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Full text of "Decennial record of Yale '93"

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oniimenta Germaniae Paeda^ogiGa 



Begriindet von Karl Kehrbaeh 




Geselischaft fOr deutsche Erziehungs- und Schulgesehichte 



BAND XLYU 

Doknmente siir Oeaohiolite der hmnaniitifloheii Sohnlen 
im Oebiet der BayerlBohen TfalsL L 



BERLIN 

Wetdmannsche BnchliMdlnng 

1910 



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Dokumente 

Geschiohte der hmuauistisolieii Soholen 
im Gebiet der Bayerischen Pfalz 



Mit historischer Einleitimg 
heEanqgegeben 



▼on 



Dr. K. R^lssinger 



£BST£B BJlND 

Historische Einleltung udgL Dokumente 
der bisohofliohen Soholen in Speyer 



BERLIN 

'Weidmannsohe BuciiliandluQg 
1910 



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Vorwort 



Di« Torliegeiide Arbeit Iniaet eoMii TeU 4«r im Avflmg te 
Bftyerngrnppe der QMelMiftfl ftr devtNiiB finiahuigso md 

Sohalgesohichte in Angriff genonmenen Sammlung sohulgeschicht- 
lioher Dokumente auB dem Oesamtgebiet des jetzigeu Ednigreiohs 
Bftjoni nnd nmMi diw lenitorimn der hetUigva Pfaii. £■ lUitai 
dabti aber die ebemala knzpflOnaehai Gttbieto,. dio bvnte inr 
bajvifMlMB PfUs gehltrai. IN« emit gesoUoMeoo BSiiheit d«r 
Kurpfalz in einer geBchichtlichen Arbeit in einzelne Stiicke zii zer- 
reiBen und dieao mit den Landem, denen aie jetat zugeteilt sind, 
m behandehi, enebicn VBtanUelk Es viid daber das OMontgeldel 
der «iiiBlig6ii Enrpfkh in d&em beioiideNii HonmaMiite-Baiid n 
boirbeiieii nin. 

Dea ehemaligen politisclien Yei h&ltnieBcn der Pfalz entsprcchend, 
welcba mno game Beibe selbetftadiger Teniiofien, also aoeb tkk 
aelbeUtaidig eotiriekebideir Ansialten UDfafito, wmdeii die einadfien 
Sdralen in der gesehichtlioben Elnleitvng anch getrennt be- 
handelt. Ea konnte dabei aber nicht die Aufgabe des VerfasHere 
Mini jedesmal eine in aile iJotails eingelu ruio Austaltsgeschichte 
m feben, welebe alien Wflneeben Ton Lokalfoiaohejn gereobt irHzde. 
Dia B$nplmapmm9A wuda anf die innere BntwielElmig der 
JbistaMen gelegt and derm Stolhing in der aligemeinen Oeeobielite 
dee Emehungii- und Untenrichtewesens m erkennen geauoht; die 



VI 



Voffvortt 



ftiiBei«ii 6ohioksal« warden berfihit, aoweit «■ snm €tei«iiitbild 
notwfliidig wtr. Yersielitet wwdo audi fWet ganz «iif die oft 

lookeade Ileroinziehung dm biographischen Moments bei Erwabinung 
von Bektorea and Lehreni. Dsti in die Darstellung often Oiiginal- 
■telkn aas alien Beriohten eiogefUgt nnd, mag dasa beitragen, die 
damalige Zett sa Tenuisoliaaliehen. Am Sohhifi dee geiihichffiohen 
Teila isi eine ZoaammenftMMii^ der EDtwioklong des Schulwesens 
im ganzen Qebiet gegeben. 

Ein Yerseiohnis von Lehrbflohern wird, wenn ee aaoh aof 
LOoikenlongkeit keinen Amprooh erheben kaan, dooh einigei mr 
YerrollBtSadigang des geaohiohtiliehen Bildee beitragen. 

Die Dokumente fflr die bischdfliohen Schalon in Speyer 
Bind Kumeist in Urkunden und Akten des GroQherzoglichen General- 
landeiarehiva in KarlBrahe, einige anch im KraBarohir Speyer and 
im AUgemetnen BeieliBarefaiT in Mtlnehen Toiliaiidea and teilweiae 
eohon Ton Mone and Bemling TerSffenttiobi fit mag woU in der 
groBen Monge von Protokoll-, Kopial- und Statutonbiichern und 
all dea andem QueUeu tiur die Geschichte des BiBtums Speyer noch 
einaebies veiboigen eein, aber ioh glaube niehft, daft es fOr daa 
IGtkelaUer oder die Neoaeit wesentlioh Kenee and Beachtensweitea 
bieien wftrde. 

Das Material fiii die Geschichte des reiohsstadti sch en 
Gymnasiums in Speyer ist in erfreulicher Menge, man kann faat 
Migen YoUatindigkeit, erbalten, Tor aUem im Stadtarchiv Speyer 
and aof der Bibliotliek dee dortigen Qymnaiiame; nar wenige 
Doknmente aos dem An&ng des 18. Jabrh. feUen; rie sehetnen 
nach spiiteren Zitaten nicht uninteressant zu seiii uaJ waren am 
£nde des 18. Jahrh. nooh rorhanden, wo sie nach der Beniitzung 
entweder aognmde gmgen oder so gat aofgehoben warden, dafi 
flie bis jetet noeb niobt wa ibiden waren. FOr das Bild von der 
Gesamtentwicklttng der Anstalt ist dieser Yerinst jedoeb idebt ton 



vn 



iro aoa flioher Bedentiuig. Die timfilidifiii Dokumeota war Cteaohialite 
dee Spejerer OymnMhtnu Bind bidier noeh iiiiTOT0ffBit1iIi«ht. 

Nicht minder umfassend ifit; das Quellenmatorial fiir die Schulen 
4es FurstentimiB Zweibriicken vorhaoden, haupt8&ohlioh im Arohiv 
4«r piotoBtuitiMlion geiatUohen Qflterverwaltmig in ZweibiQokeii, 
^inigei anoh anf der Bibliolliek dee Oymnmhinw doitaettnt imd 
im EreiBOreliiT Speyer. Anch bier kann man nriim Ten LAoken- 
losigkeit eprecheu; von dem, was iur dir iiuiere Entwickliing der 
Anstalt von Wiohiigkeit ist, felilt uiohta, und wer die Details der 
Anrtait^eeohiehte danoBtoUen nntemimmty findet reiehliobeB ICate- 
lial; aind doeh i. B. lut alia Yiaitatioiuiberioiite mit den aqgehSiigen 
SehtUer^ und Lebrpenflen-yenseichmssen erbaHeo. Ein Teil der 
Dokomente ist i ciIb vou Buttmann und Keiper an Terschiedenen 
Orten Teroffentlicht. 

Filr die Qbrigen, Ueineren AnBtalten keiinte iob nur wenige 
Dekmnente ausfindig maohen. 

Was die Grondfllfae bei Answahl und Bebaadlung der Akton- 
stucke betrifft, so verweise ich auf das, was Lurz im ersten Teil 
seiner altbayerischen Sohnldokumente (Monumenta Qermaniae Pae- 
dagegiea XLI S. 139) sagt Die in den llonnmenta Paedagegiaa 
dnrebgeHUirte Genanigkeit anob in der ortbographiBohen Wieder^ 
gabe der Aktenstiicke muBte Ton mir beibehalten werden, so sehr 
es sich empfeblen wurde hierin dem Yorbild anderer Dokumenton- 
Sammlongen, irie der Monumenta Qermaniae Hiatorioa, an folgea. 

Der sweite Band wud die Deknmente anr Qeaebiehte der 
Oymnaden m Speyer mid Zweibrdeken lowie der kletneren An- 
^Uen enthalten; er soil im Laaf des n&ehsten Jahres erscheinen. 

Ein Index fl.ber die beideu Bande wird ihn abBchiieiBen. 

AUen denen, die bei der Arbeit fxenndliobe BeUulfe geleistet 
baben, Tor allem den Henen Yoiattoden nnd Beamten der AiobiTe 
bi KQniObeii, Speyer, Karlambe, Zweibrfleken, sowie der Qpniuwiflii 



Speyer mid Zwrnteteken ael liendiclut g«daiikt 0er gleiohe XHuik 
gilt Herm Profemor Dr. M. Hermann in Berim, dem Schrifl- 
leiter der Gesellschaft, der dnroh seine aufopfernde Unterstfitznng 
bei Leming der Korrekhmn den Dniok weeentiieh fSrdeite. Yor 
ftUem aber hat Anspraeh anf den Dank aioht mnr dee Ywrfiiiwota 
•ottdnn anoh do* Bttyemgroppe die Yorstandaehaft dar 0aaaiK 
eefaaft fQr deutsche ErziehungB- nnd Schalgesohiohte, 
welche una in entgegenkommendster Weise wiederum den Umfong 
von swei Mosnmenta-BiBdeQ fOr dieee FabUkatiOB snr Yerlllgiiqg 
geainltt hat 

Erlangen im November 1910. 

Dr. K. Beiflfilnger, 

07BUM«alprofee«xr. 



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InlialtsTeTzeicIims. 



Tonrort 

I. ClMeUchtUdier Ttih 
Bolralgesdiidiffiohe litemtnr 

A. Qeistliche Schulen. 

«) Die ▲oftoge ftlilltM' Kiltar In den PfUser Uaden uid die Ent- 
ulctliiV 4er Betakv im ■ittelalter 

RCmeraeit. Frankenrcicli. Kirchliche Scbnlen. Konzil von Vaison. 
Irische and angelsftcbsische Mimionare. £utetehuDg dea Butums Speyer. 
Xleetergrfindungen des KOnigs Dagobert. WeiBenbaig. PuehobUti. 
NldiiOblaten. Bedeotong der Biscbofuitse. BeBif*ti«a. Pix^ 
m 5 n i t: H. Grflndung des Klosters Hornbach. — EiufluB des Bischofs Ch ro- 
degang voq Metz. Dotuschule in Spejer. — Karl der GroBe. Die 
KaroIingiBcbeD SchulgeMtse. Dom-, Stifts-, Kloster- und Pfamchaleu. 
Cttillataod in der Entwiokluir >Mwb lUrl d. Or. Terdmelte bedmiCea- 
dere Schulen: WeiiJenbarg. — Aufschwung zur Ottonenzoit. Grdn- 
dujogea oeuer SlQeter in deu folgeades Zeiten. Ihrc Bedcutung fiir 
dM BildDngsweaen. Bftckgaog der KlMenucht. Einwirkung der Kon- 
•ile Ton KenitMu nnd BttieL 
h} IHe BMfluchvleB Ib Spejer 

Kollegiatstifte. St 0 p r m a n : T'rTnindlicbe Nachrichtcri Qbflr tine 
dortige Bcbole. Schulleiter und JL<ehrer. Sohalgeld. Lektoren is 
Beidelbeqg^ — AllerheiligenBtift: Uikmdlidie Enr&hnnng tod 
lidmni. — St. Oaidostift: Erw&bnoog von Lebrem. Scbenkangen. 
AoBwSrtiges Studium von BtiftaseklLlerD. RekUtr. — Weltliehe Stedt- 
ecbQler in den Stiftsechulen. 

e) Die Domehale In Spejer 

1 Die DemicliQle iea Mittelalter. 

Wftlther von Speyer. Bischof Baldericb. Seine Reform des Schul- 
weflenfl nacb dem Master von St. Gallen. Enaben- und MUdchenschuIen. 
flasecba. Waltbera Liber acbolasticos. Elementarscbule. Alter 
der Sdkttlcr. Lelirer. Owner dee Evnee. ^ Oelehrtenteliiile. Oir 
Kidiof ale Lebxer. Zahl der Sdn^jalure. Knnae der 7 frmn Kttiuta. 



X 



Inhalt. 



S»ite 

Gbrammatik und Elassikerlclctftre. Dichtkuost. TheoIogis<7he Studien. 
Oelesene Autoren. Lebrbucher. — Walther als Domscbolaster uad 
Biachof. Bischof Reginbald. Nachmals berOhmte M&nner als Scbtkler 
in Speyer. Domscbol aster der folgeuden ZeU. Titel und Rang der- 
aelben. VerhtUtnis von Domscholaster und Kauonikern. Uuterbalt der 
letzteren. Alteste Ordnong der Domschule. Bestimmung Ober Annabme 
ehelicher und adeliger Kanoniker. Ausnabme fUr Gelebrte. Pflicbten j 
des DomscboUuters gegen die von ibm angestellten Lebrer. — Zwei 
Elassen von SchQlem: scbolores canonici und panperes, ursprQuglicb 
vereint, sp&ter getrennt. Bezeichnaogen fUr die pauperes. Scbulg^ld. 
Bursa inferior und superior. Fehlen genauerer Scbulnacbrichten aus 
dem Mittelalter. 

2. Die Domarhule seit dor Ml tie dt^a IG.Jaliih. 

a) Die Bchule uiiter Leitung ch r Jesuiten 37 

Gefahr fur Jie Domscliule durch Grflnduiip dea evan^^elischen 
stftdtisrheu Cyvmnasiumh. Neueiurichtung eiuer Burse. Stiftungcu fOr 
dieae. Griindungsstatut. Freie Berufswabl der Zgglinge. Verhand - 
lungpn init deu Jeauiten wegen Uliernahiae der Sohule imd des Alutn- 
nata. Bedenkliohkeit d>'s Biachofs Miirguard. Thcologischer I>ektor. 
Zabl ond Aufgabe der jt'suitiHchen Profrs-sorcn. Untorbrcchung durch 
den SOjitbrigcn Krieg. Versuche daa Aluinnat zu erncuern. ^tadt brand. 
Wiedererflttbung der Anstalt durcb Bischof Johanii Hugo. Aullosuiig 
des Ordens. 

b) Die Domschnle nnter Weltpriestern 1773 — 1777 41 

Volly.iehung dt^a piipstlichen Auf hebungabreve. Absicht des 
Bischofs, die Schule eingeben 7.u lassen. GrQnde dafUr. Einziehung 
der Jesnitengfiter zum Besten der Scbule in Brachsal. Widerspruch 
des Domkapitels. Fortf^hruog der Schule mit der ursprOnglicben 
Fnndation. Versuche einer neuen Reguliemng der Finanzen. Nene 
Verhandlungen mit dem Bisobof. Gutachten des kaiserlicben Reichs- 
Hofrats-Kollegiums fiber die Behandlnng der JesuitengOter. Wider- 
stand de;^ Bischofs. Einigung dnrch mQndliche Verhaudlung. ZoschaO 
zum Unterbalt der Schule. Bedinguugen hiefHr. Streit mit der Stadt 
Speyer fiber einen Teil der Jesnitengfiter. Kontrakt zwischen Bischof 
und Domkapitel wegen Einziehung der jesnitischen Besitzungen. Et' 
ledigang dea Streites mit der Stadt. — Absicht des Domkapitels die 
alte Lebrordnung zu ilndern. Versoch mit der Brucbsaler Schulordnung. 
Interimsordnung. Scbulkommission. Instmktion an die Lebrer. Aaf- 
hebung des Alumnats. Scbulkataloge. Unterrichtsf&cher. Noteo. 
Namen der Klassen. Fortsetzung der Studien an andera Orten. Schfller- 
aaffilhruDgen. 

c) Die Domschule unter Leitung der Franziskaner 1777—1779 .... 48 

Verhiiltnis zwischen Bischof und Domkapitel. Verbandlungeu 
des Kapitela mit den Franziskanern. Eipspruch dee Bischofs and 
RecbtfcrtiguDg des Domkapitels. Nachgeben dea Bischofs. Lebrordnung. 
Anklage gegen den Bischof beim Kaiser. Ent.scheid des Kaisers. Dem 
Domkapitel wird vom Bischof die Schulverwaltung entzogen. Anf- 
bebuDg der ^chulkommisaion. 



flette 

^ Did DoBuehale untar W«11ig«titUelieo bU 1787 mid mtor dan Angoati* 

nem bis znr AuflSaong 51 

Zahl uud Alter der SchOler. Qrfinde f(ir Kotlassung der Franzis- 
ktner. WeltgAiitliehe. Sebwi«rigkdten bei Ergimmig d«6 Lehr- 
{Mrsonals. (Tbertraguug der Schale au die Augustiner. Duaptiitar' 
trlMie doa Biaohofe. Anf Iflanag der Schnle aar fnuuKmnaeit. 

B. Weltliohe Bohnlen. 
!• Die BatsRcbole tou Landao $i 

GrQndun^. Erstc Schulordnung Lehrstoff. Beaoldung des Lehrers, 
Eiiifabrung der Utitoruialioo. Beziehungen zu Heidelberg. Deutsche 



Sahule. Sebolareben. Anaoblufi aa Stnfibnrg. — Emflufi der Btadt- 

geistlichen. Schickeale im 17. und 1& Jahrh. Kfttholiaebe Latfiin- 

scbale neben der evangeliH< lit'n. 

2. Lateinaehole nod 6ymna8lau Ui>uingeu-<ilrflii8tAdt 89 

OrBndniig der Schule in BOningen. EinfioG von StralJburg. 
Marbacb. Lebrerbeaoldimg. CTnterrichtaplao. Sobsiatenzimttel. Be* 

drohung der Scbule. ErweiU'riin;; ini 17. Jnhrh Nt'uer Lehrpliin. — 
Verlegung der Scliale nach (iriiustadt. Erwuiteruog lu eioer vier- 
Uaarigen Auatalt Titel der Lehrer. EiofloB dea Philantbropins in 
Heide^eim. FieliatiaeheiiiidneiihuiBaniafciacbeRiehtnng. FnumMenaeit 



t, letelMehele Dihrkbeim 68 

4. Phfln!if1in>|»f?! H('i«lpshpin! ...,*. 70 

^ Scbulen in klcinoren HerrHcbafteii * . . . 74 

Bliescastel. Pirmasens. Winnweiler. 
C Dee 8ehiilwea«B tm FlnteeUiai Swelkrileiwi* 

Die Trivial- and Stadtaohnten, dea Horikbaeher Ojmnft- 
aium im 16. Jabrb 76 



Die dchulen vor der Reformation. Begina einer Orgaoiaation 
nitBinAkbniiigderBeforiiiaiioii. 8lkiilariaatioBd«rE10>ter. Henog 

Wolfgangs Kirchenordnung. VorschlAge des Kanzlers Sitzinger. Visi- 
tation der Amter von 1558. InBtruktion dafilr. Wolfgangs PiHjie 
fiber das Schulweaen. Beteiligung Marbachs. Vor&chiage in seinem 
Qniadbien. TriTialsohuleik: ibre bishmigeyerfiisrang. fiergwlMni, 
Annweiler, ZweibrOckea, KMrobach. Visitationsberichte. FOrsten- 
fichule in Zweibrflcken. — Einrichtung der secbsklassigen Stadt- 
flchalen. Lehrplan. Aafsicbi. — Dreiklassige Schulen. Deren Visi- 
tetion dwoh die Ffiurar. 

Dm Oymnaaivm in Hombaeh 81 

Die ersten Lehrer. Aiiswabl der Schfller. Marbachs Lehrplan. 
EinfluDi i\pfi Straliburger und sScbsischen Scbulwesens. Titel der Lehrer. 
Das Aiumnat: Btipendiaten, Konviktoristen, Kxterne. Der Ptidaguge. 
flehnl goaetae . AUiiogigkeit wa denStnfibiirgerScfaiileiiiriebtiuigeo. 
Die ersie Viaitatum. Fe^t^etzung des Lebr- und Stundenplanes. Ab- 
-veicbctngen toq Marbachs Plau. Deklamaiioiien. ScbflleraafRlbraDgea. 
Das GymQasium zu Laningen lOO 

Zeit der Grflndung. Lectiones publicae. Biateilimg der Klassen. 
J. Stnroaa Lebrplaa ftr die einadpen Klaaaao und GrandaKfao lllr 



XII 



Inhalt 



den Unterricbt. Lege&. SpStere StundeupHloe. Freqaenz der Aaetalt. 
Auf lOsung. 

Weiterentwic k 1 uDg der Hornbacher Anstiilt ..... 107 
Gefahren far die Schule. Die ersten RelttoreD. — Heraog 
Johannes I. und Beine Sorge fOr die Schulen. PJinfOhrun^ der refor- 
mierten Lehre. Job. Sturm als Visitator in Hombacb. Visitationa - 
bericht. EinlOhrung der Lauinger Schulordnung. Anstelluuff eines 
beflonderen tbeologus. Lectiones publicae. Scholarchen. Wirkung 
der neuen Schulordnung. Anweisung fiir die Scholarchen und Pro - 
fessoren. Corycaei, asinoB. Anaicht dea Fflraten fiber die heidniachen 
und chrigtlichen Antoren. Schulgesetze. Geringe Sch&tznng der 
kSrperlichen Obungen. Die Skonomischen Yerhfiltuisse der Scbule. 
Umwandlung in eine reformierto Anstalt. — Herzog Jobannes 11. 
Beziehungeg zn Heidelberg. Gewinnixng von Lehrem. FCrderong 
des griechischen Untcrricbt-H. Bebandlung der Geschichte. UngOnstige 
VerbtUtuisse infolge der Abwescpbcit dea Herzogs. 

Die Stadtscbulen 125 

Einheitliche Lehrpl&ne. Trarbacb. Beaoldung der Lehrer an 

Stadtscbulen. Verwendung von rritnanern und Abaolventen des Oyui - 
naaiums als Kollaboratoren. PrQfung der Lehrer. Tnspektion der 
Stadtecbulep. Mal3regela zur Erzielung eines einheitlichen Uuter- 
ricbts an alien Schulen. — Winkelachulc in ZweibrUcken. — Die 
kleineren Schulen im Herzogtuni. 

Die Leidenazcit der Zweibrilcker Schule im 17. Jabrh. . 132 
Kdckgang der Schule. Bibiiothek. Besitznahme Hombachs 
dnrch den Biachof von Speyer. Stadtscbuie in Horn bach. Cber- 
setzuDg^jproben. 

Die Hornbacher Schule in Zweibrflcken lfl& 

Verlegung nach Zweibrflckeo. Lektionaplan. Finanzielle Lage. 

Stipcndiat^n. ROckgewinnupg der Klost^rgefilllc. AuflOsung der 
Schule durch den SOjahrigen Krieg. 

Die Meiaenhei roer Scbnle. 1640—1652 187 

Verlegung nach Meisenheim. Yereinigung mit der dortigen Stadt - 
ochnle. Lehrplan. Stipendiaten. Finauzielle Lage nach dem West- 
fftliachen Frieden. 

Wiederberstellnng des Gymnasiums in ZweibrQcken. 1652 140 
Einbeziehung der Zweibrilcker Stadtscbuie. Mangelhaftigkeit 
der TrivialHchulcn. Der Rektor. Ernennung von Scholarchen. Lek - 
tioneu. Die Janua dcs Comeniua. Klageechrift der Lehrer. Geringe 
Beaserung unter Herzog Friedrich Lodwig. Ordnung nnd Methodna 
von 1662. Zeit der Raubkriege Ludwiga XIY. 

Zweitcr Aufentbalt dea Gymnatinma in Meisenheim. 

1676-1706 146 

Grand Eur Verlegung. Lehrplan. Obersetzuugaproben. Uornhige 
Zeiten unter franzOeiachem EinfluO. Pfalzgr&fin Charlotte Friederike. 
Znatand der Scbule nach einem Gutachten dea Rektora Heyden 16d5. 



XIII 



Seite 

Neugrflndang der Ausiftlt in ZwaibtAekeii nnd ihre Bnt- 

wioklun tr im 18. Jabrk. 163 

Reforuuerte and lotbeneobe SUdtschule in Zweibdicken. Beab- 
•icbtigte Brriditaiig einar .AludEinie*. Profouor Q. Chr. Johannis. 
— Inspektion der Schnlen. Lektionsplan. K(mfeMio9ielle Stvaitig* 
keiteii. KontroUe der Stadtacbulen. Orbis pictua. Neuordming' des 
Gymnasianu nacJi einem Plan vua frofeaaor Johanius. Ptioge der 
HuttersprMshfl. JohMmie' padagogiMihe imd «lid»ktiiche Orunds&Ue. 
AnftagUcb geringer Erfolg aeinor Bemdhangea. Berichi dei Boktots 
Abegg Qber die Milngel der Anstalt. LOsung di r konff lijionellen 
Sehwierigkeiten dorch Uerzog Uustav Samael. — Beruiiug dm Rek- 
ton J. Ph. Crollini. 8ein Terhftltou lo Profauor Johannia. Der 
LeiarglM and die Untemolito'lDstraktioii von Zeppor and JoluaaM. 
Cteltang der einselnen Unterrichtsf&cber. Griechisch und T^ateiniscb. 
Deotsche Sprache. Die Realien. Reiigionsunterricbt. Metbodiscbe 
Anleitongen. Erziehuugiigrunds&tze. Vexb&ltois der Schule xor Offent- 
liehktii. Yorbildar der nenen Lehrinetniktkm. Sehnloidiraqg dee 
Rektors Crollius. Verschicdcne Anregungen von ihm. Neuoruogen 
unter seinem Rektorat nacb eig«Deiu Berieht. Seine Ansobuuungen 
fiber das Fachlehrersystem und die Arbeitaleistung eines Lebrera. 
AnBerwigai von LefaMm fiber flire UDterriehtdlUheir. — Legfee des 
Rektors. Strafgelder. Wissenschafilicher Geiiit au der Anstalt — 
GutacbteD von J. M. Oesner tiber Nenorganisation der Anstalt in 
realistiscbem Siao. Sein Lehrplan. UnmOglichkeit der Durcbfdbruog. 
EnMefamng der FficettioiMn SehnlkoiDmimoo. Tiatatimub«rieht tob 
1756. Schulordnuug von 1757. Schulgeld. Fericn. Cebalt.sverhftlt- 
nisae. Titcl der Lehrer. Qualifikatiouen der bchdler. Entlnstung 
den Kektors durch seiuiiD Subo. — Der jUngere Crollius. Beionung 
der ptsktiwdiea ftcliw. Sein Urtdl fibor riaseliie LelvflUib«r. Wimn- 
scbafUiche Tatigkelt. FranzOsi.scher TJntemcht. Einflufi des Pbilaa- 
thropismus. Wertschiitzung der Studien durch das Publikum. — 
Zeitweiiige Amtseutbebung des Rektors. Maogel au tilcbtigen Lehr- 
kiftftfln. — Die Stftdteehvlen. Oenaoere Kontrolle. Zoviel Lateia. 
OrQndung einer Schule in Homborg. tTbertragniig der Inspektion 
MB die Scbulkommission. 

Die Zeit der fransOsischen Herrechaft 200 

Bektor Faber and aetn VerUUtnle cor Berolntion and som Gym- 
naeiam. SeUimne flnansielle Lage der Anetalt. Fabezs Berieht fiber 
den Zustard r^>r Schule. — Die fransOaiBcben Schulgesetze und ihre 
Wirknng fiir die Pf&lxer Schulen. Umwandlung dee GjmnaaiumB 
Zveibrfleken in eine ^le aeeottdeire. flaben Beridit von 1804. 
Beetrebvngen des refocmierton Konsistoriums. Erhebang der Schole 
zu einem CoU^ — Bflekkelir der Sebole onter deotwhe mid begrer* 
ische Verwjiltung. 

7» Bm relehtstMdtiscbe <}jmnastnm In Spejer. 

a) Die Ratsscbale 1510-1612 217 

Aaftnge einee ilidliaehiB Sehnlweeem. Die Batssehale im ¥n- 
djcerUoelerlMa. Ba«abedetthen:8ehnUokal,LebMr,desieBPfliobteii» 



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XIV 



InlMli 



G«lMli fidkiilgvld; Bmteiliiog SImnd. Ko]1ftb<mtor. Aoftiolits- 

beliOrde. Kiirze Charakterieierung des Planes. Erfififnung der soliola 
seoaioria 154<). Rektor Mylaeas, sein Lebrplan. Xal^e Bntwickiang 
der Scbate bit 1594b B^grfliiduiig dea Alanmatw. Innere Eotwiokluog. — 
AiHflUiilMherliilnpItHiVOttlSMb laiialidarSeliiilordiiiiiig. Wtdmaf 
der Anstalt. Unteiricht: Lehrstoff in Lat«in Kla.sse4 — 1. Anleitungzum 
praktinchen Betrieb der lateiniscben Spracbe: bprecheu, Dichten, 
Imitatiou, Yersionen. Verb&ltnis zam sUgemeinen Lateinbeirieb jeoer 
2mt. — Grieehimdi. Bdigionaimtsimolik — Qowmg. — Sdral- 
Inspektion. — Examina. — Disziplin. — Vaganten und Alamnen. — 
Gasseiicbor und Siguati. Zusammenfas-sung. EinflutJ von StraQbarg. 
Staudeupl&De. — Rektor Wels. Verdieaste Chr. Lebmauu». Dessdu 
Ehneuntag ram Konrektor. fieaei^ang daa Sohnlgeldaa. ErhSlung 
dee Rektorgebaltes. Rektor Schadaeus. 

b) Das Reicbsstftdtisehe Oymnaiinm bis zum Btftdtbrftnd 

(16X2-1689) M 

Chr. lidunanii. FlliifleKkMe.*G7iiiBaiiiiiiL' E&ilAdimgeprognunm 
sor ErOffiiiiDgafeier. Lektionaplan. Philoaopbischer Ears fSr die Pllb- 

lici. Aufnahmebedingung. Die Lektionen: Oeschicbte, Religionsanter- 
ricbt, Eloquens. — Zerleguog der Klasfien. Neuerungen im Lebrplan 
gegen 1594. Neae BQcber. Die artes im Lebrplan der Prima. Lege»> 
■ehdaitioae. Rektor HimmeL Rektor Hirz wig. — Wirirang d«t Lehr^ 
plans und dcs Wecbsels der Rektoren. Versuch wieder die Trivial- 
scbule einzaricbien. Ablebnende Gatacbten der Geiatlicben. Bfistim- 
mong dee Zwcckes der Anvtali. — ScbolzoaUlnde. ViidtationBbericbt 
TOD 1614 Sobteebto Lofcnr. Rektor Tboldina. 8em GutochteB. 
Gebalt. AllmJlhliche Vereinfachung der Scbule. Abscbaffung der 
Publici. Erg&DzuDgen im Flan der Prima. Instruktionen des Rats 
an den Rektor. Sein RQcktritt. Die Kektoren Seud°ert, VVeinheimer 
tmd Debna. — Binfldne der Bestrebangen von Ratke wad OoineiiiitB. 
Des U'tzteron Tiebrbtichor. Stellungnahuie des Rektors dazu. Ver- 
einigte Klas-scn. bcbulauffilhrungen. Entwurf einer nenen Schul- 
orduung. Yeruulaasung dazu. Ablebuung derselben. Wirkung des 
SOjSIirigeii Kriegea. — Sohttlordmuig tou 1654. Elemeotarkiire. 
Winkelscbulen. Erweiterong des Lehrplans der Prima. Vereunigte 
Klassen Mnsik. Erziehung der Jtjgend. KSrperlicbe Cbnngen. 
Dekurioneu tuid Corycaei. InskriptionRgebiibr. Pflicbten der Lebrer. 
lupektOTOD, Sckolarcben. Alnnmen. BnaiiBe. Forfeaehriito der neoeii 
Scbulordnung. Raticbias und Comenius. Qebrauch der Motterspracbe. 
Individualisierung. Memorieren. KOrperliche ZQcbtigun;^ T-ohrbficher 
des Comenius. Zeii des Verfalis. Rektor Btlttner and iiumetscb. — 
Seuche in Speyw. Freqiiem. Sflliiiimiie Zuattnde bei den Lahren; 
deMa Ffliehiveigaaaeiiheit. Mangelnde Einwirkoqg eeifeeni der V<ir> 
gesetzten. Disziplinlosigkeit. Yergebliche Bessemngsrersncbe. Be- 
sondere Visitation. Rttcktritt des Rektors. — £inf&brung dee orbis 
pictns. — FruuOeieeh. — Hetbode dea LftteimiBtenriebta. — Bekltv 
Hofmann. Sein Reformplan. Religiose Erziebung. Yorb&Unisse der 
Lebrer. .Xnderui^p"^n im Untcrricbtsbetrieb. Privatstttndeil* Uater- 
brecbnng der Kutwicklung durcb den Brand 1669. 



XV 



e) Die Uieinitehe Sehal* nmoh d«in Brand (1708-1718) . S68 

NeagrflnduDg der deutschen Schule. Die ersten Lebrer. Kechen- 
untcrrioht Besoldun;;. Vorbereituug zur WiedererPiffnung der latei- 
Discben Schule. Lateioisdier Privatanterricht Entwnrf einer Schul* 
ordoong. Brnchrtfloke danuis: Zlel, deottcbe Spraelie, grieohiaehe 
Sprache, Kigen.scbaften des Lebrers. — ErOffnang der lateiniscben 
Schule 1704. Rektoren ond Lebrer. Besoldung. Verlorener Unter- 
richteplao; Anfang dewelben. Einteilaog der Klaaeen. Unterkura in 
S AbteUnngen. Oberkan iwtor dea ^Fhnektw" W»icb«rt. Beniftiiig 
eines KoDrektors 1718. Entwurf neoer Icgei, G«ogmphie'UDtiintellt> 
Offentlicbe Redeakte. Scbulgeld. 

d) Das Roichsstiidti.^clie Gvinniisiuui (1713—1801) .... 968 
Dnicklegung emer ueueu bcbulorduung. Kmeuaung des Prorektora 
Bom Kektor. Schulordnung vou 1713. Vier Elassen. Uoterricbts- 
uit. Bmnina; Fvrim. NendrffArang dM Alaniutta. Aufgab* der 
einzelneu Klasseu. Orthognipbie. Vt:nnind(.'rung des (ilriefhischen. 
Deotscb. Versemacheu. KbetDrische Cbunpen. Oftentliche Dekla- 
matioDen. BegilostiguDg der sugeuanuteu Wiasenttcbaften Id Prima. 
Wertodifttmiig dee Orieebieelien. HebrSncb. StmdeiiTerteilaiig. 
EinfilhniDg der Mathematik in Privatatunden. Teilnabme von Nicbt- 
Schiilem. Unterbrechung dp? mathetnatischen Uiiterricbtj^. — Tod 
Weicbert«. Verwesung des Rektoratn. Berufuug Feiatkobla von 
BiMbargbftaieiu BeMldmig. AnetdlnngspHllQiiK. Neoer Sebulpfaui. 
Sirengere Ordnung. Veraetzang der ScbOter. VorscblSge in tnoder- 
nfrf-r Riohtiins? Bf tonnng der Muttersprache. Im Latpini?»chen mehr 
LekLure ntati liratuuiatik. Uebuug des Griecbiscbeo. Hebr&iacb. 
Bealien tnd ,Wiwan>ehiiften''. Spnreo dec Neubmiuuiiiiinis. Oenier. 
Stellang den Rata za diesen Ideea. Verwirklicbong in der Praxia. 
Bericbte der Lehn^r von 1741. Spuren dfs PietistnuB und der Halle- 
achen Methoden. Mangel au gut vorgebildeten Lebrern. — Keue 
Betoverardnang Aber Yerteilnng dee LdtortofliBe, Hetbede, Oiuiplin. 

von 1758. Scbwierigkeiten bei Durcbftlbrung der Voc^ 
acbriflen. Beaondere Pflepp von Gcofrrajibio \ind Gcschichte. Zeitungen. 
Schdleraontlhrungen. Pnvatetuoden. Recbenuuterricbl. Eiupfebluug 
dnrob to R»t. 1^ Pleti fbr Privfttitandeii. WertNbfttning der k9r> 
perlichen tTbnngen. — Ni in Bcmabangen daa Griecbiache zu fiJrdem. 
Vergeblicher Versuch die Kiassikerlektilre im Lateiniacben zu erwpitem. 
Metbode in der LektOre. Kxercitia atili und dercn Korrektur. (j bangen 
in toteeben Briefeu. Oribograpbie. — AniteUmig ebet franedii- 
tohen Lebrera. Deaaen Inatmktion. Album acbolasticuni. ScbtUer- 
reden. Bibliotbek. LebrerkonferenKen nnd ProtokollbOcber. DieWf.ltz- 
ache Stiftoog. Tod dea Konrektora Gg. LiUel. Prtlfong aeinea Nacb- 
folgers Spats. Kontrolle der Speyerer Univenitfttwindenten im Sta- 
ditim. Studienordnuog fBr einen kdnftigen Lebrer von 1777. — 
Realacbule. Allgemeines BcdQrfnis. Feistkohla Vorscblag und 
Unterricbtsplan. Erknndigongen an ausw&rtigen Scholeo. AUgemeine 
Btellnng der Bebnle. — Rektor Seybold. BeMldang. Nener .Flan", 
fiehandlang dee Letebiacben. Mvtlenpraefae* Beligioaeantorieht. 



XVI 



Inhalt. 



K^rperliche Erziehucg. Dksiplin. GedilcbtDii^abuQg. Weiterbiidiuig 
der Lehrer. Creut de« Planes. Widentand seitaiiB der Lehter. Aaf- 
Ulmagneii. BMedow. Qxmd ftr S^ybol^ Weggaag von 8pc7«r. 

— Rektor Hatten. Sein Urleil Qber Peistkobl. Sein neuer .Plan". 
Featbalten an dem alten Scbetna. Erd&ang einer b. Klaase. Aus* 
wabl der Kinder ohne Rackaicht aaf die Kltern. AuflOsong der 
fi. KlaM 11BL Enate dftlBr an d«r TotkMebnlA. DenUch in oOU 
ziellen Stundenplan. LchrplRne von 1778. UDsicherheit im Schnl 
betrieb. Konmiigsion zur Neuordnutifj. I'riDzipielle Fiagen. Kein 
Resoltai. Ansteiiuug eines Schreib-, Recben- und Zeichenmeisiera. 

— Bektor BeyneiiianD. 8«ia SdinlplMi. Utteil des fiat*. Onto 
Eifolge. Verbindung von Bfirger- und Gelehrtcoechulc. Einteilung 
der Lektionen. Leitender Oedanke. VerstandesUbungen. Deutscb: 
Gedicbte lemen, GrammatiBcbe und orihograpbiecbe Cbuagen, Auf< 
riUMi HerirtwneCcangeii. Deateohe Lektion in Prima. Nenhmuitiiati* 
sche Grundsiltzo fflr die Lektttre. Oeschichte. Fortschritt. St^rung 
darcb die Kriegsjabre. — Fnyjaen?,. Alter der Schulen. Besuch der 
Klanen. Lektionen von 17%. Neueiateilnng ISOl. Lektionen. Yer- 
liUinit in lirflliar. 

a) Die AnitaU naeh fraaaOaiaeham M naler (£aola aeModaire) 
180^-1817 8(M 

Neoordnung durcb das franzCsiacbe Scbulgesetz. EIrOffbung 18()4. 
Lehrer. Besoldung. Lehrgegenstinde. .Kealscbule* mit Latein. 
College. Gymnasiuoi. Ein?erleibuog in das KOuigreicb Bayem. — 
Zneammwiftnewider BtekUtek aof dia Spegrarar Anatelt. 

tlOberblick uber die Entwicklung der Pfalzer Mittelsohnlen . . 907 
XuBere G estaltnng de« Scholweaena: Scbnlgfld , Rcaoldung 
der Lehrer, I'ttrsorge f)lr arme Schfller, SohtUerzahl, Zahi der Klaesen, 
Kla0- and FaeUahiw. UntaxriditHwit, Faricn, Prilftmgan and Tar* 
sebsangen, ScbulauCsicbt, PrQfungen der Lafarer, Titel der Lehrer. — 
Innere Entwicklung des SchalwesenB. Mittelalter: geiRtHrb« 
Schalen. Lehrstofl and Lebrmetbode. ~ Weltiiche Scbnlen derSUdte. 
Hamaaiamaa and Raftmnalaoii. IViTialadtalflB na«h Malanehtiioiia 
Tovbild. Gymnasien nach Starms Grand Atzen. Winkelsehnlen. Lehr- 
riel and Lchrmetbode im 18. Jabrb. Verbllltnis z-wiechen Latein und 
Qriecbiscb. HebrtiiBch. Realieu. Die sog. Wisaenschafteo. Religions- 
aateniolil Maaikantarridit — IM« pkdagogiaehaB Bawagaagcn im 
17. Jahrh. : Raiicbiafl and Comenius. Wertschfttzang der einxelnen 
UnterricbtefScher. Die neuen GrandsUtze in Unterricbt und Erziehung. 

— Entwicklang im 18. Jahrh. Fortecbrttt im bprachanierncht. Stftr- 
Vtn Batomnig dar Reattao. FSafeiaaaa. Dia Baaliehttla. Pldlaiitliio^ 
pinam. Hanhamaiiianroai. AnfUlfang. 



Lehrbflcher der Gynuiaaien Speyer und Zweibrficken .... 898 



Inhalt 



xvn 



H. Cbersitht ftber die niitgeteilten Doknniente. 

A. Die bischoflichen Schulen der Stadt Speyor. 

a) Die DoiDMcbule. 

Bericht Walthers von Speyer fiber seine Studien an dcr 

Domscbule 

Bischof Benno II. von OsnabrOck, Schtiler in Speyer . . . 
Besondcrt; YergOnstignngOD fflr den Donificbolaater Andreas 
Bestimmungen des Domkapitelfl Qber Beaufsicbtigang der 

Domizellaren 

Straf bestimmungen fOr Kablnngsrtickstfindige Kanoniker 

Brotstiflong fQr armo Scbiiler am Dom 

Yerbftltnis des Domscholasters zu den Dpmberm, die noch 

SchUler wureu 

Alte Ordnung der DoujHchule , 

Au8 den Kapitelsstatuten des Bisobof^j Raban fiber Aufnabme 

uud Studium der Kanoniker 

Verorduung des Bischofs Raban fiber die Domscbolafiterei . 
Schulvorscbrifteu des Augsburger Reichstags, fOr da« bistum 

SpeytT publiziert 

Unterrichtsbeiitimniungcn der Maimer Provinsialsynode 

Ordinatio bursae catbedrnlis ecclesiae Spirensis 

StiftuDg von Geld und Kleidem fflr die Scbfiler der Burse 
Anstellung eines Jesuiten als Doroprediger und lector tbeo- 

logicus 

Cbertragung der Domscbule an die Jesuiten 

AuB dem Bericht des Biscbofs August an den Fapst fiber 

die DiCzehe Speyer 

Entwurf zur Neucinricbtung des Domgymnasinms und 

Aluuinats 

Interimsverordnung ffir die Domscbale 

Auflrag des Biscbofs an die Srhulkommission in Speyer 

Instroktion ffir die Lehrer der Domscbule . 

Lebrordnung der Franziskaner bei Cbemabme der Dom- 
scbule 

Verzeicbnis der Lebrpensa 

Obertragung des Schulwesens in Speyer an die Augustiner 
Disziplinar-Ej-lasse des Biscbofs August 



5l 


Jwhr 


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Mm. 




a. 


1197 




1230 






12a 


■1- AtJLI 




1343 




(14. Jalirli ■ 


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10. 




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1549 


12- 


1549 


13 


1561 


LL 


1^ 




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16 


1571 




1773 


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1774 




1774 




1775 


2L 


1775 


22. 


1777 


22. 


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LZSl 


25. 




2fi. 


1212 


22. 




2a 


i:m 




1407 


ao. 


c 1440) 



Sffito 



b) Die StiftsBcfiiilcn. 
1 St Ot^rnianstiff 
Stiftnng einer l ehrcrpfnlndf . . . . . 



Urdnung ffir die Kuaonikei 



Brotstiftung fQr arme Scbfiler 



Vi rtriiu' ilber die Stiftsschule 



Eidesiormel ffir die Lektoren des Stift^ auf der Universit4t 
Heidelberg 



Moann>enta Ownianiae Paa«l»gogim XLVIl 



il 



Nr. 


Jahr 


S. SiGnidoaiiffk 






81. 


vm 


T«mlatfliuiehm8ol«laeafk«r4«efiMift». . . . 


■ 


• * 


82. 


1263 








88. 


1285 








S4. 


1438 








». 


1565] 









Saite 

449 

443 
444 
445 
4M 



Abkftraniigeii. 

GBSp «B GjmiuuiAlbibliothek Speyer. 
QBZ ^ , , ZweibrQcken. 

QLAK SB Q«iMi«l-LfladeflacdiiT Kailvnlie. 
K&K « EnSmadd^ Nenbiug a. 9. 
KAflp = , „ Speyer. 
KAZ = Kirchenftcbaffiiei-Arcbiv ZweibiQckeo, 
BAH ^ AUgen. ReifllMudiiv MAneben. 
St AM = Oeh. Staatsarchiv Mftnohen. 
8tASp — Stedtwchir Spcjer. 



UrnekMler. 

A«f SeiteM imd 87 nnd leider dne Rdb* IkiMkfWMlieii ttehen 
giMifihon 

8. 86 Z. 9 ?. u. lies Aeglogas at. AedogM 

2. 8 u. , wflrt at wird 

Z.4 v.a. , leltdidi at letteUioh 
& 87 Z. 1 T. o. . Vnacben si. Ymoh 

Z. 6 T, o. a Scbulmaistrr nt. WOittli' 

Z. 11 T. 0. , ainer at. «uier 

Z. 17 o. , taM iL IttbitM 

Z. 10 V. a. iat fr. za albn&ehen 

Z. 10 a. liea aotbaner <^f. ^olohar 

Z. 7 T. 0. , aaeb at naeh 

Z. 8 T. Q. a eraugt ai eraeigt 



Zur geschichtlichen Entwicklung 
des humanistischen Mittelschulwesens 
im Gebiet der bayerischen Pfalz. 



UamnMoto Ovtmaniae PsadAgo^ica XI.Vil 



t 



SehmlsMcliiclitlielM Idteratur. 



SpejeT) bischdfliche SchuUn: 

Kemling, OeMhldkto der KadiQfe ta Speyer, 2B&nde, 1862 o. 1864» 
nebal Urkimdenbach 2 Bftnde. Das QneUenmaterial und sonstige Idtentnr svr 

Bisch'^f"" r.Tj} St;ifUgeschichte von Speyer ist dort ausftihrlich Terzeiclinet. — 
Rem ling, Urkundliche Gescbichte der ebemaligen KlSster im jetzigen Rbein- 
bajeiD, 1836. — Speziell mit der 8chule am Dom befiwen risk mebrere Anf* 
ittae TOO J. Weber in der Beilage ear Aw gebuig e i Peataeiiiiiigr 1908 Nr. 87—40; 

1906 Nr. 29— ft}; ferner in Palatum. Belletr. Beiblatt zur PRlmr Zeitung 1900 
Nr. 89—91. — Bavaria, Baod I?. — Mono, Zeitechrift fUr G«80bicbte des 

Oberrbeius, Bd. 1 u. 2. — 

Spoyer, Bt&dtiscbet) Gymnasium: 

Die Literatur fiber die Anstali ist sehr gering and ffir die Gescbichte 
ibrv innaen EniirieUiuig ksnm m branoheii } ftlle jflngemi ^Sehalgeiehiehten* 

bnngen von eineiii Programm ab, de.ssen Verfasser nocb etnigermaBcn Ansprucb 
macben kann, weuigstens iu einen Teil der Quellen selb.st bineintrwchaut zn 
babeo, oiimlich Aug. Ferd. M ilster, Gescbicbte der btudieuaosUit Speier. 
Bei dcnr Foer der SBjShtigen Aaatsflllurang des B«m Lyceeldirefctora G. Jaeger 
dugebracbt. Sp. 1830. 

Biedermann, Altes and Neueg von Scbalsacbeo, 4. Teil 1753, biefcet 
8. 266ff. eio Verxeicbms der Kektoreu uud Konrektoren bis sum Jabr 1753. — 
ISne Enreitemng dietee TerMiebiiiMee dnreb Angebe alter Lehrer und dnreh 
FertfUiniiig bis in die neuere Zeit stellen dar die beideu Prograoune von 
O.Jaeger, Die Vorsteher und Lehrer der frfiberen Ratssclmle und de« naoh- 
maligen GymDasiums der freien Keichsstadt Speier. Sp. 1835 und 1839. ~ 

Femer and enwHmnenhtogende, allerdioga kone wbiilgeMliicbtliebe A««- 
njbrangen entbalten in der Bavaria Band IV 2. Teil Abschnitt 10; bei Andr. 
Wei6, Gescbicbte der Stadt Speyer, 1876 und bei J. Hildenbrand, Rflck- 
blick auf die Gescbichte des fiipeyerer Gymnasiums, in dem Gymnasiaiprogramm 
▼on Sp. 1904. 

Eiozelnotizen finden sicb in den allgemeinen hisioriscben und kircbea- 
hifltoriscben Werken fiber die I'falz, die aber alle in die scbulgesobicbtHehcn 
Abhandlungen , die oben angeftihrt wurden, fiberg^angen oder ihnen ent- 
nenuoen and. 

Sonefe lit die Gceekudite dea Sp^yarer Gjmnaaiimie aii^geBds bebaaddi, — 

Kweibrtekoi; Anftnge zur DanteUmig der Aaataltagtteoliidilie flndea 

sich ficbon in frfiher Zeit besondera bei Gelegenbeit von Scbulfe.sten; docb 
"wurden diese Beden a. T. nicht gedraokt and sind a. T. aaoh hancUchriftlich 



4 



8ehiilg«Mliiohilicbe lAtoratiir. 



nicht mehr vorhanden. Von kleineren Schriften alter Zeit ist nur zu neunen : 

G. Cbr. CrolliuB, 8cbolae oUm Uontbacensis nunc Bipontinae Historia. Pro- 
clasio I. Die erate auafflhrlichere DarstelluDg gibt CasimirHeintzrLe College 
de Deiut-Ponto depou m fondalnm joflqn'lk nos joan. 8 PkognuiiiBe^ Zweibr. 
1813, 1816. 1818. Wenig bedeuten die zwci Programme: Hertel, Coimnentatio 
dc veterum Ducum Bipontinorum in res scholasticH'^ mentis, 1831 and Teller, 
Abhli der Geschicbte des Zweibrttcker Gymsasiuma vod 1559—1730. Dagegen 
kt von Wichtigkeit, wenn Meh nicbt in aUem riehtig md voUfHadig : 

H. Finger, Altes und Neoes aug der dreibnndertj&brigea Geschichte desZwei- 
brflcker Gymnasiums. 1859. — Einzelne Perioden sind qnellenmiiBig behandelt 
Ton Pb. Keiper, Neue urkundliche Beitr&ge zar Gescbichte dea gelehrten 
Sdndweaens im Mbtinn Henogtnm Zmribrllakeii, inibfltmidiirn dw Zwdbtttdtor 
Gymnaaiums. Vier Programme Zweibr. 1892. 189^ 1807, 1902. — R. BottmaDn, 
Die Aiatrilvel des Horubaoher (lynmasitima 1904. — A. ^feubauer, Die Schale 
sa Borobacb, ibre Eutatehong und ibr erate« Jahr. Zweibr. 1909. — Fest- 
•ehrift aiim SGOjiJife loWUUun des HmnlMdi-Zwwbrndkar Qjmgmmmt, 
VerfaQt von efaflBttUgen und gegenw&rtigen Lebrem d«i QjmiiMiiuiit. 1909. 
Enthalt u. a. A^if'iiitzp -/.ur An^taltfijjfe.scbichte vou Buttmartn , Dahl, Sticb. — 
Vielea eDthalteu aucb die VVeatpf&lzischen GeachiohUbi&tter. — Litera- 
mehe HoCiMii wot Qneldohte dw Ueidvreu Sdiiilen towie Werkt aUgMMin 
geiwhidiiliolMni Inhalti i iDd gdsgeiitlieli Mgefllhrt. 



A. Oeistliche Sehnlen. 



a) Die AnfAnsre gefstlger Kaltnr iu den PfiLlzer Landen 
Tiiul (Ho Kntwicklnng der Schnleu ini Mittelalter. 

Ein YerBUch zuverlassige Nachrichten uber die allererwten An- 
fiing'e ji;ei8tiger Bildung in den nachmals Pfalzer Landon zu gowinnea 
niuii an der Unzulanglichkeit des Quellenmate rials scheitern. Wir 
konnen eiozelnes nor vermatongBweise anfuhren. Da die Lands 
am Shein sum Kulturgebiet dee BOnefreioiiB gehdrleo, so mogen 
vdion in d«i eisten Jahrhiinderten onaerer Zeitreohnung in den 
dovtigen Stft^en md Anriedehmgen der R5mery me in Speyer 
(NoTiomagus), Worms (Borbetomagns), Mains (Mogimdaoum) u. a., 
Schulen bestanden haben, die auch nach Zertrftmmening der Romer- 
herrachaft unter den Franken erhalten geblieben sind. Es ist be- 
kftnnt. daB im Frankenreich. wo romische Kiiltiir jalirhundcrtclang 
wirksam war. audi der Srlmluiitcrricht nach romiscliom Muster viel- 
fach beibehalten \vuril( und durch Koruge und Vomehme Fordening 
erfuhr.*) Wenn in den Pfelzer Gegenden Bolche Scbulen — es 
handelte aicb teils lun dffentliche Anatalten teils um PhvatkurBe — 
Torfaanden muen, wo baben ne natOrfidi daa gleiclM Sdiielnal ge- 
liabt wie die im Abrigen Fzankenieidi. Je mebr daa vSmiBdie 
Geiatedeben abatarb, mid in Gallien teat dieeer Yerfidl aebr frOb 
nnd laaeb em, nm ao mehr Terloren mck aneb die in den Bebnlen 
nook Yorhandenen Spuren einaliger Bildung, welche von dort ans dem 
Voike znfliefien konnte. Yorzugaweise batten sicli ja diese Schulen 
in don Dienst des offentlichen Lebens gestellt und muBten bo mit 
ihm zugrunde gehen. Aber nicht in dem MaBe wie fur die Laien- 
welt konnte fur die Geistliohen die Moglichkeit eines Unterrichta 
ganzlieh verscluvijiden. Eine gewi&se Ausbildun*^^ war fiir diese 
immer notwendig, und wenn de auch unter dent ailgemeinen Ruck- 
gang zu leiden hatte, so versiegte doch nicht alios. Ala die welt- 

*) S. Specht, Gescbichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den 
ftlterten 2^iten bus sur Mitt« d&i Jabrh. Stutt^. 1885. — Denk, Qeschichte 
dea gallo>ftflBkiichen Untanichti- and fiildimgawaaeBs von den Uteitan Zciten 
Us anf Kail d. Or. 189B. 



6 Geschicbtl. Eofcwidd. d. bumaautt. Miitelschulwesens d. bayer. F&lz. 



Uch«n Schnlen sariLckgiiigeii imd sieh Aufldston, traton die Eloster^ 
und KathedraUchttlen henror; sie wurden die Endeliiiiigflstfttteii 
fllr des geisdidten Naehwuelia. AJlerdings kAmmerte num sieh 
doit nioht yiel um weltliohe WiBsenscliaften ; nicht Gelehrtc, sondern 
Diener Gottes wollte man heranbilden. Doroh die Forderung dm 
Konzils von Vaison (529), da6 die Pfarrer junge Leute als Lektoren 
bei sich aufnehmen und in Gesang, Religion und Losen unterwoinon 
Hollton, war der Grund zur Errichtiing' von Pfarrschulen i;rl( (jt 
Dadurch daG den Schiilern kein Zwang auferlegt wurde beim geist- 
lichen Amt zu bleiben, war auoh die Moglichkeit gegebea, dafi 
wieder einige elemeotare KeDntnine ins Yolk drangen. ^) 

Ob Ton wlohen Einriohtimgeii aneh die Bewohner unseree 
Gebietea NutMn mbsai IconnteD, viwen wir niohiL Zwar verlegt 
die Oberliefenu^ die QrOndnng dea Bistnms Speyer iat 4. Jahrb. 
and nennt einen Biaohof Jesse zu jener Zeit, aber dayon bt gesohioht- 
lich niclita erweiebar. Ware die Nachricht vom YorhandeiiMiii einer 
Diuzese schon in so ftilher Zeit richtig, dann konnte man aneh 
an eine Schule irgendwelcher Art im dortigen Gobiet denken. 

An die Emeuerung des Christcntums nach don Sturmen der 
Yulkenvandening and den Kiimpfen zwiticiien Franken und Ale 
niannen knupft Rich in den rheinisoben Gegenden ein Autbiuheii 
des geiHtigen Lebens ilberbaupt. Waren die Kloster und die Schuleu 
an den BiMbofe^ and auoh ait den Pfluxaiteeii aof einen Ueiuen 
Ereie beMbiSnkt) ao braehten die Glanbensboten snoftobit ana Irland 
der grofien Xaste dei Yolkes nene gebtige Nabnnig niobt nor dnrob 
ibie Pradigt det gdttUohea Wortea aondeni anoh duroh Unterriobt; 
sie sammelten, wo sie sich niederlicBen sei es in K16atern oder als 
£inBiedler, Sohfller um sioh und teilten ibnen mit von der Qelehr- 
samkcit, die sie selbnt in den Kldatern ilirer Heimat aicb in reiehem 
Ma^ hattcri aneignon konnen. 

Diesoij irischon Missionaren folgten dami in der 2. Halite des 
7. und im 8. Jahrh. solcbo ixus dem Lande der Angelsaohsen , die 
zuerst zwar iiaupUaulilicii bui deu Frienen und Saobtteu tatig waren, 
apftter aber aubb in die riieiniioben Gegenden kamen, vor allem 
dnrob den grofien A|Kwitft1 dw Dentaoben Bonifatina. 

Yon dieaem neuen ehriatUdien Iiobeii warden aaob die frinld- 
leben KOnige ergiiffen; aie iraren dadureb TorankBt niobt nnr die 
Anabreitong dea Oiizistentnms zu fordem sondern auob, was damit 
in eogem Znaammenbang ateht, f&r die Auabildnng der Geiatliohen 
FflMorgeau tceffen. 

*) & Desk L e. Kap.6. 



7 



Diesem UflMtead Tatdinkl tmok dm Bittttm Speyer «itM 
ErnBiiening des geisiigea Labena. Sein XJnpfimg bloibt dunk^l^), 
«b«r im 7. Jahrk kun ei jedenlUli «i«d«r n ekamt gemiMm. Hdhe, 
insbesondere wie es Bcheint untor K6mg Dagobertl. (fO&S)*), 
auf den maoh die eftteii SdteiikiuigeD an die Speyerer Eirobe zurfick- 
gefuhrt werden*); von ihm soil auch der Bau, wohl richtiger dio 
VorgroBerung und Ausschmuckunfr der alten, kleinen Hol/kirche 
herruhren, die erst von Konig Koiirad II. (1024 — 1039) duruii den 
berrlichen Dom ersetzt wurde. Dagobert wird *miiltarum artittin 
bonanim executor' guimiint.^) 

Fiir daH jreistige Tjeben im Bistum war es von honorragender 
Bedcutuiig, daii Dagobert mehrore geistliche Pflanzstatten daseibat 
grundete^), namlich die Abteien Blidenfejd oder SHingeii- 
inftnaUr, St German bei Speyer, Weifienburg im Eleai und 
dnt bald vieder eingegatigene Eloeter Alirip. Andh die Buukh- 
tttttg dec Abtei Bieibodenberg in der Kordwedi^fiili flUli noeh 
ina 7. Jahrh.; ibi GMndefi der bL Duribod, aterb im letarten Drittal 
des Jabrh.*) 

Alle diese Kldster waren Sitze des Benediktinererdent. 
Das ist fOr das Unterriobtswesen in di^n Gegenden von grofiter 

Bedeutnng: denn dieser Ordon war eine Zufluclitsstatto fttr die 
WiseenBchair und von aeinen Kloafceni Terbreitote siob Bildong 

wieder ins Yolk 

Wei Sen burg war entscbieden die bcdeutendste von dieaen 
Grundungen und hat eich als BildungHstatte eines hoben Riifes 
crfreut; viele Geistliche, Lehrer und auch Speyerer BischSfe sind 
auB diesem Ixlutiter hervorgeguugeu. Schou in eiiier Urkunde etwa 
am dem Jabr 688 iai on Ze^nie ftr die deitige Sebnle Torbanden; 
diei Brilder eebenkten dem Kleater aneebniicbe Besiteungeii anm 



V S. Remling, G«8cbicbte der Biacbdfe zu Speyer L Bd. — Motitor, 
Die Imnnmitftl dM Domes sa Speyer. 8. 4£ 

*) Andere nehmen Dagobert II. an (f 679). 
•) Du Che sue I p. 592 (YitH Sigcbcrti regis). 

*) Necrol. vei. Spir. fol. 12 : JJagobertas rex obiit, qui dedit praedium in 
Alaatia, de quo dsatur XT caczatae boni vim. 

*) Es ist kein zureiobender Grand vorbanden, an dieser alien guten Cber. 
lieferting zu rweifeln. Daa Sidgel Hcs German - Stiftes fitellt K?inig Dagobert 
dar, wie er kniend die Kirche daxbrmgL Direkte Zeugnisse aud aiiordings 
aidht Mtr vagrfaanden. S. Bemling, AUeien und KUMer I 8. 88. 

*) S. Remling, Urkondlicbe Geschicbte der dienMligeii Abtoiaa and • 
KIlMar nil Jsteigai lUiaiBbayeni. 188& LaiiC 



8 Ctoidiieh«LAitwida.d.lniBMiirt.]iitldB^ 



Bank daftir, daB ae «]» Wnam im Kloaier ao^mioiiimeB mid er» 
lojseii worden wareo.^) 

Sohoien haben idefaerlich auch in den anderen Kldstern be* 
Btanden, wenn wir anch keine direkten Zeagnisse daf&r haben. 
Eine Spoyerer "rfberliefening, ^^io \n alten Chroniken gem yer- 
S&eiohnet wird^), will von einer JSi hule wissen, welche schon vor 
Karl d. Gr. dort bestand. Grundios lat diesi ^ t iinutung nicht, schon 
aii8 der einfachen Uberlegung, daB an dein Bischofpsitz fur geist- 
lichen J^acbwuchs gesorgt werden mufite. Moglicberweise aber 
g«ht jend Naohrioht anf das Yofbandaiiaejii dea BenedJktinarklotleia 
anf dem 6t Gennaaaberg bai Speyor aurOdk, in ireldiem Unter^ 
rieht erteilt woide. 

In den BenediktberUdateni beataad auf Chnmd der Ofdena- 
legel*) der Branoh, dafi sohon gam Ueine Knaben, gew5bnlieh 
▼om aiebenten aber anoh adum Tom fftnften Lebenqabre an, Anf^ 

nahme finden konnten, wean aie Ton den Eltem zum geietlichen 
Stand bestimmt waren; das waren die pueri oblati, die Gott 
geopfert odor darprebracht und im Kloster untorrichtet und far 
ihren monchiachen Benif vorbereitet wiirden. Daher fjfib o?^ nrhnn 
Yon Anfang an Schulen in diesen Klostern. Nach der erwaiinten 
Urkunde von WeiBenburg waren drei Waisenkinder wohl von den 
Yerwaadten dort untergebracht worden, aber ea scheint nur einer 



*) 8. 0. Ztt«0, ^nraditionM PoMemoBewiTO WiienborgviaflA. Spirae 1842 
Nr. 88 p. 39 f., wo die Urkunde lantet: 

Venerabili in zpo. patre latfrido abbati bildifridal, managoldnf «t 

aaaldfaaind. 

OmDibiif son habetor iBoogiiitam qnaUter not nel moBaohi u«ftri de 
aobif in orphanitate ael pueritia noftra integram haboiftif ctmun rt aobif pra 

necelTitntihn! dp flemofma chriftianorum fuftinuiftif, et inopiam noflram fuffira- 
gailif infupei^ et uobif in dome dei coUocallii' et nof hoc recogitantef etiam 
et pro remedium aaimae noIl»e tractauteT conplacuit animo ut de fiumltatibaf 
nollnim ad loea fiuietonim eondoaan deberamnf quod ita «t iBdmnH aigo 

donamus .... 

Acta epillola ad ipfum munanerium uuizunborg, pnblioe fab die kl. mai. 
amu> Xn T^nanie bladouoioo rege firanconun. .^^^ 
Eigo hildifridas nunaahnr hano d<MMii«iiein fleii ngam. OaML 

imairaaindaDe . . . ^> '-t «' 

Anm. (legerd. nnno III?) Uladovicus certe est Chlodovecns III, cum aOTiD 
sint iidem inter testes huias chartae et ohartac 43. datae anno 696. 

*) S. z. B. Sim on is, Beschreibung der BiscbOfe za Spetyer. 1608. — Leh- 
man n, Chronik von Speyer 1698 u. a. 

*} Eegola 8. Beaed. a; 50. Be flliie aobilium ant paupemm, qui offematiir. 



A. Geiailiche Schuien. 



9 



Ton ihnen Honob gewordea za sein, da mir er noli in der mb- 
seriptio ab solchen besetchnet. IH6 b^den andem hab«n offenbar 
naoh ihrer ('toBi^btigkeit ihre ErbsohafI angetreten, von der sie 
ahien Teil d«si Klostet aobenkteiL Es waren also die Waisenkinder 

entwedcr von Aiifang an nur ana Baraiherzigkeit ins Kloster 
genommen worden ohne die Verpflichtung zum goistlichen Bonif 
oder es beatand trutz der elterlichen oder vormundschafrlichen Bo- 
stimmung fiir den erwachseneu jungen Mann noch die Freiheit der 
EntscheiduQg. Sicher ist wuhl axizunehmen, dafi iu dem obigen 
Fall die drai Biflder genumuam nnd anoh mit dan andern Oblaien 
msaumen nntoniditet wnrden. Ana dflv Sitte, dafi auoh ISTichi- 
Oblaten, also aoldie, die entweder Wel^rieater weiden oder in den 
Laienstand mrQekftretoo wollieii, in die Kldater an%eiiomnen wnr- 
den, fligab Bich mit der Zeit die Notwen^gkelt eine Seheidnng der 
gemeinflamen Schule Tonntfiebmen und sog. innere nnd ftnfiere 
Schuien zu halten um von den ktinftigen Monchen leichter alien 
weltlichen Einflufi fernzuhalten.^) Far das 7. .Tahrh. braucheii 
wir bei Weiiienburg eine seiche Doppels( hiile nicht anzunebmen; 
"wie ea spater "war, dafiir fehlen uns bestinmne ZciignisBe. 

Wie die Kloster ak Bilduogbstatteu you hervurrageuder Be- 
deutuDg waren, so aucb die Biachofssitze. Diejenigeu Diozesen, 
wdche im Pfalaer Gebiet nuammentrafen, waren die von Meia 
nnd Worma, wo eebon im 6. Jalirb.. Biaohdfe naohweiabar nnd, 
nnd Ton Mains nnd Speyer, wo nns aolcbe Tom 7. Jahili« an 
begegnen. Wir diirfen erwarten, dafi TOn da aos dem ^dnnga- 
weeen Aufmerksamkeit geschenkfc wurde. 

Id der Tat ist eine seiche refonnierende T&tigkeit von Bischofen 
im 8. Jahrh. in verschiedener Weise deutlich zu Kpiiron: »m war 
anch hochst notig: denn mit dem Nicdergang der merowingischea 
Herrschaft war auch das Bittliche Leben nicht nur im Yolke sondern 
auch bei der Geistlichkeit und den Bischofen selbst sehr gesunken 
tmd bedurfte emstlicher Hebong. Yor allem darf vorausgesetzt 
weiden, dafi Bonlfatiua auch in nnseren Oegenden grofien BinflnA 
anf .dai» geistige nnd titfliche Leben gebabt bat, wenn anch die 
'wjiRg«ten der flkr nna in Befracbt kommenden Stftdte nnd EUlBter 
nicht zu seiner DiQaeae gehfirten. Sobon bevor er seinen Biaohofih 
Bibs in Mainz erhielt, hat er seine segensreichen Mianonswandeningen 
anch anf Fraoken anagedehnt. Er hat anf atrenge Dorohfiihrang 

*) tk flbar dieae EntwieUiiag die iutnteauttD An&chlflaae fiber die alfe- 
bayeriscben KlQitor bei Liirs, M.O.P. XLl 8. 6ff« nnd die demgebOrigeo 

Bokainenie. 



to GMcliicha. EoiwiokL «L hmuuiMt. lliUalsohiilwMeiM d. tejer. Ffals. 



der BenecUktbier-Regei uberall io Deutsohland gedningen, und es 
ist wohl anzunebmen, dafi er von Mainz aus auch die Pf&lzer 
KlSster seines Ordcns bccinfluBt hat, wo sie doch wpinoni BiscbofH- 
sitz «o naho lagen. Wie er in alien KloRtorn, die er HelbHt griin- 
dete. sofort aucli Schulen einrichtete, bo hat er auch gewiS auf 
die Bchon bestehenden direkt und indirekt eingewirkt und sie zur 
Erziehung der Jugend angeleitet; denn diese lag ibm sein ganzes 
Leben lang ernatUob am Heim. Beriohtet vird, daS er ism Mhon 
genaooto Klotter Didbodenbai^ uiid ebenao Hombaeb, von dem 
glei<di nocb die Bede aein irifd, aelbet besnoht babe; obne Zweifel 
hat er, wenn diea wirklieh riebtig iat, dort enob in allem naoh dem 
Beobttti gesehen. 

Zu seiner Zeit wurde auch in der Westpfalz eine neue Stiittc 
geistigen und *<il-di<-hen Lebenn {^'fi^'nuidHt. dn« Kloster Hornbacli. 
Sein Grunder war der heilige PirminiuH, sehr wahrseheinlich ein 
Aiigelaachse von (Ipburt.') Er war ein aufjerordentllcb tiitiger 
Missionary der in SiiddeutscLland init reichem Sogen wirkte. Eine 
stattliche Anzahl von KIdstern im ElsaB, Schvarzwald, Breisgau, 
Odenwald, in Bayem nnd den Yegeaen fObfeii ibre QrOndung oder 
Keueinriehtang anf ibn lurQck, eber daa aind wobl mm gr&fiten Toil 
qp&iere Bifindungen. Oeaebiebflicb laaaen aiob nar bei wenigen 
Klostem die pertOnlicben Bedebnngen zu Pirnuniua festatellen. 
Seine bedeutendsten Ortlndungen waren Reichenau, Murbaeb 
im ElsaB und Hornbach. Gorad(> die Bedeutung von Reichenau 
gjib Anlafl, daB Rpater die Tatigkeit l^irmins auf ein viel weiteres 
Fel(i autigedehnt w urde als sie eich in Wirklichkeit erstreckte: die von 
Reichenau aus erfolgten Klostergrfindungen warden auf ihn zuruok- 
gotiihrt, und audi die Historiker iuuiurer KlSster, deren TTrsprung 
unbekannt war, nahmen gern Pinninius als Stifter an zu einer Zeit, 
ela dieae Eloater mit Belohenaa in etnem Bruderaobaftabund atanden 
(aohon vnter Karl d. Or.)-') ^io^ *o ^^^l^ tiberUeferte Zehl 
Miner KloatergrOndnngen Ternngenif ao bleibt doeh die Bedentang 
dea Ifannea nnbaatreitber. 

In das nachmals Zweibrucker Gebiet, nach Hornbach. kam er 
auf Yeranlassung des frankiaohen Grafen Werinher, der dort Be- 
sitzungen hatte und dem immer mehr sinkenden geistigen und gift- 
lichen r.eben Heiner Lento duroh doa Beiapiel frommer Monohe 
aufhelfen wollte. 

>) Ober ihn s. Neubauer in den WestpftlflMihai GescbtebtiUitterii 190ft 

iNr. 2ff. and di*^ dort angefflbrte Literator. 
•i) S. Neubauer I.e. Nr. 5. 



A. OeiBilicbe Schulen. 



11 



Behon rinalidi betagt grflbidete^) Piixniniiut nma Jahr 740 bei 
dem Orte Gamandinm (oder Gamnndias), dam heutigen Horabaoh 
bei Zweibrifiken, ein Kloetar naoh der Begel de§ hi. Benedikt, daa 

neb in der Folgc zu hoher Blute entwickelte und fur die Yer- 
bvntang christlicher Lehre und Bildung in der Umgegend von nicht 
«u nnterscliatzender Bedeutung war.') Dafi damit von Anfang an 
eine Schulc vorbunden war, ddrfen wir als aicher annehmen, wenn 
auch keiri( Nanhrichten diLrubcr vorlio*?en. Der alte Brauch der 
Benediktmer j ui l i oMati iuifzunehiaea '.urd auch hier gleich anfangs 
geiibt worden 8t- in. Eh wird ruhmend erwahnt, dafi aua dem Kloater 
eine Reihe kenntnisreicher und in Staat and Eirohe bedeutender 
Iflimer herrorgegangen leien, s. B* der spfttere Bisobof Ottgar tob 
8peyer (f 970), def als geheimer Bat Otioe d. Gr. in Italien tfttig 
trar.*) Bis weit ina ICttelalter hinein hat die Schnle offeobar einen 
gnten Namen gehabt ; ist aber dann wie das UnterrichtswoBen uber- 
banpt mehr and mehr in Yerfiali geraten. Insbesondere scheinen 
die zahbeich aufgenoraraenen adeligen Kinder viel Sohwierigkeiten 
gemacht zu haben, wie daa nnderwarts in den Klostem auch be- 
klagt wur<ie. Der Benuch de8 BonifatiuB in Hornbach, der aller- 
^iings auch Ijozweifclt wird*). wurde sclioii erwahnt. 

DaJi iiber die Eiarichtung der Schule und iibcrhaupt flber ihr 
Yorhandeneein keine genaneren Nachrichten vorliegen, darf in keiner 
"Weise befremden und als Zeichon fiir daa Pehlen einer solchen 
.gedentet werden. Derartige Aufzeichnungen zu machen lag damab 
weder bier noeh anderwirtB ein BedHrAiiB vor; wenn ab ond in 
in Urkmiden aich dooh einaelne JNolisen finden, so eind das gelegent- 
lieba Bemerknngen, nm die wtr ftoh sind, die nae aber meiet nnr 
fldn paar Namen bielen.*) 

') Neuerdings wird die Grtinduug de« Kloaters durvU Pirminius bestritten 
und dem Grafim Wamfaar (Werinher) aUajn ngeMbri^ban. Hm. konmie tmr 

ftr die innere Einricktaug ond die erste Leitung in Betaidit. S. Pli. KraDi, 
Die GrfliKl ung dpB Klosters Hornbach. Progr. von Pirmasens 11>19. 

*) Zar Gescbichte des Klosters s. Neubauer, Begesteo des ebemaligen 
Benediktioerkloaten Hornbach. Speyer 1904. 

*) B. Bemling, Oeechidite der Bieoiiare von Bpejer I S8& 
*} & Nevbaner, WeetpAUiiMdie Geediiiditebl. Nr. 7 nnd & 

') Die ftlteste Erw&hnung eines LehrerB in Hornbach scbeint in einer 
Urknnde vom 11. Joni 1315 vorzuliegen, wo nnter den Zcugen 'Mag. Johannes 
rector scholarum in Uorambacho' genanni ist; derselbe i«t auch erw&hnt 
in einer Urkniide worn S5. April 1SSI8: liagister Johannes rector •eholaram 
de Hombacho; imperiali anctoritate noturius public as. Femer ist genannt 
ia April 1345 der SehoUuter Theobald, 17. April 1358 und 4. April 1863 Johann 



12 Oeidu6htLEtoiwi4dtLd.lMUiiaaiiat.]CitltfM^ 



UTeben Boni&tiiu und PinniniiiB w im 8. Jalirh. ein Dritter, 

der einen Einflufi auf das flchulwesen, wenn man aich so auB- 
drfloken darf, in jenen Gegendcn hatte, der beruhmte Bischof 
Chrode^an^ von Mctz (742 — 766). Zwar gohorton nacbmalige 
Pftilzer Gobiete 2U seiTiem Bistum, abnr da(j er in diosen irgend 
etwab niit Schulen zu tun hatte, iat kaum anzunohnieD ; denn semr 
Tatigkeit auf dem Gebiet des BildungswesenH erstreckte sich auf 
die Schuieu an den Kathedralkircheu. Dahor kaun auf Pfalzer 
Gebiet edii Ebflid woU snr ein indiitdcter geweaea sain dweh 
das Bekpiel, welohea er dem Bisdiof tod Bpeyer gab. 

Ob m seiner Zeit and vnter seiner indirekten Einwirkong in 
Bpeyer neben der St. Qeimansclien BenediktiQerBofatde beieits an 
der Domkirche erne Scbnle entsianden ist, ]2fit rich nicht cntsobeiden. 
Aber moglieh ist es, besonden wenn wir an die schon erwftbnte 
"(''bcrliefening Ton einer Schule vor Karl d. Or. denken; sie kann 
sich ebensogut anf oine Domachule wie auf die Klo«terschule von 
St. German beziehen. 

Wie Bonifatiufl und l-'irminius damals dio Kloster zii Pflege- 
Btilttou geLstlicher Bildung machten, bo uuternahm ea Chrodegang 
an den Kathedralkirohen Fflaniatitten obristlioher ^dnng und 
IKtte sa sebaffen. Nacb der Regel des heil. Benedikt ordnete er 
(760) das Leben d«r Gasdidikeit an seiner Kirdie nnd richtete 
im 'Olanatrnm' ein Qemeinsohalltsleben ein, das Ton grofiem Segen 
&x die Zncht and BUdang der Geistlichon war: denn sie pflegien 
bier einerseits untereinander gelehrte Studicn und erzogen siah 
andererseita auch Helbst ihren Nachwuchs. Mit dem Domstift war 
eine Er/iolningHanntnlt verbundfin. in die wie in die Kloster auch 
pueri oblati aufgenommeu vfurden; es waren aach eigene Lehrer 
angeBtellt. 

Da die Einrichtung Chrodcgangs, deren Vorteile fiir die Br- 
liebnng und Auabtldong der jungeren Geistlichen bald anerkannt 
waren, an vielen Kathedialkirdien Naoliabmung fand, eraokdnt ea 
nidbt ausgescUossen, dafi anoh in Bpeyer um diese Zeit eine Dom- 
sobnle entstand, d«r die HeranlnldDng der WeltgeisHidien der 
Difiaese oblag. Es kann domnaob die 'Oberlieferung von ein«r 
Bpeyerer Schule Tor Karl d. Gr. sioh anob auf eine Binriehtong 

▼on St. Wendel, Kanoniker sa St. Fabiaa in Hornbach, .emalen anser 8cbol« 
iii«i«ter sa Hombaeh'; tehlieBlifsh Cnliiuunm, Sebnlnwiftor wa HonbMli ia 
einer Urkunde voin 28. August 1407. Weiteres war Ober die Klosterschale im 
Mittelftlter aiolit aabafiiideii. & Meobaaer, Bcc«iten Mr. 187. m m 278. 
284. 886. 



1l OdiUiolw Behiilen. 



13 



bmIi d«m Ifottef Ghiodegangs benuheiL JedenfUk beweiaen Aw- 

driicke wio *coenobiuin* ^) odor 'monasteriam**), daB im 9. Jahrh. 
ein Gemeiiuohaftelebeii im Sinne Chrodegangs in Speyer bestand. 

Des weiteren habcn wir im 8. Jahrh. auf Karl d. Gr. hin- 
zuweisen, wenn wir von Eunflussen auf das Bildungswesen jener 
Zeit sprechen. Zwar liegen anch aus seiner Zeit koine direkten Nach- 
ricbten fiber Binrichtung oder Erneuerung von Schulen in nnserem 
Gebiet vor, aber wir diirfeii alw nicher annehmen, daii die karo- 
liDgiflohen Schulgesetze ihre Wirkuiig auch hier batten. Da der 
Kalaer in Speyer selbat eine Pfids hstto and sioh dller dort auf> 
Uelt, wild man dsaelbtt seinen Wfinsehen auch gome gefolgt sein. 
Oewlft hat eein Bandaohmben an die BiMhdfe und iibte seniee 
Beiehee, die epistola de Hteris colendis vom Jnht 786^ auch auf die 
AuBgestaltong dee Unterrichts in den Pfizer Gcgcnden Einflufi 
gehabt.*) Wenn noch keine Domschule an der Speyerer Kathe- 
dralo bpstand, so wurdo Hlcherlich f^ine solche gegrftndet, nachdem 
zu Aachen (7*5^) aus dem kaisorlichen Wtmsch nach Umgestnlhino^ 
und Vertiefang des goistlichen Unterrichtawesena eine ailgemeirie 
Terpflichtung gemacht warden war.*) 

Neben dieser Schule an einem Domstift, kurz oft Stiftbschule 
genannt, fir welebe Earl den Kanon Chrodegangs amdrGcUioh be- 
stfttigte, komiten sioh aber aaeh an den andem Kirohen einer Stadt 
Yeieinigiingen der Qeietfiehen, Stiftakapitel, in der gleieben Weiee 

1) Urk. vom Jahre 865 bei Rem ling, Urk. -Uuch i S. 7. 

») Urk. vom Jahre 891 bei Bemiiag, Urk. -Bach I S. 11. 

') S. Qber die karolingiscbe Zeit Lurz, MittelschuIgeschichtL Dokumente 
AlttHiynnu I & 4ir. ond 8. 148ff. 

*) Ea hei0t dort M. 0. Leg. Sect. II. Reg. Ft n o. I 79: ... Optamus enim 
V08, sicut decet eeclesiae milites, et inferins- il votos, et exterius doctoa ciustos- 
que bene viveDdo et scbolasticos bene loquenUu, ut quisqaii vos propter nomen 
Domini «b Muietae ooraarvatioms nobilitatem ad viTendnm «Kpetittit, lUmt de 
aqveeto vestro aediiicatar visus, ita qnoque de sapientia veetra, quam in Iflgendo 
sea cantando pcroeperit instmctust omnipotenti Douiiio gratiaB agendo, 
gaadens redeat. ^ 

•) H. G. Leg. Seek II Beg. Franc. 1 60. Der BeschloB lautet: ... Et ot 
ecolae legentinm pnerorom ftant. Pealmoe, notne, oantns, oompotum, gram- 
matioam per eingulu monasteria vel epiaoopia et libroe catholiooe bene emen- 
date; qnia saepe, dam bene aliqoi Dcum rogare ctipiunt, sed per inemendatos 
libros male rogant. £t pueros vestros non ainite eos vel legeudo vel aoribendo 
oorrompere; et ri opus eit euangelitini, paalterinm et mimle Boribere, perfeetae 
aetatia homine8 scribant cum omni diligentia. — Zu den ReschlOssen der 
Aachener Synodu s. liefele, Konziliengeschichte III 621 S, and Hauek, 
Kirchengesohichte Deutschlands II* S. 210. 



1 4 GcMliiehtL EatwieU. d-tumMakt. HitfedMhulwaMiu cL bajer. Pftb. 



bilden, deren Mitgliedor ^Eanoniker" hieBen. Anch in diesen 
Stiftern aorgte man selbstandif^ fiir den geistlichon Nachwucha und 
UDterliielt daher oigone Stittsschulen; zum Unterschied von diesen 
naunte aian die Schule an der Hauptkirche „Dom- oder Kathe- 
dralschule^. In Spcyer gab ea aolche Stiflaachulen} allerdinga nook 
nicht zu Karls d. Gr. Zeit. 

Hit dioMr Eiluidiiiiiig too Don-, Stifts- und Kloater- 
sohnlen in teinem gunen Relohe, die dem Eleras BOdimg la tot* 
mitteln berafea wtnm, begnOgle rich tber der Kaiaer nidiit. Der 
Gedanke eiiMf aUgemeiiieii Yolkebildang, weon aneh In beteheide- 
nem MaBe, achwebte ihm vor und lieB ihn dieses Ziel fordende 
Mftfliiahmen treffSsn: in den Stifts- und Klostersohulen fanden wie 
Bchon fruher aucb Kinder Aufnahme ohne die Verpfliohtung dem 
geistliohen oder inonchiBchon l^rrnf sirb zuzuwenden; y,Pfarr- 
sohulen" wurden fiberall eingerichtet zum TIntorricht fiir s olrlie 
Scbliler, die in Stellvertretang des Pfarrers ordnuiiij;sLremaB Gottes- 
dienst halten, als S&ngor und Mefidiener ausgebildet sein mufiten. 
Daneben ging der katechetaaolie Yolkmrntemcht in Prcdigt und 
admlm&fiiger BeliBndlmig der ebiiriliehen Lebrformeln einher, Ar 
ErwMhsene wie £Br ffinder, allerdinge eine Unterweining nvr anf 
religiSson Chubiet, aber immerfain der Anfiing dnea allgemeineii 
Yolknmterrichts. ') 

l^ber die DniohflUirung all dieser fOr das Untorrichtsweeeit 
wicbtigen Bestimraungen im Pfalzer Gebiet iat uns nichts ilber- 
liefert. Bif in <lio *2 Halftc des 10. Jahrh. hinein ist dip Opschichte 
der Schulen m ^peyer in Dunkel gebiillt; an andern ( *rten flicBcn 
erst in noch sputerer Zeit dio Quellcn etwaa reicblichor. Das be- 
weist aber nicbts dafiir, daB nicbt aucb dio Malinahmeu des fiir 
die liildung seines Yolkes treuboaorgten grofien Frankenkaisers in 
den Pillaer Landen eine Bdebnng dea Unterrtohtvweflena gebiaeht 
baben. 

Ob naoh Earla Tod seine Bestrebnngen an den fBr one in 
Betcaoht kommenden Unterrichtsstatten noch langere Zeit wirksam 
waren, I&fit sicb nicht konstatieren. Die Art der Scbnicn, die rich 
outer ilun enftwickelt batten, wurde ja beibehalten, aber im all- 

gemcinen ist unter seinen Nflpljfolgem kein Fort«obritt im e:oish"n:en 
Leben des Yolkes zu verzeichnen; immerhiu mag m (\>.-r btillo 
mancber Kioster TQchtiges geleistet worden sein. Es sei nur an 
WelBenburg erinnert, dessen Geschichte zwar nicht in den Rabmen 



>) S. Specbt 1. c 8. 25f. and Lurs, M. Q. P. XLI p. 148£ 



A. Gmattielw Sdhnlmi. 



unserer Abhandlung gehdrt, das aber doch ids bedeutungBVoU fBr 
jene Qegenden kurz erwtihnt sei. Die Klosterachule dortselbst stand 
Qm die Mitte des 9. Jabrh. unter der Leitnng des gelehrten Bene* 
diktiner-Monchea Otfried, eines Schfilers des Hrabanus Manrus. 
Dieser alteste dom Namen naoh bekannte deutache Dichter, der 
Vertasser des Evangelienbuches, atammte aus der benlhmton Kloster- 
schule Fuida; er hat sicherlich nach dereu Yorbild ) auch die 
Schule in Weifienburg eingerichtet ujid geleitet and fiir gediegenen 
Unt«rriobt gesorgt Wie er aelbrt Mioe DblitQiig in deutscher 
flpnehe abli»0to, so beklagte er es iiel^ dft6 diese so lehr Ternaoh- 
Iftssigt werde; invieweit er in seiner eigenen Sebnle eiiie Besseiung 
aat^bte and eneichte, wissen wir nicht, ftber jedenfiJls bietet seine 
Pendnlichkeit schon Gewahr dafiir, daS es um jene Zeit wat der 
Klostenschule uberhaupt nicht schlecht gestanden haben kann. 
Weifienburg gehortc zum Spoycrer Gau «nd hat fiir dio Bischofs- 
etiilile in Speyer, Mainz und Worms gerade im 9. und 10. Jahih. 
eine Reihe tuchtiger Manner p^eliefort, gewili auch oin Zeichen fiir 
den dort herrschenden gelehitrii Geist. Was und wie damuK nn 
allgemoincu in den Kltistem unternehtet wurde, ist am besten zu 
eisehen aus dem Budi Ton Specht, Geschichte des Unterrichts- 
weseos in Dentiofaltiid 6. 40ff. Ba wir ilber die Frage ans ansena 
Gebieft keine spesienen Kaoluriobten haben, genHgl es auf diese 
DarsteUimg an Terweisen; das YorbOd Folda mid 8t GaUen 
war gewifi anob Mr unsere Schulen ma^;ebend, von Folda dnreh 
die Person Otfrieds, und von St. Gallen spitor durch den Speyerer 
BiBchof Balderich (970—986), von dem wir noch horen werden. 

Die Zeit der Otto n on brachte wieder einen wissensohaftliohen 
Aufschwung fur die deutschen Lando, welcher der eingerissenen 
Yerweltlichung des Kierus hnhfn und niedrigcn Standes entgfs^fu- 
wirkte, Besonders die Doraschule in Speyer zeii^p in der 5^>vLut(n 
HSlfte des 10. Jabrh. eine bedeutendo Bliite. Doch bevur wii ihre 
GeBchichte im Zusatniuenhang betrachten, seieu hior die in den 
n&ohsfcen Jahrbunderten erfolgten Klostergrimdungen xusammen- 
gestellt. Andh wenn irir Ilber ihre Beholen niehts Nftbeies wissen, 
so dilrfeo de nns dooh als mehr oder weniger bedentende Ifitfeel- 
ponkte geistigen Lebens geltan, Ton denen ans immeibin einiges 
ftrdemd aneh ins Yolk diingen konnte.*) 



>) S. Specbt 1. c. a 296ff. 

S. ReTTilinpr. TTrkundliche Qeschkhte dar shemaligiii Abtsioi and 
Klteter im jetxigeu Kheinbayern lSd6. 



16 G«MbiehtLEtttiriekLd.hiiiMuiist1fittelteliiilweieiiid.l»y«r.FfalB. 



Gonarint sind schon aus fruherer Zeit die BeIll»diktine^- 
abtoieii Disibodenbcrg, (Weifienburg,) St. German, Bliden- 

feld (oder Klingonmunstor) Honibach. welch letztereB einem 
AJmherrn dor friinkischen Kainf^r. j onem Grafen Wennliai) der 
Firminius ins Tjand rief, seiue Eutstehiing verdankt. 

m 

Ah nun mit Konrad II. (1024 — 1039) die franki'^rhe Hoi- 
zogsfamilie zur Regierung in Deutschland berufen wurde, da begann 
flir die Pftlzer Gegenden eine Zeit besonderer Bliito, indeni die 
Kaiser ihrem Stammlande in reichem Mal^e ihre Guoet zuwendeten. 
Die Benedikthierabteieii Remigiuftberg (o. 950) nnd Lambreoht 
(9S7) batten noeb YorfiUireii KonndB gestiftet Er eelbat erweckto 
dnrob Erbavung des beniicben Domes in Speyer (Grandstem' 
legang wabnobeinlieb t025) ein neaee Idrofalicbes nnd geistiges 
Leben. Im gleichen Jahre stiftetc or das BenediktinnkloBter 
Limburg und wohl auch die Jofaanni^kirehe in Speyer, an welchw 
Bich in der Folge ein eigeneft Stift bildoto. Um 1100 grundoten 
die Ilornbachcr Monche neben ihrum Kloster das St. Fabians- 
Btift und die I'ropstoi ZeU am Donnersberg. Hier im Stift zu Zcll 
wird 1207 nnd 1260 ein Scholaster erwahnt. Der Abt Wernher 
von Hornbach bestimmte 1207 von den Pfriinden zu ZeU je eine 
snr Unterbaltnng dw Kircbe nnd OfBsinen, sowie des Scholastors. 
(8. Neubauer, Begesten von Honbacb Nr. 49.) 1260 bestfitigt der 
Abt Hugo Ton Horabaob n. a. nnins praebendae reddita ad offiidnm 
rectomm seolarinm. (8. Nenbainer 1. c. Nr. 90.) Aueb 1455 (ib. 
Nr. 405) ist die Sobolasterei erwfthnt. 

Der Cisterzionscrorden batte sich niedergelassen in Otter- 
berg 1144 and Enfierthal 114B. femer in Wdrechweiler bei 
Zweibriicken 1172, nachdem die Hombaoher Benedildiner , welche 

das Kloster 1131 crriehtet hatton, wegen ihres nngeeigneten Lebena- 
wandels den durcli strengen* Znrht und Ordnung ausgezeiohneten 
Schiilem des hcil. Bernharii iiatteri s\ < irben miissen. 

Wilhelmitor besaBon Kloster in Grafinthal aeit 1243 and 

in Speyor soit Aiifang des 14. Jahrh. 

Augustiner-Chorherren gab cs zu Ilordt bei Germersheim 
eoit 1103, GroQfrankenthal seit 1119) Udningen seit 1120, 
Hane seit 1129. 



'} Die AMei KlingenmfliiBtsr wwde 1491 iit ein Stift vngevsndelt uad 

bei (liestT Gclef^enlieit auBer dem Probst und Dechant ein KOster, ein Sanger, 
sieben CborberreQ, iicht Yikare nebst einem Schuiiehrer mit dtet Chor^ 
knabeo angeatellt. 8. Rem ling I. c. 1 S. 102. 



A. Ocutliolw Sdrnten. 



17 



Prtaonitratenscr waren in Kaiserslaatern (c. 1155), 
wo ihnen Friediioh BarbaroBsa ein Eloster bautc, in Mfinster- 
drpisen seit 1144, in Rodenkirchen ^eit e.. 1150, woWn c. MHO 
die Chorherren von Hane nach Annahrac cler Hegel des heil. Norbert 
ubersiedelten, wiihrond die PramoDBtrateaseriiweii Ton Bodenkirohen 
nach Hano wanderten. 

Br&der des heil. Grabes lebten seit 1207 in Speyer, 
PauUnor «if don Donnertberg uat 1371, SerTittn in Ger- 
n^rtheim (o. 1300), Dominikaner in Speyer aeit 1965, ebonda 
Karmoliter seit 1270. 

A.uga8tiner finden wir in Landau aelt dem Eade dea 13. Jahrh. 
nnd in Speyer seit 1265. 

Die Franziskaner besafien Niederla«angen in Bpayar (1219), 
Kaisorelaiitern (c. 1230).*) 

-Vueh Fraueiikldster «ind in dieson Jahrhundertcn viele oiit- 
atanden: Benedikt in f iinnen waren in Diaibodenberg (c. 1000)^), 
Hansen (c. UOO), Schdnfeld, Seebach (2. Hftlftc dee 11. Jahrh.) 
iindRamsen (bis 1267); Zisterzienserinnen zu Daimbaoh (2. Halfte 
dea 13. Jahrh.), HeideBkeim, Heibbnidc (1230), MandieiihQim, 
Banrai (ieii 1267), Roaentiial (1242) and Sioa; Angustiner- 
Okorfrauan in Ftaokbaab, Herdingibaiuen (e. 1200), Kloinfranken- 
thal (1119), Neustadt, Speyer; Prftmonatratenserinnen m Enken- 
baek(1160), Hanc(1180), Marienthal (1145); Dominikanorinnen 
in Speyer (1304)*) und Franziskanerinnen (c. 1300) ebenda; 
Renerinnen in Speyer (c. 1210), Marienstein bei Zweibrfirken 
(e. tO U)), St. Johann bei Albersweiler (c. 1520): Boguinen-Kiausen 
bestanden zu Landau (1315), Neuatadt (liJiSbj, fclpeyer, Trombaoh 
bei Ebembuig (toti den El tern des Frans von Sickingen 1490 
erbant), YaUbrucken im Alsenztal. 

In wekkem MaBe dan einaelnen dieaer Klfiater Bedeotong fOr 
daa Bildnngawoien snkonimt, liftt lieh nioht beatimmen. Entehvng 

'! Spater kamen dazu noch Homburg', 'Tprmerahpim '1699), Blies- 
kastel (1776). — Im 17. uud Id. Jahrb. erfolgten dann nocb AmiedelaugeQ der 
Kapvtiner in Speyer (1623), Frankeatkal (lOM), Neustadt (1688), Berg- 
sabern (1684), Orllnstadt (1699), Landau (175S). — Jesaiten in Nea- 
•tadt and Speyer (s u \ — Johanniter waren in Eaimbach seit c. 118(>, 
Dentschherrn su Eiuiiiedel bei Kaiseralaaiem seit dar 1. HftUte des 
ISb Jahrh. and m Speyer seit 1380. 

*) Wnrde 1148 anf den Bnpertsbeq; bei Biagen Terligt. 

*i Von ihnen wird erwahnt, daB ihnen damals schon wohlhabende Fami- 
lien ihre TOchter zur fromrrjf n Frziehung und Erlamang weiblicher Band* 
arbeiten gerne ttbergaben. 8. Eemling 1. c. U 8. 199. 



1 8 Getebiohti. EniwickL d. httmftitiflt. liittebchnlweMii d. bajer. PfiJa. 



und Unt«rricht fiir die eigenen Konventualen war wohl bei alien 
Dotip: Tind gewifi bald mehr bald weniger griindlich aiiRgeiibt; ob 
auch ^iiuiiero'' Schnlen eingerichtet waron, wisaen wir nicht. Eioe 
bbboiidere wuHeaaobafliiobe Tatigkeit wurdtj, wenn wir vun Weifien- 
burg absehen, wie et lohoint, ia Lunbtirg, Hornbaob und Dinboden* 
berg gepflegt; dioie ElSitor lutttan ftodi munhafte KblioQi^aii* 
Yob dem Abt Stephan iva Idmbiuf (1067^1085) & B. iriid ge- 
ffihmt, daft or ein Ham von BOduig uid WiiMiiecihaft geweaen 
gei und noh nit beaonderem Eifer der JugeDderziehung angenommeii 
babe; den gelehrten Eokeiibert tod Worms, den Stifter des Klostera 
Frankenthal , habe er erzogen. *) Verschiedeno Limburgor Abte 
erlangten in Speier die Bischofawurde. Eirt Abteischullehrer dort- 
aelbst wird 1340 genannt. Von den Augustiner-Chorherrn in Hordt 
und Hnning( 11 w-ird Ilnterrichtstatigkeit erwahnt. Um 1450 mag die 
Sobule fur adeiigc Sohae, die schon friiher bei dem Kloster Hordt 
bestanden und noh apftter vortrefflich gestaltet hat, auch wieder 
nir bawften AnabUdimg derjenigen, die ilir anyartnmt viirda% 
vaumbii warden sein. SShiie der Ghrafen and Bitter des Speyer- 
ganes, fowia aneh die Eoaben des Darfea HOidt, erhielteii darin 
Unterricht und Erziehung, woduioli das Kloster eine segensreiche 
PflanKBohule nQtzlicher Kenntnisse und hSherer Bildung wuide.') 
Den Augustiner-Chorherrn zu Frankenthal wurde die Erteilnng von 
Unterricht schon he'\ Grun^xmg dew Klowters duroh Erkenbftrt von 
Worms, der selbsc eine gelehrte Bildung im Kloster Limburg ge- 
noasen hatte, zur PHicht gemacht') 

Uuter den Benediktinerinnen von Disibodenberp^ Ihi dir AbtlHsin 
Hildegard zw nennen (c. 1150), die spSter heilig ^( sprochen wurdo; 
sie war im Kloster, iii das sie mit 14 Jahien eintrat, orzogeu und 
gebildet worden nnd hat durch ihre BchriftateUeriaohe Tatigkeit viel 
Otttee gawirkt; sie ist jedenfidls ein Bevels, dafl dort emstor 
Unlemohl gepflegt irarde. 

Um dieae Zeit atand es mit den ElSstera and Sehnlen noeh 
▼eililltnisniSflig gnt, aber bald kamen seUimmere Terhilteisse. 
Ein Baekgaog warde etwa um die IGtte des 13. Jahrh. daduroh 
berrorgerufen, daB infolge des Aufbluhens der Stadte das Be- 
dfirfnia nach stadtisohen Scbulen sich einstellte, fiber welcbe der 
Rat der Stadt die Sobulanfinoht auaubte. ^e trugen daiu bei, 



>) 8. Remlin^ 1 r I 8 120 luui J. G. Lebmann, QeMhiebte det Kl. 
Limburg. FraakeQtbai d. 2k. 

•) Renliag, Ablsisa uad KUMer II 8. 81 •) id. H & & 



A. GdttUciw SobnUn, 



19 



Tor allem die Pfamchulen, aber auch die klGsterlichen Schulen zu 
entv5lkern. Dies wurde auch weiter bcwirkt durch den grofieii 
Abzug der Schiller an die neu aa%ekoinmenen Univerait&ten. Das 
tUes Utte die Oftte das tJnieniciitB mid daa wiaMiiaoliftftUohe 
Kirmu an den geuttieheii Anatalteii nidit so beeinfluneii bniMsIiea, 
and doeli miifi ein Tie&tand io dieter Besteliaiig in den PfUier 
K15stern voiluuiden gewesen sein. Das ^ehlen von Schuhiachrichten 
beweist ja an sioh noch nicbt>), und wenn kaum ein bedeatenderer 
Gelehrier onter den Klosterbrudem erscheint, bo dafi Petrus de Lutra 
auB Kftiserslaiitem mit seiner ausgedohnten Schriftstellerei als rCihm- 
liche Ausnahme bezeichnet wird, so i«t das auch noch kein untrug- 
lioher Beweis. Wer abor die Geschi lito der PHilzer Kliiater und 
Abteien in dem oft echon angcfiihrten Buch von Remling liegt, wird 
sich sagen mussen, dafi es in der Tat unmogUch mit Unterricht 
und BSndehnng gat beBfceUt geweaen aein kann bei der grofien Zncht- 
loaigkeit, die Tiel&eli elngeriBsen war. In M&nner- und Franen- 
Udstem sab ee uUimm aos; Verwelflichnng, CtenuBanoht nnd 
Boblinunster Sittenverfall untergruben natargemaB alle gate Ein- 
wirktuig, welche von dieaen Anataltan anfe Yolk h&tte auBgehen 
kdnnen. Schuld daran mag unter anderem auch der Umstand ge- 
wosen aein, dafi nicht nur die Pfrundon am Dom uiid den Stiftern 
voin Adel in "Rcaitz genonimen waron, der dera weitlichon Sinu 
nicht eni&agcn konnte, weil er nicht aus innerem Trieb bundern 
xxm der reichen Pfriinde willen sich zu den Btellen dningte, sondern 
dafi auch die Kloster von ihm ahi Yersorgung^ianatalten fUr Sohne 
nnd TSditer angeaehen wniden. So kamen nnfir^wilhg viele^ un- 
tanglidie CMieder in dieae Anatalten, in welehmL daduroh Znehtilosig- 
keit llberhand nahm nnd an eine erfolgreicbe UnterriditaerteilQng 
kaun mehr zu denken war. Naok nnd nach f&hrten freilioh ancb 
hier die Bem^ongen emater U&nner nnd Franen eine Beaaemng 
herbei. 

Inabesondere war^Ti op die Beschluspp der Konzilo von Konstanz 
und Basel, "wclclit zur Wicderherstellung der alten Zucht mit Ernst 
mahntcn. Es haben sich aber nicht nur geistlichc soudem auch 
weltliche Herrn der Sache angenommen und im Interesse einer 
erhdhten Unterrichtstatigkeit erfolgreich eingegriffen. So haben sich 
I. B. 1447 die BOiger Ton Meiaenheim (jetst nickt mehr zur Pfab 
gebdiig) bei Henog Lndwig Ton Zweibriicken darllber beaohwert, 
dafi die Jolianniter dortaelbat die Bdinle nicht mebr Toraeben woDten; 
der Henog vwmng aie dam. Aia die Abteien Ton KlingenmCinster 
1491 and Kaiaeialanteni 1510 nnter der Hitwirkong der PISber 

2* 



20 OflwhiohtLEDtwidd.&biiiiiMiittHUtolMhalweaeiitd.ba3fw.Pl^ 

— 11^^^^^^^^^^^^-^^— ■■ I ■ ■ — ^^^^^^^^^^^^^M^^— ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ 

Kurfaraten in weltliche Stifter umgewandelt vmrden, nraBten sie 
sich auadriicklich mr Anstellung eines Schulmeisters verpflichten. 
Die Einrichtung der adeligen Schule bei den Auguatiner-Chorherrn 
in Hordt (c. 1450) erfolgte unter der Ffirsor^e dea KurfSrsten, and 
sie or&eute sich auoh des SchutzeB seiner iSachfulgor bia zur Auf> 
hebnng des Klo^era 1566; die Geftlle desaelben warden dann 
an die neugegrandete Rittenohiile m Sek gezogen (1575). Im 
Jehre 1498 eirichteten die Earmeiiter in Spejer eine Sehide ftr 
OxdeiiMSglinge. That Jahr 1600 Hbemalim die gelelute Ibtinin 
Riohmundc von der Horst die Leitang des BenediktinerioneB- 
Klosiera Seebaeh and nnterhielt unter dem Schutz dee Grafen von 
Leiningen eine EryiphiingBanstalt fiir adelige Madchen vom friihesten 
Alter an. Eine ahnliche Schule im Kloster der ZiaterzienseriTinen 
zu Rosenthal fand ura die gleichc Zeit Fdrdenmg durch die afen 
von Nassau -Saarbriickcn. Auch andorwSrts, in Limburg, Iloningen, 
auf dem Donnorsberg, iiorcn wir in vereinzelten Andeutungen von 
anterriohtliolier Tatigkeit der Kkwterinsaasen. Ea tind wenigstens 
Zeiehen davoa, dafi der Unterriekt wieder mabr Beaditnng fimd, 
wenn aneb tatelieUicli beaondera In der swdten BUfte dee ICttelaltera 
daa YeKdifloat der PfUaer E16afeer un die Hebong der Tolkabildaiig 
kein hervonagendee geweaen au sein scbeinft. GrOndlich konnte hier 
ent die Umgestaltung des IJnterrichtBweaeiia im 16. Jahrh. helfen. 

Wir betrachten im Folgenden im Zusammenhang die Gesohiohte 
der wichtig-nten f^ei^vtliohen 3ohaleQ, aoweifc aie die erbaltenen' 
Dokumente erkenneu laaaen. 

b) Die StmswhidMi Im Speyer. 

Naeb den KlSiteni and die Eollegiat-Stifter in Speyer 
m erwilineii, Ton denen wir eiwaa mebr ana den Uikondflm er&hten. 
Ea gab deren drei: 8t German, AHerbeiligen' oder Drei* 
faltigkeitaatift, 8t Jobannla- oder Gnidoatifi Aneb tie 
batten f&r ihren geiatHoben Nachwuchs zu sorgen daher entrtanden 
ncben di i Domsohule naeb und naoh auch Stiftssohulen. Ob 
auf ihre Ghriindung bezw. Finnchtung die Schulgeseize des dritten 
und >nerten LatemnWonzilH (1179. 1215)*) einen EinfloA gebabt 
baben, lalit Bich nioht erweiaen. 

Die Benediktinerabtei St. Gorman vrurde am Anfang des 
12. Jahrh. in cin KoUegiatstift umgewandolt^ aber erst im Jahr 1219 

>) Vgi. das QesetB dM Aaehener Komils fflr die StiftMcOialmi too 816. 
Lurx L 0. I a 147. 

«) EL Lara L e. I 8L USC 



A. QeuUiche Scholen. 



21 



hdren wir Ton der doit bertehendeii Sdiide gelegentlieh der Grfin- 
dmig einer LehierpfrOnde (b. Dokom. Nr. 26). Es wird fesigesetet, 
dafi jedor, der im Oennft d«r Prftbende sein und bleiben woUtOi 
vneii^tlieh und in eigener Person den Untorridbt ertoikn msfite, 
wenn ihm nicht aun besonderen OrQnden, wie kmokliettBlialber, 
das Kapitel cinen fitifiBlehrer beetellte. Au8 dieser Bestimniung 
ergibt sich, daS en auch anders gehaudhabt wurde, dali der Lehrer 
ein besonderee Schul'^eld erhob und im GenuB seiner Pfrnndf^ einen 
andern fur sich unterrichten lieB. Vii l]picht war ea grriul* am 
Oermanstift bisher so fiblich gewesen, und die neue Stiftuog soUte 
dieaem Zustand abhelfen. 

In einer Urkunde tou 121 1 vnd 1220 wird ein magisfcer Dieter 
eanonioiia aaiioti Germaoi nnd 1221 tin. ma|pstor Hemlftia genannt.^) 
Im Jabre 1895 wude die Teilnahme der Eaoonifcer an den Seelen- 
menen, mit denen BrotBtiftnngen yerbnnden waren, atreng geregelt 
und eventuell Entziehung der Prftbende fur die Fembleibenden an- 
gedroht (s. Dokum. Nr. 27). 1312 erscheint in Urkunden ein Hein- 
rich, gen. Mag. Marcius als Stiftsscholaster bei St German. ^) Fcmer 
erfahren wir von einer Brotstifhing fnr arme Schiiler am dera Jahr 
1333 (s. Dokum. Jir. 2b) und von eiiier Regelnng der Anspriiche 
deB Kektors und soholasticus am Stift aus dem Jahr 1407 (s. Dokum. 
Nr. 29). 

Aus dieser letzten Urkunde ergibt sicb, dafi die Yerhaltnisse in 
der Leitong der Sclrole doii geftndert liatten; ea war jetast dem 
■oholaatioiia am Stift ma leotor oeliolanim imtergeordnet Der acfao" 
lastiena war der Sofanlleiter, der reotor aoholamm der eogentliolie 
Lehrer; er mnfite arme Sddiler wiiBOiiat imtorriohten, konnte Ton 
reichen Sohulgeld erheben. In der Urkunde wird auch ein altes 
Statutenbuch dee Stifles erwfthnt, in dem fiber den Schulrektor noch 
viel enthalten sei, aber leider scheint es verlorcn zu aein, m dafl 
iiber diose Briftsschule aus der iilteren Zeit nichts Weiterew in Er- 
fahnmg gebrackt werden konnte. Aucii filr die ganzc spatere Zoit 
fehlen Nachrichten abgeseVien von einer Eidesformel fttr Lektoren 
an der Universitat Heidelberg, ungef&hr vom Jahr 1440*) (s. Dokum. 
Nr. 30) , ana welcher herrorgeht, dafi die am Stift in Speyer Tor^ 

>) 8. AUg. Reichsarcbiv Hflnchen, Rheinpf. Urk. ElOster XX 2/2 f. 1. — 
Bemling, Drk-Buch I P 161 und Ge-^chir-hte der Abteien und Kl6st«r I S. 327. 

*) 8. Ulasschroader, Urk. zur pfUkischen Kirchengench. M. 47 and 74. 

*) Der in der Urkonde erw&hnie Bomdecb&nt Burgmann isfe tAxm 1448 
gfilorbcB, M» daB dia Uifconde woU au dioiar Znk •tammen mod, warni sie 
aodb im Slatatanjbndi dat Stifta ant nnter wdehaa von 1471 dngetngn iai. 



32 6«Mdiiolitl. EntwidtL d. bimftiiiai. HiHelMluilwMeiw d. l»j«r. FlUs. 



gebildeten jiingen Geistlichen an der Universitiit Heidelberg weiter 
Btudierten und dnrt von ei^ons filr sie Ton ihrem Stift bestellten 
Lektoren beavifsichtigt wurdcn. 

Das zwyitiilteste Stift ist das Allerheiligen- oder Drei- 
faltigkeitsstift, das um die Mitte des ll.Jahrli. von Bischof 
Sigibod (1039—1051) gegriindet wurde. Cber die dortige Solmle 
and di« N«dui«lkteB nooh sparliolier. Bb tlelit in einer XJrkande 
dee Stifti Tom 25. Junl 1280^) ein nui^ter Cyminitt praeben- 
dariuB eisdesiae spiraiuis*) und tobi Jsbr 13t6 em Bode aeolaitieoe 
and von 1322') denelbe ale 'der beecheiden man her Cu oniat 
(der)*) Rote Schulmeister und canonicus des Stiftea ku alien Hei- 
ligen*. Aus dem Jahr 13G0 wird Peter Kolner, Scholaater am 
Allerheiligenstift, genannt (Glaeschroeder. Urk. 7nr pfalzischen 
Kirchengoschichte Nr. tl8). Sonst ist nichta iiber die dortige 
Schulo zu fiuden gewe&eu. 

Das St. Guidostift (auch Wido- oder Weidenstiftj ist seit 
dem 12. Jahrh. nachweisbar, aber von einer Schule daselbst erfahren 
w nrkondlich ezet im Jdue 1220 dnieh Nemmng dee megiater 
Hertwioni modi ^idonb eanonioiu.*) Eine Urkonde tou 1262 
handelt Ton einer teatunentariaolien Sehenkung an dae Stift nnd 
dem fUr don Sohobneister daraiu ansuweiBenden Anteil (a, Dolcom. 
Nr. 31). FQr arme SohQIer wtirdo 1263 eine Brotatiftung g^nmacht, 
deren Beurkundung nooh vorliegt (s. Dokum. Nr. 32), und 1376 ist 
von scholarps prtnensoH dio Kf»de. Femer sind kurze Statuten des 
Stifts vorhanden aus den Jahron 1270 (niclu panz aichcr), 143S und 
1565. Die beiden ersten enthalton u. a, nur kurze Bemerkungen 
fiber das Studium der jungeren Geistlichen, der Kanoniker. Denen, 
die auBW&rts Theologie studieren wollten, wurden dafur (tinf Jahre 
mgestanden, fttr andeie Falcult&ten nnr dzei; dabei wahrte rieb 
das Stift das Becht| ftbr StellTeitretang von den Anewftrtigen eine 
Ueine Entoebftdtgnng an erheben nnd aie eventnell sorfldksnmfen, 
wenn fiber ihr Stndlnm nngflnstige Urteile mohbar irlirden. Eine 
dentiidie fiesiehnng anf die Stiftsaehnle bringt nnr das Statet 



>) Kul Allg. BaiohMwohiT Mdncheii, BheinpC Urk. JQtetert AUorheiiigeD 
ZX iji fasc. 1. 

*) Dendibe Vwm% ist auch tebon la einer ITxkiuide das Waidaoitifti ▼<» 

1968 genannt; s. Dokum. Nr. 31. 

•) Allgem. Reichsarchiv MOachen XX 2 4 fasc. 2. 

*) Der Artikel feblt in der Urkonde aucb einigemale; das ist interessant 
flbr die Ealalabilag das EigenDanwas. 

8. Ramliag, Gesebiehta der Abtafen und KUMar I 8. 8fT. 



A. OeislUche Bchulea. 



23 



▼on 1565; der 'Rektor\ d. i. einer der hdheren Btiftageistlichen, 
der selbst aber keinen Untomoht ett^ie, wild sn ■trwiger Aofidehi 
fiber den Sobnlmenaler verpfilchtet (8. Bokmn. Nr. 39^35.) 

Bo Ifttt lieh aoB d«ii spftriielien nooh TorluuidoikeD Urknoden 
kein Bild gewumen von dor infioren Eiiiiiohtiiiig Jonor BtiftwobiiloB, 
noch viel weniger yon dem oigontlichen Unterricht. Dieser ^d 
aUerding^ in nichts Wesentlichem von den Gepflogenheiten der da^ 
maligen Zeit abgewiclicn sein; dafClr brauchen wir keine beeonderen 
nrkundlioViPn Bolpfro fiir Spcycr Urspriinglich sind in diesen Stifts- 
scbnlrn und in dcv Domschule gewiB nur kiinftige Geiatliohe t'rzoj^en 
und unterrichtet worden; aber dabei blieb eH nicht, nur %viss( n wir 
nicht, Beit wann auch Scliuler der Stedt, die bllrgerlicheu Standee 
blieben, bier ihre Ansbildung erfuhren. Dafi es geschah, ist iweifel^ 
loa* Woub in oinor Urkondo Ton t470 den mekton Ifitgttodeni 
dee tttdttachoD Rate* naehgortthmt wbrd, dafi rie Latoinieeh Tor^ 
otfinden, ao let das ein Bovois dafllr, daft do dio geuHklioii Sobnkn 
beaaoht hatten; doim aadoro gab ea damala in Spoyer noeli nlobt. 

e) Die Domsehule in Speyer. 

Dip wiohtin^fltf" aTlpr hipobofliohon S<™hn1on in Bpeypr war und 
blieb die Domsehule, deren (iesohiohte wir nun weiter zu Ter- 
fblgen Yersuchen wollen. 

1. Die Domoohnlo im HiUelaltor. 
WiUirend dio enten Jahrhanderte ihres Bestehens donkel bleiben 
mnssen, iat una ana dor 3. H&lfte des 10. Jahrii. oin wichtigea und 
intereasantes Dokument erhalten. Es ist der poetischo Bericht 
einew ehemaligen Schttlere des Domstifts. dcR Wnlther von Speyer, 
liber den Unterricht, den er an der Domschulo genossen hat. Als 
er mit 18 Jahren Aine Studien besrhloB, war ihm von aeinem 
Biscbof Balderich, gewissermaLien damit er seine iiuile bezeuge, 
der Aoftrag gegeben worden fiber Leben und Loiden doa heiligen 
dmatophoroB ein IMielit sn Tor&aaon. Dioeor Tita et Paaaio flaneti 
Cliriatopkori Uartyiia aoidokto WalAor ein Bnoh ▼onma, das or 
liber aeholasiioiia botitelte, and oniUt darin anafShflieli aeineo 
ganzen Studiengang (s. Dokum. Nr. 1)^). IhnHche Aufgaben Bcheint 
der Bischof auch andoren Sohftlem nun Abaolilnfi ihies Anfootiialts 
in der Schule gogobon m baben. 

Handschriit in MQacbeu, Cod. Iat. 14798. UerauBgegeben von Harster, 
Tnlthoi fipitanni Yibk et Puno Ssneti CkmfavlMwi Harlijria. Mttudran 
1B?& — Ders. Walfhar von Speier, ain IK«Mer daa X. JabilL Bp«y«r 187T. 



24 Geschichil. EDiwickl. cL hmnaniat. Mittekchnlweseiui d. bajer. Pfi^ 



Kioliof Bftlderioh oder PtdiOy nie er snoli geuumt iriid^ 
(970—986) Btunmte am Bftekbg^ii nnd mr mu der Soluilo St. 
Oallen hmorgegangen. In einem Beiioht bei Ekkehard lY. 
(Ifonam. Germ. II 129) heifit ea Ton ibm: . . . quo nemo fam& 
ferente tunc eniditior, und Eysengrein bomerkt von ihm in seinem 
Chronicon rer. ampl. urb. Spir. (1564) ad an. 969: Tribus Ottonibua 
praosul amiciasimuB et sapientiBsinius. ■ Es war also ein hervor- 
ragcnd tiichtiger und gelehrter Mann, den das Vertrauen der 
Speyerer GeiBtliohkeit auf deu Bischofsstuhl berief. Welch autier- 
ordentUohe Bedeutung auch fUr die Speyerer Domschule die Wahl 
emeA in Si GaUift Auqgebildeleii Priesten haben miifite, ist 
ohne weiteros Uar. St. Gallen stand getade damab eimng da 
nntev den XlotteiMhiil«n in dentBchan Landen ab fifila tiefer Gelehr- 
aamkdt und ernaier Ldiitfttigkeit; von bier aus verbreitete sich 
KultuT nnd Literatur und gelebrtes Wiasen waithin fiber Deutschland^ 
and gerade zur Zeit des hochsten Glances war Balderich dort unter- 
richtet worden als dor TuchHc^Hten einer, wohl als Schfller Geralds 
(t c. 960), der au< h l .kkehards 1. Lohrcr war. Tlim verdankt nun 
auch das Unterrriclitaweaen in Speycr bedeutsame Forderung. Von 
einem Mittelpunkt deutschen GeiHteslebens wie St. Gallen hat der 
Biscbof wissensohaftlicheB Studium naoh Speyer verpflanzt und die 
dortige Sohnla, wenn aocli niclit ent gegrfindet, so doch ganz nan 
naoli der St. daUer Lehiart eingeriditet. In aigenor Person bat er 
nnteniohtet, niebi etwa nnr die Leitnng der Schnle gebabt and 
den TTnterricht einem beaonderen Lebrer iibetleeeen. Dafi eine 
grSfiere Anzahl SohfUer •uaammeB nnterriehtet wnrde, nicbt etwa 
einzelne wie der genannte Dicbter Walther, geht ant dessen Gedioht 
berror, wenn er in der praefatio aagt (v. 84/5): 

Qui me disposito florenti rure scholarum 
Hoc taatam numero dociles instmxerift annos; 

nnd T. 88^3: 

Bino me digressum monoit ratione patema 
Skat filiolum dicens: Puer. opto videre, 
Qnem fortasae tibi sellers effectio fructum 
Ediderit, quoniam pridprn mihi gaudia de te. 
A studiis rediens quidam collega tuorum 
Indidit 

Femer ^pigt er im prosaischen Prolog (Harater 1. c. S. 106): 
Proinde sub tanti [iiLtr(inatu8 tirocinio aliquot annis, octoiiariae vi- 
delicet tantum quantitatis, scholahbus deditus agris inter multimodaa 



A. QenUiohe Sckolen. 



35 



eonkib«nia]him areas, coin aetatb inopia soientiaeque nuhi moram 
feoiaaet ignaviA, viz. panoisBimaa areDtimn qiuun atipiiiftmwi axirtaa 
ampni. 

Aber meht mir Sir die AwbUdmig der Knaben nnd Jflnglinge 

war der Bischof besorgt, er soheint auoh fflr Frauen, in erater 
Linie wohl fOr solohe geistliohen Standee, eine Sohale eingerichtet 
ta haben. Die Nonne Hazecha, Schatzme'iRtcrin von Quedlinburg 
unter dpr pi^ten Xbtisflin dieses Klostersi Mnthilde, der Tochter 
Ottos d. ( ii-., liiittt' vM emer Zeit, als Walther noch Knabe war, sich 
in Speyer aut'gehalten und deu Unterricht des Bischofs genossen. 
Wir wissen nichta Niiheres uber diese Schule, aber es ist eiD Zeiohen 
fur den glanzenden Ruf des Speyerer Bischofs ala Lehrer und den 
aeiner Behule, dafi Ton Saehaen lier, wo es damab auch gute Sduden 
gab, wiMeDBdantige Fnnen m ihm an den Bhein kamea.^) Haaeelia 
hatte naohTerlanen der Sebnle ein von ihr eelbat TerfiiAtoa G^ediobt 
fiber den hL Chtiatophorue an ibren Mheren Lehrer gescbickt mit 
der Bitte es an verbeaienL^) Da dieses Bdchlein verloren ging, 
wie Walther an Hazecba schreibt (Harster 1. c. S. 102), oder den 
Beifall drs Biy<^hof8 nicht fand, wif> aus oinor anderen Stelle bei 
"Walther ht i v i/ugehen acheint '}. erhielt Waither die Aulgabe den 
Stoff von neuem in Poesie oder I'roaa zu behandeln; er tat bpides 
und vollendete seine Arbeit m zwei Monaten. Nach den ietzten 
Yeraen des 6. Buches geschah dies im Jahr 983 : 

Haec hy pule vita Yualtberus ab urbe Nemeta 
Pro me Christophori metrica depinxit amussi, 
Cnm primnm regno auoeeaait Tertins Otto. 

Uns iutereasiort an dera Werkchen das erste Bnch de studio 
poetae oder liber echolaaticus, daa wohl ala eine besondere Dankea- 
besengnng gegen d^n ebemaJigen Lehrer anfge&fit werden soUte. 

») Aas dem Ende dcK XII. Jahrh. wird bpricht^t (n. Wattenbacb GeschirlitB- 
queUen U* S.368£), daii Hildegund, die im Klosier ScbOnau bei Heidelberg, 
wo aio aU Kloslerbrnder leblB» 1188 atarb, wnk in Speyer eifdg nut gelehrtan 
fitodieii bescbaftigt hat. Ob in einer besondtren weiUiehea 8«hiile odor pii> 
vatim, ist nicht kq sagen. 

*) Walther an Uazecha ^Uareter 1. c. 6. 108) imt den Bischof sagen: 
flaee a loholk egiDwa com libellom de virtutabw & <3mrtopliori iaaadita in 
id genus vennwn dnlcedine eonseripsiHet^ eandem nuhi qnan aaqMn emenp 
dandi officio commendavit. 

'J Im prosaischen Prolog, Harster 1. c S. 106: . . hunc libeliam, qnam 
qnoroidrai neglegentium depiavaTit inonria scripUmim, tibi amaadandnm 
potine imta Haronis in venibos diteipluiamf nve CioeMitii in pniaa, proat 
VAleas > . . flonnuidnm ininngo. 



26 QMobiobtLEatiriokLd.haiiMiiwLMitt6lachiUweaeii«d.b^ 



Wir erfahren daraus den ganzen Bildungsgang des jmigen Dom- 
adifllers and bekonunen einen Einblick in den gesamten Unterrichts* 
betridb des Biaclioft Baldeiidi. Bei .der Spirlichkeit Umfieber tin* 
gehender Hitteilmigeii fiber Sehnle and Untenieht ftm ao frOher 
Erit Srt das Dofamie&t doppelt weitrol], nielit nvr tOx Bpeyer ftUein, 
sondem fur die Schulgesoliidiie der damaligen Zeit ftbefluinpt. 

Die Schule am Dom zerfiel in zwei Abteilungen: eine Ble- 
mentarschule und eine hohere Sehule oder Gymoasiiim, wenn 
tban dioHo Bozeichnung wahlen will. 

In dio Elomentarschule fand die Aufnahme der Schiil* r, 
wie es scheint. nach zurQckgelegtem 7. Lebensjahre start, wenigatens 
war es bci Waither so. Er war ein fShiger Bnrsche und als solcher 
dem Btschof schon seit oiner Reihe von Jabren bekannt^); wenn 
•r daber diesen begabten Jungen nioht sobon fiilber in seine Bcbnle 
nahm, so ist darin wobl ein bestimmier Grnndseti sa ttkennen. 
Diese nntere Abteilnng — hidns Utemmm nnd hidi gymnasia be- 
zeichnet sie Waither — stand naturlitth anch unter Obfideitnng des 
Biachofs, aber Lehrer waren Geistliche der Kirche.*) la drei- 
jahrigem Kurs wurden die Kinder in den Elementen onterrichtet, 
im Leeen und SchreiHon, nnd miiStfn dazu den kirohlichen Ritual- 
dienst lemen, d. h. nich mit den Aofgaben der MiniBtranten iind 
Chors&ngcr vortraut machen. 

Der Ubertritt in die Gelehrtenschule erfolgte nach rollende- 
tem sehnten Lebensjabr und nunmehr kamen die Schiiler in den 
TTnteiriobt BaMeriehs selbst Acbt Jahre nm&fite diese bSheie 
flofanle, in der gans naob altrSmiaeher EinteOnng die sieben freien 
Kfinste im triTiam mid qnadriTimn die UnternchtagegensMnde 
bildefcen. 

Yon den acht Schoyahren fielen seohs der ^Gtammatik*' su, 
deren viebiigste An%abe die EiassikerlektOie'bildete, welebe Tier 

*) ^gl- proaaiflchen Prolog bei Harster 1. e. S. 105 (u. Anm.): A jmrvu 
igitar aAve Isotsalu infliBtias ennis abi me ism Mpleiuiift gntias posniH 
Indus imbmt littannmi, . . . Is . . . tstiw, oi ili in filii*, ssiMpi patentitatu 

auctoretn. * 

*) T. 5. Ad flores apicam dactus sub pollice pairum. 

*} Vgl. die Phiet ad innt leet. v. 86 (Harater S. 13) : Cui (namero) pariles 
dsosdii sub cardine partes Contoletat qnadrnplnm replieani binarim orbem. 

— Wrnn Waither v. 19 sa^t : Gratnuiaticls opilius me tertius applicat annus, 
so reuhnet er offenbar den Leae- uud Schrpibunterricht des ersten JahreB nicht, 
■OBdsm nor den Ritoaldienst, der sich Uber swei Jahre erstreckte (v. 17: Doaee 
bia trapieot nqpetivit ApoUo meatni). obns da0 jsdo«h ait Lawn wad Sdueibsa 
ansgSMiit wnde. 



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k. CkbUiche Scholeii. 



27 



Jahre in Anspruch nahm dazu war eine zwcijahrige VorbcreihiTif^ 
notwendig, einmal zur Erlernung des eigentliehen Grammatikstoffes, 
der Fonnenlehre, und dann eine Einfiihrung in die antiqnitates, 
Yor alien) die Mythologie, als Qrundlage zum bessern YeratandniB 
^er SohriflBtellBr, vor aUem der Dioliter 50—90). Mit der Lek- 
Mie einee diesem Zveeke dUneoden myOiologiedheD Haodbnebee, 
^elleicht dee Hygioot oder FnlyeDtiiie, worde netArlieh die weitere 
Eiafllranif des gnmnietiedieii Stolfee Terbnoden; deim dasn wwr 
die eine vorau^gegangene Jahr nicht auneiehend. 

Nachdem dann Tier Jahre lang ein ziemllch grofier Kreis too 
Autoren o^pipsen worden war (v. 9t 113), begann im 7. Jahres- 
kare das Studiurn der Dialektik^) (v. 114 — 136), imd llhetorik 
(▼. 137 — 147). Dieaen folgte das Qnadrivinm : Arithraotik (v. 148 
— 168), Geometrie (v. 169—181), Musik (r. 182 — 203) und 
Astrouomie (v. 204 — 223). Fiir diese secha letzten Uncerncbto- 
gegentttiide war aleo nvr der Zeitraum Ton iwd Jahren fee^eaetet*) 
Rhetorik mid Dialektik warden flberiiaapt damals nieht sehr booh 
etngwehfttek^) 

Hit der LekMre der DSebter waren aoeb Obnngen im An- 
Inrtigen eigener Verse (dictamina) verbunden*), woraaf ja in den 
mitt^lterlichen Schulen besonderer Wert gelegt wurde, vor 
aDem auch in 8t. Gallen. Nach dera dortigen Branch hat gewiQ 
each Balderich in Speypr Anre^mj^ n\ Rclbstandigen Dichtiin^en 
gegeben, die fiber BchuliibungHn hmausgingen, wie WaltherH Gedicht 
und dae der Nonne Ha?5echa beweiaen ; der Rischof sagto ja auch 
augdriicklich zu Waltber, dafi schon manche seiner Mitachiiler ihn 
nit Dieliinngen erfreut hatton. Yon theologiscben Studien 
hdien wir in Waltliefe Gedidit nlekte, aber ee iet doob ala aieber 
anamebmen , dafi in den letetea BebvQahren aneh bierin Untaniflbt 

*} y. 119: Bia biaot plaevii nobit npanra per uum*. 
^ 8. Praatl, OeBcbichte der Logik IP S. 52f.: . . Es ist nicht ganx ohn« 
Interesse tn aehen, win Walther an ili r TTar d i1r s Boethiua die Teile der Logik, 
n&mlich Is^oge, Categorien, de interpret., Analytik and Topik aufs&hlfc and 
bet letatterar mdh an Boetb. d. diff. top. anschlieSend das Nebeneuia&deitreten 
des Dialektischen nnd des Rhetorischen anerkennt, um zaletzt a\if Cicero als 
den Vertreter der eigf^ritlu ben Rhetoiik* Mweii dietaltM ntdkt dem Dial^AaiolMB 
anheimf&Ut, hinxaweiscn. 

^ Y.tti; ffit etiam geminoa nbi deaettaTimiui anno*. 
«) 8. Specht, 1. c. 8.11A Ebenda 8.8111: fiber die tobnhnUHge Behaad- 
long der einzelnen FSchpr. 

S. V. 111/3 : — quae magna quidem paerilibus actiB 

Bis binos placuit nobis reparare per annos, 
OfBdoque stili iocas esb audita reseribL 



eiteilt wiitdo; ei wurde toq den jongen Eleiikem ein gftns be- 

stimmtes Mafi von KenntnisBen Toxan^geseial, woriiber sie sioh oft 
anch durch nine Priifung ausweiscn mufiten, ehe Hie ordiniert 
■vnirden.') Walther wurde schon gleich nach fleinem Austritt Ml» 
der Schule als subdiaconuB in Bpeyer angeHtellt.^) 

Von den Auto r en. die an der Speyerer Schule gelesen 
wurden, /ahlt Walther nur die Diohter auf, obwohl natiirlich 
auch PffiHaiki 1 , wenn auch in bescheidenerer Anzahl, behandelt 
wurden, Hicher Cicero zu rhetorischen Studien; die Poeaie fand 
imter Bischof fialderich besondere Fflege, das geht aua allem her- 
▼«r. So wufden die EhMer bekannt gemadit mit: Homer (natSr- 
lioh dem Homenia latuins); HartianiiB Oapella (Felix); Boe thins 
(gen. SeTerinns) de oonsolatioDe pbiloaopbiae; Stattnt (gen. mit 
seinem Beinamen Snrsulus) ; Horatius, Persius, Inrenalis, Ln- 
oannB, TerentiuB und Vergilius. Wenn auch nicht alle diete 
Diebter vollst&ndig und mit gleicher Grundlichkeit gelesen wurden, 
80 war dooh den Schfilern reichlich Golegenheit geboten, die romi- 
sche Lit( latur kenuen ku leruen und die lateinische Spraohe aioh 
anzueignen. 

Als Lehrbiicher fur einzelne Unterricht82weigc werdon ge- 
nannt: Porphyrins (naturlich in der lateinischen Cberaetzung des 
Boethius) fur Dialcktik; Cicero fur die Rhetorik; Boethius de 
aritbmetica libri duo fUr Arithmetik; Martianus Gapella, Satira 
rive de nuptiia Philologiae et Meronrii IX Hbri, fllr 0eometrae 
(BnchYl) nnd wohl aneh Aatronomie (BuohTIII); Boetbtna de 
mnriea libii 7 fllr Mnsik. 

IHe Zeit) in der Baldericb die Ton ilmi naeh St. QaUener 
Moflter nen eingeriobtete Sdinle in l^eyer lettete, ist oline Zweifel 
eine Glanaieit denelben geweaen. Die Freude, mit der Walthw 
semen Studiengang scbildert und uns einen Einbliek in den Lebr- 

betrieb tun laBt, ist oin Beweis fiir die Bedeutung und Beliebt- 
heit dee LehrerH und fiir das wissenschaftliche Strcben am Speyerer 
Dom. Mit Balderichs Tod endcte aber nicht der (ilanz der Schule. 
Er hatte sich einen wiudigen Nachfolger uIh J^eiter der Studien 
iierangezogen eben in seinem Schiiler Walther. Er wird als der 

*) 'Obo: dan tbeulogischan Uatani^ ■. Specbt, Geaehidita 6m ITsler* 
nditaw6i6BB in Denttchlnad 8.jS8E 

*) 8. ]^Mf. 76/78: Ast ago, qatm. ancna viz anblflritien mnnsan 

Non meritiB concessa meis pro munere niri«ti 
(jratia contigerat iam sub puerilibas tumu. 



29 



SlMe nm in Bpeyer bekaanto Domsoholaeter genamit^); m ist 

mftglich, dafi der alternde Bischof Baldericb, nachdem or selbst 
lange die Schule gefuhrt hatte, Hcinem gelehrten ehemaligen BchQlw. 
<\h femere Leitung und den Unterricht ubftrtragen und damit da« 
Aint des DomscholaflterR in Speyer geschaffen hat. Yielleicht ge- 
schah es auch erst nach seinem Tod. So lap; judenfalls damals 
die Leitung der Schule in guten Hand on. Ale Balderichs Nach- 
folger Rupert (1004) uUib, ging das Bischofsamt nach elDstimmiger 
Wahl des Klerus an den bisherigen Domscholaster Walther fiber, 
der ea 1>tt 1031 varwaltete.*) SelbstrenliiidHdi bUeb aein regstet 
Litaratiie der Sdiiile sogewandii und iHr haben mefaiere Zeugnisse 
TOD dem Bnbm denelben aneli im tl, Jahrb. Aneb Bisobof Walthen 
Naehfolger Reginbald n. (1033 — 1039) bal von Torabeieui' ein 
Anrecbt darauf f&r Mnen Beschiitzer und Fdrderer gelebrter Sia- 
dien zu gelten ; denn er gehdrte, wie frCLher Balderich, dem Bene- 
diktinprorden an tmd hatte bereits in Augfbnrg an der St. Afra- 
Stiftskirche eine muBtt rlinfte Schule eingerichtet. Al8 Bischof von 
Speyer hat er an dem neueritebenden Dom auch die Schule auf 
ihrer Hdhc crhalten und ihr neuen Euhm yerscbafft. Yon nab und 
fern fanden aicb die Schuler zuaammen, wie es in der Yita Bennonis 
(i. Doknm. Kr. 2) aoBdrftelcKoh heiSt: Omn pliiijma eodem tempore 
de toto regno illne vndi^e deiioomm tuba oonomreiet eo, qaod 
eironmquaqae flagmoB imperiale etadiiim etiam literemm ioibl ar> 
deiitiorimiim florere coepit. Diesran Rufe der Speyerer Schule war 
naiftrlicb auch besonders von Yorteil, daft die Saliscben Kaiser ibre 
Ghmst der alten Bischofsetadt in so augenscbeinliohem Hafie zu- 
wendeten. Zii den nachhor bedcutendsten Manncrn, die unter 
Reginbald hier atudierten, gohort der "^patere Bischof lienno von 
Osnabnick (1067 — 88), uber denHtMi AufriDthalt in Speyer aein Bio- 
graph Norbert ein eigenes Kapitel bcliricb (s. Dok. Nr. 2). Er hatte 
bereits vorher in Straliburg und Reichenau stndiert und soil nacb- 
her aneb in Speyer ale Lehrer tfttig geweaen aek wtd neb viel 
Qeld Terdient haben.*) Auch der naehmalige Bisdbof Adelmann 

*) 8. Bemling, Qeachichte der Bibchdfe 1 B. 252. — Oallia Christ 
yi90: Wattliev seholastieiiB, Spireinu eoelMiaie rabdtae<mns. 

*) Eb wird wohl kein Zweifel sein kOinian, dafi diewr Bischof Walther 

mit dem Donischolaater und frflheren SchOler von Speyer, dem Dichter der 
CbristophoruHlegende, za ideatifiziereii iat, weoo auch die Qaellen nicht aus- 
diBflUieh sagen, woher or stamnt. Bm Feblett dieser Notis itk am Teisllnd* 
IkbtteD, weim er eben schon l&ngst dem Speyerer Klerns angehOrte. S. Rom- 
ling, Geecbichtp der Bischdfe I 8. 252 und Harster, Walth er von Speyer S. 23. 
*) S. Watteobach, QeMhiohtaqaelieQ II * S. 27. Vita Beno. c. 4. Com . . . 



30 Qetchicbtl. Entwickl. d. hnmaiiiBt. Mittelschalwesens d. bayer. Pfalx. 



von Brescia (1048) hatte die Spcyerer Schule besucht und hier 
seine Studien vertieft, naohdem er zuvor in der Schule zu Luttich 
gewesen war. In einem noch Torhandenen Gedicht^) botrauert er 
AxoaU dunals Tentorbener, gelehrter lUuner, Ton doiwD 
jedooh keinw in Speyer virkte; nun ScUoBse lieiflk es: 
Zelo grandi fior aooranis pro Mroram fioMxe 
AdAlfnanns haeo deflebat in Hemeti Utore, 
BnoB ipse idon iUie obsemns qnotidie^ 

Znr Zeit Heiaricbs IH. bielt rich der Bokwmtet Dicbtor Amareias 
alB Behtiar in Speyer nif vnd eiiftbU in einem noeh Toiiiandeaen 
Oedioht*) maaoherlei fiber die Stadt und daa Leben daselbst. Auch 
der Speyerer Blirgerssohn Riidiger Hntsmann, der 1073 Bischof 

in seiner Vaterstadt wurde, hatte in der Domachule seine Aus- 
bildung genoBsen. So sehen wir, dafi Speyer vom letzten Drittel 
des 10. Jahrh. an und im 11. Jahrb. ein Zentmm gelehrter Studien 
am Rbein und ein Saramelpunkt geistig reger junger Leute war: 
es gehorte zu den iSchuien, die auf Bolche grui^e Anziehuugskrai't 
auBiibten, welohe dob nidit nit der Aivbildnag an eiaer Anstilfc 
begndgten, eondem audi an andera Flftteea mit gntam Namen anf 
dem Oebiet des Unteiriebla vnd der Oelehnamkeit geweien Min 
wellteD. Dieutm Streben, bdbere Bildmig an TerMhiedeoen beriUimten 
LebranBtalten , auch im Ausland, zu Buoben, war su jener Zeit in 
Deuteohland weit verbreitet'), und Speyer erfreute sioh des Rufea 
einer Rolchen BildungSHtatte. ^Wenn wir daher leaen*)", sagtHarste? 
1. c. S. 2G iiiit Reeht, ,,dRB Bischof Heribert von Eichstadt (1021--42) 
seineii Schoiaster (iunderam f&r oicbts geacbtet habe, well er in 



non solam Uteris, eed et p«r eas acquisitia divitiis abuad»re ooepissei. — Er 
wwd w«lil ab PrivadelMr in Speyer gelebt haben ; demn an der Doniolral* 
w&ren wobl kaum Heichtnmer xu verdienen. Seine Dankbarkeit gegen Speyer 
bewies er auch sp&ter uoch nls Bischof von OsnabrQck; Vita Benn. c. 21: Unde 
regifl imperio in Bpirensem arbem addactns ecclesiam illam amplissime subli* 
awtaua el prae nagiiiUidnie operit ttiiniiB eante in Rlieni flmaiiuB littm ta6- 
int^T wmm» ingenie difficiliqoe para^ *gregii opens Doritate perfedi, efc 
inuneiuaa saxonun moles, oe flaminis illisione sabverteretar, obsinizit. 

*) S. A«]<^lmanni scholastici rythini alphabetici de viris illostribus sui 
tempons ap. Aiabiiloa, Vetera analecta, Paris 1723 p. 382. — Wattenbach, 
1. e. n» & 180. 

*) 5^. BQcHn^'er-Grnnaner, llteile Denknate der Zfltielier Lltevatnr. 
Zfiricb 1HH6. S. 13. 

») S. Specht i. c. S. 192ff. 

*) Bei Wattenbaeli, Dentiolibuidi Gesobiohtsqiiellen im Hlttelalter 11 9* 
Perti, M.a. B& 711,261. 



A. Qeutttehe Bobnien. 



31 



der Heimat erzogen war und nicht am Rhcin oder in Gallien seine 
Stadien gemacht hatte, . . .: so sind wir zu der Behauptung be- 
rechHgt, dati zq dem hohen Rufe der Rhelnlande in einer Zeit, die 
man bald nachher als das goldene Zeitalter der Kiinste und Wisaen- 
fldiftfiten ruhmtei Speyer in herrorragender Weise beige tragen habe/ 

YuA PodtiTei int luii aas den fiilgendeii jAhriumderten dea 
WMtMban fiber die DomMhide nieht erlialteii. Unter Biaehof 
Walttmft Begienmg wird in einer Urkunde vom 7. April 1020 ein 
megifttir aaolerie Ebo gensnnt, in dem wir einen Domscholaater seheQ 
diirfen; es war also das Ami eeit Walther danemd geblieben.^) Im 
Jahr 1103 wird ein Patricius scholastions erwahnt (Remling Urk.* 
Buch I H, 11: Huic autem tradicioni praescntes intorfuerunt ipse 
domious Heinricus tercius imperator, Johannes Spircnsis eptscopus 
... Patricius scholasticuB) ; 1114 Uonulfus magister (Remling 
I.e. S. 90); 1137 u. 6. magister scolarum Winemarus (1. c. 
S. 91), der 1147 auch scolasticus (S. 92) oder hloii magister 
(S. 97) genaunt wird; 1159 u* 5. ein Otto magister eeoUrnm 
(L c. EL 109); 1178 n. 9. Andreei eeoUfltieitB maioxie eodenee 
in Spira oder blofi magiater soolarnm (Remling 8. 117, 123 n. 6.). 
Ffir diesen Dcnnacholasier Andreaa, det laoge Jahre am Dom irizkte 
— es i&fli aieh 35 Jahre lang 1178—1213 konBtatieren — , warden 
1197 wegen seiner gro6en Yerdienste beaondere Yeigttnatignngen 
anagesprochen (s, Dokum. Nr. 3).^) 

Aus den genannton Beispielen^) geht horvni , daS die litulatur 
keine feststehende war; es wird ein und dieseibe Person Yerscliieden 

0 8. Remling TJrk.-Badlll 8.9ft: ... Hanc cartnlam sciipsit Bbo 

jH-espiter et magister scolaris cam praecepto Waltheri episcopi. 

*) Andreas war so beliebt and angesehen, daO aiif einem Grabstein im 
Dom die Verwandtschaft des Versiorbeoeu mit ibm eigens ruhmend hervor- 
gdiobea wird: Raig«ru Canoniciia Scolaattici Andreae oognatas obiit anno 
incamaiioniK Dominioae XCLXZX. 

•) Ein A'prreichnis pfimtlicher Domscbolastcr lii" zmvci If,. Jahrh. ift ftof- 
g««t«Ut in der Beilage zur Augsburger Postieitiuig 190ii Nr. 
CiNa 1000 (liohtiger woU frflber) Walfher 





1020 


Ebo 


» 


1108 


Patrizias 




1114 


UoDolfos 




1187-1157 


Winemar 


• 


1167 


Joluum von Ebranbeig 


■ 


1159-1166 


Otto 




1173-1213 


Andreas 


n 


1216 


Koarad 


9 


1919^-1920 


Eberhard 



33 0«Mliii}litLEBtiriokLd.hii]iinirt.lfilialaolMili^ 



bezeiohnet, ohne dafi damit eine andere T&tigkeit gemeint ist. 
Die Genannten «telif*n in don Urkunden als Zeugeu unter den Dr>m- 
probeten und Dekaru ii, ho dafi me selbst auch als Wiirdentra^cj zu 
betrachten sind; gewcihnliche Schulineistcr waren wohl kauui fiir 
wurdig befunden wordon, unier Urkunden als Zeogen zu figurieren. 

YermuUich haben in dieser alt^ten Zeit die scholastici oder 
maguAri Boholaniiii nooh aelbat Unlonioht erteilt, was m» eptter 
nidit mthx telen; da war w mit ihier Bai^|atelliing nntor den 
bSdluten Wftrdflntrigeni das Domkapileb oder Stifts okkt mehr 
Tereinbar, daft sie selbst; die gewAholiGhe Lehrt&ti^eit ausflbtwL 
8ie behielten nur die Aufsicht uber B&mflidie Sofaulen des Sprengeb 
und das Bedit die magistii ansusteUen. Dieses Beobt der Ober^ 



Ctrca 1994 


Komad 


« 1226 


Baiiiiieh 


n 1284 


Kuoo 


, 1248-1263 


AdelTolk 


• 1968 


Kotuad 


■ 1272 


Adelvolk 


, 1278—1276 


Albert von Lachen 


, 1294 


£berhard von Stiahlenberg 


, 18t4-*18K 


Hermmnn too Liohtonbafg 


, 1350 


Otto von Schonenburig 


, 1365-1369 


GerharJ von Dalbeim 


„ 1374—1389 


Konrad von KOnigstein 


. 1406 


Heinrich von Sauvnbe^ 


. IMe 


nr*at « v i- 

Wiihelm von Isanbuig 


„ 1415 


Eberhard Russe 


, 1420 


Konrad von Heuchelbeim 


, 1426 


Berthold von Wildongea 


. 1498 


Wilhelm TOB BppenbMh 


, 1434-1438 


Eberhard von Stettenberg 


. 1450— 14A6 


Siegfried von Venningen 


. 1459 


Beinhard von fiuxberg 


, 1481-14'» 


BamlMrd Nix tod Hobeudnn 


, 1478-1480 


Kikolaus von HelmstAdt 


, 1479 


Jakob Pfau von Rippur 


, 1497 


Orio von Bach 


, 1809 


Friedridi too Nyppenbe^ 


, 1502 


Johann Zolner von Rodenstein 


, 1503—1513 


Tbomas TnicbfeB von Wetsenhanaaii 


, 1529 


David QOler von Kavensburg 


. 1587--1544 


FsIUmi vfla ObenteiB 


, 1546-1555 


Daniel Brendel von Hombmg 


, 1655-1559 


Marquard von Hattstein 


. 1569-1568 


Andreas von Obentein 


» 1M9 


Frisdridi VSD nddiaghanasn. 



A. Geistliche Schulen. 



33 



anlaiolit liber die aiideni Sdnilen dee Bivtiims ist wohl dem Dom- 
echolMter anch echon ro einer Zeit za dgen geweeoD, wo er eelbet 
neeh imteniehtete; er Btaad also damah eohon fiber den Lehvem 
und Leitern der StifiteschaleiL Wie lange in Speyer der Sebolaeier 
eelbst Unterrioht gab und wann an seine Stelie andere von ihm 
angeetclltc Lehrcr traten, lafit sich nicht festBteUen. Im Jahre 13i3 
wird neben dem scbolasticiis ein besondcrer magister f paedagogns 
erwabnt. Es ist in jcner Urk-ande (s. Nr. 7) von dein \ erhiiltnift des 
Domschulaeters zu den iilteien Schulern die Redo, die uoch nicht 
ausgeweibt waren, aber als Domherrn eine Prabende erhielten. Da 
nicht mebr wie fruher alle Domgeistlichen beisammen im claustruoi 
wobnten und gemeiDediaftlioh epeieten, war es eohwieriger die jungen 
Kanoniker in ihrem Yerbalten nnd Stndinm sn flberwadien. Des- 
halb war es Fflioht des Bomsdiolasters, AoMcbt flber sie an fdbren 
nnd Ar sle mid ibren *magister sen paedagc^s* sn sorgen, indem 
er sle an semen Tisch nahm, wofur er einen Teil ihrer Prabende 
beanspruchen konnte. Es war also danmis jedenfalls ein eigener 
Lehrer noben dem Scbolasfor vorbanden. Scbon 100 Jabre vorher 
(\T.V2) -^varen Strafbestimmunf^cn getrofFen gegcn solche Kanoniker, 
die mit der Zahlung ihrer Pension im Riickstand blieben ; es kann 
sich doch v\obl aneh hier nur um eine ahnliohe oder die glei<^e 
EinncJituug handclii. wic eie oben erwithnt wurde (s. Dokum. Nr. 5). 
Eine Yerordnung des Kapitels vom Jabr t230 bandelt von der 
Beanimchtigung der Domiaellaren „per confratres noafaros^, womntor 
▼ielleicbt aacb deren Lebrer gemeint sind (s. Dokum. Nr. 4). Be- 
sondere Yorsebriften far BeanfiridlitignDg der SohQler waren not- 
wendig geworden, seitdem das Getrenntwohnen der Oeistlichen und 
die Fiihning eines eigenen Haushalta deb eingebOrgert hatte; den 
Anfang dazu hatte im Jahr 1180 ein Domprobst gemacht, indem 
er pirip eigene WoTinuns^ fur die Domprobstei sHfteto, wol^ei er die 
Serge fiir Ausfuiirung Boiner testamentarischen Bestimmung dem 
Dekan und magister scolarum ubertrug (s. Remliog Urk.-Bttch I 
S. 120). 

Stiftungen fiir den Unterhalt armer Sehuler an der Domscbule 
wnrden sebon frube geraaidit. iSne Udcunde dieser Art iot aas 
dem Jabr 1236 noeh Torbaaden (s. Nr. 6); sie endifit die besondeN 
Bbttimmung» dafl die betr. !^der, dmen die Prftbende smfiyian 
soil, sobon liter sem und die Sobule nnd den Cbor wirklich besuebea 
miissen: es scheint also vorgekommen zu sein, dafi schon gasa 
kkaae Kinder ^ vielieicbt als pueri oblati. in die Scbfllerliste ein- 
gesehmuggelt wnrden nm einer UaterstiLteung t^lbaftig m werdett. 

M«iniMBta OtouniM PMd^titifl* XLTil 3 



34 Geschiubtl. Eatwicki. d. hamamst. MitteUchalwesena d. bajer. Pfalz. 



Yermaflioh am dem t4. Jahrh. stamint eine alie Ordnnng der 
Ooimoliiile, die ftlteste dieeer Ark, did wir Ton Spejer keoneii (a. 
Doknm. Nr. 8); aber aueh sie befaBt sich im wesentllchen iiur mit 
&ii6erlieheii Dingen, Einteilung der Unterrichtsstunden, Cbung und 
BeteiUgiing am Gesang, Beaufsichrignng der Scholaren, Brotver- 
teilung ti. a. IJeaohtenswert ist dio Bostimmnng-. daB dio Schfiler, 
an welche Brot verteilt wurde i panonsos), die nioht auch die ganzo 
Ko8t hatten, bei ihrer Riickkehr zum Schulbeginn ini Herbet ihreii 
Lehrern Schulgeld zahlen mufiten. Die Lehrer der Schule werdea 
rectores scolarum genannt, wie e» aucb fur die Leiter der Stifts- 
sohulen flblfoh war. Tom Untonielit sdbst kt nni herroigohiiben, 
daft die dasn fthigen Soliiller zn eigenen poetlBohen t^bungen (yeni- 
ficare et dietare) angdmlten warden Bollen. 

t}ber die ilteren geistiiohen Schfiler, die KanoDilcer, Ton 
denen schon obcn die Bede war, enthalten auch die Eapitelaatatuten 
deH Bisohofs Rabanua aus dem Jahr 1423 einige Bestimmmigen 
(8. Nr. 9) und zwar iibcr die Aiinahmo von nur eholich geborenen 
Zoglingen und iiber die Erlaubnis, dem allgemeinen Studium und 
anrlprn Fiichem sich zuzawenden, was nur nach eingeholter Ge- 
nchmiguiig des Dekana und Kapitels goschehen durfte. Die Not- 
wendigkeit der ehelichen und adeligen Geburt der kiinftigen 
DomkApltulare wurde vom Papst ausdrucklich beatatigt (b. Remling, 
nrk.-Biioh n 8. 153f.), jedocli aollton von dieaer Beatimnrang 
bei Gelehrten (Lebrem, Jmisten, Hedirinem) Ananahmen ge- 
fltattot aein. 

Im Jabr 1438 erliefi denelbe Rabanus, Enbiecdtof von Trier 

und Bishimsvervesor von Speyer, eine Yerordnung iiber Rechte 
imd Pflichten dea Domscholastera (a. Dokom. Nr. 10), in der auch 
beatimmt war. daB diosor dem von ihm angestollten Lehrer Kont 
und Wohnung odor daffir oino jiihrliche Eutachiidigung von 20 fl. 
gebcu miisae. Der Lehrer wird auch jetat rector scbolarum 
genannt. 

Aus don vorher augefilhrten Stiftungcn und aonstigen Beatim- 
wmgen geht berror, daB ee in Speyer am Dom zwei Arten Ton 
flebfllem gab: die Btiftnobfller, aoohures canoniei, meist ana adeligen 
Famifien, and andere, arme Sohfiler. UnprOiiglioh freiliob war eine 
solobe Treminog niobt Torbanden. AIs das QemeinscfaaMeben des 
Klema noob beetand, lebten die Enaben, die in bestimmter An- 
zahl zugelaaaen waren, gleichfalla im clau^itrum, alao ganz ahn- 
licb wie in der Eloaterachule. Yon den Einkunften dea Stifb wurde 
der gemeineame Unterhait beetriftten. Ale aber da« gemeiatame 



A. Oeiatiiche Schulen. 



35 



Lebeii aoh rnebr and melir ftuflQsto, traten audi Andenmgen filr 
die SdiAler ein; sie warden biaweilen von Terwandton Kanontkem 
im anlj^eaonmien and enogen. IMesen oder dm Soiiolaster, 
wenn er fur UnterhaU and Eiriehniig der Kinder loigte, fielen dann 

auch die Pr&benden and sonstigen Untentatznngen an, aaf irelohe 
die StiftsBchuler Anspruch batten. Aus diesen scolares canonici 

erganztc sich vor allem die Goistlichkeit am Dom, weshalb aach 
auf Toraehme Abkunit dcrselben beaonden geachiet wurde. 

Damit war dann &nch die Trennung Ton den nicbtadeligen nnd 

armon Schiilorn von selbst ^ccehon; fnr sie war auch sftit langem 
an den Domkirchcn besondera geaorgt, vor ailem seit dpni dritten 
Lateianlv nzii'^j von 1179. Von dieser Zeit an mehreu eich auoh 
die Sciftungen fur arme Scbuler.*) 



*) Dort wurde bestiniiut: . . ne pauperibus, qui parentum opi)ms iuvari 
non poBsunt, legend! et proEciendi oportunitas subtrahatur, per unamquamque 

eathedmlfliii Mdcnain magiatro, qui dflrieot eiwdem (eodMiM) «t tdiolans 
panperes gratis doont, competent aliqood braeficiam praebeatott qno dooanti* 
neMKitas sobleTetor et discentibas via pateat ad doctrinam. 

') Mone, Zeitschrift fiir Gesch. d. Oberrheins T S.135 Anna, fiihrt noch einige 
8t«lieQ aus Stiftungea for arme SchQier an: Anno d. 1320 uiagister Cuoradiu 
Nettingtri, TieariiiB Spinnns, lagavit redditoi 8 naUbwam uliguiia^ iia ut 80 
maldra nligini* dagewatil annuatim pi«tentnr et sex aoolaribus pauperibus more 
panis altcrius, qui in clan tin ministratur, perpetQO panes altemia diebas mini- 
streotor. et Tult, quod scolaaticus, qui pro tempore foerit, huiusmodi trea 
panes peraoaaliter eonferat, Tel ai pevaoiialiteriioin point, ooniiitat alieoi 
praebendario idoneo viro de eboro coUationem et qmod ille eonferat loco sui ei 
corrigat et respiciat illos scolares babentes panes, et magister scolarum 
nallam habeat in eoa potee^tatem corrigendi. Necrol. Spir. f.806. — 
BSeebof Heinricli tou Speyer (f 1272) beetimmt: pauperibue a BpiritiMiTII 
Toeantiae; hie rapewrescunt X vocantiae et X cunei, qui inter pauperes scolares 
taliter distribuentur, recipientibns panom III vocantiae et III cunei, ad scutellam 
comedentibuB 3 vocantiae et 3 cunei, intrautibus civitatem (d. L fahrender 
Schdler) i vocantiae et 4 cunei. Necrol. Spir. vet. f. 15. — In einer Stiftnng 
dee Eberoldw portarins ana clem 18. Jahili. beSBt ee; tendnmm (il^^ Mntt 
Waizen) dabitur pauperibus scolaribus, choro et scolis deservientibus. Item 
pauppribus scolaribus GO marcas argenti Iciravit, fl^* qnibus 36 raodii siliginis 
^iomparati suut. Necrol. Spir 95. — Aus deu 14. Jaiirh.: Residuum (in panibus) 
dabitur panperibot aoolariboa dioro ligatii, donee plaxea piaebendae ftterint 
institutae, quibus dabitur vocaotia et cuneus, sicut aliis, et tunc in his sco- 
laribus doperibit. Necr. Spir. 59. — Residuum vero pauperibus scolaribus tam 
din, donee plur^ praebendae fuerint institutae. 14. Jahrh. Necrol. Spir. f. 199. 
— Snpoaimt 6 voeaatiae et 7 emei, qtn dabontnr paoperibae eeolariboe diovo 
ligatia, panem alium in claustro redpientibus, donee novae praebendae ftterint 
iaefcitiitaeb qaibos dabitur, et illod eoolaribaa deperibit lb. £, 158. 

3* 



36 GfiMlnelitl. EniwicU. «L bunaniit HittelaehnlireMiii d. hayv. PTaLk 



Dieee TOm Latnaakoiuil unler den pupores YMiandeam 
gehOler wnrden vollst&ndig vom Stift unterhalten, hatten Wohnung 
und Kost dortaelbst Sie hatten daher auch besondere Yerpflioh> 
tuBgem im Sjroheadienst bei Qesang und Gebet; da von werdea sie, 
wie au8 den angefQhrten Urkimden ersichtlich, choro ligati, 
soolas et chorum freqnon tantes, choro et aculis deser- 
vienles genanot; iu det Domtichulordnung au8 dem 11. Jahrb. 
(Dokum. Xr. 8) heition eie scolaitis ad mappam; anderwarta 
scolares ad acutellam. Andere arme Schuler, die nicht Wohnung 
im Stift hatten, bekamen am Stiftungen nor Brotspenden fiir be- 
sondeie Leishmgen bei gottesdietitfllabMi Handlntigen, SeelcomeBBeii 
u. defgL und hiefien daher panensee. Diese SpendeB warden teil- 
wfilee anch beelritton ant Sliftiingeii, die nocli nioht hinreiohteB m 
dner aelbstftndigen PfrUnde; man warteto dazu erst die Yer^ 
mehrung durch fromme Geber ab (s. die in Anm. 2 S. 35 ange- 
fOhrten Beispiele). 

Eigentiiidi sollte der'Unterricht an der Domschule unentgcltlich 
eein, aber man kehrte sioh nicht immer daran. Rcichere Schfiler 
bestritten nii^ht nur die Kosten filr ilirpn T'ntprhalt am Htift, sond^'m 
sahiten auch 8chulgeld. Nach der Ordnung aus dom 14, Tahrh. 
warcn sogar die panenses dazu verpfliohtet, wohl Am dem Grund, 
damit nicht Eltcrn. dcnen ea weniger aufs Lernun als auf Befreiung 
YOU der Fiirborge tiir ihre Kinder ankam, diese in die Domticlmle 
Ml bringen raditeii. 

Axa diesen &rmeren Schtllem wurdea die LandgeiBtlichen ge- 
nommen. Pllr rie war in Spo^ er, aoweit ne ganz Tom Domitift 
antetbalteB wurden, eine eigene UDterkonft getreunt yom Dom 
bereitet Naeb einer Urbmde liber eine Stiffaiog Ton 1488 waien 
flfo iiBtergebimokt in eineai Ha« ,»aeb«n der Piatorey vff dem HeUa- 
marckb" Dieset Intenat wird ^der armen Sehfller Burs*' oder 
bursa inferior gmiannt. 

Die Tomehmeren Stiftsaohiler, die canonici ecolarea, waxen 
dagegen in der bursa superior vereinigt. Die beiden Benennungen 

findon sio^ mpfirfuoli in StifknngmirViindcn \i. der^l. Dafl in Speyer 
auch im r[it( rii( }jt t iiic Trennung der canonici und pauperca statt- 
fand,, (latiir ist kcin Beweis Torhanden. An andem Ortoii war ea 
der Fall, z. ti, in Mainz, wo daa 8chulgtl*iiudo fiir die jungen 
adeligen Don^erm, scholaeteria maior, von dem der annen Schuler 
getreunt war.^ 



>) 8. Speeht L c. S. 181. 



A. Geistliclie Schulen. 



37 



Anddre Naohriditeti, ah die im Yontehendeo initgeteilten, 
waren Ar die Bpejerer Donuohnle im Hittelalter nicht anfsufinden. 
Eb mig unt snfMlend eischeinen, dsfi ea eo wenige nnd fUr den 

Schulbetrieb selbat, nit Ausnahme von Walthers Bericht, so \m- 
bedeatende rind, zumal doch die Schule an einem DoniBtift wie 

Speyer einij^e Bodcutnnc: p:f»habt haf. Indes was wir horen 
mochten, Mifcteilungeii iiber den iniieren Schul- und Unterrichts- 
betrieb, daa hat man damals nicht aufgezeiohiiet, woil ee etwa» 
Selbstverstandlichea war. Der IJnterricht an deii ausschlieSlieh 
geistliclien Schulen Ues Mittelalters war ja in alien Hauptsachen 
llbevaU der gleiohe luid in einter Linte anf die Ausbildung von 
Klerikem lugeaolmitten. 

Im t6. Jahrli. traten andere Yeiii&ltaiBse auoh ftr Speyer ein. 

2. Die Domtehvle seit der Hitte dee 16. JahrhundertB. 
a) Die Sekale aator Leitang 4«r Jesaitea (IMl) 1691-1778» 
Burch die GrSndung dee evangellschen eiidtiachen Gym- 
nasinma im Jahr 1540 war daa Beatelien der Domaolivle swar 
nicht unmogUdi geworden, aber docli aehr gefiUirdet, da too der 
znr nenen Lehre Abergetretenen Stadi wenig Schtller mehr su 
erwarten waren. Das Domkapitel niuBte daher aelbst fur neuen 
Zuwacha sorgen nnd Vorkehrungen treffon zur Aufnahme aua- 
wartiger Schfilpr. Snlion bovor das Konzil von Triont im Tahr 
1563 die Errichtung von theologisclion KnabenHominarien an den 
Bistiimern anordnetc, wunlo in Speyer einc Erzieliungsanstalt neu 
eingerichtet und oroffnpt fl^fil i. 

Es war auf dem lieichstag zu Augsburg von 1549*) ciu Km- 
worf wax Reformation der Biatumer angenommen wbrden, in dem 
iL a. ganz beaondera die BUdung der Oeiadioben betont wnrde; er 
eothSlt daher eine Ifenge von Anregui^en fftr das Schnlweaen and 
die Einrichtong Ton Behnlen an den Domldrchen. Dieae kaiaer* 
lichen Anordnnngen, die wiederholt auf das Laterankonsil Bezug 
nehmen und Yorlaufer der Tridentiner Beschliisse waren, wurden 
filr die Didzese Speyer vom Bischof Philipp ausdrucklich angenom- 
men und publiziert (s. Dokum. Nr. 11). M5glicherwebe haben sic 
im Zusammenhano- mit den vor'inderten Verb til tnissen in der Stadt 
das Domkapitel und dcii Bisciiof dazu veranlaUt, das Si ImUvoHen 
neu zu urdnen und zur Hebung der Schiilerzahl die erwiiimte Au- 
etalt einzorichten. Ebenso mogen die Beschliisse der Provinzial- 

^> Ober dieaen Reichstag kotinte ich aicbta Nftheraa emitfceln. 



38 OMchittbU. EatwiekL d. ImniBiutt liittolMluilveMiu ba^. Pflda. 



synode tu Ifaiiii von 1549 (onter EnbiBohof Sebastian tod Heiuea- 

stamm), die Bich mehrfach auf die Ansbildung der Geistlichen an 
den Kathedralkirchen und in den Klosteni beziehen (s. Doknin. 
Nr. 12), anregetid auf die Neugestaltung der Schul- und Erziehungs- 
vcrhaltnisse am Speyerer Dom gewirkt liabeii, wenn sie auch, wie 
die IleichHtagsbeschltisse von 1549, eine Keihe von Jahren zuriiok- 
liegen. Ob sie unmifctelbar nach ihrem ErlaB fiir Speyer eine hand- 
greifliche Wirkung batten, ist niclit zu konstatieren. 

Es bestanden, wie wir geseben baben, in Speyer bereits zwei 
Bnnm, eine biuaa aaperior und inHsrior. Die Einriehtong Ton 1S61 
bedeutet eine Neuordming der Flliaoige flir arme Schiller. Elar 
sind die YerhAltniBM niolit ToUstiLndlg. ISoch. 1555 wird gelegeofe- 
ludi einer Sobenkong von der bursa superior geredet and in einer 
Abschrift der neuen Ordnong*) von 1561 heifit die Uberschrift 
'ordinatio pauperum superiorum Bursalinm Spiren8ium\ Wenn diee 
nicht ein willkiirlicher Zusatz ist. so muB daraus geschlosscn werden, 
daB auch die bunsfi inferior noch fortbestand. Mdglich ist abpr 
auch, da6 sie mit der neuen Anstalt vereinigt wurde. Ob audi 
jetzt noch bci einzelnen Domherrn oder beim Scholaster Schiiler 
untergebracht waren, vornehraero und reicherc, laBt sich auch nicht 
sagen. Soviel acbeint wobl sicber su sein, da6 die neue bursa 
niclit ein Seminar, eine hShere Scbule, filr aieh war, welehe die 
Ansbildung der jangen Lente selbst besorgte, wShrend die Dom- 
scliule daneben ah eine untere Lebranslalt besiand. Denn die 
ordinatio enthalt kein Wort von einem Lehrplan oder einselnen 
Unterrichtsfachern. Zwar ist von dem ludimagister und seinen hypo- 
didascali oder baccalaurei die Rede, aber daninter ist entweder 
nur der Yorstand des Alumnats und seine Prafekten m verstehen, 
oder, waa wahmcheinlicher ist, diesc waroii eben zugieich auch die 
Lehrer an der Domuchulo Moglichorweise waren auch die Schul- 
raume in das neue Aluinnatsgebaude verlegt worden. Daii die 
Zuglinge nicht eine fur sich abgeschlossene Scliule bildeten, geht 
ancb daraus henror, dafi mit ifanen msammen noch \on andem 
stadiosi scholastid die Rede ist.*) Es geht also wohl nicht an, daa 
Alumnat von der Domschule losKulHsen und auf gleiche Stufe m 
steUen mit den theologisehen Semimurien zn Bmchsal und Philippsbnig. 

Die Anstalt scheint sich rasch eines guten Besuches erfrent sn 
haben, da bald ein Nenbau ndtig wurde. Dorch Stiftnngen von 

*) OLAK Kopis]b«ieh474. 

*) An diese soUten die von den Msblicitm der Alnamen llbrigen Bsste 
vert<Blt werden. 



A. OaifUielie Sdmlaii. 



39 



▼enchiedeiien Seitcn, Termachtnissc fruherer Z5glingc und Beitr&ge 

anch der andercn Stifter der Stadt wuchs der Unterhaltungsfond 
bedeatend an imd ermoglichte den steton Ansbaii der Anstalt. 
Au8 der Urkunde iiber eiae Geld- und Kleiderstittung vom Jahre 
1562 horen wir, dn3 damaln 7.v,'6\i ZogliDge in der Burse unter- 
gebracht waren (s. Dokum. Nr. 14). 

Das U rundungsfctatm (s. Dokum. Nr. 13) ist sehr ausfiihrlich 
und beachtenswert auch wegen der einleitenden Erorterungen iiber 
den Wert der wisBenschaftlichen Bildung, uber Unterricht uud Er- 
lielnnig. Be enthilt dann ▼eiter die Hausordnnng, die Einteflnng 
der Beeohftftigung der Zdglinge, Yoncfariften fiber ilire Andaohto- 
fUmngeii, ftber den anaaehliefiUohen Qebmuoh der lateiniBelieB 
Spntolie aaeh imYerkehr nntereinander, fiber das SammelD der 
AJmosen von Haus zu Ilaus, ferner die Btrafbestimmnngen and 
wae sonst eben fiir die iimere Ordnung einer solchen Anstalt not- 
wendig iat, abor, wie gesagt, nichts uber den Fnterricht selbst, 
der o'owiB nach dem bigherigen Branch an dor Domschulo auch 
femcrhin erteilt wnrde; ieider wissen ikir aber auch dar iiber nichts 
Genaueres. 

Die Anstalt war bestimmt fiir arme, fahige Knabon, denon 
far hohere Studien die elterliche Unterstiitzung fehlte. l^ber ihro 
Aufnahme. yor der eio auch eino kleine Priifiing ablegeu mufiten, 
entschied der Domscholflkster, zu dessen Aufgube auch die Cber- 
wachung des gansen Intemates gehdrte. Ea war zwar gewflnsohty 
dafi fiieh die Zdglinge dem tbeologisohen Stadium niwaiidteD» 
aber das Statiit spiieht es aiisdracklicb ana, daB kein Zwang dean 
besteben soUe; nnr wnrde verlangt, dafi die jnngeii Leate tpftier 
in evster Linie dem Domkapitel ihre Dienete zur Yerfugung tteUieil, 
das ja aofier den QeisUiohen auch noch weltliche Beamte iidtig 
batte. 

In der Leitung dieses Alumnates und im UBterxicht an der 
Domsdmle tiat bald eine Andemqg eiD. 

SchoD im Jahr 1565 erschien es dem Domkaintel wflnaehena- 
-wert, die Oraiehimg tmd Ausbildnng der Alumnen dadnrch zweck- 
mafiiger zu gestalten, dafi Jesuiten nach Speyer benifen wiirden, 

die dann uberhaupt dem alten Glauben in der evangeliBch gewor- 
denen Stadt wieder 7a\t Geltunt? vorhelfen sollten. Es wurden Yer- 
handlongen durch den Domecholaster gefuhrt mit dem Rektor des 
JesuitenkoUegiums in Mainz, V. Lambert Aiier, der fiir 300 fl., 
4 Fuder Wein und 30 Maker Korn 6 — 8 Yater zu stelleu bereit 



40 Geschichti. EntwiSkl. d. humanist. Mittelscbulwesens d. bayer. Pfalz. 



gewescn wnre. Bischof Mai(]uai'l (1560 — 1581) jedoch war nioht 
80 rasch fiir die Idee zu gewimien; er fiirchtete Unfrieden niit den 
Heidelbergor ^kitzelliaften'' Tlieologen und dem Staduut von Speyer 
und woUte mit der Benifuug der Jesuiten noch zuwarteiL £t 
dftnerte geraume Zeit, bis er seine Bedenken fallen liefi. Dnroh 
die persQnliclie Anwesenheit des Oirdens-ProTinnals (1569) wnrde 
inswischen die SaoUe mit dem Domkapitel ids Seine gebiaoht, und 
am 18. Mai 1570 erbielten die Jesuiten die St. Afra-Kapelle 'ad 
leetionem theologioam^ eingemumt, obwohl der Stadtrat Einspruch 
gegen ihren Einzug erhob. Die ofiizielle Auweisung zur Ubemahme 
dieser Funktion (srfolgto durch don Ordonsgeneral erst ini Jiini 1571 
(a. Nr. 1 5 1. Im ^leichen Jahre bestatigte schlieBlich iiucli luiigen 
Verlirtudlunjjen aiieh Bisehof Marquard die voii 6eiuem Duinkapitol 
gewunschtuu uiid bureirs getroffenon Einrichtungen fs. Nr. IG). 
Darnach warden fiinf Pi otedsuteii der lateiuiscUeu Sprache augeMtellt, 
Ton denen einer anch inwtande seiti mnfite grieobisehen Untenidbi 
za erteilen. Aufler dieaen Qbte der sohon Torher bemfene Prediger 
eein Ami am Dom aus and mufite mehrere Male in der Woebe 
eine lectio tbeologiea fur die ftlteren SohOler, die Oeistliobe werden 
wollten, halten; aU Prediger miiGte er der oberdeutschen Spraehe 
kundig sein, was als besondere Bedingnng vom Domkapitel aus- 
gesproclien wurde. 

Dns Jesuiten-Kollegium koniite soniir seine Tiitigkeit in Bpoyer 
enttaiten und hoh durch eifrigon und gediegenen T'^ntorricht die 
Schule in erlVeuliehei' Woise. duu durcli dii'se Erfolge ermutigt 
Biscliof Philipp Christoph 0 til u — 1052) bcbchloU eine zweite Jesuiten- 
ediule in seiner Diozeue zu Bruchsal zu griinden. 

AUeui die bdsen Zeiten des 30jabrigen Kricges maehten solcbe 
Plftne 2u nichte und untorbrachen auch viederholt den Unterricht 
der Domschttle in Speyer, von wo das Domkapitel fKr liiagere Zeit 
hatte fliichten mussen. Das Alumnat war gftnzlich verwaist. Ein 
groBer >riingel an geiBtlichom Nachwuchs trat ein. Daluu- beschloB 
das Domkapitel 1654 (unter Bischof Lothar Friedrich 1652—1675), 
das Alumnat vorlaufig mit zwei ZogHngen in einem Privathaus von 
neuem zu oroffnen: aber es wmde nichts daraus. Noch mehrnials 
kam die .Vngelegenheit zur 8prache (1658. 1659, 1662), aber es 
fehke un den notigen Mitteln, und der Bischof, dem die be.ssore 
Erziehung und Auubildung eines geistlicheu NachwuchHes zwar sebr 
am Henen lag, konnte sich dock nidit mtodiliefien, sur Besdiaffiit^ 
dtr Mittel einige BeneSsien in Speyer* einsnziehen. So unterbHeb 
die Smeuening der Anstalt 



A. Geitttiolie Sehnlea. 



41 



Erst als nach dem Brand Ton 1669 naoh mehrjahrigerYcrodung 
die 8tadt wieder aufgebaut und bevolkert worde, als nach und nach 
die alten Verh&ltnisBe wieder in Ordnung kamen, eroffnete Bischof 
Johann Hugo (1675 — 17! H auch das Josuitcn-Kollegium von neuem. 
Bis zur Anflosung des Ordens im Jahr 1773 l>lieb dieneni die 
Leitung der Doin§chule oder des Domgymnasium.s , wie es audi 
hiefi. Genaueres uber den Uutcnicht der Jesuiten in Spoyer war 
leider nicht in Erfahrung zu bringeo. Bischof August berichtete 
nooh im Jafar 1773 (3. Aug.) an den Pftpat ftber flue Tiligkek (a* 
Dokiun. Kr. 17): *• . Qoinqne eistent in liac dioecesi domioiUa 
patrom soeietatis Jesu. Hi ubique in erodienda inventate infonnan> 
^diaque moribua aunt ooonpati, pront amata ab hia patribna agendi 
laiio ferre solet* 

b) Die Domschnle nnter WeUpriostoru 1778—1777. 

Yon da an ubrrnahmfMi /.unachst Welt^oistliche den Unterricht, 
aber dor liestand der Sc iiuic war in Frage gostellt. Bischof August 
(1770 — 1797) hutte luu'ii Aufhebuns^ dos Jesuitcnordens die Absicht, 
sie eingchtiu y.u la^^cu und uuch diu vormals im Bcsitz dw .iesuiten 
zu Spoyer bcfindlichon Giiter wie aUe in seinon Landen zum Beatea 
48B in Jahr 1723 beaw. 1757 in aeiner nonmehrigeu Reaidena 
Bmobsal gegrundefen Seminara und Gymnaainma zu verwenden. 
In dem Protokoll fiber die Tollaiehung der pftpatlichen Anthebung 
4ea Jeanitenordena heifit ea (Earlanihe Kopialb. 445 8. 60): 

\ . . . Cbrigens sollten die Gflther und H&uscr der Jeauiten in 
gemSBheit der Pabstlichen Bulle zu demselbigen Zweck, voau die 
vermog der ursprunglichon Stiftung besrinimt ^iiIld, wiedor verwendet 
und sorgfaltig verhiitet werden, daB selbige Giither zu keinem welt- 
lichen Gebrauche kommen. Die Kanzeln in der Domkircho zu 
Speier, in der Stiftakirche zu Baaden, jene zu Xeustadt und Ett- 
liugen HoUtea mit tuchtigen rredigern ex Clero beseti^et werden. 
Kit den Sobnlen aollte naeh dem Beiapiel anderer EnbiaobSfen in 
'Teutacliland eine aehr atarke Verinderang vuigenommen werden; 
ohne diea wQrden in dem Bifitam Speier jene Leuthe nie ersogen 
werden, welche In der Folge der Zeit demaelben ala unenibahrliclien 
Diener notbig aind. Bollten die alte unvermogende exjeaaiten ans 
■dem Vermogen der aufgeliobenen Geaellacbaft uiiterbalten, die zum 
dociren wahrhaft tauglich sind, dazu verwendet, die ubrige abcr 
mit audcren Pfarrem und Kaplanen verwcchsolt werden. . . . Das 
VermSgen der Jesuifon, welclies dorn Hfichntift Speier heimgefallen 
ist^ haben Cebissimuu pro fiiturM perpetuus temporibus dem Bisohof- 



42 CMiichtL EntwieU. d. hnuaairt. MittelBchiilweMiis d^bftyMr. Fftli. 



lichen Seminarium zu Bruchsal zur Untwfaaltang dor Schullehrer 
und Bcstreitung andcrcr dahin einechlagender KoBten incorporirty 
wie auH der hicrnach cingotragenoi WeisuBg an den Semioaiiiiiiii- 

Verwaltcr Molitor crhcllt ' 

Der Bischof meinte die Zahl der katholischen Schiilcr zu Bppver 
sei zu gering^) und der ffir sie notig^e Kostenaufwand zii groia; es 
sei auch Mangel an tuchtigcn Leiirern und die&er mutise immer 
groBer werden je mehr Schuien bestuhen; rings uni Speyer liegen 
genug katholiflcbe Schuien: Mannheim, Heidelberg, Neuetadt, WormSy 
BraohBal; radem selzte die seinen^tige Grflndnng der Anatait in 
Speyer Tonuu, dafi der ffischof dortoelbat r^diere^ aber der habe 
niiomehr nach der ITbeniedelvng naoh Brmdml die Pflidit di» 
dordge Sehule in Flor zu bringen. Sollte indes daa Domkapitd 
der Meinung sein, daB die fundationsmafiige Snmme (ohne die 
Jesuitengiiter) noch zureiche zur Untorhaltung der Sehnle, BO woUe 
der Bischof der weiteren Fortdauer nicht entg^en sein. 

Diese Stellungnahme des Bischofs erregte natdrlich den leb- 
haften "Widerspruch do^ Doni]cRpit(»1s, das sich die Einnahmen der 
♦'hrmaligen Jesuitengiiter nicht nehmen lassen wollte. Dor Bischof 
biieb jedoch auf scinem prinzipielleu Standpunkt und stellte nochmaler 
dem Kapitel die "Weiterfiihrang der Schule mit den alton Mittein 
anheim. £r erwartete in dieueni Fall die Yorlegung dor Schul- 
ordmtng, nach wdcher der Unteiricht erteilt werden solle, und stete 
Tierteljahrigen Berioht aber den Fortgang, Hitteflnng der Kamen 
der Sehfller n. a. 

Unter ProteBt gegen die Yorenifaaltung der Jesmtengilter be- 
eohlofi mm dae Kapitel die Schole in Speyer beianbehalten, waa 
sieh gana betondets empfehle wegen der gana protestantudien 
Stadt 

Die Regclung der finansiellen Lage machte natiirlich viel 
Schwierigkeiten. J^ach einem dem Kapitel vorgelogton Yoranschlag 
fur die Kosten, wnlrho der Unterhalt der Schule und des Alum- 
natea erforderte, v.aren 5030 fl. notig gewesen, welche da» Dom- 
kapitcl aber nicht aufzubring^n vorniochte,*) Ea hatte nur die alte 
doinkapitularische Fundatioii vun 1250 fl. zur Verfiigung. Da man 
beschlossen hatte, die Sohnle unter alien Umstanden fortsnBetsen, 



*) 1773/74 b«tnig die QaMjntsaU der Sehttler 4ft, daranter allerdings nur 

11 ans der Stadt Speyer selbet — 1774/5 : 39 und 1775/6 : 40 SchQler. 

Berecbtiung desjenigeD, was zn vn)!stSDdiger BeMHOBg des DoDnkapito- 
liachen Gjnuiasii und PredigtetOhien nOtbig ist: 



Jl Gfliitiiclie 8chiil«ii. 



4a 



mnfite man nut diesem Gclde vorliiifig anskommen nndTCrwendeto 

68 zur Anstellung Ton Profeeaoren, doien auch die entspre^^henden 
kirchlichen Funktionen am Dom oblagen. Zwei bekamrn je 200 fl. 
Oehalt, einer 400 fl. und oin vierter fiOftfl.; dazu wurd* ihnon oin 
Hanaverwalter ansroptclli mit einer Verg;utung von !r)(Ml., womit 
die 1250 fl. aufgebraucht waren. Auf daw Alumnat niulite man ver- 
zichten, aber die Schule selbat konnte im Herbst 1773 wieder fort- 
gesetzt werden. 

Im Jahr 1774 wurde vom DoniHcholaster Freiherrn von Mirbach 
ein neuer Plan dem Domkapitel vorgelegt, der den Bcstand der 
Sehnle nnd des AlomnatB fir die Zukuoft dohern aoUte (s. Doknm. 
Kr. 18). Aber anch d«m gingen die Eosten (2685 fl.) fiber die 
vorhuidenen Mittel weit hinans. 

Dieee Unsutrigliobkeiten filhrten zu nenmi Yerhandlnngen mit 
dem Bischof in BruchMil. Babei konnte aicli dat Domkapitel aaf 
em Gntachten dee Reiche-Hofrais-Kollegiams ftr Kaiser Joseph 11. 
uber die Befaandlnng der JesnitengQter berufen, naehdem die Frage 
ancb anderwarte im Reich zu einer obersten Entscheidnng gedrangt 
hatte. In d( m anf dieses Qutachtcn erfolgten Erlafi des Kaisers heifit 
cs ausdriicklich, das gesamte JesuitenvermSgen sei ein Schul- mid 
Predigtamt9verm6c;en nnd mri^^^c folglich zn den ScTiulen und Predigt- 
anstalten, und zwar ari Im Urten, vro zn Zeiten der -Icmiiten Holohes 
verbraucht worden, vcrwondt't werden; konne sich daher kein 
Reichsfurst oder Landesherr eines fiskali^chen Rechts oder einer 



1. Kin Sonntagsprediger im Dom 500 fl. 

2. Eb Feytrtags- nnd Todtangit-P)r«dig«r 600 B. 

8. Ein Lector TheologicM moralis vel inris Canonici. welcbem m- 

gleicb die Praefectura Scholaruni zu ubertru^en ware . . . 500 fl. 

4. VermOg fundations- Brief o Professores for die fiinf anteren Scbu- 

len, jedem 400 H. tliot 9000 fl. 

5. Ein oeconodiQi « 900 fl. 

»}. Kin Koch tfO fl. 

7. Drey Uaasknecht (wovon einer eb Schneider aeyn miiste), 
j«d«B ISO fl. 450 fl. 

8. Zu Unterhaltung deren H&user j&hrlich flOO fl. 

i). FUr Utiterbaliiing deren Bettung und Anschaffnng dw bcp5thigtea 

KQcheii- und gemeinen iiau^ratbs jOhrlich .......* 80 fl. 

Fiir die Kirche 

1. FOr Bcttraitaiig d«r Baalidhkett jilurlieli 60 fl. 

2l Die Ansduiffiing deren FMamtDten, «««hf, Obi, Hedwsiii and 

KirdboiwaMh jfthrUeb ■ 200 a. 

Somma 5080 fl. 



44 Gewhiditl^ Eotwiekl. d. hnnMaist. Mittetoehalweaeitt d. teyer. Pfids. 



TerftilderoDg der lokalen YerweoAmg dieees YennSgens anmafieo, 

anfier wenn sich nach wohlgeset/t(Mi Schul- und Predigtstflhlen und 
nach getroffener Fursioht auf die unvorherzusehenden F&Ue ein 
Surplus crf^ebe, alsdnnn dor LjindeHfurst sioli allenfalls zuzuoignen 
und anderswo ad alias pias caunafi zu voi weiidrn !)ofun;t sein solle. 

Trotzdem war der Bischof noch hartnackig und nuchte nun die 
Sacbe «o zu wenden, als ob das Sj)oyerer Domkapifel ihm das 
Recht nehiueu wollte, die Oberaufaicht aucli iiber die Donischule 
sa Speyer m fftliran, wSJurend ea dooh lediglich a\if das gesamte 
Beeititiim der Jesviten und desaen kfinftige Y«rwaltung Aiupnioh 
maohte. Es bedurfie einer eindringliehan Yemcherang, dafi man 
nidit damn denke die Bechte dea Biachofe aazutasten. Ent darch 
personlicbe Yerhandlnng einer Deputation in Bruchsal wurde eine 
Einigung cr/.iolt, jedoch in der Woiso, daQ der Bischof seinen prin- 
zipiellen Standpunkt fcsthielt und behauptete mit zureichenden 
Oriinden die Aut hobung der Speyerer Schule verlangcn zu konncn ; 
nur aus besonderer Neigimg zum T)oink!ipitel wolle niu hgoboi 
und genehmigo die Fortfuhrung der fiinf uriteren ^L-iiulen. Aber. 
das betontc er gauz ausdriickUcb, die Gewalt Schuleu anzuordnpT) 
und Lehramter zu bestellen hiinge ganz allein von der bischoflichen 
Autoritftt nnd nicht ex fundatione ab. Aieo daa Bomkapitel sollte 
ana der einstigen OrOndang und Fundiemng der Sehule in Speyer 
fQr sicb keinerlei Bechte ableiten dflrfen. 

Bel der Beratong in Brucbsal (4. Nov. 1774) kam auch die 
&ian3sielle Seite snr Erorterung; die Bereclinung orgab, daB jetzt 
eine Summe von 1510 fl. notig sei, wabrend die alte domkapitula- 
riftcho Fundntion, die dem Kapitcl zur Verfugung stand, nur 1250 fl. 
betrug. wurde dabor der Jii'-rhof orsuolit ;nis den eingezogenen 
Jesuiteugutern die tehlende Suuinio von 2(30 ti. herzugeben. Die 
Summe von 1510 fl. war ledigbcb fur Besoldung der Professoron 
ausgeworfen, deren Gebak gegen das Yorjahr etwas erbubt war; 
Ton Eosten fftr das Alumnat ist nieht die Rede. 

Anf Grund dieser mSndlichen Yerhaodlnngen kam nun der 
Bisobof am 5. Nov. 1774 dem Domkapitol entgegen und erUftrte 
eieb bereit, „den nnpiftngliehen Stiftimgsertrag dnrch Qberlanung 
der in und bei der Stadt Speyer gelegencn 1 0 Morgan Wiesen und 
Garten, wie solche von den Jesuifen ehemals besesaen worden nnd 
durch cinen allenfalls weiter erforderlicben Beitrag an Gold ver- 
stnrkcn zu woHen, unter dem Boding, dafi hiergegon dasaolbf* fur 
die Untorlialtung dor Lobrrr, dr^v Prcdigor, des Hauses, der Kircbe 
und derselben Geratscbaften kunftiglicb sorge." Fur Fortfuhrung 



A. Geistliclie Schulen. 



45 



d«r Sdiule stellte et noch folg«nde Bedingungeii: ^l. dafi der 
dwrin zu ert«ilende UDtonidit, wie rich ohnelim Tertteht, outer 
ilOMrw nnd nnsercr Nachfolger bestandiger Anleitung mid Ober- 
aufsicht. 2. nach der fur das hiesige (Bruchsal) Gymnasium fest- 
geseteteii oder in Zukunft ctwa weiter featzusetzenden Lehrart^ 
li. durch <!ir von uns zn bestellenden Lehrer fortgoaetzt wcrde. in- 
sofern gleicliwohl 4. unser wiirdigpa Domkapitel einiir*" eoiTior zu 
Heidelberg studierenden geistlichen Alumnen zu Volicndung ihrer 
Stndien an nanet bisclioflichea Seminar aiiweisen wird, so erlassen 
"vm denaelben alsdann das Kecbt, diese vor^ilgliob fiir Lebrer hoherer 
Sehtden zu erBomen." 

Unter diesen YoMussetsiingeii woUte der Bisehof dem Dom- 
kapitel die finanzieUe Untentfttrang yod 200 fl. gewfihren; jedoeh 
war me wideizuf lioh und zun&chst nvx fBr daa laufeiide Schnlljalir 
gedadit. Nun batte aber das Kapitel weitcrc Schwierigkeiten mit 
don ibm zugewiesenen 1 0 Morgen Land. Die Stadt Speyer hatto 
namlicb dieselben in Bositz genommen, weil sie in ibrer Qemarkung 
lagen, und wcigerte sich sie herauszugcdicn. Infolgcdessen wollte da« 
Geld ftir den Unterhalt der Scbuie nicht ausreichen und der Bischof 
wurde gebeten, bis zur liegelung der Siiche statt der 200 fl. einen 
ZuschuB von 380 fl. zu der alten Fundiuion zu bewilligcn. Das 
wurde zwar in dieser Form abgelehnt, aber dafiir dem Domkapitel 
die Hilfte det ana der Stiftung f&r arme Scbfiler in Bmebsal ein- 
gehendm jftlirlieben Zineen zugewiesen. 

Die 10 Horgen WieBen und Gartenland waren aber nicbt der 
ganze ebemalige Besitz der Jesuiten, sondern nar ein Bruchteil; 
alles iibrige bat der Bischof fur Brnchaal eingezogen. Vm nun fiEir 
die Zukunft jeden weiteren Konflikt zu vermeidcn, verlaagte er 
am 30. Nov. 1774 vom Domkapitel die schriftlicho Znsichoning, 
dafi diese Iiikorporation fHr alio Zeit test bestohen solie und zu 
keinor Zeit eine Abanderung getroffen werdeu konne. Bald damacb 
(am 9. Der,.) nahm das Kapitel in Speyer alle Forderungen des 
Bischofs an uud sicheite ibm zu, dali es bei der Inkorpuration sein 
Bewenden haben soUe, bat jedoch am Untetatatrang seitena des 
Bktihofa in dem Streit mit dem Stadtrat. 

Dieaer dauerte noch laoge an und fand erst duroh das ISn- 
greifen des Kaisers seine Eriedignng in der Weise, dafi im Mai 
17711 die 10 Morgen aus den Gfttem der Jeaniten sorilckgegebeiL 
werden mufiten. 

Durcb die Annabmo der vom Biscbof 1774 gestellten Bo- 
dingungen war also der Bestand der Scbuie gesichert (5 Klassen) 



46 Gwehiehfl. Ibiwi^ d. hmiuuiut. KittebdivlireMiw d. bftyttr. Pftls. 



imd dem Domkapitel wnrde die interioiiBtiBohe BeMqping des 
8eki]l- und PredigtweienB ILbertngeB. ahet der Biachof nicht 

«elb8t in Speyer residierte, setzte er eine Sehnlkommimaii ein, die 
ihm stete Berioht entatten mofite. 

Am 4. Nov. 1 774. wurde auch eine Intorimsordnung fur das 

Schulwpaon. die noch vorhanden ist. boraten und genehmigt (s. Nr. 19\ 
Sie handrlf von dor finanzioUen Lage, den Schul- und Spieltagen, 
Priifungcn und der Disziplin. Das Dnrakapitel hat auch um t^bcr- 
«endung der Schulordnung des Gymnasiums Bruchsal^) gebeten, 
um daniaoh die iu Speyer wio an mehreren andern Orten des 
deutschen Reichs noch zur Zeit beibehaltene alte Lelirart in^oweit 
es nur immer tnnlieh nacli und naoh (deim anf einmal lasee es nek 
naoh den biesigen Umsttoden unmdglioli enwingen) respekthre 
^dern, Yerbeaaem und gleiohl5nnig einriditen lu kdimen. 

Am liebsten bfttte der Biscbof die gleiobe Sebuleinriehtang 
irie in Braebsal auch in Speyer gdiabt, aber naobdem wie ea aobdnt 
Icurze Zeit ein Yersuch damit gemacbt worden war, erkannte er, 
■daB das unmoglich durohsufilhren sei, weil fur die grofie Amabl 
von Lehrgegenstanden zu wenip: T.ehrer vorhanden geweeen waren. 
T)arnach liefi er nur die notigsten Punkte als Auftrag an die Schul- 
kommission zusammenstellen (s. Nr. 20"; und dioser /ugolien (1775), 
damit sie das Lehrerkollegium damit li kaiuit niaohe und auf ge- 
naueste Befolgung dringe. Die Kommissioii bestand aus dem Dom- 
scholatiter Frh. v. Mirbach und dem Of^izial und KauonikuB deH 
St. German -Stifts Krenfiler. 

Im gleichea Jala 1775 giug auch eine ausfululiche Instniktion 
Aebat Lehiplan und Stondentabelle an die Professoren hinauB, wo- 
Ton Idder nur der 1. Teil, die allgcmeine Liatruktion, exbalten iat 
<«. Nr. 21). 

Auch aus dieser geht herror, dafi ein Almnnat nioht mebr 

l>e8tand; es ist mit keinem Worte von einem solohen die Rede; 

vielmehr wohnten die Schuler in der Stadt bei Burgern, fiber deren 
Oharakter sich die Lehrer bei Schulanfang informieren mufiten, 
und „wegcn der Quartieren der Armen wird Direktrvr selbat die 
nuthiire FiirBicht haben"; sie waren also nicht mehr im Xotemat, 
j&ondern in der Sta(U imtergebracht. 

Uber die Lehrgegenstaude iat leider aus der Ti)suuktion nichts 
mehr zu entnehmen, da der 2. Teil und die StunUoutabelle fehlen. 



'1 S. Sanunhiag d^ biichOflicb SpeiMiBckea Hirtenbriefe etc. 17SI0— 1786. 
508ff. 



A. Geistliche Scholen. 



47 



ISTiir dentBche nnd lateinxsche Anfeaii- nnd t^benetenngsfibungeii 
irerdeit Toigeeohriebeii, ebenoo DeUamationeii nnd jtiiriieh swei 
^eniUolie Prflfiingen. 

Die TJnteiriohtofftolier ergeben aieh aw Behulkatalogen der 
Jalire 1775 und 1776.^) 

Dieee TM)eI]a ClMdun Spime eniUUt Bubriken far Quslifika- 
tton der Profiaasoron nnd Schfller uod fOr die einaelneD ElaBsen 
folgende 'applicatio ad objeote emditiozuB*: 

I. Klaase: CatecheBb, Chiammatioa tiatina, Yooabnla ab A usque 
ad D, Geogiaphia, Aritlimetica. 

n. Klaaee: Caleeheeis, Syntazis, Historia de populo Dei, Arith- 
metiea. 

m. Klaase: Catechesis, st/l. epist., Prosodia, Yersificatio, Gramma- 
tica Gorm. 

lY. Klasse: CatechcsiB, Arn Poetica secundum partes, Gramm. germ. 

Y. Slasae: CateohesiB, Ars Ehetorioa, gramm. germ. 

EtwaB genauer noeb iBt em YenetchniB der Lehrpenaa ana dem 
Jahr 1779 (a. Dokam. Nr. 23). 

Zur QiudifikatioB der Schiller dienten Noten mtt folgenden 
Beseiohiimigeii: eminens, optima, maior, supra mediocritatera, medio- 
etia, praemi^er. AuBer den Lehrfachem gab es noch Urteile uber: 

ingenhim, flexibiliras, pietas. Bonannt warcn die Schuler dor ein- 
zelnen Klassen: Rhetores, Foetae, Syntaxistae, Secundani, Infimistae. 

Nach Absolvierung der Schule gingen die jungen Leute zur 
Fortactzunj^ ilirer Studien nach Heidelberg oder Fiilda, wurden 
aber audi vi. Ifach vom Domkapitel nacli Rom geechickt. Die 
Mittcl dazu warden diirch Stiftungen gewonnen, weiche in ziemlich 
reicbem Ma6e dem Dome zuflossen. 

Zur Jesuitenzeit war es Sitte, dafi von den Scbiileru Auf- 
fuhmngen veraustaltet wurdeu, die Michaelsspiele, so genamit nacb 
dem Kidiaelstag, dem Schlnfi deB Sohuljabres, an dem ne anf- 
gefUhrt wnrden. Bie warden in der Ordnung vom Norember 1774 
Terboten. Der Titel des letaten derartigen Sehanapiela, das noch 
1774 uber die Bilhne glng, iat erhalten (mit Chronogramm in den 
awei eraten Zeilen): / 



1) GtAK, BroohMO, Oen. 8142. 



48 G«Bebie1)tt. EatwieU. d. bwnaDut. MitteliclnilweteiM d. bajer. Ffols. 



AChab ReX*) 
PseVDopoLItJae TlCtlMa 

Ludis aulumnaUbus propositus 
quando 

ReTerendisrimi, ExceUentiasimi 
Perflhtltres ac perquam gratiosi 
Domini D. D. 

CSadiedi-alis Ecclesiae Spiienris 
Praelati ei Capitulares 
Domini ac Haecenatos nosih 
perquam gratiiMi 

Vidrid in neiia UterariA juventoti 
virtutiB ac Doetrinae praemia Libera- 
liaaima muiiifioenUa ehrgiebantur. 

Augttstae Nemetntii XXVD. SeplembriB. 

c) Die Dom^hule vMUr Leitang der lYaiuiskaiier 1777—1779. 

Trotz der Fursorgo des liischofs fur die Spcycrer Schnle? 
herrschte zwischen ihm unrl Heiucm Domkapitel doch kein gutes 
FJnvcrnelimen in Schulsacheii. Das war wohl einc Folge der Stel- 
lung des Bischofe zu den Anspriiclicn auf die Jesuitengiifer, deren 
Eijiziehuug das Kapitel uicUt verechmerzLii konnte. Schon Knde 
des Jahres 1776 war es deutUob su merken, daft es dch, wo es 
ging, der KoBtrolle durcb den Bisohof entaog. Es knflpfte auf 
eigene Ftuat, ohne aich dea biaebSfUcben EmTentlndniaaea au Ter- 
siehern, mit den Frsnsiakanern in Speyer Yerbandlinigen aa hett, 
tfhenuthrM der Sohule und frsgte beim Frovinsial in Wiirabiug aa: 
„ob nud auf was fiir cine ergiebige wcifi unsere ob^eutaohe 
Franciscaner Provinz das allhiesige Dotokapitularische gymnamum, 
und Rcliulkirche mit droy Lehrern, Prcdigem und Beichtratern, 
die hohe Domkan/ol audi mit einem tiichtigen Prediger kimfftighin 
zu versehen gcdcnk* .'^ Zu miindiichen Vcrhandlungen war der 
Provinzial nach Spcycr gekommen und verBicherte in Hnem Pro- 
memoria, da& er am IG. Jan. 1777 dem Domkapitel uberreichte, 
dafi sich die ProTiitt und beaondera daa Speyerer Kloaier alle MiUie 
geben werde, die Jugend zu enstehen nnd die Sefamle in Flor zu 
bringen, „gleiobwie dann bey eben bentigen seiten diese meine 
nindeate Proms in Teradiiedenen, aowobl Ksiaerlioli-ESniglieh' 
oaterreiobiaeheD, ala anderen hoben reiebaatindiscfaen gymnaaien 



') Bemerkt ist uocb: Argamentom vide Libro tertio R^um Cap.X2II. 



A. 0«uiliehe Sehnlea. 



49 



Bud Lie e en die obem und niddern GSaeeen mit aolehem Eifolg 
lehiet, dafi auf etwaiges hohes Yerlangen fiber aUee dieses wir 
mehrere sowolil hochMrstliche, als andere hochoberkddiche atfee- 
staten vorzuweifien gar nioht emtangeln wfirden". 

Begreiflicherwoise seihr enttaunt fiber dieses Vorgehen verlang^ 
dcr Bischof Aufklaning, warum die Weltgeistliehen auf eininal 
durch Ordensgeistlichc ersetzt werden soUten. Er erhielt darauf 
die Antwort, es sei ailerdings uborlegt worden, den Franziskanem 
den Unterricht in der Weise zu iibeitru^on, daB si© 3 Professoren 
und 1 Prafekten stellen, welcher auch die Bompredigt zu iiber- 
nehmen habe, und das Kloster habe sicii dazu bereit erklart. Den 
Anapiftohen des Bisehofs gegenflber beetand das Kapitel auf seiner 
BeftigniB die Ftrofesseren selbst wa ernenoen auf Grand der nrsprflng- 
lidhen Fundation und des ihni Yom Bisehof 1774 flbertragenen 
Beohtes der Beeorgnng der Sohulen; der Bischof babe mir die Ober^ 
aufsicht Die jetzige Anordnung betr. der Franziskaner sei nur 
eine interimistische, und deshalb ohne fieftagung des. Bischo& ge- 
soheben. 

Ah Grunde gab man an: 1. die Fzanaiskaner yerlangen nicht 
mehr als SOO fl im Jahr>); das ist so wenig, daB ein Cberschufi 
vorhanden bleibt, um die ganz schlechten Bauiichkeiten zu repa- 
rieren. Geld war wenig vorhanden, da der Magistrat in Speyer 
immer noch die Wiesen und Acker vorenthiolt, die von den Jesniten- 
zeiten her dem Dom gehorten. 2. Bei Erkruukung des Domprcdi- 
goB nnd der Pto£»Bs<nen kann es Torkommen, dafi keine Aushilfe 
da ist; das ist beim Kloster nicbt m befOrebten. 

Die Yerhandlnngen mi dem Qrden landen emen beMedigenden 
AbseUnfi, nnd am 16. Hal 1777 wuide ifam die Sebule ilibertragen, 
nadidem dem Domlnpitel andi der Ordo doeoadi et doccmtium 
der Franoskaner Torgelegt ynorden war (s. Dokum. Kr. 22). Die 
bifl]ierigen Lehrer sollten Kaplaneien bekommen. Dcr Bisebof bMeb 
Bwar bei der Anffassung, dafi man zuvor ilrn h&tte fragen sollen, 
aber er stimmte schliefilioh doch interimsweise zu und lieB der 
SchulknmmisHion die Neuordnung mitteilen. Die Franziskaner 
dankten ihm fiir sein Wohlwollen. Jedoch verlangte er von ihnen, 
dafi sio die alte Art und Methods im Lehren beibehalten muBten, 
nnd die Schulkommission nahni m ihren folgeudcn Berichten auch 
Oelegenheit za versichem, dafi sieh in dieser Beziehung niohis 

*) Die Eosien wnrden nattlrlich aus der alten Fondaiion von l2S0fl. 
be«tniteD, nber welchc das Domkapitel nooh die Verfttgnng batte. 
MwoMOta 0«nDHDiM P««dag(^e« XLVU • 4 



50 Geschichtl. Entwickl. d. homanuifci MitteUchalwesens d. bayer. Pfalz. 



geSndert habe. Die den Dokumeiiteii ftbgedrnokie) Lebrordnniiif 
der Franiidauier komite abo in ihrer finfieren Form nidit eingefUhrl 
weiden, tie mag aber den Qeiet rerg^nwirtigen, in dem jene 
ibies Amies walteten. 

Der Konflikt KviBcben Bisohof und Domkapite! Teraehirfte sieh. 
Leteteres hatte in dom Btreit mit der Stadt Speyer in einer ESn- 
gabe an den Icaiserlichen Reichs-Hofrat (1778) Klage erhoben auch 
gegen den Bischof, dor den Bestand der Spnrerer Schulen bedrohc 
und die Jesuitongiiter und -gefalle wo nicht gnnz, m doch nnf>iMt«n- 
teils einziehe, wofiir der jahrlich bewilligte Geldbeirraj^ kom Ersatz 
sei. Zudem warf 68 ihm vor. daB er die in Besitz genommencn 
JeBuitengiiter nicht einmai tur sein Seminar in Bruchsal, wie er 
behauptete, verwende, ftondem den nen bemfenen Barmberzigen 
Brftdem ndtommen lasae. 

Yon dieser Anklage wurde der Blscbof vollstiiudig iiberrascht, 
da er docb e. Z« einen Kontrakt mit dem Domkapitel geaebloBsen 
hatte. Er mnfite Beriobt emtatten imd erfaielt daranf bin ein kaiaer- 
liofaeB Beekiipt folgenden Inhalto, der an Dendtehkeit mehis m 
wfioBoben flbiig llefi: 

Ehrwfirdiger Fflret, Lieber, Andftchtiger! Uos smd die Ton 
Deiner Andacht, in Betref der zu Speyer nacb ErloBchnng dee 
Jesoiten Ordens Befindlicben Jesuiter Giitern sub praesentato vier 
nnd swaniigBten Mertz, und sechs- imd zwantzigsten Junj, Laufen- 
den Tabres. crstatteto geliorsamsto Berlchte in Unterthanigkoit vor- 
getragen worden. ^Vurauf Wir nun deroselben gnadigst nicht bergen 
woUcn, wie deiner Andacht in koiner Maafi gobiihret habe, etwas 
von dem Stadt speyeiisichoa Jesuiter Vermogen ohne Unterscheid, 
es moge auch solcbes gelegen und Bcfindlich seyn, wo e» immer 
woUe, anderwftrte bin, als zu denen in Speyer Bestandenen, nnd 
deasen allerdinge Bedflrftigen Ptedig- nnd Ijehr-Amitalten ganti 
allein su Terwenden: Wir Befeblen denmaeb deiner Andaoht biemit 
gntdigst, nnd emstlieb, auf SrgSntiung nnd ToUkommener Biehtig* 
eteUung (les gedacbten Jesuiter Yermogens allenthalben den sorg- 
Munen Bedacht zu nehmcn, dem dasigen Dom-Kapitel ak Fnndatori 
dcs ehcmaligen daselbstigcn Jesuiter Collogii. hiervon die Nach- 
richt /u gobcn, dalielbe aber, aueli zugbMcb zum Ersatz dessen. 
was hololios sich etwann von Besagcem Jesuiter Vermogen inmittels 
erweialich zugoweudet hat, aozubalteD, und, wie allsolches gescbeben, 



*) KASp Hochtift Sp. 460 «. 



A. GeuUiche Sckaleii. 



51 



B«y Uns binnen twtijen. Ubaaton sllergehoniiBal BeseMtigt aa- 
snoigflo. • • . . 

Joseph. 

Der BUchof konntc nun wohl niclit ander» als sick fiigcn und 
ancli dteae Yeniolienuig. Aber er sak naifirlioh in dem Vor- 
gehen des Bomkapiteb eineii Bnieh des gfltiiclieii Obereinkommens 
Ton 1774 and sog damns die Konsei|nenzen. Er na]im flun die 
Yerwaltm^ des Schnl- nnd Predigtwesens in Speyer, die er ihm 
t. Z. interimistisch flbeitragen batte, und erklarte sdbst alles in 
der Hand behalten zu wollen. Die Franzi>«kaner erbielten die 
"Woisung einshveilen ihr bishcriges Amt weiter zu besorgen, bis 
neiie Anordnungen erfolgten. Naturlich muBte jetzt das Domkapitol 
den tundationsmaBip^en Beitrag zur Schule an don Bischof eiitrii hreii, 
was ea ohne Woigerung auch tat. Jedoch w olltc cb audi iibc'i (li ' 
Terwendung der Jesuitenguter nicht im Unklaren gehalteu Hein. 
IKesen Versuch eine Eontrolle auszuftben verwies ihm der Bischof 
entsohieden nnd erUSrto anfs bestimmteete, dafi er nnr dem Kaiser 
Bechensdiaft darflber s^hnldig sei Aneh di^ a. Z. eingeaetate 
Schulkonunisrion wnrde meder anfgeboben am jeden Scbein eines 
EinflusHCH des Bjipiiala an Termeiden. Der kunftige director gym- 
nasii Spirensis sollte tod nun an jedesmal direkt an den Bischof 
berichten nnd eventnelle An&agen an ihn richten. 

i) Die Domschnle iuit«r WeltgeisUiohen bis 1767 

nnd nnier ADgiistIn<«ra bis zar AnflSsnngr. 

Am 29. Aug. 1779 teilte der Bischof dem Domkapitel mit, 
dafi er gesonncn sei an Stclle der Franziskaner wieder Weltgeist- 
liche mit dem Sehiilamt zu betrauen. Da diese gemeinachaftlich 
beisammen wolinen sollten, so sollte das alte Jesuitenkollcg wieder 
in bewohnbaren Zustaud gesetzt werden. In den 5 Klassen der 
Schule betrug damals die Zahl der Sohiiler 4-|-7-^ ti-)-5-|-6 
33| in einem Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Die Franzis- 
kaaer haben, irie ea seheint, die Ebrwaitongen niohk eifttllt, die 
man in Ihien Unterriehl aetite; daram wollte aie der Biaehof niohk 
mehr haben. Aber es mag woM noeh ein anderes Moment mife- 
geapvoehen und ihn zu einem Wechsel veranlafit haben. Die Ober- 
tragnag der Lehrtatigkeit an die Fxanaiskancr ist s. Z. eigenmachtig 
ohne seine yorherige Zustimmung durch das Domkapitel erfolgt; 
das hat ihn stetf* goiirin^ort und er hat sich von Anfang an das 
Beoht eine Andening zu treffen Torbehalten. Jetzt liatte ihn das 

4» 



52 OMchichtl. EtatwioU. d. hmMiiift WtteliolmlwcMiM d. bayer. P&ls. 



Domkapitel dmoh die Anklage beim Kaiser nenerdiiigB gereist imd 
er erwiderie damit, dafi er das ganse Sdmlweteii^ adbtt la die 
Hand nahm. Da iat es begreillioh, wenn er im Arger anf das 

Domkapitel die Ton dieaem einat getroffenon Einrichtungen wieder 
beseitigtc. Es lieB sich nicht genan featstellen, wann die Franzia- 
kaner das Lehramt an Weltgeistliche abtreten muBten, aber ea iat 
aicher geschehen ; denn z. B. bat am 16. Tuni ITST der ^director 
scholarum*' in Speyer fur einige Wochen um L'rlaub nach Frankea 
und erklarte, bei dieaer Gelegenheit lun ao leichter bei verscbiede- 
nen. Ez-Jeeoiteii aioli nm eine branohbaro Pendiili«hkeii fiBr die 
Profeaaor in Speyer erknndigen m kSuneii, aachdem er ndi SGhoii 
snTor Texgeblidi an mehrere Adrenen gewendet hatte. Fransiakaiier 
warea also damala nicht mehr Lehrer an der Domaohule. 

Aua dem Anerbieten des SchuWoratandea geht aber auch hervoTy 
daB 68 Schwierigkeiten machte, geeignete Lebrkrafte zu finden^ 
woranf ja nohon friihor der Biachof hingewieaen hatto. als er die 
Speyerer yclmlc rinf^ehen lasscn wollte. Offenbar konnte die Liicke 
im LehrperBonal audi nicht ausgetuilt werden, und diesor Umstand 
veranlaUte cine nmie Auderung. Der Biachof beachluB die Schule 
am Dom den Auguatinern anznvertrauen und aetzte aiob mit dem 
ProTiarial deraelben ia IfOanerttadt im Benebnea (f. Boknm. 
Kr. 24). Die aooh TorbaBdeaen awd Lehrer flberaalua er aJa 
Begenten an daa Seminar in Brachsal, wo gerade dieae Stellea firel^ 
geworden waren. Nach knnen Yerbandlongen wnrde am 27. Ang. 
17S7 der Vertrag in Speyer unterzeiohnet, demzufolge die Aagoatiaer 
gegen eiae jIUirliche Entachadigung von 1000 fl. 4 Patrp^ sandten. 
Von diesen hatte einer die Dompredigerstelle zu verwalten, die 
andom droi die fiinf Klasaen des Ovninaeiuma zu ftihren. Die 
Gberaufsicht uber daa Schulwesen stand nuf Anordnung des Bischofa 
wieder dem Domdekan in Speyer zu. s* Imlvorstand war der Prior 
der AuguBtiuer P. Qelasiua F&th. Wir iiubeu aus der Zeit, in der 
die Augustiaer Lebrer der Domeohnle warea, Material, daa 
una einen EinbHek ia den eigentliehea Sdialbetrieb gewfthren 
kdnnte, so wie andi ana den Toranagebendra Jabnehnten weaig 
Kadbriehtea TOiliegen. Die dnselaea Netisen, die erindten aind, 
boziehen aich anf die Diaziplin, irie a. B. anf das Yerhalten der 
Schiller bei und nach der Chriatmeaae, auf den Beauch von Wirta- 
hiusem und die Lektiire ungeeigneter Bucher (a. Dokum. Nr. 25). 
Im Unterricht selbst wird ef bcim alten Herkommen geblieben 
aein. Die AuguBtiner ubemahmeii 1797 auoh daa Gymnaaium zu 
Bruohsal. 



A. GeiatUcbe Scbulen. 



53 



Aber damals httte ihre Tltigkeit in Speyer berelto ein Ende 
gefimdeii. Die Wiiren der BeTolntionndt hatten Bohon 1792 and 
1793 den Unterridit leitweise nnterbrodien, nnd die Lehntfihle 
waren laoge UDbesetzt geblieben. Am An&ng des Jahrea 1794 
fiuchteten die Angiuliiier iosgesamt aus Speyer, und damit war die 
Schule am Dom von selbst aufgelost. Das Domkapitel liatte sich 
noch einige Zeit mit dem Bischof wegen Regelunf^^ der noch riick- 
Btandigen Geldbeitrage zum Unterhalt der Schule in den letzten 
Jahren H 792 — 1794) henimzustieiten; der Bischof forderte die Be- 
zahluug, obwohl, wie das Eapitel zu seiner Rechtfertigung anfShrte, 
die ^Predigt- und Lehntiihle zu Speyer die meiste Zeit luodurch 
imbesorgt waren, im Jalir 1794 aber offenkmidiger maaaeii gimliclL 
atiB gelegen nnd gleiehwoUen die dalttr beliebte Abgabem lediglicli 
mar BlipendiA labetibin aeomidiim senitii meritnm deUta teyen, so 
beiuhet es znglelch in der unleqgbaiBten Notoritaet, dafi wenigsteoe 
swey drittheile nnseres EiDkommens Ton den Erzfeinden der Geisl- 
lichkeit und Religion usurpiret werden — dafi dem ohnehin er- 
«sh5pftcn Fabrik-Amt untibersehbare Kosten Auslagen bevoratehen 
— das Presenz Ambt hingegen disseitha des Rheins kaum soriel 
an Einkiinften zu erheben habe, als zur ohnentbehrlichsten blossen 
Lebsucht des Dom- und Chorper«onalfl erforderlich iat". Der ziem- 
lich beftig gefuhrte Streit beweist aufs neue, wie gespannt das 
Teiliillnia iwisohen Bisohof and Domkapitel eett der AoflSsong 
dee Jeeaitenoidene In SeholMcken geblieben ist 

la den mirnbigen and gefibilieken Zeiten der Franzosenheir- 
aebaft flilehtete sohlieflMeh anoh das Domkapitel aos Speyer and 
die diei Stifker der Stadt warden vom BSsebof 1801 f5rm]idi naok 
Bruchaal rerlegt. 1802 entannteBisehof Wilderich zwar nooh einen 
Domscholaater, aber das war nor mebr ein Ehrentitel. Die Bcbnle 
eelbst Itestand aioht mebr. 



B. WelUiche Schulen. 

Wir habeo biBher nui von geistlicheu Schulen gehandelt 
la der ffti lut es w 4w Belbnmilion Ib d«r Wk, nie m Mlidiit, 
nnr wenige Behnlen gcgoben, die Ton wdtUehen BehStden eln* 
gwiohtet nnd untediAltoii wmrdeD. In der widhtigiten Stedt, in 
Speyer, war bd der grofien Amahl geiiffioher Boliidett kein Be- 
dfirftiig nncli einer itftdtisdien -voriiiaden. 

1. Ble EatBsehnle too Laadaiu 

In Lendan dagegen wnrde Tom Bat der Btadt im Jahr 1432 
eine Schnle erStbet.') Was Torher anf dem Oebiet dee UnteizlDhte 
dort geleifltel worde, Ififit sieh nicht feetetellen; swar batten die 

Augastiner-Eremiten daselbst eine Kiederlassuog, aber Ton einer 
Schttle derselben horen wir in so firuher Zeit niohtB. Ebenso wenig 
ist bekannt, oh dio 1276 nach Landau bomfenen Steigerherrn 

Unterricht ertoiiten. 

Aus irgend welchen Grflnden wurde jedenfalls 1432 eine Rafa- 
schnle in einem stSdtischen Gebilude einj^erichtet. Der in einem 
Protokollbuch der Btadt noch vorhandene ^^Eid" der Schulmeiater 
gibt uns einigen AufschluB iiber die Scbole (Dokiim. Nr. S5). Dieae 
Schulordiiung, wenn man sie no nennen will, wurde im Jahre 1490 
revidiert und erweitert und batte in dieser Form dann aicherlich 
bis 1544 Oeltong; denn in dieeem Jabr bat nob noch ein Sobol- 
metster nnteisehrilliidi daranf Teipfliobtet*) 



J. 0. L»biDaDii» 17rkandliob« Octebichte der ebonallgen freim Baieh»> 
stadt Landau. 1851. — Notizen f&r die Geschichte der Schale enth&lt die 
Pfarrbe!!chreibuQg Landau tlortigen Pfiuiamt. Aoafllhrlidierea arcluTaliichM 

Material war leider nicht autzunnden. 

*} J. Holier, Vor- und frflhreformatorische Seholordnungen. 1885. Der 
Vvhaaw teilt Bmehstflcke mit naeb frQheren AiusQgai J. Frank in 

Weiskes Zeitung fQr diw huhere Unterrichtswesen Doutschlands 1873 Nr. 34 
S.268f. and J. 0. Lebmann, Urknndlicbe Gescbichte der ebemaligen fireieu 



B. Wdtlklw Sebvlfln. 



65 



Naoh der aUgemeinen Yerpflichtung des Lehrara wuide duin 
•eine rechtliche Stellung bchandelt, indem er aDgehalten wtird« 
aUe Streitigkeiten mit dem Rat der Stadt, nicht andenwo tMUOr- 
tra^eiu Gegenseitige KiindigiiDg war Tierteljahrig. 

Die Schule war in drei Elassen eingeteilt; den Lehrstoff der 
untersten AKtoilung bildete das ABC und das Benedicite, wohl 
eine Sammluiig von Gebeton: in der zweiten Klassc wurde Donat, 
also lateinische Grammatik gelehrt; fur die dritte Klasse werden 
Temporalia(/j und Catu angegcben. £s haudek sich alsu um eine 
ganz einfache Trivialschule. FiLr diesen Unterricht erhielt der Lehror 
▼on jedem Sohfiler ein naoh den Klaaaen Bbgestaftea Behulgeld in 
▼ierte^jSIirigen Baten, nftmlieh 18 Pfennige, 2 SchiUinge (» 24 9) 
nnd 2*^ Behillmge <— 309^. Znr Heisung dee SohuUokala moBte 
jeder Schnler tSgfich t Scheit Holz nitbiingen, ein Brauch, der in 
Landau erst 1553 abgescbafft wurde, anderwiits noch viel langer 
bestaod. Mit diesem Holz durfte der Schulmeister auch seine Privat- 
stobe heizen, en aber nicht verkaufcii. Yon Biirgcrkindern durfte 
er statt des Holzes kein Geld beanspruchen, dagegen von Aus- 
wartigen') eine Ycrgiitung von 12 Auch fflr die Beleuchtung 
dcB Schiillokals muflten die Sehfller selbst sorgen; die iibrig bleiben- 
den Lichtstummel gehorteu dem Leiirer; ebenso durfte er die 
plaohtmeftasen" d«r Older nehmen oder eine Eatadildigung von 
Z0 Terlangen. Eine weitere Elmialuneqiiene v«r fOr ihn der 
Oeaangiinteiricliti wofiir vt 10 Ton jedem Schfller beaBspnielien 
koonte; fomer mnfitoi ihm die SehUler ein bestimintee MbA ffindi- 
kerneibringen., aus denen im Mittelalier ein Getr&nk bereitet wurde. 
Auch sonst durfte er freiwillige Gesoheiike annehmen, Oetereier, 
Kirohweili- oder Opfergeld. 

Bemerkenswert ist, dafi er anedrfteklieli verpfliohtet war auch 

deutschen TTnterricht zu erteilen, wenn es von Eltem verlangfe 
wurde. Cb;ir!\l<teristi8ch fiir flic damjilige Zeit ist die Bemcrkung, 
dafi der Schullehrer aich gegen den deutschen Unterricht nicht 
wehren solle. Die herrschende Meinung der 8chnlherm war eben 

RcSehssladt Landan 1861 8. 101. J. Frank, AntiqnttiMhe Banctkniigm m 

einer Studienordnnng der liiteinischen Ratsscbnl': zu Lanilau vom Jahre 
1432. Speier 1874. Mdller hielt die Urkumde liir verloren, doch ist sie 
im ittiUlikcbea Arcbiv zu Laadau erhalten. Vgl. Heeger im Landauer Maaeam, 
Beibge sum Laiidan«r Anseiger 1906 Nr. 2, 

Ton auswOrtfl kamai gleicb anfiuigsKuider in dieM Bebnle; 14S8batte 
der Rat einen Streit (,Spaim*) swiioben swtticn TOD ihaen nnd dem Ldmr 
zu tchlichien (s. Dokum.). 



56 0«Miliie1itl. EaiwidcK d. hanuuiisi. MittebduilwMens d. bftyw. Pfids. 



die, dafi einzig daa LateiniHche in der Schule zu golten habd, and 
wie man sieht, bedurfte es bestimmter Vorsohriften, wenn raau auch 
dem Deutaohen ein bescheidenes Platzohen eingeraumt haben wollte.^) 

Der vonnittagigo Unterricht begann urn 0 Uhr, der nachmit- 
tagige endigte urn 5 Uhr, die Dauer der Mittegspauae ist nicht 
aogegeben. 

Die Moglichkoit einen Gehiilfen oder ^Locaten" anzunehraen 
war dem SchulmeiHter geladsen; 1490 wurde ein soictier angefltellt. 
DamalH warden auch kurze DiszipUnarvorschriften der Schulordnuag 
angefiigt ih. Dokum. Nr. 85). 

In dieser Verfassung blleb die Schule bis in die Zeit der Refor- 
mation, wie die noch 1544 gegebene Unterschrift eines Lehrers 
outer dem „Eid^ bew^t. Bit dem Jalin 15S2 iMganii Landftu 
aidi der Refomnation anziuehliefieii; neben der lateudBchen wnrde 
1537 Tom Bat in der alien Begoinenkhuiee eine dentsche Sehnle 
eingeiiohtet 

Im Jahre 1538 barg die Btadt in ihrcta Menem einen Teil der 
Heidelberger Universit&t; wegen einer Epidemie waren die 
Stodenten, wie 1400 nach Speyer, hierher dbergesiedelt imd durften, 
wenn sie die at&dtischen Oeaetze achteten, eine zeitlang hier bleiben. 
WShrend dieses Aufenthalts lernte der Rat durob den Ree^ens der 
Heidelberger Rnrse die YeihuItnisRL' der Stiuionreii keiiinTi iind 
nahm im Eiter liir die neue Lehre, zu der cr ^ioh bekaiinte, Ge- 
legenheit, zur Forderung dea theologischen brudiums eine Stiftung 
Hir arnie Burgerssdhne aus einem Teil der ihm zur Yerfugung 
fltehenden PfHtnden zu maeben. Im gleiehen Jabr noeh initle ein 
Leadnner SehUler mit dieeem Stipendimn bedadit. Zn gleiohev 
Zeit erbielt der lateiniaehe Schiibneister sn setnen bidierigen Ein- 
nnhmen eine jUurliche Znlige von 6 Gulden, seine S lOafter Hob 
und einen Cberroek, den er beim Kiiofaeobeeuche in tragen hatte. 

Im Bteten Kampf mit den Oegnera der neuen Lehre sorgte der 
Bat fOr deren festere Begrundimg und forderte daber das Sohol- 
wesen mSglichet. 1542 wurde fur die lateiniaehe Schule ein neues 

Schulhaui^ sowie eine Wobnimg fur den ^ludiina^pter" gebaut. 
Einige Jahre nachher warden in der deutschen Bchule neben dem 
biaherigen Lehrer. der im I(f»sen und Katechismus unterrichteto, 
ein besonderer Rechenmeister ungeatellt mit der Aufgabe, Schreiben 
tmd Rechnen zu lebren. Dieser wolUe nun auch lateinischen 



') S. A. Matthias, Oeachicbte dea deutschen Unterrichts, S. 



a Weltliehe Scfanlea. 



57 



Unienieht erteilen, erhlelt aW dazu mit Bndniohl wt die latei- 
lUBohe Scbule die ErlaubniB nicht. 

Die lateinisohe Schule entwickelte sich immer mehr, so dafi 
1553 neben dem Lndimagistor noch ein Collaborator, ein Hilfe- 
iehrer, bestellt wui-de; er orhiolt die Kost im Spital iind iahrlioh 
20 fl. Besoldong. Gleichzeitig faod eine nuibige Erhohung (iea 
Schuigeldes statt; auch das „8cheitertragen" zur Beheizung wurde 
abgeatellt imd dafur eine kleine i'^iUnchadigung an Geld entrichtet 

Im Jabr 1554 war njioh langeia Kampf die Reformation la 
Laadmi durefageflihrt; das biadile manehe ADdemiigen im Xirofaeii- 
imd aucli im Soiiiilweseii mit sich. Eia Ratabeir wurde Svperinieii-' 
dent, Avfoelier fiber dat Kiroben- imd Sohnlwesen; docb wnrdea 
ftr letiteres bald zwei besondere Soholarchen bestellt. 

Das stetige Anwachsen der Sehnie veranlaBte im Jabr 1561 
die Anstellung eines dritten Lehrera oder Locaten; docb wnrde er 
schon im folgendon Jahr wieder entlassen, weil die Ratsherm zwei 
Lehrer fiir ausroichend hielten, zumal man diesen doch nnch statt- 
liche Unterhaltung und Besoldung gebe. Das tat aber nur ein 
paar Wochen gut; man sab die Benachteiligung der Jugend ein 
and bolte den entlassenen Lehrer wieder, so dafi nunmehr jede der 
dvet Klaaaen ihren eigenen Lehrer batle. 

Bie vermelirte Sobftlenahl uid die geateig^en Lebeiubedfirf- 
mme ▼eranlaflten den Bat, die Bewldanfen der Lebrer an efbdhen 
(1565 imd 1566). Der deutsche Schiiilebrer bekam statt 30 Gulden 
nunmehr 40. Zwei neue Lehrer an der 2. und 3. Elasse der Latein- 
aohule erhielten 55, bezw. 45 Gulden jahrlich. Dem Lehrer der 
3. KlasftP wiirden bald 5 fl. genommen, weil er noch eine Pfarrei 
dazu bfkum, und diepe dann dem der 2. Klaase zugclegt. Der 
Gehult <ies Kekrors wurde von 80 fl. auf 100 erhoht. Das Schui- 
geld wurde unter die drei Lehrer gleiehmiiBig verteilt. 

Damalti wandte sich auch Landau, wie alle lutheriHchen An- 
atalten der Pfaia, mebr und mehr Ton der reformierten Univer- 
■itit Heidelberg ab imd aeUofi aieh an StraSburg an. Pflp einen 
in Straftburg etadierenden Theologen ana aeiner Yateratadt Speyer 
vermaehte damals der Arzt Dr. J. Stock in Frankfort erne jSbdicfae 
Bente von 30 fl. , wofQr sich der Stipendiat Teipfliohiett mnSte^ 
ap&ter in den Dienst der Stadt zu treten. 

Den IlaupteinfluB auf die stadtiache Lateinschule hatten zu dieser 
Zeit die evangelischen Stadtgeietliohen, ohne deren Gutachton kein 
Lehrer angestellt wurde. Sie ubt* ti auch durch brieflichon Verkehr 
mit den Strafiburger Frotesttoren erne Aufsicbt ana uber die dortigen 



58 OtsehklitL EbiiwieU. d. bmnaiiut. Mitt«lMlMiIw«Miit 4 bayar. Ffftb. 



Landauer Studenten. Es Ist anzunehoiAll, daS avch dttr Untsniahii* 
betrieb nach dem Yorbild d«r Strafibuigev Befaulaii tingeriditot 
irarde. 

Anno 15S() war die Sohule unter cinem iiachl§.8sigen Rektor 
zurii( kj^egangen iinfl dalu-r durch den Su]teriiitcudeiiten und den 
Bta ltbchreiber visitiert wcjrdcn. liiful^tjdessen erbielten die Scho- 
larchen und Geistlichen den Auttrag geoauere KontroUe m uben 
und auf die Dnrcbfubning einer besBereo Methode zu dringen. Da 
kern Erfolg enielt wnrde, nmfiia det Bektor gehen. Der Rat hat 
ako mit Ernrt ftber seber Schnle gavaeht; wia jelit «o warden 
aach ip&ter statB (s. B. 1003) neben den Seholarohen die Oeistliolien 
mit der Yiattatlon betraut 

Dem Lehrer der 3. Klaaee worde damab filr den ran ihm 
erteOten Mniikonteiriolit eine jSbrliehe Yergfttung Ton 10 fl. be- 
iriiligt. Anne Knaben erbielten aus dffenflidien Ifitteh Wohnung 
and Kost beim Rektor im Schnlbans. Ein wenig gftnstiges Uitell 

fiber die Schnle findot rich in A^m Bitt^ipunch eines Vafors nra 
Aufnahmo seines Sohnes in das 8tipendium zu Ilombach (Zwei- 
brfickeu), wo cs heiiit: „\Van dan die 8chu©l alhi© zu Landaw . . . 
mit Lectionen vnd exercitijs fur die stndirend Jngent, ettwas gering 
vnd ecblecht, vnd also dieselbe langeam oder gar nit die nott- 
wendige profeotm erlangen mag."^) 

Alls dem 17. Jahrh. horen wir kaum etwas iiber die Schule; 
der SOjUurige Krieg and dann Beselzung Landans dnroh die 
Franzoaen, womit angleicli die Bestrebnngen naoh KathoUtiemng 
der Btadt veibnnden waren, konnten das Selmlwesen nicht fi^rdem, 
aeitweiBe war der Unterrieht aneli nuterbroehen. Die Anfeieht fiber 
proteetantische Kirdien- and Schulangelegenheiten mnfite c. 1680 
neu geregelt werden, weil dergleichen Dinge imter dem katholischen 
Rpirhsscbultheifien in den Ratssitzungen nicht mchr vcrhandelt 
wurden. Es wnrde ein ^Ministerium^ gebildet mit pinem Senior, 
dem altesten Pfarrer, an der Spitzc und den Geistlichen und den 
zu Kirchen- und Schulsachen bcorderten Ratsherrn als Mitgliedem. 
1683 wurde ein franzosischer Spracbmeister angestellt. Beim Brand 
der Btadt 1689 ging auoh daa protestantisohe lateinische Schulhaus 
sugiunde. Der Intendaat gestattete denWiederanfban nnr nnter der 
Bedingong, daB die HUlle dee sar YerfOgung stehenden Plateee der 
rSnuBcfa-katholieohen (denteoben) Schole abgetreten wOrde. Fdr swei 
Sohnlen war aber der Ranm m eng, weebalb die katholiMdie Sehnle 



ZweibrQcken, i^irohaiscbaffiaei-Arcbtv 11 32. 



B. WeKlkfa* 8ehiil«B. 



ibn gain erhielt vdA di« proMratiidie rieb mit «iiiem andem 
Haus begnugem aiiiBle, in dam aiioh der Bektor und ain Lebrer 

Wohnnng bekamcn. 

Im Jahr 1722 wurde die Stadt durch den franzosischen Inten- 
dantpn zur ErrichhiriL' einev katholischen T.atci n«!ohnlf» 
zwungen, weshalb oiiie Stouererhdhung denBiir^'em nuteriegt werden 
mufite. Bald daraut 1724) flbertrucr der Intendant die Leitung 
derBelben den Augustitiern und zwang den Stadtrat zu einem jahr- 
lichen Zuechufi. Aufierdem aber und uugeachtet der Klosterein- 
kflnfte muflte dia Sfcadt dia M5iiaha aiiah baaoidaa; dia swai Pro- 
faworan bakaman Jilulieb €00 Lbraa und 16 Klaftar Hols und dar 
Proviior, dar dia Yorbaraitiuigsklaaaa batta, 300 IdTiaa, lOOL. Haiia* 
sins und 4 Elafter Hols. Aaab ffir die Haisang der Scbvlrinma 
mufite die Stadt aufkommen, der mit alle dcm eine groBe Last aii%a» 
bOrdet wurde. Die Schule erlangte indes keino bcHondere Bedeutung. 

Die alte eTangelische Batsschule bestand daneben "woiter. Die 
Zahl der bchiiler war zicmlich proB; die evanprcHsrhe Oeraeinde 
Laudau zahlte urns Jahr 1770 uii!j;i f ihr 1500 St uien, die Zahl der 
Knaben in der Latoinachulo schwankie in ilen Jahren 1770 — 1780 
zwisehen 61 und 86, wahrend die deutacbe Bcbule vou 130 — 160 
EiDdain baanebt wvrda. Doob Utt die Sobnla bald aehr unier dam 
politiaoben tmd kirablieban Dniok und veifiel immer mabr. Dontb 
die Taraiiiigiiiig daa linkao BbeSanfen oiit der firaasOaiaoliao Bepii« 
blik orfabr ria daa Schicksal aUer PfiUser Bchulaii und fial imlar 
die neuen franzdsischen Schulgeaatea. Sle glog aobfiafilich sogar 
ganz ein; das lateinische Schulhaus wurde dann yon den protestan- 
tiechen Gcistlicben bcwohnt. Er^t im Jahr 1819 wuida de ala 
Kgl. bayeiiscbe Lateiu^chula.neu organisiert. 

2. Lateiuscbule uud Gymnasium lloningen-Cjlrunstadt. 

Der Ort Honingen, der heute nicht mehr besteht, gebdrte 
zum Gcbiet dar Qrafen Leiningen-Weaterbnrg.^) Salt 1120, naoh 



^} Die Czegend, in der das .Scblofi Altleiuingen und das Kioster Uouingen 
lagea, biefi in alter Zeit .Heina* oder .im Hain" und daroa b«laun daa Kloater 

den Nanien Heina, Hegina, Hegeoe, woraus alltn^hlich H5ningen warde. In latei- 
niachen Urkunclf- heiSt es 'In dometis*. — Zur Gescbifhte der Schule 5?iehe: 
J. 0. Lehmann, oesdbicbiUcbe Gem&lde atu dem Rheinkreise Bajems. 1. Ueft: 
Das Leininger Thai. 1888. — Rnd. Decker im Oranrtadter Auceiger 1894 Nr. 180 
—193. — Remling, Klflrterll 8.66. — Brinkmeier, Getehicbt : H i , s v 
Leiningen, I! 8. 148f., 212ff. — OOmbel, Geschicbte der protestantischen Kir li ' 
der Pfalz, S. Id5f. — Das Pffurramt Grodbockenheim (P£aiz) ist im Besitz ernes 



60 G«ioluelitl. EntwicU. himuMiwt llitteliebulweiana ± iMjer. F£al>. 



anderar Aogtbe aeit 1135, beataad dort ein Kloster der Augastineiv 
Ohorherrn, von denen man wohl annobmmi darf, daB sie auch eine 
Schule in ihren Mauern unterhielten ; genauere direkte Naohrichten 

Hcheinon nif^ht vorhanden zu sein, doch wird scbon in alter Zeit 
die Gek liis;^nikeit dortiger Monche gerfihmt. Im Jahre 1569 traten 
alle Insaatsoii des Klosters 7iir lutherischen Lehre uber, nahmen 
Pfarretellen in der Umgegend aa und stellten daa Kloster mit seinen 
OefiUlen dem Grafen Philipp I. von Leiningen zur Yerfiigung. Im 
BiiiTentindnia nit Mimft BfSdeni, wekdM ihren Aatdl an dea 
EIoBleig&tem liAtten bmspinobeii kdmien, Terweodete dieaer die 
ISnkQafte aneh fenmbin „ia ttomsm Zwwikim% d. h. mr fSMar 
dung einer lateinischen Sohale in HdiiiDgen imd bettimmte 
einen allenfallaigeD t^berschuB zu Stipendien fiir Studierende der 
Theologie; aliea wurde durch einen Yertrag von 1579 nochmals fest 
geordnet. Ersf 1573 konnte die Schule unter dem ersten Leitcr 
Matthias M iuruB eroffnet werdea, (Lft infolge eines Brandes im 
KioBter ein Neubau notig war.*) 

Wie fiir die Sbrigen Pfalzci Schulen der damaligen Zeir war 
auch fur Honingen das Schuhvesen von Strafibura: vorbildlich: 
wenn Ton dort aus weiter entfemte Schulen beeinHuiit wurden, bo 
war das noch viel nielir der Fall bei deu unmittelbaren Nachbar- 
lindem. Job. Sturm war dort eigeotiieli die Seele der gumn 
Oiganiaalion, »ber nieht flbeiall bat er diiekt bei SebnlgrOndimgen 
mitgewiikt Dot blog ancb nut konfesaioiieneii Fragen nuammen. 
Sturm war Ealnaist; daber woUte nan ibn niobt gem in litdieri- 
schen Lftndem mittun lassen und lOg lieber eeinen Oegner anf 
konfessionellem Qebiet, den strengen Lutberaner Marbach Ton 
StraSburg zu Rate. Er wur in der Kurpfak unter Ottheinrich tatig, 
wir werden ibm in Zweibruckeu wieder begegJiP?i und froffen ihu 
jetzt auch als Berator bei Qrundung der Schule in Uduingeu. ^ach 

Manaskripte vom Jabr 1755: ,Von der 8chule zu Udimiugen", verfaiit von J. Fr. 
Beltser, der 1744 als Lehrer nach Orfisstadt kam. Es enth&lt die Geachichte 
der Schule von 15^—1630; Veneiebnie der Lehnr bii 1687; Lel^tioaeplBiie iiiid 

Schulfjesetze ; Verzeichnis von SchQiem und Stipendlaten und vor alleni eiii- 
geheudere biographische Notizen Uber eioe Reihe von Lehrom. S. J.Weber, 
Pf&l2i«che8 MuAeuiu 11M>9 S. 99 f. and 182 f. — ArchiTaliscbee Material fiber die 
Amtali in der F!vaiMfleeiueit liegi im KgL SreinwebiT Spejer. — Soinit koaate 
ich leider Materuil nugeads fiiid«B, aaoh nicht in LeiniiigiaoheR Arohir m 
Ainorbach. 

*) Die Lehrer der Anstalt sind Terteichnet ia tmtm Anhang cam Jahree* 
bericht Toa OrQiutadt 1880/81. 



B. W«lili6l» Sehnlen. 



61 



Beinem Flfto warde diese eingeriohtet, und von ihm vnrden ^ 
enten Lehrer empfohlen; er hat, wie bariehtet wird, noch ofter 
auf Begehren des Grafen junge Leute zam Kirohen- und Bchul- 
dienat gcsohiokt. Drr orate Rektor Matth. Maurun war zngleich Hof- 
prediger dea Gnifeii und hatte ala Besoldung freie Wohnung, 
50 Malter Kom, I Fuder Wein, Hoiz und 30 fl. Die zwei neben 
ihm amderendeo Prazeptoien , die audi predigen miiBten, hatten 
ein jahrliches Gehalt von 50 fl. und freie Kost in der Anstalt. 

Die samtlichen Schiller — vorerBt 30 an Zahl — waren in einem 
loternat nntergebracht teils unentgeltlich teils gegen eine jahrliche 
EDtBcbAdigttng von dO Ins 40fl. 8ie waren in swei Kvne ein- 
g«teilt, denm Unteiriobteplaii natttrfioh Toniehmlieli tad den Betrieb 
daa Lateinlaolien eing«riehtet war, m es die Zeitriebtnng ftberbaupt 
und besondera der von Strafiburg anflgebende Stannsohe Oeirt for- 
derte. Daneben ber ging Beligionsonterrioht, Oesang und Mudk in 
alien Klassen, ferner etwas Griechisch, Dialektik und Arithmetik im 
Oberkurs. AIb Lektfirf* dienten die auch ^nnnt ublichen Schriflen: 
Ciceros Briefe und Reden imd Cato. im Otipr biHohpn Plutarch 
de educatione. Die Stundeneinteilung und die soust noch benutzten 
BQcher ergeben sich aus dem Lektionsplan (a. Dokum. Kr. bO}. 
J&hrlich fanden zwei Examina und zwei Versetzungen statt. 

Der mit gutem Erfolg betriebenen Schule drolite bald Gefahr. 
Eine Pest im Jahre 15&3 machte eine mehrmalige Unterbrechung 
notwendig nnd biaehte die Grafen anf den Gedanken, die 8obnle 
ganz m scbliefien. Da war es Tor allem Harbaeb, der dieaen 
Plan Yereitelte nnd den Fortbestend noherie; er beaorgte aneb 
vieder neae Lebrer, nnter denen aUerdings in der nSebsten. Zeit 
niebt zum Nnteen der Scbnle ein aebr bftnfiger Weebael etattfand.^) 

Der Unterhalt der Schule erforderte damals durcbecbnittiUcb 
38SS fl. pro Jahr, wahrend ihre j&hrlichen Einkunfte an Kom 
und Wein (2 fl. das Malter nnd 30 fl. das Fuder) zusammen 
'^f>lO fl. ausmacbten, ao da6 nocb ana anderen Mittebi zugelegt 

werden mufite. 

Dieser Aufwand erschien einem Verwand ten des Grafon Plnlipp su 
grofi; er vollte den ihm zustehendeu Anteil an den Honinger Gei'allen 



*) 1598 war der nachmals als Gelehrter und Dicht«r bertlhmte Tbeodor 
Rbodiii* als junger liamn Lehrer der Aiurtalt. Seine Wcirlce nnd Gediobte 
wurden 1625 verSffentlicht (s. fiber ihn in der „Allgemeiiien deatecben Bio- 
graphie"). In dem Jlannskript von Qrofibockenheim i«t fiber ihn aiufllhrlicb 
gebandelt. 



6} QwchiehU. Entwudd. d. bumiBifU tfttt^hnlwMeni <L bftyer. Pfkls. 



£eber zor BefirMdignng Miner venchwenderisohan Passionen als zu 
SehalBweoken verwenden und eachte durch einen gewalktftligea Ober* 
fall mit einem Reifertrupp die SchlieBiinp: der Scliule zii errmngen 
(1595). Aber Graf Philipp gah nicht nach, 8on(1em setzte einen 
Vortrag durch, welcher das Fortbestehen der Schule sicherte. Die 
drei ^raflichen Linien erhielten fur je 3 Sohfller Proiplatze. je 
100 Malter Koru und 3 Fuder Wein als Entschadigung: fiir deu die 
EmkOnfte etwa flbenteigeaden Mehrbedwf der Sohule mufiten die 
Sobfiler aufkommeiL 

Eine nodunaUge Bediokimg tou der gldeben Seito reraitelte 
der Tod det FriedentttSterB. Die wieder aufbretende Petl itlEte 
aaoh den Boschfltzer der Schule, den Grafen Philipp, weg; dooli 
war mik Sohn Ludwig niclit minder fOr tie betocgt. Er Mtite 
noh sogar durch eine Abscblagezahlung an Beine Yerwandten in 
den alleinigen Besitz der Roluile, so da6 fur derpn Zukunft nicht 
mehr die Interefwen veriscliiedener Linien von EintiulJ waren. Die 
Zahl der Sehiiler Btieg auf" 00. In seinem Testament (lt>22) empfahl 
Grai Ludw ig seinon Sohnen die Erhaltung der Schule. „Das (Jioster 
Henniugen, bo zur Bchul Terordoet iat wordea, soil bey der Schul, 
wie ne bej vam Myn wild, Tetbbibeii.*' Btwaige CbendiiMe 
mrdeii fOr das Bpital in OiOnatadt beatimmt. Dooh bekamen mi- 
bemittdte fitudenten auch UniTerntiCaBtipeiidien tod 40 — 60 fl. 
jAbrUob. Theologon mofiten in Btrafibiirg stodieren (denn Heidel- 
berg war reformiert) und waren der besondoren Aufsicht dri Pio 
fesBoren imterstellt, welche dem Grafen jahrlich zweimal uber Fleifi 
und Betragen berichten muBten. Abnlioho'* famlon wir sohon bei 
Schulern, welche von Landau nach Straliburg kamen. 

Das Rektorat verwaltete in dieser Zeit von 1602 — 1626, mit 
einer TTnterbrechung von 1005 — 1609, der Hofprediger Paul Wenzel 
aus Hageuau, der die Anstalt bedeutend hob. Er fiigte eine dhtte 
Klaase binxu, Terteilke and erweiteite den Ldintoff danentsprechend 
and gab nene Scbulgeeetee. 1621 erforderte die Frequeni der 
Sebnle (o. 60 Behfiler) die Berafii^ eines Tierten Lebrers; die Ndte 
dee 30 jShiigen Krieges machten rich also damals noeb nidit geliend. 
Aber bald storten die Plftndenmgen der npanischen Tnippen die 
Bnhe in dem abgclegenen, stillen Ort Der Schaffner des Inter- 
nates Tvurde ormordet, cin Schftler bei der Plunderung des Dorfos 
crxchossen, so daB die andem cs vor/ogon sclileunigst in die 
Ileimat zn roisen und die Solmlo 1625 gesclilosson werden mufite. 
Zwar versiichte man von 1G27 an nooh einmal H\e fortzufiihron, 
aber es war kein Erfolg uiehi* zu erzieleu. im Jahr 1030 giug 



a Wfllilidie fiohnlAii. 



63 



ne defiaitir ein. Dm war ein bedwwrliohes SoltiokMl; deim dvrcli 
die gute Einriohtung miter Rektor Wemol hfttte aie eiium erfirau- 
lifihen Ao&ohwnng genommeii. 

Der Lehrstoff wurde von ihm auf drei Klassen Terteiti.^) 
Die mtento blieb naturlich fUr die Anfangsgrunde, in der mittioren 
laa man \m Lafpinischon Ciceros Reden, Terenz und Vergils 
Geort;i(a. ini (ii icchischen Plutarch de educ, einige Reden des 
Demosthenes und Isocrates; in der Oberklasse wurdeu im Latei- 
nischen Cicoroa Offizien und kleinere philoHophische Scbriften, 
Vergils Aeneis und die Oden des Horaz behandelt, im Griechi- 
scben Homer und Hesiod gelesen. Zur Dialektik war nun auch 
Bhetorik hinzagekoiiimeiL Ee ist eia siemltob umfiuigreiolieB Lebr- 
progiamoif dae der Bektor bier anfsteUte; auch an grofleren An- 
Btelten wttrde nidtt iibemll io damaliger Zeit eine so anegedebnte 
Iiektfire gepflegt, yor allem ist die ttarlce Betonung dee Griecbi- 
Mben zu beaebten. Aber die alien Sprachen waren auch nahezu 
das einzige, was gelehrt wurde ; von Realien horen wir niobts aoBer 
dem bifichen Arithmetik. Natiirlioh war der Bestich der einzelnen 
Klassen wie auch son^t in jener Zeit auf mehrcrc Jahre berechnet. 
Es darf also die Bezeichnung ^Klasse" nicht in unserom Sinn ver- 
standen werden als eine Schulnbtoilung mit einem in Jabresfrist zu 
erledigendeu beHtimmten Pcnsum, sondem als eine Untorrichts- 
etnfe, aof der ein BohillOT mebrere Jabre verblieb. An groScren 
Oymnaden mit mebr ^Klaasen'' ergab neb mit der Zeit die aiieb 
dnreb Yerordnnngen feetgelegte PfaziB einee swe(jtbrigen Besaehee 



>) Eu Stundenplan fBr die 2 obtrea EbMaen, au dem eiob aucb die 
Lebrbttober ergeben, in dem Ms. von GroObockenheim lautet; 

Secunda clafsis: ITora 6. Graniinutica major in quaestiones reflarta et 
Syntaxis, priori bus diebus: posteriori bas, Tchemata Moireliaoi — Hora 8. 
Ciceronis orat. pro Archia poeta, pro M. Marcello, pro rege Deiotaro. Cate- 
chiniiM Chytrui, die Merenrii ei Sabbatbi. — Hora 9. Tenntive prioribos 
diebus: posterioribua exercitium stili, versuum restitutio el expositio, cum 
prOBodiae exerc-itatioue. — Horae ponieridianae: Hora 12. Musica. — h. 1. 
GeorgicH Virgilii, Nomenclatura graecolatiua Frii'chliui. — h. 3. •Syntazis 
graeca, oratio laoeratis ad Demotiiiniiii, Faedagogia Flntarabi, Demostlienet. 

Prima et supreina clarsia Hora 6. Dialectica Lofsii ex Fhilippo. 
B. S. Rbetorica Lofsii ex Pliilippo. — Hora 9. Officia Ciceronis, aut de seneo* 
tote vel Amicitia. Diebua Merc, ei Sabb.: compendium Heerbraudi. — 
Fomeridianae Horae: bora 12. Mnaioa. — b. 1. Horatiiis. Aeneis Yirgilii 
prioribds diebni. Die Hercnrii exerdtiiuii styli. emamnodi nmt aignmeota 
graeca et latina, versus li^raeci et latini.' Die vero Sftbbafhi Alitbmetica 
Lofiii vel Qemmae FrisiL — H. 3. HeQodos et Homenw. 



64 Gtsebichtl. fifttwieU. d. IniBumist If ittdaehnlveaena d. bagrer. Ffids. 



einer iotolien AbtellnDg; an kleincn Anstaltoo mit wenig jiKlAMen*^ 

wie Honingon miifite naturgemafi die Zeit langer bemesaen wwden, 
weim die Absolviemng dor Schulc zum UnivenitiUsbemch benchtigeD 
Bollte, wie es in Honingen der Fall war. 

Die Unterrichtszeit wShrte taglich 0 Stiinclen, morgens im 
Sommer von 6 — 9, im Winter von 7 — 10, nachmittags immer von 
12 — 3 IThr oder auch bo, dafi nach 2 Stundoi am Vormittag und 
Nachmittag je eine einetiindigc Pause eingcsr liob. n wurclo. 

Die KontroUe uber Lehrer und iSchuler wurde auBgeiibt durch 
zweimalige Priifung im .Tahr. 

Bei dieeer Gelegenheit fuhrten die Scliiiler lateiuischc Stiicke 
auf, besonders die Komodieii Frischlins. Dieee Einfiihning der 
Humanisten, welche zur Ubung in der lateinischen Sprache diente, 
erg&iute Bonut das Lateinsprechen, dai Sehfllem und Lehreni 
2ur Pflieht gemadit war. So war es llberall in den damafigen 
Schnlenf die Hnttenpracbe war verpdnt. 

Die Schule in Grfinstadt. Auoh nach dem Westfalisohen 
Frieden war nieht daran ni denken die Sclrale wieder zu erSifnen. 
Ea war unmdglich Ton den Twannten Baoem die GeftUe einn- 
treiben, Ton wdchen der Unterhali der Sohule bfttte bestritten 
werden konnen. Andere Mittel standcn nicht zur Yerfugong and 
konnton auch von dem Grafen selbst nieht aofgebracht werden. 
Ala dann die fruheren Einkunfte sich nach nnd nach wieder ein- 
fitellten, war bei dem damala regierenden Grafen Ludwig Eberhard 
kein Tnteresse fiir die Anatalt vorhanden. Er war katholisch ge- 
worden und hatte dadurch den Sinn fflr die lutheriache Schule ver- 
•loren: ssudem ffihrte er ein iippiges Leben und verbrauchte die 
Qelder auf diese Weise. Mit Miihe wurde er durch seine Yerwaudten 
davon abgebraoht das Klottergut an frantonBohe Nonnen an Ttt^ 
geben. Anch sein Bobn Pbilipp Ludwig daekte nidit an eine 
'Wiederemohtong der Sefavle, Terftnfierte vielmebr sogar einen Teil 
der HOninger GefftUe and wollte eben anderen Teil den Katholiken 
zuweiaen, mufite sich aber dann infblge eincr Besohw^e der Pra- 
testanten beim Beichskammergericht achriftlich verpflichten, er 
wollc die Evangelischen ^bey Kirchen, Schnlen, Chriatlichen Stif- 
tungen nnd deroselben Gfither und Einkunfften schutzen, und solche 
durch Administratores gebubrend vprwalten lassen, dergestalten, 
dafi fiirters .. . die Kirchen und Schulen im Bau erhalten werden". 

Ala im Jahr 1705 die protestantische Linie Schaumburg zur 
Begierong kam, brach eine beaaere Zeit tur das Schulweaen an* 



B. Wdltlich« Schuleo. 



65 



Der Fkii die alte IsteiiiMclie Behnle wieder erstehen zn lassen 
kam Tor aUem aneli einem in dec Bevdlkerang ernsfiieh herror^ 
getretenen Wuueh enlgegen. Da es an Bargeld gebn«h, begann 
man 1716 in nnd anfier dem Lande Beitrage zum Erwerb einea 
SchulgebSudes zu sammeln. Yor eolchen SammlungeB scheuten da- 
mals aach grofiere Herrschaften, wie der Herzog von Zweibrucken, 
nicht rnniolc, so fremd es \\r)<t tindi anmutet. Ala Sitz der Schule 
kam iluningen nicht mehr in Hctraelit, weil die Klostorgebaude 
in zu schlechtcm Zustand waren; deshalb war es zienili h selbst- 
verstandlich , dafi aie in die Residenzstadt des Grafen nach Orun- 
etadt Terlegt wurde. first 1729 konnte sie eroffhet werdeu. Sie 
-war im enteo Jahr Ton ZZ Sohfllem Veaneht and Ton einem ein- 
zigen Lehrer geleitet; 1730 kam ein zweiter binm, JoIl Jak. 
Haorander, der den litel ,,Kenrektor* ftthite. Die Zahl der 
SehQler wnolu immer mehr, ao dafi 1744 em diittor Lelirer ange- 
steUt wnrde, J. Fr. Beltzer; er war sngleich Pfarrer in dem nah- 
gelegenen Sausenheim mid riickte an der Schule im Rang zwischen 
Rektor und Konrektor ein und zwar mit dem Titel „Prorektor". 
Rektor war von 1736 — 1762 Job. Jak. Dietz. Unter ihm gliederte 
sich die Schule in zwei ^Klaasen", von welchen jede wieder 
mehrere „Ordntingen" umfaBte. die obere oder erste 3, die untt rt' 4, 
Baraus geht deutlich hervor, wie sich der damalige Begriff ^Kiasbe'' 
Ton dem beutigen nnterBcheidet; man kann die Einteilung der 
Scknle Tergkiehen mil nnaerer aUen Unteraolieidmig awisehen 07m- 
naainm (1. i^KlaBBe'' mit 3 Ordnnngen) und Laieinaclinle (2. ^Ekaae" 
mit 4 Ordmmgen). Aueh in den ^Ordnnngen" werden die Schiller 
wohl bisweOen swm Jahre geweien sein; Bie traten ja audi achon 
als Elementarschuler in ganz jugendliehem Alter ein. 

Der Unterricht selbst war im wcsentlichen zunachst noch im 
alter human istischen Geist gobalten, er war Sprachnnterricht unter 
starker Betonung des Lateinischcn; das Gh:iechi8the , das erst in 
der oberen Klasso getrieben wurde, war im Gegensatz zu friiber 
aehr zuruckgedrangt und hatte hauptsachlicb als Ziel die Lektiire 
des Neuen Testamentes; eine Rede des Isocrates pflegte man auch 
nooh m leeen. Ln Lateiniaehen laa man anf der Unteiatofe Cor- 
neliaa Nepoa nnd Briefe Oioeroa; in der oberen Klaaee: Ciceros 
Beden, Caeaar, Orid, Onrtitta, YergiL Ala Sxginamig aom ReUgiona^ 
nntemcht wmde Philosophie behandelt. Hebr&isch wnrde fiftkultaliT 
gelehri l^e zeitgem&fie Neuerung im Lebrplan wurde auf Ver- 
anlassnng des 1744 emannten ^Pror^toza** Beltzer eingeftihrt; er 
aetzto die Aufnahme der bisber gaoi Temaohlaaagten Bealien^ 

MmuMBta QmmmlMt FMdagCi^M ZLTJI 5 



66 Geaehiehtt. EntwicU. d. humuiif. MittalMliolwaiein d. b«jw. P&ls. 



Oeaohiohte, Geogiaphie nod Miner Matbematik, unter die Lehrgegea^ 
etSnde durch. 

Yon Wichtigkeit Mr die Entwicklungageeohichte der Anstalt 
war das Jahr 1 752. Der neue Prorektor Herrenschneider aus Strafi- 
burg, der an Stelle des alternden Relctors die einfluCrpirli^te Por- 
Bonlichkoit ^var. paBte die Sohnle, wulche bisher in ihrcr Eiurichtung 
und Eiuteilung iu Klasaen uud Orduungen gewisse Eigentiimlich- 
keiten aufzuweisen hatte, der damalfl allgemein ublichcn Schul- 
form an, indem er statt zwei Klasden deren vior eiarichtete und 
den Lebretoff dementspreebend anders einteilfee; jedocb waren m- 
nftdhflt nor diei ozdentfiehe Lehter angeetellt. Die Tierle, antexate 
Elasse war der Yorbereitnogakaia; in der driiten begann dae Gfie- 
ebiBobe ond bildeta Coinelina Nepos und Caesar die lateioiadte 
LektGre; in der zweiten las man Curtios und Cici ro^^ BriefOf im 
Nenen Testament den Romerbriof, begann das Hebraiaebei sowie 
Logik und MRthematik. In der ersten Klasse trat zu der erweiterten 
KlasBikerlektiiio I'lulosophie, Logik und Metaphysik hinzu, waluend 
fur Geographic gar keine, fiir Geschichte nur wenig Zeit biieb. 
t)ber philosophische Themata hielten die Scliiiler bei den Priifungen 
auch offentliche Disputieriibuogen ab. Ganz dem Zug der Zeit 
entspreohend wnrde anob franiSiieeber Unterriebt dorob einen 
eigenen franaSsiMben Spracbmeiater erteili Religionsnntetnebt war 
natOdicb in alien Elassen eingefibiC, in den beiden oberen mehr 
ab em Ennu in der Tbeelogie mit Zugmndelegnng ernes ent* 
qireebenden Lehrbucbee.^) 

Man spQrt in dieaen Neuerungen einigermaBen den Geist im 
Unterrichbswesen , der aob in Hatle in den Franckescben An* 

m 

stalten verkurperte. 

An einzebien Persdnlichkeiten hing in alterer Zeit viul mehr 
als heutzutage die Bewertuiig einzelner Unterrichtafacher an einor 
Anstalt, So legte der 175() neu eruanute Prorektor Knipser im 
Gegensatz zu seinem Yorganger auf den philosopbisoben Unterridit 
niobi TielWert; er war der Heinung, dafi die 8ebfiler wenig 
Ifatien daTon babeo. Dagegen batte er pereOnlieb eine beoondeie 
Yoriiebe fOr Oesdiiobto nnd Ifaibemalik, und anf Nine Yemnlae- 
Bung wnrde nunmebr diesen Fiebem m^ ^vfinerkeamkeit im 
Lebrplan geschenkt. 

Es wurde damals auch eine neue Klasse, eine Selekta, errichtet, 
deren Schiiler, Exemten genannt, etwas schwierigere Aufgaben als 
in der ersten Klasse eriedigen muBten. Zu dieser NeueniDg war 

Reyliiighanwtn, Gmii(Uehi«a der Theoiogift. 



a WelOidia Sefanlca. 



67 



dadnroh Yeranlassung gegeben, daB die SohOler aUmfrflli anf die XTni- 

Tenittt abgingen; dem sollte durch diQ_SeIekta Torgebeugt werden* 
Der Frorektor Enipser Qbemahm 1762 das Bektorat und er- 
hohte durch seine Tflchtigkeit in dieser fltellupg noch mehr don 
Riif der Anstalt. 17(iS zalilte sie 100 Scfiiiler, von denen 02 nicht 
einheimbche warcn. Infolge dieser starken Frequenz wurdo eiiie 
vierte ordentliohe Lehretelle errichtet, deren Inhaber den Titel 
^Subkourektor*^ fubrte. Es ist geradezu belustigend, wie der 
dn&diA Tiftd PtftMptitt od«r PiofiBMOr Tendedea wnrde, jedAr 
iroQto etwM mit dem nBektor^ gemeiBflam iutbeo. AIs Enipier 
1775 noeh meht 50 Jehie alt atarb, Terlor die Anstalt einea trefF- 
lichen Lehrer und Letter, eriiielt aber einen guten Enats an dem 
bisherigen Rektor Ton Speyer, Day. Chr. Seybold. DamaJs (1777) 
batte der bekannte Earl Friedrich Bahrdt, aagleich Superinten- 
dent in Darkheim, in dem nahen Heidesboim nach dem Muster 
Ton Basedows Anstalt in Dessau ein Pliilanthropin errichtet und 
fiir eine Zeitlang dem Oymnasium in Griinstadt cine Anzahl Schuler 
entzogon; doch nahm Bahrdts Wirkaamkeit sohon 1779 ein klag- 
liches Bade. Immerhin war seine Anstalt von Fjiiiriui^ aui Qriin- 
etadt; denn in den Fhilantluropinen wnrde grofier Weit anf die 
«eg. Bealien and die denteohe Spnwlie gelegt, and das fiUiite dieaen 
Anatalten manehe Bchliler an. Ba vac eine notwendige Folge, da0 
aneh daa Grflnitftdter Gymnauum dieae Fftcher mehr berftck- 
sicbtigte. Rektor Seybold verschafilfce daher auoh der deutschen 
Sprache, der Geschidite und Geographie die lange vemachlassigte 
Geltung im Lehrplan und wuBte seinen Schulem grofle Freade 
an diesen Gegenstanden zu erweckcn. 

Auch scin Nachfolger im Rektorat Dr. K. Chr. lleyler^) be- 
folgto die namlichen Gnindsatze und betonte die Realien und daa 
Deutsche. Die Lektiire in den Eiassikem umfal^te in der Obcr- 
klasse im Lateiniscben: Cicero de off. I und II, Flinius' Briefe, 
Teigila Aeneia Yl vezgliolien mit der Nekyomanile HomeEB (Od. XI); 
im Ozleoliiaelien Homem daa I — lY. Daa Grieehiaehe £uid uiter 
Heylera Naehfolger Fr. Chr. Hatthiae (aeit 1789) gaoz beaondere 
Pflege; ea warden Homer, Herodot, Plotarcli, Plato, Analcreon, 
8ophokleB und Euripides behandelt. Diese starke Betonang der 
Lekture and des Grieebischen insbesondere zeigt deutlicb, welche 
Bichtung im Biidoogaweaen jener Zeit auch in dec GrOnatadter 

*) Von ihm ist noch ein Programm aus dem Jahr 1784 erbalteu (Museam 
in GiUnstadt) ,Von der ehemaligen HeuiDgisoben KlMtenohule" mit Lektioos- 
Terzeichnissen von 178i (a. Dokum. Nr. 87). 



68 Ge&cbichti. Entwickl. d. humanist. Mittelscbulwefiens d. bajer. Pfaiz. 



Anstelt noh G^ltnog vencliafll 1Mb: der KeuimmftniBiiiVi. Zwar 
ist die ZaU der yeleaenen Autoren nnr etwae XnSerfiehee; in 
welehw Weiae ihr Inhalt verwertet wnrde) ist dantns nicht zu ent- 

nehmen. Es wird aber wohl nicht anders zu denken sein, als dafi auch 
die Behandlung des Inhalts dem Deuhumanistischen Geiet enteprach, 
dem nicht mehr die Sprache und ihre Imitation TIauptzweck der 
XlasBikei Icktiire war, sondem voHo?! Yer^tilndnis des Inhalt"? \md 
GeiHtesbildung an dem Ideengehait dee Altertoms, inebesondere 
der hellenischen Welt. 

Bald kamen scbwere Zeiten fiir die Anstalt. Die franzdsische 
Bevolotion tat ibre Wirinmg. Die Teiweigening der Abgaben a^tena 
der Toin FrdlieitBteiimel aogesteekten Bauem entbl5fite die Belmle 
WB ilireii EinldiiifteB, nnd die kriegeiiaclien Erelgnisse awangeii 
Lehrer und Sohltler snr Findit (1793). Zwu kehrten ne 1794 nmi 
Teil mrSek und mit 25 SchQlern begann der Untenioht wieder, 
aber neue Unruhen braohten wiedenun eine Stomng; doch. horte 
die Schvilc nicht ganz auf, ntir die Zahl der Lehrer und Schuler 
wechselte. Da drohte eine franzoHische Verordnung ihr die Ein- 
kiinfte wegzunehmen ; zwar gelang es, dies rilckgangig zu mar hen 
(1798), aber die Schuldner zahlten nicht, so dafi die Lehrer m den 
nachsten Johren \s eDig oder gar kein Gehalt bekamen. Bel der 
NeugestaltuDg dee Sebnlweeeaa aaob den fraosSsischen Schulgeaetzen 
irnrde die Ansialt 1804 ip eine Beole eeeendaire nngewandelt 
nnd erbeb eicb bald wieder nnter dem Bektor J. K. Bchdll ' sa 
nemlieber Bute (70—80 SoblQeff), ao daft rie 1811 den Raog einea 
College erhielt und danit wieder das Becfat batto, ihre Schuler znr 
Universitat zu entlassen. AUerdings war ihr durch ein Yersehen 
des Rektors Scholl ein groBer Teil ihrer Einkunfte von der fran- 
zosischen Reg^emng entzogen worden. Dooh war dieser Vorlnst 
ein auBerlicher; der innorlicho war cmsterer Art: ?io biillte ihr. n 
deutachen Charakter immer mehr ein und nahm frarizcisischen Geist 
auf. Von einem Unterricht in deutscher Sprache und Literatnr 
war nicht mehr die Rede, die SchriftsteUer warden zumeist ins 
FraasOniebe flberMtat and flberhanpt aller Unterricbt mdglicbat in 
franaSdseber Spraehe ratdlt Andi die YemidgenBTerbfiltiiiBBe der 
£k)bnle waren niebt wieder gebeasert worden. Im Jabre 1816 be- 
tmgen die RH^tflnde an GefiUlen 30000 fl., imd die Lebrev batten 
mehr als 10000 fi. an rflckst&ndigem Gehaltc zu fordem. In dieaem 
Jabre kam die Anstalt mit der gesamten Pfalz nnter die Regierung 
Bayems nnd wnrde nach dem Muster der bayeriscbea Anetalten 
als Lateinschttle eingerichtet. 



• B. Weltliche Schaleo. 69 

3. Lateinsehiile Dflrkheim. 

Zu der Grafschaft Leiningen-Hartenburg gehfirte auch daa 
Stadtchen Durkheim. Dort R<^beint »chon fnihe eine Schule be- 
standen 7.u haben, wohl eine i'farrschule. Denn 140B wurde bei 
Stiftung einer Pfriinde bestimmt, daS der Priester, welcher sie 
erhielt, wochentHch 3 Messen lesen und an jedem Sanntag mit drei 
Kaplaueu uud drei Sohuiern nuch eine besondere singende Mease 
liatten Mile, irofBr toil llim jeder Kaplan 6 Pfennige, jeder SohOler 
SPfennige Vekam.*) Sehoii frfth wird in DOrkh^ ein Schalrektor 
geoaiint*), dodh war darllber niQliis NSliens sa flnden. AitfdMYor- 
lituid«ii8ei]i einer Sebnle iSfil aneh doe Stiftung wMeAen, welolie im 
Jahr 1511 dieWitwe eines BOrkheimer Stadtkmdes, Dr. iur. Ostertag, 
nach der testamentarischen Yerfugung ihresMaanes mftdite.') Dieser 
hat offenbar selbst die Dflrkheimer Schule besucht; denn es helQt von 
ilim, da6 er durch seine vorzfigUchen Fortschritte di<^ Aufmerksamkeit 
der Lehrer und anderer auf sich zog und mit UnterBtiitzung Durk- 
heimer Pamilien und dcs dortigen Gerichtapersonals etwa um diQ 
Mitte des 10. Jahrh. die CniverHitut beziehen konnte. Nach der Stif- 
tung soUten ein oder mebrere Sohuler, welche yon frommen, ehrbaren 
und arbeiittmen Eltotn ana Dllzicheim atammen vnd rioh ehrbar 
anflUliien, wenn oie car hoben Sobule tangiieb siad, ea seien 6 odor 
7, naeb Heidelberg in die Bealiaten- oder Prediger-Bnis snr PrCl* 
lung geBehickt verden. Einer Ton ibnen, den der Begens der 
BnrM als den taugUofasten erkcnne und annehme, solle dann 7 Jahre 
lang daselbst studieren und j&hrlich 20 fl. als Stipendium erhalten. 
Die Yerwandten do*^ Stifters sollten den Vorrang haben. Eventnell 
konnte das Stipeiulium auch noch langer verliehen weiden. Kuumu 
Studierenden der Kechto, der im QenuB des Stipendiums war, soliten 
auch Dr. Ostertags Biicher, die er nach Durkheim vermacht hatte, 
zur YerfQguug steheo. Im Falle der Erledigung des Stipendiums 
floUie aofort EiBaii geeobiekt werden Yon den in Dlirkbeini dn- 
gesetaten Yerwaltem der Slaftung. (S. Lehmaun 1. e. 8. 113.) Bs 
ist wobi lEavm anden denkbar, ak dafi die Sebnle, Ton der die 
Stipendiaten genonunen wurden, in Dfirkbeim lelbat war. 

Die Einf&hmng der Reformation (1566) hat wolil die vor- 
handene Schule zun&chst gestort, jedoch wurde von dem Orafen 
Emifih XL in den enten Jahren dea 17. JabrlL ana eigenem Antcieb 

>) 8. X 0. Lebnann, ChwIiiehtL OamSlile: Da* DOrkbeimer Thai 8. KHL 

») S. Bayaria IV 1 S. 509. 
*) S. Lehmann ib. & 108 ff. 



to Qeschichti. EntwickL d. humanist. Mittelscbalweeeos d. bajer. PMz. 



und au8 eigenen Mittein eine lateiniscbeSohule gegriindet. Cber 
die Einrielriiiiig kt niditi bekaimt; einer der Lehrsr war zugleiofa 
Pfiurer in DfirUidiiL Scfaon 1689 ging no b«i ZentSning der 
Stadt dmrdi die Fraozosen dn imd wwde enfe 1702 tob dem 
Gnfen Johum Friedridi ideder Mdffnei Zwd Lelirer, Bektor im^ 
Eonrektor, erteilten den Unterricht, qritterlcain noch ein franzosischer 
Spiachmeiflter dazn. Die Schnle bestand aucb wlibrend der Fran- 
zosenzeit, seit 1811 sogar als Colldge mit 3 Lebrern; jedocb war 
eie 1^!7 ?»nz eingegAns:en und worde ent iinter der bayeriachen 
Regieruug lb21 wieder eroffnet 

4. Philanthropiu lleideshelm. 
Da-^ Philan thropin in Heidesheim. oinom jptzt zorstorten 
Leiniiigischen Scbloii bei Gmnstadt, wurde uben bchuu kuiz erwahnt. 
Der beriiobtigte Dr. K. Fr. fiahrdt, das enfant terrible des Ratio> 
naliflDiiu, wurde Tom Orafen Karl Fiiedrieh "Willielm als Qeneral* 
rapeiiBtendent ina Leininger Land berafen (1776). Ea hatte nAm- 
iioh der LeuuBgenaehe Hofrat Bflhl die Abaiobt, in dem Schlefi 
Heideiheim, daa damala gerade leer atand, ein aog. akademiaohea 
Gymnadum nt errichtcn, d. h. eine Anstalt, bei welcber sich an 
den eigentiidien Bchulkurs ein firder Unterricht in versehiedenen 
F&chem anadilofi, lectiones pnblicae, wdehe die Univemitftt eraeteem 
aollten. 

Ibm wurde von irgendeiner Seite Dr. Bahrdt enifffohlen wegen 
seiner Gelehrsamkeit, seiner Begabung alw Kaazelredner und seiner 
Verdienste urn die Einrichtung dca Philauthropina zu Marscblinz in 
Granbiinden. Riibl gewann den Grafen i'iir Babrdt und etatt einea 
akademiadien Gynnannma worde ein Philanthropin in Anaaidii 
genoBunen, I9i deaaen Einriditiing Babrdt einen Plan nacb dem 
Ifoater der Baaedowechen Anatalt and swar den dea von ibm 
gegrOndeten Pbilanthropina in Uafaoblini Torlegte. Danrafbin 
wurde er bernfen und batto als Generakuperintendent die In* 
spektion dee ganzen Scbulweaens in den Leininger Landen sowie 
^e Ldtnng dea Pbilanthropina.^) Cber die Einriebtang einev 

*) FBr dia Ldtnng der Aottalt obidt «r folgaadai VokatiomidiraibaD 
dei ^vafm: 

. „Wir Carl Friedrich Wilhelm, 

regiexender Graf zu Leiniogen uod Dagsburi?, ?Ierr za Aepremont etc 

urkundea und bekenneu inemit: 

Dennaob Wir Unaerem enten Soperintendenten and lieben gettenam 
Doctor Bahrdtaa aaf sain mtarlbfiaigstaa Awaeban dia Laadaaborlidia Briaab- 



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B. Weltliche Scbulen. 



71 



mielieii Amtolt im aUgemeiiieii bntncht hier niehts gesagt m 
ir«rdeii. Die Buedowtdieii Onmdsftise dnd bekanat $m$, Es 
irar em boser l^grifF, den der Oraf gemaoht Iiatte; denn Bahrdis 
dnrchans leichtfertiffer Charakter qnalifiBerte ihn tOx keinea der 
ikm dbertragenen Amter. 

Bahidt batte schon 1776 eine „Nachricht an das Publikum^ 
fiber die neue Anstalt yeroffenl^cht (s. Dokum. Nr. S8) and die 
£iiiriehtang der Scbale angeprieMo* Hit dem Erziehiuigthaiis ioUte 

w0 in GiMdfln arthdU baben, tin tog, PhihnUiroinii oder Sniebtaugtbaiu in 

muerar Graf«chaft, jedoch aiif seine aUdnige Hilbe and Kocteo, zu enichtea, 
und wlbipes His aaf Unseren, oder Un»erer Stammeaerben, in al!e We^e frey- 
siebenden Wiederrof, sub Qualitate eines Directoris et Caratoris perpetui za 
anlcadialtoii, m dem Ende Wir ibm Mofa einen gnOm Thdl Unsera beiTBohaft' 
Kdwn Schloflses su Heidesheim eingerSnmet, anbey onter andern in dem Stif- 
tnngspatent cnfhnltenen Punkten und Clausalen Uns ErnJ^^ippt erkl!lrpr-t haben, 
alle diejanigeu Frof^ Lehrer ond Maatres. walche Un»er SuperiataaUens Doctor 
Babrdt qna Direetor nnd Cosntor perpetuus biena auaorMbea, und bey Uns 
in vniertiiBnigBten Vorachlag bxingen vird, in so feme sie Qns sonsten nieht 
rri^nnstilndjg sind , ;::n?ifli^t nnznnehmen , und denenselben in Unserm Namen, 
wiewoklen tibngen^, ohne Una gegen Dieselben samt und senders auf irgend 
einigeWeise, weder in Ansebung ihrer Reiaekosten, noch Unterhaltes nnd 
BalanniBg, aneh etwaiger BnlacibMigmig> oder iria eiaige anden YfiAnaMA^ 
keit gegen sie nnr immer erdacht und benennet werden mOcbte, Terbindlich 
zu machen, die VocHtion zu demjcnigen Amte, worn er Doctor Bnhrdt flir 
geaebiokt balten wird, zu ertheilen, ihre Entla^sung uad Verabicbiedung aber 
Duae Doetor BebrdlMi qoa Diiaeteri et Canton piipelno blot nUein aaheim 
lo siellen und seiimB digenen Ermessen so fiberiflioea; and dann in Coalbip- 
mitAt dess^n Uns Ton ihme Doctor Bahrdtpn nomine, quo fupra der N. N «u 
eisem Lehrer luiierib&nigst in Vorschlag gebracbt worden, Wir auch eelbigen 
in •<defaer Qnalittt aiisiittdnBett kein Bedenken getragen, ale woUea irir in 
Areft dieses ihme ermelden N, zu einem Lehrer in onser Bisiehnngshaus in 
Heydeshfeim in '^otteb Namen berufen, and ihme hienlber gegen w5rtiges VocA' 
tioDS Document, Uoch also und dergestalten ertheilet baben, da0 der»elbe tot 
Aateitt eeinee Antes niebt nor lorcleriit tTm trea nnd bold ni eegrn, eydlieb 
angeloben, sondem auch sicb adunftlich reversiren solle, an Uns oder Dneere 
Grftflicbe Erben und Nachkommrn solchen Bcrufs halViciT nirmnh!"n und aus 
keineriey Vorwand wegen seines An-, uoch dereinstigen Abzuges, noch auch 
-wegen seines ihme tou dem Directore et Curatore perpetuo Doctore BabrcKea 
•tipidirten Salerii, oder wegea eoneten etwae, wie ee Meuea hnben mSebte, 
^8 welchen alien halber er sicb alleinig an besagten Directorem et Curatorem 
perpetuum zu balten hat, etwas za sucheut zu prfttendiren, oder einigeu An- 
bprucb zu macheu. 

. . . Dfbrkbeim, den Isten April 1777. 

C F. W. Qiaf n LeiniageB. 

(S. Briefo angeMbenar Qelebrten, SIftatnnftaaer und anderer an den be- 
xflbutea lliiignter Dr. K.fr.BabrdL Leipsig im 8. Teil 8. 98.) 



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72 GMchicbtl. Entwickl. d. humanist. Mittelschulvesena d. bayer. Pfak. 



auoh ein Seminar fur kunftige Predi^^er, Schullehrer, Ilofmeister 
u. dergl. Terbunden eein. Die Kandidaten deaaelben, welche Philo- 
Sophie, Tbeologie, schdne Wissenschaften und Fadagogik stadierten, 
wur^n zugleich zu ihrer tJ^bong als Lehrer t&r die Pensionisten 
Terwendet Bieae leteteren Miftelen in drei EUBsen: 1. k&nftige 
Gelehrte. Diese lemten Religion, Itteiiiiadie, feansSaitoht und 
deniMhe Sptache, schdne Wiflaenaclisften and Klinste, Hathenuitik, 
Natoi^iesdiielite, Mydiologie, Geognphie, alte und nene Oetohiolite; 
erftihren einlges iiber 6konoinie, Di&tetik, Logik und Metaphyaik, 
Experimentalphysik und Literatur, und batten aucb Zeicbnen und 
Kalligraphie. Fakultativ war Oriechisch, Hebraisch. Italienisch 
und Englisch, Fechten, Tanzen, Muaik, Singen, DrecbBeln, Qlaa- 
sobleifen, Buchbinden, Lackieren, Gravieren usw. 

In der zweiten KlasRC wareii kuTiftio'P Kaufloute, dfnen 
folgendc Fiicher doziert wiirden: Religion, Deutach, Franzosiscii, 
Briefschreiben, Naturgeschicbte, Kenntnisse von KunBtsachen. bibli- 
scbe Oeschichte, neue Universalbiatorie, Geographie, Experimental- 
pbyaik, G-eometrie, Mecbanik, Baukunat, Okonomie, Di&tetik und 
eiiUget in der Logik; ferner Zeielinen und Bohreiben; doppelte 
Bnohftthmng. Italieniseb, Englisob, Feohten, Tanien, Muaik usw. 
WW der fteien Wahl der einaelnen, bsw. der Eltem llberlaaeen. 

hi der dritten Abtoilung waren diejen^en, w^obe riob dam 
Hilitftrberuf widmen wollten. Sie er^ilolton XJnterrieht in Reli- 
gion, Deutscb, Franzosisch, Kenntnisee yon KunBtsachen, Matbematik 
und Geographie, Historie, Experimentalphyflilc, Zeicbnen, Scbreiben, 
Drcchsein usw., anoh in Dititetik fur Soldaten. Latein, Engliaoh, 
Italieniach, Musik. I'echten, Tanzen war fakultativ. 

t)ber die Kosten. Beatimmuiif^nn iiber Bediente und Hofmeister, 
Anatellung und Verteilung der Lehrer und andere Einzelheiten 
▼olle man die „1. Nachncht" (Dokum. Nr. 88) selbst nachiesen. In 
einem zweiten FlugbUtt von 1777 wurde das Publikum mit der zur 
Anatalt gehdrigen Bucbbandlung und ihrem GeaohlfttTeiikbren, so* 
vie mit den iniwiaeben angeivorbenen Lehiem und den bereito 
enielten Erfolgen in derWerbung tou Z5glingen bekannt gemaohi^) 

*) Uber die Lehrer heiOt es: 

,Zam BdsohloQ melden wir dem PubUkum di€geaigea Lehrer und Maitres, 
w«ieb« bemts den Baf too onsBts gaicUgft ngierendoi Hfttn Oiafea Tdn 
Leiningen-Dagsbug Eilaacht angenommen haben. 
1. Berr Siegcnnnd; seitheriger gaoeriMehaftlieher P£arr«r sa Beohtolaheim; 

kommt als Professor Tbeologift. 
t. Heir Jvnker; als Professor der Philotophia and aebltaMB Wiwwwcbaften 



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B. WdtUche SelmtoB. 



73 



Im Mai 1777 wurde aUdann die Amtalft mit grofiem Oeprinf^ 

eroffiiet; die dabei Torgekommenen Ausschreitungen bedenkUchster 
Art waren kein gutes Prognostikon fur dieses neo» EtziehaiigBlieiiD. 
Ea gedieh auch in der Tat nicht. "Wie der Leiter so waren auch 
die iibrigon Iirer keine aittlicken Cliarakteie uad ruimerton aich 
und die Anatait. 

Schon bald nach der Erdftiiung sah sich Bahrdt veraniaflt fiir 
die Lehrer Gesetze aufzustellen und feste Nornieii fiir die Disziplin 
sn geben (s. Dokum. Nr. 89), aus denen ohne Zweifel der emste 
Wille die Anstelt la I5id«ni hwrvorgeht. Aber seine Lelner waren 
eoUedit, und er selbst war nicht Cttianikter genug eie sn dirigieren. 

3. tierr Widemaan; beither Bector am Gyiuaa.<jium za Hacheaburg; kommt 
aU Professor der Oeschichto uud der Spracben. 

4. Hmr Tolland; von Hainbaig, all Ffeofbisor und Lefanr d«r AlterthQner 
und der engliachen Spiadwi tatlgt dm LelucbagxiiF dar lathariiclMfi KirdiA 
in bep':>iidfm Lectionen vor. 

'5. Herr Weimar; Ffarrer zu Bockenheim ohnweit Heideabeim, lekrt tftglieh, 
tbeils Sprachea, ibeils aber and insbssondere dea Lebrbegriff der rOnusoh- 
lutlioliKlieii Kindle. 1st svgleieh 8«e1soigsr der Peoeioiustos Catholisdier 
Religion. 

6. Herr Abegg; Pfarrer ta OroQbockeiilMim, ist Lehrer und Seelsoiger der 
Fensionisten reformirter Religion. 

7. Herr Bartels, Pfiurer sn Hflldheim, ist Seelsoiger der Pensionisteii Teni. 
tafliiiritftlMm GlaiiriMiis>BeUbiiitiiift. 

8. Benr Faaaerlneter Ton Darmstadt; kommt als Lehrer der Mathematik. 

9. Herr CVi!r«- »'in Srliwf>itzer, kommt als HecbnoDgsfiibrer des Philanthropina 
und Lekrer der doppelttio Buchbaltung. 

10. Herr QrOnewald — Lebrer der franzOsiscben u. italieaischen Spracbe. lat 
sogleieh Tiolinist. 

11. Herr Doceti; von Heidelberg — Musik und Singmeister. 

12. Herr Nicolaus la Meme de Grand -Bois — Feciitmeister und renter, 
Der Arzt des Fhiiantbropins, der Inspector, Zeichen-Meister, Tanz-Meister, 
Selueib-MeiBter und einige Kfloatter, die in Dpebeiei, Bildhauerei, und 
■adem KSnsten Untenrielit geben weiden, sind noeh in der Wabl a. soUen 
nScbstens in den Zeitungen bckannt gemacht werden. — Au^^h hiheu wir 
Hoftnung, an Hr. M. Barrovsky in Berlin einen geUbten Naturkenuer zu 
bekommen. — So bald wir dorch eine noch grOi^e Anzabl von Pensio- 
aistsn genOtinget werden, nnsem Plata im Sddesse mt erweitem, liabea 
wir nocb zwei grofle Acqoiatioiien rar una; welebe wur la Zeit gehein. 
balten mQasen. 

Gegeben D&rkheim deu 1. Febr. 1737. 

Dr. Carl l! riedricb Bahrdt, 
Coiator des GrMfl. Leiningiachen 
Endehttngs - Hauses . 

Consistorial - Rath u. ereter 
Superintendent.* 



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74 OMdiielia. EDtwickL d. hmmBut MHtelRdralweiaiu d. bajer. Fflds. 



dor Aiutelt mx eine Dnickerei and Bttdihaiidfatiig Texknllpfl^ 
leider aber aueh due GwhrirtBcliaft, welche yon Xiolireni md 

Schiilern allzugern aufgesucht wnrde. Das mnfite zum Ruin fuhren. 
Bald traten materielle Schwierigkeiten ein, die Zahl der Schiller 
verringerte sich. inul auch eine von Bahrdt 2nm Zweck der Werbung 
nach England unternommene Reise hob die Frequenz nicht fur 
die Dauer. Dazu kamen dann die theo1(u.aHchen Streitigkeiten) 
in die sich Bahrdt verwickelte, so dafi man allgemein flber ihii 
za klagen hatte. Er wurde 1778 auf Antrag des Gnifen vom 
Reiehehofrnt fBr nnfUhig erkl&rt zor Ausilbung eines geistlichen 
Amtes and zog nut msnBH Faadlie Vald dtnuif Ton Hddeabdni 
naeh Halle, vo er 1792 ab Gottwirt eterb. 

Das Philanlliropin aber ging 1779 danemd dn.^) 
Ganz ohne guto Folgen iat es aber doeh nicht geblieben; denn 
da die Baeedowechen Erziehungs-GrundsfttM and die Betonung des 
Praktischen im Unterricht Beifall fanden, so nalunen die groBeren 
Schnlen in den Pfillzer Landen bald Andoriirt^en in ihren Lehr- 
plrinon vor, die eine Einwirkung des Philanthropismus verraten. 
Die 8og. Realien nnd die deutsche Sprache wurden gepflep^'t nnd 
die Erziehunggmethode wurde eine hnmanere. In Zweibrucken^ 
Bpeyer imd, wie schon erwahnt, in GriinHtadt aind aolche Neueruogen 
in benerken. 

5. SdralM in kleiiMM Hemehtfteii. 

Im Jahr 1777 wnrde in der Beudeni der Giafen von der 
Leyen ni Bliescastel eine Lateinaehnle gegrOndet, welehe tob 
Franziskanem geleitet mode; de war nigleieli eine Elementar- 
schule, bis 1789 folgende Yerordnung erlassen wurde: „ . . . Urn 

die mit der lateinischen Solnil-Lehre dahier sich beschaftigende 
Professoren der Miihe. denen Kindem die Anfangsgrunde zum lesen, 
Bchreiben etc. beizul nngen, zu entheben, und denselben dadurch 
mehr Zeit zu verechaliVn, ihren Schfilern die andere Wibsensf haften 
beizubringen; Wiederholen Wir dalti Keiner zur lateinischeo Schul© 
aufigenommen werden Bolle, er seye denn im Lesen, Schreiben, 
Redmen, and der kndlidien Lehre, ao viel, als mm eilemen der 
lateinifldien Sprache erfordert id, erfahren, and dareb eine Frilfbng 
dafllr erkannt worden.** 

Anek in dem an Heaien-DaRDdadt gehOiigen Stldtehen Fir- 

0 Otmmcna tfber ^e ZnMaAt dortidbtt, towie fiber Bahrdt* pldagogi- 
8che Anscbaun^gen t. bd J. Leyter, K. Fr. Bahrdt, sein YerbiUttiis sank Phi- 
Jaathropidnans nnd snr wumn Fldagogik; 1870. 8.d4fF. mid 71 ff. 



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B. WeliUcbe ScholeiL 



75 



]ii«Beii« be«tand xm diese Zeit eine latberische Lateinschule, die 
Luidgimf Lndwig IX t777 eniditot hatto. 

Id der ReidisgtaMiflft Falkenatdn worde m gvSfieren Oiton 
s» B. Winiiweiler Lateiu gelehii Boeh haben wir T<ni dietea 
Uemeron SobideD kebe nihero Kenntnis. 

6i Dig SeMwoMii im Fttntentsn Zwelbrfteken. 

Die TriTial^ and SiadtselinleD, 
das Hornbacliei GyniDasiiim im 16. Jahrh. 

8dioa YWt tSailhrnng der Reformalioii hat ea an mehweii 
Often des Zweibriicl;rr Landes aufierhalb der Kloster Schulen ge- 
|eben, fiber deren Einrichtung wir jedoch keine Kenntnis haben. 

In Zweibriicken selbst wird 1464 ein Schulmcistcr erw&hnt.*) 
Eb wird vermutet, dafi es sich nicht \\m oinc ofFentliche Scbule 
handelt. aondern urn einen Privatlehrer der Fiirstenkiuder. Vor 
144!5 kann in der Tat in Zweibriickeo noch nicht an eine offent- 
liche Schnle gedacht werden, da bis die«em Jahr Zweibriicken 
kircblich nicht uelbstandig und die Schuie damals doch noch 
enger ab ipiier nut dam kiMUiehen Leben Teiknftpft war. Zwd* 
brilcken war bis 1448 eine I^liale yon Izheim; errt in diaeem Jahr 
log eiB eignier Pfrrier in die Stadt «n. Ea ist nun tehr wehl 
mdgBeh, daft jelat anoh eine eigene Sehnle eingerichtet wnrde^ lo 
dafi der erwihnte Schulmeister nicht notwendig der Prinzonin^troktor 
gewesen sein mnfi. Femer iat auch in dem Testament dee Hensoga 
Alexander vom Jahr 1514 von einem Schnlmeister in ZweibrQcken 
die Rede^j; es kann sich nach dem ganzen Znsammenhang wohl 
nur um den L* in - r einor stfidtischen Schnle handeln, wobei es 
nach dem Wortlaut den Textes sugar zweifelhaft sein kann, ob nicht 
mehrere Lehrer geraeint sind. 1523 wurde dem llieronymus 
Bock (Tragus) eine Lehratelle an der dortigen Schuie iibertragen 

') S. Molitor, Gescbichte einer tleutschen Pfirstenstadt S. 125. 

*) Der Abflchnitt des T^taments lautet nach Molitor, Urk.-Boch zar 
OeKbielite dor ebanali PfidsbajMiwhen Raridenwtadt Zwcibrfli^en. 1888. 
8. 103: Zom udflm ordntn nnd setzen wQr, da6 vuer liabe Banfifraw mdt 
Sonne, za deto so wWr vormftls gestifft hnn. stifft^n nndt l)€atellen sollen, dafi 
durch Ffarrherren, Oemein, Altah8t«Q Tudt 8chalinaister zu Zwejr- 
bmekea, m ewigen Tagen, alle Woch anff d«n Frejtag eiDe ]f«B . . . aa- 
d&chtiglich gesnngen werden soli, da von ibnen j^hrlichs zehn Gnlden ewigw 
Of^tt , mil gweihandert Oalden abznl(i«en» in die gameine Preaaiits gabea 
werden . ,* 

*) Ober ihn •. liayerbofer im Hittonscben Jahrbaeb der Ggitwgta d l' 
aehaA 1886, a Tesff. and Both, UiiAeihmgen dat HiateriidMn Vereina der 



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76 GesohichtL EntwickL <L humanist. Mittelachalwesens d. bayer. Pfals. 



und auch m deii t'olgenden Jahren werden immer wieder Lehrer 
dortselbst genannt, so dafi das uuuuterbrochene Bestehen einer ' 
st&dtischea Schule seit den 60 er Jahrea des 15. Jahrii. ais sicher 
ansanehmeD ist. 

In dem benaehbarten Hornbach bestand offenbar neben der 
Kloitenohiile sohon Tor der eigenUuben Orgwuiafioii des Sobol- 
wetras im Henogtum eine ettdtiiobe Sdinle. 1524 irird dortielbtt 
ein Lehrer Peter Landenbiirg genannt.^) Diese Sobnle stand nnter 
der Anlidoht des Abtes; vom Eloster und St. Fabianstift wurde der 
Lehrer gemeinsam unterhalten. Das ergibt sich aus einer Urkunde 
vom Jahre 1533, nach welcher der Abt von Ilombach dem oben- 
genannteii Hieron. Bock bei seinem Eintntt als Stiftsherr in St. 
Fabian das Amt einea Schuimeistera fur die Biirgerkinder libertrug 
tind ihn von der Zahlun^ des Eintrittsgeldes von 20 fl. befreite; 
das Stift, welches bisher luit dem Eloster abwechBelud den Sohul- 
meistor nntorbalten hatte, wtude verpfliohtet, ihm das Ebkommen 
einef Tollea Pfiftode ta Terabreiehenj.*) Bock weigerto deli jedooh 
das Sobolasteramt an fibemehmeii, so daB ein dorsb die heiaogliehe 
Begiemng bef beigefilbiter Yeigleiob bestimmte, daB er y,nit mer 
des orts schulmeister sein . . . solle''. 1553 wurde sein Sohn Hein« 
rich Bock vom Abt als Schulmeister nach Hombaeb berufen. 

In dem seit 1440 zu Pfalzzweibriicken gehdligen Frankweiler 
wurde c. 1500 eine Stiftung gemacht, die auBer 7ur Abhaltung der 
Friihrnesse auch dem Zwpcke dienen soUie, dafi |,die Jongen su 
der Schull gehalten werden sollen".') 

Auch Annweiler hatte sebon 1483 eine Schule, welche der 
Kaplan phanthaben" nuilite.^j Etwa 30 Jahre spater beschwertea 
siob die Bfii^er diesei- Stadt bei den icaiserliohea Kommiss&ren fiber 
ihren Heraog Alexander Ton Zweibrtcken. IHeser hatte &at das 

FfiUs 28,S5lt — Jobaania, Kalenderarbeiten 8.74 aagtHbar a«ine Berafung: 
yZv BefiSrdenuif der Stadiea and guten Eflnste, die zu Mlbiger Zeit in Deutsch- 
laud das Haupt wiederum empnrztiheben angefangen, lieli er (Heirojr I;tidwig) 
gleicbergestalt uicbts an aich erwinden, und besteilte za dem End Uieronj- 
mum Bock von Heidesspach (der sonst, unter dem griechischen Nam en 
Trairat, aeisM gatea Bjtat«rbiieli« halbsii beksnnt) einea in Theologicii and 
Medicia gelehrten und erfahmen Ibim, sn eiDem Lndioisgistra Oder Vocwtdier 
der Schule zu Zweybrflcken.* 

S. Hertel, Programm von Zweibctlcken 1631 p. 6: Horobaci iam anno 
UDXXIT Indo oppidano praefidiM Pebram LaadtDbn^om. 

») S. Neubauer, Regesten dea Kl. Hornbacb Nr. 799. 

*) S. Mayerhofart HtatotiaohM Jahrbaoh der OdnmgOMlUchaf^ IdM* 
S. 770 ». 

«) 8. Bavaria 171 8.506. 



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B. WelUicbe Schulen. 



77 



guae Ffiratentom daeVerbot erUsien Kinder, die fiber 14 Jahre 
sit Beien, noeh in die Scfanle la eoliiekeii. DieM YeraidBiii^ war 
4er Beeofgnie entsprungeii, da0 fOr diejenigen, welcfae spftter die 
ram ISntritt in den geistlieben Stand n5ti^ landeafUnfliohe Ge- 
nehmigang nieht erhielten und dann ein Handwerk lernen mOfiten, 
ein (iber Lesen nnd Sebreiben hinausgdiender Unterricht Bohftdlioh 
•ei.^) £s war diese eigenartige YeifQgung wohl die erste Landes> 
▼erordnnng in Zwcibriicken auf dem Gebiet den Schulwesena. 

Unter Herzog Ludwig 11. (1514 — 1532) bestanden auBer in 
den genannten Orten f Zweibriicken , Annw^ilpr, TTornbaoh, Frank- 
weiler) Schulen auoh in Lichtenberg'), Kusel, Meieenheim, Berg- 
zabern') und auch wohl uoch anderwarta. Es ist freilich nichts Genaues 
ilber ihre innere Einrichtung zu sagen; die Aufz&hlong der Namen 
kann nor ein Bewen dafOr aein, dafi acbon to? der Befennationaaeit 
in deo Zweibrttoker Landen dorob 9ffen<iic3ie Sofanlen fflr die Telka- 
bUdnng geaoxgt war. Li derHauptiacbe werden esElemoitMndinlen 
geweBffit ton, vielleicht mit etwas Latein in den sp&teren Kunen.*) 

Hit Herzog Ludwig IL beginnt eine emstlichere Fiirsorge 
far das Schulwesen seitens der Kegicrung, ein neuea geistigea Leben 
uberhaupt; denn unter ihm fand die Reformation naob and naeh 
Eingan^ in Zweibriickon. 

Der Fiirst war ihr perHonlich schon lange zugetan , besonders 
»eit er in Worms 1521 Luther Helbst gesehen und gehort hatte; 
aber es lag nicht in seiner Natur, ihr init Nachdruck Erfolg in 
seinem Lande zu schaffen nnd tie selbsttatig zu fordem; er liefi 
ihr mebr ihren Lanf nnd bebielt diese wohlwollende Beaerre bia 
an seinem Ende (1532) bei. Dagegen fiuid sie mebr Fdrdemng 
dnrdi seine Gemahlin Elisabetli, eine hessisebe Frinaessin. Der 
Hanpt?orkftmpfer war der mit einer EmpfeUnng Franz von Sickingena 
1523 in ZweibrQcken aufgenommene ehemalige katholische Ordena- 
geietliche Johannes Schwebel, der als unermiidlicher Prediger und 
Lehrer d er anfangs kleinen, evangelischen Gemeinde bald viele 

') S. Bavaria ib. — Die Verordnung selbst konnte ich nic>it finden. 
*) 8. Stoff /Br den kfinftigen Terfaseer einer Zweibrficker Kircbeogeschichte 
17IN)|f92 n 8. 8: Liohtmbsrg 1588: ,es mode damala in dw Sehals Latein 

*) S. Hertel, I.e. p. 6: Scimus euim ex annaliam xaonumentis, auspiciis 
LndoTici in reliquis Ducatos Bipoutini oppidifl, Cusellae, Meiaeaheimii, Tabemia 
montanis, effloniis&e illo tempore schohui pioblicaa. 

loh Tsrveiae aaf eine deimftchst ersebeiaende Arbeit von Kramer fiber 

das VolkBschulwesen im Herzogtam Zweibrfleken. Dort wird ■wohl auch auf 
diese vorreformatoriachen kleinen Schulen eingegangen sein. — Yorl&ufigi 
Neubaoer, Die Schtile zu Hornbacb. ZweibrUckeo 1909. S. 11*. 



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78 G«wtueblL BtttwickL d. hmiiMiiit MitldMlnilwawni d. P&U. 



Anh&nger gewann.^) Dem Beispiel der Gemeinde Zweibruoken 
flohlofi sich bald die Bevolkerun^^ des ganzen Fiirstentuma an. 

Hand in Hand mit der jetzt uohvendigen Neuordnung des 
Kirchenwesens ging auch die Fiireorge fiir das Schulwesen. Der 
Hofprediger Scbwebei, der Kauzlor Jak. Schorr nnd der schou 
genauiite HieronymuB Bock (Tragus luumte er sich lieber) nahmen 
«ich der Saolie sehr an, aber e& ging dooh Dioht in dm Weisa Tor- 
wirtSi wie nun M hfttte wOnaohea mdgen; nuui hatte sn iwl anf 
wmoBi m ordneii Had besafl ooch iiiobt die nStige Br&hnuig. 
Zwtx soUten in alien Stidtan (s. die oben genaonten Oite) eigene 
Schulen errichtet werden, in denen auBer Religion nnd Deutsoh 
aooh die lateiniaehe Spiaobe offizielles Lehr£EU2h war, nnd die Land- 
geiatlichen warden angewiesen die Jugend ihrer Gemeinde neben 
der Religion auch im Lesen, Schreibcn und Rechnen zu unterweisen, 
aber das alios wurdo nicht mit der ■vv uiisehenHwerten Eiujigii' botrieben. 
Ffir grofiere Anstalten fehlte ea noch an den notigen Mittehi. 

Nach dem Tod des Herzogi^ Ludw% (1532) gelang es unter 
der vormundschafklichen Regierung fur den erst sechsj&hrigen Fiirsten 
Wolfgang autih nooh nieht, den Aneban der Sohnlen weseoiliek 
sn fStdem. Indee bat Wolfgangs Yoimnnd nnd Ttterlieher Oheim, 
Pfiiligraf Rnprecht, liebtig erkannt, woxan ee Tor aUem feUtei 
nftmlicb an der finaiuielleii Gmndlage (Bat solelie Nenanmgen. Da 
er emsthaft darauf bedaeht war, das begonuene Reformaiionawerk 
durchzufuhren, licbtete er in der Fiirsorge fur die Finanzen seinee 
Btaates sein Augenmerk auf die vcrschiedenen wohlhabenden Kloster, 
zu deren Sakulnn'flierunf^ er denn auch die vorberoitendon Schritte 
tat; dies wurde ihm dudurch erleichtert, daij auch in den Klostcm 
Luthers Lehie Anhanger gewann und auf diese Weise Zwiespalt 
in die Konventu kam. Zankereien uud Ivlagen waren die Folge, 
uud liuprecht bekaiu so die Mdglichkeit in seiuem Sinn Ordnung 
beimrtdkn. In Horabaeh i. B. wnide ein weltHeher Sobaffiteff 
eingeaefsfc, wodurcb die wirtecbafiliebe Yerwnltung dee Kloeteii 
«in Beobt der fttzstlioben Regierung worde. Abnlieb ging ee in 
WezBGhweUer. 

Aber erst dem jugendlicben Henog Wol%ang, der 18 jUuig 
im Jahr 1544 selbst die Regiemng ftbemabm, gelaog es, das an- 

gefangene Werk seines Oheims zu vollenden. Wer weiB, wie langc 
auch er noeh hatte zuwarten raussen, wenn er nicht duroh den 
Augsburger Religions&ieden von 1555 f&r sein Yorh&ben eioe recht- 

') f^ber Schwebel s. Fr. Jung, Jobattnes Sehwebd, Der Befomifttor von 
^weibrfloken. £aisenlaat«m 1910. 



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B. WeltUche Schaltn. 



79 



liehe Gnmdlage bekommen hfttte. Naeh dam minmelir sn Beolit 
bertehenden QraadMti: eaxw legio, eiua voKgio hindelto der Fttiit 

in zunehmender Sch&rfe und ganz in dem Sinn det fOnlfidiCii 
Absolutismus seiner Zeit, in auffallendem Gegensatz zu seiner 
fenglichen Duldaamkcit. Jctzt hinderte ihn nichts mehr, die von 
seinem Vormund bereits in die Wege gelcitete Einziehung der 
Kl(38ter zur TatBachc zu machen, zumal sie ja teihveise nach der 
^kononiischen Seite hin scbon seiner Eegierung unterstanden. Die 
Einkiinfte von Hornbach , Werschweiler, Disibodenberg, Offenbach 
konnten jetxt der Allgemeinheit zugute kuiiuueu, und es war nicht 
wenig, wu snf diwem 'Weg in gemeionutziger Weise fruchtbar 
^mnac^t werden konnte. Yor aUem luUte die Sohide Xnteen davon. 

Den giofien Qedanken derBefomation, doroh emeu allgemsinen 
Yolkmnteiiiclit ^e gelatige Bildiuig m heben, auohtB Henog 
Wolfgang in aeinem FOntenfenm emstiieft ni TenridJieken. Seine 
Eirchenordnung von 1557 enthalt einen eigenen Absobnitt ^.Von 
den Kinderscbulen" (s. Dokum. Nr. 36). Es beateaden ja freilich 
bereits an manchen Orten Sclmlen, aber diese waren bisher nicht 
ofHzioll einheitlich <'in^'erichtet. w vnn sie auch wohl in Wirklichkeit 
koine allzugroBcn Yerschiedeuheiteu aufwiesen; das lag im Geist 
der Zeit. Herzog WolfgangB amtliche Regulierung des Unterrichts 
bestinuute im eugen Anaclilul^ an Ottheinriohs Eirchenordnung fur 
die Eurp&lz vom Jahre 1556 und die wQrttembergische des Her- 
sogs Ghiistoph, die beide -wieder nMk doe Heckkobniger Tom 
Jahre 1552 Terfiifit Bind, im weeenfUohen die aadh sonst ILbliehe 
Yerfiwnog von TiiTialBekiilen fBr die Amtalteii ednes Leades. 
Damit bekam die von Lndwig n. bereits begonnene Oiguura1i<Mi 
ein festores Gefuge. Es war dies die erste allgemeine Sehul- 
ordnuog im Zweibr&oker Land, durch welche nicht nur die Er- 
rifhtung von Schulen angeordn^t, sondem auch die gleichmafiigo 
Emteilung voti ^ oder 4 ^Haut'lein"^. die Verteilung den T/nterriehts- 
stoffes, Anleitung zur Methode, Rcgelung der Sehiilantsicht durch 
die Ortsgeistlichen, ev. unter Beigabe eines iiegierungsbeamteu 
klar aasgeaprochen wurde. Das Einzelne gibt der Wortlaut des 
Dokuments. 

Mit diefler Organiealion begniigte nek aber der Henog niekt 
Er Btrebte ingleioh mit einer BesBwung dee EirehenweBena auch 
einen AoBben deB BoknlweBenB an and katte riek die Grfindong 
einee Oymnasiums oder einer Partiknlarschnle als ^1 gesieclct 

Schon bald nach Eriafi der Eirchenordnung fanden Beratungen 
fiber die Eniohtnng einer kdheren Sohole statt Der Superinten- 



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80 G«0elttbbtLSiitwieU.d.hiiiBBmit]fittd«eiiidwe^ 



dent Flineiwcli schreibt dariiber an einen Pfarror io StraBburg in 
Biiefen vom 8. August und 23. September 1557^), man geke dwoit 
ran, einige KlSster in Schulen fur tuchtige ingenia ans dem ganzen 
Piiwtentum nmntwandeln ; er nchmo in Moifienheim an einer Be- 
ratnng iibcr (iriindung einm Gymnasiums teil. GewiB handelte es 
sich dabei vor allem um die finanzielle Frage, zu deren Losong 
der Kanzler Ulrich Sitzinger am 19. November 1557 ein Gutachten 
abgab.') Dieser handelte zuerst Ton dem Recht des Herzogs auf 
BiDBBhuig der Kloetergiiter. and emp&U deren Yerwendung for 
Sclndeii, KirehenTimtetioneiL nnd fOr die Erriehtimg eines Kondsto- 
rimiM. Yom Sohnhreten eagt er, es aei im guDaen Lead keine 
rediMiaffBiie Sehnle, derin die SchfUer dennaBeii mdehten miter- 
wiesen and anferzogen werden, dafi man tie aus dcrsolben auf 
UniTenitSten Terschicken mdchte. So wftre vor alien Dingeo eine 
rechtschaffene Partikular im Lande anznrichten. darin man dio 
.Tngend in dor GraTnraatik, Dialektik und Rhetorik nnd in p^riechi- 
Hcher, lateimacher, auch wo sein konnte, in hebriiischer Spracho 
und vornehmlich in den Hauptstiickcn christlichcr hcilsamcr Lehro 
unterweise und infQnniere, dergestalt, dali man daraus mit der Zeit 
taugliche Persooen nicht allein zu Kircbenamtern, sondern auch zu 
der weldidien Kegierung heben nnd nehmen m5ehte. "Wie aber 
nnd welcher Gestalt, aneh rait wae Ordnnng aolohe SchiOer ann- 
rtellen, davon werde alsdami ni reden eein, wenn man daa Werk 
mit Ernst angreife. In alien Wegen eeien an dieeer Paitikalar 
soldie Personen zu verordnen, die etwas vor andem gelehrt nnd 
an andem Saehen wie hemaeh felge (Kirch ensachen) auch an ge- 
brauchen seien; und konne man dessen ein Elxempel nehmen zum 
Toil vom Partikular zu StraBburg, znm Teil ans Sachscn. Denn 
dvv Kurfnr«t zu Sachsen Moritz lobliohcn TTedachtniB habe etliche 
sokhe Partikular in Klostern anrichten iassen, sonderlich im Landc 
zu MeiBen als zu Freiberg, zu Grimma, und in einem Kloster zu 
der Pforteu genannt, welche Schulen nun etliche Jahr her in 
t^bnng nnd Gelnsaeli gewesen, nnd wfirdoi etwaa in dnem in die 
hnndert nnd mehr Enaben mogen nnd exlialten. Oeswegen dflnke 
ihm niekt nnratsam m sein, die Kostw duan an mgen nnd jemand 
nadi Bacbsen nnd Hetfien an wdiioken, vdeber diese Bchnlen 

*) Original im Stadtarohiv Stralibarg, Epist. theol. ITT, — P. Neubauer, 
Die Scbule zu Hornbach, ihre Eutetebuug und ihr erste^ Jabr. Zweibriicken 
19091 8.4. 

*) KASp Abt Zireibrfleken I 1184. — WertpftlB. GoebichttbL 1904. 
8. llff. 



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li. Weltiiche £)chaleQ. 



81 



benohiige und floifiig erl«nie, moht allein, wu sie fur Ordoung jmt 
dem Untefridit InUeii, und ine die ElaBieo ausgeteilt seien, 8oikdi»ni 
aneh wie die Okonomie and Hanshaltaiig darin angestelit aei. Wenn 
mm solches er&hien and «n Yeneicluils babe, so mdge man ak- 
dann aeben, was der Zweibrucker Landesart diene, und die Saehen 
ako auieUen, dafi das Werk mit Qottes Hilfe bestftndlg sein kSnne. 

Naebdem aaeb das Klosier Hornbach auf den Adel gestiflel, 
80 sei detwegon, auch anderer Unacben halben sein Bedenken, 
<la6 man eine Anzahl jnn^er Knaben von Adel und dann ttoie 
Anzahl anderer Leute Kinder in diese Schole anfnebme. 

Ak Ort fur die Sohole emp&hl Sitsdnger ana mebr&chen 
Griinden Werschweiler. 

Im April 155b bogannen dann die Verhandlungcn mit dom 
Strafiburger Theologen Marbach iiber Einrichtunp dor Sohule und 
mit den Abten dor Kloster, die noch in Betracht kamen, '^der Abt 
von Hornbach hatte bereita vorher sein Kloster verlaesen) uber die 
Abtretnng derselben gegen entsprecbende Leibrenten,^) Die khte 
wUUgfeen ein and Bondt war die finansielle Gnmdiage fUt die Aub- 
fBbning der Pl8ne des Herzogs getebaffen. 

Naeb Briefen des acbon genannton Flbwpaeb*) batte man den 
Oedanken naeb dem Hnater der StraAbnrger Scbole, die Job. 
Btnrm eingerichtet hatte, eine Anstali mit 10 Klaseen zu aobaffen, 
aber das kam nicht zur Ausfuhrung; ein Ton Marbach eretattetes 
Qutachten regte eine andero Organisation an, wie wir sehen werden. 

Herzog "Wolfgang ordnete namlioh am T. Juli 1558 eine schon 
langer geplante all^emeine Visitation der Amter des Fiirsten- 
tumB {\n wml bestimmte als Visitatoren „vnn8ern Hofmaister Oristoff 
Landschad von Stainach, awch Canfasler Vlrich Sitzinger Doctor, 
"Wolff "Vambolt von "Vmbstatt, Doctor Waltlior Drechsel, Augustin 
Eok, Doctor Johannes Marbacbus, Hieronimus Pesolt, Tnnser 
Ho^^diger Teit Nuber vnd Ifogiiter Cninaimas Flinapaob^. 

Eine anoAbiliobe Inatrnktion f8r ibre Tatigkeit*) zeigt von 
dem Ernst and der Oillndliebkeit, iromit der Heraog seineii Aaf- 
tnt$ ansgefllbrt wissen wollte. ffier interessieren nnr die Absobnitle, 
£e sidi anf das Sdialiresen bedeben. In der Hauptatadt Zwei- 
brficken bestand eine besondere Schole filr die furstlichen Sdhne, 
mit denen zngleieb andere Edelknaben antenicbtet warden. Diese 

*) S. Neubaaer, Die Schnle zn Hornbach. Zweibrtlckeo IdOd. is. 7. 
*) StadtaiebiT BtmAbing. — Kenbansr 1. c. &8. 
t) Die Inatniktioa ■. XAZ n le?. 
ltoom>rt» 0«wwiht Pwai^ftew XLTH 6 



S2 GeschichtL. EntwickL d. hnuuuiut. MittolscbalireMiiB d. bayer. Pfiklt. 



Sehnle Bollto saent Tiriiiert wBiden, wobei beionden anoh daMuf 
sn eehen war, ob gMignftM ESemente d«ii TTmgaiig d«r Prinzen 
(Philipp Llldvig und Johannes) bildeten. Ferner muQte diosc Schule 
darauf geprdft werden, ob die SohQler dem Alter der beidea PriosQii 
entsprechend in die zwei Klassen richtig verteilt aeien, wobei im 
Lehrstoff die der Kirch enordnung von 1557 beigegebene Schulord- 
nung Ah Richtschniii iln nen snllte. Beaonderen Wert legto Wolfirang 
auf die ^ Imitation des UeligiouHunterrichts, in ei-ster Linie des luthe- 
rischen Katecbismus, was deshalb bemerkenswert ist, well damals 
schoa vielfach Neiguiig fur die kalyinische Lehre vorhanden wai-, 
der Hensog Wolfgang emvUioh widentrebte. 

Der finanzielleo FundieraDg des SchiilwesenB wandte er auoh 
jetet wieder besondere AufiaerksaaikeU sa und liefi daher inch 
bei der jetzigon Yiaiiatioii Erhebungeii pflegen nod Listen anfertlgen 
fiber die Zahl und Hdhe der Stipendien, welolie in den einielnen 
Imtem Ton den Eirohengefallea an Stndierende auageteilt wutden; 
zagleich verlangto cr eine Zuaammenstellung aller im Furstentum 
vcrfugbaren Kircbengefalle und ein Gutachten, inwieweit zur Er> 
hohung der Zahl der 8tipendien auch die Klostergcfalle heran- 
gezogeii werden kiinnten. Diese Unterstiirzungcn, aus Kirolipn- 
geldern gewahrt, Boll ten nnr solchen zu gute kommeni welciie sich 
dem Dieast der Kirche \sidineten. 

Der bedeutuugsvoUste Auftrag in dieser Instruktion aber bezog 
rich auf die Qriindung eiuer neuea Schule, einer ^rechtschaffenen 
Fartikularschule". Uber Einteilung der Klassen und des LehiBtolfes, 
fiber die Zobl der von den Kloateigfitem m unterbalfenden Enaben, 
fiber die IMadplin u. dergU forderto der Henog TOn seinen Rftien 
auafOhrlichen Berieht Ak Site der neuen Anatalt luitte er Horn- 
bach anaeiwhoi (den Gedanken an Wersohweiler hatte man UXten 
lassen^)), wohl nicht in dem Gedanken, die ErbeofaafI der eimt 
bluhenden Kiotterschule zu iibemehmen, 9ondem aus praktischen 
Grunden. Da mit der Schule ein Aluranat verbunden werden 
solite, muiiten die Visitatorcn bik h iiber die Gebaudo in Hornbach 
und die etwa notwendigen Auderungeii beriehten. "VYie eiUg cb 
der Fiirst mit der Griinduiig fseiner neuea iioheren Schule hatte, 
beweiiit der Umstaud, dail er auch von der Mdglichkeit spricht, 
aohott Tor der Eroffnung, die doch wohl nicht so rasch erfolgen 
konne, Torlinfig einige Leiirer amnmebmen nnd den Unterricht 
proTiboriselL eu beginnen. Aber jeden&lls wttnaohie er, daB man 

*) 8. Nenbaaer a. a. 0. a 9f. 



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B. Weltliohe Sohulen. 



sa 



abh J«M aolioii naoh einem gelehrian Bektor nniBeba and rich fXbet' 
loge, ob man nieht die m entwerfende Sdralordnnng mit Philipp 
Helanchthon bespieolieii oder dne EonmdMiOB nu* InfonnatioB 
Hber die Solmleii naoh Bachsm niid ICeifieti iddteken woUe. Dem 
Hinweis auf SaehMU waren wir schon in dem Chrfachten Sitdn^fen 
begegnek. Dae war dav Land, vot^ dem nicht nor die Befoimatioii 
aasgegangen war, eondern auch die Xcugestaltong des Schulwesens. 
Ea Bollte also eine Anstalt eingerichtet wcrden im Geist des Prae- 
ceptor Oermaniae und obenburtig den iibrigcn Gelehrtf>nf?chulen in 
deutBolien Liuiden. Abt r vim dou beiden Anregungen ties Herzogs 
scheint keine befolgt wordon zu aein; daii in den erhaltenen Akten 
nichts darfiber zu finden ist, ware kein Beweia, aber as iat zeitlich 
nielit gst mdglioh* Dean die YOfgeeohriebeiie Eirohenvintation flEuid 
IB der Zeit Tom 0. Jutt 31. August statt, imd berette am 6. Sep* 
tembef vefden Yerfaaadluigen mft answartigeo Lehreni gepflogen, 
t. B. mit Hig. Job. Tempena in Eim, dem Marbaoh ma» 'fonnulBiii 
diitributionis Claasium' tbenendet, 'ex qua fiu^e^ quod taimi Iteta- 
inm sit officium, collegere poteria'.*) Ea war daher, wenn auch 
das Gutachten Bohon vor SchluB der Gesamt-Yisitation des Landea 
abgegeben worden ist. keino Ze'it 711 einer KoinmissionHreieo oder 
zu einer Besprechuug der neuentworfenen Schuiordnung mit 
Heianchthon. 

Das vom Herzog eingeforderte Gutachten (a. Dokum. Nr. 
wurde von dem Mitglied der EommisBion Dr. Johann Mtiibach 
▼erlbfit. Dieeer Stnifibiuger Tbeologe, wehsher f&r die dortige 
kiroUiohe EntwioUong tob anfierordeBllioher Bedentung geweteB 
iBt, war bereito im Jahr 1556 tob dem KnrfllnteB Otto Heiniieh 
naoh der Eurpfala bemfen wordeB vnd batto dwi die EiBfllhnuig 
der Reformation in die Hand genommcn. Die Eiichenordnung von 
J 556 geht anf ilm rorOok. Soin in Stxaftbiug und in der Eurpfah 
bewShrtes organisatorisches Talent bcwog Herzog Wol^ang ihn 
auch in aeinen Landen zu verwenden; so war er die cinflnfireichsto 
PersSnlichkeit bei der Visitation von 1558. Es diirftc daher auch 
imbedenklich von vomherein angenommen werden, daB er der Ver- 
fa^er des ^Bedenkens^ zur Einrichtung der Schulen im Furstentum 
war, das die ilbrigen Yiaitatoren nur mit untcrschrieben haben. 
£in Bocb eihaltener Brief von ihm an den Eeizog d. d. 1. Deaembor 
1558 beftlltigt jedoob anadrflokUoh seine AntoiBobaft^): „TonBaan* 
liehtong der Fartioiilar Bobnlen am Hornnbaeh bab Idh fiintliebeBn 



6» 



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84 GeMhiohtL BatwicU. d. homaiiML IfitteUchulweaetM d. toyer. PfiUs. 



gnaden ttnfUtlg bedttneken Inn neehsivehaltoner ZweyprOoki- 
aelier Kirchenn Visitation sdiriillicbenn angestelt, Das Idi naoh- 
malen also bleiban Uum, Tmid weift ea diefier Zeitt, naoli des orto 

gelegenhoit nit zuverbcssern.*' 

Naoh den Yorschl&gen der Kommission sollte das Sohnl* 
wesen im ganzen Fiirstentum neu organisiert werden. Das Ziel, 

dii» Bf^kronung der ganzen OrgRniRation, wnr die Parti kularschule 
o(l(-r das Gymnasium zu Hornbach; abor dip'^o obpre Schulo 
solite nicht ganz aiif sich allein gestellt werden und ihro Schiiler 
nicht nnvorbereitet Ix koramen. Daher waren im Landc einc Rcihe 
Ton Trivialseliuieu notig, welohe den erforderlichen Elcinontar- 
Untairicht vennitleUen. Anf deren Einriehtong drangen die Vui* 
tatoien in enter Unie. Sie waren eingeteilt naoh den vier Anita- 
berirken dee Fflntentnma: im Nenkaateler Amt Beigiabem, 
Annweiler, F^nakwdler, Baibeliot und Kleebug; im Zvei- 
brficker Amt Zweibriicken und Hornbach; im Meisenheimer 
Amt Meisenheim, Lauterecken, Odenbaoh nnd ObemioBchcl; im 
Amt Lichtenberg Eusel und Baumholder. Yon diesen 13 Sohulen 
waren nun wiedemm vier herausgehoben : Zweibriicken, Bergzabem, 
Meisenheim und Kiisel; eie soUten als dio vornohmeren Str^dt- 
schulen golteu und jc nach der Schiilerzahl vier bis sechs Klassen 
und zwei Schulmeistcr haben, wiihrend fiir die andem Orte drei- 
klassige Schulen mit einem Lehrer als genugend erachtet wurden. • 

Aber diese Trivialschulen, welche die Kommission von 1558 
beimtragie, waren nicht alle voUstandige !Neuschopfungen; denn 
aehon die KirdiMiOTdnnng Wolfgangs Ton 1557 gab Anweisung anr 
ISnriebtong von ^Kindendinlen'', nnd anoh ana frflheren Jabren 
beaengen einielne Notiaen das YorbandenBein Ton Sebnien in Ter- 
Bobiedenen Orten. Daa nBedenken" Ton 1558 will eben ebie 
badidie Gestaltung nnd planm&fiige Regehmg dee Sdivlwetena 
im gesamten FOratentnm heibafBbien. 

Bemerkenswert ist, daS an Ir ii kleineren Sdinlen ein Doppel- 
knrs bestand; es gab n&mlich Kinder, welche nvr Bentsch lernten 
nnd sich am Lateinunterricht nicht beteiligten, was die Kirchen- 
ordnung von 1557 schon vorsah. 8o war p«* im Jahr 1558 z. B. 
in Bergzabern nach dem Auazog aus einer Kirohenvisitationsakte 
wo es heifit: 



^) KAZ n m. a Stoff for dm fcllBllig«n Taftnw tiott piUnw«ibraeh«r 

Kirehengeschichte (Leipng 1798) 2. Tail 8. 65ft — Kelper, N«m vikondliebe 
BeiMg^ lS92a85<. 



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B. Weliliche Schuleu. 



85 



li^^^ danger Sohule lag W: Methodvs so in der Bohnl m 
Bargsabern gehalten ^riid ynd werden die achulei so ZiRieinuoh 

lehrnen je m Glasses Abgetheilt vnd geordnefe. 

Prima Classis sind die Alphabetainj so die gemeine Lateinische 
handbftchlein darin die 5 stuck der ChristUchen Lher verfiast sind 
(Lant der Ordnung) Buchstaben vnd leecn Ihornen: Secunda elassis 
sind dieso. pn im lesen ettwas fertig den Donatum vnd Catonem 
zus^amiuen aufiwendig vnd Exponiren Iheraen. Tertia ClaBsis ist der 
vbrig hauff so Grammaticen vnd Syntaxin I). Philippi, It. Terentium 
vnd Fabellas Euopi Anfangen zu Exponiren vnd uuHwemiig Kecitireu. 

Die andeie aber ao deotsok Ihenien werden ohn vndersclued- 
lich iD ein Teverdnete Oonditioii ^d dafi yod den lateiniaohen 
Abgeeondert, welehe mandierld gemein Deolwhe Handbflchlem 
vndw eiob gepianeheiL 

Gbviel den Catechifmum belangt, sind die knaben biBhero in 
dem teudschen Catechirmo D. Lvtheri durchanft in alien Claadbiis 
gevbt vnd voderricht worden." 

So wurde es also in der Schuie zu Bortr^abern gehandhabt, 
als die Visitatoren von 1558 dortselbst UTiiHrliau >iielten, war 
eine Yolksachule verbunden mit einer Lateninehule oder umgekehrt. 
Anscheinend war der deutsche Unterricht in den klem ren Orten 
der &ltere, zu dem vielleicht erst durch die Kirchenordiiung von 
1557 der lateiniecbe binaokam. Denn a. B. in Annweiler mude 
erst 1658 ein lateinlaoher Sehnlnieiater angesteUt, naohdem biaher 
nnr deoiieb gelebrt worden war.') 

Die Visitatoren haben selbst darauf liingewirkt, dafi der Latein- 
unterricht eingcfiihrt wurde, wo or noch nicht vorbanden war; eo 
haben aie selbst fur die Durch t'uhrung ihrea Programms gesorgt. 
Latein zu konncn war damals das Streben sogar in ganz kleinen 
Dorfern: In EBweiler bei Wolfstein baton die Bauern 1604 den 
Uerzog, ihnen ^anstatt ihres itzigen tcutschen aohuelmeiatera^ eiaeo 

<} Die KirdMiivintatioiMalcte von 1558 beiagt: 

,Ala in Yisitatione der Schulen zu Annweiler befunden, daB darinnen 
bis anhero nur Teutsch lefien und echreiben gelehrt worden, nnd die Baths- 
penonen daselbst uff derer Beiren visitatoren anterhandlung bewilliget, 
dnem Lateinisches Sobnlneister Saebfizig guldm* vier ClaAer boU, 
Toa eiaem jeden Burgers Sohn alle viertel jahrs 13 zugeben , and Ime die 
Behausung in wefientlichem Baa zu onterhalten , daneben Er von einem 
jeden frembden Knaben nach seiner gelegenbeit des Jahrs nehmen m^ge; 
8o sollen die Ambklento danu mya, dad den Sebabneialer aebi bewilligtu 
und verordnete Compeleiii obnverweigerlieb eatriciitefc and gevolgt werde.* 
KAZlVilh 



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86 GttMbieba. Entwiekl. d. huiMuiMt. Mitlelieh«lweaei» (L bajer. Fftls. 



aiidem ni Tdrordnen, ^weldier Auoii Uim Emder etwas lAtds lehren 

Au8 dem obigen Bericht iiber Annweiler ergibt sich neben den 
Besuldungeverhilltnissen auch die Tataache, dafi die Kinder Sehal* 
geld entrichten mutiton. 

Wenn wir den inethodua von Bergzabern verf>;]eichen mit dem 
Lehrplan, wie ihn die Kirchenordnung yon too 7 aufstellt, so ergibt 
sioh, daii die YorHchrift nicht geuau eingehalten worden ist. Ee 
fehlt Tor allem das Pensusi der dort vorgeaehenen III. iBLlaaae, da-^ 
gegen irt in Bergzabern auf die iwei untem EJawen verteilt, wee 
naeb der EiralieiiordDQiig einer saliUlt Die drtUehen YerhiUaiaae 
werden eben eine Mere Biiiidliabang der Yonclirlft Tenmleftt 
Juiben, insbesondere deehalb weil xnit der laMmaehen audi eine 
dentschc Schule verbunden 'wer. 

Fiir diese letzteren gab es oflfenbar gar keino bosonderen Vor- 
Bcbriften. Bezcichnend ist der SehluBeatz der Kirchenordnung von 
1557: „Wo DeutBcho Schul sein mogon die yetzerzclte Artickel 
doch Mutatis mutandis dem Schulmeyster auch aufTerlegt werden/ 
Duts war ein sehr cinfachea Verfahren, und die Lehrer batten jeden- 
fallB gro&Q Beweguugsfreiheit, soweit sie derselbeu bei ihrer ein- 
fiMhen Aufgabe bedarften. 

Auoh in Zweibrdcken bestand, wie obeu bemerkt, bcIior 
lange tov eine Td?ialtebiile: aeit 1583 wirkte dort Michael 
Hilabeoii eh ]«teiniteli«r Sehnlmeiitor nnd xweiter PfSuter, imd 1659 
hatte die dortige Sehvle einen Bektor, einen A4|ator nnd 9 Lehrer. 
Bei der grofien Yisiiation von 1558 werden drei Klaaien anfgefltttri^ 
ein Lehrer und ein Baccalanrens. Der Visiteiioneberieht beaegt 
ftber diese Stadtechole^): 

Die erst elafwB hat 6 stunden Im tag, Yormittag hdren die 
Maiores Terentium, Epiftolas CiceroniB, Aeclogas Yerg. et. Fabulaa 
Aofopi Altera clalsis Gatonem etDonatnm. 3. Clafsie seien Alpha- 
betarij et le^^ontes. 

A meridio in prima clai'se simihter tres horas habent, da wird 
das vor mittag gclesen worden, erelert per Grammaticam et Syntaxin, 

Ynd lettatlich gibt man einem Jedeu ein spruch, den en Jeder 
mitt Ime heim tregt vnd memorirt, 

Der Freitag ist znr Beeapitnhition vnd Repetition geordnet, 
aller Torgehdrten Leetionen, 

>) 3. Bavaria IT 2. & bUt. ') StAM. £.bL 389^8*. 



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B, WdtUdM SdMOea. 



87 



Die Ynaoh der geringen echul 1 *™ efse dicit dafi die iUtem 
die khindor so paid aie scfareibeii md leaen khdnden Tonii der 
aohulen abziehen, 

2. d.iB man will da3 hm dieser Lateinisohen scbul auch Teutsch 

gelernt werd. 

3. daB Er der Suhulmeiater va»c alio Jar die coUaboratores 
eundem mufi, auB vraaohen der geringon besoldung, 

4. dafi vor diMer Zeitt die acliiil booh vf^wftelnea dafi anch 
Qneoa lingua Ian dieter adml exercirt, md Jetat nitt aeyn khan, 
geeehelie der visaoheB lialb, dhweil die Burger die extevoe der^ 
maisen mitt dem coat gellt lieigeni, ynA da eber Tor dietw Zeiit 
mitt 10. ft anfikhomen mSgen, da mnfi Sr jetet 20 fl. habeo.* 

Ober die Stadtsdrale ron Hornbaob bemerkt der Tititatioiii- 
beriebt you 1558: 

*De ordine et methodo doccndi 

1. commonf^lant fc Deo in fchola 

2. IpctioTicH ill Donntn habitae. 

Ante meridiem pieibeu Sie ohngeiierlich 2 stund Inn der 
sohulen . A mpridie {:^leicher gestalt 2 stund.' 

In Zweibrucken gab es daraals, wie schon erwahnt, am Hof 
noch eine besondere 8chule fiir die furstlichen Sohne, welche gleich- 
faUs im Jalir 1558 Tisitiert wurde. Der Behcbt uber diese Schule 
latitet^): 

Der Jimgen Ilerrn Schul. Sonntags den 10. Julij A" 1558. 

'Ist erstlich die Visitation Inn meins g. F. vnnd Uerm Jungen 
SoneB Schul fiirgononjim n vnnd Im anfanng durob D. Marpachium 
meins g. F. vnnd Ilerrn IV. gnedige verordnung nolcher Vigitatioa 
halben, ftirgebalten worden, Yolgens ist D. Imauuel befragt worden, 
trie neb die Jungen Herm vnd logeordnete difoipiufi bifianhero 
mitt Iren leben vund Wandel nadi der dieciplin Item Ob Sie aneb 
flcibuldigen geboream Ime al6 Iren praeoeptori eneigt baben.* 

Geprlift wurde in der t.Klasse: Cicero epist. ; Cato; Testam. 
Oraec. — Testam. Gem). — Schrift. — Katechlsmus. — In der 
2. Elasae: Lateinleeen, Elemente. 

Yon der Fflrstenscbule abgesehen soUten naeh dem Yorschlag 
der Yiutatoren alle dieae Sebulen neu und einheitlioh organiaiert 
werden, um die Orundkge bilden za kdnnen fQr die Stadien anf 
dem Hornbacber Gymnasium. 

>) SUM. K.bi. mjSK 



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Geiichichtl. EtitwickL iL humanist. Miitelscbalwesens d. bajer. Ffalz. 

Das XJiiteRi«dit^aiiiiiai der Stedttehiiieii vude fir sodu 
Maroen bestimmt nmi beiweokto in eister Idnie die el«menteie 
Solralimg der Hinder. Die erste nnd sweite Klawe be&flt eioh liaupt- 
aiddidi mii Boehstabieren, Leien nnd Sclireiben, daneben aber anoh 
■ebon mit den An^ngen des LateiniBchen in einer one heute firemdea 
Weise: Die Sohuler muBten Ab8ohnitte auH OioerOB Briefen ana- 
wendig lernen und daran Ubungen im Deklinieren und Konjugieren 
knupfen. In der dritten Klass*^ wirfl die Formenlehre vollendefc 
wiederuni nach Beispielen li n Bii' tcn Ciceros. Iti der vierten 
wird sic erganzt durch die unregehnaijigen Erscheinungen, und die 
Interpretation von Cicero wird fortgesetzt; auch 'Argumente*, ITber- 
setziuigen iiis Lateinische, treten jetzt hiozu. Die fiiafte und Hech^te 
KbMse fibt die Syntax an Oioeroa Briefen, beaw. de aeneetnte und 
de amidtiA; auch Cato und Aaopa Fabehi werden anawendig gelemt 
und Argumente gefertigt Li der vierCen und fBnften Elaase wird 
anoh im 0rieehiacben Unterricht erteUt, neben einem Elementale 
Graecum und Melanchthona Oiauunatik dienen die Mopiaefaen Fkbeln 
als tibungsmaterial. 

Diejenigen Schulen, welche nur drei Klassen hatten, waren an 
den gleichen Lehrplan gebunden. 8ie sollten nach der d?itto!i 
Klasse ibrc brauelibaren Schuler an die grolieren Anstalten zur 
Fortsctzung der Studien abgeben, und diose wiederum soUten die 
Yorhtufc fiir das Hornbacher Gymnasium bildcn. 

Auch Unterricht in Religion und Husik war fiir die Trivial- 
aebulen vorgeseben. Ersterer beetand im EinQben der Lifanei, Ana- 
wendiglemen dea Kateebiamna, Anb5ren dea aonntaglicben Evan- 
geliuma und der Predigt. Dm Evangelinm wurde in den oberen 
EUueen angleiob zu lateiniscben, beav. gtieehiioben tJbnngen Ter- 
wendet. 

Jede Sobole war dem Pfarrer des Orts mit einer oder zwei 
andem Personen als Yisitatoren unterstellt und sollte wochentlieb 
ein- oder zweimal \<m diesen Ijosucht werden. Sie hatten auch 
aUj&hrlich ein Exanien abzuhalteu, auf Grand dessen Hodann in 
Gegenwart des General-Superattendenten, der den ganxen Kirehen- 
spreugel visitierte, die Promotion der Schiiler stattfaud, wobei an 
die beiden Besten jeder Klasse Framien (I bis 2 Batsen) Terteilt 
wurden. Bei dieaer Gelegenbeit aoUten fHi ehra freigewordene 
(Mien im 'Stipendium* zu Hombadt die tftditigsteu Jungen aua- 
geenebt nnd naob Einvemabme der Eltem dem Ffiraten am Anf- 
naJime ▼oigeeoblagen werden. Urn ftbezbai^t b^;abte arme Schiiler 
don Unterricbt zu erbalten, wurden den Tier grSfleren Triviabcbnlen 



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Bb WeltUehe Sdmlen. 



• 

89 



0«lder nigewieeeti znr UntenUttraug tflditigeT ffinder, deron F&hig- 
keit zur Fortsetzung der Shidieii geprtift werden sollte, und aueh 
fftr die Unterbringtuig yon armen Schflleni klelner Aiutalteii an 

den groBeren wurde Soi^e getragen. 

Alle diese kleineren Stadtschulen sollten iibertroffen werden 

Ton dem Gymnasium in Hornbaoh, flo««o?i Grandung nach dem 
zuatimmenden Gutachten Marbachs fur den Jlprzotr beaohloHsene 
Sacbe war. Seine Einrichtung lieB er sicb niifs lioste angelogen aein. 

Der Ort, hiibsch und gesund auf iufriger Hohe gcleg'^n, war 
eehr gliicklich gewahlt. Der Bchaffner von Hornbach wurdo bo fort 
angewiesen, die RSumlichkeiten des Klosters in Stand zu sctzen 
UDd die uutigen baulichen Anderuogen vorzunehmeu, um brauchbare 
Wohn^ und SeUafriime t&r BohfUer imd Lehrer and die notigen 
UntoniohtBlobde in exlialten. Znr Gewinnnng tflebtiger LehrkrlUte 
tut der Herzog besonders im Yerein mit Harbach adion Behr frOh 
die nStigen Sohxitle. Ale Bektor war der seit 1&&4 als HofineiBter 
der Hersoglichen Kinder in Zweibrficken wu-kende Emmanuel 
TreroelliuB in Aussicht genommen. Er erhielt seine auf den 
1. August 1558 datierte Beatallung am 24. Dezember.^) Ferner 
wnrden im Lauf des September Joh. Tenipeus und Christof Hils- 
pach als Lehrer fiir die 3. und 2. Ivlasse der kiinfirigen Anstalt 
angenommen, wahrend ein praeceptor infimae classis. nho der vierten, 
erst am 13. Februar 1559 in der Person des .loh. Tin)inae berufen 
vurde.') Lebrer waren also beizeiten vorhanden, noch feiilten die 



>) EAZ 11$. — Ober ihn vnd die 8 aodem enten Lebrar «. Neobaaer, 
1. e. 8.81ff. 

KAZII 6. — Das Qehalt der Lehrer ist aus folgendem ta eteehen: 

VerzeugniB des R- rt : vnd Profefforen Dinflbesoldung. 

Dem Recturi soil der bcha&ier zu Hornbscb iabrlicb lieifera £iu halb 
hundert Gulden 26 alb deu Gulden gerecbnet und dann vier fQnCzig Gulden 
gedaditer Wehnmg Wein nod fraobt da ihm ds Fader Weine Air fOafbehea 
Golden ein Malter Korn ftir ein Golden nnd ein Malter Habern ftlr zwOlif 
• Schillin)^ oder 18 Aibus alles Hornbacber MaaiS and Eich augei^chlagen werden 
und £u eetQem Ge£aUen das Geld oder Weiu vnd Frucht nehmen stehen 
daso ilun euM Behavsaag m BotnlNUsh im Cloeter eingegeben irardttn and 
alle Qaartal die Zablong pro mto an Geld Wein und Fmclit bwtahen toll 
tud gebe sein Jahr den 1. August jedors^t tM& und an. 

M. Chrillophoro Hilfchbachio. 

Boll der Bcbad'ner zu Hornbacb voa des Closters getdUeu an (ield Weiu 
▼nd Frvdit ifthlieh to viel nnd der geetalt reichen wte faie oben Tom Raotoiri 
geaagt iit, nemlicb anderbalb Hundert Gulden an Geld und vier fQnffzig gulden 
Wein nndFrllohte vnd gehe sein Jahr den 25. Mo?ember jeder seit and vnd an. 



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90 GeBohiehtJ. E^twickL d. hmoaoiftb llittelschnlwesens d. bayer. Pfalz. 



Schiller. Schon hoi der von Marbach und den iibrigen Yieitatoron 
in alien Stadtschulen vorgenommenen Prufiing mag man in einzelnen 
Fallen sein Augenraerk auf besonderH begabte Scbiiler tmn Zweck 
der Aufnahme ins llonibacher Stipeudium gerichtet haben jedoch 
fand nicht eine gemdii«ame Aufnahme auserlesener Schfiler siatt*) 
Yidmehr saohtoii die Eltern, YoxmOBder mw. van diese GvoBt nadiy 
die angemeldeten Behfiler Warden geprilft und, weon aie taii|;li<ih 
wsren, dem Henog mr Annahme empfoMeo. So beTdUcerte aUili 
die Schnle ent naeh tmd naeh: 32 Namen enth&lt ein Yerzeiohnis*) 
TOD Schftlern (18. Dezember 1559), die wahrend des onten Jahrea 
f^mn Stipendium" nufgenommen waren. AuBer diesen Sdpendiaten 
konnten aber auch andere Schxiler die An^talt besuchen, mufiten 
aber als extori fur ilirea Unterbalt Belbst aufkonunen; es waren im 
ersten Jahr 22. 

Neben der 1 ri'i trichtBurdiiuiig iMarbacha, die zwar bereita einen 
kurzi vti Abschniu uber die Dib^iiplin enthielt, waren nun noch be- 
Bondorc lege a zm Handhabung der Zucht und Qrdnung vonnoten; 
desgleichen woUte der Herzog die Yerkdatigung seiner Zoglinge 
naeh einem bewfihrten Yorbild einriobien. Beidea beaorgte anf 
eeine Bitten wiedwnm Karbaeh dnroh einea Berieht rom t. Desem- 
ber 1558 fiber die Art, wie es im Btrafibarger Predigw-KoUe^ 
gium mit der Eoat und IKinplhi gehalten werde, nnd swar haadelte 
er junilchet iiber den oeconomus und seine T&tigkeit und fu*;te 
eine Speisekarte fiir 1 Woche bei, Dann besprach er die Au%abe 
des pacdagogus und fiberscbickte schlieBlich die StraBburger leges. 
Den ganzen Berieht ubersaodtc der Hcrzt an dio drunals bereits 
angenommenen droi Lehrer mit der Auitorderuiig, sich dariiber aua- 
zusprechen, ob solcho Ordnung auch zu Hornbach anzustellen sei, 
und eventuoUe Auderungen Yorzuachlagen. Am 21. Dezember emp- 
fahlen die drei Herm die Annahme des Strafiburger Modus, der 

Johannis Temp«i Besoldong. 

Ein hundert (Julden an Geld uud fflnffsig Golden an Wein und Kom 
alles bestinibier Wehruug Maai^ uiid hich und gebe sein Jahr den 25. December 
jedttncii wnA nnd aa. 

Jeaniiis TboBM Bemldai^. 

Ein Hnndert Gulden 26 alb. an G«ld and dis Ko>t samt Habitation im 

CloBter. — (KAZ IV 2005.) 

') Vgl. einen Brief des Cum. Flinapach KAZ IT 6. 

*) Unrichtig bei Finger, Altes nnd NeuM aoe der 300j&hr. Qeechichtd 
des Zweibnlcker Gymnabiums 1869. S. 6. 

*) KAZ II 7. S. Mch Nenbanar 1. c. 8. 48ff. aid 88iL 



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B. Weltlk1i« BelMileii. 



9t 



sich auch in der Tat nahezu im Wortlaut, jedenfalls durchweg ia 
gieiehen Sinne in den Hombacher Bestimmangen wieder findet. 

Ura die glciche Zeit crhielt der Hombacher Schaffner die 
"Weisunc:, sich mit allem zu versehen, was zur Verkostigang der 
Schiller iiotiLr: soi. Es hatte schon vorhor allerici Schwicrigkeitcn 
gemaobt, die notwcndige Einrichtuug dor Zimmcr zu beschaffen, 
Nach und nach kamen nun die Sehulcr, alujr der ITnterricht begann 
niclit BOgleicli, obwohl der Herzog an Mahnungen nicbt fehlen 
Kefi. Bnt am 16. Jsnnar warden die eraten Lekiionen gehalten.^) 

Bern nun beginnenden regehnafiigen Unterricht wurde im Prinzip 
der TOii MnlMdi in seinem Bedonken entworfene Plaa zugninde 
gelegt, aber natOrlidh angeiiohta der nooh gaos nnregdm&fiigen 
Yorbereitang der SohQler nicbt in pedantisoher Weise, vie ee ja 
Karbach selbst sohon Torgesehen hatte: die Lebzer eoUten nob zu- 
n&cbrt dem Wiseensstande der Schuler aiqiateen nnd rie Tier Jabre 
lang 80 nnterrichten, als wenn sie Lehrer der vier oberen gemeinen 
Schwlen (also der seehsklassigon Trivialscbulen) wSron. Wenn man 
meinte. dafi eine eigentlichc Schulordnung in der erstcn Zeit gar 
nicbt existiert') habe, und dann nach Auftindung des Marbaohschen 
Bedenkens ea nur als hochst wahrscheinlich bezeichnete, da6 dieses 
die vorgeschriebene Norm gewesen sein wird, so diirfen wir das 
letztere als gesichert annebmen, naohdem in TerschiedenenYinta- 
tiontprotokoUen und Beriobten der exelen Zeit direkt anf dieaea 
Chitacbten der Viaitatoren Besog genommen wird.*) 

Der HarbaobBehe Scbulplan (Doknm, Nr. 38). 

Wie war demnacb die Sobule in ibrer eieten Zeit eingeriebtetr 
Der Scbulplan Harbacbe war einfaob; er eetete das Lebrpenaom 

') (lie Randglo«»'' iV. pinpm B-^richt zur Visitation vom lO./ll. April 
ld2V. KAZ 11 64. — Die Ao^etKuug der Er&ffinuug ant' den 1. Januar isi on* 
riebtig mid di«8ebild«iniiig derEiSffiiimgsfeieriidikateii lisi Heinttp Le college 
de DeaxpontB nnd Finger, A]toa nnd Neues new. iai wobl Pbaatasie. 

') Finger, Altes unri Neufs nsw. S. 17. 

*) Z. B. in dem Bericbt nach tier ersten Visitation (Dezember 1559) KAZ 
116. — In dnem handscbriftlich vorliegenden Bericht fiber das Hombacher 
Oymuuiiiin, den in Jahr 1786 der henogliobe Aiekivar AuIealNMb nUkAU, 

ist von eiuer Schulordnang des Gymnasioms die Rede, ,welche wie ex actis 
scheinet, ini NQrnbergi.schen allwo sich damablen der Uertzog anffgohalten, 
gedruckt worUen, aber beitu hiei3igen Archiv nirgendswo mehr finden". 
Dae eeheint eine Tenrecheelniig m wm mit der Kwehenevdnung Wdfgaage, 
die 1557 in NQmberg gedruckt worden ist. Anlenbachs Bericbt, der sich 
hanptsacfalich mit der Aufnahme voik .ficbllleni ins »8tipendiam* befafiti liagt 
mit vielen Beilagen KAZ IV 2005. 



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92 GtaehichU. Entwidd. d. hmnMiist. IfittelMhalweaens d. bftjer. Pfals. 



ftr die lier Elassen, deren jede ihren eigenen Lehrer haben soUte, 
in folgender Weise fest, wobei die Torbildnng in einer seohsklee- 
Bigen fiStedtBchule'' Yoraussetzang war: 

I. (untente) Klawe: Repetition dee Pensums der 6. Klasse einer 
Stadtsohule. — Cicero de amic. und de senect. — Fabellae A e so pi 

Graecae. — Vergil eclog. — Tjatoini^olio und grieohischo Gram* 
matik. — Murmeliius, Tabulae grammaticac. Argumcnte. 

II. Klasae: Cicero, Rrdon. Toronz. Vergil. Lucian. — 
Lateinischc und griechiacho Grammatik an der Hand der Lektiire. 
— 'Dbungen im Anfertigen von lateinischen Heden, Briefen und 
Gedichten. — Gedachtnisubungen. 

III. Klasse: Sturmii oder Pliilippi dialectica. — Cicero, 
Reden. Vergil oder Terenz (wenn nicht iu II gelesen). De- 
mosthenes oder Plutarch de educ. Uberorum oder Xenophon. 
Abfiuaung grieofaiseher nnd lateinisoher Briefe und Gedichte. 

IV. Klaase: Dialektik, Fortsetzung. — Sturmii partitions 
omtoriae oder Bhetorica Philippi. ^ Cicero Beden oder de offi- 
oiis. — DemoBthenee oder Homer, 

Neben all HSoum Lektionen *prima oura ait religionis et 
mnsicae*. 

Die Uitwirkang Harbacfas an der ganxen Oiganiaation legt 
Ton Tomberein nabe, das Yorbild f&r die Keneiniichtung dea Zwei- 
brftoker Sebulwesenft in den Strafiborger YerbAltniBaen zu soohen; 

es wird aber in dem Bedenken auch ausdriicklioh bestatigt, *da3 
dise vier Classes denn vi^nn oberstenn Classibus der Bchulenn Zu 
StruBburg gleicli weren, souil den methoduni docendi vnd die auetores 
80 darin sullen gelesen werden belangt'. Zusatumen niit dem sechs- 
klassigen Unterbau batten also die Schiiler lOKlassen zu absolvieren, 
nnd auch darin ist die Hornbacher Ansi ilt zu dem 10 kuraigen 
GymuaHium blurmsi in Straliburg in Paralieie zu wetzeu. 

Also die ionere Einrichtung stammt aus Strafibnrg, und Marbach 
war ihr YemuUler; dagegen bt in der JlnBeren ein engerer An- 
eehloft an die aftcbaiaohen YerhSltnisae m erkennen, auf die ja bei 
der Yorbereiiung der Organtaation mehr&ch hingeirieaen worden 
iror. In StraBburg waren die 10 Klaasen an einer Anatalt rereinigt, 
die sachsisehen ^Klosterschulen" dagegen waren die Fortsetzung 
▼on Vorbereitungsschulen, wie wir sie auch in Zweibriieken in den 
Trivialachnlen der Stadte finden. Etwas Neuos war freilicb damit 
nicht erst von Sacbsen herubergenommen worden; denn die Stadt- 
sobttlen bcstanden schon vor der Marbaohsohen Visitation, man hat 



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B. WdtUehe fl«lnil«]i. 93 

» ■ - — — 

aie nnr benniit nnd die Fortoetnuig naoh oben in der Homlwolier 
Anfltolt dam aeiigMeliaffen. 

Eiozelheiten (iW das Ami der Prftseploreii an der oenen 
Schule, die j&hrlichen Examina nad YerMteangeii luiw. mag man 

dem 'Bedenken' aelbst entnehmen. 

Uber das G eh alt der Lehrer s. oben S. 89 Amn. 

Dor allgcmeinc Titel fflr alle vier Lehrer war praeceptor; 
derjenige der obcrstcn Klasfle solle auch Hector genannt werden, 
wabrend die iibrigen drei in ihrem Verhaltnis zum Kektor colla- 
boratores hiefien. 

la das Alumnat konnten jsnnSchBt 48 Knaben als Stipcn- 
diaten aa^enommen werden und zwar 16 adelige und 32 Ijuigcr- 
lielie, welok letitere mh Terpffiohteten, Theologie an itudleren; eie 
alle inurdeii luenigelilieh verpflegt oad imfteniclitet, mnfiteit aber 
dafllr naeh YoUendimg ihier Stadieii in den Dienat dea Henogtmna 
treten. Daa gait anflbiglioh fOr die Landeakinder ala aelbttvenOiid- 
liefa, nnd es warde nor von den Adeligen imd Fremden die TJnter- 
zeichnung einea Beverses verlaogt; unter Henog Johannes I. wnrde 
der Revera von alien StipenJiaten gefordert, die aicli darin auch 
verpflicbteten, im Falle sie aus der Schule nn-^treten oder fort- 
geschickt wiirdeu oiler spater sich nicht in den Dienst dcs Her/ogs 
steilen, konnten oder wollten, fiir jedes .Tahr, das sic im Stipeudium 
zu Hombach vcrpHegt wordea waren, 20 fl. zu ersetzen.^) 

Aufier diesen Stipendiaten wurden nooh mehrere Convictores, 
Kostginger, im Kloater an^enommen, 10—20 nnd mehr, je naoh-* 
dem Plata war; dieae mufiten fOr ihren Unterbalt jfthrliob 36 fl. 
Eoatgeld entziebten. Die eraten traien 1560 ein. XJnter Henog 
Jobaanea XL lahlten Itandealdnder, die in oonTieta waren, 30 nnd 
40 fl., Fremde 40, 50 und 75 fl. 

Der Schule in Hombach fehlten die sog. public i, die es 
sonst vielfaoh an groficren Anstalten gub, Schfiler, die nach Absol- 
vierung der obersten Klasse eine Art akademischer Vortriige zu 
weiterer Ausbildung anhorten. Dafur sorgte Herzog Wolfgang fiir 
UniTersitiitsstipendien; zimilchst wurden 8 Stipendiaten anf der 
Universitat unterhalten und zwar 5 Theologen, 2 Juristen, I Medi- 
ziner oder Philosoph; sie bekamen eine jahrliche Unterstutzung 
Ton 40 fl. imd mufiten noh in ji^^i'ig^ii Beriehteo anaweiaen, wo 
nnd waa de atndiorten nnd wie weit aie in ihroi Stndien fort- 



0 Die 'Obligatiunea der StipwidiateB an Hombneh* and die Fonnel ftr 
den Beran b. KAZ IV 2005. 



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94 O«0cUebtLEUitwickLdAmiMiikl.liittdMhnlwMeiiad.lm7W.P 



gesoliritteti sden. Anf 2, 4 oder mehr Jahie konnto das Stipdii' 

<Uum bewilligt werden. Das dazu n5tige Geld muBten die Oberimter 
aufbringen: die KirchenschafTnei der Herradiaft GKittenbeig lahlte 
160 fl., Bergzabem 120fl., Licbtenberg 40 fl., Zweibrttoken 40 fl.; 
•dieser letzte Betrag wurde fiir Reisegelder verwendet. 

Die Zah! dor Stipondiaten blieb in der folgenden Zeit zunScbst 
■die gleicho. Johannes I. hat me zwar im Jahr 158S auf 32 vcr- 
ringert, abcr bald wieder die alte Zahl hergestellt, was um so 
rachr angczeigt war, als er auch zum Unterhalt der 8chule von den 
einzeluen KirchensohafFneien zu dem bisherigou Uiiterhaltungsfond 
noch je 50 fl. einforderte. Er hat sich auch im Jahr 158b mit 
scincn Landstanden dahin gecinigt, dafi die Zahl der Stipendiaten 
niobt Yemngert, sondeni wo moglich Termehit w«rdeii aoDe.^) Die 
Au&alime wurde so geregelt, da6 Ton Untertanen ftns jedem der 
4 Ober&mter 8, also im gansen 82, Ton Eiidien* nnd Sohnldleneni 
Je 3, also snaammen 8, and Ton Baton und Bedienten des Herzogs 
tind Ton AjosUndiBoliett anoh im ganzen 8, also snsammen 48 Sti- 
pendiaten angenommen werden muQten. Dazu kamen noch eino 
Anzahl Konviktoristcn: tintor dicsen waren auch nnh^ho, welche 
auf eine sich erlcdigcnde Frcistelle warteten. Ab und zu kam es 
auch vor, daB iiber die normale Zahl ein oder zwei Schiiler im 
Gcnufl des Stipendiums waren (aupemumerarii oder extraordinarU). 
Hcrzog Johannes II. bestatigte t60(> diese Ordnung uud Bicherte 
den Landschaften audi nooh za, daB sfcets die Landeskinder vor 
•den Fremden in der Anfoahme an der Sehiile und in der spftteren 
AnsteUnng den Yonnig haben sollten.*) 

Neben den Btipendiaten nnd Eonviktoibten gab es nooh eine 
^litte Eaf^rie Ton Sohillem, die sog. exteri, die Ezternen, 
weloke in der Btadt bei Lehrem oder Btbrgeislenten Kost and 
Wohnong batten and nnr den Unterridit in der Anstalt besnchten. 

In den S liulgosetzen Johannes^ I. (von 1575) war ilircr besondera 
gedacht: die Wabl ibrer Kostjgeber war von der Zustimmung des 
Rektors abhangig gemacht; denn „bey einem verleumbder auch 

Yollem unmesaigen Kost- und IlauBherrn wohnon ist der Jugend 
argerlich, aber bey einem Geitzigen schadlich". Das Kostgeld 
mufite vierteljdhrig im voraus gezahlt oder durch BUrgschaft sicker 
gestellt werden. 

*) 8. den Aiusiifr aos dem Umdaehafti-AbMhied too 1588 in dem Bnch : 
Stoff mr den kdnfligen Bearbeiter new. I 8. 9St 
*) 8. Stoff nsw. I & 95. 



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6. WelUicbe Sohuleu. 



95 



Die Attfsioht flber die SohQler in den schnlfireien Btimden 
ftthrte der jOngste Iiehrer, der als soloher praeeeptor der yierten 
Hlute irar nnd In aeinein besonderen Amt den Tiiel „P&dagoge^ 
httte. Seine Tatigkeit war dnreb eine besondere Instniktion ge> 
tegelt (8. Dokum. Nr. 39) und ergab sich aufierdem von selbst 
dnrch die Schulgesetze, welche in ereter Linie fttr Internata-SchCller 
gegcbcn die unterrichtlichc S^ite fnst ^ar nicht beruhrten und somit 
auch dom Lehrer vor allem ftir seine erzielieri«^cho EiTT^-irkting auf 
die Jungen aufierhalb dee Unterrichta Richtlinien gaben. Der In- 
Rtruktion und Bestallung des PSdagogen ist z. T. im Wortlaut ein 
StraBburger Exemplar zugrunde gelegt, welches Marbach seinem 
Befieht an den Hetsog Wolfgang aber das Strafilnirger Frediger- 
KaUeginm beigelegt hatte.^) 

Aneh b den Legee, die am 2 1. Febniar 1559 fSr das Horn- 
4»aeher Oymnasimn erlaesen vurden (e. Dokom. Nr. 40), sehen wir 
^e TolbtSndige Abhiogigkeit der nenen Behnle Ton den Strafibniger 
Einiichtongen; tie gehen snrOok auf die Geseise des Strafiburger 

Prediger-Kollegiume Tom Jahr 1538» Ja sogar den Speiseiettel 
ffir die Stipendiaten hatte der Henog Y<M dort flbemommen nnd 
•damit aach die Inatmktion fur den oeeonomuB der Anatalt.^ 

*) 0ber Aznt und Titel des Fadagogea s. Keiper, Neue urkimdliche 
BfliMge WW. in. Toil & 21C 
«)KAZIieii]id7. ITSQ05. 

7on der Stipendiaten Kost ca Horiibach. 

Alio Tage luorgen eu sechs Uhr eiu Suppe oder ZiigomdC zu Mittag 
^en Sonntag Montag, Dinstag, Domierstug Suppen Fleisch und ZugemiUJ 
Tom tirtiueu Kraut, Kiiben, Kupsi Erba, Heiii, Geraten, LiuQs«u, Uaber-Koru 
•euiB wiM aikhm abgeweolueli aneh Mil alleweg auf sw^ Knaben ein 4k 
flciok gegeben werden. 

Zur Nacht don Sonntag Soiumers Zeit einon Salat mit Ever umlegt und 
so man den uicbi haben mag eiu Ancken-Supp, Brateus und ein Zugemdfi als 
«in Gersten und Haber-Korn. 

Dea Hoatag m Naekt eu Baber-Kom ftipp, Terdenipft Ileieoh ia einer 
firObe^ ein wdB Hufl. 

Den Diaetag Chippea Fleiwh nnd ein Brodmnfi. 

Den Mittwoch Ein Gerston Supp, verdempft Fleisch. ein Kirgch- Birn* 
'Oder ApfFel-MuS so lang man^ halien matf oifr eiu Milch weiii Muli. 
Den Douuerstag ein Ancken Suppen, brateus und eiu Gersten Mufi. 

Den Frejtag zu Mittag ein Kode ilrbes-Sappen Grilu lleisch und ein 
. Linaan*lf nfl. 2n Naebt ein Siqipen Oder ein Ej Qeaotten nnd ein Haberkimi. 
Den Saubatag weiBe durdigeedilagene Shbeen Btoekfleiech nnd ein 
Bmd-MaB, den Abend dn Sappen, Plateiaehlein nnd Genten Hnfi. 



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96 OeieliieliU. EntwieU* d. humanist MitlelsdralircmDS d. bayer. FiUs. 



Die erste Yisitation der neuen Sdhole hat Herzog Wolfgang 
am 7. November 1559 Yon Neuburg aus angeordnet; sein Statthalter 
Flinspach und ^einc Rate Hilspach und Schweblin wurden damit 
betraut und hatten schriftlichen Bericht zu erstattpn 's. "DokiiTn. 
Nr. 41). Eine solche Visitation verlipf anoh sjiiiter immt r in der 
gleichen Weise: Einzelverhor des liektore und der Protessoren; 
Examen in sumtlichen Klasiiea des Oymnasioms; Yisitatton der 
Stadtschule; Konferenz mit den ProfeBsoren und Ennahnungen betr. 
AmtBtittigkeit und PrivaCleben. Besprechung rait dem Ffunr and 
den Ganonioi von Hombacli; Anspraohe an die SehSler. Bei dem 
Yerhor der Lehrer let anilUSend, daB die einielnen KoUegen wadt 
sn Anssagen fiber einander veranlaSt wnrden: da aagt der eine 
z. B. liber seinen Eollegen, er sei zu hart gegen die Knaben, Qber- 
lade sie mit der Musik und Prosodie; uber einen andem wird ge- 
meldet, „daB er sich etwas zu gemein mit dew schaffners Dochtem 
Bolte vndcrstanden haben zu machen, welcheH er doch nunmher, 
dicweil er docb gewaniet warden, nicht weitter von Ibme bore 
oder spiire". 

Es iet begreif licii, daB die aus den verschiedensten Elementen 
Kosamroengesetzte Schnle noeh kein orgaoiscbes Ganze bildete ; die 
Sehfller waren von verschiedenen Anstalten hergeholt, die aelbet 
ttooh nioht lange nen organidert waren und, wenn aueh die Eirehen- 
ordnnng yon 1557 einiieitliflhe YorMhiiften gegeben hatto, doeh 
grolSe Bewegungsfreiheit besafien. So waren gewiB die Kenntnisse 
der Bchuler nicht ibi r« instirnmend, als sie ins Hombacher Gym- 
nasium eintraten. Auch die raumlichen Yerhaltnisse in der Anstalt 
waron fi'ir don Anffinor noch orschwerend, es fehlte an Schulzimmem 
und eine Kinteilung in Klassen war noch nicht erfolgt. Diese \\T^irde 
erst jetzt nach der er«teu Priifung von den Examinatoren vorgenom- 
raen und damit eine Preisverteilung verbunden, wobei sich die Horm 
wiederum auf das Strafiburger Yorbild beriefea. Fiir die euizelnen 
Ehmen wurden die Lektionen bie auf wnierea festgesetEt Marbaoha 
frDhere YoxsolirifteD konnten noch nicht dnrehgeAhrt werden, wea- 
halb die Yidtatoren von einem Beeoch bic nun andem die Penaa 
heetimmten; ▼orttufig waren die Yiritationen liall^Shrig, Tom Herbet 
1560 ab Ticrteljahrig. Der Hauptunterschied liegt im Griechischen, 
das nioht, wie Marbach vorschrieb, gohon in der untersten Klaace 
begann, aondeni erst in der Torletzten. 

Doch soil dieaer iint«r weilen gcasdnt woden jc aadi dem die Zeit 
des Jahr IhI, und in der Metzig oder son^t anf dem Mtackt bdde FleiMlL 
Fiflch and allerhandt ZagemQ£ zu bekommen ist. 



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B. Weltlichc Schulen. 



Die Bezeichnung der Klassen wurde auch nou geregelt, 
da Ungleichheit bentand. Marbach hatte die unterste als erste, die 
oberste als vierte KlaaBe bezeichnet, von nun an soUte es umgekehrt 
Mitt ilftch StmBbitirger Hiutor: prima clasais war die oberste und 
qasaUk die imtente. 

Naeh der Yuitation Tom 4. Jnli 1561 wnrde nun folgende 
^defignation, wie es hmfllvo nit den Oidinarijs lectionibiis vnd 
anderem gehallten werdenn toW an den Bektor gewmdt, mgleicli 
Lehiplan und S^denplan: 

nLeelionee in sdiok HioinbMliiMiA olkferaBdae. 
In qnarta olafse. 

Mane hois 6 ad 7.^) Legator Orammatioa lalina Philippi, fin^ 
gulit dielras, quiVna leeiioneB habentnr: et quia ptorimum in hao 
leotiione fitnm eft, fit piaeoeptor Iraine elafne diHgem, non pigeat 
comnuuiiMBiaa regulas DonatI et Ghnmmatioee diligenter repeterei 
et idem Tubinde exercere. 

Ab 8. ad 9. Epiltolae CSceronis, felectae per Joannem Sturmium. 
Abfoluto autem mio libro, interponat libellum Erafini de niniWtatft 
morum: aut aliquot elegantdora coUoquia Erafmi* 

A t2. ad 2. Eclogae Virgily. 

A 3. ad 4. SyntaxiR, prioribus duobuH diebus: poiterionbiu}, 
argumenta proponantur et cmendentur. 

In Tertia clafse. 
Mane hora G ad 7. prioribus duobiis diebus, repetatur Gram- 
nuitica et Syntaxis diligenter: posterioribus duobus tradatur profodia. 
Ab b. ad 9. Jiber Virgiiij Aeneidos primus. 
A 12 ad 2. Comoedia Terentij. 

A 3 ad 4. De Amicitia Ciceroms et de fenectute, duobna 
prioribns dielraa; doolnu pofterioriliua argumenta proponantor et 
emendentor. 

In fecunda claree. 

Mane a 6 ad 7 1pc:fltnr Grammatica Graeca Clenardi • prioribus 
duobuH diebus: pofterionbus vero. Author Graecus facilis, utpote 
fiabulae Aefopi, felectae per Johanncm Sturraium. 

Ab 8 ad 9. Dialectica Philippi: quae pro incipientibus pueri* 
liter tradatur, et in anno iniegre abfoluatur. 

A 12 ad 2. Eber Tirgilij Aeneidos, prime femeftri: altera 
oomoedia aliqua Terenty.* et lectio hoiae ita aeoommodetur, ut 
GfammaHcae et S]riiteada praeeepta femper iacnlcentor et repetaatmr. 

1) Im Wintnfaallijalir von Oktofaw bii Hin begaoB dar Untenieht inn 7 Dhr. 



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98 Q<«ehiclitl. Entwidd. d. bnmuuit IfiHeheholwceeitt d. bajer. Pfids. 



A3, ad 4. oratio aliqua Gioeronis, facilu, et fine artifido rhe- 
toiico, duobus prioiibns diebus: polteiioribus aigamenta pro|»oiiaDtar 
et emendentur. 

In prima claitje. 

Mane liora 6 ad 7. Author Graecus, utpote orationes olyn- 
thiacae uut philippicae Demoftheuis. ot fimul Graecam Gramma- 
ticam incalcet et repetet diligenter. 

Ab 8 ad 9. Dialectica piioiibiu duobus diebna tepetatur: pofte- 
rioribuB daobiii praelegator Bbetorica. 

A 12 ad 2. conioDgatiir prima claCris cum feeunda) et aadtant 
fimnl Terentinm fea TirgiliniD, propter vrum et exeroiiuii Oramma^ 
ticee latinae. 

A 3 ad 4. oratio aliqua Ciceronis prolixior, utpote pro Mil one. 
et artificium Rhetoricum ad ulum accommodettir. duolius prioribus 
diebus; pollenoribua vero, argumeota propouantur et emeudeutur. 

Die lovis et Ibbbathi. 

Dominus ohriftophoras mane hora 8. Icgat daabus rnperioribiu 
clafHibuB latumm cateohirmum chytraei: aut Hbellum definitionum 
Theologicarum philippi. Et fit tantiim nnda et radia expUoatio 
definitionum f^t divifionum nrticulonim fidei. 

Georgiua Wertwein. eadem h la cum duabus infehoribuB clafai- 
bus, repetat Gormanicum eatechiliuuiu Lutheri. 

lohanneti Meurer, lioia duodecima poft meridiem cxeiccat 
Mnficam. Et'at oantiu ei reottns dirigatur, adiumento (it ei lo- 
hamie* Xhomae. 

In geoere. 

Et quod in proxima Yifitatione in genere conditutum elt, de 
vifitandiB concionibus, de litania et cantu in templo, de oxereitio 
latinae linguae, de gubernatione difciplinae, do mutatione horanim 
lectionum etc. illud et in pofterum line intermifaione obferuari debet.*' 

Gegendber dem Marbachsohen Flan enthilt dieser neue manehe 
Andenmg, welehe die Ptazia ergeben batte: In Quarta inirden 
Briefe Giceroa geleaen, niebt die Ueioeren pbilosophiadien Sdirifi^ 
weldie fOr Tertia bestiramt waren, wo llarbacb Bedoi eingeaetirt 
hatte; die Beden wiedenim kamen eiat in Seknnda imd Prima snr 
Behandlung, wohl we iron der in Prima zu lehrenden Rhetorik. Li 
Sekunda aollten nacli eioer Verordnimg dea nfiiduten Jahres aueh 
Ciceros Offizicn gelosen werden. In Quarta waren auch des Eraa- 
mua Biiciilein de civilitate morum und Heine colloquia gestattet. 
Griechisch war Ton Tertia nach Sekunda verlegt, und auch m 



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99 



Frimft wurde noeh, gemeiiuain mit Sekonda, Teroia uod Veigil 

gelesen. 

Weeentlicho Andonirtgen werden nn dicsom Lohrpcnsum der 
einzelnen Klaasen zuntichst nicht vorgenommen •wordrn pein; leider 
fehlen, wie es scheint, fBr die Jahre 156() — 1572 die soih t reerel- 
maQig Yorhandenen yiBitationsprotokolle, so daB wir von ein/.olnen 
Notizen abgeaehen den Unterrichtsbetrieb nicbt verfolgen konnen. 

OffentlMies Anftiekeii d«r BehQler htUe der MarbMhioh* Plan 
befeite ToigeBehen in der Welse, da0 die swei Beeton der beideo 
obetiton KlaaMa bei den Tenetenngefeierliehkeiteii ilber ein be* 
stimmtee Thema epreehen eeUten. TaMeliiieli wnide dae aneb 
befolgt^ weim auch zunacbtt nidit gleich boi den Yereetzungen ; im 
Dezember 1559 wurde eine entqaeohende Feierlichkeit f&r die Zeit 
nach "Weihnachtcn in Aussicht genommen. Aber neben diesen Dekla- 
mationon legto Btumi an seinen Schulen in imtner groBerom T^ni- 
fang auf die anderc Art von IJbungen in lateinischer lien dssirnk eit 
Wert, namlich atif die Auffiihrungen von Dramen. Wie es in 
StraBborg war, Bollte en aueh in Hombach sein, und oh lieiBt daher 
im YisitationsprotokoU vom Januar 1562: ^Item eH iiaben Herren 
fltatdialter Tnd Baffa fBlr gntt eikbaat, das binfbiD alle balb Jar 
die Bobnler an Honibaoh eoUen ex Terentio oder Planto oder anden 
modelHs Poetie Comids Tel IVagieia, ein spiel balten, Dammb 
iroUen iie die ProfiMaoren demeelUgmi naofadenekeB vnd aa& beet 
die Jungen abrichten, das sie in agendo verstendiglich yimd kecklich 
7.U Keden gesoliiokt werden, Auch Bolche Gomedias oder Tragedies 
f&r die handt nemen darin kein lafeivia oder Turpitudo seye.'^ 

Tm J^hv 1564 befand sich untrr dnn Ti«itatoren aueh einmai 
wieder Marbach ; en ht also nicht nur di r ^'arliliohe sondern aueh 
der jjersonliche Zusammeuhang mit StratiUuig gewahrt geblieben. 
Marbach war najnlieh in diesem Jahr (Frcitag nach Exaudi) vom 
Herzog einem Kirchenrath und General- Superintendenten des 
Heizogtums ZweybrOeken" beetellt werden; „alte md dergeaialt, 
da6 deraelbige auf die Kiroben nnd Sohnlen dee Lands ein waeb- 
sanies Ang batten, nnd sa dem End jedes Jahfs an gewisser be- 
stimmter Zeit sweymalen anf fBrstliehe Kosten sidi an Zw^brfleken 
einfinden, mit den Fastoribus Synodos balten; nach gecndigtem 
Synodo die Sohnl su Hombach visitieren; auch uber die Stipen- 
diaten, die man nach Strafiburg schicken wiirde, Obsicht tragen; 
. . . anch zn End dea Monats September dio Rohul 7u Lauingen 
visitiren sollto ..." (Johannis, Kalenderarbeiten 8. 93. Die 
Bestallungsurkunde crhalten EAZIY 1499.) 

7» 



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100 OMefaiditl. EutwicU. d. Immaiuit 3Cttel«dkiilwci6Bi d. bftjer. Ffids. 



Die Griindung dea GymnftsiiimB Lauingen 
dareh Horzog Wolfgang. 
AIb Otto H^nrioh naeh dem Tod seines Oh«iiDS Friedrioh H. 
die BheinpiUs erbte (1556), flberlieA er seme PftbgrabeliAfk HeU' 
burg a. D. eeinem Yerwandteii Wolfgaiig tod ZweibrOcken wir Yer- 
waltung. Naoh Ottheiiiriehe Tod nahm dieaer das Land in erbliohen 
Besitz (1559). In Neuburg bestanden aeit langer Zcit lateinischo 
Sehulea, aber kein grofieres Gymnasium. Herzog Wolfgang, der 
•ben erst in eeinen Zweibrucker Landen das Schulwcsen p:riindlich 
neii geordnet hatfee, seigte den gleichen Eifer auoh sofort im J^eu- 
borger Gebiet. 

In dem 8tadtchen Lauingen bescbloQ er ein Gymnasium 
grOnden: schon 1560 spracb er in einem Schreiben ati den Kat von 
dieseni Plan uud behielt sicli das Hecht aof dfM Augustinerkloster 
zur Einrichtimg eniea Eollcgiiuna vor. IKe Sohnle nlbal katn in 
das Bt AgnoBenUoeter and wnrde walirsoheinliek 1561 eingoriohtei') 
Hatte der Henog in Hoinbaeh dnreh Termitttiing Ifarbaoha die 
Stiafibiiiger Ordmrngen eingefllhrt, so bat diesmal Job. Sturm in 
eigener Penon die Einriehtnitg der Anstalt geleitet: ^Istnd (colle- 
gium) ego et eoiljs partitus fum et magistris atque doctoribus 
diftinxi et authores praefcripfi et rationem docendi't;am me indicafife 
puto, quam fi praocoptores arrinm rpqiinnhiv non dubium eft, *]uin 
paucis annis adoleicentes lucredibiles lint facturi progreflus". siigt er 
in einem spiiteren Sohreihen an die Sobne dew Horzogs. Ein Bchrift- 
licher Plan aus jener Griindungszeit ist nicht vorhanden, aber nach 
einem spateren Beeuch bat Sturm eine ausfuhrlicbe Schrift fiber 
die Laninger Bdmle Terfkfit imd mit dem erwSbnten Sobreiben den 
Frinsen Pbilipp Ludwig nnd Jobannes ilbersandt. Die Draoklegnng 
denelben ist durob den damaligen Bektor Osteimann in Laningen im 
Jahr 1565 besorgt worden, so daft die Abfaasung nicht gar lange 
naohErdffnung der Scbule erfo^ sein wird; sie bildet offenbar den 
entwedcr gleioh znm Anfang oder nachtr&glich schriftlich fixierten 
Lebrpian Sturms. Er hatte eine Visitation des Unterrichts der Prinzen 
Torgenommen, die sich damals in Neuborg anfbielten, and aeiohnete 

>} Johsnais, Kslendaraibeiteo 8. 91 and nach ihm Fiager, Altei and 

Neues S. 6 gebea als Grflndmigtrjahr 1559 an ; das ist unrichtig, weil ent 1560 
der Hcmog dem Rat gegenflber von Heinem Plan spricht. Ebenso tmricbtig 
itit ee das Jahr der Dracklegmig der titurmschen Urdnung (1565) anxonebaen^ 
Stann qpriehi dsToa, dsA sr im Deaoabsr ia Laningen gewsisa wi; dai isl 
also mindestens 1564. In Hai dieses Jahres war aber bereits Marbacb lar 
Visitation d«s OyainasinBis sa Laniagen b«ttinunt» alao besland as daarnls scboa. 



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B. Weltliche Schulea. 10 1 

«e daraaoh filr ihre Leirtongen dadnnli aus, dafi er ihnea mit 
emem BegleitBohieibea, ia dem er tie an gleiohem Eifer f&r die 
Bdmlen ennahiito, irie ihn ihrYater besaA, den Plan iiir Einrioh* 
tnng der Laniager Sofanle flbenandte. (8. Dokum. Nr. 42.) Die 
Anstalt war von vomherein, jedenfoUa nadi Stonna Yoieoblag, in 
gr5£erem Stil angelegt, als ein sog. gymnasium academicum, 
an welchem sich an die eigentliche Schulc oin besonderer Kurs 
anschloB, in welchem mehr B^achstudien getrieben und die Schiiler 
80 auHgebildet wurden, dafi sie aofort ein Amt antreten konnten, 
ohne vorher noch eine Univen*itut besuclit zu haben. war dies 
die Einrichtung dor sog. Lectiones publicae, welche dem Hurnbachcr 
Gymnasium vorerst fehlten. Theologie, Ethik, Jurisprudenz, Physik 
and If atiiemaiik bildeten, neben den Ton frOber fortgeseirten Qegen- 
•tiaden Bbetorik nnd IKateklik, die LebHIober, deren Umfimg und 
Bebandlnng Stum in eigenen Kapiteb Tonebieibt ' Wie lange die 
Schiller diese Knree dmehBohmtUich besuohten (es wird nicht bei 
alien gleich geweaen eein) oder anf welohe Zeit der Beanch uber- 
haupt bereehnet war, gibt er nioht an. In StraBburg waren f&nf 
Jahre vorgesehen; das dfufen wir sicher auch fur Lauingen an- 
nehroon. Starm uagt ja selbst voii dieser Bchule: est enim Lauinganae 
cadem cum nostra ratio atque via. Im einzelnen frcilich weichen 
die Schulen von einander ab, wie Sturm selbst ^agt; ^Et quamquam 
nostrao Argentorati acholae iisdem sunt coai-diticatae praeceptorum 
fundamentis, imo haec Lauingana ex istia derivata sint, tamen habent 
haec Teitra, quae iam ad voa mttto, quoadam ecatorientei fontea: 
quos a TeBtris in nostra prata in eontrartaa partes deriTabo, ut 
atnunqne gymnasiun alteram ex alterioe videainr oriri atque con- 
aiatere initik.*' 

Ein Untenehied bestand schon in der Zahl der Klasaen. Hatte 
die StraBburger Schule nacb anfanglichen Sobwankungen um die 
Zeit der SchulgrQndung in Lauingen 10 Kurse, so finden wir an 
letzterem Orte niir fiinf. Stiirms Plan umfaSto alle funf KlnHf)on als 
ein zusammeugehoriges OanzcH^). in der Praxis aber gait die Quinta, 
auch schola urbana genannt, als eine Vorberoitungsschulc zu dem 
vierkurHigen Gymnasium. Die Quinta, in welche die Kinder nach 
Sturms Auweisung mit 7 Jahren eintraten, hatte drei Ordnungen, 
and wenn irir aanehmen, dafi ia den 4 GTmnaualklaBBen die SehQler 
je 2 Jahre blieben^ so sind sie etwa im gleichen Alter wie die 

*) Wie' der Satz zu veratehen ist: 'placet igitor temporiB cauea Laoinga- 
ami ooU^om quiuque in partm divider** (AnfiUBg das Eap, da V. olaaaa) i«t 
nicht Uar. 



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102 Gescbichtl. £ntwickl. d. humanist. Mitidscholwefleos cL bajer. Pfalz. 



StraBburger zu den Lectionea publicae gekommen. Sturm gibi 
zwar in seinein PUn {Or den fieindi Ton f rfami vnd Teitia eiii 
^aJir an, ab^r in Wirkfiehkeii war das aidier flbr dieM itnd di^ 
andem Xlaaaen aimdliigfidi imd wurde nicht dorohgeflUiri 

In den Xapiteln fiber den Lehmtoff der einselnen KlaMen gebt 
Stnrm nicht in die Details des PenBums ein, unterlafit es z. B. 
immer die zu lesenden Autoren za nennen, sondem gibt Tielmelir 
methodische Anieitungen, wie er auch noch besondera zusammen- 
hangend fiber den methodus docendi handelt. Der genaue Lehr- 
Htoff (lev Klassen ist aus einom Stundenplan von 1573 deutliclier 
zu eriTiieliiiuMi (8. Dokum. Nr. 45,i. 

Fiii Quinta, die gleich den iibrigen Klassen in Dekurionen 
eiogeteilt war, war ak Orundsatz aufgestellt, mit dem Leichtesteii 
ansnfangen and langsam vorw&rta zu gehen. Jede unnStige Be- 
lastong soUte Tenniedfln werden, woro anch das Lemen des latei- 
nisdien Katoohismns geziblt vird; anch die dentoohen Gebete, die 
der Sehtller vom Blfetnhaus mitbiadite, sollie er noch beibehallen. 
Das darf nun freilich nicht alseinZdcfaenfllr diePflege des Deiitsclien 
in einer Sturmsohen Schule angesehen werden; e;; vrav einfach fdf 
den Anfangsunterricht, wo die Kleinen noch nichts LatetnischeB 
verstonden, cin Gebot dor Notwendigkcit, dem Stiirm vprvfJiTKliG^er- 
weise nachgab, da er doch nicht wiinsehen konnte, dati die Kinder 
unverstandene lateinisehe Qebcto hersagteu. Nach der Erlemung 
des Lesenfl und Schrcibens der latciniaehen Buchstaben folgte Dekli- 
nicren und Konjugieren und liainit verbuudcn von Anfang an die 
Aneignung eines Wortschatzos^ worauf ja Sfconn stets grofies . 
Qewiobt legie. Sohon in der nntorsten Elasse betonte er die rich- 
tige Aoswahl der Tokabein ans den Antoren bis an Oioeros Tod, 
y,enm qno simnl ipsa videtor occnbnisse eloqnentia". Also der 
Qesichtspunkt der eloqnentia, der far Storm im Lateinnnterricht 
der maSgebende war, trat achon in der unterstcn Klasse in Geltiing; 
die Schuler sollten ja, das war sein hochgespanntes Ziel, im Latein- 
sprechen es den besten Zeiten Roms gleichtnn konnen. Bei der 
Bestinimung der Zoit, aus welcher der Wortschatz genommen werden 
soil, Yertritt er allerdings die merkwfirdigo Anschanung, da6 das 
Latein einea RomuhiH nnd der erKten Konsuln mit dem Ciceros 
gleichzustellen sci: Latin.i igitur sint verba, et illiua aetatis, qua 
optime locuti sunt cives Roman!: hoc est inde a consafibns et 
Beglbtts nsqne ad oeeasnm Gieeronis. Das war eine tiaeoretisehe 
Ansehanung, die fBr die Pkazis dee Behnlnnteiriebte niebt ton Be- 
dentang war, da ja docli nnr Cieero gelesen wnrde. 



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B. Wdfliche Sebnleii. 



103 



Um den Wortschatz rascb m mehreiif BoUton oicht alle Schiller 

die gleiohen Worter lernen, sondern jeder verschicdene, und durch 
gegenseitiges Abfragen dor Dekurionen und dnrch Unterhaltung 
aller Schfller iiber daa Gelernte nach dem Unterricht aollte dann der 
ganze Vorrat Oemeingut werden. Es wird auch empfohlen, Gruppen 
inhaltlich zusammengehdriger \Vortei' zu. bilden und durch fort- 
gesetzte Repetition das Oelernte prasent zu erhalten. Die schrift- 
lichen Arbeiten sollten anf dieser Stnfe ganz mSfiigen Um- 
fangs sein. 

D«r Lektiire wurden noob keine Antoreii sngnmde gelegt, 
iweli CSceros kune Beden nioht. Ihgegen ftoUten Sentensen smiftdbat 

emfachster Art besprochen und gelemt werden; darnarh bildoten 
zwei- und dreigliedrige, iohaltUch abgeschlossene Perioden die 

Grundlage fur f'^bungen. Ber Inhalt dieser Sentenzen sollte aber 
uicht aii«srhli('B]ieh moralisch belchrend sein. sondern auch kon- 
kretc Dinge behandeln, wodurch der Orund fiir die sapientia oder 
cognitio rerum gelegt wurde. Die notwendigsten syntaktisj^'hen 
Regehi soUtea an einem einfachen Brief entwickelt und zusammeu- 
gefaSt werden. 

Am dieser Skiszienuig dee Untorriehts in der f&nfieB ElasM 
geht kerror, ivie sckon hier in den AnlSagen Btnrm dae dreifudie 
Ziel seines TTnierriehta im Ange haiie: pietas, eloqnentia und 
sapientia. 

In Quarta sollte in der Methode des Unterriohtens und Fra- 
gens, in Bfidiem und Heften nichts geandert und das vorausgehende 
Pensum steta repeticrt werden. Formenlehro und Syntax werden 
erweitert, der Wortechatz dauernd vermehrt und die Schiiler bereita 
angehalten zu unterscheidcn, was gutes und was schlecbtes Latein, 
was ciccronianiech sei und wan nicht. 

Cicero (epiat. uud Verr. \l) wird jetzt der Lektiire zugruade 
gelegt „propter puritatem aennonia Romani". Dabei irorden die 
BeklUer angehalten, in besondere Biarien wichtige AnBdrfieke nnd 
Sftiro einsusohreiben nnd sa lemen. Im Anschliifi an die LektHre 
thirden aneh Cbungen im Btil vorgenommen; tiiglioh mufite etwaa 
komponiert v«rden. Bam wnrde auch der Ealechismiis verwendei, 
indem er vom Deutschcu ins Lateinische iibersetzt wurde. Der 
Beligionsunterricht trat ako jetst auch in den Dienst der lateini- 
schen Ausbildung, diV von nnn an noch dadurch gefordert wurde, 
daB die T.ehrer init ilirt n Schiilern lateiniscb redeten und diesen 
auch hierin das beste Beispiel gaben. Cberhaupt sollte der Grund- 
satz fiir den Lebrer gelten, dafi er in allem gegen seine Schiiler so 



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t04 Geschichtl. Entwickl. d. humanist. MittdsoliiiIweMiis d* faftjer. F&ls. 



sidh m Terhalten babe, wie er dieae telbtt haben wolle: ein ZfliubBii, 
wie sdir Stonii anob auf gate Eniebung an seinea Sduilen sah. 

Hit Tertia warden die Anffwdenmgen hohcr; cr trat neu hinzu 
die Terslehro und damit Twbimden die Lekture <1< r Dichter 

(Tergil Buc. Aen.; Iloraz, carm., epist,, sat.; Pnidpntius . Fomer 
begann das Grinnhische; nach Erlernnng dpr iMjrmcnlehn' wiirdon 
kleinere AbBchnitre aus vei'schiedenen Autoren geloeeu i^Deiuosthenea, 
Aeschinea, lacerates, Plato, Plutarch, Aristotcles) ; audi der Reli- 
giooHunterricht mufite dem griechischen Spracbuntemoht dienea in 
der bekannten Weise; femer wurden cbriBdiche Sobrifltoteller fde 
Baafleioe, Gregor you Naaam imd Job. Chr^nsostomoB beigesogen. 
Der ganzen griecliiMben Lektfire lag also der Oedanke einer Ohre- 
Btomalhie sngnmde, Zur Toibofeitiing der Bheforik wnrdeii auok 
die Tropen bebandelt. Die lateinische Lekture beschr&nkte siob 
auf Cicero, und zwar kamen zu den Reden die kleineren philo8oplii-> 
Bchen Schriften de amicitia und de senectute hinzu. Die Stilfibungen 
und die Eintragc in die Dinrien wurden aelbstverstiindlich fortgCHetzt. 
, In diosor K1<)hho wurden auch Deklamationen volUtandiger Keden 
Ciceros vcranstaltet. 

In Sekunda bildete Rhetorik und Dialektik don Mittelpunkt 
des Unterrichts: gruQes Gewicht wurde dabei darauf gelegt, daQ 
die Sdilller den Untwricbt iwieoben redneijeobem nnd diohtoriidhem 
Bpiaebgebrancb bereitB er&fiten: est enim origo eloquentiae Terbo- 
rum deleetna. Der Unterriobt in der Bbetorik eollte aiob anf 
Herenniw, der in Dialektik anf Aiietoteles aafbanoL FOr die 
Lektiire schrieb Sturm, obne Autoren zu nennen, Dichter, Bedner, 
Philoeopben und Ilistoriker vor, die mdglichst rasch geleeen werden 
soli ten; nur I Stunde am Tag sollte ein Autor eingehender inter> 
pretiert werden. Sturm untcrscheidet also Bolion zwischen ^^hifan- 
Bcher und kursoriachor Lekture. Torenz und Plautu;* wiirde er 
auch gerne dieter Klasse zuteilen, doch meint er, sie kunnten 
besser auf audere Weise, namlich durch Auffiihmngen selbst den 
Schiilem vertraut gemacht werden. Die Stiliibungen wurdeu in 
der Weiae der bobwen Stnfe angepaQt , dafi den Scbfilem ab imd 
ni ein Tbema voigelegt wufde, flber dae eie naeb koner tlwr- 
legoDg in freier Bede, lateiniaeh natOrlicb, aiob Aufierteo. 

Filr Prima betonte Storm ebarakteriatiaebenreiae: *adbne enim 
linguae magis quam mentis magistri atque doctores ease volumus.' 
Stoff and Untorrichtsweise war also im Weaentlichen wie in Sekunda. 
Bei der Lekture sollten die Schuler in lateinischer Sprache inter- 
pretieren, d. h. den lateiniacheo Text Dicbt deutach wiedeigeben, 



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B. Weltiiehe Selmleii. 



105 



MDdem kteiiuaoh umaolireiben; oder sie soliten ihn ins Griechiscbe 
fibersetzen. Yon Cicero wurde 'de oratore^ gelesen. Im Oriechi- 
Bchon nennt Sturm Belbst keine Autoren, dagegen onthalt dor lick- 
tioTii^jilan von 1573 Isocrates inn! Heniod, ein anderer von loT'J 
Demosthenes' OljTithische Reden,Homersliias IV, Sophocles' Antigone. 

Im einzelnen gibt Sturm gelogentlioh noch vielerlei Winke fiber 
Methode im Unterricht uud Behaadlung der Schiiler, wie er audi 
in eigenen Eapiteln uber deren verschiedene tagliobe Bdseh&ftigung 
luuideltf irordber man rich nach dem Text seiner Soluift orientieron 
mOge. '€beiaU tritt Idar das Ziel so Tage, die Sebtller su toU- 
Icoiumeaen Lateinern m erriehen and die lateloiiohe Beiedsamkeit 
wieder zu orweckon. Diesem Zweck mnfite alles dienen, die Ans- 
wabl derVokabeln, die Aiiawahl der AnioreO) wobei auch die wcnigen 
Historiker, die gelesen wurden, nur am des rhetorischen Moments 
willen Beachtung fanden; dio Stilubnngen, die in einer 'imitntir>' vor 
aliem des Cicero bestnn lt n ; die Fiihrung der Diarien; die Autluhrung 
von Bchauspielen. iiei diesen woUte Sturm nioht viel von don 
Lehrcrn erklSrt haben, damit niebt dadurch Nuuvendigeres ver- 
aiiumt, aber um so mehr von den Scliiileru auswendig gelernt und 
ani^eflhit werde. JTede Delnirie soUte je ein Drama eiitttadieren. 
IMe eloquentia sollte aneh anf diesem Wcg gefSrdert werden. 

Was das andere Ziel Stnnnseber Endebnng betrifElt, die sapien- 
tta oder oogoitio lemm, so stand es damit in den besprochenen 
fClnf Klassen herzlich schlocht. Wenn andere, wie Melancbthon, in 
den lateinischen und griechisohen Antoren die beste Quelle fur die 
Aneignnng realer Eenntnisse sahen, so war das eine dem damaligen 
Humanismns entsprechende Anschauung, aber doch cine verkehrte. 
Das Wenige. was auf diese Weise gelernt werden konnte, wurde 
bei Sturm norh wi st ntlich dadurcb verringert, daS er ja alles unter 
dem Gcsi( htrtpunkt der rhetorischen Ausbildung betrieb. Erst fiir 
die lectiones publieae hatte er iu Lauingeu Arithmetik, Astro- 
nomie (Ftolom&us, Arohimedes, Theon, ProlclnB) nnd Geographie 
(Eenntnis der Linder and iiirer Bewolmer, der Ackerfirftohte} Han- 
debbeaefanngen, Geselae, Sitten and Briuefae, gesundheidicber Zor 
atinde a.a.) vorgesehen. Bei der Cbemahme seines Lehrplanes 
naeh Hotnbach (s. u.) finden wir Arithmetik und Physik schon in 
Sekunda nnd Prima, jedooh wnide Physik als au sohwer bald wieder 
entfemt. 

Eine andere Moglichkeit, reale Kcnntnisse sioh anzueignen, 
hatten Unterwei9unsrf»n und Beobachtungen auf Spaziergiingen bieten 
konnen; aber Sturm hielt nicht viel davon: 'Aediticiorum etiam 



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106 GeieliichtL EtttwiekL d. huniaakBt llittekdiiilwoaeut d. 1»j«r. PfUs. 



demonatrationM freeie et hortonua et tOIm smiTo et ingenmiiii 
est Ex urbe egredi, prate, et hottos visere, herbas effodere, 
nomina interrogare, gustare eos ct partiri, plusne ▼olaptetb an ati* 
litatis haec ludendi ratio habeat, dubinm eaV. 

Die Leges Lavioganae, die der SdmlordnuDg beigegebcn 
wiirden, sind ebenso wie die von Honibfi> h am dem Jiihr 1559- 
nach dcnon dos StraBburgor PrcdigerkoUegium ^ vcrabfaBt. Die 
Abwoichungca der 3 Kednktioiien von einandcr s. bei Koiper, Neue 
urkundlicho Rcitrfige III S. COff. (Zweibriicken 1897). 

^Vi^ behandelteu den Lehrplan Lauingens, obwohl ja die 
Schule territorial nicht m unsereni Qebiet gehort, deshalb etwaa 
ausfulirlicher^ well ini Jahi* 1573 dieae Ordjiuii|; auuii in Hombach 
eingefiilirt wQide, wie vir nocli seben werden. £in Lektionsplan dee 
Jahrea 1590 ist (llr die Qvinta mit ihren drei Konen Toriuuden; 
ee wurde folgeades behaodelt: 

Lectiones primi ordinis: 
Grammaticao Argentinensia praeeopta prope omnia. 
Epistolae CiccioniH a D. Joanne Sturmio collectae. 
Seritcntiao Tintinae per Leonardum Culmanniuii comportatae. 

Nomenclatura (.'rusij. 

Elegantiae ex Ciceronis epi»toI. voluminib. eelectae per Georg. 

Fabridum. 
Compendium Mnneee M. Heinrioi FabrL 
Evangelia liatina diebus profestis. 
CateobeeiB D. D. Lntheri genoanica. 
Stylus modida progreanbna inchoatur. 
Manna pneronun ezercetnr, et soripte ezhibentnr. 

LectionoB secundi ordinis: 

Prima pars Grammatieae Argentinensis proponitur, cuntinens varia 
deelinationum et coigugationum paradigmata: et faciliores Ety- 
mologiae praeccpdonea. 

Sententiae Colmanm brevieres, boo est, dnarom Tel trinm dietio- 
nnm. 

Disticba Catonis. 

Nomcnclatio. 

Catecbesis gennanica D. D. Lutheri enm explieatione. 

Legendia Elegantiis Fabricii pueri exereentnr. 
Manus cxcrcetur et scripta exhibentnr. 
ETangelia dominicalia latina diebna profestis. 



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B. WelUiche Schulen. 



107 



TertlUB et infimns ordo: 
EM eonuD) qui m iafiuntiae spada egrMo, litenrutn fomaa «afam- 
qne colledaonem et latmmn sonvin et conceptis yerbis ad Deum 
comprecari dooentur, et hmnanitate ad pietatem et bonoa moree 

informantur. 

Atquo hae lectionea partlm (juotiidie, partim apta vidaaitadme atatia 
horis et diebus proponuatur. — 

Den dritten Kurs der Quinta besuchten 102 Schuler vom 
7. LeberiHjahr an, den zwcifon 22 im Alter von 9 — 12, den eratea 
37 im Alter von 10—13 Jahron. 

In der Quarta des Gymnaehmis waren damals 28, in Tertia 
32, in Sekunda 27, in Prim i 17 Schuler, im Alter von 13 — 15 
Jahreii in Quarta je einer 17 und sogar 20 Jahre), 13 — 17 in Tertia, 
16 — 18 in Sekunda, 17 — 20 in Prima. Von den Lectione» publicae 
waiea Etldk uad Bbetcnil^ Uathematik uad Physik, Theolo^e won 
je 15 Sehaiem, Jariapradeni Ton 14 beaaeht; aie batten ein Alter 
▼on 18— 34 Jahien. 

IMeae Pnbliei warden anch ala BepetitoFen fOr die andem 
Elanen verwendet. 

Einen genauen Lebrplan filr alio 5 Klasaen and die Pnblioi 
ans dem Jahre 1607 a. Doknm. Nr. 60. 

Kach Hensog Wolfganga Tod (1560) hOfte die ZngehOrigkeit 
Venbnrge an Zweibrfteken anf; ee regierte dort aein Sohn Philipp 
Ludwig, hier Jobanneal. Beide begten grofle fiHtiaorge fQr die 
Schulen; in ihrer gemeinBamen Kirchenordnung von 1 574 eind e%eB9 
Kapitel fiber die Schulen in Lauingen und Hombach enthalten (s. 
Hokum, l^v. 47). Da 3 L^^iiinijor Gymnasium erfrfiitPi siich nntpr 
Fhilipp Ludwig einer i'loht'ti Jiliite, wie die obigen J^reqiienx^iU'ei n 
beweisen. Aber unter seinem Sohne "Wolfgang Wilheltn trat 
ein unerwartet rasches Ende ein. Der Herzog trat znr katholi- 
schen Kircho iiber und fiihite in seinem gansen I^nde den Katho- 
Uziamna ein. Daa Qymnaflinm in Lauingen wnrde geaohlosaen (1616) 
and adne wertvolle BiblioAek nach Kenbnxg ttberiBhrt. 8ftkndi<&e 
Schnlen warden den Jeanlten ftbergeben. 

Weiterentwieklung der Hornbacher Sehnle. 

Wir kehien sorilek sa dem Gymnaaiom von Hornbaeh. Bim 
drohte unter Henog Wolfgangs Regierung aweimal eraate Oefahr, 
Im Sommer 1564 war cine Pest im Lande ausgebrochen , die^ wie 
ea aek«nt san&chst in Hornbaeh beaondere atark haaate and, Lehrelr 



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108 G«*eluehtLEbtw]ekLd.hiiiiiuirt.]fittobdiiawMei»d.bft7^^ 



Trie Schiller zum Verlaseen der Anstalt zwang. Man Hiedelte nach 
dem ehemaligen Kloster Worachweiler iiber, aber ein richtiges 
BhuUnm war tinter der Ane^at vor der Seuche, die auch in Worach- 
wi'ilcr auftrat, wohl iiicht gut nuiglich. Ala sie im Januar 1565 in 
liombach ziemlich erloschen war, kountc die Schule wieder dort- 
hin zurQckkehren.^) Die Schulerzahl war geringer geworden; be- 
trng m» in den Jahieii Torher o« 70, bo war sie bei der TldMoii 
im Hftn 1595 auf 49 gesunken. 

Im folgenden Jahra (1566) madite Biiohof Uarquardt von 
Speyer Reohte auf das Eloster Hombadi geltend und forderte 
deesen Bllokgabe an das BiBtum Speyer unter Hinweis darauf, daB 
Henog Wolfgang eg erst nach dem Augsborger Religioosfirieden 
eingezogen habe. Zwar verlangte der Kaiser von Wolfgang, da6 
er. falls die Behauptungen des Bischofs richtig ppion , Klost*»r 
herausgebe und in seinen alten Stand setze, aber dieser kiimrnerre 
sich nioht darum. Als dann nach des Herzogs Tod im Jahr 1570 
wiedi riioh von Speyer die HerauBgabe gefordert wurde, ersfattete 
die Zweibrucker Begiorung ausfuhrlichen Bericlit an den Kaiser 
und erklftrte ncli anm leehtiielien Anstrag der Saehe bereit, aber 
der BiBdiof tat keine weiteren Schritte, nod HornbaolL, blieb dem 
Henogtum eibalten. 

Die Leitnog der Anstalt weehselte miter Henog Wol^ng. 
Der orsto Kektor Dr. Bmanuel Tremellius war ein gelehiter 
Mann, Italiener und Jude Ton Geburt und vor der Cbcrnahme des 
Bektorats Erzieher der herzoglichen Kinder. Mit seiner Ernonnung 
turn Rektor^) wurde er zugleich Mitglied des Kon9i**N>rininf in 
Zweibriickon. Aber der Aufgabe, die neue Schulo cinzurichten, 
war or nicht gewachsen, vielleicht auch infolge schvvacher Oesund- 
heit; er dacbte schon reobt bald daraii zuruckzutreten. Eti gab fort- 
wahrend. unerquickliche Reibereien. Ein Schreiben des Herzogs 
vom 7. No?ember 1559 enthftlt folgenden Panns fiber ihn: 

^Ynnser Statthalter soil auch Emanuelj Tremelio auff sein ^'nnd 
der Bethe semethalben an vnns gethanee sohreiben antzaigen, wie 
wir winene, Inn diesem vmiserm Filntenthumb*), auoh ein Sehul 
anfGrariebten, Inn weloher trir gleich&lb eines Hebraiachen Pro- 
fesBom beddfffen werdenn, da er sich nnn Inn derselben allso 

') S.We8tpfak. Ge»cli.-Bl. l&Ol Nr. und 4. 
^ Seine Bntalliiiigsiurkiiiid« a. KAZ II 6. 

*) Der Bri«f ilk toq Neaburg aw geadwi^Kni. Eb geht also auch aus 
diesem Dntutn hervor, da6 das GymiiMiwn Lsnliifen 16641 ent geplaat, noch 

nicht gegrtindet war. 



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B. Wdttkhft Schnlen. 



109 



gebnmohen lamen woUie, weren iHr geiuugt far Iim dieselb ansa- 
nemmen, wo er aber fieber gen Geneue (» 0eof) riebeii wollte, 
8ollto es Ime vonn vns aunh gnediglich erhnbtfe aein, Wir thettan 
1 vnns aber nichts desto minder versehen, wen w ettwa vber ain 
Jar oder Zway wider heraiifi beruifen wurdenn, er wnrde sioh Inn 
vneem Schulen vnr nnrlom gebrauchen lafienn. /' 

Dooh "blieb er noch bia 1561. In diesein Jahre folgte er oincm 
Ruf des Kurfursten Priedrich des Promnion an die Univereitat 
Heidelberg.*) Nach Tremellius ubernahm der bisherige Lehrer an 
Sekunda Christoph Ililspach die Leituiig der Anstalt luid utand 
ibr 1576 vor. Er war ein tflchtiger Mano, der Ordnuug schuf 
nnd der neuen fiahole bald einen gaten Bnf TetaehalRe. Unter 
Henog Jobannea I. waiiete aemer, wie wir aeben werden, die be- 
aondere An^be daer Umgestaltnng der Sebnle naeb neaem Lebr^ 
plan.') OfTenbar wnrde Hilspach nicht sofort wirUiob Rektor; denn 
noch Oktober 1561 wird er ala 'proreetor* nnd 1562 als Tiserektor* 
beaeichnet. 

Im Jahre 1569 starb Herzog Wolfgang und sein zwoiter Sohn 
Johannes I. ubernahm die Regiening in Zw^ibniekon. Soincs 
Vaters Erbe hat er auch in der Fiirsorge fur die Schuien Bcines 
Landes treu gehfitet. Dieser hatte in seinem Testament von 1568 
gaiiz besonders der Bchulen gedacht im Neuburgischeo sowohl wie 
in Zweibrtieken nnd anfldrfioklioh beadmmt, daft die Ton ibm far 
ihren Unterbalt Terardneien OefUle anoh ftrdexbin dieiem Zweek 
erbalten bleiben eoUen. *) Baran Melt licb Honog Johaonea 

') ijhPT TremclHoH s. Fr. Butt«»rs, Emanuel Tremellias, enter Rektor 
des ZweibrQcker Gymaasioms. Zweibriicken 1859. — Becker, Emaoael 
Tremelliiu. Leipzig 1890. — K. Mensel, Wolfgang von Zwmlwflekeii. lUlDchen 
1868^ 8.m — Neabaner. Westpf&lz. OfMslL-Bl. 1902. Nr. 9 nod lOl 

') Ein Verzeichnis samtlicber Krktoren und Lehrer an dem Hombaoll* 
Zweibrilcker Gymnasium a. bei Finger, Altes und Neaes uaw. 

*) Der die Scholen betr. Abachnitt des Testaments lautet: , . . Aixi VVur 
aacli ^ etUdwa Jahmn in Vassnn Zw^breddMhta FOnteDtfamtt die OelUl, 
Kntxongen and ESinkommen, der Closter Hombach, Wtrfiweiler, Offenbach nnd 
Tiisibodpnhorff 7.11 einer Scbul, welohe allbereit zn Hombach im Werck ist, 
deputirt und geordnet, So ist VnQer emstlicher and endlicher Will , and Mai- 
nnng, dafi soleiie Goiter nnd derselben Eittkosmien sa Stlialtang der Sdiiil 
Hombadk BesBerung der Pforreien and Eirchen Dieost im Fflntenthnm aneh 
VerlegnnfT rtlichcr Stipendiaten und nirgends anders wohin ang-ewendet werden; 
Wir woUen auch alles dasjenig, so Wir der Neabnrgischen Closter und Kirchen- 
gefell halben, wie oben statoirt, gesetst and verordnet allerdings diesa vnserer 
Zwe^rbfttekieelien Cloeier xnA SfchengefeU wegen, hieber repetirt vnd erhoUt 
baben, nit aadeie dan eli were aliee nnd Jedee von worlea 10 woirfeen epeei- 



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gewissenhaft, jft ernahm an dom Schullebon finon noch persSnlicheren 
Anteil &h sein Vater urid brachte sein gymnasium illustre zu boher 
Bliite, so dal^ vou weither Schuler kamen.M Wie er es durch 3turni 
gelbst visitieren und im AnachlnS daraii neu ordnen lieB, werden 
wir gloioh eehen. Seine allgemeine Fursorge fiir die Schulen seines 
Landes, die lateinischen, deutochen and das Hombacher Qymnaainip 
1>eioiiden, bnohte er zum Ansdiuek in 4er mit teinein Brnder 
Philipp Ludwig Ton Hettbarg gemeinsaai fir die beiden FOrsten- 
iilmer verlkfltoii Eircheii- und Sdtnlordnuig in 45 GeneEal-Artikelo 

ficirt nnd Qber daCelbif? ein Newe sondere fnndation und Stifflang aufgerichtet, 
Insonderheit soil dasjeoig, so von ersUttung und Yergleichong des gelts, 
gstnita and taden ao von den Cl0«tar wA KlrehengdUI«B tnttehnt hi«b«ror 
h«j den Neubargischoi GauUiehin CkfaUm gleichergestalt angeregt und ver- 
melt ibt, hieber auch repettrt tind crholen scin, aller luaBen alfi were solches 
Von wort zu worten specificirt und eiuVerleibt, B«felcheQ bierauf and gepieten 
alien ond Jeden nuen erben, Lebens Erben imd Nadikoaunen Ltsondw heit 
Ynsam freaadlieh«n lieben S^bnen so baide ungmi fflntonfhmnb nach vnMrm 
^eitlicben Abj^ang inbaben, besit^i^n nnd nohnipn wprdpn, auC y5.tterlichem 
-Qewali, und auch bey Vermeydong aller dereu Poeoea und Straffen, ao die 
Recht deigenigcn ufflegen welobe die Kirohengater an* Iran Bechten Yon Gk>tt 
Terordneten gebfeacben in aadera Propbaa gebreadi wenden das Ihm Liebdea 

allfli daqenig, soWir solcher Kircbeufjueltor. Stifftnngen und Fundationen balbcn 
xtatuirt nnd R^ordnet, kflnfftiglich also unVerrOckt und unVerendert pleibon 
lafien, und die Kircheu und bchulen dabey fiir und getreulicb uchUUeu 
ond baadbabaa and ne gegea alien denen die Ibnen nnbefogtai ffintaair oder 
Sbgnff ta tbaa nndersteen mit aller Qnaden and aller muglicbcn Bef&rderang 
ficbinnen nnd vertbaidingen als lieb Inen ist Gottes des almechtigcn sehwere 
8traf zu vermeiden, aucb diesen Vnsem letzten allerliebeten wiiien zu erfOllenf 
WieWir daon m ibrea Lbden did frenndliebe Tertranen bagen, Sie werden 
sich in solcbem allem Cbristenlicli unverweiSIicb erzeigen welcbcs aucb Gott 
der anrnechtig nit wird unbelohnt laGen sondem Tren Liebdfn in andere WeefT 
hie zeitlicb und dort EwigUcb vergelten, wie Christus selbst von dem Kirchen- 
dienst, und denen so flliderang dann fbun, dledea reidm nnd Hobea Troit 
auiispricbt und sagt: Wer euch aufnimbt, der nimbt mieb anl^ uad wer mich 
aufninibt. der niuibt den arf. r?.>r mich gesandt bat, Ttom , wer dieser gering- 
sten einen nur mit einem Becher kaltes Waaier trenkt in eines Jfingera nameu, 
wariiob ieb sag eucb, es vird ibm niebt nnbelohnet pleibea etc* (KAZ IV 
Skoffoew. I&Mfl;) 

*) Die Matrikel der Antlalt ist aaf der OynuL'BibL Zweibrttcken Tor- 

bonden von 1569 — 1630 (Heraosgegeben von R. Buttmann, Die Mutrikel des 
Hombacher GjmnasiumB I. Teil: Text, ZweiVrQcken 19041. Rie enthalt Namen 
Ton SchUlem aus Paris, Sedan, Trier, Koln, Neaburg a/D., Lindau, NOmberg, 
SdutmwQsea, Ntedlingen, ans BOhmen, West&len nsw. Freilicb brauobt niebi 
alle diese Schfller der Rubm der Anstalt angelockt zu baben, wie es gerne 
gedeutet wird; mancberlei anderc &ul}ere Qdlnde werden au^ den Aufenthalt 
im ZweibrOcker Land veranlaiit habeo. 



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B. Wttlttich« Sohnkn. 



lit 



YOQ 1574. in dem Absclmitt fiber die Schulen zu Lauingeii und 
Hornbach (s. Dokum. Nr. 47) sprioht er den festen Willen ans, die 
f^cbule zu hebon, und f^ibt bestimmte Weisung, bei Auswahl der 
JSchiiler fiir da^i Stipendium mit groBer Vorsicht zu verfahren und 
Tiur wirklich gut talentierte Jungen aufzunehmen. Es war audi 
sein Wille, daB &ich Ilektor uiid Professoren aufireichenden EinfluB 
auf die Schuler bei der Berufswahl sichern, damit nicht solchCf 
die 6B 0]»iisi«]l nidit loisten kQimeo, dem Stadium der Bedite aioli 
^wenden; rie loneD Tielmdir Tbeologen werden, Bobon dedialb 
weil n« ftb SohlUer von Kildieiialmoaen lebten. 

Noch maneherlei ist in dem Artikel an guten RataoUigen 
tuid Yorschriften enthalten fiber gewiasenbafte Beachtung der 
Kirohenlehre, Aufrechterhaltung guter Disziplin, Einigkeit unter 
den Tiohrorn, Opferwilligkeit fiir die Robulen usw. Unter der 
rechtcn Kirchenlehrf» verstarid !T( izog Jolunmr's damaln norb die 
lutheriBcho auf (rriujd der Augsburgor Konfesrtion; in den achtziger 
Jahren fiihrte er im ganzen Herzogtum die reformiorte Lehre ein. 
Unbewuiit mag er schon Yorher dieser inuerlich nahor gestanden 
baben, wie man am aeinem Yerhalten za Job. Marbach und Job. 
Storm Tielleiebt sebliefien dart 

Hatton bieber die StrafibiugerSeholeimidiiaiigen dnrehyemiitt- 
iimg Marbaobs is den Zweibrfteker Landed iKngftng gefiinden vnd 
als Vorbfld gedient, so aoQte jetzt der BegrOnder mid Leiter jener 
Schulen Johannes Sturm selbst Gelegenheit bekommen seinen 
pcrsonlichen EinfluS in Zweibrucken geltend zu machen. Dafl er 
von Herzog Wolfgang fiir die Einrichtung der Anstalt in Lauingen 
berafen wnriir, iar schon crosacrt: im Jahre 157.'{ folgte er den Bitten 
4e8 Herzog:- .lobannesL zur Visitation der Hornbacher Soiiule. 

E» hat wohl seinen besondoron Grund gehabt, daB auf cinmal 
an Stelle Marbacha, der die Schulen in Zweibrucken eingerichtet 
batte, Stofm wnr Vfntation berofen woide. He itt Ja freiiich schon 
Ton dem allgemdnen Qeaiobtapimkt ane begreifUob, dafi es Ton 
Wetl sefai mnfito, dee bedentenden ScbnbnamiB Urtell aelbat an 
bSren. Aber ea kommt neUeidit noob ein anderea Moment binra: 
Hemog Johannes I. hat in seinen Landen die reformierte Etfcben> 
lehre durchgef&hrt. Das gesohah allcrdings vollstandig erst in 
den 80 er Jahren, doch mag er daraals schon kalvinistiachen An- 
Bobaminj^en nicht fremd gewesen sein, die ibm Sturm sympathisch 
rnarlitiMi Marbach war ein atrengcr Lutheraner und ein Kampf- 
tlif ologe, der in StraBburg manclien StrauB mit der reformierten 
(^frauzosischen) Fartei ausfocht. Storm hatte sich in dieaem Streit 



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112 Geschicbtl. Eiitwiekl. d. humanist. Mittebchulweeeue d. bayer. Ffalz. 



aof die Seito der GegB«r Marbftcbs gestellt imd neigte eelbat der 
kahimBclieii Lehre m. Bat mag anf den Heriog tod Einflnfi ge* 
wesen sein. Zodem hstte es aber t572 in Strafiburg and) emeu 
Streit um Reformen in der Solrale gegehm. in dem Stnrm gea^;t, 
Marbach den Kiirzeren gezogen hatte.^) Wenn dem Heraog an 
gufpn Beziehungen zu StraBbiirj^ p^olo^on war, konnte or jobt natfir- 
lich nicht Marbach, sonderu nur SSturm selbst zum fiesuck und zur 
Begutachtung seiner Schulen einladen. 

Sturm erhielt vnin StraSburger Rat einigo Tage llrlaub nnd 
wurde von dort uacb Zweibriicken abgeholt, wo cr am 22. Juli 1573 
gemeineam nit den andern Rftten dee Herzogs die Yisitation der 
Sehvle Tomalini, welohe damals 90 Sebfller sAhlte, 52 Inteme and 
38 Extenio. 

Dardber wvrde dann an den Hensog folgender Beriebt eietattet*): 

ylGttwooha den 22. Jnlg Anno 1573 lat die Sehnl ni Hoznbaeh 
Tifitirt worden, Darbey geweaaen Dominui Jebannee Stnrmina^ 
weleher Luuonderbeit ana benekb meinee gnedigen lllrstMi Tnd 
Herm daizu erfordert worden, 

Cantzler Johan Stieber 

Licentiat Heinricb Schwebell u.s.w. 

Moigens ist das exnmen dnrch die ClafseB furgcnomnien, argw- 
mcnta vnd fcripta bcsichtigt, vnd zinilirbor vleiB vonn profel'soribus 
auch progrersus boi don difcipulis befunden worden, albo das do- 
minus SturiJiius Iliiien dessen teftinionium c^oben vnd die achull 
gerhumbt auch die ordnung Ime nit hatt miLtfalien lasaeo, ausser- 
halb ettlicher Piuicten wie bemacher zosehen. 

Vnder dem mitfeageesen hatt mann mnfieam auob gebSret. — 

A praudio let die Stattachul gleicber gestalt uiiitirt worden. 

Vnd damaeb Tor got angeeehen -worden naehnoUgendemeDgeU 
die minn befbnden, ab wol aohaffen, nmerbeiMm Tad wdttece oidnuig 
an tSmn. 

Entlieh alien praeeeptoribve jnn gemtin su beuelben, wann lie 
die Jungen in claAnbna fragen vnd repeiitioneB halten, solches ex 
cathedra et clara voce zu tbun ita ut omnes intenegentor et iimul 
audire pofsint. Darauff Hollen auch die Knaben alta, et non fubmifsa 
uocc ac quasi in aurpm praeceptoris. fed diiiincte et non praecipi- 
tanter zu refponciiren unfrehallten aiich vffcresehen warden das miller 
Weill die andern alie mit vieis autimerckon vnd nitt ettwaa anders 
tbuen. 

*) S. Haaek, ReaknqrUopftdia, 3. Anfl. 8. 2i&«, *) KAZ U la 



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tl3 



Znn Andem. Dieweiil Idd der wodiennnr ain aigmneiit proponlrt 
WQrdt, aber das exercidum ftyli ain nottwoidig vnd mtdieh IKngi So 
sollen hinfiirter denen in prima et feennda sway, weill tie ettwas lenger, 
vnd denen in 3. et 4. clafse drey ai^^omenta so kilrtzer wochenlich 
furgeben werden, vnd flio profefsorcs fdch beuleissen die Deutach 
materi allwegen Inn seine periodos ordcnlich auBzuthaillen, doch 
viell membra vnd longas circumdictiones vermeiden^ auch sollen sie 
die materias ex Cicerone nehmen, vnd die tranfslation denwelben 
nach accomidern, dock diiij die Jungen nit mercken woraus eie e» 
gflnomai haben. alternis moiboB konnen auoh den Knaben latei- 
nudie lod oommimeB et fentoDiiae ex Oioerone in linguam ger- 
manifflin so tranfibiiren proponirt werden. 

Znm Diitten Seint die Jnngen anmhalten Diana vnd Ephi- 
meridea m maehen vnd aolehe m eontinnieren. Die Knaben 
welehe Oannina sdmiben aoOen die Jhenig materie in metrom 
taringen welohe Dmen vonn praeeeptoribna one daa alia ain aignment 
ta tmnflferiien proponirt isi 

Daa buchle Scholae Lauinganae welches D. Btunnius auBgeben 
lanen, aoUen die profefsores mit vleie leaen md die leetionea aneh 
andere exercitia damach riditen. 

Paedagogoa Ist auch ermahnt worden die scholer Inn der 
wochen wan es die gelegenhait gibt, hienai!» Inns feldt zu fOhren 
ludendi et recreandi caufa, auch excrcitia corpoiis mit Ihnen an- 
anordnen vnd solchs kains wegs zu vuderhiBsen. 

Eh hatt Ki'ob Bominiis Stumiiis orbotten, das er zu seiner 
haimkunrtt den iicrm Khaten vnd dem Kectori zuschreiben well, 
was er weitter vor maagell Inn der Schnlen befunden, wic dieselben 
znuerbeasem vnd ettliche enderungen vorzunehmen. Dana Jetat 
aufi bewegenden vrsachen vor gut angeBohen worden soldies bej 
den profefeoriboa nit anznregen, sender diflmaU einaoateUen." ^ (Ea 
folgen noeh Einaelheiten, die nicht den Unterrieht betreffen.) 

Der dem Bericht beigegebene Lektionsplan weicht von dem 
von 1561 besonders darin ab, dafi der Anfang dea OrieehiMshen 
▼on Seknnda nach Tertia verlegt ist (s. Dokom. Nr. 44). 

Das wichtigste Ergebnia aber der personliehen Anweienhat 
StormB war die Einffthrnng der Laninger, Ton ihm aelbat 
verfaAten Sohnlordnnng (b. Dokmn. Hr. 42), sonftohBt offenbar 
nnr probew^. Erst in einem Tom 18. Jnni 1574 daiierten Sehreiben 



^) ISn schriftliches Gutachten Stums ist meht vodwnden. 
HcBSMta e«puaiM TmHyi^* ZLYU 8 



114 Q€i6tiiillM.MmulkA.±lmaambik.^^^ 



det HMS^gs aus Neuburg^) wurclo dM dofimtive Einfxlliraiig an- 
g^udnekf und im Yisitetioiisberioht vom 9. Juli 1574 hfliftt es mit 
Bmig anf diese Neuening: „Der Rector teigt auch an es sei Im 
vnd flndern Heiner Oollegen nit beschwerlich die Lawingiacli 
ychulo rdnurig anzustellcn. alloin bitten sie das aio bei der Gram- 
matiea vnd Dialectica Philippi bleii)en \Tid further don Oatechesin 
• haJltea mogen, wie sie deu biBher In gebi-auch gehabt hetten.* 
UemoAch wurden auch Ton den Visitatoren auf Grund der oetten 
Ordnimg ntfse 8Ivb4ob- ud ItoktiMupJiae liMtgeaetat, leelioMi 
wdatae et mognitoe. (8. Dokua. Nr. 46.) Die Liantgtr 
Soholoidniiog tteilte hdhere AafotdttniiigMi «b difl flchttler, dir 
Umiuig der LektQie wnide •npeiteii^ ud der tpeiiliaeii Btm m d i e 
Geiat sog wm noch deotlither in das Hornbacher GTniMfliiiai flin; 
80 wurden B.B. jc t/.t Horaz, Hesiod, Plutarch, fsocrates geleaen, die 
Anfertigung von Keden und Briefen in gebundener und ongebon- 
denor Sprachc vip'l mehr betont, das rhetorische Element uberbaupt 
mehr in den Vordergrund gerQckt, wie es dem Ziel ShimiHcher 
Bmehung ent«prach. Neu ist auch die Einfiihrung von Anthnietik 
und Physik in der zweiten und ersten Klasse. Die Physik gait 
jedock ak eine lectio publica. 

Audi dieee Eumehtnng der Pnbliei war tou Laoiogen naofa 
HombMh flbenioinmoii woiden. Sturm sagt flber diese lectionee 
pnbHeae: Dura in infetioiibui solioIiB edoIeMentes eduoantnr, quad sab 
fSsnila nntiil et intra pritatoi indnai parietes moderatoria olcafantnr 
manu ct eradiri aeso patiuntur non lao aibitratu atque ToIontaCe 
aed magistri lege atqne judicio. Eductns vero ex his tribubua quasi 
in curiam et senatum, quasi in forum atque judicium locaque evadit 
pnMica et ad theo1nj»o« dediicrtrir propter religionem, nd phy- 
sicos propter naturjio obscuritatem, ad ethicos atque jurecon- 
snltOB proptf'i mt>reH et hominum societeitem, ad dialccticoa 
propter veritatem perfectam, ad rhetoricos propter eloquentiam. 
Es war also eine Art Unirersitat, die sich an den schulmafiigen 
UnleRidit in fraiefer Weiae anaeidefi. Yen den 0 Fieheni, die 
fltmm filr die pnblid aosetEte, warden in Eonbeeh nnr drd in 
diaeer Weiae beliandelt: Xtkik: der Befctor laa Oioaioa Ottsn; 
Theologie nnd Pbjaik. Bhatocik nnd Dialeldak biUeten mir 
Iiehrgegenstande in Prima nnd Sekunda. 

Da die Anabildni^ in der Theologae too beaenderer Wichtig- 
keit war, so wurde von den Tiaitatoren rorgeschlagcn , dafi ^ein 
gelerter, ve ratendiger tbeelogna nach fiornbach Terordaet wecde, 

*) BrbaltwKAZnrmK. 



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B. WettUcha Sohalen. 115 

<dw die BpiadiMi woU itadiert, Im Pndvea oiendert, eia Ibiii 
Aiiaipfeok«i luibe vmi die Pvedigtm erdentliek ^aliiifiiiaie''. Ten 

dem biflherigen alten Pfarrer kQimMMl 4Be Schiller nichts profitieren. 
li»75 wurde deehilb Jak. Sehopper aus Biberach in Schwaben als 
erster Theologus nach Hombach berofen und ihm eine besondare 
Instruktioii fiir sein Amt erteilt (enthalten in dor Y'mt Instr von 
1575; 8. Dokum. Nr. 48). Im Visitationsbericht ^) iat bemerkt: „vnd 
«ind ihm darneben die Epistolas j'auli ad Timotheum zu ieeen, 
vnd den Cafcechiamum Chythraei zu abBolyiren, vnd dan anstatt 
deBseii das Compendium Theologian llerbraudi aui^ufaiigea ;i stund 
In dor Wodiea Yierfreadea, nemlioh honun 8*^ nfque ad 9 Montogs, 
Difiutags, KUtwo«l» (weloh* Bector fomab gkabt), alio das 
Primaiii alio aeine lootimiea vnd eiMfoHatiooea fcSnn md t1>0b. 
deoundaai iaUdn den Oatefthiwnnm odor OompeBdinm auiieiMo, 
ynd dispatiren souil ua mSgen''. 

Auch fdr Phyaik wurde ein eigener Lehrer angestellt: Heinrioh 
Fabriciiis, der in Padna Medizin atudiert hatte. Dieee bodan 
Manner wtirden nach Vorachlag der Visitatorpn vnm Fiiraten zu 
Prorektoi eir j eniannt, der Rector in der Disaipliu nit bo 

emsthaft und seinem Alter etwas zugut zu halten sei, and weil er 
mit fieinem llnterrioht genug zu tun habe". Sie fQhrten each den 
Titel inspektoren oder Scholarchon und wuiden 1576 dem 
EoUegiom Torgestollt „damit die Diedplin beaaer handgehabt 
-wfbnle. Danimben aie bede oder Ixat eioer jdeneit bei der veohen' 
lieh OenMr oder feuaaM momm et ibnnoai, meben dem Boater vnd 
Pidagego sent aeHen, vnd ellea vngebflrlkka atraffen vnd alwehelfen 
iMlffen, daidneh Ire F. O. vnd dove Bftih kAaftigs hierinn vnbe- 
nilhet geksBen, Tnd die Yiaitationen etwas geschl&chter dann bifiher 
jpefiyiden werden. Auch sollen Bie sunsten jderzeit mit zusehen, 
Tnd jn conventibuB alles mithelffen bedencken vml oorrigieren'^.') 

Es iBt begreiflich, daS dif iioue Sehulordnung nicht sofort in 
alien fitucken durchgefuhrt werden kunnte, wobei freilicli die Be- 
-qtiemliclikeit der Lehrer und die mangelndo Gewohnung an etrikte 
Befoigung von Vorschxiften auch mit schuld war; daa geht aus den 
Angaben der Lehrer bei der Yiaitatien Ton 1575 hervor; es war 
4ein anbjokfiTon Bnaeaien dec Lclucer In Belidgiuig der Bolwl- 
•eidnnngeii in otter Zait awb vial g i iflpmr flfielvaun gebaaen ala 

») KAZ n 18 p. 180. 

SdiOB 1661 tndii moh ftr daa Lehier von Seknnda die Beieiehnung 

,Prorektor* oder auch .Vizerektor" ; es soheint dies al>er nur der Tifcel fttr 
betr. Herrn gewesen zu sein, der ein erledigt^ Rektorat Nrweste. 
•) KAZ II 13 p. 161. 



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1 1 0 Qcichiehil. EntnieU. d. bumuiiii MittdsdmlweMiis H baj«r. Ffidi. 

heiite. Au8 einzelnen Anordnmigen der Tintatoren ist auch zu 
sehliefien, dafi die Anforderungen in manchcn Piinkten in der Tat 
zu hoch waren; z. B. heifit ee: da die Schuler zu sehr mit den 
prftocoptis grammaticalibus lins:nae lat. ct graec. beschwert vrprdon, 
sollen Hturmij praeoepta odcr Eudimenta (die auch in StratJburg 
gebraucht werden) eingefuhrt werden; m sei ganz unnotig uber 
die regulas grammaticas commentaria zu machen und den Scbulom 
Yorzugeben; m Hullen nomenclaturae lat. et graec. Yocabolorum 
emgef&hrt werden; dte Teste m den AzgnmeHteii teien telle m 
grofi , teile id der Stoff inhaldieli m Bchwer flir die Jnngen. Die 
Lefarer eollen noh sn eigenem Qebravoh folgende BOofaer beaeiiftffen: 
Antonii Sohori Batio doeendi et difeendi; TheaeaniB lingnee Latinae; 
Stnnn, De imitatione oratoria; und sie soUen in alien Fftdhern auf 
einen stufenmaBigen Fortschritt achtcn. Bei der Lektftre wurde be- 
anstandet, dafi aich die Schuler alles aufschreiben, sogar in die Buoher 
selbst; in rcpfititione vorlasson sie rich dann darauf nnd wollen 
keine interpretatio auswendig behalten; das boIIo nirlit nu hi wo- 
duldet werden; was notwendig zu notieren sei, solie in ein bewondt r< h 
BiSchlein gcschricbcn werden. Fur die Wahl der Antoren wurde 
bestimmt, dali in oiuer Klasso nicht zwei Dichter uebeneinander 
gdesen werden soUen. Znr Beanfsichtigmig aller Yondiiiften wurde 
der Rektor besonders ermabiit; er soUte jeden Tag einmaL dnrek 
aUe ElaMen gehen. 

Bin aadenaal wurde angeordnet: „In alien ClalBbns aoUen die 
spfadien conjungirt werden, nit allein im exponiren, sondem anoh 
in exercitatione ftyli, das die knaben in fnperioribos claffibus graeen 
latine, latina germanice et contra, die in inffirioribus cur^s ger- 
manica latino latina germaniro nach deti Sturmii meinung offt zu 
vertieren nit vTiderlassen sondem «larmit toirlich vmbwechslen.'^ 
Das Lateinredeii liberhaupt besonders zu betonen lag nach der 
Schulordnung StiimiH sehr nahe; aber nicht in Hombach allein 
konnte daa erreicht werden, weshalb auch an die Stadtschulcn in 
den AmteiB die Wdiong erging, beaonderes Angemnerk daraof zu 
liebten. 

Dafl es nit der Dniehftbmng der Laningar Qtdnnng nieht 
okne Bchwieiigkeit abging, lag gewifi aneh danm, dafi Hombaoh 

seine Schuler aus vier verschiedenen Anstalten bezog, also mit vat- 
gleich vorgebildetem Material zu arbeiten hatte, wfihrend in Laningen 
aUe Klassen in der einen Anstalt vereinigt waren. 

Der Filrst sah das wohl ein und nahm rich personlieh seiner 
Schttle sehr an, wohnte auch selbst bi«weilen den Yisitationen bei 



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B. Weltliche Scholen. 



117 



und versah. die Kelationon Beiaer Rate mit eigenhaadigen Kaud- 
bemerkungen, zustimniend oder ablehnend oder eiilvtefnd and Mlbrt 
•niegeiid. ISne besonden eingeheitde Inslniklioii gab er im De> 
lember 1575 den Yiutatoren mit; darin warden m den anch sonrt 
flUiehen allgemdnen Fiageponkten eine Menge Unterfragen ge- 
steUt, ans welchen sicb vielerlei fiber die Einriohtung des Unter- 
richts und der Schule entnehmen lafit (s. Dokom. Nr. 48). Ein 
Jahr daraiif gab er den Scholarchen, Professoren und dem Pada- 
gogen folgende j,Generalpunlcte" zur Beachhing; 1. Sic sollen bei den 
Schulem ileiiiig die Biicher kontrollieren und was sic Unpaasendes 
finden (sektiererische, KalvioiBche, Zwinglianisrho. Papietiache etc.), 
beseitigen. 2. Jeder Lehrer soli seine Schiilei uber alle Predigten 
examinieren, was von deu Scholarchen zu kontroUiorea ist. Alle 
Lehrer soUen bei Vermeidung von Strafe stets mit den Sohfilern 
in die Kirobe geben. 3. Die Sjrdienordnung soil genau eingelialten 
wecdeo. 4. Bebiller, die naoh ZweibriUdcen geben, mflaaen EriaubniB 
Tom Lebrer and Bektor baben; bei weiteren Wegen aebiifUidie 
Erlaabnis vom Sohohureben. 5. Was die reoreatio der Jogend be- 
trifft, 80 Boli taglich oder doch so oft ob sich in der Woche nach dem 
Easen machen lifit, der P&dagege and ein Professor die Knaben 
hinans auf die "Wiesen uhw. fQhren, ^vnd mit den maioribus vnter 
anderni die Donion«tnitiones Inhalts der Schulordniing mit Zei'^img 
vnd Renennung der Kreutei , beum, gebew etc. exerciren; jedoeh 
alies decenter et cum bono ordine". 6. Die lateinischen Geaange 
bei der Kirchenordnujig gedruckt soil der Pfarrer zu singen und 
zu figoriren pro tempore decenter et cum bono ordine jederzeit 
befeUen. 7. Kem SehlQer aoll ohne iestimomnni and BriaiibaiB 
der Sohale and dea FOrslen sieb avf eme fremde Seboie begeben 
dOrfen. Es soil kein fiebfiler an%enoninien warden, der mcAkt 
Ton seinen Mtem oder yerwandten angemeldet, geprOft and ein- 
geschrieben ist. 8. Es sollen audi ,|die swo fuperiores clalTes vnd 
publiei Iron besonderen asinom morum et fermonis, vnd dann die 
andem zwo clafles gleichfala mit einander ein notam baben, da- 
mit die nit immer vnder don klpinern bleibe; auch dieftelbigo des 
SambstagH examinirt vnd gearrattt werden". 9. Rektor und Scho- 
larchen sollen den Unterricht oft besuchen. — Spezialpunkte: In der 
Schul soil die Strafiburger Grammatik^) und Reuiheri dialectica 
bleiben; die Professoren aollen sich keine Miihe dauem laasen in 

') Diese mirdc im Jahr 1581 abgeschaflFk, da in der 5. Kiafise die StraO- 
burger, in der 4. and 3. aber dieae und die Melancbthonscbe (TClbinger) latein. 
Oiammatik getMaacbi *ei: tutr die TQbingsr sollte noch vsrwendet wflrden. 



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118 Gescbichtl. Entwickl. d. hamumi. MittelschulweseiM d. bajrer. Pfikls. 



Obong dereelben, im Lesen der Autoren, in Cbung des Stilt mm. 
Dudi di« yyiMma tnnde wo/k inner wMsf tenf g^dnmgen, 
daft neli die SehlUer aa eiae denHiehe, laiiie AimptMihe und eine 
gate Hiiideeiuift In Lsftendaeheii und DeirtMheii g^nQluieD eollen.') 

Dlew EliiieUieiteii mb den Tiaitotieiieberiehteii geben eineneito 
einen Einblick in das Leben der Schole, andereneite dad ele ein 
beredtea Zeagnis fQr das lebhafte Interesse and die treae Ffirsorge 
dea Ilerzogs; dio Scbule in IIorTtbaeli war dae j^Kleinod'' seine* 
Ffintentums, wie er oftmak sagtr^. 

Im eigentliohen ITnterrichtsbi rneb wurde luiter seiner Regie- 
rung nichts geandert; der Sturuische Plan wurde mit einzelnen 
Erg&nziingen beibehalten. Ein Lektions- und Stundenplan aua dcm 
Jahr 1589, der mit geringfOgigen Abweichungen anch aus dem 
Jahr 1594 Torliegt, zeigt die Stetigkeit im Uatecrifllit and daa Fei^ 
lialtea aa den van Stoim flxierten Zielen (b. Dokam. Nr. 57). 

Zar Haadliabaiig dar Biaaiplin bedieate aiaa Bieb, wie Torher 
uad aaehber aUgemeiB im Solialbetrieb ttblieli war, der aog. Oorj* 
caei, anderswo auch Ltipi genannt, Anfpasser in jeder KIbbbOi 
welohe ihre MitsohOler im Fall einer "Qbeitretung der Leges dem 
Lehrer anzcigen muBten. Es gab auch, wie aiis den obigen T^emer- 
kungen unter 8. hervorgeht, die Einriclitung des aainus. F/?. w:ir das 
ein etwa au8 IIolz gcschTiit7tcr Eael mit einer Schnur vertseheii, den 
einer urnhftngen muflte, sobald er etwas begangen, besonders wenn 
or dcutach geredet batte; horte er einen andem deutoch sprechen, 
dann gab er ihn an diesen weiter ael Wer ilm dann als letzter 
aai Abend bekam ad die Naeht Aber bebielt, wmde geeeUagen; 
dMoeo wer ibn den ganaeo Tag ftber haben amfiCe.*) la den 
KUMaan aelbefc arfolgte tigliak, im Akmnat jedeo Sametag die 
Beatraftmg der Terbreeher. Dia Anordnang, difi die Ilterea and 
jdageren Schiller gesondert notiert nnd beatraft weidea aoUen, aeigt 
eia pidagogisch richtiges Yerst&ndnis. 

Die Zahl der Schfllcr wechselte: im Juli ISSO betrug sie 

108 (4S Stipendiaten . 18 Konviktoristen und 42 Externe), dagegen 

1599 nur 58 (15 Stipendiateu, 6 Konviktorirtten und 7 Exteme). 

• Unter ihnen waren, wie zum Rnhm der Anstalt botnnt wird, ^jurge 

leuthe nicbt nur auti der Pfaltz und andem benachbahrten ortheii, 

sondem auch Ton Frankfnrth, Strasburg, Metz, ja gahr von Paris 

imd aafi Oe atefeieh, amb den grand threr Stndiaa fsBt aa aataen''. 

1) KAZII 13 p.2U£ 

S. die Memminger Schnlodnmig tod 1513 bei Job. Mil Her, Vor- and 
frflhrefonnatoriscbe Schulorduungen 8. — Sonst ut auch allgemein von 
einem ■ignain latinitatis et morum im gleicben Sinn die R«de. 



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ltd 



Jab a remuA M ma» KsntrontM nriteben d«Bi LelirerkollegiiDii 
md den Yuitelem «iB«neito und dem Flnleii andttMiti Mr. 

die Lektfire lateintaefaer 0ieliter. E« wurde \m derYintetion im 
Jftmar 1600 die Fnge aufgeworfen: „0b dann ann statt der Poe- 
tanim Ethniconim allein Poetae Chrigtiani Inn der Schulen alhie 
au pobrauchen'.''^ Zu flcr im VisifratiotiBbericht darauf gegebenen 
Antwort hat der Fiirst tjeine Meinung in eigenhindigen Band- 
bemerkungen kundgetan : 



Beni. dea Fflrsten: 
Are Poetica Virgilij eft qui- 



Bericht: 
Da Khan man nit Rhaten, dai 



dom bona, sed inter poetas Chri- ! die poetae Ethnici allcrdings 
stianoa possent etiam invcniri suijsolten abgeschafft vnd vnndnr- 



similes. HiKtoriam quam ipso de- 
seribit. nullua professorum intel- 
Hgit, multo minua alios potest do- 
oere. Idem iadicinm est de reli- 
qaie. Ex Pfahme, Proyerblja 
Selomenis, ChiwtisiiiB Oomedys 
et nmililms plum et meliora qiuun 
ex lUia Ethmeie died possunt, 
quae tunen sue tempore et aetete 
crescente com iadioio, fine mo- 
lestia iaventutia disci et legi pos- 
ennt. 

multitude errantium non 
parit erruri patrociniuni. 

Initium sapieiUiae timor 
Demini, de quo poetee nOnl sen* 
knnt, quod beme eonsidereitdnni. 

Bern son ram anfiuig else 
neehgesetst werden, dam dan 
die aofierlesene Carmina Philippi, 
Stigelij Camerunj tult derglei- 
ehen. Deawegen la^se ich es bey 
dem 8o vorsteht, vndt Je mehr 
man der Jugendt die Gottesfurcht 
eynbild vndt 8ie von heydtnischem 
wesen, worten vndt wercken ab- 
iuhrc, Je rathaamer leh solcheB 
halte. 

>) KAZ n 8a. 



lasaeu worden. Sondern ilieHt-lbige 
alfi Yirgtliuu princeps poetarura 
etiam propter historiam, DeH- 
gleidien Hontaua Tnnd die Fkaes 
Tibul^, Property Inn der Sehnlen 
zubehalttenn sein, Nitt allein, daB 
eB bej alien andem Aeademys 
Christianis obseruirt wurde*), 
Sonndem auch daB efi bej andem 
gelerten ein seltsames ansehen 
hftben wurde. orm^lte pnetas Eth- 
nicos zuuerweriiVn . Anf;^ denen 
doch maior pars eruditionis ge- 
nommen wurde ') , Vnnd solche 
poeten konuen Jeden gelerten nit 
anlriUidi riekren. Dieeet whet 
belt man Inn allweg tat Bliat- 
samb*}, dafi aneh vnder den Cbxi- 
stianis poetis der Bndianainis den 
Knaben alkie mit FleiB oommen- 
dirt, auch den Jnnioribus ettwas 
darauB exponirt werde, damit 
also tam Christiani quam Ethnici 
poetae .Tedocb allein die Jenige, 
deren hieobcn melduDggesckeken, 
gebraucht werden. 



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i M OukMM. Entvidd. d. Imnaakt MittebolialwMMn d. bajar. Fftli. 

Bie plioitinischen" Diohter blieben also mit pinAni kleinen Zu- 
gestandnig an die chri^tlichen dem OymDaaium erlialten; der ¥unt 
•elbst hatte sie am liebstcn preif^gegeben. 

Herzog Johannes \mt auch zweimal wahrend seiner Rcgierung 
neue ScbaUatzungen fur Hornbach eingefubrt, zuerst 1575 uud 
■pfiter 164^3. Die lege« Ton 1575 aind die gleiehen gewesen, wie 
sie 1565 in Laningen nach Strafibniger MoBtor anf Stunns Yw- 
anlaMBDg in Geltang getroten aind. Sohon damals plaate Henog 
Woli^g, diese audi filr Hombach mafigebend sein su laasen; in 
den einleitenden Worton bemerkte er damals: „Et quonlam ad 
Hornebachianam gymnasium etiam Laoinganas scholas adiunximus, 
. . . volumus his utriusque gymnasii homines teneri legibua." Jedoch 
Bcheint cine Publikation in Kombach damals nicht erfolgt zii sein. 
Erst bei der Visitation am 6. Mai 1575 wurden sie durch Herzog 
Johannes I. oftiEiell l uigetuhrt; sie wurden in der Sitzung verleaen 
mit einleitenden Worteu des Herzogs, die sich eng an die Eioleitung 
zu den ijauinger Gesetzen von 1565 anschlieBen.*) 

Bei der Ybitation im Januar 1602 wurde der BeschluS einer 
g&nzliohen Erneuening der SchnlgeBetee gefaBt, der Entwurf im 

*) Diese Einleitang ist erhaltea KAZ II 13 p. 30 und lauiet: 

Leges scholae HornbachiaQae. 

Johannes Dei gratia, Comes Palatinus lUieiii, Dux Boiariae, Comes Velden- 
oiftDiu, et Spanhetinenwle. 

Prracipis officiom ebe noo ignonuniis: cum rectie iafiitatii ]Woaideret vi 

ne aliquid popalo defit: turn in primis: ut Scholae recte conflituantur, et 
oonditutae conferrentur: quae ofticinae fuot virtutis, bononun morum, pietatiii, 
doctrmae, religioma. Qua igitur pietate, illnftriiisimi quondam principig Wolff- 
gaa^ Palatini etc, domiiii et pamitie noftri amantilsiiiii, piae eft hmdabilis 
Vftemoriae, hoc gymnaCum Hornbachianatn, iu.stauratis domicil^js, comparatis 
magistria, defignato Rectore, conffitutum fuit: eadem religioup. Tlliid Nobis 
conliBrvandum, augendom et oriiuniium efitie exiilimamua. V'oiumiu> idcirco, 
onmee hnins gyiiiiiaiy hotaiiiee, noftris hiCw lef^bne teneri: BeeUNrau, pro- 
fectorem, pnblicos profefsoroH. clafsium Magidros, daises ipitas, coIlegQ * 
difcipulos, civiutn hofpites advenas: (Jt primum Religionis, deinde momnit 
torn doctrinae rationem habere marimam videamur. — 

Hoe modo pnblioatae fimt Legei babita VtAtatioiie Hombaehiana 6kllaq 
Anno 1575. 

(Vgl. damit den Anfang der Leges Lauinganae Dok. Nr. 42.) 

Die leges selbst sind nicht in dem Akt etithalten; es kann wohl kaum 
ein Zweifel sein, dad sie genaa mit deaen von Lauingen flbereinstimmten, 
matfJ bet derTiritetiea am 28. Desember 1575 besebloesen wwde. eU »es 
libeUo Sturmii*, vonuft nur die Schulordnnng von Laniagen gemeint sein 
kann, auf ein Pergament -v. ^ breiben, auf eine Ta£el sa nageln and in der 
Konventstube aufxuhAngen. ^KAZ II IS p. 141.) 



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B. VVeltlicUe Schulen. 



121 



April 1603 in der YiritatioiiB*KoiiliMreiu Torgelegt und nadi nooh- 
maliger BenAmig doreii die Fkofeosotfln am 15. April an die Eanslei 
in Zweibrucken abgeliefert In den Jahren 1604 nnd 1605 teat 
mehnnak der Wunsoh henror die ganze Cooatitatio scholae Horn- 
bachianae sowie diese legea nach dem Muster von Lamngen druoken 
sa lassen; doch kam es nicht dazu. Die Geaetze liej^on in doutsi her 
nnd hi teiniacher Fassung vor (s. Dokuin. Ni-. 5S) und sind im latciia- 
Bchoii Wortilaut sp&ter noch zweimal nut unbedeutcnden Aijweichungon 
Ton Herzog Friedrich (1635— 6t) und Priedrich ] Aidwig ( UiGl — 81) 
publiztert worden; femer 169^ mit dea Anduruagen uud Umstel- 
Inngen Heneg I'riedrielis yon der Henogin Charlotte Friederikef 
der Begentin in Zwelbrfteken nnter Karl XI. Ton 8eliweden.0 

Es itft ans der Zeit Johannes' I. noeh ein andeier Entwnrf von 
Bohnlaatningen in dentaoher Spraehe vorhanden, abweioliend von 
den iibrigen; wabnoheinlioh ist daraus nie ein Qesets geworden, 
obwohl in dem Bchon erw&hnten Bericht des Archirara Aulenbach 
fiber das Oymnasium aus dem Jahre 1736 gerade diese Fassung 
aufgenommen ist (s. Dokum. Nr. 49).'^) Der Geist. in dem dieoe 
leges entworfen sind, ist der glciche wie in denen von 1602. 

Viel Nachdruck wurde auf gate Endehung der Jungen gelegt; 
in deu Yorschriften ilber ihren gegenseitigen Verkelir und ihio 
Sprechweiau, jlir \ eriialteu dlteruu Lbutea gegeniiber, iiber den 
Umgang, den 8ie sich aussuohen Bollen, fiber ihre Spiele, fiber 
Pflege dee religiioeen Sinnee nnd yieles andere, zeigt ricli das 
emste Bestraben neben dem Unlerriolit erneherisdi auf die jungen 
Lente einsnwirken. AuffiJlend ist, daft kSrperiielie tJbungen 
Terp9ni sind: ,^eeliten, Bpiingen, tanfaen soU ateh keiner unter- 
nehmen zu leinen, sondern ohrlioher, freyer und nutzlicher 
kurtzweil pflegen und sich darinnen fiben." Auch das Baden und 
Klettem wurde untcraagt wegen der dainit verbundenen Qefahr; 
das war auch schon in den „ Geueraiartikeln ausgefuhrt. Die 
einzige ^Rekreation'' der Schuler war, da6 sie vom Padagogen, 
wie ea dessen Inatrukiiua verlangte, hinaus auf die Wiese oder 
einen anderu Ort spazierengefuhrt wurdcn, wobei jedoch Demon- 

») a Heiixta, Le College de Deox-Poots U p. 4i»ff. — KAZ 11 36. VI 1^. 

^ Der Entwnrf, ein vielikdi konogiertes Eonaept, trSgt Icein Dtttom; 
die Uotersohrift, wohl dei Yeifiusers, tat nieht leserlich. Aulenbach reihte 
seine Abschrift ein zwi.schen AktenstfScke aus dem Jahi 1574 und 1577; wahr- 
scheinlich hat er sie direkt nach dem Konwpi geiimcht und deshalb auch 
ohne genauere« Datum lassen mOsBen. DaA es nicht eine offizielle Fa^suag war, 
gehi MMib eehoB dMaw hervor, dsfl die spiterai PebltkatioMn nadi den leges 
TOD IWS erfolft siad. (K&Z n 36. IT S006.) 



132 G«MhiditLEat«n«U.dbiinMi«t]fitlelMhiriw«aeud.to7tr.P^ 



atrationen, Belebnmgen fiber Pflansen, Steine u. dergl. m ilveibiitidtft 
waren und das Lateinreden geflbt wurde; also eine Erholung, wie 
die Jagend me wunscht, war ea nicht. Diese Spaziei^&Qge wurden 
znm erstenmal in dem Viaitationsbericht bei Anwesenheit Sturm 
gefordert, sind also wohl von ibm veranlaBt worden. 

Die okonomischen VcrhaltniBHe des AltiTnnatfl in Hornbach 
wurden vom Herzog durch eine Ordnung vom .l ilir 1588 ausfuhr- 
lich geregelt. Es ht darin erne interessante Zatiamiuenstellung 
gegebon von dem gan/en Aufwand, der zum Uuterhalt eioer Bolchen 
Anstalt in damaliger Zeit nSlig war («. Doknm. Nr. 56). Die Be- 
MoUiiiig der Lehrer being anfler den bitber sehon flblicbeffl Natnral- 
besligen wie firOher flir den Bektor 150 fl«, (Or die flbrigen 130^ 
too nod 90 11. 

EStne Anderang im Rektorat trat nnter Johannee L iweunal da: 

nach dem Tod des Rektor« Hilspach (1576) wurde der Mediziner und 
biflherige Lehrer fiir Physik Heinr. FabriciuB mit der Leitung der 
Schule betraut*), und als dieser H>(l() zuriicktrat. um nur noch seincn 
raedizinipoben "R^^nif anszuiiben, folgte ihm Clirist. QeiTinus (oder 
Bachomarus^ bishor Lehror an Tertia. 

Inzwischen war auch aua der lutherischen Anstalt eine rofor- 
mierto p^f worden. nachdem der Herzog in seinem ganzen Land 
die kalvinische Lehre eiugef&hrt hatte und ui eigener Person herum- 
gereist war, am der neuen Lehre bei Zweiflem Geltong zu ver- 
whaffea.*) Wer Toa den jBeunten avf 

bebarrte, wvide abgetetrt, wie a. B. Ptfoim Waeker, Theologoe am 
Honibaelier C^ymnanam, and Mag. Jak. Bayer in Hombaeh. An des 
eieteren Stelle kam 1586 Barthol. Hexamer, der die Einfllhrang 

des nenen Heidelberger Katechismus mit Eifer betrieb and sp&tor 
(1617) Pfrrrer in Zweibrllcken and Sapeiintondent daselbst wurde. 

Wie Johannes I. von seinem Tater die Sorge filr die Schulen 
des Landes aU Erbsttick Qbemommen hatte, so trat nun sein Sohn 

Johannes IL (1604 — 1635) in seine Fiifistapfen und liefi es sich an- 
geleg< n Hoin, den im Testament ausgosproehpnen Wiinschen seines 
Vatci - rnichzukommen. Schon am IG. August lOOt) erliefi er einen 
Land sell. it tsabnohied, in dem es heifit: 

„Zum Vierzehenden , ob wohl in niehr angezogenen 88. Jahr- 
lichen Abechied aui^fuhrlich verhehen, wie cs mit der Furstlichen 
Land -Schulen zu Hornbach gehalten werden solle, deme dann vor 

>) Seine BeeUllungsarknnde s. KAZ IV 2000 (Afawhiift). 
*) & Johannis, Kalenderarbeiten &lHf. 



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fi. WelUicbe Schulea. 



123 



hocii-geclaehter miMr gnftdiger Fflrst und Hen, also endlidi mek' 
ztHummm Tcnrilfiget, mid Tenprochen, so IwbMi doth Iliro ftnt- 
lidiOB Onadoi, gnidig tw gut MgetelieB, dieien Poneton ftodi 
liierhefo m WMdecboka, ui der fenifliii ErUimog vad Tenpreohimg, 
dai Jedeneit dSe Lands-KiBder, vor Fremden zu Stipendiateii an- 
geaommen, und jenen, solang dersolbon vorbADdan, 80 an ttadiran 
begehreiL, keine andere fremde Aufilindische vorgezogen, auch wann 
rie und andpre Lands-Kinder zu Dinsten qualifirirot, dipselbi^e in 
allewe^-; iiir nielten AuBlftndiBchpn . darzn bctin iert laid besteilet 
werden Holien, dainit sich die Untertiianen gegen dem ubernommenen 
ftchweren La^t, auch urn etwas gebOhrender Ergotzlichkeit zuerfrenen 
haben mogen/ (Stoff usw. I S. 95 f.) 

Fr sorgto auch dafiir, dafi die Snbsiistenzinittel der Anstalt 
nocb reichlicher wurden, indem er in Vergessenbeit geratene 
GafiUla d«r alton Horabadier Abtei in dor PfiUz, in LoHningen 
and andenn Gelneteii wieder erhob und dor Bebnlo aaftbrte. Bel 
Beaelniiig der Lefaistellen bielt er eiob nicbt an die gerade im 
Lande Torftgbaren Kr&fte, Mmdem sog auoh ana dem „AiiBlaiid*' 
tficbtige Lebrer an seine Anstalt, so den Dr. Elias Tbalwensel 
au8 Schlesien, dem nnter persSnlicber Anwe«enheit den Herzogs 
1606 das Rektorat iibertragen wurde. und Isaak Kramer aus 
Sachsen, der dem Hcrrocj in Hf^idelberfi^ bekannt geworden war; 
er wurde zuerst Padagog und Lehrer der Quarta und war dann 
lt»l4 — 1H37 Roktor in Hornhacb, Da Johannes II. fQr den unniun- 
digen Kurl'uraten Friedrich V. von der Pfalz die Vunnund»chaft 
fiihrte, konnte er es leicbt bewirken, daB seine Hornbacber Schule 
in nlbere Beaehnng in dem SapiemkoUegiom in Heidelberg tt$t 
Es mirde ein Anstenscfa Ton Sebilleni Toreinbart; soviet Sebfller 
ana der Empfab ab Stipendiaten in Hombaeh an^norainen wnvdeo, 
ebensoviele Zwalbftoker Landeskinder sdlten ina Sapieoskollag 
eintreten dllrfett. Dieee Mafiregel, welche den kfinftigen Beamten 
dee Uerzogtums enHfiglichte, ihre Bildnng im nAusland** zu bolen, 
war gewifi sehr yemfinftig; aie war geeignet, aUingrofie Sinseitig- 
keit zu bindem. 

Im Unterricbtsbetrieb kamen wesentlicbe Anderungen nicbt 
vor. Erwahnung verdient. daB Rektor Kramer (1615) eine Porde- 
rung dea griechiscben Unterrichts durcbsetzto; nach scinem Vor- 
Bchlag wurde das Elementale graecum statt in Tertia sohon in 

Hbet Kramer s. Bnltmanu, Fsstiebffift nm SGOjthr. JnbiUUm de« 
Borobadi-Ztreibrttckcr qymwmiaim. 1909. S.17£ 



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124 Geschicbtl. EntwickL d. humauuii. Mitt«Ischulwebeus d. bayer. P£bl1z. 



Qoarte ebg^fiihrt, well in der grieduMhen Bpiaehe der Mangel 
an der Bohnle groB sei, was die Solifller atleidinga ent mericen, 
wenn ne an die UniTenitftt kenunen. Der Lebrer Ton Selcunda 
hat aieh aneh erbeten, leetionet extraoidinariaB Graecas zu halten, 
was geme aagenommen wurde, nur sollten dio SchCUer nieht gO' 
zwnngen werden aie zu besuchen ; der Lohrer durfte sich auch eine 
kleine Entscliadigung fur seine Muhe von den Hchiilern geben lassen. 

Geschichte wurde, wie am der Vij^ifatmiisinstruktion von 1575 
hervorgehfe, schon fruher nach der Aut'iasHung der danmligen Zeit 
etwas betrieben, aber nicht aU eigentliches Unterrichtsfach, sondem 
juehr zur belehrenden Unterhaltung neben der biblischen LekiHre 
wihrend der Hahbeiten* FrCUier las man Sleidanns, Be qnattnor 
imperils nrandi, Jetit Melanoliflions Chronica. 

Die YerpflieiitQngen dee Henogs in Heidelberg waren aber 
dem ZweibrOeker Sehnlwesen nieiii goade (Siderlieh; er war oft 
lange aos seinem Lande fort und konnte die eigenen Landes- 
angelegenheiten nicht in alien Stucken mit der n5tigen Sorgfalt im 
Auge behalten. Offenbar wurden ihm die Visitatioiisberichte nicht 
mehr wie friilier vorfr»^leErr: sic wurden imnipr durftiger, und MiS- 
fltande aller Art begannen < iiizuroiBen. Einzelne Lehrer fingen an, 
sich nicht niehr an die Schuiurdiumg zu halten und andere ak die 
vorgeschriebene Lektilre zu treibea; aucii die Schiller besonders in 
den oberen Klassen wurden faul. Kein Wunder: im Jahr 1612 
Uagte der damaUge P&dagoge: „Praeceptores absentes ei qnideia 
ad mnltas septimaaas nnllo atnntor vioario; hoe qnantom offidat 
dise^ltnae et ]MN>fectni disdpnbnnm Tel caeei palpani Dom. rector 
abitums Tiearimn dbi deligit Dom. pastorem. Bed non licet ei 
docere piimanos. Ergo debet esse vicarius sed non gerere vices. 
. • . Nnper in conunnni conventu aliquid oonolnseramos. Id vero 
cum retractare Dm. rector (quern honorifice nomine) vellet adjutua 
a Dm. pastore petiit a me ut irem in ip^orum nontentiam Modeste 
petiif ut audirentur prins nmicissimi (ollcixar niei DDm. Urauiorus 
ac Heusnerus, inr nmi rsse unum tx optima tibus sed e mulriJi. 
Tunc infernali calumnia appellatus sum perjurus, quia coatra Dm. 
rectoris voluntatem loqui audeam.** 

Es gab also andli im LehierkoUeginm MifihelUgkeiten vnd 
eigenmiohtiges Verhalten; der game ITntentohtsbetrieb wnrde anfr 
nnglinstigste beeinflnftt. Eine grOndlichereYisitation Ton 1612 snehte 
die t^Istinde abzustellen nnd f&r knne Zeit brachte aoeli die 
Ruiokkehr des Herzogs nach Zweibrucken und ein Wechsel im 
Bektorat (1614) einige Bessemng. Wir sahen schon, daB sich der^ 



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B. WdtlidM fiehii]«ii. 



125 



neue Rektor Kramer des griechischen TJnterrichta besonders annabm. 
Aber lange konnte sich Zweibriicken dor ungeteilten FiirBor^o r^oinoB 
Herzoga nicht erfrenen; denn als Fricdnch V. die Krone Bolimerm 
angenommen hatte und dorthin sog, ubertrug cr die Kegeutschat't 
in der Knrpfalz wiederuin an Herzog Joiiannes, den diese Anfgabe 
seineoi eigenen Lande wieder Yielfach entzog. Nan wurde bald 
ftveh du FflUaer Land In die Nol det 30 j&hrigen Krieges milikenitt- 
gczogen, imd et begann jetst ein Jahriiioidftrt groAen Btends flir 
dat Hombaeher Gymnarium; von des Blflte der enton 50 Jahre 
war bold kerne Spur melir Torhanden, jammerroU fiiateie die Schnle 
ibr Daa^, bie eie sich erst im 18. Jabrh. wieder an nener Blfite 
erbolte. 

Die Stadtschnlen. 

Wir filgen hier einige Hemerkungen fiber die Entwicklnnnr der 
Trivial- oder Stadtschulen ein. Ihre Grnndla'^o war ihuen 
gegehrn in der Kirchenordnung von 1557 und in dcm Schulplan 
von Marbach, der drei- und vier- oder Bechsknrsieo Anstalten vor- 
a&h. Ihro Aufgabe war Yorbereitung fiir die X'at dkularschulo zu 
Hombacb, also eine Ubermittliuig der elemeniaren Eenntnisse an 
die SdliiUer. Niehi llberail blieb die anfftngliehe Ansahl der Enne 
erbalten; ea war ja aucb naeb der Zabl der SoblUer and den 5rt- 
lichenVerblitniflaeii eineVeraobiebung nicbt tod Tomberein verboten. 
So hatte die Stadtaebnle zu Hombach^ welohe als Quinta des Gym- 
nasiums gez&hlt wnrde, 1575 vierDekurien, obwohl sie t558 unter 
die dreiklassigen eingereiht war (s. Dokum. Nr. 50). Im folgenden 
Jahr 1576 wurde, nach einem Protokoll fiber die Visitation der 
Stadtschulo Hornbach, fur alie solcfae Schulen des Fiitstcnhims eino 
einheitliche Ordnung (Dokum. Nr. 51) aufgestellt, welciie fur alia 
auch nur vier Dekurion vorsah, wahrend der Lektionsplan der Schule 
in Zweibriicken vom Jahrc 15b0 sechs Abteilungen mit c. 60 Scbulern 
entbalt (s. Dokum. Kr. 53). OlFenbar bam ea der Regierung nicbt 
so aebr anf die Zabl der Kniae an ale -vielmebr aof die Gleicbbeit 
der Lektionen; diese diuduniseteen war von Anfang an dae fflel, 
and ee ersobdnt iniiner wieder in der ganxen EntwieUnng dea 
Sobnlwesene im Fflrstentum. Freilich machte es Miihe, solobe 
Fordenmgen zu verwirkllchen, da die Selbst&ndi|^eit nnd Eigen^ 
m&ohtigkeit der Lebrer damals noch sehr grofi war. 

Die Ordnung von 1576 Bollto laut Protokoll auch an die Schule 
von Trarbach gescbickt werden. Diesei On lag in der sog. hinteren 
Chrafschaft Sponheim (wie auch Birkenfeld und Oberstein), welche 
im Jahr 1566 bei einem Teilongsvertrag zwbchen Herzog Wolf- 



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1S6 0««diio1itt.Biihn^.d.ltiiMditHitteli6hnlweaaaid.1»j«r.PMt. , 



gang Ton Zweibriicken and seinem Tetter Pfabsgraf Georg Hans bu 
Veldenz mit Zweihrucken vereinigt worden war. Herzog Johannes I. 
hat dort im .f ihr 1573 pine Schule eroffnet*), welche aber da- 
mals noch kein Gymnaaiuni war, wie gerne geeao^t wird, son- 
dem nur eine Trivialaohule wie Kusel, Bergzabern, Zweibriicken 
uud die andem auch. Sie hatte auch damals nur einen eioaigen 
Lehm and wesige fiohtlnr. Urn sie bMMr n bevSlkam «iM 
4er H^iMg 1578 ein itreagM Yerbot an die Bponheimer UntecttM, 
Ihm Under sufier Linds in die Sehale n iduefceii, uid vitlavgto 
^e Zuftckbenifluig deier, die bereite foftgeieliiekt wnm. Ala 
fiersog Johannes I. in seinem Lande das reformierte Bekenntnis 
an Stelle den Lutherischen eiafuhrte, blieb die Grafschaft Sponheim 
bei der bisherigen Lehre und die Schule in Trarbach eine lutheri- 
sober »\f war aucb spfitprbin fltot? die luthen-^che Schwesteranstalt 
zii dem rcformierten Gymnasium in Zweibiiickon. Im Jahie 1^94 
P'in*^ die hintere Grafischaft Sponlieim verti n^^smaiiig an dan Itrudei 
Johannes' I., den Pfalzgraf Karl, iiber, wekher damit der I^egrimder 
der Birkenfelder Linie des Wittelsbacher Hauses wurde. Mit dieser 
^eilnng sohied eaoh die Trarfoacher Axutalt aus den Zweibiftoker 
Sclmleii ana vnd tiwft enl wieder in Hue ZaU ein, tb im Jdir 1734 
naeh dem Amstorben der Zweibrt«ker* Uiiie OluieliMi WL im 
Birkenfeld die Begiemng dei Henogtuns abeiiiihm and die ge- 
trennten Lende wieder Tereinigte. Yon 1584 an traten mmlobBt 
keine Andenmgen in der Schule ein^ aber der 30j&hrig^ Krieg hat 
fiie dann in gleiche Bedriognu gebcaoht wie alle andeia der der- 
tigea Gegenden. 

Die Besoldung eines Stadtschuhneiafcers kann man beoiteQen 
nach folgenden Zusammenstellungen : 

Der am 1. Dezember 1558 als Lehrer an die Stadtschule Zwei- 
briicken benifene Georg Werthwein erhifU- ^jfirlich funff guHf^nn 
auR vnnl^ol l r Landtscbroibprei Zwairnnlji in keiin , siebenn vand 
2\^aiiat/.ig gulden vnnd ncr maltei korn vou dean burgem, Vnnd 
Tier Yond dreissig guldemi Yonn denn kircheogeschwomen zu 

*) 8L Tentoa, Kuim Naduicht tod der gegenwSrIigen ▼stCaasang det 

G y lunasimnB zu Trarbaob wibtt dessen vorigen Bohickialen und Umstlnden: 
Zweibriicken 1781. Keiper in den Bl. f d. G, Schw. 1897 6. 237ff. Trarbach 
licig^ xwar heuta aalierhalb der ba^enschea Graasent dooh sei aof aeice Ge- 
aehioUe als einer ehenab wiftteblMuddsehsn Behiala ia Kflras hingswisssn. — 

Aktenmaterial zur Geschichte der Anstalt i«t Torhanden in Zweibrdcken. 
Kiroheii«:huffri''i Arrhiv VI 1071 und VII 28?- m 300 -304; ferner im Archjv 
m Koblent, Abteiluug Spoubeim: Generalia und Spezialia bee. 16&— 171. 



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B. W«mich6 8olial«i. 



127 



mit hdli viind ain Pfiindt lioht oder to werfli imibImA Tier batEemi 
darfir, vnnd von ainem frembden seholer ein guldenn geben, dartsa 
Ime tokBk ein helffer gefaalltenn, dor one Boin ntiran bolonoti 
irordonB soli/ 

InteresBant ist, nm welehen einzelnen BeBtandteilen sich das 
€^halt (66 fl.) zuflammensetzt. Die Abgabe von Holz und Licht 

alfl Entlohnung foitens dcr SchOler, das .,Snhoit;ortragon", ist ein 
mittel alterlicher Branch, der sich in dcr Pfil/ sehr lange, biB ins 
19. Jahrb.. in einzelnen (Jemeindcn erhalten hat. 

Von dem Hornbacher Lchrcr heifit es 1560: 
„30 fl. geben Ihm die Canonici; 4 Maker Roggen, 4 M. Dinkel, 
4 M. Haber und 2 Wac^en Heu doBgleicben. 4 Schillingpfennige 
anfi den Pfarrgcfelien zu don 4 Fronfesten, t Rudt gartcn von den 
dsnooikeni, 2 Wagen mit Holz, 1 Bebaosung Ynd Yon jedem 
IMnipel 1 lib. Liolit and 1 Wagen nut Hols.** Die Bestelhnig dot 
Caspar Hilspaoh mHombaoli Ton 1578^) woiat eine ErbltbiiBg anf, 
nSmlicli 56 fl. and aneh in den Natarattiefernngeii einige Yer- 
schiedenheit. Dagegen waren anoli jetat noeii die einbeimischen 
Schfiler im Winter znr Liefenmg von 1 4t Licbt und einem Wagen 
Holz verpflichtet, wabrend die ausw&rtigen j&hrlich 1 fl. Sobnlgeld 
zahlten. Die Burgerscbaft batte ihm die Wohnunj^ zii Btellen. Das 
Gehalt blieb bis 1607 gleich; da vnirde es wied- r orhoht imd be- 
trug 66 fl., 7 M. Kom, 9 M, Thnkel. 7 M. Haber, a Ohm Bior. 

Ungcfahr wie in Hofiibach und Zweibriirken ^vi^d die 
BesolduDg der Btadtsohulmeister auch an den ilbrigen Orten ge- 
wesen sein. 

Hombach w;u ^vohl eine der beauchtcsten Stadtschulen, schon 
iiregen der Verbindung mit dem Gynmasium, aber gute Lehrer 
zogen gleichfalls an. So wird im Jabr 1603 Matth. Uranius') 

») 8. KASp Abt. Zweibracken 1121'. 

*) Dessen GekaltsTerb&Unusa ergebea sich aos folgendem Bencht van 
ihm selbat (KASp Abt Zwsibrftcken 1121* p. 170): 

TamiduniA der JirlkdwAOoinpeteBti mnm Steltwbalmiisten m Horobacli. 

Memblidi iti% T«]gL 

In Aoao 1602 wie anoli vorigen Jaraa, als ieh vndenduisbaiar gan Hom- 
ImusIi kommen, aafl dm Sdiaflbanj jiriidbs sn empfan^ea gebabt: 

An Gelt . . 56 fl. 

An Korn 6 Malter 

AaMBekal 4 Ualtar 

Am Hi^bem 8 Malttr 



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1 28 GeschichtL Entwickl. d. hmnaiiist IfittelBchulweseDS d. bajtt. tfth. 



aufierordentlich geruhmt; Hcinetwcgen kameii visile Kinder von 
auBwarts, sogar von Zweibriicken selbst nach Hornbach, die Schiiler- 
sahl betrug damale 58, doppelt boviel ais bisher gewdhnlioh der 
Fall war, nnd die ProfeMoieD dea Oymnaaiiiiiia balMi nm AnBtaUimg 
eiiias aweiten Lehren, weil der eine die grofie ZaU nieht so fSrdera 
kdnnef dafi ne rechiadtig fikrs Gynmaaiiim reif aind. Der Bektor 
machto anch den YoreoUag, ale XoUaboiatoren an der BtadtBehale 
AbBoWenten dee CtynmariDins anzustellen; ea aeien immer solehe 
da, die ana l^mel an Mittein nieht auf die Univenitit gehen 
konnen, auch wenn sie dae Stipendium von 40 fl. bekommen. Man 
Holle eincm solchen KoBt im Kol]pgium geben, etwan mehr Wein 
uIh den iibrigen Stipendiatcii, lemer dom stipendium eci lesiasti 
cum ungofahr 30 fl., damit er sich anhtinHiig kleiden und die notigen 
Biicfaer kauieii kuune. Der Betrettendc konne seine Studien fort- 
setzen und beim Schulberuf bleiben, „quoad illi melior fortima afful- 
geret efe in Eccleaiae jDiniatonia mataxior eina vaaa esaet^ Dieser 
YorMhlag wurde in der Tat anch befolgt; aneh am Prima nakm 

Jedocfa ist mir iu Anno 1603 vff tnein vndertheuiges anhalten von vnsenn 
Dorchleachtigsten Herra dem altera, Cbristmilter gedechtnud genedigat 
addiiit wofdMi 

Ad Gelt ...•...,.«•.,. nielitt. 

An Dunckel 3 Malter 

An Habern . • • >, ^ Malter 

An Bier, welches twar Weill gewefiea, . . 5 Ohmen 

aber von Henen Jaeob Zaglaagen datnab- 

ligen Schaffner, mir zu bier gemacbt wordeo. 
Vndt in Anno lfi07 vff mcin ,il prmnl* </ff banes Suppliciren ist inir von 
vnserm Durcbleuchtigsten jetzt Hegiereuiien (ieaedigsteo Herra geoedigst 
Addirt worden 

An Gelt 10 fl. 

An Korn ,...1 Malter 

An Dliiukel 2 Malter 

Also das in Anno 160i^ vor meinem absag die jftrliche b^ldong gemelten 
BchnldieiMti eieh entreckt kali 

An Gelt vff fl. 

An Kom vff 7 Malt«r 

An DQnckel vff 9 Malter 

An Habern vff 7 Malter 

An Bier rE 5 Ohmen 

An quaiembergelt voni Kirchenschaflner . . 3 bz. 
Quid Tneis Tuccelforibus: I'etru Boono: et Domino Nicoiao Rftbelio (piae 
memoriae) additam vel ademptum 0t, ambigo. 

Matthias Vranios Lndi Bi- 
pootini Moderator. 



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B. WelUicke Schnlen. 



129 



man manchmftl ScliQ]er ohne die Abgangspriifung als Kollaboratoren. 
Eia andermal mude ein Bewerber um die Lehrefstelle in Hont- 
baoh Ton dem Snperinieiideiiten tou Zweibittcken in Gegenwart 
dee Bekton and der BrofeMoren tod Honibadi beeonden geprflft 
nnd Kwar naoh dem Protokoll^) folgendermafien: 

A femi nona usque ad decimam antemeridianam, mfaimus cum, 
disoipulis eius Bcholae superioribna aliqnam ex Epistolie C^oeronia 
in ea schola ufitatin interpretari Oemianicf>: eandem examinare 
Grammatice et gyntactice. A prima usque ad tcrtiam pnmeridianam 
eimdem m Catechifmo Gpnnanico tentavimns, proposito simul difci- 
pulis exercitio Htvli germanico Latine uertendo: et ab eodem Andrea 
Hiillero corrigendo. 

"Wie oben echon erw&hnt, war die Regierung omstlich bestrebt, 
EtnlieidieMceit in den Sdralen des Landee m. endelen nnd eigen- 
niehtigmi Yorgchen der Lebrer za Btenem. Das beweist aneli 
wieder eine Yerordnong Tom Jafare 1600 fiber die Inepektion 
der Stadteehulen*), welehe Anfgabe der dortigen Oeistlielien 
war. Sic hiatot folgendermaSon: 

„Nachdem mann biSher Vielfoltig gespurth, das bei dem 
. mehrern Theil der Statt-Schulmeistem dieses Furstenthumbs grofie 
scheinbahro FnhrloSigkeit vore^obp, indpm die jongen Knaben, wenn 
sie efrvN'uiiti zur 8chulen ghen HoniVia< ti '.'■esclnVVt worden, nit allein 
im Schreibcn vbel vnderricht, sondern aucli ^onsten ein mehrers 
vnd weiters uit alB ctwann die principia i i dor grammatic aua- 
wendig gelemt, Tnd weil ue aonsteu daneben keine authores (dar- 
avB Ihnen die Begnhi der gramm^ie demoMtiiret vnd gemein 
gonadit werden k6nten), gehort, also Tngeaekiokt eracheinen dafi 
nuum allerent an Hombaeh aolohe exerdtia mit Ihnen an&ngen 
Tnd treiben moB, welchee bifihero bei den PlofesBoni in Hombaeh 
Tiel Elagen TOTiiHMhl» andi zn der Knaben mereUieher Yerliinder- 
nifi ynd YeraannuniB gereiehm thut. 

Yff das nun solcben Mangeln bei Zeitten vorkommen ynd der 
YnvloiB bei den Schulmpi«tprn abgeschafft werdp. so soil D. Johann 
Sturtz neben beiden Pfarrcrn zu Meisenheim Ihnen hiemit beuohlen 
eein lassen. die Schul daselbsten hinfuro alle Monath einmahl S5U 
visitiren Vnd dasselbige vff einen Tag wann sichs der Schulmeister 
am wenigsten veiBihet, ynd bei dem Schulmeititer mit allem Ernst 

') KASp Abt. ZweibrQclcen 1121*. 

'') KAZ n 1501. Die vorliegeude Abschrift vom 28. Jnni 1600 uimmt nut 
aaf Meisenheim Bezug, doch. ist am Schlofi der Yermerk gemacht, da6 sie 
' Mck an die Ffanwr naefa Kiuel and Bergtaban wa MideD aei. 

VflnMuta 0«MdM IMacoRloa ZLVH 9 



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130 Geicliiehil. EatwidiL d. hmnaiiitt IGtteltdndweaeiM d. b«j«r. FMs. 



dtnm sein, du er die Knaben nit aUein im Sclireibai tiglifih nit 
Tleifi yben, sondem auch den sduitioribuH nebeii der Grammatic 
diejenige anthoreB lede, Tnd proponiie die mann auch bei der 
Sohuhlen zu Hornbach zu braucheu pflegt, als die Epistolas Cioe- 

ronis, fabulas Aesopi vnd den Catonem, &\ioh Thnon /nweilon or^i- 
nienta Teutsch in latoin vnd herwieder latem in Tcutsch zu vortiren 
fiirgeben, desgl. hiv uu8 der Nomenclatiira alle Tage etlicbe latei- 
nische Worter auswondig zu lernen und zu recitireii anfuren vnd 
gewehnen. — Wu dann der Schulmeititer kiiiifftig an seinom Yleifi 
welter Mangel wflrd enoheineii lafien, haben me dafielbige zur 
Cantdd an beriobton, damit femw gebOr gegen Ihiie vorgenommeB 
werden mSge. Das tbut mann aicb endlieh lu geedieben ToriaMaL" 
Die Spnushe war aebr energieeb, aber der Eifolg war nioht 
TOB langer Daner. Schon 1603 beklagten Hieh Bektor und Pro- 
feBsoren besonders fiber den UnfleiE der Schulmeister zu Zweibrttckmi, 
Kusel und Meisenheim und uber die Ungleichheit der Lektionen 
und Autoron an den Stadtschulen. orhielten daher die Supcrin- 
tondenten der vier Amter (Z weibriicken , Bergzabern . Kusel und 
Meitteoheim) die Weisung, die ihnen unterstellten Scliuicn xuindesteufii 
alle 14 Tage zu in8pizieren')| und die Profesaorea von Hombaoh 

1) Der ErbiB bmtet (EA2 YI 999): .Naebdem man befindet, da0 die KnalMii 

welche ettwann aufi den Statiscbulen gdieo Hornbach geschickht werdmi, au0 
grol3er fahrleBi^kdt Hirer Srhulniei.stpr verseumbt vnfl nit. dt^r Not burtit n;n:h, 
uutmirt werdeo, Damienbero erlblgt, daii viel burger vndt rnderthaDen, welchen 
dir idtder woUkhit angelegen, vmb tolehar der Sobnlmeitter NaehleOigkeit 
wiUen, Ibre Kinder mit schwerem Costeu gehen Hornbach zur Stattschulen . 
od(>r anderswohinn scbickenn mtlfien, die sie sonsten mit wenigerer beschwe- 
rang In Ihrem Costen, bifi sie zur Uombacher Scbul qoolificirt, sa hm& 
erhaJten kfinteo. 

Item dad aaoh ettwann andere bfleher (wie die) b^J der Sdmlen Hombach 

gebreucbtich , in deu Stattschulen gebnincht werden. Wt'lchi'> dt-n Knabeu so 
sie gehea Uumbach kommen auch sehr Terbind^^rlich, Siutemahl h>ie Allidann 
luit nit geriuger Ihrer versaombnuii ein auderu Grauiuiiitic leruen iniisaen, 
Derowegen So aoll der Saperintendent Ztreybracker Ambta den Sehnlmeiater 
vnd CoUaboratorem zu Zweybrucken, Bergkzabem, Cussell, Meisenheim nit 
allein mit allem Ernst zu besserm vleiO vermahnen, Sondeni aurh hicnfiiro 
sum weuigsteu alle 14. Tag Inspection fUmemmen, Und wali sie jederzeit ttlr 
mingell befinden werden, mit fikart abeehaffien Oder aolebe sor Oandej wmm' 
lenget gelangen lassen. 

nieicher gestalt soli er auch don Cathalopiim Lpetioniim et Libromm 
der Stattediuleu copeilich zur Caoslcg schicken, Darutt femem beaelch babeu 
zu geben, wie e0 mit doaeelben bienfllro in balten. 

Das that nuum aieh eadlich zugeschebn rerlasecu, Signatum 
Zw^bil&cken den 24.Septemb. 1606. Caoil^.' 



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B. WeltUdM SebnltD. 



wuiden too der B^eraag beaofinigty «m Guliehteii dber die not- 
wcndigen jbidenmgeii einzureichen mitYerwendiing der Smengkieli- 

zeitig zugestellten Stundenplane der Stadtschulen. In dieBem Be- 
denken betontea sie beaonden die Notwendigkeit eineB gc&idiidiei«ii 
Betriebs des cxorcitium stili und suchten die Lektionen an alien 
Scholen miteinander in Einkiang zu bringen, wofiir sie mvh monatliohe 
oder doch vierteljiihrigo Examina duroh den Inspektoren fur nutzlioh 
hielten.^) Zu diesem Gutaclitt n verfaBte Jobann Ulrich, der Lehrer 
der fOrstlichen Kinder, poeta laureatus und Doktor beider Rechte, 
ein Parallelgutacbten, in dem er die Yorachlage der Horiibacher 
toib biUigte tells ablelmto; inabwondeie ma er gegen das viele 
Answendtglemeii, b. B. det lateioiaolieii Eaieolinmiis; in den Trivial- 
Mlnden genilge ee ToUkonuiMii, dieten deatBoli m lenMn. Ebeoao 
Torkehrt aei es von den Kindeni Briefe Oloeroa und Fabdn Aaops 
au8wend% lenien zu laasen, eine sebone Sentenz genfige. Er nahm 
also sehr vcrstandig auf das Alter der Kinder Rficksicht und suchte 
iiberall daa MaB der Anfordeningen etwas herabzudriicken (a. Dok. 
Nr. r>9). C)h nnuordings durch die Rogicrung cine finheitliche 
Schulordnung fiir die Stadtsehuieu auf Grnnd dieser Gutaehten 
«rla86on ^-urde, ist nicht zu konstatieren. ;ib< i selir wabrschcinlich. 

Dam ila hat es in Zweibriickeu auch eiiie sog. Winkolschule 
gcgeben, d. h. eine von keiner Behorde eingerichtcfe und gebilligte 
Privatschule. Der Stadtschulmeister beklagte sich 1591 in einer 
Eingabe, daL) „der Miiekchreiber vor wenig Jaren, welches doch 
Tor nie gewesen, Jimgen im Bohreiben onsiif&eren aufiEgenommen*. 
IMese ^HllhlaehiUer'', die keinen Sdmlgeeeteen nnteieteaden, f&hrteii 
eieli dementspreohend Auf und gaben en ?ielen Klegen Anlafi. 
Die ElBricfatoag dner eolehen 'Winkeleoliiile wwr filr den Stadtwhnl- 
menter sehr unangenehm; denn wenn er einen „krumm ansah'', wo 
ging dieser in die Miihlschule. Nooh 1609 wird daruber geUagt^ 
dafi dort den Enaben allea bingelie. Spftter irt niobte mehr Ton 
dieser Institation bekannt. 

Wenn von den Stadtschulen in den Akten die Rede ist, so 
sind damit fast immer nur die in den groBeren Orten: Zweibriicken, 
Hoi-nbach, Bergzabern, KuhoI. Meisenhcim, hochstens noch dio in 
Annweiler und Moschel gemeint. Von den andem dreiklassigen 
Scbnlen bort man eigcntlicb gar nichtn. wie auch die Professoren 
von Uornbach in ihrem Gutaehten von 1603 bemerkten: ^Waa es 

>) XAZVimt OrigiiML - IT 1M5 Abwslnia. - 8. Keiper, Fkognutim 
Ton ZwobtfldBen 1901/2. 

r 



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1 32 OMMMehtL fiitwieU* d. hunnaut. MittaliehulwesMM d. bayer. Ffkls. 



SD BuBehweiler, Cleburg, Odenihflim, Banmholdtr, Stadeoken fBr 

gelegenheiten, wt uns vnbewust/ Dazu kimen dann noch die 
Schulen zu Alf^onz, Frank w oiler, Barbelrot, Lauterecken, Odenbach, 
Idohtenberg; 161 1 vvurden in Waibenheim und Minbach neue Schulen 
gegnlndet, tind 1604 baton die Banem von EBweilcr den Ilerzog 
um einen lateiiiischon Schulmeister 8tatt des deutechen. Man muli 
annehmen, diiB diese kleineren Schulen unter der Aufsicht der Orte- 
geistlichen und bisweilcn Nisitiert von deni InHpekior des betreffen- 
den Arats ein ganz aelbstaudigcs Daaein fuhrten. Fvir daa Gym- 
naHiuD) waren ibre Leistiingen nicht direkt von Belang; denn ihre 
Sehll]«r rallten derVonohrifl teXarlwdifl PUae Mch in die MOI10- 
kUunigen gruBereit TriviaboliiileB fibertreten, soweit tie llberlMtnpt 
Torhatten tpftter das GTmnasiiim sa beeachen; damm kllmmerto 
man dch anch ▼on Regienmgs wdgen weoiger nm diase klainan 
lateinischen Dorfschulen. Es bestandcn ja an vielen von ihnan 
Doppelkurse, ein dealaolier und ein lateinischar. Qewifi aind gani 
stillschweigend viele von den lateinischen Knrsen eingegangen, je 
mehr ni^h dfl« dputsche Volkaechulwesen eutwickelte. Unter der 
Not der KricgHjahro in der ersten H&lfte des 17. Jahrh. haben 
naturlich auch die Stadtflchnlen in gleicher Weise wie das Gym- 
nasium zu Hornbach uchwer gelitten. 

Die Leidensieit der Zwaibrfieker Sckulen im 17. Jahrb. 

Was daa Land im 30 jlbiigen Kiieg im gamen aUea m leideii 
batfe, daa bekamea die Seholen bUter an spQren. Anikngs giog 
ea nodi ettiftglidi troia der an darohnehende Trappen abBnitellenden 
Liefmiogen; Bchwerer wnrdo c» schon, als gleichzeitig eine Anzahl 
vertriebener ProfcHsoren und Pfiurer aus der Eurpfalz auf des 
Herzogs Befehl in der Anstalt von Hornbach ein AmjI landen and 
aus Anstaltsmitteln unterhalten werden niuBten. 

Die Zahl der Schiilor in Hornbach betrug etwa in den 10 
ersten Kriogsjalircn imraer noch fiber SO, aber 1630 wurde fest- 
gestellt, daJi sic so gering sei wie uoch nie; nur 52. Die Kriegs- 
zuBtande und das damals nicht mehr zu erschwingende hohe Kost- 
geld bielten Extwne fern. 

Im Jahr 1624 bezatBcUagte man, wie flir die Anatalt eine 
Blbliothek beaebaSIt werden kSnnte; man daehte alto damab trata 
der sohweren Zeiten an eine Au^estdtung der Schole. Zo dem 
darauf bezilgliohen Passus im Yisitationsbericht machte der FQist 
die Handbemerknng, dafi dieser niitzliche Yorschlag recht bald aus- 
gefiihrt werden soUe. Daa Lekrerkolieginm beechlod deihalb, daft 



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B. Weltliche Schulen. 



133 



jeder, der eiaen Knabeo but Solwle briiig6f nach freiem Willen 
vnA naoh Yemdgen Bfidier od«r OeU sum Ankauf von aoloh«ii 
atiften aoUe. 

Aber die ZeitamstlDde wirkten doeh ongdnBtig genog anf die 
flchole, 80 dafi die henogUelieii Bftte atoh veraokAt lahen (Sep- 
tember 1625) beim Rektor aazafragen, ob et m fur ratsam haltej 
bei den gegenwartigen Kriegszeiten und der da und dort auftreten- 

den Pest das gnwnhnliche Examen m'lt Viaitation und Versetziing 
abzuhalten. Das Lehrerkollegium Hpracli Rich trotsdem dafiir aiis, 
nachdem achon die zwei vori^en EsLamina eiugestellt wareii; cs sollten 
die Knabeii besondcrs in deu unteren Klassen nieht die Lust ver- 
lieren und in den Studien zu sehr aufgchalten sein. Die Entlassung 
der Sohiiler in die Ferieo mdohte man ja Lehrern und SchCdern 
gSmteD, aber man Ifirchte, dafi das leere Schulgebftnde dann von 
den Soldaten beeetat werde. Danun aoUe man jetei bdaammen 
bleiben und den Scbfileni nur Erietehtenmg in den Lektionen ge- 
gew&bren. 8o geaohab ee denn ancb. 

Das Sclilimniste aber traf die Sehule zu Hornbach durch den 
kaieexiidien Befehl vom 2. Hftn 162S^), welcher die BoBtitution 
des ehemaligcn Klosters an das Bistum Speyer vorfiigte. in 
dessen Besitz es einatmak (1087) durch Kaiser Heinrioh lY. ge- 
kommen wat-. 

Die Anspmcho, welche vorher schon (1566) vom Speyerer 
Bischof erhoben worden waren, wurden jetzt vom Bischof Ciiristoph 
Ton Sotem, Kurfurst von Trier, emeuert, und Kaiser Ferdinand II. 
befofal die Bllckgabe der AbM mit aUem was jemab dam geb5rt 
batte. Zwar weigerte rich sanichai der Herzog, nnd der Sireit 
danerte noch einige Jabre; aber aebliefiliob halfen alio Bemllhnngen 
aein Beeht an belumpten niobta. Der Kaiaer Hefi rieh niebt be- 
wegen, sein Mandat snrfld^zunehmen, nnd al^ im 12. Januar 1631 
die Abgeordneten der vom Kaiser emannten Exekutoren, dea Knr- 
fursten von Mainz, des Abtes von Fulda und des Grafen von Man- 
derscheid, mit railitarischer Bedeckung in Hornbach orschinnen, 
blieb den herzogltchen Riiten nichts anderes ubrig als deu Oi"t zu 
verlaasen; ihr Protest gegeu die Gewaittat war nur Formsache. 
Mit ihnen schieden auch Lelirer und Schuler aus dem Kloster und 

*) Dae kaiaerliche Sohreiben s. bei Finger, Altos und Nenea usw. S. 18K 

— Zu der ganzen Aiig^elegeuheU : GrilnJliche und nusfQhrlicbe Information vrio 
es mit deren unl&ngsthio de facto beschehent'u Occupiruiig und einnehmung 
dea Faretl. Pfaltz-Zweybr. Klosters Hornbach liergegangen. ZwejbrQckea 1631. 

- WestpaUs. Ge8ch.-Bl. 1901 Nr.T. 



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134 Geschicbtl. Entwickl. d. huiuaBifit. Mittekchuiweseus il. bayer. Pfalz. 



bald logea iviedev Benediktiner in die alte OrAndang ihres Ordens 
•in. Die biBherigen InaaMeB wwden tou Bttargem in HoiDbach 
YorUnfig eal^enommen, sie waron obdaefaloB geworden, und die 

Mittel za ihrem Unterhalt und zur ErhattoBg der Schnle waren 
mit dem Kloster vollstandig verloren gegangen. Doch war es nicht 
des Heraop^s Absicht das Kleinod dos Landos, die Hornbacher 
Schule, 80 ohno woitereB preiszugeben. £r bereitote ihr in Zwei- 
briioken selbat eine neue Heimat. 

In Hornboi h war die Stadtschulo ziiruckfi^riflit lM n, von 
dereii 30 Schiilern nur sechs lateinisch lernten. l7ber den Zustand 
der Schnle berichtete der Superintendent Sam. Candidas im Juni 
1631 folgendes^): 

Ynser ietzige Sclrael alhie m Hombacb, wird infoimiret iheila 
dnroh Jaeobum Henfenim, iheils doreh seinen Toehtennan Andream 
HiOlenim: wird aueh (neben aweyen die Ton der Oloater Sobael 
hie blieben vndt von Heufero inftituirt werden) besucht von dreyssig 
Sehnlerknaben, deren vier fuperiores, Samuel Wogs, Wilhelm Schmidt, 
Joan: Jacob Rhotgeb, vnd Jo: Heinrich Pick, alle alhie burtig, die 
Lateinische Grammatic Syntax, Nomenclatorem, lemen: Item felcctas 
■»Ciceroms epiftolas. Catonem. fubcllas, oxponieren: aber schlechte 
exercitia ftyli haben, weil Sie uoch schwach, vnd die beafo. so in 
ncclister promotion in opidana fchola vberblieben, gehn Zwey- 
bruckheu kommen i$eind. Das emt argument wird hiemit vber- 
•ohiekt Sie faaben atieh den tentaeken Heidelbergischen Gateohis" 
mnm anfigelemet, repetiren Itennder nooh immadar. Eb aeind 
nook ein paar die latotnisdi xn lemen angefangen; aeind aber noeb 
gar aehwaok. 

Ynter den tentaoben (deren 24 eeind) kaben ein paar anck den 

gantzen Catechismum gelemet: werden im aekreiben vndt leaen 
geibet Yon den vbrigen vbertriffi ie einer den andern, doch aeind 
me mehrtheils schwach vnd jnng, theils ein k\irtze Zeit in Schuel 
gangcn. Alle aber wr^rdcn zum CatechlHmo angf^hnlton. Snvic! 
ich wargenommen, seind die horae blBhero fleissig giiug g» lialr* n 
worden, mit betten, singcn vnd andern lectionen. GOtt woUe vnB. re 
Kirch vnd Schuel alhie (wie gering sio anch ietzt seiadt), dennoch 
v&tterlich retten, segnen, bewahren, eriialten." 

Die Argnmente (e. Doknm. Nr. 64) beatltigen das Urteil des 
inspizierenden Beamten; es aind klagliche Leiatnngen. Sie aind 
aber anck eine F^obe dafSr, vie mangelkaft ond nnsystematiack 
der Unteni ekt erteilt worden aem mu0. 

>) KA8p Abt ZweibrttekM 1181* 



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B. WelfUclM Bdralen. 



135 



Die Hornbaeher Schnle in Zweibrftckea. 

Die Sohnle wnrde am 20. April 1631 mit giofter Feierficbkeit 
in Gegenwafl dea Hensogs mid seines Hofes m ZweibrHcIcen nen 
erSffiiet. Ein Lektionsplan (Dokum. Nr. 63), der gleichzeitig . 
veroffnntlicht wurde, bekundete, daB die Sehule nach den alien 
Gnindsatzen und mit dcm alten, auf Storm zurdckgebenden Unter- 
riohtsplan gelcitet wordon solltc: dio in den lotzten Jahren ein- 
getretenen Anderiingen, z. B. die Verlcgung dos Beginns des grie- 
chischon Unterrichtn nach Quarta, waren naturlich mir beriicksichtigt, 
aut-h ilebraisch findet sich \iiitor den Lehrgegeiistanden dor Prima 
znm erstenmal. Yon Public) ist nicht eigens die Kede; fiir Thoulogen 
in Betracht kommende Lehrf&clier, Theologie and Etbik, sind bei 
der enten Khwe anfgefiibit nnd waren ab Lebiaufgabe dem Rektor 
ftbeitn^en, da der bisherige Lebrer, der TheologuSf als P&irer 
in Hombaeh hatte sorfickbleiben mfissen. Die in Zwetbtflelcen sebon 
beitebende lateioiscbe Sebnle wnrde, wie es ancb in Hombacb der 
Fall gewesen war, zu der AnsfuU gerechnet als Quinta; dies war 
Gesamtbezeicbnnng fur die drei Kiirse. in welebe dieae lateiniacbe 
"Vorschule zerfiel, nicbt nur fur den Oberkurs. 

M\f den FinniiTipn der ini Munzgebaude notdurflig untcrge- 
brachten Scbule stand es naturlich sehr schleeht, nachdcm alio 
Bnostergeialle von Hombaeh den Benediktineni zugefallen waren. 
Doch sorgte der Herzog, dafi das Notigste vorhanden war. Er 
steuerte aus seiner Privatkasse bei. verwendete Einnahmen, die ihm 
aoB Strafgeldem gebebrten, zum Beaten der Sebnle; Einbeimische 
nnd Fremde macbten Geaebenke, die Lebrer Tendditeten fUr die 
oSebste Zeit anf einen Teil ibres Gebaltes — knn, dnreb gemem- 
same private Opferwilligkeit wurde das Fortbesteben der Sebnle 
geaichert. 

Die Zahl der Stipendiaten war schon 1612 ^wegen der be- 
schwerlichen und teueren Zeiten" von 48 auf 32 verringert, dagcgen 
dio der Konviktoristen erhoht worden. So blieb es bis m dem 
■verhanpnisvollen Jahr 1631, Yon da an bedingten die mifilichcn 
finanzieiicu Yerhiiltnisse eine bedeutende Heduzierung der Stipen- 
diaten, eine bcstimmte Zahl war nicht festgeset^t, aber nur 8, 
bochstens 12 war die Kegel; sie waren, da kein eigenes Alumnats- 
gebande anfier den Sebnlrivmen Torbanden war, in der Privat- 
wobnnng des Pftdagogen gegen eine geringe Entscbftdigung onter- 
gebiacbt 

Es w&brte niebt lange, da bfttte all diesen Bebwierigkeitea 
wiedw ein Ende gemaebt werden kdnnen. Noeb im Dezember 



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1 3t> (jreschichtl. Entwickl. d. faumaoiiit. Mittelscholwesens d. bajer. Pialz. 



tddl batten nftmlieh die Benediktiner HomlMch wieder verkaeen; 
es war ihnen nieht woU dort Ale Eindringlinge wniden aie allent- 
halben toa der Bevdikerung mi^iinBtig angeeeheii and behandett, 
niemand beanohte ibren GottesdieiMt, die Klostorgef&Ue zu erbeben 

machte ihnen groBc Schwierigkciten: je klarer dieBfiiger die dumb 
Yerlegaag der Behule ihnen bercitete Benachteiligiing erkannten, um 
80 feindseliger stellten sie sich zu ilen neiien In^asson (los Klosters, 
die schlieBlich in aller Stille davongingon , als das Kinriicken der 
Schweden in Zweibriicken ilue Siciierheit noch mehr zu gefahrden 
Bchien. Eine Riickverlegung der Schule nacli llornbach, die nun 
moglich geweseu w are, begutachtute jedoch der Herzog Johannes 11. 
nicht. Er wollte dem Kaiser nicht so offenkundig Opposition 
machen nnd hielt die Scbule in dieter Kriegszeit in Zweibriiclceii 
aucb fOr besser gesdifllit als dranfien; deahalb liefi er die Biblio- 
thek und das Akt«imaterial hereinichaffen und aorgte fElrYec^ 
groSerung nnd bemere Einricbtung der Scbnlranme iu Zweibrftdccnu 
Die Eloatergefalle war«i ja ittcb Abzug der Monche zum Teil 
wenigstens wiedor frei geworden und reichten trota der liefentngen 
Jin dio durchzichcnden und .sich einlagernden Tnippen mm, nm die 
Schule nach ihrem daniali<i::en Stand zu untcrhalten und auch deii 
Lehrem wieder ihre Gehalter auszubezahlen. Tm Januar des Jahres 
1634 zahlte die Anstalt 57 SchCUer, die sicli aber bald noch mehr 
verringerten , da die Kriegsnote fui die Pfalz nach der fiir die 
Scbweden unglQcklichen Schlacht bei Ndrdlingen sich immer mehr 
erbabten. Die kaiaerlieben Tmppen unter Graf Oallae folgten den 
eohwediBcben liber den Bbein nadi Zweibrfieken und der ftamSw- 
lehen Grenxe. Zweimal wnrde die Btadt bekgert; das etstemal 
(1635) hielt ate dem flberlegenen Feind au& tapferste stand, nnd 
die Freude fiber den nnverliolTten Abzug der Bedranger kam auoh 
in einer Schulfeier zum Ausdrack, bei der Bektor Oiamer die Fest- 
rede hielt. ^) 

Die zweite Helagerung noch ini Hrrbst dpRselben J;ihres 
brachte Ungluck u))er die Stadt: sic mufite sicii ergebeu und ward 
grausam von dem ubenniitigeii Sieger behandelt. 

Die Schule hatte begreiflicherweise ihre Exiatcnznioglichkeit 
in solchen Zeiten auch verloren; aie war ganzliob aufgeldst. 

Scbon Tor dem Fall seiner Hauptstadt war Henog Johannes II. 
in Mets gestorben. 



*) Titsl: CoauMDtatio illaatris beiiefioii Del, quo Bipontum ab hovtiom 
ohndione octideaaa adminuida libmtioas, lebv jam deiperatit, saBscuit. 



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B. WeltlichA Bckolen. 



137 



Die Heisenheimer Schule. 
Sdiii Nachfolger, Herzog Friedrich (l(j35— 1661), kehrte erst 
1640 Ton Hets in aein Ffintentiun sartlck and acblog in dem Tom Krieg 
siemliefa Tersdionten Sohloaae su Hei«enli«im B^e Hofhaltung 
auf. Arbeit in HOUe und FQlle wartete seiner in dem heimgesuehten 
Land, daninter auoh die Wiederiieratellmig dea gam; in Y«rfiEdl ge- 
ratenen Schulwesens. Er war auch alsbald durauf hedaeht, dem 
Land fOr die aufgeldste Zweibrucker Anstalt einen Eraatai an bieten, 
Roweit es eben die trnrmgcn Zeiten zuliefien; denn an eine wirk- 
liche Erneuorung den niton (rymnasiums war nicht zu denken. 
Dazu fehlten die Mittel und die bi«her von den lateinischon Schulen 
des Lai)de» gcleiHtete Y orbereitung ; diene waren fast iiherall cin- 
gegangen. Es niuBte daher in anderer Weiae geholfen werdeii. 
Da traf es sich gunatig, daQ gerade die lateinische Schule in Mei»cn- 
heim sicli anoii in den Kriegsveitoi erhalten hatte. Der Herzog 
baute rie etwas ans, indem er die Zafal der Lehrer von awei anf 
drei Tennehrte, Ton denen Joh. Oaspar Hermannt die Fiihning 
der Prima and die Leitang der gansen Anstalt flbemahm. 

IMe Schftler waren ftbnlicli wie in Hombach uad, ZweibrHeken 
eingeteilt in Stipendiaten, KonTiktoristen and Ezteme, ihre ZaU 
betrag aber hoehstenB nor 30 » daTon saerst 6—8 Stipendiaten, die 
in einem frfther den Johagaiter-Rittem gehorigen Gebaude wolintett, 
7.um Essen aber ins herzogliche SchloB gefiihrt wurden. Spater 
(1650) wollte der Furst sie auf 10 erhohen. Die Lehrgegenstande 
der alten Stadtschulo waren etwas erweitert worden. aber das Ziel 
kuniite lan<2fe nicht das der Honibaclier Anstalt seiu, schon dcahalb 
nicht, well ja in Meisenheim auch der Elementaninfcerricht erteilf 
werden muflte, den fur die liurnbiicher Schule die kleineren und 
groBeren, vier- und sechskursigen Stadtschulen besorgt hatten. Die 
Sohnle in MeisenlieiBi bestand nnr ans 4 Klaesen, konnte also nor 
wenig leisten and erreiekte in ibrer Prima kSobstens das, was in 
Hombaeh in Teriia gelehrt worde. Zn diesem Uaogel anTor^ 
bereitongsanstalten kam aack noeb die Schwierigkeit, tachtige Lebrer 
an finden dnd an besolden. 

Zwar batto man anoh an der Meisenkeimer Bcbnle den Yenuok 
gemacbt ein bdkeres ffiel an enreichen; wie ana dem Ghitaokten 
einee angemannten Verfassers aus dem Jahr 1650 zu schlieQen ist, 
worde nach dem alien Lehrplan von Hombach unterriehtet, aber 
es war offenbar fur alle Klassen das Ziel ni hooh gesteckt; in allera 
empfiehlt der Kritiker ein Zurilokgelien in den Anforderuogen: 



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1 38 Gcaeliiehtl. EnWiekL d. hunuawt Hittoladmlipesais d. bayv. PIUs. 



Bhetoiik moglichet oinfach, nicht nach Cicero oder Quintilian. 
Sturm und andere batten sicli in dicsem Fach iiberbaapt unndtige 
Miibe gegeben. Also nidit mehr die olorpienHn sollte das wichtigste 
Zit'l sein: das ist alltrf intiri ausgcsprochen, nicht niir rait Riicksicht 
auf die augenblickliehen AnHtaltsverhaltnisse Im Griechischen werden 
IsocratcB, Demosthenes, Homer, Hesiod fur zu scbwer erklart, dafur 
besonders Plutarch empfohlen. Die lectio historica gehdre aus Tertia 
nach Prima, and nicht Instin Bolle gelesen warden , aondeni das 
Chronioon Carionis. IGt Stilflbungan sollten die Schftler ja nieht 
fiberlastet verden. Teroms wird fOr Seknnda ab knrBori«che LektQie 
empibhien; VergUs Aeneis nnd Hofas seien fOr Teitia m scliwer, aneb 
eine lectio hi^^toriea gehore nieht fQr dieso Klasse, Bondorn ent (tir 
Sekunda oder Prima, ebenso die Anfertigung von Oedichten. In 
Quarta sollten anstatt Cicero de amic. und de scncct. die CoUoquia 
Yiuis gclosen worden. Kur?:, Vereinfaelning ini Lohrplan scheint 
8ohr notwendig gowo8»"'Ti /u soin. Indos wurdc doch ini folgenden 
Jahr die Aufiiahme dcB ilcbraischen empfohlen, das lusher sum 
grofien Schaden der Jugend auBer acht gelasBen worden sei. Jeden- 
falls aber beniiilite man 8ich ernstlich uni Hobung der Schule, und 
ans den nooh Toibandenen Schriftatftcken*) dieaer Zeit geht die 
rege, persdnliche Anteilnabme des Ffinten deutiioh bervor. 

Ziir flnaniiellen Besserang — der Henog woUte jetct ancb 
10 Siipendiaten nnteibalten wurde eine Sammlnng im ganien 
Land mid be! Freunden im Ausland vorgeschlagen. 

An eine Verlegimg der Schule nach Zweibriicken dachte mm 
1646, und der FQrst liefi in den Am tern zu einer Geldsammlung 
nnffordern, nm das Afun'/goltaiulo wipdor lierznstellen, die Zahl dor 
Stipendi;iten tu vornn hren, none l^ohrer anziistellf^n nnw. Es soheint 
aber erftili:! s gewesen zu sein; denn das Provisi num in Meisen- 
heim bestand weiter als ein trotz alien guton ^Vlllens und der 
persunlichen Opfer des Herzogs durftiger Yersuoh. 

Im Jahr 1650 tanobte die Frage der Yerlegnng wieder anf 
nnd wnide enntfich behandelt. Jetit macbie aber aneb Honibadh 
wieder seine alien Beobte anf die Schule geltend* Ee war laage 
strittig, ob dieses oder Zweibrlleken der richtige Ort set Yieles 
q^racb fBr das stiUe Hombaeb, dessen Namen die Schule snr Zeit 
ibrer eislen Blute getragen hatte und der imntande gewesen wfire, 
besonders auch in der Fremde den Ruhm der Schule neu begrunden 
TO helfen; das Yorbaadensein dei notigen R&nme, dasFeblen einer 



>) KAZ IV im. 



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B. Wdtlieh* Sclralen. 



139 



seatreQenden Hofhaltmig u. ft. konnte fOr den alton Siii der Bohale 
geltend geauMht werdflo. 

Der WeetflUiMlie Fnedd liatte dem Heraog sein Land rcchta- 

kraftig wieder zuruckgegeben und auch bestimmt, dafi Fiirst Fried- 
rich, Pfalzgraf bei Rhein, das Kloster Hornbach mit alien Perti- 
nentien «nd was soin TIerr Yator eliomals darinncn gchabt und 
besessen, wie<^]rM zuruckbekommen uml rpspektive behalten soUe. 
Aucb war es bei einem eventuellen Konlessionswechsel des resp. 
LaiiUeHherrn verboten die Kirchen, Schulen, Hospitaler oder dahin 
geborige Einkunfte^ Fensiones und Stipendia den vorigen BeHitzeru 
SB entsleben wid den nenen Beligionsverwondten znznwenden. 

Damit wSren, to kdnnte ee acheinenf die finansieUen Chnindlagen 
Ar die NeQerriohtang des OymiuMiiime gegeben gewesen; aber 
leider hatto der lelireeUiehe Erieg das Land eo am gemadit, daft 
die Einnahmen zum Unterhalt der Schnle niekt hinreichten, wenn 
iie einigermafien ihrer fruheren Bedeutung cnt^prechend wiedei^ 
hergestcllt werden soUte'); so betrugen z. B. die Hombacher Kloster- 
ge^lle lfi33'4 noch 24S7 fl., dagcgen lf)53'4 nnr mehr 3()S fl. Ahn- 
lich stand es uiit den Kinnahmequcllen an andern Orten, so da£ 
die Gesamteinnahuie an Bargeld 1633/4 7461 fl., dagegen 1653'4 
nur 11*^4 fl. ausmaohte. Wan eine solcbe Minderwng bedeutete, 
liegt kiar vor Augen. Um Geld zu bekommcn, dachte der Herzog 
saeist an eine Anleihe in der Schweiz gegen Verpfandung von 
BuehweOer, doek mufite dieeer Plan wieder au^egeben wezdeo 
wegen dea Einqirofika dee Heizogs .Yon Birkenfeld, dem Biaoh- 
weiler edion frOher verpfibidet war. InfoIgedeMen Teranataltete 
der Henog Eollekten im Ansland bei den refonnlerten Glanbena- 
genossen in Frankreich, in der Sekweiz und in Holland, wie aolehee 
damals auch anderwlirte ofters geschah. In der Sehweis^ sammelte 
Pfarrer Heuser 1052 insgesamt c. 12G0fl., in HoUand IfioD Pfarrer 
Neuhardt iind Sobwebel 520 Rthir -i Dur^'li den Erfolg dieser 
Sammlungen war dem Gymnaaium Uuch fiir die nachste 2eit wieder 
einigemiaBen geholfen. 

Die Yerlegung von Meisenheim wurde beschlossen, aber die 
Entscheidung fiel'zugnnsten von ZweibrQcken aus, nicht von Hom- 
baoh, wo der Beetand wegen der geRihtUeben Zeiten niobt geeiekeit 
genug ersobien. 

^) S. dariiber But tinann in iIpu Wfstiit'al,:. liesch.-Bl. 19<)0 Nr. 7f. 

Uber diette Kuliekteureisen s. Uuttmuuo la deo Weetpfalz. Gebcb.-Bl. 

190O Nr. 8ff., wo a. a. anofa der Bittbrief an die Sebweiier abgedrnckt iit — 
Akteamaterial dasa iit vorhanden in Zveibrfieken Rep. 17 14M imd Yl 1884 



140 G«*eliiehU.EntwieUd.biina]iiflt.lUttdiehQlw«Mi»db«.7e^^ 



\Viederher8telluri!; flea Gymnasiums in Zweibrucken. 

Im Fruhjahr 1652 erhielt der Leiter der Meisenheimer Schule 
Hermanni die Wcisiing mit seinem Kollegen Mollenthiel und don 
Stipoiidiatcn nacb Zweibriicken ubrrzuHiodeln, wo das friiher schon 
benut'/to Miinzgebaude wiederuni in oiiien zur Not bewohnbaren 
Ziistand versetzt worden war.^) Untcr Hinzunahnie der Zweibriicker 
StadtHchule als (iuinta erofFnetc man die Austalt. AVenn sie autier- 
licli auch in der Einteilung, Zahl der Klassen, Stipendiaten a. a. der 
H<niibadier Sohule fthnlieb war, bo war rie ibrer innerfichen Be- 
deutimg nach dooh weit Ton jener entferat nnd blieb eine Kruppel- 
autelt wie io HeiBenbeim. Eb feblte an Lebrem; in den ersten 
Jabren yersahen awei, aelt 1655 drei die 4 oberen ElaBsen. Aber 
auch an Schulcm mangelte es, und die wcnigen waren nieht ent- 
epreehend vorgebildet, weil es eben auch mit den Trivialschulen 
jSmmerlich bestellt war. Dort war auch groBu AVillkur in der 
Lehrmcthode und in den lichrbuchern eingerisson: mit Xachdniek 
verlangten die Professoren als das Allemotwendigste zum Gedeihen 
doB Gymnasiums, dall EinheiHichkeit dea Unterrichts in den Stadt- 
iind TJnterschulon durchgefuhit werde, und fanden Unterstutzung 
bei don Yisitatoren. Zai BeBsening in der Zucht wurden 1 653 
ei|^ne Leges fiir alle Stadtsebiilen eibusen (s. Doknm. Nr. 65). 
Im Unterrioht muflte man snnftdbet mit den gegebenenYerbfiltniaaen 
rechnen. Dabef mufiten ancb die Lebrpenaa anf ein niedzigetea 
Nirean gestellt werden. 

Die 8 Stipendiaten, die jetzt nur angenommen werden konnten, 
erhielten wie Yordem in Meiaenbeim ibre Kost im herzoglioben 
SchloB. Der Ilerzog hat es also soweni^ wie seine Yorg&Dger an 
perBonlichen Upfern fiir Heine Anstalt fehlen lassen. 

Gedoiben wollte sie aber nicht. Die Schulerzahl erhob sich in 
all den Julirtn nolten fiber 30. Daran war neben den aufieren 
Verhalfcnissen wohl auch die Persion dcs Rektore oder vielmehr 
Yizerektors, wie sein Titel war, schold, unter dessen Leitung keine 
Ordnung gehensebt an baben acheint, obwobl 1656 die idten leges 
neu gedmokt nnd eingosohirft worden and. In einem Begiemngs- 
protokoll vom 1 7. Febmar 1657*) beiftt es, daft nTertebiedeneBedenken 
Ton einem befieren anafeali des biesigen Gymnaaii gegeben waren, 
aberwenig davon ins werk geseit worden, theils des Yiee Bectoria 
eygenainnigkeit, ibeila Tieler andem geeebSfto Tndt reqoiaiten wegen, 

*) Dai OeliAlt dea Rekton batrag mfl.« ISHaltar Xoni, 9M.W«iBeii» 

3U. Haber, 1>;, Fuder Wein. Der 2. Lehrer hatte 100 B. and Natnialiaii. 
*) KAZ IV 1497. Finger, Lc.S.46. 



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B. Weltliche Schulen. 



141 



die gemeiniglich dieso j^te Inteniioii mtenrampirt imd wieder ge- 
Btecki, under weldieii Beqniriten der Prftceptoien vnderhalt, vndt 
dafi man bift dato moht Tff den Gnmdt der CoHigiirten Kittel 
kommen kSnnen, nieht defi geringate ist". 

Da nnn aaoh noeh „deB Reetoiis Blddigkeit** dasa kam nod bei 
einer Stellverfcretang dnreh aeine boiden KoUegen die Primaoer 
anBWgten, „da6 sie vnder dem kurzen Interims anstalt mehr be- 
grifTen, alfi aufi des Rectors langwurigcn Tjcctiooen, vndt daB nan 
der Beaten einer auQ ihnen sich gar der Schuel enthalten thuet, 
seithero der Rector sen>o wiodor bosuoht, auB dor vrsach, weilln er 
seines Verstandts nocli iiicht rnechrig vndt darin docirt. waB ilun 
ciniVllt. auch wieder die Jugendt zu Zeiten verfelirt, wie ihiii iii den 
bloJt n Kopff kombf*, so sah man aich, „weil unschwer zu erachten, 
in waii vor eineu Kuetf die Scluil bey bO bescljaffenen Dingen kombt, 
vndt dafi niohta anderest zugewarten, alfi dafi Sto in Enrtzem paats 
in abgang gerathen," bewogen bei dem Henog Abhilfe an bean- 
tiagen. Die aogellQurten Anfiemngen lessen an Dentlichkeit liber 
die henscbenden ZnstSnde nidita an w&necben flbrig. 

Die Folge war, dafi Hennanni 1657 abgesetit nnd HSllentidel, 
der als ein ^fetner gesehiokter vndt gevbter jnnger mann^ besdcbnet 
wird, zTun „Konrektor^ befordert wnide. !^nen jiBdctox" etwa von 
auBwarts zu bekommen schien nnmeglich; auch irftre fitr ihn das 
Oehalt nicht zu erachwingen gcwesen. Fenier wurden awei R&te 
und zwei Qeistliche zu „Sc hoi arch en" emannt; »ie sulUen „die 
Visitationes altematim xit singuli wochentlich verrichtcn. Tor- oder 
nachmittag, nee statiH di^'l uB, aondern wann sie qh am f^elegensten 
finden". Griindliche Visitationen verbunden mit den Examina fanden 
zweimal jahrlich statt, im Friihjahr und iierbst; dabei wurden Freiso 
verteilt wie friiher. 

Aus dem Bericht fiber das Fruhjahrsexamen 1659 sind die 
Lektionen der einzelnen Klassen zu entnehmen: 

Prima: Catechismus Hcidelbergensis ab initio usque ad doctri- 
nam do sacramentis explicatu« est. — Compendium WoUebii theo- 
logicum ab initio usque ad c. XX. tractatuiu et>t. — Alstedii 
compendhun logionm pertraot — Ethica Ghitsberlethi pertractata. — 
Ex physic% Stierii tiaolatam ett e. lY*— TL — In officiia Oieeronis 
lib. IL Ez Planto Y* et TI* oomoed. — Gnmmatiea graeea exer* 
citata est in analysi totins evangelii Lncae. — Ex odk Horatti poster, 
p* L. L et afiq. p. L. 1I» gennaniee ezposnenmt nna onm logiea et 
rhetoriea analysi. — In Aziihmetica didioenmt qnataor vnlgataa 



] 42 G«tobu^tL fiiihnckl. d. hnmaaiit Ifittelaehidweaeiu d. bajer. Pfids. 



apeoiea. — Exemtia styli boI. et lig. orat per Tioet luibuecant — 
luxta praeeepta oratoria Dietmifli orationes composuerunt. 

Sekunda: Catech. genn. cum diotis scripturae p. III. de gratit. 

— Logica Alstedii. — Rlipforina Alstedii. — E Testam. graec. c. III. 
und lY. ep. ad I^om. — Yirgliii Aen. lib. Y. Alias quogue in olasse 
Terendua cum ofticiis Cic. explicari solct. 

Tertia: Catechism, cum diet. scr. a qiiaost. t — 37. — Secundus 
<;t tertius lib. diHtich. Catonib. — lanua iixijjuarum a c. 1 — XVH. 

— Epistolae Giceronia a c. 37 libr. IL ad fin* ejus. 

Quarta: Gateoh. a qa. 53 — 86. — EioBtol. CSeeioiii« libr. IL, 
1—20. Ex fabvlis Aesopi 17 fiib. — Orammatiea cum synlazi. 

iuvfierlieh weieht ja dieter Lektionsplan mcht geiade eehr ab 
TOD denen der letaten gates Hembaolier aber welches der wirk- 
lichc Lebrerfolg war, iat damaoh mebt an benrtoflen. Zu beachten ist, 
da8 die i. J. t631 erochienene lanua linguarum des Comenius 
in der Schule oingeftthrt war, ein erstes Zeichen dafur, daG man 
«ine prakfi rh( ro Methode der Sprachencrlernung nach den Ideen 
der padag^ogisciien Reformer jcnor Zcit verHucht bat. Trotzdem 
werden die Schiiler, da sio sclion voti den Stadlsc hulcu bclilecht 
vorbercitet kamen, im Gymnasiuin dea Lehrern die Arbeit nicht 
gerade leicht gemacht haben; diese klagen aucU Hobr dariiber, und 
der Hentog, desaen Oesondlieit echwaeh war, konnte naeht, wie ee 
frfiher geaehab, ilberaU naoh dem Beehton sehen. Eiii Bild Ton der 
Not der Anatalt gibt folgende Etageachrift, die im Okt 1659 das 
LefarerkoUegium einreichte: 

^1. Seind in den clafnbus weinig Fenater, wie aiieh die Ofen 
vnd das durcbgobrochene Esterich wiedcr zu machen, ohn welchem 
die Clafses nicht konnen gowarmet werden. 2. Seind wir bey Zeiten 
mit cinem calefactoro md nottdiirfftigem Holh, zu Tcrschen, damit 
niclit die Lcctiones auB mangel beoder stilck, wie in vpr><chiedcnen 
Jahrcn mit grol3em klagen geschehen, entweder gar verseumet oder 
mit boschedigung der gesundheit und Verhindenmg der Jnstitution 
von den PraeceptoribuB vnd Schiilern besuchet werden. 3. Die 
Mren, ao Tor eilidi Jahren aolten gemaehi aein, aeind noch vnge- 
maeht; daa OoUegnmi alehet bey naoki aowol offen, alfl bey tag md 
kan anB oder eiiqpalieD ein Jeder aaeh aeinem Wolgefidleiii aondeflidi 
weO der Paedagogna nleht an aelbigem olut aehlafiSBii thnt 4. Jat 
hoohndtig, dafi der grofie yalnat Tnd Wust vor dem OoUegio weg- 
geaehaffet, der plata gereinigt vnd den Mulia erfbrderto numdiiiee 
gegeben werde. Ea konnen dasolbat keinc gesunde oder subtile 
apiriina anft entapiingen; vielmeiir Temraachet ea, dad andere Tbel 



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B. Weltliche Schulen, 



143 



Ton TUB redMi, ynd ao fttinehBie kat hineingefUmt werden, man 
•ieh aehimen mufi. 5. lit bewmt, daB den knuiken mk efien, 
Miak warme stulMa su winteneit vnd dergldehen Mmderligd auff* 
-warttmg vonndthen. Defiwegen dan m Horabaob eine sonderlige 
Warterin im hierzn yeroidnete nofocomio Wartung getban. damit 
die kranken Schfiler nicht verfahrleBiget, sondem gutte Auffsicht 
vnd handreichung geschehe, welches biBhero boy vps ''wiowol offtmahls 
krnnken ini Coilegio gefimden werden, die d* r^^lr ir hen wol von- 
nohtenj nicht geechehen. Es pflegen wol die ^chuler ein wcimg 
speis herzubringen, aber wie es vber ihrem Tisch fiirfelt, nicht 
wie eB kranken mocht appetitUch oder gcbrauchlich sein. Weii 
andh die ivintefliohe grofie Kelte, da wir gemeiniglieh so aoUeobt 
mit kfdtK Tetsehen, nnsefen Oollegiaten Tiel eoliaden oder knmkheit 
snfilgei, wifien vnd kdnnen die knnken nirgends, alfi in ihren kalten 
Otoiein bleibflB, weloliea dan, wie wir hSien mtfien, beedes SItem 
vnd Sohliler sehr betrubt. Ist deiowegen in diesem stfick auoh 
hiilff zu leisten. 6. Der Paedagogus beschweret eieh vber die fUr- 
gehende groQe Vnordnung bey der Hofkost der Schuler. Der Stuben- 
hitzer wil Hire vorordnete Htuben gar nicht pRiiber lialten noch 
winterszeits warmeo, wie dan daiielbo in vervvichenen zeiten nicht 
allein verblieben, sondemauch kunfftig iirgerzumachen, schon gedreuet 
worden. Auffgetragene Speis wird mit eifikalten und scliwartzge- 
frorenen henden gel^eu, auch thut dieuelbe uutei- aolciieu kurzen 
maUaeit gefiieren. So tknt awdi der Btnbenhiiaer wieder den 
Paedagogum nit vngebilbilichen Worten aaa&hxen vnd to etwan 
einm aanbem Teller die Bchfiler dem Paedagogo foidem, wiit 
flolohes moht allein abgoBohlagen, aondem anch mit abi»tfinnmg Ton 
<ler sdege den Sehfilein gedrewet. Dieser groSen Vnordnung muB 
Befierung geeeheben, so dem paedagogo gefafieter WiderwiUen vnd 
VnltLst benommen, den Schillern zum fleifiigen studiren, vnd nicht 
zu schedlichen Krankheit soli anlaB gegcben werden. 7. Der 
Paedagogus klagt vber seine geringe besoldnnt?, daB Er nichts an 
fruchten \nd Wein vbcrkomine, wie vor Zei t o a dom Paedagogo zu 
Hombach gegcben wordon .... 8. Sambtlichen Praoceptoribus 
fallet schwer ein ganzes Jalir auf ihre geltbosoldung zu warten .... 
9. Unsere Stipendiaten nehmen gar ab, dahero die Sohul nothwendig 
aieli lom Tndeigang neyget: wie dan aneh die einsige Yfeaoh ist, 
dafi COalais piima fiwt abgangen, weil Tor anderlbalb oder swey 
Jabien bo vial Seomidani, die dea atipendij wol wilfdig gewoBon, 
aufi mangel deBen, den Blndija Taledioirt baben. Eb Beiheinen die 
lenht im gaaaen FfirBteatbmnb ihxe kinder danimb niobt atndiien 



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144 Geielii<^U. fiitwicU. d, huaanirt. MitielsohiilweMiis d. bftjer. Hals. 



zu laBen, in dean ilire eygene Mittel gering vnd rich aueh des 
Stipendij, welches fast alien abgeschlagen wirt, nicht getrSsten 
konnen. "Wirt derhalben hoclinotig sein. daB wir dem Herrn Christo 
eiffriger helffen soin Reich erhalten. nl6 seine HanBhalter vber die 
irdischen gutter, die Er zur erhaltmii; <ier Cliristlichen kirchen iind dor 
nottdiirfTtigen glieder seines f^eisiliclien leibs vns an\ ertrauet vnd vber- 
geben hat. Es hat wol Chriatus fur solche seine gemcin aich selbst 
gegeben und seines allertheuersten blutes nicht geschonet, vnd wir 
woUm dmoh miUliefliiiig dea atipendii nioht helffen; aondem der 
geringen frdiadieii gfttter, di# dooh nioht vnaer, aondem dea Hem 
Chiiati aind, aohonent Damit dan dieaelben, eo 0ott der Hetr su 
aolobem ambt geaetiet vnd Kiiohen ynd Bobiden boob anbefoblen, 
nicht sein wie die Mutter, die nicht aeugen, oder wie die Tatter, 
die nicht brod mittheilen woUen: sondern den nahmen bey der 
Schul recht haben vnd behalten, daB sie leben vnd nicht todt sein, 
oder allgemaeh zu solcbem ^nistligen todt schreiten; AlB muRsen 
hieffiro die stipondia rf u hlii^cr mite-ptbeilct vnd Gott, wati Gottes 
ist, g^Ti-olitMi woi lrii. Allso Wirt es getscliehen, dali waii solches falls 
Gutt ilem herreii selbtft geschicht, an einem andem ohrt zehenfaltig 
durch seinen reichen, hiinliuchen segen erstattet, viel straffen und 
plagen abgewand nnd anch den dniflldgen Sehnleni ihre geringe 
mittel, welche aie aonat in den COarnbna Tenehxen, gespart vnd m 
den Academija behalten werden. 

10. And vnBerer Stattachol aUhie haben m die fox primoa 
progied^jren laBen, nicht alfi gar tuchtige. sondern damit die Clafses 
bey vns etwas beBer beeetzt werden. Wir finden aber darinnen fast 
keine burgerlige kinder mehr. Es hat das ansehen alB werden die 
lent durch das viele schulgelt, die kinder InnzuHobicken, abgeschreckt. 
Dahero schlechte hoffnung ynsf-K r tViistlichen Schul zu gewarten, 
fiirnemlich da im ganzen Furstenthunib die Stattschulen so schiccht 
bestelt scheinen: malii u wir keine angehende Junge schiiler be- 
kommeu, oder ja tio 8chle€ht, daii man sie nicht kau auffnehmen; 
aondem wieder snradc in die Stattaehnlen acbloken mufi. So aber 
dergleifiben knaben wir in vnaer Oyninannm anflbebmen, mftfien 
dieaelben alle dafaea, vnden angeboben, nut anbringung langer leit 
vnd grofleo Tnkoaten dnrofageben, da vor leiten anfi ennelten 
Btattschulen dergleichen aebnler gekommen, die in der fEirsfl. 
achnlen nicht allein qnartani, sondern auch Tertiaai vnd Secundani 
geworden. DaB hat die alte Schul berumbt gemaehet. Damit dan 
vn^rc fiirstliche schul allhie nicht gleich sey einem acker, darein gar 
kein, oder auch krafftloacr vnd vuzeitager aaamen gewor^Ten weide. 



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145 



ireldtea dan koin giofien mrtnen wchBSen kin, So irirt anch tot 
allem vonDdten Bein, dafi die Stattschulen, alB das erste fundament 
TAd feminariiiin vnsen GTnma^i beder bestoUet vod in aoht ge- 
jioinmen wezden."^) 

Das waren wenig erfireuliche Zueiande. 

Eine Bcsscmnc^ herbeiznfuhren blieb dcm folgenden Herzog 
Friedrich Ludwig (1661 — SO vorbchalten, dem es dadureh cr- 
leichtert wurde, da6 er ein groiies Vermogen besaB und deshalb 
selbst beisteueni kunnte, wo es fehlte. Er nahm sich a\ich tat- 
sachiich des ScbulweseiiH Belli ao. Den Stipeiidiaten, deren Zahl 
all«rdiiigs aoeh jetet noek id«lit tber S exk6ht wnrde, wurde ein 
eigoner oeoonovaa beafcellt, to dafi aie niobt mebr im SehloaM 
gespeirt werden mnfiton. Weil er die Zahl der Stipendiaten wegen 
d«r loaittimielioahme der Mder dnrah Kirdien- nnd Sebnlbantini 
nicht vennehren konnte, hat der Ilerzog werngstene swei Universi- 
tats-Stipendien genebmigt. Hektor Mdlleatbiel niohte Out- 
aohten ^) fiber Yerbeesenmg der Yerhaltnisse am Gymnasium ein, 
imd en war daranfhin fortan dcB Fiirsten emstes Bestreben die 
Volks- und Lateinschulcn desLaudps nnd das GymnaBium in heswren 
Zustand zu bringen. Zum Einfcritt im ( rymnasium soiiten die Kinder 
besser vorbereitet sein und daher die btadt»ch«len Rich mehr nacii 
dem GyomaBium richten, dem sie sich „tamquam filiae matri" unter- 
iriirfen mflflten. Banun intrde n. a. dem Lehrer aa der Zweibcileker 
StadtBcbnle ein ^Collaborator'' beigegeben, damit er dnrok diesen 
flf den EHemestanmterrioht endaetot, rich emsllioker dem Enn 
derer iridmen konnte, die Latdmiaeh leniten; wie daa aber anf das 
flymwoMiini gewirkt hat, ist nicht zn sagen. Die Yisitationaberichte 
eind in dieaer Zeit so durftig, daB fur das Schulleben gar nichts 
daraus zu entnehmen ist. Um tuchtige Lehrer hat sich der Hprrog 
Kf'hr bemnht uiid holte sie auoh aua der Ferae, wenn er gute 
Emptehlungen hatte. 

Im Jahr 1662 erschien auf Grund eines von Rektor und Lehrem 
eingereichten Gutachtens cine Instruktion „Ordnung und Methodus", 
Yor allem fiir den Lehrer von Sekunda and Terlia berecbnet 
(a. D^nm. Nr. 66), ohne dafi jedoeh daiin diese Klaaeen beionden 
berflekriohtigt wiren. Es wird Tor aDem die Hotwendigkeit betont, 
den Sehfilem eIne beesere Oiondlage m geben, nnd ein Hrilmittel 
lilr die Sehftden darin erbliekt, dafi die Qrammatik auswendig ge- 
lent irird. Pen Lehrem irird Dentliehk^ im ErUSren, Ebifaoh<fc 



') KAZ VI 1336. ») KAZ VI 1388. 
MonamenU Oennudne Paedagogica XLVil 10 



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1 46 OeseihichkL EatwicU. d. htunniiit Hittelflolralweieiu d. bayer. P&ls. 



heil in der Atunrabl dor B«iipiole und fort^etzte Repetition an* 
empfohlen. Ein Beridit dee Lehreikolleginms nach Einfuhrung 
der neuen Lehrordnung von 1662 beklagt ah Hauptmangel und 
-Iliiiderms fur das Gedeihen der Anstalt die durfcige Yorbereitung 

(\pr Rehiner an den Stadtschulen. F« treten uberhatipt in einem 
Jahr kaiim 2 oder 3 von dorHirr in die Anatalt ein dip so 

rauh in jhrem Fundament, dab »ie ad quartam Claf»em nicht konnen 
auffgenommen, sondem miiBen zuriick zu vnser Statt-schulen allhie 
relegirt werden''. Es wird deshalb gebeten^ alien 8tadt»chuleQ im 
IiMid neben dem Pvaeeeptor je einen „OolIabointor'' ntsnweiBen, 
tun dnroli ArbeitBteflimg den Unierriolit mtminTer gestalten m 
kSnnen. Im Jahr 1674 wvrde ancli EiUligiapIiiennterrieht ofiBaie]! 
eingefthrt und mit dieser An%abe der StadtBdndmeiafeer gegen eine 
Entsohftdigung von 70 fl. lietraut. Znr Fdrderung der Schiilw 
diMiten nuch die wochentlich zweimal zu haltenden Dupntatiooeni 
dercn Themata dem Unterriolitsstoff der Woche entnommen werden 
floUten. Je naolidoin einer bei einor solchen Geiegenheit gesieg^t 
liat oder unterlag, wurde ihm ein besonderer Flatz in der KIas.se 
zuerkannt. Die Zahl der Schiller betrug 16^4 in den 4 Kur^en des 
Gymnasiums zuwammeu nur 30; in der Stadtachule waren lio Latini 
und 12 Deutsche. Man suchte anoh auswarts nach tilchtigen Lehrern 
nnd berief rie, e* B. ane K5hi, BaeeL 1670 worden 2 Rftte su 
Scholarohen emumt, die enieflieh vuitieren nnd Beriebt ersiatten 
nrafiten. 

So geschah manches, was geeignet war, nicht nnr das Gymna- 

sium 8ondem das Schulweeen Qberiianpt wieder vorwiirts zu bringen, 
aber leider traten erneute Stomngcn ein. Pest (1666) und Kriegs- 
not durch die Rnubkriege Ludwigs XIV. vernichteten nahczu alles 
wieder, wa.s neu geschaffen war: die Schiiler bliohon nus und aueh 
ein Teil der Lelirer ging fort. SchlieBlich verlieli audi der Ilerzag 
Zweibriicken und nahm den Rest seiner Schule wiederum mit nach 
Meisenheim (1676). 

Zweiter Aufenthalt des GymnaBinms in Meisenheim 

1676—1706. 

Schon im Januar 1676 hatte Rektor Mdllenthiel fiber den Za> 
stand des GTmnaainms Beriebt erstattet und seinen Yer&Il geschil- 
dert; dieser muBte eintreten, da die Schiiler vegliefen und auch die 

Tiehrcr teils nus Not teils aus Furcht keinen ordentliehen Unter- 
richt gaben; da« Gebilude wurdo auch teilwoise zn FJnquarticningen 
benutet. Die Absicht, alle auawartigen Schiiler zu bourlauben und 



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B. Weltliche Schulen. 



147 



nor die Zweilniloker la behalten, hUAe raoh snr Anfl^jBUig der 
Sehnle filhreii mfiflseiL BMhAlb ordneto dor Flint die nfitigea 
Yorbereitungen zur Oberaiedelung naoii Heisenheim an. Bektor 

Hollcnthicl war anfangs bereit nninigehen, Ichnte aber dann doch ab; 
dafur erhielt Eonrektor Hoffmann am 6. Juli den Auftrag, in Meiaen- 
heim «1aM Gymnasium nacli dor bisherigen Schulordnung „ohne vcr- 
7og(Tn zum utaiid uud in richtigkeit zu bringen". Der dortige 
Praezeptor der Btadtschule wurde als zweiter Lehrer gewonnen 
nnd am 14. Juli begann der Unterricht Dilrftig genug war die 
neue Schule eingerichtet; man batte zwar einen dritten Lehrer als 
KoDaboraiw in Ananeht genonimen, irar aber irieder davon abge- 
kommen, und so teiltm tidi die sw^ Torlianden«i in die 4 EbMen, 
indem I nnd n den Obeiknie, m nnd lY den Unterkani bildeien. 
Ber XXntenielit soUte „iuxta He&odnm Bipontinmu^ geachehen and 
aucb die Leges scholae Hombacenna ei typus lectionum von Zwei- 
brucken beibehalten werden. Ee war bisher iiblich, dafi dem latei- 
nischen Lehrer Schulgeld entrichtet wurde; nacli Yorscblag des 
Proruktors, ho hicH or jetzt statt Konrektor, wurde dieser Branch 
gegen Ersatz aii n betreffeaden Lehrer abgeschalft, um den Zu- 
gang nicht zu erscliweren. Rtipendiaten waren bei der Ubersiedluiig 
8 Yoiliandcn; ilir Inspektor uiid Padagoge war der Prorektor selbst, 
wie vordem in ZweibrtickeQ Bektor Mdllenthiel. An eine Yer- 
mebmng der Stipendiaton, fOf deren Unterlialt Tor allem die 
Sohaffifieien OiFenbaoh nnd Odemheim eozgen mnfiten, nnd der 
Lehrer konnte aua Geldmaogel nioht gedacht werden, aber die 
ein&ohen Yerhaltnisse konnte man anfangs wenigstens im Frieden 
aufrechterhalten ; denn die Stadt Meisenheim blieb Yon groBerer 
KriegsbedrSngnis verschont. Die Schiilerzahl freilich war sehr gering; 
im Oktober 1677 weist das Yerzeichnis 1 7 f3 -|- 1 -f- S -f 5) in -Nier 
KlasRpn auf; day.u kamen noch vior in der Stadtsehule (Qv'mtn). 
Beiin tJgteroxamen desselben Jalires war das in der vereinigten 
Prima und Sokunda absolvierte Pcnsuin folgendes: 

1. CatecheQs ad finem perdue ta eft : ultimus titulus de precibus 
materiam Examinis foTei 

. 2. In compendio Theolog. WoUebii aliquot capita ezplana- 
Tinraa: jam yentUabiiur caput de creatione. 

3. Secunda pan Logicae aiiquoties repetita est, ejus fpeeimen 
difcipuli recitando et ad interrogata refpondendo dabnnt. 

4. Yirgilium ufque I librum Aeneidos explicuimua et refolnmUB 
Gramma tlcc, Syntactice et Frofodice. QuartuB Geoif^comm exa- 
nunandus erit 

10* 



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1 48 0«BduehtL EntwieU. d. baiiaaiirt. HittoUebnlweMiii d. Imtot. Ffds. 

5. Orationcm CicQvoniapro P. A. KUone •xpfioaiimny rafolTintUB 
Qrammatice, Rbetorioe eft oiAtonce. 

6. Oratoria aliquoties recitando ct explicSQClo abfolota eft. 
AnalyOs orationis hujoa fpecimen exhibebit. 

7. Ethica coulimiliter aliquoties redtando et explicando ad finem 
dedncta eft. 

8. Rhetorica iteruni utque ucruin repedta eft. fixaminatur in. 
lectionibuB fnperioribua. 

9. Qramniafiea GxftecA ftUqnotieB eft repetit^ 

10. Abfohimus Eraogeliiiiii B. JohAnnis eft moepimiis Afita 
Apjoftolomm, ex qubm repiimiim oapuft difquxeftiir. 

Hifce aooeiSnft exerdfthim A^li ftim folnfti qaam ligaftiy et ezerei- 
timn JCiifioae. 

Ein Lehr- und Stundenplan fSr die kombioierte 3. uad 4. Klasae 
(1677) mit einigeD metbodischen Winken *pro statu praesenti* (s. 
Doktim. Nr. 67*) legt beson^^r^rcn Wert aaf eine solide Gnmdlage 
und anf einen stttfenm&fiigen Aut'bau. 

Es geschah, wie man sieht, was mdglich war, und df»n Lobr- 
fathern nach war der Unterschied tregon dio frOheren gnten Zeiten 
nicbt groii, aber fiir die Lehrt i tolge ist daraus nichts zu entnehmen: 
der neue Leiter der Scbule mgte selbst einmal, dal3 die gradus 
profectuuni hiuter den friiheren zuriickblieben. Yom Hcrbstexamea 
des Jahres 1677 and noeh die ItfteiniBohen Obenetsongen s&mtlieher 
8oh1lleff voriiandeii. Eiiuge Proben dannis Boknm. Nr. 67 ^ Eb 
dnd aUerdmgs keine glimendwi L^stangen, and beionden in der 
obenften Kkaee leigt ein Yergleidi der einaeliieii Arbeiten nnter 
ddi, daft die Sdilller sehr frei mit dem ihnen vorgeleuN n Tezft 
mBgegaogen aein minen; die Yeraehiedeiiheit isft aebr groA. 

Eine ruhigc Entwicklung war aber nicht lange muglidi. Zwar 
zogen nach dem Frieden von Nymwegen (1679) die Franzosen ana 
dem Land, aber sie V;iTnen bald wieder, als Ludwig XIY. mit seinea 
Reunionen begann und Ilerzog Friedrioh Ludwig seinen nnmaBen- 
den Forderungen nicht sofort zu Willen war. Die Besetzung seines 
Landes und der ganzen Verwaltong dnrch Franzosen iiberlebte der 
Herzog nicht lange; er starb 1681. Sein Erbe war Kari XI. von 
Schweden, an dessen Statt infolge von rechtlichen Streitigkeiteo 
Pfalzgraf Ghristiaii IL tod Birkenfeld dem franzSnseben Inftendanten 
die Verwaltong abnahm, nachdem er dem Konig von Frankreicb 
den Tasalleneid geleistet hatfte.^) Allen seinra Bem^nngen sum 

') iiJ. Molitor, tiescbichte einer deutschen FUratenstadt 8. S50C 



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B. Weltlichd Scholen. 



149 



TrofB blieb der franifisiedio Eiiiflufi mftohtig auf ftUen Gebieten. 
Das haito mttOrHeh auob Smb Sobnlweaen m spflroa, sninal da ea eia 
'mngafiaobes war, denen Untezstfttsmig and FOrdentng nioht im 

^ranzdsischen Interesse lag. Die fremden Intendanten zeigten vic!- 
mehr deutlich das Bestrebcn ||en KatholizismuB im Landc wieder 
einzaftUiren. Jeeuiten hielton aich schon in Meisonheim auf, und 
man befurchtete wohl mit Rerlit. daB sie die crste Gelegenheit 
benutzfin wiirden, Lehrateilen an den Rchnlen zu bekoramen. Darum 
behalf sicli der Pfalzgraf mit wenigen und auch srhloohten Lehrern, 
nur um keine Stelle frei werden zu lassen, uiid vermied jede Yer- 
^nderuDg an der Schule auch in ihren ftufieren A^erhaltnissen, wie 
a. B. im Sohulgobiade. 

Banii brach der fOr die Pfah so voheflTolle dritte Baubkrieg 
aUB, der auch das Zweibrfloker Land in Ifitleidensehaft sog, irenii 
audi nioht in der sohreokliehen Weise me die Yorderpftdx. Dem 
Bchnlweeen konnte er nnr hinderlieh eein. EinWeehsel in der 
Begentediaft braohte einige Bessemng. Karl XT. kam endlich nach 
10 Jahren in den Besitz seineB Erbes und der Einkunfte desselben 
und flbertrug 1693 durch seinen Bevollmachtigten, den Grafen 
Oxenstiema, die Ycrwalhing dor Pfalzgriifin Charlotte Friode- 
rike. einer Tochtcr dcs IGGl geatorbenen Herzogs Friedricii voii 
Zweibriicken. 8ie war einc klugc, energische Frau, die durch ihre 
•gewandte, geistrollc Art auch den franzosischen Feldherm und 
Beamten zu impouieren wulite. Sie nahm sich auch der Schulen 
an, sorgte fOr bessere Lehier iiud deren regelmifiige Beiablung. 
Yor allem wnrde (1694) der biaherige Bektor Andreae auf Tor- 
eeUag dee OberkonriatoriimiB abgesetat nnd an seine SteUe Job. 
TJUr. Heyden aus Basel bemfen, dem groBe Gelehrsamkeit nnd 
'Oesohickliehkeit naohgerlihmt iraide. Er giiflf aneh mit Ernst em.^) 

Ein Gutachten von ihm (1695), das in die aufiere Ordnung der 
Schnle und in den Lehrplan einen Einbliok gew&tirt und Yerbesse- 
rungs vorschlage enthalt, lautet also^): 

Hochldblicher Pfalz - Zweibruckisoher Hoohfiirstl. Regierung 
kann in Ynterth&nigkeit nicht verhalten werden, welch ergestalten 

liiefiigea Gj-mnasii auffnahm vndt wachsthumb eowohl durch ein 
vrtdt den andern Mangel nlB nnch in dem schwang gehcnde Vnord- 
nungen und miB Br&uche verhmdert vndt fast gehenunt werde. 

^ Seine Bwoldons betntg: ISO 15 ICalter Kom, S H. Gento, S M. Haber, 

1 1'Oder 1 Vi Ohm Wein nebst freier Wohnang. 

') aWMtpfUi. 6Moh.-Bl. im Nr. 3. 



r 

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1 50 GesehichtL EntwicU. d. hnnuuiiit ]littol8chiilw«Mi» d. bajer. FlMs. 

Yndt Zwftr so Tie! die Hlngel betrifffc, so findet rich 

1. Oleioh in vestibulo, in Hrn. CoIIaboratoris Fabri classe, 
daB durch vnderlafiong der Lateinischen Infonnation die Jugendt 
merklich retardiret werde; wclcher retardation vorzukommcn Er, 
Collftborator, die Jugend neben Teutachen auch in Lateini- 
schcm Lesen vndt sciireiben anzubalten solte obligiret werden. 
Vndt weilen 

2. nicht genug^ daB die Jugend zu tieiliiger erlehrnung der 
Qomenclatur vndt grammatic angehalten werde, alB ware hdohrt 
ndthig, dofi Hr. Qte«elmaim Zn dffterer, Znin venigvteii swey- 
mabliger Oompoaliioii vodiendieh seine disoipulos anfOhrote; bey* 
neben in seiner Infonnntione Mnslea dahinselie, daB die S&nger 
sich nach and nacb mit gleicfalantenden psalteriis, am alle disso- 
nants bestmSgHcIut an verbflten, versorgeten: worzu dann das Tor 
wenig Jahren von neuem aufgelegte Basslerische viersHmmigo 
Psalterium am beqnemsten konnte gebraucbt wordon vndt daB Er 
nach altom gebrauoh Zur griechisohen Lection mit ihnen den anfang 
machen sollc. 

In classe tertia et quarta scheint es ein ungeraumbtes Ding 
scin, die Jugend uhne einigen vorgehenden gustuui Logicae ad 
Rhetofioam zu fILbren, kSnta alfio neben diefier jene, vndt Zwar 
Logicae Burgerdicianae Synopsis adiiani Heerebaidii notis iBn- 
stntia, doch alfio, daB die Jngend su bloser memorlrirong der prae- 
oeptorom angehalten wfirde, eingeiahiet werdoi: lagkiehen wolte 
rich gebiihren, dafi denen discipulis ejusdem ordinis idem pensnm 
Torgeschrieben: vndt daB ▼berdiB, sowohl Scholae oppidanae alB 
clasBis tertiae et quartae eompositiones oder cxercitia dem Rectori 
woch'»TitIioh iiberlieffert wiirden, damit alBo neben 'lorn Fleifj der 
Praeceptorum, auch von di nen profectibns der lehrjiinger griindlich 
mochte geurtheilet, vndt jene nach notiirfft der sache bey Zeiten 
ermnert, diese aber nach meriten mochten bcfOrdert werden. vndt 
4. Kachdem biBhero gar kein systema Physicum iiblich gewesen 
Tndt das bishero gebranchte Gompendinm logicnm neben delime, 
dad ee meistentheilfi metaphyricom, ja fast gar Theologioum, auch 
sehr mniilam Tndt obseonun, vndt hiemit der Jugendt an sdiwehr 
ist; alfi konnte umb den ersteren mangel zu ersetien, SoiceriPhy- 
sica Aristotelico - Cartesiana, den anderen aber zu yerbesserung 
gedachte Logica eingefuhret werden. Vndt damit denen discipulis 
aller anlaS in f^ccis zu faullentzen benohmcn werde, sich mit 
Testameatis pure graecis zu versehen neben der Exposition befohlen 
werden. 



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R WdtlielM Sehiilen. 



15t 



Ynd nachdeme 

5. Bey denen ErwachBenen eben mit Stdft vndt Schlagen nicht 
litH anfizurichten, die wort vndt Bescheltungen auch nicbt alloMit 
fruchten, alfi mochten Sie pro ratione delicH et negligontiae an 
gelt bestrafft, vndt diese gelt IniB n<>})en der AllmoB, So von denen 
Scholaribus in der Kirclie gehoben wird, zu Sublevirung der armen 
Schiiler angewcndet werdcn. 

G. Endlich ibt an der Graiumatic grower Mangel, Hintemahl kuum 
Tiel flxemplaria mehr Yorhand^n: wefiwegen der Btichtniek«r zu 
Yerfertigung denelbigen m nrgiren. 

Neben dieBem vnyollkommenen InfomiBRdi methodo vndt 
m&ngeln ecftugen rieh folgende sohand- and schidliohe Mifibrftnclie: 

1. IHe soband- und argerliche Yerordniing, so in adeundis et 
finibus sacris begaogen ivird, da ein jcder sowobi Praeceptor, aI6 
Discipulus nacb seinem wohlgefallpn ^^^dt gutdunken, friih oder Spat 
zur Kirche j^ehet: Koniite alBo ^nwold ihnen Praeceptorihns alB 
Discipolis injungirt werden, sich zum wenigsten eino halbe Viertel- 
etnndt vor dein let/ten Zeneben oder Zusammenlautung ein jeder 
in seiner Claese einzuliinlen, vnib alt^o in puncto horae in geziemen- 
der ordnung conjunctim zu vndt von der Kirche wiederumb in die 
okas za gehen nmb daeelbst nach examinadon der Predigfc mit dem 
gebelli Oder gesang zu enden. 

2. Seindt die denen Fraeoeptoribw gewidmeton EirchenBMble 
nicbt a]6o gesetzet, dafi Sie T<m denselben Kommlich die Jugend 
flberseben (ma8en Sio selbige siiintlich anf dem riickhen baben) 
vndt sie von allerhand mutwillen vndt geachwatz konnten abmahnen; 
WHi'» hISo, weilen gedaclito sitz ohne das zu eng. fiiglicher, daft ein 
jeder bei dor Ihnen vortrauKm .Tusfond lociret wiirde. 

3. So gehen die rraeoeptorcs ordinarie ohne Miintcl. aurh 
meistentheils in die Schubl sclbsten; ho gar abgeschiuatkL \ndt 
eimger nia^en disreputirlich mt, q,\Q muchten sie zu erbahrem 
eebwartsem habit oder doch sum wenigsten fOr den anfong m 
Kragen vndt nftnteln obligiret werden.^ 

Im wesentliehen wnrden diese YoraeblSge von der Begierang 
gebllllgt, nachdem anch der Ihipektor dee Hdsenheimer Amtea eieb 
daan goauBert hatte.^) 

Die Regentin vermehrte die Zabl der Stipendiaten wenigstens 
anf 12 und publizinrtc (1697) von nenem mit geringfQgigen Andc- 
rungon . Auslaseungcn und I'mHtcllungen dio Schulgesetze TIerzog 
Johannes' I.*) Trotz alledem aber fristete die Bcbule nur eio ganz 

>) 8. Weeipf. Qe8ch.-Bl. 1901 Nr. 4. >) KAZ VI im 



152 Qe8cfaiclitLEntwkkLd.htiinAiiuA.Miit«lMibidw«i«tiid.lM7«r.^ 



kummerlichea Dasein, zunachst nuch dann noch, dnrch dr>n 
FrieJea von Ryswyk das Hei-zogtum wiedpr von der i'ranz isen- 
herrechaft befreit war. Noch vorher war Karl XI. gesturhen, 
nnd Karl XII. lieB das Land durch oin GouTernement mit dem 
Grafen Oxenstierna an der Spitze yerwalten. Bald danach scheint 
der OedftDko an eiue Yerlogung der Bolrale bespiochen wotdeo ra 
Bern; denn im Hai 1699 riohtete der SdndCheiB tou HonliMh 
im Namen der Bfti^raehaft die Bitle an daa GonTemement, daa 
GymBannm, „we andeiat selbigee Meifienlieim Terlaaaen rail, wie 
wir yemommen'', wieder nach Hombach zu verlegen. Dieser ersten 
Petition folgie noch im gleiohwi Jalire eine zweite and 1700 eine 
drittc, bpgriindet natiirlich u. a. mit dem bistorirtchen Anrccht, daa 
Horn^ach die Schule habe. Einen Erfolg batten diese Be- 
miihuugen vorerst noch nicht. Die Verlegung den Gymnasiums 
erfolgte erst 1 706, aber nicht nach Uombaoh, sondern wieder nach 
Zweibriickeu. 

Neagrftodung der Anstalt in Zweibrflcken nnd 
ihre Entwicklung im 18. Jahrhunderi. 

In ZwdMcken war bd Yerlegong des Oyrnnamumn nadi 
Heiaenheim eine reformierte lateideehe Stadtsehnle geUieben. 8ie 
war auchinbose Bedringms gekommen; wegen Mangels anlGitefai 
konnte niir ein Lehrer gehalten werdcn (1677), aber dieser woUte 
nur die deutschen Kinder unterrichten, Latoin konnte ©r sftlbst nicht. 
Infolgedoasen trat ein Wechael ein, aber es bewabrte sioh die Zu- 
teilung des lateiniwclien und deutschen Unterrichts an eine Kxttt't 
nicht, 80 d&& auf Bitten des Burgermeistern uud Kates vom Herzog 
fur die deutsche Abteilung ein KoUaborator angesteUt wurde (1697). 
Neben dioMr reformierten Sladiadinle bat dann daa loliwediieke 
Gottremement eine aweite Intkeriaehe erriehtet. (Eine anaftthrfieiie 
Inatroktlon fOr die Lekrer demelben vom Jahre 170S a. Dokimi. 
Kr. 6S.) Denn wie zu Zeiten der Besnionen in dem reformierten 
Lande Katholiken sicb niedei^elassen batten, so bildete sich unter 
dem Bchwedischen Konigshaus, das strong am Lathertom festhielt, 
eine lutherische Gemeinde. Das Gouvernement zeigte flberhaupt 
die T(»n(lonz das Luthertum zu verbrritrn, stieB aber dabei bei der 
Bevfilkerung auf Widerstand. Dn^^ /.eigte sich bei der Yerfoigung 
eines Gedankens, dessen Auhfukiung fiir das Bilduogswesen des 
kleinen Fiirstentums von grol^er Bedeutung gewesen ware. 

fis beetand aeken 1698 die Abaioht bei der K5nigl. sohwedieohen 
Begierung, in ZweibrQcken ein Qymnaaiwm ilhiatre (aneh kort Aka^ 



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B. W«ttliebft SolraluL 



153 



demie gtiiuinl)^ d. b. «m aog. ^akademiadies'' OynuiAmim m er> 

riofat«i, bei welchem siek an den eigentlichen Gymnasialkure ein 
fiolcher von freien Yorlesungen ansohloB nach Art der UniversitHten. 
l^at&rlich sollte gleichseitig die Meiaenheimer Sohule wieder al» 
^Gymnasmm claasicuni" naoh Zweibrflcken verlegt wer<1en Tn Ilom- 
bach war seinerzeit fiir Theologen eine aolche Weiterbiidiing vor- 
gesehen gewesen; die Einrichtung der Pablici hatte es in der Be- 
achrankang auf diesa Fakultat gegeben. Dagegen war Lauingen 
Ton Aofang an ein voUstandiges Gymnasiam academicum. Ein solchee 
WW jetit anxlk fOr Zweibrfloken geplani nnd filnf Frotoofon dafllr 
in Aofltiobt genommen: je einer fftr Inthensche nnd tefomuerCe 
Theologw, ftr Iniiapnideiis, Ptailoiophie nnd Bloqnens mit Gtatebiohte; 
«naeb nnem andem VonoUag ■oUten cUaae dvei letiton Dunplinen 
einer Pern on vereinigt, dagegen ein eigener Lehrer fSr Malihe- 
'Uiatik und Medizin benifen werden.^) 

Man hoffte, ^dafi, weii die VniTenitftt zu Tiibingen und Altorfi* 
woselbst jetzt sedes belli, wegen theurer Kost und lebens Mittel 
von wenig oder gar keinen frembden besucht, nfich Strafiburg kein 
Teutscher studioBus ziehen darff, Heidelberg noch nieht wieder aiiff- 
gerichtet Marpurg vnd Uielden iu decadsuice, daB sich nioht aliein 
alle so auii hiesiger NachbarechaflPh. vnd der Pfaltz studiren woUen^ 
aondern audi viele frembde hier einfiuden''. 

Aber obwohl wiedcrhult die Anregung an die Regierung erging, 
den Flan zur Ausfubrung zu bringen, zdgerte sie immer wieder. 
fKe kriegeriflohen Zeiten waren ongBnttig, ee kamen anok keine 
HGMilller. Nook 1706 erwog man die Berafong einoi eekwedieeken 
PveliMBon fllr Matiieniatik, nnd 1709 wnrde der Sdiaflner wiedezfaolt 
'beanftfagt, die andiloria pnblica kenmricbten, damit nach Ostem die 
Professoren mit ihren lectiones publicae beginnen kdnnten. Daa 
Untemehnie!) Hoheiterte tnls an den hoben Kosten teils an der Un- 
vorPTohtigkeit der Regierung Bplh>^t, dio allzn *'farke Tendenzen 
zeigte. das Luthertum wieder ein/utiihren. Iti doin (niTa(;}iren cinea 
Rates wurde direkt empfohlen, den evangelisciien Tlieologen dem 
reformierten vorzusetzen und iiberhaupt darauf zu selien, daii auch 
von den andern Profeasoren moglichst viele der evaiigelischen Kon- 
feesion angehdrten. Die Bcvolkerung zeigte allentbalben Hifitraueo, 
man woUto nickt m> nater der Hand lafheiiiek gemackt warden. 
Bokon 1702 war das Qeb&nde eingericktet nnd Profeoaor Jokannia 



') Der von Profeaaor Johannis verfa6te Orgnrtifiatioiit'Eatwiirf f&r BtUB 
'Akademie' iife in OngiaalMhzilt voiiiaadda KAZ II 77. 



154 OcMihidiU. EntwioU. 4. Inauioiat Mittd*ebiil««teii« d* 1wy«r. Hals. 



"war ernannt; 1708 wurde Professor Nacke von Strafiburg al» 
Jurist berufen, abcr weiter kam man nicbt. Ala das UntcrnehTnen 
1710 detinitiv aufpo^oben wurde, blieb dn < ino der Profeasoren, 
JohanniH, als Hintoi iograph und SchulkomiujsH ii r in Zweibrficken 
angestellt. Der audcre, Frofessor juris Nacke, wurde am 30. Sep- 
tember entlassen. 

Schon 1694 war Georg Cbristian Johannis, dainals in Koln, als 
Prediger naoh Zweibrttoken ternfen worden nnd hatto anch ange* 
nommen, aber er wollte nnd konnte aeine biaherige Oemeinde nielit 
TeilaMteii, beror ein Naohfolger gefunden war. Daran seheint eeintt 
Qbernedeluiig naoh Zweibrlkeken gesdidiert an aeiii; denn 1702 war 
or in Frankfort aDgeBteUt In dieaem Jahre wurde die Aufmorksam- 
keit des Gouvemements Ton nenom auf ihn gelenkt durch den Rat 
Gabr. Joli. Burgmann, der in eincm Bericht ibn tait Berufung als 
ProfpH^or philosophiac ot historiarura an die in Aussicht gcnommene 
Akademie empfahl. Noch im September 1702 kamen dio Vorliand- 
lungen mit ihm ziim AbschhiB^). und er siedelte nach Zweibrueken 
iiber als Professor bistoriarum et eloquentiae. Konute er, wie 
erwahnt, auch in dieser Eigeoaohaft nioht tatig sein, so entfitlteto 
et in aeinor SteUnng als SchnlkonnniMftr oino infiorst finicfatbare 
TStigkeit nnd maehte doh ala Oosehiohisclireiber einon gaten 
Namen. 

IGt dem Gymnaainm stand es nooh sohr Mhlooht aowoU in 

Meisenbeim als nach seiner Yerlegung (1706) in Zweibriioken.^ Hior 
blieben sun^chst die beiden Meisenheimer Kursc bestehen unter 
ihren dortigen Lebrero, dem Prorektor Wahl und Prazeptor (Kon- 
rektor) Jung'), die nach ZweibrQcken benifen w^rdpn Die luthe- 
rische Stadtschule daselbst wurde init ihrem riiizeptor Ifermanni 
ans Gymnasium angegliedert und darin nur alle die Schiller gelasaen, 
welche in den lateinischen Elementeu den Grund legeii sollten, 
wtihrend die deutsche Abteilung als deuti^che lutherische Schule 
selbst&ndig waiter bestand. Die reformiorto Sofanle dagegen, in 
welchor PiSaeptor Stepbani aUein nebenher anch onige angebendo 

») Sein Gehalt betnig: 20C fl., Ifi Mltr, Korii, 1 M. Gerstp, 4 M. Sp«ltz, 
4 M. Haber, 1 Fuder Wein. 30 Kiafter Holz, 4 Wageu Ueu, 100 Gebund Stroh, 
eins WiSM, sin AAat, sin Garten md Wohoang. 

1) 8, Dahl, Fsstodirift sum 3fi0j!lhrigen JubilKun des Oymnattmns Zw«i' 
brlleksn 1909 8.57 ff. 

») Ihr Gehalt betrug 100 fl., bzw. 90 fl., freie Wohnnng, 10 Klaft'^- Holz 
und oin fiosHmmtos MaB Getmde und "Wein. — Besoldung der S tadtschullehrer ; 
50 fi., t) Malter Korn imd da.H Schulgeld der Kinder (15 xr. im Quartal). 



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> B. Weltliche SehnleD. 



1&5 



Lftteiner mtefrichtete, Uieb itidtiteh, weil die Stftdt bei etwtiger 
Neuorganisatioii dee GymnaaxiimB mtk diese ilird Iftt^iuBdie Btadt- 

Bchiile nioht nehmen lassen wollte. Dort wurde bald eiB zweiter 
Lebrer, *ludimoderator' Muth angestellt und, ohne da3 man mit dem 
SchulkonimissSr ins Bfnolimen trat ( weil der Stadtschullohrer glaubte 
seiner Insiiizicn?; ni* lit /u unterstehenj, eine UnterrichtHtoilung vor- 
genomnien lu der Weine, dafj der Pra7.eptor die Latoiner behielt, 
sein Ciehilfe die deutschen Schiiler iibornahm. Ebcnso gab ee 
KompeteozHtreitigkeiten am Gymnasium: Der Lehrer der Yorberei'- 
tungsschvle (der frfiheren Stadiadiiile) wollte ridi yom Bektor niohls 
sagen lusen, und diesor wiedemm die Befiigniise dee Profesion 
imd SeholkommiaBftra Jofaoanis nicbt enerkenneiL Durum wwden 
1707 Profeieor JoheiunB and Pfiurer Kefller nenerdbge ofl&dell mit 
Inspektioii imd Oirektion dee SehvlweeeDs betrant 

Bel der 1706 Tor ellen wdem Geocbiften dmroh Johannii mid 
KeBler TOi^nommeneR Prilfung der Schiiler wurdo groBe Unwissen- 
heit konstatiert, so aehr, defi manche Schiiler der Stadtwhule, also 
des Vorbereitungskuraes, es Tertianern und Sekundanem zuvorhm 
konnten.V) Deshalb draiigen f^ic Inspizienton vor allem auf ernst- 
hafte Befestigung der grundlegenden Abschnitte, Aneignung oiner 
copia verboruni, der Formenlehrc und Syntax. Ei'st im folgenden 
Jahre fand eiae Ausscheidung der Schiiler fiir die 3 Klassen statt. 
Im eixuelneii eetiten me (d. b. in erster Linie Professor Johannis, mit 
ibm Inspektec Kefiler, 1706) die Lektioneii folgendermafien fiwt: 

^Defi Montage, IKoistags, Donnerstags und Freytags fruhe, naoh 
Terricbteton gebftt tmd aercitio biblico, in der obem okiTe dee 
Prorectorie ein penfum ane der Grammatie reeitieret nnd expHeirt; 
bemaeb eine Ton den Ideinen epifteln CSoeronis analyfiret nnd ibnen 
ein exenatinm, welches sie zn bause zu elaboriren batten, daraue 
▼orgegeben wflrde. In der nntem clalTe des OonreetorU aber die 
leichtesten regulae etymologicae et Syntacticao vorgenommen: 
darauf ein stiick ex CaftolHonis dialogis pertractirct, nnd ihnen, so 
wol die erlerato regul, in iibung zu bringen als die vorgekomroene 
wort anzuwenden ein kleines, leichtes exercitium dictiret wiirde. 

Also auch, diiB Montags, DienstagH. Donnerstags und Freytags 
nachmirtags in der ereten claffe ein penfum aua dem vocabulario 
Cellani recitirt und crklilrt; demniichbt aber ein stiick aus den 
dialogis Caftellionis pertractirt und folgends aua solchem eine imi- 
tatio T orgegeben wfirde. In fecnnda elalTe aber, dergleidien, mit 



*) Bericht von Jobamua. £AZ IV 4228. 



156 OcMhiehtL EntwiokL vL limiiuiiil. Hiildwlrahreieiw d. bajrer. Ftels. 



ddm Tooabulario Cellarii jodoeh pro captu difcentium, auch beob- 
ftohtet, und die gehabte wort per dedinatloiies et ooniugationes 
fleii^sig durchgefiUirt, endlicb aber ein UeinM ezeicitiiim daiOber 
gegoben wurde. 

Mitwochs frflhe der Cateohifinas samt einigen sprflchen. 

Soniiiiltf^niis fruhe aber der Oatechifmus samt den psalmen 
traotiret ^sur(le. Was eouuabeud von Zeit librig, koote ad repeti- 
tionem dererjenigen lectionnm, ao die woohe fiber Torkommen, 
angttwandt werdeii. 

Die Yoeal-Knfic wSre mittwocli nnd eonnabends Ton 1 bia 2 
Tom Oonreotor m trmben. DefigleidieB die Arittinetio aber von 
2 bis 3. 

Die eohriften kftnten Dienstage and Fre3rtagB enneldtem Conr. 
Jungen, al8 welcher von denen Pracceptoribus die tauglichate hand 
schroibt, von beiden claffibiiH ad corrigendum exhibiret werden.'**) 

ProtoHaor JohanniB beatimmte auch die Lehrbucher'^i und 
empfahl wiederholt die Einfuhruiig der deutscli geschriebenen 
lateinischeu Grammatik von CellariuH an Stelle der lateiniscb ge- 
■schriebenen Zweibnickischon. Ana aeinem Lehiplan ergibt sich, dafi 
wir ee mit gam Mit&dieQ SobnlTerfailtniMon an ton baben: kein 
Oiieohiscb, keme Bhetoiik oder Dialektik n. deigL Anoh Sohnlge- 
eelM verfafite JohanniB im Anftrag der Regienuig, welebe dieeelben 
■dann aooh genebmigte. 8ie sind ein im einzeken etwas abge&nderter 
Ausznp: aiiR den zuletzt von der Plali^grftflD Ofaarlotte (1697) paUi- 
sierten fruheren Leges.-'') 

T)(^m Gedeihen der Anstalt waren schon die HnRorf»n Torhalt- 
nisse hinderlieh: kein gemeinsaraes Schullokal, kein Kaum fur 
Unterbringung der Stipendiaten, fiir die man 1 703 ein neues Paeda- 
gogiuni hatte errichten wollen; das Aluinnat ging infolgedessen ganz 
ein, und es wurde u dat'ur an bedilrftige Schuler aus den geistlichen 
GeflUlen Stipendien Tertoflt Ee fehlte dadurcb der Anstalt an dem 
feeian Gmndstock von SehiUem; die Geeuntfrequens beirug noch 
lange Jahre hindnrob knapp 40. Aber melir noeb ab die ftofieren 
ZnstSnde waren dem Anfblilhen der Schole die inneren Sohftden im 
Wege. Die durch die sehwediBche Regierung erfolgte Anstellung 
von zwei lutheriaohen Lehrem biaohte Zwiespalt ins KoUegium. 

») KAZ IV 4228 (Concept ib. 1494). 

>) Lothen Kateeh^ Ctanpnd. HaAnrafbri; Hddalb. Kai. — CeUani lib. 
mem. — Cellarii Gramm. tut. — Cic. epiita Sknnnxo Ibleetee. — OatteUionit 
dialogi sacri. — Ke^eU fi«ohe&bficlileiii. 

•) KAZ VI 1340, 



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B. WdiUehe fidmlen. 



157 



Schon 1698 hatte Karl XIT. Terfugt, dafi nebeneinander ein Isllie^ 
ritciier UDd reformierter professor theologiae angestellt werde; voll- 
zogen vrurde dieseVerfflgnng auf wiederholtes Drangen der beiden 
Oememden erst 1707. Der konfeHsionelle Gegenaat? lookerte die 
Disziplin, der lutherische Kumektor wollte sich dem reformierten 
Prorektor nicht fiigen; die lutherischen Lehrer wollten ihre Schiiler 
mclit in die Klasbeu ihrer reformierten KoUegeu vorriioken lassen 
iBid iinigekefext and dubei wurdtn lie Tcm dem betreifinideii Eltorn- 
mlenMAii Die Yerwimuig maelite.neh aneli ui den Uiitei!rieht»> 
fiehein gettendj jedef Lebier tet, ms er woOto, ohne jede R<lek- 
ajrhtnahme tad die Ttnaiiflgelieiide oder folgeade Klme imd zwar 
nicht etwa nur im Religionsoiiterricht, WO ee mit dem Heidelbeigier 
and Intherischen Eatechismos Differenzen gab, sondeni snoh in deiii 
andern Faoheai, beeouden der KlaaukeclekMre. 

Die Yeiteilnng der ScbQler nach dem Stead ihrer Kenntnisi^e 
a«f die einzelnen Elassen war noeh reoht mangelhaft, and der 
UnfleiA wurdo besonders emst geriigt. Recht schlecht muB ee 

aber anch mit den Lcistungon des Prorektors Walil bestellt gewesen 
sein, seine Klaftse wurde bei den Visitationpn «tf't'i als die schlechtefit© 
bezeichnet; nicht einmal im Kateelnsunis halien die Schiiler (Pri- 
maner «nd Seknndaner vereimgt i Kenntnisse, im Gnechiscben waren 
ihnen die Tertianer gleich, beinahe uberlegen, and als fieleg fiir die 
sohlechtea Foitocliritte im Lateiaisehen aandten die Yiaiteleien sogar 
die Argumenia an die Regierung s. Delnim. 69). 

Professor Johannia gab sich alio Muhe, die Lehrer zu einer 
bessereri Methode anzuleiten; er ging sehr oft in ihren Untemcht 
nnd seigte ihnen, wie er fiftexs beriehtet, mo exemplo, wie rie 
ibren Stoff behendebi mftfiten, aber wie aeine hftnfigen Elagen be- 
weieen, ohne viel Erfo^. Aber er war gereeht genog, nieht nor bei- 
den Lehrem die 8clnild zu suchen; et fehlte an der richtigen 
Mitv-irkuiig der Eltem. „Die Hauszucht muB der Scbolarbeit' 
die Hand bieteny"* stellte er ale eine notwendige Forderong der 
Schnle anf. 

♦ 

Anoh der Stadtschalen nahm er sich von Anfang an mit 
beaonderer Sorgfalt an; denn anf der dort gebotenen Yoibereiiong 
beruhte ja zum guten Teil der Lehrerfolg am Gymnasium. In cinem 
Bericht nach der Visitation dor Sohule in Zweibnleken (170')) gab 
er dem I-obrer u. a. folgende RatBchinge: ,,An statt den orbis picti 
konten die klcineren epiftolae Ciceroni^ gebraucht und also tractiret 
werden, dafi ihnen der Fraeceptor solche 1. exponirte, 2. durch die 



158 OMohiditL EBtwieltL d. bumwiut. MitteladnilweMoi d. bajer. Ffids. 



regeln, die eie bereite gelemt, durdhfQhrte, 3. jedes nomen, verbum 
etc. herumfragte; 4. wion solches geschchen, einen und den andern 
dieselbe auch cxponiren Hpsse. Und damit aie in declinando et 
coniungendo rorht loiiffiij wonion. 5. jedesmal ein nnd andere wort, 
das sie flccHien soiten, an die taff 1 s( liriebe. Dann nber und 6. wann 
dili allPH vorbey, eine imitation daiuach propotiirte. Welche aber 
also eiuzurichten, daB die vorgekommcne uomina, verba, particulae 
6to. gebraucht und ihnen dabey die ftructora phianimi Munt der 
oonnezioDe periodica gewieMn wllrde. . . • Die ooriigirto Bachitabeii 
od«r worte Bollen rie die Einder jedeuDala m Hau naohmaclieB 
laiMB, um dftB tie ilire fehler eo ^el ehe and leiobtM Terbeweni 
lernen. . . . Kurtz, sie sollen die kinder in alltti stfteken m einer 
christlichen, feinen, ehrbaren, manirliehen lebensart anftLhren und 
bey jeder gelegenheit zeigen, was ihnen wol oder ubel anstehe . . ^) 
Wir entnebmen daraus, dafi an den Sekulen der Orbis pictua 
dcft Comenius In Gebrauch war, wie wir schon 1659 desselben 
Padagogen Janua linguarum dort angekoifcn habcn. Wie dasi ein 
Beweifl war fiir dat? Bestreben, den Sprachunterricht nach moderner 
Grundsatzcn zu regeln, so zeigt die Yerwendung des Orbis inrtiw, 
d&Q man aucii das Bachliuhe mit dem 8prachiichen zu Yerl)iiideu 
geeneht hak. Allerdings dem nenen Organiaator dee Schulwesens 
aebien dieaes LehrVuch ntdit cweekmaBig zu der too ilun etetrebtra 
Beaaemng in den spiadiliohen KmnteiaaMi; darin lag fireilioh attch 
niolit die fiedentong dea Buehes, daa In dejp Hanptaache auf Sach- 
nnteixicht abzielte, allerdings in den durftigen Bildem auch nur einen 
mangelbaften Ersat/ fur die Sachen selbst bot, so daB die von Johannia 
empfohlone AbschafFung kein groiier Schaden sein konnte. 

Im Jahre 1711 nwtde endlich eine durchgreifendo Neuordnnng 
des Gymnasiums vor^onommen , welcbe die Gruiidlage fUr die 
weitere Eiitwicklunj^ blMete. Es wurden zunachsi vier Klassen mit 
8tufenmiiBigem Auf ban liprgestellt. indem die iutherische und 
reformiorte Vorbcreitungsschuk'. in denen das gleiche Pensum 
uiiterrichtet wurde, ak Quarta und Tertia mit unterschiedlichem 
Lehntoff gana im Gymnasium aufgiiigeii. Die Iutherische Stadtschulo 
war ohnehin achon mit dem Gymnaalnm yerbunden, dagegcn die 
reformierte aelbatandig geblieben. So waren wenigatena wieder Tier 
Elaaaen elngeriehtet^ jedoch eo, da8 in Quarta mit den Blementen 
begonnen wurde ; natilrlich mufiten die Schfiler dann um ao Ifinger 
in den unteren Elaaaen bleiben. Der eigenttiehe Unterrichtaplan 

») KAZ IV 1499. 



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B. WeltUehe 8eluil«i. 



159 



mx Ton FkofesBor JohanniB aof Yenudanrang der Begieruog am^ 
geaibeM worddn (■. Dokum. Nr. 70) vnd wvin BemerTentindigen, 
mafiyollen Weise recht geeignet gate Ordnimg la sohafPen, wenn 
aoch naturlioh die t)berleitung zu dem NeoAn nocb ttngw ZeU 
Hianchen Schwierigkeiton begegnete. 

Sehr beacbtpnswert ist in dem neuen Plan die AMinnHlnno- nher 
Pflege der Mutterspracho. Darmif hfit Professor Johaimis schon 
▼on Anfang seiner Tatigkeit m Zweibrucken an groSen Wert gelegt; 
er hat die Einfuhning eincr deutsch geschriebenen Qrammatik fur 
den Lateinunterricht immer wieder beantragt, *exercitia styli tarn 
latim quam Temaenli* yorgeschlagen imd Ton den Lehrern verbingt, 
daB aie „alMenderliob aber aaoh in ihxwMutterBpraoh genugaam 
qnaiifidert aeyen, damit ae die Jngend ntclit allein in den enteren, 
aondezn ngleich in denen leisteren Tornehmlieh, genngsam zur 
eloquence rnd guten HnndweiolE anfUBien Icdnnen; angesicht die 
Mnttersprache dabey zu excoliren, vmb so nothiger seyn will, vmb 
80 mehr man tSglich so wolil in geist- hIB welt- imd politischem 
Stande teutsche nnroden zu thun, tansendfaehe , hinsjog-on Eine 
lateinische oration zu thun oder brieff zu schreibeu, kaiun ottrers 
£eioe gantze lebenszeit gelegeuheit findet**. (Bericht von 1 703.) 
Jetzt woUte er neben der gewohnlichen Anleitung im gaiizeu Unter- 
richt besondere eohriftliche Cbni^n im Deatwhen baben, Brief- 
•ohreiben, Bearbeiiang einei Oluie a. a« Auob Recbnen, Oeographie 
und Geaddcbte warden mebr betont. Yor allem inirden abw aneb 
die Penaa der eimtelnen Elassen beslinunt abgegrenit, die Lehr- 
b&ober TorgeHohrieben uiu! die Lektiire gcnau festgesetzt, so daS 
die bisherige Willkur der Leliror bcseitigt war. .fohannis stellte 
auch eine ausfuhrliche Abhandlung iiber die Methode der eiiizelnen 
Unterrichtsfacbei ifi Aussicht, die allerdings erst viel spafcr orscliien 
(1723). Fur die ornate Auffassunir seiner Pflicht als Sohulkomniissar. 
aber auch fiir sein grofies Geuchiek i»t auch dieser Plan und Bericht 
ein Zeugnis. 

trbcrblicken wir kan die piulagogiscben und didaktisoben Gnind- 
eStse, die in den yeiacbiedenen amtlichen Aufiemngen und Mafi- 
nahmen yon Professor Jobannis zutag getreten aind! Daa wicb- 
tigate Unterriobtafaob war aucb ibm noob daa Latein und daa alte 
ZSel der Belierraobung der Bpracbe im miindlichen und scbriftlicben 
Gebrauch vertrat auch er, wenn anoh niclit in dor Schiirfe friiherer 
Zeiten. Aucb seine Methode war gegen friiher doch oin wenig 
anders, indem er die Spracho mohr durch TiCktiire als durch un- 
.aufhdrlichen Grammatikdrill lernen lassen woUte. Er yerlangto 



160 Q«Mdiieha&twiolLd.li«mMirt,llillilMhii^ 



die Einfulunmg einer deutech geechriebcncn lateinisrhon Oram- 
niatik und bemuhte sich, der Mtittcrspracho iiberhau[)t w der 
Scbule zu ihrem liecht zu verlielfcn. Er betoute mehr als bieber 
die reftlen Facher ( Arkhmetik , Geachichte, Geographiej, staud 
al8o auf dem Standpunkt, daB nicbt nur die Spraohen Bondem audi 
die Saohen yob - Wiclitigkeit sind. Vntst ihm wutde audi daa 
Fransdiische am Oyiiuuwiiim eingtfUirt. Sr veipSato alles medMr 
niaehe Memoneren, forderte dagegan state Beeoli&ftiguBg dea 
Yerttandes and aigeneaKaehdenkeii; was ab«r awwandig gelernt. 
wiurde) mufite TollfltiDdig genau gelernt werden. Er wollte nicl|ti> 
gelernt haben, was nioht vorber grundlich erklart worden ist, 
tind befiinvortcto cine individucllo Bchandhinn^ der Schfiler 
iiach ihren besonderen Fiihigkeitcn. Tn dci Erziehunp vor- 
Bprach er nich mehr von dem pnten Beispiei dcs Lehi ' iH mul 
seiner moraliscben Einwirkung auf die SobiUer ala von dea 
Strafen. 

Nach alledem dflrfen wir in Johunnia eiiien Mann »ehen, der 
wohl vertraut war mit den padagogiscben Fortscbritten in der 
2. Halfte dee 17. Jabrb. Denn die oben skizzierten Anscbauungen 
charakteriflieFen die Tom Q«ist einea Batiohivft mid Oomanivt' 
beeinflnAlen Sohnlen. 8ie fiodeii aioh woU ftbaiaU in der "Obeiy 
gaogBceit Tom 17. nun 18. Jelirii. and verwirldioliten aioh in 
den FranokeMhen Anstalten in Halle an ehrara viel nadigeahnten 
Yorbild. 

'Wenn diese Biohtung aicli in ZweibrAoken epftter geltend 

maobte als anderswo, so war daran wobi vor allem der traurige 
ZuBtand des Scbulwesens scbuld, den die besonderen politisoben 

Schicksale der Pfalz hcrbeigofuhrt batten; in solcher Zeit, wo man 
Miihe hatte, die Schulen iibcrhaupt zu erhalten, knnn man oin 
Hofortiges Eingeben auf neue Anscbauungen fUglicb nicbt gut er- 
warton. 

Erst dem weitblickenden und umsichtigen JoharmiH blieb es 
Torbr'halten. den Yersuch einer Modemisierung des Zweibriicker 

Scbulwesens zu raachen. 

Seine Bemuhnngcn fiihrten jedoch noch nicht so bald zuirt Ziel; 
die innere Einbeit an der Stihule heizustellen wollte nicht geUngcn, 
woran wohl zum grofien Teil die Person des Rektors sehuld war, 
BO dafi sicb scblieQlicb die Hegierung veraiilafit sab, eine Anderuug 
in der AnstaHsleitiuig ▼oxsonehmen un den geplaoten Neuerungen 
die Baku m ebnen (1711). Welcke ZnstBade der neae Bekter 



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B. Weltlidi* 8ehii]«ii. 



161 



Joh. Jak. Abegg, noch ein ganz junger Mann^), vorfand, ergibt 
neh aus seinem Berioht vom Kovember 1711^), in den e« heifit: 

i^NMbdem anl ef gaagenen gnftdigen befehl Tentridieiieii monate 

das gewShnliebe examen in den sftmilidien clafsen hienges Gym- 
aasii gehalten worden, babe nicht enDangebi soUen, imterthftiygst 
an beriohteo, was dabey befunden: 

Und swar, wie die Difcipuli primae clafais, die unter meiner 
information sind, bestanden, wil nicht so wol ich molden, ala m 
anf den bericht der Herren Sohnl-Inspektoren ankommcn laBen. 

Was aber die, so in der sweyten olafse sind, betrifft, bo babe 

denselbigen einige tagc srnvor ein exercitinm von ein paar leichten 
periodis uber ein- und andere phraseH. die ich ihnen aus den 
gelernten pensis angezeigt, dictirt: welches wie aber . . . gar schlecht 
componnr. sintemalen sie darinn auch so gar wider die ieichtesten 
jegubi bvntaxeos rectae gefehlet haben. Was sie ubrigens vor pro- 
fectuH gemacht, babe aua denen Fragen, die Herr Conreotor beym 

*) Der Bericht tob VniBmrnt Jobaimit nadi der mit ihm vorgenomniMMa 

Priifnng lautet: ^Ergangenem pnfic^ bpffhl ?.n nnterthaniger parition and 
foige, baben dea anher recommetidirteii btudiolam(]) Abegg aubeute vor- and 
aaelmiittags in eUITa prima ein fjpeoiiiMii eraditiottn et mttOiodi dooeodi ab- 
legen lasfiea. Da wir dann befbnden, dafi der Mann zum Seholen-weaen aiflbi 
incapable seyn mCgte; iudem er nicht allein fine lebhafte art zn dociren an 
sicb bat, dergleicben Bomt bey denen difcipulis die attention beydee zu ax- 
citiren and zu erhalten pflegt: tondeni audi eo viel in graecis et latinis 
fediaii, daA er im stand, mit der jugend die necelliMria in Chraeeie; wie aneh 
den nil im Lateiniscben, und wae sonst zti den elementis artis metricae und 
cxpl:ration eines Poeten gebdrt, zu treiben. 80 bat er aucb tiberdieiS bey 
lesung des 27. cap. aus der Apoetel Geschichten gezeigt, dafi er nicht ungeechiekti 
die Scbrift, cwn applicatione ad intoreffe noffanun iaterios, nad der benSUugten, 
aoe j^em ort fliessenden morale, mit der jugend zu tractircn. PaS also der 
Holhang seye, falls er zu dergleifh^n snchen und stadten sieb kttnftig, als 
seinem igyv, mit behdriger application und dexteritftt venden solte, er, waa 
ibm etwan Ider jxad dar noch abgehea nag, wmhirelir ednlralen umI ebleher- 
gestalt einen tfichtigen Scbalinaaa abgebea kOnte. Welches hiemit in unterth. 
refpect berichten, anch, was er pro fpecimine ftili latini fiber die aufgegebene 
materie de vitiis et ▼irtatibas docentium in fcbolis, elaboriret, geboreamst 
beylegea woDan. 

ZweybrOeken den 99. lObr. im johanais. 
(KAZ1V4228.) 

Abegg bekain ale Rektor an Bp^oldung 120 fl., 14 M. Kora, 3 M. Gerste, 
1 M Haber, 1 M. Speltx, ein Fader Wein, 10 Kl. Hol» (b»w. dafllr 10 fl.) and 
fireie Wobnong. 

») KAZ VI 1344. 

Kramia n—wlm nwi^iim ZLTO 11 



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1 62 Owehichtl. Enhrickl. d. hnmaiiiit Mittokdralwweiw d. bayer. PMs. 



examine Ton ibnen erfordert, nicht wol konnen abnehmen, wob^^ 
billioh Enklagen babe, dafi, als icb, beschehener verordnung nach, 
sie selbst ein wenig^ prufen wollon. er Herr Conroctor darzwischen 

gefaliren, nnd mich, nicht ohne proftitution vor denen anwesenden, 
zumalon denen Rchulern. schweijjen heilien. . . . Soviel habe doch 
indetien wahrgenoninieu, dal^ Herr Conrector Hicli nicht nach dem 
captu seiner diseipuln richtet, sender meist mit ihiiun sytitaxin 
oruatuni und wa» iu die mythologie einlaufft, fcreiben muQ, du sie 
doch syntaxin reetam nooh nicht Ttnteben. Welehea aber, vie 
leicht zvL erachten, die disci pulos raelir hindert als ^rdert. 

Wa» diejonige, die in der dritteu Clala beym Herm Hennaimi 
sizen, anbclangt, so sind dieselbe sehr ubel bestanden. Da aber 
die luwaeh eoldier so gar geringen profectuam nieht bo wol den 
kindern (als womnter gleioliwolen noch einige alnd, die Inat und 
gaben amn lemen Iiaben) als ihme, Herren HermaDni selbst siun- 
Bohreiben. Beydes, die exercitia, die er ibnen an abersezen vor- 
gegeben, als der catalogus, so er beym examine ausgestellet, zeigen 
genngsamen, dafi er dem amt eines fleiBigen, trenen schulmanns 
weder ein genfigen thun kdnne, nooh anch woUe. 

Was die profectus dor discipulorum in der rierten Clafse bei 
Herrn Stephani betrifft, so sind Tiel davon so wol im lesen als 
Decliniren, conjugiren und recitiren der vocabnlonim wcit feifigcr 
gowesen, als die in tertia clafse beym Herrn Henuanni, wiowo! 
Herr Stephani noch zweymal so viel kinder hat, auch die nicht 
von einerley gattung sind. 

Sonsten kann ieh in nnterthanigkeit nit bergen, wie dali Herr 
Conrector gegon be!=ichelione gnad. Verordnung einige biiclier, bcydes 
in theologicis und latinitate, eigenes gefallcns seit der nach den 
Fcrien wieder angegangenen schularbeit abgeschaffet; sich auch 
Bonnt nicht gem etwas sagen lalien will; sondern jungst ausdruck- 
Uch gcgen mich erwehnt, den discipnin mogte ieh swar xu befeUen 
baben: was aber sie, die Praeceptores betrifffc, meine er, sei ein 
ieglicher in seiner clafse selbst Beotor. . . . Femer ist es, dafi Herr 
Hermanni Terstriobene woche rerreist, obne, daB er, wie indefien 
die information bey seinen kindern zu bestellen, im geringsten 
geineldt, sondern die sache von sich selbst angeordnet: da doch 
die billigkeit und aller orfen tibliehe gewohnlieit erfordert, da6, wo 
jeniand zu verrei^^en erlunlinil^ erhalteii. er solches dem rectorf an- 
zeige, damit man zusehen nioge, dalj in soleher Zeit niclits versaumt 
werde. . . . Sondcrlich wolte auch unterthanig bitten, gnadigst Ver- 



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B. WeltUche Schulen. 



163 



ordnimg ergehen xa kBen, wie es m balten, mnn das gesamte 
Gjnuiaaiiini die leiclieii'eondncte sa begleiten erfofdert wird: dum 
jflogrt b«y Henn Stoioben leieh Heir Conrector imd Eerr Hemuumi 
aueli nioht em wort davon geeagt and da ioh aolelies in gedult 
▼oxbeygehen laficn, und dabey nichta anden gethan zu haben ver- 
meine, ah was Herr Inspector FoUeniiu, anf main eriDnern^ an 
mich begehrt: nomlicli daS wegen des gesangs man alle schfller 
luthorischer Religion solte mitgehen lafipn, ho ich anch c^ethan. 
doch, wie Yemehmen mufien, mir bald eiuige Veraotwortung zu- 
gewachsen ware." 

Dies kleine Stimmungsbild nus den damaligen Gymnasial- 
verhiiltniaaen kann zei£?en. wie schiecht es um Schule und Lehrer 
befttellt war. E« wurde auch zunSchst nicht besser; weder Rektor 
Abegg noch scin Nachfolger J oh. Caspar Kempf, auch wieder 
nur ein studioaus theologiae, vermochteu dauernd geordnete Zu- 
8t&nde bersustellen, trotzdem aach die Scbolarohen dch viel Mfihe 
gaben vnd i. B. im Jabr 1713 das Fransdsisobe^) einfObrton, urn 
den Zeitrerbiltnissen Beobnung m tragen. 

In cinem wichtigen Punkt freilich wurde eine mhigere Ent- 
wicUnng angebabnt, als naoh dem Tode Karls XII. GustaT Samuel 
(1718^1731) die Regienuig in ZveibrQcken flbemabni. EiDHaiipt- 
bindeniis fOr das Qed^hen der Sebule war der konfeesionelle Hader 
xwiseben Refonnierten and Lirtheranem. IKeser wurde nun glftclc- 
licberweise durch den neuen Herzog, dor selbst kathollsch war, 
beigelegt. Gegenseitige Beschwerden and Yerhandlungen fiUirton 
zu einer Einigung der beiden Parteien. In dieser KonventioTi vom 
8. Juni 1720 Amrde den Anspriiohcn der Rcfdnriierten Erfiilliing 
gewahrt und das Gymnasium mir fb'n zugehorigon Ucfiillon alt* ihr 
Eigentum anerkannt ; lutherischen Kindern blieb der Besuch gestattet, 
und rait der Leitung und Uberwachung des Scliulwesens im ganzeii 
Land wurde das vom Herzog wieder erriobieie reformierte Ober- 
konnitortain betraat; die Lntberaner batten ftr ibre Angelegen- 
beiten dieser BebSrde gleiobfitlls iwei B&te angegUedert, and cam 
Unterhalt ibrer Kiicben and Scbolen im Land war ihnen aus den 
OefSUen der Refonnierten em bestimmter Betrag ftberwiesen wor- 



») Der frauziSsisf he Spraclimcister erbielt folgende Besoldung: 60 fl., 15 fl. 
HauszIiu, 6 Malt«r Kom, 2 M. Gerste, 5 Kl. Hob. Die Schiller, welche sich 
am Untameht iMteiligten, zahlten jfthrlieb Vjt fi Scbalgsld. Der hehnae war 
so tigliieh i StondMi vsrpfliehtst. 

>} B. Stoff mw. B. 71 ff. 

11* 



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164 OeicMch1LBbtwickL41iiiii»aiakMiitdMlittlw«Miitd.bft3ftf.Pfi^ 



den.^) Am Gymiiaflhim mtrden naturlich nor reformierte Lehier 
ftngestellt, und die noch verwendeteii Lnthenunw mnfiten gehen. 

>) In der KonT«iiion bdAt w dwflber: ... Alt iit man date bflf dcneite 
zu dem Ende alUiMr vammma gekommen, and B«ftitndzft«r Seitai dia &kliraiig 
dahio gescheben: 

1. Dafi, obfichon vorgedachter uuissen alle geistlicbe GQter und Gei&Uei 
ihnen dtncn Belbrmirtea, alleiiug ziisteken und gelHlluFUi, nod num deno n 
BetabUrong des Gymnaaii iUnftris und Wiederbestellang der noeh tmlMMtaten 
Kirclien und Schulen sowohl, als der iiv'hrf'ntheil.s sehr geringen Pffirr- und 
Schul • Beeoldungen uDd Qbriger nOibiger Ausgaben selbsten bochbeni^thiget, 
60 daii, wann alles der OebQbr bealellet wodan solte, adiwelirlieh aoviol flbrif 
blfliboi wilxdat daO Ihro Hochfllntl. Ihirclilaadil das (lipaliric J&hilieh ab> 

getragen v. rr lrr IcfJnte, man nichts destoweniger mit TTin l ir^offzung der 
Reforniirten Kirchen und Bcbulen InterefTe, aus beM>nderm Kgard, und zu 
jBezeiguDg Cbrist-Brfiderlicber Liebe, and in Hoffnong, d&Q man fflr die untar 
aaderen HemehailaB und Obrigkaitaii w<duMiide Beformurte Olauboit-QflntMaen 
gleiche Coufideration tragen werde, liiemit untl in Krafll dieses bewilUge, dhQ 
ihnen, denen Luthorischen hiesigen Herzogtbums, solang, bis sie anderwerts 
eineu Fundum Kuwegeu briugen kSnncn, za besserer Unterbaliung ihrer Kircben- 
oad Sebal'Dienar Ton vorgedaditaii gaii^eliaii Oflten ond GeAUeii, Ahilieb an 

Geld 1200 Gdden 

Kom 100 Malter 

Gerstea 30 Malter 

Spelta 90 Mtftar 

Habem 80 Ifalter 

Wein 5 Fnder 

Wiefiwacbs 40 Wagen 

and Strob 9000 Qabnnd 

nclist der freyen Beholtzung, jedocb ohne Gravatiou der Vorwaltung, und daA 
die Be^'fuhr darch ibre Pfarr- Kinder geeohehe, gelieffert, und solcbes nntf^r 
ibnen, der fiilligkeit nacb, auszutbeilen, von der Yerwaltung angewiesen 
w«rd«n soils ; Jedocb solleo ne, ao viol nenlich dio Pfittrer mi 8bbnl>DieBflr 
betri£Ft, daejenige, so ihnen bey vorigw Sebwediaeber Segienmg ^00 gedaebleii 
Verwaltunga-GQtbem nnd GefiUlen angewiesen wordcn, und sie dato geniessen, 
annoch diet^es und folgendes 1721. Jahr geniessen, nacb desseu Verfliessung 
aber ihnen mehr niehta ale Torgemeldtes Fizum nebst 300 Golden and 50 Malter 
Kom pro Anno 1722 gelidlint wtiden, allea flbrjft iber oalliMD, vie anob 
Ffarr und Schnl-Blaa«r, aamt allon, ao dflDen Befbrnurteii gebOfig, 

reftituirt werden. . . . 

3. Soilen auf gleiche Weise bestiindig zwey Stipendiaten , wofem so viel 
landea-Kiiider von Ouwr Bolif^on, ao sam ftndbnn tttditig, ▼otbandeo, aqgo- 
nommen, und nach bisheriger ObferranE swey Stipendia germebei werden, mit 
dem Anhang, da Qber solehe zwey Stipendiaten, dann nnd wann noch ein 
niiiges Ingenium von Landes-Kindem, ao aas eigenen Hittelen seine Studia 
aiobt Ibrlaelaen kSnte, vodiaiidea, wid gnto Hoffirang von neb geben aolte, 
man danuf Reflexion machen werde. 

5. . . . Soil ... aach das Gymnallnm sowobl, als Qbrige Kirchen und 
Schulen, dem Weatph&lischea Friedens-Schlnfi gemAfi, wiederom mit Refbr' 



alles 

ZweybrQcker 
Maafi 
und 
Bicb. 



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B. Weltliche Schulen. 



165 



Bessere Zeiten begannen fur das Oymnasium, al.i es im Jahro 
1721 golang, eiuen Maun an die Spitze dor Anstalt zu bcrufcu, der 
die nOtigMi Ffthigkeitoa zu aeiner Leitung besafi. Es war Johann 
Philipp CrollittB, ein Landeakind; er hatte eeine Eiriehiin^ imd 
Bildimg in BMel eilialten, er nadi dem Tod Minea Yaton ein 
nenes Eltemhaus gefonden hatte. Zwar war auch er nocli ein 
junger Mann von erst 28 Jahren und besaS noch herzlich wenig 
Erfahrung alaLehrer und ak Leiter einer Anstalt; aber die damaligen 
Yerhaitniase waren anders als heutzutage; wenige wahlten sich den 
Lehrberuf ala Lebonsaufgabo, Hondom hhIioti darin nur einen Durch- 
gangspostcn zu oiner Pfarrei. Darimi war ea geradezn oin Zwang, 
junge Leute mit verantwortungsvoUen Btellen zu bctraueu. Crollius 
war zwar, was Charakter und Wissen anbetrifft, aufs beste emptohlen. 
aber es war immerhin einWi^^, ihm das Rektorat einer Anstalt aii- 
saTertninen, deren Yeiliftltniese keineewegs erfrenliohe und geordnete 
waren.^) Es war ein Glflek fOr den jungen Rektor, da8 ibm ein 
Mann snr Selte sfaod, der mit seiner grSfieren Erfahrung und auoh 
bereits mit Kenotnis der Zwdbrftoker Znatfinde ihm ein steter Be- 
rater sein konnte. Das war Professor Johannis, ohne Zweifcl die 
Seele des Schuhvcscns im gansen Land bis zu seinem Tude 
(21. Febriiar 1735).^^ Wie er schon i3eit einer Reihe von Jahren 
rIs SclnilkoinniiHsiir viel gewirkt hatte, bo war er auch untor dem 
neuen Kektor unermudlich tatig fiir die Schulen den Herzogtums. 
In Berichten und Gutachteu, im Entwerfen von Lehrplanen und 



mirten 6ubj<;cti» l>et»tellet werdeu, uqJ sothaae, wie auch tibrige Bestellung 
der erfimifltsadAii Snbjeetonmt gleiehfids b«y dmen Befonnirteii beslindig 

%erl)leib€n, jedoch soli der jetzige Conrector, bia er andcrwerts couditiouiret 
werden mag, und so lange es denen Reformirten aostiadig, b«f bebaltea werdeu. 

(Weiteres a. Stotf usw. 1. S. 1171!.) 

*) S«iiie Beeoldong bestand in 150 fl., 14 Matter Koni, je 6 M. Uerste, 
Spell md Hsberi 1 Ftadw W«iii» 100 Oebnnd Stioh and 4 Wagen Holi. 

*) CroUita wnrde such wiii 8diwiegen(duL — Unmitteibsr naeh Maaam* 
Tod (er hatte gewOuscht iu aller Stille btt Macht beerdigt zu werden) richtete 
Pfarrer Hllgel ein Schreiben an die Herzogin-Regentin, aus dem hervorgeht, 
d&Q Johannis bei der Geistlichkeit nicht gut angescbriebeu war. Er habe eiu 
nnduieUiebet Lebes geAbrt, sM ein eo&tetnplor sacronnn geweien and miAA 
in die Kircbe gegangen; das nuu scbou seit 20 Jahren! Auch den Superinten- 
dr ntrn. der ihn in seiner letzten Krankheit habe be^uclien woUen, habe er 
abgewiesen. Es wftre eigeutiich am PUtz ein Ezempei zu etatuiereu, aber 
•r woUe nieht ditdtft dantnf antragen, erwarte aber sine ftntliebe Verft^ug 
wegen der BeenUgong. (3. KA2 IV 4S280 



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166 Oneliiditl. Entwi«kl. d. bmnftsiit. Millelaehqlveteitt d. bayer. Pfftb. 



Insiniktioneii, bei YieitatioiiOD, kun fiberall half er krftflig mit, dem 

Oymnasium wieder Ansehen zu verschaifen. 

Nackdem durch den Yergleich zwischen Reformiorten und 
Lutlieranern, durch Ernenming dcs nrncn Rektors und mehrcrcr 
nt'uen Lehrer die fiiifieron Verhiiltnisse dor Anstalt bcssor goordnet 
Wiiren uiul dor Hoktor Mich einigo Zeit eingelebt hatto, ging die 
8chull)i'lH)rdo dariin auch den Untcrricht ^elbst neu zu ordnen. Der 
Schulinnpektor KirciituraL Zepper wurde im Jahre 1723 in erster 
Linie damit betraut, auf Qmnd der von den eiuselnen Lehveni ein- 
geforderten Bericbte ein Gutaobten fiber die Einrichtong dee Gym- 
naaiiunB zn entatten. Yon den Berickten der Lekrer intereenert 
Tor allem der dea Bektors (s. Dokiun. Nr. 71), da er nickt nor die 
tatsachlichen Yerhaltnisse schildert, sondern auch eine Kritik daran 
kniipft und eigoiio Wiinacke anfiigt. So erfahren wir von ihm, 
daS er das GriechiHche aubgiebiger betreiben und aufier dem 
Neuen Testament audi oiri^n gricchischen Antor lesen mochte, im 
AnschlnB an wolclion Tinitationen gcnmoht werden konnton : er habe 
es zwar in geringem Umfang bisher tichun auf eigonc Faust gctan, 
wiinsche aber eine offizielle Anoidnung. Der I'nterricht im Grie- 
chischen war in jener Zeit allenthalben arg zuriickgeblieben und 
betebrSnkte sick Bekliefiliek anf die Aneignung der for den Tkeo* 
logen ndtigen Kenntntaae; ak Sekulantoren gebranckte man ak und 
zu nock Homer, aiiok Demosdienes, aber in der Hanpisacke wnrde 
daa None Teetamenl gelesen. Rein yom NlitadiekkeitMtandpnnkt 
au9 wurde die grieckische Spiaeke gelehrt nnd gdemt, xnm Yer- 
atandnis dee Nenen Testaments, l^m so anerkenneswerter ist es, 
dafi Crolliii!^ wcnigstens den schvrachen V<'rsuch machte efwa^^ mohr 
z\i bietcn. l ui U!. .Tahrli. stand es mit dem griechischen Unterricht 
wie fiberall bedcutend be»iier (». o. S. 1 04 und 114). Femer schlug 
der Rokiur eine bestimmte Verteilujig der lateinischen liektfire 
aut' die einzelnen KiuBaen vor. Ethik schien ihm zu Bchwcr fur 
dfts Alter der SckfUer. Ana diesen nnd nook anderea Yorscklagen 
geht deutlick der ESfer und gute Wille dee Rektors kerror, das 
Gymnasiimi den andem k9keren Soknien der Zeit anmpassen. Er 
kat aaek die wioktige Anregung gegeben, wieder den Grand m 
einer Bibliotkek sn legen, wie sie vordem das Hombaoker Gym- 
nasium besessen hatte. 

Auf Grund der eingelieferten Berichte wurden dann genau die 
Lehrbiicher and Lehrpensa ftir dip einzelnen Klassen festgesetzt 
(b. Dokum. Nr. 72). Dlosc none S < Imlordnung. die Zepper ab- 
faMtQj entkielt aber noch einen anderen, sehr wichtigen Teil, n&mhch 



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B. WaltitdM 8oh«leii. 



167 



eine amfiihrliche Instraktion fiber die. method is che Behandlung 
dor venobiedenen Unterrichtsfacher, besonden der sprachlichen. 
Zo diesem zweiten Teil sind mchrcre neue Kapitel und Erganzungen 
apftter von Professor Johanuis (Dokum. Nr. 73) abgefafit worden mit 
eingehender Berucksichtigutii,' <l»'r rcalistischen Fiicher, doch ist 
nicht ersichtlieh, ob auch sie oltizioll als Vorschril't orLisson worden 
siud wit} der Zejtpcrjsche Plan. Aber auch dieser schoiiit sich nicht 
eingebiirgert zu Imben; denn Crollius regte schon I72S die Abfa^sung 
eiuer ncnien Schulordnung an; es sei zwar achun zu Protessor 
Zeppen Zeiten eine flolcbe eingefUbrt worden^ aber „wegen gleich 
darauf erfolgter Yeranderung niobt in die Cbung gekommm, zu 
mablen man gemeint es sei eines and das andere daran aulausetsen". 

t^ber die Einselbeiten muS die LektOre des Planes selbst, mit 
dem sQgleieh uuch neue Leges in laieinischer und dentscber Fassung 
erlassen wnrden (Dokum. Nr. 74), informieren. 

fnter den Unterrichtsfachern war das Lat^inische wie iiber- 
nll noch in damaliger Zoit Aveitans hovnr/tig-t: noch war das Latein- 
reden ein wichtiges Ziel und der lit'ktor wurdo von der Rfgierung 
zu desscn PHege ernstlicli gemahnt; di«^ Lcktiiro der Klassiker diente 
diesem Zweck und der GedankL an iinitaticti war nialBgebend bei 
ibrer Behandlung. Jklau las iiumer nuch die bcLtnicbteller, uui darau 
Latein zu lernen; erst der Neubumanismns bracbte den nmgekehrten 
Standpunkt, dafi man Latein lemte, nm die Klassiker zn lesen. 
Die Atiawabl der Antoren nacb dem Zeppersebeo Plan entspiicht 
nmi keineswegs derjenigen, die wir beute for die befareffende Alters^ 
stufo habtti; damab wurden zum grofien Toil in den Oberkursen 
Schriftsroller gelesen, die wir den mittlcren Klassen zuweisen. FQr 
Sekunda war bestimmt: Nepos, Phadrus, Ovid; fiir Prima: Caesar, 
Briefe und Kedeu Ciceros, Ovid und Hora?. Das Griechische 
trat weit zuruck, weun auch dem Wuiische des Rektors willfahrt 
und neben dem Ncuen Tewtaniont Isocrates und eine griechinche 
Ubersetzung des Kuiropius als ofii^ielle Lekture in Prima eiugcfiiiirt 
wurden; weiter yerstieg man sich nicht. Femer wurde Hebr&isch 
gelebrt ond Franz o sis cb, letsteres jedoch nur in Privktetanden an 
fireiwillige Teibebmer (seit 1713). Sp&ter (1759) wnrde die Eenntnis 
der fransosiacben Spraehe zu einer Bedingung Hbr die Anstellung im 
Uersogtum gemacht, eine Yerordnnog, die alien Schulern bei jeder 
Promotion bekannt gemacbt werden mufite. Von der deuti^ohcn 
Spracho ist in dem ganzen Lehrplan nicht die Rede. Zwar findet 
8tob schon 1703 in einem Roricbt von Professor Johannis wegen 
Errichtung eines Paedagogiums in Zweibriickeii der Satz: dali die 



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1 6S Oetttihichti. Eutwickl. d. humanist. MitteUchulweaeoa d. bayer. Pfalx. 

Jttgend io ihrer Religion nod andem exereitiii pietatb, sljti tarn 
latini quam vernaciili woU untendeBen warden soUe", mit der 
BegrOndong, die oben 8. 159 zu lesen ist. Aber weder jetst noch in 
der folgenden Zeit worde dieser Fordening im Lehrplau enutlioli 
Rechnung getragen; es wurden keine Ubungen im Anfertigen von 
Reden gemnoht wie anderswo — aiif Beredgaiiikeit ware ja beim 
ganzen deutschen Unterricht dainHls ailein angekommen — , sondcm 
nur bei der Ubersietjjung dor ti oindon Autoren die Herstellung ainm 
guten Deutsch betont. Zwar war das Deutsche damals iiberall 
mehr und mehr Unterrichtssprache gewordon, aber als Unterriehto- 
gegenstand nochlange nicht dQidhgedrangen. Bhetorik, Logik, 
Ethik blieben am alter Zeit natllrltdi erhalten, nnd die philosophi- 
ache Bildnng der Sehfiler konnte tick bei Gel^nbeit der 5ifent- 
Uelien Deklamationon zeigen, deren Themata dcm patnotiacheil, 
popnlarphiloeopkiBdien, tbeologischen Gebiet, anch der LektOre ent- 
nommen waren od^r Bonstige aktuelle Fragen und Ereignisse zum 
Inhalt liHtten; jcdoch Ycrlangte Professor Johannis imsdrucklich, dad 
sie sich der AUcr^stufe d^r Srhuler aoachlieBeu iniissen. Die Dispo- 
sition und Ausurbeitung wurde ihnen durchgeeeiien und korrigiert. 

Dagegen tritt in den sogen. Renlien die modemere Richtung 
zutage. Der iiu« pruktischen Erwajjuiigen fakultativ eingefiihrte 
franzdsiBche Unterricht, aber demen Hethode Crollius (173U) Vor- 
aoUSge maehte (s. Doknm. Nr. 75), ist dafllr sokon ein Zeioben, 
mehr noch die oflBsiellen Ffteker der Arithmetik, Gesehiohte, 
Chronologie and Oeographie, weloke beiondeva Ton Profeator 
-Johannis in eeinen Nachtragen zu Zeppers Plan betont wnrden. 
Auch Heraldik wurde bald gelehrt. Den Religionaanter' 
richt ertcilte der Rektor in den beiden oberen Klassen selbst, 
wahrend die beiden untoien zusammen mit den Qbrigen Stadt- 
kindern die wochentlichen Kutechisationen })ei den GeiHtljr>hon ihrer 
Kont'ession besuchteu. Im Jahre 173b wurde in der \Vcise eine 
Neuerung getroffen. daS einer der geistlichen Konsistorialrate den 
reforniierten Schiileru in den beiden oberen Klasaen Religionsunter- 
riflht erteilte, aber in seiner PriTatwohnung, so dafi er mehr den 
Okarakter einer Privatstimde hatte; dagegen worde der Intherisdie 
Beligioasimterrlcht soniehst vom Hofkaplan imd splter von eiaem 
lutkerisdien Lekrer der Anstalt — es waren solohe seit 1757 wieder 
aogestellt warden^) — im Gymnasimn erteilt. 

>) Das refonnierto Oberkonnstoriam eriiob swar dagefan Widenpruch mii 

Benifung auf die Vereiobaruug vou 173), aber Herzog Christian IV. beharrte 
aof aeinem £otwhlaft, den er mit fiaoknoht auf die grofl« ZaU d«r iatheritokMi 



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B. WeltUche Schulen. 



169 



In den methodisohea Anleitungen za deneinxelnoiiFftcheni, 
besonden dem Katechismns imd den spraehfiohen FSelieni, tritt Tor 
allem der GrundaatK sntage, d»6 w mh niebt vm Eriemen det 
Biidietabens, um ein mdhsameB Hemorieren ohne Yerttand handeln 

konne und durfe, sondern tun geistiges Erfiusen, um Cbiing des 
Yerstandea. Stets wird den Lehrem eingeacharft allea sorgfaltig 
7n orklaren. Was die moderno Pfidnf^o^ik ntota betont^ Anknupfen 
an Bekanntos und Tori^loi<'hen zur Erloi lurtuni? des VerstiindniHsea 
und des Gedacbtnis»es, wird auch damals schon verlangt, wenii auch 
nicht mit der Bestimnitheit wie heutc. Die Art und Weise der 
Darbiutung de^ Stoffe^ weicht freilich voii der uiodemon ganz ab; 
der Schiller ist rezeptiT, seine Selbsttitigkeit wird weuig oder gar 
niclit in Anapraoh genommen, alles bietet der Lebier; Saobe des 
Bohfilere ist ea nor, an Beispielen, die in grofier Zabi verlangt 
irerden, die Regel an flben. YernfUiftig ist feir den Anfangsonter- 
ncht im Lateiniacben die Fordcmng, dafi vom Deuischen auszugeben 
nnd der Schfiler zuerat im Dekliniereii und Koojogieren der deut- 
Bchen Worter grundlich zu uben aei; friiher war auch auf dieser 
Anfangaatufe das Donrscho verpont, jetzt batten Bich gcsundere 
Ansehauunf^en diirchgeruiigen. Dat5 in der untersteti Klasse nur 
daa Kegelmiiliige stu bieten, die besonderen Schwierigkeiten und 
die Aiisnahmen fur die folgendc aut'zuaparon aeien, iat ein noeh 
heutc nicht iiborall durchgefuhrtor yerstandiger Gruudaatz. Naturlich 
entoprieht nicM allea mebr nnseren AnfTaaaungen und fiel Mecba- 
nisebeB ist trota aller Besserungen noeb Toibanden, nnd im Betrieb 
der Spraeben, besoaders des Lateiniacben, bercacht noob vielfoob 
der alfe Getst. 60 dient die AntorenlektQre noob auasebliefiUeb 
der Erlernung der Spracho; immor wird die Gewinnung und Ein- 
Cibnng von QrunmatUaregeln an der Hand der Lektiire betont; die 
Imitation des Autors spielt noch eine groQe Rolle: die S&tze und 
Pbrasen miissen immcr wieder schriftlich und miindlich variiert 
werden zur Gewinnun*^- grulierer Sicherheit der Sprache. Yon Saeh- 
erkJiirung ist ki ine Rede; was Tnterpretntion gcnannt wird, bezielit 
fiich nur auf Erkliirung der Redt iiearten. auf Erkennung des Sinner 
zum Zweck der Ubersetzung. Zwar iat auch einmal bemerkt, die 
,oiiia rerum" solle niebt snrflckbleiben; daher soUten siob die SobUler 
daa MerkwHrdigate aua den 'Weitaebweiiigkeiten des Diebteia ex- 
aeipieren nnd in OoUeetanea onter besti/nmte Rnbriken sammein; 
aber daiin darf man kein genaneies Bmgeben auf den Inhalt des 

flohaier nnd die Klagen flbar TemaeUlwiguag ibie* Religianraaterrieht* be- 
•ondars in den obenn Elaasen gafkftt batte. 



1 70 OMohiehtl. EniwieU. d. bunaiiut. Blittebclnilweaens d. bay«r. FAdi. 

Autors vcrmutcn; „Merkwurdigkeiten'' zu saiimieln nebcn sprach- 
lioben Redcnsarien bedentet noch keine Yertiefung iu deu InhalL 

Eine gcwisse Scliulung im Denken uud im dentHchen Ausdruck 
mag man in dcr Fui'dening erkennen, da6 die laiigcn Periodeu 
nach dcm Sinn zerlegt werdeu KoUen, damit die Ubersetzung deut- 
lich, ungczmiDgen nnd annelmiUch werde. Bieae floUte zu Hauae 
BchriftUcli angefcrtigt verden. 

NatOrlich wurde die KlaseikerlektOre auch far die t)bung in 
der Rhetliorik nutEbar gemacht dnreh Hinireis anf die KimBtniittet 
der Darstellung und Rede; das Gleiche war dcr Fall bei poetiachen 
Antoren, die als Vorbild fur eigene Vereuchc dienten, wie es seife 
langem der Fall war. Ein auch heute stcts zu betonender all- 
gemeiner Gr\indf«nfz fiir die Lcktiire wurde auch damals schon auf- 
gestcUt, niimlich durch Vorbesprechini^'eii oderVorfragen dem Schiiler 
iiber Schwierigkeiten des Textes iilTiwcj^'zuhelfen. Ea heiSt: der 
Lehrer exponiero das aut'gcgebene l'eii»um nicht schlechtordings 
den Schiilcru vor, vicl weniger begehre er von ihucn, daU sie es 
Belbtjt gleich exponicren, BOBdera er priipariere sle zur Expositkit 
durch einen kuraen Diskurs, in welchem er dasjenige, was er ak 
unbekannt und dei Exposition binderlich annebmen mOsse, auTor 
wobl erklare; aledann erfolge ezst die Exposition durch die S(^111er, 
Uier tut freilich auch wiederum alles der Lehrer selbst, w&brend 
bei uns zar Beseitigung soldier Schwierigkeiten die Schiiler mit* 
arbciten muason. So Bind neben manchen nach heutiger Methode- 
nnbrauchbnren Prin:^ipicn doch wieder einzelne gesnnde nnd auch 
hcuto noch aozuorkennendG Uedanken in den Anweisungen vor- 
handen. 

Einen gesunden Fortachritt bedeuteti, wie schon bemerkt. die 
von Prof. Johannis herriihrenden Ergiiuzuugeu der Instruktiun uach 
der Seite der ^Realien*', besondera Gteschichte und Geograpbte. 
Yor allem verwirft Johaania im Oeaohichtennterrieht die Tordem 
allgemein fLblicheVerwendnng auch der goring bemeaaenen GeaehidiiB- 
atunden surflhung in der lateiniachen Spraehe; nioht dasanf komni^ 
ea an, dafi man den Bchiilern im Oeschichtsnntenicbt grammatische 
Regeln und rhetorischo Kunstgriffe beibringe. sondem daB man 
ihnen zeige, wievielmehr Torheit als Klugheit in der Welt vorhanden 
sei und wie man aus diesor Eikenntni.s heraua zu eigener aittlichcr 
i^enserung kommen konnc. Er sah also in dor Gcschichto eine 
Lehrmeisterin furs T.obon nnd vcrlangtti ihn? eihitiche Verwertung 
unter deni Gehichtspunkt der gottlichon Vorsehung. Er war 
wohl vcrtraut mit den Fortschritten, welche man in der 2. llalfte 



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17t 



des 17. Jahrhunderts in to Auffassung und Wcrtung dor Geschichte 
gemacht hatte, und berolt sich ausdriicklich auf den grofien Forderer 
der historiscbcn Wisaenschaft seiner Zeit, auf Pufendorf. Nicbt 
minder werdcn ihm die Fordcningen dea Comenius, der dcm Ge- 
schichtMintcrrieht bpsomleiH dusWort rodetc, von Bedeutung gewosen 
sein, und er selbst hatte ja groBea Interesse fur Ueschichto, das 
8ich in seinen eigenen hiatorischen Arbeiteii bekondct nial m den 
Auregungen, die er deui jungea Rektor Crollius zu gebcbiehiliclieu 
Studien gegebea Iiat Du wareo f&r das G^ymimeiiim in Zwmt 
brfleken gunstige Umsttnde; deim wenn aaeh die Theorie in der 
AofEuiang, WertBeh&tinng und didsktiichen Forderong eines Faehes 
vorwartB gekommen war, so ^edeutet das noch diirehaus nioht aueh 
eine Umsetaing in die Praxis. Bis die nenen Ideen durcbdrangen, 
das dauerte lange Zeit, vor allem weil ea an richtig geacbulten 
und vorgebildeten Lehrern fehlte. Wo daber nicbt durch einen 
glilcklicben Ziifall an oinrr Anstalt ein gcschichtlich goblldeter und 
intcressierter Lehrer wirkro, da blieb noch lange der alte Ik'triob 
des Faches. Zweibrficken aber hatte seinen Historiker. Johannis 
verlangte beziiglich der Einteilung de« Stoffes ziierst einen kiirzen 
CberbUck uber die Uiiiveraalgeschichte; datm auf der zwoiten Stufe 
kurze Bebandlnng der alien Oeschichte and der Zeit bis Karl den 
Groflen. Hier wnrde in den Sehnlen des t6. nnd ancli nodi des 
17. Jahrh. flberliaQpt geme ein Abschnitt gemaebt; yielfocb kam 
man nicbt darQber binans; indet war nacb dem 30jftbrigen Krieg 
snr Zeit des grofien Kurfiiraten und gerade dnrcb s^e Taten nicbt 
nur der l^n f&r die Zeitgeschicbto, aondern auch fiir die Geschichte 
flberbaupt mehr geweckt worden. Au^li .lohannin will daher anf 
einer dritten Stufo die neuere Goschiclito bohandelt haben, und 
zwnr unter giinzlichor Auslassiing des Mittelaiters erat vom HJ. Jahr- 
hundert an bis zu seiner Zeit. Dom Unterricht. der auf die Prima 
beBchriinkt war, lag das fur seine Zeit gate Compendium des 
CellariuB zugrunde. 

Auob fRr den Unterricbt in Geographic, der fEbr Sekunda 
nnd Prima gemdnsam war, gab Jobannis kiine Anweisungen; or 
woUte als BSnfllbning eine kniM aUgemeine Erdkimde nnd eine 
llbersiebkliebe Betrachtong des Globus baben, worauf die besondere 
Behandlnng der eonielnen Brdteile und Lander folgte. Es war ja 
wohl, wie tlberall in danmliger Zeit, auch dieser Geographie- Unter- 
richt nichts anderes als eine Aufzahlung trockener Tatsachen naeh 
Lehrbiichern, die dazn dan Matorial in gleich trockener Weise boten. 
Doicb EinfQgung Yon alien mogliohea goacliiohUioben Tatsachen, 



f 

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1 72 Getdiiditl. Eaiwiekl. d. huataiiut. ViltelaehtilwMeiis dL iNiyer. P£Us. 

natargeschichtlichen Merkwurdigkeiten, von Dingen, die auf Handel 
und Oewerbe sich beziehen, woUte Johannis das Penfium fur die 
Scbuler schmackhafter gemacht wiasen. Atlantcn sollten fleiSig 
beniitzt w erden und, vrie wir sahen. sorgte man durch Yerwendung 
der pBtrafgelder" fur Anschaflfung dieaer Anschauungsmittel. Nach 
der Sittc dor Zeit sollten auch die Tageezeitungen zur Bereicherung 
der geograpbiaclien Kenntnisse benutzt werden, indeui man alle darin 
▼orkommenden Orte, Fiiisse, LInder new. aof der Kerto auimiclito; 
ea war ako nach der damaligen Auffiusimg tod Oeographie eine 
Behandlmig dee Stoffes direkt fllr die Pnuds dee ttgliehea Lebena* 
Gharakteriatiteh Ai die Zeit isfc die Fordemng, da0 atets nach dea 
lateiDiaehen Namen an fragen sei. Nur allm§hlich erfolgte die 
Befreiung aneh dieaer lealen Fftcher tod dem aUumfaaaenden Lateio. 

Den Wert der Arithmetik betonte Joltannb vor allem Tom 
Standpunkt dee Nttlxeiia fllr das praktiaohe Leben und aetata ofli- 
sieUe Stunden dafur etn, aber das Fenaoni, wolches er rorscbrieb, 
war daa alierbesclieideiiate and ging nur wenig fiber die vier Spesiea 

hinaus. 

Wie fiir den Unterricht zeigte Johannis aucb fur die Erziehung 
richtiges Yerstandnis; er betonte die Notwendigkeit individueller 
liehandlung, verwarf die allzurasche Prugelatrafe und jede i^hafe 
im Zoni ; vorlangte Solbstbelienscliiiag und vorbildlickes Yerlialten 
?om Lebrer. 

Es ist bedauerlich, daB diese Anweisungen iiber die Gestaltung 
des Unterrichts und die Behandlung der einzelnen Facber, wie oben 
Bchon erwahnt, sicb nicbt voUstandig eingebiirgcrt baben; woran es 
lag. ist nicbt zu ereeben; denn dor von Croliiuw angefubrte Grund, 
dafi man an den ersten Anweisungen (von Zepper) bald wieder 
Terindemngen (dureh Johannis) Torgenommen habe, kaan nioht 
stichbaltig aein. Vielleioht lag ea daran, dafi der junge Bektor 
den Ehfgeis hatte, eine Ton ilim aelbat TerfiiAte Sehnlordniing dn- 
aaftthren, wie et dean aucb auf mebrfiu»he Anragung bin aor Ab- 
fiMsnng einor solchcn veranlaBt wurde. Anzunehmen ist aber trota- 
dem, dafi im Geist der Zepper- Jobannis'schen Instruktionen am 
Gymnasium gearbcitet wurde; sic waren auch recht dazu gceignet. 
ilun wicdfT rine alte Bedeutuog als Btatte ernater and gediegener 
Arbeit zu geben. 

Dcni Rekror lag auch ganz entsprechend der Gepflogenboit an 
alien groiieren Sebulen vtel daran. die offentlirhe Aufmerksamkeit 
wieder mehr auf seine Anstalt zu leuken als es bisher der Fall war, 



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B. WelilidM Soboleo. 



173 



and Zengnis abralegen yon der allgemeinen Beaeennig im gansen 
Sohnlbetrieb. Danxm wnrden die 5ffeniUclieii PvOfungen und Pro- 
xnotionen, bei denen auch Preise Torteilt wnrden, mdglichst feiertioh 
gestaltet und die Beamten und Burger mit gedruckten Einladungen 
zur Teilnahmc aufgefordert. Die Brhiiler selbBt traten mit Rcden 
in lateinischer Sprache vor (Irh Publikuni. Die Redelust war allent- 
halben an den Schulen groB, aber von deutschen Reden, an welche 
zu denken nach ProfesHor Johannis* Wertschatzung der Mutter- 
sprache nahe liegt, iat hier keine Rede. Die Scbulkomodien ver- 
schwanden ia ZweibrAeken wie andi «m«t gana ana dem Pngiamm 
der SchalMe. Die sweimal im Jabr abgebaltenen "Rxamina oahmen 
frei]ioh viel Zeit in Anepraeh; daher wnrde aul Anteag des Rektora 
Ton 1738 an nnr melu eitunal, vor den Hnndstagaferien, examiniert, 
aber die Promotionen konnten zweimal (FrQhjahr und Herbet) Tor> 
genommen werden. Dafi bei dieeen oft nioht die notige Strenge 
gehandhabt wurde, war eine wiederholte Klage des Rektors; dem 
Wimscbo <ler Eltern wurde zu oft nachgegeben, und dieso fanden 
lei'ler mu zu hiiulig Unterstiit:^img bei den Stellen. welohe Nor/citige 
Yersetzung batten verhmdern boUen. Zwei Jahro, meinte vv, soi 
doch die allermindeste Zeit, die ein Schuler in oinci Klasse zubringea 
miisse, wenn seine Kemitnisse die hciitige lliihe erreichen t$ollen. 

Dafi im eraten Jabraehnt deft IB. JalirlL melurere Jabre lang der 
Gedaake emathaft bebandelt wurde aiia der Anatalt ein sogen. 
gymnaainm aoademionm an maehen, das eine UniTerBitftt erteisen 
soUte, ill bereitB erwSbnt warden. Es treffen naoh alledem fftr die 
Zweibrttoker Anstalt alle die Tatsachen welcbe Paulsen seiner 
Sefailderung des deutschen Gymnasiums am Anfang des 18. Jahrh. 
sngmnde legt (Gesoh. d. gel. Unterrichts I S. 584 if.). 

Ganz an8 eigenem Kopf haben ja auch die beidon Scholarchen 
ihre Lehr-lnstruktion nioht fi:eHchaffen. Wiederhoit hob Professor 
Johannis in versehiedeiitn Abliandiungen den Oothaischen Schul- 
methodus (von 1654) hervor und ferner die Schriften des Zittauer 
Rektors Gottfried Hofmann {geh. I65b) Uber didaktische Fragen; 
er spricht tod einem ansf&brlichen Berioht desselben flber den besten 
meibodos infoimandl mid erwSlmt seine *Einleitung znr lateinisdieD 
Bpraobe* nnd seinen *Wsg nir Komposition der laleintsdien Spfaebe\ 
Gewifl warden aueh noeb andere Qnelloi benfttet; es war ja damala 
uberall fiblicb, sicb ausw&rtige Schulordnungen ais Hnster sehil&en 
BU lessen und sich ihnen bald mehr bald wenigcr genan anzuscbliefien. 
Als z. B. im Jabre 1755 ein neuer Lehrplan fiir Zweibrueken ent- 
worfen werden soUte, Hefi man nch eine Scholordnnng Ton Budol* 



] 74 GMcbichtl. EntwieU. d. hamaniiit. Mttkebeholweseas d. baj«r. PJkli . 



statt^) iind Ton Altona kommen* Auf dieseWeite fanden neae 
Ideen Ihreii Weg auch in Anstalten, die mehr abseits Ton den 
Zentren padagogischer Neuerungen wie den sachsiBchen Landen 
lagen, oft aber auch durch Berufung auswirtiger Lehrer. 

Es wurdo hereits erwahnt, daB der Lcbrplan von 1723 koinmi 
ro'^hten Anklang gefunden hat. CroUius erhielt Reiner Anregung 
zutoige den Auftrag vom OberkonsiHtorium, eine neue Schulordnung 
abzufassen: sic wurde von ihm 1729 eingereicht, aber eingefuhrt 
wurde sie nicht. Er bekam sie eiiimal zur Abschrift, dann noch 
einmal zur Revision und eraeuten Abschrift zurfLck, muBte aber 
immer ^eder dilngen, daB rie begntachtet wtrde. Es liegen aueb 
mehrere Gutaditen darllber ▼or*}, noeh ans dem Jabr 1732, in 
denen Tor aUem beanatandet wurde, dafi tie m weidlnfig mi. 
Welches ihr eohliefiliebeB ScMokaal war, isfc mobt zu erseben, jeden- 
faUa bekam sie nie Gultigkeit. Leider iat auoh der Entwurf. ob- 
wohl er mehrfach abgescbrioben wurde, nicht mehr aufziifinden 
geweaen. Es ware interessant, die padagogischen und didaktischon 
Anschauungen dieses tuchtigen Schulmanncs und Gelohrten im Zu- 
sammenhang vor sich zu haben. Ersatz bieten einzelnc Gutachten, 
die er uber den Stand der Anstalt verfaBte, so eines aus dem Jahr 
1731'), in dem er vor allem Wunsche nach Verbesserungen an die 
mafigebenden Personen richtete, wie es Hcbeint ohne viel Erfolg; 
denn die gleichen gravamma warden mehrere Jabre naeheinander 
▼orgelegt, zuletst dem Heraog Christian m., der als erster ans der 
Birkenfelder Linie die Regierung in Zweibrflcken 1734 fiber- 
nabm.*) CroUina klagt darin u. a. fiber mangehide Aufrieht fiber 
das Oymnaeinm seitens des dazu bestellten Scholarchen und wfinscht 
einen eigenen Inspektor oder fur sich Arbeits-Erleiohterung, am die 
Yisitationen in den Klaasen ausgiebiger Tomehmen sn kSnnen. Hit 

') In Abschrift noch vorhanden aof der GUZ in dem Akt iiber die Visi- 
tation Ton 1755. — Bei ZwrnbrBekar Akton im StAM (K. U. 407/10) lieg«n 

ftmer folgeode Dokumeote: Einrichtung des Qymn. 111. Ernest, zu Hildburghaosen 
1714. Beritbt (iber das Uymn. Acad, zu Tlildburg'bauscr! 1717. Drucksachen 
iiber daa CuUegium Emestiuuni zu Braunschweig aus den Jahren 1750, 1752, 
1745, 1754. — Fondatioo und Ordnoiig dea fBntlicheii Oymiuwiiiiin ra Statt* 
gsrt 168G. Ob und wann me fftr ZweibrSeiter Terordnwigeii benutrt woiden 
■■ilid. hi niclit zn bestimmdii. 
KAZ IV 42-.:i 

•) Vorbanden auf der Gj-muasial-bibliotbek Zweibriicken. 

*) Idblgwdeasen wmde damab auoh das QTnDanum Trarbacb wieder 
voier ZweibrOekiache Yerwaltung gestellt. Eine Schulordnung dieMt Aastalt 
aus dem Jahr 1720 siehe KAZ VI403 (Dnick). 



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B. Weltliche Schuleu. 



175 



Itflckalcht anf die Zahl der lalherisolieii Sofalller beantragt er auch, 
4aB wieder liitlieriache Lebrer aagesleUt wflrden ; dem Wnnache wnrde 
■aaoh i>ald enteproehen. Dio Behandlimg tod Sclnilangelegenlieileii 

im OberkonBistoriam batte sobon manchmal zu Unzutraglichkeiten 
gefObit; deflbaib schlug er vor, daB der Rektor des Gymnasiums 
jederznit, wenn es eich um Sohiilsachen Imndio, vom Oberkonsisto^ 
rium um seine Meinung befragt wcrde. Die Erfullung dieses 
AV^unschcs zog sich lange hint Christian III. srarb schon 1735, und 
erst nanh AbsrhluB dor vormundschattlichen Rtigierung fiir Chri- 
Btian lY. uurde, allcrdnigs aofort im Jahr 1740, Crollius zum 
Konsistorial-Ajssessor des reforraierten Oberkonsistoriums ernannt. 

Die Endaasung dci jungen Lente auf die UniTerait&t gesohab 
Tielfi&ch oidoungswidrig, besonden aucb Ton Tdvialflcbnleii, wie 
HeiBenbeim, die gar kdn Beeht dam batten; desbalb setzte er eine 
Yerordniiiig dnrcb, dafi kein Schiller obne Examen und obne daa 
Oymnaaium in Zweibrfloken besucht su haben snr UniTersitiit ent- 
lassen werden dflrfe; wer sich darflber hinwegsetzte , verier jede 
AuBsicht auf ein Stipendium und spiltcre Anstellung im Herzogtum. 
Zur Hebung der Frequenz bat er um Vermehrun^? der Stipendien 
und regte auch die Wiedprerrichtung einen Konviktos an; es wurden 
damals 900 fi. in 16 Stipendieu jiihrlich verteilt, eine Yermehrung 
scheint aber nicht eingetreten m sein. Auf diesc Anregung ist 
€8 wohi zuriickzufiihren, dali der Archivar Aulenbach im Jahr 1736 
einen Beriobt einliefem mufite, in dem ee sich vor aUem urn die 
Entwieklnng des Siipendiatenwesens von der Ghrfindnng des Gym- 
nannms an handelt; nnter den 51 Beilagen (Abscbttften) befinden 
sieb aber aucb andere fSr die Gesebicbte der Anstalt wichtige 
Doknmente.') 

In einem Bericht an den Herzog von 1741^) schildert Crollius 
die Fortschritte, die unter seinem Rektorat das Qymnasium gemacht 
bat: „DaB 

1) Latin a in alien Clafsen hdher gegriff»ni und fleifliger getrieben 
worden, dergestalten, daR da bey meiner Ankunfft allhier Cornelius 
Nepus, als der Ilaupt- Auctor , in prima traetiret wurde, selbiger 
nun in tertia Clafse seit vieleu jahren also verhandelt wird, daS 
kciner aus solcher kommt, der nioht bemelten Auctorem, wo man 
woUe, interpretiren k6nne; vie dann ancb ratione ftyli geflifient- 
licbere Anleitong gegeben wird. Und obwoblen der Unterricht in 
4er Latinilaet, wann es gewisse TJmst&nde b&tten leiden woUen, 

>) EAZ IV S005. •) VorbandAn QBZ. 



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176 GMohidiU. Ibtwield. d. IranMoiit lIHtelMslmlweaeiis d. bajer. FMm. 

als noch bcsBcr hatte konnen gegriffen werden, so wird doch die 
Jugend, wann sie sich anderst angreiffen will, darinnen so weit 
gebracht, dafi da sie ehedem aui' die UDiversitat gckommen , ohne 
die Profefsores, so Lateinisch docirten, verstehen zu konnen (:wie 
danii deren selbst viele in meineu Academischen Jahren gekennet:) 
68 nunmehro dergleichQn keine melir gibt, sondern hingegen Tiele 
Teimittolat der Latinitaet neh. auaseritalb sehr diftinguiret, nnd 
gehoIffeD, ja sogar Tenohiedene eine stelle in der wa. Jena eirioli- 
teten Societate Latba Iron naoh ihrer Ankonffl wegen ibren gaten 
profectibus in latimtate mit vielem Lub slch zu wege gebraobt taaben. 

2) daB man nicht minder den Unterricht in Gcaecia und He- 
braiciB auf besaeren FuB gesezt, alBo daB, da vor meinem Antritt 
kein Primaner cincn Evangelisten interpretiren kontp, nnnrnehr kein 
Tertianer promoviret wird, der nicht den rontextum Uraecum der 
4 Evanf^oli^ton boyni ersten Autschlag dea Jiuchs wohl uberaezen 
und interpietiren koniio. 

3) daB da vorhero Weisens magere Logic und Itteri Com- 
pendium Ethices mit der Jagend in Ue&ien balbj&brigen penais 
Terbandelt worden, man nuuneliro deraelben weit beasere BOeher 
nm die Anittnge Sanioris Pbilofophiae sa fiusen, in die Hftncle 
gegeben. 

4) dafl man aneb in HiBtoricis und Oeograpbids bewahrtere 
Bfteber eingefiUiret nnd ee weiter daximten ab Torber geaebeben 
za bringen gesucht. 

5) daS man Matheain und Heraldicam eingefuhret, und in den 
Anfangen der ersteren die .Tngond ?n weit bringet, daB da ehedem 
keinor in der Arithmeiic etwaa veretcuiden. nunmehro die junge 
Leute nicht allcin diesolbige crlornrn, sondern auch verschiedene 
davon einen Anfang in der Algebra und m der Geometria machen. 

6) daB der ftudirenden Jugend mit grundlicherm imterriobt in 
der religion, to einea tb^ H. Oooaiatotialia Obermann den Befor- 
mirten in denen swey Obem Clafaen adion aeit eUieben Jahiea 
gibt, und andera Tbeila H. Hoff-Oapbui Petenen den aimtiiob 
Eyang. Lntberisoben zn geben angefimgen bat, an Hand gegangen 
wird. 

7) dafi anob die Jugend in der franzSeischen Spiadi, eo eben- 
&lfi ehedem nicht geschehen, unterwiesen wird. 

Si dnB f'Tidlit h mit verschaffnng pines Globi coeloftis pt tpirertris, 
der Lateinisohen Zeitung, Haltung lolenner promotioneii und Aus- 
tbeilung der praemiomm der Jugend Nuzen und der Wolilytand 
des Gymnalii gef&rdert, bo dann durch vorgemelte Anstalten die 



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B. Welilicbe bchiii«n. 



177 



in flol<>h«ii Bnf ^eseset wnnleo, da0 TenehndeDe vornehme 
jaoge Levte dieodbe am femen Landen betuehet, nnd deiMlbeii 
nMb mtlkt irMen gekominen •eyn, nnd noali konmieD, waim as 
niaht mit conveiiablaii Eogtli&iuern vor dergldohan Jqgand aUhiar 
BO hart hialto." — 

Unior den Wfintchen, weleha «r bd dieear M^anhait Tor^ 

braohte, war auch wieder der naeh einer nauan Scboloidmuig, 
welohe geeignet ware die richtige Cbereinstimmung im Unterricht 
hereuBtf^Hcn. Er empfand den Mangel einer solchen auch deshalb 
als etwas Beschamendes*. wcil von auBwarts echon mohrfach danach 
gefragt worden war. Femei hat er wm AnstellnTig von einem odor 
zwei weiteren Lehrem; vier mivn zn wenig um in den hoheren 
Dieziplinen ordentlich vorwarts zu k iiHuen. Es int. interessant, wie 
er sioh hier fttr das Fachlehrersysteiii ausapricht, und wie er fiber 
dta Aibailiil«Btang cines Lehran wlailt^): „So ist fiber das die 
Jngend saUieioli, nnd dfirfle nooh tSgHoli mahr nmebman, dar^ 
gaatahan, daft daran schon in alarie tartia bey die 30 gaseficn nnd 
ea faat nnmoglioli iBt» daB solaha alia dniah einan doeantan bahangar 
nwBcp konnen bastritten werden; Ja selbsten der ramalen in dan 
obem Clafsen eu verhandlen stahenden difdplinen sind so viel and 
eelbige so beschaifen, da6 wann ein docena 2 oder 3 davon der 
Jngend richtig beybrinjrf'n will, er vor sich zn HauB und naeh* 
geheuds bei der unterrichtung selbsten genug zu arbciten hat. 

So lehrot iiuch die Erfahrung. daB dorentps in miiltas discipHnas 
diftracti seltcn gut fhun, odor wann sie ja gut rtiun. sich vor der Zeit 
abnuzen und ihr leben verkiirzen. Endlich wiirde auch vermittclst 
mehrern I.ohrem der herrliche vortheil erhalten, da(3, wie in andern 
wohl beBtellten Schuleu geschicht, und in dem ganzen Brandenburgi- 
Beben noch ohnlangst hoehvemilnfltiger wetfie iek verordnet worden, 
nnr gavifia disciplinen Ton emem Lebrer aOein, weoigstene dnieh die 
obem Clafoan kSnten dooiret werden; in welehem Fall sioli selbiger 
anob daninf gefliBBentlieh applieiren — nnd yon jhma mit Beabt 
geftrdert weidan kdnte, dafi ar Tor die behdrige profeotas eeiner 
untergebenen Btehe. Meines Orts babe Bchon langst gewiinschot, 
daB keine andem WiBBMischaften zn verbandlen hatte, als woranff 
bin beruffen -v^orden, nemlich Eloqnentiam und Historiam; nnd 
wolte ich die dahin einschlagende Dinciplinen, als GeographinTn, 
Heraldicam und Historiain litterariam noch geme dabev ttftrtiren 
und fiber das die zu genauer Beobacbtnng und Aulrechthaltung 



MoavMiMte Q«WHiM PuAi(ilgiM XLTIX 



13 



1 78 GeschichU. Entiriekl d. buuAiikt. Uitlabeluawewnt d. bajer. Pfkls. 



dee ganm mfomiAtionBWweiift imd derDiaolpliii fast tfiglioh nStiiige 
▼uitationes der Olarsen ftber mieh nehmen.*' 

Nioht immer mochte es ihm leicht geworden sein init seinen 
Anschauiingen uber den Wert der eituEelnen DlHziplinen bei seinen 
Kollegen durchzudringen und den Untcrricht auf der Udhe zu halten. 
8(» HiiBort: srVh ein Loliror, der 10 Jahre lang in Prima Logik 
unhMTirlitrf liiifte, als er die Bitte stellte davon befrfir zu werden, 
folgendemialien; „Da nun aber die philosophisciie W indmacherey 
bey mir dureh die Gnade Gottea seit einiger Zeit ziemlich auB- 
gedunstet, und mir daher durch die Yernunftlehre zu informireu 
immer beaohwo^her, gar ohnmf^ok viid, Denelba 
Lahrar spraeh rieh ein andarmal fiber seinen Qeachiolitsiiiitarridit 
also aus: ,»Die Historie habe ioli erst seit einigen Monalaii, aaoh- 
dam kk dmreh den H. Aftefsoram Orollhmi er&bren, daB aia 
Hochldbl. Reform. OberEonsistorium solchaB Ton mir verlatiga, m 
dociren fibernommen, da sie vor diesem noch von Keinem meiner 
Anteceflbmm iemalen bey dieser Olasae ist tractiret worden. Ich 
wiinschte. dafi eine Hochlobl. Conimi''sion mich von dieser Last 
freysprcehen mogte, und das aus folgend; ii (iriinden: ErsHic!i quia 
ultra poUe nemo obligatur. loh habe die nafurlicbe (iabr umi 
inclination zur historischen Eikantnis niemalen gehabt. und deswegen 
auch koine Wisseuschaft in der Ilistorie erlangt, und cs int keine 
grosere Las^ als andere in demienigen unterriohten sollenf das man 
selber nicht Teisleht. Yors andere, weilen bey dieser Classe ofane- 
dem sohon Leetionen genug rind, nnd diejenige von meinen SohQleni, 
so sieb danen ftndils gevidmet, in denen beyden obem Classen noeb 
vior Jnhro, die Hiftorie zu leinen, Zeit haben, innerhalb weloher 
Zeit einer, der Lost mid Qaben dasa hat, noch Tieles in der Hiftorie 
profitiren kan.'' 

Sehr ungiinstig waren auch die iiuBeren Yerhaltnisse der Schule; 
das Schnlgebiiudo war in einem jiiiuinerlicheu Zustand. ,,eino zu 
ihrem Vei t'all sich neigende Hiitte", ,,mehr einer spelunca ak eiuer 
Lehr- und i.ernatutte iihnlich". Der Ilektor lioB mit Vorstelhmgen 
an die Regierung nicht uach, aber es wahrte lange, bis Abhilfe 
gc6chaffeii wnzde; erst t747 erfolgte die Verlegung in ein etw&s 
besseres Gebftade, als Stebie und ganze Hauerstfioke berabstunten 
nnd gewisse Herm ihren Sdbnen aus Furoht, es kSnnte ihnen dnich 
einen plotdichen Einfidl des alten Hauses ein Unglfick begegnen, 
deo weitercn Besuch der Schule yerboten. Ebenso war die Dienst- 
vohnung des Rekton ganz unbrauehbar. Es ware untor Bolcben 
Umst&nden nicht au rerwundem gewesen, wenn CroUius 1735 einen 



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B. WelUiche Sohulen. 



179 



an ihn ergangenen verlockenden Ruf an dan Rektorat dea Gymna- 
fliams zu Kreuznaoh angenommen h&tte; er UeB aich aber zuin 
Bldben bewegeo. Ebenso aehlug er 1760 eiiMD nooh viel ehren- 
▼olIenB Ruf als ProfeMor der GefleMehte an die UiuTenitilt Hubofg 
am utd indmete wetter eeine Erftfte der Zweibriieker AiiBialt, die 
gemde in den mm fblgenden Jalirea maiiGlie NenordnmigeD erfahr. 

Henog Christian IT. hatte stets viel TntereKse fftr eein Gym* 
nasiam ond sfarebte beetftadig danaoh sein Gedeihen zu fSrdem. 
Die auBere and innere Ordnung wurde gebessert. Der Rektor selbai 
verfaBtc im EinverBtSndnis mit samtlichen Lehrem neue leges 
(1752) und erhielt vnni Oberkomistorium die Weisung, diesnlbon zu 
verlesen und aut sttikte Befolgung zu dringen.*) Es war darin mit 
Nachdruck ein sutaamPB Betragen gefordert und dies im einzclnen 
durch Gebote und Verbote erlautert, rielfach iii gaiiz selbstverHtaud- 
lichen Dingen, die so wenig in Sehulgesetzen berOhrt zu werden 
bfanehten wie maacfaee In den heutigen DisziplinarBatBungen. Der 
Kiiehgang war ofBsiell; eehon V* Stande Tor Begimi dee Gottes- 
diei»tea vetBammelien aioh die Soblller nur Yorbereiktmg in der 
ISehnle mid wurden naehber fiber die Predigt examiniert Beson- 
dere Kustoden snr Anfrediteilialtong der Ordnung in und auBer 
der Schule waren vorgesehen; sie eollten jedesmal zu Beginn dee 
Unterrichts alle melden, die hioIi irgendwie gcgen dio Satzungen 
verfehit batten. Dieses unschnne Dcnunzieren der eigenen Mit- 
«chuler war damals nocb all* ntluilben Sitte. 

Zur Handhabung der Zm dt bediente man sioh aueh dm Mittels 
der Strafgelder, uber deren Zweckmaiiigkeit jedoch bei der vor- 
geuetzten Behdrde Zweifel auftauchten. Der Rektor begriindete 
4^ Einfllhniog damit| dafi er aagte, man habe das malmn mains, 
daa Sohlagen, welehee den Dosenten ISatig nnd den Sdifllem emp- 
findlich falle, dnroh ein rahma ersetBen wollen; femer wollte man 
lOttel zor Beiohnmig der FleiBigen nnd Anfinuntenmg der Trigen 
bekommen, sowie xa Ansehaffimgen fiir die Schule. Er wandte 
die Geldstrafe an, wenn einer am spit kam, ohne Anzeige und 
Erlanbnia wegblieb, sein Exerzitium nicht rxir rechten Zeit abgab, 
wpnn einer darin mehr als 5 Pehler hatte (fur je mufite er einen 
Kreuzer zablen), sich uicht vorboreitet hatte, und schlieBlich wenn 
einer deutsch statt luteiniach redote. Anschaulich auBerte sieh in 
dieser Sacbo -.wivh Profof^or Exter, fiber Zweck, Verhangung und 
Verwenduiig der Strafgelder in seiner Klassc'-^): 

Erhalten in einem Akt aaf der Gymnanal-Bibliotliek Zweibr^Lckea. 
•) GBZ Akt von 1755. 

12* 



,r 



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ISO Get>cbichtl. Eniwivki. d. humauist. Mitielschulwesens d. bayer. Pfalz. 



> ^1) Der Zweek davon iet, urn nfeine wIiAler m dam Latoinlaoh 
nden ma ao viel mehr ftosntretbeii, sodMin weh nm die nofli- 
weodige atOle imter dem doeiren bey denen mm aohwitieB und 

mnthwiUen geneigten zu erhalten. 

2) Damit wird abor also verfahren. Wcr Teutsch nprioht, 
odcr unfer wilhrendor lection ohnc noth schwatzt, odor muthwillen 
treibt, wird auff einon Zetfel, woranff" ;?ll»'r nnhmen stehen, niit 
einer note iiotirt, uiid muti dieseu Zettei so lang bey sich bohrtltcn, 
bii) er iiin bey einem andern ubertretter Am geaetzes anbriiigen 
kau, wQlcber auif gleicbe weise gestraHt wird. Wer den Zettei 
iiber nacht bebalt, bekomrat 2 dieser noten. Da aiioh ieder schfiler 
die conigirto Mtereiiia von neuem in ein adireibbvoh einsobreiben 
nroft, BO werden die feUer, die ietoo never dingen ans mangel 
gebOriger attentioii oder wegen vnterlasflenem ILberlesen begaagen 
werden naoli proportion der Tielheit der feUer nit dexgL nelen 
bestraift, iogleiehen ancb dae anelavffen ane der eehd dadueh in 
'sehranken gehalten. Yier solchcr notcn macben einen creutzer. 

3) Wocbentlich oder auch alie 14 Tag geschicbt die Aus- 
zahlung. Daa strnffijold wird in gegenwart aller schulor iodesmahl 
in eine irdene Sparbiichs gethan, und bemaoh Ton mir aelbtt ver* 
wahrt. 

4) Zu end einea jeden balben Jahra wird die Biichs in prae- 
fenz aller scbiller geoffnet, das geld gezeblt, und mit iedesniabliger 
ansnahme eines kleinen qoanti, so ieh nm naoh nnd naeh einen 
sehttl ailantem vor die anne ichfiler an aequiriren, vat BewilUgmig 
der iatereiTenten, sn erkanlimg einisler landcharten anwende, in 
gleiehe iheile nntor rie alle auegedietlt 

5) Auff Torstehende Weise babe innerbalb 3 Jehren vfirekliek 
23 Land Cbarten naoh nnd nach zusammengebracht." 

Die bier nnter 2) erw&hnten Zettei haben wir bereits als sig- 
num latinitatifi et morum oder asinus kcnnen gelemt. Noch 
bis in die neuere Zeit hat Hirh da nnd dnrf die'^er alte r?ranch 
erhalten, zwar nicht molir das si<:nujii iatinitatis, aber das signum 
morum. Am Gymnasiuiu la Jiavreuth z. B. gab ea noch in den 
80erJahren des 19. Jabrh. ein seiches 'signum*, in das in wochent- 
liehem Weehsel der *8ignifer^ die unaufmerksamen, unfleifiigen new. 
SeUUer dntragen mnfite, deren DeUkte dami snaammengei&hlt nnd 
bei FealMfnrag der Fleift- mid Betragenanete fllr das Zengnie jvt- 
arbeitet warden. Jelik iet dieeer Braneli woU flberall venehwanden. 

Zu einer guten Ordnmig gehdrt aber nicbtnar ein entaprechendee 
Terhalten der Sohfiler; aach die Lehrer mfteaen wjaaen, in welober 



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WeltUfthe Bckoleii. 



Weiie mui die BrfllUnDg ihrer Au%ab6n ron ihnen erwartet. Da- 
her Bfth OroUiiu darauf, daB sie genaue InBtniktioBeii bekAmen, 
iobaid sie ihr Ami antraten. Ein Beispiel daftr aind die Yerpflichtunga- 
artikel fur den 1753 zum Konrektor ernannten bisherigen Lelirer 
der Schule in Meitienhehn Exter (Dokum. Nr. Tfil und den Oeorg 
Christian (■roiliue, der im s^leichon Jahr(> zum KoUaboratov neines 
Vaters ornannt wurde, v nl dieaer una Kucksicht fiir soine (iesund- 
heit iiicht uiehr alle Stumieu in Prima rrebon kniintp. Unt«r den 
Pflichten, welche den neuen Lehrern uuferlogt wanlen, verdient 
beaouderc Beachtung die Weisung, sioh stets sclbBt weiter 2u bilden 
und die eigenen Stndien sum Kntxes der Behule akki m Tenaeli- 
Iftssigen. Diea seugt von dem wiasenaeliaftUelien Binn des BektocB 
und aeinem YerstAodniB dafilr, da8 nur ein selbst mtt der Wiaaen- 
Mliaft in enger BerOhrung stebender Lehrer imtfande lit, junge 
Leute in wissensebaftlicheB Benken nnd Arbeiten licbtig einzof&bren. 
CroUius selbst hat sioli ja einen gnten Namon gemacht durcb seine 
historischen Arbeiten, an denen er wobl Ton seinem Sohwi^gervater 
Johannis die erste Anregung erhielt. 

Dicfior wissenschaftlirlif Geist. dor untcr ihm seiiien Eiiizug 
in das Lebrerkollegium gciiaiten hatte, vererbte sich fort: audi der 
jiingere Crolliua und vor allom die Profesgoren Exter jun. und 
Embser pfiegten ihn in horvurragendeiii MaSe; es braucht nur an 
die beriihrntenBipontinei Klassikerausgaben erinnert zu werden, 
weldie ibnen Ihre Entotobni^ vefdankten. 

Indes entspracb dae Oymnasium docb nicbt den WfinBchen des 
Heraogs; er wollte mehr ans ilim machen und es offenbar in eine 
Art biirgerlicber Ritterakademie umwanddn, in dem Sinn, daB den 
modemen Bedflrfnissen des praktischen Lebens mehr Rechnung 
getragen und jedem SehtUcr das geboten wurde, was ssiir Yorberei- 
tnng auf seinen kiinftigen Beruf am zweckmai^igsten war; bisher 
wurden alle gloichmaflig behandelt, mochte einer studieren oder ins 
praktin^Ho Leben treten. Jctzt war iiberhaupt die Zcit gekomnien, 
wo nach dera Vorbild der Fmnokeschen Anstalton in Ilalle. infolge 
der Eroffnnng der ersten ivealBchule und unter dem Einfluii des 
begiiiiieiiden Neuhumanismus, sich alleuthalben das Beddrfnis nach 
Reformen in den Schulen einstellte. Eb ist bezeiohnend ftr daa 
btereBse, das Henog Chriatian lY. seinen Seholen entgegenbrachte, 
4a6 er si^ (1754) direkt an einenlCann wendefte, der damals eine ftlb- 
rende BoOe im Sehnlweeen ianehatte, an J.]C.0etner in Qftttingon. 
Br lieft dieaen Begtinder dee Keuhumanismoa nm den Minir^ eineB 
MttlplaseB snx Umgeslaltnttgi oeinelr Anatelt bitten; ana der Ant- 



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1 82 GMoUehtL EntwicU. d. humawt Mittobchal w o ro a d. bajw. Flkla. 



wort Oe«nerH >:eht hervor. dal^ dcr Herzog eine Art Ritterakademie 
wiinBchte, und Gesner machte, allerdings ohne die Zweibriicker Yer- 
haltnisBC zu kenncn, Yorschl&ge, wie nach eeiner 40j&hrigen Er- 
fahrung p'mp S«^hulo am besten eingcrichtnt wiirflo, die jungen Leuten 
auB verschiedenem Stand und mif verscbiedenen Zielen Bildung and 
Erziphuug gewahreu soli {a. Dukum. Nr. 77). Demnach sollten nicht 
alio Sohiiler so unterrichtet worden, wic wenn sie alle studieren 
wollteu; die lateinische Sprache soUte ibr Ubergewicht verlieren 
und vemfknftiger gelehrt warden; dafilr stiegen praktiBdie Fidi<Hr 
mehr im Wort. Drderiei Khwsen von Sehftlem waren in berfldc- 
fliohtigen: diejenigen welohe rieh einem praktiMhen Bemf jniwenden 
wolHen, die kilnftigen Offisiere und Hoflente nnd echlieOfiob die 
kfinftigen Gelehrten. 

In dcr erst en allgemeinen Klaasc, einer Einlieitsschole mit 
dOrdnungen zu je xwei JahreekurBen, werden die Kinder von 
6.— 12. Oder 7.-13. oder 8. — 14. Lebensjabr in den Elementar^ 
f&ehern unteiriehtet: Mntterspraebe, Briefeohreifaen, Becbnen, 
etwae Oeometrie, Munk und Zeicbnen, BQrgerkunde, Natnrkunde 
und Kunstbetracktung, Keligionsunterricbt vor aUem ak Tugendldire. 
Aufierdem soUte auf dieser Unterstufe in Private tun den, deren 
es tagUch zwei soin kunnen, Latein, die Anfangsgrunde der Geo- 
graphie und Oei^rhii hte. Fran^osisch , Zeiebnon, Instrnmentalmusik 
und Tanzen gelehrt werden. Die Beschriinkung' des T.ateins auf 
Privatuiiterricht betrachtete Gesner als einen besonderen Yorteil, 
weil dadurch diejenigen. welche Latein nie im Lcben biuuehen, 
damit sicb nicht abqualeu muiitcn, nnd nur wirklich fabigc Kopfe 
diese Sprache lemten. So batten rich die Anschauungen geandert. 
Oesner Terapiacfa aioh dnreh diese Auslese von Lateinlemenden 
auch eine hdhere Bewertung der Sprache gegenHber der gegen- 
wftrtigen Yeraebtnng, nnd meinte, man kSnne rait einer gnten 
Metbode in taglicb einer Stonde mehr annicbten ale nach dee 
bisherigen Art in t2 Jahren in tfiglidi 3—4 Stunden. Das iat eine 
Bobarfe YemrteUong der bisfaerigen geistloeen Drilhnethode. 

Kadb 6jlhrigem Beaneh der enten Kinase aoUien diejenigen 
aoatreten, weloiie ein fliaadwerk, eine Knnit oder die Kanftnann- 
■ohaft ab Bemf aieb erwihlen, die ilbisgen in die aweite Xlaioe 
YORlleken, urn im Alter Ton 14—16 Jahren aich daselbst zwei J^ire 
laag unterrichten zu laseen. Gegenstande sollten sein t . die Matter- 
sprache and Franzdrisch, worin besondere Gewandtheit durch Hin* 
imd Herflbersetien, dnreh Abfitasnng von En&hlnngen, Briefen und 



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B. WtltikiM SehnltB. 



183 



allerhand Aafsatzen angestrebt wnrde; von Konversation ist nicht 
die Rede. 2. Lateinisch, ^doch hier mehv nach rlpi- so|r Routine 
und dem Gebrauoh aelbwt, als nmhHHine i'>lernung der < n ;irrunatic: 
es "wird uiehr auf das Verinogen gesehen, alleb was latomiacii ge- 
fH'hrieben ist und sonderlidi in den iieueren Lehrbiichem vorkommt 
%u veretehen, als zicrlick zu ^chreiben''. 3. Oeographie, Geschichie 
nebst Chronologie, Heraldik, Nummnatik. 4. l^lihemalik nebat 
ZeiobneD. 5. Nator- and Koostiehre. In die Privatstanden aind 
TWwieBen die Exemtien, lateiniaehe Grammatik nnd die AnfSnge 
des GrieduioheD, beidea als Yorftbong fOr den dritton Knn. 

Nun eobeiden wieder diejenigen aus, welche Kriegs* oder Hof- 
^enst amnhmen wollen, und der Rest bildet den dritten Kurs, 
naoh denen zweijahriger Dauer der Ubertritt an die Universitat 
erfolgen sollte. Anf dioscr Strife treibt man ^dio lateinisohe Bprache 
nunmehr bis zur granimntikalischcii und rhetorischen Richtigkeit, 
liest tagiich eine Stiind cursorie die beaten Schriftateller, darunter 
Cicero und Caesar die vornohmsten". Eine andore Stiinde dient 
der eigentlichen Erklarung und der Lektiirc sclioner Stcilen aus 
Yergil und Uoraz, auch prosaiachen und poetisohen t^bersetznngen 
und eigenen Auaarbeitnngen. Das GriechiBobe aoU in dieeem Eon 
fftr alle, Theologen, Joziaten, Hedisiner, offiaieU gemacbt werden, 
niobt nm seiner aelbat inllen, aondern wegen aeiner NAtdiehkeit 
fKn prakliaobe Leben dea Benifo. Femer gehSrt in den Lebrplan 
Wiedcrholung und l^eiterung der mathematiechen und geschicht- 
iichen Kcnntnisse sowohl duroh Yortr&ge dee Lebrers als dnroh 
eigene Lektiire der Schiller, und aufier dem Religionsuntorricht eine 
kurze Einlpitnrtp^ in dio Philosophie. Anfierdem soli don Schulern 
in Privat8tund«'n durth eincn Theologen. Juristen und Mediziner 
Gelegenheit j?p^ebon werden, in propadeutischer Weisc einen all- 
gemeinen Embliek in die drei Fakultaten zu bekommeii und eine 
genauere Einfiihrung in die von dem einzelnen erwahlte. Es war 
aJao Ton Geaner gedacbt neben beatimmien Fftobein obligaten TTnier- 
xiehta die Wablfitober moglichat sa erweitem, nm so der IndiH* 
dnalitiU der Sdifller mebr Bedumng an tragen, ein Beatreben, das 
anoh bentzntage am hnmaniatiaehen GTmnarimn wieder he r y or t ritt , 
nachdem die Fordemng einer Anadebnang der mebr praktisohen 
Fieber immer lauter wird. 

So dacbte sich Gesner die Neuordnung der Zweibrucker buma- 
nistischen Anstftlt in realisHHchem Sinn, und gab dazii noch mancherlei 
RatHthla<^-r: uber die Methode des Unterrichts und iiber die Zucht im 
aligemeineo. Es war entschieden ein praktischer Yoruchlag, den 



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] 64 Qeseluchtl. Entwieki. d. hmaaaiat. MittelachnlwaaenB d. bajer. FfalZi 



Unterricht ho abzuslufen, daB der liiteikurn »tQt& die gemeuiiiame 
Grundlage bilden konnte audi fur diejeuigen, welche weiter strebten, 
ohne dafi jene, die ein onderes Ziel als daa UniTerait&tBstudiam 
▼erfolgten, mit f&r aie iinnfltien Fiohera rich abplagen miafiten. 

Auoh auB dioaem Plan nnd den aiigeftigten theoretiaohen 
tmohtongen ergibt aich Qeenen ehaiakteriitiMher Standpnnkt in 
der Gesohichte der Padagegik. Seine SteUnng nun Untemoht in 
den klassischen 8l»Tachon ist weit verschieden von der ^nn^t iihlichen; 
nieht dder Grammatikdrill, niobt eine Ausbeutong der Srhnftatelier 
zu grammatiachen Zwecken, wobei in ^statarigolier" Ijektiire un- 
endliche Zeit ein Autor zorpfluf-kt wurde, nieht die gelauiige Hand- 
habung der Sprachc im muaJlichen und echrifrlichen Gebrauch, 
nieht eine Imitatio um jedcu Tixia waren fiir ihn melu- d'w leiton- 
den Gesichtspunkte, sondern Eindringcn in das Verstandius der 
Schriftsteller und Nuubaruiachung ibres geistigen Gchaltes zur Bii- 
dnng dee Tentnadee und 'Willens; dnher seine Fofdening der kw^ 
eorieelien Lektiire, woninter er die nioht mit grammatikaliBoken 
Cbnngen rerbondene, also raaolier cu erledigende und in den Inhalt 
eindringende fiehandlung der Autoren yeratelit. w&iiiend wir heut- 
zntage die Begriffe ^statarisch" und ^kursoriech" etwas anders zu 
fimen gewohnt sind ; nachdem Ton einer Ausschlachtung der Klaasiker 
zu grammatikalischen Ubungen iiberhaupt nieht mehr die Rede 
sein kann, wird ^statariseh" gebraucht von dor mit eingehendor 
Iiiti rj retation verbundenen. ^kursorisch" von der rascheren Lektiire. 
Keben dieser anderen Hpwerhmg des klassischen Unterrichts, zu 
deren naheren Begrundung Gesner in unsereni Plan auf andere 
eigene Schriften verweist, wie auf seine Braunschweigischi^ Schul- 
ordnung (1737), auf die Einleitung zur lateiniedien Giammatik Ton 
Oellarine nnd an seiner LiTiue-Anagabe (1735) u. a., tritt audi eine 
Btirkere Betonnng anderer Unierrichtrflidier autage. Der Mutter- 
apiaohe aoU ein fester Plats im Lehrplan gegeben werden, Praa> 
zosisch erfahrt eine intensivere Beruoksichtigung, ebenso Matkematik, 
Naturkunde, Gesehiokte und Geographie. Diese Erweiterung und 
Yertiefung der Lehrgegenstinde neben den klassisohen Sprachen 
ist ein Zugestandnis Gesners an dipiVni?(' RichtiinG: der damaligen 
Zeit, welche den realistischen Fat lu rn mehr Geltunc; vi^rschaffon 
wollte, imd die neue Wertung und Behandlung des klassischen 
Unterrichtd bedeutet eiuen Aufachwung des hunianistischen Prinzip»: 
an beidem hat Gesner nieht nur theoretiach, sondem anch prak^sch 
beaonders in der Ueranbildung junger Lehrer ia aeinem Gottinger 
Beminar stets feslgehalten. 



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185 



FQr ZweibriickeB Mod diese Ideen zunSchst leider nicht von 
praktiBcher Berleutung geworden. Der Gesnerwche Plan kam nicht 
«ur Einfuhiuug; ea tindet sich in den Akten nirgtinds eine Andeuhing 
iibcr Heine weitere Behaudlung. Wahrscheinlioh — und das ist 
gauz bogreiflich — ist die dadurch notwendigo Umwakung im 
Bohnlwesen der Aufsichtebchurde zu gioti erschienon. Es batten 
auch alle Trivialschulen anders eingerichtet werden musaen, nicht 
nnr daf OynnMaiiimi wefl dieMi ja von den andeni einen Tail 
miner SehOler bezog. Eine solohe gnindsitdiohe Neuerong aber 
li&tte eine grofie Stflrung veruraaeht ond, lunftcliat wenigetene, die 
Schnle nicht gef!(idevt, wie der Henog doch wllnaolite. 80 blieb 
der Plan unausgefiilhrt nicht nur in eeiner ttufieren Fonn, Bondem 
«neh seinem Oeiste naob. Aber die Sozge am die Anatalt gab der 
Henog nioht aaf. 

Ira Jahre 1755 ornnnnte er cine bcnondore Tvnnnniiision zur 
Visitation des GyinnnHnmiM. hestehend ans d( in Kt'gierungsrat Bar h- 
mann und den KonHiHtorialiisHessoren Hettinger nnd Kiesewetter, 
welche 1756 einen ausfiilirlithen liericlit iiber die Zustandc an der 
Schule vorlegten vDokum. Nr. 79^, auf Grund dessen Hie dann vom 
Fflcston den Befehl eridelten ein nenee Reglement ra entwerfen, 
welches auoh im Jahre 1757 genehmigt und eingefflhrt warde 
(e. Dokam. Nr. 80). Ea war jedoch nicht ab etwae BefinttiTee ge- 
dadit, aomdem wtr „bis snr Promnlgiarung einer TolLiandigen Sehnl- 
ordnung*'. Das Gymnasimn stand bisher enter der Aofsicht des 
reformierten Oberkonsistoriums und war nur mit reformierton Lehrein 
beeetst, obwohl die Zahl der luthoriaehen SchCller ebenso groB war wie 
die der reformierten (im Jahre I 75'^ waren unter lOOSehiilern 51 luthe- 
risch. 50 reformiert nnd S katholinch/ : os gab dnhor ^^tct-s Khtgen der 
Lntlieraner iiber konfessioneile Einseitisrkoit uiul iienachteilio^nn^ ibrer 
JS< hiUer. Um diesen ein Ende zu niachen und inebr Ordnung und 
Einlieit in das Schulwe«en m bringen, setzte der lierzog eine neue 
Sohulbehorde ein ; die zu einmaliger Visitation emannte Kommission, 
die ana MitgUedeni der b^den pioteetanftiieheii Konfeamoaen beetand^ 
wtude onter dem Namen Tflratliohe SehullcoinmiasioB* in eine 
danemde Instiitation nn^iewandelt nnd ihr aneh der R^lor d«r 
Anetalt sngeteilt Dadnich war erstena erreieht, dafl die beiden 
Sonfoasionen an der Schulaufsicht teilnahmen, nnd aweitens, da6 die 
t^rwaohung der Schule der kirchliclien Inateni, die sie bisher 
ausschlie&lich auafibte, entzogen war, weil anch weltliohe Rate 
der Regierung in die Kommission gewahlt wurden Thr oblag 
auoh die Prdfung der aozuBteliendeD Lehrer. Es blieb dem Ober- 



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Ig6 Gte«chiebtL£iitwickLd.hiiiDAnut.Mittd«cbiUweaai«4 



kyiiHistorinm alleidiagb noch das Aufeichterocht iiber die Trivial- 
Bchuleii in den Landstadten; doch wurde ibm auch dieses im Jahre 
1788 genommen vnd angMolitet aHoii WidetqinidieB d«r Seknl- 
komnuadon flbertngen. 

Dei enrfihnto Ynitatioiisbericlit Ton 1756 iat selir eingehflad 
and gibt ein anaduuiliolies Bild ▼<m dem d«iiialigeii Zwtand d«r 
Aastalt. Er enthalt Qnalifikationen der aftmilidbeii Lehrer mid 
Urteile fiber den Stand der einzelnen Ktessen, zngleieh mit Ein- 
flechtung von VerbeeaeronggYorschl&gen, wobei u. a. auch die An- 
etellung Intherisoher Lehrer bcantragt wiirdc, die audi 1757 erfolgte. 
Die Willkiir bei den Promotionen, bei welchen weniger auf die 
Kenntnisse der Schiiler ak auf den Stand und den Wunsch der 
Eltern Bedacht genommen werde, wurde streng getadelt und al» 
Hinderui» fur da» Qedeiheii der Anstalt hervorgehoben. Auch die 
langen Ferien sohftdigten den Unterricht und verlangten eine Neu- 
regehing. 

Sedaan werden die einselnen UnterriobtBlftoher beaproehen. 
In dem Urteil fiber die Behandlnng des Lateinisohen ist niehto 
za merken Ten den GnmdiftlBen, auf die Geener in aeinem Gnt- 
achten hingewieeen hat. Ea wird im Gegenteil geklagt fiber die 
maagelhafte Cbnng im Lateinsprechen und die ungenugende Imi- 
tation, uber nngeachickte Auswahl der Autoren*) und h&ufigen 
Wecbsol in d( r Ijoktiire, durch den die Schiiler nur gpstort vrurden 
in der Erlcrnung eine^^ bestimmten SH!^'^. Ein Fehler sei aucb^ 
dafi auH dem Griechischen und HebraiHchen nicht ins Latei- 
nische. sondem ins Deuteche iibersetzt werde. Von dem Geist des 
erwacheadeu Neuhumanismus war wohl der Hektor in seinem Unter- 
liekt bereits ergriffen, aber bei den Yiritatoren war daTon noeh 
niohta saspiiron; dagegen istaawkenaendlienrofBaheben, dafi es dem 
Bektor gelongen ist, die grieoliieohe LekMie nooh mehr zn enreitem 
ale er frfther angeelrebi batte, wae aber Ten den YiaiiatoieD aneb 
bcmangelt wurde. Dafi der Geaehiehte miter dem Rektor OroUhia 
besondwe Soig&lt gewidmet wurde, hi oirdeuchtend, aber den 
Yisitatoren erschien ea zu viel: niokt in Tertia, sondem erst in 
Soknnda solle damit bogonnen werden; besondere Lehrbucher fur 
Kirclien- und LiteraturgeHehichto 7\\ haben, sei flberfluBsig. Meta- 
physik, Mathematik, Kosmographie. Hphiirologie soUten geatriobeay 
hoehstens in Privatlektionen behandeU werden. 

') 1755 wurden in Prima geleseii: I-at,: Cicero, Pnlln^t, Tacitus Germ., 
ilonu. Oriech.: Homer Ilias, Anacreoo, Epicteti £nchindioD, Cebetis Tabula^ 
Ledani Timon. 



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B. Wdtliehe Behvlen. 



187 



Dftrauf handeln die yiufaitOTeii tod der DissipUn, die sie tls 
•ehr Bchlccht befunden haben; es war offenbar eine etwM zn 

humane Behandlung der Schuler eingetreten, indem man den Stock 
recht wonig anwandte und Ubertretiingen lieber mit Strafgfildern 
(8. o.) ahndotf. D:ih niaehto wenig Eindruck auf die Jungeii. Aber 
aiich an deni persdnlicheii VerhalU^n der Lehrer mufi vieleH bedenk- 
lich gewoHen sein. Wenii sie vs fertig brachten in Scldatroek, 
Kappeii, Pautoffeln oder mit dem Hut auf dcm Kopf zu dozieren, so 
geht dae trotz der Qematlichkeit der guten alten Zeit doch zu weit 
Weim aur Bessenmg der Disnplio aneh angeraten wnrde, dafi nor 
in Quarta die Sohfller nit ^Da'', in Tertia and Seknnda aber mit 
yylhr", ID Prima mit y^Er** aogeredet werden roUen, so ist dabei 
wenigvtens der Gedanke das Ehrgcfuhl zu wecken und an edhonen 
anzuerkennen. Die Strafgelder fandon nicht die Zustimmung der 
. Visitatoren ; es konote diese Einrichtung auch tats&chlifih eine Yer« 
fijhning fiir dio Kinder worden, Ordd zu oiitwenden. um die Strafe 
zu eriopon. Kin Strat- und Belohnung«miuel war auch die Lokation 
in (lei Klasse, die aber durch allzu hSufige und auch unzweckniiiSigo 
An>\ < ri lling ihre Wirkung eingebfillt hattc; daher sollte lieber der 
Rektur \>fi seinen monatliclien ViHitationen den Schiilera auf Grand 
einer Probearbeit und ihrer sonstigen Kenntnisse die Flatze an- 
weisen. 

Im einseben muft die Lektfire dee Beriehtea aelbst daa BSid 
vom ZnBtand der Anatalt venrollstlndigen. FOr notwendig bielten 
die Yiaitatoren eine ansfQhrliche Schulordnang, eine inspeotio 
perpetua (Schulkommiesion), eine solenniB Tisitatio allc Halb- 
jahre. Sohliefilioh regten sie die Begolierang der Gebalter^), ein 

*) DieM betragen fBr di« einidiien Ldirer 17^5 na«h der Auft^ehamig 
in einem Aki QBZ (Unk* die Unurecbnnng der Natnnlien in Qeld, d. i. 
Childea, Batien, Krenzer): 

1. BeHoUlung lin^ Eektors CroUiiu. 



200 - 


. — ^ Geld 200 fl. 


100- 


, , Konn 20 




27 - 


n — % Gerst 6 




14 - 


, — , Spels 6 


lOtr. 


18 — 


, — , Dinckel 6 




8- 


6 ^ y Haber S 




66 - 


, — , Wein 18 ohrae 


42 - 


, — . Hpu 8 Frohnfarten 


19 - 


7 — » Gmmet 4 Frobnf. 


18 — 


, - , Stroh — 800 Oeb. 


30- 


, — , Eoh — 30 Kl. 


4 ' 


„ — a ver einmt SpieBbanch 4 fl. 



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188 Oeaeluelia. Entwiekl. d hamankt. Hi«lfllflehiil««eei» d. hajvt. PMt. 



neaes GymDasialgebaude. die Errichtung eines Konvlkts und Rdge- 
luog der Stipendien, die £infuhruDg der italienischen Sprache mA 

kSrperlicher t)bun|^en nn. Die 1757 genohniigte Schulordnung 
nimmt nuf alle die gerii^ftMi Mifistandc lliicicsicht und inacht die 
meisteD AuregUDgeii m \ orschriften; eine Fortentwicklung in der 
Metbode dea Unterrichtsbetriebs bedeutet Hie nicht, war aber jeden- 



8 — 8 — „ , 8 Stack eckerig Schwein 3 fl. y bz. 
4 18 — » FiMh 86« 
6 — • — » Bin Garten 

— . — , B^yeWohnimg 

625 - 12 -8 
ohue die emolumetita. 
1 fl. von jedem Knaben (die annen ond mittollosen aoigenommen) der 
in dae Qymtiafliun eintrittet u. von nur ein^Ahfot wird, 

8. Besoldting det Konrekton Exter. 



m - 


^ — , CM ! 101 fl. 


88- 


, — „ Koru 13 




87 - 


, — , gerst 6 


MUr. 


U — 


p — » Spelt « 


8 — 


6 — • Haber 5 




66 - 


, — „ Wein 1 Fuder 3 ohm 


42 — 


, — , Ueu 6 Wagen 


19 - 


7^8 Onuuiiet 8 Wagen 


18 — 


. ^ . Stroh 200GebaBd 


4 — 


. — . SpieOhirsch 


4 - 


12 — . Fisch 36 ii> 


80 — 


• — a Hole ElaAer 


509 - 


9-8 





ohne Hauszins u. emolumenta. Schulgeld oichts. Andere emolamenta 
nichts aufier den herkomml. QeBchenken der wohlhabenderen flohOler an 
Kei\}ahr, 1. Mai a. au Martini. 

3. Besoldunp: des Praec. J. Chr. Kubo: 
146 — „ — , Geld 14*> d. 
40 — • — • Kom 8 latr. 
9 - , - , Genit 2 . 
4 — 10 - , S,>eU/ 2 . 
8 — 5 — , Hal)er 2 , 
6 - . » , Hole 6 KL 
88 — » — « Wein 7 Ohme 
14 — , — , Heu 2 Wag'-n 

120 — , — . An Schulgeld, we^en der dffenU. Stunden, von jedem 
8difller» die anae aiugeaonunea, Jlhrliod 8 fl. Wegen 
2 dee gewOlinL Privat-Stonde aaoh 8 fl« 

S78 - . - , 
ohne die Geechenke. 



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£. Weliliche Schulen. 



189 



falls gceignet Einlitiiliehkeit vnd Ordniing hemwtenen. Sie enihftlt 
anch die EiniotasiDg der stftndigeii Sehulkommission. Besfi^^lielfc 
des SohnlgeldM wnrde bestinimt, dafl in den oberen Kbueen 

keines bezahlt werde und audi die iiblichen drehnaligen Oeadienke 
an die Lehrer (Neajahr, 1. Mai, Martini) abgeBchafft werden; dagegen 

eollten die Schiller der beiden anteren Klassen mit Ansnahme der 
Armon jahrlich 2 fl. nntrichteii; fiir Privatstundoii wiirdo jahrlich 
1 fl. bezahlt und dor Rrktor ilnrfto von jcrlom ointretonden Schiiler 
1 fl. Einschreibgebiihr erliebeu. Das Bcbuigtild fiol dem betr. 
Lehrer zu. 

Vollftandia-e Ferien gab en nicht. auch nicht m den kirchlichen 
Festzciteu, dugegen wurde vom 20. Juli bis 20. August der tagliohe 
Unterricht a«f 2 Btmiden eingeschr&nkt; nor die awwirtigen Sdifiler 
konnten in dieeer Zeit 14 Tagc lang naeh Hanse. Bxamina waren 
jSlirlieh aweimal, sa Oitoni nnd HMhaelia, dagegen Yenetaang ma 
an IGchaelit; die frfihere t^nng, anck an Oflteni an Teneiaeny 
hatto ttob nieht bew&hrL In den diei obenm Klaaaen gab ea je 
zwei Gruppen Ton Sch&Iem (Dekurien), in der unteraten deren drei* 
Qiieelusch wnrde neben Latein aohon in Quarta begonnen, in Tertia 
kamen Arithmetik und Geographie dazu, in Sekunda Hebnlisch, 
Rhetorik. noKchichte nnd womoglich Romische Altertiimer. Bemer- 
kenswen ist ilir Ho«tiinnmng, dati den Schiilcm der Sekunda, welche 
nicht Theologen werden wollen, freigestellt sein boUo, an Btelie 
von Griechisch und Ilebraisch andere Facher sich zu wahlen; also 
auch die in der Gegenwart angestrebte freiere Qestaltung des Unter- 
richte in den obwen Klaaaen iat aehm aiamal dageweean. Cber 
die Anawabl der an leaenden Autoren ist keine Beatimmung getroffen. 

Im Jahr 1758 wnrde die Sdinle aneh in ein anderes beaaerea 
Oebiwde verlegt. 

In nbnliclier Weise aetit neb die Beaoldu^g des Praec. Braun (III) *a- 

sammen zu 355 fl. 

an G«ld m fl. 

lOMtr. Korn 50 

6 „ Dinkel 12 

3 . Speltz 7 
10 Ohm Weia 90 

2Wageu Heu 14 
(5 Kl. Hok 6 
Scboigeld u. accide ntieD 40 

365 fl. 

Der fran»6«i8che Lehrer hatt€ 171 fl. (60 fl. an Geld), der Schreib- 
naMer 100 fl. a. IS Mltr Dinktl. 



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1 00 OMobiditL EtttwiokL d. hniMoiii. Kittelaclialireaeitt d. bayer. Pfeb. 



Wtt den Titel der Lehrar belriffi, so sohied die KommiMon 

genau zwisohen den 'profeftvoree* gymnaBii (CroIIitiB, Exter und 
CroIIiuB jun.) und den 'praeceptorei inferiores* (Braun und Kuhn). 
Ureprdnglich hieBen jedenfallB alle 'praeceptores' und an den TriTial- 
8f*hylpn behielten sie auch atcts diosen Titel l)ei. Profesaoron \m 
ci2:ontliciien Sinn und offiziell ho bctitrlt wnron urspriingiich nur 
diojeiiigen, welche lectiones publicas hielien, uber nach und nach 
hatte 68 sich eingeburgert, alle Lehror an den oberen Klasaen dea 
Gymnasiums Profossoren zu nennen zum L ntorachied vou deu Lehrem 
an den TriTialscholen; bisweilen wurde der Titel auch Teriiehen 
ftr beeondere Fieher: piofeaaor eloqneDtiae, prof, matiieeeoe et 
logieea. 1728 midite der Ebnrektor Holti un^Yerleihung naeli ftr 
die Fiohw, in d^eii er seinen beweren Bchflleni PriTattektionen 
geben wollte; dies kSnnte mit dem Frofeaeor-IHtol mit mebr 
Autoritat und Nniieii geeefaehen. IKe TCIfelehfer hieBen 'coUa^ 
boratore8\ 

Znr genauen Informienmg der Examinatoren ttber die Schuler 
wurden bei jedem Examen beBondere Listen angofertigt die, wenn 
sie ganz ausfiihrlich waren. folgende Rubriken euthielten: Nomina. 
Religio. Aetas. Patria. Patris conditio. Tempus commoratiouis. 
Mores. Ingeniuni. Menioi-ia. ludicium. Facultates patrif*. Genus studio- 
rum. Dabei wurde zur Charakterisierung mit klaren und kraftvollen 
Ansdrfioken nioht gespart, z. B. finden dich in einerldste Ton 1755 
bei 48 SehlUem der Qoarla in der Rabrik *nioreB' folgende Pfft- 
dikate: probati, boni, timidi, nwtiei, perdiii, improbi, temperati et 
moderali, ntodesti, lepidi, moron, incolti, optiini, pndiei, fiHsiles, 
▼arii, cormpti, htunani, niaii, feri, petnkntes, aerii, &tni; fllr In- 
ge ninm: aeerrimnm, tardum, bonnm, bonnm scd sine indnstria, 
inTerecunduni, exoeOens, stupidnm, mediocre, porditissimam, sinpi- 
dissimum; fur memoria: tenacissima, labilis, bona, fallax^ medio- 
cris, tenax, hn^n: fiir indicium: subtile, medioere, bonum. nullum, 
acre. "Diese Uualifikationen zeigen. daB es nxch die Tjo}ir<>r wohl 
angelogen sein lieSen, die Individualitat ihrer Schuler kenuen zu 
lemen. 

Nachdem der Rektor Crollius mit Kucksicht auf Alter und 
Oentndheil; echon seit einiger Zeit Ton einem Toil seiner Btunden 
in Prima befiratt war nnd an aeinem Sohne einen Eollaborator 
bekommen batte, mirde er 1757 auf Antrag der Konunisaion Tom 
Unterrioht gans befreit nnd batte nur nodi die Bektoratageaehfiflto 
8U iDbren, wahrcnd seine Stimden an den Konrektor Exter und 
aeinen Sohn Tertoilt wurden. Mit dem letateren gab es melirfisoh 



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B. WeitUche SchulAo. 



191 



Unamieliiiiliohkeiteii; er war ein jugendlioher Heifiaporn und oahm 
dch den Kollegen and Vorgesotsten gegenilber oft nemlkdi ^iel 
heffEua^); doeh hat er moh mit den Jahren gebeiaert, bo dafi die 
Begiening 10 Jahre apftter, ale der Yaier CroUioa 1767 im Alter 
▼on 74 Jahren geatorben war, nieht iSgerto, dem Sohn daa Rektorat 
aoMiTertrauen.*) 

Der ftltere Crollius hat in langjahriger Leitung die Anstalt, 
die er in wenig erfreuliohem Zustand iibernommen hatte, wieder 
zv. nnbestreitbarer Bliite p^ebrftchf Er hat seinen TiPbensberuf in 
seiner Tatii^keit uIr Schulinariti ^^oHelien und durin uieht nnr nine 
UbergangHzeit zum geistiichen Amt erblickt, wie en damals meist 
der Fall war. Dadurch kara Stetigkeit in die Leitung der Anstalt, 
und da er eine entschiedene padagogiselie Begabuug und wiHsen- 
eehalUidien EKnn hatte, waren die Bedingungen fBr eine Emeneruug 
dee SohnUebena dnroh ihn gegeben. Unteretntit nnd beraten von 
bedentffiiden Ifftnnwm, wie eeinem Sehwiegerrater Johannis, und 
$Mt ▼erstftndniBToU gefSidert dnroh aeinen Landeeherm, MfSUte er 
aeine aohwierige Anfgabe sum Begen der Jngend. Zwar iat nioht 

>) S. Finger Alte.s und Nouea S.82f. 
*) Seine Besoldong betnig: 

An Geld 190 fL 

addition 9 — 

Hausrins 35 — 

Gartenains 8 — 

Hokgeld f. aOKUtr 110 — 

franc a&U 9 

Ji. f&r die aufgehobenea 

Accidentien 30 

S> SIO fl. 

All Korn 20 Mltr 

Gent 6 

8pek 6 

Haber 5 

Diukel 6 

Wein 1 Fud. 8 Ohm. 

An Beu ewigen 

Grummet 8 ^ 

Sirohe 200 Gebund 
Ji. ftt eiiMn Spie&HiiMh 4 i. 
Jt. Fiaeh ... 86 4b, nemlich */« Karpfen 

und ' '5 Hecht. 

Jt. werdeu ifame vier 6tuck Ecker-Schwein frejr gelaasen, 

Oder vergtlthet u 12 fl. pro Sttlck. 

Sin Garten — freie Wohttnng im Gyamaahmi. 



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192 OwebielitL fintwick]. 4. buinaiiiit. MittolielMilwewin d. bayer. Tblx. 



imtter alles 80 gegangon, vie er es gewfinscht h&tte; die Yerhilfr* 

nisse sind ofl; stilrker geweaen als der gute Wille des einzelnen, 
aber doch kann mit vollem Recht die Zweibriicker Anstalt in ihm 

einen ihrer groBten Kektorcn sehen, dessen Treiie und Hingebimg, 
dessen {'i\r das Gute und Brauchbare in der Eiitwicklung der piiclM- 
gogisclien Ansichauungen seiner Zeit offener Sinji dem Qymuasiiuii 
2U neuer Bliite verhalf. 

Unter der Amtsfuhrung des Gg. Christ. Crolliiis (1767—1790) 
fanden einige nicht unvvesentliche Andeningen im Unterrichtsbotriob 
statt. Die Schulkommission hielt eine voUstandige Erneucrutig des 
ReglemeDte von 17S7 fQr notweii4ig — ea war ja ohnehia dut al» 
proviBorisoha SohulofdmiDg gedaobt — und bekam ^oit der Begie- 
rang die Anwefsong, die tademogsbedarftigen Pnnlcte susanimen' 
mtellen; aber OrolKae, der epeiiell wieder diener An^abe- 
betraut wwde, onterlieB es; noch 1772 war nicbiB gesehehen. Daftir 
legte er 1774 oinon Lehr- und Stundeiiplan vor. auB dem der Be- 
trieb fur diese Zeit su entnehmen ist (s. Dokum. Nr. 83 ). Neu iat 
darin, daB in Prima nnd Sekunda beaonderer theorotischer und 
praktisehf'r Uiitcrricht in der Geometrie erteilt wurde. 1770 war 
ein 'BauiiiM[>ektor >ind (k'ographus' oder 'Geometer' in furstliche 
Dienste anfgcnonnnen und niit der unentgeltlichen Unterrichtsertei- 
lung im Gymnasium beautnugt vvorden. Bald trat insofem eine 
Anderung ein, als der an^mgUch nur alle 14 Tage stattfindende 
prakti»ehe Unterridit im Feldmeaaen vermehrl wnrde and der 
Qeometer (Br seine Fnnktion am Gymnaeimn den Tit»l 'profeasor 
maiheaeos* mit dem Rang gleicb naeb dem Relctor erbielt; er batte 
mm inagesamt 6 Stmiden wOobentiioh praktiaohen Unt^rioht in 
Geometrie und Trigonometrie zu erteilen, wahrend Rektor GrolUne 
die Theorie dozierte (s. Dokum. Nr. 82). Auf die praktische Ubung 
im Anlegen von Planen legte die Regiernng daroals grofien Wert; 
«chon vor der Anstellung eines cigenen Geometers (1770) hatte sie 
an die Schulkommission die Yerfiigung erlassen, daB kiinftig „an die 
lateinischen und deutschen Schulen keine andere Subjecta, als 
wclche die Geometrie wohl veratehen, genommen und diese 
von selbigen fleifiig docirt werden aolle". Proben von solchen 
SebjUenrnfoabmen aind noob Tiele vorbanden.^) Wftbrend ee aicb 
luer nm ein UnteniobiafiMh bandeHe, legte eine andere Ter- 
fBgnng von 1768 Gewicht anf eine Titigkeit der Lebier, die 
keineawega mit der Scbnle in Zneammenbang atebt; aie lantot: 

*) KAZ VII aoof. 



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B. Weltliche Schaleo. 



193 



„Kachdeme Sereniesimi Nostri Hochfurstliche Durchlaucht zu Er- 
mmiteniiig der SeideBsnoht gn&digst retolvivet haben, d&fi die 
Sabnl-Cttididateo, welehe aleh Ton den Hanlbeer-PIantagen and 
dem Seidenbau eine gate Wissenachaft erwerben, Tor andem zu 
Sohuldionsten befftrdert werden eollen: Ala wivd di^ Hoebftntlidie 
gn&digste Intention dem Ober-Consistorio zu seiner Nachricht nnd 
Achtiing und besonders weiternBekanntmachung hiemit gehdrig erdf- 
iiet." Da« hat wohl vor Rlletn Bczug auf die Yolksschullchrer und die 
Priizepturen an den TrivialHchuien. Auch dainals wurden also die 
T^elirer zur Forderung derartiger Zweige der Landwirtaohaft an- 
gefaalten. 

CruUius i>ali behr auf die Filege praktitR'her Fgcher; wie er die 
Geometrie emfthrte, ao vollte er auch der Phyaik Platz in der 
Anaialt Tenobaffen; *imiia pbyaicae tarn expenmenialia quam dog- 
maticae* aeien ndtig* Er regie an, die nStigen loatrumente ansa- 
eobaffen itnd ein Cabinet d'histoire natnrette nnd Phynijne ezpeii- 
mentale anzolegen. Ala es aich 1789 am Anatellnng einea nenen 
Hathematikers handelte, empfahl er einen Kandidaten, der Pbydk 
unterrichten konnte; er hatte ihn selbst gepruft und, wie er sagte^ 
gerade in den Materien, die jetzt bosonders in Mode aeien: Elektri- 
zittitimd (lie flan (hardischenLuftballons und Parachutes (Fallschimo), 
gnte Keniuiii.^hf gcfunden. Sein Vorschlag hatte auch Erfolg.^) Seine 
Ansicht iilxT die oiiizelnen Lehrfacher und ilire Yerbindung mit- 
einander alti GrutiUlage einer hohtigen Bildung, ist aus folgenden 
Worten eraichtlich, die er in einem fiericht von 1789 achrieb: 

. . Ein Gymnaaium, welebes Jiinglinge dem Staat endeben 
-aoU, aoll nicht nnr Literatur oder Spradikenntnifi zum Zweck baben, 
die iedocb obne pbilofopbiaebe Einaiebten und Abenden GeacbmalL 
dea acbflnen Dur pedantiaeb getrieben werden kan, aondem auch die 
K5pfe zum Denken bilden nnd mit Eenntnissen aus der Welt be- 
reichem, das hei&t es mufi Wissenschaft und Ges^hichtskenntniB in 
die .Tugend gepflanzt werden. WiBsensclmft ist Philofophie nnd 
Mathematic. Die Logik lehrt zwnr die Keglen wisHonschaftlich zu 
denken, die sie auf Metaphysiuchc KenntnisHc und bosonders Pfy- 
chologie begrunden niuB. Der Stoff, worauf sic angewandt wird, ist 
Mathematik und Pbysik, wozu die eratere nur den Scliliiasel dar- 
reicht, wenns nicht bloae Natur Hiatorie nnd Ged&chtnifi 8achen 

') Diese Vorliebe far Physik und Natarwissenschaften geht wohl auf den 
Hmog Karl U. zurQck, der die schon 1768 gegrOndete ^physikaUsch-Okono- 
miaehe Qaaellaebaft* eifirigst fltrderto und idbafc dn aehOiMa Natmaliankabiiiet 
hemA. (S. Holitor, Geaehiehto ainar dcoMan FOnteutadt 8. 608f.> 
ItomiBte G«nMidM FiMii|agl«R XLVD 13 



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104 Qeschichtl. EntwicKi. d. huornDLal. Mittelschulwetieus d. bayer. Ffaix. 



iretden boU. Bin wahter fikbnl Lehrer, der JOngUnge sur iri mrti - 
achafUifihen EenntDiB bilden aoU, araft wegen dem gmianaii Band 
der Wiaseuoliafteii, weotgatena eine Sncyklo][»fidi8cke KeanHuA dAr- 
aelben haben, nad dabey in einem Ge&obe solehcr golehrten 
Kenntnisaen besonders zu Hause seya, €8 seye nun Philofophi^ 
der Mathematik oder Oesohiohtot die €f mit lafeerator verbiodao 
IDll8< . . « • 

Er selbst war atif liistorischem Gebiot als Forecher tStig wie 
sein Vater und forderte auch die wiHsensohaftliclien Rhidien nnderer. 
Schon nrwRhnt wnrde, daB unter ihm und mit seiner Mitwirkung 
Fr. Chr. Extor und Toll. Val. Embser die Hemiisgabe der edinone* 
Bipontinae ia Angriti nahnien. Zu dieser tnid aller gelehrten Ar- 
beiten Forderung Borgte er fOr Ergdnsiuig der vorhandenen Biblio- 
ihak and bewogr dea Heiaog aara Ankaaf der BQeher aeSaes Tator» 
mid attr BewiUigang mnet jfthrUcheo, freHioh reeht beaeheideDeii 
Suinme (30 fl.) aua dea geiaHichen GefUlea car AaBohaffang tob 
Bftcheni. 

Der wiflseasehaftlicbe Eilbr der Lebrer mag wohl der Bohnle 

eelbst nicht inimor nutzbringend gewesen sein ; ea \drd den Klagea, 
dafi die Bchularbeit danmter leide, nicht alle Berechtigung abni> 
apreehen sein, aber im grofien und ganzen hatte die Schule doch 
Tortcil davon; insbesondcro wurde aaob die AufimerkBamkeit des 
i^Aualandes" auf dieselbe gelenkt 

Der franzoflisehe Unterrifbt, anf den srhnn infoltji' der ll^s^e 
des Landea nahe der (JrcMi/.e \icl Wert gelegt wurde. iTtulir dadurch 
eine Forderuno-. dali dafiir ein Lehrer im llauptamt am Gymnaaium 
angpstelU uiid die Stundenzahl vennehrt wurde. Bisiier war der 
Schulmeibter und Kantor der franzoaischen Kolonie in Zweibriickcn 
fbr einige Standen wockentlicb engagiert, Ton nun an (1776) wurde 
ein cigener 'praeceptor* am GymnaBium angestellt und nacfa Yor^ 
Bohlag deB Rekton warden Ton ihm in Prima 2, in Sekanda 3, in 
Tertia 5 and in Quarta 4 Stunden (dabei 2 Btnnden in Terlia und 
Quarta gemeinsam) wuchentlich gebalton. Da die franzSsiBche 
Kolonie in Bchlechter fiuanzieller Lage war und Widerspruch gegen 
diese ICcuerung erhob, einigte man sich dahin, daB dem Prazeptor 
gostattet wurde, nnch an der franzosiHclien Schule Unterricht zu 
erteilen.^) jedoch fund definitiv die Trennung des franzosisehon 

Iiektorats von der Scbulmeiaterateile der franzuaii^cben Kolonie atatt 

>) 8ein Q«haU betrng 199 Gulden (inkL da in Q«ld mng«feefan«lea 
Katiinl»Ni} nad c 75 4. Sehulgeld. 



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B. WeiUiche Schalen. 



195 



uad dtt .iiea angestellte Lehrer am G^muaaium, Pfai-rer Piccard, 
^rhielt den Titol einea Profeaaor gTmnmii. 

Diese Botonune: praktischer Piicber, Geomotno, Physik, sowie 
der Geschichte und t'ranzosischen 8prache, mrht ausschlieRHch 
auf personliche Liebhaberei dos Rektors ziu-iickzuJuhren. Wir diirt. n 
•dariu gewili eiii Zeichen der ganzon Zeitstromung und eine "Wirkung 
des phiUuitiiropifltiBolien Unterriohts erkennen, der gerade damals 
in der Fikli so vlel Anfaehen nuutlite, aeitdem im Jabve 1T77 daa 
Phaanthropin in Hetdeaheim bei OrOnatedt von Br. K. IV. Bahzdt 
in ao marktaehreieiiBoher Weiae erSflhet wnr. Wenn aneh die HerT" 
lichkeit dieaer Anatalt aehr lasch entaohwnnden war, ao Iiatle ale 
doch zu manchen Neuerungen den andern Pfalzcr Scbiilen, die nicht 
zudickbleiben wollten, Anlafi gegeben, Auffallon muB nur, dafi in 
Zweibrttckcn von ITnterricht in deutscher Spracho and Literatur 
kcine Rede ist. Fand auch damals dif>??ps Fach wirklich noch 
keinc Ptiege odcr ists nur Zufall, d&fi in den Akten nichte daron 
zu stehen scheint? 

Trotz aller Yerbessemngen und des wissenfichaftlichen Eifers 
der Lehrer sdieint doch nicht allgemeino Zufriedcnheit mit der 
Schulc geherrscht zu haben. wenigstens war das Intcrosae am Schul- 
leben kein sehr reges; denn Crollius beantragte aogar dcii Wogfall 
der Promotionsfeierlichkeiten und begrundete dies also: Das Pubii- 
kum werde fiber eine ausgestelltc Promotion nicht uiizufrieden 
sein. Denn gewifilich nicht mit Zufriedenheit, abcr doch zuver- 
laaaig Temehme er, dafi aelbeft aoldie Hezm und Znhdrer, denen 
ale nieht hfttten mififUlig aein mogen^ ea ala eine Beachweide an< 
aeiien nnd lange Weile finden, ibren Sebulllbimgen, oder um ea 
gerade heiananiaagen, ibren pedantiaeben Beden nnd Handlungen 
nil drei Sinnden nnd darfibcr bcizuwohnen. Man rede allc halbe 
Jahr nur wcnig and mit Abwecbalung der Personen, glaube auch 
zu den Reden bisher Stoff genommen zu haben, der nicht aufier 
dem Kreis ihrer Einsichton. des Amts und der Schule liege. Aber 
froillcdi konne man das Auditorium nicht in ein Ri douten- oder 
ivomudiensaal oder Spielstubc, wo man langeie Zeit sich verweilen 
konne, weil ein jeder eine egoistischc Person dabei zu spielen 
mcine, verwandeln und man musse sich also in das gewohnliche 
Scbickaal ergcben, dafi der Eckel an Humanit&tawiflseDaohaft und 
einer aolcben Eleinigkeit ala die Emebnng der Jngend iat, liber die 
Sobnllebrer an Terbftngen pflege. Die Lebrer haben doeb aneh 
anfier ibren Bemftarbeiten ahidia, durcb die aie aieh dea Sohadena 

18* 



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1 96 Geacbiebtl. EniwieU. d. bvinuist. Hitfolichiilweuiw d. bajer. F&b. 



erholen mSgsn, der ihnen aus maneher G«nngach&ianiiig m en^ 
fltehen echeme. 

Ob di«se deprimierte Stimmung fiber die Werisoh&tsiuig der 
Studien und dor Lohrer nur voriibergchend war odor wirklich eiil0 
ernstc Qnmdlage batte, liiBt sich nicht bestimmen. Soweit es auf 

den Herzog ankam, geschah jcdenfalls allcs, um die Schule in gutom 
Stand y.u halten. Er forderte vom Rpktor viortel- odor doeh halb- 
jiihriu: Bcri' lit fiber Zabl. Ffihigkcit und Hofragen der Schiiler; iiber 
ihre Belahigung zuin Jie.^ueh der rnivorsitiit, aowie 'womogHch fiber 
ihr UniversitHtsRtwdium selbat; er Norlaiigte fcmer, dal3 bei der 
Promotion ohne Anseheu der Person vorgegangen und aus Menschen* 
furcht oder Gefalligkeit keiner, er moge sein, wer er wolle, be- 
gunstigt werde. 

Das Gymnasiuiii hatte dem trefflicbenFOivteii viel sa Terdonken. 
HitYollem Beckt wgte CrolHus von ihm, als er 1775 etarb: pereimia 
eimt benefieia, quae ex Ghristiaiii IV. Tirtutibue cum in rem publi* 
cam omaem) turn in illnstre hoe fyceum rednndant 

Unter eeinem Naolifolger Karl II. wnrde der Bektor 1776 sum 
Mil^lied der Schulkommiesion emannt, was fOr dlese eine grofie 
Erleichterung der Qeschaftsfuhnmg bedeutete; bei alien ilni perBdn- 
lich angehondon Angclcgcmheitcn hatte er natilrlich den Sitzungen 

fernzubloiben. Seino Tiitigkpit erlift einc Unterbrechung, als er 
im Jahre 1777 in einer Streitsache zwischcn Tvoirierung und Obcr- 
konsiHtorium die Vertretung des letzteren beini Keichskammergcricht 
zu Wotzlar ubemahm und daffir seines Amtea enthoben wurde.^) 
Nach einem Jahr (1778) wurde er /war wiedcT mit dem Rektorat 
betraut, aber nicht sofort auch mit dem Amt eines Konsistorial- 
AeeeeeoTs nod IfHgliede der SohnlkommiwioB. 

Eine Visitation des Jabres 17S0 brachte allerlei MiBst&nde zu- 
tage, besonden in den Klassen der Professoren Exter nnd Embeer 
(Tertia nnd Qnarta), so daft h&nfigere Extraviaiiationen doroh den 
Bektor und ein Mitglied der Sehnlkommisnon angeordnet inirden* 
Eine Folge davon iet es wahrscheinlicb geweson, dafi die beiden 
genannten Professoren — der Titel war ihnen verlieh^ worden — 
im Jahre 1781 den Fiirsten um ihrc Entlassung baten, um ungcstort 
ihron wigsenschaftlichen Avl^pifcn nich widmen zn konnon. Nach 
ihror Angabo hattcn sir es durch ihro Autoronansgaben bereits er- 
reicht, dali nur fur Dnicker, Handworker und Kaufleute jalurlich 

') tJher diesen Hanilel siehe die ausnihrliche Daniellang tod Battmano 
ia den WestpfUziseben GeMbichttblftUem 1897 Nr. S IT. und 1896 Kr. 1 ff. 



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B. WeltUcbe Schuieu. 



197 



«ine Summe Ton 10 000 fl. in der Stadt in XTmlaiif war. Ein weitere 
FSrderung dee Unternehmene eei nnr mOglich, wenn sie sieli ihm 
aoBaohliefilioli widmen kSnnten. Ihre Bitte wotde genebmigt, jedooh 
fltarb Embaer mhon 1783. Dar Rektor erhielt 1788 vngleioh mit 

seiner Ernennung snxn Hofrat im Hinblick: auf eeinc historiachen 
Studien Erleichterung in seinem Anit; er hatte neben der Fuhrung 
der Rektoratsgeschafte nur PhiloBophie, Mathematik iind Geschichte 
zu unterrichten und sollte die iibri<?o Zcit iviif Kcino gcschichtlichen 
Arbeiton v<»nvonden. Seine ytundt'ii ubornuliTu oin Kolle^e gogcu 
eino Zulanf(> von 150 fl., und diesem trat eiu KoUaborator Tuit 25U fl. 
Gehalr an <iie Scitc. Die Besoldung war eine »ehr geringe, und 
darin sah Crollius noeh in seinen letzten Berichten an die Regierung 
ein Hanptfaindenus filr das Oedeihen der Anatalt; deim tflehtige 
HSnner wandten aioh Hberbaupt nicbt mefar dem Ijebraml so, weil 
aie ab Pfarrer besser damn waren, oder sie Terliefien bald wieder 
die Schule, wenn ibnen ein beweres Einkommen, eel ob durch 
wis^scnschaftliche Arl)oiten wie bei Exter nndEmbser, eei ee durch 
eine Pfarrei erreichbar war. Es war sehr sohwer, geeignete Krafte 
zu finden, und als GrolIiuB 1789 einen neuen KoUaborator filr die 
Prima notig hattc, war der einzige im ganzen Land, den er fiir ge- 
eignet hielt, dieso Stolle zu iibernchincn und eventuell sein Nach- 
folt^cr im Rektuiat zu werden, der Ffaner J. G. Ftiber, der sich 
aucii wirklich gcwianen UeB. Er wurde zum Piofessor und Ober- 
konsistorialassessor eruannt mit einem Gehalt von 304 ti. uad deu 
flblichen Natoralien. 

Nach CrolUus' Tod (1790) wurde ihm auch das Rektorat Uber- 
tragen das er in der ftr das ganae Land und damit aneb f&r das 
Qymnaaium traurigen Zeit der FransoBenbemcfaaft rflbmenswert 
filhrte, wenn er andi peradnlicb neb Bofort dem neuen Begiment 
fBgte, was ihm Yom patriiotisohen Standpunkt aus Terdacht worden 
ist; fiir die Scbule bat er jedenfalb geton, was den Zeitrerliftltaissen 
nadi mdglich war* 

Die Stadtschulen. 

Bevor wir diese Zeit betracbten, wollen wir noch einen kurzen 
Blick aof die ^Stadtschulen" unter den beiden letzten Rektoren 
werfen. Die Einsicht, daB auf den dortigen Leietungen das Ge- 
deihen des Gymnasiums berobe, ist in der ganzen vorhergehenden 

1) Sun Oebalt betnig 985 iL» 40 Mltr. Koni» 12 H. 6exste» 18 H. Spela, 
10 K. Haber, t2 H. Dinkel und flOO Oeband Slrob. 



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1 98 OcMliicliU. EntwieU. d. hmMoaA. WMMkvUwtMM d. tej«r. FfUi. 



Zeit klar nun AoBdniok gekommen; immer wilder wmde die Not- 
wendigkeit eioes einheitiiclieii Untemohtsbetriebs betont und Id 

gemeinsamen LehrfdiiMii m enielen gesucht, aber ee war Bohwer 
dnrohzudringen; immer wieder machte die Eigenm&chtigkeit der 
Lebrer dem guten Willen der Schvillcitang Schwierigkeiten. 

Wie ProfHHHor Johannis nahm sich audi J. Ph. CroUiue in 
wohlverstandenem eigenen Intei-ebs© dieser Stadtochulen an. Auf 
Heine YeraiiJa»iiUiig mui^ten sie vor jedem Examen dem cinzu- 
gchickenden Schfllerverzeichnis aucli eine t^ersicht fiber iluri absol- 
vierte Lebrpensum beilegen, so dafi eine bessere Kontrolle ermog- 
Bdit wurde. IMe Yorlage geachah an die Torgeeetite BehQrde, daa 
Oberkoiinstoriiim, weldte die Beriohte lar BegvtMhtimg sn den 
Bektor weiteigab. 

OroUiiis kntte alien Qmnd su einer genauen Kontrolle, wenn 
er oeinen GnindBatz durchsetien woUte, daB nur gtit vorbereitole 
Bchfller die Universitat bezieben sollten. In Meisenheim war es 
nfimlicb vorgekommen, daB Absolventen der Stadtechule anf die 
Univpr^»itat gingen, wozu sie dei* dortis^p Konrektor Kiibenkam in 
Frivatatunden vorbcreitot hatte, wie ser iiborhaupt das Besfreben 
zeigte, aua seiner Schule ein GYniiiasiurn /u niachen. Ei dozierte 
aneh Griecbisch und Iiobrai»ch, Logik and lihetorik, wogcgua er 
Arithmetik und doctrina decori, die Anweiaung ku gutea Sitten, 
▼ernacliliUsigte. Duroh lolehe 'Willkfirliebkeiten im Lehrplan moflto 
Unordnong and info]gede«en eine Sehftdigung der SchiUar eintreton, 
and GroUiiie diang mU Reeht ernedieh anf Abatellnqg dei »gaiia 
▼erderbtan Sehnbohlenders^. Er Terlangte, daB kein Landeekind 
sieh nnterstehe, auf Univerritit zu ziehen, ohne ▼orker das Gynma- 
sium besuebt oder wenigstens dordi ein £xanien ansreicheude 
Kenntnisse fur akadcmische Shidien nachgewieson zu haben. Kr 
sorgte auch datur, daii fiir die Lehrer dor Stadtschulen fc-fe Ver- 
pflichtungsartikel und Auweisungea abgefaBt wurden. Ein gemem- 
famor Lehrplan fQr alle lateinisohen Schulen in den ^Landstadten'^ 
wurde im Jahr 1759 erlasaou (s. Dokum. Nr. 81). Danach waren 
LehrgegenatAnde: Religion, Anstaudslehref Arithmetik, Qeographie, 
Oeechiehte, I^atein, Ofieckiseh nnd womSglick Poetik. 

Yon Zeit so Zeit, s. B. 1750 in Hombacb, 1789 In Ifeieenheimf 
tanebten auob Klagen anf, dafi in den Siadtsebnien anf das Latein 
sariel Gewicht gelegt werde, obwohl doch die wenigsten Scbfller 
snm Studieren bestimmt seien. Es ist die Zeit, in der man auf das 
im praktischen Leben Notwendige Gewicht legte und reale Bildung 
forderte, ein BedOrfnis, depi, wie wir aahen, der Reform -YorsoUag 



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B. Weliliche Scbalen. 



199 



.T. M. Oosnerti fiir (Ihs Zweibnicker Oymnasium Rechnimg trug imd 
(iau underwarts in wirklichen ReaUchulen befnedigt wurde. 

Im Jahre 1788 Murde sogar eine neue lateinieche 8chule zu 
Uomburg eroffnet^) in dem 1759 Ton Herzog Christian IV. er- 
riohteten WaiMiluuv. Bs heiBt in der Kegiemngtrerfuguug Tom 
20.DeMmber 1787: ZnrYeranBtaltiing eineB Untemehts in der latei> 
niMhen Spraohe habe 8eraniMiimu mil Beginn dos aidiBton Jahret 
100 fl. ana dem fBraUiehen Amr ftr Beetellvng eines eigenen Ifleh- 
tigen Sohalmeisten in dem Homburger Waisenhaus ex speciali 
gratia dergestalt verwUIigt, dafi der zeitliche ^VtiiHenhaus-InBpektor 
die Kinder in der lateinischon Sprache taglich S Stunden und zwar 
zu der Zeit, wo ^ririo eigentlicheu Bcrufsgeachafte es am beaten 
zulit^^seu, getreulich und fleiBie iititorrichte bi» auf anderweifcigc Ver- 
fiigung in einem seiner "Wolin/.imraer gegen B«zug dea an andoren 
Orten ublichen Bchulgeldes, wahrend die»er Schulstunden aber der 
WaisenfaauB-BGhaffner im Hanae unablaiuig bei eigener Yeraot- 
wortang nadiBeben BoUe. Hiermit werde wdter befoHlen, daft der 
WaiBenhauB'Schaffiier und Inapektor beideiaeits vol aehten baben^ 
daft der den biBherigen Untemcbt dee InspektorB jlbemehmende 
deotache SohnlmeiBter Bowie die Abrigen Peraonen ihrer Obliegen- 
heit ein hinlilnglicbes Qeniigo leiaten, weshalb Yon don QeiRtlichen 
der 3 Religionen in Ansebung des Waisenhauses nnd seiner Schul- 
meister unverwandt Untcrsuebung und Aohhing tm halten und die 
Schule zu unbestimmter Zeit zu visiticren sei. -^ofort die eutdeckten 
Mangel anzubringen, und zwar sollten sie der iit'i/.ogliehen Waisen- 
hauRkommiynion um so mehr von Zeit zu Zeit gewis^e Anzeige tun 
als sie im Widrigen dieserbalb verantwortlich genmeht werden 
soUen. 

Yon der erwfihnien KommiaBion wurde daher (1788) bestimmt: 
1. Der lateiniBehe Untenioht boH tiglioh nit Auneblufl des Sonn- 
tags Ton 8— 10 Ubr und Naebmittage Ton 2—3 Ubr gebalten werden. 
3. Die lectionee werden Tor der Hand, bis die Jugend weitor kommt 

und bei den jahrliohen ExaminibuH eino Ab&nderong notig erachtet 
wird, nach einem beiliegenden Entwurf fcKfgesetzt. 3. Das Scbul- 

geld soil jahrlich 3 fl. betragen, gestalten die Observanz im Lande 
nieht einforinio^ ist, j'ondern an einigen Orten 2, an anderen 3 fl. 
entrichtet werden. Uer Entwurf eines catalogi lectionum fiir die 
neue Schule lautete: Am Montag, Dienstag, DonnerstRg und Prei- 
tag: a; Morgens: 1. wird mit Deklinieren und Konjugieren der 



*) 8. KAZTI 288. — Wcstpf. Oesck-BL 1905 Nr. 9. 



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200 Oeachichtl. Entwiokl. d. httnutnut. llittelacholweaeas d. bayer. P&bt. 



AniuDg gemachf: 2. wird das tirocinium expliziort; 3. coUoquia 
Langii; und iiach dereii Endiguiig 4. MuzeUiuH, und endlich 5. die 
leidhteren Fabeln Pkaedri. b) NadimittagB: 1. der Esmarch uad 
swar der aweite Teil achriftUeli; 3. der ersto Teil wird iiiir miliid- 
Udi ubersetst; 3. wird abermals dekliniert und koigngiert Am 
Mittwodt und Sanutag: a) Morgena: Kateohiamua und Geographie. 
h) Nachmittags: Reohnen und Sohreiben. — Wenn voratehende 
auctores dnrchgegangen sind^ ao werden am Moiitag, Dienstag, 
DonDeretag und Freitag des Morgena 1. Cornelius Nepos, 2. Freyeri 
faBoioulus poematum latinorum und /.war dio loicliteren zum Expli- 
zieieu gel>rauclit werden; auch 3. mit dem Oriechischen der Anfang' 
gemaclif werden; des Nachmittags aber soli Lichts Syntax zii den 
Excr/.itieii gebraucht werden. Mittwocli und Samstag KoUen wic 
obeu beuutzt werden; auch werde zweimal in der Woche in schick- 
licban Stunden der Anfang mit der Hiatohe gemacht — 

Am I.September 178S begami der Unterridit. 

Die Aufaieht fiber die kleineren Lateinachulen flQhrte biaher 
das reformierte OberkonatBtorium; aie war ihm geblieben, als im 
Jflhr 1757 f&r das Gymnasium eine eigene Schulkommisaion ein- 
geaetat worden wLir. welclie aus geistlichen und weltlicben Mit* 
gliedem bcider Konfessionen bestand. Die Trennung scheint sich 
aber nicht bewShrt /n liaben: denn im Jahre 17SS wnrdefi aueb 
die LandessclmleTi <b i fiir^flieben Scbulkonimi -si m unterateUt 
ungeacbtet de» Widerspruchu seitenH des OberkonsiHtoriums. 

Die Zeit der franzdsiachen Herraebaft. 

Dem neuen Rektor Faber atond eine aohlinmie Zeit bei An- 
tritt aeinea Amtea bevor; gar bald machten aich die Folgen der 
firanaMaeben Berolutioii auch im Zweibrfioker Land f&blbar* Naob 
aaflbigliohen Beunmbigungen leichterer Art geriet das Henogtom, 

aua dem Herzog Karl T[. geflohen mur, 1793 ganz und gar unter 

franzosisclio Herrschaft und hatte alle Leiden dieser Zeit durchzu- 
kosten.^) Fiir die Scbulen, insbesondere das Gymnasium, war die 
niicbste Wirkung dieser Andening. daB die Mittel des Untorbalts 
2U versiegen drohten. Mit de?i her^oglichen Dnmanen waren nwch 
die ehemHlif^en Klostergefiille eingezogen worden, su daB sogar die 
AuiSi^ihlung der Gehiilter an die Professoren niehrere Jahro unter- 
blieb, obwohl dieae, wie Faber in einem Bericht sagt, die Krlullung 

•) \gl. CS'ter die clatualigen Ziutunde Finder I.e. S. 98ff. — Molitor. 
Geachicbte einer deut»cheu Fiirstenstadt. — Lehmaun , Geschichte des Hersog- 
iosu Zweibrfleken. 



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B. Weltlioh* 8chul«ii. 



201 



ihrer Amtopfliohten niemak unterbrochen batten. Yoa der Recbt* 

lichkoit der Republik i&berzeugt liatten sie rich im Einvernehmen 
mit dor Stadtverwaltang an den WohifahrtsaiiBschiifi, an die YoIks' 
vcrtretung, an die Regieningskommissare, an die Generaldirektoren 
der Verwalkung dcs croberten Landes zwischen Rhoin iind Mosol 
gewnndct und inelirere kostspioHpce Reisen guniacht, um wietler in 
den OenuB ihrer uiibestreitbaren Rechte zu gelangen: aher die un- 
tinfhorlichen Eriegsunruiien hatten alle ihre Scliritte imd Reklama- 
tioueu erfolgloH gemacht. 

Die Zabl der Sehiiler hatte sicb bedeatend yerriitgcrt fl795 
waron es nur 33), einzelne Lefarer waren teik durcb freiwillige teik 
durch aufgezwungene Nebenbeachftftigang im Dienaie der nenen 
Re^ening ihrem Hauptbernf mehr oder weniger entsogen, kuns es 
<drohte naeh und nach gamliehe AuflSsnng der Anstalt. Erat im 
Jahre 1 797 trat in der finanziellen Lage wieder eine Beaserung ein, 
indem die ehemaligcn Kirchenguter freigegeben und zum grofien Teii 
ihrer frflheron Besrimmung wiodor ziigofuhrt wurdcii.^i 

Rektor Fal)er hat nirh nuffallenderwoise, obwohl f vanirf^Hsrbor 
Theologe und fiirstliclier Boumte. mit voller l'boivx'U.^iin- den 
neuen Ideen aiigeschloBsen und sirh in don Dienst der ^'ran>'.^>^1i^chen 
Kegierung gestellt. W'eim man »ich dariiber auch wundcrn mag, 
«o darf daraas noch kein SchluB auf eeio Yerhaltnis zur Schuie 
gezogoD werden. Diese enchte er mit alien Krftften nnd iinter 
persSnliehen Opfeni in ibrem biabeiigen Zuatand m9gliclut su er^ 
balten; dafi der Mangel an Hitteln, die Yerringentng der Sebiller- 
zahl, die Beschriokung der Bcnifstadgkeit seiner Lehrer ein groBes 
Tli tide mis bildeten, iat klar, aber dafur konnte er nichts. Die Yer- 
haltnisse, unter denen er seine Anstalt leiten mtifite, waren in jcder 
Hinsichr aiif^erst schwierig. aber er hat aos ihr gemaobt, was naeh 
Lage dor Dinge zu machcn war. 

Uber den Zustand des Gymnaaiums horen wir ihn am best e a 
solhat in einom Bcricht, den er im Jahr 1797 an die Administration 
eiiireichte. Ei wui aufgofoidcrt fulgendcs mitzuteilen: 

1. L'ancien Flan d'organisation du Gynmase des DeiU'-Ponts. 

2. Le tableau des Administraieurs de cet ^tablissement. 

3. Le mode admintstrativ qui y itast observe. 

4* La situation actueUe dee Iterenus en nature et en argent 
Les biena j affects. LeuTB roTonus. 

*) 6iehe darftber di« betr. VerfUguugcn der franiOnsohen Regierung, in 
deutiicher Cbersetsung vevSfliBBtliehi von Bntiouum, IVestpC Oeioh.>BI. 19(K 
Kr* 5 uud 6. 



3412 6«MhichiJ.Eiitin«k].d.hanaDirt.]iittebehidw«MMdUyt^^ 



5. A combien bc monte le nombre dei ^ves sappoB^admis* 
itibl«B dADs le GymDMe. 

Daraof fpng folgendsr Beaolidd ab'): 

A Dem-Ponta le 4 Fnietidor Tan 5. 

Le Direoteur du Gymnase de Deux-Ponta 

au 

Citoyen LabrotsBe ReoeTemr de rAdminiatratioii 
d«8 pays conquis antra Rbin at Koielle. 

(Stoyen! 

L'^cole sup^rienro du pais de Deux^Fonts a ^t^ crigee en 1559 
dans le ci-devaiit convent de Hornbaeb, et en 1636 Stabile en eetto 
▼itte. Dn terns de la reforme lea moinea de I'Abbaye de Hornbaeli 
et des autrea convena, MToir de W«nohweiIer, d'Offenbach et de 
Dinbodenberg ont on abandomi^ leurs convene, ou embra(I6 lea 
dogmee dea Protestants. Les biorm-fonds et revenue dea dits mo- 
naet^res ne pouvant plus servir j\ leur destination primitive, le 
Prince regnant d'alors, loin do los cnvahir ot de Ics r6unir h ne» 
domaincH. los ronsarra yiar un ])riueipe dune probite et dun des- 
int6reH8cmciit rares, a Tutilite publiquc. en ctablissant un Gymna- 
sium illustre ou schola provincialis en ordonnant mdrae par son 
testament, contirm^ par l Erapereur, que toun les biens, revenus et 
rentes dea dits convene foseent employes Mvocablement k cet 
neage salntaire, et le snrplna, s'il y en ett^ k des (Bavres de eliarit& 

D^apr^a eette disposition teatamentaire tons les revenus et biena- 
fonds des ei-devant convens de Hombaofa, de Wenehweiler, d*Offen- 
baeh et de Biaibodenberg, composant le fond destin^ aniquement 
an Oymnaso, k I'exeeption de salaires fix^s pour les trois ministrea 
dn eulte reform^ et du maitre d'ecole de Hombacbf lesquels salairea 
remplacent les pr^benden des ei-devant Chanoincs de St. Fabien. 

Comnie nos Princes ont eu de tout teniH la Hupreme insperfion 
de fot otaVili^s( irient. ils ont so'Qmis depuis 1755 les Keecveurs do 
l atinuiiiiitiation a la chambre des Finances, en chargeaiit touto fois 
un conseiller protestant- reforme de surveiller les llecevcurs et 
Temploi des deniers. Hais la jouissance des revenus, composes pour 
la plus grande partie de diziimes de tonte esp^ce, en vin, surtont de 
Godramstein, en grains, de prds, champs, eenses afferm^es ete., n'a 
jamais 6t6 dispute an Gymnase. 

>1 Bibliothek des bittoriioiiai VerMM der MedioBSfcriker in 2wti> 

brdcken (Druck). 



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803 



Au commencement le Gymnase occupait le convent de Horn- 
bach, qui pendant la gtierre de trente ans fiit devast^. Forc6 d"6mi- 
grer, il s c taiilir a Deux - I'ontH, puis se refugia il Moisenheim, d'oix 
il rcvint i\ Doux-l'i nts. mi on l a logo daiiH une maison, <jui k la 
verit6 trop petite pour un trl ( tabliHscment, allait ^tre augment^e 
do la maihon contigue, si la guerre actuelle u avait puint cmpech^ 
Tex^cution da projet. La maisoa aotaellement occupee par le 
QynuiaM -a, de tains k antro, b^iB de r^pantiena, maiB leB reve* 
DUB ^tent per^as au profit de la Nati<»i, il a impoflaible de faire 
faee mdrne aux r^parationB lee plua urgentea. 

Le Oymnaae eit rarveilM immidiatement par le grai^ Condi- 
teire, aetnettement e<nnpo86 de trois membres 8tDn, Hepp et Faber, 
et au nom du Friaoe, par une Commiarioii, eompom^e dee m^ea 
peraonnea et de lbs Tataoh et Kaempf. Ce service ae fait gratia. 

Les pei-sonnes attachees au Qymnase, pour vaqucr A 1 instruction 
publiquc Bont: 

Faber, Directeur et premier Professeur cnseignant la Philo- 
sophie, la Theorie des Mathematiques, la Physiriue, 1 Ilirttoiro 
iiaturelle, expliquant les meilleurs auteurs anciens, taut grccs que 
latins, exeryant en outre les Jeunes gens k composer des petitea 
diaaertationa. 

Beckmann Professeur, enseignant la Oeographie et I'Hebreu 
dans les deux premieres classes, en seconde la Rhetorique, le Latin 
et le Grec. 

Postius Protesaeur, exeryant la jeunesse de la seconde et 
troisi^me classe dans 1 Arithmetique et enseignant en troisidme les 
langucH, la Geographio etc. 

Hertel, domiant des leyons d Histoire universelle aux eieves 
de la premiere et seconde classe, et apprennant lliistoire, la Q6o- 
graphie etc. en abrege aux ^coliers dc quatri^me, enseignaxit en 
meme terns TAllemand et les principes du Latin. 

Fritsch, traitant la Geometric pratique, et excrgant Icr 616ve8 
do la premiere et seconde classe k mesurer, calculer et tracer des 
cartes geographiques. 

— — Potur la langue fran^aise nous n'arons maintenant per- 
Bonne, quelque n^oessaire que foit un tel instituteur; I'un nous a 
quitt6 il-y-R 4 ann, son succesppiir il - y- a IGmois, faftte do mojfeos 
de Bttbsister, ies salaires n^tant pas paye^. 



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204 GevohiohlL Entwickt. d. hmnaDut. Bf ittdiebulweiem d. b«y«r. Pfali. 

Michora, maitro ii t'crire. 

Avant la p^icrre il y nv!\it oncore un maltre de desisein, que 
Ics ocoliors pouvnient frequenter, s ils y avaient du penchant et des 
taleos. Dopuis la guerre il n'y en a plus. 

Pour ie service manuel de la maison, pour nettuycr les salles, 
allumor et entretenir le feu en hiver il-y-a encore 

Cbrtettane Feasor, nne vieille temnt»y qui ne tonehaAt pas 
non plus sea gagea modiques, a 6t6 nonrrie depuia la gaerre par le 
Directenr, qui, quoique pas pins henrenx, a pr^fei^ de parteger son 
pain aTeo one peisonne Agie de 70 ans, Tieill6e dans le service du 
pubHe, plAtot que de la Toir expos^e k toutes les borrems de 
rindigence. 

Le salairc annuel et aufres oinoluniens des instituteurs, de 
luemc que lours arrenigeH, sont indiques dans les t'tats ei-joifitH. 
On n'y ajoutc, qu une seule observation: les Aleves ne payent qu cu 
quatricme ct en tioisi^me cliacun deux florins f I 1. 7 s. 3 d.) par an. 
ce qui iliuunt hi guerre, vu la diminutiuu du iiombre dcs rruHors 
n'a rapporte qu'un b6nefice peu considerable. En premiere et en 
seeonde ils ne payent rien du tout Ainsi les institaieurs, pauvres 
comma par tout, ayant continuelleinent des militaires h loger, mftme 
k nonrir, ont 6t6 oblig^ de manger lenr bien, et de contraeter des 
detfces, en se refiisant exactement tout ce qui n'^tait pas absolument 
n^cessaire pour lenr existence. Sans <aredit ni moyens de sub* 
sistance, ils se tromrent k l& demicre extremity. 

Yoilh la recompence du patriotisme, avec lequel ils se sont 
consacreB an bicn public; Yoi1?i la recompence de leurs soins et 
travnnx fi'^sidns pour I'^dncation de la jennpsse. 

lit' ruunbrc des eleves se inontait avant la guerre jus(ju'l4 120, 
depuis il n'y en a qu k peu pres la moiti^, mais leur nombre ts 
en auguientant. 

Les jeunes gens entrent ordinairaaent au Qymnase ag^s de S 
k 12 ans lorsqu' Ils ont appris dans les £ooles infSrienres, tant soit 
peu, k lire, k ^crire et k ebifirer* On en re^it de toutes les 
rdigions, parceque nous sommee dans la persuasion, que ni les 
langues, ni les arts et soienees ne sont d'aucnne religion, et n'ont 
rien de commun avec aucun culte religieux. On revolt de jeunes 
gens de tous les pays, les instruisant gratis, de m^me que les indi- 
gfenes. On comptait autrefois an nombre de nos ^l^ves des jeunes 
gens de Metz. PariH. Stra^boiirc:. Mannheim et plusienr^ aiitres TiUes 
considerables. Ceux qui se consacrent a l etude des scienceb et belles 
lettres, aprds ayoir fait leur cours d'^tude au Oymnase pendant 6 



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B. Weitlidie Scholen. 



205 



k 10 ana, fr^quentent eDeore deux ou trois ann^M do tmte qvelque 
iiniTerut^, oii ils vmi ordinairament bien accneillia, pviaqn'on estime 
par- tout notre Oymnase comme un des tik illcurs. 

Chaque s<^mestre, h Paques et a la S. Michel il-y-a examen 
public; aviiTU la guorro il-y-avait une fete, qu'on appcllait Promo- 
tion, k la (juelle le Dire^ctcur irivitait ordinairement nioyennant un 
Prnj^ramine on iiae petite dissertation, doiit le» frais d impression 
et lu papier ont 6t4 payes par jios Receveurs. Dauu cette promo- 
tion quelques ^l^ves prononcerent des discours, composes ordinaire- 
ment par eux-mftmea, et jou^rent det petitM Oom^diaa, on disttibuait 
des piix pour 100 130 floiiiiB (216—288 liTrea), on proclamait 
ceQX qui doTaient monter & one olaaae anp^rienre, ou quitter 1a 
Oyvuuue pour aller k TAoad^mie eie. Cette aolemnit^ a ceasd 
depuis, faute de moyens. 

Il-y>aTait dee penuona constitn^eB pour treize sujets k talens, 
maiH d^ponrvu« dps moyens n6ce8flaires pour -ubHistcr a TAcademie. 
Chaque jtensiua se montait annuelloment a IS florins 45 Kroutzer, 
S MaldroH do ^eigle et 4 Maldres d orge, et a 6te d61ivre aux 
IViiHioiiiiaiiOb pendant quatre ann^es consocutives. Sur le rapport 
du Uirecteur ces siycts ont etc preseutes a la Regence par le grand 
Consistoire reform^ et confirmee par le Prince. Depuis la guerre, 
cenx qui sont k Taead^mio manquent de tout, et oeux qui Bont 
encore ici, sont forc^a de roster, faute de moyens de subeister en 
pays Stranger. 

Le bois de chaufiage pour lea sallea d'instruction, savoir 14 
cordes de bois de hetre, et 14 de chcno a «'te assignc gratis dans 
leB fort'tB das ci-doTant Abbaycs de Hornbach ou de Werschweiler, 
et le vniturage pay6 par notre Receveiir. On observe encore ici, 
que I'liiver pa8s/>o il iie nous a etc delivre que S corden de bois, 
et que le Directeur a ete oblige d"en payer le voiturage. et debourtcr 
1 argent pour l achat des 20 cordes de boin, qu'on nous avait refus^es. 
L'ann^e preccdento le Directeur a paye pour t'rais de voiturage 
140 florins (305 livres ot demi). En 1794 il ae nous a 6t6 aooord^ 
anoun bois de obauffitge. 

Enfin il-y-a une petite Biblioth^que, h. I'usage des Professeun 
et des ^^Yee pour raugmontation de la quelle ils nous a M 
d6U^ annuellement la somme do 30 florins (65 I. 9 s. 1 d.). Outfo 
eel^ notre Recevenr avait I'ordre de payer pour le Gymnase une 
gazette litt^raire et deux politiques, Tune firasQaiBe, I'autre allemande. 

Ce bel ^tablissemont, d'une utility reconnne, est bien pr^s do 
tomber en ruine, 11 le serait, aans le d^vouement vraiment patrio- 



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206 CiescbichtL Entwickl. <L humanist MitteUchulw^ens d. bayer. Pfalz. 



tique deB institateitrs, qui par un d^rinlfeeBMiDeiit Bans exemple 
wttfinnent depnis 5 ans lenr flmetioiiB pfeihlei, muib eaYoir par qui 
ils aetonl; recompeiiBfe. H halt %tn mtiinem«iit p^ntoi de son 
doToir, pour bo d^Tonor au bien poblic pendant presqno oinq ann^ea 
cons^outives aauB lonohw de salaire, tandis que lee juges, cteroR^ 
hidfiilerB, geoUors ete. sont bien salari^B; il faut dtte philosophe, 
pour ne pa« perdre cette humeiir franche et enjou^e si noressaire 
aux instituteura et cet nftBohement ^ la jeunessc, m^\^ loijui l les 
inetriK ti uis deviennont Hteriles, et ae aont qu un opuB operatum, 
loBUvre *1 un vil niercenairc. 

Dans l usperance que par uii rapport favorable de Votre part, 
Oitoyen, qui fera honneur k votre fa^on de peuBer, la IHreotton 
$kt6nile ▼ottdia eafin metCre nn tMmo k dob Bonflbanoes, et doub 
donner dee preoTes conTaineentes do b joelico et do la gin6nM 
do la B^pnbliqno francnise, j*ai rkonnonr de Yoob Balner trte reepeo- 
lueuBement. 

An nom du Gymnase 

Faber, Direoteur. 

Dor Erfolg dioBoa BoriehtOB war, dafl im Beaember 1797 die 
Bcschlagnabme dor EinkOnfle des Gymnasiuma wieder aufgehoben 
und diesom die Yerwaltong und NutznieBung wieder iibertragen 

wurde, wie es der 'Receveur' LabroisBe ak seine Abaicht ausge- 

sprochcn barte: 'p^ovoqiier pr^s du Dirccteur g^n6ral le retour 

HoriHfiant d uu etaMisHoncnt. rjiii ti« lu si fort h copur k mon Chef, 
et qui intiTCHsft h t mi inrv^ li' lujuliuur et la proHj)t'rit^ du pays*. 

Auf den i li^cinlK hen UnterriehtHbetricb iibte die franzosische 
RegieruDg Jamais noch kciuea EiufiuB aus; die Anstalten in dem 
ganzen Plalzcr Land blicben sich selbst iiberlassen. 

Erst im Jahre 179S suchto ein Rogicrungs-Kommissar in den 
Tier neugebildeton rheinischen Departements, darunter dor Pfalz als 
Departement Donnersborg mit der Ilauptstadt Mainz, das Schulweaen 
nadi lianxSiiBdiein KuBter rat ordnen nnd Primtr-, Zentral- nid 
Spedalachnlen einmriohten.^) Eine ZentralBohnlo, d. L oiae hOhoie 
liiunanistiBoho Anstalt, wurde in Halm erOffaet Primftrsehulen, 
Yoa den Oemeinden onierhalten, gab ob awoierlei: 1. Diejonigon 
orstor Klame, wolehe den biBheiigen Yolksschulen entsprachon, nur 
daft auob Franzdsiseh gelehrt nnd der Religionsunterricht durch 
^bGrgerliche Sittenlehre'' eiaotit wnrde. 2. Die Primiraohulen 

*) S. nun Polgeiid«a bes. BaTaria IV 2 S. 548 ft nnd Finger L c. 8. 107 £, 
denen eigftnceod Iblge. 



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fi. Weltliche Schuieo. 



S07 



sweiter Klasse ttnterriohteteo in framOfliaeher und lateiiU8<)her 
49prMli6, Oeographie, Oesofaiohte, NitorgMcbfelite mid Maikvade. 

Um dieae Y^ftlgaiigen, die proTiBorisoher Art wuen, kOmnerton ' 
aieli die fmniSsitelieii Beamten wenig, to daB aoeh keina Beaaerang 

ini Unterrichtsweeen eintrat. In ZweibiQckan, auf welches Maxi- 
milian Josef, der Bruder Henog Earls (f 1795), durch den Pariser 
Vertrag von 1801 offiziell zugnnsten Frankreiohs ?emchtet hatte, 

crkl^rtf dor Prafekt don Profonsoron, die ihm ihre Aufwartnn^ 
machten, die Konntuis aller toten Sprachen, der Geecbicbto und 
dergl. Wissenrtchafton Bei Rehr nnniitz; denn Frankreich habe Ik i all 
«einen Eroberungen ihror nicht bednrft. Bei Bolchen Anschauuiigen 
seitens der obersten Verwaicmig war an keinen Aufschwung su 
•denkeiL 

In Zweibrfieken waren am Gymnanniii jetat mehrere Lehr^ 
etellen, aogar die flir fransOalBehe Bpradie nnbesetit, die Latein* 
aohule in Kuiel soohto der letite PrRaeptor sogar anfierhalb der 
8tadt in dem benachbarten Altenglan veigebens nock an halten, 
alle andem waren dureh dio Revolution zugrunde gegangcn. Not- 
dflrftig wurde, wie wir wrlion sahen, in Diirkheim und Blioscastel 
der r^nterricht fortgeactzt und aucb das Teiohsatadtischc Gymnasium 
in Speyer wurde nur von aufopferungsfreudigen Ocistlichen der 
Stadt i'orterbalten. So sah es also in der ganzen Pfalz recht 
jammervoil init den Schulen auH. 

Eine grundlegende Anderung braehtc erst das Jahr 1802, m 
welchem fur ganz Frankreich ein Schulgesetz eriasseu wurde 
{1. Ifei). Bei dieser Reorganisation eniatanden viereilei Schulen: 
I. Primftrscbulen (YoUnaehnlen), welche yon den Qemeinden 
eniditet wurden; % SekondftrBchnlen, deren Eirichtung man 
ebenfaUa den Gemeinden oder auch PriTatpersonen^ jedoch TOr- 
belialtlich der Erlaubnis soitens der Regierung, iibcrlieS; 3. Lyaeen 
und 4. Spezialschulen, welche beide Sfcaatsschulen wnron. 

Den Sekondarsnbnl on . wclchr uns fur nnscr (Jebiet allein 
interessieren, weil es dort weder Tjyzeen noch Spezialschulen gab, 
waren als obligate Lehrfacher zugewiesen : lateinif'che und franzo- 
flische Spraclie. Geographie, Geachicbte und Matbeniatik. Deii beaten 
Schfllein waren Freiplatze in den Lyzeen und den 5U tuehtigsten 
Lchrern dea Reichs Prftmien zugesichert Yon dem Schulgeld und 
Ton ZuBohflseen ana den. Gemeindekaaaen mufiten die Koaten be- 
eiiitten wevden. 

Der eigentiiche hnmaniatiaohe Unterricht aur Vorbereitung fOr 
die Faehstndien in den Spenaladmlen wurde den an die Btelle der 



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208 G«Mkii^tl. Eiitiriek1« d. hnmanut. Mittelschalweseos d. bayer. P&lt. 



Zentralsehulen tretenden und mit Pentionaten Terbiuideiidii Lyseen^ 
Ton denen jeder AppellationsgerichtBbesirk eines enthslten eoUte, 

'zugowiesen. Tn don Lyzeen Hollten sich im ganzen 6400 Fteiptatae 
fur ^Nntionalzoglinge'', welche aaf Staatskosten vollsitindig verpflej^ 
nnd uiiton-iohtct wurden. bofindcn nnd davon 2100 an Sohne ver- 
«iiontf»r Militar- und Zivilbeaniten in den Tier rheinisclion DopM?-- 
tenK'iifoii wiihrend der iiacliHreii lo Jahro auch an Sohne v<'idieiiter 
Burger), die ubrigen 4()ttn ahev an Schuler der antorisiorton Sekon- 
darschulen, nach voiaus^cgangener Prufung, eingeriiumt werden. 
£in Ffinftel dar Natiosakoglinge, welche dea Freiplatzes 6 Jahre 
teilhaftig bletben konnteii, soUto naeb Beendigung der Lyzeabtodien 
noeh 2 — 4 Jahre ebenfalla anf Staatskosten in einer fi^eaabohnle 
nnterhalten werden. EIn Qesete vom 19. Januar 1805, das fOr die 
P&k erst dnroh Geseta Tom 15. April t840 anfgekoben wuide, 
gab jedem Yater von 7 lebenden Etndem das Recht, davon einen 
mindestens 10 Jalirc alien Sohn for einen solchcn Freiplatz in einem 
Lyzenra (resp. fiir Erziehung auf Staatskosten) zu bezeichnen. 
AuBer den Nfitionalzofi^Hnp^pn und den PrivafpeTisioTmvoTi wurden an 
den Tjyzoen auoh extorne Zov:\\ti^v: zur 'loilnahmc run Unterrieht 
zupfi'lasscn. Den Preis der Pensionen wii; des Schulgeldes hatt© 
die Regieruiig featzuseczen. Die heutige Ptulz erhiclt kein Lyzeum. 
f3r den grofiten Teil derselben war vielmehr jenes zu Mainz be- 
Rtinimt, dessen Erriehtung ein Eon«ilarbeaohlnd Tom 16. Oktober 
1802 Bugleich mit der Aufhebung der Zmtrabdrale TerfQgt hatte; 
die Zabl der NattonahSglinge ans dem Departement Donnersbei^ 
war auf 4 1 , der Freis der Pension anf 050 Franos nebst 50 ft. 
BilcheTgeld festge^etzt. Fur den siidlichen und wcstlichen Teil 
beetanden Lyzeen in StraBburg und Metz.' (Bavaria.) 

*Die Kinrichtung der Gemeinde-Sckondarsohulen. nnch 
denen sich im alln;enieinen audi die Privnt Sokondiirschalen 
zu riehten button, wurde durch einen Boschhilii vom 12. Oktober 
180.3 nailer geregelt. Fiir jede derselben war danaeh unter dem 
Vorsitz doB Unterpriil'ekten oder Maire cin aus Verwaltungs- und. 
GeriohtsbeamteOf zwei Gemeinder&ten und dem Direktor der Schule 
gebildetes bureau d'adminirtration an besteUent dem die Cfber- 
waohnng „fiber alle Telle der Bchnle* irad derYorsehlag der Tom 
Hinieter za emennenden Lehrer snatand. Yon den secha Kkuaen,. 
in welche sioh der Unterrieht verteilte, sollten die ZSglinge jfthriidi 
zwei paasieicn konnen, weshalb anch iweiPrQftmgon ''Anfang Sep-- 
tember und Ende Marz) festgesetzt waren. Die Ferien sollten 
5 Wochen (SeptJOkt.) danem. Der Umliuig des Unterriehts riohtete* 



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B. WtllUfllw Mdea. 2^' 

fdeh Baoh cter Zabl der Lehrer and sollte bei acht ProllMMiren jeneii 
in den Lysecm rHQig gleich Bcin; der Mathematik war dabei eine 
besonden bervorragende RoUe eingerftumt, so dafi sobon bei drei 
Professoren der eine sich ausBcTilioBlirh m'lt A'\9mm Op^on^tand m 
beHohiiftigen hatte. Nach dem Gut-achten der AdinimHrrations- 
Burf-aux konnten auch Lehrer flir neuere Sprachen, Zeichnen und 
unterhalteiide Kunste (Muaik, Tanz U8w.) angestellt werden. Reli- 
gion gehorte oioht zu deu LehrgegeiiBlauden der Sobule, doch war 
d«r Besttch dee Qottetdienstea iroTgeeohrieben, and der Direktor 
httile fioflge sii trtgen, dafi die ZSglinge nadi dem Yeriragen ihier 
SKem in ihier Religion nnteifidiiel werden mitgen. Bei der ftier- 
liilien Pveisveiieflimg loUten nidit bloB Fleifi- und Ferlgaog*-, 
sondem avdii Ti^ndprftmien Torteilt werden. Ak Regel gah, deft 
die Zdglinge gemeioBohaftlicb in den von den Direktoren gi^alteMii 
Peneionen wohnten. Kit keiner Bekondiraekiile der Pfals war 
jedoch eine solche verbunden. 

Die Oberaufsicht uber die Sekondarschnlen sowio alle PHvat- 
lehraTistfllten war den Pr&fekten iibertragen, die gleiob dt ii Uiit( r- 
pratekten nach oinera Bescblafi vom 2H. Juni 1802 jahrlieh mi Monat 
Me»ttidui bimtliche Sohulen ihroa liiizhka visitieren und die Ver- 
zeicbuitise der zu Sekondarachulen erhobeneu Anutalten der Kegi^ 
rang war Ctonelmigung yorlegen nnfiton; Mk listen nnf dine 
Xiliebung lant eiaes weiteten BesehlnsBee nnr solelie Ftetikohr- 
MhiileB Antpraoh, welehe mindeateiie diei Lebrer md 50 Scbfikr 
sAbH»n.' (Bemma.) 

Anf Grand dieses Sdndgeaelees warden in der Pfabs die 
Qymnasien zu Zweibrftoken, Qrunstadt, Speyer, das Casirai- 
rianom in Neustadt, die Gemeindeechalen in DArkheim and 
BIieftka«tel, Howie dio von zwei Bfirgcra errichtete Schiile in Kusel 
zu Sekondarschulen ^frhobf»n'* und die Gemeinden von Berg- 
zabern und Landau zur Errichtung von eolcben emiachtip^t. Da 
jedoch das Bestehen der Schule an 3 Lehrer und uiiiidestens 
50 Schuler gekniipft war, bo kamen nur ZweibrQckcn , Grunstadt, 
Speyer und Neustadt in Betraeht, die Scbolen in den uideren 
Men Icainen gar Moht nutaade. 

Als im Jahr 180S Ton dem Unterprifekten in Zweibrfleken 
ein Berieki eingefordert wnrde ilber die Sobnlen seinee Beorka, 
konnte or angeben, dafi an dem Gymnaiimii Zweibriieken franaii- 
flisehe, iateinieche, griecbiecbe, hebr&ische Spracbe, Qeograpbie, 
UniTeKwlgeschichte, NaturgeeeUelite, Physik, Mathematik nadPhilo- 
flopbie gelehrt wtirden. Ee war alw die Bewiliigaag einer aieht- 

MflTOMltK OMUBiM fMdi«ogifl» 2LVil 14 



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StO <MhMkti.EBMIld.lMNHWWtJltll8M 

geringen Aufgabe weaigHtenw beabeichtigt. Allerdinga war«n gerade 
damals zwei Lehr»tellen luuli (Iptti Wpi^^rtig dos pin(»n iind dem Tod 
eini 8 aiiderii Lehrers nicht melir besetet worden teiis wegen der 
gomigeii Schiilerzahl und der unzulangliehen Einkiinfte, teils wegeu 
der zu betuicluendeti Aufhobuug uder docli Umbilduiig der AtiBtalt. 

Der Rektor Faber hatte stt dieiem Bericht auch einen Reor- 
ganisalioiMpJaii geferti^ Finger a. «. 0. beciditot daiObw: Anok 
ID dieaar Schiift war die Tremraqg tmi Sehul- nnd ^'n'Kf^'Aitil^ 
ab on mtlel einpfolilen, am dem ^^UiwemeDt, qui a toiyoviis 
aontenn la renom^e d'un dea pienuefs gymnaaea illusl^ de FAlle- 
magse^ Beinen fruheren Olans wiederzugebon. Als Bediogung dea 
Eintritts in die Schule wurde anfgestellt, daS der An&unehmende 
deutscb und fraiucosisch lescn und schrciben konne and mit den 
Elemonten der 'connaissances humaines' ausgestattet mi. Hi«»niber 
zu urteilen sollte Ha* ho dps Priifi kten oder der von ihm Delegierten 
sein. Der zur Aufnahme Zugelassenc Holle bIoIi bei dem Rektor 
melden und semen Namen in das Schiilerveraeichnis eintra^en la8i*en. 

Ala LehrgegdostaDde warden bezeichnet: Deutscb, FranzuBiach, 
Lateinisch, Gnteohiscli, HebrSisch; Oeographie, Uuiversalgeschichte, 
Aitdmietik, ElemeBte der Algebra, Natargeadikhte, Physik and 

HiDfliolitiieli der Zahl dar Leluer waxden vier ala avareiehaad < 
beaeioliiiet Unter ilinen war der fransdaiaohe Lehrer aa eitler 
Stelle aufgef&hrt ab ^profeaaenr poor la langue francaiae, laqneUe 
doit dtee d^aniaat plus soigneusement enseign^e, quelle eat, aaoa dtee 

la langne d\i pflvs. o^We de la grande nation, h la quelle nous 
avons rhonnnu 1 iftpartenir, et In langue, dans laquellr toutes les 
aHuueb publiques doivent etre truitees"*. In der nit^^deien KlasHO 
solle tiigUch eine Stunde, in den obeien vier Stundea wochentiich, 
iranzuBi.Hcher Unterricht orteilt werden. 

Sodami wird eiu Lehrer verlangt, der in der ereten Klasae 
im Deataehen miieinohte, deataohe Briefe aehieiben, ReehnODgMi 
aMleii Idiroi aafierdem m den AafangsgrilBdeB der lateiaiaehen 
Spnelw, der volgiieii Aridunetik, in Geograpbie und Geaoliidite 
(nwei Standen wSeheuttieli in der eiatea nnd vier Slnnden in den 
andem Klassen) Unterrioht erteile. In beaqg anf die erste Klaaae 
wird hierbei ausdiOeUidii bemerkt : cette claaae fioniniia dea artieaaa 
ploB instmito, de jeanea gens destin^ pour le commeroe, dea mattoea 
d'^oole primaire et les ^l^res des autres classes. 

Bin dritter Lehrer soUe in der zweiten Kbissc Lutein nnd 
iiiriechiaob and in der sweiten and driUen iiebr&iach lehreOf eia 



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K WdlUdM SdMliB. 



ill 



^fiertcr, der ah pleader pro fowflf sogieioh di* Dirafctioii der JjMtalt 

»i flihren hfttte, soUe die Cbnngen in der KompoBitioii frMaMwIltr, 

lateiaischer, deutscher Aufs&tze fortsetaEen, mit den Schillem der 
dritten Klasae Horaz, Tacitus, die philosophischen Schriften Ciceros 
und einen grieciiiacben Antor lesen. danoben die Elemento der 
Matiiematik, Physik, Natiirgeschichte lohren. Jahrlich oiimial aoUe 
eine offentliche i^riifung, Ver»etzimg dor Sohuler und eine Verteilong 
von Preisen an hocHb der anngefteichnetsten iSchiiler der drei 
Klasseu, aus denen die Anstalt furtliin zu besteben batte, atatt- 
-findeD. 

Fiiiger oemti dafi mtt der Torlcgung eines •olohen Planes der 
Bektor lelbsfe die Haad daan geboleii habe, daa QTiiiiiaaiiUB sa 
•eiBer 4oole leeoiidure aaok friiiaSaiadiem Muter an degradieren. 

Das iBt wohl unrichtig; zwar nh er nur diei Klaaien yor und wollie 
Fachlehrer, nicbt Klassenlehrer anstellen, aber die Aoswahl der 
Lebrf&cher ist eine viel reichere, als im franzdsisohen ScbulgesetB 
filr oine Bokondfirachule vorgesehen war. Wahrend hior von don 
8prachen nur die latclmsche imd franxosiBrho vertrf ten war, woUto 
Faber auch Dcutsch, Griechisch und HebraiBch autnehmen und 
auBer Geographic, Geschichte und Arithmetik auch Algebra, Natur- 
geschichte, Physik und Logik Icbren Ia»8en. Er wollte im Gegen- 
teil naoh dieeem Lehrplan sein Gymnauum nicht zu einer Bekondar- 
adhale keKabdrSoken Uunen and hatto dandt wenigrteas den Brfolg, 
daft er die nidht im ftaaiAnachen Lehrplan Tertretenen Ficher ids 
ikkaliailTe beibehalten dnrfte. Im tbrigen aber wvrde eine 6oole 
aeoondaire eingeiiohiet, so deren t^rwacbnqg eine Kemmitnon 
eingesetzt wurde; de batte die Aufgabe, die Bewerber am erledigte 
Lehreistellen zu prflfen und darftber dem Prafekton zu beriohten, die 
Prfifungen der Schiller abzunehmen und uber etwa wunschenswerte 
Verbesaemngen an der RcHuIp dem Prafekten VorschlajTP zu machen, 
wie es in dem obeu erwufmt* ti (ipsetr vom 12. Oktobor 1803 ge- 
rogolt war. Auf den franztislsc lion Unterricht wuixie natiirlich 
bt'sonderos Gcwicht gelegt unJ nur «olchen Schiilern das Aufsteigpn 
in eine hohere Klaaso crlaubt, die in dieser Sprache gute i'ort- 
^chritte gemacht batten. Aueh bei den Lehrem drang der Unter- 
prifekt anf Behetnofanng dee Ekanagaieohen nnd wollte aieh das 
Beeht mhren, sie jedefaelt an sidi an beseheiden nnd fiber ihre 
Fertsefaritte an enamimerw. Eire AnsteUnng war annftdiat anr 
proTiMviseh; erst 1807 bekam der Pkifekt rem Minister des Innem 
die Mitteilung Ton der definitiven Emennn^g; FaW wnrde Direlctor, 
fleitel, BerokBMum nnd Trifard Professoien. 



31S 0««ilu«bfLBDiimU.d.kM«ikllitMhM««md.ta7cr.PI^ 



tihm den ZuBtand der Anstali naah I T« w i» d hu ig in eine 
Sekond&raekuie beiioktet £^b«r in • aintm -Ftegniiim yob ttQ4 
Ib^ndaa^): ■ 

' „Lc Gouvernement a bion vouhi oonserver noire GymnMO o&' 
^^it6 d'^eole seoondnire. 

Nous y enseignons, comme par le pa8s6, les langues allemande, 
fran^aise, latino h tous; de meme quo le Greo ot I Hobreu \ eoiix. 
qui vp\il( nt 1 apprendro; a toua rhistoirc uni v* rselle, la goographie, 
I'arithmetique; h ceux des classes sup^rieures I'histoire naturelle^ 
la physique, la logique, les prinoipes des math^matiques. Noua 
avona ici des niitii»tres des trois cultes reconnus par le Gouver- 
nement. 

Outre les Profeaaears ordinairee Uesaieiin Oall, P^rocnreiir 
liiip4rial, Boeeking, MMeoin, et Hoffmann^ Notaire poUic, ocen- 
|»f^nt loB jennes gene on pen avane^, le premier k lea fimuliarieer 
aveo Hom^re, dont, en leor expliqnant lee liYres lea plue beaaz« 
ii leur inapire le gout pour cette langne et en m6me terns pour 
P&re des pontes; le second k leur exposer dans una esp^ce d'anthro* 
pologie, ce qxii pout et doit exciter la curiosity de tout homme, 
qui vout BO connaitrp r^oi-meme, surtout qunnt au physique de son 
rorps; le troisieme u. leur d^yelopper les notions du droit en gen^al^ 
et celles du nouveau code en particulicr. 

Les auteurs claHsiiiucs latins traduits pendant les six dernier* 
n^ois dans les chi8»eti inferieures uont CorneliuH Nepos, Quinte- 
Curce et Yirgile; dans celles plus a?anc6es les (l^res out traduit 
en allemand le quatri^me livre des histoires de Tadte et le pre* 
mier des ^jpitres d*Horace; du latin en fran^ais le Heantontimo- 
rmnenoB de Terence, laqnelle traduction a 6t6 fidte orslemeni, et 
ensuito par ^crit. 

Oomme la plupart de ceux, qui veulent apprendre la langim 
grecque, sont destines au minist^re du culte protestant, et qu'ils 
doivent savoir lire lo Nouveau Testament dans la langne originale, 
dont l idiome grec dilTtre de celui de tous lea autrr? auteurs, qui 
onfc ecrit en cette langue, on leur en a expliqtie quelques livres, 
et en mcme tems a ceux plus avanc^ le quinzidme lirre de Tlliade 
d'Hom^re. 

Quant h I'Hebreu ceux, qui desirent Tapprendre pour savoir 
lire !e Yiemc Testament dans la langne origuiale, y sont instmita 
par Honsionr le Professenr Berokraann, lequel donne 6galement 

*) ZweibrOoker Qymiuwial^Bibliotliek. 



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B. WttliM*« M«l«b. 



210 



•l68 lefOQB de g^ogiaphie dans lea classes sup^riearat^ aioH qve 

Jlonsicur le Profeaseur Hertel celles d'histoire univeraelle. 

Dans le s^meBtre pasHo mea ^l^vea ont appris les principes de 
la physique et ceux de I arithm^^tiquo et de I'alg^bre. Au lieu de 
la })romiere nous traitorons dans lea six moie d'hiver Ihiatoire 
naturelle et au lieu de la dcrni^ro les principcs de la geumetrie. 

Oo Yoit par ce precis, que dam notre ^cole on forme leg jeunes 
ffma daot loat oe qui eit n^beaaaire k on homme, qui veut d^Ye- 
lopper aon esprit, eoHiTer ms teloiiB et m preparer k i&tndier quel- 

sulre sdenoe aveo waioek^ 

Oeoz, qui TondnieBt a'adooner in aomniiaroe, trouTent aha 
aona an inatitnlanr Ten6 dans eatto paslie, qui apvia aToir ierri 
dans des comptoirea de D^gocians en Allemagne et eo Italia a'eat 
.^tabli ici et donne des instraotions prinoipalement daoa oette paitie 

de rarithni6tique, qu'un n^gociant doit savoir. 

L hiver prochain ooub nous proposoii'^ de donner une fois par 
semaino un petit concert, oh s'exerceront ceux do nos jeunes gens, 
qui ont ajipriH quelque instrument, et auquei d autre s amateurs 
voudront bicn prendre part. On permettra k quelquea-uns de nos 
^i^ves d'y assister par forme de recompense. 

Un grand encouragement poor lei jennes gens anidiii et appli- 
qnte eont 1m examen pnMica, oit il penrent donner ane id4e ^ea 
progr&s, qn*i]a oat fute; lea exerdoea publics de deekniafion, et 
ies distributioiis de piix. 

En confonmt6 de Vairftt^ du Bureau d'Administratiott da notre 
i^cole Ies examens auront lieu dans ma elaase le 16 da mois cou- 
xant, le 15 ^tant un dimanche. Nous commencerons le matin k 
neuf heures par le grec, ensuito le latin et enfin les uutrew sciences 
seront traitees. A deux heures de rolev/'o Monsieur iierekmami 
produira sea disciples, qui out appris I'hebreu, apres tous les el6ves 
des classes sup^rieures seront examines dans la g6ographie et 
1 hifitoire imiverselle. Le lendemain matin la clasae de Monsieur 
Berckmann subira un exameu et apr^s midi celle de Monsieur 
Hertsl. 

Kexercice de declamation ae fern le 16 Yendemiaire prodiaiii 
i deuz beareo de relevia. Dana oe dernier, aprts que f aurai pro- 
nono6 en fran^ais un petit diseouia analogue auz ciroonstanoes^ 

Oeorge Charles Postius en prouonoera un en latin sur le Elifail 
admirari des anoiens Philosophes; ensuite Louis Bettinger en pro;* 
honcera de meme un en fran^ais but T^tude de la physique autant 
agr^abie qu'utile. Oea deux disooun sout composes par les jeunes 



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214 CtoMhudilLBfttwidd.4hnHHUik]fiMda^^ 

orateurs eox-mdnifls, oooaid^liaii qui doit provoqner riad«]geMe> 

des ttiiiiiteurH. 

Mon (Joll6gue Berckmann en lera prononrer un en aUemaod 
par Frederic Geoffroi Schwalb de TruHngue sur l influence, qn'ex- 
ercent les sciencee pour enuoblir le o«eur; et trois de se« ^l^vet, 
Looia Kroeber, PhUippe OhrMen MvUor «t Henri Hon amroDl 
llHMUimir d« parier entie muc «ii aUeiiMiid tor 1m AguBmtm 
k<NDm«>, rim en riank eomme HMMlile, Fintre m plMurant wttaa» 
Demoevitoy le ttointeie en lee jogeent tow eemme Boile«i. 

Enfitt Chttlee Dominique, 41^ de 1ft elaiee de Moneiew 
Hertel, tennineRe 1a aoleimit^ en remerciant rassembl^e de eft 
peiience , ainsi que de Ift dietinetioii, dont ont honorte eeu, 
qui ont le^ dee piix.** 

Man kann auch aus dieeem Berieht enelieii, wie Bektor Fftber 

aich MQhe gab, das altrenommierte Gymnasium anch vnter den 
firanaSsisohen Scholgesetzen auf der Hohe zn halten and die Z5g- 
linge nicht nur zti gclebrten Stttdien sondem aaoh fOra praktiaohe 
Leben tiichtig zu machen. 

Die Schule wurde aus dcm refonnierten Kirchen-Yermogen 
unterhalten. obwohl eigentlieh dio Stadtgemeinde zum Unterhalt 
einer Sekundaracbule verpfiichtet war. Anlfttilich der AnstelluDg 
eines geborenen Fnuuosen katfaoMsoher Konfession and der Auf- 
forderung an daa Kon^atorimn, ihm den Gebalt (1800 &.) anaaaUeii 
m laeeen, maotite daa reformierte Konnetorinm den Tenadi, der 
Anetalt wieder einen konfeaeioneUen CSiarakter an verldhen wid 
die LeituBg deraelben snifloksiierkalten (1808). Aber in dem lAogeie 
Zelt hindurek bestekenden Konflikt vennookte die kircblidie Initans 
gegen die weltlicho nicht durchzudringen. Auch ein anderer Piatt 
des Eonsistoriums, namlich die Errichtung einer Akademie, eines 
thoologischen Seminars, scbeiterte. Ein Organisationsentworft wabr- 
scheinlich aus dem Jahr 1807, Ut nooh vorhanden.*) 

Ein Qesetz vom 10. Mai 18Ut) befaBte Hich von neuem mit der 
Schulorganiftation und wurde durch ein kaiferlichcs Dekret vom 
17. M&rz 1808 zur AuHfiihrung gebracht. Dauach war die Aufsicht 
ilber daa gesamte SebtthroBen einer ^kaiawUdien UniTenitftt" flber- 
tnigw. Ktnftighin war eine Gemeinde-Sekondftndiule ala College 
m beaeiehnen. In der Flida bekamen die fiefanlen an Zweibrlleken, 
GrOnatadt, Spejer, Kenetadt dieaen Namen und in Dttikkelm nnd 
Kaiaeialanteni wnrden none Ko11«gien eingeriehtet Sine Andenmg 

KAZ IV 4236. — WestpfiUs. ti«iich.-Bl. 1697 b. dSif. 



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215 



dea Lehrplanep war damit nicht verbunden. Wip es in Zweibnickon 
mit dem college im Jahr l^lo bestellt war, ergibt Bich aus dem 
Programm des 'Principal du OoU^ge' Faber fur dieeee Jahr (s. 
Dokum. Nr. 84). Ee laQt deutlich erkennen, dafi er fQr eeine 
An«talt ftUes tat, •wan nach deu ytirhaknissen mdglich war, bo dafi 
er aie in verhalbusmaSig guiem Zustand bei seinem Tod (1811) 
MinflB BiMlifolger Heftel, biAar PkofeMor dovMbtt, Hbodki. 

Untor dewen B«ktomt iadwlM ikli di» poliiiMlieii Yeibllt- 
niflBe ftr die Lude im KokMi Bbeinnfer; diiete inird«n irieder wm 
den Tdbflndeten deiiMiMi Kfiflhton b c a oM (1814). Die pmieo- 
DMbe Begienmg behielt sunacbst die bvaSmok^Mi Uvtenichts- 
gewteo im aUgraneinen bei and emannte nor eine oberste Schol- 
behorde, einm Diiektor des dffentlichen UBteniehte ni^ awei 
Luipektoren 

Die Zweibriicker Anstait nahm, wie die andern in der Ffalz, 
wieder den Namen Gymnasium an und erfuhr allein von alien inso- 
fem eine Veranderung geai^en fiber den 6 Abteilungen bzw. 3 Jalirea- 
knrsen der Sekondarschule, ain Ibla die vierte Elasse wiederher- 
gestellt und eine fflnfte als yorbereitongaklasae angefugt worde; 
mdi die Zahl der Iiehrer wnrde eiilipreoliead vmiehrt, so daft 
der Mhere Zmtend iviederkeiirte. 

Weon die Fnuuoeenaeit each in manelier Beriehimg eine geiriste 
Befreiang lllr dae Qeirtedeben avoh des PfiUaerTolkea gelnwdit 
bfttte, 80 wax me fur das SchuUeben speziell doch keine glQckliche; 
abgeselien Ton der Stoning durch die vielen Kriegsonruhen lag in 
der immer mehr hervortretenden Betonnng firanzoBischer Art and 
Sitte eine proBe Gefahr Rir das Deutechtiim; man bemiihte Bi>b die 
Bevolkerung franzo'?i''rh zu machcn und tin^' da bei riatiirlich bei 
der Jogend in der Scio^uie an, bei der man da^ Yurrui ken in hohere 
KlaBsen von den Kenntnissen im Pranzosischen abh ingig machte, 
die man an militariBciien Qcist gewohnen wollte mid in allem, auch 
im Religionsontoiricbt, zur Yerehrung and zam Diensi dM Eaiseia 
enog; dea Kaiser ekren nnd ihm dfenen war ein Gottesdienat, da 
der Kaiser Ton Gott sum Diener seiner liaeht, ja m seinem Bild 
.anf Erden an^^estellt eei. So stend es in dem ,,KatooiiiBmns sum 
Gebrauoh a]Ier Ktrehen des framdrisefaen Bdehs*'. 

So konnte es nur dn Segen fur die deatsohe Jugend der PCsls 
sdn, als die Lande wieder uator deatsche Herrscbaft kamen. 

Eine voUatandige Emeuerung des Schulweaens trat aber erst 
ein, als am 30. April 1816 Kdnig Max I. von Bay em Resitz er- 
giifteu Jiatte Ton den linksrheiniseben Xeilen der Pfalz and dureb 



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^10 QeschichU. EatwickL d. humanist. MitMBC^iQlwesens d. bajer. FfaU. 



«i]M Ywaimg Tom 29. Okfcober 1617 beftiin^ daft AM- 
liohe Untonuibt im Bh^inknu im- allgem4iiiMi oadi den benils 
flir di« Qbiigeii Tale dot BsidiM bMtolwadffli Yetotdmagwi rmI 
Tooohrifteii ainraiiohtoB teL 

IhrnUk geht die €(««diidito d«s EmtSktMtvt flohnhreMM fat 
die aUgomeiM bayodaolie SolmlgeMMclito dw 19. Jfthriumderti tber. 

Ei war eine nieh bewegto Eeit, wakhe die Qj^nuiaeiiiiii ttb 
dalilii dUfddebt hat Ln 16. Jatairbiuidett eriebte es seine enle 

Bl&teseit, auf welche ein voiles Jahrhundert groSer Not folgte, eine 
Zeit, in welcher Gberhaupt in den Pfizer Land en das geistigt) 
Leben daniederlag unter dem Dnick der politischen Zustand^. 
P,r**t im 18 JahrhiiTidfrt crhob sich dip An^trilt nntor tiichtigen 
Kektoren zu neuer Biiite, Vms die Revolutionsercigniswc wi* demrti 
zerHetzend in das Schiilwesen ( ingriffpn und die folgende FranzoBOn- 
herrschaft es seines deutHchiu Ch iiaktera zu entkleiden drohte. 

Zu alien Zeiten aber, und in denen der Not am meisten, 
waren die "Wittelsbachei* Fflrsten die eifrigsten BeachUtzer und 
Fdrderer der Schulen im Zweibriicker Land. ^ 

■ 

7. Da8 reichsst&dtisehe Gyranasiam in Speyer. 

Honingen-GrunBtadt haben wir als die wichtigste weltliohe 
Anstalt der Nordpfalz kennen gelernt, fttr die Westpfalz War 

Zwnibrfickfn d(»r ^eistige Mittelpnnkt. Wir kommen nunmehr ztt 
dem Gymnasium, wilcho** in der Vordprpfalz ncbeii den |?eist- 
liohen Schulen den Haupteinilufi auf die geistigo Bildung der (iegend 
hatte, zu der Ratssctinle der aUen ReiohsBtadt 

Speyer. 

Die Entwiiddiiiiir dieter Anatall Ufit eiiA an der Ha 
voriiegenden Aktenmatorials') nemlioh 11iokeiik>t Terfolgen. Wfr 

.behandeln deahalb ihre Qeschichte wie die von Zweibriicken etwas 
ausf&hrlioher, weii eben dieee beiden Anstaiten, aeitdem dnfch die 

Reformation ziemlich alle Klosterschulon eingegang^n waren, die 
¥richiig8ten Mittelpunkte hoherer freiflti^er Bildun^;^ in der Pfals 
gewesen sind, und weil aich an ihneri, besondera an Bpeyor, die 
£inwirkung aller wechaelnden JEUohtuogen im Uuterriehttwesen deut- 
lich erkennen la&t 



') Vorhandea im StedtarcluT 8p«yer; dnzelnea auch in der BfliliottlAk 



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a) Die Ratsnehule 1540—1612, 

Die bischoflichen Schulen amDom und in den versohiedenen 
Stiftern der Stadt waren die StStten, an welchen «ioh die Kinder 
<ier Speyerer liiirger liire BUdung erwarben, olfeiibui' uiit gutem 
£rfolg. Denn in einer Uikunde vom Jahr 1470 wird ruhmend 
.iMfTorgehoben, daft die veibleB IfitgUeder dM B*ti htHMaok 
TMttenden. Ib d«f das geltlige Ii»biii la BanCBehlaiid ao ^elfiudi 
umgestaltendeii Ztat der Bflfomatton fladen nit nun iiuh in S^yw 
di0 enten Anftoge eines aASMtftBdigan, ttidtiaehen Sdliid^eMtta. 
^8fl]u>n 1(25 hat der Rat lugleioh mit dem ersten Yenuch, die neue 
.Iielm allerwftrts durchsuseteen, den Plan gebabt eino eigeno schola 
sanatoria zu erriohten. Dieaer Gedanke war off^bar die Wirknag 
■do8 1524 erechienoTien Sendsclireibens Luthera ^«n die Bflrger- 
nu'istov und RatalH'irn uller Stiidte Deutachlands, da6 sio chriatliche 
8chuien aufrichten und halten soUen*'. Er konnt-o indcb damaU 
noch nicht verwii kliclir warden, weil die refoniiacorisciie liewe^'ung 
uberiiaupt wieder zuiuckgedrangt wurde; es ist ja begreiflicln dali 
muk in der alten BiaohofsBtadt tod mtea des Klenis allea tat, urn das 
Umdoligreifen der neoen Lelue an InDden. Anf die Dauer itaren 
•ber dieie Bemfilnigen niAt etfolgreleh; trote aller Ifohnungen 
pMdigteii mehiete OeiiljiBhe der Btadi im Sinne Imtlieis, nbd der 
ganze Bat war dnittlunu reifoniMiioBafreiuidliflli geainBt. Wtan er 
anf den ihm unterbreiteten YoiaoUag eigene InUkerisoho Prediger 
anzustellen noch nioht eioging, so gesehah es aus Yonicht dem 
Kaiser Karl Y. gegenQber; indes unterstiitzte er inageheim die 
iutherisch g;cmnnten Gei«tlichen seiner Stadt. Ala jedoch 1540 der 
Kaiser bei seiner AnwfHonht it in Spoyer befalil, den AuguHtiner- 
Prior Aug. Diller weg:en senitsr Zustimmung znr neuen Lehre voni 
Amte zu entfernen, auhm ihn der Bat nicht uur energisch in Schutz, 
«ondem utellte iiin noch im gleicben Jahr auoh dffentlich als luthe- 
fisohen Piidiknntan an. Zvar nnfite dieaer in den aialiatai Jakien 
(1541 nnd 1544), ale der Eaiaer ifieder in Speyer weilte, Iftr eiaig^ 

die Stadt Teziaaeen, fcehite aber snrftelc, nnd die BefonnntionB- 
bevegnng war nun nieht mehr anfiniliattan. 

TJnter solohen YerbUtniaBen nahm der Rat ematlioh die Organi- 
sation des SchulwesenB in die Hand. Im Jahr 1638 fafite er 
den wiohtigen BeHchlufi, sich doroh GrOndnng einer RatBsohule 
im Dominikaner-Kloster unabhSngig zu niachen von den Dom- und 
Stkft8schiilen. Der evantrelisoh gesinnte Prior der Dominikaner 
Ecfaard Kiel gab aooh seine Zuatimmung zur Benuteimg Ton KloaterT 



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218 Geschichtl. Estwickl. d. batnanist. Miitelschul'wesens d. bayer. Pfolz. 



raumon. Aber gb gcheint. da6 es ontweder noch gar nicht zur 
Eroffnang tier Schulc karn odrr dali sie wieder eingmg. Es ist ja- 
natSrlich, dafi man von bischoflicher Beite dem Magistrat Schwicrig- 
keiten bereitete; sogar Kari Y. »oll eingegriti^eu haben, urn di& 
Erriohtnng der Biidtiadieii Sdiiile so hindenu An direkten Naoh- 
litklai ilb«r diMen Yefsnoii iiiMr Soholgrindiukg liegt odb iMlt- 
TOT BalriMdeiikeB vom S7. KoTeinber 1588, welehei ddi 

■bw ledigfidi tnt die Oiduoag dar infieren VwliiltiiiMft beriaht^ 
•iiiMi Sohnlplaii endiill m nidil (8. Dok. Nr. 90.) 

Es wird darin ranldut ein SehoUokftl im Ekwter sa den Pre- 
digam in Anaaioht genommen, am dessen OberiMnag beim OrdsBi 
naobgesncht werden soil. Dann bandelt efl sich um don Lehrer: 
68 soil yorl&nfig anf 1 Jahr ein gcschickter, gelehrter Schulmeister 
angenommen werden, welcht^r der St^dt und der ihm libertragenea 
Scbule alle Treue geloben mufl, nichts ohne Yorwisaen seiner „8chul- 
herm**, die der Rat bestimmt, tun «oU nnd alle Streitigkeiten nur 
vor dem Rat erledigen darf. Ala gegenseitige Kundigungsfrist wird 
«!■ Tierteyahr festgMeM. B«i Begilnng det Gabdtai wkd untei^ 
flohiedAii, ob dw SobufaBeistor iraihekfttot lit odar niehi Ala Jiipg- 
gofldle bflkomn* «r Kort nod Wdnang im SlMler, jibfiiob 50 & 
•B Oeld und Befreinng Ton Abgftbeu, fidli er akbfc neboibai iigwd- 
eine Hantierang oder Handel fereibt. Femer soli ihm jeder Sohfller 
vierteyibrbdi V* A* 8oh«]geld eatriekton, jedoob bebftll nob dor 
Bat vor, Befreinng davon zn gew&hren. 

Ein verhoiratefer 8chulmei??ter bekommt f&r seine Person Koat 
im Kiu.ster. nhcr ciiie Dienstvi ohnung aiifierhalb dosselbon. Die 
Yerpflichtung, die Wohnnng, sei es in oder auiier dem Kloster, in 
Stand zu halten und die Scliulstnbe m heicen, ubemimmt dor Rat 

tfher Emteiiuiig der Klasseu iat nicbte Genaucs gesagt, nur 
waidon die alphabetarii von den andem, ^Yerstfindigen'' untor- 
aflldodoD; dor Sobnlnoiitor iHrd onniohtigt, filr onloio oiM XoUft* 
boralmr oaob oigenor Wabl oiid oaf eigene Eoaloii aBiQBtBUen; dor 
Bot gowtiurt dioaoai nvr froioii Tiaab im Kloatar. 

Ak AwftiohbMMtgoa odor, vie oa baifii, dor Bohideii Hoxm odor 
Pfloger, aetzt der Bot swoi lUuior an, welche die Lebror kon- 
trollieren und ihnen gegebenenfalU mit Kat und Tat mar Soito 
stehen sollen. Selbet&ndig dArfen sie aber nichts yerfugen, sondem 
rousecn allf Anliegen des 8chnlmeif*terH dem Ral* vorlegeo, dor aiob 
aoch die KntM lieidnng fiber die Lehrbiii h* r vorbehilt 

So sehen wir, daB der Rat verstiindig fur die auBere Ordnung 
geaorgt und seine Autoritat ais oberBto Schulbehurde mit Bestimmt' 



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R W«lllielw Mndvi. 



3t9 

4 



heit betont hat. Man ftihlt es ans dem ScbriftuHick, «o kurr es 
ist, deutlich hemtis, daB es nine Ehrenpflicht der Btadt zu ertuUen 
gait und datj man sich fftr das Wohl der Burgerschaft Tiel von der 
neaen Einrichtung verapracb, die ja in anderen Stadten Bohon langerft 
Zeit erprobt war. ZunacbHt aber dachte man hai der ersten Orga- 
nlMiioii niehi an «me GUadenmg Ewisclien Elemeutir- md hdherer 
8(diiil«; vtolmdir war altos nodi YeMfangt Bod oftmbar aoUte aiat 
WMh mid nadh eine m weitaran Stiidiaii, gawiUta md bafthigla 
Sebar hatangebildat weiden. Alphabalaiii wafon jedaaiUla ftr die 
neae Sdnda TOtgeMben; tie nad amdiftokliah genaimt and- dam 
evant EoQaborator sagawiesen. Daneben dachte mail aich aaeh 
Forigaeohritteneref deren Unterricht der Schulmeister selbst ftbar* 
nehmen sollte ; da den Inspektoren eine Aufeicht fiber die sra lesen- 
den ^ Aiiforen" zur Pflicht gemacbt iat, so iat darang wohl zu 
8chlie^ien, daB Tjatcin in etwas weiterem Umfang getriel on werden 
Bollte. Jedetitalls aber dachte man nicht daran, hohe Anforderungen 
zu stellen, und ew wird auch in Speyer wie an anderen Orten 
MelanchthuQB Ordnung fiir die HacbBLschen Scbulen, welche fur 
Uaine Stidta berechnet war, ab YorbSd gedieot haben. 

Dar Batwvrf aioea aigaaiUohaii LabiplaDB war wobl Baoha dea 
IB barafiuidan Lebren. 

"Wia gaiagt, aa irt ankbur, wia wall aa dam Baft vit diaaan 
araten Yafaaoban glftokte. Es scbeint abar, dafl erafc 1540, als dia 
Pieformation in Speyer dnroh offizielle Anstellung eines evangelischen 
Predigers einen bedeutenden Sefazttt Torwftrta getan hatte, die Er- 
5ffnung der Schule moglich war. Ans diesem Jahr h5ren wir von 
dem Mag. Job. Mylaeus awe Niedenilm nh GymnaHiarcha der 
ncTien scbola sonatoria. Von ihm ist der erste Lehrpian verfaSt, 
der als Erganzung zii der T3e8timmung von 1538, die fiir die iiuBere 
Ordiiuiig ihre Geltung aueh jetzt hatte, diente. (S. Dokum. Nr. 91.) 
Danach baben wir eine ganz schlichte TriTialschule vor una, ins* 
geeamt 4 Abteilangen, welobe tftgfiob in 4 fiMandaii autaniobtat 
wmdaiL IKaSuntefataiiEkMaanwaraiiiiiditoaaderaaalBlataiiiiaaba 
Elamantar-Sidiiilea, in denaa baopMtoblidi Laaan galabrt wnrda; 
'alameniaiii* and 'qid tatioDaoi azpadite lagandi diaeani* waidan die 
Sahtier diaaar Abteilnngen genannt; ein genanar Labigaog iafe ftr 
sie in dem vorUaganden Plan nioht enthalten. Wenn es aber darm 
heiSt: In teroia ae qnarta puerorum claAibas procadat Gimnafiaroba 
inxta oxhibitae inftitutionie fuae formulas, so geht daraus 
borvor, daB der Rektor friiher bereits seine Yorscblage fur den 
Unterricht der unteren Kiaasen gemacbt hatte. Ba die Zeit seiner 



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220 G eschichtl. Entwickl. d. hvmaDist. Hittelschul weeens d. bayer. Pfals. 



Berufung naoh Speyer nioht ganz geuau foBtBtblir. mag es seiil, 
dftB Rf doch mit der 1538 greplanten Sohule ira ZuBammenhang 
etelit. Moglicherweise hat er zuuaclmt nur alphabetarii Torbereiiet 
und erst jetzt (1540), naohdem diese enteprechend weit gefordert 
-motob, einra Plan ftr die IiOli«r«ii KlaiMn Torgelegt. 

In den Lehrplan der Prima gehorten Rhetorik uiul Dialektik, 
'Obungeh im Stit diirch Disputationen und Argumente. Als Lektflre 
dSentoii OiooroB und PoKtiana Briefe, Eraanras* CoUoquia, Teieite 
und Veiglla Aeneh. In Sekunda worde tot allem Chwminitik 
gelemt, Donat, Onto, Aesop nnd Brasmiu geieien. 

Wenn aneli dnndi die Laae- and Sohreibflbongen ein gewimer 
Wortscbats nnd woU auch solion einige Eenntnia der Formen Eigea- 
torn der Bchilier geworden ist, to war der Gevinn f&r die eigenl- 
liche Orammaiik in den unteren Earsen jeden&Ua geriog. Die 
aecunda classia war die eigentliche Qrammatik-Schule. "Wir dfitefen 
naiturlich dabei nicht an einen Jahreskurs denkcn, sondem obne 
Zweifel hielten sich die Schiller cine Keihe von Jabren darin aui^ 
bis aie imatando warcn, den holicren Anfordeningen dev Prima sru 
geniigen. In welcher Woise dann die Yersef/uniyen vorgenonimen 
wurdon, dariiber verlautct nuhtH, ahfr wahracheinlich war dabei 
der Wunsch der Eltem und Sciiuler sehr von Bedeiitung. Examina 
sind erst spater eingefuhrt worden. Ebenso war nat&rUch der Besucii 
der Prima ein mehrjahriger. 

Yon einem eigentlichen Unterricht in der Religion horen 
wir liichts; ea war ja uberbaupt der Katechiflmusunterheht erst durch 
die Reformation in die Schulen hereingekommen.^) Es mag aller* 
dings etwoa mebr ge«Aeiien aoin ab der Lebiplaii enttUii abor 
mebr ale ein Answendiglenieii war ea sMbeilieb oiobt. Die Sebfller 
mnfiten tot Beginn dee Unteiriefala tiglioli daa Yatenuuer und dm 
engliaeben Gmfi beten, daa Glanbensbekemitnia und die 10 (Hbete 
hersagen. Yon einer Behandlung des Neuen Testaments in der 
8chule ist noch nicht die Rede. Aber da tist die Predigt ergftosend 
ein, die damals ein Bestandteil des Religionsunterrichts war. AH- 
sonntaglioh wurdea die Sobuler in den Qotteadienrt geCQhrt^) 



^) Vgl. aber Thalhofer, Die katecbetischeu LearatUcke iiu Mxtteialtor: 
MitteUnngea 15^ Swl87£ 

>) Da «• ia dem Plan aasdrileklieh heifit, daft die Predigt das Angn- 
atioar>Priors hr'^.ucbt wird, so ist daraus su schliefien, daft die Scbolordniiitg 
noch vor der Offentlichen Anst^lltinn- Hp^ Priors Diller — am dtMao Itarili as 
•tch nor baodalii — als latherischer Pfiurer eotwoifea worden ist. 



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Zur FIfegai der Masik waren am 8MMteg 1— 2 0taq^ fnr 

die beiden oberen Kone festgesetzt; es war also noch eine gans 
mftfiige I'bung. Tagliche Sing^^^tunden wurdon atgar Cor eioa B«- 
naohleiligung der iibrigen BmuIk n ^ehalten. 

Teilweise durfte eine EiUisttslluug dee Unterrichts vom 2b. JuU 
bis 11. AugUHt HUiUtindeu, indem fiir diese Zeit nur je eine Vor- 
und NachmittagHtituude angeHeUt \^urtie. YolUtaDdige i' eneu gab 
08 niflht 

Wir kabea alio oeb«ii BsUgim oad Mvtik Latein ab den 
eimifeB HauptgegeMiand daa IJjiteiiiohtB. QneehiMili lud HeWriiaak 
kaoBlea In dieten AnfrngaatadSen der Sohnle nooh kcnie StUfta 

finden ebenaoweiug wie in dem Plan Melancbthoaa fur die saoh- 
aiachan Sebulan tou 1527. Rhetorik und Dialektik stehen als Lehr- 
gegenstande zwar aaf dem Papier, aber man darf bezweifeb), dafi 
darin bei der ganzen Anlage der Schule wirklich etwas geleistet 
worden ist, Bunial aiich, wie wir sehen werden. in der nachaten 
Schulordnun^ die beiden Facher nur fur den BeduriBfall in Ausaicht 
genommeu sind. Aucb in Melanehthons i*lau sind sio nicht vor- 
gesehen. Dieser war zwar im Ihund das Yorbiid uucii iur die 
eiste Schole in Speyer, aber docb nicht ganz geirei;^ nacbgeahmt. 
MelanohtlKHi noterBcdiaidet 8 Stafen: 1. die ElemeBtatstofo mit Leaen 
and Sobreibeii; 3. die MUtelskofe: Giamnatik; d. die Obaratnlia; 
IiekMre. Die 2. nnd 3. Abteilung aind in Speyer abenao Torbandent 
die erate abw iat aohen im Plan in awei Eaiaa aarlegt, wie ea in 
der Praxis wobl aucb anderwart» goscheben mufite. 

Der ganze Plan ist auf kleine YerhaltniK^c berecbnet; aogcHichta 
der gut beeuchten bischofliohen 8chulen der Stadt war es fiir den 
Rat der pebotene "We|?, seine Sehulo aus Kleiaeni )iorn\iH nich ent- 
wickeln zu lassen. Ahw m Rube konnte dieac Entwicklunj^ zu- 
nacbst noch nicht vor sich gehen; 1541 wurdcti der Prediger iiillcr 
nnd Rektor Mylaeus durch den Kaiser Karl V. selbnt aus der Stadt 
verwiesen, sie kebrten aber wiedcr ^uriick um niit neuem Eifer ihr 
Reformationswerk aufzonchmen. Das Interim von 1548 Terdr&ngte 
ne danernd, ohne dafi jedoeb dadurob Bat nnd Bllrgeraeliaft in 
ijirer 'Cbenteugung irre gemaeht wurden. Auf das Tedai^en, die 
atidtisdie Schnle anfinigeben nnd alle Scholar wieder in die Stifta- 
aabnlen zn aahiakeny tiefl man ddi niclit ain, aondem erdffnete 1549 
die Ratsschule wieder; sic stand bin 1559 untcr dem Rektor M. Abol 
von Sohwegcnbeini und seinem Kollaborator Bofiler. Unter ihnen 
traten infulge des Paaaauer VertragH und des Augsburger Religtons- 
firiedena mhigere Zeiktn filr die Sobule ain. Die Beaetzung daa 



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Beichnkammergerichta auoh mit eTangeliachen MitgUedefn fthite 
ihr ftnch die Kinder von ang^^esehenen Beamtenfamilien zu. Ria 
1567 leitete J. M. Clodius (zugleioh Stadtschreiher) die Bciiule ohiie 
Oehilfen; sein Nachfol^er M. Andr. Prey (bit* ir)94^ war anfangs 
auch iiooh mehrere Jahre allein tatig, jedoch die wat lisende Bchiiler- 
zahl veranlafite den Magiatrat ihm zuerst einen, dann meiirere Kolla- 
boratoren beizugeben, unter denen als der bedeatendste Chriatoph 
LehmAnii, de? Ohroniit Toa Speyer, za neniMn uL 

Dm SobnUokal wmiib mehnmb g^etkttUt^ da nfteh dem 
Intorim das Ftedigerkloetar gwiamt ^rorden mnflte. Man bwBMe 
SBDiehBt di« ZmifliiBbe im BiokeiliAiis imd aeit 15&5 dit Hum 
^Kiim Greifen", bis endlioh von 1587 an ein Gebanda in der Curia 
BeiEelini, dem lOg. Rateohefiiof, der Soliiile ein danemdee Heim 
gew&hrte. 

Im .Tahr 1585 wurde der Gnind zu dem spater mit der 
Anstah verbundenen Aluinnnt p:clpp:t. Der Rat hatte dem BtadtiBchen 
Hospital von den in semen Besitz gelangten Giitem doH Kiostera 
Tum heiligen Grab Ackerland zu^ewiesen and maehte ihm dafur 
zur Pflicht, 12 Schiilern der Stadtsciiule freiea Mittagstisch za ge- 
w&hren.^) Sp&ter wurde daraus ein Alumnat| indem statt der 
t2 KoBtg&nger 6 Sohlllef "KMt and Wobnunip im Hospital bekom* 
men mnfiten. Ibnen ivar fllr dieee Yeigfinstiguug die Anflaga 
gemaeht, bet der Eiiehenmuiik miteownken, den Qaasenebor su 
liilden; Tor allem aber waren ae in Awndit genommen dereiMt 
in Btadtische Dienste ra treton, Lebrer an den ■Wdtiaohen Schulen, 
GeiaHiohe oder Beamie des Rats m warden; tie warden danrnf 
hingewiesen, diesen Beraf von Anfang an im Auge su behaJten. 

tjber den Unterrichtsbetrieb und die innere Entwicklmig der 
Anstalt wfihrend dieseH Zeitranms (bis 1594) horen wir gar nichta. 
Eb wurde allem Ansciiein nach in der von Mylaeus begounenen 
einfiEushen Weiiie fortunterriobtet; insbesondere war stets der Ele- 

*) Eztractns auQ deft Hovpitali vorfaaadtneii und voni Bnad nooh 

enettcten alten Lagerbuch. 

Deii Ueyl. Grabs verbriefflte nnd nnverbrieffle ablCBi|?e unnd Kwige 
ZinnQ und Gdllten, Jnn- u. Au&erbalb der Statt SPeyer, m aebeo etliohen 
Ofletbern, wdebe gcgen nacMniiig 90 Ifaltar GHUIt Kon, to Ton dicteni E^l. 
Grab dem SPital J&hrlich ^falleD , und lyr&jvt Bhifter duto daa Eine sum 
Kleizton Himmelgui: das andere am Eckb d«fi Fisehmarckbs an deB SPittaU 
Pferdtatali stehend, mit angehengten HtUodigen and oiut&ndigen Be&chwehrtezi, 
vie meh dea Altunnit alle Mittags Suppen ohne Brad und Gemlleft ni geben, 
dagegen von dem SPital ab- und su dem Rent Ampt gezogen dem SPStall ia 
Aano 1617 von S. £. lUtli ttbcfgebea wocdeo. (JStASp 516«.) 



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mentarkurs, obwohl P8 daraals schon eino «igene deutache Schule 
In Speyer gab, mit der latoin53cbfn Sdmlr verbundcn ?ebiiebeii, 
wie ana der im folgeiid«n su besprecheodea Sohulordnung ron 1594 
kiar eraiohtlich ist. 

Hit der Cbemahine des Rektorats rluroh J>av. Weltz beginot 
«me Neuorganisation. £» Ut eine Schuiordnuiig aus dem Jahre 1 5d4 
TOiluuiden (s. I>okiim. Nr. 92), deven Ter&M«r swu niGlit gwmnit 
ist, aber vi«n«leht in dem Bemn Bokfeor wXtut T«imntot irerdai 
<davr, da Hylaena vie anoh apttem BektoMn Mlbrt ilira Unter- 
deliliBplliie verftJten mid dmn Bai verlagtaii.^) 'Ober don PUu 
Ton 1594 warden ofTenbar Outachten, vielleioht Ton den Oeistlichen 
der 8tadt oder den ^Scholbemi'' des Rats eingeholt, yon denen 
•eines mit einem Gegengntachten no<$h Yorhanden ist*); die Bean- 
^tandurtgen darin bezog'^^n moh auf die grofte Zabi der Ai^gmieiite 
und der tagliohea Unterriohtsstunden. 

Die Schulordnung ist pin umfangreirhr? Schrifl'stflck . das in 
4 Hauptkapiteln behandelt, „wa8 zu rechter und nutzliclier Besteiliiog 
der Schule erfordert wird": 

1. TnBtitutio in literis ac pietate. 

2. Mores ac Difciplina. 

3. Pauperum Cura. 

4. Funerum deducendorum ratio. 

Am wichtigaten ist nattirlich der er^tc Abschnitt, in dem uns 
die Schule in ihrer neuen Form entgegeatritfc. In 4 Abteifamgen 
aoUte me zerfallen wie bisher. 

Jpde Klasse hfttte ihren ei^enen Lehrer. doBsen Wahl nicht 
melii- wie trutiev dem Rektor uberluHsen war; sie wurdon alle voin 
Rat aelbst aus der Zahl der Bewerber ausgesucht. Zur Unter- 
atfttaung des Ordinarius der 4. Elasse konnten zwei altere Aiumnen 



^) Die ScholordnuDg tod 1594 ist in Abscbrift Torbaoden StASp. 501. 
DerUounhlag ist sansssn, so daO dieAqgabe des Jalms der YariHIiBntlielMiBg 

aicht mehr zu lesen ist; cine spfttere Notiz daselbst besagt: Vor 1595. Nach 
gelegentlicheo andereu Notizen ist ketn Zweifel, dafi die Sch.O. 1594 erlassen 
worden iat, als outer dem neaea Eektor Weltz eine Beorganiaation der Anstalt 
▼(nfmommen words. Sie bildste lUr Inge Zeit die Gnrndlage der Yeitunag 
des Speyerer Gymnasiums. Biiwelpe Teile derselben sind gaaz oder nahesa 
im Wortlaut in der Schulorduuv Tom Jalir 16M wiederholfc wocdeot besondeis 
am dem 2., 3. und 4. Teil. 

•) StASp 601. 



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beigezogen werden, zngleioh n ihrer eigenen tabling im Untoi^ 
riohten^ da ja die Alamnen (paupereB) deroinBt ti. a. dem Lehnunt 
sich widmen soHton. T)er ITnterricht wurde erteilt in z^ei Vor- 
mittagastunden , und z\\ar irn Somraer um 6 Uhr, ira Winter um 
7 Uhr beginnend, und in drei Nachmittag^stuTiden von 12 Uhr an. 
Was wttrde man heutzutage zu solcher Stundenvurfeilung sagen? 

Die Zahl der Abteiliungeu war zwar dei i'rulieruu gleich, aber 
die Bedentung der einzeliien KlasMD war eine dweliAiif ud^e. 
Biib6r wviden swd BnieiiteikDiM gefilhrt; diMe wndai BHunelir 
iB einen, 4ie viorto Khase, ▼ernnjgt, aber janaikalb der Klrnwo 
TOdfiD wiedv 3 DekoriQii antefiohiaden: 1« dia Alpbabetariu 
2. ditf wekbe baehttabieren lenen und 3. die, welche lesen 
ktenen. NafeSrlich handelte es taiek anf dteaer Stufe gleioh aaok 
ran die Elemente dea Lateinischen, b o a o ndaw an AnaigaiiBg aiaaa 
kleinen Wortscbatxes and einfacher Paradigmen de§ Nomens and 
Verbums. Die Erkrnung der Worter geschah bei don Kleinsten auf 
die Weise, dal3 ilmen taglich 2 neue lateinipphn Vokabeln vor- 
gescbrieben wurden, die »ie sich bis zum nachsten T ig oiiuupragen 
batten. Der zweite Kurs niuBte eine kurze Senteaz lemen, «. B. 
initiura sapientiae timor dei u. a., wobei besondere auf deutlicbe 
Aii0q»Taoh6 and riohtige SUbentronnong m aahten war* Hit dem 
Oberkoie der lY. Elaete warden Lektionen aas den Dialoyen von 
Seb. Heyden dnrdigenomniai, der lateiniedie Eatechisnins ezponiert 
und daran Cbangen im Beklinieren and Eoi^ngieren geknftpft. 

Aber eine grilndKdie Schulung in der Grammatik boten erst 
die. folgenden 2 KlaBsen: die III. in der Etymologia d. i. Dekli- 
nation, Konjugation und Eomparation, die II. in der Syntaxis. 
Danoben ging in b«(ii!en Kla^i8on die Lekture her, auf welcho sich 
die Grammatik auf baute (in der II. Klasee Cic. epist. ; Erasmus, d^ 
civilitate monim; Yolumen poeticum fur die StraBViir^M r Schulon, 
1. und 2. Teil; in der III. Klasse Aesop, Cato und Uialogi von 
Heyden); denn nicht um de« InhultH, sondern in erster Linie um 
der Form willen las man damals auch in Speyer die Autoren, und 
kttne LdrtOreetaada lollte aaeh dem Iiehrpbuk ▼wgehen olme eiii 
BoharfeB examen gramnuitieBm. Ab Att%abe ftir die m. Klaaae wird 
a. B. angegeben: exporitio ac examen Qramm. Epiatolarom Ctoenmia. 
Fftr die Kateefaiemawituttde ist TergeBcbrieben (in Elaase 11), die. 
mebte Zeit mifc DeUinieren imd Eoqjogieren der (grieobiadien) 
Wortor zuzubringen. So zeigt sich Aberail, wio wenig Wert man 
auf die Sache selbst legte; die Lektiire war nicht Selbstzwock, alles 
mnfite der Form dienen; nicbt die expoutio der Autoren, heifit es, 



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B. Weltlicbe Schuieo. 



2S5 



oei die Hanpteehei Bondem die damn aimknfipfende repetifio, also 
die gmnmuttiBohe Bdnihong. 

Sohoa in der HI. Klasid aoUte der Anfnag genmoht werden xmt 
den Schulern lateuusoh za reden. Dtts konnte natfirfieh nnr die 
e in f ad iH te Art sein, indem der Lehrer selbst verdeutschen muBte, 
was er lateinisch eagte; and die Schfllcr iiberaetzten eben mit dem • 
ihnrTi 7ur Verfiii^g Btehendeu Wortschats, was ilmen dentadb toi^ 
geaagt wiirde. 

In der ersten Klasse wunie das Studium der Grammafik fort- 
gesetzt, verbundeu mit Lektiirt^. Nach einjahrigom Besuch sollte 
einer aber ein vollkoomiener grammaticus sein. Als etwas Neues 
trat in der Leictflie die Poesie biuzu; nach einer Einfubruug in 
die PfOBodie begann die Dichterlelcfcfirey hinter der die Frosasohrift- 
etoller in dieser Elasse eelir rarQektraten, indem nor Cieeros Briefe 
bebandelt wnrdra ala Gnmdlage nur AbfuNNing dgener lateiniwher 
Briefe nnd RedefllmngQn. Dieflem leisteren Zweok eoUte Tor aUem 
auch Terena dienen, mit dem weeheelnd Plautus gelesen wurde. 
Aufierdem waren vorgeschrieben: Yergils Bucolica; Ovids ElegioB, 
Tristicn, ex Ponto, Heroides; Volnmen poeticum fur die Strafiburger 
Schulen festgcsotzf. 3. und 4. Tcil. Aber auch moderae lateinische 
Schriftsteller wurJcii nicht vemachliissigt- donn wenn auch damals 
die Alton noch als die Ereten galten, so glaubte man docb von 
mancheii Modernen, daB eie ihnen recht nahe gekommen scien imd 
nicht weniger 'docte' als jene gescbriebew baben. Im Speyerer Lehr- 
plan troten als Sehniantoron dieaer Art anf: Eobanue Heasns mit 
aeinen Heroides imd Nio. Friaelilinaa mit aeinen KomSdien. 

Dies ist im allgemeinen die EmteUong (Or den Lateinimterricht, 
der den gesamten Selralbetrieb behezraohte. Es waren aber nodi 
spesielle Anieitungen gegeben fOr den TJsus linguae Latinae ia der 
I. nnd TI. Kla.Hse. Der Knabe soil ein Latinus werden, hcifit es 
ansdrftcklich ganz im Goist der damaligen Zeit, und das Latein- 
reden wird finis totius Grammaticac gcnannt. Zur Erreichung 
dieset* Zidcs nuiB der Theorie, d. i. dem T'nforricht. die Praxis an 
die Seite trf^fen , worauf sicli die I'esoiulercn Vorschriften bezieheu. 
Die Unigang3sprrtcbe des liehrers mit den Schiilem und der 
Scbulcr unter sich 8olUe mdglichbt bald das Lateinische werden, 
damit die Jungen beizeiten sich darin etwas zutrauten und-spater in 
der 'Dnterhaltnng mit ^Odebrten^ nicht angstlieh la sein brauchten. 
Yerfeblnngen gegen diese Anordnvng sollien streng bestraft warden. 
Der 'Dbung im Spreehen diente besonders anoh die Lektflre des 
Terens nnd Plantos sowie der Briefe Cieeros, femer schriftliohe 

MoBamnta OanHalM Frntemi** ZLVH 15 



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226 Geschichtl. Eatwickl. oL hunuinuit. Mittelschulwe^eus d. bayer. Pfalz. 



Amarbeitangeii naeh Yorlftgeii, die ridi an • die geleeenen Anloiett 
aiMohfiefien soUten. Auch das *6igaitm Latinitatis et momm* war 
Strafe fiir Denlechreden and Yerfehlnng gegen die flchulgeeetse 

einge6lhrt.^) Zu soldier Behemehnng des Lateine gehQrte aber 
auch die Ffthigkeit selbst Verse zn Schmieden. Daram wurden 

. die Schiller in Prima, welches ja nach dem LehrpLin die eigentliche 
poeHsehe Kiasse war. in dieaer Kunst gpfibt. von der Ruckbildung 
in Prosa umgcstolltor Vprsc angofangon bis zu eigcnen Dichfungen, 
"Dio |)rac(>ppfa der G^rammatik vm\ die exempla der Tjoktiire 
anwendcn zu lernen und dadurcli auch den mundliphen Gelirauch 
der Sprache zu fordern, dazu diente die eigentliche imitatio in den 
Argumonten, die auf alien Stiifen einen wesentlichen Bcstaiuitidl 
des Uiiterrichts bildeten, abcr erst von der IL Kiasse an zu schrift- 
licher Bearbeitung yorgelegt wnrden. Ancli daronf nimmt nnser 
Lehrplan IteBondere Bftekaicbt und gibt den Lelirem Anleitong fSr 
flolche Obimgen. Borcli genanen AnsohliiB dea Tensnlegenden Argn- 
mente an die zu imitierende Periode des betreffenden Anton soUte 
der Sohiiler Gesehmack und Yerstandnis fur den numenis auch der 
Prosa bckommen. Die Konektnr der ScbOlerarbeiteii solite von den 
Lehrem nioht zu Hanse vorgenomtnen werden, wie es an vielen 
Anstalten gescliali . sondem in Gegonwart der Schfiler, weil diese 
dadurch besser angeleitet worden konnten ihrc Fohler sellist /-n 
finden. Zum 8chlu6 hatro der Lelirer einc Musteiuber^otzung zu 
diktieren. Bemcrkenawert ist, daQ auch nh und zu BchriftlichG 
tjrbersetzungen aus dcm Lateinischen ins DcuUclie vorgenommeu 
werden solltai, wobei besonders darauf zu achten war, dafi die Schiller 
nicbt eine ganz wSrtliche Bearbeitung lieferten sondem „eleganter 
und reebt teutseb den sensum geben*. 

Hit dieseo Yofsebriftoi fUr den Iiateinunterrioht und die Lebr- 
metbode sowie mit dem Ziel, dem die ScbOler zugefObrt werden 
soUten, bleibt die Speyerer Sebulordnung ganz im Rabmen deasen, 
was wir fiber den damaligen Scbulbetrieb ftberbaupt und den des 
Lateins inabesondere wi»sen. Die Sorgfalt, mit weMn i nicht nnr 
die Lehrpenn eingeteilt, sondem auch methodiscbe Winke fur die 
Prazeptoren gegeben sind, ist aller Anerkennung wert und erlu^bt 
sich weit fiber jene erste Ordnung des Rektors Mylaeus. Es war 
inzwischen cben auch die Sehule aus don kleinen Anfangen heraus- 
gewachsen. und Ehrensache des Rektors war es, ihre weitere Ent- 
wicklung zu fordern. 

0 S* darflber oben 8. 118 n. 180. 



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B. WdltUohd Schalen. 



227 



Daher fand nunmehr auch eine neae Sprache Autiiahme m 
^en Lehrplan, namlich das Griechisohe. 

Der Untonioht daiin begann in der IL Klrnmn mit 4 Wooben- 
fltunden, 2 fibr GramniAtik und 2 ftkr Lelcfeilro; abo im Tefgleioli 
tram IiBleiii in redbt beieheidener WeiM; dock wBxd» audi sweima] in 
derWodie in einer Katodiinnnaatiinde neben dem laiaiaiacheii der 
griechisohe Katechismus behandelt. Das Ziel dw Elasse war lediglidi 
das Bekanntwerden mit ein&ehen Pandigmen fftr Deklination and 
Koiyogation iind Aneignimg einer entsprechenden copia yerbonmii 
-wozu auBcr cinera Elementarbuch der gripchische Katechiamus 
Lutbers und Fabellae Aesopicac verwendet wurdon. In der Prima trat 
einem zweistundigen Grammatikunterricht und der zweistuiidigeu 
Behandlung des ^riechlschen KatechiHmua noch eine Stnnde fur 
Lekture des Platou oder Isocrates und eine andere fiir Expliziening 
der Evangelien, im ganzen also 6 Stnnden fur Griecbiech. Im ail- 
gemeinen aoUfo das Qnttahiecbe auf dieter Stafe so weii und in der 
gleichen Weise getrieben werden wie das Latoinisobe in der 
m. Klasse. Aber wenn aueb Ziel itnd Hetiiode m beidea Spiaolieii 
gleieb mren, so blaeb doob der Erfolg im Grieobiaohen bedeulead 
hinter dem Lateinisoben zuriick. Die Fertigkeit im Losen and 
Sehreiben war gering und die LektCbre md die Eenntois der lite- 
xainr ganz minimal. Bpiter wurde es, wie wir seben werden, nocb 
schlimmer. Das war aber nicht allein in Speyer bo; iiberall hatte 
damais Latein al8 eine lebende Sprache, als die Sprache der 
Oelf'hrten und der Literatur weitaus den Yorrang. Etwaa Griechiscli 
zu kiiimen gait fur den Gcbildetcn als eine Zierde, die aber ab- 
geseheu von den Theologeu liii iiiemand unentbehrlich war. 

Auch der Religionsunterricbt erfuhr jetzt eine genauere 
Hegelung als in dem erston Plan dm Mylaeos. Die erste Stande 
«ines jeden Tages wnrde in der imteisten Khsse anf Erienmng uid 
ErblSning des deniseben Kateebismns verwendet; anf die Eiassen 
m— I follen je 4 Belijpwnastimden, in denen der lateinische Eate- 
-cbismuB und nebenbei der grlodiisdie in II nnd I bebandelt nnd 
-die Evangelien getesen and z. T. answendig gelemt wurden; auch 
das Lemen von Psalmen fiir die Singstunden gehort hierher. Aber 
auch dor Religioiisunterricht ist niolif inisschlieBlich Sclbstzweck, 
yielmehr dient auch er der I buiig im Deklinieron und Konjuy'ioron 
lateinischer und gricchiseher Wiu trr. Von euiem offizielien Kirchen- 
besuch ist zwar in der bcluiluidiiimg nicht die Rede, aber es ver- 
stebt sich ganz von selbst, dali das Anboren der Predigt mit zum 
KeligiooBUntetiicbt geborte. 

16* 



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228 GeMhi<iliU. £atwickl. d. bumanwt. Mittel«chiilw6MD« d. bajer. P£al& 



Der Gesang wiirde mehr gepflegt als fruher. In den beiden 
niederen Klasseo wurden taglich zum Beginn des NachmittagH- 
unterrichts ein odtt swei detttache Paalmea geanngen; in den zwm 
obeien Knnen vnide zweiBia] in der Woi^e Stimde lang Theorie 
▼orgetngen naeh den Piaeeepta Mnaiees von Helnr. Faber nnd der 
Best der Btunde dem cantos figoralii gewidmei Dieae 2 Stnnden 
mnden als ansreichend angesehen; dooh sollte es dem Rekfeor firei- 
gestallt sdn, im Bedarfsfalle, etwa fOr den Kirehengesang an Fest- 
tagen, besondere Bingstonden anzuordnen. 

Das ist's, was die neue Schulordnnng fiir den Unterricht 
vorschreibt. "Wir sehen Latein als das alles behemchondo Fach, 
das aiich im Katechismusunterricht eine RoUe spielt; ( in .veni^ 
Griechisch als neuen Lehrgegenstand; Religionsunterricht in etwas 
weiterem Umfang als friiher und ebenso etwas mehr Pflege des 
Gcdanges. Die hebraische Sprache i^t noch nicht in den Lehrplan 
aufgenommen, ebensowenig natfirlieh irgend etwas ans dem Gebiet 
der ReaHen abgesehen von dem, was durch die wenn audi gam 
formalistisch beiriebene LektSre doob etwa von selbst yeimittelt 
wnrde. Sogar Dialektik nnd Bhetorik feblen noeb; jedoch aind 
diese hoheren Lektionen, sowie orationes latinae und graecae fOr 
spater bereits in Ausnokt genommen, wenn die Sohiiler erst in den 
zunachst Torgeschriobenen FSchern grundlicher gebUdet waren nnd 
dio neiie Schulordniing ihre Wirkung zeigte. Man hat also eine 
Ycrstandige Zuruckhaltung an den Tag gelegt und nicht aof einmal 
alles erreichen wollen. 

Um die Dorchfiihning all dieser Bestimniungen /n iiberwachen, 
geniigten aber die bishcrigen 2 bchulherrn oder Scliolaiclien, welche 
das Bedenken yon 1538 vorgesehen hatte, nicht mehr. Es wurde 
daher eine eigene Sehnl-Inspektion eingeseiat bestebend ans 
den Oeisfliehen der Stadt nnd (woM swei) andeien Mftnnenit die 
der Bat ans seiner Mitte bestimmte. Die Beiiiebnng Yon l^eistliehen, 
die flberall sohon bei Grfindnng von evangelisdiea Stadtsdnilen 
erfolgte, bedentet eine Vermittlung zwischen dem bisherigen System 
nnd der neuen Fordemng, daB die weltHchen Oberhfopter Schulen 
errichten sollten. Die Inspektoren sollten oftmals unangemeldet, 
wenn nntii^ r"i2:!irh, den T^ntcrricbf bosuehen und diir^h oigenos 
Examinicren sich von d^n Fnrtschritton der Schiiler uIk rzmgen; 
ohne ihre Zustimmung durtten keine Anderungen im Schulbetneb vor- 
genommen werden. tlber ihnen aber standen nocli die St holarchen, 
welche entweder selbbt Entscheidungen trafen oder Vorlagen an 
den Bat brachten. Es war also fOr die kleine Anstalt ein ziemlicb 



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B. WelUiche ScholetL 



229 



ausgiebiger Yenraltungsapparat Torhanden: Bat der Stedt, Seho- 
laroheii) Inspelctorai vnd der Rektor. 

Ober AbbaltuDg von Examina enthUt der alte einfache Plan 
T<m Hylaens keine Bestimmungen, and wir wiaseii niefat, ob in der 
Folgeseii solche abgebalten wurdeo. Jeiii warde aneb dafBr ge» 
florgt. Zweimal im Jabr, in der Woehe naeb Ostem nnd 8 Tage 
▼or mcbaefiB wniden in Gegenwart der Inspektoien, Seholareben, 
Syndid nnd wer sonnt noch vom Bat teilnehmen wollte, Prftfiingen 
Torgenommen. Der Lehrer hatte seine Schuler in alien Lektionen 
eeiner Klasse, die vorher mit einem Schulerverzeichnis eingereicht 
warden, vorzufQhren: danach hatte jeder Teilnehmer das Recht, 
eelbst noch Fragen zu stellen. Tn den beiden oberen Klassen 
wurden (luch Arguinente verlangt. Einmal im Jahr sollten auch im 
AtiacliluG an das Examon Yersetzungen etattfindcn in eine neue 
Klaatje uud auch iruierliallj der gleichcn Klasse in eine hdhere 
Dekurie. Auch Pramien sollten zur Yerteilung kommen. 

In dem Ka|)itel fiber Disziplia zeigt die Schulordnung wiederuxu 
gutes Yerstiinduia. Mit allcm Ernst wurde die xv'otwendigkeit bctont, 
die Sdiiller zu aufierer Ordnung and zu Oehorsam gegen Eltem 
und Lebrer so eniehen , sa aD8tftnd%eni, beacheidenem Yerhalten 
gegen jedennann, gegen die Lehrer in der Schnle nnd Hftnner und 
Franen anf den Strafien; fiberall soli neb der Schiller seiner An- 
geh5rigkeit an der Stadfaebule als einer Auazeidinang vor andem 
bewuQt sein. Weniger tympathisch mag uns heutzutage das Institut 
der Corycaei') erscheinen, die heimlich aa^estellt waren und die 
Angeber ihrer MitHchiiler machon muBtcn; aber damals fand man 
nichta dariii Sehr verstandig ist cs. wenn die Lehrer darauf hin- 
gcwicseu wurden, daB man nicht alle» in Yorachriften fasaeu kann, 
soudern daB selir vieles iu der Erziehung der Jugend von ihrem 
eigenen Eifer, Geschick und guten Boispiel erwartet werden mu6. 
Tor alloni wurde auch Yerstaudnis fiir die Jugend gefordert, keine 
Nachgiebigkeit am unreohten Orft, aber ebenBoweoig unT^llnftige 

*) Der Kaiue kommt voa dem kilikiacheB Vorgebirge KAgvaeg, denen 
Bew ohner KmQvxaToi hlpl.'rri rmd im Alt ertum sprichwOrtlich waren: Kmnvxa'og 
t/xgodoato (s. Zenob. 4, 75, :SmUa«, Hesycbius s. v.); denn die Korykfter warea 
gewohnt Schiffe, welche au ihrem Vorgebirge landeten, nadi ihrer Laduug 
mad FafarCnehtniig annaapionieren, dies ibren Naehbam, den nerftuberiaelion 
MyoDDesiern, su verraien tind daun gemeinsam mit diesen die Schifie anm- 
plQndem. (Vgl. Strabo XIV ;52.) Daher nannte man scbon im Altertum einen 
Horcher und Spion KooQvxaios und diese Bezeidinung vrurde dann im 16. Jahi> 
handttt IBr dis AuI^mmt rater den Schalem verwendet 



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230 Geecbichti. Entwickl. d. bumaui&t. Mittdscbulwesens d. bajer. Pfolz. 



Strenge, die nur gecignet ist, abechreckend wn irirken and Unlnst 

Die beiden letzten Kapitel der SehnlordnuDg behandeln Dinge, 
welche aufieriutlb des Unterriehtsliegen: die BeteiUgang dcr SehQler, 
d. h. der pauperae oder Alainnen an Beerdignngen wnrde dabin gc- 

regelt, dafi sie nur vor und nach der Prodigt Hingen, aber nicht 
mehr wie bisher dm Leichenzag mit Gesang dunh die Stndt be- 
gleitcn Hollen. Die EntHchadigiiiTg dafiir war eino ii*i\sil litre: die 
eingegaageueu Gelder verteilte der Bektor unter dm beteiiigten 
Lehrcr und Schiller. 

£in betiundereu Kapitel handuU von dor Fiirtiurge iur die 
arm en Sobftler. Da wird snnftebet aehr goklagt uber den Unfug 
dee Yagantenlamfl. Schon frQlier liatte aich der Bat der Sladt 
yiel&ob damit beoobiftigt, war mit andeni Btftdfen c B. mit 
Strafibiirg in Beaiebmig getreten nnd batte eicb dort Rats erbolt, 
am die IGfiatftnde, die eich dnreb die Betteleien eigaben, zu be- 
seidgm, war dabei aber auch in Eonfiikt geraten mit den Dem- 
berrn und ihren bettelnden Schulem, die sich den stftdtitcben Yor- 
schriftcn nicht fugon wollton. Solche Vorschrifton waren mehrfach 
gegobcn in Bettolordnnnirfn, welche auf Schiiler auch Bczug nahmen 
(s. Dokum. Nr. I'iO'. Si i idem von der Stadt ein Alumnat errithtet 
war. fanden dort auswartige arme Schiiler Aiiliiiiliino, und zwar waren 
duHiiila ausBchlicBlich auawartige iniKonvikt, ho daB arme einheimische 
Biirgerkinder gar keineo Platz i'anden. Man suchte auf die^e Weiae, 
wie ea anoh anderwfirta vielfiuih gesohab, der Not der armen BcbiUer 
abnibelfen, den Bettel zn beeeitigen nnd die tanglicben Edpfe dieter 
Yaganten den Stndien zu erbalten. Aber mit den Anawirtigen 
maebte man in Speyer seblecbte Er&hmngen; aie gtngen davon, 
wenn es ihnen behagte, und setsten daa Yagantenleben fort, weil 
ne koine Lust batten, aich einer standigen Disziplin zu unterwerfon. 
DieBem Unfug sollte jetzt gesteuert werden. Es dorfte nur die 
Ilalftc der Alumnen von auswartB sein, und diese wie auch die oin- 
heimischeu muBten sich verpHichton, zum mindesten zwei Jahre an 
der Schule zu bleiben (spater l>is } .Tahrpi; wer diene Verptiich- 
tuug nicht hielt, bekiijii kein lerttinioiiiuni und \Mirdp. wenn er auf- 
gegriffen wurde, beatraft. Die Aufnahme, die Liisiier vom liektor 
allein YoUzogen worden war, geschah jetzt nur mit Zustimmung 
der ^Behnlbernk''. 

Die Alumnen batten die Yerpfiicbtung den Kirdben- und Leicben- 
getang an ateBen, sie batten aber ancb das Beebt einen Oaasencbor 
an bilden nnd «icb an den Hftniem Abneeen in ereingeo, gaasitun 



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B. Welilieh« Schulen. 



231 



ire, wie ee mit einem neulateinischen Ausdruck genannt wiirde; aucb 
heute noch spricht man, wo dioser Brauch noch bcsteht, von ^gasseln 
gehen'*. Der Rektor hatte darauf zu sehen, daf! <1ie8er Gesang „TiTcht 
so ohne alle Andacht und Lieblichkeit ausgetuhrt wuide*'. Ee war 
aber bisher auch Sitte gewescn, die Alnmnen bei nachtlichen Oaste- 
reien zuiu MuHizieren zu beruten. Da6 soicho YeranstaUungen den 
juiigen Bursclieii nach keiner Seite yod Nntzen waren, ist sehr ein- 
lenehtond, und daher erging aueh der Btrikte Befdil des Bats an den 
Bekior, kftnftigbin eine derartige Terwendiing der Alnmnen nioht 
mehr zu gettatten. Neben den Alumnen werden belm Leiehen- und 
Gaasenehor auoh einige Ohoxalkten, auoh Signati oder Zeiehen- 
Mdifiler, genanat, welche den Chor der Alumnen eig&nzten Si lion vor 
QriinduDg der Schule, als der Magiaferat das Bettel- und Vaganten- 
wesen polizeilich regelte, batten nur die, welche mit einem be- 
Btimmten Zeichen, daa sie am Rock oder an der Haube tragen 
mufiten, aich ausweisen konnten. das liecht auf der Gusse zu eingen 
(Dokum. Nr. 120). Jetzt war wohl auch eine Beiohnung, mit- 
eingen und die Einnahmen mit teilen zu dfirfen fiir die, welche im 
Untenicht Lub erworben hatteo. Das ersungeiie Geld, die Einkiintte 
bei Beerdigungen und was sonst Ton mildt&tigen Burgern gestiftec 
wnrde, Icam in eine gemeinsame Btldise nnd wurde Tom Bektor Ter> 
feilt Ppftier erhielt der Eonrektor das Inspektomt dea AlniDnennis. 

IMeae im Vorslehenden tkiisierte Sdinlordmiiig von 1594 kaim 
ale gnmdlegend Sir die weitere Entwicklnng der Anatalt beseichnet 
werden. Sie bedeutete einen enevgiBClieii Schritt vorwiirts; mit der 
aofalieliten TriWalBcbole von 1540 war es vorbei. Durch die Auf- 
nahmo des Griechischen vor allem war die Speyerer Anatalt in die 
Reihe der „groficn" Srhulen eingelreton und bot ihren Zoglingen 
nunmebr nacli Erwciierung auch aller bisherigen T'nterrichtBfacher 
eine den damalif^en Bediirfnissen entsprechende l hi Idling. Aber 
man dachte kUigerweise nicht danm. liaU die ISciiuler alle die Uni- 
vertiitat boziehen .sollien; aiich cin seiiiichter Burger der Studt war, 
' alio Torgebildet, geme gesehen. Die Bildungselemente jener Zeit, 
das mit dem Cbrietentom verbnndene Altertum, duiebdringen alle 
Yondiriften und helfBn die Bohltter an dera Ziel fllbren, das 
J. Sturm in Strafiburg beseichnet bat als sapiens atque ekquens 
pielas* Dfts war denelbe Geist, der dea ganaen dentseben Hu- 
manismus beseelte, und dies Ziel wurde aucb in Speyer mit 
denselben Hitteln wie anderwarts angcstrebt: zur pietas fQhrte 
der Katecbismnsunterricht und die Lekture des Neuen Testaments, 
jtur eloquentia, dem selbstandigen Gebraueh der lateiniBcben 



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232 OMcbichiL EntwioU. d. bumMiut. MitteUchulweseDB d. bayer. Pfals. 



Sprache, die praecepta d<»r Qrammatik, die exempla der klasaiacltoa 
Autoren und die iuiitatio, schiiftliche und mundliche Ubungeu; 
aeUiefilieh mr sapientia die Elemflnte der Winenaolwften, artoB, 
die allerdiiig3 fOr Speyer nooh niohi in den Lehrplan an^nommeii, 
aber wenigstons fflr Rhetorik und I^lektik in Auanoht getteUt 
warm, wfihrend Toa den artes realee, Aritiimetik, Phyaik, Eoe- 
mologie, Geschichte vorlauiig noch nicht die Rede war. 

Fur die Jagend und ihre Bcdiirfnisse zeigt die Schulordnong 
aber nicht nor nach der Seite des Unterrichts eingehendes Ver- 
stSndnis, sie bringt audi fur die Erziehung. fur die Bildung des 
Hcrzens und Gemiitea gediegene Grundsatee zur rxeltuni?. vrrbngt 
Ernst ohne Hiirte, Liebe ohne Schwachheit von dem .Iugen«lbil»iner 
und erwartet das Beste in der Ersiehung von dem guten Heispiel 
des Lehrers; auch darauf weist sic hin, dali zvviriclien ariuer und 
reicher Leute Kind kein Unterschied gemacht werden dflrfe. Wer 
die Ordnong entworfen hat, wiBsea wir nioht; al»er w viel irt an 
erkennenf dafi sie niolit eine ganz eelbeiftadige Leittung iat Der 
YerfiMser hat den Unteirichtsbetrieb der damaligen Zeit im all* 
gemeinen nnd eicherlich Bpesielle YorBohriften an anderen Bchulen 
wohl gekannt und sich von ihnen beeinflu^.^en lassen. Sehen wir 
una urn, von wo in der 2. Hftlfte des 16. Jahrh. ein HciupteinfluB auf 
die Schulen ausging, so ergibt sich gerade fUr die Rheyilande 
ganz ungesucht Sh-aSburg und hier wiederum dor schon gcnannte 
Job. Sturm. Dieser Srhulmann hat direkt und indirekt groBe Ein- 
wirkung auf das ScbuUvescn DeutHchlands gebabt; die vou ihm 
beeinfluBte ^V'urf<•e^lberge^ Schulordnong von \')~)9 war vor aUem 
Yorbildlich tui andere wie die Brauuschweiger von lotiU und die 
kursachsische von 15S0. Yon seiner Beteiligung an der Oiganisa* 
tion der Zweibiteker Behilea haben wir eben gehSrt Anoh in 
der Speyerer Ordnung Ton 1594 iet es nioht nnr der ganze Geiat, 
der an Storm erinnert, sondem aneh manche Eioselheiten aoheinen 
avs seiner Frazis endehnt zu sein. Aoeh einige Strafibniger Iiehr> 
blleher sind in Speyer in Gebrauch gewesen, und in der Schnl- 
oidnnng selbst steht als Beispiel fOr die imitatio ein Muster von 
Sturm. Auf Beziehungen zu StraSburg weist auch ein Edikt des 
dortigen Ratn fiber die Pflif^bten d^r T.obrer und Schiller von 1581, 
das in Abschrift unter den bpeyenM S( hulakten licgt. Noch in einem 
spateren Gutacht«n von 1615 heiiit es: „8turmiu8 selbst. auff 
welches Schlag doch mehrertheyls Rheiniache Statt- 
schulen gerichtet . . . 

Naoh der Schnlordnung IftSt sich folgende Stundeneinteilnng 
feststeilen: 



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B. Weltlieke Sdhnlea. 



233 



fltundtiiplliM imoh der Bohnlordiiang Ton 1594. 



Klaase lY. 





Montagr DiensUg | Mittwoch 


Donnentag 




irreitag 


Banutag 


J 


1 


Deutscber 1 
Katech. 


taglich 
aoOer 

Mittwoch 
und 

Samstag 
Naehp 
mittag. 










2 


I^t6iii(Vokabeln 
and Santanzen; 
Expodtion des 
lat. KatMh.) 










Nachm. 


1 


l^men ilngan 
and ubimgan im 

Bnchstab.. 
Le«en , Sch rei ben. 
Radim. Gramui. 










2 


AbhOren, Lssen, 
Sohreiben. Dia- 
lofr. SebHeyden. 












AbhOreo, Latein 

(Vok. nnd Sent.) 

i 1 ULll.ll . 










Klasse III. 


g 


1 


Catech. lat. 


Rud. gramm. 


Rud. gramm. 
IHal. Heyd. 


Rud. gramm. 
Dial. Heyd. 


Rud. graram. 


l>oc«loga.Vatac- 
un9«r an* dam 
("at. lat. 


o 

M 


Evanfjel.lat. | 


Dial H^]j 


Dial. Heyd. 


Evang. lat 


S 


1 


I'wilmon siiixOD. i 
Dis-tich. Cat, j 


tiiglich 
auLier 

Mittwoch 
nad 

Sanwtag. 










2 
8 


Fab. Aes. 










Dial. Seb. 




• 






Klaase II. 


Vorm. 


1 


Evang. lat. 




Etymol. 


Syntaxis 


^TBtaada 


Elem. Ora^c. 


2 


Catech. lat. et 
graec. 


Bpiat Cic. 


Epist. Cic. 
Argum. 


VolanLpoat. 


ToL poet 


Catech. lat. ei 


Nachm. ii 


1 


Argum. 
(aoeh foet) 


Mnsica 




Argam. 
(aoeh poet.) 


Musica 




2 




Lib. de civiL 
mor. 




EIem.Oraec 


Lib. de civil, 
mof. 




3 


Fab. Aes. 
graec. 


Epist. Cic. 




Fab. Aes. 
graec. 


ToL poet. 




Kla»se I. 


i 


1 


Catech.graec. Syntaxis 


Syntazia 


Prosodia 


Prosodia 


Catech. jfraec. 


2 


Exetr. capitam 
OtlMU 


Epist. Cic. 


Gnunmatica 
otaee. 


praelectio 
poatica 


Qtajunatica 
snMc. 


Lxoge«UcAp.OHb 

HatariaMniais. 


Nachm. 


1 


Argum. 
(auch poet.) 


Mnsiea 




Argum. 
(aach poet.) 


Monca 




2 


LeetiooomtcA 


AlSWD. 




Leolioooiiiiea 


Lect. com. 




8 


1 Aatair fCMoai 






praeL poet. 


ETaiig.gcaeo. 





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234 G<«diiclitt.EntirickLd.liQauitiHittalichnlwM^ 



Id diesen neugewiesenen Bahoen sollte nunmehr die Schule nek 
weiter entwickeb. Im Jahre 1595 wurde bereits nach der neuen 
Vorschrift das erste FriihiahrBexamnn ahgehalton nnd von den VinitH- 
toren miindlich dariibor <if in geiatlichcn Miuiiitenum Bericht eratattet. 
In dem hieriiber aufgennmmenen , noch vorhandenen Protokoll (b. 
Doknm. Nr. 93) komrat allerdings ein Punkt zur Sprache, der geeignet 
war, Sorge zu erweckcii fur dati Gedeihen der Anatalt, fiir die ea 
^och Ton grofier Bedeutung Bein moBfte, daB ein taikriftiger Rektor 
ihr Tontehe. Wels aber war nach dem Urteil der Lwpektoren an 
eehwadi, nm pre dignitaie seine Sehnle su leilen. Ber gaoaen Sohnle 
Wf^hlfkhrtbenilie anf Christ op h Lehmann^), dempraeeeptor seoon- 
dae classis. Beshalbworde, weil man den Rektor doeh nicht entfemen 
wollte, vorgeschlagen, daB Lehmann einen Teil der Lektionen in 
der 1. Klasse and dafur der Rektor etliche Stunden in der 2. Klasse 
iibcmehmen solle. Durch wuclicntliche Tisitationen wtirde ein(* 
scharferc Kontrolle geiibt. Lehnianns Verdionste wurdon unerkunnt 
durch Ernennung zum Konrektor, welclie Wurde er als erster in 
Speyer bekleidete. Indes wirkte er nicht lange als Lehrer an der 
Anstalt da er 1599 zum Ratsachreiber {und 1004 zum Stadtschreiher) 
befurderc wurde; aber seine Fursorge fur die Schule konnte er doch 
in hohem HaB bet&tigen, beeonders da er ab Stadtscbreiber zngleich 
Scholareh war. Wie der Bektor sieh weitezfain bewflhrte, ist niebt 
bekaant; wir erfahren niir, daB er 1602 Tom Amte snrAektrat, nm 
in seiner Heimat eine PziaeptorrteUe m fib^efamen. £s fohlt 
ftberfaaupt bis snm Jahr 1612 an jeder Kaehrioht fiber die Schule, 
mit der einzigen AusDahmc. daB im Jahr 1609 durch eine Rats- 
verordnnng') das Sobnlgeld, welohes einen Teil der Besoldnng des 

*) 8. EL Chr. Baur, Leben des bwOhmtan Christoph LafanttBiis, Fnmkfiut 
1756. — a. Ran, Qnutophoms Lehmann and aetne Chtouiea der freian fieicba- 

stadt SpeypT. Programm von Speyer IH^fl. 

Diese Verordnnng iat enthalten in einem Jianladungsprogramm za einer 
Sehnlfaier von Rektor Uutten 1789 .Etwas nir Gesehichte unseres Gymnaaiums, 
Uieila dai Leben dsi i J. I<89 mit der Stadt vemaglaekteii Bekt. Hoftnamii^ 

theils iHe vom Jahr 170:i geschehene npue Eiuriclitung tlesseHien lietreffend.'' 
St AS]) 513. Sie laotot: ,Ein E. Hhat hat au« der f^rfahnirip vermerkt. wcnn 
die arme Burger ihre Kinder zur teut«cheu oder lateiniscben ibcliui haiten, 
nor jades Qnaital L Orb Ooldeo vor jedes Ktad su Scholgeld den Sehafaneisleni 
•oUsB bezahlen, da& sie solches bey dieaer thentsn usd sAweren Zeit in ihrem 
Vertnfigen zimblich hart, empfinden, anch ihrer nicht wenig defihalhen ihre 
Kinder zu den Gegeotbeilen in die Schule schicken, xuid biemit des beschwer- 
Uehen Bohidgeld* neb entheben, Ob iran wohl dswolb gering nod Khlecbt 
genag, jedoch wsitt alles das. was zur Elire Gottes gereicht za schwer und aa 
Tiel an gsa e hnn wird, bat £. £. Aath diete Ding lllrnchtig in Aobt genommen* 



^ 



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B. WdiliclM Beh«lcn. 



385 



Rektors ansmachte, ganzlich aut'gchobcn und dafur diesom oine 
jahrliche Zalage von 100 fl. gewahrt wurde. Das gleiche geschah 
an der deutachen Schule, die soit 1545 mit einem Lehrer neben 
der lateiniHchen bestand. Auf keinen Fall ist jedoch die Anstalt 
in dieser Zeit zuruckgegangen ; viclmehr muS sio aich iinter dem 
genaimten Kektor Welz und Beineui ^'acht'olger M. Abraham 
Sohadfteu (1602—1612) und dank der eifrigen FSidenmg Leh- 
manns m anselinliclier Bllite entwiekeU nnd ginte Hoffnnngen fiir 
die Znbinft geboten haben. Denn aoort hitte es dem Rate der 
Stadt wohl nicht in den fiSnn konunen kSnnen, im Jahre 1612 die 
Bcho7i 1594 in Ausdoht genommene Erweitomng in so nmfassender 
Weiae dorchzufiUiren, daft eine gSnzliohe Umgeataltong darans 
geworden iat. 

* 

h. Dae Beiehsstadfeiscbe Oymnflsium bis sum Stadtbrand 

(1612—1689). 

Christoph Lphmann, der schon als Lehrer und Konrektor ziir 
Bliite dor Anstalt vicl heic^etragen hat, wirkte nunmehr, nachdem 
er Ratsniitglied und Scholu'rh gowordpn war. fiir die Scbule mit 
bessonderer Liobe. Ihm genugto die einfache Trivialschule mit vier 
Klassen fiir die alte Reichsstadt nicht mehr, und auf aeinen Einfluli 
ist es zuriickzufuhren, daii der Rat im Jahre 1612 die Erweitenmg 
der Anstalt beschlofi. Statt der bisherigen 4 Klassen gab es yob 
jetzt an deren fllnf nnd nnter den Sohfllem die besondere Kate- 
goiie der 'Pnblici\ Als Lehrer varen der Bektor, der Eonrektor 
nnd drei ^KoUaboratoren' t&tig. 

Diese dnrcb eine nene Elasse sowie aneh dnrch Nenbanten 
Sofierlich Teigr56erte nnd, wie wir gleieb seben werden, anch 
innerliob erweiterte Anstalt sollte niebt mebr wie bisber die Be- 
seidinnng scbola trivialis oder scbola senatoria fiihron, sondem 
wnrde vara Gymnasium erhoben. Znr feierlichen Eroffnnng gab 



dalJ (lie Jugend von dor christlichen Wahrhoit vprfart, die Widerwartigen of 
ihren Theileo gestarckt and Irrtham desto weiter wacheen and ufaehmeD, 
derentwegen naeb gehabter reiffer Berathschlagung Oberkommen , d&Q dem 
lUetori aastett det Sdralgeld* jirl. huiflert Oalden sn TemMhimig amam 
Dienstgelds unci dem teutacheu Schulmeit-tor zu seinem ganzen Sold jShrl. 190 fl. 
gereicht, und hiedurch diis Schnlgeld giinzlich iibgestcUt seyn soil, der zuver- 
sicbtl. Hofnung, es werde solcli Mittel der bi&her ver»piirt«ii Verfiihrimg 
begegnen, nnd zu VerbeMsni^g der Scbnlen gedeylieh teyn, Und ist iol<di6 
der Burger Befreyung vom Bcbolgeld Soimtags dean II. Jmiy nf alien Ztaften 
verkfindigt vorden." 



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236 OeMhiehtL EatwieU. d. huuuuiwb. IlittdwhidwMais d. bi^rer. P&ls. 



der Rat ein gedrucktes Einladungsprogramm heraiu, das mit seinem 
Lektionsplan die Stelle einer tieuen Schulordnmig Yertrat (e. Dokum. 
Nr. 94). Denn cine Bolche ist niclit eigens entworfen worden; 
spatcr bcruft man sich ofters noch auf dieses Programm. 

Al.s otwaa Neues rnn Speyerer GymnaBium habcn wir den 
ph i 1 OHophiscli en KuiB anzuaehen, den Ilektor uud Konrektor 
abzuiialten batten, in erster Linic fiir jeno Schuler, die sich nach 
Absolvierung der Prima in philosophicis weiterbLIdeu woiiten, Tublici 
g0iiaiiiit, Ml 68 sor beiseran Torberaitmig anf die UniTenitftt, cu 
welcfaer diese Oberkune an den grSfieron Scbtileii der damaligen 
Zett eine tberleiteiide Stafe bfldeten, aei es am reioem BildmijiB- 
eifer; denn damah glaabte nieht jeder naob AbaoMening einer 
hoheren Sohule ^shidieren" zu mflssen, sondem man aebfttate es 
boeb, ein auf boherer Schule gebildetcr, einfacher B&rger der Stadt 
zu eein. In die Zahl der Publioi durfte in Speyer ein Primaner 
rur dann promoriert -werdcn. wenn er ein hiteinisches und griechi- 
Bches Gedicbt gemacht hatte und die ^ranze Logik ncbst den 
Regein der Rhetorik beherrachte. Etbik, Khetorik, Dialektik, femer 
Hebrftisch, Geschichte (uach Sleidanus, de quatuor summis imperiis) 
und Erorteruugen fiber theologiscbe Streitfragen . dazu monatliche 
SffentHche Disputationen, alle 14 Tage Cbungen im Reden und 
Deklamieren bildeten die lectionee publieae. Das vafen Qber- 
hanpt damals aUgemein die G^genstftnde, die man neben dem sonst 
alles befaemohenden Spiachwitemoht ais die 'Wtssensebaften' an 
den Gymnaaien betrieb. Selten allerdings waren noob eigene 
Stnndcn fur Qeschichte, wie ja tiberhaupt die Bealien noeh keinen 
Platz im Stondenplan batten; was unbcdingt au wissen notig war, 
ergab sich aus der Schriftstellerlekture ; denn so ganz ohiie jeden 
Erfolg in dieser Richtung kann die Behandlung doch nicht gewesen 
sein. Der erweiterte Religionsunterncht entspricht ganz dem Geist 
der damaligen Zeit; die einfaehe anlanglicho Art des Katechisnius- 
lernons und der Evangelienexegese hat sich zu einer Behandlung 
dogmatischcr Probleme cutwickelt, und die Streitlust der daniuligcn 
Theologie machte sich auch in der Schule geltend. Die in jenor 
Zeit se ^ebtige tjbni^ in der Eloquenz kam in der erweiterten 
Sehnle anoh an ihrem Recht. Es gait, die Bcbfiler an gelftofige 
Handhabong der lateinisehen Bpraebe frilhseitig an gewdhnen und 
sie gescfaickt za maoben nicbt nor sum Horen anf der UniTeisitftt, 
Bondem Tor allem zum offentlichen Reden im spiteren Leben, 
worauf es damals bedeutcnd mehr aokam ab hentrotage, wo das 
gednickte Wort die Welt beherrseht. 



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B. W«ltUelM SehnlMi, 



237 



Der Unterricht in den regelmaiiigen Klassen erlitt schon dnrdi 
die neue funfte Klasse eine UmgeBtaliang, aber auch durch Ein- 
filhning ncucr Facher und Autoren sowie durch Yerachiebung 
von solchcn aus hohcren in niedrigere Kurse. Eine neue Klasse 
ist wohl durch Teilung der Prima gewonnen worden. 1594 waren 
zu dem einen aun 2 /iiRainmengelegten Elemcntarkurs, durch Zer- 
legung der nachethohcrcu Abteilung und unter Belasming der 
obersten, drei Klassen hinzugekommen; jetzt wird auch die oberste 
getellt, 80 4ft6 wir fliiif Kane haben, wie aUe grofl«r«B Anitalteii 
der damatSgen Zeil lidi entwiokalt hatten: die iwei Oberknne der 
einfadhen MelaiiebihonMheii StedtMslnile warden In Tier gegliederk; 
der miteiBie elemeniare Kma blieb beitehen. In jeder Elaaae, die 
wieder in Dekurien mit je einem deonrio als Aufseher nnd Ordner 
getdlt war, soilte kein SchOler Iftoger als 2 Jahre bleiben. 

In den LebrgcgensiSnden webt der Lektionsplan Ton 1612 
niancbe Neaenmgen anf. Jn den Sprachen isi nen, daB in Prima 
Hebrftiseh gelebrt wird; Qriecbiscli, bisher in SelniDda be- 
gonnen, ist, allerdingi nnr mit einer Stnnde, berdts nach Quarta 
Terlegt Der Kreis der Schulautoren ist ziemlich erweitert: Horai 
tritt in I, Cieeros Reden und PhUarch negl Jiaidwv Aywyijc; troten 
in I und 11 nen hinzu; in II und III auBer Vergil und Terenz: 
Ludovici Vivis coUoquia nnd Fabnlae Murmclii; Pabulae Aesopi 
Graecae in III. AiiBerdem sind dif' Lfbrbiichnr fast in alien 
F&chem geiindert; bisher noch nicht gebrauchte Biichor sind: Mar- 
garita Thcologica Adami Francisci, Orammadca Gracca Gollii, 
Gramm. Giessena Lat. Theodorici; Nomenclator Frihohlini, 
Florilegium Gennanicum Bcustii, Colloquia Corderi, Fraecepta 
morum Eraemi, Audi die A.rtee nnd nidit alldn den Pablid 
Torbebalten: Logik nnd Ariflimetik werden in Prima und Beknnda 
gelebrt, Bhetorik nnd Phjnk in Prima allein. Yiel wird ja aller- 
dings nidit geleistet worden sein, aber anoh daeWenige war ein 
FortBobritt Erst die 2. Hftlfte des 17. Jahrh. brachte in den 
Schulen eine ctwas weitere Anadehnniig dee UnierrichiB in den 
j^WiBBenechaften''. 

Audi neneLegee Boholastieae warden TeriiRftt and 1613 im 
Brack keranagegeben; sie enfhalien die YorBchriften Ar die Soknler 
in nnd anfier der Sdinle, beim GottesdieDst, besondere YorBchriften 

fur die Publici, die Alumni und die decurioneB, ferner Iftr die 
Lchrer mit kurzer Angabe dee Lebntoffee der einxelnen KiaBBOn 
(b. Bokum. Nr. 95). 



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238 OeaehichtL AitwidU. d. luunaniat. IfitidaelwlveMiii d. bajer. P&lc 



Eft iflt klar, daS das im Yomoigehenden kan ddnierte Lehr- 
programm einen ziemlioh gewaltBamen Eingriff in den bisherigen 
UnterriohtsgBiig bedeutet, smnal anch die Schiller in fttnf statt in 
vier Klassen yerteilt werden muBten. Es muB von rornherein recht 
fraglich erscheinen, ob nicht die Entwicklung gefahrdet war diirch 
die mannigfachen Neuerunc^on . die alle j^^leicli/eiHg durchgefiihrt 
wiirden. Alle Anerkennung d* m ( ifrigen Bemiihen des Rntps. soinp 
Anstalt auszubauen und den andem in den Rheinknden ebeii- 
biirtig zu raachen, aber der Verfasser dea neuen Planes von 1612 
(wir wissen nicht, wer es war) hat des Guten wohl otwas zuviel auf 
«inmal geten. Ah Belclor wnrde D. Job. Himmel ana Dnrlaeb 
ttenifen, wo er bereita eine Anstalt geleitet batte. Ihm folgte, ale 
«r bereite 1614 in das geietiiohe IGiiietoriiim, also auf eue Pfimei 
za Speyer, bernfen wmde, M. Heinr. Hirswig aw HesBen, der 
echon 1615 nach Franlcfiut ilbernedelte. Dieser raoehe Weobael der 
Rektoren, sweier sehr tOehtiger M&nner, mag neben der eimu 
iibersturzteii Beoiganisation von 1612 mitgewirkt habea, daB die 
Anstalt nicht gedeibon wollte. Schon 1615 war man veranlaBt, sich 
emstlich mit den Yerkaltnissen dor Rohulo zu bofasaen und liber 
den Antrag des Syndikus Dr. Juggert z.u In iaton, „wieder auf an- 
stellung eiuer feinen TrivialBchule zu bedeiikhen" nach dem Muster 
von 1594. In einer Katssitzung vom 22. August 1615 wurde gesagt, 
„dz das Gymnasium vor 3 Jaron einen feinen ansehnlichen anfaug 
gehabt vnd bey ^eB dnen soldien applanstim gewounen, da 
ansserhalb diser Statt Ihre Kinder liiehero sa Bcbicken willens ge- 
weaen. Wehie aber difi werlch sebr Abel gerathen ... Die tu- 
einigkeit so inter Praeoeptoree eingefaUen anoh sum Theil mit dem 
Kirchen IGnisterio furgangen, mdgo dcrselben vrsaoh geben baben*'. 

Es wurden ini AnschluB daran iiber bestimmte Fragen, welche 
den Zweck der Schulc, die Auswahl der Lektiire und Yerteilung des 
Untorriehtsstoffe'^, rlio < venhicllo Aufhebung des philosophischen 
Kurses, die Anzahi der tiiglichen Unterrichtsstundcn u. a. betrafen, 
Gutachten von den Gciatlichen der Stadt und audi von nnswarts 
eingeholt als Gnirnllage einer neu zu bearbeitenden Sehulordnung. 
lu den Frageu kani ileutlich die Unznfricdenheit mit dem gegen- 
wftrtigon Zustand dor Schule zum Ausdruck. und ofTenbar ist es den 
Frngestellem, die wohl dem Bat angehdrten, am aweokmaQigsten 
enohienen, die alte TriTialschnle wiederhenostellen. Aber dayon 
woOte Ton den Gefragten niemand etwas wissen, wenn man anoh 
net, die Sohtier nicht an fiberlasten und den Stoff zwechmftfiig an 
▼erteilen. In einem Gutachten a. B. heifit es: „Da aa&ags gefiragt 



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B. Weltliche Scholen. 



23d 



irird, ob dw soofnis emw wohlbertellton Parfeikakr Selinl Id dieser 
IftrgoMiten Ordnnng m6gt eriangi werden, 00 ist meine Antwort: 
dafi nioiit nor Pietetis Tnnd piobitotu; der GnoluMbeii, LfttebiiBohea 
fiPiaob; der froyen Ettotfee bu reden Yimd waiheit n erfonohea 

fundaments hierinnen begrieffen, Sondern auoh nooh Phyfica ynnd 
Ethico-Politica hini^ugesatzt wiirden, ein Jeder Sbenteil Claft 
Difoipel baldt eine der dreyen facultates mitt besonderem nutze^ 
ohnp weifpr vmhRchweiff antretten kdnt: Das Motftphyficam, Mathofin, 
autf welctie m ui zwar vill Zeit anwendet anlangent, aindt dieselbe 
mehr Zier dan nottwendig zum gcmeinen Leben." 

In ahnlichem Sinn SuBerten sich auch die andern GKitachter, die 
neben den allgemeinen Erwagungen auch bestimmto Yorschlage fiber 
die UnterriohtBTeiteilong maohten; aber keiner spracb fur eine Ande- 
rang der Anstalt im Plfinsip mid f&r eine WiedereiofBiirang der alten 
flohola aenatoria. Etn Anfgeben det ^GymnaaiainB'' mnfite den nn" 
gflmligrten Eradniek maohen and den Bof der Amtalt „im Andand' 
noeh mdir soli&^gen als es in den letzten 3 Jahren ohnehm lehon 
der Fall war. Die Schuld an dem RCLckgang suchte man teils bei den 
Lehrern, die statt dasWohl derSohaie nur ihre eigenen Intoressen im 
Auge hatten und unter sich uneinig waren, teils bei den Scbolarchen, 
welche solchen ZnHtHndon moht v^'^f Postigkeit eTitfirog;entraten und 
nicht Ruf gewiBseuhattc J )urehtuhning don T^phrjiliuiH von H)12 
draugen. Tateachlich Bind aber cine guii/.e iieiiie von Sitzungen 
durch die Scbolarchen mit dem llektor und Konrektor abgpebalten 
word en, deren ProtokoUe zeigen, dafi die vorgcsctzto Behorde es 
an emsten Yersuchen, Bessemng an soh^en, nicht hat fehlen lassen; 
aber yielleicht hat rie zu sp&t eingegriffen. Leiobt iat daa aller* 
dinga nioht geweaen, Bekior and Lehrer acheinen in ihrem Bemf 
gans angeoignet gewesen an aein, wie nne ein Bericht der "Viai- 
tatoren ftber ^Defect nnd gebreohen, ao A** 1614 den 9. MaJ naeh 
gebaltenem Examen an den praeceptoribus vnd doron Weiber zu- 
gleich auch an den alumnis befundon"^, mit groBer Ansohanlichkeit 
Torfiihrt.^) Dieses fur die damaligen Schoizustande aofierst charakte- 
ristiflche Schriftstfick mag hicr 7\mi trrofiten Teil im Wortlaut folgon: 
CH zeigt tins auoh, mit was fiir Dingen sich damaiH die Viaitatoren 
nt)7vigeben hatten. Die oinzelnen Personen werden der Reihe nach 
abgehandelt: 

„Rektor: Der kummo offt in 8 oder auch in 14 tageu iiieht 
in ^ aohul, nicbta deato weniger werde daft aaditorinm TergebHok 
eingewennet vnd gehe Tie! Holts daraut [Hier wird ihm mm Tor- 

») StASp Nr. 4&9. 



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240 GMdacliti. Entwickl. d. hnmaiikt. Mittebdnlwewas d. htyvt, PfiUs. 



gerechnet, daB er z. 6. im April inol. einer Stigigen Reise 18 Tage 
yersanmt hat] Dn. M. N. Phryfios amfiat eft damnat Rectorein eft 
Conrectorem infidelitatis in docen3o, communicircn die institution 
nicht wie getrowi n prfieceptoren gepiirt sondern behalton die beste 
pxplicationes bintor sk h, infonniren damit ihie piivatos die ee mit 
geldt von ihneii erkauffen. 

DefectuH disciplinae. Die .ilumni vnd pubiiei gehen in 
Wirtshausern vnd andeni ortten dem saufFun nach, erscheinea oSt 
toll vnd voU beim gebetb, als vnlengst an einem mitwoch zu abendt 
waren rie faat alle ftniDcken sum gebeth kommen, hetton i& der 
Mhvlstab getansft vnd gesprangen, H. Beeftor vnd Oonreeftov solehes 
geseheii, doeh den diaeipiilia hlemmb nieht mgeaproehen. 

Gehen be naeht anfi vnd ein im Beftsfiher, tominifen vf den 
gaseen herumb^ hattpu D. Glandorfs schreiber mit blosaer wehr 
vberloffcn, da sioli derselb beim Rector hieruber beclagt mi doeh 
kein straff eruolgt, Vnd sei da6 galTatum gehen deB nachts gar 
goniein. brjuiohen die geig 80 mm Hnaicaliachen geaang in der 
kirchen verordnet. 

H. Rector ompfengt viel verehrungen von den discipulia vnd 
"vbersehe ihnen zu alien mnthwillen, sei auch nicht so keck, dali er 
ihnen ibr vngepur verweiBe oder Hie hierumb emstlich abstraffe. 

Han aehe dafi eioh die nhmmi vber ibr vermdgen vnd ibren 
Btandft vngemeB in Eleidnngen tiagen vnd die boigenehafflb ra den 
almneen vnwilUg macben. 

Eneigen den inferioribns pfaeceptoribns weder leuerenz noeh 
gehonam, werden in solcher fireoheit vem recftor geBfterckft dednrch 
der ander Jngendft ergerliehe exempel gegeben den schuldigen 
gehonam vnd renerenz gering oder vor niobte zuhalten. Sie stellen 
«ich zur Music vnd kircliengesang nicht ein, dafi der Cantor damit 
bloB bcstchet vnd do er ein mutot von S stimmen will singon kaii 
ers kauni in it 5 stimmen zu wegeu briugen. gehen vnter den sing- 
stundcn andeniwo i^paziren. 

Die preces werden offt vnterlassen, 

absentiren sich von der bethstunde am Freytag in dor kirchen. 

Beim leiehen ge«mg ftreiben ne gewthwete vnd lelehtfertigkeit, 
da Heir Jacob HeUinger eoUen begruben werden, oeind aie dem 
Englisehen apiel naehgangen vnd in abfentia Beeftoiia vf erfbrdera 
nichft ersobienen, Alfi heraadi den difdpnlia pro dednotione fimeris 
ein verehrung eruolgt, hat H. Bector dieaelbe denen auBgeteilt, die 
mit der leich nicht gangen, die aber dabei geweeoi baben niehta 
empfiingen. Haee mala omnia ez laxa disdplina. 



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% 

B. Weltiiche Scbulen. 



241 



Conrector H. Henwigivs 
y^neumbt offi sdne lectioneB Tod belt wenig Tf die difdplin. 

H. Schwalbaeh. 
Golpe Ttteat 

Sfephaniui Ayenerine. 

Ob wol ihme die Mnfic in der Kirehen zu beskeUea anbenoleo 
80 hat man doch bisher venpfiit dafi ibme toUlk offieiiim so adbwer 

wolle fallen, denn das anstiiiiinen and tactiren gehet nicht ab "Wie 
OS soin 8olt, Vnd weifi den confaeionen nicht fUrzukommen, Am 
fleili vnd gutcn willen mags wol bei ihme nicht mangehi, aber im 
werck erscheint, dali es alles prorsus invita Minerva geschieht. 

Bemiihet nieh zu viel mit hochzeit ladnng, wird biBwoilen mif 
Wein zuviel beschenckt, offt durch die arbeit defatigirt, daher eruolgt 
dafi er in der schul schleiferig vnd fahrlessig seine lectionoB tractirt, 

treibt den ufom praeceptorum nicht mit gepurlicheu exercitijs 
lest den difcipulis in den argumenten grohe nrthographica et gram- 
maticalia vitia vncorrigirt welches die Herrn Scholarchae in ihren 
BQobem in aobt genomineD, Ynd konnen andent nicht gedencken 
denn ee mfisee solehes entweder ex infdtia praeceptom oder ex 
fapina negligentia herrfiren. QtmBt dem Beotori Tor in dem dafi 
er ohne beuelcb der ediolarehen mA. der leidkenbeateUiuig vnter- 
fengt, vnd dafi geldt dauon nach seinem gefidlen mit den oolite 
dividirt vnd hierin seinen Yorteil braucht . . • 

let nnaehteam in difeipUna morum bei sdnen difdpnlis, import 
tonnB vnd vngestAm in correctione vnd straffen. 

Bintzig. Maeht sich gar familiar vnd gemein mit den alumnis 
maioribus; verstattet ihnen dafi sie in seinem haufi su sanffen atEe% 
offhet ihnen zum galTatum gehen bei nacht sein hanfi, 

tractirt scino difcipulos im Zorn vnbescheidenlich, vnd verhengt 
ihnen viel muthwili damach er zur scholarbeit lustig oder ver- 
dropsen ist. 

Der Praeceptorn Weibcr betr. hat man befundon daij deB 
H. Rectoris Hauiifrawe mit Ycrschwctzung vnd otienbarung waS 
sie von Steffans frawen gehort, gczenek vnd feindt»chafft angestelt, 
da sie viel meiir i'riedUche nachbarsehaift zu erhalten sich befleissen 
sollen, 

In eonden kommen grefie olagen ftr wider Stepbaai ATeoaiij 
Hanfifiraw dafi eie Tber aUe mafi vnfriedfertig, Bohwetsg, aendiedi 
ynd mit aoleben Yntogenden den Torigen CoUegis vnd den itio 
anwetenden aampt deroi Weibem im Beteeber viel trangnl, be- 

]bBVHBtee«awDiMPM4a|aslMZLVIl 16 



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242 GMohiclitL EntwioM. d Imnniuat. IfitMaeluilweattM d. bayer. P&ls. 



kommeniuB vnd leids zagefBgt dad ihre beiwonong niemuidgediddeii 

So USglioh sah es iim die Lchrerschaft and die Schulzucht 
damala aus. Diese sehlimmen Yerhaltnisse waren aber vieUeioht 

zmn Teil wenigstcns hervorgerufen durch die Obereilung mit der 
Organisation von 1612 mid das Zuviel des neucn Lehrplans. Daza 
kam der schon orwiilmte rasche Weclisol im Rektoral" und die 
Pfli*'htvergei*Beiilicit der Lehrer. Sehr ungunstig war auch, dali <lie 
InrtjH ktion der Klasse und die Handhabung der Disziplin Kwisehen 
dem Rektor und Konrektor monatlicli weckaelte. Aucli die An- 
stellungsweiM der Iiohrer var nicht giliutig, da inmar imr tBt 
ein Jahr angenommen wurden und ihrea Blaibans also nioht aioher 
aefn konntan. Dakar y^iat ittr gut angaaeban wordan binlttro die- 
aalban KiFcben- uad Sckuldianat niabt auf ein Jar lang wie bifihero, 
aondem nacb dem entan Yerauchjahr auf etliche gewisse Jahr in 
Bestellung und Obligation m nekmoi, Tnd bey denen iaimal im 
IKenat beatelten den anfang zu madien.* 

Wie sollto die Anstalt bei so schlimmen Zustanden gedeihen? 
sie muQto not\vendi-:!:f'r\vei8e aus dem Geleise kommen. So ist es 
begreiflich, dali der Kat emstlich um seine Schulc in Sorgo war 
und lieber die alte einfache Eiiirichtung wiedergehabt hatte ak dieses 
neuo 'Gymnasium . wiy es so stolz liieli, Ckr. Lehmann zusammen 
mit den Geistlichen hat verhindert, daB der Gedauke ciner Ruck- 
kehr zu den alten Varhftltaiaaan ausgefiihrt imrde. Aber eine 
Teratftndige Yereinfacbnng ackeint man an dem Pbui Yon 1612 rei^ 
genommen zu kaban, waa vor allem daa Vardienat dea auf YovBcklag 
der Speyerer Gaisilicken vom Bat berufanan Baktora der kiteiniadien 
Soknie an Wonna Chr. Tholdius gewesen ist.^) Er batte ein 
Gutaehten abgegeben und darin als Gmiidlage der Schule den 
Unterricht in den Sprachen und den artes log^cae verlangt; erst 
wenn die Schuler fortj2:psf'hrittcn aeieii. konne man auoh /n lioheren 
Wifspnschaiten ubfrgehon: der Lehrer diirfe wcht mit iStunden, der 
Bchiiler nicht mit Stoff iiherladeii wcrden. i Dokum. Nr. 96J 

Eine eigene none Schulordming hat mini, wio es scheint. auch 
jetzt nicht lierausgegeben ; wenigsteus ist keiii Alaterial dafiii* uud 
keine splSitere Andentong TOifaaaden. Man woUta vermntliob dem 
bedftehdgen Torgchen dea neuan Bektora nicht von Tomkerajn 
dnreh bindende Yoraohriften Sekranken aetsen, aondem ibn anf dem 

') Hein Gebalt betrug 240 fl., treie Wohoung, 10 M alter Koru, 1 Fuder 
Wein, 1000 Wellen Holz. — Die Bestallungsforiuel , die auch spilter noch in 
gl«eher WeiM varwendet vorde, a. BtASp. 506>. 



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B. WelUiche bchulea. 



34$ 



•Weg der Erbhrang m einer htwMtatm Kami kiinin Imboh. 
IjektioiuT«iieieIiiiiM# fib einadbie KUmsmi aw dm Itigt 1616 
flowie omige Stondenpliiie aus den folgvnden Jahren (a. BokuL 

Nr. 97 u. 98) bieten una dafur einigen Ersati and laami una ar- 
kennen, dafl swar der dem Gymnasium einmal aufgepragte Cha- 
rakter einer voUen Schnle beibehalten wurde, aber eine Verein- 
fachung ira UntemchtBbetriebe sich immer mehr durchaots^te. Die 
5 Klfissen licB man bestchen; jedoch g^ng die Institution der 
Fublici oifenbar nacb und nach ein. Im Flan von 1616 ist zwar 
noch Ton einer publica lectio in der ersten Klassc die Rede, aber 
ap&ter niciit inelu. Rhetorik wurde anfangs noch in bekunda be- 
liandtit, abar in einam Plan ans dem Anfang der zwamdger Jahre 
<o. 1621) fAUt aie da weg und blmbt mit der Logik fBr die 3?rima. 
'Grieohiadi wird niehi mehr wie 1612 schim in Qnavia, aondem 
•eret in Terlia begonnen. Hebraiaeh atelit noeh im FUm der Pdma 
Ton 1626, naohher nicbt mehr. Etwaa Geaebiehte, die suTor nor 
mit den Publici behandelt wurde, wird in der eralen und etwaa 
Arithmetik in der ersten und sweiten Elasse getrieben. Im Qrie* 
chischen finden wir zum erstemnal unter den klassischen Autoren 
der Phma Homer ncben Isocrates, Auch in den Lehrbiichem 
fanden Andeningen statt, die wohl auch den Zweck dci Erli ichie- 
rung hatten. So wurde der ganze Schulbetrieb nach und uach, 
ohne daB etwas Wesentliches aufgegoben wurde, vereinfacht und 
fiir diesen neii^eregelten Gang dilrfen una die uoch erhaltenen 
Ii^tionBplftne ana der 2eit naeh 1620 ala Korm gelten« Es war 
Idng, dafi nichl alle Andemngen anf einmal getroffen, aondem die 
nngeeigneten Oegenstftnde naoh nnd naeh beaeitigt warden; dadnrob 
kam die Anatalt naoh aiifien nieht in Bohlechien Bof. 

Daa Gymnanmn stand bia 1642 nnter Leitong dea Bekton 
Tboldiua, konnte aioh also in Enbe entwiokeln. TatsBehlioh weisen 
aneh die Akten anf keine StSrong hin. Kleine Eigemnfiohtigkeiten 

hat der Leiter der Anstalt sich wohl erlaubt, z. B. fubrte er Physik, 
Metaphysik und Ethik, sowie sein eigenes Lehrbnch der Logik und 
Rhetorik ohne Yorwiaaen der Bcholarchen ein, was den Q-ang der 

Schnle nicht storto, aber zn zwei Instruktioncn ^) YemnlaBsung gab, 
wonach Ethik nur Bummari^ch zu behandein, die beiden andem 
Facher wieder abzuschaffen waren. Zugleich wurde er angewiesen, 
die explicationcH. dcclamationes und disputationes fleiBiger als bisher 
zu treiben und die Kegehi der Rhetorik von den Schulern in Aus' 

*) StASp 499. 



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244 OeMsUektl. EntwieU. d. IramMiBt. MitteJtebulweMiia d. ba>y er. FUi. 

arbeitung Ton Beden praktiseh anwenden zu lantti. Aach fiber die 
Handhabung der Dieziplin von seiner Seite war geklagt worden, 
weshalb ihm entaprechende Mahnungen rugingen, kraftig und ohne 
Rucksicht auf die Eltern die Ruten zu gebraucheii, aber auch die 
Geldstrafen in den zwei oberen Klasscn zu unterla^en: die alte 
Gewohnheit Corycaei und decuriones aufzustellen und dan Hignura 
niorum et latinitatia zu verwenden, wurde wieder in Erinnerung ge- 
bracht. Solche Instruktiojieu beriihien natiirlich das Yerdienst des 
Rekton nieht; aeiner Besoimeiibeift imd Blihe war ea sweifeUeB sn 
Terdaaken, dafi die ongtiMtigeB Znstftiide, wekhe nidi nadi 1612 
eiogesteDt haiten and die Anatalt su ininiiffeii drohteii, beaeiligi 
wniden and der Unterriolit in nonnalen, geregelten Bahnen Terlanfen 
konnto. Indes iat Tholdius zuletzt doch mit dem Bat der Stadt in 
einen Konflikt geraten, der ibn zur Niederlegnng seines Amtet 
Tezanlafile. Ihm folgte Martin Senffert bis 1644, diesem Adam 
Weinbeiiner bis 1651 und diesem Joh. Debus bis 1653. 

In der ersten Halfte des 17. .Tabrh. traten die ersten grofien 
padagogisohen Sohriftstellor auf, die einen nao"hlialtigen Einflnft 
auf den Unterrichtsbetripb ^ewannen, Ratke und Comenius. 
Entsprach auch zunachst der auBere Erfol^ ihrer praktisclicn Ver- 
buche, besondera der des ersteren, nieht den groSen Erwartuiigeo. die 
sie selbst hegten, so sind doch ihre Ideen fruchtbar geblieben, und 
WIT begegnen ihnen in einer gansen Bdhe Ton Schulordnungen 
jener Zeii Awdi in Speyer macht tick der nene 0ei«t bemerkbar^ 
wenn anofa sanftekBk gana leise. Die in einer Batsrerordnnng Yon 
1644^) angeiegie EinflUmmg der Scfavlblleher dee Comentue selbst 
(Veatibninm und Janna) nod des Lnbinns {CMb linguae Graeeae), 
Yon dem Comenius naoh eigenem Zengnis abhftngig ist, wird vom Rat 
direkt verfOgt. Daa beweist wenigstens den guten Willen, ^modern'* 
zu sein. Der Gebrauch dieser Lebrbucher hatte aber auch eine 
Andoning der bisherigen Methode und ein Eingehen !Uif die 
Forderung des padagogi«fhon Reformers, von den Dingen auszui^^ehen 
und mit dieaen die Knaben bekanntzumachen, bevor sie die Worte 
lernen, verlangt. Aber gegen die Bestimmung des Rates macht© 
der damalige liektor Yorstellangen ; zwar die oflizielle Eini'ulirung 
des Yesiibnhnn Oomenii hieB er gut, besmiders da es schon seit 
2 Jahren gebraneht wnrde, aber die beiden andem BOeher seien 
fOr die 3. Klasse an sehwer and ni koetspielig. Ob sie cor Ein- 
lihmng kamen, ent&eht sioh unserer Xenntnis, aber wir dfirfen ee 

') Torhasden StASp 4M. 



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B. Weltliche Schuleu. 



245 



wobl lobend anej^eoneo, daft man trote der fanhen Kri^jafare in 
8peyer Ar neiie Ideea im Sohnlweaen Sinn hatte imd ihnen Einlaft 
gewihien wollte. Wir werdan bald aaben, dafi auch andere 

Begungen einer neuen Zeit eich geltend machten. 

Seit der Neuordnung der Anstalt (1615) waren die beiden obereo 
Klassen in einzelnon Fiichern vereinigt, besonders In der Lektfire; 
das soHte von jetzt an (1044) aueh unterbleibon. Ferner wurde 
deni Konrektor naho^^plpgt, nacli dem Exaninn oino Komodie oder 
Tragodie zur „ Aninuerunj^ " der Jugend auffuhi< ii zu IfisHon. aber 
nicht offentlich, wio jn nrsprim^lich diese Autfiihrungen iiberhaupt 
nur Schuliibungcn und uut den Sehulkreis beschriinkt waren. Eret 
im Laafe der Zeit wurden daraus difentliche Scbaustellimgeu.') 

Im Jabre 1647 raid nene Leges, d. h. «na neae Sdraloidnung, 
nicht etwa nur DiariplinaroBateangea mtworfen ond aor BeguttUditimg 
aofier an die Lebrer auch an die drei Gheiadiohen der Stadt hinana* 
gegeben worden. Bar Entwurf iai nicht mehr Torhanden, auch iat 
er offenbar nicht inrklich Gesetz geworden, da eine neue Ordnong 
aus dem Jahre 1654 vorhanden ist, welche mit der bier zu behandeln- 
den nicht identisch sein kann. Die Qeistlichen batten sehr viel daran 
aacBiiaetaen: die leges eeien zu lang und gehen zu aehr auf Einzel- 

Aw dem Jahre 1663 ist folgeuder Titel einer aolohen AufifUbrung er* 
hftlten (StABp 510): 

Sapor 

Acernmus Chriftiani nomiais Persecutor, 
Sed 

Divinis pnelndiiB wamdtm, 
Et 

Ad 

Orthodozam tidem coaversiu 
Rex Penaiam 
OnmiboB in BzMnptnm 

Ex 

Uiltoria Eccleliaftioa 
Publico Tbaatco Exhibidu. 
SAPOR 

Ein hefftiger Verfolger des Chxistlicbea Nahmens 

Hernach aber 
Durch tiottea soaderbahre FQhruag 
Zn dem rechteu glaabm bektlut 
SOnig ans Penten, 

M&nniglicb zu einem Exempel 
Nach tinlaB der Kircheuhistorie 
Auff einem ofientlichen Schauplatz 
fllrgeatellet 



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246 <kMkiehtLEnt«iclldbii]iitmtt]liMdMifa«lw«Nud.l^ 



bdteii €iii, iriederholen sidi in Tiel«n nnd Mien UUifig mSiwrn^ 
ittDdlidi; manehe Beitiiniiiimgeii aeien sclir wmnderiieher Art nnd 

widersprechen dem HMrkommen, schliedlich mi der Stil gar zm 
Bchleclit. Sie erkennen na, daft es nach den mancherlei of&ziellen 
and inoffiziellen Andeningen besonders in den beiden oberen Klassen 
notwpn<lj<^ Hoi, nnf elnp bpHfandige Schulordnung bedacbt m wein; 
aber ihr Vorsi hlag geht diihin, die alte Orflnnn^ wifnler lei rodu- 
zieren zu lassen, daiait nicbt unter alien mdglichen Neuerungen die 
Schfiler zu leiden haben. Mit dieser „alten OrdriTing" ist nun zu- 
nciehut nicht eiiie wirkliche Schuiurduuug gemeiut, gondorn sie wollen 
nor, dafi die Mher, d. h. nafih 1615 ilbliohen LektioneB wieder 
eingefUurt werden; das geht darans henror. dafi tie gleiehialtig' 
„einige SciiMnatianins, wie es vor 30 Jahren in den beiden obenten 
Klaaaen gehalten worden**, fibeigeben. 

Waa hat snr Ansarbeitoog der neoen flehnlordmn^ die Ter- 
anlasBimg gegeben? Nach den Hifierfolgen von 1612 muBte man, 
nm die Schule za retten, langsam ▼ersohiedenea preisgeben, so 
z. B. die Einriohtung der Pnblici, welche die Anstalt unstreitig in 
einoTi liohoron Rang erholien hatte. Durch die rnhige Entwink- 
lung der letzten Jahrzchnte war nun daft Ovmnasium wieder inner- 
lich gefestigt worden, uml cs ist ganz begreiflich, dai^ der Ilat 
(iaran dachte, ihm den Aufbau nacb oben von neuem zn geben. 
In dem Qutachten der Geistliciiea wird es auch direkt ausge- 
epioehen, ea aehoino das game Werk nnr deshalb angezettelt ra 
sein, weil man irieder Pnbliei haben wolle. Aber die Herren batten 
kein Zntranen in diesen nenen Plan, nnd er iat auch, wie es soheint, 
nidit ausgefBhrt worden. Anf ihr Ontaehten besonderen Wert sn 
legen, war fQr den Rat deshalb angeseigt, weil zwei von ihnen bis 
vor kurzem selb^t Lehrer am Gymnasium waren: der firfihere Bektor 
Mart. Seufert und Konrektor Ursinus. 

Die zulet7i beliHTiflelten Jahrzchnte fallen in die verhangnisvollc 
Zeit des ^ojrihrigeu Knogcs. in der so manche Schule aus Mangel 
an Schulern und Lehrern zugrunde gegangen ist ist ein schdnes 
Zeichcn fur die alte Reichsstadt Speyer, dafi hu^ tn fz der Kriegs- 
btiirme ihr Gymnasium fortzufiihren imstande war. DaB die Zahl 
der Lehrer nicht gleichm&fiig die normale war und die Frequenz 
snraekging, ist sehr begrefflieh: im Jahr 1617 besnehteo 24 Schiller 
die erste nnd 19 die sweite Klasse, wShrend in den Eriegsjahren 
dnicfaschmttlich nnr 6—10 anf eine Abteilnng kamen. Aber es trat 
deck wenigstens keine Unterbrechnng des Unterrichts ein, Yielmehr 
nahm derselbe eine gesOndere Gestaltnng an nnd tnig den lokalen 



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a WeliUche Sdralen. 



347 



Verhaltnisscn der Reichsstadt mohr Rechnung, als es 1612 jpoRohah. 
Als (lie schlimmsten Zeiten vuriiber vrarcn, konntc mnn am h von 
neuem au eioe Auffrischung deu SchuUebens deuken, uud dies ge- 
nchah, wie wir sahen. dureh Vorlage einer nenen, erweiterten Schul- 
orduung. Wenn der Hat, dem Vorschlag verBtiindiger Maimer 
folgend, zun&ehrt aieh oiefat in die Oefahr wie 1612 begab, so war 
das B6hr vorteiUiaft f&r die Scbnle; denn noch wareD ^e ZuetSnde 
iiieht denxt, dafi man von Keaerungen Tiel Erfolg erwarten dnrfle; 
es gait vielmebr das Alte, eoweit ea nch bewihit hatta, von nenem 
am Geltong cu biingra. Danim hat mm aneh der Bat, wie die 
Geiat]i<dten in ihrem Qutachten von 1647 empfohlen batten, die alte 
Ordnung wieder hergeetellt, d. h. den Usus der letsten Jahnehnte 
gesetzlich fixiert unter Zugrundelegung der Schulordnung von 1504, 
die den Fortachritten der Zeit entsprechend umgostaltct neu hornii'^- 
gegeben wurde. Teihveise ist der alte Wortlaut buibehalten oder 
doch nur uinveMcntliLh f^eilndert. Was an Neuerungen der letzten 
50 Jahro sicli mit Erfolg eiugeburgert hatte, ist naturlieh auch ge- 
blieben, so dafi wir in der 1654 publiziorten Schulordnung 
den Niedenchlag der Er&hraiigen dieser Zeit vor mis haben 
(a. Dokmn. Nr. 99). 

Die f&nf Elaaeen werden beibebalten, in die unterste aber 
keine Sobfiler mebr aufgenommen, welcbe niebt daa Alpbabet 
und die Bnchstaben berdls k5nnen; der eigentliche Elementarkura 
brockelt also vom Gymnasium nach und nach ab. Wenn awdi 
Ul)ungen im Lesen und Schreiben dem Pensum der 5. Klasse ver- 
hleibcn, so ist doch das Allorelementarste ausgcschieden und da- 
durch Zeit fur den Anfrtnt^'sunterricht im Latein gewunnen. Was 
aum Eintritt m lie KlaBse gefordert wird, das soilen die Eltem ihre 
Kinder irgeodwoajulers lehren lassen. Auf eine dentsche Schule 
wird nicht aufmerkisam gcmacht; muglich, dali sie sich m den lungen 
Kriegsjahren nicht hatte halten lassen. Es wird also wie ander- 
wirta ftr aolobe Zweoke aaeb in Speyer sog. Winkelaehnlen ge- 
geben baben^ LeBe^ mid Sohreibaebnlen, in weleben einzelne Eltem 
ihre Kinder privatim mitenicbten liefien. Wo sicb ein stftdtiaob oder 
atMtHob ofganinertee Yolkseobnlwesen entwiekelt hatte, wvrden 
diese Privatkurte mit mehr oder weniger Erfolg bekampft, aber in 
Speyer scheint man sie damals noch gedvldet oder vielmehr dnrcb 
die neue Yerordnung sogar begunstigt zu haben; spiter wurden sie 
auch hicr verboten. Von 'Piiblici', die man 1647 geme wiedor 
eingefiihrt hatte. int keine Rede; es sind also die Bedenkf i der 
GeistUcheD anerkannt ^orden. Dagegen wird Diaiektik uud 



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248 6«ichichtl. EntvickL <L homaoist. Hittalschalweieiis d. bayer. F£ftle. 



Rhetorik in Prima, und zwar nur in dieser Klasse. getrieben^ wie 
ee iIlz\^'ischeH schon in Ubung gekomuien war. Auch in Theologi- 
m, d. h. flber die religidsen SMtfragen der Zeit, wwde ITnterrifdit 
erteilt. Dies var naeh 1612 nw in deD leotiones publicae ge- 
Bohehen; jetst gehdrt es sum ofifiaellen Lehrplan der Scfaule. Der 
Beligtonsanterridit war also anf dieser Stafe fiber den Kateelui- 
mofliuiteTncht and die Behandlnng der Eyangelien hinausgegangen 
nnd mehr ein Kurs dogmatischer nnd apologetiacher Theologie ge- 
worden. Anch hiezin hat das Gymnasium in Speyer die gleiche 
Entwicklunj^ genommen wie die Anstalten anderwarts. 

Fernei ^^u^de (li<' Bestimmung getrofFen, dali vierteljahrig 
ein Exercitiittn Deciamatorium und exercitium publicae 
dispu tationis gelialten werden soUe; desf^leicheii wurde die Auf- 
ffthning vun Komudien und Tragudien, die siclion seit eiuiger Zeit 
empfohleo war, eiumal iui Jahr offiziell gemacht. Auch Ge- 
schichte und Mathematik (Arithmetilc, G^m^e, Geographie 
und Astronomie) gehSren zn den Lehrfiohem der ersten bsw. 
aweiten Kiane* In einigen Stnnden nimlich wurde der gemein- 
same Unterrieht fllr die swei oberen Kurse irieder eingefUbrt, nnd 
zwar in der lateinischen LektUre (Cicero, Vergil, Horaz und Ovid), 
in der Lektiire der griecliischen Evangelien und in der Mathematik. 
Griechisch begann wie seit I&ngerer Zeit in der Klasse; Bonst 
hat sieh im Lehrplan nichts ge&ndert. mir einige Lehr1)flcher 
wurdon dnrch andore ersetzt. Das Kapitel iiber die Lehrpensa ist 
viel allj^e [11 'liter gehaiten ah in der Schulordnung von I.')94 und 
gibt besonders weniger Anloitungen fiber die Methode des Unter- 
richts. Li eiuem Kapitel iiber Musik wird die Wichtigkeit ihrer 
Fflege fur die Kirche betont; bei dem engen ZuBammenhang von 
Slrehe imd Soknle Irt dieser Standpnnkt ganz natftrfieh, nnd die 
t^bnngen beeohrftnken lich auch auf kifchliche Geeftnge. 

Das 3. Kapitel handelt Ton der Erddiung der Jugend in der- 
selben entschiedenen, aber doeh maSTOIlen Weise wie die filtere 
Sehnlordnung. An der Spitse steht die Bniehung zur Gottesliireht, 
darum werden die Schuler angewiesen zuro taglichen Gebet, zum 
Besuch des Gottesdienstes und des heiligen Abendmahls. Ehr- 
erbietung gegen jedermann. Geliorsam, Anstand ini ITandeln und 
Reden, Einfachheit und Sauberkeit in der Kleidung wird neben 
andereni von den Jungen gefordert. DasTragen von kriegsmSnnischer 
Kleidung und von Waften wird besonders verboten; w ir sehen daran 
noch die Nachwirkungen der hiugeu Knegsjahre. Fiir die kiirper- 
liche Entwicklong tmd Pflege des Sports hat man aber damals nooh 



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B. Weltlicbe Scliuieo. 



249 



keinen Binn g«babt, da m ansdittcldich kelBt: „za. Bommemeihten 
in flaefienden waflem oder gefiUnlieben stehenden weyliem zu baden, 
su fisohMi, im Winter anf dem Ei6 zu scblrifen, mit eobnee rich 

zu verwerfen, weil es ganz gefahrlich, mehr grober ungezogener 
Leubte, dan zucbtiger Schuler Exercitium ist, soil in allweg nicht 
gesehen noch gehurt werden. Wer danvieder handelt. hat neben 
der Gefahr auch der Straf, wo er betreten wird, zn^'^warten." Es 
hat nicht den Anschein, als ob man mit diesem V tl>ot nur den 
Auascbreitungeu der Pfalzer Buben entgegentreton woilte; ahiilicheH 
vurde auch anderwarts, z. B. in ZweibrUcken, untersagt wegen der 
damit vorbaudeuen Ueiahreu. 

Jede Klaase hat ihron Dekurio, der woehentliGb weobselt; er 
mofi n. a. auch das Klafiiimmer anakehren, fttr Ordnung bei den 
Sohiileni sorgen und tiglich fiMto Ruten parat haben snr Bestrafniig 
▼on Delinquenten; donn mit Sohllgen wuide nicht gegeiat. Daa 
ieidige Amt der heimliohen Aiii^MMser und Angeber (cofyoaei) ist 
aoch in dieser Schulordnung Torgeseben. 

Zu bemerken ist noch, daB die Schuler, wie auch schon die 
leges von 1613 bestimmten. ^/^ Taler Inskriptionsgeid aahlen 
m&ssen, „B0 sie verraogen". 

Tm nachsteu Kapitel werden die Prazeptoren , die nur der 
Ausburcer Konfession ungehoren diirfeii, an ihrc I'fiichten als Lehrer 
und Eizieiiei* ermahat und dabei auch vom Latein-lCeden und den 
Argumenta gehandelt in dem nimlichen Binn wie 1594. Bei Be- 
ech werden nnd Eiagen ist der richtige Instanienweg einmhalten, 
der Bektor darf niebt ftbergangen werden. 

Dae Eapitel flber die Inspeotores entb&lt niohte Neuee; 
«benM nnd die Bestimmongen fiber die Almnnen Im wesentliohen 
die gleichen wie friiher. Neben den 4 Inspektoren fungieien wie 
bisber als eine hdhere Aufsiehtsbehorde die Scliolarchen, welche 
naturlich auch beim Examen beteiligt sind. Ein solches findet 
zweimal dee Jahres statt wie bibber, aber nur einmal, im Friihjahr. 
soil eine Ver'jptznng vorgenonimen werden: ansnnhmsweiHe kann 
bei besonders tuchtigcn .Schulern auch das Herbstexamen Anlali zu 
einer Beforderung in die huhere Klasse geben. 

Yergleichen wir nun dea Geist dieser Schulordnung rait der 
alten yon 1594, so werden wir an einzelneD Funkten erkennen, 
daB aich die Zeiten dooh bedeutend gefindert haben. Dort baben 
wir nocb ganz eng den AneefaloS an Bturma Ideal des ditrch and 
diindi lateinisoh gebOdeten Enaben, die ungeheure Wertschfttsttng 
des Lateinredene, der Aignraenta, Imitatio u. a. Anoh jetat iet 



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250 GMMluclitl. EntwickU 4 hnimaMl Mittelsdnilwwait d. bayor. P&ls. 



Iiatoin noeh Hanptfadi, doch nidit mehr in dem Mafie ■Ue» 
bebemohend wie friiher; die Argamenta werden nicht mtHu m» 
betont, vnd Tor allem braucht LateiniBch aieht mehr die aua- 
soblieBIohe Unterrichtssprache zu sein. Zwar soil lateinisch ge- 

redet worden von Lehrcrn und Sehiilcrn. aber mit dem bemerkoTis- 
werton Znsnfz ist diese Bestimmimg gegeben, ^os weye dan etwnf /u 
expliciren oder r.n iiiterpretiren , da Man sich nolcbor Spi iK hoii 
gebrauchen muB, welcho Hie Jugendt veretehet, eonst wenig nuts 
geschaffen wird.'' Damit iat aku dem Gebrauch der Mutterepraohe 
Platz geeobaffen, imd wenn auch kein eigentlicher Untemcht darin 
gegeben wd, so kommt tie docb mebr m ibrem Beebt alt biahar. 
Oaa iat aber eme swdfeUose B&dkwirknng der tou Bailee aw- 
gegebeoen Faiole: omnia primnm in Hngna veznaeQla, der ticfa aueh 
Comemna ToOatSodig aoaeblofi. 

Nocb anderesweist anfBatke oder Oomenioa bin, derenldeen 
yon den Yerfassem von Schulordnungen promiscne verwendet 
warden, wie sich ja tatsachlich die beiden M&nner in vielem be- 
gegneten. Zwar ist Bestimmung, daB die Lektionen aiif Alter 
and FasHungsgabo dor Sehiiler eingcriclitet sein sollon. alt; aber der 
wiederhoUe Hinwoi^ d-irauf mag wolil auf eine Bekanntschaft mit 
den einschlagigen 1 »udt;rungen der beiden Reformer sniriickzufQhren 
sein. liatke and Comenius verwerfen das vielo Memorieren; so 
wd aocb in nniem Sebnlordnung verlangt, dafi man nicht die 
ganae Btunde mit resltieren nnd eiEpliiieren snbringe, sondem mebr 
repeiiere nnd esaminieie, alao swei Beaohiftignngen, bei denen die 
ScbQler aelbattndiger und tittiger aieli beteiligen mflaaen. An die 
BtoUe der Gedftobtniaaobiile dee MittelalterB, in weleher der Onmd- 
aala gait 'tantom scimas, qoantum memoiia traemni^ trat jetzt nacb 
nnd nach die Yerstandoaschule. Bemerkenswert ist auch, dafi in 
der Schulordnung ul>er die Strafen. vielmehr das Zuschlagen, be- 
aondere Weisungen gegeben sind . wplche friiher fehlfon. Die 
bisheri^irf^ Erziehuni^smethoilc li.ic nehr viol inir S( til;io;( n i,^ear- 
beitct und aueh Formen u!id Kegeln damit embiauen zu konnen 
geglaubt. In der Praxis wird es wuhl aiich femer so geblieben 
sein, wenn auch die Theorie andere Grundtiatzu aufetellte. 'Absque 
eoaetiome omnia* iat eine Fordemng Ratkes, die Oomenius an- 
genommen hat; dea Lemena vegen aoll kein Sebtler geaeblagen 
werden, nur wegen Boabeit nnd MntwiUen* Daa Nimliobe wird Ton 
den Sfeyerer Lehrera gefordert; wenn diee anadrficUioh m die 
Sebnlordnung neu eingefSgt wird, so ist wohl sielier anannebme% 
dafi ea bidier andera gebandhabt wnrde. Die Jbiderong in dea 



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B. Weltiicbe Schuieu. 



251 



Amohftamig darf auf den ESnfliift jeiier beiden KSmker saritokgtllilnt 
werden, die ^elmelir betoaten* dafi es Aii%abe der Lehier sei, den 
SebOlein Lmt nun Lenen sn maeben nnd die Leinbegierde eteto 
m erhohen. Aiich das legt die Speyerer Scbnlordnnng den Lebrem 

wiederhoit ans Ilerz. 

Lehrbiicher des Gomenius, die man 1044 einfuhren woUte, 
erscheinen allcrdings im Lekh'onsplan von 1 (554 nicht; das ist auch 
nicht -0 sehr zu bedauorn, denn trotz alien guten Willens bosserten 
sein Yesribnhim und seine Janua mit ihreni sehlechten Gebrauchs- 
latPin niclits. zumal sie auch nichtrf als Wortc boten; der orbis pictos 
Vidi (iauuilij noch nicht ergchieaen, der liatce helfen konnen zu den 
Worten des LehrbncbB die Ton ComeninB Terlangte Aoscbauung 
za bieten. 

So aeben w also, daft niebt nor speneUe Er&bnmgen, die 
man in Speyer aeit den letaten Andernngeii von t612 gemaobl batte^ 
Yerwertung feaden, sondem dafi ancb der nene Geiat, der aieb naoh 

and nach allentbalben dnrebieiste, bereits auch hier zu verspflxen 
war; wenig war es allerdings noch^ aber doch immer ein Anfang, 
und das iet ein Zeichea dafor, daft man in Speyer mit der Zeit an 
gehen sich bemftbte. 

Es folgt nuu eine Zeit fiir das Gynutasium, aua der nicht viel 
Gutes za beriobten iet Bektoren waren Job. Bflttner 1653 — 1696 
and Job. Gbr. Bametaeb bis 1680.') 'Bie mm Jabre 1667 feblen 
genanere Naobiicbten, aber damab aland ob bo mit der Anatalt, 
daft der Bat aUes aufbot mn den drobeaden Bnin aofiEobaHen. Ea 
warden Ton den StadtgeiBtliobea, dem Rektor und sgmtliobea Lebrem 
Gntaobten eingeholt, in denen sie die Ursachen der gegcnwiirtigen 
Kalamitat aufdecken und RatBcblftge aor BeaBemng der Yerhaitniase 
geben sollten. 

Im Jahre hatte eine Seuche in Speyer gehcrrscht und 

wie ew scheint gerade unter der Jugend viele Opicr gefordert, so 
dafi die Frequenz der Schule eine gcringo war, in Tertia z. B. nur 
7 Schiller, in Quinta nur 4. Aber dafiii war dicHe Erankheit nicht der 
einzige Grund; es mufi Bobon Torber schlecht gestanden haben. Die 
HaaptBobnld baben wir offenbar bei den Lebrem aelbBt zu anahen; 
wie ea mit ibrem Wieaen and KSanan beatetlt war, iat nicbt an kon> 
trolfieren, aber an FfliehtgefBbl bat ea obne Zweifel aUea gefeblt, 

') Die Bezilge des Rektors und Konrektors waren wie bisber 240 fl., fireie 
Wohnxuig. 1 FuderWeia, 10 Malter Eora, lOUO Welles BeisighoU. Die beiden 
aadetn Lebm battoa 160 fl., 500 WeUea Holi, Warn und Kora. 



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252 OeMbiditl. Bntwicld. d. hmnuut Hitte1*dnilwc*eii8 d. barer. Pikh. 

wad Ton kollegialem Zusammenhalten war keine Rede; einer klagt 
fiber den andem, Qber alle der Bektor and wieder alle uber diesen. 
Statt in den Unterricht /u gehen. verschwatzcn und verbummeln 
sie granze Stundrn, dor Rektor vorne dran; einer isf die moiste 
Zeit auf dem Hociizeiriadon und laBt durrb AluiniM n iin L'nter- 
riclit vertretea; andere unrerlirechen nacli Gutdunkeo iliren Unter- 
richt oder verwenden wahrend der Lehrstuuden einen Teil ihrer 
Schiller zu allerlei GeHchaften, wie Holztragen und sonstigen Uaus- 
und Qnrlenarbeiten. Dafi outer solehen Umstftnden die Lewtungen 
der SdilUer jSnunerlioh eein mufiton, ist natOrlicfa; beaonders viid 
fiber die niiaemblen Kenntnine im Latein von der nntenten bi« sor 
obersten Elasae bitter geUagt; die Ezeroiiia wurden nnr spSrlioh 
gehalten, oft gar nieht korrigiert und infolgedessen von den Sdlfllem 
ancb nicht gemacht. Dan ri>ol lag hauptsachlich in den nateren 
BSassen, m daS tateacKlich ofters Kinder Speyerer BQrger von 
ihren Eltem in answartigo Schulen geschiekf wurden. Desgleiehen 
echickten viele ihre Sohne nach cinjaluig* ni BeBucli dnr Prima 
nach ausw&rts, uni sie iiir die Universitiit besser vorbereiten zu 
lassen. Eine selbstvorstiindliclic Folge dieses Mangels an Gewisaen- 
haftigkeit bei den Lehrern war cine Lockenmg der Diaziplin, die 
auch der anfangs sehr strange Rektor dnrch grofie Kacbmeht und 
Nachgiebigkeit sehadigte. Die Klagen darftber, daS das Ziel der 
Klaaae nickt etreiebt werde, wiesen die Lehrer fCkr ibre Person 
snrftdt nnd schoben eehr nAir den Eltem die 8ohuld su, die ihre 
Kinder nieht lange genng in*einer Elasse siteen lieBen. Wo solche 
Mifiatlinde Platz greifen konnteo, fehlte es aber Bicher auch an den 
leitonden Persdnlichkeiten, zunEchst am Rektor, der als Schul- 
tyrann bezeichnet wird, der selbst wenig tiie. die Lelirer Hcldeclit 
behandlc und keinen EinflnB atif sie gewinne, wie es fiir den Leiter 
der Anstalt der Fall sein j^ollre. Aber auch die Inspektoren hatten 
besiseres Auf»ehen haben konnen und autoritativ eingreifen miissen. 
Danim bat jetzt nuch der Rektor um ihren fleifiigereu Besuch 
der Klassen. Er entrustete sich allerdings schr dariLber, daQ die 
Primaner kein Lateia kSnnen, CSeero nnd Horaa nieht zu ftbeisetaen 
yermogen; dafi die Qnintaner bei einer Prftfong anr Konjugation 
der Indikative non indioere et tndtoare swd voile Tage brauchten 
nnd doch Fehler maohten. Was halfen diese Jammemife, wenn 
er es yersftnmt hat, selbst zu gehdriger Zeit nach dem Rechten 
- zu sehen? Er sprach Hogar selbst von der Mdgllohkeit wieder eino 
Trivialsohole statt des Gymnasiuins einzurichten. Kurz und gut, 
alles war einig dardbec, dafi die ScholTerh&ltnisse die denkbar 



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B. Weltliche Stibuleo. 



253 



Mbloelitetten wsren, nod am den gegenseiiigaB Bewhnldigungen 
geht Uwr herror, dnfi aUeneito grflndlidi gefelilt wofden war. 

Der Rat hat die ehneliieii beieiligten Penonen tber die ein- 
gelaufenen Klagen aa^eUftrt nnd es nioht an Yoittdlnngen feUen 
lassen. wnrde dann auch die Schulonlnung von 1654 mit einigen 
unbedentenden Znafttun neneidiaga publiziert, nachdem sic ofl'cnbar 
ganz in Yergessenheit geraten war, nnd aufierdem folgte 1668 eine 
Verordnung, die leidcr nicht mehr vorhanden m sein scheint. Noch 
niehrmak griff der Rat in den narhsten Jahron dnrcli Erlasse in 
die Schulverhiiltnisije ©in und gab seine Direktiven, uijer t;8 wollte 
nicht beseer werden. Im Jahre 1077 muliteii von neuem Gutaohten 
eiiigereichC werden, wio deoi Uymnatiiurii uu&uhelfen sei. Die Ent- 
volkerung der Anstalt hatte nieht nachgelassen ; daher wollte man 
in Predigten, wie ea frOher adimi mIt Erfolg gesdielien war, die 
BOrger ermahnen, ilire B5bne ins Qymnawnm an soldokeny nnd 
dureh Bestemng der Ywhaltnisse im Alnnmat nnd dnrch Stipendien 
8olitller anriehen nnd feethalten. Aneh wnrden jetit die Winkel- 
sohnlen yertoten.^) 

Zank and Streit unter den Lehrern, Disziplinlosigkeit der 
Bcbuler, bittere Yorw&rfe gegen den Rektor, Bem&ngelung der spflr^ 
lichen Visitationen des Unterrichts dnroh Rektor nnd Inspektoren, 
Kla{?'*n liber solilocbte Methode und schlechte Biicher, Unkenntniw der 
Schulordnnng, die nur in der Ratskanzlei liege ii*<w. — alles wie 
vor 10 Jaliren. wie wenn inzwiseheii gar nichtn geschehen ware. 
Es ist ohne Zvvoifel richtig, was einer der Lehrer in aeinem Be- 
richt an den Rat sagt: »Dab Gymna«iuni ist wahrend des 30jahrigen 
Kriegs in viel grofierem Araehen, Flor nnd Rnhm geweaen.'' 

K^edemm wnrde den Lduem Yorbalt gemacht nnd anf €hmnd 
der Qntaehten und mfindfidien Bespreohnngen eine Yerordnnng er- 
laseen, in welcher anch die Dekrete der letaten 10 Jiahre noefamala 
▼erarbeitet wnrden (April 16d8; Jnni nnd Deaember t671 nnd 
Wkn 1677).*} Alle die Pnnkte, welche bieher beanatandet waren, 
wnrden energieeh an Gemflt geffthrt, nnd man aoUte meinen, bei 



In der Verordnung vom 9. Februar 1R78 (81.^81)4*^ heiSt es: ,Dem- 
oach auch vorkommen/ aia ob unter Vnflerer burgerscbatft winckel- oder 
iwben Sobulwi angestellet vnd dardnreh die Borgenlmider von VnBeren oflinit- 
liefaen Schnlen/ xo deren mercklichen nachstand/ abgehalten werden wolten; 

80 eeind wir gemeint/ deiifalB (^igentliclie kuuilschafft einzu7.i*^hen \iv\ solclip. 
Uauti-Schalen/ dafem sie nicht blofi auff die privat stunden jbr abseben baben/ 
giintzUch abzuscbaffen.' 
t) StASp4»9(Dnick). 



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254 G«Mhie1itt. EatwiekL a. fammiiiak WUebdralwiMBB d. lnj«r. PIUs. 



gtitem Willen der Lehrer hftfte die Dissdplin wifld«ihergestellt und 
ein enpriefilicher Unlerricht wieder begoimen werden konnen. 
Aber die Bemuhungen haben nichts genutzt. Wenn das Urteil 
eines der Lehrer richtig ist, daB die Anstalt nie gedeihen ki5nne. 
aolange dieser Rektor (Rumetsch) an der Bpitsse stebe, whr oine 
allgemoin jmerkannte Tatsachc sei. dann i^t klar, wo die Hchuld lag. 
1 680 untersuclite eijie beaondere Deputation \ un neuem die Anstalt und 
erging sich in ihrem Rericht in ernsten Klagen gegen den Kcktor, 
der die Zeit nicht ausnutze, sich nicht an seine Vorechriftea halte, 
weder bei Lehrern noch SohCUem Autoritat geaiefie. Datanfbin 
trftt RometMli 1680 tob 8eiii«m Amt snriiok and lebte als Privai- 
nuum in Frankfiirt nnd TObmgen. Da6 er ab (Jelelirter nnd 
SohiiftotoUer ^en gnten Nameo hatte, beweist noch mehto daftr, 
dafi er auoh ein guter Bektor imd Lehrer war. 

Jedooh ist ane dieaer Zeit ssn erwShnen, daB troli aUer Wirran 
die f ruber schon bemerkten Spuren einer Anpammng an refor- 
matorieche Ideen im Schulleben nicht verloren gegangen nind.. Auch 
jotzt sind es freiHob moi>«t nur Wunsche, in denen sicb dies zeigt: 
der lioktor selbst schlug 1077 Tor VesHhnlnni und Januam Comenii 
fiir I2iuu ta und Tertia eiaziifuhren, aber es k ini nicht Boweit. Der 
Orbis pictua war bereits Heit 1668 in Tertia in Gebrauch, also war 
das FriDzip des Sacbonterricbts und der Anscbauuiig aucrkannt 
wotdeii. Feinef woide 1667 in Anregung gobracht, neben Latein 
pnhfiee aach Franideiaeh zn lahran, vaa mdir Behdler aosoneheB. 
„Wan die franaSueohe Spraohe neb^n der LaieliuBchen pnblioe 
dodret werden solte, wflrde da8 Gymnaeiom vmb ao tiel deato mehr 
beriihmt weiden, ynd warden Yon alien ortten, aUeihand Bunch, so 
reiche alB arme, sich woU von Ihnen selbst, wan Sie daB erfiihren, 
herbey finden vnd desto lieber hier bleiben.*^ Das ist reoht deatlioh 
«in Zeicbon der neuen Zeit. "Wer dies vorseblug, wufite ganz genau, 
in welcbe Ricbtung die Bildung der d;ima!iG;nn Zeit einlenkte. In 
dem durch die i^Ojahrige Krieg»noi wirtschafrlieb, sozial nnd kulturell 
zerrutteten Deutscbland eroberte sich die franzosisciie ivultur gar 
bald ein weitea Feld. Wie im politischen Lehen so war auch in 
der privaten Lebenafuhrung Frankreich vorbildlich fiir die gebildeteu 
Kieise, and die fransSmaohe Spiaohe wude die Yerkehxeapiaohe der 
beeoeren Oeaellaehaft. Daher ist ea ein wohlbegrfindeter Wnnaeh, 
noch dean in einem (Jrendand, dafi FraazSaisch neben Latein einen 
Lehrgegeastand dea Gymnaainma bfldon aolle. Die OUumdt der 
Herrsdiaft des Lateinischen war dabin, das Deutsche begann sich 
^gani langaam eine Position zn errmgen, and daa FnuudaiiBche Icam 



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a WtlUidw Sehnlaa. 



255 



liiiuni; d€r allg«ai«iiie Zii$ der Zeit war mebr realiBlascber, nnd 

4ie jnngen Leute soUleii in diesem Sinn xn einer moderoeren welt* 

mannischen Bildung gefuhrt werden. Ob in Speyer Franzdsisch 
jetzt schon wirklich gelehrt wtirde, ist nicht zu konstatieren. aber 
es ist got festzuBtellen, dai man damak bereits daran gedacht hat. 

"Wio sehr der gleiche Herr, der das Franzosische einfuhren 
wolltr, I'tarrer Hiltebraudt, auch fur den Lateinunterricht die mo- 
derne Metliode befiirwortete, die ComeniuH vertrat, geht au^ folgendem 
Abschnitt seines Gutaciitenii *Von geechwinderer Erleiuimg der 
Lateinischen Sprache^ hervor^): 

„Damit die Knabon nicht So lange mit dem Latein aufgelialteo 
werden, sondem dasselh vinb viol .luhr ehr begreiffen, auch fertiger 
reden mogeu, i^t vur alien Dingen von 2«othen, dafi man die Auream 
Jannam Lingimam BoMratam, Jobannia Amou Oomenij, darinnen 
4ie gantae lateiniaehe Spraeh, sampt aUen wSrttem begriffen ist, 
wieder in die Lateinisehe Sehulle einfthre, vnd einen von denen 
Hem Piaeoeptoribna ordne, der aonal niehte dine, alfi di^a Bnob 
•ordentlich mit aeinen nntergebenen Enaben traotire, So kan Era in 
einer JahreafHst gantz absolviren, vnd die Knaben in so korlaer 
Zeit allein bo weit bringcn, das sie die gantze lateinisehe Spracbe 
volHg begreiffen, vnd ohnc Mangel der wortter, daran es den knaben 
anietzo meistens fehlet, zur Noht wissen zu reden. Vor die Jimgem, 
were 7u rathen die Porta reserata Seidelij, welche uberauJi leicht 
vnd boqucm zur Lat(?ini8chen Sprach ist: Dutch welcher beeder 
Biiclier behulff, Ich, ohuc Kiiumb zu melden, die gautze Lateinisehe 
Sprache, sampt der franzosischen, in zwey beruhmbte Reichsnirsten, 
nemlioh die Zween Hemi Pfoltzgraven von Birekenfeld, So es niir 
auf diefie atnnde nodi dancken, innerhalb sehr kurtaer Zeit dnroh 
Oottea Segen gebraoht babe. 

Dam aber mnfte eine bartte strafFe gesest werden, dafi kein 
Knab einig ander wortt, alfi pnr lateinisch in der Sehnll reden lolte: 
Tnd ranfbe der Fraeoeptor Colloquia familiaria Tor die Jngend auJF- 
setsen, die sie memoriren mufi auff teutsob vnd lateinisch, damit sie 
dauon Tntcroloander redeten, anob gewifie formulas coUoquendi, wie 
sie formlich diesen oder jenen anzureden; welches eben sehr dien- 
lieh ist nnd woll hafftet. An stell der Argumenton wer den Knaben 
die lustige Acerra Phib>logica Laurembergij zu vertiron autizugebon, 
die ist niitzlicli vnd licblich zu behalten, wegen der vieiieltigen 
historien, die man so leicht nicht vergiBet. 

i)8tA5p 499. 



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256 G6wlncfatLEntinekl.d.himia]urtiltitle)«elinlw€t^ 



Dafi i«t der alleniftchste vnd berte weg die Lftteudwhe Spvaohe 

bald in die Jagend zu bringen, vnd kann man dadurch in oineu 
Jahr mehr aufrichten, al8 ietst bej diefiem Znatendt in Dreyen vnd 
mehren niobt gewhehen mag.** 

Naoh dem BUoktritt dea Bekton RnmetBcli vnvde als nener 

Anstaltsvorstand noch im Oktober 1680 M* Job. Hofmann ba- 

rufen, ein Illterer, als Rektor wie als Lehrer an mehreren Anslalten 
(Trarbiicli, EBlingen. StraBburg) bereits erprobter Mann; er Stammte 
aiiB Marburg, hatte das Gymnasium zu Frankfurt und die TTnivor- 
hitfit in GieBen besucht. Er wnr als Dicbter und Gelehrter uni^e- 
Bchen und but unter auderen Schriften auch eine ^Vom gotreucn 
Lehrfsr" l(ibr> vordffentlicht. Ohne Zweifel genoB er von Anfang 
ail Autohtat und Yertrauen allerseits und bat, wie es Bcbeint, ernst- 
liob die Refonnienuig nud Banienuig des Gymnaaimns in Angriff 
genommen, nnd iwar nnter Beachtnng dea ividitigen Gnmdaatees, 
daft ein finedliehes Zntammenleben dor Lebrer nnd .eine gegen* 
seitige Veniftndigiing fiber die Fragea det UnteniebtB nnd der Er- 
aiebung anch mit den vergeseteten Beborden £Dr eine gedeibliobe 
Entwicklung der Schule unumganglich notig sei. Dafilr zeugt eia 
ausfQbrlicher Plan zur Neuordnung der Anstalt, den Hofmann 1 681 
auf yorlaTiLr^^n <lor Scbolarchen verfnSt und eingereicht bat fs. Dokum. 
Nr. H)2). Er wirde in 7ivf>i ijomoiiisamen Konferenzen zwischcn 
den Sobolarchen, Kunsuienten, Jnspektoren, dem 3. Pfarror. dem 
Kt kr u und den Lehrem durchberaten und die einzolnen Ratschlag© 
und Wiinsche fanden Erledigimg, wie das vorhandone Protokoll ^) 
auBweist Der Rektor war eifrigst bemuht, Zucht und Ordnung 
nnter den Seblilem iriederbennivtellen; dasn iebien ibm offenbar in 
erater Linie die reIigi5Be Endebnng einer Beaaemng an bedflrfen. 
Hierftr wnrden etrenge Yorscbriften erlasBen: die Seblller mfiaaen 
Sonntega dromal den Ootteadienat beaucfaen in Begleitong ibzer 
Lebrer. Zn den FrOb- und Abendpredigten werdeu sie im Gym> 
nasium unmittelbar vorher durch Yerlesung der Evangelien bzw, 
Episteln (griechisch, lateinisch und deutsch, Je nach den Klassen), 
dutch Henfagen der disticha dominicalia und durcb thoologische 
Erf''rtf'ningeu vorbereitet; nach dera Gottesdienst miissen fiber 
dio gebdrte Predigt dem Rektor bzw. ihren Lehrorn Rochenschaft 
gobon. Nimmt man dazu noch den Besuch der Mittiigspredigt, der 
liettttuadeu untei- der ^Voche und den Katechismusunterricht iu der 
Schule, BOwie die ausgiebige tagliche Klassenandacht mit Bibellesen^ 

•) StASp 499. 



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B. WdiUcbe Schalem 



257 



Qebeten mid GeBang, so vnd num nidht leogDon kdmen, dafi lllr 
die refigia«e Eisieliiiiig det Soblller dnrofa den neoen Bektor in 
ittdiem, ja tbeireiehem Kafie g«8orgt irar. Zur HenteUmig der 
Ttrloren gegangenen Zncht bednrfte es aber audi einer Hatmng dar 
AntoritSt der Lehrer Schulern und Eltern gegenuber, nachdem in 
dieser Richtung jahrelaog gefehlt worden war. Mit Recht betont 
der Rektor auch die Notwendigkeit, alle Lehrer der Ansfalt wirt- 
schaftlich bpf^t^eraustellen, damit ihre Berufafreudipkcit nicht leide, 
was ja doch wieder auf dan Gedeihen der Anstalt zuriickgewirkt hatte. 
Ob nach dieser Richtung etwas geschah^ ist nicht zu konstatieren. 

Im Unterrichtsbetrieb selbst hatte er auch manche Wunsche, 
z. B. ernsilichere Behandluiig der Qrammatik in Prima; Kinfiihruug 
and riclitige VerteUnng der BUeker ven Comeniiu ( Janna, Yestiba- 
lorn, Airiiim vnd OrUs picfeiia), Com. Nepos siatt Cieero ep. in Tertia, 
Enata der Logioa Hoinm duroh Logica Itteii und Bhetoiica Yoeay 
dnreh Rlietoriea Dieterici and eimgea andeie. Auch VeArwortole er 
Mbr das bisher schon flbUehe laititat der Privat-Binndeii, in 
denen Schiller zur Nachlulfe auch in ofBziellen UnterrichtHf^chem 
und bcBonders die alteren an weiterer Yorbereitnng fiir die Hooh- 
schulo odcr auch teilweise zum Ersatz von Univeraitiltsatudien von 
ibron Ijpbrern gegen eine vom Rat festgeeetzte Entschiidigung 
[nioiutrlich Va A-, der Rektor ^ 2 Rthlr.) unterrichtet wurden. Es 
war albo z. T. etwaa Ahnliches wie die frilheren leotiones puhlicae. 

So war unter Beibehaltung der bisherigen IScliuiordnung ein 
energischer Anlauf geuouimen, im Gymnasium wieder gesunde Za- 
stibide an aehalllnB; vieweit dies in den nftehtten Jahren gelungen 
iat, erialiren wir nicht, aber bei der Taticraft and Erfiibmng dea 
Bektors itfc es nicht an besweifeln, daB erqpvienicher gearbeitet 
mirde ala favor, daB Sehfiler and Ldirer in der fiberlegenen Per- 
sdnlichkeit des Bektors, der andi ak deatscher und lateiniaoker 
Poet fich eines guten Namens erfreute, den rechten Leiter batten 
und anerkannten. Aber seines Bleibens in Speyer war nicht lange. 
Er muBtc fliichten, als im Unglucksjahr 1089 die alte Reichsstadt 
ein Opfer der frauzosiscben „Kricgs- und Staatsraison ein Raub 
der Flanimen wurde. Zehn Jahre iang blieb Speyer ein verlassener 
Truiiuiierhaufen, und seine einstigen Bewobner kampften auf fran- 
zcisischem Boden oder in ^achbarstadten, wie i'rankturt und Heidel- 
berg, um ihre Existenz, der alten Ueimat nicht TeigMsend und anf 
Hittd nnnend, den Ort, wo ikie "Wiege stand, wieder anfrnbanen 
and lu benedeln. Kit fremder I^e and eigeneo Bokweren Opfem 
gelang es aneh tataftefalick, das stftdtische Gemeinwesen nen in 

VoBVMwte emnlM FMadigoflM XLVU 17 



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258 GewhiebU. EntwiokL d. bniMiiitt llittolwslralwM* d. bayw. P&ls. 



grSnden. Im DeMmber 1697 hiell der Bst in Frankfurt, wo «r 
sioh gesammdt hatte, seine letste Sitzong and aiedelle roit dem 
neueo Jahre wieder in die alte Yaterstadt ilber: nach und naoh 
kthrten auch die xeralreuten Burger zurCLck luid wetteiferten mil 
dem iUt in der Kengriindang ihrei Stadft. 

o) Die Iftteinisclip Schule naoli dem Brand 

1703—1712. 

Schon bald nachdem die alteHeimat wiedor oinin;'^ rmafien wolinHn]i 
gfiwordcn war. nocli im Sommor 1R98, geschahcn die ereten Schntr*^ 
zur Erneucruiii^ 'Id- Schulm. Man mufite wiedor gum von vorne 
anfangon und sioh aut' die eiafacli^iten Verhiiltni.She «^inrichton. An 
eine hohere Schule zu denken war uainiiglich, da ja uberiiaupt eret 
Schuler wieder geaammelt werden muSten. Darum wurde zuerst 
eine deutsche Schule eingerichtet, ffir die mail drei Lehrat^leo in 
Awncht nahm; nmftefaflt wnrde im Kai 1699 J. Og. Sehaflher ans 
Wimpffen angesteUt tind im September dee gleiohen Jalires Job. 
Beinbaidf, Piiseptor mid Oiganist an Trebnr. Bei Erknndigungeii, 
die TOn Speyer ans besonders nach seinen Eenntnissen im Rechnen 
angestellt warden, ergab rich, „da6 Er zwahr kein Rechen Meister 
wire, massen Er nun langezeit keine Obung darinnen gehabt, doch 
aber die Species, Regulam Detri biB zun nriiclien wohl vorstphe 
und informiren kondte, allein Er wolte sich eehr iiben. damit Ihme 
das entfallene wieder zimi t^odachtnuS kamo", 8o sah es damals 
rait den Lehrern aus. Seine Instniktion bezieht sich nur auf die 
dentsche Schule, von Latein war noch keine Rede. Er starb im 
Jahre 1702, und au seine Steile wurde Job. Balth. Sternberger von 
Grofi-Oeiau mit 140 fl. Gehalt, Kom, Holz, Dienetwohnung bemfen. 
Bs acheint, daft Reehnen ntoht im ofiB&ellen Lebrplan stand; dean 
in seiner Bestallnng heiBt es: |,So ancb derselbe in prirat stonden 
die Jvgend, so dam absonderlicb Inst bitte, in der Becbenkonst 
zn informiren, davon solle Br monatlioh von einem Jeden 30 kr. an 
empfimgen baben.** Im gleicben Jahre wurde nmi aneh der dritte 
Lehrer angestellt, in dessen Yokationsachreiben es heiBt*): „"Wenn 
dann nun Gott zu damaligem Unserem Yorhabon so viel gnade und 
seegen verlicben, dafi die Schiil - Jugcnd bis daher nicht allein r»n 
der Zahl, sondern mik^}: nni alter und profectibus der gestallr um 
ein merkliche? /u^'^ nomnien, dafi wir obhabender theurer pHichten, 
billich dahin bedacht zu seyn, unu Hciiuldig erkennen, wie aothaner 

*) SIASp 505. 



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B. Weltliche ^chulen. 



Stiidiea Iianff niolit alleine oiolit gehflmmel, eondein vielmolur m 
gMnem wi^hiyuim md luiffiialiin dor weeg gelmhaet weidan 
mdgto; imd daher den lateoUns ge&iwi lo eineni kftaftlgieiiGTm- 

naiio einen neuen grondf naoh denen krafften die Qott Uatuu dar* 
reichen wird, za legen und fur dieses mahl den biaher leedig ge- 
atandenen Cantorataxn und Tertiae Clasais Praeoeptontom zu 

beatellen.'' Jetzt waren also die Yerhaltnisse soweit entwickelt, 
daS man wiedcr an ein Gyranasium denkon konnte. Ira Jahre 
1 70H wTirde dann bereits an eino kleinere An^fihl Schuier privatim 
iateinischer Unterricht mit Erfol^ erteilt, und der Eifer fUr Nou- 
eroffnung den Gymnasiums fand durin seinen Ausdruck, dali noch 
1703 dem dauialigen Pfanrer Joh.WiLh. Pollmann der Auftrag er- 
teilt wozde, eine Scholordnung zur Gmrichtong der lateinischen uod 
deatBclieii Sobnle ni entwerfen. Es iet aobade, dafi dieee erste 
Urknnde der oeaen Seliile nieht mehr Torbaadeii so eeui eoheint 
In einem Sehulprogeunm dee spftteren Bekton Hntten^) Tom Jahr 
1789 er&hren wir einige BnioIiBtaeke danuu. Eb beifit dott: 

i^Vas er CPoUnuuis) darin Terlangt, bringt er aiif die drei 
Stieke snzfiek: 1) Gotteefofdit; 2) wohlanrtindige Bitten; 3) er- 
lianliohe Eilnste und Sprachen. Tn Absicht dee ezsten Fonktee 
verlangt er insbesonderc , die Prediger sollen dann nnd wann die 
Eltem in dffentlichen Predigten mit Nachdmck crinnem, dafi aie 
ihrenteils ein wachsames Aug zu Hans auf ihre Kinder haben soUen 
— nohst Rnderen mehreren Anordnungen in botreff der Schulgebete, 
des otieiitlichen Gotteadicnstes, der ReHgiuiwbucher. Unter Kiinsten 
und Sprachen verHteht er fumehmlich die Grammatik rait der Pro- 
sodie, die Mnsik. Arithmotik, die teutache, lateiniacho und griechische 
Spracbe. Die ubrigen Lehrgegenatande l&fit er zu weiteren Pro> 
greasen dee SohiilweBeDB ansgesetet Was er von der dentaoken 
Spraohe eagt, Terdient nodi Ton selbiger Zeit wokl bemerkt m 
weiden: nWae die tentsohe Spiaehe aolangt; eo iat in bedanem, 
dafi man der Jngend Ton dereelben Yortreffliehkeit bo wenig vor- 
aaget, auch wohl in der Orthograpbie, BadiBtabiren, Leaen nnd 
Sdireiben Ififibr&acbe znl&fit, die hernach mit zunehmenden Jahren 
einwurzein, und endlich in pnbliken Gesobftften und Sohiiffeen nieht 
kdnnen abgethan werden." 

Wegen der griechisehen Spraohe §uBert er sich aluo: „B8 
erfordert femer der Grand der lateinischen Spracbe die griechische, 
als welche ohnmdglicb f&r siok allein bestehen kann, ond wenn 

*) StASp 518. 

17* 



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260 OochicbiL Entwickl. d. btunaDist. MitielschnlweeeiiB d. bayer. P&ls. 



gleioh ein Enabe ineht stodieraii soU, utid daher «»lch« nnndtlii^ 
aebtot, m> dienet doeli dieselbe sum wenigaten dani, daB detaen 
ignonmtia orana and stapiditas intelleetaB ein wenig gebrocben 
ir€frd6.* Noeb beadcbnet er in diesem Enlwnrf die weoenflicben 
EigwiBehalten eines Sebnllebrora, nod fordeit too ihm, dafl er sei 
1) gottesfOidiiig; 2) gelehrt; 3) verstandig, dafi er den Unterschied 
der ingenionim wobl Teretehe, und auch mit ihnen zu kondescendirea 
wisse; 4) arbeitsam; 5) langmilthig, die Schuldisciplin nicht txx 
vor«»rmmen, und damit sich fiiioh nicht zii nberoilon, nnboi dif 
Schmahuna^en der Welt 7u ortragen; 6) friedfcrtig, um mit KoUegen 
am ttufgelegten Joch eonjuTicti8 viribus zu ziehen. 

Er fugt noch fiir die lateinische Schule, deren Zoglinge or in 
2 KlasHcn abteilt, das LekHons-Schema bei^ wie auch ein Yerzeichnis 
der f'in/ufulu ejiden Schulbiicher.** — 

Kuweit der Huttensche Bericht. Ob Pollmanns Entwurf voui 
Rat Gesetzeskraft erbielt, wissen wir nicht. 

Im folgenden Jahre (1704) wurde indes die lateinische Schule 
nen erSffnet Unter dem Titel eines ^ProrektoTB* wnrde ein ganz 
jonger Student der Theologie, Job. Wenomer Weiohert, sum vor^ 
laniigen Leiter der Anstalt berafen nnd mit ilim noob swei andere 
Iiebrer: Tbeoph. Haupt und Andr. Ad. Prascb.^) Der Froiektor 
batte 2(>n tl. Qehalt, das Schulgeld von den ihm zngoteilten SehfUem 
und freie Wohnnng. Von den Kollaboratorcn hatto Ilaupt 140 fl., 
freic Wohnung, '/s des Schulgeldee der 4. Klasse; Prasch 150fl. 
nnd 20 fl. Hannrinn, des Scholgeldes der 4. Kksse. Allen dreien 

1) Die BHtalliiDgtbriefe nnd erfasltm Bt&Sp 506 » — Im Beitallniiei- 

brief f&r den Praezeptor der 4. Kla.sse beifit es: „. . . Sein Qbrigu Lectiones 
ftber bestehen vor diesesmal bey denen Kindem, so biernSchsfc in die Lateiniscbe 
Scbale bef&rdert zu werdeo verlaogen, DaQ Er Ibnen die Elenienta. and das 
Latehuscbc Lesen and scbreiben aus dem lAteioisohea Namen-Bucb, Nomeo- 
KAtitm Oder VtHitnilo, and die gemaiaste Bsfpila mu dar Itatamieluii TeatMhai 
Grammatic wol beybringc, so dann auf die Declinationes nnd Coi\jogationes, 
die^elbe wol zu memoriren anwuise, and nach und nach zu der antersten 
Orduung Claflls fecundae qualiticirt mache; die Teutschen SchQler aber hat 
Br im Tmek- and Brieff IsMit, sdueiben nnd ledwen, belen md nngen md 
woblanstAndigen Sittsn inm fleifiigsten anznbalten .... Wie Kr dann dameben 
auch den Tboral bey offentlicbem Gott^sdieust auf Soon- Feyer- wocbentlicbe 
i^edigt und iiettstund-Tage zu ftlbren, wobey Ibm dannoch der Collaborator 
auf ^ Tui^e, wsim er die Orgel niebt eehlftg^ mit aa dia Hud togeben, and 
Sie beyde dahin sn traditen baben, vie nidit allein der Kirohen Geeuig wobl 
und zierlich. sondeni auch die zur Mnfic tSchtige Knab<?n dazu angeftibret, 
und mit der Zeit wiedcrum eine Vocal-Mufic vor Qod nach denen Fredigten 
emgencbtet unU gehali«D werdeii mdge.* 



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B. Weltlicbe Schulenu 



261 



kamen nooh die Oblieben Natualien an Eoni und Hols, Befrehini^ 
Toa sttdtiiohen Abgabeo, Antoil an den LeicheogeblUiTen and die 
TOm Bat fes^eselilen Honoraie f&r Privatetimden so. 

Nalfirlidi war ein Unterrichtsplan fOr diese neuen Lehzer 
notwendig und tatsachlich nadi dem erw&fanten Programni von 
Hutten Yom Magistral erlamen worden; auch dieses SchriftstClck 
scliPint verloren zii sein und es laBt nich daher auch nicht fest- 
stelleu. \vjnwrir dor neue Plan sicli an den Entwurf von i*oIlmann 
anschloli. ideutis( h ncheint er niit ihni nicht gewoBcn 7u sein, da 
Hutten 1. c, naeiuleni er znvor von Polimanns Entwurf gehandelt 
hat, von dem ueucn Lehrplan bemerkt: „Auch diese Urkunde hat 
viel eigenc», teils nach dem Charakter jenes Zeitalters tcils dm 
noch aller Nadialnnang wfirdig ist. Hive Weiiliiifigkeit Torhindert 
micli, in dieae BULtter etwaa davon aussnheben.'' Ber Eiogang 
dieser Leges lautete naoh Hntten: 

^Wir Buigermeiatoni und Bath ete. than kund hiemit nnd zu 
iranen; naokdem wir reiflioh erwogen, wie zu Gottea Efaren imd 
Unserer Stadt Aufnehmen es eine hohe Nothwendigkeit seye, Unser 
dorch biaberig erlittone sehr sohwere Kriegsdrangaalen, giwliche 
EinEsoherang der Stadt und langwuhriges Exilium, auch gar zet- 
fallenes Gymnasium und Schulwesen ho viel moglich wieder her- 
zu«tellen, und in w es en tlichen Stand zu bringen; da6 wii- una wro;cn 
nothiger Praeceptorum um tfichtige Subjekte bev?orben: R* ll>ige 
auch durch guto Recommendationes wirklieh angenommen: luul /wir 
(weilen noch zur Zeit die normalen allhier gehabte fiuif Clailes 
vdllig nicht bestellt werden konnen, Clalfis prima mit dem Rektorat, 
und daffia teitia mit dem Cantoiat auagestellt bleiben mfiaaen) 
eUUTem feenndam mit einem Pmeotore nnd ckilTem qnartam mit 
einem Praejoeptore nnd CoUaboratoie, also mit dieien Snbjectia 
wirkHdi Teiaehen baben; in Ennai^^lvng nnaerer dnrek den klig- 
Hdien Brand verlobrenen Tonnaligen Schul-legum etc. etc.'' 

Die drei Lehrer teilten aieh also in den Untenioht, aber ea 
war naturlich noch eine Ubergangszeit; die 4. Klasse, an welcber 
die beiden Kollaboratoron untcrrichtetcn, war nach den Angaben 
der Bestallungsurkundeu in t> Gruppen geteilt und in der Haupt- 
sache noch eine Vorbereituugsklasse, von der au.s die Kinder dor 
t.Gruppc in die lateinische Schule befordert wurden. nachdem sie 
lateinisch lesen und schreiben gelernt, die Ajifangsgrunde der Sprache 

>) 'lorrtfif f^io von Rektm Ifntten benutzteii Akten Bind nicht mehr vor- 
handen. Sie siad wohl eutweder uuter den Phratpapierea Huttens verschwanden 
odor iteeken iigendwo nnaulBadbar imter Gjmna«ialaHw>. 



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262 <je&chichtl. Entwickl. d. bamaAist. Mittelschnlwesens d. FiaSz. 



und eiiugeii Wortoohats nch angeeignet hatteo. Die 2. Gnippe 
dieser uatanten Afatoilmig waien die deatMhen SehtUer, die 
nnr deatsch leten vnd sdireibeii, Teehnen, betes und nnfen 
lenkten. Der ganse habere Kvn war dem PMrektor aiiTerfcnnit. 
Er wird nnr geringe Anfordemngen habei ateUen tind woU kanm 
terschiedene Abteilungen baben acbetden kdaaeii. Weim m dem 
eben angeffihiten Eingang der nenen Leges davon die Bede ist, 
daB die erste und dritte Elasse nicht vorhanden seien., so bezieht 
sich das nicht aiif Schtllerabteilnngen, sondem in diescr Fomi rur 
auf dip Lolirer. Zwnr fohlte natiirlich auch noch an den fiii- ilie 
einzeint!M hoheren Klassen vorbcreiteten Schulern, aber phonso s' hr 
gewiB auch an Geld filr die Besoldung weiterer Lehrkratte Die 
Veiteilung der Lehrer auf die einzelnen Klassen war aber dHui ils 
(and noch bis in die 2. H&lfte des 1 9. Jahrh. hinein) fUr ihron Rang 
nidit Ml bebnglos wie heutsutage; ei ma eine Burdening, ireon 
einer vom 'eollega quartos' in der 4. Klaase znm 'oollQga tertiui* in 
der 3. Klaase emannt wnrdel In Speyer waren 1704 vor allem Lehrer 
flir die nnterste, vierte Klasse notwendig; der dritte Lebrer batte 
den bSberen Knrs; er war zngleieh Leiter der Anstalt; da man ihn 
aber wohl seiner groBen Jugend wegen nicbt gleith sum Rektor 
und damit zum Lehrer der obersten Klasse maoben vollte, gab 
man ihm den Rang eincs Lehrers der zweiton Klasse, und da er 
nicht wie dieser sonst Kunrektor ^ein konnte, weil kein Bektor da 
war, bekam er den Titel ^Prorektor"^. 

All das zcigt die Schule noch ganz in einem Entwicklungs- 
etadinm, das angesichts dor fttadri«chen Yerhaltnisse noch einigo 
Zeit fortdauerte. Erst das Jahr 1712 brachte eine Anderung, indem 
die Zahl der Lebrer urn einen vermehrt wurde durch Berufiing des 
Job. Jnst. Welkert ans Bntzbaeh nun Konrektor und Diieetor 
HnaieeB'. Die SchtUenudil batte aemHob mgenommen, da aooh 
answirts die neue Anstalt rich eines gnten Rnfee erfrente; daber 
sab sieh der Bat ▼eraidafit, einen fierten Lebrer ansostellen. Seine 
Abslobt war, die Anstalt mit der Zeit in 5 Klassen einzuteilen, wie 
ear Tor dem Brand schon der Fall war, aber zunftchst reichten dazu 
die stftdtischen Finanzen noch nicht. Mit RQcksicht auf dieses Yor- 
habcn untcrbliob awrh be! Besetziirfi: des Konrektorats die Bef5rde- 
rung fle«? Pmroktora zum wirklichcn Rektor. Im erwahnten Jahre 
wnrdo auch fin neuer Entwnrf Ton Rrhulgesetzen gefertigt, der 
nicht mehr vorhanden zu sein scheint, vielleicht auch gar nicht 
rechtjdcrafrig wnrde, da 1713 bereits eine andere. nene Schnlordnung 
gedruckt, wurdu. Nach iiutteuH Mitteilung in dem mehrfaoh ange- 



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263 



ftturtoD Pirogitttm tou 17S9 war in A^m iSntwiuf n. a. di« Bede 
Tim dem Plan dD«r Eioteihuig in 5 Mhum, tod' dar Wiedanirioli* 
tang einer offentlichen Sdbmlbibfioihek, von Neueimichtnog dis 
Ahunnats und Yerpfliohteng der Alumnen znr Aasbilfe im Unter- 
richt der nnteren Klaeaen; daa diente aufier zur Entlastung der 
Lehrer zur Vorbcreitung d^r Alumnen fflr den kunftigen Benif und 
zur unbfimerkton Oewohnung derselben au den Gedanken, clereinst in 
die Dienstf der Stadt in treten; fnr <1ie Schule selbst wi iden diese 
Unternchtsverauche kaum von Vorteil gewesen sein. W io nehr der 
Rat auf die Pdrderung des Unterrichts bedacht war, geht auch 
darauB bervor, daf) er die Anscbuffuug eines Erd- und Hiinniels- 
globus und geniigeuder Lsndknrten fUr den geographischen 
Unterrieht genehmigle. So war also der Untenieht in den Bealien 
erweiterk worden. Aneli nadi anfieo Iiin soUte die Anatelt seigen, 
was dnreli eifirige Arbeit Ton BeiiQIem und Leiirem in den wenigm 
Jainen dea nenen Beitehens beraila geleiatet vofden war. Znm 
erstenmal wnide 1712 wieder eine dffentlicbe Rcdcubung von den 
Schfllern Teranstaltet, die so g^t befriedigte, daB schon im Friih- 
jahr t7l3 aus AnlaB des Todes Kdnig Friedrieha I. von Preafien 
eine zweite abgehalt(F»n wnrdf». 

Fine writere Neuerung de? .Tnbrea 1712 betrittt daa Schulgeld, 
welches in der Hohe eines KopfBtucka (= '20 kr) pro Quartal eeit 
Wiedereroffnung der Anstalt bezahlt werden muBte, und das, wie 
bereits erwahnt, eincn Teil der Besoldung der Lehrer bildete, die 
naturlich schlecht wegkamen, wenn die Leute nicbt xahlten. Dee> 
balb emenerte am 30. Jamiar 1712 der Rat anf eine Yoiatellnng 
dea 'BntnkUm bin die alte Verordnnng vOn 1609, nach welober am 
GymBarimn nnd in der dentachen Sebnie der Untenidit unentgelt- 
iiob erteUt werden mufite (a. o. B* 234), Die Lehrer erliielien eine 
entoprechende Entsch&digung durch Erhdhung ihrer B^sQge. Die 
Terordnung uber Abschaffong dee Bcbolgeldea sebeint aber erat in 
Angnst d. J. in Kraft getreton an lein. 

d) Das Reich^^Htiidtische GyranaHium 1713 — 1804. 

Mit den im Voraungehenden kurz ski/zierten Mafinahmen war 
ein neues Stadium in der Sfhulentwickiung vorbereitet worden. 
Das UbergangsHtadium war imn nahezu iiberwunden, und diese 
Umgcstaitung land im Jabre 1713 ihre Beetatigung und ihren Ab- 
sohlofi dnreb awei Tataachen. Einmal wnrden in einer neuen Schul- 
ordnnni; alle bidiexigen Yoricebrungen ansanunengeikBt nnd dnreb 
DnuUegung die nenen Legea allgemein zuganglich gemaebt; nnd 



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264 GMUelit]. EotwiekL d. hnmaiiut MibtebeliulwaMiu ± Iwjw. P&li. 



sweitons fand endlich am 27. Oktober 1713 die Ernennung des 
herigen Prorektors Wei chert zum wirklichen Rektor statt. E(4 ge- 
achah auf Grunti oinps Gutachtens des Ratskonsuleuten von der 
Muhlen, der zu bedfiikcn gab, „ob nicht rathsam wSre, di('\\('il ein 
Conrector vorhanden, durcli Ehr die Leut mehr angeiuuiiteit wer- 
den, und es einem Gymruiiio ein besseres Ansehen und einen guten 
Ruf macht, auch die reputation eines Manues, dafi die Subakerne 
mehreren refpect ror ihm tragen, vermehret wird, and man wohl 
kflinen beweren nnd gelehiieren Schubnann, dene man diesen woUte 
Badueien, eobald finden, oder xom reetore bestellen ddrfle, ihn den 
Heim Pkorectorem, als cam piaemio leines erwiesenen Fleiaaea mm- 
mehr som leotore m erkliien^. 

So war also die Anstalt, wie ee sich gebCihrte. nach auBen hin 
in beeter Ordnang. Wie war sie im Innem bestellt? Das mu6 una 
die nene Schulordnung lehren (s. Dokum. Nr. 103). Sie ist. wie 
ausdrQcklioh betont wird. mit RiickHiohtnahme auf den bishcrigen 
UsuB und mit Zuhilfenahme von Lehrplanen anderer Anstalten ent- 
worfen worden: leider weidon die auswartigen Vorhilder nicht ge- 
nannt. Recht iiusfulirlich isl die Schulordnung nicht. und gerade in 
deui Abschnitt nicht, der una besundeiH interessiereu muE, nanalich 
in dem tiber den eigentUchen Unterriclit. Sie gibt da nichta als das 
IioktieneMdiema filr jede der vier Klawon, Bomt aber Migte tie recht 
gat fOr die ftiiftere Ordnnng. Der Unteirioht fiel im Winter in die 
SCnnden Ton 7*/« — 10 h, im Sommer too 7 — 9 h and am Naehmittag 
ateta auf 12 — 3 h; mit einer Tiertelstdndigen Andacht begann jeder 
Mo^en. Examina, an denen auch Pr&mien rerteilt wnrden, fanden 
vie aonst im Friilgahr and Herbet atatt and dasn warden alle Hono- 
ratioren eingeladea; es war genau bestimmt, wen der Bektor, der 
Konrektor usw. zu diesem Zweck personlich aufzusuchen hatto. Nach 
dem Examen gab es jedesnial kurze Feripn von ungefahr 14 Tagen 
('I729 Nvurden sie auf 3 Wochon verlangertj und in der Zeit der 
Hundstagc durfte 4 Wocheii laug der linterricht an den Nach- 
mittagen ausgesetzt werden. Ffir die tJitiuuag und das gesittete 
Betragen der Schiller in und auUer der Schule hatte in jeder Rlasse 
ein wochentUch wechselnder Eustos die Yerantwortung, von den 
Lehrem aber wurde ein in jeder Riohtong Torbildlidies Leben ge- 
ferdert; darum hatten tie betondeia andi die Qotteedienate atets m 
besachen and mnfiten ihre Sohfiler ron der Anstalt ana hinftthren, 
wobei dem Rektor and aUen Kollegen der genane Plata im Zng 
angewiesen war. Zam Besten armer Schiller wurde das Institut der 
Alnmnen wieder eingefthrt^ die in Oemeinsohaft mit alleo andem 



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B. W«UUch6 Schnten 



265 



Belifileni Yokil-» imd lavtramoittel-Miulk «ifirig pflegen nnd beim 
Eiroh«iig«8aii( nufewiikeii ■oUten. Im Jahr 1715 worden ocnie Ge- 
Mtee fttr ibxe LebentweiM auf^Mtollt.^) Es war jetzt so geordnet, 
dafi 12 Alunmen angenoniinen wurden, die im Hospital verkustigl 
werden mufiten. aber auBerhalb wohnten. Kach einigen Jahren 
aber trat dor alte Braueh vieder eiD, dafi 6 Aiumnen im Spital 
Koat nnd Wohnung batten. 

Waa den Unterricht selbat betrifft. so liegt ea itn Charakter 
der unteren Klasaen, dafi sie wenig Anderungen gegen iir&her er- 
fahren. Din vierte Klasso war oin Elpmontarkurs , in don jcdocli 
die Schiiler nicht ohne VnrkonnrnisBt' eiiitn rrn konntpn. wie os in 
den letzten Jahraehnten des alten GvmnasiumK aucJi cingefuhrt 
war. In der Sohulordnung fur deutsche Schulen von 1720 wird 
bemerkt, daU der deutsche Lehrer diejenigeii Schfller, welche Latein 
lernen und ins Gymnasium fibertreten wolien, im lateinischen Leseu 
untorrii^ten mtwe. ReligioaaimtorTioht (Eatechisiiras, Paalmen, 
Nanes Testament) weehselte ab mit Latein^Leien nnd DeUinatioDS- 
iind KonjagatioiMAbimgeii. In der dritten Klasae fielen ron 
10 Woebenrtanden 15 dem Lateiniacheii an, 3 der Religion nnd 
ani&llenderweise 1 ortbogiaphteeben Obnngen; das leiatere iat etwas 
Keues fiir Speyer, war aber auch an anderen Sclmlon damals viel- 
fach ublich ; wur baben eben gesehen, dafi in dem Entwnrf an einer 
Scbulordnung von Pfarrer Pollmann davon Erwahnung geschah. 
Auch die zwcitc Klasae bctrieb noch hauptsaohlich Latein 
(12 Stimden von 19), mit Beginn rlcr Klansikprlektiire (Cicero op, 
fam. und Nepos); daueben wareu alier 3 Stuadon fiir das Griechische 
bestimmt, das friiher, als die Anetult 5 Klassen liattt . )) roits in 
Tertia begann. Auf Religion trafcn 2 Stunden uud wcit(ue 2 auf 
Poetik, die, wie es im Plan heifit, in der dentachen Grammatik « 
bebandelt werden aoll Leider fehlen aUe nSheren An^ben fiber 
dieae dentacbe Grammatikatnnde; ea ist anek nicht eraichtlicb, ob 
ein Lehrbnoh benntat wnrde; wahraobeinlieb nioht. Aber ea iat 
jedenfiiUa yon Bedentong, dafi jeiat sum eratenmal daa Beutiehe im 
Stnndenplan derAnatalt erscheint; wir dfirfen ea wobl demEinflnfi 
dea achon erw&hnten Pfarrcrs Pollmann zuschreiben, der in seinem 
Gutacbten die Vernachlassigung der ICnttersprache ematUch be- 
klagte. Fruhcr war da.s Einzige, was in dieser Beziohung gOHohab, 
daB bisweilen die Mahnung i!:oixf'ben wnrde, beim Uborsetzeti am 
der fremden Sprache die Scliuler zu wirkliobem gutem Deutsch 

>) 8tA8p 516*. 



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M6 Q9Mla<ihllLEaikwk)ia,d»hvmu^ 



toBohalteii, »beir ein eigentliehes LehrfiMh war DentMhe nittkl 
JSnt jetet begegnen -wir den Anftngen einer einrteren Bebandlnng, 

aUerdings nicht etwa im Sinn einer EinAhnuig in die latenitar. 
Der Zweck war Ausbildung des Stils fOr poetische und proaaisehe 
Anwendung. Diese in Sekunda begonnenen deutsohen Cbangen, 
die ftich hier offenbar auf das Versemachen beachrankten, wurden 
fflr die Prosa in <1er OTicrklasae vermutlich in don fiir 'Orntorin' ho- 
stimmtcTi Stimden tortgoHotzt, in dcnen nach dem S^tuifdoiiplaTi Tiicht 
nur Theorie getrieben, sondorn auch praktisehe Cbungen angestellt 
wurden. Das war um so ndtiger, als offontliche Deklaraationen 
8eit 1712 besondcr» bei der Promotiou in deutocber und lateinischer 
Sprache steto stattfanden.^) 

D«r Stondoiplaii der ObeiUaaee seigt eine etaike HembaetBaiig 
der Leteiiieiimdeii (iiiir 4 Stnnden LektOfe: Ovrtias, Cioeio ont, 
Yergfl), vor aUem logansten dec eog. Wieeeneoliefteii. An 
spraebliolieB Flohem finden vir nur noeh 1 Stunde Griediiaeb, 
ohne nfthere Angabe, wae geleaen wurde; 3 WoehenBtunden in 
Sekimda mid 1 in Prima war alles, was Mr diese Sprache auf- 
gewendet wurde, und demnach werden die Kenntnisse anch herz- 
lich boscheiden gewonon sein. T)ocb ist immerhin obne Zweifel 
eino gevsisBo iiuGere Fertigkeit erreicht worden, da man ja Tnchrore 
Jahre in einer Kiasse sitzen blieb; aber in griechische Literatur und 

*) Die Tbemata bd d«r JPromotion im Jahn 1714 warea Iblgwide: 

1. lob. Kthumichius. Frologam d« laiidePbilosopbiaePr»etiea«. Oenere 

■nfmonrtrativo, linpna Ternacola. 

2. loh. Ad. SaCsius. De homine moraliier mifero ant aegro. Genere 
eodem, Sennooe Latino. 

3. lob. lae. H«ntaebcliia. Doaffoetibasmireriao «( morbi eaiifa. Oenete 
fienDOaeqne eodem. 

4. loh. Dan. Mallius. Adhortabitnr ii<i Philavtiani V-onam, qua 
abfeute, morbus praefeus eft. Uenere Deliberative. Sermone Ger- 
manico. 

$. loh. Andr. Rishanbius. Deboftabitnr k Philavtia prava, meatia 

morbo defperato. Oenere Sermoneque eodem. 

6. lob. Christophor. Hoff herberus. Catonis arro^Fi^/ar, ezemplum Philav- 
tiae perverfae, ezaminabit. Qen^ luridioalit Sernume ligato 
Latiuo. 

7. Georgini Petnit Botbini. De Signia morbi. Genera Demonobatiira 

Sennooe Latino. 

8. Philippus lac. Dannerao. De Sanitate If oatie. Qeaere DemonfkiatiTo. 

8ennone Gennf.njm 

9. loh. Frid. Steicbachiuii. EpUogum. De remediis morbi. Geuere Deli- 
berativo. Sermone hitino ligato. 



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267 



griechiaeheB Leben haben die 6difil«r naiOrHdi 1104^ viri mimgn 
einen Einblick bekommen als in die rSnuBohe Kaltnr. Dieses anf- 
fallende ZurQcktreten de« Griechischen war aber nicht eine Be- 
80nd«rheit von Speyer; bereits im Laufe des 16. Jahrh. war aberall 
nach einer voruborgehenden Wertschatziing diese Sprache noch 
viel '.veitpr hinter der lateiniaohen zuriickgeblieben, ak es sohon 
2UVor der Fall war. 

.\l3 ctwas Neuea erscheint im offiziellen Tiektionsplan ffir die 
Primaiier das Hebraische mit 2 Stimden, das friiher mir in den 
Privatstundeu gelehrt worden zu Bein echeint. So sind also vun 
19 Woohenstunden tm 7 den Spnobmi geiridmei Yon den flbrigen 
entfenen 8 anf pbUotopbiscIie and rhetoriaehe Stadien, 2 auf BeB- 
^on nod je t anf Geediiohte und (Jeographie. Der Oberknn bat 
also einen anqfeeproebenen pbiloeopbisoben oder wiatenaolialttiehen 
Obarakter, der dnreh Einftbrang der Hatbematik nacfa einer 
Reihe von Jabren noch orweitert vnirde. Der Eonrektor W. h, 
Schultz, der 1722 von Durlach berufen worden war, erhielt nSm- 
lich im Jahre 1727 vom Konsistorium den Auftrag, flber den Nutzen 
der Mathcmatiachen Wisscnschaften und fiber ein lirniichbares Lehr- 
buch dera Rat ein Gutachtcn cinzur«nchen (s. Dokum. Nr. 104). Er 
kann im Sinne seinor Vorgesetzton. deren neuen Beweis der Fiir- 
sorge fiir daa GynHiasium er ruhmend hervorhebt, den vielfachen 
Nutzen mathematischer Kenntnisse nicht genug preison. Besonders 
bctont er den Wert derselben fUra praktische Leben und bringt fttr 
alle die 14 Spenalwiaaeneobaften, in die er die Ifaibematik einteilt, 
Beispiele zar ErUulemng mit oft ganz ergStatioben Bemerkangen. 
Die Unterabteilnngen mnd Aritbmetik, Qeometrie, Heobanik, Hydro- 
Btatik, Aerometrie, Hydianlik, Optilc, Astronomte, Cbronologie, Geo- 
graplue, Geomonik^ AitiUeriei Ardiitectara niilitaris, Arobiteotnm 
d^is. Auf all diesen Gebieten sollten die SobQler sich das fBr 
das t&gliohe Leben ndtige Wissen aneignen; das war jedenfalls gat 
gemeint, aber wohl nicht so leicht durchgefuhrt, zumal der Unter- 
richt nur ftlr die beiden oheren Klassen in Aussiolif genommen war, 
go dn(i nho dort auch erst die Grundlagen gelegt werden mutiten. 
Der Konrektor suoht dann weiter den Wert all dieser Kenntnisse 
fur die Hauptlakultaten, die Juristcn, M"ediziner und Theologen 
plausibel zu machen, aber mit Begrumluageu, die uns ein Laeheln 
abnotigen. Die Bedeutung fOir den Juristen z. B. wird durch eine 
flteUe ana den Digeaten bewieten, wo Torn Biebter Terkngt wild, 
daS er aUeaeii anf die Qnaatiiit aeben soli, ^ „woniit die Hatbe- 
matik ailein nmgebet", bemerkt der Herr Konrektor, dem anob das 



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268 OMehiohU. Entwicld. d. hnnuuiift. Mittobcbulvctens d. bajar. PftJf. 



mathematisohe Instrument dcr Wage in der Hand der Oereelitig-> 
keit andeutet, 'daQ alle Procefses proportione Geometrica 6nt> 
schieden werden mOssen*, weshalb auch der Jurist mit dieser 
Wissenschaft vcrtraut sein aoll. Ala Lehrbiicli scblSgt er den 
kurzlicfa erschienenen Kursus des Prof. Liebknechf vor, !ehnt es 
abcr in prroSer Bescheidenheit ab, tiich iiber die Hononerung der 
Mathcniatikstunden zu iiuBern. Der Unterricht sollte namlich nicht 
in den obligatorischcn Stundenplan aafgenommen, sondern in Privat- 
stunden erteilt weiden, die natui-lich besonderd bezahlc werdea 
moBten nach der Tom Bat festznaetBenden Norm. Bafi der Yor- 
eohlag dee Eonautoriimu bdm Bat Erfolg hatte, gekt daiaaa her^ 
Yor, daB sohon Jahr epftter beim Herbefeexamen der Matfaematik 
beaonderea Aogeninerk lugewendet wurde. Ber Konrektor bekam 
nftmlioii in dem Decretnm Oonsistoriale einen Tadei: „In matlie- 
mattois halte er sich nur mit den oberen nnd daa Gynmaaiani nicht 
frequentirenden Knaben alleine aaf, die jiingeren hingegen warden 
negligiret, wodurch viele zu der mathesi die lust verliereten, und 
E. E. Rath triite Intention, nach welcher ein jeder fidel und mit 
glcicheoi I h ill zu inatruuen wiire, abermahlen nicht orreichet 
werde." Es lat daraus auck eraichtlich, dali an diesen Privat- 
stnndcn auch Bolche teilnehmen konnten, die nicht Schuler dea 
G^mnasiuuia warcn, so daB qb also wicdor cine Ail l^ublici' gab. 
Dafi man uberhaupt auf gute MeUiode im Unterricht zu sohen bieh 
bemflhte, beweiat der Umataad, dafi in gltieken EriaB am Kon- 
rektor bemSngelt wurde, er laaee nor aoawendig leroen und expli- 
ueren, fBbre aber nieht per exempla sur praxis und ▼emaehlMge 
die Korrekturen, so dafi die Jogend in der Latinitit Terldlist 
werde. 

Konrektor Schultz ist 1729 schon gestorben, und mit ihm 
scheint auch der mathematische Unterricht am Gymnasium einge- 

Hchlafcn zn scin. Buchbinder und Schuler hatten sich, wie es in 
einem spateren (lutachten heitit, die BUcher angeachaift, aber die 
Einfiihning dauerte nicht lange, dann blieb alles lie?on Doch 
beziehr sich das nur auf die Mathematik, denn AriihuKtik wurde 
in pnvaten Kursen anacheinend seit WiedereroifauDg der Anstalt 
Btets gelehrt. 

Im Jahre 1733 rerlor das Gymnasium seinen Bektor Weichert, 
der 29 Jahre lang daselbst gewirlct und der Sohule dureh die 
Bohwierige Zeit nach der NeagrOndung gUlcidich liindttrehgeholfen 
hatie. Der 1729 als Verweser angeetellte Job. Christ. Wncherer 



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B. Wdtliche Sebnlen. 



269 



auB Nordlingen wnrde jetzt wirklichen Konrektor ernannt, aber 
da* Rektorat selbst blieb imboBetzt bis 1736. Der richtigen Leitung 
ermaDgelnd ging die Bchule ziemlich zuruck, so dafi der Rat 
schliefilich den oftmaligen Yorstellungen seitens dor Tiohrpr nnd 
Yisitatoren nachgab und sich Tiach einem neuen Rektot answiirrs 
umsah, da der Konrektor Wucherer ihm daza nicht geeignec schien. 
Die "Wahl fiel auf den bisherigen Rektor von Hildburghausen 
Job. Christ. Feistkobl, woiauf Wucherer vom Amt zurucktrat 
and in M. Gg. Litzel von Ulm einen Nachfolger bekam. Die Be- 
floldong der beiden betmg 240 fl. mtt freierWohnung oder SOU. 
Eatseli&digung, 6 Malter Korn, 6 Klalter H<^ and fltr Pnvatetiiiiden 
yon jedem Sohfiler quartaliter RiUr. Die flbr^en Lehrer be* 
aogen mfier den Nstnrilien ISOfl. 

OfTenbar hat man in Speyw die Lehrer Yor der Anstellimg 
in der Regel einem Examen unterworfen. Indee wnrde bel Feiskkohl 
besohloaeen: „Das ordentliche fixamen mit ihm Tonmnebmen wird 
in Ansehnng er bereits be! einem beriihmten Gymnasium in Diensfe 
trestandpn. anch sonst von gelehrton Tjcuten als ein habiler Rektor 
i I cominendirt wordon, fiir UTinotii: i^'ehalten. Doch kunnte etwa bei 
kunttigeni examine ein klemes tentamen mit ihm vorgcnommen 
werden." Man schenkte ihm auch das Vcrtrauen, ihn auf Gj und 
der biahehgcn Schulakten eiuen Plan zur Neueinrichtung des ver- 
fallenen Schulwesens entwerfen zu lasscn. Dieses Gataohten let noob 
Torbanden (s. Doknm. Nr. 105) and enihftlt eine grilndUehe Anderong 
des Lebrplanee insbeeondere der oberen Khasen. Anch in der son' 
stigen Ordnnng mocbte der none Rektor strengere Oesetie dnrchge- 
Mhrt baben; so soU die YersetEiing nicbt mebr so willknilieh geband- 
babt werden, vielmehr sollen die SchtUer in jeder Klasse zwei, in 
der obersten drei oder doch mindestcns z\v(>i und ein halbes Jahr Ter- 
bleiben und nur einmal im .Tahre beim Herbstexnmen fnacli einem 
spatoron Vorschlag im Friihjahrj versotzt werden konnen. Seino Vor- 
schritt aber. daB in dicsen 2 — 3 jiibriu't'n Karsen jedes Jahr ganz. die 
gleichen Lekrionen zu behandeln seien nach dera Gnindsatz: Lectio 
leeta placet, deries rcpotita placcbit, zeigt bo rocht den mechanischen 
Forinalismus der Zeit. „Wenige und gute auctorea und diese desto 
offters repetiret ist das Beste bey der obnedem ansscbweiffenden 
und eonfiisen Jugend**' Anf bessere Ansblldung dee lateiiiiBehen 
Stils legt er viel Wert nnd empfieUt daflSr anfier den gewabnlicben 
Exenitien, limtationen n. dergl. besondeis die Yersionen, die am 
beslen in die Spraohe einfilbren; das ist obne Zweifel eine sebr 
gesnnde Ansobanong, die fremde Spraobe ana ibrer eigenen Literator 



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270 G«MliiobfLlirtwielld.hiimiBuL]fitteltelid«6ieiMd.1»^ 



zu erlernen. Den Wert dieser t^bungen fdr die Mutterspraohe 
hat Feistkohl auch ricbtig erkannt und oetont im Zusammenhang 
damit dio "N'otwendigkeit die Muttersprache mehr zu pfieg^en, als es 
bisher an den raei8t«^n Gymnasien goH( iu he. Freilich denkt er 
dabei nooh nicht an eiu Eindringen in Ijitemturprodukte deutacher 
Sprache und eine Verwertung ihres geistigen Gehaltes f ur die Jugend- 
bildnng; vielmehr boaweckt er nur eine groBere Gevvandtheit in dem 
Gebrauch der Sprache im schriftlicheii und mundlichen Yortrag and 
ID <ier Kniut Yem m ioliBiied«ii. Bine Awdflhnwig des hutofiioliaii 
und philosophisolMa Uatoifiolits hilt «r lllr geboten und MUigt eine 
g«iuHMve AJbgmmaag des aritfametiachen Lebntolfei lllr die 4 Klaweii 
▼or. AMaatASk gehdrt ab«r vkikt to. den offiiieUen Leluftdieni, 
Mmdem wird nur in PrivatBtiinden getrieben. Mfcthemetik meg liflii 
nMh Bedarf im Obeiiran antehliefieo. 

Auf die alten Bpneiiea and einen grilndliolieii Unteirioht duin 
legt der neae Bektor grofien Wert, inabeiondere will er erfreidieher- 
weifie das GriechiBche wieder Ton eeiner bisberigen stiefiaifttfeer^ 

lichen Behandlung liofreicn. Es war nor in 11 und I mlt ganz 
wenig Stunden gepflegt worden, wogegen nach dem netien Plan 
bereit*< in TV t^imgen im Les^n statffinden sollon; in ITT beginnt 

dan?i der gramraatischo Untcrricht mit 1 Stunden, zn dem in TT 
(5 Stunden) als Lektiire da^t Neue Teflt;uniMit und Tiieognis hinzu- 
kommen; in I wird in 4 Stundeu nur Lektiire getrieben und zwar. 
Nov. Tostam., Veraio LXX. Interpret, vet. Testam., Hesiod oder 
Theognis. 

Im Lateiniscli en ist ebenfalla ein ganz anderes Pnnzi]» zu 
bemerken; dan Lateinselueiben und -reden tritt pranz zuriiek gegen- 
fiber der Lektiire, Nach einer ausgiebigen graramatiHchen Schulung 
in den bciden unteren Klanscu (IS Stunden in lY und 13 von 1(> 
in III) wird schon in III CorneUus Nepos und Phaedrus gelesen; 
in n fallen ron den 8 Stunden 6 aof LektOie (Oic ep. fiun., Oaesar, 
OortioB oder lustinuB, Ond Trist.), je eine aof Ezenntien und 
Metrik; in I flUlt die Lektfire too den 8 Stunden 7 ana, woTon 2 
aof Dvrebnahme eduifllicher Obenetnmgen am Ovid Metam. und 
Huret oder Manutiu8 verwendet werden; aufierdem werdeii geleaen 
lustinus oder Curtius, Ciceros Reden und OfRzien, Ovid Trist. und 
Yergil. Bemerkenswert ist, dafi alle diese Antoren gleichseitig 
nebeneinander behandelt werden aollten. 

Eine weitere Stunde ist der Anfertigong lateimBclier Yene 
gewidmet. 



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B, WtttUeha Sohalen. 



271 



Anoh Hebriiscli irt ein ofBsieUee Lehrfaoh and nimnit wjhon 
in H wenigsteoB mit LeMo eeinen Anfang. 

Yon den Bealien werden Geogmphie und Geeohichte schon 
in III begonnen, in II erweitert durch Mytholo^e und Antiquitate« 
Bomanao. in I durch Chronologic, Genealogie, Heraldik und sogar 
alte LiteratiiijLreschichto (notitia auotorum). Bhotorik wird in XL 
und I, PhiloHophie in 1 gelekrt. 

DioBor Uberblick uber die Lektiuuen liiQt sofort orkeimen, laB 
der neue Roktor seine Anstalt in oiocm ganz andern GetBt leiten 
woUte, aU ee biilier der FaU war. Mit aUer DeutUohkeit treten 
die beidea aUen 8pr«oben in dea Vefdeigniad, aber v&tkt 
melta aoaeeUiefilidt vm der Spradie aelbet willen, niebt Gelftufig- 
keit im Beden imd Sehreiben mt effeabar das einsige Ziel, viel- 
mekr beweiit die gegen frfiher grofie ZaU der geleaeaea Antor en 
and der fr&hzeitige Beginn der Lekt&ie, dafi es jelet in eriidhtem 
Mafi auf den Inhalt und den deiaos fur die Bildung zu ziehenden 
Oewian ankam. Wenn fomer eine eingehendere Behandlung der 
Mutter«prache, groBerc Bctonung der Arithm etik und Mathe- 
matik, Erweitonmg des Unterriclits in Geschichte, Geographie 
und dergl. pet'otdLrt wird, 8o ist dnr'm ein deutlicher realiatischer 
Zog au erkennen. Diese beiden TaiHachcn aber, ein neuos Ziel in 
den beiden alten Sprachen und stiirkere Beriicksichtigung realistischer 
F&cber, Bind eiu Cbarakteristikum des um diese Zeit erwachenden 
Nenhamanismat, and in dem Piogramm dee Speyerer Bektors 
haben wir also einen ansgesproobea neabamaaieiiMiien Lehiplan 
am der Aaftmgaseit tot aae. Belcaanilicli iat es Job. ICattti. Gesaer 
gewesea, der dieeea neuea Bestrebongea aaf dem Gebiet der Sdinle 
ia Deatsofabtad Geltong versobafft hat. Br war 14 Jahre bng Kea- 
rektor in "Weimar und 4 Jahre Kektor der ThomaHSchule in Leipzig. 
Dort in Sachsen liat oline Zweifel Rektor Feistkohl wAhrend seiner 
Lehrtatigkeit in Hildburghausen die neuen Tdeen aus erster Hand 
kennen gelernt und dann nach Spcyer verpflanzon wollen. Tm Anfang 
seines Oiitachtens weist er direkt auf die bliihenden njich'^i'^cben 
Gyninasien bin. So hat also Speyer vieileicbt nm (mstcii in West- 
deutschland einen neuhumanistischen Lehrplan l ukummen sollen; 
denu die bcriihmte vorbildliche braunschwcigiHche Schulorduuug, 
welehe Gesner redigierte, ist erst 1737 erschieaen. 

Allerdlngs ist^ vas im Yorstehenden mitgetdlt worden ist, zu- 
a&obst aar einYorsohkig des nenea Bektors; aber es scheint, dafi 
die Toigesetsten Bebdrden im grofien and gaasen daraaf eingegangea 
ebd. Ia Koasistorial-ProtokoU vom 28. Sept 1736 ist bemerkt: 



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272 GMdudiU. Ekitwi«U. d. hoiuynit Mitt«bckalvn«i» d. b«y«r. P&k. 



i^Eb wild dM Bchrifliliohe Bedeiikeii des Rekton ftbor die ihni lelartlim 
mgestollte Scfaemftta Leetionum durchgangeTi irod darsaf resolvirt, 
dafi es nocli pro nmio bey des Essigs hietorie solle gelaasen werden; 
was aber die reoommendirte Logicam Zopfii betreffe, soil solohe 

vorher eingesohcn und alsdnnn wegen deren Einftthmnf? in hiesigoa 
GywinftRium des weiteren bi schlossen werden , . . Dem Kektor soli 
mitgeteilt worden, daB ein lobl. Cousistoriuni ^-cin iibergebenes 
Gntrtchten sicli wohl gefallen lasse, und solle <las w citere, bey einer 
particulier Zusammenkunift der Herm Conauleiiten und Horrn 
Pfarrer . . . mit ibm Tcrabredet werden. Aber was die aufiere Ein- 
riditung d«r Schnto bettiSI, widen offisBbar iMiiie bindeaden Yor- 
Bduiften erbmen, da Bcbon naeb 2 Jahren Rektor und Eonrektor 
in 0 Anmeikongen -wegen beaaerer Einrichtang dee C^naainma", die 
aeheii frOher yon Feiatkohl gemaebten ToiaobUge teilweiae nener- 
diags Torbringen. Auoh im Unterricht hat die PlraxlB Andemngen 
an dem Plan des Rcktors notwendig gemacht, schou desbalb, weil 
die neue Yerteilung dOB Lehntoffes nicht auf einmal durchgefiihrt 
werden konnte. Wir erkennen den Zustand der Schule und den 
Vnterrirhtsbf'trio^i aus Berichtpn drr T.chrer aus deni Jahre 1741; 
o^ war ihncn vom Konaistormm autgetragen wordcn. fiber Lektioneii 
und Methode, Disziplin, Strafen, Schaden am Gyinniisinm. dereii 
Ursachen und uber Mittel tmt Abhllfe sich m aiiUtru. Diese 
lierichte sind wertvolle Dokumente (b. Dokum. 2^r. 106;. Schul- 
ordnungen mid Yoiaehrifton der Bebdrden sind ja wohl grundlegend 
fOr die Benrteilnng dea BildangaweBeiu einea Zeitabaohniita, Aber 
was tatBSehliob Ton dieaen Fordenmgen in den Sohnlen « erfiUlt 
worden iat und wdehe Methode befolgt wnrde, iat darana nicht zu 
oaehen. Zwar geben anaffthrliche Schulordnungen oft auch metho- 
diaebe Winke, aber das sind auch ^viedcr Yorschiiften, die befolgt 
werden konnten oder nicht Die Lehrbiicher, an die man sioh 
halten muBto. geben schon bessere Anhalt.spunktc fur eine Benr- 
tcilung der Method^, chonso mariche FrotokoUe von Lrhrorrats- 
sitTimgen, aber am ergicbigsten sind doch Aufzeichnungeu der 
lA'hrer sclbst. Aus den Darlegungen der Speyerer KoUegen ent- 
nehmeu wir demnach mancherlci uber ihre Methode, die una in 
vielem recht kindlich erscheineu muB, und uber ihre allgemeinen 
EndebnngBgnmdBfttie. ffie erkennen, der Beklor Yoran, ab dna 
Fundament ibrer gansen Xfttagkeit nnd ibiea YerhiliniBaea an den 
SohQlem Liebe nnd Antorit&t; ne beton«i die Notwendig^eit 
dea Zuaammenvirkena von Familie nnd Sohule xu einer 
gedeiblichen Ezziehung, fordem aber aneh Tom liohier Takt, 



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B. Weltliciie Schaien. 



373 



Offenheit vad Feetigkeit gegen die Eltern imd in der 
eigwen LebensfiUmmg ein gutes Beispiel fftr die SohUer; im 
TJnieixiclit wie in der Eniflhiiiig woU die Individnalitftt der jnngen 
Lente Beachtong finden; mit Lob wird, wo es am Plats Itt, moht 
gegeizt, mit Tadel und Strafen (kdrperBeher Zftchtigiiiig snd 0eld- 
atrafen) konsequent und stufenwcisc vorgcgangen. 

Die Religion war naturlich die Grundlage aller Erziehung; 
waron doch die Lehrer selbst damais alle ntiidiprte Theologcn. iind 
(lio Hlii'iiLuf.M( ht iiber die Schule lag init iu den Handen der 8tadt- 
gejBtlichen. Aber so stark wie frfiher wird die religiose Seite nieht 
mehr botont ; die Zeiten sind auch in dieser Beziehung etwas andere 
geworden. Jedenfalls war dab Bestreben auch iu Speyer vor- 
handen, dai religiSie Leben weniger nacii anSeii alt oaoh inoen 
aofliQliaiieD. "Wir erkennen diete 8pi»eii dee too A. RFranoke 
ia HaUe avageheoden Pietiemns a. B. in einem Yiaitatioaapioto- 
koll vein Jahre 1739, wo am ReligiooBonteiiidit bemingelt wird, 
dafi er zu theorcftaadi betrieben werde, *mmiimi polemioe*. Daa war 
die Art der alten etreitsQclitigen Orthodoxie, der gegenflber die 
neue Richtung die snbjektiTe, innere Seite derBeligion betont, die 
praxis Christianismi, wie auch den Speyerer Lehrem empfohlea wird, 
*die theologia mehr praktisch zii betreiben"*. 

Was die ubrigon Unterriohtsfacher hotntit. sn ist dem Lateini- 
schen oine grofiere Stundenzahl zugewiesen, ala der Iit'ktor anfangs 
vorge.schlagen hattc, un<l zwar zugunsten der gramniatiachen und 
Btilistischen Ubuugcn; duch bleiben der Lektiire immer noch geniigend 
viel Stunden, iu Prima z. 6. acht fur ebeusoYiele Autoren, bzw. 
Sohriften: Cicero off., ep. ad &m., orat; Cur tins, H nretns, Ver- 
gil, Horaa nnd Ovid. Ahnlieh iet ee in der IL Klaese: in 5Lek- 
titrestnnden werden Cicero ep. ad fiun., Nepoe, Phaedrne oder 
OTid geleeen; Feia&oU Iiatte in eeinem eraten Plan anfier Cioero 
and Ovid noch Caeaar, Ourtius und lustinus vorgeiohlagen, eo dafi 
alao die Anforderungen in der Praxis geringere warden, zumal anch 
HepoB und Fhaedrus bereits Schriftsteller fur die III. Klasse waren 
und dort in 5 Stunden behandelt wurden, wahrend das Doppelte auf 
Grammatik zu verwenden war. Der Rektor sagt selbst. da6 ihn 
die Bchlechten Kenntnisse der Scbiilcr genotigt batten, dm c;ram- 
matischen Unterricht bis in die Oberklasse auszudeiineri. Und um 
die Schulcr zn groCerem FleiB im Lateinischen anzuspomen und 
zugleich um ein deutlicheres Bild von ihren Leistungen zu be- 
kommen, wurde der biaherige Prufungsroodus geandert, nach 
wdehem bdm Ezamea eine einlge Tage vozher aia H a ne a wl j ^ be 



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274 Gescbichtl. Entwickl. d. kuuiaiuat. Mittelschalwefteos d. bayer. Pfialz. 

gegebene Arbeit als Probe gait. Yon nun an wufde in alien Kiaaeen 
eine Klansnrarbeit gefertigt.^) 

Im Ijatdnischen weiaen die jetst gebrauchten Lehrbficher auf 
den Einflnft der Halleaelien Pftdagogen bin. Neben den schon 
eingefilbrten Buchern von Cettarius wnrde auch die lateimsche Oram* 
matak Ton J. Lange, dem Scblller Fianckee, gewdfanlicb einfaob 
^Gbammatica Halleneia genannt, gebraucht, die in der Hethode in- 
sofern eine Ijiderung gegen f ruber brachte, als sie in deutscber 
Sprache abgefafit war. Dns glciche ist der Fall bei Langes griecbi- 
Bcher OrammaHk. Dan Griechische muGte sich aber eine Ein- 
Bchranknncr ^efallen lasnen. T.^ hegann iiicbt. wie geplant war, 
schon in (^uarta, sondem in Teitui niit einrr Stundc (statt 4) und 
hatte in II und I je eine Srunde fiir Gram man k und /woi fur Lek- 
tiire zur Verfugung (also 3 statt 5 und 4). Fur die Ltktiire kam 
hauptsacblich das Neue Testament in Betracht; nur 1 Stunde in 
Prima wnrde Plutarch de edue. gelesen. INeaer Betrieb des Grie- 
cbiflchen entspricht nun keineswegs den neuhumanistiadien Ideen 
Feistkohls, aber IBr den An&ng ist es immerbin erfrealicb, daft es, 
wenn waoh mit w«iig Stnnden, doeh in drei Elaasan gepflegt wnrde. 
^e beim Lateinlechen, ao warden auch wobl bier die biaberige 
Praxia und daH Sohulermaterial eine Yerwirfclichung der urspriing- 
lichen, weitergehenden Ideen verhindert haben, und der Zug der 
Zeit war dem Griechisehen noch nicht wieder freundlich geworden, 
boRondors da nicht, wo der Pietiamus eingedrungen war. Dafi ein 
Eingelien auf den Tnhalt dep gdesonen Autors stattfand, l)estatigt 
der Bericht de8 Kektors, allerdings mit hauptaachlicher Beruck»ich- 
tigung dor sog. studia hiHtoriea; oh auch das ethische und Ssthe- 
tische Moment Beaclitung fand, wird nicht angegeben, ist nueh 
noch nicht in weiterem Umfang zu erwarten, obwohl cs ja .^puicr 
nun Weaen dea Nenhmnaniamns gehftrte, den aitUichen Gehalt der 
Autoren lur Bildung einea humanen MeuBchoi auazunfltaen. Die 
gra mm at ik aliache Be^ndlnng war immer noch die vorwiegende, und 
der game Betrieb dea Griechiachoi, beaondera naoh der Auawahl 
der Lektflre, war Yor allem auf die Tbeologen angeachnitten. 

Yon der Pflege der Mutteraprache ist nicht nfiher die 

Rede ; es werden Yerse geschmiodet und in der Oratorie neben dem 
lateinischen auch der deutscbe stilus gepflegt. Arithraetik und 
Mathematik waren Saclie des Privatunterrichts. Dagegen be- 
iianpteten jetet die aog. Eealien ihren Plats im Stundenplan; der 

*) Siebe GBSp Album gj tuuasii Band 1. 



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B. WeltUche Scbulen. 



275 



Rektor war besondere von ihneii eiiiguiiommeii, aber bezeichnend fur 
die Art des Betriebs ist seine Freude, dafi er ein gutes Kom-> 
pendhnn zngninde legmi konnto, in dem aUes to kms behandelt 
war, 8. B. FnmkreielL auf gansen % Selten. Telioiter dudt, qui per 
compendia disoit.* Dm liAt einea SdiliiB ro anf die Oedugen- 
hdt der so erworlwnen Kemifeiiiaie in den 8 ▼enoliiedeDen Tdlea 
der ^hiatoriBehen Wiasenaebalken''. Doch ist dabei zu bedenkan, 
daB Yor nicht allzulanger Zeit erst die Realien offiziell Ringing in 
4ia Behttlen gefunden batten, und dafi also aueh die Lehrbfiohar 
axat nach und nach sich vervollkommnetcn, je mehr das Wissen 
aich erweiterte und die W ert.schiitzung dieaer Fa^hor stieg. Eine 
eiizyklopiidi'^rhp Bildung, wie man .sie damals anstrebte, die in alien 
Fiicheni etwus vituiieQ woUte, konnto auch nicht anders als com- 
pendiosc gewonnen werden. 

Wir sehen, der Wille, in eiuem neuen, fortschrittlicheren Qeist 
die Schule einzuriohten und an leiten, war vorhanden und zeigt sich 
in den IiahrplSaen; aber in der Unteirielitnnailiode hing man 
noeh aehr Ton der alien t^bang ab and betonte nook alliiiHlir das 
Eonnale. Das ist nicht an yerwnndem, Tor allem weil es nock 
keine Lehrer gab, die in dem neaen Mst enogen mien. Das 
imrde erst anders, als Gesner seit 1737 an der neugegrOndeten 
Universitiit Gottingen in seinem philologischen Seminar sich die 
Horanbildung junger Lehrer im neuhumanistischen Sinn angelegen 
sein lieB und durch Hcino fortwahrendo direkte Ticziehiing zu den 
Schulen selbst Keinen Idccn dort £ingang verschaffen konnto. 

Auf Gruiid der oben angefuhrten Borichte der Lehrer fiber 
Stoft und Methode erscfaien 1742 eine RatHverordnung, die einzelnes 
lieu orduete. in anderen Punkten alte Ermahnungoii erneuerte und 
einige methodische Winke gab (s. Dokum. Nr. 107). So wurde 
angeordnet, die groBe SUkl dw gkiichaeitig gelesenen Antoren in 
der Prima an besohrSnken, bsw. Oic. oE, Horaa nnd Mnret, desgl. 
Phitareh erst mit dem Oberknrs zu bekandein, ferner die d>mig in 
der Oratorie so einsnteilen, da0 die Cbrie der swdten und wirk- 
licke Reden der ersten Ebune aufaUen. Ln llbngen wurde auf 
Terschiedene Elagen und Beanstandungen vor allmn im Bericht des 
Bektors eingcgaagen, indem eine klare Yerteilung des Lehrstoffes 
im Lateinischeu auf die einzebien Klassen, die Einfuhrung einer 
einheitlichen Gvnmniatik. riohtige "Behandlung sfhwioriger Periodcn, 
genaue Korrektur dor Argumente in Oegenwart der Schiiier, Ubung 
des Ged&chtni8se» durch tagUches Auswendiglenien, Einpragnng von 
Sentenzea und Stellui^ von Ferienaufgaben gefordert wird. in 

18* 



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276 GesduchtL EntwickL d. bamanirt. Jlittelscbolwesens d. bay«r. Ffali. 



Handhabung der Diwsiplin wird MaBhalten im Strafea empfokien 
and die Aoferlegung von Qeldstrafen gerugt und verboten; jedooh 
Jtonftte diMea Yorbot 10 Jalire epiter iMehdrfteklieh iMaMk 
werdts. 

Jm Jahre 1753 eraehlen nSndieli ein „NormftCiT* (i. Dokmn. 
Fr. 108), weleh«a TwrBoluedene Sehnl-BeMaBe vn den Jahren 1741, 
1742, 1747, 1748 vnd 1749, die alle nieht mehr Torhuideii su amn 
•ehemeii, ziuaiiiineiifaftte und von nenem einflehtrfte; irgendwelehe 

wicbtige Anderungen in den UnteiriehfagegenettDden und der 
Methode enth&lt es nicht, aber es geht daraus henror, dafi der Bat 
seine liebe Not hatte, die Befolgnng der Anordnungen nicht nnr 

bei den Lchrem, sondorn anch bcim Roktor durchzusetzen: er 
droht in dein Bo^^leitschreiben: y,wic wir denn gegen die ubertretter 
aach HO lang gehabter gedult alles nach«ehen bey seit sezen 
"werdcn" Das war im April; aber schon im November erfolgte ein 
neuer Krlafi, in dem „aut' dan scharfBtc und zwar das leteetmabl^ 
die Befolgnng dee Nonnativa anbefohlen wurde. 

Das Stiidmm der Geographie und Geschichte ]ie6 man sich 
besondern angelegen sein und suchte es zu fordern, imU ni nian die 
wocheutlieli erscheinende Zeitung in die erste und zweite Klasse 
liotefce, so daft dieaa DiasSpUnen praktiaeh betrieben wnden 
konnten. Dieae Metbode war danuds vielikeb Oblich. KatOrlidi 
waren Lebrbfidier gleicbfiklla in Benfltaimg, and ftber Yerwendnng 
and Behandlang einea Yom Bat angeaehafften Erd- nnd Himmela- 
globaa erbielt der Kcntrektor eine eigene lostroktion. 

Der Beklor batte gleieh naeb aeinem Amtnntritt aneb die 
Anffflbning Ton EomSdien wieder vennlaftt') and beim Bat 
dniobgeaetit, daft ,|liinliUiro aUe swey oder drey Jabr die Jagend 
in derloy Exweitia gcbraeht werden muge: Es h&tten aber der 
HErr Rectw oder HErr OonBeotor vor Anffuhrung eines Theatra- 
lischen Actns rationc temporis et Materiae das Behdrige an die 
HE. Yiittatorea m bnngen, als naoh weloher eratatteten Qntachten 

*) In seiner ISngabo Ton 1788 bnflt ss: qAngescbloisener kortzer Ent- 
wurff zeiget den Innhalt dieses actas, nnd ist in gebnadener Redt meuien> 

tbeils vom Gryphio entwort^rj, His Nach.s] :p1 nher ist in ungebondener Rede 
foa der Pedant«rie der Schnleu. Es sind ciannnen allp MiObraucbe iind ab- 
gescbmackte M<ibhodea der Lehrer (Urgestellet, doch ohne argerliche und nacb- 
tfaeilige iSxpnenoaen. Mdne Abtiehien sind das utile uad jnenndnm, danut 
dis Jugend danuis eneben mOge, wie glQcUieb sie s^, dad sie obne Pedan- 
teriA pr7n<^'pn wrr<le, und folgltch aulafi ra meliTeB FleiB nnd Li«be snm 
studirea erwucken kan.* 



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B. WeLfetioh« Schnlen. 



man lobl: Rechen-Canimer das weitere wegen der benfithigten Un- 
kosten von Hatha -wegen iibertragen wird/ Diesiu Aufiuhruiigeu, 
deren Kosten also der Rat ftbemalim, durften nur am SohluB der 
Sommer* oder Herbstferien stattfinden, dandt kttin Unterrioht ver- 
oftumt wflide; in den FeriM irar ja am Nachmittag keine Sehule, 
aleo Zeii gemig wa den Torbmwitiingen. 

Die BiiirielitBiig der PriTatstunden bestand audi jetat und 
worde nachdiQeklichst empfohlen; 8o wmrde Arithmetik, die nicht 
im offineilen Lelirplan stand, in eolchcn Stunden gelehrt Nicht 
immer aber waren geeignete Lehrer dafur sa finden, und dann muBte 
der T'litorrioht unterbrochen werdcn, bo z. B. 175;i. tlhcr den 
Wiederheginn (1755) lieilit es im Protokollbuch (s. u, S. 284): ^Seit- 
dem den 2(). Apr. h. a. die Keclienstunden in unserm Gymnattio den 
Anfang gcnummoii, sind sie blBher fleissig und unaufigesetzt ge- 
halten, uud von dcni, au8 d&r deut^chen Sehule hierzu bestellten, 
Bechenmeister also eingerichtet worden, daB Er die Sohuler nach 
ihrer F&higkeit In 2 Oidmingen gctheilet, dAYon die eine deimalen 
im Sabtrahiren, die andeie im midtipliciren begriffen ist. Ihrer eind 
an der Zafal etliob nnd dreiflig.*' 

Aber auoh in den Pflichtfftohern wnrde Naefahilfe- und Fort- 
bildttngBunterricht privatim erteilt, wofiir die ScbtUer natlirliob 
eigens zahlen muBten. Das Uonorar 'war vom Rat festgesetzt und 
bildete einen Tail der Lehrerbesoldung. Es ist daher kein Wunder, 
wenn die Lehrer iiber den schlechten Bosuch diesor Stunden klagen; 
zwnr sfoschiebf om formell mit Rucksicht auf die Fortschritte der 
Bohiiler, aber der eigene Oeldbcutel hat sichcr auch eine Rolle 
gespielt. Der Rat drang sehr auf rf^p^t^ Toilnahme an dem Privat- 
unterricht. So ist vom Visitatorium im i'rotokuUbucli voin 24. Mai 
1753 zu den Klagen dea LehrerB der Jli. Klasse bemerkt: „Ks hut 
sich Ein HochEdler Rath, wie belcAnnt, Tor einigen Jahren aUe 
millie gcgeben Sffentlioh die privat-Btnnden anree(»Bmendiien an 
nun dieses bey vielen keinen Eingang finden iriU, ist za 
bedanem. Indefien baben die aftmmtt. Hemt wenn lie soleke 
morose auob darbey aohwaehe and uoflolftige sdifikr, die der privat- 
Information nStiiig haben, au&uzeiohnen nnd bd einem jeden 
Examine vorzulegen, damit das Yisitatotinm so dann sehen kann, 
daB die schuld an dem achfiler liege, und aicb damach waiters 
lichten kan." 

Was in den Privatatunden getrieben wurde, ergibt sich aus 
einem Protokolleintrag vom Jabre 1761 : ^Da von einom hochldbl. 
'Vmtatorio den siuntL Lehrern des Gymn. die privat-stuaden besoa- 



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27S Geschichti. Entwickl. d. basuumt. Mittelschalwetens d. bftjer. P&ls. 



derH anbefohleu sind: als zeigt dcr KonEector geborsambt an, dnli 
er zur best mdglichen Bef5rdening der Sprache eeinen Schulern 
tftglieh 2 Standen gebe^ dee moigeni 10—11 Uhr and iiaoliiiiitteg» 
3 — 4 Uhr und iwar folgendeimaflen: 

to*— 11 tracfirt er die ente ^/» Btunde mode prMpaiatoria 
den Antorem, der folgenden Tag in dlfentl. Sobobtanden Torkommt, 
die ander ^ji Stnnde dictirt er seinen Schulern ein ailment, welebee 
ao^eich muB elaborirt wclldeo, die Korrektion vird duin anch 
besorgt. 

Des Nachmittags &bt er seine Difcipulos in der griech. Sprache; 
die fiohwacheren mit don principiis. die otwas starkeren aber nnn- 
lysiren und lemen componiren in den aller deatliehsten und kiirze- 
Bten Exempeln: 

Mittwoch und Sanistag wird cndlicb das Hebr&ische vorgenom- 
men. Und so schnicicbelt sich KoiiRector, dem geneigten und 
gerechten Befehl eines hochlobl. YiHtat. p&nktUcbst und getreulicbst 
alle GenQge geleiatet m haben and sugleioh eeine Behule mit 
Gottee HOfe in ToHkoinmen giiten Zastand setaen m kOnnen.** 

So nimmt audi der Lehrer der 4. Kbuae diejenigen Sekfiler der 
dentscben Scbvle, welebe ins Qyoinariimi flbertreten vollen, V» 
oder Jehr Yorher in eeine „priYat-information, nm sie in seiner 
Lehrart zu nnteirichten, damit sie dann niu li ihrcr promotion desfco 
besser fortkommen.'' Wie die Zeiten sich iindem! Heuteutage 
muB der Yor^'^hnft gemSS tind ganz mit Recht dpr Privat- und 
Nachhilfeuntemcht mdglichst cingeschriinkt werden, und damals 
wurde er von der Schulbehurde immer wieder dringendnt empfohlen. 
Ffir eioen ahnlicben Wandel der Anschauung noch ein anderes 
BeiBpiel! 

Der erste Eintrag in das 1753 angelegte Protokollbuch zeigt, 
nie man kOrperlieke t^bungen damak benrteilte. Eb heifit dorfc: 
*ln der enton Zneanunenkimft derar Praeoeptoram Gymnadi naeh 
der FrtthUnge-Yaeans brachte der Rector an, irie er ▼emommen, 
daft timtlioke BofaHler dafiis ID bey den hiengen Gianen deh als 
Soldaten in Ordnong geeteOet, nnd ao marBohiret, nnd zwar auf den 
t. Haj in Qegenwart ihres Praeceptoris. Reotor fragte deawegen 
diesen Praeceptorem ob dem also w&re? worauf er mit ja geant- 
wortet: gab aber dabey diese Ursache an. Er babe dieses unter- 
nommen. dio .Tn^^rrtd in einnm ordontliobpn Onni.'' J'n iiben, damit 
»ic bey Leichcn nicht so untemiuinder liefen, wie os bisher ge- 
schehen.' Bazn R^'Kolutio Visitatorii: 'Es ist bekannt, wie der- 
gleicben Yomahmen Yor ^migen Jahren bey der Burgerschafft Auf- 



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B. WeltUehe Scholen. 



379 



sehen iind Anstofi verursacht haben, auch dazumahl Bchlechterdinps 
verbotten wurden, welches hier ein fiir allemahl wiederhohlet wird; 
jedodk kan man den Schulem auf eine andere art und wei&e einen 
ordendklieii Gang auf der Gafien imd bey Leiohen einpragen.' Es 
irt genaii defselbe Standpunkt, dam wir 100 Jahre frflher Bobon be- 
gegneten (s. o. 8. 249), ohne dafi vir jedoch einioaehen venii^diten, 
ireshalb die Bfiigeracfaaft an fldeb bannloeen Obmigeii AntkoB 
nebmen kotmte. Hatte de Angst Tor dem Boldatemn&fiigen Avf- 
treten? 

Den Lehrplan suchte der fiektor Feistkobl nach und nach 
raehr seinen ersten Planen anznpasson. Beeondera lag ihm dio 
Sorge um das Oricchische am Herzeii. Eine Ablehnimg dea Antrags 
auf Vermelirung der griechisclien Stunden hielt ihn nicht ab, bald 
wieder einen Yorsehlag zu machen, namlich mit den 'superioribua 
difcipulis Ulal'sis I' auch einen gricchiachen Dichter zu Icaen, wie 
er Bchon in seinem ersten Qutachteu gewulit, und dazu eine weitere 
Wocbenstande ejoioaeiieii, weil aonat die Scbfiler wf Aw Akademie 
nicbt mehr so leieht Gelegenbeit dam finden und ibr ganies Leben 
lang in diesem studio unerfifdiien Meiben wfird«B. Er seblug Theo- 
gmdis sentenliaB morales vor. Homer sei so sebwer und babe gar 
zu yiele dialeotos, welche das Griecbisobe gans nndeutlich und 
dunkel machen. Heeiod ware ebenfaUs wegen seiner Fabehi nicht 
wofal zu tractieren. Zu diesem Antrag bemerkte das Yisitatorium: 
„Wenn Difcipuli, welche in Graecis ad altiora schreiten woUen, 
vorhandcn, mogen nio sich privatim oder privafiHsimo anweitlen 
lasseii. In lioris ordiaarii< kan man zu ihrer erU ichterung auli der 
Grammatic die diversitaeten JDiulectorum voi bnn^en: welche ein m 
andem autorem ihnen so dann leieht machen word* n. Indeljen 
ialit sich an dem Schemate lectiunum nichts mehr andcrn, da ohne- 
hin 80 wenig stunden zur latinitaet iibrig bleiben.^ Also Torallem 
die Forebt, dafi das Iiatein Terkliizt werde, bielt die Ausdehnung 
des grieobiseben Uatemehts auf. Nacb viederbolten AntrSgen er- 
reicbte der Rektor aber scbliefificb doeb, dafi in den dr« oberen 
Klassen je eine Lateiostande an das Grieohisehe abgetreten worde. 
^Jedoch wird dafi nur ad interim und lur Probe zugeUfien, auob 
niebt Veiter Zeit veretattet, als man vorher auf die abgegangene 
pensa gewendet liatb Ingleichen die nioht Griechisch oder Hebraisch 
lemen, sollen aus Ihrem Cornelio und zwar je nachdem es geschehen 
kan. aus I, 2 oder '.\ Capitel sehdne phrases und redrnsarfon nieder- 
schreiben und auswendig lemen lafien, und so luu li m 1 raa aus 
Cio. Orat. oder Epilt. Ferner, da auch von H. liectore geklagt 



280 G«Mhidia BatwiekL d. hmuuiwi Mitteliclialw«ieM d. U7«r. PiUt. 



worden, daG poino Sohfil**?- WHlirpndcm Corri^^trpn des stili nichts 
than, ja OfFters muthwilleii tKMbcn und Ihn hinderten, so konnen 
diejenigen, so nicht Grieehirtch mid Ebraisch lornon . zu dein. wie 
erst gemeldt worden, nngehaltcii worden. die nokhes aber leraen 
indefien vocabula Graeca und Hebraica au.s dem Buxtorff, Pasore, 
Delio answendig lernen." 

DuaoB geht avch berror, dad wie Bftbriitdi so tueh Gtie* 
oltiaoli ftr Fortgeschrittenere m weiterer AmbOduog ein Wahlftok 
var; aber beide LektiooeD gehdrten nioht la den PriTatstuoden, 
ftr die bescmdere Benthlmig gefordert wnrde. 

Auch die Hebung des Ijateinu&terrieliks in nenbamaiitiii- 
iohem Sione lieB sich der Rektor angelegen sein, naebdem er an- 
fkngs den Terli&ltaiaaen Bechnung tragend seine ursprfi^^ehfln 
PlSne nicht «:^n7 hatte venvirklichen konnen; das wolUe er nun 
apiiter naohholen. nbor or prroiohtc niohfs. nl<^ er eino Erweiterung 
der Klassikerlekture ann ii^b Seine Vorschliige waren: ^In Klasac IV 
kSnnte neb»t den Colloquiis Langii auch Eutropius mit dencn 
voteraniH tractirt werden, statt einer Schrcibstunde. In Klasse ITI 
wRren nebst dem Phaedro und Nepote die Epiftolae Ciceronis 
felectae, auch die leichtesten Elegiae auf dem Ovidio Tonn- 
nehmen; piiTatim Ins tin ns. In Elaaae 11: die grSfteren Bpillol. 
Cie., loiina Oaeaar; Ovidii Epilt. ex Ponto und wegen des generis 
Heroici Ovidii Metamoiphofis. — priTatim: Yelleins Pate renins. 
priTatirsime inter paiietes domeftieos Sal Ins tins. In Klaase I 
Plinii Epiltolae, Curtius. Cic. de offloiis fen QnaestioneB Tufcnlanae. 
Orat. Cic. Yirgilins und der oden wegen IToratius. pnvatim: Chrefto- 
mathia Pliniana. privatifsime: Seneca, Tacitus, Yarro.^ — Das 
Yisitatorium Ichnto die Neuenini^en fur die offiziellen Stunden ab: 
,.dn in hori- privatis et privatifsimis die Herm Docentea die Will- 
kiiiir haberi einen autorcm clafsieum zu tractiren oder uUenfalls 
dieserlialben mit den EUern oder Voigesetzten sprechen konnen." 
Also far die Privatstunden in der Sehule oder die in der eigenen 
Wohnung, von welcheu in der obigen Notiz aus dem Jahr 1756 
zom erstenmal die Redo ist, blieb den Lehiem die Auswahl der 
Antoren frei. Nnn heifit es aber wdter in der Bemerlmng: „Haoh 
dem sehon vor ettieben Jaiiren getanen Yorschlag wftre niebte better 
alfi die CoUoquia Erasmt, da man die Wabl bat, leiobte, mittel- 
mftfllge nnd tchwere penfa, pablioe oder privatim Tonnnehmen." 
Aus diesenWorten gebt kiar berror, daB man die Absioht des 
Rektors nicht Terstand, der eine auagedehnte Klassikerlektfire 
wHnschte, urn die Jugend in das Yerstiindnia des Altertums eiatn* 



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B. Weltliche Schalen. 



281 



fthven nod an dem InhAlt der voiMlitodeiieii Antoren sa bUden. 
Dtn YMtetoieD dagegen km es «fiiBiibar im wasentliohen daisiif tat, 
Bprftehgemadtbeit sn enielen, worn ihnen dM Ensmns GoUoqulA 
flosreiohend MMenen, die naeh dea YerfiMMn eigenen W<ii!teii 
sohoD viele Knaben ^tiniores et mclioreH* gemacht haben. 8ie 
dfADgen auch imnMr wleder dmuf, dtA das Laftein-Bedan mtia 
geflbt werde. 

In der Mothode der Lekture hielt der Rektor auch spiltcr 
nocli nT'i?) an senu'r in dem Bericht von 1741 niedergelcgten 
ATi«chauung fest, indem oranregte: „daB in alien Klansen da« pon- 
mm der Autoren wo nicht ganz. doch in etlichen i'Hragrapheri vom 
Praeceptor ClafBis vorexponiit wiirde, damit die Schuler, indem 
der Praeceptor den paragraphum usque ad punctum herliest, con- 
atrnirft und ins teutsehe ftbenetat, m dner dendioheii ptonunoiatioii, 
oanftractioii and verGon nebat Anf ISsimg der Partlcipionnii oc viva 
Toee Fraeceptoria galangten. Dem nngaaehtet bliebe es dennocfa 
dabei, dafi die Schiller suhaw die Toeabula potiora et phrafea an- 
notirtoii. "Wenn sie aber gleieh aelbat konstniiren und explieiren 
aollen, se heifit es fiwt in jedem commate: hie haeret aqua; miAin 
wird ^enig explioirt und die Zeit geht dahin.** Dieses Yerfahten 
deutot auf die Ton Gesner so sehr befiirwortote kursorisehe 

Lekturr' hin. 

I)io I'.xpfcitia stili wurden selbstverstandlich regdmSfiig be- 
trieben. Zu dt-n Korrekturen kunnte der Lehrer, wio aus der 
obigen Notiz (S. 280 o.) s!u entnehmen ist. Untcrrichtsstiinden ver- 
wendcn, damit die Schuler piasent waien, um iibcr ihre Fehler 
sofort befragt und belehrt nt werden. £s lag ein guter G^anke 
dieser Eioriebtong zngmnde. 'Wie oft wHnaeht man sieh aueh 
hente bei der Korrektnr den Kinaben herbei, niekt um ihn wegen 
seiner Fehler bei den Ohren an nehmen, sondMn um sofort xu 
horen, was er sich da imd dort gedaeht hat Aber in der Praxis 
ist das natiirlich nicht mehr durchzufUiren. 

Yon einer intensiveren Pflege des Deutschen horen wir auch 
in der spateren Zeit Feistkohls ni(;ht8, nur im Jahre 1767 wird im 
Pensum der 2. Klasse crwalint: Arfifioium Germanicas opistolaa 
scribondi. Femer beschai'ttgte man nirh mit Orthographic. 
Wahrend ninn fruhor in orthographicis der grofiten "SVillkiir bcgeg- 
nete, wird jet/.t auch dio Rechtschreibung ein Gegenstand der Kor- 
rektur. Ein Protokoll von 1750 sagt dariibiir: „Das obicetum der 
Unterredung war die toutsche Oi thographie, darinn die Schuler 
wobl zu iiben aind. Nun ist bekannt, dafi in . den nenem tentsoheo 



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282 GcMihiehiL Sntwiekl. d. homaaitk HittoMoIiNMm ± bajar. PMs. 



Bttehern ille aUenieiieBte BebNibart gar Tiel gebiauoht inbrd, nam- 
lieh daB die teutschen Nomina mit kleinen Buchstaben gednickt 
irezden, ingleichen dafi kein y mehr gebraucht wird, il dergleichen 
mehr. Daber der SchluB war, bei der alten and bisher gewohn- 
lifhf^n teutsdien Schreibart z\i v<'r'bleiben. so, daB im Teutschen 
jederzeit zu Anfang narh pin ( in runct, wie auch bci «n»Mi Nomini- 
bue ein grofier Buchstabe gcmacht wird. Hingegen auBer Uenen 
Nomiiiibus nach einem (;) (:) kein grolier Buchstabe zu schreiben 
ist. item UaB es besser Q und a uk ue, ae, e. g. bcsscr iibcr als 
ueber, besser t&glich als taeglich.*^ Allzusehr wurden demnach die 
Speyerar Sehfikr mit oiihographiedieD Regain niobt geplagt; im 
gaoaen ond grofien beitand die groBte Freiheii. 

Wir haben oben geseben, dafi «ohoii 1667 die Aniegimg ge- 
geben wnrde, die fransSaische Spraohe am QymDaaliini einsaffibraiL 
Was damals oicbt mr Ansf&hrung kam, gesobah geirade 100 Jahre 
Hpater. Im Jabro 1766 etellte der Rat einen franzdsischen 'Sprach- 
Heister' als ordentlichen Lehrer am GvTiinaHiiim und an der deut- 
schen Schule an, wohl auf Antrag des Kektors, dor darilber hoch- 
orfreut einen Eintrag ins Protokollbuch marhto. Der neue Lehrer, 
Job. Jak. Claus, mufite die Stundrn umsonst geben, bekam niir die 
Kost im Hospital am Meiatertiscli ; er war uberhaupt nur iin^'f - 
nommen, bis man einen bcsseren fand, weil er in der Granimatik 
nur mittelmafiig beschlagen war. Jedoch war er bis 17hl in Speycr 
tatig und nach ihm stellte der Rat keinen eigenen Lehrer mehr 
an, Bondem gab mdurmab ftaoaOeiaehen Lehrem die Erlaubnia nni 
Aiifentbalt in Speyer vnd sor Abhaltimg von frans5ai8ebeii Eanen, 
anch einem Frinlein (Br einen Hidebenknn, 

Die Inatmktioa^), welobe der nene Lehrer erhielt, beetimmte, 
dafi er am Gymaadnm Hittvoeb, Freitag and Samrtag von 3 — 5 

') In der iuiitruktioii (StASp 615) beil^i es: Der modus informandi ware: 
1) Leflen nod eebreilMn wobey voraebmlieh anf eine reiDe prommeiatioii 
ta Mhen. 

Di*- Dialogues- iind 
3 VV c<rier aafiwendig Lemeu. 

4) Bey deneB wdten fekommeiieD Histotiettan in* FraniOttiehe ca flber> 
selMO, andwendig ni Lcnen, ei vice versa wieder im Tentsdie m vutinD 

and so aoch 

5) Briefe. 

6) Sollien nan die Aaf&nger dafi Le6en dentlich Bcgrifiiui halmi. fangt 
er mit selliigett die DecUaalioBeB and abo naeh und nach die CeqjngatiMiee 

an uod Ia6t solche fleifiig aufiweudig lernen, wann Sie aber einmahl eina 
kleine Tlmifinf zu redfri baben , ali^dnnn und nicht eber, kommen die Regies 
de la Urainmaire und .Sjntaxe (von Peplier). 



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B. WfllfliclM Sdmltti. 



283 



Uhr in 2Kimen offentliehe Iiektionen zu halten habe; die Tefl- 
nahme war alien Schulern gestattet, welche der Rektor fur t&ehtig 
hielt. Im Oktober dieses Jahres wiirde das ente franzdsische 
Examen mit einigen 20 Schulern abgelialten und an Ostern 1768 
trat beiin Exarfion zam ei*8tenmal ein Primaner mit einer firanzdai- 
schen Rede vor die Offentlichkeit. 

Die Sitto. (dafi Srhfilor der obersten Kksso anlafilich der Pro- 
motion uiul der Examina iiberhaupt, bzw. bei ihrem Abgang zur 
Universitat offentliehe Reden hielten, bestand in Spcyer sobon seit 
langerer Zeit. Vom Jahre ITiiS an Hind uns soicho lieklamationen 
in groSer Menge erhalten. Damals wurde namlich auf Antrag des 
Rektors und mit Genehmigung des Rates ein Album scholasti- 
cum') angelegt (fortgefabrt bia 1805), in velchem dteYcfOidiMiageii 
d«s Rate abgesohriebeii und jeweUs beim FrQhjalm- imd Herbst- 
examen das dnrcbgenommene Penram, ein Yeneiehnis der Bebfiler 
mit Angabe der Heimat, dea Alton ond der Dauer des Aufent- 
btfta in der betr. Klasse, scUiefilieli die gehaltenen Reden ein- 
getragen wurden. Diese letzteren sind abgefafit teils in Prosa, teils 
in Poesie and zwar in deutscher, lateinischer, griechischer, franzd- 
sischer und sogar hebraisclier Sprache. Der Inhalt iat von entsetz- 
licher Langweiligkcit: inhaltlo9o« Pbr-mf^ns^oklingel fiber abstrakte 
Theniata, die fiir Schiiler sich Midn < i^-aen und siclierlicli vielfaoh 
unter t*rarker Mitwirkung der Lehrer bearbeitet wurden. 

Schon vor dem Brand war in der Anstalt cine anHehnliche 
Bibliothck vorhanden; sie war wohl vollstandig zugrunde ge- 
gangen. Nach Wiedereroffnung der Schule war man auch sehr darauf 
bedacbt, eino Biiclierei wieder zu beachaffen, und Rektor Feintkohl 
tat alles mogliche, um, wie den Behulapparat Qberhanpt, so auch die 
BibHotliek zu ▼ergrofiem* Der Bat gab einen ZnsdniB aom Ankanf 
Ton Bfiehem, firaiwiUige Geachenke wurdm gemadit Aaek wnrde 
znr Yermehrong des Beelandes festgesetst, daft kttnfHg jeder IHai- 
tator nnd jeder neu angenonunene Lehier em Bwh stiften milase^ 
deagl. jeder ausw&rtlge Sdifller bei seinem Eintritt nnd Weggang; 
jeder Schuler, der zum drittenmal in den Karser gesperrt wurde, 
soUte der Bibliothek dafur ein Buch sckenken; auch die Straf- 
gelder der Schiiler mirden zn Ankaufen verwendet. Desgleichen 
wiirdeTi die Abimnen beigezogen; es sollten zum Bcstfn der Schul- 
bibliothek bei ihrem Eintritt imd Abschied die fremden 2 fl. 24 xr. 
und die einheimischea I fl. 30 xr. entrichten. So sammelte man 

Torluuidea mai der GTmnanalbiblioUiA E^ptfer. 



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284 Geschichtl. Entwickl. d. humanist Mittel^liulweiidOb d. bayer. Pfah. 



Moh nnd ineh one gaos a meii i J io he Henge voit BUftmittelii fOr 
die Sohttle nnd die FortbOdimg der Lelurer. 

Naeh eioer Veiordnong Tom Jahre 1742 batten moh die Ldirer 
jede Woohe em Doimentag >tt eioer Kenfereni su ▼enammelii. 
Yen 1753 an wurden anf BefeU des Bali legelmlftige Prolokolle 
liber diese Bcsprechungen gef&hrt, in denen die Lehrer ilira An- 
rieliten ilber Vorkommnisse in der Schule, uber Methode und Gegen- 
st&nde des Unterrichts und dergl. aufiern und zu l*apier briogen 
Iconnten. .Teden Monat wurdo das Protokollbuch den Visitatoren 
vorgelegt, die zu den vorgetnigenen Anschauiingen und Wunschen 
ihre Zunitimmiing oder Ablehnung notieitea. Yon iiinea wurden den 
Lchrern gelegentlich auch Themata zur Beaprechung Yorgelegt oder 
padagogische und Rchulgeschichtliche Bucher angegeben, woniber 
cin Meinungsauiituuacli btatttiudoa muiite. fiuden sich m diesen 
Aufzeichuuugea eine Menge wertToIler Snaelnotisen fiber den da- 
maligen Sefanlbetiieb am Speyerer Gymnarinm. Aber die Kon- 
ferenzen eebeinen nicbt immer reeht friedlieh Terlanfen su aein; 
deon 1771 erkliiten Bektor und EoUegen, dafi sie aicb entaehloMen 
iiUfcen, niobte mehr xn ProtokoU zu bringen, weil das nor Mifi- 
belligkeiten veruraache und keinen Nutzen zur Yerbeseerang des 
OymnaainmB gebracht habe. Trotz der dringenden Maimnng des 
YiBitatoriums unterblieben von da ab alle Niederschriften. Die 2 
beschricbenen Bueher sind noch vorhaaden, Band I (1753—176!)*) 
im Stadtarchiv Rpeyor (Nr. 5u3), Band U (1761—1771} in der 
Gymnasialbibliotiiek iinnelbHt. 

Unter dem Hektorat Feiittkohls wurde dem Uyiuuasiuin von 
dem firuberen Biirgermeiater Job. Bartii. Weitz ^d. d. lU. Sept. 1754} 



I) £r fOhrt folgenden Titel: 

Tabula 
Actornnt Seholaftioorum 

quani 

Amplifiimus Magistratus 
Idbetae Beipubl. Spirenttum 
ptt dBcwtma 

di« IX Aprilii poblioe perCariptuii 6a neato eonfici iiuAi 

ut 

Colloquia. i'raeceptoruiu OjuiuaQi Spir. 
die Jovis h<wft X ad Zl natntiDa 
MiignlM bebdomadibus Labita 
ia mm Miiamatim refitnrealar, 
iochoata 
Mwle Ibdo KDCCUa 



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B. WelUicbe Scholcn. 



285 



tetiUmentaritich eine Stiltung /.ugeweDdet mit iolgender fiestiininung 
(nMh demWortlaut dee Testaments)^): 

],NeBBdtenB, Legion nod Yennftchen Wir Aeht Tan fiend 
Gulden, davon eeynd fenier hierron ftaffBg Gulden aUe Jalur 
<i»]geadeigettalten m lahlen, Nemfioh in dai Idetige Efangdiaelie 
GymnaMum swaniig fflnff Gulden, uad die hieeigie Teuti^e 
EvacgeliHche Soliu] swanzig fdnff Gulden, weyor BAeher an* 
geschaffet, welche von denen HErm Yifitatofibus und Scholarohis, 
nach Ihrem Gewifien denen wahrhafftig Armen und fieifiig Lenienden 
Kindern in dom alljahrlichcn ncrbst £zamine auBgetheilt und daniit 
jahrlichen Continuirt werden soUe." 

Reim IIerb8texam<»n 1758 fand nach Eintrag in das Album 
gymn. xum erstenmn! cinp Yoiteilimg von B&oheni ans den MitMn 

der Weltzschen Stittung ntatt. 

Tin Juhrr 1701 starb der Konrektor M. Gcorg Lib,pl, o5n ver- 
dicnter Gclehrter und tuRlitiger Schulmann, Seine Stclle wurde 
besetzt mit dem Kandidaten der Theologie, loh. Fr. W. Spatz, der 
sich jedoch ziivor einem ziemlich umfangreichen schriftlichen und 
imjiuHiclua Examcn nnterziehen mufitc. Die ihm vorgelegten 
Aufgaben (b. Dokum. Nr. Ill) stellten an sein Wissen und Ednnen 
kerne hohen AnlSwrdenrngen und lamen erkennen, me ttbel es in 
damaliger Zeit noeh mit der Yorbildung der Lehrer bestelK war, 
die in ihrem Hauptbemf und -stadium Thedogen waren und nch 
mit dem klasBiBclien Ahertum nur nebenbei etwas beschftftigten, 

sie ja doeh in der Regel Boknlmeister machen muBten, bis de 
in eine Pfarre einzi^en konnten. Freilich lieB es sich Oesner 
in Gottingen angelegen sein junge Leute fUr den Lehrberuf vor- 
zubcrciten, aber os warm cben Theologen; er'-t na^h nnd naeh 
loste sich die Philologic, bzsv. die Vorbercitnng /.um Lehramt auf 
der Universitilt von der zum Predigtamt los, was freilich als etwas 
Ungeheuerliches angesehen wurde, wie Michaelis in seinem Buch 
•Raisonnement iiber die protestantischen Universitaten in Deatschland* 
(176S) 8. 146 »agt; 

„Die flbende Zubwreitung kiinftiger fieknlmSmMr und Infmna- 
ioren gehort eigenfUeb su keiner FakuUit; iek mufi de abo nodi 
nachholen. Denn ob man gleieh die SehuUeut gemeiniglieh unter 
den Theologen zu w&hlen pflegt, und die meitten CSandidaten des 
Pndigamts vorher an einigen Jahren Information verdammt dnd: 
flo nimmt oder verlaDgt man dooh au SobnlSmtem und Infonnator- 



>) Abschxiit in Alb. gyxun. II. 



286 Gesohichtl. Entwickl. d. humaniat. Mitieischalweseiu d. bayer. PfiUi. 



Btelien auch bisweilen Jtiristen; und seit einiger Zeit haben einige, 
die den aeltenenisiiheiiyonatEanf UniTenitttoii mitbringen, dereinet 
Sdndleate zu werden, rich bios aaf Sdudatadien gelegt, olme rich 
mit der Theologie zu besch&ftigen.*' 

Eist doroh Fr. A. Wolf wQfde dnrrii die Biihebnng der Alter- 
tumswissenschaft m einer selbst&ndigen Disziplin die Trennung 
definitiv ToIIaogeii and mit dor Heianbildung wirklicher Philologen 
aach die yon wirklichen Bchulmannem eimoglicht. Unser Kandidat 
m Rpeyor 'war noch durchaus Theologe und trat aucb nnrh einigen 
Jahrcn einc Pfarrci in Speyer nn. DaS man ihn iiiihr ohne 
weiteros ah Leiirer annahm, sondcrn einer fiir die damaiige Zeit 
immerlun eingehenden I'riifung unterzog, int oia Zeichen dafiir, daB 
die verantwortlichen Ijeiter dew Schulwesens die Gewinnung tuchtiger 
Krafte sich augelcgen acin lieSen. Ea wurde ihm cine Stelle aud 
Aeliiis Lampridhis (Rhetor des 5. JahrL n. Chr.) zur sehriftliohen 
Inteipretaiioii vorgelegt; dann ein pear Zrilen m Cbenetaimg ins 
HebiSiacfae and Ghriecbiache nnd eine Fiage sue der Logik, die er 
anch in wenigen ZeUen eriedigte. In der GcBchichte muflte er den 
Euurahat behaadefai. Seine Kemitniwe im lateinisGhen Stil hatte er 
in der Wiedergabe einer epistula obscuromm vironim in ciceroni- 
anizehem Latein zu zeigen und schliefilich eine rhetorische Abhandlung 
de Buperstitioni? indole, origine et pemicie an liefem. In der 
mundlirlip?! Prufung muGte er jo cine Stelle aus 0\id, Seneca, 
Horaz imil Caesar intorpretieron Die Abhandlungen waren nrttiirlich 
alio in kteiiiiiicher Spraclie zu liefern; im (iriechifichen w ii man mit 
den wenigen Zeilen t)l)er8et7rang bofriedigt, ein Autor wurde gar 
nicht verlangt. Das entspricht der geringen Beachtung, die man 
damala noch dem Griechisclien schenkte. Spau war Speyerer 
Stadtldnd nnd demnadi den Herren schon von der Schnle her be- 
kaont; trolidem eoUte er eine Probe aclnes WizaeuB ablegen, wie 
das aach apiter nach TorfaandeQen Proben yon den Bewerbem am 
ein Sehulamt zu gesehehen hatte. ^) Der Bat hehielt rich iLberhaupt 
vor, eeine Stadtkinder in der Aosnntiang ihrer UniyenititBzeit sa 
kontrollieren. Ein BatasohlnB von 1770 gibt darilber genane An- 
weisung.') 

') Weitere rrUfnno-siufg.iben von 17H4 uud 1790 8. StASp 506 16 u.»0. 
*) Album gjr iun. 11. Dieiier Rataschluii lauiet: 

1. Da6 dieienige Gymnanasten, welehe eximiret werdent und riae Uni- 

▼ersitSt besuchen wollen, aueh entweder Stadtkinder sind. oder sonsiea 

Aipendia oder bftn-fida von gemeiner Stadt und hieflijyen Allmotieo gtMi'<i*f>n 
haben, oder genielien woUen, vor ihrer exemtion vora LObL Schol •Vifitatorio, 



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B. WeltUobe Sdmlen. 



287 



Zu Lehrem am stiidtischen Gymnasium waren, wio oben 
erwahnt, vor allem die Zoglinge dea Alumneuma in Aussicht ge- 
nommen, aber dm Tdrftadertea Zeiten entspreohend gab der Bat 
ftoeh ftr ihre Yorbildiing auf der UniTenittt genanera Anwrnrangeii. 
So liegt ant dem Jahre 1777 eine aoleha InstnikCioD an eineD 
Almanen Tor, der mit einem sttdtiBchen Stipendiuiii Torsdieii in 
Tftbiiigeii fltodieren wollte. Er hatte die beatimmte W^song, ridi 
zoffl Lehrer anambilden, und bekam die Unteratatrang mr so diesem 
Zweck, muBte auch daruber gonaue Abrechnung TOilegen. 
Beine Instruktion^) lautete folgendermaBen : 
„Nachdem ein HochEdler und llochweiser Rath in Riicksicht 
der an ihra Brftim bifihero beobaehtetcn ^iten Eigenschaften auf 
dessPTi j^ehorflanisteH Bitten den EntschluB gefaBt hat, zu Fort- 
t^t tziing seiner Studien mit einem ansehnliehen Stipondio auf andert- 
li ilh Jahre ihm an Handen sm geben, und hierbey Einea HochEdlen 
KutiiH Absicht vornehmlich dahiu gerichtet ist, dai^ er, Brauti, 
mittelat dieser Unterstiltsang zu einem Lehrer des hieaigen Qym- 
naniimB noih gesdiiekt madien eolle: ak warden demselben su 
seiner NadMehtnng folgende Pnnkto hieduroii Torgelegt und an- 
befoUen: 

1) Boll detselbe Terbunden seyn, hienger Siadt teme Bienate 

an uridmen, bo bald er von Einem HoohEdlen Rath darm bemfen 
werden wird, und es ■oU ihm nicht frey stohen, andere Dienate an- 
snnehmen, ebe er hienu die Erlaubnifi von Einem HoGhEdlen Bath 
eriialten hat. 

2) Soil er voi-ziiglich darauf bedacht seyn, daB cr sich zu oinem 
tflcbti{?en Lehrer des hiesit^en O^'mnasiums bilde, niithin die Er- 
ziehungskutiet als die IlaupLsuclie seineB Studierens annehen, auch 
alle Gelegeukeit benuzen, wo er die Gnmdiuizc derselben erlernen, 
oder in Aus€ibmig bringen kan. 

in Gegenwart des Scholarchat»i zu examiniren, darflbar eiD protocoU m flUmo 
imd solcbes zu kiinftiger Nachricht in d ip nrchiv 7u reponiren sey. 

2. Dafi die von imiverUtaeteo zuruckkummende Candidati Theologiae et 
juris, walche hiarige Stedt-Kinder sind, gleieb naoh Oner ZtnUcttuift ebenlUb 
in Qegenvart lObl. SobolardiatR uod Vintatorii ▼on beyden HE. CoaAdeoten und 
d«m Biteren HE. Pfarrer, ftxaminiret warden foUan, und dat protoooUom im 
Arohiv zu verwahreu sey. 

Sl' D&13 die (^didati Theologiae ihre erste Predigt ttber einen von dem 
lett^oi Utcven HB. FAhrw ihaen ▼oigeiehriabeneB iezi haltaa, und ihv cono^t 
vor Ablegong dem HE. Pfarrer rorzei^n soUen, welcher as dorohsugahan ttnd 
Ton dem Befund an K. Hu' hF ll. Hath za referirea h&tie. 

StASp 523, vom 4. Oktober 1777. 



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)g$ GescbichiL Entwickl. d. homanist. MittokelmlweMiM <L Iwyer. Pfi^ 



3) Er b«i deswagwi die Spnohen vnd WiiMoMballeii, die 
tamem Lehrar weiitbelulieh suid, neoiHdi die L^taiHiMhe, OritoliiMdi* 
md Hebiiitehe Spnohe, WBok die philoBopliisoheii, historiaohen md 
Mathematiachen linsMiiBolwfteii eifrigsie zu betreibea, n&d 
jederzeit sein Angenmerk dahin zu riehken, wie diete Sprachea umI 
Wiasenschaften tod einem Lehrer det Ctynuummns voigetngea 
werden eollen. 

4) Mit eben so vielem Eitc r soil er anr weitern BiUlung aeiiies 
G^Bchmaeks sich in den 8choTu rt Wisnengchaften ubeu, auch 

5) die franzoHiHche Spracho so zu erlernen suchen, daB er 
einstena auf Erfordem den outhigen Untemcht dariunen er- 
theilea kanu 

6) In der Itelafolwlieii imd Sbgliaehen SpiMhe mU er ebeor 
fUis, wenigsteiiB in dem diitten halben Jebie seinoe AkadenuMilieii 
Amfentiinlte, lo ^el ihni ohne YenftttBumg udeier noihweidlgea 
'WuMiucliaftan mftglioh aeyn wiid, einige Eenoinine m erweiben 
ricb bemflhen, anob 

7) in der Theelogie ezegetiocbe nnd dogmatiMhe I^ebntanden 
beiuchen. 

8) Die nahorn AnweisungeTi, die wahrend seiner Akaflnmischen 
Lfliifbahn der zeitigc Rektor des hiesiEren Oymnaaiuma, H£. JUL Hutten 
ihrn geben wird, soil or treolicli befolgen, und 

9) alio drey Monate eine genaue Nachrioht vou beinen Stadien 
an Lobliches Vilitatorium einsenden, woneben 

10) man sich uhnehiu versichert, dai.i er aufier seinem FleiQ in 
Erlemang der ndtbigen WiaseMelinfittti audi an reohteohaffener nnd 
anttindiger AnfEfthrang, wie ea einem kiknftigen Lehier der Jngead 
jrokommt, es nicht fehlen laaaen werde. 

Womaoh alao Er, Brann, ndi an aehten, nnd diese Weiaung 
atatfe einea BeTenea, dafi er ^rem Innbalt nadikommen woUe, m 
nnteiaehreiben hStte.^)* 

■) Der betr. Kaadidat bericbtet alsdann gdegenUicb an den Bat folgenden 
(StASp fifiS): 

Berieht m^bm di^jlbngoi 6tQ«kin«M flberhaiipt. 

1. Oefientliche Standeu. 
In der Matbenidtik erlernte ich die AaisuDgegriaitt, die Bochitabenrtch- 

nimg, bachrechnuDg, Rechuaag der PoieiuEen. 
In aer Oatebiebte betrieb ieb Ibdla Dnivanalbialorie. tlwila Gaaehiehto 

baa o ndi W i Staaten. 
Logik hOrte ieh titeila llieoaretaache, th«iJa pcaktiache, dnrch Obnngflii ia 

DifpuiireiL. 

Litteratnr erlamta ieh daa erato balba Jalir. 



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B. Weltlicbe Schalan. 



289 



- Min efriflM damn, dafi m don Bat in «nteT lime nm die 
Aubfldimg dee Iiehrers ni ton war, die Ibeologie Uldete nar eia 
AafciasBeL 8e batten neh die Zeiten geiadeit Und nidit aadi 
dm altiiimiaDiatiMlien Betrieb m itadieTeB wnrde det ^^—^4^^ 
aigeMlet, lODdwn ganz im Sinne des NeuhnmanismnB war neben 
dtr wiflsenschaftlichen Bildung die asthetisohe besondera betont. 
Aber anch der modenie Realismus soUte dem kfinltigen Lehrer 
nicht fremd sein: die historisohen und matbematischen Wiasen- 
ficbftften und modorne Sprachen sollte er etodieren, neben dem 
Franzo^iHchen sogar Englisoh und Italienisch. Darin ist so recht 
dentlii h der grofie UmMbwimg zu erkennen, den die Bilduqg 
dorchmachte. 

Noeh unter dem Rektorat Feistkohln wurde auch das Gymna- 
Binm zu Speyer Ton einer neuen Bewegung im SchuUeben beruhrt, 
n&mlich vun der Frage der KealBchule. Die im Jahre 1747 in 
Berlin eroffnete Heekeraehe ^dkononiBeh-iBathematisohe Bealschnle** 
hatte laseh aUenthalben ? on aioK raden gemadit nnd snr Nach- 
abmnng gereiit Aber was man in Speyer wie anderwlito im 
Ange balte, war niebt die Sehaftmg eiaer neuen Sdmle neben dem 
Oymnftiiiini) sondem eine Yencfamelzung beider fiebnlgaflmigen in 
einer Anstalt. Das allgemeine BedflrfblB nach einer SobidreCMnt, 
daM in der Entwiokfamg des Burgertums nnd der Stadte nach d^r 
lOMtfrninniBcben und gewerblichen Seite bin seinen Grand hatte, 
war aneh in Spoyer vorhandcm: anch hior waren viele SchQIer, 
welche nach Becndi|»Ting der Schulatudien nicht die Univorsitat be- 
zogen. ftondern ins bttrgerliche Leben ubertraten. 8ie hattf n mm 
zwar nach damaligen Begriffen eine hflbsche allgemeine gcistige 
Bildung, aber sie batten viel golemt, was ihnen nichtf* nfitste, und 
von yielem nichtti gehort, was sie jetat im praktiachen Leben gut 

Die franzOsisohft Spraobe lemte ich ao W6iit» da0 ieh fttnaOtinbe 
BncVtpr, ifchwflve SkeDen u* fichhfiben au^graoauiien, — leMa oad ver* 

stehea kan. 

In Grieeb iccben bOnrte ieb dn OoU^mn flb«r dm Lakw n. Murlnu. 
M Hflbrftitebtn ein OoDagiiiin ab«r den JeiemiM. 

]}• Was das Privatstudinm anb«langt, 

«© bestande fHefi eine^ Thei!* in Wiederholncp f5«r Offentlichen Stunden, 
an dem Th«ilb m Lesusg lutemischer Schrittsteller, in Dberaeteongen, in 
fiilenniDg der Geographie, in Lesung des griechiiehen K.Testaments, 
nnd des XenopbMis — and dann in Lesong anderer tenlMliea Sehriftn, 
bewmden soIdMr, welcbe die Emebong anbetrefiTcn ; n. a. m. 
' ' Geoig Friedrich firaun, 

Theol.Stad. 

ItawMata OmbudIm n«A«efte XL7II 1$ 



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290 0«ccluchtL EotwickL d. humanMt. Mittebichulwa««n8 d. bajer. P&lz. 



bfwioheii kSnnten. Wenn auoli dem Bealiamits in den Sohnlen 
eudge Zngeetfadnnwn gemacht wtren, iO war doeh die game Selml- 
emriehtong fllr aolehe getroffieiir die Uniyewi Ww tadie n traiben 
wollten. Was wiUte aber ein B&rger mit HebriUaoh nnd Grieohiach 

anfangen? Man hatte off»nbar fr&her lohoii (1749) daran gedacl^ 
Mathematik einzufuhren nnd dalBr den Schalern, die sioh danui 
beteiligten, Erleichterangen im Gnechiachen und Hebriischen rvi 
geben: denn Konroktor Litzd trat rinmal solchen Bpp^rphunppf^n 
entgegon: ^Gesetzt man wisse gewib, daB ein Knaho un ht beim 
Studieren bleibe, warum soil er dann das Hebraische und Grie- 
chiache nicht lernen durfen? leh glaube. dafi ihm dimv beiden 
Bpraehcn ebenso iiut/lich aind ala wenn er weiii, einen llhomboiden, 
Trapezoiden oder ein horologium borisontale aufiEUweisen.*' Nun- 
melir batten aotolie Ansohaomigen ▼emttnfligerai Plate gemaelit. 
Wie ea Mbeint, hat Bektor FeiBtkoU aelbat den Anatofi an Ande- 
nmgen gegeben; deiaelbe Xann, der nntor Geanen Einflnfi ao aeln 
fllr die linmaaiatiaehen Stndien eingetreten war, war beteit, aua 
aeinem Gymnaaiam eine Realachole lu naehen. Er hat in daa 
Protokollbuch der Anstalt d. d. 1 2. Juni 1 764 seine Gedanken uber 
die Beakchule niedergelegt und ninnn Lebrplan ausgearbeitet, 
den er in 4 Klaaaen einzurichten bereit war. (S. Dokum. Nr. 112.) 
Sein Vorschlag hat Beach tiing gefunden. nnd er konnte bald darauf 
die Hoffnnnj^ in eiuem ProtokoU aii'^sprei hon. daB daa GvTnnaaimn 
einer neuen und schdneren Vcrfa^^sung entgegenzuaehen habe. 

Gedacht war dieae neue Verfa.srtung so, daB neben den Sprachen 
und Wisaenachatten „andere Kiinate'' in den Lehrplan aufgenoramon 
werden, die natfiriieh in erater Linie, wenn nicht auaaohUefiUch, den 
kttnftigen Burgem ftrs praktiache Leben dienen aoUen, nimlieh: 
Beohenknnat, daa Bnehhalten, Zeiebnen, die Lehro Ton Becgweikenf 
Uhteirioht von Miaanfidctniea, (InBtnmienlal-)Mnaik. Unter den 
Spraohen eraoheint ram eratenmal ofBilell daa Dentaebe, wobei 
jedoeb nor die grainTn itiache und eriltographische Korrektheit be- 
tont wird, und als Wahlfach das Franzes iHche f&r alle Sehiiler; 
Latein leraen alle, Griechisch und Hebraisch nur die kunftigen 
Studenten. Auch bei den sog. Wissenschaften (Theologie, Philo- 
Bophie, Mathomatik. hi'^fori^rho Wisaenschatten) werden die gleichen 
Unterachiede in Ausaicht gi.iiMn!men. Durch dieaen frf^ior goatal- 
teten Unterricht am Gyninaaiuni woUte man alao damals don Be- 
diirfniaaen de« Burgertuma cntgegenkomnajii . ohne eine eigene 
hdhere BurgeracUuie zu errichten. Feiatkohl hat aeinen Flan iiicht 
dnrchgesetzt, nur wurde, wie wir adion geaehen haben, der fakul- 



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B. WeltUoh* SchniML 



291 



tative ITnterricht im Fraazurtischen im .Jahre 1766 eingefiilirt. Ver- 
«iazeU tiiidet aich auch, wie schon erwahnt, im Lektionaverzeichnid 
der HKlasse von 1767: artificinm Oennaiiioas epistolas sori' 
bendL Igaoneit mude tim die Saolie oioht, nug ne naa ▼om 
Beklor oder Tom Bat lelbflt avagegangen sein. Han bat aieh von 
Batnregoi Yoiriohtigenreiie, bevor mail eine 90 dwohgNiloiide 
"Seamng dnllbrte, an aimrKitig«n Anstalten ftber die doit go- 
maehton Erftbiongon orkundigt. So liegen Antwoitechreiben Yor 
ana dem Jahre 1765 von Bektor P. Miller in Ulm, der den ihn be- 
fragondon Ratskonsulenten an seinen Yetter Miller, Rektor in Halle, 
verwebt, weil dieser Gelegenhoit gehabt habo, die Berliner Real- 
flohvie zn sehen. Tatsiichlich wird dieser audi befragt, aber erst im 
Jahre 1773 nach Rektor Feistkohls Tod, nachdem er Profesnoi in 
Gottingen geworden war, zngleit^h mit der Bitte um Empfehlung 
eines neuen Rektors. Die Bemerkung in dem Brief, daU jetzt, 
d. i. nach dem Tode dea Rekturs, „aus dem Gruad geholfen 
verden kOnne^, ttfit Termttten, dati dber die TORimehmendeD Re- 
fonaen swiaoben Feiatkobl and dem Bat koine Einigung endelt 
wofden konnte; worin die Differanaon lagen, iot nieht m erkennen. 
1769 wBfde der Bektor yob Saaibrfioken mn Minen Bat gebeten 
flber die Einriohtaiig Yon Bealkkiwen und am EmpfeUnng nfili- 
licher Handbiicher an diesem Zweck. Rektov Kiefer vorhalt deb 
nicht ablehnend gegen die Realien, halt aber doohmit seinen Yor- 
«chl&gen zurilck, weil er die bisherigen Einrichtangen in Speyer an 
wenig kenno. jpdoch ist er nach dem LektionnplRn der Meinnng, 
daS durch Eintuhmn? oiner aiidoren Mothode im Latein und Ein- 
siehung verschit Ifner cjitbehriichcr Dingo sich wohl ungefahr 
10 Stunden wochentlich gewiimen lioBen, wodurch man fur die 
Botigsten Realklassen Zeit genng erhielte. Am Latein bemangelt 
«r, da6 man nicht sowohl das Yerstehen der Sprache nach den 
aUen BcbriftBteUem dareb das Leaen ab Yidmohr die mediaDiaebe 
Bichtigkeit in lateinieelmi AnfiAtMn durob sog. exeroitia aor baof t- 
eSeUiobaten Abdobt genommen babe. 

Waa wir aebon dfler an der Spejerer UnteniebtsYorwaltong 
anerkemieB durften, dafl tie aei^emAfien Befbtmen anginglicb war 
and Yon den Anstalten anderer Under an lernen sich bemtthte, 
gebt anob ana dieaen Konespondeosen ftber die Bealaobnlbewegnng 
berYor. 

8o hiQfof die Anstalt unter der 37jahrigen Leihinf^ dr- Rektors 
Foiatkohi ein vielseitiges, interessantes Bild von dem ychulbetrieb 
der damaligen Zeit. Dean sie war oickt abgeschlossen nach aufiea 

l&* 



292 Geschichtl. fiotwickl. d. huDUUust. Mittelschul wesens d, bajer. Ffals. 

hin, Hondern die Ideen, die Qberhaupt die Scholpraxia damals be> 
einflnAMi, dud «tteh in Bpejer anfgegrilfeii nod bald ineiur bald* 
weoiger terwertet w^en. Scbwtorigk^itoii nadite «s Mlidi, in 
dein atteii Betrieb Neaemngen dnrebsaMtsen; du waken mt hti 
dim Streben FeiatkoMfl, den Betrieb der alten Spsiebeii m heben 
nitil nt modernirieren , uiid bei aemem Yersucb RdalkliMeii ein- 
zurichten. Aber einigen Nutzen hatten die Bemuhungen doch. Did 
Anstalt hielt Schritt mit den andern tind zeigt in den venchieden« 
Bten Einrichtungen tibcrcinRtimmnng mit der ganzen Schulent- 
wicklnng dor Zeit. Es war ohne Zweifel i]m Rektnrnt PpiwtkoWs 
eine Bliiti peril (ie der Anstalt; das beweist auch die gute Frequenz, 
die zwischen 00 and 80 SohtUer betrug. 

Das Rektorat der Anstalt blieb nach Feistkohls Tod (1773) 
*/« Jshre unbeMitet; dtaii mrde fan Hot. 1774 der aafierordentUche 
Profewor tod Jena IC. D. Chr. Seybold berofen, der aber nur 
Ue 1776 bfieb.') Ton Seybold aind VonohMge aw Yerbeeaenag 
dea Sebnlweaeiia TOibanden, welebe die Znatiinnrang dea fiatea 
ftaden und den Lehrem anr Darnaehaehtang aogeatellt wnrden 
(s. Dokum. Nr. 113). Er spricht anerstTom Lateinbetrieb, den er 
yon dem bisherigen mechanischen und aufierlichen Yerfahren befipaien 
m5chto. Die Bilclier von Cellarins lieB er abschafTen, da ee geuit- 
tot(>Tif^ yjoi Ti 11 r "Wdrter tu krnrri. «?tfttt srloioh mit Satzon zii beg^innen. 
Die Exer/iririi Hollrri ;iiirli riiirri lieloli rondon Inhalt habcn und 
8o1Ien so 1m handelt worden, dab sie den Verstand und die Vrteils- 
kraft bildon; dahor miissen die Sohiilcr ihre Pehler sclbst findeo 
nnd die Griindc fiir sie angcben leruen. Eine Musterubersetzung 
des Lebrera bildet jedesmal den Schlufi dieser Obungen. 

Bei der Elaaeakerlektflie aoll daranf Bedaoht genommen warden, 
daB man die alten SehriftBteller rnebt gerada nm threrWorta, aondeni 
havptaftehlieh nm der Sacbe will en Ueat; die Schftler mflaaen 
Hber daa Geleeene im Zosammenhaag Bedieaaebaft geben nnd 
aollen nach den groAen Hftnneni des Altertums deiiken und haadafai 
leiDMl. Die Ubersetznng muB ein idiomafiflcbes Dentsch bieten, ao 
daB aie zngleich eine irnchtbringende Cbung in der M atterapraeba 
iat, fiber dcren Yemachlaflsignng infolgc der biaherigon „lateinischen 
Ehrsiehiug'' aehr geklagt wird. Zu ihrer Pflega mOssen alle Mittel 

>) Daa Rdctor* md w0U aneh daa Kenrakloifebali wvde damda anf 
4(M>fl. arlMtbt nebst dea aU>dk«i Nabwbexttgen an Natotalien. Die Lebrar IHr 

die 3. 4. u. 5. Klasse hatten 210, 200 u. 120 fl. Fixuni, freie Wobnang odar 
sp&ter Eiitecb&digung (30, 24, 18 fl.) and die gewObnlichen lifaturalien. 



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B. Wtltlidie flclnilm. 



293 



•DfOwendet weidon; die Ijekrer soUen selbst vor allem giite Biicher 
leeen, alles was den Qehillefii zu lateiniscben tjbungen deiptseh 
diktiert wird, korrigieren^ eigene Diktate aus guten Buchem, z, B. 
Oellerts moralischen Vorlcaungcn, geben imd diese zu Sprachiibungen 
benutzen und schlirl^lich kleinero und groBero Aufaatze mundlich 
wnd Bchriftlich anferiigen laHscn. z. B. kleiu© Oebete. Briefe, Er- 
z&hlungen. Im Rt^ligionsunterricht ist alles nieclianische Aus- 
wendiglernen von Diugea, die lucht varstanden sind, zu verpuncn. 
Ausgehend von dem, was die eigene Yenuuift lehrt, soil der Lehrer 
su den leichteaten SfttMo der geoffeobarten Beligion llbeigehen und 
atafenweise fortsolireiteo. Die Eimrirkaog anf das Hen dee SebAlen 
aoU das Hanptiiel sein. Wenn dann weiter tou der kdrperliehen 
Ersiehnnjf die Rede isti, so sind damit freifieh nioht Leibesftbnngen 
gemeiiit, Bondem Emehung an gesitteter und gesunder Haltung 
des KSrpers, zu Ordnung und Reinlichkeit in Kleidung, Buchern, 
Sclirift UBW. In der Uandhabung der Disziplin ist vor allem wiohtig, 
wie sich der Lehrer zu seinen Rohulern stellt; er muB durch seine 
Liebe auf die Kinder wirken, darf nicht Furcht erwockcn; cin gutes 
"Wort iftt besser als Streiche. — Eine eingoheiidei e Bcschaftigung 
mit Geographic und Get^chichte \\'n\l aln notwendig erachtet. 
Auf die tibung det> G edach tuiaaes ist besonderes Augenmerk 
zu rich ten, aber nicht mit einzehien Wortem soil daa Gedachtnia 
belastet wefdoD, sondeni rasainmenbSiigende, gehaltroUe S&iM oder 
poetisolie Btftcike in denteoher nnd kteiDisdier Spiaelie sind ein> 
auprSgen. Sehliefilieh betont der neue Bektor eindriogfieh die Not- 
▼endigkeit steier Weiterbildnng der Lekrer nnd empfiehli 
dafOr als besonders nutzbringend folgende Biicher: ^Heynaz' Schriften 
liber die deutsche Sprache; Basedow, bes. das Methodenbuch; 
Soheller, Anleitung die alten Schriftsteller zu erklaren; WeiBe} 
"Wochcnblatt ftir Kinder; die Schriften des Geh. Kirchenrats Seiler 
iiTid die Peter Millers; die Schriften von Gesner nnd ErnesH; die 
Ziiricijc r .Nachrichteu von den neuen Schulanstalten; die Bciirii'ten 
von Geliert und andere unserer guten Schriftsteller''. 

Eb i«t ohne Zweifel wieder eine neue frische Luft, die uns aua 
den Grundsatzen des Rektors entgegcuweht. Der i^euhunianismus 
sckeint nun wirklich die Stndien auf dem Gymnasium zu Speyer 
beherfaehen an soUen: keine. Imitetion mebTf aondeni aaeUidiee 
Yerstindnia der Antor^n, SehirAing des Urleib, Lftuterung des 
'Oeseboiaeks nnd. Wfirdigvng der bedentenden historisohen Yorglnge 
nnd Feadnliebkeiten. . l)m ^ngehendere Behandlnng der Muitor- 
apiMjle in graipmatisehoQ» orftogtuphlsehen und Auftals-^buiigpii, 



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294 GoMhiohtl. EtttwicikL d. hnnaakt MittebdralwMeu d. bfljor. Fftili. 



wie M Bchtint aneh aehon eine leiae Hisfllliniiig auf die Litoittur 
(Qellert); rtBrkere Betommg yon Geschichte und Oeogmphie. All 
das kennseiclinet den Vertreter des Nenhnmaiiiioiiui. Etwas sch^iri; 
er auch ans der piettttifldien Praxis ubernommen zu faaben, wie die 
Obungen in Gcbetcn, wenn er aie auch fur den deutschen Unterricht 
verwertet, und die Betonung dor Erziehunp^ zur Wohlanstandigkeit, 
auf die man j;! in den TfalleKchen Ari^^t:i][rTi iuicli lioi^iniileres Gewicht 
legte. Vor allom aber ist er auch beseeit voii deiii (ieist der Aul- 
klaning; er hat das kWe Ziel, seine SchiUer zu geistigor Preiheit 
und Selbbtiindigkeit zu crziehcn; ein eigenes Urteil solleu sie in 
allem bekommen und bei allem nach dem Grand fragen. In d«ii 
hnmaaen Braidiungspiinzipien ist ^eWirkmig RoiUBeaiu mi Ter- 
^firan, der liebe predigt slatt Foreht So wird die Spey«r«r 
Ajtttalt auch in die geiatige BtrAnroiig des Zeitalteia der AnfltUinn^ 
nit hineingesogen. Aber gevifi war Einaeitigkeit vennieden; ao 
war der nene Rektor nicht angelegt, wie z. B. die Empfehlung 
▼ersehiedenartiger Werke zur FortbUdnng der Lehrer zeigt Der 
Name Basedow erscheint dabei zum erstenmal in Speyer, und 
damit ist nafiirlich auch die Mfigliehkeit der Einwirkung seiner 
Methoden und Trinzipien gegeben. Es mag daran erinnert xpin, dali 
um dif"»f> Zeit (1777) Bahrdt sein bald wieder veruugluckte» Phi- 
lanthropiu in Heidesheim bei Griinstadt eroffnet hat. 

Leider wirkte SeyboM zu kurz in Speyer, als daB seine Ge- 
(hinkcn voUstaudig zur Durcbfiihrung batten kommen konnen. Sein 
„rian'', wie er im YorauBgebendea eUsdert wnrde, ist awar den 
Lebreni sngeatellt worden, abw dabei blieb ee; de waren teik an 
alt an Jabien, ieila dllnkten aie aicih an aebr erfkhren im Lebiamt, 
aU dafi aie einem, der eine aodere beaaere Hetfaode einfBhren 
wollte, Oebdr geschenkt hfttten. Seybold gab selbst ala Haupt- 
uieache seines Wegganga Ton Speyer (nach Griinstadt) die Tielen 
Yerdrieftlichkeiten an, welche ibm aeine in der besten Absicbt 
untemommenen Bemfihungen zugezogen haben. Noch wiederholt 
wird in epateren Berichten und Outachtcn anf aoine AusfQhrungen 
iiber die Unterriphtsmcthode hingewiesen und beklagt, dafi durch 
den Mangel eine» guten, von alien gleichm&fiig befolgten Lehrplanes, 
wie er ihn haben wollte, die Anstalt znriickgehe. 

Nach der kurzen Amtsfuhrung Scybolds wurdo vom Rat der 
21 jahrige lob. Oeorg Hutten aus Kirchheim unter Teck zum Bek* 
torat bemfen; er eibielt, wie eubon sein Toig&nger, ein anf 
400 fi. eibdktes Qebalt, dam die Teraefaiedenen NebenbesAge an 
Hols, Oetreide naw. Doreb die Beformbeatrebongen der letiien 



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B. Weltlicbe Sdmlea. 2115 



Jahre war, wie es scbeint^ der rukige (Jang des Unterriohts etwas 
geetort worden. Ohne die Verdienete Feistkohk zu verkennen, 
mtm% Hiittoo, dodi mineliet Vttlcehrto eingefiUirt woiden 
and bedanert, daft Beybdld so kon wizken koonle; Ton ihm wSn 
On(M in enrarton geweaeo. Es war ebeii der G^niati swiioheB 
dem Oeist and der lUohtniig der oeaen Rektoren und d«i alten 
Aoaehaamigen und Einriohtangen Uim Yoigftngers, der ihnen die 
Anstalt in schlechtem Zwtend encheinen UeB. Nun mufite Hntten 
selbet an die „Yerbemerang" herantreten und hat auch gleich 1776 
einen Plan eingercicht. der leider nicht mehr vorhanden zu woin 
Bcheint. Tndea ist auch wahrscheinlich eine Anderung offiziell nicht 
▼orgenominen worden; denn iioch 1779 wird duroh Konsistorial- 
Be«chluli daH „ Schema^, also dor Lektionsplan, Feistkohk neuer- 
dings in Erinnerung gebracht, da es nie vom Rat aufgehoben 
wordon bei. 

Nor eine Xnderung ist aiober mit dem Amtsantritt Hnttoiu eia? 
geHUurt wordeD) nftmBch die Erweiternng der Anatalt um 
eine 5. Klasse and um einen fOnften Lehrer (8.Dokiim. Nr.ll5). 
Han fond, daB die Schiller wa acfalecfat Torberellet ana der deoA- 
aehen Behnle ina Oymnaainm kommen, dafl flberhanpt nngeeignete 
Elemento.eintreten. Um dem zu steuem oolite eine Auslese verge- 
nommen und diejenigen, welche Neigong und Fahigkeiten batten, 
mehr ala gewdbnlich zu lemen, in einer Art YorHchule dem Gym- 
nasium zugefuhrt werden. 8ie wurden im deutachen und lateini- 
schen Lesen und Schreiben, in der Orthographic f^riindliob geiibt 
imd mit dm Anfangsgrunden dos Tjafeiniechen vertraut gemacht. • 
Bei der Ausscheidnng der Kinder H«llte, wic au&drucklich bestimmt 
wurde, aut den etwaigen Widerspruch der Eltem nicht geachtet 
werden, weil der Rat Bich fiir berechtigt hielt, die Oberaufsicht 
fiber die Ezaehung seiner kftnftigen Biirger zu fuliren and mo duroh 
KaeUMgkelt der Eltem nioht verderben an kmen. Daa ist eine 
gans interessante Anffowung der Stadtbehdrde. Diese VorBobide, 
wenn wir oie so nemien wollen, hat sioih jedoch fUr die Dftoer mobt 
bewihrt; schon 1784 wurde aie aofgehoben, daifUr aber dem betr. 
Lehrer an der deutschen Schole der Anftrag erteilt, denjenigen 
Kindem, welche ins Gymnasiom ubertreten woUten, einen besonderen 
ITnterrieht zur Vorbereitung in den AnfangBgrQnden der lateinischen 
Sprarhe zu ^eben (gegen eine Gchaltszulapre von 20 fl.)- In der 
5. Klasse ist auch Basednws Elementarwerk bennt/t worden, 
80 d&Q also auch dieee neue Riehtung der JPadagogik in 3peyer 
vertreten war. 



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Nanmehr fand audi die Muttersprache eioe bessere Pflege. 
Im Jahre 1778 erscheint sie im Lcktionsplan der I. Klaase uud 
zwar nicht nur yum Zweck rhetorischer und poetischer Cbun^D, 
Bondern zwt Uiiterweisung in den deutachen Schnftstellem, In den 
folgenden Jahren kam sie auch in den andern Klaasen zu ihrem 
Becht: neben Keobtechreiben sind vorgeschrieben Aufs&tze und 
AoBmnd^ltniM von meralttolien 0ediohteii. Aadi die Be<ilieB- 
knast wnrde vntor die ordenilielieii Lektaonen aufgenommen. 

Einen Oeaamtilberbliok fiber deo deiBeligeii Unteniciit ufter 
Hnttens Bekioiat geben T*beUen aw dem Jehre 1778 (Alb. gymn. 
Bd. m), die ffir Mine ToIlstSndige Sobulordnung teilweiso einen 
ErsatE bieten mussen (s. Dokum. Nr* 116). Wieviele Stunden dMi 
einzebien Oegenstanden lugeteiU waren, ist daraus nicht zu seben. 
Charakteristisch ist, wie sehr Rheturik und Dialektik zugunsten der 
Bealien in den LektionHverzeicbnisseu zuritcktrcteii. Im Jahre 17S0 
finden wir zum erstenmal in der Prima als giiechischen Autor 
Homer (Iliaa), indes nur fiir dieses Jahr, erst kommt er wieder 
an die Reihe. 

So ist manches Neue uach und iiach eingefUhrt wordeu, aber 
trotidm Oder vidieidit fende desvegen feblto ei idcM an Klagen 
fiber den selileohteB Zmtand der Sohiile. Der Weoheel der Bek- 
toren, einee Teib der Lehrer, einmlne Keaemogen ohne duieh> 
greifende Andemng und Fixienmg det LelirplaoB, ao dafi tebUel- 
lioh jeder Lehrer tat, waa er woUte, daneben die noeh unentachiedene 
Frage der Realschule — alles trug dazu bei, das Schulwesen sii 
• Tersohleohtem, wenigstens ihm die Stabilitat zu nehmen. Daza kam 
noch, daS auch in der Yolksschule kein oinheitlicher Plan vor- 
handen wnr unr! d'w Sohiilor ungleich und achlerhf vorg-obildt^f in 
die hohere bchule ubertraten. Das geht alles aus verb( liiedein^n 
Berichten den Rektors. der Visitatoren und der Lehrer sselbwt lier- 
vor. Uni wieder Ordnung und iviarheit in die Schule zu bringen, 
wurde im April 17 SO eiiie Kommlasiua eingesetzt, wekhc nach den 
eingegangenen Berichten die Schaden priifen und die Beformen eia- 
leiten soUte; ea gehorften daaa die Sokolarelieii, IHaitatoreti, eiaige 
Henren dee Beta and die Getatficheo. Dieae Kommiaaion nnfite aioh 
aber lUTor fiber einige prinaipialle Fragen klar warden, die ihr Tea 
Bate anf Yoraehlag dea Beklaia Toigetegt wvrden, naehdem dieaer 
sie Or aetne Person aehon an den Bat geatellt hatte, ala ihm im 
Jahre tuTor der Entwurf emer nenen Scholordauig au^etragen 
worden war. Sie kMiten^):. 

*) atASp sot 



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„1) Welcheti Zweck boU das Qymnasium haben auf alle Zu« 
kunft? Soli 68 Schulanatalt fiir Studierende bowoI als kunftige 
-B&rger, wie bisher, bleiben? — Oder soil es bloB Real Sohulo fur 
B&rger werd^n. ohnc RQokneht «af Untemobt der StadiMonden? 
— hiesiger u. frenider? 

2) Soli dafl Gymnasium aicher und gewiS auf immor nin vier 
Klaasen bestehen, die mit vier Lehrern bosetzt werden? Oder Hteht 
ihm etwa noch eine Minderung der Anzahl der Lehrer bevor? — 
Oder hat sie Vermehrung derselben — etwa mit einem ordentliohen 
Bchreib und Rech(»nmei8ter — zu hoffen? 

3) Sull es bei der bisherigen KlassenAbtheilung in Uiicksieht 
der auf einzelne Klasscn zu beatimmenden Geschafte jedea einzelnen 
Lehrers verbleiben? Oder soli jeder Lehrer seine bestimmten Lehr- 
gegenst&nde erhalten, welche derselbe als dann in aUen damit be- 
flohftftigten Klassen za lehren hat? 

4 ) Soil es bei den seither angenommenen Lehntunden bleiben? 
Oder hat der, weloher eine nene Schuloidnung entwerfen aoU, die 
Erlanbnifi, nach Befinden der Umstftnde davon absuweiehen? 

5) Soli es bei den seither Hblichen Sehnlblichem aein Ver- 
bleiben haben? Oder iat gewifi in hoffen, daft der Yorschlag 
beaaerer SehnMoher angenommen nnd ausgelllhrt werde? 

Dieeen flinf Fragen mnfi unumganglich anoh der Pnakt bei- 
gefligt werden, in irelchem TerhftltniS MuntUohe Lehrer gegm 
jedesnudigea Sehokmhat nnd Yintatorium, ne Milbat nnter und 
gegenonander, besonden Rektor gegon Mine Kollegen stehen 
Bollen? — Ohne Yestsetmiig desselben ist es gans und gar un- 
mdglich, die Gesetze einer dauerfaaften SchulPolizei zu entwerfen: 
Oder sind wenigsteiis im bin£!;pr ftnlniltendon Mfln^f"! dorHolben alle 
•either gefuhlte iiblo Foigen und I nistaiido irunuM zu i)etTtrchton." 

Man kann daraus orsohen, '\velche Fragon d unals die Fortent- 
wicklunp; der Anstalt beemtluiiten; in erster Lmu sh lit die event. 
Uiiiwandhitr:^: in eine Realschule. Auch das bishenge Klasiien- 
system ^var. v^ie es scheint. ge^hrdet nnd drohte, nach dem 
Muster der Halleechen Anstalten abgeandert zu werden. Die 
grSfiero Zahl dnaehier Ffieher nnd die nmehmeiide Bedentung 
denelben gegeaftber den biahw allein maBgebenden Spraohra, biw. 
dem Latein, lieB das System von Fachabteilnngen empfeblenswert 
-fiisQheUieii. 

Es iat beieiofanend f&r die Oewiasenhaftigkeit Hottens, dafi er 
baanttagte, den nenen Bntwnrf anch aoawErtigen berlihmten nnd 



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298 OwdiielitL SktivickL d. linmamat WUMMirmm 4. tajw. PMs. 



ofTentlich anerkaimten guton Lehrem nad Enieheni lor atrangitoa 
Beortoilnsg mitzuteilen. 

Aber auch dieee KommiBBioneberatung scheint nicht den ge- 
wiinHchten Erfolg gehabt si haben; wir hdren gar niohts von einer 
neaen Schulordjiung. 

Im Mai 17 b7 wurde von neuem beschlossen, die Yerbcssening 
des Schulwesens emstlich in Angriff zu nehmen. Die Realkennt- 
nisse sollten mchr betont mni daher auch ein eigener Schreib-, 
Rechen- und Zeichenineister angestellt werden. Wie das durch- 
gefuhrt wiurde, iat niebt nSher zn sehen. 

Bektor Hntteii folgte im Jahre 1790 einem Riif aacii Tdlniigwii 
nnd eibielt in dem aeitlierigen Konroktor Simon Heynemann einfin 
Nachfolger. IMeaer war dem t783 nach 28 jiliriger Lehrtatigkeit in 
Bpeycr veratozbenen Konrektor Rciehardt gefolgt und hatte aieb 
von Anfang an durch grofie Rfihrigkeit inid viel Geschick ausge- 
zeichnet. Seine Gntachten aus den Jahren 1785 und 178(> verraten 
kltiren Blick fiir die Sehaden und die Bedurfnigso dor Anstalt. So 
reichto er donn auch hald nach seinem AiniHuutritt ak Rektor 
einen neuen Schulphm ein (Febniar 1791), der die Billigung des 
llatH in alien Teilen erhielt (h, Dokuni. Nr. 117.) y,Er enthalt nichts 
iiberbpanntee und blol^ gliluzendes, Bondern ist den hietiigen Lokal- 
omBt&aden gans anpaaeend* Donn er voreinigt einon doppelten 
Zweok: 

1) Stadieronde mr UniToratftt voisabeieiten. 

2) BOiger wa bilden, odor mit andom Worten sli redea den 
nidit atndierenden eoviel Religionigelehxten nnd reel-KentniNe anf 
den Weg seines kfinftigen Lebens mitzugeben als er bedarf." 

So benrteilten die Referenten im Rat den Plan des Rektors. 
Es wurden nun die fur die betreffenden Lehrer einschlagigon Ab- 
Bchnitte in boeondcro I^oflchridc j^efaBt und ibnen rug^eHfollt Nach 
dem HerbsfrxiiMU'ii I7^»1 konnten die Visitatoren ben its berichten, 
dafi der Erfolg den Erwartnngen entsprochen habe; besondeiis wurde 
hervorgehoben, da6 dns mechanische Auswendiglernen beseitigt 
und die so sehr in Yerfall geratene Disziplin jetzt besser aei 
als jemals. Auch die neuerdings wieder eingef&brten wdchent* 
liidien Sdndkonferenen kaben viel sai FSrdenmg der BdiUef 
betgetragen. 

Bin Zeioken fttr die Ofite des nenen Lebiplanes Ist, dafi er 
anob beim Henoglieb sSehascken Chfmnaeiam sn Meiniiigeii ein- 
gefiUnt wnrde; anok an andem Orten soil er Beilill geftmden kaben. 



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299 



Bie Frage iet Beabohvle wird darin einleitend behand«li; 
Heynemann halt es fur unzweckmSfiif^. eine ansgchliefilich fur Biirger 
bestimmte Schule einsurichten ohne Bucksicht aof die, welche 
studieren wollen; diese mflfitcn ja dann nach auswartB gehen. Eine 
Verbindiin^ der beiden Zwocke er'«rhpint ihm ak notwcndig; das 
Gymnasium soil bleiben, wrh ph u\ ilm letzten Jahron gcwoHon ist. 
Da dieser Standpunkt au8(liuck.li<:li vom l?at gebilligt wurde, war die 
Realschulfrage erledigt, und Heynemann teilte demnach seine Lck- 
tionen ein 1) in allgemeine, die fur Studierendc und Nichtstudie- 
rende verbindlich rind: Lesefibungen, Religion, tJbungen dOB 
VentandeB, Kalligraphie, Orthographie, Rechenkunst, allgemeine 
Weltgeaehiebte, Geogmphie, lafceifUBolie Spvacbe, fransSrioeheSpnMbe, 
das notigete und brancfabanle ana der Natoigesehiefaie, Yerfertigiuig 
deutecber Aufefitze, DeUamationeii; — 2) in besondere, mrYor- 
bereitung aof die Universitat: griechiBche und bebraische Spracbe, 
Mathematik, Logik, natQrliche Religion, praktische PhilMOpbie, 
Nftturlehre, Rhetorik und Poetik, Mythologie der Qrieoben and 
Romer. Romiscbe A?itirjnitHten. 

Nui" zu den allgemeinen Lcktionen gibt or nahere methodische 
Anleitnngen. Es iat in der Tat ein gesunder Zug. der darin zum 
Ausdruck. kommt; er baut weiter auf dem, v as Seybold und Hutten 
angefaugeti haben. AIb leiteuder Qedaukc gUt auch ilirn, alias 
Mechanische moglichst zn beseitigen; alias Auswendiglemen von 
nnventeadenem Zeog ist ibm tSa^ Grenel, in allem sellen dallr Aa 
BdttQer eine grOndliebe Erklimng bekommen vnd soUen stets in 
senwttndigem Denken nnd Urieilen aagebalten werden. Das ist 
gans im Sinn seiner YorgSnger. FQr Cbnngen des Yeistandea setel 
er sogar eigene Stonden an; er nimmt zu diesem Zweck geeigneie 
dentscbe Lcse»tticke, die mogUehat vielseitig dorchgesprocben and 
▼on den Schulem selbst wiedergegeben werden. Es kommt das 
also imseren deutachen Lesestunden gleieh ; und wic wir Proaa und 
Poesie vereinigen, «o or<j;iin7t er Hcine VcrHfandeRfibungen dnrch 
Deklamationen. Vortrag von (ieiiertociien Fabein, Uden von Kleist, 
Uz u. a. Nimmt raan die grammatischen t)bungeu im ZuKannnen- 
hang mit dem Lateinischen, die eigenen OrthographiestundLa, die 
Anfertigung deutschcr Aufaatze, nach deren Korrektur der Lehrer 
einen MoBteraufsstz zu diktieren bat, femer die Betonung das Wertes 
einer wirUieh gaten denfeacben Cberaetsang der lateinisoben and 
grieebiacben Antoren binni, ao baben wir einen Tollatlndigen dent- 
aeben Uateriobt in viel nm&aaenderer Welae, ala er biaber gegeben 
wurde; nnr iat niebt allea nnter dem Geaiobteponkt „Denlaeh'' in- 



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dMO Oewdiiditl. EntwieU. dL hanMiurt. |litl8lidiiilw«Mi» d. bajer. PIMs. 



B4ramengefa6t. ') Die bildende Kraft des LateinlernenR nach der 
formalen und inhaltlichen Seite hebt <iev Rektor Htark hervor und 
rofhtfcrti^'t Hf^rnit, dnK er aufh von (leii Nichtf't'ndierenden gelernt 
halt II will. Wifwcit erhabon die jetzige neu li u maniHtiache Be- 
Iiandlung der Autorea fiber die alte ist, zeigen seine Worte: ^Der 
Sohuler soil angefUhrt werden, die lat&im»chen SchriftsteUer zu ver- 
stelien, seinen Yerstand mit den darin enthaltenen Begriffen za 
bereiobern; ana denielbeii Klugheii sa lernen; Mi mit d«r Ge- 
•«likhte der Torwelt bekannt m maohen, den Patriotiamw su 
sonen Geeclmiack xu fixieren and ein feioee Oeffthl Tom 
•Anatiiidigeii und 8eh6neD lu bekommen.^ Nioht minder er&flt er 
den Wert der Oeachielite f&r die Jugenderziehung weit tiefer, ala 
es bisher geschah; er nennt aie die beste Philosophie dea Lebens, 
die beste Lehrerin der IfenBohheit* Kurs, in alien Ficbern erkennt 
man einen dem Neuen und Besaeren zxistrcbnnden Geist, der ohne 
Zweifel die Anstalt zur Blute biitte briugen konnen. wenn die 
guBt ren Yerhaltnisse eine ruiiige Entwioklong nicht gewaltsam 
uutcrbrochen batten. 

Tn «^on Knen:ssturmen von 1702 an hatte aueh Speyer schwer 
zu leiden; ala iui Dezenibor die^ses Jaliros die Franzosen in die 
alte freie ReichsHtadt eiiiiutktcn, war unter den Fliiclitlingen 
auch der Rektor und ein Teil der Lelirer. Die Schule loate 
aioh infolgedeaaen Bonftohst nahesu auf. Doch wurde sie 1793 
mit 47 Sohfilem in 3 Elaaeen (I vnd II waren kombiniert) wieder 
erOflbet and netdirftig weitergeffihrt, sdilieiUflli nnr yen dem 
Rektor and einem einsigen Lehrer. Ale 1798 Heynemann etarb, 
naiunen elch der Schnle die Geistliohen der Stadt an nnd taten 
naeh Krftften alloa, um die Jngend nicht ohne lifiheren Unterrieht 
sa laeien. Die KUasen waren eine Zeitlaog in twei kombiniert, 



') In dem 1792 im Alb. gymn. veneidiiieteii LtbrpMinm der I. KUwe iat 

das Deutseho in folgender Weise zu<<aminengelkOt: 
aj Theorie des Stylos nach l>ictaten 
a) L>«r Gebrauch des tlochdeutschau 
/I) 8praohriohtigk0it 
y) Sprachreiaigkeit 
i) Klarheit u. DeutUchkeit 
t) AQgemesseaheii 

n) Wtuda 
b) Amrb«itinig gaaaar Bcdes 

e) OebMMtiaagea aoa d«B UteiiiweiMn vnd OtieehiMhea. 



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B. Weltliche Schnlen. 



m 



ab^lf Mhr ieUtfolit bemielit, ^indMii dliie 8orge fllr 'd«ii Lebens- 
imterhalt, die BewaeliiiDg der GSiteik mid FeMer imd andeie tranrige 
Umstftnde alle Borge ftr die VerrollkoiiuDBiing dee YentandeB 
entiekten". (Alb. gjiiin. m. J. 795.) 

Die Freqnens der Aneialt »eit dem Jahr ]738 (eeit der An- 
legong des Album gynmasii, nach dem eine Kontrolle mdg^ich ist) 
betrug bei 4 Klassen durchscbnittlich imgefahr 60 BchOler; sie 
erreichte den niedersten Stand 1747 mit 45 and den hochsten 1757 
mit 80 Schfllern; nach Anfflgunj]: <iler 5 Klaase stieg die Zahl bis 
97v um dann naeh 1784, nach Einzichuug dieser KlaMe, wieder 
auf den normalen Stand von ph. iM) zu ainken. 

Das Alter ckn- Schuler war in den cinzelnen KlasHcn ein 
auSerordentlich vei-^f hicdeiies; e« schwankte in Klasse IV 7wis« hen 
7 nnd 10, in 10 zwisehen \) und 15, ja 17 and IB. in II zwischen 
10 und 17, Ja 20, und in 1 zwischen 13 und 22, ja 24 Jahren. 

Der Aufenthait in deii Kiai^isen war gewdhnlich 2 oder rs Jahre, 
es kamen aber auch liiugere Zeiten vor; in I Hind Scliuitii- sogar 
5- and 6 Jahre lang gebliebei^. Qewifi cine bewuuderuBwerte Aub- 
da^y zwnal wium man l^enkt, dafi ee in den UnieifidiMeheiik 
in. di^B Tenehiedeven Jakran keine oder gana wenig Abwechee- 
lung gab! 

Im Jahr 1796 finden wir wieder Tier getrennte Klassen mit 
zasstfunen .39 8okft1eni, die im Herbst anf 50 stiegen. 

Die Lektionen dieses Jahres waren naeh dem Alb. Gymn. 
Bd. TV. Iblgende: 
lY. 1. Der KaleekiBmttB Lnfhere 

2. Seilers biblieeke Gesohiehte 

3. Lesen in der Bibel und dem nenen Testeraente 

4. Declinationes et Oonjngationes 

5. Speeoitts 

6. Tirocinium et CoIIoquia 

7. Scbollor'j Worterbuch 

8. UeHiiMi^'t'n im Deutsch und lateinisch Lescn 

9. Ubuiigtn in der Kalligraphie und Urthographie. 
III. t. Luthern Katechinmns 

2. Sellers Heilsordnung 

3. EntTopiuR L. 11 cp. I- XI IT 

4. Vokitbeln aus Scheller* Worterbuch litt. a — o. 

5. Schellers lat; Grammatik 

6. Geographies Kaite TOm Globus nnd Europa 



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dOS GMchidill. EntwickL d. buBMiit M tttoliehnlwweM d. iMjrer. Pfldi. 



7. Arithmetik: die 4 Beebnuigsarlen in nnbeiiAaiiteii ZaUea 

8. Declamations TJebnogen 

9. ExereitiA StylL 

n. 1. Ohrisa BeiigioiMlelire nacH Sefler 

2. OomoUus. ChabriaH. Timotheua 

3. Ovidii Trisdum Lib. I Eleg. II 

4. Anfangsgrunde der Prosodie 

5. Yokabeln au8 Bchellers Worterbooh 

6. Schellere latein. irifliiimMtik 

7. Geographie. DeuUciiiand im allgemetaeii und der ober- 
rheinische Kreis 

8. Arithmetik. Die 4 Rechnuaga Arten in beaaaacen Zahien 
u. Beg. de Tri. 

9. Declainatiinis Uebiingen 

10. UebuQgea im Biiefbohreiben 

11. Esercitia ItilL 

1. A. Sprachen. 

1. die hebraiaohe. Da dieae Sprache in zwey Jahrea nicht 
gelehrt worden, ao fin^ man an das Lesen, Gonjugiren, 
Analyfirea 4e8 3. Cap: des 1 B. Hosb. naeh Damens Qfam^ 
matie. 

2. die gfieohisclie. 

a) aneerleaeiie Oden ana dem Anaereon — naeli Strolli 

b) Evangel. Matthaei op. I— XIY. 

e) swanag Sonntilglidie Evangelia aos den 4 Evaogelisleii, 
nebst der Orammatlo and etliehea fisereitiis 

3. die lat<»ini3ohe 

a) auseriesene Odon aus doni Horatius 

b) Ciceronis Rede pro Archia Foeta, mit der Lehre von 
Perioden-Chrien. Orationen und Figuren. 

c) Virgilii Aeneia Lb II vers. 

d) auserlesene Gedanken aus dem Somnium Scipionia. 

e) Eserdtia fltOi latini. 

B. 'Wissenschaften. 

1. Ghristl. Religionslehre nach Seilera lat: Compendium. 
De Saenmentb. 

2. Allgemeine WeUgesehiebte naoh SdhiOekh P. 11. Period. 71 

3. Geogtaphie. Die EvoberangeB der Fxanioeea in DevtadiiaBd 

4. HTthologie and rOmiMlie Alterfcblimer. 

5. Uebnngen in deatooben Term and Briefen. 



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£. WeltUche SohuUm. 



m 



FQr die hebfiitolie und giieeiiiidie Sprache, alao woU ftber- 
lumpt sor Yorbenitiing anf die UntverritttHtadien, lubeii tleh in 
den folgenden Jielnen gar keiae Sebfiler gemeldet 

Im Jahr 1801 erscheint eine gam nene Eiateiliing der Anstait 

in eine Divifio inferior mit 22 SchQlem im Alter Ton lO^t — H Jahren 
nnd eine Divifio superior mit 1 7 Schulern im Alter von 11 — 15 Jahrea. 
Diese Einteilung blieb bis sun Jahr 1804 mit folgendem Lehrplan 
(Alb. gymn. IV p. 67): 

Examen autnmnale 
hab. die XXI ft XXII menf. Septembris XDOOOL 
le 4 ft 5 jour oomplem: Tan IX. 

Divifio inferior. 

Leotiones. 

1. Religion 

2. Fiansdaiaohe Sprache: AnfangsOrCinde im Lesen, Dekliniren, 

Conjugieron, und Ucberaezzen. 

3. LateiniBohe SFrache. a) Declinationps pt Oonjti^fttionea. 

^) Uebersezzung iatcinisrher Aufsazze, 
Oespi ache und Fabeln aus SnhellerH lateiii: Gram- 
matik im Deutsche ; und deutacher Aufsazze ins 
Lateinische. 

4. ErdbeBchreibung a) allgem. Begriffe, fi) Earte TOmQlobu. 

y) Eoropa flboiuuipi 

5. QeMhidiie. 

6. Aritiimetik. Die Tier BeohnnogaAiten in unltenanatenZahlen. 

7. Schreibkunst mit Ortho- und KalUgtapUe, 

8. Moral: allg. Einleitung, Pflichteo gegen Qett. 

9. Naturlehre: Ton den Elementen. 

10. Theorie der Kunate and Handwerke: allg. Einleitung; die 
Kunste insbesondere. 

11. DcutHche Sprache: Allerley Auaarbeitungen und DekUma- 
tionen.^) 

Divifio fuperior. 

Lectiones. 

1. ReUgion 

2. Brdbeaehreibung a) Fiankfeieh fi) DentaoUaad. 
4. Arilihmetik bift snr Begola de Tki mit 3 Brflehen. 

*) Die AbUsiluugen 8 — 11 koaat«a auch audere iwage Leate besucheu, 
die nidit Schiller der Anatalt waren. 



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ZH G««duehaEtttincU.d.kon«nkt]liitoltehnhi«Beiw 



•■• 6. SchreibknnBt — Orthographic — 1)Pflonf!pr8 Uelnwgeii im 
Deutschen und fran^osischen Briefschreibt n. 

6. FraoK&siBcbe 8prache. a) Conjugationen * Gesprache ete. 
r ' p) Uebersezzungen auB Meidmgera 

f !t. ' t HistSrchen 

yj UeberaeszungenausdeMttileftiii* 

d) Uebenennogen am tos Deat^ 
•cheii in daa Fnundrisebe 

7. Utoimsche SFrache a) ComeliiuKepOB: Ariilide«ft Panfaniu 

fi) Ciceronis Oratio pro HareeUo 

f) Bzereitia ftjli ktini 

8. Moral | 

9. Naturlehre I wie bei der unteni 
10. Theorie der Kunste u, Haadwerke 1 AbUMilang. 

U. Deutsche Spmche | 

Dieser Lehrplan reclmet mit gauz einfachen VcrhaltiiisBcn. 
Schon (lie Einteilung in nur 2 Klaasen zoigt. da 6 koin ^rofies Be- 
(HirfniH nach hoherem Schuluutcrricht in Speyer vuiliauden war, und 
die Lektionen sind auch offenbar nur fUr kiinftige Burger, nicht 
ffip UniverBitftttttadeEten bereclmet Es i«l also in den unruhigen 
Zeiten gans von oelbst die ^Bealsdiiile*' eniatanden, nm die man 
aidh lange Zeit Btritt Was Tom alien Gymnawnm Tooeh. blieb, war 
ein bifioben Latem, das aber mit der LektOre von Nepos nnd einer 
Cieerorede im Oberkurs sich begniigte. FramdsiBch hatte jetst den 
Yorrang. Auf die hohero Biirgerachulo weist anch die Tatsache 
bin, dad „Theorie der Kttaiste and Itandwerke** ein eigen^ Lehrfaoh 
bildete. 

e) Die Anaialt nach franaGaiachem Hnster 
(£cole aecondalre) IS04— 1814 (1817). 

Naeh koner Zeit aehon faad wieder eine Neogeataltang dee 

UntezrichtswesoTiH in Speyer Btatt, diesnal aber zugleich mit den 
andern Anstalten des Departements Donnersberg. Hatte biaher die 
finuizdsische Regiening sich um das Schulwesen nicht gekflmmert, 

so erfolgte (lurch das Schulgesetz vom t.Mai tS02 die Reorganisation 
nach tVrtnzosischem MuHter. Dnreh BosrhluB vom 12. Okt. 1803 
wurdeii die SekondSr- d. h. Mittelschulen cingerichtet, dereTi I ntor- 
halt den Gemeinden zur Last fiel ebenBO wie der der Primai- oder 
TolkaBchulen, wahrend fiir die Lyzeen auf Staatskosten gesorgt 
wurde. Wir haben dariiber bereits oben bei Zweibriieken aua- 
fOhrfieher gebandelt. 



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B. WeltlMlM Sdmlen. 



305 



Am 21. KoY. 1804 fiuid dordi den Unterpiftfekton Ton Speyer 
die Erfiffimng der Anttalt mit 47 SohlUeni stett Eb wwen ein 
Direktor tngeetellt, swei FrofoBSoron nnd 1 Zddienl6hrev.O Es 

gab 3 HauptebteiluDgen, deren jede in 2 Klawon zeriiel, w«lehe 
jedoch gleichen Lehrplan batten, d. }]. nho es waran 3 Klassen, und 
in jeder blieben die Schiller 2 Jabre. Prufungen wurden im Man 
and September abgohalten. Lebrgegenbtjinde waren: Pranzosiach, 
Latein und DciitHch als gprachlicbe Fftcher, Sittenlehre und natiir- 
liclie Utlig^ion, ^aturgeschichte, Weltgescbicbte, Geographie und 
Matiiemutik ale ^"WiBsenschaften". Nach den kurzen Anfzeichnnngon 
dea Album gymnasii (s. iJokum. Nr. 1 1 bj waren die Auforderungen 
recht beeoheiden. Der Cbarakter der Anstalt war wiederum der 
einef Benbohnle ndt Lnfoin. 

Der erate Direktor der neuorganisierten Scbnle war Fr. Lauben- 
heimer, bither in Kafaenlavtafn. Uater ilm tlieg ^ Frequens 
ftnf 67 QdblBletf aber ?iel Frende eobeiot er niebt aii seiner Anetalt 
gelwbfc HI haben; die Zeiten murao uirabig, and Hindefnisse aller 
Art sdieinen den mbigen Oeng dee UntemelitB geetSrfe in haben. 
Sein Naohfolger (1 808) war Fiofenor Brann, nnter dem die Anstalt 
znerst den Titel College (1808) and spater (1814) Oymnasium 
exbielt, obne dafi die innere Geetaltung eine Anderung erlitt. Die 
58terreichi8ch-bayrische Verwaltung der Pfiilzer Lande anderte nichts 
an der Einrichtung der Anstalt und dem Lehrgang. Im Jahre 1817 
trat nach Cbernahme der Regierung in der Pfalz durch Konig 
Max I. von Bayorn kraft einer koniglichen Verordnung vom 29. Ok- 
tober das (iyuinaHium Speyer in die Unterrichtsvei'waltung des 
Konigi oiciiH iibcr und gehort ^eitdem in seiner inneren ond auUereu 
Entwickluug der allgemeinen bayriaeben Sebnlgeiebiohte an. 

So bat dae GjinnaaiDm in Speyer im Yerlanf Ton nahent 
300 Jahien, wUirend der wir seine Oesehiehie Terfolgt babes, alle 
Bntwiddnngntofen durcbgemacbt, welcbe die hdberen Scbulen eeit 
der ReformationBzeit iiberhanpt erlebt haben* Ans der einfacben 
Trivialschule, die 1540 gegrttndet worden war, vnrde dnroh die 

*) Ihr Oebalt betrug: « 
Direktor: 1500 fr., 84 8t Holt, 20O Wellen, 7681. Soggen, freie Wohnung. 

a. Professor: 1000 fr., 18 „, 200 „, 5121. , „ 

8. Professor: SOO fr., 18 . ,200 , , 5121. , , lOOfr. f.Wohmaig. 

Zeichenlehrer: 8()0fr., 12 , , 200 , . — — 

Im Jahr 1814 fand eine Gehaltserh5hang aaf IbOO, 12()0, 1200 und 
400fr., itstt 

JtaammutK Qtmui$» FMdi«oglM ZLVU 20 



306 UeschiehtL Entwickl. d. bimuuiisi. Mittelschulwe«en^ d. ba>er. FfiEilz. 



8<dtiilordiiiiiig 7011 1594, welehe daan alien Bp&teren sngrande lag, 
eine „hd1iere Schule*', die naoh der Erweitemng Ton 1612 die Be- 
seichnnng Gymiuwiiim bekam mid behielt mit Awnahme der kurxen 
Unterbrecbimg wfthrend der fratuditBchen Hemeliaft. Nachdem 
einmal die TTnterrielitBfacher der groBeren Schnlen an%eiioiiiiiien 
waren, machto die Anrtalt all die Wandlimgen mit, welch o diese 
Fidier im Laaf der Zeit erfuhren; die einen verloren an Geltong, 
andere nahmen an Wertschatzung zii. Die anfangs auch in Speyer 
wie uberall hemchnndo ,.lRteini9che Erziehuno^" mnfitc sich den grie- 
chisohon EiniiuU danclif ti ;L^i»fallen laasen, der jodoch auch solnvankte, 
ganz nach der Zeitstronumg. Dio sogeiianiiten ^WiaseiiBchaften", 
die neben den linguae haui)teachUch fiir das Universitatsntudium 
vorbereiteten, nahmen bald mehr Rauni ein uud gaben den oberen 
Klassen den rhetorisch-philosophisohen and poetischen Charakter. 
8te warden indea mit d«r Zeit eingeschrftQkt sagnnaien der artea 
reales, die immer emater betrieben warden mid apftter euie Zeitiang 
die bertaohende Stelle einnebmen an solien aebienen. Neben die 
alten Spraohen trat aueb daa Franidaitehe in die Reibe der Unter- 
richtflgegeiiBt&nde ein, und die Mutternprache fand, wenn auob apit, 
cuie boaeere Pfle*2:e. Die Methode des UnterrichtenB, oft recht 
primitiv und kindlich, anderte sich im Lauf der Zeit und wurde 
modemer: in alien einzclnen (^nterrichtsnichorn IfiUt sich der Fort- 
8chritt koiiHtatieren. Das ist in Speyer aber niolit alloin nun sich 
seibst gt'worden. sondern m herrscliten rege Be%iehungen zu andern 
Bohulen und Lehrem. Alle Auftassungen und Stromungen in (b^r 
l'a(Lii2:(»gik koimten wir in Speyer wahrnehmen, wenji en inancbnial 
auch nur leichte Wellenbewogungen der aofiersten Kreise warcn, 
fern vom Zentaim pftdagogisch-reformatofiaebef Tfttigkeit; niobtB 
aber ist in der Hauptaaohe der Anatalt fremd geblieben, was an 
nenen Ideen in den Terschiedenen Zeitaliern befrncbtend anf daa 
Sobnlleben wirkte, weon aneb die Ueine Speyerer Anatalt biaweilen 
erst nach langerer Zeit in den allgemcinon Strom hineingezegen 
wurde. Der Geist der fieformatoren in der Kirche beherrschte die 
Zeit nach der Griindung, und der EinfluS von Sturm in StraQbnrg 
half die Schule heben und priigte ihr den Charakter dea BiLhinj^- 
ideals der Zei*, einor f^apionH atqiie clnquens piftas, auf, Es folijfc 
oin nenes Ideal ale (irundlaLXo der Bilduiig im 17. Jahrh.. einer 
mehr auf tla^ lieale geriehteten Zeit, die von franzoaiflcbeui Geist 
beeiiiflul^t war: aueh dieae Richtung ist in Speyer zu verspfiren. Die 
Ideen der deutschen Reformer, llatichius und Comeniua, koniiten wir 
in Schulverordnungen and in den Erriebungagrundsatzen beobachteu. 



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B. WelUiche Scholen. 



307 



Neben dem Spraohnnterncht kommt das Saohwissen mr Geltimg, 
der RealiBmuB rflhrt noh. Aaeh Spuren des PietinnuB konnten 
w wahmehmen und das Yorbild der HaUeaoheii Aiutalten aueh 
aanst mkaam sehen. Die Omodlagen, am deneii der NenhnmaitiBiniiB 
eieli entwiekelt kat, hahen neh firfihzeitij^ aueh in Speyer ein Feld 
m ^bern gesucht, aber er^t w|)ater ist dort, verbanden mit den 
Ideen der Aufkarungsieit, aueh diese Stromung im Bildung^swesen 
mehr zu Ansehen gekommen. Die Frage der Bealschule hat nicht 
minder ISngore Zoit die Gcmutcr beschaftigt, bis sieh cine den 
ortlichen Bediirfhissen in der historischen Entwicklung der Anatalt 
entaprechendo Verbindung der Golehrten- imd KoalHchule fund, wo 
aueh BasedowH Tendenzen uicht g-anz auagosrlilossen waren. Die 
Zeit des vollentwickelteii Neuhumanismus erlebte die Anstalt. im 
19. Jahrh. nach den miruhigen Zeiten der Franzosenherrscbaft als 
Kgl. Bayerbehe StiidieDanatelt. 

Wir baben im Yeranagehenden die anfieren EinricktnngeD nnd 
die innere Entwieklnng jeder Schnle fur sick betrachtoi, aoweit daa 
Yorhandene Aktenmaterial dazn die Mdglichkeit bietei Es dilrfto 
aieh verlohnen, einzelneH daraus noch einmal zu einem Uberblick 
fiber die ^amtlichen Schulen nach bestimmten Gesichtspunkten zu- 
sammenziistellen ; alle Einzelhoiton knnnon daboi freilinh nicht von 
neiiem beriicksichtrigt werden, t^nniii m daranf "r*!! nut- ankommen 
zu zeigcn, daB die iMiilzer Schulea sich in nichts W esentlicheni von 
der allgemeinen Verfassung der deut.sclien Sohulon in den einzelnen 
Perioden 8chulge»chiehtlicher Entwicklung miterschieden. 

Wir betrachten zun&chst einige Funkte, die mehr die ittBere 
Oesialtung des Schnlwesens betreifen. 

tfhet daa Sckulgeld sind nieht f&r alle Sekulen duichweg 
^Terlftflsige Nottaen vorhanden. In Landau war es in der alten 
8tadtoohule nack Classen abgestaft: 18 9, 2 und Sehillinge; 
die Schuler mufitcn aueh Holz liefern. Im Zweibrdcker Qebiet 
zahlten die Kinder an den kleineren Schulen geringe Betrage, z. B. 
(155S) in Annweiler 13 ^ und in Zwcibriicken an der Stadtschule 
riTOr)) 15 kr. im Quartal. Am Gymnasium wnrdo. w'v os scheint. 
audi von don Nicht-Stipendiatcn nichts bezahlt, nur muUtcn natiir- 
lich die Externen. welehe im Kloster verkostigt wurden, Kostgeld 
<'nrrichten, und zwar anfangH 26 fl., spater, 80\veit Hie Einhciniische 
waren, 30—40 fl., die Auawiirtigen 40 — 75 fl.. 1757 wurde bestimmt, 
daU in den obercu Klasson nichts, in den beidcn unteren 2 fl. 

20* 



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308 GeachichtL EatwickL d. humanut. Mittelaoholweaena d. bajer. Bfalz. 



bezahic wurdcu. Der alteste Plan der Speyerer Schule bestimmte 
viertelj&hrlich fl.; dftim titt eine ErliShiiiig mat t fl. ein, aber 
1609 wvide ftucli diee abgesohafft; mwh Nengrdndimg dor Amtall 
1704 wurdeB 20 kr. im Qoaitel beuhlt, Ton 1712 an aber iiidite 
mehr. Im Intemat su HSningeii laUton die Sdittler 30—40 fl. 
Kotlgeld. Wa Bohidgeld erboben wnide, bildete «b stetB eineii 
To! der Lehrerbeeoldung, die enteprechend erhdht wnrde, wenn 
Bwn es abHchaffte. Die Entschadigung fOr Privatstaiideii inirde 
Ton der Sohulbebdrde fettgesetet Die emen Sobfiler wwen Ton 
eUem frei. 

Fiir dio BeHoldung der Lehrer iimg tolgende ZuMnuaen- 
stellung Anhaltspunkte zum Vergleich bieten^j: 
Landau. 1566: 100 fl. '7.«vor 80). — 55 fl. — 45 fl. — Gleich- 

m&fiige Verteilong des Scbulgeldes. Nattual- 

lieferuDgen. 

HSningen. 1573: 30 fl., freic Wohnung, 50 Mltr. Korn, 1 Puder 

Wein, Holz; die iibrigen batten 50 fl. und Kost. 

Zweibrdcken^ kleinere Schulen: 

1558 (Annweiler): 60 fl., 4 Kiafter Holz, Wohnung, 
Schulgeld. 

(Zweibriicken): 66 fl. und Naturalicn. 
1560 (Honbaeh): 30 fl., jo 4 Halter Eoni, Dinkel, 

Haber; Gartonland, Hob, Wobnung; t « Licbt 

und Hob tor jedem Scbfller. 
1576: 56 fl. nnd Natmalien; so blieb w bb 1607. 
1607: 66 fl. and efbdbte NaturalKefenuigeii. 
— Oymnaaium: 

1558: 150 fl. und Natnralien im Wert Ton 54 fl. ^ 

Zweiter Lehrer ebonso. — Drittor: 100 fl. and 

f&r 50 fl. Wein nnd Koni. — Yiertor: 100 fl., Eoai 

und AYohnung. 
1652: 120 fl., 13 M. Korn, 2 M. Weizon, 2 M. Habcr. 

1 Va Fuder Wein. Wohnung. Die iibrigen Lehrer 

100 fl. und Naturalien. 
1721: Relctor: 150 fl., 14 M. Korn, je 6 M. Gerste, 

Spelz und Ilabor; 1 Fuder Wein, 100 Bund Stroh, 

4 Wagen Hok. 

Bei mehrcren Lehrern beiieht neb die erste Aogabe auf den Rekt^tff 
die folgend«B anf die flbrigen Lebrer (er. snmst Konrektor) in ihrer Raiif^ 
ordnusg. 



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B. WelUiche SohuleiL 



1755 (a. S. lS7f.): 200 fl. und Naturalien, Wohmmg 
imd Garten im Wert Ton 425 fl. 
194 fl. nad Natnnlien hn Werft von 315 IL 
«. « « « n »2fl. 

"«fl. « « ,» » « "911. 
1767 (8. 8.191): Rektor: 310 fl. und die gew51inlie1i«ii 
Naturalien. 

1790: Rektor: 385 fl., 40 M. Kom, 12 M. Gerete, 12 M. 
Spelz, lOlLHaber, 12M. Dinkel, 200 Bund 
Stroh. 

Speyar. 1538: 50 fl., Wohnung, Kost, Scholgeld. 

1615: Bektor: 240 fl., fieie Wohnung, 10 M. Kom, 

1 Fuder Wein, 1000 Wellen Hok. 
16S0: Rektor imd Konrektor die namlichen BezQge; 

die andern T;ohrer 150 fl., 500 Wellen Hols, 

"Wein und Korn. 
1704: 200 fl., Schulgeld und freie Wohiiuiig, Naturalien; 

150 fl., Vs des Scliulp^cMs der 4. Elaaae, freie 
Wohnung, Naturalien; 

140 fl. , dee Schulgolds der 4. EJasse, 20 fl. 
^UBsinB, Naturalien. 
1736: Bektor mid Konrektor 240 fl., Wohnung (oder 

30 fl. EotMbKdii^g), Katoralien; die fibrigea 

Lehrer 180 fl. und Naturalien. 
1773. Bektor und Konrektor 400 fl. und Naturalien; 

die andern 210 fl., 200 fl., 120 fl., freie Wohnung 

(oder Entschadigung Ton 30, 24, IS fl.) und die 

Naturallieferungen. 

Oans gleichinlfiig waren also die Lehrer an den grOflereo 
Soholen nieht beioldet; manefae Sohwankungen, die i. T. hier niefai 
Terzeiehnet sind, erklaren sich aus der finanziellen Lage des Landes 
oder der Stadt, die bei den vielen Kriegaaeiten oft recht fohleeht 
war; durch die Naturallieferungen konnten manohe Difl'erenzen aus- 
geglichen worden. Eine Einnahmeqnelle warcn Riioh die Leichen- 
begleitung und Privatstunden, BOwie Qeschenke der Bchuler. 

Pur Rrme Schiiler war iibcrall gut gcsorgt durch die Inter- 
nat<? in Tlombach, Honingen, durch das Alumnat in Spoyor, dnrch 
Beschatfung von Wohn- und KosthSuHem (Tjandau), durrh Gol^!- 
nnterstCitzungen tiichtiger Schiiler an don Tri\ift]8chulon und Yer* 
teilung Ton Stipendien nach Aufhebung des intcmats im Zwei- 



310 OeschlchtL Entwickl. d. hamanist. Mittelschalweseiu d. bayer. Pi&lz. 



Mcker Land n. deigL In Speyer konnte doh anoh der yOaasen- 
eko^ vmet Sdiftler dmdi ror den H&iueRi, wofBr ei tm» 

befltimmte Ordmmg gab, sowie dvroh Teilnabme am Leiehenkondnkt 

Ckid verdienen. Auch UniYersitatsstipendien warden verteUt, toib 
aus offendiohen Mitkein wie in Zweibriicken, Speyer und Honingen, 

tails auH hcsonderen Stiftungen, wie in Landau, Diirkhcim. Mit 
Verleihimg dieser Stipendien hat sich die Behorde aber stets nicht 
mir eine Kontrolle der UniversitatsHtudien gewahrt und Bericht- 
erHtattung dariiber scitcns der Stipendiaten ausbedungen, sondern 
.sich auch die spateren DienBte denelben nach ihrer Studienzeit 
gesichert. 

Die Schulerzahl war an den einzelnen, groQeren Anstalten 
luehi bedenlxMid, weoigsienB nioht im VergleidL mit der Gegenwart, 
imd aeliwaiikte je nach den politisehen Zurtiaden oft selir. Sie 
betmg in der beaten Zeit in Grfinatadt (t768) 100, 1729 war ne 
anf 33 gesmiken gewesen; dnrobaohnitflich kaan man 00 — ^70 an- 
nehmen. In Landau betrag sie 1770/80 zwiscben 61 und 86. In 
Zweibriloken wird 1755 ein HSebBtbestand von 109 Sebfilem ver- 
zeichnet, sohon 1580 waren es einmal 108; angefangen hat man in 
Hombach mit c. 60, Krieg und Krankheiten brachten 1565, 1599, 
1630, If'fil, 1677, 1703 einen Tiefatand von 49, 58, 52, 30, 21, 40: 
in normalen Zoiton wcrden cs 70 — 80 gewesen sein, etwas mehr 
in der Bliitczeit dea 18. Jahrhunderts. In Speyer war der nonnaie 
Stand im 18. Jahrhundert c. 60. 

An deii groLieren Schulen gab es normalerweise vicr Klaij»en, 
welche von der untersten an mit Quarta, Tertia, Sekunda und Prima 
beaeiohuet wmden; in ZweibrAeken war ee anfangs knrae Zeit um- 
gekebrt. Biiweilen war noeb eine Yoteebnle ale Qointa angefOgt, 
wie in Speyer, oder ee wnrde die betr. StadtBchule am Siti dee 
Gymnaahntts ak eolehe angesehen und beieiehnet) wie in Hombatdi 
und ZweiMoken. IHe Elassen sind ni<dit als Jahreiknrae ansusdieiiy 
wie bei una, sondern als Abteilungen, in denen man mindestens 
zwei, h&ufig mehr Jahre verblieb; sie waren in Dekurien eingeteilt, 
und ein Dekurio in jodcr Klasse unterfltiitzte den Lohrer in Auf- 
rechterhaltung der Urdnung. Auflerdem w;irpn im Tnteresae der 
Disziplin die sog. Corj'caci, heimliche Autpasser, aufgestellt, welche 
alle von ihnen walirgenomnienen Verfehlungen der Mitschiller an- 
zeigen muiiten. Von dem 'signum latinitatia ot moruni' oder dem 
'asinus* haben wir fast an alien Anstalten gehurt; es soUte ein 
llitlel sein, dae Lateiareden an ftberwachen und ^bertretungen der 
Schulgesetae id verhflten; denn wer dieses signmn liber Naekt liaben 



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B. Wdtlidw SehnUii. 



311 



mnftte, wnrde gasftolitigt Alle diese ISiiriolitiingeii finden neh 
aii«h an andem Sehnltn aiifierlialb der Pfalz. 

IHe eimelnen Klaaaoi hatlen je einen KlaBlehrer, der den 
gaazen TJnterricht gab; es war dasselbe System, wie es in Bayem 

an den humanistiBchen Schulen nooh boriteht. CharakteriKtisch ist, 
daB der tiltere Crolliu» in Zweibrucken eich fur das Fachlehrer- 
system aussprach. Dies hatte damals uberhaupt weitere Verbrei- 
tiing gefundcn, nachdera es A. H. Franckc in seinem Paedagugiuin 
zu Halle eingefiihrt hatte. Doch wurde es in Zweibrucken und 
auch audorwarts iu der Ft'alz nicht eingerichtet. 

Die UnterriehtBseit war eine von unserer Tagefldnteiliing 
ganz Tenohiedene. An alien Anatalien lebebt man im Semmer 
Mh urn 6 Ulir nnd im Winter nm 7 Uhr begonnen nnd entweder 
2 Stnnden im ZwHammwihang oder mit einer einstfindigm Panae 
bla 8 Oder 9, bzw. 10 Uhr imtemehtot m baben. Am Naobmtti^ 
waren von 12 Ubr ab 3 Stnnden Untenridtt, gewdbnfiob anch mit 
einer Pause von 2—3 Ulur. 

Yollstandige Ferion gab es nicht uberall. Nach dem Frflh- 
jahr- up<l TTorbHtPxamen konnte bifiweilen kurze Zeit frcigegeben 
werden, z. 15. in Speyer (17131 14 Tage, spftter (1729) 3 Wochen. 
Auch zu den kirchlichen Festzeiten waren nieht. wie b»M ims, l&ngere 
Unterrichtepauson. In der Kegel wurde jedoch uii ail»;n Anstalten 
in der Zeit der Ilund^tuge, vuu Alitte Juli bis Mitte August, der 
Unterricht auf tfiglich 2 Stunden am Yormittag cingeschrinkt and 
der Naohmittag freigelaMen; answftrtige Schiller dnrften 2.B. in 
Zweibrfteken in dieser Zeit 14 Tage lang naob Hause. Das gait 
ale die eigentliebe Ferienseit 

Priifungen der SebQler fimden in der Begel jftfarfiefa awehaial, 
zu Ostern und zu MicbaeHa, atatt; damit konnten Yersetzungen 
yerbunden sein und waren es auch in der eraten Zeit, im 16. Jahr- 
hnndert. Da die Examina viel Zeit in Anspruch nabmen, wurden 
sie in Zweibrucken von 1738 an nur einmal ''v»>r den TTunflBtags- 
fericn) vorgenommen, abor (iie doppelte VersotzuiiLT doch beibehalten, 
Spiitcr jcdoch (1757) niachto man die Sacho umgokohrt und exa- 
minierte zu Ostem und MiciiaeliB, verset/.te jedoch nur eininal. zu 
Michaelis; denn die doppelte Yersetzung t'uhrte zu Uiizutraglich' 
keiten. Die Examina waren nicht der Mafiatab fOr das YorrQcken 
der Behdler; dae e^bt neb achon ana der ICdglichkeit, daB eine 
Zmtlang ohne Prftfting m Ostem yersetit werden konnte, nnd daft 
PrOAmg nnd Veisetrang nicht immer aei^ch snaammenfielen. Es 
iraren Vintationen der Schulen, die in Zweibrfteken lange Zeit e<^ar 



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312 OeMbichU. Batiriekl. d. homanist. Mittekcbul weaens d. bajer. Pfalz. 



tierteUfthiig ToigenomnieD warden. In Speyer war Bohon 1594 nebmt 
den swei FriUangeii nor eine YefBetning vorgwehen; 16M wnrde 
die Mogliohkeit gogeben, dftB aiuinhinsweise beeonden Mebfige 
Schuler statt nur an Ostem auch naeh dem Herbatexanieii in em« 
hShere Elasse oder innerhalb der Kliweo in eine hohere „Ordnnng* 
befordert werden konnten. 80 war ee auch im 1 8. Jahrhundert. 
Bei den Prilfungen wurden biswpilen auch Premie n vertoilti be- 
stehcnd in Gold, wie in Zweibriicken, oder in Buchem, wie in 
Speyer, wofur dort eine dgene Stiftun^ ^emacht war. 

Die oberste Leitung der 8chulen lag in den Hiinden der 
weltlichon Obrigkeit, die sich jedoch in den Inapektoren oder 
Schularchen oder dem Viaitatoi lum eine UnterbehSrde schnf, welche 
die eigentliche Schulaufsicht ausQbte. In beaonderem Mal^ waren 
die Geial]idien dabei beteiligt; in Speyer, Landan, GrOnrtadt, Zwei- 
Meken, flbeiall liatten tie den Haupteinflnfi. Li den Sefanlen der 
kleineren SOdte war dev Ortspfiurrer atete andi Inspident 4er Behnle. 
In ZweibrAcken wurden, naehdem snerat der Fflnt stefi die Yiri* 
tatoren ana aeinen R&ten emannt und ihnen genane Listnilctioiien 
gegeben katte, im Jahr 1576 die beiden Profeaaoren Ar die leetionea 
publicae zu Inapektoren oder Scholarchen emannt Anfang» fanden 
die Tlauptvisitationen halbjahrig, von 1560 an viertelj&hrig statt, 
abgesehen von den wdchontliehon Rnsuchen, welche die Inspektoren 
nach Bolieben und ein/cln vomehinoT! nollten; spator beschrankte 
man sich wieder iiuf liulbjahrige Inspektionen. Bald scheint jedoch 
wieder die Ernennung dor Visitatoren durch die furHtliche Knnzlei 
ublich geworden jsu sein. 1057 wurden dann wieder vicr Scholarolien 
emannt, zwei f&ratliche B&to and zwei Geistliche; und danach 
ging die ganm fiebnlanlaickt anf daa refonilerte Oberkondaloriiim 
iber, welohee Inspektoren emannte, bia 1757 gegen deaaen "WiUen 
wieder eine ^fandiciie Bohnlkonuniaaion* oingeaetsfe wnrde, in die 
Oeiafcliche der Intheriaoben and reformierten Gemdnde and welt- 
liche Bite aufgenommen wurden und der aaob der jeweilige Rektor 
angehorte. Die Inspektion der Stadtsohnlen verbKeb dem Ober- 
konaistorium noch bis 17SS. AUe Inspizienten batten ausfOlirliohe 
Berichto fiber das Ergebnis der Yiaitation einzurcicbcn , so vn> 
auch ihnen die einzelnen Sehulen Verzeichnisse der Schiilor und 
Lehrpensen vorlegen muBten. Auch in Speyer waren die Geist- 
lichen der Stadt (daa geistliche Ministeriura) stark an der Schul- 
aufsicht betciligt. Au8 den iinfiinglichen 2 Scholarchen wurde 1594 
eine eigene Schulinspektion vun 4 jVIitgliedern, darunter 2 G-eist- 
liche; fiber iiir atandea nooh 2 Bekolaroben, welche aelbat Bnt» 



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B. WelflidM Sidiplm. 



313 



isieheidiinfeii tmfen odor dem Bat Yoilageii maeliteii. 80 blieb es 
sadi nftoh der Schulordnimg tod 1954 nnd tpiterhin. 

Za den Aufgaben dieser SehulbeliSrden gehSrten auch die 
FrQfaDgen der Lehrer, velche sicb um eine fireigewordene 
Stelle bewarben; anoh die nen ansustelleDden Bektoren konQten 
gepriift werden. Doch scheint niigends eine bindende Yonchrifb 

darflber bestanden zu liabon; man prufte schrifliiich und mundlich, 
4>der nir inuTidlioh, oder begnugte aich mit einem praktischen Lelu> 
v<»rsuch, oder nahni dio Lehror auf Empfeblung ohne Prilfung an. 
An manchen Orten muBten sio dann von Jahr zu Jahr bo^tntigt 
werdt-n; doch gab man dies aaf, weil 68 schwer war daraufhin 
gixte Krafte zu gewinnen. 

Die Titel der Lehrer waren verschieden. AnBor dem *Rektor\ 
dem auch ein 'Konroktor' bcigegebon wurde. gab cts, wenn das 
Kektorat unbesetzt war, einen 'Vizerektor' oder 'Prorektor^ doch 
fiibrte, wie in Griinstadt, diese Bezeichnong ein Lehrer auch Bonst, 
ja 8ugar einen 'Subkonrektor' finden wir dort; doch ist solche Titel- 
aueht Yereinzelt Die Lehrer hieBen gewohnlich 'pracceptores^ 
*ladimagi8tri', 'ladimodeiratorea*, die HUfalebr«r 'loeali* (in lltorer 
Zeit) und 'ooIlaboratore8\ Der Titel 'profoaaor* kam ufaprOnglieh 
nur den Lehrern am anditorinm pnblicnm and denen f&r beeondere 
Faeher zu, doch fand er allmSliiicb eine allgemeineie Anwendung 
fiir die ordentlichen Lehrer. 

Es liefien aicb noch mancberlei Einielheiten snaammenstellen; 
doob dUHfcen mit deo erwibnten die fOr die Sobnleinriditttng wieh- 
lageten Punkie beriibrt sein. Wir wefrfen nun nun SchluQ nooh 
einen Bliok auf die innere Entwicklong des gesamten Schulwesens 
der Pfalz; ea geschieht in groBen ZQgen, und nur auf die Haupt- 
ereoiieinungen eoU dabei Ettekaicht genommen werden. 

Das Bildungswesen des Mittelalters, nach dem Erloschen 
der noch vorhandenon "Cberrcste gallisch - romischcr Bildung ganz 
in die Hniide dor Kirche iibergegangen imd nach der Aiiffassung 
jener Zeit auch ansschlieBlich in den Dienat der Kirche gestellt, 
ist auch in unserm Gebicto ropraBontiert durch die Kloster-, Dom-, 
Stifts- und P tarrschulen, welche unter dem Schutz der merowingi- 
scheu und karoliogischen Konige, der saehsischen und vor allem 
4er IHUikieehen Eaieer enlafcaiidai und blflkien. friscbe und angel- 
Bftefaflisehe HQnebe, von denen Tor aUem Bonifatiua und Pirmi' 
Blue Ton Einflufi waren» haben in jene Gegenden mit dem Chriaten- 



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H 1 4 Oe&chichtl. Entwickl. d. humanist. Mittelscbulwesens d. bayer. Pfali. 



turn auch dio er«ten Anf3,nge des Unterrichts gebracht und nach 
der Kegel dew BenediktinerordeiiH Kloster und Schulen ein- 
geriehtet, in denen aafiinglich in den pucii ublati gi wiB nur der 
geiatliche ISachwucIm filr da^ Kloater Helbut herangebildct wurde. 
Wie anderw&rts hat aich aber anch hier daa BedArfiiiB herauagesfcellt 
nfiben der eigentliohen Klostencliiile (eehola intema) eine aolehe 
flir kflnftige Weltpriester nod Laien eiimiriohteii (scliola externa); 
eB wird dies aber woU nur an den grSfieren ElSstem gesehdien 
eein, wie & B. m Weifienbntg. 

Ben Bemuhungen Karls d. 6r. auf dom Gebiet der Sdinle 
dQrfen wir viclleicht dio Griindung der DoouMihale in Speyer 
Bchreiben, auf deren Einrichtung die ReformvorochrifteD des Bischofa 
ChrodoE^ang von Einflufi waren. SonBt haben wir iibov dip Wir- 
kung der allgemeincn Schulgeaetze Karls fiir das Pfalzur (n lict 
keine Zougnisao. Der Biscbofrtsitz Speyer wurde naturlicli nebem 
den KlOstern dos I^andus eiu wichtiger Ausgangspunkt kirchlicher 
Erziehung und B>lduiig; hier haben sich neben der Domschulo 
auch an den Stiftem der Stadt Stifts-Schulen entwickelt, welche 
mit der Zeit anch Nichtgeistlichen, den Bftrgerkindeni det Stadt, 
Anfiiahme gewfthrten und daduroh einigen Brsati bot«i fttr den 
allgemdneD YolkBonterrioht, deseen Eii^hmng Earl dem €hr. nidit 
geglflckt war* In kleineren Orten taten dies Pfarrichnlen, s. B. 
in Annweiler, Fhmkweiler n. a. In einaelnen NoDnenkldstem wnrden 
aneh MSdclien iinti nichtet 

Far AuBwahl und Umfang des Lehrstoffea war ausschlag* 
gebond, dafi das Ziel lodiglich in der Ausbildung von Geistlichen 
bestand, und auch hier gab es Unterachiede. je nach dor I?odeutung" 
der Sehule und der Fiihigkeit der T.obrer. Xi<^ht lilx rail ist der 
Unterricht in der nnifassendcn Weise durehgetulii t \Mn drn. wie im 
10. Jnhrh. an der Domsohule in Speyer unter iiiscliof lialderich. 
Aber die Ltihrmethode kunute auch hier keine anderc scin als 
tlberbaupt im Hittelalter : es war die Gedachtnisschule, in der nmh- 
aam and nnter barter Zncht der Stoff eingepr&gt wnrde. Di» 
Snfiere Einiiehtung der Schnlen war nioht Tenchieden Ton andem 
Orten; an den Kldttem war die An6ieht von aelbet gegeben, die 
Lehrer der anden Sohnlen waren dem Scholaster nnteratellt, der 
anfimga selbet noeh Unterricht gab, aber ap&ter nur die Oberauf- 
aicht fuhrte und zwar aieht nur uber die eigene Sohole, sondera 
auch iiber die des ganzen Sprengels und infolgedeseen unter den 
Domgei^tlichen eine der eisten Stellen i>«iii»*l»w» Wir kdnnen daa 
in Speyer beobachten. 



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B, WeltlidiA Sehnln. 



315 



In der zweiten H&lfte de« Ifittelalten erwncbs den voa der 
Kuohe allein geleiteten Schulen vor allem unter dem Einflufi des 
emporbluhenden Bfiigertums eine Konkurrenz in den Stadt- oder 
Ratsschulen; es waren Schulen, deren Einrichtung ipuid Verwaltung 
von den Stiidten, nicht von kirchlicher Seito, ausging und ;in'*geubt 
wnrde. Audi hiert'ur haben wir in uoserem Gobict ein Boispiel in 
der Stadtschulc von Landau, doren Unablianjfigkeit von der Kircho 
in der auch anderwartH iiblichcn Bestimniung ihren Au»drU|Ck fand, 
dafi der Lehrer nur vor dem Rat der Stadt, also nicbt bei einer 
kirohlichen Behdrde sein Recht der Stadt gegen&ber suchen dOrfe. 
In being aaf Auftkht, Eindigimg, Schulgeld mid daa Beoht, anf 
eigene Eosten TJnterlelirer (looati) aasUBtellen, waren dieYerJiSlt- 
nine (tat den Landaner Lehrer geoan 00 ine an andeni Stadt- 
aehuleiL Der Lehratoff war der denkbar einfiudiite. Von Streitig- 
keiten zwischen der kircUiohen Bebdrde (dem Scholaeter) utd dem 
Stadtrat, die an manehen Orten sehr heftig entbraant waren, weil 
dob die Kirche ihre Beohie nioht sohm&lem laseen woUte, hSren 
wir bier niohts. 

Wir haben demnach auf unaerem kloinen Gebiet fiir die Zeit 
des Mittelalters alle die Haupterscheimirigen im Schulwesen und 
die Haupteinfliisse von bedeutenden Miinnorn und Zeitstiomungen 
beobachten konnen , welche in der allgemeinen Geschichte der 
Padagogik die leitendeu Geaicht^punkte auHmacben. 

Im folgenden Zeitalter wnrde dae SehuhreMn in Deatoobland 
dnroh HnmanUmns nnd Beformation auf einen gaas neaen 
Grand gesteUt Der Bildnngeinhalt wnrde ein aadeier, an die 
Stelle mittolalterlieher ScholaBtik tiat das Oeirt nnd Iieben epen- 
dende Stndimn dee UaBriaohen Alterbuns und mit ifam eine ganz 
nene Lebensauffassung. Aber auch auQerlicb anderte sicb daa 
Scbnlwesen, indem den kirchliohen Schulen des Mittelalters gegen- 
liber der Grundsatz aufgewtellt und befolgt wurde. dafi die weltlichc 
Obrigkeit zur Erriclitunf^ und Erhaltiing der Schulen verpHichtet sei. 

Rcine Humanistenschuli n iiuh dor Zeit vor der KirchenBpaltung 
gab ea in uuHerem Pftilzer Uebiet nicht. Erst die Yerbindung von 
Homanismus und Reformation und Luthers kraftvolles Emtreten fiir 
einen allgemoineu, von der Obrigkeit geregelteu Unterricht riefen 
auch bier eine Anzahl neuer hdherer Schulen hervor, die von jetai 
an nnter Zurfickdrangung der geistfichen Anstalien suaanunen mit 
den YolkMebulea die eigendichen BildongeBtfttten waren. 

Unler den geistiiehen Bobnlen batte die Domscbnle Yon Speyer 
aneb weiterbin die Fllbmng; sie wnrde inaofem von dem Geiat 



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316 OMddektl. EntwiokL d. hamaaut MittelielkiilwwMit d. baarw. PlUc 



der neuen Zeit bcrfihrt, nh sio den Jesuiton ubor»f'l>on wurde, die 
in Unterrichtsmethodo iind f^s^hrplan wenigstens ilirer ^niederen 
Bchnle'' 8ich von den gleichxeitigen protestantischeii Aastalten wenig 
unterwjhieden. 

Die in prutestantischen Oebieten der Pfalz, in Speyer. Zwei- 
brQoken usw., errichteten Schulen waren zunachst solche kleineron 
8ti]«, TriTiftlsebvlan, deren YorUld HelanehtlioBft konidiaiMhe 
Sehidordiiiing in dom y,U]itenioht der Vuntatoren im Kurfilntentmn 
sa Saoluen*' tod 1528 wwr. An kleinereD Orton bestand agfier 
dem tot^nisohen Enm aiieh em devteeher, in dem nnr etww Leeen, 
Chdireiben mid Rechnen gelehrt wnrde. Aber bei der NengrHndnng 
▼on groOeren Sobnlen (z. B. HornbaGh, Hdningen) nnd beim Ausban 
der kleineren zo Gymnasien (Speyer) riobtete man eicb nach dem 
Strafiburger Gjminasium J. Sturms, der eeinera^its die Einriclitung 
der HuinnnistPnHobTi]p dor FrHt<erherrn zu T.fitHf^b dortbin mit den 
ihtn notig scheinonden Anderungen ubertragen hatte. Jedoch biieb 
auch Melanchthon, der Organisator protestantiscber Hchulen, nicht 
ausgeschaltet ; in Zweibrflcken wenierBtenB dachto man daran, mit 
ihin porsunlich dio neue Scliulordnuiig zu beraten; in der tiuUeren 
Organisation der Schulen des ganzen Landes hat man sich an die 
eAcbeieehen Yerhfiltniase angeschlomen, indem wie doft die drtf' 
nnd BeebaUaerigen kleineren Iiand- nnd StadtBebnlen anf die Partt^ 
knlaraohnle oder dae Gymnaeinm (in Hembaeb) TOibereiten soUien, 
welebet wiedemm wie die eftdbnaeben Fflrateuebnlen in vier Kbuaen 
den zumoist gleichfalls in einem Internat untei^ebracbten Schulern 
die zom UniversitatBstudium notige Yorbildung gab. In den Scbiilen 
zu Hombach mid Speyer treffen wir anch die Yersuobe, im AnechluB 
an don Gymnasialkurs cin auditorium publicum einzuricbten und 
damit hci. akademische Qymnasien'' zu acbaffen, allerdinga 
nicht mit alien Fakultaten. 

Keben den oflfizieUen Anstalten gab ea auch sog. Winkel- 
echulen (Speyer, Zweibriicken), von Privaten eingerichtet; aie 
wmrden anf&nglich geduldet, dann aber bekampft und Torboten, 
wie anderwirte aneb. 

Im Lebriiel nnd in der Lebrmetbede war die Ton dem 
angeeeheneten nnd erfolgreiehrten Sebnbnann dee 16. Jabibnnderta, 
Ten J. Stnrm geleitete Straflbmger Ansinlt TorbOdlidh. Yon dort 
ber kamen entweder Organieatoren in eigener Person, wie Mar* 
bacb und Stnrm selbst, und von ihnen empfohlene Lehrer, oder 
die SehnlordnnBgen riehteten sich in ihrem ganzen Geist nach Stra6- 
bnrg, wie a a. direkte Besugnabmen beweiaen. Die lateiniBGhe 



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B. Weltlicbe Schuleo. 



317 



Eloqueni ma daa Ziel StonDseher ITnterriditB- imd EniehimgskiiiiBt, 
und dieiem rhetoiudiaii Oeaiditipiiiikt wnrde aiuh an den PflJser 

Ansialten dcr gauze Unterricht untergeordnet Deshalb blfihte anok 
hier die lateinisohe Imitation and lieli weder den Inhalt der latei- 
nisohen Autoren noch die griechisohe Sprache zu ihrem Reoht 
kommen, gesehweige dcnn dnB Mathematik, Geschichte, Geographie, 
Nutui wissenschaften oder p*ar die deutsche Muttcrsprache gebilhrcndo 
Beachtung gefimden hatten. Eb ist charakteribtwch fur die daraaiigo 
Zeit. daB von einer beriiiimten Schulo die iibrigcn in der Nahe 
abhiuigig waren; fur die PfUlzer Lande war StraUburg das gegebene 
Mubter, ahet es war in audeni Gegenden der Betheb ganz lihnlicli: 
Latein war das Meifwdifiiide Faeli, nnd im Hinbliek anf Qram- 
malfk and Bhetarik irardaB die Autoren bearbeitet, wurde sogar 
der Kateflhimnmmtetriofat and die bibfitche LektQre auigenfttat; 
so naoble man BtnmiB Ziel, die 'sapiens atqne doqnens pietas* m 
erreiolien. Ale Hjlftmittel zur Bebensdrang der Spradie dienten 
neben der LektOie und den auf Imitation benihenden Obexsetamnge^ 
Ittningen, den Argiunenten, das lateinische Sprechen von der unter- 
sten Stufe an sowohl in als au8er den Unterrichtestundcn; femer 
die Anlegung von KoUektaneonbiichern, wie sie bosonders Sturm 
eingefiiiirt hatte und bei seiner Aiiwescnheit in Zweibrucken aus- 
drucklich furderte, uog. Uiarien oder Ephemeriden, aus denen man 
nach Bedarf prosaische ond poetische Phraaen holen konnte: au6er- 
dem Deklamatiouou , offeutiiclie Rudou in lateioidoher Sprache bei 
Schulfesten, und soUiefilioh dramatiaobe Aafftthmngen entweder 
▼on antiken BUkiken (besonders Tereos) oder modenien Sckul- 
dramen. AB diese Obungen, bei denen ror aU«n das Gtodiebiais, 
weniger der Yerstand in Anspmoh genommen wurde, waren aber 
nieht ansseUiefilich auf die prosMsehe Bede berecbnet, sondem 
SoUten in gleicher Weise der Fertigkeit in poetischer Darstcllung 
dienen. Mit diesem Unterrichtsbctricb iui Lateinischen reiben sick 
die Pfalzer Schulen glatt ein in den Bahmen der ubrigen Schulen 
deutscher Landc; uberall war in don proteatantischen Schulen des 
16. Jahrhunderts die AuHbibbini;- dci^ 'homo latinus* das niuzige 
Ziel, wahrend das vom Humanismus aufgestellte Bildungsideal ¥er- 
dunkeit wordeii war. 

Noben diesem intonaiveu, geradezu mit Kattinemeut botriebenen 
Lateiuuaterricht bedeutete das Griechische nicht vieL Zu Beginn 
der Beformationaeeii und damit des eigentUoken Sekubeitalters war 
es maogeb vorgebildeter Lekrer nnd auweidiender LelinniHel Qber* 
kaupt sckwer, es an Bokulen einsufllkien, obwohl bedeuteude Oeiater 



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318 6«aebichtLi«twieti.d.hiimuiktl0ttelMliqIweMiisd.b^ 



meh. dber seinen Wert nicht im unklaren ^raren ; und nachdem unter 
diesen Umstanden das in den Schulen langst heimische Latein alles 
uberwtichert hatte. muBte sich rjus Griechisrhe mit einem zlenilich 
bescheidenen Platzchen begniigen; so war en iiberall und auch in 
dpr Pfalz. In Speyer wnrde es crat 1594 in den Lehrplan anf- 
genommen mit 4 Stundon in Sekunda und 6 in Prima, in Grunstadt 
wiirde es nur im Oberkurs betrieben; in den Zweibriicker Schulen 
fuhrtt' es der Marbachsche Lehrplan ein und dachte ihm eine ver- 
faaltnism&Qig giinstige Stollung zu, mdenn mAob In den bciden 
' Oberbuaefi der seolitkhMrigeB BtedtBohnlen begonnen nsd dnreh 
' die "viet Elaaaen dea GymnMiiiiiis in Hornlweh forlgeseiBt werden 
eollte bis zar Fertigkeit in der Abfiunong von Beden und Qedicbten. 
Die PnziB Snderte diesen Plan bedentend: die Udneien Sehnlen 
nahmen es zunachst gar nicht anf (abgesehen von einem schwachen 
Yersnch in Zweibriicken schon vor 1558) und am Gymnasium be- 
gann es erst in Sekunda, wurde aber 1573 in die Tertia und 1615 
in die Quarta verlfgt. Auch in Honingen bemorken wir in der ersten 
7,oit Aov Schule noch eino ?<nvisso Yorsicht dioBor Sprnrbp sroc^ennher, 
ulitM iiach und nach fand sie mchr Beachhing. Dio anfangss noch recht 
boscbcidone Lekture erweiterte sich mehr und mehr. Nach den ver- 
schiedeiien Lehrplanen der einzelnen Ansfalten waren die zur Aus- 
wahl gestellten Antoren: Aesop, Xenophon, Demosthenes, Plutarch, 
iBooifttes, Plato, Hesiod, Homer und daa Neue ToBtament; auoh 
bier hat die Ptuib eine starke BinBcbrftnlauig herbeigeAhri Aber 
iramerbin war es eine flir den grieehisoben Unterrieht noch ver- 
b&ltnismiffig gfinetige Zeit vie andenririi so anofa an den Pfftbier 
Sehnlen, Noch in den ereten Jahrzelinten des 17. JahrhundertB 
erkennen wir in alien unseren Anstalten eine innebmendc >f irkere 
Betonung des Griechischen; der Beginn wurde nach und uach bis 
in die Quarta vorlogt iind die Lokturo mohrfach erganzt und ctwas 
abweohsolungsreicher gemiu-ht Dio Bohaudlung dor Autoren. fibor- 
haupt Zi«'l nnd Mothode des griechischen IJnterrichts, war froilieh 
ganz dom Ijiitoinisclion angepalSt, wie in den methodischen Winken 
einzelnor Ordnungea zum Auadnick komnit; aber dip gleiche Fertig- 
keit im lieden und Schreiben wmdc natiiilich uicht erreicht. 

Hebraiseh wnrde, wie es scheint, im 16. Jahrbundert in den 
Pftker Sehnlen noch nicht gelehrt, nur Torilbergehend in Zwei- 
brflchen; in Speyer erecheint es erst 1612 im Lehrplan der Prima, 
in ZweibrQcken erst wieder 1631. 

Noch iriel schlechter stand es mit den sog. Bealien: (fir ne 
war damals noch kein Plata an den Schulen; ungesncht Termittelte 



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B. WelUicbe Scbulen. 



319 



ja die Klaankerlektare einige Kenntniase, aber ftysteniatiaeh wnrden 
aie niclit oder doch nioht ernstlioh betrieben. Arithmetik finden 
irir in HfiningeD imr im Oberknn, in Zweibrfleken anfangs gar 
niebt, ent tod 1574 an in Prima nnd Seknnda; anob in Speyer 
weifi der Lehrplan von 1594 noch nichts davon, erst der von 1612 
enfliftlt einige Stun den in den zwei oberen Klassen; die Anfbrde- 
ningen waren naturlich auBerst minimale. Oeschichte ma sebr ver- 
nachla.Hsigt, wnrde cntwcder \vw in Honingcn damala nicht ge- 
lehrt Oder den sog. lectiones publicae vorbehalten wie in S|)ever von 
1612 an, wo n\e uach deren Einntellung h\ den Lehrplan dn- l^iima 
aufgenommen wurde ''c. lb"2()); oder sie w uide wie in Zweibriickeu 
nur mr belehrenden Unterhaltung iiu Internat wahrend der Mahl- 
zeiten gelesen nach dem fiuche von Sleidanus (De quattuor Hummis 
imperiis) oder naoh Helanohibons Chronicon; dies waren damals 
die Terbieiteteten GeMbiohtsbAoher, niebt nnpraktiaeb in der Aue- 
irabl nnd Zuaammenttellung dee Stoffee, aber gans beberrsebt von 
der theologiwben GeechichtBanffaaBung jener Zeit, wonacb rieb die 
Univeraalgeediiohte deokt mit der Oesdiiobte der vier Reicbe 
Daniels, in deren letztem, dem rOmiMben, die Yerfasser zn leben 
glanbien. Die Lehrbiicher waren natQrlich lateinisch geschrieben, 
nnd BO war der Unterricbt, wo er uberhaupt erteilt wurde, auch 
Tiieder nur ein Ubersetzcn wie bei eincm andem Autor; vor- 
getragcii hat der Lchrcr niclits. Di<> }*f^ilzer Schulen liaben auch 
in dieser Bcziehung dah Vorbild Sturnis vun Strafiburg nachgeahmt. 
Von Geographift ist zuniiehst iiliorhaupt nirgends die Rede: zwar 
Htand sie in iiiiuingen unter den lectiones^ publicae, wurde aber 
nicht mit nach Zweibriicken abemommen. 

Die eigentlicben ,»WiBBenBebAften'' (artes) kamen wie aUgemein 
so ancb in den PfiUser Sohnlen damals etwaB besBer weg. Dia- 
lektik nnd Bbetorik waren in Zweibrflcken von Anfang an den 
beiden oberen Kiasaen si^ewiesen; in Speyer maeble man Bchon 
in der Ideinen RatBscbnle einen schwachen Yersucb damit, aber 
wobl obno Nutzen: donn in <lor grofien Schulordnung von 1594 
warden die beiden Fachor ausdriicklich ausgeschaltct und fur apater 
in AuRsicht genommen. I'iTi andi fafsiiehlicli in Prima und Sekunda 
und fiir die Fublici wieder eingefiihrr. In iloiiingeii wurde anfangs 
nur Dialidvtik getriehon. von 1615 an :iuoli Hliotorik. Auch Ethik 
wurde biHweilcu behaiidelt. Physik war in Zweibriicken von 1573 
an versiu lisweise kurze Zeit liohrgfgenstAnd in Prima, dann mit 
einem (1575) eigens dafiii angestelken Lehrer lectio publica; in 
Speyer fimd eie 1612 in Prima Aufoabme, wurde aber bald wieder 



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320 Q«ieliidiiLEMnriekLd.hfl]nHiirt.llitlalMau^ 



abgeschafft, und ein neuer Yersuch damit wurde dem Rektor onter- 
Bagt In all diesen Fiicheni wurdf-n natiiHich wip fiberall nur die 
Eieinunte tind die einfachaten liegrnft' hehandfh. geiado so vie], 
dai^ die Schul- r fur den Unterricht ant der Univ* rsitat niii dem 
Notigsten bthuii vertraut waren. Dieser philoeujtlii-t he Unterrickt 
erecliieu als Ergaozung des SprachuntcmchtB damais nucweiidig. 

Der Religionsunterricht im 16« Jahrhundert war anfanga 
aelit einfiMh, 4«r Katechiaiiitt vnd eini^ tadm wiirde aotwend^ 
golemt; Abaduutto det Kenai Testamente inuden gdeseo; nidi 
Qod naeh aber bebun er anl der obflfen Sinfe der hoheran Sohnleit 
einen dogmatigohayen Ghttiakiw. So war m A in dea Pfiber SeliideB 
jener Zeit das Einpiigeii der Stucke dee Katechiamns die Haapi- 
tache, dazu kam das Answendiglemen von Psahnen und die Lekture 
der Evangelien, womit freilich zugleich Sprachm^erricht verboiidfiik 
war, 80 daB der Inhalt selbst nicht voll zu seincm Recht kommea 
konnte. In Speyer enfhielt die erste Schulordnun^ dariiber gar keine 
Vorschriften; man begmli^te mah mit dem tiiglichen Hersagen des 
Vaterunsera, des Glaubensbekenntnisses und der lu Gcboto. Erst 
durch die Ordnung von t594 fand eine gonauere Regeluug und Ver- 
teiliuig des Lebrstoffes auf die einzelnen Elasseu atatt. In Zwei- 
bifieken wurde 1575 ein eigener Theologas an der Sofanle angestellt, 
der eiDgehenderen Untoridit erteOte and beatrndeie audi den theo- 
]egiaelien Knrrae der I«eeCioneB pnbtteae sa leiton hatte. Ak ein 
integriefender Beetaadteil dee BeligiODianleiriehto gait damab anch 
die ^edigt, welche die Bchtller mit den Lehrem regelmSftg an 
besuchcn and Qber welche sie naohher an referieren batten. 

Der Mnsikunterricht, den wir an alien nnaero Sdiiilen an- 
treffen, stand gleichfalU damit im Zusammenbang ; denn es wurden 
nur Psalmen und Kirchenlicdfr ein!}:f'r(bf : nirlit die Musik an sich 
wnrde gepflej^t, sondern nur der Kirchengesang. Die YerJuiupfiuig 
Yon Scbuie und Kiiche war in allem noch mhr eng. 

Die erste iliilftc des 17. JahrhundertB brachte uberall 
einen Uiickgang der imniuiuiitischeu Studien, Zwar war uu ail- 
gemeinen Ziel und Metbode zunacbst noeb gauz gleidi wie in den 
vorauttgebenden Zeileo. In Speyer, wo 1594 and dann wieder 1612 
daa Gymnaatnm eret nt einer groften Scbnle anagebant wnrde, tnglt 
die Sohnlordnnng gans and gar die GmndBfttie der Stormaolien 
PAdagogik dee 16. Jabrhnnderts in dem aoMobliefilioben 8prael»- 
nnterricht and seinem Ziel der lateinisohen Eloqaenz; auch daa 
Griechische fand, wie wir schon t<ahen, nocb eine verhaltnisma^g 
gate Pflege, indem wenigstena die Zahl der Aotoren nicht allweebr 



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B. Weltliche Schalen. 



321 



eingeechrankt war. Aber die ftuBercn Yerh&ItniRse waren df^n 
Schalen nicht gOnstig; das Elend des SOjabrigen Kriegee fuhrtc 
die MelirtenielMilea an den Bend dee YtMh. Die kleineren 
Aaataiton rind wohl rnteli in der Ffkk in dieeer Zeit meut dn- 
gegangen, Ton den grSAeran anoh HQningen; aber Speyer vnd 
Zweibriieken blieben bestehen, wenn sneb mtt vieler Not, mit yet' 
mindertev SobOler- and soweilen aneh Lebienabl. In Speyer daehte 
man daraa, die alte einfaehe Trivialschule wieder einzufOhren; die 
Anfordciningen waren jedenfalls an beiden Gymnasien sehr ver- 
mindert. Die Furaorge <1er Bchiilbehorde lieB trotzdem nioht m M lh 
and rettete die Anstalten hindurch in bett»erc Zeiten 

Diene batten v^irh theoretisch wenigHtens schon in der ersten 
Hiilfte des Jahrhundcrts in Deutschland vorberoitet durch das Auf- 
ireten der boiden groBen Reformer Ratichiu.s und Comening. 
Ibnen batten jedoch andere bereit8 vorgearbeitet Die gewaltigen. 
EortMliritte anf dem Ctobiet der NatarwiBsenaebaflen scbufen 
eine nene Gmndlage audi lllr den gelebrten Unterrieht, and Fbflo- 
■ophen ifie Bace ▼on Yernlam and Deeoartes baben die Welt 
gdebrt, Yon dem AvtoritBta^anben mid der gedaakenlee gewordenen 
Naebbetnng der Alten weg in aelbatlndigem Denken and Torane- 
petzungaloe den BBcIe anf die Natur zu rioiiten nnd Termittelg der 
Ecfahrung anf dem Weg der fh'keDntniB vorw&rts zu scbreiten. So 
war fiir den prakttschen Schiilunterricht die Fordemng vorbereitot, 
die 80g. Realien neu oder in auHgedehnterem MaBe ah biRbor in 
die T/ebrpliine aufzunehmen und die Anscbauung zu einem Unter- 
ricbtHgmndbatz zu machen. 

Aber noch ein anderer Gesichtspnnbt, der geeignct war den 
Unterrichtsbetrieb umzugestalten , hatte sicb nach und nach durch- 
gesetzt; es ist der Binn f&r national e Eigenart, obne Zweifel 
mit berrorgemfen doreh Lntbem BibdHbereetEnng and gef5rdert 
dnieh die denticben Spraoligesellaobaften. Bo inten Hftnner an^ 
welobe daa Becbt der dentsoben Hntterspraebe im Unteiricbt 
betontra, wie YaL Andreae nnd Balth. Schupp, nnd diese Forde- 
mngen warden dann durch Ratiohius und Comenius in die Praxie 
omgesetzt, die sich daduroh ein aufierordentliobee Yerdienst um 
das deutsche Schulwesen erwarben. DemgegenQber i^t aber anch 
daranf binznweisen, dafi nach der Verclendnnp; Dmitschlands durch 
den 30jiihrigen Krieg der franzOsiHclie Emtluli sich raach geitend 
machte: nirht nur in der Politik int die Abh&ngigkeit von Prank- 
reich zu kongtatieren, sondern auch im privaten Leben besondera 
der hSheren Kreise. So kam es, daB auch die franzdsische 

MoamMtto Qmmuim VtmUga^ ZLVn 21 



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a 2 2 GeachichU. EntwiokU 4* hnniMiit lfit««lKhiilw«aeu d. Iwjir. PUs. 



Bpraelie sieli sinlilbrg^rti) und in den Iiehrplinon in . B t M m 
Anfiulime ftmd. Mk wn auch die Erlemung voaNaehbani^tiiflhMi 

neben der Mottersprache eine Fordening padagogischer Tkeoretsker, 
wie Michel de Montaignes; und Oomeniui hatte aie gleioh&U» in 
teinen Lehrpkn in der Didactica magna aufgeaommen md VH) 
Hoataigne den toien Sprachen ToiangeBteUt. 

Betrachtpn wir von diesen Gesichtspunkten aus dip Eiitwieklm^ 
in nnseren Pfalzer Sehulen, so konnen wir den Einflud der Zeit- 
stromung; in ihnen deutlich wahrnehmen. Wenn in einem Gu(- 
achten filr das Zweibrucker Gymnasinm im Tahr IHoO ausii^psprorhnn 
wird. daB sich Bturm und andorc mit der oloquentia uiinofif^o Mfihr- 
•^pf^pbon haben. und womi doshalb pine Vereinfachung auf diesom 
Oebiet einpfohk'ii wird. sfi erkennen wir sofort, welehe Aiideruug 
in der Wortt^chiitzung de» LateiniHchen und in deni Bildongsideal 
gegeniiber deui 16. Jahrhundert Tor sich gcgangen iat Desgleichen 
wurde in Speyer 1667 ein Gutachten fiber geschwindere BSrlemnng 
der lateiniMhen Sprache abgefiiBt, naeh welchem rait dem aUen 
formalistiseben Betrieb gebrochen nnd des Comenins He^ode an- 
genommen werden soUte. Immerhin blieb das Lateiniaohe Hanpt^ 
ftich. Aneh die Lehrbflcher des ComeniuB, die rascher mm Ziel 
flhrtcn, wurden um diese Zeit in 8[)pyer und Zweibrflcken ein- 
gefuhrt, und durch Benilhcung des Orbis pictus wurde das Prinzip 
deB Sacli- und Anschauungsuntorrichts anorlvainit. Das Deutsche 
fand ailt'idinj,^ als Unterrichtsfapli nodi kpine Aufnuhme. und aurh 
als T'Titorriphtsspraehe isr t-s n(>c)i nicht durcli.i^pdrnnj^on , aber ein 
Anliing war es doeh, wenn m Speyer die Suiiuiurdnung von 1654 
bestimmte. daB schwierigere Dinge in der Mutterspraehe 7U bchan- 
deln seien. Auch deutsch geschriebene Lolirbiiclier, wie die latei- 
nbehe Ghfammatik yon Cellarina, fanden erst spfiter Eingang. 
Immerhin aber war es anch in den Ffftlser Sobulen mit der ana- 
schfiefilichen Herrsohaft des Lateiniscben Torbei. 

Das Ciriechischc verlor aber auth iuiiner mehr an GeUuug 
wie an alien hSheren Sohnlen. £s schien nur metu* Wert zn haben 
fOr die Theologen, und desbalb wurde die LektGre stark rednziert^ 
St. B. in ZweibrQckea 1650 nnr Plutarch noch gebilligt neben dem 
Nenen Testament; bald danach war auch hier das letitere die 
allein noch gelesene Schrift. 

Fransdsiseher Unterrioht wurde in Speyer 1667 angeregt, 
aber aascbeiaend aieht eingefilhrt (ent 1766); in Zweibrfieken 
fcreffan wir ihn auob ent von 1713 an und in GvQnstadt 1751. 



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B. Weltliche Schulen. 



Ton einer ittrkeren Betovmng der Gvsokiehte and Qeo- 
rap hid Isfc in unseren Solmleii kaiim etms n bemerkon; onfc in 
Anfang dee 18. JahrhaiidertB fudan dieaa Faeiiar gr66ora Beaoh- 

tuBg. Es dauerte in den realistiscben Unterriehtsgegenst&ndea fibor* 
havpt allgemein ziemlich langOf bis aich die forderungen des 
Comenius, der aU der einflufireicbBte der Reformer 7u gelten hat, 
in (Icn Schulra durchsetzten. Dfts^f^f^en krinnon wir beobachten, 
daB H!Ph der ReligionHnntf n i' lit < tNvaa mehr ausdehnto; er 
gin^^ liber die Stufe des Katechiamusunterrichto immer mehr hiuauH 
und wurde dogmatischor, hatte vielfaeh die theologischen Streitig- 
keiten zum QegeuutaDd uud vemachlaasigte d&mit seine Einwirkung 
aof Hen und Gemllt 

Die Omndflitee der Befonner oad aber in den PfUier Sefaideii 
anfier in den einsebien Fftcbeni, anoh In der aUgemeuiea Unteirichto^ 
lehre und in der eigenfliehen EniehiiBg m erkennen. Wir lindea 
ill den metibodiBehen Winkea der Sohnloidnnagoi dieaer SSeii viel- 
faeh AnHchaunngen auageaproohen, die anf Ratichius und Comenius 
aarOckgehen, von diesen wemgstens zuerst mit NachdruGk IBr die 
Schulpraxis ver^ton wurden. Das mechanische Memorieren wurde 
verpont; dafiir sollte das Ycrstandnis durch vorheriges Erklfiren 
angebahnt und dadurch dau Merken erleichtert werden, m dafi an 
Stelle der mittelalterlichen Geduchtaisscbule nach und nach die 
VerHtandesschule tiat. Dus Lemen sollte don Kindom leioht und 
angenehm gemacht werden; es solUe ohne Zwaug geachelien, wie 
»chou Katichius verlangte. Bazu gehdrte, dafi die nnm&fiigen PrOgelr 
etrafen avfhdrten, mit denen man biaher eraehen nnd aneh untor- 
riohten zu konnen geglanbt katte; vielmehr soUte duieh bunane 
Bekandlung das Hexs der Kinder gewonoen nnd ihnen Luat scur 
Arbeit erweokt werden, welehe aaob dnreh die Fflege der An- 
flchaaiing gefSrdert werden sollte. Gezilchtigt eollten die Kinder 
nur werden wegen wirklicher I^imheit, nicht wegen schlechter 
Leistungen. Fflr die riobtige sittliche Erziehung ist das Beispiel 
der Ijehrer von hervorragender Wichtigkeit; und Yergehon der 
Schiller sollte man vorzubeugen suehen. Solcho und noch nmncho 
andere Grundsiitze, die nioh vnr fillem in der Did ai ri i des Comeuiun 
finden, wurdeu auch an den Anstalteu der Pfatz den Lehroru ana 
Herz gelegt: wieweit sie durclidrangen und wie raseh sie sich oin- 
biirgerteu, iaiit bich aicht t>agoa; das hing viel von den ein/.eluen 
PenSnlichkeiten ab, aber an leiteader Stelle war man im allgemeinea 
vertraut mit den Fortsofaritton der Pftdagogik. Und so bieten di^ 
PfSlier Sebnlen anob am %de I7» JabrbundertB im grofteii und 

21* 



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324 GeachichtL EbfcwickL <L tawnkk Mitttlicbd w «aen> ± bftjw. HUb. 



guam dM nimlidid JKUL imieror Entwicklnng nie die im flbrigen 
DentacUand. 

Im t8. Jahrlinndert aetite rieh diese Entwicklung von Unier- 
rioht und Eniebiiiig auch in unserem Gebiete fort Die neaen 
Gnindsatze kamen ent aUmahlich richtig zur Geltung, in der Pfalz 
vielleicht etwas sp&ter noch als andcrswo, weil dort auch i\nrrh 
die politischen EreigniflBP, durch die vielen Kriogszoiton, oine rnhigure 
Entwicklung wenii;. r h icht war. Wir konnon zuiutcliHt im 8pruch- 
untt rricht Fortachntte erkennen, in der Riehtung, daC man deutach 
gt'jsehnebene Lehrbucher einftihrte und iiberhaupt die Verweudiuig 
der Mutteraprache im Unterricht bcharfer betonte, wenn man sie 
auch noch nioht zum Unterriehtofaoh ezbob. In Speyer sowoU wie 
in ZfraibffilokAB konnten die einselnen tf toner, die flir die Not- 
wendigkeit der Ffloge dee DentBcken Worte fimden, ilire gnteit 
Abdohten nicht Tdllig dnidiseteeD, nor in Speyer sdieSnt (1713) 
etne besondere deatsohe Onumnatikgtnnde in Seknnda angesetst 
gewescn zu sein. Latein wnrde vor allem in den unteren Klaaeen 
noch uberwiegend betrieben, orlitt jedoch in der obereften Kinase 
a. B. in Speyer (1713) eine etarke Einschrankung zngnnsien der 
sogenannten Wissenschaften. Ffir Bcssening dcs griechischen Untcr- 
richtH crhoben sich finznlne Stimmen , 7nnHchst nor-h ohne Erfoig; 
die rcalistischen Retormideen waren ihm nugen ls giiutaUg. Dagegen 
fanden die Realien. Geschichte, Geographic, Aiithmetik viel mehr 
Beacbtung; eu braucht nor daran erimiert wcrdcn, mit welchem 
Yerstandnis Professor Johannis in seiner Instmktion tod 1723 diese 
Ffteher bekandelte uid wie er iknen anfier offisie]len Btimden im 
Lehrplan die notwendigen Anaohanungamittol und gate Lekrbflelier 
m Tereekaffen ancbte. In Bpeyer sorgte die Sebnlordnung too 1713 
ebenfiiUa flir die ReaHen, vnd 1727 wnrde in einem anafUbrHclien Gnt- 
aehten die BinfBlirung der Ka&ematik in all ihren Teilen, wie man aie 
damals verstand, befhrwortet nnd, wenn auch mit Unterbrechungen, 
▼oUxogen. £b ging zweifelsolme damals ein friachw Zug durch die 
Schulen, und ein Aufschwung derselben war im Gang. Ein Pada- 
goge von hcrvorragender Bedeutung im 18. Jahrhundert. an desaen 
Pcrsonlichkeit aich eine eigenc padagogische Kichtung entwickelte, 
war A. 11. Franc ke in ilalle, mit dem dor Name ^ Pietism US'* 
eng verknilpft ist. Ihm ist es durch aein aulierordontlichoft organi- 
saturisches Talent gelungeii, die vurschiedeDeii liichtungen und 
Schnlarten zu einem Ganzen laiammenKafiuaai nnd Anrtallen n 
acbaffeo, deren Betiieb vielfaeb Torbildlieb geworden fat. Ton der 
pieCiatiacken Riebtnng bemerken wir rnioh Spnren in der PCik. 



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B.. Weltliche Schaiea. 



325 



Entgegeti diim zuleizt imnier mohr eingerisaenen dogniatiHch-streit- 
suchtigen Religionsunterricht, der kaum mehr als Gnmdlage der 
Endehung dienea koimfce, entrebte Fmneke wahre HenensfrSmmig- 
keit nnd die Erweokang einer relig^Oaen Oesiimmig, welche ihre 
Beftiedignng io worktttiger Nfiehstonfiebe find. DioBem neuen 
Ziele hnldigte man & B. atieh In Speyer, wenn doit 1739 die Lehier 
gemahnt wurden, ihrem Unterricht einen weniger polemischen 
Oliarakter zu geben. In der Behandlung der Sprachen, der alien 
Bowohl wie des Deutschen lud Franzosischon, beruhrt aich Fianoke 
mit Ratkc und Comenius, und soin EinHutS in der Pfalz ist m er- 
konnrn \n don iialieschen Lehrbiichem, die nll'^nthalben dort Ein- 
gang tandor. Auch dafi die Realien. Geographie, Ueechichte, Mathe- 
matik. Pliysik hohere Wertung erfuhreu, mag zueammenhaiigen 
mit der Bedeutung, die man diesen Pachern an den Ilalleschen 
Anstalten zumaB und die aich danu immer mehr auch anderwartti 
durehBelnie. Charakteriatiadi ist. daB in den PflUaer Anstalten 
genan wie in Malle zur FMening geographiaoher KenntnisBe Tagea- 
seitongen benfltrt -wwden. 

Ein Zeioben, wie leliz der realistieolie Zng doh anabreitete,. ist 
auob der ReoiganiMtionsplan, den J. H. Oesner Air die Zweibrfiekw 
Anstall entwarf, der aber nicbt zur Einfahrung kam. 

Au8 dem Kreb der Schiller Franckcs ist obarakteristisofaer- 
weise der Grunder der ersten ReaUchule hervorgegangen, Chr. 
Semler. der allerdingB mit seinem Yeranch v,pm^ Olftck hatte. 
Auch Joh. Jul. Hecker, der den Gedanken wiedei aufiiahm und 
mit Erfolg durohfuhrte (1747), war ein ehemaligea Mitglied dea 
Hallenser Seminars. Auch den Einflufi dieser Richtung nehmen 
Vnir in Speyer wahr in dem Plan zu einer iiealschule, den im Jahr 
1764 der dortige Rektor Feiatkohl entwarf um das Gymnaainm in 
eine 8ohale dieaer nenen Art nsnnwaiideln; in den YerhanAnsgen 
darflber, die anok naeb setnem Tod noeb fortgeflUirt wnrden nnd 
den Plan nioht lediglieh als due pendnliebe Liebhabeiei ersdieinen 
lasien, ist direkt anf die Heolcersebe Realscbnle in Benlin Besng 
genommen. Znr AuafOhrung kam der Gedaake aonfiohat freiUch 
nldit; erst in der Not der Franzoaenzeit geataltete siek aiMnlich 
TOn aelbat das Qjonaaiam in eine Art Bealechule am. 

Ira Znsftmmenhang mit demRealismus ist auch der philanthro- 
piatiaohen Bewegung zu gedonken, die von dem duroh Rousseaus 
Emil machtig angeregten, aber ^^chon vorher durch Come ninR, TiOckc, 
Gesner beeinflufiten und padagoc^'seh tatigen J. B. Basedow hervor- 
gerufen worden ist. Sie war aii aich den hnmanistischen Schulea 



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326 Qescbichtl. Entwickl. d. humanist. Mittelscholwesens d. bayer. Pfalak 



niclii gunHtig uiid lutt vur uUem, freilieh auch etr^as planlos, einO' 
Menge realielucher Lehrfacher b^Torzugt. Wir liaben auch in der 
FlUs' Belbst eio Phflantfarapiii kemien gelernt, das K. F^. Babidt 
nacli Bftaedowv Muter in Deeaan sa Heidesheim 1777 gegrundet 
liat; 60 bat nieht lange bestanden; dmeh Selndd seines ehaiakler- 
losen Grfinders gbg es sohon 1779 irieder ein. Immeiliin mag ea 
anf die PfEker Schulen einige Einwirkung gehabt haben ebeii dadurch, 
dafi 68 solchon Wert auf die Realien and die dentsche Sprache 
^9gte; gerade z. B. in dcm benachbaiien Gymnasinm Orunstadt ist 
zn gleicher Zeit dicften dort langp Btiefmiittcrlich behandclten 
Facbcrn ernstere Beachtunii^ im Lehrplan eingeraumt worden. Am 
Zwi'ili lin ker Gymnasium haben vor allem die bf icion Crolliua fiir 
auBgedehnterc Behandiung der Roalien, vor allem der Geschichte, 
auch des Zeichnens nnd der Gcomotrie, gesargt. In Speyer hat 
Bektor Seybold (1774 — in Heitien Yorschlagen zur Einhchtuog 
der Anslalt entsohiedim Baaedovsehe Bnidiiingsgninds&tKe ans- 
g6s|nrecheD und hat seinen Lekrem das Stadium yen Basedowa 
Metbodenbndi empfohlm. Er hat anoh Gesehidite und Geographie, 
sowie tSbangen In der devfeschen Spiache besondeiB betont, geiadeso 
wie einige Jahre spfttw, wie oben erwSlmt, in Grflnstadt, wo er 
das Rektorat ubemommen hatte. In dor an das Speyerer Gyin- 
nasium damals angegliederten funften (Elementar-)KlaBse wurde 
Basedowa Elementarwerk benutzt So ist vor nnd nach Errichtung 
der Hcidesheimer Anstait die phiUntbroptBtiBolie Bewegnng in der 
Pfalz nicht ohne Fin flu B cewesen. 

"Wahrend demnach anknfipfend an Ratichius nnd Comenius die 
Pietisten und Philanthropisten dem Unterricht in den Realien /.urn 
Sieg verhalfen und die Mnttersprache zu ihrcin Keclite komiuen 
lieAen, den alten Sprachen gegenuber aber eino mehr oder wesiger 
gleicbgfiltige Haltong einnabmen, iet gleicbzeitig oder ^ebnelir 
noob Tor dem Philanthropismns etne andere Bicbtmig lur Geltimg 
gekommen, welehe obne die Bealien an sobidigen mne Neu- 
belebong dea Unterriehla m den klassiscben SpnMshen bedentete; 
das ist der Neuhumanismus, begrQndet von J. M. Gesner in 
OSttingen. Die Imitation der lateinisehen Aotoren, die Ausbildung 
der Jungen snr lateinisehen Eloqnenz war l&ngst nicht mehr 
im Sinnc des IG. rTahrbunderts nblich, aber doch war der Re- 
trieb in den alten 8prachen trotz mancher Verbessenuii:;* n durch 
die Anrt'gangen von Ratichius und Comenius noch recht forma- 
listipch nnd vorzilglioh auf daH rein spracbliehe Moment pericht«t. 
Das Gnechisohe war nuhezu in Mifikrcdit gekuuunen und wurde 



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B. Weltliohe 8ohul«u. 



MMMUfeOinh von tMogMMO QwiehtBpimlEt «u lMBMel>eii. Die 
BMMebiiiig dflr kteanaehen Stediiii liegto Tor alien aaf deft 
Uelt der AntereB Wert and radite dieeen mr eAiflohen, iadieii- 

aohen und litemUstOrisoheii Bildnng der SchQler zn verwertoB; 
der Kreie der Autoren wurde erweitert nnd das Giieclitsohe, dem 
t^etismnR iind PhilanthropiBraus besondera abhold ymuiDj wieder 
c^ehobcn. Diese neiien GnindsRtzf haben sicb nicht rasch ver- 
broitet; cnt-standen sind «io in den sarhsisr-hon Tvnndrn , wo dfr 
human ititisehe Unterricht in der ReformationHZi it HOine ernto Biiite 
gefunden hatte. Wir glauben in dem Pfalzor Schulwenen die orsten 
Spuren dieaes neaen Geisteu in Spoycr in dem Lehrplan des lielttorB 
Feietkohl, der aos Sachaen dorthin kam, erkenoeo zu durfen; er 
tmlhe LtMnfedeii ttiid -eehiefben bedenteni lartekdrftngen, dsfflr 
dli XaektOie umfiuBender md elnreehdmgvreieiier gestalteii; 
Mieh dee GMeoluMhe eoUle YvmelitC und neben dem Neaen Teete^ 
meat Doek endeie Antoren gekteii irardeo. in^die Fnude ' wui de a 
fteOieh dieee Gedanken and Abdohten infolge der iafierenYei^ 
hUtasflse an der Schnle nodi nieht amgesetzt. Besser ht dies in 
doi aieboger Jahren gelungen nnter dem Bektor Seybold, der 
dieee Ideen auch nach Orunstadt ubertnig., wo sie nnter ihm and 
aeincn N^aohfolgom verwirklicht wiirden. Ganz deutlich kommen 
die Gnmd^^atze nouhumaniBtiftihcr Auffasaunt]^ dos AHertnTn<^ iind 
dessen neue Bewertung fur Biidung den VcrBtaitdes, de» WiiJens 
und des Geschmacks zum Ausdmck in den oben S. 300 angefuhrten 
Worteo des Speyerer Kektors Heynemann. Nioht minder wirkte 
der neue Geiat in den Zweibrucker Scholen; wir aahen, dafi man 
dort direkt mit Gesner in Benehong teat and aeine Aaffaseung aae 
dem Gataohten von 1754 kennen lemen konnte. Zwar fimd d«r 
Bektor OroUias m der Barchlllkrang neaer Ideen niebt dae n9tige 
Teietiiidnie bei aemer 8ehnIkommia«Mm, i«t aber Kir ndi in seinem 
Unterricht eljptneo wie sein Sohn and Nacbfolger okne Zweifel der 
besseren Erkenntnis gefolgt. £r hat nach und nach den griechiFchcn 
Unterricht wieder erweitert, konnte es aber nicht hindem, daB (1757) 
von Sekunda an denjenigen Schulem, wdche nicht Tlieologie stii- 
dieren wollten, gostattet war, sich an Stelle des Ghecliisvhen (und 
Hebraiachen; andere Facher zu wahlen. Welchen Wert cr aber 
auf diefio Sprache legte, geht daraus hervor, daB 1759 in einem 
gemeinsanien Lehrplan far die Stadtschulen die Pflege des Griechi- 
schen bereits an diesen kleineren Schulen angeordnet wurde; ee 
war damil das erreiekt, was 200 Jahre Torher, zn einer Zeit^ wo das 
Grieohiicbe nocb geeehltet warde^ Harbaeb batte einlilbren woUen. 



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328 Geschichtl. Entwickl. d. humanist. Hittelschul we.sens d. bayer. Pfalz. 



So vyurrn also auch in dieaer Beziehung die Pfiilzer SchuJen 
mitfortgeflciiritten. Gleichzoidg ist in den Anweibimgeu der Schul- 
ordnungen der Geiet der Aufklii rung zn verspiiren, wenn verlangt 
wird, dali die Sohiiler an eigeueH Nachdenken gewuliut werden, 
imd dafi ale steta bei tSkm BMih dcni Gmiid fimgen sollen; wenn 
dM Ziel klftr satnge tritt, die Behilller m. geistiger Frdheit imd 
flelbsttiidigkeit za eraiehen. 

AUepSdagogiaohenSMamiiigeii dee 18.Jahrhiiiiderl8TeimoeliteA 
wir aoBut in der Entwickhing der Pfiker Sohulen wehismieliaien; 
keine hat einseitig den Foitgang beeinflufit, eendein wika gut und 
branchbar enchien, worde Ten alien an%enommen. Dae luhige 
Wachsen und Ausleben der aufgegangenen Keime wurde aber 
unterbrochen durch die gewaltsame Umgeftaltimg den Schnlw^sona 
in der Zeit der franzosischen Herrschaft. Eret uiitri dor Fursoro^e 
der Kgl. bayerischen Schulverwaltung begannen die Anstalten ein 
neues Leben im Qeist des vollentwickelten NeuhiunanisDius. 



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B. Weltliche Schulen. 



329 



Lehrbucher 
der Qynmaaien Speyer und Zweibruoken. 

Im folgenden nod die Lehrbftcher suaaiiuiieiigettollt, die naoh 
den Angaben in den Sdinloidnnngen, Lektionsplftnen and nadt 
Bonstigen Hotisen an den beiden genannten Anttelten in Gebnmclt 
waien; darnnter mad aneh fenehiedeneHandbileher, die Yon fjehfeni 
benttbt warden. Auf Yolbtiuidigkdt kann dae Yerzeiohnig keinen 
Acspruch macben. Titol and Jahr der ersten Auflage wurden aaok 
Mdglichkeit festgestcllt, doch lieBen die vcrftigbaren bibliographic 
Bchen Hilfsmittel ofitmals im Stich. Auf Anfuhrung der gelesenen 
lateiniscben und griechischen Autoren mirde vor/iohtot. Die Bucher 
sind naoli Fachom und innerhalb derselben naeh Irm Alj)bahet 
geordnet. Wo der gcimuore Titel nioht festgestellt werdeii konnte, 
ist ein (?) buigesetzt; ein Jahr, welches sicher nicht das der ersten 
Auflage ist, worde eingeklammerL 

Ffir die Erganzung dieser YeneiekniBBe haben die bibliogra- 
pbiaoken Samndungen der *GeeelMiaft fAr dentscke Eniehnnge- 
nnd floknlgeaokichte* wioktige Diemale geleistet 

BaiigioBalakre* a) Speyer. 
Ghytraeas, DaT*, Catechbmus. Wittonb. 1555. 
Dieterieb, Eonrad. Institationes oatocheticae, e Lutheii (ktoekeaa 

depromptae variisque notis Logicis et Theologicis in usum 

luventutis Scholasticae illuatratae. GioBsae 1613: C. Ohremlinus. 
— Epitome Catochfticorum praefp]! coram in usum classium in- 

feriorum, coliccta ox institutionibuB Catecheticis Ounradi Diete- 

rici. 2. ed. Ulmae, J. Gerlini impensia 1642. 
Eobanus Hessus, Fsalterium aniversum carmine elegiaco rcdditum 

atque expUcatum ac nuper in usum scbolae Marpurgensis editum. 

Marpurgi ez off. E. Oerfioorm Agrippin. 1537. 
Franciaons, Adam, Margarita theologica et meroatura maxgaritaraiik 

et meceataiarom eontinena metkodicam explioationem praed^ 

pnomm eapitum doetrinae ehiistianae. Hof 1592. 



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330 Geechichti. Entwickl. 4. ImnMitt MilMMknlwaMiw 1m^. Pfklt. 

Lu there Katechismen. 

SelneckfT, NikolauB. Oatechesis D. Martini Lutheri minor, graeoo- 

latina . . imprimis v<'ro Hcrommodata ad uaum Scholamm 
pni rilium, cum pro magistris, turn pro dlBcipulis. Contexts cx 
privatis Lectionibus D. Nicolai Selnccceri et e<L in Academia 
Lipsensi. Lipeiae 1575; J. Rhaiiilja 

Seiler, Georg Friedrich, Theaea thedogicae dogmaticae compen- 
dium. Erlg. 1783. 

— Kleiner hiatorischer KatochiHinns. Bayrruth 1775. 

— Kleine christl. Kirchen- und Rpfnrni;iU(nis^M'schichte. Erlg. 1797. 
.~ Kurze Geschichte dor geotienbarten liehgion mit E.upfem und 

Land kartell. 1772. 

b) Zweibriicken. 

Buchananus. Og , Psalmomm Davidis paraphraaia poetica. Argu- 
nientib ac melodiis explicata atque illuitrata. Arg. 1575. 

ChytraeuH, Day.. Catech. s. o. 

Freylinji^li ius( II . Job. Anast , Gnindlci^unji: df^r 'Phoologie. 1703. 
Hafenreffor, Matth. , IjOCi theologici aeu compendium theolog:iae 

plane admodum, ut quiviu laiinae linguae gnarus intelligere 

possit, conscriphim. Tub. 1600. 
Heerbrand, Jacob, Compendium theologiae metfaodi quaestionibuB 

tractatum. Tiib. 1573. 
Heidelbcrger Katechismus. Catechiamua oder Chriatlicher Under- 

rioht wie der in Kirchen und Sohulen der ChurfurstUchen Pfklts 

getridb«B vizdt Heydelbefg 1563. 
Hoffmann, Gottfir., Anfierkfleiid Eern^Bpraohe Heiliger Bohiill 

Doioh InuriM Fragen deutUoh erUftret imd ntUdieh aogewanM 

nebet einer amfiUirliGlien Emleitaqg som Bibel-Lem. Lpig. 

1705. 

HQbner, Job., Zweymabl xwey tud ftm&ig Avserieflene Biblische 
Hifltorien aus dcm alteii und Neuen Testamente, Der Jugend 
zum Beaten abgefaaset. hptg* 1714. 

, — Aerariuxn biblicom. (?) 

Luthers Katechittmen. 

Melanebtbon, Pbilipp, Catecbismua PttoiiliB, Id eat loslUiitio 

. . piierorum in sacris. "Wittenb. 1532. 

Ram bach, Ordnnng dee Heile. (?) 

Strackiue, Ooneio MMsra. (I) ' - 



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B. WelUiche Scholen. 



331 



Uf siiiQs, ZusliariM, C^tieehmis utb brevis institatio ohrlBtianae 
' doetiinfte qaomodo ilUi in EccleifiB et Sohofis PahUinatas torn 
EteetonOis tam dncalis tnditur. NeoBladii 1585. 
WoUeb, Joh., Compaidiinii dieologiae dirntiaiiBe. Basel 1686. 

lAteiBiiche Spraehe. a) Spejer. 
Aplitlionii Pirogynmasmata. Yiele Ansgaben. 
Beust, Joachim, Ubelhu qoataor uutractfu fin^ois, Giaeea, Hebr., 

Genn., et Latina. Wittenberg 1573. 
Broder, Chr. Gottl., Piaktisehe Grammatik der latoiniMhea Sptaohe. 

Lpsg. 1787. 

— Klcine lateinische Ghrammatik mit leicbten Lektionen f&r An- 
fanger. Lp9:g. 1795. 

Bfischin^, Ant. Friedr., Liber Latinns in nmim puerorum Latinani 
lingiiara discentium oditua. Berol. ot Stralflundiae 1767. 

CaiiM larius, .Inachim. Tabellae Aesopicao quaedam notiore'^^^ ft 
m scholis uHitatue, partim oxcerptae de priori editione. parfim 
nnnc primum compositae a Joach. Camerario. Lipsiae in offi- 
rina Vocgeliana 1566. * 1. Aufl. Tflbingen 1538.) 

Cellariusj, Christof, Erleichterte Lateinische Grammatica oder kurze 
Anweisung ssnr Lateinischen Spraohe. Mcrseburg 1689. 

' — Latinitatis Probatae et exercitatae Uber memorialis NaturaU 
ddfine ita dupeaita, Ufc sbie nlla memoriae de&ligatioiie, 
ITolitia Yocabnloram non sohim eapi fiualfime, Bed IbBdter 
etiam lepeii ac coneerrari potest: Seiemssimis Anspieils et 
Saoto Mandato In nsnm Seholanim Episcopatoa Mefeelmigeniis 
ed. — Mersebnigi: 0. Forbiger 1689. 

— Breviarinm Antiqnitatum Bomanarnm accoranto Hieron. Freyeio. 
(Halae 1722). 

Oomenius, Job. Am., lanua linguanim, an^sohlosseDe gneldene 

spraehen-thner ete. Lpzg. 1631. 

— Veatibnlum lanuae Latinitatis. Lipa. 1633. 

= ■ — Orbifi HonRualiinn pictus, hoc t^nt omnium fundanipnffilinm in 
miindo renim et in vita actionum piotura et nomenclatura. 
Norimb. 1657. 

— Eruditionis pcholastica© Atriiim. Norimb. 1655. 
Compendium gmmm. lat. ab ipnis gramraaticae autoribus ador- 

Tiatiim. Uiesae 1702. (8. u. Gramra. lat.) 
Corderub, Matiiurin. Colloquiorum Bcholasticuruiu libri UII ad 
"' pt^ros in sermone Latino panlatim exercendoa. Authore Matn- 



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332 0«Mludifl. EalwiekL cL hvmaiiist. WttolKfaalwiMeni d. bayer. FAtls. 



rino Oorderio. OoUoqniomm sen Dialogomm Giaeeontm spe- 
cimen. Antbore Henrico Stephaiio. Anno 1564. Sxcndebat 
H. Stephanos. (Genf.) 

Denatns, An gmmmatioa. Tiele Ausgaben. 

Eobanns Hessns, Helius. Hclii Eobani Hessi, poeiae Oermani, 
Operum Flores, ac sententiae inHigniores. Coromodo stadioeonim 
selecti, Opera Christophori Aulaei Poetae. Aec. einsdem Aulaei 
christiaDae pro'^aHonos , Elegiaro carmine reddifaf^ Item 
Distichonim moralium Uber. Franc Apud C. Egeuolphum 

(i5r)i). 

£ra8mi, Desid., De civilitate moruin puerilium libelius nunc pri- 
mum et conditug et od. IJuHilcae 1530. 

— De duplici copia verborum ac rerum oommentarii duo. Par. 
1512. 

— Adagiorum veterum collectanea. Par. 1500. 

— CoUoquia familiaria. AiKent. 1518. 
Ferberi Nomendator Graeco-Latinus. (?) 

Fre} , Audr. , In Petri Nigidii ex Phil. Melanchthoois Granuuatica 
seleetom Isagoge sive Introdnotio pro CSiase IIL et lY. sana- 
toriae sefaolae Spiiensis. Spizae Nem. 1684. 

Friachlin, Kiood., Nomendator trilinguis, graeeolaimogermanieiis» 
cent omninm lemm, quae in probatia omniom dootrinuvm 
anet inTeniuitar, appellationes .... Opus nova qvadam me- 
fhodo . . . coneinnatDm . . . et lertio iam leoogn. Francoforti 
ad Voennm, exe. J. Spies 1591. 

— Opemm poeticorum Nicodemi Frischlini • * . pan scaenica: in 
qua sunt comoediao quinque . . . tragoediae done. [Argra- 
tomtij £xc. Po. Jobin 1587. 

Grammatica latina (Giessensis) ex praecipuis veterum et re> 
centiorum GramTnftticorum, Oratonim, HiBtoricorum etc. CoryT 
phaeia in logitimum Syatema, qua fieri potoit brevitate, redacta. 
(2. Aufl. 1610.) 

Idsteiniache Lateinische Grammatik [d. h. fur das Pfidftgogium 
zu Tdstein in deutscher H|» ruche verfaBt, vor 1704, vonwem?]. 

Lango, Joiichim. Joachiiu Langens Verbeaaerte und Erleichterte 
Lateirjische Grammatica, In weloher Durcb iiinlangliche Para- 
digmata, YU. liichtige Syntactiache Grund-Iiegeln, und notlugen 
YoRailt an yoeabdia, ITebst der Po&ne, Eine deofliebe knitee 
und doch YoUige Anweisung zur LateiniBdien Spfadie gegebaa 
irird. IGt e. Yoir. Yon Yerbessemng des Schol-Wesens vaA 



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B. Weliliche Schalen. 



333 



▼om Ctobianch dieset Bncbs: Und m. e. ADhtnge wan nfttBUdken 
PuadigmBdaehen vnd DislogiBciieii Tirodnii: DsA ein Knabo 
nit Empamng der Kortan, Zeat and MQhe, hievon so fort 
sof die Avetorea gefBhrt worden kOane. Halle, Waynohans 
1707. 

Lflfnge, Joachim. CoUoquia latina una cum pmendno Tyrodmo 
paradigmatico in nanm tironnm Ungiiae lai&iae aeparatiiii edite* 

Halae. 

Melanchthon, Miscell. Gam. Sacra et prof. 
Mureti orationes. Yiele Ausgaben. 

Mnrmenins, Joan., Tabulae in artia componenflonim vennium 
rudimenta. Adj. nomhium et verbonim crcmenta Pot. Goto- 
freduB. Lugd. Seb. GryphiuH. 1. Aufl. 1515. 

— Loci comTnunes sfntontiosorum versuum, ex elegiis Tibulli, 
Propertii, Ovidii ^liligentpr eollecti. Yiteb. (Georg Rhaii) 1537. 

Rochling, J. (Jf , l;f lii ieiche und angenehme Ubungen des latei- 
nischtii SLvIh i'iir Dbero Kiaseen. Frkf. (1790). 

tur niedere und mittlere Klassen. Frkf. 1799. 

Sauri Nomenclator. (?) 

Seybold, Dav. Chr., Anthologia rom. poet, eaque parallel. Lips. 
1778. 

Seybold, Job. Gg., CoUoquia latino-geimaiiiea in usnm eeholaBticae 

inreiitatu eolleota. 2. Aufl. Noiimb. 1665. 
Seybold, J. Cp., Seleetiora Adagia Latina-Oenn. Norimb. 3. ed. 

1669. 

Seheller, Im. Jo. Geiii., Knns ge&6te lateinisdie Spraehlehfe oder 
Qfammatik fOr die Sdnden. Lps. 1780. 

— KlaneslateimflchfleWorterbaob, woriim die bekannteotenWorter 
yeneichnet, die gewohnlicbete Bedeatung derselben mdglicbst 
genau, deutlicb und beBtimmt vorgetragen, auch die gebraucb- 
lichsten Redensarten angefuhrt und erklart sind. Halle 1780. 

— > Anleitung die alien lateinischen Schriftsteller in den obem 
Classen der Schulen philologisch und rri'Hich zu crklarcn, nebst 
einom Anhange von richtiger Nachahmung des Cicoro, und 
einera Vorschlage das Griechische und Hebraisehe auf iihnliche 
Art Til crlemen: mit einer Vorr. brag, von Hrn. [ChriBt. Ad.] 
Klotz. Hallo; Joh. Jac. Curt 1770. 

— CoUoquia et Tirocinium. (?) 

SpecoiuB, Christoph, Praxis declinationum eosBistens in exemplari 
Oliutnitione legidanini ead^nafimi syDtaxeos. Noiimb. 1633. 



334 G««duelifL EntwiokL d. bonawit Uiimwlralweieai d. bftj«r. lAiIt. 



YlTes, Lttd6viGUB. OoUoquia (1539 zuerst gednickt u. d. Xitei: 

Linguae Latinae exercitatio). Yiele Ausgaben. 
Yoluraina poetica h«'x . singula singulis coriis Boboiof. Argent. 

Cum lemmatibuii 3. bturmii. (Arp. 1 r)65.) 
Walter, Anton. GnomoIo<^ia Proverbialis, sive harnionicu guo- 
, manim et adagioruni, quae apiid vetustiasimos, ac probatissimos 

quoHque Piulosophos^ Historico8, Oratores, & Poetas, in;digniora 

sparsim traduutur, conspiratio . . . Stetini: Autoris aumptibus 

1623. Drucker: 8. Kleineii litradea. 

— GnomoIogiR historico - proverbialis; rive HarmonicnB Gnomtr 
ram, Adagionim; Apopldli^giiiatom FhUosophioonim . . . «z 
praeataiitiflMnuB autoribuB erdtoram appamtiu, ed. priori loeu* 
pletior. Stetini: G. Rhetius 1639. 

Zehner, Joach., Nomendator Latino- Oennaniciu. Lpzg. t609. 

— Senteiitiae insigniores. In usum scholarum ex optimis quibua- 
que autoriburt coll. oi in libcllos III ordino Alpliabetico difltri" 
butae a M. Joachimo Zehuero. Schleuaingae 1614. 

b) Zweibriicken. 
BrSder, grammuire latine. (1810^ 

Castellio, Sebastian. Dialog! sacri, latioo-gailici, ad linguas moree- 

que puerornin fonnandoa. Gonf 1543. 
Camerariiia, Joadi., Fab. Aesop, b. o. 

— Piaeoepta monim ao Titae aoGominodaia aetati paorili, tolota 
oratione et TefribiiB qnoque expodta. Itemqne de GynuuMm 
dialogiiH. Ludus septem sapieDtium. Lips. 1544. 

Cell arias, Chnsto^ Ghramm. hA, a. o. 

— Lib. mem. s. o. 

Oomenius, Joh. Am., Jan. ling. s. o. 

— Orb. pict. R. o. 

Cord 0 111 s, Mathurin., Cnlloquia s. o. 

Culiuan. fiOonh., Sentcnfiae puerile» pro pnrnis latinae linguae 
tj'roiiibus, ox diversis scriptoribus coll. HiA acc. pleraequc 
vetcrum Theologoruni bententiae de vera religioue. !Norimb. 
1540. 

Ornsina, Hartm, Nomenolatara LatinAgenn. 15—. (?) 
DasypodiuB, IKciionariiim lat-geim. et viee Tetsa geroL-lat. 

Aig. 1537. 
Donatus a. o. 

EdncatiomB puerilis lingoae Latinae pan 1.— 3., pro Seholft Argeiif 
toiateosi. Arg. (1568—79.) 



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B. WeUliehe Sokoln. 



IBlemeBtale Lalnnim (em SimBlMiger Sohvlbach, Behoii tot tMi 

dortaelbst gebraueht; amchdnend nioht mehr vorhanden). 
BltmMtak BqMNiliinMi (enrihni t7tl). 

EobaDUB Hessns, Helins: Heroidim Cbrisfianaram l^ntoUie. 1514. 
Brasmus, Dedd., De dT. mor. s. o. ' 

— GoUoqnia a. o. 

Fabric! us, Gg., fi||iitoQiee prosodiae elegantiarmn poetteanmi 

Liber, additis exeraplis. Lipa. 1582. 
Ferber, Yokabularium. 17—. (?) 

Freyer, Hier., FasdouhiB poematum latinorum ex optimu antiqui 

et reeeotioris aeTi poetis coll. 2. cd. Halae 1726. 
Oesner, Job. Matth.. Chrestomathia Ciceroniana Oder Anaerleaene 

Strllen aus den Schrifften M. Tullii CiceroniB . . . mit ausf. 

Aiim. u. cinor Erzehiung Von dem Leben Ciceronis, Wie auoh. 

einem RegiHter veraehon. Weimar u. Jena (1717). 

— J. M. Gesners Prof, zu GSttingen und der Schulen in den 
Chur-BrauuHchw. Landeu General-Inspektors neu auBgofertigt(* 
und y.um Gobrauch godacliter Schulen oingerichtet© Cellariani- 

• adie Latotaische Grammatik und Worterbuch. Gdtt. 1740. 
doner, Samuel, Prosodia cum aoctoritatum syUabo. Argent. 1639. 
drasimatica Latina Argentoratends. (?) 
6HUiiaiatica Latina in usum Gymnasii Bipontini. Bip. 1594. 
Hawenreuter, Job. Ludw.^ Adagia classica: scholis Argcntoraten- 

aibus digesfca. Arg. 1573. 
HelTiciis, Christoph, Familiaria CoUoquia, Autoiitate Buperiomm 

aelecta et adomata. Pro Scholia Patriis. lam vero eonaensa 

Attt G^manioe reddita a nonnnllia praeeeptoribiis dass. Ed* 6. 

(1617.) 

Heyden, Sebald, Formulae puerilium coUoquiomm, pro primia 
TyronibuB Sebaldianae Scholae, Norimbergac per Seb. Hejdeii 
eomndem praeceptorem conscriptae. Strafib. 1528. 

Hoffmann, Gotfefr., Einleitung in die lateiniache Spracbe. Laub. 

1699. 

■ -— Ordentlicher u. griindlicher Weg 'im Composition dor Tiatei- 
nischcn Sprache, in welchcni der studierondiMi .lugeiiU durcli 
deutliche Regein und riulitii^e Exempel gowiosen wild, wie 
man im Latein Anlunga lecht, uud hiorauff zierlich construiren 
lerneu, und im ubrigen Culturam Linguae Latinae dareh aller- 
haiid oratoiiscke Adminieula . . . treiben soil. Lpa. 1702. 

— Episiolae fodliorea. (?) 



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336 G«Mdiidi«Lbtimiad.lMMiitllittd^ 



Junius. Hftdiiatnia. Lexicon di«4ioiiaiiiim giaeeo-latinom. Bm. 

154S. 

— Noinen( later, omninm rerum propria nomina vahiB Hngniw ex- 
plicata indicans. Antverpiae 1567. 

Kromayer, J. }{.. Deiitsch und lateinische Gesprache f&r die 

Jugend. Frankf. 1753. 
Licbt, J. Pr., Syntaxis opistolica grammadcae Laogianae, odep 

Briefe nach Art der syntaktischen Schnlnbnngen iiber Langena 

latein. Qrammatik. Altona 1742. 
Lange, Joach., Hodegus latim sermonis tripartitiis , cont. instittt- 

tiones vtili, neo non PlinMilm LeettHdnwrom Copiam, mm. 

anihologiam atqne florea, e probaiuiiinn auotoiibiit eolL Lflwi 

tree, olim eeoniim, none eoniiuietim ed. Becol. 1713. 

Tirodninm pandigineticiim et dielogienm. 

— Liitem. Qnmm. e. o. 

Lftcerii Nomeoelatiin (erwlhnt IfSM). 

LlthoGomne ^(teenluunrer), Ludolf. Gmnmntien Lalinn 1575. 
Mftnritii Poetica, Kubnig 1752. 

Helanehtbon, PhiUpp., Onmiiiatieftlaknia. Hegenea 1525. (l.Anfl. 

olme Syntax; dann 1526 mit Syntax.) 
HnrmelliuB, Joan., Tabulae e. o. 

Xnaeline, Fkiedr., Imiiationee ad introdnetionem in *™C"^** latinam 
eiTO Teatibulum marobienm ad nenm inTenioliB aeeominodataeb 

Flensburgi 1736. 

— Dialog) ' > [Tielleicht int damit anch das Veetibnlnm Marchioiim 
gemeint, da« aus C'oUoqiiipn besteht]. 

Nigidius. P., isagogicuB rer. gramm. libellue. Erph. 1518. 
Olivet, Joseph Thoulier de: (iedaoken ana den Sohiiftea des 

Cicero. Zurich 1758. 
Rochling, J. G,, Latein. Chrestoniathie. OioBen 1774. 
Babinus, Gg., Elegiac argumentiti utiles ac variae et canninibns 

elegantibus compoBitae. Lpzg. 1550. 
Sturmius, Joh., Poeticum Primum-Sextom volumen. Cum lemmati- 

Inu Joannia Storaqj: tttdae — piimae eotiae Mholaniiii Argen- 

tinrariun. Argent 1565. 

— KoaniBci. Quid das, et 6 libeUe, qnid pronitiiB? Nngaa: ead 
ntOos, et meri neaniseos. Aigent 1570. 

— Onomaeticon. (?) 

— Cieeronis Epistolamm libri IV a J. Btonnio pneiifi ednoatiooi 
confecti. 8traAb. 1539. 



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B. WcltiielM Schnlen. 



337 



Seheller, Jtimiaiivel Joh. Gerh., Aiwf&hrliohe lateioiMlie Spneli- 

lebre oder sogen. Grammatik. Lpig. 1779. 
Sohoras, Ant., De ratione discendse docmdaeqne lingvao latinae 

et graeeae libri 2. Argent. 1549. 

— Phrases linguae Latinae: Ratioqne olweirandomin eomm in 
9>ithonl*ns lojQ^endis, quae praedpnam ac Mngolarem Tin ant 
usum habent. Coloniae 1567. 

— Thesaurus verborum linguae latinae Ciceronianus, in usom et 
gratiam studiosae iuventutis coll. Argent. 1570. 

Speccius, Chr., Praxis s. o. 

— Allerhand Imitationes oder Deutsche Argumeuta, zuni Uber- 
setM im Lateimwshe. (?) 

Stigelins, Job., Caimina. (?) 

QrineUMlie Spraeke. a) Speyer. 

Belina, Laor. Alb., Omnhun T. voeom fontes et riynli. Lp^. 
1794. 

Elemental e introductorium in nominum et Terboruni declinatlonee 

Graecaa. Item Hier. Aleandri tabulae^ sane utiles Graec. mu- 
sarum adyta compendio ingrodi cupientibus. Argent. 1514. 
Grammatica Hallensis. Erleiehterte Griechische Grammatica 
Oder griindliche Anfubrung zur griechisoben Spracbe. 3. Aufl. 
Hallo 1716. 

Goll(ius), Gottlieb, Educatio puerili.s linguae graccae. Fabellao 
quaedam Aesopi graecae ad puerilem educationcm gymnaeio 
Ajgentoratenfti electae. Argeotoraii per W. Bihefinm 1541. 

Gnaltperius, Otto: Gnunmatica Graeca ex opiinus qnibosqiie 
Antoribns coUecta: cni fibelloB de varietate praedpiianim Dia- 
lectonun, Atticae, lonicae, Doricae, AeoKeae: itemqne de pro> 
prietate poetica ft retezendis Graecorum metris eat annezos. 
Marpurgi 1590. 

Labinus, Eilbard: Qavis Graecae linguae, Sive radices primitivae 
omniuin verborum Graecorum. Quarum cognitione in absolutnm 
Graecae linguae cognitionem methodus facills & compendiosa 
proponitur. llostochii Typis Stephani Myliandri 1604. 

Pasor, Gg., Manuale graecaium vocum N. T., Herbom. 1636. 

Possel, Johann. Evayytha xni enimoXat royv y^votaxoiv xat eogta- 
artxojv rjfUQ(Ov, oiiyoiq f-kXi^vomoig JiaQan.e(pQuofi£i>a vno Iwavvov 
noaoT}/Uov. Evangolia et opistolae, quae diebus domlnicia et 
festiB Sanetomm in Eccleda, luitato more, proponi aolent, 
Ghraeds Tendbna feddita, ... a Jobanne PoMelio. Com inter' 

ItaiiBwtk OfOHoiM FMdaioilM XLVQ $S 



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338 Geschichtl. £ntwickl. d. banuuBist. Mitteischolwesetui d. bayer. Pfalz. 



prctatiune Intina ^ regione posita Theophiii Cangiseri Haieudis. 
Lipaiae JOiM) (llaered. J. Steinmanni). 
St roth, F. A., ChrestonuithuL gvaeoa animadTenionibos et indioe 
copionninia in nwm tironum illiutrata. 2. ed. em. et anet 
Quedlinbargi, A. F. Biesterfeld ITSO. 

b} Zweibrflcken. 

CellariuB, Christoph, Entropii breviarium romanae historiae Ab 

Vrho coiidita usque ad Yalentinianum et Valentem Augnstos: 
Cum Metaphrasi Graeca Paeanii. Christophonis Cellariua, Smal- 
oaldiensis, rec. NoHh atqne Tndtribiis lorupletnvit. Jenae 1<)7S. 

CldUardua, 2Jic., Institurionos absohitiasimao in ii:i:ruam Oraocam. 
Annotatinnps in lunninurn vcrltor-uinqiK' difficultate«». Investi- 
gatio Thoiiiatis sou dv verbis uuomaliH. Ratio Synfaxoos. His 
addit^ie sunt luuditutioiieb Giaecoiiicae iu artem Gramuiuticam, 
in eorum gratiam, qui viva praeceptoria Toce deatituuntttr. 
Colon. (1534) [I.Auil. 1530]. 

Gruaiua, Mart, Nomenclatio Tooom Gfaeoolatioa (erwfthiit 1575). 

Elementale graeeum a. o. 

Freyar, Hieronymiia, Faaeiciiliia poatnatotii groacorum esc antiqnia 
ae reoMitioribua poetis ooll. et ad inaozium BcholaBtioae iuTon- 

tutis U8um accom. Halae 1715. 
Gedike, Friedr., Griechisches Lesebuch fi&r Anf&nger. Berlin 1781. 
GoliuR, Theoph., Educatro pueriliH h. o. 
— Grammaticae 8ive KducatiDiiiH puerilis Lin^uao Graorap pars 

altera, pro Bchola Argenturatenai conacripta, et iaiu recognita 

atque aucta. Argent. 1582. 
Grammatica Argentoratensis Graeca. (?) 
Grainmatica Ualiensis a. o. 
Knollius, J., Yoeabalaihim N.Teat LipB. 1739. 
Leaddion Glraeoo-Oemkanicum (?) (erwahat 1711). 
Hauritii Poetica. Karburg 1752 (LatT). 

llelanchtlion, Pbil., InatitDtionea €hraecae grammatiQae. Aecen^ 
toiim exquiaita ratio. Etymokgia. £x Hometo, Tberrita et 
Ohelya cum soholiis, FhiL Melaochth. Prodenmt haec non solum 
graeca diicentibus sed iis etiam qm non turpuome latina trac- 
tare conantor. Tubingae 15 IS. 

Pasor, Gg., Manualo s. o. 

Schorus, Ant., De rationo discondae dooeudaeque linguae latinae 

et graecae libri 2, Arg. 1549. 
Schorus, Heinrich, Geneaia et analysis Graiuni. (tj (erwiihnt 1575). 



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B. Weltlicke Soholen. 



339 



HebriiiHch. h) Speyer. 

Buxtorf. Johannes: TheHuurus {^rnmmaticuti Linguae Sanctae He- 
bracae Duol)u8 libris iiiethodice propositus . . . adiecta ])rosodia 
metrica . . . Lcctionia Hebraeo-Germanicae usus et exercitatio. 
3. ed. BasUea: L. Rex 1620. 

Dansius, Joh. Andr.: Compendfami Omnmatiea« Hebraeae seiunoto 
ChaldAiflmo ad arotioras limites redaetum. AeoeMenmt I. Para- 
digmata Tefbonim perf. et imperf. II. Syntaxia at idiotiami 
Hebmeorom. m. Acoeataatio proiaica. lY. Copia DXXX Toca- 
lialoram ... V. Qaatoor priora capita GtoneBeoa. YI. BreTia 
manuductio ad analydn graminatioam. Opera . • . JoatL Hanriei 
Zopfii. Jen. (1735). 

8chikard, Horolo^ium Hebraeum. Leipzig 1633. Wilhelmi Schik- 
kardi Horologium Hnbrapuni sive Consilium, quomodo sancta 
lingua spacio 24. horamni ib aH(^uot Collegis sufficicntor up- 
prehendi queat. 4. recuaum. Lipsiae, M. Waobsmann 1626. 

b) Zweibrucken. 

Alting, Jakob, Fundamenta punctationis linguae sanctae: sive 
grammatica hebraoa, Perpetuis rationibuH ox ipsius linguae 
nahira petitie coiitinuata. Groningae Frisiorum 1654. 

DanziuH, J. A.. Compendium b. o. 

Erleicliterte llebr. Graium. dos Halleschen Waiseuhauses. 
Lexidion Ebraeo-Germanicum. (?) 

Baineoctns, ChiisiiaD. Janna Habiaeae lingoaa veteiu Teata- 
menti ... aoo. ana onm gfammatica lezieon Hebraeo-Ghal- 
daionm. lipnae 1756. 

Deutsche Sprache. Speyer. 
Oottsched, Job. Cbriatoph, Yollstandige und erlauterte deutsche 

Spracbkunst, nach den Mustem der bestan SchriftsteUer. Lpsi, 

!74S. (5. Aufl. 17t;2. r,. Aufl. 1776.) 
Heynatz, Jnh. Fr., Ilandbuch zu richtiger Yerfortigung und Beur- 

theilung aiier Art*'n voti schrit'tlichen Aufsatzen dos gcmeinen 

Lebens iiberbaupi mid dcr Bricfe insbosondere. Mit eiuigen 

Kuptertaftilii. lieil. A. Wever 177^^. 
Bambaoh, Fr., Odeum, eine Sammlung deutaober (Michta aiu 

Terocfaiedenen Oattongen. 4 Thefle. Berl. 1800-'02. 
Sailer, Og. Fr., AlIgemeineB Leaebiicb fOr den Burger imd Land- 

mann and fOr Stadt- and Landsdiulen. [6. verb. Aufl., „vor- 

nehmlieh mm Gebranoh in Stadt- and Landsohulen" bereits 

Briangen 1792.] 

22* 



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340 OeschicbU. Ei^wickL <L humaaist. Miitekcbuiwebeos d. bayer. Pfalt. 



Franzoslflehe Sfraelie. a) Speyer. 
Gedike, Friedr., Franzdsischcs Lesebuch fur Anfanger. Berlin 1785. 
Meidinger, Job. Yal., Praktiaefae Fnundeiaehe GnmmatiL Deasan 

1783. 

— NoQTelle lecture amusftnte k Tusage de la Jeunewe. Fikf. 1796. 
Des Fepliers, J. Robert: NoiiTelle Qraniraaire Boyale Fraa^iHe, 

da« ist: None Frantsdsiscbe Gramiiiatioa. Beriin: KYokkef 

1696. [Die „Nouy. Gr.'' bildet den 1. Teil eineB 6teiligen 
Werkes mit dem Geaamttitel: ^Essav D'Une Parfaite Gram- 
maire Royale Fran^oise, d. i.: Vollkom. Kon. Frante. Gram- 
matica, Mit neuen und sehr niitzlich'-n Rf ^^r In vf^rmehret. Nebst 
einem sehonen NV(»rtfr!)ur'h, Ifiheutzutag ubii( hon Gpsprachcn, 
Ausziig der norhigsren R('(lcni>urten, auserlesenen ^Scntcnzen, 
232 artigcn Historien nnd sinnreichen Reden, so ans denen 
neufiteD und klugateu l iantz. Scribenten zustioiniengctrageu, 
wie auch anmuthigen und naoh der Zierlichkeit unserer Zeiten 
wolgesetBten Brieffen imd Titidatiir. Bditio doarta anotior et 
eorreetior.'* (Jeder Teil bat besondem Titel and eigene Seiten- 
z&blQng.) Berlin 1696.] 
Rollin, De la maniire d'enieigner et d*4tadier lea belleB-letfeEee. 
Nony. edit 4 Tok. Amsterd. 1732. 

b) Zweibrucken. 

Entretientj laauiiers pour les amateurs de la langue franyoise. Frankf. 
(1700?) 

L*Hoinond, Frangois-CharloB: ^^mena de la grammaire firanfoiae. 

9* ed. Paria (1794?) 
Meidinger, GrammatilE a. o. 
Pepliera, grammaire a. o. 

Reatant) Pierre: Principea g^n^raiut et raisonnes do la grammaire 
fran^oise avec doB Obaerrations sur I'Orthographie, lea accentBi 
la ponctnation et la prononciation. Paris 1730. 

Traits de la civility modeme. Nfimberg 1723. 

Phllosophie, Blalektik, Rhetorlk, Poetik. a) Speyer. 

Bach in aim, Konr., Coinpondium praecpptionum Poetioaram. Gieaae 
1610 (1. bekannte Auti. ; vgl. MGP. 2S S. 24). 

Buddeus, Job. Frz., Elementa Philosopliiae practicae. Ualae 1697. 
(6. ed. Ilalae 1714.) 

X)annhauer, Juh. Konr., Epitumo Dialecticae. StraUb. 1GG3. 

— Epitome Rbetorioae. Strafib. 1651. 



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R Wdtiiohe 8ehal«B. 



341 



Bieterieb, Eonnd. Institutiones rhetoricae, h probatiaflimis vete- 
rum ac reeentioniin oratorum LiterprottbuB stiidiose consoripiae, 
▼ariisque exemplis tam sacris quam PhilologiciB, in unun . . . 
paedagogii Giesseni ill., a Cunrado Dieterico, practicae philo- 
sophiao Professore & Paodaa;'ogiarcha. Giessae Hewomm 1613: 
N. irampel. [1. Auli., vgl. MGP. 2S S. 24.] 

— InstitutioQcs dialectioae. Qiess. lt)U9. (1. Aufl.; vgl. MQF. 28 
S. 23.) 

Ebelius, C, Compendium logicae peripateticae minuH. Marb. 1645. 

(I. Aufl.; vgl. MGP. 28 S. 245.) 
Feder, Job. Qg. Hetiir., loatitatioiiea logiiiae et metapbysioae. 

Goetfe. 1781. 

— Logik imd Hetapbysik. 4. Aufl. 1774* 

— Lehrbuob der praktiscben PhiloBopbie. 3. Aufl. Lpsg. 1 775. 
HorneiuSf C, Institatioiittm tegicanmi U. Y. Frkf, 1633. 
Hflbnar, Job., Fi^en aus der Oratorie. 5 Toilc. Lpsg. (1726—30). 
Itter, Anton. Synopsis philosophiae moraliH, Seu Praecepta Ethica, 

compendiose tradita et explicata . . . k M. Antonio Ittero Lan- 
gensi, Triquernate, G ymn.Fraacf. Conr. — Fraacofuiti: C.Waeoht- 
lorus. 3. Aufl. 1659. 

Kudrauff, K., Cursus metaphysicuB. Gicssao Ui^^.'). 

Schonborner, Gg., Libh septem politieonim. LUbeck 1627. 

Schollius, Joh., Praxis rbetorica give exercitationes eloquentiae. 
Lubeck 1612. 

Tboldins, Lebrbucb der Bbetorik und Poetik. (?> 

Yofi, Qerh. Job., Bbetoricea contractae Bive partitionuni oiatoiiamm 
lib.Y. Ex deoreto HoUandiae et WeBt'Friaiae DD. Ordmum 
in wttm schobunim einBdem Fromdae exeusi. Ed. altoia priori 
castigatior. Lugd. Bat: J. Haire. 1627. 

Walch, Joh.Qg., Einleitung in die Philosopbie, worinnen alle Tbeile 
derselben nacb ihrom riehtigen Zusammenhange erkl&ret, uod 
der Ursprung nebst dem Portgang einer jeden Disziplin zugleich 
erzehlct worden, sonderlicb /mn Oebrauoh dea Pbiloaopbiaoben 
Lexiri horiniHiregeben. Lpzg. 1727. 

— Philo8oplus( lir:. Lexikon, darin die in alien Theilen der Philo- 
sophie voi komraonden Materien und Kuustwdrter erklart werdeu. 
Leipzig 1726. 

Zopf, Joh. Heinr.j Logica enucleata, oder erleichtertc Ycrnunfft 
Lebre, dartnnen der Kem der alien und nenen Logick, wie 
anoh der Hermenentik, Hethodologie und Biqiulier-Ennst be- 
grifiSNk, und allea mit deutUcben Anmerkungen und ExempebL 



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342 G«elnehtl. Entin«kL <L InnMiai IfitlabehiilweMM 4. Pfidi. 



erlftutert ist, nebat einer Vorrode D. Jobann Georg Walohens. 
HaUe 1731. 

b) Zweibrucken. 

Alftt^d, Job. Heinr., Clavis artis Lullianae. ot verae logices du )^ 
in Kb. tributa . . . ed. in uwiim et gratiam eoium qui inipomlio 
delectantur compendiiu, et cuiifusionem scioluruin, qui juvcntu- 
teni i'atigant dispcndiis. Argent. 1652. 

CUvbergiuB, J., Logioa aonivftetft. Amsterdain 1658. 

— Logioa TetuB et nova. Duisbiirg 1656. 
Dieterioh, Eoor., IhBtit rbet b. o. 

— Instit dial. b. o. 

Elementa ontoris ex antiqniB atqve recentioribiis faoto praeoep- 
tonim deleotn tironibu» eloqaentiae ab imb principiis ao fbnda- 
mentis sensim ad difficiliora et summa justo ordine maimda- 
cendia et prudenter instituendis accommodata. In nsum gym- 

naaionim Yratislavion'fiHni. 'Ed. '2 (714.) 
Fabricius, 6g., Elegantianmi puenlium ox M. TuU. Ciceronis epist. 

11. 3 collecti a G. Fabricio. Lips. 1548. 
Gesner, J. M., Primao lineae artis oratoriae. Anapach 1730. 

Guthberlethi Kdiica (?) 

Herisbaohius, Cr., Epitome inriBpindentiae christianae. Neostad. 
PaL 1586. 

Itteri Gompendinm Ethioes; a. o. Itter, Synopsis philoa. mor. 
Kontaeii, Iburi, Elementa phOoaoplnae latiottal. a. logiea. Kdnigab.: 
Hartong 1763. 

Melancbtbon, PhiL, Compendiaria Bialeetieea ratio. Ltpaiae, 

apud M. Lottherum 1520. 

— De rhetorica libri tree, Wittenbiugy in off. loan. Giuaenbecgy 

1519. 

Praccopta Ethices ex Valerio (erwahnt HiOO). 
Reusncr, Nik., Epitome Dialeotioae ot Khetoricae. (?) 

— Rhetorica. (?) 

Sturm, .Toh., Partitionea dialocHcae libri TV. Straiiburg 154S. 
[Partitiouuui clialecticarum libri II erBchienea »cbon Pariaiis, 
Weohehis 1539.] 

~ In partittoaea oimtoiiaa Cieeronia dialog! lY . . . . Stiaftb. (1539). 

— Ad Philippnm Oomitem Lippianom. De exenitationibva Bhe- 
imkoB . . . Idber Acadmiena. Argent: N.Wyiiot 1575. 

— De imitatione oxatoria libri tree, cum Bcholia . . . antea nan- 
gnam in Inoem ed. Argentoiati: B. JobinuB 1574. 



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S43 



TkomaBii, Jak., Eroteinata rhotorioa pro iiiflipieiiiilnon. Acc. pro 
adnltw Consilium de Locis Commiinibas Ebqnentiae Stodioio 
compftrandis. Ed. 2. Lipaiao: O. H. Frommann 1678. 

Weise, ChrUtiaii: NucleuB L<^oiie miccinctis rogulis sufficicntibus 
tamen exemplis in cnmpcndio exhibens quicquid a primis disci' 
plinae auditoribus di8ci vol reqoiri potest Zittan 1691. 

— Nucleus Ethicao. Zittau 1694. 

"Wolf, dir., Yornunftigo Gedanlcen von den Kraften des mensch-' 
lichen VerBtandcB und ihreni riohtigen Gebnmehe in Erkenntnifi 
derWahrheit. HaUe 1712. 

Oesi'blchte und Mythologie. a) Spoyor. 
Achenwall, Gottfr., Grundsatze dor Europiiischen Geschichto zur 
politischen KenntniB der heutigen vornchuisten Staatcn im 
Gnmdrissc. GCttingon 1754. 

Buno, J., Umvcrsao lliatoriac Cuni Sacrae turn Profanae Idoa a 
Condito Mundo ad Annum secuH nostri LXIV deducta, Cum 
Praefiktioiie duplioi; qaarum ana regoum Daniae ab anti- 
qois temporibtiB ftuBse hereditariiim ostendit: Altwa Toro de 
Hiatoriae agit constitatioDO. Studio ft opera Jobaniua Bnnonia 
in iUnrtr. Gymn. Luiieb. Hist P. P. Loneburgf Typis Bter^ 
momm 1664. [Cber die Anlago des Buches vgl. auch ]fit> 
teilungen der Ges, f. Erz.- und Schul-Geach. I, S. 97.] 

Gario, Job., Ghronioa durch Ma^strum Johann Carion HeiBig 
zuRammengczogen , menigklich niitzlich zu lesen. Wittenb., 
G. Rhaw (YgL MGP. 7 S. 590.) Yon Melaaebthon 

bosorgte Axis*gabr. 

Essie Joh. CJg., Kurzo Einleitung zu dor allgemeincn und beson- 
doron ^voltliollen liiatorie ttamt einer kurzen Erdbescbreibong. 
Srntffl:. 1707. 

He de rich, Benj. , Anleitung zu den furnehmsten historischen 
Wissenschaften ... Berlin und Zerbst: J.W.Meyer et G. Zim- 
mermann 1709. 

Putter, Joh. Steph., GrundriB der Staatsveranderungen des teutdchen 
Reidis. 3. Anfl. 1764. 

— YoUst&ndiges Handbucb der totttoeben Reiohsbistorie. 3. Anfl. 
Odttingen 1772. 

Sebroeekh, Joh. Katllu, Lehrbttch der aUgeoidnen Wel^eeehiehto 
sum Gebtaueh bey dem ersten Unterricbt der Jugend. B^lin 
and Stettin 1774. 



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344 6««ohioliU. Entwickl. d. buauuiist MittelMhalweMM d. twyer. PfiUs. 



Schldzer. Aug. Ludw.. Yorbereitung zur Welt UeHchjchte fur 

Kinder. 5. AuH. Guttiiigen bei Vandenhoek und Ruprecht. 1800. 
Seller, Gg. Fr., Kleine christliche Kirchen- uiid Ket'ormations- 

geBcbiohto. Eriangen 1797. 
SleidanuB, JoL, Be quattuor summiB imperib. StnAbnig 1556. 
Seybold, Day. Ghr., Einleitung in die grieohiaehe nnd r5miielie 

ICydiologie der alten Schriftiteller (Or Jfingltnge, mit antikea 

Kapfern. Leipdg 1779. 

b) Zweibriicken. 
Cario, Job., Chronica s. o. 

CellariuH. Christoph, Historia universalis breviter ac perspicue 

exposita. T. 1 : Hist, antiqua lt>Sd. T. 2. Hist, medii aevi 

16bb. T. '^. Hitit. nova 1696. 
CurtiuB, Miclu Konr., Grnndrifl der Univoraalhisfcorie. Marb. 1790. 
£»uich, Job. Gg., Allgemeino Welthistoiie b. o. 
Freyer, H., Einloitung zur Universalhistorie. Halle 1728. 
Heumano, ChriBtoph Aug., ConspeetiB reipublicae fiterariae dw^ 

via ad hbtoriam litorariam iaventuti studioflae aperta. Haao- 

▼e»e 1718. 

Eohler, Joh.DaT., Der Durohl. Welt Qeaohiohte- Oeaohleohts- 

und Wappen - Calender. Nbg. v. J. 1722 — 55. 
Lade wig, Job. Pet, v., Universal -Historie. (?) 
Melanohthon, Ph., Cliroiuca (Yon Kel. beeoigle Auagsbe der 

Chron. Carionis) s. o. 
Hosheim, J. Lor., InstitutioneR historiae eooleaiasticae antiquae et 

recentioris, II. IV. Hf^lniat. 1755. 
Pufendorf, S. v., Einloitung zu der Hittturie der vornehmstea 

Reiche und Staaten in Europa. Frkf. IfiSO. 
Beinbard, .loh. Paul, VoUstandige Wappen - Kuiiat ... zuui Ge- 

brauch seiner Yorlesungen brag. Nurnberg 1747. 
Benaner, Wik,, Uonarobae, Hoc evt: Siimmonim regum, are im- 

pemtonun Asayrionun, Penanim, Gliaecomm, Romanomm, 

OonBtantinopoUtanorum, libri VH Blegiaoo Ckmine Beripti, 

Aigumentw . . . ilL ad nostrum . . . tempos tiadneti . . in nsom 

Aeademiarum et Boholarom particularium. Francofurti 1625. 
Sehannat, Job. Fr., Histoire abreg^e de la Maison Palatine. 

Frcf.: Varrentrapp et W^ 1740. 
Sohmeisel, Martin, Einleitung zui Wappon-Lehrc Darinnen die 

Orund-Siitze deutlich erklaret, und uiit vielea Exempela gehdrig 

erl. werdeo. Jena: J. B. Hartung 1723. 



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WeltUche Sebnlen. 



345 



Sohroeekh, Joh. Hatth., Lehrbnoh der aUgememen Weltg^aohiehto 
8. o. 

Sleidanus, Job., Be quattuor sommis imperils. Strafib. t556. 

Zopf, Joh. Heinr., Qnindleguiig der UnivorsalhiBtorie, darinnen 
das aUernotliigste von der Civil- Kirchen- und Gelehrten 
Historie Alton und Nouen Testaments bis auf das Jahr Christi 
1729 zum niitzliehen Gebraueh der sfeudirenden Jugend kiirte- 
lich entworii'eu. Ualle 1729, 

Oeographie. a) Speyen 

BUsching, Ant. Fr., isauc Erdbcscliroibuii^'. Ilamb. 1754. 

— Vorbeieituug zur Kenntnis der geograjjhischeu lieschaffenheit 
and StaatBTerfiusang der Earop&iBchen Reiche und Eepubliken. 
Hamb. 1758. 

Hflbner, Job., Eurtee Fngeo aus dei neuen und alten Geographie. 
2. verb. Aufl. (Hit der Vorrede Chriatian Weuuw.) Iieipsig 1693. 

Hocker, Johann Ludwig. Einleitnng zur Erkenntnis und Gebrauoh 
Der Erd- Und BSmmels-Kugel, auf das deutliobate uod leieh- 
teste in Frag und Ajitwort also etngeriehtek, Dad man dieee 
uutzllche "Wissenschafft fast ohne Lohr-Meistor ericrnen ... 
kan, Ausgefertigt . . . von Johann Ludwig Hocker. N&mberg: 
Monatb 1734. 

Hutten, Joh. Gg., Grundrifi der Erdbeschreibung. Bpeyer 1780. 

Schatz, Johann Jakob. Erste Anfangs-Griinde Der Geographie, 
In wolchen Nach An1''itung achtzehon nacli . . . Johann Iliibners 
verb. Methode illuininirten Ifomiinnif^cht^n (icnoral- iinr] Speeial- 
Charton Die vnrnohin«fon Kciche der Welt n;ti li liirer Lage, 
Eiutheilung und Beschattenheit . . . erklaret . . . werdeu. Nebat 
einem Anhang , . . Der Jugond zum besten aufgesetzet u. mit 
. . . Reg. vers, vuq M. Johauu Jacob Schatzen. Ntirnberg: 
Homftnnisohe Erben 1741. 

— Kern Der Geographie, Das ist, Kurtze und deutliche Beschrei* 
bang onserer Erd-Kngel Nach derselben 4 bekannten Ilieilen, 
und den darinn befindliohen besondem Beiehen und Tomehm- 
■ten Staaten; Zum Behuf der Jugend beyderley Oesehlechts 
. . . aufgeselxt von Job. Jacob Scbataen, defi Strafiburg. Gymn. 
Gymnasiarcba. (Strafiburg?:) J. Beck 1749. 

b) Zweibrflcken. 
Gellarius, Ohr. , Geographia antiqua inxta et nova. 1686. (1709 
in deutMlier Spraoke erBohianen.) 



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346 Geidiielitl. EntwieU. d hniDMiii IQtteliehQiwflMnB d, tajer. PlUs. 

Htlbner, Joh., EnneFrBgen am der alten mid neaen Geogn^ew 

fSehr viele Auflagen.) Lpig. 1693. 
Kphler, DaT., Anleitnog zn der TerbemeitMi nenen Googmplue* 

Nbg. 1724. 

KunBtinann, IT. A., Neuostn Beschreibiinp: allor 4 Toilo der Welt; 

ncbst einer BtatiHtiachen Tabclle von Euiopa. lieriin l7Hf», 
Osterwald, Fr.. Historische Erdboschreibung, zum Nutzen deutscher 

.Tug-ond eingerichtet. f1. Aufl. StraRb. 1785.) 
Pfennig, Jcdi Chr. , Anleitung zuT Kenntnia der neuesten Erd- 

be8cbl•elbl^li^^ Berlin 1770. 
Schatz, Joh. I ik s. o. 

Yolz, J. C. , (TriindriS der Erdbeschreibung als ein Anhang m 
Essicha Einlcitang iu die Welthistorie. Stuttgart, Metzler 1765. 

M athematische Wlssmehftfteii. a) S p e y o r. 

Clemm, Heinr. Wilh., Mathematisches Lehrbuch, oder vollstandigcr 
Auezug aller so wohl zur reinen als angewandtm Mattiaaafik 
geh9Rg«ii'Wus6ii8ebafteii, nebst einem Anbang danonen die 
Natiirgewbiehte und Experimentalphysik in einem knnen Plan 
Toif etragen irird. Stutgart. J. B. Header 1764. 

Liebkneebt, J. Gg., GnindBfttase der geaanunten maihematiNhen 
Wiaaenaebaften und Lebren. 2 Theile. GieAen 1724. 

Haler, Jak. Eriedr., Algebra zum Gebranoh bober and niederer 
Sebnlen. Oarlanibe 1761. 

Bees, E. F., Allgemeine Begel der Beobenknnat Bremen 1786. 

Wolf, Cbr. v., Anfongsgriinde aller mafbematiBdien WiBBenecbaften. 
STheUe. 2. Aufl. Halle 1717. 

b) Zweibrfickeii. 
Biittner, C. Andr. , Erlauterunj]^ tier Reehenktmst etc. in Wolfs 
Ausztig. Brauuschweief. S( hulbnchhundlung l7o4. 

Dasypodius, Konrad. Yoliimen mathematicum 1. 2. ... in utili- 
tatem Academiae Argentinensis collcctum. Argentorati 1567. 
70: J. UiheliuB. 

1. Prima, et aimplioiMima Matheniaticannn diaoiplinaxnm 
prineipia oomplectenB: Geometriae. Logisticae. Aatro^ 
nomiae. Geograpbiae. Una eum Glaeniim eiusdem Aca- 
demiae, ordinarys leotiombas* 

2. oompleetenB praecepta Hatiiematioa, Aitronomiea, Legiat 
tiea^ rnia enm typie et tebvlis. 



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B. WeUliebft Sdhnkn. 



347 



Ebert, Job. Jak., Nihere Unterweimiig in den philosophisohen md 

roathematiechen WisHenBchaft* n fur die obern KlMseii der 
Sehulcn und GymiMwien. Frkf. und Lpsg. 1773. 

Gemma FrisiuH RcinenM^ Arithmetioae piaotioae methodns &eUiB. 
Antverpiae 1540. 

Kegel, Bechcnbuchlein. (? erw&hnt 1706.) 

Maier, Jak. Friedr, Algebra. Karlamhe 1761. 

Ortelii, Sebevt, Ymahemii Sphaera. (? erw&hnt 1579.) 

Baoro Boeoo, Johannes de: Sphaerae . . . Compendium foeliciter 
inrhoaf. . . . 1488 (completum ost Vonetiis). (Jahrhundertelang 
bonutzt. l^y'.iX voQ Melanchthon herauagegeben. SacrobcMCo 
gest 1256.) 

ScbeubeliuB, Job., CompeiuHum arithmeticao artis. Basileae 1549. 

Stier, Johannes, Praocepta doetriniie Lo^ifieae, Ethicae, PhyBicao, 
Metaphyaicat5, Sphericaoque; Brevibua Tabollis compacta: una 
Cnm Quaestionibus Physicae contioversiH. i Ed. 4. Londini 1652.) 

Valorhifl, Com., Physicae inwtihitiones. Lugduni 1566. 

— I>(! sphaera, et primis astronomiae rudimentis LibelluM utiliwsi- 
mns. Conscripts ulim ct dictata familiaribus quibusdam audi- 
toribna, et nunc primum rccognita. Antyerpiae: Ohr. Plantin. 
1561. 

— Be sphaera et primis astronomiae mdimentis Ubellvs utilissimnB. 
Ooi aj^eeta sunt brevia qoaedam de geographia praeoepta 
mazime neoessaria. Antverpiae, Chr. Flaniuiiis 1568* 

Telenrio, Johamies: Ck>mment. in nniTersam Physicam Aristot^Us 

11. IV, diligenter reoogn. Tuhingae 1540. 
Wolf) Chr., Ausmg ans den Anfiuigsgiflodea aller mathematiBehen 

Wissenschaften. Halle 1717. 

Natnrlehre. Bpeyer. 

Biisching, Ant. Fr., Yorsuch dio KenntniB der Nator den Kindem 

leieht und faBlich zu machcn IVrl. 1772. 
Erxlcben, Joh. Chr., Anfangsgrimde der Katurgeschichte. Gdit 

1768. 

Timolt, Handbnch der Naturgeschichte. (?) 

Yoit, Job. Pet., Unterhaltungen t'iir junge Leute aus deY Natm*- 
geeehicfate, dem gemeinen Leben and der Konst, mit 52 Kupfer- 
tafeln. Nflmberg 1780. (1. Bd.: Natnigeediichte snr dentliehen 
Selbstbelehmng and sam Gebianoh Ar Sdralen. — 2. nnd 
3. Bd.: Besehreibnng der Ellnste nnd Handwerker.) 



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a-lb GoiehielitL Eatwicld. d« liitmaiiut ICittelacbulweeens d. bayer. Pfisilz. 



Gmmis. Speyer. 

Faber, Honr., Introdnetio ad Hwioam pnetieam. MQUhaiueii WU 
Stenger, Nik., Kane Anleitang lur Singknnst (?) 

▲llgemeine Bildang. Spejer. 

Basadow, Joh. Bcmh., Elementarwerk. Ein geordneter Yonaili 
aller ndUugen Erkenntnifi, zum Unterricht der Jugend, vom 
Anfang bis ins akademische Alter, zur Belehrung der Eltem, 
Schullohrer und Hofineistcr , zum Nutzpn oines jeden T^chrfM-i 
die ErkenntniB zu vcrvoUkommncn. in A Ci l indiuig cinor J5araiu- 
lun^ von Kupferatichen und mit franzobiacher und lateiiliacher 
Ubersetzung dieses Werkes. Lpz. 1774. 

Ernesti, Joh. Aug., laitia doctrmae Bolidioria. Lpn. 1736. (Ygl. 
Buisian S. 404.) Anscheinend 1. Aufl. 

HllUr, J. Pei, ffiatoriwh-mofafiBabe BeUldwiixigen aur Bildiiiig 
ernes edlen HaReoB jn der Jugend. Helmet 1753 — 63. 5 Bde. 

Badocletae, Jak. De liberie leote inetitiieiidiB liber. Apud Seb. 
Gfyphtnni, Lagdnni J 533. 

Seller, Gg. Fr., Kiuse Beeebreibimg aller Kilnete und Handwerke* 
Eclg. 1603. 



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II. 



> k u in e n t e. 



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A. Die bischdflichen Schnlen der Stadt Speyer. 

a) Die Bomsoliule, 

I. 

Berieht Walthers tod Speyer uher seine Stadien 
au der Domschale. 

Harster, Uualtheri bpirensis vita et passio :^ancti Cbristophori Martjm. 
llflncfaen 1878. Beigabe aam Speyefer OymnaBiaLprogramm 1877/78. — ^ Cod. 
Monae. lat. H79S. 

FrimuB libelluB de stildio poetae, qui et scholasticntt. 

FostqnaiD maternas infiiatia prima papiUas 
Beetitit, et fragile^ presao m pulTeie greaana 
Signaie ad rotulam laeta nntrioe valebam 
Panridna et tenero atupendere Yerba palate, 

• Ad flores apicuin ductus 8ub pollice patitun, 
Haedolna ut duloi depnlauB ab ubere matrie, 
Gaudebara summaa heitMfum veUere cimas 

Dulcia raaternq pmeponcns graminn Licti. 
Ut(]uo avidus ludi <;ymnasia (juaorere cocpi. 
10 Me gi f iiiiit carae Nicostratu refoTit alumnae 
Suavia mellitlui praebouo ientacula claiiu. 

At postquam prima sitienti fauce saliva 
Imbibit alphabetum notularum donta tenore 
Syllabicas recta rugm plicnisso rubrira. 
u Nuda mihi clausaH tribiiit Psahnodia mamuias, 
Terptticlioreque suam docuit me tcxere pallam, 
Donee bis tropicos ropetivit Apollo meatus. 

Mox ubi pfrfet'tae posuerunt licia telao. 
Orammaticia opibus me torriiis applicat annus 
20 £t mihi Romanam primiuu munstraverat auiam 



352 



Dokmneikte* 



In eigno Mgni Tertentem inaigiua rei; 
Iiiteriiis variiB eadem depicta figorii, 
UmiteB feniks dapium sub odore reaomits, 
In fronte oefconaa praetendit laata ooronas, 
» S^oalida quas modice toxit <mm nnbe vehutaB. 

"Hm nt parra meae vidit aoUertta curae: 

Approperemus, ait nidore inducta popinae, 

Et noBtro nitidos figamuB Tertice cyclos, 

Quod, si haec forte tuam cingent diatemata glabram, 

«o Ac tibi contigerit calidac sorbitio eoenae, 
Secnnis reliquas potem superare saicbras. 

TaliituB nccensus monitis et amoribus iaqnaili: 
Te dttoe, ni fcrulas fonnidet parva iaYeataa, 

Aggrediar pulchria innoctorc eolla coronia; 
36 Huius enim iit noKtros intcndat regula mores, 
Laetor. «'t aitificom fingat cum pollice vultum. 

Transilit incultoa imbellis dammnla ooUes 

Cautior, et madidas servat gladiator arenas. 
Eia, ponf» tiiis firmipsima cinL':-,il;i lumbis; 

40 Ocius exstinotas occultat tharam vires. 

Nee mora, nec requies; pariter repetivimm aedfls. 
Et no8 (' specula consppxit ut ipse toparcha 
Tergere splendidulas abluta soidc coronas, 
Insidias furum mcditatus adesse latenter 

41 Praestrinxit teneras commoto verbere costas. 
At postquam tanti sensit nihil cs^c pericli, 
Et nos cara suae 'solatia quacrere coenae, 
OBCtUa poiractb tratiiiaTit dulcia labris 
Invitatqne suae nm ad coaviTia menaae. 

10 Continuo totis ferrebat Bodnla teotas 
Yenmlitaa iaveamn Boeiata plebe Boronun, 
Quotquot NiUacia descripsit Graeda biblis, 
Et meuBaB onenmt dapibnB paterasqne eoronant 

Postquam prima qniea snmmovit gandia coenae, 
M iDstrepnit salta prae ciineiiB AlpheBiboeuB, 
Enterpe tibiis nameio comttata Boronim, 
Quae Bomno raptum docaernnt carmina gaDnm. 

At cidiarae ebordas doote percuaait lopas 
Commendana refluam taeta teBtudme Niltun; 



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A. Die biscboflichen Sclmlen der Stadt Speyer. 



353 



«p Oiplieiia Eoiydiees rtptmn ploiabti amioM} 

Hnnw Amphion, delphinM dnzit Arion; 

Trana^ pebgot desertu db HelUde Ploizitt; 

lam petit ima paor flnota tollento Leaoder; 

Deftinctis apibns aMrtrom damaTit Aristoas; 
« Terruit audaeem cauda Centaurus Achillaiii; 

laotat bis aanoa Akidis oktva triumphoB. 

A piNsiB -viDotDB loparayiit nmlta Silemu: 

Qualiter omnigenas firmeDt elementa figuras, 
Martis furta, dolos Yokaoi, inrgia Phoebi, 
ft Thesea, Pasiphaen, qnaa exuit Icarus alas, 

Proetidas et mundura flamma Phaethontis adtigtuiii 
Atque ignem caeli subduchun fraude Promethei 
£t plures nenias, qtiaa finxit Graeoia meodax. 

Exstinctum ingenuae Dapfaiuin flevera Oanumae; 

n Atque ubi iam Dryades foretro imposuere mdaTW) 
Oreadum comitante choro pullata Diana 
Exeequiaa atructura venit pecorunique komarcbog, 
Pan et Hamadryadam deducena agmina uecum 
SUvanus sterilemque ferens de monte cj^jressum; 

so Turn Ceres et Fauni Satyrisque immixtus Apollo 
Nonuns aiqae Palaa punnieiitiuii] plebe aecnia; 
Nareidaa Galathaa T^it ftMsUaaqae Napaeaa: 
Dmaqne &ta triam paritor gemnera aoronim* 
At poatqnam maestb Imiio oompoanere oayeniUi 

M Bidieuhim aatnra aalamoB inflara JGnerra 
Ooaperat, ntque genas siccavit gratia cantna, 
Et ooncta inflaiam ridebaot numma baooam, 
Ipsaquc dulcisoni torturara flonserat oris, 
Ad putei deducta caput proiecerat aules, 

M Quae tibi perpetuum, Thamyra, genuere dolorexD. 

Haec satis nt aostia satiavit corda Toluptaa, 

Venit prisconim longo plebs ordine vatnm: 
Atquc ubi iam cantim princopH finivit Homerus, 
Felix arguto cecinit sponsalia pleotro 
«s Ac septem geminas recitavit rite sorores; 
Ad duices epulas invitat Placcus arnicas; 
Persius emuocto suspeudit ludicra naso; 
Planzit Bomanaa IiiTaiialis ngna eoronaa; 
Hma SeTerinnm plonkbat aarcera elaiisnin; 



354 



Dokumeate. 



i«i Sunnlus ingenua oantavit proelia voce; 

AfticA piMsentat eeeum comoedia Davuiii; 

LaGannm T«terea non aasernere poetae; 

Praeterea tripUeiB •ucdneta ▼«ete coloria 

Omnibus exoellens docuii nos muaa Haronia 
m Otia pastoram celebrare modosque labonim. 

£t iam aera auoa ascendit Cynthia onrm. 

His ita oomposttis cubitom disoessimiis atqae 
Percepta in totam ToWentea carmina noctem^ 
Omnibus e modulis metricae duloedine legia 

110 niecti faoiloM ^hKliin fallacibus aiires 
AppuliniuH, quae ma^'na (luideiii puerilibus actis 
Bis I linos placuit nobis reparare per annos. 
Othcioque atili iocus est audita rescribi. 

Inde ubi Tnaionim tetigit nos cura cibonim, 

111 Porphyrius claras nobis reseravit Athona-. 
Qua multi indigenae librabant verba ^jophl»rae. 
Cernere orat quandam vnltu poUente puellam. 
Practica cui limbum pinxitque Theorica peplum; 
Et licet effigiem macularet prava yetaatas, 

t» Ipsa tamen ternaa aoapendit ab ubere nataa. 
Praeatitit baec nobis imi aubaeDia leeti; 
Et poatqnam atrato licuit diacnmbere eocoo, 
Prooednnt aenae tnrba comitante aororea 
Ingenui vultus non absque giUTOdine geatna. 

i» Adducit famulas praestanti corpore quinas 

Omnia aab gcmino claudens Dialectica puncto: 
Prima qiiidera, milos genorali nomine pollena, 
Insignita tribus unuin solef^it amictum : 
Ilac vice continua secjuitur grailionto ^iocunda; 

110 Tcrtia (liscrovit. quip(}ui(l ))rima<'va coegit 
Dans oporam aanc eirroH erisj)are secundae, 
Quos quartac solido coUegit iibula node; 
Lutabilem fucom tiilit ultima quinque aoronun, 
Doota quibua gommaa deoernena Graeeia formaa 

iM Pimdt qnale tribm, quid nt referendo dnabua^ 
Ut reboant nobia deMramenta Platonia. 

Inde taam atipat eonutnm preaenra aodalem, 
Bhetoricam, duplicb Teaftitam flora colons, 
Quae iaoieos Tarias nerro pnlsante sagittaa 



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A. Die biscbOflichen Schalen der Stodt Speyer. 355 



140 Monatrat hypothetici nobis spectacula luiii 

Et iam oonmta sorg^ens ad sidera fironte 

OKaaamm riTOs patalo profiidit ab ore. 

Bed poBtquam iUatas pepvlit oonelndo litea, 

Ipsaqae grarigeDaa eompeg^t paee sopbiaiaa 
m Onmibiia aaseoulia Teoiente poikmate laelia, 

fiub pedibuB Logicae reonbabat oexa coaerae 

OommiMQia tibi reUquomm mniiia, TulU. 

Bhyduiiiea Simimanmi pnecenit qoinque puelbv: — 

Quae oircimiseriptiB intende Tooabida, leetor, 
ifo Haee quia daetylieo non eenus idonea melio; — 

Primula mnltipfioi caput uiadiata metallo 

Tardantera retro citiiu iubet ire sororem, 

Quae simul ad aociam coiiTersa fronte sequentem 

Inquit: Habeto meae teenin dextralia palmae; 
lift Hoc etenim speculi nostrae commendo sodali, 

Quam geniii patria quondam statione locata. 

Staret inornati» famularum quinta capillis, 

Ki Hibi laeteolam praeberet tortia vittam. 

Ibant quamque sua comitum stipaate corona, 
i«o Et postquam planas limabant rite figurae 

InterraUorom memaris et epatSorom 

Ordine compontis, cybicas efSngere foimas 

Nituntar mediumque vidoit inonirere triplum: 

OottatmB primi diatantia eoUigat una; 
icft AlteriuB numeros proportio continet aequa; 

Kespuit haec ambo mediatrix clausa sub imo* 

Ordinibna MatheaiB gaudebat rite paratis 

Uaeo miisiira tibi solatia, dare Boeti. 

Lide abaei metas defert Geometrica miras 
ai» Ciimqae oharaoteribne inieoB eertamina Insiu, 
Ocius oppontum redigene corpus numerorum 
In digitoe propere dispenerat articnioaque. 
Inde Huperficiea ponena ex ordiue plurea 
Trigona tetragonia coniunxit pentagoni^que 
tn Streniia ]nTaniidum «pecicTn diictura mh altum. 
Turn latcruni miran <»roxit ut ipsa figuraa, 
Arripiens radium i^ho iin tretam fecit agrorum, 
QuoH quod nn refluus contudit tempore Nilus, 
Tradidit et vanas in uectu pulvere nietau. 



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Dokumenie. 



m Hino sedet excelaae solio milmixa cathedrae 
Hk observandis resenuiB taa florinia, Felix. 

liitulu auloedaa iuvcnili corpore quioas 
Mosica temarum nutritas ubere matrum, 
QoAs etiam primo oaatuidi poitnlat ordo. 

m Edidit ergo graTee dunsqiie Biatoiut Yoces; 

Quae eeqnitur, mavem generavit EDannia eantnm; 
Ultiiiia divenov TaxfaTit Chromiea phfihongea, 
Fortea filiolae reeonare meloduna dootae, 
XTt earn liminatilNiB ^eees produxit Epogdovt) 

iM Pro tiamero annonim pulsant disorimina vocum: 
Primaque tetracolon dat Sesquitertia phthongon, 
Euphona |u ntadicum genuit Diaponte melodum^ 
Diplaeii octonaa erexerat archia chordaa: 
Tripla quater triplices profert harmoiH^i i antus; 

m Ultima quindenum tangens proalambaaouienon 
Fessa resedit humi finem dans Quadrupla ludi. 
Atqiie ubi iam fidiam aQidt gemis ommgemrmn, 
Et satia hannonieam tendebant oigana Bomuun, 
FMoeseura domiini repetobant ieota fiibromm 

MO Et rob maUeoUe inienuit dona eopetia. 

Quae poet PyAagorae malto yigilata labeve 
Disontiens gravidum retegebat Agrypnia Boamani; 
Nmio reimeat Latii te praelibaote, BoetL 

lam duodena mum transcendit linea pnnotmiiy 
m Et quoniaBi seram iam deserit Hesperus OeteiD, 
Quinque parallelos Urania complicat orbea: 

primum Boreae gplida defixit ab aura, 
Qua mediuB geminas s( i iu tt' intrrluit iirsas 
Gasurafl numquam mcmorem lunorus ob iram 
MO Idcirco lacrimis vniltus infecerat Helix. 

Indo sequene circus tenet Arctophylaoa seoaadus. 
Quern pia sedcoKs omayit gratia signis 
Inter quae rutilae resplenduit aura Coronac, 
Prolapsoque genu rabido fnrit liercules ictu; 
m Inde Lyra ct niveus tardantem Cephea Cygnus 
bnpnlit, atque aliia inter reeidentibiia astrie 
Extremi Opbiudme eortitor marginiB amanL 

Signifer inde suas aperit pecuaribud aedee, 
Quae paadt iterilb enm sole Dkma qnotanniB; 



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A. Dk bitdiOfliQiieii Sehnkn dor Stedt Speyer. 



S57 



m Awtnlem per m plieuit ternariiiB orbem; 

Pistricem Eridano confert aDtaroticfliB ardo» 
Ho8 inter nitidam cioxit galaxia zonam, 
Poatremnniqiie melnm earn limite elauait horiRon. 

Wa etiam genunos ubi decertaTuniu mmoa, 

m Et fiaem studiis distinctio fboit heriliSf 

AJloqnor unanimem vultn mMreDte aororem: 
Ecce quater duplices cum sole perogimus orbes; 
Quod spatio fliffnum tanto luatrayimua aequor, 
QuoB Bolum 8terilo8 raundi tnixero labores? 

ISO lam metam vitae metuit lanugo iuventae; 
Idcirco vifj^ili mecuni ratione voluta, 
Ut peiiit gelidae cuminibBa pecuuia foasao, 
Et qttoniam citiua soemrit iwda aenectuB, 
Lmibiia aUeotb ittTemun nacSbnsqiie relietia 

4w Oanamiis eaorae oeleree ad fanmla mensae, 
Qpao vapetant omnem devkto melle aaporeiik 
En oeulk nibieeta hiis paradoza bead 
Ohriatophori, qafliB si pieno oantabimiu ore, 
Ante tribonioiaiii aeenrt atabimns iram. 

JM IiTgo, ait ilia, prius per pura ailentia mitem 

Omnicreantia opem fiexa cerviee precemur, 
Qui minimiB remm tribuit veniabile donuin. 
Atqae ita stelligeri limen puteabat OlympL 

Chxiate, Mlva bominum, apes et caput ompgenamiiii 
Qnem timet immenauB, quia tu oapia omnia, mim4]n8y 

Cum septenorum lapis exsiatas ooulorum, 

Annue, quod tantae stabiloH in vertice petrae 

luviolata tibi sedea mereamur haberi; 

Et quia cuncta potes, nostras inteilege voces 
^ ConcedCDdo tui nobis magnaiiii vornae. 

Sancta Dei genetrix, hacc famina porrige nobis, 

Et nostrae voci benedicito, mitis Hilari, 

Atque pedem lunge per cuncta aibi, Fndi^e; 

His quoque, Galie pater, monitia anlfhigia confer, 
jf^ Toqne, Iieo, foiti ngn eommiaanre leoni, 

Coelieolaa pariter nobis impende aeqneater. 

At noSf Ohri«to^bore, plaoido d oonspiob we 
Aline IMS sflribaa Tidta ridente aeReoaa, 
ITdw aeena ao aied i«pet»nt ei poonla eerri, 



m 



Dokamente. 



MO Ad iu fendemvB alaoroB insigiiia oqisim. 

Pracsto mnt chartae; quae si dignaris adiiO) 

Omnibus in terris celebrabitor bta poesis. 

Respioe viitutnm pelagos, pie nauta, tuamm 

Rectunis modicam stantcm sub litorc cyrnbam. 
Ml Nob qnoniam sine te nusqnam frnfaniiis nhiro, 

Tequc gulM rnantc ripam reparamus utramque: 

lam, pater alme, rati sumpto modcrare tridenti, 

Neve nirais tumidae pergendi vota procellae 

Acriua impediant, aut navim bruma repellat, 
m Te duce litoreum properamus solvere funem. 

Licipe; a qua datar via flaminiBy inde aequeniiur. 

2. 

Btodi^f lleniio H. tou Ombrllek^ e. 1095 SchAler !■ Spegmw 

Yila Bennonifl II. Epiioopi OanabrageDiia auetora Nortberto abbat» 

Ibargensi. Fertz, Script, rer. Qerm. in lu. &chol. Bd. 39l — Hon. Oerm. 
Hist. Script. XII 62. - Eckard, Coip. hist torn. II 2ie2iqq. — Die Vita ift 
verfafit zwiscben lOdO und 1100. 

Caput TY. 

Quomodo B^nno ad Si)iroiiKern Civitutem studii causa arcpsserit. 

Eo vero tempore, quo urbs Spira in Rheni littore posita pau- 
percula et vetnstate collapsa pene iam eplHCopium esse desierat, 
imperatorum, qui nunc ibi conditi iacent, studio et religione, nt 
nunc ibi cernitur, reformata convaluit. Hoc enim eisdem piis im- 
pentoribin ▼idebatur inene landabile Totiuii, nt, qoia in t^puk 
fiuidare episcopatam ex atds divit&s occaatoaem dob habebant, boiMS, 
qui iam pene anlltiB eiat, fiicnltatibiia snis lestauraie inaeqne me- 
moriae dedieare deberent. Oomqne plorima eod^ tempore de 
toto legoo illue andiqae deriooittm tarba eoneorreiet, eo quod tar- 
cmnquaque flagraos imperiale stadium studium etiam Utteramm ioiM 
ardentissimum florere fedaaet, oontigit et dominum Bennonem, qui se 
semper miscere • . . conaueTefat, regia muniHcentia aoeitnm eidem 
interesse palestrae. Ibi quoque inter conscholareB agoniBtas quan- 
tum 80 praebuerif qunnfoqup laborp et probitate cunctia iniiofiu rit, 
reliqua eius vita tacillimis demonstrabit indiciis. Oumque in eodem 
loco aliquauto tempore manens non solum litteris, .sed et per eas 
acqnisitis divitiis abundare coepisset, eo usque res sua processisse 
non dubitatur, ut, si be eidem loco perpetuum mansorem stabilire 
maluisset, ad eiua ibi honoris cacumen faciUime crederetur pertingere 



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A. Di» bneUffiehfln Sefenlm dor Stedt Speyar. 



359 



potniate, qvem apod nos maioro poaCea renim «zoreitatiiB ezperien- 
tia balnuBBe oognoMitor. Sed fir pradentioris ingenii in odo tor^ 
pidoB esse contemneos ad laboiandnmqiw sakibriter sese aeinpor 
extendens Deoque vgm mas et se omni semper intentione com- 

mendans noluit honoris alicuins aut re^minis pernitiosus sibi im« 
quam psso praesumptor, sed exercitio animi corporisqne labore 
ftemiior liiacenda addiecere, no. si eiim suae supemuH arbiter quan- 
doque domui disponsatorem praoe;^^^e (lisponeret, improTidus aoa 
haberet, iinde famiiiam Domini sui spirituali alimonia satiare deberet. 

3. 

BMondif* Tergikiistigangen ftr den Dontdiolaster IndrMi. 

Bemling, Orkandeubacb I S. 136. 

Otto Dei giada Spirensia eooieriae episGopns. M. maior piae* 
poBiiaa, C. deeamia, A. oostoB totusque eiiudem eccleeiae conventna 
onnetiB, ad qaos notieia huius paginac pervenerit, salutem in eo, 
qui est salus omnium. Dignum est ct a racionis tramite (non) 
diBcordat, ut ea quae per oblivionem vol aliam quamcunque occa- 
gionem a veritatc deflccti poesunt, per scriptiirae sericm memoriae 
hominum conunendentur. Jndo est quod univerwitati vestrae signi- 
ficandum duximus, quod magister Andreas scolaBticus noster, 
qui multis mi»dis verbo et opere ecclcsiara nostram honoravit, lapi- 
deam qaoque domum, quam iuxta veterem portam habuit, et totum 
allodium snum in Bnhili, quorum omniiun empoioni plus quam 
nooaginta maicaa impendit, pro aalnie soa at prazimonim aaomm 
beatae Uariae et fratribne in ecelesia sua mtniatnuitibiw donavit. 
Piaetefaa statoit, qnod cuiia ana Glai]Btni& com domibna eina poat 
mortem niam et Amoldi cegnati aid firatnun cederet utilitati et 
eonim eaeet Koa antem liberalitati aaae respondere Tolentespiae- 
ladonem scolaram com integritate stipeodiomm ad earn pertinen- 
chim et alittd totnm oanoniae suae stipendium, quantocunque tempore 
absens esse voluerit, cum bona voluntate nostra stabiliter ei tenenda 
relinquimus. Ut aiifem haec ordiimcio temporibns vitae nuae rata 
et inconvuba pfMinan* at. fam publiea mg^iUoruin nostrorum apposi- 
oione et auctoritatc roboramus. Acta sunt haec anno dominicae 
incarnaoionis MCXCYU. 



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360 



Dokumeote. 



4. 

Bestinnnang des Doiakapit^U 
ftber Beaufsichtignng der BomizeUarea. 
20. Bezember 1230. 

Lib. oblijr. torn. UI 183b (Karlsruhe). Remiing, Urkundenbuch I S. 188. 

Capitulum Spirense. Retardari saepius vidp^iti s servicia, quae 
per confratres nostros, puerorum ex ordine epi^cupos, in ecclesia 
Spirensi cooBueverant exerceri, ut huiusmodi servicia expedicius 
fierent, compendiose duximus ordinandum. Deere viinus eium et 
commimi iii hoc conBilio oouvenieutcs atatuimus, ut aioguli fratrum 
8€Kfitiiri ex ordine inxta oonsnetudinem eooleaiae aervimi Tel ser^ 
vieivm aaltem decern libris Spirenaiiim ad onatnm ecdenae in 
natiTitate Domiai redimere tenetestor. Bins aatom, qui in semoio 
hniimnodi toI ledempcione eina tempore soo negligiBiis eMM&aty 
poena haeo erit: in anno eqnidem eodem ■eqnenti in oapitalo Tooe 
eafeUt et eios snbseqnenter inferior erit, cuiua immediate prios 
ezatitit anperior, et in annis eciam subsequentibns qnamdia eaadem 
decern librae negleotas in nativitate Domini cuiusonnque anni non 
solverit, poenae subscriptae subiaccbit. Nichilominus autem is, qui 
secundum introitum in df'«cendcndn proximuH ei fiierit, atatim in 
anno sequenti, cum buus Hupotior negligens case coeperit. serviet 
vel servicium redimet iuxta modum et poeuam praenotatam. In 
hoc equidem fide dacione inter nos bine inde praestita conveninuH. 
ut uiuK^uam aU(]uao induciae super aolucione huiosmodi redompcioiiijj, 
scilicet decern librarum ab aliquo in capitulo nostro obtineantnr. 
Paeri antem, qui tempore seryidi fiMinndi aooofiti ftierint, quia 
liofaumodi poenae artari non pOBBont, n non aolTerint roaa deoon 
Ubfae, atatnunna, nt lUae de ipaoram praebendia inunediate reoi- 
piautor. Haee antem ut rata permaneant, piaeaentem acednlam 
aigillo eooleaiae dnzimna mnniendam. Testes autem sunt: C. maioria 
eedeaiae, H. sancti Germani, C. sancti Widonis, C. sanctae Trini- 
tatia praepoaiti, G. de Hohinhart, B. de Hohinhart, oonfiratrea noatrt 
Batnm anno Domini MOCXXX in Yigilia beati Thomae apoatolL 

5. 

Strafbestimiiiiingen fftr zahiungsr&ekatftndige JUnoniker. 

1232. 

Lib. oUig. ton. HI 14ab (Karkrohe). Remliag, Orkwidenhwffih I & ^88. 
Capitnlnm maioris ecdeaiae Spirensis in perpetuum. Cum spi* 
ritnalia aine tempoialibiiB non aubaiatant et per temporalia tianaitiia 



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A. Die bifdiOflieliM SeholMi dor Stadt Sp^yw. 



361 



&t ad •atom*, neeeaie babet huraana 6i§;i]ate« mtordum iiifceiid«ie 
tempoiaKboB owKnandM, Inde ert, quod emu QOQcaaonid iMMtri 
pleraque BOfltn officia tenerent uiTMiireoiiifqiie intordnm intor eoa 
Aliqui imnaB patftti ad aolneioiieiii pensionum debitarum teo^iore 
atatato, in hoc unaniiniter conveniimis et fide data finnsvimus con- 
sencientibus illis et aoceptaiitibus , qui tunc temporis eadem officia 
tenufnint, quod cum concanonici nostri, qui pro tcmporo officia 
tenueiint, commouiti fiierint a decano nostro ]>o?t tempUB solucionis 
cuiiibet officio concruenti;- ail solve n iuin pen-Hiunes debitas infra 
unum mensem debent in suiucione Buaruin ponBionum satiafacere. 
In quo si negligentcB fuennt, officia sua ipau iure i»erdiderunt erit- 
que in poteetate capituli, cui vel quibub ilia veiit lucaru ut mciiilo- 
minos ex tunc ipsi depitorea penriomim enmt in caroere dauatri 
noatri Qaqae ad aolaelonem plenanam debitonim. Aalom anno 
Domini HOCXXXH, prozima aexta foria poal oirenmdaionem DominL 

6. 

Bn^tttiftaiig fir ame SehUer am Doni. 

Cod. mm, %ir. foL 4 (KariiniliB). Remling, Uifcoadenbadi I S. 207. 
Mone, Z.f:G.d.ORIi.II &186f; 

De duabua prebendis jiaupeium scolaiiuiu. 

In nomine sancte et individue Trinitatis, amen. Bitridus 
decanus totumquo capitulum maioris ecclesie Spirensis oniTersis 
in potfteruui Ckristi fidelibus salutem in Christo perpctuam. DoYota 
piOTQSl honuBBB hibtt et ■aTime ad anbaidiBBi paupenim parti- 
lunoia tanto anpHoa digoa aimt fideli memoiie oommeiidari, qnaato 
oonatat, quod ax xadiee prooednnt gcwine pac&oteqiw dileotioaia^ 
Baa ndaliaet et pvozinu. Pnaandnm igitor eoDtinenoiBn Uttennim 
aigdfiaate et oonaervaie cnpientaa notioie etmemone poatanmni 
anb earnm preaenti attestacione fatemur, quod PetrLssa Deo deTOta 
Tidaa reliota Ottonis militis de Wmgarthen ob aui ambonim me- 
monam eontoltt nobis Ix libiaa Spiranaiiua ad empcionem bononnn 
in Megginbeim, ita ut nos de nostro granario duas prebendas 
sili^ni^ cottidie in usum scolarium pauperum in perpetuom mini- 
etremus, quod est XXXYI modii Hili^nin annualim, scolaiiam sci- 
licet, qui magistro scolamm secundum disciplinam scolastioam obe- 
dientes sint, qui ejus etatis sint, quod scolas et chorum frequentare 
cuuveuienter vaicant cc veiiuc, quod ideo dictum est, uu forte 



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362 



Doknamito. 



occMriono hnins elemoaiiie, qndibet panperoida par?iiliim ammr 
quemlibot scolis aut choro paarim mbintradat Item eontofit nobu- 
predicta PctrinBa XI maroas pmi argenti, ad empcionem bonomm 
in BetherBheim, de quibns nos ei de gruiario nostro X modioa 

giliginis ad dies vite sue assignabimus annuatim, ea vcro defuncta 
distaibucntur inter fratre» prebendarioB et oetero'^ choro rip«er- 
vientes, imiouique scilicet album panem majorcm et nimorcm, cam- 
panariis vero et fratribus sodium majorem tantum, »iiniliter autem 
et in anniversario mariti sui Ottonis, quod est in crastino Gertrudis, 
per omnem modum do predicto frurnento faciemua. Hoc inquam 
profitemor et ut rata pennaneant, presenti confirmamoB scripto et 
nostro sigillo. Aotom anno dom. M". 0C^ XXXVI«. 

7. 

Yerh&ltnis den Domscbolasters zu den Donilierre% 
die noch Schliler waren. 

Cod. miQ. Spir. p. XII (Karlerahe). Mone, Z.f:Q.d.ORb. II S. IdSff. 

Statutnm aoolastioi in canonicoa in minoribns ordinibo* oon- 

stitutos. 

Nob EberharduH doeanus totumque capitulum ecclcsic Spironsis 
tenore presencium recognoscimuB et profitemur, quod exorta inter 
nos ct coram nobis dubitacione de quibusdam iuribus et consuetu- 
diuibuH, que et quas scolatiticus ecelesie nostre nomine scolautorie 
in canoniooB prebendatoa eooMe noatre in minoribos ordinibos con> 
BlitatoB Ben infra oidinem Babdia<x>natas et in redditne prebendaram 
Bnanun aibi oompetere pref«ndebat: nos dnbttadonem hnimmodt 
toUefe et deddere Tolentea ooliatione inter noe et delibeiaeione 
flaffidente probabita deolaxamna et dedanmdo prononciamna: 

Qnod oanonioi ecelesie noBtre piebendati in minoribus ordinibua 
sen infra ordinem subdiaconatus conKtituti, fructus et redditus pre- 
bendamm soamm leoqpere et in eooleaia nostra deservire volentes 
scolastico ecelesie nostro, qui pro tempore fuerit, volente et hoc 
peton^e cum ipso scolastico et in ejus hospicio et expensis, dum 
tamen idpm spnla^ticus apud ecclesiam nostram present sine fraude 
et dolo hospitalitutem pro ne et familia sua tenuerit cum oifectu et 
teneat, stare debeant et morari. et ipse sculasticus^ qui pro tempore 
fiierit, unumquemquo hujusmodi canonicomm cum migistro seu 
pedagogo decenter et honeste in vestibuii ct expeusis teuerc debeat 
et traotare. 



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A. i>ie bischoflicbeu Scboleii der Stadt Speyer. 



36$ 



Et IB recompeinam h^jiumodi expemaram acolasticus, qui pro 
tempore foerit, fhietos et redditm prebende oqjnalibet cinoniei 
mpradioti, oottidumiB distribatioiiibiift domtucat ezoeptiB, redpere 
potent et abi minietnui debebnot, eo salyo, quod frnotns preben- 
darnm eorundem canonicomm noione abeende ene aeu Buspeneionie 
oedentes nobis et eccleeie nostre cedant, juxta eonmetiidiiiem hao- 
teiiiie eervatam; ita tamen, si aiiquis eanoniconiiii ewimdem motu 
proprio ct voluntarie aut fraudulcnter, non ex causa probabili vel 
necossaria vel saltim non ex tali causa, que juxta arhitriiim eapi- 
tuU nostri vel majoria partis eiusdem ipsiim canonicuiu et ejus 
abBonciam raerito excusaret, infra tempera, quibns eum srolastico, 
ut premissum est. moiari deberet, ab ecclesia nofttra bansferret 
et absentaret, et ex tali abeencia ipse scolasticus fractiliuH prebende 
careret [et] canonici sic absentia juxta modum premissum sibi debitis 
{jraadar^nr: quod idem eanoidmis finetiu hiijnsmodi, qnos eeolaetieo 
flic sabtralii eontingeiet, eidem refimdere teaebitur, nec prias a 
jugo eeolaatiei per emoepmonem eaeri ordinis vel profeetionem 
ad etadiam aat modum aiiom absoM potent. Did prina ipsi soo- 
laatioo de frnetibaB biqasmodi n^leoliB Tel mibfaraetiB aatia feeerit 
oompetenter. 

Idem eciam soolasticus de et cum sua pecunia prebendam 
canonici in minoribus ordinibuB, nt predicitur, et infra amios re> 
dempcionis constituti, quern secum juxta modum premissum tenere 
vohicrit aut tenuerit, redimere debebit, quando et quoriens fuerit 
redimenda, aut si forte per ipsum canonicum redempta prius esset, 
Bcolasticus iy^c lodempcionis pecuniam per ipsum canonicum ero- 
gatam, pro rata tcmporis eum contingcnte, sibi refundere debebit, 
&ande et dolo in bijs penitus amputatiH. 

Et hec in omnibus canonicis ecclesie nostre prebendatis, in 
minoribus ordinibus aeu infra oidinem tobdlaeonalu eoBstttntlBy 
deelaramuB et deolarando dicimus obserrari deboe, siTe per sedem 
apostolieam vel ejus anotoritate ant ad preoes sen petioionem im- 
peiatoris sen regis Bomanomm, arehiepiseopi Uagnntini, episeopi 
nostri, qni pro tempore fuerit, sen aliomm qnorumeonque canom- 
catns et prebendas in ecclesia nostra fiierint assecati, eo dumtaxat 
excepto, si canonicus aiiquis ecclesie nostre preb^idatns, in minori- 
bus ordinibus sen infra sabdiaoonatus ordinem oonsiitntos ad preees 
seu peticionem alicuius canonici ecclesie nostre ad canonicatum et 
prebendam hiijusmodi promotns osset et ipse canonicus pro mn tor 
presens apud ecclesiam nnstrani nirH- fraude et dolo hospitalitatem 
pro t»e et familia sua teuens canonicum sic per eum promotom cum 



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364 



DoknmaiitA. 



nuigiftteo sen pedagogo gnttb et one omni ooofonoioae, paoto sen 
Keoompensa et remuneriotone fimotaiiin et redditonm prebende sue 
4eoenter et honeate woum tenere vellet in Testibus et expen»t^ 

<juod hoc durante ipse canonicus sic promotus cum scolaatico stare 
Yel morari, ut predicitur, miiiime teneatur et quod fractus prebende 
tails canonic! promoti, hoc durante, ipoL soolastico non oedont nec 
debeant miamtrari. 

Item scolasticuK. qui pro tempore fuerit, canonicos prebi iidatoa 
eoclesie nodtre, in iniuoribus ordiiiibus seu infra subdiiiconatus ordi- 
nem constitutos, ad Btudium so traosferre vel ordines sacros reci- 
pere Tolmtas nobis fli oapitnlo noetro bflibebit primitiiB presentare, 
ieeiificMido et Mwrendo eos, quos presentaie Toluent, habUot mm 
et idoneoe «d aMroa oidines oosBeqiieiido«; et htgnamodi pieMn- 
tMio ex ipciiiB aoolMtifll pendebit arbttria, nid fonea deeanos et 
oapitnhun In preaentendo nobk ad piemiMa aliqnem oanaoioom de 
prediotb ipsnm ■oolasiieum rigidnm nimiB, durum aut tardom in- 
venirent, quo quidem oasu decaaiia et capitulum vel mfyor pan 
oapituli canonicom in miooribus constitatam hoc petantem a jugo 
scolastici absolvere poterit et liconciam sibi tribuorc saomin Tel 
aacros ordines recipiendi vel se ad studium tran^ferendi. 

£t banc nostram declaracionem aut doclaraciouis pronuncia- 
eionom pro etatuto ecclesio nn^tre y>erpetuo haberi et inter alia 
statutu nostra connumerari volumuti ot Hervari. In quorum eviden- 
ciam atque lobui- presentes litteraa appensione dicti uoHtn capituU 
fiigilU duximua roborandas. Actum et datum anno dom. M" CCC^ 
XL^ tetoiOf tukk iezta port feitain beata Ibj^garethe Virginia. 

8. 

ilto Ortaug der B«iBidii]«» Idw UMmiwL 

AOS dm NMMlOf . Spir. foL 8tS. Moae, Z. £ O. d. Ofth. I 8. M9£ 

Hae sunt observationes per rectores scolarum eoclesiae 

Spirensis tenendae. 

1. Prime tenetur omni die Icgere tres lectiooes, hoc mode: 
temporo aeativali unam hora piiuiae, secundum post prandium, ter- 
tiam hora ve^pertina. Item tempore hlemali hoc modo: primam. 
eiiM tertiam oampanam matutinanun, secundam vero hora primae, 
teziiajBi boia Teqpertina. 

2. Itsm dno debent esse oaatna. 

3« hsm foaeHbet leetio maa babeal spediJea detdiaatiaiiia. 



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A. Die tiuob^^l lichee t>chalen der Stadt Speyer. 



365 



4. Item qiiod poeii hoo spti venificare et dictere debent 
diebva altefiiftlb. 

5. Item pAlmatoriiun prMientui debet 

6. Item de cntteOii fixorito eoUbendtt. 

7. Item de eolfis et seribendo in famie tempoie aeetlvBU, do* 
mitiieis et feitivis diebu. 

8. Item magieter mmqium debet erne sine nipttipellieio in 
Molis Tel in ambita mai a prandio usque ad Tespcras. 

9. Item intcresse debet matutinis festis norem lectionum. 

to. Item ecnhiroH apti ad cantandum freqnontarf rtol^ent cl^omm 
ad Tnisaam et ad inatutinas usque ad iiuo.Mi ) arundem, quando festum 
novem lectionum cum oelebrfiHone fit populari. 

11. Item quod scolares ludant in claustro solito more, ad hoo 
custodibus deputatia, ad scribcndum ©gredientes et absentee. 

12. Item quod scolares diaciplinate ingrediantur chorum, domi- 
Ilia oanonioiB et aaeetdotibiia reverentfam exMbendo. 

tS. Item do panenribiu quadragesimae ant aHia per tetom 
aamun eonatitiitifl nidiii est per magiatram aeeiplendmn piseter 
cantnalea adventiia eC qiiadngeaimae, ne^e aeolafia piimiim et 
nUimnm paaem aeolpere debet, eieat eontaetado noteUa inolerit. 

14. Item abaeiito afiqno paaenae alter atatim eit subrogandtn. 

15. Item mappa cum lad praeaena dt macra et temiia, ad mkraa 
duo scolares erne debent 

16. Item panis oonfeiii debet priua Todfeiatia, proat tone 
melioree roperiantur. 

17. Item panenses in reditu scolarum tempore autumpnali qui- 
libet teoetur dare magistro unam aucam vol ^uHdum hall. 

18. Item scolares legentes in publico non prnliilit antur recipere 
pastum solito more dandum. dignus est enim operanus mercede sua. 

d. 

Ans den Kapttelsstntiiten des IHsehofli Babui Ikber Aiftialinie 

uid Stadhim der KanoDlker. 

1433. 

R e m li n p , Urkundenbuch II S. 134f. 

Nos lliibanus, Dei gratia epitampiis Spirensis, recognoscimus . . 

Item ad obviandiim diversia scandalis et oblocutionibus anti- 
qnam nostrae cathedralis ecclesiae observantiara , quamvis certis 
praeteritis temporibus aliqualiter non sine scandalo interruptam 



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366 



Dokumente. 



renoYsntes statuimiu ei ordinamus, quod ex nnnc in antea nallas 
in eadem eoolesia nostra recipiatur in owioiiieuiii, Tiearium seu 
benefioiatniii) nisi eit de legitimo matrimonio procreatns, Tolentes, 
quod quilibet in admiasione sua juret inter alia se propria aeati- 
matione de legitimo matrimonio procreatum a suis consanguineis 
et ejus notitiam habentibus habori. teneri et reputari. Et si talis 
admitteiidus fnerit de partibus remutiK u jn osapia ignota aut alias 
de illegitimatioiie suspeetus, fidem de sua nativitate legitima decano 
et capitulo facere teneatur, antequam ad beneficium ecclesiae ad- 
mittatur. Ut tameu viri» literatis deferatur, nolumus dictum nOBtmm 
statutum ad dootoree vel lioentiatos in jure difino Inunaiio eett 
baeoi^iupeofl foimatoB in theologia ant magifliroB in medidna ex- 
tendi, qaondnoB ad Tioarias toI alia benefida minoia in eodeaia 

nofltra propter gradns dignitatnm ledpi valeant et admitti 

Item ad obviandum frandibwi qnonindam petentiom lieentiam 
ad stadia literanun proTidendcunqae eooleaiae nostrae, nt repeiiri 
Taleant strietniB peraonae ipnns in casiboB opportunis, statuimus ct 
ordinamnsi quod si qois oMionicorum nostrae oatiiedralia eccle- 
siae Spirensis lieentiam petiverit et obtinuerit se ad generate 
shidiiim ti^anaferendi, nominare teneatur decano ct capitiilo eccle- 
siae nostrae certum stadium sive locum ad hoc privilegiatum , ubi 
voluerit tunc studere, et si fuerit propinquns locus scilicet infra sex 
dieta^, vel circiter, in eodem manere et perseverare debebit abwque 
loci mutatione seu hincinde vagatione nec ad aliud studium se 
transferro, nisi nova a praedicti^ decano ct capitulo petita Ucentia 
«t obtenta. Si Tero locus faerit remotus, utpote ultra montee in 
Italia, Gallia, Anglia, Ungaria, Bohemia, Anstria, HoiaTia, Boloma 
▼el Rrusia, potent talis absque noTa licratia se ad alind stn- 
diom similiter reraotum ex eausa rationabili traasferre, dnm tamen 
decano et eapitnlo praedietis notifloet loenm, ad qnem se transtoMt, 
quantoeins potent opportune. Si quis vero oontrarium feceiit, ab 
ilia bora, qua dimitttt stnffium, piimo per eum nominatom soam 
noTSfit lieentiam exspirasse et per eoneequens a pereeptione frac- 
tuum praebondae suae se suBpensnm, donee seonndum nostrae eoole- 
siae oonsuetudiuem restituator 



* 



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A. Die buchOflichen Schalen der SUdi Spejer. 



367 



10. 

Kaban Erzbischof zu Trier uud ilistuiusverwet^er you 8[ie^er 
trilfl Anorfbmng fiber die Domscholasterei za Speyer. 

7. Februar 1438. 

Lib. cop. cup. fol. 309 (Karlsruhe). Remling, Urkundenbuch II S. 208. 

Palianus Dei gratia arehiepiHCOpus Trevirensis etc. ct admini- 
strRtiM • ( ( Ipsi!if> Spirerr^is. Notum facirauH tenure praesentium uni- 
versis et singulis, quos infrascripta concernunt vel tang-ere potcrunt 
quomodolibet in fiiturum. quod orta i^uadam inter venerabiles, 
Nicolaum Burgman decanum et cupitiilmii eoimnunitcr ex una, nec 
non Eberhardum de Stcttenberg scoIastiLum nobiH commiBsae eccle- 
siae Spirensis parte ex altera, dissentioDe super exercitio officii 
eeolRBtieae Spirensis ecoleoAe meraoratae, nos anditb partibns supra- 
diotis et oompromtsao desaper per partes praedietas etiam pro 
fatoris tempoiibus &cto, ut Btatueremus et ordinatemas oirea 
bigiismodi, prout videretur nobis Spirenai eeelesiae expedire, visis 
stattttis et ordinationibiis, exanunatu attentisque obsenrantiis et 
consuetudinibuH dictae Spirensis ecclesiae receptiaque informationi'- 
bus iuris et facti, qoatenus snf&cere videbatur, de consilio i)critorum 
pronuntiayimus, ordinaTOUUs, statuimua et decrevimus singula sin- 
gulis referendo tioc non tenore praesentium in Dei nomine pro- 
iiuntiunms: quod scolasticus Spironsis ut sit. canonicos Sj)irense9 
per eum vel alium seolaHficiini eniancipatos quantumcunque juvenes 
er infra saoros ordines con-iitutos non habeat corrigere nor in- 
claustrare, sed hoc ad capituluni pertinet, nisi tarn g-ravew forent 
cxcetisus, quod ad cpiscopum essct correetio defeiuiida. Itom quod 
nullus canonicorum eeelesiae Spirensis sive juvenum adhuc non 
emanoipatonim a aeoiastioo sive aliomm extra eivitatem Spirensem 
audeat pernoetare, a decano ipsins eeelesiae vel ejus Tiees gerenti 
pro tempore lioentia non obtenta, sic quod scolasticus ut sit, in 
hoc etiam non emaneipatb canonids lieentiam non habeat impartiri, 
salvis tamen iniibns scolastriae seonndum statu ta et consnetadines 
eeelesiae Spirensis, praesertim quondam Eberhardi decani et capi- 
tuli Spirensis statatom desuper ante tempera promulgatum. Item 
statuimuM et ordinamus, quod quilibet scolasticus pro tempore, qui- 
ennqne fnerit, ex parte rapituli reqnisitns infra civitatem SpirenHOm 
verbum oapituli tHnf^nam fis pjit^deni debeat explicarc, nisi pro aliis 
■ cireumstantiis negotii ration;il)iliter se exeuset vol iinpediinerftiiin 
habeat speciale, tunc roget aiiuni ad hoc per capitulum deputaadum. 



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368 



Dokumento, 



liiterM qnoqve per oapitnlmn infra dioeoeon enuttendas oiSoiati 
oapitnli aomptibiiB scolastici faAbeiiit eoLj^tdire. Pnaterea leotoiem 
Molamm ecolenao Spiiemis scolastkiu anb teneaft in expenab aat 
eld«n viginti floranoa pio quolibet anno ponigaie toneainr. Boaer- 

▼amus etiam nobis et successoribns noBtria, episoopis Spirensibufl^ 

omnia et sinp^ila niipradicta supplcnrli, corri^enrli, interpretandi, 
miitfindi vel alteran li atqne alia euperaddcndi et poenas adjun^^endi, 
moderandi ao diminuendi locis, modie et temponbus congniis bpu 
opportUTiis et dictae Spirensis nobis commisfiae orrlesiiic jiiribus 
eemper in omnibus salvifl. In quoram omnmni et singulorum prae- 
mksorum evidens testimoniuni aigiUum nostmiu praeseatibas est 
appenBom. Datum Spirae anno Domini milkaimo qnadriDgeniesimo 
trioeaimo oota^ro die aeptima maiiaia fahnunii 

11. 

SeiinlTorschriften des Angsbnrger Beichstags, 
fttr das Bistnm Speyer pobliziert. 
' 1649. 

CoUectio processQum Bjnodalium SpirenBium et Constitationnm Ecclesiasti- 
mnm DHMOwis Spirenait, ab aano 1889 naque ad annmn 1790 (1786). p. 289fE, 

Formula reformationia Caroli V, Imperatr ri^ in comitiia 
Augustanis, anno MDXLIX denuo revisa 6t paucis qui- 

b 11^ (I am ;tdiectionibus aucta. 

Ut abuBus et Scandala, propter quae Detia irattis soveriter 
adeo Ecclesiam suam castigat, tollantur roformenturque Clerus et 
populus iuxta sacros Canones, traditiones maioram et saciuc scrip- 
torae noniiam (quantum eius per banc tempostatom fieri potest), 
doneo Oonoilinm Generale imprimis necessarium est, ut redintegre- 
for repnrgeturqae Ordo Eooleaiaaticiu, qao confioeo, indteeto efc 
inaerto tola Eealaaiaa fadea oonftiaa eat et vania iaetatnr media. 
.... Ut antem nlilea et idoneoa miniatroa Eadaaiae aoitiantuTt 
daabaa maxime tUb provideri poteat: aoonrata videlioet mmiationim 
ordinatione et inatitntione et erebra eaque diligenti per dioeoeaea 
visitationc, circa quas res piaedpna Epiaooporam cnra inTigilare 
debet, ut in quibva potiaaima muieria Bpiacopalia ratio eoaaiatit* 

De orJiiialionc et electione ministrorum ecclesiae. 

Priusquam autem admoveatur aliqius sacri.s Ordinibns. diligenter 
inquirendum est de Fide, de Moribus, de Bcientia et Aetate Ordinet» 
pet^tis. 



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A. Die bifflhOf liebeit Bchnleii dot Stedfe Bptja, 



369 



De fide qmdem • . * . 
Mom antem .... 

Bdentia nltem explendis minisieriis, ad qnae ordinatnr, Buffi' 
den* cooBtaie debet non titulis, qnoe meceatuB dt qinqpiam in 
Gymnadis ant ab aim dignitatom et titoloiimi YeodltoribuB, led 
diUgenti eioB examinatioiie. 

Siquidem Episoopi memineriiit inediiam in Laida Tlx iolera- 
bilem, in iis veto qm pxaeeimt, nec excusatione neo Tenia digBam 
esse et Domini eevera denunciatioDe a Baoerdotio repeUendum, 
qui a se scientiaiD repulerit, ideoque de cruditione et doctrina 
ordinandomm non perfiuictorio et frigide, sed solicite, diligenter et 
curiose disquirant et explorent. Et m his praesertim, qui ad Prae- 
laturas et dignitatcs quique ad aninianim curam provehendi sunt, 
non qualicunque doetrina contenti sint. >«ed in primis divinorum 
eloquionim (quao Sacordotii Subtttantia sunt) ot scripturaruni veteris 
ac novi testamenti, similiter et Ecclesiasticorum Canonum scientiam 
exposcutit. Ignarus et inducto8 nequaquam ad Ordinen admittant 
memores ignorantiam in Sacerdotibus ounctonun esse Matrom et 
hactenuB uneitiam Saeerdotnm mnltia et maximiB matia In Eededa 
cansam pmebnisse et bos demmn a Deo sciri et probari, qui, 
quae Dei sunt, sapinnt, et qui ignorant, ignoiari ac reiid. 

Licet antem Oanones antiqni etataerint, nt ante trigesimnm 
aetatia annum nemo in Eplscopum vel Preabytenmi ordinetur, 
mioistrorum tamen inopia post tarn latam hniiis ordinie stiBgem 
bodie postalat, nt qui alioqui dignus est, in anno Tigesimo quinto 
ab boo Ordine non repellatar. 

In his omnibus solerti cura adTigilare debent EpiecopL Nam 
ad illos praedpue pertinet ordinandorum examlnatio dicente Apoetolo, 

Manus nomini cito ioiposueris aut d per valetudinero et cauaaa 
Deo ittdice (cui sunt ordinationum suaram daturi rationem) diguas 
id nequeant, curent saltern per idoneos Vicarios et viros pioa 

Sacrarumquo literanim, Canonum et Traditionum EcclesiaBticonini 
perito^ n»' sptictiicula tantum inquisitionum aedantur aut testi- 

mnnia fiubornentur non k'jj^itinia nee idonea aut Superficialis tan- 
tum et purfunctoiiu fiat examinatio, aed diligenu ct weria cum 
proclamatione praecodonto ad plchem rarochiae, ubi Ordinandus 
habitat, t>i cuuimude fieri puiidt, uuUuhque sit ab examine illo 
liber. 



XLvn 



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370 



Dokmnente. 



Nulla pro examinatioiie oxigatur pecmiia, enm ad haee iam 
neceMaria offieia babeant Epiaeopi, et ad quos examinatio pertinet, 
ampla satis sftpendia. 



De officio Praepositi, Decani et Canontcoriim. 



(CMficium Scholastid.) Scbolaaticorum est dooere indocfeoe 
eosqne in his, quae ad pietatcm et en] turn Dei pertinent, em- 
dire aut entam liano procnraro. Praeeertim vcro inTentotem 

legere eisque idoneoe ac probos praeficere Paedagogos. Sint 
Scholastici viri graves, qui iuventutem Ecclosiae ministeriia desti- 

natam in potcstate habeant et curent. iit mh eorum disciplinn, 
doctrina, piotafe ot monim honoat-ate imbuantur ot caveant, ne 
emaiicipient aut ad Capituk tales praesentent, qaoa propria vitta 
leiiciunt. 

(OfHriinii < :intoriB.) Sic Cantorum est modiim dare eis, quae 
in Cboro canuntur, ac intonare; sic Thesaurarii reliqui Ministri 
omnes debent suo quisque loco, quod eis ex nomine vel officio vel 
praesidentium luandato incumbit, diligenter obire, quo decenter 
ac ordinate omnia fiant inter eos. 

(Officium Canonici.) Canonici, quod vocantur, idem esac vclint, 
ut, cum in muneriA sui perfunctione turn in omni vita sua ad recti 
et honesti regolam seee componantf oninea debent in his, quae ad 
coltnm diTianm, obaerrationem Oanonum et morea bonoe pertinent, 
Deoano ano bnmillter obedire, di'Tinia omnibus interesse, modeatia, 
gravitate, pietate, Meemosynis ao bonis exemplis populiim aedlfioare, 
non deambulare in temple divinomm tempore neo confobnlari, 
oculos baberi pndicoe, incessom minime futuosum, Ecolesiasticitm 
officium, cuius gratia beneficinm percipiunt, ultro, prompte et 
rererenter peraolTere ae adimplere. 

Kec est, quod quasi ^vile aut sese indignum ezistiment divims 
semper adeesCf aKos psaUentes adiuvare, et quae sui officii sunt, 
per se praeatare: Si enim generis claritatem nan obfuscat ex bonis 

Ecclesinc vitam sustentarc , nee illud vile aut raag-nis natalibus in- 
dignum videri debet. Et dum ore cantiint, canant et mente: et ita, 
,ne videantur tanquam conduct! Mriceuarii trahi et pecuniae potius 
quam deo servire et magnarum distributionum tempera anxie, « 



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A. Die buchOfliohen Seholait der Stadt Spejer. 



371 



minonim ncgligenter obHervare. ao si Btipendiiim praecodere offi- 
•cioci dobeat et non potius scqui. 

(Officium Ticarii.) In quibusdani Ecclesiis abusua obrepait, ut 
Ticarii a psalmodia, horarum docantationc immunes esse velint: 
^ui per PraelatOB admoneudi aunt, ut »iut memorea ad fructuura 
EcclesiAsticonim perceptionein propter officii exhibitiooem sese ad- 
miiods eue. Itaquo niri omnilnu dlvivia inteniiit meaifi, wm 
-aolam distribntioiiilnii eo6 earere, sed in totam omni emolooMito 
benefldomni pro exooHUB qnalitate piiTontiir, nisi inevitobilis 
^enitas ant iusla cama, quae Deeano probabitnr, ooa ezcnaaTerit. 

De nitteiidi* a Coliegiata Quo vero doeeifi claris Collegia omontor 
Bc4d«tia ad A«adAnuu «fc et Tigeant, Deoaniis et OoUegiam studioaos 
UniyeniUtM itndSoab. aliquoa, qui Bpem de ae bonaai praebent, 
debent mittere ad Aoademiaa et UtuTenitates celebiea et dare 
Btndiia eoruin snfficiens tempiu ao interim eoB habere pro prae- 
sentibuB in Oollegio aut sane qnantum pro victu et libris eis Buffi- 
•oiat, Buppeditare. Qua in re si negligentes fuerint, potenuit Episcopi 
auctoritate ad hoc rompolli, rurent tarnen "RoclPHianiin Praelati 
de iis, qui •^tiidionim causa adsunt, dilif^'f'iit(?r ( dt^nitsct^re. vt si com- 
perftrint nog'!i<»'f»TifPH ant poneisis nioillnis drdito^^, sumptUH 

antea dan conHueto8 Bubtrahant et m aUo8 meiioris Bpei iu- 
Tenes eosdem tranflforant. 

li voro, qui sic ad studia mithtntnr. Capitulis suis Hutlicientem 
cautionem praostaro debent sesc in ordine Clericali permanraroB 
esse. Quod hi inutato proposito ab ordinc Ecclesiastico rosilucrint 
et ad Matrimonia seu negotia secularia ae transtulerint, ad reati- 
tutionem onmilDn fruetmim ant anmptnaai EeelesiaBlioonDn, quos 
«le perceperint, toieri et omidno eompelli debent 



Be Scholia et XJniTeriitatibuB. 

Soholae seminaria rant non Ftaelatomm Cantom et IfiniaCfmrn 
Eoderiae, ▼emm etiam Magistratunm et eonun, qm contiliis 
BeapfeUioaa gabeiaant; quae ai aeglifaiitar ant deptmntor, neoeaae 
«itt et BoeMaa ot Beapablieaa inde p^nelltari: proptetea de 
•eanndem inala«iatiMe aragaa eora habeada eit 

VeeeMtBs ttadia g«ttem- FraeaerliBi Tare leram IBoeMaatieanan 
lia proawvendi et ooomv* gabernaeuliB admoti Antialitea, qnboa 

etiam hiuaB vitae bene beateqne Inme- 



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DokmnMite. 



igendM onuus faenltas ab iiMoliiniitate feligioiiis (quae fline stadio- 
ram anxilio neqnaqvam dnnie potest) dependet, ad Btadionun con- 
eerrationeia Telaii ad imicam statue ed eonsemndi et retmendae 
digoitatiB praeaidium omnee vires sues eertatim conferre debent. 
Quapropter Ecolesuuum proceres omni ovfa, ope et industria ubiqoe 
per uuvereas suae provincias studia praecipue generalia instaarare, 
promovere et conservare satagant: Et banc religioni ac pubHeao 
tranqnillitati perniciosam neceHgitatcm parentibus iuvontntis adiiiuint, 
qui alioqui sanctae religioni nostrap bone affecti fanion cx nogloctii 
studiorum in locis Catholicis compelluntur filion ad alias universi- 
tatcs et 8cholas ublc^re, ubi una cum literiH noxias do roligione 
opmione8 liauriunt . quibus infecti et patriae rodditi uon tam 
parentea quam totam eaepe Tieiniam depravatis de reUgione 
opinioiiibiu imbuiint: ad qnam pemidem avertendam omaea 
boni, quos ulla pietatis ratio tangit, et ia primis Eooledastici 
prooeres omni eonatn incumbere debent, quatenns in hae re 
salnti OTinm et sanotae religiotiis profeotni et pnblieae tranqnilli- 
tati consdatnr. 

Beneficia et siipeudia In piimis Igitor ubi extaiit flouBtdaiae antho- 
com Pfaeeeptoram turn xitateqne Ordinaria probatae UniTersitates sen 
•iadeutiom. Aeademlae, debent deetinata Fkaeeeptotiboa 

et stndioeia beneficia et etipendia, Privilegia item et immunitates 
atqne exempti<Mies a veotigalibns, exaetiooibns, oollatioinbus et 
oneribus pnblicu tam discipulis quam Praeceptoribas ante omnia 
tuta conservari ncc ab ullo bominum, quantaTis potestate sit prae- 
dituBf infirmari, infringi aut alio convert!, quam deetinata sunt. 
Quod Ri P^o^^80^C9 beneficia bnc destinata in ab'os contulerint^ 
irrita debet haberi et e^eo Cullario, et qui damnum Univeraitatt 
intoleriut, ad satisfactionom compclli. 

Quiiuutt libri Cnrandum est in singulis Academiis, ut non nisi 
praelegeudi. probati Anthores in artibus et disciplinis auditori- 

bus praelegantiir atquo iit Doctores et Magiatri, qui doccant 
iuvenfiitem, probi sint, Uatholioi et de religiooe Christiana bene 
sentieutes. 

Colenda disci- Ad haec, qui in numero Stndentiiim Tohmt haberi et 
plina. privilegiis Universitatum frui ac gandere, non debent 

privilogiis ot libcrtato sna abuti, scd sub obedientia et disciplina 
vivpro Uectoris, qui eos di'linfiiionfos vf statnta prHot('r£.';ro(Uente8, 
praesertim rixantes severiter corripere et pro modo delicti plecteie 
debeat. 



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A. Di« btMhSfUdMtt 8«hiilMi d«r 8tedk Sptiym, 



373 



Indtamenta rtn> NvUs re magis Ecdenae publicacque utilitati con* 
dentium. suleretuT, quam si summus Pontifox et CoUatores 

Ordinarii secundum Concilii BasiliensiB placita AcademiiB pnrioribus 
et incorruptis potestatera facerent aignificandi eis subinde viron 
literatoa ad regendum Ecclesias idotieos, quos ipsi quibuscurniue 
aliis minus idoneia in Collatione Beneficiornm et ])rae8«rtiiii Paro- 
chialiuin EccleBiarum praeferrent, modo tamen personaliter iili non 
tletrectarent residere. 

Adiunienta. I-^bi fundatae non sunt, debent singula Oollegia 
stadere volenti um. secundum docreta Concilii Ijateranensis, ut parva 
fuerint vel magna, ita Scholas parvas vel magnas apud Collegia 
erigere, quibus praeficianf Magistros et Paedagogoa incorruptae 
Titae, a quibus tarn pietatiH Cliriutiauae prima priucipia quam rudi- 
menta literarom inooutaminata adliDC et quonunlibet stndionim 
capax iuTentns haniiat: atque obi moltos est adolescentnm amnenu, 
in daaaea dividi potenint Debet antem eia praelegi hoc tantiim, 
quod ionooentiae Ulius aetatb conTeniat. Vae enim ei, qui aoaada- 
liiaverit imum pmiUonim, qui in me orednnt, ait Chmtus. Idoiico 
aednlo coraodnm, ne praelegantur eia libri obscaoni, suspecti aut 
eontagiosi eonim, qui perfidiae suae yirat, religionis et pietatia 
odium, tenerae inventuti aoia acriptia, qnae per lianc tempeatatem 
jtedidere, instillant. 

Sed nbi collegia non sunt, debent in singulis Ciyitatibue eaee 
Scholae, quarmn Magiatii boni, honeati et docti sint. 

Fraeter Paedagegia vero habeatur in CoIIegiia Theologus, qui 
oertia horis interpretetur Biblia ac de re Theologioa doeeat iuniores 

Canonicos, Vicarios et alia Collegii membra, ubi quisqne ad lecti- 
oneni snno professioni ct iustituto congninntf^ni tpnobitur, sub 
poena arbitraria a iiriolntis infligenda comparere. Huic vero quo- 
modo et unde prouidcndum sit de viotu, iu Goncilio Laterancndi 
constitutum est, ita nimirum, ut nniua Praebendae proventus ei, 
donee in docendo perstiterit, assignentur, si suttuiant; sin minus, 
ut aliunde suppleatur et tantum huic, quantum aatia sit^ suppe- 
ditetur. 



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374 



Dokumente. 



PnblikfttlinL des Voratebmiden ft» die Didieie Bpeyer. IB49« 

L e. p- 817 f. 

Processa* Binodalis feria tertia post Dominioam lubilate- 

Anno 1549 emMina. 

Pldlippva Dm gnda Epncopus spixentiB ao F^poaitu WeiaMn- 
bugenm ete. Yeneiabilibiu, IwnofalillibiiB et velii^au in obriato 
nobis dileotis nnivefaiB et cingiilis penonia eodedaitieii totiqne dexo 
noetramm C^Titatia et diSeeaia apirenaia noitre Imiadioiiom aabiectia 
etemam in Domino aalutem) et nostris huiuamodi KonitionibiUi 
Inhibitionibiia et maadatia finnitor obedire. Quia diverse calamitatea 
et perhorresoende peraecutionea religionem ohrtatianani iam pridem 
preoccupare cepenmt et feme universi status, prcsertim tamcn 
reipublicc christiane emuli, de prava ac dctestamlH olericornm et 
religiosorum vita et Conversatione conquesti fuerunt et claniitfl- 
verunt, cuiu» causa sacra et cesarea Maiestas nt cI(Mneiis Princeps ei 
afflicte Religionis pius Pater cupiena christiaue reipublice proinde con- 
sulere de procenim et statuum saeri romani Imperii unauimi Consensu 
qaanUam reformationia formulam in uoYissimiB comicii^ augustanid 
fieri et ordiuari curavit, quam nos una cum oostro processu ainodafi. 
feria teioia poet divi Murttni Epiaoopi featnm piozime lapsum enuaso^ 
aimnl ao noatrb pateniia admonitionibiia elero nobb aabdito ad 
reapidendum et ae ioxta diete Oeearee Maieatatia refonnaiiottia et 
aaoronim Canontim foimnlam regendnm pnbfioaTimna et pnblicari 
feoinnu, ao earn iam denno una earn proceaaibna aiaodalibna bao- 
tenus atnguIiH annis emissis et publieaiia repetimus et innovamus, 
illamque et illos in onmibna et aingolia punctis, clausulis et artieulis 
in eis contends ab omnibus nobis et noatre lurisdictioni subiectis 
mib universis penis, sentenciis et ccnsuris inibi latia et falminnti«< 
Dt'C non ^ravioribus cciam arbitrariin por noH vel ^'irarinm nnsnmn 
in spiritualibus iniiigendis inviolubiliti r observari pri i ipmms et man- 
damus, Cerrificantes omnes et singalos Becus facientes aut huius- 
modi Tnhibioionum , monitionum et mandatorum salubrium trans- 
gressores , quod contra cosdem et qucmlibet ipHorurn ad omnium 
et singularum Censurarum, aentenciarum et penanun in cesaree 
Maieetatis lefonnationia fonnnla atque proeeaaibua et mandatia 
antedictiB eontentanim ezeoneionem naqne ad priTacionia aentenciaoi 
indnaiTe aliaeqne inxta arbitrinm noatmm et delieti qnatitatem 
prooedeie Ovrabimoi inatioia mediante. Oetenun no aliqnia per 
ignoiaadam dve oontomaoiam ae exenaara preamnat, diatriote et 
anb pena anspennonia ab offioiis difinonun late aeoiende piedpiendo 



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A. Die biMli8f£eh«D Seliiilett d«r 8te4t Sp^. 



375 



inandamuB, quatenus nostre maioris et alianim diol-o nostrc Civitati^ 
spirensiB intra triduum proximum ncc non cett ranim ac .^in^uU 
sedium ruraluim decani sive Camprarii aut ipsorurn Tumcii, antcquam 
a dicta civitate nostra Bpiiensi rect'dant, copias huiusmodi nostri 
procestjiiB recipiant, nec m»u \nr. et in Cesaree reformationiH formula 
contentii ei alia statuta siiiodaiia et provincialia predicta semel in 
anno ad minus, signanter tamen hunc nostrum processum sinodalem 
ia proxiinis eoram conrooatiiiBibiiB publioe indnnari legi et pablioaii 
orcUaent atqne pxoonrent In quomm TeetinMminin aigiUiim officii 
upvtri TicBriAtus praaflntibw oet appenoiiiii. DBtnm in Outro noetm 
Udmbeun die Inne YiiMsima nona ICapsis apxiliB anno Pornint Hilla- 
siipo yingAnt—miA qiiadi«g«9hno nono. 

12. 

Uuterrichtsbestimmupgen der Malnzer Provinzials^ node 

you 1549. 

Hartsbeim, Concilia GennaoiaA. Tom. VJ p. 

SynoduB ProTinoialis Hognntina anno Gbriati MDXLIX. 

Bub Sebastiano, Arohi-Episcopo Moguntino. 
Oonstitationes Conoilii Provindalis MuguntinL 

Cap. LXV, 

Be Ocneralibus Studiis instaurandis et conservandia 
et de adoleecenftibas ad stadia pnblioe aleqdis. 
Fmdenies boniines facile proepidnnt et boni ac pii iamdin 
quemntur interitum studiomm, quae in hac misera pettDrbatiofia 
vemim mltem in iocis Catholicis propemodnm in nniTerBom per|a* 
mnt: imprimis Ecclesiastici status extirpationem adeoque Sacro- 
sanctae Religionis ac totius Reipublicae Christianae ruinam bccu- 
turam esse. Cum edam successio eonnn, qui utramque rempublicam 
administrare debont. ex iuventute dependeat, si ilia aut pravis aut 
nullis dootrinis imbuatui, spes nulla esse potest aut in Ecclesiis 
puritatem Religionis aut in externa politia priHfKiiin iranquiliitatem 
unquam reddi nobis posae. Itaque quautu quisque dosiderio Sacro- 
sancjtam Religiunem npstrani post se superstitem relinqui p,c pprro 
salvam oonaerTari expetit, quanto deiiderio oommnnia patriae in< 
colomitatem et viyna reetitatttm videre et ad posteioe imnsniittere 
satagit, tanto oonatn ad inataniationem stadiorum Ineombera debet 



376 



Dolnunente. 



Piaesertim Tero homineB EccleaiaBtici , quibus etiam huhiB yitae 
bene et beate transigendae onuus facultas ab incolumitate Religionis 
(quae sine sindioruin annlio neqnaquam duraro potest) dependet, 
ad Ktudionim conscrvationcm Teluti luiioum status sui conser- 
vandi ct rctioendae dignifatip prrn -ulunn nnmes vires sxm^ rortqHm 
conferre debent. Hinc Cumpruvmeitilt'H noatroa in Domiuo exhor- 
tamur et serio comnioncmua eiaque pro authoritate nostra Metro- 
poiitJina iniungimus, ut omni cura, opo ct industrin ubiqne per uni- 
veream Provinciam nostram wtudia, praecipue geneiuUa, iiiHtaurare, 
promuvere et consereare satagant et lianc ReUgioni et publi(»e 
tranquilliteti pernidoeaiD &ece«eitetem P&rentiliiiB inyentotle adiaumt: 
qjta alioqoi eanctae Beligioni noetrae beoe affeoti, tamen ex neglecta 
fltadiomm in locis Catboliois compelliratur fllios saoe ad alias Uni- 
Tenttatee et Soholaa ablegare, ubi una cam literis noxias de Reli- 
g^one opinionee batrhint» qnilroe infeeti et perrersi domiUB ledeuntee 
ipsos plemmque Parentee ac totam fere viciniam peatfletttibnB 
opinionibus imbnant et nnoeritatem Fidei Ghiistianae ia eie cor- 
rumpunt. Ad qitam peniiciem ayertendam omnea boni, qiios nlla 
pietatis ratio et sacrae Rcligionis nostrac amor tangit, et imprimis 
Proceres Ecclesiastioi omni conatu incumbero debent, quatenus in 
hac re saluti civium et sanctae Eeligionis profectui et publioae 
trauquillitati eonsulatur. 

Nec minorem curam et solicitudinem Coin|M o . inciales nostri 
circa Scholas per suas Dioecesea in civitatibus aut pagis constitntaB 
impendere debent; ut pasaim inataurentur et conserventur et eisdem 
idonei et Catfaolicae Teiitatb amantee et de haereai nen suspeoti 
pra(^oiantttr Paedagogi. 

Et ne deaint) qui ad meaaem Bpiritnaleai, veliit idenei openuni, 
mitti rite qneant, Comproyineialee nostros dmiiiter per bonorem 
Dei et Domtm noatri lean CSiriati et Sacrosanotae Beligionis noatrae 
conaervandae et promoyendae amorem exbortamiir, quatemia eonure 
yellnt, nt aliquot adoleaoentea feticioria ingenii et melioria apei 
(quibuB alioqui ad studionim aaorum sustentationem a Parentibiia 
et propinquia fiftoultates non suppetunt) publicia Ecclesiarum et 
Monasteriomm mimptibus in stiidiia alantur, qui ad Theologiae wtu- 
d'mm oporam suam applicent: in qua si openio prctium fecerint, 
deinde Ecclesiis et Parocliiia per Diopceses praofictantnr. Quoa in 
EccleBiarum miniaterio seryituroa maxime conyenit earundem sumpti- 
bus sustentari. 



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A. Die bbehSflieheo Scbnlen der Stedt Sp^er. 



377 



<J a |j u t LX \ i. 

De Clericin Saecularibus et Regularibus ad Stadia ableg^ndis: 
et de Studiis apud Monastoria instaiirandis ot conscrvandis. 

Et quo iriagis Ecclesiae idoiieiti Minifltris abundcnt, decerninms, 
ut Capituia quarumlibet Ecclesiaiuiii in Provincia Moguntina con- 
fltitatarum ex ClericiB saecularibus beneficiatiB juxta cujuslibet 
Oollegii facilitates et personarum numerum adolescentes aliquot 
bonae spei et do<^ ingeiiB ad privilegiatas UnirenritetoB pro 
Studio potiBsimiim Theologioo (cajus uras comprimiB est Eodetiis 
neoeMariiu) ndttant. Et iu ad quinqueomnm fruotiu fienefidi omneB 
^xoeptia qnotidiaiiis distribiitionibiis conoedaat. Si tamen coeptb 
atudy* piaTiter iDonbuerint et de profeeta eonim fraotas flperotur 
(negligeutee emm et pmviB moribus deditos Eodesianim patiimonUs 
Bon ezistimamus alendos), obi fmctus Praebendae non snflfocerint, 
de comnmni Ecdeaianiin censu pro cognitione Praelatorum pars 
adjiciatur. Eos Tero, qui sic mittuntar, Capitulis suis sufficientem 
cautionom prapstare volurnus sese in ordinc Clericali permanBii'-os 
esse. Quod si mutato proposito ab ordine EcoloHiastico resiluerint 
et ad Matrimonia sou Tioectcia saccularia se transtulpnnt. ad resti- 
tutioneni omnium frucruum aut sumptuum Ecclesiasticorum, quos 
sio perceperint, eoa teneri et omnino conipelli volumus. 

De Cloricis voro Regularibua dispositionem Reformationis et 
juris communiii volumus observari: Ut Monastoria opulontiora inter- 
xnissa studia imprimis vero Theologica apud so instaurent. Quae 
vero minus upulenta bunt et pauciores habent Monadios, aliquot 
tamen juveoes felidoris ingenii ad einsdem Ordinis et Provindae 
IConaaterium, in quo studia vigeant, ablegeni X7bi two Ftaelad, 
dve BaeoidareB nve fiegolares, in ea re negligentes foerint, per 
Ocdinarinm debent ad hoc debitis poems eompeUL 

Caput LXYII. 
De Tfaeologiae apud Ecdesias Oollegiaias Professoribns. 

OoUegiis Eodesiaruin juxta Reformationis praescriptam injnn- 
gimns, ut Doctores, qui Xheologiam profiteantur, pro cujusque 
Eodeoiae &eiiltate et conditione oonducant, eontra negligentes sio 
•eturi, ne ijnid vd in publiois vel in privatiB bisoe stvidiis oonsti- 
tuendis ad pietatis inciementa passim promoTenda, quantum in 
nobis ftieiit, denderetor. 



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378 



Dokumente. 



Caput LXXXYL 

Ne DoBiioellares Caaoniei ante meiita ^irtatb et dooirinfte ad 

Ospiinla aararaantar. 

HaotenuB in Ecolesiie Cathedralibos et CoIIegiatU (saltern in 
ea parte, qua majores noilri noo noe magna laiioiie jmiiorea 
OanoniooB, quos Donueelkuret rooaiit, non stetim, nt beoefida aoce- 
perint, ad Capitela admitti, led ad tenpus rab jugo Ptaelatoioa 
datineri Toluenmt) satis negligeater adTigilatiim ease oon ama Bo- 
dtesiamm pendeie smtimiu: dum hi, quibos «a onia inenmlni, sd 
studia et mores Domioellarium panim attendentes, li modo Domi- 
eeUares aertum tempus in beneficii possasrioBe ezegissent ant peeo- 
niam pro emancipatione constitutam numerassent, sine ampUoii 
delectu quosvis ad Capitula admiaerunt, etiam eoB, quos nec vitae 
honestate nec doctriua satis idoneus aut Ecclesiis utiles futures 
norint. Undo fit, ut interdum Ecclesiae minus utili Canouicoruia 
turba oneratao noc in spiritualibus nec in temporalibus debitis 
obaequiiB administrentur. ijuarum indemnitati consulere volentes 
Praelatorum, Capitulorum et alioruro, quuruiu interest, conscieutia^ 
duximoB ouerandas bisque districte praecipiendo injuugimus, ut in 
posternm nan seoimdmn praetonsam eonsuetndinem (quae liac in 
parte at Ecdesiis pemidoaa, ixrationabifis aut potius ecHTiiptda 
censenda est) qaoaUbet, sed seenndtim oonsoientiam tdooeos tantnm 
e( dignos ad O^pitnla, pfaesertim HetropoUtioBv, et Gathedialia 
adnittant^ praxis vero moiibns deditos et ignaToe tantisqne a Capi- 
tnJari digniteto et emolumento aroeant, donee emendationo vitae 
loonm hunc moreri videbuntor, aut si oontra onmem emendationem 
pnefiaoti et iooerrigibiiee se exbibere p^neTerayerint, ad dimis- 
sionem beneficiorum remediis juris tanquam inhabiles et insuffi- 
cientes ac minus idoneos prorsus cogant. Qua ronstitutione nostra 
et ipsis Pmelatis et Capitulis, ut otlirio suo dilip^rntina invigilont, 
et juventuti Ecclesittsticae , ut vitao irij^t iiiique cultum aocuratiore 
studio capessant, occaaionem praebtan arbitramui. 

Caput XCYI. 

Da Hagistris Boholarom. 

Hoe imprimis tetins ReipaUkae Ohtisliaaae iitiliteB ezposaiiy 
nt emdiendae iurentnti paasim Magistii entditioBe, honestate vitM 
et fidei sineeritete commendabiles praefieiantnr, quod in admiu- 
stratioae utriusque Beipnblioae et Cedesiastioae et seenlaris ana- 
cessio a pneria dependeat Qui si perrenis et piavia hommibiia 



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379 



erudiendi tradantur, a quibus recentes eoruia aiiiim (qui malonun 
ac bonorum, ut quidque primiim hauaeriut, aeque tenaces sunt) 
praviB et impiis opinioiiibus imbuantur, spes non eat sacrosanotam 
Kcligiouem iiuhirum iu integrum restitui aut a pravis doethui» 
repurgari aut pristinam felicitatem et tranquillitatem io Gormaniam 
noBtram redvd uoquam posse. Proinde riTS Fradatis et Capitnlis 
give oonmninitotibus ant loconim PmefootiB, ad quos ea cura per- 
tufift, serio injungimus, at imposterum sobolis ubi conmiiBsiB Dida- 
seslos praefecinri eosdem ad Yicarios nostrps in Bpiritnalibns sen 
loeomm Oommissaiios ablegent, qni erudilioiiem, mores et fidel 
•inoeritatem in ek aeeurato examine explorsnt eosqne, qnid in 
scbolis tarn ad emditioneni quam ad mores jnTentutis excolendos 
coadncibile potissimum ^laelegant, pro cujusque loci ratione dili* 
genter admoneant, sine quorum testimonio (quod scripto his, quos 
dI&:nos judicavorint, exhibeant) quenquam alicui scholae praefioi 
omnino probibemua. 

13. 

Ordlnatlo bnnae fathedralis eeelealae Spirenai*. 

Original in Karlsruho Gf.A. Bruchsal-Odenheiin Geoeralia Stadien (42 Con v. 
184). -> AbschriA <te«elbsfc Kopialbnch 474. — Mom Z. f. 6. d. ORh. 1 8.281£ 

Deoanns et otpita)nm cathedralia eooleaiae Spirenab studiosae 
IMibi salntem in domino. 

IKvittum Platonem aativam hominia demiratnm tradnnt, eo 
quod inter animantia (quae snmero sunt infinita) solus homo cognl- 
tionis et scientiarum yere capax sit sciendique desiderio flagi^t juxta 
Stagiritae Anstotelis placitum in pnmo libro metaphysicos, onm 
dicit: orones homines natura scire dGsiderant et adco quidem, ut 
quaotumvi^j aliarum renim nhnndantia fastidium homini fcrat et 
nauseam pariat, sola scientia nutuiuain molesta enl-, nunquam gravis, 
fastidium non g«nerat nauaeaquc non afficit, sed si mper nova est, 
rocena ct jucuiidH. Semper enim homo scire, soinpor discere et 
uuva semper exopLaL audire. Iliu porro iuditub uatura Mcieiidi sti- 
mulus animos mortalium ad labores, vigilias, aerumnas perferendas, 
sndores fiwdendoa, abanmenda palriinonia, peregrinationes siiMi- 
piendas aorilpr nssit a^ne solUttflitaTiL Hino non solum pbilosophi 
(qwmw exempla, nti pasnm sine nnmero reperiuntiir, bio addncera 
perioDgnm asset) naturae ae lataonis atqne addisoendae mtuiis studio 
palleeti, qidn etiam wnati pnlres eedesiaeqwe doetoies eelebeiiimi« 



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380 



Dokumente. 



ut vpnim ac geniiinum divinaram literariim scnsuni porcipprent, • 
scripturasque juxca majorum placitum oxpl maront et interpretaren- 
tur, nc non pro mio arbitratii. alias audiondi dosidorio inflnmniati 
et iustigati, pcregrina et ignota loca invisere gravati non bunt. 
Sic divuB Irenneus Polyenrpo se ad orudiondum tradidit. Clcmeuu 
Alexandrinub ratithaeiii nuirrvris scholam institueiidum sectatus est, 
Hieronymufl singulare ecclesiae jubar ac columen Didymo Alexau- 
drino et Greguiio Nasianseno se in disciplmam dedit, qaomm 
alteram Tidentem suum vocat, altero praecoptore saflvaa ae liteias 
didicisse gloriator. ChryBOBtomus in Eittebii ThmeMni sebola ver- 
aatas est. AngwtiniiB tfediolani andivit Ambroaiiim aacranun lite- 
rarmn mysteria interpretantem. Bed quid opus est in re ptoUxa, 
notiaeinia inani Terborum profuaione prosequi, cum oertum sit ne- 
minem unquam ex oatbolicis majoribus nostris fuisse, qoi nbi suae 
imbecillitatia conscins non extiterit et alU praeeunti ac aacras literafi 
explicanti se non Bubmlserit intellectumque ad obsequium Christi 
oapHvaverit. doner in virum perfectum adolesceret et depoaitiim. 
quod II patribuH acceperat, fidelibuR ecclesiae fillis rnmmendaret 

Ai toiHitan dices, ad quod haec? ad indete-^sum oimirum pbi- 
lost)p)iifto adcoque liberaliuni aitium noc non sacrosanctae theologiac 
(ad quod promovendum omnia conatua noster et labor vergit) atu- 
dium animo forti, pbilosophorum sanctorumque patrum imitatione 
prosequendum fseinnt; deinde nt cemas, quid ansam sen occasionem 
dederit non tam christiamB quam etiam ethniois, tot pablicaa scholaa, 
gymnaaia, ooniaberotaqiie erigendi, in qniboB ingenia "variiB dooirioiB 
excnlta (^orantiA ceu peete BaerisBima expnbA) Tegetiora reddantnr. 
Advertebant siqaidem doctonim Yirorom pradentia atqoe solertia, 
nidem ef&enemqne jnventntem non tam coherceri et a malo, ad 
quod natura inclinat, retrahi, quam etiam in vita, moribus, liberalibuB 
disciplinis, pietatis, justitiaeque exercitiis libeialiter educari et in- 
Htitui. Tngens enim ex ojusmodi cum doctis viris conTersatione 
commodtim rei publicae provpnirf et rnuspi intolli'^ehant, immo (ut 
ad chnsiianos dirigamus calamumj videb inr neminem literarum ex- 
perteni recto inquirere powae, quid chriatianae leges, quid consilia, 
quid praecepta, quid relijrio. quid fides, quid pietas possint, quid 
denique divina huniaiia<^ue juta decidant aut detiuiant, quid pro- 
Ubeant admittantve; quid privata publicaque inter mortales offida 
desiderent, quid animia corporibuaque medendis magia oonyeniat 
aut expediat. His atqne oonnmitibuB aigomentiB exdteta penmasa- 
que sanota Yetnstaa oemnut, ae ret publicae ohristianae magia oom- 
modari non posse, quam m ad erndiendom institnendumque literia 




A. Di« biMdillflielien Bchnlcn dtr Stadt Speyw. 



38t 



et bonis vitae insfcita^ mortaliam animoe ooetnzn atque oonvontum 
dootueimonim hominnm conTooaret et scholas publicas erigeret 
largisque t^tipendiifl dotaret, ut omnibnB ad animi expolitionem et 
culturam pateat aditus. 

Hoc tam piam iiHtitutura nobis imitundum fore duximut {lotis- 
simum hoc noatro tuibulento, furenti adeoque ad interitum vergenti 
Baeculo, in quo conspicumus charitatom christianam in perniciem 
multorum, adversarios ecclesiae non .solum maximo studio omnique 
conatii suas pestii'eras haereses omnium animis iuculcare et per- 
(undere velle, verum etiam Taiia literana exercitia ad banc rem 
promoTendam instituere, in quo in dies ezperimur pectoribve non 
tam extennari quam penitas extingni deyotionem et pietatem eirca 
ditina, turn quoque ehristianisnmnm m ezeraendis pietatis operibns 
fri|^re, omnes etiam eodesiastiooe ritae simnl eum catliolioa Tere- 
que GhxiBliana religione atque dootrina pessom iri ao pedibna qaan 
conenloari. Idque maadme eecletiae accidere coigicimuB, quod vero- 
rom ac catboliconim praeconum destituitor oper4, adeoque hodie 
cernimiu impletum, quod Ohristug ecclesiae sponsus alibi, non citn 
compassionem ct dnlorem, fnfiinim vaticinatus est dicens: messis 
quidfm copiosa, operarii autem pauci. At vero cum ibidem addat, 
domiuo meBBitt uupplicandum, ut mittat et condiicat operarios ad 
mesRem demettendam, quapropter et nos post suppliccm nuniiuis 
divini invocationem, huic malo Btudentes occurrere ac plantare 
vineam domini uoHtraequo ecclesiae iaprimis consulere intendeutes, 
deorevimos unanimi veto, nonnullos egenos, paterno subsidio desti- 
tntoe juYenes, ingenio praeditos, spem bonam de se edentes, In 
nostro literario Indo alore et quasi sab alls foTero, ac per hidi- 
magiatros nostros in onmi discipUnarum genere fideliter inatitnere, 
in moiibna informare, ad omnem pietatem exercitatos reddere, us- 
que dum ad maturiorem aetatem seu proTectionem perduoti gran- 
dioribns altioribusque studiis apt! ad geneialia stadia stbi profid- 
sceudum putavrrint, in quibus (ut confidimns) maxime operam sacrae 
tbeologiae dabunt. £o enim vergit intentum nostrum et noster 
conatus munerum. ut ecclesia Christiana olim habcat, qui tenera 
aetata in omni pietate educati divinoqno cuhm quasi mancipati, 
bonis literis ins,tru('ti, in divinanim scnpturar um < Lrriirinno ot inter- 
pretatiuiie exercitati, ad quoavia haereticoruni insultus supprnnendos, 
promptOB, paratos et imperterritos, qui otiani astutaa haereticorum 
Yulpeculuii, quae iiisidiis aimplices christianos adoriuntur, capere et 
vincire ac aprum in silva domini fcrocientem abigere et exter- 
minare ringdlar^que tervm vineani dondsi depasoere tentantem 



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3S2 



Dokumeate. 



propulsare et profligate oaiholicft mA doctrinA piAque yitk potenter 
•0 forti animo Taleant et poasint. 

Hoc iptmn perpendentes et consideraiiteB nihil magia in Totia 
habemoa, qaam quod alumni et soliolares oontubernii nostri, abl ad 
gymnasia sese contulerint, huic tarn angusto, salubri profausque 
sanoto atadio iatenderent ac opeiani navaient. Idcirco ot nos parati 
erimus auxiliarea manns porrigere illi, qncm in hoc scholastico soda- 
litio n<] eum animi cultum rli1i«i;oTiti sua opera porvonisse coj^nosci- 
mus, ut jam spos sit eum n i pubiicae christianae oUm mo niini- 
sterio ornumento et adjuraento futurum ease pro virili. Tarn felici 
ingenio, ne ob parentum tenuem fortunam coeptum bonis avibus 
iter studioruiu lepudiatis Htoris relinquere cogatur, subHidio et 
auxilio erimUB vcl per uob ipsoM vel per atipeudia a nobis contcrenda, 
ea tamen lege, nt prae aliia ait nobis aatrictua inservire, praeBertim 
in agif domii^ eultmA, licet oeminem hac nostra admonilioiie 
InteDdimna ad theolog^e stndinm astringere, aed potins iinioiii> 
que libemm eligendi quodvis stndii genua potestatem confertmas 
et damns, sic tamen, ut si in aliqno profeotom feoerit, nobis sua 
opera prae aliia velit inserrire (dole et finnde in omnibus aetduaia}, 
ne ingratitiidinis notA diis et hominibus ezosA merito notari queat 
immemor beneficionim in ephebia receptomm. Hoc porro nostrum 
institutum quo felicius ad ipsum eflfectuni perveniret, quidam large 
miscricordiqun manti sua hilenint opem, nempe veteris et eatholicae 
religionis tani ecclesiaBtiei quam saeculariH status homines 7r»1osi. 
Qui ronsiflfrantes nihil se pont banc caducara vitam li;iluruios 
ampiius quam quod in bonis operibus erogaverint, insuper conside- 
rantes unum esse (Lactantio teste) sapientis et justi et Titalis riri 
opus, divitias scilicet suas in sola justitia collocare, ideoquu elege- 
runt, recto judicio ducti, Christum in egenis scholasticis vestire, in 
fSamelids atque esorientibus pascere, in his, qui tecto indigent, susd- 
pere, cum oetetis etiam misericordiae opeiibus Christum ipsnm 
ampleeli, quatenua eoclesiae Ohristi ofim habeat, qui animos honi- 
sum (viTa apiritns aancti templa) sna ordiodoxft dootrinft Ohiililo 
aalTatori InerifitoiaDt, aaeculum hoc nostrum in altum flagitionnn 
ac soelemm collapsnm et raptnm sedulitate ana pristine ntteri 
restaurent. Et hue omne nostrum piorumque hnminum stndium 
tendit, ut scilicet dilatandae, conserrandae tuendaeque religioni 
ehrisHanae no?^trao subscrviat hoe institutum nostrnm. Nam spes eft 
hoc adjumeuto fieri posse, ut milcrfn rursus ecclesia adverstts per- 
fidos 8U09 hostes stare pofsit velut castrorum acies urdinata, 

Hanc eleemoeynam auctiun iri per bonos piosque hommeH 



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A. Die bischSflicben Scbulen der Stadi Speyer. 



383 



•oonfidimuB, uU biqiu instihiti nostri ntioDem cognoverint. Quo 
autem liic noetor conatos eam, quern exoptamiis, ad Mcem finem 
p6r?6iiiat, euravimuB, ut domuB ad diTum Ghiistophoiuin dicta, in 
▼ico (qui a fratribiu Bedinni nomen Bortitus die Stuelbruedor Qafi) 
«iia, in oontubernium e£ usum advenanun ac panpenun stndioaonmi 
destinaretnr, ubi studiosi huiusmodi in album seu numenim oontn- 
bernaliam asciti vel adscript!, praeter id quod ex piorum liberali 
manu ostiatim. iit dicitur, coUigant. (juotidie frugali nionsa, parubili 
cibo, iiOE ad luxiim, non (jui ventrf m saginat, sed qui et corpn^ 
«t animfiTTi alacriores reddat, iugi niuin non obniat, Bed potius 
Tegetum pariat ac atistentet. Inibi qviuque habituri juxta naturae, 
<)uae mediocribus est tontonta, exigentiam atque neceesitatem ot 
^d propulsandam aeria intempericm iujuriamque lectos, stragula seu 
•coHanas, ligna aliaque vitae neoessaria, ut ab earom rerum earn 
(qnaram luMmitniiii vmub m\ potest carere) liberi eo fimetiiodiiB liteifis 
iodombaiit atque animum ezeolant, aie ut doctiores eTadant et per 
^anam doctriiuim meliorea fitotii, Tirtntibuaque exomati Ibtaris tem- 
poriboB ecdesiae dei, quod primum erit studimn, ianquam fractifefa 
^ermina oum Tivendo torn doeendo praeeBse pottint. 

Ke autem jnyentus (cqfus alendae cnram saBoepimUB) otio tor- 
pOBoati libidine sordeat aut Iicenti& deterior reddatur contubernium- 
que noatnim illicitie lusibus yilescat vel flagitiis scatens in despectum 
Teniat, sive per ipsius Indimagistri aut collaboratorum vel baccalau- 
rofinim negligCTifinm . nijus negligentiao causa vel nos tandem non 
cogamur rationem reddere pro hujusmodi dpperdita vel neglecta 
juventute cunctipotenti , vel etiam ipsis homiiubus non sine rubor© 
pudoria: ordinavimus et volumns, nt ludimagister cuoi suis hypo- 
didascalia sive baccaiauroii* iiuic contubcrnio pracfectis hujusmodi 
juventuti sic praesint, ut quandam majestatem prae se ferant, morum 
gravitate decoratam. Qui etian Yitee eooiiuetitia ad oaatitatem et 
pietatem hOB juTeneB excitent, qui pocro doctrina ana jnTemuii 
aatnios exeolant, eoium ingenia perpoliant moreaque oomponaut. 
QoBo onmia Tolumua esse dieta de ipsiB bypodidaaoaliB, non de 
Indimagiatro, qui per ae tenet monim gra^tatem ingenuia UtetiB 
«ongruam. 

Denique TolumuB, at omnem operam impendant, ne aninii aenaa 
JuventuB ilia ▼eniacal& fingu& eSutiantf aed verbis latinis citra om- 
nem titubationem, iit eo facilius aasuescant loqui latine. Turn quo- 
qne ut omnes pxcossur, levitatoHjsskSCurriiitatof aliasqne ineptias con- 
credituo sibi juventutis hujusmodi modeste corngant amiimque sedato 
emendent. Nam bujos rei gratia statuimus, ut ludimagister cum 



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384 



Dokamente. 



umB hypodidaacalis nint porpetm cohabitatores hujus godalicii, neo 
noD unoB aut alter hypodidascaius sit perpetuus conviotor jam dicti 
Bodalicii. 

Ad haec injungiinus virhite hujus nostrae ordinatiutiis ludi- 
moderatori pro tempore cxiateiiti, ut hujuamodi titudiosos et ingeni- 
0808 pueros ao JuTenes bl(uido affatu, more boni et pii praeceptoria 
instiget et ttimiilet, ne ab institato leailiaDt, sed fortiter pergant 
Attamen tardea et segnes diuis Yerbis necesutate exigente increpet^ 
aut li aKter viaum fuerit, ezhoitatioBibae a Tirtatb commeDdatioiie 
aut piaemio desumptiB ad amorem itodii peUidat et excitet. 

PraefectiB praeterea fabiicae nostrae id mandaii damua, ut 
diligenter curent ea, quae Btruetnnun, suppellectilem, utenaQia reli* 
qiiaqoe doiDiiB necesBaria coneeraunt, utque fideliter annuoi eeosua 
et redituB colligant. Oblata a pils hominibus donaria ut lucrum ali- 
qiioil referant, prudenter elocent aut alias in pios usns vertant juxta 
largitoriB animum. Redemptos quoque cctib^ih nl)sque oiora et quam 
primum se opportunitaii obtulerit, itennn niunm t xpendant, ne dis- 
pendium aliquod peraentiat contubemium per eorum ignaviam. Nt> 
autem fraus aut dolus in emendis recipiendisque censibuft ulliw 
committatur, placuit univorso senatui capituli nostri, quod praefecti 
fabricae nostrae siaguli^ amiis debito tempore dispensatioois suae 
joxta dJaiiiuii fidelem reddant ratioiiem coram dominis oapitnlaribna 
aut aliis ad hoc iipecialiter deputatu, ac torn referent, quid eenenuni 
acereverit vel decreverit. YolnmiiB insttper, ut proeiiratores &biieae 
nostoie tria diaria in membrams eompacta confioiant ant eonBcribt 
faciant, quae contineant fiindatoram ao benelactorum nomina, et 
quantum quiaque ad alimentum panpemm contuberniique nostri 
conservatiooem contribuerit De quibtia diariis primum regulae 
chori inscratur, secundum vero in dominorum arohivis in loco Oapi- 
tulari custodiatur, tertium autem nihil alind quam ordinationem ac 
leg'^** IvulimiigiBtri, collaboratorum fit pueronim. sml ot nomina 
b(>netaetorum continons. in contubernio publice affigatur, ut studiosi 
juveiies in eodem constituti pro piis fundatoribus preces ad dorai- 
num deum i'undere admoneantur, alii vero, qui statuerunt aliquid 
ill pics usua conferre, excitentur aliquid largius contribuendum et 
hoc nostrum iij»titutum adjuvandum et allius evuhcndum. 

Ihenper statuimus singulis annis in festo omnium sanctorum, 
diyinia ofBciia pro more et ritu nostrae ecdealae peraotb, nomioa 
omnium benefactorom per ludi ^oderatorem aut hypedidaBcalnm 
ordine debito in ipso eontubeinio recensere omnibus praesentibns 
et anscnltantibuB; tum quoque banc nostrun oonstitutionem et 



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A. Die biMliOf Uehen Sdmleii der Stodt 8p^y«r. 



385 



ordinatioiiem tali enameratioiii adjungere praesenlemqne jnyentntem 
biiiw eontabernii exhoitwi, ut aoceptomm beneficionim memorM 
eaae Telint et se gfatos exhibere omnibue hoc inatitutiuii promO' 
Yentibiu. 

Porro ut omnia sinistra machinatio in eligendis aut assnmendis 
ad hoc nostrum cnntubernium pauperibus Bcholaribns cavffifnr. sta- 
tuimus et ordinaiiius nemint'in ad ]uh\ seholasticum Bodalitium esse 
susoipieiuluin eitv.i judicium et praeviam deliberationom ad unius 
votum aut ad aliciijua favorem et gratiaro, quin potiu8 volumus, ut 
piius coram domino scholastico (cujuB fat hoc negotium dirigere 
et curare) 8ui8(jue, quoH abciverit, coHatcralibus, coucinua aut saltern 
latin4 petitori& omtione sui deriderii, quod erga studia gorat, ratio- 
nem exponat aat saltern saae egestatiB ac penuriae, quibus preaaufl 
coepta stadia nequeat prosequi, explicet caUBaiiL. Qua oraiioiie sen 
petitions percepta dominns scholastions cum a^junctis mores, gestas, 
proiinntiationem petitoiis diseatiet ae de dillgentia , ingenio ac 
memoria, sine quibus stadium langaet, quid sentiendom sit, ex 
didascalo, cujus praeseutia in hoc aotn maximopere neeessaria eet, 
dtligenter sciscitabitur et discet. Jurencm quoque in uno atque 
altero suae petitionis pnnoto juxta gramuuitices regulas tentabit et 
ejus eruditionis experimentum sumot. Illin pcraetis competitorum- 
que numero absoluto fnolumtis (^nim uiii tantum ad hoc contuber- 
nium loco vacante petenti i'acultatcm ott'eni. sed omnibus scholu- 
ribuB vohimus ad locum vacantem libei am as[»irandi facultatcm datam 
et conccsHam esse) turn liberuui erit, qiu^m volueriut dojninus scho- 
laaticus cum adjunctis et quern ad fioc btudiosurum sodalitium magis 
aptum judicaverint, eligere, ac in quern raajora vota consenserint, 
is pro decto et aeoito habebitnT. 

Proiode ludimagietro in bao re legitime expedienda erit munus 
et officium pie patemeque hortari pa u pares, vacante loco in con- 
tobemio, ut se ad petendum parent atque arment, diem quoque 
et locum designatum et consiitatam per dominum scholasticum 
publtcare sou intimare. 

Numerum quoque bursalinm juxta censumn ac redditum modum 
atque quantitatem eensemus vel augcndum vel diminuendum per 
dominum eobolasticum ceterosqne sibi adjunotos nec non et oeoo- 
nomos fabricae nostrae, quorum est annuos proventus colligere et 
dc illiH rationcm rcddcre. Domino (juoque scholastico integrum libo- 
rum(]no ft «|U0H et (juot Yoiuerit ad se tempore talis electioTiis vocare. 

AsBumpti etiam ad hoc nostrum contubernium hdem dabunt, 
quod omnia uteuHilia domu.s illaesa oonservare, confracta restaurare, 

UonoBMat* OennaniM Psedagotricm XLVil 25 



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386 



Dokuiueute. 



deperdlta ipsorum inciirift avt negligeniiA fldefiter Tecuperare ac 
raeareire eunbunt. 

Quodque Teterera fidem ae religionem obnatUnani samel in 
baptiimate profoBsam posthac nunquam abnegare, doierere ant 
oppugnare adenter malitioaeve attentare Telint, quin poHuB pro 
TiribuH, pro noaae et pofise, nt fertur, acritor tueri ao defendere. 

Turn quoque, si oontiDgeret quempiam eonim ad id honoris 
give dignitutin fastigiarn conacondere aut evehi, quod rci publicne 
chripfi iiifif vita, moribiiB et doctrina praeesse vel prodesse poKsint. 
quod turn lairiisterium suum maxinu^ in ecclesia nostra exercere 
donaque a deo ipeis coUata in plelx m ciobis concreditam e£Pundcre 
velint, dole tamen et fraude in omnibus, ut dictum eet, seclusis. 

At vera ut contub©maIe« nostri natura ad malum proni legibus 
ac rectae vitae institutiu ad id, quod lionestum christianoque homini 
dignum est, induoantiir (aenaiii dqoidem est, si Onoroai oredimuA, 
ineunliB aetatia inaoitiani auetoritate pnid«iitiaqaa regore, ioatitooie 
atqne a nalo abatrabere), propterea leg^s qvasdam ac modnn ^- 
▼endi ptaeeoribeie liboit, ut quisqae, ^uid faoinndum oaTondiuni|«e 
ait, agnoacat; item, qnomodo in via TirtntiB progredi et ad altioia 
eontendeie oporteat, scire poasit; pietatem justitiaeqae ehristiaaae 
modom quo pacto imitari debeat, addiscat. Nihil enim in hiaee 
legibuB seu conBtitutionibuB est, quod aut pietati aut virtnli, denlqae 
eliam bonis moribus adversetur yel officiat, quin potius mores com- 
poniint, virtutcB amabileH ac suavea £aciaiit, pietatem chiistiaiiam 
commendabilom reddunt 

Modus autem, juxta quern contubernalibus vivendum eat, 8tc 
se habet. 

Cum sacrac litorao omne initiiim cujuscuiique negotii seu rei 
a timorc del sumendum auspicand unique perhibeant, eo quod ini- 
tiom sapientiac sit ipse timer domini et quod ipse domiooa deM 
ftwtorBB mt ToluDtatem ae timentiam tumque bene plaeitura ait 
domino anper timentes ae et in eis, qui speraot auper mlaerieordia 
ejus; praetetea qnoqne qnod timor domini aanctaa permanent in 
aaecaliun aaeeoli noatramque aalntem operari deeeat jvxta dictnm 
apoatolt: eapropter noatraa eonatitatiotieB et vivendi nermaa ab 
eodem timore domini ejuaqne cnltn alqne yeneratione anapi<aabimv 
domino deo nobia favei^. Qnandoquidem cbriatiattoa decet in 
nomine domini omnes actus sues ordiri, hortamur omnea ac aingolos 
contubernaIe«, ut relicttiri lectisternia sanctae cmcis sxgno so munire 
meminerint in nomine superbenedictHt* trinitatia, patris et tilii et 
apkitus aancti ejunnodiqae signom fronti, oh ac pectori im^imant. 



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A. Di« biMdiMHelMii fidialflii dor fitadt Bg«fv. 



3S7 



lit domimie dtoi dignetiir piD m» iwiBemia pietato ao bonitete 
judidnm sensoB diiigera, ne abeiret impeta linguae, ae in praeoeps 
fecatur, eohibere cor in suis oofitationibus, ne quid mali xneditetar, 
actus 8U08 disponere, ne quenquam o£Pendant ac ne qnisquam per 
totius diei cursum cogitety loqnator ant iaoiat divinae Tolmitati ad- 
Yersuiii ftiit rf'pugiians. 

Doindr uif^'oHrap cuHtodiae atque sanctorum patrocinio se com- 
mendare non neirligar, maxime eorum, qui aut ab ipso dec ad hoc, 
ut uostri curam imbeaut, aut a uubis pio affectu et amore, nt 
patronos agant, electi ordinatique sunt. Hij onim non parum sulli- 
citi sunt prae ceteris in procurauda tuendaque salute nostra, scnaiit 
•quoque nos (pro poteetate ipsis conceasa) a variis periculia. Sunt enim 
ad hoe ab ipso deo depntati, nt dob praeswwe et oipere pomint 
«b onni malo, qui et nobis ferre posavnt opem fnis piedbns in 
eunBtiB noatris aazietatibna. Hnic aignationi atqne eommendationi 
4uljnttotas Tolnmua preees, qua* bonna qdritos dei inspiiayerit 

Praeterea, prinaqnam le noetnrnae quieti tiadanti Tolnnraai ut 
<eiroifeer hoiam nonam crepusculi vespertini omnee in hypocanato 
•congregenior ac flexis genibus devote orent psalmum: Miaereie 
mei, deos, cum antiphona: Ne reminiscariB, domine, delicta nostra 
▼el parentum nostronim neque vindictam sumas de peccatis nostris, 
aed parcc pecrntiy Tinstris pt anfor a nobis cunctas iniquitntoH nostra**, 
ut puriH tiioiitiltus inureamur introire in sancta Hanctoriim Kyrn' 
eleison, Christe eleison, Kyrie eleisoii. Pater nonter etc. Avf Maria 
etc. oum versiculo. Custodi nos, domine, ut pupillum oculi. Rosponsio: 
Sub uTubra alarum ruarum protege nos. OromuH. illumiMa quaeHUinus, 
domiue, tenebras nostra et totius higus noctis sicut et diei in- 
aidiaB et fraodw ininicii a nobis propitins repeUe. Salva nos, omni- 
potens dens, et lucem uoMb coneede perpetuam; vigila super nos, 
aeteme salYator, ne nos i^prehendat iUe ealKdiBsmns tentator, quia 
ta nobis &otOB es sempiteninB a^jntor, qui onm deo patre et spizitn 
eanoto viTia et regnas dena per onmia saeenla saecnlonun. amen. 
Cbatia et benedictiio dommi BalvatoriB neetri sit ai^er noe et maneat 
^lemper. amen. 

Pioinde diebu^ festtviB Tolnmns et piaeoipimnB, onmes et sin- 
^nloB oontubernaies diviniB sermonibus sacrorumque peractionibns 
interesso, nee non ning^ulis diebuB angelicae aalutationi decantandae 
adoH'te a principio ad tiuem usque. Omnes quoque volumus et 
praeeipimua studere pro quovis tempore pietati. Kam eum in finem 
hoc contubernium erectuni est, ut scilicet pietati, quae ad omnia 
tttilia est (inquit apostolus Paulus;, operam navent In transgressores 

25* 



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3S8 



Doknnw&te. 



T6re viigis ammadveitendum jndicftnmiu et jndioamm, adollioTC* 

pro arbitrio Ittdimagistri pnniri Tolomns. 

Forro, ut moris est, ad secundiim pulsum ipsius hebdomadarii 
admoniti omra in hjpooanstom deacendant et iezia genibus orent 

liosce psalmos: Domine, ne in furore hio arguas me, qui est psalrous 
ttextus. Dcindo oront psalmum: In to, domine, speravi, non eonfimdar 
in aetcruum etc., (jvii y>s;i1inus dici solet in completoriia, cum anti- 
pbona: Miserere, miserere, miserere populo tuo, queni redemisti, 
Christe, sanguine tuo, ne in aetcmum irascariB nobis, sed parce potius 
pccciitis tiostrifl et aufer a nobis cunotas iniquitatea nostras, ut purl* 
Uiudem meutibus mereamur iutroire in sanctu sanctorum. Qua 
finita orationem domimoam una cum angelica salutatione, praemisso 
pro mora Kyrie eldaoii, oranoa ac amgali aeeum in rilontio orent 
ao dicant His diotb eubjungatur TersionliiB: Hitte nobis, domine, 
auxilium de sancto. Beapondetur: Et de Bjon tuere nos. Oremna. 
Domine eancte pater omnipotent et miserioora, qui nos miaeroa 
peooatorea ad prinoipinm hnjuB diei perrenire feeiati, non pto noatria 
qnidem meritis, sed ex toa aancQaaima et infinita gratia, ideoqne 
toa nos hodie aalva virtate, nt hoc die ad nullum declinemus pec- 
oatum nec ullum incurramus corporis aut animae periculam, sed 
semper ad tuam justitiam faciondam nostra procedant opera, simnt 
dirigantiir cogitationes, locutiones et studia. Quaesumus etiam, do- 
mine. iH'noiicM nostras aspirando praeveni et adjuvando proseqiiere, 
ut opera nostra ouncta, eogitatio et locutio semper a te inoipiat et 
percepta finiatur. Auge etiam, quaesumuH, domine, in nobis fidem 
rcctam. spurn tiriaam chatitatemque perfectam ac lueeni sancti 
spirituB in cordibus nostris elementer accende per dominum noatruui 
leeom Chriatmn fiBmn tunm, qui Tentaros ert judirare firot et 
mortnos et aaeonlum per ignem. amen. 

Si tamen apacium temporis probiberei, tarn prolixam orationem 
dicere, snffiotat paalmna Miserere mei, dens, aupn notatus, cam sais 
cohaerentiia. 

Inprimia autem eontubemalea obaenrent: anteqnam ae ad oran* 
dnm praeparent, congruum exit, ut os, manna, &oiem, dentea et 
ocnloa aqua pnra a sordibua purgent, crinea exoment, et hoc extra 

hypocauHtum. Indo admoneantur, ut cor ac mentem non minna 

qnam jam enumerata membra ab inqninamentis ac sordibus pec- 
catorum purirfnf auimumque ingenuis ac liberalibus studiis semper 
excolant: negligentes et tardos volumus et pT-aocipimua uummo 
puniri, nisi qualitaa delicti majorem mulctam exposcat. 

Deinde si quia lectos nocturna quiete doordinatos ordinare seu 



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A. IXe IntdUfflichen Sofanlan der Stadt Speyer. 



389 



vtonteie diBtnlerit ante primum Ban nutntmitm ingTeBBum sehoke 
«ut madulam urinft repletam in loeom debitnm eAindere atque 
poj^fue neglexerint neque edam domum a soItoIiB revefsi baec 
facere curaverint: volonms denario ranlctandos esse; foetor enim 
ille putridus infectionem parit. 

Tempus quod siipnrest domum post se{)Hmam repedantibua 
usque ad octavain, silentio transigenduin atquo repotendij^ addiscen- 
disve lec'tionibus destinandum est; spacium quo([ue temporin, <juod 
inter secundam et tertiain, pomeridianas horaa videlicet, intercedit, 
volumus pari Jilu.iiu tori et absolvi. Item seroHnum terapus con- 
simili ta( iiuniitatc atque diligentia volumus observari usque ad 
horam dormitioais. 

Hortm tainen integram a praadio et coena aidmi gratia reoie- 
andi etadiotis contabernalibua indulgemos: biace dnabuB borii honettiv 
•et licitiB exercitns ae posmnt obleotari. 

Sabbathifl, vigiliis ac profestb sanotanim feativitatum aliq[iiid 
<dz biblieb seriptoris legendum a eoena monitos esse Tolnmns, sU 
quidem ea, quae tenera aetate hauriuntor, tenacius faaerent. 

Dies festos conscribendis epistolis depatabnnt. Ad baec eongruum 
fuerit, ut singulis dominicis diebos nnns « contubenialibus aliquod 
tbema disputandum ao discutiendum ex grammatica, dialectica aut 
aliis diseipliniH srholnri cxercitio congruentibus proponat. Nam bac 
spe ducimur, si hujusmodi (^xercitiis iudulserint, (juod eonim ingenia 
perventura sint ad frugem optimam, quandoqnidem ingenia puero- 
nim bac via in dies reddi solent agiliora ad quaelibet iionesta 
studia. 

Inconsulto baccalaureo tutum integrumvc iion ait ulli domum 
egredi. Dyscolos autem ac vagabundos aeu inquietos, alios tempore 
jam designato distnrbaiites ant in etndiis remorantes ant temeve 
fbiaa seee proripientes tranagreBseres YolumuB et praecipimnB obnlo 
paniendoB eaae; quod ai aemel atqne iterum admoniti ant mnlotati 
eesaare nolnnt, deoernimns a eontubemio exdndendoe. 

Item quia teate apoetolo ereatua per Torbnm dei et orationem 
sanctificatur, atatoimuB nemini ad prandium Tel eoenam acoeasum 
dari, qni sacrae benediotiom oibariorum ncgloxerit intereBse aut 
ante gnitiarum actionem a menaa discesserit, nisi jnata excusatione 
se exteraerit Eos voro qui juvenilem modestiam in conviviis ex- 
cesserint vel etiam extra ronvivia impndioifj aiit laseivis verbis, 
gestibnR vol allis in-olciitiis in contulirrino seu coram snip connni- 
litonibua usi fuerint, pro c(ualitate dt^licti a praeceptore castif^ruulos 
aut a eontubemio ablegandoH decemimuB. Gratianun actioni semper 



390 



Dokumente. 



coBneotatar pBalmiu: De proftmdis, cum dominioa orttione et aiigelica 
salnfatione. Addatar deinde coUeoto: OmmpoteiiB sempiteine deiu^ 
qui Tivonun domiouiB simid et mortnomiii eto. et mos et deftiiietoe> 
m oiatione deyota javent. 

Qponiam autem unu eat lemm megiater nostriqae colle^i 
institatio mm tarn ad morom eompondonem quam ad ladnae dio^ 
tionis UBum expeditum tendat comparandum: ea propter praecipimus 
inviolabiliter observaadum , ut contubernales nostri ali& ling^& in 
exponendis cogitatibua et n^fferfibus suis exprimendis ncquaquam. 
utantur quam latiaa; hac cniin prnbe oxorrimH et instructi fiuule 
ad quodvis munus exequenduni habiies ut apti reddentur. 

Caluraniatores atque convitiatores aliia corporis progenitorumque 
vitia petulanter exprobrantea vel alias verbali ac reali injuriS con- 
sortes 8U08 atTicicntes volumus ab hoc nostro contubernio qu<im- 
primuDi ablcgari. Hoc enim contubemium non nisi pacificos, qmetosy 
?irtutilni8 ant ezortoe ant exomaodos, juvemli modestift praeditoa 
admittet ao patietiir; qnore ab elnmniB suis honeebun in omni toco 
et tempore oonyenationem exiget; dyecoloe, vagos, impudieoi ae 
vurtntnm osores oTomet atqne e^eiet Extra oontnbeminm per- 
noetantee eitra Teniam ad arbitrinm Indimagistri emeadentor, pari 
modo et iUoe, qui peregre sine fieentia ac ecltn praeoeptoiifl pro- 
fioificuntor, volumus castigari 

Inter colligendam elMmoRynam nihil iuBolentiae, tnmultus, 
clamoris aut levitatis moveant aut excitent, sed potius juvenili 
Tnodentirt aedcs visitent porque plateas incedant. Rpsponsoria non 
praecipitanter, sed leniter, non confuse, sed distinfto decantont, 
PorrigentibuB elpomosynam grates se exhibeant ac detecto capite 
poplitibusque aliquantulum incurvatis eadem suscipiant. 

Eo8 porro contubernales noatros, qui trium aedium viaitationi 
non intcrfucriut nec justara suae absentiae excuaationem afl'err© 
putaerint vel novem notulas aut syllabas in responBorio deoantando 
ignoiaverint, pro conroetadine ab antiiqiio obeemta primo pecuniat 
« iteraverint, panibus^ n dniiqne in addiseendis reepooeoiiiB tardi 
aut negUgentee ftierint deprelimi, cibis yolumns esse privatos. At 
d tie moniti et oaetigati melioree diligentxoreaque non ftierint fiusli, 
a oonaortb ceu tabidas otob poaeimus exdndi. Proinde imbecillei,. 
aut didaaeali ant hypodidaeoali negotiis distraeti occupatos, aot 
operaa soas penonis eleemosynam dantibns eloeantee, si inde tuttom 
mercedis non acceperint| quantum alioqnt de parte eleemosjnae 
ipsia cederet, tales portione sua minime concedimus privandos. Si 
quid BUperest dbonun vel panum, non suibus, sed aliie studitwia 



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A. Die bii-chsflichen Scbulen der Stadt Speyer. 



391 



soholastiois volumuB impertiri. Residuum cibariorum hebdoniadurluH 
convenienter dispen^i t fame pressis. Qui si faeht in hoc negligena, 
priTatione panum uniut, diei puniatur. 

Cetenim &i ijui alumni contuboinii nostri habuerint arma, af)ii(l 
ludimodciatorem depouant. Deindc rixas, simultatea, odia, pnvataa 
insidias inter se non exerceant; disBenaiones inter ipsoa exoitas 
ToltunuB a Indimoderaiore esse diriiDendM et compunendu. Tm«> 
gieHoribiis jaztft ddieti qualitatem et qiumtitatem infiigatur poena 
ex deoreto reotona vel baoealaurei 

Yeetos leetotqoe » ▼ennibiU) eimieis et pedienliB dngidaii euia 
jnbflmiiB ao Tolmniu praeeerrari, quod piaeBertim solei orenire ex 
pigfitttdine et inoiina mnndiciem parum oiinuiiiiim; qnoe praeci- 
pimus et Tolumns flingnlari mnlota per ludimoderatoiem puniri 
Cabioula quoqne bis ad minus in septimana mandamua verri per 
custodes, ordino ad hoc officium abaolvendum sibi succcdentea, 
tranagreasorum Tnulcta erit obuluB. Testes aut caloeos qui ia 
hibemaoulo reliquont, nummo volumuH [inniri. 

8ed et quiofiuid intra privatos parietea dictum faotumqae fuerit, 
extra limen iiuimuub efierri sine praeacitu praeceptoris aut bacca- 
laureorum; qui autem linguam cohibero nescienB quicquam cclandurum 
effiitierit, juxta ludimagiBtri arbitrium pro quantitate exceasua puniatur. 

Demque pro totios rei olauanla Toliuiiits, mandamaB ei diitrieto 
praecipinma obaeTraDdiuii, at qniouiqiie hitee aoetrie etatatia UTe 
ordinatioiubaB obedlre reomaTennt melioieiqiie eooaiitntionee pro 
temporia ratioae Yel iigivia aliquando per noa (eiAra tamea illomm 
ugnriam hoe TOlamua ease dictom, qui ana laigiter ad hoe eoota* 
becnium conaenrandoia eoatolenuit) vel aucceaaorea noatroa anft 
eiiank alios hujoa eontabemii direotorea edendas contempserint: ab 
ho€ Bcholastico exercitio sodalitioque veluti fuel et iaatile terrae 
ponduB ablegentur, repeUantur et excludantur, tanquam qui bonis 
moribus ac virtatibQa non aolvm renontiaTehnt, verum etiam belliuDii 
indixerini 

Poenfts in hac nostra ordinatione transgreasoribns impositaa 
solvere, u praefecto sive hebdomadano debito tempore admoniti, 
reousantcB aut detrectantes duplici poena mulctcntur, vel potius e 
coutubornio voiumuw esse ojoctoa. Et ut rcri ipsa verum »ortiatar 
effectum, decernimus quartam partem mulctae baccalaoreo vtf^ 
baooalanreia pn> tempore exiatentibQa tradendam, quo majoii onra 
ia deliqaentea animadTertant 

Tandem manna et fonetio ipaina bebdomadarii erit, at aeativo 
tempore aaigat bora qjoarta, tempore veio brnmali ex leoto ae 



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392 



Dokamenfee. 



recipiat hora quinta ft reliquus campanulae puiwu excitet ad evigi— 
laTiiUim. Doindf; hvpoeausto purgato, gutturnium et ejuacemodi 
vana diligentor a soidibus omundet et pura aqua impleat. His per- 
actis accedat ad alterum campanulae pulsum. Turn surgentes patienter 
•3qi6ctet in vaporario, illia in. vnam coadmute et ooHeetk paalmoa 
sopfa notatoa cum wob oiatioiiibiu anapioet ac fiuiat. Seons fiMientes 
hiant poenam denario. 

In pnbUoo quoqae literario Indo aestate bota quinta, Heme 
Toro hoia sezta, antiphonani: Yeni aanote etc. pro mote leeepto 
inoipiet collectamqae consnetam addat snb oboli poena. 

HebdomadariiiB ourabit victualia debitis horis prandii et eoenae 
adferri per se vel per aliiun* Benedictionem cibi inchoabit, qnibus 
absumpHs ^ratias a^at omnipotenti , ceteris astantibus et respon- 
dentihm, moro. ah antiquo obsenrato. Carnes, panes reliquaque 
IVn ula fideliter dividet ac oymbalo vel locula mos coiivietores 
diligenter convocabit, si quid tnifi t xtra tempus ordinahum tuerit 
allatum. aut quidpiam a)iud agendum per i]>Hiim exequatur. 

Hieme fomacem reatauret hypocaustumque talefiioiet ; qiu si 
in aliquo horum se negligenter exliibuerit, volumuB deuario punien- 
dnm esse. Attamea successor bebdomadarii adomabit mensam sab 
oboli poena. Proinde offidtun iprias hebdomadaiii erit ipsam 
domnm hiQiu contabemii omni die sabbaH, praeter enbienla, cum 
aooceesore pnigare soopia, deinde pnrgamenta stTO sordes Inqoa- 
modi extra eivitalis portam deferre. deniqne omnia Taea ad nnam 
qnotidlannm deetinata, utpote alimenti asportandi, singulis dieboa 
abeumptis cibis prandii vel ooenae per hebdomadarium YoinoiiiB 
mnndari Peracl^ functione suae bebdomadariae tradat ano ano- 
eessori omnia bene lota, mnndata, Integra et illaeea, sin antem, 
poenam luat pro didascali arbitrio. 

Insupor bebdomadariu« singulis diebus suae tniu i irmis dofprot 
pane» ad altaro nostri templi aiih augelica salutatione, sub unius 
denarii poena. Cui etiam volumu» esse commissum, ut trans- 
gresHorfs huius nodtrae ordinationis attente diligenterque notet, nec 
ad talium vitia conniveat dist»imulando, alias ipse castigetur ab ipso 
praeceptore juxta delinquentis poenam. Yolnmns quoque, at talii 
hebdomadarioa hujusmodi peeaniarom poenam in hac nostra ordi* 
natione eonteatam a qaolibet poteetatem habeat exigere, qni 
negligens repertoa ftierit; qaod nt fiat et diligenter exeqnatnr, 
piaeoeptoii toI ipsia baeealanreia Tolomos et mandamos esse eom- 
miiiom, earn ipaatom Yiiganim emendatione. 

Deniqne qni partidpant de eleemosyna, qnae hebdomadatim 



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A. Die buehflfUehea Behvltti d«r Sfadt Bpflycr. 



393 



a bonif se pii^ hominibus contubernalibus elargitur, eos ipsos 
Tolnmiis per hebdomadarium notaei, sed et peoimiam collectam 
bijic inde fida sub custodia conservet usque in sabbati diem, quo 
^ic volumu!? similes pectmias per ipsum fideliter di\ndi ei iinioiiiqiie 
tradi suam debitam partem sine omni dole ot fraudc. 

Hasce nostras ordinationes omnes et Hin^ilas de verbo ad 
verbiim hie scriptas ut firmnH ae validas observationeque dignaB 
deceruiuias et judicamu.s inviolabiliter ab htijusmodi contubernali- 
bus nostris ease aervandas, donee pro statu temporia nobis visum 
fuerit easdem per nos esee alterandas, locupletandas et in melius 
refonnaada*. In eajm rei teefimonium praeaeriptes noatraa oidi- 
nationea aigilfi noabi oapitnU nugoria appennone commimiri fedmits. 
Actum et datum in generali noatro capitnlo feiia teounda poat 
domimeam notam [14. April] Mib anno doraini millenmo quingea' 
ieaimo Bezageflimo prime. 

14. 

8tlftuig TOB €Md Qnd Kletdmif Ar die Sehlller der Bnn«. 

t662. 

OLAE Kopuabnch 474'. 84f. 

Legata pauperibus Novae Bursae 
Spirensis per quondam D: loannem 
Uartmannvm Deeanam 8t* Gefmani 
Ordinata. 

Anso aalatia hamaiiae tfiUerimo quuigtuteaimo aezagerimo 
aeeando Dnua loannea Hartmaimiia ex Yoatadio quondam 
Deoaoaa Eceleriae SB. GermAni etKanritg perpendena in ana ?ita 
aenteotiam, redemptor omnium loquitur: quod nni ex minimii meia 
fecaatia, mihl repute fiuytom, pio motus affeota inter eaeteraa rai 
«>nditi Testamenti ordinationes legavit Fabrieae huioa insignia Eo- 
eleaiae Cathedralis Yiginti floronos annui oensus. nomine quondam 
relictae Yiduae Appoiooiae Freschin, pro ^rietn firugali, non Tentris 
oiapula, in gratiam illorum duodecim Juvenum, qui sunt recipiendi 
ex albo studiosomni paupprum in Burnam ante paucos annos a R'"' 
NobilibiiHrjiip 1 )(iinniiH r-ipifuli t reetam. Praeterea visiH et ad unguem 
leotis legibus eiadem Juvembus praescnptis lugiterque .servandis 
icgavifc jdem Dominus Deeanus perpetuum cennuni octoginta flore- 
nonim Fabrieae iam dictae Ecclesiae ad emendum per ipsos 
Fabrieae procuraturoii octoginta quatuor uluas pauui Limpurgioi 
atri coloris, singulis Annis per eoedem Fabrieae Magistroa distri- 



394 



Dokumente. 



buendaa, praedictis duodecim Burbaiilni^i. ordine et modo subscripto. 
PraefatiiH enim Dm Decamis volena satiafacerc rotia suis leeavit 
inpriinis ad altare crucis huius Eccleniae floremmi cum dimidio 
perpeiiii censuii pro 8UO aniiiveis»ario ^uotannis in choro Crucis 
celebrando, videlicet ipso die saacti Francisd timtiH Matutiuig ^niai 
id impediat Dominieas dies: tunc sine qoaTis dilatione debet 
tconraii teqnenii die) et quidon in kiias aoaiTmiavq md penelioM 
volnit et oidiuTit adesM ipsM MxpfMbendarios turn FU»riM» 
mgiflferoa PirociiimtoTemqoe Alteris Cmm nee non fieotoiMi 
■ehoktt tnm vah BaooakiiieiB et dnodeeiiii BaiMJibaa. Deindo poit 
Mwrifioij flampfiaiiem jdem Ptoeiinitor Altaris Oiueu diitrilmii 
aaegidis ante dictis pereoiuB Bolidum nmui onm dimidio, piebaii^ 
tsmen Crucis numerandi aimt tre» Mlidi denariorum, cuius erit 
nomen defuncti Dni Decani pronunciare post Evangeliiim deoanter 
tum; Procurator Altaris retinebit sibi duos solidos denariorum, et 
altiuis Ministro detur unus solidus. Peracto sacro cunctis crit 
panter petendum Ossariurn , nt \h\ orent Psnlnms Miserere mei 
Deua etc. et De profundi^ eir., quibus adiuiietii* collectiH Dens 
iiidulgontiarum ©te. et Fid* lium Deus omDium etc. Procuratores 
Fabricae recipiaut se ad curum rccoptaculum Cerae, (j>ios ordine 
eomposito sequi debeot duodecim Buruales, quo Haiu ab ei^em 
participes Eleemoeynae praetaetae, quibus sigiliatim absciendae sunt 
per sartorem aaptom idnae de piaeDanafto panno Limpurgico atn 
eobria, adhaec quinque nigri ftmtanej Ulmensia alias Timer Barohen^ 
pio ImiaMiemodi tniiiois intte ooaiiciendia. NqUi Baiaaliom plaa 
miimave largiatnr, qoam dictiim est, quod obeervandiim erit ^aia 
Fabrioae magistris, ne oui pliia laigiatvr ex Ikvofe, qnam tenor 
Teatamenti Dieti Deeaai exprimit. Porro idem Dns Decanus ordi-> 
navit eisdem Bursalibns dari oonfectaa tnnieas, paria caloiameiita 
duplioatas soleas habentia, Frontalia qaoqae nTO fiureta quadragu* 
lata, frontalibus choraulium similia: si quia conim noluerit ea gestare 
indies in ipsa schola, cJioro et feiro, debet ipso facto priuatus esse 
huiufl integrae oleemosynae beneticio. Huiusmodi autem ve^iort 
debent esse paratao et confectae cum ipsis choralium tunicis. ud 
indui queaut ad festum oniinuin Banotorum, non cjuod tiucc Jndu- 
menta sint ipsis Bursalibut* tlurgicnda, uL cum eisdem teruat duoB 
aot tres menses in ipsa Bursa, pro eorum pulchritudine, sed singolia 
hao lege tribuantur, at quilibet in Taoaatijs poet Feitiim NatiTitetia 
Mariae YiigiiuB in Bnnam leeeptns in eadem iategmm annmn 
eompleat. Si^ua eorom interim oogeietnr neeeMitatia eania ee ad 
aaeo reeiperei tanioam prins tradat Beefeori aoJiolae, donee reditonia 



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A. Die luMliflf lichen flehaleo der Stadt Spejer. 39j^ 



ea deimo utatur od tuque drntsulam aimi; ein mimu, dob erit de* 
ftttnniB aniu aiit alter etadMMorom panpenmi* qui bao reliota tuniea 
rit exhilarandns. Quod profecto com pzimls piaecaTendnm erit per 

ipsum Rectorem sfholae et per eos, qui sunt huic Bursae praefecti : 
alias indutis huiusmodi rcf^tibua quam priraum se conferre possont 
aiiorsum in illorum ludibriiun . qui sua tribuissent egeni" stnrlioHis 
in eadem Bursa fruendis et aleiulis. Ne tamen procuratores Fabricae 
hoc ptetatis opus frustra videantur exequi, ipse defunotua Dm Deca- 
nu8 noliiii, ut eisdem ex hoe praedicto censu oeton^inta florenonim 
cedat unu8 florenus singulis annis, quo hdeliter iinpendaut buhui 
operam in huius eleomosynae distributione, ne fortassis per eemm 
negligentiam Bnrsalibna uutitDtae(?); quod ne praeter omnem ipeai 
eisdem paupercolis aUqnando eontingat. idem Dominm Deoanna 
nolvit granatae esse conMieniiaB nngulonim Dominoram in ipao 
eapitolo existentliim. Si nero neniiet intermittenda, quod Dene 
avertet, ex illoram Bn^esdone, qnos pietatia opera panim obleotaotj 
tone ab infltanti Decanus et Gapitaliun Eoeleeiae sanctorum Qeimani . 
et Manritii habent plenariam potestatem et anctoritatem libras prae* 
dicti census octoginta florenoram ad ae repetere, nigore Testamenti 
saepedicti Domini Docanj, et in eorura praescntiao usum et cora- 
modum convertere. Super quibus omnibus et singulis inviolnliilitor 
observandis et nnnquam imiiiur m lis R'l' et nobilos D?>i CainTularea 
Luius E( ( 1* v^iae cathedraliH dederunt suum consensum cum eurura 
proprio sigiUo confirmatum, et e re^on^ executores ipsius defuncti 
Domini Decani tradiderunt eisdem R'''* Dnis Capitulahbus libraa 
sigiUatas, centum florenos annui census in se continentes, at hoo 
tam insigne pietatie opm ineeratnr ftegolae chofi per eomm Nota- 
riom, in perpetnam rei memoriam et animae deftinoti D& Deeaal 
enonunque parentom, ftaimm, eororom BoMfoelonim omnimnqae 
fideUum deftinotonnn ealuteni et aetemam qnietem. Amen. 

15. 

AasteUnng eines Jesuiten aU Donpredi^er 
and leetor tlieologlciis. 

1571. 

Reniliu-,', Urkumienbuch 11 S. H30f. 

Franciscus do Borcria, societatis lesu piai [>(Hitii-=i c-fnemlie, 
carissimo in Christr) trntri nostro Antonio Vink, ^ u nic tIk ol ni;iae 
doctori et societatis Tu strae in provincia Rheni praeposito piovin- 
ciali, salntcm in eo, qui est vera salus. Cnm reTerendi admodum 
et uobiles viri, docanus et capitulum ecclesiae cathedraiis Spiretma 



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396 



Dokomente. 



accedente consensu reverendiBsimi duioini Marquunli, episcopi Spi- 
rensis, aancto zelo catholioae religioni» et pietatis conservandae et 
propa^ndae commoti, collegium nostrae Bocietatis, cujus opera tarn 
in Juventuda instnictione, quam in populi eruditione ct auxilio 
spirituall uterentur, iustitueriDt et redditibus cooYenieDtibiis in per- 
petauD dotaTeiint, noi obligationem quidem Boholaram, non mions 
eondonandi ant tiidologiam dooendi admiUiiiiiiB, mliiloiiunus, qaum 
praedicatlo Terbi neeewaria et lectio tbeologica pefatilii lUtora 
Spirenn eivitati ad connolationeiii et fraetom spiritoalem ipaitia 
speiatuTi tibi et meoeMoiibiu tnis in officio proTinoialis Rheni serio 
commendamna et injangimna, nt perpetuis futuris temporibns con- 
etonatorem idoneum et lectorem theologiae Spirae omntno oonstituas, 
nt licet Bine obligatione et libera satiafaciat intentioni reverendi et 
nobilis capitull et reverendinsimi episcopi et spirituali necessitati et 
utilitati c!vifnfi« juxta nostri instituti rationem in utroqnn nmnere 
conaiilatur. Et ne unquam exei<1at. (juod hie praescribimuH , ha^i 
pateiitoH litoraa in libro provincialia rectoris Spirensis dpscnben- 
daa hubscnjf-i et aocietatis nostrae nigillu ob«ignari feci. Romae, 
quarto ituuas juaii, aano Domini millesimo quingentesimo septua- 
gesimo primo. 

16, 

ObertrafnBg der Domwliiile an die ieeniteii. 

1671. 

KASp Hochstift Sp. 460* (Abschrift). lib. Spirit Marquardi BpiBe. Spir. 
p. 122 (Karlsruhe). Bemling, Oesch. d. Abt. n. KlOeter I a 360. 

Noa FranoiBCUB de Borgia Societatia lean Praepoaittts genenlis, 

recognoi^ cirrous ac publice profitemur per praeaentea*, quod cum 
Reverendi admodum et nobilea yiri, Domini Decanus et Capitulum 
Ecclesiae Catiiedralis Spircnsia. accedente consensu Reverendissimi 
Domini Domini Marquuidi Episcopi Rpirensis et Praepositi Weissen- 
burgensia etc. wancto zelo Cuth(fli( iic> rplio-ioniB et Pietatis conser- 
vandae ac propagandae commoti, UoUcgiuia luistiin' Sctciotatis, cujus 
opera tarn in luvontutis Tnstitutione quani in ]miiiiiU J-^imlirione et 
auxilio Spiritual] utcreiitur, iiiHtituerint, tuudaveiiut et reditibus 
conyenientibaB in perpetuum dotaverint nosque grattoae et amanter 
raqviBivezittt et rogaTerint, ut bujuamodi CoU^j^ ftindationem ejna- 
qne applicationem et dotationem ab ipaia fiietam joxta noatrae 
Sodetfttis Diatitntum et Jforem lecipeie atqne admittwe dignaremnr, 
pront in literia Fnndatioma et Dotationia deanper oonfeotia et inferina 
deaeriptia pleniva emitinetar, qnanun tenor aeqnitnr et eat talia. 



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JL Die faiBolififliebai 8ohiil«D der Stedi SpefW. 



397 



'In Nomine Domini Amen. Notum ait omnibiis et lingulis 

prae^enteH T^iteraR innpecturis, vlsaris et legi audituris, qnod UToft 
Andre an ab Oberstain Docnnus totumqiie Capihilum majoris 
EcolPHiae Sjur'ninis jairi pridem animo considfirantert Ecclesiae nostrae 
detnmenta ae lerum Ditficultaten et totius iTermaniae miserandam 
calamitatem; quam pauci ubique operarii, quam pauci fidcles Dei 
Servi reperiantur, qui exemplo simul ot Doctrina, pietatis causam 
promoveaiit, tidei hostibus m oppoiiant, quae Icsu Cbmti sunt, 
quaerantf huic incredibili malo opem quoddianis ad Deum precibua 
et Saorificiis ao remedium petimus quidem atque imploramns, pecu- 
Hariter vero Bif&eoltatibiiB ac Debbnentu EooImIm noatrae stndni- 
mut semper providere, et quoad tatit noatra fitenltas, proTidimuB. 
Kano vero Exempio moti Seremsaimi Bomanomm Imporatoria Ferdi- 
nsndi felioia memoriae et aliorum Prindpmn Gennaniae, qui Sode- 
tatia lean Collegia erexenmt, ut hi et plerique omnes in illam 
Soeietatem oculos conijciunt, animnm affeetumque convertunt^ amaat 
sincere Institutum indeque auxiliura sperant, visis Tjaboribna atque 
fnictu non poenitendo totaque procedendi ratione, Nob etiam eun- 
dem prorsus animum et affectum er^a eandem Soeietatem coti- 
cepimus et retinemus ac inde auxilium, Christo propitio, speramus, 
unde alii recepenmt: quam Spem non mediocriter nobis contirma- 
runt concionatores, qui hue a Societal^ miH8i sunt. Itaque niatura 
Deliberatione et tractatibus denuper necessariifl int^rvoniontibus et 
prachabitis collegium Societatis iu hac nostra Eoclcbia bpirent»i, 
accedeote Keverendissimi in Christo Patrb et Domini nostri Dni 
Marquardi Episcopi Spirenaia et Praepositi Weiflenburgenaia ete* 
expteaao conaenan et oompiobatione, inatitnere, fondare et erigere 
jam anno auperiore deorevimua et omnibua anffiragilB eonfinnaTimus. 
Haeo autem voluntas noatra et Decretum ut Executioni demandetnr, 
Tbnm est hoe tempore fkmdationem illam CoUegii inatituere et 
confirmare pcrpetuo duraturam, juKta quod intelleximua postulave 
Instittttam diotae Sooietatis. Proinde (.ad majorem Dei gioriam 
multarumque animarum salutem et speratum Ecclesiae nostrae sub- 
sidium.) future huic nostro OoUegio Spireiisi Sofietatlfi Jem, mera, 
simplici ae gratiosa Donatione absque conditione pro perpetua 
ejus Dotatione ac fundatione donamus atque a pfili'-nmus 
Terapluin Sanoti Nicolai dictum, ac Srliolan ibi commode 
degant^i; applioamus etiam atquo donamus Domum aedi- 
bus Dni Praepusiti cuntiguam, quam hactenut^ Eccleuiae 



') In Uei iiauiiticlihtt: tt^guut. VieUeicbt verscbricbeo aus legant? 



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398 



nostrac Decani tenuerunt et inhabitarunt, cum omnibus 
aedificiis eju8 poathac ab ipsa Societate absque ullis 
Ecclcsiae uostrae sumptibuii et itipeiitiis in debita tstruc- 
tura et cultura tenendis, et reservantes tamen nobin et succes- 
soiilius noatris liberam facultatem (. quateuutj iSucietati tie aiirt, 
ad nostrum et ipsorum pro tempore beneplacitum com- 
moda habitatioBe provide rimua.) eandam Dwavm ad not 
fOTocandi et in Eooleaae noatrae ac personaniiii ipoiiia vmm ei 
ntilitalam oonTertendi. iDtoriH oailibet Decano pro tempore exi- 
atMli, in laoeUo Doiniia praediotae ad peragenda patKHnnia Saacto- 
mm, in quomm honorem diotnm Saoelhun ant Aitore eonaepiatam 
eat, aen qnaelibet alia Saora pro ipnna DoTotione eelebruida 
Ubemm retineri volumus acceasum; ad qnea et ipeinB eaeoenorea 
omnia et singula: Libri, reliqniae, omanenta, yaaa, et quae piaeter 
liaee in praefato Sacello reperientur, epeotabunt, quamvis eonim 
U8um societati potent concedere. Reservamus etiam Decano pro 
temporo existonti et succesaoribus ejus liberum uaum atque pro- 
pnetatem perpetuam liorrei et cellae vinariae, liorto dictae Domua 
adjacentium dante^^ quoquu, applicantes et donantes eidem 
collep^io nostro ad quotidianam suBtentationem. victum et 
alios U8US septiugentos floreuos (. pro quolibet tloreno 
quindecim Bats computando.)) quinquaginta maldra sili- 
ginia, viginti maldra hordei et qninque plaoatra ▼ini, 
•nnvi reditna ae perpetni oentus, ut nimirum horum redi- 
tunm median partem super fabrica, alteram Tero snper 
reditlbns, proTentibns et emolumentis oommanis Prae- 
aentiae Eeelesiae nostrae Spirensis, singulis angariis rel 
«d plaoitum ab Offieiatis praedtetarum Fabricae et oom* 
mania Praesentiae nostrarnm pro tempore existent ibuSf 
certo ao perpetuo habere, petere et accipere poterit et 
debeat, non obstante quacunque mutatione, quae circa prae- 
dif tos finnuos census et reditns, quibuscunque temporibus vel causis 
acculi ip portset, nisi fortasais in futumm aliquo caau quoraodo- 
cunque contingeret, quod dictum collegium hie Spirae 
amplius consistere vel perdurare non posset aut vellet. 
Tunc enim dicto^ census et reditus ad alia loca trans- 
mittero et dare uoiumus euue obligati. 

QnoGomque tamen tempore facultaa fieret aoeietati 
redenndi ad oollegium, robvr aunm obtinebit baeo Dotatio 
ot Fnndatio. Porro antem nt fonnnla et oonanetndo fnndandi 
eoUogia Soeietetia lean obaervetnr, boe cott^ginm S^reoae a nobia. 



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A. Die bMSfli^Mi Sehdn d«r Stadt 8p«j«r. 



890 



iiti praediximuB, fun datum et dotatum; Sotentes ac Tolentes, gratioeef 
libera et Bimplioifrer perpetuo Stamen conditione Bopra exprcBsa.) 
•otfenmus, donamus et applicamus Societati lemi et hujiis quidem 
nomitip flflmodum Reverend© Patri Francisco h Borgia cjufldemqne 
Societatib PiaepoBito Generali; atque eum ipeom Patrem Generaleni 
4ibf»©ntem ro^amiis, ut illud ejufiqoe appiicationem atque Dotationem 
^ Qobia tactam juxta suae Societatis Inetitutam et morem recipiat 
atque admittat Et tametei non dubitamuB Sooietatem banc, quae 
inm A» OaM&o^ veHgiono, tmii de Gtetaua^ Imhm el praedue 
menri ooomieTit, sao iMtitoto et Expettationi nMtrse aen defti' 
tnam, tunea grafi<ne ot Amaoter petimiia et rogamus FtaepoBlaai 
Oaneialem, nt ipse pro Saa pietate atque prndeatia ad hoe nottmm 
•et BmiBQ OoUegtom Spiroiiee auiiiiiim ierio adqeiat et illnd leoke 
inatrnenduBi omet; nomiDatini Tero petisras ao rogamiis» nt deaigaet 
«e mittat qainqae Frofeeteret latiaae lingaae: inter qnes 
eit qui legat graece, rel eerie afini, qni grancam Lecttonmi 
profiteatur, concionatorem praeterea unum, Superioris Ger- 
maniae lins^iiae g'narum et perihini , qui siraul in oatbedrali nostra 
Ecciesia concionetur, et bis iuit ti i in hcbdomade Jjcctionem 
Theologicam legat, ad eorura captum qui sunt futuri Viri Ec- 
olesiastici, ubi |ir:ic8ertim qod frequenter erit concionaadum. Qaod 
«i concionator lilas Lectiones obire non poterit, ut alius detur Theo- 
logUH, qui illas oboat. PoBtremo ruganius et potimus ab eodem 
Patre Generali Praepodto gratiose et amanter, ut haec quae dixi- 
muB, juxta nwtitnti Soeietatie lationem et oonmetndinem effieiat 
firma perpetuo, ut, yidelicet durante dotatione et pront 
enpra ezpfeflnim eit, nanqnam dednent praedioti Frofoteoiei atque 
•ooneaonator. fit ut omnia et ungnla praemiMa rata, firma et 
ineoBTolBa perpetoo babeantar et olieerventar, Noa noBtrosqne 
eueeessores ad praesentis Institutionis, Fundationie et 
•ereetionis hnjnamodi oollegii nostri inviolabilem obser- 
rationem (• cessante supra dicto Impedimento.) efficaciter obli- 
gamufl non obstantibus in praedictis omnibus aliquibus Legibna, 
conatitutionibus, Def rrtia, atatutis vel consuetudinibua et aliis fiuibus- 
€unque in contrariuin tacientibus: quibus omnibus et singulis, \n 
•quanfiim nostrae praeaenti Fundationi, Tnstitutioni ot Er<»ctioni obstant 
«eu obstare in futuruni possent, dei of^aniu8*et deiogatuin esse volumua 
per praescntes. Noa vero Mai (juirdus Dei et apontolicae scdis 
gratia Epmoupus Spirensis et I^raeposifcus Weissenburgensis etc. 
piaeAitns hiqnemodi oollegii Erectionem et Fandationem ejosdem- 
^pie Donalionem, DotatioDein et aasignaliQnem ae omnia et singula 



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400 



Dokmnciitd* 



praemiasa ad majorem Dei rrloriam, multaramque animarum salutem 
et speratum Ecclesiao noatrae Spirensis subsidium et utilitatcm 
ti'iiJi ir comperientes, en omnia ct singula rata, firma et grata 
habentea, Authorisationi^! nostrae ordinariae praesidio, in 
omnibus et per omnia ipprubandum et confirmandum duximuar 
prout teuore pracsontium approbaraus ct coafirmamus: ob hocque 
aigilli nostri appensione commimiri (volumuB). Nos quoque DecanuB 
et Oapitolmn rapradietom in Fidem et Testimoniam omiiiimi 
singulorum praemiaaoram qustaor ejmdem teaoris Diplomata fieri 
et expediri ao sigUlum capituli majiu coappendi fedmus; 

qvonim qwu Nos Decanns et oapitnliim piae&tam awravimiiat 
reliqua tria eollegio nostio Sodetatia lean aaepe memorato dedunnBy 
at unmn ad Praepoaitam generalem et altemm ad PioTuioialem 
traoamittant, tertium vero in eollegio servant. Datum et actum 
Spirae in nostro Generali Capitolo, ipso die divi Antonii, qui fuit 
deeinniB sextus Calendar. Februarii anno a Chziato nato MiUeaimo 
quingentesimo septuageaimo prime. ' 

\o8 itaque Franciscua de Borgia praenominatus, dictorum 
J)oniinor«m Decani ot Capituli EcclcHiac Spirensis pium in hoe 
afft'i'tuni laudiintes et approbantes oorumque requisitioni iiiclinati 
obli >?at i oiH'ui quidem Sc ho la rum. non autem concionandi 
uui Tlioologiam ducendi admitcimu^ nubtramque bocietatem 
ad faciendum, praeataodum et ad inplendnm omnia et singula, 
quae aliae pjraelibati D. Decanoa et Capitnlirai jnzta eontinentiun 
praefectaram et aupraacriptarum literaram fieri eopinnt et petant, 
in perpetoum obligamna. Nibiloniitiiia tamen, qota praedicatio Verbi 
Dei neceaaaria et Lectio Theologiea perotilia fatnra Spirenri eiri* 
tati ad eonBolationem et fniotum apiritualem f pains aperator, Charia- 
aimo in Cliriato Fratri nostro Antonio Yinok^ S. Theol<^|;iae Doetori 
et Societatb nostrae in Provincia Rhi ni Praepoaito Provinciali^ 
ejusque Sucoeaaoribus in hujuamodi officio per nostras literan 
patentes, manu nostra subscriptas et sigillo nostrae Societatis sub 
impenso ohsipn^mtas do Dato Romae quarto Nonas lunii anno 
Domini Milk'simo quingiMitesiruu ^4optuageBimo primo.j :<ori<) commeri- 
davimus et injunxitiuis commendjimusque et injungimus per prae- 
sentes, ut perpetuis futuris temporiltus concionatorem iduneum et 
lectorem Thoologiae Sjtirae onmino couHtituant, ut licet sine obli- 
gatione et liberu; satibliat tamon intcnliuni Reverendissimi Episcopi 
ao Reverendi ac Nobilis Capituli ac Spirituali necessitati et utUi- 
tati Ciritatia Bpirenais, juxta noatri Institati rationem in ntroqne 
.mnnere eonanlatur, et ne onqnam exeidant, quae faie praeeeribinnuv 



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A. Di0 tiwhflflidiMi Sehnlcn dcr 8to4i Bptiyvi. 



m 



praesentea litenw pro finnioie obserratlonQ et subflistentia mniihiiii 
et ■ii^olonmi praemiMornm, Bftnn pfOpm snbsezipBimus no8iia»- 

qne Societatia sigilli appensione communiri fecimns. Datum Romae 
in Domo Societatis no&trae pridie Nonas Augusti anno Domini 
Millesimo quingenteaimo septoagesimo primo. 

FranciHCus Borgia PracposituB 
g'^ Societaris lesu qol supra 
manu propria. 

17. 

AttS dem Berichi des Bischot's August au den Papst 
fiber die lliozese Speyer. 

BrucliMl, 1373, 8.Aiigiut. 

RemllDg, Urkundflobndi II 8. 748lt 



I. Status materialis ecclesiae Spirensis, 

1 Origo episcopatuB Spirensis. — Origo hujua cpiBf'opatus 
ad remotitiiiiina a |>limbnH historicis rejicitur tempera: temporibus 
Cbiiderici Fraiieiae legis episcopo secundo civitatem fuisse donatam, 
profitentur qunlam aiiiiaieB et eruditi de lessio «juudam, Nemctum 
jam saccule <juarto episcopo, varia referunt laudo digna; venim 
baec obBcura, minuH probata iiuBtraeque expubitionis scopo paruui 
sunt cougrua. Ex probatioiibiiB dociunentts constat, quod Oon- 
ladiwll., HenriQusin. et HenrimuB TV. impentoroB eimdem epi- 
soopatmn inatonmriBt variisque adjectis ditiombiu et bonis loeapleta- 
rint. — 2. Situs et oonfinia. ... 3. Privilegia et praerogatirae 
episeopatus Spirensis. ... 4. Nnmerns oivitatum, oppidorum 
et pagorum ejnsdem episcopatus. ... 5. Status eeclesiae 
catbedralis. 6. PerBonarnm catbedralis eeclesiae nnme- 
ms. Oanonici eeclesiae cathodralis sunt oeto et vigintif omnes 
probata nobilitate antiqua illustres neque prius, quam banc docuerint, 
admissi 7ieque doincpps secundnm statuta omnibus Gcrmaniao ccclo- 
siis catbedraiibuB commimia admittendi. QiiindcriTn porum sunt 
capitulares , reliqui domicellaren , qui uti jure percipiendi fructus 
sunt dcstituti, ita nee ad re»id( inluiii auut obligati; inter illos prae- 
posituB et decanus jure dignitatum, scholaaticus autom, cantor et 
custos porsoiiatuum jure eminent. Praeter bos canonicos adhuc oeto 
et viginti eadem ecclesia numerat praebendatos et yicarios, horum 
aumemm augent qoatnor adlmo praebendati laici, qui eandem 

■oaoMBtft OionwalM IMbffQstea ZLVH S6 



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402 



Dofcwwwnte. 



^noiidie eocl^iam frequeatant, horaruin canonioimiiii loco ad per- 
solvendas prccos alias sibi suoquc xtatui convenient»'s obligati. 
Secundum legos I'uiidationis origiuuriue Humerus pcrsnn n uin oflficium 
divinum in Iiac ccclesiia peragentium ascenderet ad centum et qua- 
tuor, ast injuriao temporum Spirae nonnisi nienioiiaui largissuii&m 
ejusmodi fundationnm , earum vtjro bona in manibuH vicinonim 
principum et maguaiani reliquere. — 7. Officium divinum in 
cathedrali scquentibus absolvitur: .... Singulis diebus 
doiium<^ radimoita fid^ publiee exponniitQr juventati. Circa 
iempuB ▼eepertinam omni die deoantatar antiphona Salvo legina, 
et bmc divini nnmmifl ejusque sanctiaaimae matris cultoi semper 
interest juventus stadiosa, singiilari lege ad Id ofiBdi genus ob- 
strieta. — 8. Status ecclesiarum collegiatarum iu ciTitate 
Spirensi ... — 9. Status collegiatarum extra oivitatem Spi- 
rensem. ... — 10. Status ecclesiarum parochialium. . . . — 
11. Nnmerus monasteriorum in dioeoesi Spirensi: . . . Praeter 
boo quinque exatant in hac dioeoesi domiciUa patrum societatis losu. 
Hii ubiqiiP in enidienda juvcntuto informandisque moril)Us ita sunt 
occupati . prout amata ab his patribus agendi ratio fcrr© solct. . . . 
Patres piarum Hcholarum, (\ui prima eruditionis doeent elementa, colle- 
gium habent unum. . . . 12. Semiuarium episcopale in dioeoesi 
Spirensi.^) E sapiontissima patrum Tridentinorum sanctione de in- 
stituendis aenunanir* sirnilirt tructutt ctiam Huccrevit dioeoesi Spirensi. 
Parentem satis liberalem hiyua seminarium habuit in cminentisMmo 
cardinali de Sehoenbom. Slud non eonserrare modo, sed etiam 
augere mibi huousque euiae cordique fiiit. lUud mode oompleotitar 
alomnos sex et decern, qui ubi necessarii sibi notitia imbuti fiieiiat, 
subinde tanquam vicarii aliis curatis adjunguniur. — 13. No m ems 
hospitalium. ... 14. Hons pietatis, aerarium pro alendls 
viduis destinatum aliaeque fundationes in pauperum asus 
designatae. ... 15. Domus correctionis. ... — 10. Oca- 
fraternitates. ... 

n. Status fornialis ecclesiae Spirensis .... Status 
moraliH alu m norum sem inarii. Seminarii continuus moderator »c 
viBitutor sum o^^o ips(>. Huic insuper praefeci directorera. qui auac 
curae ac sollicitudinis soeium habet alium subdirectorem. Utrique 
partes sui oMoii ita deiineavi, ut ilie asoesin puram et theologiam 
moralem ex g(»nuinis saerae scripturae , sanctorum patrum et ad- 
miniculautibus tsauae latiooibus iuiiiiiju^ doccat, hie veru tlit^ulogiam 
dogmatioara ex iisdem cc^osceadi principiis juncta saniori philo- 

^) Gemeint ist BruobMl. 



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A. Di» biscbMliehtii Sdialen dbt Btedt Sp^er. 



40$ 



^ophia diatiooto, solide ei syrtematioe pvoponat eaaique ad modef- 
nnm sjstema protmtantium , qui aga dogmata in dies alitor deter- 
minare solent, accommodet et erronea ejuadem inventa levellat a^oe 

ita veritatcm catholicam a majoribus in dioecesi mea ptopagatam 
deinceps porro illibatam eoiiservet. Alumnoa ad seminarium non 
admitto, nisi per concursum et examen rigorosisttimum , quibus 
peracto examinp, omni favore semoto, secundum vota cxaminatoruin 
<)Uoac] pnmatum strictissime fit justitia; ne tamen praeceilens capa- 
citas et soientia tautum sint regula admiHHionis, debent insuper pro- 
ducere attestata legalia super vitae morumque intugrilate ac indole 
prona ad lab<»M et ad euimndam aoimanim salutem, neque ex Iuh, 
^ni ad aemuiamun adnuaa rant, vllns spem liabet iitoli a me 
«btinendi, nid prius per aliqaot anaos in B^idtu probatus fnezit ao 
me pleae eoaTioerit de idoneitate et ape oerta, quod ano tempera 
eum fraoia in eara pepalo piaiefici pomii Bm aeminarii abiaiUB 
tradnntor pvaecepta eloqueotiae aaeiae jmiota tnm inter privmAos 
paJcieteB, turn etiam in ecclesia anlica me praesente prazL His 
aeeedunt aliae iaetmetionea ad foimandom eleri euiati genium necea* 
sariae, et si mea vota suis porro auxUiis secundaverit eoelum, hoc 
seminariuin. quod quidera est pn'marium Bollicitudinis meae pastoralia 
argumentum, ita deincops perticiam, ut ex eo prodire possint viri 
e«HBtca omne genus errorum et nequitiae satis fortiter praeliatnri 

18. 
Eiitwurf 

nr NeHeinriehtuig des Demgymuasinnis and Alumuats. 

17. Febr. 1774. 

OLAK BmebMlf Gwieralia 1918. 

Der Entwnrf staomit von dem Donucbolaster Frhr* t. Uubaeb. 

OerielBiitBlioher plan, wie naeh anpprimierter Sodetet des hey- 
)|gen Ignatii orden in besagter Eirohe der Gtotteadienst, die Ein^ 
riehtong nnd ordtnung des gymnani, der nnteibald der aehnhlen 
kSnne befiortert nndt eine beylaahme EinriehtaBg in besagtee gymna- 
rinm eingefllhrt werden. 

Diefien gottBeeligen ISndtsweek an erzielen scheint nothwendig 
-zu seyn, daB die Znhl deren priesteren auff sechfi personen jirifde 
festgesetzet, nemblioh einen eonntag und Fastenprediger, wtkdiei 
zugleich al8 Prnesca domua (dioweilcn dor cxjcsuit und vicarius 
Schwarz wegen denon Chor- Tind pfarrey^refichRfften die ango!o£XOQ- 
heit einer steeter ordnun;^ iuiclizuH(^ti*;]i , verhindert, aiso dioaen 
predigeren dieses ambt ware autt zu tragen. 

26* 



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404 



Dokninente. 



Die tftgliobe ordnung im gymnario mftrte aaff den nemblichen 
FuO, art, ond weifie, aI6 ob der JeBuiton orden nooh wflrcklich 
existiret, sowohl in geistlichen YemohtnngeD , meditationen, Sp€i6> 
und Trank, im auSgehen nnd wteder naoher havfi Kommen outot- 
iHekt beobachtct werden. 

Bcninarh vrlire cin Feiertags- und Todangstprcdigcr zu bo- 
ne nnm, derNvf lclin jedannoeh nach erforderlichen umbstanden ia 
deueu schuhlen mit auBhelfen miiate. 

Ein oeconomus, zu welchem ambt der yicariua Schwarz alfi^ 
wobl bestelt gewi iiner procurator der bequembste und geschick- 
lichste seyn dorffte. 

Sodaa nooh drey professocea, ein Koch, ein Saoriatao, weloher 
logleieh den FfOrtnerdienat bc^tten kftnto. 

Die 4 ChoTaliaten kdnnten aneb in dteflem Hanfi Terleget warden, 
wodnrdi dan die abgftngige menblea an bettongen, atubl, Tiadiy 
weifliencb, Zinn, KtlcheDgeschirr In etwan erseiaet wfirden, 
nnd dieses zwaren nmb so mehr alB dergleiehen menblea alle 
ab officio alnmnatns mit aohwehren ESaten seynd angesehafft 
worden. 

Den untcrhalt dioser zw5lf personen bclangcnd gibt ein hoch- 
wiirdiges Dhomcapitul jahrlichst 4 Klaffter IToltz, welche naeh dom 
Ableben dew archivarii loebel fquod dou8 avertat) wolcher 6 Klafter 
alQ ein gutat ziehet, dafi gymnasium mit dieser gnadt begutiget 
werden. mithin zu seiner Zcit 10 Klafter Holtz zu gewiirtigen batt. 

Wan man nun auff jochlicben priester vor KoM. f^iiartir. fpupr 
und licht jabrlichst reclmet 150 fl,, so ergibt sieh cin autVand 

von 900 fl. 

Von denen 4 Choraliaten, Koch und Sacristan die 

Wocho 2 fl. .')() kr., macht jahrlichst .... 780 fl. 

Vor deu Apothekor, Kircheu und HaufiwaHch . . 100 fl. 



Denen bcyden prodigorn und 3 professoren kontete 
man etwan einem jcchlirbf^n pro salario ao^ 
werffen 150 fl., welches jahrlichst ertraget . . 760 fl. 



also in toto 



1780 fl. 



Dem oeconomo pro labore in ansohung der freyen 
KoHt. quartier, touer, licht. Aj nuthek und wasch, 
zumalilf^n dcrselbe von des lierrn Dhomdcchanten 
lIo( iiwiird* ti un l (ruaden mit einer Vicaric, von 
einem ll x hw. LMiadigen Dhomcapitul mit einer 
Joispiarr beguudiy;L worden, nur 



75 fl. 



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A. DiA bwehMlidMa Sdniltn dw Stedi S|Mj«r. 



405 



Dem Eoeh, SamteD, einem jeeliliclien 40 fl. jfthr^ 

lielist, auMtht 80 fl. 

beUmlfet mob alao dteaer total ertrag 

Smiima fihnmnanun 2685 fl. 
Die virkHdi existirenda Fnndation gereohnet ad . 1200 fl. 

Baa Eoatgald derail GhoialiiteD ad 520 fl. 

-win also lu bestreitong diaaer abgabe aoiioob 

ab officio alunmatDa erforderli<sb 965 fl. 

2685 fl. 

Da nun dan officium alunmatus wie auli beygehendem extiactu 
«omputuum zu ersehen, bey errichtung des Choral-Spital in denen 
4 enteren jahran tber t399 | 1453 | 1184 | 1202 | alljahiikbst ab- 
gegebenu so kan diaaer erfordwliobe ertiag deren 965 fl. daa offioiiiiii 
nudit an stark giaTieren. 

Es ist anbey leioht Tomiaefaen, dafi man adiwdirlich unter 
^enen 6 prieateran einen finden weide, walohw dia Flbigkeit be- 
«itzet, die choralisten in cantu zu unterweifien. Edntete alao naeh 
der dermahligea einricbtuDg dem Yicario Aitffmath odor einem 
Sncoentori, wie ea Tormahlen gesohehen, dieser auftrag gegchen 
werden, jedannoch mit dieser bedingnufi, daB derselbe t&glichBt in 
gymnasio die instruction geben thate, damit das zu auBschweiffungon 
<Jienoiidp nuSlauffen verhutot bleibe. Ware also dem iiistructori 
ex ofti< 1) praesontiarum, wie anjetzo bcschiebet. jiihrlichst abxugeben 
9 Mltr Kom, 6 Mltr speltz, 3 Obm 9 Urfcl 2 maU wein, dan 39 fl. 
An gelt. 

^mi blciben anuoch zwey uabmhaffte rubriquen ubrig, vor 
iraiebe einen hiolanglichen fundum zu erfinden mcht im stand: 
nemblicb die Unterbaltimg der Saeriatey in paramenten, wetn, 
waeba und OU; dan die Unterhaltung des gymnaaii nnd der IpuA 
Kiidien, ea seye dan, daa ein hochwflrdigea Dhomoapitol den Eat- 
aohhifl fitaaen wolte, einen alomnam Jfthrliehat in Heiddberg weniger 
in balten, nnd dieeen ertrag in bono finera dem gymnaaio gniidig 
anzuweifien gemben wolle. Auch glanbtete icli, dbB der ei^esuit 
vicarius Schwara in ansehung der freyen Kost, quartier, feuer und 
Hcbt, Apothek und wasch (welches venigstena aiiff 200 fl. kan 
gereohnet werden) ohne zulaag das oeconomie-weefien ftibren 
konnte, wndurch also auch dieser fuii lni hinlaTi!:^lich ergiebig. 

Wonaeh dan cin hochw. Dhomcapitul emeu f^apitular-herren 
benenen wolte, weleher quartaliter die rechnungen untersuchet imd 
4arttber B°>*' Capitolo gehorsahmbst berioht erstactet, naoh Yerlauff 



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406 



DoikniMttto. 



des Jahn sbar mibteD diese reebnniigea R"* OapHolo ftbeigebtn 
und dam roTiaori sngeBtellet imd abo adjnatirat warden. Dui iviie 
Moli gar MliiMin, daft deijeiDge oapitnlar-liarr, waleher dieae 
heredmuBg auf ddi nelunen wolte, quartaliter denen inwolmem 
des gymaasii ihre etwaa yorfiEtllenden Besohwerden, teoto avtem 
nomine des Beschwerten, wie selbige pflegten einem aeitlichen pro- 
vincialcn sub Rpcrcto oingcbnicht wordcn, dieselbe also auch ver- 
nohmon, die notwondige reiniMlia allibald Yorkehron niid nach 
B^<^rhaft'enheit der sachen dieselben R"**' Oapitulo gehorBahjnbst 
aiizcigon. 

Soltete etwan der vicarius Schwan (wie zu glauben stehet) 
mit der Zeit eine vicariebehaufiimg beziehen wollen, und vor sich 
zu leben gedachte, kuutete onmafigeblich diese oeconomie cincin 
seittiohen revisori oder alamiiala Yerwalteren gegen 15 & ad mettoa 
anstentandaiii gnftdig aiiTertranet warden. 

Da die ttgliohe ei&hniafi lahiati dafi riali salt nnd iimlMfftnda 
Sfteta indem, mtlste wohl piaeavirat warden, dafi dIeae dennaUige 
HSnriolitiuig and Znbnfia das oflleil alnmnatoa rafaeabilitar ond nnr 
alB ain intarimsweaian und -YerordnnD|f aonuahen leya. 



19. 

liiterlnw*YwordBiiBg Mar dai MnlweBen to BomkaylteL 

OimumU n Spef or* 
^ Hot. 1974. 

KASp Hoelnrt. Sp. iffiK Ein Torlaafiger Bntwuif dani (Fragebogen) OL&Kr 
Braehnl Oen. 1978. 

§ 1. 

Dam Dompr(Mliger , wclclier zoitbero 40(1 H. filr poinu 
Kost und Kk'idung gehabt, wcrtlcrj als l>osto!letf']i Direc- 
tori, 8CU Praefocto Scholaniin iiU ti. wegeu ^nr.saerer 
Bcmiihuiiir w-, itcrn uuHgeworten, iolglich in Sumiiia . . 460 fl. 

Dem i'rofesson Rhetoricae et Poeseos, und zugleich Feycr- 

tags-prcdiger im Dom 350 H. 

Pern ProliMB. 8jntaxaf»a und Todonprediger 300 fl. 

(auoh die Fastanaait fiber in der gpunasij JEizcba in pre- 
digen) 

Dam ProfasBori Infimo at 2'"* anch die gewfihnliche Sodali- 

tftta-Exbortation pro SiiidioaiB an haltan 250 fl. 

Dcm Laico welcber kotdiet, dan garttan basorgat, und in 

. dar Kirolie ah faoriftaii diaat . ISO — 

Somma 151011. 



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A. Die biscbfiflichen Sehulen der Stadt Speyer. 



407 



Kim betraget aber die alte Domkapitol. i^undatioa mehr 

niclit als hocliBteiis 1250 fl. 

Folglich musaeu ad uitcrim ex officio AluinnatuH (weilen 
diese Fundation eigentlich pro Studijs Majoriinis. nimirum 
Theologiae gowidmet ist, dies jahr aber ohsa zw* y mh^T 
drey Alumni weniger aufgestellet werdon konnen) cr- 
ganzuug obiger erfordernut} beygetragen werden . . . 2 60 fl. 

ir.Hi ti. 

"Weilen aber fiirWachs, metiweiu. parameriten, auch zur nothigen 
unterhaituiig deu gyiunabii gebeudes und der Kirche jakrlich annoch 
cin merklicbes weiters crforderlich seyn will, ro liefft ganz uber- 
zeugeiid zu tage^ daid die alte 1 uiitli*tiuti zu dauerliatter unterhaltung 
des predig- und lehramts bey der Speyerischen hohen Domkirebe 
laaige nieht erUeeUicli seye. 

§ 2. 

Bestimmung der Schul- und Spieltftgen. 

1) Wird jede Woche ein Eniteigear und zwar der Ponneratag 
zu Einem Sfdeltag anberanmot, also zwar: daB wenn in der Woche 
Ein Feyertag einfaUel, der unmitlelbfur darauf folgende Tag nq^ 
Ein halber spieltag in der Wodte seyn soUe, fials aber zwey Feyer- 
tage in Einer Woche eieoheinen, alsdann hat gar kein b^onderer 
■pieltag plats. 

2) solle Yon allerheiligen bis ostern praecise um halb aoht uhr 
die StiidentenmeB ^md gloich darauf die Schul ihren anfang nelimen, 
und bis glocke lU uhren des morgends, des nachmittags aber von 
^2 zwey bis 4 uhr froquentiret, um 4 uhr aber dem Salve von Hamt- 
lichen Studiosis b(^ygewohnet werden. im Sommer aber, namlich 
von ostern bis MichaellR fanget die ShidcntcnmcB praecise um 
7 uhr und darauf die Schul an, und dauert, wie oben bis 10 uhr, 
BMhmitlagB aber ebenfaUs von halbzwey bis 4 uhr und darauf 
dae 6aNe. 

3) wenn der Profeaeor Rhetoricae unterm Jahr ungefehr er- 
knukt, folglich zu DosireB beMndert seyn wfode, so hitte der 
FlMlbetiu wehrender behindemng eeine eteUe in Shetories nnd 
Pooliea su veitmtlea. wMe *ber Einer von denen beyden Pro- 
MniImib Syntexaiw aut gnmmaAlefte krank, so soUe der uiderv 
diMer beyden Preleasoren die 8. uBtem sehulen usque ad e on ss iis 
jmpedlmentnm verwalten. 



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408 



Doknmente. 



§3. 

Ton den (fentliohen eowohl ftU gelieimen prflfangen 
der etitdirenden Jngend. 

1) soUen in dem Uuif des Stodir Jahn swey ofentlicbe prSfnngon 
and iwar die Eine in der Fasten, die andere aber gegen Jaooln 
nnd swar Ton ESner jeden Olasse Eine atnnd lang gebalten werden. 

2) bey welcbmi abbandlnngen, wie auch du Jahr bindnzdi in 
jeder Schul, das augenmerk hanptBiehlich daranf gerichtet werden 
mn8) damit die stadiiende Jngend aus der christlichen lehr, ana 
der geschichtswissenschaft, aus der rochtsohreibkonst, besondera der 
teutachon Spracho, aus der Erdboschreibuns^, aus dor Rechenkunst. 
und andem Schonen wiaaenaohaften ihre ofentlicbe probeo abaugeben 
baben. 

3) muB in jeder Schul wenigstenu alle monat pro loco com- 
poniret, 8ofort joder an seinen verdienten platz angewieson werden. 

4) wird iiutzlich geachtct, daii von quartal za quartal das jahr 
bindurch, entweder ron dem Praefecto Scbolarum, oder jemand 
nndern a Bdasmo capihilo dann Muenebenen jeder obwBe pro 
eone^tntione pensa aufgcgcben werden. 

5) Die Katerien filr die in ifaie Anni ▼onmnebmende eompoai- 
tionea pro Praemiia bat der Piraefeetua Sobolanun Toimaobreiben 
nnd anlbngeben, aaob dem lizanuni nebat dem Dom-eapiinbiiiBeben 
Deputato bnyzuwobnen. 

6) solle das sonst gewuhnliche Michaeli Spiel oeesiren, sondem 
an statt dcssen Ein ofMitliobes final Eznnen in gegenwart der 
Domcapitul. Deputatorum, anch anderer darzu zu inyitirender Ex- 
tranronim <j:ch;\]f< n, nnd denen bene meritiB damaob die Piaemia 
Diathbuiret werden. 

§4. 

Yon unterbalt- nnd befordernng der gnten Sitten. 

1) Hat der Professor Mediae ac infimae grammaticae die 
gewSbnUebe SodaBtiLt an denen dam beatimmten tagen in baiten, 

3) der FraefeetiiB aber anf daa Ihnn nnd laasen der Profeiaomm 
aowold ab der Stodioeomm Em waobtaamea auge stetebin an baben. 

3) Eein FtnfeMOr aoUe Sinen Sebiiler Eigenea Oefrflena an- 
nebmen, vielweniger ana der Sobnl ezdnduren bl^nnen, aondem Bi 
aolle so Eine ala daa andere cum praescitu Rasmi Dni Scbolaatid, 
oder des a Rdssmo eapitnlo in absentia Dni Bebelattioi beateUeten 
Depntati gemsbeben. 



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A, Die bischOfliehen Sofailvi der Stadt Bpejw, 409 

4) allerdings solle die Vormahlige Verfassung, vermog welcher 
die Studiosi weniofHtonfl alle monat zur beicht und heiligen com- 
munion angehaiten worden, sorgialtigst beybehalten werden. 

5) Von viertel Jahr zu viertel Jahr mus Rdssino capitulo durch 
den Praefectum Schuhuuiii referiret werden, ob und wie der gute 
Fortgaug in den Sohuleo befurdert werde, oder was alleufaia daran 
SB Terbeasem seye. 

6) Endlieh. mOmen die den Stadioaia in fine Anni ertheUet 
▼eidende Praemla, aneh die denenhalben ndfhige Testimonia tod 
jeder dawe PiofeBsore and dem Praefecto 8diolaram untenchrieben 
amgefeitigl werden. 

20. 

Aollrag dM Biseliofs an dto Sehilkommisslon. 

S8. Febr. 1776. 

KASp Hoehstift Bpeyer 460«. 

Der den hohen IIErrii Comissarii der Speyerischen Schulen 
Toraulegoiide Auftrag bozieht aich uiil fulgende 

A. Puncte. Diese betreffen 

1. Gebrauche 

a) Comoedien soUen kiinftig aufgehoben seyn. Die wenige Stu- 
dieneit iet an wiehtig, da dafi Ftofeaam «• SdiOler den 
mindeeten Theil denelben anfc aorgfitttigato zu benalien aieb 
nicbt beatreben aollten. Der TortiieO, den man aidi ans 
Oomoedien filr die etodierende Jngend yerapreohen kSnnte, 
iat viel in gering gegen den darOber Tera&omten wiohtigen 
Fortgang im Stadieren. Er iSflt dob dnreb andere xweck- 
m&Bigere Obungen hundertf&ltig eraetsen. 

fi) Spieltage in der Woche h5ren auf, wean ein oder mehrere 
Feyertage darinnen fallen, aufier dieaen aber soil den Pro- 
fessom ntir gu8tatt<'t werden Dienatag NachmithvgH und 
Donnerstag Nachmittags vom Schulhalten aij'*/iis( tzt ii ; und 
dieselbe Zi it willkurlich zu verwenden. Schiiler siillen bei 
Zcit zur I iitiL^kcit gowohnct werden, um den Staat rait kcinen 
undi ati^^ H< liliitVigen Gliedern in der i oige zu beschadigen. 

2. Aniiahme der Schuler. 

a) eher nioht als nach ibrem eilften Jahre aollen die Sobfiler 
■or eiatoii Elaaae angenommen warden, b^ denen noeb auf- 
snatellenden Lefaigegeneftftnden wird aonat die in dieaem Alter 
olinedein geringe Mase redliober Krftfte onmreiebend, ao fort 



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410 DokmentA. 

die fruchtbarntcn Abirichten in Beziehung auf Religion und 

Staat unerfiillet bleibcn, wcil aber bey Annahmc der Kin(!er 
nic'fit auf Kriiftc allein, ssondorn auch auf die Ynrj^Sngige 
Zubereituug, Sio in <lon principiis zur ersteu Klasse er- 
langen mdsRon, zu Hehen ist, ho hoII 

§) geiiauo Priifung der Principisten vorgenommen worden, wie 
Sie sich von ihrem G'*"" bis ins IP® Jahr verwundet baben in 

1) Eriernuiig der Religion mittols ihroa Katoohismus 

2) Ubung in den Aiifangsgn'indcn der Rechenkunat durch 
die 5 Species in einfachcn Zaliieii. 

3) lateinische Qrammatik 

4) dent vocabuUur. 

S. Beforderung zu wciteren Klassen. 

In d*>r dritten KlHtise sollcn die am Endo des Jahres genan 
gepriifte and zum Attfateigeu imwtlrdig befbndene aw Gnftd* 
noch ein Jahr in repetiren belMsea; hernSchst aber, wens 8ifr 
wieder nicht hinlanglich bottelien luiiidkgeinesen and denen 
Mtem sn and«ni BeBiisimfuigan flbergeben warden. 

4. Lebrgegenslfode der flinf Xlaiaen 

a) allgemeiao. 

Beligion iat der Hanptsweek, dem aJle ftbiigeii natafgeoiduei 
■eyn vftBsein. nie iat ea leiehtor ein Vordringendeti nnd wider 
die AnfUle der GotteeTeifeaaeobeit aoBbahendea (iefidil der 

Beligion ins Herz zu grilnden, ab bey onverblendeter nn- 
eohuldiger Jugend. Deswegen soil taglich in alien Schulen 
Tennittage ein balbstundiger Religions Unterricht gegeben 
werden, so, daS nicht allein die dogmatische Wahrbeiten 
dureh richtigo Hegriffe erklaret, durch rechtmasipi^e Sat2e 
erwiescn, sondorn nuob die entapreofaende Pflichten zHgleioh. 
practisch angegeben werden. 

b) Insonderheit 

I Klasse 

aa) lateinischo Grammatik 
bb) geographic 

ec) liechenkuQst bis aii die Lehre vou Bruchen und Pro- 
portionen. 

II RlaRse 

aa) neb8t der einfachen, kdmt noch die zierliohe WovtlQgang 
binao. 

bb) eeeebieble Tom Yelbe Gettee 



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A. Die b&ehMlieheii Sehnloi dar Btodt Spejer. 



41! 



m) Ijehre yon Brttcken imd PtoportieneB am derBcehen- 
kmnt 

m Khuse 

aa) proBodie and Tenificatioil 
bb) Geschichtc von 4 Monarehien 
ce) deutsche SPrachkunst 

IV Elasse 

aa) are poetica 

bb) Geschichte von Kaiser and Reich 
cc) deatache SPrachkunst 
y Klasse 
aa) Redekunst 
bb) Kirohpngeschichtn 
cc) deutsche SPrachkunst 

5. tfboagen 

a) Nachahmungen uud UbersetKOngen mOssen in jeder Klasso 

stark betrirbon wertlon. 

b) Das vocHbulariuni niuB taglich, schon in den principisten 
Schulen biH /ur vierten Klasse ausschlusaig, ein gegeaatand 
der Ubung bleiben. 

c) Der StoflF zu argnmenten soli kein aatlerer aU nioralische 
Wahrheiten abawcckend seyn, urn, so viel mogUch, den 
Seelengnmd der Kleinen durch befttftadigo Erinneruug Gottes 
imd der Religioasfffiohtea nack and nadi an beasern, nnd 
Btirkere Triebfedem an dem^ was g^ttiioh ist, in iknen an 
bewirken. 

d) einige Kleinen denlaoh nnd lateinisch verfinBten moralieokeD 
Meialenlflekef die ana bewihrtas Antkoren awg«K»gen, nnd 

den SokiUem durch die CompoHiHonen schon bekannt aind^ 
sollen von den Schulem jeder Klasse bey der vierteljahrigen 
PrQfung offentlich declamiret werden, nm den Schiilera mittela 

solcher Ubnng ein anstandiges "Wnsen in dor Stelhmg, Bo- 
wegung des Korpers, und Veranderung der 8timme anzu- 
gewobnon, womit der Nnt'/on der Comoi'dicn ornetzt wird. 
Rulliu lietert vielfaltigen intuit zu derley iruchtbaren Auszugen. 

6. Btichcr 

Die bis dabin gewohnlicboii -/iiin !< rnen und t'bersetzeu bestimmt 
gewesenen Schulbfirher sollen noch zur Zeit in jeder Klasse 
beybehalten; auch der eonst in den 3 niedem Klassen gew5hn- 
lich gewesene deutsche Kut;echi8mus, und der lateinisehe cum 



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Dokuaente. 



Notis dea Widenhofer in poetiea et rhetor: dm Schiilem zum 
lernen, wie bisbero, vorgelegot werden; jedooh unter der oben 
n. 3 lit. a. beygesetzten Aumerkung. Yocabulariura Oellarii. Gott- 
scheds Kem der deutachen SprachkuiiHf. die im Brucliiialer 
Gymnasium zur glQcklichen Ubung gobrachten Tabellen, dienen 
aur Ordnung und Deutiichkeit so wohl der Profcssoreii als 
Sohfller. Sie werden nebst einer etwa nothigen Erl&uterung 
noeh folgen. 

B. Auftrag selbst 

1. alle Mooat Bollen die Schulen daroh einen tod HE. Commissariis 
WBL bestimmeiidai Yenttndigen bemiehet; die Beobaehtung vor- 
gemeldter Panoten gonau bemerket; die LebrgegenHtSade in 
Fragen vnd eduifllicb au%egebenen Venuchen darohgegaogeD; 
demnSohet den Heim Oommiasariia darflber referiret werden. 

% aUe Yierte^ahre enolieinen die HE. Commissarii bey dffentL 
PrOfiing, wo jeder SGhlUer, so viel moglich uber jeden Lehr- 
gegenstand seiner Klasse geprufet; sonderbar aber bey der 
Religion reine and liohtige Begriffe m geben angehalten 
werden hoII. 

3. alle Yierteljahrf soil von Seiten des SchulcommissariatH fiber 
vorgosotzte Puiicten berichtot; zugleioh auch dor Character der 
Pr*)tt ssorn, die Yerordnung und das moralische Betragen der 
Schiiler bemerket; die Ausspendung dcs AUmusens beygetiiget; 
und waH etwa noeh zu tirinnern vorfallen sollte, angezeiget 
werden uacb bier beygescbloHHener Tabelie. 

laslrnktlmi fir die lihrer der Hoauwliiile. 

1796. 

KA8p Hodwt. Sp. 4e0i». 

Instruktionen fiir die sSmtlichen Lehrer 
der Lateinischen Schule zu SPeiei. 

Srvter TelL^) 
Allgemeine Inrtniktion die Penonen der Lehrer, 
die Znoht bei den Btadenten, n. dgl. betreffend. 

1 1. CebiMimi HoehlQiiAliehe Gnaden setien anf ihre, bei den 
KiAoliiohen Latevnachen GTinnaaltim ni SPeier angeatellte Lehier 

Der sw«ite Teil irt nidil tibalten. 



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iu Di« bisdbOflidMn SelmleB der Btidt Spejer. 



413 



^ gnidigate Zotraven, die Selbigon werden ftr Bich solion ihre 
80 niditige Fflieht bo wohl in dem Lebnunte, ab In der Bmohuag 
der Jngend oinaelm, und mch becifem, den Gnadigsten Erwartongen 
so entsprechen ; sodann sicli die Hochste Zttfriedenheit verdieneiu 
§ 2. Docb, damit die Gnadigsten WiUenBrneimmgen in Bildung 
der Jugend Ihnen naher bekannt wurden — anderer Beits in dem 
Lehramte nach cinora festgcBchiten System ntiso"h en Piano gearbeitet 
wepde; m Bchion Ihnen crHprioBlich, tind zum Theil iiothwendig za 
seyn, erstens verschiedene Punkte den Professoren zusenden zu 
lasBen, welche die Selbigen, ihre eigenen Pereonen — dann die 
Zucht unter den Schulem botroffen — zweitens Ihnen einen Plan 
vorzulegeu, nacli dem Sie kiinftighin zu arbeiten haben; und ia 
welchem keiner das Oeringste, eigoBmiohtig fOt Sioh, almiftiidoiit 
beftigt iat 

§ 3. EntenB alao bum es keiner der Lehrer mifikeimen, wie 
Tiel Ihnen dann gelegen seyn mu0, daft Sie Sieh nioht nur bey 
ihren ZSgfiagen, aondem aneh ftberhanpt bdm Pubfikom im Aoaehen 
erhalten. Sie werden derowegen 9orgftltig aolobe Zusammenkftnfte 

meiden, wo allerhand Lente Ton Terschiedenem , eben nicht aUzeit 
auf jenen eines Lehrers passenden, Oharaktor trinken und Tabak 
aekmauohen. 

§ 4. Glcichwie aber geeellschaftlicher Umgang jedem Menschen 
ohnentbehriich ist, und zur Au«heiteiung cin orprobfor Freund das 
meiate beitragen kann: so niuii doch der freuiulBcbatrliche Besuch 
dem Eigennutzo nicht zum Mantel dienen, welcber juhrlich mit den 
Schulem auch die Freunde weehsolt. Die Jjehror werden Sich also 
in Acht nehmen, dai< Sie Sich nicht, durch oftere BeBuche der 
Altera oder habiger Eostleute ihrer Schiiler, aaf eine niedertrfteh- 
tige Art die H&ide binden — welohea dann aonderbar nnangenehme 
Folgen naeh Sioh seht, wenn die Schfiler eben bo an Wiasensdhaft 
wie die Altera an Yeimdgen gering Bind. 

§ 5. GelBiBsimuB kSnnen es geBchehn lasaen, da6 ihre Pro- 
fe«eoren snweilen bei AoBirlirtigen za Gast speiBen. Doch wiirden 
Sie OB mit Ungnade ahnden, wenn es fifters, sonderbar bei den 
Altem der Schuler geschabe : und noch vielmehr, wenn Sie eben 
meht BO bemittelten damit beschwerlich fielon — am aUarmeiBten 
aber wenn Sonn- Feier- Schultage dazu misbraucbt, oder gar fest- 
gesetzte Kosttage, um das zureichend Gniidigst ausgeworff^ne Kost- 
geld einsteckeu zu diirfen, angenoniincn oder oi iiettelt wiirden. ^^ ie 
denn /.ur Erbaltung der L'npartheiligkeit gegen di ' Schuler hiermit 
das gnadigste \erbot an die Lehrer nachdriickuamst geht, keine 



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414 



Dokumento. 



Geschenke an Geld. Goldawerth u. d. gl. von den Aeltern an/u- 
sehmen, aU woriibor, wie uber die, in den vorigen bcmorkten, 
Punkte ColsissimuB dio ftHichtmuBigtiten Berichte dem Vurstand «1es 
GymnaHiuins unter Bnii Imno^ der Hochaten UiigDade, so fern d«r 
Belbe etwaa verscbweigea wurde. jiuferlegen. 

6. Kein ProfeBsor soli eine Keise auiier der Stadt vomebnien, 
uud wiihrcnd seiner Abwesenheit aich im Lehramte von einem 
Andern aushelfen lasMii, welehe Beaohwerde nor im Falle eioer 
Xfftiilcheit gemaeht werden Stat. 

§ 7. Die im BP«endlieii C^ymmnum aagMfeellten Lehrer habea 
ai^^oh den, in der telbigen Eiidie n baltenden, Gottosdisiist 
gemeiBBchaftHoh su besfcraiten. IHe Tftglidiea Meesen aoUen, m> 
ykH eB immer mOglieh isk, nieht xu gleicher Zeit, sendern ni«h 
einander geleeen verden. Jeder soil, auch im Winter, und vorzfig- 
Meh um aelbige Jshreazeit gegen acht Uhr (wo dann das Landvolk 
erst ankommt) an den Sonn- und Fosttagen in dem BeiohtetMto 
flncheinen; und weil der untcrste Beiclitstul dem Luftznge tu whr 
ansgesetzt ist: so kann dor, den Helbisr^n besitzende, Lehrer dafur 
in den 8tuhl deajenigt n ^rhn, welchtT die Stud'MitcnTnesse um nctin 
Uhr zu losen, und voriier die Schuler in den Classen zu bei>4»aeiiiteB, 
sofort in die Kirche /u begleiton hat. 

§ 8. Celaiaaimua vertrauu aul die Yeruuiift Hirer Professoren, 
dafi die Selben nichto bei auswartigen von dem schwatzen, was die 
8ob«lai, dee HiMifi mid ihre Penonen luikt efaumder betrift ~ 
Am mtgnidigsten wOrden Sie's rOgen, weon Sie en soAchen Orlan 
tber dieae Dinen ausgefertigten Inatrnktioneii ^oaairen wfirden. 

§9. Wea mm die ZviflkA, nad Sdmlordiiirag in den Gkaaen 
betrift: ao Terkemien ee Oelaiaeimna nieht, daB in den awei Jebrao, 
der neo anfgeBteUton Frofeaaoien, dnieh deien Boigfalt, vielen Ua- 
geaogenheiten und andern Auaachweifungen der apeieri»chen Schuler 
geateuert worden iat; durch welolie Sich diese vorher scbledit 
empfohlen batten. Die Lehrer werden dieBfala mit dem ntimliohen 
Idblichen Eifer fortfahron: and iat deawegen en Sie der feneM 
Gnadigste Will, und Befehl — 

§ 10. Eine Vierthel Stundo vor d«^r I/oktion, auch am Sonti- 
iage, oder einem etwaipen gaii/.en Lrholuugatage vor der Mesae, 
soil nRcli der alton (Tewuhuheit, wenigetens ein Lehrer eich in;* 
Gjinnahiuni verfiigeu, damit die Studeuten mcU nieht allciii iiber- 
laewen werden, und Ungezogenheiten veruben. Au6er den Schul- 
tagen aoll mn aelbige Zeit, in Qegenvert dea Lefareia, ein goiatiiidiaa 
Badi Totgeieaea weiden. Damit die Laat keinem an aehwer faU*, 



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A. ]M« biKliOflielm Sohulen der Stedt 8p«f er. 



41» 



oder von rinem aUein miiBse getragen varden: bo aollen es die 
Lehrer Wocbenweiee uoter sich thetlen. 

§ tl. Ebon 80 soUen Sich die Schulor nie aUein in der Messe 
iiberlassen werden Der Sie, dor Ordmmg nach, beobachtendo 
Lehrer, soil unten bei Ihnen in der Kircho knien. damit er ini 
Norbfalle die Unandachtigcn auf der Stelle an die PHicht der 
Reiigioii eritiuern kann. Uberhaiipt soil bei jedeiu Kirchengange. 
beim Salve — oder bei ProzosHionon, wonn Sie von Kldstom dazu 
gebetheii wcr<leii, eiu Lehrer bei deii Sclmlern scyn. Ware der, 
welchen die Ordnung trift, um solche Zeit Yerliiiidert, so soil er 
Sines der tTbrigen bei Zeite danm anapreebeii. 

§ 12. Bft femer am SonnAage im SalTe die BohfUer an ver- 
«eliiedeaeii Pl&teen knien, and Ton einem Lehier nieht aUe kSrnien 
b eetM i chtet weiden — w aoUen die swe Parllieien each albeit 
wter den Aagen eweer FrofeMoren, und dieses, wahrend den 
f ansen Sal re, seyn. Auch soUen an den Spieltagen aliaeit alle 
CSassen in dem Salve erschoinen. 

§ 13. Am Sonnabend soil allzeit beilinftig die letste Jialbe 
Lehrstunde zu einer geistlichcn Lektion, wie ehedem, verwendet 
werden; zu welrhor Sich der Lehrer sor|2;fHtif!i: vorbereiten 8oll, 
■damit deu noch biegsamen Seelen GotfoHiur<ht, Andacht, Neigung 
zur Tugend. bevorab zu denon, welche ihren Btand Tiieren, frOh- 
zeitig beigebracht wird. Ubernaturliche gute Meinunj^en, durch 
vreicho Sie ihre Studien, und alle Hatidlungeii adolii konnen, soUcn 
Ihueu empfohleii, uud zu seiner Zeit auch vun der Wahl eines 
kfinfiagen Standee geeprochea werden. 

§ 14. Da die BohlHer anfier den SodaiitiUen keine andere 
Fredigt kOren; so soUen die Selbigen anoh an den Tageo, wo Xod- 
aogst Brftdersehaft gehahen wird, niobt, und fibeifaanpl an keinem 
Settntage, nnter was immer fHr einem y<wwande, unterlassen weiden. 
Die bei der Brflderschaft nodiwendigen Studenten bloiben nur Tem 
Salve frei. An den aber, in eine Woehe einfaUenden, Peaten soil 
der von der Todaogst und Sodalit&t freie Lehrer, naeh eine vierthel 
stiinde lang gelesonem geistliohen Bnche, den versammelten Sehiileni 
eine halbstiindige Exhortation vor dem Salvegang Imlten. Eben 
dieBer Lehrer hat iiir die sween Aadern im Falle einer Krankheit 
derer Stelle zu vertretten. 

§ 1j. Ee wird nicht unniitz seyn, wenn die Lehrer in ihrcn 
li^eistlichen Unterrichteu den Schulem zuweileu ihre Pflicht ein- 
|>rttgoii, grubere, und iurn Gvmuasium pestartige Vergehen ihrer 
Mitsohuler im geheimra anzubringen. Der Lehrer wird es leieht 



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416 



Dokofflante. 



erhalten, wenn er in seiuein Yortrage Sie's merken lafit, daB AUes 
das Baste des GynuiasiumB besiele, und auch xnm Basten fits Be- 
kiagten selbst, auf eine ganz ?aterliche Art von ihm werdc abg^ 
than werden. 

I 16. Waun die Sdilllar dio hi. GUouMiito «iDpfangen, 
aollen die Lehrer ninen aOseit am Abend niTor daittber eine geist- 
liehe Lektion, weehaelweise von der Bufie nnd KommiinioD, helien; 
betondeis aber 1^ in den wesentiieben Theflen dea BnBeeaktimeMl* 
nntemebten ^ Ifaneo die FeUer entdeoken, welehe bei der Br- 
fondhung des GewiaBens nad Torkommen kl^nnen — vorauglioh aber 
den Untorricht dahin richten, da6 nicht nur auswendig geleiste 
Hanlrenen, und eben dergleichen Yorsatze geschwatzt werden. — > 
Die von den Schfllern gelieferte Beichtzettel Bollen jedesmal dem 
Dirortor eingehandigt werden, wolcher die Nachla«sigen nach Gut- 
befinden emiahnen wird. Auch sollen die Lehrer ein war hHamos 
Auer haben, ob die Schuler jedesmal (Joaimuniciren: "Wird einer 
sauinselig gefunden; bo soli er das eratemal wegen erheblicher 
Ursacben, nicht beredet; doch im oftem Falle vaterlich zur iiedo 
gestellt, uud ollenfalls klug auf den Grund gespurt, tM)dauu paaaende 
Yorkehre getroffen werden. 

§ 17. Bollte ein Lehrer einen gr5bem Fehler einee Sohlilere 
erfahien, beeondere wenn die Yezgebn boeartig, nnd tndere nil 
eingefloohten aind: ao wird der Lehrer nut dem Direktoir, imd dem 
Iiefarer, deaaen die Fehlenden aind, gemeinaehalllioh an Bath gelm, 
damit bei Zeiten dem t^bel gesteuert werde. 

§ 1 8. Da Bonst an einigen Yorabenden dee Jabrea die Litanei 
in der Qymnasiumskirche am 3 Uhr gesungen ward, womach die 
Schuler noch iiber eine halbe Stnnde warten muaten, bis um 4 Uhr 
Sie wieder beini Salve ersehienen — welches dann Gelegenheit rn 
Muthwillen aut" den Strassen giebt. weil es manchem nicht der 
Muhe werth schcint, nach IlauBo, und sogleich auch wieder von 
UauHe zuriick zu gehn — Da ferner nut" solche Art mancho Kinder 
sich im Winter bis sehier anderthaU) Si unde verfrieren So wird ea 
Gott und tieiner h.sten Mutter augeuehmer seyu, weuu an diesen, 
wie an jedem Sonnabend die Lektion bia 4 Uhr fortgehalten, and 
am Ende die Litanei andfiehtig in der Schnle gebelhet, aodann 
daa Salve im hohen Dom abgeaongen wird. 

§ 19. Bei dem Amte der H. Meeae aoUen Ton einem Sehfiler 
die gnte Meinong, nnd die ihm gagebenen, bei den drei TheOen 
zxt apreehenden Oebethe lant abgeleeen, der Beeenkrans ii^ich 
eben von dieeen voigebetbet werden: gleiebwol kann es geaebdii. 



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A. Die biMhOflicbm Sehnlen der Stadt Speyer. 4 1 7 

daii am Sonntage naoh der Wandelung ein deutsches Ijied, doch 
ohne Auslassung des Qebetlies bei der pnesterlichen Communion, 
gesnngen vvird. 

§ 20. Jeder Lehrer soil uich beim Anfango des Schiiljahres 
ma. dfln OliaTakter der Leiite, bei denen seine Stadenten wohnen, 
erkandigen; nnd eofern Sie dort eolileolit Tenrahrt wftren, w soil 
er meelien, defi eine Aendenmg geseliielit. Wegen der (huurtieren 
der Amen viid Direktor eelbst die nStliige Fttrmoht liabeo. Ee 
hum aneh niehtB acbeden, wenn die Lehrer, wie Sie ea bereiiv 
edhen gethan haben, zuweilen ihre Sebfller m ungewiaseii Stnnden, 
avcth am Abend, in ihren Herbergen besiu-hen, mn nob ihres Be- 
tragens, hftofilichen Fleifies, und Daheimbleibens za Tersichern. 

§ 2t. Da es ferner den Lehrern nicht verborgeil ist, wie viel 
an dem IJmgange, welchen ihro Zoglingc pflogen, gelegen sey: sa 
werden Sir mehf nur anf der Bute seyn, daB die Belbigon sich 
alles Uiogani^^os nut Gassenbuben, andem, beaondcra prorcHfanrifchen 
schlechten burschen, odcr des andern GeschlechteH enthalten; 
eondern Ihnen auoh iiberhaupt unrathen, nur mit ihren eigenen 
Mitbchillem, die voo Bewahrten Sittcn siud, nicht aber mit Schulem 
aaderer, besonders weiter abstebender, Classen umzugehn. 

§ 22. Jfthrlieb, im AnfiMige des FMblings, gegea das Ende 
Httnens soli den Bohfllem in jeder Olasse, nnier obnaasbleiblicber 
grefier Strafe, Terboten werden, ftberbanpt anf dem Bheine oder 
in der SPeierbaehe, besonders aber gar ohne einen erfobrenen 
Seliifiinami an labren — icie aneh in nafaegelegenen Orton, oder 
in der Stadt Bier- iind Wdnsehenken zu besneb^: worauf, im falle 
einer sohon betroffen, und gez&chtigt worden wftre, die AQseohlieftung 
ans dem Gymnasinm gcsetzt bleibt. 

§ 23. Ebenso soil jahrlich im Anfango des Schuljahres don 
Schulern bekannt gcmacht werden. daB der Besuch der Knmodie 
rhnen verboten wey — wie auch, daB yif*h kciner an Bonn F* ier- 
und Schultagen mUssig, und ohne Noth aut deu Straiien, bovorab' 
bei anbrecheiidem Abend dftrfe Behcn lassen. Solche Tage und 
Zeiten sind der Seiiulurbeit gewidmot. 

§ 24. Damit unndtigen Reparationskdsten in den Olassenr 
Torgebeugt werde, so soil ein Tertrauter fieblUer in jeder Khwee 
die Auftieht anf die Andem baben: Derjenige, weldier bemerict 
irtrd, daft er etwas gebroeben, gestllokt oder sonst einen Schaden 
gethan bat, soli zur Reparation angehalten; so fern der Th&ter 
aber niebt m erfofaren wire, der ganaen daese die Selbige anf- 
erlegt werden. 



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418 



DtAumeDto, 



§ 25. Damit auch das doppelto Purgatengeld in einer oder 
dcr andern Olasse auflioro: so soil der Schuler, welcher den Ofen 
fiir die erste, zweitn. und 4 te r)te f'lassp zu heizen hat. wechsel- 
weis au« dipsen Classon genomineii werden. beide Zimroer k*»hron 
und also alloin das Odd von dcii Zahhmgsvermugenden empfuivgeii. 
Das Zoichon niit der Glocke wild ein Sehiiler das ganze Jahr durch 
geben, zugleicli auf der Orgel die Balge Ziehen — welchen Director 
9twM daiQr am Ende des Jahiet ausworfon wird. 

§ 26. So fern ein Ekhfiler erkfaakte, oder gar sterbeo sollte, 
doMon Aeltern aber gar Dieht odor nielit gans die Koeten tsigea 
kdonten: to eoUen swar, so ^1 ee geiohehen kaan, dieae ana 
detaen geBammeltem vorrAihigeii Ajmengelde beatdileii werdeo* 
Demn&obst aber ist es billig, nnd der Gewohoheit der Sodalitatea 
gem&8, dafi auch ein Beitrag aus der Sodalitat nach ihren Krifiea 
geeohieht. Doch sollen ihr einige Childen alkeit aucfiok bleiben, ao 
fern einige Reparation vonndthen wSre. — Diese Terwendung den 
ohnebin wenigen Geldee wird Gott und dern H, Aloys angenehraer 
eeyn, aU wenn es an <lio Musikanten an dem Feste dieses hniligen 
Patronus der Shidenten gegeben wird. Das Geld selbat aber mit 
dem Rechnungsbuche hoU vom Director beim Armeugelde verwabrt, 
und dariibor von jlini jahrliche Rechnung gestellt werden. 

§ 27. Aile vierzehn Tage sollen die Sehiiler einmal in der 
Sebnle oomponieraD, and dieaee iwar so, d«6 naoh kwo Lateinitdien, 
one im Deirtmhen Aafimiu in der dritten lierten und fflnfken — 
in allra aber eine am dem Lateiniaohen ins Dentsobe duioh tTber^ 
seteiing folgt. Naob dieaen Boliriftliehen SobnlauftatMn, welohe 
aaweilen Direetor eelbat aii%eben -wird, iat es den Lebrem verboten, 
mit keinen andem 6ftem die Lebntanden dem Vnieifiebte ta 
entriehen. 

§ 2S. Jede Claase soil eiu Folium von einem eingebundenem 
Bnche Papier haben, in welche« diejenigen Schuler, welche ent- 
weder in der Schule oder zu Hmi'^e «Mnpn wolilgfratbenon Auf«at« 
▼erfertigt haben, den selbigoii eintrag-n . mi l ihren Nahmen bei- 
aetzen sollen. Das Buch wird in drei Theilo gotheilt, damit die 
Deutachcn, Lateinischen Aufsatze und die Uberseteungen jedes 
besouders kann eingeschrieben werden. Bei den Aufsatzen muH 
allnit einmal das Thema — bei den Cberaetzuugen aber die Latei- 
niiobe BteDe des HberBOtrten Anthon beigOMbrieben seyn . Docb sollen 
die eingndragenden Arbeiten soTor dem Direotor gezeiget warden. 

§ 29. Jeder Lebrer soil ein beeonden Yeneiehnift Ton den 
Orfeem baben, wekbe die Sohfiler in dem Componiren erbielten; 



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A. Die binlionieluui Sdhiden der BUdt 8pey«r. 



419 



«o, dafi das Veraeichnifi von jeder Gattung der Corapositionen 
hesondere steht. Dieses YerzeichniB wird am Endo des Jahiet 
beim Schlusse der Com{ (AsiMonon 1 iirocforen enigehandigt. 

§ 'MK Wochentlich solJen die Schiiler eiumal eine halbe 
Stuodelang im Declamiron geQbet werdon, damit 8ie 8ich bei 
Zeiten an Stellung und Yortrag gewShnen. Diese tTbung soil mit 
alien Schulem, und nie mit mehrem, als Dreien zum hochsten, 
naoh dem Alphabeto Tor9«iiomm«ii werden. In der enten und 
sweiteii GlatBe dienen die in Ooldhagbehen Opm Torfindigen 
lateimsoiien Dialogen, welehe aber die Behfller Torlinftig ventohn, 
und also HbeieetMn mflasen. Znweileii kami Dmea der Lehier 
Auflh einen Uemen deutachen Dialog Terfertigen; wobei die ^bmig 
^ehibaier aeyn wird, weil Sie in der Mutterspracbe geeohielit, and 
wegen dem Begriffe dee zu deklamirenden bafier von statten g;eiieii 
wird. — In der dritten Glaaae kdnnen Idyllon aoa Deniseos Samm- 
luDg — kleine poetische, oder andere Erzahlungen gewahlet werden 
— den zwo tibrigen Classen dienen kleine Redgen, in welchen 
Affckte Bind — kleine drammatischo Stficke — Elopatocka Oden 
nnd dgl. Auch konnon die Schuler eigene, Ton Ihnen selbst rer- 
fertigte Aufsiitae dekl;mviren. 

§ 31. Die Stuadcntabelle fur die Lehrgegenfltfinde wird aach 
dem Ende des Planes folgen; uud da ea die Maiinigfaltigkeit der 
«elbigen — die von einem Lehrer zu unterriehton — den zwo 
€Iaem eiiielwiheii, in den Lebntonden ebe sn^ ale abzugeben: eo 
mag es zwar bis ram ersten Mftnes eein Yerbleiben baben, dafi die 
TrflblektioD von aebt bie xebn wabrt; naebgebende aber eell nm 
halb aebt frfib, vie dae game Jabr mn balb awei Ubr Nadmuttaga 
der Anfang gemacht werden. Fr&he naoh der Studentenmesse soil 
bei der Rflckkunft der Stadenten jeder Lehrer sich schon in saner 
Claase einBnden; and der Unterrioht nicht in dom Kollegium, sondem 
in dem Schulhanae gehalten werden. In den Hundstagen ist es 
den Lehrem erlaubt, tViihe eine hnlhe Stnnde vor zfhn TTir zu 
sohliesen. NachmittagB aher wird das Zr i( lien aUdauu um halb 
awo gegeben, und um zwo d\o Loktion angetangon. 

§ 32. Jahrlich werden aHinmtliche Classen zweimal offentlioh 

gepriift werden; und damit alle Gegenstande konnen vorkommen, 

«o liak jede Olasse einen ganzen Tag aus. Beim Schlusse der 

Prftfongen m der enfen Jabreebilfte verden die Bfoten Sehfller 

aUer Gbesen 4(ffBatiieb abgelesen, and denen, welebe Siob in der 

Prilfong aoBieiehneien, wird einsweil, sofem 8ie Sich in der leiaten 

ebeoBo bewfthren warden, mm rorans ftr jede Claase eine Belotumng 

27* 



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430 



fenptoeben. Narh ()er ersten PrQfung werdea drei Erholangs Tage 
featattet Die Priifiiiig selbst geschieht gegen das Bode Aprils — 
die Andere wird gegcn das Ende Augustenfl gehalteii, weil daim 
noch die OeiHtlichkeit beiwohnen kann. 

§ 3^. Mit den SPiel Tagcn, welche nicht so wolil don Rofiiilem 
aur Au88chweifung, als den Lehrem zur Erholang gestattet werden, 
hat es he\ der, schon vor einigen Jahren von Celsissimo ergangenen 
Gnadigateu Yergrdnung auch kiinftig sein Beweuden. SPiel Tage, 
beifit 66 dort, in der Woehe hdren g&nzlich aaf, wann ein oder 
BMfaraie Feaie darinn einfidleii. AnSer dieMoi Mffl dea FrofeiMTeii 
am geataitot warden, DI«iM#*Tags Nadimittags, mid BonDentaga 
NaohiBiltaga Tom LehnD anHnaetean. Sbaa to wwrden an dar 
WailmaahtoD, Oaleni, wid Ffingstan gkioh naah den dnti Feiertages 
di» Sehnlen wieder gaSfibat werdeou 

§ 34. An diesen ho eben gedachten Tagen, oder aneh. BOBsft 
in dem Jahre hat kein liehrer einem Studenten, aua was immer 
fit ainam Yorwande Erlaubnid zu geben, nach Hanse zu gehn, 
wenn es auch nur einen Tag betrafe. Solche Erlaubnifi soil dpr 
Schfiler vom Director begehren, welcher sie nur selten, auH erheb- 
lichen Ursachen, sonderbar den Lauflingen ^) , oder »onet tmvp'r- 
dienten gestatten wird. Sollto auc)i sonst etwa ein Schiilcr cinon 
Tag ohne Erlaubnifi. uimI auser dem Falle einor Krankheit aun der 
Schule gebliebcn &eyn ; so soli er nicht ehr, als nach seiner Sistinmg 
Wm Direktor wieder snr Sohule gelaasen werden. 

§ 3& Jader Lelwer soil dieee Pnnkie genan beobaehton, de» 
Sdiflleni dan, 8ia betreffenden, Auacag nod Bnran denSelbigoD ni 
ilirar Naeittebtaiig bebaant maeben: keiner soU oboe Vorwieaeft 
daa Dirabton daiian, aowia in dem nmi falgenden Fbina*), eiwna 
iaden; londem so fern einige Abfindermg notbwendig wSio, iolebes 
ihra anzeigen, der dann sein Ontechten ihin mitzutheilen, eowio 
nberhaupt etwa sonst n5thige, hier noch nicht bemerkte Verfugnngeii 
mitretfen Macht hat — in wichtigen FftUen aber nnmiitelbare Aeao- 
latiooen CekiBaiMi einholen wird. 

*) Unter 'Lanfliiigsn* dud vohl aolcbe 8clilU«r la Tenrtehen, die oft and 

immer wieder um Ausgang nacbsuchen. 

*} Der hier aqgekOndigt Plaoe ist nicbt erbalten. 



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A. Die biwliSfliclMB 9Mm dm Stodt 8p«ardr. 421 

22. 

liehrordwuig 4tor Ewnriifcaii^r M Olwinhiae PoBMckato. 

1777, 

OLAK: Braehsal Oen. 1978 (Draok). 

Ordo docendi et docontium, 
ac praecipuorum ojusmodi officioium 
Provinciae BuperiorLs Germaoiae 
PP. Minoritaruiii, 

sive 

Franciscan o rum Conveiituiilium 
ProTisorie dibpositiu 
in 

Capiluio iiii^accasi 
An. MDCCLXXVl in An. MDCCLXXVU. 

Argeutoraii, 
Typia Fnwdaei Levtanlt, Episcopalit 
TMsitatia Tjpofpnphi. 

Cum fenDiaio tnpeiioram. 

Introductio S. 5 : 

. . . Hisce igitnr mature deltbatis ultima Congregaiio nostra 
Capitularis in Austriaca urbe Brisacftnsi ad diea 14. 15. & 16. Julii 
aiini praosontis coadunata, ac sub gloriosissimis Invictissimae , et 
Augustissimae Imperat. atque Reg. Mariae Theresiae Studiorum 
Iteformatricii felioiMdiiiae am^idit ai^ata, gennftloii, banc paUkit 
Totis plane oongmam legem eandendam dmit, ab omnibna Pro- 
Tindae nostrae Profenoribiu, Leetotibu* Ifagbtria^ne exaete ob- 
aeryandam. 

In eptimarum artinm studiia atTe publiee eive priTa- 
iim dooendis nulla priTata partium atudia, nallasTe privati 
«ommodi rationes aequamur; sed aut Bupremernm Impe- 
rantium Ordiaationibns, ant biaoe deficientibnai eelebri* 

orum, quibus Lycaea, Gymnasiaque nostra proxime ad- 
ja'-^^Tit. Acadomiarum Regulis conformcmur; quatcnus 
juventus ScholaBtica ad publicos ojii'^modi ductus e 1 1 » r- 
mata, ad emoliiTtiontum ctiam Pubiici f( liciter effloresoat. 

Lege hac goueraliu8 definita dicta Cougri'gatio sequentem Do- 
cendi ordinem dcterminavit Succinctum tamea et nonnisi pro-^- 
visorium. Fusiorem eniin aut ipua Magistratuum mandata aut ad'* 
jaoendnm Aeademiarom l oiormationes suggerent. 



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422 



Dokmnente. 



Defliqne non provisoriae, sed fixiori methodo prooqiliMUiii in- 
Bbtomiifl, qiuodo mDel constiterit, literanim stadia eum optatam per- 
feetionis apicem attigisse, nt in iis nihil amplius supersit reformandum. 

Quod quidem quia pro hoc caduco renim humanarum ^ratxL 
spcrari vix potonr. inde ctiam ad specialiortiii clansium doceodarum 
urdinem mudernti aetate, quoad iieri valet, uulioa designandum. 
desoeDdimus. 

§ I. 

Ordo Normalium in Scholis iufiuiis. 



IV. 

Communi oon modo Eradiionun, sed et natume ipaioa nifflngM^ 
oonatat, uoiTwnMui Doeendi, et Disoendi ntioiiem daplid gene- 
nfi oapite ooraprehendi: nempe Notitia LiBgoamm, et Neti- 
tia Be rum. (Die EenotiiiB der Spiachen, nnd die EeniitniB der 
Saehen.) y 

Notitia Linguarum cumprimis Patriam, deinde vero lite- 
rarias Latin am, Gruecam et Ilebraicam ianuit. Praeterea 
etiam exterorum linguae FrancicaiDf Italicam, Anglioam aBis- 
que ejtumodi pro diverea Nationnm homimunque neceentate designat 

In SeholiB potiasimum Patriae ae litenuianun lociu est, reliquii 
privatae onjuaqne aolertiae pro Taxia status et agendonun conditione 
reUetis. 

Notitia Re rum denno in gemioani apeeiem diqpesoitar. Prima 
res fidei ac Beligionis Christianae Dogmata ad omnem supemataralia 
aeqne ac naturalis felioitatis oonsecutionera inevitabiUa exponit. 

Altera humanis varii generis scientiis continetur ea ratione com- 
pnratis, ut trariHitoriae felicitati quidem inpriniis dcserviant, aeternae 
vero nequaquam otBciant, quin imo illam promoTeant potius. 

VI. 

Geminae huic cognitioni duplex quoque genus classium ad- 
si^natnr, Inferiorum, ct Supcriorum. Illae denuo in Tririales 
hndio Norm ales ac If 11 m a n i o r c s abeunt. Hae vanis speciebus 
Supenorum facultatum riirM[ii clu udmitur. 

Alii distinctiua triplex genus statuuut Normalium, lluma- 
morum, et Supcriorum. TDio niedem . mittlern und hohen 
Schulen.) Norm ales primii lin^uaruui et rerum cognoscendanim 
prinoipia: Humaniores perfectiores Chrammatioae, Poetuae et 
Bhetofioae JEtegolas: Bnpe riorea demnm altissima sneiitmrmft 
objeeta explanant 



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A. Die bkehAflidm SoiiiilMi dor Stftdt Spojer. 



423 



vn. 

Nurmales in Regnis Augustissimae Domni Austriacae 
RTibjectis mirifice florent, ac Trivialibus sive comnuinitcr hucusquo 
juventuti inatillatia Kubotitutae sunt, lllarum mothodum ot facilitate 
diacendi et rerum di»cendarum praeetantia plane eximiam bolidit^sime 
enucleavit Praesul coleberriraua, Rev""* D. Felbiger, Abbas Saga- 
nensis in Silesia. Illustria illius opera earn in rem Publico com- 
municata haedera nequaquam indigent. Luculentittbimiti doceudi et die- 
cendi praeceptis nee non dootrinamm exquiaitanun congerie abimdaiit. 

Fteeprimifl quadrapUoaii addgnaTit mefhodnm maxime proA- 
ouam hiaoe patriia Komenolatioiiibiis expressam. (Daa sDsamiiieB 
Unteniohten, das TabellariBueii, die Bnchstaben Hetliode, iind Kato- 
eldsirei).) Qnomm tenninomm aensiim, forte qmbaadam hand satis 
penpeotom, ipsa viii eeleberrinu opera peispieae et ezplanaiit, et 
eomm nsum Inonlenter deelanmL 

vm. 

Inaignis haee institaendi norma ipeaqne pvaefoti Autlioris opera 
mistris qnoqite eo efficaeins oommendanda visa sunt, qno radons 

non solum utilitatis sed et necessitatis ilia deprehenduntur ; ad banc 
enim Normalium dootrinam teneiae javentuti instillandam et 
Pro^eia nostra hodiednm yocatur: ipRum praeterea Normalinm 
echolarum directorium in civitate Brigantina totoque ejus amplis- 
simo districtu nobis commissum, efficaoiori incitamento est, iisdem 
quo longius. eo solertius incumbendi. 

Porro Tabollarum et Catechizandi. ut vocant, methodum 
ipsirt ([uijque Humanioribus et Superioribus classibus mirifice 
conducerc, nonint omnes, qui aliquando docendi I'rovincra perfuncti 
proprio motu et experientia ejusmodi mediis juventutis profectui 
feMns oonsulebank Eo studiosins igitnr baeo ipsa a nostiis per^ 
qnizatur, quo ntiliorem exinde operant Pnblioo praestabunt 

QaoDiam vero laudatae baetenns Normalinm institntioni a 
ffiraelandato Rev"**^ D. Felbiger explanatae, band fsdle qnidpiam 
ant addendum, aut demendum ocoorrit, idcirco, hisce praevie indi- 
eatis, ordinem easdem docendi, a celeberrimo Authoro adsignatnm 
omnibus, qnomm interest, commendantes, adHnmaniorum elasses 
devolvimnr. 

8 u. 

Ordo Uumaniorum in Gymnasiis. 

IX. 

Normalium oognitione haud contenti ac Pamassum altius 
conscenauri, Ilumanioribus sese adplicant Quod vero illarum, 



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424 



Dokw&ente. 



idem est et hanim objeetam, gemioa nempe Kotitia Linguftrnm 
et Remm, perfeotioDe tomen gredn in hisoe excolo&deram* 

X. 

Ex lioguis tres piaecipue addiscendae conioiuniore literatonim 
ealonlo adsernntttr. P atria praeprimis, (die Muttersprache) eo 
Minos negligenda, quo propeosiiis amore Patriae ad earn excolen- 
daiB, perfieiendamque ineltanrar. Deinde Latinae compafaadae 
intentiore conatnine desadandniii esse, ezinde patet, quod liaee 
Eruditomm omniiim, muveisae ferme Euiopae totiiisqae Eeolesiae 
Christianae vniTenale vinculum audiai Qraecam vero quis peri^ 
toram no»ciat, earn .snblimioribus scientSs, intelligendisqoe Anlbozi- 
buB classicis non modo proficuaTn, sed et necessariam esse? Ex 
ipsa igitur linguanun istarum indole inteUlgitar, quanta solertia et 
adplicatione iliac sint perquirendap. 

Sed et inter oxtemrum lingiias Oallicam vix noo necessariam 
hodiernus rerum 8tah!« effioit. Nowtrates Friburgi, Solodori, Brisaci 
aliisque in locis ea infallibiiiter indigent, turn ob concionea popuio 
idiuuiaie galUcu [»abJice pronuntiandas, turn ob confessiones tidelium 
60 vemaculo i'requentius excipiondas, tuin etiain ratione juveoum 
a noBtris in eodem idiomate specialiter institaendonun« Curandaat 
itaque maximopere^ ne linguae hujus praedarissimae ezeceitiam 
nnqoam inter nos desdeietar, quia ime nu^oia semper inerementa 
aaneiscatiir. 

PoiTo et jnventaii sebolastioae fireqaens oeeasio sappetit tllins 
^mparandae, sive dein per Nosimtes, sire per Paedagogos domesti,- 
008, ubivis looemm feme pzostantes. lisdem plane sobsidiia liagna 
Italic a aliaeTe ezterorum comparabuntor, si loeonun ac talentenm 
conditio easdem postolare videatur. 

Quid Teio linguae ciquscunque exeroitium proderit, msi et 
Bernm Hotitia, sire amplior loquendi copia praesto sit? Intpr 
omnia autem quae scienda sunt, eminere orthodoxae fidei dogmata, 
ac Christiana monim Budimenta (Die Glaubens- und Sitten^Lelue) 
quis nisi insipiens ncgaverit? Accedat hisce Historia sacra turn 
antiqui, cum novi foederis (Die geistliche Gcschichtc des alten und 
neuon Bundes) expUcandis yariis diyinae Eeligionis statibua maxime 
opportuna. 

Tranaeatur ad Hii^toriam universalem. ancillantibus Geographia, 
et Chronologia (Die allgemeine Geachichtskuiide, mit ihren zwoen 
Oebilfinnen der Erdbescbreibung , und Zeitrechnung) jungaatur 



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A. Die biscbdflicben Scbulen der Stadt Speyfir. 



425 



.^jithmeticeB, ei Geometrirn < li menta (Die liecheu- und Hel^kuiut) 
ia. oumem demoep« uBuni eximie profutara. 

Historica demum lie ram Physiearum cojniitione (Die Natur- 
^eachichte und Natiu'lehre) juvenum animi praiipartintur, ut hisoe 
,«t ejusmodi praedaria auxilUs ad elegantiores scieatias, Poeticam, 
«t Bhetoricam (Der Redd- nnd DiobtkmiBt) expedite progrediantur. 

Obsequium praeterea longe aoceptinuDimi ftdototeeiilibiu pno- 
•tebitor, u Koetrates, proat in Gymiiaaus noilariB hnoDBqae Unda- 
liUiter contiDuatam fbiaae, plurimi ex atata tern Boolenaiitieo, Um 
Folitioo in aooeptis refemnt, ulteriore eonatn pergant juTenM in 
yarii generis Morioea exercitiis excolere atque promovere* Soleiti 
«rti8 hajus longe amoeniammae (Der Tonknnst) instnictione non 
solnm jmrnndiiim et decornm, aed utile quoqne ploiima Poblid aatta- 
iaelione promoTebaot. 

Qaotnsquisque aniem erit, qui ariiiim iam ezeelaaTiini apicem 
aine debito libronim adparatit attigeritT Honim itaqme non minus 
pnideniem Baleofeam, qnam aedolam earam gefaot Profesaoiea, ne 
Aut illomm oopia tjnronum ingenia onerentur aut insufficientia de- 
fraudentur; qnocirca memorato Brisacensi Decreto Nostri iotegra 
iniiataDt ac in Aotboribus ClaaaioiB seligendis Imporantiam Tiei> 
jiammque Academianim desideriis prompte obBecundent. 

Quae quidem cum pro diversa locorum , in queis subsistimus, 
ratione ad unicum, aequalem(iue ordineni in Provincia nostra per 
Austriam. Bavariam, Franconiam. Oirculum lihenanum, Sueviam ac 
Helvetian! ampliata redieri vix valeant, hisce provisorio modo ejua- 
iiiocii Jjibrorum dcsigiuitionom adumbrare juvat, quam ubivis facil- 
lime mutare justumque in ordinem redigore licebit. 

XTTT 

Bod nec in numero Classium ineundaram conTeniunt seloctiores 
Academiae. AuHtrisioae, attento opusculonim pro numanioribus 
Viennae iniitK ss(trinu numero, sex desiderate vidtntur. Ab aliU 
Iinporii et uiaxime Bavariae KeformationibuH (juinque solumraodo 
^tatuuntur. Florentiaaima Francomae Cniversitas Wirceburgciuui 
jUlaram tenninam ad quatoor solum restrinxit. 

Hobia neqae haao dirersitas gravioria obataonli negotinm fiMMea&t 
SaqnaiBiir legem noefenm genendem ae in boo quoque Superionun 
IPlaeiliiB oonfomemur, aive iUi nujorem ant minorem Olaeaiam 
nwMnun eiegerinl. 

Interea tamen mediam aeligere viam lioeat, facile iterom alva 
ad deztnun aiye ad amietram infleetendam. Qninqna ponuraa: 



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426 



Dokmnente. 



Bndimenta, Qrammaticam, Syntaxin, Rhetoricam prixnam 

ac secundam. Quodsi jam sex impendi jubeantur, Syntaxis. cni 
ordine mox infra uubjiciendo unicnm adHigTiamiis, in dnna dividatur 
et numerus petituB prostabit. Ubi autera quatuor duntaxat Classe* 
inirc praecipimur, turn Rudimenta apud nos Hpocialom Classem 
Bortita, ad suctam Franconiae normani praevio in ticholis Realibu* 
aut iN oimalibuB absolvantur, et quaicrnarius solummodo remane- 
bit. Hisoe qnoad Claasium numerom oompoedtis, sequitur Libroruia 
etiam duitooraBi Mleotas. 

XIV. 

Qui in Austria aut Austriao adfiitis Gymnasiis instruunt, illi ad 
exponenda RcligioniB et momjn dogmata Rov'"' 1) Frlhiger Cate- 
c'hetiea Opuscula seligant. Ad institiK ikIhs Grammaticae, Poetica©' 
et Rhetoricae Claaaes aex Opuscula Vicnuae impreaaa et Friburgi 
Brisgoviae rcimpresBa deserviant, quibua ex Authoribus chiaflicis 
Cornelio Nepote, Phaedro, Julio Caesare, Cicerone, 
Ovidio ac Yirgilio aliisre adcommodato Scholaram ordine 
ilhiatrion loca aabneotimtar. Ad comparaiidam ffistorum tarn 
iaeMm, quam profonam oonnmilibiM OpnBentii, '^ennae spedate 
editb, provisam evL Et fayentibiis miparis auperioribuque haeo 
smgnla, nt feiiur, noviter poUta, nova Nmul stndiomm emendalioBfr 
tub praelo Yiennae andant Pro reliquis Classium iatanmi, ao 
artimB aubsidiis prostant alinade Tarii libelli claanei paaBtm editi» 
quos iniereminent Campidonae nuper elucabrati. 

Kec miniis Imperii statibus, urbibusqne probabitur, si in 
Humanioribus exponendis Nostcates aut praesigDatia Auatriac Hbellift 
incedant aut ea saltern attcntione progrediantur, ut ad explanandam 
doctrinam christianam T a t f r h i ^^ m o cujusque Dioeceseofl) aivo etiam, 
minore P. Widenhofer Wirceburgi edito utantur. 

Pro enidiendia autem Lingua Latina ot Graeca I nstitu tionea 
studiorum inferiorum Mannhetnii impresaas, et apcciatiTn pro 
utraquc Rhetorica P. Hermanni Goldhagen R)i otoi ic am 
e.vplicatam adsoiverint. Ad Germanicam deindc pyrticteiidam 
suppetunt exquisita Opuscula Wirceburgi aut Mouuchii venalia. 
Libolli dcmum Clasaici Campidonae in uaum Piarum Scholarum 
compilati ad omnigenam Historiam, Geographiam, antiqui* 
tates Oraaoas et Bomanaa: adHittoriam Naturalem, Doo- 
trinam Horalem et Arithmeticea eleme&ta perspieno oidyi* 
AnxiliabimtDr. Haee de HmnaiuoniiD Avtboribna. ^ %ilDr 
eonuB ebjeela? 



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A. Dm biachflfliohwi Bdhnlio der atadi Sp^er. 427 



XV. 

CLASSIS PRIMA, RUDIMENTA, tradet 1. Doctrinam Chri- 
stiaium]. 2. Introducdonem in LlDgnun Latipam. 3. Der denteohen 
Sprache Rechtschreibung, Abandorungen uird Abwandlungon. 4. Grae- 
cac legendae et Declinatiouum principia. 5. Ilistoriam sacram vet. 
ofc nov. Foederis. 6. Introdiiction<^m geQeralem in Geographiam et 
specialem Europae. 7. Dciuqiio Arithmetices Species simplices. 

Classis secunda, G i a Jiun atica, expHcabit I. Doctrinam 
ChriHtianam. 2. Latinae Linguae Regulaa uecesaarias. 3. Dor 
deutschenj Wurterffiguug schriftliche nnd muudUche Ubersetzung^ 
am dem Lftteinitoben in das Deatache. 4. Oneoanim Dedinatio- 
num progreasae et verbum anziliAre dfd. 5. HiBtoriam Honarehiae 
Aaflyricae, Penicae et Graecae. 6. Geographiam de Begnii Britanniaey 
Daoiae et Norregiae cum leliquis Septentrionatifaus. 7. Hiatoriae 
natnralia ideaa de primariia oorpomtn proprietatibna. 8. Aridi* 
metioea 8peoiw compositas. 

Olassis tertia, Syntaxis, exponet I. Dootrinam Christianam. 
2. Linguae Latinae puritatem et Syntaxin oraatam. 3. Regalaa 
do ratione scribendi literas et Narrationes componondi. 4. Poeseos 
faciliora principia. 5. Regeln von Briefen und Er/iihlungen. Gellerts 
und Brauna Briefe. Nachahniung liher selbige. Aueh der Ton- 
messuner Pufie, Verearten und einige Regoln. f3. Conjugationes 
Verboruni Graeconim activi et passni. 7. Antiquitatcs Uraecanicas. 
8. GeographicaB ideas de Portugallia, llii^pauia, Gallia, Belgia et 
Helvetia. 9. Hiatoriam natofalem de quatuor Elementb eoramque 
flioeiiomeiuB. 10* Arithmetieatn Id numeiis ftactia. 

Olaaaie qnarta, Hnmanitatia aen Rhetoric a L docebit 
I. Doetrioam C9irifltiano-Hotalem de officiia hominia in gene re. 
Ehetoricae Progymnaamata et tofioiea Eloquentiae apedea, ut aunt 
Narratio, Thema, Chria. 3. Elegantiores Artia Poeticae Regulas 
de Elegiaca, Pastorali, Epigrammatica, Lyrica et Didactica Poeat. 
4. Eretere Regain Ton der deutsohen Redckunst. Ersfthlungen, 
nnd Schilderungen nach den besten deutschen Mustem. Unter- 
sehiedlicho Vpr^^artcn, Fabeln. Schiifer- und Lehr^^odirhte. 5. (/onju- 
gatioDPf^ Yi'il i medii et Veruoruni in fit. 6, lli^toriaio de Impera- 
toribuB Romanis usque ad Caroluni M. 7. Ueographica praecog- 
nita de Italia, Himgaria, Imperio Turcico et rcliqua Asia. Africa 
au^ue America. S. Antiquitates Romanas. 9. Mythologiaiu bou 
Historiam de Gxaeoia fiibnlosa. tO. Arithmetioae Regalaa trium 
direotam et inrenam, quinque Poaitioaain ei Sodetatia. 

Glaaaia quinta, aire Rlietorica H. esplanet, t. Doetrinam 



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428 



DnkuMDle. 



Christiano- Moral em do officiis homini** in Hpecie. 2. Rhe- 
toricam Hacram ct |iri)fanam, additis gravionbus Eloquentiae Regulis 
4e Inventione, Dispositione etc. 3. Poeseos Heroicao ac Satyricae 
guetum ex Virgilii Aeoeide, Iloratii ac luvenalit* Satjris. 4. Er- 
habene Ziige der Redekunst. Ubersetzungen aus dem Cicero in 
das Deutdche. ForteeUung der Toumeasuog auB der Suiuuiiung 
to beflten Knitero. 5. Omeoam Syntaxin. 6. Historiam Imperii 
OeoideofaJiB a OarololL usque ad 0. B. losepbum IL 7. <}eo- 
graphiam de X Germaiiiae CirciiliB. 8. Elementa rei Nmnmariat 
et Diploinatioae, pia«Tias Qenealogiaa ac Palaeogiapliiae notioM. 
9* AriihiBetioae prograssiones ei proportiones. tO. Praacepta Pukri, 
die Hauptgrundu^tze der schonea Wiaaenaehaften und KftnatMi, 
Pliiloaophiae Frodrama distiootios in parte piactica enodanda. 

Hfictcnus distinctius delineata nonmillis fnrto diffi<'iIiora videbuntur, 
quam ut tot tantisque nbjootiB jiivetitus teiiera (jluniunr- At Impprnn- 
tium Ordinationes, florentissunarum Academiarum metliodos inspicia- 
muH. Haec eadem, si non et plura et graviora praescribunt. Impigrt 
jiidustria. prudens temporis distributio, sagax ingeniorum maiiudactio 
omoia viucit. Emineant Docentos dotibus a Rer'"" D. Felbiger 
oommandatis, dcqne diMoantoa alatariter, et animose enifcraitar. 

Nec de ntmia Anthoram libroramque copia juate oonqueientnr* 
Qc& in tenia Anstriada Cateehiomo FelbigarianOf OpusooliB claarids 
Histoiicis Yiennae editia: in loeia autem Ijnpexialilnia Oateobiiino 
Dioaoesano ant Wldenhoferiano atque inatttationibDS Mannbeauavi 
aibi prospexerint, iUi in reliquia, favante BolaitiB Ifagiatri dexteri- 
jtato) baud graviores expensas Bnbibunt ; ea enim aut privata aorip- 
tione aut libellis leviore pretio praestantibus facile supplebit. 

Quod vero hac ipsa aetate a florentissimis Universitatibus in 
usum deduchmi eonspioirmi'j. ut ad exaetins ti'titandnn: di"*cipulorum 
profectum quotannirt ;i qualibet Clause j)ublica cxaTnini inftituant, 
id pariter a nost) is iiiviolabiliter observetur. Singulis aniiH jmst 
Pascbalia aut PentecoHtalia Festa in publicum prodeant Protessoies 
Buis cum tyroiiibua, materiam cxamuiuni praevie sive scripto, sive 
typo consignatam, studiorum Fraefectis aliisque studiorum Fautorir 
bus imnanneirt tentemineqne Cateobetiea mefehodo iniHtoto, ooUo* 
catee indnatriaa banatique progresaua speQiniina edaat, dnm da 
oaataro reliqna de fteqnentiore, ac mennlt Gymnaaionini YintatlaBa 
Pfaefeotia noitria piaeioripta, eontinao in aalTO Mibaiatant At Tei* 
Hamanioribna tandem ad euperioia oenrertamnr. .... 



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A. Die UsdiAflidMD Sdivlm d«r Stadi 8p^. 



429^ 



23. 

TMeiehnls 4»r LehrpeiiM tom 1779. 

XASp HoobstiA Speyw 4fi0«. 

Prufungs Qegenstaude der ersten Klasse. 

T. 

ReIigiou8lebre» 

Die 4 letzten Artikeln dee Apustolischea QUubeos-BekenntmB. 

II. 

Spracben. 

Lateinisohe. 

A. Gesehleehter dor NoTinworter, B. Emthfilim^^ der Zcitv. orter, 

C. Ibre A bwaiidiungon, D. Herein in der Worttirtugung, E. Anwon- 

dung (heser Kegoln bey t^borsezung einiger Fabeln Aea Phadma, 

verachiedener Stellen des Cornelius, und etticher Gespr&che axm 

deni Schuhlbuche. , , . , . , 

LTnecnischo. 

a) Verandeningen der Selbstlauter. (i) UntcrBcheidun^Zeieheiiy 
y) Ente und zweyte Abanderung der ^exmwdrter. 

m. 

Bibliflolie Oeaehichte des alten Bimdefl. 
\om Eingange in Egypten bis mr Spaltang det Beichs vnter 
dem £r8ten Konig Saul. 

VVie auch 

Die Foriptiaiizung des reclitgliiubigen Yolkes, vom Anl'ange der 
Welt bid auf die Zeiten dt^s Mesbi^. 

TV 

Bucher dor hoili^cn Sohrilt. 
Au8 dem aiten Uetietze. 
J. Lehrbiicher. 2. Propheten. 

V. 

Xinleitung in die Iffinderbesohreibiiiig* 

Portsotzung von Europa. 
a) Die beriihmtesten lusela. b) Meereugen. c) Meerbusea. 
d) Landeoge. e) Qeb&rge. 

VI. 



t. Yenammlimg. 2. Abziehnng. 

D«r Stoff mur MdMastloii. 
Die NIchtigkeit de» MaoMlioik 



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430 



Dokoniente. 



Qegeostande der zweyten Klasse. 

T. 

Religionslehre. 
Bul^e ujid Beieht. 1. NothwendigkeiC. 2. Beschaiieoh^it. 

II. 

Sprachen. 
Lateinisclu'. 

A. Die Kegeln der WSrterfiigung, die Nennworter und Zeit- 
wcirtor betrefend. B. Das annehinliohe und Zieriiche des Ilaupt- 
worte8, Be) worteti, und Furwortes, bey Ubersezung uuterschiedlicber 
Btellen ana dem Caesar, Cornelias, Cicero, naeh dem SefaullNu^e. 

Griec-hiHciie. 

a) Yergleichungss^eln. fi) Eintheilong und AbandemngeD 
Avt FfirwSrter. y) riobtige ZeitwSrter. 6) Hue YeniMluniiig. e) Eemi- 
bnehstaben. C) Abetemmung der Zeiten. 10 Abwaadlungen. 

ni. 

WeltUoliA Oewddflbto. 
Yon der peraiachen Konarehie bis sor grieehiaokeo. 

lY. 

li&nderbesclireibuiig. 
1. D&nnemark. 2. Norwegen. 3. Schweden. 

V. 

^ Korperwelt. 

Diib Fcuer. 

a) Eigenaohaften. b) Aufentbalt. o) Ausbreitung. d) Wurkungen. 

VI. 

Beohenkunsti 
I. Vieiiuitigung. 2. Zertheilung in einfacben Zahlen. 

Der Stoff sur Deklamatton. 
Der Mittelstaod, 

PriifungsgegenBtuiid e der dritten Klasse. 

I 

Keligion. 
Die iiaturliche. 

Pflichten gegen aich aelbst nsoh der natdrlioben Riohtung, 
Uttd swar die gemeinen. 

Oeoffenbaite. 
Die letBtom (llof Oeboilie Ootlee. 



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A. Di* buefaOfliehan Sehulan d«r Stedl Bpttjir. 4$\ 

II. 

Spraohen. 

Die lateinische. 

a) Proprietas vocuni, quaruiii etyiuulogicas diiferentias quisque 
Tonibitt memoriae Causa explioabit. b) Syntaxis Tarians, generalis 
nngnlari*. qiuuitiim in hao profecerint dUscipiili vaiianda loeonim' 
opens Scholastid latimtas docebit. 

Griechlsohe. 
Obenesaog einiger Aesopischer Fabeln. 

Deutsche. 

Fflgang der Gesohleohts- Haupt- Bej- und FOrw^rter. 

ni. 

SelidDe Wissensotaafteii* 

Die Briefe. 

a) Allgomeine Roi2:oln fur Briofo, b) fiir frenndschafidichef 
«) fiir Briefe an Hohere. — wird fortgesezet. 

Die lateinischen Verse. 

Mntahoiies pro pangondis versibtts. pag. 272. et sequentibas. 
Appendix philologica pag. 

Landerkunde. 
Frankieich, die Niederlando und Bohweiz. 

Oeschichtkuude. 
Ton Pyrriius bis zu dem zweyten mithridatiachen Kriege. am 

35 bl: und f. Antiquitates graecorum. 

a) Praecipua tribunalia, b) ludi sacri, o) res militaria. pag. b3. 

Naturkundo. 
a) Waii»er, b) Queoksilber. c) Eluktricitat. 

Zahlcnkunde. 

Absiehimg, und absteigende Reduction in benannten Zadilen. 

Matorie zum Sproekeu. 

Ton der lateinisohen Spraobe. 

0 1 !^ s B i 8 q u a r t a 
Quae ent [>n\\ia Khotoricae ac Poeticae 
Specimen secundum dabit. 
I. 

Ex dootrina Christiaua. 

a) Ck>iifiimatio. b) hiqus Saoiamenti Veritas, o) Effeetus. 
4) Bneharistiae Teritas. e) Ooavenio panis et Tiiii in Corpus et 
Sangninem Christi. I) debita adoiatio. g) jsjiis oblatio. h) Siimtio. 



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433 



Mk Sthioft 

de offieiis erg» procrimmw. 
a) Officia communia homioibns umTerwin, b) Specialia "tt'*^"^ 
g) viciois, d) inimiciB debits. 

in. 

£x Bhetorica. 

a) Figurae yerbonim, b) Sententiarum, o) pehodi. Uratio Cicj©- 
ronis pro M. Marcello. 

Ex Poetica. 

Do Epopaeia. 

a) Definitio, b) MateiiA, c) dotos, d) forma Epopaeiae. Idb. £ 
Aeneid. YirgiliL ^ 

Bz KyfholAglft^ 
a) ]>ii inferi, b) nuuani, c) mouira marina, d) Deae. 

VI, 

Bx Linffoa geimaaiea. 
Yaria ei Beleeta praelegebantar exampla. 

YTT. 
£x Qraeco. 

Contmuatio orationiH secundnc Isocratis ad Kieoden. 

Yfll. 
Ex Geograpbla. 
Circalas Saxonias Superior. 

IX. 

Bac ▲rithmotloa. 
Qnatttor apedes m niunerM hetorogeneu. 



GlasBis quinta 

quae eat seemida Bhetoricae et Poetusae. 
Spaoimen secundiun dabit 

I. 

Ex Doctrina Ohrkitiana. 
De Offieiis Jwtitlae OfaristiaiuM. 
a) Peeeata in Spnitnm noetam, b) in eaefan danMntia, 
e) aUena, d} opera eamia, e) bonomm opemm neeeMlw, 0 ftvAtaCy 
efr triplex eomndeBi gwiu. 



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A. Die bischOflichen Sctulen der Stadt Speyer. 



4^3 



n. 

Sx Ethecia 
de officiis. 

a) Officia nobilium, b) et remedia se ipso fruendi. 

UL 
■Rx HiBtoria. 
A Rudolpho Habsburgio usque ad Ferdiaauduin I. 

17. 

Ez BhetoriM. 

Orotiones in genera demonstrativo. 

a) Res, b) Tempora, c) modi, d) fontes, e) artificium con- 
struendae panegyris, f) oratio natalitia, g) nuptialis, h) funebria, 

i) eucharistica, k) gratiilatoria, 1) orationes Ipgatorum, in) Salu- 
tation! s Priiioipiumi comitialeB et clientelaiiB) officii inaugu^- 

ralou etc. 

§) In Genere deliberatiTo 

a) Suasoria et disuaaoria. 

y} In Genere judicial!. 

a) Helatioiieu. V) apolog^ae, o) libelli supplicea. Oratio 
Ciceronis pro lege maoilia. 

V. 

Poetioa. 

Selectae odae Horatii jnxta ordinem opens classioL 

YT. 

Ex lingua gormanioa 
Taiia et selecta prolegebantur Kxempla. 

VIL 

Ex Oraeco. 

Oapnt secnndnm epiatolae I. s. lohannis Apostoli. 

vm. 

Sx Qeograpbia. 

CiieuliiB westphaliouB et Saxonieua inferior. 

IX. 

Ex Arithmetioa. 

Quatuor Species in uimiens heterugeneis. 



McBiWiiN QvnHBlM PiMdafoglM XLVn jj^ 



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434 



Dokmnente. 



24. 

fiberlragug des Lateiniselieii SehvlweMDS in Speyer 

an die Angnstiner. 

15. Sept. 1781. 

OLAff Pro! refer. 1787. Karlsmlie, Protokollmmmlnng 7801 S. 354. 

Naclideiu den beiden dahieaigen Seminarium" Ro?r*'nl-on Kaspar 
Oonner und Michael Castelliz auf ihr unterthanigstes ^iippliziren, 
ihre EntlaBunj? von Celsissimo in Onadon erteilt. und diese Amter 
denen biaher zu SPeier gestandenen Professoribus und respective 
Domprediger aufgctrageu worden; so fauden sick Cebissimus gnadigst 
bewogen, das Sohulweaeii zu SFeier, wie auch die Dompredigton 
and die Venehung des Gottesdiensies in der ehemaligen Jesuiten 
Eirehe den P. P. Augusttnero ansuvertrauen, und eroffneton dem 
P. ProTinctal der Aiagustiner dieee Hochste Geainnniig de date 
Bniohial 10. Aagust 1767 in Folgenden: 

1 . Da die P. P. Augustiner an mehrercn orten mlt rOhmlichBten 
EleiB die Jugcnd unterrichteten, so w^ren Hdcbstrie willons, diesem 
orden die Schulen and respective Dompredigten ni BPeier aikn- 
vertranen. 

2. Den P.P. FranziBkanem zu SPeier die obcdem das Schnlwesen 
verHohon hiitfcii, wiiron 844 fl. verabreichet worden, den Aui^u><tinem 
aber aollten iiberbaupt 1000 fl. gegeben worden. Dahinjrc^i'n 

3. Wenn P. Provinzial dieses Aiunbieten acceptire, so muflen 
vier geschickte Manner anhero geschickt werden, wovon einer als 
Domprediger sein — and zugleich die Direktion dea SehnlwesMu 
fthron mtlfite: Die 3 flbrigen aber die 5 Klassen »i besorgen 
hKtten, und neben dem den Gottesdienst in der Gymnaaiums-Kirebe, 
so wie dieser bisber bestanden, Terri<diten mflsten; ak: Den Beicht- 
stuhl, Todtangst-Braderschaft etc Da nun za Zeiten ein groeer 
Zasammeaflas Ton Leuten seie; so wire es aaoh ndtig, di^ alsdann 
einer odor andor aus dem Kloster jenen zu Ausbilfe geschickt wurde. 

P. Provincial in Litteris d. d. Memmingen 19. August ej. a: 
nahmo dit^sr-s Ant^rbieten, als ein Beweis der HSchsten ftuHdo 
CelsiBsiini an, und versprach lur Zeit 4 gesobickte Minner anher 
zu Schickt'u. 

Nun wurdt' das Tnsfrumeiitum tranf^Ifitionis in duplo vcrtVrfiget, 
und von dem Expiuvuitial der Aii,ij;iHtiiiC'r P. Alexander Sanim- 
haber der hiozu von acinoin P. Provincial ausdrdcklich coninuttirt 
war d. date SPeier 27. August unterschriobcn. und nachhero eben- 
falls Tom P. Provindal selbet ratificirt und unterschrieben. 



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A. Die bischOflichen Schulen der Stadt Bpeyer. 



435 



Yon Torbemelter ilbertragung dee Sdralwesens gaben Celsissi- 
moB d. d. BradMal 7. September dem HErru Domdeeliaiiten ra 
SPeier die Nadmeht mit dem gnftdigslen Erauchen, fernerhin ftuch 
wie bisher die oberaufeicbt fiber daa SchulweBen mit beisubehalton, 
welches der HErr Domdeebant in Bttckantwort ad CekiBsimmn 
d. d. SPeier 8^ Septembria nach Kraften zu tbun ▼erspraeb. 

25. 

BiBilpliiiar-ErlaSM des MBehofs Angist. 

«) U. Bes. 1787. 

OLAX Bni. ref. 1767 8. 66S. 

P. Prior der Anguafciner zn SPeier Qelaaiua Fetb ale praefeotua 
Gymnasii allda, stellte Gelnsaimo anterthantgst Tor, weil von den 
Studenten allerhand Unordnungen und AiuecbweifDiigeii in der 
Cbristnacht vor und nach der MeUen begangen wfirden, so sei schon 
zu Erfurt und andem Orten vermischter Religion den Studenten 
verbotten worden, des Nachts in einer Kirche zu erscheinen: er 
habe zu SPeier Rehnn von mehrereu Ijeuten gehort, dali die ShidentPTi 
in der Christnac lit auBer ihrem Wohnhauw allerhand unanstiiiidige 
Gesellschatteu besuehten, und es ihnen alao au der notigen Vorberei- 
tung zur heiligen Kommunion fehlen mflsge: er woUe demnach bei 
Celsisaimo untertliauig6t ani'rageu, ob deunoch in der G^mnaBiuini} 
Kirehe ni SFider der Qoiteadienat aoHe fort gebaltaa, oder elwa erst 
ma 6 Ubr Morgena angefimgeD werde. Diese Abftodenmg hAtten 
achon mehrere fromme Titer and Kostifaierni wegen der gewdfani* 
lioben Auaacbwetfiiiqfen gewfinacht: Woraiif Celaiaaimna gnAdigat 
reaoMerten: „erwarteB wir denYoraehbig aoblemugst^ tud ware 
bieiauf aladami die Endliche 

Resolntio 

Cfi*^i'^Himu8 verordnon gnadigst. dnl5 in der (iymnaBiums 
Knvlio der GottesdiciiHt in der Kristnacht unterlafien, und 
MorgenB urn 6 Ubr angetangen werde. 

b) 5. April 1788. 

GLAK Trot. ref. 1788. Pk<otolEoll8ainmlaiig 780S. 8. 191ff. 

SPeier: Lateiniaohe Schulen, nnordnimg outer den 
Studenten. 

Da Celsissimus vernommen, da6 die Studenten zu SPeier heim- 
licbc ZuBammcnkiinfte halten. in Wirthshanscr gphon, und allerhand 
verderbliche Biicher lesen; so wurde auf hochsten Befehl an don 
hier gegenwartigen P. Prior der Augustiner zu SPeier, als prae< 

28* 



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436 



OokiuBtiiCe. 



fectum Qymiuwii BpirensiB, ein Deere mm erlMaen, urn selbea in 
den Schulen zu publiziren folgenden Inhalts: 

pDa Seine HoohfOretliche Gimden, unser s^nadigster Herr und 
Fiirat bochstmisfallig erfahren miilien, dafi unter den Schillcrn zu 
SPeier eine verderbliche Lessucht mehrerer argerlichen boson 
Biicher aich cinschleiche , wodurch die Iveinigkeit der Sittcn und 
Oottesfurclit nothwendig den grosten Schadeii leiden miisaen. und 
daii auuli feruer muhrtire Studenteii gegeii das allgemeine Vurbot 
nch erfrechen, offentlicbe Wirtbsbaaser m. besnehen and Zusammen- 
kftnfte za halten, wodareh nieht mat die edle fhnen. warn StadiereiL 
boBtimmte Zeit Tenohwendet vird, tondem auch die Gelegeobeit 
sayeiBohiedeneii aehldliefaen Auaachweiftiiigeii sicb 5Awt; So ergehet 
der HSehste BefeU Seiner Hochfilivtlieheii Gaftden fto HE. P. Prior 
der Heim P. P. Augnstiiier, ak Voigeeetalea dee Katholifldien Qjwt- 
nasimiiB in SPeier, die genaneate Aufsicbt mit den ProfeBoren zn 
haben, und alle Sorge daluB m wenden, daB diesem eiaaohleicbendeii 
Gift boser Biicher alle nur m5glicbe Gegenwehr geseat "werde. 80- 
gleich soil alien Scbiilern joden fr^^rahrliche Bxieh zu haben, darinnen 
ZII lescn, oder einr m luidcm mitzutciicn, uacbdruckFiammst verbotten 
werden. Wer imnier gegen dieses Verbot fehlenhaft befnnden wird, soil 
scharteat gestratt und bei Verharrung IniUngchorHain aUH den bchulen 
als eine auch fflr andere gefahrliche schadliche Pest verbant werden. 

So sollen auch sammtlicho Prufessoren sonderheitlich noch 
daraof bestehen, daB bei denen Studenten koine privat geseUsobafft 
and Zntammenlcfliille tieh uuelteln, wobei, wean anoh gleidi niidita 
botes geaohehen soUte, deanooh die wnriedermfllcbe Zeit ver- 
eehwendet vird. Ein jeder Profeaaor wird daher gana reeht tiran, 
wenn er aieh dee Kostiianses eines jeden eeiner SohlUer erknndlgely 
danelbige beanoliet , nnd nachriebet, ob siek niolit daiinnea eine 
Gelegenheit znm BSsen, oder nnter den Yorzath dee Scbiilers ein 
AVerkzeug zu desaen Verdcrben vorfinde, urn dergleicben desto 
Ehender abzuscbneiden, oder beseitigen zu konnen. Endlicb soUen 
Junglingo, so wirthshSuser bcsuchen, nochmnlen ernstlicb gewamct 
■werden, da von ab/.ustehen; und soilten einige aich finden laBen, 
welche dun li ibr Verbotwidriges VerhaUen zeigen, daB wic die Aus- 
scbweituiig nichr aln daa Studiorcn lieben, solieu den W irthnhaiuer- 
besuchern die Schulen geschb iieu sein. 

Es wird P. l*riui auf liucliMten Befehl diese gnadigHte Eriime- 
rung Seiner HochfilrBtlicben Gnaden den ScbiUem bekannt machen, 
nnd anf den genanesten Befolg denelben unaafliSrlieli aoht haben. 
Ex mandato Speolali Celnaaimi. 



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A. Die biMhOflidUD BeboUii der Stadt 8pqr«r. 



437 



b)- Die Stiflasohiilen. 

I. St. Germans t if t. 
26. 

Sttfimig einer Lehrerpfriuide. 
1219. 

Hone, Z f G. J. OHh. I B. 870. RAM Bbdn-Pfklaer Urk. KUtater, 
St. 6«niMn. XX 2/2 Cue 1. 

In nomiiie eaoote et individue trinitatiB. OmiTadas MetomiB 
«t Spireneis epiMopoB, impeiiaKB tiite MiioelUuriiift. OonfinBtntu 

aaieiunim inTeniri deeet in his precipue fftoilioreni, que constitnta 
In alicuiuB ecclefli^ Btatnm fuerint meliorem. Noverint igitur tarn 
presentis qnam futore etatis fidelet, qualiter dileoti filii nostri 

ecclesi? aancti Gcnnani in Spira canonici coram nobis constituti 
sua nobis intiniatione aperuerint, quod modinntc Heinrico preposito 
suo, ad consilium dilectorum noatroram JbViderici dooani. Berngeri 
cantoris, Eberhardi soolastici majoris ecclesi^ Spirensis aiiorumque 
Uiscretorum, prebendam lleinrici de Wizenburc, tunc vacantem, 
acole ipsorum obligaverint, ita ut prebenda scole et scola perpetu- 
aliter aanexa sit prebonde, sic ut qui in eandcm euccesseiit pre- 
iMndam, gratie, exceptia miiioribiiB mitmiBOiilis, quae in oonaiietiidiiie 
habaotar, doeeat soolaies, et hoe in propria persona, niai forte de 
gratia oapitnli a^jntorem ebtineat, et tarn diu rit in peidpiendo, 
ipam din fnit in dooendo, wm moleetia egritndinia exeuaetor, in 
qno caan Ttoem Boani, si oronioa fiierit ^ritndo, per aUam per- 
BOaam ad conailiiini eapitnli aaramendam aiq»plebit. Hla ita propo- 
ntia Bupplicayemnt, nt super premianB aaaansum noBtmm simul et 
foTorem ipBiB exhibere dignaremur. Honeatia itaqne peticionibua 
eorum grato concurrentes aasensu memoratam ordinationem de dicta 
prebenda ratam p^sp volentes banc dictis canoniris sancti Germani 
eorumque successoribos nostra confirmamus iuk (urititp of jirpsenti 
pagina noRtro signata ai^jillo eorroboramus, sUitueutes et wub anathe- 
matis pena firmiter inhibontes, ne quis contra banc nostre con- 
firmationiB pagiuuni au5u temerario venire presumat. Si quis autem 
in contrarium attemptayerit, indigoationem del omnipotentis cum 
enxminianiisaiioBe noverit ae inoimteae. Acta rant heo apnd SpiiaiiL 
«nno miUeainio dnoanteBimo deeimo none, X kal. Septembris, in- 
dietione YII*. 



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438 



Doknmente. 



27. 

Ordnang flir die lUnoniker des Sttflfly 
betr. Teiloahme an ttoelenuessen. 
1295. 

BAH, Rheinpf. Drk. KUMar, St Qeraian XX 9/3 f. 4. 

Nos Slephamifl Decanaa et Oapitalum eoclesiae sanott Qeimanf 
SpireoBiB, attondentes TolnntateB defiuctonim benefiuitoniiii nostro- 
nun iUibatas ene firmlter observaodas, ordinando decreTimna, nt 
panes anniTeisarioritm dicti *ae)geroili' eubiraliantar, tarn oanonicta 
quam vicariiB, ({ui miBsis pro deflinetia quae ob memoriam p»e- 
diotonim beneiactonim nostrorum celebrantur praeaeoteB non inteis 
fuerini eo tempore, qno in choro ipsoram memorie peragnntur, 
otiam si priiis vel posterius cadant annivorsaria. nomenisqiic paniirn 
e<irundem qui a dietis missis se abscMitaverunt , per cellcranuru 
nostrum Higiiatur, ol) hoc quud si eciam forte familia absentis dictoii 
panes ad pistrinum reciperrt. quod perniittimus, tamen nichil nninus 
de prcbenda se absentantis, [aatuiidom panis refundatur inquinitum 
cellerarius nosier vel vicaiius axixis t'ignavit euui abseucias com- 
miaisse, oni oellerario nostro Tel vicario eios credator super illo 
inramento, sen fidei dadirne quod vel quam ceUerariJ In eeelMla 
nostra oonsueTerunt, ut sic volnntates deinnotonim impleantnr, et 
ad divinum oultam singnU aroeantnr. Quitquid autem ex snspensione 
sen snbtraetione praedietaram oongfegationnm tmt ad nanm oom- 
mnnem oaaeoioonim et vioarionim oonvertetnr. Qoae omnia sub 
inramento quod a canonicis pnestatur de servandis oonsnetndiBilnia 
et Btatutis approbatis volumns comprehendi et jnviolabiliter obser- 
vari. In cuius roi testimoninm sigiUum GapitnE nostri piaesentibna 

duximu8 a|ip('nfli. 

Datum auni domini Millesnno ducentesimo nonagesimo quiato, 
sabbato ante Nativitatem beate virgims Marie. 

28.' 

Brotstiftung fttr arme SehiUer. 
1SS3. 

Moue, Z.f.G.d.ORb. 1 S. 271. - RAM, Rheinpf. Urk., KlOster, Spejer 
St. German XX 2/3 f. 8. 

(AuHzuj; auH der Stiftung einer Prabende, welche Sygelo de 
Columba dem S. Germansstift machte.) 

Iteui ad uugincuiuciotiem elemosine puuperum sculuriura, quam 
quondam, bone memorie dictus Beuzo de Columba decunus pre^ 



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A. Di« biachOflicbeo Schulen der Stadt Speyer. 



439 



dictus. instituit, redditus duaruin lil>r;tiuin liallensium .... deputa- 
verunt .... Item ut in cadcm ecclesia 8. Germani diyinuB cultas 
eo magis ereaoat et avgeatur, ipbi exeentores Tiee et nomine qno 
supra, pcnsioiiem uto redditua amnios et perpetaoa triginta ctun 
dimidio maldronun mliginis sex scolaribuB idoneiB, choro ntilibofl et 
ecolaa frequentantibua et proinde cotlidie et perpetuo deservientibm 
pro prebeadnla deputavenmt et deputant in biis scriptiB '. . . boo 
modo Tidelicet, quod ai quia ipsorum sex soolarium receptua et 
electus pro aliquo tempore vel aervicio ciiiuHcunque se a cboro 
abaoitaret, quod per spacium iUius temporis absentic alter Bcolaria 
aubatitutus ipso facto panem illius absentia rccipiat ct clesorviat, 
<]iio««qnc absens revertctur. Et si quid in ipsis trif^inta cum dimidio 
muldris ailiginiu ipsis panibuH prebcudalilnis ultra nuilrium et precium 
pistrini mipererit, quod illud supeitiuuiu illis sex scolaribus similiter 
propurtionaliter distribuatur, si vero eadcm prebendule pamim a 
predicto multro et pretio pistrini relevari noa poteruut, e\ tunc a 
festo Dativitatis beatc Virginia usque ad festum omnium sanctonun 
Bttapendantiir, ut de auapenao buinamodi de pretio multri etpiatrini 
aatiafiat et residuum, quod aatiafactionem excedit, inter acokrea in 
anniyeraario ipeiua teatatoxia diatribuaCur .... Acta sunt bee anno 
dom. MoGGCoXXXUI. 

29. 

T«rtrag ftber die Stiltssehnle. 
1407. 

KASp, 8t. QemuuDi Nr. S. — Mone, Z. f. 0. cl. ORb. I 8. 279. 

lohaunes de Odendorff, prepositus in Wydoi, vicarins in apiri' 
tualibus gencraliB, et magister Nieolau8 Kunigstcin, officialia rev. in 
Cbristd patris et dom. dom, Habani d. gr. episcopi Spironsia, cunctia 
quorum intcreat vel interorit, salutem in dumino cum noticia aub- 
acriptorum. Quamvis de officio rectoria acolarum ecclesio sancti 
Germani extra muroa Spirenaes et redditibus dinsdem rectoris multa 
in libro statutorum dicte ecclesie scripta inveniantnr, attamen quia 
eadem aoripta in quibosdam videntur eaae contraria et implicari, 
in quibuadam vero non fiierint a pluribus annia tranaactts observata 
et per non^uaum cenaentur eaae abn^ta, et ob boo inter venera- 
biles viros dominoa decannm et capitulum dicte eccleaie ex una, 
et dorainum lobannem Heyden canonicum ct acolaaticnm eiuadem 
eccleaie de et auper redditibus rectoris dictarum Moolarum et coram 
oocaalone dissensiones vane auborte fuerant et ad cognicionem dicti 



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440 



DoknmeDtft. 



domini nostri episcopi finalitor deducte: idcirco nobis id6m dominns 
no8ter episcopus commiait. quatiniis partes ipsas de et super dissen- 
sionibuw hiiiiismodi curaremus aini( abiliter. 'li firri posset; nlioquin 
per iusticie trainireni comportare, et quidquid super eisdem partes 
inter predietas dittiniremus et pronunciarcraus, quod hoc idem inter 
statuta et alias ordinaciones eiusdein ecclesie conscribi ot redigi in 
perpetuam rei memoriam faceremus. Quorum prioium cooperante 
pada ftuetore de oonsoisu pardnm earandem perfooimvs et partes 
ipeaa eomportavimiis amicabiliter in hnno modani: videlieet qnod 
detncepB qnilibet Bcoburtiein in dicta ecdeeia reotorem idonenm ad 
regendimi dicfaa aoolas eligere debet pure et aimplieiter, absque 
toiHeet ooiiTenoioae sen pactione, qaod rector minus redpiat quam 
redditos tri^ta modiorum siliginis, qui adbuc de redditibu qiia> 
diagmta modiorum siliginis, olim ad enndem rectorom cpectaiitibiu, 
supersunt et iuTeiiiaiitBr, salvo pluri; cumqne flic electum presentare 
debet decano et capitnio ecclesio predicte, qui eum aut maior pars 
cx eis, si ent idonou«, dobont sine reclamacione qualibet acceptare. 
Hi vero in rt d litil iis tiigiuta. modiorum siliginis predictis aliquis in 
antea defectus proveniret, quocunque casu aut eventu illud accideret, 
sic quod rectori, qui pro tempore fuerit, dicti trigmta modii siliginis 
ex toto ot integraliter singulis annis non peraolverentur, ilium 
defectum scoUsticus de sua propria prebeuda supplere debet et 
ddem rectori plenarie reaaieire. Qnilibet edam aookutiooB dein- 
c^B, antequam ad capitolam et percepdonem frnotaiim prabende 
sue admittatur, jurare debebit ad Mnota d« ewan^Iia, prenuHa 
omnia abeqne finuide et dolo firmiter obeerrare. Inmiper rector 
scolamm propter redditoi XXX modionim siliginiB piedictoe pan- 
peres gtatia docebit, a diviiibiis predom lecipiet et jura mionia, 
et ouilibet canonicorum unum scolarem, qucm dictus eanoniona 
nutrit, gratis dooere debet, recipiendo tamen iura minuta ab eodem. 
Dictus rector eciam astrictus erit ut prius cboro. exccptis matutinis, 
ad quas non tenetur, nisi in festis novom bH-timnirn, propter pueros 
eciam. dictus mahitinas novem lectiorium frequeiitantes, tit in nifttii- 
tims possit cos iegulare. Septimanam tamen in rlioro non taciet 
ut ceteri ioibi beneficiati. Obedienciam vero decano et capihilo 
reverenciam debitam exhibcbu. Ne autom futuris tompuribus super 
regimino et officio et redUitibuH rectoriti inter decanum et capitulum 
et scolastioum occasione priorom acriptoramm, in libro Btatnttmim 
ant alibi contentarum, de regimine et offido rectoris et eina reddi- 
tiboB raencionem fadendnm, diaaendonea oiiantor, eaadem aoriptoras 
de concenaa dictanim pacdum, in quantom hnio oomportationl 



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A. Die 1)iMli5flieb«n BeliakB dor Btedt Bpeyer. 



441 



obtUmt et eontrariantmr, eaasamiM efe^initamiu, Tolentet, nt hoiiu- 
modi oompoftado sea eompondo ad stetnte et ordinadones diete 
eoclede de Tarbo ad Terbtua fideliier oonsoribatiir et quod ipaa 
deineepe in eadum ecclesia inviolabilHer obBervetur. Et in horum 
evidens testimonium ngiUiiin vioariatus mei lohannis vicarii predioti 
ad peticionera dictanim pazehnn est appensum. Datum et actum 
Spire anno millesimo OCCG<* septimo, in vigilia beati Lanrencii 
martyris. [9. Aug.] 

30. 

Btdwfomiel fllr die Lektoreii det StIIti 
anf der UiilTenltftt Heldellierg. 
0.1440. 

8Catnt0iiba«h dsa Oaniiaiutifteii BL 27. Karlnrnhe. — Hons, Z.£d.O. 
<I.OR]i. I 8.297C 

luiamentnin prabendariozom in uniTeraUate Heydelbexgenri 
legeneium. 

Ego N. jure ad hec saiiota dei ewaugelia, manu mea dexteia 

eoiporaliter taota, quod ex nunc in antea ero fidelis ecclesiae et 
peiBonis ipnus et capitulo sanctorum Germani et Maurioii, et quod 
atatuta, consuetudines, instituoiones, jura et privilegia ejusdem ecclesie 
pro posso et nosse per capitulum reqiiisitus manutenebo; defensalM* 
et in quantum personam meam concernunt, observabo. Et quod in 
negociiB ct causin ccciesie et capituH mo fidelem in consiliiB, auxiliin 
et favoribus exhibebo. Et eecreta capituli cekbo et in aecreto 
tenebo , nec alicui revelabo, donee per eapitulum revelentur vel 
miiii a capitulo licentia detur revelandi. Nec iu tractatibus capituli 
singularis ero, sed capitulo ant majori ejus parti me oonfonnabo. 
Et semper dabo melius oooBilinm, quod dens dederit. Item con- 
oordiam inter TenezabOes et eironmspeetos vires dominos deoanum 
et oapitnhim ecolesie sanetorum Germani et Ifanrioii ex una, et 
praebendarios prebendas suae radone alme uniTeraitatia oppidi 
Heydelbnrgensis in predicta eeclesia ss. Germani et Hanricii ob- 
tinentes parte ex altera, per venerabiles et drcumspectos viros 
dominos Nicolaum Burgman decretorum doctorem majoris, etBemol- 
dum de Wistat sancte trinitatis ecclesianim 8ptrensium decanos 
super emolumentia capitularibus per eapitulum dicto ecclcRie bs. 
Oermnni et Mauricii, HBCundum tenorcin ( ujusdam btatuti dewuper 
editi, factam et ]>er almam universitatem lieydelburgensem pre- 
dictam per instrumentum publicum approbatam et proinulgatani, 
cum omnibos suis punctis et articulis firmiter sine traude et dolo 



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442 



Dokumeaie. 



tenebo et observabo. Nec uon concordiam sive compositionem 
inter clerum ct cives Spirenses lactam, et siguaiitcr super vino 
propinando, cum onmibus flub ptmotiB et artioolis fideUter sine 
fraude et dole serrabo. Umonesqiie trium ae quataor eceleBiamm 
Bimili modo obeefrabo. Et quod me de l^timo thoro natom et 
a meiB oonsangnineis ae aliia meam notieiaai babentibuB eic haberi, 
teneri et reputari credo. Et si ex poat contrarinm inveniretiir^ 
teneor et toIo absque diffieultate ct oontradietione ad decani et 
oapituli reqnisicionem dimittcre prebendam meam. Nec non domino 
decano manualem faciam obedienciam in Ucitis et boneatiB, ut moria 
eat. Et quando residere volo, illam residenciam faciam in civitate 
Spirensi. Nec me ad riiriam Romanam transferam, nisi petita 
liccntia a decano et capitulo ]>rfHlirti«^ et obtenta. Et si ad curiam 
Romanam venero, eciam causa percgrinacionis, nicUil contra eccle- 
siam 8f*. Germani et Mauricii vel peraonas ejusdem per me vel per 
aliuni impetrabo vel impotratia utar quovis modo. Et quod intra 
moutiem proximuni inbtrunieutum juramenti hie facti procurabo et 
domino decano preaentabo expensis meis. Pren^Baa omnia et aiii^ 
gnla commvniter et divirim jnro ad bee saneta dei ewangolia, nee 
contra predicta ant aliquod eomndem directe vel indirecte, publico 
Tol occulte venire vole verbo vel facto qnovis modo. Sic me dena 
a^juvet et conditoree Banctomm ewangeliomm dei. 

11. at, Quidostift. 
31. 

Tom lateintoeheii Schnlm^tster 4m Stifle. 

1262. 

RAH, Rheinpt Urk., Speyer KUtator, St. Ouido TS.^ f. 1. UonOr 
Z.f.G.d.ORIi.1 8.878f. 

Magister D(itbericuB} collerarius majoris ecclesie Spirensis^ 
magister H(einricu8) de Ni«MteI, canoniciiB s. Germani, magistw 
Cnnradiu et magiBter H. Oyminue, praebendarii ^irensee. DiBeep- 
tantea inter ae abbas et oonTentoa Utrine yallis [Enfiertbal] et capi> 
tolnm eecleaie a. Widonia et magister H. rector puerorum ejusdem 
eodesie super quataor amis vini, qnas dabunt in perpetunm Gunthems 
et sui heredes de domo quadam in Hagenbach [Hambacb bei Neu- 
stadtj et vineis s'lth ibidem, que utraquo pars ad se ex l^acione 
seu donaoione domini H. quondam yicecustodis ecdede SpirensiB 
defimod assemat pertinere, instromentb euper legacione seu donar 



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A. Die bischOflichen Schulen der Stadt Speyer. 



443 



clone dictoruni bononnn confectis nobis oblatis, in nos ad senton- 
ciandum seu arbitrario pronuncianduni sub periculo cause ot peua 
viginii librarum hullensiuni, uubis a contiaveniente persolvendanim, 
conpromiseruiit. Xos itaquo racionibut* paicium ct iastrumentiB 
diligenter perspectis, que juris erant attendentee, et que concordie 
oonaideranteB, inftor hec medium eligendo a partibns reqiiiaati sub 
peoa anteposita prommciaraus, ut eecleaia s. WidouM et magister 
puerorum ibidem, prout ipmim oontingift, medletatem bonomm pre- 
acriptoram peroipiaot cum ouere rao^ abbas et conventus alteram 
medietatem cum oDere sue* NuHam de cetero aocionem saper hiis 
in judieio vel extra judicium invicem habituri. Actum anno domini 
M^'CC^LX" sccundo, sabbato ante domiaicam Ciroomdedenint in 
mtgori ecdesia Spirensis. [4. Febr.] 

32. 

Sttftan; fftr arme Seliftler. 
136S. 

RAH, Rhftinp£ Vtk., Speyer KlOstor, 8t. Oaido XX 2/3 f. I. — Mone, 
Z.f.G.d.OBh.I 8.274. 

In nomine aaneto et individne trinitatis amen. lobannes decanns 
totumque capitulum ecolesie s. Widonis Spirensis nniTeniB in posternm 
Chiisti fideUbiu salntem in Christo perpetnam. Devota piorum 
bominnm faeta et mazime ad subsidium paupenmi pertinenda tanto 
amplins digna sunt fideli memorie commendari, quanto constat, quod 
e\ radice gomine perfecteque dilectionis i^odeunt et prooedunt. 
Fresencium igitur oontioenciam litteraram aignificare et connervare 
cupientes noticie et memorie posterorum sub carum presenti atte- 
statione fatemur, quod Thoodericiis de Wachcnheim, [)robendariu8 
Spirensis, ob sui et parcntuni suoruiii inenioriani contulit nobis XXV 
marcas puri argenti, ita quod nos dc noiitro grnnario unam prebeii- 
dam siligiuih cottidic in usnm lUI bcolarium pauperuni in porpe- 
tuum ministremws, <[Uod est ad XVlll modios siliginis annuatim; 
scolunuui scilicut, qui magistro scolarum secundum disciplinam 
scolasticam obedientes sint et quartnm deoimnm annum etatis atti- 
gerint, ita quod scolas et dioram oonvenienter velint et valeant 
frequenture. Quod ideo dictum est, ne forte oooaaione hiqusmodi 
elemosine quelibet paopercula ecolis ant chore passim saum par- 
vulmn quemlibet subintrudai Hec inquam profitemur, et ut rata 
permaneant, presenti eonfirmamus scripto et nostro sigtllo, quod 
quicunque infringere vel commutare quoquo modo presumpserit, 



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Dokamente. 



iarilnis oareat et in penam sue temeritatis ulcio diyina, qnain in 
corpore vix sustinere valeat, veniat supor ipsom. Ordinatum eat 
eciam, quod huiusmodi locatio prebendularum ad . . . decanum, qui 
pro tempore fuorit, debeat pertanere. Aotnm anno dom. M** OC** LX<^ 
tercio mense Octobre. 

33. 

Statutes lies Bttfto. 

RAM, Speyer KlOster, St. Gaido XX 2/3 fiuc 2. — Hone, Z. F. 6. d. OEh. I 

H. decaniu totmnqoe capitnliun eocMe saneti Qoidonia in 
Spiia uiiTeniB preoeni Bcriptum intaentibns snbacriptis fidem et 
favorem adbibere. Ecclerie noetre iora, oonBtitationes, fibartatea, 
Gonraetndines haetenus observatas et appiobatas ad peqietuam om- 
nium memoriam et ad eTitandaa inter nos diacordias in noninc 
domini presentibus annotamus, vetereB innoTantes et noTaa ecclesie 
nostre utiles et honestas statuentes. Communicate igitur consilio 
et habita cum domino nostro . . . preposito jnnti?ra deliboratione 
has volumns constitutionos in ecclesia nostra tirmiter observari: 
videlicet ut niilli iiccolito ecclesin nostre de iure vel gracia sue pre- 
bende redemptio concedatur, in ea gracia, que nobis ad duos annos 
in vacantibus prebendis ad fabricam ecclesie nostre a auperiori est 
collata, quam redemptioneiu cuilibet sacerdoti de iure et gracia 
libera duximufl coneedendam; intemediis yero diaeonibus et nib- 
diaconiboB graoiam redemptionis damns sub hao forma, ut ad hoc 
fratrum oommnnis consensus aoeedat, si in eis eoolesie nostre com- 
munis utiUtas pensata foerit et honestas, precinm et quantitatem 
redemptionis tazantes ad deoem librss denariorum Spirensis monete 
legalium et pro tempore ourrentittm adioientes, ut quilibet reoeptus 
ad percepttonem intrans pro redemptione servicii quondam ecclesie 
nostre debiti in marca puri argenti ad ornatum ecclesie nostre 
teneatur. Item nulli concedatur gracia perceptionis prcbende ratione 
studii vel pcrcg:riTiationis vel quaqunque abienrli <'nu?a, qui per 
annum continue in ectjlcsia nostra residentiam non fecerir perwonaleni. 
)teui ad studium proficisci volcntibns in qualibct facultate prefer 
thoologiam triennium concedimuH. studeutes veto in theologia per 
quinquennium licentiamus, salvo tamen iure ecclesie nostre, ut 
quilibet in studio existens ad vicarium pro se substituendum 
duas lihras Spirensis monete de sue beneficio dare teneatur. De 
qnoounque rero fratrum studere debentium fama communis vohip 



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A. Bie bischOflichen Schalen der Stadi Speyer. 



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verit, quod studii diligentiam abiciat et vagiH adhereat, iua revo- 
candi nobis in eodem reservamus. Item oinm abBenti sine licencia 
decani vel capituli, si decesserit, annum gra< ir lonegamus. Licen- 
ciatis similiter, m post exspiratam licenoiam HUBpensi deceBserint, 
eandem graoiam aabtrahimus, nisi in extremis poaiti sub testimonio 
daonun Tel trintn approbatonim iunmeirto deolamveriti se finiaae in 
proposito redeandiy et sub tinuH teaiiinoDio do anno grooie sue 
ordinaTerit, quod eis de gracia, ri legitime nobis constiterit, mdol> 
gemns. Adicimiui qvoqne statnendo, qaod nuUus reoeptua, enius- 
eamqne sU ordiais, prius admittatnr ad capitulmn et vooem, quam 
intraverit ad prebende pereeptioiieiii Tel per redemptionem, qnam 
fisoeiit a nobis, eive per veram perceptioiieiii. Qiiilibet edam receptus, 
priusqnani faeiit admissus ad vocem et perceptionem , iurabit sol- 
lempniter, se iura, Hbcrtates, consuetiidines et has constitutiones 
invinkbiliter obmervare et ecclesie noHtro indempnitati consulore et 
pro viribus providere. Item . . . decauutj noater per se potest licen- 
ciare nos per treu quiudenas a se distinctas et noa continuatae, qui 
de conaensu capituli idem facere potest, eciam si tres quindene 
fuerint contiiiuute, qui post illaa quoque eiapsas et reversionem 
absentis potest adhuc licentiare de gracia per tres yel quatuor dies, 
secimdiiin quod viderlt neoeadtatem lioenciam impetrantis. Tres quo- 
qne festiTitates nos sospendere debent, festnm ^delieet lohamua 
apostoli et ewangeliste, nostri patroni, dedieatio nostra et maioris 
ecdesie Spirmuis; salvia alils constitationibus, oonsuelndinibns et 
libeitatibus ecolesie nosfare honestiB, obsenratis haotenns et approbatis. 
Aetom anno domini (1[^CC^ LXX.)^) qninto, teriio idns Febr. 

34. 

11. Nanere Statnten des Sttfto. 

KASp. StGoido Nr. 15. — Mons, Z.f.a.d.OIUL I &277. 

Nos lohannes de Zntern decanus totumque capitulum ecclesic 
sancti Wydonis bpirensis, univerttis presens scriptum intuentibus 
notificamus, quod salvis semper antiqiiis otHutitationibiH, statniis^ 
libertatibos et consaetiidinibiis eoolesie nostre haotenns obserratis 
at approbatis, de oommnm oonsensu omninm nostmm edam infra 
soripta statata pro vitandis discordiis et nmnltatibos inter nos et 

^) Die 2ahl i»i in der Urkuude auiigeria«eit; uur einige obere Spitien 
iM BOeh SU seham; der Banm nadi dem obeieii Hskea von L sdiaiDt nnr fllr 
ZX, nieht ftr TSJL sa panen, wis Mone anainuni 



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446 Dokameiite. 

no^iros Biiccessores perpdtuo AitnriB BtatuimUB et ordinaTUiins, que 
et inviolabiliter ac firmifter in evnm TolumuB in nostra eocleBia 
observari et ana cum pristinis stahitis a cnnctiR in futunim reci- 

piendis canonicis jurari; quod inillnf oanonicus de cetoro ad capi- 
tiihini nostrum admittatur, nee ad iliiid ho ndmitti pctere presumat, 
nisi totaliter quiotiis et pacifious in suis riinoniontu et prebenda 
exi.-ttat. Item (juod talis ad capituluin rccipiendua sou adniittendus 
nequa(|uam adnuttatui% nisi per duos aniios continues in studio 
privilegiato Hteteiit, nisi forte tempore adcptc posscssionis canoni- 
catus sui acta presbyter faerit, talis ad studium subeundum non 
cogafur, et niai talis in alia eoeleua cathednili vel 4M>neg^ta capi' 
fttlaris per annum et amplius exBtitisaei Item qaod nullus quoque 
ad oapitulum noBtnim redplatur, niai prius in eodesia nostra per- 
Bonalem residentiam per integrum annum compIeTerit, ant de com- 
muni oonBenau capituli nostri hujuBmodi residencie aue annum in 
studio privilegiato compleverit et suppleverit perfecte. Item quod 
nullus talium ad oapitulum admittendorum se admitti ad oapitulum 
petat, edam si prcmiasa omnia et singula adimpleverit, niBi in 
du«»bu8 capitulis nostris gonpralibus. Quod si qnisquam contra 
premissa son promissorum aliquii qnomodolibot capihiluni int^rodi 
attpmphivorit, sciat so vi^'ore prcHOiioiuni statntorum sub tido nostra 
et jurumeiitiH prestitiH ratificatoruui digiiam pati rcpnlsam. Ob quo- 
rum ratificacionem perpetuam et firmam preseiitem paginam nostri 
sigilli munimine duximus roburandam. Datum et actum Spire in 
loco capitulari ecclesie noatre anno domini millesimo quadringen- 
tesimo trioesimo octavo, feiia tereia infra oetavas nativitatis Ohrisli. 
[30. Dec.] 

35. 

Dber deu Schulrektur, aus den Statuteu des S. Weideustifts 

Ton 1565. 

GLAK: Bmchaaler Kopislbacb b. B1.186. — Mone, Z.f.0.d. 

ORb. I 8. 878. 

De rectore seolarium. Item sol rector scolarium, so gewoniicb 
notaiius ^pituli ist, am letsien ex oapitnlo abweicben, dantff in 

sua absentia dechan und capittel tractieren, ob die sobul mtt den 
schulern durch den schulmeister vleiss^ erhalten rait docirn zu 
aller zoit and stunden, auch ob er im cbor sich balte, M'ie sieh 
geburt; in summa die sehul zu erhalten einem soholmeister sagen 
und ermanen, wie er sich fiirter soil balten und regim. 



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DATE DUE 

































































































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