wo.
Oleum Araohiilis, Erdituätiül, aas den
Samen der jetzt fast in allen heissen Gebieten
der Erde als Oel- und Nahrungspflanze im
Grossen cultivirten Caesalpinee Arachis hjpo-
gaea, der Erdnuss oder -unteririlisehen Krd-
eiebeK.Das fette Oel kommt zur Zeit reich-
Ueb Im Htndel vor, ist Dicht theuer und
kMin wie Lein-, lUpi-, Hehn- oder Olivenöl
rerwendet werden. yo^e/.
Oleum Aurantii Coriioie, ätherisches
OrangeschalenOl, PomeransenoL Ans den
getrocneten Schalen der FrQchte dee Po>
meran/cnbamnes (Citrus Aurantium, Aviran-
tiacee) stMiiiiiierHl, von Hehr angenehmem Ge-
schmack utul (ieruch and deswegen auch in
der Uunde^iraxis als Elaeosaccharum Aurantii
(1 Tropfen des Oeles auf 2 g Znckermehl)
zur Verbesserung des Geschmacks für Arznei-
polver verwendet, nicht sowohl um dan Ein*
Jeben derselben zu erleichtern, als insbeson-
cre znr Vermeidviig des lAstigen Erbre-
chens. y<>ge/.
Oleum Baccarum Juniperi, Wa>)iholder-
beerOl, e. Oleum Juniperi a^thereum.
OiMm BttafM, Olenn betnlinnro,
Birkenöl, richtiger Birkcnthe er, Pix betu-
lina. Hauptsächlich in l{ufti*lan'l und Polen
au» dem Holze und der Wurzel der Birke
(Betala alba) durch Verbrennen bei Abscbluss
von Luft (Schwelen) dargestellt. Das Prä-
j.arat ist ein Theer, welelier nur flüs-i-rer ist
als der gewöhnliche Burbeutlicer, eine mehr
helle. rOthlichdunkelbraune Farbe sowie eigen-
thüinlichen aromatischen, an Juchten erinnern-
den Geruch besitzt und auch unter dem
Namen o]< iim Kusel uder Oleum Betulae
empyreumaticam bekannt ist Die Zusammen-
setsang iet kdne wesentlicb andere, der Ge-
brauch daher aurh wie der des Tlieers über-
haupt, d. h. innerlich gegen < hroniochc Kroa-
chialcatarrhe, BlonorrhOen, Bronchiektasien.
Lungenbrand and (nseerliob hanpta&cblich
gegen Stndükrebs n.dgl. sowie Kzantheme
des Menschoi and d«r Hansthicre ge-
richtet, yogel.
Oleum cadinum, CadinOl. Kadöl, Theerül,
aas dem Holze einiger, im .sQdlichen Europa
häufiger Wachholdersträucher, besonders doj<
Juniperus Oxycedru> und .Juuiiieiu- iiii j* iiiea
.h.^ durch trockene Destillation gewonnen und
ofhcinell \xawx d&in Namen Wuchhoider-
theer, Oleum Juniperi enipyreuma-
ticum, also nicht sa venrecbeebi mit dem^-
th euren ätherischen WachholderbeerOl. Der
öli-je gelbbraune Theer unter.seheidet sieh von
unserem gewöhnlichen Bucbentheer in der
Wirkung nicht, er ist vielmehr aar ange*
nehmer riechend und theorsr, daher ent-
Lebrlicb. H'^f'.
Oleum camphoratum, KampherOl, s.
Laorus Camphora, Za bemerken ist, das« das
Priparat der Ph. Anstr. 1 : S, das derPh. Germ.
1 : !' < Mi um Olivarum bereitet ist. I'c^'rf.
Oleum Cannabis, H an 101, aus den Sumen
mwerer Hanfpflanze, Cannabis sativa, bereitet,
TOD grttnUcher oder schmatsiggelber Farbe.
Der Gebraach ist kein anderer, als der bei
allen anderen fetten und tri'eknenden Oelen.
Das Hanföl soll sich auch neueren Beobach-
toogen in Russland zufolge gegen Haut-
parasiten, besonders Lftuse, selbst als Ein-
reibung gegen Dermatocopten sehr wirksam
erweisen. (Ueber di« Wilknng fetter Oele, s.
Oleum Olivarum). yo^ei,
OlBMm dutimridatam , Spanisch • FUe-
genCl. Oleum Canthariduro wird bereitet
durch zehnstündige Digestion von drei Can-
tharidenpulver mit zehn Oleum Rapae, ist
Ton grOngelber Farbe and in der Wirltong
lut der Canthuidensalbe (s. Uuguentom Can*
tharidum bei Cantharidcs) gleichkommend. K/.
Oleum Carvi, KQmmelöl, ätherisches.
Aus den Samen von unserem Wiesenkflmmel
Carum Carvi L. (s. d.) bereitet nnd auch
dessen Wirkung tbeilend. Neben dem Terpen-
tinöl das billisr ; A iI j oleum. y^f^e/,
OImm Caryophyllorum , l^elkenol,
durch Dampfdestfllation ans den Küchen-
gewürznelken (Eugenia carvopbyllata,
Carvi.phyllus artiniaticua, Gewürznilgelein )
dai Lre.-teiit und in der Wirkung etwa dem
Zimmt gleicbkommeod. Das Prftparat findet
in der Tuieiheilknnde nnr in der mikroskopi-
schen Technik Anwendunij. Voj^f/.
Oleum Castoris, Cu^turOl, identisch
mit Ki( inasöl. s. Okum Kicini.
OleanGbtbarü, CbabertscbesOeL Oleom
anthfrlminthicnm Cfaaberti, s. letzteres.
Oleum Chanomlllae, ätherisches Ka-
millenCl. Zu etwa \% in den Kamillen
enthalten, von blauer Farbe. Zu theuer and
nicht im Gebrauch (s. Hatricaria Chamo-
milla). yi^el.
Oleam Cocos, Co cos Ol: Oleum Cuenis.
OocosnussOl, Cocosfett, Cocosbutter. Kein
weiss und reich an freieu Fettsftoren, Tri>
Stearin und Tripalmitin, de-wejx''n bntter-
artig. Gegenwärtig stark im Handel, aus den
Samenkernen der tropischen Cocospalme (Cocos
naciferaL.) gewonnen nnd in der Ph. Oerm.
olftcinell. Das Cocosfett wird als Constltaens
zu Salben und Liniment, ii verwendet, im
Grossen hauptsächlichzurSeileafubri» ution. i L
Oleum contra taeniam, BaudwnrmOl,
s. Oleum anthelminthicuni Chuberti.
Oleum Cornu Cervi, UirschhornOl;
stinkendes ThierOl, Oleom animale fvetidum«
8. letzteres.
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364
OLEÜH CBOTONUL — OLEUM OLITAfiüH.
Öles« Crotonis, CrutunOl. Das scharfe,
fette Ücl der ostindischen Enphorbiacee
Croton Tiglium (s.d.). y«fi/,
OI«m empyreuiMtiNii •■Inftto, )»r«Ds>
Helles Tlüoröl, Hirichhornöl, •. d«i 4»ffi«Lldl«
Oleum aniinale foetidum.
Oleun Eucalypti, EacalyptusOl. Ans
den Blättern der anstralischen Mjrtaceen
Eucalyptus globnlus und amygdalina,
welch letztere jetzt auch an den oheritalieni-
Bcben Seen im Gruesen coltivirt wird, dorch
Destillation gewonnen. Es ist fast farblos, nach
Kampher ri>'i hf n i und in kleinen Gullen (Pferd
3-0— 100: lliiiiu 5 — 15 Tropfen) auch wie
dieser stark antiseptisch und zugleich Keiz-
mittel ftlr Uebini und Uers, in Öfter nacb-
«iiiMder geeebeDCB Dosen ancli Antipyre-
licnm bei Infectionskrankheiten.
Ausserdem kann es in 1 — ?V,iger Ver-
roiscbnng mit Wüster zu Inhalationen bei
fotiden fironehitideo, Lnnfenbrand «. dcl.
Dienste tfaun, soll aber rar dfeee Zvreele
nichts weiter leisten, als 'tVqientinöl. Wird
das aus Eucalyptol und £acal>'pten zusammen-
gesetate Oel durch Rectifieation von letzterem
Lefreit, so erbftlt man dos ätherische
Kncalvptusöl oder reines Eucalyptol. Oleum
Eucalypti actheroum, das dem l'fcfr<r-
ininzöl oacb Oerucb and öeschmack gleich-
konmii, aber kriftiger Torgehi f^jv/,
Oleum Foenlculi. Aetherisches Fcn-
chelol aus der bekannten Umbellifere Foerii-
tenlum vulgare (s. d.). Fogei.
Olem fiMtyali, Baamwollsamencl.
Avi den Sutten der Banmwolbtaiide Ooss\ -
]>ium. Das Oel ist jetzt stark im Handel und
kann wie jedes fette Oel Verwendung finden.
rUeW die Wiricmg dee fetten Oeles siehe
Oleum OHrarum.) ^«/v/*
Oleum Hellanthl. Aus den Samen der bei
uns überall cultivirten Sonnenblume, He-
liaDthoa annuus. Fettes Od, demProvenceröl am
Diefaeten kommend (s. Oleum Olivarum), r/.
Oleum Hyoscyami, Bilsenkrautöl. Aus
frischem Bilsenkraut durch Verkochen mit
Olivenöl 1 : 4 dargestellt — Oleum Hyos-
cvami Foliorum coctamfPh. Aaitr.). Das
WlsenkTsntSl der Ph. Germ, wird beeier durch
Infnsion und längere Digestion bereitet, beide
Gele sind aber, da ihnen ein narkotischer
Effect nicht zukoant, nur als fette Gele
vrizkeam und deavegeu towobl fOr innerliche
all laseerlif he Zwe<rke entbehiüeh md indem
thener. ^''Ji'fi-
Oleum Jeooris Aselll, Leberthran (s. d.).
Ans der Leber des Kabeljaus, Morrhua vul-
garis (Gadns Morrhua) üiiblikniässig darge-
stellt (8. Morrhua). ^V'A
Oleum Juniperl aethereum. Aetheri
ecbes WachboiderbcerOl, zum Unterecbied
von den theerartiigen WaehholderOl ant dem
Holze von Juinperus Oxycedrus, Oleum Juni-
peri empyreumaticuiii (s. d.). Das ätherische
Oel kommt in seinen Wirkungen durchaus
ftberein mit denmi des l'erpentinOla, ist je-
doch, da in den Beeren nur 1— S"/« enthalten
»ind, sehr thcuer und deswegen entbehrlich
(8. Juaiperus communis). Foge^,
Oleuni Lauri, Lorheerfett, Lurbeeröl,
Lori'>l. Aus den FrQchten des sftdeuropäischen
Lorbeerbaumes, Lauras nobiliSf dttrch Kochen
und Auspressen (Oleum lanrinnm ex-
pressom) hergestellt, bildet eine schön
grflne, salbenartige, aber kürniee Fettuia^'^e
von kräftigem, aromatischem Gerüche und
enthält ziemlich fettes Oel, wirksam ist aber
hauptsächlich ein ätherisches, flAssiges Oel.
sowie der feste Lorbeerkaniiiher Hienaih
ist das LorbeerOl ein reisende Mittel, von
dem man ähnlich dem Terpentinöl iniser-
liehen (Jebrauch macht, insbesondere
chronische Verdickungen der Sehnen, Knochen
und Gelenke oder zur Beförderung des Huf-
wachsthnmes als Einreibung auf die Krone, r/.
Oleum Lavandulae. Lavendelol, Uleuiu
Spicae.
OlMB Llini JMipari, Wachholder,
theer. KadOl, e. Oleum eadinam.
Oleum Lini, Leinöl. Aus den Samen v >a
Linnm usitatissimom (a. d.). Tbicr&rztlich
am hautigsten gebranclites, fettes Oel. (üeber
dieWirki::iL- f 'tti -Ofle s. Oleum Olivarum). 17.
Oleum üthutbraoit, Steinkohlen»
theer; Pix liqnida Lithanthraei«.
Nebenproduct S i der Leuchtgasfabrication
(Gastheer). Die dickflüssige, schwarze, stark
brenzlich riechende Masse enthält wie der
Holzkohleatbeer eine Menge aromatischer
Kohlenweaeentoffe, Phenol Anilin, Xylol,
Holz.peist etc. f jedoch kein Kreosot) und wird
itu i.ianzen wie der Buchentlicor, Pix liquida
fagea benQtzt. Er ist sehr billig und paast
daher auch zu desinfidrenden Anstrichen in
Stallungen u. d^l. yo^eJ.
Oleum martis, flQssiges Bistfieblorid, i.
Liquor Ferri sesquicblorati.
Olntm MentlHi« piperittt, ttherieehes
Pfefrerm!ri:M"^1. s. Mentha piperita.
Oleum Morrhuae, Kabeljauoi, Schellfisch-
leberOl. Leberthran, s. Morrhua.
OlM* Napi, R&bsamenOl. Besonders
vom Winterraps, Braisiea Napns olelfera
stammend, F"!enm Rapae.
Oleum Neroli, ätherisches Orangcnblä-
thenOl. Oleum Floram Anrantii. Zu theuer
und entbehrlich. y*>gtt.
Oleum Nizza, s. Oleum OUvamm.
Oleum nucleorum Faul, fiuchelnr).
Bucheckeruö 1, aus den Fr&cbten unserer
Buche bereitet. Wie BapiOl in gebimuchen.
Nicht trockrynid. Vcgr!.
Oleum Ollvarum, Olivenöl. Das fette,
kalt ansgepres-ste und gut colirte Gel des
fettreichen Fruchtfleisches der Oliven, d. h.
der reifen, frisclien Früchte des in den Län-
dern des Mittelmccres in vielen Sjjielarten
cultivirten üelbaumea oder Olivenbaames.
Olea Barop aea (Oleaeee, L. IL 1), nnter-
scheidet sieh von anderen fetten, nicht trock-
nenden Oeleu durch üeiae Keinheit und Fein-
heit des Geschmackes, ist von gelber, oft fast
Srtinlicher Farbe und ist auch unter dem
amen Provencer Oei Oleum provin-
ciale fnicatn Nizta, Oleum virtrltieum.
Juugfernöl oder Oleum Oiivarum optimum;
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OLBUH OVABÜM. - OLEUM BICINI.
36»
als SpetMöl bekannt, während das gemeine
Olivenöl
(»leuiu Olivarum roniiiiune, RaniiiOl,
am alten, bereits inGährang äbergeganeenen
OliTen oder dnreb beitsea Pressen, bezw.
AnsVorhen der Oplknchen gewonnen wird,
gelbbräanlich oder selbst grünlich, wie
Olenm OliTnTnm viride (LeeeerOl)
anssicht nnd anan?enebinen Geruch and Ge-
schmack besitzt. Beide letztere finden nur
Husserliche Anwendung und werden nuch hier
gerne nnseren reinen iniindischen Oelen
vorgezogen. Das reine OUvenOl, hanptsScUich
aus Triolein (7S%) und daneben aus Tripal-
mitin bestehend, wird wie allo leit..>n < >. lc
benQtzt, äusserlich als rt i / m i 1 d >- m a • >.
deckendes Mittel, durch Verhinderung der
WasseruasdQnstung aneh als EmolHcns bei
Entzündun^'fii der Haut Verl)i<-nnunL't'n (be-
sonders mit Kalkwasser zu gleichen Theilen),
bei Ekzemen, EatercntzQndungen, gegen
Zecken (Eiuhülltfn derselben mit einigen
Tropfen), zu Linimenten etc. In den Magen
jrebracht. crliidfu die fetten Oele wenig
Veränderung, im Darme werden sie dagegen
dnreh die Secrete der Putkreasdnise nnd der
Leber emulpirt. vrr-;eift und sanimt dem frei-
gewordenen Giycerin resorbirt, gelangen »o-
mit in das Blot nnd kennen auch von hier
ans wenüsten« «la «eifige EmalsionskOrper
«inhfillende reinnfldemde Wirknngen in ent-
fernten Organen (Lung-Misohl-ninhäuti'. Nieren,
Blase etc.) ansahen, um dann Kohlensäure
und Wasser Terbniint an werden. Bei An-
kunft grösserer Oelmengen reichen genannte
alkalische .\bsonderungen im Daniie niclii
aus, die uuzersetzt gebliebeneii FettUieile
machen daher den Dann schlfipfrig, wodurch
der Libalt Idehler fortgeschafft werden kann,
umsomehr, als auch durch die zum Theil
zur Abspaltung gekommenen Fettsäuren die
Dannwand eine Iciclite Heizung und Ver-
mehmag der Peristaltik erfährt In dieser
Welse verwendet man die fetten Oele auch
gegen Vergiftungen (ausgenommen Lei
Phosphor und Cunlliaridin, du diese Sturfe
noch mehr gelOst würden), sowie als ab-
führendes Lubricans (Pferd 100 0—350 0:
Rind 250 0—500 0: Schafe, Schweine 50 0
bis loO-iJ: Hunde lOi»— 50-i.i); um bc-.-^ten
werden sie von den Wiederkäuern vertragen,
am wenigsten vom Pferde. Endlich können
die FcttstoftV aiuli als Diiiteticum Ver-
werthuiig findcu (s». Leberthraa), da xie nls
Heizmaterial und Spormittol für die Albunii-
nate Dienste leisten. In die Venen gespritzt,
wirken sie Udtlich (FettemboUe der Lnngen-
bliSclK ii mit nachfolgender Erstickung). V/.
Oleun Ovarya, Eier Ol. Aehnüch dem
Eigelb, froher als Emnigens bentttit Ent-
behrliches fftt. ^ t »1
OlMUK Palmae, Palmöl, PalmfetL
Ana den rdfen Frliehten der Oelpalme des
tropischen Afrikas (ElaTs Onineensisf |rc-
wonnen. Es ist eiu muhr butterartiges Fett,
erst gelblich, dann weiss und ist in neuerer
Zeil stark im Handel. Entbehrlich, ranit
auch gerne wegen des reicbiicbeu tiebnltes
an Palmitin. Vi^.
Oleum Palmae Christi oder Olenm Ca-
storis. ä^nonym mit Oleum Ricini, siebe
letzteres.
Oltm PaiMvarit, Kehn dl, s. Stamm»
pflante Papaver somnifervm.
Oleun Pedum Taurl, Orli nkl men-
fett. Nicht mehr gebräuchlich, s. letiteres.
Oltm Pom«, BrdOl, SteinOl, •.Pe-
troleum.
Oleum Petroaelini, ätherisches Peter-
silienoi, a. Stuimpflnnie Petnaeliniim sa-
tivum.
Ol0M Pballandrii, WasserfenehelOl.
Pör sich nicht gebrauchlieh, sondern nur in
Form der Samen ( Früchte Uiä Wasserfenchels)
(s. Oenanthe riudiandrium). ^<i(f'/.
Olwm pbeapharatn«, Phosphoröl, a.
Phosphoros.
Oleum Plols, Theerßl, Eipn-"1 (Oleum
Cedrac, Oleum Pini nibnim). Durch Destillation
des Holztheers gewonnene ölige Flüssigkeit,
wie Theer benützt, aber giftiger durch den
starken Phenolgehalt. Entbehrlich, l^age/.
Oleum Pini, Kii iiöl, wie Oleum Picis.
Oleum Pisciuffl, Fischthrau, Fiscbfett
(Adeps piscarius). Aeusscrliches und inner-
liches Hauaniittt-'l. wie fettes Oel wirkend,
meist ranzi«^. nttioinell ist nur der Lcberthrau
(s. d.). Haiiiit.s;iehlioh Haasmittel. (Ueber dit>
Wirkung der fetten Oele s. auch Oleom
OHrarnra). ftgti.
Oleum provinciafe, Provenceröl. Bestes
Olirenöl, das iruher haupUsächlich aus der
Provence in den Handel kam (Olenm optimuni
OliTamm, s. Oleom OlivarumjL
Oleum pyro-anfmal«, l»«uUe]iM ThiorSl,
stinkendes Thieröl, Hitsehhornöl, siehe
Oleum animale fötidum. ^^^*
OlMm Rapae, Rübol, llapsOl, Oloom
Raparum, Ph. Germ. Durch Auspressen aus
den Sumen der fast in allen Ländern Europas
im (irussen als Oelpflanze eultivirten Cruci-
feren, Rübsen (Brassica lUpa, Rübsenöl)
oder aus dem Baps (Brassiea Kanus, Oleom
Napi, Rapsöl), des-;! eichen ans der K'dil^aat
(Brassica camjtcstri.s) bereitet Fettes, braun-
gelbes, di( ktiüssigcs, nicht trocknendes Oel,
auch unter dem Namen Brennöl bekannt
und wie alle feiten Oele im Gebvaneh (Wir-
kung, 8. Oleum OlivarunO- Da.f Oel ist
schwefelhaltig nnd hat einen etwaii unan-
genehmen Gesebmack; ausserdem zeichnet es
sich dadurch aus, dass es bei 0** erstarrt.
Sein Vorzug besteht hauptsächlich darin,
dass e.s in den liauslialtungen ähnlich wie
das Speiseöl leicht zu haben ist. ^V'A
OleamRielni, Ricinu8öl(Oa8toröl, Oleum
Paltiiac Christi"). In den eirunden, .leheckigen
Sameu des \N'uiiderl(aumea des trujd.sehen
Asiens und Afrikas, Kieinu.s eommunis,
Euphorbiacee, au 10% enthaltenes, fettes,
diekes, leiebt gelbliebee Oel Ton nnldem«
hintennaeh aber etwas kratzendem Geschmack,
das durch seine abführende Wirkung
bekannt ist, manebo IndividneA aber i«»
faden Geschmackes wegen ancli gerne nm
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OLVUH BOSUARINL
— OLBCJtf TERBBINTHIKAE.
ErbKcben reizt. Der UanptbMtandtheil u%
d«r OljcerinMter der Rlcinoltfiare (Rieino*
lein), der aber niclit (ias part^ircnde Princip
<larst«llt. sondern eibt »ach Abüjtalten der
Oela&are im Darme und Bildung von rici-
nolsftaremNatriam kommt die obflüu'ende
Wirkung ss Stande, welche eine so wenig
reizende ist, dass das Oel selbst bei E:it-
zündangen des Magens und Darmes^ also
(ähnlich dem Kalomel) unter allen Um-
ständen in unschädlicher Weise an-
gewendet werden kann, während die
Ricinii^samen (Pulvis Seminnm Ricini) viel
stärker wirkende Eigeoscbafteii haben, ebenso
jenes Biciuusol, welches statt dnrch Aus-
pressen durch Extrartion mit Alkohnl oder
Aether gewonnen wird. Au» diesen Gründen
verabfolgt man nur das Oel der Samen und
in der Hegel nur, wenn die anderen insee-
sammt mehr reitend einwirkenden Abflmr«
mittel nicht angezeigt sind, wie ii:un* ntlich
bei acuten Darmcatarrben, Darmentzündungen
od«r vo es danraf ankommt;, ansgiebige Koth-
entleeningen tn veranlassen, besw. angehOrige
Stoffe zu entfernen, welche durch Reizung
Diarrhöe und Darmcatarrh irzLUfTttii. D;is
Mittel be;jeitigt derlei Durchfälle regelmässig,
wird aber auf die l>:»uer nicht ertragen, man
gibt es dalier niclit frcsj'^n ge\vüliiilii;hp Ver-
stopfuugen, sondern mehr nur, um eine ein-
malige sichere und ansgiebige Entlaernng
hervorzubringen.
Man benOtzt Oleum Ricini meist nur tur
die kleineren Hausthi< re und zi-hi tür die
grosseren Kalomel vor. wenn nicht etwa die
schlSpfHg machende Wirkung des ersteren
ebenfalls gewünscht wird. Wif infMsti^n Hurnl'«
iuiiien wie der Mensch auf 1 — 2 llaüludcl
voll, viele Hunde bedürfen deren aber 3 — 4.
Dosis fOr kleine Hunde 150^300; fKr
grosse 30'0— 60-0: Katzen nndOefltIgel reicht
man das Oel kafTeolüffolweij,: !n,s zur Wirkung
(10 — 30 g). Schweinen müssen (wie beim
Kalomel) verhältnissmässig grosse Gaben
Terschrieben werden, nämlich 50 0 — 100 0, am
besten auf einmal : im Klystier die Hälfte, l'm
diü Tliiere vor ErLvi'i ht'n /.u hcNvahren. reicht
man üui t-iutaebsteu das Uei mit Liquiritia
oder grobem Zuckermehl in Breiform oder
mit Ouriiini zu einer Emulsion verrieben
(üO üel, 25 Gummi, 200—300 Wasser). Ebenso
kann man es auch mit Bouillon oder einem
Kamillenthee Terschdtteln, für empfindliche
Hnnde mit Elaeosacdiamm Menthae piperitae.
Die Gabe fttr Kälber, Schafe und Ziegen ist
50 0— 200 0, Fohlen bis zu 300 0: für Pferde
%— y» Pfnndt Bindern i— 2 Pfund. Bei
Magcncatarrhen wird die Zuflucht zweck-
mässiger zu hydranlischen Einspritzungen
in den Mastdarm genommen. Fo^^/.
Oleum Rosawrlnl, Rosmarinol, s. Oleum
Spicae.
Oleum Rusci, BirkeaOl, Birkentiieer,
a. Oleum Betula-'.
OleunnSabinae aetbereiim, SadebaumOl.
Das ätherische Oel des Sevenkraates, siehe
Stammpflanze Junipems Sabina.
Oleum salia, Saltol. Aeltere Beseichnnng
für rohe SalssAure, s. Actdum hydcoehlorieiim.
Oleum Sarpylll, Quendelel, s. Oleom
Spicae.
Oleum Sesanl, Sesam öl. Das fette Oel
der tropischen Sesambäume (Bignoniaceen
L. XIV.), namentlich Sesaratim Orientale, s.
Sesamkuchen.
Oleum Sinapis aethereum, ätheriscUe»'
Senföl, s. Sinapis nigra.
Oleum Spicae, S pik öl. Gewürzhaft
riechendes, ätherisches Oel, bereitet aus der
Spike oder Lavendula spioa in Svidtrank-
reich, Lavendelöl. Meist zu reizenden Ein-
reibungen ähnUch dem Terpentinöl ange-
wendet oder als Genichscorrigens, wie da?
Oleum Lavandulae. Der Thee der Lavcndcl-
blat))en ist auch in manchen Gegenden wie
der Kamillenthee bei Krampfkoliken des
Pferdes im Gebraneh. Dasselbe gilt auch Ton
einigen anderen Labiaten, z. B. dem Quendel.
Herba äerp)']li, von Thymus Serpyllum uud
dem Oleum Serpylli; dann vom Thymian
(Thymus rnlgaris), dem Meliasenöl von
Melissa officinalis, dem ätherischen RosmarinOl.
Oli uin Rosmarini oder Oleum Roris marini
(von Kosraariuus officinalis) uud anderen
ähnlichen Pflanzen, die jedoch zur Zeit mehr
nur al> Hausmittel im «lebraudio stehen. F/.
Oleum Tanaceti aethereum, ätherischem
RainfarnOl, s. Starompflanse Tanaeetom
vulgare.
Oleum Ttrtart, WeinsteinOL Eine Lösung
vonPottasrlir 1 ; 1 A ju. dr-tillat. (Ph. Austr.) :
Kalium curbouicuui .solutom; Liquor Salis
Tartari. Vornehmlich tva Bereitung von
Saturationen gebraucht. y^g^L
Oleum Tsuri, Ochsenklauenfett, s. d.
Oleum templinum, Lat>ehenül. Aethe-
risches Oel aus den Za|iti ti und Kad«ln der
Latschenkiefer (Krummin IzkielVr). Pinus
Pumilio oder Pinus mughus, Zwergkiefer.
Legföhre der Alpen, durch Destillation be-
reitet uud auch unter dem Namen Oleum
Pini Pumilionis bekannt. Gehört su den
feineren Sorten des Terpentinöls und witd
wie diese« ^>^liraucht f'ffe/.
Oleum Terebinthinae, Terpentinöl.
Aetherisches Fichtenöl. dargestellt durch
Destillation des aas den St&muien Terscbie-
dener Abietineen ausschweissenden Harses,
d. h. des Terpentines, welches einen
Balsam bildet, in dem 15—30% Terpentinöl
und Wasser enthalten sind. Ofücinell stammt
es aus verschiedenen Fichtenarten, insbeson-
dere aus der deutschen Fichte Pinns silreetrls.
der österreichischen L&rohe Pinus Larix, der
französischen Fichte P. Pinaster, sowie der
Fichten Amerikas und Australiens P. aostralis
und Ta"d;i, im Widter'Mi >^i'ino ist somit da->
Terpentinöl das Uleuni l'jni aelhereuuj.
Wird dem Fichtenharze bei dem Ausdcstil-
liren des Terpentinöles durch stärkeres Er-
hitsen alles Wasser und ätherische Oel est-
zogen, bl'^ibt irir mrhr ('in»' brüchi^o bern-
steingelbe iMasse zurück, das Geigenharz uder
Colophonium. im anderen Falle eine zähe
klebrige Masse, das gekochte Terpentin.
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OLBDH TBBftAE. — OIIBANTU.
867
Tor«biathina rocta (s.d.). Dw Terpcn-
tinorc«. 4. < ,„H,J ist nnltalich in Warner
wenig löslidi in viTJüntit.-ni Alk'-h'il. gut in
Acther, Chlorotbrm uud Üen^ol. Frii»cli roagirt
wi nentral, oxjdirt aber an der Laft, indem
es £ti»i^ard, Ameisensftore und Ozon (O,)
bildet, wird dann gelblicher and harziger.
Das wiederholt init Kalkwaäser d-soiy.iirte
j,'ereinigt€ Terpentinöl beisst Oleum Tere-
binthinae rectificatum; du rohe heis»t
auch Spiritus Ter-^ln' ntli inae.
Das Teriientinul ist ausiii^ezeiobnet durch
seine alle Gewebe etark reizenden Eigen-
»cbaften and wird es sa diesem Zwecke ao-
wohl tonerlieh «Is insserlieh thieräntlich
vielfach anirt'Wtnulft. Die Haut reizt es wo-
möglich noch starker als die ächieimh&ute
UA sind namentlich Pferde sehr empfindlich.
mAQ ninss da« Oel daher Terdfinnen. gewöhn-
lich 1 : 10—20 Weingeist, Kampti» rspiritus,
(iil,T unrli blo>s tiiit W.issi.'r >• liiittflii. In
dieser Weise i>t . ein vortniUi' hc> haut-
erregendes uu>i ableitendes Mittel zu Fr<*t-
tirnngen nach Erk&Uungen, bei Lahmheiten
lind Rheumatismen, Festliegen der Rinder,
Muskelschwund etc., nötbigenfalls subcutan
mit Spiritus 1 : ä — 10; oder dient es als
Derirnns bei Brasfentslfaidanfen, Peritonitis,
fthulich wif (Irr Sr?nf oder üenfspiritus. Un-
verdünnt eingerieben, erzeugt es starkes
Brennen der Haut, sowie auf Hvper&inie be-
robende ächwellong nnd selbst EnUiüodang,
auch wird e« schon von der nnTerletiten Hant
ans ri'.S'jibirt, driiii • ^ vi-tiilth sich durch den
Geruch iiti E)^a(iiriuii) ^owuhl als im Harn,
welch letzterer dann eigenthümlich nach
Veilchen riecht. Innerlich verwendet man
Terpentinöl, um eine kräftige Reizang auf
liie MaLjeiiiiaruiwaiiiic au-znulifii, insbesondere
aioo bei Erschlailuiig derselben infolge anhal-
tenden Fütterns reizloser Nahrung, damieder-
liegender l'. ri>t und Ruininatitm, bei
üvspepiäitii nlliT Art. nam-.'ntUch chioiiischen
Verduuung^störnngen der Wiederkäuer, da
«acb »Dtifermentatire Wirkungen sich geltend
machen. Bs steigert zugleich alle Seeretionen,
be>on>^iTH .luch des Harnea. ist sonach auch
oju brauchbares Di u i e ti c uui von sicherer
Wirkung bei Hydropisien aller Art Als harn-
treibend Mittel« sowie nls reisendes
ätomaehicnm gibt man es nnr in mässigcn
Dosen: Pferd, n zu 100—25 0, Rindern 2öMi
bis lüu ü, 6chal. ii. '/Aeg9it {►•0— 25*0. Schweinen
;<-0— 100, IInn>l.n O'S— I'O in Pillen oder
schleimigen Abkochiintjen. Hiiuil« n um h in
(ielatinkapseln. In grosseit Dojcn iat es
(Pferd oOO"lü(i o. Rind 150 0—230 0) zu-
gleich ein zuverlässiges Warmmittel.
Grossere oder länpr fortgeaelite Gaben
wirken toxisch durch MagendarmeBtiQndung.
hauiurrhagische Nephritis. Lfthmnng und
Narkose. Derartige Zustände ziehen iich oft
auch Weidethiere durch Fichtensproasen
n. dgl. zu (Waldkmikheit). Anf du STerren-
«ystem wirkt es in den obigen Gaben eben-
falls reizend ein, man macht aber als Ex-
citans nervinum nur wenig von ihm Ge-
brancb, sondern sieht den mehr sn? erlJksaigen
I Kamplier oder da« Ammoniak, den Aether
I vor. Ter()ent!n9! verleiht auch der Milch nnd
dem Flei-' Iie >. inen Geschmack, es rauss
daher bei Milcii- und Schlachtthieren hierauf
Rücksicht genommen werden. Sehr brauchbar
ist es anch als Krampfmittel, namentlich
nach Erkaltungen und darauffolgenden
Koliki n des Pferile-, .Ausserdem ist Terpen-
tinöl wie alle ätherischen Oele aiutgezeicboet
durch die stark antiseptischen, gihrnngs»
widrigen, Parasiten tödtenaen Eigen-
M-haften: insbesondere soll es die Infections-
keimc selbst noch si- here: \. rnieiiien als
Carbol und Sublimat (Grawitz). Mit Rücksicht
hierauf wird es nuch sum Wnndverband (in
spiritu<)sen Mischungen 1 : 10 — SO oder in
Salben), zu Einreibungen bei i'bkgraone.
Erysipel, zur .^bstossung abgestorbener Ge-
we'bstheile, sar Desinfection der Uftnde und
chirurgischen Instmmente gebraacbt. Znm
Tödt«?n von Hautungesiefer nimmt man
ii-iOV.ige Mischungen mit Oel, bei Räude
als Zusatz für Theer, Carhol, Kreolin^ Tahak
(lOVo). Auch gegen Lungen würmer erweist
sich das ätherische Oet sehr wirksam: am
besten vermischt man es 1 : 10 Oel und ver-
wendet es intratracheal, besw. zu in»
halationen 1—5 : 100 Wasser, in welch
letzterer Form es ntjrh vnrtr- ffli' Ii T^ienste
leistet bei Lungengungraii. cliruiuicheu oder
fötiden Kespirationscatarrhen und kommt
ausserdem bei ächleimdäsacn noch die secre-
tionsbescbrtnkende Action sehr zustatten.
Endlieli auch iiucli -ein.-~ aiitiilitari-chen
Werthi's iu gedenken, indem ua» aitc oxvdirtc
(ozonhaltige) Terpentinöl das bis jetzt beste
Gegengift bei Phosphorintoxication ist
(Bildung vun uugiftiger. pbusphoriger und
unterpheophorigeir Skure). yi'^^I.
Oleum Tsrrae. Früher gebräuchlicher
.\usdruck ftlr das einheimische Erdöl. Pe-
t r 0 1 e u 1 1 :
Oleum Thymi, Th^ mianOl, s. Oleum Spicae.
Oleum Tigtil. ms .-«cbarfe Oel von der
Euphorbiaree Croton Tiglium, Croton«!,
s. Oleum Crotonis.
Oleum vlrglneun, Jungfernol. Die beste
Sorte des Olivenöls, s. Oleum Olivarum
Oleum VItrIoll, Vitriolöi (ph. .\u..tr.).
Durch trockene Destillation von caicinirtem
Eisenvitriol dargestellte rohe englische Schwe-
felsiure. dem 91— 9iy«igen Sehweielsiure-
hvdrut entsprechend (siebe Acidnm sulfuricum
crudoui;. Vfigei.
OHmt», A. (Spanier), hatte die Thierhefl-
künde in Madrid stndirt und wurde ls:lft b i
der Errichtung der Thierarzneiachule m der
Vorstadt lä Luz bei Lissabon als Professor
der Fatbologi«, Cbinupe nnd Klinik ange*
stellt. MUiUur.
Olibanun, Weihrauch. Gelblichweisses,
körniges Öchleimhan mehrerer Bureemceea
des nordöstlichen AfHkas und Anbfens, ins-
besondere der Gattung Boswellia, wird
nur zu Räuclierungen und Räuciterpuivern
verwendet; früher war es auch Expectorans
wie Ammoniakgnmmi oder die Myrrhe. 17.
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968
OLIOAUIB. " OLITENOL.
Oligämie, i^t eiae Alinabme der Ge-
samiutbiatinenge (von ÖMyo^, wenig and
aliLu, Blut), und zerfällt in die wahre Anämie,
OÜgaemia vera, mit gleichmässiger Verminde-
rung lies Gesiuumtblutquiintumb (s. Anämie)
und in die Oligaemia serosa mit Abnahme
d«T festMi Bltttbestandtheil« nnd Zunahme
des Wassers (s. Hjdräroie) und in die Oli-
t^emia sicca mit Abnahme des Wasserge-
haltes und relativer Ztinahnn- der festen
Blutbcstandtheile (beim I>ur«teii). Semmtr.
Oligooholia (von IWfoe, wenig; x^^,
Galle), der ■ 'r.ill- nmangel. Anaci:^»-.
Ollgoklas (aus ;,).'.7o;, wenig, und 5Ü.ajJv,
spftHen). Natn)nt'.'lJs{)ui. Natronspodumen,
ein 2a den Alkali-Thun-Silicaten zählendes
Mineral, welches verwandt mit dem Albit,
^iiien wirhti^'cn (jt'tixMigtheil vieler Gesteine,
besonders des Granit, Gneiss, Syenit, Tra-
chyt, Diabas bildet Der Oligoklas besteht
aas kieselsaurer Thonerde. Kalkerde, Natron,
krystalliüirt im klinurhomboidischen System
(s. Krystalle) in Zwillingen, tafelartig und
in krystaUiniecbeo Massen »oftretend. Bruch
mnaenelig bis nneben; Stricliweiss; Hftrte=6 ;
spec. Giw, — 2'(j8; Jurchsichtiir bis «lurcli-
scheinend, auf den Spaltungstlächen perl-
matterglänzend; von wasserheller, gelblicher,
rothlicher, grünlicher Färbung. Entsprechend
den Gesteinen, deren Gemengtheil der Oligo-
klas bildet, ist er weit verbreitet; in Furiu
Toa KrjrstaUen ündet man ihn bei Buden-
nieis, Arendt], UsiontriU«, in Pennsyl-
Tanien. F^flebhch.
OJIgokythämie (*. ''^'i.-.y.z, wenig; xjToc,
hohler KOrper, and a-IjAoi, Hlut), Verarmunj,'
d«s Blatea an roibeu Blutkürperctaen durch
mugoUialte Bildmif oder rapiden Zerfall
derselben, oJer durch bcständi^'e Blutverluste,
wobei die Zahl der rothen Blutkörperchen
von 5 '/. Millionen auf Millionen in einem
Kubikmillimeter sinken kann. Der Zustand ist
unter dem Namen Bleichsucht, Chlorose, per-
iiiciiise Atuitriie, Filule, besonders b^'i Schafen
häufig meii^t mit Ulutwässerigkeitf Hydr&iuie,
eomplicirt (s. diese Krankhelten). Smmer.
OligoplOlia (von öX:-,";;, wonig; ntov,
fett), der Fettmangel, die Mafrerkeit. Anr.
Oliguresia s. oliguresis s. uliguria
(von oj^Yoc, wenig; ooyov, Harn), die ver-
minderte Hnmabtonderung, der Tennioderte
Humabsatz: die erstere hat ihre Ursache in
einer verminderten Bildung des HarnstofTes
in (ieii Organen, sowie in einer geringeren
AuaacheiduDg dea Hama durch die Mieren,
wShrend ein Terminderter Hamabsatt häufig
nur ilie Ftilge irijend einer T,'nfl'e<,'sarnkeit
der Uarnwege ist (s. „.Anurie"* unter „Harn"
and ^Hamverhaltang"). Anatker,
Olinsäure, C,oH,hO„ die der Oclsäure
entsprechende Säure der trocknenden fetten
Oele.
Oliven. 8. Gehirn (verlängertes .Mark).
lUfvenoMM, Oelbnnm. Olea Europaoa.
Oleacee des sQdlirheu Sluropa, das <!)livenöl
liefernd (s. Oleum Olivurum). Vogel.
Ollvenit, Olivenerz, wegen seiner Farbe
so benannt. £9 gibt ein pbospborsanres and
ein arseniksaures (Mivenerz, das erstere ent-
hilt vorwiegend phnK) horsanres, neben wenig
arsensanrem Kupfer, letzteres vorwiegend
arsensaures Kupfer, jedoch stets aaeh Phos-
phorsäure. Er kryßtaliisirt rhombisch, einsiclii
oder in Drosen, ist von gelbbrauner Farbe,
darcheoheinend, selgt 61ns bis Pettglans.
Kommt auf Kupfererzgängen im Quarz der
Graben von Gornvall, in Schwuz, Ziuuwald,
Nischne, Tagilsk vor. Letbisck,
OUvenlinolien, s. a. OUvenra«kst&nde.
Olivenil . Banmol, ProToneer Oel.
Oleum olivaruni. Das Olivenöl wird aus
dem Fruchtfleische der Oliven, den Früchten
des zur Familie der Oleaceen gehörenden
Oelhaumes (Olea europea) in Italien, Sftd"
frankreich und in Nordafrika gewonnen. Dan
feinste Olivenöl (Aixernl) von blassgelber
Farbe und fast ohne Geruch erhält man durdi
kaltes Pressen der noch ungereiften, mit der
Hand gepflückten Frucht. Eine stärker ge-
färbte Surla (Ol. olivaruui citriuam) von
mehr hervortretendem Geruch und Geschmack
nacb Oliven gewinnt man, indem man die
anf Hufen geschiehteten reifen Oliven erst
nach einigen Tagen anspresst. Diese beide
Sorten dienen als Speiseöle. Das reine Olivenöl
ist ein blussgelbes fettes Oel, von schwachem
eigentbOmlidien milden Geracb und Ge-
schmack, YOB spec. Gew. 0*916— 0'918. Bei
10' C. beginnt es sich durch krystalliniselie
Ausscheidungen zu trüben und erstarrt bei
0^ zu einer »albenartigen Masse. Eine dritte
Sorte Olivenöl, das sog. Baumöl, wird aus
den Oelkuchen der Oliven, die bei der kalten
Pressung das feine Olivenöl geliefert haben,
durch beiaae Preaaung oder dorcb Aoskocbeu
mit Waaser gewonnen. Ancfa hier nnter*
scheidet man das durch Chlorophyllgehalt
erflne (Jalabreserül nnd das bräunliche
Pugliser oder Gallipoliöl. Beide Sorten
Baumöl werden hauptsächlich sn teebnisoben
Zwecken, auch zu Pflastern nnd Salben ver-
wendet. W.'gen des Einfuhrzolles wird das
gemeine BaumOl, damit es nicht durdi Raf-
finerie in feines Speiseöl verwandelt werden
kinne, denaturirt und zu dem Zwecke mit
Terpeutinol versetzt. Sowohl die feineren
Olivenöle als da.'; Baumöl werden sehr h.aufig
gefiiiscbt Die feinen Olivenöle erhalten als
Znsfttse namentlieb BesunOl, BrdnnssAl,
BaumwoUensamenul fCottonöl), auch MohnOU
Der Nachweis dieser Beimengungen, besw.
Sobetitntionen gelingt dnreh bestimmte Fär-
bungen, welche die genannten Oele mit
Säuren geben, theils dnreh die EliXdinnrobe,
theils durch das spccifische Gewkkti ferner
durch Feststellung der Jodzahl.
Bei der Prüfung des OlivenOlt wird
man zunächst zur Entscheidung der Frage,
ob ein Olivenöl rein oder gefälscht sei, mit
der Bestiniinung der Jodiah 1 (.s. Oele)
ausreichen. Die Jodzabl unverfälschten Oelos
liegt bei Sl'S — 84*5. Sininitliche andere
Pflanzcnf^le habf^n weit höhere Jodzahlen; am
nächsten neben dem Olivenöl stehen ()liven-
kernOl mit der Jodzahl 81 '8. Ricinus&l mit
der Jodzabl b4'4. Dieses letstere verr&th
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OLIVENRCCKSTÄNDE. —
ollaruptagerSusch.
369
sich durch die leichtere Lfislichkeit in Alkuhol
und das erhöhte specifische Gewicht. OliTen-
kcrnul tindet sich als natargemä^se Beinien-
goog im BaomOl Tor, loU ab«r in dem Öpeise-
«1« fehlen.
Das spceifische Gewicht der hellen Oele
liegt bd IS* C. svischcn 0-914— 0'917; heiss
gepresste Otirendle babeii em höheres speci-
lis<-lie> Gewicht. Ein h5]iores spfcifiscLes
iiewicht als O'lilS zeigt bei Speiseölen eine
Verfälschung mit Sesiiiuöl, Cottonö! oder
MohnOl un. Das Speiseöl wird am häufigsten
mit Sesam-, Cotton- oder Arachisöl gefälscht.
Man erkennt diese Zusätze durch («»Itrende
Farbenreactionen : 1. Sesam öl. 2iacb Bau-
dotiin Obergiesst man ein kleines StQekehen
(•/, — 1 dp) Zuekor mit Salzsäure von 1-18
spec. Gew. und schüttelt mit dem doppelten
Volumen Oel fQnf Minuten gut durch. Nach
dem Abützen der Sctaicbteo i»t die w&saerige
Schichte roth gefirbt In sweifelhaften Fällen
wird der Versuch mit den ans der Probe
abgeschiedenen Fettsäuren hergestellt. 2. Cot-
ton Ol (BaumwollensamenOl). Für diese» Oel
ist die kaffeebraune Färbnng charakteristisch,
welche man erhält, wenn man die Pr^bo init
dem gleichen Volum Salpetersäure von 1*37
bis 1*40 spec. Gew. kurxe Zeit durchschnttelt.
3. ArachisOl. Die Gegenwart dieses Ooles
in einer Oelprobe kann an «eim in Geliült an
der bei 75° C. schmeUendeii Ara.chinsäure
erkannt werden. 4. Einen Zusati von KQböl
erkennt man in der Weise, dass man die
Prob« in einer Ponellanschale mit einer
Silbermttn7f' bis nahe znin Si.'d^n erhitzt,
wobei sich wegen im vom Ivübol otamnienuen
SchweCslgehaltes die Münze braun färbt. Mit
Speckol versetztes Olivenöl entwickelt beim
Erwärmen Speckgeruch. Die Gegenwart
trocknender Gele verratli si( ]i .lureh die
sehr stark erhöhte Jodzahl (s. Ocl«^ und Oleam
Olivamm). Loe^isck.
OlivenrOckatände. Die fleischigen Stein-
früchte des Oelbanroes C^lea europaeaj,
der in den Mittelmeerlindeni in grossem Um-
fange cnltivirt wird, sind sehr ölreich \m<\
dienen deshalb zur Oelgewinnung. Die müg-
Uchit frischen Olivenfrüchte werden entkernt
«Dd das ölhftltige Fruchtfleisch sonlchst kalt,
dnti Boeh wann ausgepresst. Oder man liest
die FrQrlite in Hiiuieii eine SclbRferhitzun«,'
durchmachen und presst sie dann mit den
Kernen ätark au.-<. Das Fruchtfleisch enthält
nach H. Pas «er in i 7 8—18 3% Oel. Die
unvergohrenen Pressrückstände von unver-
dorbenen Oliven, die sog. Ol i venk u e ti e n.
dienen als FattermitteL Sie enthaltea nach
J. KflhB:
n-eUsse-S, im inittl M-s */• Tmktaiebttu»
S'S . »-6 . . S'O . stiek«toffk«Uig* Stoffs
rt • »-T , , IS'S , BohMt
li'4 , 80'T • • H'S , Hückstofffr. BiliMlalvffa
M't , n-C • , 8B-4 . H«ltfMer
— - ™ • S S . AidM.
Sie gehören znm Unterschiede von an-
deren Odrackitiiiden nicht sn den con-
eentrirten Futterstoff^ imd idnd wegen
ihres hohen Holzfasergehaltes schwer ver»
Koeli. iM^klopsdi« 4. TM«rtonkd. TU. Bd.
d;iiili h. Sie finden meistens im tjekoehten
Zustande als Schweinefntter Vorwendnntr.
Aus den 0 livenkerneii wir^i in !ieu".ster
Zeit ein Fattermehl« speciell fUr Pferde,
hergestdlt. Die Oliven kerne (Steine) ent-
halt«! nach Sehädler:
95'8 % Trockensubstanz
S*J$ „ stickstoffhaltige Steife
5*8 n Hoblett
Ä3*4 , öttckstoifnpete Stoffe
\t .. .Asche.
Sie sind, nach ihrer ZnssJiI^nlen^etz^ng zu
urtheilen jedenfalls auch in Mehlform nicht
leicht verdaulich, sind überdies stickstoff-
arm und nicht fettreich und könnten wohl
nur al-i ein .N- Im nfuttermittel für Pferde und
andere Thiere iu Betracht kommen. BiU.
(Hivlar, O. A.. geboren su Arei bei
Toulon 1750. gestorben 1814 rn Lvon, stu-
dirte Medi« in zu Montpellier miil erhielt schon
in seinem 17 Jahre den Doctorgrad. Neben
seiner Professor Aber Zoologi« in AUbrt be-
schäftigte er sieh häufig mit Natnrgeschiehte
und liM.nders mit Eiilomoloeie Al>!ci!ntr
Oiivil, Ct»(l,,0^. ein Bestundtlieil des
Gummiharzes des Oelbanmes (Olea europea
L.). Man erhält ea, wenn man dem Oommi»
harze die öligen Bestandtheile dnrch Aether
entzielit und den Rückstand in r{ri"'„ipeni
heisscn Alkohol iOst. Aus der heiss tiltrirten
Losung scheidet sich das Olivil beim Erkalten
krystallinisch aus. Das OHvil ist in kaltem
Wasser wenig, iu heio&euj leichter loslich,
auch in Aether wenig, jedoch in koc lienden»
Weingeist leicht löslich, femer in Holzgeist
and kochender Bssigiinre. Es hat den Oha*
rakter einer schwachen Säure, schmilzt bei
118— l«0°C. und liefert beim Erhitzen ein
der Nelkcnsäure ähnlich riechendes Oel. Von
concentrirter Schwefelsäure wird es mit blat-
rother Farbe gelöst. L»eHsfh.
eilvl», s.Chrys. litb
Olla, Ollula, Topf, Töpichen, GelUsie mit
weiter Mündung, gewöhnlich aus Steingut
oder r r/i llan (Fietilia). In den Apotheken
rwx Aulnahme von weichen oder mehr zäb-
tiü^sigen Latwergen, Salben, Lii iinenten die-
nend, wie anch la festen Arzneimitteln
welche vor Laffc, Staab ond Fenehtigkeit be-
wahrt werden sollen. Die Formel iinf den
Ordinationen lautet: Detur in (oder ad) ollam.
oilulam: wenn der Topf in die Apotheke mit-
gebracht wird, ad ollum adlatem. Die Be-
deckung (Tectur) besteht gewöbnlidi in Per-
gameni)ui}der.
Ollamptagerausob, Ton de.s gespran-
t," nen Topfes. Das Schebbern unter dem
Plessimeter bei Cavemenbildung in der Lunge.
.\m häufigsten entsteht dieser eipenthflmliche
Percussionston auf der Brustfläehe, wenn in
der Longe Hoblr&ame durch Nekrose ent-
standen nnd dieselben nieht mit PiQaaigkeiten
oder zertrflmrnerteni Gewebe, sondern zumeist
mit Luft angelüllt sind und diese beim
Anklopfen von ausi>en in tOnende Oscillationen
versetst wird. Zunächst entsteht dabei die
QflhOnwahrnebmnng desmetalUsehen Klingens,
indem die Ezc&vationen gewöhnlich in ver-
14
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370
OLLUL&. — OUBCBOWA.
diehteteiD hepatiiirtem Loagviiparencb^iii ge-
leiten sind und so durch reg«ImftBfliji;e Kt-
tiexioii der Schallwellen an >?ut. n Schall-
leitern der Ton luctallartig (siiDcrähnlich)
verstärkt wird (s. nietiUi«eh«B Klingen). Kann
dabei die in .Schwingungen versetzte Carcrnen-
Inft neben hinaus in offene Bronchieurülirchen
f-ntweichen, so ki>mmt dadurch, weil zugleich
die xur Seite gedr&agte Luft zusammengepreüst
wird, ein speeifiscnes Geräusch zu Swnde,
das am meisten Aehnlichkcit hat mit j-nciTi,
das entsteht, wenn man durch Aukluplca
eines <;e»prungencu irdenen Topfes mittelst
des Fingerknöchels die in demselben ent-
haltene Lnft in tonende Schwin<;ungen vcr-
setzL In filitilicher Weise entsteht il.;r
wöim i'iieumothorax oder eine penetrireinie
Brustwundo vorliegt und die VOn an<isen
beim Percutiren in Schwingung versetstc
Thorailnft Gelegenheit findet, in offene Bron-
cliialä^tv Jer I.uiii:i- üusxQweichen. AImt anrli
unitütt^lbar auf der llant, also direct unter
der Percussionsplatt«, wird »uweilen 011a
rupta deutlich vernommen, wenn die zwisi« Inn
reichlichen Haaren vorhandene Luft uiit. r
dem schlecht, d. h. nur oberflii' iilii Ii ;ing.'
legten Plessinteter (bezw. die Luft in der
Sobcntis bei HantemphTsemen) ebenfalls
untiT Coniprossion hinausgequfl^' !it wird,
Wiun iroläs vuriiaiiJener LungcncHVciaeii »ler
Ton des zersprungenen Topfes docli nicht her-
vortritt, rtthit es daher, dass die betreffenden
Hohlrftnine entweder nicht genügend mit Ein-
at Ii 1)1 Uli iTsluft gefüllt, nicht iiiinas-ivrm Lungen-
gewebe gelegen oder zu klein sind, nicht mit
offenen LuftrOhrenisten eommoniciren und
wenn die Cavernen tu weit von der Kippen-
wand entfernt ^nd. I»as Gleiche ist der Fall,
wenn (wie /..Ii. bei der Brustseuchi' M' s I'i r ici)
der Thorax durch Exsadate seine maximale
Expansion erreicht und dadurch seine Elasti-
fitflt und 'Schwingungsfähigkeit finjjebüsst
hat. Nur eine entsj>rcchende llieg^jataktit und
geringe Resistenz der Brustwand gestattet
d&i» Entstehen tonender oder klingender Ge-
hfirswahmehraungen: aus diesem Grunde be-
k'iTTimt m:iTi au<'it viel soltriicr den Ton der
Ulla rupta bei i'leuriliden mit abpesackten
Exsudaten, wo ebenfalls die physikalischen
Bedingungen seiner Entstehung gi'i;*'ben sein
können, m hOren, dagegen öfters hei ein-
fachen, ihrr ^rangränescirenden Pneumonien,
in J. I. II VuTlttufe m an der Oberfläche der
ht;p;;u.uiijii Lung* lu molttplen nekrotischen
Herden gekommen ist. Ni. Iit-idestuwenigor
tritt im Ganzen das Gciaui<.li nicht, seiir
liiiiiig hervor und mag der Grund wolil
hauptsächlich darin gelegen sein, daas e» auf
der Bmstwand zumeist nur insular, an einer
kleinen umschriebenen Stelle auftritt, leicht
überhört wird uud in der R< i;el auch nicht
lange als sol^es besteht, bezw. |>eriMdisch
verschwindet, wenn s. B. die zuführenden
Luftcnnftle zufilHg rcmtopft werden. Das
iikiisti.sch«' Ptuitiotiifn ist zuer>t in Paris von
Lu « nnec beim Meuschen (Taberculoaej ver-
nommen und ah „Bruit de pot fi-l^*' be-
achri«»ben worden. K«^v/.
( Ollula (Dem. von oüa, der Toptj, das
Tupfchen. Netzmagen der Wiederkäuer. j4Mr.
Olonez-Pferde, «. Wologda-Pfer^i
Olsohowa, in Preussen, Regieruiig»b<;zirk
Oppeln, Kreis Gross-.Strehlitz. liegt am Fusse
einervum .\nnaberge auslaufenden Hügelkette,
7 km südlich von (jro<^?-Strehlitz, Station der
kr>in\'l. preus.si.schen Staatsbalm Iicijtli> ii-ri|.-
peln, mit welcher es wie mit Gogoiin. einer
gleichen Station zwischen Oppeln und Kan-
ilrain, durch Kunststrassen verbunden ist.
Ülschowa ist ein zu der Herrschaft Or<>>s-
Strehlitz des Grafen v. J'schirschky-Kenard
gehöriges Rittergut, auf dem derselbe ein
bedeutendes und wohlbekanntes ToUblutgestat
unterhält.
Den Zwecken des Gestüts dient ein
Flächenraum von 20'42ha. welcher von dem
Gute abgezweigt ist. Der Boden ist im All-
gemeinen ein leichter Lehmhoden. In sttd-
\v-'^tliclh [■ nirhtiiug ist der erwähnte Hohen-
äiig mit Wiiiii bestanden und bietet so den
(iestOtsanlagen von dieser Richtung her
Schutz. Die Weidegelegcnheit für die Pferde
besteht aus neun von Mauern umschlossenen
K'tppeln. I>j>'.-''ibf ti. uiitcrriiinn.l'T ilieils
durch Lattenzäune getrennt, werden tu fünf-
jährigem Wcehset naeb rarorifrer kr&ftiger
Düngung mit Weizen, Klee. Timotheo und
anderen Urüsern bestellt und, naclideia von
ihnen zwei Schnitte genommen und grün
verfüttert sind, die Flächen als Weide be-
nfltzt.
Dif Gestütsbaulichkeiti 11 . nil lie sich
unmittelbar an den Wirthschattshof an*
schliesscn, bestehen aus einem ö6"4f m langen
und 9'4l>n breiten Stalle. In der Längs-
richtung durchläuft denselben ein breiter, in
Lehm festgestampfter Gang, zu dessen beiden
Seiten ausser 12 Kasteuständon für güste
Stuten und die jüngere, drei-, bezw. vier-
jährige Aiffstallung 37 Boxes hergerichtet
sind. An das nördliche Ende dieses Stalles
reihen sich die Wohnungen des Gestüts-
meisters und hieran wieder die Boxes fOr
die Beschaler. Zwei derselben stehen je mit
einem durcli .-in»^ ^fati'-r ririf,'f>fassfen. etwa
7S qi!i grosse« Liiufhol in Verbindung, die
ih II Hengsten in der Sommer/cic uiiunter'
brucben, im Winter aber nur bei günstiger
Witterung als Tummelplätze dienen. An
der Südseite des Stalles liegen fünf Luul-
höfe. Vier derselben stellen je mit einem
Box, welche für die Absatzfoblen bestimmt
^\r\i\. in unmittelbarer Verbindung, so dass
tiu. il hier die Fohlen je nach der (iunst des
Wetters ungehinderten Zutritt zu den Höfen
geniessen. Der fünfte Laufhof, der gröiste,
von etwa 690 qro Flleheninfaalt, wird ftr alle
(jestOtspferdc als Beweguugsplatz b iiltzt.
In der Mitte der oben erwähnten koppeln
i)ofindet »ich noch ein vier Boxes enthaltendes
Gebäude, das mit vier dazugehörigen kleine-
ren, O'.Uhft me.ssenden Koppeln den Vcdlblut-
Jährling 1 ui r.-nützung zugewies^ n wird,
sobald das (iras Weide genug bietet. Isach
der Weidezoit werd'-n iiier unruhige und un-
verträgliche Stuten eingestellt. Ftr die Unter*
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OLSCHOWA.
371
Lriii^'iiii«,' üci fitiinit II Stuten, welche zw^-i ks
liedeckutig nach hier entsendet werden, be-
findet eich auf dem Wirthsehüftshof ein 14
Bosen und 2 K&stcni^tändr eutliultinüri- Stall.
Im Sommer jfchen suuuutlii lu- «jeatfits-
|iferde mit Ausnulnuf <ier Beschixlrr und der
Absp&nfohlcn auf die Weide, neben der
ihnen je nach Erforderniu eine Zulage an
Hafer odt i TKllst'nfrtit litoii, fleii Ahsatztohlon
statt solcher Kuhuiilcii verubieicht wird.
Die ersten Anfänge des GestQts reichen
bü in das Jahr 1825 sorttck. Der wirklich«
geheime Batli Graf Andreas Ronurd, weleher
im Jahre 1874 ^tiirlj, wählte derzeit mehrere
Stuten aas, zum Thetl bolche seiues Mar-
•talles, die sich durch irgend eine Leistung
herrorfretban, und grfiudete damit das Go-
stOt. Die Stuten waren meist unbekannter
Abkunft, ti i>t7.il.in und uiusuiuehr. als man
derzeit keine buiicn Anspräche an die Pferde-
zucht in Schlesien stellte, wurde der Zweck,
ein Ifitliti's und gängiges Ilcit- und WiiLTt n
pferd l'ür den eigenen Gcbiuucii m züchti;ji,
erreicht. Aber schon zwei Jahre später er-
hielt das Qestftt eine andere Uichtung, indem
nnmittelbar aas England and spftter dnrch
Vermittlung des »chlesischen A<-ti(.)i-Voitint?s
bezogene VuUblnttstuten zur Ein&ttUung ge-
langten. Es waren dies nach und nach die
Stuten: Bubadilla r. Bobadil a. d. Lady's
Sliper. Caprice v. Rcreller a. d. J. Caprice,
eine Chateau-Muijraux Stute a, e. .^tute v.
T{'"mpmbrancer. eine Stute v. Cumas a. e.
liluoli.'i Stute, hvL Pucelle v. Pilho da Puta,
Martha v. M.-iHn a. d. Scamcw, Maj' Ply v.
Lord Jersty, Miss Walker v. Catton, Promise
V. Mulatte a. d. Prospective, Kecoveiy v. Cen-
taur a.d. Harriet^ Thomasina v. Brntandori a.d.
Elizabeth nnd eine State ron Waterloo a.e Dick
Andrews-Stute. Zur HedeckuuL' dir-ser Stuten
wurden an eigenen Hengste« bcruitil; King-
Fergup, Malvolio. llasU v. Humphrey Clinker
a. d. Vennilion and Sinbad v. Priam unii neben
diesen die fremden Hengste D'Kgviilc. Elis,
Flanibeau, Malek Adel und Sliert Anchur. Au^
der iSachzucbt dieser Pferde und einiger
Halbblutstnten bestand das GestQt bis zum
Jahre 1848 nnvoriindcrt fuit. Ein aber nur
kleiner Theil der Auüuchl wurde für Kenn-
zwecke, ein anderer zum eigenen Gebrauch
verwendet, während der Ueberschass ver>
kauft wurde. Unter den Bescliilen xeiehnete
sich bcsf»ndii-> T^ti-h hii> und eine S'tute
seiner Nuchkuauiitiuiciialt, die Coiiitjasit v.
Testator a. d. Conius v. Uubh hat nicht nur
im Inlande, sondern aach in Oesterreich -
Ungarn und Bassland den l'nhm iliror Ge-
fcartsstatte VL'rl.r- ilr!
Nach dem Jalire l.SiS wcaiUit: oUrliowa
sich noeb einmal der anfänglichtMi Zucht-
riclltang zu und »teilte zu dios -m Zweck den
halbblfitigen, in England ti kauften Koth-
8chi,iimelheng.>t Shakespeare ein. und später
den vollblutigen lirillant v. ActaeoQ. Aber
bald neigte das GestQt wieder der Zaebt des
rein»'n Vollbluts für Itfnnywcrke zu. Hiezu
wurde bereitt» im Jahre 1H55 der braune
Testator r. Inheritor a. e. Halej-State und
i. r iui .Talir<' iSlT iis Trak' hiicii v. Blooms-
bury a, d, The Witch ot Wiiorley üiU ge-
zogene Wolga angekauft. Dann folgten 181(8
Alcoran v. Theon und Peto \. I' .uitr.n. sowie
1864 Ignoramus v. The Flying Dutciiuiua. lu
den Jahreu 186S bis 18t»4 standen auch die
Vereinshengste Etbelberi v. Faug-a-BalJagli
a. d.Bspoir und The Mountain Deer Tooeb-
stone im Gestüt, das ?cit äom Jahre 1861
unter der Leitung des Gralcn Jühannes Ke-
nard, der aber noch vor dem Vater, Grafen
Andreas, starb, fast aosschliessUcb fQr di«
Bennbahn and daneben nnr ans einigen Halb-
hluf<tute:i dir lAr den ei,<,'eiii;n Gsbnneh «T*
fordtiUcheu lüiere zuchlitc
Unter den späteren H- iigsten ist tiocl.
Grimston v. Ütockwell a. d. La Fille du Uegi-
nient, der im Jahre 18<il mit der Mutter ans
England nach Olschuwa k.uii. und von seinen
Kindern, die ihn in 1871 mit iHMiy^ Thaiern
Gewinn an die Spitie der siegreichen Vftter
in lUutschland hr.icliton. vurnclimlich Adonis
und ÜauernfängcT zu laiuien. Wa* nun die
Stuten aubetriöt, so stutzen sich Olschowas
grosse li^rfolge aul La fille du Regiment,
ig55 in En^and Ton 1fr. Greville gezogen,
V. Orlando a. d. Vivandicre v. Voltaire und
aul ikatbleen, welche 18i7 von Mr. C. H.
UuUowajr in England r. Lanenost a. d.
Croppy V. Priam gezogen war, sowie in
nenexter Zeit auf Vesta. Crochet, Breeze,
Arcadia u. w. Für dir Erlul;,'e hidbst sind
aber ausser den genannten Pferden z. Ii.
Edelweiss. Equator, Fits, Ignoramns, Floring-
toii, Clussographer. Harmattan, I^natia, Ig-
nuiaut, La Stella, StonewaU Jackson u. u.,
und in allemeaester Z«U Ji'reigeist eioge-
treteo.
Der gegenwärtige Gestlltsbestand eothllt
die beiden Beschaler Flibustier v. Bucraneer
a. d. Sweet ik.athi6 and den 1874 im Gestüt
gezogenen Triton t. Grimston a. d. Nixe.
PiibosUer gewann seinem heimatlichen Stall
aasser fünf Ehrenpreisen 19.04(iVa Thaler, er
liat virle voi xiigliche Ii< iiii|iferde geliefert.
Triton dient meist der Haibblutzocht. wie
auch ein bravner Halbblathengst als Probirer
der Vollldutstnfon uii 1 als lii'.-->li:ii'T fiu die
Arbeitsstutca dor Iknachall hcuutzt wird.
Die Deckgebühr für Flibustier beträgt 500.
and fAr Triton lUU Mark. An voUblätigen
Mutterstaten sind 16 StOek voriianden. Es
Mnd dies; tJr.ice v. Lord Clifden, Queensland
V. Y. Melbourne, La Farandole v. Joskin, Cal-
rossie v. Scottish Chief, Alicia v. Ambrose,
Nectar v. Bosicrnscian, Marie v. Laueret,
Zigeunerin v. The Palmer, Pilgerin v. The
Prtliner, Mizpah v. S ivcrnak^. l'aluii~ii\ v.
The Palmer, Eurydice v. Flibustier oder
Grimston, Keligieuse v. Newininster, Maid
Marian v. Lord Clifden, Union v. Savernake
und Isinichc v. Y. Melbourne.
Die Zahl der durclisclinitllich im Gestüt
geborenen VoUbialfohien betragt 11 bi:» ii
tQck. Dieselben werden, da die AasnQtsung
des Gestüts im Verkauf der Jülirlinge beiuht.
als solclie nu-i^t in Breslau verkauft. Im Jahre
1886 wurden 10 Störk, im folgenden SP sätttck
84*
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372
OLYMPISCHE SPIELE. — üMlJUuMElElt
zn 43 500 Mark und in 11 StQfk m
69.900 Mark verkauft. Während 188.S bfi
einem Dwn lisolmittspreis von 4838V3 J^'''!^
der höchste Preis für einen Jihrluig Ii. 000
Msrk betrnjr, 8li«ir dm«1be im ntcheten Jahr
bei finein Dmi-lispliiiif t v.ni , Mark,
aaf tO 100 Mark. Das sind jedenfalls Preise,
die föT ein Gedeihen der znehf genügend
iprechen.
Die unmittelbare Leitung des GestQts
la^: l-it zum Jahre «'in luilli •s Jahr-
hundert hindurch, in den Hü.nden des Ge-
«ntidirectora TTarriere, dem daran/ der jetjtigc
G^e^tflt^'dirigent in der Amtsrfihrnn? fi.li,'ti'
(s, Gross-Strelilitz). Grassmmm.
Olynplsohe Spiele. Die im a liale Olym-
Jia in £Ue abgehaltenen Wettkimpfe sind
ie bedeutendsten anter den Tier grossen
TTampf^pielen der alten Griechen. Sie fanden
alle vier .Tahre and zo Ehren des Zeus statt.
Der zwischen je zwei Pesten liegende Zeitraum
wnrde Olympiade genannt and vom Jahr?
776 ab. in dem Koröbos im Wettlauf siegte
und von w^'lclu'iii .Talirr- iib •'itif' namentliche
Aufzeichnung der Sieger geschah, wird seitens
der alten Griechen nach Olympiaden ge-
rechnf'f .\ber schon vor dieser Zeit wurden
von ihnen derartige Festspiele veranstaltet.
Anfänglich bestanden diese, nur einen Tag
wfthrenden K&mpfe in einem Wetttauf, spftter
aber datierte die Feier fBnf Tage «nd in
dem einfa-hon Wottlanf katii der Doppellanf.
da« Speer- und Diükos- Werfen, der Bing- nnd
Panetkampf, sowie ausser anAsrca ritterlichen
Kanpfsnielen das^ Wagenrennen nnd noch
ftp&ter dai Wettreiien hinzu. Die Arten des
Wagenrennens nnterscliii-den sich j-^ nach der
Länge und Deschaffenheit der Bahn, dann ob
die einfache oder doppelte Strecke, und ob
diesflb" mit dem Kriegs-, Pracht- oder Renn-
wagen zu durchlaufen war. Auch bezüglich der
Gespanne herr>' liti- \ crsi hiedcnheit. Das Vur-
nehmate dieser Art war das Viergespann ausge-
wnebiener Bosse, ihm folgte das Zweigespann.
Auch verwendete man später hi -zu TM'.T<lf
jugtndlii lM'n Alters, Fohlen, die eb<iiso zu
Terschip'U'nen GeHjtannen zusammengestellt
Warden. Da non aber tob der Kraft und der
Gewandtheit der Pferde Tie! fRr den Ausgang
des Sieges alihiuir, sn witni-te man ilcr
Zucht solcher l'terdf ans-'t r grosser Sorgfalt
und Mflhe auch Geld in reielillcber Menge
zu. Daher wurden die Wagesrenaen xaeiat
Sache der Vornehmen.
I>it' Stelle, un welcher in den Pferde-
wettreonen die Geschicklichkeit \fr Kossc-
leaker dargethan wnrde, hieae Hippr lrom
(s. d.). Ans jjanz Griechenland nnd den hel-
lenischen I'tlanzstüdten strönUeu tiie Zuschauer
diesen Festen zu. Der Preis der Kämpfe
bestand fttr die Bieger in Kränsen« die aus
dem Oesweige de« heiligen Oelbanmes ge-
ferti<rt wurd-'n; dann ab--r L''dangten auch
andere <j' irenstMiidf ab zweite u.s. w Preise
zur V'Ttlieilung. Die Sieger genossen die
hCchsten Ehren; sie durften sich ein Stand-
bild in dem heiligen Hain Olympias setzen
lassen, Siegemiler wurden ihnen Termn-
staltet, in der Heimat Höhte ihnen festlicher
Empfang und auch hier wurden ihnen Statuen
errichtet u. s. w.. so dass das Erringen eines
Si^esltrantes bei den oljrmpiscben Spielen
dem Gewinner tnrhAehstcn irdiadisii Glück«
Seligkeit, der betrcfTeiiden Familie» d«r Stadt,
dem Staate %\\x Ehre gereichte. Gn,
Onalgla (von m^^^^ Schulter: «/-toc,
"^chmerz), der Schnltenchmen, die Sebniter'
lahmheit. Anaektr.
Omarthritis (von e>,u'-;, Rrlmlter: aoi'^p'iv.
Gelenk; itis, EotzQndaDg), die Schulter- oder
BoggelenkenttOndnng. Anaditr.
Omasitis (von omasum. der Blättermagen ;
itiü, Entzüiulung), die BUttermagenentzön-
dung.
Omasitis chronica (von jrpövoi;, Zeit),
die sdüeiehende BlittennagenentxQndung oder
chronische Unverdanlichkeit der Rinde r. Anr.
Omasum s. omasn-s (von ('»^o;. roh;
aCs'.v, trocknen), der dritte Magen der Wiedw-
käuer. der Psalter, Lflaer oder Bl&ttennagen
(s. Magen). Atuuktr.
Ombrograph {■;y-t.z-^-t, schreiben). i:<t ein
selbstreeistrirender Kegenmesscr. Abiiitnti-.
OniraMeter (rom gr. '"nßooc, der Regen),
Regenmesser, anoh Cd om et er. Hyeto-
meter genannt, dient zum Mesaeo der Men-
gen der atmosphärischen Niederschläge, vor-
sogs weise des Schnees nnd Begens (Regen -
hShe). Die jetzt gebränebliehsten Regenmesser,
deren es eine grosse Anzahl gibt, bestehen
auf Empfehlung des Wiener Meteorologen-
congresses vom Jahre 1873 ans einem runden
An^angegefäss, ans dem das Regen- oder ge-
schmolzene Scbneewasser mittelst eines
darunter angebrachten Tricliters und einer
Rohre von verbältnissmässig kleinerem Durch-
messer in das Sammelgenlss geleitet wird«
in weleheni da< Wasser tretjer \"erdun8tung
geschützt ist. Um die lit gonhuhe zu finden,
leert man den Inhalt des Sammeljj' fasses des
Ombrometer dnrch einen Hahn in ein Mess-
glas ans, an dessen Seala ohneweiters di«
Regenhöhe abgelesen werden kann. Der
Regenmesser muss nun an einem Orte auf-
gestellt werden, zu welchem der Niederschlag
von allen Seiten freien Zutritt hat; am iweck-
mässigsten ist daher ebener Gartenboden oder
ein geräumiger Ilnf. Der ober'- Wxv.^- des
Auffanggcfasses muss Im Aber dem Boden
hervorragen. Wird der Begenme^ser höher
auf^restelit, ^0 bekommt man la uenip Nieder-
srhla?; daher ist es fehlerhaft, den Regen-
nies-er auf dem Dach eine^! Hauses anzu-
bringen, wie es frfther gebräachlich war, weil
die Regentropfen wfthrend des Herabnllen«
Wasserdampf aufnehmen, sich verdichten und
daher, bis sie den Boden erreichen, immer
mehr wachsen. Bei Erhebung nnter 1 m Hobe
ist dagegen die Gefahr des Versehneiens
vorhanden. Die Oberfläche des Ombro-
meter muss genau horizontal eingestellt sein
und dieser nach der vorhandenen Üertlich-
keit eine solche Lage haben, dass die An>
gaben des Instrumentes als Mass für die
darchschnittlich in der ganzen Umgebung
hemchenden BegenTerhtltnisse dienen Unnea,
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OUENTim — ONCOLOGIA.
878
I)Mb«lb moss die B«genmeDge nach jedem
Regen- oder SchBeefall peineshen werden, und
99 maa* wenigstens einmal tAglicb nacb^e-
■ehea werden, ob Beg«ii im Begenmcflser ist
(S. Begen ) . Ableitner.
Oaentitis (voll uuiuiituiu, das Netz: itis,
BntsUnduug), die NetzentzQndung. Anacktr.
OmiIiIib (Demin. von omentamk d«s
Umd« N«te (*. N«ts). ÄHoektr.
ÖMlBhnt (TOD etiixttv, hmen), der Harn.
AiMckfr,
Onitis (von u>|jio;, Schulter; itid, Kut-
löodang), Scbulterentoaiidoog. Atmtktr,
Onnlum bezeichnet in der Tnrfiiprache
ein Kennen, duä für ulla Pferde, ohne Bttck-
sicht ded Alters, Geschlechts und der Ab-
stamtnung derselben, offen iüt. Grassmami,
Omnium-Handicap, tin für Pferde jeden
Alters, üeschkchts uud Abstammung otlenes
Renneu, für welches durcli die Proposition
kein Gewicht beatiumit iat, in d«in vi^lmebr
nach NeDfrangsseUnas aafOtand derMhem
Leiütungen der einzelnen Pferde das von ihnen
zu tragende Gewicht durch deu Hundicapcr
festgesetzt wird. Gratsmann.
0MOhr»r««, «Uwireaaende S&agetluMre,
im Gegensatz an den rieh aiusehliesuieh von
Fleisch nährenden Fleisclifresscrn, Carnivoreu
(s. carntvorus), und den nur Pdanzenkoat
geniessenden Pflanzenfressern, Uerbivoren
oder rhyiü)»bagen. Das Gebi^d (s. d.) der
(_>mnivoren ist, wio das der Carnivoren und
Herbivoren. ein charakteristisches und steht
swiscben dem der letztgenannten, ebenso der
Verdannngsorgane (s. d.). ßrämmtr.
Omnivorus (von >iinnis. jedes, alles;
Vorare, verschlingen), alleafrcvscud. Anaeier.
Oaodyaia (von u>;i.oc, Schulter: öo'jvt],
Schmen), der Schalterachmera, dio tkhniter-
lahnheit. Arnulf.
Ooioplata = Scnpula. Sehulterblatt.
Ono« (von 6Ü:v, tragen), die Schulter.
Amukcr.
OmotOCia (von ii))id;, ruh. unreif; toxo^,
gebären), die Früh- oder Fehlgeburt. Anr.
Omphalitia (von ö}i-fa/.o;, Nabel: itis.
Entzündoug), die Nabeluntzündung. Anr.
Oapfealteela (von 6}««aXo<, Nabel; «^Xt^.
Bruch), der Nabelbrueh. Anacker.
Omphalooranedidyni (von oji^a'/.oi;. Na-
bel: xoävtov, Sch&del; ZiSufto^, Zwilling),
MabeiswiUinge, bei denen d!ie Nabelachnor
de» eisen Kwillings im HimsebSdel des an-
deren hafi r Anatker.
Onphaloneurom (vuu (>^^a).(>;, Nabel;
vtOoov, Band), der Nabelstrang. Anacker.
' OM#iHÜM (von etfcit^, NahniDg), der
Nabel AitaeAtr.
Onager, lat asinn» unuger = wilder Esel,
lebt in äjrrien, Arabien, Poraien und Indien
und kommt vornehmlich in des Sandwflsten
von Sind und Katsrh vor. Er ist in ei-
teneuriatiäcker Beziehung etwa» höher und
feiner als der zahme Esel, sein Haar ist silbcr-
grao, an den Seiten dea HaUea and den Hüften
aowie an den Seiten des Bnmpfea iaabellen*
farbii? mit weissen Streifen und eben solchen
an der Keule. Er zeichnet sich besonders
darch Schnelligkeit aus. Seine Sinne sind
hoch entwickelt. Er lebt in Budein und ist
m seiuer Lebensweise üehr genügsam. Die
Perser, Araber nnd Kirgisen jagen ihn seine«
Fleisches wepfen und schon die alten Römer
wusjteii diiöielbe hoch zu schätzen. o'n.
Onagrus (von «vo«, Eael; ^tP^«,
der wilde £seL AßUKJier,
OatBia, die Selbstbefriedigung, di«
Sclbstbcflcckung fnach Onan so genannt,
der dieses Laster getrieben haben soll), wird
auch bei männlichen Thieren beobachtet, be*
■ondera bei Hengsten und Stieren, die gut
gefttttert werden nnd weni<^ (Gelegenheit
haben, den Begattunj^'sact / ; v Ilziehen; das
überschusttige £rniUirungt>inatenal wird aof
die Bildung des männlichen Samens ver-
wendet. Die geschleelillich aufgeregten Thiere
suchen sich auf die Weise selbst zu genOgen,
dass sie den Penis zwischen den eng zu-
sunme^estellten Vorderbeinen oder aach
dnreh ffin* and Herbewegung im Pripntism
so lange frottiren, bis Samenerguss erfolgt.
Die letztere Art der Onanie ist häufig bei
Stieren zu beobachten; eigenthflmlich ist es,
daas sie doreh die Gegenwart fremder Per-
sonen im Stalle tnr Onanie angeregt werden.
Treiben die Tliiere die Onani« stark, so
werd«) sie mager und impotent. Das Uebel
ist ihnen schwer absagewobnen; Abbruch an
Nahrung, viel Bewegung, Arbeit und kalte
Waschungen des Penis, auch Strafen, sobald
mau den Unanist bei den Versuchen zur
Onanie ertappt, kOnneu ala Heilmittel vez-
sacht werden, im sehlininisten Falle bleibt
nur die Castration übrig.
Aach onter weiblichen Thieren gibt es
Onanistea: sie soeben di« Seham an iss-
aoren <^fE:cn finden zu reiben, namentlich
sieht man Stuten die erigirt« Clitoris leb-
haft bewegen und hervorpressen, wobei Harn
nnd Schleim ans der Scham hervorspritzt Anr.
Oncbooerca (von Svu;, Nagel; v.iy*.oi;,
Schwanz), der Sifttssehirans, ein fiundwurm,
filaria rcticulata. Anacker.
Oncboceroa reticulata (Dieding), Spiro-
ptera s. Filaria cincinata (Ercolani), Ftutz-
schwanz, ein langer,, spiralig gevnndener
Bundwonn, der in den Fasen de« oberen
Gleichbeinbandes, LI,:, suspeusorium oss.
sesam. super., im Nackenband, Lig. nuchae,
nnd in den Gefäss Wandungen der Extremi-
täten des Pferdes lebt. Das Männchen wird
0'I4— 0'i6mm, das Weibeben 0*38— 0*40mm
breit. Der Kopf vom Rumpfe niclit abcresetzt.
Mund nackt, kreisförmig. Die Geschlechts-
ötfnune nicht weit vom Kopfe. Das Schwani-
ende des M&nnciiL-ns spiralig gewunden, ge-
flügelt. Die Weibchen g. Itviren lebendige
Junge, die Zwisrhonstnfen ausserhalb des
Pfe^ekOrpers dnrchmachcn und, als Embno-
nen mit dem Fntter ond Getrink aoig«*
nommen, vom Darm in die Bänder nnd Oe-
fässhäute einwandern. Sie verursachen keine
besonderen Beschwerden. Semmer,
Oncologla fvon oy/'v,- ncschwul^; ).ov«>;,
Lehcej, die Lehre von den GeschwiÜstcu. Anr,
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374
0KC08. - ONTCHOUTKOSEK.
OnCOS s. oncus (von «ytiv, biegen), die
Geschwillst. Aiiuker.
On^pnetflr, iDStromeot zur Bestimmung
des Alkoholgehaltes im Weine. JCock.
Oneshkyer Pferdeschlag. Im Kreise Onega
«les russischen Gonverneinents Archangelsk
wird von den Bauern, wclrli.« in der ^088-
iiiederung wohnen, ein Pferdeschlag gezüchtet,
der ein ganz cigenthQmliches halbwildes Aub-
t-ehcn zeigt und in d- i K"r].*:rge8talt sich nur
wenig von den kleinen Pferden am Uesen
nntersehridet — Die meist diiiil(elhaarig<'n,
oft gans schwarzen Rosse an der Onega wor-
den kaam I i.'! m hoch, erscheinen in der
Kegel dickkCjifig und knrzhulsig: ihr gedrun-
{ener Leib wird von starken Beineu mit
nnen Fesseln and derben Hofen getragen.
Mahnrii- nnd f-'rliw.-ifli;'.;ir'' siinl sehr ilirk
und lang, auch da.s dicke iJeckhaar wird im
Winter atifrallead lang mid hingt sottig am
Körper nieder.
Man sagt in Rn^sland diesen Pferden
nach, das? sie "'u-scr-t ilau-^rluift und wiilfi-
standsfähig gegen die Unbilden des Wetters
wftren und selbst bei schlechter Haltung noch
immer leistungsfähig blieben. — Im Oneshk)'er
Schlage gibt es ziemlich viele tüchtige
Renner, d.li. ra.sche Traber, welche es vor
dem Schütten in der Schnelligkeit oftmals
mit den Orlowtrabem anfhehmen nnd meistens
viel grössere Ausdauer nls diese 7,f\i''n\. —
Ihre (ialojtpsprfinge eräthemeii nnli •hilfütli,
wohingegen Scliritt- nnd Trabbewt'f,'ungcn
leicht und behende eenannt werden können.
Auf Zucht nnd yerbesserting der dortigen
Pf rdr wird wr iiiir uder gar keine Sorgfalt ver-
wendet; iTtan tu il,i ha Frühjahr die Hengste zu-
sammen mit dt'H Stuten auf ein und dieselbe
Wf ide und überlässt ihnen hier die Auswahl
bei der Paarung selbst. Mancher kleine, schlecht
cewachsenc Hengst dient auf diese Weise als
Besch&lerf and ebenso wird jede beliebige Stute
als Mntterpferd benfltst HiesQ kommt noch,
dass die Fohlen häufig schon im .\lter von
ly, — i Jahren zur vollen Arbeit im Felde
herangezogen w rd' ii: die armen Thierchen
müssen oftmals auf den schlechtesten Uols-
wegen grosse Lasten fortschleppen, nnd es
i>t dither auch wohl erklärlich, dass sie schon
frühzeitig altern und Haid dicnstantaaglich
werden.
An all d<'n Orten di's Kn-ises. wo man
in der neuereu Zeit den Pferden bis zum vierton
Lebensjahr- lii« nüthigc Ruhe gönnte und sie
nur massig oeniltzte. luit sich ein kräftigerer
Schlag ausgebildet der bei der Arbeit meist
sehr ausdaaemd ist and ein hohes Alter
erreicht. Frfy'a<^.
On even terms, engl., würtlich = von
gIeiohenBedinenngen,wird h&ofiger bei Wetten
ffebraocbt und bedentet, dass steh gleiche
Werthe in denselben gi>::<.nüberattlien. Wie
00 even terms wird auch eveu nioncy ge-
hraucht. Grassmann.
Ooobrychls sativa, ewiger Eleo oder
Fnttcresparsptte (spanischer Klee). Nächst
der Luzerne und dem WicM-nkb-e unser vor-
züglichstes Fottcrkrant, daä wie der Kothkleu
roth (rosa) blüht und noch häutiger angebaut
würde, wenn diese Kleeart nicht etwas langsam
heranwachsen and nur einen Schnitt liefern
wSrde. Dagegen bietet die Espaisette wie die
Luzerne den ökonomischen Yortheil. duss sie
durch ihre langen Wurzeln dem Boden gute
Düngung gibt und auch in trockenen Jsüiren,
wa aie meisten Kleearten gewöhnlich einen
genügtnden Ertrag versagen, nicht leicht
fehlschlägt (s. Ef-i>;irsc{te). Vogel.
Onoffit. Pin bei ."^im <>nufr« in Mexiko
vorkommendi's (^ini-fk^ilbiTiTz , welche» In
Farbe und (il.inz dem Fahlerz gleicht, von
der Hartt" t — '1 es ist nach seiner Zusammen-
setzung Selen-cliwefel<iuecksiib'i von der
Formel 4UgS, HgSe. Verbreitet ^af Kohle
eilütst einen staiken Selengerucb. LoeKseh.
Ononin t'aoHg»0,„, <«in in der Wurtel von
Ononis spinosa L. neben xwei anderen Stoffen,
dem Ononid C,„H,,Ok und dem Ünocerin
C'itHMÖ. Torkonmendes (>l\co»id, welches
durch Ftllung des wässerigen Extntctes der
Wiir/.d und Fnfldriun- d.'s Filtrafes mit SH,
erhalten wird, wttbei das ausialienue Schwcf« 1-
blei alles Ononin entreisst. Dieses wird dem
getrockneten Niederschlage durch kochenden
.ilkohrtl fntzogrf'n. Aus der mittelst Thierkolile
entfärbten ;ilkoholischen Lösung kiy^'alli-irt
das Ononin in sehr kleinen vierseitigen Tafeln
oder Prismen, die sich wenig in heissom
Wassev, kaum irt Aether und nur lanixsam in
kochendem Alkohol lösen. Durcit behandeln
mit verdünnter Schwefelsäure zerfallt es in
Gljcose undFormonetin, einem krystallini-
Rchen KOrper der ZosammeBietacnng t',«H,oOo
von bisher noch nnbekannter chemischer Con-
stitution. Loelrisch.
Ononis spinosa, dornige Hauhechel
(8. d ). Auf C'ultnrböden ein lästiges Unkraut
(Fapilonacee L. XVII. 3). Ihre Wnrrel enth&It
ein eii.'''Mtliarnli< li-'i tii'ikif^id. On'»niii, mit
Amylum und Gerbsäure: die Hauhcchelwurzel
Radix Ononidis findet daher auch
thierärztliche .\nwendunff. indem ihr nicht
blos diuretische Wirkungen zukommen, son-
dern auch in leichtem Grade nervenanregende,
durch welch letztere sie an die Seite der
Amiea, der Troperatoria oder der Liebstokel-
\vnr7<l f^.stel!* wiid. Ihr «Jibraneli SA im
Ganzen ein seltener, das Mittel entbehrlich.
Früher wurde dns Kraut der Haabecliel auch
als Adstringens benützt. V^gti.
OntogenesiS, Ontogenic, die Entwick-
lungsgeschichte der Kinzclw('s<'n ')!■ r Indivi-
duen im Gegensatz zur Stammesgescliichte
oder Phylogenie (s. Entwick 1 ungsge-
s c h i ■ ' i ■ " ' Kithbaum.
Ontulogla (\on rlvT«. Dinge: ).(>Yo;, Lehre),
die Wesenlehre, dii l.hr. \on der Entstehung
und Fortdauer der Dioge. A$tatkcr.
OiyoliaifXf (von Svi^, Nagel, Huf: a6$>],
Zuwachs), der Knollhuf. Anacker.
Onychia s. onyeliitis (von ovj|. Huf;
I itis. Kntzündung die Hufentzünduug. Anr.
OnvehomykosM (von ovo;, Nagel, Huf;
ut>xoc> sehleim, Pili) sind diejenigen Krank-
iieiten !■ ; Niii.'el der .Menschen und der
Hufe, Klauen und Krallen der Thiere, bei
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ONYX. —
OPERATION
875
welcbeu da^ Horn durch Pilze zerstört wird,
weleli« in den RarnrOhrchen «nchern. Daa
Horn wird iirnli'' mi ! brüchig Pihe hat man
auch in KlauctiL:>a<iiwur«.'n der br>5ai tiir<^n
Klauenseuche gefunden: Zürn (die Schina-
roUer auf und im Körper de» Säagetbieres)
constatirt« tihllose Mikrokokken in der ttin-
ki?nilen ^ratfri.\ im fanlf>n Stiahlo der Pferde,
Megniii I'ihhildunsrHn bei ätraiilkreb» der
Pferilf : J.-n l'ilz nennt er Keraphyton (von
xip«;. Horn: ijtov. Pflanze), er gehört nach
ihm zu den Oidien, hat röhrenartige Hyphen
mit Sfiuren, die im t'idten Horn sclmell ver-
schwinden, im lebenden zwischen den wu-
ebernden Papillen gefandra werden (s. Strahl-
krebs und ArthrococciM on7chn]>]1\!^^ llrz).
/■Uitictfr.
Onyx (Von kruinin), »lerNagii an
den Extremitäten, die Hornwand, der Huf,
die Klane, die KraOe. Amuktr.
Onyx (Mineral), s. Achat.
Onyxit (von ovjj, Huf), das Einwiirts-
wacbrien der Nägel. Anacker.
Oteyttl« (von omIv, £i: a^s:;. Schwan-
gerschaft), die Eierstnekatviebtigkeit. Am:
Oogonium (v n . .'Jv. Ei; 7o'vo{. Same),
die weibliclie Zelle der Pilze. Anacktr.
Oollth, Rogenstein. ein au^: kohlensaurem
Kalk bestehendes Gestein, welches kleine,
regelmässige Kügelchen von Hirsekorn- bis
Erb>en grosse bildet uuJ daher versteinertem
Fi»<chrogen sehr ähnlich ist Doch sind die
Kdmer eoneentriseh sebalig and daher ähn-
lich den ebenfall- au> kohlen^aun in Kalk be-
stehenden sOff. Erbsensteinen, unorgauisi hc.\b-
lagerungen. Die mäcbtitr^^ten I^ager kommen im
Jara vor, z.B. am Wartenberge südöstlich
von Basel, diese liefern weisen ihres kleinen
Korn> >rute Bau-tcinc. Ein O ditb von !rr''berem
Korn findet sich im bunten Sandstein am
Fasse des Harzgebirpes. Loedisch.
Oophoritis (von wbv, El: v^'.züyrt, der
Eierträger, der Eierstock), dio Eierstorksent-
allBdoni:. Amuhtr.
Ooait, eine Art l>i-liroit (s.d.), m» be-
nannt wegen seines \orkomniens im Thon-
porphyr v ' ii »^rnid-an südlich Baden-Baden
an der Uos. Er tritt in Form von »erpentin-
artigen derben nnd krjstallisirten Stacken
auf. Lotbitch.
Opaeat (von ^m^, dat Liebt« oder Ranch-
loch). ;;Ianzlos. trüb, matt. schafTiL'. .Inr.
Opal (vom irriech. vL. Auge), ein aus
Kieseisünrcaiiliydrid (s. n, Kieselsäure) beste-
hendes Mineral von voUkoromea masche-
ligem Bmeb. er ist etwas weicher nnd leichter
wie i,;iiar/ (-pee. (jew. 21), amMr|di tiiit
einem \Va^^'■r^'ehalt von i — 12"/,,. löslich
in Kulilaujfe. Der Opal findet sieb besonders
in vulkanischen fiesteinen. man fusst ihn
nach seiner Entst-liung als eintretrocknete
Kie-,rl<,'a!Iert'' auf. 'ii'' /ufalli:; ni>-lir oder
weniger Wasser zurückhielt. Der edle Upal
ist von milchblaaer Farbe, die trOb dtnrcb-
seh' irn nde Ma-se zeigt im auffallenden Lii^hte
h'-ile Kegepbogenfarben. worunter sich be-
sonders grün, roth und blau auszeichnen.
Manche Stocke trüben sieb allmälig and
I werden zuletzt undurchsichtig (gemeiner Opal).
Der Werth hängt von der Schönheit des
Farben-i'it'ls ab. Der Opal der Wiener kaiser-
I lieben Sclialzkammer von der Grösse einer
1 Mannsfau-t wird auf zwei Millionen (lulden
j geschätzt. Die schönsten Opale findet man
I bei Cxerwenitia iwiscben Kaschan nnd Eperies,
I wo sie in Nestern auf eln-^m L'ram n Tirb liyt-
!Tuff uiifsit/en; ausserdem kommt der Opal
in Gnutemala. Mexiko« Qaeensland, Huberts-
bürg in -Sachsen vor. Der gemeine Opal, in
j grauer, grflner, rotlier nnd brauner Farbe,
! wnchsglänzend, findet sieh in I'ngarn. Mähren,
; Schlesien, der hyacinthrothe, >tark glänzende
j Feueronal in Mexiko, der deibe. durch-
! scheinenue bis balbdurchsicliti'_'e Halbopal
koiiiiut auf Klüften in Serpentin zu Kosemütz
in Schlesien vor. Der Opal findet Anwendung
je nach seiner Feinheit als Scbmnckstein, za
Petschaften, xn Dosen. L»tU*tk.
Operatio {von operari. arbeiten), ilie
Arbeit, kunstgerechte Verrichtung am thieri-
sclien Korper. Amacker.
Opsratioi, von operari, arbeiten. Als
tbieräntliehe Operation wird jedes kamt-
gerechte mf .liiirn'srhe Eingreifen in den
thierischen Or;L,Miiismus angesehen. Je nach-
dem eine solche den Gebrauch von Instru-
menten und Verbaudmitteln erheischt oder
nicht, unterscheidet man Instromental-, Yer-
bami iinii Mannaloperationen. Auch können
'lieselben in blutige (Ader lass) und unblutige
(Kepusition einer Hernie), in Seil- (Bxstir>
[lation einer Geschwulst) und Liixii'iopera-
tionen (Meissein der Ohren), in dringende
(Pansenstich) und verschiebbare (Castration
zu Ökonomischen Zwecken), in einfache (Ab-
scessOffiiong) and sasammengesetste (Stein-
schnitt \>i'\ rn.'innlicben Thioren). in l'adical»
(Amputation) und Palliativojierationen (Tho«
racentese), in regelniilssige ( IVnotomie) and
nnregelmässige Operationen (Extirpation einer
Neubildung) eingetbeilt werden; es haben
jedoch derartige Cla^siticationen für die Praxis
nur geringen Werth und ist die EintheUnug
der Operationen nach den Organen, KOrper-
regionen oder den Geweben, die sie betrenlBn,
vorzuziehen.
Die thierarztlichen Operationen werden
hauptsächlich zum Zwecke der Erreichung
von Ökonomischen Vortheilen ausgefQhrt nna
muss der Thierarzt diesen wichtigsten Punkt
vor der Vornahme einer jeden ( >peration in
• rster Linie erwügen, nnd allfallige Kosten
der Nacbbebandlong in Berficksicbtignng
ziehen. Als Operateur soll der Thierant Tor
allem mit au<!.'' *!e!iiiteii K'-iintnissen in Be-
zug auf topograpliische Anatomie und Opera-
tionsniethoden versehen sowie mit der gehöri-
gen Handfertigkeit ausgerüstet sein. Besonnen-
heit, Entschlossenheit und Kaltblütigkeit sind
feni'-re notliwendige Filsen schaffen, die erst
durch die Uebung und Erfahrung erlangt
werden.
Die Operationen erheischen cewisse Vor-
bereituniren. die sich auf das Thier selbst
oder au: die zu verwendenden Instrumente,
Verband- und Zwangsmittel bezieben. Eben-
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376
DPfiBATIOVEN.
falls ist di« Wahl der Zeit, des Operations-
!'ii :il(-s, JtT zur Ausfiihruiii,' kuinnicnili'H Opera-
tiousmeüiadti im Voraus 2U tteä'an. üanx be-
sonders ist auf grGsstmOgliche Reinlichkeit
unter Anwendung; der au5<(edelint«8ten Anti-
sepsis zu :i(.hti?ii. da das Gf liutjeu der Opera-
tion wesentlicii. wenn nicht ausschliesslich,
davon abb&ngL Du bei der Aasführung der
Opention Ton don Alten sebon aufgestellte
Axiom: „Cito, tuto t-t jucunde'- (schnell,
sicher und clogautj legte der raschen Aus-
führung einen enormen Werth mit vollem
£echte, hauptsilchlioh infolge der durcli die
Erfahrung gewonnenen Resnltate, bei. Wer
schnell opcrirto, setzit' die Wunden den In-
foctionsagentien weniger lang aus, das war
wobl der Grund des besseren Geliiig«iia und
war deshalb die von den Operateuren an den
Tag gelegte Handfertigkoit in einer Zeit, bei
welcher man nnch keine Keniitniss der anti-
septischen Behandlung haben iLoant«, so sehr
in den V«rd«rgrund gestellt.
FTeutzutage ist die Antisepsis sur Haupt-
autgabe geworden und hat die früher bei
Operateuren so geschätzte Raschheit etwas
Tonihror Wichtigkeit verloren. (In Jahre 1867
■ah ich beispielsweise Professor Rey in Lyon
die Castrati.in von H.'n|?8ten nach der .Me-
thode testicules couvert*" vorn ersten
Haotächnitte bis zur fertigen Anlep^iuig der
tWeiten Kluppe einmal innerhalb 2i ^iecunden,
gewohnlich alier innerhalb 3U Üecunden aus-
fuhren!) Bndez.
Ofteratlonen, chemisohe, uenat man
alle Vorrichtungen, darob weldie cbeniiseh«
Processe herbei^efahrt und die dabei ge-
wonnenen i'füducte abgesondert, isoUrt wer-
den. Die chemischen Operationen sind den
mannigfachen Methoden der chemischen Bin-
dang imd Scheidung entsprechend Tcrsehieden.
Die wichtigsten bei qualitativen und quanti-
tativen Unterttachuugeu in Anwendung kom-
menden Operationen sind:
Die Auflösung. Man versteht hier-
vnter die Vereinigung irgeud eines Körpers
mit einer Flüssigkeit zu einem gleichmässi-
gen Liquidum. Die Flfissigkeit, wodurch die
Lösung bewirkt wird, beisat Lösungsmittel.
Geht dieses mit dem gelösten Körper eine
chemische Verbindung ein, z. B. wenn eine
feste Säure durch ein flüssiges Alkali in Lö-
sung aberfikhrt wird, dann ist die Auflösung
eine eh emi sehe, bildet jedoch der aufge-
löste Kr.r[ier mit dem Lösungsmittel keine
bestimuit« Verbindung — z. B. Kochsalz mit
Wasser — so nennt man die Losung eine
einfache. Die Apotheker bereiten Lösungen
bftnäg inder Weise, das-s sie den zu lasenden
Körper in i-mer mit .\usiriis,> ver.ielieuen
PurtellanschBle mit dem allm&lig zuzusetzen-
den Lösungsmittel mit Hilfe eines PtstiUs
abreiben; die Chemiker brintren hingegen
fewöhnltcli die zu lösende bubataia mit der
'Ifl^sigkeit in Bechergläser, Kuchflaschen
xusammeu und besclileunigen den Vorgang
der AnflSsung in passenden F&llen durch
Erwärmen (s. Lösung).
Giuen Gegensatz zur Auflösung stellea |
die zwei folgenden Operationen, die Kry-
ätailisation und die Pracipitation dar,
ini»oierne «iiirr-b dieselben zumeist die in
Lösung beiindliclie Snbstani in fester Form
abgeiebieden wird.
Als Krystallisat iun bezeiehnet luau
jede Operation, wodurch ein KOrper in jene
regelmässige matbematisdi bestimmbare Form
übergeführt irird, die man als Krystall be-
aeiclinct. Die Krvstalle werden umso regel-
mäsiiigei:, je langsamer deren Entwicklung
vor sich geht, daher verbindet der Chemi-
ker mit der Krystallisation angleicb den Ne-
benbegrilf der langsamen Abscheidong. Nur
selten korarnen Fülle vor, in denen schon
das Weichwerdeu eines starr«u Körpers hin-
reicht, die KrystallbiMnng eines chemischen
Individunms anzuregen; so beruht z. B. das
Triibwcrdca des Gerstenzuekers auf einer
durch Zutritt von Feuchtigkeit bedingten An-
ordnung der kleinsten Theilchen in Form von
Krystafien. Man erbftlt Krystalle entweder
durch Abkflhlung eines in höherer Tem-
peratur gelüsten Korpers, so t. B. erstar-
ren geschmolzene Metalle krystallinisch«
oder durch das Verdunsten des LAanngs«
mittels, wie bei einer wSsserigen Kochsan-
lösung. Die Bildung der Krvstalle hetzt den
Chemiker in die Lage, den kryataliisirendeu
Köri)er in fester und in mftgUchst rdner
Form ans seiner Lösung, oder aus einem
Gemenge mit anderen unter anderen Ver-
hältnissen und in anderen Formen krystalU»
sirenden oder auch amorphen Körpern abzu-
eebeiden. Die KrystalUaation wird entweder
in Glasschalen oder bei sehr geringen Men-
gen in Uhrglxscru vorgenommen, welche man
entweder an der Luft vor Staub geschützt,
oder besser Uber Schwefelainre gestellt unter
einer Glasglocke stehen l&sst.
Die Pracipitation oder Fällung un-
terscheidet sich von der KrystallioaUun da-
durch, dass bei dieser der Uebergang des
gelösten Körpers in die feste Form nicht
allmülig, sondern plötzlich mehr oder minder
rasch erfolgt, gleicbgiltig, ob sich der Kör-
per iurystallinisch oder amorph abscheidet.
Fillnngen werden Teranlasst: 1. durch die
VerSndernng des Lasungsmittels — es schei-
den sich Usrz«2 aus der alkoholischen Lö-
sung ab, wenn man dieselben durch Wasser ver-
dünnt; S. indem man den gelösten Körper
in eine neue unlösliche Terbindong Ober-
führt — .so wird aus einer Lösung von Chlur-
nalriuiu das Chlor durch salpctersaures Silber
in der Form des in Salpetersäure onlOalieben
ChlursiliMrs ausgefällt; 3. indem man den
metallischen Bestandtheil eines in LOsung
befindlichen .Salzes durch ein anderes MetaU
abscheidet — aus einer Lösung von Kupfer-
Chlorid wird durch Zink metaluachcs Kupfer
abgeschieden. Der feste Körper, welcher sich
bei der Fällung abscheidet, wird als Nieder-
schlag odi r l'räcipitat bezeichnet, die Sub-
stanz, welche die Abscheidung bewirkt, als
Fällungsmittel. Durch die Fällung werden
el»enso wie durch die Krystallisation die
Korper in lester Form abgeschieden, wobei
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OPER&TIONSLEHRE. — OPBBATIONSIIETHODEK.
877
üie zugleich von aiiiler«>ii V«rbindaDgen ge-
trennt werden, sie dient h&nflg in derqnali-
tativen Analyse zor Erkennung von K'^rjiern,
welche sicii als Niederüchl&ge flurrh ilin-
Farbe, durch das Verhalten geyfenüher Lö-
simg«initt«lQ ?on anderen Körpern unterschei-
den lasien.
Zur nipchanischfn Trennung einer Flüssig-
keit voQ einem darin ungelöst betiudlichen
Körper wendet man bei der chemiscfaeu Analyse
die Filtratioa und die Decnntatioa «a
(>. Q. Filtriren and Deeuitiren). Wird bei
den letztgenannten Operatiuneii das Gewin-
nen der festen Körper bezweckt, sd inuss der
Niederschlag durch Waaehea von der anhän-
genden Flössigkeit, bezw. von den in dieser
Slflssigkeit enthaltenen, dem Niederschlag
ßdhiirirenden W'ibindungen beireit werden.
Diese Operation bezeichnet man ala da« Aus-
wniehen oder AaaeQssen. Die «n Filter
befindliilien Niederschläge werden zumeist
mit Alkuhol oder Wasser, welches aus der
Spritzflasche auf den Niederschlag in Form
eines Stralilei gebracht wird, auageeäMt;
befm Deeantiren wird xn glefdiem Zwecke
nach dem Abgiossen der Flüssigkeit der Nic-
derectilag mit der zum Auswaschen dienen-
den FHlttIgkeit aufgerührt, dann wieder ab-
sitzen gelassen, hierauf neuerdings abge-
gossen und die frühere Operation so lange
wiederholt, bis in der ;ibgegos>encn Flttssig-
Iteit die zu entfernende Verbindung chemisch
nicht mehr nachweisbar ist.
Chemische Operationen, mittelst welcher
flüchtige Substanzen vuii minder oder nicht
flüchtigen getrennt werden, sind: das Ab-
dampfen («.d.>, die Beatillation (».d.),
das Gltthen and die Snblimatioa. Dnreb
das Glühen wird zumeist die Trennung eines
feuerbestSndigon Körpers von einem in der
Glühhitze tiuelitisren bezweckt, es wird dem-
nach die rückbicibende Snbatans berücksich-
tigt. Beim Glühen des Icohtensanren Kalkes
Ist der sich verflüchtigende Körper ein Gas
— die Kohlensäure; im Kückätand bleibt der
gebrannte Kalk — Caleiamoxyd. Zuweilen
glflht man die Substan7t?n anrh, nm üiren Zu-
fctand zu verändern, uliiie dass sirh dabei
ptwa.s verriüehti>,'t, so wiril das dureh F&llung
erhaltene Chromoz^d durch das Glühen in
eine nnlfisliehe Modifleation flbergefUirtw Auch
dient das Vorhalten der Körper in der Glühhitze
iiäofig dazu, um über ihre Zusammensetzung
AofmtlttSS zu erhalten. Das Glühen wird im
Grossen in hessischen oder Graphtttiegeln
Vorgenommen, fÖr kleine analytische Ver-
suche bedient man sich Tiegcb lien uus I'or-
tellan, Platin, Silber. Ei<en oder auch an
wem Ende zngeschmol/ener BOhreh aus
sdiwcr schmehbarcm Kaii<j;1us.
Durch die Sublimation werden feste
Köryier durch Erhitzen in Dämpfe überführt,
Weiche sich beim Abkühlen wieder zu festen
Ktfrpera Terdiehten. sie dient meist tnr Tren-
nung verschieden flOi^htitjer Substaiuen von
einander. Auch in der Analyse werden ver-
schiedene Körper an ihrer Fähigkeit zu subli-
mirea erkannt, wie s. B. Acaen, Naphthalin a.a.
Zur Vereinigung und zur Zersetzung ron
Körpern, bei denen diese chemischen Proeeaae
erst bei höherer Temperatur vor «irh gehen.,
dient das Schmelzen, vvudurch festo Körper
in die fias>ige Form übergeführt werden, in
der die chemischen Affinit&ten auf einander
^nirirken. Zerlugt man in Wasser, Sinren oder
Alkalien unlösliche Körper durch Znsammen-
Bchmelzen mit anderen Substanzen iu der
Weise, dass die nun entstehenden neuen Ver-
bindungen nadiber durch Wasser oder durch
Sftnren ia Anflasung gebracht werden k5nnen.
.■^0 heisst die n|jci atii in .\ n f s c h 1 i e s s e n. Sie
findet zumeist Anwendung in der Analyse
v»n .Mineralien, namentlich vieler Silicate. Als
aufschliessendes I.'eagens. mit welchem das
feingepulverte Mineral im Tlatintieffel ge-
schmolzen wird, dienen kohlensaure Alkalien,
zum Ao&chliessen der Tboneidererbindungea
zumeist saures, schwefelsaures Natron oder
Kali.
Eö würde zu weit führe», an dieser Stelle
sftmmtlichc chemischen Operationen, zu denen
aosser den angefahrten auch noch die Ver-
pnffnng. die Anwendung des LQthrohres
und die Spectralanalyse zählen, zu schil-
dern, umäuiuehr ab die letzteren Operationen
nur in den chemischen Laboratorien mit Er-
folg durchgeführt werden können. Lotbiteh.
Operationalehre. Die Operationslehre ist
ein an vielen Tliierai zneischulen von der
Chirur;:rie mit liccht abgetrenntes Fach. £s
beschäftigt sich dasselbe eingehend mit der
Verfrleichung der Opcrationsmethoden, mit
der .\ufstellung allgemeiner Grundsätze, mit
der liistorik und der eingehenden Technik
der einzelnen Operationen, wie dies in einer
Voriesnag Über Chirurgie ohne Beelutrilditi-
gang des Zusammenhanges unmöglich ge-
ächehen könnte. Die Ooerationslehre ist der
theoretische Tbell uad die Qmadlage zu den
Operationsabnngen am Gadarer. Da die
letzteren meistens an gesunden KOrpertheilen
vorgenommen werden, sind die diesbezüglichen
Operationen mehr aU schematische und h^'po-
thetische zu betrachten und sind vielfach von
denen, die in der Praxis vorkommen,
verschieden ( wie z. Ii. die Üperatiüuen auf
den leeren I.uftaack). Solche Operationen
werden gemeinhin als Sohnloperationen be-
seicbnet und bieten, trotzdem dass sie in
Praxis nicht in dieser Weise ausgeführt werden,
den grossen Vortheil der Einprägung genauer
topographisch-anatomischer Kenntnisse über
Körperregionen, die complicirter Natur sind
und ohnedies und eben deswegen von den
Stndircnden, die dann keine Präparirübungen
mehr besuchen, nicltt ia geeigneter Weise er-
worben werden könnten. Birdct.
Operationsmethoden. Bei den meisten
Operationen lasst sich deren Zweck auf
mehrerlei Wei.se erreichen, j-^ie wesentlicii ver-
schiedene Art der Mittel zur Zwecker reichuug
erfaftlt hiebet den Kamen Opermtlonsmethode.
Z. B. kann die Orariotomie bei Kflhen sowohl
durch den Fiankenüchnitt &U durch den
Scheidenschnitt ausgeführt werden. Hier ist
der Unterschied ein wesentlicher, daher man
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378
OPERATIONSSAAL.
von einer Castrationsmetho*!* duith die Flanke
uml von einer Castrationsmethude durch die
Scheide spricht: auch kann man den Namen
des Erfinders daüu nehmen und der Kürze
halber einfach von einer Methode Levrat und
einer Methode Charlier sprechen. Innerhalb
einer Operation äuiethode können nun Ab-
weichuneen vorkommen, die man je nach
ihrer Wichtigkeit mit dem Namen Verfahren i
l
\
1
sfa/i r
i
1 1 1
Fig. ]3€5, Umndri«* d«* Operatiootüaiilvii Fig. 1364.
(procede) oder Variante bezeichnet. So hat
Colin bei Anwendung der Ciistrationsuiethode
von Charlier andere Instrumente verwendet
und deshalb nennt man diese Modification
Verfahren (proc^de) Colin. Nun benülzen
mehrere Operateure dieselben Instrumente
zum .'<oIieidenschnitte, entfernen aber die
Ovarien mittelst eines Ecraseurs, durch Ab-
drehen, durch Abbinden etc.. die einen nehmen
Seide dazu, die anderen Catgut, solche weniger
in den Vordergrund tretende Abänderungen
im Verfahren nennt man Varianten und ge-
staltet «ich die Sache bei der Castration
weiblicher Kühe durch die Operation des
Scheidenschnittes unter Anwendung der
Colin 'sehen Instramente und Abtrennung der
Ovarien nach .\b'|Uetschen des Eierstockbandes
wie folgt:
Operation : Castration.
Methode: durch Scheidenschnitt, Me-
tbode von Charlier.
Verfahren : Verfah-
ren Von Colin mit anderen
Instrumenten.
Variante: Entfer-
nung der Ovarien mittelst
.\bquetschen, Variante
Weber. (S. Castration.)
Ittrda,
Operationssaal. Ein
Operationssaal ist ein
ceschlossencr Kaum zur
Vornahme von Operatio-
nen. Derselbe muss nach
den beutigen Kenntnissen
über die Infectionserregcr
neben den sonstigen lie-
din>jniigen leicht und
gründlich gereinigt und
desinticirt werden kön-
nen. Zu diesem Zwecke
sind die Wandungen, so-
wie Decke und Boden
dieses Raumes aus Mate-
rial mit glatter Ober-
liäche zu construiren: die
Decke z. B. aus Eisen
und Glas, die Wände mit
Oelfarbe angestrichen, der
Boden aus Cemcnt. so
eingerichtet, dass alles
\ reichlich mit Wasser aus-
gespült werden kann.
^ Für ergiebige Lüf-
I tung (Ventilation) muss
^ ebenfalls gesorgt werden.
Hiezu sind Thüren, Fen-
ster und Deckenüffnun-
gen dienlich. Ein Uaupt-
erforderniss für den Ope-
rationssaal ist genügen-
des Licht (womöglich
Oberlicht); damit das-
jenige, welches seitlich
durch die Fenster ver-
mittelt wird, den Boden,
iiuf welchem ja die Pa-
tienten niedergelegt wer-
den, eher erreichen kann, müssen die inne-
ren Fenstergesimse abgeschrägt werden (s.
Fig. 1364). Zur Abhaltung störend einwirken-
der directer Sonnenstrahlen sind die betref-
fenden Seitenfenster mit verstellbaren Vor-
hängen oder mit mattem (Jlase zu verschen.
Ein Schuloperatiunssaal zu thierärztlichen
Zwecken muss vor allem geräumig sein, damit
beim Niederwerfen widerspenstiger Thiere
die damit beschäftigten (leiiilfen mehr Be-
weguni,'>!'rciheit besitzen, und die Operation
von den Studirenden leicht und in allen
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OPERATIONSTECHNIK. - OPERATIONSTISCH.
879
Einzelheiten beobachtet werden kann. An
einigen Schnlen ist zu Jie»em Zwecke auf
einer Seite des Saales ein .\mphitheater oder
eine (in der Höhe von c-a. 3 00 ni) hängende
Gallerie (Londoner Thierarzneiüchule) ange-
bracht.
Operationstechnik ist die durch die
Regeln der Kunst bedingte Art der Ans-
fährung einer Operation und schlies^t die
genaue Kenntniss der anzuwendenden chirur-
gischen Methode in sich. Die Operations-
teohniic bezieht sich auf alle Einzelheiten
Fig. I36ti. Operatioaititch v<ii Ri-<A>-l).
ISÜT. StUraub« fOr «Ihd Up«ntions-
tisch Fiif. 1366 (halbe ürö»te).
• • • •
Fi< ISCf. .Scfaeita zur Hwfestigani; eines Uundes.
V'vi. ISTti. äcbraab« cuiu Op(>rttiontti8ch Vig 1869.
(>/, GrOs«« )
Fii;. ]8<>9. Op«rationsti»cli. (Berdez) (Bern«r Tiiirr»pit«U.
In unmittelbarer Nähe des Saales, jedoch
von diesem getrennt, soll sich das Instru-
mentarium, sowie eine vollständig für sich
abgetrennte Kammer zur Aufbewahrung der
Verbandmittel befinden. Desgleichen eine
Schmiede zur Erwärmung der Glülieisen, so-
wie auch Stallungen för die operirten Thiere
(B. Fig. 1.36.'iJ. /ierdez.
einer Operation und wird erst durch Ucbung
und Erfahrung auf ihre höchste Ausbildung
gebracht. HeiJez
Operationstisch. Behufs bequemerer Vor-
nahme von Operationen an kleineren Thieren,
wie Kälber, Ziegen, Schafe, Hunde und
Katzen, benützt man Tische, deren Höhe ca.
65—70 ciu betr.igt. Es sind aucl» für Impfung
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380
OPERATIONSWAND.
der Kälber sehr praktische Tische construirt
worden. Es können jedoch dieselben nar
m diesem Zwecke dienen und empfehlen
sich deshalb andere Constructionen, welche
Operationen an Thieren anderer Gattangen
Fi;. 187 L Operitionswand.
starken Tische mit dicker, darchlöcherter.
eicherner Tischplatte, in dessen kleinen
Oeffnungen eiserne Riemenhalter mit konischen
Holzschrauben (Fig. 1367) beliebig befestigt
werden kOnnen. In der Mitte des Tisches sind
die Löcher in doppelter Anzahl vorhanden,
damit auch kleine Thiere in geeigneter Weise
darauf befestigt werden können.
Die Thiere werden auf den Tisch gelegt
und nach Belieben ähnlich dem auf der
Fig. i368 angegebenen Schema befestigt.
Eine zu empfehlende Einrichtung ist
ebenfalls diejenige, welche in Fig. 1369 dar-
gestellt ist. Es besitzt der betreffende Ope-
rationstisch der Länge nach zehn in der
Mitte unterbrochene schmale Schlitze, in
welchen Stellschrauben (Fig. 1370) beliebig
zur Befestigung von Kiemen (zum Festhalten
der Thiere) gestellt werden können. Berdez.
Operationswand. Als Operationswand
wird eine Wandvorrichtung zur Befestigung
von grösseren Thieren, besonders Pferden, be-
zeichnet. Obschon solche Vorrichtungen in ge-
wissen Fällen (Hernien, Fracturen bei trächti-
gen Thieren etc.) wesentliche Vortheile bieten
können, sind sie jedoch wenig im Gebrauche.
Man unterscheidet feststehende und beweg-
liche Operationswände.
Die feststehenden sind gewöhnlich von
beiden Seiten zugänglich und bestehen aus
einer 7 — 9 cm dicken Bretterwand aus Eichen-
holz, an welcher quere und verticaleOeifnungen
zum Durchziehen von starken Lederriemen
angebracht sind (s. Fig. 1371). Zur Befestigung
und Spannung dieser Uienien werden dieselben
an einer rotirenden Walze aufgehängt.
ir'iK. upi!riitious».ind. (Thit-niiiUl in IWrn.)
auch erlauben, da fär jede Operation doch
nicht ein specieller Tisch zur Disposition
stehen kann.
Ein derartiger Tisch ist in Fig. 1366
wiedergegeben und besteht aus einem niederen
Eine einfachere Vorrichtung, die nament-
lich bei kleineren Operationen an widerspensti-
gen Pferden sich sehr bewährt hat, ist diejenige,
welche in Fig. veranschaulicht wird,
Hiobei wird aas bctreflende Pferd an die
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OPEKMENTUM. — OPHTHALMIA.
381
Wand gestellt, dessen Halfter am Ring d be-
festigt, je nach der Grösse der Thiere wird
eine Glattleiiie am liing f uder g angebracht
und zur Seite des Thieres bis d, wo dieselbe
durchgezogen wird, geführt, wodurch Seiten-
bewegungen unmöglich gemacht werden. Um
das Steigen oder Niederlegen zu hindern,
wird eine zweite Glattleine am Haken a be-
festigt, über die äussere Seite der Rippen-
wand des Pferdes geführt und durch den
alle an die bewegliche Wand und auch nicht
am Boden gefesselt werden dürfen. Um diese
Schwierigkeit zu umgehen, wäre nach meinem
Dafürhalten am unteren Ende der Wand ein
charnierartig fiiirtes, solides Bodenbrett von ca.
50 cm Breite anzubringen, welches mit eisernen
Haken zu befestigen würe und nach dem Nieder-
legen der Wand und nach der Fixirung der
FUsse an derselben einfach nach unten ge-
klappt würde (s. Fig. 1373). Berdtz.
Fi^. 13*3. Uew<>gUol>e Opeiatiousirand,
Ring b gezogen, wodurch das Thier von einem
Gehilfen fest an die Wand gepresst wird.
Die beweglichen Operationswände dienen
zum Befestigen und Niederlegen von Thieren
und sind namentlich im vorigen und im. Anfang
dieses Jahrhunderts in .\nwendung gewesen.
Solche bewegliche Wände müssen sehr solid
construirt sein, um volle Sicherheit zu ge-
währen. Zur Vermeidung von Contu«ionen
werden dieselben mit einem Lederpolster ver-
seben. Die niederzulegenden Thiere werden
zunächst dicht an die vertical festgehaltene
Wand gestellt und mittelst Riemen daran
befestigt Diese Wand ist entweder am Boden
selbst durch deren unteren Band oder besser
am Rande eines massiven niederen Tiscbge-
stelles von ca. 40 cm Hohe charnierartig be-
festiirt, wie Fig. 1372 zeigt. Nach Befestigung
des Thieres an der vertical gestellten Wand
wird dieselbe behutsam and ohne Erschütte-
rung mittelst an der Decke angebrachter
Stricke oder mittelst einer Zahnradstange in
die horizontale Lage gebracht; im ersteren
Falle liegt die Wand unmittelbar auf dem
Boden, im zweiten Falle in einer zur Vor-
nahme von Operationen sehr bequemen Höhe.
Bei Anwendung dieser beweglichen Wände
bietet die Befestigung der Gliedmassen eine
Hauptschwierigkeit, da, so lange die Thiere
auf ihren Füssen stehen, die letzteren nicht
Opermentuffl, Auripigment. Oper-
nient. Rauscht'clb. Gelber Schwefelarsenik,
das Trisulfld der arsenigen Säure (As, S,).
In seinen Wirkungen ist es milder als die
arsenige Säure (s. Acidum ar.senicosum) und
wurde in früherer Zeit zum Räuchern gegen
Rotz oder Wurm verwendet, ebenso als
Scharfsalbe (1 : 15 — 'iO Fett) gegen veraltete
Stollbeulen. Piephaken, Gall*'n. Ueberbcine,
ähnlich wie jetzt das doppelchromsaure Kalium.
Mit 4—8 Theilen Kalkhydrat und etwas
Wasser zu einem Teig geknetet, bildet Oper-
mcnt doä als Rusma bekannte Depilatorium
(Enthaarungsmittel) der Orientalen. Vogel.
Ophioaloit, ein von Serjientinnestem
dnrchzoBcner kömiger Kalk, im Isargebirge
und in Schweden vorkommend. Kock.
Ophit, Gestein, vorherrschend Hornblende
mit geringen Feldspathkömchen enthaltend ,
ähnlich dem Serpentin fs. d.). Koch,
Ophrydeen , Knabonkrautgewächse. Ihr
medicinischer Gebrauch s. Orchis. Vo^el.
Ophryoaoolex (von fi^püo;, Augenbraue,
Hügel, erhobener Rund; ^xcü/.Yj?, der Wurm),
ein Infusorium in den klagen der Wieder-
käuer. Anacker.
Ophthalmia (von b£&ciX|xoi;, Auge), das
.\ugenleiden, das Augentriefen, die Augenent-
zündung.
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38i i'i il iilALlIIATRIA. —
Opiithalinia in terniit t i ns (von intcr-
mitterc, dazwischen legen, nuchlusäcu), die
peiiodisebe AsgeneDtzQndiing. Ameker,
Ophthalmiatria (von -daXfio;, Auge:
la:pb«, Arxt), die Augenheilkunde. Anacktr.
OphtlMlMitlt (von ö«»o(>.]xrj,-, Au);«-: itis,
Btitsflndnng), die innere Aogenent/ünduug.
Auacker.
Ophtlwfnoptom (von u-i\\'i\)x.<j^. Au<;e:
a'Ciü}!«, TiiUj, <Ur Augapfelvorfall. Ana^ -.r.
Ophthalmeakopie. Hetboden der kli-
oisehen Angctinntersochnng. Der End-
zweck all und 'y\' \\ inolicinischen Woilens
und Könnens ist und bleibt ^tets die Heilung,
die ZurÜcklfihrung krankluiftt-r Zustünde zur
|>b>'siobgt8chen liorni, nnd dieses Ziel kann
noT dureh Erkenntnis» der letzten ITrsachen
. iiii > ji dcn Leidenü err< i< lit weidvn. Zu
einem derartigen Ueberblick in jedem ein-
zelnen Falle zo gelangen, ist es notbwendig,
den Weg einer stren;rgeordneten, ziel-
bewn.ssten Untersuchung x\\ betreten. Je
eoniplicirter ein Organ, desto schwieriger im
Allgemeinen seine Untersuchung; wer da» ge-
wiss wanderbar eonstntirte Sehorgan vollends
Hnff'r>nrlirn will. i. r niuss die Methoden - -
will er mit Kriul^' uiilersueheu — vullständig
beherrschen, und der Ophthalmologe muss
nicht nnr mit ihnen innig vertraut ^cin. son-
dern er rsmm alle Arten der Untersu-
chun<j- in i ■ I. iii einzelnen Falle er-
sch<"ipfeii«i aiisgelulirt haben, um zu jener
klaren Uebersiclil gelangen zu kOnnen, die
aU liusi.> des Heiljdanes unerlässlich ist. Hat
er sich aber einmal (iang und Technik der
Untersuchung völlig zucigen gemacht, so
wird ihm selten mehr ein Fall auverstftndlicb
bldbeo. nachdem ihm die moderne medici-
nische Wissenschaft die besten und w- itrei-
chendäteu Mittel an die Uiind gegeben hat.
Gerade die Entwicklnng der Ophthalmo-
logie verdient als Mnssstab betrachtet zu
werden fttr die euüiaiiien Fortschritte, die
medicinisches Wissen und Können in wenigen
Jahrzehnten gemacht haben, seit die Heil*
Wissenschaft den Weg natarwiRscnschaftlicher
Forschung betreten hat.
Fär die objective, rein uhjsikaUsche Ex-
ploration des Anges haben «cn versehiedene,
sich gegenseitig ergänzende Methoden der
Untcrsuclinng herausgebildet, von denen jede
für gewisse Bezirke des Attges Anwendong
and Wichtigkeit haben.
£:> sind dies:
1. die Untenaehnng bei gewöhnlichem,
»erstr. iiti^ni 'j'ageslicht :
%. die seitliche oder focide Beleach-
(nng, nnd
3 die Exploration vermittelst des Augen-
spiegels.
Die I !i s ]' e ( t i 0 n bei f: e w <• h n 1 i c Ii e ni,
zerst reu t ein T agesli eilt liUst sieli haujtt-
üäcblich zur iksichtignng der & unseren
Aagentheil« verwenden nnd bat hier einen
gewissen Vorthei! gegenüber der künstlichen
OPHTHALMOSKOPIE.
Heleuclitung. Man sucht sich zur Untersuchung
eine helle Tageszeit aus, am besten den Vor-
mittag und nimmt dieselbe dann in einem
hellen Lucale vor, wobei der Tbierkopf in
der Weise plaeirt wird, das« das Licht —
— directes Sonnenlicht ist .seiner empfind-
lichen Belästigung wegen, die es dem Thiere
bereitet, sorgfältig zu vermeiden — darch
ein Fenster oder die gcOlfnete Thflre hin-
darch schief auf die Schl&fenseite fSllt; da-
Inr'h verhindert man die hei Hrleuchtung
von vorue auftretende, der Untersuchung so
hinderliche Spiegelang der Hornhaut. Nöthi-
geufallä musH natQrlich du^ Tageslicht bei
besonders dunklen Stallungen, stark umwölk-
teni Himmel oder bfi < inei unaulsrliiebbaren
abendlichen Uiiter»uchuui; durch eine hell-
brennende Petroleam-* oder Oetlampe ersetit
Der erste Blick, welcher den Patienten
trifft, soll mehr einer allgemeinen Orientirung
Uber die ganze Augengegend gelten, als eine
specielle Detailwahrnebmung schon <n be-
zwecken. No« h weniger zweckmiissiii aber
wure es; sofort Uaud anlegen, die Lidt-r weit
öffncu oder dergleichen Maniimlutionen vor-
nehmen ZU wallen, welche im Verlaufe der
weiteren Untersuchung oft störend empfanden
werden milssten: im ganzen Verlaufe der Es-
]doraiii>n handelt es sich tust uuȊchliciislich
um Oesichtswahmehmangen.
Bei einer derartigen Ad-i cc tion wer-
den vor Allem in der Umgebung,' des Auges
betindliche Geschwülste, Wunden, Knochen-
dislocatiouen, äbcrhaupt Veränderungen der
(vontonren auffallen mfls^en. Die abwSrts vom
Auge gelegenen Haut;>arti'-ri ki'nncn mit noch
Hüssi^ou oder bereits zu Bjrlicn und Krusten
eingedickten Secreicn bedeckt .•>eiii oder sie
werden von den längere 2«it darüber weg-
Üiessenden Thrinen oder den Prudneten
chronischer, conjunctivaler Proccsse corrodirt.
geschwUrig verändert und maucbmal selbst
haarlos erscheinen: eine förmliche StiMSC
bezeichnet den Weg, den sie genommen
haben. Sich dem Auge nllmälig mehr nähernd,
betrachtet man de»scn Schutzdecke. die .Augen-
lider, die zunächül bezüglich ihrer Stellung
zu nntersnehen sind; Abweichungen vnn der
N' rm können vorkommen als Entropium
lEuiwÄrtHkehrung des Lides gegen den Aug-
apfel zu) und Ectropium (.Auswärtskchruug
des Lides). Kin besonderes Augenmerk ist
der Faltenbildung des Lides zninwenden,
die uns den besten .Massstab fQr die Di'ke
desselben abgibt: bei jeder Lidschwellung
werden diese dem Lidrande ziemlich parallel
verlaufenden Falten naturgemäss kleiner und
niedriger werden, bis sie schliesslich bei
starkem <.)edom oder bedeutender liifiltratiun
des Otfwebes völlig verütreichen und ver-
schwunden sind und die Lidoberfläehe convex
nacli nus>en sürsjiringt. Sich vor Irrlhümem
zu scl)ützen. i^it es dabei unabweislich nöthig,
iWe FaUenbiidung d-s anderen (gesunden)
Auges niil in Vergleich zu ziehen, wie Über-
liiiupt es Kegel sein sollte, bei jedem
Befunde, den man an einem Auge ge-
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OPHTHALMOSKOPIE.
383
macht zu haben glaubt, die eutsjire-
ekeiide Pftrtie d«s sweiten kug^s tu
«ntersttchen.
Mit dieser Betrachtung zugleich erkennt
inuii aiK-li i ■II Zii-t.iiid des Haurwuchs-'s auf
der Li<tübertiäche. Narben etc. und, soweit es
moglicli ist, die Hautfarbe. Lenkl man den
Blitk dem freien Lidrand<^ -/n. «o erkennt
uiiiii einmal, ob die Lidspalti» tiunnal gebildet
ist: totale oder iiartielle Vern-achsunpen des-
selben Icönnen dabei «ngetroifen werden, die
entweder Bildnngsfehler oder Poifiien Ton
^^•|■ll|■'■nlHl•lL'l n, Anätzungeri II. s. \v. sinil. Hat
gelegeiitlicii die Abreissmig eines titiickcliens
vom Lide stattgefunden, so zeigt der sonst
SSO scharf geschnittene Lidrand einen Defect.
der, wenn alt. zu einer narbigen Einziehung i
Veranlassung gab. Die dem Lidrande eiit-
sprossenden Wimperhaare köuueu gaus uder
tbeilweisc fehlen, aasgefallen und zerstCrt
sein, o1' r -ic haben eine fal-' h- Richtung
angenouiiiicn. sich gegen den Augapfel zu
gestellt und sind dann die l'rsaclie von Bind»--
baatcatarrhen, comealer Keizang oder gar
noeh miflülieherer Znstlnde: aitsseTdem wird
es ab und zu viirk umn- n. <!.19S statt einer
einfachen Keihe von Wimperhaaren eine
»weite, ja selbst eine dritte dem Lidrande
entwächst (Distichiasis, Tristichiasis).
Geschwülste an den Lidern (JTelanome, €arci-
uiinic, Papiü'Utir. Krr.ito^rii) -inl nicht ge-
rade hilufig und meist sofort erkennbar.
Schliesslich erübrigt für die Liduntersuchung
noch die Fuuctionsprüfung, 'Ii ' sich auf di^-
Beobachtung zti erstrecken hat, ob spontan
oder auf Bi tu|if' ii der Cornea mit der Finger-
spitze ein Lidscblag erfolgt, ond weiter, ob
derselbe mit jenem des gesunden Ange^
gleichzeitig stattfindet. Eine Beweglichkeits-
«tOruug des oberen Lides, wobei da^^elbe
ttber den Augapfel schlaff lierabhängt, wird
angetroffen, wenn die Sehne des inneren
Hebers d<>s oberen Aofenlides verwandet,
resp. durchtrennt wcr ii ii w.ir. (Pl <■-■-.)
Hochgradige Veränderungen der Binde-
haut da Auges verrathen sich schon bei
der aosseriichcn Betrachtang. Hat die<e Mem-
bran eine bedeutende Schwellung erfahren,
so findet ihr durchtrilnkto- • ; . webe innerhalb
de« Bindehantsackes nicht mehr genageud
Raum, es drSngt sieh die Schleinihnut in
Form mehr oder wcni/cr L'^röthcter. feucht
glänzender Wülste ui^ dci Lids]ialte hervor
(Chemosis). i
Um aber die Conjunctira in ihrer ganzen
Ansdehnnng einer eingehenden Betrachtung
— wie e.s immer nr>thig i.st, den Bindehaut-
sack sorgsam zu durchforschen, will man
nicht gelegentlich .sich z. B. der Unannehm-
lichkeit aussetzen, einen dort verweiK-nden
fremden Körper zu übersehen, welcher eine
catai rh.tii^i'li'.- r.irhleh.iiil"iit/iiniiung veran-
lasste, (iie jnan bei oberflächlichur Unter-
suchung dann natürlich Konnte lang ohne
Resultat behandeln konnte — unterziehen i
zu können, muss man dieselbe durch l.'m- I
stülpen der Lider dem Blicke zugänglich i
machen, äo einfach im Ganzen die Manipa> '
lation der Evertirung ist, so jaus« der Hand-
griff doch konstgerecht ausgeführt werden,
wenn niclit Arzt und Patient unnütze Qual
ausstehen sollen. Am leichtesten gelingt die
Umstülpung beim unli r. M Li l.-: .tie .spitzen
zweier ^Zeige- und Mittel -> Finger auf die
Anssenfiftche des Lides anfgelegt zieht mm
die Lidhaut ruhig nai^h uiit ti zu gegen die
Wange und mit wuclisendem Zuge erscheint
die Bindehaut in solcher Ausdehnung, dass
m%n «ingehend deren Lidtihcil lowoM als
aneh den .4ug.ipfel9rhnitt und die nie ansser
.\clit zu le Uebergangsfalte inspiciren
kann. Etwas mehr Fertigkeit gehört zur Um-
stülpung des oberen Lides, da bei Bewegun-
gen des Bulbus nach oben das eben evertirte
Lid den Fingeni leicht entwischt und in seine
natürliche Latre /urürkg;]- iii t. I) rh kommt
man bei einiger Uebung und rücksichtsvollem
Vorgehen — und während des ganzen Ver-
laufes einer Untersuchung wird inun find. n.
je rüeksichtsvrjllcr und zarter uiuii zu
Werke geht, desto eher und sicherer
erreicht man sein Ziel, während durch
hastiges, tn entschiedenes Vorgehen
oder Misshandlungen der Gang der
Untersuchung verzögert oder diese
ganz unmöglich gemacht wird — auch
hier znro Zwecke, q.«w. am bebten in der
Weise, dass man mit zwei Fingern der Unken
H.iii'l die Mitte des freien Liiiiandes fasst.
etwa Sit. dass die Volarfläche des Daumens
an die Bindehaut, jene des Zeigefingers auf
die Cutis zu liegen kommen: haben die beiden
Finger den Lidrand derirestalt festg4'fa.sst. so
/ieheii -i" da- Lil viw.is vom .\ugapfel ab
und nach unten; nun wird der Daumen der
rechten Hand in die grabfge Vertiefung des
Oberlides gebracht und über (kii Daumen
gleiehsam das ganze Lid nach aussen ge-
wendet, worauf der Bindehautsack vollständig
zur Anschauung kommtb Unser Augenmerk
werden nun zunächst etwa vorhandene nnd
nach Oellnung der Lider ablaufcndr Secr- tf .
die Producte pathologischer Bindehautpro-
eesse in Ansprach nehmen. Entweder treffen
wir seröse, wasserklare Flüssigkeiten, «der die
Exsudate sind getrübt bis zu rein eiterigem
Ausseiien. o-lcr haben srlili,'süli> Ii J. n < ha-
rakter eines hbrinö:'en Exsudates angenommen.
Bei genauerem Zusehen ist ferners Gegen-
stand unserer B tr.n Iitnug die Oberfl&che der
Bindehaut: wir wenieu uns überzeugen, ob
dieselbe glatt oder uneben, durchscheinend
oder getrQbt^ etwa verschleiert und verwaschen
ist. ob ihre Färbung eine normale, eine «n
blasse oder — was iuiufi^r' r der F.1II — ob
sie stärker geröthet »rfclicint , wobei die
Köthung bald eine mehr difl'use. gleichmäS'
sig vertheilte oder von einer .stärkeren Injec-
tion und Füllung einzelner Blutgefässe her*
rührende i.st oder sehliesslii Ii in subconjunc-
tivalen Apoplexien ihren Grund haben kann:
ausserdem kann das Parcnchym goschwollen
.-ein. Auch die Drüsen und Follikel der Con-
jiinctiva verdienen eine besondere Beachtung.
Dabei ist es v.oi Widitigkeit. zu erforschen,
ob sich etwa vorgefandene Veränderungen
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384
OPHTHALMOSKOPIE.
über die ganze Bindehaut erstrecken oder ob
sie nur auf einen Theil derselben localisirt
sind. Fremde Körp«r, die sich owDenÜich
;ern« im Forniz Conjanctirae festaetzen (Qe>
troiil<'hills?>n, Stunbpartikelchen, Haars a, dgtX
sind keiijfj seiteneu Befunde.
Auch die Palpabra tcrtta kommt nach
der liidamstäipnng znr Ansicht: bei den
meisten Bindchautprocessen (Hyperämie, Ent-
zündung^) wird sie ebenfalls in Mitleiden-
schaft gezogen; ausserdem ist sie nicht ge-
täde selten Sitz von Tumoren und in jeden
Gegonden. wo Pfu.s( her der barbarisclieii Sittf
dtf .sog. „Nagtlschiieidens" noch huldigen,
darf man nicht erstaunt sein, ab und zu statt
der Kickfaaat nur ein kleines, narbig ver-
krQmintes StBckohen Knorpel Torvnfinden.
Hatte man gelegentlich der vorausgehenden
Untersuchung bereits die l'hr&neDaackgegend
betrachtet und palpirt, wobei fainr etwa be-
stehende pathologische Frooesse neh als
Knochenauftreibungen oder KnochenTerdfln-
nungen zu erkennen geben, und im Irtzt'T^ n
Falle bei Druck schleimig-eiterig« becret-
masssn in d«r Thrinsniaekfegend zu Tage
treffen, so kann mnn nun '/nr ein^^ohcnden
Besichtigung der TIiriini'Di'Uukte srh reiten.
Um bei begründetem Verdachte eint-^ Leidens
des Thräneni^parates sich enrOnscbte Klar-
heit iti Terscnaffen, ist es nCChig, eine Son-
dirun«: vorznnfhmen. Man bedient s'wh einer
feinen, dOnuen Sonde, deren Ende kiclil ge-
knOpft ist, und führt dieoelbe in die Thränen-
punkte ein. Ausserdem kann es nOthi|[ werden,
den Dnctns naso-laerymalis Ton seraem na-
salen Ausfilhrungsgange lu r. wo seine Mün-
dung ais ein 3—4 mm grosses Grübchen dicht
an der Grenze zwischen Nasenschleimhaut
und allgemeiner Decke gelegen, mittebst einer
Iftntreren, aber feinen und namentlich ela-
stiM-hen Sonde auf seine Wegsamkeit zu
prüfen; das Sondirungsvcrfahren bat vor der
m fldeben diagnostischen Zweeken geQbten
Manipulation, erwärmtes Wasser durch den
Thriineiiuusengang zu »pritieii, den Vortheil
grösserer Sicherheit, da eine etwaige Strictur
wohl Wasser noch darohlassen kann, für die
Sonde {st ate aber bereita nicht mehr passir-
bar und wird so erkannt
Ist in gedachter Weise die Bindehaut
absolvirt, so beaehiftigen wir uns mit dem
Augapfel selbst, u. zw. zunächst mit seiner
vorderen Hälfte, Sclcra und Hornhaut. Die
dem Auge sichtbare Partie der Sekru i.-t in
dieser (iegead gar nicht selten der iSitz von
Rnptoreu wiid Yenmndungen: meistens wird,
wenn irgend eine contundirende Gewalt heftig
aof den Augapfel einwirkt, an dieser Stelle
die Berstnng der Formhant des Bulbus er-
folgea, and mit gleicher Vorliebe brechen
Eitenntfi^ in Augen, die rieh im Zustande
einer PanOphthalmie befinden, hier durch.
Auch Tumoren, theib angeboren, wie Der-
moide, oder erworben, wie Angiomc. Desmoide
u. s. w., können gefunden werden. Ein in ge-
wissen Fallen diagnostisch wichtige« Ver-
halten zeigen die episcleralen Eluttr.-
fässe. Werden diese Gei&sse gelegentlich
einer conjnnctivalcn Hyperäuiie stark mit
Blut gefüllt, injicirt, von dem Aussehen
breiter, donkelrother. manchmal geschlftn-
gelter Bftnder angetroffen, es gelingt aber dem
darüber fifreifmden Finger li-i.-ht. dies''lVien
zu entleeren, so kann man im .Allgemeinen
j sagen, dass die conjunctival' Hyperämie ein
Process für sich allein sei, womit daü Leiden
dann gewöhnlich als ein leichtes erscheinen
wird, (ielint't hingegen die l'ealtsiolitiL't«' Knt-
leerung nicht oder doch nur höchst unvoll-
kommen, fBllcn sich die Gefässe sofort anf
Narhiass des Fingerdrarkes liin wicrl. r prall
an, so wird man die l'eberztuf,'ung gewin-
nen, die Bindehanthyperämie ist in diesem
Falle nur etwas Second&res, Nebensäcbliehes,
es ist die viei Khwerere Haupteriimtkiiog im
Auffeninnem, namentlich im UTealtnctas, ta
finden.
Seine Erklärung findet dieses Symptom
in deju Umstände, atm die episcleralen Blvt-
geflteae ein Bohrettsystem darstellen, welches
die Gifässbezirke der Aderhaut mit j -nen der
Bindehaut verbindet. Rührt« die Blutnbcr-
füllung der EpiscleralgeOase nnr von einem
Bindehantproccsse her. so mnss es hicht ge-
lingen, die Blutsnule nach hiiittu in die höch-
stens normal gefüllten Aderhautgefasse zu
entleeren; ist dieselbe dagegen eine Fort-
sebrang von Blntanhlofnnf im ÜTealtraetos,
wird PK natflrlirh nicht mCglioli. das Blnt
aus den episcleralen Gefässen in die au und
für sich bereite OberfOUten Aderhaotgefilase
zu dirigiren.
Um gröbere Beobachtungen machen su
können, reicht die Betrachtung mit zer-
streutem Tageslicht auch zur Untenfucbang
der Hombavt aus, während feinere Wahrneh«
mungen nur bei fn. akr Hei. nehtung ange-
stellt werden könn. n. I)iese .^Tembran der
Untersuchung zugani^'lii h zu niaihen, genügt
es, diü Lidspalte zu öifnen; bandelt es sich
nicht gerade um Betraehtong der Bandthdle,
80 ist unter sonst normalen Zuständen auch
da.s erlässlich, man lässt dann am besten die
Hand vom untersuchten Äuge gmz weg. Be-
steben andererseits aber Lidschwellungen,
welche eine raannelle Oeffnang der Lidspdte
- rseliweren oder den Zweck überhaupt nicht
erreiclien lassen, so ist man genöthigt, seine
Zuflucht zum Einlegen von Lidhaltern zu
nehmen. Erwähnenswcrth ist hiebei. da.ss oft
neben dem Lidhalter für das obere nnd untere
Allgenlid nocli ein solcher zur Zurückhaltung
voriallendei- lückhant nOtbig werden kann.
Die Ezploratioii der Homhant geschieht
hauptsächlich nach vifr Riehtnngen: Grösse,
Transparenz, Oberfläche und Krümmung. Die
Grösse einer Hornhaut, welche schon bei
den Vertretern der verschiedenen Thierspecies
individaeU etwas schwankt, kann bereits an-
geboren eine abnorme sein in Bt zup auf das
zu Wenig und zu Viel, aus.^erdcni aber kann
sie auch später intra vitam eine Verkleinenmg
(bei Phthisis bulbi) oder eine Vergrösserong
(bei Hydrophthalmus) erfahren. Der Vergleich
d r Hauptdurchmesser der Membran mit
jenen des gesunden Auges wird auch hier la
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OPHTHALMOSKOPIE.
388
positiven Besaltaten fübreu. Eine Abnahme
der Transpitrans listt rieb, falls die Horn-
hMttrObang — &o nennt man eine Störang
in der Darchsichtif;keit — nicht besonders
/.iirt uril fein ist. uai ii Sitz. Ausdehnung,
Farbe, Tiefe u. s. w. leicht and gat bei Tages*
lieht feststellen; zar Constttirang besonaers
zarter Verdnnklnngen bedarf es der seit-
lichen Beleuchtung, deren Keanltat noch
durch den Augenspiegel controlirt werden
soUte. Zar FeststdloDg, in welchem Za«t«nde
die HornhftQtoherfliche rieh befindet, nnd
gleichzeitig zur Bestimmung der Kranironngs-
verbältnisse — beides von grosser Wich-
ti^eit — haben wir ein ebenso prakliechee
Wie einfaches Verfahren. Lä.<;st man von
▼onieher ein dem Thiere ^'c^'. nftber befind-
liches F';n>terkreuz — odi-r in ii*-ssen Er-
miuigiung tina in unverrftckter Distanx be-
Endliche Kerzen6:immc — eich raf der Horn*
haut des Patienten spii i^eln. sn winl man
auf der in diesem Falle -dU Cuiivexspiegel
wirkenden Cornea das verkleinerte Bildchen
dieser Gegenat&nde erhalten; and je couvexer
dso je etirker gekrOmmt — die Hornhaut
ist. desto kleiner wird das Spie^. Ihillrhen
ausfallen. Durch einen solchen Versuch erhält
man bei ToreichligeY Yergleichung mit dem
Spiegelbilde der gesnoden Homhaat einen
nasMtab Ar eine Krttnunongsinnahnie der
Cornea. Uebrigens IfLsst sich eine einiger-
maasen beträchtliche Zunahioe der Hornhaut-
wOlbuni; auch durch eine Adspection von
der Seite her constutiren. Allein es sind die
seltensten Fälle, dass die Hornhaut dergestalt
in ihrer Totalität — in all iliren Durch-
messern — eine Veratirknng ihrer KrQmniung
erfahren hat: meistena ist es nor einer ihrer
Durchmesser — H->rnh.nUni' riili.iii - .1er den
anderen gegen&ber bturker, resp. m stark
gekrümint ist. Fährt man nun die Kerzen-
flamme oder daa Fenaterkreas aaf der ganzen
Hornhaot herum, so werden sie, wenn wirk-
lich uii^'l. ii li iji wölltf M. riili.ine vorhanden
sind, bald ^rr s... r ersciicinen, bald kleiner, leti-
terea, wenn es .len m stark gekrQtninten, er-
aterea, sobald es den iu schwach gekrflmmten
Meridian pa^sirt. Noch viel pr&ciser nnd eben»
fallsauf sehr eiiii";iehe ^V(■i^e lüsstsich nun auch
der Meridian der stärksten, resp. schwächsten
Krümmung herausfinden durch die sog. Kera»
toskopie (von xspa^, das Horn, und cxoRstv,
besichtigen). Das dazu benöthigte liOchst
einfache Instrument, Kcratoskop genannt,
besteht aaa einer ca. 20 cm im Durchmesser
haltenden, am besten ana nicht an aehwaobem
Blech gefertigten, runden Seh. ilie, ileren Vor-
derseite mit conccntrischcii, 4»l>wceh;oliid
schwarzen nnd weissen Ifingen von je ca. 1 cm
Breite veraehen wicd, während die Hinter-
llftche einen nicht gllnzenden. schwarzen
Laikülierziii; eihTilt. Im Cintniin h'findet
sieii eitle vielleicht linsetigre--'- Oelinung:
ein kUiuer, am Bande anf.''briieliter «Jriff
macht das Instrument handlicher (Fig. I37i).
Hält man nun, während da.s Licht vom Kücken
de- Patienten herkommt, diesem die mit
Bingen belegte Flüche der Scheibe gerade
Kocb. EacjrklopAdiiv d. TkiatbaUkd. VII. B<i.
vor dos .Auge in einer Entfernung von unge-
fähr 8—10 cm und sieht von hüten durch
die Oetfnung auf das Thierauge, so wird man
die Kinge der Scheibe auf der Hornhaut ge-
spiegelt finden, u. zw. werden in dem Falle,
dass alle Meridiane der Hornhaut normal
nnd gleich gekrttmmt sind, wieder Ereiie
(Rin^e) entstehen; in jenem Falle da^^-gen.
wo ein Meridian sich stärker uU üt^r andere
wolbt (4atigmatiamn8), werden natQrlieh
keine Kreise mehr entstehen können, sondern
Ellipsen, deren Lage von der Biehtnng der
; 1374. Kento«k«p. tt waiiMr, tt« «chwkrMr «mwm-
I triMlif r Biag, 0 nalnla Onffaoay, fl Usadliate.
I
, Haupltueritliane abluliigig ist. Waitrcnd der
Mensch und unsere rundpupillaren Thiere
I (Hund etc.) für gewöhnlich itemlich gleich «•
I krflttmte Hornhaotmeridiane beaitten, ahid die
; Thiere mit spaltförmiger, resp. querovaler Pu-
pille— für das Pferd (Berlin) und die Katze
(Wolfskehl) sieher ri,ichgfwie>en, für andere
i Thiere b<khi>t wahrscheinlich aosuuehmen —
I astigmatisch nnd die Spaltform der Papille
■ielieint wie eine natürliche >ten' (»äischo
I SpulU- den Zweck zu haben, die Ueiractions-
I anomalie thnnlichat zu corrikriren, denn ihre
• Li'in^'srii hf fing entspricht ( bei Pfci J un'l
Kat^e) dtiWi schwächer gekrunnntcti iloridiaii.
War bei d< iii 'beng- laf hten Versuche
mit dem Feosterkreuse die Uornhautober-
flftehe nicht glatt nnd bat sie ihre .spiegelnde
Fläche eingebüsst, z. B. durrh Kpithcldefectc.
zeigten sich vielmehr Unebenheiten, so wer-
den die Contonren doa Krenzea keine scharfen,
sondern mehr ranorrt« «ein; des ganze Spiegel-
bild erscheint yerachwomtnen.
Die Krkennung bedeiiterirl'T Verminde-
rungen, wie i. B. die Anwesenheit von Ge-
schwülsten (Keratosen. Dermoiden, Melanomen,
Carcinomcn), ist eine leichte und einfache.
! Bevor nun zur Untersuchung mit seit-
, lieber Beleuchtung der tiefer liegenden und
- hiezn geeigneten Äogentheile geschritten wird
Sa
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386
OPHTHALMOSKOPIE.
sucht man tsich zuer^jt bei Tageäbelouchtung
noch über den ZiUtand zunächist der vor-
iertn ADgenkainmer, des Pupillurgiibietes nnd
der II«ifenbogonhant tn oricntir^ti.
Von dfr vorderen Aii'_''-'iikaiiiiJiiT und
ihrem il&säigen. in nonnaletu Zustünde wusser-
kbiren, durchsichtigen Inhalt interes^irt zu-
nächst ihre Tiefe, welrh,- hei Lage- und
Wülbun^sveriinderuii^'eu Jur ^ie bildenden
Membranen und Organe eiii' vi r^chiedene
werden kann. W&hrend eine abnunu starke
Wolbnttg der Hombant die vordere Kammer
tiefer erscheinen Iilsst (Keratoconus. K'rat-
ectasie) und umgekehrt eine eingesunkene
Hornhaut dieselbe verengt, kann andererseits
bei Papillarabscbliws die Jäegenbogaahaat
sich an einzelnen Stellen backelfBrnii^ der
Cornea zu wölben, so di n KaTniiu rrauin ver-
kleinemd, ja es kann das soweit gelien, duas
schließlich die Iris in ihrer ganzen Fläche
derart ben'orgebaiieht erscheint, das» es den
Anschein gewinnt, sie berühre die Rückfläche
der r.iriiea, wobei der Kammerraum s. lbst
danu aufgehoben ist; auch in jenen FälK-n,
vo der pnpillare Rand der Iris einml in ein
pprt'orirtf? Hornhautgeschwflr Inneingefallen
war tiuü dort organisch ' iriir. wachsen ist
(Leukoma udliaerens) wini ine betrikht-
liehe KaromervereogeruDg «tatthaben.
Sind angrenzende Menibranen, besonders
aber die Iris, in einen riitjün Ilirhrn Zu.-taiid
versetzt, so wird in last allen Fallen der
Inhalt der vorderen Augenkaninier eine Ver-
änderung erleiden, indem er sieh entweder
diffus in verschieden hohem Grade trübt, oder
es erfolgt die Setzung eines mehr fibrinösen
fixsudates, wo dann geronnene, flockige
Fibrinniassen von giunlirher oder gelblich*
grauer Farbe entweder die ganze Kammer
anfüllen oder infolge ihrer Schwere »icli all-
mälig zu Hoden setzen, oder schliesslich
kann der Kammerraom mit Eiter erfüllt sein
(H} popvonj: nach Blntansammlangen. ent-
weder ans reinem Blute bestehend oder in
der Form von mit IMut gemischten Exsu-
daten (Hy pbaema), sind an ihrer Farbe
leicht za erkennen. Yon fremden Körpern,
welche die Yorderkaramer gelegentlich beher-
bergen kann, sind zu erwähnen kl< ine. meist
metallische Partikelcheu, welche der Aussen-
weit angehören and mit einer (Tewalt gegen
das .\uge anflogen, welche zum Perforiren der
Hornhaut genügte: ausserdem verirrt sich beim
I*ferd und Kind noch ein Para-it, die Filaria
pnpiÜosa, und beim Schweine der Opticercos
eelmiosae dortbin, und schltet^slich ist anforden
Fremdkörpern — der H.iuli.'k- i* nach an erster
Stelle — die aus dem riiinllargebiet heraus-
gefall' Ii-' (hivirtf) .\ugenlinse aufzufahren.
Dieselbe, einmal nach Zerrcissong de« Liga-
mentum snspensorinm lentis aus ihrer ana-
tomischen Fixation Iv r iusgetreten. kann dann
frei im Vorderkammerranm um Boden des-
selben liegen und ist, wenn noch durch-
sichtig, un ihrer grauen oder gelben Contonr,
wenn kataraktös entartet, »n und fftr sich
äusserst leicht zu erkennen; man darf sich
nicht von der oft ätauaetiswerthen Grosse
solcher luxirten Lin»en täuschen lassen, die
ja im Kammerwasser quellen und manchnial
fast die ganz« Augenkaromer einnehmen: da-
bei kann das Liosensjrsteni noch ausserdem
verlothet sein mit derlri« oder derHomhatit
i zugleich
\ ( II holier diagnostischer Bedeutung ist
das Verhalten der Pupille (.Sehloch), d. i. die
in Mitte <ler Kegenbogenhaut befindliche na-
türli. Iii Oeffuung zum Durchlas>en J.- r in
da« Augentonere gelangenden Lichtstrahlen.
& sei hier nochmals auf die Versehicdm-
heit ihrer anatomischen Coufiguration bei
den einzelnen Thierspecies hingewiesen. Bei
j unseren Hausthieren sind wir in der Lage,
drei Formen der Papille aurzustellen: J>ie
runde (Hund), die qnerovale (Pferd. Rind,
Schaf. Ziege) und Ii ' längsoval gespaltene
I (Katze). Die anatomische Ursache für das
j Al w( iehen der Pupillcnform vom Krei.se liegt.
. wie Eversbasch nachgewiesen hat, in einem
accessorischen, inhibitoriscliHti, fibrösen Band-
apparat, der, in das .Stronia der Iris einge-
I webt, die Bänder der Pupille für gewöhnlich
fliirt hllt. Der physiologischen Bedentoni; der
I spa!tfrirnii!T''ii Kinrii'liliiMi: >'it Pnpiile —
1 currijiircKdc Wirkung des voriiundenen Hyrii-
! hautastigmatismus nach .\rt und Weise der
i stenop&ischen Spalte — wurde gelegentlich
I der nornhautantersuchung sehon Eririihnnttg
U' tlian. Aber auch bei eineri uml l-ms. liien
I Individuum kann man unter ver.x hieJenen
! Umständen die Pupille verschieden finden,
I ihre OrOsse ist wechselnd. Den bedeutendsten
I Einflu.ss flbt fflr gewöhnlich die Intensität der
] Beleuchtung au>. w ■!( her das Auge ausge-
j setzt wird. Würden wir z. ß. grelles Sennen-
j licht auf das Tbierauge plötzlich falten las-
I sen, fo können wir in den nächst pti S.'cunden
schon eine bedeutende Verkleimriuig der
Pupille unter gleichzeitiger Zunahme des
I Irixareales bemerken, und das kann so weit
1 gehen, dass sich die Irisberandnng fast be-
nilirf. !i< i Tlii. ren mit dem erwähnten in-
liiuitv.ri^cliea Bandapparat eine fast total ge-
I schlössen e Spalte ent-^teht (besonders bei der
j Katze). Decken wir hingegen zum Zweck
I d<>s LichtabseMnsses kurze Zeit eine Hand
: nln 1 lia- Ahl''' - auch lins zweite .\uge ver-
I huiiden haltend — 60 weiden wir nach rascher
: Entfernung unserer Hand eine erain>'nt er-
i weiterte, nun runde Pupill.- vor uns haben,
! die erst allmälig wieder auf ihren früheren
Stand zurückkommt. I'nd von d<T Möglich-
keit oder rnausfiibrbarkeit dieses» physiologi-
:;chen Pupillarspieles — wie man diese Eigen-
schaft an' h >v,ili! Vif/riclinet — müssen wir
uns bei jeder .\ageuuutersu( hung Oberzeugeu
und erhalten durch sie »U wichtige Auf-
schlüsse. Gar nicht selten begegnet man
einer Papille, die abnorm gross und erweitert
selbst auf grellste Liclitreize hin sich nicht ver-
kleinert ( nicht reagirt), vielmehr starr und un-
beweglich bleibt — .Mydriasis (von (uopo^,
glänzend). Da nun die <irösse der Pupille im
• umgekehrten Verhältnisse von jener der
Iris abhängt und die Verbreiterung und Ver-
t scbmälerung des Irtsareaies durch musculöse
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OPHTHALMOSKOPIE,
887
£K-io6nt« aasgefahrt wird, welche wieder rim-
•Is Endorgane ihr«» Kenreo (q.xw. dea N.
oculomotoii>i>1 anzusehen sind, so wird eine
Mydriasis für gcwöbniicli als eine nervöse
StOmng zu betnicliton sein, die am nller-
h&ateMen dadurch xq Stande kommt, dass
der &»hneiT und leiiie Anabrcrtan^ fdio Netz-
haut) 8'> vcr&ndcrt sind, daas einfallen ile I/ii lit-
straiilen, seien sie aacb Docb so grell, nielit
mehr empfunden wer4«n and damit der N. ucu-
lomotorias reflectori^eh nicht mehr erreut
wird. Anf diese Weise bleibt aodann jede
Pupillenverefitr-Tuuji^ natärlich aii>. Nicht allein
Veränderuni;en der Ncttliatit uud de^ Seh-
nerven, sondern auch StOnmgen Inder Krre
pnn','^'.i!iii;k'-i! d" - Iritten Geliirnnerven IkiIumi
ruj'illL uw'.ife ;iur Koljje, die uns dah<-r auch
einen i)chlu«8 auf cerebrale iStörungen ge-
stattet; and so kommt e«, dass nicht allein
der Ophthalmologe, sondern aneh der innere
KlMiiker - in Augenmerk stets auf die Pu-
pille richten ma»». Nicht aus solchen patho-
logischflii TerAndemngen im nervösen Ap-
Jai»t herrorgegasgeD darf hingegen jene
[ydriasfs ang««ehen werden, welehe mit Hilfe
von Gifte n lip rs itr^'- lir.i' tif wurde. K- li ili'-ti
näiulich in unsiereiu Ar/iiei.srhutze eini){<> Mittel
gteichfalls mydriatische Eigenschaft: allen
voran das .Atropin. dieses Hauptmittel des
Augenarztes, ausserdem noch Duboinin und
einige andere. Eine solche Atropinerweiterung
der Papille, wie sie <a therapeutischen und
diain>oütisehen Zwecken ungemein hlafig ber-
vnri,'i'rnffn wird, kann >r!l.-r wenn nnr
stliwachere Losungen des jeul uUgeniein ge-
brliuchlicheu schwefelsauren AtropinMlses,
etwa iy«ige, xar Instillation kommen —
einige Zeit hindarch, $—0 Tage, selbst über
ehi'' Wm. Ii.' anhalten und dürfen von einen
elwiigen späteren Untersueher nicht fflr pa-
thol«)gi^ch angesehen werden.
Ein der Mydriasis gegentheiliger Zustand
der Pupille ist ihre abnorme Verengerung,
die Myose (von jAÜw. sich schiiessen): dass
Pupillen Verengerung physiologisch bei Einfall
intensiven Lichte« erfolgt und sich fast bis
zum Berühren der Pupillarberiui ! in? steigern
kann, wurde bereits erwähnt. Km ähnliche
Wirkung haben mani iie Arzn- i^slt. , die sog.
Myotiea, wie z. B. Pbysoi^tigmiit. Doch auch
in Krankheitsfällen — ganz besonders hinflg
beider refidivir.'nd'-n IridorliMrii.iilitt- d' - I'fer
des — trelit-ii wir eine .Myo.se an. Nicht nervüse
Einflüs.se sind hier massgebend, sondern infolge
der Entzündung der Kegenbogcnhaut ver-
brettert sich diese Membran und damit gleich-
z.itiix iiMi-s die l'üidll.' sicli v- rt-iigern. Nun
aber erfolgt der eigentlich gefährliche l'ro-
cess: es loth' t sich der freie Irisrand der
Linscnkaps '1 an, die nen ent-standene Ver-
bindung cnganiiirt sich und wird so dum
und innig, dass Iris, auch wenn sie my-
diiatische Stellung annehmen wollte, festge-
isthet bleibt Forcirt man den Tersneb, die so
entstandenen Synechien dur'Mi Atrni'Inisi-
rung zu lOsen, gelingt das allerdings in
einer Reihe vun Füllen, allein gewöhnlich
dnrehreisst nicht die äjrnecbie, sondern ein
Stäckcbeu des obaehin bei Entzündungen
mfirben Irisrandes reiast ab und bleibt als
brauner oder schwarzer Pia;nientfetzen im
Pupillargebiet auf der I.in.-enk^psel liegeo,
während gleichzeitig die Pupille einen sacld-
gen. zerfetzten Hund zeigen wird. Eine Ver-
engerung, resp. eine Yerdeekxmg des Sob-
I H li.^ kennen stark bypertn phi-. h» Trauben-
lioruer veranlassen: die VergicaHcrung der-
selben kann *o bedeutend werden, das.s
höckerige, knollige Geschwulstmassen sich in
der .Ausdehnung des ganzen Pupillargebietes
über da^s>db•• lairern und besonders hei
plötzlich heller Beleuchtung des Auges im
Sonnenlicht, wo ohnehin noch eine Verenge«
' runiT der Pupille erfolgt — j-den Lichteinlall
in das .Vugeninnere unmöglich muihen. Solche
Pferde pflegen dann, wenn sie von einer be-
schatteten Stelle in grelles iSonneniicht kom«
men, wegen der pUlt«licb eintretendtm hoch*
gradigen Sehst'jrunü: d< > nd-r iler betrofTenen
.\ugen zu scheuen od. r mit eineuuuale un-
beweglich stehen zu bleiben.
Die Forhe dar Pupille ist im Allgemeinen
eine tiefseh wane oder eine granblane. Ab-
w« ii'liniit;iMi in dt r Pui>illarfarbc können ihren
Grund in Trübungen des normal wai>»erklaren,
alt rorts völlig dnrcbtiehtigen Linsensystemes
hab'ii. l i- r wenn dieses rein ist. rühren sie
von Itinti r Jcju^elben im eigentlichen Augen-
grund gelegenen Ver.m l- rungen her. W aii-
rend xar — aber nur einstweiligen und
oberll Geblieben — Orientirung ttber die Fehler
des I-in-en-y-tcms da.s unbewaflrirt'- Angc noch
hinreiciua kann, müssen zur Erkennung von
jenseits desselben gelegeneu, die Pupillar-
farbe modiflcirenden Veränderungen optische
Hilfsmittel hergenommen werden: ebenso znr
genauem K\id'irati"n d^r I.iiis'v
Eine gr«>>!»e und recht verhängni^svoUe
Rolle hat viele Jahre lang in der Thier-
ophtbalmologie der meergrüne .Schimmer
gespielt, der ab und zu in Füllen von reci-
tiivircnder IridochorioiditiH zur Reobachtung
gelangt und selbst tbierärstliche Autoritäten
veranlasste, in solchen Pillen von einem Glau-
kom 7.U »|>rechen und itif dc dc^^sen die sog.
periodiselie .Xngenenuündiincr mit dem Glau-
kom des Men>chen zu idontlficiren. Erst dem
Augenspiegel mnsste es vorbehalten bleiben,
den nnr aem Mangel aasreichender Hilfe-
' mittel zuzuschreiben !■ II Irrthum aufzuklären
1 Das gelegentlich wahrnehmbare rothe .\uf-
lenehten der Pu])iUc. das sog. .Augenleuchten,
dessen Gründe er»t nerh der Helmholtz'schen
Theorie erklärlich wurden, »oll beim Augen-
spiegel sein« Erledigung finden (s. Augen-
I leuchten).
[ Um eine genaue nnd ausfllhrlicbe Ex-
l>lHrafion des Linsensy«tein-i vornehmen zu
koiuu-n, ist es vor allen l)iHgen unbedingt
nöthig. sich das Oriran — die Linse -- in
ihrer ganzen Ausdehnung zur Anschauung zu
bringen, nnd das erreirbt man dnreh Instil-
lation riiiiLT'r Tropfen einer lV„ip'.-n l."i-ung
von .AtropinsuUat oiier. falls mau »ijt ent-
stehende Mydriasis bald, etwa in Tagesfrisf,
wieder verschwunden sehen möchte, durch
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388
0PHTHALH08K0PIB.
EiDtr&afInng einer gleich starken LOsung
des allerdingrs thearen Homatropinam hvdro-
bromattim iiiitt.Ut des AugentropfrOhrchens.
Wollte ujiiii von (ior Atnipinisirung absehen,
so wiirüfii Vt rändi rungen der Kandtheile der
Liose, uamentlicb also di« sog. Cataracta
incipien«. der Wahrnehmanf oft Tollstftndig
entfjelh'ii. Dio i,'eii;uiorc Lage einer Trübung',
ob dküelbe dum Kern, der Rinde üder der
Kapsel angehörig, Dichte. Farbe, Alter etc.,
wird gclegentlieb der seitlichen Beleuchtung
und Sptegelnntereochung geftindei) werden.
Hier sdU ii'H-ti t'iii'T l'Mfi.Msiit'luinir--'ri»^-
tbode £rwähuuDg geäciielieii, die namentlich
ftkr die Linie von Bedeutung i^t: die Erzen-
gung der sog. Purkinj'-San-oii'vchon
Flarambildchen. Hält man iu vorduiikiUoiu
liiiiiiue in einiger Entfernung (ca. 30cm|
eine Kerzenflamme vor das zo aotersachende
Thierange und betrachtet dasselbe alsdann
mehr von der Reite her, so winl es leicht
gelingen, die Kerxentiaiiiine, u. zw. dreifach,
gespiegelt zu sehen; von drei spiegelnden
Kngelü&chen wird die Flamme reflectirt: ein>
mal von der Horahaot, dann von der vorderen
Lin«:i-nkap>''1, die beide als Conve\spii i.'< 1 «in
aufrechtes Bild liefern, während Ann vim d'^r
bintem Linsenkapsel — tiaein Concavspiegel
— entworfene dritte Bildchea ein umgekehrtes
nnd verkleinertes sein wird.
Nach zwt'i S> ir>'ii hin k»nn man von dem
Verhalten dieser Flainrnbildchen praktischen
Gebrauch machen. Angenommen, man babe
•Miit- Tnil'unfr im Pupillarpebi»^t vnr sich, von
der Jüan uiclit genau weis», in weichem Theile
der Linse sie sitzt, oder ob sie nicht am
Ende gar noch ttber die Linse hinan* im
Glaskörper ihre Terbreitttng hat. so werden
ans hesüfrto Flatninliildrhiui fil.i'r diese Frage
erwünschten .Aut'acLluas geben. Im Falle die Ver-
danklung von dem hintern Linsendistriete her-
rttbrt tind nar in diesem l'latz genommen, wird
das dritte Flarambildchen. das ja von der hin-
tern Linsenkapsel k II- i lirt wird, nicht mehr
scharf durch die getrübte hintere Partie
durchscliimniern, während die zwei aufrechten
Flammbildcben (der Cornea und der vordem
Linsenkapsol) in gewöhnlicher Klarheit ge-
sehen werden. Breitet sich aber eine bedeu-
tende Träbaog direct hinter der Linse im
Glaskörper aas nod liegt der Line« lierolieh
an, so wird man durch die r>-iiio Lins-' hin-
durch auch das dritte Flanirneubildiht » sehen
können, ja dieses erscheint sogar viel grösser
und heller ala gewöhnlich, indem die Trübung
sich hinter dem Concavspiegel der hinteren
Linsenkaps. 1 eliiiii einem .Amalgam an-
gelegt, wodurcii nutOrlich viel heller und
ütlrker reflectirt werden muss. Fürs Zweite be-
nüt7'»n wir Flamnibildehen zur Diagnose der !
Aphakie, d. i. der Linseiilosigkeit d-'s .\nges. j
Ist die Linse nach Zerreissung ihres ,\uf-
b&Dgebandea, der Zonula cUiaris, aus dem l'u-
Idllargebiet hinaosgescMendert worden <lnxatii<
cntis) nnd kam in di-' vordere .Augenkamni'^r.
dem (ilaskörper od»,r unter die (.'onjuiuiiva
IU liegen, so sollte man a priori meinen, nach-
dem zwei spiegelnde Fl&chen (vordere und hin-
tere Linsenkapsel) verschwunden sind, darf jetzt
aneh nnr ein Flammenbildchen erscheinen,
n. 7w. weil von der Hornhaut herrtlhrend, ein
aufrechtes. Duss aber dem nicht so ist, rührt
von dem Umstand her, dass nach dem Ver-
sinken der Linse sich der Glaskörper in der
Gegend der Fossa patdlaris gegen die vordere
,\ui:enkammer vorbancht und so neuerdings
eine convexe spiegelnde Fläche geschaffen
wird; demgemäss werden wir also in Wahr«
beit swet aofrecbte -Flammbildchen finden,
während nur das dritte umgekehrte Spiegel-
liild durchaus fehlt und gleichzeitig keinerlei
Linsentrtibnng vorhanden ist.
Bevti: der üntersucher nun zur instfo-
inentalen Esplornh' n fibergeht. erübrigt es
ihm noch, die O p Ii t h al motonorn etrie vor-
zunehmen und sicii dadurch einen Ueberblick
aber die Spauaung«>verhältnisBe de« Aug-
apfels sn versehaffini. Augen, in denen eine
abnorme SteicrernTif: des intmornlSren Driirkes
stattgefunden liat. werd' ii der Palpation eine
erhöhte Resistenz entgegenstellen, sich härter
anfOhlen, wibrend im äegentbeil beim Sinken
de« Binnendraekes Im Aage dieses sieb wd*
clu-r anfttlil.Ti wird. Die rrnfun,-,' des iiitra-
ocuiären Druckes geschieht gerades«» wie die
Prüfung auf Fluctuation: Mit der Spitze des
Zeige- und Mittelfingers (oder auch mit jener
beider Zeigefinger) einer Hand drückt man
abwechselnd auf das vom obern Lid bedeckte
.\uge, während sich die flbrigen Finger der
Hand einen Stützpunkt am Orbitalrand sneben.
Die Palpation darf nnr mit A- tion der Muskeln
der Finger erfolgen; ein Druck mit dt-r ganzen
Hand gibt ungenaue Resultate. Noch ge-
nanere Besaltate erhftlt man, wenn man nach
derElevatlon des oberen Lides die Palpation
direct auf der Sciera vornimmt Was die
Deutung der gefundenen Untersuchungsbe-
funde betrifft, so soll hier nnr gewarnt wer-
den, aus ihnen allein eine Diagnose stellen
zu wollen: erst in Gemeinschaft mit den
ü})iii;i'ii rnt.Tsuchui(t;siii<'th<>ilt'ii i'rli.ilten sie
ihre VVielitigkeit. Am häutigsten begegnen
wir bei Thieren. namentlich wieder im Ver-
lauf le r Iridii liorioiditis recidiva des Pferdes,
einer ubnuruieii Weichheit des Auges, die
uns dann an eine Verflüssigung des Glas-
körpers (Sjrnchjsis corporis vitrei) denken
liest, obne aber gerade ein pathognomisches
Symptom dafür zn S'm'ii: e- las-t sieh darüber
sagen, dass .\ug»ii mit verflüssigtem Glas-
körper allerdings gewöhnlich in ihrer Teosiott
herabgesetzt sind, aber nicbt jede abnome
Weicnneit des Anges mus« von einer Syn-
chysi-, lin I rüirri!. i ;r^-ti i>_'rt te Harte ist mei-
stens (beim .Menschen) beim Giaukniii anzu-
treffen. Einen besonderen Werth muss. n wir
noch auf iii>- iridirecte Palpation legen bei
bedeutenden Anschwellungen (der äusseren
Umgebung d''> ÜnlbU"«). von dcnoii uns die
Anamnese angibt, sie »eien auf traumatischem
Weg (Stoss, Hieb, Schlag) entstanden. Wenn
es da wegen der bedeutenden Vnlnmsza-
nahme der Lider nicht gelingen will, diese
zu öflfnen — der Einblick wegen der häu-
figen Möglichkeit einer Scleralroptur in die
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3S9
vordere Balbasbälfte aber wünscbenswerth
erschiene — so kann dieselbe einigermasüen
dorch die Palpation «rsvtst werden: Aagen
mit Scleralruptar nnd GlaskOn^eraostritt zei-
gen eine ganz abnorme \Veirbh"'it. Hat man
nao alle diese Puolite berückttiobtizt, eo er-
seheint die üntenneliang ohne Hilfiniittel
erscb>"jift \mi\ abepsclilossen unJ es erfoljjt
der Lebergau^,' mv iMcalen Beleuchtung and
Augenspiegcluntcrsuchang, welche Methoden
tbeiLt gefundene Kesultate bestiUigeQ, . tbeiU
bisher onzug&ngliche Territorien ans snf*
tchliessen sollen.
Das Prineip der focalen oder seit«
lieben Beleuchtung ist, eine grosse Menge
Lichtstrahlen auf einen Ponkt lo eoacen-
triren und diesen lettteren dadnreb, indem
•r intensiver erleochtr t ist. einer surglTilti-
geren Beiiichtigong unterwerkn zu können.
Erreicht wird dieser Zweck am einfachsten
in folge. ider Weise: Im verdunkelten Raum
stellt man in einer Entfernung von vielleicht
'/, in eine Leuchtquelle (Petroleum oder Oel-
lampe) ror dem Aoge auf; in die Bahn der
Lielitstr»Men, welch« dies« Yva d«r Plnnine
nach dem Auge zn nelunfn. bJllt man eine
biconv.ie (ilaslinse (von i" — 3" Brennweite:
die den Augenspiegeln beigegebenen Convex-
linsen fix die Unteisachang im sog. omgekebr-
tenBlld eignen sieb sehr gnt). Die annlberungs-
weise parallel von der Flamme her auf die
Convexlinse auffallenden Stniitlen werden |
beim Darehgehen dorch diese convergent ge-
brochen und vereinigen sich dahinter io einem
Punkte. RQckt man nun die Linse so nahe
an das Auge heran (also 2*— 3*), dass der
Breonponkt auf die Hornhaut des anter-
Baclit«B Aug«« f&llt, so wird dieselbe ftnsserst
hell beleuchtet werden nnd viele Details er-
kennen lassen, welch« dem unbewatfneten Aoge
Torbor «ntfugen sind (Fig. 1378). Noch ge-
tig. 1ST5. lbtko4» 4m IM«Mhtauff. — DI« vod
4« KfllMllUMM aatgvhwden LiehtttnibIrD passiren
Ate ia Ikier PoeaMbtmi ver in» kttf gehalten» bicon-
TOie IiiaM. «•dnrvh dnr Foeai der Lina» ia 41* TOrdere
AlflllUkSlII» (Hornhaut. KaiDin<<r. Lios«) Tttitgt mad
diese b«U erleuchtet wird.
nmere Wahrn<4iiiiiint» wird dann ermöglicht
werden, wenn muri sich die beleuchtete Stelle
vergrössert, was auf ausserordentlich einfache
Weise derart geschiehi, dass man sich eine
CBrflckeVhe) lioape tot das eigene Ange
bringt und dieses so bewafTnet dem Thier-
ange soweit nähert, bis man scharfe Ge-
sichtseindrQcke von demselben erh<, also
ibnUeh wie ein Uhrmacher b«t seiner Arbeit
verflhrt. Da die Spitse des von der Glas-
linse wegjitrahlenden Lichtkegels nur eine
Beleuchtung je einer beachr&nkten Partie des
Anges gestaltet, so moss man dieselbe auf
dem Aug« beramfllhienf iBd«m man die Glas»
linse leicht seitlieh vertehiebt. um allerorts eine
eingehende Besiobtigong zu ennOglichen.
Soll man nicht nur die Hornhaut, sondern
Linse nnd Iris ebenfalls beleuchten, so wird
durch leichtes AnrQcken der Convexlinse
gegen das Aoge der Fecus mehr geigen disM
tiefer gelegenen Besirke des Angea- vorge-
I ii< kt inid die scharf« Wahmcbmong «rmOg«
licht (Flg. 1376)
Fig. ISIS. Voruhme der CntersnchaagtaeUoie mitUlst
to fteiUa BeleacMuf.
J«tst bat man bessere Gelegenheit, in
der Hornhaut gelegene feine Trübungen zu
erkennen, sich von etwa vorhandenen klein-
sten Epitheldefecten zn flberxengen oder
sarte Gef&ssramifieattonen, welch« rom Bande
in die Rombant bineinspross«n, ta eoBtta-
tirer. Geli emtlich wird man auf ein schwar-
zes Pigment in der Membran stossen, das
bei genauerem Znsehen als ihrer Utnterfl&che
anhaftend erkannt wird nnd der Iris ent-
stammt, die einmal der Cornea dort ange-
legen war nnd dieses Kesiduum hinterlicj^
Pigmente innerhalb der Substantia propria
corneae rtthren Ton Blotaastritten her und
sind entstanden sn denken, indem gelegent-
lich einer passageren Vascularisirnng der
Hornhaut eines der neugebildeten Gefässe
barst, wobei das Blnt sich zwischen den La-
mellen senkt« und ia ipit«r«r Zeit d«r Blat*
farbstoir i«iB« bekannten y«rfnd«ning«B vor«
nahm.
Kackt man den Lichtkegel in oben «i-
gedeuteter Weise tiefer in das Ange hinein,
so kann man mit vielem Tortheit (neben dem
Kammertnhaltc) eine entzündlieh veränderte
Iris Studiren: husser den sichtbaren Entxfin-
dangsproducten charakterisirt sich eine Iritis
baaptslichlich durch eine Verbreiterung des
Irisbandes (daher Pupillenenge). Verwaschen-
sein der Irisfarbe und Zeichnung, an wenig
piraientirten Regenbogenh&aten sind prall
gerallt« nnd gesenlingelt verlanfend« G«nss«
zn bemerken.
Den grössteu Werth besitzt die seitliche
Untersnchang aber bei Erforschung des
LiiMensysteDM«, wo die Ausdehnong «in«r
Trfibnng genan emirt, Anslinfer einer soleben
festgestellt werden können u. s. w. Hin Zu-
stand, der bei nur obertliichlicher Beobachtung
vielleicht einmal, wenn auch wohl kaum mit
einer Katarakt, so doch mit einer Synechie
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390
OPHTHALMOSKOPIE.
verwechselt werden kOnute, sei hier erwJihnt:
ich ijueioe di« »oß. HembraDB papillaris
Eerseverans sive persistans. Diese Mein-
ran ist als ein Ueberbleibsel fötalen Zustandes
(der M, < apvulu-pnpillaris) anznsohen und
b«fltel)t aus dem Sehlocbe vorgeUgerten,
feinen. Mnastoniosirend«» Fiden, welche sich
in eintiji 1 Entfernun'jr vom pupillaren Kand<-
der Wii.leiiiache der Iris inseriren (währeuU
die hinteren Synechien sich am papillären
Hand ilcr HioterflAcbo d«r In» anseUcn).
Damit wSre die üntemchnng der tot-
dercn .\iiirai>f<lhäUf e annähernd a:'-Ni )ilussrn.
und bis vor wenigen Jahrzehnten noch war
zuglcicli uucli hier die Grenze der Augen-
diagnuütik erreicht Mit der hinteren Linsen-
kap-sel nnpeflihr schloss das der Untersnchang
zui;:iriu''iiin' «"lebict ab: über \Ui:^. wa> da-
hinter Jag — im sog. Augengrunde — konnte
sich der Oealist nur in Specalationen nnd
Cuinbinationen erffehen: P isitiv.^s war nicht
zu erreichen, da die bcliwarzt* Pupille jedes
Erkennen des Augeninnern unmöglich machte.
Die «chwane bis blaagrane Farbe der Pa-
pille iet a1<o das Hindemiss daftfr, dais ans
die Wahrrii lumiiiiix..'n im Augeninii<;iii nicht
gelin$;en: konnte es dagegen erreiciit werden,
dass dos Pupillargebiet erleuchtet erscheint,
ao würe der Weg' zu einem Erkennen dea
Angenhintergrundcs auch geebnet.
For-clicii wir ilriii (Iruii'lr naiti. warum
die i'iipiüe für gewöhnlich schwarz erscheint,
so finden wir seit langer Zeit her allgemein
die Ansicht ucceptirt. alles Licht, welches
in das Auge durch das Sehloch füllt, werde
dort^ielbst vom scliwarzeii Pigment absorbirt,
u. ZW. voU«Ulndig abiorbirt. Zum Keweise der
Richtigkeit »oleher Ansicht zog man das
..albinotischc". aN ' m'Lrlichst pigm» ntfreie,
Auge an, dessen rujäUe ju in der That vullig
rOthlieh schimmert. Hier — so f-cliloss man
dann — fehlt da» Uvealpigment, die Folge
ist, dass das einfallende Licht nicht absor-
birt wird, und -m - t .li-int iVn' Pupille roth.
resp. erleuchtet, .^llciii m» irrig die Hypo-
these, so unzutretl"en<l war auch die Rrklü-
rnng für das rothe Aut letirlurn Ji i Pupille
eine> albinotisclien Aug<-'s. K'-in Pi;itnent,
sei <•> auch noch s<i intensiv schwarz, ist im
Staude, alles aotfAllend« Licht volist&ndig
SQ absorbiren: es wird immer ein Tbeil
wieder, u. zw. ein betriklitlii li- r Theil. zurück-
gestrahlt werden, u. zw. »ttl- in der Kich-
tnnp der einfallenden Strahlen, also zurück
sor Lichtquelle. Und nicht anders verhält
es sieb beim Atige: das Liebt kehrt anch
hier zu seiner Quelle zurück: jetzt wird es
aucli verstündlich, warum wir jede fremde
Fopille schwant sehen mfissen: denn das in
das beobachtete .Auge eingedrun'_'*"nf Licht
verlässt es ja in derselben Richtung und
kehrt zur Lichtquelle zurUck. Und unser
eigenes Auge ist ja keine Lichtquelle. Konnte
man es aber dazn machen, dann wAre das
Problem gelöst, dann müs^to mit (ifn wieder
in nnser .Auge aus dem des Üeubuchteten
fallenden Lichtstrahlen dessen .Aagenhinter-
grnnd erleuchtet werden. Und die Versache^
dies zu ermügiichen, fährten Helmholtz im
Jahre 1851 zur Erfindung dea Angenspie*
gels. Wenn wir uns vorstellen, dass das
untersuchende Auge A (Fig. 1377) die Pupille
des zu explürireiuleii Auges Ii erleuclitet
Heben will, so brauchen wir, um dies zu er-
reichen, nor eine Yorricbtang in treffm,
durch welche die in das Auge U einfallenden
Lichtstrahlen eine Richtung bekommen, als
ob sie von der Pupille \ herstrahlten. Und
das l&sat sich aehr leicht bewerkatelligen,
indem wir eine spiegelnde durchsichtige
Platte 88 zwischen beide Aiii,'eii fwie Fig. 1377
dieH veranschaulicht) bringen. Die von der
Pig. 1377. Pio Uiitt-riaeliUnc mit dem Ao^r^Dspiei;»!.
A Aug© äe» VnlfnachtfTH, h AujfU den lfiit<>rauchU-ii,
» * «|>i«ir«litda Platt«, x Loucbtqnc-li«. von d«r ein Licht-
»timhl xz Mf dia SpleselrUtt^ «s amflUlt mi4 li« In f
Uiffr.
Lichtquelle x kommenden Lichtstrahlen (es
ward« in der Figur nur einer bertlcksichtigt)
werden in i^riii Punkte ihres Auffallons auf
die Platte f,' nach der Pupille des Au.:- s B
rcflectirt uml gelangen in das Augeniniiere
von B. Da sie nun das Auge wieder in glei-
cher Richtung verlassen mflssen, so strahlen
sie nach dem Punkte g der Platte zurü< k,
fehen durch die durchsichtige Platte hin-
nrcb nnd gelangen nun in das Ange A. Und
so muss der Untersiifher A luüi das b«ob»
achtete Auge von Ii aufleucJaen sehen.
Ist nun aber einmal die Möglichkeit
gegeben, jedes Auge nach Belieben xnin
Lenebten su bringen, was nach den darge-
stellten Gruntlsätzm ohne W,'i(eio> (.'elinkrf.
so existirt audi kein physikalisches liinder-
niss mehr, sich die Details vom leochtenden
Auge zur Anschauung zu !>ri)ii:en.
Bevor aber über die Art, nach welcher
ein Auije Fiimlu^^ des anderen deutlich
sieht, abgehandelt wird, muss Einiges über
den verschiedenartigen Bm des thieriscben
Auges besprochen werden.
Wir unterscheiden drei Tjpen im Bau des
Aages:
I. das eiiitnetropischc (von efifistpcc.
ebenmässig, normal) oder das nornialsicb-
tige Auge:
II. das myopische (von ^iÜid*. die
Augen schliessend. blinzelnd, kurzsichtig) oder
kurzsichtige Auge:
IlL das h jpermetropiscbe (von bntp»
iutp«>c, das Mass llbersenreitend) oder das
übersichtige .Auge.
Denkt man sich alle brechenden Medien
des Auges als eine Convexlinse (und sie wir-
ken ja in ihrer Gesammtheit wie eine solche).
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OPHTHALlfOSKOPIB.
391
so werden parallel, also aus einer Entfernung
von iniiiiii stfiis (I — S ni herkominende, auf
diese anffaJlende Strahlen so gebrochen wer-
den, das* sie sieh in «inem Ponlto hinter
der Liii-c vereinigen, und einen solchen Punkt
nennen wir bekannterinaääea den Brennpunkt
oder Focns der Linse. Kommt der Focus un-
serer Linse non gerade in die percipirende
Membran, Netshant, tu liegen, so mass eine
deutliche und scharf«? Wuliinehimmtr von
Gegeoütändcn stattfinden, und wir nennen ein
solches Ange dann nornialüichtig. Wenn wir
daher von der Emni etropie (in den modernen
Handbüchern der Aagcnhetlknnde wird die-
selbe durch ein R abgekürzt geschrieben) eine?
Äuges sprechen, so meinen wir damit, die
BeUna befindet sich in einer »olchen Entfer-
nung hinter der Linse, dass sie gerade in deren
Brennpunkt zu liegen kommt.
Alle Lichtstrahlen aber. >Jio von < ini.'ni
ü«;gea&tande henfthreu, der dem Aage ntlher
Itej^ als 6 — 8 m, werden nicht mehr parallel
auf .lasst'lbe auffallen, f-nndern divergent, und
ihr Brennpunkt wird weiter nach hinten als
jener von nrspranglich parallelen Strahlen
Avft h]rp«tia4rlrä|>i«eliB« Asf«, ■» •rMh«D4»
lallen, also hinter der Netzhaut zu liegen
Itommen. £s können nur solche Angen von
conYergent auffallenden Strahlen ein deat«
liches Bild erhalten, deren Netzbant um
gleichviel nach hinten gerückt ist {intoli^c
Ton Axenverlangerung des Auges i wie Ji^r
Brennpunkt der Lini^e, und &olcii<' Autren
nennt man kurzsichtig. Das mit Myo] i e (ab-
f,'ekur/.t Ml Ifliafiet-' Aiisr*' kann also nur
dem .4uge ziemlich nahegerückte Gegenstände
deutlich sehen.
Denken wir uns "ülilicsslicli ilivercrent
auf das Auge fallende Struiikii, so wird dcreu
Vereinignngsjiuiikt vor der Netzhaut liegen,
and solche Augen bezeichnen wir als aber-
aiebtifr oder mit H v p e r m e t r o p i e (abgehUnt
H) behaftet.
Fallen daher auf ein erametropische*i
Auge parallele Lichtstrahlen auf, so bilden
sie auf der Netsbaot desselben durch ihre
Vereinigung ein scharfes Bild; fallen solche
Strahlen auf ein myopiseln .s Aiiffe, sm bilden
sie-, da ihre Vereinigung im Brennpunkte,
also vor der Ketshaut erfolgt, auf der hinter
dem Breiiiifiunkte liegenden Netzhaut kein
deutliches Ijild, und ebenso wird von paral-
lelen, auf ein hypermetropisehes Auge fal-
lenden Strahlen ii diese erst im Brenn-
punkte, alju iiiuiei der Netzhaut sich ver-
einigen, auf der vor dem Brennpunkte ge-
legenen Netzhaut kein deutliches Bild ent-
stehen. In Uebereinstiromung damit treten
aus dem einnietrupischen Auge die Licht-
strahlen in paralleli r Richtung aus; dagegen
verlassen sie das liv|<ermetropische Auge di-
vergent, and die iiicbtong der am einun
myopi.^chen Auge kommenden Strahlen ist
eine im l!et;inn e.inver^ente. l)i> eine Kn'U-
zuTig der Strahlen erfolgt und sie hinterher
divergent werden.
Wenn man nnn annimmt, dass in der
Fig. 18H0 das emmetropische Auge A des
Unter.sueliers den (irumi des i,'leiehfalls eni-
metropiscben untcrsachteu Auges B scharf
sehen will, so werden diese Augen Licht»
strahlen in untereinander paralleler Richtung
austreten lassen und andererseits parallele
Strahlen auf der Netzhaut la einem deut-
Tig. 1379. Dir Rf-fncUMinitinU
AofM. — Di»
m-hwuMB, ToUva Uiii«a •t«llMi 4ai «ounelräiltAa Aium
Oar, Ml w«leli«ai4i« Iiiehlatlkblva pirsllel aastratoa; oU
IiaaUirfam Urnen bM«iebnra «lt> in »t>int>r A» ««riSk-
gtirti! in}'opi-«hM Angtf. aub wvk-bem üie .Strahlen connfT-
g' al anxtr^-toD. um vicb dpAter iu (.-iniger Entrernunf; VW
Äagv zu dhrrUrPUixD and •liv«>ri;vDt za weritva; Ui« f(e~
•triclu'ltun l<ini"-n dfriif u^l-ir- ii «las in s. iaer Axe rer-
kSnte iijrp«nn«tropi«cb«> Xugv, w«lcbe» divvrgvnU äUablva
liehen Bilde zu vereinigen im Stande sein.
Es ist also klar, dass der L'nter^ucher A ein
deutliches Bild vom .Xugengrunde ß erhal-
ten wird.
Die Art, wie A den letzteren sieht, ist
gerade so, als wenn wir durch eine Loupe
.-in in deren Rvenniiiiiikti' treleiienes Object
(hier also den Augeagruitd) beachauen. Das
Auge des Untersuchers legt sich gleichsam
auf das des Untersachten auf« and da die
aus dem Brennpunkt des letzteren (Ketzhaat)
Fig. tSSO. A ktgt d«s Dntmaebcn, II Aof* im üul«r>
tBChteD.
kommenden Strahlen, nachdem sie die Liiuse
passirt haben, parallel sind, so wird \, als
fftr parallele Strahlen eingerichtet, den Augen-
U'rnnd scharf S'-heii. ii. /w. ein sog. aufrechtea
Bild von ihm bekommen (Fig. iÖSO).
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SM
OPHTHALMOSKOPIE.
Für die i'rasis ergibt sich daiaui, die
Kegel, dass der Untersuchcr beliafs Explo-
ration im anfrechten bild« sein Aoge so
nahe alt mOjirlieh an das des Untiersnohnngs«
objertes heranbrin<rt (auf n, höchstens 10cm).
damit das Luupenbild wenigstens annähernd
m Stunde kommt.
Stehen aich ann ivei Aiumi gi^aflbnr,
von denen woli! jenes det untemeliors A
einnicticpisch i.st, das iintcrsuditp Auge B
aber ametrupisch (ulso statt der parallele» nur
convorgonte oder divergente Strahlen sendet),
so kann natürlich ein deutliches Bild nach
den i.bigen Erörterungen nicht zu Stande
liuminen; das wird erst dann geschehen
k(inn«n, wenn die convergenten, resp. diver-
genten Strahlen, wie aie ana dem aaietro|»i>
sehen Ange henui'?kr>mmeH, parallel gemacht
sind, lit-vor sie in das Auge A einfallen, und
das gelingt sehr leicht^ indem man zwischen
beide Augen eine eorrigirende Linse von
nötliiger Stlrkn etnseMeot, n. iw. mr Ver-
wandlung in |)arallelf Strahlen bei convet-
geiitea (also aus einem myopischen Äuge
Icommenden) eine ConckTlinae (Fig. 1381) und
bei divergenten (also aus liypermetropi-
schein Auge stammenden) eine Conrexlinse
(Fig. 138t).
l'i«. l?.>il, Ui!. Auk'" dt!^ Aiitt-ä (links) ist Hmtn^trijpiücli,
du Auge dta I'atii?nt«ii (rechts) da^ogan injopitch luiii
4fo am latetvrvm MNlTaffut «ustreUndea LkhUtnUen
WWiUii aitUUf der swiaehwu gt««bobea«n conctTM OIm-
Urm m piraUalra gtnaalit, vodarah du mar fOr pMillele
StialilM «iafniahtet«. MiBraiNgiMbii Aage de* Anie»
im AafMÜnaa du FaUmUa daaükk aa Mhaa bakonat
Fig. \3!ii. Dm Ana» da* Atata» lliab) l*t HnmtttvgMk.
dt« Aug« drs PatumlM (nwht«) li]rp«rma:nip{»eh ; iU
»U» die-«in l«tit«r>-ii tittiir(!«Dift(s diTcrgent »uiitrft»ni3t>ii
LiohtKtrabIvD werden durrk die ««Tischen briil>' Au;.;»'»
e(«>ir>in?tf<nti t'irfiiir.-t" GlssliDSK pacit'"! „'«-iiis.'lit. ivoiiarch
■■iü::]i in ■li.'»> Tii y i.\^' dem nar IQr |i.it3lU'l>- Strililxn ein-
cerichk'^U'D Arztessage r'mf i^ensae WahrDübnung dar
Blatalhdtaa tn Aagfnhitit- rcruade des PaUaatoa araOf-
Itcbt wird.
Ueber die verschiedenen Möglichlceiten,
in welchen Angen mit versebiedenem B«-
fractionsin^tande sich ?e<^enüberstehen kön-
nen, mag folgendes Schema eine kurae
Debersieht geben:
■ üntersu. li. r A j Object B
ist myopisch | iät emmetropiscb
so mnss der Untersneher eine so starke Con-
cavlinse (ZerstTcnunj^sglas) in die Hahn der
Lichtstrahlen bringen, dass er IQr die paral-
lelen Strahlen, welche von B herkommen,
eingerichtet ist, d.h. dass die aus seinem
Aoge convergent aoatretenden Strahlen parallel
werden ;
ist mvopiach | ist myopisch
so addirt sich die beiderseitige, pleirhe Re-
fractiousanonialie. und der Untersucher inuss
eine so starke Zerstreuungslinse vorsetzen,
als der Grad der beiderseitigen Kuraaicbtig-
kelt Aosmaehi;
ist myopisch | ist hypermetrupisch
so wird hier fQr die Correction die Hohe der
Kefractionsanomalie ansschlaggebend sein ;
die hOhergradige, stärkere Anunialie muss
corrigirt werden. FrAvalirt die Myopie des
Untertnehers, so wird ein Coneavglai die
convergenten Strahlen parallel machen niBs-
sen; Überwiegt die HvpL-rnjetropie des Ub-
jectes, 80 kann nur ein Oonvexglas die di-
vergent ABS dem nnteranchten Auge aastre«
tenden Liehtetrablen in parallele vmwandeln.
Dabei benüthigt aber der myopische Unter-
üucher nie eines so starken Correctionsglases,
als wenn er einen Bmmetropen Tor sieh
h&tte; denn überwiegt a) seine Myopie, so
wird ein Theil derselben durch die Hyper-
metropie des Gegenübers neutralisirt und er
braucht nur noch den Best seiner Mropie zu
corrigiren: es ist nlso dann dasselbe Ver-
hältniss. als wenn ein (um die Hyperroetro-
pic des Objects) schwächerer Myope einem
Emmetropen gegenübersteht; überwiegt hin-
gegen b) die Q^ermetropie des Objecto«, «o
wird die Myopie des Untersnchers dnreh
einen Bruchtheil der Hypernietropic des B
neutralisirt, und es i^t jetst das Verh<nias,
als üb ein Emmetrope (A) einen (uro die
Grade der Myopie) schwächeren Hyper-
metrnpen untersucht. Trifft es sich aber, dass
die .Myopie des A eine gerade so hohe ist
wie die Hyperaietropie des B, so tritt der
Fall ein. dass — trotsdem sie beide Aroe-
tropen sind — A den .\uirenhintergrund von
B ohne jede Corrtcliun sieht, denn die beiden
Eefractiunsanomalien neutralisiren sich, in-
dem sich die Lichtstrahlen wie parallele ver-
halten;
i.st I ist
hypermetropisch | emmetropisch
so nimmt A eine so starke Convexlinse. als
nöthig ist. utn >eine diveri,'ent aus dem Auge
kommenden ätrabien parallel zu machen:
ist I ist
hypermetropisch | hypermetropisch
fo muss der Untersucber die divergent aus
seinem Auge kommenden Strahlen durch ein
t'i.uvexglas parallel machen, sodann die au?
B ebenfalls divergent austretenden Strahlen
durch ein weiteres Cunrexglas eben&lls in
parallele umwand- In. d. h A wird im prak-
tischen Falle gleuh eine» Convexglases »ich
bedienen, dessen Stärke dem Grade seiner
Uypermetropie und der seines Objectes ent-
spricht:
ist I i.t
hypermetropisch | myopisch
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OPHTHALMOSKOPIE.
393
•o tritt vice versa dat» Gletciie ein wie bei
der UntersQchang des hjpennetropiscben B
dareb d«n myopiacben A erlAatert wurde.
Vm babeii wir tber bet kll df«8«n Er-
w>ingen tüc Augenlinse gleirli einer starreo
Glaslinse ange»ehen, und soweit es sich oin
die Brechkraft allein an ttod fSr sich han-
delt, haben wir damit gmi recht gethan.
Allein wir bftben doch fibersehen, dass die
menschliche, resp. thierische Linse eine Eiecn-
•chaft bat, die der älaslioae abgeht, so dass
«Im jetit ein nener Factor auftritt, mit dem
wir SQ rechn^Ti peswungen sind. Die thie-
rische Linse kann innerhalb gewisser, aller-
dings enger Grenzen auf dem Wege der Ac-
comudation ihre Breohkraft indem, aie liann
— sobald der CiUannsekel contrabirt wird
and damit die Zonala ciliaris erschlafft —
»ich ferbreitern, sich gleichsam eine Hilfs-
linto beilefon (Fig, 1383), und «rirltbt da-
Fig. l3^.^. SohL>m.»ti<'-hi' Uar^li'Huin; I-t A'-wi-Tun^- Jit
Brechkraft der Lin«« dei Asfei durch Anapannnny der
durch im Zustand der Accomodationsspan ■
nung die Eigenschaft, nicht nur para.llele
Strahlen, soniiern auch divergent autlallende
in der Retina zu ^^amnleln und IQ Olliem
dentlicbea Bilde tu Tereinigen.
Da wir «an — wi« icbon erwibnt —
bei der Untersnchung im atifrechten Bilde
sehr nahe an das unteräuehte Auge heran-
liommen mflfsen, das menschliche Auge aber,
sobald es in n&cheter li&he Beobachtungen
anstellen will, nnwillkdrlirb sn aeeomodiren
pflegt, so hat dio Acfoni..,l;itiun Ülr diese
Art der Untersuchung die höchste Wich-
tigkeit.
Greifen wir jetit wieder auf das Beispiel
tarflck, wonach ein Emmetrupe A ein gleich-
falls einmeti'p|iisi Iif- Aui:c
B iiu aufrechten Bilde un-
tersacht, so wird ans er
klärlifh, wie es vurkoinmen
kann, dass A gegen alle
Regel des B Augengrund
nichtdeuUich sehen konnte.
Donn im Momente, wo er
accoraodirt— seiner Augen-
linse gleichsam eine Oon-
vexlinse beilegt — verhält sich ja sein Auge
wie das eines Ifjopeo, als ob convergonte
Strahlen sns ihm anstreten, nnd erst dorclt
Vi.rset/en de> geci^riieteii C'irieavglases er-
reicht es wieder den i'aralleltsmus der Liciit-
Strahlen, bei denen allein ein deutliches Er-
kennen des Augenhintergrundcs möglich wird.
VerHUcht ferner ein Emmetrope einen
nieder^radigen Hypermetropeii za untersur lien,
»o wird ihm dies manchmal überrascheoder
Weise ohne jede Correction der Hypermetrouie
durch Linsen gelingen: denn er corrigirt aen
optischen Feliler seines Objectes ja im eigensit
Auge durch Anstrengung seiner Accomodation.
er verlegt scim- Convexlinse, die er ohne Aero-
modation zwischen^et/.en musate. in sein
liiuptriselie« System.
Will man bei Bestimmung de> Üefrao-
tious/.ustande.s eines Auges — die iniin ein-
fach so v>rniinint. ilass man durch l'robiren
heraoMufinden trachtet, mit Uüfe eines wel-
chen Aeeomodation^lases man den Augen-
gmnd dentlirh sieht und dann unter Aozie-
hung eine» etwaigen eigenen BetVactionsfehlers
die Anzahl der Dioptrien am Currectionsglase
abliest — die MogUcbkeit eines inigen Re-
äoltates als Folge der Aceomodatton seitens
di?8 Untersuchers wie aueh des Obje« tes v.dlig
aasschliessen. so braucht mau einfach die
Accomodation zu lähmen, was am besten durch
einige Tropfen Atropin geschieht, die man sich
wie dem Thiere ins .Auge träufelt. Das so mit
Atroi in vergiftete Auge gewiihrt dann ausser-
dem dem Spiegelnden im aufrechten Bilde den
Vortheil eines grosseren Gesichtsfeldes.
Pnr die gewchnliclien Fälle, die zur
Spiegelung gelangen, eignet ^ich das sog. auf-
reclite Bild (wie wir diese Methode der Unter-
sucbnng beseiebnen) forsügUch and ist bei den
Thiereti -weitaus Torsosiehen, schon deswegen,
weil wir dabei den Augengrund ea Kiinai ver-
grössert sehen, während wir l)>i dem »og.
umgekehrten Bilde, das gleieii m besprechen
sein wird, den Augengrund höchstens 3— 4mal
vergrössert bekommen, d. i. also eine Ver-
grÖBserung. Lei der man die /arten Gefässe
der Pferdepapille nicht einmal deutlich sta-
diren kann. Aasserdem wird ein unruhiges
Betragon g»;rade beim um gekehrten BUde
hr.chst Htorend empfanden.
Doch bleibt ans diese letztere Methode der
Untersuchung ein dankbares Auskunftsmittel in
allen jenen Fftllen. in welchen derartig dichte
Trübungen in den brechenden Medien vor-
handen äind. da»» man mit dem aufrechten
Bilde nicht zum 'Ziele kommen wftrde.
Während es .sieh beim aufrechten Bilde um
ein reelles Bild des Augengnindes gehandelt
Fig. lihi. äch*ioaU«eU« Dar»lrliiuig dar äpt<-K»iuntei»arliun^ im &og. uiug«k«brt«a
hMr, RmUs 4m Aug« dM FatiMtMi, luk* 4at Aig« 4m VeUrt«««».
hat. besehen wir bei dieser Untersuehuugs-
methode ein Luftbild.
Man hat nur nothig. vor das beob-
iirlitete Auge fFig. 1384) ein starkes Con-
vexglas (von etwa 2—3" Brennweite) zu
setsen, resp. vorzuhalten, so werden alle aus
demselben austretenden Lichtstrahlen, gleich»
giltig ob sie parallel, convergent oder diver
gcnt sind (d.h. ob sie aus einem enjtu' !m •
pischen, mjopiscben oder hypermetropischcu
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89«
OPHTHALMOSKOPIE.
kug9 koimnen), so stark convcrgent gebro-
chen werden, dass sie sicli alsbald kreuzen.
£< wird alao ein umgekehrtes Bild cnt>
stehen und wir können nns dasselbe vu
Anschauung bringen, indem wir ans, falls
wir uns atropinisirt und damit unsere Acco-
modation gelähmt haben, ein eotoprcchen-
des schwächeres Convexglas vor miser Auge
bringen oder, falls das nicht der Fall ibt,
unsere Aeciniiodation anstrengen.
Im Laufe der Zeit wurde der von Helm-
holtz. der die Tra|rweHe seiner Entdeckung
sofort übersah, construirte Augenspiegel
mannigfach verändert, je nach den Ter-
Fif. iSSft. Aofwuptefri naeh LUbrvieli.
schiedenen spcciellen Zwecken, Ar die er dienen
sollte und nach den verschiedenen Hrm l.'ii.
die mit ihm arbeiteten — das Princip
ist aber bei jedem Spiegel natflriich das
gleiche. Gegenwärtig li tt lie Zahl der von
verschiedenen .\utoren und Facliiiiannern
hergestellten Spiegel die Zahl von öO wohl
schon weit äberscbritten, ond wenn ich aas
dieser grossen Masse hier einige im Beson-
deren aufführe, ir'^scliieht dies wegen
ihrer Einfachheit. Handlichkeit, der geringen
ABsehaffbngikosten. ohne dass es mir natür-
lich auch nur einfallen wollte, die übrigen
als minder brauchbar zu bezeichnen.
Ein sehr weit verbreiteter Spiegel, der
für die Untersuchung völlig ausreicht, ist
der von Liebreich zusammengestellte. An
einer l''ieliteii — wie iUierhanpt ilieser Spiegel
sehr li-iilit ist und <iaiier bei längerer nJer
öfterer Untersuchung die Hand nicht ermüdet
— Handhabe findet sieh eine ronde, spie*
gelnde Seheibe (die frfiber von Sfetall nnd
im i'.ntnim durchbohrt, jetzt aus Glas mit I
im Centruni entfernter Fulie besteht). Sechs
Linsen (fünf negative und eine positive) sind
al« die nOthigen Correctionsgläser beigegeben.
Welche, wie Fig. 138." zeigt, in eine kleine
an der Hinterfläche des Siii.'L'el-' aiitrelir.iehte '
lletallklammer nach Bedürfnis», jeweilig ein- :
gesetst werden. Dabei beachte man, dass |
während des Spiegeln.*; die Klammer dem
Spiegel gut angedrückt liegen bleibe, da im ■
Falle eines .^brücken« der Linse natftrlicb
opti.sche Unannehiiili<])keiteii eiit.sfelien wür-
den. GleichzeitiL: tivi ^ n sich im t^tui dieses
Spiegels noch zwei Sammellinsen von 2",
resp. 3" Drennwtite, welche buwolil zur
focalen Beleuchtung als auch zur Unter-
suchung im nmgekehrten Bilde verwendet
werden können. Ein anderer, etwas licht-
starkerer Spiegel schon ist der von Nachet
gefertigte (Fig. 1386), bei welchem vierCorrec-
tionsgl&aer (zwei positive und zwei negative)
in einer an der SpiegelrAekflAche angefertigten
drehtiaren Scheibe gefasst sind. \va> den
Vortheil gewährt, dass der Untersucher beim
Wechsel von Correctionslinsen den Spi^l
nicht vom Auge sa entfernen braucht, son-
dern einfach durch ein Rotiren der Scheibe
da^ passende fHas vor die eentralc Diinh-
brechungsstelle der Spiegelscheibe bringt.
Will er ohne jede Correction untersuchen, so
schlägt er einfach die Scheibe nach unten,
wie dies Fig. lUSfi zeigt. Noch mehr Vor-
theile bietet der B au ni e i s t e r'selie .Augen-
spiegel. Erbestehtaus einem durchbohrten Oon-
cavspiegel Ton tem DarehmesBer (Fig.i387).
I Derselbe wird in eine Hülse gesteckt und
lüsst sich in dieser um seine Verticalachse
drehen. Hinter dem Spiegel befindet sich
eine sog. Becou'scbe Scheibe swisehen
zwei Deekscheiben. Dieselbe enthllt sieben
Correctionslinsen und eine freie »Kffnung.
Die Stärke der Linse ist uusscriich unge-
' geben nach .Meter- und Zollsystem. Die Hfilse,
in der sich der Spif^e.-] dreht, springt um
' 4 cm vor der vorderen Deckscheibe vor. Bei
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OPHTHAKHOSKOPIB
395
dt'i Drehung des Spiegels naeh d«r einen
Oller anderen Richtung stosseo die Kanten
des Spiegels und der Scheibe zusammen und
bilden einen Winkel von 33^. Das ganze
Instrument braucht daher, wenn die Licht-
qaoUe seitwärts steht, nicht schräg gehalteu
BQ werden nad die Liebtttrablen Mlen nkht
Vif. 1W7. A«(«H^ifil laak Baaaeister.
schra.; infolge dessen durch die Corrections-
glaser. worin bekanntlicli eine Fehlerquelle
liegen würde. Ferner stören die Kefleze
nicht, die an denSeitenwandungendert)etTnang
bei Schräghalten des Spiegels sich sonst
bilden. Dadurch, dass die Kecoss'sche Scheibe
drehbar ist, können die Linsen rasch ge-
wecbftrlt werden. Eine dem Btni beifegebene
groue Sammellinse vervollständigt die Aus-
rflstong. Denkt man sich die ilecoss'schc
Scbeib« diese« Spi^di eis um eine grotee
FIf. 18BS. Dar»tellu:i^: des Vornan t.-' - di r Spifgtliutor-
snebong im «nfwht. ii f; I ' •
Anzahl in ihrer Stärke dazwischen liegender
Linsen vermehrt, wo zwei derartige Scheiben
hintereinander angebracht, su dass auch kleine
firochtheile von Dioptrien noch durch Cosi-
bination hergestellt werden können, so bat
nun die sog. Refractinnsspicgel, deren
man sich bei exacter Feststellung des Ke-
fractionszustandes eines Au^es mit vielem
Vortheil bedient. Und die Aeuactionsprflfnng,
die nach den oben angegebenen Dtreetiven
ja gut ausfoiirbar ist, hat aneb bei Thieren,
besonders bei Pferden, einen grossen Belang.
So kommt es z. Ii. gar nicht selten vor, dass
bei letztgenannten Thieren beide Augen
einen verschiedenen ßefractionszustand be>
sitsen, sog. Anisometropie, welebe — da
das Pferd bei d^-r schwachen Entwicklung
seines Ciliarniuskels durcli Accomudatiun
wohl nur wenig ausgleichen kann — zu
undentlicbem Sehen und damit x. B. loin
Sebenen führen kann.
Den Gang der .\ugenspiegeluntersuchiing
kann man praktisch wieder in zwei einander
folgende .Vbschnitte bringen: I. die Ex-
ploration der brechenden Medien des
Auges, nnd ü. die detaillirte Betrach-
tuni,' e s A II g e n h i n t e r g r u n d e 8 und seiner
Veränderungen, nebst Bestimmung der Re-
fraction.
Das erstere Verfahren hat die Aufgabe,
den Befund, wie wir ihn bei den brechenden
Medien mit unbewaffnetem Auge und ge-
legentlich der Betrachtang unter Zuhilfe*
nähme der seitHehen Beleuchtung festgestellt
haben, v.n < .mf r iüren. resp. zu vervollstän-
digen; denn wie schon erwähnt, könnte es
passiren. da«s selbst bei fucaler Beleuchtung
feinste Trübungen, besonders des Linsen-
systems, und auch der Hornhaut, übersehen
würden : di<> Augonspiegelnnter-uchung srhilf zt
vor derartigen diagnostischen Irrthüniern.
PQr die erfol^iche Untersuchung sind vor
.Allem zwei Regeln stets zu boliaf-hten : Ein-
mal schiebe man. so lange man sieh mit den
brechenden Medien des Auges beschäftigen
will, nie ein Glas hinter seinen Spiegel, das die
eigene oder des nnt«*rsnchten Patienten Ame-
tropie rnrripiren snll. Man würde sich dahei
wohl in den Stund set?en, im .\ugenhinter-
gmnde genaue Detailwahrnehmnngen tO UW-
eben, sber Gefahr laufen, die dem Ange viel
näher liegenden Linsen- und Glaskörperrer-
Inderungen gänzlich zu übersehen. Sudann
nehme man auf die Lichtquelle Bedacht nnd
sorge, dass dieselbe nie sn intensiv ist:
gleichzeitig damit sehe man auch zu. keine
zu lirlitstarken (also Concav- oder Metall )
Spiegel zu verwenden. Würde man z. B. Opa-
citäten der Linse mit recht lichtstarken Spie-
geln nnd greller Flsmme anftnchen wollen,
-o kann es passiren. dass dieselben in den
gi'scliaUenen Lichtmeer L'lei* hsam ausgelöscht
werden und der Diagnose .-ntgehen.
.\Ue Trabnngen, welche bei Focalbelench-
tung weiss oder grau erschienen sind, zeigen
sich bei Spiegelbeobaclitun»^ dunkel: dnin
sie hindern je nach ihrer I)ichtigkeit mehr
oder weniger den Dnrchtritt des aus dem
.\ugenfundus zurückkehrenden Lichtes. Um
sich vor groben Täuschungen zu schützen,
muss man jedesmal, wenn man eine Ver-
dunklung gefunden sn haben glaubt, sich
vergewissem, ob nicht der Cornea aaflafemde
Schieiinpartik'-lchen — die ja das Liebt
ebenfalls zurückhalten und so dunkel er-
scheinen — eine Trübung der Medien vor-
tänschen. Man wischt einfach die Cornea
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396 0PBTHALM08E0PIE.
mit d«m ober«ii Lid «anft ab, wonach solche |
P$eudotrflbungen verschwonden Bein werden.
Inteusive Trübungen der Curntsa, die
natOrlieh mit freiem kugc schon erkannt
waren. <>r8cheinen ah tiefdunkle Flecken,
wählend leichte, weniger ausgesprochene
Opacitäten und Unebenheiten, sog. Macula^,
al« dunkle Wolkcheu sich «eigen, die sich
b«i Spiegeldrebnngen in helle Flecken mit
(hiTikler Bes<^h:iUnng der TOfher boUe» Nach-
bartheile verwandeln.
Bin Blick, bevor die Linse in die Unter-
anehong gezogen wird, anf die Iris geworfen,
ist recht geeignet, besonders kleine Verwnn«
flun^M-n der Re^'enbogenhaut, wie sie Stiche,
Durchschlagen von Metallpai tikelchen u. dgl.
vemraaichen, die der focalen Beleuchtung oft
entgehen, zu constatiren. Während das übrige
IriKgewebe seine normale dunkle Farbe zeigt,
schimmert an Jen durchbohrten Stellen der
Attgenbintergrund (grftnblao, wenn das Licht
von dem Tafwtam, roth. wenn es von der
Papilla Nervi optici zurückkehrt) durch. Tn
gleicher Weise lassen sieb Abreissungen der
Iris von ihrem ciliaren Bande (Iridodia»
lysis) eonatatiren.
Was nnn endlieb die Linee eelbet an-
belangt, 80 sind wir jetzt im Stande, auch
die feinste Trübung, etwa einen Starpunkt,
oder die feinen Anelftofer einer Trübung auf«
Genaueste zu sehen; mannigfaltige Formen
und Bildungen pr&sentiren sich dem Auge.
Zu warnen ist vor Verwechslung des
Spiegelbildes astigmatischer Linsen mit Trü-
bungen. Brstere bei alten Pferden regel-
mässig anzutreffen, zeigen bei der Beleuch-
tung initteUt des Spiegels in den mittleren
und Randpartien in concentrischer Anord-
nung bogen- and ringförmig verlanfende Li-
nien, weiebe je nach Belenehtnnf nnd augen-
blicklicher Drehung des Instnunenfes sehr
hell erleachtet und dann bald wieder wie
beschattet aosaehen. In gleicher Weise vom
Astigmatismus unabhängig sind die strich-
fOrmigen, radiären Linsenreflexe. Erstere —
das sind die BOgen und Linien — Erschei-
nungen rubren (nach Berlin, welcher sie
znei'st fand nnd erlclarte) von einer Dicbtig-
keitsdifferonz in den Ifindcnschichten der
Linse her, letstere — die radiären Streifen
— sind auf eine höhere Brechkraft des
Linaenkemes gegenlU>er der Corticalia inrüclc-
infnhrett.
Das» ein vollständiges Fehlen derLlM«
im Pupillargebiet« mittelst der §og. Furkinje-
Sanson'sehen Flammbildclien ermittelt werden
kaottf wnrde schon gesagt. Der Augenspiegel
wird ans die Entdeckung bestätigen. ISbenso
gelingt der yacluveia der sug. Subluxation
der Linse, wobei dieselbe unter theilwcieer
Zerreissung oder Zerstörung ihres Anfhänge-
b:inde.<. u-'i Ztniula ciliaris, wohl no> h im
Pupillargebiete hingt, aber eine Axendrciiuug
gemacht hat, wobei natürlich ein Segment
aus demselben aastritt. Der Üand dieses
Lineensepnentes erscheint bei Spiegelbeleneh-
tung al< boeenfArmig in der Pupille verlau-
fende dunkle Linie. Der Grand dieser Er-
scheinung ist darin zn «neben, dass der — •
für pewühnlich ja unsichtbare, jetzt auf ein-
mal im Puptllargebiete — erstbeinende Lin-
senrand wie ein Prisma wirkt. Die Spitze
eines solchen Prismas aber hat bekanntlich
die optische Eigenschaft, kein Licht durch-
zulassen, dasselbe vielmehr tutal zu reflec-
tiren. Das aus dem Aage zarQckkehrende
Licht wird also in der gansen Linie dea
Linsenrandes wieder in das Augeninnere
zurückgeworfen, und der Rand selbst er-
scheint infolge dessen unbeleuchtet, schwars.
Bei der Beleachtung mit einer ConvezUiis«
(foeale Belenehtung) dagegen erseheint er
als ein heller Streifen, indem die von der
Loupe ausgehenden Strahlen so schief an
ihm auffallen, dass ^j.- nicht weitergehen,
sondern alle in des Beobachters Auge zurück-
geworfen werden. Schliesslich ereignet e»
sich noch, dass man bei einer Subluvatiun
der Linse die einzelnen Theile des Augen-
hintergmndes, so namentlich die Papilla
nervi optici, doppelt sieht, was seine Erklä-
rung einfach darin findet, dass das aus dem
Augeninnern zurückkehrende Licht seinen
Weg auf zwei verschieden brechenden Bahnen
nimmt, nimlich dnrch Jenen Theil der Pu-
pille, welcher linsenlus ht. nnd durch jenen,
welcher seine Linse noch besitzt.
Erst durch den ÄUi^enspiegel wardemtn
auf die Häufigkeit der Veränderungen des
Glaskörpers aufmerksam, die sich in
der Hauptsache ebenfalls als Trübungen
bezeichnen lassen. Ich brauche hier nicht erst
zu erwähnen, welch wichtiges Symptom sie
bei der Erk-^nnortg der recidivirenden Irido-
Chorioiditis des Plerdes abijeben. Ihre Dia-
gnose ist durchaus keine schwierige, sobald
nnr die übrigen breohenden Medien rein oder
doch wenigstens noch doreblenchtbar nnd.
Bei der Spiecrelbetraclitung erscheinen im
hell erleuchteten Fupillargebiete dunkle, ver-
schieden geformte Körper, die bald das Aus-
sehen von isolirten schwarzen Punkten haben
können, bald sind es kno])fartige Bildungen
mit anhängenden grauen Fäden, graue oder
schwarze strich- oder federartig gewundene,
oft in einander Terschlnngene Gebilde, grOs*
sere Flocken mit Fortsätzen, endlich gran-
liche oder schwarze hautartige Gebilde,
welche sich vorhangartig auf und zusammen-
rollen and sich falten. Dabei aeigen sich
diese Gebilde seltener als fixe, in der Bogel
führen sie Bew-'gungen aus; hat sich das
Auge geruUt und ist dann wieder zum Stillstand
gekommen, so vollfuhren die Trübungen noch
eigene Excursionen durch den (meist in ge-
ringerem oder Torgesclirittenerem Grade ver-
flüssigten) Glaskörper, sog. escursive Bewe-
gungen. Ausser diesen Erscheinungen sind
aber alle (ilaskOrpcrtrübungen. ganz gleidl-
giltig ob fixe oder bewegliche, bei den zn-
tälligen Bewegungen des Thieraugeü zu er-
kennen. Das Auge hat bekanntlich annähernd
die Gestalt einer Kugel, deren Drehpunkt
direet hinter die hintere Linsenkapsel fUlt
Dreht sich n'in ein .\uge — und wenn wir
sagen, das Auge dreht sich nach links oder
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OPHTHALMOSKOPIE.
897
rechts, so vollen wir damit ja eigentlich
sig*D, d«r vordere AagapMabichiiitt, mit
Cornea, vorderer Etmiiner nnd Linse unvl
Allem, was in diesen Oriranen sich befindet,
macht dirse Excmsioii nach links uJer rechts
— so ist klar, daas die hintere Angenbälfte
den umgekehrten Weg «i« der vordere Bvl-
basabschnitt zar&cklegen winl. Wird also
das Aage beispieUweise nach rechts gerollt,
so wird der Glaskörper mit seinen Trfiban-
fen den eBtgefeiig«setit«A Wey niicli links
snrteklefen and nee rvtOL
Es leitet sich daraus al»' l'e/üt;lirh <Kt
Dilferentialdiagiiose zwischen Uorithaat-. Kam-
inerwasser- undLineentrllblingen einerseits und
QlMköri>ertrübuni;en andererseit.s die Regel
ab, das« erstere Opacitäten nuter der Spiegel-
betrachtuui,' bei Drehangcn des Auges gleich-
sinnige licwegungen mit dem Aage volltahren.
w&hrend letstere den amgekefarten Weg
durchlaufen. Ab tmd zu kann es pa.<!>'ir<'n.
dass bei der Lutersuchung im ersten Moment
der (ilaskörper ganz rein er>i ii<'int, and erst
einifre forcirte nnd ntscbe Aagenbewegangen
bevnfrken, dass nan plfftilirh der ganf« Olas
krirpf^r von Trül>iinirrn. die in iliin liermn-
wirbeln und vuriier »lu Üoden deaäcibeii ge-
legen waren, erfüllt ist.
In seltenen F&Uen erhält man im Glas-
körper statt der datiklen Trflbnngcn einen
Anblick, vergleichbar mit lii-in lilitzem
kleinster im Sonnenlicht«: berumwirbelnder
SebneeflOekehen, ein Gold« nnd SUberregen.
DipFM Phänomen — als Sxnrfi vsis scin-
tillaas bezeichnet — rührt dalier. dass der
Glaskörper in seiner ganzen Ausdehnnng von
einer Masse der acbönsten nnd wohiausgebil-
deten Cholestearln- oder Tyroainkrystalle
durchsetzt ist. di« in lebhaften Umherwir-
beln glänzten.
Einen weitereUt s^hr seltenen Befund
stellt das Vorkommen eines Parasiten, o. zw.
einer Filaria, im GlaskOrperraume dar.
Wi-nn wir uns nun zur BetrachtuiiL' il- s
eigeiiUi» heil Angf^nhintergrunde» als einem
nnr mitteUi des Aggenspiegeie SU erschUes-
senden Territorium wernleti, so mag voraus
erwähnt werden, d.i»s an dieser Stelle we-
ni^'er zu24amnienhängende Bilder einzelner
Krankheiten gegeben werden wollen, als viel-
mehr an eine topographische Besebreibnng
des An?(»nfniii!us aii>rIilies>ieTid die intm vitani
erkennburen paliiüiogisihen Veränderungen
der einzelnen C'ompunetiten des Angeobinter^
grundes einer Erörterung nntereogea werden
sollen. Dass diese YerhAltnisse beim Pferde
etwas eiriLjeliender l)es[ii('f:hen w^'rden, hat
seinen Grund tiarin, da^n dieses Thier vorder-
hand am meisten Gegenstand ophUialraosko-
piseher Studien und Untorsuchongen gewesen
nnd wohl zur Zeit noch ist.
Was zunäch^it die Liclilquellen, denn
man sieh bedienen will, botrifft, so bat man
die Wahl siriscben dem natürliehen TageB-
nnd dem kflr^^türhen T,am]'eTilirlite. Iteid''
Lichtarten besitzen ihre» Voilhtil. beide ;ib»ir
auch ihre Nachtheile. Wo os der Tageszeil
nnd der Klarheit des Himmels nach angebt»
möebte das Tageslicht mn doppelten Gründen
den Vorzog verdienen; wenn man ohne
Atropinisirung untersuchen will, verengt sich
die Pupille nicht in der unangenehojen Weise
wie beim Auffallen sehr hellen Lichte^, wo-
durch natOrlicb eiua firschwemng der Ex-
ploration berbeigefBhrt wird, nnd dann hat
man das Tageslicht stets und überall zur
Disposition, was man von gut brennenden
Lampen in der Praxis nicht immer sagen
kann. Ausserdem erscheinen die Farhennnan-
cirungen viel natftrtteher, nnd es Ist immer
zu bedenken, wenn man iJann zur Lampo
greifen sollte, dass durch deren lueiii gelbes
Licht das Colorit des Augengrundes einiger-
massen modificirt werden wird. Untersucht
man mit Tageslicht, so ist nur nOtbig. das-
selbe von einer umschriebenen (Quelle herzu-
nehmen, etwa einem kleinen Fenster, Thttr»
spalte etc. etc., wftbrend der übrige Banm
verdunkelt wird.
Die Stellung, welche man das zu unter-
suchende Thier einnehmen lässt, soll eine
bequeme sein. Pferde liest man verkehrt in
ihren Stand stellen, wobei ein vertranter
W;lrtcr den Kopf durch sanften Zug an dem
! Hallter, resp. der Trense (manche Pferde
kauen gern mit der Trense, was störend
wirkt) oder durch den über den Hals ge-
legten Arm nach abwfirts senkt. Zuhilfenahme
einer läri'inse ist für ci^wulinlieli nicht nöthig
and sollte nur als letztes Auskunftsmittel ge*
braucht werden. Denn je ruhiger man das
Pferd behandelt, je weniif. r man es Oberhaupt
berührt, det>tu leichter gelaugt man zum Ziel.
Die Augenlider activ zu Cünen. ist in der
Regel nicht nOthig, da anfängliches Zukneifen
derselben bald naebUsst, wenn das Thier sich
einmal an die Beleuchtung seines Ane-f,'* tre-
wöbnt hat. Sollte dasselbe sich aber gar nicht
zum Oeflfnen verstebm »oUen, so wird man
die Lider mit Danmen (unteres Lid) und
Zeigefinger (oberes Lid) der freien Hand aiis-
einaiidertialf. il oder .^ehliesslich den Tddlialter
einlegen müssen, kleinere Thiere. wie Hunde
und Katzen, setzt man auf einen nicht zu
hohen Tisch und nimmt selbst vor demselben
Platz, oder man lässt sie von einer Per-*on
in den Armen halten. Am wenigsten brauch-
bar für die Spiegelang erweist sich das Itind,
welches den Aogspfel mit solcher Gewandt-
heit und Kraft naeh unten zu r"ll'?n ver-teht.
dass oft nur flüchtige Einblicke möglieh sind
oder man sneh wohl ohne Remltat« absieben
mnsa.
Die Frage: „soll man sum Zwecke der
Spiegelunten-uchunj; die Pupille dureh Atro-
pin erweitern?" i.st dahin zu beantworten,
dass eine Atropinisirung die Tnlersuchung
auf jeden Fall bedeutend erleichtert, weil
mit Erweiterung der Pupille der Untersucher
jeweilig ein viel grosseres Gesichtsfeld hat,
als bei einer engen Sehspalte: zur Bestim-
mung der Refraction eines Auges ist die
.A.troj>iiii^irnn!r sreradezu unabweisbar, wenn
luuti nicht, durch die .\ceoniodation des
Thieres verursacht, sich fuUehen Erjiebnibsen
anssetsen will. Ausserdem war ja in der Begel
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m
OPHTHALMOSKOPIE.
schon zum Zweck d«rr Explorntion des Linsen-
sjsteinii das Mydriaticum eingeträufelt worden. '
In tenen Fälteo, in denen bei myotiacher I
Stelrang der Pn|iille hintere Synechien so rer-
mnflioii >inJ (aUF ^ltje abgelaufener Iridochor.
recid.J, ist einige Vorsicht geboten und ea
wird praktisch klug gehandelt sein, sich die
Rrlaubniss zur Pupül ticrweiterung eigens
und an.sdrQcklich geben zu lassen, wenn man :
— wie Berlin einen Fall erzählt (Zeitschrift ■
f&r vergleichende Augenheilkunde) — nicht |
hinterlier nRugenehmen AnselnandenetEiin- |
gen mit dem Eißcnthftm<'r ausgesetzt si^in
will, der sein Thier dann in seiner SciiOaheit
ipeflchidigt glaubt Zu erfolgreicher Atrupini-
Mrnn^ genügen einige Trupfen 1 'Aigen Atrop.
enlfanc. in wft«serfger Lorang, die mitteut
des Anu'i'ntvopfrr/'irrheßs in den Bindehaut
»ack in.stiUirt werden.
Ist in solcher Weise das Object genfigend
zur Untersuchung vorbereitet, so fängt der
Untersncher vom Fenster her oder bei künst-
licher Bel' u< lituisg von der Lampe Licht in
seinen Spiegel und wirft es von demselben
— etwa 5^f 0 em Tom Thieraoge entfernt —
in (las AüfTi^ninTierf . wonmf man vnn dorther ■
sofort einen eiitwedtT grüiiliihen (vom Ta- j
petum herrührenden) oder einen mehr röth-
lichen (der Papilla nervi optici entsprechenden) |
helien Reflex erh<, nnd sucht sieh hier
eint ii Punkt ( nii b> >t- n «lie Sehnervenscheibe)
aus, auf de!» er sich scharf einstellt, d. h. er
sucht durch Einsetsen der dL-m Spiegel bei-
giegehenen jeweilig passenden Correctionsglä-
sem seine oder des Thieres Ametropie (Myopie,
resp. IIv]K'rmptroj>Ie) sn zu curi lu'irt^^n. dass
der Befructionszutttand dahin geändert wird,
als ob Untersncher nnd Übjcct Emmetropcn
wären, wob' i mui ?rharfe Netzhautbilder ent-
stehen köiintn. iJicao Methode der Spiegelung
im sog. aufrechten Bilde hat sich bei
Thieren als am vorlheilhaftesten bewährt,
da die Vergr^sseronsr des Angengrundes
eino -'-lir li.'fi ii'(Ii;.r,.,,,|,. jst. wii'iroul bei der
Uutor.><ui liuufj im uaigokehrten lülde. dessen
Princip >chon erlüuti-rt WQrde, wohl ein grös-
serer Abüchnitt des .Augenj^nde« auf einmal
Qbersehen werden kann, seine Details aber
■>':'hr kli'iii *T.-<:-li. iiiru. Eine N<'iitr;ilt>irum,'
der eigenen lietnictionsanomalie oder jener
des Thiere.s kann einem nur einigermassen
vertrauten Beobachter nicht schwer fallen,
«nmal hochgradige Kefnutionsfehler bei
Thieren kaum je vorkommen (und der Unter-
sacher selbst seine etwaige Kefractionsano-
maiie zn Beginn seiner Spiegeläbongen vom
.\ngenarzte feststellen Üp^s). .\]]p unsere
Hausthiere sind schwatiie ilvpennetropen ; es
dürfte die Hvpernietropie beim Pferd uwischen
1 and t Dioptrien betragen; doch wurde in
seltenen FiUen aneh Kmraetropie und sogar
schiiii ^ryM|iir (bi- zti .1 r>) ircfiini!.'!! I'r-r
Emmetrope bedarf dalter in der lit'gel keinem
Correctionsglases: .seine Accomodation, mit-
telst weicher er sich schwach kumichtig
macht, reicht ans. um die Hypermetropie des
Thieres zu neutrnlisiren, und wenn mit zu-
nehmendem Alter die Accomodation theiU \
weise eingebüäst worden sein sollte, so ge-
nügt ein ganz scikwaches Concavglas völlig.
Der Myope, der. um mit Spiegel. Pferde-
kopf etc. nicht in Collision zu kommen, seine
Brille abnimmt. iiit:t eli; i av^'las in
den Spiegel, das um 1 oder i D stärker als
seine eigentliche Brille ist: der Hypermetrope
bedient sich eines Convexglases.
I.st auf diese Weise ein scharfes Erken-
nen der einzelnen Details im Hintergründe
ermöglicht, so geht man an die Durcbmoate-
rung dessellien. Vor allen Dingen werden wir
diT F.intriff sti'lb' tl^s .'^ilmerven, der Papilla
nervi optici, unsere .Vutiuerksamkeit schenken.
Di<'selbe zu linden, denken wir uns die
vom Mitti']|iiinkt<- der Hornbant ausgehende
Augena.X'' t,'. z »u'i ii : gehen wir Ton dem
Piiiiktt'. wo (Ii,' liinteren Augenhüllen er-
reichen würde, nach abwärtd — leuchten
also von oben her in die Pupille so sehen
wir zunächst beim Pferde ein grosses, lie-
gendes Oval von ungefähr gelblichrother
Farbe. i ii< i I iitersuchung mit Tageslicht
fclblich-fleischfarben. Es sei hier beigeaetst,
mn das Colorit der Papille nicht tuierheb-
lirhcn indiviilnellfn S(iiwankiiiii,'*"n unter-
Worten ist (ebenso wie die Entwickhing und
Füllung ihrer Gefässe}, dass mehr jugendliche
Thiere eine rOthere, alte l'hiere eine blasse,
mehr weissliehe SehnerTenscheibe besitsen,
uml ist Vcrhfiltniss s,t cnnstatit,
duäa bat! Iii: >i'it'^'flniii' Untetsucher aus die-
s.^m Bofuti ii' an und für sich äussern konnten,
ob sie es jeweilig mit einem älteren oder
1 jüngeren Individnum zu thun hatten. Bei ge-
j nauercm Hinsehen Uberzeugt nmn sich nun
I leicht, dasa nicht die gante Scheibe eine
gleichmftssige Firbnng aufweist, sondern wir
seh-'ti au« tnehreren ringfönnijipn Ab-
schnitten bestehen, deren jeder i in.' cli irak-
terische Farbennuance präsentirt. \ "n aus-tn
gegen das Centram vorschreiteud, bemerkt
man zuerst einen weissen Bin?, welcher auf
die Scheide des Sehnerven (Sklcralrinfr) zu
I beziehen ist. die oben etwas breiter, sich in die
I unteren Abschnitte etwas verjüngt und auf
I diese Weise manchmal die Gestalt einer
, Sichel annehmen kenn: ihm schlies&t sich
I unmittelbar eine rötliliclie Zone an: dann
\ kommt ein mittlerer, wiederum liellerer King,
I und im Centram erblickt man gewfihnlich In
[ einem etwas verwaschenen Weiss mehrere
j röthliche TupIVn. welch letztere als Schatten
I der sich hinter der Sehnervenscheibe ver-
zweigenden Arteria et Vena centralis retinae
I SU deuten sind. Eine ophthalmo-^kopisch
deutlich wahrnehmbare Centrulnrtri ii> und
I Vene wie der .Mensch. Hund, die Katze etc.
besitzt das Pferd also nicht, die Theilung in
kleüie Geßlsszwetgeerfolgt bereits eine kurze
strecke Torher. Diese Gefftssrerzweigungen
trrli-n all'' in lior Zalil \n-i iO — inni mehr
.\estrhen in einer gewisstMi Entternung vom
Ceiitrani aus den Kundpartien der Sehnerven«
Scheibe aus und ziehen nahezu in geradlini-
ger Richtung, manchuiul gdiu leicht ge-
schlängelt. ^tch dabei dichotomisch thcilend,
in radiärer iiicbtung und lassen sich so
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OPHTHALMOSKOPIE.
399
etwa 1 — ly^ Pa])iUendurchmeaa«r weit ver-
folgen, wo sie dann sich der Beobachtung
entziehen. Wenn auch der sraTiTr- Rand der
Papille so mit G<'fa.«sreiseni veraelien ist, so
erscheint doch iiir Verbreitungsbezirk nach
unten und obon ein Tiel kleinerer als seit«
lieh. Eine ünterscheidan^ in Arterien vnd
Venen zu mache», gefitattef (la> Kaliber der
dünnen, schmalen Gefässchen in ili ii weuigiiten
Fällen. Als ab and xu Torg> niiKkne Abnor-
mitftt kann man Boch ein schmales Gefiss- i
chen treffen, welches in der Mitte der Pa-
iiille aus einem der schien i:*'ii.niiitt:n >liii)klen ;
'askto kommt. aUo von cieui (Jentralgetassc i
kommend dii* Papille in der Mitte dnrehbohrt
hat and auf die Oberfläche tritt, statt im
Sehnervengewebe verlaufend dujiselbe erst nm
Rande zu durchbrechen. Eine Pnlsation der
papillären Gefiltase ist nicht sa constatiren.
Was die Form der Papille anbelangt. \
wnn^o oben schon crwribnt. i1a-~ ilirsolbe ein ;
Oval darstellt, dessen iiniu- oicit zur Höhe |
▼nrhftll wie Ctwa3:ä. Abweichungen von der
■ferencen Form dea Oval finden sich bäaflf I
nnd nnd dann nicht als pathologisch anza* |
sehen. Doch mnss man b- i Beurtheilung von ;
Formanomalien des Sehnervenkopfe» sich j
daran erinnern, dass auch bei Hornhaut- :
astigmatismns eine Verzerrung des Papillen- i
bilde.s KU Stande kommen kann. j
Abwoirliungen der Contouren. die wir
gewöhnlich schart' geschnitten sehen, treffen
wir ab nnd an innofeme, ab der Papillen-
rand en1wf(1er prtrtiell oder in seiner ganzen
Circumferenz wie ausgezackt erscheint. Es i
beruht diese Zackenbildang aber nicht auf I
einer anatomiscben Abnormitftt, sondern sie j
ist meist eine nur scbeiabarc, herrorgentfen 1
durrh (l.')i nnregelmlasigen Aatigmattsmas
der Linse.
Bs erübrigt noth über die Oberfläche der i
Papille an bemerken, dass dieselbe als eine '
glatte, plane erscheint: wenn anch anatomisch ;
Ila<jh^^l'^v ii'Sfii \v>-riit'ri kann, ila.ss ab und zu
das Ccntrom der Papille um etwas weniger !
tiefer liegt als deren Kandtheile, so ist diese '
Schwarbe Ausbuchtung, die ganz allmiilig er-
t'njgt. ddch nicht als eine eigentliche Excava- j
tion zn betrachten. Und selbst wenn je eine
solche vorhanden sein sollte (was aber beim t
Pferd ans anatomisehen GrQnden wohl nicht '
pnt mn^'Uch s. iii wir!), haben wir k^in Mitt- !.
dieselbe oplilh iliii >-ki»pi-*ch nnchzu weisen; ,
denn Niveandifier. ir/> n der Papillenobcrlläche ,
können wirnarniit Uilfegat entwickelter Go-
fltese erkennen, die an solchen Stellen geknic kt '\
erscheinen otl-T Ifii- knr/-; Srr>rkeii s.. unter-
tauchen, dass sie völlig untr rhnx hen erschei-
nen; aber solche GefÜ!*se, di>- über die jfanze
Papille hinsiehen, haben wir ja beim Pferde I
nicht. '
S( lili. s^licl! -sei noch erwähnt, dass wir '
in der Papilla optica einen nehr werthroUen
tfassstab anr Bestimmung von OrOsaen im
AnEfcrihintergrunde besitzen. Wollen wir den
Ilmfang z. B. einer Blutung, eines R.xsudat«s ;
u. 8. w. bestimmen, die wir in der Netzhaut i
aehen, and sagen: sie ist erbsen-., pfennig* etc. '
gross, so wäre das eine ausserordentlich un-
?enane Beseichnnng, die hfichstens für die
ergrös>erung j>a9sf. in welcher der betref-
fende L'ntersucher sie gesehen hat. Bestim-
men wir dagegen dieselbe BlatQDg als ' '/ä
oder i etc. Papillendarchmesaer groaa, so wird
die Beseiebnnng erat alli^mein nnd für jeden
Beobachter verstänlHrh
Ein ganz anderes Bild dat.'' t:<'ri l icU-t
uns die Papille des Hundes (des» n Augen-
hinlergruttd hier noch etwas näher beschrie-
ben werden soll). .\n Stelle der ovalen Forn»
nähert fi«' >i<'b anflall.'Dd ii<_'r eim-s ^'leirh.
schenkeligen Dreiecks mit abgerundeten Win-
keln an der Basis, welche den*, unteren Rande
des Sehnerveneintritti entsprifbt. Auch die
Vereinigung beider seitlichen ßegretuungs-
linien an der Spitze ist keine scharf lineare,
sondern die Papille fahrt hier in mehrere
feine Bandet auseinander. Arterien nnd Venen
sind >fharf v^'-nfiniin zu iint.'r-rh<^id''n.
ersttre &u ihieiii vit 1 iirllcri ti ll ith und dem
dünneren Querschnitt m k.iuibar, letztere
durch dunkleres Colorit, stärkeren Durch-
messer nnd weniger gestreckten Lauf charak-
terisirt. Der .\(i>tritt. resp. die Vereinigung der-
selben erfolgt in der Art, dass die Hanptstämme
im mittleren Drittel des Sehnervenfjnerschnitts
aus-, bezw. eintreten. Immer isolirt entsprin-
gen die nach oben hinziehenden (JcfUsse.
während die nai Ii d< ii beiden Seiten hin und
nach unten sich abzweigenden Aeste erster
OrdnnnfT nicht selten eine geroeinschaftlith«
Würze! b- sit/.fn. Will man dif HanptgefÄsse
mit Nauieu kenntlich umchen. so hat man
die Bezeichnungen Art , re.sp. Vena anpnior
aaaalis, A. inferior naa., A. aap. temp. nnd A.
inf. temp. Tn der Mitte der Papfllo ist eine
iL'ii'lttt' trrnbi'.re Vertiefung zu l:n>in'T^t'a.
\vi?l( lio durch das ringsum nach allen Seiten
hin erbdgende Ausstrahlen der X*>rvenfasern
bedingt ist (sog. physiologische Kxr tMition.
im Gegensatz zu der bei Glauknm auftreten-
den pathologischen [Druck-] Excavation).
Dabei ist die Farbe der Pauille eine grau-
röthliche. d»?ro Centrum an eme mehr weiss-
liehe. Kin recht auffälliges Phanf.ni- n an d'T
iiuniiepajdllo ist der sowohl im aufrechten
wie auch im umgekehrten Bilde deutlieh
wahrnehmbare Venenpuls.
Hat der Untersucner die Papille erfolg-
rejeb untersucht und auf ihr gleirh-ani st.i-
üon gemacht, nm sich alle dit^ . !,eB be-
schriebenen Details, wie Form. Farli-, Ober-
fläche. Gefiisae etc. genau zu bes>*hcn, so
geht er jetzt weiter, um die übrigen Partien
des AuLr- iifnndus sorgfältig und in geordneter
Keiheiifoige zu inspiciren. Zunächst sei der
Irrthum zerstreut, da«» man unter normalen
Umständen ein Bild van der Nrt/liarrt be-
komme. Diese Membran ist .so völlig dureli-
sichtig. dass man vielmehr die darunter, resp,
die dahinter liegende Haut, die Aderiiaat
eieht, nnd diese weist zwei gut unterveheid-
bare Bezirke auf: einen ta) . tirten iitid
einen nicht tapetirten Theil. Wenn wir
diese Verhiltniaae beim Pferd etwas näher
betntchten, ao mnaa vor Allem hervorgehoben
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400
OPHTHALMOSKOPIE.
werden, lius» das Ta|)etam des Anatomen und
•\er tapetirte Theil des Aagengrundes. wie
ihn der Ophtbalmuloge im lebenden Ans«
erblickt, sich nicht decken, lettteres ▼ielraehr
nach alli'ii SfitiTi tieil.-utcn.! IcImiht i.-t. Die
untere mehr oder weniger geradlinig verlau-
fend« Qrenze des ophthalmoskopisch nach-
weisbaren Tapetunis liegt etwa % — % Pa-
pillendurchmesser über dem Sehnervenkopfe.
Die oberen und seitliclun «ir.nz.u sind
ebeufalla bedeutend kleiner als die des ana-
tomiscben Tnpetanis; sie gehen nteh ohm
sowie -Jt'itlirh «ranz allniflHsr in fitien roth-
leucliUfiiiieii chorioidalen Hintergrund Aber.
Das normale Pferdetapetum zeigt sich bei der
äpiegelbelencbtang in seiner Grandfarbe grftn.
DiewB Grün aber wird, wie tehon oben an-
gedeutet, andiTs erscheinen bei Lampen an
aera bei Tageslicht, bei welch letzterem war
einen mehr bläulichgrönen Schimmer er-
halten. Dabei ist die grüne Farbe nicht
gleiehroässig über das ganze Tapetum ver-
breitet, es sirlit vi<-linehr wie irnnktirt aus,
bald dunkler, bald lieller. Die Punkte selbst,
die bald als dunkel oder Tiolett, wohl auch
als hellroth bezeichnet werden, rfiliii^n Y .n
capillarcn Blutgefässen her, welche Jas Ta-
petum von hinten her in senkrechter Kich-
tnng durchbohren. Sonstige Uef&sae besitst
das Tapetnn nicht.
All'^ übrigen Bezirke des Augenhinter-
gruades, deren bis jetzt nicht Erwähnung
gesehehen. gehören dem nicht tapetirten
Theile an und die Farbe dieser Gegend regu>
Hrt sich nach dem jeweiUgen Pigmentreich»
tlmiii der Ch'iri'/ivlea, sie kann zwi-chen [
ein< Hl Braunroth und dem ti< tsten ächwant
▼nriirt II. Der üebergang an der lirenze zwi-
si li.'ii i'apetum und ohorioidalem Theile cr-
luljit allujulig. Die Ränder sind verschwommen.
Das Einzige, was dem Beobachter normaler
Weise in diesem nicht tajpetirten Theile auf-
fallen kann, sind bei weniger intensiver Plg-
nientirnng sichtbare Bruchstücke von .\dcr-
hautgefässen. die namentlich in ihren .Anfangs-
theilen direct über der Papille ersclieinen und
das Aussehen von breiten, mehr in das Violette
spielenden Bindern haben, die sich dann
wohl trelegcntlich auch theilen kOiUK H Vor
einer Verwechslung mit den Papillargeiiissen
schQtst einmal die schon erwähnte Farbe
(gegenüber dem hellen Uoth der Papillar-
getasse) und dann ihr bedeutendes Kaliber,
welches jenes der NetihantgeflUse nm «in
Vielfaches übertritt.
Die Farbe des Hondetapetams ist eine
sehr hübsch gelbgrüne und zeigt Uebergänge '
in die Ornngefarbe. Die Chorioidealgefiisse an
den tapetfreien Stellen sind leicht zu ver-
folgen und ebenso von den Netzhantgefissen
die nach nnd nach in Unteriste zerfallen
und sich weit im Augenliintir^riinde ver-
breiten — ohne Mühe zu dülerentiren.
Betraeliteti wir nun zunftehst die häufi-
geren pathologischen Veiänderangcn. welche
wir an dem Sehnervenkopfe, resj». gleichzeitig
an deinen <»eläs>seu finden können, so habe 1
ich schon von voruehereia bemerkt, dass 1
beim Pferde da» lothliche Colorit bedeuten-
den individuellen Schwankungen (nach Alter,
Ernibrnngszustand) unterwürfen ist. — In
seltenen PSiten gelingt es. eine abnorm starke
Füllung der Pa)iiilarget'äs-;o. wie nuch der in
der Papille existivenden Capillaren — wodurch
die Scheibe aitl'u^ rOther ge&rbt wird —
aufzufind' ii. -ihne dass bis jetzt ein eigent-
licher Grund uutzufinden gewesen wäre. So
\icA all.'iii stallt t>^t. duss die I'ajiilhir-
hjrper&mie nicht allgemein als Begleiter*
seheinnng des Dommkollers anftntrelen
pflegt, wie Esberg und Lustig anzunehmen
geneigt waren. Bezüglich der (.k-nLsshyperämie
ist zu erwähnen, dass sich dieselbe nicht nur
an derBreitesonahme des betreffenden Geisse»
erkennen liest, sondern dass jedes stirker kali-
l>rirte BlufkreffisN — z, B. im Augenhinter-
gründe des Hnnüe» — infolge der Blntflber>
füllung si( h M Iii angelt, in hochgradigen Fällen
sogar „korkxieherförmig" gewunden erscheinen
kann; am ausgeprägtestien lüsst sich diese
Erscheinung an den Vtnen beobachten. Zu-
gleich damit kann auch eine Blut&berfäUong
der siehÜMiren Chorioldealgefime getroffen
werden.
Abnorme Bläaae der Papille ist auf eine
Anämie des Capillarnetzes und der Papillar-
gefässe snrQckauf^ren. Denken wir uns sa
einer solchen Sehnervemschlmie noch eine
Barefaction der das (Jcwebe d> r Nervrii auf-
bauenden Elemente, vvodurcli das binde-
gewebige Gerüst der dahinter liegenden La-
mma cribrosa durch den verdünnten Seh-
nerven hindnrehschimmem kann, so dass der
iraiize Selin-Tveiin'ijif Aelnili' likeit mit dem
bilde eines (wie Berlin es bezeichnet) schrAg
durchschnittenen Rettigs erhält, so hab«iw&
die typische Sehnervmatrophie („sckvaner
Star**) vor uns.
Auch i>eitii Iltiiiile wur<l»' v^m Ever?-
bnscb und Hilbert e'me genuine Atrophie
des Sehnerven beohaehtet, wobei es tu aira-
phisrher Fxeavation der Papille kam. Die
Uela»se waren fairndünn. Kine auffallende
Blutleere erhält niim uueii als Spiegelbefund
bei der infolge anhaltenden Chiningebranches
auftretenden, aber wieder vortthergehenden
.\maurose. Der Grun i « inrr zackigen Umran-
dung (liiusenastigmatismusj und dat Doppel-
sehen der Papille (Snblnxatio lentis) warde
schon angegeben.
Ein bis jetzt beim Pferde, Ochsen und
Hunde getrofi'ener Befund sind die so^r.
„doppelcontourirten Nervenfasern". Während
fllr gewöhnlieh bei fast allen Thieren die
Fasern des Opticus ihr- Bindegewebshülle
beim Eintritt in den .Seluurvenkopf verlieren
und fortan als reine Nervenröhren sich prä
sentiren, kann es vorkommen (bei den Nage-
thieren ist dies Regel), dass ein Theil dieser
Nervenfasern die bindegewebige Unisrheidung
beibehält und infolge dessen als doppeltcon-
tourirt bezeichnet wird. Diese Abnormitit
kann sowohl ein- als beiderseitig vorkommen.
Ich lasse hier die Beschreibung eines der-
artigen Palli'- beim Pferde v>m H< rlin foli^ea.
Der sonst normale Sehnerv (beiderseits) hat an
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OPHTHALMOSKOPIE.
401
Mioem UDtoren Abschnitte ein Mrtes, gr»u-
weisses, stelleuweUe floekira Anfatof^l. wel-
ches hie und da darch den rr.tlilii li <!urch-
schimniernden Augeohinter^und imurbruchen
wird. Die Höhe dieses Aiihängselä ist etwa
gleich % des senkrechten Papillardurihmessers,
wihrend es in seiner lircitenaasdehnung ca. • ,
de?; i:< >ainniton S.'luif r\ »Minrriüiii^es finniiiiint.
Der hintere Iii eil zeigt eine deatliche radien-
artige Streit'ung, wdcfa« eiact in der Kich-
tnng der Nervenfaseniansbreitung vorl inft.
Auch die Deutlichkeit, mit der man <ii(;
einzelnen Details der Papille — ihre ein-
seinen ringfönnigen Abschnitte, die auf ihr
verlaafenden Gefftste, ihre Begrensiinff —
wnhrnehmen kann, ht bedeutuntjsvcdl : es
kann vorkoiumeOf dass sie — uiu d&a ent-
schieden bebMpten zu können, mnn man
aber ganz sicher sein. <iass man aach das
geeignete Corrections.<rla.s ^'ewählt hat, weil
anderenfalls bei ung('iiü>,'*'ndiT rorr- i tion die
Papille natürlich nur undeutlich get>ehen
werden könnte — verschwommen, wie ver-
schleiert aussieht, verwasi hene und innieutliche
Grenaen xeigf. die aul liir vt-rlauftiideij Ge-
fsi88e zum l'heil im (infiltriton) Sehnerven-
kopfe untertauchen; denkt man sich dasa
noch eine flammige. etwas nnenteebiedene
und dtfrasf ROthnnj:, einzelne I'apillentheile
etwas prominenter, so hat mau da» Bild der
Ne u ro r e t i n i t i s (Sehnervenkopfentzttndung).
wie es Schindelka beim Pferde beschrie-
ben bat.
Hieran ansrhlie>-.. ii(] sei iMeh der von
Westrnni und mir beim Hunde beschrie-
benen sDg^. Stauungspapille gedacht. In
den bis jetzt bi' djuhteten Fallen trat das
Leiden beiderseitii: aut". wenn auch seine In-
tensität auf dem ein.'ii Au^i' manchmal
äberwicgt. Es weicht dann der Sehnorven-
kopf von der Gestalt emes gleichschenkeligen
Dreiecks bedeutend ah. ist abgerundeter und
seine ganze ConfiguraUoti niUn^rt sii h mehr
einem Kreise. Dabei ist er bedeuteml i,'e-
schwollen^ manchmal bia auf das Doppelte
TerfrOssert nnd gebt mit «einem Rand« all-
mäliir, idme dass di.:' Contouren wetreii seiner
Verschwuiuaierihcit genau erk- nn- n wären,
in den angrenzenden Theil ttber. I n 1 nicht
nnr gegen die Fläche hat er seine Grenzen
verichoben, sondern auch gegen den Glas-
körje r liin. in den er wie der Hut eines
Pilses liineinragt, so dass er oft bereits ohne
CorrectionsglÄscr erkannt werden kann. Seine
Farbe ist gelblichgrau. Am meisten in die
Augen fallend ist jedoch da.s Verhalten ütr
Gefä-^e, die alle, sobald sie den Rand des
Sebnerrenkopfes eireieben, plAtzlich abbre-
chen, resp. ans seiner Randtone an entsprin-
gen ->lieiii. n und erst im Centrnni iler Pa-
pilie wieder deutlicher sichtbar werden. .An
einzelnen Gefässen ist sehr gut zu sehen, wie
sie beginnen, die geschwollene Papille hinan-
steigen nnd es ist aus dem verschiedenen
Grade ihrer Aufbiegung an verschiedenen
Stellen oft zu schllessen, dass die Schwellung
der Papille keine ganz gleichmässige, son-
dern in verschiedenen Kegionen vielmehr eine
lk»«fe. Bacjriüo|>t41« 4. TbtorhvUkd. Vit. IM.
wechselnde aein mnes. Aach bei der Stanooge*
Papille kennen wir den Znsammenbang mit
innerlichen Leiden, der wohl bestehen dürfte,
noch nicht. Während beim Menschen dieselbe
in der Rege] al« Begleit«'rscheinung von
gesteigertem intercrünialeni Druck angesehen
zu werden pflegt, mOcht« ich nicht unerwähnt
lassen, dass Westruni in einem und ich in
zwei F&Ilen bei der Autopsie das Bild der
ausgesprochensten Sebrampfbiere vorfanden.
Von den rii-i übrigen Augenhinterjjronde bi.'^
jetzt opijttialmoskopisch anfgefündeneu und
mitgetheilten Veränderungen seien zunächst
Biatnngen erwfthnt, die in die Netihant hinein
stattfinden nnd von der OrBsse einer Steck-
nadel bis zn jener eiIl.•^ P,i|iillendurchnies.<;ers
und darüber variiren Am Ii. bsten treten sie
in der N&he der Paiulle und im Verlauf der
Qelksse auf und stellen polymorphe, bald
rundliche, streifige, spindelförmige, rothe
I Fleeken dar, die bei günstigem Heilungsver-
laufe wieder resorbirt werden, sich ailin&lig
verkleinem, um dann wieder zn verschwinden.
Für die Differcntialdiagnose, ob man es mit
Chorioideal- oder Hetinalhypoplexie zu thnn
hat, ist ausschlaggebend die hervortretende
Unterbrechang der Ketinalarterie nnd Vene
dnreh die htmorrbagiechen Plaqnea. Von sol-
chen Blutungen, die in das (Gewebe selbst
hinein erfolgt sind, kann man andere ophthal-
moskopisch ganz gut unterscheiden, wdcba
anf die freie Oberfläche der Netshant gegen
den QlaskOrper zu traten. Hier senkt sich das
nint zwischen Netzhaut und HeKren7,iing>liaut
auf den lioden des Augen hintergrundes, nnd
die flftchenhaft ausgebreitete rothe Farbe, die
man erblickt, ist daluieh ungemein ?ut cha-
rakterisirt, das,s sie nach oben scharf linear
ab^:e.sehnittHn erscheint. Hat dagegen das
anter suchte Thier kurz vor der Üpiegelnng
mit dem Kopf anf einer Seite t. B. gelegen,
so wird keine horizontale .Abgrenzung mehr
bestehen, sundern das Bint hatte sich auf
diese tiefer liegende Seite gesenkt nnd lebeiat
jetzt mehr vertical abgegrenzt
Eine fernere nnd sehr wichtige verhäng-
Ili^svolIe Verminderung im Auu'enliinti-njruud
stellt die Nttithautablösung dar (Sccessus
retinae), die wir in Gefolgschaft der Kcidi-
virenden Iridochorioiditis des Pferdes nnr in
oft beobachten können, wenn Exsudatraawen
von «ier clii rioldealen Oberfläche zwisclien
Netzhaut and Aderhaat gesetzt wurden und
diese nnn erster» Membran vor aicb her«
dräniien. Es Vdctet das charakteristische Merk-
mal die nach v«,trn geschobene Netzhaut dar,
die als graue, zuweilen auch glänzend helle,
faltige Membran gesehen wird und beim UoUen
des Angee eine zitternde, oft sogar schlot-
ternde Bewe^runi; vollführt. Oft ist bei hohem
Grade von Vordrangung der Membran An-
wendung von Correctionsgiäsern gar nicht
nothwendig, sondern das mit dem einfachen
Planspiegel bewaffnete Auge erkennt bereits
di'' abi^'^lüste Netzhaut. Dii' in der diri-eten
Nähe der Papille verlaufenden Gefässe sieht
man nicht mehr oder doch nur «ehr nndent-
' lieh; gleicbfinUs veiaebvonmen eikennt man
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0PHTHALM06TAT. — OPHTHALMOTONOMETRIE.
die 4.i hiuiiUig gf viTtärbt« Sehnervenscheibe,
auch äie kann verschwinden. Bei einer der-
artigen Abhebunif nnd Verdrängung der Re-
tina kann man selbstverständlich weder vom
tapetirten noch vom tapetfn ii n I Ii» il der
Aderhant ein Bild bekommen. Bei Thieren
nie stark entwickeltem Ketshantgefässsystem
(also beim Pferde nicht) sieht man wohl auch
die (jefasse über die Falten der Membran
liehen, die dann wie geknickt aussehen und
ao|;ewOhnlich dunkel achwftrzlich geOrbt lind,
weil si« mehr im dnrchfallendea als im auf*
fallenden Lichte gesehen werden.
Der gränliche iieilex, den man bei be-
stebendet Netzhantabhebnngr ana der Pupille
erhält und der lan^'-^ Zoll liitulurcli, alxT v.ill-
st&ndig irrtliUmlicki uib paithügiiuniische-^i Zet-
«ben Oes Qlnukoms in der Vcterinännediciu
angesahen wurde, rfthrt dah«r, dass das zwi-
senen Netxhaat «od Aderbaitt befindliche,
w&sserige Bxandat mit etwas Blutbrbatoff ge-
trftnkt i.-^t.
Oft freilich wird die Diagnose der Neta-
hrititabhebung durch die zuweilen gleichzeitig
vurliandenen niasöcnhaften dichten Glaskör-
iiertrübnngen badentend eraehwert oder ver-
bindert.
Bezüglich der uphthalmu>kopisch wahr-
nehmbaren Vt raini- rangen an der Oh >i i"i'k;i
sind bia jetxt eine Baptur der Aderhaut
(Kaise) nnd dn E^II von Cboriolditis disse>
minata (Pferd) beschrieben und ich glaube
bezQglicii ersterer auf Chorioldea, der letz-
teren auf die Originalarbeit Ton Everabaacb
verweisen zu können.
Literatur: Bayer. Die CoterraelinBir d»r Thkre
mit d*a A«c«anii<ML TtovUUahiwacbrift far wUsen-
Mfeafttld« Vetortatrinudo, Bd. 6«. M<>fl i. p. 84 fr —
Berlin. D«r oorinali' Au);eiihiDltfriiraiiil des Pf*'rd>>ii. Zeit-
schrift f&r vvr^lfictinudi^ Augeolii'ilkiiaJp roo Hnrlin und
Eif«r»busch. I. Jtthrg. (18Ö1'), 2. Heft, p. 102 ff — Berliu,
Uober dm pby»ik«li*ch-opli«i.li<'n B»u de« Pferdeaatje«,
Ibid., I, Jiihrsranif U«»*?», 1. H^ft, f. 1' ff. ~ Biervliet
ond Tun Ii I. V. A:ih.i'."i il fioi;Lst ii] ur Ifi!, p. 125. —
T. Ch« Ic Ii 0 w «I k r, l;«» 0|»lttbülaiu.->l>upiri-n boi Hfer-
dcn. Der Thi-rarrt', 83. Jalirgatijf, Nr. S. Marx 1^8».
Esberg, Kuiiuht Qbur die 12. Vvrxmioluuif der Hiüdi*!-
b«ricar opkthllMltfiMlua 0«MllM]uft, Ik 1 9f . — F 0 r i ii -
gvt, DI» OpMMmMkopl* ia darT«tariBlnB»dlelB.Tortrai;«
tflr Tbi<.<rflr7l<'. IV.S-tic. H«ft 4, 1911. — Hirtclibers,
Sur vprRli-iiliHpdcn Oi>lith«lillMtaipi«. Archiv fDr Anato-
mie nnd Pby»iolOi;i*', J.iLr):iii|; 1fiB2. p. $1 ff — Lustig,
Di» dia^noslisch-' Bcdi'utunj; d»r AuK<*iis)>i>»Kclttntfr«u-
ehoD^ beim DainmlioUfr d>-r I'tVrdt«. lliinDOVt<r'f><:h%r
J»hrciibKric-ht ](i>*0. p. 81. — HuoDicb. IVbcr Ava |'hy-
■ikilischi'n nnd optischen Bau liva Kindsaa;;--«. Zuitnelirift
ftlr vi-i|{l<-i<'bi*nde AaK«nh(>ill(unile, Bd. II, Jahr^an^ IS^S,
p. I. — .''(•hlampp. Leitfaden der kiiiii«chen t'alor-
»Orlintik'-np'Ü n ScAlam/tp
Opbttiainioatat wird ein lostruuient ge-
nannt, welcbes snm Fiiiren des Aug.ipfels
dient, i. V>. ein King von M- t ili ■ li r Iii in.
welcher einen grönseren oder kl- increu l'iieil
des Augapfels unifasst AWJi.
Opbtbalnotomnetrle. Die Bestimmung
des Spannunf^s- nnd Hartef^de^ des Auges.
K^ i>t M'ii einer gewissen l'i ilciitnng, bei
eirii M Reihe von Augenkrankiieiten. und
nain-iitlich dann, wenn es sich um Ergriffen-
sein von Binncnoiganen des Augapfels handelt,
sich Qber seinen Spannungsgrad suorien-
tiren. Bei der hierauf abzielenden klinischen
Unteraochnngiimethode, . der Ophthalmotono*
metrie (sie wurde erst anfangs der Füufzigt;i-
jahre in der Menschenniedicin eingebürgert
und namentlich von Beer, Bitterich n. A.
cultivirt), wird die Palpatiun in ftbniicber
Weise ausgefülii t. wie man sich von der
Flnctuation eines Abscesses Qberzeugt. Die
Spitzen des schwachflectirten Zeige- und
MitteUintjers anf die diln!i>t'' St->llc dos olieren
Augenlideäi, das iit am «ibeivti llandc des
Tarsus, aufgelegt, die übrigen Finger der
Hand eingescblageUf das Carpalgelenk fest
anf die Angeaiehtofliehe aufgelegt, saeht man
sich durch abwechselnden Druck .inf dia
unter dem Lide liegende Augenkapsci von
deren H&rta und Resistenz zu fiberzeugen.
Die Bewegungen coUen biebei nur in den
Phalangeal* und nicht in den Handgelenken
fiii.spofQhrt werden. Oft ist es niithwcndig.
diese Manipulation eine gewisse Zeit lang fort-
zusetzen, weil einmal im Anfange der Unter-
suchung ein starker Reflexschluss der Lider
stattfindet, man also die Spannung der Mnscu-
latur niitprOfen würde, dann bei Thieren mit
einem Haacalua retractor bnibi (also be>
«ondera beim Pferde) ein anftnglicbcB Znrtlek-
sinken des Augapfels erfolgt, der dann erst
allmalig detii tastenden Finger überlassen
wird. Häufige Uebung in der Untersuchung
nnd stetes Vergieicben mit dem gesonden
Äugapfel oder dem eine« anderen Hiierei
siebert dann gute Resultate.
Unter pathologischen Verhältnissen wird
der Bulbus entweder abnorm hart gefühlt,
Hypertonie, bis zur .Stoinliärte (wie 7.. H.
beim Glaukom), oder er pal])irt sich abnorm
weieb, Hypotonie, wie in der Mebrsahl
jener Fälle der recidivirenden Iridochorioi-
ditis (sog. periuüisclii'U Augcuentziindung)
des Pferdes, bei denen sich die entzündlichen
Vorgänge in der hinteren Augapfelb&ifte, in
der Aderbant, abspielen, wo es dann gewShn»
lieh zu einer V orfl il s si g u n des Ol.u-
körpcrs (Synchysis corporis vitrcij kommt.
Feblerbaft wäre es natfirlieh, wenn man
uiH^rt kehrt in jedem .Augapfel, der sii Ii weicher
üh sunst anfühlt, eine Synchysis äiagnosti-
ciren wollte. Die I'röfung der .\ugapfelhärte
erzengt blos bei gesteigerter Empfindlichkeit
und bei betrüclitlichen entzündlichen Er-
krankuntr«'!) sloi.iide Scli[nt'r/:(ini'tindunijen,
unter normalen, aber selbst auch unter vielen
pathologischen Verhältnissen ist sie von
keinerlei Seliinerzen bi'ijleitet. Zeigen sich
starke Uiuddiaui- und Lid^chwcilungen und
anderweitige Volumzunahmen des Lides fQr
die Genauigkeit des Palpationsergebnissea
hinderlieb, so versnebt man die direete
Tcnsinns]irftfnncr, indi-ni man .las obere Augen,
lid thuniiciist enipotbebt und die vortheilhaft
mit warmem Wa.sser benetzten Fingenpitieo
direct auf die Sklera aufleckt.
Einzelne Autoren bedienen sicli bei Be-
schreibung des Spannungsgrades des Bnlbua
Zeichen und schreiben bei erh^diter Tension,
je nach dem Grade derselben, T - s-
T -f- 2, T -\- 3, bei Spannungsminderung
T — '/„ T — 1, 1 — 2, T — 3. Sehlamfp,
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OPHTHALMOTYPHUS. — OPOÖNO.
103
Ophthalmotyphvs (von <>«p^«X|i.öff Aog«;
tüfi'.v. zOndeu), die typhöse od«r igyf^tisehe
Aog''M' ri r . induilg. Artiick^r.
OiihthaimiM (von or.Ti-.v, e>elien), das
Ange. Anackfr.
Ophidomona«, Ebrbg., Schlangcnmonade,
langgestreckte, walzenförmige, dünnwandige,
sich niM h üiid suiralig, aal- üd< r >chlangen-
fönuig bewegende tebr klein« Organismen,
w«lcfae an eibeni oder beiden Baden 1, 1,
selbst 3 Cili'-n i.'ler Fl.ij;''llcn brsifz*»n. Man
hielt sie früher tur mandlose Infosurieu, später
theilweise Ar Algen. Nach Wanniug »ind die
OphidomonMlen nar aebwAnnende Entwick-
langsformen von Bepgiatoa, einer Spaltpilz-
giiltiiiiir fs. Clil.itlirocv sti>. B('j:i,'iiit<>a miii Mi>-
nadenj. Zu Bi t^'^riittua alba gebort eine farb-
lose, zn BegKiat 1.1 roseo-persicina eine rothe
Schlanpenmonade, früher als Ophidomonas
sanguinen u. ft. w. bezeichnet. Harz.
Opianin, 'ine urspränglich im ägypti-
schen UpiuiD entdeckte Base, welche spitvr
als identisch vAi Narkotia (s.d. und sncfa
bei ()p:im)b:isf>n ) crkiimit wurd-:''. F.nt-Msch.
Opiate. ofUcimelka rrä(>arüle des
Opintnä s. Papaver soiuniferarn.
OpiathtMiMkoraa (von 0:1: 3&t, nach
hinten: fnÄec» Qlied; «tpcv, tragen K eine
Uisegeburt mit Gliedmasaen auf dem Ra k. n.
Anackir.
OpiaUMtona (von Sxee^s. nach hinten:
foyo(, Spannung) ist ein tetanischer Krampf
mit nach hinten verzogenem Kopfe und Halse
(s,Qenickkrampf). Arruhr.
Opitz, U. K., Dr. med., gab eine kleine
Svhnu iiIm t die 1771 and 177S in Minden
berrsclii'inle MiiidiM [ii'st lifiaus. Sommer.
Opium, MoliUb jl't, Lauiiaiiuiii. Der
braune .Milchsaft der unreifen Kapselfrächtc
des cultivirtea Mehna, Papaver somniferum,
e. Letsteres. y»gel.
Opiumbasen, auch Opiumalkaloide, di<'
aua dt-'in kautlicbcn Opium auf chemischem
Wege isolirbaren Bu . n. von den«'n bisher
nicht weniger als 17 bekannt sind. Mehrere
derselben stehen mit der wiehtipsten Opiura-
base. (l'^Til Miir)"l:iii. in fii.cr r-infailu n ('Ii»'-
Biischca Beziehung, auch ist nicht lV.^tgl.•«l»;lU,
ob sie almnitlioh fertig gebildet im Opiom
vorkommen itder ob sie zum Theil wenigstens
erst im Verlaufe der Darstellung durch die
hiebci in Anwendung kommenden Sauren oder
Alkalien erzeugt werden. Die Beziehang der
Opiombasen %n dem Morphin erbellC twn
Theil aus <!> r f''l<:»'nden Reihi« il- rselbeo nach
dem steigenden koblenstoffgehalt :
Morpliiu Ol, Hg, NO.
CfJimit» r n KMeth.vläther
Codein C„H„»0,| ^ Morphins)
Codamin C,„H„NO^
Laudanin Cj^HuNü^
I'seudomorphin Ci^Ki^KO^
Tbebaln und {n » | isomere Kür-
Thebenin )^i9«ti«t».j p^.r
Protopin ^'»0^10 5^0«
Papa vertu C,, H,, NO,
Deoteropiti C,«H„X(>«
Kryptopin C,|MwNO,
Mekunidin
I^udanosin
UlioL-aiüii
iihocageniu
Narkotin
Xarceln
Lanthopin
Ct.H„NO,
C.H^NO»
u vn i isomere Kör-
I 11 --«I - ^ ^
C„H„NO,
''.."»•NO,
,H„NO,
per
Die Darstellung und Eigenschaften der
wichtigsten dieser Basen ist bei den einzeluen
derselben an entspreebender Stelle im gegeben.
Opium minerale. Wegen seiner da« Ner-
vensystem beruhigenden Wirkungen wurilt' das
Zinkozyd als mineralisches Opium beseichnek
(s. Zlneam oxjrdatmn). fV^r/.
OpiumtiMlnr, Tinctara Opü, a. Papaver
iiomniferura.
OpooRsr Riadviehschlafl. In der Hanr-
schaft Oi'ocno — gelegen im nordöstlichen
Böhmen — kommt ein Viehschlag vor. wel-
cher aus der Kreuzung des böhmischen Luml-
viehes mit Bemer und Schwvzer Stieren ent-
standen sein soll nnd sich ebensowohl durch
befriedigende Milchergiebigkeit, wie durch
gute Mastfahigkeit auszeichnet. Die Thiere
sind von mittlerer Grösse und besitzen einen
geflUiigen Leibesbaa. Gat erntbrte Kfthe
werden 9— tO Centner schwer ond die Stiere
err-Mi h-Mi nicht selten ein L''b»'n'l?p\\-!clit v >n
15 (Jcntner. Die Haarfarbe Ue> Opocner Viehes
wechselt zwischen dachygrau und schwarz-
braun: das Plotzmaul besitzt meistens eine
helle Einfassanir. und es ist häutig auch der
innere Rand licr rUireu mit hellgelUrbten
Haaren bewachsen. Heller Räckeust reifen
kommt aber bei diesem Tieh »or ganx ver-
einzelt vor.
V^on Opocno aii> li.it dasselbe in neuerer
Zeit eine gross- \ < i In r-itung in den Bauern-
dorfem des nordüstiicUca Böhmens gefunden:
man hat in den kleineren Wirthsehaften die
L'iiten Eigenschaften dieses Viehschhigc- \:cw-
neu und schätzen gelernt. Hier werden am h
nicht selten die Kühe zur Feldarbeit heran-
gesogen, und sie sollen sich bei derselben
meist ileisaig, gängig and ansdanemd zeigen.
l»ie fetten Et ackk iii - wi r l. n '/. wohnlich reeht
gut bexablt; ein Erlös von 200— SÖO iiulden
gehArt fiBr dieselben nicht an den Selten-
heit.-Ti. /•><■»
Opocno (Opotsi Uno) in Bühaien, Kreis
KOniggritl, iat eine dem Fürsten CoUoredo-
Maam>feld «ehOrige Herr-
schaft. In OpojSno seibat
betindet sich ein sehr
schöner grosser Park.
Früher wurde hier auch
ein bedeutendes Uestttt
C"^ nnterhalten, das fast
an>ii.iiiinsli s aus ÜMi'jn-n
de.-» grossen Wagenji i- r.i-
schlage« bestand. Die
Abstammung derselben
fflhrte theils auf Stämme
des k. k. Hoffest Üts zu
Kladrub, thciU auf das
v\g. : is». ü..tQibra.j- ^homalig« erabischöf;
teiehra Mr Opo««». licbc Gestüt lU Rif in
16»
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404
OPODELDOC. — OPTIK.
Salzburg, wo früher inelirere Mitglieder der
f&rstlich CoHoredoVchen Familie Erzbischüfe
waren, zarttck. Ende der Vi erziger jähre wurde
in bis dabin allgemein und wohlbekanDte
Gestttt sn Opolno aof gehoben. Das flir das*
selbe ehemals in Vcrwendnnj: peknmmenc
Brandzeichen ist in Fig. nach „Erdel^i,
B«8chrcibnng der einzelnen Gestüte des öster-
feichischen Kaiserstaatea" wiedergegeben. G».
Opodeldoo, katnoherh altiges Seifenlini-
inent. Nach Ph Genn. boreitL't aue 20 Kampber,
öO niedicinischer Seile, öO Glycerin und 810
SpiritOR (0-830). Der Lösung wird 50 Ammo-
niak, i ThyniianOl nnd 6 RosmaririO! mge-
seui. I)as Opodeldoc der österreichischen
Ph. ist ähnlii ti ziisammenijt'setzt. aber etwas
st&rker. Ei dient äaMerltch zu reiienden, ler-
tbeOenden H^Breibongen bei localeti Schwfche*
rnstSndfn, Vrrst nrhiiTitrcii. Quetschungen,
chronisch entauoUlii hen Affectionen der Ge-
l«nke, B&nder, gegen OdemtOe« Anschwel-
l«ii|en, BlateztniTaa«tion«n n. n. w. Fllr thier-
inüiehe Zwecke zu thener, aneh ttberAtlssig,
und ersetzt durch das einfache Linimentnm
volatile (s. Liquor Ammonii caustici). ^7.
Opoponax, ein aus verschiedenen Arten
des zur Familie der Umbelliferon zählenden,
in Persien wachsenden Opoponax gewonnenes
Gammiharz, weU-hes im .\us.-iehen. (itrurli
and (ieacbmack grosse Aebnlicbkeit mit der
Myrrhe seigt Von dieeer nntencheidet «•
sich dailnrch. dass eine spirituose Löi>t!n?. mit
rauchender Halpeter.'ü'iure versetzt, sich nielit
röthet. Die käufliche Drn.,'!!- enthält V0—4S%
Han, 337. tiammi. 4% Stärke, einige Pro-
eent iiherischee Oel, Aepfelsftnre ttnd einen
Bitterstoff. Die Drogti-' fiiidt t nur zur Fler-
stotlnii-: dt?s wohlriechenden Üeles Verwen-
Opotschno, s. Opocno.
Oppletio (von opplere, anfüllen ), die
Uebertull' ; _ 1 . Magens. A'iacker.
Opportiinitas (von opportunus, b«qaetn
liegen), die Bmpfllngliehkeit fBr Krankheiten.
Anncker.
OpsitOCia (Villi ifliy spät: Tox'j;. Geburt),
die 8ltätgeburt. Anacker.
Optieut (von Öictttv, sehen), das Sehen
betreffend. Anaeke».
Optik, die Lehre vom Licht.- fvnn
öttttxT;). Die Optik begreift in si< h liie
Lehre vom Sehen und den optischen
Instrumenten, üeberdie Lehre vom Lichte I
selbst, ihren Unterabtbeilungen und Gesetzen
s. Licht und Pohtii>;itiLiii: sie wird auch
ph ysikalisciie Optik genannt
' Geachiehtliches. Die Begriife der
Altt-n von der Optik waren sehr unvoll-
koaimcn; Vitruvius im 1. Jahrhundert vor
Christus spricht von Optice, als der Lehre vom
Sehen nnd hat das Wort oifenbar vom grioch.
oitttvfi entnommen, von wo ein nnter dem Namen
des Eiiklii! auf tin>- irrkMinm'-Ti'-^ VVVrk nur
die schtiitbarv Gruasf lieiwndelt. In r h rtihmte
alexandrinische Astronom J'ttdemäu- (am ISO
nach Christus) war der erste, weicher die
Ltehtbrechiing esperimentell «nterrachCe nnd
die Brgebnieae seiner Memngen in Tabellen
zusammen^telltp, ohne jedoch lias Mi« . Inin!;s-
gesetz zu finden. Der ArabtT Alhazon (um
l(tOO) schrieb ein Werk über Optik. Im
Mittelalter ging unter der Undnldiamkeit der
BcholastiBcben Philosophie v. «. w. die FMiig-
koit zur oigenen Forschung, wie suf dem
G( biet*- lit r gesammten Physik, verloren. Am
Ende des Mittelalters erscheinen eiUMlDC
bedeutende Mathematiker nnd Attronomen ;
auf dem Gebiete der Optik war im XV. Jahr-
hiuulert der bedeutendste der Physiker
Leonardo da Vinci. 1!590 erfand der Nieder-
länder Zacharias .Tiuisen das Mikroskop,
Lippershey 1608 'las Fernrohr, <,alil(j, der
eiffentliche Begründer der niodcnion Physik,
ciMistmirte sein Fernruhr, mit dem er so ^'län-
sende £rfolge in der Astronomie erzielte, Kepler
das aitroaeaiiiebe Fernrohr (1611). 16t0 warde
vf.n Snell das Li ch tb rech nn^-sire setz entdeokt.
Huygcns crkl&rte die Doppelbrechung und
die Polarisation der beiden gebrochenen
Strahlen nnd ist der BegrOnder der Undala-
tlonstheotie (r. Lieht). OlafROmer bestimmte
aus den V> rfinsterungen d>-r Jiipiteniiande
die Geschwindigkeit det^ Licht«», is'twtoa
(1643 — 1747) entdeckte die prismatische Zer-
legung des Lichtes, erfand das Spiegelteleskop
und den Spiegelsextanten. Bradley entdeckte
die .\l>Lrratioii des Lichtes, Bouger nnd
Lambert bebandelten die Photometrie. DoUond
conetmirte das erste aehromatbehe Pemrohr,
Herschel entdeckte 1800 V > hwach brech-
baren dunklen Wftrmestralilin des Sonnen-
spectrnms. Malus Young, WoUaston, Lewster
nnd Biot machten theil» neue fkotdeckangen,
tiieils forderten sie darch xahlreicbe experi-
mentelle Uut>'r>ni'hiuisen die Kenntniss der
Thatsachen. Von deutschen Forschem i.tt aus
dieser Zeit nur Fraunhofer zu nennen, da die
Schule der sog. Nuturphilosophen ricbti^r
Forschung hemmend und .schädlich entgegen-
wirkte. In der Photographie und der Spectral-
analyse des XIX. Jahrhunderts gipfelt die
moderne Entwicklung der Optik. Bekannt
sind die nach ihrem Entdecker benannten
Frannhofer'sclien Linien des Sonnenspectrums,
die Messung der (ieschwindigkeit terrestri-
schen Jiichtee durch Fitteau und Foocault's
Nachweis, das« sieh das Licht im Wasser
lang- um r fortpflanzt, als in der Luft Di
Lehre vom Scheu erfuhr eine Umarbeitung
durch Heimholt«, dem die Erfindung des
Augenspiegels sn verdanken ui (1851).
KirchhofT lehrte die Spectralanalyse derSonne
un l anderer Himmelskörper. u.-],he in ihrer
weiteren Ausbildung su grü.-<sen Kesultaten
geführt hat.
T. Die Lehre vom Sehen, auch
physiolügisclie Optik genannt. Das Organ,
durcli Wi ll lies Mensch und Thier das von den
Körpern ausgebende Licht empfinden und die-
selben wahrnehmen, ist das Auge (s. d.). Man
nnt( ischoidet die Lehre von den Wegen
lies Lichtes im .\uge. die Lehre von
den Gesichtsempfindungen, die Lehre
Ton den Uesichtswahrnehmnngen.
Von den Wegen des Lichtes im
Auge:
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OPTIK.
405
Die Hornhaut mit der wässerigen Flilsi-
>i^keit und die Krj'sliilliin^'' jt. IIon ein System
zweier optischer Sainnieliiasea dar, welclies
nseh opdechen Oeaetsen ein rerkebrtea Bild
des Gejj;eii»tandes liti vorruft, das scharf auf
der Netzhaut enut< li(:ii iiius«. um deutlich
som ßewu88t8ein zu jj;<-langi n. Um dies bei
verschiedener Entfernung de« tiegenitandee
tu ermöglichen, beeilst das Aage das Aecoin-
III oihi t i n n s V f rill ") <M». Durch dieses kann
diis Auji:o folgende Vi-rüuderungen vornehmen:
1. Pupille verengert sich beim Sehen in
die Niiiic und erweitert sieb beim Sehen in
die F>-iii>': dadurch wird bewirkt, dass die
Strahlen iialx^r Punkte weniger Rrosse Zer-
streuungskreiü« auf der Netzhaut entwerfen.
Wenn n&mlich nicht die Spitzen der vom Ge-
gptistanili- iiiis^jchenden 8trahl<>nbündel auf die
Nctxliuul talkii, au entsteht vun jedem Funkle
auf der Netzhaut ein Krei;«, Zerstreaungs-
kreis; die Zeratreanngslneise Oberdecken sich
theilweiee und daher ist «in deatliches Beben
dfs OetT' n^tandt^s unmöglich. S. Der Kand
der Pupille und die Mitte der vorderen Linsen-
fliehe veitcilieben sich beim Sehen in die Nähe
etwas naeh Tom; dndorch wird bewirkt, dass
das deatliche Bild naher Gegeiiütlnde weniger
weit liintiT ilh' N'rtzliaut lallt, wie es bei
nahen Uegenätaiiden sonst der Fall wäre.
3. Die Vordere Flil« he der Krystalllinse wird
durch dir- Wirkung der Muskelfasern des
Strohlenkurpt-rs gewölbter beim Sehen in die
Nähe, dagegen flacher beim Sellen in die
Feme; diwselbe findet auch iiu geringeren
Orade fltr die hintere Ltnienlliehe statt. In
dieser VerändcTuns^' liegt die Haoptursache
der Aciiuiumodutiuii: denn durch sie wird die
Brennweite der Krjttklllinse so geändert,
dass die Bildweite der nahen Gegenstände
Meiner, die der entfernten grösser wird (siehe
auch die Wirkung der optuehen Linseii beim
l.ii-lite).
AU Irradiation bezeichnet man alle
Erscheinungen, welche darin bestehen, dass
stark beleuchtete Flachen in dunkler Um-
gebung grösser, dunkle Flächen in heller Um-
gebang aber kleiner so «ein scheinen, als »ie
wirklich sind. So erscheinen die Sterne nicht
als Punkte, sond»^rn als kleine PlTu lien. die
Sichel des Mondes scheint euK-ni Kreise von
grosserem Badias anzugehören, als der Qbrige
nar »ehwach etlencbtete Theii. Die« rftbrt
daher, dass wegen der sphftrischen ond chro-
matischen Abwoiolntii; der brechenden Mittel
des Auges Objcctpunkte doch immer auf der
Netxhaot als kleine Flächen erscheinen, die
einem Kreise mehr oder weniger nahe
kommen. Damit stimmt übercin, dass bei
manuelhafter A« . oiiiiuodatioii die Inadiation
noch verstirkt wird.
Kurxsiehtigkeit nnd Weitsich-
tigkeit sind die Folgen mangelhaften Baues
des Auges. Die .\< commtidationsfähigkeit findet
oimlicn nidtt lan.'s der ganzen Biicklinie.
sondern nar innerlialb einer gewissen Strecke
der Aerommodationslfnie statt Sie wird
bcgr.iut dnrrh den Fernpunkt und den
Nähepunkt, welch letzterer beim normalen
Auge 13 — 15 cm vom Auge liegt. Die deut-
liche Sehweite, d. h. der Abstand vom
Auge, in welchem man am deatlichsten sieht,
t. B. beim Lesen eines Buches, betrftgt beim
norniiilen Auge t4 — 30 cm. D'"r Fehler des
kurzsichtigen .Auges liegt darin, duss seine
Netzbaut einen allzu grossen .Xbstund von
der Linse hat, wodurch ein deatliches BUd
im Allgemeinen schon vor der Ketzhant ent-
stehen würde: der Fohler de-; weit-iich-
tigen im entgegengesetzten Falle, wodurch
das deutliche Bild erst hinter der Netzhant
entstehen wQrde: nur bei ganz nahen Gegen-
stinden können daher im Aufre des Kurz-
sichtigen und bei entfernten im Au^e des
Weitsichtigen deutliche Bilder entstehen.
I?in optisches Instrument, die Brille,
d. i. eine Zerstreuungslinse frtr Kurzsichtige,
bezw. eine Sammellinse für Weitsichtige,
hilft diesen Fehlern gunz oder bis zu einem
ewissen Grade ab. indi'm 'ie ii - Brennwpite
es gesammten Ltn:s<:'ns).stems im und vor
dem Auge so ändert, dass ein scharfes BUd
auf der Netzhaut entstehen kann.
Von den Gesichtsenipfindungen
und den Gesichtswalirnehmungen:
Die Qesichtsempiindangen berohen meist
anf der Reisbarkeit und dem Bau der Nete-
haut, so die Portdaner der Keizung der Nett-
haut, nachdem das Licht zu wirken aufge-
hört hat, femer das Verschwinden der Fähig-
keit des Auges, Unterschiede der Intensität
zu erkennen, wenn sie -V — der vorhan-
64 100
denen Intensität betregen (daher sind die
Sterne am Tage nicht sichtbar): femer die
Wirknni; der Mluiellen Wiederholung von
Lichteindrucken, welche dieselbe Em|>tindung
hervorrofen, «!.> wenn sie tinunterhrochen
wirkten (Kaleidophnn) n. s. w. Zu der Lehre
von den Gesichtswalirn. hmnngen gehören die
Erscheinungen und 11' obacluunu'en, welche
gemacht werden beim Sehen mit einem Auge
und rahendem Kopfe, beim Sehen mit einem
.Knf^r bei bewegtem Kripf'?. beim Sehen mit
beiden Augen (Stereoskop von Hrewster).
II.Vonden optiscbenlnstrumenten.
Apparate, welche meist uu.h einem oder aus
mehreren centrirtcn Linsengläsern zusammen-
gesetzt sind, heissen optische Instramente.
Üiebei nennt man ein Linsenglas in einem
optischen Instrumente, welches dem Gegen
Stande zugekehrt ist. Objectiv; ist es je-
doch dem Auge zugekehrt, so heisst e«
Ocular. Entweder bestehen die optischen
Instrumente nur aus einem Objectiv oder ans
einem Ocnlar nnd heissen dann einfache,
oder aus beiiieii umi In i-.-., !! iiaiiti z ii - a m m en-
gesetzte. Uienach unterscheidet mau:
Mit Objectiv: 1. Das Sonnen-
mikro>kr |i zur Par^tellnng reeller und ver-
grössertcr lülder naher Gegenstände, aus
Beleuchtungsapparat und Vergrö«-
serungsapparat bestehend. Mau unter-
scheidet je naeh der Lichtquelle pbete-
' lektri.sche, G«s- oder Lampenmikro-
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OFTOGRAHM. — 0BCHI8.
2. Die Caui er» ubacura (Photograi>liie).
Mit OcuUr: I. Brillen (ttr nicht
Norroalsicbtige.
•l. Verg^rösserangsgläser sar deut-
lii lii-ii Bctnn lituii^' klt iiiiT und naher Ocfj.ni-
Staudt.'; iiiebei lieisseu solche mit Brennweite
über Sem Lonpen, antor Sem «infaeh«
Mikroskupe.
Mit Objectiv und OcuUr: 1. Das
jUii a III in 0 11 <;e s H t z t ^likroskop (s.d.).
i. Fernrohre zur deutlichen Belrach-
ton^f entfernter Gegenstände. Sie bestehen
entweder nur aus LinsenglftM rn .lioptrisclie
Fernrohre, wenn {jross, aiuh Kefractoren
genannt: oder aus Spiegeln und Lin.sen
glftsoni, katoptrische, wenn gross, auch
Reflectoren genannt; ein mltUeres. diop-
trische? Fernrohr heisst Tubus: kleinere
Fernrohre werden als Perspective bo-
«eicbnet.
Dioptrische Fernrohre sind: 1. Das
hollSndiselie oder OalileiVhe Fernrohr.
eijriHM liL'SMiiJiL-rs zu Operngläsern nml
Reist:pt;r.-ij»ectiveii : iiKin findet die Vergrös-
serung. wenn man di' Hr. iinweite des üb-
jectives durch die des Ocuhirs dividirt (meist
J— ifach). 2. Das astrunoinixche oder
Kepler'.sche Fernrohr, vorzugsweise zu
astrouomischen Beobachtungen und bei Mess-
instromenten verwendet. VergrBesening ist
annähernd wi<^ heim holländisclien 7n finden,
Länge gleich der Suninio der beiden Brenn-
weiten (Bild verkehrt). 3. Das terrestrische
oder ßbeita'scbe Fernrohr, als Zngper-
apectiT im Oebinneh.
KjitMjitrisrh'' Fernrohre sind 1. da;*
Teleskop von Newton, 2. d;»s Teleskop
▼on Hersehel and 3. das 1 .1 <kop von
Gregory. Die grossen Spiegelteleskope Ton
Hörschel und Newton sind in der ihnen von
Steinheil und Foucault i:f<:.benen Ein-
richtung mit Glassilberspiegelu hinsichtlich
ihrer Helligkeit unttbertroffen.
Die Güte eines Fernrohres wird ebenso
wie die eines Mikroskopes nach der Deut-
lichkeit seiner Bilder beurtheilt. Hiezu ge-
hört Helligkeit, eine gewisse VergrAssening
und Sehftrfe des Bildes.
Die Helligkeit wird durih Vergleich
mit dem blossen Auge beurtlieilt; sie soll
bei .«ichwaehen V'ergrösserungen der Helligkeit
mit freiem Auge möglichst nahe kommen und
selbst bei den stärksten VergrOflserongen
niclit weniger wie die Hälfte dersellien be-
tragen.
Um die VergrAsserung zu messen,
richtet man das Fernrohr auf einen entfernten
Miissstab, betrachtet mit dem einen Auge
dessen Bild im Fernrohr, während das andere
frei nach dem Massstabe gerichtet ist aod
ermittelt, wie viele Tbeile des Massstabes anf
einen Thei! iin lUldc fallen. Die gefandene
Zahl gibt die \ crgrüsserung.
Noch ist ein neu erfundenes optisches
Instrument von La Conr, der Spectrotele-
graph, zu erwAbnen, der fflr SchiflTshrt,
Marine und Armee von Bedeutung is'i iml
vielleicht eine grosse Zukunft hat. Dieses
Instrument ermöglicht in Verbindung mit
einem sog, 8pectvotele|Lrra]du.-.cliiMi Fenuuhr,
die telegraphiscfaen Morse • Scbriftzcichen,
welche beim Heliographen bisher als
Lichtblitze zeitlieh v. ineinander f^etrennt
dem Beobachter erscliienen (es war demnach
ein verhältnissmässig sehr langsames Tefe>
graphiren, s. Schluss von 1 «Ueaea Artikels)
rftnmlich getrennt, als je nach Absieht auf-
einander f'di^'enilo helle, kurze und lÄngere
Lichtstreifen dem in« Fernrohr blickenden
Auge erseheinen zu lassen. Der Apparat bc-
, niht auf der prismatischen Zerlegung des
Lichtes in seine farbigen Bestandtheile ; dabei
i>t von grossem Vorlhfile, duss als Lieliti|Uelle
SoDuenUcUt, Lampenlicht und elektrisches
Lieht verwendet werden kann, so dass man
von Tageszeit und Witterung unabhängig ist.
Zur Untersuchung thierischer Organe
und Körperhöhlen gibt es Spicgclappurate,
bei welchen meist das elektrische Licht als
Lichtquell« dient; sie bernben nnf Refterion
des Lichtes, wie Ohren-, Nasen . Augen-,
Kehlkopfspiegel u. s. w. (Ophthalmoskope. La-
ryngoskope, Khinoskope, Bnino*Laryngoskope,
] Urethroskope. Gastroskope, s. 0|ihthalraoi»
kopie. Kehlkopfuntersuchung. Xasennnter-
suchung. Oliruntersueliung, Beleoclitnng thie-
rischer Körperhölilen). Ableitner.
Optogrann (von i^pa», sehen, «nd 7pa«t:v,
schreiben), nach Kühne das fixirte »ilijertive
j Net/dumtbild (die ausgebleichte Steile im
Sehroth der Netzhaut). BkMatm.
OrnigMi s. Anrantiaceae.
OraigMOhalenBI, Olenm Anrantil Cor-
ticura, ätherisi hes rnmeranzenschalenöl. .Ms
angenehmes Geschmackverbesserungsmittel für
Pnlver dient es in der Hun leiiruxis als Eläo-
saccharam Anrantii (ein Tropfen Oel auf 2 g
Znckermehl). Es erleichtert besonders bei
: verwöhnten Hund- ii das Eingeben nnd ver-
hütet möglichst Erbrechen. Vogti,
Orangeschalensyrap, Syrnpns Aarantü
Corticis. Mit Zuck. r aus Pomeranzenscbalen
(s. ,\urantiaceen) ^'^'k'Hliter Syrup. Ein auch
in der Hundepraxis beliebtes, angenehm
aromatisches Corrigens, dasscblechtschmecken-
den flüesigen Anneien nnd Ißxtnren sn 10%
zugesetzt wird um zugleich auch möglichst
das Erbrechen zu verhiüen. Vugel.
OranienbafliI in Kussland, Guuveme*
ment Petersbnrg, am finnischen Meerbusen,
war ehedem ein kaiserlich rassisches Staats*
ge-tflt. Dasselbe wurde durch kaiserliches
Decret vom 4. September 1S19 zu einem
Hofgeslflt nmgewandelt, G> nssmann.
Orbita (von Orbis, der Ereis, die Scheibe),
die .\u gen höhle. Anaeker.
OrbltaldrOse. Diese Bezeichnung wird
auch für AagenhöhlendrAse (s.d.) ge>
braneht.
Orchea . ' rehena (von 5pX'?i H<^de),
der Hl) i* iisack. Anaeker,
Orchidocele (von ooy.;. H l- : xiqXv),
Bruch), die Hodcngcscliwnlst. Anacker,
Orchis (von o'/fti*, scbwiÄen), der Hoden,
das Knabenkraut (wegen seinerhoden&hnlichen
1 WurzelknoUeu). Anaeker.
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OBCHmS. » obbensobstOt.
407
Orchis, Knabenkraut, Kapirarz. Die
getrockneten Wurzelkmtllen verschiedener ein-
htimischer und orientalischer Orchideen
(L. XX. 1) ans der Gruppe der Opbiydeen,
besonders vuii On lii,-; fusca, niilitaris, inasrula, ,
iatifolia. luai uluta, Murio etc.. sind alh^^alej» |
unter dem Namen j
Tubera Sal-p (Radix J^alep) officinell.
Die iiornartig harten, darchscheinenden, gelb-
weissen oder hellbrännlichen. geruchlosen
KnoUen sind ansiieseichnet darch grossen
Gehalt an Seblelm (50% Bamorin) und
Stärkemehl (Jo"/o> n^hst d"/,, F.iwH^s und
Zucker. Mhh benOtzt das Pulvis Tuberomm
Salep in der Abkochung 1 : 100—300 Wasser
oder Milch als ein achleimiges, eiDhallendes,
namentlieh refxmfidemdes Mittel bei acuten
entzüiunirlun Zii^tiitid. n der Schleimhäute,
aiu liÄuüiiitcn bei Diarrhöen der Hunde und
Säuglinge. ^icMli itzt wird die Salepwuriel
auch als mildes Nährmittel in Verbiudung
mit Milch. Suppe, Cacao und hat sie vor dem
arabix heil liuiiiiiii d- vi Vorzug, dass sie nicht
SU SäurebiLlung im Darme Veranlassung gibt.
Officinell ist auch der Salepschleim als
MucilaLT i Salep, bertitct aus einen
Theil Saleppulver mit 10 Theilen kaltem
Wasser in einer Flasche geschüttelt, dann
90 Theile kochendes Wasser hinaugeluirt [
(Decoctum Salep. Ph. <ierm.). Filr gewöhn
Mch kocht man einen Tlieelöffel Saleppulver
Mf i-^. Tassen Wasser, Milch oder Fleisch-
brttb«. DiePnlTerfonn ist anzweckm&ssig. r/.
Orchitis (von oy/:^. Hode: itii, Entzün-
dung) 'iii' HiHlenentzündung. An/j-t-r,
Orchotomla (von 5px<'ii Reilie. .Vuj^'eii-
liderrand: TOfA-r,. Schnitt), das Wegschneiden
der Augcnlidrändcr. Aiiaeker,
Orein, C, HhO,. nach seiner chemischen
Constitution ein Dioxvtulnul, CgH,— OH , das
\0H
Chromonm einiger FlechtenfarbstoflT&z. B. des
LakmQsnrbstofres oder der Orseitle. Thats&ch-
lieh kann das Orcin aus ^'■\\ Flechtensil'n - ii
aller zur Darstellung der obgenannten Färb- ,
stolTe dienenden Flechten, i.B. aas der OxseilHn-
säure (s.d.), gewonnen worden, wenn man
diese anhaltend mit Wasser oder starken Al-
kalien kocht oder der trockenen Dt -^tilhition
unterwirft. Aus dem Keactionsprodncte wird
dnrch Behandeh» mit Bensol das Orcin auf-
genommen. IM'' RpnzoUrisunjr wird mit Wasser
geschüttelt, wubei alles Orcin in »las Wasser
tibergeht, aus welchem es sich beim Ver-
dunsten in fiirblosen klinorbombischen Pris-
men mit 1 Mol. Krvsfadiwasser abscheidet.
Das Orcin «ribi .■■ein Krvst:illwa-ser bei 08° C.
ab. scliJiiil/l bei ,ii)°C. und siedet fast unzer-
setzt bei *I0— 230". Es ist sehr leicht löslich
in Wasser, Alkohol und Aefher, weniger in
Beniol. Chloroform und Schwefelkohlenstoff.
Durch Einwirkung' Luft und Licht färbt
sich das Orcin bald roth, in «Jegenwart von
Ammuniak nimmt es an der Luft bald Sauer-
stoff auf und verwandelt sicli in Orcein, den
Farbstoff der Orseillv: beim Behandeln mit 1
kohlensauren Alkalien in Gegenwart von Am>
moniak und Luft geht es in den Farii>toff
des Lakmus über. Orcinlösungen gcbtn mit
Eisenchlorid eine dunkelviolette, mit Chlor-
kalk rine violettrothe, bald gelb werdende
Färbung. Loebisch
Oroony, A.. ir^^) i" ^\'i^'n I-hü eine
Schritt aber die Drehkrankheit der Schafe
herans. Stmmtr,
Ordealbohne, Ordeal bean. Die Samen
eines Kletterstrauchs, der Papilionacee Nurd-
Gnineas (Old Calabarj. Physustigma vene«
nosam (s. d.). die auch Calabarbohnen
heissen und ans welchen das Alkaloid Phy-
sostiLMiii bereitet wirJ.
Ordens^eatut. Die von dem deutschen
Bitterorden m der Provinz Prenssen ehemals
angelegten und unterhaltenen Stutereien wer-
den Ordensgestttte genannt. Dieselben dienten
dazu, einestheils ein für Kriegszue. k-- ge-
eignetes grosses und starkes Pferd zu züch-
ten, da die im dortigen Lande vorhandenen
Pferde nur klein und nn'cbeinhar nnd nieht
geeignet war««, die gepanzeitcu Kiltvr
tragen, sndemtheils die zu denlandwirthschaft-
liehen q.s.w. Veirichtnngen^ erforderlichen
Pferde sn liefern. Die Stutereien xerflelen da-
her in dieser H' /.ieliiin^r. n. zw. je nachdem
sie als Zucht^i«! die Hervorbringung der
Kriegsrosse oder der Acker- u. s. w. Pferde
verfolgten, in die sog. Grosse und Wilde Stut
für jene, während zum Gegensat« die Kleine
auch Kawani- iJi'r Ackerstut filr diese diente.
Derartige Gestüte waren nachweislich
schon in den Zwiinzigerjabren des XIV. Jahr-
htinderts vr>rhanden. df^nn weideten bereits
nach einer L'ikunJ': auü ütiii Jühre 1322 der-
zeit Pferde der Ordensbrüder auf dem heiligen
Felde im Samlande. In welchem Umfange
diese Gestate geftlhrt wnrden, davon sengt
/. B.. dass d- r lithauisehe För^t Kynstot im
Jahre 137<> iiu» dv-ui Ordensgfstut zu Inster-
bürg 2 Hengste. iJO Stuten und 00 Rosse
und Fohlen ranbea konnte. Zu den bedeutend-
sten der OräensgestQte gehörten unter an-
doreii diis Ooiätnt der Komthnrei Graudenz,
das im Jahre 1383 in der grossen Stut 70 und
1.33 Stuten in der kleinen Stut zählte. In
dem zur Komthurei Königsberg gehörigen
Gallgarben im Samlande standen im Jahre
1414 60 Stuten in der grossen und Kl in >Ut
kleinen Stut. Derselbe Kawarnshof zählt«
schon 90 Jahre früher 9f Äcken»ferde. Weitere
Gf'sttJte befanden sich in Lorhstedt. T;iiiian,
Giüuhof, Kaporn, die beiden ietäteren der
Königsberger Komthurei gehörig, in Koppel-
bade sar Komthoret Drandenbnrg, in Biester,
Pellen und Preussisch-Bjlan zur Komfbnrei
Balga, in Drausenhof, Neuhof und Weskenhof
zu der Komthurei Rlbing, in Mortek, Neuhof
und Osterode der Komthun i Christburg, in
Georgenburg, Pomisdorf, Semen, Sanskan,
in Grflnhof und die Werder, letztere beide
/ur Komthurei Mewe, Läske. Lesewitz und
Montau zu der Komthurei Marienburg ge-
hörig.
Diese Ordensgestütc hatten die Komtlinr
und Conventsställe der Ordeusschlösser bezw.
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408
OBDINATtO. — OBENBUBG.
der Conveiitsschlusser und -Häustr mit den
erforderlichen Pferden zu v. rsehen. Ihre Zahl
war nicht serinff. So standeo z.B. inPreoaeisoh-
Holland, dem Stalle der Klbinfer Koratbarei.
im Jahre 1438 2f; no>.s.- und 2') INfönchspferde
oder Mönche (s. d.), für die Kointlmrei Christ-
bari; zu Prenssisch - Mark im .Iniire 1382
25 £nechtpferde, t Henkte, 80 Uosse sowie
9t SwHken (s. d ) und Wagenpferde. ünge-
fülir •jlridii- Bc-itänd-- zählten di.- üLri;;! ii
Ställe der Konithurei zu Dan/ig, Eneelsberg,
Läske, Grebin. Golhib. Mewe, Sdllocbaa,
Stnhm. Tapiftu, Thorn. I.'eiion u. s. w. Der
Stall des Uro^skomthnrs zu Alüiienburg iialte
im Jahre 1:^8? 26 Hengste, 33 Withings-
pferde, 13 Witbingsfobleii and einige 8wei>
ken. Die Beiehiler für die Onkmagestfite
standen faat allgemeie in den Komtfiar-
stiUon.
In den ConTentasttilen befanden «ich
eigentlich nur die Ri'itpfcrde der Ordpn>-
br&der, jeder hatte über meistens mehrere
denelben. In Ralga standen z. B. im Jahre 1404
zneammeu 514 Heisehenfirst-:-.
Mit dem Verfall und dem Aufhören des
deutschen Ritterordens, welcher von 1190 bis
t?)25 in der Provinz Preufsen hcrrsrtitc. fan
den auch die Ordens-jt'stüte ihre Eiukchaft
nnd an ihre Stt L- i ten darauf allmälig
die Privatgestüte. Einige derselben, z.B. die-
jenigen tu Georgenborg, GrQnhof, befinden
sich noch an den Orten, an welchen ehedem
Ürdensgestäte bestanden. Grastmann.
Ordlnatio (von ordinäre, rerordnen). die
Ordination uJi^r Vi^rordimng eines Heil-
mittels; diese erfolgt von Seiten des behan-
delnden Arztes in der Regel in Form eines
Keceptes (Arzneivorschrift) — nach welchem
der Apotheker aus den verordneten Arznei-
stofffM die Arziii'i kunstpcrf oht anzufertigen
bat — u. zw. nach gründlicher und eingehender
Untersaehnng des Patienten, nach Fest-
stellung d-'s Sitzps dor Krankheit, des Krank-
heitscharukter.-, der Dauer und etwaigen
Folgen und Ausgänge der Krankheit: die
. Kosten der Ordination dürfen den Werth des
Thieret nicht ttbersteigen, besonders wenn
dessen Besitzer in ärmlichen Verhältnissen
lebt, auch sind bei ihr die Ökonomischen
Verhlltni8.se zu berücksichtigen. Die Ordi-
nation beschränkt sich nämlich nicht bloss
auf das Verschreiben von Arzneien, sondern
sie iribt aii- li Heilinr'tlioden an und sucht
die Pationten in Verhältnisse zu bringen,
welche der ländlichen Beseitigung des Lei-
dens in'^liidsst günstig >iiid oder doch zu
>-in. r L:ii'l< rung beitragtii. z. B. duri'h
Weidi g iriL', llegelnng der Diät u. dgl. m. Er-
folgt die Ordination nündlich, so beiieissige
man sich einer klaren nnd dentltchen Aua*
drockswfi'*', uurli tiliorziMip;.' man sich, ob
das Angeordnete von der betretlenden Person
richtig erfasst und verstanden worden ist,
in zweifelhaften nnd wichtigen Füllen hinter-
lasse man die Ordination schriftlich (s. Be*
ceptirkunde). Der ferordnende Arat wird
wohl auch
Ordinarius sc. medicus genannt, wäh-
rend im Allgemeinen darunter ein die Oid«
nong der Dinge Ueberwachender in ver-
stehen ist. Anaektr,
Ore'ide, eine Zinkkupferlegirnng, welche
zu Schmucksachen verarbeitet wird. Lh,
Orenburg, in Rnssland . Hauptort de«
gleichnamigen Gouvernement. li''>ft im Ural
und am Uraldusse. Es bildet den Haupt-
Waffenplatz gegen die Nomadenvölker der
sibirischen Stejine nnd Hauptstapelplatz für
den Handel mit Innerasien. Selbst aas China
und Indien kommen Kanfleuto hieher. Daher
ist hier auch der Pferdehandel sehr ent-
wickelt and die Märkte werden mit einer
sehr beträchtlichen Zahl Basrlikirfn-PlVrde
und solcher aus dein westlichen Sibirien be-
aefaickt.
In einer Entfernung von l.oO Werst von
Orenburg wurde im Jahre 183.j unter dem
Namen eines iiaselikiren-Gestüts eine Zucht
dortiger Landjpferde eingerichtet. Sechs
Hengste ans dein Belowodskisehen Gestüt
(das ist der perncin«aine Name der vier Ge-
stüte zu Derkouisk, Streletsk, Limarevo und
Novo-Alexandrovsk, s. d.), sowie 74 Basch-
kiren- and 40 kirffisiache Stuten bildeten
den ersten Bestand dieser nenen Einrich-
tung. Der Bei rieb derselben wurde den Ge-
bräuchen dev, LiUld.s angepasst. Die Be-
deckung der Stuten war daher eine wilde,
indem sie innerhali) der Kassiaks fs. d ) frei
ausgeführt wurde. Im Jahre ISüÜ wurde der
Bestand des Gestüts auf 8 Hengste und
läo Mutterstnten festgesetzt, damit wurde
auch die Bestiuminng- desselben in etwas
geändert, indem es kiinftii; für die Landbe-
schälung geeignete Hengste liefern sollte.
Gleichzeitig erhielt die Anstalt d.n Namen
eines ZnchtgestAta fttr Baschkiren Pferde. Zu
derselben Zeit wnrde mit dem Gestüt ein
Beschälerdi'p'.t von '»o Hensrsten vereinigt.
Diese wurden nacii dem ^■ürbiide legelrechter
Landgestüte des We.^teni alljährlich auf die
DAtkstationen gesendet, wo sie die ihnen zn-
geführten Stuten der Einwohner au.«i der Hand
belegten, .\llein diese Einrichtung entsprach
nicht den lande»abiichen Gebräuchen und
die wilde Besehftlnng wurde wieder ein-
geführt.
Die gesammte Aufzucht diente eigent-
lich nur der VoUzShligerhaltnug des Be-
schälerdt'piit. Alle hierüber vorhandenen
Pferde wurden an >lie Baschkiren verkauft,
um auch aul <lie>. Weis« auf die Landes-
pferdezucht einzuwirken. Aber schon im Jahre
18.99 wurde das Beschilerd^p6t wieder anf-
gchoben. Die Ueno Im er kannten sich eben
nicht an eine geregelte i'ler leztieht gewöh-
nen. Die im Geattt gezogenen Hen>rste wur-
den Infolge deaaen nnter der i;< ijn>;un>:. di -
selben decken so lassen, ohne E!Ui,'i.it an
die Einwohner vertheilt.
AU nun im Jahre 1864 das G< >trit der
General -Gestütdtreetion zu St. Petersburg
unterstellt wnrd.'. ziililt.> .liiss,lbe 18 Be-
schäler und 19? Mutteratuten. Dieser Bestand
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OBBODON. — ORGANISATIONSBEGRIFF.
109
wu eia bantos Darcb<$ioAoder von eiobeimi»
atütm Pferden nnd sotehen, die tu Teraehie*
denen Zeiten den übrigen Staatagestöten
nach hier Tersetzt uml in solcher Paarung
entitandeii uder vun Trivaten angekauft
«uen. Der Mehnahl nach gehörten ai« den
Baraen der duniseben nnd kankaaieehen Ko*
Silken, sowie den in Khiwa, vun ilen Trncli-
inerit-n und in der Bucbarei gezüchteten an.
Wie ))i;iher, warde das Gestüt |auch kQnftig
der Verbesserung der inländischen Pferde-
rasse bestimmt, daneben aber sollte es von
nun an aucli dazu dienen, die in den Ost-
iirovinzen vorhandenen D^pOts mit Beschä-
era des Arbeitspferdsehlages xu veneben.
Ende der Sechzigerjahre betrug der Mntter-
•tutenstamm bei 100 Köpfe, und die Zahl
der Hanptbwchäler it Stäck.
Was nun noch die Hetriebsweise niitfr
Verwaltung der Geueial üestiitdiiection be-
trifft, 80 blieben die Hengste auch ferner
anter den la Kauiaks gewohnten Stnten.
Alle Pferde werden anrh den Winter Aber im
Freien gehalten, nur ein offener ünterstcll-
schappen bietet ihnen gegen die Unbilden der
Witterang einigen Schutz. Die nicht im liestat
geborenen Hengste d&rfen jt.-duch etwas sorg-
samer gepflegt werden. l>ie jungen Stnten «er-
den nicht vordem fünften .Tahrc zum Hengste
sagelassen, da sie sich infolge des rauhen
Eliinas nnr langsam entwickeln. Auch die
Verwerthung der Aufz.ui.lit i-t fa.st dieselfie
geblieben. Die Hengste werden wie früher
solchen Leuten, welche Sinn und Neigung
ftlr Herdesocht an den Tag legen, swar nicht
koatenloi, lundern gegen eine gerin^re Ent-
schädigung flberlassen. Haben solchi- H>'n^>>te
einige Jahre Vaterdienste versehen, üu fallen
•> sie den betreffenden Nutzniessern vGllig zu
eigen. Hiebei wird ihnen aber die Verpflich-
tung auferlegt, durch die Hengste nnr wohl-
• ■lurmt«' Stuten decken zu lassen und die
tuten nach dem Abfohlen nicht zu melken,
sondern das Fohlen zum besseren Gedeihen
eine laiigere Zeit liindureh am Kuter der Mutter
und ihm du^^elbe ganz zu belassen. Diese
Bestimniung ist geboten, da die Basdikir» it
ihre Stuten gern melken, am aus der Milch
ein bei ihnen «eltr beliebtes Getrink, Ku-
myss genannt, herzustellen. Gratmamn,
Oreodon, s. Oreodonten.
Oreodonten, Wiederkäuer aus dem Mittel
Miocän Nordamerikas, zu der Familie der Ano-
plvtberidaegebOrig, 8. Anoplotherium. Stamm-
fetm der wiederkftner, s. anch Hnfthiere. Die
oberet 11 ; kzähne sinJ bereits vieriobig. Br,
Orexifl (von öpfY<i^ beehren), das Be-
gehren, der Appetit. Ammfktr.
Orflia. M. .T. I!.. Dr. med., stellte zahl-
reiche Versuche über die Wirkung der Mc-
dicamente an Thieren an und gab 1814 eine
Toxikologie in 2 Binden heraus (war Pro-
feaior der Pharmakologie nnd Toxikologie in
Paris). Semmer.
Organdecursoren, ürgandepositorien.
Heilnüttel, \veli-lie den Organismus durch-
lanfSett, ohne feste Verbindungen einsngehen.
rasch in die Secrete gelangen und hier
wieder ansgesehieden werden, heiMen Or-
fraridecursoreii, ziiiii Unterschied von den
Organdcpositorien. weUlie chemische Ver-
änderungen in den (ieweben veranlassen, in
ein Organ niedergelegt werden und Örtliche
oder allgemeine Wirkungen hervorrufen.
Heilmittelwirkung. V^el.
Or|«m ($pf «vov, Werkzeug). Organ« »isd
die bestimmten Functionen dienenden, von
der Uni^jebung abgegrenzten, gröberen Fonu-
bestandtheile eines Organismus, auf deren
ineinandergreifender Thfttigkeit das Leben
beruht. Sie zerfallen in vegetative und ani-
male. Die ersteren dienen der Ernährun? und
Erhaltung des Thierkörpers und der Thier-
gattuDg (Organe der Fortpflanzung), die
letsteren der Bewegung, Empfindang nnd
der Sinneswahrnelinningen. Die Orj^ane func-
tioniren selten fttr sich allein, sondern |;ewOhn-
lieh mit anderen gemeinschaftlich, mit denen
sie Btt einem Orcansjatem oder Anparat
▼erbnnden sind. So nntersebetdet die aeserip-
tive Anatomie einen Digestionsafiparai, be-
stehend aus MaulhChle, Bezw. den diese bil-
denden und in ihr befindlichen Organe
(Lippen, Zunge, Zähne, Drüsen), RachenhGhle.
Schlund. Magen, Darmcanal mit den An-
hangsdrüsen Leber und liaui hspeiclieldrflse.
Aehnlich besteht der liespirationsappaiat, der
Urogenitalapparat, das Nervensystem, das
Au£rc nnd Ohr aus einer Anzahl von Orsjnnen,
diti bei der Fuuction des betreffenden Appa-
rates eine je nach ihrer Dlgnitit Tcrsehie-
dene Rolle spielen.
Die Organe sind mehr oder weniger
complicirt eingerichtet und bestehen stets
ans^ mehreren Geweben. Die letsteren bilden
theils die Grundlage der Organe in Form
eines das betreffende Organ durchziehenden
<Terü£tes oder einer dasselbe umgebenden
Kapsel (StQtzgewebe), welche die I31ut- und
Ljrmphgeflisse und Nerven führen, theils be-
stehen sie ans den eigentlichen functioniren-
den oder rarerichviiiidenieiiten (Muskelfasern.
Dräsenzellen, Nervenfasern. Ganglienzellen),
die in Maschen des voihin «rwfthnten Ge-
rflstes einseln oder in Gmppen eingelagert
sind. Eichbaum.
Orftmiweiss nennt v. Voit das zu Ge-
web»»- und Organbestandtheilen jjeforrute
Eiweisä, im Gegensatz zu dem im Uiute und
in der Geweb^flu-ssigkeit vorkommenden cir-
culirendem Eiweiss. bo lange das Indi-
vidnum in seiner Nahrung eine (Br seinen
Bedarf nOthige Meii-ri' von F.iw. is>st(.lT- ti ein-
führt, wird durch den Lebensprocess nur das
circnlirende Eiweiss verbraocht, während
da» Organeiweiss erst bei nngenügender Ei-
weisBinfuhr oder beim Hungern derZersetsung
anheimfällt (s. a. Ernährung). Loeöisch,
Organisatio (von oprawv. Werkzeug,
Orgiin), die Mnjnnische Bildung eines Körper».
Organisationsbegriff. Mwi^i Organisation
eines thierischen Organismus versteht man
die Vereinigung and bestimmte Anordnung
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ilO ORGANISCHE GERAUBGHE. — OBGANISCBE SUBSTANZEN.
verschiedenartiger Bestandtheile lu einem
Ganzen ((lewebe, Orifuii, Km per), welches
sich durch bestimmte LebenseigenschafieiL,
so namentlich darch die Eigenschaft derEr-
n.LliniDtr, äi'v Fun ktion uiul Jer Wieilerprjeu-
t,'iin^' .msgfitjichriel. Ein KOrper, der diese
Eigv 11 Schäften aufweist, ist ein organisirtor.
Organisirt ist indes nicht gleichbedeatend
mit „organisel)'*. Di« organischen Kan>er,
unter welili-^n die moderne Chtriiio die
Kohlen ^t' tlvL'ibinduDgen im weiteren öinne
veristeht, braueben nicht nothwendig einen
bestimmten Bau zn seigen, «äs für den Be-
griff eines Organisrans unerlässlich ist. Aach
die organi'-cheii Substanzen, welche durch
die Lcbensthutigkcit des Organistuas ent-
standen &ind, sind nicht immer urganisirte.
Structurlos« Ccwt-lc, wie hviirmc Intercellu-
larsubstauzüU, Gldsiucmbraiu-n u. s. w. lassen
häutig eine feinere Einrichtung, eine Organi-
satiun verroisseo, erst dann, wenn, wie dirs
bei der modernen histologischen Technik
häufig der Fall ist, es gelingt, die Zusam
mensetznng derartiger Gebilde aus einzelnen
Baasteinen nachzuweisen, werden dieselben
im organisirten. Die anatomischen Elementar*
bestandtheile stellen somit das Wesentliche
einer organi^irt. ii Substanz. eiiiL-r (Organisa-
tion dar. Die Zelle und die Gewebe sind di»»
Elemente, welche den ersten Grad der Vr-
ganisatiüu zeigen und hifr ist die Organi-
sation identisch mit der „Sliuclui- derselben;
hierauf f -Igen die Organe, die aus mehrcrcti
solcher Gewebe aufgebaut sind, and endlich
die Organapparate, die ans der Vereinigung
mehrerer Oi^janr zu einer gemeinschaftlichen
physiologischen Leistung hervorgehen und
anaschliesslieh den Organismas sosammen-
aetren.
Die titierieiclitüi OrgiiiiiäUien feigen, wie
die vergleichende .Anatomie Ichit, ungemein
grosse und mannigfaltige Ver.«.'hiedenheiten
bezüglich ihrer Organisation. Mit der Man-
nigfaltii,'k> it und der Höhe der Organisation,
mit der Diifcrenzirong in einzelne Organe
nnd Gewebe, mit weleher anch eine Arbeits*
theilun? diTselbon Tfrknflpft ist, steigt im
.AUgeniciiKu die iiiö^^i^e und das Volumen
des thierischen Körpers. Je höher die Orga-
nisationsstofe, auf welcher sich ein Organis-
ran», besw. dessen Organe nnd Gewebe be-
finden, desto Mjn<'ih!cter und aiLiaut-rthlfr
sind aucb die Leistungen, die zur Ausführung
kommen. Mithiaum.
Organische Gerausohe. .\knbtische Wahr-
nehmungen, welche haaptsächlich durch
krankhalte anatomisch« Verlnderangen in
bestimmten Organen entstehen und dadurch
wichtige Anhaltspunkte lür die Diagnose ab-
geben. Dies gilt vor .\llem von den in dem
Berxen, den grossen Gefiissst&mroen desselben
oder in dem Herxbentel entstandenen nicht
]>bv-iHlogischen Geriosehen. S. Herzunter-
suchuBg. Vogti.
OrgantteheSttbttaimn nenntman alle jene
kohlenstutTliulti(ren chemisclien K"i (n r, welche
Bestandtheile tbierisch*-r oder j>tiauzlicher Or-
ganismen sind oder durch den Lebensprocess
derselben gebil lt'f wi-iden. Da aäiniiitlii he
organische Substanzen Kohlenstoff enthalten,
so entwickelte sich die Lehre ron den Kohlen-
stotfverbindungen allmälig zur sog. orga-
nischen Chemie, in welcher viele Körper
ihren Platz finden, die wohl sSmmtlich Kohlen-
stoff enthalten, jedoch erst auf künstlichem
Wege (dnrch die Synthese) mengt wurden.
Miin bezeichnet nun g''nau« r jene orpanisschen
Körper, die eine Structur iiabeu und die bis-
her von den Chemikern künstlich nicht dar*
gestellt werden konnten, wie Stärke. Cella-
lose, Leim, Eiweiss als organisirte Kör-
per, /um Uniersi liied-' von vielen Kohlen-
stotlverbindungen, welche wohl Producte des
Stoffwechsels sind, die mau aber derzeit auch
auf synth«'tiv( li'Mrj Wege darznstcllf'n im >>taiule
ist, wie z Li. Harnstoff, Harnsäure. Mikliiäure,
-^ineisensüure. Coniin u. v. A., welche letztere
znsammen mit den übrigen zahlreichen künst-
lich darstellbaren Verhindnngen des Kohlen-
stoffs die sog organischen Kr.ipi r im .Mltre-
meinen bilden. Hei den gerichtlich cheini-
schea Untersuchungen aof Mctallgifte muss
die oi]saniiiche Substani auvor xerstört werden,
nm die dnrch die Analyse nachzuweisenden
>'t'>tTe in L^'^UML' X'i l)ek"tnnirn.
Vun jiraktischer Wiclitigkeit i.-l I5e-
~ I i ni ni u n OTgan ischeu Substanzen
im Trinkwasser, w. i] sie eine der brauch-
barsten Grundlugen im- Üeurtheilung des
hygienischen Wertbes desselben abgibt. Denn
<clb8t ein au anorganischen Salzen sehr
reiches, selbst sehr hartes Wasser wird UMI
unter Umständen :ilv crfsundheitsunschudlich
erklären können; jedocii ein Wasser, in wel-
chem organische Substanzen als Reste tbieri-
$cher oder pflanzlicher Verwesung in einer
bestimmten Menge vorkommen, ist znr Be-
nützung als Trinkwasser weder fflr Jeu M. n-
schen noch für Thicre geeignet. Je nach der
geringeren oder grösseren Nähe der Wasser-
laufe an menschlichen Wohnungen oder an
Ställen, Wo Hoerden v.in Kindern oder Klein-
vieh eingestellt simi. uder auch an Fabriken,
in denen Thier- oder Pflanzenstoffe verarbeitet
werden, schwankt die Menge der organischen
Stoffe in den Tintfirlieh'n Wässern ganz be-
deutend, iiiaii' iie ' iitlialten so viel davon,
da** sie deiitlii h i:' Ib gefärbt sind und von
aufgeschw«mutteii Partikelchen trflbe erschei-
nen. Znm qualitativen Nachweis der
(I ffjan is ch en Stoffe im Wasser werde«
etwa loOcm' desselben in einem Porceiliui-
schälchen auf dem Wasserbade zur Trockene
venlampfL Der Rttckstand wird bei alimftUg
gesu-igerter Hitze bis zum schwachen Gltlhen
erhitzt. Wenn organische .-ulist inz vorlianuen
ist, so tritt je nach ihrer .Menge infolge
der Verkohlung vor dem Verglühen eine
Bräunung h]. r S^i Inrürziing des KüokMandes
vorübcrgeli« lui auf. indetu sie bei weiterem
Glühen gän/lich schwindet.
Die quantitative Bestimmung der
organischen Substanzen siebt ginilich
davon ab, welche k*>hlenst(iff- oder nneh stick-
s:offl«ältige Körper im Wasser vorkommen,
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0R6AKISCHE
SUBSTANZEN.
411
sie beschrtokt «iicli dariiuf, zu bestiinmeu,
welcher IfeDgen eines uxydir«ndeii KOrpers
es b' rlarf, um die im \N;^«rr .enthaltenem
Kuliliiistoffverbindunpen in ihre Eadproducte
— Kohlensäure und W a-scr — flberzuführen.
Diese iodirecte üestiiaiauofftweise der orga-
nischen SnlMtanten findet darin ihre Iterech-
tignng, weil dir Etuli'rofliicft' <b^r Oxydation
organischer SubbUiaen tbaUächlich der Ge-
sandheit nicht mehr schaden and weil die
M«ag« der sam Oqrdiren der organischen
Sabetanzen Terbrancbteii chennMhvn Vcrbtn-
dung Iiis bestimmtes Mass för <iie OwJirbar-
keit der organischen Substanzen dient. Von
den TeiMhiedeaen Metboden, welche nan hie-
ffkr angegeben wurden, sind diejenigen am ge-
briachlichstcn. welche die durch organische
Substanz'-ii v«raiil.i.s.^tc Uwiliryi.irkeit de»
Wassers mit Hilfe cioer titrirteu Kalium-
permanganatlOsnng (ChamBleonlSenng) in
eanrer Losung ausführen.
Die chcmif « In II Prin cipien der frag-
lichen Bestimmuiiiri II sind folgende: Das
ßbermangan.sanre Kalium KMuO» oxydirt in
L'^sn Ticken, welche freie ischwefelsäure ent-
halt.n, unorganische und orguni^che Körper
nach bestimmten Gleichungen innl p. !it I t
bei selbst in schwefelsaures Kalium und ni
schwefelsaures Manganoxydul über. Du die
LOeang des abermangaosaaren Salzes intensiv
Toth ist, die Lösnng des Manganoxyduls aber
farblos, so dient sie zugleich als In rliratur.
d. Ii. sie zeigt an, ob in der Probeäfl-ssigkeit
noch oxydirbare Substanz vorhanden ist oder
nicht. So lange n&mlicb in der in unter-
aactaenden Flüssigkeit noeb nnoTTdirte Sub-
stanz vorhanden ist, wird da- /ulti t/tc
übermangansaure Kalium entfärbt, Hubuld aber
der Oiydatioiisprocess beendet ist, wird der
erste im Ueberschus» zugesetzte Tropfen der
ChamäleunlüHung die Flüs.sigkeit bleibend
roth färben. D.i- Kml' r Reaetion wird alsy
dadurch angezeigt, da^ä in der zn oijrdiren-
den FlOiisigkett der Znsats eines Twptem der
Chamäleonlösung eine bleibende blassrosa Fär-
bung hervorbringt. Es wird aber selbstver-
stündlich von einer Chamäleonl'isung einer
bestimmten Concentration von viel organi-
ücber Substanz zor Oxydation mehrverbranebt
werden als von einer geringeren .Menge dieser.
Um dalier ein in Zahlen aasdrilck bares Mass
fflr die Oxydirbarkeit der organischen Sub-
stanzen und des Wassers zn gewinnen, messen
wir entweder wissen, wieviel Kalimnperman-
ganai ein-' ^'fwivMj .Menge Wuss.'r zu jenem
Zwecke verbraucht, d. h. wir uiQs!»en den (ie-
halt der Lösung an Kalinmpennanganat kennen,
oder wir (»estinmien den Wirkuni;swcrth
der Cii Ulli iileon lös ung, d.h. ihren Titer
(vom franz. titre = Titel). Dies erfahrt man.
indem man ermittelt, wieviel von einer be-
«timmten LOsong erfordert wird, nmeine g<-
wogene Menge einer ' xydirbaren Sabstan?:.
z.B. Oxalsäure, zu ovyiin'n.
Die OxHisüure wird v .:i ubermangan-
.saurem Kalium in schwefelsaurer LCsnng nach
folgender Gleichung oxjdirt:
3(C,0»H^H,0) -f äKMnO, -j- 3S0»H, =
kijftt Oxal- flbeman- Schwefol-
■Snre gansaures ttnre
Kalium
iOCO, -f 18H,0 - K.SO» + tMnSO»
Kohlen- Wasser Kalium- schwefel-
saure- sultut saures
anby- Mangan-
drid oxydnl
d.h. es werden 163"» Gewichtstheile Oxal-
säure von 316 Oewi( lit>tli' il' ii libermangan-
laorem Kali zu CO, and H,0 oxvdirt. Auf
Grand dieser Gleiebnng llsst sieh berechnen,
wieviel Chamäleon eine L'^t-nnir rnthSlt. von
der ich 10 cm" brauche, um ö Uialnäure
zu oxydiren. womit die Möglichkeit gegeben ist,
den Wirkungswerth einer beliebigen ChamA-
leonlOsong gegen aber einer ozydmaren Sub-
stanz — auf rt\al-;ini '' b-'/i'L"'n ■ - f'^st/'nstcllPTi.
Die obige Gletcliung zeigt aber auch. da»s
31<» Gewichtstheile Kaliumpermanganat 80 Ge-
wichtstheile Sauerstoff (s= 5 Atome) aar Ozy-
dation der Oxalsänre dabei abgaben, damit
ist ili*' Möglichkeit geboten, die Oxydirbar-
keit der organischen Substanz mittelst Chamä-
leonlösung auch so auszndrflcken, da^s man
lie Menge von Sauerstoff angibt, welche
zur Oxydation derselben nothweudig war.
Auf Grund dieser Voraussetzungen wird
nunmehr die folgende, leicht ansführbare Me-
thode Ton Knnel xn Bestimmung der orga-
nischen Substanzen des Wnssers mittelst
(.'hamälcou in saurer Lösung ali^'iiiieiu ver-
ständlich. Es werden 100 cm* de.s zu prüfen«
den Wasaen in einem etwa 300 cm'* fassen-
den Kolben mit 5 cm* verdlknnter Scbwefel-
säur«' fl Volum zu je 3 Volumen) und mit
verdünnter, auf ' .„o normale Oxalsäure ge-
stellter Chamftleonlö.sung in solcher Meng»
versetzt, dass die Flüssigkeit stark roth ge-
färbt erscheint und die Färbung aoch bei dem
nun lolijeiiih n Km, hen nicht verschwindet.
Nach fanf Minuten langem Sieden setzt man
10 cm* */,«o normaler Oxalsäure hinzu ond
titrirt die dadurch farblos gewordene Flüssig-
keit mit Chamäleonlösung bis zur schwachen
Röthung. Man erhält nun das Resultat,
wenn man von der GesAmmtroen|re der bei dem
VeTKuche verbraochten CabikcentimeterChami*
1. . iilr,>uin.: die zur Oxydati"n vnn 10, •ni" '
normaler Oziüsäurelösung erforderhcitcn Cubik-
centiraeter CharoileonlOsung abzieht und die
3*16
DilTerenain Cabikccntimeter mit raulki-
X
plicirt, wenn man die (jewichtstheileKalinrnper-
manganat, oder mit wenn man die Ge-
wichtstheile Sanerstofl" erfuhren will, welche
zur Oxydation der in 100.000 Theilen Wasser
vorkommenden organischen Suh^tanzen noth-
wendig sind. Hiebei l.r/.i liu.t v iiii *"i;|,ik-
centimetcr Chamäleonlösung, w. l. lic 10 « in*
' lon normaler Oialsiurelösunj.' > iit>prechen.
Zur Erläuterung diene folgendes üeispiel:
Es ent«iprachen 1» U cm' der bei den f(d-
getiii'ii \<r>u,li,ii b<-nUtzten Chamäleon-
lösung lü cni'^ ' normaler OxaUäore-
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41S
ORGANISMEN. — ORIGANUU TDLGAItE.
lOntng, dther z =s 9 >9. E« worden nan 100 em*
Wasser nach »lern An>i1\it'rn mit Srhwi'M-ätirp
mit lö cm* der obigen Cliamaltualüsuug ver-
setzt und zam Sieden erhitzt. Die rothe
FlQMtgkeit worde <!urch lo cm' >/,m nor-
maler Ontelnrel^sun^ v'<ilstaii<lig entflbAit
und gebrauchte hh zur schwachen Rotlniiig
noch i'4 cm' Cliam&leunlOsung, 1.^-|-4'4=
= 19-4. 19-4— 9-9=9-5. En »ind daher «ur
Oxydation der organischen Substanzen in
100.000 Theilen dieses Wauuers erforderlich:
=3 03 Theile Kaliumperman-
ganat oder ^^^^^ = 0-77 Theile 8aaer-
stoif. Dieses Wasäer ist als Trinkwas«er sn
verwerfen, denn nach zahlreichen Erfkhmn-
gen wurde festg>'stfllt, dae» die 0\yilirb:u-
Iceit eines guten Trinkwawen in 100.000 Theiien
nicht mehr ab 0"$— 0*8, bSchitens 1 Theil
Kaliumpermanganat entsprechen il:vrf: ein
Wasser, welches mehr davon verbraucht, wie
im obigen Beispiele, ist ab Trinkwasser nicht
anlässjfj. I.t'e/'iit/i.
Organlaiaen (von o^fa^^ov^ Werkzeug),
sind aus bestimmten, selbstth&tigen Org&nen
iluainmengesetste, ein nntrennbares üanxes
bildende Lebewesen. Anaektr.
Organon s. Organum (von spY^v, Werk),
das Werkzeug, ein fonctionirender Theil des
Körpers, der Inbegriff der tirandtehren einer
Wissens rl Iii lt. Anad'rt-.
Orgasmus s. orgosis (von opyäiu, von
S&ften strotzendj. der Trieb, Au- i^eid. ii>( liaft,
die heftige Aufwallung de« Blut«. Amacktr,
Oribatiden, s. Acariden.
Orientalische Pferde nennt nuiti liei uns
zum Unteriichiede von den Fterden des Occi-
dents gewöhnlich alle dklMiigen, welche
nicht nur in tlen. gf^en Aufgang der Sonne
gelegene» Luauern — also im Osten von
Europa — vorkommen, »undern häutig auch
die, weiche im Norden Afrikas heimisch sind,
dort geboren nnd arifgezogen werden. Die
edk'ii Araber Bu^ der Wu>tr Ne.!>;rlifl -^pW^w
als schönste lieprä.seiitantx.'u der orientalisclieii
Kasse und sind bereits an anderem Orte iiälier
beschrieben (s. u. Neilsehd- Pferde). Zum
weitaus grössten Theile gehören die Kusse
des Orients zur Art der leieliten Pferde
(Equos panrast; es koramco aber auch —
nach neuen Berichten fachkundiger Hippo-
V'S'-n — sowohl in Asien, wie in Nordalrika
hin und wieder Typen vor, die sich in ihren
KOrperfomen, in der GrOsse und im Gewicht
nur wenig von unseren west- und nordeuropüi-
schen schweren Pferden (Ei|uus rubustus)
unterscheiden, und dort ebenfalls snm Zöge
oder Lasttragen ben&ttt werden.
Die leichteren Pferde des Orients eignen
sich hauptsächlich für die Kelterei wwA wur-
den von jeher als Keitthiere mit vollem lUctu
boebgeschitzt. Kor die weniger edel ge-
zogenen Boese — von den Arabern „Katik**
genannt — werden ror Arbeit im PcHe oder
snm Lasttragen b- init i.
Die Züchtung uiivl Haltung der Pferde
wird in vielen Lindem de* Orienti mit
jrrösster Sorgfalt betrieben, und alljährlich
kommt von dort eine grosse Anzahl edler
Thiere in den Handel: die edlen Araber sind
fast Ober den gauen Erdball verbreitet, and
werden stets tbeaer beiablt
Franck in MQnrlirn ^-x^z^u _ I i bei J.-n
Orientalen die Ktiociten im Alitfciueinen dichter
und stärker wären, als bei den Pferden des
Occidents: besonders stark ersdieint der Ge-
hirntiieil de& Schädels entwickilt. sowohl
nach der Länge, wie Breite, die i'rutillinie
des Gesiebtes ist gerade oder coocav; die
Backeniftbne sind im Vorderkopfe anf der
Keibfläche rnelir breit als hoch; ihre Schinelz-
einfassungeit aa den Rändern sind nur wenig
gefältelt. Der Schädeltheil iberwie^t fast b.)i
allen orientalischen Rassen sehr aaffÜUig
den Oesiebtstheil. In den Bippenpaaren ist
eine bemerkenswerthe Verscliiedenlieit bis-
her nicht constatirt; man findet bei den
Thieren bald 17, bald 18, nnd bin vnd wieder
sogar 19 Rippenpaare. Dagegen ersi beint
ihre Lendenpartie häufig etwas kürzer u,U
bei den Pferden des Occidents. Im Elxtrem
sind — wie beim Esel — S Lendenwirbel
Torliandett. Im Becken stehen die medialen
Darmbeine irbel nicht so weit auseinander
wie bei den schweren Occidentalen; auch
ihre Kreuzbeinwirbcl sind weniger verbreitert,
die Cuncavität der Darmbeinschanfei ist
schwächer, die medialen Darmbein winket «ind
weniger in die Höhe gesogen; die untere
Fläche des Kreuzbeines ist ebener als beim
schweren Pferde des Oecidente. Nach den
neuesten rntersnehiingen bezüglich des Alters
der orientalischen Pferde erreichen dieselben
bei nur einigermassen guter Pflege und
Fütterung ein höheres Aller als onsere
Europäer, nnd bleiben oftmals bis tum
3ö. Lebensjahre iliensttanirlich. Henpste \\x\\
Stuten werden zuweilen noch im hohen Alter
mit Vortheil zur Zucht benutzt und bringen
Fohlen zur Welt, welche sich später durch
grosse Schnelligkeit und Gewandtheit aus>
zeichnen.
Die Beschreibung der verschiedenen wich-
tigeren Pferderassen des Orients s. unter
.\raber. lierber, Dongolapferde, Kirgisen,
Nedschi], M jiij,'olen. Nubier, Perser. Türken,
Turkomancn und Tartarenpferde. Freylag.
Orificiim (^von Ol, der Mund; facere.
machen), die MQndnng, die Oeffnung. Anr.
n r i f i c i u m, MAndang decCerriralcanales,
s. Gebärmutter. Müliar.
Orignmrai ntjortM. Majoran, Mairan
und
Origanum valgare. Gemeiner Dosten.
Bekiiiintr L.ibiaten (L. XIV, 1), iU Mniiti- he
PÜauzen, auagezeichnet durch stärkeren Gd>
halt an fttberischen Oelen und bitteren Ex-
tractivstoffen. Das Knmt i<t rine erwünschte
Ik'igabe im Wiesenftitter, vuu welcher auch,
iihnlich wie vom KQnimel, Quendel, Thymian,
von den Minsen u. dgU, der angenehme wOr>
xige Geschmack ond der Wohlgemeh des
j Grün- und Dürrfutters abhängt. Derlei
I Kräuter machen die PHanzennahrung, wenn
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ORIGINAL. — OROEY-VIEHZÜCHT.
(13
«ie nor in mftu^er Menge untermischt sind,
Air di« HM«t1it«re sehr gedeihlich, indem
sie als Aroniafico-iimara den Appetit anrc^rn
and die VerdttUung:;organe kräftigen, sie sind
diJwr meli geeignet, Aofblfthnngen und An-
schoppnng^en zu verhindern and können
aasBerdem als Milchvermehrnngsmitte! unge-
sehen werden. Das Dosteiikraut sowohl,
Herba Origani, wie der Majoran (Ma-
jorans hoitenris), der mcb all KttebengewOn
Verwenilnn^ findet.
üerba Majoranae, sind oftirinell.
werden jedoch am häufigsten als Hausmittel
gebmiebt ond liefern die Bestandtbeiie der
•Off. Oewifnkrfluter. Speeles aromatieae
(niit Minze, Salvia uii>l LavanJula). Das
Dostenkraut ist uneleich kräftiger als der
Mi^nn, beide werden aber gerne von den
niieren angenomnipn, Vogtl.
Original luisät i» der Thierznchtlebre ein
Individuum, welches dort gezeugt und ge-
boren ist, wo die Baase, der es aagebOrt, ge-
bildet, beaw. deren Heimat tat. Das Original
bedarf zu seiner volDi Dmmfnm Bildotig eben
der mannigfachsten Eintlüsise seines Stamm-
landes, wie Klima. Hoilcnverh<nine dessel-
ben, besondere Em&hrongsart u. s. w. Das
8'. frezoi^ene Thier nennt man Original des be-
tretfen'li'n Staiiiiiilaiides und sjirielit liaher
von Original arabinclien. englischen i^ferden
and nicht allein bczQglich des Vollbluts, son-
dern auch des Halbbluts, ebenso von Original
Perchcrons, Clydesdales, belgischen n. s. w.
Pferden, also auch in Bezug auf die sog. kalt-
blutigen Scbl&ge. — Dementsprechend wendet
man das Attribot Original aneb anf die übri-
gen Hans- und Nutzfliiere. wie I?ind-. Schaf-
und ilorstenvicii, selbst auf Gefiagel an, und
sagt X.B. Original Bemer, Holltnder Ballen
n. t. w. Gratimeum.
Originaithiere nennt man in der Zootechnik
gewöiinlich alle die aus fremden Ländern
kommenden oder stammenden Ransethiere.
Es ist dieses aber immerhin kein streng
begrenzter Begriff nnd wird von den ver-
schiedenen Autoren niclit immer in gleicher
Wfise gebraucht. Man sollte eigentlich nur
die fremdlftndisclien Thiere reiner Rasse
Originaltfaiere nennen nnd bei Erenzungs-
producten diese Bezeichnung nicht in An-
wendung bringen. — „Original" nennt man
bekanntlich im gewöhnlichen Leben Alles,
was im Gegensätze zu dem Nachgebildeten
das Erste oder Ursprüngliche ist. — In der
Zootechnik dürfte es zwar ojtinal-^ sehr
schwer sein, den bestimmten Nacliweis zu
fBliren, dass diese oder jene Rasse eine
ursprüngliche ist. solche nennt man in der
Regel primitive, zam Unterschiede von Cultur-
rassen. Erster« werden zwar in Enroj>a zu
den grössten Seltenheiten gehCren, vielleicht
gar nicht mehr Torkommen. freytag.
Orkney- Viehzucht. Die Orkneys oiier
Orkaden bilden eine InselLrmpj»« zwischen der
Nordsee und dem Atlantischen Ocean, nörd-
lich von Schottland, die aus 67, nur zum
Theil bewohnten Inseln besteht; die&c umfassen
lOOim* (IS'SQnadratmeUen) nnd werden an«
sammen Ton 32.04i Menschen bfwohnt.
1 13.586 Acres sollen artbares Land sein, welches
zum Ackerbau und zur Viehzucht benützt wird,
38.^18 Acres werden gröastentbeii» mit Hafer
und nur eine kleine Fl&ebe wird mtt Gerste nnd
Erbsen Ix-stillt. Anf 14.49? Acres werden
Turuips und schwedische Rüben und auf
2963 Acres Kartoffeln cultivirt. 32.56H Acres
dienen zum Anban von Klee, Esparsette etc.
nnd t3.973 Acres bilden permanentes Grasland.
Das Klima dieser Inselgruppe ist ver-
hältnissmässig milde, was es hauptsächlich
dem Golfstrom zu verdanken hat der ihre
VVestktksten bespült und hier den Gras wu eh»
in hohem Grade begünstigt. Nur selten kommt
es vor. duss die mittlert» Temperatur eine»
Monats unter den Gefrierpunkt fiUt. An Haas-
thieren zählte man 1888 im Gänsen (d. b.
anf Jlen Inseln zusninmen) 6166 Pferde, 25'7t6
Rinder. :?3.067 Schale und 4983 Schweine.
Die Pferde sind fast ausnahmslos kleintf
aierliche Geschöpfe, d. h. Ponies, welche im
Wintersehr langhaarig erscheinen, im Sommer
aber meistens ein kurzes, glänzendes De< khaar
besitzen, -ie werden 7xm Ackerbau und zum
Reitdienst benützt und z- it,'en stets grossen
Fleiss und Aosdauer. Hin und wieder werden
auch cinselne dieser Pferde exportirt und
kommen dann gewöhnlich unter dem NameD
„>!hetlfinder'' in den Handel.
Die Rinder der Inseln gehdren in den
kl-instcn Srhla^en Europas; sie sollen mit
deui uorwegiscliea Vieh verwandt und wie dieses
gezeichnet oder gef&rbt »ein. Ihr Milchertrag
ist gering: die Milch soll aber sehr fett und
sftra sein. Die Entwicklung des kleinen, sier-
lii-hcn Knrjters 2:eht immer nur sehr langsam
von statten; von besonderer Maatfähigkeit
des Viehes ist keine Rede, wobt aber rAhmt
man dessen gro.sse Genügsamkeit.
Die Anzahl der Rinder ist seit 1887
um einitre hundert .Stück geringer i.'''w.iriien,
die der i^chafe hat hingegen eine Zunahme von
S300 Stück erfahren. Letstere Havstbiergattnng
hat für die Orkaden eine ziemlich grosse
Bedeutung; sie liefert den Bew<ihnern den
Bedarf an Fleisch und Wolle : das Sehaffleisch
wird stets den übrigen Fleischsorten vorge-
zogen nnd ans der Wolle fertigen sieh die
Leute den L'r'is^t- n Tih il i!ir< r Bekieidnngs«
Stoffe, wie Ilei kru und Kulictj.
Die Orkney Schafe gehfircn zur Gruppe
der nordischen Kurzschwänze (Ovis bnichyura
borealis). es sind kleine, zierliche Thierchen,
welche ausgewachsen kaum ein Gewicht von
20 — 2i> kg erreichen und sehr geringe An-
sprüche an Fütterung nnd Pfleife machen;
sie bleiben anf den meisten Ins.-ln jahrein jähr-
ausimFreien und eruiüireii fieii von Heidekraut,
einigen Grasarten. Flechten und zuweilen
anch von öeetan^« welcher >ar Zeit der Ebbe
an der Kftste hegen bleibt. In der Regel
-ind beide Geschlechter mif Hürnem ausge-
stattet; die Bficke besitzen zuweilen 4, 3 und
6 Hörner. das Zibbengeliörn bleibt irieistens
kurz oder fehlt giinzlich. In der KOrj»ergestalt,
Farbe und Behaarung haben die Orkney-Schafe
grosse Aehnlichkeit mit nnseren Lftaebvi^
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444
ORL&NDL - OBLOWGESTUT.
Heidschnucken, sind über luuäg ii<»c!i kleiner
als diese. Kopf, Hub, Beine und auch die
Schwiinztf sind mit kanen, straffen Haaren
bewuchseti: anf den Qbrigen Körperthetlen
steht die lange Mischwolle sehr diiLi und
6eir&hrt den Thieren einen guten Schutz,
'^nter dem groben Grannenhaar wächst «in«
fein-' Flaum« illf, welche nngefilhr so
dick vvit' füll- .\l»?rinowolle, aber weniger
kräftig ist. Durchschnitt lich liefern diese Schafe
i-l*/4kg WoUe im Jahre. In früherer Zeit
ward« du Flanrnhaar Im Jaoi oder Juli ans-
oder aligcrupft, i< t/f abnr ftruh t an den mei-
sten Orten eine «nliiung^inu£!>ige Schur der
Schafe latt.
in der neneren Zeit hat ntan auf mehreren
Inseln oft Cheviotböcke zur Verbesserung der
Zucht eingeführt und es soUt ii liie Kion/irngs-
prodacte in mancher Beziehung wcrtbvoller
nein, als die reinblOtigen Schaf« der lasel-
rasso.
LfUlere erscheinen auf den unbewohnten
Inseln noch in einem liuliiwilden Zustande;
die Tbiere sind sehr iebhuft, leicht beweglich
nnd gehen den Menschen sehen ans dem
Wc;,"'. liegen die L'nbilili^n des Wetters
suciien sie Schutz unter Klüften und Fei«-
abhängen: hier bringen üie auch ihre Lfimmer
xnr Welt und Tert heidi gen dieselben gegen
die Angriffe fremder Hunde in einer Weise,
die ilinen Ehre maclit. Meist' ii.- wrrfcii sie
nur ein Lamm im Jahre, nähren »ulchos
monatelang recht got QOd lehren ihm. bo
bescheiden und genQfsam tu sein, wie sie
selbst sind.
Die Anzahl der Schweine ist auf den
Orkaden vom Jahre 1887-11^8 um nahezu
tansend grStser geworden. Bessere Bmten an
PuttiTkorn (Erbsen). Rfttu'n nnd KnrtnftVIn
mm l.t 'H es den Bewohnern möglich, meJir
ScIuvi'iiK aiit/.usiebe> nnd die»e gut zu mähten.
Da« dort vorkemmende Borstenvieh gehört
sn den kleinsten grombritanni^aehen Rassen
und ist mit xifiulicli Karsten didit
bewacbüeu. An einigen Oiien hat man den
alten, nrsprftngUehen Inselschlag durch Eber
der raittefgrosBen englischen Hassen zu ver-
bessern gesucht und soü infulge dej>äeu eine
etwas frühreifere, mastfilbiger« Nachauchi: er-
halten haben.
Auch die Schweine müssen sich dort,
wie alle übrigen Hausthiero. oft sehr knapp
bebelfen und mit Abfallen der verschiedensten
Art fflrlieb nehmen. Frtytag.
OrlMdl, P., gab 1786 in Kom «in Buch
Aber Thierkranfcheiten heraus. Semmer.
Orlando, 'in englischer Vullbluthengst.
geboren 1x41 von Tttuchstone, gewann dem
(Jolonel Peel im Jahre 18 U das englische
Derlix. Orlando war eigentlich als Zweiter m
RunniiigKein durch das Ziel gegangen, trotz-
dem njusBte ihm der Preis zuerkannt werden,
da es sich nachtribglicb herausstellte, dass
Bnnning Rein «in älteres als dreijähriges Pferd
war and unter falschem Namen gelaufen
hatte. Gt ajimantt.
Orlean (mit der technischen Benennung
Annattoj, ein rotbes Farbmaterial, welches
aus Jen tieischigen Umhüllungen des .Samens
der in Südamerika einheimischen, in Ost- und
W>stindien cnltivirten Bixa orellana ^e*
Wonnen wird. Man gewinnt das Orlean, in»
dem mundi" /i i>tii^>i'ii' ri Sumvii v^ i irfilircn Übst
und dann den Farbstoll mittelst Wasaei ab-
schlemmt. Die im Handel vorkommenden guten
Sorten sind weich, geruch- und geschmack-
los, haben eine bräunlichrothe, im Innern leb-
haft rothe Farlic Wird Orlean mit Weingeist
und äwda digerirt und die so erhaltene Lösung
mit Wasser verdünnt, dann flllt Bixinn atron
in r'ithrri Krystallen aus. Zersetzt mnii dic^e
mit Suk&äure, dann erhält man den luthen
Farbstoff des 0 rlr w u, das Bi xin C^lIj^Oj
in dunkelrothen, metallglauzenden Blittchen,
die bei 175—176* scbmehon. in Wasser un-
lühliili. in k'ich'ii':<'iii Wi'iii^oi>t niiil Thloro-
form löslich sind, .\nsseidem enthalt der <)r-
lean auch einen im Wasser löslichen gelben
Farbstoff, das Orellin. Der Orlean (auch
Bixin) lost sich in concentrirter Schwefel-
säure mit l>hiu. r Farbe. Die rothen Auszüge,
welche man mit Kohlensftnre und Atseuden
Alkalien erhiltt, werden durch Metallsalze ge-
fällt: Alaun gibt einen rothen Ni._derschlag.
Das Orlean wird häutig zum Farben von
Bntter, Käse und anderen Nabrnngsmitteln
verweil (1 1 1 Loebitch.
Orlowgeslüt. Die Anf&nge des Orlow-
^Lstüts n ii lien bis in die Mitte des voiisren
.labrhunder!« zurück und sind von detu
Grafen Alexis Origorievit- -Ii Orlow Tschea-
niensky auf seiner in der Nähe Moskaus tre-
legenen Besitzung Ostrow gelegt. Im Jahre
177>< versetzte er dius ganze Gestüt nach dem
der Pferdexucht weit günstiger gelegenen
Khrenowoy« im Gouvcmeraent Woronesch.
Die ersten Hengste, wel li-' fir.if Orldw
benätzte, waren ein Geschenk Jea ^ulLaus,
ausser welchen das Gestüt den englischen
Hengst Balaban. einige englische Stuten,
einen Hengst und 7 Stuten der holl&ndischen
Rasse umi eine dänische Stute besass. Alis
einer Kreuzung dieser Pferde und der Ein-
mischung arabischen Blutes sind die nach-
mals weil bekannten nnd nach ihrem
Züchter btiiannten OrlowpUrdc hervorgegan-
gen. Dieselben /erlieleii in das Orlowreitpferd
und den ürlowtraber. Beide Bassen wurden
nebeneinander gezitchtet. Fflr die Ent-
stelmngsgeschi Iii.' der Orlo\vr< ituferdc >ind
besonders die ILiiijste Saltan und Smetanka
zu nennen. Der erstere ist durch Jachma
(8. d.) zum Stammvater erhoben, dessen Ab-
stammung sich anf Saltan zurückführen lässt,
da sein Vater Aschonok v. Svirepoi v. Sultan
V. S.iltan ist. Der zweite der Hengste, Sme-
tanka (s.d.). Iiinterlies-s nur eine Stute nnd
4 Heng.sie, die ilm nlx ilcbfen. Es wnren dies
der S. himniel Felker.^,^iu a. d. Opotnichia.
der Grauschimmel Lubimetz a. d. Saiga,
Bovka, rothbraun, a. d. UlavnaJa und der
Grauschimmel Polksn a. e. dftnischen Isahell-
stute. Di»' Mfltt. r ! r drei er-fi," nannten
Hengste waren engüschen Bluts, iiuvka und
Lubimet7 liaben rar die Weiter/uchi keine
Bolle gespielt, da ersterer nach England ver-
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ORLOWTRABER.
kauft wurde und letzterer keine Kinder hin ter-
lien. Polksn dagegen ist fttr die Trabeizucht
von Wiclitigkeit geworden. Er war Vater von
7 Hcngiften und 21 Stuten, and Felkeraani,
welcher am prodttctirsten war, gab dem Ge-
stüt 7 Ilt-np^tp nnil .">!> Stuten, alle ausge-
zeiciiiutc, öchuae und kriittige Thiere
I)a8 weitere im Gestüt zur Zucht benutzte
Material war englischen VoUbhits, darunter
•olehe« Ton fielipse and Higliflyer. Dasselbe
wurd.' init Nachkommen S'ult:ins ntiil Sme-
tiiiikas gekreuzt. Hieraus ent^ttarld «las be-
kannt f Orlowpferd. besonders das Orlowreit-
Jferd, das in seinen Zuchten durch Frant«,
'akel nnd Fasan so wfirdig auf der Pariser
AvBstellung im Jahr" ISCT vertreten war.
Zu gleicher Zeit mit der Keitrasse ent-
stand der Orlowtraber QrafOrlöW ging näm-
lich von dem (iedanken aus, gleicln- Kraft
und Schnelligkeit, wie sie den eiigli.»clien
Wettrennem innewohnte, auf eine andere Art
wie bei jenen so enielen, n. xw. die Schnel-
ligkeit in einer Gangart, die liSr das Pferd
gewohnter und eine weniger erniQ'lmilt s.n
als die Carriere. Solche Geschwindigkeit
konnte nur im Trab «rreieht werden. Um
d«n fewftoschten Traber zu erhalten, paarte
Graf Orlow den Araber Smetanka mit der
aueb Iiereits erwiihiit' n ditiiisrlien habellstute.
Diese heterogene Vereinigung ergab den
gleichfalls schon erwihnten Polkan, der sehr
kräftigen Körpers war und die Eigenschaften
beider Eltcrnthiere ererbt hatte. Seinen Bewe-
gungen soll aber die nOthige Schulterfreiheit
f emangelt haben, die dem Grafen Orlow an-
edingtes Erfordemiss ftr einen guten Trüber
prhii'ii Er pnnrtc df'^halb ilcn Polkan mit
einer holländischen .•Mute. Hieraus ging der
im Jahre 1784 eeborcne berühmte Bars 1
benror, welcher alle Eigenschaften, die der
Graf so ersielen wUnschte. in hohem Grade
bfs:i>^. Bars wird al- -in >rr -^sr^ starkes
Yk'iA mit ;uisi:<'i'ragter Mosculatur. viel Muth.
freitr Srliulter tmd erhabener Action ge
schildert. Er wurde l'i^ /tini Jrihre 18it8 als
Hauptbeschälcr benutzt und hinterlicss 11
Hengste, von denen jedoch V ohne Nachzucht
blieben. Anfänglich worden ihm englische
Stuten xogeffthrt, da-
J neben wurde er aber
auch in enger Verwandt-
^^^l ^^^^ Schaft gepaart, neben
\ m m % welchen Kreuzungen die
V. fl M ■ ersten Trabergescbleeh-
■ ■ ■ t< r n >ch unter der
IV V Einwirkung arabischen,
^ ß W m persischen , hoUändi-
^^^^r sehen und bucharischen
_ Bluts, sowohl durch
3&»Sj;o2iÄ". H^nf t »»«^h Stuten
standen. Besonders vor-
theilhaftwar das arabi-
sche Blnt. da ans ilim von Bnrs und
Bars' Nachkommeii die vorzüglichsten Traber
entsprangen, z. B. Lubesnoi I. a. e. Tochter d>'R
Arab II, Dobroi 1 und Lebed I a. e. Tochter
des Felkersam, welcher nach dem Smetanka
gefallen war, IMeae drei Hengste waren Söhne
I des Bars. S^ter aber, nachdem ein fester
I Traberstamm ersielt war, fand eine homo-
; gene PaarunL,' statt.
j Nach dem Tode des Grafen Orlow stand
j das GestQt, d&a so lange nach gleichen
• Jrundsiltzen fortgeführt war. unter der Lei-
1 tung eines gewissen Schischkine, welcher
auch einmal, wahrs' h« inlich im Jahre l^Jf),
einige hoUftndisehe Stuttn einführte, dann
aber, nnd besonders Ende der Dreissiger- nnd
Anfang'^ di r Vierzigerjahre, dun h arabische
und engliaclie Pferde dem Gestüt ein moder-
nere» Aussehen gab. dadurch aber auch da»
alte Orlowpferd sowohl im lieit«chlage als
anch in der Trabentucht freilich in etwas
• rschruterte, während Sc!ii-> hkinc für >i in
eigenes Gestüt kich das reine Orlowblut
erhielt.
Im Jalir-- 1S45 wurde nun das Orlow-
gestüt nut öl' Ilengaien, 570 Mutterstuten
und einem Gesamnitbestande von ilti KOpfen
von der Tochter seines Grftnders, der Gr&ön
A. A. Orlow-Teehesmeneky, an den Staat ver-
; kauft und ist seitdem das Orlowgestüt ein
kaiserlich russisches Staatägestüt (s. Khreno-
woye). [BesflgUeh des Eiterienr des Orlow-
pferdes s. d ]
Das Ton der Gräfin Orlow benQtste 6e-
etütbrandseiehen ist in Fig. 1390 wieder-
gegeben. Grassmann.
OrlOWiraber. In verschiedenen Gouverne-
ments von Grossrussland k"mrnt unter diesem
Namen eine Pferderasse vor, dtrtn Entste-
hung in die zweite Hälfte des vorigen .Tahr-
hunderte fällt nnd jetzt eine der bcdcntendaten
des SSarenreicbes ist Im Jahre 1778 gründete
der Graf Orl'.w -Tsrln sm-Mi-ky auf .si-im'n
Gütern im GouveruetuciU Woronesch mehrere
Gestüte, in welchen er neben edlen arabischen
und englischen Vollblutbengsten «ine grossere
.Anzahl dünischer und holländischer Stnten
zur Zu>lii VfrwL'uJi n lif,-s, d, h, ■•> wurdii-n
daselbst versdiiedcuartige Kreuzungen mit
den genannten Kassen Torgenoromen; hieraus
ging ein Pferd Ih'rvor. welches sich bei leid-
lich guten Fonnen hauptsächlich durch grosse
Schnelligkeit im Trablauf auszeichnete. Körper-
gestalt and Leistung des sog. Orlow-Pferde-
Tererbten sieh siemlich constant aof die Nacht
Zucht und h' lion ans F!nde des vorigen Jahr-
hunderts legt«.' laaii dt ii dortigen Pferden den
Namen einer „Kasse* bei, welche sehr bald
eine grosse Verbreitang im ganxen rassischen
Reiche fand,
i r^'b. r die Geschichte der.sf>lben wird
', Nach.stehende8 von russischen Hippologen
I berichtet. Der Heng.^t Polkan. fin Sohn
. des arabischen Schimmels Smetanka. gilt den
j Küssen als Stammvater der Orlowra.sse. Im
. Jahre 1783 zeugte jener Hengst mit einer
1 foiben dänischen Stute den als lienner viel
genannten nnd gerühmten Hengst Bars 1.,
wekli(-r ^owrslil V.it*'r. s. in*'' .Mntt.>r
im 1 rabiaut bedeulcud ubertrat und diuu eine
Vererbungsfähigkeit besass, wie man solche
bis dahin in den Orlow'schen Gestüten noch
niemals wahrgenommen hatte. Dessen Nach*
sttcht lieferte viele Sieger fOr die mssisehen
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ORLOWTRiBEB.
ik'unliahneii, inüi his auf Jeu lioiilii^oii Tag
nennen sich die russischen Züchter Lrlricklicli.
welche in den Belitz eines Hengstes (oder
meh einer State gelangen), der nachweislich
Blut v>>n jenein Bars I. besitzt.
Das gräflich Orlow'sche Uaupteestat be-
fand lieh in KhrenowoT, wurde auf las Glän-
zendste ausgestattet una lan?»^ Zeit vnm Grafen
Orlow-Tschesmenslty selbständig geleitet, aucli
stets auf das Strengste äberwacht. Schon /u An-
fang diese« Jahrhundert« galt dasselbe far das
beate GeatQt in ItuasUind, nnd ricberlieh würde
schon damals iHo vielgerflhinte Traberrasse
eine grössere Verbreitung stattgefunden haben,
wenn Hengste oder Stuten von dort in den
Handel gekommen wAren. Der Graf Orlow
wie seine niehsten Nachkommen gaben aber
niemals Zuchtpferde an Fremde ab, und duldeten
nicht einmal, dass Stuten anderer Züchter
ihren Gestütshengsten zngeAhrt wurden; sie
wollten alleinige Besitzer der berttlimten
Traberrasse bleiben. Erst im Jahre 1845,
iiarlhl.-ra das GestUt Khrenowoy in Besit« des
Staates übergegangen war, konnten andere
ZQchter die dortigen Hengste als Beschiler
för ilire Stntpn vfrwcnden, und jetit erst fand
üie Kastiü eine grossere Verbreitung in ver-
schiedenen Gouvernements von Grossrussland,
hauptalchlich in Tambow and Woronesch.
SpUer warde ein besonderer Traberclnb ge-
fründct, wel-li- r f.ii h die Aufgabe stellte,
eu Sport des i rabrennens, d. h. das Fahren
mit leichten, nieirisreii Wigen nnd Schlitten,
2U cultiviren und selbigen möglichst weit über
das Land zu verbreiten. Es wurden hiedurch
iiuhr Abnehmer für die in grosser Zahl ge-
züchteten Orlowtraber geschaffen, nnd bald
auch für alle besseren Individnen höbe Preise
erzielt. Das von dem Traberclnb den Züch-
tern vorgesteckte Zt«'l wurde in verhaltniss-
niä.«sig kurzer Zeit erreicht: die Liebhaberei
für Trabrennen warde in fiasslaod von Jahr
SV Jabr grOmr, fast so gross, wie die der
Englänt^er für den Kcnnlauf oder die Cairii re
ihrer VoUblutpferJe. Tnt!s«»n<|f» von Pferden
jener Rasse kommen i>-t/t alljährlich in den
Handel und werden durch^^chnittlich unuleieh
besser bezahlt als die Pferde der aiidercu
rus-isehen Üa^sen; für dir In sten Traber be-
willigt man gern 50U0— tiOOO Rubel, und
gewinnt oftmals mit solcben Tbieven die
höchsten Preise bei den Wettfahren in den
grossen Städten.
Der Orlowtraber ist nngei&hr 165 bis
1*70 m bocb, besitzt im Grossen und Gänsen
«ehr krftitfge, xteratich gut proportionirte
F'u ni- n. idine j. d .< Ii auf Krri.crschönhi it be-
sonders hohe Anspruciie erheben zu können.
Sein trockener Kopf mit meist schönen, gros-
sen Augen erinnert oftmals an dia Verwandt-
schaft mit dem .Araber, aber nur selten bil-
den Stirn und Nase eine gerade Linie, son-
dern häufig ist das Nasenbein mehr oder
weniger stark conm gebogen — möglicher-
weise eine Erbschaft von den dänischen und
holländischen StaininmUttern: der Hals ist
ziemlich stark, meist gut geformt und mit
dem Kopfe in gefälliger Verbindung. Die
Ürust i.^t in allen Dimensionen weit zu nennen,
der trockene Widerrist verläutt allmälig in
einen breiten kr&ftigen Rficken, der mit einer
langen, meist etwas abscbfisfiigen Krappe
durch eine ^rate Niereiipartic sehr i,'ün>tig
verbunden ist Die Flanken sind bei den
meisten (d. b. gut emlbrten) lliieren toU m
nennen.
Die breiten, strammen Schulterblätter
haben eine schräge Lage und bilden mit dem
Qoerbeine gewöhnlich einen stampfen WinkeL
Die Snbogen sieben niweilen etwas weit Ton
der Brust ab: die vorderen ITnterarrne sind
Inng, die Schienbeine aber auffällig kurz; die
in der Regel gut gestellten Fesseln sind eher
kurz als lang. Die Mehrzahl der Orlowtra-
ber besftxt einen grossen, gut geformten Hof
V in derber Hornsobstanz. Die Haut dieser
l'ferde i>t fast immer weich, elastisch und im
Si 'miner mit kurzen, feinen Haaren dicht be-
wachsen, im Winter wird ihr Haar häufig
lang und stark. Schweif und Mähne sind
lang nnd oftmals etwas gekräuselt: ein
Stutzen der Schwänze kommt wohl niemals
vor.
In (Ipn Gangarten zeigen die Pferde
manche Kigcnthümlichkeiten : im Schritt wie
im Trabe überragt nämlich die Spur der
Hinterfüsse die der vorderen Gliedmassen uioht
selten ganz erheblich : ihre Action ist im Trabe
meisten- eine sehr hohe, und Pferde mit dem
sog. Kalzenschritt werden iu Rassland hei
der fraglichen Ra-sse perhorreseirt. Ihre
Schnelligkeit ist ansehnlich grfis^: alle bes-
seren Traber legen die Distanz von 1 km (im
leichten Wagen) in I Min. 50 See. /airüek;
die tttcbtigsten Trabrenner gebrauchen dazu
oft nur 1 Min. 30 See. — Auf dem Bise
der Newa bei St. Petersburg kann man
solche Thiere vor dem Schlitten mit einer
fabelhaften Geschwindigkeit laufen seh -n ;
die Bevölkerung der russischen Hauptstadt
nimmt an solchen Wettfabrten ihrer Lieblinge
der Orlowras'se stets gern und mit dem leben-
digsten Interesse theil. — In der allem«nesten
Zeit haben zwar die Hussen erleben roflssen,
dass amerikanische Pferde beim Rennen in
Moskau ungleich mehr m leisten im Stande
wiiren, als ihre bebten Tial'er. Trutz der Er-
mädung von der langen Occaureise nahmen
diese Amerikaner mit Leiehtigkeit swet Preise
des grossen Rennens (am .Ttuu und
es wurde dabei nuch augeitihrt, da&> die beiden
Amerikaner in ihrem Vaterlande bisher keine
bedeutende Rolle gespielt hätten, dort nicht
einmal xn Rennern erster Classe gesftblt wor«
den Seien.
Neheii den Wagenpfprtlen der Orlow-
sehen Rasse wird in Khreiiijwoy (und an
anderen Orten) ein kleiner, leichter Reit-
schlag gezüchtet, der in seinen Formen
mehr Aehnlidikeit mit den arabischen als
mit den dänischen oder holländischen Pfer«
den besitst nnd wie aHe edlen Amber insserst
gc-ehickt nnd trewandt, aber durchaus nicht
sehnelkr im i lube ist als jener Orlow'sche
Wagenschlag. — Das graue oder Schimmel«
haar kommt bei dem Reitscblage nicht selten
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ORMOND. — ORNllHOPUS SATIVÜS.
417
vnr nnd ht liier beliebter alß beim Wagen-
«clilage. I>ui chächnittlich erreidicn die Reit-
pferde des fraglichen Gestüts eine Hobe vun
1*60 m ; sie besitsen «ioeii «chlanken, ceaOgend
krifti|r«n Gliederban und «eigen mt ohne
AuBnahtDf in ihren Körperformen ein scliuiirs
Ebenmass. Ihr« inilssig langen Ohren sind an
dem feinen, trockenen Kopf häbsch angesetzt
und deuten durch ihre grosse Beweglichkeit
auf ein lebhaftes Temperament der Thiere.
— Dif Stirn ist breit und eben: sie bildet
mit der Nasenlioie io der Regel eine gerade
Linie: ibre Augen sind gross nnd feurig, die
NOst,-rti i hi'nfiillh' zit-mlich gross und öffnen
si» h, bubalil die rferili; iu Uewegung kommen,
ansehnlich weit. Der Kchlgung ist bei diesen
Pferden gerAumig; der siemltcb flacbe, «ber
hoeb an^esetete Hals bat neistena eine
Iiflbsclic Form uiiJ 'i<'\\:t vur dein scharf
inaikirtL<n iiohen Widerrist einen sanft aib-
«gerundeten Ausscbniit Rücken und Kruppe
Ijililcn nahezu eine gerade Linie, h t/tt^re ist
nur ausnahmsweise hängend oder ab^'t .schliffen
zu nennen. Der hoch angesetzte lange Schweif
wird bei jeder üewegung schön getragen und
ist dann nnstreitig eine grosse Zierde für die
Thi'Tt? Thrf rnci-t ir'tfii^^i;; «restclltt^ii. mit
schart iitarkirteu Muskeln und Jctbeu Sehnen
ausgestatteten Beine sind viel feiner als beim
Wageoscblage and besitxen einen bQbscben
Hnf ron fester Homsnbstanz. In Sebritt wie
im Trabe und «falopp 7.c'i;,'t der fragliche
Reitschlag in der Kegel eine grosse Schnel-
ligkeit und Üewandtheit, ganz besonders aber
viel Schulterfreiheit und genügende Kralt in
der Hinterhand: die Tliiere sind infolge dessen
auch im Staiul. . üii lulich schwere Reiter (nebst
Gepäck} rasch und aicher äber dm Terrain
an bringen. Ibre groes« Ausdauer bann mit
vollem Ki'rhtp gerühmt werden unl . benso
findet ilirt' ütnügsamkeit allgemeine Aner-
kennung. Sie nehmen mit weniger gutem
Futter fiulieb und machen an die Stallptlege
geringere .Ansprüche als die westenropBisehen
Pferd«
.\uf der iat<.>rnationalen Ausstellung %a
Pariä im Jalirc 1»67 machten die Orlow*acben
Keitpferde Pranf P'akiel und Fjisan grosses
.Viifsehen : die beiden ersten wurden Napo-
li '.n III V. :ii russischen Kaiser geschenkt,
und sollen Jahre lang die besten h'eitpferdc
im kaiserlichen Ifarstalle gewesen sein.
In neuerer Zeit i,'all ih r Heutest Jase;
im Gestüt zu Kbreisowov liir das edelste
Pferd des Rcitschlages: er wurde Jahre lang
als HaaptbeschAlor benatzt und aoU eine
ganz TortreiflicbeWscbxncbtfelieferthaben. fi^.
Ormond, - 'm zum Wau'enijf. rd schlage ge-
lifiriger brauner englischer Hengst, gi b. 1794,
161m gross, wurde von 1799 bis 18H inj
königl. preussischcn HanptgestOt Trakehnen
als Hauptbeschäler benOtit. Derselbe lieferte
dfMii (ic>lüt ii Stiit.'fi, dio zusainiiici) 17]
Jahre zur Zacht benützt wurden, ürasjmauti.
OriMiide, ein englischer Vollblntbengst
von Bend Or (v. Stochwell) n. d. Lily Afrnt's.
geboren 1881, hat unbCj^iegt die Rennbahn
Terlassen und seinem Besitzer, dem Herzog
X«sh. BneyUopsdto 4. Thiarhank«!. Vtf. IM«
V. Westminster, auf derselben die Summe von
2 ».465 Pfund Sterling 10 Schilling gewonnen.
Darauf deckte der Ilengst des Herzogs im
GeitAt tu Eaton Hall, Chester, England, und
wnrde im Jahre 1889, obgleich er Roarer ist,
für «h.'n Betrag' von Ii. 000 Pfund St^rliiit,'
an Dun Juan Bocaa nach Buenos-Ayrea ver-
kauft, wohin er im September 1889 Dber-
siedeite. Grasrmeinn.
Ormont-Rind. Im Val d'Onnont des
sihwc'izerischcn ("autons Waadt kommt ein
hübscher Viehschlag vor, welcher zur Gruppe
der Jorarindriebseblftge gebort, bisfang aber
im An^laruh» wcjii^r IU'achtun<r ^rfund-'ti hat.
— \'uii den Wildiiissen der Diable roU herab
durchsieht der Grande-Eau. ein rechts.seitiger
.Nebenfloss der Khöne, das durch WasserOUe.
Felspartien nnd gute Weiden ausgezeichnete
Val d'Ofinnnt. Hier ist aie H^^iinat jvrn's
netten Viehschlages, der von den dortigen
Bewohnern mit Recht selir gesch&tzt, meisi
mit ziemlich gro.sscr Sorgfalt gexttchtet nnd
stets gut gehalten wird.
In zahllosen llrttiscrn und Berghütten
angesiedelt, wohnt in diesem Tbale ein
rahriges, proteatnntisebes Yolkcben, welches
sich mit der Viehzucht beschärti<;t.
Die durligen Thiere sind in der Kegel
von brauner Farbe, kaum mittelgross, eher klein
nnd etwas eckig in den Formen an nennen. Sie
leiebnen sieb dnreh grosse Hiiebergiebigkeit
nr]s und lii-fiMn Milch v<.ri bester l^ualitiit. Kühe
und Uthsr-ii weni. u hauHg zur .\rbeit benützt
und leisten iix ist ganz Befriedigendes. Die
Fleischqualität der fetten Ochsen wird allge-
mein gerühmt und es soll dieselbe in der Regel
be.sstr .sein als buim Berner Fleckvieh. .Mit
diesem scheint aber das Ormont- Rind verwandt
zu sein und bin nnd wieder werden auch Bemer
Spr«iig«tiere in das Thal •geführt, um eine
etwaa grössere Maclizuclit /.u irzitk-ii. Fg.
Ornithichnltes, auch Ichnolithes genannt,
sind fussile Vogelfibrten, welche in manchen
Gesteinen, insbesondere sebtefHger Straetnr.
in treuem Ahdrin'k vori.'efiitid> u «fidi ii Man
hat derartige loästlä l'ussspkuen in man-
cherlei Form nnd Grösse entdeckt, darunter
auch solche, die auf bedeutend grössere
Vögel, als es unser heutiger Strauss ist, hin-
deut»'ii. Koudtlka.
Ornitholiten oder Versteinerungen von
VOgcln gehören unter die grüssten Selten»
heilen. Während fussile \'"ti;elreste \w den
geologischen Schichten der vurjurussi^chen
Epoche bis jetzt noch nicht gefunden wur-
den, treten sie nllmälig, in ihrem Bau an die
Reptilien der abgelaufenen Epochen einiger-
massen mahnend (Archaeo].teryiX schon im
Jura auf und ihre Zahl vermehrt sich immer
mehr, so dass während der Tertiftrzcit sämmt-
liche gegenwärtige Hauptgruppen, als Raub-
vögel, Klettervögol, Tauben, Hühner, Sumpf-
vögel und Schwimmvögel, vertreten waren
Is. Vorgeschichte der Vögel). Koudtlka.
Ornitbologta (von of.vtj, Vogel: ).&T0«,
T.ehro). ■■i ' lVi;yM|.:' f'r^.d.) .Inuker.
Ornithopus sativus, Serrndella, be-
kannte Kleesorte, TortrelFliches Fntterkrant
57
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4{8 OBOBANCRE. - OBTHOKLASE.
(Schmetterlinesbläther, L. XVII. 3). ausge-
seicfanet durch grosse Sehmaekhartigkeit und
Ir-ii'hfe VcnliinliflikfMt, dadurch, dass
bie 2U jenen wertiivullen Kleearten gehOrt.
weldie, wift der Weissklee, Bastardklee fast
ihren ganzen N.Uii fjolialt (3—3-8% Protein,
im Heu 15— IH"„) beibcliulti'n, auch wenn
(ii'' Kriiti' \ cr/.u'^f i t \viirii'-ii ist, JlM' Schnitt
daiher erst nach der blütlie geschieht. Die
hoehfeschfitzte Futterpflanze gedeiht indeb
bloss anf S;uis1lM'.(Ion nii<l gibt nur einen
relativ gcriiij^'cit lütrjg. Auch die Serradella-
samcn können, wenn der Marktpreis nicht
la hoch, mit Vortbeil reifüttert werden ond
bilden bei einem Oehslte von SS% ProteTn,
37% stickstoflTr.'i« II Extractstoffen und 7 bis
8% Fett eine w., t tlivwlle Zulage filr Mast-;
tbiere, wel-ln nicht gei Inger anzuschlagen
ist als z. B. bei dem AcluerspCrgel und den
Erbs»*n. J'if,^^/.
Orobanche, VVür'_'>T- wl. r Si.n.iiifrwur/-
{ȆUQZeo. Zu den Labiaten geli>:>reude Wurzel -
sehnukroiater, welche 3l^^U cm hochwaehsende.
sehr FtnttliVhp l'flanzen bilfl-n. gesamnu'lt
und an Kiiiiti verlüttert werden, weil sie
die Milch vermehren sollen. Die nur
mit Schoppen besetzten, rnchcnförmige, re^p.
IhrenÜIdende Bifiten tragenden, fleischsteng-
li*;"ii Oroliant'hen koninü ii in • twa 60 ver-
Kchicdenen .Arten vor. Die bekanntesten Arten
«ind der K leete ufel (0. minor) und der auch
den M;ii^ helallcnde Hanf- oder Tabak-
wflrgcr (•'. ramtjsu): in südlichen Gegenden
1' r TjUEernewdrger ((). • hi'.i >r) und speciell
in Griechenland der die Bobncnfelder ver-
heerende 0. grandirit>ra. Nach A. Just wurden
Hilf einem badisihen KleeleMc pro Meter-
centner JJO und mehr Kleewurgcr gttunden.
HO dass sit Ii d- len Ausjätung und .Sammlung
in dü)>(i'-lf '-r Hni.-irhf empfiehlt. Pi>/r.
Orocyon, iiii im Eocua vorkommcudfr
Kaubtbiertypus von der Grösse eines Löwi-n
mit iiarzen massiven Kiefern und breiten
Zabnen.
Literatur: I>r. H. WÜekesi. Oiau^sam dir
NatBiig«iieliiefet(i der Mtnutlitert, Dnwdra IdM. A^mA.
Orohippus. Sil i^^'cthier aus dem Alt K i -äii
Nordamerikas. i«tammform unserer Uotthierc
(s. d.) mit t Zehen, aber die kleine Zehe be-
rührt den Itoden nicht mehr, sondern ist nur
als Afterzohe vorhanden. Brümnur.
Oroneryx, i^elenodont (zw- it ■ Unterord-
nnng der l'üurlint. r), im oinTi ti E ;in ge-
funden, scheiiii Hill den jetzt kbcudeu Cer-
viden verwandt zu sein.
Literatur: Dr. U. Wückt-n". Oruii<lzQu;i< <Vr
SftturKi'srbiekt« dttr HM»thl«n, I>n>k>l<-n \%%'.t. Koch.
Or*ltoei>0,einiehwaner englischer Hengst
de« Wagenprerdschlages. 1*67 m irross, geb.
kiiiii im JaIiI'' ISi'-l in das kiinigl.
pr<.uss>isciie ilaniili,'t'»tüt Trakehnen und diente
hier von 1806 bis 181<) als Hauptbeschäler.
Derselbe lieferte dem Gestüt 47 Stuten, die
iüsaniMifn Jahre zur Zucht benützt
WUrde:i , 0> .; /'/,;««.
Orophaliua (von öp«c, Berg, Bürzel, iSteiss ;
eaU<i«. mttnnUche» Glied), Mieegebnrii mit
einem «weiten Peni« am 8teis<. Anaeker,
OrMSVÄTf ein englischer Vollblntbengst.
gel. 1878 vom Grafen Hogo Heneket All-
brook (V Wild Davrdl a. d. Elisabeth) a. d.
Lady Wentwortli, i^t Beschäler im GestQt M
Oroszvär oder Carlburg. Seine Rennianfbahn
ist eine recht bedeutende. Ala Zwey&hriger
lief er zweimal unplacirt, als Dreijähriger
gewann er oin H.indirap in Wien. <io;t lief
er im Fratcrpreise Zweiter zu Kincsem und
kam im Totalisateurpreis hinter Altona eben-
falls als Zw t r ' in. In Pressburg gewann
Oroszvär dif iruil Stakes gegen Franzi,
konnte es im Osterreichischen Derby, das Nil
Besperandam gewann, auf iteinen Plata
bringen und kam im Kaieerpreie, den eich
Oatrigger holte, als Dritter ein In Deutsch
land holte der Hengst sich zunächst diu
Union zu Berlin, lief XQ Virtaa Zweiter im
silbernen Schild und gewann dann gegen Nil
Desperanduni, dem er sich im österreichischen
Dfrby hatte In u^'cii müssen, das norddeutsche
Derbjr und gegen Tfeil das Kenard-Benuen,
worauf er al« Beschiler ins Gestflt kam. Gh.
Orrhorrhoca fv<^iri '''lyU. seröse Flüssig-
keit: poT;, Fluss), der wasserige Ausfluss. Anr.
Orrhymenltis (von ö^prj;. seröse FlOs.sig-
keit: r'jjj.T^v. Haut: iti.<. Kntzündung), die Ent-
zündung der serösen Haute. Anafkci .
Oraeilllnsäure, C,H„<\, ein Zwischen»
l»roduct, welches bei der Bildung des tjrcin.s
(s. d.) aus den Flechtensäuren (Lccanorsäure,
Erytrinsäute u. a.) erhalten wird. Es bilden
iiämlii-h die Flechtensäuren beim Kochen mit
NN asscr, Weing.-ist und wässerigen Alkalien
Orseillinsäure:
Lecanorsfture Wasser OraeUlinstare
Man • liialt die Orseillinsäure, indem man
Kr^thrit im Wasserbade solange mit Bar^ twas-
ser kocht, bis atis der Lösung auf Zusata von
Salzsiiurc k-in «rulliTtartiger Ni'-i' r-. hlag
mehr fällt, llivraui wird mit Salzsäure ange-
säuert. CS scheidet sich dl« OrseiUinsftore in
Nadeln von schwach sauerem und zugleich
bitterem Oejchmacke aus, die sich Incht in
W;i^j.rr iiml Alkijiii'l l.>..-ii. w.'rÜL'iT in Aether,
und bei 17b .«^ciiuiel/.en. Beim kociicn mit
Wiusscr oder mit wässerigen .\lkalien. auchscbon
beim Schmelzen /•■rfUlt die Orseillinsäure
yliitt in Orrin un l ii, Kidileiisäure. Mit Chlor-
kalk färbt sie sich vorübergehend blauroth
und in ammoniakalischer Lösung an der Luft
]>urpurroth. Lniisck.
Ortalia (von ops'.v. entstehen lassen), ein
junges Thier, ein juogei» Huhn. Anaeker.
OrtllMlIf (von ip^f. gerade: xwXov.
Glied), ac. equl, am Zwanghuf leidende
Pferde. Amaeker.
Orthoklase. Die zu der Gruppe des Ka-
liumfeldspat (i. Feldspat) zählenden
Mineralien, deren Hauptrepräsentant der Or-
thoklas (aus orthos = rechtwinkelig, und
xÄastv — spalten), der ei<r''Titljche Feldspat,
ist. Nach sfiner Zusammcns. l/un^: K,.Vl,.Si^O,,
zählt dieser su den Kalium -Thoucrde-Silicate«.
Er kryetalliairt im klinorrhombiaclian Sjalem
mit der Omndform der schiefen rhombiachea
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oRTHoKLASITE. — OSCHEITIS.
419
8äule. Di'- Ki v^tallo >ind oft zu Drusen ver-
einigt, oft Zwilliiigskrystalle, überdies tritt
der Ortliokltt<; häutig in krvstallini-chen
dichten MuMn aaf. £r ist voUkomuien spalt-
bar, Ton mnselielig«!!! Broch. Htrte 6. spec.
Gewicht i'"). durohsi' litig. srlii-srlfuiztMi l. p.ti
den Spaltiiii'j^tlächen perliautttTglaiizoiid, aiu ii
opalisireiid. wus.>erhell. weiss, fleischrotli, gelb-
lieh und grttn. Bildet eineik weaeatlicheD Ge-
men i^heil des Granit, Gnefs, Srenit. kommt
in >>cli'"n«^n Krv-r,i!!en. bi'soiiilfr'^ im Rie-^'^n-
gebirge, vor. HieluT zäliU man: den Adnlar
(s. d.). den pemeinen Feldspat (.*.<;. i und
den dichten F 'M>|iat. welcher die liniril-
inasse einiger l'urphyrurten bildet (s^. Fi ld-
spAt). ' Lod'isck.
Orthoklasite. Jene ^'r-menfften (Jesteinc.
deren Ilauptbeätandtheil der Orthoklas bildet,
wie Oranii Gneis, Porphyr, Syenit. JLotUseh.
OrtbOpiMe (von Ic,.')-'.':, trt>rade. und nat-
Jit«, die Rriiehung). Dit- Ortlinpädie hat
sam Zwecke, die Oieradehaltung bei krank-
liaftcn Verkrümnmnjjen der Wirbelsäule, der
Knochen, der Gliedmassen wieder hem-
stflleii. Es hat diis.^lbc . in-' s.-hr beschränkte
lieiier.tuTiiT in 'I'T 'l'bierheilkundi?. Podts.
Orthosom (vun öpft'ij: gerade, 'xzm\i:i. ^x-
halten). Die Orth»'-oinc situl Aj^parate. w.Mchn
lom Zwecke der Erhaltung der richtigen
Ii«ge des Fessels
wdhrcnd J.t Vcrnar-
bungsperioJe nach
der Operation des
Sehnenschnittes ge-
gen Stelzfoss ange>
wendet werden. L)ie
Orthosome ^ind mehr
oder wemjftT com-
pHcirte .M;i>< hinen.
welche ganz vmu Ei-
sen construirt wer-
den. Fie. 1391 stellt
«•in etnraehes Ortho-
som vf.n Dt'fays dar.
weldies nach L>urch-
schneidung nur einer
der Beagesehnen
ganz gut verwendet
werden kann. jedoch,
wie die Erfahrung
lehrt, nach Durch -
schneidung beider
13eugesehnen (was
iiäutiger vorkommt)
nicht mehr genfigt
vnd <n abnormen La-
trerunireti des Fusses
Veranlassung gibt
(s. Fig. 1392 B ). Ge-
rade dieses ümstan- ,,,tho.oB ««
des wegen ist eine Dff»y» fino<iifl< irt >on b^h^«).
VeI•länv'eruIl^.' des Ei-
seas nach hinten, wie sie Defays angebraclit
htt, nm eine aUsngrosse Belastnng der Huf-
trachten zu vermeiden, sebr /ti empfelilen, da
sonst die Tliiere den Fuss nadi vorne mit auf-
geworfenem Zehentheile aaf den Boden stttteen
und eine fehlerhatte Stellung dadurch entsteht.
Orthosome werden nar als Terbandeisen für
V\[ i?"? 1 'tt'i.i.'.'n ron Dvfarf. A riehtif» $iti>1lonf 4m
[- , !■ ...1,1..,;. .f.- ■ * y-,-'..^
die Behandlung im Stalle und keineswegs beim
Gebrauche der Tbiere verwendet BtrJn.
Orisbeweguno, s. Bewefong, Gang,
Gangarten. Mechanik aer Ortsverün-
derungen und der Gangarten.
Ortschelt, anch Sielscheit. Zugscheit,
Bracke oder Schwengel werden die an den
Knnen der Wage angebrachten kurzen Stangen
genannt, an web hen beim Zweigespann die
Zugstränge der die Last fortbewegenden Tbiere
befeetigt werden. GratsM$Mm.
Onstim, 8. Shineslnssemngen.
Ortssperre ist die Ab3)>errung eine.s
C^rte.». in dem eine Seuche ausgebpHben,
gegen den Verkehr dunh Wachposten. War-
nungstafeln oder durch Militärcordons. Die
i>perre bezieht sich entweder nur auf Äus-
und Einfuhr von Vieh, Viehi>rodii> t. n. Futter-
stoffen, Dünger etc. bei solchen Seuchen, die
nicht durch Menschen weiter verbreitet wer-
den, wie Lungenseuche. Schnecken. Milz-
brand, Rotz, Räude etc., oder bei besonders
getahrlichen .Seuchen, wie z. B. die Rinderpest,
hingegen ist die Ortssperre eine Tollst&ndige,
d.h. anch der Verkehr der Ortseinwohner mit
(i. T N;irh!i:ir-rli;ift i-f untersagt. Es werden
weder Vieh nucli Menschen, nncii irgend welche
I'roducte aus dem Orte herausgelassen und
der Ort wird durch ^lilitärcordons oder rei-
tende Gendarmen cemirt. Sfmmer.
Ortsverandereng, s. Ortsbewr^^uiii:.
Orus. G. (1751—1798), studirte in Al-
fort, wurde 1773 Professor und Director der
neubegrOndeten Veterinärsrhule zu Padua.
i7l»3 erschien von ihm ein Werk über die
inneren Krankheiten der Hausthiere. Scmmer.
OryotoiflOtia (von bpontdc. Gegrabene«;
V vüiiec, Kenntnis«), die Fossilienknnde. Atir,
Oryza. s. Reis.
Oa., Zeichen für Osmium. Anaiitr.
Otf oris. der Mund, das Hanl. Anacktr.
Os, ossis. der Knochen. Auacier.
Oscedo (von os. der Mund), das Gähnen.
Aniicker.
Osche s. oscbeon s. oschus (von t3X*^Vi
halten), der Hodensack. Anacktr.
Oscheitls o seh iti.- (Voll 03/0,-. iloden-
sack: itis, Entzündung), die Hodensackent-
tflndung. Atiatktr.
27*
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4S0
OSCHEOCELE. — OSCILLATIONSTHEORIE.
Otciieooel« (von oa/o;, HodensAck; vi^kr,,
Druch), der Hodensackbrucb. Amuktr.
Oselllarfmw (ron oscillari, in tehwiiigeD-
der Bewegung sein), Piliorgaiiismen von
Pfropfeaziebertorm mit scbraubenfömiiger Be-
wegung. Amektr.
OscHlatlonstheorie. Oscillation heisst
niclitä anderes wie Schwingung, jede Bewe-
gung, welclie «inen Kdrper swischen be-
atimmten Grenzen bin- und wieder zurück-
fQbrt, so die Bewegungen des Pendels
{%. (1.), «ler gespannten Saiten, deren Scliwin-
sungsziihl die Hohe des Tones bedingt, der
Laft bei Fortpflanxong des Schalles, Sehftll-
wll'^n. (Hf> schwanlcniie Brwpcnnt» i\fr Pla-
neten bei Bi'achreibung ihr*»r Baluieii u. s. w. ;
ausserdem die schnell aufeinander fulgerilen
•enkrechten oder horiiontalen oder rotatori-
•eben Schwingungen der Krdrinde, Brdbeben,
Enlfrschiltti-riinpon, Er J wellen, von Ileac-
tionen des» Innern der Erde (wie jedes Pla-
neten) gegen ihre Rinde und Oberfläche her-
rflhrend, ferner die wechselnde Abweichung
der Magnetnadel von ihrem Kichtung«punkte,
das sind die Ortlichen und zeitliclK'ii lUoli-
tangsänderungen der Declinations- and In-
clinationenftdel und «eliKeealidi die Aetber-
ech w i II n g f Uii il (i 1 a t i o n s t h ri e ).
Die Theorie der 0«cillationen der
Eidoberfliche mtmiieht and taeht die
Natnr de.-; vom Planet •lim.Tn ausgehenden
Impulses und desstn VS nkungcn zu ergrün-
den, welch letztere auf einfache mechimische
Theorien nrflcksnfilbren nnd. Man hat die
Brdwellen in ihren Fortiehritten, ihrer Ver*
breitung dunh Gcbir^sart«n von vcrscliie-
dener Dichtiglceit und Elasticit&t geschildert,
■.Hallet, Dynamics of Earthqnakes: Hopkins
(meet. at Oifitn^). Gay-Lussac's Ann. de
Chimie et de I'hys, T. XXII. 18«3. p. 428;
man l;af die l'rsaclien der Fortiittanztings-
geschwindigkeit, ihre Abnahme dorcb Bre-
ehnng, Reflex nnd Interferen« der Bebwin-
guntr*'» iniitliematisrh erforseht. üeber Inter-
iferenz-Phäiiuiuene in den Erdwellen s. Hum-
boldt's Kosmos, Bd. I. und Humboldt, Kleinere
Schriften, Bd. I. Die scheinbar kreisenden
(rotatorischen) Erschfltterungen, von welchen
die Obelisken vor dem Kloster San Hruno in
der kleinen iStadt t^tepbano del Bosco (Cala-
brien 178:t) ein so viel besprochenee Beispiel
dargeboten hatten, hat man rf«rsarht, anf ge-
radlinige lu reduciren. Luft , Wassel- und
Erdwellen folgen allerdings räumlich den-
■elben Qeeetiea, welche die Bewegangilehre
anerkennt; aber die Erdwellen sind in ihrer
verlieeren ' Wirkung von PhSnonienen le-
gleitet, die ihrer Natur nach dunkel bleiben
and in die Clasie physischer Proeesse ge-
hören. Die Folgen ron Erdbeben für den
Menschen sind bekannt Humboldt sagt: „Ks
gibt kein anderes Ercigniss in den trüiieii
Verb&ngniasen des Menscbengcschlecbte«',
durch welches in wenigen Minuten und dazu
in sparsam bevölk'Ttrn fJehirgsIändern so
viele Taufende auf einmal den Tod finden,
lUs durch die Enengang und den Vortber-
gang weniger Erdwelleiif von SpaltQngaph&«
nomenen begleitet."
In Harnboldt'ü Kosmos, Bd. I., sind Ober-
haupt die Einzelheiten sowohl aU die allge-
meinen physikalischen und geognostischen
Verhältnisse dieser Naturerscheinung in be
lehrender und anregender Weise dargestellt.
Unklarer sind die Aneichten aber die
Erzeugung der Erdwellen, d. h. über <lie
Natar des ersten impalses sar ErschQtteraog,
und Hontboldt fBhrt in teinem bekaimten
Werke drei Theorien an. Nach der ersten
bringen aus deiii finrig flüssig gedachten
Erdkern aufsteigende elnstische Dämpfe, die
darch pldtilich sich Cffneode Spalten der
Erdobenlftche nflherkommen, die Enichfttte-
rung hervor. Naeh der zweiten soll durch
Zutritt von Luit und Wasser die vulcanische
Th&tigkeit in dem aus unoxydirten Massen,
ans den Metalloiden der .\lkiilien nnd Erden
bestehend gedachten Born erregt werden.
Die Vulcanc ergiessen allerdings eine grosse
Menge Wasserdampf in die Atmosphäre; aber
die Annahme des BhidrfaigeBS de« Wassere
in den vnlcanisehen Herd hat viele Schwie*
rigkeit in Anl)etraclit des gegenseitigen
Druckes der äus.<>er)'n \Va!>sersäule and inneren
Lava; and der Mangel oder wenigstens die
grosse Seltenheit ron brennendem Wasser-
stoff während der Eruption, welchen die Bil-
dung von ÜhlorwasüerstofTäilure, Aniinoniak
und geschwefeltem Wasserstoff wohl nicht
liinlänghMi ersetzt, hat den berühmten Ur-
heber dieser Theorie (Davy) sie selbst frei-
mflthig aufzugeben vermocht.
Naeh einer Iritt n Ansicht, der de« be-
gabten siidamerikani.schen Reisenden Boussin-
gault, ^^i^d ein Mangel an Cobärenz in den
trachjt- and doleritartigen Massen^ welche
die erhabenen Valcaaeder Andeskette bil-
den, als eine Hauptursache vipler und selir
weit wirkender Erderschotterungen betraehtet.
Die kolossalen kcgel- nnd donifOrmigen Gipfel
der Cordilleren sind nach dieser Ansicht
keineswegs in einem Znstande der Weichheit
und halben Flfl.ssigkeit, sondern vollkominen
erhärtet als ungeheure scharfkantige Frag-
mente emporgeschoben und aufgethftrmt
worden. 1' i einem solehen Emporscbieben
und Anitiiurnieu sind nothwendig grosse
Zwischenräume und Höhlungen entstanden,
so dass dorch ruckweise Senkong und durch
das Herabstlirten zn schwach nnterstlltiter
fester Massen Erschfltterungen erfolgen. Je len
falls ist unzweifelhalt. das» die lagewasser
in das Erdinnere eindringen und sich in den
zahlreichen Höhlungen der Erdkruste ansam-
meln, Seen bilden, den Boden wieder, wo er
porös ist. unterspülen, durchdringen, durch-
brechen und nach Umständen als Quellen
wieder zum Vorschein koBiineD. Daher rObren
auch wohl dt*- Waiserdimpfe bei VoIcumus-
brüelien her.
Die Theorie von der Oseilfatios
der Plague tn ad el. UntT T>eclination einen
Ortes vcr^iteht man bekanntlich den Winkel,
welchen die Nordrichtung des magnetischen
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OSCIKES. ^ OSHANÜBEROSMIUMSAÜBE.
Keridüuu mit der Nordrkbtuug des seogra-
6 bischen Meridians bildet; sie «ira aach
[issweisnng di'-i Ortes gerannt. Unter Nei-
gung oder Inclinatiou versteht man den Win-
kel, welchen die Nordrichtang der vertioalen
MagoetDftdel mit der homontalen £bene
bildet
Deelination und Iiiclinatiun sind nun
vdräcliieden nach Ort und Zeit, sie wecliseln,
und man nennt den Wechsel dieser Abwei-
chung der Magnetnadel mitiuiter die Oseil-
lation der Abweichung.
i. Oei t liehe Aenderungen. Um ein
deaUicbes Bild davon su erhalten, wie sich
die Riebtang der erdmnftnetischen Kraft von
Punkt »u Punkt auf der Erdoberfläche 3ndert,
hat man Karten entwurtVii. aut denen die
Orte gleicher Declination und ebenso die
Orte gleicher JnclinAtion durch Linienersteme
verbonden sind: Isogfonen nnd Isoklinen.
Die Ajroiie, welche von Jeni rniii,'neti8chen
Nordpol nach dem geographiäcbeit Nordpul,
TOB hier nach dem Ural u. s. w. nach dem
magnetischeii Südpol, von da nach dem geo-
graphischen Südpwl, durch die Ostspitze Bra-
siliens u. s. w. nach dem n»a?netihciien Nord-
pol »qruckgeltt, verbindet lnuter Orte mit
einer DeeBnatien ron 0^ wo aleo di« Nadel
genau nach Norden reift- "nd thdit somit
die Ostliche nnd die westliche Halbkugel in
xwei Theile: auf dem westlichen Theil der
«•ttieben Haibkagel and «af dem OatUchen
Tbeil der westKeben Ralbfcngel ist die De>
clination westlich : dagegen auf dem östlichen
Theil der Östlichen Halbkugel und auf dem
westlichen der westlichen Halbkugel Östlich.
Die Isokline. Luigs welcher die Indination
0*, heilst magnetischer Ae'iuatur und hält
sich im Allgemeinen nahe dem geographischen
Aequator. Nördlich Tom magnetischen Aeqoator
ist die Indination ndrdlicn, sQdlicb von dem-
selben südlich und wächst auf beiden Seiten
stetiff gegen die magnetischen Pule, wo sie
90* betrJ^i^t and die Inelinatioasnadel senk'
lecbt steht
9. Zeitliche Aenderungen. Die De-
clination und Indination sind iin Verlaufe
der Jahrhunderte grossen Veränilerangen
unterworfen, welche man scculäre nennt; so
'ivar in Europa die De'lirrt'ion in ilen letzten
iv", ei Jahrhunderten immer westlicher ge-
worden und kehrte um 1880 nach kurzem
Stillstand wieder um; jetst nimmt sie mit
derselben Gesehwindigkelt wieder ab, mit der
sie fröher zugenommen, etwa 7 ^Tinuten
jährlich. In Paris z. B. war log<l die Decli-
nation IT 30' östlich, lrt63 = 0". wurde
westlich, 1814 am grOssten ss ii° nnd
war 1877 17' 2S'.
Die Inclimifion nimmt in Europa, so-
weit die Ucobachturigen zurflckreicbea, stetig
ab, etva 3* jihrlieh: 1671 war sie in Paris
75», 1877 war sie 65^ 24'.
Die Eide wirkt demnach wie ein milcli-
tiger Magnet und richtet alle Magnete auf
oder in der Nähe seiner Oberfl&cbe nach
a«iD«n Polen; es geht hervor, daM diese
nicht mit den geographischen losamroen-
fallen, sondern um mehr als iQ" davon ab-
stehen; sie scheinen nach den reichhaltigen
Beobachtungen iieuestpr (doch zu kurzer)
Zeit nicht festzustehen, sundern unterliegen
einem steten Weeline], dessen Ursachen an-
bekannt sind.
Es ^bt femer tft gliche Aenderungen,
V ar i a t i o ti e n. deren I'rsHclie in der un-
gleichen täglichen Erwärntuiig der Erdober-
fläche durch die Sonne liegt. Die tägliche
Aenderung beträgt durchschnittlich im Som-
mer etwa 13, im Winter nur 6 Minuten för
die Declination. 3, hezw. i Minuten durch-
fichnittlich ffir die Inclinatiun. Die Variation
zeigt ausserdem die Eigenthttmlicbkeit, dass
sie selbst wieder in einer Periode von 10%
Jahren zu- oder abnimmt, and es scheint
dies mit der gleich langen Periode der
SonnenAecken aqaammeosnhtngen.
Femer erfolgen nnregelmftssige
Aenderungen. Stfjrungen, wobei die Decli-
nationsnadel plötzlich in Unruhe ver^etst
wird, bedentende anscheinend regellose zit-
ternde Bewegungen ausfOhrt und oft mit
Solcher Geschwindigkeit, dass es unmöglich
wir<I. dieselben genau zu verfolgen. l>ie mag-
netiscbeo Störungen werden gleichzeitig auf
der gansen Erdul>erftlehe wahrgenommen,
ohne sich jedoch in der nilmlichen Weise so
äussern. Mit Oäcillationen der Erdoberfläche
heint diese Erscheinanf nicht, wenigstens
nicht nnbediogt, im Zosammenhange sn ste-
hen, da mehrere ErdstOsse nnd ErdersehUt-
teruneen verspürt wurden, ohne dass sich an
der Magnetnadel die geringste Veränderung
gezeigt hätte. Die IttcUniSion wird dnreh
magnetische St("r?iri[^fn vergrössert und ge-
wöhnlich dauert es mehrere Tage, bis der
ursprüngliche Stand der Kadel Wieder n-
rQckkebrt.
Ob diese Oseillationen, benr. die Ver-
Änderung der magnetischen Pole einen Ein«
fluss auf das organische Leben haben, ist
natttrlich anbekannt.
Schliesslich ksnn hleher gerechnet
werden die Undulatfonatheori« (vom
lat, undulatus, wellenförmig s. Licht. Afir.
Oscines (von os, der Mund; canere. singen),
die Singvögel. Anacker.
Oscitatlo (von oscitare, den Mund auf-
sperren), das Gähnen. Anacker.
Oslander. Fr. 0. Dr. med., achrieb 1797
aber die Rinderpest Stmmer.
Otnan, ein tflrkiscber Hengst war Hanpt*
heschnler im kCnigl. prenssischen Hauptgestüt
Trakehneu, in welches er im .fahre 1772 ein-
gestellt wurde. Gi n ^smaun
OaiuuiQb«rttalBB«knret Os,N,UaO|(, auch
Oamiamsftnre genannt, entsteht au Ka-
liumsalz bei der Einwirkung von .\miuoniak
auf üeberosraiuuisiiure. aiu besten bei Gegen-
wart von Aetzkali. Die freie Säure wird «lurch
.■^1 hwefelsiuire aus d.-m Hariumsalz oder durch
.Salzsäure aus dem Silbersulz dargestellt und
i>t nur in \crdiinnter Lösung bekannt, da
sie sich in concentrirtem Zustand bald unter
Gasentwicklung. Ansscheidung eines schwar-
ten osmiomhaltigen Körpers and Bildung von
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OSMAZOM. ^ OSMIUM.
Ueberosniiutuääare lersetzt. l'ie Osinanüber-
osrninmsäurc i»( «ine starke Silure, welche
nt> >icn kohlensauren Salzen die KNlilt ii-üare
mistreibt, Chlorkalium zersetzt und Ziak unt»»r
theilweiser Zersetzung löst. Man erhält lit'
Saite durch FAllen des Jüüiunisalzes mit Me-
talUftlsen oder dareh ZeraetMn i«s Silber»
»alz«'- inittelst ChlornK-talltMi. -if sind sitnimt-
lirti „" üilich und wa»seti"r«.'i. Das :>ilbei8iih
> lirt bei 80° 0. ziemlich heftig durch
den Schlag und durch Schwefelwasserstoff. Li.
Osnazom (Riechstoff), ältere Bezeich-
nung für tUf auch bisher nicht htkannt-'n
rtüchtigen Körper, welche sich beim Küsten
und Braten des Fleisches entwickeln und zum
Theil Ion Wohlge«chniark los auf diese Weise
bereitet«;!! Fleisches mitlcJingen. Lorhisch.
Osmazoma s. oamozoma (von Ö3ur,.
XivSXy tiemch: ^m^^ Fleüchbrfiche), der
Moekel-ExtrftctivstoiT. Anaektr.
Osmer. W. rRn^^land), schrü'b IToO Aber
Huflahmheiten, Hufbeschlag uuü bebaadlung
der PQMc der Pferde. Scrnmn-.
Otner'tciie Hlfalsen. Der Englftnder
Osmer hat ein Hofeüen empfohlen, welches
auf der oberen Fl&che, soweit die Wand
darauf ruht, und am äussersten Theile des
Fersenstftckes ganz eben, der Sohle gegen-
über aber ausgclhihlt ist, damit es mit dieser
nicht in Btrühruiig k4»mme. Don Falz und
die seichte Stellung der Nagellöcher hat es
mit dem gewöhnlichen engUtchen Hafei»en
gemein, dem ea «war vorsuziehen, jedoch
des letzteren rmstandes wegen nicht uhne
einen bedeutenden Fehler ist. Diese Art
Hufeisen werden übrigens mittelst einer (von
Moarcroff erfondenen) Maschine verfertigt,
wobei sie aber so weich bleiben, dass sie
eich s< lir 'Ii ibmUzen. Abltitntr.
Oaniridium, Osmiumiridium. Newjiins-
ki t, eine ab Mineral vorkommende natürliche
Lfgirnnp: von Osmium und Iridium, krystal-
lisirt iu htiagüiialen Tafeln meist in glatten
hörnern, von zinnweisser Karl)- , wenig dehn-
Ear. £in steter Begleiter ^<i^ l'latinenes im
Ural und in BraaiTten, enthält da« Oetniri-
dintii -ruiriutlii h'-r Platininr-talb- mit Ausnahnv'
des l'alladiuius, bisweilen fehkii aucii i'hitia
and Ratbenium. In allen Fälb n bibK>n 0->-
mium nnd Iridinm wohl iu wecluelnter
üCenge belweitera die Hauptma^ise (30— 7ö%
Osmium, *0— 43% Iridium). Es bildet das
Äusgangsmatorial zur Gewinnung de# Iri-
diun]>:ihni iks und der üeberosmium.-iilure. Lh.
Osmium, Os = 19ä. ein zur R-Mhe der
Platiiimt.talle zählendes Element, welches
unter den Platinmetallon am nii'listen dem
Butheniiim steht, mit welchem es wieder die
Osmiumgruppe bildet, im Jahre 1804 vun
Tennant in den PlatinrUckstand''n ■Mit.leckt.
Es k'immt in d^r Natur in ir-ringer Meng-.'
gediegen TOr, aU Begleiter des Platins zu
1% und laaammcn mit Iridium (s. Osmiri-
dinm). Bei der Platingewinnnng bleibt es
nach Üohandiung mit K ;ni'.'N\va--*'r ungel-'.st
zurück. Man erbiilt »'y aa- .lern Osmiridimn,
indem man dieses durch .'"^•■iimelzen mit Zink
legirt and die erhaltene Legirang solange
zur W'eissglut eriiitzt, bis alles Zink ver-
dampft ii«t und das Osmiridiam als poröse,
leicht zerreibliche Masse zurückbleibt. (Jlühr
man diese im trockenen Chlorstrom, dann
: äublimirt rothes Osmiumchlorid, welches, in
eine SalmiaklOsong gebracht, Oeminmaal-
miak bildet und sich als rothes Erjrstall*
pulver absebeidct.
Dutcli Glülien de& Usmiumsalmiak wird
schliesslich das Osmium als schwammfQmiige
Masse (ähnlich dem Platinschwamm) gewon-
nen. Durch Verdampfen des Ueberosmlura-
, sruireanhydrids (s. d. ) im Wa-s. r-toffstrom in
einem Glasrohr erhält man das Metall ebenfalls
u. zw. als schweres schwarzes PulTer Ton
2i'4:{ .'ipec Gew Tu ler hr.nh«ten durch das
Knallgasgebläse erreichbaren iemueratnr geht
das Osmium, ohne vorher zu schmelzen, in
Dampfform äber, der Dampf ist entiQndUch.
Das nicht «n stark erhitste OsmiumpnWer
oxydirt sicli s.'hon bei ^''-wr.linlicher Tempe-
I ratur, ^liaiiiit beim Erhitzen an der Luft,
wobei es zu dem flüchtigen Teberosmium-
ääureanhydrid verbrennt. Diese letzt«re Ver-
bindung hat einen an Chlor oder Jod erin-
nernden Genu li, Ull i von dieser Ei^t tischaft
(oojjir z= Geruch) leitet sich der Name des
Metalles selbst her. Diese stechend riechende
Verbimluni: bildet sieh auch beim L'eber-
giesscn v.jh j.ulverförmigem Osmium mit Sal-
petersäure, wilhrend stark geglühtes Osmium
diese Eigenthämlichkeit nicht zeigt. Osmiam
ist nädist Iridium der schwerste aller be-
kannten Körper.
Von den Verbindungen desU-iuiuin
sind bisher nur wenige bekannt:
Osmiumchlorär, besser Osuiiochlo-
rür. OsCl,, bildet sich als blanschwarte, in»
Was-i-: mit dunkelviolotter Farbe lösliche
Masse, wenn inan Osmiurapulver in völlig
trockenem, sauerstofffreiem Chlorgas erhitzt.
Osm i u mchlorid , Osmiumtetrachlorid.
OsCI», erhall man in gleicher Weise durch
längere Einwirkung von Clilorgas als ein
meunigrothes •Sublimat, welches in Waaser
und in Alkohol iQslich ist. Die gelbe Losung
trübt -ii-h. wer.ii verdihnit ist. sehr rasch,
wobei schwarzes Usuauiii>ii| i'rliydrat heraus-
fiillt und gleichzeitig .Vah-.mie und Ueber-
osmiuniääare entstehen. Mit anderen Chlo-
riden bildet das Osmiunichlorid Doppelsalse,
von diesen ist das prakii-eli wichtigste der
* >snnum&almlak, ein Doupelsalz aus Osmiuni-
chlorid and Salmiak, OsCU • SNH»CI, welchex
in br.i iti-.'hwarzen Octaedern krystaUisirt und
I zur I •.ir.>tellung des t!>smiunipulverä dient.
' »»Niuioo yanit, (>s(('N),. als sidches ist
I nicht bekannt, hingegen ein DonpeUulz. wel-
I ches die Existenz dieser Verbinaung anzeigt.
, Srhniil/.t man nämlich das Doppelsalz von
I Osmiumchlurid und Kalitunchlorid, das Ka>
Uamosmiamtetrachlorid mit Cyankalium zu-
sammen, so krjstallisirt aus der w^lsserigen
Losung der Schmelze Kaliumosmiocvanfir,
< »s(< 'N ', . iK( N-f- 3H,0. in farblosen, dem
BlutlaMu'ensal/ isomorphen quadratischen Ta-
fein, w.iciie in koehendem Wasser leicht
y Ivslich, in Alkohol unlöslich sind.^
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OSHlUMSlUBE.
— 08M0TICA.
413
OBiiiiiinioxyilul, Osmiooxyd OsO, bil-
det sich als graaächwnrzes, in S;iur< n unlOs-
Ucb«i Fairer, wenn man ein Uemeni^e von
OsmlMQlfit and KiitriQmcarbonat im Kohlen-
<;rinro!:trom hh zur Zenetanng «hitst and mit
Wabstr auszieht.
Osmiumsäu rc. 0»0,H,, auch osini^je
Siore, ist im freien 2iiataade anbekannt. Ver-
svttt num eine LSrang der Ueberuiminm-
säure in Kali mit Weingeist, so frwfirint »ich
die Flüssigkeit unter Uothfarbutig and es
ftÜt Kalinmosmat in violettrr>then Octuedern
nu, die sich »D feuchter Laf( in Heber«
osmiams&nre umwandeln.
0 mii i u in t t ro X y iL tKOj, auch Uebcr- ,
osmiumsäurean hyilrid genannt, bildet
•ich beim Erhitzen von Osmium im 9naer*
Stoffstrome, aueh beim Erliitztn in atmo-
sphärischer Luft, ebenso beim Ceberleiten
von feuchtem Chlor über ein erliit«tes Ge-
menge Ton osmiambaltigen Platinenteu und
Koehiinls. K» bOdet fttbloie, gltniendeKndeln,
w.l- h.' lif'i etwa 100'-^ äieden und sich nn
zersetzt verflüchtigen. Der farblose Uanipf
wirkt heftig reisend auf die Schleirohalnte der
Angen and der Luftwege. Dw Osminrotetrox} d
last sieh reichlich in Wascer, die LBsting
gibt beim Destilliren das Anhydrid wit.l-r
ab: die wässerige LCisnng wird durch sehr
viele Metalle, z. B. (Quecksilber und Silber,
reducirt, audi durch Ei>."ii~iilfiit wiril es zu
0*miumdioxv(l rtiiuctrl, tbeusH rulVn viele
organische St'irto. wie Gerbsäure, Ameisen-
ainre, Talg and fette Gele, die fiedaction den-
selben n eehwnraem Oeminmdiozyd herror.
Auf dieser eintretenden SchwarzfIlrViuii<: beruht
die Anwendung de» üümiumtctroxyd in der
miknwiiopischen Technik ab Reagens auf Fett,
Nervensabstans n. s.v.
Oüminmsnifide. Schwefel and Osminm
verbiinltii ilifLit, wenn man beide Ele-
mente zusammen erhitzt« Die dabei entste-
henden Osmiomsnlfide haben nur tbeoreti-
Osmiumsäure, Acilutn usmicuia
(Ueberosmiumsäure, (M)». .\iidnrii hyper-
osmicam), meist durch Erhitzen vun metAlli-
sehem Osminm (s. d.) an der Lnft bereitet,
krystallisirt in farblosen, sich .twas f^elb
färbenden I'rismen, ist von chlurmlmlichem
Gemch. flüchtig und im Wasser leicht lös-
lich. Wegen der leichten Abgabe ihres äaner-
stofies hat man sie als Aetzroittel in die
Chirurgie eingeführt, be.sunders xn paren-
chymatösen Einspritzungen bei inoperablen
Kröpfen, Lymphomen, bei Krebs, Sarko-
men cto., zu 1 — in Wasser gelöst, ihr
I'reis ist aber ein sehr hoher und der Efl"ect |
kein sehr zufrieJen-t. IL-mler. Mehr .\nwen- i
dang findet da« Uvberosiiiiumaäareanbjdrid i
bei histologischen Untersnchnngen tnm I
Härten und Färben der Präparate, indem •
alle organischen Stoffe das Osmiummetall !
pulverförmig abscheiden. In Dampfform in-
halirt, wirkt die Säure bei Mensch and Thier .
als heftig reisendes Gift und todtet nach der i
Resorption durch Lfthranng des verlängerten
Marks. Vogtl.
Osmose, s. DifTasion.
Ostnotlcs. Arznriinitfe!, welclio bei inner-
licher Anwendung vom Magen und Darm
sehr langsam zur Aufsaugung gelangen, also
wesentlich durch ihr geringes endosmotisches
Aequivalent (schwere Diffundibtlitat im
Darme) wirken. Verm ^j^c des hiednrch be-
dingten längeren Aufenthaltes reisen sie die
Sebieiradnisen nnd regen die Secretion so
kräftig an, dass .\l.ifflhren entsteht, die osmo-
tischen Mittel tiiud daher die eigentlichen
La xirm Ittel nnd gehören zu ihnen nur
das Glanberssls, Bittersals and Doppelsnls
(Laxantia). Da diese «chwefelsanren AbfiBhr-
salzi- zugieic]i hytiroskopisrh sind, bilden sif
im Darme eine dickliche Salzlösung, welche
concentrirter ist als das in den Capillaren
der Darmsclileiiiiiiaul «nthaltene Blntsernm.
Hiedurch wird iiuuaielir dem salzünnerea
Blute der Darmwand Wasser entzogen, indem
ein endosmotischer 8troni aas den Blat-
geftssen nach dem Darminhalt entsteht, in
dessen Foltre dor Wassfr-reluilt des letzteren
vermehrt wird und ein Abgang vuu breiigen
oder flüssigen Ezcrementen eintritt (Liebig-
sche Theorie). Bei t iner anddren Reibe Tsn
.Abführmitteln, den so^' I'urgantien (Bheam,
Senna, Kalomel, Kliamints, Hicinu^rd), kommt
die iuttbartische Wirkung mehr dadurch Stt
Stande, dass de die Peristaltik direct »nf*
regen, so dass der Dar iiiiiilialt stark ver-
Üiisaigl wird, indem die grosse Menge von
V'erdauungssäften und Drüsensf on ti n des
Darmes jetst nicht mehr resorbitt werden
kann (Peristaltiea). Geht die Wirkmig noch
Wf^iter nnd wird der Dnrm stärker gereizt,
so wird auch die Ezosmose verstärkt, u. iw.
in einer Weise, dass leicht ein entzündlicher
Znstand in der Darmwand entsteht (Darm-
eatarrh, Darmentzündung) und rein flüssige
Massen zur Entleerung koimneii. Dit»'- .'^urte
von Abführmitteln pflegt man pharmakolo-
gisch als Drastica (Cathartica) zu be-
zeichnen und geh' r. II InMier die .\1üC', Ja-
lappe, das (iummi (.>utii. Elaterinm. ^cam-
monium, die CoIo«|uinthen und das Crotonöl.
Die oben genannte Anschauung Liebig's
von dem endosmotisehen Verm<)geii der sali-
niüohfii Abführmittel hat sich sii.ittr--ii Tn-
tersuehungen von Aubert, Buchheim,
Wagner u. a. zufolge nicht als durchaus
correct erwiesen, indem letztere gezeigt
haben, dass die Concentration der Salze nicht
das EntscheidtiidL- sein kann, da auch sehr
verdünnte Salzlösungen Durchfall erzeugen,
trotzdem sie stets resorbirt werden und
sogar Diarrhöe uuftritt, wenn solche Mittel
gar rieht in den Darm, .sondern direct in
das Blut eingeführt werden. .\ueh blieb uner-
klärt, waram andere ebenfalls ^tark hygro-
skopische Artneimittel «rar nicht oder doch
nnr lini h'.f gering abführ«"!id wirken. Richtig
ist allerdings, dass die Osmotica thatsiich-
lich sulclie Effecte im Darm veranlassen, wie
sie Liebig annahm, jedoch nur bei richtiger
Concentrafion der Salze und wenn das Blut
reichlich Wasser enthalt, die haupt.suehlichste
Ursache der Laxirwirkung ist aber darin ge-
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.06PHTALGIA. — 088IACE.
leg;cn. 'lass lasfleich durch die genannten
Mittelsalie t'iiif licizun^i der Darniwand
KU Stande koramt uod nur iu Verbindung
mit dieier, wodnreh es ftl«o uwwrdeni n
ErbObnng der Perist;i!tik und damit auch zu
wesentlicher Verniinderung der Aufsaugung
kommt, die abfahrende Wirkung «iBiritt. Dmt
Begriff der „O^ototica*' roass daber von
diesem' Standpunkte ans (Voit, Brieger,
Holter) pi'würdi^t werden. Von den gewöhn-
lieh Sur Anwendung kommenden Salzen
diAmdiren nun gerade die sehwefelsaaren
nm schwersten, reizen daher aufh am meisten
'len I)arni, während die iibiigeu Salze, wie
die kohlensauren, die pbosphorsanren Alka-
lien, das Kochsalz etc., welche ebenfalls
lazfren kOnnen, weniger die Peristaltik nnd
Secretion anzuregen im Stande sind, weil sie
ungleich leichter dilfandiren und grösüten-
theils schon votD Magen und Dfinndarm aus
darch Resorption verschwinden, die Haupt-
wirkung aber vom Dickdarm ausgeht. Er-
folgt niclitsdesto wenii,'ei di(f'h eine aliliilirende
Wirkung, wenn die Ijaxirsalze gar nicht
per 08 gegeben, sundern intravcnOs verab-
reicht werden, so ist diese Action dadurch
£u erklären, dasä die Sulfate vom Rlute auü
mit Vorliebe in den Dickdarm transsudiren
und nicht wie die leichter diffoDdiblen äalse
mta grOssten Theil and rasch durch die
Mieren zur Ausscheidung gelangen. I^o^ei.
Osphyalgla (von Hafte; ^p«,
Schmerz), das Hüftweh, die H&ftlälime. Aw.
Ossa alba praepartte, weiss gebrannte
Knoehv!! S. Ossa calcinatn. fi^^f^.
Ost« oaloinat«, weiss gebrunnte
Knoehen. Odsa asta Ossa alba praeparata.
Wenn man Ssu^jethierknorhen ^^tark erhitzt,
wird der organische Hestamitheil zerstört, so
dass liauptsächlich nur mehr jihosphorsaurer
Kalk Qbrig bleibt Zur Erleichterung der
Assinilation wird das Phosphat dadnren ge-
reinigt, dass die caleinirte Masse in Salz-
«&nre gelöst (Entfernung des kohlensauren
Kalkes) und die L'isung mit Ammoniak
wieder sefftllt wird, worauf man das drei«
basische Kaleiumphosp hat (Calciom
phosphoricum ex «issihu | i •.. ij 'tatum. durch
Sahsäure aufgescbloasenvs Knochen-
mehl) rein erhält. Die leichte Verdaalich*
keit dieses Knochenpräparates steht jetzt
ausser Frage, wogegen die nur gemahlenen
und nachher durch Was^ei danijife erweicliten
Knochen nicht assimilirt und auch von den
Thteren im Futter des Geruches wegen nicht
aiif_'eti'.iiriiiien werden. Therapeutischen Ge-
brauch macht man von dem pracipitirten
basischphosphorsanren Kalk bei den Thieren
dann, wenn die Befarchtung eines Deticits
an Kalk und Phusphors&ure in der Nahrung
vorliegt und -i. h dieses durch auffallende
Begierde nach Alkalien, Salzhunger, Leck-
nnd Na<;esuclit. hezw. mangelhaftes Wachs*
thum (Kii:ii liiti- und Knochenbröchifrkeit) zu
erkennen ^'ilit. Am einfachsten und billigsten
ist hier die Verabreichung v.iu dem gewöhn-
lichen in den Apotheken fär Veterinärzwecke
vorräthig gehaltenen rohen Kalkphosphat
mit K i ll/ (s. Calcium idinsidinricum). 17.
OsM $8piM.0s Sepiae praeparatum.
Präparirte Sepiaknochen. Sepiahein.
Weisses Fischbein. Der gepulverte porOse
Theil der kalkigen Skeletschuppen des be-
sonders in den ivrepüschcn Meeren zahllos
vorkommenden gemeinen Tintenfisches,
Sepia offieinalis (Myopsidae, Farn. Decapoda).
Der Hanptbestandtheil ist pliosphorsaurer
Kalk, die Bepiaknochen worden daher thier-
ärztlich wie noch die Austerschalen (Conchae
marinuc von Ostrea edulis), die Krebssteine
(Lapides ('ancr>irufii), die zerstossenen Ko-
rallen (Corallia alba et rubra, Meeresstachel-
hftoter der Farn. Madrepora) oder die Kalk-
concreroente der gewöhnuehen Badesehwimne
(Lapides SpongiaruTu) etc. nicht gebraucht,
sondern durch das r<die Calcium phosphoricum
(s. d.) ersetzt. y<>gt^-
Otan ttsta, gebrannte Knochen. Ossn
alba praeparata. s. Ossa calcinata.
Ossein nennt man die organische Grund-
substanz der Knochen, welche zurückbleibt,
wenn man aus frischen Knochen die minera-
listli.ii IJe^fandtheile durch verdünnte Sala-
süuru auszieht. Durch län^^eres K«ichen mit
Wasser wird das Ossein in Leim überge-
führt. Utbisek.
OMiaeli, in dem m Oesterreich gehörigen
Herzogthnui Kärnthen. Hegt an der Nord-
seite des Ossiacb-Sees und ist einschliesslich
der zugehörigen Meiereien Pregad, Taoem
und Amoldstein eine dem Ileligionsfonds ge-
hörige flterrsrhaft, welche aber vom Staute
verwaltet wird.
Ehemals bestand hier eine Benedictincr-
Abtci, die unter Kaiser Josef nvfgeboben
wurde. Der gcsammte Plächenraum mng b. i
21.000 Joch = 7läöhu betragen und wurde
für die Zwecke eines hier zu errichtenden
(iest&ts nrbar gemacht, indem Wald and
Straachwerk aasgerodet nnd die meist ans
Torf- und Moorgründen bestehenden Nie-
derungen tr(»cken gelegt wurden. So besass
das hier im Jahre 1817 erriehtete Militir-
gestüt in Ossiach and den Meiereien sn-
sammen etwa IM Joch Aecker. 370 Joch
Wie'<en und an 400 Joch Hutweiden.
Das Klima ist hier im Allgemeinen raub,
da der Schnee oft bis zu seehs Monaten
liegen bleibt und die Alpenweiden nur wäh-
re)id eines höchstens viermonatlichen Zeit-
räume,- vuii den Pferden bezogen werden
können. Die Gräser sind von aasgeaeicbiteter,
aromatischer Beschaffenheit, indessen ist der
Weidegang durch das Spring<'n der Pferde
über Abhänge, durch Ausgleiten u. s. w.
ziemlich gefahrvoll.
Der Stamm des QeetAts bestand mm
vier Hengsten, u. iw. ans einem nrabisehen
Abkömmling des Gestüts zu Zweibrücken,
einem Türken, einem Kiadrubcr des Generale-
Stunine > und einem hochedel gevogeoen
Engländer, sowie aus Stuten. Die<;e waren
meist aus den Gestüten im tiab dna und
Mezöhegyes entnommen. Bei Autb'.sung d»;»
unweit von ät. Paul im Tbale der Lavaut«
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OSSIACff.
416
welcbe tut Drau tiiesst, liegenden Gestütes m
Kolloits wurde dessen Bestand zur Vrr-
grCsscrnng des Gestüts tu Onsiach benfltzt,
Olli den Gesammtbestand auf etwa oüO KCpfe
zu bringen. An Mutterstnten waren später
bei 100 Stack vorhanden.
Der Zweck des OestBts war, gute Hengste
für die lianflbf^srhainnET rn liefern. Die hiezu
nicht timglichen wurden mit den alten Stuten,
sowie den jungen, nicht zur Einstellung ab
Mattertbieie geUngendeo meist dffentUcb
▼ersteigert.
Das seitens 'L s (ii Httits benOtzt«^ Rran.l-
'/ciclien ist nach „iCrdeiyi, Beschreibung der
einzelnen GestQte im Gster<
reichi^ch-iiTigarischen Kaiser-
8ta«le" in der nebenstcb^'nden
Fig. \ 2iy.i wifiiU-rgegeben
Im Jahre lti6t wurde
das Gestftt anfgeltet, nachdem
hier vorzfltrlich ^'ute Pfor Je-
der stärkeren Schlage naiueat-
lieh ans dm belmiiitai Stäm-
men SnermiKWO, Generale, JÜo-
nins, sowie ans den Bttrgdnder
Strimmen Aubrj- und Rhodas
mit Erfolg gezüchtet wurden
waren.
Nun war Oasiacli eine ganze Zeit hin-
durch ohne eine staatliche Kiiirichtang für
l'ferdczurht. Erst am I. Marz iHS'ö wurde
der zu gleichem Zeitpunkt aafgebobeoe
Btaats-Hengstend^pötpostöi in Nendan fs. d.)
nach hier verlegt, wo jetzt für dessfri Unter-
bringung zwei geräumige Stallungen vorhan-
den sind. Der nach Ossiach flberfQhrte Ke-
»taad an Besebiiem betrag 93 Stock. Der-
aelbe ut jetst ~ im Jahre 1889 — anf
107 8W«k erhöht Von diesen Haugaten sind
Vi«, law. Oe-
•tatlmndMirhen
fBr Os^iafh.
50 Stack auf 16 DcscltüUtationen vertheilt
und decken dort gegen eine Belegtaxo von
1 bis 3 Gulden. 54 Hengste befinJen .si>h
gegen Subvention in Privatpflepfe. Letzter*;
gehören alle den sog. kaltblütigen Sciilägen
an, da von ihnen 48 Pinxgauer, 4 Walloner
nnd t Carthorsea sind. Mit Ausnahme von
drei Henffsten sind sie aber im Inlande ange-
kauft, lie/üglich der Farbe sind: 13 Schimmel,
24 Braune, während die abrigcn sich auf
Tiger, Rappen und FQchse vertbeilen. Ihre
I>arehscbnittsgrSs8e beträgt l'69m. Von den
"0 auf BcaehUstatienen Tertheilten Hengsten
sind :
24 Stflck en^'lisclie HalbUnthengste,
1
8
\
1
t
6
i
3
Norfoiker.
orientalische Halbblftter,
J,ipj>izanor,
Kladruber,
Nomtnner (Konins),
Pinzgauer,
sog. Burgunder (Bhodus) nnd
Walloner.
13 derselben stammen ans dem Staats-
KeaKti Badavti, 8 sind in den irarischen
Fohlenhöfcn aufgezi-gcn, IfV flurch .\nkavif
im Inlande, 14 durch solchen im Auslände
und 1 aus Ungarn beschafft worden.
Auf der grOssten der Deckstationen
stehen 7 Hengste, ausserdem ist 1 mit 5,
i mit je i, 4 mit je 4 mil je % ond S
loit je 1 Hengst besetzt.
Ausser den Staatsbengsten deeken in
lern Herzogthum noch etwa 85 Ueensirte
IVivatbeschäler.
l)ie Deckergebnisse des Postens sind in
der folgenden Naebwetsong für die Jahre,
wlhrand welcher der E^toi in Osaiaeh vntev-
gebracht ist, snsanmengestallt.
Nachweis der Dockergebnisse.
J a ii r
Zahl der vorhan-
denen Beschäler
Von den Beschälern
sind gedeckt wor-
den: Stuten
Von den gedeckten
Stuten sind tragend
gewurden; Stuten
Ton den tragend ge-
wordenen Stuten
Es bat somit jeder 1
Hensri^
hüben ver-
worfen
sind lebende
Fohlen gebo-
ren
sind unige-
standen, ver-
kauft, nicht
tiaoh<;e\viesen
ijc deckt:
Stuten
befruchtet:
Stuten
lebende
Fohlen er-
zengt
«885
93
536S
t987
f8r>
2331
3H
57-7
31-5
t5'<
1886
97
.'5000
2696
22 J 2
52-5
27-8
22 -9
1887
100
32."i5{
303
2706
i44
53-8
32 ö
270
1888
103
5360
5t'0
1889
107
Neben den Landbesebilem besitst der
Posten noch ein kleines Muttergestüt von
10 VoUblutituten. Zur Bedeckung dieser
Staten wird ein Halbbluthengst verwendet.
Die so geiogenen Hengatfohlen werden aar
weiteren Aanracht anf die Meierei Tanren
(s. d.) gebrarht, wfihr. nd die StutTdilen in
Ossiach verbletbtiu, 8o da.ss sich d>irt ge-
wöhnlich :J0 Stück Fohlen beflnd«i.
FOr alle auf dem Posten vorhandenen
Pferde. 50 Hengste, lo Mutterstuten und
etwa 30 Fohlen, wird die erforderliche Fou-
rage im Areiidjrungi.we>je beschafft nnd es
werden im Ganzen durehnittlich täglic h ver-
braacht: 380 kg Hafer, 8X0 kg Heu, 280 kg
Stroh nnd fAr die Fohlen aosserdem noch
••)0 kg Pferdebohnen und 2 kg Wcizenkleie.
Im Einielnen sind die verabreicbtea Futter-
gebahren in der folgenden Nachweienng an-
gegeben.
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416
OSSIFICATIO. - OSTEOCOLLA.
IJebersicht dea für säronitlicbe Pferde in Anwendung kommenden
Futteretatt.
0 V e 1 .1 l» r e i c Ii t w i r d
TfteHeb« Gebühren ui
5 ) tE f ^ ^1^2
Uescbleclit und Alter a«;!> Herd«»
K il(ii;r»iiiiii
. Beachiler
der bt-
Vi
üo
S'8
w&brend
«'hilf
i mit Fohlen
1 \'i
3 30
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TT
wftfaresd
:{■;{(;
aaeser
Vi
2'S
w.'liri'thi
zweijährige
zeit
ki
336
während
In Besag auf die Verweltang gehört der
Gestütposten zu Ossiaoh zu dem Grazer
Staatshengstend^pOt als Posten Nr. i. ist
daher zunächst dem DcpGtcomniando unter-
stellt, welche« »einerseits wieder dem k.k. Acker-
bDumlnieterimn nntergeordiiPt i«t. In bi|.| .
logischer Hr/ichuiiL' um! (lie AliIiiiriiliuuL'' n
der Fferdüzuchtagtiiden Karnthens belri-ll' n<i
untersteht der Posten, dem ein berathendes
Pferderuchtcomit^ beigegeben ist, direot dem
k. k. Ackerbauministerium. Ueber Ankauf von
Hengstfohlen zur Aufzucht umi d- rmiiii h t^i:-
Eintheilang derselben als Landbesch&ler bat
aber der Posten mit dem Pferde«aehtcomit^
keine Verfügung. Dieselbe" i-t doTii Stnats-
hengstendepOt zu Graz vurb» haltui In mili-
türischer beziehung ist der Posten der Mili-
tärabtheilong des genannten D^pöt and dem
MiKtArinspectorat im k. k. Aekerbanministerinm
unterstellt.
An der Sidtze de-; Postens st'.-ht ein
Rittmeister als Commandant und das weitere
Personal besteht einschli^-sslich desjenigen des
Fohlenhofes Tauern aus I Thierarzt, 1 (^or-
schmied. 1 Ke< limiiiL'-unteroffitii r, 2 Wacht
meistern, 1 Führer, 4 Corponilen, 4 l*e-
fireiten und 38 Gesttitsoldaten. Craumamn.
Ossificatio (vi n n<. der Knochen; füceri-,
machen), die Kiiu' hHnbildang, die Verknüch*--
rnng. Aaacker,
Die Ossification kommt besonders bd
alten Thieren im normalen und nengebildeten
rin.l. ;.''-\v. li" lunl im Knorpclgewebe v<.r. li.-r
\ erknuchernng können nnt'^rlicgcn dio^jyirphy-
sen und Synchondrosen, die Dura mater umi
.^vachnoidea des Gehirns und Ituckeninarks, be-
sonders die Hirnsichel, die Sehnen. Bänder und
Fascien. die Hippenknorpel, Gelenkknorpcl, die
Kehlkopfknorpel and die Knorpel der Luftwege.
Nach Knochenbrftehen erfolgt regelraÄssisr
eine Verknöcherung des Knochencallus in
1 — 3I"naten. Ausserdem kommen Verknü-
cheruniT'Mi des Bindegewebes in vieh-n path<>-
logisch«;« Neobildangen vor, wie in Fibromen,
Enehondromen, Carcinoraen, Sarkomen, Cysten,
Wodurch verschiedene Misch geschwOlste, wie
Osteosarkome, Osteocarcinome, Osteoidchon-
drome entstehen. Ferner kommen VerknC-
chemngen des Bindegewebes in nnd um
chronisrh entsflndete Gelenke vor, wodarcb
eine Viillstän^'liiT'- ( ;e]eiik--teifii;keit od^T .\n-
kylosis hervorgebracht wird. Die verknöcherten
Gewebe verlieren ihre Elasticität, werden
steif, tiul):H^'.>:iMi und brflcbig. Semmer.
Ossifragus fvon os. der Knochen, fran-
gere. i i i i -i i ! i henbrürhiu'- A/;,!
Oesilegium (von os, der Knochen; legere,
xnsammenlesenV das Skeleliren. Amttktr,
OstafpinPS Grauvieh, s. u. .SchwvTi'Trind.
Oätarthntis (os, der Knochen: vpä-pov,
• i>'i>-i)k: iti> — fiotsAndung), die Knochenge*
lenkentzündung. Amacktr,
Oatettls oder Ostitis, SnochenentsQn-
dung Ii
Obteoblasten (von östtctv, Knochen, und
jVAS(aT'^vi<>. bilden), Knoehenbildnerf s. Knu-
c h e II Ii i 1 ,1 n II
Osteoohondroroa (von östsov, Knochen;
■/dv^po;, Knorpel), ein knorpeliges Knochen-
gewäch>. Anaiktr,
OsteoelatlS s. osteoclasma (von b^tcov,
Knochen: -/jA-.ii't. HruchJ, der Knochenbruch,
die Knochenbrütbigkeit. Anacker.
Osteocoila, lieinwellen. sind eigenthflm-
liehe KalktaffgeröUe, welche man in Heiden-
gribem nnd auf prfthistorischen Opfcrpl&tseii
findet, über deren Entstehung man lange
getlieilter .Meinung war. Wahrend einige Ge-
lehrte dieselben für Kalkconcretionen hielten,
wollten andere darin calcinirte Thier- and
Menschenknuchen erkennen. Man hatte auci«
Heinwellen gefunden, in w. '.i iinii l iRen-
scherben eingeschlossen wr.rcn, und in Höblea
sind derartige Tuflfe mit eingeschlossenen
Art 'facTen, diluvialen Thierr< -ten etc. keine
.Selli.ii!i lt. P>5 sind dies K.ilkbreccien, xu
deren F-ntstehung an den genannten Orten
die Verhältnisse sehr günütig sind. Der
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0STE006NB8E. — 08TE0MALACIB.
«7
Nau« OsUocolla aUniint von Petras AlbiDOS
ond wird in t«(n«r M«i««ner Bergebronik
inerst genannt. V. Frcicrslpben meint, e« sei
der NaiiH' üeinwtfUe daher eiiutüiiden, weil
man in alteren Zeiten von diesen Kalkcon-
cretioneo beaonden in der Tennst&dter Ge-
?eiid medicinhehra Gebrauch, vorzQglich zu
flasterii Vm-I Bcinbrüclu-n, fretmiclit Imbe. Es
dürft»' iiber waluschfiiilifii difser Name von
der Aehnlirlikelt der Gebilde mit Bmch-
theilen von Knochen abpeleitet sein.
Literatur: ßc^hmra« h»idni»che OpfirpUtze, Grlbvr
lind AltnrtliQiDor, Ton Df. HttblM Kftlin* v. J i th »ii-
sttin, Praf liäi. hoHdrlka.
OttMftMM (von ö-t:ov, Knochen, und
ytYvo^at, werden, entstehea), die Knochen-
Osteoid . Kr. I li.'ny:*'sibwulst, s. 0,-tooin,
Osteoklasten, Knocheubrecher, Kiesen-
zellen im Knochen, die durch ihre Entwick-
lung die Knochonsubst&nz und da« Zahnbein
zum Schwund bringen. Besonders bei der
rareficirenden Oetitis nnd Osteoiorosis
bftufi^. Stmmtr.
OtttoHtli. Bin hftupts&chlieh ms phoa-
phurnaurent Kalk bestehendes weisses stein-
ähnliches Mineral, welches auf KlOften zer-
Mtiter Basalte bei Ostheini in lior Wetterau,
anch in den böhmischen Basalten Tockomnit
und %vmvt CalHninphosphat nnch Kieselerde,
Wasser un l Simrcii von Jod, »ber weder Chlor
noch Fluor enthält. Locinsch.
Ottttttitbtn, ▼enteinerte, resp. fossile
Knochen (s. d.). wurden in frflliei Ln Z>'iteii
für Naturspiele gehalten. Man veiwcnJ-zte
sie vielfach zu medicinischen Zwecken, haupt
sächlich gegen Kolik, wunde Hiilse. Ge-
schwüre von scharfen Säften, gegen inner-
ii*'!ie Säuren etc. So wurden fo;>ile Knochen
und Zähne anter diesem and anderen Namen
ans der bebannten Baunaonsböhle im Harz
fnr ?anz Deutschland snm medicinischen Ge-
brauche aasgeführt. Koudtlka.
OtteoiMia »■ ostologin (von bgtt'yv,
Knochen; Xojog, Lebre), die Knochenlehre
(s. Knoehen). Anaeier.
Osteoma s i stomu (von '--Ti'ov. Knochen;
oma,Gcschwulät),dieKnochciige!ichwulst. Anr.
Ottwnalaimi Osteomalacia s. Maluc-
osteon (von fieOCaiioc, weich; östtov, Kno-
chen), die Knochenerweichunsf. ist eine Er-
nährungsstörung im au>t,'. biMi ti II. V illständig
entwickelten Knochengewebe, durch welche
die Kulksalse aafgelOst nnd resorbirt werden.
Das Wesen der Osteomabrii» beruht mithin
auf einer Knochenentkalkung mit Atrophie
der Knochenbnlken ; die iMarkräunie erweitern
sich in dem Masse* als die Balken schwin-
den, sie füllen sich innScbst mit Hark und
rOthüchem, we!* li. n. fa-eriu't T). Iiald ab^T mit
grauem, derberen Hindegeweb«*, resp. üranu-
lationsgowebe. Ein derartig degenerirter
Knochen treibt schwanimartig auf und wird
unförmlich, er lässt sich biegen und schnei-
l' ii. M lii:iäeiisub>t.iiiz schwindet von der
^arkhOhle aus. Die platten Knochen dispo-
'niren ihres spongi9sen Baues wegen am
meisten vn Malacie, ihre Tafeln werden
darch die Zunahme des leimgebenden Gerü-
stes aaseinander gedrängt, wir sehen deshalb
am häufigsten und zuerst die Kiefer- nnd
Gesichtsknochen, beaunJers die Nasen- und
Stirnbeine von ihr ergrilTen, dann auch das
Schalterblatt, die Bippen, die Wirbel and
das Becken; am widerstandsfthigsten sind
die Röhrenknochen, die Krankbeit macht bei
ihnen die ersten AngriH'e auf die mehr
porGsen Bpiphysen, sie ergreift mit der Zeit
den ganzen Knochen, seltener alle Skelet-
knochen. Die Folgen der Entkalkung und
Zunahme des Bimlcgewebes sind IHcg-iani-
keit, Verkrümmung. Einbiegung und infrac-
tion des leidenden Knochens, keine vollstän-
dige Fractur wie in der Knochenbrüchigkeit.
Man darf somit Knucheaerweicbung und
Knochenbrüchigkeit nicht als dieselben
Kraakheitssnstftnde ansehen« wie dies bei
der Diiferentialdiagnose noch nlher erOrtert
werden soll. Ist das Weesen der Krankheiten,
ebenso wie das der lihacbitis und Osteo-
porose auch miteiniinder verwandt, so ist es
doch nicht das gleiche. Alle diese Knochen*
krankhciten sina als degenerative Entzlln-
dungsprocesse aufzufassen, bei den^n bald die
Zunahme des bindegewebigen Gerüstes, bald des
Markgewebes oder die EntkalknnfT überwiegt.
Heznrjlieh der Aetiologie der C>st>:'orna-
lacie sind drei verschiedene Eintlüiiäe uLs die
Cardinalnrsachen anzusehen, von denen bald
die eine, bald die andere vorherrschend sich
geltend macht, Öfter wirken alle gteleHkeitig
auf die Ern.'ihrang der Knochen ein ofler die
eine erleichtert die schädlichen Angriffe der
andern und sichert so in gemeinschaftlicher
Stärke den unerwünschten, krankmachenden
Erfolg. Es wird deshalb wohl selten mit Be-
-timnitbeit nachzuweisen sein, welche von
den drei Schädlichkeitsgroppeu zu beschul-
digen ist; experimentell Iftsst sich ja die Ifa-
laeie nicht zuverlässii? erzengtn, die schäd-
lichen nnd specifischen Puttuzea äind ebenso
complicirter Natur, dass sie künstlich nur
schwer nachzuahmen sind. Diese Potenxen
sind erfahrnngsgemUss! maogel« nnd fehler-
halte Einäbrinig des ni-^;iiii,;iiuis, enlzflnd-
liche rheurnutisdie Hei£e und Säur ebildung
im Blute. .\ngeboi'ne Vulnerabilität des Kno-
chengewebes, schlaffe Organisation, Schwan-
gerschaft, Säugen von Jungen und starke
Milchprodnctiun sind begünstigende Momente.
Die Ernährungsweise und hygienischen Ver-
biltniss«. nnter welchen die Thiere stehen,
beeinflns=t sell»-f v. t -trindlieh auch die nor-
male Enialiiung der Knochen. Ist die Nah-
rung unzureichendf arm an Salzen, besonders
an Kalksalaen, so wird das Knochengewebe
nicht hinreichend ' mit Kalle versorgt, auch
i-t in den Vcrdaunngsst<jruu'_'' ii die Mög-
lichkeit gegeben, dass die Kulk^ulze nicht
genügend aus der Nahrung ausgelöst oder
dem Körper durch Säurebildung in den Ver-
dauungswegen und im Blute entzugen wer-
den und der Krnälirung der Kiitichcn verloren
gehen. Man hat hier an die i'Uosphorsänre
gedacht, welche mit der Nahrung dem Kör-
per in angewohnlieber Menge xngefllbrt wer-
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418
0STEOMM.&CIE.
den sollte, i. B. bei der Ffttteratif mit Kaps-
und Harfsamcnkuchen, Kleie, Bnchweiien,
Lupinen, Saubohnen etc., indes geschiebt
dies hiebei doch in so kleinen Mengen, dass
Bich im Gegentheil die Knochen verdicken
and verstärken mflssten, wie dies Dr. Wcgncr
(Vircliow'ji Arcliiv. 35, Band) durch sein-
Versuche an Kaninchen unwiderleglich er-
wiesen hat; nach dem Verabreichen kleiner
Mcrif^en Phosphor wurden ilie Kuüchon
dichtt-r, harter, iiluraper. sie bedeckten .--ich
sogar mit einem Ueherschuss von Kalkah-
lageruD|;dn auf dem Periost Ob die Milch -
sftQir« die Kftlkealie aas dem Enoeheng ewebe
auszulosen vermag, ist mindestens ^ehr
zweifelhaft, wenn nicht unwahrscheinlich.
Heitzmann will zwar bei seinen diesfülli^'cn
Venuchen (Centralbl. fQr medicinischc Wis-
senschaften 1874) nn Hunden und Katzen
Anschwellung der Epipbysen, VerkrOmmung
der Knochen hervorgerufen haben, Heiss,
Roloff, Tripier. Siedamgrotxky und Hofmeister
vermochten die-sc Versuehi* nicht zu bestäti-
gen, sie erlangten durch kalkarme Nahrung
unter Zusatz von Milchsäure keine Erkran-
kung der Knoehen. KMsowiti (Centraibi. für
med. Wieeentch. 1879) eehrelbt der im Blatc
unl im Plasma vorhandenen freien Kohlen-
säure unter abnormen Umständen die Fähig-
keit zu, in den Cupillargeflseen der Knochen
die Kalksalze aufzulösen and die Bijide-
trewebsflbrillen zu erweichen. ProteTnarme
Nahrung schwächt die Widerstandskraft des
Körpers, letzterer i^t aUdann für pathogene
Schädlichkeiten leichter empfllnglien, so auch
Erkältungen bei i'euclit'^-T nnsskalter Witte-
rung üder bei Aufenthalt in feuchten, dun-
stigen Stallungen leichter zugänglich; Öfter
sich wiederholende Erkältungen Abren zu
rhenmatitchen Affeetionen. Der rhenraattsche
Reiz wirkt wie ein entzündlicher, indem in
der Gicht nnd im Uheumatismus saure, rei-
zende Stoffe im lUute vorhanden sind, welche
das Knochengewebe und das Knochenmark
reizen. Man fand Säuren nicht allein im
Magen nnd Darmranai, .sondern auch in den
Knochen (Schmidt, Weber, tiogemann, Rind-
Symptome. Thatsächlieli lasst sich im
Verlanfe der Osteomalacie ein Stadium der
«ntzflndlichen Reizung und ein solches der
Erweichang des Knochengewebes unterschei-
den, dem StOrangen im Allgemeinbefinden
und in der Verdauung, steift-r <jang, rheu-
matische i)der catarrhalische Zufalle voraus-
gehen. Unter tieberhaften Erscheinungen
treiben einzelne Partien d. r Gesichtsknochen
«•twas auf. wobei sie gegen Berfthrung em-
pfindlicii sind und sich v*"rm*^hrt wurm an-
Ifkblen- Meistens schwillt zuerst das Kinn
oder der Oberkiefer an (Rinder, Schafe,
Ziegen, Schweine), so da<^s da« Manl und
das Gesicht durch ungewOhnliciie Dicke auf
fallen und die Aufnahme von Futterstoffen
sowie das Kauen sehr erschwert ist, öfter
sind aneh die Zftbne wacklich geworden.
Zuweilen fallen die v^.rderen Backenzähne
gaus aus. Bei Scliafen keilt sich das Futter
in die Alveolen oder swieeben die locker ge-
wordenen Zähne ein und entzündet das Zahn-
ileisch und die Alveolen, infolge dessen die
Gesichtsknochen atrophiren nnd vereitern.
Die aofgetriebene Knocbenpartie l&ast sich
biegen tmd unter knisterndem Öertuseh in-
~::i;i:ii- ri hucken. Mit der voranschreitenden
Degeneration der Knochen wird der Appetit
und die Verdauung mehr und mehr mangel-
baft. es stellt sich Abma^ernng, Blutarmuth,
kleiner Puls und saure Keuction de* Hamü
ein, während Pulse und Athemzttge bezüi^-
lich ihrer Frequenz nicht alterirt sind. Bei
Schweinen Terengem die aufgetriebenen Oe>
Sichtsknochen zuweilen die Nasengänge, das
Athmen wird dann schnaufend, u. zw. umso
auffallender, wenn ngleicii Nasencatarrh zu-
gegen ist; man nannte deshalb das Leiden
-SchnÜffeHrrankheit". Nach längerer Andauer
der Krankheit treiben aucli die Kpipliysen
der Knochen der Estremitiiten auf, die Ge-
lenke erscheinen nunmehr dicker, bei wdterem
Voranschreiten des malaktisdien Processes
auf das MittelstQck der Rölireiiknochen ver-
krümmen sich die Extremitäten, wohl aucit
die Wirbelsaure, sobald die Wirbel erkran->
ken; ieh sab Sebweine volistiUidig bneklieh
werden. Nicht selten tret< n neben den ma-
laktischeu Symptomen soicli<: eiimn Catarrhs
der Lnftwege oder des Verdannngscanals
(Nasenfluss, Husten, Erbrechen, Diarrhoe)
auf, auch rheumatische Beschwerden machen
sich nicht selten als Complication bemerk-
lich. Mit dem Harn werden Kalksalze in
ungewobniieber Menge ausgeschieden, weniger
mit dem >"i'-^i'l^el und der Milch, im Harn
üfter als Harngries. Der Verlaul" der Osteo-
malacie ist stetd ein chronischer, erst nach
Monaten und Jahren sterben die Kranken an
den Folgen allgemeiner BmftbmngsstOrnngen
und der Anämie, an Cachexie und Marasmus.
In der Lpiche finden wir das Blut reich an
Serum und artn an Cruor, die Muskeln welk
nnd schlaff, die Brust- und Baucheingeweide
meist nur hyperämisch, besonders die Blasen-
sclileimhaut. welche dann auch catarrhaliscl»
verdickt ist Nor ein kleiner Percentsatz der
Kranken genesen, sofern die Blotbildnng eine
normale wird: das in den Knochen in ab-
noruier Menge vorhandene Bindegewebe ver-
kalkt, sie sklerotisiren und werden compacter,
schwerer, ohne ihre normale Form und Ge-
stalt Borlicksaerbalten, sie bleiben TerkrAmrat
und verkrüppelt. Die Pkeronvalescenten sind
leicht Uecidiven unterworfen, die sich dann
im Laufe des Herbstes nnd Winten bei
nasskalter, veränderlicher Witterung ein-
finden, es ist deshalb rathsam, dieselben
durch die Mästung möglichst zu verwertben.
D ifferentialdiagnoae. Die Osteo-
malacie ist ihrem Wesen nacb eine degene-
rative Osteitis und a!.< solche mit der Kno-
( henbrü -liigkeit (U-stt'ojHathvrosis s. Osteo-
; i lasis .s. Osteoclaema), der Osteoporose und
iRhachitis nahe verwandt, ohne jedoch mit
diesen Knochenkrankbeiten identiaeh in sein.
I Troti^di'in wird von verseil iedenen Antoritiiteti
I und in manchen LehrbQchern namentlich
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OSTEOME.
Osteoiualaoie und KnoclienbrQchif^keit als ein
und Jiipselbe ],eiden angesclien, obgleich
•loch schon in ilon Worten selbst ein Gegen-
sats aasgedrttckt ist, deno was weich ist,
kano nicht brcchni, brechen kann nnr ein
harter, spröder Gegenstand. In der Knochen-
n'eich«^ wird der Kalkvcirlust in den Knochen
durch flberschQssiges Binde- und Granu-
iationsgewebe enetst, der Knochen wird
biegsam, in der KnochenbrQchfgkeit findet
eine vollständige Usur d- s Knochens von der
Markböhie her statt, bei ihr gerathen die
KnoehenkOrperchcn in Proliferatlon, sie er-
weichen zu einer schleimigen, gelatinösen
Masse, bic bilden sich in Markgewebe nni.
so dass sich Lflckensysteme im Knochen
bilden, welche nicht durch Bindenwebe er-
tetit werden; die Cortiealichient erleidet
keine erhebliche Einbnsse an kohlen- un 1
phosphorsaarem Kalk, in ihr atrophirt gerade
das bindegewebige GerQst. also das bindende,
elastische Princip, es bleibt eine spröde,
starre Kalkmassc zurück, die bei den ge-
ringsten Anlassen bricht. Auch bei der
Osteoporose bleibt die Wucherung des Binde-
gewebes ans, aber die Bntktlknnf and der
Zerfall der ICnochenkörperchen macht nicht
die Fortschritte wie in der Knoehenbrflchig-
keit. es kommt zu keiner L'sur, zu keinem
«Verfall des gesammten Knochengewebes mit
Erweitenrog der IfarkhShle ond verdlinnnng
der Knochenwrind. tnif/ Ter Kntkalkiing
bleiben in der Osteopurusc viele Kiiochen-
bUkchen stehen, der Knochen wird weit-
maschiger, porös, leicht und binissteinartiir,
ohne dünner zu werden (vgl. Kleienkrankluil
der Pferde), die I,urkeiis\>teni" enthalten
keine Fettmaterie wie in der Osteopsathy-
r«sis nnd keine Bindegewebsneabildnngen
wie in der Osteomalacie. Die Rhachitis ist
eine Ernfthrungsstörnng des unfertigen, un-
reifen Knochensystems. sie beruht auf einer
Hemmung in der Entwicklnng der Knochen,
die eigentliche Knoehenbildnng bleibt aus.
statt ihrer t:' winnt die niMuii*,' von Binde-
und Knorpel^^'. w- lie die Oberhand, die Wu-
cherunijszunen der Knorpelzellen schieben
sich als ein weicher Polster zw Im hen fertigem
Knorpel und Knochen ein, nur in einzelnen
Knorpelterritorien kommt es zur Verkalkung
and Ossiflcation; hier spielt die Wachernng
der Knorpelieilen die Haoptrolle, in der
Oätoomalacie die Entkulkunt: und die
cherung des Bindegewebeä; die Khachitis
beAllt junge, noch im Wachsthnm Itegriifene
Tfaiere, die Osteomnlacio hingegen ausge-
wachsene Thier« mit ansgebildeten Knochen
Äutoptisch lassen sich d<ii nialak-
tischen linochcn folgende Veruiiderungen
nachweisen: Verdickung. Erweichung. Röthung
oder Blisse. BieL'sainkeit nnd hneidbarkeit.
.\uf den Sehiiilttliiehea priiaenlirt -ieli eiu
blasses oder schwach geröthetos, derbes,
faseriges, etwas darchfcuchtetes Gewebe utit
Vereintelten TerknOeherung.sptinkten oder ein
schwammiges Gewebe mit fettigem, /äii-
dassigem Inhalte, je nach dem Grade der
£ntkalkang and Degeneration. Das Periost
i.st blutreicher, die Gefösse und Flavers'schen
Caniilchea sind erweitert, von der Cortical-
schicht lassen sich Platten, welche viele
kleine Oefltonngea enthalten, ablOMn, die
spongiosen ]Knochen sind na ihren Ansten-
fläeh.ii mit bimssteinartigen Knochenaiif-
lagerungen versehe«, lassen aber sonst eine
fn.serige Structur erkennen. l»;is Knoclunmark
hat eine dunkelrothe Farbe, zuweilen auch
eine klebrige, sehleimige Beschaffenheit, im
ersteren Falle bemerkt man in ihm zahlreiche
Blotponkte, welche auch in der gerötheten
Sjmovia angetroflbn werden. Oefters ist auch
die Synovialkapsel verdickt, raitunler >ind di«
Gelenke vereitert, die Geienkkuuchen und
Gelenkknorpel cariös zerstört oder angenagt.
Caries der Qeaichtaknochen hat man besonder»
bei Schafen Torgefttnden.
Tlterapie, Regelung der Diat und Hy-
giene musj» als die Grundlage des Heilver-
fahrens angesehen werden. Besondere Auf-
merksamkeit erfordern in dieser Hinsicht die
Pflege und Wartung, die Reinlichkeit und
Ventilation des Stalles. BeW'-gung in fieier
Loft ist anzuratben, die Nahrungsmittel seien
nntadelhkft nnd protelnreieh, in der Miieb
oder in sonstigem Getränk kennen anfgf-
Rchlossencs Knochenmehl, Kalkwasäer oder
Fenmnsnlftiratum verabreicht werden. Nfichst-
dem rege man die Verdanane durch bittere,
aromatische nnd siaretilffende Mittel an; nnter
ihnen sind h- r\i'rzuli>'beii ; Calnius, Ingwer.
Angelica. China, Rhabarber. Jnnii-enis, Rubia
tinctornm. Ol. Terebinthin.ie. Stib. Milfnratum
nigrum. Magnesia carbonica. Kreide, Holz-
asche, Kalium carbonicum, Natrium phus-
phorieum. Nutriuni birarbonicun). Ol. Jecori*
a.^elli. Metallprftparatc und metallische S&aren,
besonders Permm snlfoiietim, Ferrum lacticnni
und <'alearia [dHisidiorica. Hautreize ver-
mögen diu tJur weät'utlich zu unterstützen.
7. B. kalte .\bwasc1iungcn der Haut, fluch-
tige und scharfe Kinreibungen in die Haut
von Spir. camphor.. Oleum Terebinth., (Jn*
gu-ntuin mercur., l'nguentum Canthuridum,
l'nguentum Kalii bijodati. liinimentum pho»
phitrutuni. Verstopfungen sind durch Aloe,
Kaloniel und Podophilin zu beseitigen. Die
Nierentliätij^keit kann durch Verabreichung
vun ColchicuJM, Resina jdni, Jnniperus und
Oleum Terebintb. aneeregt werden. AU ein
Specificum haben s^h kleine Dosen von
l'hw>iihor hewRhrt. Landel (Repcrtor. der
Thierheilk. iülo) rOhmt Phosphorsäuro im
Getränk neben Haferfütterung; DieckerholF
(8pec. Pathol. u. Therap.) tracheale Injectionen
von Jodi puri I ft. Kalii jodst. 5 0, gelöst in
Aquae destill. lliO O, für l'tcrdt . wovon tagli. !,
3 — 5 g, später 15 g zh injieiren sind; Anacker
(Spec. Pathol. und Th< rai ie) den innerlichen
Gebrauch d..- Propylamins gegen Gelenk-
affectionen. er gibt von ihm O a — 1 g in
190 g Wasser gelOst, alle iwe» Stunden einen
EsslOtfel voll. Anacker.
Osteome sind selbsiflndige, aus Knochen»
trt'Widi>- Itf -t'di-'iid'' Ni''nliiMinigen. die sich
aus Bindegewebe entwickeln und je nachdem,
ob sie compact, schwunmig oder von Mark«
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430
OSTE0HI0SI8. ~ OSTEOPHTTEN.
hohlen durchzogen sind, in das Osteoma
doram s. ebarneum. Ost sponposuni und
Ost. mcdullaro z<'ffallen. Die Üsteuine sind
lll<'i^t klein, unre^elniässig gefurint und fin-
den sich am hiiutigaten in den Lungen bei
alten Hunden, seltener in der Dura mater
und in der Nfthe der Gelenke. Sie geboren
zu d 'n ixiitarti-ren Geschwülsten und vcran-
lasaen meist nur geringe Störungen. Semmer.
08teomiMis(Ton ia«<ey, Enoehen: jittoOv,
JileiiiLT machen, T«lring«n), die Knorlienver-
krüniinung. Anacker.
Osteomyelitis (v<<n '.stiov, Knochen;
fi>t},r>; Mark: itis — RntzOndang), dta Kuo*
cheninarkentziinduiig (s. d.).
Osteomyelitis malleosa (Ton malleus,
dt r Kots), die rotzige Knoehemnuikt^ntzan-
dung. Anacker.
Osteon (von a&siöt, gebrannt), der
Knochen. Amaektr.
Osteonekrosls (von ö^teov, Kn<irhen, und
vtxpo;, Tod). Die Osieonekrosis Ntellt für die
Knochen den gleichen Vorgang dar, wie der
iirand (Gangrän) gegenflber den Weich-
theilen. Sie entsteht infolge* tob Knochon-
entsOndung nach QaetschnDgoderBntfenmng
des Periostes, nach
Gangrän der benach-
barten Weichtheile,
Fractnren (namentlich
SpliitL-rbrüclii-). Man
unterscheidet eine su-
perfleielle nnd eine
centrale Ostfuiit'ki os- .
die ersttere ist die häu-
llfar« and betrifft vor-
»ogtireise die innere
Fliehe der Tibia (Haf-
ticliläge), nnd den letz-
ten Wirbeltheil beiAm-
pntation d«>s ^^^•llwan-
xes bei .schlechter Aus-
führung der Operation
des Coujiirens. Sehr
h&ufig tritt die Osteo-
nekroie der Domfort-
sätze bei Widerrist-
Kchäden, ferner an den
Zehengliedern der
Hunde bei Qnetachon-
jcren etc. ein.
l>io nekrotischen
Kn.Khenstücke lösen St^'^StfSlL
SU h meistens dorch • 8«q«Mt«r,
Bildung einer, infolge
regressiver Metamorphose entstehenden De-
niarcatioiislinie von ihrer I tiigebung ab,
nachdem dieselben an ihrer Oberfl&che rugOs
geworden. In der Begel werden dieselben als
Sequester bezeichnet und bewirken eine
Absccssbildung, und sehr häutig geben sie
dieGrandlaffe Ton schwer zu heilenden Fisteln,
ganz besondf'rs am Widerriste.
Es kennen allerdings dieKnoL'liensequester
■ich einen Ausgang (auch Unterhaltung von
Sapporationen) naeh wissen ▼eiscbaffen, docli
müssen dieselben meistens auf operativem
Wege entfernt werden. Die Behandlung der
Osteonekrose soll die Elimination der nckio»
tischen Theile unterstützen nnd die Grann-
lation dnrcli streng antiseptiscbo Mittel SO
rasch wie möglich fordern.
Bei ftlteren Thiertn liest die Neubildung
vrjn gesundem Knochengewebe meistens zu
lange auf sich warten und deshalb die zeitige
Tüdtnng der «rknuütten Thiere nothig er-
scheinen. Bcrdn.
Otteopkyten sind Aber grossere Strecken
ansgebn it. tr. aus in r' ni oder schwammigem
Knochengewebe bestellende unregelmäs.sjge.
rauhe Neubildungen an der OberÜäihe der
Knochen. Dieselben in frischem Zustande
mit einem verdickten iVriost und Binde-
gewebswuilierungen, die in Verknöchenmg
begriffen sind, bedeckt und alle Zwischen-
räume nnd LBcken sind mit Bindegewebe
und Gclia.><sen aasgefOUt. daher ersclieint-n si.^
meist glatt. Macerirt man sie aber, so bl- ibt
nur das rauhe, unebene, poröse Knochengewebe
zur&ck. Die macetirten Osteoplgrten werden der
Form nach in folgende Gruppen getheilt:
1. Das diausi.', >ammtartige, callöse Osteopln t
bildet einen ans dicht gestellten feinen Na-
deln oder aus feinmaschigen zarten Knochen-
bälkchcn bestelundfn l ebirzug an der Kno-
chenoberflächr. 2. Das sjilittrige uder blättrige
Osteophyt be>t-'lit ans zalilrcicliL'ii. eng anein-
ander gelagerten gröberen, mehrere Millimeter
hohen nnd bis sn 1 mm dicken Stacheln oder
Platten und Lamellen, die von feinen Poren
durchsetzt sind. 3. Das warzen- oder tropf-
steinartige Osteophvt bill-t rvlindrische.
keulenförmige oder anebene, drüsige, höckerige
nnd knollige Knochenmassen. 4. Das dorn-
oder griHVlfi'rniige Osteophvt besteht au.s
dornigen und griflelfürniigen Fortsätzen, die
sich in kleineren oder grösseren Gruppen
Vor lUii Knochen erhebi;!«. deren Zwischen-
launie mit Bindegewebe angefüllt .>ind. Man
tindi't diese Form häufig an verheilten Kno-
chenbrUchen und am Fesselgeleuk als Schale
oder Leist vor. 5. Das olnmenkoblartige
O-teophyt besteht ans einer Gmpj>c unter
sich susammenhingender feinerer und grö-
berer Knochenb&lkchen, die ein weit- oder
engOMsdiiges alreolires Uerist oder ein
System dendritischer Yeristelnngen bilden
und an der ttberrtäihe ein liipi»iir-papill.1res
Aussehen besitzen. Auch diese Form wird
häntig bei der Schale and dem Bingbein an-
getrolTen. Die Osteuphytcn entstehen aus dem
Periost infolge chrunisdi entzündlicher Pro-
cesse an demselben. Die O.st<'ophvten können
sich an allen Knochen entwickeln, am h&u-
figsten trifft man sie aber an den Eitremi-
tätenknochen an. Sic veranlassen häufig
Lahmheiten durch Druck auf die benachbarten
Weichtheile und Nerven oder Steifigkeit ond
UnbewegUchkeit der Gelenke. Von aosien
fllhlen sie «ich als sehr harte compaet« G«>
scliwül>te an. Di-' B- handlung der Osteophjften
besteht in Anwendung scharfer halben, des
Glaheisens nnd wohl auch in operativer Bnt-
femnng sehr grosser Geschwftlste. Stmmtt.
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OSTEOPHYTON. — OSTPBIESISCHES SCHAF.
431
Oateopbyttn (ron ostiov, Kuociien; f 'itöv,
Pflanse, Öewfteh«), du KnocheDgcwiehs, d«r
KncchiM' Ti: - -'^ uchs. Amtcker,
0«teoporo«e oder Umwandluag der coni-
paetra KDoebensnbataM in «ehwaiamiges,
|torOses KnocIu'Dgewph«» cc5?("5iieht durch Ent-
zQndnngsvurgünge im Knochen oder durch
die rareficirend« und eitrige Ostitis. Durch
Wacherang eine» geftasreichen kUinzeiligen
CSraanlatione^webes mit gldehzeiti(r«r Btlda n g
von Riesenzellen, Osteoklasten in 1 -ii Ilaver-
schen Cnnfikhen (Gefässcanälchcn) wird die
Kn>Mh>Mi-iiiiHiiui^ lam Schwund gebracht. :
Auch durch Erweiterung und ZusanuuenfliV'ssen
der KnochenkOrjicrchen kann eine Alrui>liif
■ itT < otiii'acteu Knochell^^lll-tanz zuwege ge-
bracht werden. Ebenso wirkt die eitrige Kno-
chenentettndnttg mit Anhünfang von Eiter in
«len Knochencanälchen «rhnip]7* ti l auf das
Knochengewebe. Die conipacie Knochensub-
.stanx wird auf solche Weise aufgetrieben
und in ein porOses weitmaacbiges äewebe am*
gewandelt. Nach der Maceration erscheinen
die osteoporotischen Knochen aufir- tridtt n.
leicht, schwammig, haben eine sehr dünn*-
compacte liinde und wcitmaschigee porCx-s
Inneres. Sind die Knochen dahei unregrl-
mässig knotig aufgetrieben oder mit Lamellen,
^^tacheln und Dornen besetzt, so wird der
Zustand als Winddorn, Öpina vento&a, be-
xeiehnet. Osteoporoee und Spina rentosa
kommen am h:irifi'.;ston an den Kieferknochen
infolge von Zahncaries. Zahnßsteln und
Alveoleaentsflndangen vor. Semmer.
Osteoporosls (v tn f. Knochen: "'ij<'j;.
Loch), die Knoohcnautlockerung, der Wind-
dorn. Ai$aektr.
Osteopaathyrotes »■ osteopsathyro
(von ösitov, Knoi?lien: '^a^jpQuv, trocken
niachen)^ die .Mürbigkeit der Knochen, die
Knochenbrüchigkeit. .-/';c.v-fv; .
Oateosarcoma (von ö^tiov. KuMiiten:
oap£, fleisch), die Knochenfleiscbgeschwalst.
Attaektr,
INtiMarktMA sind ans zahlreichen ran*
den, spindelförmigen oJer endothelialen Zellen
und einem g.'fä>>haltigen bindegewebigen
Stroma bestehende Neubildungen, bei welchen
das Stroma tli>'ilweise in V'erknöcherung be-
grillenes osteoides (iewebe (Osteoidsarkome)
oder wirkliches Knochengewebe (Ostt u-urk iuie)
enthält. Die Osteosarkome »itzen am bäuüg-
xten an den Kieferknoclien. aber auch an den
Extreniitätenknnhen und miahhäugig von
Knochen am Darme, Mesenterium, an der
Pleura etc.
Daa Knocbengewebe der U:iteoaArkoQie
ist entweder ein Derirat des Periost oder
entwickelt sich unabh'iiuit; v. tn Periost durch
Verkn'ieherung de» liiudcgi webstroma.«. Die
Osteosarkome gehören den bösartigen Ge-
schwQlsten an, sie machen gern Kecidive und
Metastasen, wenn sie nicht in ihren frühesten
Entwicklungsstadien operativ entfernt werden
(s. Sarkom). — Auch die durch den Aktino-
mycespib feronacbten sarkomatOaen Wn-
cbemngeo an den Kiefem der Binder unter-
liegen zuweilen der Verknbcheruiig (i. Actino-
mvcotn). Semmer,
Oateosderoma s. Ostcosklcroüin (von
ösTtov, Knochen: axXiQpojv, verimrten), die
Knochenverhärtung, die Knochenverdickung
oder Knochenverdichtung. Das Wort „Osteo-
skleroRf«* ist ftr den Vorgang oder den
UildutiLr-pn.'.ss der KHOchenverhärtutii: zu
gebrauchen, waln -ml dii- Wort „Osteosklerom"
das I*r«duct 1 \'4 rlütrtung, den verhÄrteten.
verdickten Knochen bezeichnet. Oewöbnlich
beachtet man im Spruchgebrauche diesen
feineren Unterschied nicht, .söihlc-m nennt
die Knochenverhärtnng tkberhaupt nur O^teo-
>kleroae (a. Knochcnferdichtnng). Amt,
OateoaklartM, a. KnocheaaUeroBe oder
Verhärtung.
Oateoatalaotia s. osteostalactites (von
östt'jv, Knochen; ata/.aKti^, tröpfelnd), die
troi>fsteinartige Knochengescbwnlst. Atuuktr.
Oateosteatoma (von f.-::.;. Knochen:
STsotT'rjv, talgig machen), die Kium henspeck-
gi -i li\vi;l-t. Anacktr.
Osteotomua (von ö^tjov. Knochen: -.i'y
vi!V. sclmeiden). das Knochenmesser, die
KnochensiL'' Anacktr.
08teotyloaia(von ösTtov. Knochen ; t-iX.odv,
schwielig machen), die Callosbildung. Anr.
Osterluzei, gemeine. Ari>t -loi hi:i
CleiiKititis. Stellenweise an Hecken, aul
Aeckeiii UM i Kleeweiden bei uns vorkom-
mende A^arinee L. XX. 3. Wegen ihrer
weithin kriechenden Wnrsel ist sie ein lästiges
L'nkraut, das zau eilen zu Ve!<:irtuij,L'en
AnlasÄ gibt, wenn es in grosseren Mengen im
Futter vorkommt. Die Osterluzei enthält
ausser Bitterstoffen und einem kampher-
artigen ätherischen Oele ein unbekanntes
Gift, das scliHrf iiark' tische Wirkungen hat
und ausser üanncntzandoog (ähnlich der
Belladonna, dem Stechapfel, dem Chaero-
jihylltiin t. rnulum. betilubenden Kerbel oder
der Alpcun*sej, Zuckungen, Ki.uiipfe. erwei-
terte Pupille mit Trübung des Sehvermögens.
fScblafsucht und Lähmung des Hintcrtheilaa
erseugt (s. .\ri8tolochia). Die Wnnel war
früher als
Itadix .\ristolöchiae vulgaris und
rotundae ofticinell und wurde als Nervinam
uromaticum ähnlich wie die Engelwurz, die
Meisterwurzel, Liebstöckelwurzel oder der
Kalmu^ tiiieiärztlich angewendet. Vettel.
Osterode in Preusscn, Begierungsbezirk
Königsberg, liegt am Einflnss der Dreweni
in den Drewenzsee und ist eine Station der
Insterburg-Thurner Eisenbahn.
Zur Zait des deutschen Uicter »rdens be-
stand hier eiuea der bedeuteud»teu Gestüte.
Dasselbe gehörte anr Corothurd Christburg
unl entViielt ausser den Gestütspferden eine
grusae Zahl Heise- und lieitpferde der Cou-
ventbrftder. (hdssmann.
Osteuicun (von (izziu,. Knochen; fXxtev,
ziehen», der Knochenzieher, die Knochen-
zaiiL,''-, Aniultr.
Oatfrieaiacbea Sohaf. Die Schafzucht
Oatfriealanda steht hinter der Rindviebmcht
weit »ra^ und nnr an einigen .Orten wer-
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431
OSTFRIBSISCHB VIEHZUCHT.
den Schafe in grosserer Anzahl gehalten.
Im Allgemeinen beschränkt man sieli auf die
Haltung einiger sog. Milcbicbafe, welche mit
d(>n Kfifira msamnira auf die Weide ge-
trieben w-Tilen. Dit.'si.'llx ii ^jt'liön-n gr(>sst<;n-
tbeils zur Gruppe il< r norddeuuchen Marsch-
aebafe, besitzen «-ine ansehnliche Grösse und
ersrheinf-n in der l'egöl langbeinig uiul kurz-
ücliwäuiig. Der Kupl, wie «lie Ohren und die
Beine sind stets nur mit kurzen, straffen.
Jlatt anliegenden Haaren bewachsen. Ancb
er Sebwaas ist meistens nur Icnra bebaart.
Hals, Rmnjif und Oberschenkel sind mit einer
ziemlich groben Mischw »Ue bewachsen, die
15— ZOcm lang wird (1. Ii. im Jalireswnchs)
and eigentlich nur sur HerateUung Ton Decken
und groben Kleidern xQ verwenden Ist.
Die Farle der Scliüfc ist in der T!< y;c]
weis.s, doch kummeu auch graue und braune
Thierc nicht selten Tor. Die Milchergiebit^-
keit dieses alten, unveredelten Schlages wird
stets — und wohl auch mit vollem Hecht
— sehr gerühmt, weniger aber ihre Mast-
Ahiglceit; am diese zu verbessern, hat man
neoerdings «o einigen Orten Kreaxnngen mit
en<jlischen langwolli<;en If is>en vorgenommen,
wodurch aber die .Milchergiebigkeit einige
EinbusBc erlitten haben aoll. Die reinblfitigen
Marschschafe bringen meistens 8. nweilen
ancb 3 und 4 Lämmer in einem Warfe xur
Welt. In <]rn rknneroii II> i Iroirfern O.stfries-
lands triM'f nun auch zuweilen kleinere, grob-
Wdllij^re lleid^ehafe, welche in der Körperge-
stalt den Lüni lmriircr Sehnncken sehr nlinlieli
sehen und mit diesen wahrscheinlich nahe
verwandt sind. l-'reytag.
OttfriMisoiie Viebzuoht Das ehemalige
FQratentlram Ostfriesland, im westflUisehen
Kreise des deiifelien Reiche-;, hildet jetzt mit
dem Harlingeriande Eusiimnieit den preu^jiselieii
Uegierungsbezirk Aurich, umfas^t 3109 9 km*
(54% □ Meilen) und wird von 211.652 Men-
schen bewohnt Ein grosser Theil dieser meist
ebenen Landschaft In >telit aus wolilmltivirtem
Sandboden, ein anderer kleinerer meistens
ans Moor und Kleieboden. Das feuchte Klima
jener (Jegend an der Nordsee begönsti^'t den
(iraswuchs im höhen Masse: man uilU dort
die herrlichsten Wiesen und Weiden, welche
fast Oberau eine aasreichende Emäbrang der
in ansehnlich groeser Zahl gehaltenen mnder
sowohl im Sommer, wie zur Winters/eit mög-
lich machen. Die dortigen Landbcwulmer
zeigen ein ganz besonderes Geschick für den
Betrieb der Rindviebzucht; mit derselben be-
schäftigen sie sich am meisten, weniger mit
dem Ackerbau, und an einigen Orten itestellen
die Bauern nur allein ihre Gärten und be-
ziehen Korn und Kartoffeln für den Hausbe-
darf aus anderen Landestheilen. .\lljährlich
gehen viele Rinder und Kflhe aus dem Ost-
friesischen ins Ausland, und es bildet der
Viebhandel einen sehr wichtigen Erworbs-
sweig der Bewohner. Die Preise fSr die schftn
gewachsenen Thiere jenes Schlages sind von
Jahr zu Jahr gestiegen, und stellen sich
fast ebenso hoch wie die. welche l'dr direct
aas Holland bezogene iiinder gezahlt werden.
Mit dit-'^en sind sie ohne Frage sehr nahe
verwandt, und es sind die Unterschiede in
der Kdrpeiform nnd Haarfarbe meist so ge-
ringe, dass es selbst dem betten Keaner
seliwer wird, die Ostfrieseo TOD de» Bol>
landern zu unterscheiden.
An einigen Ort-ii — mit liesoader»
.'^chOnen Weiden - sind die ostfriesischen
Kühe noch grösser und schwerer, vielleicht
auch etwas plumper als die holUin iischen. Ihr
Kopf erscheint oftmals ein wenig stärker
nna die HOmer sind im Durchmesser grösser
Bezüglich der Haarfarbe wird von Rhode u. A.
mit vollem iCechte angegeben, dass Braun-,
Grau- und Schwurzschecken anter dem Ost-
friesischen Vieh h&oiig vorkommen. Manche
Thiere sind anch einhaarig braun oder roth,
und es ftnii' t lir.-and. r- das i"tli" Virli. dessen
Zuchtbezirk aber leider etwas beschränkt ist,
in der Neuzeit wieder grössere Nachfrage
als das schwarzscheckiu'- . Man sieht es in
Ostfriesland — wie in Holland — sehr gern,
wenn die Kühe weisse Beine haben, obgleich
noch niemais ein genaoer Nachweis geführt
worden ist, dass die weissbeinigea Thiere
milchergiebiger oder mastf^higcr üind ab die
Hinder mit dunkelgefarbten Beinen.
Fr. Peters in l'onmiem hat vor .lahren
eine habsche Schilderung der Viebsacht nnd
Haitang in Ostfrieslann geliefert, ans der
wir Nächst dl. ndes folgen lassen: „Die Pru-
vinz Ostfricshmd hat gegen l'i.OOO Bauern-
hrife, die jeder ein Areal von 40 bis 80 ha
haben. Die Wirthschaftsmethoden sind ver-
schieden, indem einige Districte. namentlich
die nördlich von den Städten Kmdeu «nd
Aarich gelegenen, Koppelwirthschaft einge-
richtet haben, nnd nnr einen Theil ihrer Felder
zu beständigem «i'rashan lie^Tn la-sen, rin-
dere aber, besonders in dem sl»dliciion Thtilo
des Land.--, ta.vt das ganze Land als Weide
und Wiese benfttzen, und diese Ft&chen selten
oder niemals beackern. In den nOrdliclien Ge-
gt luleti wild viel Weizen, Bohnen, Raps md
Hafer gettant."
Jede Koppel ist mit einem Graben um-
geben, 'l.T /ii^'j. i. lMlie Iii wehrnng bildet. Das
ganze Land ist niil Canaleu durchschnitten,
auf welchen, wenn die Wege im Herbst nnd
Fr&hling anpassirbar sind, die Commnnication
nnd der Waarentransport anterhalten wird.
Kbens(t werden dirs^e Wa-JserflA'^hen im Winter
von den Schlittschulilautern mit Vorliebe be-
natst. mese Landstriche sind fast alle der See
abgewonnen und durch Deiche gegen dieUeber-
flutungen geschützt. Es ist in diesen Marschen
ei«.' Fn;< iitl.arkeit, wovon man sich kaum ein.-n
Begriri machen kann, obgleich wolil nirgends
mit dem Dünger ruchloser umgegangen wird,
als hi' r 7n T.an.Ie. Während der Rapsernto
sieht man in den Nächten viele Feuer, die
von angezündeten Rap.sstrohhaufen herrühren.
In den südlich gelegenen Theilen bei Leer
und Wehner findet man hehante Fliehen nnr
iranz vereinzelt: der bei weitem ^^r'-st.? Theil
des Landes lie>;t als Weide und wird ab-
wechselnd als solche und als Wiese heinit/t.
Die Wirthachaftakosten sind bei der dort
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0STG0TLAND8 VIEHZUCHT. — OSTIEIl.
433
öblichoii Vit'lijjriiswirthsoiiaft iiifi-t .>.elir ge-
ring!' un'l tier Nottoortratr des Betriebes ist
bei U«'r Aufzuclit von Kindern in Jor Kegel
«fin srun/ befriedigender. Der >,'e8snamte Dünger
wird ..nt 'la* Uraslan l L'-'fahren. und dieses
wird abwechselnd gemäht und boweidet. Das
t«of. Umwdden de« Viehes wird von den
nieist. n Bauern nnd Zilchtern mit grosser
Kel:ellllüs^i^'keit vorjfenoinnien.
An vielen Orten NMidvieutsichlands ist da*
oätt'riesische Vieh sehr beliebt; dasselbe eignet
stefa recht «rat flir die W{rthsebsft«n mit ms«
siMilie.-^licIioi- St.illfAtf i-rtiiitr: wenn solche jahr-
ein und Jdhrau^ eiuc 2weckutu:>sige ist, so
kann mun nueh mit ziemlicher Sicherheit
»nf einen Ertrag von 40U01 Mileh per Stück
rechnen. />v)/j<r.
Osfgotlands Viehzucht. In il<r im süd-
lichen 'i'heile des Kfinipieiches Schweden
(Telegenen Landschalt Ostgotland (schwedisch
Oi'^tergötland) mit 10.911 '.i km* und einer
Bevölkorun«; von Sf>7.50(> Seelen bilden
Ackerbau und Viehzucht die Hanptbe8chäfti-
Rong der Bewohner. Am Meere ist der
Piscbfang nnd die SchÜfrahrt Ton nicht nf.-
riDg:er Bedeutuni;. Der Bergban fi'-^ Landes
liefert Eisen- und Kupff^rerz, die Industrie
Tuehe und Baunnvollenrabrikate (hauptsäch-
lich in Woork&pingK und &u mehreren Orten
werden auch ifito Papiersorten nnd chemisch-
technische Fabrikate ansr f. rti_'t. Ttn N'- t.!i n
und Saden tiaden sich schOn bewaldete Berge,
in der Uitte der Landschaft ist eine fmcht-
biirc Ebene, welche meist gut cultivirt ist
und in der Kegel befriedi inende Erträge der
verschiedenst. II Fniehtarten liefert.
Das Ackerland beträgt ÜV^ die Gärten
ll-SV« die Wiesen 10% nnd die Waldungen
tiiV(, de« ganzen Areals. Die Ernte des Jahres
I8S<; lieferte i.lSO.OOit hl Hafer, 518.100 hl
Koggen. 247.iOO hl Gerste und 144.400 hl
Weizen. Dos Getreide ist gewehnlich von
recht f^uter Qnalitit. An Hansthicren besitzt
Ostgotland 1S.648 Pf r«1.'. liU.S»<i Stück Kind-
vieh. <(4.04«> Schafe und ä'».700 Schweine.
Die Pfenlc sind von mittlerer Grösse,
leidlich kräftig gebaut und suwoiil zum Zuge,
wie für die Keiterei tauglich. Ihre Zücittung
wird zum 'i'heil von den grösseren (irund-
beait'^ern, hauptsächlich aber von den Bauern
der Landsehan mit Sorgfalt betrieben. Zor
Vered ang des alten Landächlages verwendet
man tiiglische und ostpreussi^che Beschäler,
die zu n Theil von der 1* '(^it run-^ utis den
kOnigli hen Gestfttea gestellt werden. Die
Kinder gelniren einestheils sar Gruppe der
norÜM 1 cn liöhelands-, andernthcils zu
NiederungsrasKeu und sind in der Regel
nur kb.-in und sierlich. Zur Verbesserung
derselben werden an manchen Orten cnglisciie
und schottische oder auch englische Angeler-
Stiere aus Dänemark und Schleswig bezogen,
wodurch .■»•wohl die Milchergiebigkeit wie
die Mastfahigkeit des Viehes besser iifewor-
-len ist. Die Qualität der Milch ist rer lit frnt:
es wird au^ derselben eine wohlsrhmeckeade,
sehr haltbare Biitt.-r trefcrtigt, die häutig ex-
portirt wir»!. Das Meiereiwesen Ostgotlands
Eo«li. Eoeykiopftdi« d. Tbi«rb«ilkd. VII. Bd.
erfreut sich n>it Kecht eines sehr -.'«ten Namens
und wird sowidil auf den grösseren «Jutshöfen
wie in den Banemwirthscholten sorgfUtig be-
trieben.
Die Schaf* L i .ilt- i. tr: "l'W lligeu Land-
schlages wurden in früherer Zeit dureii Böcke
der spanischen Merinorasse veredelt, in der
\( f!/eit hat man jedoch mehr den englischen
lang- und mittf Iwolligen Zuchten den Vorzug
iregeben, um eine grössere, niastfäliigere
Naehxncht sn erhalten. In den Dorfächatten,
welche in den gebirfiiren Landestheilen liegen,
verwendet man ztnveilen Cheviot- und OotS»
woldblut zur Veredlung des Landschlages.
Die Schweinezucht, welche in der «eueren
Zeit durch die lienutsaug «ugli^lier Eber
der mittelgrossen Zuchten wesentlich ver-
bessert ist, licf'Tt lli.'ist ^illHll'-. IlKi-lialiit."
Thiere, die zum I'heil <iber (iie ««renzcn des
Landes gehen aml den Bewohnern alljährlich
eine gute Einnahme bringen. Die Erniiljning
des Borstenviehs iässt dort selten eHvas zu
wünschen lilirig. Freyia^.
Octiea, Krankheiten derselben. Unter
Ostien (von oe, der Hnnd) versteht man die
Einmündungen der grossen <i'cf;l>sätfiinme in
das UerK oder, was das Gleiche ist, die Oeff-
nungen im Herzen, welche mit den Qdlw-
st&mineit nnd mit den Vor- nnd Herskaninern
comninniciren. Man nnterscheidet demnach
di'- arterir-lli-ii 0>(ie[i. wi-lrh'' inC VrrbiniliiriL,'
zwischen der linken llerikanuner und der
Aorta und zwischen der rechten Herzkammer
und der Pulmonalarterie vermittrln, die
venösen Ostien zwischen der rech'u-n Herz-
kammer und der rechten Vorkaiiiiu' r un.I
zwischen der linken Her»- nnd Vorkammer,
femer in der rechten Vorkammer des Ostinm
zur vorderen Hohlvene nn ! zur Kranzvene
de.H Herzens. Die Einniündung der Lungen-
venen in tli>' iitike Vorkatunier werden nicht
aU Ostien bezeichnet. Die abnormen ZnstAnde
der Ostien sind hilnfl^ nnr die Polgen von
Herz- und Klappeiif ' Iii' rn t\. i| sif durchaus
vom Her/.eii und .].- . n Klappen beeinflusst
werden; die Almoriiiit it! n beziehen fcich anf
ili'* Enge und Weite der Ostien. denn ent-
zündliche nnd degenerative Processe werden
hier als selbständige Leiden ni> Iii atiu'OtrolTen.
»ie gehen hier vom Herzen oder den grossen
Oeftoen ans. Nicht imiher ist mit der Grosse-
^ . rrui lerung des Hersens eine abnorme Weite
uder Enge der Ostien verbunden, die Grössen-
verbtltnisse derselben bekunden vielmehr
eine gewisse Unabhängigkeit vom Uerzen, denn
trots Herahypertrophie oder Herzatrophie
lil.ib'ii diese dir nirmalen: wohl aber
stehen sie mit der Beschartenheit des klappen-
appaifttes in innigem Conne.\. Eine Ver-
engerung oder Stenose der Ostien ist con-
statirt worden bei concentrischer Herzhyper-
trophie, bei Verdickung, Verkürzung nJer
Belag der Klappen mitgiobulösen Vegetationen,
Faserstoflgerinnseln «der Emboli, bei Neu-
bildungen und Parasiten, vs 1 l- i' Ii v m
Herzen oder den Gefiisseu au? bi.', zu iluuii
erstreckten, /. B. Fibrome, .Melanome. Sarkome.
Tuberkeln. Kreb», Echinokokken , Ütrongyli,
SS
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OSTITIS. - 0STP8SÜS8I8CHE PFEBDSZl'CHT.
Filarien etc. Die verengerten Ostitn bedingen
eine Anhäufung: i\e> Rlutos in .i-T betreuen-
den Herzablhcilung nnd endlich eine abnorme
bleibende Ausdehnung nnd Erweiterung der-
selben. Eine Erweiterung^ o<lpr nilatiitioii J^r
Ostien Ist vurhanden. weiiii Vor- uiul Heiz-
kanimern gleichzeitig erweitert sind, also bei
excentrischer Hjrp«rtrophM oder Dilation des
Henem, tvwia bei Enretternn^ der rom
Herzen ausgehenden art<Tielleii (lenissstfimme :
hier ^\nd auch die Klappen düuiier und breiter,
das Klüt Staat sich alsdann in die Lunge
tarack, die Langen werden hjperftmiscb and
«pleniBiren, d. Ii. sie nehmen die Slrnctor
der Milz an, os bil lrt sich Henerweitcrung,
Leberhyperäniie, Hjüroth'irav aus, an den
Umflächen des Körpers lUiK heu sich Oedeme
benierklich, weil die Circuliiti<*ii des Blutes
stockt. Wegen der weiteren Folgen verweisen
wir auf dit- Artike l „Herjdämpfigkeil", „Herz-
erweiterung", „Uenifehler^ nnd „Uer»kranlt-
heiten*, nit wrlehtn Abnonnitftten sie in
innigem Zusammcnhnngc «stehen. .Ina^Lcr.
Ostitis ü. Osteitis (von östsov, Knochen),
s, KnochenentzQndang.
Oatlm (von os, der Mond), die Mandang,
die OefRinnf. Anaektr.
Ostpreussische Pferdezucht. Die PiMvi,,/.
Ostpreuäsen grenzt im Ni'iJeii aw die Ost,see
nnd Kussland, im Osten ui: 1 Süden an Polen
und im Westen an die Provinz Wcstpreussen:
sie urafasst .36.980 kmV67-163G Meilen), und
worvie bei der letzten Zählung im Jahre 1885
von l,9-}9.47ü Menschen bewohnt. Die Vieh-
xiblnng von 1883 ergab einen Bestnnd von
383.535 Pferden, sei.üü Ilanpt Kinrlvieh.
1.413.820 Schuten, G!ü.'j:»ä Scliweiueii und
i4.02i Ziegen. Auf i km* entfielen damals
10 4 Pferde, tt k Binder, 38 2 Sctiafe,
Schweine nnd 0*4 Ziegen. Anf 1000 Bin<
wohner kenmiieii lOH Pferde, ii'i Kinder,
729 Schafe, 3lü iS< iiweiiie nn<! 7 Ziegen.
Die Provinz t>stj.ien<seii liei:t im nord-
deutschen Tieflande, bildet aber durchaus
Iceine vollständige Ebene, sondern bildet eine
i:ri>>se .\hwechsiung von UQgelland und elienen
Flächen mit verschiedenartigem Boden. Ein
inrosser Theil des Landes ist reich an Seen,
.Surnpfstrichen und grossen Wald'inircii mit
zum Tli' iie schönen Bestünden von Kieiern
nnd Huthtannen. Unterhalb der Stadt Tilsit
erstreciit sieb eine fruchtbare Niederung mit
prlchti^en Acker- and Grasfl&ehen. Das
Klima ist gesin^!. witm anili <'tiv;i> zu
nennen. Die miuleie leuiperatur vlt» Jahren
stellt sich aul 4'7°C Die jährliche Regenmenge
ist nicht gering, beträgt etwa 53— Ü!' iniir^.
Ackerbau und Viehzucht bilden die Haupt-
>'rn erl.rs'[tli'lle \\-\ Jiiitiu'fii lievnlkei niii::
Leute bescbiittigen äich auch mit der Schitf-
fahrt, dem ScniiFbaa, Handel nnd Gewerbe.
Der Cirossgrundbesitz ist in • ».=tpreussen
nicht so stark vertreten wie in ilcu librigen
nordöstlichen Provinzen von Preussen.
Auf den eigentlichen üauernstand mit
GrandstScIcen von 8 bis 80 ha Iwmmen 4ö'';o
von der Flüclie des IfindUchen Grnndbesitses
überhaupt.
Von der Gesammtfläche der Prorini ent-
falle!) :;i-8% aaf Acker und inirtt-n. IS'V,
auf Wiesen, 10*8% auf Weiden unü 17 '»" o
auf Waldongen.
Die grössten Ackei-flSchen besitzen die
Kreise der Küstenebenen PÜtJlicli \omPregel.
und hier timii-t sich gewöhnlich aucli die
JrOsste Fruchtbarlteit des Bodens; es werden
aselbst in manchen Jahren schfto« Ernten
von Weizen, Itoggen. (Jfrste und Hafer ge-
wunneu. Die Kartoffeln bilden an den meisten
Orten die Hanptfmcht der Felder. In einigen
Kreisen werden auch grane Erbsen mit gutem
Erfolge angebaut. Der Flaebsban ist haupt-
sächlich in Ermelaiul von Ke^leufunt,'. Die
schönsten Wiesen und Wei«ietlacheu trifft
man am Pregel bei Königsberg, sowie auch
in verschiedoiieti Kreiden iL's Kejiierungsbe-
zirkes Guuibinneu. In jener Gej^einl linden sich
die vortrefflichsten und raschesten Repräsen-
tanten der oiitpreussiscbeu Fferderasse ; diese
liefert (neben der hannoverschen) die besten,
•'(leisten Pferde des ganzen Königreiches, und
iilljuliflich koüiniea eine grosse .\nsahl iscliöner
Thicre in den Handel. Ostpreussen erzeugt
hauptsächlich das Material filr die lUiterei
der Armee, daneben aber auch manches
schöne Kutschpferd für tlm < M'bnitich in den
Grossstädten. Im Marstalle des Kaisers zu
Berlin sieht man nielirere der prächtigsten
Viererzüge, welche in jener Provinz geboren
und aufgezogen wurden. Ebenso gibt es in
Ostpreussen ganz ausgezeichnete Reitpferde,
welche sich durch schöne Figur und grösste
Oangiglceit ansxeiehnen.
^^ehwarznecker beschreibt difselben fnl-
gendermassen : „Das edle lieilplerd i-t I
bis 170 m hoch und besitzt runde, gefällige
Cuntouren; ein starker Ausschnitt uuter dem
Vorderltnie nnd daher Xeigun); zur Knie-
hängigkeit beim Gebrauch war fr ilier luv« h-
greifender zu tinden als jetzt. Für die .\rmoe
ist diese I'rovinz die Haaptremontirungs«
quelle, indem sie von den jährlich erforder-
lichen 700« Pferden allein über die Hälfte
liefert: es dürfte jedenfalls interessant sein,
festzustellen, aui welchen Blutingrediensen
diese dauerhaften nnd Toraarlicben CaTallerie-
pferde liervrirf^egangen sinil nnd da sie auf
irakeliuca Ai> .Ausgangspunkt liinvveisen. m.>
dürfte es vor .\llem nöthi^ sein, aber die
dortige Zächtnng alles Wiebtigere in er-
fahren* fs. auch unter Traltehnen).
H. V. N.itbtJäins nimmt an. das» sowohl
in dei» giosjsct ■» Privatge Stuten wie in <Iet
Kleinzuciit Ostpreus^ens das englische Blut
überwiegt : er berechnet sidches auf reichlich
die Hälfte, das orientalische I^lut nnr auf
ein Viert. ■!. « iln.'Uil ilei liest auf das lithaui-
sche Laudpferd tuUeu würde, dem jedenfalU
manche Eigenschaft edlen Btntes ingesebrie-
ben werden muss.
FtJr das i^oldatenpferd sind Genrig>aiii-
keit. Schnelligkeit. Gewandtlieit. Zäliigkeit und
.Ausdauer ohne Frage sehr wichtige Eigen-
schaften, und diese alle besittt der Ostprensi^e
sein hlibseh vereinigt. 8ein Temperament i^t
lobenswcrth; es verbindet sich bei ihm ein
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OSTRACODA. —
6-SZÖNY.
43»
hoher Grad von Santtmutli mit der iiOthigen
Lebhaftigkeit; nuiche dieser Pferde besitzen
ein feurigeo Temperament uod erfordern kQhne,
gewandte Reiter. Im üroteen nnd Ganeen
iiiurlit aber das Aiuoit< ii Jor Jungen Pferde
Ostpreusscns iteine grossen öchwierigkeiten
und selbst der Recrat wird bald mit ihnen
fertig. .\m meisten blßht die Pferdezuclit in
den Kreisen Gumbinncn, ln^t>>l Imrg, Stüllii-
Sönen, Darkehmen, P.-llkalltn und Ragnit:
ort finden üch auch melirere der «ohömtten
Privatgeatate, wie s. B. die des Herrn
V. Sliu. ken in Tiir|iuts(;li<.'n und JuIionMde.
%", Fulirenheit in AMgiT;n>|> und Ikinnhtien,
Dressier in Schreillangken, v. Bujak in Med-
naisgken, Werner in Aiablack, Brandes in Alt-
hof n. A. Herr Nenmann sieht in Wedem
Icrtfti^e Wagenpferde. P< i Graf v. Lehndorif
in Steinort und Herr v. Simpsuu in Georgeu-
bnrg zitlicn V(dlLdutpferde: viele derselben
haben auf den Kennbahnen durch ihre gros-
»en Leistungen Bewunderung erregt und ihren
Besitzern grosse Preise eingetragen.
In den Niedemogen bei Memel und TiUit
wird ein schwerer Wagenseblag geiOcbtet, wo-
hingegen in Lithauen und Mnsuren ein kleines,
kräftiges Pferd gezogen wird, das zwar häufig
etwaä dickkopßg und kurzhalsig erscheint,
sonst aber gans hfibsclie Leibesformen zeigt.
Die Ton den kOnifjrlichen Landbeschftlern ge-
fallon. II Fohlen wt^nlcn mit i-lwr (unt^'n nimk'n)
Krone gebrannt, und em ist dieser Brand uft-
inals eine gute Rmpfehinng fOr die Remoote»
ankaufscommissit'iien.
In der neueätüii Zeit hat in;in in Ost-
prcussen ein Stutbuch filr edle^ Hultjldut ge-
grOüdet, in welcbes bis jetzt (läö9j schon
699 Stuten aufgenommen werden konnten.
OsfracO(la(von oaToaxov.Scliale, Scherbe),
sc. crustaiea, die Muschelkrebse. Auacker.
Ostranit, ein dem echten Zirkun in seinen
Eigenschaften sehr nabestehendes Mineral
(«. Zirkon). leeÜuk.
Ostregger, 'in lichtbranner englischer
VuUbluÜiengst, gez. ISÖS in Kn»land von Mr.
G. Bryan v. Stockwell a. e V« nsi(in-Stute.
Derselbe wurde während seiner vierjährigen
Rennlautbahn iUmal tresturtet u. zw. im Jahic
<86i siebentiKil und im folgenden sechsmal.
Hiervon gewann er im ersten Jahr die fidon
Stakes tn Goodwood nnd wurde zweimal
r>rittf*r, im nächsten Jahre brachte er ein
liuiiüicap-äweepstakes zu Neivniaiktt sieg-
reich heim. Im Jahre i86{J gintr Osiregger
Slmal und dem darauffolgenden iämal an
den Ablanfpfosteo. Bei den Yersuehen im J.
blieb er sechsinal Sie<,'er, fünfmal
Zweiter und viermal Drittel, ebea&u siegle
er im J. 1867 sechsmal und eroberte sich da-
neben drei zweite nnd vier dritte Platze.
Zu den beiden letztjährigen Siegen zahl-
ten: das Chelmsford-Handicaii, ein Handi-
cap zu Goodwood, die Champagne- und ein
Sweepstakes su Brifhton. besw. ein Sweep-
stakes zu Newmarket. ein ^f^fch gegen Knight
of the Garter, die Triul-stakes. zu Ascot, die
Sandown Trial-stakes zu Bath und Somerset
und die Craven-stakes zu Goodwood. Nach
Schhiss der Rennzeit 1867 wurde Ostregger
von Colonel Aisley um 3i5i PTnild Sterling
angekauft und nach Kisbär, Ungarn, gebracht,
wo er Tom Jahre 1868 bis sn seinem Ein-
gänge, im Jahre 1S8I, als Beschäler stand.
Die Einwirkung des selten schCnen Hengstes
mit ausgezeichneter Schulter, Brost und
Widerrist, trotz seines iOmalifren Kennens
völlig reinen Knochen und Sehnen, ist auf
die VoUblutzucht nur gering geldieben, da es
seinen Nachkommen an Herz fehlte. Dennoch
hat er flir die Rennbahn Pferde wie: Wbim.
Harmat, Lühancr, und solche, die sich als
Vnterpferde au»zeicbneten. iu Dagmar, Arzsi,
HirnOk, Ootrigger nnd Csapoddr erzeugt.
Weit erfolgreicher ist nun aber Ostregger's
Einfiass. trotz seiner verhftltnissm&ssig ge-
ringen Fruchtbarkeit, auf die üalbblutzucht
geworden. Hier vererbte er durchschlagend
seine Schönheit, so dass die meisten der nach
ihm gefallenen Fehlen entweder al- Be-
schäler oder als Mutterstuteu Verwendung
finden konnten. Grassmann.
Ostrizwurzel. Pri>vin/,ialau>druek für die
Meiäterwurzel, Ostruthium Imperaturia (bi^lie
Imperatoria Ostiuthium). /' ;'•/.
Ostrow in Russland, unweit von Moskau,
diente als Be>itzuag des Grafen Alexis Gri-
goricvitch ( Mlew-Tchemcnsky zum ersten Anf-
stellungsort des nach seinem Begrtinder und
langjährigen Besitser genannten nnd wegen
s' iner hervorragenden i^ucht so berühmt ge-
wordenen Ovlow-Gestüts (8. d,). Grassniann,
Oslrswtkl, E., Director der Teterinar-
schule in Warsehau (1840). nachher Profes.sor
der Veterinurschule in Charkow (1H40J, gab
1850 in Warschau ein Lehrbuch der prsiktt»
sehen Veterinärchirnrgie heraus, Semmer.
Ostschweizer Vieh, s. Schweizer Vieh-
zu. iit
d-Sitfiy, in Ungarn, C'oinitat Kutnarom,
int ein der Frau u^za v. Adam gehöriges
Gut. Dasselbe umfasst ein Flftehenraum
von 8000 Joch (= 2723-84 haj.
In 6-Szöny soll früher ein GyOrgy'schea
tiestüt lie.-tariiieii Inibi'n. Gejjenwlirtio' aber
wird liier ein suleiieü aeiteua der zeitigen Be-
sitzerin unterhalten. Letzteres soll durch Pferde
aus dem gräflich Zicby'schen GestQt zu Lang
(s. d.) hervorgegangen sein. Sein Gesummt-
be-tand zählt einschliesslich der in der Arbeit
äteheuden Pferde 70 Köpfe. Hievon sind
i Beschäler, deren einer ein englischer Voll
blut-, der andere ein ebensolcher Halbblut-
hengst ist. Der Mntterstntenstanm besteht
aus Hl Stuten, die alle dein eni:liseben Halb-
blut angehören und vuu brauner Farbe sind.
Ihre Nachzucht beläuft sich jährlich auf io
bis 18 Fohlen. Dieselben werden in Boxes
gehalten und empfangen nach dem Entwöhnen
neben Hafer nnd gutem Heu auch wohl rohe
Rier. Später wird ihnen neben Heu nur einiger
Hafer Terabreieht. Wftbrend der Bomneneit
werden alh' Fidilen bis zu ihrem vierten
Jahre geweidet, dann aber im Reit- und
Fahrdienst aneebändigt. Die über den eigenen
Gebrauch vorhandenen Pferde werden als-
i8*
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m
OTA. — OTl'ENDY.
«lann verkauft und für sie Preise von 700 bi^
1000 il. erzielt.
Die Leitong des Gestüt«, fttr welches
5 besondere l^rter gehalten werden, ge-
schieht durch den Vi.Mw;ilt.r 'Ih> Oats, z.V..
Antun V. £bcrling. Ein Krandzeichen kommt
Ar das QeatQt nicht in Anwendung. Gh.
Ota (von 0-};, iliTÖ«, Ohr), die Oliren, die
Henkel an (leflssen. Anacker.
Otagra (von mta, Ohren: «Ypa, (Jicht),
der Ohrenschmen, die Ohrenbremse. Anr.
Otitt«, OhrlHden. enwngt dnreb Spalt-
pilze. 1*1 i il' n ctteri^'. n etc. Entleerungen
und Ausscheidungen wuidea verschiedene
SpaltpÜM gefbndeti. So namentlich Diplo-
eoecas pneomoniae, Bacillos pncnmoniae,
Clostridinm botyrienm, das Bnttersäurefer-
!aent, ferner Stuphylocuci us ^ly iir- in s aniu-,
aurens nnd citreus. Die Falle sind indoäsen
nMh nicht ir«nilg«nd gdcllrt, s. OhrentsOn*
dnnp. ffan.
Olollthensäckchen. s. <)hr.
OtomykosiS, <)';n|)il /.leiden: Krankheiten
des Ohres, erzeugt durch Schimmelpilze. Je
nach der An de« in Pracre kotomendett Pilzes
unterscheidet man die Otornyko.sia nncorina
von der Ot. aspergUlina u. s. w.
1. Ototnykosis mucorina. erzeu>^t
durch Mucorarten: Mncor Muccd» Mnip.. M.
raeemosnü Pres., M. stolonifer Khrbi,'.. sodann
M. rhizop'Mlii'.inj)is I/.lith.. M. 'Mrymbifer
Lichth., .M. j*u^i^iilas Link, .M. raniosus Liiidt,
IL septalus Bezüld (s.d.). kommen hier be-
sonders in Betracht. l>ii -rllien finden sich
unter ,Mncorini" (s. d.) kurz beschrieben und
zam Tfaeilc abgebildet.
%. Otomykosis verticillina s. gra-
phiina, eneni^ dnrch Verttcillinni Graphii
Harz et B'^/nM nnd das damit zusammen-
hangende *nap!iium peniciUioides Crd. (s.
Verticilliani ) [K. Siebenmann. Neue botanische
und kliniache Beitrage zar Otomjrkose, Wies-
baden \vm, p.
3. Oi.imykosis aspergillinn, erzeugt
durch veiscliiedene Arten von Aspergillus.
So namentlich A t iiaii^atus Fres., A. ni-
<4rescens Robin, A. iiidulans Eidiim, .\. tlaves-
cen8 W'edren, welche sieh oben (s. Aseomycetes
und Eiirotiuiii) b-'schrieben tindcn. Der in-
zwischen hinzugekomiQcne Aspergillus
(Sterigroatocrstis) nidnlans Eidam oeaitzt
folgende Ei_'i nfliümlichkeiten:
Steriginen wie hei A. uigresceiis ver-
aswei^; Oonidien kugelnind,di« endstftndigen
zuweilen etwas verlftngert, das Exosporiuni
thells ganz glatt, thefln sehr fein punktirt,
', '11 '.'elblichgrOner F;irl>c, vorwieg inl ;1 im
iJunhme'^ser, Die Ui.nniien keimen und ent-
wickeln ein reiches Mycel schon bei gewöhn-
licher Temperatur, aber besser b i h'liercr
Temperatur: nameiitlieh noch si^Iji ^\it bei
38— 4i° Der A»i>ergillus nidulans steht
hinsichtlich seiner Färbung alten £xem|>laren
Ton A. irlanena etwas nahe, anterscheidet
sich jedoch von ihm durch die verzweigten
Steriv'men und anders be.schallenes Eurotium. 1
Audi besitzt er jenem gegenflber ein ZWerg-
haftes Wachsthnui, Die gonidientragenden I
U_\pben sind hochsuii» uU — obniiti IhcIi.
8 — 10 ;i. dick, steif-aufrecht. Die in Masse ab-
geworfenen oder angeb&afteo Oonidien s^en
röthlich-graubrann an«. Die AseofrOchte sind
iiii'lit tr--]. wii- Iiri AspTTirillii- <,'l;iin"i-. < »-
dem nestartig in eine Umhüllung eigentiiuni-
lich gestalteter Hyphen eingebettet.
Ttie Ascosporen sind kurzoval, glatt, mit
starktr purpurfarbener Aussenhaut verseilen
5 ji lang, 4 |i. breit.
Ausserdem dftrfte noch zn beachten sein :
Aspergillus «nbfuscua Olsen. Rasen
olivi'iip'lb. in^ Srlnvarze spielten,! ^lyrrlffuIiMi
weiss, plump, Ittäi »o dick als die aulret iUtii,
gonidientragenden Hyphen. Diese 0'3— O'i mm
iioch, die 10 — 20 a dicken Köpfchen sphärisch,
von ca 30 (i Durehmesser. Die leicht kielfttrmi-
gen Steriginen gehen nulialartii; ;iiif ilni' ii
sitzen die kleinen einfachen SterigHi.n. w« !-
ehe glatte, grünlichschwarze, 3^3 5 ;> i:r sse
(ionidien in K- tfenfnrm tragen. .Sclei"ticn
und Eurotien konnten nicht erzielt werden.
Bei 15 — 'MV wfichst der Pilz langsam, da-
gegen gedeiht er sehr gut bei 37 — C.
Dies« flelchfalls pathogen« Art ist etwas
weniger gcffihrlich als Asp. funiigatu« un<l
Asp. flavescens. ca. 100 Millionen Gonidien
scheinen die untere (irenze zu bilden, bei
welcher die inficirtcn Thier« ausnahmslos zu
Grunde gingen; dürfte sicher «nch im Gehttr-
gangc noch aufgefunden w ri l- n.
4. ütomyküsis penicillii'idca. >'>ieben-
roan 1. c. p. 82 fand hiebei einen dem ge-
wöhnlichen Penicillinm «jlnucum sehr ähn-
lichen, jedoch wesentlich kleineren Sehim-
melpilz, den er als Penicillium minimuni
bezeichnet. Die Oonidien dieser Art er-
scheinen in dicken Lafen brannsehwars (von
der Farbe ^f-^ \<\<cx'z\V.n^- rii^rrescens). I)a^
zarte, verzweigte, farblose Mycel ist septirt
ca. S iJL dick. Die verästelte Hyphenspitze (dei
Pinsei ohne Oonidien) ca. 20 p. lang, die
Gonidlen kugelrund, von 4*S— 3 p. Dnrch-
iiiesser. Die Septiiung der Hyphra erfolgt in
.Ab.stitnden von ca. 6 ji. I/urz.
Otorrhoea (von oj;, Ohr: y>\. Fluss),
der Ohrenflus'-. der Aosiittss ans dem Ohre,
s. Ohrenentzündung. Antu^rr.
Ottenby, in fschweden, liegt auf der
Sttdspitze der in einer Entfernung von It km
vom Festlande ans der Ostsee sich erheben-
den Insi'l Oeiniii^.
Uilenby i.nt eine königliche Domäne und
dient 2ur Unterhaltung elMS dort bestehen-
den .Staatsg«>stütes. Die ganze zu diesem ge-
hörende Fiaclie uinfasst bei (JOGG Morgen =
|.';3F9J ha, von 'iciiiu l?<oii Morgen ^-
4Ö9 Ö« ha Ackerland, 2300 Morgen — öÖr äib»
gutes Gras und Heu liefernde Wiesen sind,
während der Rest von 1900 .Morgen =
4S.-J l0ha Weiden i<il'ien, die theilweise mit
mehreren kleinen Waldparzellen bestanden
sind. Der Boden besteht, da die Insel ein
ans dem Heere gehobener Kalkfelsen ist,
auH feiner Kulkerde und ist daher dem
Wachsthuin gewisser BiM]enerzeugniä:ie sehr
günstig. Die ganze Domäne ist dnrch eine
3 m hohe and 2 m dicke Maner, welch« ans
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OTTEB. — OTTRRKBIS^i.
4a7
Kalkichieferstcinen aafgeftbrt ht und tiic}i
quer über Hie Insel erstreckt, von dem Abrigen
Tln'il v'.-r-.'llii'u u1>;:>^<' lilussen, 'iii Ottenby
«Uedem als \\ ildfKuk cjiente, der mit iSchwarz-
nnd HocliuiM hescut war. Ersteres ist dort
pegeiiiviirtig nicht liU'In v ili.iii,Itn. wahrend
das Hochwild nucii in uiiicm .Slatiim vuu
etWn 100 Hirsrhen gepflegt wird.
Dftä Klima i»t achr wechselnd. Wenn
hier auch zuweilen heftige St&rm« wehen, to
ist e.- im Gair/<n doch infolge der Meeres-
eintlü-ise bei weitem nicht so hart und kalt
wi*- in den in gleichem ]{reitegrad liegenden
Gegenden de« Festlande», so das$s Ottenby
d«r Pferdexnebt rerhSltnissniässig günstig
gelegen ist.
Der gesammte Uestutbcstand enthält
etwa iOO Pferde. Hcng.stc sind 12 Stück,
u. zw. 4 Hanpt- und S Landbeachäler. vor
banden, Di. Zalil vi<ji Mutterstuten bcUiult
sich ;nii iö hi-, .jd Stück. Der verbleibende
Tbeil wird von jungen Pferden ausgemacht.
Die Pferde sind fast darebgängig englischen
Halbbluts und gehören dem l{eit- tni l leichten
Wagcnpferdschlage an. Hin und wieder be-
findet »ieb ancli ein Thier duwisehen, das
sieh zvxa Carossier eignet.
T>U jnn^ Aufzucht dient in erster Linie
d<'r \'i.i;/.;iiili>rt'i li:iltiiii^' dt's (M'stüts. diirauf
werden die hiezu nicht erforderlichen Thiere
im Alter von drei Jahren in jfthrlich abge-
haltenen .\ui tii)n(>n verkauft, auf denen sie
xum weiiau» giu^sten Theile als Officier-
ReitpferJe oder zur Vollzahligerhnltung des
königlichen Marstalls erworben werden. Der
Nntzen des Gestftts flr die Landespferde-
znoht ist daher ein Terfaftltnitsinftssig ge-
ringer.
I'ie Gestütverwaltung, an deren Spitze
2ur Zeit der Hvf^tallmeister (Jraf F. Posse
steht, Ut dem Oberütallmeisternnit unter-
stellt. Zum Personal .l. - Gi'>tüls irchiiren :
I Herciter. 1 Veterinär.irzt, i liechnungs-
führer. Di älter»' und (! jüngere Stallknechte.
Der nicht unbedeutende landwirthschaftliche
Betri-'b der Domäne ist eng mit dem Gestüt
verbunilen. Ein dem (ie.siütdirector unter-
stellter Landwirthscbafttinapector f&brt den-
selben in allen seinen Theilen.
Was nun die geschichtlichen Einzelheiten
Ottenbys betrifft, so ist nur bekannt, dass
liier Ix-reits unter der Regierung des Königs
Karl X. Gu>tav von Pfalzzweibrücken (1(»."U
bis DitiO». welclier Fiyinge (s. d.) gründete,
ein köniu'li iii - I ii stut vorhanden war. l'eber
dessen Umfang wie über die Art der Pferde
weiss man jedoch nichts. Im Jahre i6ß0 war
das «iestüt aber schon wiclor anfLri-hriHen
und Ji»- Domäne venuulilet. Einer der
letzten Pächter, ein v. HokendortF, hatte hier
in den Jahren 1780 — ein ziemlich be-
deutendes PrivatgestQt, dessen Pferde der
damaligen Geschmacksrichf tiiii; < rifs)irechend
meist rigerfarbeae. do<"h zaln' und abgehär-
tete '1 hi»^r>' waren ond einen namhaften Theil
oilen Ülutes bcsassen. Bas heutige Staats-
gestät wurde im Jahre 1830 neu errichtet.
Di« GestQtsbaultehkeiteß sind alle in
I dem Jahre liS7| von Grund auf neu aufge-
filhrt, da in demselben Jahre ein Schaden-
feuer die siwumtlichen Gebäud.' uiil St; !
lungen einilscherte und so den alten Gestüt-
hof völlig zerstörte. An Pferden verursachte
der Brand keinen Schnl- ii. dn iille gerettet
wurden. Die heutigen iieLuude sind aus
Kalkschieferstein hergestellt und namentlich
die Stallungen recht gut und praktisch ein-
gerichtet. Gratsmann,
' Otter, 8. Kreuzotter.
Otterberg-Gestüt. Hei otteiberg in
Bayern, Kheinplalz, war in der Nähe der
heutigen Burgruine Otterburg nach einem
im Jahre 1.^94 an den Kurfürsten von der
Pfalz (M statteten Bericht bereits unter dessen
Vorfahren ein sehr urofuugiicbeSf wildes Ge«
stüt. Dasselbe hatte den karnirstlichen Har>
stall mit Beit- and Wageopferdf n rn ver-
j sehen. Gru:-äiHunn,
Otterhund (Canis rertagns, hybridus).
Dieser Unnd, den wir nur ans einer Beschret«
bung und Abbildnni; kennen, die Ladw.
Reichenbach ntif h riner ihm gewordenen Mit-
theiluug des bekannten AmerikareiMenden
Bromme znr Veröffentlichung brachte, könnte
— wenn er wirklich existiren s<dltf —
nur für einen Bastard angesehen werden, der
lus der Vermischung des krummbeinigen Dachs -
hnndes mit der brasilianischen Fischotter
(Lutra brasiliensis) hervorgefangen ist. Er
siill in vtrsrlii'^denen Gegendon vnn S*id-
auitriku, am iiuuiigstcn jedoch auf den kleinen
Antillen vorkonnnen, ursprünglich aber nach
Brommc's Verumthung aus China oder Guinea
stammen. Die Körperlänge wird auf 4%
Schwan /länge auf ' Fuss angeirebcn.
Die uhrca sollen »ehr lang, breit, abgerundet
und vollkommen hängend sein, der kurze, dicke
Hals mit dem überaus .stark gestreckten Leibe
fa.st in gleicher Ebene verlaufen und die sehr
kurzen dicken Beine, vtm denen die vorderen
vo llkommen gerade sind, werden als fünfzehig
geschildert, die Zehen aber durch lange
Sclnviinniliant ' mit einander verbunden. l>er
Schwau/. wird als ziemlich kurz, doch am
Boden schleppend, sehr dick and flachgedrückt
bezeichnet, die Kör]>erbehaarung kur<e, dicht
und glatt anliegend, die F&rbung als ein-
farbig dunkelbraun .
Otternbiss oder Vipembiss sind in
unseren heimatlichen tiegenden zuweilen Thiere
ausgesetzt. Die Kreuzotter oder Viper (Co-
luber Berus und Vipora Redii) hinterlässt
punktförmige Bisse, die je nach der Menge
des in die Bisswunde eiudie^sendeu Giftes
und der Indiridnalitftt des gebissenen Thieres
mehr oder w«>ni_rir heftige Er.scheinungen
einer Vergiftung' nach .sich ziehen Der Biss
nichtgiftiger Schlangen hat die Form eines
Zickzacks. Das wasserhelle Gift wird von
zwei Giltdrflsen abgesondert, deren Ans*
führungsijänire in den buhlen 'iilrruhn auf
jeder Seite dc^ Oberkiefers einnuintion. Etwa
eine Stunde nach dem I5is.se stellt si«!i Kwwkt
schmer/ende, brennende, geröthete Anschwel-
lung ein. die sich von der Bisswunde aus
weiter auf den KCrpertheil ausbreitet, wobei
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OTTERWURZ. — OVA GALLINACEA.
die Gebissenen von Matti2;keit, Angst, Seliäu-
meil MS dem Maul<>, Zittern, l^ebelkeit,
Dyspii - ' 1 •liL'iiiU'iii Herzschlag, Erweiterung
der Pii( ]lit-. i'iurrhfle und Fieber mit kleinem,
leeren Pulse befallen werden: sie können
schon 1—2 Staodeo oder in einigen Tagen
nach den Bisse sterben. Am geflOnlichsten
ist dT Otternbiss Schafen iitnl Rindein:
Schweine und Hunde werden davon am
wenigsten affleirt, immer aber lifingt seine
delet&re Wirkung von dem Saft- und Gef&ss-
reichtfanm des verletston Kömertheiles ab,
weil in ihm da- (iilt leichter ri sarl)irt wini.
Hatten. Oberhaupt kleine Thiero, sterben ge-
wöhnlich schnell, bereits einige Minuten nach
demBis-f. l^<■i^tl^n8 wird die Hisswunde nicht
in den Hiiarcii aufgefunden, mdca leitet die
schnell sich ausbreitende Geschwulst, welche
von den Extremitateo des Körpers auszu-
gehen pflegt, bei dem Vorhandensein obiger
Symptome Ii;i!fl atif di.' richtige Spur. Häufig
werdcii die an gebiischreichen Stellen wei-
denden Thiere in die Nase, die Lippen oder
in die Zunge gebissen: der zweite Biss ist
weniger gelährlicli. weil bei ihm die Gift-
/iihne nur wenig Gift enthalten: am gefähr-
licliäten soll der Biss einer brünstigen Viper
und während der heissen Jahresseit sein.
Bei der Section der am J^r'hlan^'-nbiss vcr
endeten Thiere findet niati auoser ilvu Er-
selieiiniiiiren der Asphyxii' in dem geschwi.l-
ieaea Tb<:ile ein gelbliches Seram in das sab>
entane Bindegewebe nnd swiaehen die Welch»
tlieile ergossen, diese geröthet, die Lymph-
drüse« ijeschwoUen, di« Muskeln raOrb und
erweicht, das Blut dimkrl und flassig, anf
den serOsen M&aten kleine Blutextravasate.
"Die Redt'sche Viper haust in Frankreich,
nc-t'-rivirli Ttalifii ur\<\ in der Sclnvciz. die
Kreuäotter (Kupferschlange, gemeine Viper)
in Deutschland, sie wird am hSafifsten in
den Waldongen und snmpficreii Districten
Thüringens. Schlesien:» und Uuyerns ange-
troffen.
I>ie Unterbindung des Gliedes vor der
gebissenen Stelle verhindert die schnelle Anf»
.saugung de- Giftes. da.sselbe ist mitte lst Ans
drückens oder mittelst Srariticationcn oder
Krenxsclmittes in die Wunde mit dem aus-
flieasenden Blute möglichst zu entleeren und
dnrch Auswaschen mit Harn, Branntwein,
a>:-''r etc.. lu'sser mit Saliiniiki,'' i^t oder
verdünnter Carbols&uro zu entfernen and
damit die Wnnde m htzen. Wo es die Um-
stände gestalten, kann die Wunde mit d* m
Glüheisen ausgebrannt werden. Zu Antiiloti n
eignen sich innerlich verdünnter Sülmiakgeist
oder Chlor, Jod nnd Broukalium, der Salmiak»
geist kann auch, mit drei Tbeiten Wasser
verdünnt, direet in die Venen injicirt wer-
den. Anaiker,
OttMnrart oder WiesenknOterieh, auch
Uirschzunge oder LSnimerblatt (Polygonuni
Bistorta) genannt. Zu den I'i)lygoneae gehörige
sehr gute Wiesenpflanzr. w:i. list j. d li
nur auf feuchten Wiesen. Liefert auch in
ihren linglieb eifißrmigen, am Rande etwas
gewellten, iO— IS cm breiten Blftttem ein
sehr frühes, schmackhaftes tiemOse, das (nach
Entfernung der mittleren Mattrippen) wie
Spinat zubereitet wird. Pott.
Otto, A. W., Dr. med., Professor zu
Breslau, gab {814 ein Handbuch der patho«
logischen Anatomie der Menschen und der
Thiere heraus. Stmmfr.
Oulad-Nayl Ui eine der besten Baasen
der im nördlichen Afrika, der Berberei. von
den Beduinen des gleichnamigen Stammes
gezogenen Pferde. Dieselben sollen sich wegen
ihrer Sehneiligkeit, Ansdaner und Genftg*
samkeit ansieichnen (s. Berberpferd). Gm,
Onnze. Unze. Englisches Madidnalg«-
wicht s Mcdicinalgewicht.
Outsider, englisch, eigentlich — Partei-
gänger, Extraner. bezeichnet in der Turf-
spndie ein Pferd* dem für ein Kennen ein
nnr sehr geringer oder wohl gar kein Theil
diT Aussicht auf <len Rrfolc; zu^rTiio-'-n und
das daher nanuntlich von dem wetionden
Publikum wenig beachtet wird. Der Outsider
bildet sonach gewissermassen den Qegensats
zu Favorit. — In gut besetzten Feldern eines
rCennens pflegen gewöhnlich mehrere Outsiders,
d. b. solche Pferde vorhanden zu sein, die
fast aussichtslos an den Stwt gehen.
,\urh fBr rindere Wettrennen als die-
jenigen diir Pferde, z. B. für Bootsrenoen,
wird die Bezeirhnuag Oatäder in gleichem
Sinne angewendet Grassmuttn.
Ontomr-olitlN», englisch = Erfolg des
Outsider, bezcii liiif t im Kennbetriebf. u. /w.
bezüglich desjenigen .Mitbewerbers, auf welchen
dieser Ausdruck angewendet wird, dass der-
selbe nahezu ohne jegliche Aussicht anf
Gewinn Iftuft. Am <:r»>bräuchlichstcn ist dies<»r
All 'v:: 1 I i I II W, :;ri'nii*'ii iLt iTcflp. '//.-.
Ova gallinacea, Hühnereier. Die Eier
von Phasianus Gallas (Gallus domesticna)
tn st'^luMi. Vi. II «I.-r tianptsächlich kohlensauren
kalK enthallciidt'u Schale (Testa Ovi) nnd
der Schalenhaut (Pellicula) abgesehen, aus
67V, Eiveiss nnd SS"/» Eidotter oder Eigelb.
Das Eiweiss enthilt 87% Wasser, üeber den
in hohem Grade vorhandenen N'ährwerth
s. «Eier" und „Eier als Futtfrinittel''.
Das Hühnereiweiss, Albuinen Ovi,
kann therapeutische Anwendung finden als
Gegengift gegen die meisten kaustischen
Stoffe, am zs^eckmässigsten in der Form des
Eiweiss Wassers (Orfila), Aqua albuuinat«,
indem 4— S Eier in lauwarmem Wasser (1 1)
trnr verrührt werden. Da Eiweiss <^■^X mit
liasen sowohl al« mit Säuren sich vorbiiiütt,
kann es »udi v ntheilhaft gegen Mineral-
s&nren, Atsende Alkalien nnd die meisten
Hetallsalse antidotarisch angewendet werden.
Fi-tner dient «l.is Ieir]it bescliafrii.iie F.:wci!.s
bei IhirchfiLllon und Uuhr der Säuglinge (zu
iO— 15 Eiern pro die mit 11 Wasser inner-
lich oder per clysma), suwie äusserlich im
Nothfalle bei Verbrennungen, schmerzhaftem
Decubitus (mit Fett als Liniment). I'li;iriii.t-
ceu tisch gebraucht man es zam Klären
trOber FlBaaigkeiten nnd nr Darstellnng
verscbledeaer MetallalbQminate.
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OVALIS.
- ÖVIBOS.
439
D. r EiJottor, Viti^llus Ovi, dient hänfig
zur EriiriliTunp von Säuglingen oder klei-
nen Hiui-itliierf'n, wonn ati<lere Xalirunt,'«-
mittel nicht ertragen werden, sowie bei
heftigen Darebflinett «h Denaleena mit
Schleim oder mit Rothwein. Aenssprlirli ist
er «jbenlalls sehr brauchbar bei Verbreniiun-
tren nnd Excoriationen fQr sich oder mit
Vittj fotten Oelen, i. B. mit BaamOl aoa
(Linimentain YitelH Ovi); phftmiMeti-
tisk-li Zinn Knmlsjiren von Oelen oder Harzen,
wubei 1 liieil etwa Theil Gammi arabi-
cum (gleich zn schätzen ist, also z. B. 30'0
Ol. Ricini, Vitellus Ovi Nr. 1, 200 0 Aqua.
Das Eieröl, Oleum Ovurum, ist nur dick-
flüssiger als gewöhnliches Oel und wird, weil
keine Vortbeile bietend nnd thencr. nicht
mehr angewendet. f'^iv/.
Ovall« (?<»n OTom, da* Ei), eimnd. 11 ip
tisch. Anuikci .
Ovarlaloysten, s Eientoekcystcn.
OvarlMlirinitbeltoii. Sie fanden bereits
in den Artikeln: «Eierstockblntangen*, ^Eier-
stockcyston", ^Eierstorkent.irtunj;-n". _Eier-
stockentztiudong^ , „Eierstockgesch wuläte",
X. B. Fibrom, Sarkom. Carcinom nnd Tnber-
cnlo^e und „Eierstock&cbwangenchaft" ihre
Beschreibung, wir Terweiaen deshalb auf
tliese. Biginsend id hier noch Folgendes bei-
gefügt:
Die Waseertacht der Ovarien, reap. der
«traarschen Follikel äussert sich bei den
Thieren als Geilheit oder Nymphomanie (s. d.).
.Als angebornc Mängel t>ind noch zu nennen
Maogel oder Verkammemng der Ovarien
nnd fehlerhafte Lage derselben fm Leisten-
oder Schenkek-analo. '>.ltcner im Foramen
ovale Ac* B<;ck«'n«i. Im Alter atrophiren die
Ovarii'ii uikI ii''g.'iieriren flhroid. Afiacker.
Ovariennntersioluiai, s. Uinterleiba-
nntersnchnng.
Ovarluai (von "vam, ila- Ei). Acx Ei<T-
behälter, der Fruchtknuten, il'-r Ei-rstuck
(8.d.). - i'A.'. /-r.
Overpaceit, enijliscli = überlauten, über-
angestrengt, d, Ii. iii spurtlicher Beziehung:, ein
PlerJ hat bei Aufbietung seiner ä'J8ser.-ttMi
Kräfte diese aber dasjeniKe Mass biuau«
angestrengt, in welchem der etwa eriielte
Vortheil in keinem Verhältnisse zu der in-
folge der Ueberanstrcngung erlittenen Er-
schöpfung oder gar dem Schaden steht. Gh.
Overtraitietf, englisch ^ überarbeitet,
tlbertrainirt (s, d .). Grastmann.
Overyaael-Viehschlag. Die liMllaniiisiho
Provinz Over^'ssel grenzt im Norden an die
Provinzen Friesland nnd Drenthe, im Osten
nn l Srtikisten nn Hannover und Westfalen,
im Süden und Sudwesten an Gelderlaml. im
Werten an die Zniil< rsec. umfas.'it :534.'j km*
(60- ISO Meilen) und wird von Men-
schen bewohnt. Der grQsate Theil dieser Land-
schaft ist eben und besitzt nur einige sandige
Hflgehflge: nur im Westen ist der Boden
ziemlich iruchtbar, sonst aber tind*»n sich da-
selbst viele Heide- und Moorflächen, welche
»m Ackerbau wenig tauglich sind, je-
doch gana hAbsehe Wiesen nnd Weiden fQr
das Rindvieh liefern. Die .\ckeriläche beträgt
nur 18%, die Obst- und Gemüsegärten um-
fassen 0-44. die Weiden 32 8 nnd die Wal-
dungen 5-3 Vo des ganzen Areals.
Unstreitig bildet die Viehsacht die Hanpt-
erwerbsipielle der Bevölkerung, wenngleich
auch recht viele Leute in Overyssel von der
Torfstecherei leben. Die wichtigsten Producte
des Ackerbaues sind Rogecn« Buohweixen
Gerate, Hafer, Kartoffeln, Flachs nnd Lein,
und es wer len dort hin und wieder gans gute
Ernten gemacht.
Die Rinder auf dem dortigen Sandboden
sind von geringer GrOsse, auch nicht beson-
der» hflbsch gestaltet, und stehen im Werth
dem Vieh der meisten anderen Provinzen
Hollands weit nach: nur auf dem besseren
Boden im Westen trifft man grosseres nnd
stärkeres Rindvieh. Di-- Farl>e der dnrtirren
Kinder ist vorwiegend licllbrauu oder fülb-
braun mit mehr oder weniger grossen weissen
Flecken. Schwanschecken sind selten. In der
Hilchergicbigkeit stehen die Kflhe ron Over-
yssel hinter den anderen holländischen Schlägen
ätthr zurück, auch lässt ihre 3Iaätfähigkeit in
der Regel viel zu wünschen übrig. Die armen
Heidbauern benätzen ihre Kühe und Ochsen
häutig zum Zuge, obgleich diese Tbiere bei
der Feldarbeit niemab viel so leiaten ver-
mögen.
Rühmenswerth ist die grosseGcnQgsarokeit
des dortigen Viehes; sie nahmen im Sommer
mit kärgliclteii Weidea und im Winter mit
etwas liou, Stroh von Roggen, Haler und
Bnchweisen nebst Küchcni^Allen fdrlieb.
Bei der knappen Bmlhrung ist selbstver-
stslndlich das Gewieht der Overys.sert.chen
Kühe immer nur gering; Hengeteld sagt, dass
ihr Schlachtgewicht swischen ISöundSSSkg
schwanke; die nengebecenen KAlber wOgen
kaum iS— tOkg und entwickelten sich meist
sehr langsam.
Die Milch dient grOsstentheils für den
Hausbedaff: ein kleiner Theil dersdben wird
verbuttert, tind es kommt immer nur wenig
Butter aus den Heidedörfern des Landes auf
die Märkte der Stidte Bnachede, Hengelo,
Deiden etc.
Die Bauern halten dort in der Regel nur
I, 2, 3, 4 bis 8 Stück Rindvieh, und sie
nennen sich glücklich, wenn sie diese leidlich
gut durch den Winter bringen. Die körperliche
Entwicklung geht bei den Stieren gewöhnlich
sehr langsam von statten: das erste Kalb
wird geboren, w<'nn die Kuh 3 oder \ .Tahre
alt i^tiworden ist. Die Ochsen werden vom
t, bis zum 6. Lebensjahre zur Arbeit benützt
und dann f "v giit wie möglich angemäjstet. In
der Neuzeit kuuimt in jener Gegend die Stall-
fUttemng mehr und mehr in G braueh. und es
Spielt dabei stets der Trankkübel (Sopketel),
welcher verschiedene Kraftfuttermittel ent-
hält, eine ero^se Rolle. /rcT'iJc.
Oviaria (von ovis, das Sehaf). eine Heerde
Schafe. Anafker,
OvlNa moscbatus, nordamerikanischer
Moaehuaoebs, lang behaart, aelbit daa Floti-
maol ist fast volliiommen mit Haaren be>
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440 OVIDEN. —
deckt Die Homer .sind uUwärts ^'eKraiumt.
nur die Spitxe ist sufgericiitct, « Wieder-
JcSucr. Ariimmtr,
Oviden, zoulog. Familie, (He Schaff and
Ziegen uiiiiassend, n , N h.' zu den hohlliOrni-
gen Wiederkiiuern gehören (■. d.). Koth.
Oirtdaotus (von üvum, dag £i; dncere,
führen), der Eileiter (s.d.). Anackn-.
Ovile (von ovis, das Schaf), sc. iNtubulum.
der ScbafetalL Amaektr. \
Ovlna fvon ovis. das Schaf) wird die I
.Sc iial j.uckc nly mphe, die damit nnsgc- j
lührteSdiutzimpfung der Schafe ^Ovination" I
geoannt Mit der Ovination will man die ,
natÜTliche Anlage der Schafe znr Pocken-
krankheit tilgen und den erhebii In n Ver-
lusten vorbeugen, welche die Erkrntikuiig der
.Schafe an den natürlichen Poeken in ihrem
Gefolu'':- Iiat. Man ist indes zu der üeber-
zeuguiij' cf'kommen. da-ss die Schutiiimpfung
die I'orki-ii niil«'r lini Srh;ili-n zi; onier sta-
tionären Krankheit inaciit, man beschränkt »ich
deshalb am besten auf die Nothimpfonit als ein
Tilgnngsmttt' l beim Ausbruche der nntilrlichen
Pocken. tJuUivirte Ovine erhält man durch
fortgesetzte Schutzimpfungen (s. Bchafpucken-
impfung nnter nlmpfDQg"}. Aiuuier.
OviNttio (von ovis, das 8cha0, die Schaf-
poekeniupAiDg:, s. Impfang und Schafpocken.
Anaekfr.
Ovis primigenius bezeichnet Professor
Oikar Fraas die Stammform unseres Schafes
nnd der Ziege, deren Ileste er neben Kno-
chen von Ijos primigeniuii, I!os Mson. Khino-
ceros und einem Bären iu den phOnikischen
Hohlen am Fusse des Libanon im Jahre t87S
ausgegr;ilM n li;it. l^.ir, Anerochs \mA Khino-
leros siijä btkaiuiUich keine ScUenheitf »
auch in den deutsrhen liohlen, und fand Fraas
flberüaapt eine Uebereinstimmung der Ver-
hältnisse in den syrischen nnd dentschen
Hohlen. Er legt jniiH Ii in-ho- n liTi' darauf
Werth, dass in den II Iii' )i am Libanon
unsere Hausthiore in giu--' i Anzahl anzu-
treflfen sind, womit auch die ganze Annahme
der Cnlturgeschichte flbereinstimmt. dasa wir
Iii ' ITiiiistlii. re von dorther bekommen haben.
Auch in den europäischen Höhlen Gndet man
Reste von Schafen nnd Ziegen nicht selten.
Nach J. F. Hrandt sind sflmmllichi' Soluif-
und Ziegenreste der postpliocanen Scliichten
Buropas als die eine» Cultarthieres ansQ-
sehen, da die wilde Stammrasse im Kankasns
und aaf den Gebirgen Kleinasiens nnd Per-
siens zti llanse ist.
N#lltek«ft flu AAlbMpolosi«, EUuokfte Bod L'i«raa)dcfat<<,
la7S. — rasrid» ruTopsifleh-SMilMiilifelM» SiiiiKaUiM>r-
f«aaa wtd ihr« BrcifhmiStfD ssn Uantehrii. von Dr. 3th.
k'r, Brandt nnd l>r. J. V. Voldrich, St. Prtpi«-
Ovulationsgrube, s. Eierstock.
Ovulum (von ovam, das Ei), das Richen,
die Samenknospe. Anatktr.
Owner, englisch = Besitzer, wird hftatig
anch im Deuucbeo bezflglich dc> Kenn-
sportM angewendet. Grasswann.
Oxalate (von ö-j;, scharf, sauer; äK«,
Salz), die oxal^auren üarnitcine. Atiaeler.
OXAUUU.
Oxalis, bauciklee. Von den (>\;iliucen
kommt nur eine Art in IJetracht, der gemeine
Sauerklee. Uxali.s Ace tose IIa L. X. ü
< Hasenkohle), auf Weiden, an feuchten Ge-
büschen. ;iui Rande voii Laubwäldern buutig
wttchäcnd. Attägeseicbnet i^t die Piianze
dnreh den Gehalt einer an Kali gebundenen
organischen (fetten) Siinre, der
Oxalsäure oler Klees&ure (s. d.),
Acidum oxalicum. welche ZU den stärksten
und deswegen giftigsten dieser Art zälilt und
schon in kleinen Gaben, ja sogar als neu-
trales Katriumsalz gefährliche Wirkuniren
hat, währi-iil .Ii- X;itrIinnv*>T-!>in.l;infri''!i .l'^r
übrigen organischen Suurta {> itr>jti(.'U-. Ajiful-,
Weinsäure^ keine toxischen Eigensfhaften
mehr besitzen. Die Kleesäure erzeugt Magen-
darmentstndnng, schmerthaftes Hamen.
Krämpfe. Schlafsucht. Verlust der Ueflexe
und Lähmung der Herzganglien und Cen-
traltheile des Nervensystems, nachdem Col-
laps vorhergegangen. Bei reichlichem Be*
Stande mancher Weiden und Wies»»n an
dieser I'iluii/i' ■■•\>-'v wciüi lüe Thift-' an-i
Hunger und in Ennanglung besserer Kräuter
viel Sauerklee zu sich nehmen, entstehen in
dieser Weise zuweilen heftige Diarrhöen,
selbst Vergiftungen, insbesondere bei
Si-hafen. ähnlich wie dies auch bei den
Ampferarten (Kumexj vorkommt, die eben-
falls dnrch reichlichen Gehalt an Kalinnt-
oxalat ausgezfiilimt sind nml welche bei
zahlreichem Vurkomnien als eine der Ur-
sachen der Entstehung von KnochenbrOchig-
keit in manchen Gegenden gelten. Pur ge-
wöhnlich sind indes OtalJ« nnd Kumex. wenn
sie, wi'- zuiii.''-t. iiielit iu üli-nriDssen Mengen
vorkommen, nicht gerade gefürchtet, im Oc-
g«ntheil können sie namentlich im jungen
saftigen Zustand*- nnr erfrischende, den
Appetit anregende Wirkungen haben. Oxal-
säure kommt auch (als ('aiciniii- oder saures
KaliumsaU) in anderen Pflanzen vor, ist
Überhaupt in der Katar sehr verbreitet nnd
geliinirt .'nfili die PHanzennahrnti:: :ii:ch in
den thierischen Körper, wo man sie beson-
ders in der (»alle, im Harn gelöst findet.
Ausserdem entsteht sie als Product der
repressiven Stotlumwandlung im Organismus
sfdbst, besonders ;ui^ der Harnsäure und
stets, wenn sie im Harn reichlich auftritt,
beweist dies, dass der Oxydationsprocess im
Körper eine Vermin '. r inrr erfahren hnr
f'ass sie gefährlich Uaiin h werilen könne,
indem sie im Blute sieh mit Kalk verbinde
nnd das so gebildete unlösliche Calcium-
oxalat in den Lnneenarterien Pfropfbildung
un i Frstirknng bedinge, hat sich al- Irr-
thum erwiesen, der Tod erfolgt vielmehr
lediglich auf die oben angegebene Woi?e.
Therapeutische Anwendung findet die Klce-
saure so wenig als das kkesanre Kalium
• der Sanerkleesah. ri>^vA
Oxallum, saures, kleesaures oder oxal-
saures Kalium. Kleesalz. Sauerkleesalz. Ka-
liun. oxalicum oder bioxalicum, Sal .Acetu-
sellae (s. Kalium oxalicum). i\\el.
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OXALSXüI;F. - OXFORDSHIRE VIEH/ACHT.
4il
Oxalsäure, C',U*U<i auch Klee* oder
Znekersäurf genannt, wurde Twerst durch
Kinwirkütii: vm Salpctcrsuur' a .f Zucker «!ar-
fTistellt. spater aus dem Kleesalz S.«l
Acetv'scUa abgeschieden. In der Natur kommt
die Oialsiiure im freien Ziist.uid • nicht vor.
jedoch in Form des ox;il>aur. u Kalkes odt r
Kaliums in zahlreichen l'!l;in/ -n, nanicntiicli
in den Bomex-, Kheom- und Uxulisarten. Dus
Ctlciamoxalat bildet mikroskopisch oktaSdrische
Krvstalle. anrh Prusen, SjthärokrvHTdle und
Nudeln, welche in die Gewebe der Blätter,
des Stengels, manchmal auch schon in das
Protoplasma der Prianzen «ingeUgert sind. In
thierischen Flfissickeiten findet man das
Calciiimoxalat im Harn!*edinh nt-', in Blasen-
eit«inen, in der <iiille and in der AUautvis-
flOssiglceit
Im Mineralreiche wurde oxalsaures Eisen-
oxydul in Braunknhlf»nlagern gefunden, oxal-
t^aurer Kalk als i rbcrzug von Kalkspat. Die
Oxalsänre entsteht überdies hei zalilreichen
chemischen Iteartionen. so z. B. wenn sauer-
stoftreich.' orLMtiiscIi.' Säuren. Citr.'iieii-;;uirc,
Weinsäur« luit Aetzkali geschmolzen werden;
beim Stehen einer wSsscrigen Cyanlösung ent-
steht oxalsaure.x .\mmoniak.
Im Grossen gewinnt man die Oxalsäure,
indem man gleiche Theile HolzspEne oder
Sägespäne. Aet7k;ili und .Aetznatron auf 2^0
bis C. erhii/.t, mit Wn-^ser auslaugt uaJ
\n< zun) speciHschcn Gewi' lit • von 1"35 ver-
dampft. Beim Erkalten der Lüsnng krystal
lisirt oxalsanres Natron heran!», vftbrend
Pi'tta-cli. in .Irl Miittrrlniiij:.' h\rl],i. Du-^
.Natrianisui^ wird nunmehr uurcli Kocheu mit
Aetskalk in Calciunioxalat übergeftlbrt Und
dieses mit Schwofelsfiure zerlegt, l'er so ge-
wonnenen Oxalsäure haftet selir hurtniickig
Kali an. man reinigt sie durch UmkrystaUi-
«iren aus siedendem Wasser.
Die Oxalsäure ist eine zweihasi>che Säure.
COOK
deren Constitution die Formel 1 ausdrückt.
COOK
in welcher zwei pinwcrthige CarbcxylfrnTnii. n
tich gegenseitig l iuden. Au» Wasser kry.<titi-
lisirt si« mit ^>^< i Molekülen Wasser
in farblosen prismatischen monoklinen. irerncli-
If'M'ii mii] staik N.iijL-r r-rliiiifi'k'-tii'rii Kry-
^tailcn, wciciie schon durch Austrocknen über
Schwefelsaure, schneller beim Erhitzen bis
70" ('. ihr Krystallwasser verlieren und leicht
.sublimiren. Die Krystalle wirken doppelt
liclitbrechend. Von der krystullisirten Oxal-
säure löst sich ein l'beii in zehn Theilen
Wasser von 14* C, femer in S'S Theilen
kn!t- III Alkohol, schwer in A^ ther löslich.
Beim Kriiitzen zerfallt die (Oxalsäure in
Ameisensäure und KMhlcn.-iaureanl^'drid: beim
Bnrännen mit Scliwefels&are wird sie in
Kohlensäure, Kohlenoxid trad Wasser ge-
spalten.
Durch Einwirkung von metallischem Na-
triam auf Kohlensäure erhält man Oxalsäure,
demgemisB erklärt man di« Entstehung der
Oxalsiuie im FHauzenkürper durch Reduction
der KuhlenKäur^ in folgender Wei*«:
2C0.,H, ^ <',0»H, + H,0-j-0
Kohlensaure Oxalsäure
wobei gasförmiger Sauerstoff von der Pflanse
abgegeben wird. Die 0xaL«:ii:rc wird nii ihrer
Krystallfonn, Löslichkeit, au tinrtiu Ococliiaa< k
erkannt, sie ist ein heftiges Gift. .\v.a aramo-
niakalidchen LCMungeu wird sie durch Chiur-
calcium als Calci am Oxalat (s. unten) ge-
fällt, welche', utilili^'h in Essigsäure, Ammoniak
und Alkalilaugeri, aber bislich in Salz- und
Salpetersäure ist.
Die Oxalsäure bildet als zweibasi^ch•>
Säore iwei Reihen von Salzen, neutrale und
saure. Die Alkalisal/c sinJ iti Wasser l '-li' h
und giftig. Von den Verbindungen der Oxal-
säuren mit den Kidalknlien ist der oxalsanre
Kalk. Calciumoxalat < \' \Ca -j- H,0, die wich-
tigste. Dieses SaD. v,ird als weisses krvstal-
liiiisches Pulver abgeschieden, wenn Oxal-
säure auf wässerige Lösungen der KaUualze
bei Gegenwart von freiem Ammoniak wirkt.
Es \iy.st;illisirt mit einem Mtdeküle und mit 'Ir^i
-Mylekuleri Krystallwasser. Das nut drei iMo-
Ifkülen Kry>tallwasser krystallisirende Salz
findet sich in den Pflanzenzellen, auch im
Harn In Form mikroskopischer QuadratoktaSder
(Briefe' ■ .i v - 1 - Tm-. i l i ubt^cschieden.
Oxaisäureester nennt man die Verbin-
dungen der Oxalsäure mit den .Alkohotradi-
calen. F-ine der wichtigsten dieser ist der 0 sal-
sfi u r,. M { hy lä the r. C,0,<|][![['', welcher
zurReiodarsteUung des Methylalkoliols aus dem
Holzgeist dient. Er bildet weisse glänsende
rliombische Tafeln, w. l hr li< i "0° schmelzen,
bei iiV.i" sieden, beim Koclieu mit Wasser
oder Kalilauge in Oxalsäure zerfallen: mit
Ammoniak bilden sie Oxaniid. /,<'<•/'/ (/;.
Oxaniid, (-'jO., -^t^.j^*. Entsteht l'.im Er-
hitzen des .\mmoniumoxalatcs duni» .\bgabe
von Wasser, ans demselben, als ein weisses,
geruch- und geschmackloses, in Wass' r fa-t
unlüsliclies Pulver, welches durch Kiiiil/.cn
mit WasMT im zugcsriiniolzenen Kohr auf
£00" C. wieder in Ammoniamoxalat zurftck-
verwaadelt werden kann. L»tth<h.
Oxanlmlm C,0,<^§'. bildet ein
weisses körniges, in 00 'l'heilen Wassser IOn-
Ucbes l;*ttlTer, welches beim Erhitzen des
sauren Ammoniomoxalates unter Abgabe von
Wasser entsteht. Die Beziehung desselben
zum Oxamid ergibt »ich niu der mitgetheilten
C'onstituiionsformel. Es kann durch Erhitzen
mit Wii^M r ebenfalls in saures Amnu>nium
oxaliit luckireführt werden. Lothisch.
Oxfordshire Viehrucht. Oxf>>rdshire ist
eine der wichtigsten Binneugrafschaften Eng-
lands, umfasst 19S7 km* (:{«-S (^Heilen) Land
und ist von I7'.>.ö59 Menschen bewohnt. Oxford-
shire wird von Northanipton. Buckinghaui.
Birks. Gloucester und Warwick uni^chlo-.sen,
bildet grOsstentheÜB ein« wellenförmige Ebene
und nur im Kurden erbeben sich die »olithi-
sehen Bdge-Hills, 377 Meter hoch. Hier vnt-
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0XF0BD8HIRE VIEHZOCHT.
springen auch Winörash. Kvenlodeu and Cher-
welt, dri'i ZutlOsse der Thenijse, welche unter-
halb der StJidt Oxford li«^ Cliilt<^rnhiigel in
einer malcriitchen Schlacht durcliliricht. Der
Boden besteht ans reichein, sehr frucht-
barem Lehm, Kalk, Sand und Orand, gilt im
Allfetneinen als einer der besten, fraehtbar-
st. n im nnttlercn England. Das Klima ist
aber kalter, als man es bei der Laj^e der
tjrafächaft . rwarten sollte. An den Xordab-
hängi^n <\eT kalkhaltigen Chiltern Hills kommt
«laä spiit gfn&exe Sommerkorn nicht immer
zur vollen Keit-'. Auf dem rotheii Siimlboden
wäcbtt aber du:« tiras ganz vortrefflich und
Uefert solebeK schone Weiden und Wiesen.
.Xckerbau und Vi- hzin lit beschäftigen « inen
grossen Theil der Bewuhner von Oxfwnlshirc;
beide bilden die Uaupterwerbszweige fQr die
Bevölkerung, and liala and Botter gehören vx
den wiehtifsten Prodneten der Landeehaft. Von
der ganzen Oberflaihf sinJ -ili. i04 Acres
.\ckerland: liu.814 Acres wurden 188» mit
Weizen. Bohnen. Gerste. HaftT, Boggen und
Erbsen bestellt, 'il.348 Acres dienen zum An-
bau von Kartoffeln, Rüben, Möhren, Kohl und
Wicken, 47.109 Arres lifi,""" in Futi.Msi-hla^ri'ii
und 1 (18.88 1 Acres bilden permanentes (trasland
zum Weidebetrieb and Hengewinnang. Der
Vieh»tand betrn<j 1S«S:
i'i.ulö .^«'kerplerde,
rii Ui Haupt Umdvieb,
m.m Schafe,
35.335 Sehweine.
Die .\nzalil 1 r l?ind--r nn l S< hiif ' ist
dort in den letzten Jahren etwas geringer
geworden, wohingegen die der Schweine in-
genommen hat
Die Ackerpferde der Orafscbaft gehören
den mittelgrossen ^^|•hl;"lCl•n un. sie haben
meist liübsche. gefällige Formen und leisten
im Zuge ganz Befmdigendes. Seitpferde
werden dort nicht viele gezofjt'n. Einsp.'innii^'cs
Karrenfuhrwerk, w^lciiejs uu vielen anderen
Orten Englands sehr beliebt ist, »oll — nach
Kham — in dieser Grafschaft selten au sehen
sein.
Fütterung und Pflege der Pferdt^ lässt
nichts zu wünschen übrig: man gibt ihnen
xur Sommerzeit meistens tirünfutter und
schneidet Wicken nnd Bothklee im Gemisch
zu Häcksel.
Die Kind.r ^'.liCiren verschiedenen
Kassen an — eine eigene sog. Grafschaft.«-
rasse gibt ea dort nicht: man triH't auf den
l»rösseren Farras jetzt vorwiegend Sli >rtli<irn«::
früher waren Lf>ngh<<rns und Glaiuurgunkühe
für die Milchwirthschaften sehr beliebt: sie
haben jedoch in der Neateit dem Aldemev-
nnd Airshirevieb Plats machen raflsaen, da
»ich dieses in der Kegel vi' 1 milch, ririi-liiir. r
zeigt. \n einigen Orten tiat iuhii aucit mit
gntera Erfolg diese letztgenannten Kassen
niteinander gekrenxt nnd eine Nachsacht er-
halten, welche sieh dnrch gute F^^rmen un<I
gros-" Milclicrgiebipkeit auszci' ]m<: t.
i»te Scliufzucht hat fiir iic ' >\[ordshire-
Karnier eine gross»- Ii' ilcutuiii,', tui.i wenn auch
die Aniabl dieser Hausthiere in den lettten
Jaliren etwas ab}fenouimen hat, so ist sie
doch im Vergletoie in anderen englis^en
• irafsi-haften noch immer ansehnlii h 'Stos^.
Da* alte Land- oder Grafschaftssciiul war
früher von mittlerer Statur nnd gehörte
keineswegs sn den besten Schafen Englands.
Um dasselbe in veredeln, benfltite man an-
ßntjHch Leiccster- nnd ^^authdownböcke nnd
später kreuzte man mit Cotswoldblut. Die
Nachzucht wurde zwar licsser. befriedigte
aber die Ansprache der OzfordzUchter nnr
theil weise. Erst von der Zeit an — vor etwa
50 Jahren — als Mr. Druce auf Eynshaiu -iiie
Kreuzung von Üampshire-Matterschafen uml
Cotswoldböcken vornahm, hnd die neue, ver-
edi'ltc Itasse gr^JsfPr»' Benchtnnsj ?itui Verbrei-
tung in Oxfordshire und den >.achburgTal-
schaften.
Heute gelten die Oxfords überall f Ur eine
der werthvoUsten Fleisebsrbafrasaen Oross-
britanniens. die unter ^'i'eiiineten Verhältnissen
ungleich besa^r ist ala irgend eine andere
englische, sowohl was Körpergrösse, Mass
und Schurgewicht, wie MastfiLhigkeit. Härte
der Constitution and das werthvolle Fleisch
der Thieic anlietritTt.
Vor 30 und 40 Jahren wurden zwei Kich-
tangen in der dnrtigen Zacht nntersehieden :
man hatte ersten«? Hnen kleineren Schlag mit
seheckigen oder ganz sciiwarzen Gesichtern,
der mehr den Downcharakter besass und eine
mittellange, noch leidlich gnt gestapelte
Wolle trug, und sweitens einen grösseren,
breiten n iSelila:;, der inelir Aehnlichkeit mit
den Leiceätera und Cuiswolds zeigte und eine
ziemlich lange, zopfige Wolle trag. DieThiere
dieses letzteren Schlages waren am Kopfe
und an den Beinen weiss gefärbt, und sie be-
sassen i,'e\vis>errnassen dfn ("liaiakter der
englischen Marsch- oder Niederungsrussen.
.Man nannte sie New^Ozfords and hatte 1850
auf der grossen Ausstellung zu Wurwii k die
Freude, dass sie allgemeine Am;rkeiiiimi>;
fanden. Mr. S. Druce erhielt unter 37 Be-
werbern nnd SchafzAchtem fftr seine Thiere
die ersten Preise: von dieser Zeit an ver-
breitete sieh diese neue Rasse rasch üb^r
viele Grat SP haften Englands und lünder des
europäischen Continents.
3lehrere Grossgrnndbesitzer nahmen sicil
der Oxfordrasse an nnd sorgten mit grtJsstem
VAUr für ilu>' V>m breitung. Der Herzog von
Marlborough züchtete dieselbe auf seiner
Farm zu Blenheim und erreichte bald ein«
befriedigende Gleichmässigkeit in der Korper-
f'irm der verschiedenen Thiere seiner Heerde.
.Vuf der Batterseaschau (1862) wurde der
Oifordshireduwnrasse eine eigene Ctas$e ein-
gerinmt, aneh wnrde sie hter xam ersten»
male als eine „estahlished breed"* anerkannt
und ihren Züchtern mehrere grosse Prämien
zugewiesen.
Bei den neuen, modernen Oxfordschafen
sind beide Geschlechter frei von Hörnern,
ihr Oberkopf ist stark gow<Jll4 und zeigt oft
nach dem Nasenbeine zo eine scharf mar-
kirto Einbuchtung. Der Kopf ist im Ganxen,
wie da» KnochengerQst im Allgemeinen,
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OXYBASEN. — OXYCKATUM.
4i3
immer iiiich otwas s»^hw?r in nonncii. und
♦Tat in der uUeriieuebteu Zeit ist es tiiiigc»
Zächtern dieser Rasse eelungen, deren Kopf
etwas aierUcb«r va gestuiMi and d»e Knochen-
gewicht nt verringern. Die OifordfchafB aind
viel frr«'ssor ;)!> Ji-' Southdowns, erscheinen
meist hochbeiuiger als die Leicesters, iiOnneri
infolge dessen aber anch viel besser mar-
achiren, als die Thiere dieser beiden Rassen;
■i« stehen in manchen Punkten den Cotswolds
kaam nach.
Das Verbältniss der Länge zar Höhe der
Ozforddownschafe ist ein fflnstiges: ihr RQcken
ist pewölinli(^h l;ln<Ter, al> hc\ ilon Cotswolds.
K*>pt und Ueine (biä hü da^ Vurdcrkuie) sind
init kurzen, straffen dankelbraunen Haaren
dicht bewachsen: an den tlbrigen KOi^r-
theilen wichst dne Ifisdhwone ron wenser
Farbe, die iin .Tnhreswnchs oftmals eineLfVnsrr'
von SO cm und darüber erreicht: deren Stärke
oder Dicke schwankt zwischen 26 und 37*2 Mikra.
In der Regel sind die einzelnen Wollhaare
frei von Marksnbstanz: sie erscheinen meist
leicht gewellt nrnl besitzen einen häbschen
Glanz. Gut gehaltene, voll ausgewachsene
Mutterschafe wiegen lebend 90 — 110 kg und
liefern iluri hschnittlich l k«: Wollr'. Das
wicht vüii reich ernfthrteu litn.ki;ii .steigt bis-
weilen auf 140— 150 kg. Die Lämmer einiger
Familien «der St&mme der fraglichen Rasse
kommen schon int Alter von fünf Monaton xn
einem Gewichte von 60 — 70 kg.
FrQhreife und Mastf&higkeit der Oxford-
downs sind unUdelhaft; Mf der Smithfield*
sdiMt im Jahre ItöS wogen die Hammel
eines renommlrten Zöehters (Mr. Street)
itu Pfiinil (englisch) ninl luittfii wiLlireiid
der Most t&glich 0*40 Pfund zugenommen.
Die Veredlang dieser Kasse hat bis auf
die neueste Zeit vcrselii.^ilenc Miinner leben-
dig beschäftigt; die Mr. Drucc, Hubbs und
II. Iticken» erhielten fttr ihre Böcke und
Matterschafe auf den grossen Aasstellnngen
mehrfach die ersten Preise nnd verkauften die*
selben regelmässig; rerht gut. Mr. Hobbs
bekommt lär seine Bocklämmer nicht selten
400— ÖOU Mark,
Die Oxforddowns eignen sich recht gut
fBr die Haltung auf künstlichen Weiden und
FatterschlSgen. vertragen aber auch ilie Stall-
httltung meist besser, als andere englische
Kassen; nur muss man fQr luftige Stallungen
sorgen, denn in niedrigen, domplgen Riomen
gedeihen sie nur schlecht.
Xai h dem Contiuentc sind diese .Schafe
schon vor Jahr^hnten eingeführt; in Dentsch-
land hesitit man mehrere seb6ne Stimme
von Oxforddowns. die nnf den Aasstellun-
gen stets grosse Bcachtum; titiden. Zur
Crennng mit Merinos sind Ii- <e s imfe be-
reits mehrfach mit gntem Erfolge bcnützt
worden: die Krenzungsprodnct-j zeigen sich
frflliriif nnd in li"iiem Uniile n)astfiUii>r,
und es sind diese besonders dort am rechten
l'latze, wo auf den mehr hochgelegenen
W^eiden die reinblQtigen englischen Schafe
der grossen Rassen nicht immer das nOthige
Futter finden.
I>ie Oxfordmut(er?eliafc. auch die Kreij.
zuagsproducte. sind in der Regel recht frucht-
bar and liefern viel Milch. Zwillingsgebartcn
kommen bei denselben nicht selten vor, nnd
^ie emihren ihre Limmer meistens monate*
lang ganz vorlrelTlich. Zur Zeit der .\blam-
iiiung reicht man den Thieren in England
oftmals ansehnliche Mengen Getreide, haupt-
sächlich aber Wurzelwerk der verschiedensten
Art und dazu noch «^elkuchen, Heu nnd Stroh.
Vor df-r Ablannnnnc vorfüttert man s^-rn
grössere Portionen WasserrAben, indem mau
glaubt, doss gerade dieses Fvtter den Mntter-
thieyn di'-'nüi'h ist /Vt-jV^Tf.
Oxybasen (.Saoerstoffbasen) i>ind \va!>ser-
stofThältige Körper, welche unter gleichzeitiger
Bildung von Wasser mit Sioren Salse bilden.
Demnach ist KOH Kalinrnhydroxyd eine Ozr*
base. weil es mit NO,H 8aliietersäure unt.r
.\ustritt von U,t> ein Salz bildet nacli der
Gleichung KOH -h NO.H = NO,K + H,0.
Der Name Oxjbasen wird als Gegen-
satz zu Sulfobasen gebrancht, welche letr-
tere Verbindung' der Metalle roitSH, llyJro-
«salfyl, sind, während die Oxybasen Verbin-
dungen der Metalle mit OH, Hydroxyl, dar-
stellen. Verbindet sich eine Sulfoba>e mit
einer 8a.ure m einem Salze, dann wird nicht
Wasser, sundern Schwefelwasserstoff abge-
spalten. Simmtiiche in Wasser iQelichen Oxy-
nnd Snlfobftsen ertbiüen demselben alka-
lische Reaction, d.h. firben rotbea Lakmos-
uapier blau. Leeiitch.
OH
Öxybenzoesäuren, *^«Wi*^cQojii ^'D'I
drei fsnroere Verbindungen, von denen die
eine < H t b o ü x _\ b e n z i> es lLu r <■ iden tisch ist
mit der Salicjf Isäure (s. d ). Die beiden
anderen OxjbensoSsiQren, die Met a- und die
Pa rao.\ ybenzot'saure. ..vind nicht frihig.
die Fiebert- mpf^ratur lierabzudrückeii und sind
daher ai 1 ■ I ii mittel nicht im Gebrauch. Lh.
Oxybronchitis (von ö^ti«, sauer, scharf,
hitzig: ßpc'rx:«- LnfMhreniste; itls Ent-
zöndunir). die aeutc Bntlllndmig der Lnft-
rü h ren ve rz wei gungen . Ana ck<r.
OxybilttertiirM nennt man Buttersäuren.
in denen ein Atom Wasseistoff durch die
Hydroxylgruppe (OH) vertreten ist Solche
Oiybntt- rsanreii sind nach der Theorie fünf
möglich und vier sind bekannt. Von diesen ist
die wichtigste die ß-Oxybuttersäure von
der Formel r'H, . CII . TlH 'CH,, . ("0011, w. b he
vun Minkowsky und Külz im Harn \ün uii
Zuckerharnruhrerkrankten Menschen aufgefun-
den wnrde. Dieira Harn auftretende ß-Oxybutter-
sinreistlittksdrebend, während die STnthetlseh
aus Acetylessigpstcr durch Einwirkung von
Natriumamalgam auf denselben dargestellte
ß-Oxybuttersäure optisch inactiv ist: beide
sind aiympOse Körper, welche beim Erwärmen
in Wasser nnd o-OrotonsllnTe zerfallen. LH.
Oxyoratum. Oxykrat, bestehend au?
(zu gleichen Titeilen Wüster verdünntem)
Hansessig, in welchem rohes Chlor-
ammoniuin aufgelöst wird (30 Salmiak. Essig
und Wasser je 500). Die Mischang ist na-
nentUeh von Hartwig aU
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4U
OXVDATIO. — OXTOUM ALUHINA£ HYDRATÜM.
Oxy erat lim siin[tlf;x. einfaches Oiy-
krat oder Saliniakcssi«:. perülmit und in die
l'faierhdlkande eingefOlirt worden, in der »ie
liente noch vielfach Anwendung findet, haupt-
.»ächlich zu külilendi-n un l /hl:!*':' ii l 'icht
ad st ri n ^ i re n de n . »«rtUeilen den l'ni-
schläjron oder Wii^^chan^eTi bei frischen
uusserü' iii II Knt/ün.lun;:'Mi. n.iinentlicli sol-
chen, weiciie mit j'chürlungen. Quet-^cbuugen
ud«r BliitiiDterl»DA»g«B verbnodea und. Das
Oxvcrat'ini romposituiti rMsamnirn-
gesetztes Oxykral, Kaniidieroxykiut, enthalt
nooii einen Zusatz von Spiritus cam-
yboratu«. ist etwas kräftiger zettheilead. die
Anfsangung anregend und findet beaonders
v.)n alteren Praktikern Anwendung h(\ Widor-
listschäden, SatteldrQekeu, Üehnenklapp,
Piephacken, (fallen. giüssereD OdemstAseo
<\e»chwülsten u. dgl. Die neaere Chirnrgic
macht gewiss mit Recht bei frischen Ent-
zündungen und so • iliGiito Temi'cratiir
*i»esteht, nur »elteu mehr Gebrauch von me-
•UcamentOacn Mitteln, sondern zielit die ine-
th'idische An^r.Tidung von kaltem Wasser
Vor und aL-! Zertheilungsmittel die Priess-
uitz'üchen Umschlüge (mit Guttaperchapapier).
Druckverband oder Massage. Eine dem Ox;*
krate gan« ibnliche Znsatnmensetstinit haben
auch dir sog. Schmucker'schen Fumen-
tationcn. oder besser gesagt di« Öchmucker-
>chen kalten l'mscbl&ge, bei denen der Essig
mit der dreifachen Menge Wasser verdünnt,
dagegen aus-ser Salmiak noch (iVo Salpeter
uj.-.t/.t wird (;jOO Essig. l.'iUO Wasser,
55alniiak und Salpeter je 30). Unter dem
Kamen „Oxjrkrat* Warden frflher auch Mi-
schungen von Essig, Tli tii.r, S. lil'^im oder
aromatische lufuse, zu Mauiwu^sern dienend,
in thierfirxtHehen Gebraoch genommen (siehe
Oxymell. r<'^v/.
Oxydatlo (von övj;, «lauer), die Säuerung'
ilie V. rbin iung der KOrper mit dem Saoer-
stotr d> 1 L ift, Anachr.
Oxydation uenat luan die Verbindung
•1er Elemente oder der Verbindungen mit
SauerstotT. Viele Elemente verbinden sieh mit
Sauerstotl" schon bei gewöhnlicher Temperatur.
.11.' meisten jedoch erst bei höherer. Tritt
während der Vereinigung eines Elementes
mit Sauerstoff Licht- nnd Wftrroeentwicklung
Ulf, so Im / . i l.i! . r man dies als Verbrennung.
Doch die Kcii« iei>iheinuns;en bei Verbindung
des SanerstotVes mit anderen Körpern treten
rrst bei rincr höheren Temperatur auf,
vcl heiuan als Entzundungstemiicraturbezeirh-
iit't. Ist die EntzilndunL.'.'^temperatur erreicht,
«0 brennt — d, h. oxjrdirt sich — der Körper
oolange weiter, als seine Teroperatar nicht
unter die Knf/nii lun_'-' niperatur herabsinkt
und »och oxyiiirbari- >al»stan7. vurhanden ist.
Die Oxydation kann von allen Körpern ein-
geleitet werden, welche leicht einen Theil
il>re< Sauerstoffes abgeben: eoiohe Körper, sn
• l'Mien die Salpetersiure, Chroin-itir.-, ("hl.ir-
siture zahlen, nennt m;tn nxvdirende. Ver-
bindet sii-h ein Klenuiit mit SnnerstoH' in
vdrschicdenenMengenverliAltnissen, so entstehen
verschiitleiiir Uivdaf i uiisstu f-- ii desselben.
So bildet ein .Atom Mangan mii einem Atom
SanerstolT MnÜ = Maugauoxydul. mit xwei
Atomen Sauerstoff MnO, — Manganhyp*»roxyd,
zw. i Atome Mangan mit drei Atnii • Sauer-
stoff Mn,O.T = MaDganoxyd,drei Atomen Mangan
mit vier Atomen Saner^toff MnaO« ssMangan-
oxyduloiyd. Demnach haben wir in aufstei-
gender Keihe folgende Orydntionsstiifeu des
Mangans: MnO Mangnnoxydul, Mn^t)» M.muMii-
oxyduloxyd. Mn^U« Manganux^d und MnO,
M an gan hy j ■ r. i \ yd j weitere Oxjdationsstnfeii
desselben sind die Mangnr.sänrt' und Uober-
mangaasiure. Von unvollkommener Oxy-
dation spricht man in jenen Fällen, in
denen die vorhandene Saaerstutfnienge nicht
ausreicht, um das unter normalen VerhJÜt-
nissen entstehende Oxydationsproduct zu
bilden. So verbrennt Koblenstoif bei genügender
Suaerstolbafnhr m Kehlensftnre, und wenn
der Sauerstoff zur Hildun? dieser nicht hin-
reicht, zu Kohlenoxyd. Alkohol liefert als
Product der vollkommenen Oxydation Essig-
säure, bei der unvollkommenen O^dation
destetben entsteht Aldehyd. Auch intinerteehen
Körper bili'ra ^ii-li. womi die S;ui.--rstoff7nftihr
eine ungenügende ist, au>M i d« iiEndproducten
der Oxydation auch Stoffe, welche von einer
unTollkommenen Oxydation herrühren. So
bildet sich aus dem Zucker im Thierkörper
bei vollkommener Oxydation Kohlensäure und
Wasser, bei anrollkommener Oxydation Oxal-
sftore. i,ee^u(k.
Oxydirt aalzaaurer Kalk. Seviel alt Chlor-
kalk, s. ''alrnria chlorata.
Oxydulum (von osydum, das Gesioerte.
das Product der Oxydation), das anvollkom»
mene Oxyd. Anatktr.
Oxydum (von 'j-ü;, sauer), das Gesäuerte,
das Oxyd. Anacker.
Oxydum. Die Verbindung mit Sauerstoff,
das Oxyd, wie es bei allen Elementen (mit
Ausnahme des Fluors) vorkommt und zum
Unterschied von den niederen Oxydationen
(Soboxyden, Osydnlen) und den höheren
(Super- ()^ie^ Ilyperoxyd) die mittlere
Oxydationsstufe darstellt. Früher wurde die
IJezeicimung tdydnni oflicinell als Substantiv
und dadurch aü Fr&poaitom gebraucht, wie
z. B. Orrdnm ZInct. Zinkoxyd, in den neueren
Pharm ik'.|M" n uii l jetzt das (»xyd allgemein
als EigenschBti>Würt behandelt and hinter
die Bezeiehnunt; des Elementes gestellt
(/.incum oxydatum). Dasselbe gilt auch von
ilen Sauren, wie sie früher als Sulfas, Murias.
Nitras u. s. w. substantivisch im Gebrauch
standen. Ais Oxydum kommen nur noch die
untenstehenden Bezeichnnnfren in den An*
neibiich'-rn v - ^'''ge'-
Oxydum Aluminae hydratum, aie offi-
cineüe als .\ntacidum bei Diarrhöen ge-
brauchte Alumina hydrica (Pb. Austr.)-
Thonerdohydrat. das Alamininmhydroxyd.
Aliiiiiiiiliiiii ii\i!ratum (l'li. G.-rni 1. Hydro-
\y^ium Aluminii, Aluminium oxy da tum.
als weisses Pulrer fthnlich wie die Alaune
wirkend. Vogtl.
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OXYDÜM ANTIMOWn. — OXTNAPHTHOftSÄÜBE.
415
OxyduB AntiiBQDij, Antimonox^d, S ti-
bi am oxydatam (Pb. A.>. Anmr Gebraneli.
N'nr m>~-hr als Bestandthei! für d\c Hfn^itnnp
des lirechweinsteins dienend, thcrapeatisch
durch letzteren er.-etzt. Tf^«"/.
OxyteH ArMiiiel albm, wdsaer Anenik,
araenij^e SSnr« des Handels, Arsenienm albain.
Acid : licosntn Ph. A. und l'h.G, VI.
Oxydutn calcicvm, Culciumoxyd. Calcium
oxjrdatum Ph. A. Gebrannter Kalk. C'alcaria
«ata Pti d.). Aetzkalk. r, - /
Oxydum ferricum. Eisenoxyd (Fori ioxyd).
Ferrum oxydatum rubrum, llieht mehr ge-
bräuchliches £iaenpr¶t. y^gff.
Oxydam ftrrleiia evwi Ai|Ha, Ettenoxyd-
hydrat. Ferrurii oxydntuni hydricuni
oder fuscum., braune» Ferrihydroxyd. In
flüssiger Fonu das officinelle Gegengift
(Ph. G.) des Arseniks, Antidotam Arscnici
albi. yi>^f/.
Oxydum ferroso-ferricum, Eisenoxydnl-
uKjd. Ferrum oxydulutuni ingram. Ei?cnmohr.
Aethiups mnrtialis. Wie pulveriairtes Eisen
benüti't \:,-i:t tn-'i'- -'-l-rüuclilii'li. ''.^^/.
OxyduBi hydrargyricum, Queck^ilber-
oxyd. In zwei Formen ofhcinell; als aiiior
phea gelbes, Hydrarp|Taro oxjrdatam flavaiu
Ph. A., nnd kcyauUioischaa rotb«s, Hydrar*
iryi um oxydatam (mbram) Pb. 6. (s. Mer-
euriiiiien). tV^v/.
Oxydnn magnesioum, Mugniumoxyd.
Maj^nesiomoxyd, Bittererde, Talkerde, Mag-
nesia. Maffneainm oxrdatuin Ph. A. Ge-
br.innte Magnesia. Magnesia ii>ta Ph. G.
Magnesia calcinata. Keine Bittererde, Mag-
nesia pora, AetsmafDesia. Oxydtim Uag-
nesiiv
Oxydum Manganesiae nigrum nativum.
Schwarzes natürliches Manganhyperoxyd,
Braonstein. Manganaro oder Manganesiam
byperoxydatom nativQni Ph A.: Man-
ffaiHiiM Ii yperoxydatn ni Ph G. (s.d.).
Biaunsteinüberoxyd. (>riiubriiuast«'inerz. JV.
Oxydl« Mangan) nigrum. Natürliches
Maaganstiperoxrd. .Manganum hyperoxydatum
natlTam, Braun.stein (s. Manganum hypcr-
oxydatum). yo^e/.
Oxydnm Natri hvdratum, Natriumhydr-
oiyd, Natronhydrat, Jfatrinm hydro-oxydatnm.
.Vetznatron, ^al .Mcali ininirrili" 'ini-ti nni
(s. das gebrauchlichere K;i!iii:uliyüiu.xul unter
Kali causticum fu- nni Vt'^e/
Oxydam Plnrnbi albun, weisse« Bleioxyd,
Bletweisa, kohlensanrea Blei, Plnmbnm
earbünicam S. d. Cernssa, Subcarbonns
Plunjbi. Krnv/.
Oxydum plumbicum aemifuaum. g<''' )nii< l
senea lileioiyd oder Bleiglütte. Plumbum
nsydatam, LithargArum. Oxydnm PIntnbi
fii'^ um. Das graue Suboxyd heisst auch Silbcr-
glütte, das Bleigelb oder gelbe Bleioxyd
üoldglStte; das ruthe ist Superoxyd, Mennige,
Minin-ü f : Ml-;.r! ",Mi ■ .\y.l;Uum). r.;;v/.
Oxydum Pfumbi fuscum, gelbes Blei-
oxyd. Bleioxyd, ßleiglätte. liithargyruni, Blei-
gelb, Plambnm oxydatum, s. d. VcgeJ.
OjqrdlM Zitol, Zinkoxyd, Zinkblomtn.
Flore« Zinei, Z in cum oxydatvm a, d. yi
Oxyaco'ia (von öi-j;. schart: äxoiq, das Ge-
her), das krankhaft gesteigerte Hftren, dfe*
Geh^Tfibt ivnipfindlichkeit. .Ifiafi-er.
Oxygala (von övj;. snuor: '(dna, Milch),
die yanermilch. Atuiektr,
Oxyganirte Salb«, Ungaentum oxyge-
natam s. d.
Oxygenium fvon f.c'jc. sauer: y«''*'^.
zeug. n), ler i>anerätoti (s. d.J, die Lebens-
luft Anaektr.
Oxykrat, s. Oxycratuni.
Oxymel (von övj?, sauer: <\.xi.:. Honig),
der Sauerhonig. Afiaiker.
Oxyme I, e infacher Sauerh oni g. Eine
zur Syrupconsistenz eingedickte und colirte
Mischung von 1 Theil Essig nüt 1 Tlnile»
üonig, Uxymel simplex. Das Präparat i»t
entbehrlich and ist auch als versflssendes
(l'oriigens für die Hausthiere nicht zu ge-
brauchen. .Mit 10—20 Theilen Haferschleim
vermischt wurde der Sauerhonig unter dem
Namen .Oxykrat** frflber auch au Hanl*
wftssein bei Pferden Terwandat. Vog<t.
Oxymal Aeruginls, Grllnspan-.Sauer-
honig, Ungaentum Aeraginia, Grünspansalbe,
.\egyptiaesalbe, ».Ungaentum aegyptiacnm. Vt.
Oxymel Scillae. Mee rs wie bol- Sauer-
honig, Oxymel scilliticam. Eine gelbbraune
FlQssigkeit. bereitet aus fO Thetlen Heer-
/vvi. l>.-les>iir ( Afctum Scillae) und 20 Theilen
Huiiig, ein QbertlQssiges Präparat, das besser
durch das Pulver oder Infus des Bulbus
Sci!I;ir> ersetzt wird (s. Scilla maritima). Vi.
Oxymel simplex. einfacher Sauerhouig,
a. O^mel.
Oxynaphthoeaäur« s.d. Acidura oxy-
iiiiphthoicum. Beide therapeutisch bis
jetzt noch wenig bekannt* Säuren, die Alj'iiu
und betaoxynaphtbotisäure stellen bicii am
meisten an die Seite des Carbols und Naph-
thols, sie sini indes erheblich starker .ils
letztere, wänicüd die Natriunisalze beider
Säuren >irli nur von schwacher Wirkung
zeigen. Willens hat die ä&uren zuerst
thieriirztlich nntersncht (Russisches Archiv
der Veterinärkunde 18H7) tiii l tri funden. dass
die stark fäu Ini s s wi d r i ge und anti-
pyretische Wirkung auch bei den Thieren
nicht ausbleibt, die Schleimhäute aber noch
stärker gereizt werden als beim Xaphthul.
so dass letzteres jedenfalls v.)rzuziehen ist
(s. Naphtholum). Ausserdem 10»t sich die
OxynaphthoSsftnre tiicht in Wasser and wird
«■('scntlu-li eitige.sflir.iukl. liüii aul vciLitlt-
i>isHiii;issig kleine Gaben entsteht bei Hunden
leicht Würgen. Erbrechen. Stonuititis. Durch-
fall und Appetitlosigkeit, in grossen Dftsen
tödtet Mittel ilur.li A|,iL'''ipI.ir:ii--:i;-
xündung und Herzparaiys-. Kaninchen ster-
ben auf 3 g der Säure, auch «renn diese sab-
cutan in unschädlicher Wei-e applicirt wird,
mittelgrosse Hunde auf lOg. -Xeusserlicb
wird das Mittel als Antipnrasjticum be-
"tnders von Ellenberger (Archiv für cz-
(^orineDteUe Pathologie nnd Pharmakologie
I 1887) gerahmt nnd soll es hanptaitblich bei
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446
OXYNGKJM. — OZON.
der Räude ies Hunde« fute Dwbftt« leisten,
es sind ab> r ;uich hier noch weitere Er-
fahrangen abzuwarten. yo^e/.
Oxyngium (von 'lituv. Achse: unguen.
die Salbe), die Wagenschiniere, das Fett. .4«r.
Oxyocausis (von ö^ü?. schart"; xaüs:;,
Brennt ;i ; l:ri li^^e Verbrennung. Amoiier.
Oi^propiOBtäure, s. UilcbsAiire.
Oxysvmirttmi Antltioiil, Antitnomalfld,
fünffach Schwcfi'1-i^pie.ssflitnE, Goldschwefel,
Sulfur auratuin Antiroonü, das ofticiiielle
Stibiun anlfnratum aurantiacum s.d.
OxyiriS (von &4tic, spiU; odpt«, Schwans),
der Spitz- oder Pfriemenethwan«. Man unter-
sciieidot Oxyuris curvnlii s. f''|iii, wulil
aucli Mastigodes equi oder J'ricliKcephaius
e<iui genannt, den krumroen Pfriemenscbwnnz
oder den Pfriemenschwanz «los Pferdes, femer
Oxyuris v ermiculuria s, Asc aris verini-
c'ulnris. ilt»!! Madenwuriii uder waruiähn-
liehen Pfriem enscliwanz und Oxyuris vivi-
»ara. den lebendige Jnnge gebärenden
Pfrimicnsrhwnnz. Den Namen Pfriemen-
schwiiiu verdankt diese Kundwurmurt dem
pfric'inenförmigen Schwanzende: er bewohnt
den Dickdarm dea Menschen ond der Hau«-
thiere. ohne iteinen Wirth besondere so be-
lästigen, höchsUns verursacht er bei seinem
Ab?rin<r per atiuin Jucken. Oxyuria vermicularis
wirl Mens. lien und Hunden angetroffen
(siehe ^Kingeweidewarmer" und „Pfriemen-
schwanz"). Attaeker.
Ozaena (van ">'^i:v. nacli otwas riechen),
«las stinkendt) NusengeschwUr, der Pferde-
rotz. Amtier.
Ozaena ist nnrh Haifk fim» rntharrha-
tische, zur .\trophiu fuhrende Entzündung der
Naaenschleimhunt, bei welcher durch üetention
eines zur Vertioc^nnng reitenden Secretes
ein charakteristischer flbler Geruch entsteht.
Bei der Cultur des Si cr- tos eihit lt Hujek
neben einigen anderen insbesondere einen
Bacillus, weldier paarweise und in Ketten
auftrilt und die Kigenscliaft besitzt, organi-
sche Substanz unter Bildung eine:: scheuss-
liehen Gestankes zu < r^rt/t-n. Uiijek nennt
ihn Üacitlus foelidus Ozaenue. Die Stäbchen
sind wenig länger als breit, sie treten mit
Vorliebe in der Diplokokkenfurni auf. hil'.n
bi>weil<:'n aber auch längere, aus (5— lU In-
dividuen bestehende Ketten. U<t Pilz ge-
deiht schon bei ca. 1ü" C. in Ueiatine; nach
etwa 30 — 36 Standen bemerkt man auf der
Culturjilatto irmulirli^^rüic Calrinioii \uii kiiuni
sichtbarer (irussc, last rmidiii htr Lnj.<t«ll uiul
schartVr Umgrenzung. Die Gelatine wird hie-
bei verflQ!<sigt und die C'olonie sinkt, zuweilen
von einer Luftblnüe bedeckt, auf den Grund
der Torflüssigteu Stelle. Nach einigen Stun-
den, wenn die imftbla>e geplatzt ist, löst
sich die Colonie in kurse Schlingen und
F'-rtsätze auf: b* i weiterer Verflüs^iginig der
C'olonie erscheuit der Hand der Gelatine
kraterformig begrenzt. Dabei bildet sich ein
widerlicher, einen sflsslichen Beigeschmack
besitzender Gestank, der bei hGherer Tem-
I r itnr int. r. tni geringerer Teiupenitor
kaum bemerkbar wird.
Auf Agar-Agar bildet der Bacillus foe-
tidur. Ozoaiuu' ciiion -c1iletniiii;feuchten Ueber-
zug, gleichfalls unter Entwicklang des un-
angenehmen Geruches. Sehr nach entwickelt
sich der Pilz auf Blutserum unter Bildung
eines weisslichen, sich über die ganze Ober-
fläche ausbreitenden Bi lagos. Auf Kaitcffeln
ist der Belag gelbbraun, kaum stinkend,
wShrend auf sterilisirtem robon Fleische ein
»»henso h>}ftig und unansoiiehrn stinkender,
nahezu identischer Gerucli entsteht, wie bei
der Krankheit selbst. Im Uebrigen ist es bis
jetzt noch nicht absolut «icher festgestellt,
ob der Baciflna foetidus Ozaena« allein di«
O/t-iena heivorruft. uder ob noch andere Spalt'-
pilze dabei betheiltgt sind. //ars.
Ozanam, J. A. T., Dr. med., gab 1817
SU Paris heraus: eine Gesoliiolite der Seuchen
in Europa seit den ältesten Zeiten in 2 Bän-
den, di« Ton Brandeia ins Deutsche
übersetzt wurde. S.'mnifr,
Ozd, in Siebenbürgen, L'uiiiitat KtiküIlO,
liegt in einem kleinen , zum Marosfluss
rührenden Seitenthal und ist ein dem Baron
Adam Radak gehöriges Gut. Hier befindet sich
eigentlich der Stammsitz der Raddk'schen
Familie. Derselbe dient jedoch gewöhn lieh
nar als Sommeratifonthatt, wibrend der
Hauptwohnsits in MikessAsza anfgesehlag«n
wird.
In Ozd betrieb der Vater des jetzigen
Besitzers. Baron Stefan, ein ansehnliches
(iestüt. das aus Pferden reinen alt.'ieben-
bürgischen Blutes bt^stand. Die letzten Stuten
desselben übemahnt die Frau des jetzigen
Besitzers, Olga, geborne Gräün L&zir, mit
di'iuMi iliese ihr IStli u'egrttudetes Gestüt,
das sie zu Uzd und .Mikeszäsza unterhalt.
zumTheil einriclitete. In erstgenanntem Orte
stehen gewöhnlich die Mutterstuten wfihrend
der .\bfühlung*zeit, sowie auch die BeschSler
(s. MikeszäszaJ. Grasstnar.n.
Ozokerit(o;tly,riecben,undxr|po{, Waclis),
auch Erdwachs, ein in der Nähe von Kohlen-
oder Steinsalzhiijern oder von ItituminO.sera
Sandstein, h&ufig zusammen mit Petroleum-
c|uellen vorkommendes Mineral, welches von
\s ar h-ähnlicher Consistcnz in blätterigen
Sthuhten von lichtgelber bis braungelber
Farbe vi.rkommt und aus festen Kohlenwasser-
stoffen (ParafÜnen) und Sauerstoff hältigeu
wachsfthnliehen Substanzen besteht. Es kommt
I in (l-tsalizien. in der Krim weit ausgedehnte
Lag^^r bildend, vor. Von den Erdaiten, in dem
es eingebettet i$t. hiinu'en ihm Reste an. von
denen es durch S< imi' !/. n befreit wird, wobei
sich die Veninreiiii:;i;n;4cii am Boden absetzen.
Die besseren .'s rt. n Ozokerit >in l knetbar
und schmelzen bei 70 ^ C. die geringeren Sorten
bis 56** herab. Es dient zur Fnbrication von
Ceresin, welilie< ;ils Surrogat bei der Be-
reitung von Wuk lukerzen Verwendung findet
oder von I'araffin, mit welchem dermalen
die Stearinkerzen zum Nacbtheile der K&nfer
geiülseht werden. _ LttUstk.
Ozon (vin ''t.-. nach etwas riechen),
der Stinker, der eloktrisirtc Sauerstoff. .«4»/,
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OZON.
447
O2011, O, — i.H. »0 wirvl der duuh
gewisse physikalische Einflasse veränderte
Saaentoff geninnt. welcher sich iiftmeDtUcb
dorch seine Pfthiu:keit, sich mit anderen
Eleuienteii ^«lion unter L'mstfirden, wo r
gewöhnliche 8aaerstofT sich indifferent »er-
hält, zu verbinden, d. h. dieselben zu oxy-
Jiieii. auszi'ii liiR't und iliilier auch alsactiv.-r
!Simt;i!>lüir bciciclaiet wird. Das Ozüu wurde
183!^* von Schünbein entdeckt. Er wies die
£inut«hang dewelbeu bei der Elektroljse von
schwach «vfesftQettem Wasser, aoch bei der
lautfsanu'ti Oxydation des Phosphors an feuchter
atuiusphüriischer Lutt nach. Auch wenn elek-
trische Entladungen in der Atmosphäre statt-
ftoden. entsteht Ozon, wie dies schon an dem
eigentlichen Geruch der Gewitterlnft wahr-
genoiiiinen wird. Es bildet sich auch beim
Schütteln von Luft oder Sauerstoll' mit Ter-
pentiiiCd oder anderen ätherischen Oelen,
welche die Eigenschaft liahcn, unter dem
Eintluss des Lichten Sauerstoff aufzu-
nehmen, ohne sich mit demselben i iK iuihi li
sa verbinden. Solche Körper oeunt man
Oxontrftger. Die«« ireben in BerBhnmg mit
leicht üxyJirburcn KiriMrn an diese ihren
Sauerstoff leicht ab; iuweileu wird diese
Sauerstoftbgabe erst durch einen dritten
Körper Yemittelt, der den SaaerstolT von
einem KOrper anf den anderen fiberträgt.
Soldii' SaiiPrstoftüberträu't'i- >inil dir Hlut-
körperchen, namentlich durch den in ihtien
befindlichen rothen Blutfarbstoff (Hämoglobin ) ;
auch anorganische Körper, wie Eis« ii"xydiil-
salze, fein vertheiltes Platin. (jolJ. aiali
Kohl'? wirken als Sauerstoffiibertriiger.
t'eberdie« entsteht Oson in allen l<'äUen,
wo SaaerstoiT bei niederen Temperataren ge-
bilii't wir«!, z. H. I>eiiii IVbergiessen von
KaliumpertDunganut oder Ivuliumdichromat mit
Schwefelsäure, bei der Zerlegung von Barium-
saperoxyd mit SchwefeUfture. In höheren
Temperaturen entsteht Oüon beim Verbrennen
des Wasseratofft s. bi i ili-r Abspaltung von
Sauerstoff aus Jodsaure bei 130 — 135^ C.
Eine Ozonqoelle in der Atmosphäre bildet
die Verdunstung dr> W,l^ser'' aus Salzlösungen,
wodurch das Voikoiuiiieu dos Ozons in der
Seeluft und in den Gradirwerken seine Er-
liliraug tindet. Auf elektrischem Wege wird
0<on bei dem Darchschlagen elektrischer Pnn«
keu durch Luft oder Sauerstoff cridiüdet. nament-
lich wenn in geeigneten Apparaten (Ozoni-
satioiisrühren) Sauerstoff durch längere Zeit
der Einwirknng stark gespannter Elektricität
ohne Fankenbifdnng — der sog. donklen elek-
trischen Entlailiin<_' — an.-itr'"M>t/t wiiil.
Die eigentUUmliche Wirkung des (Jzoiis
oder besser des oxonhältigen Sauer-
stoffes, denn es gelinjrt k. in reines Ozon
tu erhalten, wird so erkldit. dass man das
Ozon als einen verdichteten Sauerstoff
auffaüst Die Versuche ron Sorot seigten
nftmlieh, dass, wenn man ein abgeschlossenes
Volum von Haner' t jff längere Zeit der dtuiklen
elektrischen Kiitla iung aussetzt, eine \ olum-
vermind^rang eintritt, welche wieder auf-
hört, sobald dns Ozon in Saaerstoft' zurück*
verwandelt wird. Die Verdichtung des Sauer-
stoffes betrug bei den obigen Versuchen ge-
rade ein Drittel des früheren Volumens, so
dass msn snr Annahme gelangte, dass drei
FJaumtheile gewöhnli* Iht >";ini r^toff zu zwei
Kaumtbeilen Ozon verdichtet werden. Während
also das Holekfil gewöhnli( iien Sauerstoffe.-*
zwei Atome 0 f-nthält. sind in einem Mo-
lekül Ozon drei .Atome 0 vorhüiideii. Dieses
dritte Atom Säuerst' ifl ist nur lose mit den
beiden anderen Sauers toffatomen rerbonden,
es ist daher stets bereit, mit einem anderen
Eiciiiento in Vorbindung zu treten und s<»
erklärt .-ii Ii die energisch oxydirende Wirkung
des < >zons.
Das Ozon ist ein farbloses Oas von
eigenthflmliehem an Phosphor oder Chlor er-
innerndem Gerüche, weklies in s-br ver-
dünntem Zustande beim Einathmcn erfrischend,
in weniger rerdflnntem stark reizend auf di«
Hespirationsori^'nnc wirkt, sd ilass Imld heftiger
Schnupfen, Eutzünduageu der Lufti.diro, ja
selbst Blutspeien entsteht. Es ztrstörl bei
gleichzeitiger Anwesenheit ron Feuchtigkeit
allo organischen Sttbstansen, Korke und Kaut-
><:linkrühren werdendavun angegriffen, Fäultii-~-
kciiiic zer&tOrt, Farbstoffe (Indigo, Lukiiius)
gebleicht, alkoholische (iuajakharzlösang wird
durch Oxydation gebläut. Scliwefelblei in
schwefelsaures Blei, Manganoxydul in Mangsn*
hyper nyd vorwandelt, uns. Todmetallen s< In ider
Ozon Jod ab. es bläut daher augenblicklich
jodkalinmhältigen Stärkekleister. Letztere
Keactiuti wird /um N'aeliwei-i des Ozons
benüut. Man bertittl mit Judkaliumstärke-
kleister imprägnirtes Papier, aus der stärkeren
oder schwächeren Blaufärbung dieses an die
Loft gelegten Pupieres kann man «nf die
Ozonmenge der Luft ^chliossen. Die Oron-
messungen des Luftgehaltes werden liautig
auf diese Weise ansgerohrt. — Zuiu genaueren
Nachweis von Glon dienen nach Büttger
mit säurefreier Goldchlorfdlösung getränkte
Papierstreifen, welelie violett i,'efarbt w. rden;
in neuester Zeit wurde mit Tetramethyl-
paraphenylendiarain getränktes Papier em|>foh-
len. welches dorch Ozon blaariolett gefiHrbt
wird.
In der normalen atmosphärischen Luft
ist Oson stets iu sehr geringer Menge vor-
handen. Der Osongehalt der Landlnft oetrftgt
aof i ni ir'5he flficr dem Boden V'^oo-oo«. ihre*
VoUiuieii;», er ist auch abhängig von den
Jahreszeiten, sehr gross im Frflhling und von
da absteigend bis zam Winter immer geringer,
grösser bei Kcgen und Wind als bei trockenem
und rnhi;rein Wetter. Bei Gewittern und
Stürmen steigt di r ()/i nir<»halt plötzlich be-
deutend. Die Luft ^'rr--~. r< r Städte enthält
gewöhnlich kein oiler nur >ehr wenig Ozon.
Die sanitäre Bedeutung dea Ozon;-, nament-
lich die .\nnaiuni-, da.xs ein hoher Ozongehalt
der Luft von gUtistigem £indusse auf die
Genmdheit der höheren Lehewesen sei. ist
noch nirht '^rwicscn. '\<" h \>t es hörhst wahr-
scheinlich, daj<s das i>zon auf das animaii^'Che
vnd vegetative Leben in der Natur von
grossem £inflnsse ist. LoeSisth.
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448
OZONiTHER. - OZORÄ.
Ozoilätber. Nicht uelir j;<>br:iuchlicli.
OMMMter QVd Osonoskop (Ozon vom
Jr. oCmv, riechea. oxoictiVf sehen, erkennen),
ienen xur Bestlmmnofr, beiv. Brketinunf;
des Oz«ingeh;ilte3 Jer Luft. Ozon ist ein
kräftiges Oxydationsmittel und verwHndeh
selbst Silber in Oxyd, bleicht lMi;iii/i iif;ii l>< n,
zerstört Fänlnissgeruch und Miasmen wie
das Chlor. Da es (jedoch niemals rein) auch
durch rasches V,M\i;im)ittri des Wassers
(Seeluft) dargestellt werden kann, so iat es
vielleicht ton wohltlifttigem Binfloss Mf den
<'i:r;iri-mn-! an Lm- SeekUste. Speciell nennt
iiuiu nun Miuiiüuictcr-I'apierstreifen, welche
mit einem Keaü^ens von Jodkaliam mit
Stärkekleit^ter ^etr&nkt sind. Bei der Oxy-
datioit de« Kalttimt doreli Oton fftrbt dss
freiwerdenJ'' Jijil die Sifirke Hau. Dir Inten-
sität der Faibuiig Eribt leu relativen Ozon-
gehalt der Luft an.
Auch die alkoholische Lösung von
Guajakharz wird durch Ozon gebläut. Papier,
mit einer Lösung von schwefelsaurem M;in-
gaaoxydul oder basisch essigsaarcm Bleioxjd
bestrichen, wird in dem Oton brnim von ge-
bildeten Superoxyd-ni.
A. Botülli zeigt :ui tliierischen Substün/.en
die Einwirkung de;- < )/.i ns. Er theilte frisches
Ochseufleisch^ 100 g schwer, in sirei Hüften.
DI« eine brachte er in einen Ballon, der nor
mit Luft LTHfiillt war, die andere in einen
»olchen. wek-lier ozonisirte Luft enthielt. Die
Gefässe, welche je 900 cm* fassten, wurden
auf einer Temperatur von lö*^ C. eriiulten.
N.ich Verlauf von fünf Tagen war das Fleisch
in dem eisten Ballon in voil-tiiridiger Fäul-
niss, während das andere im Hallon mit
ozoniairier Luft nach dieser Zeit noch voll-
kommen unverändert wnr Ks besass die
Farbe des frischen Flcisclies; auch zeigte
sich nicht der mindeste Faulnissgeruch. Ob-
gleich mac hienach den Ballon rasch wieder
schloss, so war doch am anderen Tage die
Faulniss bereits eingetreten. Das gleiche lle-
«ultat erhielt man bei Versuchen mit Milch,
bei denen man statt atmusplmrischer Luft
Sauerstoff anwendete: nach acht Tagen war
sie in vollständiger Zersetzung begriffen,
wahrend sie im oioniairten üanerstott' ganz
unverändert blieb. Abieitntr,
OtomniT oKoniairter Sanerstuff, 0;,, Oaon,'
8. d.
Ozonwasser. Aqua uiniui.-atu. (iegen
Diphtherie als .Mundwasser ."sowie zu Inha-
lationen benatzt, nicht bewährt. Vogti,
Ozora, in Ungarn, i«t ein ITarktfleeken
des L'nmitat Tolna. Etwa ' » Wi L'^tnn v . n
jenem liegt am Öio-Flusse der Hof der deni
Fürsten K.>>;tcrliäzy gehörigen gleichnamigen
Domäne. Dieselbe ist gegenwärtig von ilem
ffir.<tli<-hen Generalpächter Moritz Hischitz ge-
pai litet und enthalt einen Fläi henraum von
HäOÜ Joch (=2öfU 2ba). Die Weiden, meist
von Hagelketten ntngrenst, sind mit ensge-
zi'it lineten, feinen Gräsern bestockt im ' !iict>Mi
dur. il die Sio o'l'^r dureh « ine.Vnzaa! lirunnen
reielilicho und > I: lu Viehtränken.
S>chon 2U Anl^itig des XVlil. Jalirbun-
derts wurde iiier von der £.-itirliaM sehen
Familie ein .sehr bedeutendes Gestüt betrieben,
dessen Pferde sich eines vonagüchen itufet».,
besonders was Kraft nnd Ansdaner betrifft,
erfreuten. Sic wari n meist orientnlischer A!>-
btammung and trugen das unverkennbare Ge-
präge einer solchen an sich. Dann aber wurden
nacli dem (ieschmack der jeweiligen Besitzer,
die namentlich das leichtere und schnelle
Keitpferd liebten, sowii- n;ii h Ansicht .1. i Ij -
treffenden Gcstütleiter durch verschiedenartige
Vaterpferde, als Araber, Tflrken, Perser neben
l'neaiM. Sirbfnb'lr<rfTn. Spnniern und Eng-
liiudL'iii Ulli" die Zueilt dc'igL\--tnlt eingewirkt,
dnss ein buntes Gemisch charakterloser Thiere
entstand. Unter der Leitung eines ehemaligen
OestQtvoratehers (^to wurde es dann durch
Vi'i wrndiinfr viui prossrii und srhwfri ii Be-
-rhali'rii 'l.ihiii gebracht, dass ein grosser,
-rhwerer Wagensehlag entstand. Darauf wur-
I den aber wieder Orientalen und gegen Ende
j des XVUI. Jahrhunderts englische Pferde,
i namentlich Beschäler die.ti i .\it. « iiiL'i führt,
i Bei denselben wurde jedoch mehr auf ilue
I Leistungen, die m% auf der Rennbahn erzielt
liatten, gesehen als anfeirim fi hlerlosen Kno-
ciienbau. Eine Folge hievuu war. dass bei der
I Nachzucht vielfache Mflngel. besonders an
I den Fassen, zu Tage traten. Anfangs des
I XIX. Jahrhunderts kaufte FQrst EstterhAsy
; in Paris drei arabische (vielleicht äg} i tivche)
i Hengste u.zw. den leichtbeweglichen und viel
Adel besitzenden Aly Bey. den Falben Emir
' und den braunen Terefly. Emir besas.« gut
geschlossene Lenden, überhaupt wohlgefällige
' Fornjen, dagegen hatte rereffy nur feine Kno-
chen und eine schmale Bru^t
Die Aufstellung des Gestüts war eine ge-
theilte. l»i.' wrtf;ius grösste .Mehrzahl der IT. i ".i-
befand sich in Üzora selbst, eine geringer^ Zahl
auf dem zwei Stunden von Ozora gelegenen,
mit vorifigUchen Weiden ausgestatteten JUaiea.
Hier standen 60 Mntterstuten, welche mit
W Beschälern in wilder Zuclit gepaart wurden.
Die Hengste wechselten tagesweise in der
Heerde, so dass jeden dritten Tag derselbe
Hengst unter den Stuten ging. Ganz beson-
ders wird die auf diese Weise entielte Frucht-
barkeit der Stuten hervorgehoben.
Der gesammte Bestand des Gestüts zählte
im Jahre I8H nach Erdelji, „Beschreibung
der einzelnen G'^-tüte des österreichischen
Kaiserstaats", dem au< ii mehrere angeführte
Einzelheiten entnommen sind, i7ii >r n k
Hievon waren: 118 i>tnten in Ozora, ö2 Stuten
im wilden GestOt zu Maisa. SB noch nicht
belegte 4-, .S- und (»jährige i?tut.n. IIS Stut-
fidilcn bis zu i Jahren, 2ü 4— (Jjähnge Heng-
ste, Hengstfohlen bis za 4 Jahren und
1 7 Beschäler. Letztere waren ausser den be-
reits genannton 3 Arabern. Imperator, ein
RapjM .lu Böhmen, der dunkelbraune Eng-
länder K"yal Georg, der Italiener und Apfel-
schimmel Monarch, die im eigenen (iestiU
gezogenen Belot. Prinz, Fesan. Forte und
.N'iirthumberland. letzterer vorzugsweise eng-
lisilien Blutes und :{ Beschäler in M.iisa.
die auch aU Probirer verwendet wurden.
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P. — PAAEüXG.
449
Aasseriiem waren noch 3 Orientalen, angeb-
Keh Araber, in das Geetfit eiogeatellt, so
•lass dasselbe pii-h ilarauf wieder etwas mehr
dieser Richtung zuwendete. In ungefähr
gleichem Sinne wurde das wohl etwas ver-
kleinerte Geetat, das dafür aber an Auge-
glichenbeit dnreh spiter liofere Zeit be-
nutztes englisches Blut allmälip gewonnen
hatt>^, bis zum Jahre lHti7 fortgeführt.
Dan bis dahin vom Fürsten Eszterh&zy in
Anwendung gebrachte Gestütbrandseiehen ist
in Fig. l'Miö wiedergegeben.
I>er ir''gfnw.»rtit,'e (ieneralpächter der
Domänen, M.oritz Üiscbitz, betreibt die frühere
Geetfttiaeht in Oiora, freilich aber in be-
deutend kleinerem T'ni-
fan^'f, seit der im Jahre
j8';7 erfolgten üeber-
nahme der Herrschaft
weiter. Sein jg^mmter
Gestütb- ^t:iti 1 zrllilt bei
120 Koi'fe. Hievun sind
zw-i l{e>chäler,eineng-
li.>ächer Voll- und ein
ebensolcher Hulbblat-
hengst. Der Mutter-
stntenstamm enth<
35 sehr Tenehieden-
farbige Stuten, die aber
alle (las (iepruge des
engliechenHalbbluts an Fig. 1395. Oeitotbrand-
aich tragen. Sie sind ^""^
1*68— 1*70 m tn^vnd
vf.n starkem krrlftic;em KCrperbaQ. Mit ihnen
wird als Zuchtziel die Henrorbringnng eines
Reitpferdes fQr schweres Gewicht, sowie eines
grosseren Jackers and leichteren Carosriers
verfolgt
Die jährliche Naehzuelit beträgt »0 bis
Stt Fohlen, welche mit den Müttern und übri-
gen Qesttttpferden im Sommer anf die Weide
gehen, im Winter aber sorglich in die hoben,
hellen and Inftreichen StUle nntergebraeht
werdi-n. Di'' ilirr-n hier täglich verabreichte
Futtermenge betragt per Kopf 3 Itg Hafer,
eben.soTiel Heu, Futter- und uigerstroh nach
Belieben, sowie einige Bftben.
Ans dem KaenwnehB werden «onftchst
die b''sten Stuten an-^trewälilt. tmi t'rf .rder^
lichenfalls mit ihnen den .Mutterstateu bestand
vollzählig zu erlialten. Die besten Hengst-
fohlen werden als Hengste aufgezogen und
finden, gleichfalls für Zuchtzwecke bestimmt,
als BeM liiiler zu Preisen von 1000— 2000 (lul-
dea gern Abnahme, ebenso wird der noch
verbldbende TheO der gewallaehten Hengste,
.sowie die <ih<'rzälilitren Stuten verkauft, für
die 800—1000 »iuldcn per Stuck erzielt wer-
den. Die .so gestaltete Ausnützung des GestOts,
namentlich die verhältnissmässig hohen l'reise,
geben Bewei.i genng für die gute Beschaffen-
heit iler Zurlit.
Die Leitung des GeNiuts geschieht durch
den Besitzer persönlich, för die Beaufsichti-
gung des.xelben ist ein gleichzeitig als Stall-
meister thätiger Veterinärarzt bedienstet. Das
übritre Personal wird je nach dem Bedarf an-
genommen.
Bin Braadseiehen fUirt der jetzige Ge-
ltfltbe!!itzev nicht.
Der auf der I)omäne gehalt.ene Vieh-
stapel besteht aii> lä.OOO Stück Schafen und
einer bei 1000 Köpfe zählenden Homvieh-
heerde.
Ausser i'.i'^-'Ui Gestüt besteht in Ozorrt
noch ein Unt«-nlcp(it des königlich uiigarisehen
HengstendepMt/,uSz(^kpsfeh«5rvar(Stuhlweissen-
burg), das hier einen Tbeil — 224 Beachiler
nach dem Stande des Jahres 1887 — seines
gn)>;iMi Hengstenb' stand'-^ aufijestcllt hat.
(Ueber diese staatliche Einrichtung s. Szä-
keafeb^&r.) Gtv/mtum
P.
P., Zeichen fSr Phosphor, anf Recepten
für pugillus (von pugnns, die Fanst), das
Faust-.hen oder Pfötcheo, drei Finger voll
von einer Speeles. Anaiker.
Paarhufer, Artiodactyla. zum Unterschied
von den Unpaarhnfem, Ferissodactyla, theilt
Woldemar KowaleTski in die hOckenShnigen
fParidigitata bnnodonta). welche die (Jnter-
urdnang der schweineartigen Thiere bilden,
nndin die halbmondzähnigen Paarhufer (Pari-
digitata selenedoota), welche die Unterord-
nung der Wiederkäuer amfasaen.
Literatur : Dr. w i I e k«Bi, OnuisOg« d<*r Natur-
grschiobt« di-r H»a'«tliii-re. Koch.
Paarang. (Z 0 0 1 e c h n i s c h. j Man versteht
unter Paarung die geschlechtliche Vereinigung
münnlicber und weiblicher Thiere zu dem
Zwecke, eine Nachzucht zu erzielen, das heisst
einen Viehstamm, eine Familie etc. fortzu-
Kocb. Eor/kloptdi« «1. TbUrbeilkd. VU.Bd.
pHanzen. Da sich nun erfalirung-inu>Äig Kör-
performen und Eigenschaften in den meisten
Fallen bei der Paarung auf die Naclikommen
übertragen, su ist es Aufgabe des Zlichter^,
dieselbe b''i den \ i rsehiedenen Hausthieren
sorgfältig zu aberwacben, stets eine Zncht-
wanl oder Wahlsneht ▼omnebmeB nnd
immer mir gesunde, felilerfreie und got ge-
baute Tiiiere zur Paarung zuzulassen.
Die Konst des Hausthierzüchters beruht
inm nicht geringen Theile auf der riehlig
geleiteten Paarung seiner Thiere. Sobald eine
Verschmelzung der versc h i - i • :i F.ii,'''n-
srbaften von Vater- und Mmtertbier durch
Paarung erreicht werden soll, ist die
.Aufgabe des dieselbe leitenden oder über-
waclienden Züchters oftmals eine sehr schwie-
rige und erfordert nidil ireringe Keniitiiissc,
Wenn xwei Thiere gepaart werden zum
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460
PAARUJ7G8I:EGISTEB. — PACHYMEKINGITIS.
Zweck der Fortuüaiuung, so beobacliten
wir an im aus der Paarung hervorgegangenen
Jungen, «Ins? auf diese die Eigenschaften
des Vatcr^ uikI der Mutter, also beider El-
tern, üh-'i triifjrii wi-rdcn. Diese Thatsache
itebt seit alten Zeiten widarsproohslos fe^t:
•i« ist ein« gmneiii« ti^liche Bffalirong
(H. V. Nathn«5ns).
Die Paarurij; rem < iiiander ähnlichen In-
dividuen gibt iti der Kegel auch ähnliche
Prodacte in d«r Nachsacht und andererseits
gibt die Paaraniif nnihnlielier TttdiTidaen
oftmals — nichf imnuT * in«' Au-gleichung
der Eigenschaften des ElternpaHre». ,,^^oll
das Kind nicht die etwaigen Gebrechen, oir
der Mntter eigen sind, erben, ku niQüsen th-
durch die Vorzüge des Vaters compeiuii!
werden, und sollen <iie Mängel des l- tzt'-n n
nicht auf das Kind übergehen, so müssen die
Bigenicbaften der Mntter dagegen arbeiten."
(Scttegast.)
In groübtren Heerden ist schon die Aus-
wahl der zur Paarung verwendbaren Miitter-
tbiere lieine leichte A.u^be. noch «cbwie-
riger nnd wiebtigor iet aber die richtige
Wahl der Vatei!TO«re} di- i rii 's mit
der allergrössten Sorgfalt ii»^ Werk gesetzt
«erden, denn letztere seilen ja ihre Eigen-
schaften auf eine grOtser« ZahUvon nach-
kommen vererben.
Am l< i' htesten wird es immer sein, wenn
man zur Paarung nur solche Vatertbiere be-
Btttst, welche der ansnetrebesden Znebtricb«
tung möglichst vollstfuidij» entsprechen und
sich vielleicht schon an anderen Orten oder
dnrch probeweise Paarung aU gute Zncht-
thiere bewährt haben; sie m&ssen zeigen oder
bereits gezeigt haben, dass sie ihre schOnen
Forin-n und guten Eigenschaften auch der
Nachzucht mitzugeben im Stande sind. Der
gleichen Thiere hab«n unstreitig für den
Züchter einen grn«sen Werth, und sollten so
lange als irgend möglich zur Paarung ver-
wendet werden. Freyta:
Paarung (chemisch) nennt man das Kut-
•teben tob chemischen Verbindungen durch
directc ÄneinandTla^rerung im Gej;en^nt7<'
zum Eutstehcn solcher durch wechselseitigtiu
Auatausch. Ein bekanntos Beispiel fQr die
Aneinanderlagerang oder auch chemische
Addition bietet die Bitdanir von Salmiak
(Ammoniumehlorid), NFI,ri. Leim Zusammen-
treffen von Amuiuniaikgiis mit J5alzsaiire. indem
NH, + HCl SS NH»(JI.
Ammoniak 8aksäure Salmiak.
Au.sser dem Ammoni.ik und den organi-
schen AniinliüsiT ;,ind es die zu dfti Al.io-
hyden (s.d.) uiidKetonen (s. Aceton.) zählenden
organieeben Suhntanien. welche mit anderen
Körpern sc;,'. Additions|>rodacte durrh directe
Anlagerung bilden. Loeiisch.
PaariRitreotttor, s. Zucht- oder Stamm-
register.
Paarzeher (Paridigitata, Artiedactjla
Ow.l.f hdnung der .Sä\iL'' t liiere. Hu fthiere (s.d.)
mit pHtifigen Zehen: l)iekhautev (Pnehyder-
mata) mit vollständiger Hcxahnutiir. t ii t u lu m
Magen, ond Wiederk&uer (Zweihufer, liunii*
nanti i. Bisuica) mit uiivoilstandiger iiczali-
nung und zusammengesetztem Magen. A'och.
Pabulatio (von pabnlari, firesseo), die
Fütterung, die Weide. Anoeher.
Pacchionl, in70--I7?G, Arzt in Horn, hat
die Gland. Pacchioni. Wucherongender bpirn-
webenhaut des Gehirnes beschrieben. Abr.
Paccillonrache Wucherungen oder Omnu-
lationen sind kulbige oder gestielte Binde-
gewebswucherungen an der Arachnnidi a dt -
Gehirns, besonders in der Umgebung der
L&ng!<blat1e)ter bei alten Pferden, Kndem
und Hunden. IHe^elben s^ind meist klein,
hirse- bis hanfkorngruss, zuweilen contiairend
und erbsengross; sif verwachsen meist mit
der Dura roater und den Sch&deiknocben,
an welchen sie partielle Atrophien in Form
kleiner Vertiefungen verursachen. Besondere
Krankheitserscheinungen werden dnrch die
Pacbioni'schen GrannlationeD meist nicht her-
vorirerufen. Srmmfr.
Face, eugli^di, = Schritt, Gani:. 'l'ritt,
verbindet in der Turfsprache mit .^ii li lien
Begrifi der Art und Weise des Ganges (Gang-
art), in dem stets der Oslopp gemeint ist.
u. zw. bezüglich seiner Sr!uielli*:koit. Paro
bedeutet daher eigentlich kursweg 'iempu oder
Schnelligkeit.
FiiUpace, das auch hAofig in Deat«cben
s,'el)raucht wird, ist daher die Beieicbnnng für
die bcji hste Schmdlipkeit. w. Ichc ein Pferd
im Galopp zu entwiclkeln vermag, in weitereu
Verbindungen sagt man: die Pace (im Eng-
lisch' -i s?ii!ili."h. wird im Deut.-rlien stets
weiblii h gebraucht — die Gangart ) verscliurfeu,
d. h. die Schnelligkeit beschleniiifren, sowie
die Pace machen und auf die Pace dracken.
Ersteres ist gleiehbedeotend mit: die Schnellig-
keit angeben oder für die SchnelliErkeit eines
Rennens mas.«gehcnd sein. Au} die Pace
drucken heis^st: Veranlassung für ein
schnelleres Tempo abgeben. KinPüerd drückt
daher auf die Pace, wenn es die mit ihm im
Pienncn betheiligten Pferde dun Ii sein .^uf
kommen. d. h. durch Gewinnung c-ine^
besseren Plat/.es nOthigt, eine möglicherweise
grössere Schnelligkeit zu entfalten, nm nicht
durch diis auf die Paee drückende l'tiud ge-
schlagen zu wcr len I»ie Pace VMleL'en i.^t
fast gleichbedeutend mit: die Pace machen,
doch ist bei jenem das Pferd wenigstens zu
Anfang des Kennens das erste in dienern,
während der Paeemut ht-r auf die SchiicUigkeit
drücken und im Verlauf des Kennens das
Pferd, welches anfänglich rorlegte, aberholen
kann.
Pace, engliaeb, avcb sPas!>can>.r. Pjiss
(s. d,). Grassmann,
Pacer, auch ambler, englisch, bs Pass-
gänfj! r, Z'dter (s. PasKtiünger). Grassmann.
Pachydendron. Eine der Gattungen der
Aloe 1 Vogel.
Pachyderma (von noyo«, dick; lif^fn.
Haut), der DiekhAuter. 8. DickbSater. AMOcker.
PachyriPTTitP s. u. TIautkrankheiten.
Pachymenlngltis m eine Entzflnduog
der harten Hirnhaut. Dura mater, welche
fast immer mit einer £ntsandnng der fibrigen
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PACHYSMCS. — PADÜANER SCHAFE.
45t
Hirnhüute. nämlich der weichen Hirnhaut
and der Spinn webftnhftot, einhergelit, 6u dass
sie »ich :iU Iliiiihautentzünluri«», ^teningitis
cerebralifc, ci keaiit n ^iht { A t arhnitib). .-!»»/ .
Pachysmus (von raxo^t^üht, dick), dus
l>ick- "i!' T- F.nf w.Tiien. Amu^fr.
Pachytes (V'Ui ira/ j^, ditk). die Dicke,
Terdickong der Augenlidränder. Anaeifr.
Pacing, englisch, in hil>poIo}^i^•^ll^r Pe-
zichuni,' — |>rts<';r'*h<*i''1. 'lnh»>r jiacin^ hoise
= Passgän gl': 1 iirassmitttn.
Pacini'tehe Körpercben, ». Nerrenendi-
guntr.
Packen l. /cichn' t v.\ hi)»(>oli->i.'iscli<T B»--
Ziehung da> Ordnen der tiiiziinen Theile des
Sattelgeschirrs nebst Zubehürstflcke, sowie
seitens des Milit&rs Mcb der etwaigen Aoa-
rQstnngsstflcke, soweit solehe adf dem Kfleken
des Pferdes zu befestigen sind. Man ^;tL,'t ein-
her: daa Pferd ist gepackt, statt jresuttelt,
wenn es eben nicht den blo!<>cn .Sattel mit
etwaiger Unterlegedeckc träjrt. I\is Beladen
des Packpferdeji heisst stets {.uakt ii. G/t.
Paekfong, Neusilber, Argen tan. Weiss-
inpfVr. rif'nnt man eine Legirung von Kupfer,
'/iiik Uli i Nickel, welche zur Herstellung der
maimi^'fach.sten Haiisgeräthe \'rwindet wird.
Verhältnis« der einzelueu UetoUe im
Packfoug ist je nach der QnaHtit der Waare
«in sehr verschiedenes. !^-lb-^ einzelne Fa-
briken benützen für ver.>€iii«,dene Geräthe
(Leuchter. Esszeug) verschiedene Mischungen.
So eothAU eine dem IXlothigen Silber ähn-
liche Wiener Waare in iOO Theilen SSC"/;
Kupfer, ! > 2":, Zink nnd SS Nickel,
berliner Tertia Waare »;:}»/„ Kupfer. 31
Zink, 6V« Nickel. Da.s Packfong ist gelblich
bis silh'T'W'eiss, sehr politurfähig, minder
dehnbar, aber härter als Messing. Auf dem
Probirsteine simi ^: iif .^ »rten dui ' li ^ien
ätricb allein von iilOtltigeiu Silber nicht zu
nnteracheiden, wohl aber, wenn man den
."^tiiili nach voran >t:e[r.ini»ener Losung in
t)alp(:t*:r.^aure mit Koihbalzlösimg betupft,
indem dann bei der Probe mit .*<ilbor ein
Niederschlag entateht, bei der mit Tackfong
aber keiner. Die zum besseren Schutz gegen
Oiyilatiuii iiihl aurli \v.'L,'''n sclnlneren
AuiUiehens mehr weniger stark, mit öilbcr auf
galvanischem Wege überzogenen Packfong-
freräfhf* kommen als Alpacca, Cliinasilber,
aucii Christ oflemetall in den Handel. L/i.
Plokpfifdt oder sogenannte ^aumrossc
verwendet man vorwiegend zum Transpurt
ven Waaren oder Gepäck im Gebirge. Das
Militär benützt erstere auch in Kriegszeiten
und bei grösseren Manövern zum Tragen ver-
schiedenartiger Gegenstände (z. B. der Kessel
wi^lrhf auf (li'in Hürkr-ii des Pferdes
leicht und gut verpackt und ächueil trans-
portirt werden können. Das Packpferd mas.s
vor allem anderen einen krftftigen Moken
besltten: ein tief angesettter Hals ist wQn-
bchens-w.'vtli. Ja .sulrh-r in iI.t l'ctjel auf
starke Wölbung der \\'irbLla.jule hindeutet;
der ROckeu soll kurz und wenig nach oben
gekrümmt sein; die kursen, breiten Lenden
müssen in eine nicht zu hurizoittal geütellte
Kruppe übergehen. Spitze Wiukelstellang
der Schenkelknochen zu einander ist nit ht
erwüudcht. Der Gang der Thiere mus» ein
ausgiebiger und sicherer sein, ihre Athinungs-
«rgano m&ssen nntadelbaft sein, und endlich
sind Ansdaner and Genügsamkeit sehr wftn-
schenswerthe Eigenschaften Ittr alle Pack-
und Saumpferde. Frey/as:.
Paco oder Alpaoa, s. u. Perus Viehzuclit.
Päd, gleichbedeutend mit Jute. Pad-
jute. S. die StanimpHanze Corchorus eap-
salari>. ^V'/.
Padde ist eine vulgäre Bexeichnnng ittr
Tympanitis (s. Aufblähung). Atiaektr.
Paddock, englis. d, = efngehftgtes Stack
Grasland, Geb&ge, welches vom Aoslanf ftr
Pferde bestimmt ist. Gewöhnlich sind die
Paddocks so aii>.'' l''i,'t. dass si^ in unmittel-
barem Znsammenhang mit dem Stulle .-teben,
so dass die Pferde aus diesem sofort in dM
Paddock gelaniron kunnen, Grassmann.
Paddtok-course, cngHäch, = Gehäge zur
Abrichtnng von Jagdhunden. GratsHuam,
Padischah, '-in ^liwarzir Hengst, ge-
zogen 1885 von Graf Alexander Forgiich zu
Kemencze. v. Przedswit a. d. Pazmanita T.
Hermit, ist in Bezug auf seine Uennleistungcn
das beste Product seines Vaters, während sein
Exterieur, bfn aidiTs seine Extremitäten, zu
wttnitchen abrig lassen. £r ging als Jährling
in den Besitz des Herrn O. Oehbehlftger Uber
i,'<'wann 18H7ineinemSechserfcMf v.irH'T-.
dame. liorlari u. s. w. das Criteriiim Ham-
burg, den Leipziger Stlftuugspreis gegen den
vor ihm nm aechs L&n^n durch daa Ziel ge-
gangenen ab«r distasuften Witz, 1888 das
Hein ki'l Rennen zu Hoppepart-'n und andere
bedeutende Kennen. Sein« Gewinne auf
deutschen Flachbahnen belaufen sich für 1887
auf li.iOO Mark und für das nächste Jahr
auf 47.i8ö Mark. Im Jahre 1889 kam er als
Rt s. iialer in das kotii>:lieh preussischo
littauiscbe Landgestüt zu Gud wallen. Gn.
PaihiaMr Hahn, s. u. HQhnersacbt.
Paduaner Schafe. In .1>-r zur Landschaft
Venetion gehörigen Provinz Padua — grOssien-
theils ein ebenes Alluvialland, aus welchem
Bich nur die Euganeischen Ullgcl erbeben —
wird die 8e1rafzQnitting seit alter Zeit ziemlich
uinfatijxirirh l>Ltri-Ii.'n. Bei der Icf/teii Zah-
lung huideii sich dasolbat 2.*>.7iO >i li;it.' lai.l
ausserilem noch 6201) Esel und .Maultliiere,
93..33I Rinder, S438 Ziegen nnd it».3S;i
Sdiweine,
Das Paduaner Schaf gehört zur Kasse
der UäogeohrigCQ (Ovis catulis} und ist dem
Bergatnasker nahe verwandt, jedoch etw««
kleiner als dieses und mehr gedrungen -
baut. Am Unterkopfe und Halse, auch vor du
Brust besitzt dasselbe eine starke Wamn. -
(ital. pagliolaga). Die Hochbeiiugkeit, welche
man sonst dei den hlngeohrigen Schafen htnflg
finilit. Tsiü bti dieser Kasse stark hervor.
Soweit die i'aduaner Schafe reinblutig, d. h.
nicht mit Merinos gekreuzt sind, erMheini*n
sie in beiden Geschlechtern un gehörnt.
19*
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45«
PABO. — PALilBOANTHROPOLOGIB.
Dus Woillmar der trajcli« heii Kassf ist
feiner, nnd stellt auch dichter auf der Haut
als bei den I! rirain iskern; ßic liefert bei
sruter Wasche limclij' Imittlich ein Schnr-
srewicht von 3 kg per Stück. Die Mehrzalil
der Schafe trägt eine veisse WoU« »m ganzen
Körper; nur gans Tereimdt koniinen dort
irräiiköpfige und graobeiniirc Hrhaf" mr.
Fitzinger hielt diese Thiere filr Kreuzungspro-
dnctevon spanischen und BergMuasker Schafen,
wotahigegen Böhm der Hetnrag iat, daea sie
die Gnindfonn fUr das Hingeohrsehaf ab-
geben.
Zur Miistnne fi^en sich die Hamni- I \ ii
Padua S'hr i;u\: liefern ein s.;iftt?.s.
schnifii klKiites Fleisch, welches virllvirlit
etwas l'eiutascriger sein könnte. Dio Hirten
jener Gegend unternehmen mit ihn n Heerden
gern grosse Wanderangen nnd behaupten,
das» den Thieren aotche sehr zosagten.
Padn. ein in lln>.-1nn(1. Gonvern'"mf'nt
Worunescii, bwstelicndes und sehr bedeutendes
Gestüt des Grafen Orlow, das aber wohl
richtiger Podj (s. d.) heiwt. Gm.
Padoer, ein brauner Hengst, geb. 1772,
Wiir iL r letzte <\fr in Italien Tom nrafci»
Paduari für das k. k. österreichische Hof-
geetttKladrob angekauften Hengste. Derselbe
gehörte TUT Kladrnber Reitart. Grassmann.
Padus, eine Schlehen- oder Pfianraen-
art. Anü.-k^r.
P. ae., Abkürzung fOr partes acquales,
gleiche Theile. Anaeker.
Paedatrophla (von ttatidc, Kind:
ä?po<pia, oliii« Emährunf»), die Darrsucht. Artr.
Paeon s. Paean (von itatäeiv. heilen.
UndernK der Qott der Heilkande, der Arst,
das Besprechen eines Uebels. Amteter.
Paeoniaceen. Von diesen Kanunculaoeen
sind UH'lirere iSptcies in pharmacentischem
Gebrauch nnd bieten sie auch toxikolos^sehes
Interesse. Die Pfingstrosenblumen,
Plore.s Paconiae, stammen von der ge-
füllten Gartenform Paeonia fes-tina oder
P. peregrina (in Wäldern oder an buschigen
Orten im sflidlichen Europa, besonders Sfld-
unci.'irn. warhsend nnd bei uns in den Gärten
Anfangs Juni bluii' iid) und werden sowohl
als Zuthat zu KäucherspeGies als auch wie
die Paeonia officinaiis, gemeine Qicht-
rose «der Pfingstrose (Pntennie L. XIII.
uiit carminrothen oder weissen BlQthen), zum
ICothfärben (ähnlich dem Papaver KhoeaH.
der Malva rosacca, Sambucus nigra, Yaeei-
nium Myrtillns, Rubia tinctornm, Anchusa
tinctoriuui. Hämatoxylon Campechiannni,
Coceionella u. s. w.) verwendet. Dio (glänzenden
schwarzbraunen Samen, Semina Paeoniae,
gelten aaeh im Volke wie die Beeren und
Wursel als kranipfstülend tnid menstruations-
befördemd, die iilutheublätter uind jedoch
entschiedeD giftig, da sie beim Menschen
Ohrensansen, Flimmen vor den Angen, Leib-
schmerzen nnd bei Thiertn selbst Darment-
zQndung hervorrufen. Dasselbe srilt voi; df-r
Paeoniacee Actaen ^picata (L. Xlll. t j, dem
Ästigen OhrLstophskrant (s. Actaea),
das snweilen bei Schafen sa Vergiftungen
Veranlassung gil>t. vun den Ziegen aber ohne
nachtheilige Folgen Gerressen werden soll. VI.
Paeonln, rothes Corallin. ein r()ther Theer-
farbstoff, welcher dureh Flrhitzen des gelben
Corullins mit Ammoniak erhalten wird. Da«
gelbe Corallin ist ein complicirtes Gemenge
▼erschiedener Snbstansen, velebes man durch
Erhit/.en efner Mi- liuntr von zehn Theile«
Phenol und fUnl Tiieiitn eoucentrirterSchwefel-
Bäure mite — 7 Theilen entwässerter Oxalsäure
aof itO— 130° C. darsteUt Daa Paeonin bildet
reihe Lacke, nnloslfeh in Wasser, lOslich in
Alkoled, Wtdclie l);tiipt>;lehllrh im Tapeten-
drack zur Anwendung gelangen. Lotbiseh.
P. aeq., Partes aequales. Gleiche Theile.
Au! itec epten in der Abkürzung viel gebraucht,
i. 1!. div. in p. aeq. Xo. X. Vogel.
Pagenstecher'sche Salbe. Cfiguentum
opbthalmicam flavam, gelbe Qacck-
silberozydsalbe, besser eindringende
Aagensalbo b!« die rothe Quecksilbersalbe
(Ph. G., bestehend aus 1 ilcrc. prac. liav. nnd
9 Parafrin.>albe| .Sie ist Ton dem bekannten
Augenant Pagenstecher angegeben nnd em-
pfohlen worden nnd wird aneh in der
ttiierärztlichen Augenlieilkunde zu 1- "%
(ü 05— 0 85:5"0 Paraftinsalbe) viel gegen pa-
renchymatöse Keratitis. Pannus, chronische
Augenlidentzündung, atonische Homhautge-
schwüre n. dgl. verordnet. Man streicht täg-
lich von der Augensalbe ein linsen- bis
erbsengrosses ätfick in den Bindehautsack
oder aof den (Hliarrand ein. Vagtl.
Pagina (von J^^t:erl^ br Tr-Ft-trcn. bestim-
men), die Seite oder Flache. Anaeker.
Pagnler C. J., gab I8S1 in Paris ein Bncb
(Iber Exterieur heraus. Semmer.
Pagoplexia (von ^tri^o^, Kälte; irXr^'ssrtv,
niederschlagen), die Erstarmng, 'l<'r Ver-
fchlnp, die Khehe. Antiker.
PagOS (von nYjvuvftt, befestigen), das
Eis, die feste Haut auf FKbsigkeiten« das
Bauchfell. .Anaeker.
Pakeohrino, auch Pakechrine, in üass-
land, warde im Jahre 1739 zu einem Fohlen -
hof eingerichtet. Die hier anfgestellten jungen
Tliiere waren ah l!oit- lutj Wagenpferde für
den Hut bestinuiit. Sspaltr wird hier ein voll-
ständiges Gestüt bestanden haben, denn a]«^
durch kaiserliches Decret vom 4. September
1819 alle StaatsgestQte in Hof- nnd Milttftr-
gestnte i^etheilt wurden, wur'le rake.'hrino
sammt dem mit ilun vcreini-rten Dep^t junger
Pferde 7nni Hofi:<'stut bestimmt. Gr,i snuinm,
PakoeKidang, deren hämostatische Spreu-
haare, 8. Paleae haemvstaticae. Vogti.
Palaeoanthropoiogie befasst sich mit der
Vorgeschichte des Menschengesciilechtes und
forseht nicht nnr nach seinen wahrschein-
lichen rrsprnnc'. ?ondern im'-h naeb d- r .\rT
seintr alluialigen Entwicklung. Ab Iliifsinitt' 1
dienen ihr die Palaeontologie, die Praehistorie
und Ethnographie nebst vielen anderen Dis-
ciplinen der Natnrwlssensehaften. Gegenstand
d'T Palaeoanthropoiogie ist auch die VuriT' -
si hichte der Hansthiere. da dieselben rin.»
sehr wichtige Rolle in der culturelleu Eut-
wicklnng des Menschengeschlechtes spielen.
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LA;tt)LiTiU;i^Hr PERIODE. — PALABOPATHOLOGIE.
453
Das Material zam ätudioui der Urgeschichte
des Menschen liefern Ticlfachc Objecte aus
Erdschichten; in Em jia, in ULlili- in Erdtheile
bi« jt'tzt die nusgedelmtesten (»alaeoanthropu-
Iogi«ch<?u Forscliungen betrieben wurden,
lu-ssen sich jedoih mir bis in die tertiüro
Epoche Spuren des Menschen nachweisien.
Die ältesten daselbst in Lehm-, Kies- und
äandablagerungea gemachten Fände beweisen,
das« der Urbewohner Europas sehon auf einer
ziemlich bedeutenden Culturstufe stand, da er
nicht nur manniglacbe Werkaeuge, Geräthe
und Waffen au^ .Stein und Knochen nnd sicher-
lich aach aus üoU und Horn m verfertigen
and stn benutzen verstnnd. sondern eich aneh
bekl''i.!i-tL- uti.I si iiu'iL iJ.-i-i •iiif' !i KiM'clu'n-
eclinitzereien und primitive Zcichuungi n auf
Knochen beschäftigte. Er war ein noniadi-
sirender Jäifer nrul u.iiinle noch keinerlei
llausthiere. Gewiss wur er ein Einwanderer,
denn es lassen sich nicht die mindesten
palaeontologi^chen Spuren nachweisen, daas
in Raropa die Wieg« des Mensehengeachleebtea
gestanden wäre. An der H.iti 1 vi dfacher Funde
in Hühlen, auf ortencu WoJin-. Be^.'ibniss-
uiid Culturstätten etc. trachtet die Palaeo-
anthropologie die Eutwioklungsgescbicbte des
Menschen zu Terfolgen. (S. PrachiBtorie.)
Literatur: UmT unu Ii <■ ; ; « 1 1 >i . I)i<r Toijr"-
«chicLtlii-)it> M>-iij!fli. — ( j . ]iaTi. Li;" 1 r^'i-^i iin iit» 4fr
JliBiehheit. — RuL :. I i ■ r'i dr< ^I-ri -ch.-i.. A«.
PalMalithiache Periode wird von den
Archlologen die lltetite Steinseit genannt
(s. neolitbische Periode). Koudclka.
PalaeolOgia (von ^zakaid^, alt; >.'Jy'>;.
Lehre), die AltertliQmslebre. Amacker.
Palaeontologia (von naXaiö; alt: Svta.
I>inge: '.oyo;, Lelire), die Lehre von den
foaulen üeberresten der Vorwelt. Anaikcr.
Paläontologie oder dieVerateiuerungs-
knnde beaehäftfgft sieh mit der Naturgeschichte
der (.r;.,'ain>ib('ii r«b(.rreste, welclie ios.-il in
den Erdschithtt'n vi>rj,'i'liinden wi'nli'ti. Sie ist
«iaer der wesontlirlist'/n /weitri' di'r (icologic
und nur mit Hilfe der Palaeontologie konnten
die Erdschichten in systematisch abgegrenzte
Formationen oder Epuchen abgetheilt werden.
In den h&nflgaten Fällen kann daa relative
Alter ober iSdschiehte weit richerer doreh
eine g'pnaue palacontolnfri;,^he Btstiinmnng
der in derselben eingeschlossenen Versteine-
rungen ägnoscirt wwden, als dies ans der
geognostischen jLagenine und Zusammen»
setxnng derselben mQgbch wtre. Man bat
nämliLh durch d:is Studiiiiii der organischen
Ein»chlust>e der Erdächichte gefunden, dass
«in/eine geologische Zeitrinme eigene charak-
teristische Schöpf an gen aufgewiesen haben,
welche »ich wesentlich unterschieden. Die
relativ älteren Epochen besasaen l ine kargere
and arten&rmere Flora nnd Fauna von nieder
organisirten Lebewesen, wifarend die jüngeren
Epoclun immer artenreichere Floren und
Kannen mit hulier organisirten Formen aiif-
\vi>'si ii Vi. le Versteinerangeti sind fflr ganze
Floren und Faunen charakteristisch, und wo
sie aneb immer angetrwffitn werden, legen sie
das entMbiedeDftte Zeitgnies Uber dM Alter
der sie einschliessenden Formation ab. MO^e
daher das Material der Formation Kalkstein.
Mergel. Thon oder ein Gemisch mehrfacher
.-\rt sein, so lä.sst sich durch das Aofhndea
dieser sog. „Leitmu.-i heln" die Periode, in
welehe iliFi' Fiilstshung fallen muss, genau
bestimmen, iluti nannte diese Art von Pctre-
facten deshalb Leitmuscheln, weil die Con-
cbflien die ersten derartigen Führer durch
die Formationen der Urzeit waren. Die Hnnpt-
anf'jabe der I'alri' nntrdugie ist. un-. rin iii.>.r
Ii- li.<t genaues Bild der einzelnen aufeinander
folgenden organischen ^^chopfungen der ver*
»cbiedenen geologischen Epochen xu liefern
nnd ans die Oescniebte der iHnffst verschwnn*
."••iirii I>t Wohner der Erde ■iar/u^t.-H.'n. Die
Palaeontologie hängt mir L t Botanik und
Zoologie innig znsamm' ii: d- nn nur aus der
".'f^tinncfton Kpnntiiiss ctr jetzt lebenden
l'Üaiizeu und Thierf kann auf die Natur jener
oft so uuyoll.ständigen, manchmal verkümmerten
und verunstalteten Ueberreste geschlossen
werden, welehe wir in den Erdsobicbten finden.
Auf lirundlac:'} der Pala. "ntologie dürft- > -
auch gelingen, t irte Gi'.scliichte der Entwick-
lung des Lebens von der einfachen Zelle in
den Ältesten geologischen Zeiten bis sum hoch-
entwickelten Sänger des hentigen Tages zn
entwerfoii,
Literatur: Kati Vogt. Gwolopi« nmi T»''» •'^n:te«-
liUD'le — Karl Zitt«U, Hatidbacb dur r:il>iM.i:t. I
M (i. Broo o. l.»thaoa ({oot^nostica, KÜt^r AbbilUuii^vu ut>it
I{«dcbfoiban(;on dor fnr diu Gubiixat'orniationeti )»'iuicli-
ni-n>liit«n Verxtviut^ruiiffun, — Qeinitx, Grun<Jriii« dor
Vt-mtvinerungikundi.'. — Lyell, Oi^oloip« oder Entwifk«
lungsg«scluclitt) d«r Erde and ihT«r Uewohnur. K*.
PaiaMpathoiogie ist die Lehre vun den
pathologischen Processen vorweltlicln r Tln- r.-
und Menschen. Dieser Zweig der Pathidogie
beschrankt sich bloss auf das Stadium der
pathologischen Veränderungen eines einzigen
thierischen Gewebes, nämlich der Knochen.
Dieselben staniincii dem trrössten Theile nach
aus dem Piluvium. Man hat an den fossilen
Knochen (s. d.) verschiedene pathologische
Processe nachgewiesen, welche entw . d. r dun Ii
eine äussere mechanische Ursache, ein Trauma,
einen Biss. Sturz, Si lilag u. ^, w.. oder infolge
eines localen oder eines dyskrasischen Leidena
entstanden sind. Zn den enteren gehören Tiele
geheilte Frartunn und Kiss wunden, haupt-
sächlich an Kuuchen des Höhlenbären (Ursus
spelaeus Rosenin.), der HOhlenbytee (Ifyaena
ftelaea) etc. Weiter wurden an fossilen
noehen Caries. Nekrose, Osteophyten und
Ex"sto.>eii, Osteosarkome, \'ereiteraii^'oii d>T
Wirbelknochen, tuberculöse Herde, Vereiterung
der Gelenke, Oateosteatome. Abscesse. Osteo-
malacie, Osteoporose, Osteosklemse etc. dia-
gnosticirt. Schon für den Höblenbiirea wurde
die .\rtliritis delunnans -ii-lii'r;.'tstellt. Aucli
die meuscblichen Urbewohner Europas hatten
an vielen Siwikheiten zu leiden, welche
Spuren atif ihren uns hinterbliebenen Knr.ehen
gelassen haben. So ist z. B. Lues kciu« .sweg>
«et mit den KreuzzQgen nach Europa ein-
gewandert, denn Paul Broca und Parrot haben
an dar Hand antiieatudher Funde von Prunieres
deren Exiateni fBr Frankreich schon in der
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454
PALAEOPHEKIDEN. — PALPA.
mittleren Steiuzcit Qacligewicsen. Aucb von
Gicht vnd Zahmebmenen eto. worden sowohl
Thicre der Urwf^lt nh aacli unser« praehi-
M->rischeii Vorfahren jfepeiiiigt.
Literatur: FlorUo K on<l<< l k «. P«ljic«p»iii ilii- MUS
i}«itr&pi>. OostenpirhiseiM Jfoaatsvclirifl for Tiiirriieil-
1|«q<]f. Nr. * nnd 5, 1887, hondelkt.
PalaeopheridMi, ausgestorbene Sängc-
thiere, welche mit Beginn der Tertiirzeit er-
schienen und bis zur mittleren Tertiiir-
epoche reichten. Sie sind den Tapiren nahe
verwandte Hnfthiere (s. d.): anch im Oebiss
zeigen sie grosse Ueberrinstimmnng. T>ic
Talaeopheriden bildeten eine zahlreiche Fa-
jnilie. Ihre (.IrOsse schwankte «wischen der
des Pferdes und der UansktUze. Verbreitet
waren sie nach unseren bisherigen Kenntnissen
nur über Mittflonropii, Brümmtr.
PaiaeetherloB (von noikato^, alt, ehe-
malig; 4h}pc«v, wildes Thier), ein l'liier der
VorWflf Amu'ui .
PalaeotiieriuBi. Die^e Guttun? vurwelt-
licher Slugethicre hat den l'eborgaii^ vun den
MitshOmem sa den Tapiren übermittelt, und
andererseits den Ausgangspunkt in der Ei»t-
wii'klungsgesciiichtr hii-'T.t li. ;i;iir« n Pferde
gebildet (s. Uippariou). Die l'alueotherien
waren Pflanzenfresser, welche im Gebiss eine
grosse Annäherung an das l.'Iiinr rcros zeigten,
«her in der Kopfbildung uml in der ganzen
« if^stalt sich mehr dem Tapir anschlössen. J»ie
hatten im Gänsen 44 Zihnc, nämlich in jeder
Kieferbftlfte, oben nnd nnten je drei Scbneide-
7!ilHie, einen Eckzahn und sieben Backen-
zahne. Die gefundenen Schneidezähne sind
ru<-ist abgenfiist, keilförmig, oben platt, die
Ecks&hne lang, xagespitst, gebogen: hiedurch
nftmlich be/Uglich der OrOsse nnd Form würden
die Schneide- und Eckzähne auch jenen
des Tapir ähneln. Die Rarkenzähne weichen
jedoeh davon vollkommen ab und haben eine
sehr grosse Aehnlichkeit mit denen rl^s Khino
ceros. Die oberen Backenzähne sind vit reijkig,
die unteren schmal, aus zwei halbmondförmigen
Prismen xosammengesetst. Die Palaeotherien
hatten wohl entwickelte Nasenbeine nnd weite
'N,i-''nht''»hlen, M'.is auf Jiis rhandensfM'n eines
kurzen, beweglichen iiüssels hindeutet. Die
.\iigoiiti 'hli n waren klein, kaum von der
iScblÄfeugrabe geschieden, dn^ fTInt'frbaiij't
stark nach hinten Torstehend. Be/üglich dfs
Kus^baiK's uiitt_M><-)iio(5cii sio sicli jedDcli
wesentlich vom I apir. Sie hatten vorne und
hinten drei unglt i« he Zehen, eine grosse in
der Mitte und zwei etwas kleinere daneben.
Bisweilen findet sich noch eine rudimentäre
vi< rte. viel kleinere äussere Afterzehe. Bereits
Cuvier unterschied an 11 verschiedene Arten
dieser Ckittnag, welche sieh aaeh bezQglich
ihrer (»rösse von > inaiidcr schieden, denn
dieselbe schwankt /.wi^^chen der eines starken
Pferdes und eines Hasen. Die meisten l'alaeo-
therien wurden in den Gy{*sbrüchen am Mont-
martre gefunden. Geologisch reichen die
Palaeotherien bi» in die mittleren Tertiär-
schichten. Kouätika.
PlIttHi« (von palatum. der Gattmen; itis
B Entxftndnng), die Gaamenentzflndnng. ifw.
Palea (von -a/./.r.v. wrfen), die Spreu,
das Läppchen am Imal>pl des Hahns, die
Ab6<''i^l'" "''Iii: 'i'T <''i' rV.i Anacker.
Paleae haemostaticae. Paleae stypti-
cae,blutstillende Spreubaart^ lcrreber-
zag auf den Wedelbaseo versehiedener im
ostittdiseben Archipel nnd besonders auf den
Sandwirbinseln wachsender Baumfarn", wrlche
eine leichte wollige und seidenglän)tende
Masse von goldgelber oder bronzebrauner
Farbe darstellen nnd jetzt anch bei nna
als Sti]luiii."'iiiittel für parenchTniatSse
Rlutani.'t ii ilicnen. Dem Aufbau d-r fingen
weichen Haare nach, von denen jedei^ aas
einer einfachen Keihe übereinander gestellter
(mit wagerechten stark welüir falteten Quer-
wänden versehenen) düuawitiidigär Zellen be-
steht, kann die styptische Wirkung nicht
wohl auf Capillaritit beruhen, seadern viel-
mehr auf Quellung der Zellwsnd, denn anch
die Spreuschupp-n anderer Fann'. w-lche
tlächeuförmig gebildet i-ind, haben blut.stiliende
Wirkungen, wie z. B. die Sp renschuppen
unseres einbeimischen Wurmfarns, des Aapi*
dinm Pilix Mas und Ton Polypodinm anreum
L.. welclio in Eiiglaiiil allgemein aN H;imo-
staticum benüt/t werden. Die Stamniptianäen
der Paleae sind Cibotium glaucescens, Pulu,
Pakoe Kidang. l'enawar Dj.milji u. 8. w. VI.
Paiefroi. französisch, : — Piiradtfpferd, auch
Spazierpford, hiess ehemals in Deutsehland,
u. zw. schon in der Zeit des deutschen
Ritterordens in Preussen das ans der sehweren.
fflr ilr-ii Ritt' nlicnsl ir- hräui blichen Pas--'' miter
Einmischung südliciien. meist morgenlandi-
schen Bluts gezogene Herrenreitpferd. (Das
Damenreitpferd war der Teldem as Zelter.)
Der Paiefroi war rielfarh auch rein orien-
talistlu r Al>-t;'.uiiiintiir niiil wird im Tebrigen
den heutigen Jagdpterden oder Hacknejrs ent-
sprochen t»aben.
In Fraukrf i {i bezeiehnete man mit
Palefnd, nanu iitli^ li in der Zeit, bevor man
die Kutschwagen kannte, die Pferde. \vel'«he
ausschliesslich zum Spazierenreiten und bei
Festen von Herren oder Damen benfltxt
Wnrd' ri. Gra . ntiimt .
Palen (Schalen, Schoten, Kappen), kh-
fälle bei der Gewinnung d« r Samen von
Huljenfrftcbten a.dgL (i. B. Bohnen, Erbsen,
s. d.). S. fl. Pflinzensamenabfllle. Pftt.
Palestro, ein englischer Vollbluthenu'-t,
V. Kitz 4 iludiator a. d, Lady Saddler. Derselbe
kam 187.'i als Hauptbescbller in das könig-
lich ungarische Sta:it"£r'"'!tüt Khh^T. Grassmann.
Pilfa in L"iij:arn, Couutat Tolna, liegt
etwa eine halbe Wegstunde von der nächsten
Eisenbahnstation Simontornya. Es ist eine
dem Grafen G<!»a t. Api tiyi, welcher in
liflgy^sz Avohnt. geht'ritrr Herr-rhaft. I)io>elbf
enthält einen Flsiehenraum von rund 3t»0H
Joch sc io*2 i{>ha. Die Form des Boden«
ist meist hügelig, tbeilwetae anch eben. Was
seine Beschaifenheit betrifft, so besteht er
fast dtirrlnvoirs aus guter hnmu-r' i' !if'r Erde,
die mit eiwus Sand durchmischt ist. Die
hauptsächlichsten Erzeugnisse sind daher
Weizen, Gerste, Hafer und Mais. Die in Vieh-
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PÄLPPY. — PAUNG£NBSI£.
weiden beiiuuten Ebenen haben eine Aus-
dehnung von 6<»0 Joch = 20i°i3 ha, deren
}iodenbeschRff«nheit«ler allgdmeiaen d«8 Qntos
fntspricht.
Das in Pulla bestehende Oestüt wurde
im Jahre 1860 von dem dumaligen be«iUer
Grafen Josef Apponvj t;ej;rfln9et und ««
einer R-inzniht arabisch»?n Bluts brstimint.
Der Beschaikr, welcher zu diesem Zweck«.'
bis Suni Jahre iXW henQtzt wurde, war Emir,
ein sehr edler Hengst Daraai' aber fand
ein« Miscbzacht anglo-arabisclien Blntii statt,
ind'-iii /anäclist der irilblilMtln iiirst
Uamdun^' in Thfitigkeit trat, dem andere
|ltleiebarti{?e folgten. Seit dem Jahn- 187<>
•werden nnr S^taat.sbesohäb'r in Anspruch ge
nuiauji.n, uuter welchen Deutscher Michel im
«iestüt von 188« bis 18H7 und seit 188S
Farioso benOitzt wird. Letalerer ist engliscbea
Halbblats, wtbrend Dentseber Micbel
Italiun Oller ian a. d. Flying Polka ein
tnglischer V'ollbluthcngst ist.
I)if> tiesamnitzahl der (^egenwftrtig (An-
fang in Päl£a vorbandenan Pferde be<
trfti^ bei 110 KOpfe. HieTon sind SO StRek
Mutt< r-riit< ii, T>i< -' nM'ii sind insgesammt noch
Nachkommen der hier fröher bestanden^-n
arabischen BdnSQcht nnd durch oben • r-
wühnt<> Kreuzung entstanden. Das selten edle
Blut de>. Emir macht sich noch lieute in den
Stuten deutlich beni-Tkhar und wird aucli imm^'-
lichst weiter gepflegt. Der Charakter der Stuten
ist daber derjenige eines ausgeprägten edlen
anglo arabischen Halbbluts und die Zncht-
rli'htung des (ie^^tüts geht dementsprechend
huuptHüchlich auf die Erzielung ausdauernder
Jackenfige und eines leicbtecen, aber ner-
vigen Reitpferdes binans. Die Grosse der
Pferde beträgt 15 — , Faust = 1 -57 bis
173 m und ihre Farbe ist jt^txt meist fach-
^ig oder braun, wibrend früh r diejenige der
»Schimmel überwog. Alle Pferde zeichnen
sich durch s»-hr ausgegli<:hcne Formen, na-
mentlich aber durch fordernde und freie Be-
wegang aas.
Die Zahl der im Gestflt gebornen Pohlen
beträgt jährlich iO — S^j Sfiiik. Im Sommer
beziehen die nicht in der .Vibcit steli'Jtideij
Pferde und Fohlen die Weiden, neben der
sie täglich per Kopf eine Zulage von etwa
i% kg Hafer erapiangeu. Im Winter steht
dos ganze »Jestiit in Stallen, vor denen sich
Ausläufe betiudeu. Hier wird jedem Pferd iin
Durchschnitt ü kg Wiesen- oder Luernenben
and 3 kg Hafer Terabreicht.
Was nun di« AasnQtzung des (JestÜtH
betrifft, 80 wird die jim^rf Aufzucht, naclidem
sie angeritten oder eingefahren ist, theils in
die herrschaftlichen WagenzQge oder zum
Reitdien«t »»ingcstellt, tii- üa werden die
Wagenplerde der Beamten aowie die Wuih-
■ychaftszOge mit ihnen vollzählig erhalten. Die
besten Stuten geben aber im Bedarfsfalle in
das Gastfit. Die dann noch Torfaandenen, llber-
xähligen Fohlen werdt ii ijf.nvr,hiilieh im Alter
von 3'4— 4 Jahren ohne j«;gliriie Schulung als
Militärremonten verkauft und für sie i^reise
von 3(»0 - dOO tinlden das Stack erzielt Diese
Remouteu kommen in das D^pöt zu Nagjr
Düad, werden hier gewöhnlich noch ein
Jahr V' rprtejjt und darauf fast ohne .\u.':nahme
als Charg..n(iferde in die Cavallerieregimenter
eingestellt. Hier zeichnen sie .sieh besonders
als branchbare Officierreitpferde aus nnd wer-
den infolge dessen auch liin und wieder fQr
die Wettrennen hinüt/t.
Die I/eitung (ics QestQts, lur das ein
eigenes Stammregister besteht, liegt in den
Händen des Oekononne-Oberbeamten,sa dessen
Hilfe aneh fBr die übrige Wirtbschaltsfüh-
rung zwei Snbaltern-Oekonomiebeamt« vor-
handen sind. Fdr da^ Gestüt selbst sind 10
bis 12 eigene Wärter (Knechte) in Thätig-
keit. Die veterinärärztliche .\uf.sicht geschiebt
nebenher durch einen Staat>!thierarzt.
Ein Gestütbrandzeichen kommt seit dem
Jahre 187ö nicht mehr in Anwendung. Vor-
dem wurde aber ein solches ans einem G. H.
und der gräflichen Krone darüber b.nfitzt
Die auf der Herrschaft vorhandenen Vieh-
stapel bestehen aus einer Kinderhoerde von
ISO KOpfan Sinunentbalerviehe«, die durch
Verkauf der Milch In Budapest ansgentttst
wird. Eine zweite If. . r^l" von 1<!0 Stück un-
garischen Hornviehs dient zur Beschaffung
der erforderlichen Ochsen für die Zugkraft
und zur Mästung. — Die Srhäferei zählt
etwa 3000 Negretti-Schafe und eine Heerde
von 300 Stück, die aus einer Kreuzung von
Merinos und englischen Fleischschafen her-
vorgegangen ist. Während erster« der Woll-
gewinnung wegen gehalten werden, dienen
letztere der Fleischproduction. Die über den
Selbstgebranch vorhandenen Tliiere werden
gemistet nach Wien verkauft. — ' Die Borsten-
viehsQcht besteht ans Schweinen der unga-
rischen Rasse und zfililt b-'i "OO Stü' k; ihr
entbehrlicher Iielier-i iiu-s lithiei Absatz nach
Budapest. — Zur weiteren .\usnlltzung der
landwirthschaftlichon Producte ist gegenwär-
tig eine Spiritusbrennerci im Bau begriffen,
deren .Abgänge wieder inr Viehfüttcruu^' be-
nfttat werden sollen. GrammiMH.
PAHiy I, Ii und III waren drei an» dem
I'älffvVhen Gestüt für d;is k. k, österrei-
chische Hofgestüt Kladrub im Jahre 1786
angekaufte Hengste. Dieselben x&hlten zur
Kladruber £eitart. Crassma/m.
PnlInMtOtl* fvon caXiT«0Ttiv. wieder
grollen), der Wiederausbruch eitier Krank-
heit, das Wiederaufbrechen einer N\ uiul. mier
eines Geschwflrs. Anacker.
Palinyeneaie, Wiederauflebung oder
Todtenerweckung verstorbener Pflanzen, Thier©
unil Menseheii. Uii' MiMniuii,'. dass sich ver-
storbene Organismen nochmals in» Leben
zurückrufen lassen, finden wir bei vielen
I hissist hen Sehriftstellern, so unter Anderen
aui li bei Anaxugoras, Aristoteles, Plato. .\vi-
e.'riiiu, d;uui unter den späteren, wie Averhoe.
Alberto« Magnus, Femell, Caesalpin, Our-
dan eto. verbreitet, ja noch im vorigen Jahr-
hunderte gab es manche (i.l lirt.. ai. im
vollen Ernste Uecepte angaben, iuü diese
Wiederauflebung zu bewerkstelligen. So er-
schien im Jahre 1790 an München der aweite
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466
l'ALINODIA. — PALLADIUIL
'l'iicil Jer Aufschlüsse aus >,'c|traften Erfahnin»
£ren iil'LT \ -■rli'tr^:' II'- |i]iili.'i)|ihisclit' Wisscn-
stcbutten und i^oltenc liehcimiiisse der Natur,
beschrieben von KftrI von EckartshauMn (8"
mit II Kupfern), wo von |>. 38'i itn eine er-
.schOpfende Gis« hiclite der ralingenesic cnt-
Imlten ist. l)cr lleweis für dieselbi- wird p. 390
in der Weise erbracht, das» iiihii noch jetzt
viele Erbftngte,- Ertrunkene and Erstickte ins
Leben ruft! Um ein ' V ii>t. llnritr ü^m r die Art
ouü Weise der Kceoj i • /ui- l'ttliiifjciKüie de?n
Leser so veneUntfen. iiire ich im Nacbfol-
Kenden aas jenem VV«rke die Vorschrift des
Theophrast'«. wirklich todte Thiere «n palin-
^'••ii ' ^ircn : „Man ii'-linii- rit». u ..-r^ :ii;>L'-i'
brüteten Vogel, scliliesse iim heniieliscb in
ein Kolbenglas und brenne ihn mit dum ge-
b">ri-.r«Mi Feuer^rnde zu As<he. Nachher sttzc
mau das sranze tjofiU> mit der Asche des ver-
brannten Vo<.fels< in l'ferdemi.st und his.so es
solange darin, bis sich ein Schleimwesen im
QeAsse gebildet hat. Dieses tbne man in eine
Kischale, vermarhc alles j;eii;i'i nnd lasse es
wie pewObnli' Ii ausbrüten, da iLmn wieder der
eiogeaschi-rte Vi»jfi l ztim Vorseliein kömmt."
— Auf diese Art dachte Theophrast alle
Gattuiifjen vonThieren wieder hOTVOTxnbrinj»en:
um; ii;ieh diesem Muster wiilUr (inif l)i;,'by
im Kruste aus verbrannten Krei»^<ii m^der
neue herstellen. k'ouddka.
Palinodia (v-mi räXtv. wieder; w.^, We<j),
der Üückwetr. da^ /.urtukgezotrensein der
Ofgan> . hl- KiiiM firumpfen eines Glieds. Anr.
Palladiun, IM., Atomgew. \mt. Ein
sn den Platinmetallen sfthlendes Metall,
welches 1803 im Platin entdeckt wurrlr und
den Namen nach dem kurz vorher entdeektcn
Planeten Pallas erhalten hat Es kommt stets
im gediegenen Zustande in verschiedenen
Platinenea nnd «u 5— iOV„ in eini^ren i^orten
brasilianischen (lold. s vi.r, mit li'tld und
Selenblei zusammen tindet e^ sich in Deutsch-
land bei Tilkerude am Harz. Es wird ent-
weder aus den Platinriick^t.uidf ii. J h. aus
den beim Luisen der l'laüjietzu in Königs-
wasser ungeWist zurückbleibenden liestcn in
grosserer Menge oder aus dem palladium-
biltigen brasilianiseben Golde gewonnen,
wollt i man es entweder al^ trrane scliwammigc
Masf-e oder in gr<ts,»eii metallglänzondcn
ßlättchea «nfbftlt. Im gehämmeften Zustand
ist eH dem Platin sehr ähnlich, aar weisser
nnd weicher, specifisches Gewicht 11*4—11*8.
es schmilzt viel leichter al.s Platin, in im Er-
hitzen an der Ijuft läuft es in'olge oberfl.äeh-
licher O.wilatiuM bläulicil an, in der Glah-
!iit/e wir i e^ iibi r wloder weiss uinl im tall-
ghinztad. In fein vtrtheiltLiii Zustande lual
!$icli das Palladium lei>-tit in i>alpctersäarc,
concentrirter SaUs&are und iSchwefelsAurSf
wifarend das compacte Metall selbst von
heisser concentrirter Salpetersäure und
giedendor concentrirter Schwefelsäure nur
selir wf-nii,' gelost wird. Die Lösungen sind
bruin und enthalten das Palladiom als Oxy-
dnl. In heissem Könif^awasser l&st sich das
Metall /u riilorttr. Zur Unterscheidung von
Palladium und Platin dient eine einfache
Probe mit .Todtinctnr: letztere gilt nimli«h
auM'alla linihLli-cli fflwillig verdnn-t'-t rinen
schwarten Fleck, während Platinblecii durch
Jodtinctur nicht angegriffen wird.
Die am meisten charakteristi« .lic Ki:,'rn-
schaft des Palladiums ist dessen Fuliigkcit,
eine grosse Menge WasserstcdT, u. zw. da^*
l>80£ache seine» eigenen Volums in seinen
Poren sn absorbiren nnd sn Terdichten. Hie-
bei vcrnielirt es sein Vnlnnicn und vermindert
sein specifisches Gewii ht. Verwendet man
als negativen Pol eiii< s i,'ulvi:nifichen Ele-
mentes eine Stuge Palladium und bentttst
dieselbe snm SterTegen des Wassers, dann
absorbirt di • an> Palladium besteheno«' ne -
gative Elektrode den sich entwickelnden
Wasserstoff. Die Verbindung von Palladium
mit Wasser-tr.fT wiirdf früher als eine Le-
girung von i'^Uadiuiii mit Wasserstoff, welchen
man auch als Metall auffasste, betrachtet,
deneit betrachtet man sie aber als eine
Verbindung von der Formel Pd,H. die man
als Pal! ad iuni Wasser. -it off bezeichnet.
Diese Verbindung verlangt, dass das Palla-
dium mit seinem HOOfachen Vohim von Wassor-
stoiT gesättigt sei. Thatsächlich lehrt der
Versuch, dass die Ober jenes cbemisohe
(■'«■wiilit-verhältnis.s liiimus vom Palladium
absorbirto Menge Wasserstoff schon bei ge«
wohnlicher Temperatur langsam wieder ftb*
gegeben wird, wogegen il( r ( bemisch ge-
bundene Antheil erst ilurcl. Erhitzen (iber
13«- C. und der letzte Kest erst beim CJlikben
entweicht. Das mit Wasserstoff beladcne
Palladinm wirkt, indem entweichender Wasser»
Stoff begierig si> Ii mit Sauerstoff und f'l.I tr
verbindet, stark rcducirend, es verwandelt
Eisenoxydsalze in Eisenoxydulsalle, Snblimat
in KalomeU Indigblau in Indigweisa. Mit
SanerstolT in BerQhrung bildet sieb ansser
Wasser auch Ozon um! Wasserston'supfMixyd.
Von den Sauerstoffverbindungen
des Palladiums sind drei Verbindungen
bekannt: Pil,('t . PiilladiumRubojyd : PdO.
Palladiuniuvyiul. und l'dO,. Palladiumoxyd,
welche sämmtlich schwarze Pulver sind.
Ualogeuverbindungen des Pall&-
diams. Mit den Halogenen bildet dasPalla*
dium zwei Ifeihen von VerbinduDgcii. indem
es sieh mit 2 oder l .\tomen der Halogene
vereint, wonach es ebenso wie das Platin als
swei* and als vtervertliiges Element fongirt:
Palladinmcblorür, Pd Cl„ entsteht
beim Verdunsten einer Lösun? Irs Palla liuiii>
in Königswasser, oder direct durch Lösen
von schwammigem Palladium in üalzsAnre
untor glcichxfiti^rcn) Kinli-iteii vun Chlorgas.
Man erhült da» Jiak uL braune, an der
Luft leicht zerfliessliche Masse oder in
luftbestundigen Prismen von der Formel
Pd Cl, + S II, 0. Es bildet mit Alkatiebloriden
leicht lösliche Doppclsalze. T>as Palladiuni-
chlorid. PdCl^, iüt nur in der Auflösung
bekannt. Es enthalt nämlich die fast schwarze
Lösung dcb Palladiums in Königswasser ktt-
nächst das Chlorid gelöst, welche« sich baini
Vordunsten in PaUadinmchlorUr and frei«t
Chlor zeräetzt.
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l'ALLAmUS. - PALLIATIV- ODER LINDEKÜKGSCUR.
4S7
PaliadiauijodUr. ttiJ«, «in scbwane»
in Wasser vollständig unlCsliches
l'uh 'M. welclifs iiian erliült, wenn in;in P:\lln-
iliuiiiclibaur zur Lösung eines .Mi taüjuiiidü
fii'jt. Wegen seiner Unlöslidikoit in Wasser
dient CS tut quantitativen Bestimuiang des
Jods, wenn dieses neben Chloriden und Bro«
niidi'n sich in Form lOslicht-r Verbindungen,
wie z. Ii. in Mineralwässern, vorfindet.
Von Saison des Tulladiuius ntit den
Sau« Tütotlsäuren sind die dtr Oxyduln ilic
anjfeliGrenden am besten cliiiruklori.siit. Man
erhält das J'alladinmnitrat, Pd(NOs)i,
durch LO»en des MetaUes in i>a]|tetersäure
in branngeiben zerffiessUehen Prismen, welclie
bei Zusatz, von viel Wasser ein basisches
Salz abi>cheiden. Dm Palladi unisulfat.
Fd S0«4^t U,(). wird durch LOson von
aehwauimtgcm Palladiam in ächwefeis&ure
erhalten; dio concentrirte Losung ist braun-
gelb und wird beim Verdünnen ^'ilh
Das l'alladiuni kommt ^eur.hnlich in
Furni \ou Blech in den HamU l. Es dient zu
Scalen für astronomische Instrumente, zu
Impfnadeln, zum Befestigen künstlicher Zahne,
zum Verpalladiniren von ^ilberfjeriitlien. damit
sie in £chwefelira«äeri>toU'haltlger Luit nicht
mehr anlaufen. Leerungen von Palladium.
Tlhodiun». Phitin, Gold. Silber und Kui)fer
werden in neuerer Zeit zur llerotellung von
Spiralen und UnnibeD fllr Uhren emiifohlen.
Palladlns Itntilius Tanms Aemilianas,
schrieb im IV Jahrhundert utiti r Kaiser An-
töuiuü Pius ein Werk: De rc ru.-lica, in wel-
chem er die Krankheiten der Hohner und
Pfaaen erwähnt. Stmmer.
Pftllas. Professor der Naturjjeschichte.
^mIj eine auslührliche Geschichte dr r Jlurnio
17äl in Leipzig und eine Beschreibung des
sibtriscben Schare« 4779 in Beilin heraus. Air.
Pkiliativa. l'üniativmittel (imlliatus,
nur mit einem .Mantel oder Obergewand ver-
sehen), Linder im gs mittel oder solche
Heilagentien, welche angewendet wcrkn,
wenn das Leiden nicht an der Wurze l -
fasst weii!<'ii kann, man b«;absi ■Iitii,n mit
ihnen d ih* r nur, die Krankheit zu bemänteln,
sie bi-< /u einem gewisi^en Grade und auf
einige Zeit hinaus erträglicher zu machen
und einzelne Krankheitüsymptoiue (Schmerzen
oder gefahrdroliende Ziistamic) zu beseitigen.
Au»scrdom tinden solche Mittel auch An-
wendung bei nabeilbaren Leiden oder spricht
innn /um Unterschied von einer Kadicaicur
von einer
Palliativcur. Linderungscur. wenn
nur solche ErscheinoiigeB belULmpft werden,
welche möglicherweise grosse Besehwerden,
Verschlimmeruntr-n od.:r uiisrünstlire Cum-
pUeationen verursachen könnten, bezw. wenn
die betreffende Krankheit ohnedies von selbst
sur Heilung gelangt, man also nur das natür-
liche Heilbebtreben zu unterstutzen braucht.
Zu soll ii< IL Zwecken künnen die V' rsi:bif,ii'iist. ii
Heilmittel in Anwendung gebracht werden,
sowohl armeiliohe, chirurgische und operative
ab physikalische und diätetische. V^l.
Palliativ- oder Linderungscur, cura
palliativa a. e. sedans a. c. leoiens (ron
curare, sorgen; pallium. der l^Iantel: sedare,
beruhigen; lenire, lindern, besänftigen), int
eine Abart der .symptomatiHcheu Cur, weil
sie nur die Beseitigung eintelner hervor-
ragender, die Krankheit Terschlimraemder
Symptome ins Auge fasst, \\\\\ Lunii il.-r
Kadiculcur freiere iiahu zn ver^' iKitlün. Die
wichtigste .\urgabe der Palliativcur ist die
Linderung der tichmer/en, die Herabdrückung
der abnormen Keizbarkeit der »ensibeln Nerven
und der erhöhten Ketlexthätigkeit des Nerven-
svätews. Grosse Schmerzen regen die Pa-
tienten anhaltend noT, die Krfifte werden
aufgerieben; Srluni izen erregen d.is ci ntrale
Nervensystem und die Circ ulationsorgane in
ungewöhnlich hohem •'riilr und führen uu-
erwOflscbte Keactiooeu herbei. Betäuben wir
den Schmers, so vereehaffen wir dem Orga>
j tii->nins Uuln'iiiiüM ri. in denen er neue Kräfte
^alltlo•-ln kann, »obei das Nervensystem in
einer Weise un)gestimmt wird, die Krunkheits-
vorgäiige eine derartige Umwandlung erlei-
den, dass Selbstlieilung eintreten kann.
•Schmerzlinderung kann, je nach den Um-
ständen, auf die manuigfaltigäte Weise be-
wirkt worden. Luftiger, kQnler, reinlicher
Aufenthaltsort und ■/•.<«■< liniiis-ii^e Diät wird
allen KrankeudieLeidea wesetiilicii erleichtern.
Vieles wird hiezu die Sorge lür ein weiches,
trockenes I'agcr, bei vielem Liegen auf dem
ächmeraenslager öfteres Drehen und Wenden
der Patienten, Abwaschen i!' r durehgelegencn
Hautstelleu mit kalttin Wasser, liedecken
der Druekwunden nüt kühlenden Salben,
Stärkung der Htut dniih Abreibungen mit
Spirituosen und adstriu^iituden Mitteln bei-
tr;»ge:i. Üefter wird es nöthig sein, in solchen
Fällen die Patienten in Uurte zu hängen,
um Druck nud Quetschung der Haut zu
vernuidcn urjil der Residratinn nnd dem
Bluthiuf rf i.Mr Buhn zd verschaJl'en. Ruhe
in der L'mgebuug ist besonders für nervös
aufgeregte Kranke ein« wahre Erquickung,
man belftstige sie so wenig als m<)glich:
Kulie ist eh' nsii Olr jeden leidenden Theil
eine Haoptbedingung zur Heilung. Selb.st
Verdunklung des Stallraumes kann dm l'.i-
tienten Bedürfniss sein, nm den l.n litreiz
fernzuhalten. Hohe Hitz- uud Fu,beigrade
erfordern ein energiBche.'^ Herabdrücken der-
selben, Mässigttog der Hitze durch kalte
Begiessuugen kann lebensrettend wirken.
Bekämpfung der Hitre und .^ufhebun;; der
Spannung ui eutsundeten Theilen vcracitaiit
den Kranken ganz erhebliche Erleichterung:
man erreicht dies bald durch Kälte, bald
durch Wärme nach den Kegeln der chirur-
gischen Therapie, ('fier werden hier Ein-
hüllungen, Fette, Uele, Salben, schleimige
und narkotische Bähungen. Scariflcationeo,
Spaltungen der Weichtheile mit dem Mes«er,
Durchschneidung oder Zerstörung von eiuzuu-
deten, zerrenden Nerven am i'latie sein.
Das Eröffnen von Abscessen verschafft den
rbieren erheblich« SSrlelchterang nnd Kaeh-
lass der Schmerzen. In allen Krankheiten
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43« I'ALLIATITÜS. — PAIMklSiOVX.
i^t f(lr ötTenen Leib utui für freien Abgang
der Se» Vlld Excreto zn sorgon, denn alle
An«choppiing«D bel&stigen nicht nur, sondern
erficbweren die SSfrecircnlation; dasselbe
tjilt von Gas8ii^;aiinil>itiir< II in den Körper-
hohlen. Das Juckgefähl in entzündeten Hant-
stellen beannihift die Thieie im hohen
(irade, es veranlasst rli.>s- Ifn^n zu Keibiingen,
welche Schmerz und Vr rvvundnng nur ver-
mehren: ^lässigung nnd Linderung des Juck-
reizes ist somit eine weitere Aufgabe der
PftlKativcar, ebenso wie die Beseitigung des
lUriyfs zum TTn^trn Die beruhigende Heil-
methode ki.'iiiiDt ganz besonders noch zur
Geltnhg bei Hyperästhesie, Erethismus,
Kianpf, Tobsucht, Unruhe, Schreckhaftigkeit,
Scblaflusigkeit. Bauchschmerzen, Schmerzen
in den Harn- und «Icsciil-'. hf ■...ri.'iHi.'n, Herz-
klopfen, Neuralgie, Vergiftungen u. dgl. m.
Crosse Schmerzen erfordern vollst&ndigc
lietäubung. Die .Mittel, mit welchen wir dies
erreichen, sind sehr verschiedene, sie gehören
theils in die Classe der Spirituosen, theils
in die Classe der ätherisch- Öligen, bitter-
aromatiscben, flOehtigen und narkotiseben
Stoff»?, ihre Bet-chreibnng und Anwcruluii^
gehört der Arzneimitttillehre an. lieüUitiiute
< trgiine erfordern erMirongs^eniäFs besundere
fiertthigangsmittel: so hx 0|iiunt und Mor>
phiom ein Beruhigungsmittel für das Gehirn
und di«' l!iu;chr.r^riii.'. I>iL,'italis für das H'-rz.
Kohlensäure für den 3Iagen etc. Als weitere
berabigende Mittel kennen wir Inhalationen,
Nervendehnung. Massage, anhaltendes und
schnelles Klopfen, Meliillo- und Xylotherapie,
Elektricität, .Mai:neti.snius und Hypnotismns.
Aach werden innere Schmerzen durch ftaasere
Hantreize besftnftigt, die Reitong der aen*
siblen H nitntTren wirkt deprimircnd auf die
Eniptindiiciikt'it der Nerven in aen Organen,
sie blj> eine Umstiromung im Nerren-
aystena tind eine Ableitung des Blntzudusscs
an den tiefer gelegenen Organen zowcge. ^w.
Palliativus (von palltam, der Mantel),
einliiillend. iind-rml. AiwcAer.
Pallion, •nti !Hi7 geborener bnuiner
englischer Vollbluthengst. l *»4ni gr'>"<, v
Mündig a. d. Papillon. war in den Jahruii
1852— IS;» l Hauptbi'schJller im königlich
preossiscben Haoptgestat Trakehnen. Derselbe
gewann 183» nnd l8ol auf der Rennbahn
tier erste und einen zweiten Preis. Grassmann.
PaliisadenwSrmer, 8trongylide.s (von
8tpoY7'j).'.;. rund), gehören zu den RandwQr-
mem oder Nematoden, weil sie einen rnnden
nnd fadenfÖrmig<>n irnr|M»r besitzen. Die Eier
dieser WtlriinT ■ ntwi' kfln Mrh iin \Va>^(>r
oder im Schlamm zu geächIecht»loäen Kun l-
wfirmern fHhabditi'^fonn), diese wiederum /u
iresrhlThtrireifen Wiirmern. nai hdem «i«' mit
der .Nahrung in d^n Darm der Hausthiere
g.-langt sind, v ti w . -ir- öfter in andere Or-
(fane, .selbüt in die Blatg«fiU«e, einwandern,
wie dies besonders von Strongylus armatns,
di-m bewaffneten Palli.<i»d»'nwurm der Pfenlf,
bekannt ist: dersidbe wird nicht selten in
den irr;<sseren <jer;is^stammen des Hintorleibes
angetroffen (vergl. Kolik wohl auch in der
Bauchspeicheldrüse, in der .Sciieidciihaut des
Hodens, der vierstachliche Pallisadenwnmi in
der Schleimhaut (hier theils frei, theils ein-
gekapselt) der Pferde. Die meisten Pallisauen-
wurii)' r l'> I.t-tigen ihren Wirth lürht merklich,
mitunter gebm sie zu Verdauungsstörongen,
in den Bronchien junger Tltiere an katarrhal
Ii'!' hl II Affeciion- n und Lnn^eTH'ntzOndung
(s. l.uugenwurmkrtiükitea und Luagenwurm-
seuche). Stron^ylus contortus, der gedrehte
Pallisadenworm, im Labmagen der Schafe und
Ziegen rar Entstebnng der Magenwormaeaehe
(s d.) Veranl:>s^ting. Der dQnne P.illisadenwurm,
.Stptngylus tonuis, kommt im Blinddarrae der
(Jans, d»^r gezahnte Pallisadenwurni, Strong.
nodularis, in der S'dil- iinhaut der LuftrGhre
der Gans. Strong. Svnir.uuu-i, der gepaarte
I.uftröhrenwurm. in der Luftrrdire des Hausge-
flügels vor, W'> er oft grusse Verheerangett
imrieht^t. (S. n. Nematoden.) Amuker.
Patlnachke, ^. P>du?clike.
Palma fvon T:5t/,/.;-.v,Hchwingen), dieHand-
oder >HliltMi;l,'he, die Palma. Anacker.
Palmae, Palmen. Von der Familie der
Palmen (>:padicifloTne> kommen hier hanpt>
sächlich in Kelracht di*' Elais Gn i n • ? ri s i a,
welche das meiste Palmtd des Handel-, liefert;
desgleichen die echte Cocospalme, Cocoa
nucifera. Ferner die das C'atechu liefernde
T^lroe Areea Cat^chn. während das ihn-
li> !i wirkende I>iu henblut von Calamu s
j l>racu, das weisse Sago von Sagas fari-
r nifera (Sagopalme) .stammt. Die .\recannsa
li,.f..it "t:.-M';ul> die Catechupiilin-'. ?'):,■•//,
I Palma (lova. befestigte Stadl iii Italien,
\ Vi II' ti> II li• ^'t in der liandschaft Friaul.
Da« hier unterhaltene königliche Bemonte»
d>;p.>t wnrde im Jahre 1879 emehtei und be-
st' !it ;iris>.?r in Palmanova <i'Llbst befind-
li< Hell Einiichtung aus d«n Besitzungen Santo
(ii(irgio und VolfMMt, WO di« jungen Pferd«
w&hrend des ganzen Sotnmera monterbrocheii
die Weiden blieben, zu welchem Zwecke ia
Palmanovn seibat die Cilada der Featang be-
nützt werden.
Die gesammten Winter-stallungen dea
D< pot befinden si< h innerhalb der L'inwallon-
gen, in denen auch die erforderlichen gro.ssen
Kuttermagazine errichtet sind, l'ra den Pferden
abt r auch hier die nothige Bewegung in frischer
Luft gcwihren zu kennen, sind vor den Stillen
Paddocks angelegt.
Der höchste Bestand an Pferden belauft
sich auf 660 KOpfe. Alljührlich im Frühling
werden dazu ungefähr 300 dreijährige Fohlen
I angekauft, die dann hier weiter aufgezogen
w. r b ii. Im II> rbst jeden Jahres verllisst dafür
f tw;i 'iio gleiche Zahl junger Pferde, w. /w.
im Alt' r von 4", Jahren, die .\nslalt. um
ihrem eigentlichen Zwecke gem&ss in die
einzeln«'n Regimenter vi-rtheilt zu werden.
Die ausser der Weidezeit im D^ipöt ver-
abreichten Futtermengen betragen tiglich per
Kopf 8D Trockenfutter: 6 kg Heu, IkgStroli
und S'/t Hafer. Einen Theil df''^~««>lben
liefert die eigene Oekonomieverwaltung,
w ihn Ii i der ftbrige Tbeil durch Ankaaf be-
I iichailt wird.
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PALMBUTTER. —
PALMITINSÄURE.
Für die Verwaltang ist das Diipdt einer
DIrectioTi uHtorittcllt, an deren Spitse ein
höherer . ill. ri.'officier (Mtijor) als Dirt^ctor
atebt. Weiter wird dieselbe «ob einem Vice»
direetor, der Cspitftn der Caralleri« ist. einem
Li^'ntpnimt nV' Pie<hnunp<«beainten un'l zwei
Vettriiiiirarzt! 11 gebildet. Von letzterfn ver-
lieht einer den Dienst im Stalle, der andere
den Anssendienit. Das Obrige Personal ent-
hllt «0 Wftrter, welch« dem CiTilstande an-
iT- lirirt n und denen die Pflege der Pferde ob-
liegt, suwie di',' nötliij^e Znhl von Leuten, die
sich je nach der Jahreszeit und den zu be-
ttchalTenden landwirthsohaftlichen Arbeiten
richtet. Die Ausgaben für das Depot werden
durch einen VerwalfnnL'>iath angeordnet; der-
selbe ist aus Offleieren zu^aturoengesetzt. Die
landwirthschaftUchen Angelegenheiten aber
werden dnrch die Oekonomieverwnltnn^ «ge-
regelt. Grassmann.
Palmbutler, P&lmfett oder Faltnöl,
Oleum Paltnae, ans >len n ifen Früchten der
Oelpahne, Klais (;iuuei:Dsji(s.d.), einer schönen
im tropiselii'u Afrika sehr verbreiteten Palmen-
art, dargestellt, i»t Ton batterartiger Con-
sistenz, nisefa von irelbeT Farbe nnd Veilchen-
artigem Genich, wir! s'-lilifsslirli iAVii. weiss
und findet in grossiu tigciu ,Mais.>tub icohnische
AnveDdang zur Seifenbereitun^, sowie auch
pbannaeeatisch la .Salben und Linimenten..
Üesondere Vortbeile bietet das Fett fBr
letztere Zwf< li'' ni< lit. im Gegentln'il \s ir.l
gegenüber dem gewöbniichen Scbweinfett
frfther ranaig. Vogd.
Palme, itali. til-tli i^alma = HandläniT- ,
Spanne, \^\. im Italien ein zur Grösaeubc-
atimmung d<'r 1'1'erde neben dem Meter wenig
gebräuchliihe-» und veraltetes Längerninss
1 Palme = etwa 17 « m. Crassmatm.
Palmellaceae. Meist Süsswasser bewoh-
nende einzellige, cilienlose, einzeln oder fa-
milienweise lebende Algen. Sie vermehren
sich durch vegetative Zweithtilang
und dorch 2oo«poren. Zelliteni bei allen leicht
nachweisbar. Sie enthalten normales Chloro-
phyll und führen i^tilrke. Die Palinellen haben
meist dicke, quellende Membranen (ausgenom-
men Plenrococcus). Einige Palmellaceen haben
sich als niedere £ntwicklnngszu9tände von (hö-
heren) Fadeoaigen ergeben. So besitzt nach
Citiikowski die Gikttung Stigeoclonium Pal-
mellenziistände: ebenso Hydracytium u. a.
Einige Palmellen verdienen als Fndoparnsiten
grosses Intcrc^«f■. i^-i «Ii" in iiiaiii'li''ii I''>Ivpen.
Jjpongien, Würniera kX< . anf^').'fari'i''iuMi «grü-
nen ilautzellen".
Merkwürdig i.>t das von Walcker in Fanl-
thierhaaren entdeckte Vorki)mmen der Pleuro-
l ocrus J'.radypoiliij und P. < 'lioli'podis; auch
die Ton Peter im hornigen Panzer der eoro-
pftiechen SnmpfirhildkrSte. Emys earepaea,
auffrefnrnli'ri'', Pti^t'In hildi-inde grüne Alge
Deruiatophyton radian- 4ürtb' hii-hcr gehören.
?2ndlich dürfen wir nicht \ ' Ti.'' --K-n. dass viele
Palmellen in symbiotischer Lebensweise bei
den Fleohtenpilzen «ine Snaserst wichtige
ItoQe spielen. Har%,
Palmencatechu, Catechii aus Palmen dar-
gestellt, besonders aus der Arecapalme. Selten
gebraui lit, trewrihnliche Catechu (s. d.)
Htamut auä dem Kernhidze der Acacia Ca-
techu nnd der A. Koma Ostindiens. Vtget.
Palmenfett, s. Palmbutter
Patmenstärlie, Amyiani i'altiiaium. Sago-
ptärke. s. Sago. /' ,v.,
Palmeraton, ein dunkelbrauner Vtdlblut-
hengst. 1*76 m gross, i^t im Jahre 1867 Ton
Sir L. Newinann ir ' '' v. Procket a. d.
Rita V. The Flying ihiteiiinan a. d. ülriea
v. Lanercrt'.t a. e. Voltaire-Stute. In den Be»
sitz des Mr. W. C. Crawfurd übergegangen^
lief er zunächst unplacirt. in den .^bbev-
stakes. darauf als h. i>-i r Fav rit in einem
Neunerfeide, Dritter in den w&hreud do
zweiten Octoher- Meeting sn Newroarket statt-
findenden Hjiinlii^ap-Swfi'pstakes, gewnnii ila-
frtr aber die niit 3i>ü l'f. Sierl. dotiruii Nur-
sery .Stakes des Xewmarket Ilonghton Meeting.
Als Dreijähriger folgte rx Kingcraft als Zwei«
ter im Rpsom Derby, blieb aber Im 8t. Leger
unplacirt. Im .Tnluv IS7I i.ra- lit- .^r ir- een
Nobleman und den l/erby.sitgei Kingrratl die
r'raven .Stakes zu Newniarket mit üOü Pf. St.
siegreich heim, lief in einem Plate von lOO
Sitvs. 7.H Ni'wmarket «npladrt. Zweiter so
!!■ i-irrurian in ilrii Stake-; und zu
President Lincoln in einem Handieap-Plate
zu Goodwood nnd zu Warwick in den Lea^
mingtnn Stakes hinter Dollar. Das Doncaster
Cup sa!» ihn in einem Fünferfeldc als Letzten
und den Preis eines Handicap-l'late theilte er
nach todteni Kennen mit Minotaare. Als Fünf-
jähriger wurde Palmerston nnr sweimaL
u zw. zu d'-n Leamington St.ik»-< /n Warwick
und dem Cesarewitch, gestartet, konnte es
aber in beiden Kennen auf keinen Plat»
bringen. Darauf kam der Hengst in das Oo-
stüt nnd wurde 1875 fllr dasjenige zu Nagy-
S/alaiirz (s. d.) als Beschäler angekauft. Hier
wurden ihm ^war meist nur die geringeren
Stuten zugefulnt, doch vererbte er sich sehr
gnt so dass alle seine Fohlen auf den ersten
Blick al?! Palmerston-Kinder zu erkennen
wa re ) 1 Grass m amt.
Paimitin, Tripalmitin, iiezeichoung für
den neutralen Glyeerinester der Palmitinaftare.
C^H-C^'p.Hi.O,) ,. welcher einen Hauptbestand-
theii vieler Fette !>ildet (s. Fette). Synthetisch
dnrch Erhitzen von Glycerin mit Palmitin-
säure im zagesebmolzenen Glasrolire darge»
stellt, bildet es kleine perlranttergl&nzende
Krystalle. ili»' sicli Irirdt in -[.-il- ridi-iii .\"t]i>'r,
schwer in heisseiu .\lkohol lösen, sie sclinielzen
bei 50'S^ C, erstarren jeiloeil bei weiterem
Erhitzen nnd schmelzen er«t bei ßfi-.T"
neuerdings wieder. Loebisck.
Palmitinsäure, C„H.nO,. zählt znder Reihe
der Fettsäuren, d. b. $>äuren der aligemeinen
Formel CnH,.0,. In Form des Fklmhint (s. d.)
kommt sif in den meisten natürlichen F-'tten
vor. welche ihrer Hauptmasse nach aus Ge-
mengen von Glyceriden der Palmitinsfiure.
der Stearinaftare nnd der Oelsftore bestehen.
Ueberdiet bildet sie als Ester des Jlyricyl-
alfcohols einen Bestandtheil des Bienenwachses
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60
PALMKERSB. — PALBIKERNKUCHEX.
Hiid als Ester «l'-s C'ctvlalkohols oiiicn lic-
staiitlth«'il Wiillruts. Müll erbUt sie aus
den Fetten in der Weise, dass inuD zunäclist
aus diesen die freien Fettsäuren absclieidet,
<lic OeUiiurc durch Auspressen entfernt, das
Ucmenge von ätearinsäore und Palmitinsäare
wird in heissem Alkohol aufgelöst, ans der
Lösung wird zuerst die Stearinsäure mit
BaryamacctatlGsuu^ au.s<r('fiUlt und aus dem
Filtrate wird die Palmitinsäure durch Krvstalli-
sation erhalten. bildet farblose perlmutter-
i?lSns<»nde Bl&ttchen, welche bei 62° C.
»I Inn 'Leu. Die Palmitinsäure \iisat ^ii Ii bei
vermindertem Druck oder mit überhitztem
Wasserdamjif unzersetzt tiberdestilliren. Die
alkühi'li-i lie Lösung derselben rcagirt sauer.
r>ie Aikalis:ilze der Palmitinsäure lösen
j-ich in wenig Wasser unzersetzt, bei wei-
terem Wasserziuatze zerfalieo sie aber in
Alkalthydrat und «aar« Salsa der Palmitin-
säure. Der T nl^uitineaare Ealk is>t in
Wasser unlöslich. Jjtibisch,
Palntteri», s. Oelpalme und Palmkero-
Palmkernkuchen, Pressrückstände nach
der Oelg' wiiiiiü[i<x aus Palmkernen, den Samen
der sog. Oelpalme (s. d.). Die Palmkernc
^ind von einer dunkelbraunen, sehr festen
Steinschale, welche die innere Fruilitliant
bildet, umgeben. Diese Stcinschalcn betra-
gen etwa vier Fünftel des (>e8amint^ewiebtei.
bio enthielten nach Völcker:
8d-9Vo Trookensnbatans,
:i-9 „ stickstofTlialtife Stoffe,
Id,. liohfett,
stickstofffreie Eitractsfoffe,
(i7 9„ Uolsfaser,
1 2 „ Asche.
Sic k 'iiii-'ii Futteiniittel, da sie so
gut wie unverdaulich nein dürften, kaain in
Betracht kommen. Die entschälten, nXKl-
lichen, hellbraun bis tiefdnnkelbraua ge-
färbten SatiuMi (l'almkerne) enthalten nach
E. V. Wnltt im Mittel:
9ä 3*V« Trockensubstanz,
8*4 „ Btickstofflialtige Stoffe,
49-2 > Rohfett,
26'9 „ stickstofffreie Extractstuffe,
G'O „ Holzfaser,
1-8 , Asche.
Der Rohfettgehalt der Palmkeme
betrii^'t 7u\v(ili n V\> (52 Vo- ^'-'^ ausg.'-
]tresste Oel ist gelb bis vbukoUt.U'biaun
gefärbt und wird de»be1b gebleioht. während
beim Eitruhiren der gemahlenen Palmkerne
mit Schwefelkohlensloif. wonacii das sog.
Palmkernmehl erübrigt, gleich ein helles,
fast farbloses Oel gewonnen wird. Das Palm-
kemOl schmeckt und riecht im frischen Kn*
stnni^e angeiiLhni und dient zu denselben
Zwecken wie da« Palmttl (s. Oelpalme). >iach
E. Talents besteht du Palmkcmöl aus den
ijlyceriden der Capron-, Capryl-, Caprin«,
Latrin-. Myristin-, Palmitin- and OelsSore.
Den Haniitb'>staiiihhen bildet die Lunriii-
säure. Dies erklärt auch die Aehnlichkeit
mit dem Cocosfett. Von Oelsäure sind nur
i;ans geringe Mengen vorhanden, w&brend
man früher annahm, da»s alles Palmfett vor-
nehmlich aus Olein nnd Palmitin besteht.
Die Press- resp. K 1 1 r act i u n s rück-
stände nach der Palinolgewinnung enthalten
nach J. Kdhn:
r a 1 Ii: k u ' Ii II ;
Trockensubstanz 8:j-r.— 93 3, i. M. 81»-:;'* ,
stickstoffhalt Stoffe lO T— 24-7. „ „ 161* „
liohfelt ÖO— 29 3, ^ „ 12 0.
fttiekstofffr. Bxtractst. 17'9— S2 i», „ ^ 39 0 „
H Izfaser 9-9— 30*7, , „ 17-4 „
•^sche „ „ 4-2 „
PalmkiTDmAh]:
Trockensubstanz sl •9—93-4. i. M. 89-2%
stickstoftltalt. Stoffe 111—23 9, „ IS 5 „
Ilohfett 1-1— 7-3, „ „ 3 3 „
sti kHtofffr.Extractst. 22-4^5i-5, „ „ 41-7 „
Holzfaser 117—39-7, „ „ SP"? „
Asctie •«»••«•••*' itv 40„
Sie sin 1 a!- ► im Vergleich zu anderen
vegetabilistlitii uelrückständen nicht stick-
stoffreich. Nach E.V. Wolf f waren in Palm-
kuchen 0 bis 8*8% des GesammtstickstofTos
in Form von Nichteiweiss. A. Stellwau^
faiui im Rohlett n 71% Cboksterin und 1-04%
Lecithin. Die Pressrückständc sind wie ge-
wöhnlich im Vergleich zu den EitractionB-
rcston stickstoffärnitM' n:i'i f< itf n li r.
Der holie Werth dieser ililck.-.tände als
Futtermittel beruht vornehmlich auf ihrer
Scbmaekhaftigkeit. leichten Verdaulichkeit,
grossen Gedeihlichkeit nnd gewisaen spe«
citiiicben Näbrwirkungen. ferner noch darauf,
dass si« »ehr haltbar sind.
R T. Wolff beziffert auf Grund von
Verdauungsrersnchcn mit Hammeln und
einem Ochsen die Verdaulichkeit derPalm-
rückständc wie folgt:
89—100, i. M. J>4-6"/o stick stofflialtige Stoffe,
69—100, „ „ 9*-6„ Roh fett.
92— 96, „ „ 94-(t „ stickstofflrei.- F.ttr.ictst.
Den fettarmen Kxtractionsruckslijuieii
wird häufig als Milehfutter der Vorzug ge-
geben, da man, nach neueren Erfahrungen,
den Oberaus günstigen Einflnss der Pum»
kernrürkstänilc mif ni' Quantität und Qua-
lität des Milclil. tu» Weniger dem Pahukeni-
fett als dem Palmkernprote'in zuzuschreiben
geneigt ist. Die vom landwirthschaftlichen
Publicnm ebenso oft beliebte unbedingte Be-
\ iirziii;uii^ der Kuclieii ;:egenUber d' ii Mehlen
ist daher, wenn man davon absieht, dass die
Mehle leichter verfälscht werden können nnd
weniger haltbar sind, fri'\vi>^ in gerechtfertigt.
Die Behauptung »-iuzeluer Palmmehlfirmen,
dass die Extractionsrückstände zufolge ihrer
Behandlung mit Wasserdampf leichter ver-
daulich seien als die Pressknchen, ist nnbe>
gründet.
Die Palmkerniuck£t.iijde sind ein un-
übertreffliches Kraftfutter für MilchTieh,
weil die Milch danach viel und ein auigi«-
seiehnetos Butterfett enth< Man hat Milch -
kdlieii bis zu 3'/, kg Palmkemmelil pro T.ig
und Haupt gegeben, ohne irgend welche«
1 Uebelbefinden der Thicre Itt bemeiken. Bai
i so starker PalmkerafattcmBg nimnit aller*
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PALMKERNMEHL. — PALPA6LE GEBÄtJSCHE.
461
dirgs <ii« ButtLf oft eine fa«t talgartig«*
BeschafTenheit an. ond dfmen diese Kfick-
stänile deshalb mit sehr e^utr'in Erfolg als
Correctiv neben solchen Futtcnuitttln (Mais,
Schlämpe, KajiskiK-hen etc.), J><^
weiche Butter horvorrofen. Die Grense d«r
günstigen Wirkung aof das Milehfett wird
aber in «ierUcgel schon mit '/,— 1 kg
erreicht, so <1n.ss es aniso weniger eni-
pCehlenswerih ist, grössere Oaben pro Haupt
Milchvieh so verföttern, als die Palmrück-
stände in der Regel als alleiniges Kraft-
futter zu s t i <• k s t offarm und aujcm unver-
bältnissraässig tlieoer lind. Der letzteren
ümatind« wegen sollten die PftlnrBekrtftnde
aneh nie als Mastfuttr^rmittel Verwendnntj
finden. Andtre üelrückstauJe verdienen aur
Vielnii;i<r unbedingt den Vorzug. Man ver-
ftttert die Fuhnkernrfickst&nde (die Palm-
knehen grob geschroten), mit anderem l^un-
futter vermengt, trn. k-.'n. li'iflist.Mis srhwnrh
angefeuchtet, um Verst&ubungsverlusten vor-
zubengen. Mit Wasser heiss angebrQht sollen
sie die Butter(|ualität ungünstig beeinflussen.
Für Jungvieh sind sie ein empfehlens-
Werth K-ritt- n sp. Nelienfutterraittel. Hei
dev Fütterung der Schweine aad Schafe
beaehrtnltt man die Anwendanp dieser Rflck«
stftnde wegen ihre? hohen Preises nur auf
Mntterthiere, s« lange dieselben hoch-
trichtig sind und Aniniendienste verrichten.
Als Pferdefottermit tel haben sich die-
selben in Gaben von %— l kg pro Haupt und
Tag als Ilafert'i'iatzmittel fflr TliiPf'^ mit
«chwacher \ Vriaoang gut bewährt. Fohlen,
wei he heftigen Durchfällen litten, will
man durch ein trockenes Gerai-oli von Palm-
kernmehl mit Hafer in wenigen Tagen ciuirt
haben.
Gute Pulmkuchen sind von gelblich-
weisser Farbe, sind troeken, rfltxig**,
riechen Shnli -h wie alte Fassbutter, vertheilen
sich sfhw.r im Wasser und dürfen dabei
keine „Maden* zeigen, die nämlich im ?«•
dorbenen Euchen oft massenbaft vorkomncn.
PialmkemrflekstBnde, di« viele sebwarxe
Punkte n t h al teii . s i tul v o h ^r,. r i n ge rem We ]■ t )k' ,
da die schwarzgefarbten Theiie schwerver-
dauliche Schalenth« ile sind. Gute RückstÄnde
sind, wie gesagt, sehr haltbar. A. Emmer-
1 i n •» fand demgemiiss ontcr 1 6 P a 1 in k u c h e n-
]i ruhen nur einr, wt-lclui von den Tliier>:ti
nicht gern genommen wurde, die nämlich
entwiekiungstiihigo Pilzsporen (Spaltpilze)
enthi'dt und schwach ranzig war Haufitji-r
kommen im Palmkern mehl, ofl"enbrtr nach
mangelhafter Aufbewahrung, Schimmelpilze
nnd raosige Bestandtbeile vor, und ist es
Wohl nnr diesem Umfitande snxnsehreiben,
dass man ria' 'i V-ratireirliunt; jrrossor G;»b»'n
von Palrakerninehl an triichtigen Kühen zu-
weilen Verkalbnngen beobachtet hat. Ye^
fälschungen dieser Rückstände kommen
-selten vor. weil sie z« leicht kenntlich sind.
In neuerer Zeit hat roati allcrditigs versucht,
das Palmroehl durch Zusatz von Drebspänen
der Sttinnnss (Phytelepbas maenwarpa, s. d.)
und etwas Koebsals sn verfUsehen. Die
Drehspäne der Stein» oder £lienbeinnnss
(s. d.), welche wegen ihrer bomartfgen Be<
schaftenheit zur Knopffabrication dienen, sind
zwar Dicht ohne l^iUirwerth, aber seltr schwer
verdanlieh (s. «tch OelfabricationsrQckstftnde).
PalmkenmiClil, s. Palmkernkuchen.
PalmkemSl, s. Palmkemknehen und
Oelpalnie.
Palmkuohen, s. Palmkemknehen.
Palnmdil, s. Palmkernkacben and Oel-
palnie.
Palmöl, Palmbutter, Palmfett. wird aus
den in Afrika einheimischen, in Südamerika
angebauten Oelpalmen, die Arten ElaeTs
i^uiiicii-i-i und melaniH nTa gewonnen. Das
Fruchtrtcisch wird von den Kernen getrennt,
zerstossen und ausgequetscht. Die Kerne
dienen snr Bereitung von Palmkernöl. Das
PalmOl ist frisch gepresst butterartig, dunkel
bis orangengelb, schmeckt süsslich, speci-
fisches Gewicht bei Iii" C. 0-920— 0 &J7. beim
Liegen wird es leicht ranzig und bleicht aus.
Schmelzpunkt*?" C. Ungebleichtes geschmol-
zenes Palmüi iiirbt sich mit Chlnrziiik inten-
siv grün, mit Schwefelsäure blau^rün, mit
Salpeters&are blau. Das Palmöl bildet, da es
Palmitln nnd Stearin enthilt, ein Eohmaterial
für die Ker/cnfnhricatifin, auch dient es zur
Seifenfahrif aiiun (s. auch Oleum Palmarum
nnd Oelpalme). I.oebisch,
Palaölkiobtn, s. Palmkernkuchen and
Oelpalme.
PalmOS (Ton waXXttv, schwingen), das
Herzklopfen. Anacker.
Paimwachs, eine Art Pflanzen wachs,
welches sich an den Ringeln de» Stamme»
der in Westindien nnd Södairierika heimischen
Wachspalmen ( ( 'erosivl.in und K h'i.vtockia)
abscheidet £s wird durch Abschaben ge-
sammelt, mit kochendem Wasser gereinigt,
zu Kngfln ;»eformt in den Handel gebracht.
l»as Paimwachs schmilzt bei 102— lOÜ' C.
und hat bei 10° C- ein specifisches Gewicht
von 0*992— 0 ist gelblich und verbrennt
mit mssender Flamme, es besteht ans einem
eipentliclien Wa< l:s, das bei 72' C. schmilzt
und durch sie i* n>1eni .\lk(i!iul aus dem rohen
Palmwaclis ausgezogen wird, nnd ans dem
in der alkoholischen Mutterlauge zurück-
bleibenden harzartigen Bestandtheil, dem
< ' e r I X y 1 i ii von der Zu8ammen8etzungC,,H„0.
In Amerika wird das Paimwachs sar Kerzen -
fabrieation verwendet. L^Mteh.
Palmyra, eine cnghMhe Vollblutstutc,
geb. 1H72 V. Blair Alhol a. .1. Firefly, gewann
dem Baron Springer das (Kriterium zu Ham-
borg and lief in einem Felde von 12 Pferden
mit Schwindler, später Kalandor genannt, im
norddeut--( hr!i Derby (187ö) todt-'- Kennen,
nach welcliem sie unter Compromiss fdr zwei
Drittel des Preises über die Bahn ging. (in.
Palpable Geräusclie sind solcheukusti^rh?
Wahrnehmungen, welche bei der Betastung
(Palpation) zusrleich gefüh It werden können.
Sie kommen am häufigsten bei aasgesprochenen
Fftlten von Brnstkatnrben (Rhrachna in den
grosseren Bronchien), bei Plevritis (Fremitas
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PALPATIOK. — PAN&CEA.
piouraii»), iVutonitis, bei der Tuberculuse
und namentlich bei Hera- und Herzbeutel-
enUQDdaoe vor. Dieselben kOnoen dadurch
besser studirt werden, dats man das Reiben
känstlich erzeugt, indom tnan die flache Hand
quer über die Ohm)uscliel legt und durch
einen Finger der anderen Hand über die
Kückenfläche derersterenleicht hinwegstreicht.
S. übige Krankheiten, sowie „Herzunter-
snchunp". T'-c/.
Palpation (pabare, betasteo, nicht zu
verwechseln mit palpitare. socken, kluptV-n).
die Untersuchung von Kfirpertheilen durcli
Betasten oder Befühlen mit einzelneu
Fingern, der Hand oder mit Instrumenten,
ttiA sich von der Bes«baffenbeit.^ von der
GrÖMe, Form, Teraperatar,BnipfindHehkeitete.
des betreffenden Tbeils zu überzeugen. In
dieser Weise untersucht man alle Er-
acbeiniiBgen, die durch das Geiahl wahrge-
nommen werden können. Zu diesem Behüte
le^ man die innere (volare) Handfläche auf
und .'-treicbt tb'i die Koiinrolifinriche hin-
weg. Will man dabei zugleich die Empfind-
liebkeit oder Consistens des Tbeiles prüfen,
hctvr. Ansammlungen von FlQssigkeiten
(t'luctuation) «der mehr die tieferen Theile
cruiren, so muss ein entsprechender Druck
mit der Tastane Hand in Uand geben und
kann dabei sQgTeicb ancb die Totarflflche der
aiulcrcn TT:\ti1 LenfUzt w.'mIi.ii, um rio iiul"
der entgegengesetzten KOrperseite anzulegen,
wie diei besonders bei den kleineren Haus-
thieren zu geschehen pflegt.
Man kann in dieser Weise die klinische
Ünter.sUL'huiij^ 'uth'i'h v.-rvi..n>t.uhlii.'t-'ii und
ist die Palpation besuoders werthvoli bei
cbirnrgischen Krankheiten aller Art, ebenso
aber auch bei innerlii'hen, narnrntli li d-nicn
der Respirations- uiul Vciiiauuuijiuigaue,
wobei auch die Zugfinge zu den Körperhöhlen,
wie Nase, Maul, 8cheide. Maatdarm, in Be-
tracht kommen (s. nach Langen», Hers- ond
Hinterleibsuntersuchnng). Ueberdic lu ui >t>
aufgekommene sog. Therm o- Pa 1 patiou
e. d. ^ V.
Palpatorieohe PeroMtion, ». IVrcussinn.
Palpebra {von palpare, streicheln), das
Ang' iil: ] Anacker.
Palpebrae (von palpare, streicheln), die
Äagenwimpem Anacker.
Palpen Jvdn palpare. streicheln) sind
die ^'|>tr. l astt i oder Füliler, mit welchen der
Kcpt M l . ti versehen ist. Anacker .
Palpitatio, das Schlagen oder Klopfen
besonders des Herzens (palpitare, zocken),
wenn unregelmässigf < ilt i unu'ewuhnlich häu-
tige Contractioneu erfolgten. Solche I'alpitatio
cordis ist oft rein neurotischen Ursprunges
oder rflhrt von organischer Erkraokuniir
her. S. Herzklopfen, Herzkrankheiten und
Herz u 1 1 1 e r 1 1 1 -Ii im g. T 'o^i-/.
Palpus palpum (von palpare, strei-
cheln), der Taster. Atutcier.
Pampas-Hund fCani.s domesticus pvre-
naicus Aico). Nach Fitzinger dürfte dieser
Hund aus einer Kreuzung des I*\ renäenhundes
mit dem grossen Bulicobcisser hervorgegangen
sein: diese iiasse wurde durch Spanier nach
Südamerika eifigeffthrt, woeelbst sie hinfig «n
treifen ist.
Die Kflrperibrmen sind fthnlieh jenen des
Pyrenäenhninle>, ciiifäiliijT braun, Brust und
Bauch biswi iltn \vt;isä>, Grösse die eine«
mittelgrosüen Wolfes, stumpfe Schnauae, etwas
hängende Lippen, aafrechtstehende, {regen die
Spitze gebrochene und Oberhängend« Ohren,
kiir/.i-r Hals. gclrutiLr^-ner Leib, lutit.' Hnisf,
kräftige Beiuc, langer Schwanz, mitteilange,
zottiire Behaamng. A'och.
Pampas-Katze (Felis iiaj» rrs). 7tir Familie
dei Katztn gehöriges iiuubthier itnl langem,
zottigem, schmutzig gelbgrauem Pelz mit un-
regelmässigeti Binden. Körper 60 cm, Schwans
30 cm lang. Patagonien bis Hagellansstraase.
Brummer,
Pamphiiius aus Alexandrien, griechischer
Hippiater der constuntinischeu Sammlung. Sr.
Pamplegia (von rä;. alles, ganz; itXt/ci^,
Schlag), die allgemeine Lähmung, der allge*
meiiii' >' Iila:ranfall. Anacker.
Pan, ein englischer VoUbluthengat. ge-
boren V. St. George, gewann im Jahre
1H08 dem Mr. WiUiamson das malische
Derby. Gr^jsmunn.
Panaoea. Panacee (näv, all; axtop^i,
heile}, Allbeilmittel oder Universal-
mittel (Bemedtnm universale, Panchrestom,
auch Arcanum genannt, w. Irli letzteres zu-
gleich aber auch Geheimmittel bedeutet). Wie
man ehemals nach geheimnissvoUeu oder
wundertbätisen speciflscben Heilmitteln, nach
dem St4>in der Weisen suchte, wollte man
auch Mittel finden, welche all« Krankheiten
heilen oder verhüten goliteu. Solche Uni-
versalmittel kann es bei der ausserordentlich
irrossin Vt^rschiidf nheit, welche sowohl die
palhulogi.ti:hen Vorgänge im Organismus als
auch die sie wieder ausgleichenden natür-
lichen Vorrichtungen darbieten, selbstver-
ständlich nicht geben. Ein Reilmittel ist
iiuin- i lair iladurch ein solches, dass es in
Ii l atimintes Verhältuiss zu «ioem be-
siiiiimten Krankheitsprocess oder deasen
Ursachen tritt, man kann daher nor Ton be-
dingten Heilmitteln sprechen. Ans der al«
chynii.Nti^' Ihn Z>'it ätamraen noch derartige
Beaeichnangcu, wie i. B.
Panacea snglica, kohleosanres Ha*
gnesiiini ;
Pauacca autiinonialis, Goldschwefel;
Panacea duplicata, Doppelsali,
schirefelsaarea Kalium;
Panacea holsatica, holsteinisebea Ar-
cantiiii. Doppelsalz;
Panacea mercarialiä, oder
Panacea rubra, rothes Quecksilber«
oxyd, rother Ptacipität.
Die Ausdrücke trifft man zuweilen auf Re-
cepten, um auf diesen nicht ergehen zu
lassen, welche Arzneimittel verschrieben
worden sind, und kOnnen. da die Apotheker
solche Bezeiclinnni:.; n k('nn<»D, bezw. nach-
schlagen, sonach aurii ganzUch vcralttte
Arzneinamen auf den Orunationen gewählt
werden. Vagtl.
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PANAltlS. — PANARITIUU DES BIKDES UNB HUNDES.
PanariS panaritlum s. jumariutn
itarunycliia), das Kronen- oder Hufge-
bchwfir, die Verb&Uung, die Kbebe, die Klauen*
stuche. Anarktr.
Panaritlum de« Rindes und Hundes. 1) i>
Fanaritiam ist eine iniecüose Entzündung
der Weiehtb«ile der l«t«ten Zehen^rKeder,
welche beim Rinde ihren Anfang im Kl iuen-
t^palt und an der ivroat; nimmt, Luid abii
die Sehnen, Knochen und Gelenke in Mit-
]«id«iia4;baft zi«hL Da ea «anftcbat an der
Krone be^nnt und daaelbrt aar Verjauchung
fuhrt, wurde es Nagel- oder Krotun
wür genannt. Bezüglich dcrRntstehun^
dachte man an ein« Versetzung irgend eines
KrankheitsHtoffes, man suchte deshalb da«
Wesen des Punaritiuni in einer metastatischen
Huf-, resp. Klauenentzinidung, Paronjchin
metaatatica: die materia pccruns wurde in
ein«r Blotmaetkua^ oder Blutverderbnisä
gesucht, die namentlich auf IJtchminp des
Uebertrittes Ton Uaiienb<.'»Uuällicilc» ins
hlut gesetzt worde. Die Vorgänge an den
Fhalanj^en wekeo fa der That darauf bin,
das» ein« ii)fi»ef!(t«« Snbatani, wahriehdolieh
in FäulnissstofFen bestehenil, in die Wcich-
theile eingedrungen ist und heftige entzünd-
liche Reizung mit Neigung tum brandigen
Zerfall <los Gew-hes verursacht, Unbedeu-
ti ndc Vi rlt.tzunir« II im Klauenspalte oder an
<iiT Kr'.ric wei'lrn dem Infections.>-t(ifTe
Eintritt in die Weicbtbeile erleichtern.
Dr. Harra« (Zeitsehr. fir Thtonaed. und
vortrl. Pathol. 1873) gi<»t 7war au, dass er
aa Uiüt kranken Theilen niemals Wanden
vorgefunden habe, indesb sind kloine Ab-
«obOrfungen der Epidermis öfter su einer
Infeetion genügend, wie wir die« von Roti-
iiifiN f ioiH n. Rauschbrandinff' ti.iii' i'. etc.wissen,
bei dw*neu ebenfalls in viel« u Fallen gar
keine oder doch keine erheblichen Wanden
naclit:''»i'M-ii wcrdt/n kniM-ii. Harms sucht
die l'iadiÄpQsitiun zum I'iiiuvritium in der
ungewöhnlichen Derbheit der bi tiell- iid. n
Weicbtbeile nnd ihrer mangelhaften Ein-
Ölung, wir rermögen in diesen Um«tind«n
nur Momente zu erblicken, wolrlie den Ueber-
gang in Nekrose und Ukeratiori beschleu-
nigen. Ist einmal Vereiterung vorhanden, so
wird die Nachbarschaft leicht aof dem Wege
der SäftestrOmung inflcirt. Wenn bei hoher
TeiDTM-ratur und Truckenheit dif HinJir auf
der Weide häufig vom Panaritiam befallen
werden, eo liegt die Ursache davon In dem
harten, ausgetrockneten Boden, welcher die
unteren Fusstheilc leicht quetscht und ver-
wundet.
^mptome. Im Klauenspalt und an
der Krone machen «ich Entzündung und
<rcschwiilst hei starker Schmerzäusserung
bemerküch, die Rinder lassen im Fri;te.-icn
nach, liegen viel und lahmen anf dem kranken
Fiisae. Die ttaat im Klaaenwinkel wird
rissig, an« den Itiasen sprosfen zottige Wu-
ihi'rungen herv.ir i iirio^-t h cinf
bräunliche Jauche, im gtuiäiigcn Falle be-
wirkt eine gute Granulation nach mehreren
Tagen Heilung. U&ufig jedoch Terseblimmert
sich das Leiden, es stellt sich Fieber ein
Lahmheit und Schuierzhaftigkcit neh:uen zu
die Thiere liegen meistens, Klau>'nwinkel
und Krone schwellen wulstf^rmiic in, da«
t,Miizc uiiti-n/ Fussende ist g''g''ii jede Be-
rührung ungemein empfindlich, nach einigen
Wochen verjauehen die geschwollenen Weicb-
tbeile an verechiedencn Stellen, die Verjau
chung erstreckt sich iu die Tiefe bis zum
Kronen- und Fesselbein hin. selbst die Ge-
lenkkapsel des Kronengelenke« kann von
ihr zerstört werden nnd das Gelenk ver-
jau'ht ii. Das lo^tändige Liegen verursacht
l>>-eubitus der Haut und damit eine sehr
luiHslichf Complication. welche die Schmerzen
vermehrt, so dass die Fresslust vollständig
aiitliort und die Thiere abmagern. Mitunter
veijaucht auch das Fesselgelenk, alsdann
zeigt »ich der ganze Unterfuss geschwollen
und idbmershalt, die Eatsflndung greift
nun auf das P.'riost und die Sehnen Ober,
der Verlauf wii 1 ein äusserst chronischer.
Sehr gern bildet sich im oberen Klauen-
winkel infolge Mortification des Gewebes
ein Oesehwar, ebenso brechen an Tersehie-
denen Stalten d<T Kintif und des Eallens
nach und nach Geschwüre hervur, weiche
die Weichtheile in mehr oder weniger erheb-
lichem Umfange zerstören. Je weiter die jau-
chige Zerstörung umsichgreil't. desto trrOäser
werden die Schuierzen. die Riuvler v-mjfjgen
sieb gar nicht mehr auf dem kranken Fosse
zu stützen, lie magern mehr ond mehr ab
und gehen schliesslich kachckti.sch und
nmrastisch zu Grunde. Es ist deslialb bei
Affectionen der Gelenke anzurathen. die
Thiere abzuschlachten; im |(bistigsten Falle
bleiben Verkfirztingen der Sehnen nnd Ver-
wachsung des Gelenkt /nrtick. Die D.iuer
des Leidens crstr« ckt sicli uut 2, 4—6 VVochen,
sogar auf t — MiUiale.
Prof. Fröhner ( Wochenschr. f. Thierheilk.
u. Viehzucht 1885) hebt hervor, dass bei Hunden
da.s Vordringen zum Periost und Knochen da-
durch erleichtert wird, dass die Haut besonders
in der Gegend de« Knochenfalzes der letzten
Phalrtnge ohne ein eigentliches subcutanes
Bindegewebe innig mit dem Periost verbunden
ist und beim Uebergang in die Kr.iUe iliren
schatzenden Epidennis&berzng verliert. Als
Erscheinungen bei Runden führt derselbe an:
erhobliche.'t Luhnien, Ii' ;?>e. selimerzhafte
Anschwellung einer Zehe. Kuiiiung und
Spannung der Haut daselbjt. bläuliche Fär-
bung deriiclben am Grunde der Kralle, glanz-
lose, spröde, leicht Kchmorz<'nde, abnorm ge-
richtete und bewegllelir Kralle. w-Klie an
ihrem Grunde eitert. Die Kralle kann ganz
fehlen. Vach dem Einschneiden in die bl&n-
lii Ii geiartit -n Stellen fliesst aus ihnen dickes,
ichwariea Blui, rielieru^r Eiter ab. Der Verlauf
ist chronisch, die Kraukueitsdaaer bel&uft
sich anf Wochen und Monaiä.
Behandlung Nur im Beginne des
Loid- ns, \\ \ die Hitze -"rtlich einen huhen
Grad erreicht, bediene man sich kalter Um-
schläge und Einhüllangcn der Klauen in Eis.
Spiter, wn bereits Neigung znr Eiterung vor-
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PAyCHR68TDai. — PANCBEASSAFT.
iiaaden i^t, K'isten feuclUwaranj KiiihilUuiifjen
und wanne Hiihnns^en mit Cnrbolwassor
bessere Dienste: Hnrnis rütli, /.uvor die llaiit
im Klftuonwinkt'I in cinor Län^o vi>n 4 - '! cm
ZU darchsrhneidcn uml Ii-- Jilutung zu unter-
hulteil. Aach ich kunn nach meinen Er-
fabrnngren eini>fehlen, alle fluctiiir?n<Jen Stellen
an der Krone mit dem Messer l'rülizeitig zu
eröffnen und die Wunden, ebenso wie die
•jeschwQre mit antiseptisehen und gelind
ätzenden SolutioDcn zu behandeln, %. B. von
Oarboleftnre, Creolin, Cupram «alfsr., Sabli'
niat. Anch Veibnnd mit Jodoft>rni ist zu em-
pfehlen. Um die Klauen wird eine IJinde ge-
legt. Kiterung und Verjauchung im Kronen-
gelenk läjst die Amputation der Klane rättalich
erscheinen: mitunter \L^»t sich die Kinne ab-
drehen. Ist da.s Fesselgolerik "■ifllTnot, ■^o i-\
articulirt Harms da.s Kronen bein. näht die
Haut unter dem Atnputntionsstumpf zusammen
■iml !- ^rt d.irfiber einen Tlieerverband, in den
iiuoli die iiuch vorhandene Klaue mit aufge-
nommen wird.
Bei dem Panaritium der Hunde empfiehlt
Frffhner ausgiebige, der Lftnge nach in
tiKi' hende Einsdmitt- mit Unterhaltung der
bliUUHg. Bei Nekrose der Knochen und Ge-
lenke mma die kranke Phalange nebst idl«ll
nekrotischen Theilen entfernt werden, am
besten mit der Lfler*«ehen Zange: theilweiso
uekrotiiichc Kno li' n >ind abzukneifen. Fröhncr
legt in die WuiidliOhle eine kleine Drainage-
rChre, heftet die WumlrAnder nnd legt einen
antiseptischi^ii V.'rbiuiii an. .-Ifj.irf-rr.
Panchrestum (-«v. all : -/0Y;3T'i>-, bmuch-
bar), ein gegen alle Krankheiten itienliches
Heilmittel, also gleichbedeutend mit Pünacee
(s. d.). Ans der alehymistisehen Zeit stammt
such die Bexeichnang
Pmichymag'jgum minerale '»der
Quercetani. Frühere Beieichnnng für .Mer-
curius dul< i.s (Kulomel). Cc ..
Panoreas (^on näi, alles; xpx'üv Fleisch),
die Baaehspelchcldrase (s. d.). Auaektr.
Pancreaaklystiere, s. Xahrklystiere.
PanoreMMft Eigenschaften. Der
Panereaasaft stellt eine klare, «asserhelle,
gem. Ii- uriil fiirblo.se, alkalisch reagireiu!»'.
salzig üchuM i keiide, oft fadenziehendo Flüssig-
keit dar, die beim Schütteln schäumt und
beim Stehen ati der Luft unter Trübung sehr
leicht nnd schnell in Fäulniss Übergeht. Die
ersten .Secrettropfoii >itiil ^. lileiiiiig, dick-
flüssig, reich an Fermenten und ZolitrQmmern.
Beim Kochen, bei Zusatz von Säuren, Metall-
uWilcn ti. <;<:1. -rli-Mih't er F.iw.'issHocken ab.
Der frische Haurhspeichel enthält 10 bis
1 1%, der ans permanenten Fisteln gew>mnene
dagegen i 'i — S'-'»*/, fe.ste Bestandtheile: je
nachtiem schwankt das specitische Gewicht
von 101 — l"ii9. Der frische Bauclisp» ii Ii- 1 i-t
schleimig, coagulabel, der ans Feriuunent-
fisteln gewonnene dagegen sehr dflnnflQssig
un 1 wä'iferig. Man find. l im rancri-u^-aft r-irn?
reiciiliche Menge von Ki\vci)t..skur|n'iii (Albu-
min, Kalinibuminate), Spaltungsproducte von
EiweisskOrperQj Fettseifen, Lencin, TyroKinO),
Xanthin, Gninin nnd die ßlntealze, nament-
lich Natronsalze niiJ Clilormr-taUe. Si-Iit inun
davon ab, dass der Bauchs|>eichel aurh drei
wirksame Enzyme (ein proteolytisches, einamyl-
olytisches, ein Fettferment) und etwas Macin
enthält, dann kann er als dem Blutserum sehr
ähnlich zusammengCROtzt bezeichnet werden.
Wir geben im ^Nachstehenden die Besoltnte
einiger der bekannten Analysen des Panerems-
saftes.
Esel
rFreriehs and
Hoppe- Sejler)
Pferd
(Lenrei nnd
LasMigtt«)
Schul
(Tiedemann
«nd CimeKn)
Hund
fC. Schmidt)
Periuaueot-
flstel
tempor&re
Fisle)
Wasser
Feste Stoffe.
Albnmin ind.
Fermente. .
98d-4l)
13-60
17-47
H-879
8'o!)l
9»l-0
9-0
949- U
51-98
9«0-4ö
1955
U-71
6-84
900*76
99<4
9Ö-U
8-80
Tiedemann und (imetin famli'n beim
Hunde 7S1)8 organische und ~ ti anorgani-
sche Stoffe; die aus diesen Analysen ersicht-
Ucben Verschiedenheiten in der Zusammen-
Setzung des Pancreaasaftes erkliren sieh ans
dem üeizungszustande der Drüse, aus der
.\bsonderungsgeschwindigkeit. aus dem Ab-
>'>nderurig£stadium u, s. w. Der (lehalt an
festen Bestandtheilen verhält sich im Allge-
meinen umgekehrt wie die Absondemngs-
j:roscb'.viiiilii,'k''it. T'nfi:-r ijaiiz lnw.tnilerf ti rm-
«rtändfU kann allerdings auch niil steigender
Abs<jnder>ingsge$chwindigkeit der (Jehalt an
festen Bestandtheilen procentisch sich steigern.
Die Secrction (s. a. Jiccretionen im
Allgemeinen). Der Pancreas-aft wird vom
Pancreas, einer tubuloacinösen Drüse, .secernirt.
Die Secrction geht stets mit .\eii lerun^ des
Blutlaufs in der Drüse eiaher. Wahrend die
nnthltige Drflse blutarm nnd dadurdi weisstich
« der gelblich und schlaff ist. ers'-liiitit die
lliatige Drüse turgescirt umi lutli. ihr.' iJiut-
gefiisse und Capillaren sind bedeutend er-
weitert, der Blntlauf erfolgt lebhafter, ihre
Venen fahren hellroth«» Blnt wShrend die
der ruhenden Drii- n ^lnk<lrothes Bhii fut-
leiten u. dgl. a) die Wasserabsonderung
ist eine unter Kigenthätigkeil der Drüsen-
zeilen statthndcnde 'l'ranssudation v ii Serum
aus dein Blute, b) die iSccretion der
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PANCREASSAiT.
465
specifischeu Bestandtlieile Pi? j^t^t
sind nur die genetischen Bezif liui)«.n des
pr'ilt'olx tischen Fermentes (Trvpsiii. Pancrea-
tin) genauer stodirt worden. Die über diese
Frage fest^^estelltea wesentlichsten lljutsachen
villi! folf^onde: 1. das Blut und Ji-- >onsti|,'.;ii
tiiicrisciien (icwebe und Flüsaij/keiten ent-
halten kein Trypsin; 2. das frische Pancreas
enth< sar kein wirksames Trvpsin oder mir
Sporen daroD: 3. btt dos Pancr.'us eine Zeit
lantf «n der Luft jjelegen, dann ist *?s reich
an Trypsin. Di« mit 1'/,% Sodalösung auge-
setzten (ilyc rintxtracte der frischen und
der 24 Stunden alten Drilsc unterscheiden
sich dadurch von einander, dass das letztere
Eiwciss löst, das erstere aber nicht; 4. der
aus dem Wirsang'schen (iange aufgefangene
Pkaereaeiaft enthält wirksames Trypsin.
Aus den genannten Thatosachen muss man
schJiessen: Das Trjrpsin wird swar im Pan-
creas gebildet; es tritt daselbst aher nicht so-
fort a]> wirksames Trypsin. sondern in einer
uijwiikiamen Vorstufe, dem Zvmogen, Pro-
trypsin auf, welches bei oder di"rect''nach der
Secretion in das- Trypsin ü!f ii:i l:t
Bei der Üecretiua dea l'iiiirrt.-u>saftcs und
der Bildung der Fermente sind die Drüsi-n
und ihre Zeilen etc. activ Uiätig. Dies ergibt
sieh ans der Veränderung der Drüsen und
ibr r Z.ll.n während der Thfttigkeit ttttd
wahrend der liuhe.
Ruhe- und Th atigkeitszustand der
Zellen. Im Ilnntrir/u-^tauil.- und in den
Stadien, während welcher die Drüse stark
zymogenbaltig ist, enthält die Innenzone der
KOSseOf «inen zackigen Kern enthaltenden
Usenxelten tiele helle, glänzende, deutlich
sichtbare, mit Eosin HirblMr.! Körnclien. Nach
der Tbätigkeit sind die DrOsenzeiien klein
und arm an Körnchen oder ganz frei von
ihnen und enthalten einen runden Kern. Der
Gehalt der Drüse an Ferment steht im directen
VerhiLhiiiss zur Menge der Körnchen, respec-
tive zur GrOitse der Innenzone. Diese Tbat-
aacben lehren, dass die Körnchen dos Zv-
Bogen darstellen: dabri w. r l- n .-\>; Zymogeii-
kOrnchen genannt. Di« Zellen und ' speciell
ihre Inncntheile sind w&hrend der Ruhe die
Erzeuger und Besenroirs der Zymogenkürnchen.
Während der Secretion geben sie dieselben
unter Kleinerwerden der Innenzone allmiilig
an das Secretwas.-(er ab. Neben dem Verbrauch
des inneren Zellubschnittes findet Wacbsthnm
und Ansatz an der An>sen7i)nc in der W- is,-
statt, dass hier neues rrotoplasraa gebildet
«ird Schwinien der Innenzone Uber wiegt aber
gegenüber dein Wachsen der Aussenzone
derart, dass sieb die Zellen Terkleinern.
Während der Kuhe nehmen .i- wieder dii-
vorherige Grösse un und bilden die Zvmog'.;n-
körnchen. die nach innen wandern "und im
inneren ZeUabschnitte bis xar Secretion liegen
bleiben.
Ruhe und Thütigkeit der DrOse.
Die PancreasdrOse ist bei der Secreti.m nieht
gleichzeitig mit allen iliren Läppchen thätig;
man findet vielmehr in jedem Stadium
Koeb. EDqrklopSdi« i. Tbiitlivilkd. Vif. Bd.
] nilvüili', liI itarijK- uiul üi.Vl.:.-, !'Ii)treiche und
ero>in;ilil't.' Lapiii-ii-n n'-bciiemander.
Urinv ,1 n il I u 11 L,' des Zym-igen in
Xrypiiin. Wie und wodurch dus Zymogen im
lebenden Körper in Trypsin umgewandelt wird,
i-t noch unbekannt. Wir wi.ssen nur, dass die
Drüse da.s Zymogen, ihr ijecret aber das
Trypsin enthält: demnaeh nimmt man an,
dass die Bildun? de.< Trypsin ans dem ZymOgen
im Miimente der Secretion .'•tattlindet.
Die beiden anderen im Pancreas
enthaltenen Fermente werden ebenfalls
in den DrOsenzellen prodocirt Der Gehalt der
T)ri1>e an ihnen -teilet und fUllt mit ^\l-m
Zymxgengehalt. I»as diastatische Ferment
scheint auch in einer anwirksamen Vorstufe
im Pancreas enthalten zu sein. Alle drei
Fermente errcirhen nach Torheriifeni .Ansteigen
um die -•«erii>te VetilauiiriL'-^tunde ihr Minimum
und steigen dann wieder bis zur 14. bis
Di. Stande an. Das Hucin des Panersas*
Saftes stammt nach meiner anf (Irnnd von
eigenen Untersuchungen gewonnenen Ansieht
nicht von den Drüscnzellen, sondern von den
Zellen der ausführenden Canäle und Gänge.
Ablauf der Secretion. Die Seeretion
• rfi.lu't h'M den Hnnden int^ rinittirend : sie
beginnt kurz nach der Maiil/.eil und dauert
bis zum Schluss der Verdauung. Sie steigt
von der Mahlzeit an bis zur vierten Stunde,
sinkt dann hU zur siebenten und steigt daranf
wieder an. Arn lebhaftesten > « riiirt i]i.>
Druse in der dritten bi* vierten und neunten
bis elften Stunde. Die Steigerung der Seore-
fi IM zur Verdauungs7eit erklärt sich daraas,
' ilas^ zu dieser Zeit das Pancreas geladen i.st,
iiuieni die im Magen resorbirten Peptone,
welche das Material für die Fermentbildung
de« Pancreas darstellen, in grosserer Menge
znm Paniere. IS gelnncrcti.
Einfluss des Nervensystems auf
die Pancreassecretion. Ueber die Inner-
vation des Pancreas ist wenig Sicheres be-
kannt: man denkt «ich dieselbe wie folgt:
Im I'aMcreas -;t/>-ii intraglanduläre (»aiii^lien
als automatische Centra. Diese «roplangen
ihre Direction gewöhnlich von Enr^ngs-
und Henitnnrcr«nerven, die von aussen heran-
treten ui: 1 Hill dem Hauptcentrum. welches
in derMedulla oblongata liegt, in Verbindung
stehen. Die Erregun^erven zerfallen in se-
cretorische und trophisehe NerTen. Aosscrdam
gibt es noch Nerven, welche reflectoriich die
l'ancreasfunctionen beeinrtussen.
Secretionsreize. Das Pancreas ist
leflectoriscb and direet erregbar. Beisnngan
des Mund-, Schlund-, Vormagen- nnd vor Allem
der Magensrlil ■itiiliaut rufen gesteigerte Pan-
creassecretionen hervor. Dies ist namentlich
bei AnfQlIang des Hagens der Fall. Die
Nahrungsaufnalime stei:;ert die Was«er- und
die Fermcntseeretion. Magen und Pancreas
stehen in sympathischen Hrzieluingen. Direete,
namentlich elektrische liet/ungen des Pancreaa
steigern die Secretion oder rufen sie hervor. Das
Secr' t i t dann wii->eri«,' umi reich an CO,
Die Wirkungen des Paucreas-
saftes. In dem Pancreassaft Huden sich stete
30
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(66
PANCBEASSAFT.
mindesten!» dri i Fermente; ein proteolytisches,
ein iimyloljtiscbes und ein Fettferinent. Er
verdaut soBMh Eiveisskörpsr, Stftrke and
Fette.
I. Das amylolytische Ferim iit wirkt
in derselben Weise auf die ät&rke ein
▼ie das Ferment des Mandspetchels; es ent*
stehon <;onnrh als Endproducte der Ferraent-
■wiikunji Achroodextrin und Maltoäc. In der-
si'll.en Weise wie die StÄrke wird auch <hi-s
üljcogea darch das PMcreasferment ver-
Ändert. OnromI soll ebenfalls in Zacker Ter-
wandelt werden, während Innlin nnv.Trjiidcrt
bleibt. Die diiistatisctn' Wirkung des Fancreas-
saftea ist «ine »uhr bedeutende, sie tritt fast
momentan ein and erfolgt bei alkalischer,
neutraler and schwach saurer Keaction.
Stärkere SäureC'Hic.'nlrationen ht^bcn ür
Fermentwirkuog auf und vernichten unter
Umstlnden das Ferment (0 2% HCl). Zusatz
von üalli' nntciFtützt die Amvlolysv. Da-i
Ferment wirkt am besten bei eiuei Tempera-
tur von 33 — 50° C: seine Wirkung steht im
proportionalen Verh<nisse *n seiner Menge.
t. Das proteoljtische Ferment
(P.inrri'iitii). Trypsin). T>.issrlt)0 fiUirt Eiwoi-s
sowuhl bei alkalischer, »Is b<'i schwin-h »aurer
und bei neutraler Reaotinn in riue lös-
liche Moditication aber. Seine Wirksamkeit
steht im proportionalen Verhiltnisse lu »einer
Mt ni?*-; es wirkt am besten bei einer Tem-
peratur von 3li — S0°. Kälte uud Wasser-
eiitsiehon^ bedinipen die Kälte- und Trocken-
storre, aber nicht die Vernichtung. Gallen-
zusatz beeinträchtigt die Proteolyse nicht. Bei
wiederholter Einwirkung einer Fermentlösung
anf EiveisskOrper sehwftcbt sich die proteo-
lytische Kraft etwas, aber weni^ ab. Das
Permi nt v- rdaut sich nicht selbst. St&rkere
.Säurecunct-iitrationen (0 2 — ü 5%H('l) machen
das Ferment unwirksam und zerstören das-
selbe; bei einer schwächeren Concentration
tritt keine Vernichtung ein, das Ferment wird
dann beim Neutralisinn -.vicilcr wirksam, » s
wirkt aber schwächer als vorher. Die durch
organische Säuren bedingte saure Keaction
des Danninhaltes beeinträchtigt die Proteo-
lyse in keiner Weise. Aus diesen Thatsachen
folgt, dass die Verabn ii Imng von Pancreatin
£er OS, wie sie bei Pancreaa- and aoderen
[rankbeiten Torgeaefalafren «arde, nicht
mtioiiell ist. Dus verabreidif l' Pani-r-Mtiii wir.!
durch den Magensaft vernichtet. Namentlicii
ist dies bt j den C^rnivoren der Fall; aber
anch bei Herbivoren wird dies in der Kegel
eintreten: ansnahmsweise erfcdgt nur eine Ab-
schwächuii^' der Wirkung' uicl tritt Ict/ftTf
im Dilnndarm bei (Jallenzutluss wieder hervor.
ßei Zusatz von stark verdünnten Alkalien
«nd iilkMliscIun Salzen stt-igert sich die
Feriiii iitwirkui i,'. Dies gilt besonders für Soda
in it 1 — 1 i" ^^ ( inccntration. Sie verhält sich
zuiu Tr^'p»in wie HCl zom Pepsin. Die Ver-
davangskraft des Try^raln wichst aas dem
Sodaznsatz bis zu tl'M'T gewissen (irenze.
0 3% Soda hindert sthuit etwas, 0(;V„ ganz
bedeutend die Trypsinwirkung. ('Iilurnatrium-
2asatz steigert ebenfalls die Fermentwirkang;
so ist dies auch bei verschiedenen anderen
Salzen ; dagegen sollen Magnesium and Natrium
sulfuricam die Fefmentairkang beeintricU-
tigen.
Lebendes Pancreas virdaut sich nicht
selbst, wohl aber todtes, wean die nöthige
Wasserroenge sagegen ist. Briogt man dn
Stück Pancreas mit Eiweiss «der Fibrin und
Wasser in den Verdauungsofen, dann lOst
si'h Alles bis anf eiBen onbedentmideii
Rest mL
Der Vorgang der Trypsiowirkang
(Ti vjitonisirung der Eiweisskörper) hat grosse
Aeliitlichkeit mit derPeptonisirung der Eiweiss-
körper im Magen. Er unterscheidet sich vor
All- ni aber d.idarrh von demselben, dass das
Fibrin uidit Hui<(utlll, im Gegentheil schrumpft
und mürbe wird, dass dabei kein Syntonin, son-
dern lösliches ood fällbares Eiweiss (Globulin)
oder eio Alkali* Albaminat (nach unseren Unier-
siirhnngen auch Propepton) oder Zwischen-
iiriuliicte auftreten. Das Endprodnct hat man
ebenso wie das Product der Magenwirkang
Pepton genannt. £s gibt die bekannten Pepton-
reaetionen nnd ist dem Pepton seheinbar gleich ;
es untersrlii idt t -;ich aber von deins- Iben da-
durcbf dass das Magenpepton vom Blute aus
als heftige« Gift wirkt, während dies das
Pancrea<ipepton nicht thut: das crstcre hebt
die Gerinnungsfähigkeit des Blutes auf, das
letztere nicht. Sonach muss mafi «ius I':iri< rf:i>-
pepton vom Magenpeji>ton trennen und kann
es mit Trypton besetehnen. — Das bei der
PancreasverdauariiT zunächst noch nicht ge-
löste, aber schon bceinflusste Eiweiss löst sich
in CINa-Lösung, gerinnt aber beim Kochen.
Der Vorgang der Tiyptonisirung ist nicht so
einflich, wie man dies l>iiber annahm. Ktthne
init< r-cheidet zwei Stadien der Pan("rt iisvrr-
dauung. Im ersten Stadium entsteht, wie ge-
schildert (durch die ZffischenproducteGlobalin
und Propepton), das Popton. In SWettcn
Stadium wird die eine Hälfte desselben, das
H tMu i ]M' j»ton, weiter zt'rlct,'t. währen*! »Ib*
andere Hälfte, da« Antipepion. unverändert
bleibt. Bei Ansschlass jeglicher Finlniss
wird da=: Heniipcptnn in ilio .\inid(is,1iirpti
Leucin und 'l'yroi*ia und in Hy|iii\aiitliiii,
Asparaginsäure und Hydraziimnt.>;uir*'. vi.-l-
leicht auch Glutaminsiurc und Amprdovalerian-
siare zerlegt Das Leimpepton liefert Glj-ein
uihl Aimnoniak. Besteht neben der eigent-
lichen Verdaunng Päulniss, dann entstehen
auch Pheml, In iol. Skatol, flüchtige fette
Säuren, Kohlensäure, Stickstog; Orabeng««,
Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Bei der
ri'iiu'n l'ancrfasvoriiiuiunu' oliiK' Luftzutiitt
entstehen keine (iase. Bei Luftzutritt " U,,
bei der Fäulniss die anderen genannti n (iase.
Im Darmcanal findet man stet* Leuciri nnd
T) rosin. Je mehr Skatol sich bild'^t. ninsu-
weniger entsteht Indol. DasXucIcin wird von
dem Trjpsin nicht angegrtit'en. Die ver-
schiedenen eiweissbaltigen Gewebe werden
vini Trypsin ähnlich beeinflusst wie ^ tu
IVfisin. Auf Leucin und sequollenc Uua-
gebende Substanzen wirkt der Panereassaft
losend wie der .Magensaft, ea entsteht daa
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PANCREATIN. - PANDEKTEN,
467
l<j.sli> niiht ge!ntinirbare. leicht diffiuible
Lt-itn;M'|it >n und daneben nach Nencki »nch
I;<'iinzu( k< r «•oc.ill). Nicht gequollen«'
leimgebende fjubstanzen bind fUr Trjfpsin
schwer uder gar nicht zag&nglicti.
3. Die Wirkung des Pancreas-
saftes auf Fette. Der Pancreassaft cnth<
< iti Fettferment, welches aus Neutralfetten
Fett<»äareD abspaltet qnd betitst aasterd«»
die Eigenschaft, srare Fetfee und Oele sa
einulgiren.
1) Das Pettferment. Die Extracte der
PancrcasdrQscn aller unserer Uausthiere
wirken fettspaltcnd. Die Wirkung ist aber
eine sehr giTin<;('. es werden nnr «ehr anbe-
deutende Minsen vuii Ftttsiiure ;i1i;;csp;ilti.'ii.
Die Panrreas^aftwirknng auf Fette kann keine
grosse Bedeutung und nur den Zweck haben,
die Fette znr Ernalgirung voriubereiten, da
schon geringe Mengen von Fettsäuren ge-
nügen, die £inulgirung der Fette zu ermög-
lichen. Magensaft and Salisänre hemmen die
fettspaltende Wirkung des Pancfeassaftes,
(>n\\f unä Alkalien heben dJeee Hemmmg
wieder auf.
ß) Die einulgironde Wirkung des
Faneieassaftes ist erheblich. Dieselbe erfolgt,
wenn der Pancreassaft mit Fetten, die freie
F.tt.-ännn enthalten, in Berührun;.' kommt,
ohne mechaniscbeD Anstoss. Die Fetts&uren
and deren Seifen sind bei der Emulgirang
sehr wesentlich.
4. Im raucreiiübatt tiinUt ^\ch rin Lab-
ftTinent. Dasselbe briiikrt rtilssiircs < aseYn
saro Gerionen, did'ondirt schwer, während das
Fettfeiment leichter diihnclirt.
5. Ein Milch säure form ont fiin!*'t >uh
in dem Pancreas aber nur in Spuren; es ent-
wickelt de.-halb der Pancreassaft aatf Zacker
nar sehr langsam MilcbsAore.
Yen Nahmngsmitteln verdanten die Ex-
tracte nach unseren Untersuchungen: Hafer,
elastisches Gewebe, Fleisch, Käse; dagegen
wurden die Knortielsubstani, Sehnen-, jflorn-
und Knochengewebe kaum aii<re<rrilTrn. T;o< kere8
Bindegewebe wurde in die Fibrillen zerlegt,
seine Zellen gel'iM. dif Fibrillen blieben un-
gelöst Hobes Fleisch wurde rascher gelöst
als gekochtes. Die in dem Magen des Pferdes
enthaltenen Futtermassen werden durcli den
Pancreassaft lebhaft verdaut S}'ntonin und
Magenpropepton Warden in Pepton ttbcr-
Setührt Bei der Pancreasverdaaang des
ragenchyniQs fanden wir TvroKin nnd Leacin.
Die Fäulnis« tritt in den' nielit mit Des-
infectionsmitteln versetzten l'ancreaägemischen
verhUtnissmtssig sehr iVBh ein. EiUnhtrger.
Pancreatfn wnrde urs)»rflnj^lich das in;
Pancreassaft voikomracude Fli weiss in alkali-
scher Li'sung verdauende Fernu nt genannt
nachdem aber dieses Ferment vun Kahne
isoUit and als Trypsin besetchnet wnrde.
bat man ah Pancreatin im Alltjemeinen
alle jene aus der Pancrea^drüse bereiteteu
Präparate beteiebnet, in denen sämmtliche
drei Verdannngsfermente — das diastatische,
•mnlgirende nnd peptcnisircnde — des Pon-
kreosMftes enthalten sind (a. Pancreassaft).
Das Pancreatin findet in der Heilkunde An-
wendting als Znsats su Emlhrungskl) stiren
bei narbigen '>\^'\ kre!>sii,'en Verenii;erun^rii
der bpeiseröhre. in Form keratinirter Tillen
wird es anch bei Magen- nnd Darmkrank-
heiten per u8 eingeführt. Zur Herstellung
des l'ancreatins benfltzt man zumeist die
I'ancreasdrUse von frisch gest lilaeliteteiii
äcbweia, Bind oder SchaC Den (il^cerin-
aassag einer dieser PaakreasdrOsen be>
zeichnet man nach als flQssiges Pan-
creatin. Lotbtiih.
Panoreatinum. Unter diesem Namen sind
verschiedene theils trockene, theils Büssige
Präparate im Handel, von denen die ersteren
eingedickte und getrocknete wässerige Aus-
züge des l'anereas (Bauchspeicheldrüse
hanptsftchlich vom Rind und Schwein), die
letzteren mit Aether oder Ulycerin gemachte
Auszüge derselben Bauchdrflse darstellen.
J>ie Süllen der i^eschwftchten Verdauung zu
Hilfe kommen, denn das Secret der Üanch-
speicheldrHse besitkt, wie bekannt, nicht bloss
die Fähigkeit, .\mylumkrirper in da^ leicht
lOsliche Dextnn und in Ulycose, stwie die
Fette (Glyceride) in emulgirbare and verseif-
bare FettsAoren (anter Abscheidnng Ton 6I7-
ceiin) niDsnwandeln, sondern aaeh im Darme
noch r.:\v-i-skörper zu ]ieptonisiren. aller-
dings nur, wenn letztere in alkalischer
Lösnng sieh t»eftnden. Einen sehr haltbaren
.\nsrng frewinnt man, wenn fein zerlnrkte
Pancreas mit t'M Theilen (jlyccrin e.\trahirt
wird und ist vlieses Extract unter dem Namen
Pancreatinom liquidum Wittich
bekannt Es entbilt alle drei Fennente des
Rauchspeichelsaftes, das peptonisirende
^Trypsin), das aacciiarificirende (diastati-
sche) und emnlsionirende. Ihm kommt
aoeh das Pancreatin von Dafresne gleich,
das mit Hilfe Tun Aether eztrahirt wird nnd
eine gelblichwei.sse. in Wasser lö.sliclie Mas-^e
bildet. Man hat sich nun dieser Fräparatt*
bedient, um sie bei Dyspepsien den Nah-
rungsmitteln beizumengen und diese so gleich-
sam schnn in möglichst verdautem Zustande
dem .Magen zn überliefern. Indessen kann
dem Zwecke in dieser Weise wohl kanm ge-
nügend entsprochen werden, da ja die mie
Salzsäure des Magensaftes die Wirksamkeit
des Panereatins hinsichtlich der Albuioiuate
autliebt, wohl aber kann von den genannten
Pancreatinpräparateu ein Nutzen für die Ei-
weissverdaauhg im Darmcanale (mittelst
des Trypsins) irwartet werden, man macht
daher von ihnen jetzt nur mehr Gel rauch in
Form der Nährklystiere, ^e. d.) Voget.
Pancreatitis (von itaYxos'st;, Bauchspei-
chtldriise: itis = Entzündung), die Bauch-
speichel Jniseiientzflndung. Anacktr.
Psnoteoi« (von «de, alles; xtr^vo«, Vieh),
die allgemeine Viehsenche. Armeier.
Pand Ctae (von navccxrr,;, alles enthal-
tend), sc. iibri, Bücher, die den ganzen
Umfang einer Wissenschaft enthalten. Anr.
Pandekten, ein Sammelwerk, bestehend
aus Excerpteu aus 39 rftmisehen iaristischen
Schriftstellern, das von 17 rOniachen Bechts-
30*
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468
PANDEMU. - PAiraiSTOPHYTON OVATÜM.
gelehrten nnterlViboDians Leitung «uamowa-
gestellt und Bm id. December B33 n. Chr.
unter JuKtinian v..'rr.ff.MUlicht wurde Di.- Pan-
dekten bilden einen HmiptbestaQdtbeil des
Corpus juris civilis. Diest lhpn enthalten auch
die ädilitischen Gesetze, Edictum ediliticuni,
die sich auf Thierhandel und durch Thiere
und 1 iiioriiriiilucte hervorgerufoiH? Streitig-
keiten and I'rocease im römischen Reiche be-
siehen.
Lehrbücher Ober Pandektenrecht: Puchta,
Baogerow, Keller, Windscheid, Aruds, Brinz,
61(l«k,H«blenbraelit Fein, Leist, Barckbard. Sr.
Pandennia (von kä;, alles; Ä^jjio?, Volk),
allgemeine Volk^euche. Amicker.
Panelektrotkap. Gebraaeh deieelben fbr
endoskopische Zwecke, siehe NMenvater-
auchung.
P. anglioa = Magnesia subcarbünica.
PaaMatophytoa ovatum Lebert, Nosema
borobyeis Nftgeli, ein Organismus, welcher
beimSeidcnspijiiu r eine eigenthömliche Knuik-
heit erzeugt, bekannt und gefürchtet unter
den Bezeichnungen Gattina (ital.), Eti^ie
(franz.), Atrofia contagiosa (Gera von Coii";:-
liano). Xecrosi oder Petecchie (Cortesi von
Rndiano). Atrotia pulimorfa (Angelo Maestro),
PoilidiiH»aia (Ciccune), Idropisia della farfaiJa
(OomaKa), Aoetotrophle (Cbarel). Cornalta in
Mailand machte zum erstcnmale — bei der
«eit Anfang der Fänfzigtrjaliie unseres Jahr-
hunderts nicht nur in gan/. Knropa, sondern
auch in China and Japan ulötiUcb angemein
reriieerend auftretenden Senche — aaf die
winzigen kleinen K'rperchen aufmerk.'-am.
welche massenhaft in allen Geweben und
Organen des Seidenspinners während all
seiner Lobensstadien vorkommen (Oornalia,
Bapporto della C'unniissione etc. per lo stu-
dio della nuilatfiu (]<■! bachi da Seta nell"
anno 185^). Daher der allgemein angewen-
det« Ansdnick „ConiaU»>Efirperehen'' rar den
merkwUHitren Parasiten. <''»rnulia selbst hielt
diese Gebilde fär die Producte einer rück-
gtegigen Gewebsnetamorphose.
Per fradiche Organismus, das Fanhisto-
pbyton uvatum, ist farblos, von ovaler, sel-
tener etwas angedeutet eiförmiger Gestalt von
4— Lftage nnd 8*45— 2*6 i/i Dicke, so-
weilen mehr oder weniger dentlicb mit swei
polaren Vacuolen. Die sicli verinohrenden In-
dividuen wachsen vor der Zweitheilung bi.s
7u ;{— 8 a L&ntre bei 2 — 3, selten 4— »5 ^
Dicke. Von .seiner Verraehrnngsart kennt man
nur (iie Zweitheilung nach Art der Spaltpilze,
weshalb man meistens diesen Organismos so
den Spaltpilzen rechnet.
Einige Forscher, wie < '«irnalia, Leydig
und Met-;chnikofl", rechnen ihn zu den Psoro-
spermien. In neuerer Zeit wurde selbst die
£isicht laot das« dos Panbistophyton ein
myxomyeeten&hnlicher Orsranismus sei, der
während .>ieines veiri tativen Stadiums als Plas-
iieniiam im Organismus des Spinner?- vor-
handen, daher am diese Zeit direct nicht
nachweisbar sei; erst nachdem er gereift
and die als Comalia^KOrperchen bekannten
.Sporen** abgeschieden habe, sei er dann an
letxteren tu erkennen.
Uli' l..'reits im Ei Iiefall. n.-Ti Kanpen be-
ginnen sehuii iKn Ii ii<-r zweiicu Häutung sich
nicht Wohl zu fühien: sie fressen und scUafaD
nicht reeht, bleiben in il- r KntwicUang zu-
rück. Ihre Hautfarbe wini granlich oder gelb-
lich. Nach d. r <i ritten und noch m- In u.tch
der vieiten Häutung sterben sie in Menge.
Ihre Beweganifen werden vorher sehr lang-
sam und sie bekommi ii awf ihrer Haut mehr
oder weniger zahlreiche braune bis tief-
schwarze Flecken. Das frühere oder spätere
Absterben der Kaapen hängt gans ab von
dem Omde der Infeetion. Am schlimmsten
ergeVit - s denen, welche bereits im Ei infi-
i-irt waren. Besser kommen jene weg, welche
später erst inficirt werden; auch ist zu be-
achten, da.s$ da.s Panhistophyton sich niciit
in jedem Individuum in derselben Weise xn
vermehren s. int Da mit den Excrementen
fortwährend Curnalia-Körperchen abgeben, wo-
dnreh wiederam das Ton den Kaupen anfge-
nomnienc Fntter inficirt wird, s i kann, wenn
unter Taubeiiden von Raupen nur einitre we-
nige kranke sich betinden, naeh und na<-h
eine sehr grosse Anzahl erkranken. Erfolgt
die Ltfection erst nach der sweiten oder
dritten Htiutung. sn frel.-xnjtn lüe Raapen
meist bis zur noriaalen Einspinnung und Ver-
puppung: natürlich bringen krattke Schm^t*
tcrlinge in d. r I!- ifel inficirte Ki- r hervor.
Die an der Seuche zu Urun.l« gegange-
nen Kaupen gehen alsbald unter Verbreitung
eines höchst onangenehroen stinkenden Ge-
raebes in Pftolniss und Jauche Ober.
Die Seuche drohte in den Fflnfzigerjahreo
die Seidenindustrie der ganzen Welt sa ver-
nichten. Pasteur gelang es, mittelst des von
ihm eiii<refiiiiitrii «iraiiiiriingsverfahrens der
verderblichen Krankheit Einhalt zu thun.
Dasselbe besteht in Kürze darin, dass man
die sich paar.nul* ti beiden Schmetterlinge in
einen Sack \l>u lijhter Gare bringt, getrennt
von anderen gepaiirten. ebenso behandelten
Schmetterlingen. Das Weibchen gibt dann in
den Gatesack seine Eier ab. Dss ganze Ver-
fahren frl.ilii^'t .sich so rasch tiiia -ehr ein-
fach wahrend der Kegattungszeit der Schmet-
terlinge; ist letztere b'-cndigt, so w^eB die
Schmetterlinge einzeln oder paarweise mit
etwas Wa.sser im MOrser zerrieben and auf
die Kör|)erchen unter dem Mikroskop unter
sucht. Für die Nachzucht werden nun nur
jene Fier verwendet, deren Eltern frei von
Panhistojdiytün waren.
Auf diese W'cUü ist es gelungen, der ver-
derbUchen Krankheit nach and nach wieder
einiiT'^rm . en Hi rr zu w r len.
Für Europa hat sich die >ei'ieniuclit nur
für die wärmeren Länder, in denen der Maal-
bi'erbaum leicht >»edeiht: Portugal, Spanien.
Südfrankreich, Italien, die Ctsterreichischen
Küstenländer. <irieelienland und die Türkei,
bewährt. In Deutschland, woselbst viele Re-
gierungen dem Seidenbsn gr«>ssaTtiga Opfer
gebracht hatten, flthrte die Pebiiae allerurta
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PAKICULA. — PAN8ENSCUN1TT.
469
ein rasches Ende der Seiden- und Maulbeer-
lucht lu'rbei.
l'eber die Art der Einschleppung der
äenche. die fast gleichseitig in Japan. China
und in Europa auftrat, iat nichts Nihem be-
kannt geworden.
Der Pmwrit flauet aich ausser bei Bom-
bvx Mori noch in anderen Spinnern. M.dunn
bei Kfifern : Emus ölen.»*, einer Stajdiv linid.'
(nach Lebert), auch bei Spinnen u. s. w. vor.
In jflagster Zeit bat Tenholt (Centralbl.
fttr Bricteriol. a. Panaitenk. 4888, Bd. IV,
1». 481 — iSfi) die Ansicht aus<resprochen, dass
diü I rsache der Pebrine vielleicht eher ein
Spaltpilz als das Panhistophyton sei. //<;rr.
Panicula (vonpanis, Brot; panieom, das
Borstengras), die Kispe. Amacker,
Panioum, s. Hirs.
Pmit, Brot. Piiaruiaceutisch ein nur aus
Mehl und Wasser bereiteter Teig in Furin
von Oblaten zum Verlifillen widerlichen Ge-
schmackes mancher .\rzneien. ^o^el.
Panker in Preussen, Holstein, Kreis IMOn.
liegt o km von Laijenborg und ist ein dem
Landgrafen Ton Hessen gehöriges Ont. Hier
mirde fralxT <\r\(^ nmfanglii-lHTe Pferdezucht
betrieben, lilr welrhi' aiuli ei<;eno Hescliäler
nnterhalten wurden, ."^o deckten dort z. B.
anfangs der .A.chtzigerjahre dieses Jahrhunderts
der Norfolker Y. Premier und Warpun v.
Wygüdny a. d. Wolnnja. ein « »il.wfialjer.
Mit dem Jahre 1884 wurde aber dies Gestüt
anfgeboben mid wird hier s«it jener Zeit weder
Pff>rd' noch Viehsttcht Ton Belanp ge-
triebLii. Grassmann.
PUMB oder U n c o ni 0 c 0 m u. Unter diesem
Namen ist nenerdings das Rbisom einer aus
Afrika (Port Natal) stammenden Pame Aspi-
diuui athamnnticum (L. XXIV. 1) im Han-
del, dessen Pulver ähnlich dem Granatwurzel-
rindenextract mit grosser Sicherheit die Band-
«Qrmer bei Mensch und Thier abtreibt, aber
noch wenig an<:ewendet iat. Man pibt das
Wurzelpuh i-r im rgens nüfliii'in !ur lieii Men-
schen als Mittelgabe zu 8 g, tur Hunde zu
6— iO g. Vogel.
Panneau. franzr.sisch, — Sattelki.ssen,
wird aurli im iJeutsehen angewendet und be-
zeichnen dann den grossen Plattsattel der
Kunstreiter. — Englisch = pannel, worunter
aneh das Pnmksattelkissen rter Kvtsehpferde
verstanden wird. Grassniann.
Panniculua (von tciQYvüvai, eiuschla<;en:
pannus, das Tneh, die Bant), eine dflnne
Haat Amaektr.
Panophthalmia, s. u. IJvealtract.
Panophthaimitis. v. nri;. ganz: ö.f5'>i>.<i.o;.
Angc: itis, Entzündung, s. u. Uvealtract.
Pamen, s. Hagen der Wiederkäuer.
Pansenbewegung -geräusch Klinixiier
Nachweis »ierselben , s. Hintei leitj.^unter
inchunt;.
PaaaeBSOhnitt, -atioh. Der Pansenschnitt
iüt die operatire RrOffhnng des Pansens der
Wiederkäuer zum Zw- ek»- «Iit Entfernung TOn
Fntt*'rstofi'en oder freni>U'n Körpern.
Die Operation wird fast anssehliessUch
bei Ueberf&ttemng der Thiere gemacht nnd
wurdi- i5i h(>n zu Ende des XVII. Jahrhunderts
von Hirten ausgeführt.
Der Werth dieses operativen Veiüsbrens,
welches heute wohl selten angewendet werden
dürfte, ist ein sehr probleiuatischer, ohgli ich
sich die Ueilresultate bei Anwendung der
Antisepsis viel günstiger als in fOherer Zeit
gestalten dürft*'?!.
Die Eruifiiung iie> Pansens wird nach
vollführtem Bauchschnitl (s. d.) am entsprechend
gefesselten Thiere vorgenommen oder es wird
mit dem Baaehsehnitt unter Einem der Pansen*
.'ichnitt in der Weise \ tdl/oi^en, \'a<-~- ein
s|>itzeä Messer, mit dem iUcken gegen die
Wirbel gekehrt, bis an das Heft dnrch die
Bauchwand in den Pansen gestossen nnd, wie
Fig. 1396 bei b zeigt, eine 12— 15 cm lange
Wnnde nach abwlita gemacht wird.
Fig. I3y6. fansi-nitchniU. « .St»Ui-. ad « i-lob^r der Pn« ■■-u-
»Ucb xn maehen i>t; b Sttlle. u welcher «Ivr Pamscn-
Mhaill auniUnm tat.
Die cing.fiilirte Hand entfernt hieranf
etwa ein Drittel des Inhaltes der Futterstoffe,
ein eingelegte»! Tuch soll das Abw&rtagleitMl
derselben in die Bauchhöhle hintanhalten.
Die Pansenwnnde wird mittelst Knopf*
naht (rat<,Mii), die Banchwund« mittelst
Zapfennabt geschlossen.
Der Pansenstich ist eine bei Wieder^
kfiuem vorziinebini'nde Operation, welche den
Zweck hat, im Mu|;i'n (I'an-en) angesammelte
(iase zu entfernen. Diese Operation WVrde
schon im XVL Jahrhundert ausgeführt.
Man bedient sieh hiexn eines eigenen
Trnikarts (s. Panseotroikart \ welcher am
stellenden Thiere in der linken Flankengegend,
beiläufig in der Mitte einer sich vom äussern
Darmbeinwinkel bis zur letzten Kippe ge-
zogen gedachten Linie fFig. 1396 a), in der
W<-is<- in du Pansen eingestossen wird, dass
der verlängerte Troikart die weisse Bauchlinie
treffen würde.
Der Troikart wird mit der rechten Hand
in der Weise gefasst. dass der Knupt des
Dom'-s in der Ilandllüehe liegt, während Zeige-
und Miltelünger die Ufilse umgreifen. £s er-
leichtert den Einstich, die Spitse des Instru-
mentes einzurden, da^-^rlbf i-t mit gnu-er
Kraft und ruckweise in den Pausen einzu-
führen, in welchen man dann angelangt ist,
wenn der Widerstand aufhört.
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470
PANäENTßOlKAKT. — PANZ£BSTAP£L.
W&hrend der Operation stütze man sieh
mit der linken Uaod am RQckcn des Thieras
und schätze steh vom Vorschlagen mit den
HinterfQsjir'n d^-ssilben, indem man einen
rtalken (Streitbanni) von einem Gehilfen,
welcher ebenfalls links steht, (|uer zwischen
die Hinter- niirl V .rderfOsse Jos Thiores in
der Weise halteu iääst, dass dixn eine Ende
dieses Querbalkens zur rechten Seite des
Thieres am Boden aaf liest, w&brend das andere
Ende der linkeraeita stehende Gehilfe festhllt.
Nach Eiitfi.rnung des Stilets aus der
<^anüle entweichen die Gase nnter einem
]>feifendeil Geräu.sch ; da sich die Aufblähnnj^en
leicht erneaern. lässt man entweder die CanQle
einiire Zeit liegen, um den successiven Gas-
:ibp;in? zu bewerkstelligen, oder man kann am li
durch dieselbe flOssige, Gase bindende Medi-
cauente, wie s. B. verdflonten Salmiakgeist,
eingiessen.
Die Entfernung der CanQle geschiehl
unter einem unterstützenden Gegendruck mit
den Fingern der linken Hand an den Wond-
rftndem, mit der rechten Hand wird die Ca-
nüle entfernt, hicraaf bestreicht man die
Wunde mit Fett (Wagenschmiere). Mau kann
den Pansenstieb öfters an einem und dem-
selben Thiere wiederholen, muss jedoch
stets eine neue Wände setzen, welche einige
Centimeter vom Torhcigeh«nd«n Stiebeaiul
entfernt ist.
In Ermanglung eines Troikarts vnd in
dringenden Fälh n kann man den Pansen mit
einem Messer auÄtechen und eine geeignete,
entsprechend verwalirte liohrc — Federkiel
bei kleinen Wiederk&aem — in die Wände
«n Stelle der CanQle einführen, oder dnrch
• in«' halbe W>nidung dos Messers den Gasen
Abzut' vt:ra<:]iatlen. AToeA.
Pansentroiltart. Man gebraucht in der
Rindviehpraxia nor plattgodrftckte, awei>
b
schneidige, fedarade Troikarts (Fig. 1337) in
einer Lbige von 15 cm (ohneGrifH und einer
Breite Ton IS— 13 mm, aus Metall (Messing)
gefertigt. Die Canäle ist am vordtrcu Knde
Sefeostert. Bei kleinen Wiederkiuern, Schafen,
iegvn, bedient man sich der nnden Troikart-
form von beinahe der halben GiQme eine^: Drtrm»
troikarts (s. d.). A'ocA.
Pansomatlca. Allgemeine Arzneimittel,
welche bestimmt sind, tbeila directe Ersats-
mittel organischer oder anorganischer Be-
starultheik- de^ Krupers, die bei fr'''«'i=^en
KtaQkhcitszuütüiideii in ihrer Menge vermin-
dert sind (wie z.B. Eisen, Kalk. Pliosphor-
säare,Eiweis»), zu bilden, theils ein. Zunahme
der KOrperkraft durch Hebung der Digestion
hervorzubrinpeii, Sie gehören insgesammt in
die Classe der Emplastica, Tonica and Pep-
ttca. y^gti.
Panspermfum (von :cä;, alles: ^icspft«,
Same), die Gruudmaterie. A/sacker.
Pantamorphia (von nä;, alles; fiopp-fj.
Form, Gestalt), die Unförmlicbkeit. Am-,
PnttneteepliMIft (von it&$, alles: a=s:
ohne: fi-*.i%a\u^ Ciehirn}, der vollständige
Gehimmangel. Anacker.
Panther (Felis pardus) oder Leopard
gehört zur Familie der Katsen. Der schlanke
Körper misst 1 tO cm, der Schwans 80 cm.
Der orangegelbc Kückin zeigt zwei Reihen
schwarzer Punkte, daneben bis gegen den
weissen Baach hin 6 — 10 Keihen rander
Flecken. Nord- und Mittelafrika, Westasien.
Ziegen. Schafe, Baumaffen etc. sind seine
Beute. Einige Spielarten in SQdafrika, den
Snnda Inseln mit sehr lebhafter Zeicbnnng;
der kaukasische Pantiier weit matter nnd
länger behaart. Prümmer.
Pantherkat2e (Felis )<ardaliä), auch Oce«
lot genannt. Dieses Kaubthier zählt aar
Familie der Katzen. 8<> cm lang, Schwanz
30 cm. Haarfarbe ist bräunlichgrau bis rötb-
lichg*?lb. mit vir'b-n uriie^'''linässiij( n. dunklen
Flecken und Streifen am Nacken. SQdamerika,
Lebt von Vögeln nnd Nigethieren. Brr.
Pantherschwamm, .\<:raricus panthe-
riuus der Laubwälder in Gebirgsgegenden.
Er gehört wie die weissen Arten von Agari-
cas, Boletus. Helwella, Hoasnla, Cantbarälus
etc. xn den giftigen Schwämmen (Hymeno>
niycete-. Hautpilze), welche in>!e--en nur von
Gänsen und Enten aufgenommen werden and
hier Schwindel, Betäubung. Erbrechen, Dnrcfa-
fall. Darmschmerz, Enteritis u.s.w. erzeugen.
Der Tod erfolgt spätestens am 2. — 3. Tage. VL
PantOZOOtia s. !»anz<i itia (von itdt^,
alles; Cüov, Thier), die allgemeine Thier-
seoctie. Anacker.
Panzerstapel wird in iler Wollkunde
jene eigenthümliche Foru> dc's sogenannten
t^uaderstapelfe genannt, bei welcher die Ober-
fläche aes Yliesses sehr dicht und fest er-
scheint, ans mehr oder weniger grossen plat-
ten Stapeln c-bil lo! und durch schwerflüssi-
ges Fett verklebt ist. Die einzelnen Panzer-
qaadern hängen dann mit ihren Seitenkanten
gewöhnlich ziemlich dicht aneinander und
lassen kaum eine Thcilung des Vlies-scs oder
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PANZEBTHIERE. — PAP1QEIEN£RANKHEITEN.
471
ilcr Stäpelchen zu. Uoi Jtr Pehwäache
inachen die Schafe mit solchem Miess meist
grosse Umst&nde, erfordern stets eine äusserst
«orffSlti|!re BehHiidlnng nni sind lelten ge-
nOgend rein zu waschen. />yv/j;'
Panzerthiere (Chlamjdophorusj, auch |
Sehildwürfe genannt, sind Gürtelthiere, die
znr F&Diilie der ArmadiUeo (Dasipodidae)
gehören. £« md die kloiiiiteii tinter den
Zahnarmen (e. d.). Baeksihae iranellos,
8
Homsehilder des Ettckenpaosers recht'
o
eckig. Sie führen eine manlwnifsähnliche Le-
bensweise: Heimat MeDdoza(Sadamerika)..^r/^.
Paniootie, Panzootia (von «äc. all^, und
Cä»ov, Thier), cino Thierseuche, die mehrere
Thicrarten zugleich bef&llt und sich über
(rru-sse Strecken ausbreitet, wie Milzbrand,
Wuth, Manlseuche, oder aber ganze Länder
uiul Erdtheile überzieht, wie in früheren
.liilirhunderten die Rinderpest, jetzt noch die
Uabnercholeia, Inflaeusa, Maalseacbe, Staupe,
Drose, Diphtherie, Sehweinerothlanf. l>ie Ur-
sachen und die VerbrcitnTTgswoiso sirnl ilie-
selben wie bei den Enzootien und Kpizootiea
(e. d.). Senmer.
Papa Fr.. Profi'S.sor an lU-r Vetoriiiar-
schule zu FMätiäiio (Turin), gab lü42 zu Turin
heraus eine Abhandlung Uber Nahrungsmittel
der Uerbiruren, 184S eine Zoologia vcteri-
»aria, redigirte seit 4856 die Encyclot ediii
ecunomica veterinaria und war niu liln r Ke-
dactenr des Gioroale di med. veterinaria. Sr.
Papageien (Pdttaeidae). Familie der
KlettervO^tl. Sclmubel ist dem der Raub-
vögel ähnlich. Oberkiefer jedoch bedeutend
grösser als l nterkiefer und mit dem Sch&det
beweglich verbunden; er hat eine haken-
förmige Spitze, welche aber den knrzen
muldenförmigen Unterkiefer hinabragt; an der
Baiiia befindet eich eine Wachsbant. Zunge
fleischig; Schiene bie sor Tarse befiedert;
Läufe krüftig nnd meistens kurz, getafelt;
die charakteristiächen paarzchi^en Klettcr*
fftsse sind ausgezeichnet sum Ergreifen der
Nahrnng und werden wie die Hand benfitzt;
KraUen spitz, kräftig und stark gekrQmmt.
Diese artenreiche Familie wechselt sehr in
Gestalt, Grösse und Befiederung. Es zeichnen
sich die Papageien fast sümmtlich durch ein
priichtiges. vorherrschend grünes, oft sehr
buntes Gefieder und durch Gelehrigkeit ans. Sie
bewohnen die 'l'roiten der alten und neuen
Weit, halten paarweise sasamraen, vereinigen
sich aber aaeh öfters an grossen Schaaren
und werden, wenn sie dann in die Plantat^en
fallen, bei ilirer grossen Gcfrübsigkeil oft
sehr schädlich. Ihre Nahrung besteht in den
Tcrsehiedensten Früchten nnd Sftmereien. In
der Gefangenschaft füttert man sie am sweek-
massigsten mit Oilrianun, Hülsenfrüchten.
Obst, Wurzelgeuiüse, Brot etc. Die Papageien
lassen sich leicht zibmen und sind beliebte
Luznsvögel, sie mQ.sRen vor Kälte und Zag»
luft geschützt werden. Wir zählen über
4äO Arten: ein I»ritttheit lebt in Amerika,
nur wenige in Afrika.
ünterabtheilnngen: 1. eigentlfchePa-
paseieii. i. Kakailiis. 'i. .\rrara^. Ara> n>!rr Sit-
tiche. Die bekanntesten Arten sind: der graue
Papagei (Psittacus erithacus). Schwanz kars
und blatroth: Westiifrika, Der rothkupfi ge
Z w c r g pap iige i, Inicparable. Grün mit
blauem Bürzel: Kopf und Schwanz Scharlach-
roth; Lerchengrösse; Qninea. Gemeiner Ka-
kadn (P. cristatns) mit weisser Holle: weiss;
Moluken. Rüsselpapagei (P Goliath):
blauschwars; 60 cm lang, mir ian^rt-r Hülle:
Nen-Gninea. Bother Ära (P. maeao) mit
langem blauen Schwanz und blauen Flügeln.
Der Wellenpapagei (Melopsitlacus undu-
latus); blassgrüngelb; belielitehter Stnben-
vogel; AastraUen. Der Franenlori (Dorai-
eenalori): prlchtig gefftrbterPapagei: gl&nsend
ranninroth mit blauer, prflner, schwarzer und
gelber Zeichnung; Ni u (iainea. Es kommen
noch viele andere Arten vor. Brütnmer.
PapaielMkraiUwiten. Die Krankheiten
der Papageien sind ihrem Wesen nnd ihren
Erscheinungen narh denen der K.marienvögel,
öfter auch denen der Hühner aualog, wes-
halb wir, um Wiederholungen zu vermeiden,
auf die Angaben unter .KanarienvOgel-
Krankheiten" und .Hühnerkrankheiten' ver-
weisen. Erwähnt .^t-i iiuch. das.s Eberth bei
Papageien kleine ilikrokokken in grossen
Mengen im Blute, im Herzen, in den Blnt-
geßissen der Le' r ler Muskeln, der Durm-
zotten etc. vorlaiul. Die Leber enthält die
meisten Mikrukokken, von hier ans gelangen
dieselben wahrscheinlich durch die Lungen
in den grossen Kreislan^ wo sie Veranlas^nng^
zu zahlreichen Embolien in allen Organen
{eben. Auf Durchschnitten der Leber er-
asvte man punktförmige bis hirsekorngTMS«
graugelbe Flecke, in den dunkel b1anr»tben
Muskeln zahlreiche kleine graue Pünktchen
luni Str>'lfen, alle OrtrJine liatten eine cyano-
tische Farbe, der l>arm enthielt etwas eelb-
liehen, dilnnbreiigen Inhalt, seine Schleimhaut
war ro'^nrrith. Tun miliaren, i^rnugelbcn Flecken
durchsetit, viele Zulteii hatleu eine hcllpraue,
ins Gelbliche spielende Farbe. I'ie t 'apillaren
nnd die kleinen Veneu sind mit Mikrokokken
nnd KokkenbaUen dicht gefüllt htnflg sind
die Parasiten in die Gewebe Bn^rretreten. sie
gleichen nach Aussehen und Grosse dem Jli-
krokokkus der croupösen Conjunctivitis und
Pharyngitis der Hühner. Es liegt mitbin hier
eine mykotische Entsflndnng der Organe vor.
Das Federzupfcn habe ieh öfter bei
Papageien beobachtet, ohne die Ursache da-
von auf Parasiten (Federlinge) zurückführen
zii können; das Au.szi>lien der Federn mit
dem Schnabel geschieht zuweilen in dem Um-
fange, dass der Körper fast nackt erseheint :
dabei lassen die Thiere im Fressen nach, ver-
lieren die Munterkeit nnd magern ah. Anti*
parnsitärt' H- ihnitf''! lialeMi wenig Erfolg und
werden öUer niciit gut vertragen. So sah ich
nach Bepudern des Gefieders mit perictsehem
Insectenpnlver oder Befeurhten mit pemvia-
nischem Balsam die Papageien trauriger und
apathisch worden, Bespreu^'inv.:' n mit Wa^^ser,
weiches mit etwas Anisöl versetzt war, be -
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tlnbten .-iie fiiiulieb, half aber :itn besten.
Das Federrupfen kann man ihnen dadurch
;il)j,'r \v"ilinpn. dnss man ihnen ein Tnch dnreh
i\>'n Si"I.ii;i!m'1 l.'-^t inid mit dem M'-s-<jr ili'.-
Kinnladenriinder etwas beschneidet. Ob Mangel
an Trinkwasser, Griinfutter oder an kulk-
reicher Nahrung das Uebel befördert und als-
dann Regelung der Pült dabei Hilfe bringt,
lasse ich dahin^restcdlt. Verabreichung von
▼ielem Fleisch und Backwerk macht die Fapa«
g«i«n krank, disponirt zam Haatjncken und
Federru|»fen
Die Pa])iigeien leiden am iiäust^:^itii an
Indigestionen, verbunden mit Durchfall
oder Terstopfnnir, gegen welche diebeiKa»
narienTSgeln und HQhnern genannten Mitteln
ebenfalls wirksam i^iiul. Di^ rr-a* li • iiievon
liegt öfter in der VerfUttcrung von Hanfsamen
ohne son.stige Beigaben, sie bewirkt auch
Hautjucken. Am tasten werdtm derartige
Uebelstände bei der Kuriierltitterung ver-
mieden, wenn man den l'apaguien von Zeit
zn Zeit etwa« äand oder Kaik in den Kääg
atrent, um ihnen Gele|?enheit tu geben, diese
Dinge, deren sir v.nr A'tirrgung derVerdauang
bedürfen, zu verschlucktii.
RntzQndnng des Kropfes kommt auch
bei Papageien vor: die ErscheinaDgen ond die
Behandlung sind die gleichen wieheiHBhnem:
man liciuorkt am ijborL-n Tli^ili/ Ilal-'^s
unterhalb der K.-Iile eine kleine vieücliwulst,
die allraäli'.^' i-tw.is grOaser wird, etwa die
Grösse einer Wallnuss erreicht und sii h hart
und fest anfülilt, sobald sich der Krupl mit
einem fv-t'-a. gelblichen Exsudat anfüllt. Trotz
der Vetütopfung de« Kropfes nehmen die
Tbierehen noch Kahmni^ nnd Getrfaik tü
sich, ersterc al!< iilinu;s ni' htin dem Umfange
als sonst, am liebst«;» nehmen sie wt-iohe
IHltterstoffe, z. B. Weissbrot in Milch ge-
weicht, za sich. Besonders fallen hierbei
Störungen in der Respiration in die Angen.
man viTninmit f'.n kiemendes, etwas hnun-
mendes Athmungsgeräuijcb durch dtn Kehl-
kopf, der durch die Kropf gesch Wulst beengt
wirJ. In li' -i ni Falle sprechen die Papa-
gcicu ni.iil uiclir Worte, die man son>t häutig
von ihnen zu hören bi kuniiiit, sie bleiben
stamm. Hier achatft die Eröfliiuiig des Kruptes
mit dem Ifesser und die Entfernung des £x*
sudates hticlle Abhilfe, worauf die Kropf-
und Hautwunde jede für .sich mit Catsrulfad-n
zu heften ist. Die Papageien vertrai;en die
Operation sehr gut, sie fangen bald dar-
nach an, wieder regfelmftssitr zn fro^sen und
zu sprechen. Hei ilio-r r rji'lrirciilh it kann irli
die iJ<'>ibai'!itung Prof. llertwig'a l»eslatig«.ii
(vgl. Heitrage zu den Krankheiten d> r V^gel
im Magazin fiir die gesatumte l'hierlieilkundc,
1849), dass bei Vögeln nach Veiletzungen etc.
wirkliche Eiterung niclit -intrilt. denn ich
sab auch nach der Krupfcrofluung die Wund-
rtnder sich nnr mit plastischem Es^cadat ver-
kleben. U<l>orli8npt scheinen die iViia r^ien
eine grosse Wide^^tan^lskraft g'-i/e» Krank-
heiten und einen kräftigen Hciltriob zu be-
sitzen. Kertwig (i. c.) erw&hnt einen Fall von
einem l'ai>agei. der von einer Magenentzün-
dung genas, nachdem er am neunten Tage
der JCrkrankung darch von selbst eifolgeiideB
Erbrechen das dicke Epithelivm des Maskel*
inaiTens ausgeworfen hatte. Derselbi- >a]i aui h
Papageien an Rheumatismus und Gicht in
der acuten und chronischen Form leiden. Halä,
Flügel, Schenkel und Fasse werden am häufig»
sten davon befallen, diese Theile werden steif
und gespannt gehalten, Berührung derselben
ist schmerzhaft, Bewegungen mit ihnen werden
Termieden. die Beine werden Öfter hoch ge-
halten. b':'in (<r-h' n zuckend bcwejrt: an den
Fü.'.seii und Oeienkcii Jiudeu sich harte, an-
fangs schmerzhafte, später unempfindliche
AnftieibangieoT die Krallen verdicken and
▼efkrOramen sich, die Hant auf den Zehen
bedeckt sich mit dicken Epidermisselnippen.
Ausser in den Gelenken lagern sich auch in
den Rippen, WiHm in und Beckenknochen
liarnsaii'-e Salze ab. Können die Füsse nnd
Zehen nicht gehörig gebraucht werden, so
hat man nai lizus- lit n, ob letztere nicht mit
verbftrtetem Unrath bedeckt sind, der anf-
geweicht nnd entfernt werden mnM. Die Be-
handlung ist die gleiehe wie sie bei den
Krankheiten der Kanarienvögel und Hühner
angegeben wurde, ebenso die der Epilepsie,
an welcher Fapagcien nicht selten erkranken.
Pa])ageien erreichen ein hohes Alter, im
I »nfii-ehnitt werden si(? S5 — 40 Jalire alt.
sie .sollen sogar ein Alter von 90— 10(t .laliren
erreichen können. Störrigkeit un 1 Wider-
setzlichkeit bestraft man durch heftiges
Anreden, durch starkes Anblasen mit dem
Munde, durch Anblasen des Gesiclites mit Ta-
baksdampl' oder darch schnelles Eiutauchen
in eiskaltes Wasser, was die Papageien sehr
scheuen
Damit die Zunge der Papagticji richtig
beurtheilt, ihr normales Aussehen nicht als
etwas Abnormes anii;eseben wird, sei noch
Folgendes erwihnt: Die dicke fleischige Zunge
ist mit Pa| illen besetzt, welche am unteren
Theile derselben der Länge nach auf einer
mit einem Horn ring umgebenen Scheibe stehen.
Bei den l'üjselpapageien beüteht die Zange
aus einer kleinen hornigen Eichel, an einem
fleischigen, soliden Cylindcr befestig:!, bei
anderen Papageien ist die Spitze der Zange
mit einem Kranze knorpeliger and bttaehel-
förmigT. faserarti-^rer Papillen bcFctzt A»r.
Papa'in, rapayotin, ein ptlanzliches
eiweissverdaueniies Ferment, welches ZQ
etwaDÜ% in dem Milchsäfte des Melonen-
banmes (Carica Papaja L.) enthalten ist.
Das aus dem eingetrockneten Milchsafte durch
Extrahiren mit Glycerin ond Fällen der
(llycerinlAsung mit Alkohol darstellbare
Ferment ist am wirksamsten in schwach
sauren Flüssigkeiten, ist aber auch in neu-
Iralt ii und sciiwach alkalischen Flüssigkeiten
nicht unwirksam. Das Papain ist f&hit^, die
lOOOfache Menge Fibrin in lOsen, frisches
Muskelfieiscli wird .'.iireh eine 5 ■/o'ff<' Lösung
des Fermentes in einer halben Stunde. Croup
membraiien werden durch dieselbe in zwei
Standen gelöst. Innerlich genommen soll da&
Papalo die Verdaniing befördern, ftosserlieb
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PAPAVEB. — PAPAVER BH0EA8.
478
wiird« es Torzfiglich «nr LOfitiiT^ eronpöser
tjii'l iliiihtlierifi>(.lifr Rclrp«? in .■)%iV'er Lü-
sung empfohlen. Dem Fapaln des Handels
•ind buch Globulin nnd Hemialbaroose bei*
gemengt. Dii- Wirknn? des l'upaTns i?;t. trotz-
dem es wif r>_'iisin in saurer Lusuu;^ um
besten vcrdant. ileijenigen des Pankreas
sehr ähnlicli, indem es die £iw«iMkOrper
nicht nur in Pepton flberfllhrt. sondern noch
wfit'T in I.encin und Tjrosin spaltet. In
der Milch bewirkt es zunächst tierinnung,
•piter losen sich die Gerinnsel wieder nnd
e» treten Peptone, Leocin nnd Tjrosin
•nf. Lothitek.
Piip;iya v n 1 a r i fCarir;-. I'aii;iy;i i, aus
der Familie der Papayaceen. Ks isi ein wt'i8»e!>
nmorphes Pulver, das in Wasser leicht lös-
lich und die merkwürdi^rf Eit,'i iiHchaft hat,
ilhnlich dem Pepsin des Magtuiaftes (bezw.
Trypsin) Fleisch. HQlsenfrflchtc. Milch, Käse
nnd andere EiweisskOrper lüslich und resorp-
tionsfftiiifr «n machen, Itann daher ein vege-
t n h i Ii s c h e s \' 0 r d a u ti n g 8 f e r m c n t genannt
werden und wird auch in kleinen Gaben ab
Stomachicum so^rie, da es im Hagen nnd
Darm aach Würmer pepti^cb angreift, aU
Anthelminthicnm benfitzt, ist aber bei
Thiorci) iiocli iiiilit naher unt-Tsui'ht. Die
Gabe ist für Uunde 0 Oä— O'ö und mehr. Auch
snr Erveiebnnf nnd Zerst(mng von Neubil-
duHj^en. bt'sondprs von gTi^^eren Krebsge-
schwülsttij, hat man die auflösenden Wir-
kungen benQtzt und das Papain (Milchsaft -
papajotin zu oy« mit Wasser) durch multiple
parenchjnatdse Injeetionen in die Tiefe
ein geführt, man ist aber .lav^m wieijer zurürk-
gckoiimten, da das Verfahren zu tlieuer, aucli
nicht gans vnbedenl£Heh iat nnd sich ansser-
deui a]< <i%m natzloe erwiesen hat. Vogil,
Papaver, s. Feldmuhn.
Papaveraoeen. Von ^len Mohn^ewäch-
sen (L. XIII, 1) kommen hier in Betracht
vor Allem das Papaver somniferum odfr
Schlufinulm. Mehr von toxicologischei» Inter-
esse sind der wilde Mohn, Papaver Khoeas,
der Ackermohn P. Argemone und die Schwal-
benwars oder das Schöllkraut, Chclidonium
Papaver Argemone. Ackermohn. rnt>'r
der Saat hiiuiig vorkoininende i'apaveracce
(L. XIII. 1). Er hat ebenfalls wit> der wilde
Mohn (Klatschrose) hochrotbe BlQthenblätter
und nnt<>rBCheidet sieh von letzterem durch
rli^- vrrl.intj.'rt keulenförinir:':' Ka|iM'l umi !w
zerütreut aulrecht abstehenden lioiüleii. Ver-
giftungen bei den Hausthieren kommen häutig
vor und sie tragen fast durchaus dasselbe
Gepräge wie beim wilden Mohn (s. d.), Todes-
flUle in'l''-s srltrij. Jv.v/.
Papaverin, C,,lI,,NO«, eine im Opium
vorkommende Base, die ans dem bei der
Verarbeitung des Opiuronn^?!!!:^-- brhufs
Durstellung des Morphins (s. ÜfiiuaiaikHioidc)
erhaltenem Niederschlag, welcher 'l'hebain.
Papaverin and Marcotic entb<, nach einem
nrnstAndltchen Verfahren gewonnen wird.
Xath Plügge orliält n-an i'-. w.tm man
die genfkgeod verdünnte Lösung des Papa-
verin- und Narcotinsahes mit rothem Blnt-
laugensalz zerlegt, wodunli nar Papaverin
gelällt wird. Der Niederschlag <l< s l'apaverin-
feirieyanates wird sodann durc-n Natron-
lange zerlegt. Es bilJet farblose Prismen,
die bei 137° C. schmelzen, leicht löslich in
iii issem Alkohol, Chlorohinn , licnzol und
Amylalkohol, schwer lOalich in kaltem Al-
kohol nnd Aether, nnlQslieh in Wasser. In
r'>ncen1rirter Srhwf fclsänre Ifi-^t sich reines
ru^javeriii uhnc Färbung, beim Erwärmen
wird die Lösung dunkelviolett; mit moljbdän-
säurehaltiger ächwefels&nre wird es sofort
grQn gefärbt, dann Man, violett nnd endlich
kirst in ntli. Die Lösnn:,' des Piipav erins in
Olilutwasser färbt sich aut Zusatz von Am-
moniak rotbbraun, nach einiger Zeit schwari-
braun. Es wirkt nur hypnotisch, kaum
schiner/lintJirnJ. Bei der Oxydation von Pa-
pav<Min durcli Kaliumpermanganat entsteht
Papaveraldin, C«oH,eN^; neben Papa-
verinsänre, C,«H,3N0f. Kocht man Papa-
vi rin mit Überschüssiger JodwasserstofFsäure,
m entsteht Papaverolin, C,eH,,NO». Die
chemische Strnctur des Pavavcrins ist in
jüngster Zeit von G. Ooldschmidt sehr
eingehend nntereneht worden. Nach diesem
lii'stf^lit (las Papaverin aus znci ^^rnssen ring-
loriiiig angfovJnften Ätoraconi|ilex<n. welche
rnit«inander durch eine Methvicn^'ruppe ver-
bunden werden. Dir eine KohlenstuflTring ist
ein Benzolmokkül, in welchem drei Wasser-
stoffatome durch je ^'w. Gruppe OCH,
(Methuxyl) ersetst. der zweite ein IsochinoUn-
molekfil, in welenem ebenfaUs «wei Metb-
osylgruppen an Stolle von Wasserstoff ge-
treten sind. — Die arzneiliche Verwendung
s. 11. Papaver toamifemm. Lotbisch.
Papavfr Rhowt. wilder Mohn,
Elatschrose. Feaerblnme. Bekannte Papa-
vevarcc (L. XIU. 1) «nd Ohi iall als lästiges
Unkraut oft massenhaft in ti< ri Wt^zen-, Rog-
gen- und Kleefeldern wachsomi. i^ie Hiüthen-
blätter sind hochroth, die Kapsel ist kurz,
verkehrt eifürroiß'. die Läppchen der Narbe
sind mit ihron ü.uultin Ubereinanderfassend,
die Blätter länglich lanaettlich. Die Samen
klappern in den reifen MohnkOpfen, daher
auch die l>ezciclniiniq' K 1 n ppcrrose. Die
purpurrothcü, am Grunde mit einem schwar-
zen Flecken versehenen BlnmeablAtter lind
in der Ph. A. officinell als
Plores Rhoeados, werden beim Tr«ck-
, ni'ii si;Iinintzik,'si li.n"laflirolli, rieclien k-idit nar-
kotisch und besitzen einen ^clileitnii^cn bitteren
Geschmack. Sie dienen «u .Sp< tiLS pectorales
und zur Färbung namentlich von Zucker-
säften, zu welcher sie sich am besten eignen,
A-A der intensive Farbstuff durch Säuren nicht
zersetst wird. Sie enthalten aber auch einen
scharfnarkotischen Giftstoff, besonders in
den halbreifen ijrftnfn K'"pfi?n, der wahrsohein-
lieh in ithnliclien Aikaluidca besteht, wie sie
die Mohnköpfe dos Gartenmohns I- eitlen
(Opium) und welcher sich beim Keifen eben-
falls mehr oder weniger verliert. Ans diesem
Grunde komm' ti alljährlich unter den Haus-
thieren Vergiftungen vor, und zwar fast
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474
PAPAT£K S0MN1F£RUM.
wlhreod des ganzen Sommers, da der wilde 1
Mohn vorn Mai bis Atiijn^t fi»itblülit unJ mich
vielfach im Klte und iiuustigcii Gründitter
vorkommt. Dabei zeigen sich die Thier«', be-
«»nd«rs die Kinder, in aosgeprägUo Fällen
itsrk tobsftchtig. worauf 8opor naehfol|;t. Die
manischen Annillc wif (ItThulcn sich CftiT und
erinnern au Wuth. l'ferdc verfallen mehr in
einen somnolenten Zustand und nehmen dann
bei starker GelKÜiisabstampfangein apathiacbes
koikrigea Wesen an, sie athmen aber dabei
atifl'alletul besc-liwerlii-h und zeigen bei glotzi^n-
dem Blicke eine starke l:'upillenerweiterung.
MerkwOrdig ist. daat selbst bei hochgradigen
Intoxicntionsfilllen nnr selten ein lethuUr
Aassung vurkumiüt, dagegen beobachtet man
vielfach länger dauernde Vergit'tangszuf&Ue
bei allen Haoatliieran. Der Tod erfolgt aapbjk-
tlseb. Bei der Seetioo -findet sieb regelmisaig
Blutfttlle im ("lehirn, TIptzi'H und den Lungen,
Kkchymosiruug, Ent/.rnulung, bebonders des
Dünndarmes, und nephritische Erächeinun;;t'n.
Als Gegeofflittel haben sich besonders be-
wlbrtrfMchenrindenabsud, Tannin mit scbwar* 1
Z' iii Kiiffoo, .subciitaiio Kii!iipIioroinsprit7,unp«.'n
und kalte Perfusionen über den Schädel. J'V.
Papaver «omnirerun. Caltirirte Mohn-
|rHiUiZP. Sohl afiii oh n (Papaveracee L. XIII. 1 ),
G arten mo hu. Er wird im Grossen als Oel-
päanzo angebaut und liefert ein geschätztes,
meist für KOehenzwecke verwendetes fettes
OeK HobnOl.
Olouin l'apaveris fs. d.), dns auch
ol'ticinell ist und aus dem reii'eu Samen der
Kapseln gewonnen wird. Wichtig ist ein wei-
teres Product, der Mobnaaft oder das
Opiam, aneb unter dem Namen Lan-
dau um u iiT Mekonium bekannt. Ge-
wonnen wird dasselbe dadurch., dass man die
unreifen Mohnkapseln 3—4 Tage nach dem
.■VhfHll**n der BluinenblLlttcr watrrerht anritzt,
den ausquellenden I\Iih hH.ift i:amu)elt. an lier
I.,uft trocknet und lii s anderen Tages snrg-
fältig abscbabt, um daon die Masse aa kneten.
Diese sofenaonten Opiombrote sind meist
rt.u'h ruiitllich. haben ein Gewicht von 70 bis
Inn g und öiiid 6teU in ein Msbnblatt ge-
hallt, dessen Oberfläche mit RttlMlCrfichten
bestreut wird, um die Verpackung ZQ erleich-
tern. Der Opiumgewinnung wegen wird der
>T d.n liaaptsächlich in der asiatischen Türkei
(Kleinasicn, Levante, Karahissar, Yerli). aber
iiaeh in Aegypten, Persien, Ostindien, China,
j<'t7.t aU' h in Algerien tin l .\ini'rika angebaut
und kuiniut um meisten von ^iiiyrna au^ iu
den Handel (Opium Sniyrnäum, türkisches
Opiam), von wo aas allj&brlich mehr als
tno.OOO kg (davon mehr als die Hllfte nach
Euroiia) ' xportirt w- y.ii ii. Frisch ist die
Masse knetbar, im iiutirii noch feucht, zähe,
gelbbraun, aasgetrocknet hart, von kürnigem
dunkelrothbraanem Bruch, kräftig narkoti-
schem Gornch und bitterem Geschmack Das
l'ulver ist gelbbraun. Ausgezriihm t ist da.s
Opium (s. 0.) durch den Gehalt einer grossen
Anxahl an Alkaloiden, es sind deren jetzt 18
naeligewiesen, therapentisch wichtig ist aber
nur da«
Morphin, von dem das Opium
10 -20®;, (mindestens jedoch 10" enthalten
soll. Daj» iigyjjlischeüpiuniistgeringwerthiger,
das persische hat Stangen- oder llackstein-
form, das ostindische ist kugelförmig, äonai
sind noefa Ton Bedeutung das Mareotin
(4- in'»','). Codein, ThebaHn und Narcin.
l'apaveria is>t (wie letzteres Alkaloid und
das Codeün) nur in sehr grossen Gaben hypno-
tisch. Einen Unterschied zwischen der
Wirkung des Opiums und der des Morphinms
gibt t^s eigentlich nicht, beide Stoffe decken
»ich vollständig, obwohl im ersteren auch
Alkaloide enthalten sind, welche gegenüber
(lern Morphin keine narkotischen, .<ondprn
gegentheiligc Eftecte haben, wie da* Th e bai u.
Codein, Luudanin. Laudanosin, welche
ähnlich dem Strycbnin krampferseogende
Basen sind, sie treten jedoeb qaantitatir in
den Hintergrund, so dass im Oi)ium hier nur
der Morphingehalt in Betracht kommt (s.
Opium pulveratnm weiter nnten). Morphin
selbst ist im Waaser fast gar nicht lOsiich,
findet daher keine ftrztliche Anwendang, ge-
bräuchlich .'-ind nur die leiclit lOslichen Sab«,
hauptsächlich das salzsanre ah
Morphinnm hydrochloricum (Ph. G.
.\, M. M. muriaticnm). Die seidenglänzt-nden
Krysialle sind ausserordentlich bitter und
lösen sich in 25 Theilen kalten Wassers oder
in 50 Theileo Weingeist. Das schwefelsaure
Präparat
Morphinum »ulfarimra (löslich t : 15
Was.ser) stimmt mit dem salzsauren völlig
flberein, ist daJher flbcflllaiig;
das Morphinum aceticnm der leich-
ten Zersetzbarkeit wegen ausser Gebrauch;
wird letzteres dennodi versehrieben, hat der
Apotheker nach Ph. G. das salzsaure Mor-
phin zu verabreichen. Mit letzterem dürfen
niclit "rdinirt werden; kohlensaure Alkalien,
Erden, basische iialzi', (lerljstt)lle üv.i\ Me-
tallsalze.
Bei seiner Ankunft in dem Blute geht
das Morphin (Opium) direet auf das Oroaa-
hirn los. indem es des.s'n Ganglienzellen
lähmt: dadurch wird die Tliüttgkcit der Be-
wegungs- und Empfindungscentren derart her-
abgesetzt, dass nicht bloss Betäubung und
tiefer Schlaf, sondern auch Anästhesie
und Lähmung die Folge ist. Hiezu belarf
es grösserer Dosen, die bei den verschiedenen
Hausthieren ausserordentlich verschieden sind
und tret." iiiibcr ilem Menschen mit seinem
hochculwitkellt n Gehirn enorm hohe genannt
werden können. Zur Narkose braucht letzterer
0 OtS, der Hund das Zehnfache, das Pferd
das Hnndertfache ff'5). In kleineren und
mittleren (J üben kommt nicht Schlaf, sondern
eine beruhigende, schmerzstillende
(sedative, puregorische) Wirkung la Stande,
welcher eine gewisse ner>öse Erregung vor»
ausgeht, die nnr bei sehr grossen Gaben
:iii-i)lcibt. Al.s l'rsaclie licr Haupt Wirkung hat
Binz die chemische Einwirkung auf das Pro-
toplasma der cerebralen Ganglien/: eil hu an-
gegeben, da Morphin unter dem Mikroskop
dasselbe trübt und ähnlich wie das Chloio*
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PAPAVEB SOMUriFERUH.
47S
form in ein^n Lr- rinnunsr artigen Zustand ver-
netzt. A''liiiliriic \'mi 'j.iii^'' voUziflicn »ich
aacb im Kack«Dmark, «lai aber viel später
ireUhmt wird, wihrend das peripbmtcbe
Nervensystem nur indirect betroffen wird, and
was die Herz thätigkeit und Aliiioung
betrifft, 80 findet auch hier eine hemmende
Wirkasg »tatt, welche sogleich ein Sinken
dei Btatdrnckea nnd der KGrperTrftrm« nach
sich zieht. Auf ilen Darm raucht sich der
lähmende Einflus^ dadurch bemerklieb, dass
die Schleimhaut an Empfindlichkeit atwrk ab-
nimmt, während der IJemmangänerv des
narnics nierkwiirdii,'er\vei>e l ine lieiinng er-
fahrt, woliireh eiiif Zeitlaii«: die Peristaltik
gelähmt wird und Vemtopfang die Fulge ist
(Noibnaffell.
Anch bei den Hansfhieron criU ^f|)^phin
als eines der hochgebcliutztt'iteu Arinei-
mittel, kommt aber weniger als schlaf-
brinfendet, Tielmehr haapfoftehli«fa »U be«^
rohigendes, schmert- und kram|>f«tinttid«e
Mittel zur Anwemlung. Am hiiufigsten ge-
braucht man bei schmerzhaften Kolil&en,
namentlich beim Pferde, o. zw. subeatan in
der Mitteldose zu % g; grossere Gaben ero-
nfehlen sich weniger, als öftere, denn Morphin
konuiit bei den Pflanzenfressern nur laiitrsain
und deswegen oft onsareicbend zar Wirkung
oder ersengt «« all Nebenwirknnj^ heftif^e
ErregunfT der T?eweiTnnc:-irentrrn J..-s Ochirns
und damit aatfallende Öviuptuiae, wie z. Ii.
Manegebe««gQagen. Am diesem Gmnde be-
nQtzt man es anch nnr selten beim JBinde
(zu 2 0— S'o pro dosi), ebenso niebt bei den
Herbivoren zur allgemeinen Narkose, wie
«ie s. B. bei schmerzhaften Operationen oder
Anf&llen von Tobsucht etc. hünßg nothwendig
wird. Chloroform wird hi^r jifzt iill^emein
vorjjtzogen oder Morphin mit diesem ver-
bunden, wobei man von dem erstcreii nur
die H&lfte der sonatigen Gabe notbwendig
hat. SSo diesem Behaw spritit man Pferden
und Rindern Oo— l'O M'frphinlösun^ unter
die Haut und be^nnt dann Minuten
nachher mit den Rinathmungen von Chloro-
form bis tm natbigeo Anistbe^ie. Anders
verbtTt sieb die narkotische Wirkung bei
Hun l'^n. fflr die Chlumfortn nicht immer
ganz unbedenklich sieli erweist, welche aber
Morphin gut vertragen und welches hier anch
längere 'AiAt nachwirkt. Für kleine Hunde
sind zu allgemeiner Narkose 0 02 — 0"05 g
nOthig. fflr sehr grosso oder starke Hunde
O'l— 0'i$g, reichlich gelöst in Wasser
(1 :30— 60) nnd stets sabentan aas, da die Wir-
kung vom Magen aus eine zu langsame ht nnd
gerne Erbrechen erfolgt, bei der innerliclien
Medication niuas daher meist die doppelte
Gabe serabreicbt werden. Aach gegen Gehirn-
nnd andere Krämpfe, besonders Eklampsie
'1er nündiiin' ti (O'Ot — O'I), gegen t-elniK-rz-
hafte Wehen, Hheumatismen (täglich
S— ftnrnl), nnd als Hustenmittel ist bei Hunden
das salzsaure Morjdnn hochtresehätzf. Ks
l»"i8tct besonders gute Dienste bei acuten und
. hruniscIi-Mi Krkrankungen der Luftwege zur
Herabsetzung des U 06 tenreizes nnd der
catarrhalischen Absonderung, wenn diese
eine verm- lute ist, denn das Alkaloid ver-
mindert nicht bloä das Bronchial»ecret mit
grosser Sicherheit, sondern aneb die Erreg-
barkeit der Ein])firidungsnerven in der S'elilein«-
haut des ganzen Athmun^'-trai te.s. Zu diesem
Behuf« verordnet man für l'ferde 0 v» g, für
Hand« etwa O'lg, gelost in 10 0 Wasser,
woTon ftr kleine &emp1are ^—t g. fär grosse
3— ."g üftfr-s im Tage eingespritzt wrden.
Sehr empfehienswertli i>t, statt des destil-
lirten Wassers da-; Bittermandelwasser zu
wählen, die Morphindose wird dann um die
Hälfte vermindert oder setzt man wie bei
Broneliorrhßen z. 15. in der Hundestaupe Apo-
morpbin bei (Apomorphin. mar. O'OÖ. M or-
phin, mar. 0*t, Aqo. destlll. fOO^O and S\ rup.
alb. 50 0, täglich 3-4mal 1 Thee- las Ess
iGffel voll). Nicht zuverlässig hat sich das
Mittel g'-zeigt bei Herzklopfen, gesteigertem
Geschlechtstrieb, Starrkrampf, Atropin- und
Strychninvergirtung(BronkaUnm oderCbloral-
hydrat vorzuziehen), bei schmerzhaften Oph-
thalmien (beaser Cocain zu 5V«) »cd wirkungs-
los ist «s als »schraenstilicade* Salbe anf
der intacten Haut.
Opium pulveraturo. Opinmpnlver,
kann iui Ganzen wie das »alzj-aure M'irjiiiin
zur Anwendung gelangen, es wird nur vor-
gesogeo mit Besiebnng anf den Darm, anf
■welchen seine Sedativen stopfen'len Wirkungen
stärker hervurtrettfü, da es hier längeren Auf-
enthalt nimmt und demgemäss auch kräftiger
einwirkt. Aas diesem Gmnde wird es haupt-
sftebMeh versehrfeben, am bei aufgeregter
Peristaltik mehr Darmruhe herzustellen,
wie dies viühacli hti acuteu Darmcatarrben,
besonders infolge von Erkältungen, bei Durch-
fall, Hahr, Darmblutungen, chronischer Darm-
rcizung iiifolge follieuhuer Geschwüre, Darm-
entzfindungi'n u. .<. w notbwendig wird, ebenso
bei der l'eritonitia, um die durch die Darm-
nnmbe beganstigte Ansbreitang der Ent-
ziTnlnng zu verhindern. Von besonderem, oft
lebenHrettendom Werthe ist 0|iiun) bei den
häufigen Diarrhoen der Säuglinge, welche
zudem Opiam gut ertragen. Ebenso ist et
sehr wirksam gegen starkes Erbrechen and
manche Maji tikiaiikhciten. vorausgesetzt dass
ihnen nicht äussere schädliche Einwirkungen,
ErschlafTungsznstände etc. n Grunde liegen.
Die (labe des Opiums verhält sich za
der des Morphins wie etwa 10:1 und ge-
schieht die Verabreichung dos Ersteren am
besten in Form von Pilleu, bei den Wieder-
kinem als Scbattetmiztnr. Fohlen nnd Kftlber
erhalten S 0— 10 0; Pferde 10 0— 20 0; Kinder
15 0— «;; 0; Schafe, Ziegen 10— SO: Hunde
O-l— 0-5 und Katzen 0 Oö. Pferde ertragen
auch das Dreifache der angegebenen Guben
noch leidlich, der Tod erfolgt nach Hertwig
er-.t auf 7ö — Si> g ("))iiu)n (<h1,.t etwa 10 g
3lorphin), bei Schweinen ant lü g, bei Hunden
auf 8—1 2 g. nachdem immer starke Ver-
?;t(<i>fung. Drängen, Aufblähutii,', Seliwatiken.
Krämpfe und Lähmung (ni« lu aber iiaiiK r
völlige Betäubung) vorhergegangen sind. Die
arzneiliche Dose beträgt bei Tauben und
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476
PAPAYACEEN. - PAPIER.
Hflhnern O'OS-'O-I Opium und ertragen
erstcre selbst noch 0'5 Morphin per oä.
während >ler Mensch 2. B. schon auf eine
8fnch geringere Dose stirbt! Noch uncmptind-
licher »ind die Kaltblüter, denn FrCsclie
ertragen nach Villnin etwa lOOOmal mehr
Morphin als der ei\v;iriis»nf Mtnsili.
Die än^eerliche Anwendungdes Opiums
sowohl ftla PoWer wie in Form der Salbe
empfiehlt 5ich nicht. Cocain ist vorinzieht ti
(s. d.), auf die unverletzte Haut eine Mischung
Ton 40— 5OV0 Chloroform mit Oel oder Fett.
Tinctnr» Opii aimplei, einfache
Opinmtinctai' (Tinctorn tliebaiea, Tinetar«
anod^na simplex). Sie ist rOthlichbraun und
vom Geruch und Geschmack des Opiums.
Bereitet wird sie aus 1 Opium und je 5 verd.
Alkohol und Wasser Ph. G. (1 : 10 verd.
Weingeist Ph. A.). Ihre Wirkung ist keine
an k-rc als die des Opiums, nur etwa das
lOfache geringer (1 g Morphin entsprechen
10 g Opinm nnd iOOg Tiactor). Fohlen und
Kälber erhalten von letiterer ;>— 20: Pferde
50—100. selbst löO: Rinder 75— 200; Schweine
i— 10: Hunde 1—5: Katzen Oö— 1 g{in— 2o
Tropfen); das Geflügel S— 10 Tropfen.
PqItU Doweri, Dowcr^dches Pdher
oder Pulvis T]roracuanhae opiatus (Pul-
vis Ipccacuaiiiiac cum Opi"). E-s enthält je
1 Opium und Brechwurzel mit 8 Zucker,
stellt ein hellbräunliches Palver dar nnd ist
vermdge des Gehalte« an Ipccacuanha auch
Expectorari-. ini'.l SinjTinittrl Im-I I'iiirrlc'K-ri.
Ais ersteres verwendet man das Mittel nur
in der Handepraxis. Es hat sich besonders
beliebt gemacht in dor Staupe bei gleich-
seitigem Durchfall unl brträet die Gabe
05— 4g: für Kälber l. i 1 h 1 höe 4-0-50,
trocken oder Terschttttelt mit Wasser einzn«
gehen.
FructusPapaverisimmuturt. g^rüne
unreife Molinköpfe (Capita Pupaveris ini-
matura). Sie werden grün bei gelinder Wärrae
getrocknet und sind officinell, Ihr Gehalt an
Opium ist ein variabler je nach der Mohnart
nn ! dem Reif< i:r;u!. Sie sind mehr nur Volks-
mittel und dienen besonders za Klystieren
im Absud und innerlich in Pom des letzteren
bei DiarrhCen der Kälber f^i— 10 Stück mit
Süssholz). Diese entsaamteri Mohnköpfe geben
zuweilHi aurb Veranlassnng zu Vergiftun-
gen, da besonders Binder siei gerne naschen,
oezw. die Kapseln, welche in die Sirene gelan-
gen. Dom Tode durch Lähmang lii-n meist
Tobsui Iii- ;i tin<l wuthähnliches Beiithuien vor-
SlU<. 7.n bfiiHikt-n ist, dass auch vollkommen
reife dürre Mohnköpfe, welche zuweilen jiuch
zn HScksel etc. verwendet werden, schon Vt-r-
giftungen hoi Rindern m\A ."^i iialän verur.<:acht
haben, obwohl hier kein Morphin mehr vorhan-
den. Wirksam ist offenbar das Narkotin. Xar-
celn iinii V il. ui Ull i stimmen aiuli damit die
ohgenuiiiiten eretiiiachen Erscheinungen über-
t in. Nach neueren Untersnchongen i>t anoli
Papaverosin enthalteß. yo-e!.
Papayaceen, Melonenhftame der Tri>}i»n-
liimlfr. Von denselben konuiit aizneilich nur
der Melonenbaum SüdaiUL-rikas. l'apaya vul-
garis (Carica Papaya), in Betnefat, welcber
in seinem Milchsaft ides Papaln liefert (s. d.).
Papaybaum, Papaya Tulgaria, das
Papaln liefernd, s. Papainum. Vogel.
Papayotinum. Papajotin, ein vegeta-
bilisches Venhuiun^'.Nft'rment ciiirs sCulanicri-
kanischen Melonenbaumes. Synonym mit Pa-
painum (s. d.). y^g*^'
Paplar war c^rirrhl^chpr Pferdearzt vor
üt'iii VI. Jalirhundeit in Antiochien. Ai>r.
Papier (Papyrus). Der gebräuchlichste
Vermittler schriitlicber Mittibeilnngen seit
dem grauen Alterthnm. Die alten Aegypter
bereiteten sirli ihr Papier ans der danach
benannten Papierstaude Cyperns i'anyruä, einer
Grasart, welche — I m hoch in den Flüssen
Aegyptens vächst. Es norden von den scbilf-
rohrihnllehen Halmen die H&ute und Fasern
in gclir ft'int ii Schichten abgezogen, dii srlben
auf einer Tafel aasgebreitet, welche mit Nil-
wasser angefenehtetwar, und dann mit heissem
klebrigen Nilwasser übcr-frichen. Auf die
erste Lage brachte man eine zweite, presste
beide aufeinander, so dass sie gleichmässig
zusammenklebten, trocknete sie an der Sonne
nnd glittet« sie mit einem Zahne. Die Chinesen
verfntii;;i->ri ihr Pa|ii<'r ans dem in Japan und
auf den Inseln des ätillen Meeres wachsenden
Papiermaqlbeerbanme. Morus papyrifera, nach
einem nunmehr schon allgemein bekannten
Verfahren. Unser besseres Papier wird aus
, i n nl mn p e II })(>rcit<-t. Di*' ält<!stt.' auf
i Leinenpapier geschriebene Urkunde datirt
aus dem Jahre 1318, es ist dies die Urkunde
der Stadt Kaun)f men. ,\ns rolior Haumwolle.
später von baumwollenen Lumpen wurde
schon Papier im XI. Jahrhundert verfertigt. Die
Fabrication ans Lumpen besteht vorerst in
der Zerkleinerang derselben, so das» sie mit
Was■^^ I ' inen gleichartigiMi Bid geben können,
uelclif r, svenn er auf ein Sieb gebracht wird,
durch welches das Wasser abfliesst, noch so-
viel Zusammenhang hat, um getrocknet ein
mehr weniger dünnes, aber hinreichend festes
Iliatt zi: liiKl,?n. Die gereinigten Luni] cii
müssen mehrere Ta^e lang in Wasser ein-
geweicht werden, wonn sie in einen schwachen
«irad vrtn Ffinlni>* iTciatlicn und für den
Zweck der Lreibiii-luiig hiiirciclicnii nmrbe
werden. Vollends wird der Brei im „Holländer'*
fertig gemacht: um ihm eine gkichmftssig«
Farbe zu geben, wird er mit Chlor gehleicht.
Das Chlor darf auf <lie Masse nicht 7\\ stark
einwirken, .son.st würde das daraus darge-
stellte Papier brüchig und spiiter gelblich
werden Nun wird der Brei in Papier nm ge-
arbeitet. Dies geschieht im Gegensatz zum
früheren „Schöpf- oiicr Handverfahren" miitclst
der Maschine in lullender Weise: Die zu-
bereitete gleiehmftssig flüssige Paidermasse
fliesst auf ein hingos endloses, d. h. an bci';cn
Enden vereinigtes feines Drahtgf'webe. ' us
sirh seiner Länge nach fortbewegt und dt.r
Masse eine rüttelnde Erschfitternng mittheilt,
wfthrend das Wasser durch dasselbe abfliesst:
dnicl) dieses llülteln werden die Faserchcn
der Masse durch eine gewisse Vcrfikung zu-
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PAPILIONACKAE.
4T7
sammeDhäiigeBder mit einander verband«».
Dm Pspierblatt ^eht nnn roin Drahtgewebe
zunächi^t auf einen cnilL'si'n Filz und datin.
wenn et die nöthi^e Festigkeit erhftUea bat,
allein iwiachen mebrore Walsen hindnreb, von
deii'^n die letzteren erwttrmt s'mä. um lu
trocknen und zu glätten. Zuktit wir! das
fertig herausliommende Papier vm einem
Haspel ao/genummen und entweder unser»
sehnitten oder in Bogen veribeilt versandt.
Das Srliroibpapier wir«! über.lie> mit einer
Aaflösuug von Leim and Alaun oder mit
einer ans Harz and Potteacb« bereiteten Seife
und Alann geleint.
Wegen der aneserordentlichen Steii;ertiDg
des Papierverbrauehcs leiehen die Hadern,
die frQher allein aur Darstellung desselben
dienten, nicht mehr ana nnd man hat zum
Ersatz derselben eine jjro'ise Anzahl von
Faserstoffen ver&ucht and angewendet. Die
wicht iititeu Surrogate der Hadern sind die
Holzfasern, Qetreideatrobfasem und die
Bapattofaser, die Jvtefiiaer. In allen diesen
Fasern ist e» die als Cellulose bezeichnete
feinfaserige Substanz (s, Cellulose), welche
die Grun lmasse des Papieres bildet. Man be-
reite! demnach bei uns derzeit: 1. Leine n-
hadernpapier. i. Hanfpapier, be.sonJers
dauerhaftes und festes Papier, bes. anders itu
Geldwerthe direct aus Hanfwerg erzeugt.
.3. Baum wollen papi er, mikroskopisch an
den breiten bandartigen liaiiniwollhaaren
leicht erkennbar. 4. Papiere aua J utefasern,
hieher gehört auch das sogenannte Manila-
papier, »ie dienen besonders an Briefcouverts,
ata Packpapier. S. Strohpapiefe an« Weiten*
und Ropt:en>troh. R.nsstroh li<'fetf da^ sog.
chinesische ^truhpupier. H. Papier uu^ Holz-
schliff, als Rohstoff dient nur Coniferen-
hola (Fichte, Tanne, Kiefer). 7. Ans Mols-
cellnlose. Man versteht darunter einen
Papierstoff, d' r durrh elieiuische Zerlegung
von Coniteren-, iiirken- oder Pappelbulz ge-
vronim) wird. Diese Holzarten Werden mit
sanrera schwefligsaurem Kalk unter Druck
Ton den incrustirenden Substanzen, den
Harzen u. s. w. befreit nnd die zurückbleibende
Cellnlose kann sofort unmittelbar zar Papier-
fitbrication verwendet werden. 8. Die chine-
sischen Papier»? sind aus Rei^^troh oder aus
den Bastlasern des Paplerumulbeerbaumes,
des Zaekerrohres, des Bambusrohres und
anderer monocotyledonischen Pflansen darge-
stellt. OrdfnSre Packpapiere enthalten Aber-
flie< nach and re F.i-^erstoffe, Selbst thierische
Wollhaare beigcment^t.
Die Zusamniensetznnjj eines Papieres
wird durch die niikroskoii i >• he und die
c Ii e mische L'ntersuchun|jf lesttfestellt.
Er>tere belehrt uns namentlich über den
Bobstoff, aas welchem das Papier erzeugt
wnrde, die chemische üntersnehnng belehrt
ans ftbpr die Zusät^.e an n;iMix'an!.sp!ien und
organischen Stoffen, welche üa-, i'upier wahrend
seiner Bereituni» erfahren hat. So bat man
B. B. nach Kinlttbrnng der < 'hlorbleiebe und
der 3Caschine, am die Weivse und Glatte des
Papieres zu steigern, «nr AusfBHnng der
Poren mehlig« Mtneralbtuffe (Kaolin, Ojps,
Schwerspat, Thonerdc) zugesetzt, wodurch
.lie f'$\\\:' des Pajden-s ti.',l,'iit en d herabgesetzt
wurde. An organischen Moiren findet man im
l' ipier animalischen Leim, Harzleim, Stftrke,
Wach«, Eiwciss. Die p h y s i k a 1 i - ■ Ii a Prfifung
des Papieres erstreckt sicii auf die Be-
stimmung des Gewichtes, der Dichtigkeit, der
Dicke sowie gans besonders auf die Be-
atinininng der Bruehdehnnng nnd der Zer-
reissfcstigkeit des Papierea mit eigene hiesu
coiifttruirten Apparaten.
Wegen der grossen Bedeutung des
Papieres als Handelfwaare finden «^ieh nun-
mebr an grosseren technohigiischcn Instituten
eigene Abtbeilnngen für die PrBfnng des
Papiere?.
Bunte Papiere, welche zur Umhüllung
und AasschmUckong von Nahrungsmitteln
dienen, dftrfen keine gesandheitsscbädllchen
Farben entiialten (a. Cottditorwaaren). LA.
Papilionaoeae, Sch metterlingsbla-
ther, L. XVII. 3, mit 10 s weibr aderigen Stanb-
fefUssen. Blnmenkrone mit Flügel nnd Fahne,
nicht ni'i-t in H'llsen. Sie -^ind in mehr
als 3U0O .Arten l 'k innt und zumeist bei uns
einheimisch. .\u.-!t,'ezeichnet sind diese Phane-
ftwamen dadurch, dass sie zum Theil
arzneilich verwendet werden, wie z. B. Mu-
lÜMtus. Oiionis. Astragalus. Glyevrrlii/a, liiü ks-
horo, Iiidigofera. Myroxylon' peruiferam und
tolniferom, theils vorzttgliche Nahrnnga-
mittel (Proteinstoffe) liefern, wir die Klee-
arten (Trifolium) und Hübeiiiruchte (s. d.)
(Leguminosen), theils Giftstoffe enthalten und
so SU Vergiftungen der Uaosthiere viel-
fach Teranlassung geben. Zu den giftigen
Papilionaceen gehören insbesondere
Lui>inus, Feigbobne, Wolbhobne, Ln*
pine (s. d.) und ihre Arten, weleka aneh eine
i> e:.ond er 0 Krankheit, dieLn]»nose (s. Ictema)
erzeugt;
Cicer arietinum, gemeine oder bock-
sämige Richer, Kichererbse (s.d.) (deutsche
Kaffeebohne), deren Heu gefährlich werden
kann ;
Latbyras sativus, Gemüseplatt-
erbae, welche bei Menschen nnd Tbieren
durch den Oenuss ihrer Samen eigenthOm-
liche, unter der Beseichnung ^Lathyrismus"
(s. Kichererbse) bekannte Lihmungen her-
vorruft;
Lathyrus eieera, Kichererbse,
Platterb>e. trel iii_'t zuweilen unter die
Futterkörner, besonders den Hafer, und gibt,
wie französische Thierärzte namentlich be-
richten, häufig Anla.-ss zu Vcrgillnngen bei
Pferden undMastthit-ren, wenn sie in grösseren
Meng**n v<in diesen eonominen werden. Ausser
Erscheinungen, wie »i« auch dem Latbjrrismus
xnkommen, beobachtet man vornehmlich ancb
Pneumonie <<d>'r eigenthömlielie mit Kohren
verbundene Libmung-'zustande des Kehl-
kopfs, welche nicht selten eine oj-eriitive Er-
öfhung der LuiirOhre nothwendig machen.
Mehr als 1 Liter der Samen darf fflr die
grossen Haasthiere keinesfalls gelBttert werden ;
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478
PAPILLA. - PAPILLÄRE NEUBILDUNGEN.
Cüroniilii varia, bunibltitnige Kron-
wicke unserM , in, Aecker und Wälder.
Sie hat abföhrendö Wirkungen, ohne giftig
10 sein, sie Terdient daher auch den ihr bei-
gelegten Namin Giftwieke flicht [Oun-
iDanoJ (s. Erun Wicke};
Cytisus LabnrnniD, femeiner Boh-
ne n s t r a n cli <j iler 0 u 1 li r e <j e n . Ziorban m
unserer Gaitcn, mit ütinen gedrelilen Blatttin
und goldgelben BlQthcn, welche im Mai und
Jani in langen Trauben herabhängen. Das
Cjrtisin (s. d.) ist ein spinalet Ftealyticani. Fi.
Papilla null Papula, die Blatter, das
Bläsi'li.-n), das Wärzchen. Anatke».
Papilläre Neubildungen gleichen in ihren
ersten Entwicklungsstadien den Haut- und
Schleimhaotpapillen und gehen wobl auch
durch liyp*Mtr'ij.liiscIie WutlitTLin^cn aus den-
«elben hervor. Sie bestehen anfangs a(U eioeia
gefilsshaUigen Bindegewebsstamm qdcI eiad
von Epithel, Etulotlii«! oi^er Epidermis Ober-
zogen. An papiUenlutit'n Körperstellcn ent-
wickeln sich die papillären Neubildungen
aua Bindegewebe, daa in Form toh Zotten
aoswftchtt, in welche Capitlamhlin^en ein-
treten, so z. B. an den serösen Häuten. Die
papillären Neubildungen sind anfangs ein-
fndl, später werden sie vielfach veristelt und
Venweigt und biMen oft ^m^sc. mit breittT
Basis auftretende «der gestielte Gesehwül^te.
Zu den papillären Wucherungen worden
gezahlt die als wiidea Fleisch beseichneten
üppigen Granulationen anf Wanden nnd 6e-
schwürsflilchen, der Strahlkrebs, die Condylome,
Waric-n und Papillome. l>a» wilde Fleisch
besteht aus zahlreichen aus Capillarscbüngen
und nengebildetem Bindegewebe bestehenden
sogenannten Fleischwlncnen oder Grannlatio-
nen von rotlier Farbe und weicher Consistenz,
die die Wund- und lieschwUrhfidcbc bedecken
nnd oft weit über dieselbe hinanawachem
und dadurch eine Verheilnr«» unmöglich
machen. In solchen Füllen nuiss ihre Wuche-
rung durch Aetzmittel oder GlOheisen be-
schränkt oder dieselben messen operativ eut-
femt werden (Wondheilong). Der Strahlkrebs
stellt eine excessive Wucherung des Papillar-
körpcrs an dem Fleischstrahl und der Flcisch-
suhle und excessive Production ron Platten-
epitbelseUen d«r, die entweder gar nicht oder
nnr nnTollkommen Terbomen. Diese Wnche*
nincfn bilden oft grosse, wcicln'. missende,
knollige, krcbsalmlicbe Neubildungen, daher
anch die Bezeichnnng Strahlkrebs, obgleich
es sich hier keineswegs um einen Krebs
bandelt (s. Strahlkrebs). Die eigentlichen
Papillaigeschwuljite zerfallen in liarte und
weiche. Die harten rapUlargeschw Oiste be-
steben ans einem derben Bindegewebastarani
mit spärlichen Gelassen und aus einer mehr
oder weniger dicken Epilhellagc. Hielitr ge-
hören die gewöhnlichen Hautwarzen, die
üanthOmer, die alcerirenden Papillome des
Pferdes, die Hantcondjlome nnd die trockenen
hcirtcn Schl' iniliautpapillome de> Fiinde-^. Die
einfachen, nilil ulcerircnden Haulwarzen
treten meist in gleicher Zeit zahlreich (bis
SU tOO und mehr) in der Haut der Pferde
auf Sie werden crbaeu- bis liu.ssgrüss, selten
grösser, haben eine grauweisse Farbe, eine
derbe Consistenz. ein reichliches, bindegewe-
biges Stroma mit spärlichen Gefftssen nnd
s-ind mit einer Epiderinisschicht bedeckt. Die
HauthOrner besteben vorzugaweise aus einer
homartigen Masse, deren Blatriz vergrOsserte
hypertrnjdn>( he Tlautpapillon darstellen. Sie
sind versscliiedtn gross, werden bis 15 cm
lang, haben eine cylindrische homförniige Ge-
stalt mit abgestumpfter Spitxe. Die Hanthörner
besteben aus ron den Papillen an der Basis
ausgehenden Saltcan&lchen und aus concen-
triäch um dieselben geschichteten Horn-
lamellen and faserigen Verbindangeidgen,
welche die Oeschwokt nmschliessen. Haot-
hörner sind beobachtet worden bei Pferden.
Rindern, Schafen und Hunden am Kopf, am
liflckcn, am Halse, an der Brust und in der
Flankengegend (s. Hauthorn, Coma cntaneam).
Die Hautpapilluine bestehen aus einem
bindegewebigen, uieist vielfach verästelten
Stamm, der mit zalilreichen, mit einem ein-
oder mehrschichtigen Pflasterepithel beklei- -
deten Pftpillen' besetst ist. "Wenn sie einen
grüi^seren Umfang erreicht haben, wird die
Haut oft stielaitig ausgezogen und die Papil-
lome werden gestielt. Beim Pferd ist der
Epidcrmisüberzag der Papillome meist nur
dttnn nnd zart nnd wird leicht abgeatossen,
daiier secerniren sie eine trübe seröse Flüssig-
keit, die sich zwischen die einzelneu Zotten
infiltrirt und dort leicht in Zersetzung äber-
geht, einen üblen Geruch annimmt nnd leicht
Entzündungen, Eiterungen und Verjauchongen
erregt, an der Oberfläche wohl auch zn
Krusten und Schorfen eintrocknet. Bei Bin-
dern eind die Hautpapillome nnd die Schleim-
hautpapillome des Mauls mit einer dicken
Schichte von Hornepitbel bedeckt, daher hart
und trocken und sehr selten uicerircnd. L>ie
Condylome sind zarter als die Papillome, be-
stehen aus einem verftstelten Bindegewebs-
stamm und weiten Capillai g» fas>en und be-
sitzen nur eine dünne Epitheldecke, daher
eine oft nässende Oberfl&che. Sie sind meist
flacb oder himbeerartig gelappt oder blumen-
kuhliibalich. Condylome kumiBca an den Ge-
scblecht&thcilen und an den Lippen bei
Hunden und Pferden vor. Bei letsteren geben
sie h&uflg in Papillome nnd in SLrebse Ober.
Bei Pferden kommen "n.iullg an den .'ierü-en
Häuten, besonders am Bauchfell nnd iiauch-
fellflberzug der Eingeweide, dünne, oft mehrere
Centinieter lange zottige oder papilläre Binde-
gewebswuchcrungcn vor, die reich an Blut-
gelasM/n sind, .\ueli an der Pleura entwickeln
sich derartige Bindegewebszotten mit reich-
lichen Ge^en bei BrnstfellentsSndnngen.
Am Bauchfell scheinen nc ohne ausgesprochentj
Entzündungsprocesse durch eiiUache iieibung
der Eingeweide an einander zu entstehen.
Die weichen PapillargeschwAlst« bestehen
ans einem zarten renweigten Bindegewebe-
geitist und sehr weiten /ahlreiclien Capillaren
und sind mit einem leicht ablösbaren Ftiasler-
odcr Cylinderepithel bekleidet, weich und leicht
blatend. Sie haben eine runde, oder lappige
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PAl'iLLAKKÜKPER. — PAPPELKXOSPEX.
479
oder polypöse Form und fimlrn ^ich nur an
Schleimhfiuten. Tri der Harnhlasc der Hiudtr
geben .^ie Jui n l > st;iiiJigi' Blutuiif^on zu
chrouischem ülatharoen Anlas«. I)er Form
nach niitentch«id«t «um fttett«, körnige oder
beerenarti^e und rotti^c Papillome.
Die Ursachen der papillären Neubildungen
und lucale, mechaMische. chemische und pa-
rasitäre Reize, welche eine Hypertrophie, Ver-
diekang ond YerfrOsseran;^ normaler Papillen
und eine Ni-ubiMung nm Papillen vcranhissen.
Majocchi cooKUtirte die Contagiositüt der
Condylome und Tand bei denselben specifiscbe
Mikrokokken als Vi i mittler vier Uebertragung.
Auch bei den einfarlieii il.uitwaizen wurden
voll tiratia und Majocchi klein»' Hai illen, Bac-
teriam porri, im Gewebe constatirt oad viele
Autoren betraebten diese Sebiiomjeeten als
Ursachen der Warzenbildung nnä des Strahl-
krebseü. Die einmal gebildeten i'apillorae
können auf gewissen Stufen de» Wachsthums
stehen bleiben nod nor noch Uornepithel pro-
dneiren oder sie wachsen stets weiter durch
Bprosseiiurtlgfs Auswucliscn des Pindegewebs-
stamnios und Neubildung von Papillen, oder
das Papiilnni ^Teiit flAcbenartig um sich durch
papilläre Wucherungen aus dem Mutterboden
in der Umgebung der ( Jesuhwulst.
Papilläre Wuclieruntfen kommen vur in
der äus&erea Haut, auf Wanden und Ge-
sehwllren, an der HoTsoble, an den Sebleim-
hluten icT Nnsf, des Kehlkopfes, der Bron-
chieu, an den Lippfii, dtr Zunge, dem Rachen,
Oesophagus, Magen, Darm, im Nierenbecken,
in der Uarnblaset *>n Penis, im Uterus, in
der Vagina, an der Valta, am Entcr, in der
(Tallenblasi-. in den Zahnalveolen, an dem
Bauchteil, an der Leber, Milz, am Magen und
Dann, am Brustfell und Herzbeutel.
Die Störungen, weblie die papillären
Wucherungen veranlassen, lianv^en ab vuu ilntr
Anzahl und Grüsse und von dem Orte, an
welchem sie vorkomuieu and bestehen in Labm*
beit (am Hnf)^ Verengenmgen tmd Terseblles»
suniTen von Höhlen und ».'anälen, Atrophien,
Blutungen, Ulcerationen und Ucbergüugen in
Krebs.
8i« gehören den gutartigen GesebwQlsten
an and sind durch Esstirpation heilbar. Re-
eidive k^junen zwar vorkommen, aber keine
secundiLre Verbreitiinj». Semmf>\
Paplllarkorper, s. Haut.
Papillen. Es sind gcfäss- und nervenhal-
tige Erhobungen der Oberfläche der Cutis
und der Schleimhäute mit cutancm Charakter.
Ihre Gestalt ist verschieden (keulenförmig,
fingerförmig, pyraraidenftlrmig), ebenso va<
riirt auch ihre (irösse. Im .Vllgeineinen sitzen
sie mit breiter Basis der Oberfläche der
Membran auf und endigen mit sich verschmä-
lemder äpitse. Letztere kann iodess auch ge-
l^heilt oder stark irerdickt, iin letzteren Falle
auch zerklüftet sein. Di'' Papillen bestehen
aus einem bindegewebigen Grundstock, leren
ÖbertUii he gewöhnlich von ein- tn gescliich-
teten Plattenepithel überzogen wird, welches
in seinen Eigenschaften und seinem Bau mit
dem der betreffendea Membran Qberein-
1 stimmt, häufig und Lesnnderfi niif der H "die
der Papillen indessen üchwacher i»t, wit:: da^
letztere (suprapapilläre Epidermis) und die
Räume zwischen den Papillen ausf&Ut (inter-
papilläre Epidermis J. An gewissen Oiganen
haben die Papillen eine wohl charakterisirte
Gestalt, wie an der Zunge, an welcher man
fadenförmige, keulenförmige und umwallte
Papillen unterscheidet. Die Eintheilung der
Papillen der Hant in Gefäss- und Nenren-
Papillen lasst sieh iiirlit durchführen, da viele
Papillen Gefässschlingen und Nerven zugleich
besitzen. Eickbaum.
Papilloma (von papilla. da- Wärzebeii).
die Warze, die Papillargetichw ul.-t, papilläre
Neubildungen (s. d.). Anatkcr.
Ptpil'tOlMr Topf oder Digestor, dient
das«, nm anter hcherem Dmck ah dem der
Atmospliüre 'bis zw sechs Atmosphären)
ciieiuische Zersetisungen, Umsetzungen oder
Verbindungen zu erzielen. Allgemein käuflich
ist der f apio'scbe Topf in Form eines goss-
eisemen Oefilsses mit glattgeschliffenem
Rande, der mit eiii- ni aufijesehlillenem Deckel
mitteL^t Bügel nnd Scbranbe verschlossen
wird. Auf dem Deekel i^t das Sicbei heitsveBtÜ
und Luftlialin an^jebraclit. dunli letzteren
kann man v<«r dem Lüsen des Deckels den
Dampf entweichen lassen. Im Haushalte dient
der Papin'sche Topf^ um aus Knorpeln und
Knoeben gute Leimsappen zu bereiten, aueh am
Fleisch rasch garzukochen. LoeMscft.
Papopferde nennen die Meiicaner ihre
Luxuspferde, auf welchen sie sich auf der
Promenade^ zu «eigen lieben; sie pflegen die»
selben meist gut und halten, sie ungleich
besser als die Maulthiere und die anderen
Last- und Zugpferde. Die l.eibesform jener
Thiere ist nicht Abel und ifire Leistungen
lassen wcnitr tn wünselien übrig. Sie be-
sitzen fast ausnahnislüs einen langen Schwei f
und lange Mahnenhnare; der erstere wird in
Mexico selten verkünL DasPapopferd zeich-
net sich hanptsAeblieh durch seine Fertig-
keit in einigen ktthn aussehenden, aber iji
Grunde &ehr hannlosen Seiten- und liuch-
sprOngen aus, mit denen der Reiter zu paradi-
ren pflegt (s. mexicanische Pferde). Fg.
Pappel, Populus (Salieinee). Pbarmako-
logiscl) klimmen nur die einheimische Silber-
pappel uud die Espe in Betracht (s. Pappel-
knospen und Pappelrinde). l^ogel.
Pappeiknospen, Gemmae Populi, die
frischen und getrockneten Laubknospeu uust-rer
einiieimisehen Pappelarten aus der Familie
der äalicincen. Sie sind gerbstoffhaltig,
barsreieh und besitsen einen angenehm
balsamischen Geruch, indem sie ätheri-
sches Oel und einen scharfen Stull eiithttlten
(%%). Sie sind wie iio Kiefei"8i»ri)ssen
(Turiuncs Pini) in den Apotheken su haben
(von l'upulus nigra oder pyramidalis)
uihl werden wie die-e als biltertrewnr/hattr-,
Pepticum für die Uausthiere in Form kleiner
Beigaben zum Futter verwendet, insbesondere
für die Srliafe mit Kochsalz bei kacliektischen
Krankiiciten aller Art, Lecksucht, WoUe-
fresdcn u.8. w. Ein zu starker Oebrancb der»
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m FAPPELLAUB. --^
selben — sie sollen nur als Nuschmittel
di«fl«n •-- erzeugt starke ßeizuni; und ««Ibat
pntzfUuUiche Krankbeitcn der Vcnlaiinngs-
u!id llarnweikzeuge, wk z. Ii. diu sog. Wald-
krankhtit. wenn die Thiere auf der Weide
verbatet werden. Das Ueidelbeerkrant, der
BeMostraneli. der Pfriemen fSpartinm aeo-
parinm). Jer Ginster (Ociiistii) ii. ^]^^].
Pflanzen i^erursachen vermOge üueH Gebaltets
an «inem Scharfstoflb äholidie Erkrankungen,
ebenso auch die Tannen-, nnd Fichten*
sprossen. Vom Volke werden die genannten
Ptlatizetitheile häufig auch in Form von
Aufgüssen als harntreibender Thce ge-
braucht, yfi^el.
Pappeilaub. Die rilrater iLi Pappeln
finden gelegentlich uls Fulttiiuittel Verwen-
dung. Dieselben enthalten im frischen Zu-
stande 45V« Trockensabstanz und diese be*
•toben ans
lS-87y„ stickstofflialtiirpn Stoffen»
57-52 « stickstoflBfreien Stoffen,
20-68 „ Holzt'iiser,
8.93 ,t Asche.
ÜB inbt iwar noch gehaltTottere Futter-
laubsiirtcn (s. Bauiiilaub). r)':sscnunc;f.iclitt.'t
werden gerade Pappeln, und besonders die
canadische Pappel, z. B. aof sampflgen Stellen
fippns behufs Futtergewinnung gepflanzt.
Mau mnuit sijl<_he Anpfianzunfren in Srhlesicn
„Lnftwiosen".
Pappelrinde, Cortez Populi. Die lUndo
der Silberpappel and der Espe (Zitterpappel),
Populus albii und tremnia wird häufig in
ähnlicher Weise wie die Weidenrinde (s. Salix)
benlltst, sie ktam auch als ein braach-
b«e«* nir etwas schwicher adstringiren-
det Ersatsmiitel derselben bezeichnet werden.
In Norwegen gilt ili*' Ziftorpappelrinde in
grossen Gaben (30ii — .'ino g) auch als ein
gutes Antitünicuin tiir Pferde, man 8i>ll
jedoch nur di«' Rinde von jungen Zweigen und
vor Entwickluug der Blätter sammeln. F^j^t/.
Pappelsalbe, Ungnentum Populi, Un-
Kentum popaleam. Aas frischen Pappel-
ospen (t. d.) nnd Schweinefett 1 : ^ dnreh
Difrostion brreitt't, Sie ist in den A|iiithi'ken
allgemein gehalUii und wird viiltuch vom
Volke (Mitiseptischcs Adstringens) bei Ver-
breoDonfMi« schlecht heilenden Wanden,
BeiagescnwÄren etc. nnd wohl auch als
haarwuchab'^f ' i I :i ' 'Ii i " u'cbraucht. 17.
Pappfabrlcation&rücksläntie. .\lkaliiiche
DigestionsrQckständc bei der Papp- und Cel-
lulosefabrication. Weiler: nach oinem. Im
Chemiker C. H. Voigt iu Peggau patentiitcii
Verfahren als Futtermittel verwerthet. Die
fittsaigen DigestionsrUckstilnde werden mit
Schwefelsäure nentrelisirt, der steh dabei
bildende feine Niederschlag durch eine Fil-
terpresse enttcuchtet, das darin noch ent-
haltene eehwefelHaure Natrium mit Wasser
ansgewaschen nnd dann in Kacben gepresst.
Fntterwerth znm mindesten zweifelhaft
i' !i dio zf rkl' in- rten, angeblich wohl-
Bcbmeekendon Kuchen trerno von Pferden 1
Rindern und Schafen gefress<'n werden. Po/r.
Paprtkn, angarischer oder türkischer i
PARACONSÄUBB.
Pfeifer (s. die StammpHauze Oapsicam annuam
oder Pfeifer}.
Papuaschwein. Sowohl auf den Papua-
inseln, wie in ganz Melanesien, also in Neu-
guinea, dem Nenbrittonnia-Arcbipel, den Sa-
lomorsi:i>elii, Jen npuen Hebriden, Neukale-
donien und den Fidichi-Inseln etc. kommt ein
Menschenstanmi vor, welcher Papua genannt
wird und dem als Fieischnahrong fast aus*
schliesslich das Schwein dient Nor alldn
die PewMliner vcin Neulciiledunien se.llen diese
Thiergattuiig nicht kernten oder wenigstens
dieselbe nicht zur Nahrung bendtzen. Die
dort vorkommenden Schweine sollen häufig
mit den noch wild lebenden Schweinen (Sns
papuensis) gekreuzt werden, und sie werden
wohl selbst von diesen abstammen. Die träch-
tigen Thiere sind kleinkOpfig und haben eine
■~e)iin;i' titi'^-' stampfe Nase; ihr Unterkiefer
ibt flwiis. kürzer als der Oberkiefer. Ihre
kurzen Ohren stehen aufrecht und sind etwas
naeh hinten geneigt Der Hals ist xiemlich
lang, der Lein müssig gestreckt, der Rfleken
geraili' und ihre FQ^se sind kurz. Thre run-
zelige und sparsam mit Büreten bedeckte
Haut ist gewShnlieh von brauner Farbe. Die
Ferkel kommen aber gestreift zur Welt und
werden erst später braun. Die Papuaschwoine
eriialiri Ti sich hauptsächlich in den Wäldern
mit Wurzel werk und Früchten aller Art; sie
wachsen dabei ziemlich rasch empor und er-
reichen durchschnittlich eine TT?".be von O nOm
bei einer Leibeslänge von 1 in. Von allen
Reisenden, welche Gelegenheit hatten, diese
Schweine so sehen, winl berichtet, dass sie
TortreffUch schwimmen konnten, l'^tytag.
Papula (von papa, Kinderbrei), da« Haut*
knOtchen, die Quaddel, das Hitzbiäschen.
Amaektr.
Parabansäure, OsH.O,N,, ein Derimt d»;r
llarnbiture, welches enti-teht, wenn die.se oder
.\tloxan (s. d.) mit Salpetersäure oder mit
Braunstein und Schwefelsftare behandelt wird.
Sie i<it nach Ihrer chemischen Constitution
/ NH - CO
OxalylharnstofF CO ' j and kann auch
^NH — CO
künstlich durch Erwärmen von Harnstoff und
Oxalsäure mit Phosphortichlorid dargestellt,
werden. Sie bildet farblo.se Blättchen oder
Säulen, welche sich in Wasser nnd Alkohol
leicht lOsen, in Aether unlflslich sind. Beim
Kochen mit verdünnten !^änrpn zerfällt sie
nach Anlagerung von zwei Molekülen Wasser
in Harnstoff nnd Oxals&nre. L»Mstk.
Parablast, ?. Archiblast.
Paraoelaua (von napä, darüber hinaas;
Celans, hoch erhaben], ein medieinischer
Schriftsteller de.< MitteUlters, der eigentlich
Hoechener hiess. Anacker.
Paraoentesls (von :capa-xivtciy, neben-
beistechen), der Einstich in eine KOrper-
höhle. Parnfentcse, s. Banehstieh. Amr.
Parachor!5rium, Knorf.el.
Paraconsäure, CjllftO», eine aweibasi^eiie
Säure, deren Name an die Beziehnngen der-
selben zur Aconitsaure (s. d.) (Fara- and
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PARACOTülNUM —
PARADIAFUOÜEIiCA.
Aconits.) erinnerlkSie ent>tclil Ix-im BehandcliV
TOI ItMblorbmisveinsfilire, Ii, CIO«, mit
Silberozyd, oäer beim längeren Kochen des-
selben mit Wasser, iiamentlicli bei höherer
Temperatur im zngcscbmohenen Rohr. Im
leteterCD Falle entsteht hiebei sagleich Ita-
in al säure. ('. II, 0-, Die Paracons&are ist eini-
krystalliiiisclic ilibhc, die bei 70° C. schmilzt
und bei der Destillation Oitracons&ureanhydrid
bildet; mit BromwaMeiwtoff verbindet sie licb
tn ItabrombreDiweinelarie. Dm Silbertsi«
ist in sicd.'tidem Wasser leicht lOsIich und
geht beim Kochen mit Silberoiyd in itamal
Miuw Silber Aber. Lotbistk.
Paraootolnun, neben Cotoln der wirk-
same (chinaähnliche) Bestandtheil der Coto-
riodf | s. il.] 1 ' i tex Coto verus und Parn).
Paraootorinde, Cortex Coto Parae (s.
Cotorinde).
Paracriais fvon napä, mit dem Begriffe
der Veränderung: x^io:;, Entscheidung), eine
Krankheit der Absonderung. Anacker.
ParaoBtlloa. Mig. de, gab 1698 snSara-
IfOMB era Bacb neraas: Libro de Albeyterta
y quäl si funticn multas cosas, welches in
zw'-i .VuHagon mit dem Hufboscblag vermehrt
wurde. Dasselbe enthielt «liu Behandlung der
Einklemmung der BrQcbe aud deren Heilung
dujrcli die Taxis. Ableitner,
PirtWaartiwt, Para«vy/iuiiiit>äarc
n u /k _ n ti ^ CU = CU.CÜOH
V» v„ Ml n« OH
eiib>tt'ht beim Kochen wii Alor^ mit vcri!ünnf*M'
Schwefelsäure, lerner boiiii Kochen vun I'iiro-
oijben/aldehydnatriuiii ini( Kssigsäureanhydrid
und Natrinmacetat, Bebaudeln luit Wasser
und Venaifang der gebildeten Acetylpara-
< umarsaurc mit Kalil.m^'c. .\ns ilor LOsung
tles IleactionsjjraducK - v >n Aloii mit 'Schwefel-
säure geht 8te durch Au.<.sohiittcln in Aether
über. .Sie bildet farblose Nadeln, welche bei
206° C. schmelsen, wenig löslich in kaltem,
leicht in heisrem Was-ser, sehr lt.ii ht lüHlich
in bcisaem Alkohol und in AeUier. Von
Natrinmamalf am wird aie in Hjdroparaeiimar*
«fturc f ii ! nbergefuhrt. T.i^cftisch.
ParacyesiS (vun itafict, neben: xükjs:«;,
Schwangerschaft), die Schwangerschaft ausser-
halb der GebArmotter, die Banchschwaager*
Schaft. Anatker.
Parad«! franzM-isrli. lii'/.ü^^'licli ilor Reit-
kunst = Anhalten, ÖtilUialten (s. Pariren).
Zum Gegensatz hicvon hat man in der Reit-
kunst aui li liiilbt\ Viertel-, Achtel- u, s. sv.
Paraden. Die halben l'araJen. auch halbe
Arrets and halbe Haltmi^'en genannt, sind
die verscbiedentiichen £iiiwirkangoa des Rei-
ters mittelst Zagelanstifs, Oestoies and
Schenkel";, um das in der 15ewet,'iin^ befind-
liche und darin t>jrtsehicilende Plcrd in bes-
sere Haltung zu bringen, ei mehr in sich
zusammcnzuscbicbon oder es ans einer ge-
dehnteren Gangart in eine kttrseie au bringen,
sowie da>seibe für die (ganie) Parade vor-
zubereiten.
Je nach den individuellen Eigenschaften
eines Pferdes sind die Hilfen für die hun)en
i'araden verschieden zu w&lilen. Bei nicht
letk. ■a«|U«pM|« d. TkitrlMUld. VIL Bd.
lebhaften Pferden, die namentlich in schnel-
lerer GMigart die Hinterhand in »i» tjenflgend
hergeben nnd sich vorn nicli; hr.rig auf-
richten, wird man zweclitna>>ig (iurrh kurzen
Zügclanzug, festes Einsitzen mit dem Ges&ss
und Annehmen der Bebenkel wirken^ bei leb-
haften nnd zu eili^r vorwärts strebenden
Pferden wird man die Schenkelhilfe fehlen
lassen müssen, um nicht ein nucii Ii bhaftercs
VorwArtsgehen sa Teranlaaseo. ilat das Pferd
eine sehwaebe Hinter-, aber sebirere Vorhand,
wird man nur durch ruckartigen Zügel-
aiiiLug eingreifen dürfen, um nicht durch
schärferes Einsetzen mit dem Gesüss die
ohnebin schwache Hinterhand mehr za be-
schweren und durch Schenkeldruck ein ver-
mehrtes Legen auf das Mundstück iiervur-
zurufen. Will ein Pferd aber durch festes
Auflegen auf den Zügel diesen nehmen oder
dur h wiederholtes Drücken Huf denselben
mehr Zügelfreiheit erlangen, so muss man
den Zügel für kurxe Augenblicke plötzlich
schiessen lassen. Uiednrcb ersobrickt das
l'ferd, gibt das Hunditttcfc loae nnd gewinnt
durch sieh selbst die verlerene Haltnng
wieder.
Ansser der halben l'arade spricht man
sogar, n. zw. je nach der Stftrke der Einwir-
kungen und der dadurch erzielten Erfolpc,
von Viertel-, Aclitel-, sogar von Seclizehntel-
paraden. Zur Unterscheidung derselben ist
aber jedenfalls für den Reiter ein sehr foinea
Gefahl erforderlich. Graitmmtm,
Paraderm, Archiblast.
Paradlaphoretioa, Mittel, welche auf die
gcateigerte Uauttbfttigkeit sedirend einwirken,
dieselbe also regnliren nnd so antidiapho-
retiscli vorgehen (A nth i d rotica). Krank-
haftes Schwitzen kommt bei den Hausthieren
seltener vor, ist dann stets ein symptomati-
sches Leiden und setzt gewöhnlieli SchwSchc-
znstäodc voraus, welche besser auf hygieni-
schem Wege /u beseitigen sind (liegiilirung
der Arbeit uqd Stalltemneratur, Entfernen
der Ursache, bessere Aflgemeiiieniihrang,
sorgfältige Hautpflege durch Putzen, kalte
Waschungen und sofortiges Abreiben mit
rauhen wollenen Tüchern, Abharten, Tonijiren
des Catisgewebes, trockene Füttening, äcfaee-
ren der Haare etc.). KQnstlich kann nachge-
holfen werden, indem durch bestimmte Mittel
(Neurotica) direct die Function des Schweis«-
eentrnms und der Endignngen der Schweiss-
nerven in den Hautdrüsen, bezw. der drü-
sigen Elemente selbst becinttüsst wird. Sc-
i-retionshenimcnd in dieser Weise wirken
insbesondere das Atropin and Myoscyamin
(in gewissen Fitten anch das sonst sndo-
riferc Mnrjdiin) und ist die Wirkung eine
solch specitische, da^A die äussere Tcm-
peratnr und der Feuchtigkeitsgehalt der Luft
auf die anthidrotische Wirkung keinen Ein-
flass nimmt, w&brend f. R bei den Mineral-
säuren, die mehr einen toni.-.ircnden Effect
auf die Cutis ausüben, eine angemessene Ab-
kUhlang des den KOrper nmgebenden Me»
diums nnerlässlich ist. Die Schweisssecretion
hält ijomit nicht immer gleichen Schritt mit
31
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48S
PABADIBSKÖBNBR. - PAUAPPiK.
der Kör]i<jrwai'iue uad beweist dies am besten
das Aosbrechen von Sebweiss im CoUaps
oder nach Uerbeiftihren einer abnorm nie-
deren Hauttemperatur darch j^osse Gaben
von .Salicylsäure uder Antipyrin; auch ist es
zweifelhaft, ob die durch Brregong des
Seilweisscentmms diapnoieeli wirkenden An>
neiraittel zuijleuh lainnend und damit para-
diaphorctiaoh wirken. Sicherlich gehört das
Schweiascentrnm zu den resistentesten Ab-
schnitten des centralen Herrenmtene« da
es ja selbst naeb Lthnrnngf des Atbem-
i-ontnnns bei kflnstliclu^r R<"spiratio!i iiocli
m functioniren fortfahrt. Kigentbüralich ist,
dass die physiologische Thätigkeit der Haut
auch ilurcn Mittol alteiirt wird, welche leicht
iu das Blut übergehen oder durch die Haut
elimiuirt werden, wie inanclie Salze, beson-
ders phosphorsaure und Ammoniate, Schwefel
Spicssglanz, Jodkalivm, Arsen etc. vnd se
krankhafte Schweisso behoben werden ken-
nen; mitunter entstehen sogar bei lüngorem
Gebrauche solcher Mittel Hantausschläge. Es
rftbrt die« vobl daher, dase bei reichlich
Termebrter Absondemng von Sehwein aneb
dieser selbst in seiner Qualität abgeändert
wird (Punkej. Die organischen Stoffe ver-
mindern sich dabei, die unorganischen nehmen
7,n, eine künstliche Zufuhr der letzteren wirkt
ro|,'ulirend und so kommt es, dass selbst
sonst diaidiorotische Mi-dicamcntc, wie die
oben angegebenen, bei längerer Fortsetzung
jelst antidiaphoretiseben Bneet haben. Be-
kannt ist z. B., dass bei Pferden der Ge-
brauch von ächwefelantiiuon die Hautthätig-
keit «jeder in richtigen Gang bringt. Endlich
kommen noch wettere Angriffspunkte in Be*
tnefat, nm die krankhaft gesteigerte ächweiss-
.secretion zu mindern, niinilicli die Erregung
anderer sympathischer Absonderun-
gen und der Ortliche und innere Gebrauch
von Ad b tri ngen t i en (Gerbsäure, China.
Höllenstein. Ülei. Ichthyol). In naber Be-
ziehung zur Schweisssecretion steht ausser-
dem die Menge der Harnabsonderung, indem^
wie beluumt, Diapherese nnd Dinrese (ftbn*
'lieh wie die Abscheidung im Darm und di-.-
Qallcnabsonderung) im umgeketirten Verlialt
nisso steigen und sinken. Harntreibende
Mittel wirken gQnstig ein, insbesondere die
salinischen (Kaiiuracarbonut, Ammonium accti-
cuin, Weinstein), wenn sie einige Zeit fort-
gebraucht werden, ebense kOnnen grossere
Wasserverlusto dem Kdrper angei^gt werdt^n
durch zeitweise Purf^ansen, and ist wohl
in dieser Wirkung auch der antidrotietche
Kuf des L&rchenschwammes (Fungus Larieis
oder Agaricn« albus, s. d.) begrandet welcher
durch seine Siuren und Harae nicht allein
drastisch abführt, >.»n<lern auch durch seinen
Gehalt an Agaricin das ächweisscentrum in
der Art beeinflussen .soll, dass selbst pro-
fus«; Sihweisse zum Stillstand kommen. IV.
ParadieskBrner, Gruna Paradisi, die
Früchte der Zin;,'ibcracec Ouinea's Amoninm
Granum Paradisi. V'erdauungsbeförderndea
pfefferartiges Gewflrz (ähnlich den Carda>
momea der Qattvng Elettarla), du entbehr-
Ticb ist und dun h inländische .\roumtica, wie
Piper nigrum ersetzt werden kann, yc^el.
ParadleavSgel (Paradiscidae), Familie der
Zahnschnäbler. Schnabel meist lang, leicht
gebogen, an der Spir, ' imprimirt, Muiid-
spalte breit, Krallen scharf und stark ge-
krflmmt. TropenrOgel, welche sich von fn-
secten und TJeeren nähren. Bri'uiwier.
Paradigma (von sapa-Jsixvjvai, ver-
gleichen), «r Beweis, daa Torbild, das Bei-
spieL Ämaeker.
Paradlnretfoa, Mittel, welche eine De-
pression der X i e r e n th ä t i gk e i t li'M
übermässiger üarnsecretion bezwecken oder
überhaupt bei Nierenreiznngen in Anwendung
kommen sollen. Da letztere aus den ver-
schiedensten Ursachen entstehen, wird auch
V(jr allem der Causaltherapie Rechnung zu
tragen sein. Die vermehrte Uarnausscbeidung
ist bei den TUeren oft lediglich die Folge
scharfer Stoffe in den Nahrungsmitteln, des
Gebrauches von Sahen oder pilzigem Futter,
bezw. verdorbene r Futterstoffe (Harnruhr), zu-
weileil auch die Folge an rasch eingeleiteter
intensiver Plltterung und dadurch allzusehr
gesteigerter Bildung von Blut f erhöhter Blut-
druck) und Harnstotl, welch letzterem seiner«
seits starke diuretisdie Wirkungen zukommen.
Ilienacli rnuss sich aucli das therapeutische
Verhalten richten und verstellt sich diesöa
mei.st von selbst. Besondere Arzneimittel
existiren eigentlich nicht, wenn man nicht
etwa die Adstringentien nieher rechnen will,
sowie die sedirendcn, schweisstreibenden und
jmrgirenden Mittel. Selbstverständlich ist,
dass, wenn eine gewisse Ruhe in die Niercn-
thätigkeit einkehren soll, vor Allem die Auf«
nähme von Getränken oder leicht loslicher
salinischer Mittel, kaliurnhaltiger Stoffe u.dgl.
eine angemessene Beschränkung erfahren
muss. Vfgtt.
Paradoxus (von napoc, darüber hinaus;
oö4a, Meinung), anderer Meinung sein, sonder-
bar, auffallend. • Anacker.
Paraflln, ein 1830 von K. v. Reichen*
bach entdecktes Gemenge von KohlenWMser-
st.-ffon, welches von seinem Entdecker für
eiuen einheitlichen Körper gehalten und wegen
i^eiuer geringen Affinität zum Sauerstoff parom
affine in obiger Weise bezeichnet wurde.
Das ParafÜn des Handels wird nunmehr theiU
aus dem Theer von Braunkohlen oder Oel-
schiefer, auch aus Üzokerit oder aus Petroleum
abgeschieden und besteht ans einem Gemenge
von (Iber 300^ r. siedenden höheren Homo-
logen von KohKiiwasserstoffen der lleibe
C„H,„-|-2, welche man auch als Grenskohleii-
waseerstoife beaeicbnet, n. zw. sind es an-
meist die KohlenwuterstofliB der Porroel
C„H»«, C,»H,,. r\,H , if.st bis zu t'„. Tl,.,
(s. Kohlen wnsserstotic), welche dasselbe bilden.
l)as durch Dcstillution des aus Braunkohlu
oder bituminösem Schiefer erhaltenen Theere»
gewonnene Paraffin wird zur Reinigung mit
Schwefelsäure •■rwarinf, weh Iic die Beimen-
gungen zerstört und dann nochmals destilliri.
verarbdtet man Oaokeett oder Fetrolenm-
rackiOnda auf Panttn, so hat man nur
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PARAPHNÖL. ^ PARAOOMFHOBIS.
483
nOthig, diese KUteriaUen mit Qbei^utztem i
Dampf IQ dcfltilKran,
halten. w..l,he 50-80% reinos Paraffin ]
liefert. Wird der PetroleamrÜckstand hingegen
ohne Destillation gereinigt and gebleicht, so
«rhält man das ursprüngliche Vaseline oder
die Paraffinsalbe, ein zartes, nicht kry-
HtAllinisches, salbenartiges Pn <iuct. Der
Sobmelspnnkt der verschiedenen Paraffinarteu
li«^ twieehen iS— 70*. Das PanfBa bfldet
weisse, durchschf^inonde Massen, welche in
hcisseni Alkohol und Aether löslich sind. Es
findet Verwendung zur Kensenfabrication,
fenier zam Imprftgiiirea rieier Stoff«, um si«
▼or atmosptifniienen and ehronhelieii Rin-
flüäsen /n srhüt/ü'ii (Marmor. Korke", um mV
in eimni \va>:<urdichteu oder durrlisrlicinen-
den /,u^talllI (Pampapier) lu vern et/ i-n. um sie
leichter brennbar m machen ('/uiidhOlzchen),
um ihnen Glani^ und Steirtpkeit zu verleihen
(A[i|ircHir für Webstoffe), ferner aL- IsulinuiiLr.s-
mittel bei galvanischen Arbeiten und zu
vielen anderen Zwecken. Die annciliehe Vor-
wendung 8. Paraftinum. Lotbi^rk.
Parafflnöl, flüssige« Piuafflo (s. Paruf-
ftnani).
Paraflinpapier, s. Paraffinnni.
Parafllnum, Paraffin, bei der trockenen
Destillation aus Erdöl oder aus Knlwadis
(benonders in den Karpathen vorkumiuendeü
Oaakerit) sowie aua Torf, Braunkuhlen und
anderen Fossilien pcwonnenes Product. Die
ein variables Ciemenge von Kohlenwasser-
stoffen darstellende Masse sieht bliiulichwoiss
aa8,istdurch8«beinend,gerachl«ü und scbmiUt
eiat bei 75 — 60*. Wegen seiner waehsitin-
liehen Cimsistenz heisst es auch
Paraffin um soliduin, Uartpar affin,
Pil. Germ. (Belmontin aus Erdöl, Cereain
an« Erdvaehs). Aoeaerdeni gevinnt man ane
dem Petroleum Nordamerikaa andi ein lalben-
artij^os Panflin von Teracbiedener Farbe,
das als
Paraffinnm molle, Weiehparaf-
fin oder
Viis« linum, Vaselin (Vaselina, Cos-
molina. Saxolin oder Suxulcum inspissatura)
beieichnot wird. Diese Vaselinealbe ist durch
und durch mikrokrystalliniaeli, bald hellgelb |
(dsterreifhisrhc Vaseline), bald orangcgelb I
(amerikanische), bald weiss mit bl&ulichem j
Stieb (von Hellfrisch). E« «oll völlig geruch-
und gescbmaokloe sein, wenn es als Salben-
constitnens zu dienen hat Die Ph. Qerm.
bat aucli ein
Paraffinum liquidum, flüssiges
Paraffin oder Paraffinöl (VaselinOl). Eü
ist ölartig flüssig, klar, färb- und ^eruelilti«,
ein hoclisiedeudcr Kuhleuwassertetyir (otiO**), ]
welcher stu den verschiedensten technisch«?n i
Zwecken (besonders als äcbmieröi für Ma-
schinen) Verwendung findet. Hedteintscher
(tebrauch wird nur T«n der Mittelsnrte des
Psrafiins gemacht, dem Wcichparafüti das,
als Vaseline in den Handel i i l t, eine
Zeitlang das Schweinefett als äalbenniittel
fast verdrftngte. In die Pharmakopoen konnte
ludess die Vaseline sehen wegen der iiioon-
stanien Zasammansetsnng nicht rnfgenom-
men werden, abgesehen davon, dass sie, wie
namentlich die „Veterinärvaselinc", zum Theil
nicht genügend von neu Destillationsrüek-
ständen des Petroleums gereinigt war und
vielfach sogar reizende Bestandtheile ent-
hält, durch welche naeli der Einreibung auf
die Haut des Pferdes ein Haariiuslali erfolgt.
Um nun ein durchaus indifferentes and
lugleich in seinen Bestandtiieilen eon Sten-
tes Salbenmaterial ans dem Iiiefilr iiu.sserst
brauchbaren Paraltin iierznstelien, hat die
Ph. Germ, statt der käufltehen Vaseline eine
Mischnng von 1 Theil reinem, festem und
4 Theilen feinem, fiUsHigem Paraffin vorge-
schiieben nnd ist dieselbe als
Unguentum Paraffini, Paraffin*
salbe, officincll. Sie ist schOn marmorireiss,
dureliseheinend. 'benfulis kry.stalliniscli. ver-
tlüssigt sich bei 38—45° und dient jetzt als
beliebtes Ersatzmittel der Fette von gleicher
Oonsistenz, als Constituens für Salben
überhaupt, namentlich auch für Augonsalbcn.
Die Parafünsulbe ist dadurch uusgczoichnet,
dass sie unter allen Umständen der Oxydation
widersteht, also nicht wie Schweinefett sieli
zersetzt »ider ranzig wird und dabei vnMig
indifferent ist. Ausserdem lässt äich die
Ma.ssc mit medicamentAsen Zu^sätzen ungemein
gleichm&asig vermischen, nimmt jedoch nicht
oder nur schwer in Wasser gelöste Masse
auf, wie das Lanolin, das jedoch nur nach
dieser Seite hin Vortheile gegenüber der
Paraftinsalbe gewährt. Nach neueren Unter-
surbun^>'n zieht nämlirh letztere ebenso gut
in die Haut ein wie I^anolin, allerding.s auch
die Vaseline, wenn sie rein und tadellos her-
«estellt wird, wie dies bei der Virginia
aselina alba (Hellfrlsch) der Fat! ist.
.\tirb als Hufsalben können beide !etzt;:e-
iianatc» .Salbenstoffe dienen, sie sind jedoch
nur angezeigt, wenn es sich darum handelt,
den Uomschuh vor Austrocknung oder Nisse
SU bewahren, gesunde Hufe bedßrfen för ge-
wöhnlich keiner Einfettung. Officinell (Ph. lt.)
ist statt des Schweinefettes die l'araffint>albe
vorgeschrieben zur Hcreitang von Ung. Tar*
tan stibiat, Ungt. Hydrarg. pn'icip. album et
rubrum, sowie von Ungt. Kai. jodat.
Charta paraffinata, Paraffinpapier.
Mit Paraffin in der Wärme getrilnktes and
sorgfaltig getrocknetes Papier, das jetzt in
den .\potheken und Dro^^uerien all^ieuiein
(statt der mit Wach» impragnirten Charta
cerata, Wachspapier) zum Einwiekeln und
Verabreichen stark riechender, klebriger,
fettiger, durchschlagender oder auch Wasser
anziehender Substanzen verwendet wird.
Paragh ist eine znm königl. ungarischen
Staatsgestüt Kisb^r gehörige Puszta. Dieselbe
lie;;l nordlieb Kisbcrs und üient vur l'nit r-
bringung der ciu-, xwei- und dreijährigen
Statirohlen de« Gestüts (s, Kisbdr). <rr«*smaM$.
Parftflobill*! s. fibrinoplaatische Sub-
stanz.
Paragomphoaia Cvu" supix, mit dem Be-
griff derVerinderung; ^ojfcf «i«:«, EiDkeilungX
31*
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m
PARAQOKE. — PARALTSANTU.
die J£i(ikeiluug des Kupfts des Fötus im
Beckes bei der Geburt. Anackcr.
PtraflOne, ein brnuner Halbblothengst,
i -77 III gros», geb. 18 W v. Reprobate a. d.
Patisdia v. Elut<. jii>, war 1831 und 18ü2 Haapt-
beächäler im köuigliuU preutssiechen Haupt-
ge«t&t Trakeboen.
Paragone, ein brauner eI![rl!^' Im r Voll-
bluthcugat, gez. 1843 in Englüiiö v. Tuuch-
Htonc a. d. Hoyden v. 'l'oniboy a. d. Ruc-
baua T. Velocipede a. d. vUia^ Uarfoitb t.
Walton. warde im Jahie 1851 ab BesebAler
für <1.N (Jrafcn Wilamowite-Möllendorfr.s Gestüt
y.u (jaiiow angekauft. Grassmann.
Parakrettenkraut, daü blttbeode Kisat
der Cniri] < it.j spilantlies uleracea, a. d.
Paralbumia. ein von Scher er benannter
Eiweisskörper, welcher iu bcn M*> t a 1 L u in i n
in OvariaIcystenflila««igkeitca vorkommen soll.
Nach neueren Untersuchoogen wird jedoch
das Paralbunüu ebenso wie da- Metalhtnnin
■Ai^ ein Gemenge von Serum-Kiwcittö oder
Globulin mit Mucin betrachtet. Nach Ham-
inaratea erbAlt man alle für Faralbauiin ala
charakterisfiieb angeflihrton Reaetionen (FUt-
barkcit in Alkuhnl. LM>lirIikeit des entstan-
denen Niederschlages inWasser.Entstchcn einer
reducirendcn Substanz beim Kuchen mit ver-
dünnten Mineralsätiren), wenn EiweiHsstoH'e
und Mucin in einer Flüssigkeit nebeneinander
vorhanden sind. Es woist ihther der liefiin l
von raralbuinin darauf hin, da^ts in isiuer
FIfissigkeit neben den BiweisRkOn>«ni aach
Mucin vorkumnit, ein ürruiid. welcher in
ruQctiunsilrissigkeiton von Jiagiutstischcr 11c-
deotung ist, insoferue durch denselben sich
ein «oröser £rgass toui ä«cret einer Qyste
ant«r«chdden iSsst Laeüsci.
ParalbumlnuM fv m zwA, neben, anders:
albuminum, der ßtwcisa^cuir), eine besondere
ciweiäshaltige Materie in thicri^uhuii Flüssig-
k'itoii, Ijesomlor-; in solchen der Eierstocks-
wasiscrsm bt i'urulbuinin). Anacker.
Paraldehyd. Der Acetaldehyd (s. Aldehyd)
bat die Eigeoschaft, bei Gegenwart geringer
Mengen ron Säuren (Saliaiare, Schwefelatnre)
'ider von Salzen (besonders Zinkchlurl.l) si. h
zu polymerisiren, d. h. Körper zu bilden, welche
dnrcb Zusammenlagerung mcliron i- Moleküle
einer und derselben cbeniiaohcu Verbindung
entsteben f«. Polymere). Treten nnn drei
Molckfllc Acetaldehyd, (C. H« ()):,. /a eim ni
neuen Kurper zusammen, dann entstellt bei
^rewöhnliclier Temperatur Paraldehyd, bei
gleiehzeitifr' T AiiweiiJuiii,' eioer Kältemischung
jcdoeh Molüldchyd. Besonders schuell
bildet sich ersteres unter Erwärmung, wenn
man au Aldehyd einen Tropfen Scbwefelaäure
biasufligt. Das Paraldebyd ut eine farblose,
bei 124"^ <'. siedende Flüssijrkeit von sjM'o.
(icw. (löfs, bei W C. von cigeathiiiulicii
iilheriibLhem Geruch und brennend kühlendem
Geschmack, es erstarrt bei niedriger Tem-
peratur 2u Krystullen, diu bei lO'S** C
schmelzen, löslich im aclitl'iu hon Volum W.i-ser
und lösst sich mit Alkohol und Aether in
jedem Verhältnisse niiscben. Destillirt man
daa Paraldehyd mit etwas Schwefelsim«, tu
geht es wieder in guwöituUchcs Aldebyd Aber.
Das Paralddiyd wnrda Ver einigen JabfMl «la
Mypnoticam empfohlen, jedoch der anamra-
nehmc Oemch, den die .Änsathraungsluft der
damit B(iliauJelten verbreitet, tnachtc die An-
wendung des Uittclä in der rrivatpraxis un-
ausföhrbar, nnamebr dQrfte es mhhi selbst
in Irrenanstalten, wo man es gegen Aaf-
regungüzustäude eiuptuhl, nicht mehr gebraucht
werden. /ethisch.
ParaMahyilMi, Paraldehyd (s.d.). Die
cigentbtmllebe Modtflestiou des Aldehyds ist
in der Heilkunile äbnlicli dem Chl.iraib\ ilraf
als ein gutes Sedativ und Schlafmittel
im Gebrauch, das frei von unangenehmen
Nebenwirkungen sein soll. In der Thierfaoil-
kande maeht man von dem Mittel keinen
Gebrauch. Am bekanntesten ist es als sicherem
Schlafmittel für den Menschen (Paraldehyd 6'<»,
Wasser i:iO 0, Syrup 20 0; die H«fle Abends
zti iicliinen). Beim Pferde übt es keine \\y\y-
notisireudc Wirkungen aus. wohl a'.Hi- bei
dem nervös höher organisirten Hunde, iudc»»
ist auch hier den Uutersncbangea Frthner*s
zufolge (D. Zeitnebr. f. Tbiermed. 1887) di«
Anwendung nicht en)i>rihlensucrtli. da es
ähnlich dem chlorsauiün Kttliuin auf die
rothen Blutkörperchen eine zersef/ende Kraft
ausübt und soniit nicht ungefährlich ist. VK
Parallelogramin der Krafi«, ein Satz, der
Mechanik, wonach zwei unter einem Winkel
au einem Punkte angreiicnde Kräfte dvrvb
«ne einzige Kraft ersettt werden kennen,
die ihrer (irösse und Ri -htunir nach gtuieli
ist der Diagonale des hieraus gebildeten Pa-
rallelogramms. Diese Kraft heisst dann Re-
bUltaute oder Mittelkraft, die anderen Seiten-
krftfte oder Componentmi. Tn umgekehrter
Weise ist lüe ZerleL'nnir einer Resultanten
in C<imponenteu mOglich. Das Paraileiogramm
der Kräfte kämmt snr Anwendung bei den
l'eti Jclsi liwinsrungeu (s. Pendel) beim sta-
bilen und labilen Gleichgewicht, Durch-
schwimmen oder Durchscliift'en eines Flusses,
bei der Centralbewegnng (s. d.), bei der Vcr«
wendnng der scbiefen Ebene (s. Füll), alü
Mascliiiii' -i.s.w. .-l/i.'diiui.
Paratysantia, LälnnungMniltel. Para-
lytica. Solche Arzneistofle, welche eine stark
depresstmscbe Wirknn|; auf das Muskelsyiftein,
besw. anf die motonscben Nerven ausüben.
Meist sind es Mittel, welche in kleinen Dosen
die Leistung der activen BewegnngsorgaiM
leieht erhöhen, in großen Ifthmen. & ffibt
zwar auch »■•J 'i - St.,flV. wclrlie dirert auf die
.Muskelsubstuiu einwirken und die iiiotorisehen
Nerven unberührt lassen (obwohl ja sonst
Muskel nnd Nerv nicht von einander getrennt
werden können), man nennt eie daher auch
Muskelmittel oder Muskel^ifte. da sie
wohl die pliy>i. dogische Tbättgkeit de» Mus-
kelsyntems als auch die Bmlbtung desselben
alteriren. llieher gehören oamentlich die Kali -
.salze, (Quecksilber. Vcratrin, Helleboreln, Coffein
nnd amlerc Alkidoide. In dieser Weise bcein-
tlusseu auch di« Nanseosa und Kwetioa die
Muskelfaser, indem ai« diese enddaflMi, dvfdi«
fencfaten nnd ermllden (BMChweinrtnin nd
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PARALTSIS. - PARASITBN,
48B
Emetin), «tie meisten treften inilcss Mualkfl uml
Nenr sacleich. Als paralysirende ArTineiätotf«-
gelten die meisten Metallsalze. Salmiak,
die Alkaloide der Digitalis, Adonis, des
Olennders, der Stapliidis, der Srhwalhcn-
warz (C^noBin), des javanischen Giftbaumes
(Antiarin), deräeifenwon (Stponin), Stephans-
kCrner (Delphinin), Kornrade (Oitha?in), des
Schierlings (Curare) o. a. In der thierärzt-
lichen Praxis will man mit der Anwendung
dpr Paralvsantieti in8b«sond«r« nnr die Mache
T)iiitiv:icei( ief luotoriBC^ Nenren, die loesle
rung d'^r Muskelcontnn tilität oder
tiio «erhöhte Hefiexfunction der McdulU spi-
nalis herabsetzen, die hierauf bezQglioIien
Mittel fallen somit mit den antispasmo-
dischen (hypokinetischen) und antiteta-
nischen zusaimncii und köimen ah s<drlie
aufgeführt werden: Kamillen, Baldrian, Asa
fbetida, Aether, Belladonna, Hvosejanm«, Opiam
mit Kampher, Brorokalium, die Anilsthetica,
Aconit, iJicutji, Calabar, Staphysagra etc. Es
sind sonach insgesamrot sedircnde Mittel,
velche theils die Hnskekoiitractilitit nur
Bindern, die Thatifkeil der iBotori*dten Nerven
herabsetzen, thfils- die örtliolie und allgemeine
Sensibilität, resp. die Mervenreizbarkeit und
Reflexfnnction dea BttdnnnHNliee doprimiren
nnd rntf>t7r Inhmen. yogr/.
Paralysis (von napa-Xuetv, Yon der Seite
l' rn) die einseitijre Lilhmillg, die Halb-
iahmung, a. u. L&hinong. Anacker,
PirafytlM, LUiamigainittel, i. Panly-
«mtia.
Parametriiis. Rntzfindnng des den Uterus
und die Vagina umgebenden Bindegewebes im
Becken, die am liAaflgaten nach Terletaoayen
der Oeeehlisdtteerfane wthrend dee Geborta-
act»' - ( intriff i' . (ii'Lüriiiutterkrankhi-iten). -SV.
Paramilchsäure, ü. Fleü<chmilchüaure.
Paramylum nannte man die mit Jod sich
bläiii'iidi>n Körnchen, weicht» man im Leibe
einiger Infusorien (Kuglena viridis) gefunden
hatte. Da man in die-ien jrleiehzeitij^ audi
(Jiiloropb>)lkOmcheu fand, so glaubte man,
daaa dieee Thierorganisnen fliHg «trett. Ihn*
lieh der Pfianze, mit Hilfe des Cliliirnphyll»
Stoffe Umzuwandeiii, deitjiiuch auch Stiirke zn
erzeugen. Wire dies bewiesen, dann wäre
einer der waaantUebaten Unteniehiede zwiacben
Thier- und PflanienkOrper aufgehoben. Neaer»
l'ntersuclaingen machen es aber selir walir-
«cheinlich, das» die fraglichen mit .loil sicii
bbn fUrbenden St&rkekrmichen Bestandtlieih-
vtiii (■liI(jrophyinialiIt;en Algen bildi'U. welciie
mit jenen Int'uaoiieit sich in symbiotisi-liein
VerhäUni^sr, als Parasiten, erhalten. J.h.
f«rftn«piiritia (von napa, daneben; vifpo«;,
Niere: iti« =s BntsUndnng). die Entiftndnng
der Weichtheile neben den N'ii r-n. dieNeben-
nierenentzQndung (s. Niörcnkrankheiten). /fwr.
Parapepton, s, Pepton.
Paraphimosis (von sofei. daneben: fttuit-
ot?, Verengerung, Vemcbliessung). die Ver-
engerung der Vorhaut hinter der Eichel (siehe
Phimosia). Amaciter.
ftn#yMt, ParaphyRen« Saftfikden. So
nennt man fadenfilnnige Uneale, bis etwas
keulenförmige accessorische Zellen, welche die
Schläuche der Ascomyceten sehr h&uflg be-
srleiten. Man betrachtet sie meist als sterile
Schlftnche, während sie frQhcr fSr die mfnn»
liehen Organ« der betveffimden Pili« gehalten
wurden. J/arM,
Paraple{|la (ronnap«, daneben: nX-iioestv,
schlagen), die einseitige Libmang, 'iie Quer-
lähmuog. 8. u. Lähmung. Arunker,
Parasit (purasita). Schmarotzerkrebse
haben stechende oder Hängende Muadtheile,
in der Begel von mehr oder minder abwei-
chender Körpirform, eine unvothjlhlige Glie-
derang und einen häutig verl^ümmerten
Hinterleib. Alle sind Parasiten. Einige ver-
lassen zeitweilig ihren Wohnort und sobwim-
men in leichten und behenden Bewegungen
umher, andere bi wegen sicli nur unsicher,
noch andere bleiben von einem bestimmten
EntwicklungsstaiUnni an überhaupt festsitzend.
Sie leben vorzugsweise an den Kiemen und
in der KacitenhChle, auch wohl an der ans-
f?eren Haut von Fischen, und nähren sich zu-
meist von dem Blute ihrer Wirthe. Aflritner.
Ptm«lt«n (zoologisch), Aptera, Ordnung
der Tnsecten, Flügel fehlen, Thorax undeut-
lich gegliedert, Hinterleib neiHitheiiig. Ohne
Metamorphose. Sie zerfallen in Lftuse (Pe-
dicnlidae) und Pelzfresser (Malln-
phaga). Brstere haben sangende, letztere
beissende Mandwerksseuge.
L L&nse. Der Rfiesel ist femrobrartig
einstOlpbar und dient snrn Blntsaofen. Am
Thorax sind 2 ,\fhernlilchpr «ichtbar. T>ie
Haut ist kurz behaait. Bei der Begattung
findet sich das Männchen unter dem Weib-
ehen. Aus den an di« Haanpits«B geklebten
bimfOrmigen Bi«ra (Kisa« «der Gnitten),
welche «ich mit einem Deckel öffnen, gehen
ächon nach kurzer finiwickluugazeit die Ja-
gendzuätände hervor, welche naeo SHtatangen
geschlechtsreif sind.
1. Die gemeine Kopflaus (Pedieulus
capitis). Diese verbreitetstc Art lebt nur auf
dem behaarten Tbeile des Kopfes unsauberer
Menschen; am meisten haben Kinder an
leiden. Sic wird vielfach durch Uebertragung
von einem Menschen auf einen anderen vor-
breitet Die Vermehrung ist ^ross, binnen
18 Tagen sind die jnngen Thier« anage»
wachsen.
V 11 rb e u ge ni i t tel för Leute, welche
Gefahr laufen, sich zu inticircn, sind stark-
riechende Gele nnd ReinUelilteit, Itnn ge-
sflinreiies Haar.
BcliLUullung. Fleisstges Kämmen und
Bärsten ; Waschungen mit Carbol> nnd Creo*
linseife; Insectenpulver.
S. Die Kleiderlans (P. Testimenti),
etwas grösser als die Kopflaus, Körperringe
ungefleckt, während sie bei der Kopflaus
bräunlich gcrandot sind. Lebt bei unreinen
Menschen an den unbehaarten Theilen des
Körpers auf der Haut, unter nnd in den
Kleidern «<ich auflialteiid. NachLandois be-
steht die Läusesucht (Phthiriasis) in weiter
nichts als einer flbermässigen T«nD«hning
der Kleiderlans. Lange Zeit glaubte man, «Ine
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PARAsrrBV.
besondere Läaseart Podicalas tabesccntiam
annehmen zu niflssen. Die Läase bohren sieh
iD die Haut ein. so dass sich Bealen von
rflthlicher Farbe, jedoch ohne Kiter, ans-
bilden, welche theils offen, theik mit einer
dünnen Uaat versehen sind and die OrOsse
eine» Fingerhutes erreichen. In diMen Beuteln,
welclie siih mit ihren Insassen wie Schrot-
beutel auliihlen. vermehren die Läuse sich,
gelangen durch kleine Locher und Oeffnungen
an die Oberfläche, im fortgeecbrittenen Sta-
üvm nimmt der KAr]»er nn blatternartiges
Aussehen an, indem sich auch hier <\ie Haut
in Falten legt und Schuppen sich ablösen.
AnsteekeoA »t die Linsesucht fQr reinliche
Personen weniger, was sich schon ans der
Entstehnngsart ergibt. Hat sie aber einmal
das Feld gewonnen, so ist sie schwer wiedt-r
tü vertreiben. Mit ßecht spricht man somit
mit Ekel von dieser Krankheit. Eine ge-
scbichtliche Bedeutung hat die I-Hnsesucht
dadurch erlangt, das« seltsamerweise eine
ganie Reihe geschichtlich hervorragender
Persönlichkeiten an ihr la Grande gegangen
sind, so s. B. König Herode« AntipM, Snlla,
Kaiser Julian, Kaiser JHaxiniiUaa I., KAnig
Philipp IL etc.
Die Vorbeuge bleibt die Hauptsache.
Ist man der Gefahr der Infection ausgesetst,
so streue man teitweilig etwas Insectenpulver
in die Kleider. Ferner werden Pernbalsam,
Nelkenöl und KosmarinOl empfohlen. Die
Therapie besteht in der Haaptfiache in
B&dern. Die Kleider müssen im (>r.-ii einer
Temperatur von 70° oder kochendem Wasser
ausgesetst werden. Desinfection mit scbwefel'
saaren Dämpfen wird empfohlen.
3. Die Filzlaus oder Schamlaus,
(Phthyrius pubis) mit kurzem breiten Hinter-
leib nnd starken Borsten am Abdomen,
sehmarotBl an behaarten Stellen des mensch-
lichen Körpers mit Ausnahme des Kopfes.
Als Gegenmittel hat die graae Qoecksilbcr-
satbe einen Rnf.
4. Die S i' Ii weinelau s (Haematopius
nrius). Vibory beobachtete 1806 eine echte
Läusesncht bei Schweinen, welche durch
diese Laus hervorgerufen worden sein soll. Ge-
wöhnlich schmarotft sie auf der Haut den
Hansscliweins. Sie hält sich mit Verlieh'' nn
den Hinterschenkeln auf. Sie ist leicht kennt-
lich durch ihre GrOese (3 — Srom) und dareh
ihre dunkle Fürhunp.
5. Die Pterdelans (Haenutopius equi et
asint), t — 3 mm gross, von röthlieberFAibiing.
f^rliTrnr. t't :iuf Pferd Und Es«!, lHUII«Bt1ieh
am Hlü.s und iiu Nacken.
6. und 7. H. eurysternu.s und H. te-
nnirostris leben auf dem Hausrind.
7. Die Ziegenlaus (H. st^nopsis),
t't5mm lanp. lebt auf der Hansziege.
8. Die Hundelaus (H. piliferu«), Smra
lang, mit wenig sesrntentirtem Hinterleib,
lebt auf dem Haushunde.
Ii. Die Pelzfresser (Muitophagu)
saugen nicht Blut, sondern leben von Epi-
dermistellen nnd Haaren der Sftugethiero
(Trichodectos) und von den Federn der Vögel
(Philopterus und Liethcum).
A. Xrichodectes, Haarlinge.
1. Der Hundehaarling (l*Tiefaödeete8
canis), 1 5 mm, mit Borsten bcsetit, von roth-
Kelher Farbe, beherbergt die Finne des
kürbisühnlichen Bandwurms (s.'Bandwürmer)
(Taenia cncuinerina). Er h bt auf den\ Hunde.
2. Der 8 c h a f s Ii a a r 1 i n j( ( T. sjdiaero-
cephalus) lebt auf dem Hiius.schaf oft in
grosser Zahl und wird dann der Wollge-
winnung gef&hrlieb, weil infleirte Schafe durch
Scheuern nnd Benagen den WoHstapel rniniren
und auch Wolle verlieren. Hautig wird das
Uobel mit Räude verwechselt.
3. Der Rinderhaarling (T. scalaris)
auf dem Rinde.
4. I) < t P I c r d e h aarl i n g (T. piloatta)
auf Pferd und Esel.
Alle diese Haarlinge sitsen vurzngswetse
am (f runde der Mähnen und an der Wamme^
an den Hörnern nnd am Schwänze.
r>. Philopterus, Federlinge.
U. Liothenm. Haftfftsse.
Federlinge und HaftfOsee leben in «ehr
vielen Arten auf sämmtlichen Vögeln Wenn
von Länsen der Hflhner, Gänse etc. die Kede
ist, Sil sind meistens diese Thiere gemeint.
Ihre KOrperfonn ist lausartig. Die einseinen
Arten unterscheiden sieh wenig.
Gegenmittel. Vor Allem Reinlichkeit
in den St&llen. besonders in denGeflQgelställrn
(vgl. Hühnerzucht). Oe^n Lftose der S&uge-
thiere wird \'on Zürn «n I^eip?!? empfohlen :
I. l'abaksabkochnng. 1 i'heil Tabak mit
20 Theilen Wasser und 10 Theilen Essig ge-
kocht.
5. QneebsUbersalbe, nur bei Pferden nnd
Sehwe:ii . -1 anzuwenden.
'A. l'ersiRches InsectonpuUer, frisch.
i Abkochung von StephanskOraein, wie
die 'i'abaksabkochung bereitet.
5. lioniin, 1 : 6 Theile grfiner Seife nnd
10 Theile Wasser.
6. Pernbalsam fUr kurzhaarige Hunde.
7. AnisOl für kleine werthrolle Hunde nnd
Katzen mit einem Zusatz von ' „ Theile banmOl.
8. Petroleum mit Vortiicht anzuwenden,
sonst gehen die Haare aus.
9. Carbols&nre ü— lOproceatig als Wasch-
mittel.
10. W'd nichts helfen will, da Arsenik:
tCg weissen Arsenik, ebensoviel Pottasche,
beides in 1*/« kg Wasser anfjfeltet ond 1*/, kg
Essig zugesetzt.
In neuester Zeit werden Creolin (s. d.)
und Cresolin (s. d.) sehr empfuhlen. Für die
Hauptsache haiton wir die circa 8— löt&gige
Wiederholung tur TOdtnng der Brai ßrr.
Parasiten fbotanisrh). ünter ]iflan7-
lichea i*aräöiten verütebt mau im Allgemei-
nen diejenigen Pflanzen, welche ihren Nah-
rungsbedaif gans oder theilwaiii* «hn» leben-
den Organisrnng entttdinen. Je nadtdesw
der l'arasit in oder auf dein „Wirthe"
lebt, wird er als Ento-, Endophvt oder
als Eetophyt bezeichnet, Ton dem harm-
losen Zusammenleben bis xom verderblichsten
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PABASITBN,
487
Parasitisrous existiren die mannigfaltigsten
Uebergfiiitfo.
1. ü Itter den Tropeo gibt es eine Menge
von Pfliinzcn, nainenflieli Ovebi^iaeeeD, welche
sich auf Bäonien, in deren Rindenspalten,
Astlöchern u.dgl. festsetien und von hier
Ihre Luftwursein in die feuchtwarme Atmo-
sDh&re hinaoaschicken. Diese nEpiphyten" sind
«ber uch bei uns Ttdfaeli Yenreten: ^ele
M<H»e, Flechten, Ali^L'n, /.B.rahnellcn, nianclic
Pilse. Diese rUanzeu schädigen im Urosseu
■od Ganzen die befallenen Bäume oder Str&u-
cher nicht, sie benätzen dieselben nur als
passende oder günstige Wohnstütt''. indem sie
auf dem flachen ErdbcMl**n aus irirf-nd einem
Grunde sich vielleicht nicht leicht oder so
gQnetig SQ entwiekeln vennOditea; oder in-
dem sie hier in Fnljje freringcren Wasserbe-
dQrfnisses anderen Organismen gegenQber sich
vortheilhafter, concamnifirder Msrabreltea
fenu0geo,
Sebon diese .harmloeen" Epiphyten kennen
jedoch ihrer leoenden Unterlage' in Folge
übermässiger Wucherung lästig werden, in-
dem sie dem befallenen Baume, z. Ii. dessen
Rinde, den ungehinderten Zutritt von Sauer-
stoff versagen, oder indem sie Jnrch reich-
liches Zurückhalten von W;i>st r Fäulnisser-
scheinangen hervorrufen. — Auf den Blättern
von Hopfen, Ulmen, Linden, aUen Obstarten,
Weiden, Eichen, Birken, Papjieln und anileren
Pflanzen findet man häutig einen schwarxgrüiieit
bis tief Kchwarzen Ueberang, den die Q&rtner
ala „Raastbau" bezeichnen. Dieser Pih, Cap-
nodian aalicinamMntgn. (FumagosalicinaTul.)
wirkt nicht als echter Parasit, sondern haupt-
sächlich dadurch mechanisch nachtheilig auf
die befallenen Blätter, dass er infolge aeiner
massenhaften Entwicklung die SpaltufTntingen
verstopft uihI dadurch die Assimilutiun er-
schwert, schliesslich ganz verhindert. Der
Rossthaa ist daber beim Hopfen and bei an-
deren CaltnrpÜanten eine Ton den Girtnem
vnd Landwirthen fjeftlrchteto Krankheit.
In die Kategorie der unschädlichen Miether
li^Oren auch viele «ntophjtischen Algen:
Palmellaeeen, Protococeaeeen (s.d.) ondPhyco-
ebromaceen, welche man in Geweben höherer
Pflanzen aufgefunden hat. Sie .'^eheincn hier
nichts anderes, als geschützten Aufenthalt von
ihrem Vermiether an begehren, jedenfalls
siliäiligen sie die von ihnen bewolmten Ge
webe und rflan/,en in keinerlei Weise: Su
Anabaena in Azolla-Arten, Nostoc in Cyca-
deenwnraelo nnd im Gewebe von Gonnera;
die in der Haut vieler niederer Thier« leben-
den Protococeaeeen und Palmellaeeen.
2. Wenn zwei verschiüdeuurtige I'Ümuvu
in «im gegenseitig vortheilhafte Wechselbe-
xiehnng zu einander treten und zu diesem Be-
hufe mit einander so eng verbunden leben,
als ob sie /.uHammengehOrten, so nennt man
ein solches Verb<niss „Symbiose". Wir finden
<lie Symbiose bei allen Flecbtenpilzen.Lichenes.
Von diesen dient die meilieinisehe Ti^fraria
iNlnndica den Bewohnern dcd huheu Nurdens,
die Cladonia rangiferina denen der arctischen
Zone, sowie insbesondere den Benthieren, die
Lccanora esculcnta den WOsten- nnd Steppen-
bewohnern als Nalirung. Ochrolechia tartarea
und 0. parella, die rothe Erdorseille, und
Rocetla tinetoria, die rothe KräoterorseiUe,
cjeben die Cndbear, Indicum rubrum, Persio,
Lackujuii, Lacca niusica genannten Farbstoffe.
Alle Flechten bestehen aus einem Ascomy-
ceten (in seltenen F&llen einem Hymenomy-
ceten) und (gewBhiilieh) einer Alge (Palmella-
ree. ('Hnter\ acee. Noftocacee oder riiror.eiie-
eacee). Die Alge fungirt hier als Wirth, der
Pilz als Parasit. Die Alge prodncirt aus rein
anorganischen Stoffen, aus CO,, Was«er, 0 und
Salzen ihre gesammten Bau- und Nährstoffe:
der parasitische Pilz schQtzt die Alge gegen
äussere Einflösse, indem seine Uvpben dir
Algenzellen nmbOllen, wthrend die organi-
schen und aniirg:aniselien Excrete der Alge
dem Pilz als Nahrung dienen. Die Alge be-
findet sich hiebe! allem Anscheine nach sehr
gdt and gedeiht in gleicher Weis« wie der
' «dt ihr lebende Pils.
Wir haben also hier den interessanten
Fall, dass der Pilz (Parasit) seinen Wirth «her
nützlich als schiullich beetnflusst.
Ein anderes hochinteressantes Beispiel von
Symbiose liefern die sog. Wurzelpilze. Die-
selben liewuhnen die juni,'en Wurzeln höherer
Pdanzen, erleiclitern und vermitteln die JNnh-
rnngsanniBhnie der betreffenden Woneln,
; wahrend «ie ihrerseits -ieh von den W""*''"
eicreten und -Derivaten ernähren. Das Ver-
hältnis» beider Organismen ist also hier,
ähnlich wie bei den Flechten, ein gegenaeitig
f«}rderl{ebeR. Man findet die Saugwnrteln der
Eiche, Buehe, Edelkastanie, vieler Nadelhölzer
u. s. w mit einem vtdlkommen Idckenlos zu-
>aminenlian<,'enileM l eberzug au» Pilzfäden
bedeckt, welche mit der Kinde obiger Pflan-
zenwurzeln organisch verwach.sen sind. Die
Pilzhyphen wachsen selbst in die Oberhant-
zellen der Warxeln hinein. Auf diese Weise
luuin ea to weit kommen, daaa der Pilz in
erster Keihe und ausschliesslich die Nähr-
älvile auä dem Boden aufnimmt und sie dann
an die Wurzeln des Wirthes abgibt. Die also
befallenen Wurzehi verzweigen sich häufig
ei^enthtimlich, nehmen ein eorallenihnliehea
Aussehen an und verlialten sieh so etwa wie
die vi.n .Ilgen bewoiuuen Wunsein mancher
Cyeadeen. Die l>efallenen Wnneln aterben
iiieht ab, zeigen überhaupt sonst ganz nor-
males, keineswegs krankhaftes Verhalten.
In den meisten Fällen kennt man die
Fruchtform des fraglichen Wurzelpilzes, JAj-
corrbiza genannt, noch niebt; nnr wenige
sind bis zur Fruchtb3Mun<r verfolgt; so hat
mau ms der Mycorrhiza der Föhren den
Hirschtrüffel, Elaphomyces granulatus. sich
entwickeln gesehen. Ohne Zweifel verhalten
sich die gewöhnlichen zur Gattung Tuber
^'eliüri^'en Trütlelarten älinlieh zu den Wurzeln
der Cupuliferen, wie Elajihoniyees zu Pinns-
arten.
Dass (fie-e Synihios-n nicht nur nirbt
schädlich, sondern geradezu noth wendig .•«ind,.
ergibt sich daraus, dass manche der oben an
gefflhrten Banninrten nicht zn gedeihen ver
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488
mfteea^ wenn die Wurx«lpilze in der Erde
nicht voriianden »Ind.
Endlich mu^fn hier noch diV in
neuester Zeit vielfach untersuchten rilic der
Legaminosenicnollen erwähnt werden. Diese
(Spaltpitee) w»ll«ii die F&hjgkeit boflitieo,
den freien StickstolFderAtniofiplilTexa binden
iitnl mit der »o gebilil>-t''n StickstnATmilistaTiz
ili.' i.i'jfuininosp m bereichem. Eine Theorie,
tlie nionifiitiiii vielfach gegtanbt, jedoch necli
niclit t'iiilgiltig bewiesen ist.
3. Es gibt eine Reihe von Parasiten, welclie
den befallenen Wirth iiii lit iih-rklicli sdiä-
digen. So ein Pils der StubeniUege, StigiDA-
toinyeefl maecae Karsi An dieae reihen sid)
4. Parasiten vom Charakt- r «Itr Mistel,
Viücuni albuni. und andere i<i>iuitthaceen.
Diese Pflanzen besitzen Chlorophyll, infolge
deBBen sie jui Stande aind, xo nasimiUren.
Sifi entnehmen dem Wirthe nur den rohen,
Villi il.T Wiir/el aufgestiegenen Nahrnn^-suft,
aus dem sie dann mittelst ihre« iihittgrün^
selbatlndig Stärke, EitVfiss etc. sich Itereiteu.
Sie verhalten sich demnach zu der Wirth-
ptlanze wie ein Zweig zur Unterlage. Nach-
theili^ wirki'ii si.' aber stets dann auf die
Nährpfianze ein, wenn sie in Menge vorban-
den aind and nun infolge ihrer groaaen An-
ziehungskraft fQr die rohen Nährstofle des
Wirthes dessen normale Glieder schädigen.
An die Loranthaceen reihen aich die noeb
naebtlieiliger wirkenden Rhinanthaceen an,
Ton denen Augentrost, Wachtelweizen, Klap-
pert'ipf unsere KeM- und Wir'<enpi?w;ii'hs"
/um i'heil schwer schädigen, indem itirc Wur-
zelt! /umal im jugendlichen Stadinm indieWur-
zeln der Getreidearten, Gräber u. s. w. ein-
dringen und ihnen viele Nährstoffe ent-
liehen.
5. Die meisten Parasiten entnehmen ihre
slmmtliehen NftbrbedllrftiiisBe dem Wirthe nnd
schfldif^cTi dpTis^Iben in mehr odor weniger
beträchtlicher Weise. Auch hier laüsen sich
vom gwingeren nachtheiligen Einflasse an
bia sar rapiden Zerstörung der befallenen
Organe alle möglichen Abstafbngen vor-
fUhrtii.
Verhattni^smässig gering ist der Schaden,
den man die Rostpilsc aaf ihre Unterlage ans-
üben, während die ihnen v r-v-r Iti i> lirnml
pilze die befallenen Gewebt? lutal uurrhsetäteii
nnd zerstören.
Viele Oogoniuten bewirken F&olniss oder
trockenen Zerfall ganzer Gewebe, sehliesaltch
f'itali- Verniclitung des befallen- n Ori,'anis
mos, So die l'eronosporaceeu (». d.) bei d<*r
Knrtoffelkrankbcit u. «). w. Die zu den Sapro
legniaeeen geb<'>rige Gattung Achlya ist die
l^rsache einer Krebsitctform (s.d.).
Die .\Ieliltliau|Mlz-' ( - . d. } scliädigeu viele
Gart«;n- und ianuwirthsohaftliclie i'tlanzen.
indem ihre Mycclfiiden Haastorien (a.d.] in
die Oberhautzellen der befaJIenen Blfttter und
.Stengel hineinschicken.
Merkwürdig verhalten sich manche Mu-
corineen, von denen die Arten eines Cciv:"
auf Arten eines nftehalverwandton Genns pura-
aitiren bOnnen, wie Mortierella o. a. (s. Hy-
celturo). Nach Van Tieghem kommt es bei
dieser Familie sogar vor, das« eine parasi-
tirende Mnr.trinei-' wiedomm von einer an-
deren schmarutzendi n verwandten Mucorinee
befallen wird, so d;iss z. B. aof einer Maeor-
hprphe ein Parasit und anf diesem «iedenini
ein Parasit lebt Bei den achmarotrenden Ifta-
lorinoen wnrde auch der Fall hen1>achtet,
dass bti Auswahl nnter zwei Wirthen con-
ataot nar der eine, mit Aussehln^s des swei-
ten, befallen wird, währ'Mid hei Oepenwart
nur eines von beiden jeder sufurt vom Para-
siten ergriffen wird.
Unt<?r den höheren I'dan/eii sind es na-
mentlich die Orobancliut»"!'» uiul die t'u.scu-
taceen (s. d.), welche dem Landwirthe oft
grossen Schaden bereiten. Viele dieser Pflanxen
vermögen anf Teraehiedenen Wirthen tn ge-
deihen; so \<'ht der soiT HanfwOrger, Or'^-
banche ramusn, auf den Wurzeln des Hanfes
imd des Tabaks, beiden gleich verderblieh.
fl, Dio nv-isten Parasiten vermöifen ihre
gaiuf Ktitwii klung auf ein ui)d dem^ellien
Wirthe zu erlangen, wobei es jedoch sehr
hftnflg vorkommt» da» cIb« Art dem Para-
siten besser convenirt als eine andere: z. 6.
i'ystopiiH oiil.ii iH gedeiht am besten in ilen
Blättern der Schwarzwurzel, weniger uppig
in denen von Tragopogon- nnd Pudospermum-
arten. Man nennt solche Parasiten, welche
auf einem Wirthindividuum ihren gaiuen
Entwicklungsgang vidlendcn, aut^ecische odeu
autoxeae. — £inige wenige, insbesondere an
ien Uredineen gehörende Parasiten bodarfon
abpr zur Entwicklung ihrer vorsrhii^denen
Generationsformen verschiedener Wirthe. So
bewohnt die Teleutosporengenerationen der
(jjrmnoBporangien Janiperasarten, während die
Aeeidienformen (Roestelia) auf den Blättern
der Pomaceen vorkommen. Uredo linearis
und Puccinia graroinis kommen auf Grami-
neen, das dazu gehörige .\ecidium berberidia
nur anf der Rerberitze vor. Sulchf Pilze
zeigen demnacii ein ähnliches Verliaiten wie
die meisten Cestoden, Trematoden, man hat
sie dauitch heteroeciscbe, oder Wohnort oder
Wirth weebsdode, metoecische oder meta-
xene genannt.
Mit diesen dürfen jene panaitiacben
Pilse nicht verweehaelt werden, welehe einen
Tliei! ilir-s T.^'bt-'ns e Parasiten zu-
bringen, hierauf sich vom \\ irthe lostrennen
und nun unabhängig von ihm ihre weitne
Entwicklung durchlaufen. So (.'lavieeps pur-
purca (-^-d ) und Cordyceps fs. d.) und viele
amieii' A -ei.in\ eeteii. .Man nennt solche wirth-
verlassende oder lipoxene Parasiten.
7. Pflanzen, welche nur auf lebenden
Organismen zu t^edeihen vermögen,
wie die Oascutuartcn, die Orobancben^ die
Mistel, die meisten pilsliefaen Pllanienpara-
sitcn, nennt man u h 1 i g a f «• P a r a s i l e n. An
dere vermögen golegeatlioli als l'ara&itcu, ein
andermal aber auch als Saprophyten an
wachsen; diese heissen facnltative Schma-
rotxer. Auch hier kann man alle Uebergänge
vom reinsten obligaten PftraaitiamnB bis tnt
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PARASITENMITTEIi. - PAKDUUrrX.
48«
ftosgesprochensten s«prophjti«ch«n L^as-
weise beobachten.
Manche Mucor- und Aspergilliisart»;n,
«reiche gewOhnUci) nur saprophytiscb leben,
d.h. iMt sin«lilje«*lJeh tau todten organi-
schen Substanzen frnrihnni, vunin'pen g-^
legentlieh als Parasiten in tiiieriflohen ond
jinanslichen lobenden Gegeben n gtdeÜMll
and hier betitebUiche Verheemngen ansn-
riehten. THir- Mibe gilt «Qoh von Achlya, der
Ürea'-'i' < incr Krebsji.-stforni.
Aa<kre Pil/e. welche vorwiegend aU Pa-
rasiten vorkoniiiK^H, gedeihen geb-gentlirh
aaprophvtfsrli » luMisd gut, wie t. Ii. Phyto-
phthora oinnivora, welche Kuohenkt'imlinge.
HauBWurz und Nachtkcrxe parasitisch b»-
wobfit; mau kann dieien PiU aber auch auf
todten pHnntlieben oder thierieehen Snbstanien
niltivir«"n. Er ist sona« Ii cm fn("nl(atirpr
Saproph;t. Andere Pbjtophthora- und Peronu
spoitt-Arten sind obligate Pnmiren (Tgl. Pe
fonorooin).
Endlich möge hier nofh angefOhrt werden,
da>-; (ii<» meisten Spaltpilze theils als facnl-
talive Parasiten, theiU als facnitatire Sapro-
fbvten gedeihen ; nur der kleinere Theil
ann zu den obligaten Para.siten oder zn den
obligaten Sapropbyt»'n gezählt werden, //arg.
Ptrasiteamiitel, Schmarotzer vertilgende
Mittel, 9. Antiparasitica and Parasiticida.
PtrttHtiitllielMr. Unter diesem Kamen
fursirt im Handel ein von TJrorkniann in
Eutritsch - Leipzig bereit'^ffs (jcniisch von
Kresolin, Tnbakextract nnil Kaliseife, das alle
Parasiten einscbliessiich der Milben mit
Sicherheit todten soll (a. Kresolin). K-^r-A
ParaaUiolda, parasitentßdten<!'> Mit
tel, Antiparasitica. Zu den.'selben gehören
sowohl jene, welche das auf dem Körper der
HansthierelebernicSclimarot/i rtlininbt'scitiß'en.
als auch diejenigen Parasiten tojtcn, wt?khe
ihren Sitz innerhalb des Körpers aufge.<(chlagen
haben (s. Antiparasitical. Gegen die auf der
Hant lebenden pfl antlichen PanaKen
{E|ii[iliyttn) dienen hauptsächlich Si-Ifn, (jlj-
cerin, Spiritus, Theer. ('urbol, Kre!«>l, Khthvol,
Kreolin, Kreosot (J— 5°;,). Sublimat (2— :{%),
rothes and weisses i^oecksilberoxjrd (I : ü
Fett), Jodtinctnr u. s. w. Ff^«?/.
ParaSltiSmin (ton nafi«, m-ljen;
Qtttlaot'., essen), das Schmarotzerthura,
beruht darauf, daas niedrig organisirte Thiere
oder Pflan7»>n auf nnd in anJoren höher ent-
wickelten lA'bewescii haust», von iliesen ihre
Nahrung beziehen, auf ihre Kosten sich er-
nfthren, entwickeln ond vermehren. Die Scbma-
rotier werden ihren Wirtiien anf Teraehiedene
Weise nachth-iüg iiml «jt-fälir-lfii sogar in
vielen Füllen das Lfbcn dt rspll/r-n, indem sie
ihnen nicht allein Safte entzieh, n, sondern
durch ihre Massenhaftigkeit Gcfüsse und Ca-
nile verstopfen, die (Jowebe reizen und «er-
striron nml !illpein< iiio Krankheiten (Srhinerz,
KraiDpf, £ntzandung etc.,lniection8kranbeiteu,
Hantanaaehlige) ersengen. Bin Theil von ihnen
reprftsentirt das ansteckende Prinrip dtr
miasmatischen, contagiOsen und iniectiösen |
Krankheiten, so daas wir es mit einem he- I
lebten Anstccknngstoff, Contagium vivum s.
aniinatnm, zu thun haben. Selbst bei An-
steokurijfsatoffen pliaiizlirli'-r Na(ui hat man
den Beweis ihrer selbständigen Lebensfähigkeit
dadurch erbraebt, daas man ihre Vehikel nster
streng nntiseptischen nnd sterilisirenden Me-
thoden auss&ete. züchtete, mit dem Zucht-
Material Thier«' ini|ilie and dadurch bei ihnen
specifische Krankheiten eraengte. Wegen des
Schadens, welchen die Sehraarotser bei ihren
Wirtheii anrichten, verweisen wir auf die Ar-
tikel: Anstccknngsstofle, IWterien, Band-
warmer, Eingeweidewarmer, Haulkrankheiten,
Milben ft<\ Man nnteracheidet Zoo- und
Phyto Parasiten, je nachdem sie dem Thier-
«..1er PHnnzenreiche angeh/iitcn, Ekt<> und
£ntoparasiten (fipi- und Eiitosooenj, je
narhdem sie anf «der im R«rper der Wirthe
hnus*'n, lind wahre oder stati.inäit^ und
periu^ii^cbe oder Pseuduparäsiten, je
nachdem sie ihre ganze Entwicklung In na-
deren Organismen durchmachen oder nur Tor-
äbergehend Thiere belftsligen, wie dies 8t»ch-
riioir- ti. Mticki'n, Zecken. I^rtrnstnflicpen.
beregeln etc. thun. Die .stationären Zoopara-
siten machen in der Regel einen geschlechts-
losen nnd einen geschlechtsreifen Zustand in
verschiedenen Wirthen durch. Die l'liytopara-
Seiten bestehen meistens in Pilzen (Brand,
Rost, Mutterkorn, Uonigthaa,MehUhatt, Schim»
mel), welche nfefat nur das Gedeihen der
Pflanzen beeinträchtigen, sondern aacli im
ThierkOrper ernste Erkrankungen vemrsachen,
seltener hl llileren, s.B. Blattiinaen, Baupun,
Maden. Attaeker.
Paraapadia (von ttup«, daneben: it:«v,
zielten, aufr. issen), die OefTnnng der H.»m-
röhre an der Seite des Penis. Arnuirr.
Parattttnia (von trotpojTärrj; sc. glan-
dula. die Vorsteherdrtlse; itis — Ent/ündnng),
die VorsteherdrQsenentzQndang. .lnu<.<n-.
Pnmtinetur, der wirksame Ausiug des
Parakressenkrautes, s. Spilantbes oleracea.
Purutopla (von Kioi, daneben; tortoc
Stelle, Ort), abiiornif Lage der Orpiiiu- Am .
Pardo, ein brauner HalbblutheitgHt.
i-72 m gross, geb. 1863 v. Vindex (engl. V.)
a. d. Perilia v. Snvders (engl. V.), war 1867
Hauptbeschäler in Trakehnen. Grassmann.
Pardabiti otl-T Pardtihici^, in Kidiinen.
liegt an der Ainndnng der <'hrudinika in die
Elbe. Es ist eine Station der von Prag nach
Wien fJlhn^nden Ki'n-'nhnhn, in widrlio liiPr
die Kiponhahii von iii'i<dM>nli<>rk; und {»cutscL-
Brod «iniaöndet. ]{t>i Pardnlut/ wi-nl.Mi all-
jährlich die weitbekannten Pardubitser Par-
forcejagden, deren Master seit Jahren Graf
T.aris. Ii-Munnii li ist sowi'- im Drf-' s- Ihsf
gut besuchte Pferdenuirkte abjjt ltallen, VV ie
durch die Parforcejagden, «o ist Pardubitz
noch besitiMlers durrh die daselb.st ebenso all-
jährlich abgehaltenen Bcnneu bekannt. Die be-
deutend.tle Nummer derM ll)en ist die t:r i>^t'
Pardubitser Steepic-chase, das grösste und
schwierigste Hindcmissrennen, das in Oester-
rrich-l'ngarn gelaufen wird. Dieselbe wnrd<* im
Jahro 1874 gegründet. Ihre Distanz beträgt
6400 ro und ihr Preis 3500 Gulden. Bis snm
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FABBGOBIGA. — PABFOBOBJAGI).
Jiihro 1881 Warden hier nach Flachrennen
abgehalten, w&hrcnd hier jetzt nur noch Aber
Hind'TTii _r"lnufeii wird. Gm.-smann.
Paregonca (l'aregoria, Linderung),
Schmerzen beschwichtigende, heru-
higende Mittel (uameDtlicb was auch pajr-
chinebe Aufregungen betrifft). 01eiebb«d«atMd
mit den paregorischcn sind die sedativen
Arzneimittel und gelten aU solche die An-
ästhetica, da« Morphin, Atropin, Bronikaliam
etc. (8. Narkotic«). V^ti,
Partlltlare, C\,H«0». Ans der Fleebte
Lftanora Par>'lla wurde ausser der Le-
canors&ure die Farellsäurt; gewonnen. Wird
der itheriacbe Anszug der Flechten vcr-
danstet, »odann mit Rarvt\v;isser beliainlelt.
so nimmt lctzter«>8 die Locaiiort»ikure uuf,
während parellsanrer Baryt zarückbleibt.
Letxterer wird mit Saluinre serlegt and die
autfeBchiedaie und mtt Wamer abge-
waschene S&ure aus Alkohol ninkry.-tiillisirt.
Die Parellsftnre krystalliäirt in ^'adelii mit
V« Hol. Wa.ssergehalt, sie ist wenig löslich
in kaltem, mehr in hoissem Wasser, in kochen-
der Essi^äure, Alkohol nnd Aether. Von Al-
kalien wird die Säure nur nllni:iiig ^elüst.
Bei anhaltendem Kochen mit Wasser zerf&iit
sie unter Bildung einer gelben UUer Mhme-
ekenden Substanz, mit Salpetemfiure ozydirt
entsteht Oxals&ure. Loebisth.
Parenohyna (irap«, daneben; cYX'^i^o^
EingegoKteBea), die eigentliche Sabetani eines
Organa. Anuektr,
Das Farenchym stellt die functionirende
Substanz eines Organs dar. Dieselbe besteht aus
Zellen, Parenchvmiellen, die je nachdem
Organe Terschieden angeordnet sind, theils
einieln. theils in kleinen Gruppen, sohlanch-
artige Hulilriluiue luiskleiden oder in die Ma-
seben eines reticulären Gewebes eingelagert
aind. Die Paienchymelemente werden durch
formlose« (intraparcncyiymati'se) Bindepfwcbe
zusammengehalten, welches auch die Ver-
zweigungen der Blut- und LympbgefSm-
capillaren wie die der Nerven enthült. Em.
PiretoliyimtSM Cfmpritiungen. Sie be-
stehen darin. diu^K man Arzneülilssigkciten in
die Tiere de» Gewebes injicirt, wenn dasselbe
in irgend einer Weise erkrankt ist, wie
namentlich bei Entzündungen. Eiterungen,
bei Infectinnen etc., man will daher hier aus-
sclilie.sslich liu al einwirken und spricht man
daher auch von „interstitiellen Iniec-
tionen*. In dieser Weise maebtmanbei Rnt-
tOnduniTcn d^r Haut, besonders hei Ervsipela-s
nnd Phlegmone, bei Rheumatismen, bei Geleuk-
und SehnenscheidenentzQndungen P^in. spritzun-
gen antiphlogistiacher, besonders aber auti-
R«pt{«eber LOmngen ron Caibol, Kreolin,
Sul.liinat f O r,~JV„). .Todjndkalium( 1 :;;! 00) etc.
In anderen Fällen wird die FlQssigkeit in das
<>ewebe injicirt, «m dessen Elemente zum
Zerfall, zur Abctoaanng oder Besorption tn
bringen. wa.s auch als
[i al l' n (■ hymatOse Sub.<!titution be-
zeichnet wird. Diea geschieht am mei-^ten bei
Neabildnngen aller Art, bei denen die Rnt-
feimiing anf anderei, Bamentlieh chirurgische
W^iHc nicht möglich ist, wie zuweilen bei
Strumen, grossen Krebsgeschwülsten, hyper-
tro|i)iirt<in Drüsen. Hiezu dienlich sind nament-
lich Alkohol, Essigsäure. Milch- und Carbol-
s&ure. Jodtinctur (unvi-rdiinnt), Kisenchlorid.
Chlorsinkr Scbeidewasser, Acidum chromi-
enn u. s. w. Auch Pepsin, l'apaln. Ergotin,
Uebero-miumsilure wurden hiezu verwendet,
sie sind über wegen ihrer Unzulänglichkeit
jetzt wieder verlassen worden. Zu bemerken
ist, dass bei derartigen Ii^jectionen oft ge-
ftltrliche Terjaucbnngen in der Tiefe tot-
kommen, welche ein operatives Kinschrciten
schleunigst nothwcndig machen. Jedenfalls
moss man sich hüten, grosse Mengen oder
stark concentrirte S>)1utionen einzuführen. VI.
Parenohymllüssigkelt, s. Parenchymsaft.
Parenohy«eart oder Serum ist die
Lympbe, welche sich in den Spalträumcn nnd
Ijticken der Bindesnbstanten roifindet. Es
gehört hiezu auch die .\u^enkammer- sowie
die CerebrospinalflQssigkeit. Eichhaum.
Parencbymicllcn, s. Parvnchym.
Parentignao, in Frankreich, soll ein in
der Zeit Napoleon I. errichtetes Staatshengsteu-
d< |>M L'ewesen sdn. Dasselbe besteht heute
aber nicht mehr. GrassmattN. .
Parert sie Zeitwort = scheinen, meinen^
a1.> Hauptwort = die Meinung, das Gut-
uditen (8. d.). Anafker.
Paresis (von rap'.eva'., vorbeilassen, nach-
lassen), die Ohnmacht, die nnvoUkommene
Lftbmung. Anafktr.
Parforcehund. englischer (Canis sair u).
«ach Fitzin^er ein Kreuzungsproduct des
englischen Jagdhundes mit der gemeinen
Dogge, dem Vorstehhunde ähnlich, jedoch von
leichterem Körperbau, mit langem Schwans und
langen breiten Ohren, langem dünnen Hüls,
schmaler Brust und hohen Beinen, meistens
mit einer fünften Aftenehe an den Binter-
fiissen vr rselien. wri = i>is bisniltalich schwär»
und fleckig von Faroe. Koeh.
Parforci^agd ist eine besondere Art der
Hetzjagd. Dieselbe wird in der Weise ans*
geführt, dasR Bunde, die mehr Ausdauer als
Solin elli^keit liesifzen, das betreffende Wild
biü zur Krinüdiin^ ji*gen. In die.«scm Zustünde
stellt es sicli d. n Hunden, wird dann von
einem Mitgliede der Jagdgesellschaft, welche
zu Pferde ohne Uüeksicht der sich dabei
entgeLcen^tidlendi'n Hindernisse fulj,'t. ausge-
hoben und abgefangen. Hierauf wird Halali
(s. d.) geblasen und der Master der Jagd-
Hfsellsi liaft vortlieilt die etwaigen Läufe thuI
Ürüclio. Kr.stere Vierden an üeiu liirsehtäiiger
getragen. Den recliten Vorderlauf erhält der
Jagdherr. Die Brüche sind Eichen- oder
Tannensweige, die an den Hut gesteckt wer-
den. Da bei den Parforcejagden das Wild
erst nach längerem Jagen infolge Erschöpfung
seiner Kräfte Halali gemacht wird, so soUte
diese Jagdart eigentlich BrmQdungqagd ge-
nannt werden.
lieber den Betrieb der l'arfon ej:ii:il, n
ist noch Folgendes xa erwähnen. Die Auf«
sieht Uber das untere Jagdtternonal H»d die
' Hunde, die Aufspflnmg des Wildes ist Saelia
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PABFOBCfiPFBRD. — FABFOmE.
491
d«s Oberpikeun, «acb Bnpikear ceoannt.
Dennelben sind fikr die Aiufflhrtrag der Jagd
in allen Einzolheiton ilcrsolben ^jcwöhnlich
mehrere l'ikcure (s. d.) unterttteilt. Sobald
die Ffthrte ien Wild«8 ennittclt ist, wird die
Meate (s. d.) auf diese angelegt und von den
Pikenren die Anjagdfanfare geblasen. Die
JagJ^fsellschaft folgt. Der Kitt hoII schneidig
sein und bei vorausaichüicb l&ngeten Jagden,
wie diejenilren auf Hineh« n a«in pflegen.
w-tTilcn Jfipdpfi'rdc auf Relais, d. h. an Orten
aufgeäkllt. aa welchen die Jagd wahrschein-
lich vorübergehen wird, und hier seitens der
BtStA'^gik ihif^beuüB eimadeteo ge'
wechselt Sobald' da« Wild eraattei, «teilt e«
sich den Hnntl^'ti, diese nb/uwclircn. Das nun
folgende Anübcben gesi-hieht in der Weis«»,
da».s ein Mitglied der Jagdgesellgchaft, in der
Kegel das auerst bei diMn Wilde iiiilun^ende,
bei kleinem Jagdgethier. wie bei Schwarr-
wild und Fürlisi-n. dasoelbo an den Hinter-
liufen (Beinen) aufhebt, bei gröMerem, wie
Hifiebeo, dievein die Beeien der Hinterlflnfe
mit dem Hirachttilffer dur(<lisi'tilri>;f. üiernuf
fängt der Master der (lesellHchiUt lius Wild
ab, d. h. er gibt ihm den GnadenstosH mit
dem Hiracbfinger hinter dem Jinken Blatt.
Seil eine besondere Ehre einem Mitglicdc
der JagJ^escllschaft erwiesen werden, so wird
diesem der Kan^ des Wildes überlassen. Nach
dem Atishebcn, während dessen sich die Jftgcr
sammeln, wird beim Abfaiitreti Halali gerufen
und ü la vue geblasen. Hai nich das Wild,
wie es nicht selten bei sich darbietenden
GelegenheiteD geschieht, in das Wasser ge-
stürzt, so gibt der Master mit der Kugel aaf
den Kiipf des Thieres den tödtliclicn Srhns-s
ab miJ es wird die Wf».sserfanfare geblasen.
Deranilchst wird z i r ^^ coröo (=: Jigerrecht
der Hunde) nach Ablösen der lilufe dnrch
den Pikenr das Wild aufgebrochen, da« Ge-
scheide. Ripiienwildjiret und der Wanst mit
der Haut bedeckt und der Kopf des Thieres
davangestellt. W&hrend nun die Meute hier
herangeführt wird, forkelt derT'ikenr mit dem
Kopf des Thieres gegen die Ihinde, welchen,
nachdem die Haut zurückgeschlagen, die be
nannten Wildtheile sun Frass belassen
werden.
Um Parforcejagden auf einem hiezn aus-
gewählten Gelände abhalten m können, wird
das zn jagende Wild namentlieii in wildarmen
Gegenden und in der Näbe grösserer Städte
Torner eingefangen und an für die Jagd
bestimmten Ort kurz vor Beginn derselben
in Freiheit gesetzt. Hiebei sagt man den
kellern auch wohl die Gewehre (St^^sszUhne)
ab, damit dem Schlagen ( Hesch&digen) der
Hunde dadureli vurijebeu^'t wird.
Die Parf'irci'jagden soUen '/inTst im
Orient aasgeübt and nach Deutschland zoi
Zeit Karl des Grossen verpflanit sein. Die
am vrettesten bekannten Parforcejagden wur-
den ehedem in Di-ssau abi;i lialten, jetzt aber
be.stehen an fiejon Ort.n Partureejagdvereine,
welche den frischen Sinn fröhlicher Jflgerei
mit schaeidigem Reiten verbinden nad weiter
nii8i«ibT0iteQ bamOht find. Gnumtum,
Pwbrctpftri, «. Jigdpferd oder Hmter.
Pirflae nennt man Pr¶te, welche
als Goruchsmittel zur Verbreitung von Wohl-
gerüchen in Käunien oder zum Imprägniren
des menschlichen Körper« oder v. rseiiiedener
Gegenstände (Wäsche, Handschuhe, künst-
liche Blumen) mit einer wohlriechenden Sub-
stanz dienen. Die All^allt der v.n dif-em
Zwecke bereiteten Präparate, welche einen
wicbtigen Handelsartikel bilden, ist eine sehr
grosse, in verschiedenen Weltgegenden,
Städten. Menschenclassen sind verschiedene
Parfüme beliebt md in Anwendnng. Sie lassen
' sich «intheilen:
1. tn Parfflmflftaiigkoiten; Spreng-
nnd ToilettewAaser. Als Beispiele solcher
führen wir an:
Moschiiäessenz, bestehend aus Tinct.
Muschi 4 Tbeile. Tinct. Ambra t Theiie,
Spirit. Kosur. 1 Tlieii:
P a t e ii ü n Ii e s s e n z, Ül. Patchouli 8 Theile,
Ol. liosar. 2 Theiie, Alkohol 500 Theile:
Vei 1 eh en ess e n s, Essent. Acne, t Theile,
RssiMit. Tlosar,, Tuberös. Tinef. Irid.. von
jedem 1 Theil. Ol. aiuygdiil. amar, äth. O üOl.
Auch die verschiedenen, als KCilner-
wasser (Ean de Cologne) käuflichen Prä-
parate siblen an den susamroengesetsten
Parfümflüssigkeiten. Ein ^utes Prodnct er
hält man nach folgender Vorschrift:
Oleum ßergamott. itg
Ol. Citri r> g
Ol. Kosmarini t g
Ol. Neroli 1 g
Ol. Lavandula 0'5g
Liq. Ammonii caost O'tg
Spiritus vini 890 g
Aq. dest. 100 g
Es sind nnr die allerbesten iÜierisdien
Oele und der Alkohol zu verwenden. Die obige
Mischung wird im Daropfbade auf 70—75"
erhitzt, dann einige Tage kühl gestellt und
schliesslich fUtrirt, oder es wird die Misehang
naeb Zosatx der nOtbigen Menge Wasser
destillirt. Durch Lagern verfeinert sirli j. di's
Kölnische Wasser, indem die starker tiüclitigen
Hestandtheile desselben verdunsten. Das
echt© Kolnische Wiussor enthält keinen Moschus,
sondern verdankt seinen lieblichen Geruch
insbesondere dem Orangenblütlienule, dessen
feines Aroma durch ein Uebermass anderer
ätiierischer Oele nicht Terdeckt werden darf.
i. Ri e c h e SS i ge , Toilctteossigc. Ais
solche dienen neben Acetum aromaücuni auch
noch Acid. aeetcnm aromatie. d^ Pharm.
Germ.
Der englische Biechessig besteht
ans: Aeid. acet. ^ac. 600 Theile. Camphor.
fiO Theile, Ol. Caiyophyll. ? Theile. Ol.
Cinnamom. 1 Theil, OL Lavand. U*5 l lieile.
3. Riechsalse werden in Rieebflisehehen
oder RierhbÜchsen hauptsächlich im Orient
viel gebraucht. Ein angenehmes Hiechsalz ist
folgendes: Ammon. ehlor. 20 Theile, Kall
carb. por. 10 Theile, getr&nkt mit Ol. Beigam.
and Ol. Citri, von jedem 7 Theile, nnd Ol.
Gadini ff Thaii«.
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49t PAMAHHUND.
4. 11 i e r Ii p ulver «um rarfumiren der
W'üsi h«', sio werden zumeist in Ri«eh* oder
Dufts&ckcben (Sachets) verkauft.
LarendelriechpulTer besteht aas
PolT. flor. Lavand. 7."» Tli>-Il«', B«MI>$h«n
tO Theile, Ol. Lavand. 1 Tlieii.
PatchonliriechpulTer besteht aus
Pulv. herb. Patcboali 80 Theil«, Ol. Pat-
chouli i Tlieil.
Ueberdies zählen zu den ParfQinen die
Biacherpalver (Palvis fumalia odoratas),
die arAmatlsehen RilQeherk«rx«h«n
(Candflae fninales oddrift^ra*' dfr französischen
Pharmakopüe), die aruinatischen R&ucher-
papiere, die theila beim Verbrennen, theils
ohne la Terbrenneii. ihren Duft abgeben.
Als ParfOmerlewÄtren be«eiehnet man
alle zur Pflege der Haare, Haut. Ziiliiif
dienenden xusaminengesetzten Mittel, inso
ferne dieselben überdies mit dnftenden Sab-
Btanzfii v.^rsnfzt siiul. l.ottiisih.
Pariahhund (Cunis D'tmesticus indictis).
Nach Fitzinger unterscheidet man den grosHen
and kleinen Pariahhond, ein durch klima-
tische Verhiltoias« tttfolgc geographischer
Verbreitung abgeänderter Hanshand, in 8i"i>l
Asien und Ostindien heimis'-h, ähnlich dem
Hirtenhanshunde, s. Huml, Kosh.
Parldin, Ci^Ua^Of, ein in der Einbeere
— Paria qoftdrifolia L. — neben Paris-
typhnin Torkommcndcs kr\ stallinisdies Hly-
cosid. Zu seiner Darstellung wird die zuvor
mit 1*/q EasigsÄure haltendem Wasser be-
handelte panz>' Pflanze mit 8")" '„i<:oin Alkohol
extrahirt, das alkoh<»lischi? Fiitrat vcrdiui-stet,
bis der Rückstand zu einer beim Erw&rmen
krjstalliniseh werdenden Gallerte erstarrt.
Ifan presst ton dem in Krvstallen ans ge-
schiedenen Paridin ab. während in il< r Mutt. r-
lauge Paristyphnin bleibt. Dad i'aridin hat
«inen kratzenden, jedoch nicht bitteren (>•
schmack, wird von Wasser und Aetber schwer
gelöst, leicht von Alkohul. Beim Kochen mit
vrT(lünnter Schwefelsäure zerfällt es in 'L\\c\c\
und in Paridol eine weiche, mit concentrirter
Schwefelsiore sieh hoehrnth firbende Snh-
atanz. l.othisch.
Paries (von nap«, nebtn). die Wand.
ParietalMatt, s. seröse HAute.
Pariran t«t in der Reitkunst anhalten,
sfillliiilti'n. Es i>t liitbei gleichgilti}^, atis
welcher (jangart tli<^•^ ^'i!scliieht. Es vernuth-
wendigt sich ind^s-on. dass man, falls sich
das Pferd in gedehnter Gangart bewegt,
diese, u. zw, zur Schonung des Pferdes, vorher
verkürzt uikI dasselbe dann erst parirt. Vor
dem Pariren muss aich das Pferd in ver-
sammelter HaltaniT befinden, da es nar, wenn
es mit den Hinterfilssen nntrr «(Mncn SVhwnr-
pnnkt tritt, gut parirt werden kann und di<'
Parade gut auszufflhren vermag. Hiczu wird
es darch die sog. halbe Parade (s. Parade)
veranlasst nnd daranf dnrch angemessenen
'/üpclaiuu?. festes Einsit/i'n mit Jem Gesäss
und Annehmen der Schenkel angehalten,
parirt. Steht das Pferd, ko mus<; ihm sofort
ent»prerhende Zügel- und Brhenkelfreiheit
. PARKRTIIp.
gewährt werden. Anderenfalls w&rde es durcti
die cn^f^ngesetata ZSgal- nnd Schenkel«
wirkoag snm Steirna vtraalasal wardan.
Aach beim Fahren hat vor dem Pariren «in
möglichstes Versamnu-ln dos. bczw.dcr Pferde,
das durch leichten Kuck mit den Zügeln und
sanfte Bertthrung mit der Pttitsehe auf der
Hinterhand r^r!:;ni't wird, tu geschehen,
worauf Jurcd kräftigeren Zilgolanzug ein
völliges Anhalten, dem aber keinenlalls eine
Rückbewegnng des Wagens folgen darf, »u«-
gefnhrt wird. Grastmanm.
Paris, ein cnglisrlipr Yullblutlicn^st,
geboren 1H03, v. Sir Pct<'r, gewann im Jabce
1806 dem Lord Foley das» englische Derby. G$t,
Partaar BiM oder fierUner Blau. Cyan-
eisen. Permm ejraaatam (Eisencyäailr-
V anid ) ; jetzt nicht mehr gebrivchliohes Sisen-
präparat.
Parisit, Mineral, hexagonal. vielleicht
auch ihombocdrisch, brannlii bgelb mit Glas
glan/, H i—S, kohlensaures Ceroxydul, in
Neu Granada und als Oeschiab« im Üral vor-
kommend. Ka(k.
Paria qaairHWia. VierbUtterige
Kinli' r r S"iiii!ai-e?, I,. VIIT ' - ^r, r Wiilder.
Inirliiarkutische Giftpflanze, weieiitr ganz
ähnliche Wirkungen zukommen, wie deit Hera-
giften (Digitalis, Scilla» Schaeeglöckchea,
Alaiblume, Adonis). ^'^gff-
Parkhack, englisrli, eigentlich — Hof .
Feld-, mehr aber Lustgarten (Mietb-) Pferd,
bezeichnet anch im Dentechen ein antiainiTtas.
elegantes Rfitpferd. bei dem c"? TveniE^er anf
Ausdauer, wie bei dem Hack und Uuckue)
(s. d.) ankommt, als vielmehr auf edle Form,
ansprechende Haltung nnd Bew«»nng. Der
Parkhaek heaitst daher mehr «dies BInt als
die Hacks und Hackneys. Welrh<'r Art da»
Blut, ob engUachea oder ürtentalisches, ist
hiabei gleichgjltig. Gnusmann.
Parkrtnd «der weisses Waldrind nennt
man jenes Thier der Gattung Bos. welches
lieute Min h im L'iullingpark des Lord Tsn-
kerville und an einigen anderen Orten Uross-
britanniens in einem halbwilden Zustande
vorkommt. Da« Vieh von rhillinghain ist nach
den Beschreibungen jenes Lords meist schön
gestaltet, hat einen geraden Rücken, eher
kurae als lange Beina nnd mitteUaage Homar
ton sehr feiaer Taitnr, die mit den Spitaan
immer aufwärts gebugeii sind. Tu Tjanarkshire
sollen die Kühe der weissen wilden Rasse
hornlos sein. Ihr ziemlich langes Haar tat
am Rumpfe milchweiss oder rahmfarbig: nnr
das Maul ist schwarz gefärbt; die gauxe
liiiieiiseite der Ohren und ungefähr ein Drittel
ihrer Aussenseite von der Spitse nach nnten
so ist roth «der rSthlieh. Bei den Stierea
bemerkt man oftmals eine j^tarke Mühne auf
di-m Kamme des Halses und am Wideriat.
An mehreren Orten hat in neuerer Zeit ain«
Veredlang der Parkrindar statteefaaden. w«
dnreh sie etwas frOhreifer nnd mastf^higer
gfwnrdcn sein ji<jllfii. Der T.ord Taiikerviib'
sagt in einem Berichte über äeine ICiuder
Folgendes: ,»Mitallen Kennzeichen edler ZAoh-
tnng verbinden sie aach einige HAagal der-
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PAKMA VIEHZUCHT.
selbfii Sin sind iiäinli' h wniii,* fi ii< Iitli.ir und
einer Kruiikhpit (tuaii) selir unterworfen,
welche Birh i alkn Thieren einfindet» die aas
VerwuidtacbafUiacht hervorgcf^angen und,
nni 9ie999 int anxweifelhnft hier g«»chehcii,
S ' Iii Ii X lollliolltt'n uljff dioäclbe llilt."*
l>ic 1'arkruidi.r besitzen heute noch mehrere
EigeMchaftcn echt wilder Thiere, so i. 6. ver-
bergen die Kühr ihre K&lber niöfrlichst surg-
nhifr: 8i<! weiden auch häufig des Nachts,
schlafen am Tage und suchen gerne sonnige
PläUe lar Knhe «q«. Alle diese Binder sind
sehen, Itchten sieh vor jedeimann sehen aas
grosser Entfern niii,'. wenleii iilt-r grimmig:
und bösartig, sobald sie in die Enge getrie-
ben werden. Jung eingeCungene Thierelassen
sich leicht zähmen, gewöhnen sich bald an
den Menschen und an die Gesellxchaft mit
amliTcii Rindoni. wie sirli iunli die erwacli
senen Waldrindor leicht mit den Uaosrinderu
begatten lassen. In den Parhs werden hin
nnd wieder einige Stöck'' abtjfsiliosscn und
vcrielirt, doch soll ihr Fleisch nithi beson-
ders wohlschmeckend sein. J-Ycrtttg.
Parnt'Vltlaieiii Pie frovins >anna
grenzt nördlich an die Provinz Creniona, Sstlieh
anK*',:;?! ' neirKmilia. südlich an Masti.i «'iirrarii
und Genua, westlich au IMaccnza und um-
lasst 32 iU km* mit 267.306 Einwohnern,
welche fticli auf 3 Kreise vertlicilen. Ik'i der
letzten Viehzählung fanden eich il.i^olbst
*ilS Eäl-I nnd Maultlii-rf, S8.Mi9 Uimln-,
67.!»U7 tivhafe, 12.^72 Ziugen aud iy.31*J
Uchweinc.
Im STkI •II i-I die Provinx gebiririjj (.\i»en-
ninen) und dai lit sich gegen Norden zur Fo
tbt,*nt.- ab; üif wird vom l*o als nördlichem
-Ureusstrool und dessen Zaflassen and mehre-
ren CanSlen bewftssert.
.\ckorbau und Violizui lit stehen auf < in.T
ziemlich hohen ätute der Entwicklung und
K'ide bilden die wichtigsten Einnahmequellen
für die lU-vOlkerung. Die wesentlichsten Pro-
ductc des Landes sind: Gctreidi.', Wein, Obst,
tiefliigel nnd Käse.
]>ie Uindriehzucht bildet unstreitig
den wichtigsten Thefl der HaostMemehC
wohinge^'i ii I'tVrdc- nnd Si luif/U' lit von
riiigerer Büdeuluug ^ind. Die iti l'ürma auf-
Gegenen Schweine gehören mit zu den
Mmui dos KOnigsreichs Italien und werden
ab eine Unterrasse de» romanischen Schweines
(Sntt »crofa romaniciis) liiii;r'>f'lU
Die Rinder von Parma iiaben im Ki}r]>er-
bau viel Achnlichkeit mit den lltieren der
H«Z2a Keggiana ndcr, wie Hu/ard S3<rt. mit
den Scliwyzern und werden sdwob! al> Mileh-
wie als Mast- und .\rbeit«vieli g riilimi. He-
sondera zu luben ist die gute Milchqualitut
der KAhe jener Landschvt Man trim dort
vif'lc Thiere von hoher Sfatnr: >i'- sind nu ist
frühreif, mä^stcn sich Iricht und liefern ein
wohlschmeckendes Fleisch, d. h. sobald sie
nicht zu früh nnd zu stark haben arbeiten
mSsien. Die Fütterung der Kinder wird dort
in der Regel mit LTrosst r Sori,'falt betrieben ;
Mais, Leinsameukuchen, auch rohe Eicheln
t^tfnndea) tnd »ehr feine« Hea bilden die
li.iii|.t>rirlili< ll^tl 11 FiitlrniiiU- 1 und «'s fräjjt
diecses viel /.ur Bildung einer vorsüglielieii
Fleischi|nalität bei. Das Fleisch nieht zu fett,
soll üehr zart sein und einen eigenlhttm Ii eben
Wildgesclunsck besitzen. Die I^endenstücke
(tiletti) der rillten aus Parma werden in
Mailand und anderen volkreichen Städten
Oberitaliens selir geschätzt ünd mtist besser
bezahlt als die von anderen Ramsen.
An der Veredlung des fraglirlien Viehs
wii-d «teta eifrig gearbeitet und schon jetxt
kommen ans dem Pontre meseje viele statt*
liehe Binder anf die Landesansslellungen. Die
Stiere jener Gegend worden mit Vorliebe zur
Zucht benQtzt; sie sollen meistens eine Nach-
zncht liefern, v .dehe für alle drei Nutznngs-
arten des Rindviehs vortrefflich geeignet ist.
Der Kopf der Parma-Rinder ist kurz, die
Ibirn- r sind stark, der Hals ist lang, der
Rücken nicht ganz gerade; ihr KiupeuJtorb
IrVnnte etwas besser gewOlbt, aneh d«r Leib
.■in w-'-nT'» v'dler »fin. Das TTintertlieil i^'t
wöhnlich niclit so gut entwickelt al?. der
Voidcrfcftr^er, ihr Recken ist liinfig etwas
enge, die nntorcn Gliedmassen sind hin-
reichend lang nnd nicht zu plump, der
Sebwaii/ i>( an di r H«--!- /imiliili fein. In
der L'' 1 sind sie einfarbig weizongclb
oder \\u- inaii dort sagt blond (bionda).
Die Käsefabrieation wird in Purma seit
alter Zeit sehr umfangreich und am sorg-
flÜtigsten in der Umgegend von Lodi betrieben.
Der Parmcsankise gilt mit licvht als eine
der vorzüglichsten Reibkisesorten und wird
stark exportirt.
Die Pfertle i'armas gehören, d. h. so-
weit sie im L.inde selbst gezüchtet sind, swei
Tcrschiedenon Unterrassen oder Schlägen an:
man nnterscheidet gewöhniieh die Pferde der
KbeU'' vun denen der Iv-rglandsehaften; er-
stere werden im Allgemeinen weniger gelobt
als die letsteren; diese sind aneh meistens
aus versehicdenartigcn Kreiizinijen hervor-
gegangen, wuliingegen die licigpferde in der
Regel noch ziemlich reinblfitig, auch viel
kr&ftiger und auidaaeradei bei der Arbeit
sind; man zihlt sie n den besten Rossen
des ganzen Königsroicbs. Ihre Höhe srlnv.mkt
zwischen 1 I>0 und TSS m.: selten werden
sie höher. Sie haben einen etwaa starken,
dicken Kopf an einem mittellangcn, inns-cn-
lösen Halse. Ihre Brust erscheint zwar bauti^
etwas schmal, Rücken und Kren/ kurz, aber
meist genögeud kräftii;. Ganz besonders
werden die nnter^n (IHiedinassen dieser Berg-
pferde gerflbmt; sie bcvitzen fe^tc KTinrhon,
derbe Sehnen und gute Hufe, mese lobens-
wertheu Kigenschamn vererben sie ziemH(-h
couataut, und ca wellen daher auch ihre
ZQchtcr von der Einmischung fremden Hintes
nichts wissen. Auf d- n M.irktrn vnn I'arma.
Modena, Reggio und selbst in der Luisiana
bilden jene Pferde stets eine gesuchte Handels»
waarc.
Am besten, surgfälfigston wird ihre Zucht
in d. n Cunununen von Coniiglioe, Vuiro
und Pallauzano betrieben. Frtther war ganz
besonders bnrShmt die 2ncht des Gntfeit
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194
PAHHBLIA. - PAierHBNOGBNBSIS.
Pico de Minuidola, welche später in den Bc-
sitt der Greco and Oorbelli übergegangen ist.
Die Pferde der Ebene sind weniger be-
rühmt, und nur einige Familien werden hier
mit der nOibigen Sorgfalt gezogen. Frtytag.
Parmit« (toh omida, das Schild), die
Sehild» oder SchllMellleehte. Amteker.
Parmentier (1737— IKI3) ;;ab i:.?mein-
Bchaftlich mit Deyeux diu Uesultate der Uu-
tersachangen verschiedener Artea von Milch
(1799) and des Blutes in gesundem und
krankem Zustande heraus. Semmer.
Parmesankäw (Formaggio di Giiina,
Cacio parmigiano), derselbe ist der be-
kannteste aller itaUeniseheir Elseaorten vnd
bedcntender Erportartilrel, Sein Productions-
gebiet lie^t im nördlichen Italien, theils
nördlich vnm Pü (Ludisauerkäse), theils sQd-
Ueh vom Po mit Parma als Hauptmarlttort.
Er gehört m Ornppe der mageren Befbltise
und wird vorzugsweise zu Supiieu un;l Mucca-
ronis verspeist. Zur Hcnstellung dient mehr
oder weniger abgerahtute Milch, welche wie
bei Jer Gewinnung des Einiiientlialerkiisos
beliandclt wird. Der fertige Käse ist rund,
von der Form der Schweizer Hartkäse, nur
sclim&ler nnd tiefer als dies«; der Teig ist
gani fest mit mOflielist wenigen nnd ganz
kleinen Lflchern von charaktTistisoh welss-
gelblichcr Farbe mit eiueni Stich ins Grttn-
ficlie; die BSnde glatt und hart; die Latbe
wiegen xwiachen 30 und SO kg. Jtittr.
Parnarthritis, s. OelenkentsOndunfr.
ParodontiS (von n'xoä.^ neben ; öSoü;,
Zahn), die Gaumengest hwulst. Amuker.
Paronychia (von -«pä, neben; ovu;.
NagelJ, der Niethiiagel, das Klauen- oder
Hufgest'liwiir, die Hufeatzündung, die Mauke.
Anacker.
ParoayohleM. Nagelkraatgewftehse
(L. X. 8). Von ihnen kommt nar dw Acker-
spark oder AckerqiO^el in Betracht, s. Sper-
gula arvensis.
Paropiae (von rcupoi, daneben; Sy\, Auge),
die äussern Augenwinkel. Anacker.
Paroplam (von «apä, nebcu; luit, Auge),
die S 'm uklappe; das Scheuleder. Anacker.
Paropsis (von napa, verändert; o'!<:{.
Sehen), das krankhafte Sehen.
Paropsis loaginqaa, die Fernsichtig-
kcit.
Paropsis lucifuga, die 'l'agblindheit.
Paropsis noctifoga, die Nachtblind-
heit.
Paropsis propinqna, die Kurzsichtig-
keit. Anacker.
Parotis (von icapä, neben; o^;, «iutd;,
Ohr), die Ohrspeicheldrüse (s. d.). Anacker. ,
Parotisausrottung. Die Ausrottung der
Ohrspeicheldrüse, Aiiss-iuilung. wurde zur
ikseitigung der Speicheihütelu vorgenommen.
Man ist jedoch von dieser schwierig auszu-
führenden und gerährlidien Operation ganz
zurückgekommen, seitdem man ungefährlichere
Mittel kennen gelernt hat. mit denen die
Fistel sor Verbeilang xu brioffen ist, s. B.
Aetunittel, Canterisutn, idiarie EtnreibQn-
gen, Sinapritiuigea ron Jodtioctur, HOllen-
steinlösung, Alkohol oder Salmiakgeist in die
Drüse, Unterbindung oder Durchschneidung
des Speiehelganges. Bei der Ausschälung der
Drdae vrerden Übrigens leicht Nervenzweige
vom Facialis (Angesichtjsnerv) verletzt, infolge
dessen sich dann Lfthmangen der Mtukela de«
Ohls, der Aageolider, der Lippen, Backen etc.
einstellen. Anacker.
Parotitis (voDsapwiis, Ohrspeicheldrüse;
itis — Eotsflnavng), die Ohitpsicheldrüsen-
entzündune. Anacktr,
Parovarium, s. Nebeneierstock.
ParOXySmUS (V<ni r:o[C.'-;jv:;v, stärker
maclien), der erneuerte Auiall, die periodische
Verschlimmerung einer KTankIteit, der Fieber*
anfall (s. Krankheit). Anacker.
Parpke, Dr. med. vctcr., schrieb über
die bösartige Rotskrankheit des Pferdea,
ÜOStok IflSO. AileitMer.
ParthMty-RhidvIehratte. Tn der (Jmge>
geiid der Staat Parfhenay des französischen
iitipurteuients Deux-Sevres, hauptsächlich in
den Ortschaften am Thonet wird seit alter
Zeit ein Kind viehschlag gezüchtet, der unter
dem Namen Race partbenaiso im ganzen
nördlichen Frankreieh wohl bekannt ist
und besonders als Zugvieh gesch&tst wird.
Die fetten Oehsen jener Gegend finden anf
den Märkten von Parthcnay stets rasche Ab-
nahme, da ihr Fleisch zartfaserig und wohl-
schmeckend ist Die Mehrzahl dieser Rinder ist
von dunlcelweisengelber Farbe nnd nar M»-
nahmsweise kommen gefleckte Thiere nnter
ihnen vor. Sie sind von mittlerer Grösse,
kräftig gebaut und in der Hegel mit gut ge-
stellten GUedmassen aasgestattet. Ihr Kopf
ist etwas schwer zn nennen, die Horner sind
von mittlerer Länge und Starke, mit deu
Spitzen iiaeh vorne gerichtet. Der kurze,
kräftige Hals erscheint meist faltig und ist
am unteren Theile mit einem umfangreichen
Triel ausgestattet. Die Schultern sind dick,
die Brust ist breit und der Kippenkorb gut
aufgewölbt. Die BAckenlinie ist nur bei ilteren
Kühen etwas eingesenkt, im AUgemefneB aber
hübsch gerade und das lange Hintertheil schOn
breit; ihre Hüften treten nur zuweilen etwa»
stark hervor. Die kräftigen Beine befähigen die
Ochsen dieser Kasse zu tflchtigen Leistungen
im Zuge: sie schreiten gut aas und zeigen
bei der .\rbeit viel Ausdauer. Als. Milchvieh
ist die Parthenaykuh nicht besonders zu lo-
ben; ihre Lactationsdauer könnte eine etwas
längere sein. An der T«rb«(seroD|^ der frag-
lichen Rasse wird immer noch fleissig goar«
beitet. Freytag.
Parthenogenesis (von ^cäp^cvo^, Jung^
frau; j<ysee(, Enteagung), die £ntwicklatig
der Eier ohne yorherige Befruchtung. Anr.
Die Fntwioklung cine> Individuum.^ aus
einem unbefruchteten Ei kommt theils al»
zufällige Erscheinung, wie bei Borobyx
mori, theils als regelma.ssige . dureh mehr-
fache Generationen m verfolgende Erscheinung
vor. Als gesetzmüssige Form der Entwick-
lung gilt die Parthenogenese f&r die Psy <
chiden, Tineiden, Coeciuii sowie Ar lahl«
reiche Hjrmenopteren (BimMn, Wespen, Call»
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PAKTVRBPAOIBNTU. - PASS.
499
wespoo, Blattwesp«!!). Aua den Eiera eatwicke 1 u
sieh mtweder Dnrmiiinliehe Pormen, wie bei
den in sog. Thiorstaatcn labenden Hymeno-
ptereo, oder nur weibliche, wie bei den Coc-
eiden nnd TtimeiiliQseti. JBMU^tim.
Parturefacientla. Geburt s befördern de
Mittel (partus (reburt, fucere niachenj oder
aoldM, welche Colitructionen im Uterus an-
regen. Sie äiod hauptsächlich geeignet, bei
8cDwächerwerden der Wesenthatigkeit die
Geburt /. u 1) f s Iii e IUI i II . zur
rascheren Austreibung der Fracht und damit
auch zur Fordemng des AoMtOBions der Nach-
gobiirt bfizutraireii. Man nennt diese Mittel
auch Kcbulica ( Auiwcrt'ungsmittel) und da
sie zugleich befähigt sind, Utoruscuntractionen
schon v«r derzeit auszulosen, aUo Prfth- oder
Fehlgeburten zu veranlsflien — Abortiva
oder Ambloticft ('iaßXoOv, unr.ifo Früibte
bringen). Die Wirkung gcätliicht hUU nur
langsam, ist nicht immer ganz sioher und
erfolgt meist erst auf atiirkere Dosen. Der
Kepräsentant dieser Ärzncistoffe ist das
Mutterkorn (s. Secalc cornntiun). iIussimi
specihsch wirkendes Alkaloid Cornutin selbst
bei nicht trächtigen Thii'ren Zosammen-
zichungen de.-. FnichtliMters dadur^-h crzeni,'t,
dam eä nicht bluds eine stärkere Erregung des im
Lendenmark gelegenen Uteruscentrums bervor-
ruftf sondern anch das krampf* und vaso-
motorisehe Centrmn in Seisani? versetit. Aebn-
licfie Wirkungen kommen anch dem Phyao-
stigmin m, Aüwie dem Strychnin, welch
letsüsies jedoch leicht das ganze Rttckenmark
reist, so dass tetanischc Contractionen auch in
anderen Muskelgebieten entstehen, und ist
dies, wenn uuch in »hwächerem Grade, bei
dem äabinakruut (Summitates Sabinae) der
Fall. Die ätherischOligen und auch die scharfen
uml alkoholischen Mittol besitzen übrigens
ajialoj,'e, aber weniger zuverlässige Neben-
wirkutigen (TerpentinCl, Zimmt, Thuja, Safran,
Buta« Galbanum, BoUeboms, Cantharideu),
desgleichen st^en in Oemeh eines Aborti-
vuins starker KaiTee, Tabak. Carbol, Ammoniak,
uitd die drastischen Abführnüttel (besonders
AloS und Colo(|uinthon), welche hauptsächlich
durch Reizung der Schleimhäute der Ver-
dauuugs- und Harnwerkzeuge nicht bloss eine
stärkere Hyiieräinie in den Beekenorgauen,
üondcrn auch von hier aus loflectorisch
Utemscontractionen herTormfen können. Zu
demselben Ziele fahren und auf ilbnlichem
Wege wirken aucli plötzliche psychische Er-
regungen, kraftige Hautreize, heisse Umschläge
auf dta Bauch, und eine directe ccbo)i5>rbc
Wirkung haben ausserdem warme Anss p u I u n > n
dPs Tragsackes, künstliche Kruffnung dos
(,'ervix. Anstechen der Eihäute und Entleeren
des Fruchtwassers. Das direeteste Parturefa-
dcns sind die Heburtsstricke yo^e/.
Partliritio (vou parere, gebären), das
Kreisaettf das GebnrtsgesctiiR. Anaektr.
Parlat (von panre, gebiren), die in
boiti, Amaektr.
Panirli (von napde, anders; o^pov, Harn),
du kntnkhafte Harnen. Amatkir,
Pat, fransOsisch, = Schritt, boaeichnet
in der Reitkunst die «imelnen Schritte nnd
Tritte, in welche sich höhere Hebungen zer-
legen lassen. Grassmann.
Pasengziege, ident. mit Bezoartiege, s. d.
Patioratoe, griechischer Pferdearzt in
Alexandrien Tor dem VI. Jahrhundert. In der
conatantischen Sammlung der griechischen
Thierärzte findet sich ein Brief von Absyrtus
an ihn Aber Tersehiedene Nasenausüfisse bei
Pferden Ahleitner.
Paskewitsch J. studirte Medieiu und
Vetcrinärmedicin u^d war Obcrthierant am
Icaiserlichen MarstaU in Petersburg, gab 18{i7
eine kleine Abhandlung Uber die mnderpest
heraus, in der er sich gegen die Impfung
ausspricht und behauptet, die Rinderpest
kOnne Qberall spontan entstehen. Stmmtr.
Pasma (tob ««oostv, aafirtrenen), das
Streupulver. Anaekcr
Pass wird die Gangart der Vierfüs-tler
genannt, bei welcber, wie t. B. bei dem
Kameele, nicht die diagonalen Estfemitttan,
sondern diejenigen einer und derselben Seite
in gleichzeitige Thätigkeit treten.
Bei Pferden rechnet man den Pass su
den ungewöhnlichen oder sogar lu den
fehlerhaften Gangarten. Er ist eine Art Trab,
bei dem die Erhebung' der Fri.-,.si' vom Erd-
boden nur eine geringe ist. S' d.uss der Gang
namentlich auf unebenem Bi den ein onsiehorer
ist. Von dem regelrechten Trab muas er aber
als ein ungewöhnlicher streng unterschieden
werden. Da der Korper im Pa-sgang immer
nur auf einer Seite aie Unterstatzuogspuukte
findet, die schnell, damit das Thier nicht auf
die andere Seite ftllt, auf diese verlegt
werden müssen, so entsteht dadurch eine
schaukelade Bewegaagsart, die von manchen
Leuten angraehm empfunden wird, and um-
soroehr, b» der Stoss infolge der geringen
Erhebung der Fusse für den Reiter ein nur
wenig met'klicher ist, su das!$ in einzelnen
Gegenden, z. B. seitens der Völkerschaften in
Mittelasien, den I'ferden diT I'ass an^'elenit
wird, .\ucli in Amerika öchätite und scliat/t
man nocli den Passgang hoch. Die berühmteste
All der Passgeher waren die Narrangaset*
Passgänger (s. d.).
Alte und stark, namentlich in den Vurder-
beinen aufgegriffene Pferde neigen leicht zum
Pass. Für denselben sind ferner besonders
gut beanlagt alle Pferde mit langen und
schwachen Lenden, doch ist auch manchen
Pfei<! ivl ti. B. den ^enannt<?n Xarrangaset-
Pa.ssi^ängern, .^chotti:$chen und normannischen
I'ferden, diese Gangart eigen, die aber immer
die betreffenden Pferde friihzeitig abnützt.
Was nun noch die Schnelligkeit betrifft, die
in die>er Hcwegung entwickelt werden kann,
so haben die bedeutendsten Pferde in Amerika,
wo besondere Bennen Ar Psssgeher abgehalten
werden, fast ein.- gleiche wie die Traber be.
wiegen. Eä haben z. 6. im Jahre 1881 Littlc
Urown Jng und Sleepy Tom ein Record von
2:11%, bezw. 2:12y/undPocahonias im vier-
räderigeu Rennwagen ein solches T«n t.\~t ' ,
erreicht Manch« Pferd« Amerikas gdi«n ao
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496
PASSADE. - PASTEQRISIKBN DES WEINES.
wohl Tfab als nneh Pm and enielen in beiden
ItHnj^nrt'^n fast {rlotrh*' <i't'si !iwiiii]i|,'koit.
Wenn eigentlich auch nicht zur *.iung»rt
Pass gehörig, so s«i hier noch der Halbpas^
und der fliegende Pass erwähnt. Der crKtere
ist jedoch nichts weiter als ein ttbereilter
Schritt, der dadurch herb' iifofnlirt wird, dass
tin ITerd im Schritt fortwabiaiul angetrieben
wird, ohne du« es dabei in den Tr»b fallen
darf. Auch pflf*<r( inan «'ino dem !'aS8 sehr
ähnliche Uangurt mit llalh\i&sa m benennen,
die sicli aber von dem reinen Pass dadurch
Dotertclieidet. daas das Pferd in einem kuum
merklichen Auf^blick auf den diag oiuil ^> •
stellten riissci) nilif. Uass i1>t Halliiass
eine Vcr.'iiugung von Taas und i'iab ist Der
iliegeiide Pnä« iat nnn «in« deutlich erkenn«
bare Vereinigung von Pass und Galopp, u. zw.
in der Weise, dass das Pferd vorn galoppirt
und hiiit- i' trabt oder umgekehrt. Wie l»ei
dem regelrechten Paw« so neigen auch zum
Halbpass nnd fliegenden Paw alte a. «. w.
l'ferde, die in rli n V tnJcrboincn nirlit melir
die gehörige ^fpaiiitkraft und Geschmeidigkeit
besitzen. GrassmaMn.
Paasnie, franxOaiaeb, — Passade. Huf-
Kclilug, ittt oin in der Heitknnst jedenfalls
nicht fpststelh'iiilor .\M'-ilriii:k. Xadi Eitiii;oii
iMt die Piissude ein einfaches Erlieben der
Vorhand des l'ferde«, na«h A,nderen werden
die im Galopp ausgefQhrten Korzkohrt-
wendungen, kurzen Wendungen und VoUcn so
g<'nannt, die dazu dienen, auf die andere Hand
m gelangen. Am gebriucblicfaaten ist jedoch
die Benennung l'aamd« för eine Ucbung. wclciie
darin besteht, das^ das l'ferd, nachdem es
durch eine Ecke geritten, mittels 'i'ravers
die snrQckgelogte Ecke abseh neidet und so
wieder auf die eben Terlaasene Linie gelangt.
Wie in einer Eeke «o wird die Pamde auch
auf Lfra^lc r l>iiiie in der Weise au!JL'>'tVilirt.
dass man sicli an der AusfahrungastcUu eine
eben durchrittene Ecke denkt Je nach Ver-
nifigen des Pferdes wird die I'.i<saile in den
verschiedenen Grtngarten sowohl im Schritt
Trab als auch im Galopp ausgeführt Sie be-
dingt aber ein durcbans zQgel- and schenkel-
rechtes Pferd.
In liexug auf ihre Eintheilnni: in di ■
Schule gehört die Pai>sade zu den künstlichen
Gängen, u. zw. derjenigen Classc, weleb« die
Schule iiiif ilcr Eril'j enthält. GrassmaMi».
Passadiren wird in der Reitkunst das
Aiistülircn der l'assadc ^'i-inniit. Man sagt
auch, „das l'ferd pwMadirt", wenn es acbnl-
gerecht in beliebiger Gan^^art auf derMiben
Linie auf- und abgeritten wird. ihüssmanM.
Paasape, Iranzösisch (in ). — l*a,-<sage ff.J,
ist die bei uns weniu'ir gilirauchlichc Be-
xeicbnnng fitr die in der Keitknnat „ipani-
«cher Tritt oder Schritt" genannte Uobnng
(s. spanischer Tritt). .mmann.
Pnatagiren ist in d<T lieiikunst gleieh-
bedeutend mit „s)ianisohen Tritt gehen''.
Pntamonte. ein im dahre 174H geborciier
nnd aus dtr l'idesina della razza rcsponda
hinnunender Itapphengst. war Res« häler im
^. k. öaterreichiichen Hofgestat Kladrub. Om.
I Pm, MUlt el salopp ■tiliard, franiO«ich
= Schritt Sprung ntul lustiger Gulopji, i-t
I .'ine in der It'eitkunst nicht mehr gebraucli-
lioiie L'ebiiii^', welche darin besteht, dahs das
l'ferd von der Stelle aus zwei Schritte, darmaf
einen Galo|>pitpruu^ und in unmittelbarem
Anscbluss hieran «ine Capriole oder Conrbette
ausf&brt. Grassman».
PaMt^lfSr, auch Pastgeber oder Zelter,
englisch-pacer, worden dif'jenigen l'ferde ge-
nannt, welche den Paoe gehen, d. h. im Trab
nicht wie es in der regelmässigen Giingart
Scaclüebt, die diagonalen, aondera die beiden
leine «in nnd deradben Bette gleichsdtig
zum Anaachreiten benutzen fs. Pass). Gn.
PtSSna (von pandere, ausspannen), der
Schritt, der Gang. Atmcktr.
Pasta s. pastc (Von nasTo';. durch-
mengt), der Teig, die Paste. Anacko.
l'a-ten sind /u änsserlicher Anwendung
bestimmte Arzneimittel, welche, mit Uammi
oder Mehl nnd Waaser iiibereitet, die Oon-
•^ivtenz von Latwerp'n, Salben (Pasta mollis)
oder Von Hissen und l'iilcn (l'asta spissa oder
compacta) erhalten. In der Tl)i< rlieilkunde
verwendet man in Paciteufonu faat nur Aeta«
mittel nnd ist am bekanntesten die
Pastü «aii.'fira i e n ii e n s i s. Wi<Mier
.Vetzpaste(Past.i harutica Viennensis),w«-lche
aus 4 AeUkalk und 5 trockenem Kali cau-
sticuDi zum „Wiener Aetzpulver" gemischt
und mit oder ohne Mehl und etwas Wasser
zu einem steifen Teige angerührt wird.
Pasta Zinci cbloratifChlorainknaste, -
Aetzpaste von Canqooin, hergestellt ava
2 t'hlnrztnk, 1 t'Iilorantitnon un.l Alr-hl.
A r.se n i k p its te (l'iistu ill•scnicali^ i. oder
Subliniatpasta (Pasta nior> uri ilis >'au-
süca). gewöhnlich bestehend aus 1:1 Mehl.
Pasta glyeerino-tanniea, mit Glv-
'•"■i In /.u einem w actisarti^en Teig angeniai litc;.
Gerbäaur'^pulvcr. Diese Pasten werden ge-
wöhnlieh entweder auf die Haut der su be-
liiindelndcii FIuL-iie oder auf wunde Fläehen.
Goschwiire, auf JJouj^iei suwie auch aul
frische Schnittflächen in die Tiefe von Neu-
büdongen aofgestrichen und können je nach
dem Eittielfalle in beliebigem Stirkegmde
.ir.üuirt werden. Für innerliche Zwecke
weiden die Pasten aus Gummi und Zucker
oder Honig mit einem Arzneimittel bereitet
F'irnnl lautet: Misce fiat Pasta. Die Verab-
udgung geschieht in grauen irdenen Töpfen
(Detur ad ullam irrist-au: : Vogtl.
Paatevriairen des Weiaea nennt mau
das von Pasteur empfohlene Verfiidiren anr
Haltbarmachung des Weim t. rcsp. zur Ver-
hütung der Nachgähiung desselben, darjn
bestehend, den Wein in verschlossenen Ge-
fissen aof 6ü— 7ü^ C. an erwAimen. Uiedarcb
werden Pilskeime und Pennente, welche
leicht eine krankhafte Veiändcrung des
Weines bewirken können, zerstört wahrend
die Blume desselben dabei nicht verändert
wird. Das gleiche, gänzlich unschädliche
Verfahren ist namentlich für E^portweine
häutig in tiebrauch und wird hie und da
auch bei Bier benQtzt l^butk.
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PASTIIXBN. — PATSHKOSTKBTHEß.
497
Pastillea, Pas ti Iii. Sie sind inei^^t
ZuckerwcrksTormen f ( 'ii[<>->iiae), Schluckkügel-
cbeo oder Täfelchcu (Tubulae, Xabella«,
TaMett«n), die man aoeh PUtxchen, Tro>
chisci nennt. v(»r-.chieilene Forin liaben
können und uui Zuckei, Cacau, Guiinui,
Aniylum u. dgl. nebst einem Arzneistuif liur-
gestaUt wardan. Die Tabletten werden
Itftnfie aneb ohne Zneker ge|>re!i9t wfihrend
die MuisL'lltTi f^^(^l•sull) diir< h S' litm.'lzen
von Zuckijr bcrt'iletf harte iafela sind von
iiblonpcr oder runder Gestalt. Für tbieririt-
Uche Zwecke intäicssiiLii uns liier nur elic
P a 8 1 i 1 1 i S u ü l 0 II i n i, T r 0 c h i s c i 8 a n •
tonini. Suntonintabletten oJci Wurriiio li-
ehen (wenn sie kegelförmig aafgewuudeu
•ind, Warinplatichen). Jede Paatilta ent-
hält Ü 025 Santoniii. Ph. C : die der Ph.
Auätr. sind doppelt st&rker (O'üö). Sehr be-
quem und beliebt aind dt« aeaeatena berge-
atellteo
PaatilHH} drargyri b{chlorati(Tro
cliix-'i lU'Ninticicntes Anger er). Siiblimat-
pastillen uuü je ig Öubliuiat utid lg
Kachaalz bestehend. Letzterer Zusats macht
e.i' möglich, dass die Pastillen in jL-Jein
lirunm-n waaser uiilgclöst woidt-n können;
1 1 desselben gibt als» eine Ipromilligc
babiiiuatlCsuog. Wegen ihrer Giltigkeit aind
aie dvreb rotlia fftrbnng giekannsaidnei Die
kleinsten Pastillw aind rDnA» pOItailmlicb
und beiitaen
Granula, ArzneikOrner (franü. Granulös),
oder Kagelchen, Glubuli. Sie werden haopt-
aiobtieb fQr homöopathische Zwecke
(Strankflgelchen) aus Milchzucker. Syru|i.
Oamnil oder Traganth bereitet und enthalten
ffanz bestimmte Mengen (gewöhnlich 1 mg)
Arzneisulisfanz. l'ii- grJ^sseren Kflg:«>lchen,
wie die bekannten uus Zucker und Pfeffer-
minzOl darL'estellten, tragen den Namen
Baodaeltchen ^Uotalae). FtgtJ.
PMtfMCin, «m aas den friichen Samen
von Pastiuacii sativa I>. dui rh Deatillatiou
mit verdünnter Kalilauge crlialtciies flüch-
tige!» AlkaliiiJ, welches urinO.i riecht, wenig
acharf schmeckt, dessen Sulfat in Nadeln
kiystallisirt Die chemische Natur desselben
itt bi Ii r nur wenig erforscilt. Lotbuch.
Paatlnake, Paätiuaca aativa. Zur Familie
der ümbellifercn, Unterfamilie Peticeda-
iipac. jr''Ii"rii,"' Pfl.in/«'!!. in luat ganz Kurojia
an Urubeii und aul Wit;.-,en wild h^ ud,
wegen ihren essbaren tleii>('higcn Wurzeln
coltivirt. Liefert sogleich in ihren lilatteru
ein uu:i gezeichnetes Fvttermittel. Die lIlMter
enthalten nach M 'sor:
lri'8 % Tru< kcnsubütatiz
l'ü ütickstolfhaltigc Stoffe
0-4 „ Kohfett
9*9 „ »tick.slufflrcic Kilraclstoffe
it „ Holzfaser
i ö ^ Asche.
Die leicht verdaulichen Illitltcr werden
an i^chafe oder Kinder Neben- oder
Beifutter verabreicht, bulk-u dann die
Milclnjualitat veii'Cäsern, wahrend zu grosso
Gaben der Milch angeblich einen bitleren
Koch. EocjrU9}>k4w il. Tbictb«ilkd. VlU Üti.
Geschmack ertheilen. Veniu^elt wird be-
hauptet, die Pastinakblatter seien giftig- '^s
indesaen wahrscheinlich nur dann der Fall
ist, wenn ei« nicht gesund, nftmliefa von ge-
wissen Schmarotzerpilzen befallen sind.
Die fleischigen Wui-zeln, auch Pa-
ü t e r n a k oder HanoielmOhren genannt, dienen
anweilen al« maiuehUchea Wintergemäse,
meistens jedoeh ala Pattennittel. Am belieb-
testen sind die langwurzligen Sorten, weniger
die mittellangen und rnndcn Varietäten. Nach
J. Kfihn enibalton die WoTseln:
lt"7 " \j Troekensulistanz
1-6 „ stick.stufflialtige StolVe
0-2 „ Roh fett
6 i n stickstoSfreie Eztractstoffe
l'O „ Holsiawr
0-7 „ Asche,
Ebenso leieht verdaulieb wie ZuckerrQbeu
(s.d.), werden sie auch wie diese verfüttert.
In nicht au groaaen Gaben an KUia verab-
reicht, erhohen eie die Menge and Odte der
gegebenen Milch und liefern angeblicli ein
besonders wohlschmeckendes, schön gefärbtes
Buttertett, Sie dienen ferner wie dieMöhren (s. d.)
als diätetisches Beifutter für Pferde, sodann
zur Ochsen- und Hamm elmast und als
Schweinefutter. — Die wilde Pastinakwurzel
soll aaweilen giftige Wirknngen (?) äussern. iV.
Pattot 8. paetio fron pasci, weiden,
fressen! Ii - Weide, die Nahrung. Antuktr.
Pa82inoa, in Ungarn, Comitat Koluas.
liegt unweit Deckendorf (Teke).
Hier wurde ehemals ein siemlicb um-
fängliches Gestät betrieben. Dxsselbe enthielt
zur Zeit des Grafen Franz Telcki. de.'^ Ur-
grossvatera des jetaigeu üesitzers, anfangs
des XIX. Jabrhonderts in einem Gesanunt-
bestände von etwa 70 Kui>fcn hei 28 Stuten.
Diese waren verschiedener Abslaniniung und
zu ihrer Bedeckung wurden verschiedenartige
Beach&ler benfttst. In den Zwauiigerjabren
besaas das Oestfit zwei Henkte orienlauseher
Ua»e. Aber leri'if.s vor dorn .Tahre tfiS wurde
das tieslul gänzlich aulL'elost. Orajsmatm.
Paaxlor, ein Vcdiiduthengai, Dunkel-
fuchic, geboren 1881 v. Cambuscan a. d. Ladj
Patroncss v. Huccaneer, gewann 1883 dem
Ernst V. Bla.skowitz den Oedeuburgcr Bürger-
preis und ist gegen wtürtig Beschäler im
königlich ungarischen Htaatsg«slllt S« Kiabdr.
Graumann.
Patelia (vt ii 1 eller), die Knie-
sclicilie. Anaiker.
Pateliaai L. M., Dr. med., studirte Thier-
heiUinnde in Wien und wurde lü40 Professor
an d' r TI i' rarzneischulo in Mailand, gab
heran.-« eine Anatomie und Physiologie ftir
Thicrarzte und veröffentlichte IHVI eine kleine
s« hiift Uber ein versteinerte!» Gehirn beim
Ochsen. Srmmtr.
Patcrnosterthee, l'as Infus des Pulvers
der Patvrnustei erbstiu, d.h. der schön
Kcharlachroihcn Samen mit aehwaraain Nabel,
wie sie i\\ Ha! schnüren und Uo^enkränzen
verwendet werden und >uii der gemeinen
Kranzcrbso, A b ru s pr c c a i «' rius, Papi-
lionacee, L. XVil. 3 (Paternostorkraotf Ic-
32
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m PATHE8I8.
qairity) lier TrupenlHiidcr staimnen. Da*
wüktäme Priacip ist das Ferment Ic^ui-
ritin^ dM rebende, »elbst scIiMfe Eigen-
schaften besitzt nni^ (besonders bei lang-
wierigen Bindehautcatarrhen) den Heilungs-
process bescblennigen soll. Das Infus wird
tftgUch eingepinselt, ans den enthQlsten Erbsen
diir«Ii MatOndige Hneerntioti gewonnen nnd
gehalten. In der Thterheilknnde noch
wenig versucht l^ogfi.
Pattttlt (von leal^tcv, leiden), das Leiden.
DoW"i Anackfr.
Pathogenesis s. pathogenia (von ni^u^.
L. idfii; Ysvs3t;, Erzcngniig, Entstehnng), dii«
Jürankheiteentetehung. Anatker.
PaibognemonleBt (von mifo«, Leiden;
Yvco}iov:v.'!c. /wm IJciirtlieilfn geschickt), zum
Erkennen der Kninkheit beitragend. Ana<ktr.
PatkogotMitoelie Reiwefcleii, «iehe
Krankheit.
PatlMlogia (von «ädo^i Leiden: Xo^o;.
Lehre), dii' Kr;inkheit.->lflir. . Auacker.
Patiens (von pati, leiden), leidend, der
Leidende, der Kranke. Anackcr.
PaudritZSOh, im KOniirreicli Siich-sen, Anits-
huu|iliuannschaft DObelit. liegt eine halbe
Stunde Mätlioli vüii Leisnig.
Hier hat nachweislich schon im Jalire
I6U ein Gettitt, damals Fandrietx genannt,
bestanden, das seitens dos Kurftlrsten Johann
Georg desi^en Bmder Friedrich August iiu
erwähnten Jahre überlassen worden sein wird.
Aber bereit» 1706 ist es wieder kurfürstUoli ge-
wesen nnd 17tt worden die hier gehaltenen
Stuten Ulli] Fi,)hlf'ii ikujU <lcni Torg.iuer Gestüt
übertuhrt. Indessen ging Paudritz.-icb 2U der
Zeit noch nicht gans ein, es behielt fernerhin
einen Bestand von *i StntfMi und iS FmIiIcu.
Ob derselbe hier uucU laiij^'ei-' Zeit verblieb,
i»t nicht bekannt. Man weiss dann nur, du«.'<
bei AoflOsang des in Bleeseru unterhaltenen
Hanltiuergestflts im Jahrs 1744 ein Theil der
jüngeren Nachzucht desselben nach hi' t g-c-
bracht wnrdä und darauf mit Zella (s. d.) al.s
Aufstellungsort eines Maulthiergcstüts gedient
hat, bis dies durch den Administrator Prinz
XaTer (1763—1768) unterm 6. Noveniber1764
aufgclijst wuido. Später, u. zw. vom Jahre
1767 an, hat Paudritzsch nur noch ab Station
der im Jahre vorher in den sächsischen Landen
«rri' f.l 1 1 T/ ndbeachälnng gedient. Gh.
Haul4ü, s. Kehlkopf der Vögel.
Paukenfell, s. Olir
PaaKaafeilrias, s. Ohr.
PaikaokBlit«, a. Ohr.
PaukenhQhlenhaut, s. Ohr.
Paukensaite, s. Ohr.
Paukentreppe, s Ohr.
PauksBiellen, s. Ohr.
Paul, Vollblutheng.'jt, geb. 1871 v, Saver-
nake a. d. B. Fiatt, gewann im Jahre 1874
in ein^m Felde von acht Pferden das nord-
deotaehe Derby. Grassmann.
Paulaolam (von paolatim, allmäli^), dtr
weisse Fluss, die Chankerseu'.-he, die Uo-
SCh&lkrankheit. Anackcr.
Plilar oder St. Paular wurde im vorigen
Jabr1i«nd«nrt eine bcrftliinte Mennoheerde der
PAVIANS.
spanischen Wandcrscliale (Ovojas trasbuman*
tes) genannt, auu welcher im Jahre 1785 die
kOnigliehe Heerde an Bambovillet pr&cbtige
Böcke und Muttf'rthiert* erhielt und die oline
Frage viel dazu beigetragen bat, der franzüsi-
schen Merinozncht ihren guten Ruf zu ver-
schaffisn. 1798 erhielt die dänische Stamm-
sehlferei in Eperom mid zur Anfang dieses
Jahrhunderts wahrscheinlich auch HolitÄi li und
Mannersdorf von St. Panlar yehr werllivolle
//uchtschafe. Der SchÄfereidireotor Pctri lobte
ganz besonders den sclmnon. kräftigen Leibes-
bau die.scr Schafe, und Jir. S.. v. Thaer erklärte
mehrfach, dass div Scli;ife jener spanischen
Schäferei eine hochfeine, edle Wolle trägen. Fg.
Mat J. J., Dr. med., gab t775 eüi Werk
I über Geschieht'^ dr r Thierseuchen nnd über
i die Mittel gegen dieselben heraus in zwei
j Bänden, das ins Deutsche und Italienische
i über.^c(zt wurde. Stmmar.
Pauli 0. A., ICreisthierarst nnd spKter
Gestatsthicrarzt in Trakchn^n, gab 1818
i heraus: Die rationelle i^terdezncht, und lie-
ferte einen Artikel Uber Geburtshilfe im
Magazin fSr Thierheiliinnde ron Gurlt und
Ifertwig. StMimtr.
Paullne, Vollblutstutc. geb. 1861 v. Para-
gune a.d. Amalie, gewann dem Grafen v. Alvens-
leben das Unionrennen an Berlin. Gm.
Paullata, ist ein in BiaiUicn !>rstch?ndeä
Gestüt. Gra^smann,
Paulliai C. F., Dr. med. (1643—1718),
gab 168.') eine Monographie Über den Hnnd
(Cynogra]dii:i) und eine solche Qber den Esel
(de Aäinn) liiTuu-, Sentmer.
Paullinia sorbilis. Trinkbare Paallinie,
bcrOhmtor Kletterstrauch Brasiliens (Sapin-
dacee L. VII. 1), ans deren haselnussgrnsspn
Sanitn eine auf dortigen Ileibcu uucutbclir-
liche Limonade sowie durch Rösten des Mehls
eine viel vorwendete Paate, das Gennssmittel
Onarana, bereitet wird nnd sieh fhnlicli
dem Kaffee, Thee oder der Coca durch seine
herserquickenden Eipren>chalten auszeichnet.
Wirksam ist in den eiförmigen Samen das
Coffein sowie ein Adstringirstoff (Tannin);
nach Ph. A. ist das Mittel officinell als
Pasta Guar an 11 und wird beim Mi-n-
scheu ausser bei Hemicranio auch geeen
Diarrhoen and Ruhr (zn 5'0— 10*0 pro die)
als wirksam cmpfuhlcn (s. C'^ffea arabica).
P au 1 Ii n i a r u r u r u üüU auch Curare liefern,
dü<li l)>sielit dieses meist aus Strvchnin. VI.
Pautua Ragioata, 660 n. Chr./hinterliesa
eine gute Beschreibnng der Hnndswnth. ASr.
Paux. Pauxillutn. Auf I'.cepten ge-
i biauchliebe abgekürzte Bezeichnung für „ein
i wenig, eine Kleinigkeit* (bei nicht abzu-
wählenden Zusätzen). Vogel.
I Paviane fCynocephalidac), sie zahlen zu
den Arten il' r .\lit n Welt un«I zur Familie
der Unterordnung Schmalnasen. Plumper
Kßrperban, enorme Maskelkraft nnd statUicbe
Grösse. Die Sc]inaiit7.e ist hundeailig. vk-eit
; vorstehend und ^;erade abgestutzt. Die stark
: entwickelten Eclizläuie treten be.sondcrs her-
1 vor. Die Stirn ist aar wenig gewölbt. Backen-
I tasehen, weites Hecken nnd starke Qeatss*
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PATSOHHIB. — PBCBEA.
4M
sehwlel«n. DI« Paviane laichnen tieh dareli
Wildheit, Bosheit und widerwürtigfs Wesen
aus. Sie leben nicht auf Bäumen wie die
meisten ihrer Verwandten, sondern auf der
Erde, u. zw. gesellig. Sie nähren sich von
Ptlaiizen. Die verbreitetsten Arten sind: der
ßabnin oder Mantelpavian (C. babuin)
besonders in AbyssinieD, Mosarobique, der
grau« Pavian (C. hamadtjas), der Gel ad a
(C. gelada) mit verkürzter Jfase in Aliyssinicn.
Der Mandrill (C. marmon) ist d<n gröbste
Panan, «r nuwt in anfieehter Stellung 130 cm,
Guinea. ßrümmtr.
Pavtelilne, in Bossland, GonTernenent
Moskau. Hier wurde auf Grund lities von der
Kaiserin Anna Ivaiiowna erla&äeuen Reglements
über die Pferdezachtangelegenheiten im Jahro
1739 ein Gestüt errichtet, welches dt^rmalen
nicht mehr bestellt. Grassntann.
Paxamus, ^'ricchischer tliier;ii/.tli« lior
Schriftsteller im 1. Jahrhundert v. Chr., bat
in seinen Schriften die Carlbag. Mago und
bmilcar benQtxt. s-mfn:)-.
Painauer Rind. Tiruler liindvichdcltlag aus
dem Oberinnthal, im Paznaothal Torkomroond,
eine Mischung der MontavoQ-Prätingauer Basse,
brannschwart, meist dacbsgran Ton F^rbe,
Riickengtreif sywir iichteres Haar in den
Obren, and um das Flotsmaol immer vor-
banden. MUchergiebig nnd maatfUilg.
Literatur: F. ff tUtaeffar. DtoeiliniiohlselMB
Riiid«rrui«8. Wiea K«ek.
Pb., Zeichen für plumbum. Anaeker.
p. c pondtt» eivile (bSrgeriicbes Ge-
wicht). Aeltere Beseicbnnng anf Receptcn,
die jetzt wegfällt, nachdem ihi Viflrfrcrliehe
Gewicht mit dem Medicinulgewicht über-
einstimmt. Vogel.
Pd . /-^i Ii Ti für palladiuni. Anaeker,
P. üupiicata ~ Kulium sulfuricum.
Peali Th., studirte Vetcrin;irn)edicin in
London, war Professor der Veteriuärmedicin
in Dnbfa'n. gab 1814 ein Bnch Ober Pferde-
krankbeiten lierans. Semmer,
PeaaMta, Erdnüsse (s. d.).
PMmn'sohe LStung. Aus {) t Natr. ur-
eenicos. nnd 1000 A<|. destill, bestehend.
Wie die Fow!er*sche LOsung gebraucht, nur
schwacher. Vogel.
Pebrine, Gattinc, s. Panhi^i ipbj ton.
Pech, Pix eolida. Der feste, harzige,
spröde, tief schwarz aussehende, das Ket<>u
enthültcude Kür'kstand der Destillation dc^
llolzthcers (s. Pix liquida). Pech wird thier-
ärstlich nur 2U Klebpflastern verwen-
det. Trots leiner Hftrte erweicht es eebon
7.\viMli''n den FltitTcrn und nimmt dann eine
klebende B<;i>chairenheit an. Dasselbe ist
auch als Schwarzpoch oder Schiffpccb,
Pix navalis, Pix solida atra, bekannt. Das
y chustcrpech, Pix sutornm, ist weniger
?pröd, mehr klebend und wird gewonnen,
indem man ächwarzpech mii etwas dickem
Terpentin, Wachs und ilussigom Holillieer
kocht Durch Destillation mit Waf-T wird I
das schwarze Pech zum wei.->scu, d*ii aucii ;
ala Burgun dcrpcrh bekannt ist. Vogn. 1
PeoMg heisttt der Fottscbweiss der Mo- '
lineidiafe, wenn er klebrig, echwerflOinig nnd
schworlöslich ist; und Pechspitzen nennt der
Wollknndige die meist spitzen Stapel oder
Stäpelchen, welche an den oberen Haar-
enden zu reichlieh mit schwerlöslichem Fett
verklebt sind. Die Yliesse mit solchen Peeh-
-pitzen lass'^n üloh in der Kegel bei der Rü-
cken- oder Pelzwäsche nicht immer saaber
herstellen und es erseheint aneh ihre Wolle
häufig spröde und matt. /ivr'?;'.
Pechpflaster, Empla^lruiu I'iciii nigrao
(s. Emplastrura).
Peciirivde ist ein bläseben- und griod-
artiger ftaiitaassehlag junger Sehweine, der
wepen (Irr [iechschw."4r/en Farbe der Grind«!
auch llii^s- oder Borkenausschlag ge-
nannt wird. Die Grinde oder Beriten breiten
sich nllmälig über den ganzen Körper aus,
sie bilden aus Bläschen und kleineu
Eiteriiusteln, indem der Inhalt derselben nach
dem Aufbrechen zu einer festen Masse ein-
trocknet. In der Regel wird der Ansscblag
bei heruntergekommenen, in unsauberen
Stallungen gehaltenen Ferkeln beobachtet und
dann meistens als Nebenerscheinung bei
Rheumatismus, Bhachitifl, Toberculosc, Scro-
phulose, Schweinepest od«rr sonstigen consti-
lutionellen Krankheiten. IMe Ftlnndlung ißt
die gleiche wie beim Maulgriud, bcsouders
mn&s anf Keinlichkeit der Stallnngen, gute
IXautpUcge nnd krftftige Ffttternng gesehen
werden. Anaeker.
Pechspitzen, s. reehig.
PaisIlSteil, ein glasartiges Min«ral, welche«
seinen Namen wegen des von kleinen Nadeln
herrührenden Pechglanze-, erhielt. Die
schwarzen Pecbsteine stehen dem Obsidian,
die granan dem Ferlstein nahe. Nach seiner
Zusammensetzung i. >t der Pochstein ein aus
sehr viel Kieselsauic mit wenig Aluminium
und geringen Mengen von Alkalien bestehen-
des Mineral. Der UaupU'andort desselben ist
das Triebischthal, wo es in Begleitung von
Pechthonstein in La^erstflrkf'n und mächtigen
(längen den Porphyr durchsetzt. Andere Fund-
orte sind Tokay, Schemnitz. Arrau, Skye, wo
aadoge geologiitche VerbUtnisae vorhanden
sind. LotMiek.
Peck W., gab 1814 Iier>ius -dn Wurk nb. r
Veteriuärmedicin mit Beschreibung der Krank-
heiten der Thiere nnd Wirkung der Beil-
mittel. Serrtmer.
PeeiJ — Le Pecq — , iu Frankrt ich. Tic de
France. Departement Scinc-et-Oise. war ehe-
mals ein unter Napoleon I. gegründetes
Staatshengstcn-D<5p6t, das gegenwärtig aber
nicht mehr besteht. Cratsmann.
Pecska, in Ungarn, Cumitat Arad, liegt
an der Maros und unweit Mczöhcgycs. Hier-
hur wurde das k. k. Hofgestüt I.ippiza, als r.s
zum dritten .Mal durch die napoleonischen
Kri' i^swirrcn zur Auswanderung im Jahre 1809
genöthigt war, auf Anordnung dos Gubcr-
nator von Fiome, Graf Josef Majläth. ge-
flüchtet. Es traf hier am 27. Juni ISot» nach
einer am 13. Mai angetretenen Ki.i»»' viu. Die
Dauer der Kricgswirren hielt das Gestüt hier
sechs Jahre zqrttck, so das» es er^t im Jahre
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PECTINA. - PSSBLBS-VIBHZUCHT.
1815 seine alten Heimst&tten auf dem Karat
wied' 1 1 I . ieheii kunnti^ (hassnsaHn.
Peotina s. (»ectinum (von nijxtd^. ge-
ronnen), die Pflansengallerte. Amatktr.
PectInkBrper n,1er l'ectinstolfo, eine
Anzahl stickstofftrdüi- aiuur{ih'jr KOrper, welche
im Pflanzenreiche weit verbreitet, nauieiitlieh
das Fleisch derFrQebte und Wuneeln bibien un<l
sich durch die FfthlglteitanszeichDen, gullert-
urtig zu erstarren — zu ^'clutiniren. S'ruiiintlirhe
liieher zählende KOrper sehuiucn von einer
Mnttersubstanz iler in Wasser und Alkuliul
UQlOälichcn l'ectüse hervorzuKL-hon, wcUh«'
durch einen neben ihr vi.rki>uiiuenJen l'eruient-
;u'tigen Kürzer, der .><o>j. l'i . t i i . aber aucli
durch Küchen mit Walser nnd verdünntt-n
S&nren in die übrigen l'eelinstMfli' abergerohrt
werden kaun. Diese t>ind in Wasser tliciis
lüslieh. tlieiis nicht, in Zncker hi:>.-<uii ^ie sirh
nicht überliihrcn. Als wichtigste IVctinstoflc
xAblen: l'ectin (l^UtO^)!!, welches in reifen
pTflchlcn und Wiirselw vurkoiiinit. I'm es «a
^'ewiiUK'ii wir.i iler S'.ift n-ifVi lÜnicn s>i
hinge mit Oxal-inii i- \<r.-.'-\iX, als noch Kalk
gefiUlt wird: 'ia- l'illrat wird vi»n den
Kiwei^ästolfen durch Tannin herreit, seliüess-
lieh das IVctiii mit Alk<diid getälll und dun h
wiederlioltes Losen in Wa-ser inui A«^l.lllr||
mit Alkohol gerdiiitft. Es bildet eiue gcruch-
uttd geschmacklose Mawii>. iroichc mit Wasser
eine schleimige l.'sinii: liiMr t. ww- w!r)iiT es
■iurch 13lcie^sig und vuc ubct> i'rwuitnt duicli
Alkuhol gefüllt wird. I>ureh Koeheii mit
Wasser gebt es in Purapertiu, beiioKodien
mit Tprdtltinten Süurcii in Metnpoctin Aber,
l'nrth Kr\v;irni.-ii mit S'al|i. t. r>riiire wird sie
ieiciit in Zuckirsaurc und l uigcrer Kin-
Wirkung in Schleiuisäure «1- i j;, inbrl. Durcli
Hehundlung mit .Mkalien oder durch Wirkung
der I'cctase (s. oben) bildet sich aus dem
I'cctin die l'e c t «si n sä u re und dann die
Tcctiusäure. Man erbäU die Pectio-
sfture fGallerts&are) am besten aus dem gut
tT' wasi luMiru Mark d'T Möliren durch Ans-
kijciuii Ulli a<.iiwut h i>Hl/.silurehältigeni Wasser
und Kochen des Filtrates mit Natriunicarbonat.
Aus der Ldsung wird sie durch Alkohol als
CSaUerte abgeschieden, sie ist kaum in kaltem
Wasi^er. l- irbi in SaUlüsungen lüslicli. rcagirt
sauer und Inl^i -i mit Alkalien lösliche, mit
anderen Hetalihv luaten unl«">.-<Iiche .Suixe. In i
truckemnu 7. i-iau l« >telU sie eine Ii »rtiarlige I
Ma.ssc dar. l» i aiih.UU'ndem Kochen in Wasser
lost sich die l'ectinsäurc und geht in Para-
tectinsäure fiber, welche weiter beim
oclien mit Alkalien in Metapectinsfture
umgewandelt wird. Die Parapectiusäuro wird
von einigen Autoren identisch mit der im
«iummi arabjcnm als Kulksal/. vorhandenen
Arabiu»iure gehalten. Die Pecliustutiv
bilden den wmentliehMten Beatandtbeil vieler
litlan/lif Ih r N' ihrungsmittel. uanieutlich aueli
des Kern- und !Steinobstes. der Heeren-
Mchte. lAfd'iich.
Peotoralfremitus. Kin ligenthümliclKs
Krzitter« (Fremor; aul der Urustwaiid bei
manchen Kespirationskraiikbeiten (■«. Fre-
rnitus), Vo^fl.
Pectna (von n^x^vi fest), die Brost. Amr.
Peoaa (Ton cMitVf kämmen), dns llaan-
vieh.
Pocug babalom, das Rindvieb.
Perus l;iiiigeruin, Schafe.
Pecus volalile, das (ieflQgel. Anr.
Pedioularls palustris, as Sumpfläusc-
k raut (Rhinantec L. XIV. %) feuchter Wiesen,
mit zweilippigen Kelchen und rothen BlQtben,
sowie die ^ '
Pedicularis sylvatica. das Waldl&use-
kraut, das ebenfalls in der Nahe \ on Sttmpfen
vorkommt, aber einen fünfz&hnigcn Kelch
hcsitltt. sind liLstige. selbst giftige, einen
Scharfstoff enthtiltmil' Kiiiiiter. wi Ii lic ähn-
lich dem Uutte:»gHadenkrHut (liratiula uffici-
nalis) anweilcn Bluthnrnen und Magen-
daruieiitzQndung. besonders bei .Schafen,
erzeugen. Kine Abkochung des Krautes (Ii
bis loy^) dient in manchen 1>egendcu uU
wirksames Mittel gegen <lie LüLuse des Men*
sehen nnd der Hansthiero. V^gth
PedicHlus (von pes, der Fuss), das
rU-selien. die Laus. Amukcr,
Pedigrce, englisch. = Stammbaum, Ge-
schlechtvrc^iüter, Abkunft. Das Pedigree ist
der Nachweis der Abstammung. Da.*(selbe wird
gewohnlich entweder in Spalten, in denen
rechtsseitig das Vater-, linkssr-itig das Mutter-
tJiier mit rtckwürliger .\bstamnmng erscheint,
jiiisjji-tVrtii,'! i di T iti (1 T M'eise, dass vor dem
Namen des Vaterthieres von, abgekürzt v.,
und dem di^ Mutterthieres au« der. abgekürzt
a. d., gesetzt wird. Nach letzterer Art wird
meist nur da^ Mntterthier in seiner Abstam-
mung zurö( ktrcfillii t, während di< de^ Vater-
thieres als lick iiirit \ »rausgesct/l uii/i. — Die
.Vruber sein • ibi'u da-, i'ctligrec ilirtf Pferde
auch Wohl auf (jazellenhuut und lassen diei>en
meist sehr fragwürdigen Nachweis vielfach
von dl ni betreffenden Pferde in einem Heutel-
chcu um den Hals tragen. iirastmoHa,
Pedllnvlttn, Pussbad, Bad sum Ein*
stellen he^ninliTs der Hufe. Werden arznei-
liche sioili- hiezu verwendet, su ptlegen Manche
dies aal Ucceplen dareb «Det; m pediluv.-*
zu bezeichnen. VtgtL
Pedologie, Lehre von dem Boden (ittdov.
Ki';'i"'; nl uiii.l -ciiHT 7n>aiiunensctzung. V'.
Pedrillo, ein schwarzer Ualbblutheugot.
| -7tm gross, geb. 1809 v. Oerbems «. d.
Tante v. Minos. w:ir in ilrii .laliri-n I8H und
1815 HauptbeseiiiUti iui kuni};!. i>rcussisclieii
HauptgestUt Trakehnen. Gratsmann.
Pedro Sau, Guillermo, Professor an der
Veterinincbole in Madrid, gab eine Anatomie
für Thierärzte tiiid i)i 'Ii iaciii^ehalt mit (^a.sat<
do MendxzH ein A\ t rk ubcr \ ttci itianuedicin
in 'f Baiidun heraus. ^iemmer.
Pednnoiiiu«, die botanische Bczcicbnang
ffir den BtOthenstiel. d.h. den Theil des
Stengels. auT (i^•^^ell Sidt/e .-trt.s diu bl'illien
stehen, Frltlier wurdeit bei manchen Kräu-
tern hauptsächlich die PeduncuH vcHahipl.
\\\y jetzt Vi'U iiiniu lieii I'ilciiii 'ti nur die
Blailer^jnUcu. B. ^umiintiaca ifiibinae. /V.
Peebles-Viehtucht. Die im südlichen
Schottland geicgonc OraAchaft Peebles mit
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PEOANÜM.
— PEtTSOTB.
diSkni* unl ia.8iS Einwohnern ist grOsstcn-
theib ^obirgi't; nnd bat daher für den Arker-
b.in kfiiio priisso Bcdentuii^': wi'hl aber
iietern die dürtigen Bergweitleii ein sehr zu-
triljfliches Futter fOr Schafe. Bei der letzten
Zählung (1888) fand »ich daselbst ein Bestand
ron 174.147 Schafen, HS 17 l.'indern,
1I7J l'tV'nlen und 911 Srinvcincii. Die Mehr-
sahl der dort vorliooinienden Schafe gehört
svr Raiee der flchwanskOpfigen Haidschnacketi
(Black faced n<a11i- lirco.l), andere sind
l/'heviots oder KreuzungApn iiutte dieser beiden
Rassen; diese wie jene liefern durchschnitt-
lich IV, kg Wolle von niittelniMsigem Werth ;
ihr Fleisch wird sehr geschätzt, n Ist 7art-
fasc;!^; iiiu <>li!si'hiiiL'ekcinl. Freyhi-:^.
Peganum 1... (Uarmclkraat, Haimclrantol,
Pdaniemrattnng der Rataceen P. Hannala
Ij. fisyrisfhi- Ifaute), in Sädrassland nnd
Orient vorküittiiiend; die Samen dienen als
Gcwftrze nnd Wurmmittel. Da« Wirksame
Prindp ist das Alkaloid Harmalin. K»th.
P«gatra ist das in der altgriechitchon
Myflin^o^ie vorkommende (dnher eitreiitlich
Pegüsos) FlOgelross, das an den Quellen des
Ocfrin dem Blute der Medusa entsprangen
i.st. Bellerophon fing das Ross ein, al» es aas
der Quelle Peirenc trank. Als Bellerophon
■^icli darauf ein.st mit ihm zum (>lym[i luf
schwingen voUte« ticl er von ihm herunter.
Pegasaa aber tetite den Wag fort nnd trog
Von nnn an den Donner und Blit» des Zeus,
Weiter gilt Pegasus als Ross der Eos
und der Kam. Als einst Helikon beim Gesang
der Mosen um Himmel emporstrebte, brachte
er ihn durch einen Hnfschlng vor Ruh« nnd
dndurcli <rli.ic]i7fitl? die ^^ust'nf|u^ne Hippo-
kreno liervor. Dann aber gilt Pegasus auch
ak Oichterross, nnf dem Bich die Dichter
in und zur Herreistcmng emporscliwingen. Gn,
Pegma (von mnYvusiv, schlagen), da.s
Featgewordene« da» Gerinnsel, Gallen- oder
Harnsteine. Anaektr.
Pelnotberapia (von advo^ Hunger; d^epa-
niotiv, bedienen, heilen), die HoBgerenr. Aar. 1
Peirene, Jto Qu^IIl-, aus der nach dpr
Jiltgriechischen Mythologie das Flügelro-ss
Pegaana trank, als es von Belleropbon ein-
gefangcn wurde. Grassmauti.
Peitsche, ist ein Werkzeug, das dazu
benUtst wird, erfbrderlichenfalk sieh bei
Thieren Anerkennung zu verachaffen, oder
das auch als Antreibemittel zu erhöhter Thätig-
keit dient. Die Peitsche besteht aus dem
Peitscbenstock, der meist in seinem oberen
Tbeil Federkraft besitst nnd aas Hots, Pis«h*
bein, h'ohr u. s. w. mff üdcr ohne ritirm !
spinnstartigen Ueber^u^ aus Dariusaiteii,
Leder n. s. w. hergestellt ist, der Pcitschcn-
aehnar, einem Getteeht ans Uanf oder Leder
oder einem blossen T<ederriemen, nnd der t
Peitschf nsclimit/f-, die ;ius tinom diltinoii |
Hanf«, Seiden- u. ,s. w. CJcdecht besteht und j
am unteren Endo der Schnar (»festigt ist. j
Je nach dem Gebrauch nnd der diesem •
entsprechenden Einrichtung unterscheidet
man: Fahf», Reit«, Jagd-, Schlittea- o. a. v. '
Peitschen. Bei der erstgenannten Art ist Stoc k
nnd Schnar lang. Die Reitpeitsche besteht aus
einem mittellangen Stock und ist id> s< hrnir-
los, die Jagd- und Schlittenpeitschen haben
einen kurzen Stock, dafQr aber t-ine desto
längere Schnur. Peitschen dieser Einrichtung
wirken schärfer ab .solche mit langem Stock.
Was nun die Fahrung der Peitsche be-
trifft, so wird dieselbe beim Fahren mit der
rechten Hand etwa tO cm vom nnteren Ende
I de<? St ucks erfasst und linksvorwärts mit
vtwas erhobener Spitze derart geführt, dass
sie zum leichten Antrieb der Pferde mir un-
merklich bewegt werden braucht Die rechte
I Hand steht dAei wenig vor der Ftthrhand,
um dieser erforderlich ent'all.s leicht zur Hilfe
kommen zu können. Der Reiter hält diu
Peitsche, Rvtlie, bei einhändiger Führung
meist zn^ammen mit den Zflgeln, so dass die
SüitZti zur linken ^eite und zur Erde zeigt
Wird zweihändig geführt, so steht die Ruthe
senkrecht in der rechten Faost. Die ätelJe,
nach welcher der Sclda<; mit der Peitsche
geführt wird, ist je nach Umständen ver-
schieden zu wählen. Aber nicht nur zur Strafe,
sondern auch /nr Beruhigung beröhrt man
mitunter die Pferde sanft mit der Peitsche.
Am wichtigsten ist die Führung der
Peitsche heim I/Oiit^iren. da ilicsc hier hei
Einschulung der jungen Pferde gewisser-
massen dieSchenkelhilfen ersetxen moss. Bin
guter PeitschenfQbrer wird daher gnter Reiter
.sein roUssen.
Bei gleich massiger Fortbewegung des an
der Longe geführten Pferdes fasst die rechte
Hand des ausgestreckten, etwas rdckwllrts ge-
haltenen Armes die Peitsche in der Wi i c. d ivi?
die StockspitZR sich ungefähr in Ki lu' der
Sprunggelenke nnd etw-os hinter den» Pferde
befindet. r)ie Schnur schleppt nach, lu dieser
Haltung fol^t man der Bewegung des Pferdes.
V'erlang.^amt sich dn-^sclbe. sn treibt man es
jo nach gewünschtem Grade durch Erbebung
und Annäherung des Peitschenstockes, dnrcn
'•' ■hiUteln und Zuwerfen der Schnur oder einen
erits[)reclicnd atarkeu Hieb an. Eilt da« Pferd
zu stark, so senkt man die Stockspitzc oder
entsieht die Peitsche dnrcii vermehrtes
ZnrQekhalten dem Ange des Pferdes. Stttrmt
das Pferd vtirwilrts. oline sich durch die
Sprache ud-r weiches Schuttein an der Leine
beruhigen /u hisnen, so hält man die Peitsche
wohl vor dem Pferde. Bei nicht glcichmässiger
Bewegung erregt man die Thätigkeit der Vor-
iiajid durch einen leichi-n lli-li auf das
Schicubtiiu des inneren Vordcrfu.sses und die
nicht gehörig folgende Hinterhand bringt man
näher durch ■ iii'-n gleichen Schlag zwi'-rhcn
Sprnnpsrelenk uikI Fessel. Drängt das Pkrd
in den Kreis (auf kleinem Kreis werden be-
sonders diti inneren Extremitäten angestrengt),
so zeigt man mit der Stock»]dtze nach dem
Kopf d' N Pferdes oder versetzt ihm mit der
ächmitze einen Hieb auf den Oberarm iider
die innere Schalter. — Um ein Pferd daran
zu gewöhnen, dass es die Peitsche nicht bloss
als ein Strafmittrl ansieht, empfiehlt es sich,
wfthicnd der LongirOhnngcn mn find wieder
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PEITSCHBNWÜRM. — PBIZ.
mit ilerätflbca icu knaU«ii, wäbrcnJ dessen ins
Vieri unbeirrt seinen Weg fortsetzen muss. o».
Peittchenwnrm otlt^r H.uirkoi't; Tricha
ceuhdlo», v^^rdankt ^^einen Namen dem lan^^en
faaenfOnnigen nnd haitr&hnlielien Vürderleib,
der. wir die I'eitsolu-nsclimir d- in Peit.-i'In'ii-
stiol, dem dicke», runJcu lliiiterl' ib aui'sitzt.
Der Entwicklungsgang dieses Wurnu s ist der
gliche wie bei don PaUisadenwürtu^ro;
Schaden fttgen sie ihnn Wirtben nicbt sd.
Ks Ist tili nuiiilwurio, der tut Oruppe der
Haarwünutr giliürt /hiafkn-.
Pekari (üicotjles labiatus). Speiics :ius
der Familie Suidae. hal wie alle Bisamschweine
uuf dein RQcken, un^t>fähr unter dem letzten
Lendenwirbel, eine DrÜM». aus welcher von
Zeit za Zeit eine stark riechende Flüssigkeit
tritt. IHe Hauer rind abnorm gross; die
ScliDauze ist etwüs eingesenkt. Die Färbun?
ist in der Jugend rötlilicli, später wird der
Ittteken sehwärzlich, die Seiten brüunlich,
Bmst und Kiefern weiss. Pie Pecaris leben
in Bndeln. oft bis zu 100 Stftck, nnd anter-
nehmen <rro!-se Stn'ifzflge. Die Kahrnng br-
steht in rrüchteii, Knollen, Kerbthieren etc.
Ihre Heimat ist Amerika, liesanders Brasilien.
Ihre Jagd ist recht gefährlich. Brummer.
Peiagonius. römischer thieraiztlicher
Schriftsteli. r dc'^ IV. Jahrhunderts, schrieb
ein Werk Ober Pferdelieilkunde. Stmmer.
Pelargonsivre, CoH.hO,, kommt in Form
ihres Aetliylätliers im .Itliftis' hon O.'l tler
Blätter You reiargoniam roseuia Wilid
vor, sie wird Qberuct durch Oxydation dest
RautenCles erhalten, welehea ala Haupt»
bestandtbeil Methyl-Nonyt Keton enthUt.
Auf künstlichem Wege kann die Pelargon-
säare, welche die normale S&are des ge-
sättigten Kohlenwasserstoffes Nonan G^H,»
darstellt, durch Destillation von caprinsai:rem
und essigsaurem Calcium dargestellt werden.
Die Pelargonsäare schmilzt bei 12 5° und
siedet bei «53*5° C. Der Pelarf onsäure-
ithylitber bildet eine angenehme nach
Quitten und Cognac rit i h< iif].> Flfls^i^rkcit.
welche bei 227—228° siedet, vum specihschen
Oawiebte 0'8ü. Als Quitten- odcrCognac-
«ssenz kommt eine oVoige alkoholische
Lflsung dieses Aethors in dem Handel. Lh.
Pelham, i t l inc besendere Art Zaum
mandstQck. Das.selbe ist, wie Fig. 1398 zeigt,
Fif. IWB. Pelham.
eine Vereinigung eines gewöhnlichen Trenscn-
md 8tangengebi.«se9, dessen Stangen in den
Trease&Mgan drehbar sind. Das Pelham ge-
hört zu den leicht wirkenden ätangengabisaen
nnd hat den Vorzug, gleirhzeitig als Trense
dienen zu künncn. Seine Lage im Mfiiil iV<
Pferdes muss daher etwas höher sein, als die
der Kandaren ist, «s mnss somit in den Maiil-
'-i kfri leicht anliegen. Gi a^smann.
' Pelikan (I'elecanusj. ^ehOi t zu der Familie
1er Kuderfüsser (s. d.) und zeichnet sich durcii
einen grossen Kehlsack aus. Hals lang,
Schnabel groM und stark gebogen. Er tebt
Vf'ti Fischen und bewohnt Afrika, Südasien
uiui Sudo.steuropu. Biümmfr.
Pellagra (von ::EAÄa, Haut: ar?«», Gicht)
ihit ein llechtenartiger .\usschlag der Haut,
den man mit rheumatischen Erkrankungen in
ursächlichen Zusammenhang bracht« Sii>he
Flechten und Ekzeme. Attackcr.
PVlietlerlnam tulfirioiin, sehw«f6t>
snuref! Pelle tierin. ein gegen Tfinien
hauptsachlich in England nnd Frankreich ge-
brauchtes Salz des sehr wirksamen .\lkaloids
der Granatriude (s. Punica Granatum). Voißel.
Pelote (franz., von peler. abbaaren), der
Kii Hl' 1 i!i P.lfisse (als .Abzeichen). Aht,
I Pelukscbaf, 8. Bergschaf.
I Peluschke, CulturvarietätderBrbsen(s. <!.).
aus Westpreussen stammend, in neuerer Zeit
viel als Futterpflanze empfohlen; auch Sand-
erbse und irrtbOmlidi Sandwickt' ^reiiannt.
Selbst auf Sandböden reichliche Erträge lie*
femd, inssert das grftne Krant wie aaeh
]*ehi.sehkf nheu keinen günstigen F,inflii.';>5 auf
dit. MilchseLr.4ion. Die Peluschke wird meist
beliufs K u r ti e r gewllinnng angebaut. Die
Peluschkenkörnar gelten in Schretfom^
bis tu V, der sonst gebrttaehliehen Kemer>
ratiun, als in l' i'es Kraftfuttermittel für
Pferde, Grössere Gaben verursachen leicht
Koliken. Den Kühen gibt man 1— l%kg
Peluschkenschrot pro Kopf nnd Tag. den
Mast- und Zugochsen noch grüssere Mengen,
während Kälber diese Kf-iner angeblich nur
in gans kleinen Gaben vertragen. Auch al«
Kraftfutter Ar Schafe liaben sich die» Erbeen
trüt bewährt, ebenso als Mastfutter iBr
I Schweine (% Peluschken, Vs Gerstenschrot).
Mutterschweinen und Ferkeln sind sie dagegen
weniger aatriglich. Man nennt sie «ndi «in
gutes Sterftitter fBr Hflhner und beseicHnet
sie als ein vortreffliches Mastfutter (mit
Reis verkocht) für Indians und Kapaune.
Das Peluschkenstroh gilt als das beste
Erbsenstreh, besonders 7nr Fflttprung der
Schafe, auch derPferde und des Rindviehes. /V.
Pelvimetrie. Mossunj,' der Beckcn-
durchmesser für Geburtszwecke (s. das
Nihere bei „Becken"). Praktisch« Interesse
bietet die Pelvimetrie in der Thierheilkttnde
nur wenig. r^'^v/.
Pelz. Das Vliess der Schafe wird von
manchen Landwirthen und Schafzüchtem Pelz
genannt, eine Benennung, welche «über in der
neueren Zeit mehr und mehr ausser Gebranch
gekommen, nicht mehr recht beliebt ist Im
Allgemeinen versteht man unter Pelt die mit
dichten, mehr oder wenijier weichen um!
feinen Haaren bekleideten Haute, welche
han|»tiiehltch tnr Bekleidung benfttit w«r>
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PBLZWÄSCHE. — PENDEL.
SOS
den lind hiswfilpn pim^n «ehr hnhf^n W>Tth
haben. Pelzwerk, auch r<-lzu'aaroii uiul liauch-
werk heisscn die mit den Haaren gegerbten
S9iM- od«r iftmiachgaien) Felle Terachiedener
fere. SebOnheft dm Pellet, Feinbett. Länge
und Leichtigkeit fL\- Hiiarcs uriil ScItHnheif
des Thi'»rf'<? geben deui i'elxwerkft Ituheren
Wortli Freytag.
Pelzwäsche nennt man diejenige Wftächo.
welche mit bewollten Schafen, d. h. also mit lui-
ireschorencn Thieren vorgenommen wird. Die-
selbe hat einige Vortheilef aber auch nicht
i^i-rin); in itchStxende ffachtheile, und sie ist
«HS liieüem 'Inindc in der Noiueit in vi''!*<n
Orten g&nzlich au8 der Mode gcktiuiineu.
Als ToffheU« der PeizwiLsdie stellen sich
heruu»: grossere Leichtigkeit in der Äus-
fdhmng ohne betonder« Waschanstalten,
i,'rr.-sr:t' \V,.hIf-'iIh'-it. '/ii.-annii<'nhang des
Viiesises, leichtere Sertirung der Wolle filr den
Fabrikanten etc. Als Nachtheile nind hervonu-
hcben: grosse .\nstrengang der Soliafe Itti der
Wßsche, besondere dann, wenn das 2u bo-
nfltzende Wasser sehr kalt ist. fi-rner die ge-
ringere Sauberkeit der auf dem Bücken der
Schafe i^waschenen Wolle nnd eine nnsa-
n ichendo Beseitigung des Wollfettes, <! solt
Kl ttsrliweissos. Sobald dns zur Verfügung
t'')i<Ti'ie Wasser kalkhaltig (hart) ist, wird der
Fettschwetss immer »chwer su be«eitigea sein;
derselbe bildet mit dem Kalk eine nnlOsHcht*
T\alks<-ifr. welche .schwer aus <lom Vlie^^<■ zu
entfernen ist. Gewii.sscr mit .'^chlammbaltigeut
Grunde sind für die Pclzwäsche untauglich:
desgleiehen auch alle »Ii. jenigen, welche reich
an EisenverbirtJuiigcii und Gerbstoff sind.
Das zur Pi lzwJi.svhe zu benützende Wasser
sollte nicht anter 17° C. besitsen, daerfahmn^
missig in kSlterem Wasser der PetiscbwetsM
nicht genügend gelOtt wird nnd immer soh^^ ' r
2a beseitigen ist. freylag.
Pembrokerlnd. In der^adwestlichsten Graf-
schaft des englisclien FOrstenthnmB Wnl. >.
yon den Rni^llndem Pembrokeshire g-Miainu.
hat 'Ii'' Vii'ii7ucht nii ht L^l■rinl,^^ I^'dt'UtutiL,',
ein verhiiltnis*«iässig gro!*«t'r Theil der dortigen
ßerOlkerung be^chiiftigt sich vorwiegend mit
der Aufzucht von Kindeni, Pferden. Schafen etc.
1888 fanden sich daselbst 14.ä31 Pfordc,
Kop Haupt Kindvieb, 95.888 Scbafe nnd
26.t>84 Schweine.
tit% der OberAftdie sind nnter dem
Pfluge, 52Vo bestehen aus Wio.-cn nnd Weiden
und 2*6% sind Wald. Ackerbau wird nament-
lich im Süden und an der Westküste der
Grafschaft betrieben. Das Grasland ist reich
an nahrhaften Fnttorpflanxen, welche sich
ganz besonders fllr BindTieli, weniger gni iBr
Schafe eignen.
Von den liiiulem werden hauptsächlich
die schonen 8chwar/haari;,'<Mi Thiero von Castle
Martin geschätst. Ihre Koriicr^cstait lääst
wenig zn wQnsrben übrig, auch sind deren
Leistnngon als Milchrieh gjinz lobenswerth.
Bei diesen schwanen Bndern linden sieh
h&afig am Bauche nnd an den Beinen weisse
Fleckchen. Die Mehrsahl des Pembrok^Tiehes
der nlten OrnfbolmAirasse ist branogelb nnd
an den Elxtremitäteu aber immer dunkler ge-
färbt als aaf dem Kücken und an den Seiten.
Sie zeigt io der KOrpergestalt einige Aehn-
lichkeit mit dar White Forest^Breed, ist mittel-
gross nnd krtfUg gebant: im vordertbeil
nu'ist scIiwt'rtT als hinten. Ihre weicht' Haut
ist in dt-r lle<^'el mit ziemlich langen Uaareu
dicht bewar h^' U nnd dadurch gegen die Un-
bilden des Wetters g'nt geschützt.
I>ie kürperlichi' Entwicklung geiil bei
di-seni Viehschlage in der Regel etwas lang-
sam von statten, doch ist seine Mastffthigkeit
nicht sebtecht in nennen. Ansgewacbsene
Ochsen erreichen hei ptitcr Mast ein Lebend-
gewicht vrin 801) — yoij kg. In der besten Zeit
derLactations- I I lu- geben die PembrokskObe
t&gUcb 10—12 1 Milch von guter Qualität. Man
reebnet durchschnittlich auf einen Wochen-
ortrag von S'/, — 3 kg Butter, dieselbe wird
überall gern gekauft. Von Wichtigkeit ist ferner
noch die Fischerei in der genannten Graf-schaft.
Mit See- uinl Flussfiscben wird ein lebhafter
Handel betrieben. FreyUg.
Pemmikan nennen die nordamerikanischen
Indianer das aas Bison- oder Elenfleisch her>
gestellte Nabmngsmittel^ welches im ter-
schnittenen. "/erstampften oder zerriebenen,
mit Fett vermischten Zustande genossen wird.
An manchen ' f n wird das so zubereitete
Fleisch in lederne Sücke gepresst und soll sich
dann jahrelang gnt aufbewahren lassen. In New*
York tinJ anderen Städten Nordamerikas
kommen unter dem Namen Pemmikan die ge-
räucherten Zungen der Bisonten in den Handel
und werden «U Leckerbieseo meist gut be>
zahlt. Frtytag.
Pemphigus, pemphix s. pemphyx (von
niuiffsty, senden), der Hauch, der Blasenans-
Bcnlag. Anaeier.
Penawar Djambi, ostindischer Banmfam,
«leisen Wedel spreahaare besitzen, welche
als Itlutstillangsmittel Yerwendtmg finden
(8. Paleae haemostatica). Vage/.
Pendel (lat. pendulnm. das Hangende)
ist jeder Körper, der in einem Punkte fiel-
beweglich aufgehängt ist. der jedoch nicht
der Schwerpunkt sein darf. Wird das Pendel
au« seiner Gleichgewicht>IaL''<^ frebracht, so
schwingt es : Pendelschwinguage«. Unter dem
inat h eiiiati sehen Pendel versteht man
einen |(ewichtlosen Faden, der an einem Ende
befestigt ist vnd an dessen anderem Ende ein
einzii;. -. der Schwerkraft unterworfenes Mo-
lekül befestigt ist. Es dient zur l'nterauchung
der Pendelschwingung. Ist der Pendel in die
Hichtnng AB* gebracht (Fig. 1399), so kftn-
nen wir uns die vertical abwärts wirkende
Schwerkraft g zerlegt denken in /.\v<-i ("oin-
ponenten B'C' und B*D' (s. Parallelogramm
der Kräfte), von welchen B«C' das Molekül
nach der nieichg^ wichtslaire AB zieht. B'D'
aber den Faden '.'■esiiunnt hält. Wird daiiüelbe
in einem anderen Punkte B* wiederholt und
das Parallelogramm der Kräfte hergestellt,
80 findet man, daas B'C* Uelner wie BK!*;
da g die Beschleunigung durch die Schwer*
kraft darstellt so wird also die Beschlennigung
qmIi der Olelmgewiditslng« Immer kMii«r, nnft
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SOI
PBNDISTx.
FIf. IM9. Dh PMalel.
SehwingtingHweÜo (AmpHtndo), die <ar
SrhwingunfT PifonleHirhc 7.nt Srlnvin
u n gsd anor. Die Schwirijjuiigtii wiirjiii
mit glcidu-r Schwingungsweite fortdauern,
wenn nicht lieibnng au der Laft and am Auf-
btttgepnnkte Torlitnden wftr«.
Pcndclpesctze. Läss-t raan dem nia-
thcmntischen Pendel nahe kommende Pendel
mit Kng«Ichen aua verBchiedenem Material
schwingen, so findet man als l. Qesetz: Bei
gleich langen Pendeln und gleich grossem
Sussersten Elongationswinkel ist di-:- Schwin-
gan0»daaeT von der Masse und dem Material
desl'endelkSrpers unabhängig.
i. Gcsetr: V<<^\ fjlrjrh laii^fti Pendeln ist
die •Schwin?aug9'üauer für ki<Mn<' El.int»ati(»ns-
winkel, welche ö" nicht üluTvi lir- itcn, unab-
liüngig vom Elonsations Winkel, die Schwin-
gungen sind wocnron (8iti vom leodmMia-
tntis) Für diese Elongntionswinkel ei^bt sich
folgendes
3. Gesetz: Die Schwingting^dauer ist
Sleich der ludoiphischen Zahl ma! di^r Qua-
ratwnrxcl aas der PendellflngtMl), dividirt
dnrch die Beschh^unigung durch die Sehwer-
kraft: t=ir. * Vomus-
setsqng ebensoleber Elongationswinkel ergibt
«ich bei nngleich langen Pendeln:
oder
es hängt dies von dum Winkelab. welchen der
Faden mit sein er Ruhe! age b i Id e t ; d ic Ikwegun g
ist eine ungleichförmig beschleunigte. In
schwingt das Pendel infolge des Heharrnnss-
verrnr-u'i'ns weiter und die ]ie\vei,^iniii: wird
eine unKleichförroig verzögerte liewegung.
Bd Wieoerhftlnni? a«r 9ehwingung in umge-
kehrter IJirhtnriL' h.ilien wir ;uif jeder Sciti'
ila.«* umgekehrte Verliültius». li^lP hcisst eine
Schwingung, der Winkel B'AB der Rlon-
gationswinkel, der Bogen B'B'* die
oder als
4. Geactz: Die Schwingnugadauern nn>
gleich langer Pendel verhalten »irh wie die
t^uadratwurzeln ana dcii Pendfdl.'ini;en.
ht n die Schwinguugäzahl fär sAmmt-
liche in einer gewissen Zeit gemachten
Schwingungen, T diese !!eit, ist die
Schwiiigungsdauer
T T
— — und t : t, — : —
n n nj
oder t : t, = D,: n; also
5. Ge«ets: Die Sehwingungadaaem nn-
glnii-li Untrer Pendel verhalten sich v.-tkilirt
wie die Schwingungszahlen. Aus Obigem ist
aber auch n, : n = y'^ l : y iT , oder
6. Gesetz: Die Schwingungszahlen un-
gleich langer Pendel verhalten sich nmge-
gekehrt wie die Qnadratwnneln ans den
Pendcllängen fcrleiche hwiugungszeit und
kleine l'jlungationswinkel vorausgesetzt). Sc
cnndenpendel ist ein Pendel, das in 1 Secnnd^
l Schwingung macht: t
l — -
also die Lftnge Acn
V/ : 1
V g a'
Secundenpendcls gleich der llesi iiL tuiiiiun^
durch das Quadrat der Indoliihi*^ I Zahl,
g 1 . k' oder die Heschleuni>r'<i.t; i.'leich
dem (Quadrat der Indidphischcii mal der
Pendellange. Iliemus lässt sich bei bekannter
lAnge dp« Secnndenpendels die ßesehlenni-
gung dtirrh die S'elnverlvraft mit grosser lie-
nanigkcit ermitteln, z. H. für Berlin g
(1).3 I41Ö9* (n) — OSi;.-; m. Hiebei
findet man, dass g an den Polen kleiner ist
wie am Aequator, nnd es IBsst steh hieraas
auf die Grösse der Al))d;i(tnn^' 1er Erile an
den Polen schliessen. Audi die l>icltl<i des
Erdkörpers wurde von Airy durch Pendel-
beobachtungcn bestimmt. Der berühmte Pou-
canlt*8che Pendelver?nch zeigt die Umdrehung
der Erde auf diri'ete Weise. Da ein mathe-
matisches Pendel nur im Gedanken exisUrt,
so haben wir es bei der Anwendung mit dem
physi. sehen oder 7 nsamm engesetzt cii
Pendel m ihan. Dieses Pendel niuss nun ein
Molekül haben, das, mit dem .\ufhüngepnnkt
dnrch einen gewichtloien Faden verbanden
gedacht, dieselbe Schwingungsdaner haben
mu83 wie düs c^anxc physische Pendel. Der
Punkt, welciier die Stelle des Moleküls .angibt,
heisst Sch wingnngsmittelpunkt, sein
Abstand vom Auf hilngepankte die redueirte
Länge des Pendels. Um diese xn finden.
i)iiu>rt man das Pendel in Vergleich mit
einem gleich laugen mathematischen, das
man so lange verkOnt., bis beide gleiche
Schwingfing'dauer haben: die TiiinRe de>; letz-
teren gibt dann oflTeiibjir die reducirte Länge
des physischen Pendels an; berechnet: t
(Schwingnngsdancr dea mathematisehen) s
« \/ 4-; « ^ ^ ; t aber auchaa^ , also
V g «• n
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PRNDIGO. — PENNIN.
Dil» Schwingiingsdauer eines l'omlels ist
fernor die gleiche, wenn es im Schwingnngs-
mittelji linkte ai:t'<,'fli,itit;t winl.
Ileservionspeiidel ist ein Pcnilel, da«
mit zwei gegen einander gekehrton prisma«
tischen Schneiden versehen ist, van welchen
die eine verschiebbar ist. Zuerst ia der nicht
verschiebbaren, dann in der verschiebbaren
aafgeh&ngft, dient es xar Angab« der eigenen
redaeirten Lünge. da die verachiebbare so-
lange verschoben werden kann, bis ilie fjltMrhc
Schwingungsdaner erreiclit i.st, web lif das
ganae l*endel zuerst hatte. Durch Vergleich
liLsst sich hieraus wiederum die reducirte
jeden anderen Pendels bestimmen.
Das Pendt'l gehört /u doa wichtigsten
wisaenschaftlichen Apparaten. Bei den Übren
findet es praktische Verweadang, «in den
dtirch ein Gewicht oder firif Feder sonst
hervorgerufenen ungleicinnassigeii Gang in
einen glcichro&ssigcn zu verwandeln. Das
konische oder Centrifngalpendel, wei-
ches bei gleichfSrmtger Bewegung eine Kreis-
linie um den Ruhepunkt Ih'm lircibt, findet
.Xnwendung bei Uhren, zur liegulirung der
Umdrehung astronomischer Instrumente, bei
Regi.strirapparaten und bei den Drehfouern
der Leuchtthflrme. Zur Regulirnng von
Uhren, die genau und ganz gleichmüssig
gehen sollen, dienen Conipensationspen-
del, welch« bei Temperalnrsehwnnknngen ihre
Schwingung^zeit ni<dtr nnilfm: Riwtircndol,
t^nocksilber- . Streil'entoiiipi'nsatiKns- l'endel.
Klektriach e l'endel s. Elektroskope. IJal-
liatisches l'endel dient anr Beatimmang
der flerchwindigkeitbei Oeseheeien. A^teitnir.
PentflfO (Yon p«nder«, hängen), der llul-
stralll. Amickci.
Penicillaria spioite, S. Perlhirse.
PeniCilllun, Link. Pinselschimmel. Sapro-
ph)'tische Pilae mit reich verzweigtem, sep-
tirten Myi't^l, nuf welrliPtn sich zahlreiche
aufrechte, einfache, septirte Hjrphcn(Gonidicn-
trftger) erheben, welche dicht unter der Spitxe
sii ii (Mni£^t»malf» und in gleicher Hobe ver-
zweigen und an den in einer Ebene endigen-
den anfrechten Aesten einfache Ketten ein-
aelliger, kugeliger Gonidien tragen. Bei einer
Art wnrde die Entstehong trUfTelühnlfeher
Früchte mit Schläuclion nn l je S länglichen,
längsstreitigen, an beiden Knden rasch ver-
i'Chm&lerten, 5—6 |t langen, 4 — K% |i dicken
gelblichen Sporen beobachtet.
F. crustaccum (L.), Mucor crustaceus
nlhuH Linn . i\fnnili;i (Imitata Pens., Penieillium
giaacuin Link, Penieillium crusta[ccam Fries.,
gemeiner oder grangrüner Pinselschimmel.
Einer der häufigsten Schimmelpih-f" auf
Brot. Kilso, Citronen, Orangen und last allen
Früchten; auf allen Con fit nren, denen er einen
nnangenehmen moderigen Oerucb nnd Ge-
aehmack ertheilt, auf fenehton Nal1rung^i•
mittein. Fntter u. dgl jeder Art. .AnTmirs ist
der I'iU üchneeweiss, später wird er durch
die zahlreichen, leicht verstäubenden kugel-
runden Qoniden graugrOn. Bei Luftabschlnss
bildet der Pinaeuchimmel im Orot die oben
nngefihrteii, ichlanchfllltronden AOeht«. F&r
den thierischen und menschlichen Orgiinismns
«ichefnt dieser Pih nicht gef.ilirlich zu sein,
ila rr 1)' : Temperntnren iHu r .:iv c. si hner ge-
deiht. Er wurde bisher nur einmal v<»n Pro-
fessor Bexold Im menschlichNen Ohre gefnnden.
Abbildung der CSonidientrtger a. u. Myce-
liuir. Mar 3,
Penlcillttm s. penicillas (von pcnica-
Uh, der kleine Penis, der Pinsel), derCharpic-
pinsel, der Pinselschimmel. Anackrr,
Penis (von ky,vy;, Einschlagsfaden), der
Schweif, der i^chwanx, das männliche Glied.
Anaekir.
Penisamputation. ^. \\. Aini nfution
Peniakrankbeiten, s. unter Geschlechts-
organe.
Penlsuntersuchung. Dieselbe gesihifhf
ihirch Inspection und Palpation und in der
Kegel gleichzeitig mit der dor Hoden (siehe
Hodenuntersachnng; die Krankheiten der
Ruthe 9. Geschlechtsorgane). Vo;;el.
Penisvorfall bei VSgeln. Unter dem Hans-
gelliigol kommt der Vorfall desPenis btirirmscn
und Enten vor. man sieht alsdann den F^nis
als eine bandförmige oder rundliiln' Mn-'-c in
einer L&oge von ö— 7 «m ans der Kloake
hervorragen, derselbe wiid auf der Erdo nach-
geschlciff: d'-r v.r-rrfrilli'iip Poni.-; i.-t cnfytlndct.
aOgeschwidUn uad Viriiuhrl wann, wtiiii V«t-
ktznngen stattgefunden hatten. Andere l'r-
Sachen des Vorfalles sind Schreck, Angst,
Ermattung, allgemeine 8rh1afffiHt des Orga-
nisinn-.. I.aluniin^' iIit RuUi. ninu-keln. Um die
Ruthe zurückzubringen, 'u\. äte xunächst von
anhaftendem Schmutz /u befreien, alsdann
mit warmen Oel einzusalben, fall* sie ge-
schwollen, mit warmen Wasser, d'-m etwas
Bleiessig zu^'cs* tzt wird, zu biihen. .*>'ollte die
Uepositiou nunmehr noch nicht an erroOg*
liehen sein, so werden seichte Einschnitte in
die Rnthc gemacht, damit das angesammelte
St rum abfliessen kann und die Geschwulst
nuit. Fällt der Penis nach der llcposition in
die Kloake immer wieder vor, so ist L&hmang
der Peniiminskeln vorhanden, deren Hebung
dur. Ii ■ rn gcnde und alstringirende Elnrei-
bungeit in die Umgebung der Kloake von
Kampberspirittts, Arnikatinetur, Tannin.«olu-
tion etc. zu versuchen ist. Amicker.
Pennin, zur Familie der Magnesiaglimmer
tkhiendea .Mineral, welches seinen Namen
von den pcnninischcn .Vlpen hat, wo ^»1 bei
Zermatt am Fnsse des Mimte Kcsa in scliimen
Krystallen vorkrtnimt, r!iomboCdrisch, lauch-
grtin bis scbwärilicbgran qner anf die Axe
hyaeinthroth durchscheinend, ansgexeichnet
schön dichroitisch, glas- bis perlmutterglÄn-
zcnd, die Härte 2— .3, besteht ans Kiesel-
sAure, Magnesia und Thoneide, auch eisen-
h^llig. Ausser dem obenerwähnten Fundorte
wird der Pennin anch in Binnenthal nnd in
Piemont ^refumkn. Al-i theilwi ises Zcrsetzungs-
prodnct desselben gilt der wcisslicli- bis ocker-
gelbe Leachtcnbergit, der in grusscn scha-
ligen Massen undhexagonalenTafcln inSlatow'^t
vorkommt nnd an den Rändern seiner Kry&tallc
mit HydmgjUit nnd Onisnt gemengt ist. Lk.
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506
PENNIT. - PBPSm.
PtMtt, ein mit dem Nickolimara^ bei
TexM in Penniyhiuileii in Fora Mn meren-
förmijjer Ueborzflge von wtiss •mIct grfln-
licher Farbe auftret«>n«!i-> Miiieriil. welches
eine durch Nickoloxydiil g-larlit<? \.i bin Jung
vun Caiciamcarbonat mit Magoesiumcarbonat
ilarstcllt. Lotbisch.
Pentagynia (\ n nivtr fünf; y-ivi^, Weib),
die Faufweibigkcit, FHanxcn mit fünt Griffeln
oder Karben. Anaekrr.
Pentandria (v in fanf;v.vro, Mann),
die Fuiauiiinnigkcit, i'tiau/A U mit luul .Stuub-
gefslssen.
Peatastoma s. i)ontaatomam(v<in«tvi£,
fflnf: otd'jia, Mund), das FBnflocb.
Dio Künflüchcr sind wuriiirihnliclio Para-
siten mit vier Fassen, deren KOrper vorn
breit, hiateo nebr spitz und mit 90 Ringen
versehen ist: am K'i].f ist eine runde Mund-
öfTnung, an des.seii Ende sind Andeutun<{en
von zwei Tastern vorhanden. Hei unsern Ilaus-
thieren kojumen vor: Das ges&hnelte Fant*
loch. Pent. denticntatitm, und das bandwoim*
ähnliclie Fiuiflocb, l'cnt. taorn'i.Mos. u.zw.
meistens in u« ii Nasen- und ]v'[ifhöblen der
Haoatbiere. seltener in der l^fber und im Ge-
kröse der Ziege, im Kehlkopfe sowie in
der Lunge der Hasen: sie verursachen catar-
rhalische \\\\\ t Ki>:iindlichc /Mfälle, bei Hunden
selbst Tob- und Beissanclit, »o doss A'ordacht
aaf Wntb entsteben kann (s. Fanfloch). An>\
l'eiUa-tom:i .onrrtaia (ssr Taenia
Sülium), da» gepressüit- Fuuiloch-
Pentastoma denticulata (= EcLino-
rhynchu^ caprac s. HaljBts caprina s. Taenia
caprina), das gez&hnelte Fftnffoeb.
Pentastoma fera s, t ac n i o i d e -
(— Polystoma taenioides s. Prionoderma lan-
teulata s. Taeuia rhinaria), das Füoflocb der
Fleiscbfireuer, daa bandwnrm&bnlicbe Fdnf-
loch.
Pentastoma SL'ttiiui (= Monostoinum
äettenii), das Setten*8che FOnfloch. Amackir.
Pentylalkobol, CsH„0, normaler Amyl-
alkohol, bildet vielleicht < inon Bostaiidthcil '
der FuselOlö. Wurde synthetisch durth Be-
bandebi von Valcraldalijd mit Natrium-
amal^m erhalten, Üemer vw normalem Amvl»
ehlond, welches bei derBinwirkang ron CSilor
auf nurnialea Pentan (aus Petroleum) ent-
steht, durch Behandeln mit Kalinmacetat in
schematiacher Weise. Eine in Wasser unlös-
liche, bei 137° siedende Flfissigkeit (s. auch
Amylalkohol). Loebisch.
Penola ». paenula (von penus, der Mund
vorratb)« die Decke, der Waost oder Pansen
der Wiederkiner. Anatktr.
Pepansts s prpnstnn'^ (von jtijtatvs-.v.
reif uuK heil), da.>. Kodicn der Krise, der ver-
meintlichen Krank li*'it.s Ursache. Amuktr.
i*tptriMf ein Gestein, welches ans einer
rothbrannen oder aschgrauen, weichen Gmnd-
ina>>e b<'.stfht. in welche grosse Krystalle
oder kryütftUinische Stücke von Augit, Glimnior,
Rabellen und Eisenoxyduloxyd in Körnern,
ausserdem BrnchstQcke von Basalt. Dolomit
und Leucitophjr eingelagert sind. Das Ge-
•toin ist in dar Nihe Bomt im Albaner
Gebirg sehr h&nfig, kommt aber auch in
Böhmen Tor. LatHtek.
Pepiaiftre, französisch. ----- l'flanzsihale,
wird in hippologischer Beziehung in der Zu*
s&mmensetzuug PepinittregestHt angewendet
und i>i gleichbedeutend mit Zu.lit-, Stamm-
oder HauptgestOt. Ebenso ist Pepinierehengst
i'i Pepini^rebeseblier-, Stammbengt oder
Hauptbe^ehäler. GrafMUum,
Pepoii, ein im Jahre 1764 geborener nnd
ii: Italii'n aniToknnfter Kapphensrst, welcher
wuiifbciieinlich von den im Herzogthum Ferriua
ehemals gezflohteten Pepoli-Hnppen abstammte,
war Be^ichäler in Kiiyed und Kuptsehan. Der-
selbe ist der ursprüngliche Stammvater der
heuti^'. n Kladruber Zucht. Aus jener /.- it
sind nur aus dem von ihm entstandenen und
nach ihm benannten Stamm lablreiche Kaeb-
nOTnmfn auf die (legenwnrt flb(?rk'ininieii.
Niich l'cpoli. welrher spiitcr mit nat ii Kladrub
übersetzt wurde und der zur sog. Zugart ge-
hörte, wurden in Koptschan drei Söhne: Ben-
Tennto. Pepoii nnd der Schimmel Imperatore
.1. Tosc;inel]o-Stnt'' ^ezH^'r-n. Imperatore
/■< u^te den braunen imptiatuto und den 1787
tr«-borenen Schimmel 4ioneral. Letzterer hat
sich zum Bek(rUnder des nach ihm benannten
Schinimelstammes Kladrnbs eihohen. Gn.
Pepsin, <\->> vcrd.iuen.i'' FcriiH'iit. welches
im Mageui^aft cuthalten ist. Ei wird von
eit^entbamlichen Drüsen der Sehletmhant, den
repsint', rü > r ii ',.), abgesondert und be-
.-iitzt die Fähigkeit, bei 40° C. Bluttetnperatur,
weniger raseh schon bei 'J ' — C, in Ver-
bindung mit einer S — 4 pro Mille hUtigen
Salzs&nre. geronnenes Riweiss tu iSsen nnd
Heses tiiwie Siatnnitliche übrige Eivveis.skürinT
in eine lHslii_li.', durch thieriselic Membranen
dilTusible Form, in Pepton tibersntührcn.
Das Pepsin wirkt in dieser Weise nur auf
Eiwcisskörper ein, es ist ein ciweissverdauen-
desFerment, daher wird die Stärke sowie utuu i .
Kohlenhydrate von der Magen verdauang nicht
beeinflvsst.
l'epsin zahlt zu den tni^efoiinton
Ki-nuLiiu» und ist bis nun in ganz reiiieui
Znstande noch nirht erhalten worden. Aas
neutralen Lösungen diffnndirt es durch Per-
gamentpapier nicht in Wasser Ober, es ist
liislirli in Olycerin. Aus seinen I-Osungen in
Wasser nnd in Glycerin ist es durch Akohol
fällbar. Ans der mit Wasser gewasebraen
Schkiiiihaut eines Schweinemagen!' oder ans
dem I.ahiiiacren des Kalbes wird das Pepsin
mit Wasser, welches 1 — 4 pro Mille Salzsäure
enthält oder eine entsprechende Menge Phos-
phorsKure, ausgezogen. Ein solcher Pepsin-
auszog wird als künstlicher Mapensaft
bezeichnet. An» einem mit sehr verdünnter
Phosphor.säurelösunt; bereiteten PepsinanszOg
kann man das Pepsin f&Uen durch Neotralisiren
der Lösung mit Kalkwasser, hiebei wird jedoch
das Pepsin nicht etwa durch die XLUiral:
satioQ der Flüssigkeit abgeschieden, sondern
bei der Abscheidaog des phosphorsanren
Kalkes inechanisch mitgerissen. Deninaoh
wird es auch durch andere indifferente Kör-
per, irdeh« In der nantralan LOrang da«
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PBPsm.
807
P«psin »ich abscheiden, ueelianlscli mitge-
rissen, so z. B. wenn eine äthcrisdie Losung
von Cholostt.rin in eine Pepsin enthaltende
neutrale Flüssigkeit eingetragen wird. Dieses
Verhalten benätzte Brücke zur Trennung
des Pepsins von Peptonen und anderen Stoffen.
Bine siemlich reine Pepsinlostrag erhUt man
durch Eztrahircn lier Magenschlelinhaut
mit sehr verdünnter Phosphorsäurc, Filtriren,
Neutralisiren mit Kalkwasser, Auswaschen
des Nicck-rsohlagcs luit Wasser, Lösen des-
selben in si'hr ^^'l■^lnnnt(•^ Sal/säure, Fällen
mit Alkohol. Filtrircn, Wic.ierlösen des
Niederschlages in sehr verdünnter Sah*
sftnre nnd Reinigen dnreh Dialyse mit viel
Wasser Im trockenen Zustande stellt das
Pepsin ein geruchloses, fade schmeckendes,
amorphes, stickstoffhiLltiges Pulver dar, schwer
in Wasser, leicht in verdttnnten Säaren lös-
lich. Aas der LOsung wird das Pepsin weder
durch Essigsäure, noch durch Esjis^'s^iure und
Ferrocyankaliuii) geeilt, wohl aber durch
Alkohol, neutralos essigsaures Blei and
Platinchl 11 i V Man erkennt das Pf^psin un
seiner In verdünnten Mineralsäuren {t — 4 pro
Mille) und in TerdOnnnter Milchsäure vor-
handenen Wirkung, die Biweissstoffe zu ver-
daneo. Zur Probe gilit man sanre Pepsin-
lOsung in die Eprouvette, setzt entweder ein
Stückchen gekochtes Eiweiss uder einige gut
gereinigte Faserstoflllnckchen hinzu und gibt
die Eprouvette in ein Wasserbad, welches
constant auf 40° C. erhalten wird. In neutraler
und alkalischer LOsung ist J i. Pepsin un-
wirksam. In hoher Temperator tkber 70° C.
wird das Pepsin sersetit nnd vnwirksam:
dnrch die Ffillung mit essigsaurem Blei wird
die Wirksamkeit des im Niederschlage be-
findlichen Pepsins vermindert, ebenso durch
Stehen noter Alkohol Um Fepsinlosongen
so eonserviren, kann man die gereinigte
Schleimhaut eines Schweinemaijens in Alkohol
erhärten, trocknen, dann raspeln und pulvern
und das Pulver mehrere Tage oder Wochen
lang in Glycerin stehen lassen. Das abfiltrirte
Glycerinoxtract ist jahrelang haltbar, das
Pepsin kann daraus durch Alkohol geeilt, in
sehr verdünnter Salzsäure (2 — 4 pro MiUeJ
gelöst and als kBnsfliehe Verdaanngsfllltsig-
keit benfltzt werden.
Das Pepsin hndet in der Heilkunde An-
wendung bei verschiedenen Formen von Ver-
daaangsstArangen, iu denen namentlich die
Fähigkeit des Magens, einen wirksamen
.Magensaft abzusondern, herabj»esetzt i t Die
in den Pharmakopoen der verschiedenen Staa-
ten aafgenommenen Pepsine (Pepsinuni)
stellen kOrnige, zumeist pulverfOnnige Massen
von weisser oder gelber Farbe dar, die meist
hygruHkopisch sind, von eij^enthüinlieheni,
an Lab erinnerndem Geruch und von süss-
liehem (Znsate von Milehsaeker) oder scbiraeb
salsartigem (Znsatz von Kochsalz) Geschmack.
Das Pepsin der Pharmakopoen ist mehr we-
niger löslich in Wasser and schwachem Wein-
geist; wenn mit St&rkemehl gemischt, bleibt
«in Itflckatnad, die Mb« Loning soll sich
ntdi Zttintt von wenig Salssittr« Uiren. Die
I Kinwirkun^ des Peusina auf die EiweisskOrper
ist abhängig von der Menge des Pepsin, von
I der Temperatur, von der Concentration der
I Säure in der Verdauungsüiissigkeit, von der
.\rt und Beschaffenheit des zu verdauenden
I EiweisskOrpcrs, von der Concentration der
Verdaaungsflüssigkeit sowie von der Anhäu-
fiini: di i gebildeten Verdaaungsproducte (s,
Verdauungsproducte). Lotbück.
\ Das Pepsin. da.s eiweissverdanende Fer-
ment des Magondrüsensee rete.«« vers<'hii df-
: ner Hau.sthiere, namentlich der Kälber und
' Schweine, ist als l'cpticum officinell und
I stellt (.Ph. Germ.) eine weissUche, geruch-
I nnd geschmacklose eiweissige Snbstans von
neutrait'r l?f>aftir>n dar. ilie in Wasser erst
auf Zusatz von etwas Sabaäure «>iue klare
Losung gibt und sieh bald au dtr Luft zer-
setzt. Das feine Pnlver wird dadurch be-
reitet, das» man die abgeschabte Ober-
tlache der Sclileirahaut eines Kälbermagen.s
1 gut mit Wasser auszieht und das Extract
mit Kochsalz fällt. Letzteres geschieht wieder-
I holt, worauf die Masse «.retrorknet und behufs
der bes.seren C'un.servaüon mit Milchzucker
verrieben wird. Pepsin ist bis jetzt aus dem
Magensaft noch nicht rein dargestellt worden,
I soll aber, sn O l g in ISO'O Waaaer und S'B
^Jiilz.^iiiit!- <,'clri>t. in der Wftrmo 10g ge-
I kotlites Kiwcihs auflösen.
j Wenn sehen unter physiologischen Ver-
hältnissen das Pepsin die Magonverdauung
unterstützt oder hesser gesagt beschleunigt,
so wird man auch erwarten ilurfen, dass da-s
Mittel von besonderem VorÜieil bei Ver-
dauongsstOrnngen sich erweist. Die Erfahrung
hat nun gelehrt, dass man an dem Pepsin
ein wichtigem Stoma chic um besitzt, das
besonders bei Dyspepsien der Fleischfresser
Dienste sn leisten vermag; die Wirknng be-
schränkt sich Jedoch ledigueh anf die Eiweiss-
substanzen und leimgebend< n Gewebe welche
dadurch leichter in die assimilationsfähigc
Modification, d. h. in Pepton übergeführt
werden und in dieser Form aus den Ver-
danun.rswr_Hn unmittelbar in die Siftemasse
eintri'ti'u k'iuiii-n. Indessen ist dies nur er-
möglicht II ntor Mitwirkung einer freien
S&are, denn Pepsin fftr sich allein ist nicht
im Stande, die Umsetzung der Albnminate
2u bewirken, so wenig ak die Salzsäure
allein, die Magenverdsuung beruht vielmehr
anf der Einwirkung beider. In vielen FiUen
liegt nnn die Umoie dyspeptischer Znstinde
nicht so sehr in ungenügender Absonderung
des Pepsiiitt im Magen als in mangelhafter
Silurebildung des letsteren, und ist dies ganz
besonders bei Fiebern und Catarrhen der
Magenschleimhaut der Fall, bei denen viel
alkalisch i eairir-Mider Selileini die saure
Beaction des LabdrOsensaftes abstumpft. Bei
solchen nnd anderen Krankheitsznständen bat
man sonach mit dem Pepsin gleichzeitig
Salzsäure zu verabreichen, wie auch bei vor-
herrschender Magensäure diese erst abtu-
stampfen ist (am besten mit kOnstUobem
EarlMHuliirealz), denn aovohl Kugil wie
Ueberau« an freier Sinn» beetntiicfattgen
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508 PBPSINA.
wesentlich die verdauemle Kraft des Pepsins.
UiiffvnQf^ende oder fehlt^rliafto Masjen^iift-
Mcretion besteht .imh bei Blutarmuth, all-
g^'meinen Schwächezustilndon, kachektischen
I,i'iilrii. in i!cr Ucconvalescen/. na. h s( lnv<'ror
Erkrankung i destrleichen gewohnlich l)oi
Diarrhoen, namenilictt der Siacrlinge, da die
lu'resta zn kuiv-? Z. it im Magtn verweilen,
Oller umptkeliit. wtiui bei trägor l'eriftallik,
vcruiiitilt-rfcr Miiskolthätigkcit oder sonstiger
Krkrankang der Magenwinde die ^ahrnng«-
snbstanzen einen m langen Anfenthatt neh-
men und iJaim falsche iiülirangen eingehen.
Bei der Anwendung des Pepsins wird es
sieh, obwohl der Apoihekenprei» desselben
kf in iillzu hoher ist (Ä.'i O := 1 Mark), zu-
meist nur um Unnde und Srliweinc liantKln,
und gibt man genannten Thiercn O l — 10
pro dosi 1— Jnial tätlich in Pulverform, mit
Zn<'ker vorriehen oder mit Syrupus enmmunis
in Ivisuiig mit Salzsäure (O oVo); ''■ 1'
num Ü'O, Aqua dcstill. 180 0. Acid. uuiriatie.
dilut. B'O, Syrup albas 30 0. M. D. S. Tägli( h
3nial 1 Ks-^l'fTi l v ill; für j;rüssere Schweine
je 2 KüüluÜil vuU, für siel», vor oder un-
mittelbar naeli dem Füttern, be2W. im Futter
nclbst. .^ind .Mkalien nuthwendig, wie bei
Sängiinjjcn, bei Dyspepsia acida o. dgl.,
miUsen diese der Pepsinbehninüunir v . rln r-
){ehen. Vortretflieh eignet sich die Verbin-
dung mit Fleischeztract, kleinen Bisenphen,
.»aizKaiirem Chinin, I.eberthran. aromatisehen
InfuHcn. nicht aber mit basisch salpeter-
saurem Wismuth. welche.« als De.^inlieienB
vielfach mit Pepsin verschrieben wird (siebe
Peptone). Fflr Pferde würde sich die Dosi?
nnf ;> 0—10 0 stellen.
Von dem Pepsin hat man aach uhnlieli
wie bei dem Hilensnftpapayotm (s. Papalnum)
clii rn r f; is eh e n richraiiih /.n machen ver-
sQcht und dasselbe in äul/auurer Losung zu
parenehjrmatSaen Injectionen oder als Streo-
pulvor Verwendet, nm bei Neubildungen, be-
sonders grosseren oder inoperablen Krebs-
geschwülsten, bozw. Gesell wflren eine auf-
lösende, gleichsam das (jewebe verdauende
Wirkung so enieleo, der Erfolg ist jedoch
dnrchans kein «nfriedenstellcnder gewesen.
Yinum Pepsini. Pepsin wein. (Bssen-
tia Pepsini.) Ritic TiVJsung von SO Pepsin mit
eb>'ii>') vii<l Glw-riii und Wasser in soviel
edlem VVeissweiu, da^ü die .Misctniiii,' t 1 be-
trägt, worauf ii g reino Salzsäure zugesetzt
wird. Der Pepsinwein enthält somit
Pepsin. Kr wird unter ganz don.sclbcn Indi-
eationen in der Hundepraxis angewendet, wie
oben angegeben ist, die Einseigabe betragt
t— t EeslOffel voll, täglich S— 4mal gleich
nai'li ilcm Füttern. Da^ Mittel kann auch
kurzeriiaud iti FKinclisuppen, Fleischspeisen
u. dgl. verabreiclit werden, ist aber weniger
krilftig als reines Pepsin and sollte immer n ( !i
einen Meinen üünsats von Sahsllare ((i.>"„i
erhaltt-n. Die meisten käufliclien l'epsin-
pa&ttllen &ind anwirksaiu, die I'ei>:;inprä-
parat« Qberhanpt wegen ihrer leichten Zer-
•etsllehkeit nicht »mpfehlenswerth. r<y«/.
- PBPTICA.
Pepsina s. pepsimun (von stncv. ko-
chen), das l'epi^in, der Verdnuungsstoff. '^«r.
PepsittchlorwatMrttolliiire wird die
Lösung des I'epsins in einer wässerigen
Flüssigkeit, weMie in lOoO Tlu il. ii t— 4 f
Salzsäure enthält, genannt (s. Pepsin). LA.
PepsindrOsen, .Magen u. MagendrBsen.
Pepsinwein. \ innm Pcjisini (>. Peitslnnm).
Peptagoga. .Mittel, weli.'he den Ap^ietil und
die Verdauung günstig beeinflussen, indem
sie insbesondere die Uagen> und DarmdrHsen-
seeretion anregen. Si« heissen aaeh Digestiva,
Stomachica oder Pe|iti. .i fs. letztere), f'o^^/.
Peptloa (nt'i':^, kocticii, verdauen). Mittel,
welche die zur Verdauung geeignete LOsnng
der in den Futtermitteln enthaltenen NAhr«
, Stoffs direct bewirken oder sie wenigstens
I 'ör li rii. iini eirn- v.illvtamlitjerc oder raschere
j .\iilniiliine derselben in die Silftemasse zu er-
I möglichen(Dige8tiva,Peptagoga). Ausser-
' dem sollen sie ztitrleich den uiantrelnilen uder
gestörte« .Vppetit wiederu wecken in Fallen,
bei denen anderweitige erhebliche Erkran-
kungen in der Itegel nicht vorliegen, welche
den Appetitmangel erklftren lassen (Sto*
Mhirliiea). Sie siibl sonacli zunächst indicirt
bei tiiutacher Appetitlosigkeit ohne nachweis-
bare specielle Ursache (Anorexie), dann bei
fehlerhafter Magen- und Darmverdanung
tOyspepsie, Indigestion) sowie bei allgemeinen
Schivai-ln-zustiinden, bei Jenen re),'elrn.issii;
aucli die Verdauaiig geschwächt, namentlich
die .Muskel- und DrBsenthltigkeit in den
Dige>tionsorganen h<r;ibpcsetzt und i'em-
zufulgc LU StagtiatitiUen des Magendaim-
inhaltes sowie zu abnormen G«'ihrang.<i- und
Fäninissvorgingen gekomoion isL l>a die
Verdannng nnd damit der Appetit hanpt-
sächlich (ladnrcli eine StOrung erfährt, dass
die verdauenden Säfte mangelhaft abgesondert
werden, die Reizbarkeit der Mageixlarmncrve«
und damit auch die Oontractilität der Mus-
kelh&atc herabgesetzt ist, so muss von der
peptischen Corniethode auch erwartet werden,
dass die Mittel derselben eine Vermehrung
oder Verbesserang der VcrdaaangssSite her-
beitTihren und die Iriitubilit&t des betrelTen-
<li n .Nervensystems steigern.
I'io genannten Zwecke sind nun vor
allem durch £inloita0g nnd Regelang einer
passendenDiAt aotnatreben nnd soll letatere
in der richtigen Auswalil ucr für oie Tliii r
art geeigneten Futterstotle, in saeiigemasser
.Abwechslung derselben, besserer iCrnährnng,
in Vermeidung namentlich erschlatVonder
Stolfe. in Zusatz von anregenden Wflrien.
Sorge für reijelniassige Leibesentleeniniren,
mäsaiger Körperbewegung und frischer Laft,
sowie in Kegulirang der Stalltemperatar und
warmem Bedecken dos Hint rleibes u. dgl.
bestehen. Ausserdem bedarf es einer sorg-
fältigen Untersuchung der etwa der ga^tii-
sehen StOrang sa Grande liegenden Ursache»,
denn mh der Enlferanng der letsteren kehrt
;iac!i in der Reijel iler Appetit wie'ler.
Von den niedicamentOsen Mittein
sind solche so wählen, Walch.« dt« Drflatn«
and Maskelthatigkeit anregen nnd steigern,
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PEPTON.
S09
eine Beaserang in der Qualität der Magen-
danusecretion herbeiführen ond jene falschen
Gibruncrsprudnctc neutralisireii, welche sich
boreiti) geliiidet haben. Solche Mittel siud:
das Kochsulz in erster Linie, das ^ugleicli
die ^nmilation der am schirerstetir verdaa-
lieben Ciire»skOr|^r und die Tryptonieirung
erleichtert. Aehnlieheii Effect hat atuli lUs j
ri-jisiii und die S;iUi>aure, die jedüch er^t
nach <lei Amjlolysc, d. h. einige Stunden
nach dem FAttcm gereicht werden darf. Auch
das Dextrin vermag eine energischere Pepto-
nisirung einzuleiten, bei Wiederkauern auch
kleine Uaben von liieswurz, Brcchwein&tein
oder die Aikoholira (Reitang der Lab-
drOsen).
An dii'ÄC MiUol s<-hlie»aeii sich »in die
gustrotuniscliru, sofern ihn^Mi zugleicli
auch eine gibrungswidrige aod (inlniMheui-
mende Bigenschart znlEoramt. Dahin gehören
die Araara, Aniarourutnaticu, die b:ilätinii:it'bcn
Mittel und die betreffenden Tiiirtitren. uisu
besonders KnJian, China, Kulimis, Absinth,
Schafgarben, üitterklec. WachliulJerbeeren,
KBmnicl, .^ni*, Fenchel, Hupfen, Senfsamen.
I'abak. Krühennii^en (in rcfracta dosi).
libeuni etc., Mittel, «reiche am zweckmässig-
«ten mit KuebMls, Glauben als, kohlen-
sauren Alkalien, KarUbaderüttlz, Eiäcn,
nüthigerifall- .\rbeiiik u. dgl. cunibinirt wer-
den. Sehr zwi ckiiiiissijj ist. erst den Magen
und Darm durcbDtisiuficieiitien(UicinQ80l,
Kaloinel, nnt^rsehwefü^nres Natrinm, sali-
cvlsaurcH (JueiksinHi . Xai'htlialiti. Kreolin,
Ichthyol, liiijiuutum i>uünitricurii, Itor^aure
U.dgl.) zu säubern, wie auch unter Umstun-
den Brecli- und .\bfrihrniitlel nidit \cruli-
i^ilumt neiden sullon. Fdr die ivutuitutntien
eignen sieli auiserdem noch Zwiebeln, Knub-
lauch, Meerrettig, Eserin und da« Veratmui
ntbnni. fV^A
Pepton (von JijrTiu, icli ko hej nennt
man das Umwandlungspruduct des Eiweiss
darch ungefumiteeiweissverdauende Fermente,
namentlich durch das Pepsin, Pancreatin oder
l*apa1n. Dan im Magen nnter Einwirkung des
>alzsäui'ehältij,'eil Maajciisafte.^ eiilj.teliemie
i'epton wird aucli als Magen poptun be-
zeichnet luni Unterschiede von den Umwand -
lungspruducten, weKlie dmch die Kitiwirkung
des pancreatiseheii i^aitci* auf die Eiweissi-
kOrper entstehen und weiche ui;tn ult> Pun-
creaspeptone bezeichnet Zu letzteren
lihlen auch die mittelst Papain (s.d.) erhal-
tenen Pe)it(»ne. 1{> i der Einwirkuu); des l'an-
cr<;Hd auf die Eiweiüäkörper entstehen im
weiteren Verlaufe derselben Spaltungspru-
ducte, velche mit den boi der fäulniss-
artigen Zersetzung des Eiweiss entstehen
den beinahe identisch >ind Es siml dies
namentlich die urumatischeu Osysäurcn, fer-
ner die flbelricchenden Snbstanien Indol und
bkatel. Da die Pancreaspeptono bisher nur
wenig milv'jsuuhl sind, so gilt die nachstehende
Schilderung ausschliesslich vum Mugenpepton,
dam eigentlichen Pepton. Schon die ersten
Unterevcber fanden^ das» die Eiwetask&rper
weder bei dei UagenTerdaunng, noch bei der
Verdanung init kunstlichem Magensaft in ein
einheitliches Pepton äbergefQbit werden,
sundern dass dabei zugleich mehrere durch ihr
Verhalten zu oiweissfällenden Reagentien zu
unterscheidende KOrper entstehen, welche
deraeit ale Zwiscbenproducte iwi«cben dem
BiweiM und dem fertigen Pepton betrachtet
werden. Es beruht nämlich die Uniwandlnng
von Eiweiss in Pepton hOchsl wahrscheinlich
anf einer durch das Ferment bewirkten Anlage-
rang von Waiaer an das Molekfll des Ei-
weiss, so daas Pepton nichts anderes dar-
stellt, als ein end^iltii; livdratisirten Eiweiss.
Untersucht man ntin das Product der Pepsin-
wirkung auf Eiweiss, so findet man neben
diiri ferti'jen Vepfou auch noch Zwischen-
stufen der llyiiiutation des Eiweiss. Dieso
sind es. Welche von Meissner als Para*,
Meta- um! Dyspepton, sp&ter auch aU o«,
ß- und j- I'epton beieiehnet worden und
welclie die .Vlbumoseii Kühtie's dar.stellen.
Man sprach daher frfiher, bevor man das
Pepton von seinen Vorstufen abtrennen konnte,
mit mehr liecht von Peptonen, erst in
neuerer Zeit konnte der Begritl dt'.s Peptons
nach .^' iueni ciiemischen Verhalten festgestellt
werden, indem es gelungen ist, dasselbe von
den Vorstufen der Uvdratation der Eiweiss»
körper voMstündig ru trennen l'as reine
l'eptua 'M'^t (zum Unterat luctic v«n den
ziihlreichen Tfi. teilen de:i Handels, welche
beinahe siiumtlieh grössere Mengen Albn-
niosen enthalten) folgende Iteactfonen: es ist
in jedem Verhii!tin>s in Wasser löslich, wird
weder durch Si\uren, noch durch Alkalien,
auch nicht durch Essigsäure und Ferrucyan-
I kaliuni, nuch dureli E^Mu'-^'iure und Satti<^ung
I mit schwefelsaurem Nalii'U ^ciülll. In cun-
!' centrirter Lösung gibt Pepton mit Kupfcr-
oxjrdsalzlösung und Kaiilaoge im Ueberscbuss
eine pnrpurrothe FItlasigkeit (Biuretreaction).
In absolutem .\lkohol ist Pept<in krunn lö.^-
licii. aber ziemlich leicht in Weingeist, uii-
lüslieh in Aether. Die wässerige LOsung
reagirt sauer. Aus einer solchen wird Pepton
! frefiillt durch Bleiessij; und Ammoniak, durch
•liuliiU''eksilljcrii/dkiiiiiiMi nder Jodwi.^üiiithjud
kalium und SaUsäure. feru«r durch sulpetcr-
suuree Qnecksilberosvd und dnrch tierbsture.
Die proeentische Zu.«;it!impii>> !7iing de.s ge-
trockneten l'eptuns an t .H,UuiidX ist gleich
der des Eiweiss, os lässt daher die Elemen-
Uiranalyse einen L'nt«rsehied der Zusammen-
setzung zwischen Peptonen und EiweisskOrpem
nicht erkennen.
Die Abäclieidung des reinen l'eptuns
ans Flflssigkeiten, welche gleichzeitig noch
andere Eiweisskörper enthalten, bezw. die
Trennung desselben von den in Verduuungs-
flügsif,'keitcn \ MI handencii Eiwcissstoffeu ge-
schieht in folgender Weise: Zunächst neu-
tralisirt man genau die FlItsAigkeit, kocht
liieraur i;nd liltrirt. Um dir im Eiltrate v..r
handeacji Ifeste von Acidalbnniin, Alkalial-
buminat und Albumosen zu • nilernen, kann
man «ine der i'ulgenden Methoden anwenden.
Es wird entweder 1. die I^ungmitKoclisals
gttsftttigt and fateranf mit conceuUirter Kssig-
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510 PBFT0MI8IBTB PUTTBBMITTSL. — PIBPTONPRAPARATB.
säure oder Salzsäuro ausgefällt, oder es wird
2. die mit Essigsäure sciiwach angCHiiuert«
Lo«Qag mt essigBaarem Euenozyd unter Zu-
sstK von etwtt MftM«naeol«t ooer Bldacetat
gekocht, und die Flflssigkeit so lanpe im
Wieden erhalten, bis das £i8euox;'d vollständig
aaBffefällt ist, oder 3. man kocht mit etwas
BlflMxjrdhf dnt od«r fil«ieazl>on«t oder Zink-
earbonat tind flitrirt. Die toh den AlbnnlD-
-stiifreii b' frc'itf Lösung ilarf, mit E.s>i^s4ure
und Ferrocyankulium versetzt, keine Trübung
io«hr Migen.
Aus der nach einer dieser Methoden ge-
reinigten Losung erhält man das Pepton, in-
dem iiKin (Jii;- Lüsung mit .Sah^iuire stark an-
säuert und Phosphor wo Ifrausfiure so lange
bilisolögt, bis noeh tan Niederschlag entsteht,
liltrirt und den Niedcrechlag mit 3— öV„igeni
üchwefelsäurehältigem Wasser sorgfältig aus-
wäscht. Dieser Niederschlag wird in Wasser
zorthflUt and mit conccntnrter BarrtlOaung
im UeberseboM zerlegt und flitrirt. Zur Am*
filUung des ftbersoliüssigen Biir\ts wird in
dan FUtrat Kohleiiäiiure eingeleit^^t, Jiieraul'
daa noaerUehe Filtrat auf dem Wusserbadc
eingeengt und aus diesem der noch in Losung
vorhandene Baryt mit Schwefelsäure vorsich-
tig abgeschieden, filtrirt und bei nius.^iLrer
Wftrme aaf ein sehr kleines Volnm einge-
dampft. Nnnmebr wird mit einen Ueberschuss
von 'JG% Alkohol gefällt, der Niederschlag
auf dt;ia Filter mit reinem Alkohol gewaschen
und sofort im Vacunm über SchwcfeUiurc
getrocknet Das so eriialteno Toptoti stellt
ein weisses Pnlror ron intensiv bitterem
Geschmack dar.
Das käustlich dargt&tclUe l'cplun vvjr«l
gowiisermaH^en aii^ ci» Eiweiss.stotf, welcher
nieht melir der veinlaiienden Wirkung des
MagcUö btdurl, da ur schun in den wa^bcr-
lösUchen Zustand übergeführt ist. bei allen
Krankheiten des Menschen, bei dunen die
Panetionen des Magens ans Tersebiedenen
Gründen darniederliei^en. als Nahrungsmittel
empfohlen, nauieutUch bei langdanernden
fieberhaften Krankheiten, wie beim Typhus,
wo die Secretion des Magensaftes und die
Empflndlicbkeit der Magenschleimhaut während
der hohen Piebertemperaluren lii j.juti'nd ge-
steigert ist. Wogen seiner leichten LOslichkcit
bildet es einen Bestandtheil der Em&hrungs>
klystiere bei krebsigen Stricturen der Speise-
röhre und des Magens. Doch lä.sst sieh noch
nicht behaupten dass der Erfolg stets den
Jj^rwartungen entspräche. Die käuflichen Pep-
tone enthalten neben 8-- 10% r<?inem Pepton
zumeist ^'r'jss.Te ^I-Tnireri, bis 50%. Album<>» ii
und b».-* 10/^ unti darüber noch liisliehes
und unlösliches Eiwciss.
Aucii durch Einwirkunj; von überhitztem
Wasscrdainpf lässt sieh Eiwciss in l'ejiton
liberfuhren, ein Verfahre», u- Icii- naim ut
lieh bei der fabriksmäsüigca Darstellung von
I^ptonen des Handels in Anwendung kommt.
T'epton k 'nr.nt auch im Eiter. Spuren
Javun kommen auch in der norm;ilen ,Mik]j
vor. Das .Auftreten grosserer Mengen von
l'epton im Harn des Menschen, oamcutlivh im
Verlaufe von Krankheiten, die mit eitrigen
Eisuilaten in abgeschlossenen EOrperhOhlen
oder in den parenchymatösen Organen ein-
hergehen, beisst Peptonorie. Loebirck.
Peptonlsirte Futtermittel nennt A. Brunn
in Wiesbaden solche, deren Eiweiss künstlich
in Peptone umgewandelt worden ist und die
dadorch leichter verdanlich sein sollen.
Scbwein^tter, beatebeiid ans sanrer Mileh,
Kartoffeln und ?chrot, wird z. B. dadurch
peptonisirt, doss die breifflrmige Fnttcrmi-
schung aaf50*B. erwärmt, dnreh SodMVWlB
alkalisch gemacht und dann mit Pancfeaa*
saft oder fefngebackter Panoreaadrttse (vom
Schwein) beliandclt wird. So sollen nicht
bloss die Eiwtissstotfe des Futters in Peptone,
! sondern auch Stärkemehl in Zucker verwan-
! il'lt und die Verdaulichkeit des Futterfettes
belvrdert werden. Theoretisch ganz richtig
! begründet, lässt sich das beschriebene Ver-
I fahren praktisch wegen seiner an grossen
Kosten nicht, oder doch nnr etwa <ar Füt-
terung kranker Thierc verwertlicn. Nach
dem Brunn'schen Verfuhren peptx>nisirte
Milch, welche spedell an Kälber, die an
Diarrhöen leiden, verfüttert werden soll,
bietet wohl auch nur theoretische Vortheile.
Denn .Milch ist an und für sich leicht ver-
daulich, und bei Kälbern, die an Durchfall
leiden, dürfte man denselben Zweck durch
grflndlii'hes Abkochen (Sterilisiren) der Milch
erreiciicn. wobei nur die Sorgtall zu beob-
achten wäre, die abgekochte Milch in den
gntverschlossenen Kochgeftssen bis aar Fat-
teningstemperatur tVr C.) abitUhlen tn
lassen, damit nicht während dieser Zeit aas
j der Luft schädliche l'ilzsporen u. dgl. in die
Milch gelangen k riinen. /W.
Peptonklyttiera, s. N&bcklystierc, Pepton«
i pruparate.
I Peptonpräparate. Ersatzmittel der Ei-
I Weissstoffe in Form von Productcn, welche
I man ans stiuk eiweisshaltigen Nahrengs»
mittein durch künstlichen Zusatz von Ver-
dauungssäften (Pepitiu, äulzsäurc. Kochsalz)
gewinnt und so Peptone darstellt, wie sie
ähnlich bei der normalen Magenverdauun^ der
AlbnmiDat« gebildet werden. Die phjrsiolo*
gisch im Magen begonnene Peptonbildung
setzt sich, wie bekannt, auch noch im Darme
fort, jedoeh hier unter dem Einflüsse des
I Pancreassaftes in alkalischer Reaction.
: Diese nun lüslicli gewordenen Eiweissstoffe
gelangen nun leielit. jedoch nicht durch ein-
j lache Diftision ins Blut, sie würden sonst
I last unverändert alsbald wieder durch die
Nieren ausgeworfen, sondern Fie werden bei
ihrem Eintritt in die Darmscblciiuhaut von
I den Itympbzellen festgehalten und gelangen,
an diese gebunden, in die Blutmassc, von
^ wo aus sie zum grösseren Theile zum StoflT-
ersatz verwendet, in Gewebe umgewandelt
, werdou. Nun bat sieh durch Thierversuche
' geseigts, dass auch das künstlich erzeugte
Pepton liistogenetische Eicrenseliiften hat und
I die Euiluhr desselben die durch den taglichen
1 .Stoffwechsel sich ergebenden Körperverlustc
1 geradeso gut za decken vermag, selbst bc
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PBPTONPBiFAR&m
noch fiD Wachstbum Icgritlenen Thieren.
Dieser hoho Nährwerth der Peptonprä-
parate hat ihnen jetst auch grösseren Ein-
gang in öi» Heilkunde verschätz und sind sie
jet»t allgomciii ;i! i vortreffliches Er-
nähr nn £j s ui ate r i u 1, j;i ab ein vullkonuiieJicr
Ersatz des Nahrnngsei weiss und als Be-
schr&Dkangsiiiitteif&rdeiiFettT«ila«tg«$c)i&tat,
nsd swftT inabesondere bei aehr acbwacher Var»
danunp. hei ungenOgendcr oder fehlerhafter
MageDsaftabüuuderung. wie sie als Folge
aUgameiBer Schwäche, bei grosser Blntarrontn,
nach erschöpfenden Krankheiten vorzukommen
pflegt DpsEfleichen kommen sie beim Men-
Ncbcii in A:i B ildung bei M:nreiii,'esrlnvui eii,
hartnäckigem Krbreclicn, chronischen Durcb-
ftllen, zumal der SAuglinge, oder in Fftllen,
wo die Ernährung vum Magen aus dureli
irgendwelche Ursache eine Zeit lang unmög-
lich geworden. Eine Schattenseitc besteht
nur darin, daaa die Tenchiedenen l'rüparate
troti ihres Wohlgeeebmaebs hüuHg auf die
Dauer den Kranken widerstehen. Was die
Tbiero betriftV so werden sich die I'epton-
prApnrata nnr zur Erhaltung kleinerer Haus-
tbiere von besonderem Werth citruon. für
die grossen Hausthiere dienen die Nähr-
klystiere (s. J.) und braueln n nach den Unter-
aachuDgea Voit'a groaae Hunde oder der er-
waehaene Ifenacb aar Briialtang aeinea Ei-
«eissbestandcs 70—80 g Eiweiss pro Tag.
Von den reptoueu erhalten die Kranken je
nach dem Gobalt des Präparates 50—200 g
«ro Tag, fOr Kljatiere entaprecbcnd mit
Tasaer verdAnnt.
Der Xaiii«' I'.-|itiin ninl im Handel ver-
schiedenen i'iudutlen IteiKeiegt, die nach
längerer oder kürzerer Einwirkung küustlieher
Verdannnt^sniittel auf Eiweissstoti« , wie Hlnt-
(ibrin, Uutdfleisch, Fleisclimehl (Curne pura),
("a.selin. Eier, L<>gun)in(.i.senraehl, Cacao u. dgl..
cnutebeo. JOaa in den Handel gelaugte
Sandera'acbe Fleiaebpepton, ge-
winnen -.ms bestem fettlosem Ochsentieisch
durch Ma( eiiteu mit käuflichem Pancreatin,
hat ^^v^ulK'ansi8tenz und entbftlt in 100g
etwa 5o g Pentoa. Daa
'Witte*sche Fleischpepton. Pepto-
n II Hl s i r r u m der Api^theken, wird aus rei-
nem Fibrin gewouucn, ist von gelber Farbe,
palverfOrmig und enthllt 60<— 70% Pepton. Das
Peptonum syrupiforme Witte ent-
aiisaerdemnochLiebig'sFleischeitruct, bat
jedoch nnr etwa einen Gehalt von 20 — 45%
Pepton. Die vorgenannten Präparate bedürfen
d«i Znaatiea «inea Geadmaebecorrigens
(Zacker, süsser Wein, Syrupus Axirantii, Salz-
säure, Weinstein); letstero beide Mittel bc-
fArdem tagleieh di» Loaltebbeit nnd die
Verdannng.
Peptonnm Adamkiewicz. Es wird
b. reitet aus 100-0 käufliclicm Pepton. dOOÜ
Amylura, 'JO Butter oder Schmalz. 30 0 Cblor-
nairium mit i 1 Fleischbrühe, einifremat anf-
gekocht. Die .Menge rei^ hf für 1—2 Tac^e
und kann aucli leiciit klyätiei l ->vei J<.ii. Dm
Pepton von .Taworski itt der billigste
£iwei«aersats und wird bereitet, indem man
1 Pfund gehacktes Rindfleisch über Naebt in
der Wiinne mit i 1 Wasser, 1 g Pepsin nnd
4U g tiaiziiaure stehen lässt und aann mit
einem weiteren Liter Wasser 1—2 Stunden
kocht. Dann fügt mnn einige Löffel voll ge-
röstetes Mehl hinzu und läset nochmals auf
kochen. Zuletzt setzt man eine 40Voi?* Soda-
Uanng ao lange an, bia die Ifaaae nicht mehr
anfbranat. Sie ist sehr beliebt bat den 6e-
sehraack der Plei«ehhrnhe und kann ebenfalls
klystiert weiden, nur darf mau dabei nicht
an viel Flüssigkeit auf einmal beibringen
lasüen (s. die Pancreasfleischkljatiere bei
„Nährklysticre"). Neuerdings sind awei wei-
tere l'ei'tone in die Apotlieken eitiirefOhrt
worden, welche sich durch itiren Wohlge*
schmack anaseicbnen. So daa
Pp]>fi Ml Villi Koch, von weicher Con-
sistcnz. entfialt i4*/„ Pepton, 17% Eiweiss,
1% sonstige Stickstoffe und 7% Salze. Es
wird mit beiaaem Waaaer nnd etwaa Kocb-
aals m einem Brei verrohrt nnd längere Zeit
gerne genommen. Das
Pepton von Kemmerich entbUt
.tf— 38%, Pepton nnd 10% Eiweiss, ist «lao
'^leiehfulls höchst uahrhiift und wird dem
Geschmack nach dem Kim hieben Präjiarat«
vielfach noch vorgezogen. Beide können eben-
falls per cl3'sma beigebracht werden und sind
auch von hier aus leicht assimilirbar. Das
L'aselnpepton von \Veyl wird aua
Milch hergestellt und mit Fleischeitract ver-
bellt. E.s hat Äugar öS"^ Pepton und ist
ebenfalls wohlschmeckend. Ebenso kann Kuh-
milch aum Kljatieren zubereitet werden,
wenn man den Kiaestoff dnreb Cosnae oder
Alktdinl zu feinen Flocken ausfällt. Das best-'
MischuugsvcrbaUuiäs von Alkohol mit Milcli
ist 1:10. Alle angegebenen Präparate wer-
den aacli, wie Thierversuche zahlreich ergeben
haben (Adarokiewicz). in fieberhaften
Krankheiten günstig verwerthet, denn wäh-
rend des Ablaufs derselben zeigt sich aut
Pepton die Abnahme von Körpersubstanz nur
als eine geringe. Ob im Fieber auch ein
Uebergang iu Orgaoeiweiss geschieht oder
eine Eiwcisserspaning folgt, iat nkbt tn
entscheiden. Die
Peptonchocolade von i'uschel hat
ein VerhältnisB von 1 i'epton zu i Cacao,
nachdem gehaclttea Ochaendeiacb dnrcb auf-
einanderfolgende Einwirlrang von Pepain und
I'ancreatin veptonisirt und dann zugesetzt
worden ist. Sic wiid in Tafeln vorräthig ge-
halten; jede Tafel soll dem Nährwertbe von
50 g Ocbaenfleisch gleichkommen. In Ähn-
licher Weise wird auch das
Fleischbrotpepton dargestellt,
das auch vom Darme aus. wenn es durch den
Guminischlauch entsprechend tief eingeführt
wird, nanieiuli 'h durch Hunde gut verdaut wird
(Ploss, Maly J. Ansatz von Citronensaft erhöht
ateta aowobl den Wohlgeachmaeb nia die
Verdaulichkeit. Ltt 't oder Cacao kann anrli
durch Maltolcguminotienmehl oder gewöhn-
liches Erbsenmehl sehr vottbeilhaft ersetzt
werden. So ist daa
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61t
PBPTOKUBU. — PERBENYIK.
Erbsenmelilpcptun vunPenzoIdt be-
liebt geworden, da es sluvuIiI zum inneren
Gebrauch zu dein p<>r lectam passt nad
billig H flteb«D kommt Pflr innerliehe Zweeke
bereitet man e?. indem man ä"»'» p Krbsi n-
niebl, 1 g Siilicvisäure. 0'."> Pepsin eiiieu lag
lang mit 1 1 Wu-iser digerirt und das Ganze
iiu WaMerkad »af 1 tiuppcntoll«r voll ein-
dMnpft Die Verabreichung gesebieht mit
ol\v;i.s Kocbsalx. Es wird aucli von -olir
bcliwachen Magen gut vertrugen, him l'>-u-
xoldt'sche Nabrangiükljitier ist eine sc(li>-
stündige Digestiun von 5000 Erbsenmehl,
S'O SalicyUüure und iö Tropfen käuflichem
ranci*'Htin>:l.vix'iiii. In neneater Zeit Verden
sehr einpfuüicn die
Eierpeptuue; man eniulgirt mit Wasser
10 Eier, vernetzt sie mit verdünnter SalssAare
und rupsin je 8 g und li«»t sie S4 ötandeo
inacen'ren. Die VerdMiicbkeit ist aueh im
Masld;:rTii f ::i ehr hohe. Keg-^/,
Peptoniiria (voii Kticto«, gekocht; b^pov,
Haru), b«*tebt in dem Anfireten tob Pepton,
einer Verhinilnnjj des Ma;?"?nsafte« mit d*t»
Proteinkörpii» der Nahruiigainittel, im Harn.
PeptODQrie ist bisher bei Thieikraakheiten
nicht constatirt wurden, wohl aber iu ent-
«ftndlidiea Krankheiten, bei Eiterungspio- i
Lessen und bei m uti n Infectionskrankhcitcn
de« MeiiKcheu, nameiulich auch im Ileotyphus,
wo die Peptunurie mit der Besserung hervur-
frat, d;uin auch hc'i Jt-r Tiijniifn[ilitliit.is in
ihren Aufaiigsätailicii, indem Lei weiter voi-
gesclirittenen Zerstörungsprocessen die dego-
nerirtea and obliterirten Gefiase die Aufsau-
gung des Peptons ans den terfalleuen Pro-
ducten vereiteln. Kbonr^u \s-urde Peptonurie
in Fällen von Carciuomeii beobachtet. Auch
hat man angenommen, dast< eine d>';^'< nerirte
Lcbvr da« ihr xugdährio I'epton theilweise
passiren und in daü Blut und in den Kam
üb- itr- tLit 1.i>m;: -io wir ] dadurch zur hepa-
togeuen l'eptouurie. ( V ergl. Pacunowski im
«"entralblalt «r wcdic. "Wissensch.. 1886.)
Hofmeister wieb nach, das« bidi bei Eiter-
unsamnilungen im KOrper Pepton im Harn
vorfindet, wenn peptunbeladenc Zellen in dem
Eiterherde xerfallen, oder nach der Ansicht
von Jakscb. wenn lymphatische Elemente ini
IJIutf 7i^rfalli'n. iiann ii.icli df*r von Jleixner. |
wenn l'epton in abnormer Weise aus dem
Darmcanalt' in den Kreislauf gelangt. Man
hat deshalb eine pyogene. hamatogene und '
eine cnterogene Pept«""'"'« unterschieden.
(Ebendort 1885.) Mcixncr nimmt an, ia^s die ;
iuliltrirten uod exulcerirteu Schleimhautpar- j
tien des Verdanongscanali« Pepton zwar re-
sorbircii. a!»rr tn'.-ht .i-vir:'!-- 1 rv r- '^Ail di-
rect iu das JJlut und in m ii llain über. •/.'.•/•.
Pequet hatte den Mikhbi ustganc (Duo.
thoracica«) beim Hunde im Jahre 1<>47 ana-
toniseh nervt gefunden. Ailtüntr.
Ptraoiltllt (von per. durch, durchaus
sehr; aeutns, scharf), sehr «chnell ver-
lanfend. Amuktr.
Perales V., gab i7öl ein Tirocinium ve-
lerinaricuiu heraus und gerieth darüber mit
Bonsi in Streit, der 175(1 ein Tirocinio ve-
terii^, : i ' r^i ii' iii-.-n lic?s. Seinem .
Perales. Unter «liebem Namen kamen im
vorigen Jahrhundert mehrfach spanische Me*
rini»^ l afe nacli Deut-cliland und Oestcrreicii-
L'iigai u. \V'Jclie aus den l-trühmtesten Wander-
heerden (t 'abatias trushumantes) stamniten und
sich durch einen besonders krftfUgeu Körper-
ban aastdchneten. Frey taz.
Perbenyik. Die dem (Iraf.n Jo-ef von
Majiäth gehörige Herrschalt Perbenyik in
l'ngarn, Comitat Zemplin. Kreis Uodrog-KSl,
liegt an dem Nordostrande der grossen unga-
rischen Tiefebene unter 48° 20' nördlicher
Breite und ii> V ustliilu-r T>:iiif(i'. lill in über
der Meerestiache. Der Ort Perbenyik ist eine
Station der ungarischen Nordostbahn der
Linie Sanjhely — Csap — M. Szie:< t!i.
Der öesammtllÄchenrauin der HtTrscliaft
umfasst 5701% Joch (= 194S-67ha). Ein
Theil derselben liegt an der Tbeiss, hat einen
tiefgrandigen. hamosen Allavlalbodeu, der
zum Anbau bi-inah«' aller bekannten land-
wirth^chttUlichen Ptianzcn ^ceiirnet ist. Stellen-
weise tinden sich aberau< li ziemlich umfang-
reiche Sundbügel vor. Als Nebengnt gehört
zu Perbenyik die im Stabolcser Comitat ge-
legene Herrschaft üfehertö, Dicscllje. etwa
30 km von der Theiss entfernt, hat, wenn
anch in einer absoluten Hohe von 103 m, im
Vergleich zu der Umgebung eine etwa« tirfere
Lage und besitzt eine alluviale Bodenbitdung
Die Ausdehnung dieses Guts betrftgt
ü749'/, Joch (= 1959-Ot ha). Was nun die
Wiesen- und WddeTeriHUteisie der Heirschaft
betrifft, so sind in Perbenyik etwa 7S0 J m h
hoher gelegene, mit gesunden, büssen Gramem
bestockte Triften vorhanden, während eine
gleiche Fläche sumpfig und sauer ist. Letstere
wird aber von Jahr zu Jahr durch ent-
sprechende Canalisation vcrbess.ert. Di- m
(Ifehörtv gehörigen Weiden umfassen nur bei
ri36 Joch, sie bvsitten weniger QppigenGras>
\sucli> und eiuiteTi sieli im All»renifinen mehr
lur H"ru\ i' h/urlit sowie al» Weide fur iT'--
meine Wollschate.
Das hier bestehende Uestftt ward« bald
nach den napoleonischen Kriegen am das
Jahr 181.» von (leni (irafcn Josef Majiath.
welcher damals Guberiiator von Fiume war,
mit i Hengsten Und 12 Stuten der reinen
Karster Uasie gegründet. Diese Pferdewaren
ein tiesrhenk des Kaisers, u. zw. zum Lohne
dafür, dass Graf Majlith dnrch rcchtreitig
getroffenen Befehl das k. k UufgestQt Lifiuisa
im Jahre 1809 nach Ungarn flQchtete und es
auf dir \Vri>e \ <r dor BescMagDahme dnrcli
die Fi'aii/.u.-»eii b' Wahrte.
In den Füuffiger- und Sechtigerjahren
veredelte der damalige BesiUer, Graf Anton,
die bis dabin rdnblQtig betriebeno Zucht des
Karstpferdc^ durch Einmischung orientalischen
Bluts, u zw. durch einen »rabiseh» n VwU»
bluthenu'i't, der aus dem Ittfniglich w uttem-
bergi>elien (»estüt bezogen war. Graf Georg
v. Majlath, der Vater und Vormund des heu-
tigen Besitzers, 'it-a liral'en Jo;-et, ütellle in-
dessen die ursprüngliche lieiuiucht der Lippi-
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PERBBNTIK.
513
sauer Kasse wieder her, indem er im Jahre 187ti
einen Hengst nml (! Stnt<'ii an> IJpjiiz.i er-
kaufte, die den hstamm ilcr in rcrbenyik noch
betriebenen fieinsaclit solcher Pferde iib^ubcn.
Zur Vcrprösserung derselben erwarb Gruf
Jotiff im Jahre 1888 «cht 4Vtjfihrige Stuten
auä dem kMiii;;li< h unt^ariscbeii .St;i:iHgegtüt
Fugaraa, u. zw. waren auch diese reiner
Lippiianer Baeae. Als Besch&ler wurde vom
Janre 1876—1884 Neaprlitam. v Neapolitam»
a. d. Troja. ein Silbcrschiinmtl, unü i>eit 1883
der Honig'cliimmol Conversano v. Conversano
a>.d. Hon ben&tst. Dieser atebt noch im Gestüt.
Derselbe warde 1895 mit noch sechs gleich-
gezopetKMi Pf. rdt n nur der Landesausätellun^'
zu Budapest mit dem grossen Ehrendiplum für
sehr fiite Zochtrichtung ausgezeichnet.
Der gegenwärtige Bestand de» GesttltJi
(Anfang 1890) zählt bei 90 Köpfe. Dafon sind
a Beschäler reiner Lippizancr R.i>>i', aiis.^t r-
dem ist vom Aerar der Itastauienbraune
Pavory v. Pavery a. d. Conversano, i -61 m
gi'i'-^.* j'^niftlict. I,ft/tprrr w:ir vorher Haupt-
bo^ch:iler lui öiaaisgcsiai Fogiira*. Die Zahl der
Matter»tuien betrügt :v.i Stück, deren 19 reine
Lippiuinerund I i solche gemischten Blutessiud.
Alle hier gezogenen Pferde besitzen
einen ansdrucksvollen Kopf mit schönen leb-
haften Augen und leicht gebogener Nase. Der
wohifceformte und gestellte Hals, welchen
eiiH' Iiitifie, feine ^Inline Bchniilckt, schliesst
.sich an einen aber nur niedrigen Widerrist.
l)er lange, breite und niiisi iil Ke Kücken wird
dart'h eine gewölbte und gut gcsehlussene
Nierenpartie mit einer mnskclreldien, abge-
rundeten Kruppe vcrlMtitr^cii. 'Vw ruif lireiten.
festen Lenden rulit. Der dniite Sciiweif ist
gut angesetzt. Die Kvtreniitäten sind kurz,
trui ken und aehnig und werden in einigen
hier gezogenen Familien mit hoher Action,
theils aber in sehr fordernder, steehender
Gangart bewegt. Die 8]>i iiiif;).'. I nke sind
kräftig und rein, die schön getornUen Hufo
sind fest und sehr widerstandsfähig. Die
unttlere Grosse der Pferde beträgt 149 bis
i'tJOm und btzUtjlii h der Farbe sind neben
eini^'Lti K.i^taniea- (nlci- Lichtbrauiaii .-.nwie
einigen Stichelhaarigen die Mehrzahl Schiniiuel.
Vorzüglich zeichnen sich die Pferde durch
i'iiit'ii liolifii Grad \"U Froiiimigktjit. Gelehrig-
ktit und Zalügktjit aua. Let;£tere wird durch
eine den Pferden eigene, besonders gute Ter-
daunng wesentlich gefordert.
Das hier verfolgte Znehtiiel gebt somit
auf Jii' Ilörvorbringnng aasdauernder Jucker
hinaus, die in den fClnf St&mmeo : Pluto, Con-
versano, Neapolitano, Favory und Majestoio
der reinen Lippizaner Rasse sowie in reinem
ungarischen Blut, d. h. die nicht reinen Lippi-
zaner, gezogen werden. Besonders gut eignen
sich die Perbenyiker Pferde zum leichten und
schnellen Fahrwerk, einige geben anch sehr
vorzügÜLiio Militärdienst- und Charj^iiipferdc
ab. hUi die Jagdreiterei sind sie im Allge-
meinen wegen ihres sehr feurigen und un-
ruhigen Temperaments aber nicht zweckmiasig.
Die Zahl der jihrlieh im Oestflt ge-
buion. n Fohlen beträgt Ii IG Stilrk. Miitt- r-
stuteii und Fohlen, it'tztcr<j bis zum voll-
endeten vierten Lebensjahr, gehen von April
oder Mai bis ( »ctobcr oder November auf den zu
l'erbcnyik gehiirigen Weiden. Ftir den Winter
werden die Fohlen in geräumige SialUingen
untergobrucbt, in denen sie lose uuiliergeiien
und nurwXhrend del- Puttoneiten angebünden
-inA. Wenn rs die Wiltcrmifr irjri'Tnl <Tlaiil»t,
linden sie tagsilber in wi iiru Au^l^ul't'Il l>e-
wegung. Die allen i'iVrltii verabreichten
Futtormcngen sind in der folgenden Nach»
Weisung angegeben:
Vurabrciclit wird
Geschlecht und Alter des Plcrdes
l'iittiTungsdauer
TflgUche tiehfthr an
Hafer
Heu Str
Liter , Kilograuiui
B
SS
Deckhengste
Abspftnfohten
Kinjährige Stntf<dilen
während
ausser
uu ersten
M"n;it<'
vom zweiten
Monate an
der Deck-
seit
10
nach dorn
Abspänen
im Herbst
später
fclin- und zwcijiihrigo ileugstfolilen
Schwächere dreijiihrige Pohlen
TWchtige Mntterstnten .... .TT
6
ü
6
J>
6
ü 8
%
Wagenpferde dei Besitsers
l.'eitplVrdc
Znr Dressur aufgestellte Pferde.
im
'iiiMier
im Winter
im Homraer
im Winter
12
8
HL
6^
8-10
8
CS
1/ -S
a
4/
Kocb. KucjrklupJUiv U. Tküiibeilkd. Vil. UiL
33
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FCRCEPIWILITAT. — PhßCUEBON-PFERD.
Was nnn die AasnQtznn^ des Gestöts
]it'tritn, Sil werdiT) <Vu- süli zur Zui lit t'ipiieii-
Uen Heogste zu diesem Zwecke an den Staat
mfauift, wobei Jj&brigelSO— 3U0fl., 3jährige
oder ältere Thicn- n(»o~!OCo tl. das Stück
erzielen. Da sich die Pferdf sput entwickeln,
so werden die Stuten erst naeh vollendetem
4. Jahr dem Hengst zngefilhrt, und wenn
darauf ihre Fohlen Mbgc.spänt sind, gelangen
>io zwecks Eitisrhiilunj; t'fir <[vn Keit- und
F.ilirdicnät zur Aur^lalluiig. Diejenigen iStuteQ
ilcr reinen Lippizancr Kusse, welche steh hie-
be! alü gute Wagenpferde bewähren, werden
zur weiteren ReinzQcht als Mutterstuten ver-
wendet, u, zw. in ili r Weise, dass sie ''in iini
das andere Jahr gedeckt werden, in dem
datwischen liegenden aber ab Wagenpferde
daa Besitzers dienen. Hieraus erklärt sich auch
die verh<nissmässig geringe Zahl der jähr-
lich geborenen Fohlen. l>ic schwächerrn
äUiten der reinen Itasse «owie die im Ülute
nicht vAllig reinen werden als Dienatpferde
(l'T Beamten oder als .^rbeits|ifei(le vern'en'U t
und alljährlich gedeckt.DieVValacheü wenlen ein
geschult und dann, niei^t %n ZOgen zusannnen-
gestellt, das I*aar sa 8U0-1G(IU H. verkauft.
Die Ijcilung des Gestüts geschieht unter
der persiinlii lirii Confrule des Besitzers diireli
einen Stallmeister, dem zur Wartung und
Fliege der Pferde drei Csib'is vnd cehn Wftrter
unterstellt i^inA.
Das früher iii AnwciHliuig gebraehte iirand-
zeichen, welche* inFig. l ioüa wiedergegeben
ist, wurde am tinkeu Schenkel angebracht.
Jetit wird a3» Zeichen nur ein H, Fig. l iuob,
benätzt und dasselbe anf der linkcii Sattel-
seite anfgeJrückU
OnlaU»raa4i«ieh»D ttr r»rii«nrik.
Wie das GestSt, so i.st auch die auf beiden
Ofitem betriebene Viehzucht recht bedettteod.
I>iR I'inflerheerde zählt in) (!;iir/en 7f*< Kri[:ifi',
Uiivuii ötiü jii Perbenyik uii.i i;iO in oiViu rl",
und besteht ans Thieren der weissen unga-
rischen Kasse. Sie liefert zan&ch»t den Bedarf
an Zngochaen, der eich fflr beide GQter anf
2.30 Stück Ite/ifTert. Ilann wird d;is ülu r-
flüssige, bezw. ausgemusterte VieJi geiiuistcl
und als Schlachtwaare verkauft. Die yrhäferei
setzt sich aus einer Heerde von |yS3K0pfen
in Perben^'ik und aus ilHÖ in Ofohcrto zu-
i^ummcn und iht auf den Ertrag der Wolle
begründet. Die überzähligen Tbiere werden,
nachdem sie fettgeweidet. verkanft. F&r die
Schw.'inoznclit besitzt 6feh<*rt<> 141 und Per-
benyik 240 Thierc der Mangalizarusse. Die-
selbe liefert gute Maxtwaarc, die theila ans
«angewachsenen Schweinen, Uieil» ans 9 bi«
I 10 Monat alten Ferkeln besteht and gewöhn-
lich nach Kobänya abgesetzt wird. Gm,
Peroepfibilität, Empfänglichkeit fvon per-
cipere, einnehmen, empfangen), ist das Ver-
mögen der 'l'liicre, mittelst der Sinnesorgane
äussere Eindrücke in sicli aulV.uneltmen. Anr.
Peroha lamellata. Zu dünnen, durch-
scheinenden Blättern ausgewalzte Guttapercha,
von rothbraaner Farbe, sehr elastisch und
nicht klebend, Gnttaperchapapier, Ph.
Oerm, Ks dient zu rmt.clilä£jen. ehirurgisclien
Verbänden als impernicables Deckmittel (s.
Cntta Pereha). Vigel.
Percheron-Pferd. I'ie eliemali>;o fran/o-
.•iiüche ProvittS Perche, welche Tbeile der
jetzigen Departements Ome and Bare et Loire
umfasst, ist einmal dnreh ihre bedcntcrde
Leinwandindustrie.iiiidercr.-ieiUt durch die Zucht
jener vorzüglichen ITerderasse bekannt, welcher
man dcu Namen .Fercheron* beigelegt bat.
Man trifft in dortiger tiegend fast über-
all ant' r' ielien, fruchtbaren Bod' ii mit
schonen Wiesen, üppigen Weiden und Ackfr-
ilächen, die mit den vortrefflichsten nahr-
haftesten FutterpHanzen dicht bestanden sind,
(ierade diese letzteren machen es den Land-
kuten der Percho mOglich, ihre Hausthicrc
— besonders die Pferde — Jahr ein Jahr aas
kräftig an ernfthreo und eine nrafangreiehe
Znrht derselben zu betreilicn.
Der dort und iu der ikauce cultivirtc
HafiT gehört zu den besten Sorten Frank'*
reichs und suU ganx besonder« reich an
Avcnin sein.
\. Sansitn nennt die Pcrcherons eine
Varietät der lUcc sequunaisc (Equus (.'aballus
^e<|uania8) nnd stellt i<ic aur Gmppe der I.tng-
kOpKgen !' iss> n (U i es t hevalmes dolicho-
cephalcs), welche sieli iabt all«? durch tüchtige
Leistungen im schweren Zug-' auszeichnen.
Die Percherona nehmen in dieser Uruppe ahne
Frage einen der ersten PIfttze ein nnd haben
in der neueren Zrlt nicht allein in t,'aii/:
Frankreich, ^•oihl- rn auch an vifl ii tirten des
Auslandes eine ao gros.sc Verlireitung ge-
funden, wie kaum eine andere Baase des
Occident«.
Mau unterscheidet in der Perche zwei
Schläge: einen grossen and einen kleinen
Pereheron: der eretere erreicht, roll aaage>
wachsen, eine Wideiristhrihe vnn m
und eignet itieli liaupt^ächlicli lür den schweren
Zug im Lastwagen oder vor der Karre, wohin-
gegen der kleine Schlag nnr 1*55—1*60 m
gross wird nnd beeser fSr das leichtere Fahr-
werk passl. w- li'lies ra>cli fortbewegt werden
soll. Die Franzosen uenii' n letzteren mit Vor-
liebe „Pereheron postier'', da er aich fOr' das
I'obt- und Omnibusfuhrwerk frnn? vortrefflich
eignet. Bei ausreichender Kraft und grosser
Ausdauer zeigt dieser Schlag stets grosse
Schnelligkeit und Gewandtheit in allen Be-
wegungen. Gerade diese Percherons sind die
I^ieldingr der Parib-cr Hevölkei unp. und man
kann vor den dortigen Pferdcbahnwagcn häutig
herrliche Eiemplare diesea Schlafes an aehen
bekommen.
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PERCULOfilDUir.
— PEKCIViL.
^ Die gruäseti Peroherons werden immer
nur fUr den schweren Lastzug bestimmt;
si« macheo den koloasaleu Pferden der Kac»*
bonlonnaise offanals oof den Uirltten eine
beachtenswerthc Concurretiz.
Die Fohlen, welrhe in der Unif^egend von
Mortagne, Bellesmes, Nueni le Hotrou, Saint-
Calais, Conotelain nnd Mondoo'blMU geboren
werden, gelangen znni weitaus grSssten Theile
in die Ebene von ('luutri-s, wu hie von t;i •
schickter Uaud autgi /ugt n vvcrtleii. Mau bt-
nützt sie oft Bchon im Alter von 18 oder
20 Monaten 7ur 1 lichten Feldarbeit, und sie
leisten dabei iii der Kegel ganz Uefriedigendes.
Man füttert sie aber auch immer reichlich ;
«nfilnglich erhalten sie tiglich 3—4 kg Uafer
nnd apAier — in 3. Lebenajabre — achon
8 — 9 kg Korn nebat hinreichenden Mengen
h'auhfuttcr.
Hei die-icr Ernäiining und angemeasencr
Bescb&ftigong entwickeln aicb die jnngcn
Pferde ganss vortreffUch; aie werden willig
un>i n•'i^^ig iiiid leisten, anagewaehaen, die
beste Arbeit im Znge.
Die Pferdezüchter in der Ebene Ton
Chartres kaulVn stets inrinnlichc Fohlen, un*!
es erkUrt sich hiedarcb, da»s ea den Leuten
a|>Ster nicht aehwer wird, den nOthigen Be-
darf an guterv, tri. htigen Hengsten selbst nn-
xiiwählen. Alljj.Urlii.h geht aber auch von dort
eine grosso An/ahl schöner, kräftiger Hengste
ala ^ttchtmateriai in andere tioaTernemcnts
Franlircicha oder ins Attaland. Man sahlt ftlr
die beaaeren nnd lö sten Rxemidare willig die
lirtchsten Preise und » a bringt die dortige Zucht
dem liHnde ganz enorme Summen Oeldes ein.
Dei Baaern der Perche und Beaace verdanken
ihre WohlhabcuUcit unstreitig snm weitaus
grosston Theile der iweeltmAaaig betriebenen
Fohlenzurht.
Die Nachfrage mich Pferden dieses
Schlages ist in der neuesten Zeit eine so
groaae geworden, dasa man die Hindier nicht
mehr voll befriedigen kann, dodi wiaaen die
dortigen Züchter ein Ansknnftsmittel zu
linden^ sie gehen nämli< ti in die benachbarten
donveroement^ (auch luieh der Bretagne),
holen von dort babschä Fohlen nnd fahren
«olche später (als echte Percherons) den kattf-
In^fiv^'ii !t;iii>lli'rii \"r. die sie duiin nttctl
meistens abnehmen und gut bezahlen.
Wenn man den Percherons mit einem
g« wissen I'eclite nachsagen kann, dass sie in
ihren Leibestormen eine generelle Uleich-
mässigkeit besässen, so \erdanken sit; diese
doi li hauptsächlich der (ilciclimiissigkeit ihrer
AuUuclit; diese geht aber vcrlüren — wie
Schwarznecker meint — sobald die Verbin-
dungen fehlen, aui denen jene Furui ent*
aprosaen ist.
Der Kopf der Perdierons ist nieiit trocken,
anweilen uach edel zu nennen: die Ötirn iat
breit, drr Hals mittelinng. gut aufgesetzt nnd
iTiiiseiiIi"s. I></r Kinii|if, vii iiifi-si^«'r Länge,
ist gut ge.Nchluss* ri und oftmals uedrungeii.
Ihre Brust ist breit und kräftig, die Krappe
leicht abgeschliffen, aber immer nur wenig
gespalten; der — in der Tiegel kur^ gealutzte
— Schweif ist nicht zu niedrig angesetzt.
Die unteren tiliednuuaen, welche gewöhn*
lieh in den Vorderknien atark nnd breit er-
Kclipitien. f^inrl hei allen StäniTnon der frag-
liclioii iiUäüe untadeliiatt, meistens auch gut
gestellt und sowohl mit derben Sehnen wie
mit faatenUnfen snageatattet Die L:ebhabex«i
der Kflehter in der Perehe flir Roth- md
lllan.-chiinine! ist si< <:r(>>s und allijomein ver-
brt:itet, dass gewöhnlich nur su gefärbte
Hengste nnd Stuten zur Zucht verwendet
werden, um auf diese Weise immer wieder
Schimmel zu erhalten. Vor den Omnibus- und
den Pfcrdebalinwagen sieht man sowohl in
Paris wie in den anderen Groaastidteu Frank-
reichs grOsatentheila Schimmel, welche, wie
scholl uhen gesagt, dem kleiner«« Ferchoron«
schlage angehören.
In Chartres sind alljährlich mehrere groase
M ärk te, auf denen faat auss c h 1 i essl ich Percheron-
hcngste erscheinen nnd gewöhnlich raschen
Ab-.itv fifiji-n J'ti-.lag.
Perctiioridam. Die frühere ofiicinelte Bc-
zeichnang der Chloride, der binären Vcr-
liindungen des Waaserstoffchlci ids. des heuti-
gen Chlorwasserstoffes, mit den Metallen.
Tritt dabei die salzbildende Hase hOher-
wertliig anf, so lässt man die Verbindang
auf „id*^ endigen, z. B. Qaeckailberchlond
Hg^-'Jj (Mcrcurichlorid, Hyperchloridum),
oder bezeichnete man sie in frilherer Zeit als
l'erchlorid. Hyperchlorid, Bichlorid, Denti..
chloridum; die Verbindung dagegen, in der
das Metall niederwerthiger auftritt, endet
mit „ür", z. B. ym-cksilbcrcliluiür lii,'('l
(Mcrcurochloridj, Einfach- oder Halbqucck-
Silber (Protoebloridam, SubchlorUnni oder
;iu<]i Chlorctam Ilydrnrgyri. da es nnr die
Hälfte des Acqaivalentengewiclites von Hg be-
sitzt). Zu verwechseln sind die „ide" nicht
mit den «iten", welche niederwerthige Saner«
Stoff rerbindnni^ett daratellen, während die
„atc" saiK rstüfTreichere Salze sind, wie z.B.
die chlorsauren. So heisst das unterchlorig-
saure Salz Hypochlorit (CIO), das chlorig-
saure Salz Chlorit (CIO,), das chlorsaore Cblo-
rat (CIO,) und das ÖberchlorsaareHypercIilorat
oder Perchlorat (CIO»). Entsprechend dem
Perchlorid, z. B. des (jaeckailbera, steht das
Pr&positam „Per" pharmacotogiach nnrnoeh
im (Jrbr.mrh hei dem ühcrm.intjansanren Kali
(Pol inani^unas Polassae, Kalium permangani-
cuni, Kiiliampemanganat) nnd dem Eisen-
Chlorid, Ferrum aeaqnichloratuio, das zuweilen
auch als Efsenperchforld f Percliloridaro Perri)
bf/eirl; II I'' v.ird. Vogrl.
Perchoerua, ein dem Anscheine nach
echter Schweinetypus, unter dem Miocän vor-
tindlich. mit reichen Ueberhieibseln einer
unissoren Form des Klotherium. Kmh.
Percival W. (1793— ISUi), stn iiit. an
der Londoner Veterin&rschule, gab itf23 bis
18S4 eeine „Lectorea on Veterinary Arf*
heraus, gründete 1H2S das Journal „Th* Ve-
t'-rinarian", bei dem Vatt Mitredacleur war
und da> \on Morton und Simonds fortgeführt
wurde. Im Jahre 1832 erschien von Percival
33*
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sto
FEBCOLATIO. — PERCUSSION.
die ninatomy of the Hone" und er gab 1838
bis 1852 sfine Hipiiopatliology in 4 Bänden
heraus. ISSii erschien ferner von ihm ein
Buch über Exterieur (LcctareK on the form
and action of the Horse). PerciTftl ist Erfinder
de» SaodalenhufeiHens. Stmmer.
Percoiatio (von per, dweh; eolaro, seihen),
da« Dnrcbaeihen. Anacktr.
PHnwMlf (fon perctttere, darehsehlageo,
rrschOtttTn), dj» Aokbpfes vers^chicdoner
Korpertbtile. Anackct .
PjrOttltiO* (pcrcatere, anpochen, an-
mUmmi) iat jenes diagnostische Verfahren,
«elier niaa irgendwo aar der KOrperoberfllebc
anklopft, um tiefer liepende Ortranc in iiör-
bare Sciiwin^'ungen zu versetzen, aus deren
Hesehafl'enlii it dann ein Sehluss auf den phy-
!4ikali!<chen Zustand der angeklopfton 1'lu'it<-
gezogen werden kann. .Sobald tlunli da- ,\n-
Heiilagcn. welches mit einem ents|treolienden
KraftAufwaude sogescliehea bat, die Mul«kale,
die iloreh kleine Swisehenrlnme von einander
getrennt sin l und sich leicht hin und her be
wegen können, in Erschütterung vers<tzt
werden, sto^sen 8ie sich gegenseitig aji und
et entsteht ein „Schall^, der sieh, da auch
die Qrenifheileben mit^tchwingen, durch die
umgebende I,uft bi.s ziini (Irlin fiiiliillaii/r
Die einzelnen Urgangewebc .sowuiil alä
andere fetit«. flOssige wder Inftföriuigo StofTe
verbalten »ich nun, was «lie-^e lUoleeularbe-
wepang betri/l"t. in diderenter Weise, es lassen
sich aber die.se VerdchiedenheiU-it ohne gro.sse
ächwierigluiten durch das Ubr featsteUen and
unterscheiden tind hat xaerst die Uttwaitebung
d<T >i<)loi;isob*-n Scliallverhälloisae behttfs
liieren i'onsiatirunu' Z'i ge-iehrlieii.
In ähnlicher Wei-se wie b« i dt-r I'ercus-
üeu einzelner Körpertheile bei M<-ns<'li uixl
Thier Tcrffihrt man auch, um /. It. beim An-
klopfen eines Fas^ s zu cruireii. ob dasselbe
leer oder mit ciaer Klan^igkeit ungeHiilt ist,
denn letztere nrass dabei ganx andere <{ehdrs-
wahrnehmunpen ergeben. aN die im Fa.ss ent-
haltene Luit. So populär also diese I Tnter-
sttcliungs weise ist, hat OS incrkwardigerweise
doch Jahrhunderte, ja aelltst Jahrtausende
gedanert, bis die Aerste auf den (iedanken
gekommen >ind. auf dickem einfaclu-n We;;e
zur besseren Erkenntniss mancher hLrankhciten
zu gelangen. Andeutungen über die Percttssion
bei kranken Menschen lassen si< h /war bis
in das graue Altorthum verfolgen (.\ret aus),
das Verfahren beschränkte sich jedoch ledig-
lich aaf die Anwendung des ßtossens oder
IMtCehM des Knakmi (Snecnssion). Erst
dem Kn i.' des Vor^;tn .lahrbnnderts war es
vorbehalten, init der pcrcutoriecii**» L'nttT-
feuchung fär diagnostische Zwecke vorzugchen
«uid der Wiener Arzt Auenbragger (geb. in
*km. gest. war der erste, der sieh
a^tc. da. > das Aii.S' lilafjen an die l>rnstwand
Mrthwcudig anzeigen müsbe, ob „die Lungen
M «inem gefehenen Falle luginfflich fDr Luft
seian oder nicht und dass sirh das fltischige
Herz ändert) verhalten müsse als die poröse
Lunge". Seine diesbezüglichen Untersuchungen
Ilaben auch bald die Richtigkeit seiner Vcr-
mnthungen ergeben and Terdflitntlicbte er das
Ergebniss ITH! in einem fpochemaclienden
Werke: ^Inventum novnra ex percuusione
tlioraeis humani nt signo abstrusos iutcrni
pectoris murbos detcgendi**, das ihm freilich
nur Spott und vornehme Geringschätzung
seitens seiner rtsterreiehisclu'n und deutschen
Zeitgenossen einbrachte. Anders verhielten
sich die fnmsOsieehen Aente, welche daa In-
ventnm nnvnm begeistert aufnahmen und durch
welche aiu li die l'ercussiunslehre in jener Zeit
eine wesentliche Furtbildung erfuhr. Hesonders
verdient machten sieb die Pariser Kliniker und
der Leib«ntNapoleott*s I., Corvisart (1808)
undPiorry, welch letzterer auch ISJi". il.is i-i-te
l'lessimeter construirte. Ausserdem gaben die
Erfolge auch den ersten Anstoss zu auscnl*
tatorischen Untersuchungen, auf welche I.Aennec
18 Ii! erstmals gelegentlich der tuberculosen
Erkrankung seiner Hraat kam (s. Auscalta-
tionj. Von einer ratiooeUeu Ausführung oder
wiseensehaftHehen Zvrechtlegung genannter
Unfeisiichnngsmethüde konnte freilich damals
niM Ii nicht <Ue Kode sein, das Verdienst, die
verschiedenen ijellOrswabrnehaiungen und
SchaUmodiHcattoneii auf bestimmte pbvsikali-
sehe GrnndgesetM XQrSckxafBhren, gebohrt erat
Jiiu WiriKi Kliniker Skoila. wuelior amh
die erste wissenschaftliche .Vbhandlung hierüber
(„Ueber die Pcrcussiun und Auscaltatiou",
Wien l.s:{9) veröffentlielit.- und dessen .Arbeit
namentlich auch die neuen patholugisch-ana-
tomischen Forschungsresultate Kokitansky's
zu eirunde gelegt waren.
Von neueren bedeatenderen Autoren sind
dann zu nennen: Traube. Hiermcr, Wint-
rich, (tcigel. NienuyiT. «ierh.irdt,
(iiitlmunn, Weil u. .s. I". In die Thicrhcil-
kund« versuchte Dupuy in Alfort schon 182»
die aascultatorisclic l'ercu^8ion einzuführen
und .■'rlirii b atieli «Iii- erste <liesbezHgli«-he
liaiidlung im ICecueil du nivdecine votörinairc
1827 über „Ilydrotborax bei den Tbiercn*.
Kino weitere Entwiiklung erfuhr dann die
neue Lehre diireli l)elafond, Natte, Le
bl ani' perc, Ifurtrel d'Arboval, iJiMiley,
Oroc«! n. A., und in der deutschen i^itcratür
war ei Hofacker (Tübingen 1856), Prnn»
Milller in Wim, < J 1 e i s b (• r t,'. v ir allen alier
IJöll (18.'iU. welcher die kostbaren Errungen-
schaften der I'ariser und Wiener Schule erst'
mals für die Veterinärniedicin praktisch ver-
werthhar machte. Spfkter stellte Vogel eben-
falls auf(inind d< r ."^koda'schen Lehre weitere
klinische Untersuchungen an, am sie in einem
besonderen Handbaebe sttsammensnsteHen.
Literatur: <Sultm«nii, T.<-Iirhiich <l('r kliniMliMi
t'iit>'rsui-huuff»nip|b»di<ii. B««rliii. — Tror-i, I'i«»
«••uiluiii; iIm AiiM-ulUtion uuci riTiui!.i >n lii-iin l*f«>rd«s
Krl*iii:(>ii ;>5:<. — Köll. SpR.-ielU- r.ttbnk>j;iiii and
l'b.'r.ii-i.-. Wi.'ri Voc' l. l'b>>ik«liMb« I>iag«Mtik,
mm S.'ll ■^tii.liin'i iiir ihvTJr^t.'. StaUfWt lt74; 4i«
n>'u<-r<'ii l.r.liil>ni-lur (il>ti l'^thdoj^i.-.
rercnssioiismethoden. Uni sieh von
der Molecularbeschaffenbctt der einzelnen für
die Perenssion zugänglichen Körperorgane
niiher zu unterrirhten. klopft man liaiiiit-,i Ii
lieh die Hrust- und Bauchwand an und können
hiezu ver^ichiedenc Klopf mothoden dienen,
wie sie sich im Verlaufe der Weitereniwick-
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PERCÜSSIOM.
617
lunp ilcr Percu&siini 1' I r ini^gebildet hafu n
and von denen die lueitittfn beut« noch in der
praktischen Thierheilknnde hn Gebnncb
stehen.
Die Uli mit tel b urt' l'ercusRion ist
jene, wie sie zuerst ron Auenliruggcr gelehrt
wurde und kurzweg dariu besteht, man
mit den Finger8)>itsen direct aaf die KOrper*
oberHaehe :iiisrlilrit^t. IMis-t primitivRlen
l'ercussionsweiiie fehlt die voruiittelnde Unter-
lage ffir den Anschiß, sie ist daher grOesteo-
theiis wieder vetlassen worden. Bei der
mittelbaren Percnseion benütit man
naeh Piurry t'inc ilütiii'' rnti rla«:'' und /war
in form einer kleinen i'latte, auf welche der
Pinferanschlag erfolgt. Später (1841) fnhHc
Wintrich an Steile de« jHTi iitir.'n.len Flnijers
einen Hammer ein, der ^uin i heil uu« h »ichon
von I'iorry und LaSnncc gebrauelit wurde.
£r«t in neuerer 2f^it «arde diese mittelbare
Perenasion dahin abf^Indert^ dnes man statt
der I'latto drn fliirh anfirdf^'ti'n Z.'ige- oder
Mitteltinger der einen Hand auflegt und an
Stelle des ilammerM mit dem dritten oder
vierten Finger, beaw. mit le iden der anderen
Hand percntirt — l>i jj;it alper eus sie n.
Die Methode Aiii'nbritiri^i'r's. t^ei der lediplicli
nur ein oder zwei Finger einer Hand gebraucht
werden, gibt nur ein ungenfkgendes Resaltat
und dient auch mehr nur /um Tasteii, znr
Ernirung des Orades der Empßndlit likeit der
betreffenden Stelle — palpalorische Per-
cnsnion, dagegen liefert Finger anf
Pinger, wenigi>tens bei den kleineren Hans-
thioron, ein si^hr brauchbares Ergebniss und
hat sich die Methode, wie in der Menschen-
heilknnde to auch in der Thierraedicin. einer
grossen Beliebtheit zu «^freuen. Der Finger
besteht aus dem.selbcn Material wie die Brust-
waml. besitzt keinen besonderen Kigcnton und
gestattet auch rermCge seiner Schmiegsamkeit
ein innige« Anlegen sowohl als aveh eine
gleichroässi^e V-Ttnittlunj d<>s Schlages. Die
Faust bei den grösseren Hansthieren zu be
nOtzen, ist des damit verbundenen klatschen-
den Gerinsches wegen onawecknässig, bei
staAer knochiger Bmatwand ffttlt jedoch die
difntale Kloiifstiirke zu gering au^ und so ist
man insbesondere hei den pre ssen Uaustbieren
daraof angewici^en. nicht tdoss sieb eines
Hammer.') zu bedienen, sondern auch eine
künstliche Unterlage zu Hilfe zu nehmen,
1 n > t r u in en te der i' r r c n ^ h ion. Beide
genannte Anschlagobiecte müssen aus solchem
Material gefertigt seu, welches mit möglichst
geringem EigenKlang die nOthige Ela.«ticität
und Schwingungsf&higkeit verbindet und zu-
gleich fest und dauerhaft genngist. In frflherer
Zeit bendtate man als Unterlage grosse nmde
Platten aos Kork, Buebubaomholz, Bein «der
H'irii. dit' F.rralirnnir bat aber liahl celebrl,
das-« KU'enbeinplatten den genannten Hedin-
gungen viel mehr entsprechen und schon I'iorry
hat sich später der.ielben bedient und sie ul.><
Schallmesser oder Plessimeter bezeichnet.
Die Platten mdssen der Länge nach aus den
Klephantensähnen gesägt werden, bei Quer-
schnitten brechen sn leieht einaelne Ringe
beim .\nkk>pfen dureli. Rartkaut-scbnk kann
ebenfalls verwendet werden, wird aber bald
sprOde nad schep|>ert dnaa. MetuU ist zufolge
des starken Eigenklanges unbrauchbar. Die
beste Form der Plessimeter ist die längliche.
f'Vale (mit einem Längendurehraesser von
4—6 cm) nnd befindet sieb an beiden £nden
ein anfwirtsstehender Band nm Halten; die
Platte kann sehr dtlnn ausgearbeitet sein,
ohne an Dauerhaftigkeit zu verlieren (1 bis
r/, mm). Da.s Anlegen (Adtptiren) auf die
behaarte Hant der Tbiere mnss so innig ge-
schehen. dass keine (den Sehall beeintrieh*
tiijeiide) Luft ni« !ir sieb zwiselien Haut und
Platte aulhahen kann und letztere der je-
weiligen Spannung der Hautunterlage sich
anselitiiie|rt, <>biie das» dabei ein nnnüthiger
Drmk ausgeübt wird, der nur Unruhe des
Thieres und eine Reaction seit. ns des Haut-
rouskels verursachen würde. Die Platte bietet
gleich dem Finger den weiteren Vorlheil,
ilass sie einestheils stets einen gleich grossen
Percussionsbezirk umfasst. anderntheils alle
jene Schall- un^l Klan^'dilTerenzen nusgletcht,
welche durch die Unebenlieiten aaf dem Thorax
besonders bei mageren Thieren entstehen. Die
Adaption geschiebt bau)itsaeblicli auf uie put
schallleitenden Rippen, aber auch auf die
Intereostalrlnroe, wenn es sieh vm die Be-
stinimnng von Grenzlinien verscbi'denen
Schalles, um Herzunter^uchungen u. dgl.
handelt — plessimetrische Percussion.
▲He anderen als die angegebenen Schail-
messernnd deren Formen sind mehrSpielereien
und entbfbrlieb, brauchbar bat ^ieb nur noch
das Doppelpleäi»im«!t«r von Stütz erwiesen.
Auch der Percussionshammer kann sehr
einfach gehalten werden und hat sich der
gewöhnliche, für die Menschenftnste eonstruirte
(hier aber meist etwas zu schwere) Hammer
sowohl naeh UrOsse als Form am meisten
und durchaus als branehbar, aoch in der
prnktiscben Veterinünnedicin bewährt. Er be-
steht aus einem Metallkolben (vernickeltes
Eisen) mit abschraubbarem Kopfende, au«
dem ein gut erbsengroascs Kaotschnkstilck
(Onmmt eiastieom) herrorstebt, sowie ans
einem Stiel von Holz, welcher fest und in
luverlässiger Weise in den Kolben eingekeilt
Sein inu^3. Diese Bcfestigasg hat ohne Zu-
hilfenahme von Metallspangen zu geschehen,
denn je weniger Metall, desto freier ist das
Iti^truriient von störenden Nebontünen, aucli
lUst ein nur mftasig schwerer Hammer viel
leichter den Grad des ZnrBckschnellens von
der Platte in der Hand durchfühlen. Dieser
Widerstand unter dem Percussions-
hammer hat diagnostisrhe Wiehtigkeit, es
ist daher eine Hanptbedingung, den Hammer
möglichst leicht und nur mit dem Hand*
gelenk. also ohne Zubilfenalnne der l'lna. zu
handhaben; au diesem Zwecke darf er nur
mit dem Danmen und den beiden Neben-
tinrrern nngefas.st werden, für weleh letztere
an deui breitoren Stielende drei leichte Ver-
tiefungen (Dellen) angebracht äind(Hammer-
Ptessimeter • Percnasion). Anf diese
Weite ertielt man einiig und alMn eine
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M8
PKRCUSSION.
rn"glich>;t freie, nngecwangene Hammer-
t'Lihruiig und läsat sich jener Grad von
K lop fstärke leioht bcmesRcn, yrh er tVir die
einzelnen Percuaaionsgegenden nothweudig
ist, um tnOglichat rdne Seballeracheintingcn
/II i^rhaltc^n nnd sich Tnr TiSnsclnnitri'n zu Vn--
wahren. Je grosser nämlich die ISdiinlIigkeit
iit, mit welcher der Hammer von der l'latte
surfickspringt, desto massiger Hind die unter-
liegenden Theile, desto weniger sind no
lufthaltend. Besondtrs «leutlicli tritt dieses
Abprallen hfTvor auf dem Schenkel, auf der
Brnstwand, wenn diese sehr musrulr*s. fetf-
reich, knochig und stark gewölbt ist. wie
besonders bei schweren Pferden, dann bei
soliden Tumoren in der Ilrnst- und Hauoh-
hOble, bei ansgedehnten pneumonischen Iniil*
traten, namentlich wenn anch di? Bronrbien
verstopft sind; am raeisfi ri j. iloili li.'i s^nis^cn
übrinoplastischen Anssclivvit/.ungen tler lii|»|«eti-
pleura. Von besonderer itedeutnnj» ist ancli
das Fühlen beim l'erculiren bei rircumscriptcn
Kxsudationen in den Lungen, lobulären Ver-
dichtungen, bei Verdacht auf Lungensiicht.
'i'ubercaloae o. dgt., wo ein verstärkte« Besi-
stenigeftlhl, der gefundene Widerstand unter
dem HanitntT. .ift das einzige dinpu'isti
licirende Mcrkiual liiMct. Aus diei^cit und
anderen GrQnden reiclit iinih der für den
tfenaehen ftblicb«, TerhjUtniaamAsaig leichte
PerenMionsbammer vsUig aus, wenn «r mit
i'iitspri'i'lit'iiileni Kraft an ftvand geführt wiid.
nur etwa bei i'ferden der schwersten Rasse
kann ein im Metall stärker gehaltener Hammer
Tifltzlieh w.Mden, in der Rindviehpraxis ist
kutertr duichaus entbehrlich. Der Brust
kästen besitzt bei den Wiederkäuern am mei-
sten Resonanz, er ist weniger gewölbt, die
Rippen sind mehr flach, und hat der Thorax
aiiili riiif' prß-'-prr O^rillali.insnihigkeit. Bei
den kleineren HauNtliitTeii ist der Hammer
ohnedies meist entbehrlich und füllt damit
auch die einzige Schattenseite desselben weg,
n&mlich di<», das» mon mit ihm den genannten
Widerstand iiiiiii. r wi nltcfr >:\it emplindet, al»
bei der I'ercussion mit dem Finger.
Die Klopfstarke ist ebenfalls vun
Wii lititrk'fif Ulli] inii-JS sich dieselbe sowohl
nach lU'u aiiiitoiiii>ch topographischen, als
patliologischen Verhältnissen richten, .le
üt&rker die Bedeckung der Brust- und Bauch-
höhle, je massiger die unterliegenden Organe,
je ti< ft r -ie ihren Sitz halien, -t • kräftijrer
hat aurii der Afisrhlag JEU erfol^'iu und um-
^jekehrt. All» s> li nächsten wird gt-klopft. wen»
in dt-r Nähe tr'^iif andere Orj^ane nirht
in MitschwingtiüLT gcrathen sollen oder ^<'-
tiauere Bestimmungen jener (irenzen sfctrolli-n
werden sollen, an denen sieh verschiedene
PercussioDserseheinongen ergeben, man kann
daher zweckmässig <!!<■ I'.i'us-ion in eine
schwache nnd starke. u«lt t besser nesagt. in
eine niierriächliche und tiefe abtlieilen.
eine Unterscheidung, welche besonders bei
den «inicelnen Pereussions^'cgenden des Brust-
korli< > in l;rtracht komnit. - it li r- Vor-
Schriften über die Kloptalarke können nicht
aufgeitellt werden, dieüc ergibt sich durch
einige Uebung bald von selbst; um jedoch
einen gewissen Anhalt.spunkt tu gewinnen,
wendet man zunächst immer diejeniiri' tje-
ritigste Klopfstärke an, welche gerade hin-
reicht, um noch anf der Brost mnen reinen
Lungf'ii-^i liall 711 i-riialten. Wie weit in die
Tiefe .sich hier d» r IV-rcussionKsto.s.s akustii^ch
wirksam erwei.st, kann nicht g«'nau angegeben
werden und ist auch mit Rücksicht auf den
Bau, die Bedeckung nnd Schwingungi^Hlhig
keit der Thoraxwand variabel, jedeJifalls .-r-
strei-kt »ich aber die Tragweite des Ausschlags
bi'i den gros.srn Hausthiereu nicht über Hand-
breite und auch l>i i den kleineren Thieren
reicht sie wohl iii» ht über .'i— 7 cm in die
Tiefe. In seitlicher Richtung ist die Wirkungs -
sphäre der Erschütterung jedenfalls eine er-
heblich geringere, da di« Fortpflanzung de»
StiiKses immer kegelförmig g< s. Iii. ht.
Im (Janzen führen sonach alle drei ge-
nannten Percussionsmethoden (Finger auf
Kinger, Finger auf Plessimeter, Hammer auf
IMessimeter) zu einem brauchbaren Resultat.
iiia-^>^i l)> rHi ist nur mehr das percutorisch zu
überwindende Material, das Volumen der
unterliegenden 'J'heile und die Vibrations-
frlliifjki'it diT>'MT'i'n, am h lii'gt das (leliciniiii''^
des Weitiicri der Melhode nur in ihrer Kin-
ubung. Alle drei Arten kommen zur thier-
ärztlichen Anwendung. Am meisten Uebung
▼eraehaHt die Fingerpercussion, dorch welche
üiclit bloss das (i.'linr iii'-hr iiiis^'child.-t wird,
sondern auch das so wichtige üeiühl in der
Hand; die übrigen Methoden lassen f^kh dann
leichter aneignen und wer Sinn für Musik hat.
wird am rasche.^sten Fortschritte in der physi-
kalischen I»iat,'iiostik machen. Nothwendij: i-t.
dass man immer dieselben Finger benutzt,
dieaetben Instrumente g^braueb^ fibcrhaupt
in seiner Methode und hin den f^in/eln'Mi
Hansthiergattungen mflglichi*i gleit Ji.irtiir und
einh<>itlich vorgeht.
Die ächallqaalitftten.Beim Anklopfen
der in der Pereunsionslehre in Frage kom*
rneinlcn tJew.l.-- nml Organe entstehen
Schwingungen, welche die verschiedensteu
akustischen Eindrücke hervorrufen, im .\llge-
niein<-n aber als „Schall" percipirt werden.
.Jede Abänderung dieses (.Jemeinprodnctes der
i'ercussion gelaugt entweder al.s «Geräusch",
oder als „Ton^ zur Wahrnehmung. Der Unter-
schied dieser drei Geharseindrflcke beruht
Irdiirlli li in der Hegclmässigkcit »»der l'iiregel
niiis-^i^'kcit der entstandenen Schwingungen
iler Mtdekule. aus denen das mehr odi>r weniger
I ompactc oder elastische (iewcbe besteht.
Die bedi utend.sto physikalische Tyistnng ist
dabei der 'l 'ii. welclier j< d *. Ii nur zu Stande
k<»muit, wenn die Oscillationcn gleichmtis.«ig
stark geschehen nnd die Intervalle, in denen
sie auf ■ innnd' r [Vdgen, regebnässi.; sind ; aus
diesen lirün !• n sind die IkJiuijungen der
Tonbildung in «1er Bru.st- und Bauchlhdile
nicht so leicht gegeben und hOrt man Töne
unter dem Plessiimeter nuch nnr, wenn gute
SclialUeitt^r und grossere Lufträume mit
glatten Wandungen vorhanden sind, an denen
dio WHIen leicht und regelmässig reflertirt
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PERCfTSSION.
819
werden können nnd eich dndarch nocli Ter*
Bttrken (Beeonani). FQr gewöhnlich honiint
es nur aur Bildung eines Scliall.'s wril <lii>
Kegularität der Schwingungen durch die
grosse Verschiedenartigkeit der angeiclopften
Oewebe liin.sichtlich ihrer Dichtigkeit nnd
Ela«ticität eine StCrung erleidet und meist
feüte. flüssigt; und ;,M^ige Körper zugleich
schwingen. Läut sicU die UebGrftwnbrnebmang
nicht nSher heetfanmen, so spricht man Ton
einem GeränscJi, unter weliiuni ninn ein
buntes Oewirre von unrt'},'eliniin>i>,' iicbildct.'ii
Sehallwi-llen versteht. Zmun-list treten mui
zwei Hanutoorten des Schallee hervor nnd
la.<9en sieh niitBeznf; aaf deren Oharakteriatik
Hauptsätze ;infstell-n. welehf zugleich
die ürundlage der Percnssion bilden:
1. Ist der aagcklopfte Korpertheil laft-
Iper, inaüsiv. so erhält man einen klang-
luseu .Scliull von nur geringer Stärke (In-
tensität) und von ganz kurzer Dauer, sowie
er z. B. anl* dem iichenJtel entsteht —
Sehenkelschall.
2. Liea^en im Rereiche des Percussions-
stoHüeä lutthaltigo Organe, erhält der
Schall der grösseren Schwingbarkeit wegen
mehr Intensität und Dauer, er hat Klang-
farbe angenommen und ist lanter, voller. In
diesem Falle heisst er — heller Seh all.
3. Jeder vom SchenkeUchall abweichende
Sehall rührt von Loft oder Gasen her.
i. Feste nnd üftsaige Snbstanzpn lasscti
sich nicht vun einander unterscheiden, denn
beide geben Schenkelschall (Skoda).
Bei beiden Haupttcbailsorten kann man
leicht heranehOren, ob sie etark oder ichwach,
liiut (idtT leise, dumpf oder hell, hoch oder
nieder sind. Man hat diese Eigenschaftsworte
theila ans der Musik, theils ans der Physik
genommen, klare Vurstcllnngen von dem
Gehörten können sie aber nicht geben, indem
die Ausdrürke nicht iren.iu das bsieichneil,
wa» man mit ihnen sagen will.
Skoda, der BegrOnder der wiesen-
schiiftlichen Pircns^sion, hat rlen ersteren
SchuU einen leeren und den zweiten vuih'ti
genannt. Andere sieben den Ausdruck lull
oder laut, gedämpft oder dum])f vor. Sprach-
lich mehr gerechtfertigt sind allerdings
letztere IJezeichiumtcen, man ist daher in
neuerer Zeit ziemlich allgemein überein-
gekommen, den Tollen (nnd mehr tiefen)
Schall lufthaltiirer Or^.ino „laut" und den
leeren ihylicien udei kurzen) iJchall uiasssiver
Theile ,,dunipf'* zu nennen; der Uebergang
beider heisst nach wie vor •gedftmpft''
(früher matt). Von Anderen wiro der laute
Schall auch als heller fniehttympanitischer)
und das Oppositum, der dumpfe Schal), als
ab.<<olot ged&mpftcr bezeichnet. Die
ftbrigfn genannten Ausdrücke sind weniger
wesentlich und können nur als Nebenbezeich-
nungen der beiden Ilauptselialls.irti'ii (leltung
haben. Stark und schwach bezieht sieh
nnr anf die Inteneitftt nnd hSngt diese hanpt*
särhlirh mn dem Kraftaafwand nb. mit dem
ang«"klopft wird, und dem Volumen des bc-
trolTenen Theiles; j« grosser dabei eine
cchalUragende Schwingung hin nnd her ist,
oder phjslkaliach ansgedrfickt. je länger die
Arnplitttde einer Welle, dpFfo „^lllrker" der
Schall und umso „schwächer"* wird letzterer
ausfallen, je entfernter von der Körperober-
iiäche das betreffende Organ gelegen ist.
Anders verhält es sich mit der Höhe und
Tiefe des Schalles. Die Höhe ist nieht
durch die Weiienweite bedingt, sondern
dnreh die Ansah! der Wellenberge nnd diese
ist abh.lnt^ig von iler Spannung des schwin-
gi'nden Theih'ä. Kine <iuitarre8aite tönt höher,
wenn sie stärker angezogen wird, und je
mehr die Häute einer lufthaltigen Dam-
schlinge gespannt sind, deeto saUreiehere
Sehwingnngen treten auf nnd umso höher
wird der Schall oder Ton. Hienach muss
auch bei der Inspiration der normale laute
Lun^enschall höhrr u-sfallen, bezw. tiefer
werden, wenn hei Ki .ttikheiten der Tonus,
die pliysiolo^ische Spannung der Alveolar-
.substanz verloren gegangen ist. Höher als
im gesunden Znstande, also beim Rzpansiona*
uiaximum der I-unge, wird der Schall nie
ausfallen, wohl aber kann er z.B. bei Trans-
sudaten und dadurch entstandener Erschlafihttg
der Loftbläschen eine abnorme Tiefe an-
nehmen. Von Wichtigkeit femer ist die
Klangfarbe de» Selialles oder da» Timbre
und ist diese von der Wellengestalt der ein*
zelnen Schwingungen bedingt. Vielfach er«
hält man nämlich unter dfem Plessinieter
ein«ii) vigenthümlichen Klang, dar an den
Ton erinnert nnd meist etwas Helles, oft
Trommelihnliches oder selbst MetaUartigett
an sich hat, das die Daner Aes Sehalles er*
höht. Der Klang ist /usamniengesetzt au.s
dem kurzen Schlagschall und dem Nachball
eines unterhalb der Körperbedeckung gele*
genen, leichter in regelmässige Schwingungen
versetzbaren, meist lufthaltigen Organes.
Der laute Schall ist der Normabchall
der gesonden Lunge bei Mensch und Thier.
Mosikalisek tisst er sieb nieht afiher deA*
niren, er mubs eben gehört werden. Hin«
sichtlich seiner Intensität kaiut er üehr ver*
schieden sein, individuell sowohl je nach dem
Krnährungszustand, der Arcbitectur de«
lirnstkorbos, selbst dem Alter, als aneh
ret;iijnar an jedem einzelnen Thorax, in
seinem akustischen Charakter dagegen bleibt
er sich stets gleich. Rr entsteht hauptsfteh*
lieh durch die Schwingungen der Lungr,
welche beim physiologischen Athmen eine
stets gleichmässige Fällung nnd Aus*
dehnung der BUschenaubstans vuraassetzt.
KinflosB auf seine Sonoiittt nimmt selbstter*
ständlich die Dicke und Form der Brust-
wand, sowie das variable Volumen der
Lungen, ein dünner Hacher, elastischer Brust-
korb mit grosser Lunge wird Honach «'inen
stärkeren lauten Schall liefern, als ein fett-
reicher, u'iit bemnskelter Thorax vi n starker
Convexität und dicken, wenig nachgiebigen
Rippen. FSUt die Bmstwand weg, perentirt
man also auf die herauspennmineno nnd nun
mehr etwas retruhirte iiUnge, so fallen die
Schwingungen viel gleichartiger, regelrollsaiger
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PERCITS8I0K.
WOB and man erbElt auch mehr Ton mä
Klang (tympanitiachen Schall), der «ich ab«r
»Isbald wieder verliert ntnl zum laut.n
Schall wird, sobald eine »olche Lange auf-
((eblaaen wird, d. h. jenen normalen Expan-
«inn'^rad wieder erhftlt. wi." . i innerhalb
der Bruiitwand während deü Athiuens be-
steht. Die gesunde Lnn^e ist somit im
Thorax stets über ihr normales Vo-
lumen gespannt nnd darin liegt (wie
auch im Mitschwingen der Rij j'eiiwand) der
Eatstehungsgrund itr den normalen „ßrnst-
ton**, d. Ii. den lauten Schall ^ler gesunden
Lunge (der gleiche Schall entsteht auch
ceteris paribus auf dem lufthaltigen Magen
und Dann, vorau>«:;r'sivtzt. dass Gas und
Wand sich ebenl'alls in starker Spannung
befinden). In demtelben Terhillnin« ferner
als die fltM'scliigc Rrn-^twand an Dicke 7n-.
die Lunge aber an Capacitüt filr Luft ab-
nimmt, wendet »ieli auch der lante Seiiali
»um
gedimpfien Schall«, n.tw. so lange,
bis das Lungenparencbjrm luftleer geworden
ist, worauf der
dnmpfe Schall »Km Jie absolute
Dilmpfnng zum Vorschein kommt. Diese
Diinipfung bildet stets den Ueber^Miii; vom
lanten l?chall zum dnmpfiMi und utnuikchrt.
Ged&otpfl ist hienacb der normale Lungen-
•cball stete anf den starken Brastmnakeln,
dem Latissimns und Lon^i'^Rimas dem breiten
gezahnten Muskel. Pecturalis u. s. f., sowie
auf sehr dicker Brustnand mit reiehliehem
Fettpolster, ja er kann hier bei ganz gesun-
den Thieren in der gcsammten Thoraxaas -
dehnuii^ so(,';ir ailsi itii; ilunii^f wt-rtli-n. lic
dämpften Schall erhält man ferner auch über
lufthaltigen Organen, wenn dieht daneben
nicht luftliiilfipi^ gelegen und ebenfall- in
Erschütterung versetzt worden sind, man
darf daher an der Grenze beider nur von der
oberflächlichen Percussion Gebraocb machen.
In solchen Fftllen Spricht man aneh ron
„relativer Därapfuii £:". wie sie be?rind' r~
auch an den Lnngenrandern vorzukonmien
pflegt. Endlich entsteht Dämpfung, bezw.
dumpfer Schall bei allen i-ungeninfiltraten,
wenn sie nicht lubulür auftreten, bei den
Ati ie.'tu^iHn lios Alvcolargewebes, bei soliden,
namentlich wandstftndigen Tamoren, bei je-
der Compression der Lunire. im Gänsen also
iiut hiiufip t* )n Ihm .!> i Pn«-umonic und
FIcuriti*. Vjü be;u hltii i^t, dass die Hrim-
rhitis keine Dämpfung setzt, wenn das
Bläschengewebe nicht «ngagirt i.'tt, ebenso
bleibt letiteres fVei bei den Tinngenenn»
frestiont-n, inul rlli f lu ini T,iin,'on«id<'ni tritt
nicht nolhwendig Ditiupfung liin/.u, wenn e-;
nicht aafStanirogen oder Hypostasen bemlit.
wie es .inoh eroupöne Pneumonien sribt. bei
denen die Ausscliwitzung eine so trerin^o
sein kiinn, dass sie sicli nicht durch Diun-
pfnng zu erkennen gibt. Dasselbe gilt auch
ron nicht sehr erheblichen plenrittxrhen wnd
pericardiul-'i: K\ ii.l.itfn , -iMhuui .1it
brunchupneiinioiiie, liut/pnennionie, iiiltuifiren
VerAtcbtangen, tubercalfisen Krankheitsherden
n. dgL; dieselben sind swar oft aasgebreitet
genag, jedoch ron gesnnd gebliebenenLnngen*
particti i!urchsetzt, welrbe desto mehr Luft
enthalten und so iuutcii, heilen Schall, selbst
mit metallischem Beiklang, liefern. Hand hl
Hanil mit der Dämpfung geht auch der
Grad des Resistenzgefühles in der Hand
(s. oben). Am st.irksten ist dassellfO stets
bei der exsndativen Pleuritis, bei der Lungen-
seuche, dann bei Nenbildongen nnter dem
costaU n Rippenfell, intrathoracalen Hlutnngen.
bei der Maxinialausdehnung der Brusth&hle,
weniger schon bei den v«rsebi«dMi«n Formen
der l^ngenentxändung, ausser wenn auch
die Bronchien verstopft sind (massive Pnen-
monie).
Abnorm laut, überlaut (Obervoll
und dabei tief in der Seala) wird der Per-
t ussions^rliall liri ricessiver Ansammlung
von Lull in Jen Lunken. in8be.s(mdere bei
schweren substantiellen Iiungcnemphysemen,
bei geschlossenem Pneumothorax, bei sehr
grossen glattwandigen liUngenearemen nnd
dünner Brustbederkiing. <>lierliL»lb eines plen
ritischen Exsudates o.ier einer pneumom
scheu Verdichtung (infolge Abnahme der
Spannung des dortigen Lungengewebes), bei
starker Einziehung des Zwerchfelles ecffen
den Brustraiim. exspiraturisciier ]>vspn6e,
diffuser Bruncbiectasie, sowie bei starken
roeteorittisehen Anftreibnngen des Magens
und Darmes-, wobei der S'rhall meist ein
helltympaniiiäches Timbre, selbst metallischen
Klang (s. unten) annimmt. Eine gleichwichtige,
aber mehr KlangFftUe besitsend« Percnssions-
erseheinang ist der vielfach anftretende
ty mpa n i t i s c Ii e F'rhall. c*'ii;»i'nt
wegen seiner Aebnliclikeit mit dem Schall
einer Pauke (Tympanon|. mit dem er in der
naiiiilsarlie anrh -^eine F.ntsteluin!: ffemein
liat. obwohl auch hier die Bezeichnung keine
sein passende ist. Durch das Anschlagen
des Trommelfells entstehen infolge Eefieiion
der Schallwellen an den glatten Innenwan*
ilnngen der Trommel regelmässige Schwin-
gungen, die Spannunsr def Felles bildet
aber ein abdämpfendes Mninent. die erhaltene
Gehörswahrnehmung ist daher ein Mittelding
zwischen Ton und Schall, dessen Höhe eut
bestimmbar ist, sich daher her;nis)i. ri ii l.i -t.
Vorausgesetzt muss bei seiner Entstehung
werden, dass das Trommelfell nicht stark
cre'jpnnnt i't. al norh gut osrillationsfähig
bleibt, denn im anderen Falle niQ-tste ein
lauter heller Sfhall entstehen, wie in der
gesunden liunge auch, die ja beim Athmen
ebenfalls Ober Ihr normale« Volnmen gespannt
ist. Lässt die.se ph: '-iiilMiri>' he T.utiir.:nt--iiMi'n
nach, wie z, B. durch Ein.seihung von Serum
oder flüssigen Exsudaten, hat also eine ge*
wisse Entspannung; oder Krschlall'nrtJr im
.Alveolariiewebo strtttgefunden, so triit nielit
mehr der normale Lungen.^chall hervor,
sundern der tyiopani tische; insoferne i$t
auch der lante Sehall ein Oegem^atx som
tynipanitiseben und wird jener ;iurli vj.I
IhcIi als „nie httympaniti.se her" be-
zeichnet. Am leichtesten kommt nun der
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PBBCÜ88I0N.
HmpiwiUsAhe Schall in Stande Baf dem
Paneen <ler Wiederkäuer oder «taf wand-
stündipt-n Daiin}>urf ivn. wildii' Ha^e ent-
halten, die Wandunf;(>n aber etwas trschlufft
ajad, wie dies als Norm bei jedem Tliieir
nnziitreifen ist. Anfänger kOniioii den Schall
hier am leichtesten einstiidiren und ihn
sich je nach der Spannung der Mcnil'raiK ii
and der OrOaae dea Lnftaeballranmea in «11
{teinen H5he* und Klnn^odfflrationen in
eitjpii imirlien. Ziinalinn' ilcr HTiho des
t}°u|>aniti8clii<n Si lialitf<j ist iiisülVrn von
SndttiMher Wi> litigkeit. t\U sie f^rCssiK
pannung der Hi\ut(> bedeutet, also aucli
stärkere und gefährliche Aufblrihun^, während
1 nbriruug des Schalles, lici Klniig, von
deui Entstehen von Übcrtünen und der
«IrSsae de« Sehallranmes bedini^t wird. In
den LuDj^en nimmt der tjmpanitische St Ji all
ebenfalls sehr häufig; seine Entstehung und
kann er hier, wie leicht erklärlich, immer
nor ein pathologiachea Zeichen sein. >So
trifft man ihn unter dem Pleaaimeter «tets
an. "n-i^iiii die Luft in .MwiMt^-rten Hroncliifti
erschüttert oder heim Percut ireti vorne unter
der Schulter (t'i i den Rind» in) ein Haupt-
bronrhus ijetroffen wir.l. Af Iniliclics i;escIiiolit
bei Ki-schlaffunpen des Lutitfi^njiarcncbyms,
wenn die Lunge iin» iu Klasticität^zui^e )ol
g<nd »ich (Aholich wie an der Lo(t nach
der Herausnahme) retrahirt. 80 t. B. beim
l.unj,'i nr.ilti|i( oiler wahrend der Kinlagerung
düHsiger Ktsiidute im Anschoppungsstadium
der Croup« .seil Pneumonie (uns derselben Ur-
sache auch im LOanngsstadiHm, nachdem die
Loftbläachen wieder cinigermassen fQr Luft
zugänglich gewiidr-n) Desglciclu n tri(t stets
t^ropanitischer Schall hervor in der Um-
gebung von verdichtetem Lungengewebe,
besonaeis nn ilen nrenzt ri der Hepatisation,
wo die Hläschensubstatix ächlatfer, dehnbarer
geworden oder die Lunge durch pleuritisches
Exsadat einen Dnick «rftthrt, aich anröck-
xieht, aber immer noeh nieht weit von der
lupl>> nwatid abgedrängt wurde (Anfani; i dt r
£nde der BrustfellenUttndungJ. Trifft der
PereaaBiunüstoss lufit« oder gashaltige Hohl-
räume in doii Lungen und sind diese von
einigermassen glatten, retiexionsfähigen Wan-
dung, n umgeben, welche mit der Aussen hitt
communiciren, so entsteht ebenfalls ein t^m
panitiseher Schall anf der Brastwand ond
Ist es daliei gleichgiltig, ob die Waiidun£:en
starr oder nacbgiebig sind. Von VVieliiigkeit
ist wiederum die Ih'ihe des So entstandenen
Schalles, denn je höher er ausfällt, desto
grösser rouss ancn die CoromnnlcationsAffniini;
sein, und je tief.r. desto grr>sser ist di»-
Ijangencaverue. Die t^ympanitische Stelle auf
der BrnatwMid ist meist eine gut orosehrie-
benc, »lifTiT: {!a<^'e>»fn erscheint sie beim
otlenen Pnenniotlioras. wo ebenfalls eine
Idingenretraction eingetreten ist. Im (ianzen
bekommt man ttbrigens den tjrmpanitiKehen
Schall bei rnrernen nicht sehr hünftg zu
hören. S'^Llip Hrdil-n .vind einestlvdls l>ci
den Thieren seltener vorkumoienU (nament- I
lieh beim Pferde), anderentheils sind sie |
meist nicht mit Luft, sondern mit zertrüm-
mertem Gewebe angefüllt . wie t. B. bei
multiplen pneumonischen Herden, bti der
Brn<!t8euche, bei Lungengangr&n, uleeröser
Piitltise, Tabercolose. Ausserdem dürfen die
Höhlen nicht weit von der Costalwand ent-
fernt liegen und mflssen mindestens
falls (gross sein; anch entgehen manche
Excavationen der percatoriachen £rkennung
dadurch, dasi ite nieht in verdichtetem Ge-
webe eingebettet oder nirlit tjcschlossen
?enug sind, die ficballtragendeii Schwingungen
also nieht ao leieht und regelmässig hin
und her beworfen werden kOnnen. In solchen
Fullen fel>!t es dann an der nOthigen Sono-
titiU odrr e.^ kommt zur Entst« lnmt; eines
lauten (niditf^mpanitisrlien) äicballes. (Zur
Uebnng fQr Anßnfer empflebli sieh das
Ankliij.fcii der eifjenen Banrhwand in den
oberen i'urtikti, w » iniiiK r gashaltige Darm*
schlingen mit mä-^sigt i Spannung zo liegen
kommen. Sehr deutlich tritt anch der tym-
panitisehe Sehall selbst als Ton hervor beim
Aiikloj)ftn ciiii s PIi\ssiiiii'fi-rs, das man nahe
über die Mündung einer leeren bauchigen
Flasche htlt ond diese allmllig mit Wuser
anliilit.)
Metallischer Percnssions klang
kommt ähnlich zu Stande, wie der tympani-
tiHcbe Schall, es ist aber ein Ton vorhanden,
der nachklingt, also Iftnger dauert. Er be-
weist, dass abnorm viel I.nft vorhanden, die
leicht zo schwingen vermag und gute Schall-
lei ler um den Weg sind. Anaserbnlb des
Organismus entsteht er s. ß , wenn man
einen leeren Wasserkrog (Amphora 1 mit dem
Fin^jerknöi litd kiäfll^' iinsrliliurt ; io-i vlen nun
erfolgenden regelmässigen und an den Innen-
Wandungen gut snrQekgeworfenen Lnftschwin-
gungen nilden sirh ^ug^Ieieh ^ehr hohe Oher-
tdnc, die silberuhnlich mitklingen (Tintement
argentier Laennec), man nennt die Erschei-
nung daher auch Krugklang, amphori-
schen Nachklang (plessimetrisches Klin-
gen). Am liiinrit,'sf''n tt.-kcniint tnan den Mf-
tallton zu boren bei den Wiederkäuern auf
linken Pansentläche vor dem Fftttern.
sowie anf der Haucliwand bei anliegendem
enKhaltendeni Darme mit stärkerer Spannung
d-T Haut^'. l^'irii iMerde trifft sirli Metall-
klang häutig im ßesointionsstadium bei
Lungenentxttndungen, wenn sieh die Alveolen
wieder sehr reirliHrli mit T.nft zu fflUen be-
ginnen, ihre Waiiduiit;! 11 aber noch nicht
ganz ihre physiologische Spannung erlangt
haben, daher leichter in hörbare Schwin
gunjren versetzt werden können und dl« noch
inliltrirte Unigebuiiir den .'^■liall Ii.-mt
reflectirt, als die gesunde porüse Substanz.
Die Tonbildnng mit dem Ifetnllklange beruht
=r>narh vornehmlich anf He-^onrinr. nirht anf
Mittönen (Consonimz). w ie Skodn aiig« noiiuiien
hatte. Auch bei Pneumothorax sind die He-
dingungen der blntstehung sehr regelmässiger
Uchwingimgen nnd ZorHekwerfen derselben
■Iii d>-!i :;l:ii!.n Pml Wandungen ffetreben.
wenn letztere nicht uerforirt und nicht au
stark ausgedehnt wurden, ebenso (wenn auch
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PBBCD88I0N
weniger hfinfli?) auf in der Nähe der Rippen-
Häche geI<K'eiR'M, namentlich ^esehlussenen
und ger&uiutgen LungencaverneQ, wenn si«
nicht bnehtig«, aottdern mehr flatle Wan*
(liinp>Mi !>psit7cn und in verdiclitcter Lun^c
fingelagort sind (chronische ulcerösc, lobuläre
PaeDmonie. Tuberculosc ete.).
Das« Ger&asch des gesprungenen
Topfe»*, auch kurzweg „Ol In rupta*^
(Brult de i>i>t f<"li') genannt, liiit fiiinlichen
|jb}'8ikaUscheii Ursprung wie der metallische
oder Krugklang. Leicht la hOreo bekommt
niiin (las Ot'riiii-<< li , wenn Tnjin eine» 'l'eller
oder Kiug, ikr vlnun Sprung btsitzt, anklopft.
Die Regelmässigkeit der Schwingungen wird
jetst dadurch aaterbrochen und ceatdrt, daas
die Luft in dem Topfe unter HindemiMen
durch den Riss i-ntschlflpfen kann, wodun-h
ein eigenthQuilici)es Sclieppern entsteht.
Am deutlichsten beobachtet man dasselbe,
wenn daa Pleaaimcter na>'hl'lf;sig, nicht innig
genug aof die Haut uiig. le^t und beim An-
klopfen die sich zwischen >l>'n llaarm li>>lind-
licke Luft ausgepre^Ht wurde. Sdieupern
kommt au« gleicher (Jrsache vor beim Haat- 4
emphyseni. Auf d^r Prnstwand bei kranken
Tliieren tritt t>lla fupta hervor, wenn durch
l'ercussionsstoss die Luft ans einer grosseren
uberA&cblich gelegenen Langencaveme heraae-
gequetscht wird und plOtsHch auf eine Ver-
engerung slü-ist, bt'/.w. durch einen ofTcnen
Broncbu« t-ntwciclit. Sind die Hölilenwan-
dangen m^issiv. erhält das Geräusch durch
Kesnnanz nielir Klangt'arbo und erinnert dann
an Klirron. Iii derselben Weise macht
sich auch Scheppern benierklich beim rnemno-
thoraXf wenn dereelbe durch Perforation ent-
ttaiid«B, die In Schwingung veraettie Thorax-
laft also austreten kann, am häufigsten je-
doch bei Pferden oberhalb der Niveaulinie
grosser pleoritlicher BrgAsse oder im Ver-
laufe von PlenropneumonTen, der Brnetseachc,
bei lobulären Verdichtungen, wenn das
zwischen den einzelnen Kranklieitsheroon
gelegene gesunde Langengewebe serös intil-
trirt worde, erschlafft und die Rücksaagung
hier rascher erfolgt, als in «ler li"piitisir#n
Umgebung; die K.iitstehung dci Ulla rupta
geschieht sunarh durcli die Schwingungen der
abnormmit Laft»icb fallenden Alveolarsubstanz
der nicbtverdichteten Lnngenberirke, deren
Luft zur Seite in die allmälig freiwerdenden
Intiltratstellen ausweichen kann. Da die Re-
sorption gewrduilicli rasch vor sich zu gehen
pflegt, kommt das Geräusch auch nur kurze
Zeit zur Wahrnehmung und wird oft über-
hört; es erfordert ausserdem eine kräftige
Percuesion, nachgiebigen liippenkorb und
dttnne Bedeckung desselben. Heist tritt es
mitten auf der Lunge herv»>r, liäufi? auch
uiehr uiiterhalb, und bildet vielükch eine Be-
gleiterscheinung des lauten (hellen) Langen-
Schalles^ sowie von Uassclgeräusclien, eise
besondere diagnostische Bedeutung kann ihm
aber nicht zugemessen werden. es unter
anatomisch verschiedenen Krunklieitsvor-
gftngso auftritt, die Causa proxima seiner
Entstehung aber stets dieselbe bleibt.
Künstlich kann es auch erzeugt werden,
wenn man die beiden mit den Fingern fest
ineinander gefalteten, aber nur lose aneinan»
der liegenden HAude kriftig auf das Knie
anschlägt.
Technik der Pert uasion. l»ie Vi>r-
nahme der l'ercussion geschieht beidenThieren
in) Stehen und in der Weise, dass man dicht
hinter der Musk liaire, welche rom Scholter-
blatt zum ,\rrnbein herali*;eht, in senkrechter
Linie von oben nach unten anklopft, um vom
Sternum ans in einem spilxigen Winkel schief
über die Rippentl.lehe nach aufwärts gegen
die Lenden uurückiukehrcn. iiti der ersten
Untersuchung will man zunächst einen Total-
oindmck von der phj'sikalischen Beschaffen^
hdt der Bnisteingeweide gewinnen ond geht
7.11 diesem Zwecke niif dem Finger oder dem
l'iesäinieter in gruj^seren Abständen vor, erst
bei den weiteren Unteranebungeii klopft man
in <:eringeren Distanzen an und detaillirt die
gefundenen Abweichungen, indem man hier
länger verweilt. <ielangt man in ilies. r Weise
über dio UualitAt des erhaltenen Schalles
nicht ins Klar», vergleicht man auch die
rrirre-pfindiremlen Stellen der anderen Seite
Uitd kann man si< h xü die.^eui Zwecke auch
Über den Rüi k. ti dos Thieres htnttherbeugen,
damit (wie bei AnAngem) der skustisrhe
Rtndrnck der einen Seite nicht TorSbergehe,
bis man auf die andere Körperseitc hinüber-
getret«n ist. Hat man Uebcrgänge von einer
Schallsorte zur anderen festgestellt, kann es
von Vortheil sein, die einzehifn (Jrenzi<unkte
durch Kreide oder .\b>chneiden der llaur-
.Hpit^en zu flxiren und die i 'unkte dann durch
eine Linie autereinander su verbinden, was
den Wetterrerfolg der Krankheit erleicntert.
Hei solchen Gren7bestinirn«nffen darf nur
leichte Percossion angewendet werden, denn
das Ohr parcipirt SchalldilTerenzen immer
leichter, wenn der Schall nur ein schwacher
ht, and stets vernimmt man sie am schärfsten,
wenn das Ohr in einem recliten Winkel zu
der angeklopften Steile gehalten wird. Auch
ist es zweckmässiger, von jenen Stellen.
\\''b'lie lauten Schall liefern, ^ej^en sob-b--
V'irzurücken. welche Dani[ifun>: /.ei^jen uuil
nicht umgekehrt, cio ijsu das erste Mal an
den symmetrischen Stellen gleich stark anaa-
klopfen, bei der Wiederholung aber ent-
sprechend Ii n> i'a1bolr)i,'ischen Befunde. .\u< Ii
beim Lie^'t ti (U s Kranken kann die Percussion.
wenn nöthig. ausgeführt werden und erreicht
man unter Umstanden selbst Vortheile dabai;
der Boden, eine Tischplatte kann den Schall
\ iT^tiirkfu. :iU( h -imi Ix im Liegen die Miiskidn
weniger angespannt, denn jeder sich contra-
hirende Muskel flbt durch seine Ansehwellnng
einen dänipfenden Einfluss aus. Die kleineren
Hausthiere stellt mau «ihnedies gern auf einen
Tisch, nm die Exploration bequemer aus-
fahren XU können. Kann dabei ein Lagewechsel
des Thieres vorgenommen werden, so Ter-
ändorn sich auch .lie Niveaulinien bei flüssigen
Ergüssen und i>-t ein. solcJie mobile Dämpfungs-
greuze h&ufi}: v ui differentialdiagnostisitier
Itedeutung. Die Stellung des Percutircndeii
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PERCUSSION.
i«U ein« möglichst nngeswiiiigeno »ein, und
am flieh ZQj^leich vor BeschSdigun^on dmefi
die Thir-rc (brsuiuliM- Kinder) zu si Iiilt/i-M.
i»t en am vorthetlhafti'äteu, das Gesicht gegen
den Kopf des Letsteren so wenden; and< n>
StcUungPn kt(nncn nur auHnahniswpiso tioth-
wendig werden. Renitenzlnlle kommen im
liunzcn selten vor, namentlich bei Pferden,
doch erheisehcn J<^arren, Ochsen oder Hunde
manehiDul fp-Ossere Vorsieht; letttere sind
zuweilen misstrauisch und wird < s ilann noth-
wendig, sich erst in ihr Verdaiica einzu-
schmuggeln. Pferde treust Tnan zwecknuissig
vorher auf und stellt si« in den Stand ver-
Itehrt auf. Das Aufheben eines Pn.<»f<es darf
nur so gesehchen. d!l^^ kr ine strafte Conf rartion
von Muskeln eintritt Krsehirert eine Be
sehmatzoniir des Thieres die Perenmion und
An<!riiU:itiMi>, |c._jt ninii ein Tiieli unter oder
liiH.st be.«iser eine Heiniguiig vorhergehen.
Auch die V'erhiUtnisse der rmgebung des
betrefiendeu Thienes and die Stailräumlich-
k<>iten sind nicht ausser Ange xn lassen:
s< Iffstverständlieli ist Sorge für die nöthige
Uuhe 7.a tragen. Im Freien percutirt es sich
aueh l))-i völliger Slille sehr scbtecht, {inoier
ist ein geselilossener Kaum vorzuziehen, ebenso
die Nähe einer Wand, nirht aber einer Ecke,
hiosses pa-ssives Zuhören ist iinii< iiiii,^ iid, der
Diagnostilcer ronss selbst tiercutircn, denn
nicht bloss HOren, nach Fühlen ist nnth-
irendig.
Topographische Percussion. Die
snatonisehen Verhältni.sse >^■^ Baues vom
'llioraz sowohl^ als die ver<>chiedene Mächtig-
keit seiner Bedeckung und der Unterschied
der T^nn^i-iidurf hiiH'sser bringen es, wie aus
obigen AusfQhrungen leicht erhellt, mit sieh,
dam sehen norroaliter Schalldifferenzen «nf-
treten, zweckmässig^ theilt man daher die
Uippenfläche in bestimmte Felder ein, am
einfachsten, indem zwei Horizontallinien rjuer
über die^ ThoraxwOlbung gezogen werden,
veiehe dieselbe in drei gleiche Drittel thetlen
and die als l>i'_-'t.ii.lcr.'
Pe r cu SS i oui-. i: f I- 11 il e n \ on pr.iktisi lier
Bedeutung sind. «Sie /ei.j.-n s.iw.ihl imliviiliK-lle
als regionäre Unterschiede, auf welche sich
jeder Diagnostiker einüben mussi. Die Kin-
iheilung kann auch noch weiter in iler W > Is,
geschehen, dass man auch zwei Verticallinien
»ieht, wodvreh ebenfati« drei gletehe Felder
entstehen. Die erste T.inie ifeht dicht hinter
der fcichulter heral», die /.weite theilt die
Rippandftcbe in xwei gleiche Hälften: in dieser
Weise entsteht ein Torderes Drittel, weh heri
lediglich die ScbolterparHe in sich ftisst, ein
mittleres Drittel mit ilem i,'r<isHtcn Theile
<ler Lunge und ein hinteres i drittel, das den
l'ippenbogen umfasst und den Uebergang zu
der Hauclidäche bildet (scapularr";. centrales
und abdominales Drittel der Kiifjunwand).
Hält man die wichtigere Horizontaleintheilung
fest, so entsteht ein oberes, mittleres nn<l
unteres Drittel. Diese Felder leigen bei den ver-
srliic lt ii, t) Hatisthiergattungen nachstehende
Percussionfeigeuthamlichkeiten.
Da« obere oder dorsale Drittel
reicht Tom hinteren Rand der Schulter bis
wr Lenden gegend, ist hanptsAehlich durch
die starken Hückenmu^keln (langer, breiter
und gemeinschaftlicher BUckenmuskel) be-
deckt und geht so grMMMItheiU fnr die Per-
cussion Verloren: nur am unteren Tlieib^ er
hftlt man I.ungenächnll. bei Hunden duf^e^en
läs.st sii Ii .itt fast das ganze obere Drittel
verwerthen. Nach rorne liegt der obere Theii
des Sehulterblnttes, und naeh hinten zn maehen
sich bald unter dem Plessimeter die Haui ii
eingeweide bemorklich. Zum Ulück kommt
dieses obere Drittel in pnthologi^^cher Hin-
sicht wenig in Betracht, da fast nur bei
Rindern hier krankhafte Zustünde, lobuläre
Verdicb)iiii;:i'ii ii .li„'I vorkommen.
Dan mittlere centrale Drittel ist
das wichtigste, auch am wenigsten mit Mlls-
culatur beoeckte, man erhält daher hier den
Lungenschall in seiner vollen «Sonoritut Leiiler
ivl «Irr vordere .Abschnitt der Lungen v<»n der
Schultermasse und dem breiten gezahnten
Mnskel, der bei Pr<>rden bis snr nennten
Kippe reicht, bedeckt und schieben sich vnn
hinten her vermöge der bedeutenden Schief-
lag« des Zwerchfells die betrertenden Bauch-
eingeweide ziemlich weit in die Prusthöhle
herein, so dass der Thoracalraum wesentlich
bcsclirankt wird und der Norinalschall der
Lunge höchstens bis zur 9.— 10. Kippe reicht.
Weiter nach rAekwirts signaliairt das Plessi-
meter den ilnitififen S'.-ball mit Ftittertnassen
gefiillter Eingeweide, Llüvv. t^iapanitiHche An-
klänge, wenn massig (Jase enthalten sind, wie
ge wohnlich, auch ragt rechts die an das
Zwerehfell aufgehängte Leber in den Thorax
herein. Sellist v.'rstiiiiilieli lässt sii-li der
Schenkelschall der Leiier nicht von dem der
Milz oder mit Futter gefüllter Därme anter-
scheiden, so wenig als z. B. das Herz sich
von einem FliJssigkeit.serguss der l'leura ab-
hebt. Der Pansen reicht von einer Körperseite
quer bis zur anderen unterhalb der falschen
Kijipen herüber und nnr rechts liegen ihm
Dünndärme an. Beim Pferde ist der rechte
Lungenlajipen etwas grösser als der linke
und auch beim Kinde umfangreicher,
wenigstens uro ein Drittel schwerer. Auf der
Schulter erhält man «war bei letzteren Thieren.
wenn sie mager i-^t meist ein ilein lauten
ähnlichen Schall, er ist aber wenig oder nicht
verwerthbar, da er sich mit dem den Knochen
eigenthümlichen Schall vermischt. Zieht man
die Schulter bei Kindern nach rückwärts, was
bei der oft gros.^en L'ngcbundenh< it derselben
leicht möglich, lassen sich auch die beiden
er^teIl Kippen hinter dem Trie! perenssoriseh
erreichen, was vielfach von Wie!iti;,'k- it ist.
Bei Schafen und Ziegen kommen keine
erheblichen topographischen l'nterschiede vor,
«ler Percussionsbezirk ist cbenfan- ein sehr
begrenzter und ist vom ganzen Luu^'i iivoluraen
nur ein Drittel für die physikalische Ex-
ploration zugänglich. Die Abdominalorgane
schieben sich hier bis zur Tiert- und fönft-
letzten lüinie vor iiriil nur Im vier1<'ii IiiI-t-
costalraum ist der kleine Herzmuskel erreich-
bar, aar Bestimmung der Hengrenzen kfinnen
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PRBCD8SI0H.
daher nur klein« Flewinieter Tcrwendet
wprdpn. Im Uebrij,""" liefert das centrale
Drittel bei den kleineren Wiederkäuern immer-
hin tehr brauchbare Resultate, der Brustkorb
ist mehr tlacli ^i^bant, in den Kippenknorpeln
gut nttcligifbiiT und daher sehr resonanzfälhig,
so dass sich bei Ifii-Iitcr l'ercussion ganz
Wühl die Bauchfiäche, d. h. die liiüertinit des«
Zwerchfells hnfw ermitteln lü8st. Der äussere
Uaiiil (l. r T,f>hrr rn«rt nii-ht über die letzte
Ikippe liiiiaun. Bei Schweinen kommt niuii
seltener in die Lage, Brustuntersuchungen
vorxnnebroen, doch siad sie in ibnlicher Weise
ermöglicht, wie. bei den letzterwihnten Hras-
tliit'ron. Am meisten genirt hier die bekannte
I nbotmässigkeit und der oft starke l'anni-
culus adipüHUH, ntu'h kommen diagnostische
Fehler dadurch vur, daKs im hinteren Drittel
rechtsseitig häufig Lungendümpfungen cr»n-
Htatirt werden, welche jedoch vt n (irr vt i
hftltDissmässig sehr grossen Leber dieser l'hiere
herrtbren. Du mehr abgerandete Hera ist
proportional klein untl b*n irut (^pniUirton
Thieren schver zu erreiilit n. l'er Ikustkastcii
des Hundes leichnet durch die leichte
Bedeckung am und ist bis in die Sternal-
gegend henb gat sehwingungsffihig, der
Thorax vlifM.T Thiere kniin liaticr al- der für
reine Schullperceptioucn am ineisten geeignotf
bezeichnet werden. Der Brustraum ist ver-
hältnissiiiässig sehr cferäumig, die gut schall-
leitenden lUppeii stellen dicht nebeneinander
und auch das Zwerchfell ist weiiiiirer schief
gestelitt ee due bei entsprechender Klopf-
atirke die Bancheingeweidfe nicht eo leicht
mit in hörbare Schwingungen gerathen, doch
kommt viel auf die EigenthQralichkeiten des
Baues der verscldodanen Hunderassen an. Bei
Hemntersochingen, die hier aach rechts
Yorgenommen werden können, ist in be-
achten, ilass wegen der Anheftung der Beutel
spitze am Zwerchfell der Herzmuskel eine
mehr liegende Verliealaxe xeigt and dieser
selbst oft von kleinem T'infanpe i<t. dass
die PercussioD (im Niveau der tuntten Kippe)
gar kein kliniech rerwerthbares Ergebniss
liefert.
Im unteren oder «ternalen Drittel,
in weleheni .iin ni.i'ten l.unfren.'rkrankungen
vorkommen und auch Jas Herz gelegen i«t
(cardiale Percusüionsgegcnd), nimmt zufolge
der dichten Aufeinanderlage der Kippen-
knorpeln nnd der sicli hier anheftenden
Munkeln (besonders des l'ectoralis, der leiin
Pferde bis vom neunten Bippenknorpel her-
kommt), die Dicke der Brustwand wieder zn
und das Volumen der Lungen ah. es lasst
sich jetloch bei enfi^preehen«! tu t.. r l'ercussion
immerhin ii"< h, u. iui aiK Ii in beschrünktem
Masse, ein brftuchliart>r Luiigeueichall erxielen,
da sich aneh ein ThHl der iieischijfen Hchniter
eiiM;,'eriiia--en zur S.'ite ^> bielit'n lä^st: nur
nach Jiiiittii j.'elit da- nriltt'l iur die Luii}(en-
nntersuchnng i,Mii/ \' i l ren (.Magen uml Dick-
darm). Bei Kindern klopfen Anfanger linker-
seits gerne i'ine Lungendünipfung lieruui^.
wo keine ist (leerer Si hall der Haube). Im
vorderen Abschnitt des unteren Dritl^lä macht
sieh links das Ken bemerkliefa, ea Ist jedt>ch
bei den verschiedenen Hausthiergattungen
verschieden gelagert und meist unter dem
vorderen Lungonlappen etwas versteckt, was
betreffii der Klopfstürke von Wichtigkeit ist.
Seine Anffindung wird wesentlich erleichtert,
wenn die Thiere. falls es tliiinlieh erscheint,
vor der Fercussion entsprechend in Bewegung
gesetzt werden, weil die für die Lage raass'
i^ebeiule Herzspitze bei "gesteigerter Hersaetion
unter ulleu l'mätändtii die Kippenwand er-
reicht. Bei Pferden ist die Herzunter-
sachang insofeme erleichtert, »i» hier, wie
bekannt, die linke Lunge einen halbmond«
förmigen Ausschnitt besitzt, welcher e.n er-
möglicht, dnss ein grosserer Theil des Unken
utid ein kleinerer des rechten Ventrik«ls fast
unmittelbar an die Kippenwand heranreicht
und zwischen der vierten nnd sechsten Kippe
die -sog. Herzdämpfung liel. ri. Die Höhe der
Herzbasis geht bis zur Urenze des mittleren
Drittels herauf nnd die BpitM befindet sieh
im Niveau des siebenten Kippenknorpelbrust-
lieiugelenkes, es lässt sich daher der I^mfang
de.s Hcn,eiis bei einiger Uebung unschwer
feststellen (s. Uennntemichang). Bei den
übrigen Thieren schiebt sich ein Theil des
Limtrenflil^els zwischen den ITerzbeute! und
di( rieurawand ein und macht diese An-
ordiHin^' eine etwas tiefere Pereaaaion er-
forderlich.
Im Ganzen ist somit bei den Thieren
das Percussionsgebiet ein mannigfach be-
schränktes und sind demgem&88 aaoh die Er-
gebniaie der physikalncben Bmttunter-
8nehan<r wenig^er anscjirbiu:, namentlich gegen-
über der mehr oltenen i^age des Brustkastens
beim Menschen, die praktische EMiUining
bei Lungen- und Herakrankheite» mnn daher
meist in Hilfe genommen werden nnd einen
Theil dieser Mangelhaftigkeit ersetzen. Hinder-
lich ist ausserdem häutig die L nrnhe der
Thiere, ihre Widersetzlichkeit, das starke
Haar oder Wollkleid, die gebräuchlichen
scharleii Einreibungen der Brustwand, ent-
zündliche Anschwellungen der Snbcntii^ hjpo-
statische Oedeme u. dgl.
Die Percussion der Bauchhöhle
kann, wie leicht erklärlich, getreu üb'^r der
gleichmässig fixirten Brusthöhle nur eine
untergeordnete Rolle für die Erkennung von
Krankheiten der gastrischen Organe spielen.
Die Baucbwandungen bieten schon aus dem
l irunde ein noch weniper t;(lnsti^- > Tei r-ün
fUr die Percussion, weil sie hinsichtlich der
Ausdehnung und Spannung fortwfthrenden
Schwankungen unterworfen und nicht mit
guten Schallleitern umschlossen sind, als
welche die lii[)pen beaeichnet werden k< nnen.
Vermöge der rein mosenlOsen Bedeckung des
Ranche» nnd den ntBndUch wechselnden In-
1i:dte> d r linlil. n Riiigeweiile kann der ein
( oiiMiiiil vei s liiecli II grosser Luftächallrüume
enthaltende Hinterleib nur einen schwachen,
weil variabel nachgiebigen Ueson>tnzboden
bilden und sind au.'^serdem die wichtigen
|iareneh\inatösen Abdoiniiiab'rirnie schwer
oder gar nicht plensimetriich zugänglich, ab-
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PERCUTANE ARZNEIAPPUCATION. - PEBEIRINUM.
gesehen d»vfjn. «la»» sie, wie alle nicht lufi-
iiaUigen i^ bildi-, ja iinmor nur einen und
denselbeo dumpfen Schall produciren, Sunach
kann es »ich mehr nur um Ma;;cn und
Darm handeln, mnl iiui Ii hier nurumsoUlu'
Pttrtieu, welche in nüchütor Nahe der Baucb-
Wftiid liefen. Iti welcher Weise sieh ietstere
percussori>rli vrrhfilfori, ist ;,'rr)?steTith'''iIs
schon III dun abigen Auslührungen augi. ^'i'lii'ii
worden.
Die äpanoaiijs ist immer da am sUMrkaten,
wo «ich eben dte meisten Gase anfbaMen,
aliiT auch jcnr DaniiiibschniUe stets
mit Bolchen verseilen, welche ans^-hcinend
lauter feste Kuttermnssen enthalten, d'iin
letztere sind ex ja nur, welche die Jaift-
artcn entwickeln, so daas das Plessimeter
schliesslich äberall solche aufdeckt, .selbst in
den aotersten Baacbregionen, in dencu eiozelue
Darmpartien ausserdem hftnfig wegen Be-
schwörung' am .VtiFstcigcn behiiulcrt werden.
Von dca verschiedenen Schaliiinalitüten >yic\t
die Reihe vom dumpfen und gedämpften
Schalle bis xum tympanitischen und nicht
tyrapanitischen die Hauptrolle. Die borvor-
ragendäte Krselieiiniii^' bildet der tynipani-
tiäche iScball und ist er stets das Zeichen,
das« die Hinte des Magens und Darmes nur
■ ,. (.;.:,. ir,.5(p.in„t >iiid, also einen normalen
iiui.Hli au icäteii und ga.sigcn Stoflen führen.
Die ISIcmhraneti und der feste luliult vcrmf»geM
jetzt ntcbt uder J^aum mitzuschwingen, fast
attsschUesslicb werden die Oase in tßneiido
.Sehwinguin,'eH v.r.-e1/.t, dii-s I'eriii»i'ins-
resultat ii< i'ert d.tlier auch viel Klangtdile und
Cliarakter: sobald jedoch die Hohlorgane ab
norm stark gasig aufgetrieben sind, nehmen
sie auch eine abnorm starke Dehnung an,
lie lliiuti' ^'1 rallien in MitM-hwingung und es
tritt ciu li«lkr, lauter, vuiier Percussions-
schall liervor, wie stets l»ei acnten oder
clirnnisrlien Aiifblüliungen ntid Wiudkoliken.
(ieschiehl dies in excessiver. gefährlicher
Weise, so wendet sich der laut«i -Magendarm-
schall mm Überlauten, der meist einen
mehr oder weniger metallischen Beilclang bc-
-it/.t und stets sehr iioi Ii in der «Scala steht,
in demselben Ma«80 aber tiefer wird, als
ein Dehergang in den nicht tympanitischon
!>chall stattflndet. Kirn" verijlelrlienile Prüfung
beider Bauchseiten ergibt ein ganz verschie-
denes Kesultat und ist bei dem Mangel an
paariger Disposition der Uinterleibseingeweide
ohne Werth. Die Leber nnd Mil« vorftndern
nicht selten ihre äusseren Umrisse durch
krankhafte Einlagerungen, es lassen sich die-
selben aber meist besser durch Palpation als
Perciissiun feststellen (». Uiuterletbdunter-
»uchung).
^Vas and-re Kürpergegenden, als die
kcliuu genannten botrifit, so werden xuweilen
die SchidelbOhle. sowie die Kiefer- und
Stirnhöhlen angtM i lt Letztcrc ergeben
bei Anfiillung mit catan lialischcn Producten
in der Kegel nur eine schwache Abdämpfung
de« laniea LnftBcballes, da der gut resonirende
LnftMhftnTMun der NMeshoU« dicht daneben
liegt Bndlieh kann auch der Umfang hohler
Wände de^ lliit. ;, durch J'ereu>Mon er-
mittelt werde»», und kloptt man hier iV
br^>eren Krkonnung der Schalldifferenz »u-
i:loich auili den ijesunden Huf an. Ft^v/.
Percutane Arznelapplication (per, durch;
cutis Haut) iüt jene, bei welcher man die
Arsneimittel anf die Haat einreiht, hanpt-
srlchlicli zu dem Zwecke, eine .Ibsorption
durch das Hautgcwcbc, dessen Capillaren,
LympbrAnne nnd Haarfulliki l m veranlassen,
weniger am auf die Haut selbüt (wie z. B.
bei Quetschungen, Hautausschlägen, Ge>
schwüren, Erysijiol. rarasiton) oder auf tiefer
liegende Thcile einzuwirken. Die percutane
Heilmittelttpplicalion ist sonach mit Rück-
sicht auf die angegebenen Zwecke sl'i'li-
bedeutend mit der epidermatisch eu Me-
thode, welche auch als jatruleptische be-
teichnet wird (AnatripsoJogie, ava xftft»^
reibe ein), zum Unterschied von der intra-
cutaniMi .\ji]dieati 'H. widu-i vor d'T Kin-
reibung die Haut von der iv|)iderniis ciublosst
wird. Schwierigkeiten bieten sich hier hau|>l-
sächlich aus dem eirunde, weil die Haut der
Thiero einen starken hornigen und zugleich
fettigen reber/.nu' besitzt und ausserdem mit
dichten Uaurcu besetzt ist, von einem Aof-
saagangsvermSgen der inlacten Hanl nn4
einer .\!l'.remeinwirknng kann daher nur in
beschranktem iirade die IJede sein. Wässerig«
Lösungen von Arzneimitteln dringen gar nicht
udcr nur in minimaler (und daher Itauro in
Betracht kommender) Menge durch die Rpi-
dermis ein, leieht^'r dagegen gesrliblit dien
bei gasfiirmigon oder s<dchen Mitteln, w. Khe
h\i U leicht verAuchtigen, wie die ätherischen
Oele, die Spirituosen und Tincturen, Aether,
Chlorolorm. ('arbol, Kreosot, Kreolin, sowie
das Quecksilber, Jod. Hrom und ('hlor. Etwas
besser dringen die einzureibenden Üubstau-
Ken jedenfalls «in, wenn sie in zerstinbter
Nebelform applicirt werden ndi r das l!an(-
fett vorher gelöst und eiitlerut wird (wie
U. durch Kaliseife, Aether, TerpenUndl),
bexw, die Haut sich schon vorher in gereistem
Znstande befindet. Desgleichen werden
viele Mittel, welche in Lösung mit Wa^M r
impcnetrabel sind, dun h intnir'' Venni.>( hung
mit Fett, Ocl, Seife, Vaseline, l.anidin, Snlvin,
Mollin etc. aufsaugunj;sfahi^', in.'^nfrrnc kleine
Theilchen bei dem Eiuieibeu in die Drütcn-
ausfiihrungsgänge und Ha^irfollikel hinein-
gopre^st und so mit den lebenden Zellen,
nervösen Organen nnd Capillaren der Cutis
In Herührung kommen. Indessen kann dlrso
Wirkung niemals eine erhebliche sein und
ist 7,udem nicht nuthwendig damit ein Ueber-
gung in die Säftemasse verbunden. Am meisten
kommt es auf die Sorgfiiltigkeit der Vau-
reibnn;^' und die Dicke der Horn.schiclit an.
(S. auch Heilwittelanplication.) /'«'äc/.
Pereylit, in Begleitung von i*old in
Sonorii in Mexico vorkommend, glasglänzende
kleine hininielbl^ue Körper darstellend. A//.
Perelrinum. Pereirin. Das Alkaloid der
Kinde einer amerikanischen Apocvnee. Pao
Pereira^wetebea gegen Halali«, IhnUeb dem
Chinin und Anenik. nencatens gepriesen wird
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P£RENNIS. ^ PERIBKONCHITIS CHUüMCA.
(Dosis fär den U«nsctien 0*8 oder t'O pro die).
Die Wirkung kommt ili r «l. ? Alkaloides des
golben Jasmins, einer Lugtiiiiacue Amerikas
(Gelsemiam nitidum oder semperviruro, dem
Gel semin oder Gelsem in in) gleicli, das
aber um das Zehnfacbe pfliger ist. Näher
nntfr->iii iit ist Jas Alkaloiii noch nicht. Vogel.
Perennis (von per, durch; annus, das
Jahr), da« g^Bnse Jnhr hiodnreh audatiernd,
beständig. Amu-lfr.
Perotta heisst eine 8j)aiii!jcli«; Mi-rino-
stammheerde, weU-hc im Körperbau und Vliess
grosse AehaUchkeit mit den JNegrettiscbafen
besitzt und zn den bessereit Wanderschafcn
(0\' iii t r,i -IiuiiKinti's) Sjianiensgclir.it. /V
Perfectitiilität nennt man in lier Zoo-
technik die Yervollkommnungsfähigkeit oder
Bildsamkeit der einen o.L-r anderen Kasse
unserer Hausthiere, wodurcli sie sich vor den
meisten anderen Kassen vortlicilliaft aus-
xeicbnet oder aaazeichnen aolt. Wir selbst
irlauben nicht, dassiri?end einebesttminte Rasse
liicseii Vorzug in bi-^oml-rs IioIkmh (Trade
be^^itzt, sondern s^iud der Jef^Uii Meitmng,
dass bei jeder einzelnen unserer sog. Cultur-
nisscn durch eine, Generation hindurch fort-
gesetzte sorgfÄltlge Auswahl der Vater- und
Mutt' rthiiTi' eine VervoUkommtnin^r der Nach-
sucht in ihrer Formen und Leistung erreicht
werden kann. Conformitftt einer Rasse, das
liöi-b^t'- Zir'l (lis Zücliters. wird st^lbstver-
stäinili' h bei einer schon weit vervollk inm-
iirti ti Kasse aehncllor erreicht als b' i -oklien.
die bisher immer nar sorglos gesichtet un l
schlecht gehalten Warden. Frcytdi^.
Perforatio (von perforare, durchbohren),
die l>ur«'hlöclierung. Anaikir
Performance, cngliscli, = Leistung, That,
Vollftiiirung, bezeichnet in der Tuif<praHii\
für welche es auch im Deutschen mii," wi iuiet
wird, die auf der Rennbahn bewieseiii' l.' istiinf;
eines l'ferdes. Man sagt daher %. B. ein Pferd
hat gate Perfnrmances anfzQweisen, oder nach ;
den Terformatice^ gehört das T'feril u. 8. w. Gn.
Performer, inglisch, = Ausführender, be-
leiehnet in der Turfs|>rachc ein Pferd, das
schon irgend eine Leistung auf der Kenn-
bahn bewiesen hat (s. Performnncc). Gm.
Perfusion (pcrfundere. l>ei,Mi'<sen ). D.is
Uebcrgiessen des KOrpers oder einzelner Theile
desselben mit Wasser. Besonders wird das
Ucberschötten grösserer Menjrcn kalten Wns.sers,
z. B, bei Geliirncongcstionen über den Kopf,
als Perfusi<tn bezeichnet (s. Hydrotherapie). Vi.
PargaBMitpaplar , vegetabilisches
Pergament, Papyrine. Behandelt man
ungeleimtes Papier mit einer Sclivvef' Iv.iuie
*wu ÖS — 60° H., so wird es in der Weise
Tcrindert, dass es nach dem Abwaschen der
Säure mit Wasser leder- und pergament-
nitig, beim nachherigen 'l'roekncn hornartig
erscheint. Diese Thatsachc bildet die Grund-
\iL%c der Darstellung des gegenwärtig für so
vlelfarhe Zwecke gebranchten I'ergament-
jiapi'^rcv .fcde Art Cellulosc kann durch
bchwetelsUure pergamentirt werden, am
rasehestOD gebt die Umwandlung der Baum-
welle Tor sich, am Ungsten leistet Hanf- und
dann die Flachsfaser Widerstand. BeiderEneu-
gun«; des PiTt:aiMent|iapieres nii(t<l>t !Ma-
schinö lusst mau das Kohpapier — welches
müglichst frei von minerulisclien Rcstand-
theilen sein mnss — in der Keihe durch
Schwefelsaure, Wuiser, verdünntes Ammoniak
und abermals durch Wasser gelien, und
bringt es schliesslich zum Trocknen and
Glitten auf geheisten Cyllndern, wie ri«
an jeder Papicrniaseliinc gebräuchlich. Das
Pergamentpapier besitzt dieselben Eigen-
schaften wie die thierisehen Membranen,
z. H. der Blase, es ist fttr w&sserige FlAssIg-
kcitcn nicht direct dnrchlSssig, aber Wasser
und darin gelöste krystalloide Körper durch-
dringen es vermöge der Dialyse. Oel und
Fett werden durch dasselbe vollkommen
isolirt, niclit so flttssitre Fettsäuren. Das Per-
gamentpapier kann die Luft, nicht aber die
darin befindliche Feuchtigkeit abschliessen.
es eignet sich daher nicht aiim Einschlagen
hygroskopischer Snbstansen. In Wasser ge-
taucht, wird es weich nmi elastisch wie
tliierisciie Bluse und lässt sich in diesem
Zustande Uber einen Bahmon oder den Hals
einer Flasche spannen, wo es nach dem
Trocknen eine strafl" gespannte Fläche bildet.
Durch Aufnahme einer gewissen Menire Glvcerin
oder von Losungen hygroskopischer Salze kann
es nur vorttbergehend geschmeidig gemacht
werden. Die dialytisrlie Eitrensrhaft i!e^ Per^a-
nientpapieres wird in grossem Maskat abe in den
Zuckerfabriken zum Dialfaireo der Melasse —
Osmose-Verfahren — verwerihet. Durch Za*
saromenkleben des in Streifen geschnittenen
Pcrgamenfi>aiMeres stellt man k ü n ä 1 1 i < h e
Därme her, das hiebei verwendete KiebeniiUel
ist bis jetzt noch Gcheimniss der Fabrikanten.
l*Ie <^'i-wr,1iiiliilieii I'er<,'aiiientbentel worden
mit risclilerieiiii auf der früiier befeuchteten
Stelle geklebt. Eine nahezu wasserdichte
Klebnabt erzielt man durch Anwendung vvn
Chromleim (drei Theile Kalinmbiehromat
anf ino Theile KnhuT LeimV Aebnlicli der
thierisolien Membrane nimmt l'ei gauieutp<ipier
FarbstotVe ohne Baiie auf. Zu Urkunden und
Werth papieren kann es jedoch nicht benQtst
werden, weil die Drackfarbe in die Faser des
Stofles nicht ein^Irinpen kann. liali-T nicht
trocknet, sich noch nach Jabreo verwischt
and mit Ldsangsmitteln (Schwefelkohlen-
stoir, Terpcntinfil) darans entfernt wer.if>n
kann. I^i.öiJi.H.
Perianthium, BlQthenhülle, s. Perigonium.
Peritrtarlitia. Entsendung der Aassen*
haut der Arterien, entsteht infolge tranmati-
.-eliiT F.iiiHn>M' <>ilrr al^ Pintjtflanynnir il.:r
Lntzündiingsprueesse von den umgebenden
Geweben auf die Aitcrienwandung. Diese
Periarteriitis greift oft auf die Mitlelhaut
(.Mesarteriiti-s) und Innenliaul ( Endarteriitis)
über und führt dann zur Thrombose und
Obliteralioo der Arterien etc. Stmmer,
PerlbronobHIa ohroaJoa (r- «tp:. um.
lierniH; ^prly/o;, l.nttr'hre; tä ^p'^T/.'-'-*-
Bronchien oder Liiftiulirenästc; itis = Ent-
zündung), die chronische bindegewebige Enl-
zitndang in der Umgebnng der Bronchiolen
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PfiKlCARDIAI^FLOSSIGKBIT. - PEKICABD1TI8.
wird als eine diffuse and kiiutige, ab Pcri-
bronchitis tibrosa dilTusa und Peribroncbitis
flbrosa nodosa anter*chieden. Wird von der
bindegewebigen Entartang nnr die Bronchial-
srlileiiiihaiit »rirriffcn, so haben wir eine
Endubronchitis (v. gvSov, innen) vor uns.
Bereits anter „ßroncbialentzQndnng" (». d.)
wurde erwähnt, dass im Verhiiiff di r ili io-
nischen Bronrhitis die Entzündung auf das
die Bronchiolen umgebende Bindegewebe
abergretfeu kann nnd dasselbe sich alsdann
▼eruiehrt; daa voeheindff Bindegewebe hat in
der diffusen IlrunchitiN* dfT Pferde die Wfvndi'
der feineren Bronchien in grauwcisse, teste
Hassen umgewandelt, welche in ihrer Mitte
dan BroncbiolttS und etwas Schleim erken-
nen lassen. In der Peribronchitis nodosa
kommt es zur niultijilnn Kti'ptcli.'iiViildung, bald
mehr rurhcrrsehend in einem liungenflägel,
bald in beiden FlQgeln gleichmässig. Dieclcer-
hoff iiKi' hf'- 1S7!1 /iierst in Ailain's Wnrben-
scUriCt auf diese Kiiotthtii b.'i l'l'erden.
Anacker 1877 im „Thicrarzf- i Si luif «n
aofmerksam. Die Knötchen ait^u btsi Pferden
am den Bronchioln heram oder in der Wand
der Bronchiolen und * ir. i. lu-n die Grösse
eines Hirsekorns bis einer Erbse, ich fand
sie in einem Falle von der QrOsae einer
Wallnnss und darQhcr in grosf?cn Mengen,
nahe bei einander sitzend; sie s^in l uufungs
fest und glänzend, 8|>äter werden S'W ^'lau
weiss und xerfallen von innen her vlvta»
oitrig-käsig oder an einer trockenen, brSek-
liehen M.isso und verkalken niifniit<r, luirli
i>ind 9>iti von t incr dünnen Kapsel uni^elion.
Bei einer reichlidien Durchsetzung der Lungen
mit grftweren Knoten machen sich asthma-
tisclie Beschwerden bemerktich, das Lungen-
gewebe ist /war iiiclii vull-lilndig ate^'l■lati^^■ll.
über doch vielfach serös und xeUig infiltrirt und
anfgetiieben, so doss sieh na«h Binachnitten
i'iüe grosse Menge sclianmiges, etwas röth-
lichc» Serum ergicsst. Die Lunge befindet
sich dann im Zustande der cntzQndlielien An-
schoppung, einxelne Partien derselben sind
sogar hepatisirt nnd so einer gleiehnilssig
festen, sj>f i kartii,'iMi Masse degcncrirt, was
dafür spricht, dass das wuchernde Binde-
gewebe die Alveolen und Bronchiolen voll-
ständig verdrängen kann. DieckerhofT nimmt
an, das« mit dem Blute Pilze in die Bron-
chiolen gelaiii,'cii, sicher ist. dass eine
schleichende Eutzfindaug im interlobulären
Bindeieweb« nnd in den Alveolen die Be>
dingung /nr Entstrhnng drr Kn'Hchen ab-
gibt, bei ileii kleineren Kni>lciJ mag es sich
«m die Degeneration von einzelnen Lungen-
bläschen, bei den grosseren Knotea um die
Degeneration eines Lnngenläppchens (Infun-
dibula) handeln. Diese Knoten nif< ii l< ii lit
den Verdacht auf Ilotz hervor, indess i.st
Verwechslung damit kaum möglich, sobald
iniin d<.ii I sanimtbet'und der S> i tinii naher
i«a Auge liiÄ^t. Die liutzknoten IriÜft man in
ihren verschiedenen Uebergangsstadien und
Altersperioden, die hbrOsen Knötchen stets
ton denelben Besehaffenbeii an, ihre Dicht-
rotzige Xatnr wird anch dadnrch erhftrtet.
dass sich weder auf den Schlciuihäuteu der
Luftwege noch in den Drüsen Botsneiilnldiuigen
nachweisen lassen.
Bei Schafen fand ich einxelne Tjnngen-
läpprhoti ■■ariiifii irt. o!i \v.ir<ii dit,' t'iiizrdnen
Lappchen deutlich xu erkenii'ii, hier waren
auch nach den Untflftchen der I^ange bin,
wohl auch im Lunfr'"'nparcn( li\ m i rbsengrosse,
helle, wässerig ^'lauztiiüc, iuutc Knötchen
vorhanden, die öfter in ihrer Mitt'> kii.sig
eitrigen, von Kalksalzcn durchsetzten Detritus
enthielten. Mitunter hatten die Knoten die
(Irnssc . inor Haselnuss und waren ossificirt,
sie stellten alsdann förmliche Knochenblasen
dar, die in einen erweiteitcn Broncldolas
l^bergingen. Neben den Knoten war rer-
schiedentlich cylinderfttrmige Bronchiectasic
zu erkennen, die Bronchitdrn bildeten liier
bindfadcnartige Stränge. Als Ursache glaubte
ich die Einwanderung von Mikrokokken be
schuldigen zu müssen. Der OesundhiMtszustand
der Schafe ist hicboi lange Zeit nur wenig
altcrirt, sie husten und niessen hin und wieder,
endlich stellt sich SchleimansKuss aus der
Xase und etwas angestrengte Respiration ein.
Wobei dir Frc-slusc tmch rege und der Er-
näbrungs>:ustand ein guter ist, erst nach
langer Andauer magern die Thiere ab; der
Tod tritt mri-,tf*ns diin li Hinzutritt von Pneu-
monie oder Lmi-^i'iiüdciii eiu.
Vdm I iiK T licliandlung steht kein beson-
derer Erfolg zu erwarten; bezüglich der ein-
Xttarh1s|rena(>n Heilmethoden verweisen wir
anT !' n .'vTH id „Ilriiiii-Iiiali-iif/ilnduii",'". .inr.
PericardialflüssiQkeU — llcr/bi.iUelflüK-
sigkeit, -s. Herz.
Perlcardlal|erin«Che. Die (iehOrs Wahr-
nehmungen, wie «fe bei der EntzQndnng d<»8
[b r/> n^ und seinem rrln'r>iuges haUjit^ai Idii b
durch Iteiben entstehen. S. Auscaltation und
Hensnntorsuchung (Hcrzbeutelents&ndong). V/.
PericarditiS s. iMTicardütis (von rie.:-
xäpoi'.v, Herzbeutel; itis ^ Eutiüuduiig), die
Herzbeutelentztindnng. Anacker.
Pcricarditis und Myocarditis fvon
ictp'l, um. herum; xap?''-!, Herz; {•.•>;, Sluskel),
dii' Herzbeutel- nnd Uerzentzflndung. Da die
Her^L'iitzQndung bisher nicht besprochcii wor-
den ist, so soll dies nunmehr an dieser Stelle
geschehen, was umso weniger von Belang ist,
als Herzbeutelentzündung und Herzmuskel-
rntzündnii<: hautij^ sich mit einander compli-
ciren und nicht immer streng klinisch aus-
einandersuhalten sind: wenden wir ans sn«
nächst 30 den ursiehllehen Verhlltntssen
beider.
Pathogenese. Nicht selten entstehen
Pericarditi.s sowohl als Myocarditis secnndftr,
0. »w. nach erysipelatösen und rheumatischcH
\f!'ertioneu ;uis>fi" i Tlivilc fii« bukiMitziin-
dung, Sehnen.scheidenentzündung), indem der
rheumatische Process mit Vorliebe auf die
serösen Auskleidungen flbergebt. »btiiM. wie
entzündliche Prnccsse von der l'leura oder
der Lange auf Pericardium und Herz, sodass
SU Pneumonie, Pleuritis, lutlucnza, Infec-
tionskrankheiten , Petechialtyphus, 8tarr>
krampf, Tnherenlos«, Perlsoebt, Vergiftun-
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PEKICARDITI8.
gm i'tc. öfter I i rii u luii, Myo uder End«.»-
rarditis hinzutritt. Eitrige und jauchige Ex-
sudate in der Brusthöhle, wie sie bei Eiter-
knoten und Cjimtucii in den Lunken oder
Ver«iteruDgon der LympbdrQMii innerhalb
der BrarthOble mkomin«n, eotillndeti den
Heribeutcl. Mitiinf»M w- rden den Ernülirungs-
gel'äiiii«n ded ller^iuubkels Euiboli von uu-
deren Organen aus (Nierenentzündung, Blni-
zersetzung, Decubitus, Icborrbämi«) loge-
t'Qlirt, eä kommt d.inn zu einer emboüschen
oder metastatisrihii Her/.i'iit/iiiuluni:. Herz-
fehler^ Neubildungen und Parasiten (Ecbino-
eoecasblasen) im Herzen fOhren ebenralls zur
Eiitzdndiing dcÄScnn ri. Weitere Ursachen sind
in Verletzung t.ii und Wi wundungen der Brust
und des Herzens durch äussere Gewaltth&-
tigkeiteu, duch BippoDbrfkche, bei Bindern
dtirch versclllilrkte Fremdkörper gegeben,
\v- Idic Von der ll.iiib<' .ms Ms zum ili t/mi
vordringen. Die Frcuniiiorper bkiboii in den
Slaschen des Nftzniageii.s liegen, sie werden
w.^hrend der Huniination und der Magenpori-
Ntaltik in de^scn Wandungen eingetrieben,
durchbohren endlich die Waii>liingen und
«cliieben sieb, dem Znge der Exspiration tol-
i;end, nach vorne, wo sie dns Zwerchfell
durdibohren und den nahe liegenden Herz-
beutel und dos Herz verletzen. Mit den In-
.vpi rationell TcrniOgen lie wieder zurück in
den M»gen in gelangen und mit den Füccü
Httssttwandern oder nn irgctid einer Stelle
des Körper» diireli Eiterung nach ansäen be-
l'ürdert zu werden; mitunter bleiben »ie in
einem Abs« esse am ZweiThrell liegen uiier
weiden si«; eingekapselt. Transsudate ergie;;.-«eii
sich im Verlanfe der l'erieanlitis gern in den
Herzbeutel, wüiircnd sich auf ihm und dem
Herzen Exsudate in venxkiedcuer ätürko ab-
lagern. Da« Transsudat dehnt öfter das I*eri-
eardium ganz kobi.v'^al aus. wir nennen dann
den Zustand II urzbe u ( el w assers u c Ii t,
Hydropericardium t»eu Hydrops pericardii (v.
f>?iMp, Wasser), hingegen eitrige llcrzbeu-
tclentzQndung. I'ericarditis purulenta
Pyopericardinm (von )ms :— : ;:rjr,v, Eiler),
wenn die crguüsenc Flüssigkeit eine grau-
gelbe Farbe hat nnd viele BitcrkOrpcrelien
enthält. Vi r|( l/.diigeii veranlassen die I'eri-
carditis trauniatieu {\vü to tpaOiia. die
Wunde).
Symptom« und Vorlauf der Pcri-
rarditis. Die PericarditiM vorl&uft tltciU
.!< ut. tln il-s • hronisch. Beim acuten Verlaufe
find Fressiust und Verdauung gtstnit, e.s
machen Hieb starke Fiebcranfüllo bemerklich,
1'niek mit den Fingern auf die liiter i -.t,il
räumt) der Herzgegend vcruiba« hl Mcjuujr.i:.
Der Herz.schlag wird besehleiiiiigt. Hiinullu.i
riüch, urhubmidch, nach Ergusü in deu lieiz-
beotel wogend, schwach und nnfifblbar, der
Puls hastig, kb'in, .seliwai h und unp gi lina«-
&ig, in der ll< r/gegend weiden Keibeg. ruusrlu
gehört und gt tuhlt. infolge viai Dlutstauung
wcnlen di' Lungen hyperämi^'cli und seMs-
zellig angesrhoppt. im unteren "Ih'il der
Liiii^. u vermisüt man da^ Atlimun^'sgeräuseli,
zunehmendes Laogenudnu verursacht Dj^>
|*nöe, u. zw. in um so stärkerem (irade, wenn
der V(>in Traiissiid.il starker an«cedelinte He rz-
beutel die Lungen und grossen üeta.osalaiiimc
coinprimirt, die Blutcirculation stockt, 80
dass sich das Blut in den UalsgeflUsen an-
häuft, die Jngolaren aieli ^wrk fUlen and
Oedeme im K< hl<;ange enfstdien. In den Ge-
fässen können sich Thromben bilden und
zu Embolien in anderen Gefftssen fahren.
Die Patienten vermeiden so viel als möglich
da.s Niederlegen, weil es die Herz- und Lun-
gentbätigkeit erschwert, aueii üevTegangen
werden möglichst vermieden und geschehen
mahsam nnd aehwerfillig. Mit innehmondem
Ergnss in den Herzbeutel verlieren sieb die
Reibungsgeräusche, der Herzschlag wird wo-
gend iniii plätschernd, die Herztöne hört man
nur nndeutUch oder gar nicht» die Mascola-
tur des Henena erweicht und erseUaffl. Oefter
hört man bei vorhandenem IfydrNpericardium
Bauschen und Glucksen, beim Pcrcutireu der
Herzgegend einen gedämpften oder leeren
^^chall, wenn Gase im Herzbeut' 1 zngegcn
sind, einen hellen, tympanitiseheu iuii. Ver-
wachsungen des Herzbeutels mit dem Herzen
lähmen die Ucnecontractionen. der Puls wird
sehr klein und nnregeimässig, die Äthemnoth
gross. .\näniie, Muskelschw arlie. Her/s. Ii w.'ii h'',
Verfall der Kräfte und Lungenöden» fuhren
in Wochen zum Tode, Öfter unverliofll
uud pbktzlich durch Horxparalyse.
I>< r traumatischen Pcricarditi» der Itinder
gehen Vcrdauun^—t..; unirm. wechselnde Fre.sj»-
lii:>t und liumiuation mehrcic Wochen, selbst
einig« Monat4> hindurch voraus, während
weleli< r '/.<■]{ dieTliiere beim Liegen str.lm.^n,
.sieb uij^'' rii bewegen, öfter verstojiü »ind,
zuweilen Li . twas Hlut mit den Excremeutcn
ab uud sind die l i uugergruben etwas von
«•aticn aufgepiiin (s. fremde Köq)er). Druck
auf die linke Unterrippengegend verursaeht
Schmvrii un«l Stühncn. Dies .\llcj sind
/.eielioa der Hagcnvcrletzung; mit der Ver-
Ict/.nng des Herzbeutels und dem Beginne
der l'eriearditi.s crkmnken die Kinder ernst-
li<-lii-r, die .Ma.<-tdarmtemperatur steigt um
i—at'', der Auadruck im Auge verrilh tiufen
Schineri, die liespiration wird vermehrt, nach
4 — 14 Tagen Iit mau die Jugularcn unge-
wöhiilieli <lick autgetrieben, man bemerkt an
ihnen Wohl aueli Pulsation, die Baucbprcsse
wird uutcrUrfickt, weil sie den äübmen ver-
grOsisert, weshalb Mist- und HarnabaaU nn-
gern und verzögert erfolgen und die TUnrc
mit aufgekrümmtem Kücken stehen.
Die Dauer bis lum Eintritte der Peri-
eardilis ist v« rseliieden, sie hängt ab von der
.\rl dt > Fn iiidknrper^ (<>b .^pitz, stumpl",
glatt, raub, vi-rbogen oder mit Nagelkopf ver-
seilen cl*.>. von der .\rt de^ Futters nnd der
BenOlxnng, denn Bewegung und Einwirkung
der Baiu lipr' ; e bL.schleunigen den Dureh-
tritt lies Frein'iSv rpers durch die Magenhäute,
daher Kfthe na> Ii der Geburt r.ftcr die Er-
st lieiniinjiii I itit r traumutisi hon Pericarditi."«
zei-ien. .\bji < -sltiMung am Zwerchfell, am
Herzen tjder and' reu Organen, Verwachsung
2wibchen Haube und Zwerchfell oder awiichen
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Herzbeutel, Bruälwauil, Zwerchfell uud deiii
Börsen u. dgl. m. bedingen Verdauangsstörun-
gen, Siecbthnin, h«ktiBche« Fieber und all*
gemeine Wusersneht, di« Thiere sterben «ret
nach Jahr im«! Tai:, wenn nicht eine Myo-
carditts den Tod beschleunigt; in vicleit
Fällen tritt er im Verlaufe der traumatischen
Pericarditis innerhalb 3 — 4 Wochen ein (Jc-
nesung erfolgt nur, wenn der Preaidküriior
Mcb aussen gelangt oder eingekapselt wird.
Yoo der acuten Pericardiiie ffeaeseu die
Tbiere flberbaapt aar, weon dfe EnUllndang
keinen hohen Grad *^rri'icli(, atifl' rcnfalls
sterben sie oder der Verlauf wird i-hronisdi.
Eine schleichende Entzündung des Herzbeu-
tels unterhält die Ausscheidung von äeram,
so dass der Herzbeutel mit der Zeit eine
enorn»'^ Aus.irhnnng erhaUcn kann, nicht
gelten nimmt er den grOsaten Thoil der Brust-
hoble «in; derZiutand wird nanroebr Herz-
beutel wasser such t. Ilyd ro p eri ra rdi n m
genannt. Dieselbe kommt, ausser bei Kindern,
am häufigsten bei Schafen und Hunden vor,
hier Oder mr seevndir als Tbeilencheinung
allgvnieiner Hrdrlmie, Cacbexi« oder Dege-
nerationen df r Lnntr'^ii nnil der T.eber. Die
.Symptome der Herzbeutelwas>* rsucht sind:
Blasse, wasserig aafgednn«en<^ Hrhknrnhäute,
Schwai ht', Atlii'innnth, nnre<rt'linii>si;,'or H<tz-
schlag, ••cdi.'ine. Abmagcrunir, VcifuU der
Kräfte sowie die schon genaiinton Wuhmeh-
maogen bei der Auscoltatiou und Fcrcuaeion
der Herzgegend; jedoch Tomitssen wir die
Schmerzhiiftigkeit heim rerrutircn nnd febrile
Zufälle. Heilung i^t nur .-^elttiii m erzielen.
Pleuritische Ergüsse in die Brust sind nicht
iauner leicht von Uydropcricardium zu unter-
scheiden, xnr Feststellung des letzteren krmnen
Panctiunen des Hcrzbent-ls n.ithic wrrd-n.
Die M^ocarditi« tritt in der liege!
nar berdweiee an der Henwand, seltener
auch am Septum auf. aus^rnbreiteti^rf ontzOn-
deto Stellen lähmen die (.'uiitra< tiouskraft des
Herzens und die Ganglienzellen, worauf der
Tod schnell eintritt. Anderweitige Todesnrsa-
eben sind Lungenödem, Uimantmie, Htm-
apoplexie oder Verblutung iiacli Rupturen
des Herzens. Als Symptome der Myocarditis
sind zu nennen: Unregelmässiger Puls und
Herzs< lilai; wir boi Pi'ricanlitis, Tu dies Fieber,
Kmptindliclikcit dt'r llcrzgejjeiul, beschleu-
niu'i*' Kt's])iratie>n, Dyspnöe, Zittern, J^chwin-
dcUnfftlle, allgemeine Sebwicbe, Torpor und
Beibungsgerftasebe bei der Ansealtation. Er-
si'hiM'nunf^en der Insaffii-ienz des Her-^ons l'ci
freier Lungenthfttigkeit, nicht nacltwciäbuiüti
organischen Veränderungen am Herzen sowie
nicht XU constAtirender Gnf^trocntei iti« sichern
die Diagnose auf Herzentzuiiduiif;.
Mitunter stellt sich bei Myocarditis noch
eine Entz&ndang der inneren Aaskleidung
des Hersens ein, eine sog. Endoearditis
(Ton »vSoy, inwendig) ein: sie wird bei Pferden
meistens im linken Ventrikel beobachtet, be-
sonders auf den Papillarrauskeln, Trabekeln
nnd am Klappenapparat, sie führt gern ZQ
flbtioQsen Niedersäilägeu auf den entzün-
dettti, trttbea Stellen der Henanskleidong,
Eocik EnejUspstt» 4. Tki«rWtk4. VII. Bd.
kRDITIS. SS9
denen sich Thromben an:> -t^t.ii, d.tmi aber
auch zu Hämorrhagien unter das Kndticar
dinm, in deren Bereich die Herxmusculatur
bintig and serOs inflltrirt nnd erweicht ist.
Die Thrunilieii in d'-r fl' r7k.'.ii:iiier veran-
labten Embolien in den periphtTisc Iumi iic
fassen und in den Organen. b.',s..nders in
T-unj,'«'. Leber, Milz und in den Niorcn. Di«'
ErsLhcinungcn decken sieh mit denen der
Myocarditis, hervorzuheben sind noch heftiges
ätohnen, grosse Athemnoth. Autibrueh kalten
ScbweiMes, Erstieknngsxnflllle. hocliurerothetc
Si'hleimhänte. .m weit'Tf T'.ijine, Mnskel-
schwäche und Turpor. iKa eisten Hi-r/ton
vernimmt man rasselnd, er fehlt tranz, wenn
die Mitralklappen erschlnli'i sind: den zweiten
Herztou liört man reibend uud metallisch
klingend mit einem blasenden Geräusch nach
der Uerzspitse za, weil »ich diis Blut gegen
die Semilnnsrklanpen sarOeksiaut. Die acute
KiiJinarlifis verlriufl bei Pferden in 7 bis
Ii Tagen letal; sie gestaltet sieh meistens
als ein secnndäres Leiden im Verlaufe schmerz-
hafter Krankheiten, yoa Intozicationen nnd
InfeetionRkrankhritcn. wie Hafentttiidang,
.Syi)Oviti>. Kolik, Stiirrkranipf. Iii!l;ieuza,
.Milzbrand, Wuth. Typhus, Schwciucrulhlaaf,
Scliweinefieber, Pvimie, Verglftnng mit Digi •
talis, .Sublimat etc.
Pathologisehe Veränderung cn der
Pericarditis nnd Myocarditi.s sind: Abmage-
rung, Anämie, Hjrdr&roie, Gedern im 8ubcQ<
tanen Bindegewebe, w&sserige ErgQsse in
BruKt- Ull i Bauchhi'^il' , Ansdehnunc .Ii s
Herzbeutels durch PlQssijtkeiten, .Vuflagerurt-
gen von mehr nder wenicer festen Exsudaten
auf dem Herzbeutel und dem Herzen, .strei-
fige nnd fleekige Köthung des Herzbeutels.
Vr rklebungen und Verw u li>iui>r desstdben
mit dem Hcr/eu, fleckige Kothuug des Her-
zens und des Aorten Stammes, I&schlalfang
des Herzens, Verdickung seines s r" i t; her-
zugs. Heckige grauröthliche oder ^^lauj^elbc
Stellen in der Hcrzmnsculatur, an welcher
die ijaeretreifao^ fehlt, und feinkOrnie ge-
trübt nnd kleinzellig inflltrirt erseheint.
Ausserdem w-'i-Jcn Im IT rzinn-k''! v iii^rfuniL n
.Narben, Schwielen, t ustrsloirptruideiitn, kleine
Abscessc oder käsige Herde, ^Stichwunden.
welche sich bei Rindern als tistelarti>rer Stieh-
canal öfter vom Herzbeutel aus bis zum
Zwerchfell und d« r Haui" hin verfolgen und
eine blntig und citrig infiltrirto Umgebung er-
kennen lassen. Ansserdem finden nch die
Lungen serös inflltrirt, an mnnrhen Stellen
atelektatisch, die Schleimhaut de.s Darmcannls
catarrhalisch aCticirt. die Leber hypcrämiseli
oder serös durchfeuchtet, ebenso die Nieren. Wo
es zurThrombenbildnng in den Herzkammern
und zu Emlnürii l ammen ist. trelf'en wir
inetastatischc Entzündungen in d<"n genannten
Organen an. die Meningen und das Gehirn
sind wohl auch blutreich, die Himventrikcl
mit Serum angefüllt.
Therapie. Zunächst regulire man die
DiAt, den Patienten gewähre man Ruhe und
kühlen StaU. 6o lang« die Krift« noch nicht
g«sank«a, das FisMr hoch stobt, kOnnen
U
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580
PBBICARDIÜM. ^ PBBIGOUBDINBSCHWBDr.
kühlende und abführende Sal/e ^'epebcn
werden, die wegen der bald eintretenden
Hemchw&che mit Reizmitteln, wie Jodkaliam,
Chfns, Strophanthns, Kampher, Aether, Al-
kohol, Wein. Coffein etc., zu versetzen wind.
Zu äusseren Ableitungen eignen sich scharfe
Einreibnngeo, SinBoismen, Frictionen der
Haut, Haarseile an aer Brust, feuchte Berie*
seiungen der Brustwand und Kaltwasserkly-
stiere. Hvdropericardinm indicirt die Diure-
tica, namentlich Digitalis, Vcratrin, Scilla,
ol. Thtreblnthinae and Jodpräparate. Grosso
Atheronoth und erhebliche Ausbreitung des
leeren Pereussionsschalls in der Herzgegend
maiht iiie Tunction des flerzbeutels, unter
Umst&nden der BnwthOble uothwendig. In
Tielcti Ftllen liat dto Therapi« k«ine Heil-
erfolge 7U verzeichnen. Aiiteker.
Pericardium (ron Ktp^ heram; tttt^Si'ot,
Herz), der ßcnbentel. Atmcktr.
Perioarplum {von ttspi. herum; xcip^r-?,
Frucht), dieSanienkap«el,dieFracbtbtlUe. Anr.
• Das Pericarpiam Ilsst bKofig eine
äussere Fniehfhaut oder Hülle, Epicar-
pium, ciiu! innere Fruclithaut, Endocar-
pinm, lind eine mittlere, Mesocarpiura,
untorselx lden und treten dazu nuch mannig-
fache Vcriiiulerungen an der äusseren Ober-
fläche. So nimmt z. Ii. die Behaarung der
Fracbtknoten zu oder sie venchwindct nach
der Aasbildung, oder es bilden rieh schuppen -
oder 8tachelföriiili,'e Bekleidnn'ren, wie bei den
meisten Umbelliieren, beim Jritechapfel, den
stii.lielbceren etc. Nach diesem Verhalten
des Fruchtgehäuses and der Auabildung der
•Schichten unterscheidet man bei den echten
od'T einfai'lien Frü<li(en: 1. Die Kapsel
(Capsula), i. Die Üaigkapsel oder Balg-
fraebt (Polliculus). 3. Die Hülse (Legu-
men). 4. Die GliederhQlse. GliederM hote
(Lomentum, in mehreren überciuanvler hti.'hen-
den Achenen). S. Doppelachenen (in zwei
nebeneinander stehenden Achenen; bei den
Doldenpflanzen). 6. Achenen oder Nflssehen
(Achaeninm, Schlie>Nrriiclitl. 7. Xilsse (Nu\.
Hasclnuss, Eichel). 6. Öchalfrucht, Korn-
frocbt fCaryopsts, Grä«er). 9. Flttgolfrucht
(Samara, Eschen, Ulmen). 10. Beere (Bacca).
tl. Steinbeere. Steinfrucht (Drupa,
Steinobst, Kernobst, Wallnu>s). 12. Fruelit-
uder Samenmantcl (Arillus, MaciaJ. Fhar-
macentisch kommen hier nnr die SehalMebte
oder Schalen der Citrone und Oranjjc (Corti x
Fructna Citri, Aurantii oder reriearpiuni Citri.
Anrantii) und die unreifen Fruchtschalen des
Mohns und Wallnussbaumes (Fructus oder
Capita, Capsula Papaveris immaturi und
('orte! viridis odr-r Pulanien Nucum Jnglandis)
in Betracht. (S. Pttanzenkunde.) ro^fl
Perlehsli« (von Hspi/oXo?, vull Galle),
die übermässige Gailenabsondening. Anaektr,
Periofaentfritis (von ictpi, hemm; -/ovS.oc.
Knorpel: iti's = Entzöndnng), die Knorpei-
hautnii Tl 'r.a?. Amaektr,
Perichondrlum, s. Knorpel
PerieraaliiM, aie Eoochenhant des SchA-
dels. Eitkimm^
Periderm (njpi und Sspiia, Haut), die
Umhüllungäbaut. Eiekbaum.
An den Stämmen und Zweigen der
Blume fthrt an der Innensrite der Kork*
lape, welche sieh meist aus den zunüchst
unter der Epidermis liegenden Parenchym-
zellen bildet, eine Zellenschieht fort, lieh SQ
tbeilen und neue Korkzellen sa erzeugen. Die su
beständig von innen her nachwachsende und
dauernd sieh erhaltende Korkla^e fieisst Peri-
derm und bedingt z. B. die glatte Ober-
flache, welche viele Bäume (Birke, Boche etc.)
zeirren. Am dicksten wird diese« Gewebe bei
der Korkeiche. Vogel.
Perigonium (von r-.pi, herum; y"?^*
Same), die Samen- oder BiaUienhaiie. ^4«r.
Die BlQfbendecke, Btathenhtne, Peri»
anthium. Jede Blüthe, wenn sie vollstän-
dig, besteht aus mehreren von aussen nach
innen anfeinanderfolgenden, gewöhnlich dicht
zusammengedrängten Kreisen verschiedenartig
gebildeter Blätter, welche den Namen Blä-
thenbiiitter trafen nnd die I'ecke oder
Holle der Bl&tben bilden. Die Kreise sind
meist dentlieh blattlBnnig, etwas Ton ein-
ander getrennt oder ist nnr ein einfacher
Blätterkreis vorhanden; in diesem Falle oder
wenn er zwar einfach, aber aus zwei jedoch
gleichartisen Blattkreisen besteht, heisst die
BlflthenhQllePerigon.istdagegen ein äusserer
Kreis von gewöhnlich derben Rlättcrn nnd
ein innerer von zarten Blättern vorhanden,
80 wird der erstere als Kelcb, Calyx, seine
niaffer als Kelchblätter. Sepala, der
ktzttire aLs Blumenkroite oder Blume,
CoroUa. seine Blätter als Blumenblätter,
Petala, bezeichnet, während die Stanbgeflsse
oder StanbbÜtter Stuninn. der 8taiii|»el
Pisfillum und der Frucht- oder Plfitlienbodcn
Tonis, Thalamus oder Receptaculuiit heissen.
Alle diese Organe bilden die Blflthentheile
jeder Pflanze. (8. Pflanzenkunde.) Vogtl.
Perigourdineschwein. In der im sfldwest-
lichen Thcile von Frankreich belegenen Land
Schaft Pörigord, welche in fräherer Zeit zur
l*rovimOnienne gehörte, kommt eine Sehweine-
rniJ^e mr, welche die Franzosen Rsce peri-
guurdinc nennen und ihrer guten Eigen-
schaften wegen nicht gering schätzen. Fast
auf allen Gfttem nnd fi«aemh4fea der 0«-
]>:irtemenf8 Hsnte-Vienne, Crense nnd Pny
de D/''me sind Tliiere dieser Ka>.se an/ntreffcn
und sie er-elain« n hier oftmals in einem
sehr guten Futterzastande; ihre grosse
Mustfähigkeit wird atl^'emein gerOhmt und
viele fette Schweine kommen alljährlich von
dort in den Handel bis nacli Paris. In den
(genannten Departement« gibt es viele edle
Kastanienblnme, welche ein Yortreffliehes
STa-tfiitfer fRr die Schweine liefern und das
aucli voll den dnrliu'i i) Ijandleuten gern be-
nfltxt wird.
Die ^erigordseh weine haben einen feinen
Kopf mit ziemlich spitzem UQssel: ihre Ohren
lianL'fii naeli vorne über, der Hals ist knii
und kräftig. Ihr Rumpf ist urofanereicb, der
Rippenkorb gat aufgewölbt; ihre Beine aind
von mittlerer Linge nnd sehr mnienlM. Bei
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PERIHEPATITIS.
PEBIin ELITIS.
531
guter Mast erreichen die Thierc ein Gewicht
von 200— 280 and liefern in der Regel
ein wohlschmeckendes Fleisch und viel S^pcck.
Bezflglich der Farbe geben Sanson und Henzä
an, da«8 bei dieser Rasse »war viele schwarz-
graue, aber auch manche geschockte oder
gefleckte Tbiere vorkämen; Borsten wftreu
rriehlieb voriiMdeii mi diese raentene sebr
stark und von mittlerer Llnge. Man ver-
wendet diese Schweine zuweilen auch zum
TrafTelsuchen. Wahraclieiiilleh diid 41« Peri-
gordschwetne schon vor Isnger Zeit mit
celtischen Schweineo gekreust worden, denn
sie zeigen manche AehDlicbkeit mit dic>cr
geschätzten Kasse. Freylag.
Pwihepatitis (von mpt, herum; -^nap,
Leber: itis ~ Entzündung), die F^ntzüiidung
des serösen Ueberzugs der Leber. Ana<ker.
Periklae, ein ans Magnesia mit wenig
Biseooxjdol bestdModet Mineral, welches
in den DolomitblSclMii des Wonte Somina
vorkommt, kleine grüne regulär ' ?' ta,"der
mit blätterigem Bruch der Wiirfelflächen,
H&rte 6, epeellliehes Oewicht Z-l. Kttnstlich
orh< man es durch Einwirkung von Kalk
in Stocken auf borsaure Magnesia bei hoher
TeiDperatur, auch wenn Dampfe von Mag-
nesiumcblohd aaf Kalkstein einwirken. Ui.
P«Hly«pll«, s. Obr (Labyrinth).
Pertneter. Urafangsmess» r, bestehend
gewöhnlich in einem einfachen, in Uentitreter
und wohl aneh in Millimeter eingetheilten
BandmasB, wie es die Schneider bcnataen
and an welches, wenn nOthig, behufs der
V>rLlngcrung ein zweites geheftet wird. Die
Perimetrie ist ein Theil der klinischen
(Untersuchung kranker Theil e und besteht
hauptsächlich in Feststellung des Umfangs,
um die Abnahme oder Zunahm« desselben
während des Verlaufs der Krankheit genauer
feststellen nnd controUren sn können. So
misst man s. B. mit dem Cen ti neter-
bände die Peripherie der Brust- oder Bauch-
hoble, erstere gewohn licii zur Feststellung der
Brastfeltentslladnng, wenn noch Zweifel be-
stehen, ob man es nicht etwa mit einer
Lungenentzündung zu thun habe. Bei letzterer
ist keine Veränderung des Umfangs der Brust-
höhle wahrzunehmen, auch wenn die ent-
sflndliche Infiltration der Lnflbllecben ihren
Hnhepnnkt erreicht hat, wohl aber nimmt die
Peripherie des Rippenkorbes in demselben
Grade zu, in welchem flflssige Ex> oder Trans-
sudate in demselben abgesetzt werden. Eine
selehe Ümfangsvermebrnng beträgt bei Pferden
z. n. bi.s 7u in cm und mehr, so lange die
enticQudiiche Reizung noch andauert, ebenso
kann auch constatirt werden, ob die Krank-
heit im Zu- oder Abnehmen begriffen ist und
gilt dies in derselben Weise für die Bauch-
hi'ihle (Feststellung von pi'ritonitischen Er-
gQssen, Ascites, Tamoren, Träcbtigkeit u, s. w.).
Die Manipolation ist eine bOebat einihebe,
erste Bedinirnr u: jedoch, dass das Bandmass
nicht dehnbar ist und stets auf derselben
KOrperstelle angelegt wird, letztere muss
daher (z. B. durch Absebneiden der Haare)
kenntlich gemacht werden. Die sieb dabei
ergebenden Zahlen werden in derselben Weise
notirt, wie bei der Therniinni^trie. Ist die Er-
krankung iTi d'i Im 1 tiiualt* i'iu'^ doppel-
seitige, wird jede Tboraxhülfte besonders ge-
messen und dann jedesmal die Zahl des
ganzen Bru.-tunifaiige-v bt igefQgt. Am meisten
kommt hier der (jacrdurchmeaser des Brust-
kastens in Frage, wlbrend die Höhenlinien
sich kaum veränd> rn: man rni>>t vi'in Wider-
rist senkrecht iierab, uitmttielbar an den)
hinteren Rande der Scbultermusculatur und
zieht weiter nach hinten auf der (leichter
ausdehnbaren) Fläche der Rippenknorpeln
eine zweite V.rticallinie. Das Markiren ge-
schieht je oben und unten tti dor Medianlinie
des Körpers. Bei der Perimetrie der Bauch*
höhlf ist es ebenfalls zwc kraässig, letztiT--'
in zwei gleichen Hälften abzumcs.sen, da
di«^ krankhafte Ausdehnung nicht immer glcich-
mlssig Uber den Hinterleib erstreckt, am
wenigsten bei der Träcbtigkeit. In Ermang-
lung eines M'■^^bau^ics kann man sich auch
einer Schnur bedienen, an welcher Knoten
angebracht werden. Wegen des oft bedeutend
gesteigerten Flankenschlagos gebraucht man
beim Messen die Vorsicht, die Zahlen vom
Bande nur in dem Momunte abzulesen, in
welchem der Thorax seine höchste inspira-
toriscfae Stellung eingenommen bat. Bei
doppelseitigen Plcuritiden ist die Ansdehnuiigs-
dilierenz beider Brusthälfton meist keine er-
hebliche, die zu- und abnehmendm Zahlen
können aber sehr verschieden ausfallen.
In ähnlicher Weise bedient man sicii des
Perimeters auch (ttr clMrurgischc Zwecke
oder gebraucht man eine Zange, bczw. den
Tasterzirkel, der mit Zeiger und Centi-
ractcrplatte versehen sein kann nnd sich be-
sonders zur Messung des Kronen- und Sohlon-
randcs des Hufes eignet. Auch die .\ugan«
ärzte bedienen sich riues eigenthflmlichcn
Perimeters, nm das indirecte (pcriplierej
Sehen beurtheilen zu können, d. h. die Grenzen
des Gesichtsfeldes zn messen, bis zu welchen
noch Bilder anf die Netzbautperipherie ein-
fallen, bezw. den Raum zu bestiuinh ii. au-s
welchem ein unbewegtes Auge nocb Licht-
eindriicke an empfangen vermag. Kr/r/.
Perimorphoaen, Umbailungspseudomor-
phosen, nennt man die fremdartigen Ucber-
zfige, von welehen krystaHinisebe Körper,
die in Gftngen vorkommen, bedeckt werden,
es entstehen auf diese Weise durch mecha-
nische Ausfüllung gleichsam Matrizen der
verschiedensten Krjrstallformen der Mineralien.
Die dflnnen Hallen seigen snmeist die Form
des unterstützenden Krystalles, so decken z. B,
kleine Braonspathrhoniboöder häutig die
Oberfläche grosser dreikantiger Enden Ton
Kalksputh. Solche Bildungen werden aucli
als AitcrkiystuUc bezeichnet und es ist
häufig schwer zu unterscheiden, ob die.so
Formen chemiechen oder mechanischen Wir-
kungen ihren Ursprung verdanken. Lattuek.
Perlmyelitis (von u»pt, herum; mXo$,
Mark; itis = Entzündung), die KntxOndnng
der Rfickeumarksbäute. Attacktr.
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S3t
PERIHTSHTIS. — PERISTALTICA.
Perimyslitis (von itsp:, herum; jiü;. Mus-
kel; itis = Entzfindung), die Entzündung der
Muskelhaut. Anacktr.
Perirnyslum, Bindegewcbssclieidp. welche
den Muskol einliöUt (I'eriraysium ext«rnuni)
und F>^^t>^iltz^' abgilit. die in d;is linnTtj d.^s-
selben hineintreten und ihn in üftadel zer-
legen (PeriinTsiam intoraaio). Eitkhatm.
Perinaeooele s. pcrineoccle (vun
vatov, MittelAeisch; «i^Xt], Brach), dor Hittel-
flcischbraeli. Anaektr.
Perinephritis (von rtp:, herum; vs-fpo;,
Miere; itis =: Entiandung), die Entzündung
der Ni«renka]>scl und ihrer Umgebung. Am .
Perineum (von nvjpt; oder irr,;-'*, l!> utcl).
die liegend hinter dein UodensHck, zwischen
diesem nitd dem After, dae Uittelfleiech
Streng genommen lässt sich das Wort Peri-
neam nur bei dem männliclion 'l'hiere ge-
brauchen; CS wird jedoch (»ewohnlich auch
damit der Damm des weiblichen Thiercs,
der Raum zwischen VaWa und After bc-
ZC i 1 . 1 I Ktchbaum.
Perineurion (von »loi, herum; vi6pov,
Xerv), das die KerTennUndel verbindende
Gewehe. Amttker.
Periodische AugenentzQndung, s.Monats-
blindbeit und Uvealtractus.
Ptriodontltia (von hernm; oSoö;,
Zshn ! itfs = EnlsQndung), die Zahnfleisrh-
eut,' i: i.i'iiug. Anitl'ci .
Periorbita (von -iv.. iierum, und urbitu,
Augenhöhle), die AugeuhOhlenbaut. ICkK.
PeriOsteitis s. pcrio.stitis (von T;-:fi;-
(isTcoy. Ueinhaut: itis ~ Knt/üikduug). die
Beiiiliiiur oder Knoihenlmutentzündung Am.
Periosteotomia (von nsptöoTiov, Knochen-
haut; TOfL-i^, Sebnitt), der Knochenbaut-
schnitt. Amathtr.
Periosteum, s. Knuchcn.
Periostitis (von icefi:, herum; Ö3t:ov,
Knochen), die ticinhaut- oder Knochenhaat-
entzündung, 8. „Bcinbaotentzflndung" and
„Knochen.in^wiiclisc"'. Cagny (llccuoil de
mddic. v^l^r., 188ö; beschreibt eine rerioätiti:>
der Pohlen im Alter von 18 Monaten, velclic
duTi li dir» Dressur Jiervorpcriifen wurde. Hi«^-
bei fiililt sich die vurdtrc Flikvlie dt-i bchuji-
beinr ln iss, verdickt und schmerzend »n, bc8on
der« tritt die (jeschwalst an allen vier Füssen
bei fortgesetstero Gebrauche hervor, efe wird
alsdann so scliiin'rzliaft, da>s dii' Thi- re Ivuuin
noch gehen und die Fitssc vum lioden er-
heben kennen, weil diese nur mflhsam in den
Carpal- und Tarsal<;tlt iil<i'n zu beugen sind.
Mit der Kuht- stellt sich bald Besserung ein,
indess auch nach den Ruhepausen ist die Be-
wegung mfihsam, die Vorderhufe streichen
dabei Ober den Boden. Die Anscbwellong un
den Schienbcin-n Idi ibl zeitlebens ztirllfk, die
Tbtere lahmen aber später nicht meiir, so-
bald sieb die Schroertbaftigkeit verloren
hat. Atiackcr.
Periostoma (von fctpt<{attov. Knochen -
haut), die Kttoebonbaatgosehwalst, das Ueber-
bein. Anacier.
Pariphaoitia (von wept, faeram- f«xa$^
Linse; ifis Eutsftndoog), die Linsenkapscl-
entzQnduug. Anack.r.
Peripheria (von ncp: ^cpsst&^ii, sich um
etwas herum bewegen), der iossere Umfaitg
eines Korpers. Anacktr.
PeriphlmOSls (von r.xy.. lirriini: : •;..u)0'.i.
/usainnienschnürung), die \ < rmgorung der
Vorhaut hinter der Eichel. Anacktr.
Pariphlaiiitis. Ent/Undong der Ausseuhaot
der Venen, entsteht, wie die Perfarteriitis, enl»
wodrr diircli tiiituiiati^f lic Eiiifiri-si' oder in-
folge FoitpHanzung der Entzündung von
den unifrebenden Theilen. H&afig entsteht eine
Kntzöndung der Jueiilarvcnr' iindi Aderlit.s*
iiiit unreinen Flieten niil naihlolgcndt r Tiiroiii-
bosirung, eitiigem Zeriall der Thromben <>dtr
Ublitoraiion der Vene darch Organisation
des ThrombOB. Semmtr.
Perlplaneta orienlaiis. grosse Ktichen-
scliabe (lUatta uiientalis I..), als schwarze
Küfer allbekanntes lichtscheues Hausungeziefer,
zu den Orthopteren (Tarakanen) gch&reud.
In Uussland stehen sie gleich den deutschen
Schaben (Itlatta germanica L.), welche letztere
dort nPrenssen**, bei aus „Uussen" oder
„Sehwaben* grenannt werden, als Volltsmittet
unwohl, wi^' au Ii therapeutisch alsDinrr
ticum in grossem Ansehen (Unterberger).
sie werden auch von den Aerzten gegen
Wassersacht verscbrieben. Zur Anwendung
kommen die Kttehenscbabcn getroclinet als
Pulver (fflr M.Mischen nn 1 Hunde zu O l— 0 3
pro düsi) oder in Form der Tinctur
(2 1 Tropfen bis einen Theelöflbl) innerlich
um! -i!l"-H! >'i Vogd-
Peripneumonia (von my-x Ininm; nvEu-
jiiiiv, Lunge), die Brustentzöndiin.,' : liierunter
versieht man eine i^ungenentzuiidung, welciie
die Lungen- und Bippenplcnra in entsttndliebe
iMiileidenschafi gesogen liat, s, Lungenent-
zündung. Anafko.
ParitparmiHai s. perispermnm (von
Ktft, herum; oictf^u«, Same), die Samenkapsel,
der den Keim umgebende Eiweisskörper. Amr.
Bi'i den Samen (Srniina) di r l'tlun/i ii
bildet da« Eiwei&s ein eigenes i'arenchjm,
welches mit dem Keim oder Embryo an»
snnimen d»Mi vun d^r iuissercn Samen-
M halc (Test-i) uiiigcbim u Raum einnimmt
Ulli dessen Zellen reichlich mit Proto-
plasma, ütftrkemehl, Alearonkömem oder
auch mit fettem Oel erfüllt «Ind. Diese bil-
den i?n Samen die K* -.-i vi nalirst flTf, w. Irhe
zur ersten Ern&hruug des Embrvu (Keim-
lings), also dor AnInge der zukünftigen
Pflanz» verwendet werden. Nach seiner Her-
kuufl heisst nun genanntes Sameneiweiss
Endosperm, wenn es innerhalb des Embryo-
sackes entstanden ist (wie bei den aller-
meisten Pflansen), nnd Pertsperm, wenn
CS ausserhalb liegt, nämlich aus dem Eikern
(Mitstanden ist (s. auch Kotyledonen und
Samen. Pflanzenkunde). ^'•'gfi
Periaaodaotylus (von Reptsa'J;. über die
Zahl hinatis. ßberxShIig; Säxt-jXo?. Finger,
Zeh' 1. Mi>~;> 1 n hi r/ähliger Zehe. Anr.
Peristaltica. Mittel, deren llauptwirkung
in Erregung der wannrörmigen Bewegung
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PERtSTALTICUS.
— PEBITHECIBN.
633
de« Darroes (reristaltik) beitebtf so d«M
eine reiebliehere EntleerUDg^ des DarmiBhalte«
die Folge ist. Die periätaltischen Mittel sind
zunieiüt Purgantien oiid beisseii bei den
Wiederk&ucrn, da hier zugleich auch eine
nftchweisbare Vermehrung der Contractiuncn
in den Wandungen der Mägen erfolgt, auch
R u II) i n ant i II (s. J.). Alle Abführmittel
also, sowohl die Laxantien aU I'urgaatien
einschliesBlieh der cathartisehen Hittelselie,
wirk en in gonanntcr Weise, os kommt nur
dar;iut an, ob mit der hiedurch enthtandeiit-n
Steigerung der Peristaltik auch zugleich ein
grOesercr Reis «o( di« Darmwaod ond damit
auf die DrBsensebicbt und die Nerven, d.h.
eine Secretioiisornifliriin^' statffindt^t. S-llist
hei jenen Miltelu, welche erst in i;rüsst len
Gaben büotiger« Kothentlecrnngen herv<>riuf<'n
oder nur dalunli wirki^n. Jiiss sie die
Scbleimhilute i>clilü[)tVii,' dui- liea (Ecco-
{»rotica, Lubrirantia), inuss dies angenommen
werden; so bei den äcbleimen, dem
Zaeker, Honif^, bei den Fetten und fetten
Oelen, da durch diosL- Stoffo sioli Sflriretr
bilden, w«:khti iu^güs^ammt den ssuiui alkalisch
reagirenden Darm in Aufregung versetzen.
Wie freilich da« sonst so milde Kalomel
ebenfalls reitende Einwirkungen auf den
Darmcunal ausübt, ist weniger li< kannt. man
bezieht seine Wirkung karaweg auf da^ sich
bildende QuecksilberBobliniat, «elehes be.non-
(Icrs iuif das Diiodonnni anrrjjrnr! »einwirken
und dadurili zui^leicli eia veraUrktes iieifiii-
fliessen von Gall.- < i zeugen soll, welche ihrer-
seits ein Peristalticam ist und deren Wieder-
aaftaugung dnrcli die jetst rermehrte wnrm-
föniii'.;.' IS.'Wi'i^'uiif^ df^ DQniidariiH's lj-'liii:dfr(
ist. Die Erhuliung der letzteren iät bei diit
meisten hioher gehörenden .\rznoimitteln erst
sicher eintretend, wiiin -ir diin.li interne
Application eine localc Wiiknu.: »nf den
Darm au.szuüben vermögen, aut Liiivegm,
darch directe Resorption in das Blut oder
dnreh BinfQbren nnter die Haat geschieht
dies nur ausnahmsweise, wie boi dem l'hys j-
sligmin, Pilocarpin und l'odophyllotoiin,
vielleicht auch bei dem Alo!n, u. zw. aus
dem Grande, weil die letztgenannten Mittel
direet vom Blute aus zu dem Nervensystem
des Diiriiitrai ti s in BeziehuiiLT trrti ri (siehe
Drastica, Üsniotica). Zu den periätaltischen
Mitteln gehören ausser den schon genannten:
Aloe, lIluMiin. S.Tuia, .Ia!aii'\ Kreuzdorn,
Klateiium, (iuuiiui Gutti, L'uloquiiUhen. Tama-
rinden, iSc-ammoniuni, das Kicinu.s- und <'n>-
tonOl, das Mnscarin, Nicotin und V'eratrin,
die kohleneanren, oxaleanren, phosphorsanren
und Weinsäuren Sal/e (Karlsbadersulz), Ma<^-
nesia und Magnesiiimcarbonat, die zucker-
halt ig.-n Früchte, Wurzeln und Knollen, die
viel Kali enthaltenden Uübenblüttor. rohe
Kartoffeln, tJrünfntter, saure Milch und die
Molkon (durch den Gehalt an Milchsäure
und Uefesellen); ferner Koehaalx, Schwefe^
Kamal«, bittere and fttherisch-Olige Uittel,
Siifi', Kly.-f i-Tr. r.'izi-iid-' Kiiireibungen anf
die Bauchwand, korperliciie Bewegung, kaltes
Waaaer etc. yi/gr/»
Periataltious (von KipiottXXstv, om-
fiissm, taeammeaziehen), wumfSrmig (voii
der Darnfi V- 1,'ung gebräuchlich). Anacker,
Peristaltiti, s. peri8talti$>ch« Bewegung.
Periittitltche Bewegung. >ran renteht
hierunter die wurmförmige Bewegang des
Danncanals, bei welcher infolge der Contrac-
tionen der glatten Kreis- und Längsrausell'
latur das Darwrobr sich in bestimmten Ab-
schnitten verAigert und verlängert oder er-
weitert Tind r^rkfirxt. Dio-e Licw» jungen ver-
laufen vom Magen uach dem Atter, jedoch
in unregelmäshiger Weise, an einzelnen Darm-
schiingen langsamer, an anderen schneller.
Der Dflnndarni toll im Allgemeinen sehnel»
lere, d.jr Di« kdarin l;ui^'sani<'re Kcwc^uiivrcn
ausfuhren. Ihircli die peristalti^cli'H Bewe-
gungen wird der Inhalt des Darmes allmälig
nach dorn Afltr hin fortbewegt; gleichzeitig
werden Dunnitihalt und Verdauungssftfte mit
einander vermischt iitnl eine innige Berüh-
rung der letzteren mit dem ersteren herbei«
freffthrt.
Dio l'rsaihcn, wolrh*"- diese Br-wcpingm
uuäluäcn, wirken theils von der bchleimhaut
aus, wie die Nahrung, reizende Snbstansen,
theils sind sie gegeben in Verftodernngen
des BIntgehaltes in der Darmwand. Nach
( '(inipn s>iiin der Aorta (Schiff) sowie un-
mittelbar nach eingetretenem Tode werden
diese Bewegungen lebhafter.
Eiidlicli WiTdon di.' letzteren liervorj,'*» •
ruftn diin li Heizungen der Nerven und Uang-
lien des Darmes. Zu den Nerven, die hier in
Betracht kommen, gehören die N. splachnici
des Sympathicns sowie der N. vagn«. Bratere
Mdlen die Hemmungsnerven , letzterer der
Bewegungsnerv für den Darm sein, in der
Weise, dass sie hemmend oder erregend auf
die Ganglien der I)!irmrnn<;rtila<nr einwirken.
Die Bewegungdes Darmes in uiii<rtkelirter Hich-
tung, vom After nach dem Magen, li.it man als
antiperistaltiscbe Bewegung bezeichnet
Ob dieselbe anter normakn Verblltnfasen
ihntsächlich vorkommt, ist noch nicht sicher
It^st gestellt. Eichbanni.
Perftystole (von Kipt, herum; o-iatoXi^,
Zusammenziehung). die Zeit zwischen Za-
>ammenziehung und Ausdehnung des Herzens,
auch die längere Andauer der Zusamnien
Ziehung oder das gänzliche Ausbleiben der
Ausdehnung des Hertens. Anarker,
Perithecien. Bei den Kernpilzen (Pyre
nomycelea), zn denen der ]Siiitterkornpilz
Olaviceps, der Mehltliaupilz Erysiphe, der
KussthanpiU JPleospora herbarum etc. ge-
hören, ereeheinen die IPrnehlkOrper in Gestalt
kt.-iniT rundlicher ".ler llas.-!ieiif,"rmii?or,
meist mit einer kleiner Oeflhung nach aussen
mündender Behälter, welche man „IVri-
thecien" heisst und die gewöhnüoh zu niehrercn
in einem s;eineinschaftlicheit, aus dem My-
celium entspringenden Trilger (Str una) ein-
geaenkt sind. Sie enthalten in ihrer Höhlung
eaondere schlauchförmige Kellen, die sog.
Sporenschliiuche (A^ i), in w. I ii. n durrh
freie Zellenbildung die Sporen entstehen.
Diese Perithecien and Sironmta sind meist
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PEBnOHAEms. PERLEN.
luuU'i', kiustigL'r, liijMiiji> i LIcai.liaffoiilieit,
weshalii es unter diejon l'ilzcii keine essbaren
«ibt. Der SctiiiuDielkernpilz, £aroliiata bar-
arioram, mit telnen nmden Perithecien
ohne MniiJuiig und mit den zahlreichen
Sporeiiiichläuchen im Innern gehOrt auch
hteher und ist der gonidientrugende Entwick-
)ang8Z(ist:in>I der graugr&ne Kolbenscbimmel,
Aspergillus glaucas; daa PflnieilliaiD glaacam,
der Pinselschimmal, hat eine ftbnliche Peri-
tbecienrrucht. yagel.
PeritonaettlS s. peritoneitis (von ntpi-
•c'Jvct'.ov, Bauchfell; itie = GntzQndung), die
llHHchfellentzQndung (s. d.). Anaektr.
Peritonaeva a. pari tone am s. peri
toniam (von icep-.'tstvttv, darüber spannen),
daa Bancbfell (s. U.)- Anackir.
PerltOOealflÜSSigkelt, <iiie lymphatische
Flüssigkeit, welche sieh unter normalen Ver-
hältniäsen nnr in sehr geringer Menge im
Peritunealnmi'i vorfindet. F.ichbaum.
Perlvasouläre Bäume &iuul Lvaiidir;uinie,
welche in unniiltelbarer Umgebung der IMut
gefäwe liegen und dieselben scbeidenartig
nmgeben (Lymiihscheiden). Dieselben sind
besonders bei den Hliitgr-niss-ti df-r Leber
und Niere, sowie bei denen deb Gehirns und
BAckenmarkeü nachgewiesen. In der Leber
nnd Niere, sind diese Räume meist wandungs-
1o8, von den umgebenden Bindegewebs-
tibrillenbündcln bei,'reiiiit und von feinen
Fasersträngen durchsetzt, hu üebiru und
Rückenmark steilen dagegen die perivascu-
liiren lArnphrünme wirkliche Oefassc (peri
vaaeulure CanMe, His) dar, deren VS'aud die
charakteristische Rnduthelxeichnung zeigt. Sie
Terlaufen ausserhalb der Advenütia und be-
gleiten die Blutgefässe bis inr Oberfltehe
der ( Viilralürtcaiie, ohin- jed>H'!i mit der l'ia
matif in Vctbiiiilung zu treten. Luhbaum.
Perkalien, in Freusten, Regierungsbetirk
Llumbinnen, liegt G km von der Regierungs-
hauptstadt. Ks ist ein dem Rittergutsbesitzer
i". Heisch gehöriges (iut. Dasselbe ist etwa
it$0 ha gross and von milder, lehmiger lioden-
besehaffenhelk
In Perkalien wurde Anfangs der Sech7iger-
jähre dieses Jahrhunderts vun ('ein Vurbesitier,
Frentzel Noruszatschen, ein aus Pferden Tra-
kehner Bints bestehendes Gestüt gegründet,
daa im Jahre 1883 dnrch den gcgenw&rtigen
Besitzer mit dem Gut Qbernommen wurde.
Der liesamnitbestand des tiestUt.s zählt
(Anfang 1890) bei ISO Köpfe, von denen
tO Sttick Mutterstuten sind, l>iesf'l!».n sind
noeh wie zur Zeit der (itstut&gjüuiluiiy l'ra-
kehner Bluts und gehören dem starken Heit-
und leicliten Wagenpferdacblage an. Zu ihrer
Bedeckung werden königliche Landbeschälcr,
.süwio Voll- und HalhMiithengüt« des könig-
lichen l{au|itgestüls Trukehnen bonütst. Die
etwa in .Xnspruch genommenen Laodbesehäler
sind ebenral[^ 'l'rakehner Abstammung. Die
alljährlich u-i / '.enen IS bis Ii Fohlen sind
versehiedeti«) H.mrfarbe und criri.hrn im
Charakter ihrer Mütter eine Urüsse von 148 bis
1-58 ra (Stockmna«}.
Zur Termelirung des Gestlltebestaudes
findet alljährlich ein .'Vnkuuf von Fohlen statt,
80 dass tür Militärzwecke in jedem Jahre
etwa 60 Stack 8/,ikhriger Pferde der itemonte-
Ankanfocommission abgegeben werden kOnnen.
Für dieselben werden aladnnn Preise von
blO— 850 Hark das St&ck erzielt. Ausserdem
werden alljährlich noch bei 20 Thiere als
Luxuspferde verkauft, fQr die dem Besitzer
1000 — 1800 Mark gezahlt werden. Be-
sonders gnte Hengste werden zu Zuchtatweeken
aufgesogen und demnächst als Beschäler xum
Venanf gestellt 8« ist hier i. B. im Jahn
1885 ein Happbengst tim 3000 Mark för ein
in Kleinasien befindliches üeslül des ^ultsn
erworben worden.
Was non die Betriebsweise des Gesttita
betriflt, so werden ffie Stnten und Fohlen Im
Sommer auf den etwa GO ha umfassenden Klee
feldern und Wiesen gehütet. Während der
winterlichen StalIfQtterang empfängt jedes
Pferd im Durehschnitt täglich 3'/, kg Hafer,
ebensoviel Heu, sowie Stroh nach Bedarf
und Vorrath.
Die Leitung aller PferdesuchtaMslefen-
beit«R Hegt in den Binden des Borfliefs.
Fflr die Pneg- un d Wartung der Pferde werden
ausser einem lieuknecht 15 besondere Kneeht«
gehalten.
In dem ersten Jahrzehnt seines Besteheofi
liatte das GeatQt tor Kennzeichnung seiner
Producte ein eigenes Ge.stütbrandzeicheu, doch
ist dasselbe später ausser Gebrauch gestellt
und verloren gegangen. Jetzt werden jedoch
alle Stuten mit dem HranJzeichen des ost-
preussischen Stutbuchfi (s. i>tutbuch) ver-
sehen.
Die in Perkalien betriebeue Viehxncht
besteht in einer ftr Hilchwirtfasehaft be-
stimmten Rinderheerde von 30—40 Holländer
Kühen und in einer Schweinezucht der reinen
Yorkshire-Rasse. Aus dieser Heerde wird all*
jährlich eine Zahl Zncbtthiere abgegeben.
Ausserdem aber wird dieselbe, u.zw. in der Haupt-
saehe dureli Verkauf von Mastvieh, rund
400 Stock im Jahre, ausgenutzt. Gratsmann.
Perlen W., gab 1783 ein kleinen Bnch
über die Hufschmiede- und Thierarzneikunst
und die Mängel und IrrihQmer in derselben
heraus. Semmtr.
Ptrknaaiol, s. Percnaaieii.
PerltMbe. Reinere, ans Nordamerika
stannuende, in Perlfornt krystaUisirte Puttasche,
Kalium carbonicum purum. yogel.
Perlen (Perlae, Margaritae. Uniunos) nennt
man in den echten Perlmuscheln, Meleagrina
iiiuigaritifera, zwiacheu den Weichtheilen des
Mantels und der Schaale befindliche C'un-
creroente, welche ans iusaerst dAonen
Schiehlen von kohlensaurem Kalk nnd orga*
nischer Materie bestehen. Sie bilden sich
durch concentrische Ablagerung der ge-
nannten Stoffe um Sandkörner oder andefe
fremde Körper, welche zufällig in die Klappen
gerathen, infolge der Reizung, den die frem-
den Körper auf die Manteldrüsen ausüben,
welche den die innere Oberdäche der Mu-
schel aberaidnenden Perlmotterstoff abson-
dern. Demgeroiss befördern die Perlenfiacher
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PERLENBB8ENZ. — PBBT^IBSE.
58S
au den Miatitchen JCtUten die Erseugung
der Perlen, indem sie die ao^^iehten Perl-
inaschein mit einem spitzen Instramente ein-
bohren oder wie in China iLftiutlichc Perlen
in die Muschel bringen and diese wieder ins
Meer werfen, nach einigen Jahren sind dann
wirklich Perlen in derselben erzeugt. Zar
Kiitwicklung einer >,'rossen iVrle sull es
sieben Jahre bedQrfen. In älteren Thieren
findet man grössere Perlen. Nach ihrer Form
sind die Perlen kugelig (Tropfen), hulb-
iiugeitg (Kropf per ien) oder länglich
(Perlen bim en), auch bOckerig (Brocken-
perlen), ihre QrOsee von der eine« Steck-
nadelkopfe« bia Sil der des Tanbeneies. Kaeh
der Farbe sortirt man sie als; n) blass
ro.senrotii, b) Perlen von reinstem Wasser
mit eigenthümlichem Silberglanz, c) blei-
farbige und fch^rarze Pi-rlen, d) geringere
Perlen von fleckiger matter OberÜiche. Die
theuersten Perlen sind die grOssten, voU-
ItomroeQ runden blaesrosafarbigen mitachOnem
MattgliDie. Im Orient werden die gelblich
darchscheinenden Perlen den ganz weissen
vorgelogen. Die orientali^clien Perlen
stammen von der obenerwähnten echten
Perlmascbel, die im persischen Meerbaaen,
im Botben Meere, in Ceylon, auch an der
japanischen Kaste aus einer Tiefe von 6 — 15
Kaden durch Taucher von den Perlmnschel-
blnken heraofgebolt werden, worauf man sie
am Ufer absterben lässt, so dass die Klappen
sich utl'iien and die vereinzelt, aber auch bis
zu ^0 St&ck in einer Muschel vorkommenden
Perlen heransgenommen werden ItOnnen. Eine
der echten Perlmuschel verwandte Art liefert
an der Cstlichen und WL-.Ntlleiieii Küste Mittel-
araerikasdie weätindiäclienPerkii,iai letzten De-
cenniuro wurden auch an der WestkQste Austra-
liens werthroUe Perlen gefunden. Die iminnem
durch ihren schillernden Glanz ausgezeich-
neten .S< halen kommen uls Perlmutter in
den Handel. Doch wird dieser techaiacb so
sehr rerwerthete Stoff aneh ans den Schalen
verschiedener im Meere lebenden Maschel-
thiere (Haliotiä, Turbo) gewonnen. Ver-
schieden von der echten Perluiuschel ist die
FI ussperlnitische), Mja oder Unio mar-
gdritifera, welche sich in FIflssen des nörd-
lichen Europas, in Deutschland besunders im
sächsichen Voigtlande, in Oberfrankeu, im
buyerischen Wald findet, wo sie ebenfalls
der Gewinnung von Perlen — als occi den-
talische bcseichnet — und Perlmutter,
wenn auch nar in geringer Menge, dient.
Aach einige nordamerikaniscbe FlAsse be-
herbergen iierlenflihrende Mnichrfn. Der
Preis der l'erien li.'ingt im Allgemeinen von
deren Qualität ab und steigt gewübnlich nach
dem Quadrate des Gewichtes. Bei den Perlen,
welche einzeln gewogen werden, wird daher
der Preis f&r das Quadrat nach der Qualität
festgesetzt und dunn mit der Qiiadrntsahl
des Gewichtes multiplicirt.
Unechte Perlen bestehen gewöhnlich
ans Ölas, welches hidi! aufgehlasen und in-
wendig mit einer dünnen Schichte Wachs
fiberso^n ist. Komische Perlen sind nns
Alabaster gearbeitet and mit Perleoessenz
llberzogen. Man bereitet diese, indem man
die silberglänzenden Schuppen der Weiss-
tische (Cypriuus albarnus) abschuppt, durch
frisches Wasser den Schleim entfernt and
dann die Schoppen so lange mit Wasser
zerreibt, bia sieb die glänzenden Theilehen
heim Stehen rein am Boden absetzen. Diese
werden dann mit Ammoniak gewaschen und in
einer Auflösung von Hausenbfaae fein vertheilt.
Diese FlQssigkeit bildet eingetrocknet einen
schönen perlenmutterähnlichen Ueberzug. LA.
Perlenessenz, s. Perlen.
P«rl«iireibM, Perlenstreifen. Ein
eigenth Ilmliches, durch die Alhembewegnngen
erzeugtes Reibungsgeräaseh in der Brust-
oder Baachhohle, dadurch entstehend, dass
bei der Tnberculuse des Rindes die Perl-
geschwflltte nnf der visceralen und parietalen
Flüelie dür Serosa wahrend der .\thembewe-
gungen aneinaniier vorbeireiben. Dieses Perlen-
reiben lässt sich nur selten als diagnostisches
Hilfsmittel verwerthen, denn es n>nmt mr
dann zustande, wenn die Neubildungen eine
sehr raohe Oberlläche besitzen, also schon
in hohem Grade degenentiTe Umwnndinngen
(Verkreidang) eingegangen haben; nnsserdem
ist das Geränsch eine se sabtile Gebdrs«
Wahrnehmung, dass sie nicht erkannt vvird
oder nicht als Keiben aaftritt, sondern mehr
den Charakter leisen Sehnbens, Streifens
oder Baspelns hat. Fo^/.
Perlgeechwuist, eine aus einer dünnen
Kapsel mit stearinartigera Jnhalt bestehende
Geschwulst an den weichen Uimhinten (s.
Cholesteatom). Smmtr.
Perlgras. Als solches wird auch das Blau-
gras oder Steifhalm (Pfeifenbinse, Pfeifengras,
s. d.) bezeichnet, s. Molinia coeralea,
t'h'^üSft <\>^T Flunkerbart Melica coerulca.
i'tluiiien. welclie ahnlich den Riedgrasern und
Binsen zu den sehleciiten Futtergriisern zählen.
Sie können bei reichlicher Beimengung im Heu
wohl die Bmlhrnng herabsetsen, dass sie
aber förmliche Krankheiten, wie Knochen-
brüchigkeit, IMutharnen oder gar Abortas
ersengen, ist nicht erwiesen. Dasselbe ist
auch der Fall bei Eqoisetum, Galium, Meum
atbamanticnm, Casoota, Nartheeiaro, Erjsi-
mum, Pua aijuatlca und anderen unecliten Grä-
sern, dagegen erzengon die scharfen KrystaUe
des Bteifnalmes bei Rindern oft Stomatitis. 1^,
Perlhirse, egyptisehe (Pcnicillariaspicata),
auch Negerhirse genannt, besonders blatt-
reiche Futterpflanze, aber nur in sehr warmen
Lagen gut fortkommend und Iteine so hohen
Fntterertr&ge wie die Zvekerhirse oder t. B.
der GrQnmais liefernd. Kann aber angeblieli
dreimal gemäht werden und bildet mit ihren
zarten Blättern ein allen Tbieron angenehiue.s
Putter. Nach O.A. Gressmann enthielt in
der BlUthe gemähtes Perlhirseheu 93*8 7«
Trodienanbstanz, und diese bestand aus:
1% % stickstoffhaltigen Stoffen
1'6 « Bohfett
f;o r> „ stickstofffreien Bstraclateffen
35 9 „ Uolsfasser
4*8 „ Asche.
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636 PRRLHÜHN. —
Nach dies-'i ATuil^-se konnte das Heu
iiirlit hc8undor.> luiln stoffreich sein, wag wohl
^1*11 lnilzi<»en Sten|?eln dieser PHanzc «uzii-
schi t ibt'ii ist. Die Körner derselben sind ein
beli.'bte^ Go tili gel futter. Poti.
Perlbubii (Namida meleagrisj. Species aus
d«r Fatnflie der echten Hfihner (s. HQbner-
vögel), mit narkt<iii Koi>f. liruitiiriMi Kinn-
lappou tiiMi einem harten ilui iiltt Im auf dfiii
Sdifiitel. Sporn am Lauf und Hintergehe fehlt.
Das schünc. glattanlicgende Oefied«r ist weiss
geperlt. Das Perlhuhn lebt in Heerden in
sumptigt'ii l'liissiiii'derungen Afrikas. Es wurde
im AlttTthuni von den liOmero als grosse
OelicstewM betrachtet, deshalb gehalteti und
gezüchtet. Von hier aus gelnriK^^ es nach
I)entschland und von da nach Ifru^iilien, wo
»'8 jetzt in grösseren Schaaren verwildert zu
ftnden ist Das l'eribnbn wird nie so sahnig
wie das meiste Itbrige Geflagel, mit dem es
auch w* Iii;: verträglich ist. Unfruchtloire
Bastarde zwischen Perihahn und Haushenne
sind bekannt., Der Haim ist nicht leicht von
der Heimf zti unterscheiden, da er keine he-
sondere uiünnliclie, secundäre Geschlecht.^-
uierkniule be.sit7.t. — In der Nahrung ist e.s
ansereu Haushabnem ähnlich; neben (Jetreide,
Inaeeten, WQrmern wird auch Grfinfntter wie
Kno.i^pen. Gras^iiitzr-n \vm\ Mlftftcr vrr/rhrt, ;
iJer wirthschattliciie VVerlii der i'erlhühin i
ist ein fraglieher. Obgleich sie grosse
Pflege, besonders Winne, im Winter geheizte
Ställe, sonnige Anslilafe etc. verlangen, logen
lliiliii-T nur kltiiip und wenig, int giin- 1
ätigsten Fall 8o Kier im Jabr von bräunlicher
bis gelblich>>r Farbe. Allerdings sollen dieselben
besdnders AV ililschineckcnd sein und wppIi ii
daher z. V,. iii Frankreich auch wi it holitr
bezahlt als Kier uni^en-s Ilaushuhns. In Italien
werden die Perlhühner ihres sarten Fleisches
wegen geittchtet nnd gemästet. Das Perlhnhn
ist scIiöniT, I- Kliiifirr Ziervogel und für
PiirL- i'niiilViili n-^wtiflli. Brümuter.
Perlinas, s. spanische Pferdezocht.
Perllt (I'erlstein), amorphes Mineral vul-
kanischen Ursprungs, welches grosse Aehnlich-
keit mit dem Pecbstiin (s.d.) hat: es findet
sich iu rundeckigCD Stücken — Perlea —
abgesondert und f&lit aach In solche aus-
einander, röthlich, bräunlich, Mäiilirl). glas-
glanzend. lic^teht aus grossen AkniT' Ti Kii'sel-
sftlire neben geringeren Mengen Tii'mcrde.
Kalinrn, Kisen. Der Perlstein hat beinahe die
H&rte des Qnarzes, er tritt in milchtigen
(.liing^'n iu UiiLMrn ini 'I'oInhv wwA Folsö-
bsnya, ferner in den Knganeen und in Me-
liCü auf. l.i<tbnih.
Perlmals. Oultnrvarietät des Mais. (Zea
Mays). s. d.
Perlrooos, «'arrageen oder Irlän-
disches Moos (Knorpeltang, Ficns crispns,
Mosens Carragaheen Irlands). Das Moos ist
eineMeeralgi'(KI<»ri !i' •). i-flicinell und zri -hnpt
sich durch gro.ssin dchalt an gallertigem
S' hli'im (7S'V„) aus. In ihrem Hoimatlande
gehört die l'llanze zu den gut niilirendeii
Futlerstoflen (s. Carraguheenmoos). W'^. i.
Perlaittar, k Perlen. J
PBBM8ABBL.
Perlsalz, -Sal mirabile perlatum, das
officinelle Natrium pbosphoricuin. Als
mildes Liiians wird os 'zuweilen in der
Humiepraiis lötltilweise, in Wasser gelöst,
zu 45*0— 50*0 gebrmueht, ist absr im Ganzen
entbehrlich. Vogel.
Pwfttapel ward« früher die eigenthflm-
lieh»* Ötapelforiii des edlen Merinuvliesses
genannt, bei welcher die durch den Fett-
schwciss zusammengeklebten Spitzen oder
Gipfel der einseinen i^tApelcben in der Ge<
stalt ganx kleiner KnOpfchen erschienen. In
der neueren Zeit ]i;il>en die meisten Schaf-
Züchter und Wollkenner diese Stapelfunu
(besser) kleinknispigen oder Nadelstapel ge>
nannt; die Grösse der einzelnen St.lnelchcn-
spitzen ist gleich der feiner Stecknadelkitupfe.
Man lin let diese eigenthfimlicbe Stapelform
nnr bei hochedlen, sehr feken Wollsortsn,
welche Torwiegend inr Taehftibrieation he-
nützt werden; ihr innerer Stapell»au ist dann
stets ein cyliudrischer und die einzelnen
Siriihncheu gdien dabei regdmisHig aas gans
kt'-'Tvi Haarsjrnpiicn hervor. AVcv/^/f.
PerlsttCht ist die gebr&uchliche liezeich-
nung für die Tubercnlose der Rinder. Die-
selbe ist aller in t""rülierer Zeit vielliK Ii anders
gedcntel und in ihrer wahren Natur verkannt
Wiarden, wie die Bezeichnungen Franzosen-
krankheit, Venerie, Lnstseuche, Monat'treiterei,
Hinesoeht, Tranbenkrankheit, Meerltnsigkeit,
Fimiii^keit. DrÜMnikrankheit, Sarroindyskrasie,
Kbröse Tubereulose, Morbus galii« us, N^m-
phomania, Satyriasis, Oacheiia boum aar*
comatosa, Sarcomatosis infectiosa, Sarco-
tuberculosls boom, Tuberculosis serosa boom,
Tulierculosi-» b'ium libromatosa, Margarosis.
la pororaeliere, Pbthisic calcaire etc., die
für die Rindertnberciilose gebraucht wor-
den, beweisen. Im XVIIl. .Tahrlitindert wurde
die Kindertubercnlose V4»n Florini, Fürstenau,
Frenzcl u A. für Syphilis gehalten und als
Fransossakrankheit beaeichuet. Helmoat war
der Meinting, das« die Krankheit don-h So-
domie von Mensrlien auf Thiere übertragen
werde. Der Genuss des Fleisches perlsüch-
tiger Rinder war verboten. Qraumann und
Heim ^^prafheri sirJi gegen die syplulitische
Natur der l'erlsacljf an>. (jurlt, liüll und
Virchow erklärten sie fiir eine auf den Men-
schen nicht übertragbare Sarcomatose. Hering,
Kochs, Förster, Spinola, Kreutter, Dtttrichs,
Anackcr, Crighton, Gerlach u. \ sprachen
sich für die tuberculöse Natur nnJ Infectio-
sitilt der Perlsucht aus, was dnrol» zahlreiche
Impfversuche und Koch 's Entdeckung des
Tnbcrkelbactllns vollkommen bestätigt wurde
(.s. Tubercnlose). Somnci .
Permanente Irrigationen. Andaueinde
ITcbcrriesclungen von kaltem Wasser aaf
einzelne K<^rper(heile (s. Bydrothorapi«). Vt,
Pcrmanganas Potassae, übermangan-
saures Kalium. Kalium pe rmanganicum
(Pli G.). Kalium hypermangaBi«ntn (Ph. A.),
s. auch Pcrchloridum.
Ptrmeabel (lat. penneabilis), durcbdriog-
bar. PerineabilitAt. Dnrchdriiisbarkeit
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PBRNICI0SÜ8. - PBRONOSPORACEAB.
SSI
Periueati 011.
sweicr Körper.
Parnioiosus (von
tfldtlich, verderblich.
Perocephalus (von
gegenseitiges Dorchdringen
AMtümr,
pernecare, t'nUcn),
Anacker.
ntpec, ventllmneU;
«t^aXri, Kout), die Kopfverstammelong, eine
damit behaltet«* Missgeburt. Anaeker.
Perocormus (von verstümroelt:
xop{i.(ic, UunipO, die Hampfverstümmelang,
die dnnit behaftete Miasgebart Anacker.
PeromelUS (ronmpi^C, verstftniinelt: <ti\n;,.
Glied), die GliedmaasenverstUmiuelung, die
damit behaftete Misagebnii. Amatlur,
PtrOM 8. perone s. pe-
roiievni (von «»tpiiv, durchboh-
ren), \\c S)>iii<l( l, das klein-- Hn-
terschi'nki'lbcin. Anacker.
PeroRospora (von ncpovr,,
Spindel; oKopa. die S;i;it. Zeu-
gung, die i3|>ore), der dureli-
bohrende l'ilz. Anacktt .
Peronospora infestans,
«. deTastatriz s. trifnreata
- Botrytis infeetans, der Ear^
tuffelpilz.
Peronospora effiisa, der
Schimmel der Wicken. Anacker.
Peronosporaoeae. Obligat
parasitiHche. sehr selten facul-
tativ sapropby tischt; (vergl. Pa-
rasiten, pflansl.) Pihe. welche
dif Intercellnlnrrännie des Paren-
chyuiM bolierer l'liiinzen (Dicoty-
ledonen) bewohnen und den Zel-
len vermittelst kleiner Sang*
or|rsne die nOthige Nahrung ent-
nehmen. Sie schädigen die bc
fallenen FHanzcn in der Kofjel
in hohem Grade und erzeugen
daher verderbliche Krankheiten.
Sie besitzen geschlechtslose und
geäclilr. litlicln:' Vermehrung. lUe
ungesclilecbtlichen tionidien bil-
den sich an der WirtheoberBftehe
auf Stranrh- oder baumartig ver-
sweigten Uyphen einzeln (i'ero-
nospora, PhytuphthoruJ niler
reihenweise (Cystopae). Die Ue-
sehleehtsorgnne entstehen im In-
nern der befallenen Gewebe und
verhalten sieb ähnlich wie bei
den Saprolegniaceen, mit denen
sie gemeinsam die Gruppe der
Oomyceten oder Oogoniaten bil-
den. — Man findet als weib-
liches Organ das Oojgoniam, eine mei»t
kugelige, grosse Xelle, in welcher sieh knn
vor der Hefnu lit iiiig das Prot'ijilasma zn einer
Kugel zusaiiinienljullt, weleiic das Ri, die
Oo.sphaere, darstellt. Das männliche Organ,
Antheridiam, entspringt seitlich unterhalb des
Ougoniums, ist kleiner als letzteres, durch-
dringt mittelst eines Schnabelf"rt?at/rs die
Ougoniamwand und gibt dann seinen be-
fVnehtendcn Inhalt durch den sich an der
Sjdtzc n (In enden SchnabeUoitsats an die Oo-
sphuere ab.
liCtttere bedeckt sieb karx nach der Be-
fruchtung mit einer dicken, glatten oder
oft wandgen, körnigen oder nnregelmftssig
hockerigen Haut unl stellt so die ()Msj)ore
dar. Die Oospore kann längere Zeit ruhen;
bei der Keimung entwickelt sie entweder
einen Keiraschlauch, der sum Mvccl aus-
wächst, oder sie bildet eine grosse Menge
Zoosfiorcn, die Iilies.sli.-li, zur lJuIie irel.mu't.
ebenfalls einen Keimschlauch bilden, der die
Oberhant des Wirthes durchbricht und im
Innern zn einein reich verzweigten Myeel aus-
wächst. In derselben Weise können «lio un'
geschlechtlichen tionidien entweder direet
Ii,', l-iul. I'ii» ti>i.iiliir.i iiifr-tjli» iM.nili;n.) n-- lir. I — 4 l'h>l. j ii Ii-»! in - . —
1 ltljltlrJK'r"'>il Kill »LS !i<Ti >p.i.l..t!iiucp,'"ii tiiTrorliH'i-li"nili'ii "iuui'.ln'Ulra^'.Tti.
l ilengl. vergl. 3 Uoiiidie, üit» ! kKiiii' hu. 4 a l> *iuuiilii<o, Zoo<|ivr«n bilUouü.
4e SoMponn. A Pfejrtapblbur« omniror»; UtffruchtotM OOfODlH Bit «law
<io«|ior>': A AiillnTidiuiii.
Keiluschlaucli und My cel bilden, oder i>ic ent-
lassen eine Aniahl (meist 4 — 8 — 16) SSoosporen,
welche schliesslich keimen und ein M vcel bilden.
Gleich den Saprolegniaceen und den Mu-
curaceen ist das Älyccl der Peronooporaceen
ceilulftr, scheidenandlos.
Zwei Gattungen: Ph} tuphthora and Pero«
n« ]i<>ni sind landwirthacbafuich von beson-
derem Interesse.
a) l'hy tophthora de ßy. Die (jonidien
entwiekiln sich centrifugal. Ks bildet sieb
nunilicli um Ende eines ilypiienastes zunäclist
eine tionidio; unterhalb und seitlich von dieser
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»88
PKROMOSPOBACKAR
entwickelt sich nun durch Knospung oder
SiMroaailiig ein neuer Ujphenast, der gleich-
fiiUs an Keiner Spitze eine Gonidie abschnürt
Dieser Vorgang kann sich mehrmals wieder-
holen. Dabei aeigt sich die bei vielen sym-
pönalen Verzweigungen beubacliteie Erschei-
wmg, dMB die Haupt- oder prira&ren Zweige
mit iliren tionidien durch tlit> jeweilig nach-
folgenden seitlichen oder secundaien Zweige
aaf die Seite gi drüngt werden.
l*b. infestaos (Mtgo.J, Feronospon in-
feitaiM Hlgn., P.demtatruCup., P. Fintel-
»Mini Casp., P. trlAireato Ung^ Botrytia in»
Ki|f. Mc2. IVronosimr» ulicoU du Hv. 1 lUiltfra>;mi iit mit auT dt-r Uutorncito au<
«lt<ii 8i.«ltöfrnuni;in liiuvort ri-tendi-n lioDidientrll(?L>rn. 2 Uooldientrlfc'er Ti<rgrCsi«rt,
3 a— c Qoniiliea bilden Zoosporao. 4 %0«((K>r(n. & KeimenJe Zooaporen. 6 U»-
Ooapore. • AiMuMam,
festaiis Mniit _'!)., Botnrtis «l.-\ iistatrix Lieb.,
H. tullax Desin., 1!. Sofani Harting, Kartoffel-
piU (Fig. 1401).
I>ii»s.T l'ilz i-t die Trsache der Kraut-
oder Zellenlaiilniss der Kartoffel. Man bemerkt
seine Anwesenheit zunächst an zahlreichen
braunen Flecken, welche an den Kartoflfei-
blftttem anftreten. Alsbald brechen aaf der
Intfrseit'' die weisslichen Gunidientrfiger
einzeln oder bü-^cheli^' hervor. Dies gesehifbt
Vereinselt im 3fai und Juni, massenhaft im
Juli nnd August. Oieichseitig verbreitet sich
ein unangenehmer fauliger Geruch, der bei
ge«igneter Windrichtung oft maQenweik wahr»
genunuiicn wird. Nach und uaeh werden die
Knollen ergriffen; dies geschieht direct von
dem Stengel aus oder indirect, indem die
Sporen and deren Prodncte durch das Regen-
WR.'i.'ser in die Erde gelangen.
Die sehr leichten kleinen (ionidien werden
durch Wind, Thiorea. 8. w. nachall«Dltiehtang«D
verbn ittt. In Regen- und destillirtem Waaa«r
entwickeln sie Zoosporen, in NfthrstofflOsnn-
gen dagegen direct Keimschlftuche. Die Zoo-
sporen adurimen einig« 2eit herum, ge-
langen dann sor Ruhe, riehen ihre Wimpern
ein and kehoaen nun gleirhfalh. Die auf die
eine oder die andere Weise
gebildeten Keimschlftoche
vermögen die Blatt« oder
Stengeloberhaut der Kar-
toffelpflanze zu durchbohren
und verbreiten aich dann
in den btereenularriumen
d'^-; Parenchyms zu tin'Mn
reich verzweigten Mycelium.
Auch junge Knollen werden
höchst leicht inficirt, wäh-
rend alte and mit dicker
Korklage überzogene, dick-
schalige Knollen schwieri-
ger oder nieht leicht an-
gesteckt werden. Kranke,
w&hrend des Winters im
Keller etc. aufbewahrte Kar-
toffel verbreiten einen un-
angenehmen, tUnkenden Ge-
ruch und gph. n unter Bei-
liilfe von Spaltpilzen in eine
stinkende Jauche Uber. < lo-
fonien- nnd Antheridicnbil-
ung ist bisher beim Kar-
toffelpils niebt beobnehtet
worden.
Um die Krankheit fem- '
snhalten, ist das beste Mittel
sorgflltige Auswahl gesu»
den Saatgutes und BeuAtl-
ung eines Ackers, der min-
destens zwei Jahre nicht mit
Kartoffeln bestellt war.
Dieser gefährliche Pa-
rasit ist bisher nur noch auf
Solanum Dnlcaraara nnd auf
einer neuholländischen Sero-
phulariacee, Anthocercis vis-
coaa nnd der ehileniachen
Sehiiantiiua Qraharai, auch
hier ohne O.i.spDren, beobachtet worden. —
Phytophthora omnivora de Üy^
Peronoepora Fagi Hartig. l'hyt. Fagi Hartig,
l'eronosp. Senipcrvivi Sehenk, Per. Cactorum
Leb. et Cohn Dieser Pilz benUlt die Säm-
linge der Buche, Fichte. Kiefer, Lün he,
Ahorn und Tanne. Ferner Lepidium sativum,
Oenotbera biennis, Epilobiom roeenn, Salpi-
gloBsis sinuate, S''Tn]K'rvivnm, Cereus specio-
sissimus, 0. peruviunu.s, C. giganteus, Melo-
cactus nigrotomentosus, Cleone violacea,
Alonsoa cauliata, Schizanthna pinnatns, Gilia
capitata, Fagopvrum marginatum und F. titeri-
cum, Clarkia elegana.
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PBR08IN0. — PERfiAKO.
Dieser Pilx ist nicht »Uein durch sein
▼orkommen auf ioTi«len nnd ▼ereehieden artigen
Pfliuueii. sondern auch uiiilLTweitii,' iiocli
ictercäsant. Ziniachst bildet er uicht iu allen
oben genannten l'flanzen Geschlechtsorgane.
Solche sind z. 1). in Clarkia. Gilia. Coniferen-
und Buchenkeitnlingen beobachtet wurden,
während in Cleon«', Alonsoa, SiiiizaiiDius inid
F«g0pjrram bisher aar Uycel mit Gonidieo-
trigeni beobtdrtet woidfliB. Anderarieits kann
Phytophthora omnivora auch saprophjtisch
gedeihen. Die Gonidien kOnnen üirect Eeim-
aebttaobe oder Zoosporen bilden. Di« Oo-
sportn entwickeln einen Keimschlaocb.
Die Phytophthora infestans ist vahr-
SCheiDÜcb von Amerika r'in<rei<i'lilf!<['t WMr.len.
b) Peronoaporn (Jurda. Die Gouidien
entwickeln sich centripetal, entstehen fast
gleichzeitig Sonst wie hei Phylophthora.
Per. viticola de By. (Fig. 1402).
Dieser in Amerika auf allen Yitisarten häufige
Paraiät trat 1877 itun eratenmale in Boropa,
«od twar in Weradieti in ITngarn, aaf. In
Jahre 1.H78 eonst.'itirte Phinehon <len Pilx im
üQdweBtUcheu Frankreich und diu Jahr daraul
wurde er in Frankreich allgemeiner, über-
dies in Italien, Algerien, 1881 in Griechen-
land and 1882 in Elsass-Lothringen gefnnden.
Der Pilz bildet weissliche Schiramel-
rsi^en auf der Unterseite der Rebenblitter,
wftbrend gleichseitig die Blattobeneite gelb
nnd roth wird.
Alsbald vertrocknen die l.hUter unter
Kräuselungserscheinungeii utu! lullen ab. Aber
anch die jungen, grftnen (nickt ab^r die
▼Oltig Terholsten, reifen) Zweige, Kowie die
Ranken, ferner die allgemeinen und hesond- r- n
Blumen und Fruchtstiele, endlich ä^lbät die
Blomen>jrgane und dieFrQchte werden von dem
manchmal sciion im Mai auftretenden Pih.e l.e-
fallen und zerstört. Elienso werden die Siiiii-
linge haufii,' vom Weinpilz befallen und getödtet.
Die Gonidienträgtsr werden ca. O öium
hoch «nd treten meist bSschelig in 3 — 8 aus
;len Spaltö0'-ii:r:M;;.n liervor. Die Gonidien ent-
lassen Zuoäporen. liusselbe sollen auch die
Oosporen thun. Mittel zur Vertilgung dieses
Qng«?mein schädlichen Parasiten sind bisher
nicht (gefunden. Grosse Trockenheit schadet
ihm i) , . i;i ' idlif^en Verniehtung. I/art.
Ferosino F., sludirte Veterinärraedlcin in
Turin und war sp&ter Professor an der Ve-
terinär$chule daselbst, erhielt 1R4G eine Me-
daille von der (.'entralvetcrinürgescUschal't in
Paris für die iteantwortung der Preisuufgabe
„Ueber die Wirkung der £inspritsnng von
Jodtinctnr mr Heilung der Gelenk» nnd
Sehnensclieid»'ii>;allen". Pi-rnsino liefeite viele
Artikel über Anatumie, Physiologie, patholo-
gische Anatomie und Therapie in. den ita»
lieniifchen Fachjournalcn. Srntmer,
PerosoaiUS (von tttpö;, verstümmelt:
otöfia, Leib), die Leihesverstümmelung, Mis-
gtburt mit abnormer Bildung des ganzen
Kürpers. Auaeier.
PerOStOfflüS (von Ta^.'U. verstümmelt;
srdjA«, Mund), die Maulverslunimelung, Miss-
geburt, mit abnormer Bildung des Manls. Mir,
Parowtkit ein aas titansaureu Kalk
bestehendes luneral, bei Slatoöst im ITraU
im Cliloritschiefer bei Zerrratt, im Talkschiffer,
im körnigen Sandstein bei i^titsch in Tirol
vorkommend. Blätterige Wttrfel bis Faust-
grö8?e, an welchen untergeordnet zuweilen
Octaeder und rvramidenwtlrfel vorkommen.
DunkelroLlilich braun bis schwarz. HärteS — (S.
Speci&iches Gewicht 4. Vor dem Lßthrohr
uasehmeUhar. LMKsek.
Perplgnan, Stadt in Frankreich, Departe
meut Pyröndeti-Orient , enthalt ein bereits zur
Zeit Napoleon L gegründetes Staatahengsteo-
d^pAt. Grassmaim.
Perrler, Cavalleriewterinär, gab 18:1B in
I'ari.s heraus eine Schrift über die Wichtig-
keit der Erhaltung der natürlichen Form and
Beschaifonbeit des Hofes für den Werth des
Pferdes. Sfmmrr,
Perrückenbaum (Khus cutiuu.s und Khuä
Toxicodendron), zur Familie Terebinthaceae
SehOrige Pflanson, sehr beliebte Parkgewächse,
sr«n BlAttcr jedoch eine flflchtige, giftig
srharfe Substanz enthalten, so dass sie schon
durch blosse BerQbranff Brennen und Blasen
aaf der Hant herrormfen. Atf.
Persano, im mittleren Italien (Im vor-
maligen Königreich beider ^Sicilien), liegt
wenige Kiloro^r von der Koste des Meer-
husens von Salerno in der Ebene l<lboli nnd
unweit der gleichnamigen Eisenbahnstation, .
Das hier bestehende königliche Itemontc-
d«^pÖt wurde im Jahre 1870 errichtet. Aber
schon vor diesem Zeitpunkt diente diese aus-
1,'edrlinte Besitzung der Pfrrd.'zueht, indi'iu
lüer ein berQhmtos Gestüt unterhalten wurde,
das nun tweeks Aufstellung der Remonten
vnn hier verlegt wurde
Der gesammt« Flächenraum Persanos
umfaast 3^0 ha und liegt auf der durch die
FlHs e 8ele und Calore geblMet-'n Halbinsel.
Heide Flüsse vereinigen sich naialich an der
Westgrenzo des Besitzes. Von diesem weiten
Flichenraum sind etwa S300 ha Wiesen nnd
dienen sowohl als Sommer- als anch als
Winterwt idi'ti. Der übrij;e Theil. welcher an
iUw Ufern dt^r beiden genaanteu Fla»se liegt,
ist niedrig und bildet die Aus&enseite des
Guts. Ttotz dieser umfänglichen Weiden
herrscht hier im Sommer aber dennoch Mangel
an sidchen und ist das Depöt dalitr trenöthigt,
während dieser Zeit etwa SÜO Fohlen iu das
nahe gelegene Gebirge Montenero an schicken,
dessen Weiden theils zu Persann pehören,
theila von den betretenden Eigenthttmern ge-
pachtet worden sind.
Die Zahl der im D«$pöt aufi.'esteHten
Pferde beträgt zur Winterzeit etwa 1000 und
im Sommer bei 1800 Köpfe. Die zur Be-
setzung desselben erforderliche Ansah! Fohlen
wird allfrQhjährlich im Alter von ^ oder
4 Jahren auf öllentlii hen Markten mb r von
den Züchtern angekauft und l>is zum Alter
von 4y, Jahren in dem Ii< [hM verpflegt, nm
d.iranf in die einzelnen Begimenter vertheilt
zu werden. Zu diesem Zweck werden sie im
Monat Juli in kleinen Stillen anfgeateUt nnd
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S44)
PERSIAKEB. - PERSISCHE VIEHZUCHT.
ihnen hier uu 1 ruckenfutter 6kg Hea.
Uafcr verabreicht. Da aber diese Futtermittel
aaf der B«sitsong >6lb$t in reichlicher Menge
gevonnen werden, so werden die einseinen
Fiitiitiien. naiiiiMitlich diejenige an H<"'ii. ji-
nach Auiilall der Ernte, meist hoher bc-
meseen. Das Stroh, dessen iiednrf die he-
sitzunp ebenfalls deckt, wird für eine Ma-
trat7.enstreu in hinlänglichen Mengen ver-
theilt.
Die Verwaltaug dos Diipöt, welches dem
snm Erieg9niini«teriani gehörigen Inspectear
der Kpm'intci:1i'j;ilts (r>pPtt(Ti- ilr'i Deposit)
Allevamento Cavulii) uiU^ratiiUt. ist, liegt in
den Binden eine« Stabsofficiors als Direi-tor,
«nr Zei( in denen des Majors A. Maa), dem
zanftchst ein CapitAn als Vicedirector,
2 Vetcrinrnli.^ainf.« und 1 nt'<-!iiinn;^'-ri'ilit er
mit i üehilttn unterstellt sind. Das linter-
peraonal besteht aus einem oben-n und einem
unteren Oekononiieheamten, 19 I'ferdehüti'rn
im Hauptort, 2 jungen Wärteni, 10 Feld-
wärlern zur Hcwachung der Besitzung,
6 Trainern, 3 ätallknechten, 1 Magazinsver-
walter und fi Oehsenitneeliten. fietsteren liegt
di*" Ti.'^nrcrtinir Rindviehs oh, \vrl'-h.'> in
der Höhe von etwa 800 Kßpfen liir die latiii-
wirthacbaftlichcn Arbeiten gehalten wird. FOr
diese werden im Uebrigen zahlreiche Leute
in Tagelohn je nach Bedarf beschäftigt, (rn.
Persianer, der Stanunvatc-r nii'hr.'i . tiir
' das königlich ureus.sische damalige Stutaut
Trakehnen Ton Bedeutung gewordener Pferde.
Derselbe war ein im .T;ilirr' ITtO trrbfirf'iipr
Per.serschininiol und kam IT^y, vom I'ni-
sidenten v. Besgewang erworben, nach Tra-
kehnen, wo er hia sam Jahie 1747 deckte
nnd im folgenden Jahre noch Ar SO Tbaler
an Atiit-i;itli St.iiL'li'v vn kauft wurde. Er
selbst, wie Ii. suii.ler.s einer seiner Nach-
kommen Spinida (s. d.) haben dem GestQte
viele sehr brauchbare Pferde geliefert. Ein
anderer seiner Nnchkummen, Persianer,
Schimmel, geboren 1163, war von 1768 bia
MUl Haa^lbescb&ler im Gestflt.
Persianer, ein Blanschimmelhengst,
altpcTsi-i-lier .Ahkiinft, V/," \ C^i m)
gruSB, gebuien 17h'J, kam aus dem lürsUich
Kaonitz'ächen Marstall in das königlich
prenasieche Friedrich-Wilhelmgestfit lu Neu-
stadt a. d. Doase, wo er in den Jahren 1792
und 179.'i deckte. Darauf wurde er in das
Statamt Trakehnen aberiietzt, in welclieni er
«It&ter viel Gates leistete. Grassmann.
Persica vulgaris, gemeiner Pfirsich-
baum. Hekannti! Amyg.lah-f L. XII, 1,
Amygdalus persica. Die Bliitter erzengen,
wenn sie von den Hausthieren aufgolesen
nnd gefressen werden, Vergiftung, da sie
ähnlich dem Kirschlorbeer (s. I'runus Lauru-
cerasu.s) ein scharfnarkoti^'lies Princip ent-
halten. Krämpfe, erschwertes Athmen, Er*
weiterang der Pupille, Leibschmerzen,
Lihmang des Hintertheiles gelicii dem Tode
voraus. ^'^v/.
Persischer Windbund (Oauis leporarius,
penicns). Nach Fitzinger fthnlieh dem ruxsi-
achen Windhunde ein Bastard reiner Krentnng
des grosse» Wiiidliundet. luil il<in piossen
^♦•idenhunde, ähnlich dem grossen Wimiliunde
(». Windbaad and persische Viehzucht), io
den Oesammtfomien der Behaarang naeh mit
ilfiii trro--en ?'-iilciihiin<le id<'nti:-äch. AWA.
Persisches Feuer, synonnu für den An-
thrax (HUsbrand) des Menschen, a. Anthrax.
Persisches Geflügel. Die Liebhaberei flir
CinflOgelzucht soll an manchen Orten de.s
Keichea weitverbreitet sein: hauptsächlich
werden HQhner, and xwar die soganannten
Kalkuttahilhner, ge7:n?fn, iliV- sehr gute Eier-
leger sein sollen. Da di.> ilüiiuer fast nie-
mal.s gefüttert werden, ssniJ'-rn ihre Nahrung
aus dem Strasaenschniuta, den Excrementen
der Pferde, Esel etc. hervoratiehen mOssen,
so i?t ihr Fleis' h meist w.ni^ sriimackhaft.
Truthühner wurden schon vor 2U0 Jaliren
in Ispahan von den Jesniten eingefllihrt and
>^ut t;<»pflegt, sind hIht ?pfltpr fa<!t gSnilirh ans
deiu Lande versciiwuiiüen und wurdfii erst
in der neueren Zeit wieder durch Fremde
eingefihrt; doch sind sie heute immer noch
ein siemlieh aeltenea Geflügel. Fraglich bleibt
es, ob in Pcrsi, n Gänse und Enten als Haus-
geflügel gelten kOnnen. Wildo Gänse und
Enten werden in grosser Anzahl ge8chos.sen,
aber nicht gerne genossen: in der liegel
verachtet der I'erser ihr Fleisch. In den
St;i4t« ii sielit man fast überall vii'l-' Tauben;
umn hält sie zum Vergnügen, und es gibt
dort pasaionirte Taobemflebter, welche gnnie
Ta'.:i" auf den Dächern /nhrinjen, am sich
hier mit dem Anlocken oder VVegfangen frem-
der Tauben zu beschiftigen. In Ispnbnn sind
auf Kosten der Gemeinde mehrere grosse
Thfirme xur Anfhftnfang des Mitte« wilder
Tauben errichtet; d>'i sjewniinLin' Hnano
wird von Zeit SQ Zeit gleichoiässig unter
die Ackerbürger vertlleilt; doch bleibt es dem
Einzcliiei) iiiibTirttnmpr. ftlr sicli allein eben-
falls Pillen i'aubenthurni bauen zu las&cn. fg.
Persisches Insnettnpvlvtr» s. die Stamoi-
pflanze Pvrethram.
Pertftebe VtnbftOM. West-Iran oderdn«
pcTMsi lii' llp-ioli. ZU dem nii' h ' in Th«;il des
.irnu'itist iieri Hochlandes gchOrt, nmfasst
1.647.070 i\* (29.91t nMeilen) mit ca. 7",
Millionen Einwohnern, welche grösstentheils
Mohammedaner, aber Schiiten sind ; nur 700.000
Menschen sind Sunniten iiti 1 im li iinmedani>i li'
Sectirer; ausserdem zählt man noch 8üü0
I'ersen, 19.000 Juden, 43.000 Armenier und
000 Nestorianer und Ohaldäer. - Eine Er-
iiiittlung des Viehbestandes hat, soviel uns
bekannt, bis jetzt nicht stattgefunden: d«r
Boitand an Schafen und Ziegen aoli. nach den
Angaben aller Reisenden, ein ansehnlich grosaer
sein, wiiliingegen llimw r. iranz Vxsi-ndiT- aber
iScIiweiUi nnr in eciiiigerer Anzahl vorkommen.
Die Zue ilt ! r erstgenannten Hausthtere bildet
eine wichtige F.rwerbs(]iiel!e für viel« Itcwohticr,
nielir als 2 Millionen Menschen beschaiti;,5'ii
!-ich last ausschliesslich mit der Viehzucht
und die nomadischen Wanderstimme (Ilijats
nnd Kadseliaren) verdanken ihren Roichthnni
xam nicht geringen Theil den grossen Wan-
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PERSISCHE VIEHZUCHT.
derheerden, welche von sclfinen, kraftigen
Hunden gut bewacht werden. Die letzteren
bilden unstreitig sehr wichtige Gef.'ilirtcn der
Nomaden; ohne diese wttrde — bei den dort
noch zahlreich vorkommenden liaubthieren
(LOwen, Tigert Leoparden, Wolfe, iScbakale,
HySnen etc.) — die Bewachung der Heerden
kanni möglich und der Verlust noch W( it u'iösser
sein, als er Überdies schon ist. Der persische
Windhand ist trotx seines zarten Aussehens
ebenso muthig und beinahe ebenso kräftig
wie der grosse englische Windhund; man be-
nützt ihn nicht allein zur Jagd auf Hasen,
Antilopen, wilde Esel und Schweine, sondern
sehr h&ufig als Hirteahuttd, und er soll in der
Regel ganz vortreffliche Dienste leisten. Er
jagt, wie die Mehrzahl aller Windhunde, Jus
Wild anfs Auge, nicht auf der F&brte. Der
Figor nach unterscheidet er sich von den
englischen Windhunden durch geringere Grösse,
kltiiiric Olir-'ii und lange, ^i'idfiiartiu'c lli'-
haarung an Uhren und Küthe. Dr. H. iirugsch
schildert die sogenannten Karawanenhunde
(fiek-i-kefaK'li) als uniinsclmlirlif, aber äusserst
wachsame (teschöpfe; ali: lüitteij die Gewohn-
heit, von einer gewissen .Station bis zur näch-
sten mit den Karawanen zu ziehen, um später
mit einer anderen Wnndergelegenbeit wieder
/nriK k/iiki lin ii. Der Hund hat in l'crsicn von
Alter« ii^r tiiie höhere Hedeutung, al» sie sich
aus dem bekannten Schinijifwortenl'ÜHer-i-sek"
(Hnndesohn) hcrausahnen Hesse. Er wird von
den Hewohnern Irans besonders gehegt und
^'. jilli tri, Mu allem die unserem Windspiel
täuschend ähnliche Hasse der Jagdhunde,
welche von den Jagdliebhabem oft mit grossen
Sunrnv^n (I^Mes bezahlt wird.
Zur GaÄcllcnjagd wird an \i<-l(n Orifu
Fersiens der Gepard abgerichtet, und man rech-
net ihn daher mitsu den Haus- oder Katzthicren
des Landes.
Die HodenbeechafTenhcit und klimati-
schen Verhältnisse des lieiches erscheinen
für die Haltung von Schafen und /icgcn
am günstigsten. Pfrsi.ns Klima rliaraktiri-
sirt sich durchweg dur» Ii die grosse Gering-
fügigkeit der Niederschläge und weist nach
der Verschiedenheit der Lage ausserordent-
liche Gegensfttze auf. WBhrend in einigen
Gegenden ilrr Winte r mit ;;r"^s. r Stn/ii^'r
auftritt, hens i lit wn aiideitn Orten fast ein
ewiger Sommer mit höchster Hitze vor. Hier
wie dort gedeihen Schaf und Ziege recht gut;
ilir dichter 1 laarpelz schützt sie ('br>n.<owohl
gegen strenge Wintiikult-', wio i:*'gen die
•^Sonnenstrahlen auf der baaraloseu iäteppe. in
einiften Landestheilen, hauptsächlich in den
it'ir<llichen Provinzen, snll lias Fettstei.s-sschaf
(Ovis Ariei steatopyga, i'allas} heimisch und
ganz ain rechten Platze sein. Die bedeu-
tendste EigenthQmlicbkeit dieser Raise liegt
im Schwansskelei Pallas fand nur 3, zii-
saiiiriifii V Zull hiiifri- Sihw^nzwiibcl. Zu-
weilen besitzen diese Schate auch 4 ^chwanz-
wirbd; dieselben werden aber regelmässig
mit einem grosser bcwollton. init.n kiililcii
FettwaUt bedeckt, welciier durch Einsciinürnng
meist etwas gespalten erscheint. Bei gnter
Nahrung erreichen die erwachsenen Hammel
ein Gewicht von 80—90 kg, ihrFettsteiss allein
wiegt oftmals 18— SOki; Die stärksten Widder
werden 83—90 cm hoch und besitzen einen
lirustnmfung von 104— 106 cm (Jnl. Kühn).
Üuide Geschlechter sind meistens gehörnt;
die Widder sollen suweiien 6 — 8 Hdrner
haben. cinitren Orten kommen anrli lium
lose Formen dieser Rasse vor. Ihre ^Kiiilich
grossen Ohren hängen schräg am Kopfe nie-
der. Das Gesichtsprofil ist mehr oder weniger
gebogen und mannigfach variirend. Nicht
niiiidor wechselt die Farbe ihrer Behaarung.
Dunkler Kopf und dunkle Fiisse bei weissem
Deckhaar am Rumpfe sind nicht selten. Nach
Kühn's Unterstirhimgen ist das Vorkommen
des eigenthlimlichen Fettsteisses durcliaus
nicht bedingt — irle Fallas angegeben hat —
durch den (Jenass aromatischer und saia-
haltiger Kräuter (Artemisia etc.) der Step-
|ionl;iiiiI<rli;ifti'ii. Mjii.;l<;'rn es koiiiint d «Ts eil*'.'
auch hfi S'ilclirii ."^iliafVn vor, welche, lern
von ilucr Heimat, mit lAizemcheu, etwas
Hafer, Erb.s»'ti und Stroh einiihrt werden.
Für die iiüiiuidi.-irciKicii Ilccrdüiibcaitzer ist
von grossLT Wichtigkeit, dass diese Schafe
längere Zeit ohne den tiennss von Wasser
auskommen kSnnen und stets nur geringe
Mengen desselben bedürfen. Die W'-itrn Salz-
wUstcn, deren Wassermangel od aclu gros^
ist, lassen kaum eine an>lcr.; Viehhaltung
wie die von Schafen, Kamcclen und Ziegen
zu; Kinder und Pferde können hier nicht gut
gedeili' n. Die Wolle der Fettstcissschafo
bestellt aus einem Gemisch von grobem,
siemtieb langem Orannen- und feinem Flaum-
liaar, welches ztir Filz- und 1~>c«:kcnral»ri
cation benQtzt wird. Die i/ammfeUe Uolcin
ein geschätztes Pelzwerk, welches unter dem
Namen I^ersianer in den Handel kommt. Die
besseren Lammfelle werden mit 1*/, — 2 Rn-
ImI lic/.alilt. .\usi,'fwac]isfne Fettsteissschafe
sollen bei der Schur etwa 3 kg Wolle liefern,
welch« durchschnittlich mit SO Kopeken pro
KilojTrainTii lirznhU wird.
Neben den J\ tt.steissschafen kommen un
den meisten Orten Persiens - hauptsächlich in
den mehr westlich gelegenen Landestheilen
grosse, starke Fettsehwanssehafe vor, welche
zur Gnippr der ^o^'iiianiitcii Breitschwänze
(Ovii platjuru) gcluiien, die überall im Orient
verbreitet sind. Viele dieser Schafe Persiens
haben einen verkehrten, aufwärts und wieder
abwärts gekrümmten Fettschwanz und wurden
diosciiiaiti schon von Genö und Anderen Ovis
aiies rccurvicauda genannt. Nach H. v. Natbu-
ains* Untersuehungen besteht ihr Schwans-
skelet ans Wirbeln uml i-t in der l,äng.'<-
achsc derart gebogen, da.-«;^ der Schwans die
Gestalt drs Buchstaben S anninunt; demnach
ist der mittlere Theil des Schwanses mit
seiner vorderen Seite nach hinten und antuen
gekehrt; er i-t in I'.ttlager eingfLilUt bis
auf die letzten drei Wirbel, welche frei sindj
der am Skelet kOnstlich gestreckte Schwans
ist nn-jefahr 30 — 32 cm lang. Aa-'^'T den
Fettpolstern des Schwanzes liegen solche
nach am Periniam, am Baneb, an der Brust
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Sit PERSISCBB
and an d«r Kehle. Viele dieser Schafe sind
in 6«schlcchtern hornlos; es i!iht
aber auch manchen Bork mit einem schön
gewundenen starken Gtliüin, üesbcn Spitzen
nach vorne gerichtet sind und die eine gute
Vertbeidit^gswaffe bildon. Aach bei diesen
Schufen findet man in der Regel einen itwrken
Ramskopf umi ciiio Halswanime von ziciiilirh
{grossem Umfang<i. Die weisse Hstüriarbt'
herrscht in den Heerden der Fettschwanj-
f^chafe vor, nur das (Jesicht und die beine
sind mit schwarzen oder braunen kurzen
Haaren bewai lust ii. Ihn' Wolle wechselt am
Kampfe in der Feinheit oft sehr bedeutend,
bald hemcbt das gröbere, straiTe Grannen-,
bald ^iiK fpiiip Flaunihaar vor. Die WnUc
der ii<'Uu'*'l)"i°>'neii Läiuuiei ist nieii>t«.'Uii ^nht
fein ^'-kriiiiäelt und es kommen ihre Felle
gleiciifalla nnter dem Namen .Persianer** oder
«neb all nBreitschwSnse* in aen Handel. Die
hohen Motzen dir Pimmt werden frr'^slrn-
theils aus solchen liammft il.'n hergesti llt umi
sind, wenn tief^chwarz uuJ sciion ):l;in/'>iiii,
Ton nicht gerini^fnii Wertb, banptsAchüch die
von Schiras und Kura.
Dr. ßrugsch theilt uns mit, »lass die
Heerden fcttsciiwftniiger Scbafe ibui und
seiner Reisegesellsehaft trene Begleiter durch
panz Persicn gewesen wäri^n: sie wären weit
grosser itnti ^itfirker aU die gewöhnlichen
Hausschafe Kuropas und bildeten den Haupt-
reichthom der Ilijats oder nomadisirenden
Wanderstflmme Mittelasiens bis zu dem chi-
nesischen Ki'irlio liiii. Die K;iiii[ifvviiLli'r, un-
gewöhnlich kräftiggebaute Thiere, last 8« gross
und stark wie dM wilde Bcr^ischaf, welche:«
«owohl in Anncnipn als in Persien ila> Hi birge
bewohnt und sich nicht scheut. uagcgriUen,
selbst auf den Menschen loszugehen, werden
von ihren Besitzern wie bissige Hunde an
die Kette gelegt, da sie in inicr Wildheit
alles I.olii'nv^o ;ils Foinde hotraditen und
mit ihren starktii Hörnern attakiren.
Das persische Wildschaf (Ovis orientalis,
Gurel) unterscheidet sich vom corsicanischcn
Mufflon durch ein viel stärkeres Gehörn, und
tiauiit steht im Zu.s:unmenhango eine Dille-
renz in der Configuration des ganzen Kopfes :
■nch ist dns Hatterschaf der persischen Art
stets gehörnt, und rwnr wachsen die schwridi
sichelförmig gekiümmten HöriHC hin
Fasslänge aus. (H. Pohlig.)
Nach Dr. J. JL Polak's Angabe sind die
Schafe fast das einzige Schlaehtvieh des
Persers. Ihr Fleisch ist von vorzüglicher
Güte und ohne jenen penetranten Geruch,
der das Fleisch des euro)>&ischen Schafes
fast nnjj'^'nies.ibur in;u-!it, (?) Der Fettsolivvanz
errt;U:ht nicht st-lten ein Gewicht von 2' , bis
.S kg. doch sab Pulak solchen nie so gross,
dass er die Thiere erheblich belästigte oder
durch einen Tmgkarren nnterstflxt werden
mösste Pils Fett ist schniiu Huift. alirr wenii;
stearinhaltig, daher ?ur Keiaciifabritation
nicht tnuglieb. Die !S< imfe in den KQsten-
l&ndem, am caspischen Meere setzen das
Fett nicht am Schwänze, sondern im Netze
nb, und hei Schafen, die aus Irak gebracht
VIEHSDCHT.
werden, atrophii t der Fettschwanz und hängt
zuletzt scblalT wie ein leerer Beutel herab.
Docli gehen auch viplf i'ifRpr Thiere dort
an Acclimatisatioll!^k^ankheUcu zu Grunde.
Dr.n. ^ohligsagt, daas dieses Pettsebwtu*
schaf die oinziee, gegenwärtig noch südlich
von der Kauka>uRkette verbreitete Haus-
seluitViisse sei; >ie käme dort In verschiedenen
Grössen und Farben vor, man s&hc hin
und wieder prachtvolle Zuchtwidder von ge-
waltigen Dimenhii'nen und erstaunlichem
Wollreichthum. Der Fett«chwans erreicht
nicht selten den vierten Theil des Oesammt-
£:ewichtes des panzen Thieres (?) und mass
UM einem mittelgroä&eii, weisaen, von Pohlig
untersuchten Mutterschafe 90 cm queren Um-
fangs; die Diatans vom Boden aus Aber die
Schulter hinüber bis wieder rar Erde betrag
1'60 m, iler j^rHsi^te T'^mfan«; des Rumpfes dicht
hinter den Vorderbeinen llo cm, zwischen den
Vorderbeinen durchgemessen, bei mittlerer
Wollbc.ln kung 104 m. I'ohlig s;M_'t im
Gegensatz z« den Mittheilungen Poink s —
dass die Fettniassc des Schwanzes vielfach
an Lichtem verarbeitet wardo. Die Berg*
vsiker halten thellweise ausschliesslich braune
Heerden von kleinerer Statur, deren Wolle
ihnen zur Anfertigung ihrer Zeuge beque-
mer ist
Die Ziegen Persieiig gehören versehie-
denen Kassen an, von welchen die kleinen
sehwarsen WoUtiegen am häutigsten vor-
kommen sollen, daneben findet sieh eine
grosse, ebenfalls schwaiite, Lic und da ge-
fleckte Rasse, von welcher ein Exemplar in
den Hausthiergarten der Universität Halle a. 8.
«gelangt ist. Die Muttetiiegen haben nach
Puhlig's Beschreibung stark abwrirts tjewun-
dene und spiralig aufwärts gedrehte iiörner,
und alle diese Ziegen haben, wie die dortigen
Schafe, lang herabhängende Ohren, deren
Länge diejenige des Kopfe» nicht selten iiher-
tritft. Im östlichen Theil von Persien kmnnit
eine kurshaarige Ziegenrasse von gelblicher
Haarftrbung von die sich sowohl in der 6e-
hfalt wie in stärkerer F'ntwicklun^ der Hör-
ner und Kariie der Hczüuiziege annähert. Nach
Polak's Atigaben liefern die persischen Ziegen
fute Milch und voiireffliche Wolle. Ihr Fleisch
ient aber, da es purgirend wirkt, selten tor
Nahrung. Die gröberen Ziegenhaare dienen
zur Anfertigung von Stricken und Zeltbezugen,
die feineren (Keck) benätzt man zur Tep-
pichweberei und sie K'bt persischen Tei*iiichen
möglicherweiae dus liobe specitiscbe Gewicht,
welches sie vor anderen Teppichen auszeichnet.
Aas den Flaumbaaren der Margftsiiege, die
am besten in den Beiirken Burnan und
Mesehhed ^jedeilit. werden die feineren pei.'.i-
schen Sbawls hergestellt, die überall im Oriente
einen gesuchten Handelsartikel bilde».
Die Bezoarxieire (('a|ira ae>;ai;rus). Melehe
allgemein und wolil mit liuigem Ik-cht ai^
die oder doch wenigstens eine wilde Stamm-
form un.sercr Hausziege angesehen wird, ist in
Persieu an vielen Orten der Berglandschaften
au Anden, und ea mag deren Veihrettnoga-
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PERSISCHE
VIBHZ0GBT.
S43
gebiet wohl vreit über die Astlichen Grenzen
Priens hinausgehen.
Binder. Ada der Familie Boris kommeD
dort sowohl Einder wie Bfllfol vor; beide
Arten worden vorwiegend als Zugthiero be
nutzt: doch schätzt man auch an manchen
Orten ihre Milch zur Bereitung Ton Speisen
und die Haut zur Lederfabrication sehr lioch.
Das tremeine Rind ist meiäten» ein kleines
kurzhiirniKcs Thier von brunncr oder fjniu-
brauner Farbe; zuweilen kommen aach ce-
aebeeltte Thiere dieier Art vor; doch selgt
die Mehrzahl aller persischen Kinder, welche
auf das dürre, knrze und saUhaliige Futter an-
gewiesen sind, kein rechtes Gedeihen. Im Osten
des Landes kommt eine etwas j^Ossere, st&rkere
Kasse mit Iftngeren HOmem vor, die in ihrem
Leibesbau eine Annäherung an das kleint^
langgestreckte HOckerrind der easpisiheii
KQstendistricte zeigt und anr:h örtlich von
ArbeJil vorkommt. Et-i liiescm ist der Höt k' r
meist uubedcuttud eiitwirk*!t winl es fiinl^üi
sich anscheinend Ueberg&nge zum g< wöhii
liehen llaasrinde (Pohlig). Am caspiscben
Meere, in der Provinz Ifasandertn, finden sich
— nach Polak — die Baekelrindfr (Zebus)
ziemlich zahlreich. wo;4oi,'eii im trockenen
Klima Iraks diese Art uii lit Mu>ziidauem ver-
mag. Pohlig sah mehrfach unter den HOckcr-
rindern prachtTolle, schwarz und gelb ge-
tigerte Znchtstiere, die wnhrscheinlieh zur
Veredlung der gemeinen Landrassc benutzt
wurden. — So Tiel dem nnermfidlicheo Por-
srher finstav Riidde bekannt ist. erreicht der
Zebu in Talysch unter 38" 40' nördlicher lirciie
seine nördlichste Verbreitnngsgrenze, wenig-
stens als gesAobtetes Hnasihier. £s mag sein,
dass weiter nOrdIteh sich hie nnd da ein Brem-
jilar dieser .Speeies (Bos indicus) nachweisen
läs^t, welches dorthin als Geschenk oder durch
Kanf gekommen ist.
Die Büffel sind am meisten in dem
nurdwestlichou Theile Persiens und in Trans-
kaukasien verbreitet; eine ansehnliche Zahl
dieser schwerfälligen Art bevölkert die äOmpfo
Maianderans nnd man schStzt dort ihre Lei-
stungen als Zngthiere nicht gerinp. Die fi tte
BiiiTelnjikh wird besunder» im gesäuerten Zu-
stande gern genossen nnd immer besser bezahlt
als dieKahwiicb. Das Fleisch ältererUüffelochien
ist nahezu nngeniessbar: es besitzt ehien
widerlichen Geschmnek und ist in)iner -/fihi'
Ueberau rQhmt man die grossen Leiütungcu
der BflfTcl als Lasttliiere — d. h. voransgesetst,
da.^s ihre Khiuen wie die Ifufe des Pferdes
Uii<l Kht'lü mit Eiüt'U beäcJilagt'ii sind und
alle Reisenden erklären, dass sie vor den
plnropen Wagen nnd Ackerinstrumenten stet»
f^nt TOTwIrts kSmen, wohingegen die kleinen
Kinder und zierliihen Zebii.s im Zuge nicht
viel SU leisten vermöchten. Die grosse (je-
nUgsamkeit der RttRi-l be/.UL'lirh der Qualität
des Futters kommt den Landleuten im Sumpf-
gebietc von Masanderan sehr zu statten; die
Thiere nelimen dort mit dem schlechtesten
Futter, ächilf u. dgl., fürlieb, sobald ihnen
nur Zeit nnd flelegenheit gegeben wird, sich
in das Waaser in fegen. Badde tiaf den Bflffel
auf seiner Reise an der lussisch-^eisischen
Grenze in Talysch seltener an, als z. B. nörd-
lich von Lenkoran, wo man zur Sommerszeit
nicht selten 60—80 Stfiek dieser sehwer-
füllipen Thiere in den Lohmpffltzen und
stagnirenden Wässern behäbig ruhen sieht.
— Die alten Büffel sind im Sommer meistens
gnnz kahl, die Kälber aber stets dicht und
lang behaart, und sehon frühzeitig wachsen
iliie Hririi r aus der Haut liervor.
Dos Kamoel, sowohl das zweihöckrige
oder bnktritelie, wie das einhOekerigeDromedar,
ist für Persien ein wiehfiges Haus- oder
Karawanenthier und wird an maiielicn Orten
mit grosser Sorgfalt aufgezogen. Nach Pohlig
kommen dort beide Arten in zahlreichen
Rassen nnd Farben vor, welche wohl einer
näheren T'nter^iiehuiig werth sein dürften : es
gibt gan^ helle oder wcissgrane, sowie hcil-
und dunkelbraune Thiere dieser Gattiinyf, die
aHe meist kurzhaarig nnd nur zuweilen lang-
haarig erseheinen. Im Frühjahre verlieren die
Kiimeele ihre WidU- von selb.^t ; .'•ulclie wird
aber in der Kegel sorgililtig gesammelt und
snr Anfertigung eigenthftmlioi fettig aatnfllh-
leuder. jedoch weicher nnd schmiegsamer
Stoffe benützt.
Das zweihöckerige Kameel ist im west-
lichen Persien nur selten sn finden nnd dringt
nach den Mittheilnngen des Herrn t. Thiei«
mann niemals bis Bagdad vor. E.? ist in
seiner Heimat lediglich Lastthier and zu
schnellen Märschen nicht recht geeignet; aneh
das Dromedar ist kcine'swegf? immer das
schnelle Thier, wofür es bui uns ia Europa
vielfach gehalten wird. Es soll allerdings im
Orient eine hochedte itasse geben, weiche
lange Mtrsche im Trabe snrftdtlegen kann«
diese find-'f sieh aber v.irwieiTend nur im
Besitze einh«iiuiischcrFü!ä.tt'» und Sheiks, welche
die b.'sten Exemplare mit 10 £ und darOher
bezahlen. — Die schätzenswerthen Eigen-
schaften des Dromedars sind einmal seine
grosse Ausdauer und andererseits dessen ganz
eminente Oenfigsamkeit. Die Thiere der
besseren Bassen sollen in der Stunde 4800 m
nnd bei einem xwölfstündigen Marsche etwa
»eilt deutselie Meilen zurhckleg«.'ii keimen.
Ihre tägliehe Nahrung ist in der Wttste hol-
ziges ticsträpp, welches in ellenhohen Standen
fast llberall wiehst, ab^ meist so trocken ist,
dass man es — wie das beste Brennholz
zum Kochfeuer verwenden kann. Nur bei sehr
anstrengenden Reisemirsdien oder an Stellen,
wo jenes Kraut seltener vorkommt, weiden
den Thicren ein oder zwei faustgrosse Mehl-
klOsse in den Rachen geschoben. 1' . ; l - dürf-
niss zum Trinken empfinden sie nur jede»
zweiten oder dritten Tag, nnd ein Man! voll
Wivsser genügt dann gewuhnlieh zur Ptillung
dei> Durstes. Zuweilen »ollen volle fünf läge
vergehen, bevor sie einen Tropfen Was.ser er-
halten nnd ist ihnen das lange Dnrstea nvr
selten schädlich.
A. Brehm sagt, duss die Perser das bak-
triscbe Karneol in ganz besonderer Weise
gebranohten, nftmlich gleichsam als lebend«
Festnag. Sie logten dem Thiere einen schweren
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PfiRSISCHE VIEHZUCHT.
Sattel auf, welcher &U Lafette für ein leiclile^
Geschatz diente: auf das [lintertheil hingen
sie in S&cken den Schiea«bedarf. BesoiiderH
gat emgeschiilte GoschQtzkundi^e bestiegen
Mildii? K;iin>'i'l<' uiul bilili-tiMi rin.' unter Um-
ftliinilt'u r^- hr iiUtaiicht: Truppe ilc.> Hreres.
Nach Polak's Ihitcrrsuchungi n urreicht
daus baktri><lii- Kameel in I'ersien selten ein
Alter von nnuii Jalircn; fftr die kurze Dienst-
zeit entschäiliirt ji dotli reichlich seine grosso
Tngfähigkeit und die ausserordentliche Bil-
ligkeit seiner Ernfthriing.
Früher wnnle di-"' Kaineclzii.'lit in I'or.-h'ii
weil .->larker und auch ein bcträciitlichii liainltl
ins Ausland, namentlich nach d«;r1'ftrkei (Klein-
Asien) mit den jungen Thieren betrieben.
Jetzt liefert das Luud nur noch eine kleine
An'/ahl in den Kaukasus und bezieht im
(iegentheile einen nicht geringen Tbeil des
eigenen Bedarfes von Bagdad and Umgegend.
— .\uf der Wanderung koppelt num «r. wrihn-
lieh sieben Stück aneinander, den lluli dos
einen an den Kopf des andern. Der Führer
schreitet entweder voran und animirt seine
Thiere dorch einen monotonen Gesang, oder
er sitzt auf il..ni Itürken des vordersten,
welchem dann die übrigen willig iulgcn.
Ksel und Maulthierc linden sieh in
Persien in weit grösserer Anzahl als Pferde,
und es wird ihre Zucht wegen des allgemeinen
Bedarfes un l ilucs vcrhaltnissmässig holu-n
Preises fast Uberall betrieben. Nacli Pohlig
f'ibt es Eael mit längeren oder kürzeren
laarcn und Ohren, von «ehr versehi- *!en. r
btatur, meist von graubrauner, hell- u icr
dnnkelgraacr und auch weisser Farbe. Be-
merkenswerth ist eine häufig Torkunimeude
zebraartige Zeiehnnng an den Beinen, die
BDch zuwi ü. II kUnstlieh hergestellt wird.
Die 'jrrusscu weisen Esel koiumen hiiuhg
von Üugtiad nnd die kleinen eliamoisfarbigen,
auf dem Kreuze schwarz gezeichneten Exem-
plare von Busehir. Da der Gang jener grossen
K-!« 1 in der Itegel ein äu.sserst sicherer ist.
so werden dieselben als Keitthiere in den
Herglandschaften gewObnlleh den edlen Pfer-
den vorgezogen und in- i--t theucr bezahlt.
Von Dummheit und iiidoicnz, welche in
Europa für unzertiennlielic Attribute dos
Esels gelten, zeigen die dort^en Sicmplarc
in den trockenen warmen Klimaten keine
•^[iKi, In iVmhten <Jei;enden. z. B. in den
Marscbländcni am caopischen Meere, kommen
sie — gleich dem Kameele gar nicht vor
(Polak).
Viirzüglieh sehfin sollen die Maulthierc
in Persien sein: sie sind wegen ihrer Massig-
keit, Aosdauer nnd tiehaUumkcit als bequeme
Beitthiere von den Vornehmen des Landes
M'lii i'lirvt/t. Auch K.irawanenthiere
werden Maulthierc gern >;»?«eheii; sie tragen
willig eine Last Von 1(MI — | ."id kg und legen
an einem Tage oftmals 4Vi— a deutsche Meilen
zurück.
Naeh r.a'Mi' kommen Maiih -<■! ■.luri nir-
gends vor: nur allein die Pferdestuten stellen
die Bastarde ond man bezahlt diese nicht
aelten mit 30—40 Dueatcn per Stack. Der
NuuLule hält Pferde weniger um ihier selbst
willen, als zum Zweck« der Enengong tob
Manitbieren.
Das Pferd greift in Penicn tief ins
Nationalleben der Bevölkerung ein: die Perser
nennen sich heute immer noch mit Stolz ein
Beitervolk: Pferd und Schwert gelten ihnen
für Zeichen des freien Mannes und sind in
den meisten ihrer Traditionen nnzertrenntieh
mit einandei verwebt. — Naeh Pohlig sind
dort nur drei Kossen vertreten: Polak be-
schreibt hingegen fUnf ausdrflrklich, sagt aber,
i!.i>s die geschätztesten Luxusi^ferJe d*s Lan-
d' s all«? der Fremde stammten oder wenigstens
mit trcnnh in liliit gemischt seieu. Die sog.
Karabaglis des Kaakasos sind am weitesten
verbreitet nnd leicht tu erkennen an ihren
gedrnniri iien Körperfornien. hreiter Brust und
«■nlid. ri KxiremitÄtcn. Ities,,, /war meist nur
kh inen Pferde sind s-du ausdauernd und
W i ll n :i>i. diesem tirando auch in der ttegel
gut bezahlt.
Das kurdische Pferd gilt zwar in Peisien
nicht ftir besonders edel, nähert sich jedoch
in mancher Beziehung dem arabischen nnd
scheint an-' d- r Krin/nrnr der arabischen und
einheimischen UK;>»e licrvorgegangen zu sein.
Seine Leistungtin werden llillfig sehr gelobt,
und es soU im Lauf ebenso rasch wie der
Araber »ein.
Die tinkoinanischcn Steppenpferde sind
wahrscheinlich schon aus alter Zeit von
Turkestan Uber Chorassan nnd Asterabad ins
Land <:e'Koniineri und gelti n n^^^ h imnier mit
lur die edelsten oder brauehbarsleu Thiere
rVrsiens. Sie sind ansehnlich gross, zuweilen
sogar etwas hochbeinig, und erinnern oftmals
an das englische Vollbln^ferd. Ihre Brust
ist schmal, d-T Kojif ziemlich dick and der
Hals ansehnlich lang. Mihucuhaarc fehlen
bei der grossen Mehrzahl di«iar Pferde; die-
selben werden entweder ausgezogen oder fallen
aus, wenn sie einige Centimeter lang gewor-
den sind. Wir ^AU^t hatten 1888 im Marstallc
des Sultans zu Constautinopel Gelegenheit,
mehrere Pferde der fraglichen Raaae zn
sehen, welche fast gar keine Haare auf dem
Kamme dot Halses bcsassen; auch war ihre
Sdiwanzrflb« aar spärtidi mit Haaren b«>
wachsen.
Im Warstalle zn Teheran sollen rorwie-
gen-1 turkomanisehe Pferde LC.lialten werih'n
und diese als Keitthie re ^tets VurtrelfUches
leisten. Die Reiter iiiaelieii in Persien und
Tui'kcstan an ilire l'lerde sehr grosse An-
.sprüchc, so z.B. inüs^cu sie in 6 bis ><T«geneinc
Strecke von 100 geographischen Meilen zurück-
legen können. „Das Pferd muss Knochen ond
Seimen werden", sagt der Tnrkomane, and er
gewöhnt e.s daran, dass es sich unterwegs
mit etwas Gerste und mit Fettschwanz (?)
zur Stillung des Durstes begnügt, dass es
sich niemals vom Haufen trennt oder surQck-
bleibt und dass es sieh durch Beiss«n nnd
SeliUgen auf den Raubzügen am Kampfe be-
theiligt (Polak). Durch schlechte Behand-
lung und unzureichende Pflege degenerirt in
Persien mancher werthroUe Pferdeacblag';
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PER80NATAK PERTH8HIRR VIEBZUCHT.
54S
die Thicre leiden oft an Catarrh und anderen
Krulkhdt«». G. Radde fand bei den Ekans
in Talj'S<;h Pferde meist in perinpiT Amftlll
und nur die besseren Hassetliicre worden
ordentlich gepflegt und im Stalle gefQttcrt.
M. T. Thifllmann aohildert die Bo««e der per-
sfsclicn Taeberwadare '(Pferdererleiber) al^
krnftipro und aiisdnii* i n 1' Gcsclu'.pfe, welch«"
fromm und leicht zu reiten wären.
Das arabisebe VoDblatpferd kommt bei
den Vornehmen nnd Grossen des persisdien
Keiches nicht selten vor nnd ea bewahrt durt
Keine bekannten guten Eigenschaften nnd
«cbOaen Körperforroen in den allermeis^ton
FftHen; es teigt sieh klug, gelehrig, sanft,
fnltjfPam lind j^escliickt in allen Bewegungen.
Daau kommt ijorh, das« die Thicre dieser
Kasse genügsam ^ind, sich dauerhaft «eigen
and häutig ein hohes Alter erreichen. Die
betten Pferde gelangen von Nedsched aus
nach Persien.
Endlich ist noch das gemeine persische
Pferd in erwUmen; dasselbe wird Jftba
(Klepper) genannt und ist meistens f'in nn-
ansehnliches Geschöpf, bei der Arbeit aber
— als Last- oder Puck thicr im Gebirge — uner-
mfidlieb, stets bebende und genftgaam. Viele
dieser Pferde sind Tortreffhcbe Passgänger
tjurg'"') nti' L'ohen im lebendigen Schritt
immer munter vorwärts, oft so rasch, dasü
die Pferde anderer Bassen ihnen kaum im
Galopp fidlen vermOgen. Auf Filtterun<,'
und Pflege dieser Thiere wird selten Surg
falt verwendet. Eine Abart oder ein Schlag
dieser gemeinen persiscben Basse bilden die
kleinen Pferde am easpisehen Meere, in jenen
Snmpfländern, wo ausser dem Böffel und
diesen Rossen kein anderes Hausthier ge-
deihen knnn; hier sind diese genQgsanien
Tbiere ron grossem Werth, denn sie arbeiten,
obgleich bei jedem Schritt tief in den
Morast einsinkend, sich wacker durch Bnscli
nnd Dickicht. Nach Polak verträgt jedoch
der letstgenannte Pferdeschlaf das Klima
im Iloehlande nicht, wie auch umgekehrt
die Thiere aus der Berglandacbaft^ in die
feuchten Niodernngen versetit, hier bald lu
Gmnde gehen.
Naeh den allemenesten MittbeUungen
über persische Pferdezucht dürfen wir an-
nehmen, daHK die persisch-arabischen Kren-
sungsproduete, welcne in der Umgegend von
Schiras aufgezogen werden, die schrmsten
und edelsten Pferde des Reiches sind und
daher auch am thenersten bezulilt werden.
Gestüte ezistiren dort oar wenige und
in der Regel nnr «vf Kosten des Schab,
welcher neuerdings für Pferdezucht etwas
mehr Interesso gezeigt haben soll.
Von Krankheiten, denen die Pferde in
Poesien am hänfigsten unterworfen sind, bat
Polak die GelenkeentzQndungen nnd den
Spat kennen gelernt. Letzterer holl giinz
allgemein, zum Theil angeboren sein, aber
die Leistungen der Tbiere nicht sonderlich
beeinträchtigen, d. h. sobald er nicht sehr
entschieden auftritt. Gegen ersterc wird
mit grossen Natien das Qlflheisen rage-
KöSb. IqajrklevBdi» 4 TM<A«ilkd. Vn.M.
wendet, mit dem freilich auch viel Missbraach
getrieben wird, indem man sofbrt mit dem
Brennen bei der Hand ist, gleichviel, an
welcher Krankheit das Pferd leidet. Der
Rotz kommt äusserst selten vor; die Mauke
stellt sich hingegen siemlich bioflg bei
f.uxnspferden ein, wShrend die Arbeitrthiere
meistens davon verschont bleiben. Fast alle
i(oäi>ar2te (Beitar, d. h. Quacksalber) sind
Turkonianen.
Wilde Pferde (Tarpans) kommen in Per-
sien nicht oder nicht mehr vor, wohingegen
der Wildescl (Eauns onager) von den Persern
Kulan oder Gorkar genannt, noch ziemlich
häufig in den Gebirgen angetroffen wird.
Schweine sind den Per.sern zieinlich
unbekannt, werden von ihnen nicht gebuchtet
nnd selbst die dort lei>enden Christen kflm'
mern sich selten um die Zucht dieser Thiere.
Nur ausnahmsweise sollen begüterte Armenier,
welche in den persischen Grenz gel drgcn
wohnen, junge Wildschweine einfaneen und
tftbmen lassen, um sie spiter in gebratenem
Znstande verzehren zn können.
Die Katie Nordpersiens scheint sich —
nach Pohlig — von unserer gewöhnlichen
europäiachen Rasse nicht sa anterscheiden ;
AngorakatMn findet man im Silden. /•'rfy/a^.
Personatae, rachenblutigo GewAchse
(Maskenblüther), s. Scropiiulariaceae.
Persplratlo (von ]>erspirare, durchhan*
elien), die Ausdttnstnng, die Haatausdünstung
(d. u. Haut). Anatkrr.
Perthshire Viehzucht Im mittleren
ächottland ist die 6702 m'* grosse Grafschaft
Perth eine der sehOnsten, anmntbigsten im
ganzen Knnigreiche. Diese Landschaft mit
ihren breiten Ebenen und kühn ansteigenden
Bergen bietet eine reiche Abwechslung; für
den Ackerbau hat sie weniger Bedeutung als
für die Viehzucht. Nach den Ermittlungen im
liihre 1887 sind nnr 1;)'/,% des ganzen
Areals als Ackerland zu bezeichnen. Gutes
Weideland und schOne Wiesenfliehen, i»eson-
dera in der fruchtbaren Thalebenc von Strath-
more, weisen die dortige Bevölkerung auf die
Viehzucht hin, und es kommen daselbst auch
sahlreiehe Ueerden aberall vor. Bei der letz-
ten KBhInng (1889) fhnd sieb ein Bestand von
n.ntC Pferden. 70.253 Rindeni, 694.647 Scha-
fen und 9467 Schweinen.
Die Pferde geboren Tenehiedenen Rassen
und Schhlgen an; neben den kleinen schot-
tischen Hochlandspunies sieht man grössere
("Ivdesdaler und andere .schwere Arbeits- oder
Zugpferde; an einigen Orten werden auch
sehSne ToHblnt- und Jagdpferde gesogen.
Die Rinder in Perthshire sind gr^ssten-
theiU Westhighlünder oder Kylocs, welch«
als Weideviefi in den Berglandschaften von
nicht zu unterschätzendem Werth und jeden-
falls dort ganz am rechten Pflatze sind. Sie
boitzen eine kräftige Constitution, mittel-
grussen Körper, derbe Haut mit ziemlich
langer und dichter Behaarung. Ihre Farbe
wechselt; bald sind si-' ganz srliwarz. dann
wieder braun, gelbweiss oder grau, aber sie
hnben fisst ohne Ausnahme nnr eine Haar-
35
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94«
P£BTINACU. - PERÜ8 VlfiHZUCST.
f,irb«' am ganzen K«ni>' i. M-- INfilt livieli wertion
<Ue WeäUiocblaiidskülie nur dL-shalb geschätzt,
^v>jil sie eino rrute f-'tte Jliltli liofern; do<li
geben äio nur ausualunsWt.is«' ein grösseres
Quantum derselben. Di.- Fl» i?chqualität dvr
OctiseD jener Qrafscbaft wiiü allgemein gc-
rShmt, nnd alljfthrlieh werden viele dieser
Thierc auf Me Schlachthofe Jt r grossen
Städte t^chittüands und Englautia geführt.
Die Schafe gehören meistens zur Rasse
der schwarzköpfigeu Haidschnucken, sind mit-
telgrosB, kräftig und sehr abgehärtet; ihre
WoUo l>at mir u'-Titigtii Werth: als Fleisch-
vieh werden sie um meisten gcscb&tit, da
ihre Fleischqualität sehr lart und wohl-
schmeckend i>i. t'i berall rUhmt «lan dir> prossn
Genügsamkeil dif-ser Schafe: sie laugst:» t>ich
oft etwas knapp behelfen und kommen selbst
zur Winter^ieit nur aasnahmaweise auf den
Stall. Frey/a^.
Pertlnacla (vnn pertinux. hartnäckig), die
Hartnäckigkeit, die Stetigkeit. Anackfr.
Perturbatio (von perturbarc, verwirren),
die Unruhe, die Unordnung, Störung. .l»r.
Pertüsaria communla. £ine Flechtcnart
der Pyrenäen, aber au>li itn Rhöngobirgc
vorkommend, liefert den Lackmu« (Laccu
niusica), dessen Farbstoff dorcb Rftaren roth,
durch Alkalien da^c^^-n wie bekannt wieder
blau gefärbt wiri], i in Verhalten, welches
sciue Auwenilung hI^ U< iigens in der Chemie
begrändet. Das gröbste Material lur Lackmas-
fabrication Hefern Obrigenü die RoceDs-Arten
Ostiri'i'i iiii'l .lor Azoren. f'vv/.
Pertussis (von jter, durch: tussis, der
Husten), der Keuch- oder Kranipfhusten. Aitr,
Perubalaam, BiiN^dinnii Peruvianun, 9.
die fctuuiuipHanzc i uliui- r;i l'croirae.
Perugummi. Aiitore Hczeichnung für
Uunimi elasticum, Kautschuk. ^o^ti
Ptrmotlo (von perungere, eimcbmiervn ),
du Riiisalb. ii Anafl-tr.
Perus Viehzucht l>ie Republik Peru liegt
zwis.-hen 4" iO' bis 17 ."i.S' sudl. Hr. und
«8° ÖO' bia sr SO* wcstl. Lauge v«n <ir„
grenzt im Norden an Ecuador, im Osten
an Brasilien und Unlivia, im Hudm an
Cktio und im We.^ten an den Stilleu Oceau.
Das gante Land umfaset 1,ff9.9it q*
oder deutsche Quadrafmeilen mit
2,609.040 Menschen. Von letzteren können
selbst hfute noch 3i)0.00t) als wilde Indianer
beseicbnet werden. £ine Zählung des Vieh-
bestandes hat bis jetit nicht atattgefnnden
und dürfte dort auch «uf grosse Schwierig-
keiten stüsscn.
Die phyaiseb« Uescliaflcnheit des Landes
ist im Innern von sehr wechselndem, aber
fast überall grossurti^rrni rijaraktcr. Dio auf-
fallendsten (n liiiu'?. "i^T -t. lleii die Ande-s
dar, welche mit ihren hohen Plateanx und
Kämmen, der KQste parallel lanfend, das
ganic tt birt ihTtrlizichnn und Überall vom
Meere aus s>ieliibiir sind, aber nirgends bis
an den Strand reichen. Der grösste Tbeil
des KttslenstrichoB, bis anr Vurstnfo der Andes
hin, besteht »ts wüsten Sandeheneii mit
spftrlicher Yegetation. Zwischen den beiden
Hauptkelten de^ Hochlaiuit;.., d^r Küsten-
kordiUere und der inneren Kurdillere. er-
strecken Mili weite Plateaux. die sog. Para-
mos Ulier l'euas, von duich-^elmittlicli 4000 m
Mecreshöhe. An manchen Orten werden die
Paramos von tiefen Thälern durchschnitten,
welche, durch ein prächtiges Klima and
reichen linden begünstigt, eine erstaunlich
grosse Friiclitbarkeit zeigen und einen auf-
fälligen Gegensatz zu den naheliegenden
eisigkalten Panas bilden. Die BewäsBemiig
Perus ist eine sehr ungleichm&ssige; im
Grossen und «ianzen i^t das Land an der
Meeresküste nur dürftig mitdiessendera Wasser
aasgestattet, währenddem die Ebenen im
Osten der Gebirije sehr reich an Wasser-
lautcu sind. Der Maranon ist der vornehmste
Fluss der Republik und es hat derselbe seinen
Ursornng auf dem Ostabhang der Kftsten-
kordillere. Ton dem Abhang der Gebirge
nach Westen er^icssen fleh mir nnbcdeutendc
Flüsse, die, am Fasse angelangt, meist sehr
schnell im tiefen Sande der Küstenlandschaft
versiegen und nur zur Regenzeit den Ocean
erreichen. Das Gebirge ist stellenweise reich
an Seen.
lias Klima und dem entsprechend die
organisch« Well Penis sind je nach der B«-
schaflTcnheit und Lage des Landes sehr
mannigfaltig. Man unterscheidet in kliniato-
graphischer Hinsicht die West'- und die Ost-
abdacbnng des Landes, deren jede wieder in
verschiedene TTnterabtheilnngen terftllt. In
der wesflicb'ii Kuttern ej^iDii &"11 es mit
wenigen Ausnahmen seit Jahrliunderten nicht
geregnet haben; ö Monate hindurch ist die-
.srlbe fast ausnahmslos eine .schauerlich Odo
Wür.te ohne Thiere und Pflanzen, erst im
iMai wird jene Landschaft durch rieselnden
Nebel erfrischt und dann ein Thcil der I:iand-
flächcn, besonders aber die Hügel in korser
Zeit mit einer flppiceii Oiasdeckc bekleidet:
jetzt erst linden die dort spärlich vorkom-
menden Thiero wieder Nahrung und entgehen
dem Hungertod)-. In den westlichen Thälern
Perus beträgt die mittlere Temperatnr in
der kalten Jahreszeit Ii i.' L". in der heisöen
26" C: an der Küste 4-1' wenig r. in
der westlichen Sierraregion trifft man einen
ewigen Frühling, die Luft ist trocken und
die Näthtc sind selbst im Sommer kühl.
Die mittlere Temperatui betragt liier im
Sommer %V C, im Winter 1S)° C Diese
Region entspricht der enropAischen ge-
mässigten Z'iiic: sie ist rriielitfiar. mIhh» ge-
rade üppig /.u sein, und eignet sicii für den
Anbau fast aller europäischen Gemüse-,
Frucht nnd <5'ti eidp.'\rten Besonders seh5n
godeiheii liier verücliiedeau Kni>llciigew.ichsie,
wie z. U. die Ullnco, Oca. Maca und Quinoa,
An manchen Orten Perus ist die Vieh-
sacht von xiemltch grosser Bedentnng; wenn
aneli nirlif, wie bei un- niiil in den anderen
liUiidcri) Südamerikas, Pft^rde und Rinder in
grösserer Zahl aufgezogen und als Haus-
thiere besonders geschätzt werden, so gibt
es doch in diesem Lande neben Schafen and
Ziegen ein« Thiergattvog, w«lcb« fast Ab«r-
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PERTAT. — PERWALKI8CHKEN.
all in groiBor Anzahl vorkonnit und für die
Bewoliner voitreiti^ vun grOntem Werth ist,
nämlich die Gattung der Lamas TAix henia),
mit verschiedenen Arten nnd Ha«ftvn. Sie ge-
hören alle m Familit der Kameele (Tylo-
poda). besitzen kein«? Fettliucker und sind
viel zierlicher aU die Drouiedarc. Ihic Zehen
sind getrennt, jede einzeln mit einer schwir
ligen Sohle Teraehen and T«rfaftltai88m&ssig
lang. KUii«ii(lr1l8«a sind Torhanden and ihr
vorderer Milcbpriinidlai wird durch keinen
bleibenden ersetzt, ebeu:>o uucli der vorderste
untere. Der lange Hals der Thiere ist eigen-
thttmlich gebogen, und der Schwanz immer
knrz; ihre Ohren sind bald kurz, bald lan^
und spitz I tinas zerfallen in vier vei-
schiedeoe Arten, welche seit alter Zeit die
Manien Gnanae«, Lama, Paco oder Alpaea
und Vicuna führen. T>as Giianaco oder Hna-
naco kuiuait nur wild vur uud iai wahr-
scheinlich das grOiste aller sädamerikanischen
Luidalasethiere; m erreicht oftmali die Höhe
anierra Edelbiraebea nnd bildet in der Ge-
stalt gewi.ssermaaseii r-in Mittelding zwischen
Kameel und Schaf. Die Thieie lebcu gesellig
in kleinen Rudeln, sind in ihren Bewegungen
rasch und lebliaft. wenn .»ucli nicht gerade
bcluiell zu ueuncn. Das Uuanaco ist wahr-
Rchciulich die Stammform des domestii iiten
Lama. Jenes sowohl wie die Vicunas kommen
im geiihniten Znstande nicht vor: letstere
leben in Badein von 20—25 Weibchen mit
einem Männchen zusammen, während der
nassen Jahreszeit im Hochgebirge, auf den
sterilen Kämmen der Kordilleren and er-
nähren eich hier hauptsächlich vom 8chu-
grase; in der kalten Jahreszeit steigen sie
in die PanathiUer herab und werden dann
oftmals in grosser Ansabl von den Indianern
eingefangen oder erlccrt. Das Fleisch dicker
'J'hierart ist seines Wohlgeschmackes wegen
sehr belieht; ans ihrer feinen Wolle fertigen
die Weiber verschiedenartige Gewebe. Wir
haben die Behaarung der Vicnnas nfther
untersufbt und dabei l'i funden, dass die.-elbe
so fein wie die edelste Mertnotnchwolle ist;
ihr Durrhinebäcr erreicht nur 1 3 nnd f 4Hikra.
Das Lama (Auehenia Tiaina) i^t etwas grOsser
und krättiger aU das Huauaco und besitzt
Schwielen an der Brust und an der Vorder-
seite des Vorderkniegelenkes. Sein Kopf i«t
siemlich schmal nnd knn, die Lippen sind
behaart, die Ohren kürzer als die der wilden
Form and ihre Scham siemlich grusa. In der
Haarfärbung zeigen die Lamas eine grosse
Hannigfaltigkelt ; es gibt sowohl weisse, wie
schwarze, braune, rothc und gescheckte Thierc
dict-er Art Man uiitersclicidet in Peru ver-
schiedene Bassen, doch fehlen ans bis jetzt
darüber saverlftssigc Angaben und Be-
schreibungen. Man schätzt die I,anias be-
sonders als Lastthiere hoch. nuUt aber auch
nherai ihr Fleisch und ihre Wolle. Die kräftigen
Männchen tragen eine Last von 75— SUing
Rtnndenlang uline Nacbthcii; hanpisAehlich
>verdeti nur diese, seltener die Weibchenittm
Lasttragen benatzt.
Der Paco (Aachenia Paco) oder Alpaea
ist. nach Brehm, kleiner als das Lama and
zeigt im KOrperban viel AehnUcfalteit mit
dem Schafe: doch ist sein Hals Ilinger und
der Schwaiiz stets kttrzer alj bei den meisten
Schafarten. Aach diese .\rt wird in Pern
oft in zahlreichen Tlierden angetroffen
(60 — lOO.ÜOO Stück) und hauptsächlich seiner
schonen, weichen Behaarung wegen geschätzt.
Diese ist b&nfig von schöner schwarier
Farbe, inweilen anch rein weiss, nnd nur
vereinzelt sind die Haare rnth und weiss
fleckt. Ihre Wolle wird zu einem Stoffe ver-
arbeitet, welcher Bayeta heisst.
Die meisten Pacos werden in den Süd-
Provinzen Pano. Cuzco und Agacucho ge-
züchtet, und wenn sicli die dortigen Wirtiie
dazu entschlossen, die Zucht dieser Lamaart
etwas sorgfältiger zq betreiben, so kflnnten
sie allein schon daü Land reich machen;
jctit liefern dieselben nur wenige Ausfuhr-
prodacte. Die Vermehrung des Paco ist eine
sehr starke, nnd bei gnter Weide wachsen
die Jnngen rasch heran nnd erreichen nicht
selten eine Höhe von90 — löOein Ihre Wolle
wird an den Seiten de.^ Kumjife,? ID Ii cm
lang.
Die Flerde Perus sind meist klein und
selten von hübacher Gestalt; auf ihre Zucht
wird wenig Sorgfalt verw«;ndet. Die Maul-
thiore werden dort in der Begel als Beitthicre
hoher geschttst all ito Pferde; ihio grOsaere
Genügsamkeit kommt den Besitaem immer
sehr zu statten.
Die Binder sind ebenfalls klein, zier-
lich, sollen viel Aehnlichkeit mit den kleinsten
spani.schen Rassen zeigen und stammen wahr-
scheinlich auch von diesen ab. Ihre Zucht
wird nur im Kleinen betrieben, vorzüglich zu
dem Zwecke, um ans der Kuhmilch K&se
herzustellen. Von Botterbereitnng ist dort
keine Bede.
Die Schafzucht beschränkt sieh meist
auf die Hochlandswirthschaften and bat nnr
an wenigen Orten des Landes grössere 6e*
deutung Auch für die Schafe bildet das
Scliugra,s die liauptriahi ung, und wo dasselbe
fehlt oder nicht gut gedeiht, müssen die
Thierc ein kärgliches Leben fristen.
lieber die Schweine Perus fehlen zuver-
las^ige Angaben; es ist wohl anzunehmen,
dass diese Uaosthiergattaug dort in gerin^^er
Ansabl vorkommt nnd nnr ansnahmsweise
auf grösseren Gütern gezüchtet wird, /^z-
Pervat, in Ungarn, unweit Kisbdr. Gestüt
des Bittmeisters a. D. A. v. Jekey und des
Oberliontenanta 0. v. Streemwiti' (s. Pnssta
Pervat). (hwsmaHfi.
Pervigllium (von per, durch:
wachend), das Durchwachen, die Schlaflo-sig-
kcit. Anntkrr.
Perwalkisohken. in IVens.ern. Keifierungh
bezirk Gumbinnen, liegt in der Kithtung auf
Kallwen unweit Tilsit au der Momcl, Station
der lusterbnrg-Uemeler Eisenbahn, und ist
ein dem Mitglied des Abgordnetenhanses
Lieutenant a I> V. Weiss gihririires Gnt,
Dasselbe enthült einen Flächenraum von etwa
1000 Morgen = f ha.
35«
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— PES8INA.
5» PBSADB.
Scbon seit drei Generationen betindet
sich das Gvit in dem Besitz der Familie
Weiss, welche der Pferdezucht stets das
grOäste Interesse zugewendet hat. Der Gross-
viiUr des jetzigen Besitzers gründete daher
2u Anfang dieses Jahrbandeits hier ein Ge-
sttt, SQ welchem Zwecke er eDgliscIie nad
arabische Vollblutstaten ankaufte und znr
Zucht benfltzte. Sp&ter, in den FQnfziger- und
Secbrigerjabren, stand das Gestüt vorzugs-
weise qnter der Binwirknog Trakehner Be-
sehftler, wie der Aiigloaraber Nobleman und
Polydnr. In ErtiiaiiKliin«: «igencr Hengste
sind die htuten in den letzten Jahren den im
königlich preussischen littuuischen Landgestät
/.u Inslerburg stehenden englischen V..Iililat-
beschftleni Double Z«^ro v. Virgilius a. d.
Olive. Hochmeister v. Blue Gown a. d. Alicia
uad Tbe Admiral v. Kosiemcian a. d. The
Pique nm Belegen zugeführt.
Dor rtesannntbestand des Gestüts zählte
Ende 1869 bei «0 Tferde. Hievon sind
16 Mutterstuton, die aus dem ursprünglichen
arabischen and englischen Vollblutütamm ge-
zogen sind. 8ic sind theils fuchsiger, theils
schwarzer ol-r brauner Farbe und besitzen
eine Grösse tod 1*64— l'7tni. Aus ihueu
wird ein edles, fingiges, aber staikknochlges
Reitpferd f7e7firht(^t.
Die Zühl der jährlich geborenen Fuhlen
beträgt im Durchschnitt 12 Stück. Fohlen
qnd Stuten gehen im Sommer auf schonen,
geschlitzten Weiden und werden wfthrend des
Winters in liOSst&Uen untergebracht und hier
mit Hnfer and ausgezeichnetem Wiesenheu
ernährt.
Die Ausnützung des Gestüts geschieht
in der Uaaptsache durch den Verkauf der
dreijibrigen Pferde an die königliche Remonte-
Ki? I4>>3. G<>s(fltbraDdicirbcD fflr i'iTwalkiDclikMn
Ankaufscommission. Die biebei erzielten l'reise
betragen nach den letzten mehrjährigen
Durohsclinittssätzen 800— IMO Mark. — Die
Leitung der gesanimten rferdezuchtang»'l<'!.'en-
beiton führt dt-r B.-.sii/. r >. Ibn.
Da» für das GetitUt in Auwendung kom-
mende Braadseiehen, ein Delphin, ist in
Fig. IMi wiedergegeben.
Neben dem Gestüt wird in l'erwalkisch-
kcn noch eine etwa 80 Kbpfa zählende Rinder-
heerde der Holl&nderrasse unterhalten. Die-
selbe wird durch Meiereibetrieb ausgenützt
Peaade (von peser, schwer sein), da«
Erheben des VorderUieib eines Pferdes mit
'^ibcnirt'^n Vorderfüssen bei lingerem ltnh>n
auf den lUnterfüssen. /tna^irr.
Die Pesade ist in der Reilkunst eine
Uebnng, welche sor Schale Ober der Erde
und derjenigen Classe dwaelben gehört, bei
der das Pferd nnr die Toriiand ttber die Erde
erhebt.
Die Pesade besteht darin, dass das Pferd
sich mit seinem Vi>rd«"rtheil, die vorderen
Schienbeine uiiler die Arme gezogen, rnhig
erhebt und in dieser Stellung, je nach Ver-
mögenf eine kurze Zeit auf den Uanken sitaend
verharrt, wShrend es sich zum Unterschiede
von der T.cvadt' in dieser «(.'f-irt wicdor zur
Erde niederlüüsen nm^iH. limmu nach vorwärts
darf das Pferd hiebei nicht gewinnen, seine
Hinterfttsse müssen vielmehr auf derselben
Stelle verbleiben.
Die Ausfiihriing dir Pesade geschieht
Seuau wie bei der Levadc (s. d.), nur dass
er erhebende Zügelanzug so lange andauern
muKs, als die Erhebung ilor Vorhand des
Pferdes währen soll. Der Zugelanzug darf
aber kein anhaltender sein, sondern moiis sich
zu einem aus lauter kunen, aber sanften
Bncken snsammengesetsten gestalten. Vom
cewöhnli* li< n Steigen, bei dem das Pferd
iiit i>t imtuer aus der Hand des Keiters ist,
uiiii rscheidet sich die re>inl-' wesentlich da*
durch, dass bei jenem ii;is l'ferd mit vorge-
streckten Vorderschenkeln in der Luft hin-
und herschlägt, sappelt QBd die ii$|>rattggelMike
steif macht
Ben&tzt wird die Pesade beim korsen,
scharfen Pariren oder auch, um mit ihr die
Galoppübuiipen 7.h beginnen. In allen Fällen
ist für di>'seH).> . in widil durchgerittenes Pferd
erforderlich, das besonders gut in der Hinter-
hand, den Hanken, sein mnss. Wie zur Gn-
lM|i|iad-\ so ei^Mn ii sich gewöhnlich auch für
die Pesade besonders kuhhessigc und säbel*
beinige Pferde. Grajsma»».
Peaadirea wird in l r IN itkunst das Aus-
führen der Pesade gtiKinnt. urassmann.
Petehek, Erfinder eines patentirten Huf-
eisens mit eüstischen Stollen. JCatk.
Pnstaitorv, ein 1744 geborener nnd ans
der Polesinu della nti;\. chinnit-ita stammen-
der Hengst, war Beschäler im k. k. Hof-
gestüt Kiadrub. Ein anderer gteicbnaniger
und ebendaselbst verwendeter Hengst war
1767 geboren und in Italien angekauft
»Vüi'ieii. Orassmann.
Peaaarium s. pessnUs s. pessum s.
p c s s u s (von iciesd«, ein Stein im Brettspiel),
eine Wicke xum Einführen in After i>der
Scheide, der Mutlerkrans. AHUiker.
Pessina (de Czechorod) J. (17()G bis
IiäU8), stttdirte Medtcin, war Professor und
Director am Wiener ThlerarzneiinsUtut, gab
180S in Wieo «ine kteine Scbrift Aber die
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FEST. — PETECBIALFIEBEB.
m
Anwentiuug dor eisenhaltigen baksiure gegen
die Rinderpest herBQs nnd schrieb ein Buch
aber £rk«natnis8 des Pferdealten an den
Zlbnen. Smmtr.
Pest bei dfen Schaf<'n iinJ Zic^'.'n. Kino
Erkraakang der Schafe un der Uuider^jeät
wor4e schon im vorigen Jahrhundert von
Sanvages und im XIX. Jahrhundert von Jessen,
Sergejew, Paschkewiti, Mares, Röll, Ztlndei,
Gahimbos, Bleiweis, Seifniann u. A., und bei
Ziegen von Cbicoli beobachtet. Die Dispesi-
tion der Schafe und Ziegen lar BrkraoKung
an d>'r Rinderpest ist 7war nicht so gross
als bei den Rindern, dennoch beobachtete
Scifraann eine Erkrankung bei in eiiuT
Schafheenle, Zaleski sah 647«* Zttndel 50%
erknnlcen. Dttrehscbnittlicb erkranken aber
nur toy,, bei Impfungen ca. r>ü% Jer t^r-
impften Schafe. 0ie Verluste, welclit die
Binderpest unter den Sebafen anriclitet, sind
auch nnr ansnahrasweise selir bedeutend, die
Schaff und Ziegen können aber die lliiid«jr
pest ebenso verschleppen, wie kranke Rinder
(s. Binderpest). Smmer.
P«tlM A. W., Med., gab ein Tollsttndiges
Rereptbueh für Thierirzte nrd Landwirthe
heraas und Übersetzte Vatel s Handbuch über
Tlüerbeilkande und Moiraud's Arzneimittel*
lehre aus dem Französischen. Sfmnur.
Pestilentia s. pestllitas k. pestis
(voll |iestiien.s, ansteckend , die ansteckende
Krankheit, die l'eat, die Rinderpest, .inacker.
Peatiienzwnrz , Pestwurz, grosser
Hnflattich, Petasites officinalis. Coniposite
(Tobuliflorae L. XIX). Bei uns überall an
Bilchen und Wassergräben waehs-endes, schon
im M&n parpurroth blühendes Unkraot
(WasserklettnX dna fkrttber gegen Viebiencben
berfllimt war, jetit nteht mebr im Gebrauch
steht. Vogti.
Petalit, s. Kastor.
Petaton petalnm fvon rtt'i^?'.-/, -aw^-
breiten), das Blatt, das Blumenblatt. .Inr.
Petalum, B 1 u ni c n b 1 a 1 1. l'harinaceutisch
werden nur die officinellen Blumenblfttter des
wilden Mobns nnd der Kosen als Petalae
Khoeadns und Petala Rosae bezeichnet. /7.
Petasites ofncinaiis, grosser Uutlattich,
a. Pestilenswurz.
Pateaix A., Veterinär, gab 1848 beraos;
Nonvean Systeme d'umt^dioration des animaax
Petechiae petieulae (von petere,
angreifen), Rchfleckc, kleine Blatanstretan-
gen nu1' !i r Haut oder S^ehleimhaut.
Petech iaifieber oder B 1 u t f I e c k c n k r a n k
heit der Pferde, Febris equorum ptitechialis
sen raorbas macolosns (von equus. das Pferd;
petecbiae, kleine Blatinstretungen: morbns,
die Krankheit: niacnln, der Fleck), i.-t eine
nicht ansteckende Intectionskrankhcit, welche
sich durch kleine, fleckenfOrmige Blutunt^rn
in die Gewebe und Organe und entzündlich
ödematß.se Anschwellungen der Tlaut und der
Sebleiinhaut charaktcrisirt. Neben du-st-n
ä^mptooiea macht sich Hinfälligkeit und eine
tiefe Blnlalteration bemerklieb, man hat da-
her frther die Krankheit Fanlfieber und
Pferdctyphus oder Petcchialty ]• Ii u s
(Hertwig, Zürn U.A.) genannt; Ki'ili zahlt sie
sam MiUbrand, ebenxo Boulej, engU»che und
amerikanisebe Tbieränte halten sie fllr Sear-
latina nnd Purpura haemorrhagta, französische
und italienische Thierftrzte für Anasarka nnd
Septikämie. Hering nannte sie zuerst Petechial-
fieber, eine Bezeichnung, die anchTon Fröhner
ond Priedbcrger (deren specielle Pathologie
und Therapie der Hausthiere) acce])tirt wurde.
Dieckerhotf hält sie für ein der inorbos ms-
culosDs des Menschen verwandtes Leiden,
weshalb er diesen Namen für den passendsten
erachtet. Mit dem Tjplius des Menschen hat
das Petechialfieber nichts gemein, ebenso
wenig mit dem Hilsbrand, es fehlen ihm die
Cotttagiositllt nnd die ICthbrandbacinen. Zlirn
(die Schmarotzi r auf und im Körper der Tlaus-
thiere) will allerdings in dem dunkeln, zäh-
flüssigen, laekfarbigen Blote zerfallene rothe
Blutkörper und wenig bewegliche st^lbeben-
lüriiiige Kürperehen und Reihen von Mikro-
kokken als Mykothrixketten. ebenso wie Franck
und Leisering vorgefunden haben, aber die
Milsbrandstibehen sind nnbewefflicb. Hanbner
und Hering vermochten das I'etechialfieber
auf andere Thiere nicht zu vetimpfen, Arloing
konnte es sogar nicht durch Infusionen
des kranken Blutes flbertragen. Die krank-
machende speciflscbe Schädlichkeit ist noch
nirbt näher gekannt, man ist zu der .\nnahme
berechtigt, dass sie in von aussen her ein-
dringenden Fäulnissstoffen sn suchen sei,
welclie das Blut und die (kapillären alterircn,
2ur Ztiriei&üung dieser oder zum Durchtritt
des Blutes durch die Gefässwandungen der
letaleren disponiren. In vielen FAlien bilden
Wnnden, Abseesse an ftnsseren nnd inneren
Organen, chronische Ko|)f-, Lungen- und
Darmcatarrhe die Kingangspl'orten für das Gift,
in anderen Fallen entsteht auch die Krank-
heit ohne dergleichen Läsionen oder wir
sehen sie als Nachkrankheiten und Compli-
cationen von Druse, Braune, Intiuenza, Brust-
sencbe etc. auftreten. Inwieweit schlechte
Stalllnft, schlecht gereinigte Stallungen, ein
mit cxcrcmentellen Stoffen inprägnirter Stall-
hoden, verunreinigtes Wasser oder unreine
Futterstoffe die Pathogenese begünstigen, ist
noch nicht genau festgestellt. Mitnnter sind
die Sebftdlichkeiten so allgemein verbreitet,
dass die Krankheit enzootiseli nnter vielen
Pferden zugleich herrscht.
Symptome und Verlauf. Da.s Allge-
meinbefinden ist getrübt, besonders bemerkt
man schun vor dem Ausbruche der Petechie»
Ifattigkeit, Turpor, schwankenden Appetit,
schwachen, kleinen tnU nnd pochenden Hers-
schlag. Die Schleimhaut der Nase ist auf-
gelockert, sie >ondert einen unreinen Schleim
ab, der mit Blut virnii;-eht sein kann, .■sobald
Petechien, d. h. kk-ine Bl^tau.^tretungen auf
ihr erschienen und ge.schwürig zerfallen sind.
Die l'<'t«*ehien haben die Grösse von Punkten
bis zu einer Erbse oder Bohne, sie vertiiesscn
mit benachbarten zu Streifen und grösseren
Flecken. Der gangränCse Zerfall der Schleim-
haut macht die AnsSnssmatericn Bbelriecbend.
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PETECHIALFIEBER.
Sobald sich noeh eine snizige Infiltration der
Schleimhaut in det KaebenhOble und in der
Umgehnngr d«a Kehlkopfes hfitzugeaellt, wird
die Respiration »ehr er?ihwort; bilden sich
ferner auch Petechien, ödematOae latiltration
und QeschwQre im Fharyni Bnd in den re-
tropyiaryngalcn LymphdrQ?cn, so treten
8iiiiingbe8chwerden. Speichela otr. ein. Die
Lippen siinl ;ink{esih wollen, desgleichen die
Backen, auf ihnen sieht man ebenfalls i'ete-
ebien, seltener Oeadurfire, was die Fotter-
aufnähme erschwert oder uninötjjlicli iiuulit.
Veriögt?rtfr Kothabsatz, Verstopluiig uiul Uiii-
hQllang ii<'r Kothballen mit eitrigem Schleim
sind Zeichen den I^armcatarrhs, Kulikanfälle
stellen sich ein, wenn Petechien auf der
Mn^'f'ii- iiiul Darinsclilt'iti'liant mit ilircii F(j1-
gen zugegen sind. Mit den i'otechien stellen
sich aaeh qnaddelfomiige Anschwellungen von
vrrschiedenem Umfange am Kopf, an -Uii
Kxtr>^mitiiten, an der Brust, am B;iuch urul
Srlilnucli >'in, welche den Thieren ein ntiiVirni-
lickes Aoseben verleiben and sich weiter
Ober den RArper verbreiten; anf ihnen fiillen
die Haar>- tluilwciso aus, brechen an den
(jelenkbeugcn ötter uul, auch sterben ein-
xelne Hnutstücke brandig ab, namentlich die-
jenigen, auf welflK'n liie Thiere liegen, oder
Druck von Geschir;, Halfter, Gurten etc. er-
leiden. Je umfangrt ii iHT ilii- S( liwellungen
werden, desto mehr wird die Bewegang er-
■ebwert and desto hfther steigt die Araem-
noth. Die Schwellung in den Mnsk^^ln be-
ruht, wie in der Macoaa und Submucoäu, anf
einer entzandlichm, Untif-MrOsen und sul-
sigen Infiltration von begrenztem Umfange
nnd theils rundlicher, theils streifiger Form.
Derartitrc Infiltratioiun koinnicii ferner an den
übrigen Organen der Bauchliühle, am Zwerch-
fell und an der Bauchwand vor. Der Harn
zeigt öfter eine blntige Farbe, die Conjunc-
tita ist wulstig aufgetrieben und mit Pete-
chien besetzt. FrChner und Friedberger konnten
mit dem Aogenspiegel Blntancen in die Iris,
Cborioidea nnd Retina, R9fl Zerstörung der
Augen, Soliindelka Atroiiiii' 1- S' Imervs als
Folge der Blutungen nachweisen. Während
anfangs die Körpertemperatur noch eine nor-
male ist, steigt sie später auf 40—41", der
Puls auf 60 — 80 Schlüge unter Eingenommen-
<:ein des Sensoriums, ifter auch unter star-
kem Schwitzen. Die Atheninoth ateiffert sich
mit Zunahme der AlTeetion der Sehleimbant
de- Kelilkopfs- und der l.tiii^^ren. mit dem Ein-
tritte vuit (ilulUbudeul, I.itugeiiudein, Lun^en-
blutung und Lungengangrän. Nach Diecker-
hoff enthalten die Lungen mitanter blutige
Infarkte von der Grosse eines Menschen
V'ijif- und L'rnssi le hellHti^irte Stellen. Klei-
nere liümorrhagische Herde können resorbirt
werden, sie entstehen in den er-sten 3- 9 \i
Tagen der Krkrankiint^; durchbrechen sie in
der Nase die Scheimliaut, dann tliesst Blut
zur Nose ab; unter gleichen Umstilnden er-
folgen Blotangen in den Darm and ulcerative
ZerstCrunf der Darmsehleimhant, velcbe wie-
denim in I^arnient/ündniii: nbergelien oder
den Darm perlvnren kOnnen.
Leichtere Krankheitsfälle führen in 8—14
Tagen xor Beasamuig, ichwerere benaapnwben
hien eine Zeit von 1—6 Wochen, tofem nicht
Decubitus, innere Blutung, ErstieknnK, Lun-
genentzündung, Fremdkörper- oder Schluck -
Pneumonie, Peritonifis, Septikftmie, Kolik-
aiiffille und anderweiti^ce Cuniiilieationen ein
t"rü!ierc'S letales Ende bedingen. .\ls Zeielien
des letalen Ausganges gelten h<dies Fieber,
venöse oder ikterische F&rbung der Schleim-
hinte, blutige Diarrhoe, Albuminurie, acbnellea
Ver.-ehwindeu der Ilautschwellungen bei
.''eltiu'ller Resorption der jauchigen Flüssig-
keiten und erheblicher Verfall der KrSfte.
Etwa CO Procent der Patienten »Ind dem
Tode verfallen. Die Diagnose wird gegenüber
den si'lmn Reniinnten sonstigen Infections-
kraukheiten durch da« Vorbandensein aasge-
breiteter Hantsehwellangen nnd Petechien
gesichert.
Als pathologische Befunde des Petechial-
fiebers sind hervorzuheben: Hämorrhagische
Herde in der Haut, ünterhant, in der Schleim-
hant nnd Ünterschleimbaut der Luftwege nnd
des Verdauiui^jsupparates, in sünuntlielien
Organen der üaueh- und Beckenbülile, im
Herimnabel nnd in den Skeletmu^keln mit
serAs-snhig^en Ertriessungen und geschwürigen
sowie biandii,'en Zerstörungen, Blutungen in
die Kririierhötilen, ent/.flndliche Ersclieinuniji n
au Lungen, Darm oud Feritonenm, schwarz-
braune nnd anftmfoche Ulrbung der Mnakeln,
je nachdem sie hämorrhagisch infiltrirt .»der
körnig, fettig entartet sind, Blutungen unter
daa Periost, in die Brusthöhle, in den Darm
und in die Bauchhöhle, schwartes, dunkles
Blut, das nach dem Tode Oedembacilleu ent-
hält, und schnell eintretende Fänlniss.
Therapie: Luftiger, geräumiger Stall,
der den Patienten möglichst freie Bewegung
gestattet, und Verabreichung leicht verdau-
licher, weicher Futtermittel sind die ersten
Bedingungen der einzuleitenden Cur. Die Ke-
spimtionsbeachwerden kOnnen durch Einlegen
von BleehrObren in die Nase oder durch die
Tracheotomie tjelioben oder doch erleiehtert
werden. Diecktrhufl empfiehlt, die Operations-
wunde mit Burow'scher Lösung (aufuOTheile
Aqua 2 Theile Plunib. acet. und 1 Theil
Alumen) zu reinigen und die Hautschwellun-
gen mit Lusungen von Plumb. aeet. uder
Alumen crud., mit Uualard'schem Bleiwaaser,
Essig, Kampherspiritns, verdftnnter Scbwefel«
saure (]:2ä'30), Chlor- und Carbolwas-^er etc.
r.n behandeln, umfangreiche Cieschniil>te aber
mit dem Messer zu spalten. L>ie eiwa ein-
tretende stärkere Blutung ist durch Einheften
von Wergtampons in die Schnitfwnnde tn
stillen. Da.s<ietiänk ist mit Salz od-T Schwe-
febaure su versetzen und das Maul Öfter da-
mit aunuspttlen. Kur inneren Mcdication
ki5nn?n verwendet werden acid. tannicum,
riuiub. acetic. Fenuiu .sulfcric, Ferr. sesqui-
chlor., acid. arsenicosum, eztr. Secalis cornuti,
Knlomel. äalicjrlsänre, Karnpher, Chinin, Ich-
thyol, Borsiure, Inhalationen von Carbol*
dämpfen oder vun heissen Wasserdämpfen,
die mit ol. Terebinthitiae versetzt wurden, /fr.
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PETfiBKA. —
Pdsrka J., Thicrnrzt. gab 1827 eine An-
weisung zur Heilung der Knochenbrttcho und
Hufkrankheiten der Hausthiere heraus, worin
er eine von ihm erfundene Schwcberaa'-< liiin-
beschreibt. 1829 erschien von ihm eine kleine
SebrUI ftber die Erkenntniss des QesundheitR-
zustande!« der lur Schlachtbank bcstimmt-'n
Thiere und eine systematische Darstel-
lung der Rinderpestkrankheit. St-mmo.
Petsrt F., Begimentspferdearst, gab eine
preisgekrönte Sebrift (Iber den Hnfbeechlag
heraus (1836). Semmer.
Petersburg, St., Veteiiuarubtheilong an
der roedicochirurgischen Akademie zu F.. ge-
grflndet 1808, ging 1 s83 . in. An derselben lehr-
ten Janowski, Kagdiin 'W, Knigin, Kfonenberg,
Langenbach er, Lukin, Naranowitsch, Petroff,
PrMoroff, Bavitscb, Woronzow, KolesDiküw
n. A. Semmtr.
Petersilie (P^trospüniim safiTum). Zu den
ümbeUiferen, Gruppe Ortliospermae. Untcr-
familie Ammieae, gehörige, in SQdcuropa wild
wacbeende und wegen der Bl&iter und tiei-
9cbigen Wnnetn als KOchengewftrhs (nament-
licli A\i) Varl, tat riispnm) angebaute Pflanze.
Ist als diätetisches Beifutter für
Schafe sehr gesebfttit, indem sie das soge-
nannte Faulfressen und Aufblähen veihöten
soll. Wird darum auch, wie KQmmel, unter
stark blähendes Grfinfutter und mit Gräsern
angebaat. Qröatere Quantitäten, besondere
wenn die Petereiiie schon mit Frflebten be-
setzt, wirken jVflorh harntreibend, was dem
in dieser PdHiue enthaltenen ätherischen
Oel snsnaebreiben sein dürfte (s. auch die
Stammpfianze Petrost-linum sativum). Pott.
Petereilienöi, r-. u. Petroselium sativum.
Petigo (von ]tct.'re, angreifen), der Hautaus-
schlag, die K&ude, das grindartige Eczem. Am .
Petlmn (von petere, angreifen), ein 6e-
echwQr auf der Schulter der Thiere -^nr.
Petit, 1664 — 1741, Augenarzt in Tari-s. ist
der Entdecker dea Canalis Petitii im Auge.
Mkiitier.
P8tn*teb«r CiMl (Canalis Petiti), e. Zo
nula Zinnii
PatO, ein bruniier eugli:icher Vollblut
hängst, iS,"i4 in England von .1. Shepherd
gezogen V. Poynton a. d. Littlf Hannah v.
Lanercost, wurde 1838 von Graf Andreas
Itt^uard für sein GeatQtOlaehnwa als Ht^-c hfiK r
angekault. u'rauMattn.
Pttrardl, ein im Jahre tS73 geborener
Vollblutben gst v. I.nrd Clifden (v. Newminster)
a. d. Laura v. Orlando, ist eines der be-
deutendsten Itennpferde Englands Petrarch
fewann zweijährig das Uiddle Park Plate,
reijährig die SOOO Onlneas Staken, äiePrince
of Wales Stakos iiiiii das St. Leg-T, lirf
Dritter in de» Trienniul Ötakes zu A ^ nt.
Vierter fm E|>soiii Derby nnd einmal nn-
placirt. AI.H Vierjähriger gewann er wicii- r.
nachdem er es im Lincolnshire Handicap aui
keinen l'latz bringen konnte, in einem Wulk-
over ein äweepstake« sa Newiaarket, daa
High Level Handicap tn Bpsom nnd das
Gold Cup zu A.scot li.iriiuf kam er im T.ivor
pool Cup nur auf den zweiten Platz und blieb
im Goodwnod Cup unplacirt. Im nächsten
Jahre (1878) versuchte sich Pelrarch ohne
Erfolg im City and Suburban. siegte dann in
ili'ii Rons Memorial Stakes und blieb in den
Champion Stakes zu Newniarket nnplncirt.
Hierauf wurde er In das königliche Oeettit zn
Ilatnpton Court als Beschlller eintre^tcJlt. (7t
PetrefaOten oder Vfrsteinerungen neorit
man organische Ueb»"rr. >t('. welche in vielen
GesteinsiaaesenandErdachichteQTerschiedeBer
geologischer Formationen elngeseblosten ge>
funden werden. In inani licn Gesteine n findet
man entweder ganze thierisclie und (itlanz*
liehe Lebewesen, oder zumeist bloss einzelne
Theili' derselben in einem eigcnthämlichen
^fossilt n" Zustande, in welchem sie seit Jahr-
tausenclfti in Form nnd Strurtnr erhalten
blieben; ihre Masse ist petriticirt, d. b. in
Stein nmgewandelt. Man nennt diese orga-
nischen Hf'ste auch fossil (s. d ). Diese auch
als Dcnkmtinzen der Schöpfung bezeichneten
Fossilien bilden die Grundlage fflr das Studitm
der ebomaligen lAngst ausgestorbenen Faunen
nnd Floren der Rrde In den einzelnen geolo-
s^isi lion EjH.rlioii und l>>-f;ijst sich mit den-
selben die Petretactenkunde oder Palaeonto-
logie (s. d.). h'oudelka.
Petri, Landwirth. gab 18!.'', .nn Wirk
über Schafzucht herau.s und üihritli IH44
über Zueilt und Veredlung von Pferden, Rin-
dern, Schafen und Schweinen. Semmer,
PMrlfleatio (von pctras. der Stein: faeere,
machen), die Versteinerung. Verkalkung. Anr.
Petrissage (pistrire, kneten). Eine Me-
thode der Massage (s. d.), wobei das Kneten
mit der Hand die Hauptrolle spielt, t^'gt/.
Petrographie, Oryktotmosic oder Litho-
logie, lehrt die Art und liesrh T i 1 it der
Gesteinsmassen kennen, welche die Erdrinde
sasammensetzen. Diese Lehre von der Zv-
sammensetznnET der Erde aus Gesteinen er-
gänzt somit die Mineralogie. Die Petrographie
wird mit der Stratigraphie. der Lehre von der
Ablagerang nnd Schichtung der Oesteins-
maasen der Erdrinde, nnter dem gemeinschaft-
lirhen NaiiHU Gcognosie zu.HBminenijefBSst.
Die Geognosie ist ein integrirendcr Bestand-
theil der Geologie und be.srhüftigt sich mit
der Zusammensetzung der Erde aus den ein
zelnen und massig abgelagerten Mineralien
und Gesteinen, ohne sich jedoch um d. ii l'r-
sprung dieser Qesteinsroassen oder um die
Ursache der geftindenen Znoammensetsong
derselben zu kQmmern. A'uJr'i-a.
Petroläther, Aether Petiuh i (Ligro'in.
Keroselen,Petroleumnaphtha. Petroleumäther),
ein niedriger siedender Bestandtheil des
ameriVantsdien Erdöles, ans Pentan ond Heian
[ lifsti^lu nd, ivt f \>t identisch mit dem Benzinum
l'i'trolei und kuuuiit auch in seinen Wirkungen
mit diesem nnd dem gewöhnlichen Aether
Petroleum, >t- in.>l, Erdöl, Mineralöl.
Berg(d, Naphtba, eine leicht brennbare Flüs-
sigkeit, welche sich in den verschiedensten
(lesteinsflchichten der Erde zum Theil in sehr
au-j.,'--d.dintfMi Ablauernnf'cn findet Die
gröbsten Gebiete des Petroleums sind in Penn-
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rETROLELM.
svlvanit'li; >U' li- l'n n Jus a in o r i k u in s b *•
Petroleum, Iciuer in Baku, dir Hauptiiuelle
> kaukasischen Petroleums. Iin Verhältniss
zu dem au dieseo beiden Orten geförderten
Petroleum ist die Petroleomprodaction Europas
((lalizien, RnmänieD, Ehass, Hannover, Bayeni.
Italien) eine sehr geringe. Die Entstehung
des Petroleums wird von den Geologen auf
die Umwundlang einer fossilen marinen Fauna
«ttrftckgef(klirt. Ungeheure Mengen von ver-
endeten Meerthieren, mit (ifrollf urul Ge-
scliicben bedeckt, sollen unter dem Einflüsse
des Draekes der Geeteinaschiehten und der
Erdwärmc zersetzt worden s'-nn. wohri sich
aus den Fcttstoflcn jene tlüssigeu Kuhlen-
wasserstoffe entwickelt haben, die wir nun-
mehr im Eohpetroleom finden. Die Verscbie-
denbehen, welche die ErdOle der einielnen
Fundorte zeigen, ergeben sich zum Theil
daraus, daiss die Druck- and Teinueraturver-
hültnissc, unter denen da* Petrolenm ent-
stand, verschiedenartige waren, ausserdem
konnten durch Spalten und poröse Schichten
an einzelnen Stellen leiolittlüchtige Kohlen-
wasserstoffe ontweiclien, während gieicbzeitig
noch Lnft bintutrat, welche das Brdal mehr
odi^r wrnirrrr oxydirte, Teiharste OBd dadorcb
asphalthuilig muciite.
.lede.H Erdöl stellt ein Gcmcn^'e von
Kohlenwasserstoffen der Ueihe C.Ut.^s. der
80g. Snmpfgasrelhe oder noch Petroleum reihe
(s. Ki'lilenwiisseifltufTi ) dar, u. zw. von licn
niedrigsten leicht Üuchtigen iiliedern dieser
Reihe bis zu den höheren im isoUrten Zu-
stande schon 1<. i ^'••wohnlicher Temperatur
erstarrenden Kohlenwasserstoffen der homo-
logen Reihe (s. Paraffin). I« den schwereren
Erdölen (im kaukasischen und hannoverani
sehen) findet man überdies noch die kohlen
stolTreicheren Glie.li r der homologen Keihc
CttÜBtt welche gegen Brom und Säuren in-
differast sind und als Naphthene bezeich
net werden. In geringerer Menge wurden im
ErdSl noch anfgefnndcn: Tcrpene, Kohlen-
wasstr^tMiTi" der Benzolreilie , X.iplithalin.
Phenole und Petrolsäurcn von der Formel
C.H,._,0,, vielleichi aaeb Fetteinren, As-
phalte, letztere zwei Substim^en möglicher-
weise im schon fertigen Erdul durch Oxy-
dation entstanden. Endlich enthält jedes
Petroleum Spuren von Schwefel (00$ bis
0-13%)- Int Allgemeinen enthalten die Brd-
ßle Kohlenstoff X2—8k ;;. W;<>^. r>tofr P 1:^5.
Sauerstoir 1— 7 0Vo. Mehr als 1% bauerstolf
enthalten jedoch nur die upnaltreicben,
theilweise oxydirten Erdöle.
Das specifische Gewicht der Erdöle be-
trägt je nach dem Fundorte 0-770— 0-970.
Die leichteren Erdole sieden bei öü— TO^C,
die schwereren erst Sber 100^; demi^emiss
geben die leicht'^n Erd'd.- srhrni bei i;e-
wöhnlichiT Teitiperatur brennbare (iase und
Dämpfe ab. die mit Luft gemengt beim Ent-
xQnden explodiren; da sie «ich schon bei 10
bis 45** entzflnden, so sind sie feuerirefihr-
lich. Gering ist hingt gen die Feuerg- Hihr-
lichkeit der schweren Erdole. Di« Farbe des
Rohpetrolcum steigt ron gelbbraun bis s«
dunkelx liw.ii /Lrann. Nnr wenige dün li ihren
hohen l'aidtlingelialt aii'^trozeichneteM Erdöle,
wie z.B. 'las Rangooni'l, ei starren i>chon bei
gewohnlicher Temperatur zu einer weichen,
MtlhnKehen Masse. Die leicbteren Erdole
haben einen charakteristischen benzin- und
iwietjelartige« Geruch, die schweren Erdüle
riechen mehr bituminös.
Das Erdöl findet reichliche Anwendung.
Es dient als LenchtstofT und zum Heizen.
Von den (iLielititjeren Antheilen desselben
dient das B e n z i n zur Entfettung von Samen,
in der chemischen Wischerei, schwerer« An-
theile desselben dienen als Gasöle, Schmier-
öle, Vi^üeline. Die Verarbeitung des ErdOles
geschieht fabriksm&ssig in den Petroleam-
raffinerien, sie beruht «af der firactioairten
Destillation des Brdeies nnter Mitwirkung
von Qberhitztem Dampf. Die ein/einen Frac-
tionen werden einer weiteren Kaffinirung
durch surcesMive Behandlung mit Schwefel»
s&ure, Natronlauge und dann mit Wasser
unterzogen, wodurch die Producte eine hel-
lere Farbe, grössere I »urefasiclltigkat und
besseren äerueh erhalten.
Man trennt die Destitlato im Petroleums
zumeist in drei Fractionen, jede der einMloen
( Fractionen wird dann durch fernere Fractio-
' nirung (Rectiflcation) wieder in mehrere Pro-
ducte gesondert, welche im Hand«! ihre
eigene Benennung haben und simmtlich be-
stiii.iiit' [I teelmiselien Zwecken dienen.
t)ie erste Frartion, bis 150° C. sie-
dend, enthält die tUlehtifsten Bestandtheile
des Erdöls: denPetroleuni üt h e r. sehrtliieh-
lig. zw isrhen 40 —70'' siedend, von durchsohnitt-
licli 1 »-pec. Gew.; das Benzin, zwischen 70
bis Uu :>iedend, von durchschnittlich 0 710
.s|<ec. Gew., weniger flflebtig wie das frObere,
deeh iinnier noch feuergefährlich; das künst-
liche Terpentinöl, Putsöl, schwerstes
Benzin von {SO — ttü" ffi«d«pnnkt and
0'130 spec. Gew.
Die «weite Praction besteht aus den
zwischen 150 und 300^ ('. ahdestillirrnden
Bestandtheilen des Erdöles und liefert nach
erfolgter Rectiflcation das eigentliche Fetro»
leum, welches nl> Lampenöl VerwenJanij
findet. Petrolenui be.«ttcr Sorte ist ganz farb-
los oder kaum gelblich gefärbt, meist bläu-
lich fluorescirend, oUg dOnnlllUatg ohne ftbten
Kebengerucb. In Wasser ist Petroleum nn-
lüslich, in Alkohol sehr wcni ' 1 -lieh, mit
Aether, SchwefelkohlenstolT, C'hli rolomi in
jedem TerbUtnitse mischbar. Beim Er-
wärmen nimmt es wie das Benzin alle Oele
und Fette auf, auch löst es manche Alka-
loide, hinsjegen nicht die eigentlichen Harze.
Mit 1— äVe getrockneter Seife gekocht, lOst
es die Seife und erstarrt beim firkalten tu
einer gelatinösen Masse, dem so«;, festen
l'etroleum. Frisch raf6nirtes iVtroleum
kann zwar dadurch, dass man während einiger
ätanden einige Sonnenstrahlen elnfollen
lilssi, merkKeh gebleicht werden.
lUeibt dagegen das Petroleum dem Ein-
Üusse des Lichtes, besonders in unvoUkom-
mfnen verschlosseoe» Oelftssen, «. B. in d«n
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PBTBOLBmilTaBB - PETRÖSEUNÜM SATlVUtf.
(iiMbMoua vuij Petroleninlaittpuii, Uiigerc
Zflit MSgesctzt, 80 ftlrbt eü sich infolge
ciB«r vor sich gehenden Oiydation »llm&lig
{QtMisiv orangengelb, Teründert seinen Oerach,
der stechend wird, iftid brennt in der Lainite
nicht mehr mit heller, äundern mit rüth-
licher, qualmender Flamme. Man sollte da-
her das PftroleuHi nie in Glasgefässen, >< U)st
nicht in KorbliaHcbeu aufbewahren, äuiiüern
nur in BlechgeAswn oder Fäasern.
Den Tomperatnri,'rad, bei welchem ein
Petroleum brennbare Dau^ifp zu entwickeln
beginnt, nennt man Entflatn ni u n k,'s j) ii n k t,
denjentfen T«mp«r*targrad, bei w«lcb«in das
P«^leam tu brenD«n beginnt, nennt man
£ II t z ü n d u n g s p n n k t.
In vielen Staaten ist, um den Verkauf
Ton IQ fenergerahrlichero Petroleum zu ver-
hindern, durch ein b^?b>lJndf'rl:•s Gesct/., da-.
Petroleunigesetz, der niedrigste erlaubte
EntBammunss- oder fintifladungspunkt fett-
gestellt, und da das Rfsnltat der ll<;stiiriiming
dieser i^unkte sehr davon abliungt, nach
welcher Methode nnd mit welebcni Apparate
dietelbe Yorgenonineo wird, so sind mit dem
Gesetie genaue Terordnangeo über den an-
zuwendenden Trüfungsapparat, den sog.
i'etroleuuiüprober, und äbor die Re-
handlong und Verwendung desselben erlassen
wordpn. In Deutschland ist der Aber-clie
l'etroleunipruber gesetzlich xur Prüfung des
im Detailhandel zum Verkaufe kommenden
Petroleums vorgeschrieben. Wenn der mit
diesem Apparate bestimmte Entflammungs-
punkt, auf den Luftdruck von 7f>n mtn be-
rechnet, unter 24° C. liegt, -^i» dar! das be-
treffende l'etrideum zum Speisen von Lampen
nnd Petroleumkochherden nicht verkauft
werden. Der deutsche Petroleumtest ist sehr
niedrig, das Gesetz sehr mild und an der
iussersteii Grense des Zalissigen. In Eng-
land sind die Anfordeningeu etwas strenger,
indem der niedrigste erlaubte Rntflarmnungs-
punkt auf 73'' F. = 2i 79° C. normirt ist.
In Oesterrefeh ist ein niedrigster Ent-
zflndungspunlit von C. gestattet, in
New-York ein solcher von HO" F. = 43-89° C.
Cbemiseh gewinnt man wenigstens einiger-
massen einen Einblick äber die mehr oder
weniger grosse Reinheit eines Petroleums,
wenn man eine Probe davon in einer gut
verscbliessbaren Flasche einige Minuten
lang mit dem rteidien Volnraen ton eoneen-
trifter englischer Schwefelsäure «< lifiltelt
nnd stehen l&sst. Gutes Petroleum erwärmt
•ieh lii'-bei kaum merklich, verliert wenig
TOn seinem Volumen durch in die Schwefel-
sSnrc übergehende Ilestandtheile, wird in
der Farbe meistens etwa^ heller, während
die Schwefelsiqre sich gelb bis braun färbt.
Geringes Petrolenm erwlrmt sieh stSrker
mit der Säure, verliert beim Schütteln damit
bis zu 20% seines Volumens, larbl sich
nicht selten dunkler, als es vorher war, oder
rOtbUch, w&hrend die Schwefelsftare eine
tief dnnkelbranne bis schwane Farbe an-
nimmt.
Aus der dritten Fractiun ;jcwiiiiu inun
die sog. MineralschmierOle. Häufig wird
auch d^r nach der ersten and iweitcn Fractioii
bleibende Rückstand snr Gewinnung von
Vaselin und von Paraffin verarbeitet. fJk.
Officinell ht Petroleum als
Benzinnm Petrolei Ph. Germ, (siehe
Tlenzinuni). Petrolenmbenzin. hanptsäeWich
auü Ileiaii bestehend, C,H,», oder als
Petroleum rectificatum Iii. A.
Beide Präparate sind im Gänsen ideatiach
Qttd ansgeteiehnet dnreh die fftalnits- md
I «rälirnngswidrigen Eigeiiscliaften, die sie
1 mit anderenempyreumntischen und fltherisehen
I Oelen theilen, dagegen ist die antij.arasitisclie
I Wirkung nur eine geringe, das Erdol ist da-
her als Räudemittel wieder verlassen, bezw.
vom Kreolin, Carbid und Theer verdrängt
worden. Auch fOr innerliche Zwecke macht
man Tom Petrolenm kanm mehr Gebrauch,
indem ihm im rjnnzen kein anderer Effect
zukommt, wie dtiui Aether als Anaestheticum:
in kleinen Gaben als Reizmittel wird es
jetzt allgemein durch Terpentinöl ersetst. In
grossen Dosen erzeugt es Magcndarment-
Zündung, ist aber isii ADirrmeinen nicht !.o
giftig, als angenommen wird ; Hunde ertragen
das Mittel zu 15 — 30 g ohne besondere Re-
ftction. I>ie innerliche Gabe ist für Pferde
liiü -30 0. fiirllinder aOO— 600, für Schweine
:. 0— 10 0, fiir Hunde 1 0 5 0. Manche Prak-
tiker benutzen es in Verbindung mit Brannt-
wein als Antisymotienm bei aenter und chro-
nischer .\ufblähung, da es jetzt überall
in der Haushaltung zu haben ist und die
Schleimhäute nur wenig reizt; ebenso steht
es bei Windkoliken im Gebrauch, gegen
Darmwürmer ist Terpentinöl oder das Stein-
l,()blenfln'erlM'n7.iii (Heiizol) weit vorzuziehen.
Auch bei Einreibungen auf die Haut der
Thiere ist die reisende Wirkung geringer als
die des letztgenannten Oeles und erst hei
längerem Gebrauche erzeugt es pur ange-
wendet Entzündung und Ausfallen der Haare.
Zu reisenden Einreibungen bei Bhenma-
tismen verwendet man am besten gleiche
Tbeüe S|iiritus und Petrüleum, gut ver-
schflttelt, rein für sich kann es auch zum
Entfetten der Hufe und der Haut (nach Ein-
reibung von Salben) dienen. Zu bemerken
ist, dass Erdöl sich leicht entzündet, daher
f e U e r g <• l'a Ii rl i c Ii ist. '"''.V'"''-
Petroleunälber, Ligro1n> Kerosolen, s.
Petrolither.
Petroleumhenzin. Petmlcmn.
Petroleum naphtiia, &. i'ctrulutiier.
Petroselinum satlvurn. Gemeine l'eter-
silie (Apium Peiruaelinum), ttberall in
Gurten als Küchen gewächs angebaute Um-
bellif.'if (L. V. i). der.-n Frücht.' als
Fructus Potroselini, Petersilien-
samen, ofRcinell sind. Bs sind eiförmige,
2mm Innere, kahle, grangrüriliclu' S|ia]i
früehte mit liinfrippigen, leicht treniibiiren
Mericar|>ien. fadenförmigen Rippen und ein-
strieroigen Uelthälchen, von starkem aroma-
tischem Gerüche, welchen sie einem ktheri-
•chen Oele von starkem Petersiliengerneb
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SU
PBTTENKOFBit. - PBZIZBAE,
verdanken; letst«m ist «m dem PeterBlU«n-
kaiuphpr oder Apiol,
Apiolum crvstftUiaatain (S'/,'/,),
einem flftchtlgen f^rpen, und dem Glycosid
Apiio tMWDmei^ietat. Dauelbe bildet
weisse Nadeln and wird jetst vielfaeli statt
lies rhiniiis ?«'gen das Wechselfii'htT Jis
Menschen anK«?weHdet (0 8ö — l üj i>er (ie-
tchniack der Früchte ist beiseend-gewQrzhalt.
Dit^ P.'lcrsilienfrücliti^ kommen in ihrer
pl>_vsiulugischeij Wirkung dem Wa«serfenchfl
am nächsten. Das ätherische Ool n'jjt ilic
Semtion der Verdauungsdraaea und der
Nieren gleiebmifiäig an, man hat daher an
der Petersilie, wa^ sowohl die Samen als das
ivraut und die Wurzel betrifft, ein aroma-
tisches Stomachicum und harntreiben-
des Mittel, dem zugleich auch wegen der
gührungswidrigen und die Peristaltik anre-
fj;eutlcii Wirkung dif Rolle eines blähnngs-
treibenden Mittels zukommt. Trotzdem
wird ea thierintlieh wenig verwendet, dient
vielmehr hauptsäf hli( Ii uls Volksmittel. Die
Düöis ist far l'iVrdc lo ü- 2ii u, Rinder
85'0~300, SihatV, Ziegen 5 0— lO-Ü, Hunde
l'O— 3'0, am besten als Tbee mit oder oboe
Glanbersab, Korhaah, koblennanren Alkalien,
S- inial tiiglii li.
Aeusserlich ist das l'etersilienOl ein
zuvt>rlüssigea Antiparasiticum gegen Ungeziefer
der Haut und wird entweder in Form des
Tuh is Fructus Fetruselini lwi^^■llen die Haare
eingestreut oder als .Vuf^Miss ("i 10*/,) zu
Waschungen gegen Läuse und Flöhe vor-
wendet. Beim GeflQgel braneht man beeser
das ätherische Anisol l : 90 Spiritu!' RCgcn
Milben und Federlinge. ri^^//.
Pettenkofer, studirte die Thierarzneikande
in Wien« wurde 1790 als anatomischer De-
monstrator nnd Schreibmeiater beim Thier-
arzneiinstitnt und »pilter als Thierarzt beim
Fürst Eszterhäzy angestellt. ÄUtitntr.
Pexie (von rtjy^v, feataehlaffen), das Ver-
härte, das Gerinnen Anadn .
Peyer J. C. (I6ij3— t7lS), gab iiis.'i
Hasel ein Werk Ober das Wiederkauen mit
Beaebreibuttg der Bnminationsorgane her-
aus. Semmer.
Pey«r*Mie Orinii a. Darm und Dünn-
darui.
PezUeae, Fnckl., Hecherpiluc Mei.st becher-
furraige oder .scheibenrürinige, anfangs ge-
schlossene, dann geöftnete Aseomyceten ans der
Abtheilung der Disotimyceten (s.d.). Die wa 'bs
artige Frucbtschichte besteht uu» Schliuicben
mit meist 8 einfachen, bei der Reife h&nfit;
ela>:ti-^>'(i herauageaebieuderten Sporen nn>i
ans l'araphv.sen.
Zuweilen bildet sie ein Daiierni)oel,
sclerotinm, ans welchem nach l&ugerer Ruhe-
panse die Pruehtbeeber herrorwachsen.
Theil< s;ipr'.iili\ ti-rli,', lliril- ].,ir,isilische
Pilze. L'nter ihnen niiid tii«- inidifn «iattnngen
Pexira und .Sclerotinia von einigem Interesse.
Bei Peziza Frkl. sind die kleinen
Hecherpil/e gestielt, waohsartig. kahl, kernig
oder Huiiniig behaart, zuweilen am Rande be-
wimpert. Die Schläuche vetläogert, Ssporig;
die Sporen länglich, walsonfttrmig bie (selten)
spindelförmig. Gonidien botrj'tisartig. — Bei
Sclerotinia Fckl. entspringt^n die
grösseren oder kleineren Früchte aus einem
Sclerotium, sie sind länggestielt, mehr oder
weniger trichterförmig, fleischig, berandet.
meist kalil. Die verlänirerton S« hliniclie ai ht-
»porig, die Sporen eiförmig, länglich bis
elliptisch, dnrebseheinend, die Parapbmn
fadenf^'rmig'.
Kinige Arten besitzen als schädliche Para-
siten landwirthachaftUcher Piaazen einiges
Interesse:
Sclerotinia Trifoliornm Erick..
Peziza rib Ti ddes Fr . Kleekrebspilz. Dieser
Pilz betiUll als tuilieiuier Parasit den Roth-,
Ulut-, Rastard- und W^issklee. Im Sommer
! gewöhnlich befällt der Pilz die obigen Pflanzen
n allen Organen. Das Mycel dringt ins
Innere, verbri iti t sldi zuna* list in den Inter-
cellularräumen, besitzt eine reiche Verzweigung
bei 1(^1.';^ Dicke. Die ergriflenen Gewebe
hrilunc n sich, die Inhaltsstoffe samnit den
ZeUwaiiduHgen werden aufgelöst und die iie
webe .schliesslich durch das Mycel vollkommen
erfallt nnd ersetzt. Es bilden sich schliess-
lich weine, fibige Mycelballen, nnr ron der
Epidermis bedeckt. Diese Mycelball>^n nelimen
an Dichtigkeit zu, durch Bildung von reich-
licb^'B Scheidewinden Terwandeln sie sieh in
ein p-seudoparenchymatiirbfR hartes, festes,
innen weis.ses, aussen bchwarzps Sclerotium.
I I>ii' Sclerotien bilden sich vnn November bis
.\prU, variiren in der OrOsse vom Mohnsamen
bis cn 4t mm Länge nnd 3 mm Dicke. Prfaeh
sind sie von wach'^artiger ConsistenT bei
til — (!rj% Wass«>rf:ehalt ; trocken und über-
reif werden sie bei H — IS'/q Wassergehalt
hart und spröde. Sie enthalten nur t'6*/«Fett
(Fig. 1404).
r>iese Sclerotien ruhen nur bis .Tali oder
August, um dann bei ^'eniiixender Feuchtig-
keit die Früchte zu entwickeln. Der Stiel der-
I Selben ist gelb bis dunkelbraun, die .Seheibe
graubratm bis gelbbraun. Der Stiel wird umso
länger, je tiefer die Sclerotien von Enie od^r
Blättern u. dgl. btedeckt sind; er aetgt da^
Beatreben, die Fmehtacheibe ans Licht xn
befördern. Kr erreiclit s>. bei 0 ! i O mm
Dicke und bia iw i,S nuu Länge. Die Frucht-
Scheibe wird bei kurxem S(ielt> to nun breit, bei
langem Fruchtstiel sinkt ihr Durchmesser bis
auf 1 mm herab. Die Asci werden 0*16 bis
II if^ mm hint{, die Sporen 16— M{i Inng«
S — fu }t breit.
Die befallenen KleepHanren gehen aus
nahmslo.s z« Grande, es kann dadurch der
Pilz sehr gro-^-se Kleebestände binnen Jahres-
frist total vernichten. Tritt daher die Klee-
krankheit auf, 30 kann mau nur durch
Wechselban and roehrjähriges Anseetsen der
Kleet ultur die <!f'fahr irän/.lieh beseitii,'- ii.
~ Die Seleroluiia Triloliorum schädigt wabr-
scheinlich noch die Hyacinthenzwiebel. bei
welcher sie die schwarze Hyacinthenschleim-
krankhelt ertengt. Ferner beAllt sie wabr-
.scheiulieh auch Scilla, NarcissQS, AUinm and
andere Zwiebelgewächse.
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PRZIZEAE.
Pezisa Kauff-
manniana Tich.jHanf
krebspilz. Dieser Pilz
befallt nach Tichomiroff
(las Mark von Cannabia
sativa, woselbst sich
noch im September
die schwarzen bis ä ein
grossen Sclerotien bil-
den. Die Wurzeln, Blät-
ter und meist auch die
Blunieuürgane bleiben
von dem i'ilzc in der
Regel vei-schont, so dass
in vielen Fällen noch
eine, allerdings geringe
Samenernte stattfindet.
Dagegen leiden die Bast-
zellen au8.serordentlich.
Die Sklerotien ruhen
bis zum Frühjahr und
entwickeln dann oder
auch später bei günsti-
ger feuchter Witterung
die Fruchtbecher. Der
ganze Entwicklungs-
gang ähnelt dem der
Sclerotinia Trifolioruni.
— Mehrjähriges Aus-
setzen der Cultur auf
demselben Grundstück,
sowie Bezug fremder,
gesunder Samen ist das
beste und sicherste Mit-
tel, dio Krankheit aus-
zurotten. Sie ist übri-
gens bisher nur im Gou-
vernementSniolensk be-
obachtet worden.
Nach de Bary's Un-
tersuchungen scheint
mit Petiza Kauffmanniana Tich. die Peziza
liibertiana Fuck. (Peziza Sclerotiorum
liib.) identisch zu sein. Diese erhält man aus
den als Sclerotium compactum DC, Sei. va-
riam Pera. und Sei. Brassicae Pars, beschrie-
benen Daaermycelien, welche man in der
Sonnenblume, im Kürbis, an den Stielen und
Rippen des eingesenkten Kuhls, an Wurzeln
und Knollen der Mohrrübe, Georgine, Topi-
nambur, in Afalven- und Althaea-stengeln u. h. w.
tindet. Besonders hüntig kommt die Gonidien-
form, eine längst bekannte und beschriebene
Schimmelpilzfurm, vor. die Botrytis cinerea
Pers. (Fig. 140ä), Botrytis vulgaris (Fr).
Polyactia vulgaris Link, B. fun-ata Fre.s. und
B. plebeja Fres., Formen, welch« sich der-
zeit morphologisch mit Sicherheit von Bo-
trytis cana nicht unterscheiden lassen.
Ks gelang de Bttry, mit der aus Sclero-
tium compactum DO. gezüchteten Peziza
liibertiana Hanfpdanzen in derselben Weise
zu inliciren und dieselben Sklerotien zu er-
halten, wie sie TichomirotF beim Hanf be-
schrieb. Es gelang ferner noch nach de Bary,
die Rüben von Brassica, Daucus. Beta und
Haphauus, die Knollen der Kartoßel und
Topinambur, aber auch blühende Garlen-,
Fig. Hüi. Sct«rotiniit (P«ziz«> Trifolioram Ericka. i Sclorotiura mit Fruclitbt>ch*Tn.
2 Ein ScIerotiamn-iiKmvnt, T«ri;r. 3 Krochtberh«r mit 8ehltncli<.'B nod PanipfayitMO,
Feuer- und Pferdebohnen, Petunien, Zinnien,
Tomaten, Klee, Stiefmütterchen, das gemeine
14u>. Botrytis Tul^irit (Fi,t
pfXlzbb tibhzucht.
Kreuzkraut und liie Gartonkrcsse za inti-
ciren.
Hii'bei ist besonders bemerkenswerth, dass
die keimenden Gonidienschläiiche iti<>ht sofort
in die lebenden PBansen einzudringen ver-
mögen, sondeni erat^ nachdem sie durdi tndte
organische Snhatansen, al«o sapropbytiach
einige Zelt (,Mit ^'cniilirf worden sind.
Dieser i'ils: erzeugt auch die den Land-
wirthon als .^SclerotienKraokheit des Rapses"
bekannte Seuche der genannten Cnltarpflanze.
Die Gonidienform der Peziza Libertiana
läsHt sich in diTsi^lbcn Weise, wi« bei der
folgenden angegeben, cultiviren.
PeaisaFockeliana deBj.. SeUrotinia
Fuckeliana ((In Hv), der Pilz der Scliitnmpl- o^ler
Sclerotien kruiiklieit der Salatzwiebel, befallt in
verheerender Art die gemeine Zwiebel, auch
Ujracintke, üarciaae, Tdpe und B&renlanch.
Di« beMienen Pflansen bekommen gelbe
Blätter, werden mIiIiiIT und gehen s- hlit -s
L"ch zu (Jrande. Namentlich werden die
Zwiebeln dieser Pflanzen heimgrsui ht und
iiai'li kurzer Zeit in Vcnlerbniss uml Füiiliiiss
üborgefülirt. Aus dem weissen Myccl treten
in Menge die grauen bis braunen, baum-
artigen, nach demTjrpas der Peronospora ge-
baoten Gonidlentril^^r hervor, deren einfädle
Gunidien oval Ms eiförmig, 7 — tJjtlang.
ii — 10 fi dick, und grau bis graubraun sind.
DieaO Behimmelpilzform wurde als Botrytis
cana Kunz et Schoi., T^ink, Fr., Spicularia
cana Per»., Polyactis cana Cord, beschrieben.
Sie i>t vnn B. vulgaris n. ;i, Fi>rnien mor-
phologisch nicht mit Siclierheit zu unter-
scheiden und kommt jedenblls auf noch
anderen, aU den oben genannten Pflanzen
vor. Sie lässt sich leicht auf den verschie-
densten zuckerhaltigen Fruchtsäften, auf
Nährgelatinen, gekochten lUrtoffela s. w.
s:i prophetisch cnltiTiren.
Dieselben "'ler alinürlie, "lusserlii Ii tiielit
unlerscheidbaren Formen Ton Botrytis treten
als Fäuiniss erri';;end l»>i vielen Prilchien auf :
Bim, Apfel, Weintraube n s. w.
Weniger wichtig für den Landwirtli sind
einige weitere hielier trehttrige Arten. So er-
zeugt Peziza Willkommii Uartig den
LSrchenbrand oder LIrebenkrebs, Peziia
!)nraruTn SchrOl die Sclerotienkrankli' it ^ct
Heidelbeeren. J/u/z
PTdlzer Viehzucht. Der bayerische Ke-
gierungsbezirk Pfalz (Rheinpfalz oder Bhein-
bayern) umfasst .'jH28 km* f 107-66 H Meilen)
mit fiDG.aiS Einwohnern,
Bei der letzten Zählung (lübli) fanden sich
daselbst 33.891 Pferde (29.094 StSek 3 Jahre
nit niid illtrr). ?ls 97:; Rinder (135.r;75 Stück
S .lahre alt und iiller), 37.619 Schale,
74.339 Schweine und 40.734 Ziegen.
Auf 1 km* entfallen: S-7 Pferde, U'9 Bin
der, 6'3 Schafe, lS-5 Schweine, 6*9 Ziegen.
Auf 1(100 Einwohner kommen: 49 Pferde,
319 Kinder, Ö5 Schafe, 108 Schweine und
f»9 Ziegen.
Der kleinere, mehr Ostlieh gelegene Theil
der l'fah ist nahezu eben, steigt jedoch weiter
nach Westen hin in lieblicher Hflgellandflchaft
nach dem iiardtgebirge empur, welches de»
grCmseren westlichen Theil des I.»ande8 aus-
füllt. Im Domiei'-l'frge erreicht die Ffal/
ihren höchsten Funkt (691 n»). Am Fusse dieae»
Berges findet sich das Hauptzuchtgebiet einer
renommirten EindTiehraaae, Ber Rhein, die
Nahe nnd Saar nmHiosi«! nm Theil den
ganzen iLegierungsbczirk und bilden gewisser-
massen die Grenzen nach Osten, Westen und
Norden. Viele Bäche tragen zur Bewisserting
des Landes wesentlich bei, and es finden sich
infolge dessen auch zahlreiche Wiesenplätze
mit dem siliönsten Graswochs.
Ein grosser Theil der dortigen Bevöl-
kemng besebftftigt sich fast ansschlienlieh
mit dem Acker- und Weinbnn: erstrrer liefert
uftiiials reiche Ernten an Weizen, liuggeu,
Hafer, Spelz etc., der letztere mehrere sehr
geschätzte Weinsorten. — Die Pfali ist nn*
streitig einer der frachtbarsten Landestheile
im Königreich Bayern.
Die Viehzucht blüht besonders im west-
lichen Theile, bringt aber auch an maneben
Orten des Nurdens den Landlenten recht
hüb:>che Erträge ein; sie wird hier wie durt
in der Regel mit Sorgfalt betrieben.
Dia Pferdes acht hat jetst nur noch an
wenigon Orten der Rheinpfhlt einige Be-
deutung; in früherer Zeit f,'alten die Fferdf
aus der Gegend von Zweibruvken mit für die
besten Deutschlands. Das LandgcstOt diesen
Ortes besitzt — nach Schwarznecker — neben
den nicht mehr gesuchten orientalischen
Hengsten, bei denen die Haupttheilo. Hals
und Schwanz, durch ein langes, bandartiges
Mittelstflck verbunden sind, recht gute, in der
Normandic jjekaufte Hengste. Mit Zweibrtlcken
ist ein klviiie» Zuchtgestflt verbunden, das
gleichfalls noch die orientalische Tradition
in seinen Mikttem bewahrt, diese aber in
neuester Zeit mit Normannen gepaart bat nnd
7«iir mit dureliiiiis «jlürklichem Erfolge. Das
Land-jestüt selttst hat tO Beschäler, remontirt
steh aber seit 1869 nicht mehr in der Nor-
mandie, obschon einzelne der von dort im-
portirten Pferde, wie z. B. Mrillnnt, Norman
nnd andere, tjut vererbt haben, sondern i^uni
Theil aus dem Hofgestüt, zum grOssten Theil
aber aas Oldenburg und OstfKesland.
Da in der Pfalz die nieifiten Feldarbeiten
durcli Och.sen und Kühe besorgt werden, so
erklärt sich vielleicht hiedurch zum nicht
geringen Theil die geringe' Vorliebe der
dortigen Landteute fOr die Pferdezucht. Der
Bedarf an Reitpferden ist gering und wird
meisten.s durch den Ankauf fremdländischer
Tliiere gedeckt.
Für den .sehwereii Zu^ in den Lastwagen
und Karren verwenden die l'tälzer Kautieute
und Industriellen hfnfig belgiaoh« nnd fran-
zOsische Pferde.
Die in der Pfalx aufgezogenen Rf n d er
Iiüren /nm wrifaus grössten Theile v.ui Clan-
«nd Donnersberger Kasse; fremdes Vi.h wird
nur anf einigen grfisseren (lüteni treliahen. Das
Glanrind gehört dem schweren Hittelschlage
an; die Kühe erreichen ein Lebendgewicht
von 400—450 kg nnd die gat eratbitan Odisen
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PPAFPBNHO'ILEIN.
wcrd«n i^OO— 850 kg schwer. Die Farbe der
Gltnrasse ist hellgelb bis weiss, aacb semuiel-
farbig, da« Flotzniaul fleischfarbig, BAd ihre
Hönier sind weiss oder gelblich.
Wahrscheinlich ist dieses Vieh mit der
fnuizMiftchcn Bace föoMlioe and deo Stämmen
in der Franehe ComM Terwandt; in mancber
Beziehang steht es auch rleiii Schwäbisch-
Limbarger and ächeinfelder Rinde nahe und
dttrfte uch wohl mit den beiden letztge-
nannten Schlägen verwandt sein. Graues
Gebirgsvieh aus den Schweizer Alpen (Schwyz)
soll scliüii vur lanj,'er Zeit hin und wieder
zur Kreuzung benätzt worden sein. Die
Qlaakab bat eineii Imnen Kopf mit aiemlieh
breiter iStirn, ihro hocbaufgerichteteu Hörner
sind schlankji^ewunden, UaU und Wamme sind
kräftig entwickelt; Racken, Lenden und Kreuz
bilden in der Regel eine gerade Linie; nnr
bei ftheren Tbieren erscheint der Rflcken
stark eingebogen. Die Breite dot; Hiiitorllicils
ist gewöhnlich recht gut, der Schwanz nicht
gar an hoch angeeetat, ziemlich fein und hübsch
bequastet. Brust und Bauch siml tit'f utnl ilfr
Ripjtetikorb gut gciundct. Ihre uhUtc» tilied-
massen sind meist gut gestellt, eher niedrig
als hoch an nennen nnd in der Segel mit
derben Hnfen anagestattet. Die Mnaeulatnr
reicht vom sot,'enannten Damme aas tief an
die Schenkel hinab und ist häufig untadelhaft.
Die Milclizr-ichen der Kflhe sind oft recht
gut; auch das Ruter ist meistens umfangreich,
und wenn auch die Tun ihnen (relieferte Milch
nicht 80 reichlich wie bei iiiiincben liiii^sen
der Niederung fllesst, so besitzt sie doch den
Vvrang, sebr reieh an Fett an a«ii. Man
rcchn<>r im nnrchsrbnitt aof daen Milebaiirag
von 2000 i im Jahre.
Nwnilebende Kahe sollen — nach Gg.
Hajr '~> anweilen 18 1 fette MUcb geben.
Zur Arbeit sind die Ochsen nnd Kthe
dieaer Ras>c recht tauglich; ^io zeigen sich
in 2vge fieiH^ig. haben einen raschen Gang
Qttd aiad aiisdiiuemd. Zur Mästung verwendet
man gern dreijährige Ochsen, die bei zweck
mässiger Kniäbmng ein feinfasicrigcs. schmack-
haftes Fleisch liefern.
Quirnbach, Meisenheim und Kosel sind
die wichtigatien Marktplitse flir GlanTieh.
Der Donnersberger Schlag ist jenem ganz
nalto verwandt, aber noch etwan stärker und
schwerer; sein hauptsächlichstes Zuchtgebiet
erstreckt sich äber die Dorfschaften am Fussc
des Donnersberges und in mehreren derselben
wird auf dessen Zucht grosse Sorgfalt ver-
wendet, so z. B. auf dem Schmalfelderhofe
onweit Kirchheimbolanden.
Die Ochsen (''recheinen «oftmals im
Knochenbau etwas grob, ihre Haut iüt dick
und die Behaarung nicht gerade fein zu
nennen. In der Fari>e anterscheidet sich das
Donnersberger Bind darebane nicht vom
(Jliinvieh: in der Milchergiebigkeit steht es
aber diesem etwas nach. Für den schweren
Zug passen die Oehaen am Donnerabeige aooh
besser als die ans dem fJlantbid*»
Zur Veredlung beider bclüage wurde
Bdion vor SO Jahren ein Aetieiireraiii g«-
gründet, welcher aut dem Wege der Inzucht
oder Keinzucht, durch sorgfiUtigc Auswahl
der Zuchtstiere, sein vorgeateektes Ziel an
erreichen hofile.
In der Vorderpfalz kommt ein kleines,
oft schlecht gebantee Landvieh vor und in
der Hinterpfals kreuate man veranchsweiae
die Glau- und Donnersberger Rinder mit
Sliurthurobiut, jedoch meistens ohne wesent-
lichen Erfolg.
Die Schafzucht hut in dortiger Gegend
keine grMse Bedeotuue nnd beschränkt man
$icb in der Regel' anf die Zucht von Bastard-
srhafcn. I-ytytag.
PfafllMkltl^ll. Gemeiner Spindelbaum,
Evonymus europaeu», Cehistrinee L V. 1,
einheimischer Strauch, iu Ikcke« uud Ge-
büschen mit schön gefärbten Fruchten und
rotben ÜlAthen. Die Pflanze entbAlt einen
stark reisenden Pargirstolf, das bittere Gly-
cusid
Evou> luinum, Evonymiu, ein braun-
lichgrünes Pulver, welches durch Fällen
eines alkoholischen Auszuges der Rinde mit
Wasser gewonnen wird, in unserem einhei-
mischen Spindel bäum jedocli in sc» ge-
ringer Menge vorbanden ist, dass zu seiner
Heratettnng jelat nnr mehr die verwandte
nordamerikanische Vurietüt
Evonymuü atiopurpureus verwendet
wird. Wenn Schafe und Ziegen an solchen
Hecken naschen, verfallen sie unter Brech-
neigung in heftiges Abfuhren, das selbst
durch tiuitroenteritis tudtlich werden kann.
Die Blätter sowohl wie namentlich die gleis-
aenden Frflehte sind viel geföhrlichcr, als
die des verwandten Kreuzdurn iler des
Purgirwegdoms (Rhaiuuuä catiKinicaj und
kommen in ihrer Giftigkeit den Frachten und
Blättern der vielfarbigen Schwertlilie, iris
veraieolor, am niehaten (Iridin). Daa Gly*
cosid Evonymin ist zuglcicli auch HerzgiK,
wird aber meiüt nur als Purgirmittel
in der Menschenheilkunde (ähnlich dem
Podophyllin, Elaterium oder dcnColoquinthen)
thcelOfFelweise angewendet. Da infolge der
Darmreizung auch cholagyge Wirkungen ein-
treten, ist es in Verbindung mit Karlsbader-
aala ein beliebtes Leberatiraalans bei
chronischen Verstopfungen, Fettsucht und
Leberschwellungon geworden, bei Hunden soll
es jedoch Helbst in Gaben bis zu 4 g sub-
cutan wirkungslos sein (Ellenberge r). Aelin-
liehe Wirkungen kommen auch dem Cas-
carin (s. Rhaninus cathartica) zu, sowie
dem Resinoid der Wurzel der Rutternuss,
Juglans cinerea (L. XX!. Grane Waltnusa
Niirdiimerikas), der Wurzel der Leptandru
Virgiuica (Leptandrin wird in Amerika
statt der Rhabarber viel benützt), der Phy-
tolacca decondra (PhjrtolaccinnmJ,
ebenso aind ala inverlftsaige Porgantien
jetzt im Gebrauch das Glycosid ßaptisin
des wilden Indigos (der nordamerikanischen
Papilionacee Baptisia Linctoria) (fir Hunde
etwa f 0 prn clvsnia Kllenberger) und das
Uydrastin, das Alkaloid der canadischeii
Oelbworsel Hydraatia canadenaia (Baniui>
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PFAHLBAÜTEN. — PFAUEN.
eulH''e.}, wolclie za^leich anch tonisiretidc
gellBäverengenide Eigenschaften besitzt und
aus der das Extractum Hyt^riisfi.üs fluiduni
dftigctcllt wird. Die Gabe für Hunde isl einige
Gramm des Bxtract«« in Pillen, bis zur
Wirkung. y^gtl.
PfaMbaatra. Seit dem Winter TAn
auf 1854, wo am Züricher 8eo /u ^I. il. n I . i
der Vornahme von Ulerbaaten geleeeutliih
etuM abnorm niederen Wassentandcs im
schwarzen SrMimme iwiechen morschen höl-
zernen Spit/]. fühlen zahlreiche Knochen,
Ilirsi liirt w*'ilit', S< ]i> rlM'n von ThongefÄsscn.
primitive •Steingerüthc und Walfeo etc. gc-
fonden worden, welche Gegenstlade dem be-
kannten Geschichtsfoffrh'^r Pr. Fi-r4inand
Keller vorgelegt wurden und im weiteren
wissenschaftlichen Nachforschungen angeeifert
haben, erfahren wir, dasa ea einst in £aropa
eine Epoche gab, wo unsere Vorfahren 7m-
fluclitsnrtc niiii Wülinstätten anf in- Wa^-ser
eingerammten Pfählen bauten. Es ist dies die
Periode der Pfahlbauten. .Seit jener Zelt hat
man in den meisten .Seen, ja aiirli an (Mnipen
Flüssen MifteleuropaK, zaLlrticlu derartige
Pfahlbauten entdeckt, wobei sichergestellt
werden könnt«, daes die Periode der Errich-
tiitiir und Bewohnang der Pfahlbanten in die
prachiKtorisrlim '/eitcn ffUlt. I>io fllfi'strn ITihl-
bauten rdchen in die l'rriuii. der gestlilirtenen
Steinwerkzeuge (Dtolifiii ^ lie Periode, s. d.),
manche stammen ans der BroucAseit und viele
haben noch wihrend der Eisenzeit (La
'jV iif ri'rioilc) b. tanJ' ii Th"-; interessant^'- teil
und reichhaltigsten Funde haben die Schweizer
Pfahlbauten Tage gefördert. Welcher
Nationalität die I'fahlbnn. r . if', nllicli an-
gehört haben mögen, ist ein iiocli ungelö.^tcs
• tiiii.ilnpisrhes Problem. Dagegen kennen
wir ihre Lebensweise, den Grad ihrer cul-
(nrellen Entwieklang, ihre Besehäfiigunc ote.
ziemlirh genau. Die Pfahlbauer warm tiu ii-
Mge .läger, ÜeLssige Ackerbauer uinl auch
wohlhabende Viehzüchter Die mannigraltigsten
Werkzeage, Ger&the und Waffen der I'ialil
baner bestehen th^ils ans kiinstlicli zu;;.'
hauen>'in Flnit. /iit,'< schliflTeneni und pulirteni
Stein, au8 Knochen und Geweihen, theils aus
Bronce nnd Bi»en. Die keramischen Prodacte
.sind von d- n primitivsten Anfangen bis i.n
den formvollendet.sten und anch bezüglich der
Ornamentik gefällig ausgestatteten Object»n
aolgefunden worden. Die Pfahlbaner l)eklei-
deten sich ansM^r mit Thferfellen anch mit
< !i fl<'i hti n. <resiK>nnen. 11 \u\\ w litm Stoffen.
Sie waren auch Ackerbauer, denn sie bauten
mehrere Nutzpflanzen nnd Gotreidearten. Prof.
Ü. Heer in Zürich hat in dieser Heziehnng
Äusserst interesHantcStndien angestellt. Von ihm
wiss. n wir, dass nebst dem Anbau de.s Fiai lise;»
(Linnm anKastifuliom und keineswegs unser
heutiger Flachs Linnm nsitatissimnm) ancli
der « H tr- idcbau schwunghaft betri» V" n wnr lr.
Dl« kl«:aie sechszeilige Gerste (Hordiuun h--
xastichum .sanctuni), die dichte sei-hszeilij^e
Geriite iHordeum hexastiehnm densum), d<>r
kleine Pfahlbauweisen (Triticom vnlgare
antiqnoran) and der Xgyptiseh« Weisen (Tri-
licum turgidum) waten die wichtigsten Mehl-
früehte jener SfeÜ Auch Hafer hat man ge-
fumien. iiao:*'gpn scheint Uopgi'n (Kern) g&nz-
licli mibekautil gewesen im Fcin. Die Hirse
fPanicum miliacenm) war sehr v- rl>r« it> t.
Auch GemOsepflanzen, wie Pastinak (Pastinaca
sativa), Mohr« (Danens carota), ErbsefPisom
sativiirii) iiiiil T.iiiM' (Ervr.in leiis) waren be-
kannt- Vu!) ilbbl wurden sauw Holzäpfel,
die Traubenkirschen, verschiedene Beerenarten
und manche andere wilde, nicht cuttivirte
Fruchtarten genossen.
Eine ä«>serst rfiche Ausbeute lieferten
jedoch die Pfahlbauten dem Osteologen. Ausser
unzthligen Knochen Ton wilden Thieren (Jagd-
thieren) bargen die Pfahlbauten gross««
Mengen von Hausthierknochen, vvtlclje ein
beredtes Zcugnisa abgeben, dass die Pfahl-
bauer sich schon intensiv mit Viehzucht be-
faist haben. Wahrhaft elasRisehe Unter-
snchungi II lil'i r di<j Fauna der Pfahlbatiten
verdanken wir Prüf. L Kütime>er. Zu den von
ihm aufgezählten Jagdthieren gehören unter
anderem der Hirsch, Urochs, das wilde Torf-
schwein, der Biber, Bär, Wolf, Fuchs. Elen-
thier. Steinbock, Gemse etc. Viel wichtiger
{'edoch sind die Funde von Uau^^thier-
[nochen. roemaeh siditeten die Schweizer
Pfahlbawrr d.ii Rind (ßos brachycaros), da^
Pferd, das Öchwein (Torfschwein, sus £» rat.i
palustris), die Ziege, das Schaf nnd den Hund
(Canis ^miliaris palustris). Beaflglich der
interessanten Ergebnisse der Stndfen Professor
Rütinieyer's über ili'' Viehzucht d> r Pfalilbaut^r
mUsscQ wir auf die entsprechenden i>chriften
dieses ansgeseiehneten Gelehrten verweisen. '
Litsrakor: i>r. F«Hnia4 Kslter, Pi« krlti«rk«B
PfehlhMton in 4n Sehwrftnswa. Mittb^ilongno dt>r
lUiliqaariMk«« a«Mllwtasft. ZOrirh IS^4 n f. M.
TroyoH. HaliitaliMit lunctri'* dm t»mpK kRci«n!i rt
itiodfiriipf. L»uii«niii- 1060. - Srlianli, Di«« Pf»hlh»ut<"tt
in <l"n SchweizprsKen. Zniirh 16fi4. — E. t'psor, Di*
rr»hlbaiit<-n df« N<>u<>nbar(;iT S««"4. Kr«nkf<i?1 \m
Ijißft — I.. K fl I i m « ; «T, l>ip l'',;Dn,i dir l'Ci'iih;)uU>n
WiisA Jh«l. Hofh»t«ltvr, Y. r.. Obrr l'UWbmuUB
Pfanne. Als l'fanne bezeichnet man in
der .\natomie diejenigen Gelcnkvertiefungen
der Knochen, welche bestimmt -ind. il- ?i 'ia>
t>egment einer Kugel darstellenden und Gc-
lenkkopf genannten Gelenkfortaat« eines
;ini!rroii KiiHrh-rr; aufzunehtripn - R-M,=pi.-1
l'laiine des 1h« keits (». ii t Icn k p f anne und
Knochen). Aft//«.
Pfannengallen, ältere Benennung fttr
8prunggelengsgallen, s. Gelenkgalton.
Pfannensalz, s. .Sali als Baifattermitlei
und Natrium chloratum.
Pfannensteia, s. Salz als Beirnttermiitel
und Niitriinn liloratum.
Pfauen i i'avoninac), ( Jattung der Familie
der echten Hühner. Kopf dicht befiedert.
Wangen nackt; die fleischigen Anhinge der
übrigen Htlhner fehlen; Hinterkopf ist mit
I I I' Federbusch, wolrber vom Männchen
iin l ( ibchen gol ragen wird, verziert. Die
Sehwanxdeckfedern (nurzelfcdern) sind be«
sonders lieim Hahn stark verlängert, so dass
::ie den Schwanz verdecken ond einen präch-
tigen Schweif bilden. Der wben KOrper ist
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PFAUHAHNÄHNLICHE KRUPPE. - PFEFFER.
oberwirts prachtvoll gotdsrOn mit, I'iupqr*
Schimmer. Rrmt, Hai« and Kopf mnä luar-
h\.m. (1fr FTitcrlpib .scbwar/.^rQn Im Herbst
verliert der Hahn dui Ftjd<jiachmnck zam
gronen Theil, um ibnuir nächsten Pnarunge-
zeit HOMO prAcbtigei Kl «nllalteo. Die Heimat
des Pfaues ist OBtinÄi*n und Ctylon, w<» er
sich besonders an Jen VUrn der grösseren
FlQsse und Ströme hiiurenweise auftiält.
Besonder« gescliiizt wird er von den Hinge
horenen. weil or ili' Aiin;ili>*i iin^ der Itaub-
ihieri', die tr mit öclatcklitiii'in fiesehrei be-
gleitet, ankündigt. Die Pfauc nähren sich vun
S&mereien. Beeren, Insecteo, selbst Eidecli-
sen etc. Von Alexander dem Grossen wardc
der Pfau wahrbcheinlich /norst nacli ( Jrioi hcn-
land, vun hier nach Italien und dann nach
Mitteleuropa eingeführt. Karl der Groaae tbat
besonders viel für die Pfauenzucht.
Unter der Hand des Menschen sind ver
schiedcne Unterart, n entstanden, von denen
d<^r weisse Pfau sich besonders durch sein
weisses Federicleid von der Stammfonn
nntor^rhcifiot Kinen wirthschuftlichcn Nutzen
liAt der rtiiu nicht; er wird vielmehr fast
ausschliesslich seines prächtigen (ictiederK
halber gehalten. Wenngleich Pfauenbraten bei
den Bftniem eine grosse Delicstesse büdete,
xvird der Pfau jetzt selten unil liann nur ganz
junge Thicre genossen. Die 4- - 1 s li.irt^chaligen
biauiigelben Eier, welche im Fnihj.ihr gelegt
werden, k^'nnen als Nutzobject kaum in liv-
tracht kjiiHuen, auch beginnen bie erst im
dritten Jahr zu legen; eher gewährt der
Verkauf der pr&chtigen Federn des liades
eine Einnahme.
Die Pfauen vfrlan^m bei uns rino .ir:r-
l'iltige Pflege. Sie beanspruchen einen xuht
warnen ^tall für de« Winter, hohe sit/-
stangen und so geräumigen Sitz, das» der
gewichtige Schweif sich nicht abstösst. Weil
sie schledit linitrn. Iwinii/I man gc^v.iluili' Ii
Truthennen mt liriit. lieber Pflege der KUch-
lein vgl. Hühnerzucht Brümmtr.
Pfauhahnähnllche Kruppe wird bezüglich
des Kxtt'rit'ur eines Pferde» eine bes«»ndcr.s
gerade Kruppe mit ebenxo hohem Schwcif-
ansats genannt Sie eignet sich vunOglich
far ein ParadepffTd, ist aber f&r Rennpferde,
da sie der Entwi' kltuii,' grasser Schnelligkeit
nicht dienlich ist, unzwcckniässig. Gn.
Pfeffer und .seine Arten. Von ilen Pfeffer-
gewächscM. Piperacecn (L. II. 1), sind
mehrere Arten in ärztlichem (icbrauche. Sie
dienen entweder fiir innerliche Zwecke als
stark reiiiendes gewUribaftesHageDdarmniittel,
sntn Theil aaeh als antiseptisehcs Fieber-
nn'ltcl, wie das Piperonal, .hI-t än^-crlirli ;il.s
HiibetMciens zu t^charlVti ableitenden Einrei-
bangen. Die Pfefferarten gehören zu verschie-
denen Pflanzenfamilien und kommen hier fol-
gende in Betracht:
S* I h w r / 1' r l'fi Cfi r. rifu i nigrum.
Er wächst wiid in den Wäldern der Malabar-
kftste und wird in den Tropen .Xsiens und
.Amerikas, besonders in fitniirn, ui Stangen
wie unser Hopfen cnltivirt. Die i'lianzc ist
ein lingerdicker, knotig gegliedertnr Btraucli
aus der Familie der Fiperac««o, deäscn an-
reife durch Trocknen schwarz gewordene
runzlipe FrQchtc al> Tischgewflr? iillgemein
bekannt sind, während die reifen Beeren
derselben Stammpflauxo nach mchrtfigiger
Maceration in Waescr und nacbfoigender
Trocknung den
w <■ i - s <■ n P f >• ff- r, V i )i r .i 1 b n ni. geben,
der durch Keibcn von den ausscrsten Gcwebs-
schichten befreit i.->t. Die schwarzen unreifen
Früchte sind viel schärfer, hcissen deswegen
auch heisser Pfeffer und sind besonders
empfindlich gegen ihn die Stubenfliegen,
Hunde und ächweine, fikr welche er ein Gift
genannt werden kann. Die Anwendung des
Pfeff'ers s. Piper nigrum. Weiii^'f r im Gebrauch
bei uns, aber zu denselben Zwecken dienend
ist der
lange Pfeffer (s. Piper nigrum), eben
falls eine Piperacce, die getrockneten, un-
reifen k'jlbiMiiirti!:un, den Uiikiiikätzrhrn
ähnlichen Frucbtstände von Piper longa m,
Ostindiens, ram Theil avcb von Piper
officinarnm (Chavica officinarum) dar
stellend, welche noch brennender schmecken
als der sebvane Pfcfi'er desselben Vaterlandes
und daher wenig beliebt aind. Nicht in Be-
tracht kommt von den Kperaceen der
15.' t !■ 1 |i r. f fer oder Kaupfeffer, in
dessen gewurzhafte Blätter (Siriblätter) die
Betel- oder ArecanOsse eingewickelt werden
und so als . in in O-tindi. n tinentti< lirlii hes Ge-
nussmittel <{ura Kauen dienen ( Pinang). Da-
gegen steht anch in tiiier&rttlicbem Oebrnnch
noch der
Cnbebenpfeffer, Cobeba officina-
li«. Piper <^iihoba, T. II, I. Die unreifen,
erbsengrossen, graubraunen, runzligen und
langgestielten SteinfrttchtefgeschwänsteBecren,
deren dünne Stielchen nicht abzulösen sind)
haben vermöge ihres überaus grossen (Jehalles
,\\\ ;itli.Tis,'|ipni Ool (1(1 !"i"o) s<lir lurk
arumutiscbc EigeuM-baften, sind jedoch trotz
dem piperinähnliclicnCubebinund derCubeben*
säure nicht scharf und werden weniger
als Stomaehicum, häufiger in der Hunde-
praxis als antibacterielles und st.irk gährungs-
widriges Mittel gegen chronische Bronchitis
oder Bissen* nnd HarnrAhreneatarrKe
zu I ;> t,' rnivcr, bezw. im Thee (t'I 0 Piilv
Cubebarutn. IrtO ii .\«iu. destill. und SO ttSyrup.
alb., 1 — ä Essl/tfrcl voll taglich niehrmals)
angewendet (beim Menschen gegen infectiOse
Harnröhrencatarrhe). In grossen Gaben er-
regen sie wie alle Piperaceen Magendarment-
zöndung und (»chwindel (Schwindelkörncr).
Femer gehSrt hieher der
türkische Pfeffer. n n u n r i : r b e r
Pfeffer oder Papr i k a. • "a p&i» u m an n n u m,
s. d. (Beissbcerc), « ine Itesonders in Ungarn
und Serbien cuUivirlü und als KQcbengcwilra
ähnlich dem weissen Pfeffer gebrauchte, aber
w. rii^'i r rrliitz' ii<li' na< h Ph. («erni. officinelle
Solanacec L. V, 1, welche fälschlicherweise
anch als nOpaniseher Pfeffer" oder „Cayenne-
pfeffer" (Guinf a|»f< ffi r) tit /.I ii linet wird, als
welcher jedoch eine andere verwandte Sula-
nace«. dna in England ofHcineUe Cnpsicnm
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560 TFBFFEBKRATJT.
f»Btigiataivi , die nigespitzte onngegelbe
Bnasbeere, zu gölten hat,' weleh« besonden
im tiiinischen AnuTika, Afrika und Asien
(Ui>tindien) cultlviit wird, noch schürttr ist
alM der Paprika und hauptsächlich zum Ein-
machen von Fnu iitt-u gebraucht wird. Aiiali^'
dem türkischen IToffer sind auch die glcicli-
falls glänzenil rotlien länf^Iiclien Fruchtkajiscln
von üapsicuiu Ivngnm, die Unge Beiss-
beere. Betreffit dieser beiden tOrkivchen
F'fetTerarteii s. Cnpsicuni nnnnum et longum.
Die Tinctura Oapsici (l'li. 1 • 10) wird
ausser als Stumachicuni bei Dyspepsien und
chroniischer Iadige«tiou auch ähnlicli wie die
Cantharidentinctur äusuerlich gegen chro-
nische Sehneti- nml ' irlMiksrnt/üridungen,
Khenniatiämon, hartnackige Oedeme n. d^l.
xn dcpletorischen Einreibungen verw. mlil.
Verfiilucht wiril J-t rnth.' Pfi iT.T im Handel
mit Ziegelmehl, der i»ciiwar/L- uiul weisse mit
Mehl, Erde, Sand, Oyps, Amylum, in neuester
Zeit aui h mit einem DinitroaaphtoUalz, dem
liog. Martin8gelb. Vßgri.
Pfefferkraut. Buhnenkraut. liewilrabafteR
»StMUiachicuiu (s. Satureja hortensis).
PfefTerminze. I' f e f f e r m i n z k r n u t (siehe
die StamnipHauze Mentha piperita).
PfefTern nennt man in hippulogischcr
Beziehung das EIn^t^'t■kl■n »'iu' r I'riso PfciTi i
in den After eine^ Pferdes. Es hat den Zweck,
das Pferd infolge dea dadurch im Ifafttdarm
entstehenden l'fizes zum Hochtragen des
Schwanzcis zu veranlassen und geschiebt von
geschickten Knechteti unbemerkt vor dem
Hnstern eines Pferdes, meist beim Abnehmen
der Decke oder Ordnen der Scfaweifliaare.
Das» ein Pferd gepfeffert i^t, vorrätfi dast;clbc
leicht damit, dnss rs su h durch l»rängeu xur
h&utigi II Kiitli>-n!l< t rutig geneigt zeigt. (Jn.
Pfeifen als physiologischer Act ist die
Stimme (s. d.) mancher Säuger und Vögel.
Das Pfeifen des Menschen ist eine I-uui
äusserang, weiche durch Lnftschwingungen
erseagt wird, die beim AnlrfaMo der Lippen
mittelst for« irtrri Exspirationsstromes ent-
stehen. Dil' Uülje und Tiefe der Töne und
deren Intensität hängt von ileiis. lben Um
Blinden ab, die auch für die gleichen Eigen-
schaften der Stimme (s. d.) bedingend sind. s/.
Pfeifende Geräusche werden am häutigsten
iu den liUngen gehurt, und zwar meist in
Verbiadung mitden trockenen Rasselgeräuschen
der acuten und ehren isLlien Catarrhc. Das
l'feifen, Khonchus Hibilaiis. entsteht wie
das Schnurren. Krunum-n, Knist.Tn umi
Piepen am häuhgstea bei Bronchitiden, wenn
das Seeret sehr sfthe ist oder die Schleim-
häute im Zustande sfarki r S< liwellung sich
befinden und di< Atliinuiigslutt au den kranken
Schleimhautflä» In n, liezw. deren Secrete vor-
beistreicht und li)l/.tcro anrüttelt. Pfeifen und
Hehnurrcn trifl"t man besonders im Anfang
bronchitischer Affectioin u au uml di uti t < s
dann stets auf Erkrankung der feineren
Luftröhrenäste bin, namentlich wenn es
gleichzeitii; mit Zischen gehört wirl ?,-a^
aus dunselbeu physikalischen GrAnden zu-
stande kommt, wie oben angegeben wurde.
— PFEILGIFTE.
Bei reichlicherem and mehr lockerem Secret
verschwindet «s wieder oder wird nur ganz
vereinztdt unter den <'i>;. ntli< Ii'mi Kassel-
geräuschen gehört, ebens',« wenn die Aflectii>n
mehr in den grossen Luftwegen sitzte, in
denen dann bei dem (Vmflict zwischen der
In- und Exspirationsluft uini den Krunkheits-
producten es mehr zum Sc himrri'ii. IJrumnn n
und Zirpen kommt, als zum Pfeifen und
Zischen. Ansserdem Temimmt man pfeifende
(Jerflusche nirhT .selten au'*li bei Iir^riunen-
dem Lungenödem, im ersten •Stadium der
Hepatisation und bei interlobal&rem Emphy-
sem. Ebenso hört man Pfeifen vielfach bei
rieuritideu (Folge der Comprcssion der Lunge).
.\iu stärksten tritt dir (fehörswalirnrlimnuij
ant bei einseitiger Lahmung des Keiilkupt'e»
(s. Kehlkopfpfeifen, Pfeiferdampf). yo^el.
Pfeifengras, Molinia coerulea (s. d.), auch
r*: rl^'i HS oder Flunkerbart genannt. Auf
moorigen Wiesen einen Hauptbestandtbeil des
Uraawttcbses bildend nnd dem Patter, wenn in
grossen Mengen gefressen, insofeme schldKefae
Wirkungen verleihend, als es angeblich Kno-
chenbrQchigkeit(?) und bei den Schafen Bleich-
sucht und WoUefressen hervorruft. SoH ausser-
dem Blntharnen verursachen, ist aber, wenn
nicht von Schmarotserpilzen (z. H. Mutterkorn)
befallen und nicht von mikroskopisch kleiii'-n,
scharfeckigen Krystalleu besetzt, ganz un-
sch&dlich, wenn es nar als Neben fntter ver-
zehrt wird. Die Hanptnrsacbp der etwaigen
'Schädlichkeit beruht wahrscheinlich uor
auf dem unzureichenden Nährstoffgehalt.
Es ist nichts wie oft behauptet wird, eine
(iiftpflanve. Poit.
Pfeiferdampf, s. Kehlkopfpfeifen.
Pfeiler. Als Pfeiler werden bei auato-
misclicn Hcsi hreitinngen gewisse, die Ober-
tläche der Nachbarschaft überragende, aas
Muskelgewebe bestehende längliche Wülste
Beispiel Pfeiler des Wanstes (s. Magen
der Wiederk&oer), Pfeiler des Zwerchfells (s.
Muskeln) >— oder dickere, in gleieber Weise
vorspringende Schicimhautfalten berei ebnet.
— Beispiel Pfeiler des Gaumensegels (s,
( I a U ni e n s e l' e 1 ). MülUr.
Pfnillifte. Das bekannteste Pfeilgift, wie
es die Wilden in nachhaltigerer Wirkung
ihrer (leschosse beniitzen, ist das
amerikanische Pfeilgift der Indianer
am Amazonenstrom nnd am Orinoco (Curare
und Prara), welches aus verschiedenen Gift-
pflanzen Südamerikas gewonnen wird, nament-
lich aus dem giftigen Brechnassbaum (Strych-
nos toxifora, Strjchnos StTientd ondätrych-
nos guyanensis), sowie aas etnielnen Mond»
samenstr&uchen und brasilischen Paullinien
(Coccnlus und Wunrra). Ein weiteres PfcUgift
ist das
afrikanische Pfeil i^itt der Neger
Westafrikas (Nen-Gninea, tsenegambien) und
des äquatorialen O.^tafrikas (Zambesi), welches
dieselben unter dem Namen Kombe oder
Onoge aas den zerquetschten Samen mehrerer
i^trauchpflanzen ans iler Familie der Apo-
cynecn, besonders aus Strophanthus hispiana
und StrophaaUras Kombd bereiten ind in
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PFEILUEHL. — PFEBD.
561
Fonn enier Paste auf ihre Pfeile Qbertrafen.
Die geiiannton Giftiiflan/. )! riitlialti-n iiisge-
»ammt heftige Kückcuuiarks- nnd Herzgifte
nnd sind zum Theile Heilmittel geworden
(a. Curare nnd Strophantlms). Vogt'l,
Pfeilmehl, s. Pfeilwurzel.
Pfeilaaht. Als l'lY'ilnalit (^iittura ?.\gittulis)
bezeichnet man die ^iahtverbindung zwischen
den beiderseitigen Vbrderhanpta' oder Seheitel-
beinen (s. Kopfknochen). MiHUr
Pfeiiwarzel. Au?. Ueu Knollen iier brasi-
lianischen oder westindischen Enphorbiacee
Manihot utilisaima (L. XXI) wird in nenerer
Zeit eine Sagosorte gewonnen, Indem das
Wurzelmehl (Cassawastärke oilrr ^Tandi. ra-
mehlf Amjlura Mnniln»t) im feutlitfii Zu-
stande atu eisenien Platten zu winkeligen,
zusammengebackenen Körnern gedOrrt wird
und dann nnter dem Namen
l ai ioL a oii. r brasili anisch er Sago
in den Handel koutmL Ans der Maranta arund i-
nacea wird 4ie ftbnlkhe MaraDtastftrke, das
eigentiicbe PfeltwQKelmehl,
Pfnmlglirttt (Ihlaspi arrense), zn den
Cruciferen ij- lioiendcs Feld- unJ Wiesenun-
kraut, das, in grosseren Mengen von Milch-
kühen verzehrt, der Milch einen üblen Bei-
«eschraack erthcilt. Die Samen haben diese
Hrkung angeblich in erhöhtem Grade, so
zwar, dast. sio lUeselbe auch dann ausüben,
wenn sie, was hiluSg vorkommt, den Raps-
kuchen beigemischt sind. /'at.
PfirelMiif Pferchschlag, a. Horden-
sehlag.
Pferd (Gquidae). Familie der unpaar-
zebigen Hnfthiere (s. d. und £qaidae). Aas
der Entwicklongsgescbielite des Pferdes, wie
Mt' uns einerseits durch Au>urral)iui>xen —
vom Faiäotherium ab bis zum Equus cabailus
— andererseite durch erhaltene Ueberreste
von Sculpturen und Bilderschriften bekannt
geworden ist, lässt sich mit ziemlicher Sicher-
heit der Sdilus^ ziehen, dass das recentc Pferd
ursprünglich nur ein kleines Thier gewesen
undTerbiltaissmässig sp&t Haasthier geworden
ist (Fig. 1406). Wo es ineist gezihmtist, wird
Pif. IM«. AMfriMh« IIeiiK«te >af d«« XowBmmte ron Vlatf».
Awylum .Marantae. wc-iinlisrhir
Salep, bereitet, welches auch unter dem Naini n
Arrow root, a. d., bekannt ist und gleich
der Tapioca ra n&brenden Suppen (mit
Fleischbrühe. Oacao oder Milch leicht ge-
kocht) besonders für Kinu. t und Recontales-
eenten benützt wird. ' '".fA
Pfellwurzelmehi, identisch mit .\rrow-
root (s.d.), wird hergestellt ans den Knollen
von Maranta arundinacea. sowie jenen im li-
rerer anderer Maranta-, nach Cannaarten un l
Mnsaeeen. Das Hebl ist sehr st&rkereich
und dient gelccentlich als diätetisches Vidi-
lutterraittel. Aach die ganzen Knollen (be
sonders jene von Canna edulis sterilis und
0. discolor sterilis) werden in Australien und
in Weetindien roh oder gekocht an Kflhe nnd
Schweine verfüttert. Die Knollen snll- n übri-
i'ens, wie die ganse Pflanze, ein».' eigenthäm-
lebe 8inre enthalten, weshalb man sie nicht
in MetallgefJlssen kochen darf. Vielleieht sind
die angeblich günstigen diätetischen Wirkun-
gen auf diesen Säureu'chalt zurückzuführen.
Die Bifttter und Stengel der erw&hnten Canna-
ceen sind nach E. A. Carriere aneh ein
gutes Vieiifutt. r, sowohl im frischen als im
eingesäuerten Zustande. J'fiU.
Kdcb. Enc;kl^i>iüi« d. Tbierlnilkd. VII. Bd.
s-ich ebenso schwer feststellen lassen, wie der
umstrittene Pankt, ob unser heutiges Pferd
von einer einzigen, noch lebenden, oder einer
bereits nntergegangenen Stammform seinen
rr-;|triiii^' Ip-rk-itet. j'-ili-iif.i]I< hat erst das
BedUrfniss des Menschen riitt .•»«•irier Umgebung
alle die Pferdetypen geschiitTen. die heutigen
Tages zwischen dem Shetlandpony uinl den
Pferden der Londoner Bieikönigc uinher-
Liufen.
Es finden sich bei unseren receoten
Pferden zwar nicht nnr Unterschiede betreffs
iliT Gr"s?r nnd der äusseren Umris?f. sorriern
auch, abgesehen von Dichtigkeit nnd Härte,
im gegenseitigen VerhaltuisKe der einzelnen
Skeletpartien. besonders des Sch&deltheils
zum Gesichtstheil, der Beckenform n. dgl.. nnd
man liat versucht, aus diesen l'ntL-rsehieden
(auf die Professor Franck, Mttnehen. zuerst
aufmerksam gemacht hat) eine Eintheilnng
der Pferde in breit- und schnialköpfit'- , !■ ichte
und schwere, orientalische und occidvtitale zu
begründen, indessen ist es schwer, wenn nicht
unmöglich, bei der Vermischung der Bassen,
wie sie gerade in den Cnltnntaaten statt-
gehabt hat. eine bestimmte (irenzscheide und
untrügliche UnterscheidungonierKmtde festzu-
3ti
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S6S
PFERD.
halten. Wenn aach beispielsweise in der
Dppigen Hornbildung (Kastanien), dem dichten,
groben, gekränselten Haar, dem grossen, con-
vexen Gesichtstheile des Kopfes, der breiten,
gespaltenen Kruppe der neuere norische Tvpus
des Pferdes »ich ausspricht, während der
ältere, orientalische in der freien und glatten
Haarbildung. den kleinen, zuweilen hinten
fast ganz verschwindenden Homwarzen, der
breiten Stirn mit gerader Nase, der wagrechten
Kruppe seinen Ausdruck findet, so sehen wir
doch z. B. in dem Percheron den geraden
Kopf mit breiter Stirn und das feine Haar
des Orientalen neben der massiven, gespaltenen
liehen Europas und Nordamerikas die
Zucht von Wagen- und Lastpferden betreibt.
Wir beginnen mit den Pferden Afrikas,
nicht etwa deshalb, weil sie die geschichtlich
am längsten bekannten sind, denn sowohl
Arabien als Egypten, diese alt«n {.'ulturländer,
haben das Pferd als Hausthier rerhältniss-
mässig spät besessen, man wird vielmehr
Mittelasien als (jeburtsstätte unserer Pferde
betrachten müssen, aber diese afrikanischen
Pferde haben einen so bedeutsamen Einfluss
auf die Gestaltung unserer europäischen Cultur-
züchten ausgeübt, dass sie verdienen, als
(Quelle zuerst geschildeit /n werden.
Tig. 1407. AriUische» Pf«rd.
Krujtiie des Occidentalen, es wird sich des-
halb empfehlen, die Pferde nach ihren Geburts-
orten und ihrer Gebrauchsrichtung zu be-
trachten.
Vorausgeschickt muss werden, dass nicht
nur der Mensch, sondern auch das Pferd mit
»einen höheren Zwecken wächst und dass man
aus der Differenzirung der Pfordeform auf
fortschreitende Cultur schliesscn kann: je
gleichartiger, kleiner und leichter das Pferd
ist, je geringer ist die Cultur, je verschieden-
gestaltiger und schwerer das Pferd wird, je
hoher steigt diese.
Den breitesten Raum nehmen die Reit-
schläge ein, die Afrika, Asien. Australien.
Sndamerika und den Östlichen und süd-
östlichen i'heil Europas bevölkern, während
ein grosser Thfil des mittleren und wcst-
Das arabische Pferd (Fig. 1407). Es wird
zwar .arabisch" häufig als Collcctivbegritf und
als synonym mit .orientalisch'" gebraucht, in-
dessen nehme icii den Ausdruck hier im .Sinne
des engefen Vaterlandes; in diesem, u. zw.
vorzugsweise Im sog. Nedjed, jenem unwirth-
lichi-n Hochplateau Mittel-.Vrabiens, das gegen
Norden an den Dschebel (Berg) ISchomer.
gegen Süden an die Wüste Dana angrenzt,
sollen nach dem l'rtheile aller Autoren jene
wunderbar zierlichen, klugen und unermüd
liehen Thiere geboren werden, welche die
l'hantasie des Arabers zur höclisten Extase
steigern und welche auch unsere modernen
Schriftsteller in den glühendsten Farben
schildern. Nur Eines ist zu bedauern an
diesen Pferden — dass man sie so selten
sehen und noch seltener besitzen kann!
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PFERD.
563
Die Grösse des echten Wüstenarabers, die
meistens Schimmeln sind, lie(^ wohl zwischen
14S — 1-55 ro, obschon Fürst tttckler sie hölier
schätzt. Der Kopf dieser Pferde i£.t gleich
schön dorch Form und Ausdrack. Die Profil-
linie ist gerade, zuweilen leicht concav im
Nasenröcken, die Stirn breit, das Auge, gross
und frei hervortretend, zeigt Gutmüthigkeit
und Intelligenz: die NOstern sind weit, die
Lippen fein, glatt und zierlich, die Ohren
klein, spitz, beweglich. Der Hals, mit seichtem
Ausschnitt aus dem Widerrist emporsteigend,
lang, fein, hQbsch gerundet und in leichter
Verbindung mit dem Kopfe, wird in schneller
Bewegung zum Hirschhab; die Mähne ist
dünn und seidenartig weich; der Widerrist
hoch, trocken, zurückliegend; die Schultern
Bilde und man darf nicht vergessen, dass wir
bei der Fnbekanntschaft mit den Zuständen
Arabiens ausser Stande sind, Dichtung und
Wahrheit zu unterscheiden, dass aber die Er-
ziehung der dortigen Pferde und der Training
von Jugend auf eine Haupt<jnelle für ihre
spätere Leistungsfähigkeit ist. Die Araber
reiten fast ausschliesslich Stuten. Das Haupt-
futter ist Gerste.
Die ganze Zucht Arabiens ist übrigens
ziemlich neuen Datums und ist es eigentlich
erstMahomed. der, die Wichtigkeit des Pferdes
für sein Vaterland richtig erkennend, ihm
einen Ehrenplatz im religiösen Cultus anwies.
Diejenigen Pferde, welche im nördlichen
,\frikaniit Einschluss der Sahara und lybischen
Wüste gezogen werden, bezeichnet man mit
Fig. 1M6. U«iberpr«rd.
genügend lang und schräg und keineswegs
in den einzelnen Dimensionen unbedeutend;
die Brnstverh<nisse geräumig; der Leib ge-
rundet; der Bücken gerade und fest in der
Nierenpartie mit der Kruppe verbunden, die
lang und wagrecht verläuft und an die sich
der in schönem Bogen getragene Schweif
hoch ansetzt. Die Beine sind trocken und
aus stahlharten Knochen zusammengesetzt,
an die sich feste Sehnen breit anlagern, und
endigen in kleinen, festen Hufen. Fügt man
hie/u eine feine Haut mit kurzem weichen
Deckhaar, und Bewegungen, ebenso elastisch
und zierlich, wie rasch und ausdauernd, so
wird an dem Ausdruck der Vollkommenheit
kaum etwas fehlen. Das. was wir bei uns als
Proben von diesen Pferden gesehen haben,
war freilich meistens weit entfernt von diesem
Berber (Fig. 1 408). Sie unterscheiden sich, so-
weit sie Wüstenpferde sind, kaum oder wenig-
stens nicht erheblich von den arabischen Pfer-
den, verlieren indessen an Adel und Leistungs-
fähigkeit und vergröbern sich in der Form,
sobald sie „auf gepflügtem Boden" gehen,
wie es in den Küstenstrichen des Mittclnieeres
der Fall ist, nehmen dafür aber an Grösse
einige Centimeter zu. Der Kopf ist in der
Stirn schmal, an der Nase häufig etwas ge-
bogen, der gut aufgerichtete Hals tritt breit
aus der Brust heraus und ist nicht lang
genug, die Schultern sind ziemlich gün.stig
gelagert, der Kücken ist kurz und voll in der
Niere, aber in der Hinterhand verjüngt sich
häufig das Pferd, die nicht sehr musculöse.
melonenförmige Kruppe ist etwas gesenkt mit
tief angesetztem Schweife, die Sprunggelenke
36*
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S64
PFEUD.
stehen eng und die Fesseln geben za viel
nach : es fehlt deshalb auch in der Bewegung
der nöthige Schwung und Naclischnb, wie ihn
unsere Cavallerie suwohl im Trabe wie im
Galopp verlangt. Frankreich ist indessen mit
seinem Reitmateriale fQr die Armee genüg-
samer und unterhält in Algier, zu blidali.
Mostaganem, Sidi Mahouk umfangreiche Be-
schüldepots, die zum grösstcn Theile mit
Berberhengsten und nur zum kleineren Theile
mit arabischen (syrischen) Hengsten be-
setzt sind.
Auch die Pferdebevölkerung Marokkos
verdient für unsere europäischen Zucht-
bedärfnisse keine besondere Beachtung,
wenigstens soweit dieselbe uns durch die Be-
mangelnden Uebung, da man im Orient nicht
Trab reitet, sondern nur einen raschen, über-
eilten Schritt (WQstenschritt) und Galopp
Egypten, das lange Zeit auf Grund der
biblischen Ueberlieferungcn als Heimat des
Pferdes und Ort seiner ersten Zähmung be-
trachtet wurde, ist nach eingehenderen Unter-
suchungen verhältnissmässig spät, erst mit
dem Einfalle der Hyksoa (ungefähr 1800 Jahr
V. Chr. G.) in den Besitz des Pferdes ge-
langt, denn dieses fehlt sowohl im Thiercultus
wie in der Bilderschrift der alten Egypten
Zu Ansehen und Bedeutung kommt es in neuerer
Zeit besonders durch die kriegerischen Mame-
luken, fängt aber allra&lig wieder an, dem ur-
sprünglichen lieitthiere, dem Esel, Platz zu
7
f 'ifS. 1409. PN««rpr«ril.
Schreibung eines Mitgliedes der 1877 nacli
Marokko entsendeten Gesandtschaft und durch
die von dort als Geschenke nadi Berlin ge-
langten Exemplare näher bekannt geworden
ist. Da aber wohl anzunehmen ist. dass die
als Geschenke übersendeten Thitre zu den
hervorragendsten ihres Stammes gehören, so
wird sich aus diesen Proben immerhin ein
li'ucksehluäs aiif den allgemeinen .Stand der
Zucht rechtfertigen lassen.
In der (irösse variircn diese Pferde
zwischen — l'ßSm. aber sie stimmen
•iarin Qberein, dass sie in der Vorhand ziem-
lich cnte VerhäitnisNC aufweisen, sich aber
nach liinten zu erheblich versciilcciitcrn. dabei
sind die Fesseln weich, so dass es an dem
n(5thigen Nachschub von der Hinterhand aus
fehlt. l><'r l>ei uns besonders übliche Trab
f.hlt di< Fen l'fenlen. theils eben infolge der
Form, ilieils vielleicht auch infolge der
machen. Das tiestOt von Albas Pascha ver-
einigte im laufenden Jahrhunderte noch das
edelste arabische Blut, nach dessen Auf-
hebung indessen ist kaum mehr eine rechte
Pflegestätte für das Pferd zu finden. Als be-
sondere Ra.sse kann das Pferd Egj-ptens nicht
angesehen werden, es ist desselben Ursprunges,
wenn auch etwas weniger edel und knochiger,
als das arabische.
Das Dongolapfcrd (Nubien), das wegen
seiner vom orientalischen Typus völlig ab-
weichenden Gestalt auch auf einen anderen
Ursprung zurückgeführt wurde, scheint kaum
noch zu existiren : erheblich grösser als die
übrigen Pferde des Landes, meistens Kappen
mit Blässen und hocliweissen Beinen, hatten
diese Thiere mit ihren schmalen Köpfen,
steilen Schultern, hohem Bficki n. abfallenden
Kruppen und langen Beinen, die mit hoher
.\clion bewegt wurden, allerdings viel Auf-
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PFERD.
565
fallendes, mit ihnen in Europa indessen an-
gestellte Züchtnngsversachc sind auch resal-
tutlos verlaufen.
Die Ländergebiete von Syrien, Meso-
Iiotamien, Armenien (asiatische Türkei)
und Turkomanien (Gegend zwischen Kas-
pischem Meer und dem Aralsee) haben im
Allgemeinen der arabischen Form sich nähernde
Pferde, die vielleicht infolge reichlicherer
Ernährung etwas mehr Grösse und Substanz
besitzen, dafür aber an Trockenheit und
Adel eini^ebüsst haben; die nomadisirenden
Stämme der Karden, Drusen, Maroniten und die-
jenigen, welche die Gegenden von Palmyra.
Bagdad. Bassora auf ihren Zägen berQhren,
sollen einzelne hervorragende Thiere besitzen,
von denen wohl anch einige als „Araber**
streckter und steht auf höheren Beinen, das
Temperament ist sehr feurig, indessen sind
diese hochedlen Thiere mehr im südwestlichen
Theile des Landes zu finden, während in den
übrigen Tiieikn auch viele unansehnliche
Thiere gehalti-n werden.
.\lle nun bisher genannten Pferdeschläge
gehören dem grossen orientalischen Stamme
an und sind leichte Reitpferde; ihre nicht
erhebliche Grösse von l'iS — l oö m (selten
darüber), die Trockenheit ihrer Sehnen, die
Feinheit ihrer Behaarung, der Adel ihrer
ganzen Erscheinung, die Leichtigkeit, Kraft
und Ausdauer ihrer Bewegungen sind als
Ergebniüs des Zusammenwirkens von Klima.
Ernährung, Erziehung und Gebrauchszweck
zu betrachten. Die ganze Erscheinung ändert
nach Europa gelangt sind, doch werden viel-
fach die steilen Schultern und die weichen
verstellten Fesseln dieser Pferde getadelt.
Persien, schon im Alterthunie berühmt
dcrvielen und sr höncn PtVrde wegen (Fig 1409),
die in grossen Heerden auf den insäisclien Ge-
filden g'-liulten wurden und von deren Form-
vollenduni; die Ucberreste des alten Persepolis
Kunde geben, besitzt wohl auch noch heutigen
Tages edle Pferdeschlüge, die den arabischen
ziemlich ähnlich, wenn nicht identisch sind,
da das arabische Pferd, aus dem j)ersischen
liervorgegangen, vielfach wieder zu Rück-
kreuzungen verwendet worden ist. Im Allge-
meinen sind die eiu/.elnen Partien der per-
sischen Pferde mehr in die Länge gezogen,
der Kopf ist schmäler sowohl in der Stirn
wie in den Ganaschen, der feine und lange
Hals wird sehr hoch getragen und zeigt keine
Neigung rum Hirschhals, der Leib ist ge-
sich mit der Veränderung der Umgebung und
dem Eintritte in die kälteren Regionen Mittel-
asiens; die Grösse nimmt eher noch ab,
wenigstens bei den nicingolischen Pferden,
dabei werden die Knochen gröber, Haut und
Deckhaar dicker und dichter, Mähne und
Schweif krauser und buschiger, die runden
Contouron eckiger, die graziösen Bewegungen
tappender und weniger schwunghaft, das gut-
mfithigc Temperament widcrwilliger und bos-
hafter, selbst die hellen und glänzenden
Farben verschwinden und machen einem Fahl-
braun. Mausgrau oder Schmutziggelb Platz,
Der kurze, dicke Kopf ist breit an den gerade-
stehenden, massig langen Hals angesetzt, der
vcrhältnissmässig hohe Widerrist liegt weit
nach vorn, die Kruppe ist spitz und nicht
lang genug, aber die mit starkem Behang und
kurzen Fesseln versehenen Beine sind kräftig
und die Pferde sind zäh und dauerhaft. I>ie
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PFEBD.
tatarischen Pferde, besonders die in den
Flussniederungen der Wolga, des Don u. s. w.
lebenden Pferde, sind etwas grö«ser als die
der Mongolen, Kirgisen, Kabnücken; man
h< sie in grossen Hcerden und benützt sie
nach als Milch- und Schlachtvieh.
lieber die Pferdezucht der übrigen Länder
Asiens ist kaum etwas zu sagen: das feucht-
warme Klima Ostindiens, Chinas u. s. w. sagt
der Constitution des Pferdes nicht zu, die
eingeborenen Pferde sind Ponies. Auch Afrika
hat an seiner Ost- und Westkftste wie im
Innern keine Pferde, höchstens würden ausser
den angeführten einige arabische Stämme und
Negervöiker zu erw&hnen sein, die in
Abessynien und im Sudan (Bornu) Pferde
züchten.
Pferden, und einzelne reiche Kirgisen in West-
sibirien sollen davon Heerueu bis zu
10.000 Stück besitzen. Brehm beschreibt diese
Thiere als „zierliche Geschöpfe, eher klein
als gross; Hals und Leib sind proportionirt,
Mähne und Schweif von unübertrefflicher
Schönheit. Die Farbe olt gemischt. Ausdauer,
Muth und GutmQthigkeit sowie eine gewisse
Naschhaftigkeit bilden seine hervorütecheuden
Züge". Die Pferde der Baschkiren. Kosaken
(Fig. 1410) und Kalmücken bleiben indessen
weit hinter diesem hübschen Bilde zurück.
Ausser diesen primitiven Steppenpferden,
den Ponyschlägen. die Finnland, die Ostsee-
provinzen, die Insel Oesel und die Fluss-
niederungen der Obwa und des Meseu be-
sitzen und den leichten, aber schneidigen
Fig. Uli. Ttchork««««.
Wir kommen nun nach Russland, wo,
wie Natur- und Culturzustände, auch primi-
tive und Zuclitrassen des Pferdes nebenein-
ander wohnen und wo neben dem Pony und
leichten Itcitpferde auch das Waigenpferd für
ein höheres Bedürfnis^ Gestalt und Form ge-
winnt.
In das bis in das XVI. Jahrhundert
hinein }>ferdeannc Heich kommen aus den
Yorräthen der asiatischen Nomudenvölker
reiche Zuflüsse, und schon Peter der Grosse
wendete seine Aufmerksamkeit der Zucht der
Pferde zu. Kaiserin Anna Hess bereits Militär-
gestüte anlegen und Kaiserin Katharina II.
schritt auf dem eingeschlagenen Wege rüstig
vorwärt'«, so dnss für militärische Zwecke bald
ein reii-hes Pferdomaterial zur Disposition
>tand. Die grossen Steppen des Reiches eignen
sich auch ganz vorzugsweise zur Zucht vgn
lieitpferden der Ukraine und Bcssarabiens.
die für den Cuvalleriedienst ein vorzügliches
Material abgeben, sind es besonders die Ge-
birgsrassen und die Wagenpferde. welche eine
weiter^ .Aufmerksamkeit venlienen. Die
ersteren. die ihren Ilauptsitz in den zwischen
dem Schwarzen und Kaspischen Meere ge-
legenen Kaukasu^ländern haben und von
denen die tscherkessischen die borulun-
testcn sind, leiten ihren l.'rsprung wohl aus
arabischem Blute her, dem vielleicht einheimi-
sches, vielleicht auch persisches Blut beige-
nisclit ist. Bei einer Grösse von l'60bisr6öm
hat das 'l'scberkesseupfcrd (Fig. 1411) einen
leichten, trockenen, schmalen Kopf, einen lan-
gen, feinen, häu6g verkehrt gestellten Hals, bei
hohem Widerrist eine genügende Tiefe und
Breite in der Brust, einen festen, sehr trag-
fühigen Rücken, eine ziemlich gerade, massig
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PFERD.
567
«entwickelte Kruppe und sehnige, feste Glied-
roassen mit vortrefTlichcu Hofen, so dass die
Pferde selbst auf steinigem Terrain unbc-
schlagen gehen kOnnen. Dabei sind diese
Thiere ebenso feurig und rnuthig, als vor-
sichtig und sieber in der Bevegong auf
steilen Gebirgspfaden und können Kälte und
Hitze gleichiuässig gut vertragen.
Hier in den Kankasuslündcrn ebenso wie
in Eriwan, Tiflis und den Östlich angrenzenden
Üistricten wurde früher mehr als jetzt eine
Pferderasse gehalten, die Karabagh, die
nur in grösserer Form umgeprägte Wüsten-
araber und das Vollkommenste waren, was I
Schiramelhengst Smetanka erzeugte mit einer
dänischen Falbstute den Hengst Polkan und
dieser wieder mit einer holländischen Stute
den Hengst Bars I ( 1784), der als der Stamm-
vater der neuen Traberrasse anzusehen ist
und seine von der holländischen Mutler über-
kommene Eigenschaft der raschen Trab-
bewegnng in der Paarung mit allen möglichen
Stuten, vorzüglich aber arabischen, seiner
Nachkommenschaft treu überlieferte. Durch
rationelle Zuchtwahl nach Leistung consoli-
dirte sich rasch eine neue Rasse, die. anfangs
von dem Begründer sorgsam behütet, nach
Verkauf des Gestüt« an die russische Krone
?\g, H\3. Orlowvr Traber-Uengit.
man überhaupt in dieser Art sehen konnte;
ein armenischer Fürst MadatoflT z. B. soll am
Kirsbcrge ein grosses und vorzügliches Gestüt
unterhalten haben. Einerseits durch Ver-
armung der einheimischen Fürsten unter
russischer Herrschaft, andererseits durch das
allzufleissig geübte Streben, durch europäische
Schläge eine Rasse verbessern zu wollen, die
nur mit asiatischem Blute Treffer gab, ist
auch diese Rasse verbösert und grösstentheils
zerstört worden.
Eine Specialität Russlands ^^tder Orlow-
t r a b e r (Fig. 1415), ein Wagenpferd guten Styls,
das, unter den geschickten Händen des Grafen
Orlow-Tschesmenski entstanden, rasch zu
grosser Beliebtheit und Verbreitung gelangt
ist. Der Ursprung dieser Pferde ist nach-
weisbar aus einer Kreuzung verschiedener
Rassen hervorg'-gangen: der arabische
bald Gemeingut des Landes wurde. Was nun
die Form dieser Traber anbelangt, so irapo-
nirt sie weder durch Adel noch durch be-
sondere Mächtigkeit, erinnert vielmehr an den
holländischen Ursprung. Bei einer Durch-
schnittsgrösse von 1*70 m (häufig darüber)
haben diese Pferde schmale, trockene, in der
Nase wohl leicht gebogene Kfi])fe, hoch auf-
gerichtete, gut angj'setztf Hälse, aber keine
bedeutenden Brustdiinensionen, sie erscheinen
vielmehr etwas flach und nur mässig tief,
wenn auch das Brustbein lang ist. Der Rücken
ist weder sehr geschlossen, noch voll in der
Niere, die Kruppe aber, etwas gesenkt und
eigentbUmlich gewölbt, hat sowohl vorzüg-
liche Winkolbildung wie gute Mnsculatur,
welch letztere sich auch an der etwas
langen Hose findet. Die Beine sind mässig
stark in den Gelenken und kurz in den Fesseln.
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«68
PFEBD.
Pif. 1418. Bi^of-Beiftl.
Fif. U14. OdprrussiMli« Pr«nL
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PFERP.
m
i'ig. 1415. Trakehner-I'ferd.
570
PFERD.
Der Schweif wird nicht sehr hoch getragen.
Die in der Kahe keineswegs hervorragende
Erscheinung dieser Pferde ändert sich aber,
sobald sie sich in Bewegung setzen; fest auf
das Gebiss gelehnt, lebhaft und willig jeder
Anforderung lolgend, arbeiten sie, indem sie
die Hinterbeine weit über die Hufspur der
Vorderbeine hinwegachieben, mit der Leichtig-
keit und Regelmässigkeit einer Maschine. Die
Farbe der Orlows ist meist Kappe oder
SchinaroeJ. Der Record för die englische Meile
bleibt anscheinend hinter dem der Amerikaner
zurück.
Das einzige schwerere Arbeitspferd, welches
Russland besitzt, wird am Ritj'ug, einem Neben-
tiusse des Don, gezogen und wird auch nach
diesem Flusse benannt (Fig. 1413).
den Göttern geheiligt, in besonderen Tempel-
hainen gehalten und verwalirt. Von diesen
naturwüchsigen Thieren, die wildlebend auch
gejagt wurden, ragen wohl noch die letzten
Aaslaufer in den graugelben oder mausgraoea
Pontes einzelner Districte Ostpreussens bis
in die Gegenwart hinein, indessen hat die
Neugestaltung der staatlichen Verhältnisse
wie der Bodenausnutzung diesen ursprüng-
lichen Pferdetypns allmälig umgeprägt theilä
in edlere, theils in kräftigere Formen und
letztere erlangen mit der fortschreitenden
Cultur eine immer grossere Aasbreitang, so
dass das Gebiet für die Zucht von Reitpferden
schon künstlich frei gehalten werden umss.
Als HauptreprSsentant des Reitpferdes
kann zur Zeit noch das ostpreussische
Fij. 1417. HuinoToranor Pferd.
Russland besitzt ungefähr ii Millionen
Pferde und eine Unsumme grosser Privat-
gestfite. Staatsgestüte werden ausser Chräno-
woy, dem alten Trabergestüt, noch sieben
weitere unterhalten, und zwar Tsrhesmensky.
Derhal, .Streletzk, Nowo-AIesandrowsk, Lima-
rewsk, Janow und Orenburg: Beschälerdepots
\vcrd«>n lö namhaft gemacht.
Die Pferde Deutschlands sind so-
wohl niich dem vorhistorischen Zeugnisse der
Skeletfunde wie nach den geschichtlichen
Notizen römischer Schrifti>tellcr kaum mittel-
vrrosse. grobknochige, unschöne, aber harte
Thiere ffewesen: sie standen bei den alten
Germanen in hohem Ansehen, galten uls die
den Göttern angenehmsten Opferthiere (wahr-
scheinlich weil sie den Mensclien eine Lieb-
lingsspeise w.ircu), und wurden sogar, als
Pferd (Fig. 1414) gelten. Bei einer Grösse von
1'65 bis 1*70 ra und nicht gerade voluminösem
Körper besitzt dieses ostpreussische Pferd im
Allgemeinen noch hübsche, gefällige Umrisse:
Kopf und Hals sind leicht gestellt: an den
scharf hervortretenden, gut zuruckgerichtcten
Widerrist schliessen sich schräg gelagerte,
ziemlich lange Schultern, der Rücken ist straff,
die Kruppe weniger breit als lang und gerade,
der Schweif hoch angesetzt und gut getragen:
die Rippen sind häutig tiach. die Beine trocken
und leicht und zeigen sich unter den Vorder-
knien jetzt nicht so häufig ausgeschnitten,
als es wohl früher der Fall war, die Be-
wegungen sind kräftig und lebhaft. Dabei ist
dieses Pferd abgehärtet und genügsam und
machen es diejenigen Eigenschaften, welche
es für den Circus so äusserst brauchbiir er-
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PFERD.
371
scheinen lassen, Frömmigkeit, Oelehrigkeit
und Gewandtheit, auch so werthvoll fär die
Bretter des Kriegstheaters. Stark genug, am
Reiter mit Gepäck tragen za können, nnd edel
cenng, um dieses lange Zeit ohne Ennüdung
thun lu können, konnten diese Pferde an den
Siegen der preussischen Truppen in der Neu-
zeit ihren vollberechtigten Antheil „als Äuge
und Schleier der Armee" in Ansprach nehmen.
Hervorgegangen ist der Ostpreusse aus der
üeberfflhrung edleren Blutes der im Haupt-
gesttlte IVakehuen (Fig. 14155) gezüchteten
Hengste auf das vorhandene Landpferd, das in
seiner primitiven Form durch frühere Kreu-
zungsversache zur Zeit der deutschen Orden und
unter den späteren Kurfürsten nicht wesent-
lich bis zum Beginne des XVIII. Jahrhunderts
Zeit, dass wieder einmal ein Meister am
Webstuhle der ostpreussischi-n Pferdezucht
beschäftigt wird!
Wenn Ostpreussen die Quelle für den
Bedarf unserer Reitpferde ist, so ist Olden-
burg eine Art Oase für die Zucht des
schweren Wagenpferdes geworden und ge-
blieben, and zwar bat sich hier, ich mochte
fast sagen, der glückliche Instinct des Fest-
haltens an einer bestimmten Zuchtrichtung
aus dem Volke heraus entwickelt, wälirend
dort die Neigung künstlich aufgepfropft
worden ist.
Der heutige Cid en burger (Fig. 1416) ist
erst ein Kind des laufenden Jahrhunderts, denn
wenn auch seinerzeit Graf Anton Günther (1603
bis lß67).„des heiligen römischen Reiches Stall-
Fig. 1418. Mecklenburger Pferd.
verändert worden war; es ist dieses Pferd ein
Kunstpruduct, geschatfen durch zwei geniale
Männer innerhalb eines Zeitraumes von
100 Jahren, deren Namen das nicht immer
dankbare Vaterland noch lange nicht genug
zu würdigen versteht — Lindenau und Burgs-
dorf. Ein nachfolgendes Pyginäengeschlecht
sucht zu berechnen, welchen Antheil an die.ser
NeuächöpfuDg das orientalische und welchen
Jas englische Blut gehabt hat und möchte
sie verbessern, aber es geht ihnen mit diesen
Verbesserungsversuehen wie dem soligen Ball-
horn, und nicht einmal ein Kassandrablick ist
nothwendig, um die Anzeichen des kommenden
Verfalles in den langen Rücken, den kurzen
Kruppen, schlechten Beinen nnd hä.sslichen
Formen zu erkennen, denen man jetzt bereits
schon allzu häufig begegnet. Es wird hohe
meister", ein berühmter Pferdezuchter gewesen
ist, SU hat sich seine Geschmacksrichtung
nur eben auf sein eigenes Gestüt beschränkt
und nicht breiteren Boden im Lande ge-
wonnen.
Als Begründer der jetzigen Rasse des
(»Idenburgischen Wagonpferdes ist ein im
Jahre 1K20 von dem Pferdehändler Stäve aus
England importirtcr kastanienbrauner Hengst
unbekannter Abstammung anzusehen, dessen
zwei .Söhne, Neptun und Thorador, mit einer
aussergewöhnlichen Individualpotcnz ausge-
rüstet, in der Hand zielbewusster Züchter
einen neuen Stamm geschaflen haben.
Ueber das Exterieur dieses neuen Stammes
wäre Folgendes zu sagen : Bei reinem braunen
Haar und einer Grösse, die zwischen 1 TS bis
1-85 ni varürt, sind die Köpfe, die früher
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574
PFERD.
häaA<? in der Nase gebogen waren, gerade
im Frufil, etwas fleischig: die H&lse, etwas
breit und nur massig lang, sind hochaufge-
richtet; die Brust tief und breit mit guter
SchulTcrlag«; die Kruppe, rund, melonen-
förmige, mit genügend hoch angesetztem
Schweife zeigt, wie die ganze Nachhand, eine
kräftige Musculatur; das Untergestell ist
knochig und normal, wenn auch nicht gerade
trocken und ausdrucksvoll. Wenig hervor-
tretender Widerrist, kurze falsche Rippen mit
Neigung zu Aufgeschtirztscin, weiche Kücken
um! breite, flache Hufe s'ind häutig die
schwachen Punkte. Die Pferde stehen in
ebenso schüher Pose im Geschirr, wie sie in
lands kreuzen thcils mit edlen, theils mit kalt-
blütigen Hengsten und haben keine constanten
Schläge.
Oesterreich- UngHrn. Dem Gemisch
der Sprachen und der Cultur und üncultur
analog tinden wir in dieser Monarchie auch
die Pferdeformen in bunter Mischung, indessen
wird man das Pferd da grösser und stärker
fiuden. wo die deutsche Zunge klingt.
Die Kegiernn? übt durch die Staats-
hengstendepots, in denen hauptsächlich eng-
lische und orientalische Voll- und Halbblut-
hengste, die in eigenen Zuchtgestüteu pro-
ducirt werden, stehen, einen massgebenden
Einfluss auf die Pferdezucht aas.
guter Haltung und mit viel Knieaction massig
grosse Strecken vor grossen Kutschen mar-
schiren, sie sind deshalb das gesuchte Material
für den Landaoer und Stadtwagen, die sie
auch mit dem Arbeitswagen bc-iuem ver-
tauschen; Tourenpferdo sind sie allerdings
nicht. Ostfricsland nnd llulstein nähern
sich mit ihrem Pferdestande dem eben be-
schriebenen, ersteres zQchtet vielleicht eine
Note edler, letzteres eine Note schwerer, oiine
doch die .\usgeglichenheit Oldenburgs zu er-
reichen. Hannover (Fig. 1417), zum Theil
auch Meckle n bürg (Fig. 141 8), betreiben mit
Vorliebe die Zucht des <'illen Carossiers. und
zwar mit Hilfe der Kreuzung von mehr <nlcr
weniger üluthenghtt-n englischer Provenienz,
ohne bisher zu be.>tinmit tvpirten Rasseu ge-
langt zu sein. Auch die übrigen Theile Deutsch-
.\ls besondere Schläge lassen sich aus
den Mischforraen hervorheben: das Huzulen-
und Haflingcr Pferd. Beide sind kleine
Gebirgspferde, ersteres in dem K&rpathenzuge
Galizicns und der Bukowina, letzteres in d<>r
Bezirkshaoptmannschaft Meran heimisch; bei
einer Grösse von 125 — 135 ra sind diese
Pferde breit in der Brust, gestreckt im
Körper und kurz nnd stämmig in den Beinen;
ihr Tritt ist frei und höher als bei den Pferden
des Flachlandes, so dass sie ebenso sichere
und unerschrockene wie unermüdliche Berg-
st.'igcr sind.
Kaum erheblich grösser infolge kümmer-
licher Daseins Verhältnisse sind die unga-
rischen (Fig. 1419) nnd galizischen Land-
pferdc: tatarischen oder mongolischen Ur-
sprungs, lebt in diesen eckigen, häufig hirsch-
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PFERD.
573
häUigen und kuhbessigen, aber sehnenstraifeti
Thiercn eine Energie and Aasdaner, die ge-
radezu Staanen erregen.
In den vielen nnd grossen Gestüten der
genannten Länder wird unter Benütznng orien-
tsilischer, noch mehr aber englischer Hengste
im Uebrigen ein grösserer (l-50—l"6ü m) ge
ßlliger und schneidiger Pfenlesclilag gezüchtet,
der unter der Collectivbezeichiiung „Jiicker-'
(etymologisch von dem alemannischen „Juck",
Anlaaf, Sprung, „jucken", laufen, springen abzu-
leiten) vielfach cxportirtwird.In den staatlichen
Zuchtgestüten werden theils arabisclic uiul
englische Keinzuchten getrieben (Babolna und
Kisber) (Fig. 1420), theils Kreuzungen vcr-
giebigen Beinen, die mit tlatternden Mähnen
und Schweifen und mit hocherhobenen Schul-
tern feierlich einherschreiten. In Lippiza ist e«
ein neapolitanischer Blutantheil (Fig. 1420),
der mit orientalischer Beimischung in den dort
gezogenen Schimmeln die hervorragende
Fähigkeit zu hohen Schulgängen bewahrt hat,
wie sie fast einzig noch die spanische Reit-
schule zu Wien aufweist
Während nun alle bisher erwähnten
Pferderaasen dem leichten, «irientalischen Typus
zuzuzählen waren, der sich durch das Ueber-
gewicht des «lehirntheils des Schädels Ober
den Gesichtstheil und durch eine schmale
Kruppe kenntlich macht, kommen wir im Pinz-
Fig. 1420. Kiab^r, VoIlblot>itute.
srhiedener Rassen vorgenommen (Mczohegyes)
(Fig. 1422), z. B. normannischer Noniusstamro,
Fogaras, Raduntz, Piber, während in den
Hofgestüten zu Kladrub (Fig. 1421 ) (Bfihmen)
und Lippiza (Karst) (Fig. 1423 und 1424) noch
die Reste verschwundener Pferderassen pietät-
voll erhalten werden. In Kladrub ist e» das
altspanische lilut, das schon unter Kaiser
Karl V, und später unter Karl VI. vielfach
na<-li Oesterreich verpflanzt, hier eine dauernde
Heimstätte gefunden und die angestammte
Grandezza sich bewahrt hat; es sind die
Kappen und Schimmel in den kaiserlichen
GalazQgen zu Wien, imponirende, 170 bis
18.'>m hohe Gestalten mit leicht gebogenen
Köpfen, hocliaufgerichtvten Hälsen, etwn»
weichen RQcken, breiten, leicht abfallenden
Kruppen und kräftigen, in den Fesjeln naclj- i
au er (Fig. 142ö) zum ersten Repräsentanten
es schweren, norischen Pferdes, bei dem der
Gesichtstheil des Schädels stärker entwickelt
und die Kruppe breit und gespalten ist. Der
Ausdruck „norisch^ist von der nltrömisehen
Provinz Noricum entlehnt, in der einst wild
auf den Alpenweiden die Stammpltern unserer
heutigen schweren Lastpferde Uberhaupt und
speeiell auch des Pinzganers umherx-hweiften.
Dieser nun nach seiner engeren Heimat, dem
Pinzgaueiihale Salzburgs, genannt, nähert
sich in seinen besseren Individuen den nord-
französischen Schlägen und ist vielleicht noch
lebendiger und agil^^r als di<'se, hat aber im
Ganzen nicht die gefälligen Formen des
Peroherons, z.B.: Bei einer Grösse von 1 Gü
bis m ist der Kopf des Pinzganers ge-
wöhnliili gross, fleischig und mit kleinen
K74
PFERD.
Angen versehen, der karze Hals verliert sich
unmerklich in dem niedrigen Widerrist, an
den sich ein etwas tiefer Rücken anschliesat,
die Schultern liegen an dem breiten, ro&ssig
tiefen Brustkasten h&uHg weit nach vorn
und sind steil, die Kruppe ist breit, ge-
spalten, abfallend, die Beine sind im Allge-
roeineii kräftig und regelmässig gestellt und
endigen in festen Hufen. Aus diesem Massen-
bilJe heben sich Thiere von überraschend
gutem Bau und energischer Bewegung ab,
doch ist eben das Vorzügliche auch hier wie
überall selten. Die Farbe der Pinzgauer ist
h&näg gemischt, Tiger, Schecken und sog.
8chabrackenschecken sind beliebt.
Hälsen, die nicht immer frei von Angen- and
Athinungsfehlern waren, nach I>eut3chland,
während jetzt der erhöhte Bedarf dieses Landes
an schweren Pferden aus Belgien bezogen wird;
die dänischen Pferde sind grosser und besser
in der Form geworden und sieht m:in in den
Omnibus z. B. überraschend gute Gespanne,
die aus dieser Quelle stammen.
Belgien hatte noch vor kurzer Zeit
zwei getrennte Pferdera.ssen in dem Ardenner
(Fig 1418), dem festen Gebirgspferde, und dem
Flamländer, dem lymphatischen Kflstenpferde,
zwischen denen das Brabanterpferd (Fig. 1419)
(der Condroz) eine L'cbergangsstufe bildete;
in der Neuzeit verdrängt dieses Mittelpferd die
»
Fig. U21. Kladraber DpckheDg»t .General", geb. im Jahre iBTu r. Uenerale (orata a. d. Alba VII.
Das Sannt haier Pferd, das in der süd-
lichen Steiermark seine Heimat hat, ist ein
dem vorgenannten sehr ähnliches Thier.
Das norische, schwere Pferd, das bis
900 kg und darüber wiegt, während die leichten
Schläge es auf ungefähr die gleiche Pfundzahl
bringen, wird ausserdem in ausgedehnten
Zuchtgebieten an den Küsten der Nordsee
cultivirt, von Dänemark an Ober Belgien hin-
weg bis Frankreich und in Rngland. während
es in den übrigen Ländern erst in der Neu-
zeit Boden gewinnt und einen allmälig stei-
genden Einfuhrartikel bildet.
Dänemark, sperit^ll der nördliche Theil
Jütlands. lieferte vor drei bis vier Jahrzehnten
unter dem Namen „Wasserdänen" (Fig 1427)
untersetzte, stark fundamcntirto, mittelgro.»se
.Arbeitspferde mit breiten Köpfen und kurzen
extremen Seiten, einerseits den Ardenner ver-
grössernd, andererseits den Flamländer conden-
sirend, so dass man kaum noch lange von be-
stimmten Rassen wird sprechen können. Das
flämische Pferd (Fig. 1430). ein breiter
Kasten von 1'76— 181 m Höhe, hat gewöhnlich
einen in der Profillinie und in den Ganoschcn
feinen, im Verhältniss zu dem kolossalen
Halse fast zu kleinen Kopf, so daas bei
Hengsten besonders das Genick Ober das obere
Ende des Kopfes hinwegragt. Der Hals ist
zu kurz, zu breit und zu dick und verschwindet
in dem niedrigen Widerrist, hinter dem der
Rücken eingebogen ist: die Kruppe ist ge-
wöhnlich hölier als der Widerrist, dabei breit.
musculo.i>. in der Mitte gespalten, abschüssig,
aber nur mässig lang: der Schwanz sit«t tief,
die Hose ist kurz, aber mit dicken Muskeln
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573
versehen, die Sprunggelenke genögen eben.
Die Hauptio&ngel liegen in der Vorhand: die
steilen Schultern liegen lose, die Vorarme sind
muskelartn, die Vorderknid sind flach und
schmal, die Schienbeine rund und zu dflnn,
die Hufe breit und flach. Der Gang ist schwer-
fällig und häufig vom fuchtelnd.
Das Ar denn er Pferd (Fig. 1428) ist
nicht nur eine verkleinerte .\usgabe des eben be •
schriebenen Pferdes, höchstens 1-6') — l'65m
messend, sondern auch eine erheblich verbes-
serte: der gut gestellte Hals ist weniger kolossal,
Widerrist und Rücken liegen höher, .Ausdruck
und Stellung der Vorderbeine sind besser, die
G&nge regelraftssiger, die Energie grosser,
das Temperament lebhafter. Während der
angehört (da die Perche eben keine besondere
Rasse cultivirt), sondern nur eine gewisse
Homogenität au.« den gemeinsamen Auizuchts-
verhältnissen überkommen hat, gleichsam
percbisirt worden und vor allen Dingen
Schimmel ist. Die häufig edle Kopfform mit
breiter Stirn, gerader oder gar leicht con-
caver Profillinie und grossen, freiliegenden
Augen, der man häufig begegnet, lässt auf
eine Einmischung orientalischen Blutes
schliessen, indessen lässt sich nicht nach-
weisen, zu welcher Zeit eine solche statt-
gefunden hat; aber auch der Widerrist liegt
höher und weiter rückwärts, die Schultern
sind trockener und schräger, die Rückenlinie
ist gerader und die Kruppe auch wohl etwas
Fig. 14S1. Qidrän 1\XVI. Anglowraber toi Mat&begjre>.
Flaraländer nur ein Schrittpferd für feste
Strassen ist, eignet sich der Ardenner ebenso
«um Ackerpferde wie für die Bespannung des
Omnibus und Pferdeeisenbahnen. Die Mittel-
forra des Urabanter Pferdes dürfte sich
aus der vorhergegangenen Schilderung von
selbst ergeben. Farbe häufig Bothschimmel
Mohrenköpfc, aber auch Füchse.
Nicht wes<entlich von den belgischen Pfer-
den unterscheiden sich die nordfranzösischen
Pferdeschläge, die man unter dem Namen der
Bonlonnaiser (Fig. 1431) Kasse zusammen-
fasst: auch die bretonische Rasse fällt in
dieselbe Umrahmung und ähnelt dem ver-
grOsserten Ardenner, nur der sog. Percheron
(Fig. 1434) hebt sich durch grosseren Adel be-
sonders in der Vorhand von der Umgebung
ab, obschon er keiner abgeschlossenen Rasse
länger, als es bei den übrigen genannten
nordfranzOsischen und belgischen Ras.4en der
Fall zu sein ]tilegt. so dass das ganze Pferd
trockener erscheint, wenn auch die Kruppe
selbst gespalten bleibt und die Beine nicht
immer für die Rumpfdimensionen die ent-
sprechende Stärke haben.
England hat den Stamm seiner Karren-
pferde BUS Holland bezogen, und daher rührte
auch die früher herrschende Rappfarbe, die
nach der Verwendung flämischer Hengste nach
und nach verloren gegangen ist; die mit der
Verwendung dieses Blutes überkommene
Schwamraigkeit der Textur hat man allmälig
durch gute Zuchtwahl und kräftige Ernährung
beseitigt. Da man das Landpferd (Shire-horse)
(Fig. 14$6)kaom alsRa.<ise bezeichnen kann, ob-
schon es neuester Zeit als solche behandelt wird,
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576
PFERD.
so sind CS lientigen Tages nur eigentlich noch
der Suffolk iFig, 1435) un.l JcrClydestlaler
(Fig. 1438). die als besondera typirte Pferde
Erwähnun^r verdienen. Der moderne Suffolk,
aus dem kleinen, gedrungenen, aber sehrstarken
Suffoikpnnch durch Einmischung von Yorkshire-
blnt zw einer Grösse von r73— 1-78 m heran-
gebildet, Fuchs von Farbe, ist in der Vorhand
ganz edel; Kupf ziemlich trocken, Hals gut auf-
gerichtet, Widerrist ziemlich hervortretend,
die im Ganzen trockene Schulter lang und {
gut gelagert, auch die RQckenlinie meistens
gerade, die Kruppe musculös, breit, zuweilen
gespalten, dabei die Brustdimensionen be-
friedigend, aber das Pedal bleibt hinter der
guten Rumpfforni zurück, es erscheint
wogen im Stande ist. Diese Kasten von
Pferden, die 20 Centner und darüber wiegen
und eine Höhe von 1*75 ra im Durchschnitt
haben, sind keineswegs unschön, sie haben
vielnjehr ziemlich trockene, leichte Kopfe,
starke, aber gut angesetzte Hälse, genügend
hervortretenden Widerrist, lange, tiefe, nicht
zu beladene Schultern und einen sehr bedeu-
tenden Brustumfang, w&hrend der RQcken zwar
kurz, aber nicht immer voll und die Kippen
I nicht gewölbt genug erscheinen; die Kruppen
hingegen sind sehr breit, lang und musculös.
aber weder zu hoch (wie bei den Belf>iem)
noch zu sehr abgeschlagen, und die Beine sind
Siiulen, die in guten, festen Hufen stehen.
Ganz charakteristisch ist der sehr starke Be-
¥\g. U23. Lippiianer 5p*ni«dvr i^ciüniBv'lbt'Uiftt ,F»tor>".
schwammiir. di.^ponirt zu allerlei Zellgewebs-
intiltrutionen, Gullen und ist hüufig zn leicht in
Fessel und Schienbein. Der (iang ist verhftlt-
nissmikssig leicht, indessen haben die mit den
•SutToIks unternommenen Verstärkungsversuche
leichterer Pferdcst hläge nicht durchschlagen-
den Erfolg gehabt. >o dass sie wenig mehr
gefragt .sind und hinter dem Clydesdaler
zurüi ktreten; dieser nun, im südlichen Schott-
land an den Ufern des FlQsschens Clyde ur-
spnlnglich aus einer Mischung liamländi^oher
Hengst mit eingeborenen Stuten gezüi htet
x jl'i dann durch hidländisches Blut und sorg-
same Auswahl umgestaltet, gilt jetzt als der
vorzüglichste Beprä^cntant des :<chweren
.\rbeit.spferdcs. das die verhältnissmässig
srhwerste Kürpermn-sse am leichtesten zu bc-
li.nng an den Beinen, der. häufig schon unter
dorn Vorderknio beginnend, um den ganzen
Fuss herumlfluft und den Huf fast völlig ver-
deckt. Die beliebteste Farbe ist braun und
schwarzbraun mit vielen Abzeichen.
Mittelrassen, die England früher im
Clcvcland- Braunen (Fig. 1433), im Yorkshire-
Pferde u. dgl. besass, esistiren nicht mehr
und sind die Wagenpferde grös>tentheiU
K'reuzungsproducte. höchstens der Norfolk-
traber (Fig. 1437) wurde noch aufzufah-
ren sein, obschon auch dieser nicht mehr
die frtlhere Bedeutung hat; walirscheinlich
ans Htdland .stammend und mit Vollblut
vernu!-cht, ist dieser Norfolk nicht gro.«-s, um
l'üSro herum messend, auch nicht hur vor-
ragend edel, weder in der Kopfform noch in
Google
PFERD.
377
Fii;. Lippisaner Schlmmelkoagät „Plato"
l'\e- 1525. X«?apoll(iniäcli>'s Pfcrl.
Koeb. Enfykloptdie d. TUerh-olkd. Vit. B<1.
37
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878
PFBBO.
den Beinen, die häufij^ rund iu den Schien-
beinen, angedrückt in den Sehnen und kurz
in den Fesseln sind, aber er ist auffallend
tief und kurzbeinig, gerade im Rücken, lang
in den (^uartors und niusruliis und stark in
den Hosen und Sprunggelenken, während die
BippenwOlbnng hänfig flach ist IMe Hinter-
beine werden in der Bewegiinp weit nach vorn
gesetzt, während die Action der Vorderbeine
mit geliubem r Schulter und mit runder Knie-
bewegung auageführt wird; die Schnelligkeit
im Trabe Hegt dabei weniger im grossen
Terrainnehmcn, als in der schnellen Repetition
der einzelnen Ikwetjunjrsmomente. Die vor-
herrschende F.irijf bei den bekanntesten
Familien der Pretender, Sbatea, Performer,
Blut wallte, mit englischen Hengsten besitzt
der Normanne bei einer Grösse von 1 7ü
bia 1-70 ra eine grosaa Tiefe, Breite und
Knrzbeini^keit. ein geschlossenes MittelstOclc
IUI 1 oiii.' ki;U'ticrc, musculöse Hinterhand mit
breiten Gelenken, während in der Vorliaud
wohl zuweilen noch Mängel, wie etwas
schwen r Kujtf, kurzer HaLs. beladene Schulter
und ausdruikslusL-s N'unicibcin sich beuierk-
lich machen. Die Farbe dieser Pferde ijt
meistens ein reines Braun und die Bewegun-
gen derselben werden hioflg mit abemschen«
der Energie nnd in brilUntem S^le ans-
geführt.
£s erübrigt nun noch die Beselneibüng
einer der jflngeren Pt'erderanen, die indessen
Fig. 1426. i'iiizgaasr HtüfiL
Fhenomenon war früher nothsehimmel, doch
sind auch die anderen Farben vertreten.
Frankreich bezog vor 10— 20 Jahren mit
Vorliebe diese Norfolka, um grossere Be-
wegungsf&htgkeit in seine Nonnannen sn
bringen, ohne die erreiclite Masse zu schädi-
gen, und nicht ohne j,'ünstigen Krtolg, be-
sonders nach naeh der Richtung des Steppens
hin, das nun einmal für elegante Wagenpferde
in Frankreich Hauptbedingung ist. In diesen
Anglo-Noruian n en (Fiar. 1439) be^it>:l da-.
Land ein sehr werthvulles Material zur Be-
spannung des grösseren Kottchwagens, das
Masse mit guter Form und der nöthigen
Gän^'it^keit verbindet und trotl seines erst
kurzen lieatandes doch einer gewissen Gldch-
m&ssigkeit nicht entbehrt
isutstanden erst im Lanfe unseres Jahr*
hnnderts aus der Kri'nznn;^ inliindiacluT Stuten,
in deren Adern wühl auch etwas dänisches
sowohl räumlich di-^ verbreitetste als auch dit
zur Umgestaltung anderer Schläge am hauhg-
sten benutzte ist, ich meine das englische
Vollblut (Fig. 1438).
Der Ausgangspunkt dieser Basse ist etwas
dunkel. Man datirt zwar diesen Punkt ron der
imter Karl 11. (um 1680) stattgehabten Ein-
führung und Vereinigung moigenländischer
Hengste und Stuten, welch letztere unter dera
Titel der königlichen Stuten (royal mares)
als Stimmmütier des Vollbluts angesehen
werden, während drei später benütxte Ueng«t«
(b.vertey's Turo, Dorlay's Arabian nnd Go-
d'dphinj als die ei^'entlii hcn Stammväter der
Ra.^se pelten. indessen ist nicht zu leugnen,
duss in d>-n crsti-n bekannt' it Stammbäumen
auch vielfach Stränge unbekannten, wahr-
scheinlich nordischen Blutes lauten: man hat
dcslialb die rr-pruri^rslVace fallen lassen und
ist dahin ahereingekummen, englisch Voliblnt
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PFERD.
579
nur diejenigen Pferde zu nennen, deren Vor-
fahren Aufnahme in dem englischen VoUblnt-
verzeichnisse (General - Stodbook) gefanden
haben. Was nun die Beschreibung dieser Rasse
anlangt, so bieten sie insofern besondere
Schwierigkeiten, als sie nicht nach einer be-
sonderen Form, sondern nach einer einzelnen
Eigenschaft, der Schnelligkeit, gezüchtet wird
und man annimmt, dasR ein Pferd in jeder
Form schliesälich laufen kOnne.
Schon mit der GrOitsenangabe kommt
man in Verlegenheit, da Ponies. wie Mida-s,
neben Kolossen, wie General Peel und Drake,
stehen, indessen wird sich das mittlere Durch-
kasten dehnt sich mehr nach der Länge, als
nach der Breite und Tiefe aus und sind die
Schultern auch nicht immer durch besondere
Ij&nge und Schr&gheit ausgezeichnet, wenn
sie auch raeistentheils gut gelagert und ge-
winkelt sind. Die Vorderbeine sind im Knie
nicht immer correct und sind die Schienbeine
hinten und Zorn leicht, die Fesseln lang und
nachgiebig und die Hufe schmal und fest. In
der Totalität soll das Vollblutpferd edel und
trocken und dabei oben kurz sein, w&brend
es doch unten über viel Boden steht. In der
Vernachlässigung derjenigen Partien, die man
nicht für wesentlich in Bezug auf Entwick-
Fi^. U27. Dtnisehet Pferd.
schnittsmass ungefähr auf l'68m annehmen
lassen; mit der Kopfform geht es nicht viel
besser, da gibt es kleine, trockene Köpfe mit
breiter Stirn und gerader oder etwas con-
caver Profillinie neben gemeinen und saueren
Gesichtern mit weiten und hängenden Ohren,
wenn man auch im Allgemeinen den Kopf
nicht allzu schwer haben will; der Kojif-
ansatz ist gewöhnlich gut und der Hals ent-
sprechend lang, leicht und gerade gestellt,
sowohl ohne Neigung zum Hirsch-, wie zum
Schwanenhals; der Widerrist tritt meistcn-
theils markirt hervor und verläuft allmälig in
einen kurzen, festen Rücken, während die
Kruppe von der Hüfte zum Sitzbein etwas
geneigt und ziemlich lang, aber nicht breit
ist, was für Schnelligkeit ja eine günstige
Formation ist; die Muskeln" der Hose sind
gewöhjilich gut ausgearbeitet, während das
Sprunggelenk häufig schmal ist; der Brust-
lang der Schnelligkeit hält, wie das bei den
Vorderbeinen z. B. der Fall ist, liegt eine
grosse Gefahr für die zukünftige Ausgestal-
tung dieser Rasse und sind die kurzen
Rennen, die jetzt Mode »-ind, nicht der
Prüfstein für Beine und Windpfeifen, da
solche knrze Rennen auch mit schlechten
Beinen und von Roarern gewonnen werden
können.
Die amerikanischen Traber, die er.*t
anfangen, zu einer Rasse sich zu con.solidiren,
dadie Morgan- und Blnck-Hawk-Nachkonimcn-
schaft, die anfangs der Träger der Eigen-
schaft des Schnelltrabens war. durch die Ver-
mischung mit englischem Vollblut (speciell
durch Messenger) sich noch in einem Um-
formungsprocesse befindet, sind schwer in
diesen Rahmen zusammen zu fassen, nur so
viel lässt sich sagen, dass sie im Allgemeinen
starkknochige Halbblutpferde mit guten Längen
37»
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PFEKI).
in Schulter und Krapite sind. (S. unter Traber,
amerikaniäclier.)
Pony-Rasson (Fie. iilO) hat besonders
England; die kleinste Kasse wohl in dem :>het-
landPony,- die zuweilen kaum i m Höhe er-
reicht, doch züchtet auch Schweden, Galizien,
Oätpreussen u. s. w. F'onies. Schwartne<:ker.
Aufzucht der Pferde. Das von der
Stute abgesetzte Fohlen erfordert bei der
Aufzucht in jeder Beziehung die grOääte
Sorgfalt; gesunde Luft und hinreichendes
Licht (im Stalle), nt-bst zweckmässiger Er-
nährung, ordnungsniässiger Haut- und Huf-
pfl«ge und vor Allem rechtzeitige Muskel-
in Menge und Quantität entsprechenden
Nahrung zukommen lassen müssen.
Wenn auch in der Neuzeit von verschie-
denen Seiten den Pferdezüchtern empfohlen
worden ist, ihren Fohlen ausser Hafer and
Heu noch so und so viele andere sog. Kraft-
fnttermittcl zu reichen, so weiss doch die
Mehrzahl aller sorgsamen Züchter sehr wohl,
dass gesunder Hafer und gutes Heu
die besten, zusagendsten Futtermittel für die
abgesetzten Fohlen sind und diese durch
keine anderen vollständig ersetzt werden
können.
Hafer und Heu enthalten die nöthigen
Übungen sind von grosser Wichtigkeit für
das gute Gedeihen und die normale Ent-
wicklung der jungen Thiere.
Erfahrungsgemäss geht das Wachsthum
der Fohlen im ersten Lebensjahre im Ver-
gleich mit der übrigen Zeit der Entwick-
fungsperiode am raschesten vor sich. Mehrere
Untersuchungen, welche in den preussi-
sehen Landgestüten angestellt worden sind,
haben ergeben, dass die Zunahme der Körper-
grOsse im ersten Jahre durchschnittlich 40 cm.
im zweiten 13, im dritten 7'8, im vierton 4
trnd im fünften Jahre nur 1"3 — r5cm be-
trägt. (Diese Messungen wurden an F'ohlen
der edlen Trakelmer Hasse vorgenommen.)
Die auffällig grosse Zunahme der Fohlen
ira ersten L<.'bcnsjahro zeigt uns, dass wir
denselben wahrend dieser Periode unausge-
setzt genügendes Uildungsmaterial auf einer
Nährstoffe in einer dem Fohlen besonders
zuträglichen Form, und es lässt sich mit
denselben leicht ein zweckmässiges Mengen-
verhältniss herstellen. Die Futterrationen
sollen ira ersten Jahre von l'ö bis auf 3 kg
Hafer per Tag und Stück steigen, und wenn
hiezu noch täglich t — 4 kg gutes Heu ge-
reicht werden, so wird die Entwicklung der
Fühlen in der Regel nicht« zu wünschen
übrig lassen.
Von einigen Pferdezfichtern wird empfoh-
len, den Fohlen schon im ersten Jahre ausser
Hafer und Heu etwas Grünfutter, besonders
Gras, zu geben; unsere Erfahrungen sprechen
entschieden gegen dieses Beifutter; wir haben
mehrfach die Beobachtung gemacht, dass die
Fohlen beim Grünfutter weniger gut gedeihen
ah bei der ausschliesslichen Trockenfütterung.
Wenngleich oftmals behauptet wurde, dass bei
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PFERD.
S81
starker Fütterung von Klee und Wickgemenpe.
event. von Heu mit Möhren und Zuckerrüben,
neben geringen Mengen Heu (in der zweiten
Hälfte des ersten Lebensjahres) eine ganz
befriedigende Entwicklung der Fohlen zu
erreichen sei, so ist doch anderseits nicht zu
leugnen, dass die so ern&hrten Thiere später
ein ungleich stärkeres KOrnerfutt^r erfordern,
um ausgewachsen im Dienste, bei der Arbeit
Tüchtiges zu leisten.
Für alle edlen Rassen uasst jene
Fütterung mit Grünfotter und Wurzelwerk
im ersten Lebensjahre der Fohlen durchaus
nicht, und wir können dieselbe nur für
Thiere der schweren norischen Kassen gelten
lassen, da diese in der Regel grossere An-
mieden werden. Der Orientale gewöhnt seine
Pferde schon in frühester Jugend an eine sehr
geringe Wasseraufnahme und behauptet, da-
durch grossen Nutzen zn schaffen.
Reines, nicht zu kaltes Wasser liefert
für die Fohlen das beste Getränk. Zusätze
von Lein- und Erdnussülkachen erfordern
grosse Vorsicht beim Tränken, verursachen
leicht Verunreinigungen der Tröge etc. und
können füglich entbehrt werden.
Der Ernährungsprocess geht erfahrungs»
mässig am besten und ruhigsten vor sich,
bei einer mittleren Stalltemj^eratur von
1(1 — ii° R.: eine liöhere Temperatur ist nicht
erwünscht. Der Fohlenstall muss gut venti-
lirt sein. d. h. er muss der reinen Luft ebenso
f lg. U29. BrabBDtor Pferd.
Sprüche an ein ansehnliches Quantum volu-
minöser Nährmittel machen, als die Pferde
mit mehr (oder weniger) orientalischem Blute.
Da bekanntlich alle pflanzenfressenden
Thiere eine grosse Neigung zeigen, von Zeit
zu Zeit etwas Salz aufzunehmen, so empfiehlt
es sich, rechtzeitig auch diesem Bedürfnisse
bei der Aufzucht der Fohlen Rechnung zu
tragen. Hierzu eignen sich die jetzt überall
im Handel vorkommenden Lecksteine, welche
man in eine Ecke der Krippe legen lässt,
am besten. Man darf aber das Salz nicht
direct in die Krippe oder auf das Futter
streuen, da hierdurch leicht ein zu grosser
Durst und infolge dessen eine übermässige
Wasseraufnahme und andere Nachtheile ent-
stehen würden. Ein allzu grosser Wassergenuss
verursacht eine zu starke Transpiration der
Pferde bei der Arbeit und soll daher ver-
wohl Zugang, wie der verdorbenen Luft
Abfluss gewähren, ohne dass Zugluft direct
auf die Thiere einwirken kann.
Helle Stallungen sind den dunklen vor-
zuziehen. Einmal hat ein gut erleuchteter
Stall den Vorzug, dass er die Controle über
die Fohlen, ihre Haltung etc. erleichtert,
dann auch wird die Entwicklung des jungen
Thieres bei genügendem Licht besser als im
Dunkeln oder im Halbdunkel vor sich gehen.
Nur für die im Training befindlichen jungen
Rennpferde kann ein dunkler Stall vortheil-
liaft sein, weil sie in diesem mehr Ruhe
finden und von den Fliegen nicht so sehr
belästigt werden.
Eine gute Streu von durchschnittenem
Roggenstroh ist für den Fohlenstall am besten.
Weizenstroh, welches durch Rost verunreinigt
ist, soll niemals zur Streu verwendet wer-
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582
PFERD.
den. EU ist nicht zu vermeiden, dasa die
Fohlen hin und wieder etwas von der Streu
fressen, und wir wissen aus Erfahrung, dass
rostballiges Stroh den Thieren leicht nach-
theilig werden kann.
Auf eine ordnungsniässige Hautpflege
wird bei den Fohlen leider nicht immer
geachtet; man l&sst sie im Staub und
Schmutz ruhig im Sülle stehen, und doch
sollte jeder PferdesQchter wissen, dass sowohl
für die erwachsenen Thiere, wie für die Foh-
len das Putzen nicht nur ein einfach kos-
metisches Mittel ist, welches local auf das
Haar wirkt und die Erscheinung des Thicres
VoUblutgestäten vorkommen, erfordern noch
besondere Rflcksichten; fSr diese mOssen
grosse Lanfplätze geschaiTen werden, damit
die Thiere hier schon im jugendlichen Alter
die Fähigkeit bekommen, später in schnellen
Gangarten Tüchtiges zu leisten.
Wenn das Fohlen den ersten Winter
hinter sich hat, also ein Jährling geworden
ist, hat man den schwierigsten Tbeil der
Aufzucht aberwunden.
Die Haferrationen können später etwas
knapper ausfallen, die Heugaben mUssen aber
grösser werden. Nahrhafte Weiden oder gutes
Grünfutter sind im Sommer des zweiten Lebeos-
fig. 1430. Bel^isrhes Pferd.
hebt, sondern auch ein diätetisches Mittel ge-
nannt werden kann, welches unstreitig aus
allgemeine Wohlbefinden der Thiere be-
fördert. Schon im ersten Lebensjahre —
selbst im Winter — mQssen die Fohlen ins
Freie gelassen werden. Gute Weideplätze
sind selbstverständlich den beschränkten Tum-
mel- oder Lanfplätzen auf Höfen und in
Gärten vorzuziehen. Nur in freier, frischer
Luft können die nOthigen MuskelQbungen
vorgenommen werden.
Der Nutzen unserer Pferde liegt fast
aasschliesslich in der durch ihre Muskelkraft
geleisteten Arbeit. Das best ernährte Fohlen
wird ohne genügende Uebung seiner Muskeln
später als Arbeits-, Heit- oder Wagenpferd
niemals Befriedigendes leisten können.
Extreme Aufzuchten, wie solche z. B. in
jahres für die Fohlen von grossem Werth ;
diese können jetzt zum Theil das Stallfutter
ersetzen; doch dürfte es zweckmässig er-
scheinen, wenn man beim Beginne des Weide-
ganges den Fohlen am Morgen noch eine
volle Abfütterung im Stalle zukommen lässt.
damit sie nicht zu Anfang gleich allein
auf die Weidenahrong angewiesen werden
und sich nach und nach an dieselbe ge-
wöhnen. Wer Ober besonders nahrhafte
Weiden oder gutes Grflnfatter zu verfügen
hat, wird die Fohlen im zweiten Jahre un-
gleich billiger aufziehen als derjenige, welcher
dieselben stets im Stalle füttern muss. Das
Fohlen darf nicht mager werden, soll aber
auch nicht fett sein; je edler dasselbe ist,
umso intensiveres Kömerfutter muss ihm vor-
gelegt werden, je schwerer, gemeiner dessen
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PFERD.
583
Raäse ist. umso mehr kann die Masse des
Futters die Qnalität ersetzen.
Im zweiten Winter legen viele Pferde-
züchter den Fohlen schwereren Schlages
neben Rauhfatter anch grössere Quantitäten
Wnrzelwerk (Mohrrüben, Pastinaken, Topi-
nambur) vor. doch empfiehlt es sich, bei dieser
Ffltternng vorsichtig zu sein, anch die Thiere
nicht zu fibertreiben, da sich sonst leicht Steif-
heit der Glieder und Krankheiten der Ver-
danungsorgane einstellen. Wer es vorziehen
sollte, seine Fohlen in diesem Alter haupt-
sächlich mit Hafer und Heu zu ernähren,
wird ihnen ungefähr dasselbe Quantum Hafer,
wie am Ende des ersten Lebensjahres, aber
ein etwas grösseres Heufutter zu geben haben.
Sorgsame Fohlenwärter werden fort und
Das Futter der dreijährigen Fohlen
richtet sich zum Theil wieder nach der Rasse
und ihrem späteren Gebrauche.
In den Gestüten, wo edle Voll- und
Halbblutpferde aufgezogen werden und gnte
Weiden znr Verfügung stehen, wird man im
Sommer mit 1 — 1'/, kg Hafer (Tagesration)
auskommen können. Im Winter muss auch
hier täglich mindestens 3 kg Korn nebst 4 kg
Heu und 5 kg Stroh den Dreijährigen vorgelegt
werden. In einigen süddeutschen Gestüten
sollen für diesen Jahrgang noch grössere
Quantitäten Hafer zur Verfütterung kommen.
An verschiedenen Orten Frankreichs, z.B.
in der Perche, wo bekanntlich viele sch wer e
Pferde aufgezogen werden, gelten die drei-
jährigen Pferde meistens für volljährig und
Vig. 1481. Boaloanai'oPfeJ'iI.
fort bemüht sein, ilin; Thierchen an ein
artiges Betragen zu tfewühnen; man versucht
häufig und in der Regel mit guten Erfolg,
ihnen die FOsse aufzuheben, legt auch wohl
Halfter und Zaum auf. führt sie im Stalle,
oder auf dem Laufplatze unilier, zeigt
ihnen bunte Tücher und gewöhnt sie an auf-
fälliges Geräusch. Musik oder Abschiessen
von Pistolen.
Im dritten Lebensjahre wird man die
Fütterung und Pflege unserer Fuhlen nach
denselben Grundsätzen einzurichten haben,
wie im zweiten Jahre. Die Nahrungsbedürf-
nisse sind etwas grösser geworden, und es
muss daher auch an Hafer und Heu zuge-
legt werden. Will man die HatVrrationen
etwas beschränken, so muss man mehr gutes
Heu auf die Raufen stecken la>sen.
bilden schon jetzt eine sehr gesuchte Handels-
waare. Dort verfüttert man aber auch un-
gleich grössere Mengen Hafer an die Fohlen,
als in Deutschland: 8 — 9 kg Kom per
Stück und Tag gelten in verschiedenen
französischen Zuchtgebieten als nothwendige
Ratiun für dieselben.
In den deutschen Staats- und Pri-
vatgestüten hält man die Fohlen in der
oben angegebenen Weise gewöhnlich bis zum
vierten Lebensjahre und lässt sie von der
Dienstleistung völlig frei, weil man erfah-
rungsniässig die Kosten dieser Schonung
durch ihren späteren höheren Werth wieder
zurückbekommt. Bei der sog. Hauspferde-
zucht, in kleineren Wirlhschaften, wird man
sich nur in seltenen Fällen dazu ent-
schliessen, die Fohlen bis zum zurückgelegten
Google
m
PFRIU)
Fig. 1432. Cljdusdile- Pferd.
Fig. 1433. ClWfrUua-ilvngsl.
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PFERD.
«83
Fig. 1434. Percheron-Pferd
Fi? 1435. Suffolk-ru-rd.
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586
PFERD.
vierten Jahre unbenQtzt dastehen zu lassen,
sondern wird sie so bald als möglich zur
Arbeit heranziehen. Im Falle eine solche frQhzei-
tige Verwendung der 2%— 37JShrigen Pferde
mit der nötliigen Vorsicht ins Werk gesetzt,
jede üeberanstrengung vermieden und stets
iilr gute Fütterung und ordentliche Behand-
lung derselben gesorgt wird, kann sie auch
ohne Nachtheil geschehen.
In den meisten grösseren Pferdezucht-
gebieten ist jetzt die leichte Benützung
aller in fröher Jugend gut ernährten
Fohlen im Alter von 2'/»— 3'/» o^^er 4 Jahren
üblich und zwar in den meisten Fallen ohne
Nachtheil fOr den späteren Gebrauchswerth.
Auswahl der Zuchtthiere. Nachdem der
tadellos, fehlerfrei und gesund sein; nur
dann, wenn dem guten Individuum eine an-
erkannt gute Kasse zur Seite steht, wird
man eine Garantie fflr den guten Erfolg der
Zucht haben.
Vater- und Mutterthiere müssen eine
gute, kräftige Cunstitutinn besitzen; sie
sollen den Unbilden des Klimas ihrer Land»
Schaft Widerstand zu leisten vermögen und
ganz besonders eine gute Vererbungsfähig-
keit zeigen. Jeder rationelle Züchter wird
bei der Auswahl derselben alles vermeiden, was
fehlerhaft in der Form ist und deshalb die
verlangte Leistung irgendwie beeinträchtigen
könnte. Durch eine geschickte Auswahl der
Eltern kann die Form und Leistung der
Fi^. 14S6. Shiro-bornF-Stot«.
Züchter von Hausthieren sich für die Haltung
dieser oder jener Kasse entschieden hat,
tritt die Aufgabe an ihn heran, sich aus der
gewählten Kasse die besten, möglichst gut ge-
arteten Zurhtthiere auszuwählen. Die rich-
tige Auswahl der Vater- oder Mutterthiere wird
dem angehenden Zootechniker nicht immer
leicht, und er wird sich mehrfach nach einem
tüchtigen. erfahrenen Züchter umsehen müssen,
dessen Rath und Beistand zu erbitten haben,
um in möglichst kurzer Zeit das beim Be-
ginn der Züchtung vorgesteckte Ziel sicher
zu erreichen.
Die Zuchtthiere sollen vor allem Andern
das besitzen, was im Allgemeinen von den
Thieren bezüglich ihrer Form und Leistung
gewünscht oder verlangt wird. Das zur Zucht
bestimmte Individuum darf sich nicht hinter
der Kasse decken, sondern mu^s an sich
Nachzucht wesentlich verbessert, vervoll-
kommnet werden und dieses gerade hat sieb
der Züchter bei der Bildung eines Stammes
als Ziel vorzustecken. Durch unzweckm&ssige
Auswahl der Zuchtthiere wird aber jeder
Viehstamm in kurzer Zeit mehr und mehr
zurückgehen, an Werth verlieren und manche
früher berühmte Heerde hat auf diese Weise
ihr altes Renommee eingebüsst. Freytag.
Pferdezucht, d.h. die Paarung von
männlichen mit weiblichen Individuen der
Species Equus Caballus, wird zu dem Zwecke
ins Werk gesetzt, in der Nachzucht Thiere
zu erhalten, welche bald zu diesem, bald zu
jenem Dienste im menschlichen Hanshalte
verwendbar sind. Man betreibt dieselbe ent-
weder im Kleinen mittelst weniger oder
einiger Stuten und Hengste, die zugleich
auch anderen Zwecken dienen (Hauszucht).
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PFERD.
587
oder in mehr oder weniger grossem Umfange,
indem an cinent (möglichst) passenden Orte
eine tjrössere Anzahl von weiblichen und
männlichen Thieren fast ausschliesslich zu
dem Zwecke gehalten wird, durch ihre Paa-
rung eine Nachzucht zu erhalten, welche
nicht allein zu verschiedenen Diensten (Lei-
stungen) tauglieh ist, sondern auch zur
weiteren Zucht — Vermehrung der Art,
Rasse etc. — benätzt werden kann (Gestätszucht
oder Statcrei). Diese letztgenannten Pferde-
zuchtplätze gehören entwed«-'r wohlhabenden
Orossgrundbesitzern und heissen dann Pri-
vat- oder Hofgestflte, oder sie werden auf
Staatskosten unterhalten und sind in diesem
Falle Staats gestüte. Hofgestüte, welche
es werden hier die Pferde meistens .sich selbst
überlassen, schlecht bewacht und kaum ge-
hütet. Eine Auswahl der Zuchtpferde (Hengste)
findet nur in den halbwilden Gestüten statt,
in den wilden aber fast niemals. Da die Er-
nährung der Thiere in letzteren zur Winters-
zeit oft sehr kärglich ausfällt, für einen
Schutz derselben gegen die Unbilden des
Wetters, Raubthiere etc. fast gar nicht ge-
sorgt wird, der Winter aber dort häufig mit
grosser Strenge auftritt, so ist es erklärlich,
dass alljährlich eine grosse Anzahl von Pfer-
den — - haupti-ächlich Schwächlinge und
Fohlen — zu Grunde geht.
In den halbwilden Gestüten sorgen viele
ihrer Besitzer jetzt schon mehr als früher für
Tlg. 1437. Norfolk- Trab«r.
für die Zwecke der Mnrställe fürstlicher Höfe
gehalten werden, sind in der Neuzeit scltt-ner
geworden: in den meistt-n Ländern sind jetzt
die Staatsgestüte verptlichtet , an die Hof-
marställe des Landesfürsten alljährlich eine
bestimmte Anzahl von Reit- und Kutsch-
pferd'?n gegen eine angemessene Entschädi-
gnne abzuliefern. Sog. Militärgestüte, welchen
die .Aufgabe zu Theil wird, in erster Linie
brauchbares Material (Remonten) lür die Ca-
vallerie, Artillerie und den Train der Lnnd-
oder Reichsarmee zu liefern und nebenbei
auch Zuchtpferde zu schaffen, finden sich in
mehreren fjuropäischen Staaten, werden aber
immer seltener und sind in Oesterreich' schon
seit Jahren in sog. Stnatsgestüte uingewiin-
delt. Wilde oder halbwilde Gestüte trifft
man nur noch in den weitau-jgedehnten
Steppenlnndscbaften Russlands und de.s Orients:
die HerbeischafTung von Futter (wenigstens
im Winter) und lassen auch wohl Ställe oder
Schuppen (Windfänge) errichten, damit die
Thiere bei dem schlechtesten Wetter eine
Unterkunft finden.
In den zahmen Gestüten wird das
ganze Geschäft der Zucht, Haltung. Fütte-
rung und PHege der Thiere mit möglichster
Sorgfalt betrieben, von sachverständigen Di-
rectorcn, Inspectoren. Stutmeistern etc. über-
wacht und die Abwartung der Pferde von
zuverlässigen Leuten — häufig älteren, aus-
gedienten Militärpersonen — besorgt. In allen
grö.sseren Gestüten sind in der Regel Thier-
ärzte angestellt, die auch bisweilen die Stelle
des Directors ausfüllen.
Die Militärgestüte ressortiren in den
meisten Staaten vom Kriegsministerium und
die sog. Haupt-. Land- oder Staatsgestüt
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Ö88
PFERD.
gewöhnlich vom landtvirthschaftlichcii Miiii-
sterium. In den ersteren besteht das ganze
Personal aus ISIilitär- und in den anderen aus
Civiiboamten.
Zeitig iin Frühjahre oder auch schon
Ende Jänner einos jeden Jal)res werden die
Decklicngsic der Stuatsj^estOte über das Land
(od^'r eine Provinz) vertheilt und in sog.
Hengstdepots. Beschalütatiunon 4 — •» Monate
lang untergebracht, damit die Besitzer der
Zuchtstuten in den verschiedenen Laudes-
theilen bequemer und leichter die oft recht
Werth Vollen Staatshengste gegen ein ange-
messenes Sprunggeld oder auch gratis zum
Bedecken (Belegen) ihrer Tliiero benutzen
können: e« wird auf diese Weise eine Ver-
wiesen und müssen unter Umständen ansehn-
lich hohe Preise fttr die Hengste und Stuten
bezahlen. Aber auch manche Staatsgestfite
sehen sich von Zeit zu Zeit genöthigt, zur
sog. BiutaufTrischung oder auch zur Aende-
rung der Zuchtrichtung aus fremden Ländern
Zuchtmaterial zu beziehen und man scheut
sich nicht, für hen'urragcnde Individuen oft-
mals die höchsten Preise zu bezahlen.
Die Auswahl der Znchtthiere muss sich
immer und flberall nach der Art der Prodocte
richten, wdche herangezogen werden sollen
und für die man entweder am eigenen Platze
Verwendung hat oder für welche man willige
Kftufer findet.
In der Kegel ist das Pfe''d nur för
Fig. 143S. Engliteh<>s Vollblutpferd.
besserung oder Veredlung des Landschlages
am schnellsten und sichersten erreicht.
An allen Orten, wo sich schon seit län-
gerer, älterer Zeit ein namhafter, mehr oder
weniger renommirter Schlag mit gutem Stut-
material vorfindet, wird durch Aufstellung
und zweckmässige Verwendung edler Be-
schäler in kurzer Zeit eine weitere Verbes-
serung der Landespferdezucht bewerkstelligt
und der Wohlstand der pferdezüchtenden Be-
völktTung wesentlich gefördert (s. Ostpreussen,
Ungarn. Ilannover. Oldenburg. Normandie etc.).
Sehr oft ergänzen hier die Staatsgcstiite ihren
Bedarf an Zuchtpferden durch unmittelbaren
Ankauf von Hengsten und Stuten im eigenen
Lande (Bf'zirke). Vieh- Privatgestüte — be-
sonders die V<dlblutges!üte — sind aber noch
immer auf den Ankauf fremden Materials aus
renommirten Zuchtgebieten (England) ange-
einen Dienst recht nützlich und brauchbar;
es sollen entweder Reit-, Kutsch-, Arbeits- oder
schwere Lustjtferde gezüchtet und stets nur
solche Hengste und Stuten dazu benätzt werden,
welche die dazu wünsclicn-swerthen Körper-
formen besitzen. Bei der Auswahl der Hengste
wird mau regelmässig strenger zu Werke ge-
hen als bei der Auswahl der Stuten, da jene so-
wohl ihre guten Eigenschaften, wie auch Fehler
und Mängel auf eine grössere Zahl von
nachgezogeneu Fohlen vererben, als die
Stuten.
Mit der Form der Pferde steht gewöhn-
lich auch der mehr oder weniger hohe Grad
ihrer Leistungsfähigkeit in Beiiehaog,
und schon aus diesem Grunde sollten nur
zweckmässii; oder gut geformte Hengste und
Stuten zur Zucht benutzt werden. Nicht jede
Stute hat als Mutterstute Werth und selbst
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PFERD.
•1er beste Hengst kann, mit einer fehler-
haften Stute gepaart, nur ein geringwerthiges
Fohlen erzeugen. Es ist daher auch Pflicht
der Behörden, Zuchtvereine und wohlhabender
Privatpersonen, für die Beschaffung braach-
baren Muttern) ateri als nach besten Kräften
zu sorgen und belehrend zu wirken.
(Bezflglich der wünschenswerthen Formen
flr Reit-, Kutsch-, Arbeits- und schwerer
Lastpferde wird a. a. 0. Mittheilung ge-
macht.)
Die AusfähruDg der Pferdezucht
(Paarung) ist jetzt an den meisten Orten,
wo Pferde im Grossen oder auch im Kleinen
gezogen werden, ziemlich gleich: fast überall
wird der Sprung des Hengstes aus der
bis die Befruchtung, wirklich erfolgt ist.
Lässt die Kosaigkeit der Stute lange Zeit auf
sich warten, so empfiehlt es sich, dieselbe zu
einer anderen Abtheilung des iJestütes zu
bringen, in der sie als neuer Ankömmling
viel berochen und gekniffen wird. Namentlich
pflegt es günstig zu wirken, wenn sieh in
dieser neuen (.Jesellschaft eine oder mehrere
stark rossende Stuten befinden. (Graf Lehn-
dorff.) Sehr häufig beginnt das Rossen der
Stuten erst spät im Mai, sobald .sie auf die
Weide kommen, was immer noch viel besser
ist, als wenn sich der Geschlechtstrieb erst
nach dem Absetzen ihres Fohlen einstellt;
im letzteren Falle erfolgt die Geburt der
Fohlen zu einer ungünstigen Jahreszeit. Die
Kiif. Anglo-Normanntt.
Hand zur Ausführung gebracht nnd nur in
den wilden oder halbxvilden Gestüten ist es
den der Herde zugetheilten Hengsten mög-
lich, eine freie Wahl unter den Stuten zu
treffen.
Sobald die Stute zeigt, dass sie rossig
ist, wird sie zum Hengst geführt und die
Paarung mit den nOthigen Vorsichtsmass-
regeln — zuweilen auch unter Verwendung
sog. Probirhengäte — ins Werk gesetzt
(s. Beschälen). Die Ross- oder Rossigkeit er-
kennt man an einer gewissen Unruhe der
Stute, dem häufigen Wiehern bei der An-
näherung anderer Pferde, dem Klaffen der
Wurflefzcn, dem Ausfliessen eines zähen,
gelblichen Schleimes aus dem Wurfe, dem
häufigen Anstellen zum Harnen etc. Dieser
Zustand hält gewöhnlich 20— iO Stunden an
and kehrt nach 8 — 10 Tagen so lange wieder.
Stute trägt 11 Monate, selten noch etwas
länger und nur ausnahmsweise kürzere Zeit.
Die zeitig im Frühlinge geborenen Fohlen
entwickeln sich gewöhnlich am besten: sie
können sehr bald mit ihren Müttern die
Weide besuchen und gewöhnen sich dann
leicht an die Aufnahme des Grünfutters.
Die Geburt des Füllens kündigt sich
durch das Eintreten der Milch in das Euter
der Stuto und durch Einfallen ihrer Krenz-
muskeln an. (lieber den Geburt'sact der Fohlen
s. u. Gebart.) In der Hauspferdezucht des
Landmannes hat das Beschälen der Stuten
im Frühjahre noch den grossen Vortheil.
dass die Fohlzeit in den Februar oder März
fallt, und die Stuten dann meistens auch
ohne Nachtheil zu den Frühlingsarbeiten
wieder benutzt werden kennen.
Bezüglich der Leistungen der Deck-
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990
PFERDEAUSFLHRVERHOT.
bengstc oder Beschäler ist za bemerken,
dass alle zweckmässig ernährten und eat ge-
haltenen Individuen schon im dritten Lebens-
jahre für einige Stuten als Ucsch&ler dienen
können; besser ist es zwar, wenn sie erst im
vierten Jahre zur Zucht beiiätzt werden.
Nach der Instruction für die preussischen
LandgestQte soll der volljährige Hengst nicht
mehr als zweimal am Tage decken und Sonn-
tags ruhen : der vierjährige Hengst soll aber
an jedem Tage nur einniiil decken und
wöchentlich einen Ruhetag haben. In den
HauptgestQten des preussischen Staates und
ebenso auch in den meisten Privatgestüten
Norddeutschlands wird diese Hegel ziemlich
allgemein befolgt. In den österreichischen
Staatshengster'deiiots gilt, wenn nicht beson-
dere Umstilnde Abweichungen nOthig machen,
als allgemeine Kogel, dass die Sprünge je
nach dem Alter der Hengste limitirt werden,
wie folgt:
selten au einem Tage 6— 8mal decken, ob
sie aber eben so oft absamen, ist eine andere
Frage.
In England, dem einsigen europäischen
Grossstaate ohne tiscalische Landbeschäler,
nimmt die Hengstreiterei einen hervorragen-
den Platz in der Halbblutzucht ein: man
kann wohl annehmen, dass ca. 75".,, aller
Halbblutpferde in England durch Reisehengste
(travelling stallions) erzeugt werde». Wenn
diese Hengste auch in der Regel zwei Ruhe-
tage in der Woche zu Hause haben, so
decken sie doch an den Reisetagen oft l>— 8
Stuten, und selbst an den Ruhetagen werden
sie von Stutenbesitzern aus nächster Niihe in
Anspruch genommen. Dass diese I^ebens-
weise ruinirend wirken muss, lässt sich leicht
begreifen. (Graf Lehndorffi) Die Mehrzahl der
so stark gebrauchten Hengste wird selten
länger als lu Jahre ihrem Geschäfte als bc-
schater nachgehen können, wohingegen andere
Fig. MIO. Sli«(Uu<l-ronivj.
ijährige Hengste decken wöchentlich
3 — 4mal,
5 — 7jährige Hengste decken wöchentlich
♦i— 7mal,
8— 14 jährige Hengste decken wöchentlich
9mal.
15 — 18jährige Hengste decken wöchent-
lich 6 — Tmal,
ältere Hengste decken wöchentlich 3- bis
4mal.
Die Privatbeschäler in Oldenburg decken
durchschnittlich 4— 6mal am Tage während
der ganzen Frühjahrssprungperiode. Im
nördlichen und mittleren Europa rechnet
man auf einen Hengst für die Dauer der Be-
schälzeit (70—1 00 Tage) gewöhnlich 30—40
Stuten, im Süden aber, z. B. in Spanien, nur
lo — S.'i Stuten. In den Vollblutgestüten, wo
.sehr edle Hengste gehalten werden, sinkt die
Zahl der dem Hengste zugetheilten Stuten
auf M — l'ö und noch weniger herab.
Die stärksten Zumuthungen werden un-
streitig bei der sog Hengst- oder Gaureiterei
an die Beschäler gestellt. Diese müssen nicht
kräftig, d. h. gut ernährte und zweckmässig ge-
haltene Hengste bis tum SO., ja zuweilen bis
zum i'i. Leben-sjahre als Beschäler benittzt
werden können. Im Vollblut pflegt die Zeu-
gungskralt durchschnittlich etwas län^'cr an-
zuhalten als beim Halbblut. Gntf Lebndorif
macht in seinem Handbuche für Pferde-
zflchter (Berlin bei Paul Parcy) 4!> Vollblut-
hengste namhaft, welche noch im Alter von
25—33 Jahren als Beschäler gedient haben,
von vielen dieser Hengsten wurden die grossen
8- und 3jährigeu Rennen Englands ge-
wonnen. Freyta:;.
PferdeausfuhrverboL Die Ausfuhr nicht
nur von Pferden, sondern auch anderen Viehes
Ober die Landesgrenien wird seitens der
«inzelnen Staatsbehörden meist auf Grund
bestehender gesetzlicher Bestimmungen zeit-
weilig untersagt. Eine solche Intersagung
bezüglich d»^r Pferde wird Pferdeausfuhrverbot
genannt. Die Veranlassung eines solchen
Verbotes können verschiedene rm.>-tände ab-
geben, so dass dasselbe nur für einzelne be-
stimmte Landestheile Giltigkeit bekommt.
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PFERDEAUSHEBÜNG. — PFERDEDECKEN. 891
buzw. gegen eiuzelne bestimmte L&iidL-r ;;ü-
riehtot ist Dm Verbot wird aber gew Mmlich
dann erlassen, wenn die Ausfuhr von Pferden
Ober die Landesgrenzen einen l'nifiuig er-
reicht, dass daiiun h dio Pferdezudit gewisser
Gebietstbeile gefährdet erscheint, namentlich
weon die Kriegstftehtigkeit des eigenen Loa-
zn Gunsten eines anderen migebObrlicbe
üoäintr&chtigung erleidet.
Das erste bekannte Pferdeansfnhrverbot
in Deatschload, wohl aach das erste ttber*
hanpt fliclier bekmiite, wnrde im Jahre 4386
seitens do> Deiitselieti Mitte runkiis in I'reussen
erlassen. .Spater erfuhr dasselbe mehrfache
Ergänzungen. So wurde s. B. im Jahre l »37
bestimmt, dass j<'dc8 bessere Pferd behaf*
der Ausfuhrcoutrole mit dem Ordenskreuz
amtlich bezeichnet, d. Ii. t;ebr;uiiit sein masste.
Wenn unter solche Ausfuhrverbote all-
gemein aacli alle Arten von Pferden fallen,
so wird j.* nach Umständen, da es vom
nationalükunomischen Standpunkte nicht im
Interesse des Staates liegen kann, den ge-
sammten Pferdebandcl nach dem Anelande
lahtn sn legen, für gcwisfe Classen ron
Pferden, z. 0. fi^r Ztn htiilVrdi'. trewölinlieli
auf bessonderoti Antrag von der austüiiüiiftu
StaatslN liünk' .seilest bei Bestand des Ver-
botes für den einzelnen Fall ein Erlaabniss-
Hchein zur .Ausfuhr ertheilt. Grassmann.
Pferdeaushebung wird die lür den Fall
eines Krieges «tattttodende Beschaffung der
nStliigen braoebbaren Pferde genannt Diese
geschieht in Dentschland auf Grund des Ge-
setzes vom 13. Juni 1873 in der Weise, dass
sofort nach der Mubilmachnng die Mnsterungs-
covmisaSon, welche ans einem Thienint and
mehreren pferdeknndigen Personen besteht
und für einen bestininiten Bezirk bestellt ist,
alle in diesem vorhandenen Pferde mustert
und die kriegstauglichen anschreibt. Darauf
erfolgt die eij,'entlielie Aus}iel)uni,' der erfor-
derlicheu Zahl von rierden durch die Aus-
hebungscommission. Dieselbe setzt sich zu-
sammen aas einem Civil» and einem Militär-
Commiflslr. einem Thierant nnd 3 Taxatoren.
Letztere schätzen den Werth der Pferde nach
dem Friedenspreise und jeder Besitzer eines
Pferdes ist genalten, dasselbe gegen den ein-
{(esohfttsten Betrag abaagebcn. Befreit sind
von der Aushebung nor die Pferde der regie-
renden deutschen Fflrstenfamilien, des fretnd-
l&ndischeii Gesandtscbaftspersonals sowie die
Dienstpferdü der Beamten, Aerste und Thier-
jirztß und die vcrtragmteiig an haltenden
Pferde der rualhalter.
Zur Feststellung, ob fOr den Fall eines
Krieges die erforderlichen kriegsbranch baren
Pferde im Lande vorhanden sind, wird von Zeit
zu Zeit, in der Regel alle 6 Jahre, eine sop.
Vormusterung abgehalten. (Jrassmann.
Pferdebisquits, s. Brotfatternng.
Pfenleblender ist ein zur Beschirrung der
Pferde gehöriger Theil. Derselbe besteht aus
zwei an Stelle der Scheuleder an den Baekeii-
stücken des Zaumes angebrachten beweg-
lichen KlapncQ, welche mittelst einer awisehen
den Ohren «ies Pferdes darchlanfenden Schnur
vom Üeiter Le2w. KuUcher nach der Mitte
2U dergestalt geschlossen werden kOnnen,
dass das betreSende Pferd nicht zu sehen
vermag. Hicdurch soll das Durchgehen scheu-
gewurdeiier Pfei 1 . rtiiieden werden. 6"«.
Prerdeblategel. Pferd eegei, Uftmopis
vom, der falsche Kossblutegel, Anla-
costomum nigrescens. und der ßossegel,
Hämopis sanguisorka, sind zum Blutsaugen
auf der Haut nicht branchbar, der erstere
jedoch, obwohl bei ans nicht häufig and mehr
im Sttden vorkommend, gelangt zuweilen ans
fliessendcm Wasser oder Gräben mit dem
Trinkwasser in die Maul- und llachenhChle,
von da in die Nasenhöhle, den Schluod
und die Luftröhre, wo er lien Sehlcinihäuten
viel Blut entzieht und selbst Krstiekun^'
bei den llausthieren veranlassen kann. Heidi-
liossegel unterscheiden sich durch die schw&rz-
Itehgrflne Farl>e am ROekeo nnd den gelb*
grünen Bauch von dem echten ungarischen
Blutegel (Sunguisugu ofticinsÜs), welcher
sechs rostbraune Gurtelstreifen am Kücken
besitat (s. Blutegel). Vogtl,
Pferdebohne. Auch Saubohne genannt,
hauptsächlich von d"r \ icia Faha (Lef^unii-
ijO£.e) stammend, zu Futterzwecken verwendet
(s. Bohnen).
Pferdebremsen, ZwaTi<;?t»erathe.
Pferdedecken werucu aus Wolle, Laum-
wolle. Hanf oder Leinwand und Leder her-
gestellt und je nach der UrOsse des Pferdes,
nach Länge und Breit« Uber d«n BSeken,
die Lenden, das Kreuz, Flanken, die Brust-
wandungen und den Üauch ausgebreitet und
aufgelegt.
Die Absicht des Auflegens von Decken
geht dahin, die Einwirkung schädlicher, klima-
ti.-,eher und atniusphäriselier i'^iutlusse zu ver-
hüten. Ks ist nun die Frage, ob oieser Zweck
wirklich erreicht wird.
Die Natur hat den l'ferdtk.'jrjier mit
einem dichten Haarpelzc veraeheii, der gc-
ei;riiet ist, den klimatischen und atmo-
sphärischen Einflüssen siegreich Widerstand zu
leisten, weshalb nnr da, wo dareh eine
fehlerhafte Erziehung und PHege die Haut
verweichlicht oder in Folge mangelhafter Li-
nährung keine genügende Wirmeentwicklung
im Körper stattfinden kann, zu Decken — aber
nur als .\uskunftsmittel und nach der Arbeit
— zu greifen sein dürfte. Das Bedecken der
Pferde während der Arbeit ist jedenfalls nicht
nur denselben listig — namentlich die
schweren ledernen Decken — , sondern es wird
hicdurch der Verzärtelung der Haut Vorschub
geleistet. Bei milderer Temperatur, wo die
Decken nur anm Schatse gegen Bogen dienen
sollen, wird die Hant abermissig ansdOnsteu
— sr.weit sie bedeckt ist — , wodurch sich
unter der Decke Scbweiss ansammelt, der in
den Zwischenpaosen der Arbeit durch die
Abkühlnii(^ der üns^freti 1 )i i kentläche sich
niedersuLlagt und uauu erkaltend auf die
flache Haut zurückwirkt. Das von der Decke
berablaafende Wasser sammelt sich an der
banehfliche an nnd bewirkt hier den em-
Bflndlichsten Kachtheil.
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5M
PFERDEEXCRBUBNm — PFERDEFLBISCa.
In dieser Hinsiclit — un 1 au ch iti jeder
anderen — sind di.' l.ii.riir!i Decken am
nachtheiiigsten, währeoii die wollenen eich
weniger schnell abIcQMra, dio Vordonstun^^
des Wassers und Schw 'i^-. s ztilasseti iiml il.i-
bei nur dann Nicdersciilage an der inneren
Fliehe erfolgen, wenn mit dem eintretenden
Regen ZQgleicli ein Sinken der atmuspliärischen
Temperatur verbunden ist. bei der Frage:
^Welche Theile des rferdekörpers .sind am
mei$tea des SchaUes bedärt'tig'."* muss HQck-
sieht auf den anatomischen Bau genommen
weiden.
Der Kücken, mit finer derben Haut,
starken Mu^keln in der Wirbelalale verseben,
ist schon mehr fär Krtrueun|r schftdlicher
AasseneinflÜK?«» befiihisrt, als der nnr von
r-in.T za.'f- r.'ii IT.iur iiii'l . iner dünnen Muskel-
>>cl)ichl gebildete Unterleib, auf welchem die
Bauclieingeweide ihre La?« haben. Da.'* Be- i
decken dt - r!ihk.Mir i-r li. I n-tMtem nicht so I
nCthig. als. Ja» EiuhiiUeu *!<..'< Leibes, das
freilich nur während der Kühe anirewondet
werden kann. Ausser dem Unterleibe ist noch
die Vorderbmst und der untere Theil des
Hal-es (Luftröhre) hinsichtlich des Bedeckens
wichtiger als der Kücken. Der Einwand, dass
doreh Na-'^'^werdeB des Kii< ken> leicht Erkäl-
tung der Nieren und infolge dessen Harn-
verhaltung entstehe, ist nicht stichhaltig: die
Lagt» der Nieren ist durch die starken Kücken- '
raaskeln and die breiten i^uerfortnätze der
Lendenwirbel sehr geschützt (bei gut ge-
nährten Pferden auch n"' h Virch Fett) und
dann ist der Sitz der Huinvcrhaltung ent-
Ave !» r in der Blase oder in der HarnrChrc,
und diese Theile haben keinen Natten von
der Bedeckung des Rflcken!;. Dem Hasswerden
und Erkalten ]'"> T'iit. r!' ihes aber hat man
das in refnen-. hen lag' ;i bäntige Erkranken
an K<diken zu verdanken. Na-sswerden
während der .\rbeit würde nichts geschadet
haben, wenn nach derselben ein tüchtiges
Frottircn des Leibes und Einhüllen in woll tu-
Decken stattcefanden hätte. Hienach kann
dr»i«t behauptet werden, dass das Pferd
währ.'nd der Arbeit keines Schutzes einer
Decke bedarf, ditss das Behänsjen mit Decken
während der Arbeit eher schädlich als nütz-
lich, in den meisten F&IIen aber absolut
schädlich ist, und dass Torzngsweise die
ledernen Decken alle Eigens. Ii ift ri in sich
trairen. die Bferdek'trper zu Krankheiten zu
disponiren f«. a. Decken). Ai'/^ttntr.
Pferdeexcremente als Futtermittel. Wenn
man an die l'ferde unzerkleinerte Hafer-,
Mais- oder andere .Sumonkörncr verfüttert,
werden dies« Körner zum Theil nahexu un-
▼erind^rt wieder atiswschieden (vgl. Futter-
zerklf iTi-'ri;iiL') ^lif iM k-i'lit .luf di>-se un-
verd int^ ii Körner bat ttiau mit Erfolg ver-
si;. hr. die frischen I'ferdccvcreraente an
Schweine so verfüttern. In Nordamerika sind
danach viele Wirth>chaltcn fmnHch organi-
sirt. Man liisst die l'ferde und Dch-en un-
fferebclten Jlais nach Belieben fressen. l>ie
Excremente derselben, welch.? viele nn ver-
daute Maiskörner enthalten, werden vot^ '
.Scinveiii 'u aufgelesen, weiche frei herum-
laulen. Die Schweine misten aich dabei, ohne
anderes Futter ra eriialteD, angeblich sehr
gut. PaU.
Pferdefenchel (Phellandiium ;i.|n.iiii ui!i ).
Zu den Umbeiliferen. Trib. I Orthosfieraiae,
gehörende CnkrantpHanze, in Gräben. Sümpfen
und Teichen wildwin ]i>crul, auch Rosskümiuel
oder Wa.sserfcnchel genannt. Diese Pflanze
verursacht, wenn die .Samenbildung bereit^
erfolgt ist, in grosserer Menge versehrt, bei
allen landwirthsehaftlichen Hansthieren hef-
tige Erknuikuiigcn, welche .inern in den
Öamen entliaUenen ätheri^cliea Oel xuge-
sehrieben werden. PoU.
Pferdefett. Kammfett. Aus dem Zell-
gewebe des Fettes der Htüstheilc gut ge-
nährter rienl.- aus'^resi hmol/en undgewASchen.
Ea war frülier unter dem Namen
Axungia «olli equini (Adeps equo-
nim) offii'iiiell. bc-.fclit vorwictjcnd ans dem
Tni^l}ci. i id iicr Uieüiöaure. entiiait aber etwas
mehr Palmitinsäure und Trii.tearin (^i Olein
und % £)tearinj als das sicbweiaefett, ist da-
her etwas fester als dieses und von gelber
Farbe. Ersteres schmilzt schon bei 41
letzteres erst bei 60". Da.s sonstige Fett de.s
Pferdes ist weicher, schmieriger und schmilzt
bei 48 ^ Pferdefett wird pharuaceutis ch
nicht mehr gebraucht, da es Vortheile pegen-
ilier J'Mi) hwcinefett nicht gewahrt, in
manchen (jegenden dient es jedoch als Volks-
mittel, ohne indes bessere Kigenschaften zu
lialieii. Man schreibt ihm zwar haarwuchs-
beturdi rii lr' Wirkungen zu. jedoch ohne Grund.
Dagegen wird das in neuerer Zeit in den
Handel gebrachte geruchfreie Kammfett, be-
reitet durch Bitraetion mit Dampf aus ganxen
Pferder.ulav' rii fin u'esclilosseu' ti ('^lindern),
mit gioi>j»em V^rtheil zu Maschinenöl, zum
Einfetten der Wolle in Spinnereien und fa
tSchmierseifc veivvondet. y^S'^-
Pferdefleisch. Der Genuss des Pferd-
lleiM h'ä muss schon zur Zeit Moses' einge-
führt gewesen sein, weil derselbe in seiner
Speiseordnung den Juden verbot, Schweine-
fleisch \m \ nlics Thier, da* nicht g«"--pnUeue
KUuen hat und nicltt wiederkftut, sowie auch
KaubvCgel und Fische ohne Flossen, in essen,
aber von einem Verbot des Qennaaea Mohufiger
Thiere als Ese1,Pferde liest man nichts. Beiden
Ki:yj>t(Tn. Griechen undKOtnern i.stviun Tferde-
tlei&chessen niciits bekannt, ebenso bei den
Chinesen. In Europa waren es die Italiener,
denen der Ruhm gebührt, das I'ferdefleisch
zucr.>t in die Natiortalükonomie gebracht zu
haben, indem sie wirkli- Ii in ilnen Salami,
Mortadellen, Ossocollix Pferd- uud Eseldeisch
mit anderen Pleischgattangen Terraengten.
Der Leihar/t Napoleon's, Lorey, bezeugte, dass
im egyptisciicn Feldzuge der Genu.ss des
Pferdefleisches bei der Armee hauptsächlich
gegen den Scorbut gute Dienste leistete und
im russischen Feldsage vom Jahre 4812 war
es allgemein beliebt: bei der Belagerung Ton
Paris im Jahre 187i»/71 wurden tij.OOO Pferde
verzehrt und bei jener von Metl Qber 6 Mil-
lionen Werth an Pferdefleisch verspeist, somit
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PFERDEFLEISCH.
593
muss dieses GenussiDittei nicht nur eine pas-
send« Spds« ttt den Menschen sein, sondern
rlnsscMif ohne jeden Nachtheil gpnosscn werden
können. Um den Genuas des Pferdefleisches
praktisch einzaf&hren, gingen Anfangs der
«weiten Hillte dieses Jahrhunderte Wien, Paris
und Bnrlin mit gutem Beispiel voran.
Das k. k. Ministerium in Oesterreich liat
sich bewogen gefanden, unterm 21. October
1880 das Pferdefleisch als ein für den Men-
schen geeipnptf'i; Nalirunf^siiiiltt^l zu declii-
riren. Die k. k. iiiederöstoi reickische Regie-
rung,' luit alu r schon mit Erlass vom Jahre
1847 und laut Verordnnagen vum %d. April
nnd lt. October iSSO die Errichtung Ton
Pf.:>r(lrsohlächt(>reien darum gestattet, weil
kein Grund vurhunden sei, den Genuas des
Ffardfiefaches zu versagen, indem es ein an-
gemessenes Nahmngsmittel ist; so ersrlieine
es als eine besondere Pflicht, der Beseitigntii,'
eines Vorurtheils, das der zahlreichen äi nit i en
Bevölkerung ein gesundes kräftiges Nahrungs-
mittel bietet, keine besonderen Hindernisse
ontpptTfn zu setzen. Das k. k. Thierarznei-
ijutitut iu Wien hat in l cbereinstimmung
mit anderen Instituten bich auch amtlich
äber die Unschädlichkeit des Gennssei von
Pferdefleisch ausgesprochen.
l'^titt'rni 5. ,Mai jSoi g»^lanpte an den
Wiener Magistrat ein Erlass der k, k. Statt-
halterei Tom tO. April iSai herab, welcher
die Normen, nach denen beim Pferdefleisch-
ansBchroten vorgegangen werden mnss, fest-
ig t*llte Dieselben besteiiNi in folgenden Tor-
schriften:
I. Die Coneesiion tnr Pferdefleisehant-
fichrotung ist nur an vollkommen tcrl&ss-
liche, Tertrauenswflrdige Personen zu er-
theilen. — Ist der Bewerber nicht selbHt ein
gelernter Fleischhauer, so ist ihm die Ver-
pUehtnng anftutragcn, sieh einen solchen sn
halten.
S. Der Bewerber muna sich mit einem
ordentlichen Schlachtlocale ausweisen, welches
eine gut constrnirte Schlachtbräcke, Abzugs-
canlle, einen Eiskeller und eine DQnger-
gmbe hat.
3. In dem Schlachtiocale mos« auf Be-
obachtung der grOsstmOglichsten Beinliehkeit
gesehiTi \ver(l<Mi.
4. In jedeiu Orte, wo eine PfTdeschlach-
tung zum Zwecke der Aossclir(jtung besteht,
ist ein Fleischbeschaner la bestellen, o. zw.
ist die Beschan dort, wo ein Öorsebnied mit
zvvrijriliri<,'(>m Curse ansässig ist, von diesem,
wo dieses aber nicht der Fall ist, von einem
daselbst befindlichen An.te vurzunehmen.
.'j. Der Be«;chrincr ist eiilliih zu ver-
pflichten, jedes zur Aussthrotung bestimmtt-
rferd») vor der Schlachtung im lebenden Zu-
stande xa untersuchen, alle kranken ond ver-
dftehtigen Thiers nnbedingt anssnscbliessen,
und flbrr <]\f als crfsnii.l b'-fundenen Pfen^e
ordentliche Besehauzettel, welche Im Ver-
kanblocale zu Jedermanns Einsicht aufzulegen
sind^ anssofertigen nnd bierflber ein eigenes
Beschaaprotokoll sa fflhren.
Nach der Sehlachtang sind vor dem Ver-
Koeli. E««yUofUl« d. ThUibeUkd. Vit B4.
kaufe das Fleisch und die Eingeweide in
Absicht anf den Gesondheitssnstand genan
711 nntf-r.^Tirhen un^l J-t lU'fuD'l suwuhl im
Liesrliaujip'tokolle aU auch iu» iie&cljauzettel
anzumerken.
Als Beschautaxe ist von dem Ausscbroter
ein Betrag von tO kr. C.-M. für jedes ein-
zelne Pferd an den Beschaue r zu lezahlen.
6. Als Krankheiten der Pferde, bei wel-
chen der Fleischgenuss unbedingt zu ver-
bieten ist. werden bezeichnet: a) Rotz:
Ij) Wurm; alleDrüseakraiikheituu, gularUge.
bedenkliche, verdächtige DrQse: d) Schau-
kersenche; e) alle jene Pferdekrankheiten,
welche Verinderongen in den Eingeweiden
hprvorbrinppn: f) Typhn?; g) Milzbrand:
iij die K.-lik und Kuiir; i) der Starrkrampf
und die Wulii; k) Pferde mit alten, eiternden,
äusseren Wunden und Geschwüren: selbst an
den Hufen; 1) hoher Grad von Abmagerung,
lia aurli in diesem Falle das Fleisch wenig
nährend und schädlich ist.
Pferde mitehronischem, fieberlosem Koller
und mit Dampf (gleichfalls als ficberlose.
chruniäcbe Athmungsbeschwerde) kunneo zuui
Genüsse zugelassen werden.
7. Die Sehlachtnng der Pferd« hat in
derselben Weise wie jene der Binder in go>
scbehen um! ist das ^'eschlachtnte Thier
ordentlich ausbluten zu lassen.
8. Die Schlacht- und Verkaufslocalitäten
sind dnrcb eigene Tafeln an beaeiehnen und
es ist
9. der Preis des PferdeÜeiscbes im Vcr-
kaofsloeale durch Anschlagen eines Tarife»
Ar die Kittfer eraiehtiich sn machen.
10 Jene Gastwirtbe, welche Pferdefleisch
auskochen, haben dieses aasdrUcklich in den
Speiseaetteln In einer «igesto Robrik aasa>
merken.
11. Die Fandhabnng dieser Vorschriften
steht in Wien dem Matrislrate und auf dem
Lande den politischen liezirksbehördeu zu und
es haben hiebet die Polizeibehörden, nach Mass-
gabe ihres Wirkunf^skreises, mitzuwirken.
Insoweit übrigens im Gemeindegebiete
vun Wien, auf tirund der Verordnung vom
t5. Juni 18ä0, K. G. BL 248, der Scblacbt-
hauEzwang besteht, versteht es «ich von selbst,
ilass der Magistrat, wegen rntliunlichkcit der
Benützung der Schlachthäuser, fttr diesen
Zweck ein geeignetes Sehlaehttoetle aoa««'
mittein habe.
Die Hauptanregung zur Errichtung der
ersten Pferdefleiscliausschrotung in Wien,
nämlich, wie oben gesagt wurde, in der Bri-
gittenau, ging von der seither verstorbenen
IIausbe^it2erin von Nr. 12^! in der BrigittenaU,
Emilie v. Brauudal, einer um Uründung
und Beförderung von Humanitätsanstalten in
der von der dOrftigston nnd mit äusserst zahl-
reicher Familie gesegneten Volksclasse be-
wnlmten Brigittenan hochverdienten Frau, die
zugleich Mitglied des Wiener Thierschutzver-
eines war, ans. — Sie war es, welche dem nm die
Ausschrotnngsconcessien fQr die Brigittenan
solicitirenden Ansschrotcr werkthätig ond
helfend nnter die Arme grilTnnd ihm die Ein-
88
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594
ppkbdsfOitbbung.
riehtung d«s Geaebftftes, welches am 6. Mai
1834 erölTnet wnrle, t rniüt;lichte. Knr/t^ Z- it
darauf, am 44. Mai. wnnie ein zweiter Schl.irii-
ter für die Vorstadt ];iriitenthal und am If.
Juni ein dritter für die Vorstadt Gampendorf
concessionirt. Das k. k. Staatsministerium hat
unterm 24. December 1857 aiiircor>lnet. dass
ausschliesslich nur approbirte Thier&nt« die
Prerdefleischbeschau tot und nach dem
Schlachten vorzunr^hinrn liabrn nnA die Po-
lizeibehiDrdeu und Thit^rttrate beauiiragt, die
fleissige Vornahme der regelmässigen wie
aiuserordentlichen Beschau in den Schlacht-
nnd Yerkatilsloealen der Pferderoetrgcr zn
Oberwaclicii und natnrntlioh Jle Heib- iführiuii^
der grüssten Peinlichkeit in denselben zur
besonderen Pflicht gemacht.
Die chemische Zimammenset^nnt^ vlos
Pferdefleisches beatfjLl nach KOnig, MuUichler.
Petcrs> II i tc. im Mittel TOA It Analysen ms:
74 27 Wa$8et
Sl-71 8tiek8toflh*ltlg«n SttbBtansen
2 00 Fett
101 Asche.
In der Asche sind enthalten Kali 39*40,
Natron 4*86, Magnesia 3 88, Kalk i-80, Na-
trium nnd Chlor {-47. Kisenosyd 100, Phos-
phonäure 46 47 uiul S( hwofelsäure O'^O.
Das Pferdefleisch ist nach Schraidt-.M ulil-
heim dunkelrothbrann bis braun geerbt: die
Floisi lifaser fein gbinzt-nd und nioiit mit Fett
durcLwacbaeu. An der Luft dunkelt das Fleisch
erheblich nach, so dass es auf seiner Ober-
fläche loweilen schwarzbraun erscheint; als
Ifahrongsmittel ist das Pferdefleisch seines
süsslichon <>Frhmackes und der wenig an-
siehenden Beschafl'enheit seines Fettes wegen
ni«ht immer beliebt. Weiters kommt dazu,
dass das Pferd nirgends als Schlachtthier
gehalten wird, sondern meistens nur dann
auf din Schhiclitbank kommt, wenn es durch
hohes Alter oder durch Unglücksfalle und
Krankheiten seine weitere Gebrauchsßhigkeit
cin^i'btlsst hat. l>rm entsprechend besitzt es
nicht selten die zahe und trockene Beschaf-
fenheit, welche dem Fleisch ' von Arbeits-
thieren eigen ist.
Die PfsTdefleischsiwpe bit immer tief-
g«lb« Augen, dieanf deiOberfllcbe schwimmen.
Ahleitner.
Pferdefütterung. Die Pferde dienen uns
nur behufs Arbeitsleistungen. Sie müssen
deshalb, abgesehen von iiirer sonstigen nor-
malen Beschaft'enhcit. vor Allem ein wohl-
aua^ebildetei^, leistungsfähiges Moskelsjrsteni
besitzen, and das wird durch einen besonders
rctren Stoffwechsel bedingt, als« dnreh eine
inteusive Krnabrung, bei welcher der Körper
relativ wasser- und fettarm und ei we iss-
reich ist. Die Emfthrung der Pforde erfor-
dert daher nicht sn volnminSse. wenig wasser
haltige und relativ eiweissreif he Futtermittel,
resp. Futtermischungeu. Da indessen durch
MuslEelarbeit namentlich nudi eine gestei-
gerte Verbrennung im Thierkurfier erfolgt
und in erster liinie Kürporfett zerstört wird,
ist CB auch gebnten, für eine reichliche Zu-
fahr von stickstofffreien jS'ährstoffen
zn sorgen, umsomehr als dadorch der Biweiss*
v. rljrain b d^ - Tbi»'rk<"r).crs beschränkt und
iii' F ilterung verbilligt wird. Ein gewisser
Fettu^ehall des Ftttter- i-t. mit Rücksicht
auf die durch mechanische Arbeitsleistung
gesteigerte Fettzersetzung, besonders wichtig.
Der Grund, weshalb der llatVr als ein un-
hbertreffiiches Kra^utter fOr Pferde gilt, ist
wohl auch sam Theil in dem höheren Fett-
gehalt (im Vergleich zu nnder-^m Tietrei b^
zu suchen. Sicherlich ist k& keine zuuUige
Gewohnheit, dass Bergführer und Touristen
bei anstrengenden Bergtouren mit Vorlieb«
recht feite «ahrungsmittol, z. B. Schweine-
si'i rk. zu sicli tielinien. Es kommt übn^'ens
bei der Fütterung der Pferde, um sie reelit
leistungsiUhig zu machen und zu erhalten,
nicht bloss darauf an. dass der XälirstofTgehalt
des Futters ein verhaltnissmä&sig reicher sei und
das Volumen desselben dem verhältnissniii-sig
kleinen und einfach gebauten Pferdemagen
entspreche, die verabreichten Futtermittel
müssen auch von einer gewissen mecha-
iuttchen Beschaffenheit, leicht Ter-
daulich sein und solche NebenbestandQieile
(Reizstoffe) enthalten, die eine anregende
Wirkung inssem. Ersehlafftod wirkende Fut-
terstoiTe. die im Verdauungscanal einen zu
weichen Futterbrei bilden (mehlartige Futter-
stoffe, wässerige oder flflssige Futterstoffe),
sind fiir rt'i'ide, znmal wenn sieli dieselben
fluich lebhafte» Tesuperaraent auszeichnen
sollen und wenn sie sich in raseber (iangart
bewegen mOssen, nicht ant geeignet. Massen
solche Futterstoffe rerfllttert werden, so sind
sie mit Strohhäcksel u. dpi zu vermischen,
um ihre zu weichliche Beschaflenheit zu ver-
mindern und die Reibung der Futterraischnn-
gen an den Wandungen des Verdauungs-
canais zu vermehren. Erschlaffend wirken
auch solche Futterstoflc, die irgend eine
Anslftugung durcheemacht und dadurch
neben leichtlOsUchen Nftbrstolllni, gewnee an-
dere Nebenbestandtheile (Reizstoffe) verloren
haben, die anregend wirken. Solche Fntter-
stofle sind z. B. beregnetes Wiesenheu. die
AhAUe bei der Rübeniucker- nnd Stftrke^
fabricatioQ und die Biertreber. Di« letsteren
Futtermittel zeichnen sieb vor Allem auch
durch einen mangelhaften Abc hege halt
aus, welcher ktitere bei der F&tterung der
.\rbeitsthiere um so wcsontlifher ist, als ein-
zelne Aschenbestandthcile uieht bloss als
Nährstoffe, sondern zugleich auch als R<"iz-
Stoffe wirken. Die beliebtesten Pferdefntter-
mittel in lüttelenropa, an welche noch das
Pferd am Irmüsfon und besten gewöhnt ist,
»ind Haferkürner nnd gutes süsses
Wiesenheu. Die Haferkömer (s.d.) sind an
Pferde mit gutem Gebiss und normaler Ver-
dauung anzerkleinert sn verfBttem, aber wo-
niüplicb mit Strohh&cksel zu vermischen, um
die Thiere zu einem guten Durchkauen sn
zwingen, wodurch die Verdauung nnd Aus*
nützung des Hafers gesteigert wird. Grobes
und saures Wiesenheu sind, namentlich für
wannblütiirc Pferde, ungeeignet, da s-ie zn
schwer verdaulich sind nnd auch erschlaffend
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PFERDBPUTTBRBROT. — PFEBDEHANDEL.
wirken. Weni^'» r gut für Pferde geci«ifnet i
i.iii<i überhaupt alle Fiitt' r-tiiHV. rridi [
.^ind an HolzlasiT, mOgon »ic au<-h sonst noch
so nfihrst'jnVciih sein. Ja sie zu scliwor ver-
duuli<-li und zu vulutuinüä »inJ. Alle sehr
.«•tickst<jlTrt'i<lKii und fettreiohen Futterinittol
( Hülsonfrüchtc. Oelkuchon), die mästend wir
kcn, sind nicbt imuiLT gut geeignet, üa sio za
fettreiche Muskeln erzeugen itna dadurch die
Leistungsfähigkeit der Thi.-n l»oiMiitniehtig*»n.
Nur kaltblütigen, langsam geiieii>l )i Pferden
darf man von den letzteren Futi' miitteln
eventuell auch grössere Mengen vorlegen.
lJuhcndc oder verhultnissniässig w e n i g
arbi-itcnde Pferde »sind immer weniger
reichlich als arbeitende 'I'hiere zu füttern,
da dieselben sonst in ihrer Lei»tnngsföhig-
kfit dauernd bescbrfinkt werden, indem ihr
Kürper zu f-ttreich wird. Dagegen ist den
IMerden bei vermehrter .\rbeit eine Futter-
sulage tn bewilligen, «eil vermehrte Arbeits-
leistunfircn auch einen Termehrten Stoffrer-
Inauili V' rlinfTPTi. weshalb fitürkcr arbeitende
iMerde ohne Futtervermelirunir erst abmagern
nnd schliesslich entkrüft*-n.
lieber den Nährst off bedarf dcrPfcrde
auf den Artikel „Fütterung" (N&hrstoflhomien)
verweisend, i-t lii< i noch besonders zu be-
tonen, duss. wo man die bewährte Ilafer-
Heofltterang durch andere Pntterraisehnngen
ersetzen will, die angegebenen NährstolTnormen
filr rierJe mehr zur Controle als zur defini-
tiven Feststellung von Tagesrationen dienen
niOgen. Näheres hierabor s. FQtterang. /W/.
Pferdefuttorbrot, s. Brotrattemni^.
Pferdegras. Wolliges Honiggras. Hol r n s
lanatus L. III. 2, zu den Suasgrüscrn unserer
Wiesen und Wälder wählend, gehOrt noch zu
«len guten tJramineen im Heu, man sieht es
ab<T nirht gerne in grosserer Beimischung,
li i ^icli auf ihm mit Vorliebe der Kronen-
rost (l'uccinia coronata) einnistet, welcher
xor Verderbniss des Pntters so wesentlich
beitriii^ff Dem wwiehen Honiggras (Holcus
mollis) kuajiul diese BUgensehalt aielit zu. 17.
Pferdehand«! ist ein aof dem Gebiete v<>n
Verkautitabiichiflssen iwischen xwci oder drei
Personen stattfindendes Uebereinkommen, das
■]<:u HaiiM imd Waii.L'l mit Tr. i/.en In'trilTt.
bei welrhem solche abnorme \ > rliaUnis^e des
(leld- und Knnfwerthes TOrkommen. wii; kaum
riiiem anderen Vertragsabschloaae oder
Vii. liliand«'!.
Der reelle, wirklii lie Werth eines Pferde»,
aasgcdrttckt iu tieldw^rthe, ist äuioierst ver>
schieden, je nach der Abstamronng, Rasse,
dem Gebrauchs- und Zflehtungszwecke. und
US ist gnr nichts Seltenes, dass dicker reelle
nnd wirkliche Werth in einen eingebildeten,
vermeintlichen nnsehl>, der in gar keinem
Yerhftltnisa mehr steht, um Kinfer and Ver-
käufer in aasgleichender Weise befriedigen
zu können.
Worin ist nun der wahre Werth eines io
den Vi rl: lir >l s HandeD lT' ''rächten Pferdes
zu sulIku uui zu finden und welche Eigen-
schaften bedingen die.ses Handelsobjcct, wenn
es zum Verkaufe gebracht werden soll?
Dieser Worth kann nur bestimmt wtr-
il Ml .'.nrch die Abstamrunng nnd Ka- <■ des
i iiieres, das Alter, die Urössc, die Formen-
Verhältnisse und Eignungen zu bestimmten
Gebrauchszwecken nn I Kraftleistungen. dann
in den Ankaufs- utid Aufzuchtskusten, dem
.\ngebute und der Nachfrage im Hände!
und Wandel sowie in dem materiellen Werth
des eigenen KQrpera liegen, wenn er ansge>
dient hat oder zu Grunde gegangen ist. Die
Abstammung eines Pferiles, es mag nun al>
Fohlen oder als ausgewachsenes Pferd im
besitze des Pruducenten oder Händlers sein,
gibt demselben einen höheren Worth, wenn
•■^ von edler "d. i vi r 'iMter Masse abstammt,
eine leistungsfähige Zukunft in Auaaicbt stellt,
als wenn dasselbe nur von gewöhnlicher und
gemeiner .\bkunft herrührt, u. zw. ans dem
einfachen Grunde, weil ersteres seltener er-
zeugt wird, einer viel aufmerksameren Auf-
zucht bedarf, längere Zeit zur körperlichen
Entwicklung braucht, gerachter nnd begehrter
ist, oder weil es im Hainl' l^verkehr doch mehr
«•der minder dem Lumus dient und die Lu.\us-
waare in der Hegel theurer bezahlt wird als
wie die gewöhnliche Handels-, Markt-, Ge-
brauchs- und Verkaufswaare.
I)ie (»rosse des l'ferdes ist immerhin
auch massgebend lUr das Wcrtbverhultniss:
ein kleines Pferd, sei es Luxus- oder Ge-
brauchspferd, für diesen oder jenen Dien^t.
wird nie den Werth reprüscntirea künneu,
wie das grossere und in gleichen Pomn und
F.iirrr.yehaftBverhältnissen stehende, n. /w, wlrA
liii r l infang. Masse. Schwere und die daraus
hervorgehende Leistungsfähigkeit »usschlag«
gebend für den wahren Werth sein.
Die verschiedenen Form- und FMgen-
schaftsverhaltnissc und die damit im Zu-
sammenhang stehenden Kraftäusserungen der
Pferde haben gro.<»en Einfluss auf den höheren
<)der mindei' u rllru Werth .li. ser 'I'hiere,
u. zw. werden <iie vollt ii^lete, ausgebildete
sehöne Form sowie die vorhandenen guten
Eigenschaften mit Kraftvermögen und der
daraus entspringende vollkommenere Dienst-
gebrauch viel hrdicr gesehätzt und In /alilt.
als schlechte, unschöne Formen, maiigel- und
fehlerhafte Eigenschaften dersellicn.
.\tigebot unil Nachfrage im Handel be-
stimmen nicht Helten den Werth bei Pfer-
den, wie auch bei allen anderen Haus-
thieren nud lf;ui.lt'l-.vt'rli;Utiii^s.ti. Kommen
viele solelit-r l ui- rt aut den Markt oder in
den Handel, so ist das .\ngebot ein grGs>eres
nnd der Preis and Werth wird ein gedruckter:
ist dagegen Prodvction dieser oder
jener Pferdegattung von guten oder schlech-
ten Eigenschaften geringer und wird der
Markt weniger beschickt und überladen,
so tritt die Nachfrage ein, die Wertlie
iielimen zu und die Thiere steigen im Preise.
Der materielle Werth, der im Pferde liegt,
ist ein äusserst troringer gegenüber allen an-
deren Hausthicien, die gcsclilarhtet und vom
Menschen verspeist oder auf irgend eine an
dere Art ausgenQtzt werden, denn da^ i'ferdc«
is*
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596
PF£RDSHANDEL.
fleisch wird um einen sehr niedrigen Preis
Terkanft.
A. Der Handel mit edle« und ver-
edelten Pferden zum Beitgebrauche
and Wftgenverkebr. Di««e Cl«sa« ron
Herden, welche theils nh Lamtwusn nm
Beitdieiiste und Chaisengospann und theils
xum Gebrauche für die Ofäciere in den Ar-
ne«n und für Private Verwendung linden,
werden, mit Ausnahme hochedler Kenn- und
Zuchtpferde (die in der Kegel nur einen ein-
gebildeten oder Speculationssverth haben)
theaer and am besten bezahlt und wird an
dieselben deswegen aaeh hinsichtlich des
Baues, der Kraft nnd Tieistongsfähigkeit,
d. h. bezfiglich der Qualität und Pehlerlosig-
keit, die grösste Anforderung gestellt. Wuher
kommen nun diese Thieie and dar«h wen
wird der Kmdel Tcrmittelt? T>ie edlen and
veredelten Pferde /um Reit-, leichten und
schweren Chaisengebrauche sollen womöglich
tiieils reine und tneiU semiachte Kassepferde
sein, welehe von arabisch-abendlandisclier
Kreuzung als llaihhlutpferde oder von en<^-
lisch-deiitschen \ idl- und Halbblatrasscn ab-
•t&uuaeu, and werden dieselben aas England,
Norddentoehland, Ostpreaeeen, Ponunera, Han-
nover, Mecklenburg. Oldenburg'. Holstein ge-
holt und in den Handel gebraeht. Ausserdem
sind sie zu finden in Oesterreich'Ungarn,
Frankreich, sowie einiefaie seistreat in Süd>
deatschland.
I. Der Zwischenhändler. Der Handel
and Verkehr mit diesen Thieren liegt allein in
den Hftnden der Zwischenhändler, welche
ausserdeu! wieder durch auftraggebende Agen-
ten den Ankauf von den Producentca be-
sorgenlassen, die sie dann an bestimmte Orte
den eisteren abliefen!, wo sie denn von diesen
ftbenommen and in eigenen oder gemieCheten
Stellungen aufgestellt und zum Verkaufe an-
JBboteu werden. Dieser Handel ist für den
wischenhändier dergewinnreichste, indem der-
selbe nicht etwa 10 Percent, wie ein anderer
Eaaftnann, für seine Waare Provision nnd
Gewinn verlangt, sondern in der Regel
bis 100, ja 200 und 300 Percent und noch
mehr einsteckt, wu gar nicht selten der
Fa!l ist und bei ihm als Handelsobance gilt,
and dazu sucht er seine Waare, die lu ver-
kaufenden Pferde, durch alle möglichen Ver-
schOnerangsmittel und seine eingeübte Bered«
snnkeit so heraaszuputzen nncT «nzarllhmen,
dass der Käufer, wenn er nicht ein gewandter
Pferdekenner ist, auf die hochgeforderten
Preise meistens eingeht und im Glauben
lebt, noch ein recht gutes Geschäft gemacht
zu haben. Das reelle Verfahren bei diesem
Handel wäre aber, wenn der Zwischenhändler
nach dem wahren Warthe des Pferdes mit
einem missigen «md fixe» Qewinnste nnd
einer der Sache entsprechenden Provision
sich begnügen wftrde; 2G -30, ja 50—100
Pereenk sind bei dem nicht tu leugnenden gros-
sen Bidoe, veruünsstdarchden Transport der
Thiere, Bexshlnng der Agenten, Bedienung,
täglicher Futterausgabe, Stallraiethe, K ta-
kang and Todesfälle etc^ gewiss Gewinn ge-
nug, um dieses Risico tragen zu kflnnen,
welches allerdings ein anderer Kaufmann, der
nur 10 Percent verlangt, nicht zu trafen hat.
Da aber der Ankauf solcher Thiere in der
Regel ven dem Prodacenten am gant missige
Preise ersielt wird und mir selten 1000
Mark als wirklichen Werth erreicht uder
aucli um etwas iibersteigt, dagegen der Ver-
kaufspreis um das Doppelte und Dreifache,
ja selbst noch höher gestellt wird, so kann
das Handelsgeschüft kein reelles mehr sein,
und um dieses dem Käufer gegenüljer zu
bemänteln und die Waare horaoszustreicheu
und in das beste Licht zu stellen, werden
Kunstgriffe und rl: nd Manipulationen
angestellt, womit der Kaufer get&uscht oder
wenigstens fibervortheilt werden soll. Zu die-
sen Knnstgriffen and Verschönemngmmittein
gebaren:
I. Die Telx-rredungskunst. Der gewandte
und grossere Pferdebiadler ist mit Oompli-
mentenroachen und hohen Titeln äusserst
freigebig, wodurch er 7n fesseln sucht und
sehr oft den L'cwünschten Zweck erlangt,
indem sich der Käufer gesclimeichelt fühlt,
da er glaubt, von dem Händler fQr einen guten
Reiter nnd perfeeten PFerdeltenner gehalten
zu werden. Da?s der Pferdehändler gegen
den Kaufer coroplaisant ist, ihm selten wider-
spricht, ausweichend antwortet oder ihm in
Allem Beeht gibt and bei dem K&ufer sich
einzaschmeieheln sucht, ist ihm nicht gani
zu verargen, da er seine Pferde als Lukus-
artikel an.sieht und mit Nutzen verkaufen
will. Stellt z. B. der Hindier eines seiner
Pferde dem Käufer tot, so macht er den-
selben mit folgenden Worten darauf aufmerk-
sam: „Sehen ^^ie. Ew. Gnaden, das nennt
man ein elegantes und schon getoilltes Pferd,
dieser Kopf, diese Augen and NQstem, dos
ist, was man ."^ngt, schOn gehülst; welche
seltene Sattelsteile, welchen wundervollen
Kttcken, welche schCne Kruppe und Schweif-
partie dasselbe hat! Ich versichere Ew. Gna-
den, dass dieses Pferd masterhaft geregelt
ist, haben Sie schon solche Hosen- und
Sprunggelenke gesehen? Ja, und hier, das
nennt man Vorarme, des hat Hofe, die bnn-
chen Sie nicht beschlagen zu lassen, wie ge-
sagt, dää ist ein Bild vun einem Pferde, dä.-<
nicht leicht seinesgleichen findet. Nun müssen
Ew. Gnaden dasselbe erst geben sehen, das
hat Nerven nnd die Beine haben Stahlfeder-
kraft und es fliegt nur so weg wie ein Vogel."
Der Pferdehändler weiss durch seine Handels-
und Menschenkenntnisse auf den ersten Blick,
ob derjenige, der bei ihm ein Pferd mustert,
ein Pferdekenner ist oder nicht. Ist derselbe
keiner, so macht iiin der Händler, sobald das
PfCrdeinen Fehler am Sprunggelenk hat,aaf den
schönen Kopf nnd sehOnen Hab anfmerksam;
hat dasselbe ein Leiden am Kopfe oder an
den Augen, so wird der Kücken, die Kruppe
und die Schweifpartic hervorgdwben ; ist
an den Vorschenkeln ein Fehler, so wird der
Eioferaofdie sehOnen breiten Sprunggelenke
verwiesen: dies wird alles mit der grössten
Höflichkeit, Unterwürfigkeit nad Beredsam-
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FFERDBHAKDBL.
897
keit dem Käufer gegenüber aU flandeUvor«
theil benutzt.
2. Ff'lilfrv-i'r.^rljlpii'iuncr. Hör Iffindler
sucht vur Allciu, wie gesagt, die Augen des
Käufers von den etwa vorhandenen Fehlern
des Pferdes absaweoden und auf diese oder
jene schöne Partie aufmerksam xn maclien.
Wi-ni» nach Jos PfLTcU'händlers Meinung der
Käufer auf dem nnrechteu Platze steht, so
brinf^ er diesen dnreh ein ji^oschicktes Ma-
növer dahin, wo er stehen soll, gelingt dieses
nicht, so niuss einer seiner Bediensteten auf
einen gegebenen Wink das Pferd herumdrehen,
und der U&ndler schinpft dann auf den-
selben, daas er das Thier nicht nthig stehen
lüsst. Macht der Käufer den Händler auf
fin^-n aUfnliiUsigen Fehler aufmerksani, üo
onti: "irn' t elt rsdbQ ganz gleichgiltig, es muss
si(h ein Biacben mrtoeaen haben oder iat
von einem anderen Pferde geechlagen worden,
was iiirht ilev Rede wcrth sei; andernfalls
tbut derselbe ganz Terwandert and betbeuert
dem Kinfer, daas er da* Pferd am vorigen
Tripe rnustortr. <ram penau untersuchte, er
hatiti iibcr lüclit im (icringsten einen Fehler
bemerken köniif-n uiul es mQsse erst diese
Nacht aber au demselben gekommen sein,
wobei der Stallknecht herbeigerufen und ge-
fragt wiril, was das Pförd (iie Nacht gfuiaiht
habe, ob er heute bciiu Putzen nichts be-
merkt und warum er es ihm nicht gemeldet
habe; derselbe erwidert dann, es wäre in der
Nacht das eine oder andere Pferd los ge-
worden und da müssen sie ii !i geschlagen
haben, worauf der Herr antwortet: nNun,
dann hat das nichts tu sagen, wenn man «s
gut kühlt, so ist der Schaden in bis morgen
gehoben und geheilt. Ew. Gnaden wissen ja,
wie es bei so vielen Pterden oft zugeht^ du kom-
men immer solche Kleinigkeiten vor, die
Jeder, der im Besitze von Pferden ist, erlebt
haben wird "
3. Theihveisc Abrielitnng im K''itilieiiste.
Bekanntlich worden zugerittene Pfei\l>- melir
gesucht und auch viel theucrer bezahlt als
rohe. Zu diesem Zwecke sucht der Händler
immer solche Gehilfen und Stallleute sich
aus, die im Zureiten einige Gewandtheit be-
sitzen; deswegen behilt er aneh die Pferde
einige Wnrhcn im Stalle, che er sie stitii Ver-
kaufe ausbictct, Leiden dann dieseibeji erst
da» Anfsltsen des Bereiters oder Beitkneehtes,
so gehen sie dnreh die angewandten Kunst-
griffe nnd Vortheile in Zeit von 14 Tagen
Iiis rt \Vi.<li' ii Trab, rechts und linlc> im
• ialopp, und der Händler gibt die Pferde filr
complet geritten aus.
4. Täuschung durch sog. Blender. Um
hohe Procente beim Verkaufe .seiner Pferde
h. ruuszuschlagen, kommt es nicht selten vor,
namentlich g^enuber einem unkundigen
PferdeVenner, oass der Pferdehftndler Pferde
v..n soln"'.ner Figur, mit schön anfir- •setzten
HäUeti, geradem Uficken nnd Kruppen, mit
scbonem Schweiftragen, eleganten Bewegun-
gen im Trabe, guten Galopp, complet zu-
geritten in beiden Gangarten, glänzendem
Haar, starken Torannen nnd breiten Sprung-
gelenken etc., sog, Blender, zum Verkaufe
ausbietet, die aber mit allen möglichen Feh-
lern bi'haftet sind, t. B. mit Uehei-beinen an
den veischiedenen Tiieilcn der Gliedmassen,
Gallen an den Gelenken, Hasenbacken, Beh-
bein, Piphacke und Spat an den Sprungge-
lenken, Sehncnklapp an den Beugesehnen,
Schale an 1 i I'ronbcinen, Zwanghufen, Horn-
spalten und Kiültcn, Augcnfchlern, schwarzem
und grauem Staar, Monatablindheit, stillem
Koller etr.. ferner fehlerhaften G;inpartcn:
Zehen treten, Bodenweite, Schleudern, l'auken-
.«schlagen, Streifen u. s. w. Durch die Ge-
wandtheit der Pferdehändler werden die hier
angeführten Fehler dnreh geschickte nnd
vortheilhafte Stel! ; : - 1 er Pferde und sonstifje
Kunstgriffe so vul wie mö^lieli versleckt.
Der in seinem Fache erfahreiM' Ilaiuiler hat
eine grosse Force, an jedem Pferd, das mit
Fehlern behaftet ist, dennoch gute Eigen-
seliaftrii herauszul^riniren uiiil zu ßnden und
sie dem Käufer beuieikbar zu machen, wobei
diejenigen als Haupterfordemisse bei guten
Pfenleii lierviirt^ehoben werden, welche den
Kauler und Nichtkennor bestechen und so
zum Handel geneigt machen.
5. T&nschung durch Futter nndäetiink.
Um die Pferde fn einem wohlbeleibten K6r-
perzustande mit glatten, triänienden Haaren
und feurigem Temperament vorführen zu
können, werden sie eigens dazu gefüttert und
getränkt, was darin besteht, dass sie na-ss
gefüttert werden und alle 2 — 3 Stunden eine
kleine rortimi Futter b'-kiiiunen. l'us Fiittrr
besteht theils aas Hafer, theils aus Weizen-
kleie oder Bnchweizenschrot, das mit Häcker-
ling und Wasspr 7iir Schlempe ansrcrührt
wird. Das Bucliwcizenschrot soll äusseret
nahrhaft sein und schnell Fett anlegen, so
dass, wenn Pferde nur einige Wochen damit
gefüttert werden, dieselben voll nnd abge-
rundet ers( ]ieiii'-n. Dalier fiiul> t man riielit
selten in den btällen «i> r l'terdehUndler
grosse Fässer, in welchen Wa.s.MT nnd Buch-
weizenschrot sich befinden. Werden die Pferde
gefüttert, so bekommt jedes eine dazu pas-
sende Mulde voll Häckerling und eine Por-
tion von dem eingeweichten Schrot, was im
Barren antereinander geraengt wird, zu fres-
sen. Sforgens und .Xbends iMk .miiien sie
nasses Futter, Mittags 12 Ulir iiii l « in paar
Stunden später Hafer und Muckerliug und
täglich dreimal Uen und kaufen danach.
Warum sie Mittags den Hafbr bekommen, ist
von dein Trärnlli-r ^nit luid svolil berechnet:
damit sich der Kauler, der zu dieser Zeit in
den Stall kommt, von dem kräftigen Futter
überzeugen kann. Kommt dagegen der Käufer
gerade in den Stall, wenn die Pferde nass ge-
t'üttertwer<ieii.s(, sagt ihm der Händler, da-^s die
l'ferde an der DrQse leiden, die sie sich durch
den Transport nnd sehlechtes Wetter znge-
zogen hätten und ilas>. .sie daher tä::li> h einmal
Kleienfutter bekuininen. Die l'ferde bekonimen
dureh diese Fütterungsart infolge der leb-
haften Verdauung keine UebcrfliUong der Blut-
gefässe und Congestionen. wodurch der Kopf,
die Ernst oder der Hinter] rib besehwert
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PFEKDEHANDEL.
Wfkrtlcn, sondern (lie.selboii erhalten durch das
leichte Fatter und durch die oberil&chlicli*!
Dresüur Foucr und Teinperaraent. wobri sie
lebhafte Bewegungen, Math und Kraft beim
Mn»tem zeigen, was dem Händler erwfln»<cht
und beim Handel von erossem Nutzen ist,
weil sii'h die Pferde dabei äusserst vortheil-
baft repriiscntiren; dann ist aber die nasse
Fiitterang fttr den H&ndler noch vun ünan-
ziellem V«rthei1, weil sie weniger kostspielijjr
als die Huf. rfnKrrunp ist und er beinahe ein
Drittheil an iieldansingcn erspart.
Die Beschuldigung, weh-he vielen l'ferde-
bÄadlern nachgesagt wird, da:>s bie ihren Pfer-
den Arsenik, Spiessglanz, Kalk etc. verfüttern,
um jsic sehneil dick zu machen und ihnen
ein schönes Haar zu verscli&ffiBn, ist liaum
als wahr anzunehmen, denn dieselben werden
sirii wi)hl hQten. s.ilrh.' <rifti'„'-'' StoflV- 7n
verfuttern, die sclilimme Folgen verursachen
kiinnen, wenn die Pfeide nur etwas m viel
davon bekommen.
6. Hechanisebe TKoschnngsmittel. Zu
diesen gehört in . rster Linif Ji': I'i.'it ■
die beim Pferdeiiandel eine grosse Koäle
Spielt. Die i'ferde werden bei der Musterung
und selbst im Stalle bei der kleinsten und
erin^r-ten Tutugcnd oder Widersetzlichkeit
erart ilur. liL,'!>haui ii, dass es ihnen nicht .so
bald wieder in den Kopf kommt, einen
weiteren Vennch tn machen, und wodurch
sie in ''iimn -olflhu K'vp'^ft versetzt werden
und eine Furcht bckumiuen. dass, sobald ein
üer&usch im Stalle entsteht, dieselben /.u-
sammeDfahren, die Kr>pfe hoch halten und
durch die Nase hransen. Die trägen Pferde,
so'j. T\'»iirii:uii,''T, werden im .Si illc insbe-
sondere aufgemuntert und die Weber und
KopperunterscharfeAufsicht gestellt. Die Kopper
werden dermassen durchgepeitscht, das.s sie aus
Furcht vor den Schlägen, so lange bich eine
menschlichr Stimme im Stalle hOren lisst.
das Koppen unterlassen.
Ändere, die als Sehl&ger oder Beisser
bekannt sind, wi^nl' ii so lanpf* f;phni;»»n. bi<!
sie diese Unt.igenden unterias.sen. Sobald die
Pferde au» dem Stalle zur Musterung vor-
geführt werden, wird die Peitsche geschwun-
gen und mit derselben geknallt, so dass die
l'hiere ' hnn aus Furcht in ein^ rii ]i"oh-t
aufgeregten Zustande ins Freie kommen und
mit hoch getragenem Kopfe und ausge-
strecktem Schweife > liiher miirschiren und
fortwährend in Uuiuhc gehaUtu werden. Bei
der Bewegung, sei es im Schritt, Trab oder
Galopp, ist die Peitsche fortwährend in Th&tig-
keit, nm das Thier anfznmnntem und aufsu-
regen, wa^ ein Vt riithiftiger und in der Sache
uaterrichtetcr Käufer nie dulden und über-
haupt jede Manipulation mit der Peitsche sieh
verbieten soll.
Andere Tänschungcn werden durch die
Zäumung veranlasst; hartmäulige Pferde wer-
den mit scharfem Gebiss und weichmäulige
mit leichtem, stumpfem TOrgefährt und ge-
rittr-n. Zilgel und Sporen wcrl'n ir<'braucht.
um faule I'ferde anzutreiben und in die nG-
thigen Gangarten xu versetzen, sowie Mftngel
und (jebrecbon an den Gliedmassen zu ver-
tuschen.
7. VcrschönerungskQnste. Di- TT- rde
werden zum Zwecke des Verkaufes mit einer
künstlichen Toilette versehen, die zwar dem
Käufer keinen Schaden bringt, aber denselben
dennoch besticht, eher auf den Handel ein-
zugehen. Zu den Mitteln der V'erschöncrungs-
kunst gehört das Beschneiden der zu dicken
und langen Haare, die ans den Ohren, dem
SfliMi.l. il.'ii .\I.ihnon. dem Schweif, den un-
teren Tiieilen der Gliedmassen kurz und dQnn
gerupft und geschnitten, d. h. ausgeputzt
I wi-rden, so dass alle diese Theile ein ■ !■■
1,'antes, schönes Ausscheu bekommen. Dit vuu
Bauern, ülicrhaupt alle auf dem Lande auf-
gekauften Pferde werden auf diese Art mo-
denitsirt: die Stallknechte der Hindler
vollziehen den .\u.-iputz und bc-it/ ii rine
solche Fertigkeit darin, da.^.^ 'man kuum
Elaubt, dass die Haare geschnitten sind. Die>e
eute sind in Bezug der Stailbehandlaiig und
in der VerschOnemngskunst wahre Kfinstler,
indem sie mit drr iNifM-he die gute Stall-
ordnung aufrecht erhalten und mit ihren In-
strumenten, als Scheerc, Kamm und Bim.sstein,
womit sie die Köthenhaare kurz sehneiden
und mit dem Bimsstein so spitz s- hieifen, dass
man dieselben für ganz natürlich hält, meister-
haft umzugchen wissen, und man kann ver-
.<ichert sein, dass der frflfaere Besitzer nach
acht Tagen, wenn das Pferd ausgeputzt ist
und in der Schule die .\nfangsgröndc gelernt
hat. dasselbe nicht wieder erkennt.
Ein besonderes Augenmerk wird ausser-
dem auf das Putzen, Striegeln, Kartitschen
Jiinl K.änmit'ii i;. rirhtct, ein Geschäft, in wel-
chem die Pfordt kn'vhtc äusserst bewandert
sind, so dass diov i hiere, wenn frisch ge-
putzt, sauber und glänzend aussehen. Ist ein
Pferd gemustert nnd etwas warm geivordcii,
so wird es in den Stall zurückgebracht, von
einem oder zwei Knechten sogleich mit Stroh
trocken gerieben und zugedeckt. Nach Ablauf
pjnnr f^tiiti le wird dem I'ferd die Decke ab-
genommen und es gleich mit Striegel und
Kart&tsehe bearbeitet, mit dem feuchten
Schwamm werden die Augen, Nasenlöcher,
Gescblechtstbeile, Schenkel und Hufe abge-
wi.->cht und gereinigt. Nach diesem wird das
Pferd mit einem wollenen Tuche, beim Kopfe
angefangen, ttber den Hals nnd ganzen Körper
f ,1 [^•A<pt7t ;ind nn d^^n Gliedmassen geenaet,
abgewjaL-lii , der Kaium, Schopf, die Mähne
und der Schweif werden mit dem nassen
Schwamm gerade gezogen nnd gegl&ttet und
zuletzt wird das Thier zugedeckt.
Itei dem Pferdehändler von l'r »f- ssion ist
K^el, dass kein Pferd aus dem Stalle ge-
führt wird, ohne abgewischt und auagekämmt
zu sein, und selbst wenn das Pferd in einem
Tage fimal gemustert wird, so wird das-
selbe ebensovielemal gereinigt, damit es ein
freundliches und elegantes Aeussere bekommt,
uro den Kfinfer zu besteehen.
H. Die .Xnwendung von Reizmitteln. Ehe
die Pferde zum Mustern aus dem Stalle ge-
fahrt werden, Iftsst dor raffinirte Ktndler
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PFBRDKHAKDSL.
durch seine Knechte denselben sog. Beiz-
mittel beibringen, welche in den Äl'tor oder
die Wurtlefzcn gesteckt werden. Zu diesen
Mitteln gehören der Pfeffer, Ingwer und
ächnapftaoak, wodnrcli die Pferde, weil ihnen
diege Mittel stArken Reix TernrsBcIien, feurig
und mobil wenleii, don Srliw.'it" liodi Tra^'cii
und in erhubenen (jAUgarteu eitihorgchi ii, ^va^
jedoch von dem Kenner der Sache ><>gl,M< li
erkannt wird, weil die Pferde durch diese
Mittel 7ugleich ein Brennen in dem After
oder der 8chara bekommen, wobei sj* mit
dem ächveife ein fortwährendes Zittern zu
erkennen geben.
0 Mnsterungsvortheile. T)fr srrfl'sscre
Itandier hat meistens vor gejut-ii .Sialluiigen
einen weichen, sandigen und ebenen Boden
ber|;encbteti wo diePferdegemostert werden;
sein Vortbeil dureh dies« Betehairenheit dei
15ri.lt'ns lifsfi-lit iimi il.iriti. dass (la> zu mu-
sternde Pferd sich in einer EiegaiiÄ [iroducirt,
wodurch die Scliwäciien, Mängel und Oe-
breehen sm vitl als iiiHijli h versteckt werden,
was noch durch äic AulVegungsmittel. die
Peitsche, den Pfeffer und das gut*' l'utt>r,
sowie durch die Toraae>gegangend Ruhe unter-
fitfitst wird. Beim Vorftthren znr Halterung
wird dem Pferde ein>' rrirliisro Mti^t»»rdecke
mit farbigem oder wcisöLiti liiirte aufgelegt
und eine Trense mit einem lackirten Stirn-
bande angelegt, deren Zügel der Knecht unter
dem Kinn mit dem Daumen und Zeigefinger
zu^imtnt tidruckt, um das Pferd in derCiewalt
m haben und den Ko|»f lioch halten tax
können. Wird d«ft Pferd nun vorgeführi, > >
erhält es ein paar Hiebf mit di r l'citsche,
4»der der Bereiter nimnit den Hut ab, kk[j|jcrt
mit dem Peitschenstab in demselben, winkt
hin and her, veranacht ttberhanpt auf irgend
eine Weise ein Oerfttiseb, wodurch das Pferd
zusiimmentahrt. in di'^ I.uft springt, den Kopf
und Schweif hoch liagt, durch die Nase
braust, mit Feuer geht, die Füsse höher hebt
und frei vorwirft. Zeigt aber das Thier beim
TorfBhren fehlerhafte Schritte, so sucht sie
der Knecht diinli dii/ rjfwi'guiiir und Aitiiui
seiner eigenen Beine zu verschleiern, uiüem
er dieselben so hoch hebt und vorstreckt,
wir es das l'ferd thun sollte, wodurch der
Bliik dt» Käukrs so verworren wird, dass er
den Tritt des Pferdes gar nicht mehr beur-
theilen kann. Verbietet aber der Käufer dem
Hindier «der seinem Bereiter, die Peitsche
zu gebrauchen, so wissen dieselben sofort auf
andere Weise ein GerÄusch 2u veranlassen,
indem sie entwedt.'r :ui die Fensterscheiben
klopfen, auf die Knie patschen, durch
Sehnalzen mit der Zunge, lautes Zurufen das
Tliier s.> /u encouragiren suchen, dass sich
dasselbe in seiner ganzen Schönheit zeigt und
mehrmals in die Luft sprinf^, so daae selbnt
<h'T Ki.nnt'r durch diese Ktiiffi" den Gang des
Pferdes nicht mehr beurtheilen kann und »icli
diese Gaukelei endlich verbitten rauss.
II. Die Mäkler, Agenten oder
Unterhändler. Die Mäkler nnd A^n nten in
der Branche des tdJon und fcinoron l'ferde-
handels sind meistens solche Personen, die
beim Pferdehandel aufgewachsen sind oder
den Dipit^t nl? IVreiter und Stallmeister einst-
mals versehen haben, wo ^ie die lledLn,-„ir£cn,
die im Handel vorkommen, gelernt und sich
eine gewisse Rootine verachalft haben. Die-
selben sind nnentbehrlicbe Leute, weil sie
alh ITi id. liändh r kennen und alle Privat-
picrüe wi^>..n, w j sie stehen und ob sie v.u
verkaufin sind, und die zur Vermittlun g i
Handels als Zwischenglieder behilflich und
nützlich werden können. Deren Hauptgeschäft
i^!t aber, die Fremden an^zulMrschen und zu
fragen, ob sie Pferde zu kaufen gesonnen
sind, und wenn sie dieselben gefanden nnd
erforscht haben, werden ümc-n -»fort An-
träge gemacht, wu und bei welchtiu Hiindler
soMie Thiere zu linden sind. Bekommt der
Mäkler bei seinem Forschen von dem Fremden
eine ungünstige Antwort, so entschuldigt sieh
dt'rs(.di>e und >,'eht; fragt aber der Frfmde,
\vi) gute Keit- oder Wageiiiiferdp stehen, so
sreht der Mäkler nicht von in- r Seite und
hrinut d. n Kiuif. r vu d'-in l'f.-rdehilndler, der
am moi.>lta MiikU-rluhu bezuhil.
III. Wie kann sich der Kaufe r
diesen von Händlern oder Verkäuferu
angewendeten Mitteln gegenOber
sicherstellen und geiren t'ebervor-
theilung bewahren? Der routinirte Pferde-
händler, welcher als Spcculant sein ange-
legtes Capital im Fferdehandel so hoeb als
möglich sa Terwerthen sacht und ansnQtzt,
hat durch praktische Kennfnisse nnd sehnello
Uehersicht des Pferdes gleich los, was ans dem-
s. Um u zu machen ist. während er beim Haudel
durch steine gewandten Redensarten niul den
Glanz dcd Guides den Verkänfer in der Art
perplex macht, dass der Handel für ihn beim
£inkaaf der Pferde immer schon gänstiger
avsf&nt, als Ar den weniger nntemcbteten
Verkäufer.
Beim Verkaufe der Luxus- und cäl«u
Pferde sucht nun der Händler durch die oben
Vorgefährten Mittel und Manipulationen den
KStjfer, wenn er nicht selbst Sachverständiger
ider Pferdekenner ist oder einen solchen niclit
au der Hand bat, ebenfalls zu täuschen und
zu übervortheilen, wogegen derselbe sich nur
schützen kann, wenn er eine vollstiindiy;e
äussere Pferdekcnntniss sich verschallt hat,
was aber leider nur selten der Fall ist, weil
ihm die Gelegenheit, dieselbe zn erwerben,
fehlt nnd abgeht, nnd es aach nicht Jeder-
mann-; Saclie sein kann, ein solches Studium
zu betreiben; er muss sich daher entweder
übervortheilen lassen oder einen Sachkundigen
zur Hand nehmen, der ihm beim Handel bei-
steht, was aber auch nicht immer möglich
und zulässig ist. Ans die-,eni lirumle sollen
ausser der Beschreibung der Zweckmässi«-
keits- und Schönheitsforraen, des regei-
mrissii.'! II Körperbaues, der regelrechten Gan^r-
artrn, Kassen- und anderen Verhältuiü&e
mir jene Fehler und Gebrechen angegeben
werden, die nicht selten bei Pferden Tor-
kommen, wie dieselben näber erforaebt «od
vom Käufer beim Eanfe geoaii sn würdi-
gen sind.
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600
PFBBDEHANDEL.
KotAmt ein Kiafer in die La^c, von
einetii [ir()f>'^>ii>iiollen Pferdehiunlli^r ein oder
mehrere Pferde anzukaufen und muss er sieb
von 4er«n Beschaffenheit selbst flberzcugen,
so hat er solrh«' auf folgende Weite uml
fiegeln gegen vorhandene Mängel und etwaige
Gebrechen 7.n untersuchen.
Unteitncbnng im Stalle.
Das Allerente ist, dass derüinferfn den
Stall des Pf. rdehrin>llers sich begibt um] <li-
Pferde in der Ruhe bcubachtet. Er musa, ütiat-
ein Gerftoaeh zu machen, im Stalle ruhig
umhergehen, weil die Pferde beim geringsten
Geräusch erschrecken, zusammenfahren und
aus ihrem liolia^lii lieii Wesen und ihrer an-
genommenen Stellung in Aafregaog kommen,
was so leicht durch die Fnreht vor der
Peitsche, die zur Aufmnnt. runrf nicht selten
angewendet wird, geschiclit, wodurch sie ein
feuriges und muthiges Ansehen bekommen,
was vom Hftndler aad seinen StalUeaten durch
Klatschen mit der Peitsche, Pochen an die
Thüren, Bretter, Wedeln mit den Taschen-
tüchern bewirkt wird. Alle diese Manöver
mns-s man sich wfthrend seiner Anwesenheit
verbitten und selbst die grö.sste Ruhe be-
wahren, um im Stillen beobachten zu kßnnen,
ob sich kein Kopper hören lässt. Woher,
Lederfresser, Kopf hftQger, bchl&ger, Beisser etc.
vorbanden ist. Findet der Kftufer ein Pferd
im Stalle, das ihm gefällt, so mnss -^r das-
selbe genau in der Nähe und Ferue beob-
achten, um sich zu tiberzeugen, ob dasselbe
nicht einen von folgenden Mängeln oder Un-
tn^nden an sich hat
1. K' npcn cder Kt t](.'ji. Da.<? Koppen,
welehes üich durch Aufsetzen mit den Zahnen
auf den Barren, die Ketten, Knie oder son-
stige feste Gegenstände zu erkennen ^'iht.
kann als eine Untugend und als eine Ki mk-
hcit betrachtet werden, und beeinträcliti^'t dfn
Werth eines Pferdes bedeatend, weil durch
dasselbe mitnnter heftige Koliken entstehen
und dieser Mnngel auch deswegen in den
meisten Staaten als Gewährsniangel in die
Gesetzgebung aufgenommen wurde. IraWe,, :ir
liehen qnterscheidet man bei diesem Fehler
den Anfsatzkopper nnd den Lnftkopper, der
ei-ti re ist leiclit r zu lT^^rs.■||eu als der
letztere, beide sin l aber von trleichem Nach-
theil fttr das l'krd. Um aber die?e Untugend
z\i unterdrücken, le^'.ti >]'.<■ l'ferdehändler i ti
Pferden einen soireuaiiiit n Kopprienien iui,
der aber, wenn er längere Zeit angewendet
wird. Streifen am Halse mit weissen Haaren
hinterlftsst. Die Aof^etzkopiter reiben aneh
mitunter die vorderen Ränder der Sclmeide-
;cähnc durch das Aufsetzen auf die Krippe
ah, was aber auch bei fntterneidigen
Pferden vorkommt, die, elie sie das
Pntter bekommen, mit den ZShnen in
dem Barren hin und li r w-izen und dadureh
die Schneidezähne an den vorderen Bändern
abreiben, wodurch sie das Aassehen bekommen,
als wenn sie Kopper wart ii.
i. Weben oiler IJarentri'ten i>; eine l'n-
tii^eiui. die raeisti US bei feuriiien und un-
ruhigen Pferden vorkommt und darin besteht,
dass sie die Vordergliedmassen auseinander
spreizen und iJann mit aeiu Vordertheil dcs
Körpers wiegend hinüber und herüber treten,
und 80 die Last des Körpers bald auf den
rechten und d.inn wieder iiuf den linken Fu«s
werfen, ilanclic soldjer Weber uiacbcn Doppel-
tritte, gleich als ob sie traversirten. was am
häufigsten Tor der Fntterseit geschiebt oder
wenn andere Pferde ein» und ansgeffthrt wer«
den. Durch dieses Weben, nanientlieh wo die
l'forde auf Steinpflaster stehen, werden die
Eisen locker und früher ab^enüt/t, als es
ausserdem der Fall ist und zugleich emildet
dasselbe die Gliedmassen.
1) e i s s e 11 u n il S . ii ! a i: e n. Geht man auf
das eine oder andere Pfurd zu und le^t das-
selbe die Ohren nach hinten und sieht steh
mit einem feurifren, feindlichen Blicke um,
oder kummt aüt ijineo zugefahren, so ist das
Pferd ein Bcisscr oder auch wohl ein Schläger
dazu, und man hat sich zu baten, dass man
nicht in dessen Kibe geht, weil man sonst
leicht geschlafen r.iier i:>'bi->eii wenien
konnte, merke sich aber liaupt-sächlicb. nie
in einen Pferdestand von rückwärts einzu«
treten, ehe man das Pferd nicht angerufen
i.der mit dem Namen, auch nach der Farbe
gerufen bat.
4. Falscher Charakter. Hat der Käufer
das Pferd angerufen und zum Anf-die-Seite-
gehen veranlagest, nnd geht mit festem Blick
auf dasselbe zu; weicht es mit Kopf und
Hals und zurückgelegten Ohren aus, so hat
das Pferd einen laischen Charakter nnd darf
man deswegen beim Hinein- nnd Heraus*
gehen dasselbe nii'lit aus dem Aui;e lassi'i),
wenn man sich nicht der (ietabr des Beisseiis
und Schlagens ansset/'Mi will. Geht man
aber, ohne dass man das Pferd anruft, in
den Stand, so erschrickt es, oder streichelt
man es auf der Kruppe, so fährt es zusammen
und schlägt aus, selbst wenn es das beste
Thier wäre ; daher darf man nicht lagstlich
in den S'tand treten, sondern wenn man dem
Pfertie zugerufen hat, sieht man ihm scharf
ins Auge, sucht so schnell wie mOglich an
der linken Schulter Stellung ao gewinnen,
streichelt es am Hals, Kopf nnd Widerriat,
so kaTiu man sich itt Bälde dus Zatrutttti
des.selbcn erwerben.
:i. Gebrechen an den Gliedraassen.
Im Stalle bat man sich aurh 7u überzeugen, ob
die Pferde fest und ruhi^j; auf den Glied -
masscn stehen oder ob dieselben die Stellung
öfters wechseln; ist letzteres der Fall, so
ist anzunehmen, dass eine Schwäche an der
einen oder anderen Gliedmasse sieb befinde,
die durch zu frühen oder zu starken Gebraucii
entstanden ist; insbesondere ist darauf in
lachen, wenn das Pferd herumtritt, ob es
nicht den einen oder anderen hinteren Fuss
schont.
a. Kopfhänger sind jene Pferde, die im
Stalle mit gesenktem Kopfe traarig dastehen.
\\ enn man dir -elin n juiruft oder irt:i r 1
fin (ieräusch uiaclii. fau ers>chrecken sie zu^i,
allein sie nehmen die alte Stellung sogleich
wieder ein, stellen ein Ohr vorwärts und
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PFEBDEHANDEL.
601
du andere r&ckwftrts, fressen duHea lieb«r
von der ErJe als von der Tfaufp wpp. h5ren
zaweilen beiiu Kau<.'a auf, behalten das Futter
im Mundo and horchen. Weiden lolehe Pferde
ans dem Stall« g efUhrt, ao leigen sie aich
schlaff md mit einem mmkenden, baumeln-
den Gange un>l iiufpf-liobent'n Vordcrfü-seti
und sind Oberhaupt gegen alle :tu.-,?«-rea
SinneseindrQcke abgestumpft, wie taub, wa«
als Zeichen des Dumm- »ler Lauschkullers
mitunter angenommen werden imiss, dagegen
wird (!t r Händler d< in Käufer bemerken, dass
das Pferd ia der Druse stehe oder dieses
Leiden in der kQneaten Zeit Terfllberffebe.
7. Leder fressen oder lifri;ii,'fn. Munclic
Pferde haben die Gewoltuhüit, alle Gegt-n-
Btftnd«, besonders Hölzer, Kaufen, Latir-
blome, Säiiloii, Haoerw&nde, altes Ledeneag,
HaUterzüi,'. !. Zäume, Satteltaschen nnd Ge-
schirre, sowie die !».cktn und Gurten fort-
während zu benagen, zu fressen und zu
rerreiasen, an den Wänden hernrazaschnniTeln
und zu lei kcn, wa- weniger als f'ntujfend,
sondern iiauliger mehr als krankhafter Zu-
stand des Magens zu betrachten sein dürfte.
8. Zangenachlagen oder Klappen mit
den Lippen. Ist jene Untugend, wobei die Pferde
fortwährend die Znn^'o aus- und einziehen,
hin und her beweisen, dann die Ober- und
Unterlippe laut hörbar aneinaioier schlagen,
was öfters der Vorbote des Keppens ist, was
aber wieder von dem Händler dadurch zu
verhindern £,'>'su< iit wird, dass >■}■ dureh (ie-
räuschc, Winke oder Zurufe das Pferd davon
abbringt nnd die Anftnerktamkeit anf sich
lenkt.
9. In dieHalftern und dieAnhänjje-
ketten hängen. Bei dieser Untug-iui Irt^cn I
die Pferde sich saweit r4ckwirt8, als ea die .\n
hängeketten oder Riemen erlanhen und zer-
reisten selbst die Halftern, so da>s ^ie sich
nicht selten aui Genick verwunden. Treten sie
aber in die Anhängevorrichtung, sei es nun
eine Kette, ein Riemen oder ein Strick, so
ziehen sie sich mitunter starke Verletzungen
an den F-sMln und Quetschungen an den
beugesehneu der vorderen Gliedmassen xo^
kommen sie aber mit den hinteren Füssen
in eine snlrhe Anhängebefestigung, m> können
Knochenbrüche der hinteren Gliedmassen,
ja selbst (Quetschungen und Verrenkungen
des Btckgrates eintreten und den Tod zur
Folge haben. Biese üblen Zustande werden
aber oft durch vernachlässi^'te.s T'utzen und
lieinigcn der Unterf&sse veranlagst oder
durch die Fnsarinde, von Schraaretserthicren
herrührend. v/»nir«ncht. [
10. .Schildern. Dieses geschieht dadurch,
dass der Huf des einen Kusses auf den Huf
oder die Krone des anderen aufgesetzt wird:
wird nun ein solches Pferd anrerhofft an^^e-
rufen oder auf irgend eiiv- andere Art er-
schreckt, so verletzt es sich gewohnlich auf
der Krone, was namentlich im Winter, wo
die Stollen scharf gemacht sind, von
schlimmen Folgen werden kann.
11. Sch wei frc iben. Geschieht dadurch, i
daai sich Pierde wegen Uaatkitzsl, zucken- i
dem Gefftbl im After, UnreinHchkeit der
Schweifrübe, Hantaas.schlaj^ od.T Käude der-
selben an den Slandsäulen, Muuetwauden
und ThQrcn reiben und scheuern, so dass
ganz kahle, von Haaren eaiblOsste Schweife
entitehen.
\i. Taubheit oder Harthörigkeit. Die>es
üebel kommt zwar selten vor und ist auch
schwer zu erkennen und kann insoferne von
nac}itheili);en Foliren sein, als die Pferde,
wenn tiiati zu deu^ulbeu iu den Stand geht,
den Zuruf nicht hören, erschrecken und
ausschlagen. Durch die Händler werden sie
mit der Peitsche darauf aufmerksam gemacht,
das.s dieselben fortwährend aufpassen, und
sobald ein Mensch auf sie zutritt, gleich
auf die Seite treten. Ist aber das Pferd
einige Tage aus den Händen des Händlers, wo
es die Peitsche nicht mehr fühlt, so zeigt sich
das Leiden, indem das Pferd weder auf den
Zuruf, noch auf das Klatschen der Peitsche
hört.
13. Bösartigkeit Iieitn l'utzen. Zäu-
men und Üiitteln. Gar nii bt selten gibt
I'ferde, die anscheinend gun/. Ironim sich zei-
gen, dagegen beim Patzen, Satteln, £inscbirren
oder Aufkinmen unruhig oder bösartig sich be-
neliin-n. Soblie Pferde sind meistens ver-
dorben Wiarden und nur durch gute Behand-
lung wied.er herzustellen; der Händler wird
natürlich diese Fehler zu bemünteln suchen.
!4. Unarten während des Gebrau-
elies. Manche Pferde lassen sieh nicht ein-
spaouen, sind, wie man gewöhnlich sagt,
strangkitalieb und schlagen beständig ans, au
oft und so lange sie an den HinterfÜBsen
von den Strängen berührt werden.
Andere wieder schlagen während des
Beitens, sobald sie vom Waden oder Sporn
des Reiters berührt werden, nsch dem Fasse
des letzteren. Aussenlem kommen ab- l'narteti
vor: das wiliktlrliche stehenbleiben, Hauen
mit den VorderfOssen, rasches Rückwärts-
gehen, da^ nnvermuthete schnelle Umwenden
während der Bewegung, Verweigerung des
Zurücktretens. Scheuen, Durchgehen etc. Alle
diese Untugenden sind beim Kaufe su be-
rücksichtigen ond mitunter in den Kauf sn
nehmen.
Im Uebrig«;n besehe der kaufer im
Stalle die Grösse, Farbe und Abzeichen der
Pferde nnd gebe anf Alles Acht, was im
Stalle von den Knechten geschieht. Halt sich
einer immer in der Nähe eines Pferdes auf,
so kann man sich darauf verlassen, dass das-
selbe eine Stalluntugend hat, die das Thier
aus Furcht vor den Schlugen nicht ausübt,
.so lange es diesen Menschen sieht.
Die Besichtigung in der StalUhQr.
Hat der Käufer seinen Uundgang und
die Beobachtnngen im Stalle Tollendct, so
mu?s er Ii das ausgewählte l'ferd unter
die Stallthür führen lassen und dasselbe be-
züglich der Augen, des Aitt^rs, Zunge und Kinn-
backen, äussenm Theile des Kopfe.s, Genick.
Hals und Brust besichtigen and untersuchen.
1. .\upcn. Zur Untersuehung der Augen
ist ein hell beleuchteter Platz mit einem
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PFBRDRHANDBL
dunklen Hintergrumitj erfurJeilich, wozu sich
die StaUthQr am besten eignet, im Nothfalto
Aber auch dne 8chappe oder Scheune dazu
verwendet werden kann. Beim Einfallen des
Lichts in ilic Au<reii verengern sich bekannt-
lich die r'i[iill-jti, iiie Augensterne, uiui im
Dankein erweitern sie sich. Bringt njan a;i-
lier das Pferd aus dem dunklen Stalle in
die StiiUthür, so k;mn man sich genan von
der Beweglichkeit oder Unbeweglichk< it di-r
Pupillen abenengeo, soll dieses aber nicht
gelingen, ao nmss man ein Ange um das
andere mit i3crHand bei^pckcn oder zuhalten
ond sofort nacl» Hinwegnahme derselben
wird man sehen, ob »ich dieFiij ilI>' bewegt,
zasammanziebt nnd anseinnndergcht. Ist das
der PaU, so ist das Äuge gesund, bleibt sie
:iljrr erweitert strih'n, sn ist dasselbe mit
d. in scbwarsen Star beiutttct.
Weiters ist der Hintergrund, das Innere
des Augen, «remu zu b.>^iihtigen, ob keine
weissen l'uiikte odi r Tmbungcn zu sehen
sind, was den gr;mcn Star verriith; dann
ob sich keine Narben aot Augapfel and der
Umh<lllang des Auges befinden, waa voraiis*
gegangene Erkrankungen anzeigt nnd solche
Leiden setzen den Werth des P[ei\ic.s be-
deut-'iid herab.
2. Das Maul, Der K&afer hat sichsa-
nftehst Ton der Form nnd BescbafTenheit der
Zähne zu überzeugen und nach/iisdirn, wie
alt das Thier ist, was aus den Kunden der
Zihne, der Form, durch Abreibung und Länge
derselben ermittelt werden kann. Sind die
vorderen Bänder der Zangen abgeriebeu, i-o
ist die Vermuthung gegeben, dass das Pfi rd
ein Kopper oder Krippenwetzer ist. Ferner
ist die Zunge an untersuchen, ob sie nicht
•/n kurz od*-i' mit Einschnitten versehen ist,
was davon herkommen kann, wenn man
Pferde unvorsichtig mit der Trense oder
einem Halftcrstrick durch das Maul gezogen,
anbindet, dasselbe kann dann, wenn erschreckt,
durch einen Ruck die Zungf lialb durch-
oder ganz abschneiden, wodurch es zum
langsam«! Fressen genOtbigt wird, well es
das Futter nirht ^nt auffassen kann,
Dann mOsst-u auch die Laden uiit«,'rsucht
werden, ob dieselben dick oder dflnn, daher
stumpf oder empfindlich sind; ist ersteres
der Fall, so Issst sieh Termathen, dass das
Pferd liartiiiaulig oder wohl gar ein Durch-
gänger ist, \v>>ahalb, um das Pferd in seiner
Gewalt zu haben, eine scharfe Stange oder
Kanthare eingelegt wird, welche die Laden,
sobald sie stark wirkt, quetscht nnd en»}>tind-
lich macht; im l<'t7.teren Falle sind di>- Ladi-ti
gegen das Gebiss ilasserst ernpündlicb und
inflssen solche Pferde leicht gesKomt und
leicht geführt -werden.
3. Der Kopl iin Allgemeinen. Zu-
nächst ist der Unterkiefer zu betrachten, ob
keine Narben zn sehen sind. Drüsenanschwel-
lungen im Kehlgange sich nefinden, Ansfluss
aus dt ii Xa-öiib",, li.M ii V(ji!iani!i-ii i^t, dieNasen-
sclilf inihuute gleichförmig rusenrotli gefärbt
erscheinen und ohne Narben und Geschwüre
sich befinden, Narben an den Wangen, Bealen
I aui d< in ücuick, Verletzungen im Allgemeinen
und iiaarlose Stellen überhaupt lU «ehen
sind. Alle diese Gebrechen rftbren von toiwm»
gegangenen Haarsellen , Aderlissen tind
scharfen Salben her; dicDrQsenansrliwellnnixen
und Nasenausfluss sind aber Krankheits-
zeichen, die wohl sa beachten sind.
Beobachtnngen anf dem Uastemngs«
platze.
Wenn der Käufer sich von den einzelnen
Theilen des Kopfes und der gesunden De-
sebaffenheit der Angen. Zfthne nnd llbrigen
Organe unter der Stalltbür überzeugt hat.
au lasse er sich dm Pferd zur weiteten iie-
obachtung und Untersuchung anf den Muster-
platz führen und betrachte es in der Buhe
und Bewegung.
n) Beobaclitung in der Ruh-'.
Will der Käufer sich von der Ueschafleu-
heit des Pferdes in der Ruhe genau ftber-
zengen, so hat er drei verschiedene Stellnngen
einzunehmen, u. zw.:
1. Die Stellung vor dem Pferde. Der
Käufer hat sich zuerst ein paar Schritte vor
dem Kopf« des Pferdes anfsastellra ond den-
selben sowie Hals und ]>rust nochmals jrcnau
zu beobachten und zu besehen, wie die ein-
zelnen Theile beschaffen und ob keine Äb-
normit&ten vorhanden sind,* dann hat er sein
Auge auf die Form nnd den Stand der vor-
deren Gliedmassen zu richten, 'Ai -ie richtig
gebaut und gerade gestellt sind, die Knie
nicht zu enge oder zu weit stehen, die
."^( hi-nlv' l und Hufe in gerader Richtung ver-
laufen und <.'esunde oder kranke Hufe sich
/,n erkennen geben.
i. Die Stellung zur Seite des Pfer-
des. Zn diesem Zwecke moss der K&nfer das
Pferd sich so stellen lassen, dass es von
seiner Stellung aus gut beleuchtet ist, und
wenn er die eine Seite beobachtet hat,
tritt er auf die andere Seite, oder hat es
anf dieser eine schlechte Beleuchtung, so
l&sst er das PIV'rd uinkeliren und besielit sich
dann die Vorhand, das Mitteltheil und die Nach -
hand, nnd ob der Kopf hoch angesetzt ist nnd
zum Körper propnrtional passt, dir Ganasch-'n
breit, der Kehtausschniti frei, ins Genick
gewölbt, der Hals leicht und sanft gebogen
und der Widerrist trocken und hoch gebaut
ist. ob die Schnltem mager nnd gut gestellt,
die Vnrderknie naeh vorn hangen, röck-
beugig öder gerade sind, ob ferner die
Schenkel musculös sich zeigen und die ein-
zelnen Theile der Gliedmassen die gehörigen
Winkel haben, ob der Rücken und die Kruppe
gerade, der Schweif hoch angesetzt, der
Leib abgerundet ist nnd ob femer das Pferd
stark benost. breite Spmnggelenke nnd den
nothwendip^pn Winkel in denselben, sowie in
den Fesseln liat. Nun stelle er sich nalier
der Kruppe und besehe die Hanken, ob keine
Narben oder haarlose Stellen wahmnehroen
sind, ob kein mageres Sprunggelenk Torhan-
I di'u i-t. Pi(ilt:>rken. Gallen, Ha^^nhacke an
dcinseiben sich betitiden; der Fessel rein
oder verdickt und die Krone aufgetrieben ist;
nunmehr hat sich der K&nfer den Schnltem
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PFERDBHANDEL. m
gegenüber za stellen und za sehen, ob keine
Narben oder liMrto«« Stelle» am Schulter-
blatt, Stollbpiilen nm F.lldibogen, dirkf Knie,
SehneiianocliweUuugtiU der Beugfsebiieii oder
Narbi-n am Fesselgelenk vorhanden sind und
die Maoke zagegeo ist. Bei dieser Gelegenheit
Iflsst er steh den Posa aufbeben und besich-
tigt den Hnf. fl.rs.'lb-- niilit i)l:itt, voll
oder zwanghuüg ist, Strahliaule, Hornspaltvii
und sonstige Abnormitäten sich zeigen. Ist
»las Pferd beschlagen und hat kurze oder
eingezogene Eisen, so ist das kein Zeichen
des unwissenden Schmiedes, sondern - s ^oU
dadurch das Einbauen and Streichen ver-
hindert werden. Ferner ist der Baach «n
nntT^n-hon. ob kein Nabelbruch. Narben,
dicker Schhiuch, solche Hoden nn l Hixlrii-
sackfisteln vorhani«» sind, ob der \Vi<I»rrist
nnd der Rdcken Ton Beulen, Druckflecken
nnd weissen Haaren f^ei ist, kein anffallen-
i!«.'s FIank>•rl^cbI;^^^''n b-'iibiirijti't \\ir'I: ist
dieses der Fall, so muss er das l't'erd husten
lassen dnrch Druck anf den Kehlkopf, um
zu horen, ob der Tun kan oder dampf ist,
was den Dumpf verriith.
3. Die Stellung iiinter dem Pferde.
Der Käufer hat sieh 4—5 Schritte hinter dem
Pferde aaftustellen, damit er be! allenfnllsigem
Ans-chlagcn df-sc!bcn ni' ht v»Mb:-tzt werden
kann. Er betrachte lunftch-st die beiden
Hüften, ob dieselben gleich hech sind oder
nicht, die eine oder andere etwas niedriger
liegt und das Pferd einhüftig ist; dann bc-
tischte er die ScliL-iikel, ob sie w*-it oilcr
en»e stehen, die Sprunggelenke rein sind,
kein Spat vorhanden ist, der als sichtbarer
und unsichtbar<?r unterschied f>n winl. Per
erstero zeigt sich uii der innvreu am
Rande des Sprunggelenkes einen Finger breit
oberhalb des llohren- oder SchienbeiDes
durch eine Erhabenheit, Knoehenanswnehs
unter der Haut und mci^ttMiH mir auf «jincr ,
Seite der Gliedniasüen, wo er durch gegen-
seitige Vergleichung beider Gelenke anf der
inneren Fläche leicht aufgefunden werden
kann; zu diesem Zwecke muss man allerdings
das Pferd auch von vorne durch beide Füsse
und von der Seite aas betrachten. Der un-
sichtbare Spat kann nnr durch die Bewegung
les Pft'rdcs im Trabe vom Stalle weg er- |
kunnt werden oder auch durch schnelles
Wenden in dieser Gangart, wo es im ersteren
Falle kante 2eit anf dem spatlahmeo Farne
lahmt und im «weiten eine krankhaft zuekende
Pewrgiinp macht. Nach tjiner ori^lisrbcii
Mt'tlio.l.' Mill man, um den unsichtbaren äpat
zu trk'tinen, Jeta Pferde den spat verdäch-
tigen Fu>s auflieben, ihn einige Zeit in ais'ser
Stellung haken, dann schnell niedertrettii
lassen und das Pferd im Trab in Bewegung
üetien, wo es dann einige Schritte lahm
gehen soll. Gallen anf der Seite des Sprung-
gelenkes Iii b<-n dem Fers'^'nb» in. sowie am
Fesselgelenke ütud ebenfalls von hinten zu
sehen; auch querlaufende Narben in den
Fesseln, durch Eintreten in den HaUterstrick
oder die Kette, sind mitunter vorhanden und
dQrfen nicht übersehen werden; ebenso
kommen die Sclialen uberbaib des Hufes an
den Kronbeinen vor und mtssen deswegen
dieselben genau beobachtet nnd besichtigt
werden.
b) Beobachtung bei der 15>,'wegang ohne
Reiter. Zuerst lässt sich der Kiufer da^ Pferd
im Sehritte vorfBhren, ohne dasa eine Peitsche
anL"'ni'ii'l<.'t wird. 11. zw. auf ebenem
li'nl' II lind in gerader Linie, er stellt sich
hinttr tlas Pferd und achtet darani^ oh es
mit den Sprunggelenken weit oder enge geht,
ob es den einen oder anderen Fuss nicht
M Ii Tit, liie Sprungtrelenke nach aussen dreht,
den einen Fuss nicht höher als den anderen
hebt, oder einen Schenkel znrfleUSsst: nach
:10 — (iO Schritten lässt er das Pferd um-
drehen und auf sich in gerader Linie an-
führen und beobachtet, wie es die Torderen
Füüse bewegt, ob es dieselben gerade vor»
schiebt oder den einen oder beide rnterfttsse
ai ^wärts wirft ( srlileudtrt), mit d. n Hufen
nicht übers Kreuz tritt, die Zehen nicht aus-
wärts (französisch) oder einwärts (Zehen-
tr<>tcr) stillt, i)b es mit viel Action geht,
sich nicht an den Fes<eln anschlägt. Nach
dieser Beobachtung hat der Käufer das Pferd
in dieser Gangart auch noch Ton der Seite
zu besichtigen, ob es mit den vier Fassen
regel- und gleichmässig einhersrhreitet ider
ob es nicht den einen oder anderen Fuss
zurUtkl&sst. kürzer tritt and denselben schont.
Nach der Schrittbewegung muss er sich das
Pf»»rd im Trab vorführen lassen, aber wieder
obri-' Prits.die. Di'- hhleriiaft'-n Mewegungen
treten hier viel deutlicher und greller hervor
als im Sehritte. Es mnss hier von vorne,
hinten und v in der Seite beobachtet wr rden,
ob die Gaugart glciciauässig ausgeführt wird
und kein Fuchteln und Schlendern oder sog,
Faukenschlagen vorhanden, eine gleichmissige
nnd ergiebige Folge der hinteren GKra*
iiui^son und nia-s^'eljeiide-; Vorwärts.selireifen
Uer vorderen zugegen ist. Beim Antreten und
insbesondere beim Wenden ist darauf zn
achten, ob es mit dem einen oder anderen
Hinterfuss nicht ein«; zuckende Bewegung
macht; ist dies der Fall, so liat das Pferd
einen Zuckfuss oder den Hahnentritt oder ist >
selbst mit dem nnsichtbaren Spat behaftet.
Pie Pfprd'" rnnchen diese krankhaften l!e-
wegungen, wenn da^s Leiden erst im Ent-
stehen ist, nur bei den ersten Sehritten oder
in knrxen Wendungen, weswegen dieselben
reehts and Hnks im Trabe gewendet werden
müssen.
r) Beobachtung bei lier lkwegnng mit
dem Tfeiter. Es ist immer von Vortlieil, wenn
der Käufer sich das anzukaufende Pferd satteln
und vorreiten lässt. Wird dasselbe gesattelt,
so hat er den damit beschäftigten Knecht
stets im Auge zu behalten und su sehen, ub
das Pferd beim Anf legen nnd Gurten des
Sattel sifli kitzlich zeigt oder nicht, nicht
ausÄshlägt, und ob der Bereiter beim .Aus-
kämmen des Schweifes nicht betrügerische
Beizmittel in den After steckt. Der Käufer
muBs sich das Pferd im Schritt nnd im Trab *
von allen Seiten nnd in allen Gangarten vor-
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604
PFEBDEHÄKDEL.
ff
reiten und wenäen laM«D und dtranf mchten, .
ob OS Gehorsam leistet otler ob es si. li hi im
Wenden widersetzt und >lie Stange oilei Kau- ,
tbarc annimmt. |
Reitet der duaatjaitzeude Beiter mit
langen ZQgeln und des Pferd nickt dennocb
mit «l' tn Kopfe, sd ist dies ein Zeichen, dass
es gegen die t^tttll^'l• empfindücli ist. Stellt
im Schritte das Pitid .Ii* /Jebe etnei Hufes
auswärts und tritt niit dem Fuss etwas kürzer
und mit den Fesseln nicht gehörig durch, so
Miiiss man si( Ii lius IM'erd auf hartem Boden,
iiteinpflitöter. vorreiten laseeo, om zu sehen,
ob das Pfercl den Fazs schont; wenn das der
Fall ist. so niuss man sich den Fuss auf-
heben lassen und untersuchen, ob kein Zwang-
haf vorhanden iat oder aonsüge Gebrechen
»ich vortiaden.
Bleibt beim Reiten die eine oder andere
liuIt'T v.n'] ';ii': Ini,is-.o etwas zurück, so ist
Verdacht auf Schuitertähnmng vorhanden; |
setzt es die Vorderfdsse nach auswärts und
tritt mehr mit dm Fersen und Strahl auf den
IJoden auf. üo hat das l'ferd früher die iJeh-
krunkheit durcJigemacht. Spielt es viel an der
Kanthare mit den läppen, so mass man das
Maul nntersncben, ob nicbt ein Stflclc Kinn*
ki tt.» o<]vr zwei Bügel an dem Mundstück be-
testigt äiiid, was verräth, dass das l'ferd ein
Zmigenstrecker ist.
d) Beobachtung bei der Bewegung durch
Selbstreiten. Um sich von den Tugenden »der
Untugenden, sowie den (Janfjarten zu über-
zeugen, soll der Käufer, der ein Keitpferd
kauft, dasselbe selbst bestellten und reiten:
rhe er <u h aber auf dasselbe <?»>t7.t. snl) pr
ein Stuck i'.ii*ier, alte Zeitung, aus der i iwciiö
nehmen, dasselbe reiben oder ausbreiten, um
2U ^ehen, ob das Thier papierscheu ist, eine
Untugend, die unter Umständen sebr onan«
jfönchm werden kann, via e- al> '/. j. In n zu
betrachten ist. dass das l'ferd i:erin- scheut;
deswegen muss er dasselbe, w< im l>i stiegen,
vom Husterungsplutz weg und gleich dahin
reit«n. wo das PfcrJ fremde Gegenstände zu
sehen bekommt, damit er sich überzeugen
kann, ob dasselbe scheut oder nicht. Um zu
prflfen, ob das Pferd gut sieht ist es Ober
Uinnsteine oder in den Weg umlegte Halz-
»tücke wogzureiten, ist es beim Darüber
achreiten ängstlich oder tritt es in die ilinne
oder springt es daraber, so i«t das ii'ferd
kurzsichtig. Um t,h beobachten, ob das Pferd
sicher geht o'ler stolpert, muss es mit langen
oder freien Z(i;,'elii geritten werden, wo man
sich sofort überzeugen kann, ob es fc^^t auf
den vorderen Gli'viniassen und idine Gebrechen
derselben ist. Will man den Athem prüfen,
Sil niu.>s es eine Strecke weit im gestreckten
Trab geritten werden, geht es dann schwer-
f&llig und läss:t es sielt antreiben, schwitzt es
sehr leicht, schnaubt es .sehr stark oder
hustet durch die Na.sc und schlagt e.;;, wenn
man still halt. >tark mit den Flanken, so .«ind
das verdächtige 46eichen irgend eines krank-
haften /nstandes in den Kespirationsorganon.
Fulilt I i;«_-iter, dass sich vla-i Pl'erd beim i
Trabreitea iu die Faust legt und üttm in 1
Galopp ßUlt, mit dem Hintertheit ongleich*
niä~>ii: oder wackeUg u'olit, so iat eilk
scliwache» Hintertheil vorijauden.
Geht es beim Reiten, trotz der richtigen
Fdhnuig. von der I«inie fortwährend auf ein«
Seite und legt sich in die Zügel, so ist Ver-
dacht vorhanden, da>s es mit lietn Dumm-
koller behaftet ist; zuweilen hndet man, dass
dumme Pferde Äusserst empfindlich gegen die
Kanthare sifh zeigen, wo '^i'^ bei iiarteiii Ver-
halten und l'araden leiciit steigen, bäumen
und überschlagen. (Jltitct das Pferd beim
Bergabreiten mit den UinterfAsaen aus und
lilBst es dabei die Last des EOrpers bald auf
die linke oii r rechte Gliedmasse fallen und
stösst es iiät den Zehen der Hinterfü>»e an,
so hat es ein schwaches Hintertheil und taugt
nicht als Reitpferd. Wenn auf dem Stein-
pflaster geritten, das Pferd öfters mit den
Füssen ausgleitet, so hat dasselbe, ohne
strnppirt zu sein, wenig Muskelkraft oder ge-
ringeren sogenannten Merv.
e) Zusammenstellung und Musterung der
Wagen- oder Chaisenjiferde. Wer Wagen- und
elegante Chaisenpferde, u. zw. paarweise zu-
sammengeateilt vom U&ndler Itaufen will, der
mnss sehr wihlerisch und vorsichtig zu Werke
geliers: es i>t aber auch KiitriMiiein si'hwierig,
zwei i'ferde von gleicher Grösse, BescbaiTenh«)t
und Temperament zu finden, die vor dem Wagen
mit gleichen Gangarten zusammenpassen, des-
wegen werden auch an solche Tniere grosse
Ansprüche im rr^ise L'ernai ht. Solche Pferde
müssen ausser der gleichen GrOsse, hoch und
schön aufgesetzte Hälse, egale KSpfe. volle
breite und ah_'rniijiIoti- Brüste, ebens.'.l.-he
Schultern, knUiij,'''!!, Uiusculösen und al'ge-
rundeten Körperbau, gewölbte Kruppe mit
hochangesetatem Schweife, tftchtige Hinter-
Schenkel oder Hosen nnd krlftige, starke
Glieilriiaisen mit breiten Vorarmen und
Sprunggelenken, nebst entsprechenden ge-
sunden Hufen u. s. w. haben. Bei der Hv-
sterung müssen solche Pferde immer zuerst
einzeln gemustert werden und ist beim
Sattelpferd die rechte und beim Uandpferd
die linke Seite besonders ins Auge zu fassen,
weil der Hflndler die Pferde so snsammen- ,
steüt, ili>s -üe Fehler an der inneren Seite
sind. Hat der Küuf- r die Pferde einzeln ge-
mustert, so stellt < r dieselben zusammen,
um sich von der gleichen OrOsse, dem gleichen
Bau und den gleichen K4rperfonnen an llber-
zeugen. wobei die K"j,|,> tjleich hoch steh, n
müssen; nach diesem lässt er sich dieselben
zusammen vorfüiiren. um zu sehen, ob die
BewejTunjf der Vordcrfiisse eine gleichmässige
ist oder ob das eine Pferd die Schenkel höher
als das andere hebt; desgleichen ist auf die
Haltung der UäUe zu achten, ob das eine
den Hab hoher trflgt als das andere; ebenso
ist auf die Krnp;; r> }\n<\ ^tie hinteren Glied -
massen die .^atriurksamkcit zu lenken, ob
nucli hier im Bau und der Bewesiung Uebercin-
stimmung herrscht. Soll der Handel perfect
werden, so muss sich der Käufer das Ein-
spannen der Pferde vorbehalten, niu .:u -eli.-i .
ob »ie auch ein gleiches Temperament zur
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PFERDBHANDEL.
60»
Schau tragen oder ob eines oder das andere
b«im Ziehen eine ÜDtngend hat; geht das
eine viel aafgeregter and feuriger wie das
and<>re, so passen sie nicht zasammen,
- I is aufgeregtere and feurige mehr zieht
und dabei za Grunde geht Will der Käufer
■ich ttbeneugen, ob nicht eines ein Strang*
Schläger ist, so darf derselbe luir mehrere
kleine Volten fahren, damit den FferJen die
Stränge an die Beine kommen, wo sie dann
das Schlatrpn zn erkennen sieben. Beim Ein-
geschirron lit>>:t i's iraiinT im Interesse, dass
der Kaufer zu[,'egpn ist, um zu beobachten,
wie sich die Xbiere dabei verhalten, denn
ei gibt kitilidie Stuten, die, tobnid der
Kiemen über den Schweif gesteckt wird,
schlagen und den Harn stossweise weg-
spritMQ, was aber aufhCrt, sobald das Qe-
ecMrr eine Zeitlang aaf dem Pferde ge-
legen bat.
f} Vürtbeile and Listen, die der Händler
anwendet, am seine Pferde in das beste
Licht sn stellen. Jeder Pferdehändler geht
darauf aus, Jass er alle Mangel. Fehler.
Gebrechen und Untugenden seiner zum
Verkaufe aufgestellten Pferde verkleinert,
verschleiert, verheimlicht und den Käufer
bei üllür Vftrsielit, genauer Untersuchune
und Musterung dennoch sn tlnaeben und
IQ äbervortheilen weiss.
Zu diesen Täaschuutja- und Uebervur-
theilangsmitteln gehören nun:
1. Beim Vorföhren zur Besii-hti^'tmLr auf
den Musterungsplat^ isc der rferdekuecbt.
ohne dass ihn der Händler darauf aufmerksam
an .machen bat, schon so abgerichtet, daas
er weise, wie er das Pferd stellen mnss, da-
mit es Rut in die Augen fällt und die Fehler
soviel wie möglich verdeckt werden. Hat
dae Pferd einen kurzen Hals, so wird das-
selbe mit dem Vordertheil höher als mit
dem Hinterthcil gestellt, es wird der Kopf
etwas in die Hohe gehoben, so dass die
Hase aofw&rts zu stehen kommt und dadurch
das Pferd etwas gestreckt gestellt, wodurch
es einen scheinbar längeren Hals und ein
schöneres Aeussere bekommt. Ist das liinter-
theil höher als das Vordertheil (Oberhaut),
so wird das letatere in eine höhere Stellan^
gebracht nnd das Pferd gestreckt, wobei
dasselbe in das schönste Verhiiltniss tritt.
Jene Pferde, die auf den vorderen Füssen
gelitten haben und strappirt sind oder zu
gerade in den Fesseln stehen, werden soweit
als thunlich mit den VorderfUssen gestreckt,
wodurch die geraden Winkel der Fessel-
gelenke versteckt, die strojppirten Tbeile
wottiger sichtbar sind nnd dfer Ktafer nnd
Mchtk.'tiner getäuscht wird.
S. Weitgestcllte Ohren geben dem Pferde
ein nnseb«nes Ansehen, der Hindier liest
daher den Pferden, um die fehlerhafte Stellung
der Obren za verbessern, tiineu Zaam mit
einem breiten Stirnband auflegen, wodurch
die Obren aafrecht erhalten werden nnd die
Obren steif striien, wobei aber das Pferd
mit dem Kopfe nicht selten tu nicken «nebt
und durch dieses und das breite Stirnband
der Betrag erkannt wird.
.3. Pferde, welche öfters an Augenent-
zilndungen leiden oder gelitten haben, werden
mit kaltem Wasser gekühlt, was als Vor-
bauong von Krankheiten oder Bcinigaog vuu
Seite des Sindlers angegeben wird. Wird
nun ein solches Pferd vorgeführt nnd dio
Haare sind um das Auge herum ntui oder
das Thier wird, wenn es an das Liebt kommt,
ängstlich and fährt mit dem Kopfe bald
rechts, bald links, so wird der Kenner bald
wis.sen, was da.s zu bedeuten hat. Kur/sichtige
oder blinde Pferde lässt der Händler unter
dem Verwände, sie seien noch stockroh, nicht
reiten, sondern nur an der Hand mustern
und der Laie wird, da der, der das Pferd
vorführt, mit seinen Beinen den Gang des
Thieres nnd die Action der Fisse getrea
nachmaebt, wosn noeb das Pferd mit der
Peitseho nach getrieben Avird, weder an dem
Gang, noch an der Aengstlichkeit des Pferdes
etwa» Auffallendes bemerken.
4. Die überbauten Pferde verlieren an
Werth, weil der Sattel meistens nach Tome
rutscht und daher eine falsche Lage annimmt.
Um dieses zu bemänteln, wird dem Pferde,
ehe es gesattelt wird, ein Vorgnrt nnter die
Decke gelegt, durch welchen der Sattel am
Vorrutschen verhindert wird. Daher ist auch
auf dieses Manöver zu achten.
5. Pferde, welche sich aaf der einen
oder anderen GUedmasse dnrcb irgend ein
Gebreehen schwach zeigen, lässt der Vor-
führer nicht rahig stehen, sondern schiebt
sie bald rechts, bald links, bald zurück oder
zieht sie vor, beunruhigt sie überhaupt,
wenn sein Herr auch auf ihn raisonnirt, er
wei<s ja, dass cs derselbe nicht ernst mit
ihm meint Kommt das Pferd aber zur Huhe,
so kann man sieb in Bilde tlberseagen,
welches die leidende Gliednia'se ist und
man gebe bei der Musterung in der Bewegung
genau auf die ersten Tritte, die das Pferd
macht. Acht Bleibt es mit der rechten oder
linken hinteren Oliedmasse etwas inröck
und geht e.s mit gesj.annten Sj>runggelenken
einige Schritte lahm, so ist es mit dem unsicht-
baren Spat behaftet; tritt es mit dem einen
oder anderen Vorderfuss ängstlich mit dei>
Fersen und Ballen auf, kann eine Huf-
gelenklähmung vorhanden sein; beide Uebel
werden aber dnrcb nnregelmftssiges Vor-
führen xn ▼ertnsehen gesnent.
6. Die Stellung der Pferde an eine
Mauer oder Wand, um sie günstig zu be-
lenehten auf der einen oder anderen Seite,
was von dem Verkäufer gerne geschiebt,
darf nicht geduldet werden, denn man moss
das Pferd frei von allen Seit^'n betrachten
können. Zeigen sich Mängel durcli Schwund,
Uebeibeine. Verletzangen etc. auf der linken
vorderen Gliedmas.'^e. so wird d<r Käufer
nicht vorne, sondern ura das Hintertheil
herumgebracht; ist der Käufer auf der
rechten Seite, so tritt schnell der Gehilfe
des Hindiers aneh hin&ber, vm demselben
die Aassiehl tu fersperron und die Ming«i
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606
PFBRDEHANDEL.
<a (l«ekeii. .Sßhald an d«n hiatoren Glied«
ina?"-'pn solche F«?hler vorhanden, so wird der
Käufer um das Vordertlicil zu gelien geoötbigt
and werden atl«; Partien der Vorhand heran«-
gehoben und von der prachtvollen BevMiiiiff,
die das Pferd hat gesprochen, damit die
Aiifinerkeanilceit des KAufen abgewendet
wird.
7. Den auf den Gliedniassi-n gebrauchten
rferden In ifen nicht seilten die unteren Par-
tien an, w«.nn sie einijr«^ Zeit im Stalle stehen:
dieses suclit der Händler durch Bewegung,
Waschen mit kaltem Wasser und Wickeln
in beseitigen: auch Sehnenansehwellangcn
an den vürdcTcn Füssen werden durch das»
Wickeln vermindert und moiuentan unsicht-
bar gemaclit Das Wickeln ist leicht an den
Btnippigen Haaren and seichten Rinnen an
den Schienbeinen nnd Fesfieln an erkennen,
und bemerkt der Käufer dieses nnil ina lit
den Händler darauf aufmerksam, so entschul-
digt sich dieser dadurch, dass die Fiisse in-
folge gehabter Druse noch etwas anlaufen,
was auf diese Weise zu beseitigen gesucht
werde.
8. Die am Sprunggelenk und den Fessel-
gelenken ▼orkommenden Gallen werden Früh
und Ähinds mit k:ili-«n) Wasser begossen,
auch bandagirt. wodurch dieselben zurück-
gehalten oder verkleinert werden. Sieht daher
der Käufer an diesen Stellen feuchte Haare,
so wird er bei näherer Untersuchung sich
überzeugfii. >la-> lii» erwähnten Thetle mehr
oder weniger angeschwollen .sind.
9. Bei spatlahmen Pferden lässt der
Händler mitiintt r (Icii Fes . I nn dem Fu>s,
wo derselbe st.ijjca 6Hv. lial, üüt Strohwischen
leicht wund reiben. Bemerkt daher der Käufer
bdm Vorf&bren« dass das Pferd den Fuss
schont, so schimpft der Besitzer sogleich auf
den Knecht und erklärt dem K auf r. d-is^
dieses Pferd in der ^i'af ht wnhr.-ciicinlii ii in
die Anhängekette fetrett n i-t und dadurch
sich verletzt habe, was nichts zu bedeuten
habe. Kennt der Käufer diese Kniffe aber
nicht, 80 wird er von dem Händler übcrli>t- 1.
10. Aach die Fehler an den Hufen wer-
den nicht selten auf betrügerische Weise da-
durch verheimlicht, dass sif mit schwarzer
Hutschmiere an der Oberfläche der Ausscn-
wände überzogen werden, und ist eine Hnrn-
spalte oder Uomkluft zasegcn, so wird sie
mit schwarzem Wachs oder Siegellack ver-
kittet und unkenntlich gemacht: daher soll '
nie ein Pferd zur Musterung zugelassen wer-
den, welches eingeschmierte Hafe hat. und
sind die Hortiwaudc genuu zu untersuchen
und ins Auge zu fassen. Sind an den Huf-
i-isen zu hohe Stollen angebracht, so be-( huMigt
der Händler den Schmied wegen teblerhaft
hergestelltem Beschläge; allein dieselben wur-
den auf .sein G"'heiss so hersrotellt, weil durch
die hohen Stollen das l)urehtreten oder die
lu kleinen Winkel des P'ess'^l;ij;elenkes ver-
steckt werden. Aber auch durch die höheren
Stellen an den vorderen Ei^en gegenüber
jenen an den Hinterliufen wird das Ueber-
bautäeiu des Plcidci» bemäntelt.
Sind die inneren Stangen der Eisen an
d'ii Hiiitcrhufen eingezogen oder ist das
Zeile n-tuck bis an die Nagellücher schräg
abgefeilt, so Streifen oder streieheo sieh diese
Pferde.
H. Pferden, die trot» der angewendeten
l'<'i[- ''Ii.. rl:is Km|.].,;ii nji'llt Il(--i-ti iiud UHI
den lvM|>perrieraeii am Halse nicht anwenden
zu müssen, werden kleine hölzerne Stifte
zwischen die oberen Zangenzähne geschlagen,
welches dem Pferd Schmerzen verui-sacht,
wodurch sie das Koppen, so lange die Stifte
ütecken bleiben, unterlassen, we«wegen das
Matil nach dieser Rirhtnng zu nnteranchen
nicht unterbleiben soll.
12. Stetige Pferde werden in der Frühe
an dem Tage, wo sie zur Musterqng kommen
sollen, mit der Peitsche so lange gepeitscht,
bis sie sich bis za einem gewissen Grade
nilliij'r zeigen: beim Vorführen dagegen
werden 8ie so rabig als möglich behandelt
und wird von denselben nicht mehr verlangt.
■d]< >]■:• freiwilliLT von s>"'lhst frcmc thun. Der
K.iufev liul dagcgeu. um »ich von der Willit;-
kvit «les Pferden zu Oberzeugen, die Vorsicht
m gebrauchen, das Pferd von diesem Mu-
sterangsptatz auf einen anderen verbringen
und dort |>ro?)iren 711 la-.*rn. Findet der
Käufer ein Pferd vor, da.s traurig uii l nmthlos
sich zeigt, einen tappigen Gang hat. > ! ist
es am besten für ihn. ein anderes Pferd aus-
zusuchen nnd zu mustern, wenn auch der
Händler alle seinr Dej 1 d.sarakcit aufwendet
und zu versichern sucht, dass das Pferd erst
die Drnse gehabt habe nnd daher matt and
traurig gewnrdrn ^i. Geftillt dem Käufer diese.s
oder jenes gemusterte Pferd, so dail derselbe
seine Zufriedenheit nie gegen den Händler
aussprechen, sondern ex muss an dem Pferd
immer etwas aasznsetxen haben, nnbedentende
Fehler. Farbe, .\bzeichen, Grösse oder die
Ueiterei beanständen, und das und jenes be-
fürchten, was für den Dienst in der Zukunft
von JS'acbtlieil sein könnte. Fragt der Käufer
bei der Auswahl eines für ihn passenden
Pferdes den Verkäufer um den Preis, was
es kosten soll, so darf er nicht überrascht
sein, wenn derselbe eine anverscbftmte For-
derung mni lit. sondern nni==; mit der grö.sstcn
GleichgiUiirk' it und guter Laune ein mässiges
Angebo; nia< lien. Es ist bekannt, da,«* der
Pferdehändler 100 und mehr Procent e an dem
Pferde verdienen will, weswegen er ungeheuer
V ifF« hiagen mnss, am diese Summe zu be-
k'immen.
Per Käufer muss bei einem solchen
H«nd«'l immer mit Ruhe und Gleichgiltigkeit
verfahren, und wenn er ein Pferdekenner ist.
dem Händler unter vier Augen sagen, dass sein
Pferd den oder jenen Fehler habe, etwas zu
klein oder tu gross wire, nicht beliebte
Fard' H nder Abzeichen hätte, was Alles für
das l'lerd keine Empfehlung sei, er wolle
aber dennoch, wenn der Il.irj Ii. r einen an-
nehnibaren Preis stelle, das Pferd kaufen.
Hat der Kaafer auf die Forderung ein
Gebot geihnn. so ist es möglich, das.-
der Händler, wenn die Hälfte der geforderten
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PFERDEHAND£L.
607
Sunnn« ^'cboton ward*. <li«B«8 0«bot doTcJi
BtCi-hf Ilde, scharfe K' Ufti-iirfi'n liit liLTÜrli /u
laacben sucht, oder den Käufer barsch nn-
weist, (o anderen Händlern, die biUiffere Pferde
haben, 7n {»phen, was f»r nnch sofort thun
soll, und hat der aiideti: llaiidlt i ein Pferd,
da-s ihm passend ist, so verfahre er bei dem-
eelben wie bei dem erstereo, and er kann
daTBaf rechnen, dts«, wenn er «in preiiwär-
dipfcs Gi'liot L'' ti>ri. !it hat, < r ibs eine oder
andere i'ierd bekuiuiat; denn Sitürt wird er
sehen, dass der eine oder aml- rc Händler
die Gele^rcnbeit sacht, den Käufer zu treffen,
um den Handel tn ernevem. Der Ktnfer bat
bei li'seni Doppclhandel d<n Vortli. il, dass
durch die Miss^^unst der Händl- r >]■ r cinf j
mehr ab der andere von der Kaufsunun.- ;il>-
lasst. um d'-n Kfinfcr d-'m anderen Händler
2U entziehen und durch die Eifersucht beider
macht er einen guten Handel.
Fehler, M&ngel und KOrperabnormitäten
der Pferd«, die nocb weiter beim Kanfe m
beoba<-hten sind:
a) Am Kopf, Hals, Körper und der
Kmppc: .Schwerer, grosser Kftpf, Hecht- oder
liamskopf, Schafs- und Schwcinakupf; kleine
Angen; falscher Schopf, Zahnfehler und ge-
fälschte Zähne; S-lilapi' oder Eselohren;
kurzer, dicker Uabt, la langer und zu dQnner
Hda mit schwacher Verbindung am Kopfe,
2u hohem oder zn tiift-m Ansatz an der
Brust; zn seichte odi;r schmale (Habichts-)
Brost; zu niederer und zu kurzer Widerrist;
langer, schmaler nnd achwacher Senk- nnd
tebarfer Rtteken; Uberbavt« Kachhand; die
711 S' litnul'' tiiid 7.n knrzi"' aowir m ^ehr ab-
gedachte Krujjjie; tiiii'^'>Mli:M lit. ni: Kaare in
dem Schweif, aufgezo^^ener "der ailfge-
sebürzter Bauch nebst hohlen Flanken.
b) An den Gliedmassen: Ueberladenc,
kur/-'. ^teile Srliulter. Viiru'f-'srln.bfne. zuriick-
Seschübene, lockere, enge, steife und gebnn-
ene Schulter ; zu gerade liegender Oberunn ;
eiugczoccnr; Ellenbogen; knieenj^.^ nnd knie-
weite, rückbüyige Stellung der vorderen Glied-
massen nebst der entgegengesetzten St' ll IUI ir :
schlecht behoste Uinterschenkel, d. h. zu
aehwaehe Hnskellafe an denselben: weite,
fassbeinigc Stellung; die zu gerade odci . nt-
gegengesetzt zu starke, sog. säbelbeinige i>c-
schaffenheit dieser Gliedmassc; schmale und
schwache Sprunggelenke, ateUe nnd kurze
Fesselan^: zn grosse oder so schmale,
enge Hu fr.
<•) Fciilerhafte Bewegungen der Giied-
massen: Fuchteln oder Bügeln, Kreuzen oder
Schränken, Zrli. iitretcü. S. lilrifon, l'uuki'ii
oder Hucligoluju, Mcclieü, Buden weile, Schwan
ken oder Walzen, Wackeln oder Wiegen.
Bodenenge oder -Weite; UeberkOthen, Streifen
oder Streichen.
Gtlirochen und krankhafte Zustände:
Am Ko|d', Körper oder der Kruppe : Ver-
letzung und Verwundung der Backen. Augen-
krankheiten, Thräuenfistel. grauer und sehwar-
«er Star, Drüsenanschwellung im Kehlgange,
Geni /ki^'tx lnviilvt. A lorfisteln am Halse, Haut-
ausschlag und Mäbncngriad, Widerristachäden
nnd Kückendrticke durch den Sattel. Hoden-
sarkbrüche nnd H^don-ai kü-tL!!!. Kinliiiftig»
kcit nnd Muskelschwund an der Kruppe.
b) An den Gliedinassen : Ueberbeine,
Schultersrhwund. St illbeule, Raspe, Sehnen-
anschwellung, Kniegelenk- und Fesselgelenk-
gallen, Mauke. Kronentritte; an den Hinter-
füsseu: Uüftiähmung, Zack- oder Hahnentritt,
Pipbacke, Rehbein, Hasenhacke, Sprangge-
lenksgallen, Spate. Leiste, Köthengallcn und
Anschwellung der Kötheii. Mauke, Schale und
Kronentrittc.
c) An den Hafen: Piattbaf, Zwangbuf.
Strahlfftnle, Homspalten and Klüfte, sprOde
innl lirilchige Hufe, schiefe Hufe, weich«' IluiV».
l^'htiiNS- mit Hingen an den Hornwäuden,
V«llhuf, Knollhuf und ^(«Ihaf; Steingallen
und Knorpelfisteln.
IV. DerTau8chhandel.Es ist allgemein
bekannt, dass der Pferdehändler die Pferde,
welche vertanacht werden wollen, sozusagen
f&r Nicht« annimmt, und der taasehen will,
fast ebensoviel zugeben rauss, als er für das
Pferd, ohne zu tauschen, geben müsste. l)er.
Händler wird bei Besichtigung des Tausch-
pferdes mit Iftchelndem Gesicht ond Achsel-
zucken das Pferd mnstem and demselben,
wenn der Kaufer kein Kenner ist, alle m5g-
liehen Fehler andichten.
B. Der Handel mit schweren Zug-
und Lastthicron. Die schweren Zug- und
Lastpferde zum Gebrauche der schweren
Fuhrwerke für Brauer, Muiler. Spr/iiteuro,
Maschinenbetrieb etc. von mittlerer Gräeae.
starker Torhand, nicht sn grossem und
srhwrr(^m Kopf, aber Ptiirkem und kräftigem
IIüIa, brt'iier und tiefer liruat, geschlossenem,
gerundetem Körper, breiter, kurzer und mus-
cutoser Krappe und eben solchen Hinter«
schenkein. Kursen, knochigen Öliedmassen
mit st:irk':i Gelenken nnd Silmen und dem
8Cäiw<'ri'ti KOrperbaue ('iit.s]iri''lieri>l<'n ge-
rundeten geschlossen gut- n Huffn. massigem
mehr phlegmatischem als feurl^'Mn Tempera-
mente findet man am Untcrrln in. in Belgien,
FhuHiern und in den angren/enden Limdern,
dem Vorgebirge ond den Alpen, im Piuzgau,
Stdermark, die Percherons in Frankreich nnd
tur Clydesdaler und Siiffolkpferrle in Enfrlnnd
und werden diese Thiere heutzutage hoch
und viel theurer bezahlt als in früheren
Jahren und wird der Handel viel weniger
durch professionsmfissige Hindter betrieben,
wir hf'\ il.'ii Luxus-, Keit- und Chai.-rnpferileii,
i»<r Verkauf solcher l'fcrde geaclacht
aui ii si Iten auf den Pferd«'niiirkten. sondern
der Handel wird von Hand zu Hand entweder
mit den Producenten selbst abgeschlossen,
oder aber es treten hier die kleineren Pferd e-
mlkler, sogenannte Schmuser auf, die solche
Thiere anfsnehen nnd sie demjenigen ver-
ratli' ii. welcher so schwere Gebrauiiispferde
nothwtitdig hat und der dann selbst sich an
Ort und Stelle begibt oder aber durch den
Verkäufer dieselben in seiner Behausung sich
vorführen Usst und den Kauf abschliesst.
Der reelle Werth dieser Art T'f-'rde, wenn
auch hochgestellt, ist meistens ein wahrer
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600
PFBBDEHANDBL.
oder wirklicher, dem KaufHobjecte entsprechen-
der un^i kein eingebildeter, scheinbarer, wie
e» so häutig bei edlen und veredeUen Pferden
der F«1) ist. Dean ehiinal sind solche Thiere
seltf'n 711 fm.l'-n, w»il sie za weniL' tnnl nur
ant besclirüiikt«ii Ocrtlichkeiton vorkomiut-i»
und eraogen und gexQehtet werden, sehr gutes
und viel Fatter snr Aafsncht bniaehen. nicht
frOh itir Arbeft verwendet werden dürfen,
wenn sie; fflili-rfrci in den Handel koiruin'n
sollen und auch einer guten und ausgeäuchten
Pflege bedürfen, ausserdem aber doch wieder
schwereren Absatz insoferno firiilen. weil sie
von den Verkehrswegen und den Gebrauchs-
verhüUniiisen /u entlegeD qnd ({«her eehwtrer
aufzufinden sind.
üerHandelflabBchlanbei solchen schweren
Pferden plit also mehr zwischen Privat-
ner^ontin als Händlern vor sich und ist fQr
den Käufer doch die grOsste Aufmerksamkeit
erforderlich, weil die Verkiufer wohl den
Werth ihrer Pferde zu schätzen wissen und
oft mit treiiIi<Tzit;en Ivotlensarten und listi>,'en
Kunstgriffen zu Werke gehen, iudeoi sie vor-
ceben, keine I'ferdeh&ndler tn «ein und weder
den Aufputz der Pferde üT-h dru Handel
verstiindi-n, wodurch der K.u)ier bestochen
wird und glaubt^ dass mit dem unkundigen
Verkäufer ein guter Uaodel in macheD sei.
DerYerkinfer raeht mit vieler Beredteamkeit
die Vor?n)?e mid SeliGnheiten dieser seiner
zu verkaufenden Pferde heriiuszuheben und
MbwOrt sogar auf sein Wort und seine Ehre,
dtts dieselben von allen Fehlem frei seien.
Mit diesen Worten darf man sich nicht be-
stechen lassen, die Pferde vielleiclit \V''ni<,'er
auf ihre Fehler, Mängel und Gebrechen unter-
suchen zu wollen; denn im Pferdehandel darf
der Bruder d' ni Rrnder nicht trauen, weil
einer den itiidereii zu prellen sucht und jeder
sich ins Fäustchen lacht, wenn er einen Coup
ausgeführt hat; dem Spriehworte gemias, das»
dar Handel l^eine Freondsebaft leidet, darf
sich der Käufer bei der Unter-sui hiin<: von
Pferden und beim Handel derselben wtiler
durch Persönlichkeiten, noch doreb Kedein-
arten irre leiten lassen, sondern mus»; dem
Verkäufer, er sei wer er wolle, auf die l'ur-
demog ruhig und keck bieten und immer auf
die gute Besekaffenbeit und Fehlerlosigkeit
der so kaufenden Pferde BSeksieht nehmen
und den Preis darnach schätzen.
Zu den hauptsächlichsten Fehlern in der
Kürperform diesi r Art i'fcrde sind zu zählen:
Schmale, leichte Vorhand, enge und sn seichte
Brust, H&ngebaueh, hoble Fluken, Hoch«
heinigkcit, flache magere S- lmltern, knieenge
Stellung, schmale, -ciiwaelie Kniee, lange,
weiche Fesseln, schmule muskeUchwache
Kruppe und Obersclienkel. tlarhe Spninf^-
ijelenke. zu aufgeregtes Temperaruent, leliler-
liiilt' Gangarten, namentlich Unergiebigkeit
im ächntt, eingezogene Ellbogen, vorbiegige
und rückbiegige, sAbetbeinige und kothen-
schüssi^-e ?t-!Ii[:is:.
Als kr.i'ikli itto Zu.slände sind namentlich
ins Aujje / I i i- en die verschiedenen Krank-
heiten der Augen, Drüsenleiden, Schulter-
und Huflähmungen, Platthufc, Vullhufe, Heb-
hufe, sprcde und brfichige Hnfe, Schale, Spat,
Piphacke, Kebbein.
Will der Ktnfer bei dem Eanfeven schweren
Zug- und La.stpferden, die immer einen Preis
von 2 — 3000 M. repräseatiren, sicher ^<Aif-\i
und sich der UabervoithaUnng zu entschi.iK'on
suchen, so mass er, wenn nicht selbst durch-
gebildeter Kenner, einen Sachverständigen
heiziehi'ii und die genaue l'ntersuchun^ der
Thiere durch densellien vornehmen lassen, um
nicht benachtheiligt 711 werden.
C. Der Handel mit landwirth-
schaftlichenArbeitspferden. Dur Handel
mit Pferden bei den Landwirtlien unter sich
und mit Hftudlern geschieht tkeils in der
eigenen Behausung, grOsstentbeils aber auf
Märkten, und ist dieser Pferdehandel der
weitverbreitetste und ausgedehnteste, aber
anchdasjenige Handelsgeschäft, wo die meisten
Unredlichkeiten sum Vorschein kommen
und wo in der Regel der wahre Werth dieser
Thiere nie zum Austrage kuimut
Händler ziehen Ton Ort xu Ort, von
Dorf zu Dorf nnd snehen Pferde in den
Ställen der PiUiern auf: kommen sie in
irgend einem Utte au, so gehen sie zu-
nächst in das vorhandene Wirtlisliaus und
erkundigen sich bei dem Wirtbe oder den
eben anwesenden Bauern ober die etwa vor*
handenen verkaufliclien Pferde, und sobald
sie nur einen Schein haben oder eine Spur
Knden, daaa dieser oder jener Pferdebesitzer
die Neigung sum Verkaufe eines Pferdes
XQ erkennen gibt, so ist er schon in der Be-
hausung desselben und suclit durch alle
möglichen Hedensarten denselben zum Ver-
kaufe seines Thieres geneigt zu machen. Er
gellt in den Stall, t.ielit es an. lässt es
heriiuaführen, mustert es zwar nur kuric Zeit,
damit es im Dorfe kein Aufsehen erregt,
denn er bat sieb sogleich von der Beschaffen-
heit desselben nna den etwaigen Fehlem
Uberzeugt und um Krankheitsiust.'mde be-
kOmmert er sich in der llegel gar nicht,
weil er durch die gesetzlichen Bestimmungen
der Qewährsmängel ohnedies geschützt ist
und dieses ist häufig der wunde Punkt,
der den Verkiuifer in Verlegenheit bringt.
Der Händler, welcbermeistens zu den kleineren
Geschäftsleuten dieser Sorte gehört, kennt
aber seine Leute ganz genau in der Gegend,
wo er seinen Handel betreibt und seine Ein-
käufe macht, und wo er dieselben nicht
kennt, da erkundigt er sich voraasgehend
Uber deren Verhiltnisse, wie es mit ihnen
stellt, ub sii' Geld nilthig haben oder nii.ht.
und danach wird sofort das Uandelsgeschält
eingeleitet und eingeriehtet nnd der Handel
abgeschlossen.
Der Handel mit Pferden der handwirthe
unter sich ist uiiliedeut- nd und wird meistens
durch Mäkler vermittelt, von Leuten, die
entweder von einem im Besitse gehabten
Anwesen henint^'-r gcknmmene. verdorbcTT^
Gewerbsleute oder .sonstige in Wirlhshausern
sich herumtreibende MUssiggänger sind, die
sich mit diesem Oesch&fle abgeben, welches
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PFEHDEHANDBL.
609
meistens beim Bier- oder Schnapstrioken im
angeheiterten Zustande zam AucUtute ge-
l;tnc:t lind wo der Kilnfer od« Vwklofer Qoer
den I.'itL'l barbirt wird.
Bei diesem Handel wird weder aaf die
Q&te^ Braachbarkeit, Qnalität| noch Form-
verhftltnisne ien Pferd«« geaehen, ebenso
komiiion die Miiti^el, Gebrechen und krank-
haften Zustände nicht in Betracht, uini wird
weder die LeJltangsflbi^keit derselbe;!) mit
der Kranäns^erang tind Gängigkeit ins Auge
gefasst, uocIj der wahre Werth berücksichtigt,
sondern es wird durch die Ueberredungskunst
des M&Uera und im VoUgenasse Ton
GetrtDk das Geseh&ft abgemacht, und so
wandert das Thier von einem in den anderen
Stall, und fällt die Acquisition dea E&ufers
sclilfcht tUf 80 wird er noch von seinen
Nachbarn sam Beaten gehalten und ana-
gelacht.
Der wi^itans j,'rossty Vorkclir im Handel
und Wandel mit Pferden dieser Kategorie
gebt aber auf den Pferdemärkten vor sich,
die 711 gewissen Zeiten als Wochen-. Miuutts-
oder Jahreäitiärkte abgehalten werden uder
auch als Frühjahrs-, Fasten , Michaeli- oder
Herbstmirkte, je nach den Orts- uud Landes-
verbftltniasen gang und gSbe sind und wo
die Hindier die Hauptrolle spielen.
Diese Märkte werden meist«?ns in grr.sserea
und kleineren Städten, Mftrkteii. mitunter
ftveb auf Dörfern und aegar auf Einödhj^fen,
wie z. B. der Keferloher bei Mflnclien. ab-
gehalten und kehren zu bestimmten Zeiten
wieder, wo sie regelmässig von den Bauern der
umliegenden Ortschaften mit ihren Pferden be-
sucht and auch in der Regel an solchen Orten
abgehalten werden, wo eben eine grössere
Pferdehrtltung und Zuelit betrieben wird. Die
weiter herkommenden Pferdeverkäafer, welche
dem Harkte entlegener aind, treffen aebon
einen Tag früher ein nnd übernachten in
den amliegenden Wirthshiinsern , wo auch
dieEindler bereits vorhanden sind und mit«
iBter schon K&afe abgeachloasen werden.
Am Tage dea Marktes seibat aber be-
ginnt der Zutrieb auf den Marktplatz, der
entweder offen oder eingeschlossen ist, eben
oder aneben sein kann, trocken oder nass
sich zeiirt. Kiesboden, Pflasterboden oder
blanker Erdboden ist. Der Markt, welcher
die Thiere unter freiem Himmel aufnimmt,
wird aber dennoch bei Kälte oder Wärme.
SvnnenaeheiD, SehneegeatOber oder Regen-
wetter abgehalten. Betrachtet man nun di-^se
Märkte näher und sieht dem Treiben und
Leben zu und beobachtet die ftbniaeUiecaenden
Kaufverträge, so muss man sich gestehen,
data es doch nichts Unvollkommeneres, ün-
zweckmässigeres und Unbequemeres geben
kann, als die Abhaltung eines solchen Pferde-
marktes.
Pferde und Menschen sind liier ilunh-
einander gewürfelt wie Kraut und liübeu,
wie man s j zu sagen pflegt. Die ersteren
atehen kreaz and qoer, in Linien nnd Hänfen, oft
knlnelartig neben- und durcheinander, andere
werden hin- und hergejagt, bewegt und ge>
Eeek. Sasykloiaiie d. TkUrheUUL TU. B4.
mustert, u. zw. in allen Gangarten und auf
Stellen, wo kanm die Menschen sich bewegen
können, welche fcrtwfihrend der Gefahr aus-
gesetzt sind, dääs ihnen die Beine abge-
schlagen oder sie auf den Boden niewr-
gewerifen werden. Die Händler hingegen
rennen hin und her, winden und xwingen
sicli von einem Pferd zum anderen durch,
fcii^ciien und bieten, ohne dass t>ie die Pferde
nfiher betrachten und musterten oder etwn
nur 100 Schritte im Trabe vorführen lassen;
wenn nur die Figur zum gewohnlichen land-
wirtliscliattlichen I)ienste stimmt, dann sind
sie schon zufrieden und dann gebt da« Han-
deln und Bearbeiten mit f— 9 Mäklern an,
80 dass der Verkäufer seiner selbst nielit mehr
Herr ist und nolens volen« zuKchUgen inuää und
auch deswegen zuschlägt, weil diese Art Händ-
ler sich meistens das Veraprechen geben, sich
gegenseitig nicht in« Handwerk zu pfuschen,
d. Ii. wenn der Handel mit dem einen nicht
fertig wird und der Verkäufer auf seinem
verlangten Preise stehen bleibt, so geht kein
zweiter mehr hin, um au bieten and an
handeln.
Der Verkäufer, gewöhnlich Landmann,
ist auf diesen Märkten daher meistens im
Nachtheil beim Verkaufe seiner Thiere, weil
er es mit äusserst gewandten und abtjefeimten
Händlern zu tban hat, die durch ihre Ueber-
redungsknntt nnd Berabsettmg seiner Pferde,
sowie durch die Sehnellipkeit des abzu-
! si bliessenden Kaufvertrages alle Vortheile
für .-ich haben und durob iofortige Bezahlung
den Verkäufer bestechen, wenn auch der an-
gelegte und ausgehandelt« Preis ein viel
niedriger ist, als ei sich beim Beziehen
des Marktes in erlösen eingebildet hat. Gegen
Uebervortheiluni; von vorhandenen Mängeln
dureh den Verkaufer ist der Händler wieder
durch das Wahrschaftsgesetz ffeschiitzt, des-
wegen siebt er auch von einer näheren
Untersuchung undMusterunp des Thieres ab.
Eine den Pl'erdeliandel betrelTeiide Ver-
ordnung bat der Oberi)r;isident von Preussisch-
Schlesien auf Grand der allgemeinen Landes-
vurwa tung von 90. Jnni 1883 und des
Gesetzes Aber die Pulizeiverwaltung vom
11. März 1^0 erlassen, welche nachabmung«-
fähig wäre und daher mitgethetlt wird.
^ 1. Wer den Pferdehandel gewerbs-
mässig betreibt, ist verpflichtet, Ober alle
Pferde, welche in seinen Besitz oder in
seinen Gewahrsam gelangen, ein Controlbnch
zu fähren.
§ t. In das Controlboch, welches von
der Polizeibehörde auf den Namen des Ge-
werbetreibenden ausge.stellt und mit einer
Bescheininung über die darin enthaltene
Seitenzahl versehen wird, hat der Händler
nach einem beatimmten Sebema einsntrsgen:
a) das Alter und eine genanc Beschreibung
des Pferdes; b) den Tag des Erwerbes;
c) den Namen, Stand und Wohnort der
Person, von welcher er das Pferd erworben
bat; d) daa Datum des Atteates, welehes
tlber die Befugnis« snr YeriUBBernng dea
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610
PFEBDEHUFELBB. ^ PFBRDEKBiTZE.
t-rworbenci» Pferde» gemäss der Allerhöchsten
Verordoiioi^ vom 13. Februar 1843 (G.-S.
a. 1&) ansgestelU wurde, und die Behörde,
welche dies Attest ausstellte; e) den Tag
'l'T Ali^abe des Vierdes: t) den N'aiuen,
Stand und Wohnurt der Pei-son, an welche
der HiiMller i*» Pferd v«rkaaft oder tarn
Gewahrsam übcrijt'bf'n hat.
§ 3. Zusiundig zur Ausstellung des
Controlbuches ist die Polizeibehörde des
Orte«, in welcbetD d«i Fferdehftndler Mioen
Wohniita hat, und Ar di« nfeht in Schlesien
wohnhaften Tliiudler eine von ihnen zu
wäJblendc Polizeibehörde einer schlesiscben
Stadt, in welcher dn he»mteter Thierarzt
wohnt.
§ 4. Der Pferdehändler hat das Control-
bucli bei Ausübuiii^ t^eines Gewerbes bei sich
zu führen, er mass die vorgeachriebeneu
Eintragunjren an dem Tage der üebemahme
oder der Abgabe des Pferdes machen und
darf kein Pferd lur Veräusserung anbicUn
oder einer andefen Person zum Gewahrsam
übergeben, bevor er daseeibe in das Controi«
buch eingetragen hat. Er hat das Conttol*
buch den Gendarmen, Polizeibeaniten und
beamteten Thierärzten Ober Aufforderung vor-
zulegen und muM dasselbe am Jahresschlüsse
der im ^ 3 er^nannten Polizeibeliürde zur Tt''-
vision einreichen und dabei die noch iu seinem
Besitz betindlichcn, nach § d der Allerhöchsten
Verurdnuog vom 13. Februar 1843 augiltig
gewordenen Legttiniationsafeteete, nach Ihrem
Datum geordnet und geheftet, ablicfr<rn.
§ 8. Fehler, welche bei der Kevisiun
dnreh die Polizeibehörden, Thierftrste etc.
bemerkt werden, sind von diesen in dem
Controihneh in Tcnnerken.
§ G. Pferdediiiii 1er. welche dieser Ver-
ordnung zuwiderhuodeln, werden mit (ield-
^trafe bis zu 60 Mark bestmft, an deren
Stelle im Unvermögensfalle eine entsprechende
HafUtrafe tritt. Ableitner.
Pferdehuf klee, Schopf - Hufeisenkraut,
Uippocrepie comosa L XVTI. Pa)»ilionacce,
eine wilde Kleesorte sonniger Hügel und
u' rne auf Weiden gesehen Die ITülsengliedcr
dieses niederen gelbblüh i ndin Klees zeigen
deutlielie Hnfeisenform. ^''^'A
Pferdejagd. Wie heute die Jagden auf
Hirsche u. 8. w. abgehalten werden, so fenden
früher auch in l)eut~> hland, als die ITcrde
hier noch in wildem Zustande lebten. Plerde-
jagden statt. Dieselben haben sich lange er-
halten. Noch im zweiten Viertel des
XVIII. Jahrhunderts &oUeu in Ostprensnen
solche Pferdejagden Tenuistaltet worden
sein. Gratsmann.
Pflirdeliritie (s. Bftude). Die Teterinir-
iMdi/rilifliru Massref'cln gegen dieselbe sind
nach dem § 33 des österreichischen Thier-
senehengesetses vom S9. Februar 1880 fol-
gende:
§ 33. Mit der Binde behaftete Pfttde
sind der thierftrstlichen Behandlang sannter-
ziehen.
Im hohen Grade räudige, vom Thierarzt
als unheilbar erkUrte Pferde sind zu tAdten.
Pferde, welche mit räudigen Pferden in
ifiolchc Berührung gekommen sind, da^ss hie-
durch eine UebertrHjjnng der Krankheit er-
folgt sein kann, »^ind durch vier Wochen
unter den im § 29, ?> vi)ri;ezeiclineten Ein-
«clir&nkungen in thierärztUcber Behandlung
an halten.
1. Mit der IMade behaftete Pferde sind
abzusunderit und e>inu fUr dieselben eigene
Stall- und Putzgeräthschaflen zu verwenden.
In grosseren Städten ist Ober sie die
Stallsperre n rerhängen.
In kleini ren Ortschaften, in welchen ein
geringerer \ erkelir mit Pferden stattündet,
dürfen räudekrankc Pferde innerhalb der
Feldmark zur Arbeit verwendet werden, jedoch
dürfen sie weder mit gesunden Pferden iu
I unmittelbare Berührung gebracht, noch in
fremde Stalle eingestellt, noch auf Weide-
flitze gelassen worden, auf welchen gesond«
ferdc oder Seiisfe <;irh nnfhalten.
2. Die thieräraitliche Behandlung räude-
kranker Pferde ist sofort nach der Con&tatirung
der Krankheit einsuleiten und durch den
Amtsthierartt «u Oberwaehen.
?>. Gleichzeitig mit der thierär/tlichcn
Behandlung ist die Desinfeetion des inticirtcn
Stalles oder Standortes, der Stall- und Pati-
gerätlie. der Tfeeken unil Gesehirre, welch"
bei den kr.inktn Pterdeii in Verweiiiiung
waren, /u veranlassen.
4. Als unheilbar und daher der Tödtung
an nnteniehen sind jene räudigen Pferde,
bei welchen hoehrrradige Verdickungen der
Haut und allgeuieine Abzehrung vorhanden
sind.
5. Die Erlanbniss zur Schlachtung riade
kranker Pferde mm Zweck« des äennei
üires Fleiseho ist von dem Gutacbten dcS
Amtsthierarzteü abhiintrii'
Werden bei u n ['ferden Heilmittel
angewandt, welche dem Fleisch eine gesund-
heitsschädliche Beschaffenheit verleihenkönnen,
so ist die Schlachtung zu verbieten.
6. Nach der Tfidtunff oder Schlachtung
rftndekranker Pferde ist die Desinfection der
inficirten Ställe und jener Geräthe und Gegen-
stände, mit welchen sie in Berührung ge-
kommen waren, durchzufahren.
7. Die Hinte gefallener, getOdteter oder
geschlachteter rtuddn-anker Pferde sind, wenn
>;e niclit utniiittelhar in Gerbereien alit,'e^oben
werden können, zu dcsinticiren und dürfen
nur in vollkommen getrocknetem Zustand«
ausgeführt werden.
Die abgehäuteten Cadaver gefallener,
getödti'i.T oder L'e-chlachteter Thiere, deren
Fleisch zum Geuuss nicht zugelaasen wurde,
sind nnschidlich zn beseitigen.
8. Die Verwendung der nach § 33, 3 der
Beobachtung unterzogeoen Pferde innerhalb
der Ortsgemarkung ist, insolange sie gesund
sind, ZDliseig,
9. Die politische BexiiksbehOrde hat den
Amtsthierai zt zur Beaufsichtigung des Cur-
verfahrens und der Statlreinigting in ange-
messenen Zwischenriumen in die Seueheuhof«
zu entsenden.
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PFBRDBKRiTZE.
«ii
10. Die Sencbe ist aUi erloschen zu er-
klären, wenn weh» Wochen nach erfolgter
H^'ihin},' der krankoii Pfrrilr- koiiit- neuen vit-
iläehtigen Krankiieiteersciieinuiigen sicli ge-
zeigt haben und die Dedafeetion dnrehge-
f aUrt ist.
11. IMe TfiekBichtlicb der Pferde gelten -
»len Vorschriften finden auf Esel, Maulthierc
und Maale«e) gleichartige Anwendung.
Der § S< dee deutschen Reichs-Virh-
Seuchengesetzes vom 23. Juni IHSti < ntliiiU
folgende Bestimmungen gegen die Kaude der
Picrde, Esel, Maultbiere, Havleeel (und
Schafe).
Wird die Rindekrankheit bei Pferden.
Eseln, Maulthi^rori. Mauleseln (oder Schafen)
fest -j^es teilt, ^ i kauu der Besitser, wenn er
Diclit (!:>■ Toiltung der räudekrnnken Thiere
Tonielit, ajigehalten werden, dieselben sofort
dem Heilverfahrea eines approbirten Tbier-
orztcs zu tiiitrrwerfen.
Dia In.struction des Buudcsrathes vom
t% Februar im enthält in Betng anf die
Rändo f<jl'„'tiiii..' lii-stinirnnngen;
Ausbruch der Seuche.
§ 180. I.st der Ausbruch der Seuche bei
Pferden festgestellt, so ist derselbe Ton der
PotiseihebOrde anf ortsfiblidte Weise und
tliirch Bekanntmachung in dem fflr amtliche
rublicationen bestimmten Blatte zur Öffent-
lichen Kenntniss zu bringen.
§ iti, Räudekrankc Pferde müssen, so-
fern nicht der Besitzer die Tödtung derselben
vorzieht, di ui Heilverfahren eines apprubirten
Thii'rarztes unterworfen werden. Der Besitzer
räudekranker Pferde ist anzuhalten, gleich-
zeitig mit dem IL ilverriihren eine Desinfection
der Stallungen, der Gerathsch&ften, des ße-
Bcliirrcs, der Decken, der Pvtssenge XU B. w.
ausfahren tu lassen.
Die Pultveibehorde hat den Besitzer
fornrr ;inrzf;ü'''hrn. von <ler Beendigting des
Hcikert'iUirciis eine Anzeige m machen.
Auf die.>e Anzeige hut die Piiliii ibehörde
finc Untersnchung der Pferde durch den be-
amteten Thierarzt zu verunla^iiten.
Wenn hci (iirser Untersuchung noch Er-
scheinungen der Käade wahrgenommen werden,
»0 ist der Besitzer der Thiere sur Furtaetsnng
des Heilverfahrens an^nhatt^ni.
§ Itt. Ist das liüilverfdhren bei rüude-
krankcn Pferden nicht innerhalb zweier
Monate beendet« ao mttasen die Thiere der
Stallsperre unterworfen werden.
In grösseren Städten können rJlndekranke
Pferde von der Polizeibehörde sogleich nach
der Feststellung' der Käudtkrankheit bis zur
Beendigung des Heilverfahrens unter Stall-
sperre gestellt werden.
Häute geschlaoliti : - i . der ge-
todteter räudekrnnker Pferde dürfen aus dem
SenehengehOft nur in ▼oUkomnien getroek*
netem Znstande ausgeführt werden, sofern
nicht die directe Ablieferung derselben an
eine Gerberei erfolgt.
S iSS. Die rftttdekranken Pferde dflrfen
wlibrend de^ Heilrerfahrena und bia nr Aaf>
bebong der Schntimanrcgdn nicht in fremde
Ställe gestellt oder anf eine Weide gebracht
werden, welche mit gestinden Pferden be*
weidet wUi\.
Erforderiichen Falles hat die Polizei-
behörde dafür Sorge zu trugen, dii!<s auf ge*
Dieinscbaftlichen Weideäächen fOr die ge-
sunden und kranken Tliiere die Hötnngs-
grenzeii n ^rulirf -.v. rdeii.
Vor Beendigung des iht-rfahrens
dürfen r&udekranke Pferde nur innerhalb der
Ftldiniirk znr Arbeit vorwi-ndet, aber nicht
laii gijsundeu Plerden zu^»ammengespannt
oder in unmittelbare Berührung gebracht
werden.
Geschirre. Decken nnd Putzzeug, welche
bei kranken Pferdf-n bcnnt^t ^vurd•:■M. dflrfen
vor erfolgter Deüinieclion zum Liebraiuh bei
gesunden Pferden niclit beiiützt werden. Hin
Wechsel des Stnndortes der rAudekranken
I'ferde darf ohne Erlaubniss der PoIizeibehSrde
Iii' ht st;iiilin-li II. Iii-'M Frlaubnis!- ist nur
dtum zu crthetlen. wniii mit dein Wechsel
de« Standortes die Gefahr einer Soachen-
verscli^ ■: ' "FiLT nic]it verbunden \^t.
Ii/. Wii.l die Seuche bei l'i^rdiii.
welche sich anf dem Traii.-*porte oder in Ga.^t-
st&llen betinden, constatiri. so hat diePolüei-
bebOrde die Abspeirung derselben bia zur
Beendisrung des Heilverfahrens anzuordnen,
sofern nicht der Besitzer das Tödten der
Thiere vorzieht.
Nach Beendigung des HeilverfahceM
dflrfen die Thiere mit Genehmigung der
Polizoibehörde in andorr Stallungen oder Ge-
höfte gebracht werden. Wenn zu diesem
Zweck die Ueberflbmng der Thiere in einen
anderen Polizfibczirk stattfindet, so ist die
betreffende Polizcibchrjrde von der Sachlage
in Kenntnis» zu setzen.
Auf den Antrag des Besitzers oder seines
Vertreters kann die Polizeibehörde gestatten,
dass die auf dim Transport od'T in (jla»r-
<<tällen betroireiieii räudekranken Pfetde mm
Zwecke der Heilung oder Abschlachtung nach
ihrem bisherigen oder einem anderen Stand-
orte gebracht werden, falls die Gefahr einer
Seucht^nv . Tsi hb [i]iiiiig bei dem Transjiorte
durch geeignete .Massregeln beseitigt wird.
Desinfection.
§ It'i. Stallungen oder andere Räumlich-
keiten, in welclien räudekranke Pferde auf-
gestellt gewesen sind oder in welchen die
vor der Einleiinug eines Heilrerfahreua ge-
tddteten Pferde gestanden haben, mttssen
nach An>faVie lies beamteten Tliierarztes und
unter polizeilicher L'ebci wachuug dcbinHtirt
w rdcn.
Der Besitzer solcher Stallungen, bezw.
Hüumlichkeiten, oder der Vertreter des Be-
sitzers ist von der Polizeibehörde anzuhalten,
die erforderlichen Desinfectionsarbeiten ohne
Verzug ausführen zu la.<isen. Ueber die erfolgte
.Ausfüliriini: der Desinfeetioii hat der beamtete
T(iierar/.t der Polizeibehörde eine Bescheini-
gung einzureichen.
Aufhebung der Schutsroassregeln.
§ 130. Die Senehe gilt ab eriofldien und
die angeordneten Massregeln »ind «vfinheben,
39«
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61S
PFEßDEKItAFT. — PFERDEPOCKE.
w«nn di« rindekranken Pferde fetOdtet worden
sind und wenn nach § 29 die vorschrifts-
mäasit'ti Desinfection erfolgt ist oder wenn
nach der Erklärung des Tbierarztes bei den
betrefl'endeii Pferden innerhal*i '••"'hs Wochen
nach Beetiditruiig des HeilvertUlirens sich
keine vordfn liügen EnnkhwticrMheiimiigen
gezeigt haben.
9 131. Das ErlSscfaen der Seaelie ht
nach Aufhebung der Schutzmassregeln durrli
amtliche Pablication wie der Ausbrach der
Sencb« (nach § itO) »ur oflhntlichen C«ont-
nlis zu bring(>n.
Die fraiiziisisiliei» Verordauagen cre^'iii
dje Pferdekriitze beschränken sich auf Iso-
liruig der kranken Pfetde, rationelle Behaud-
Inng deis«lb«n and Destnfection der Stftlle.
Die Pferdekrätze oder Hände gehört zu
den GewAbramängeln mit einer Gewährszeit
Ton 14 Tagen in Preussen und Waldeck.
15 Tagen im Künij^reiche Saolis»Mi, 2S Ta^en
in Sachsen- Gotha, Tagen in äachsen-
Oöbnrg, 31 Tagen in WOrttomberg. Smmer.
_ Pferdekraft, „dyiKimis. hes T'fenl". i.^t
diejenige Kraft, welche in Lebereinstimmani,'
mit der ans Erfalirungcn berechneten Secun-
denarbeit eine^ Pferdes in 1" 70 — 7ö kg
i n» hoch liebt: sie beträgt alsu 70—75 kg-m.
Die inofjliche Arbeitsleistung des Pferdes
fMtzostelleu, ist durch einige Autoren Ter-
raebt worden. 8» bereehnet v. Wolff die
tägliche Arbeitsleistung eines Ackerpferdes
von öüu kg Gewicht auf S»,OOO.öOO kg-m. Er
erhielt diese Zahl durch genaue Berechnung
dea WegM, den ein an den mit bekanntem Ge-
wichte nelasteten CCpel gespanntes Pferd in
täf^llcher Ail if .raLkzuio>,'en verraag, ohne
bei entsprecliendem Nahrungsquantam in
seinem Emfthrangssnstande nethsuleiden. S/.
PferdekQmmei. i: tMi Pferdesat
Was6erfeuchel, officinell als Fructua Phel-
laadrii (s. Oenantiie Phellandrium). V^t.
Pferdekunde, s. Hippologia.
PfantoÜBdl ist in Bezug auf die Pferde-
wettrennen eine Masseinheit, nach welcher
bei denselben unter Umständen die Entfer-
nungen, in weUhen die einzelnen Pferde zu
einander laufen, bezw. durch das Ziel gehen,
bestimmt werden. Die Pferdelänge, auch ganze
Pferdelänge genannt, reicht hierbei von der
Nasenspitze bis einschliesslich zum Schwanz
des Pferdes, während in ezteriearistischer and
namentlich in proportionaler Beiiehnng nnter
Pferdelänge nur die L.'ing^' des Rumpfes ver-
standen wird. Man sagt im Turfbetriebe aach
kurzweg nur Länge und versteht darunter
stets ^die ganae Pferdelänge; ist eine andere
iremeini, so wird sie näher, z. B. mit „halbe
Fferdeläng.'. Xason-. K'ijif- u. s. w.- Länge",
bezeichnet (s. Länge und klare Länge). G»,
PTenlemirkte, s. u. Märkte.
Pferdeminze, Waldminze, Mentha sil-
vestris, Labiate (L. XIV. 1) unserer Weiden
und Wiesen« an feuchten Stellen und Bächen
wildwachsend. Eine gut aromatische H^^igitb*;
im Fntter. ya^i.
Pferdepest, afrikanische, ist eine
a<'ute InlectionEkraukheit niit malignem
Charakter, da sie in den meisten Fällen
einen lethalen Aasgang nimmt: sie grassirte
1876 besonder-« in Egypten und Syrien. Das
Wesen dieser Krankheit ist noch nicht auf-
geklärt, sie wird von dortigen Thierärzten
theils iür eine Milabrandform, theils für eine
episootfsehe Cerebro-Spinalmeningitis und fflr
Tvphus gehalten ; ihren Ersclieinuni,'en nacli
bietet sie --inulugien mit dem Petechialfieber
von skorbutischem Charakter dar. Die Sym-
ptome sind: Zitteni, Apathie, gelblichrothe
Augenschleimhaut, Petechien nnd Ecchymasen
itif der Zunge und Maulschleimhaüt, die
öfter za Hämorrbagien fflhren, Verfall der
Krftfte, beschleunigte Respiration und Pulse,
39 — 41° Temperatur; KrankheitMlaner 2 bis
3 Tage. Auch an den serösen Hauten und
sonstigen Sebleimbiuten wurden Petechien
vorgefunden. Anacker.
Pferdepooke, Variola e(]uina, Schutz-
mauke, Vftriolc ^quine. .Maladie vaecinugene,
Horsepox, Vajuolo cquino, wurde von Jenoer
/u Ende des vorigen Jahrhunderts nnter dem
N.imen grease und sorplie(ds be>chrieben nnd
als Vorstufe der Menschenblatter und Kuh-
jvocke btzeiehnet. Jenner nimmt an, dass
die Kubpocke nur durch Uebertragung von
Pferden und an Knfapocken leidenden Mensehen
entstehe, l.ov b<^sehreiht 1798 die Pferdepocke
recht eingehend. Sacco beobuchlcte die Plerde-
pocke in Italien zu Anfang des XIX. Jahr
hunderts und beschrieb sie als Fesselgescbwdr.
In Deutschland und Frankreich wurde die
PlV-rdepocke, nachdem PiTciv.il sie sn bozi-ich-
net, al.< Mauke betrachtet, Spinola nennt sie
v^ehutzniauko. Andere Antoren Terwechseln
die Pferdcpoeke mit dem W^irm, mit gan-
gränösen und phlegmonösen Entztkndungen.
Positive Uebertrngnngsversuche wurden an-
gestellt von Loy. Viborg, Colemann« Godine,
Sacco, Bitter, Spinola, Brugnolo. Hertwign. A.
Negativ dagegen fielen die Verbuche v.tn
VVoüdwille, Pearson, Pilger, Buniva, Foggia,
Burthelemj. Hering, Tessier, Huzard, Leblanc,
Bejnal n. A. ans. Hurtrel d'Arboval trennt
schon 48S7 den Pockenausschlag von der
eigenfliclieii Mauk.- der Pferde und Dupuy
ophcht Ibil die Vermutbung aus, dass bei
Pferden eine den Schafpocken Ibnliehe Krank*
heit vorkomme. Spinola trennt 1858 die
Schutzmnnk»» von der eigentlichen Maoke.
SarraiLs und Lafosse beobachteten eine Pocken-
enzootie bei circa IVO Pferden innerhalb drei
Wochen nnd Ubertmgen die Pocke von Pferden
auf Rinder nnd Men-elien. Dnpuv Lehauj.fete
in der Akademie der .Aledii in, dass der Phlyc-
tilneiiaiisschlag an den Extremitäten der
Pferde und die von Bouley beobachtete Herpes
oder Rhinitis phlyctänoides oder Stomatitis
aphtliosa .lr> pft-rdcs weiter iiicht> -fien als
eine den Pocken analoge Krankheit. Boulejr
stellte i8<i3 und 1864 eine grosse Reihe von
Versuchen an und crinsfatirl'?, dass die von
Jenner als soroheeli und grease. von tJacco,
I..oy, Godinc als Impfmauke (javart inoculable,
eaux aux jambes inocnlables)» von Spinola und
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PPEBDEPULYER. — PFERDESAT.
618
Hertwig ah Schatzmaakc, von Dard aU
Rhiiiitis pemphigoides, von Lafow« a1* mala»
die vaccinofj. n>' uiul von ihm selbKt als Sto-
matitis aphthosa oder Herpes phlyctänoides
befetchnetcn Krankheiten weiter nichts seien
als verischieden«' F"iitien einer uml derselben
verimpfbaren Krankheit, die er als rfenie-
pocke, Horseju.x, liezeielinet. Chauveaa erhielt
eine allgemeiae Puckeneruption bei Pferden
naeh lajeetion der Lymphe Ton Pferdepocken,
Kuhporken und Mcnschenblattern in die
Blut- und Lymphbahnen, ins subcutane Binde-
gewebe, in die Luftweg« nnd Einbrisgung in
a«i Digesttonsapparak.
Aflifologie. Nach BoUinger ist der Ur-
sprung der Pferdepocken in der Menschen -
blatter zu suchen. Namann sah Pferdppocken
aas hnmanisirter Vaccine, Steinbeek aus
ovinisirter Vaeeine entstehen. Die gleielien
üe.-iultute erhielt Cliauveau. Warb-niont und
Hugui'^ erhielten d.iL,'egen bei ihren Inijifungcn
mit MenscbeobUttern und Eubpocken an
Pferden meiat nentire Resultate nnd sind
der Meinung, dass ate Pfcrdeporke nielit iden-
tisch mit der Menschenblatter und Kulipocke
ist und dass Pferde einen uuganstigen Buden
rar ddUrirang von Vaccine darbieten. Es ist
somit vahrseheinlich, dass die Pferdepocke
eine .selbstiin Jige, dem Pferde eigenthrunliehe
Krankheit und keineswegs identisch mit der
Pocke der übrigen Thiere und des Menschen
ist. Chauveau constatirtc Mikrukukken in der
Lymphe der Pferde^uekc und ei muss ange-
nommen werden, dass dieselben ebenso wie
in der Schnecke, wie von Toussaint,
Semmer v. A. nacbgewiesen wurde, das Wesen
des Contagiums darstellen. Hallier nnd Zürn
fanden zuerst in der Puckeuiyuiphe Mikro-
kokkcn und dieser Befund wurde nachher von
Cohn, Klebs, Keber, Bender u. A. bestätigt.
Pfeiffer constatirte in der Pockenlymphe Cocci-
dien f^tnniK ystis epithclialis).
Die i'teidepocke ist durch Impfung auf
Hinder und Menschen Ubertragbar. Loy impfte
1801 mit dem Blilscheninhalt zweier Mens« ben.
dio sich mit Pferdeiificken intieirl hatten.
Kinder und erhielt bei ilenselben ctnePockcn-
entwickluug. Hertwig inficirte sieb selbst und
IS Sebnler IflSit mit der Eqnine, bei atten ent-
zirkelten <irli ]).irkenähnliche Pusteln. Pichot
beobachtete bei einem Hufschmied naeh drei-
«Oebmtlieher Incnbationsdaner eine Pocken-
emiitioii an den H&nden nnd impfte mit dem
Inhalt der Pusteln Kinder erfolgreich dnreh
nielirere Generationen, lim-i erhielt 1872
durch Impfung der Lymphe aus Pferdepucken
bei Rindern Vacdnepasteln. Pingand impfte
1S79 mit Equine 71 Soldaten, Ton denen 64%
iVckenknGtciit'ü und l'usteln bekamen. Trotz
dieser Ucbertrngbarkeit der PfenlepoLke auf
Menschen und Kinder und umgekehrt i-st das
Contagiom der KenidieiibUtter, Kubpocke
und Pferdepocke doch nicht identisch, aondcrn
nur verwandt.
Symptnnie und Verlauf. Die Incubations-
teit nach erfolgter Ansteckung dauert ge-
wöhnlich drei Tage. Darauf seigt sieh nieiir
od«r weniger bedeutendes Fieber, die Patienten
sind etwas matt und traurig und haben einen
verminderten Appetit Gleiehselttg mit dem
Fieber stellt sich eine Röthung und Schwellung
der Haut au der Köthe und am Fessel ein,
verbunden mit Selmierzhaftigkeit, Spannung,
Steifigkeit und Hinken gewöhnlich un den
hiniereii Eitremititen. Drei bis fünt" Tav'e
naeh dem Eintritt des Fiebers zeigen sich un
der hinteren Fl&cbe der Fesseln und Kötben
zahlreich« KiOtchen, die steh bald in Blls-
eben und Pusteln von gelber Farbe um-
wauileln. Die Bl&schen und Pusteln bersten
und entleeren eine gelbe klare oder trabe
eitrige I^phe. die n bmuneD Krusten ein*
ifoeknet nnd ffie Haare verklebt Anaser an
den Fesseln erfolgt h&ufig eine Pockeneruption
an den Lippen und Nasenflügeln, an der
(-"onjuneti\ a und Nasen- und Manischleimhaut.
.\n den betreffenden Stellen entwickeln sich
linsen- bis erbsengrossc Knötchen, Bläschen
und l'usteln. die zu Krusten vertrocknen.
Verbunden mit der Pockenemption auf der
Nasen- und Maulsdilefaiihaat ist «in rdeh*
lieber Ansfluss von Schleim Tind i^peirbd.
Nach Abstossang der Krusten und Epidermis-
sehuppen bleiben anfangs haarlose hvid-rütb-
liehe Flecken, auf den Scbleimbftuteo
schieferfarbige Flecken tmd in der Hnl«
.selileimbant bei Entwicklung grosserer Oe-
schwiirchen auch wohl Narben xur&ok.
Die Dauer der Krankheit betiigt meiat
?, 4 Wochen.
Die Prognose ist günstig, da der Aus-
^'.ing fast immer Genesung ist.
Die Hehandlung besebränkt sich auf .Ab-
haltung üusberlieher Schiidlichkeiteu und In-
reiuigkeiten.
Nur wenn die HautentzQnduDg am Fessef
infolge Einwiikung vm Mist und Jauche und
and'irer L'nreiiiigkeit''n einen phlogmoniiHen
oder gar gangr&nOseu Ciiarakter annimmt,
ist ein energiaches antiseptisches HeflTerfahreh
angezeigt. Hei zahlreicher Pocken eruptinn auf
der Maubehleiniliaut ist Rauhfutter zu ver-
meiden und bind aromatische, säuerliche oder
desinflcirende Mauiwisaer am Platz. Gewöhn-
lich genügen indifferente IDttol (OeL Olycerin,
Schleim etc.).
])ie Teterin&rpoUzeUicbeB Maasregeln be-
flchrinkeb sieh auf Absondemng der Kranken
'i'hiere von den gi-sunden und Anstellung be-
sjnderer Warter für die Kranken. Semmer.
Pferdepulver. In den ApothAen vor-
rälbigc Pulv. r tnr die gewöhnlichsten Krank-
heiten des Pferdes, tiatnentlich für Strengel,
Druse und Mangel an Appetit. Sie werden
von den Apotliekern in beliebiger Weise zu-
sa.nmengesetzt und hIh Heil-, Nähr- oder
Fresspulver zu unverh<nissmässig hohen
i'rcisen angepriesen. Meist bestehen sie ledig-
lich ans verwittertem Qlanbersals. serfallenera
Kochsalz mit Schwefclblüthe und etwas Enzian,
bczw. Wuchholderbeercn. Künimei, Eünum
graecnm, Roggenmehl u. s. w. Auf der Schub-
lade der Ofticinen steht in der Begel die
Beselchnuiig „Pulvis cauomm*. yogit.
PTerdmi s. Pferdekammel.
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RBOZBTBB ZUM SIEBENTEN BAND.
(Dt<^«<>» R«i^»t«r ««nrollittadiyt, «rijinzt nnJ bpriohtii^ «Ii« M«t«rie de* VII. Bandes.)
HDTTERMUNDEBWEITBRUKO. — PFERDEBAL
Muttermunderweiterung, ist theils eine
natlirliche, theils eiuo iiünstliche. Als phy-
siologischer Vorgang bildet sie das zweite
oder das ErOfihangsstadiam des Uterushalses
bei der normalen Gebort ('s. Gebort). Sodann
stellt sicl> dio natürliche .'\Iiitteiniiinderw('itP-
raog oder -Eröffnung während der Brunst-
periode je nach den Hausthiergattungen in
versrhii'dengradiger Weise ein (<. Brunst).
Die l^iinstliche Erweiterung i^t bald eine un-
blutige, bald eine blutige Operation. Die
kOnsUicbe Erveiteraog findet statt: 1. beim
thatsKehHeli nar ftosserst selten and nar beim
Rinde und der Zi<'g»» vorkoniin.'tnlfn Krampf
des <jebarniutterhalses (s. Gebärmuttermund-
verengerung): 2. bei der Verhärtong ond Ver-
scbliessong des Gebürinotterhalses (s. Gebär-
mottermandverengerung ond -Verschliessung);
zuweilen bei den Stoten miinittolbar vor
dem Legattongsacte. Stre^ei,
Motlemmtfverwaelwsno, «.GeblrmQtttr-
mundvorwachsunp.
Nachgeburt. Darunter verstellt man das
nach der Geburt stattlindende Ausstossen der
Fruchtbällen aas dem Uteras. Die Ausatos»
sang dertFotalplaeenta erfolgt normalenreite
sofort oder doch bal'. uw-h der Geburt: bei
versdiiedenen krankhalten Zuständen des
Uterus (der Kotyledonen), sowie bei Frühge-
burten kaqn die Nachgebart mehrere, 5—8—11
Tage im Uteros znrQckgehalten werden. Letz-
tere Erscheinung findet bloss bei der Kuh
ond bei der Ziego statt. (S. Choriun. Lösung
desselben und PlacentalGsang.) Strebtl.
Nagy-Czeg, in Siebenbürgen, Comitat Ko-
lozs. ist ein Gestüt des Peter Tamäsy. Das-
selbe enthalt IT)— 20 Mutterstuten.
Ob dies Gestflt dasselbe ist, das xa An-
fang dieses Jabrhnnderts ebenfalls so Nagy-
2 im Kül'jzser Comitat von dem Baron
Paul BanlVy betrieben wurde, konnte nicht
Fie. '.s\\ Fiff. J44J.
ermittelt werden. Baron BänfTy b' sass damals
etwa 50 Mutterstuten, 4 Beschäler und im
Ganzen bei 110 Pferde. Dieselben waren IS
Faust bis 15 Faust t Zoll |[roas and an
Wagenj)ferden gut geeignet. Sie waren sp*.
ni>cher Kasse und wurden steti« reinblQtig
fortgczQchtet Die Baron Paul Bänffy'schen
Gestatbrandieichen sind nach nErdefyi, Bt-
Schreibung' der einzelnen Gestüte des /Jster»
reichisclun kaiserstaates" in Fig. 1441 ond
1445 wiedergegeben. (Srassi/uutn.
Na|y-£raei in Siebenbdrgeu, liegt an-
weit Ton Ssasz-Bdgen im Comitat Xoloss
an einem kleinen in die Maros liicsscnden
Bach. Hier wurde Ende der Zwan/iger-
jahre dieses Jahrhunderts von dem Grafen
Michael Toldalagyi ein Gestat anterhalteUf
das bei einem Gesainmtbestand von etwa
iO Pferden SV Mutterstuten zählte. Letztere
entstammten meist der eigenen Zucht
nnd waren sehr Terschiodener Abkunft,
so dass dem Gestflt eine A!i-!tr''glichi>nhcit
seiner Pferde fehlte. Die Nachzucht wurde
haaptsiichlich als Militär-Hemunten verkauft.
Bis zum Ende der Sechiigerjahre fährte Graf
Toldalagyi das GestQt fort, bis sein Ableben
Veranlassung zur Auflösung der Zucht gab.
Das Gut ging darauf in jüdischen Besitz
über ond blieb in «lemselben. bis vor kurzer
Zeit der gr.-or. Erzpriestcr Traian Metearen
Rigenthfimer des Gute« wurde. Dieser beab-
sichtigt nonmehr, hier wieder ein Gestüt un-
1 zulegen. Grassmann.
Nagy-Sialinoi« in Ungarn, Comitat
I Abaiij, liegt etwa drei Stunden von Kasohaa,
j dem Knotenpunkt der Kaschau-lUlerberger
I ungarischen Staats- und ungarischen Nord-
ostbahn, an letzterer, zwei Stationen von
Kasehan. Der Ort selbst befindet sieh etwa
zehn Minut<'n ab>^eits der Bahn, .'^cin.' Laee
I ist hoch um Gebirgshange. Im Norden,
Osten and Westen begrenzen ihn waldige
Höhen, während er liegen Sftden offen, eine
herrliche Fernsicht m die Ebene des Zern«
plener Comitates gewährt. In il- r Mitte des
Ortes befindet sich das herrscIiaftUche Schloss
mit schönem Park.
Die 1,'anze Herrschaft, welche gegenwärtig
dem Grafen Stefan Forgäch gehört, besitzt
einen Flüchenraum von etwa 19.000 .Todi
= 6473-87 ha, von denen bei 18.000 Joch
Wald, der fibrige Theil meist Aeeker sind.
[ Bei der grossen Vorliebe des Besitzers
, (fir Jagd und .Sport unterhält derselbe hier
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ein Gestat, das bereits von dem Vater, Graf
Kaiman, Ende der Fflnfzi^er- and Anrang
der Sechiigerjahre mit einigen tcuten Halbbhit-
»tateu gegründet wurde. Später, u. zw. bis zam
Jftbr« i88i/85, gehörte das stets —
Stuten zahlende Gestfit i1<mi bi lden Söhnen,
dem heutigen Besitzer und dem Grafen
Aleiandor Furgäcb. Letzterer gründete, nach-
dem Graf Stefan sein Theiliiaberrecht ao dem
Geatllt aafjregeben. in genanntem Jahre mit
Nagy-Sziiluirzcr Pferden ^ciTi jetzt so be-
deutendes Vollblutgestflt zu Kemencze (AIso-
Kemencze). Die Zahl der Stuten, welche da-
mals nach Kemencze Qbergingen, betrog im
Ganzen i9 Stftck. Einige derselben werden
dort noch heute zur Zucht verwendet. Die
geschichtlichen Einzelheiten des Na(;y-
iSaalinexer Gestüts fallen daher bis zu dieser
Zeit mit dem Kctnenczer zu.-iumnicn und sind
-bereits bei Kemencze (s. Uegister Band V)
angegeben.
Griif Stefan Hess die Pferdezucht in
Naey-Szalüncz aber nicht völlig eingehen,
er betrieb das GeetQt swar verringert weiter,
80 da-SB dasselbe nunmehr i V»)l-. 4 Halb-
blut- und Ii in der Ockoiiuinie stehende
Matterstuten zählt. Ausserdem gehören zum
Gestüt noch 6 vollbiatige Stoten. die aber
gegenwärtig als Jagdpferde benlltst und dem-
nächst in die Zucht eiiisri stelU w.'idcn. Auch
für die Rennbahn steht eine btute in Vor-
bereitung. Zur Bedeciiung der Vollblutstnten
werden die Ht^iij^ste Beauminet, Insulaire und
Aroaranthus, t iir die halbblütigen und .Arbeits-
Stuten ab'T »'die llalbbliUln iiLr-t.' benOtzt, su
•lass auch die aas letzteren Stuten gezogenen
Pferde desBdlen niebt entbehren. AlleQbngenH
mit !:anft''r Sinnesart begabten und verschieden-
farbigenrierde sind ausserordentiicb dauerhaft.
Infolge des bergigen Terrains ist die .Musculatnr
der I'ferde scharf ansgepr> und die Hofe,
namentlich däe Sohlen anreh das harte und
steinige Erdrcteh vorsilglich fest und wider»
standsf&big.
Der Gesttttshof Hegt in dem obener-
wähnten Park und grenzt ati das alte
woblerhaltene Schloss, das einst Kakoczy
geborte. Die GestOtsrInme bestehen aus
>Jtallen zu 16, ü, bezw. f>l5oxes, einem Stall
nüt acht Ständen, aus Futteikainmer. Wohn-
riiumen für die Leute n. s. w., sowie au« drei
Paddocks. In letsteren findet die gemein-
schaftliche Trinke der Pferde am Brunnen
statt.
Die Ern&brang der Pferde ist eine
kräftige. Di« tr&cbtigen Stnten erhalten
täglich in drei Futtern !0— 12 1 Hafer nnd
kg Heu, dazu wöchentlich zweimal einen
Kleie-Manich, dem im Winter etwas Lein-
'tarnen beigemischt nnd der dann erwärmt wird.
Im Sommer haben die Stnten und Pohlen Weide-
eang auf einer rings vr.n Wald uniM libissenen
Wiese, werden aber Mittag."« und Nachts ein-
gestallt. Die güsten Stoten verbleiben in
den Paddocks. Im .Alter von Vt—ii ^T.niaten
werden die Saugefuhlen entwöhnt und empfan-
gen dann Hafer nach Verlange», daneben
Heu, im Sommer Laterne nnd Klee. Für die
Bewegung der Pferde ist hinreichend gesorgt.
Wenn es di.- Witterung irgend gestattet,
bleiben alle Pferde täglich IV^—i Standen
in den Paddocks. anch die jungen Fohlen,
die hier anfänglich nur f^etrieben, später
aber scharf guluppirt werden, um sie so von
Jugend auf an Anstrengungen zu gewöhnen.
Die Beaafsicbtigang des GestQta führt
ein Stallmeister (William Bensen, der bereits
24 Jahre dort bi^dtenglet ist). — Ein Ge-
stütbrandzeichen kommt nicht zur Anwen-
dung. Grassmaitn,
NatirinilHg, Snnatio naturalis s,
Physiatrica (v. sanare. heilen; sia:?. Na-
tur; taTp'Jc. Ariit), ist ohne Ztithun der Kunst
herbeigeführte Geoesang von Krankheiten; in
diesem Falle vermochten es die lebendigen
Kräfte de=? Organismus, die Krankheitsursache
ausiUsthcidea und die Wirkungen derselben
auf dem Wege der Kcgulation auszugleichen;
es hat sich anf diese Weise eine Selbst-
heilung oder Antotherapia vollfogen.
Der strenge Anhänger der Physiatrik, der
Pbysikrat (von x^^dTf/?. Macht. Gewalt), ttber-
lässt die Beilung der Krankheiten der Natur;
die consequente Durchführang dieses PriA-
cips führt zum ärztlichen Nihilismus, wie ihn
Skoda predigte. Es ist eine erwiesene That-
sache, dass viele Krankheiten von selbst
heilen, trotzdem vermag der Aitt durch
rationelles, die Bestrebungen des Organismus
unterstutzeudes therapeutisches Eingreifen die
Krankheiten öfter nicht nur schneller, son-
dern anch sicherer und gefahrloser an heilen.
Ein in die Weiehtheile des Körpers einge-
drungener Hidzsplitter wird zwar mit der
Zeit auf dem Wege der Eiterung ausgestossen,
Bnlllladwig und Schmerz aber vermieden,
wenn man den Splitter sofort herauszieht
Physikraten tauchten schon in den Anfangen
der inenseblicheti Cultur auf, wir finden sie von
den Zeiten eines Uippokrates und Galenos an
bis in die neneeteZeit, wo sie dnreh SchOnlein
vertreten waren. Welche Kräfte im Körper eine
Selb4heiluug herbeiführen, wurde unter „Hei-
lung" (s.d.) auseinandergesetzt, eine solche
vollzieht sich stets nach den natArlicben,
physiologischen Gesetzen, die Reaction von
Seiten de« Organismus auf den gegebenen
krankmachenden Heiz tragt in vielen Fällen
die Bedingungen zur Beeeitigong des Beises
in sich. Fremde Körper werden aasgeeitert
oder eingekapselt oder durch Erbrechen und
Abführen aus Magen und Darmcanal ausge-
schieden, übermässig sich ansammelnde Se-
ond Ezcrete darch Hosten, Anfsangung, ver-
mehrte Aus-sclieidungen etc. entfernt, wobei,
sofeni paarige ürgane vorhanden sind, die
gesunden Organe die kranken durch vermehrte
Thätigkeit entlasten. Wanden schliessen sieh
durch wuchernde Granulationen, Blatnngen
stillen sii 1» durch Verstopfung der blutenden
Gefässe mit Fibringerinnsein , Zurückziehen
ihrer Gefässhäute und Verminderung des
Blutdrucks und der Herzkraft. Neubildungen
werden eingeschmolzen, ergossene FlüsHig-
keiten resorbirt, der Terstimmta Magen Ter>
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weigert die NahruDgettufnabtne, das Fieber
soenfe die SlftecirciiMtion und den Stoffom*
i>atz zu reguliren, endlich accomniodirt eich
der Körper oder ein bestininites Or^an ab-
Doriiieii Vorgängen, letzteres erweitert sich
mehr und m«br und «rlsagt alsdann ein
jtrOsseret, den Umitinden entsprechendes
Fassun^jsvciniögen, Reize stumpfen ^i^•ll durch
liewuhntieit ab, Infectionskeime werden aa»-
geschieden oder von den Phngoeythen ver-
speist. Diese Beispiele mögen genäg**n, Mtn
eine Voräteilun^ von der Heilkraft der Natur
zu bekommen. Der Arat hat diese Heilkräfte
nur ta fördern und in die richtigen Bahnen
SQ leiten. Atiacker.
Neriin, ein in den Blättern von Neriura
Oleander L, vurkommendes Glycosid. welches
idenfUeh mit dem Digitaleln (s. Digitalis) sein
-oll lind el<- nf:ii; ■ Stiüstatid des Her/en-; in
iler Systole bewirkt. Das Glycosid ist löaiuh
in Wasser und Alkuhul. anlöslich in Aether.
beim Kocbcn spaltet es sich in Glycose und
in einen chemisch nnd physiologisch dem
Digitiliieein gleichen 8to£ Lotbisch.
Nerv«n|ewnb«, %, Re mark '«che and
mnrkhaltige NerTenfteern.
Niedere Pilze. Hierantier versteht man
in der Regel drei Piligmppen: die ^>palt-
pilze, Hefepilse oder Sprosspilze und die
Schimiiielpilze (versrl. Sehizomyceton. Saedia-
romjceten nnd Schimmelpilze). Sie entbehren
einer geschlechtlichen Fortpflanzung, diebeiden
pr<?ten Gruppen auch eines fädigen Myceliams.
Nur die Spaltpilze stellen wahrscheinlich eine
selbständige, an die Physochromalgen sich
anlehnende Abtheilung dar, während die
^rose- und die Sehimmelpilse nur niedere
Formen höherer PiUc repräsentiren. tian.
Olks, eigentlich the oak« stake» = die
Elchen Stakes, ist dn« bedentendute. nnr fBr
dreijährige Stuten <'(fene üennen Englands.
Dasselbe, im Jahre vuni £arl of Derby
ItegrQndct, wird alljährlich in Epsom am
Tage nach dem Derby Aber eine Distanz von
1% Meilen gelaufen. Nach der Proposition
betriiqt tlic Einlatre .'iü i.. h:ilb Keugeld,
Gewicht 8 ät. 10 Ib. Der Preii wird aas
den Eiositien gebildet; die iweite State
erhält :?on, die dritte 150 £ aus diesen —
Die erste Onks-Siegerin war Earl of Derby s
Bridget v. IIerül>l. welche nach 17 Unter-
schriften mit 12 Pferden an den Start ging.
Die höchste Zahl an Unterschriften, nftrolich
?lö, erfahr dies Kennen im .l.ihre 1868.
während das Jahr i84.S ali^ höchste Zahl an
Starters 26 Stuten aufweist. Von den Oaks-
Siegeriniicn haben viele die 2000 Guineas-
Stakes und das St. Leger gewonnen, das
Derby indessen bisher nur im Jahre 1801
Sir 0. BanbQry'4 Eleanor v. Whiskey und
die 486t einge'gangene Blink Benny t. Mel-
bourne a. d. C^iieen Mary in 1^57, welche
dem Mr. W. J'Anson geliorte. Im Juhre 18.S1>
gewann Lord K. ChurchilTs schwarze L'Abesse
de Jonarre v. Trapist «, d. Festive dies
Rennen nnd brachte ihrem Besitzer 2S0O £
damit ein.
In Besag aof die Prafang der Leistnogs-
fäbigkcit haben die Oaks ninsichtüdi der
Staten dieselbe Bedeutung; wie das Derby
für Pferde beiderlei Geschlechtes, dalier
werden die Oaks aneh das Staten-Derby
genannt.
Den Namen Ik^t das Kennen ursprünglich
einem alten Wirthshaus entlehnt, welches
auf den Banstead Downs im Schatten riesiger
Kichen stand nnd nach diesen genannt wnrde.
General Bargoyne kaufte dies Wirtlishaus mit
umliegenden Ländereien und erbaute an
dessen Stelle ein neues Schloss, das die alte
rSezeichnunpj the Oaks weiterfflhrte. Später
giiifT dies Besitzthum in die Hände des Earl
ot Derbv über, und als dieser bald darauf
(1780) dies jetit sn so hoher Bedeaiang ge>
langte Rennra grOndete, verlieh er demselMn
(leti Namen seine* nenen, so schdn gelegenen
Besitzes.
In Frankreich wird der Prix de Diane
fs. d.), welcher nucli nnr für dreijähris^e
Staten offen ist, häulic: (inks und zum Unter-
schied der englischen, iie französischen Oaks
(genannt. Aach rni;arn hat seine Oaks. die
ungarischen Oaks, welche gleichfalls nur fQr
dreijähriu"> >tuten offen sind nmi im Mitnate
Mai in Budapest unter einem Gewichte von
l>6 kg (iber eine Distanz von SOQO m gelanfen
wenien. Sie wurden im Jahre ISgti gegründet
und öiuil mit einem Gewinn von 10.000 Francjt
ausgestattet. Die Nennung der Stuten hat
hiezu schon als Jährlinge zu erfolgen. Gh.
Obergurt. Zur grösseren Sicherheit des
Reiters und besseren Befeatigung des Sattels
aut dem Küeken des Iferdes bedient man
sich eines aus Wolle, Leinen u. s. w. berge«
stellten, etwa 10— IS cm breiten Gespinnates,
<^urt fjenannt. das mit einer b'ehn all Vorrich-
tung versehen, ülnr Jen mittelst der Süjf.
Untergurten li.reits fe.itgeluiltenen Sattel um
den Leib des Pferdes gelegt und festgeschnallt
wird. Dieser Oort lieisst Obergnrt nnd soll
eine fe-«tere Latte des S^attels Iierbeifübri-r,
tuwie bei etwaigeiti Springen der Lntergarteu
den Sattel in anverrQckter Lage halten. Int
Allgemeinen ist der Obergurt uiuthwer ent-
behrlich und findet daher auch nur selten
Anwendung. Beim <iei)raueh von Sattel-
Ueberdecken. wie solche z. B. des besseren Aus-
sehens wegen verschiedene Arten der Sittel,
besonders solche der Bocks-itt-l. erfordern,
dient der <>bergurt gleichzeitig zum Fest-
halten der L'i'berdeckc und darf deshalb nicht
fehlen. In diesem Falle ist er gewöhnlich,
wenigstens beim IßlitAr, noa einem etwa
Sero breiten Lederriemen hergestellt. Gm.
Oberseener Hof, liegt umveit v .n Freien-
seen in Hessen, einem Marktflecken der
Staadesherrschaft des Grafen Solms« Lanbach,
dem auch der Oberseener Hof r:ehört. Dieser
ist ein grosses Gut und «nrJe seit Anfang
der Siebzigerjafiie zu »itiem Iviiiifliih
preassischen Kcmontedep<it ben&txt. Im Jahre
iS86 aber wurde dasselbe berdte wieder auf»
gehoben nnd das Oat steht seitdem unter
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S^elbstbewirtluchafiaiig d«* Besitzers durch
einen Verwalter, Grassmann.
Ober-Stradam, in Preassen, Kegierungs-
bf/lrk Hreslaa, Kreis Wartenbcr? in Sclilcsicii,
liegt 0 Jükiu vunStradam, älation der Bretilnu-
WanchaMr EUeobahn und ist ein dem Mii-
joratsherrn v. Reincrs<!iiriT irehörige.-« Rittei-
^at. Da^sollitf uujf&sst t:iiiachhe$»lii-h der zu-
(;ehOii);eu Güter Görnsdorf, Kitis Warten-
bere, and Reineradorf im Kreise Kreuzbarg; eine
tendwirtfaschftlllieli» Natiflicb» von 1750 hn.
Der Boden ist iheilweise Torherrschen<l snnilij^,
tbeils Icbniiiaitiger Sand und thcils von gut^r
hnmiKreieher BMehaffooheit
Die Anfange des hier von dem Besitzer
unterhaltenen OestOtes reichen bis in den
Anfang dtr Fünfiigerjahre dieses Jahr-
hunderts zurQck. Nachdem auf den einxelnen
Gütern auch schon Tordem iminer einige
Ackerpferde gezogen waren, begann Otto v.
Reinersdorf zu genannter Zeit, u. zw. baM
nacb dm Jahre ISÖG ein«- auf wirthschalt-
liehen Nutzen zielende Zaclit. Hit'/,ii führte
er anch mehrere Vollblun>leido, wi« Altii»
V. Hockee Pockee a. d. Alexine, Dartagnan
T. Bastle a. d. Anna v. Velooipede ein.
Spiter «Qfde der in Neustadt a. d. Dutse
eezoßCC' AtiEflo- Araber Fiesco v. Ibrahim .
Pascha in die Zucht eingestellt und vom
Jahre 1673 an deckte Damian t. Seaborse
a. d. Doxy v. Snyders. Daneben worden aacli
einige Stuten zu den in Ulschowa stehenden
vollblütigen Beschälern Flibustier iiml Pit;\t
geschickt, wie auch der königliche Landbc-
•ebiler Virilist v. Virgilius a. e. Mountain-
Deer Stute mehrfache Verwendung fan.l. Seit
dem Jahre l^öü versieht Maashold^r v Cha-
mant a. d. Artesia v. Stückwell .iic Vater
dienste in GestOt, neben dem im Jahre 1889
d«r in Ober-Stradam anff^etellt« Vereine-
hengst Diadem v. Kaleb a. d. Calamität v.
Faszoletto benützt wird. Ausser diesen bei-
den Hengsten werden auch noch königliche
Landbeschäler in Anspruch genoinmen.
Die Zahl der Mutterstaten betrag zu Ende
des Jahres 1889 SO StOck. Von ihnen sind 5
vollblütig, nämlich: Armee v. Monseigneur.
Citissime v. Savernake, Constanze v. King John,
Gritin V. Flibustier und Ptirsith v. Pirat.
7 Ualbblutstoten and 8 gehören der scblesi-
i«b«i Laadraase an. BexOglich ihrer Form
and KOrpermasse rechnen die Stuten, un-
ter denen alle Farben vertreten sind, neben
den vullblütigen theils zudem leichten, aber
kr&ftigen Reit-, tbeils wm Wagen- and
Aekerpferdschlage.
Mit dem so verschiedenartigen Zucht-
matcrial verfolgt das GestQt, dessen g«-
aammter Pferdebestand einschUestlteh der
in der Arbeit stehenden Thiere 189 Köpfe
sählt, auch verschiedene Zuchtiiele. Neben
der Hervorbringang eines edlen und leistungs-
fllhigen Jagd- nnd OfHcier-Reitpferdes wird
ein gängiges, mittelstarkes Wagenpferd und
«•in rteissiges, gängiges Ackerpferd gezüchtet.
Dementsprechend ist auch die AasnQtzung
des Gcatdti, denen jihrlicher Zawacha IS
bis SO Fohlen zählt, eine niehrseiti^'e. Ein
grusser Theil der jung^-n ITerde wiid zum
eigenen Gebrauch je nach Eignung als Heit-
oder Wagenpferde benütst bezw. in die Acker-
gespanne eingestellt and die hierftber vor-
handenen edleren i'feido werden meist als
Cavallerie-Ofiicierspferde verkauft.
So lange es die Witterung irgend ge-
stattet, gehen die Kohlen in Koppeln. Die
GesammtifrCäse dieser beträgt ü — 7 Ita. Sie
sind entweder .sandig oder lehnihaltigen
Sandes und liegen an mässig Aiossenden
Wasserlftnfen. (Tm einen ergiebigeren Gras-
wuchs herbeixuniliren. werden sie alljähilii^h
gedüngt. Für die Winterzeit; stehen die
jüngeren Jahrgänge in Boies, die älteren in
Ständen. Je nach Rasse und Alter erhalten
die Fohlen bis zu 5 kg Hafer und ebenso
viel Heu und Siede, die edlen Fohlen bin
zum Alter von 1% Jahren daneben Voll-
und Magermilch.
Di.^ in Ober-Stradum bernidliehen HestHts-
einriclitun^'en werden von einem StaUiiiei!*ter
geleitet, dem die entsprechende Zahl von
Katacbern, Stalll«)uten ond Foblenknecbten
zur VerfBgung steht wlhrend der landwirth-
schaftlirhe Oberbeainte die bezüglichen Au-
gelejreiiheiten in Reinersdorf leitet.
Das für das GestiU in .Anwendung kom-
mende Brandzeichen i>t in Fig. 1443 wieder-
gegeben, dasselbe wird auf der linken Keule
angebrarht.
Neben dem Gestüt besteht hier eine be-
deatend« Rfodviehnicht Dieselbe zerfUlt in
Fif. t44B. OestattnaaMi^ Ihr Ober-BtnisB.
eine Sfammheerde schlesischen Roihviehs
mit no Kühen und eine ebenso viel Milch-
kühe zählende Heerde gemischten Blutes
Beide Beeiden werden in ernte r Linie für di»-
Molkerei ansjrentitrt. Der übrige Theil der
im Ganzen "i'.'A KOpfe betragenden Rindvieh-
stapel liefert den Ersatz an Nutzkühen und
Ochsen« Die Aberzfihligen Kalben werden
Terkatilt. die ttbenihligen jungen Oehsen nnd
die Brackochsen K'emästet. Aus der Heerde
der vollblütigen Schlesier findet ein lebhafter
Absats Ton Znchtvidi, betoadera Bollen,
statt.
Die Sehafheerde ist eine mischblßtige
und zählt bis zu 1000 Köpfe. Grassmann.
Ober-VaiMOie, in Siebenbärgen, C'omitat
Fogaras, ist eine Unterstation des königlich
ungarischen Staatsgestüts Fogaras (s. d ) und
dient zur Unterbringung der verachiedenen
Jahrgftnge der Stotfohlen. „ ,
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IJEGIÖIEU ZUM ÖIEÜEXTEN HAND.
Ehemals g<>hörte Ober-Vt-ri' * z. zu der
<1nrcli Inscribirung von der Kuistria Maria
'rii<T' sia dem Bar.m Bnickcnthal verliehenen
Herrschaft und ibt nach Ablaaf der tföjäbrigen
Insi-ribirun'xsfiist wieder an den Staat inrflek-
gefall'Mi. Narli „Kr.lt'lyi. Bfsrlirciltuni,' lIim'
Gestüte im österreichisch-ungarisciien Kaiser-
staate* hnt Baron Bruckenthul hier im Anfkng
dieses Jalirhnnderts ein umfänglicheres Ge-
8tOt gehabt. Doch ist dasselbe nicht hier,
sondern auf dem gleichfalls zu Fogarns ge-
hörigen Unter-Utaa (s. d.) aafgestellt ge-
wesen. wUiMad Obcr«Teiieete nar aum land-
und fontwirthsehaftliehen Betriebe gedient
hat. Grasstnann.
Obrazaa, in Siebenbürgen. ComitatWeissen-
barg. lic<rt oberhalb Kolosvär (Klaasenbnrg)
am Kokcläusse nnd ist ein dem Baron Niko-
laus Wesseldnyi in »juiL.sün gehöriges Gnf
Dasselbe stand ehedem im He-itz der gräf-
lich Essterhaxyschen Familie, zu deren Zeit
dort ein sehr iirafänglichcs GcstiU bctfiebcn
wurde. Letzteres wurde uitgeführ in Aoht-
zigerjahren des XVIII. Jahrlmndcils mit einem
bedentendem Kostenaufwand angelegt. Die
Pfeide waren theils altsiebenbQrgischer, theils
üiicnfalisoli'T tind siiaiiischer .-Vbkunft. Sie
zcichucten sich durcli aehr grosse Dauer-
haftigkeit aus. So wurde z. U. der als I{e-
schäler benOtztc Hengst Uannibal 40 Jahre
ult und war trotz dieses hohen Altem immer
noch ein fruchtbares Vaterpferd.
Die im GestQt betriebene Zucht zcrßcl
in swei venchiedene Arten. Eine derselben
enthielt grosse, bis zu 1.H Kaust t / ill
messende, die andere nur kleinere Fft-riie.
Letztere waren ungemein feurig und klug.
Der Ge»ammtbestand au Pferden x&hite Ende
dur Zwanxigi>r)ahre dieses Jahrhonderti bei
170 Köpfi'. Ttifrr ihnen befanden sich fQnf
Lescliäb r und 40 Stuten. Die junge Nach-
zucht wurde in Kolosvir anfgestellt und hier
rittig und fahrbändig gemacht. Zu Zwei-
gespannen. Vierer-, auch Sechserzügen nach
Farbe, Form und TiMnpi>ranient zusammen-
gestellt, wurden sie zu verh<nissm&ssig
hohen Preisen theils sti Budapest, theit« in
Wien verkauft.
Die für das Gestüt zur Zeit des Grafen
NfpDinalt EsBterbAi^in Anwendung gebrachten
Fl«. 1444. Fi» 144t. Fig. i44«.
0«slattouds«ialM»R fir OI>ns»i.
lirandzcichen üiuä nach „Eidelvi, Besclirei-
bungen der einzelnen Gestüte "des österrei-
cliiscben Kaiserstaates" in Fig. 14i4— 4446
wiedereeji^eben. Ersteres, Fig. 1144, diente
zum Iii /. -ichnen der Bes häler. während die
beiden anderen. Fig. 1445 und i44(>, für die
•StQten bentltst wurden.
Der gegcnnüriigc Besitzer Obrazsas,
Baron We:>selenyi, uulerhält hier kein üesttkt,
wohl aber ein recht bedentende.« an GOicsOn
(9. d.i. Grassiuanrt.
Pakoslaw, in Preussen, Kegierungsbezirk
l'osen, Kreis Rawitsr h. liegt 60 km Ostlicii
•ier gleichnamigen Kreibhaapt.>tadt und i^t
ein« im Besits des Grafen Czamecki stehende
Ilerrschnft. xu der auch das Gut Hakitz j^«-
hört. Aut L»i-'iden Gütern wurde nucii iu »i«fn
Siebzigerjahren eine bedeutende Pferdezucht
betrieben, die nun aber fast gäuaUch ein-
gegangen ist CrassmdHM.
Paljuta, Dr. med., Professor am Vi ti riiiär-
iostitut in Charkow, schrieb l ini;::*' ]>l)vsi(dr.-
giscbe Abhandlungen und b''j.aim die Ht r.uis-
gäbe einer Veterinärpharmakologie und üe-
ceptirknnde in rossisclier Sprache. Sfmrner.
Päpa. in I'i L' iiii. ('üimtat ^ os/p^l'■Ill. ist
ein dem Grafen Moritz Eszterhäzy gehöriges
Vollblutgestüt, das ehemals zur Zeit der
Grafen P. E-zN^rh:i7,y mehr den Charakter
eines anglu- arabischen trug. Unter den im
Gestüt gezogenen Pferden ist ant^r anderen
Partagas, geboren lSä3 v. Vemeail a. d.
Paraibl, zu erwfthnen. welche 1885 den Ulkrgcr-
prei.x zu Oi'dr tiburir liavontrug. Im Jaliro 18^7
gewann Gral M*>ritj; auf der K.'niibahn in
7 Sieg.'ii i;{ 842'/, fl. und im .labre 18S9
mit 8 im Training stehenden Pferden in 1$
Siegen 65.574 fl.. mit welchem Betrage er
die zweite Stelle auf tI<T Liste der auf > ster-
reiehisch-ungari»cben Dahnen siegreich gewe-
senen Rennpferdeheaitzer einnimmt. Am er-
foli^rcichsten war im Jahre 1889 die braune
Stute Pistache, geboren 1886 v. Gunnerbury
a. d. Genevra, welche nach 8 Starten mit 4
biegen and t iweiten Plitxen 18.414 fl. ge-
wann. Nftchst dieser State war der Farha-
hengst Prado. geboren 1887 v. Doncaster
:i. d. Paraibl, :uu verdienstlichsten, indem er
11.0 In fl. durch t erste und 1 zweiten Plats
einheimste. Grassmamn.
Patriolen, ein englischer Vollbluthengst,
gcbnieri lMr>i V. Monarquc a. d. i'ajdli itte,
gewoon 1H67 dem Möns. iL Delamarre den
Prix du Joeltey-Clnb (s. d.) to Chantilly bei
Paris. Grassmann.
Pail, in Friuikrcich, am (iave de Pau,
ist die Hauptstadt des Departement Basses-
Pyr^uties, mit Schtoss, in dem Heinrich iV.
geboren, und sehOnem Parlr. Hier besteht ein
bereits unter Naii'^eori I. t'e^'rQiidetes Staats-
hengstendtSpöt. Dasselbe bcsetit die in den
Departements Landes und Ba-'Scs-Pyren^e!*
gelegenen Stationen und enthält einschliess
I lieh der zum 4. Arrondissement der General-
> Gesttttsinspectiini j^l' hörigen St«al8hong>t''ri-
d^pöts zu Libüurne, Tarbes und VilleneuTC-
sur-Löt zusammen 30K Beschller. Dtea»
haben im Jahre 1888 im Ganzen H.073
Stuten gedeckt und davon die in Pau aufge-
; .stellten allein 4628 Stuten. Aus den im Jahre
vorher durch die Pau Torhandenen Be-
schiter beleihen 8taten wurden S673
lebende Folil- ii irezMireii. Gi ,3<smann.
I Pellen war zur Zeit des deutschen lUtter-
' ordena eine« der bedevtendsten Gestftte Ost-
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KEGISTEK ZCM SIEBENTEN BAND.
preussenB. ]>As«elbe gehörte inr Komtburei
Balga am frischen HaiT. Gratsmaim.
Perigord-Rind. Ptfrigord ist eine alte
Provinz i^rankreichs, welche ungefähr dem
jeteigen Departement Dordogne entspricht.
Es ist ein thierzQehtendes liand D.t Bcstiind
an Kindern Ziililt dort ungoiühr Üü.üÜÜ .Stück,
dieselben verdii-ncn indessen nicht den Namen
einer „Baco p^rigourdiue", welchen man ihnen
hSnfig beilegt Bie sind ein Gemenge von
Iinlividupn • nn<! Rassen, welrlic an-, allen
Gegenden des Südwestens Frankreiclii her-
gtanmen. Alle Charaktere finden sich theils
rein, theils vermischt vor, je nach den Be-
dingungen ihrer Production. Die Ochsen von
Pvrigord b(>f.n.!er< als .Sehlachtthiere
auf dem Pariser Markt bekannt. Neumann.
PirlgoM-Sohaf. In der Dordogne gibt
es beiläntii,' HOf'.OOft Schafe. Sit- vi-iLÜeii-'n
ebensowenig dcu Naiitiu eiuer lia&ät' wie die
dortigen Kinder. Ziemlich tauglich zuSchlacht-
I wecken, sind die Schafe von Pt'rigord grob,
mit Isngen Beinen, langer, gruber oder ge-
meiner Wolle, üebrigens vermindert sich die
Zahl der Schafe dort zusehends u. zw. in
dem .Masi»c, als die nnbebanten Landstriche
abnehmen, der Boden parcellirt wird und die
Cultur des Weines und besonders die Pro-
dnetion der Trüffel mnimmt. Nnmaim^
Pferdeballet i»t ein mit Eanusel (siehe
Carroussell) ziemlich gleichbodentender Aus-
druck, soweit letzterer in hi]-|Mdü^'i?.(liL'r \W-
7.iehung anc^wcndet wird. Während man
unter Karuvx 1 die AnflUhning vorher be-
stimmter Koitüiiunircn nifhrcrrr Heiter in
bestimmtür Funu und leütgc»tt/-ter Beihen-
folge versteht, in der die einzelnen Uebungen
sich sa Figaren und darauf sn einem Gänsen
Tereinigen wid ein geregeltes Bild ans der
Reitkunst liefern, ist Pferdeballet eigentlich
nur das gleichzeitige Tummeln mehrerer
Pferde auf einem Platze, u. zw. ganz nach
dem Willen Jedes einzelnen Kelters, so daas
hiebe! die Einheit des Gedankens für die
('ebuii;,'en fehlt. Indessen i>t auch hier der
Sprachgcbraucli nicht feststehend , so dass
Pferdeballet auch das eigentliche fOr Reiter»
feste dienende Karusselreiten bezeichnet.
Für die Ausübung des Küruhselreitens
in seiner mannigfiu hen Zusammenstellung
einzelner Reitäguren gibt titaUmeieter Heinrich
Stiller in Pinme in dem Oetavbtndchen der
Bibli ithok för Pferdeliebhaber — Verlag von
Schickhardt and Ebner, Stuttgart — „Das
Karusselreiten" Unterweisang, anf welche
verwiesen wird, da die einzelnen Figuren
hier nicht beschrieben werden können. Gn.
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ERRATA.
Zam VI. Band.
P»ir ilL 2. Sp»lt<>. iL Zeil« Tou obin lies ,VorfoUeninjc" tUtt „VerfttUrunj:".
Kam VII. Band.
Hilf. 102, L Spalt*. 21, Zeil» vuij oben liea .<>enich«or^«n" statt „Oeaicht»orff»ii".
157, U
„\>pbont«>i4" «t«tt „Ncophsote«".
l«ü. 2»
21.
antun
., . Hpitt" »talt „Hrri".
i£0,
'Ii.
., .,Da«»kiewici* statt .Daxkiewisz*.
160. 2.
•23.
M
, ..V»nlair" statt ,Vonl»ir*.
214. 2.
2i.
.. „in" statt ,im".
ilix L
L
.. „<lwsnioi<le" Mtatt „dermoide".
■>*»,, *>
«.
oben
. „8chirin«>r" statt „Schieincr".
226. i.
23.
UDtSD
., ,in" »tatt .der"
246. L
&^
ob«n
.. „Hydrops. r<>Dnin" »talt „Hydrophrenum".
'.'46, L
28.
,. „Enphorbiam" fiatt ..Eophorbin«".
25ii L
fi.
unten
„ „beranbl" statt „*raiibt".
25«. L
0.
It
*
.. ^Grariti" rtatt „Oranit»"'.
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27.
,. ,Sehwi(rhow" iitatt .Schwichoco*.
866. U
. .dotirt" »tatt „datirt".
2i>(l. 2.
LL
.. „Fritter" «tatt „Fritten".
268. 2,
32.
M
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- „d«njiiiii(fen" «tatt ,diej«Dig«n''.
290. U
LL
., .(iestDtu Dvrkoulsic' statt „Gestttt« xn d^r Dert'koutsk
.1
oben
, ,JunR" »tatt „Inny".
a.
ant«n
. „d^rsplbe" statt _daKBelbe".
m 2.
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., .-fanum* statt „Lanum".
»44. 2.
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1,
., ..nmnien«" statt „reunicns".
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86 B. L
II.
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ob^n
. «veraltet" statt .)r«halt*n*.
361. 2,
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2u.
nnten
, „1787" statt „1797".
»71. 2.
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ob*n
,. „t'ili Ignoramu«" statt „Fitz, Ignoranos".
420. 2.
21.
•
., „Knrn • statt «Born*.
417. L
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II
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„ „Stockwt'll ' «tatt „Stochwoll".
4&B. 1
oben
„ ..A- »tatt ,.H".
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469. 2.
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„ „NVuDt'rMdn Dritter" »talt „NennHrfeld««, Dritter".
476. 2.
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