Altona unter Schauenburgischer Herrschaft

Altona unter

Schauenburg
Herrschaft

Richard Ehrenberg

PRINCETON
UNIVERSITY
-IBRARY

The Avalon Fund
for the Humanities

Digitized by Google

2lltona

unter

Von

2?tdjar6 (Harenberg.

IXUona,
3. 8}<xxbex Pcrlag.

1893.

Digitized by Google

• / y x /

'32/

21 1 Ic KfAtf rorbeljalten.

Digitized by Google

3nfyaltst>er3etd?nts.

Pormort , , , , , , , , , , , , , , , V

l Pie Anfange Mltcma*. Pen Hr. H, Ahrenberg.

<£rftcs "Kapitel. Die (frrtlithfcit \

^meite* Kapitel Per Bau 6e^ einen l^anie^ in ?l!tonj *

Pritte? Kapitel. Pie weiteren ?hnie6c lungcn bi? jiu (£imtMn6ernng 6er rue6er

länber , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , m

greurfe un6 Beilagen :h

I. Per Pepcrmolcnbef, r. II. Per fieubera, f. r,\. III. Per (Srcocnhof, f. 33.
IV. Itacfertcfctcn über 6ie »Erbauung 6cs erjten ftanfes in Altona, 5. 3^. V. Pie
^amilie von ioW nn6 ihr altefter i^i iniMu''ir, in Altona, f. 's.
II. Pie altonaer ,y" i ( di o r niifr ihr r-trett mit 6cm hamhuracr ^ifer/cra litte.
Pe-n lh. l\. Ahrenberg.
(grftes Kapitel. Pas hatnbnrgifflV .Vifehcraint un6 feine f treitigfetten mit 6cn

arereiibofer un6 blanfenefef .y'ifihern i i> — | r> < > r> ' i

.^weites Kapitel. Per Kampf 6er altoitaer ^iiaVr mit 6eni hainbiirgiKbeii ^ifdnT

amte. €rfte Periofre: Per «grificnjfampf ( T5d^ — \58B) 7

Prittes Kapitel. §n»cite perio6c 6es S ifdjerftrcitcs : Pie altottaer ^iffber-HTasfopcyen

(*5*)2. \60\~ i.mo) in

Picrtes Kapitel. Pie «Entmitfelimg 6er altonaer Jfifrfjerci gerät ins rtoefen

^ (\6\ l— WO) 28

I Anhang ... . . ">6

III. tPirtsrjSnfcr, 21 r c i f c uni> Bierbrauereien. — (Slücfstopf (5c i"d?td>ten. —
^ Pie Einlage 6er Palmaille. Von Dr. K. i£r;renbcra.

t lPirtshättfer, llcc'ijc un6 Bierbrauereien . 'A

Anhang: Per llobisfrna . ... v)

(Slücfetcpf ^cfdM^tcn \60b) H

Pic Einlage ber Paltnaillc 65

. IV. tSc roer befrei hei t 11116 nrt ^hm n a in 0>t teufen 11116 Altona, 1 :> r. bi*.

u>4». Von Dr. K. v£hrenbera.

(Einleitung ;

ygrftc? Kapitel. Pie altefteit ,?>ütirto in (-'Steinen 11116 Altona . . .

Zweite* Kapitel. Per i£influfi 6er neuen v£inii>an6entngctt bis jutn i£n6c 6e* i>.

3<»rirhmi6erts 13

Prittcs Kapitel. Pcrfüii6igung 6er <Sea>crbefrcibeit 11116 Pcrffoärfung, 6cä gunft-
3mang.es IT

)og!e

liiertes Kapitel. Die „Freiheit" . ;:,

.fünftes Kapitel. IPeiterc €nttr>itfelung bis $um Regierungsantritte bes leftten

(Srafen con Sdiancnburg. 2 f i

Setbfres Kapitel. Anfänge einer (Srofiinouftric unter bem leftten (Srafen . . . 00
Anhang $3

I. Quellen unb titteratur, f. 43. II. Perjcitfruis ber (Higentbumbcr unb fteuft'

ling, fo in bem Dcftrict ber .freiheit 311 Altonahe wohnen unb wie es barumb

hefrhaffen, f.

V . ti 3 0 c m 0 r c i ^ i g j d h 1 i g c 11 K liege. -- £ r I e b n i t 1 e & e < p 0 r t 11 g i e f e 11 A I b e t 1 0
Dionifio. — l>crmifd?tes. Ton Dr. K. Ahrenberg.

I. Die eiftc ,^eit oe? Krieges . . 1

11. Die U^irfntuicn oer faijcrltrbctt tSinaujrticruitg s

m. Die <$>crfprengung bes UMcberltolb'fdfeit Regiments burdj bic dauern ber (Sraf-

fd>aft pinnebera, gefdjeben iti 2Iltona am ts. 2lpril »63T IT

Anhang . . ... . l<\

(Srlcbniffc bes portugiefen Alberto Dionifio 35

Permifd?tes IT

Die Abgaben Altonas an i>en trafen ISiJOj'H unb 16.VI, 5. 4T, Altonger Wtnb-
miihlcn, f. \». peter lianc uno ^o>u-bim ron tobe, f.
VI Die Reformierten unb bic illcnnontten Altonas in ber erften tialf tc bes
17. hunoertj. Pon pro f. l>r. paul piper.

»Srftes Kapitel. Die Aufnahme oer Reformierten 2

Die roallonifebc (Semeinbc in 5tabe, 2. Hie Aufnahme ber Reformierten in
3Iltona, 5. t.

Zweites Kapitel. Die äufterc Ausftattunq unb bie IPciterentoitfclung ber Kird?c 21
y. Die (Srnnbftntfc unb fiäufer, 5. 23. Weitere f ajitffalc ber (Semeinbe, S. 30.

Dritte* Kapitel. Die (5eiftlid?en, bic Kirdjenorbnung nnb bie tefyre w

\. Die (Seiftlicbcn fonftig.cn Kircbcnheamtcn, S. 40. 2. Die Kird>cnorbnung
unb ber (Sottesbicnft, r. - r )2. 3. Die Kircbenlebrc unb bic KinbcnjmM, 3. 56.

Viertes Kapitel. Die (Sclorcrbaltiiiffc ber (Scincittoc <"»"

1. Einiges m\s otMu Kirchcnrcdminigsmcfen, f . 60. 2. Die ebriftliebc illilothatig
feit, befonfrers bic Armenpflege oer (5ctneinee, f. T >. Da? altonacr Firmen
mefen, 5. 76.

.fünftes Kapitel. Die <5emcinbe an

f eebftcf- Kapitel, Die IHennoniten . 00

Die Vfnitcn ItTiffion in Altona. Ton In, R. £ Urenberg.
igrftes Kapitel. Die ^efuiten-Iltiffton unter «Sraf Mbolf XIV. j,V)2— \6oy . . \
Zweites Kapitel. Die Jcftiiti'ii'Htiffion unter tQraf >£rnft hi* 311111 pririlegium

rOll 1 (KIT . , , . . ; , : ; : , = , , : • : • : : : : : : L-_

Drittes Kapitel. Pom pripilcgium pon j60T bis jiu Aufbebiing ber ITIiffton . 23

Picrte* Kapitel. Die Aufhebung ber IHiffion .')*)

fünfte* Kapitel Heue IIIiffiotisrer|'»d;c unter oem (trafen ^obft iSermann . . V)
tittcrarifebe yetnerfungen yir (Scfcbicbtc ber Jcftiitcn- UTiffion in Altona unter

f itviucnbiirgifrbcr fierrfrfuft . . . vr

nachtrage, yeriebtiguugcn unb 5<b 1 ti jjti'o r t. Von Dr, l\. Ahrenberg

Google

Digitized by Google

Digitized by Google

errn 0berbürgermeij*er
cjeipibinet.

Dortport

as tDerf, pou öem hiermit 6as erfte f?cft 6er (Dffentlidjfeit übergeben
ipirö, ift öem bisherigen (Dberbürgermeifter Altonas gcanömet, öeffeu
Anregung un6 ^öröerung es feine (Entftc^ung peröauft. Diefer
DXann begnügte ftd? nidjt öatuit, öie <5egcuiPart in öcn Dienft öer Sufunft
unferer Stab! 5U ftcllen; er n>ar audj beftrebt, 5U gleiäVm dwede öie Per«
gangen fjeit nufebar 511 machen; öeun es blieb irnn nidfl perborgen, meldje J3c<
öeutung öie -Kenntnis 6er (ßefdjidjte einer Staöt für öie Bürger öerfelbeu
getpinneu fann.

<2ine Staöt ift ja nidjt eine blojje tfnfjäufung von Rufern unö 2Ucu'
fdjen, trie öies unfer Zeitalter oftmals nodj 3U glauben fdjciut, fonöern ein
lebendiger Körper mit 5ar/lreidjeu (Organen, öie ir/re ^unftionen nur bann er«
füllen fönnen, u>enn in ifmen allen öas warnte Blut öes (ßemeinfinns f reift,
öes (ßemeinfiuns, 6er untrennbar perfnüpft ift mit 6er pietät für 6ie Dergangen»
b/eit. XDie 6ie £amilic serbridjt, in 6er 6ie Kinöer nief/t Pater un6 illutter
er/reu, fo fann audj feine (Semeinöe 6auern6 gcöeirjeu, tpeldje 6er Porfab/ren nidjt
in <£fjrcn geöenft, n>enngleidj ifyres Cebcns IDcrf bereits u>ie6cr 3U Staub 3er»
fallen ift un6 neuen (ßcbilöcn l?at plafc machen müffen.

Un6 ferner: IPie öer fönselmenfd?, fo ift audj je6cs (ßemeinmefen organifdi
ermadjfen; feine ipefentlidjften <£tgenfdjaften ftn6 fd?on öurdj 6ie urfprünglidv
Anlage un6 öurdj 6ie gat^e Umgebung, gleidjfam öurdj Dererbung beftimmt.
Diefe (ßrunölagen fönnen öureb öie (Ersiefnmg un6 6eu €ebensgaug eines «Semem*
tpefens: öurdj feine (Sefdjidjtc niemals serftört, fonöern nur aus* 11116 um-
gebildet tperöen. Deshalb ferjreu in 6er (Scfdjidjtc jeöes (ßemeiuipefens äfnilidje
Per^altniffc immer trieöer, un6 ein reicher Sd>afc i>on (Erfahrungen fold>er 2lrt
ift es, 6eu 6ic 3afjrfHinöcrte auffpeid^ern.

Digitized by Google

VI

Solange btefer Scf/ab ungefaunt in ben (Truhen ber 2trdjii>e fdjlummert,
fontmt er niemaubem ju gute; erft wenn er in geiftiges Kapital umgewanbelt
wirb, trägt er reiche 5infen. Hur foll man nicht glauben, baf? fd>on bas lebenbc
<J5cfdjlcdjt ben gattjen Hufeen ernten wirb; nein, wie alle Birten wn 2lufwcnbungcn
für bas «Gemeinwohl in ber Hegel nur langfam $xüd)k $cittgeu, fo gans befow
bers foldie Arbeiten ber IPiffenfdjaft: 2lusfaat ift notig um 511 ernten; ohne seit«
weilige Opfer ftnb feine €rfolge benfbar; unb Altona vor allem bebarf ber
(Dpferwilligfeit bes jefet lebenben <8cfd?lccbtes.

£ei bem literarifchen Unternehmen, bas hiermit ins Ceben tritt, ftnb es
bie Perfaffer ber einseinen fjefte, weldje ihre — anberweitig tnelleidtt banfbarer
511 i>erwerteubc — ^cit unb Urbeitsfraft opfern, um etwas Hüfelidjes $u fchaffen;
bodj wäre bie Verausgabe bes IPerfes fdjwerlidj 311 ermöglichen gewefen, t>attc
nidjt bas Königlid^e Pommers Collegium feine Untcrftüfeung in (Öeftalt
eines (ßarautiefonbs gewahrt. Das Königl. Pommers Collegium l?at ftd? fyier*
bei nicht nur tx>n jenen allgemeinen «Erwägungen leiten laffen, fonbern es f?at
fid? auch gan$ befoubers bavan erinnert, bafc bie <ßefdnd?te Altonas namentlich
in wirtfdiaftlidjcr f^inftd?! überaus lehrreich ift; benu Altona ift aufge-
wadrfen im unaufhörlichen wirtfcr/aftlidjen Kampfe gegen bie benachbarte l>mbels<
metropole.

Cange <^eit war es l?auptfäd)lidj bie Arbeit meler (Einjeliter, welche biefe
<£utwicfelung bewirft Ijat. Das gilt namentlich ron ber erften pertobe ber altottacr
(Sefdncbte, t>on „Altona unter Sdiauenburgifd?cr f}crrfd?aft". Später
fam fnn$u bie fräftige unmittelbare ^ürforge einer neuen unb nach gans neuen
(ßrunbfäfeen perfahretiben Regierung, fowie bie gern einnfi feige £hätigfeit
tüchtiger Bürger, von betten Altona eine befoubers grojje ^aty befeffen Ipt
3eber Stillftanb in ber (Eutwicfelung würbe benufct, um bie porhanbenen Ubeb
ftäube 511 ermitteln unb absuftellctt: So ift Altona aus f leinen Anfängen heraus
511 feiner fpätereu 3cbeututtg erwadtfen.

Die <ßefdiicbte unferer Stabt ift aber nicht allein i>ou h<>h cr IPidjtigfeit für
beren Bewohner, fonbern fie I?at eine mcl weiter reidyenbe Bebeutung.

£wei grofje (gebiete ftnb es namentlich, welche t>ou einer tief greif enben
Bchaublung ber altonaer (Befdndite mandje Kefultate erwarten büvfen : fie werben
beseidmet bureb bie IPorte tToleran; uttb (ßewerbefreiheit. IPas au (ßutem
uttb Schlimmem in biefen reiben IPorteu enthalten ift, bas läfjt fidj aus ber
o5efdnchte Altonas wie aus einem Sehrbuche ftubieren. Uttb basu fommt als
Drittes jenes merfwürbige wirtfchaftspolittfdje Syftcm, bas man als UlerfantiliS'
mus 511 beseichnen pflegt, uttb bas auf bem Kontinente im wefentlidieu g(eid)be<
beutenb ift mit beut Syfteme bes lanbesDäterltaVn 2lbfolutismus. (Sans Altona

Digitized by Google

vn

ift als Stabt eine Sdjöpfung biefer politif, unb uuenblid? viel läft ftcf> audj
für bie (ßegenwart nodj aus bem lernen, was biefclbe für Altona get^pn, wie
audj aus bem, was fie nur $u tinin üerfudjt fyat.

Huter folgen Umftänbcn wirb man billigerweife fragen muffen, warum
nidn" fdjon feit langer Seit bie (Sefdjtdjte Altonas in biefer IPcife berjanbclt
worben ift. Denn was wir bis jefct an altouaer (Sefdjidjtsftubien befiben, genügt
weber in Besug auf bie 2lrt bes benubten JKaterials, nod> in Bejug auf bie
Verarbeitung besfclben ben von uns foeben gepeilten 2lnforberuna,cn. Das ift
burdjaus fein Porwurf für bie wenigen uerbieuten ZUänuer, weldie ftdj ber
fdjwierigcu Aufgabe untcr30gcn fjaben, bie (Sefdjidjte Altonas 511 ftubieren. Sie
Fonnten unmöglid? basjenige leifteu, was je§t geleiftet werben fann unb muf.

€inmal ift bie gan$c jebige 2Uetl?obe ber gcfd)idjtlid>en ^orfdiuug
nod> perfyaltnismäfjig jung, unb für wirtfd>aftsgefdud>tlid>e Arbeiten giebt es
felbft jefet nod? feine allgemein als ridjtig anerfannte ttlctfjobe. Sobauu fer/lte
es in Altona bisher nur allsufefpr an bem nötigen Pcrftänbuiffc weiterer
"Krcife für berartige Stubien, bie an anberen (Drten fa>n feit 3abr5er ? nten in ber
Öeuölfcruug tiefe U?ur5eln gefdilagen fyabeu. Hamentlidj aber fehlte es für
lange perioben unferer <ßefdnd?te faft rollftänbig an 5ugänglidiem ZUateriale.

ju Altona felbft fmb nur wenige 2Hatcrialicn rorljanben, weld>e über bas
jaf?r \7\Z jurücfreidjen; ber größte Ceil ber alteren Urfunben unb Elften, fo=
weit fie Incr am pia^e aufbewahrt würben, muf im Sd) weben branbe pernidjtet
worben fein; bod? glücflid)erweife laft fidj pieles jebj mit fylfe auswärtiger
2lrd}ipe wicberfyerftellen.

Die tfrdnpalien ber ehemaligen (ßraffdjaft pinneberg aus ber 3*U ber
fdjauenburger «ßrafen befanben fid> früher teils in bereu Stammlanben, in Bücfe*
bürg, teils waren fie jw.ir in ftolftein geblieben, aber entweber in ben wilben
Seiten bes \7. jafjrlmnberts vernietet ober nadj Übergang ber fterrfdjaft pinne-
berg in bäuifdieu 23cfi£ (\6^0) ben 2Irdjipen pon (ßlücfftabt unb Kopenhagen
einverleibt worben. Hur ein flciuer Ceil war in Pinneberg unb Hellingen 5W
rücf geblieben.*)

So fonute es gefdjefym, baf Cubolpfy fjinrief» Sdjmib, ber erfte,
ipeldjer — unb $war im 3 a ^ ro \ 7 *~ — ocn »Perfudj einer rnftorifdjeu 8e<
fdjreibuug ber an ber <£lbe belegenen Stabt Altona" machte, in ber Porrebe 511
biefem für bamalige Seit Ijöd^ft adjtungswerten IPerfc erflärte: „€s l?at ber
fdfledjtc Anfang pou Altona niemanb fo aufmerffam gemadjt, ber etwas pon

•) Über Die frü^crcit rdjicffale bes «Sräflidj Sd^ttenburgifdjen Jlrdjips »gl. Ufingcr
in ben 3ab,rb. f. b. £cmbesfunbc b. ttersogtums Sdflesnmj.fjolffcm unb £auenburg X, 255 ff.

Digitized by Google

VIII

ifmi aufgefdiriebeu, unb u?as nodj ctu>a fjie ober 6a mag gelegen fyaben, ift
burdj bie ZPut 6er feinte unb bes ^euers benen Hadjfommen ent$oa,cn Worten.
Die Hacfjricfytcn ftnb bab/er fo fparfam, bajj man aud}, ofweradjtet es faft neu,
nidit beftimmen faun, wotyr es ten Hamen füb/ret". Dod? perfugte Sdmtib
nodj über manche Quellen, n>cld>e im 3a*?re l 865 / a ^ €. fj. IPidjmann feine
„0*5efdnd?te Altonas" fdmeb, nidjt mcfjr $ugänglid> n>aren. ^ür bie ber
fdjaueuburgifdjen ßerrfdjaft f^at biefer fonft fo fleißige #utor an ungebrudten
Materialien faft nur Elften bes Ijamburgifdjen Stabtardjipes benufeen fönnen.

€rft in neuefter Seit fyit bas Königlidjc Staatsardjip 311 Sdjlcstpig bie
immer nodj reidjfyaltigen Keftbeftänbe öer alten fd?aucnburg»fyoIfteimfayu 2lrdji=
t>alien gefammelt. Die Benu^ung bcrfelben ift bem llnterjeidmeten burdj ten
Ceiter bes eru>äfr/nten 2lrdnps, ßerrn (Sefyeimen 2lrd?iprat Dr. fjille, mit über-
aus liebensroürbiger Bereiturilltgfeit im rociteften Umfange ermöglidjt tporben.
hierfür fei aud} an biefer Stelle ein befoubers iparmcr Danf ausgefprod>cn.

Sety: tpidjtig uxir fobann, baf es bem UnterseidNtcten gelang, bie alten
(ßrunbbüdjer ber fjerrfcfyaft pinneberg, bie „Pinneberger 2lmtsbüdjer" für bie
periobe \5S2 bis 1664 faft pollftänbig tpieber auf$ufinten. Daran fd>loffen fid}
uxiterc ^unbe pon öcbeutung: Die Büdner ber fiebeu altonaer 33ranbgilben
aus ber Seit 1.669 bis 1709, fonMe ber <ßcneral=^euerorbnung pon I?H, un«
fdjä^bar für bas Stubium audj ber ältefteu tEopograpljic Altonas, eine gan$e
Keilte pon bisher unbefannt gebliebenen Stabtpldnen aus ber &c\t \665 bis
\7öO, bie älteften Ifirdjeubüdjer u. a. m. (£nbltdj tpurbe bem Unterscidmeten
aud> pon bem Senate ber freien unb fymfeftabt Hamburg geftattet, 2iftcn tes
fyamburgifdjcn Stabtardnpes 3U benutzen, n>as ebenfalls banfbar ansuerfenneu ift.

So ift es benn in perfyältnismäfig f urser &\t gelungen, über ein unge=
ir>öl?nltcr) pollftänbiges gefdndytlidyes 21Iaterial perfügen 311 fönnen, mit beffen
f^tlfc bie bisher faft gäuslid) unbefannte ältefte (Bcfdjidjte Altonas fidj in einem
Hlafc aufhellen laffen tPtrb, u>ie es pieüeidjt bei feiner anteren Stabt Deutfa>
lanbs möglidj ift.

Das IDcrf '„Altona unter Sd^aucnburgifdjer l)errfdjaft" foll, wenn
es uns befdneben ift, basfelbe 3U (Ente $u führen, bie gefamte Kulturcntwide*
lung Altonas wäfyrenb ber Periobe Iöo6 bis \o40 in einjelnen, 5ipanglos er>
f dementen fjeften $ur Darfteilung bringen; unb $war ift 5ur Bearbeitung folgenber
Cfyemata ZUaterial porfyanben: Die Anfänge Altonas; bie altonaer t fifd>er unb
it)r Streit mit bem Hamburger ^ifdjeramte; bie <£ntwicfelung bes f}anbwerfs
unb ber 3 nou fträ> altonaer 2ltün$e; Altonas 33ebeutung für bie (ßlaubcns»
flüdjtlingc bes [0. unb \~. 3al}rr;unberts; bie (ßefdndjte ber einsclnen Xeligions-
gemeinfdjaften bis 3um 3 a *? rc ^6^0: ber lutfjcrifdjen (Semeinte (Dttenfen, ber

Digitized by Google

IX

rcformirtcn (Scmcinbc, ber Katr/olifeu, ber juöcu unb ber U>icbertäufcr; bie
(f5rcn$= unb ^urisbiftionsftrctttajeiten mit f)amburvj; Altonas Draugfalc im
30 jäfyrigen Kriege; bic altonaer Berölferuiia unb if?rc «Entwidmung, bcfdjricbcn
auf (Brunb ber Kird>cnbüd?er; bie ältefte topoarapr/ifdje «Entwicfeluna nad? ben
(ßrunb* unb £ranbfaffen«3üd>eru; Hadjridjtcn über bic Anfänge ber politifdjeu
Verwaltung, über 3ufh>flege, #bgabenwefen, Sdml unb Jlrmenwefcn; 5ittcn=
gcfdjidjtlicfyrs unb Kuriofa.

Man ficfjt febon aus biefer tfufjäfylung, bafj jefct nid?t mer>r über JTCangcl
an IlTaterial gcflagt werben barf. Die Arbeit, wcldic notwenbig u>ar, um eine
ÜtKtVfi über »asfclfc ja „langen nn6 «m Mt «5runMa ä o„ ffit teffen rationelle
öenu^ung 5U fdjaffen, r/at ber Unteqeidmete bis je§t allein 5U leiften gehabt.
€r lyat fidj aud? erboten, einseinc Ccilc bes Kerfes felbft ju bearbeiten, foweit
feine fonfha.cn Obliegenheiten bies geftatten. (Erfrculicr/crweifc fjat ftd> ferner
f?crr profeffor Dr. paul piper sur Mitarbeit bereit fmben laffen, unb fjoffent»
lid? werben nodj anbere geebnete Kräfte Dorrjanben fein, um bie tPciterfüln-uug
unb Sccnbigung bes IDcrfes $u crmöglidjcn. f)ier$u bebarf es aber augerbem
bes warmen 3ntereffes unferer Mitbürger; beim wie fold?c £orfdiungcn burdj
ir/rc Hefultate bic Ciebe 3m Datcrftabt in weite Krcife 5U tragen vermögen, fo
tonnen ftc aud? ir/rerfeits nur bann auf bie Dauer gebeifyen, wenn biefe €m«
pfmbung, wenn bas ^ntcreffe an ber <5cfdnd?te ber Patcrftabt fie als Cebens«
luft umgiebt unb förbert.

2lltona, im Januar \8<)\.

Dr. 2?ufyari (Effenberg.

Digitized by Google

L

Die Anfänge Altonas.

Don

Dr. 2*td?arb <£tymb<itQ.

€rjtes Kapitel.

Die <£>rtltd?fdt.

cm Horbufcr ber Untcrclbc entlang erftreeft ftd) tx>n ber 21lftermünbuug
bis jettfetts Blanfencfc ein niebriger ftöfycnrücfcn, 5er biefer *£lbftrocTc
ib/ren befannten lanbfdjaftlid?en Kcij ucrlcifyt. Von feinem rjödifteu
Punftc bei Blanfcncfc nadj (Dftcn allmäfylidj bis 3ur Ccufclsbrücfer 2(ue ah
fallcnb, fteigt ber Kücfcn fyier nodnnals an unb 6ad>t fidj erft u>iebcr bei bem
IDeftenbe ber je§tgcn Palmaille 5U Jtltona anfangs fanft bann fteilcr ab bis 5ur
fjamburgifdjeu <8ren3e, n>o ber letjtc unb uicbrigfte (Ceti 6er «Erhebung beginnt,
ber „Hamburger Berg".

X>tefcr 5toeite <£infd?nitt würbe in alten Reiten i>on einem ftarfen 23adv
burdjfloffen, ber auf einer f leinen fumpfigeu ßod>ebene beim fycutigcu „(ftrüucit
3ager" entfprang. Dcrfelbc btlbctc bis $u feiner 2Uüubung in bie (Elbe bie
(ßrenje 3u>ifd}cn ber rjamburgifcfyen (ßcridjtsbarfeit unb berjeuigen ber fyolftei-
nifdjen (Srafen aus bem fjaufc Schauenburg, feitbem biefc (Brafen im 3aljre \25S
ber Stabt Hamburg für bas (ßebiet 5ttrifä7en bem alten fjamburgifd)en 2nillern>
tljorc (beim je^igen törasfcllcr) unb betu 3ad?c IPeidjbilbsredjt pcrlk^cit Ratten.

Der Bad? fyat nadjeinanber pcrfdncbcne Hamen geführt; nxiljrenb bes
\5. unb \6. 3 a ^ un ^ cr * 5 cr wPcpermolenbef 3m \~>. jafn" ;
r/unberte nxtr cr nodj ftarf genug getpefen, um eine allerbiugs tpafyrfdjcinlidj
nur flcine 2tTür/lc 5U treiben. Balb barauf, uemtutfidj burd} teilnvife (Crocfciv
tegung unb "Kultivierung feines llrfprungsgebietcs, tnellcidjt auch buräf ftarfe
Hobungen in ben alten IPalbungeu biefer (ßcgenb, betten Hamburg feinen Hamen
perbanft (^ammaburg b. fj. UXilbburg), büfjte er crfycblidj an Stärfe ein, fo
ba§ bie 2Hüf}Ic nicfjt weiter beftefycn fonnte. I)od) u?ar ber Bad) im \(>. 3 a ^? r '
ljunbert noch ausreidjeub, um nicht nur einen Ceid) $u fpeifeu, ber fid> feit

l ) Dgl. &en «Ejcurs I.

21 Ilona unter Sdjauentmrgllcijfr ttertfdjaft. 1. \

Digitized by Google

alters Pom heutigen Hobistfyore aus nadj Horben entlang ber (gret^e erftreefte,
unb an ocjfcn Sübenbe fid> pielleidjt bie ertpär/nte iHür/le befanb, fonbern es
Heg fid? fogar nod? um 1554 bie Einlage eines jmeiten Ccidjes ermöglidjen, ber
füblid) pom heutigen Hobtstr/orc längs ber <&vmp bis in bie (ßcgenb ber €inben-
(trage rcidjte unb im (ßegenfafce 5U bem erften „ZTorbcrteiay als „Sübcrteidj"
l^eidjnet würbe. 1 ) Übrigens fdjrooll ber J3ad> nod? err/eblidj fpäter nad? ftarfen
Kcgengüffen ober bei plö$lid> eintretenbem £auroetter nidit feiten fo ftarf an,
bajj bie Ceidje bas IDaffer nidjt faffen fonnten, unb bie sipifaVn ifmen fnnburd?
füfjrenbe fjcerftrafje faft unpaffierbar rourbe.

Pas Catib 5U beiben feiten ber (ßren$e tpar überhaupt ehemals fefjr
wafferreid). Der Dicbestcicb ber/ntc ftdj nodj im \7. 3ar;rrnmbcrte tpor/l
breimal fo n>eit nad> ©ften als jefct; er mürbe bann burd? einen Pamm
in $u>ei Ceile geteilt, pon beueu gegenwärtig nur uod} ber Heinere übrig ift.
<3n>ifdKn bem Biebesteicbe, bem b/eutigeu Sdmlterblatte unb ber im \7. 3ar/r=
Iniuberte angelegten 5ternfd?anse lagen HToore, bie ficfj fübwärts als fdmtaler,
mcfyrfadi unterbrochener Streifen Sumpf« unb ftcibelanb längs ber (ßreuse
fortfetsten.

Hörblid) ber 2\ofenftrafje lag ber fpäter fogenannte „J3runnenr/of be-
reits H*j5 angelegt, \U28 unb \b$H mefeutlidj erweitert*), beffeu ll>affer
entlang ber (Srense unb bann ber <£lbe burd? Köhren nadj Hamburg

') Z m ^atjre * 5 9t mürben bei (8ren3ftreitig?etten, mic üblidj, alte llTänner von 70, 80
unb 90 ^aljren als beugen pernommen. Diefelben erflärten einhellig, „roie iljnen wohl ein-
gebenf fei, bajj ber imterfte <Eeid> gemalt unb ausgebracht, unb hätte 3° fltnller, ein
Äatsfjerr 3U Hamburg folcb.es Werf birigieret. Damals fei ein Drofi jum ptnnenberg getpefeu,
3otjann von IHnncffyaufen gereiften, berfelbe Ijabc benen pon Hamburg nadygelajfen , bag
ber (Ecicb uodj eins fo grofj fei gemacbet, pom S*auenburgtfd?en (Sebiete abgegraben unb bie
abgegrabene <2rbe tiadj ber Hamburger Seite bjnausgebradjt ujorbeu." 3<x> c *?«m ITIfiller u>ar
oon (529 b«s 1558 Natsljerr, 3°^"" IlTündjb.aufen bis (535 pinneberger Drofi. Per
leid? mufi alfo 3u>ifd?en (529 unb (535 angelegt morben fein. Vergleicht man bamit bie pon
Cappenberg flaut menbe Hoty bei nebbermeyer. (Eopograptjie ber freien unb tfanfe Stabt
Ramburg S. <*3, fo Faun man bas 3atjr 153* als wab.rfcb.eim'idjes 3 ar f r ocr Anlage be3eid?nen.
Permutlidj wollte man auf U?unfd? ber i^ürgerfdjaft eine mühte bauen (pgl. 2Irt. 2( ber
Rats- unb J3ürgerfdjaftsperljanblung pon \55{ bei(5a(lois, ßambg. tOironiF II. 731,.), miifjte
aber megeu HiijulängliAFeit bes lt>affer3ufluffes bapon 2Ibßanb nehmen. Die deiche bienten 3unäcbft
nur als ^ifdjteicbe, fpäter namentlich, 3ur Unterhaltung ber angrei^enben 231eicb.cn, Gerbereien unb
ieimfiebereieu. Der untere (Ecidj bracb, metfrere IHale aus, fo im Jaljre K,39 unb barm ivieber
(603. Seit bem letjteu 3ab,re lag er troefen unb mürbe fpäter 3ur „t^errenmeibe", üjäbretib
ber Zlorberteicb. erjt im porigen 3*l;rf! unoer t troefen gelegt unb in bie „Xbmiralitätsroeibe"
umacmanbclt u?urbe. Tgl. aueb ben (Sfcurs 1. Weiteres bei 23eb,anbluug ber <9reii3=
ftreitigfeiten.

3 ) Tgl. einpmcileu >UbbcrmcYcr, (Topographie S. (5^ ff- au* «bw bie anberen nalje-
gelegenen Brunnen, bie itjr IPaffcr au Hamburg abgaben.

Digitized by Google

gleitet tourbe. Die ebenfalls nafy? ber (ßreuse fpäter angelegten Bleichen,
roic bie pon ftolten Bleiche (je£t Amalien- unb IDilrjelminenftrafe), bie 2Hcifters
Bleidje (junfdjen Cinbenftrafje, (Srunb unb Xeidienftraf?e), bic HTorfeu Bleiche
(hei ber Kofenftrafje) u. f. w. waren fämtlicb fern- wafferreieb. ^n ber l"£ät?c
ber heutigen Sdjladjterbuben befanb fich ber „Sadjfenboru", aus beut ber
JHunb bes Dolfes fpäter einen „ftereuberg" gemacht 3U fyabeu febeint. Überall
gab es Iner ftarfe, 5U Cage tretende „Borufpriufs", bie vielfach 5111* Anlage
fleiner Ceidje bienten. <£in foldjer lag fpäter aud? bei ber be Pog'fdpn
Brauerei, <£cfc Cange* unb Breiteftra^e, unb ber 2Uörf enteich f?at fid? bis
5um heutigen Cage erhalten.

Derjenige Ol bes f}öfyenrücfens, ber ftch doiu (Srensbadje aus weftlidj
nad) (Dttenfen erftreefte, rncj| ber ^euberg.') Derfelbe würbe aüerbings nameitt*
lid) in feinem oberften Ceilc, von ber €angenftraf?e bis nach beut ZDeftcnbe ber
r/eutiaen palmaille fdjon int Anfange bes 17. ^^l^unberts als fo troefen
bejeiebnet, baf er nur in befonbers naffen 3ar/ren einigermaßen töraswudis
fyerrorbradjte. 2tber in ber Ciefe gab es auch Iner überall ftarfe (Quellen. IDeiter
elbabwärts fmben mir fobaun ben Ceid? ber im ijamburger Beftljc befinblidjeu
„Heucn.inür/lc", r>on bem ein Ceil im Donnerfchen parfe noch erhalten ift.
llnterljalb ber Hcuen^nüljle lag bas aus wenigen fleinen Käufern beftefyenbe
,„£ifdjerboben". Der Harne „Obelgünne" mürbe minbeftens fdjon 3U Anfang
bes \T. 3<»l?rr/unberts auf ein Stücf ber ^elbmarf von (Dttenfen angewenbet,
beffen €age inbes einftweilcn nicht su beftimmen ift. Hütte besfelbeu jafjr-
r/unberts führte übrigens aud? ein bicht an ber Hamburger (ßrense kirn jefcigeu
Sdjlacfjterbubentrjor belegenes (ßrunbftücf, auf bem ber „Sadjfenborn" fid) bc«
fanb, benfelbcu wenig anmutenben Hainen „(Drclgünnc".*)

Das €lbufer fprang fcfyon in alten Reiten gerabc unterr/alb bes (firen5=
badjes ftarf r>or, ofyxc <5a>eifcl eine IDirfung btefes BaaVs, ber bie von ilnu
fortgefcrjwemmten (Erbteile Iner ablagerte, woburd? bas am ^ujje bes beben*
rücfcns fidj fnnjiefyeube Porlanb, bas fouft nur 50 bis 60 m breit ift, au ber
be$eidmeten Stelle eine Breite von 80 m erhalten fyat. Das gan3c Porlaub ift
erft in fpäterer &\t allmäblid) auf bie jeftige l)% r>on etwa 5 in über Mouaer
Itull gebracht worben. jm U>. jafn-fyunbert wirb es bei Ijofyer ^lut woljl uodi
pöllig uom IDaffer bebeeft gewefen fein/

Das Stücf €aub swifdjeu ber (Brenge unb (Dttenfen war im \(>. jafyr*

') Vq,l. oen €rcurs II.

-') Und} in Zlienjfc&ten Ijiefi fo ein nörMidjcr <Sreii3ftreifen, wie beim oer Harne ban^
fädfit* auf ffreitta.e <9ren3läuoereieii anaeiven&et worden 5» fein f*eint.

\*

Digitized by Google

I

Ijunbcrt bereits faft poUfommen 6er früheren JDal6ung beraubt. Hur bxdft vor
(Dttenfen lag 6er „Cor/cbufij", 6effen 2lus6efmung in6cs, wk fdjou 6er Harne
befaßt, feine grofe geroefen fein fann; bal6 u>ur6e er ebenfalls ausgcro6et, un6
6as €an6 unter Kultur genommen. 3m übrigen gab es 6amals auf 6em
Ccrrain 6er fjeutiaeu 5ta6t Altona roofjl üiele eiserne Bäume, aber fein $u«
fammenfjängen6es <Ber/öl$. Die palmaiUcn » Bäume fm6 erft um \6<^0 ge=
pflat^t wotben.

Tinf t?amburgifd>cm <£>ebiete oagegen mar nodj ein anfefmlidjer Heft 6er
alten U?al6ungeu übrig geblieben, öas „£ia?r?ol5", n>eldjcs ftdj von 6er gütigen
Strafe 6icfes Hamens an, öeren <5run6 un6 Bo6en bis sur Sta6terroeiterung
von \620 aufjerfyalb 6er JlTauem lag, in nor6rt>cftlidjer Kicfytung bis 5ur <*5ren$e
erftreeft ju Ijaben febetnt, 6ic fü6u>eftltd}e €cfc 6er heutigen Dorfta6t St. pauli
aber je6enfalls am <£n6e 6es \6. 3afn-fwn6erts bereits freilief.

tPeiter nör6lidj lag auf Hamburger (ßebietc nafyc 6er (ßrensc, 6a wo fidj
jefet in 5t. pauli 6ie Bartels* un6 Jlltonaerftrafje bcfin6en, 6er Hofen t?of mit
feinen IPiefen un6 liefern, bal6 6urdj Crocfcnlcgung angren$en6er Sümpfe er«
meitert. Die 6ortige <35cgen6 u?ar ja, roie fdpn erruäfmt, größtenteils moraftig
un6 Poll Meiner IDafferläufe. Dodj erftreefte fidj tx>m gütigen Sdmlterblatte
aus nadj &\ften un6 Sü6en bis in 6ic <*5egcn6 6er jefcigen Kofenftrafe 6er
ebenfalls oon jefycr fultiuierte „Cammersfamp", wk 6enn auch. u>citer nad?
Sü6ipcften bis etn>a $ur heutigen Bergftrafc 6er Bo6en nod? fulturfäfng voat,
uu6 fid> im Sü6cu beim jefcigen Hobistfyore, forme nal?e 6er (Elbe an 6cn
fumpfigen (ßrensftreifcn ebenfalls f leine Stüde guten, urbare?i Bo6ens an-
fdjloffen. Cro^ocm n?ur6en 6iefelben nur als H)ei6egrun6 benufct. 1 )

2Pci6elan6 rr>ar aud? 6er San6bo6cn 6cs „ijeubergs" un6 aller nör6lid?
bavon belegener £än6ereien, foroeit 6icfelbcn nidjt als Ücfer o6er IDiefcn 6ieuten
un6 $u (Dttenfen geb/örten, 6effen 3ufammenfyängen6e £el6marf in6es
irenigftens im Sü6en erft weiter u>eftlidj begann.

Das Dorf (Dttenfen, als „(Dttenlwfen" suerft im 3ar/re \7>\0 enpärntt,
befaf? im 3ar/rc 15.10 fdjon feit längerer ^ett eine f leine Kirdje o6er Kapelle,
6ie 5um Hamburger St. petri Kirdjfpiele gehörte. ©ttenfen »erfügte ferner
miu6eftens fd>on feit 6em 3aljre \ö\0 aud) über einen Krug, oeffen 3«^^

l ) 3<»l?rc \6\o würbe ber ältefte (Eeil Altonas (3Wtfdfcn ber Meinen ittilbelminenjrraie
unb bem ^ifdjmarft) als friirferer fdjdner tt?cibcgrunb bcjcidjutt, roas ein alter mann aus
01(611(01, t)em Zimmermann, bamit bekräftigte, bafi bort ja immer nodj lange »übe 5d?lcl]
bornc unidjfen. 2Ius ben Sfreirigfeiten , roeldje bamals jmifd/cn bem <Srafen unb ber Stabt
Hamburg über bas Kedjr ber gemeiufamen lüeibcbenufoung (famtlmt, ins compasceiuli) geführt
mürben, foroic aus beti im 3ab,rc 1582 beginnenben pinneberger 2tmtsbiidjern Hammen bie
meiften biefer 2Tad>rid?teu über HobenbcfAafreiilicit unb Bobenbeuutjung.

Digitized by Google

5

Sugleicr; Sfr/urrniacfwr voax, xok beim ben otteufer Scr/urmuidjcrn bereits im 3afnc
\5<k3 pom Droftcn 2Imtsgerecr/tig?eit pcrliefym trmrbe. ^retc Bauern fcfjeint es
bort feit alters gegeben $u traben. 1 )

3n (Dttenfen befanb ftd? ein E>ogt bes (ßrafen, 311 beffen BesirFe, ber
(Dttcnfer Dogtei, auferbem nod? bie Dörfer ©tfmtarfcben, Baln-enfclb, Stcb
tingen unb €ibelftebt („cgilftebe"), foroie bie fer/auenburgifchen €Ibinfcln
gehörten.

Die (Brafen von Schauenburg, roeldje in alter ^eit gati5 ^olftein ber/errfcht
fjatten, befafen I?icr feit bem 3 a *? rc ^90 nur noa ? bit btei 2lmter piuneberg,
I}atesburg unb Barmftebt, nebft bem Scfyauenburger £)ofc unb ben Stauen«
burger Käufern in Hamburg. Der gan3e Beftfe mürbe audj unter ber Bejeicfy
nung „üjerrfcfyaft (ober (ßraffdjaft) pinneberg" 5ufammengefaft unb für bie
meift in ir/ren Stamm lanben, in Bücfcburg ober Stabtf/agen reftbierenben (ßrafen,
pon ber Burg auf bent pinneberge aus burefy einen Droften peru?altet. Unter
ir/m ftanben bie brei Amtmänner unb unter biefen rtneber eine ^tn^afjl Dögtc.
IHe Pogtet (Dttenfen gehörte 5um &mtc pinneberg, an beffen IDeftgrenjc mit
Klein ^lottbecf bas Umt fjatesburg feinen Einfang nar/m unb ftcf> elbabroarts
bis IPebel erftreefte.

Pon Hamburg aus führten burefj bie (Sraffcbaft 5roei uncfjtigc Strafen,
nxldje beibe am STlillerntr/ore ir/ren Anfang nahmen. Die eine für/rtc in ber
Kicfjtung ber jefcigen €imsbüttlerftra|e (St. pauli) unb Schulterblatt, mit

') lücgen ber Virale pg[. £appenberg, (Elbfarte bes ITIeldjior £oridj* S. 73 ff- Cappen-
berg, fyimb. cDjronifen 5. US. 5cb.mil>, t}ijior. Sefcbreibung ber Stabt Altona S. 27.
Sölten, fjiflor. ZTacb,r. p. b. Stabt Altona unb bereu Seligions • Parteien T. 5. U6ff- 3>ur
weiteren Betätigung ber (Ermittelungen von £appenberg bient attdj ein Hotariatsaft com 9. (Dft.
\66$ betr. eine com 2IItonaer paftor Sdjepler, ber porb,er in (Dttenfen Pfarrer getpefen war,
gelegentlich, ber (Erhebung 2Jltona's jur Stabt gehaltene prebigt, morin es Ijei^t, 2lltona t^ättc
por \[6 ^otfren nur aus 3 Käufern beflanben, beten Bewohner fidj 3U ber Kirche 5t. petri in
Hamburg 3U galten perpfüdjtet gewefen wären. Betreffs bes Kruges fei folgenbes fyier bemerft:
3m 3 a i? re 1*20 erlaubte <5raf 2Inton pon Schauenburg bem Jochim £iibbenow in (Dttenfen,
in btefem Dorfe JPein, Hot- unb IPcifjbier 3U fdjenfen, gegen jährliche §abjung poh 6 Htjein.
(Bulben. „CDcf befennen wy in beffem breoe, bat wy nene egcnbrjom an genannten
3odjim ebber flnen erpen b,ebben, funber h« maaj fief gelitf anberen fryghen luben
brbben unb ffolben, ftrt gut rorgeoen, oorfopen unb porfetten tb,o ftnem bcjten, gelicf anberen
frigtjen luben, finen naberen, baren unb benebben. " 2ludj foll ergaben „alle unb Ufer«
moeten redjticbeibe , freyheit :c. fo Saberoid? be lt>ale, fdjomafer bofuloeft tb,o (Dttenfeu
bora> unfen feiigen brober ^unefer 0)ttcn (f \5\o), od unfen brober ^unefer 3ob ) anue,
(Srapen ic. is porgunnt." lieber bas ottenfer 5ä>ub l machcr'2lmt u>irb bei ber (ßefdiictjtc
bes altonaer ^anbrnerfs weiter 3U fpredfen fein. — pinneberger Slmtsbndje 160^/7 2flr. 7«i8
wirb unter bem 30. 3uli [606 ein f)of in (Dttenfen ermähnt, ber im 3ab,re U7<^ pou ben
<ßrafen mit fiattlicb,en pripilegien unb Freiheiten begnabet morben mar.

Digitized by Google

2U>5ipeigung burd) bie Ijeutige altonaer Xöfenftrajje nadj pinneberg unb weiter
nadj (Elmshorn, 3£el?oe, Keubsburg, ^Ictts-bur^, Kopenhagen.

Die 5tt>oitc Strafe, roeld>e für uns intereffantcr ift r führte längs ber
heutigen Keperbafnt (St. Pauli) uni> erreichte bie (ßrensc 5iPtfd>en ben beiöett
<Teid?en, um pon ba aus in ber Hid>tung ber je^igen Königftrafje ober ber
21iül?lenftraf?e unb Pamtaille auf ber £)öbe bes „ßeuberges" nad} ©ttenfen unb
Hiebet tpeiterjugefycn. Sie biente nidrt nur beut Perfcfyrc Hamburgs mit bem
5ulefct genannten alten unb rpegen feiner bebeutenben (Ddjfenmärftc von ipeitfyer
aufgefudjtcn (Dxk, fonbern fie bilbete namentlidj audj bie £anbftra£e 5urifdjen
iiamburg einerfeits, Bremen, (Dftfrieslanb unb I?ollanb anbererfeits. Hodj im
porigen jaljrfyunbert ging nämlidj ber £anbrpeg r>on Hamburg naefy fjollanb
über Blanfenefe, ipo in alten Reiten bie einsige #5tnv ber Unterclbc rpar;
bort lief? man ftd> nadj ber €ftemünbung überfein unb reifte bann über Burte«
hübe nadj Bremen ipeiter. 1 )

Kurs bepor biefe ipidjtige Strafe bie (ftrenje ber (Sraffdjaft am „peper*
molenbcfe" berührte, gelangte man an ben im 3abjre ^526 suerft genannten
„Hobisfrug", ein ber Hamburger Kämmerei gehöriges unb pon berfelben
perpadjtetes IPirtsbaus, pou bem bie beiben Ceidjc, 5u?ifd>cn benen es lag, aud?
bie Hamen „Horber^obisteidj" unb „Süber^Hobisteid)" erhielten. 2 )

Pom iTobisfrugc aus führten nadj beiben Seiten, bem JDcftufer ber Ccicbe
entlang, aufgcfdjüttetc Dämme, bie jugleid? als ZDege bienten. Dicfelben ftnb
t>ielleid>t in ben 3aljren H<>7 — H84 angelegt iporben. 3 )

IPettcr füblidj u?urbe ber (ßrensbadj nod> pon mehreren IDegen überfdjritten,
meldte für bie Perbinbung mit Hamburg beftimmt waren, nämltd} an ben
Stelleu, ipo ftd> fpäter bie altonaer Chore befanben. Der H?eg nad? bem je^igen
Crommeltbore tpirb in ben ältefteu Reiten nod? uidjt ermahnt; berfelbe fanu
feine erhebliche Kolle gcfpielt haben, ba feine grabe Cinie bereits am (Dftenbe
ber beutigen Hamburger Crommelftrafe unb am IPeftenbe ber altonacr Cinben*
ftrajje aufhört. IPaljrfdjcinlid} ift er fogar erft nadj Crocfenlegung bes unteren
llobisteidjes eutftanben; benn legerer retdjte pcrmutlich nod) etwas u>citer nach.
Silben, ba ber fpätere „^alfeuteidj" füblicb pon ber Crommelftrafje ein Überreft
bes unteren ZTobisteid>es gewefen 5U fein febrint. Zubers bie beiben füb«
lidiften IDege.

l ) Dicfcn ItVg pflegten bie (Srafcn 3U benutzen, roenn fie von iJjren Stammlanben
aus pinneberg unb liamburg bcfudjten. 3m 3abrc [6\2 reifte (ßraf <Ernf* einmal über Bar-
bürg, was ib,m „nidjt geringe Unge(egeub,citen" berettete.

-) Pgl. Koppmaun, Kämmerei-Hedmungen V. 295 (1526) uuo 335 (1528). ZTcbber.
meyer, (Topographie 5. 33*>.

*) t?gl. Crrcurs I.

Digitized by Google

Derjenige tDeg, ireldjer Pom Hamburger Zttillerntr/ore uad? bem frätereu
altonaer Scblacbterbubentljore führte, u?irb im \". ^fyrtnmöert als ,fafmpeg be«
joidjnd, im (ßegeufatj 3U bem nädjft ber €lbe belegenen ^ufhpege. Der
lefctere perlief Hamburg beim alten Sdntartfyore 11,10 führte pon ba ans
burdj bas <£id}ljol5 am 2lbl?ange bes Hamburger Herges r/in naefy bem fpäterett
Pinnastfjore, bann in ber Kicfytung ber jefcigen flehten ifdwrftrajje unb pon bereit
IPeftenbe ab entlang bem <£lbufer nad> ber „Heuenmür/le" nnb naefy ,ftfd>er*
boben ((Dpelgonnc). tDas btefen tDeg für uns bemerfenstpert mad>t, ift bie
Ojatfacbc, bafj er naebtpeisbar im Anfange bes \7. jafyrr/unberts, tpafyrfdKtn*
lidj aber bereits früher, pon ben altonaer ^ifdjcrn für ifyren CaubivrFerjr mit
Hamburg benutzt morben ift, ebenfo pon ifjrcii öerufsgeuoffeu aus ^ifdjer-
boben unb jcbenfalls aud? für ben Derfcr/r 5tt>ifd>en Hamburg unb Heu«
müfylen. Cetjterer fann nidjt gering getpefen fein, benn größere Sdnffe pflegten
häufig fdjon in Heumüljlcn 5U löfdien unb 5U laben, nvil pon bort nadj tjam«
bürg bas ^a^npaffer auferorbentlid) mangelhaft nxtr. Der IDeg tpirb alfo
getpifj audj pon Sduffern piel benutjt nwrbcn fein, unb bas mag ben 2tnlaf?
gegeben fjabeu, baj? Altonas erftes f}aus fner an biefem IDege erbaut
tporben ift.

Digitized by Google

gnjcitcs Kapitel.

Der Sau bes erften X)aufes in 2lltona.

Itouas IDtegc ift 6er <f5rer»enr/of, eine nodj gegenwärtig unter btefent
Hamen befamite (CIHnfcl, bie aber ehemals ntef/t nnc jefct öurdj ben
Steinmerber pon ber Horberelbc abgefefmitten, fonbern von allen (Elb-
infcln ant roeiteften naefj Horben, nadj Hamburg $u üorgefcfjobcu axtr. 1 )

Die £cn>or/ncr bes (ßrerenhofs befaßten fid? mit Dicrßucf/t unb namentlich
mit ,£tfcf/erei, u>as in ber $u>eiten tyilfte bes ^5. 3 a h r h u 'tberts $u rieten
Streitigfetten 5tt>ifdycn irrten unb ben Hamburger ^ifer/cm 2lnlaj| gab. Ta-
ntals befanben ftd? auf bem (ßreDenfyofe feef/s fjäufer; aber txm biefen nxtr im
3ar/rc \67>7 nur nodj ein einiges übrig.

Der (ßrepentjof war nämlich bem Auftürme bes H?affers gatt5 befonbers
ausgefegt, nicr/t nur wegen feiner porgefdjobeucu £age, fonbern namentlich auch
weil ftd? bei ib/m ehemals bie 5wci Hauptarme ber Horberelbe Dereinigten. 2 ) Da
bie 3nfel überbies eines Deines entbehrte, fo hätte ftch auf ihr unmöglich eine
fefte 2lnftebelung galten fönnen, wäre nid}t tl?r (Dftenbe tjügetartig erfjöfyt ge-
wefen, was ben r/icr befmblicben Käufern Sd?u^ gewährt fjaben wirb. 2tber
bie furchtbaren Sturmfluten, von benen bie (Elbgegenb bei fjamburg wätn-enb
ber erften ftälftc bes \f). 3ahrhunbcrts h«m9*f u <h* würbe, ftnb auch bem
<*5rct>enhofc Dcrhängnispoll geworben, wobei moglidyerweifc Hamburger Strom»
bauten mitgewirft haben. 8 ) Die 3»fcl würbe in mehrere Stücfe serriffen, unb

') Dgf. CErcurs III.

■') <Saebecb,cns, t^iflor. (Eopograpbjc ber freien unb fyinfeftabt Hamburg 5. U6ff.

*) Hamburg ließ in ben 3^«« 1528— 1 533 beim (Sreoenljofc ein Stad anlegen, u>o-
burdj es in Derbiubung mit ber Durdjftcdmng bes (Sauroerfs (r>gl. über biefes: Cappenberg,
(HIbfarte bes JTTeldjior foriajs 5. 3<0 ber CjHbftrdmuug einen anberen (auf geben trollte.
(Koppmann, Käminerci>Xed>nnngen V. 335, 388, <*20, H5[, *85, 5*8.) Unmittelbar nacb^er
trat bie fdjmere Sturmflut ein, tpelAe matjrfdjeinlidj ben Bau bes erften Kaufes in Altona
veranlagt tjat.

Digitized by Google

0

tfyrc Beipolmcr begannen tt>ivtlid^crc Stätten auf$ufud?cit. IHcfcm Hmftanoc
pcr6anft Altona 6ic (Erbauung feines erften £>aufcs.

(Ein Stfdfit auf 6cm (ßrcpenfyofe, namens 3 0ac *?i m von £ °fy c > ocr
nebenbei auefy ctipas Krugtpirtfdjaft trieb 1 ), perlor, rote fein (Enfcl Peter im
3al?re \60\ an 6cn (trafen berichtete, bwvdf eine fjor/c IPaffcrsflut fyius un6
fy>f, ipcsfyalb er 6ie gefär/rlidK 3nfel perlief, fiefj nadj 6cm fcftlän6ifcfycn tCeite
6er (ßraffdjaft begab un6 6ort ein fyius, 6en Krug „Mtona" erbaute. Diefer
überaus einfache un6 an ftcf^ tpenig bemcrfcnstpcrtc Vorgang erregt 6a6urdj
unfer 3ntcrcffe in rjofjcm (£5ra6c, 6af rjicr einmal 6ie erften urwücbfigcn Anfänge
einer fpäter $u großer Be6eutung gelangten 5ta6t fid> in allen <Ein3elr/eitcn ver-
folgen laffen.

Die rjamburger <£f}rcmiftcu berichten über fyofjc IPaffcrsflutcn bei 6en
3ar/rcn \552, \538, \r^o un6 \5^2. 3efon6ers [ö2<k

un6 \ö7>7> bracr/cn alle Deidjc, un6 6ie 2?Iarfd>lan6c ftan6en tpeit un6 breit
unter IDaffcr. £>ermutlicfy nxir es 6ie grofe ^lut 6cs 3^^* 1535/ tpcldjc
6cn 3 0a *" n D0,t vom ßrepcnfyofc pertrieb. 3 m 3 a *? rc ^ 6 baute X

er bereits fein neues f)aus, 6en Krug „Altona". 3 n 3 u? 'f < % n fäcint er ftdj
einige ^eit lang in Hamburg aufgehalten 5U fjaben; 6enn 6ie 01115190 5CÜ *
gcnoffifdjc Stimme, tpclcfyc von 6em Sau 6es erften Jjaufes „am Pcper*
molcnbcfc" berichtet, 6ie mit 6cm 3 a ^ rc l 5 ^- abbred>cn6e (Cr/ronif 6cs
3ern6t (fry^etc, be5cidmct 6cu (Erbauer 6iefes Kaufes als einen (Einipofmcr
Hamburgs. 4 ) 2lllcr6ings nennt Sern6t (ßyfcFc webet Altona, nodj ^oadfim
von Colje. 2lbcr trir uüffen aus an6eren, pollig unpcroadjtigen Quellen,
6a§ 6ic (Drtlidjfcit Altonas in 6er Cfjat nidjt nur por 6cffen «Entftcfnmg,
fon6crn audj nodj eine Zeitlang nachher „by 6em Pcpcrmolcnbcfc" fncjj, un6
n>ir roiffen ferner, 6af 3 oa <fy m w m oex Cfa* öcn ^ ru Ö «Altona"
erbaut r/at.

Die «Er^ä^lung feines (Enfels peter pou Cofyc aus 6cm y^te \(>0\ fonutc

') tt>ir werben uns bies etwa fo benfen rnnffeu, n>ie Einfang bes ^". ^abrlnmberts
einige Cente anf bem (Sriefeniocrber berieten, bafj uämlidj „iljre üorfafjren je nnb allewege *
eine (Tonne fyimburger ZJier für fidj eitigefetjt unb wenn gute feute 5U itjneit gcfommen, einen
(Lrunf mit itmen getban, aber nie Greife gegeben, fie tonnten in RJinterstagen oft in
brei ober oier ÖJodjcn nidjt oon tjanfe fommen."

*) Dgl. ben 2lnliang Ztr. IV, [. Der Beridjt bes Z3ernbt (SyfeFe ifl bisher teils gaitj
unbeadjtet geblieben, teils miftrerftanben roorben, u>etl man überfab, bafj ber „pcpermolenbef",
»on bem er fprictj* , nidjt ber fpäter fo genannte, in bie ^ebet ftieftenbe pfeffermüb,Ienbad)
am b,«ntigen SdjulterWatte roar, fonbem ber fia> in bie €!be ergiegenbe (Srenjbadj.

Digitized by Google

man, wenn fic aud? den <£iudrucf der fdiltcf>tcit IPabrheit macht 1 ), vielleicht be«
auffanden, weil fic ein cBefudi des Peter von Cofje um #eftätigung feiner
Krug-töerecbtfame unterftüfeen follte. 2lbcr diefe €r3ählung wurde von einem
Staunten des (ßrafen ihrem wefentlidjeu Inhalte nad? wiederholt in das
offaielle Krugregifter eingetragen , und fie würbe einige 3al?re fräter, bei einer
gans anderen Gelegenheit, nämlid) als es fidi um den Streit der Sa>auenburger
unb ber Hamburger um das Kecbt gemeinfamer ll>eibebeuu§ung handelte,
burd) einen alten JUann aus (Dttenfen, Hamens Heinrich KibbecFe, ber \öö4
ober 15.".-) geboren war, beftätigt. Derfelbe fagte eiblich au *' " cr faf* D0 "
feinem Pater gehört, bafj in Altona Fein {Saus geftaubeu; ber erfte, fo ba
gebauet, h aDC f 0 " 105 <£racbtens joaebim uou £ol?c geheißen, ber feine f}aus>
haltung r»om (ßreivnbofe babxn transferieret." Unb ein anderer ber bamaligen
beugen, ber 70jährige fjein Zimmermann befunbete, Altona habe 5 UDOr
„peper Jlluleu Öef" geheimen. Die Belege liegen fidj uod) perntehren. Der
gause f?ergaug bei ber erften tfefiebelung Altonas war im Anfange bes \7. 3ah r =
hunberts nodj wohlbeFauut.

^oadjim von €ohe fudjte fieb als Bauftelle für feinen Krug titdjt etwa
einen plafc an ber großen Ijeerftraße aus; bas t^tte bamals bic KonFurrcns
bes Hobisfruges wor>l fcbwerlid) fdjon geftattet; Dielmehr erbat er ftch r>om
(ßrafen ober r»on beffen Beamten bie (Erlaubnis, weiter einwärts, an bem ^uf wege,
ber r»on Hamburg nad? Hcumühlcn führte unb swar unweit bes (ßre^baches 3U
bauen, ba wo fid> jefet ber uou ber $reitenftrafe, Kleinen (glbftrafe unb Sefter*
manus Strafe umfchloffene fjäuferblocf befindet. 2 )

Diefe gan3e <ßegenb, welche lebiglidj als XPeibegrunb benu^t würbe, befanb
fid) gleid} a Uen anberen nidjt urbaren Zaubereien im unmittelbaren <£igcntume
bes £anbesherrn. ll>enn berfelbe {Teile bar>on uerltch, fo forberte er 5unächft
einen ftulbigungseib, fobann — außer dem etwaigen Kaufpreife be$w. ber 2vc«
Fognitionsgebühr — jährlidx Abgaben (2Uid?aelisfcha$, ftofdtenft, (ßrunbhauer)
unb behielt fich endlid) audj ein (Dbereigentum uor, insbefonberc für ben
^all, daß ein Ceti bes verliehenen (ßrundftücfs (bes „^ufchlags") sunt ^weefe
bes Staues pon fiäufent weiter veräußert werden folltc, das Ked?t der <5eneh<
migung und Jlbgabenorhcbung in öejug auf diefe Neubauten.

') Vq}. ben Unt\an% 21r. IV. 2 unb baju ein Knujregifter aus ber §cit 1602/$ (Schles-
wig A. x. 369 öl. 398): „pctcr vom £ljo tjat ben eltefien Krug, fo 3U 2Iltl?ona vom Anfange
aewefen", was fpätcr wieberboli wirb; ferner bic (Htfenfer £jcn<jcn«2Jusfaacn r>om 29. 3<>« Bar
t6to (Sdjleswig A. 1. iso).

i ) Dgl. ben 2tut|ang Ztr. V.

Digitized by Google

u

3oad>im pon Cofjc crKit fid) unb befam pom (ßrafeu bie (Erlaubnis, an
ber be3eicfmetcn Stelle ein fraus 5U bauen, barin eine öffentliche freie Sdjenfc 511
galten unb, wie Berub (ßyfefc beridjtet, Kotbier 511 brauen. Bernb (ßyfefe
er$a^lt nur i>on biefer Braugcredjrtgfeit, bie ihn, ben Schreiber beim tyxm--
burger Bierprobe»21mte, am meiften intereffierte, währeub Peter von €ofye nur
ber Krügerei=<£>ercd>tfame gebenft, was ebenfalls gans begreiflid) ift; beun er
wünfebte lebiglich beren Betätigung.

Kotbier u>ar eine orbinäre, niebt haltbare Sorte Bier, ä r/11 lieh wie bas
heutige (Eimerbier, unb würbe r/auptfäd>licf> pon teilten ber ärmeren Polfsf laffen
getruufen. 1 ) XHes beutet ebenfo wie bie perfon bes 3 0<1 ^?' ni r>0,, ^r/e unb bie
€age feines l)aufes barauf bin, bafj ber Krug fjauptfädjlid} für ben Derfebr ber
IHatrofcu unb ^ifd?er beftimmt n>ar. IPenn 3 0a ^ mi 1,0,1 £°*? c °^f e Sorte
Bier felbft braute, fo gefdyah bas ofme Zweifel für ben (ßebraudj feiner eigenen
Krügerei, unb umgefeb/rt mar letztere an bem CDrtc, wo er fie erbaute, gewtfj
nur bann 5U betreiben, wenn bas Bier im i}aufe felbft gebraut würbe. 2luf
Be^ug aus Jjamburg fouute er feinesfaüs redmeu; benn bort faty mau feine
Hiebcrlaffuug aus guten (ßrünben Ijödjft ungern.

(ßerabe im 3arjrc $uPor (1555) fyxtU Hamburg bas Braugewerbe, bamals
nodj bei weitem bie widjtigftc (ßrunblage feines IPorjlftanbs, mit einer neuen
Abgabe belegt. 2 ) Dar/er mochte man pon bem fo nahe ber <5rcn5e belegenen
IPirts* unb Brauhaufe bes 3oadjim pon £or/e eine Sdiäbigung bes Stabtfecfels
fotroljl wie bes bürgerlichen Braugewerbes befürchten; boefj werben noch anbere
Beforgniffe mitgefpielt reiben. IPenn fd>on ber Freibrief Barbaroffas im 3 a *? rc
H89 bic (Erbauung einer Burg innerhalb sweier iTTeilen pon ber Stabt unter*
fagt hatte, fo war bas or/ne Zweifel nus mihtärifcfppolitifchen (Brünben ge*
fdrcrjen. ärmliche (Erwägungen werben balnu geführt l}aUn, baj? in bem aus
bem 3 a *? rc \7>06 herrüfn-enben Sd>lufartifel bes Anhangs $um Stabtredjte pon
\2<)2 perboten würbe, außerhalb ber Stabt, foweit bereu IPeicr/bilb reichte, 511
bauen ober $u wohnen. Deshalb lieg ftd) ber hmnburgcr Kat auch Pom
Klofter ßerwarbeshube im (ßrenspergleiche pon \3\0 perfpredjen, auf flöftcr-
lichem (ßebiete, insbefonbere auf ben am fpäteren hambuvg altouacr <ßvens=
bachc belegenen Cänbereien, wo ftdj Porher bas bamals feit fur$em jerftörte
Klofter nebft bem fjofe gleidjcn Hamens befunben hatte unb überhaupt nicht
näher als ©rtenfen unb (Eimsbüttel irgcnbwclche mcnfchlicbe IPofmungen an*
julegen, pielmehr biefen galten Befi£, abgefeilt pon ber noch oort befinblichen

') DgJ. ben letjrrcidjen Muffatj „Von ber Bierbrauerei in ßambnnj" in bem (Efpoil-
ttanbbuä>e ber „BSrfenballe" für { 888/90 5. 28^.

*) Koppmann, K. H. V. 59?, Cappenberg, fyimbg. e£fyronifen 5. 165 ff.

Digitized by Google

\2

iHüfjlc, lebigltd? sunt Canbbmt 511 i>crn>en6en.') hierbei mögen inbes aud?
fa>n 2Uotii>c ivtrtfcfjaf t lieber Xlahix mttgcfptclt r/aben, bic fpatcr orntc
<5u?ctfel immer mer/r in ben Dorbcrgrunb traten. 3ener «Brunbfafc rourbc
nod? in ben Kats» uub Bürgerfd?afts. Reffen ©on J529 unb \W8 feft-
gehalten; bann erft würbe er bind? ben rafaj fortfdjeitcnben Tinbau 6er ba*
mals nod} auferr/alb ber 21Taueru liegenben fpateren Iteuftabt unünroenbbar
gemadjt; aber bic Beforgms t>or politifdjer unb ttrirtfdfaftltdjer (ßefär/rbung
burd} „allsunafjc" Hadjbarfcfyaft ift ber rjamburgifdfen Politif aua^ fernerhin
erlitten geblieben.

Hun rcid)te bas tDeidjbtlb bev Stabt allcrbmgs nur bis an ben <Bren$ba<fy,
unb ba nidjt ber <8raf, fonbern nur bas Klofter ^erroarbesr/ube r»erfprodjen
fjattc, näfycr ber Stabt als ©ttenfen fein fjaus 5U bauen, ba ber Krug bes 3oadjim
von Cofjc audj feine Burg roar, fo fjattc Hamburg ntdjt ben geringften
Hedjtstttcl, um gegen ben Bau einjufdjrcitcn; bod) bie erwärmten militärifajen
unb roirtfdyaftliciycn Bcforgmffc erftreeften fidj cbenforoofyl auf bas €anb jenfeits
rote auf basjenige biesfeits bes (Srcnsbadjes. Kurs, ber Hamburger Kat r/ielt
bie Sadjc für roidjtig genug, um sroei feiner JHitglieber, bic Katsr^rrcu üincent
Voller unb 3°^ Ttn Hobenburg au ben Pogt naa^ (Dttenfen 5U entfenben unb
gegen ben Bau <£infprudj 5U erf/cben. 9 ) 2Xud) ber pinneberger Droft, permut«
lidj bereits £)ans Barner, roeldjer bas 2tmt in biefem 3ar/re übernahm,
ftelltc fidj ein, unb bic fjamburger Katsfycrrcn erflärten ifmi, bie Stabt fönnc
ben Bou fcincsfalls leiben. Da ber Droft begreif lidjerroeifc fidj weigerte, ormc
5ir»ingenben Xedjtsgrunb bem tfnfprudje bes Kats nadtfugeben 8 ), fo farjen
bie fjamburger fjerren balb ein, baf in <8üte tner nidfts aussuridjtcn war;
bennod) liefen fte fidj bic ttTür/c nidjt verbriefen, bem Droften freunblidj
5U3ureben. 2lls aber alles nidjts r/alf, melmern' ber piafc 5um f)ausbau
fd?on rjcrgeridjtet unb bas Baurjolj sugerjauen u>urbe, ba lief ber Hat nod?«
mals i>erf ünben, er würbe ben Bau auf feine IDcife geftatten unb fügte fogar

') Cappenberg, ßambg. Urf. Sud) l. 5. 253. Cappenberg, E)ambg. Xe<bt*a(ier>
tiimer I. 5. 162- KIcfefcr, tjambg. (Sefefce unb Derfajfungen X. 5. 99.

•) Das beridjtct nidjt nur ?3emb 03yfefc, fonbern es gcfjt aud? b.ert>or aus ben Käm«
merci'Kedjnungen V. 602. F.xposita H L. ^8s doniitiis Vincentiu Möller etjohanni Roden-

borgh ad reysam in Ottensen. Der erstgenannte mürbe nod? am Sdjluffc besfelben 3°'? res
öürgermeifter. Pielleidjt ift er es, ber als foldjer in bem 8erid?te bes peter oon £ob.e er.
roäbnt n>irb.

") I?ans 33arner mar im 05egcnfat}c 3U feinen ITadjfoIgern, bie bereits meljr ben 8^
amtentypus aufn»eifcn, nodj ein rauher Kriegsmann con altem Sdjrot unb Korn, ber fiaj
Hamburger Knfprud?en gegenüber im allgemeinen als redjt fprobe ermies.

Digitized by Google

13

6ie fräftige Drohung fnnsu, roenn matt 6as fjaus bcttttodj richten trollte, fo
würbe alsbalb am anoeren £age „bat bapenftc un6cr un6 6at unterfte bat>ctt
ftefjcn". Dodj auch 6ies Derfing bei 6cm fjartnäcftgen Droftc nichts, fo 6afc 6er
Hamburger Cfjronift fyinsufügcu mußte: „6arup ts it 6a t mal DorbleDcn". Per-
miitlid? fdjrieb er 6ies ba!6 nadjrjer me6er, jc6enfalls nicfjt fpätcr als \ö^2,
roobei er noch fyoffcn machte, 6a0 es ein an6ercs Ittal beffer gelingen mür6c.

Die üerljanblung 6er Ijamburgcr Katsfyerren mit 6cm Droftc fa}cint eine
Befestigung 6er Bauftclle nötig gemacht 31t fyaben, 06er jene nahmen 5U iJ?rcr
eigenen Belehrung 6cn Bau in Zlugcnfdjcin, als bereits 6ie erftett Cagen 6cs
Kaufes gelegt u>or6en maren. Sic trafen 6ort 6en Bauherrn 3<><J^»« von Corje,
un6 5U 6icfem fagte einer dou irmen, tr»ic peter von €of?c pcrmutlidj aus 6cm
eigenen 21Tun6c feines (ßrofjDatcrs erfahren fjaben n>ir6, im Beifein an6crer
teute, 6as J)aus fäntc 6em bamburger (gebiete 51t nahe $u ftcfjctt, un6 $rpar,
n>ic 6er (Ersäfyler sur Erläuterung rjinsufügte „ifyrer £an6fcfjct6ung, 6em „peter«
molcnbefe", es ftän6c „all* to nal?" an 6er (ßrensc. Pas IDörtdpn „all'" ift
• 6abei von errjeblicfjer Bc6cutung. ll>ir muffen uns oenfen, 6af$ 6er pinneberger
Droft Dörfer 6cn Hamburgern erflärt fyattc, fein gnädiger Jjcrr <5raf 6ürfe auf
feinem (ßebietc fo Diele Käufer bauen laffen, tpie irnn beliebe, un6 6afj 6ie Ham-
burger Herren 6ics $n?ar nidjt aufedjten fonnten, 6aj? fte aber ftcf? 6arauf surücf«
Sogen un6 6aran fcftlneltcn, 6as l)aus ftän6e 6er (Rrcnsc „all* to uafy"; tDcitcr
uxftltcb, bei (Dttenfen möge man bauen, nur nicfjt gera6e fo 6icbt bei 6er (ßrensc.
Sic mögen 6ic Derfyängnispollc Kc6ensart gegenüber 6er ablelmcn6cu Haltung
6cs Droftcn im <£tfcr öfters ipic6erf?olt fjoben.

<Db 6er Harne „Altona" nun, mie peter pon €of?c er$äl)lt, dou feinem
(ßrofDater felbft, fei es aus ilrger über 6ic Dorrjergcgaugenen IDetterungeti, fei
es aus bcfjagüdjer £reitoe über 6ie cn6lid> 6och gelungene <ßrüu6uug einer
neuen Heimat angenommen tpur6e, etu>a inoem er Um auf feinem ZDirtsfyaus^
fdnl6e anbringen lief, 06er ob — u?as uxifyrfcbetnlicbcr ift — 6er Polfsnrift fidj
6er Sache bemächtigte, 6as fei 6afnngcftcllt. ßenug, 6as ITort ipar gefallen,
utt6 6ic neue 2lnfte6elimg fyattc ifn-en Hamen. 1 ) '

') Der Dorgang roirb pon einigen ber im 3<**J r * 1<>10 über bas ius compascendi per«
Korten alten ITTänner etwas anbers erjäljlt; fo fagt t^cinridj Nibbctfe, er tjabe gehört, es fei
bamals ein bamburger f)err 3U ber geit gemefen, als bas erflc liaus oon bem von tobe gc>
bauet, ber b,abe gefagt, es roärc ber Stabt ad tc na mib müfite barum aud? Altona ».eigen,
ferner ffans Sdjlfiter: Die Herren »on Hamburg haben es anfangs, weil es ihnen als 3U nahe,
nidjt gern haben tcotlen, baJjer es ben ZTamen befominen, bag es Altona genennet. Itnb enb-
lidj 2trenb Heutet: €s fei biijumal 3n>ijdjen beut alten f?an$ Sarncr, Droftcn 311m pinnenberg
unb ber Stabt Streit beshalb roorbeu, baß fie gefvigt, es fei iljnen all te natje. — 3nbcs fmb
biefe 2tbn>eid>ungen nidjt bebeutenb, unb bie Cf^äblung bes (Enfels barf im mcfentlidjen als

Digitized by Google

H

Der Harne mufj ftch rafd? eingebürgert haben, beim er Fommt bereits im
folgenben 3<**? rc U 5 >~) in 6cn bamburger Kämmerei-Kedmungen por 1 ), unb
beim 3afjre \538 berietet 6er CJ?ronift 3ernb (Syfcfc, ba$ am 2. September
btefes 3 a *?" 5 ilftrolog Dr. Kepenlouw einen ZITann „to bem Altona"
ge< 06er erftodjen b,abe 2 ) woraus su entnehmen tft, baj? Altona bamals nodj
immer nur aus bem einen Krugbaufc beftanb. Damit r?oreu oenn freilid) für
ad>t 3afnv oüe riadjridjten pon 6er jungen 21nfiebelung auf.

<£rje mir nun bie weitere <£ntwicfelung Altonas perfolgen, muffen wir nodj
einer merfwürbigen £rabition gebenfen, welche fieb in 3e$ug auf ben Bau
jenes erften f}aufes in ber pon lob,efd>en ^amilie gebtlbet bat. 8 )

3oadnm von £or/e betrieb, wie mir treffen, nidjt nur Krugwirtfdjaft, fön«
bem au* ^ifdjerei. Ce^teres war permutlid? fein fyiuptgewerbe; benn gelegent*
Heb. fpätercr Streitigfeiten 5wifdjen altonaer unb Hamburger ^ifer/ern erflärteu
jene, ^riebria} Branb unb 3^« n »n Cofje feien ihres XDiffens bie erften
gewefen, weld>e — was in fjamburg nicht erlaubt war — sum Betriebe ber
€lbfifdjerei Kompagnie gefcbloffen Ratten. 3oad>ims Sofm i}ans befunbete im
3ab ( re \f>8<), er fei Tiber 70 3af>re alt unb habe feit über 40 3ab.ren bie ^ifdjerci
auf ber €lbe betrieben, wobei irmi feine Sotme bamals Kreits feit geraumer
c Ocit Ralfen. 3» Mef« finic ber ^amilic, ber l7ans>£inic, pererbte fid> bas
^ifd?ereigewerbe, unb bis ins 18. 3al?rbunbert febeint biefelbe t?auptfad>lidi aus
#fd>ern, Cotfen unb Sdnffern beftanben 3U haben.

Der sweite Sofnt 3oachims, 3"raen pou €obe, befafc ebenfalls ^ifaicrei-

3uperläffig angenommen werben. Damit werben bie früheren Kombinationen über bie <Ent-
fielwng bes Hamens ZUtoita butfäUtg, insbefoubere bie Ableitung pon «alte 2tue", wcldje
pon Cappenberg (<£lbfarte bes ITleldjior Coricbs 3. 69) befürwortet worbeu tft. Pgl. ba3U audj
ll>irf>inann, <5efd?idjte Altonas 5. \n, ferner Koppmann in ben Mitteilungen bes Dereius f.
fjambg. «Sefdjiäjte II. 33 unb bie bort citierten 2(ngabcu pou TOinFIer unb Kraufe über
fonftiges Dorfommen bes Hamens jur ÖC3etdjnung pon IDtrtsbäufern, woraus mit Hecbt be-
reit» gcfdjloffen mürbe, baß bie Ableitung ron „all' 311 natje" bie ridjttge fei; tfier tjaben mir
nun beu bünbigett beweis. Dan auf £oridjs <£lbfartc (1568) ber ilamc „2Jltonawe" lautet,
ift gcmi§ etgentümlidj, ftcb ( t aber, fomeit btc ältefte Seit in 23etraä)t fommt, gaii3 rerei^elt
ba 3d? glaubte 3iicrft an einen ^rrtum bes Kopißeu unb erbat mir beshalb Pom bamburgt-
fdjeu Stabtardjioc <£infidjt in bas Original ber "Karte. Dies mürbe allerbings ttidjt für tb,niilid>
eradjtet, mir bagegen bie ferfidjerung etteilt, baß auf bem tOriginal in ber Chat „21ltonawe"
gcfdjrieben ftebe.

') V. 05"^. Exposita: 6 s pro bibalibus iimiiiullis missis cx ctmimissionc sciultus in Altena
ad cxploraiidmii ibidem aliquid langens causam Ludtkcn Kugclkcn. (gs betraf bies einen am
Kcidjsfamitiergeridjte fdjmebenbcn pro3eü pgl. I. c. 535, 5to, 605, ft^o^u »,92.

•) Cappenberg, fynnb. <£bronifen 5. l r »9-

3 ) ügl. beu Anhang Vir. IV unb V. »l»i*manu (5. {[) ermähnt bie iegenbe. bereit
öebeutmtg ihm aber entgangen tft.

Digitized by Google

gerat, deffen er fid> aber um das 3a*? r 1^84 jedenfalls nicfjt mefjr bediente, 6a
er in dem damals beginnenden Streite mit dem Hamburger ^tfdjcramtc niemals
genannt wird. €r erbte vom Vater den Krug, deffen Bewirtfdjaftung itjn wofjl
ausreißend befebäftigt fyaben wird; denn aus dem 3af?re bcfifceu wir die
Itaßriijt, dafj 3"rgen von £or)e pon ©ftcvn die) es 3al?res bis (Dftcrn \5y2
das anfermlidjc Quantum von \S\ Council Hamburger und lübeefer Bier per«
5apft und pon jeder Comic 4* tfcctfc bejaht b/abc. 1 ) 211s er um das 3a^r
159^ ftarb, Unterlief er den Krug feinem Solnic peter, dem u?ir die <£r$äl?lung
Don dem Bau des Krugfyaufes Pcrdanfen. Dtefe €inie der ^amilie, dic3ürgcu«
Cinic, ift nodj bis $um 3<%« K>46 im Beft$c des alten Stammfyaufcs geblieben,
das dann auf Cordt Kode, ebenfalls einen geborenen (ßrepcnb/ofer, überging.
Die 3ürgen=€inte 5är>lte unter ib/ren (Gliedern fiandwerfer perfdnedener 2trt, pou
denen uns namentlid? ein (ßoldfdjmied Peter pon €ol?e, der ältefte llrcnfcl
des Gründers der Cinic intcrefftert.

Piefcr <ßoldfd>mied peter pon €oljc fyciratcte \f>r>8 in erfter <£fje Jlnna
peterfeu, J645 in sweiter <£f?c die ZDitwc &nna Stcinbrücf geb. Cr/ürr/olj, murde am
24. 3<*nuar 105O in das Hamburger <ßoldfa>miede'2lnit aufgenommen, ift aber bereits
am \\. DXai \G55 aus demfelben wieder ausgetreten, pcrmutlid}, um ftdj nad?
Sdnpcrin 5U begeben, ipo er fpäter f7ofgoldfdnnied und Illunjinciftcr geworden
ift. 2 ) festeres e^äfylt uns fein Sofm, der ebenfalls peter rncfj, iiodj in Hamburg
geboren, aber in Sd?werin exogen war, dann — wofjl aud> als (ßoldfdmiicd — nad?
(ßüftrow in die Cefyrc fam, fpäter drei 3 a *? rc Ia,, 3 im nirfürftli* rjannopci^
fdjen Ceibregimentc als „^edjtcr" diente, ftd) endlidj in Boizenburg niedcrliet?
und eine paftorstodjtcr b/ciratete.

Piefcr IVlann nun f?at in einem uns glücflidjcnpcife erhaltenen 2tftcnftücfc
einen t?öd)ft intcreffanten Beriefet über den Bau des erften Kaufes in 2lltona
erftattet. «5unädift giebt er uns ein Dcrscidmis feiner direften Porfafnvn
pon Patersfeite. Pasfclbc ift nur ridjtig bis sum (Srojspater 3ü>gcn pon
€ol?c (lir. .") hinauf; alles ältere ift ein (ßemifefe pon Picbtung und IDaljrljeit.

Pen Urgrof pater peter („den Krüger") bcjcidntct er ridjtig als (ßaftwirt,
nennt irni aber (ßcorg und fdireibt ifyn den Bau des erften Kaufes in Mona
511, ftatt dem jwei Generationen älteren 3°^?»" wn tofjc. Per Pater des
Krügers peter wird ridjtig als (ßeorg aufgeführt, jugleid? aber gefabelt, er fei

') pinneberger 2lmtsregifter 1591/9: 5?l. 95. Die emberen Krüger ber (Dttenfer Wogtet
fonfumierten fämtlid) bebeutenb weniger.

s ) Picfe (Ermittelungen berufen auf ben Kird>etibnd;cr» von (Dttenfcu 1111b Altona,
foroie auf ben im ßambiirger Stabtar*ipc bcfinbliAen Elften bes fertigen (Selb-
fdj 1 uiebe-21 mtes.

Digitized by Google

ein Ktttcv getpefen, bor ftd> als (Dbrift „im bänifdjen Kriege ritterlich geilten''
unb baburd? 6ic (ßnabe feines Königs gewonnen tjabe. tt)eil aber fein Regiment
gefdjlagen, unb er sugleid? um fein 6ab unb <J5ut gefommen fei — I?icr bringt
bereits ein Strahl ber tt>al?rf?eit Innburd), — fo f?abe ber König tfym, nadjbem
ber ^rieben gefdjloffen, in Knaben bie ^nfcl (ßrepenfyof auf €ebens3eit Portieren.
Z>odj auf ber 3nfel Ijabe es nur tpenig urbares Canb gegeben. Deshalb fyabe
ber l}crr (Dbrift ftdj refolpicrt, lieber cfn*lid> fein Brot 5U erwerben unb ben
übet nlmilegen, als im itbelftaube mit Kummer unb Sorgen fein €ebcn 5U bc
fdilicfjen; bodi fyibe er feinen Kinbern unb Hadrtommen tPof?lmeinenb anbe«
fohlen, „baf? fte ben Hainen pon €ol? Innfüro 511 einem propern Hamen gebrauchen,
bamit fte unlfjtcn, pon tpem fte entfproffen, aud? suglcid? ilntcn niemanb fönnte
porroerfen, bafj fte aus unefycliaVm <£r>cbctt (!) entfproffen, tpeldjes aud? ^emad?
pon allen feinen <£rbcn obferpieret morben."

lt>as bann über bie «Erbauung bes erften fjaufes unb über bie €ntftct?ung
bes Hamens Altona berietet wirb, ift meift richtig. l\Xan fann bie (Ersäfylung
in unferem 2lnfjangc nadjlcfcu. ^Smar ift tl?r fein felbftänbiger fjiftorifdjer
Wext bei$umcffen, bodj tpirb fte als Betätigung unfercr aus älteren, un«
getrübten (Quellen ftammenben Ermittelungen tptllfommen fein. 2ludj bie 2ln»
gäbe am Scbluffc bes Beridns, bas 6aus fyabc geftanben „uxnn man Pom
Hamburger Berg in Altona nadj ber <£lbe geljet" cntfpridjt burdjaus ben pon
uns auf <J5runb bes pinneberger Jlmtsbudjes getponnenen Kcfultatcn.

3*nc Cegenbc pon bem abiigen Stammpatcr ber ^amilie pon €ofye u. f. ip.
fönnte ptcllcicbt aud? Ijeutigen lages in manchen ^amilien entfteljen, bereu
nieberbeutfdjes „von" ja oftmals ntdjt als Bcscidntuug einer alten tDofynftellc,
foubem als mobemes Jtbclspräbifat gebeutet u>irb. 3m porliegcnbcn t falle ift
biefe fclbftbeigelegte Kangcrljöfnnig um fo begreif lidjer, als fte in eine &\t
fallt, bie überhaupt tpenig Bürgcrftolj fannte, unb als fte in einer fürftltdjen
Keftbcns pon einem Jjofgolbfdjmicbc unb JUünjmeifter ober pon feinem Sofytc
aufgebraßt iporben 3U fein fdjeint.

Übrigens beftfjen nrir nodj einen weiteren Betpeis bafür, baf bie (Crabition
pom Bau bes erften fytufes in Altona bureb 3**k*?"" »oh Co^c feitens ber Hadj*
fontmen bcsfclben mit einigem Sto^e gepflegt tpurbe. 3'» 3 a *? rc l 6 "» 8 nämltdj
richtete ein bebürftiger 80 jähriger ^tfdier, fteturidj Böfeplanter, eine Bittfdjrift
an ben törafeu, tporin er 3ur llnterftü^ung feines Anliegens barauf Ijinipies,
bajj er feine ^ifdicreigcreditigfeit pon feinem <£lten>ater geerbt fyabe, „tpeldjer
all l?ie 5U SUtonafyc auf Bcfcfyl bes bamaligen Droften, fo fyms Banter gelten,
in bem getpofeuen Bufcfye eine Stelle erfudjet, ben erften Pfaljl unb fyius erbauet,
unb biefer Ort iregen ber Hamburger ben Hamen 2tll tf?o nalje befommen."

Digitized by Google

Die Dcru>anbtfcbaft 33öfeplantcrs mit ber ^amilie von tiofje war aller«
bings eine reijt u>eitläufiac. €r tjattc im ~var/rc ^ 589 °k Codier bes ^ermann
tDittc geheiratet, beffen fpätere 3aieitc ^rau (ßcfdjc Dorfyer mit 3üra,cit von Cofye,
bem Sovile bes Stammvaters 3 oa ^?" n wrfyeiratet gca>efen tpar. i3ofe^Ianters
^rau u?ar alfo eine Stieftochter biefer Sdnüiegertodjter bes 3 oa ^?" n ÜOn
2lud> ift fein Bericht ja fdjon etwas abgeblaßt unb unbeutlid?; immerinn fefjen
wir aber baraus, bafi felbft eine fo entfernte X^icrnnuj ju 6cm Erbauer bes.
erften l^aufes in itltona nodj als (Srunb angefeben würbe, 2lnfprüdie auf be=
fonberc &erucfficf}tta / iui$ geltenb 511 madjen.

Jlltona untrr 5d!imrtibitt*>iicJ:»r t>rrrf^>ift. 1.

Digitized by Google

Drittes Kapitel.

Die weiteren 2tnjtebelungen
bis sur (Ehupcmberung £>er Hieberlänber.

cnn auch aus ben 3afpen 155«) bis einfdjliejjlidj 154,5 f einerlei
birefte nadnidyteu über 2Utona bis auf uns gefommen 5U fein
fdjeinen, fo ift es bod> möglid}, auf anbere IPeife fcföuftellen, bafj
war/renb biefer ^t'xt nur gans wenige Käufer bort hinsugebaut warben fein
fönnen. yxx jab/rc 16\0 haben nämlich einige alte (Einwohner 0ttenfeus
gelegeutlidy bes Streits über bas Kedjt ber Samthut jeugeuetbliche Jtusfagen
über bio frühere (gntwicfelung Altonas gemalt. (Einer ber älteften biefer
beugen, ftans Sdylüter, geboren iwifdjcu 1529 unb 1551, befunbete: „ilmi
gebeufc wol?I, baf? 511 Altona nur brei fytufer geftanben, beren (Einwohner i>om
(ßrerenr/ofe gefommen mären". Sobann benotete ber <5cua,c ftemridy Hibbecfe,
geboren 15."+ ober 1555: „als bas fünfte fjaus in Altona gebaut würbe,
fei er ein 3ungc unb fo grojj gewefeu, ba§ er einer IPittfrau hatte Reifen
fönnen, Sdyädrte bantit man jimmert, r;erbeiju führen". J5wet weitere beugen:
^ermann »Eilbccf, geboren sunfdjen 1550 unb 1555, fowic ftein Limmer'
manu, geboren 1540, t>on benen jener fid? ber J>cit feit etwa 1540, biefer
ber S d>lad)t von Prafenburg (1547) erinnert, fagteu ebenfalls aus, fte wüfteu
uod», bafj nur fünf Käufer in Altona aeftanben hätten, fyin Zimmermann
fügte ^111511, bas fei vor 00 jähren aljo um bas 3ah r l»50 — gewefen,
unb fxrmann <£ilbccf erflärtc uodj genauer, von ben erften fünf Käufern feien
nachher brei abgebrannt. Cefctcrcs gefdiab im 3 a h™ \547. v£n5lid? berichtete
1 1 0 jatjre fväter ber altouaer, vorher ottenfer paftor Sdicvler, vermutlich nadj
insunfdjen verloren gegangenen Kirdjenaften, bafj Altona im 3al?re 1548 „aus
ungefähr brei Käufern" beftanben hatte.

2lus allebem gebt foviel jedenfalls Terror, bat? fid> in Altona um 1540
h&hftens fünf, n\ihrfdjeinlicrj aber nody weniger l)aufer befanbeu. Had> ben
2lusfagen von swei jeuer alten lUänner folleu biefelbcu, glcidy bem erften ftaufe,

Digitized by Google

von Ccuten aus bem <J5repenl?ofe erbaut worben fein. IXvm werten im 3 a ^? l ' e
1588 als altonaer ,Jifd}er aufjer ben pou Cofyes nodj aufgeführt: Johann ftabcler,
fteinrtd} Kolfter, Jürgen Blome unb Peter l^oüanber, ipekfye fämtlidi tu näer/fter
Här/e bes älteften fyiufes getrofmt fyaben muffen. Dcrmutlidj finb einige pon
irjiicn fdjon früfftcitig Pom (Srepcnrjofe nadj 2Utona übergcjtcbclt. 2lud? an ^riebrid)
öranbt ift tjier $u benfen, ber $ucrft mit 3oad>im r»on Cofyc bie ^ifei^crei als
l{ompagniegefd>äft betrieb; bas ijaus eines febon por \58 l ) perftorbeneu Peter
öraubes befanb fidj in ber £f}at bidjt bei bem älteften Befitje ber Familie pon
€ofye; pieüeidjt mar jener „Branbt" ein „Branbes". Pagegen fmb biejenigeu
3»pei pormals grepenfyofer ^amilien, ipefcfye fpäter in Altona neben ben pou
Corres bie gröftc KoIIe gefpielt fjaben, bie Dreyers unb bie Kobcs, erft gegen
<£nbe bes 16. unb in ber erften fjälfte bes \7. 3al?rlmnbcrts allmär/licb bortbiu
übergeftebclt.

0b nur ,fifdjer in biefen älteften l^ufern ipormten ober audj fdjou anbere
ftanbipcrfer, lä£t fidj nidjt feftftellcn. Wir ipiffen nur, bafj bie fyamburger tjano-
iperfer Kreits eine <octt lang por bem 3al?re 1547 über bie altouaer Konfurrcu5
5U flauen begannen; als aber im 3atjre 1545 bie ottenfer Sdmfnuadvr ifyrc
2lmtsgercdjtigfeit erhielten, würbe Altonas mit feinem IPorte gebadjt.

Das ^af?* \5^ft ift für Altona bebeutfam getporbeu burd> bie <£ntftcrnmg
bes borttgen Bcfi^es ber ^amilic pou t^olte. 1 )

Jjeinridj pou fjolte, fpäter Hamburger Katsfyerr, fyatte bem (Srafeu Otto IV.
pou Sdjauenburg (ßelb porgeftreeft, unb biefer perlief} ifnu barauf aus <£rfennt*
lidifeit ober au ^al^lungsftatt am \. Januar !54<> „eynen unserer boruefprinef,
myt cynem fleincu garten in unfjer fyerrfdjafft au bem Pepermolcubecfc, 5ipifd)en
unserem borff 2lltl?ona unb eynem auberen bome, fo tpeilaut unfkr furpattcr
(Öraff Otto fei. burgern aus Hamburg als ben ^alljsburgcn unb ben pou ber
l?uebe crlcubet, belegen, benfelbigcn uff5ugrabcn / beteidjeube, beftouipcnbe unb myt
eynem jaune 3U befriebigeube, audj benen in Hamburg $u leibenbe unb ferner
nadf itjrer gelcgenfyeit, nu§ unb befteu ibeiyit $u gepraudien". 2 )

') Die Sajreibmeife bes Hamens ift rterfAiebenartig; meift roirb er aber „von V}otie"
gef abrieben.

"•) So nadj einer Jtbfajrift com 3<*f}te 1 57 (. im Sdjlesm. 2lrdjit> A. x. z^\. 2l>idjmaun
hat in feiner 2Jbbanb!ung über bie «Entfielning Altonas (<3tfdjr. b. Per. f. fjamb. (Sefcbidjtc
eine anbere 2tbfdjrift nadj Gfoerpten aus bem König!. «Sebeimardjiüc in Kopenhagen
benutjt. <£s ift bies aller lUatjrfdjeinliAfeit nadj eine ber beiben jefct in Sdjfesmig (A. xvu.
1725 unb [727) beftnbüdjen Jlbfdjriften, bie erft aus ber jtveiten l^ätftc bes \:. ^afu-fnntberts
herrühren. Das ©riginal war nidjt auf3ufinbcn. Sax^'f^l ^" €d}tbeit ber HrPnnbc fmb
ni<b,t röllig abjuweifen; inbes mng ber pon RoItefAe öeftti tb.atfätfjlidj bis in bie gett ibrer
ipirflidjeu ober angeblid;eu (Entftet{ung 3urü<freidjen. ßeinridj rou £>olte madjte fpäter nodj
auf anbere (Süter 2Infpriid^e gcltcnb, itäiulid>: \. auf bie Kobetualbfdjcn (SüJer peute unb

2*

Digitized by Google

20

Pic tage bes (Bruubftücfs i(t bcfaunt: basfclbc ift bis tu bie ncueftc ^ctt
als „von polten Bleibe" befanut *5cit>ofon; jetjt boftnbett fid} bort bie tt>ill?elmincn*
uni> 2lmalienftraj|e. Damit ftimmt and} bie Befdjrcibung in ber Dcrlctyungs:
urfunbc überciu; beim „bas Dorf Altona" lag ja bamals am (Dftcubc 6er fycu«
tiijcn Breitcnftrafje unb Kleinen ^ifdjcrftrafje; jener „anbere Born" aber, ben
(5raf (Dtto III. Ijamburgcr Bürgern verliefen blatte, ift ofnic Zweifel ber „Brunnen'
rjof", beffen Derlei Innig an bie (Englaubsfafyrcr burd) eben biefeu (ßrafen (Dtto III.
für bas jaljr feftftcr/t. ^nnfdjeTi 6cm bamaligen Dorfe 2lltoua unb beut
Bruuncnr/ofc, am pcpcrmolcubcfe lag bas (ßrunbftüct bes pou £>olto. 2tIIer=
bings fann es urfprüuglidj nodj nidjt feinen fpäteren Umfang gefyabt fyaben,
enthielt es bod? 1546 nur einen Brunuquell mit einem f leinen (Barten; insbefonbere
uad? Süben wirb es nod? nid?t wie nadnuals bis 5iir fpäteren Kleinen IDilfycb
mtnenftrafe gereicht haben; oiclmctyr muffen einige ber älteften bort angrcn$cu=
ben (Örunbftücfe, fomic bcrrcnlofc Canbereicn allmäfylidi ba$u eru>orbeu ober of*
fupiert lüorben fein. 1 ) 3 ,,0C5 UHU ' ocv i^ftfe ber von f)olte im 3 a *? rc \6\0
bodj febon fo grofj, bajj bie pinueberger Beamten bei bem Streite mit dfam
bürg über bie U?eibegerea)tigFcit behaupten Fonntcu, er nefnue ettt>a ein 5ed>ftel
bes gansen Dorfes Altona ein, mas allerbings i>ou Hamburger Seite in JSmcifel
ge5ogeu unirbc.

IParuni fidj Ivinrid) i>on fjoltc gerabc jenen Brunnquell rcrlcifycu lief?,
erficht mau aus einem Berichte, ber im 3afjrc \~u\ in feinem J n,civ ff c ">^^ s
fdjeiulid) ron bem bamals in Hamburg anf affigen, fpäteren fdyauenburgifdjcn
Kartier 2Intou Hhctersfyeim, bem (trafen erftattet würbe, uub beffen tVraulaffung
mir uadifycr fennen lernen werben. 3 n biefem Berid)te wirb crjäfylt, etlidje
Hamburger Ratten I^einriaS r»ou bolte barum erfudit, er mödjtc ilntcu bie <£r=
laubnis ent>irFeu, ben fraglidieu „Sprinf" auf il?rc Koftcn in „ben anberen"
b. b. in bie pom Brunuenfyofe Ijer ber (ßreuje entlang fiifyreubcn IPaffcrröfnvn
511 leiten, wcld)cm (ßefudie ber (ßraf benn audj in ber Chat cntfprodjcu fyüttc.
Die 2lbleitung unterblieb inbes aus uubePannten (ßrünben, uub pou tjoltc

n^iiaaettbura, bie er trfatfäcMidj befallt ba3tt ciujtipeilcn Sappeubcrij, (Elbfarte bes

nTcIctjior £orid?s 5. \6) uub 2. auf ei» <ßut, beffen taae »tirfjt erftdjtlu-tj ift, auf bem aber
ein Wann Hamens petcr f7ollant>er länaerc §eit a.ett'ormt t^atte. Diefer Harne fommt mehr
fad} in 21ltotta nniln-eiib bes 16. 3^l?rh"»0crts per. IHöaJidjertPcifc traben wir es alfo Ijicr
aud? um einen altonaer iJefit} 311 f Die Uerleibiiugsurfuube, bereu «Edjtlieit aber nodj meh)r
2tnla6 311 3>wctfcUi aiebt, als bie jeuer anberen, ift Pom \ö. September \5^7 batiert. IPer
firfj närfer informieren null, pgl. fcblesn». A. X. 240/41, A. XVII. v 725, \:27.

l ) U^idjmann I. c. S. 98- Damit ftimmt es übercin, fcaft tu ältefter ^cit füblidj
pou bem (Snnibftiirfe ber pou l>o!te mehrere l'üufer ftaubeu , bereu fpätcr niemals mel^r
aebadjt wirb.

Digitized by Google

2 K

lio0 den pla£ 5roar umfriedigen, fcheint aber fonft 5roei yü)w laug nidjts damit
vorgenommen 5U fyaben.

3m jähre 1547 ift, rote Sdjmtd berichtet, „Mona abgebrannt", 6. 1?. von
den fünf fjäufern, au* denen „das Porf Altona", damals beftand, unnden drei
durch öas^euer jerftört. 1 ) Pie näheren llmftände diefer Kataftrorb/e ftnd nid?t
ofme allgemeines ^ntereffe.

<£s roar die 0 >nt des SdmtalFaldifaVn Krieges, deffen <£ntfcfjciduug nodj
ausftand, roenn auch, roie Crafeiger ftd> ausdrücFt, „die protefticrenden in die
Sauge ferjre FrauF im Beutel rourden". f7amburg / Bremen, Cübecf und an*
dere niederdeutfeheu Städte ftanden auf Seiten des Bundes. Pa perfammelte
ftch im Stifte 21Tünfter ein groger Raufen Setter uttd CandsFncchte, unter
dem (Dberbeferjle Cfyriftopbs t>on lürisberg, dent ftcf> bald aud} der £?er50g €rid?
ron Braunfcbroeig mit weiterem Kriegsrolfe anfa?log. Sie Ratten es auf ftatro
bürg und Bremen abgefer^n. Die Städte rüfteten ftch 3ur (ßegenroetjr, und
Hamburg insbefoudere verftärFte feine ^eftungsroerfe durch Verbreiterung der (ßräben
und Erbauung eines neuen r/o^ernen Stacfets rings um die Stadt. 2 ) Pod?
glaubte mau bavan noch uidjt genug getrau 51t fyabeu; melmer/r forderte der
bamburger Rat überdies nod? den pinneberger Proft f^aus Barner auf — roie
legerer am Pieuftag nach jnpoeatnt (\. iHarj) J547 aus (Dttcnfen dem (trafen
berietet — , alle (ßebäude, roelche auf gräflichem (ßebiete nafye bei der Stadt
fieb befänden, niederbrennen 511 laffen. Hm diefes ilnftnnen richtig 5U roürdigen,
mug man ftd? gcgenroärtig falten, dag (ßraf (Dtto IV. damals nodj der Falb/o*
lifd?en Keligion anfing. Per Proft antroortete, Fein Bau in der (firaffchaft ftände
der Stadt fo nafye, dag diefelbe dadurd) befdiädigt roerdeu Fönne; er bitte, man
roolle feines gnädigen l}errn arme Ceute mit Feinem frevel überfallen.

Unter den Käufern der o3raffcfaft, roelche der Stadt nafyc ftanden, Fönnen
nur die grepenfafer und altonaer gemeint fein; jene roaren etroa \ km, diefe 2 km
Don den damaligen Stadtmauern entfernt. <Db auf foldje «Entfernung im 3ar/re
1547 ein roirFfames (ßefer/üfefeuer unterfalteu roerdeu Fonnte, roird fict? aus der
Kriegsgefdnd?te vielleicht nadjrocifcu laffen; roab/rfdieinlid? ift es nid)t.

Pie Küftungeu Hamburgs führten etroa sroei iUonate nad? jenem
Beridjte des Proften dafnu, dag 5 ^ärjnlein Botsleute über die <£lbe gefdjicft

•) Sd?mib, 5. 26. Der i3riefu>edjfel jroifdjcn bem fjambnracr 2\ate unb bem Droften
£jans 23arner (jetjt fcblesn>i<j A. x. 320) bat Sdjinib rorgeleaen, unb was IPidftnatiu in
feiner (Sefdjidjtc Altonas £. \7 baaeaen fdjreibt, ift unbegrünbet. iTunmefyr ftnb n>ir in ber
tage, bie ron Sdjtnib mitgeteilten (Etjatfadjen nodj tpefentlid) ergäben 311 fönnen.

*) (Erafcigers »ttjrotiifa, tjerausg. v. £appcnberg, £. 28t. ff. Der im ,folgenben er.
roäljute Seridjt fjans Lamers an ben (Srafcn liejjt im Sdjlesn>igcr 2Ir*ipc A. x. 6;.

Digitized by Google

22

würben, um in <ßcmcinfd)aft mit bcm Kriegspolfc bcr auberen Stäbtc iui6 einigen
iMlfstruppeu 6cs Kurfürftcu i>on SaAfen 6er von ben l\att?olifd>cn belagerten
Sta6t Bremen bcijuftcfycu. 2lm 23. ZXlai trafen 6ie fjeere bei Drafcnburg auf
einander, 11116 ftc^og €rid?s liaufen würben pollftänbig gefd?lagcu. 3nbcs
founte bas ben (ßang bes "Kriege* nidjt mcb/r beftimmen, ba fd>ou einen IlTonat
5UPor Kurfiirft 3ofyann in 6er Sdiladrt bei 2Uür;lbcrg ^reifjeit unb tC^ron per*
loren fjattc.

«Einige Cage por 6er SdAadbt bei Drafenburg nun, nämlidj am Dienftag
nach Vocem jueunditatis, 6em {5. 2?Iai bes Jahres {5^7, wirb uns bericr/tet,
Altona fei abgebrannt Der Hamburger Kat fdjrieb an 6iefem tCage 6cm
rinneberger Proftc, ilnn fei ob/nc Zweifel 3ur (ßenüge befannt, wie übet feine
€eute 511 Altona ifnvs ^ cucrs genwrtct b/atten, un6 bafj tt?rc Käufer 6urdj 6cn
Branb unlangft perniditet worben feien. Sdjon feit einiger &it Ratten 6icfe
Bauten 6en Bürgern unb ftanbwcrfcrn Hamburgs nicht wenig Derbruf erweeft,
audj habe 6er Hat bereits oftmals beim Drofteu 6arum angehalten, 6icfelbcn
mödjtcu abgetan werben, n>orauf 6ie Dcrtröftung erfolgt fei, man wolle ftd>
6ariu nadjbarlid? pcrfyaltcu. Pa nun jc^t 6ie €eute ifyrc Käufer burdi eigene
5d>ul6 eingebüßt hatten, alfo an au6ere (Drtc geliefert werben fönnten, was 5111-
EVrbcffcruug 6es nadjbarlidwi Derb/ältniffes 6icnen würbe, fo erfudjtc man 6eu
Proften 5U perfügen, bafj auf 6en Branbftätten feine neuen tjäufer errichtet
n>er6en bürften; fyicrburdj würbe man weiteren £wift pcrljfitcn.

Dod? fjaus Barncr erwies ftdj an6auem6 als ungefügig; gans fürs
antwortete er 6em Kate, er Ijabe 6en Jlltonaern fdjon 17013 5U111 H>ie6erauf<
bau if^rer Käufer gegeben, un6 6erfelbe fei auch bereits in Angriff genommen;
er hoffe nicht, bafj 6ie fyamburger fianbwerfer 6aran 2lnftof? nefmien
fönnten, 6a 6ie €eute bod) nur auf gräflichem <0run6 11116 Bobcu bauten;
es fei offenbar 11116 urfuu61id> 311 beweifeu, bafc au 6cm (Drtc ofntc ©nrebe
viel mer/r Bauten gcftan6en Ratten; (augcufcb/cinlidj ein Ijiuwcis auf 6as im
Anfange 6es 14. ^afjrbunberts serftörte Dorf ficrwarbesljubc, 6effen <£rtften5
un6 ungefähre €age, wie wir aus an6ereu Schreiben fyms Barners crfcfym,
6emfelbcn tpoljl befamtt waren); er begeb/rc alfo, baf? man feines gnä6igen
lierru arme €eute, 6ie bereits gerlagt uu6 elen6 genug feien, b/infort unbehelligt
laffen möge.

5o wur6e 6euu „Altona" wicöcr aufgebaut. IPahrfcrjcinlich beftan6 es
aud? uad> 6em Braubc suuacbft nur aus fünf Käufern; aber bereits im folgen-
ben y\tyc (J548) famen mehrere l?in$u. f?cinria? pou Vplte nämlid? fafj fidj,
wie er 24 3aljre fpäter berichtete, baburd) bafj ifnu auf feinem bisher
ganj unbebauten (ßruubücfc nddjtliaVr Xt>eile allerfyanb Sdjabcn 3ugcfügt wur6c,

Digitized by Google

2.~

peranlagt, bort einige Behaufungen 511 errichten, in boten er „gute cbrlidv £f>e=
uni» ftaubmerfsleute" mobilen lief, mie er felbft ebenfalls im jähre \~>7\ er«
5äf?rtc. hieraus entnehmen mir bie merfmürbige €fjatfad>e, ba$ ein angefefymer
r^tmburger Bürger, ein fpäterer Katsfyerr, felbft ba5u beigetragen fyxt, ben fyamburger
Ämtern jene, mie ber Kat im 3al?re $upor gefd}riebeu fyatte, febon bantals viel*
beflagte tfonfurrens grofousicr/en. Hodj mein - : in biefem felbcn 3ar/re \54S
ermeefte ber Illitbemerb ber altonaer fianbmerfer bie perftärfte Hufmerffamfeit
ber fyamburgtfdKtt flmter unb befchäftigte 511m erften 21Tale aud? bie bortige
<ßefe§g£>ung.

Der 5mif eben Kat unb Bürgerfchaft im jafr/re [ö^S abgefdjloffcne Kesef*
befagt in feinem Zlrtifel ö7, es rotten fiefj piele Bürger aus pcrfdjicbcnen
flmtcrn beflagt, baf* ifmen $u Altona unb (Dttenfeu allerlei 2lbbrucfj an ifyrer
Har/rung gefdjelje. Da es nun billig fei, baf bie Bürger einer Stabt, bie beren
Caften gemeinfam tragen, einanber audj bei ber Haltung Reifen unb biefe
ntcrjt ^remben 3uFommcn laffen, fo mürbe ber Kat in ber nädjften Burfpracbe
gebieten, baf bie Bürger unb €inmolnier, fomie beren 03afte unb (ßeftnbe
uidjts in Altona, (Dttenfen ober überfjaupt innerhalb smet Jlteilen pon ber Stabt
arbeiten laffen folltcn, bei Perluft bes betreffenben Stücfes Arbeit. 1 )

Der auf foldje tt>eife begonnene Streit ber Hamburger unb ber altouaer
fymbmerfer fyat ftch bann jaljrr/unberte lang fortgefe^t; berfelbe fyat auf beiben Seiten
fo merfroürbigc, ler/rrcicfye IDirfuugeu eiyugt, bafc biefe Seite ber altonaer <ße=
fdjidjtc gefonberter unb ausfülniid>er Bcfymblung bebarf. £)icr fann nur noch
ein filier Überblicf über bie ältefte €ntmicfelung gegeben merben.

2lufjer ben ^if ehern maren es 5iinäd)ft r/auptfädjlid? Sdmeiber, Schufter
unb Ceinemeber, meldte ftch tu 2lltoua unb (Dttenfen nieberlie§en , meift tpofyl
meil fie in Hamburg i>on ben fünften wfy gebulbet mürben ober fta? bent
c r>uxingc berfelben nicht fügen mollten. Das Innberte freilich nidjt, baf; fte als-
halb felbft mieber fünfte btlbeteu, mie tnsbefonbere bie Sdmeiber, Schufter unb
Ceinemeber pon (Dttenfen unb Altona bereits \')U2 mit (Bcner/migung bes
(ßrafen traten.

<£s gab bamals tu 2(ltona unb (Dttenfen 5ufammen 19 Sd?ul?mad?er=
meifter unb 9 Sdmeibermeifter, mdr/renb bie ^afyl bex Ceinemeber nidjt genannt
mirb. IDiepiel bapon in Altona mofmteu, läfjt ftd? nidjt ermitteln. 2(ud) aus
ben Hamen ift es nicht mit Sicr»err/eit 511 entnehmen, ba mandje urfprünglidi
ottenfer Jamilieu fpäter gatt5 uad? Altona übergefiebclt ftnb; unb ebenfo

') Bartels l)amb$. ^ruirtaefetjc, Suppl. f. 13*.

Digitized by Google

_ _ J2*

wenig lägt ficb aus ben Hamen auf bic l?erfuuft f fließen; bic Poruamcn finb
faft fämtlidj foldjc, wie fic in 5er IVüp allgemein üblid? waren; r>ou weither
braucht nid?t ein eitriger biefer IHänner gefommen 5U fein. 1 )

2Iudj ein (ftolbfdmiieb wohnte bereits geraume Seit vot bem 3<*l? r * t">6->
in (flttenfen, unb bcrfelbc hatte fowof?l für ©ttenfen wie für Altona bas 2ttono=
po! feines fymbwerfs; inbes perwenbeten fid? fdpn im 3<#c 1558 Statthalter
unb Kate bes Ix^oas ,fran5 (Otto r>on Cüneburg in Celle beim (ßrafen (Ptto
u»on Sdniucnburg für einen anberen, irrnen burd> ftersog 2lbolph 5U Schleswig«
i>lftcin empfohlenen (ftolbfdmticb, ber ftdi in Altona nieberlaffen wolftc, uub
als im 3^h rc J565 ber privilegierte ottenfer (ßolbfdnuieb geftorben war, fudjtc ein
Hamburger für feinen Sotm alsbalb ein gleidjes Privilegium nadj, ein «Seichen,
baji bas bewerbe cinträglidj war. 2tn anberem (Drte werben bie lirfadjen
biefer €rfdpinuug 5U untcrfuaVn fein.

jubes waren bas alles bod> erft überaus beferteibeue Anfänge. Vox ben
erften <£inwanbcrungen nieberlänbifdjer Reformierter in ben 70er 3«h wn bes K>.
3ahr^unberts werben in 2Utona fdiwcrlidj mehr als rielleidjt 10— ftäufer
geftanben haben, 5umal nidjt jeber ber ftd? anftebclnben ftanbwcrfcr für fidy
allein ein fjaus bewohnte. Die meiften fjäufcr waren gewiß nur f leine „öuben",
wie fic aud) fpäter nod) $ablrcid) in Altona gebaut würben.

Dicfc ftäufer lagen größtenteils in ber luir/c bes (Dftenbes ber heutigen
l^rcitenftraßc. Später fchloffcn fidj baran 5tmäd)ft einige bauten in bem füb=
lidjcu Ccilc ber jefeigeu Cangcnftraßc, fowie längs bem ^ifdjcrwcgc, aus bem
bann bic ^ifeherftraße würbe. Weiter norblidj, auf bem €anbe ftcinridjs i>on
l?oltc ftanben, wie wir fd)on far/cn, feit \5^8 aud) einige Käufer, bie pon ftoltc
im 3 af ? rc befeitigen folltc, weil fidi bie im eigcntlidjcu Altona, fowie in
(Dttctifen augcfiebelten Ijanbwerfcr über bic lfonfurrens feiner r)äuslinge bc
fduivrtcu. 3»ocs errcidite er es, baß ir»n geftattet würbe, alles naa? feinem
lieben 511 benufeen, außer einem fiaufe mit ö Wohnungen, bas er nadj 6 3«h rc »

') Die Hamen ber fdniftcr waren: Warner von «tollen, 1711ns «Sofdjler, 3oa&im
tSrnubmaunl?), Vercnb von OTuußer, Diri* rou Horben, 1 7 e i n r t cb von «Seilern, Raus von
ber Vfowe, 03crbt Wollener, III arten (Sofdjlcr, %tue Vilnius (?), Marcus Ijolflc, 20t Ifen
Korf, I.7 e i ti r i dr fjarf elblotf , Daniel Dufell, ^einrieb, fjafc, fjeine t»on Defforo, lians Dite«
Uno., lians ron Sollen, ^afob porf; bic Hamen ber Sdmcibcr: l>ans (Dlbenburg, £creitb
fjiutjc, Raus Wulbieter, panl IPnlbietcr, l7ans öcefer, Dans Spitjcnbortj, l^ans Hue§,
Rannen ©ftenborff, 3 ol ?a»» l7e r " (^ajlcsipiij A. x. ^2). Die gefperrt gebrutften ZTainen
fainen fpälcr in JUtona i»or; aber 3. IV bie t>ocFclbIorfs unb bic Ottenburgs b^abeu nadjmeis-
bar noch, im Jlnfaugc bes [7. ^ahrbunberts in Oüenfen gemoljnt uub ftnb erft bann nad)
Altona übcrgcficbclt.

Digitized by Google

25

6cm (ßrafeu abtreten follte, iujwifcbcn aber an ftaubwerfer, bie ben pritnlcgien
6er Monaer unb (Dttenfer nicht entgegen waren, vermieten burfte.

Das (Sanje fyatte feinen börf lieben, fonbern eljer bereits einen ftäbtifdjcu
<£fyaraftcr, wie benn Altona febon im Anfange bes \7. 3a^rl?un6erts halb als
Dorf, halb als Rieden, balb als Stäbtlein hc$ekfmet würbe. 1 )

$ür bie urfpünglicbe Anlage Altonas diarafteriftifdj ift bie Crjatfadx, bat? es
in itdd^ftcr Härje einer alten grofen S tabt entftanb, unb ba% feine £ntwicfcluug
bis sur (Erteilung bes StabtpriDilegiums im 3abre 1664 ausfdjlicpd? im
gcwcrblidicn Ceben wurjclte; bafycr würben bie ftäufer jiemlid) narje 3ufammen-
gebaut; jebes fjatte feinen „Kofylfyof" bid>t babei, unb wenn es aud? nod? lange
5«it überall inmitten bes bebauten (Terrains freie plä£e gab, fo würben biefelbeu
bod} nur 511 gewerblichen fiwidm t>erwenbct. Canbwirtfcbaft würbe im allge--
meineu überhaupt nicht, Piel^ucbt nur wenig betrieben. Dem cutfprid>t auch
ber ^nblicf, beu Altona auf ber im jaljre \ö6H angefertigten <£lbfartc bes
21Ieldnor €orid?s gewährt; inbes fiub bie Käufer Fjicr jebeufalls etwas all3u
bidn" bei einanber ftcfjcnb bargeftellt. 2 )

(£s u>ar ein eigeutümlid>es (ßcfcfjlccht, bas ftdi bamals tu 2Utona jiu
fammenfanb. Die oberfte Sdnd?t ber Beuolferung bilbeteu wofyl bie ^ifdKr, bc=
fonbers bie von £ol?cs mit ifyrem für altonaer EVrfyaltniffe ausgebefynten (ßrunb*
befifce unb iljrem ftattlidjen Krugfyaufc. 2tber bie meiften ber 2tnfiebler befafjeu
aufänglidj nur wenig (Reib unb <ßut. 3 m pinneberger 2tmtsbud>c finbet man
öfters Einträge au» ältefter <?>eit, welche ungefähr folgenberntafen lauten: <£in
Scrmcibersfneebt befreit ftdi mit eines Sdniftcrs £od?tcr. Sie bringen nidjts $\\-
fammeu, aufjer ifyrem gefuubeu £cib, wollen ftdj mit ifyrer ßänbc Arbeit ernähren
unb fiub einer mit bem aubem sufrieben.

So lebten bie Ceute von ber l)aub in illunb, unter einem Kegimcnte,
bas ftd> nur wenig bemerfbar machte, in ber Erwartung, ihre Hafyruug
febon finben $u tonnen, ^reilidi Ratten fie fd)wcr gegen bas mächtige fjamburg
3U f «impfen, unb nicht feiten meinten fie unter biefem Druck erliegen 5U muffen;

') Die angebliaje €rljebitug 2l(tonas 311 einem gleiten im 3 a ^ rc *! at m< *?* P d **
gefunben, unb menn IVidjmantt (5. :yff.) biefc ilbatfadjc auf (Sruub einer roobl attbers
gemeinten Stußerung Sdjmibs (5. W unb Prurffcblcrperseidwis) als "Epodje ber altonaer <Se-
fdjidjte bcbanbclt, fo tjat bas feine Seredjtigung. ^n lüa^rfyeit wirb Altona vor n>ic nad>
lfcO<t unterfdjiebslos als Dorf, ^flcrfen unb Stäbtlein be3cidjnct. Die eityiije reränbcruiuj,
n>el4e in ber Derfaffuntj bes Ö)rts unter fajaucnburtjifrfjcr i?errf(i?aft erfolgte, mar bie <2im
fe^ung eines llntcroogts im 3abre \6\~, .mr (fr^ebuna ber 2lcrtfc.

-) Dgl. Cappenberg, bie «Elbfarte bes mcldjior £oridjs, fotutc bas barauä entnommene
üitelbilb bei a?idjmaint t CScfdjtdjte 2Iltonas.

Digitized by Google

26

bavot bctiHifyvte ftc inöes 6er Scbutj 6es (trafen un6 feiner Beamten, 6er juxir
nidyt bcfon6ers fräftig, 6od? immerhin ausreid>en6 it>ar, um junächft wenigftens
bas Da fein 6er jungen 2tnfic6clung 311 erhalten.

5old>es fin6 6ie befcfyei6encu „Anfänge Altonas". 2lus ifnten ift bann feit
6en ftcb5i$er j« 1 ^" ' () - 3afn , fyun6crte, als 3afylreid>c «ßlaubensflüdjtlingc
in Hamburg luifyruug, in Altona dagegen IDofmftättcn fanöcn, eine fräftige
<£nht>icMung fyerporgegaugen, in 6eren weiterem Perlaufe Altona aus einem
Raufen benadjbarter f?äufer ju einem <£>cmeintt>efeu ernxidjfen ift.

Digitized by Google

€pcurfe unb Beilagen.

I. Der „pepermolenbef".

er 8aA, weldjer feit bem 3af}re bas (ßebiet ber fdjaueuburger
(ßrafen unb basjenige ber Stabt Hamburg pom Itorbufer ber €lbe an
trennte, fn'efj im 3a!pf)unbcrt „rivus Herwardeshude"; bie fdjon im
3ab/re 12^6 erwähnte, an biefem £ad>e belegene 2lnftebelung, meldte balb als
„villa'V balb als „curia" beseidwet unb im 3al?re \2^7 burdj ben gräflichen Dogt
Kittcr (ßeorg von Hamburg $ur (Brünbung eines Honnenflofters hergegeben
mürbe, führte ben gleichen Hamen, ben bas Klofter bann ebenfalls erhalten fyat.

Die gan$e 2lnficbelung umfaßte aufer bem Klofter unb bem f}ofe jcbenfalls
nodj eine JTTüfjIe, pcrmutlidj auch nodj anbere fjäufer. Sie lag wofyl auf
beiben Seiten bes 23ad}es, füblidj pom Ijeutigcu Hobistfyorc; nod) piele 3 a ^ r '
rmnberte lang blatte bas Klofter bort <ßrunbbefi£, wäfyreub es fclbft im jafyrc
1295 nadj einer an ber 2llftcr belegenen (Drtlidjfeit überfiebelte, meldjc feitbem
als „^raucntfyal" befannt ift. Bie alte 2tnfiebelung ftcrmarbesfnibc brannte im
3ar;rc 1308 nieber, nur bie JUüfyle unb bas iTTüIlerbaus blieben nod} eine ( $eit
lang erhalten.

Soweit ift bie (Bcfdjidjte biefer (ßegeub aus ben Arbeiten pon Cappen*
berg (Bie <£ifterricnfcrinnen=2Ibtei f)erwarbesr)utlje unb beren Umwanblung in
bas St. jobaunisflofter, <3tfa>. b. Der. f. ftamb. (5efd>. IV. 5 1 ö ff . ; (glbfarte
bes iUeldnor €orid>s S. ö7ff.) unb ftübbe (Bas IPeidjbilb ber Stabt Hamburg
nadj ber itrfunbc Pom H). (Dftober \25S, <3tfd?r. b. Der. f. fyimb. (ßefd?. VI.
209 ff.) pollfommen befannt. Bann aber perftuft alles in Bunfelfycit. Bei-
name fterwarbesfyube gefyt auf bas neue Klofter au ber 2llfter über, wäfyrenb
ber pia£ ber alten Jtnfiebclung längere ^eit biuburd> namenlos geipcfen ju fein
fdjeint, unb ba bas Klofter fid? f)amburg gegenüber \5 \0 perpflidjtete, an biefer
Stelle, wie überhaupt näljer als (Dttenfen unb (Eimsbüttel, feinerlci lüofmftättcn
5U errieten, fo gab es in ber Cfyat pon bem oben platje, ber nur als IDeibc*

Digitized by Google

grunb 511 benufcen war, nichts 511 mclben. 3nbcs erhielt ftd? bic Kunbe ron 5er
alten jerftörten villa bis ins U>. ^afprfnuifart; beun noch im 3ab,rc (Ö4G er»
n>äb,ut 6er pinneberger Droft bans Warner in einem Schreiben an ben harn«
burger Sa! bie ehemalige Cagc bes Klofters bei bem 511 jener J>eit fogeuannten
„pepermoleubefc", unb im 3ahre l. r>47 fdvriob er 6cm Kate, es fei urfunblidj
511 beträfen, bajj an biefem (Drtc t>or Reiten r»icl mcb.r Tanten ofync €inrebc
geftanbett hätten (t>gl. oben 5. 22).

3enc erfte Eingabe bes Droftcn hat Cappenberg (<5tfchr. f- *? p g. <8cfdy. IV.
.")"».") peranlagt, bemfelben Unttnffcub.eit r>or$un>erfeu, fefyr mit Hnredrt; beim 6er
ungelefptc T>roft umjjte minbeftetts in 6iefem pnnfte beffer Bcfcfyeib als fein
breifntnbert 3 a *? rc fpäter lebenbcr gelehrter Kritifer, unb auch feine fonftigen
eingaben — übrigens fleht im Kon3cptc 6es Sdtreibetts niertt „Coltcrfnifen",
fottbern „tCottcnljufcti" — i>er6ienen faum eine fo harte Beurteilung.

Cappenberg bat fo wenig wie tDidmtann, tf5äbecbcns u. a. bemerft, bajl
jeuer „Pepermolenbcf" ibentifd? ift mit bem alten Badie ^crwarbesfyubc unb
ttidjts 5U thun Ijat mit bem fpäteren „pfcffcrmüfylcnbadje" am Sdjulterblatte.

Z>cr Bad? tiertvarbesr/ube würbe 3war als rivus, fluvius unb ttodj 15
als ainnis beseidmet, mujj alfo urfprünglich fein ganj unbebeutenbes (ßewaffer
gewefen fein; inbes wirb bereits im 3 a ^7 rc über IPaffermangel geflagt

(Cappenberg, ( ntfchr. IV. 521). Perntutlidj hatte man angefangen, bic Sümpfe
in ber Itäfy? bes heutigen Sdwltcrblattes aussutroefnen unb bic Hrwalbung bort
ausjiiroben. Hoch trieb ber Badj aüerbings längere Jyit Inttburdj eine lllühje;
aber es u>ar wob.1 nicht mefyr bie alte, fonbern eine bem verringerten IPaffer*
3uflu0 entfpred>enbe, fel?r f leine 21cüh,le, welche ber Polfswifc eben wegen biefes
geringen Ilmfangs „be pepermole" getauft 511 haben fdjeint; unb baron erhielt
aud) ber Bach ben Hamen „Pepermolenbef", beu er bann bis ins \b. 3 a ^ r:
Inntbert bmein geführt bat. Über bie €ntfteb/ung bes Hamens »gl. Poigt in
ben Hlittfj. b. Per. f. ßbg. (ßefch. II. 5t.

Sdjott im ^aljvc \~>u\ wirb bie „Pepermole" erwähnt, (Koppmaun,
Ii. K. I. 75), unb in einer 2lmtsrollc ber hamburger ^ifdjer r>om 3 a '? rc
wirb geboten, bafj fein frember ^ifcher ber Stabt när/cr ftfdyeu folle „wen to
ber pepermolcn" (Kübiger, l>amb, ^5unftroIIoit S. ferner beflagteu fidt
bie grevenbofer ^ifdyer um bas 3 a ^? r H^O, baf? ih, neu bie Hamburger ,ftfd>cr
u. a. fortgenommeu hätten „beu fteyu rorbt (eine jtir ^ifdjerei Ijergerichtete Stelle
in ber <£lbc) belegen twisfeu ber ITegcnmoleu unb Pepcrmolcnbcfe" (Schjcswigcr
Zlrchiu A. x. .^9). 2(m U. Hopcmber \^(n geftatteten bie (ßrafen ilbolf,
<£rich, CDtto unb iieturidt 511 l)olftein unb Sdjauenburg ben Bürgermciftern unb
Katsmauuen ber Stabt Hamburg bie Einlage einer Canbwefjr „be antholjerene

Digitized by Google

2<)

1>Y 6cr pepcrmolcubefe un6c Port tpentc in 6c Alfter tl>o ftrccfcnbc" (framb.
f'taöt'Jlrdnr, üjrcfc M. 24. uu6 6a$u Koppmann, iL Jv. 11. ">4J). 2lucb gab
6ic Sta6t int 3 a h rc \Wk ^° # nm 6ie Dämme am pepcrntolenbefc her«
Suftellcn (Koppmaun 1. c. IV. 82).

Der „Poggemühlen 3cf", K*i 6cm 6ic 3ürgcrfdjaft im 3 a *? rc ^"'l ocm
Kate 6ic Einlage einer IMfir/lc anheimgegeben Jjalvn foll ((ßallois, Ijambg.
(£r^ronif II. 5. 7~>\), ift or^ne <rnpcifcl 6er 6urd? einen Jtbfdjrcibcr pcrftümmclte
„Pcpcrmolcnbcf", 6a es bei 6er Poggcumühlc feinen £*ad? gegeben r;at.

3m 3 a h rc 1550 n?ur6e fo6ann 6er Krug „2Utona" bei 6em „Pepcr^
molcubefc" erbaut, un6 feitbem fam 6er Harne laugfam in Abgang; 6cnn uvnn
einer 6er im 3afyrc \()\0 über 6as ins compascendi pcruommcncn alten 2Tlänncr
aus (Dttenfen befunbete, 6ie fytmburger hätten 6en Hamen Altona aufgebracht,
„6a es $uPor pepermulenbef geheigen", fo erfenueu unr hieraus beutlich, ba^ 6ie
Bebauung 6er (Drtlid?feit in 6er (Er/at aud? 6em Sadte feinen bisherigen Hamen
raubte, wie 6erfelbe umgefchrt feilten erften Hamen „ftertparbeshube" pon 6er
Einnebelung gleichen Hamens erhalten tyaik; iu6es pollsog fid> 6as natürlid)
gaii5 allmählich.

Die Verleihung eines (ßruubftücfs bei 6cm Dorfe Altona an Heinrich pon
fioltc im 3 a ^ rc J~ , 'H> bc$cidmet 6ie £agc 6esfclben uod? „bei 6cm pcpermolcm
befc", un6 auf 6cm Schreiben, welches 6er Droft l}ans Warner im 3 a *? ro ,r,4 ~
an 6eu Ipnnburger Kat richtete in öcjug auf 6cffcu 2(nftiinen, 6en IPicbcrauf
l\tu 6es abgebrannten Altona 511 hinöent, fteht pou einer gleichseitigen ban6
6er l\rmerf „Antwort up 6er pou Ikmbord} fdmpcut 6es buytcs bi 6er peper
molcnbefc".

Sclbft in öen (ßrenjftrcjtigfcitcn, ipeldjc im 3 a *? r0 ,5< )^ 5n>ifd?en 6em
©rafeu uu6 6er Sta6t Hamburg ftattfau6cn, nnr6 6er Harne uodt in bisheriger
IDeifc augetpcn6ct; 6enn nach 6em fdutucnburgifdjen protofolle über eine (ßrenj
beftebtigung pom 20. 3»h* W> gcftau6en 6ie Hamburger 51t, „6a£ von 6cm
Ccidjc an bis in 6ie (£lbc 6ie pepcrntolenbefc 6ie redete Schnette wäre". 3noes
uur6 Wer bod? nteift fdxm pom „Sdx'tbcbad^c" 06er Pom „33acfce" fdjlcdjtipeg
gef proben; betbe 2(us6rücfc werben audi in 6etu (ßrenjreseffe Pom \2. (Df tober
l öt)-) angeipen6ct, un6 in 6eu folgcn6cn 3 a *? rc » ift niemals mehr pom „peper
molenbefc" 6ie Kc6e. 3 m 3 a *? rc ^'° r) arcr fin6eu unr plötjlid) 6en Hamen
auf einen piel tpeitcr nör6lidt belegenen, in 6ie 3febecf fliegenben fleinen lOaffer«
lauf angeroen6et; in 6iefem 3 af ?™ nämlich ipur6e 6em peter pou Sdiönefelo,
Befifcer 6cs Kofenbofs, ein an lefctereu grcnjcnbcs 5tücf Can6, belegen auf
febauenburger (ßebiet „am pepermolenbcfe", perliehen, uu6 smar lag 6as €au6
uvftlicb pou 6iefcm Bad) tpcsbalb ftd> 6er <ßraf einen Kcpcrs ausstellen

Digitized by Google

lief?, 6afj 6tc Pcrlcifyuug feinen X^ofyeitsrcdjtcn nid>t fd?a6lidj fein folle. lluif
6as tvar nodj uid>t 6er bis in 6ic neuefte <3cit fnnein unter 6icfem Hamen bc-
fannte Pfeffcrmüfylcnbad? am Sdmltcrblattc, fon6cru ein ettvas iveiter öftlid)
gelegener fleiner IPaffcrlauf , 6er ftdy aber ebenfalls in 6ie 3f cp€c * cr 3<>£;
un6 6ies ift 6as tvefentlicfye. Seit jener Seit, befonbers feit 6cm <5reu3vergleid>e
vom 22. l)Xa\ 1.607, 6er 133 3 a fy rc ^"3 (Reitung behielt, bezeichnete man ein
nach Horben fHcf?en6es (ßctvdffcr als „pfeffermüfylcnbadj", iväfyrcnö 6er nad>
S ü6cn flie0en6e frühere „pcvermolcnbcf" feit6em regelmäßig nur „(Brensbach"
o6er „5d)ci6ebadi" genannt ivur6e.

2lber felbft im 3a*?re 1639 nod? ivur6c bei (ßclegculjcit neuer (Brensftreitig«
feiten an 6cn als beugen vernommenen alten 3"*gen t>on €o^c (Hr. 2) 6ie
^ragc geridrtet „ob aus 6cm Cetebe vor Ultona 6as IPaffcr nicht alle &\t 6urdj
6eu HTuncfy (U?ebr) erlaufen, jefct aber bei Altona aus in 6ie pfcffcrmüfylen=
befe laufe?", ivorauf er 6ic 2tuttvort gab: „3a, es fei mitten 6urä? 6en HTuna?
gera6e nadi 6er <£lbc gelaufen, im Kricgsivefeu aber fei am ©rtc vom Ceidje,
6amit es einen Umweg, tvo6urdi 3*? wr gräflichen tf5na6en €an6c Sdja6cn 5U<
gefüget, genommen, un6 fein Cauf uad? 6er pfcffcrmürjlcn Ceid) geleitet."
2tn6crtveitig tvir6 6icfer Jlusfagc noch bin3ugcfügt: „<£s fyit audj eine HTüljlc
auf 6cm tCeidje wr 2lltona gelegen, ivorauf Pfeffer gemahlen ivur6e un6 6as
IPaffcr 6es Ceidjes 6ajii gebraust, 6al?er es uodi pfcffcrmüfylcn £ef
fycifjct, Ijcruadj Kauuengieter Dicf genannt."

Die lefctcrivälmtcn Äußerungen ftn6 allcr6ings sicmlicb verworren un6
fönueu erft bei J3el>iu6lung 6er (ßrcnsftrcitigfciten grün6lid> untcrfudjt wcr6cn. Die
3cmerfung wegen 6er 6amals fdjon feit 3<rf?rf?u"ocrtcn vcrfdiwuu6cncu „Pfeffer
müljle" ift felbftverftän6lid} feiner 23cadjtung tvert, un6 6aj? aus 6cm oberen
Ccidv eine ,-Seit lang 31V ei IPaff erlaufe uadj 6er €lbe führten, 6er eine 6urd?
6en unteren Ccidi, 6er an6ere weftlidi um 6enfelbeu gerinn, ift fdjou aus früheren
(ßrett5verl?au61ungen 511 erfeben. IPcfentlid} ift fjtcr nur, 6a| 6er um 6eu
unteren tEeidj fymimfüfnen6c ll^afferlauf felbft im 3 d ^? rc 163») noch „Pfeffer*
müf>leubef" lyicg-

fvdter würben 6ie bei6cu tfädjc ivie6cr vereinigt, 11116 es blieb nur öer
eine „(Srensbadi" übrig, 6er nadi 6em törenwertrage vom 3 ,3 '? ro 17^0 teils
6urd> 6cn „(ßrenjgraben", teils 6urd? fyöljeruc Siele erfefet ivur6e, bis enölidj in
jüugfter J>cit auch 6er (ßrensgraben befeitigt uu6 au 6effen Stelle ein gemauertes
(ßreusfiel gelegt u>or6en ift. {E>gl. betr. 6iefer fvateren tfcrfyältuiffe 6cn 33cridit
über 6ie (ßemcinöcvcrwaltuug 6er Sta6t Jlltona in 6eu 3«^ c » 1 1863— \88«,
erftattet von Ivrru (Dbcrbürgermeifter 2l6icfes 18Si) S. 27 ff.)

IPeuu man nun en61id> fragt, ivie jene Übertragung 6es Hamens von

Digitized by Google

3\

einem in 5ic (£lbc auf einen in 6ic 3febecF fliegcn6cu Bad? $u crFlären ift, fo
muj? man m. €. 6arau 6enFcn, 6afj jener alte pepcrmolcnbcF in unmittelbarer
Habe 6es neuen, uamlidi in 6er (ßcgen6 6cs heutigen „(Brünen Jägers" cutfprang,
6a§ 6ie gan$c Umgebung 6icfer Quellen nadi bei6en Seiten nur febr fdnpacb
abfällt 11116 eben 6esfyalb ehemals fo piel Sümpfe un6 JUoräftc enthielt. Daher
ift es begreiflich, 6a jj 6ie Kidjtung 6er nach bci6en Seiten fliejjeiwcn IDaffcr<
laufe in 6eren erften Ceilen Faum 5U erfennen war, un6 6ag 6er (Oberlauf 6es
nör6lid}cn Baabes als Anfang 6cs fü6lid)cn Bad>es betrachtet wur6c, fo lange
bis 6ic fortfdjreiten6e 2(ustrocFnung 6er umliegcn6en Sümpfe 6ie Kidjtung 6cub
lieh r^errortreteu lief. Dann lofalifirte fid» 6er Harne au 6cm ITor6badK,
währcn6 er 6em Sü6bad>c pcrlorcn ging.

VOk wenig (ßcfällc 6ie (ßcwäffcr 6iefcr (ßcgcnb hatten, beweift aud> eine
6urd> 6as Kloftcr i)arpcftebu6e augcor6nctc (ßrcnsbcjichung r»om Jahre
über meldte bei <Bac6edKns fyftor. Copogr. S. \\2. ein Bcridit aus5iigsweife
abgc6rucft ift. Dort wir6 erwähnt ein „hinter 6cm Kofeuhofc poiii Hobis=
b^aufe bis 511m (ßrin6clbcFc laufcn6er Bach". Diefcr Bad> — es war ofme
<5u?cifcl 6er nör6lid>c „pcpcrmolcnbcf" hätte alfo vom Hobishaufe bis jur
lDafferfd>ei6e beim heutigen (Brünen Jäger bergauf fliegen muffen. Die gau$e
Hamcngcbung 6er (ftcwäffcr auf 6er alten (ßrcnslinic pom Bad>c f)erwar6eshu6e
uadj 6er Alfter ift eine ebenfo fdm\mfen6e, wie 6ie Zugaben über ihre
gehorigfeit 5U 6iefem 06er jenem IPaffcrgcbietc. fjier Faun nur 6urch eine grün6
lidie Bcr/an6luug 6er (ßrcnsftrcitigFciten Klarheit gewonnen wcr6cn, jumal ledere
ibrerfeits auf 6eu IPccbfcl 6er Benennungen nicht geringen €influjj ausgeübt
haben.

II. Der fjeuberg.

„l?awbcrg", „bcwbcrg", „boyberg", „fjeuberg", fpätcr fogar „Seulberg"
fnef? 6er fjöhcnrücfcn, weldjer ftdj weftlid? pou 6en am tEhalabhangc 6es (Srcuy
l\id?cs belegenen erften altonaer Käufern, fowie pou 6em Beftfec 6er ^amilie
pou ftoltc nach (Dttcnfen hin crfirccFte. Belege hierfür fiu6en ftd> in großer ^aljl
aus 6er «?>cit löW bis \003; 6ocb muf 6er Harne febon älter fein.

Bei (f»rcu5ftreitigFeiten Pom ^al}tc J ."><)' ift $uerft 6auon 6ie Kc6c, 6afj
6as wcftlid>c „nach (Dttcnfen un6 6en bawbcrgcn wärts" belegene Ufer 6er
bei6en llobisteid>c ftets für 6ie (ßrcu5c gehalten worben fei. frier wiv6 6ie
JUehrjahl „bauberge" gebrauaM, währen6 fpäter nur pou einem „l)au- 06er
Ivubcrge" 6ie Ke6c ift, über 6effen (firöjje freilich 6ie 2l»i)h"btcu fchon im Anfange

Digitized by Google

bes \7. ~\afn- Rimberts geteilt waren. Jiu pinueberger Jlmtsbudjc beginnen bie
«Einträge, welche (ßrunbftücfc 6c5 Ilmbergs betreffen, im Jalnv V 7 werten
feit U>07 fehr läufig unb fefeen fidj bann fort, bis Altona 5UV Stabt erleben
wirb; feitbem fefpint 6er liame ju ucrfcbwtubcu. 2lus liefen (Einträgen gefyt
Terror, bajj als „fvubcrg" bas ganjc jwifdjcn Berg= unb Breitciiftrajje belegene
(Eerraitt bcjcidmct würbe; beim fomoljl ber (ßottesacter ber portugieftfdjcu 3ubcu
junfdjcn ber großen Bcrg= unb Konigftrafjc {\u\\, \<)\6), wie bie IDinbmüblc
in ber fpätcren (6ro$en 2Uüblcnftraj?c {\(**) t 1632) befanb fid> bort, wie audj
bie ältefte Schule in ber gütigen Kleinen prinsenftrafe (l<>07, ^629). 2lu£ertem
läjjt ftd? fcftftellen, bafj Käufer, bie fpäter als in bem mittleren Ccile ber Breiten«
ftrafie bcfinblicfj aufgeführt mürben, auf bem „fteuberge" lagen.

Damit fdxnnt es nun nicht ju ftimmen, bafi als in ben Jahren 160<j/10
Hamburg bie Bebauung bes tteuberges unter bem Doruxmbe, bies fei eine Be=
cinträebtigung ber gemeinfameu IPeibegercdrtigfeit, fnuberu wollte, ber Irnberg
Siemlid? allgemein als ein geringer ober fleiner fanbiger (Drt Keimet warb.
3ubes wirb ausbrücf ltd> von einigen ber bamals vernommenen beugen bcfuubet,
ifweu fei bie (Öröfje bes „f?euberges" nicht befaunt, unb fo wirb man annehmen
muffen, ba£ ber Bcreidj, auf ben fidj ber Haine besog, im Caufc ber <3eit
wcdifelt f?at. €inigfeit berrfdite unter allen im ^afyre \6\0 Derljörtcn beugen barüber,
ba(> ber fteuberg nur fd?led>ten, fanbigen Bobeu enthielt, weshalb ftd> faum eine
Kuh bort ernähren fonute. tticfct einmal bie 5d>afe mochten bas ($ras bes
Ilmbergs gerne freffeu.

Unter foldieu llmftäubcu ift ber Haute „fteuberg" fer?r auffallenb; aber
bas Kätfel löft fid), wenn mau fowolil von Hamburgern, wie r>on 2Utonaem unb
(Dtteufern t/ort, bajj Untere bas l)eu, weldies fie von iljren lüiefen auf ben
€lbiufelu ernteten, auf bem fyuberge 511 troefneu pflegten. Bei biefer jeit>
gcuöffifdicn Ableitung wirb man fidj beruhigen founeu, weuugleicfy bie Mitteilung,
ba0 ber Ivuberg ferjr „abgeplaggct", b. lj. bafc bort pormals Brennwirtfdwft
getrieben Worten fei, aud? auf eine anbere Ablcitnug fdjliefjcn laffeu Kirnte;
beim „bauberge" ober „fiaulanbe" fjeiffcn nodi heutigen tEaa.es in manchen
(ßegenoen Deutfdilanbs (pofeu, Siegeuer €aub) bie Bobcufläd>en, auf beueu foldv
plaggeu-, Sdnffeb ober Brennfultur betrieben wirb. Der itame unferes „tvii«
berges" ir»irt anfangs felbft in hochoeutfdwi Sdjriftftücfcu meift „bauberg" gc=
fctjrieben. jubes ift bas fein bünbiger Beweis, 5iimal nod> gegenwartig im
Xiolfteinfdfcn ein töcbäubc, bas jum Aufbewahren bes fieucs bient, ein „ivw
berg" genannt wirb, mäbrenb für bie auch auf bem fdileswig^olfteinifdvu <ßeeft=
rücfeu nodj vielfach übliche plaggcmvirtfdnift hier 511 Canbe ein älmlidicr 2(us«
bruef nicht gebraudilicb 5» U'w fdviut.

Digitized by Google

53

III. Der (Breuenffof.

Der (Srepcnfjof ift eine 6er efyemals fdwuenburgtf a?en, feit 1640 bäni-
fd?eu unö erft öurd? bin (Sottorfer Dertrag Pom jal?re 1768 an Hamburg abgc*
tretenen (glbiufetu, rocldjc sunfaVn öem fdjon J 445 3ur l)älfte pou fjamburg enoortv
neu £intcitn>eroer unö öem noch früher, uämlid) bereit* \5$5 fjamburgtfd}
geworbenen £nlln>eröer liegen. Der größte tEeil öcrfelben bilöete in ältefter
Seit eine einzige 3nf«I / öen (ßorries» ober (ßriefeutperöer, 6er nod) im 3 a *? rc
\4^0 unter öiefem (ßefamtnamen Pom Grafen an Hamburg perpfänöet uwröe,
obwohl er öamals fd>ou längft öurd? 6ie fluten in eine ganjc llnsafyl getrennter
3nfeln un6 Sänbe jerriffen iporöeu war. Pgl. hierüber Cappenberg, (Elbfarte
öes 2Ueld>ior £orid>s, 5. 40 ff. Jjübbe, <£rläut. 5. fnftor.«topogr. 2lusbilöung öes
<£lbftroms unö 6er JITarfdnufeln, 5.52 ff. Koppmann, Kämmereircdjnungen III.
105 unö (Einleitung CVII. Der (ßriefemperöer n>ur6e bereits HB5 wieber cin=
gelöft, nur Hojj unö Draöeuau blieben bei Hamburg (Koppmann 1. c. III.
558 ff. 635.)

Unter öiefen Ccilinfeln befanö ftdj aueb öer (Srepenljof, $uerft im 3 a *? rc
J558 Pom Grafen genannt als „curia nostra sita in insula nostra, dicta Göns-
werdere" (Cappenberg 1. c. 5. 46), fpater oftmals als „Scfyrepenfyof" unö
„Sdn-openfyof" erwähnt, aus S'Grepeufyof (öes (trafen I?of), weldv letzterwähnte
tPortform im 16. 3afn , !)unöert nur nod) fefyr feiten porfommt. Der l)o\ öes
(ßrafen, t>ou 6em öie 3nfel if?ren Hamen füfyrt, wirb wofjl nur für IHildwirt»
febaft beftimmt gewefen fein. JITinöeftens feit öem 1.5. 3abrfnmbert würben
öie IPiefen öes alten Gorriswerber größtenteils an dauern aus öer ottenfer
£>ogtei rerpadjtet. (Koppmann K. K. III. 222, 265 u. f. f.) luiment=
lidj über öie „Krens wiefen" auf öem „Krensljofe" (jefct ITaltersfyof) ift in
öen alten Elften unö Grunbbüdjern öer piuneberger Graffdjaft piel 511 finöen.
ZDie öer ^ifd>er Jürgen Pom Cofyc im jal^re 1659 befuuöete, Ratten öie graf-
lidjen Uutertljanen früher aud^ „auf öem Kattengatte, fo 5U111 Grepenfyofe gehört",
if?r Vkt} geweiöet, öies aber fpäter unterlaffen, weil öas Canö „fdilecfrtdi unö
nieörig gewefen, fo öaf? öas Diel?, wenn es öen fdilicf ins €eib befommen, öa=
pon geftorben wäre". Die neuen tPeröer, weldje fieb öamals beim Grepenfyofe
gebilöet Ratten, — es waren öie teilweife fd?on auf öes Karte öer 2ITeldnor Coridjs
aufgeführten: „Der Sptcferweröer, öer Depesweröer, öer 3oadjim iUafeuweröer,
öer Jllolenfletfjs XDeröer, öer U?eröer porm Gefdjcfyole bis por öem Keycrftige,
audi öie IDifcbe bei öen liütten oöer Pableu genannt" — , hatte fid? öer auf öem
Grepenfyofe wofwenöe Curt Hoöe angemaßt unö perpaebtete fie 511 fvuwiefen.

2(1 ton (i unter S*«urnburgif<ljrr dcrrfAaft. 1. 3

Digitized by Google

5*

Ziudf auf ber f?übfd?on Jtnfidjt bes (ßrepenfyofcs bei fjeffelius, ficr$fiicßcnbe
Betradytungen von bem <£lbftromc (U»75) 5. 82 wirb bic jnfcl als mildjfpcn«
benb bargcftellt.

Der <8ret>cnböf fjattc ehemals eine längliche, in wcft'öftlicber Kidjtuug ifyrc
gröfjtc Jlusbelmung beftfeenbe (ßeftalt, meldte er bis 511 ben umfaffenben Stroim
bauten ber Ickten ja^clmte beibehalten l?at. <£r war ferner von allen
Ceilinfeln bes alten (ßorriesmerber am weiteften nadj Horben uorgcfdjoben unb
nad? Sübcn von ber nädjftgclegencn 3nfel Hof? burdi einen breiten unb tiefen ^lu0-
arm getrennt, in bem fidj erft fpäter bie oben genannten tDerber bilbeten. 3n
biefer €agc erfebänt er noefy auf ben meiften Karten bes \7. 3afn-f?unbcrts.
3ubes fyatte bamals audj im Horben bes (Sreuenbofes bereits bic 23ilbung
größerer Säubc begonnen, mcldjc lange Seit namenlos blieben unb erft im
porigen jafyrlnmbert teils als „Horberfanb" bescidwet, teils bem Meinen <5ras«
broof $ugercdmet mürben. Daraus cntftanb bann fdjlief lid) unter immer weiter
fortfdjrcitcnbcr, aud> füuftlidj ftarf geförberter 2iuffjöfmng bes Kobens ber gütige
„Stein werber". Dgl. (ßaebedjens ftiftor. (Topographie ber freien unb ßanfe
Stabt Hamburg 5. Ü6 ff., [77 unb 534,

IV. rtadjricfyten über Mc (Erbauung bes erfteit ^aufcs in Altona.

\. Der Beriet bes £ernb (BtyfeFe.

(2lus Cappenberg, fjamburgtfdje <£l?ronifen in nteberfädjfifdjer SpraAe 5. {07.)

Kuno 36 fycft fif ein inwancr buffer ftabt i>orgenamcn ein Inis to butpen
to bem pcpcrmolcnbefe unbe albar rot beer to bruwen. 2lucrft ein erbar rabt
fyeft bar bengefent fyer Pincent Jllollcr, fyer 3°f? a " Kobcnbord?, to (Dttcnfen.
Dar is gefamen be brofte Dam pinneberge. Dar fjebbcu fe mebc gcfjanbclt, bat
buffe ftabt in neuen wege bat funbe üben. VOowoi im fruntlifen fyanbel bat
fuluige nidjt liditlif wölbe bigclecbt werben, bennenodj fyebben unfe beren rclc
flites barinne gebau unbe uafen front Hf mit bem broften barauer gcfyanbclt.
Dennenod) is bat fyus togebouwen unbe be wortfy gemafet un fmt entlifeu ber
meninge geweft bat 1ms bar to buwen. Darup is leftmals eu angcfedjt »an
uiifcii Ijcrcn, bat tt cm nencrlei wis fcolbe geftabet werben. Penne fo fe bat
bes euen bages werben riditeu, fo feal wort bes anberen bages bat bauenfte uuber
unbe bat unberfte bauen ftan. Darup is it batmal worbleuen.

Digitized by Google

55

2. <Befu$ bes Peter von Cotye um Betätigung b« Sdjanrgew^iigFeit

$u »Ilona. J602, >tt \7.

(König!. Staatsardjio 3U Sdjlesroig A. x. 257.)

tDolgeborner töraff, gnebigcr fjerr. £. (5. feinbt meine unbertfymige ger/or»
fame bieufte beftes permugeus jeberseit jupor. (Bnebiger t?err, id} armer
unbertfyan fatm €. (5. in aller bemut unangemelbet nicht laffen, bafc mein fefy
liger grof patter, 3od>im Pom Cofye geuanbt, 5um Sdjrepenfyope cor piel
lieber jafjren gewonet, bofelbft einen offenbtlidjeu freien frug gehalten, baf bo<
mafyles auff eine seit eine fyofye waffersflut fömmen, in folcfjcm großen waffer
ifnn fjaus unb r/off pon ber ftelle weeftrieben. IDeil foldjes unglücf gcfdjcfjeu, fyat
jidj mein fertiger grojjater [3U bemj bomar/Ies im lebenbe regirenben (Braffen N. N.
djriftmilber l?odjlobüd>er gcbedjtnuj? perfueget unb mit unbertfyeniger bemuttger
gnebiger pitte erlanget, bajj mein fei. grof patter auf ber grafffdjafft fjor/eiteu
grunbt unb bobben, fo <£. <£>. suftenbig eine ftette erlobet unb nadjgegebeu ba-
rauff 5U bäumen, unb audj bie freyftatt wie er jum £d}repenfy>pe gefjabt, mit
einer offenbtlicben freien fd^cnfc 5U galten.

itun ift es, gnebiger I}err, un laugbar warn - , ba$ mein f. grofjuatter
bas erftc fyaus 5U 2tItoua bauwen laffen, iporinue id? i£o wone, baf? bo<
malles 5U bero jeit ein burgermeifter aus Hamburg r/iuaufeu fommen, bo er
gefer/en, bajj mein f. grofpatter bofelbft auff bie begnabigte ftelle ein fyaujj bauipcn
wollen, wie auefy fdjon albercit 5U folgern fyaufje bie unberften lagen geleget
tperen, bo fyat ber fyerr burgermeifter biefe worte gerebet 3U meinem f. grof patter,
in beifein anber leutte, bas r/aus ferne bem Hamburger gebitte $u uafye
511 ftefyen, ifyrer lanbtfdjeibuug, bem Peper iUolenbefe, bafj alfo ber
fyerr burgermeifter meines f. grofjpattem erbauwets r/aus ben erfteu
nar/men geben 2Utona, pon biefem meinem ifcigen suftenbigen fyaufse
Altona weiter angefangen unb erbauwet worben.

Dieweil mein f. grofwatter bie begnabung einer freien fdjenfe pou bomaljles
im lebenbe regirenbeu graffeu, djriftmilbes Ijodjloblidjes gebedjtnutj gnebig er-
langet, bcnfelbigeu mein audj fer/liger patter unb idj als beftfecr bes fyaufes eben-
mefiig foldje freiljeit mit einer offenbtlidjen freyeu fdjenfe fyabe, aud> je imb alb
wege, wie gcbrudjlidj, baruon <£. <ß. porfaren wie audi itjo t£. (55. gebau, bas
bie beambten jum pinneberge fidj im allergeringften uidjt jubefdjwereu über
mid) fyabcu.

(Belanget bemuadj au <£. <£>. meine djriftlidje fjodjpleifjige bemutige unber^

tr/enwe bitte, <£. (fi. wollen mein allerancbiafter Ix'rr fein unb pleiben unb mir/r

7,*

Digitized by Google

56

bei foleber offenbtlidjen begnabigten freyr/eit, meiner fdjenfe fambt meinen erben
befdnitjcn unb fyanbtfyobcn unb mir/r au§ milber gnaben unber <£. <J5. fymbt unb
ftcgel ein fdjrifftlicfj febein gnebig mittfjeilen, baj? idf bey fold>er freifyeit meiner
offeubtlicfyen freien fdjenfe gcfdniirjct unb gefyanbr/obet u>erbe, nadnnafylcs rcric vor ;
was <£. <£>. gnebig barpon geburet, rt>iU id? in aller unbertrjemgfeit $u erftatten
miffen, fowoll meine erben, fjiermit tfnie idj <£. <0. fambt berfelbigeu geliebten
efyegemafyl in feine guabenreidv protection getretrlid} befehlen. Datum Altona
ben \7. 3uli a° \602.

Dem lüolgeborucu (ßraffen unb Gerrit, fterrn €. (ß.

€rnfteu (trafen 511 fy>lftein Schauenburg unb gefyorfamer unbertfjau

Sternberg, fterru 5U (ßer/meu meinem gnebigen peter pom Cofye, tponafftig

Herren. 3U Altona.

3. Die Crabtrion ber ,famtlfe von Colfe in Be$ug auf ben Bau bes erften
Kaufes in 2fltona, niebergefebrieben buref) peter von Colje in Boizenburg,
<£nbe bes {7. ober Anfang bes 18. 3<Wunberis.

Dorbemerfung. Der perftorbenc Paftor Sdjaar befafc in feiner großen Sammlung
von 21ltonenflen einen i*anb mit — meifi poii irjm felbft angefertigten — Kopien bc
merfcnscDcrter llftenftürfc jur altonaer «Sefdjidjte, ber fidj jetjt im öefitje bes fjerrn Ingenieur
Sdjaar Ijierfelbft beftnbet. Diefer 53anb enthält u. a. audj eine Kopie bes nadjficbeuben un<
batierten Sdjrif rftHcFes , beffen (Original bamafs, als paftor Sdjaar es abfdjrieb, im Setftje bes
altonaer Kaufmanns lUilb,- dbriftian jriebr. (Eggers mar unb jettf ber fo ungemein reift;«
baltigcn 2lltoneuficn< Sammlung bcsljerrn Koinmcr3icnrat 2lbolf Möller rficrfclbft einverleibt
ift. paftor Sdjaar hat bei feiner 21bfdjrift bemerft: „Der genannte pon £otj fotl ein Dorfatjrc
ber ITlab. cfggers geb. meiners gemefeti fein". Das ift rollFommen 3utreffenb. H?ie uämlidj
aus ben Kirdjcnbüdjem tjeroorgebt, bat eine Urenfclin bes erften 2Iltonaers, HTctfc poii £olje,
um (620 ben 3<>h aT,M IHeiners geheiratet (pgl. ben Stammbaum ber ^amilie ron £ob,e),
ben Stammpater ber angefetjenen altonaer Familie biefes Hamens, mit ber audj ber jetjige
53efitjer bes (Drigiualbofuments permaubt ift. ^ofjann ITTeitiers, aus bem £anbc ^Vüfid; gebürtig,
maubertc poii bort bes Kriegs Ijalber nadj fjolftein aus, lieg firfj 3«erft in (Dlbesloe als Itteifj.
gerber nieber unb fam bann na* Altona, ipo er nadj bem lobe feiner erften, aus (fllbesloc
mitgebrachten $uw, bie ITTetfe ron £ob,c beiratete, mclihe irfterfeits fdjon einen «Eljemaiin,
2Ibrian clorneliiis, verloren tfattc 2Jus ber erften (Stje bes 3ol?ann Klemers gingen brei rörjne
unb eine Cochter fjerpor, aus ber 3n>eiten <£lje ein S olju unb 3u>ei (Eödjter. Johann Itteiners
ftarb t65^ im SJItcr »on "? Jahren, nadjbem er einige ^abre lang 3U ben erften altonacr
Kirdjcngefdjmoreuen gehört Ijattc. Seine Jrau folgte irmi \66\ im Jlltcr pon 83 3atjreu nadj.
IVrmiitltdj haben fidj bie ^atnilicn con £ob.e unb ITTeiucrs fpätcr nochmals uerfdjroägert; beim
fouft märe es fdjrocr 311 erflären, auf roeldjc Weife bie jcbenfalls erfi in bem Zeiträume
tr,80 — 1720 nicbergefdjriebcuc (gnärilung bes boifienburger peter pon £otje ( ber überbies einer
gai»3 anbereu £iuic ber ^amilie augehörte, u>ie bie ^rau bes erften altouaer ÜTciners, in
bie liäubc ber ITadjfommcn bes letzteren gelangt fein faun. Das merfmiirbige Sdjriftpücf mirb
l;ier mit allen feinen ortbograpbjfdjeii unb ftiliftifdjen (Sigentnmlidjfeiteti getreu miebergegeben.

Digitized by Google

7*7

3d> peter t>oii €ofj r <£{?urfürftL Durdjleudjten pou fymnofer unter bes
I}errn (Dbriften von Cinfje (€ud>te?) Zvegiment unb yvav unter ber £eib <£om=
panie ab fedjter geftanben brei 3ar/r, bin geboljrcn tu Hamburg unb in 6er
ftodjfürftL Keftbeuts Sdnperin ei^ogcn, r/cruadj ZWeine Kunft in (ßüftrau erlernet,
bcy ben Zldjtbaljren Ijerru Sticllkfen ipofclbft nad? abgelegten Keifen, id> midj in
Bcyt*cn Burg ZTicber gelaffcn, ZITeinc $rau ZTabmens Zinna Barbara Stracfen
Seligen l)erni Paftoreu Strafen 5U ^tpcytorfft bafelbft <£rjeleibl. 3f r Codjter.
Dod? I?at ftc ben I}errn Zlmpman Sdiollern von (ßrofjen, porfnn Ceiblidjen Sofm
gehabt mit ZTabmen Cfjriftoffer Sdioller, ift Benfienary gctpefen 311 Dronuulj
in ZlTecflenburg. Zrtein Pater ift geipcfcit ber Zldjtbafyre fterr Peter pou €olj,
l)odjfürftl. ZHecflenb. fdnpcrinifd>cr froff (Solbtfdmtit unb Znüu5<ZUciftcr, ZUcinc
^rau ZUutter ift bie £r»- unb tugentfafyme ^rau Zinna bes Scclidicn l)errn fytns
Cüerboltjen getpefenen Znlrgcr unb (ßolbtfdjmit in i)amburg £fjc €eiblid>c jfr.
Codjter, bodj b/at fie €iueu ZUau tobt gehabt, <£lje fie Allein Pater bcfommcn,
ZTafymcns fjans Stetnbrinf, Bürger unb (ßolbtfdmtit in ZUtoua. ZlTeiu (ßrof?
Datier von bes Datters wegen ift geirefen ber aud? <£f?r unb tugentgeadjte £jerr
(ßeorg 001t €ofy, felbiger ift ein fteuerman auff ein 3iemlid) groj? Hamburger
fymbebfdnff getrefen, ift auff bem Inefpanifdjen Zltcere pou <£incn Zllgier ober
Orfifdjcn See Keuber int gefed>te erfdjoffcu tporben unb alfo int Selbidjen
ZUecre begraben. Deffen feitt fterr Dater ift getpefen ber <£l?rcnpeftc fterr (ßeorg
pou Cot? ein (ßafttpirt in Zlltona bey fytmburg tpofelbften er audi bafj (£rfte
fiaujj gebauet Zttit nad> polgenbcn (sie) lltnftanben. Sein f}err Datier ber
fiodicbelgeborne Kiter unb fierr, ber ftdj in bänifdjen Kriegen Zlb €in
(Dbrifter über <£in Kegiment 311 führen, Zlafmtcns (ßeorg pon Cor/, juxtr Kiterlid)
gehalten, tpobura? er audj bic frofye (ßnabc feines Gerrit unb Königs b/ödiftrütmi;
lief? erhalten, tpeile er aber ober piel mer/r fein Zvegiment gcfdjlagen, unb er 511
(ßleidj um oaj? feine fontmen audj balb frieb gemadjt u>orben, Zlb ftaben 3f?ro
KöntgltaV ZUajeftät 3U Be3eidmng Dero ßor/e (ßnabc gegen Selben, 3fnuc bem
l}crrn (Dbriften Die So genante 3"ful in ber <£lbe, (ßreffen ftapen, tpeldje (ßcgeu
Hamburg über liegt, auff ^cit feines Gebens gefdjenfet, ipcüu nun auff Selbige
3nful wenig Cattt 3U bauen, So fyxt fid? ber *)err (Dbrifter Kefolpiert, Cieber
€r?rlid? Sein Brobt 5U (Errocrben, um ben Zlbelftaubt fahren 3U Caffen, als ba£
er im Zlbelftaubt mit Kummer unb forgen Sein leben fortfeben unb befdilic^en
niolte, l>at aK'r feinen Kinbem unb nadrfommen Diefes ZlTeinlid? anbefohlen,
baj| f lc öcm Hammen pou €ob/ Innfüfn-o 3U einen propern Ztaljmen gebraud^eu
bamit Sie tpüften, ron u?em ftc entf proben, Zludj 5U gleidj i^nen ZXiemanbt
fönte porroerffen, baf Sie Zlus un €r/lidjcn €l?c Bett €utfpro0en, roeld^es aud)
fymad? pou Zillen Seinen €rben obferfieret tporben. Diefer ©brifter nun l?at

Digitized by Google

58

bey J rö Königlidje illajeftät vor Seinen Sofm, auff 6cm bamatyls gantj wüftc
gelegenen felbe €inen ftelle 511 <£incn wirtfjaufe auf; gebeten, welches ilnn niijt
Allein 3ro tfönigltdje Jllajeftät, weilen er bey felbcn in (ßrofjen (Snaben q>c-
ftanben gewilltget, foubern aud> nod} basu l)ol£ unb Riegel gefdjenfet unb ilnn
bie (teile an weifen (äffen , unb 5war €twas nafye an 6er Hamburger (ßrenfee.
Da min bafi t)auf? burdj ben ^immerman auffgericfjtct, fyaben bie l?amburger
es mit fdjeelen klugen angefefyen, 2lls bie rorfyer woll betrachtet fyibcn, was
<£nblid> barauj? werben würbe, ftaben berowegeu Deputierte 5U bemelten Bau
fjerrn gefanbt, unb ifm bitlich erfudjeu laffen, bodj nidjt bat? l ? au fc f° an
ber Hamburger (Brenge 5U bauen, fo fjat <£r es nidjt mein- €nberu fönuen nod}
börffen, unb alfo bagegen proteftiert, bag nidjt allein bas fdjoon ftünbe, fonbern
jro 2{Öniglidje JHajeftät leiten itjn nod> ba^u l}olfe unb Riegel gefdjenfet unb
auweifen laffen, fie Jlber bic Deputierte fein Dabey geblieben, €s währe Altona
ober 2llsuna, worauff er geantwortet, wäfyre es Altona, fo mödjt es
aud? Altona bleiben, €r fönte es nicht €ubern unb 2llfo fyeift es
Altona bif auff ben heutigen Cag. Das was fie aber, bie Hamburger,
befürchtet, ba3u ift <£s fommen, ben es nun ütcfjro <£ine 5tcmlichc Stabt, ob fie
fcfyoon feine mall unb Jllauern barum führen börffen, ben bas wirb uidit 5U
gelaffen. Das bemelbtc &auß fyat geftaubeu, wen man ix>m Hamburger berg in
Altona nad) ber <£lbe gefyrt.

V. Die $aimlte von Co^e nnb ifyr älterer (Srutrtbejifc in Altona.

\. Die Familie »on Colje.

Der llame bes JUanues, ber bas erfte fiaus in Ztltoua baute, war elje=
mals weit perbreitet. „Dom €ofyc", b. Ij. i>on einer XPolmftattc beim bufchigen
tfVl)5l5, auf funpftgem tDiefenplaue in ber Itäfyc bes IDalbes, mögen weit r>ou
einauber entfernte perfoneu ifyren Familiennamen erhalten Ijaben.

€iner fyolftciuifdien Jlbelsfamilie be £0 begegnen wir fdiou im 15. 3aljr=
buubert. Pgl. t)affe, 3d?leswig.'f?olft.«£aucnbg. Xegeftcn unb llrfunben I. 570,
0^8, 6."}. II. 2H, 257 (12.-8— (202).

£>u Hamburg gab es im 15. unb \6. 3af?rlniubert eine angefer/ene Familie
»am €0, aus ber u. a. ber Bürgermeifter ITCarquart t>am €0 (Xatsfyerr feit ^85,
Bürgermeifter. feit I5<>7, f 15M)) fjerrorging. <£iu fdjnvrlid? 5U biefer jannlie
gehöriger Brauer ober Böttdjcr iMnrif r>an £ofyc war ein Habclsfüfyrer bei bem
Jtufftanbc Pom 3al?re ^485 uub würbe besr^alb Inngeridjtet. (Cappenberg,
I)ambg. i£^ronifen, 5. 260, 550 ff.) <£m Brauer Dirif r>am lo ertranf \5<k\

Digitized by Google

39

in ber 2llftcr (1. c. S. \87). jm 3abre wirb ein (Sewaubfcbneiber Peter
ixim £o erwär/nt (Ifoppmann, K. K. V. 1 1 3) u. f. f.

Die ineiften biefer Hamburger pam Co ober Cofye Ratten o^aii5 anbere I?or
tuimcn, als fie in ber nacfyfommeufefjaft unferes 3 oa£ ty mi l>on »Hieb
waren. Dort finben wir: 2Uarquarb, ftermann, (Tfjeobor, 2lrnolb, 23ernrjarb,
(ßfyerb, IDerner, Hicolaus, (ßertrub, ZPinbelc, Mcfc, IDobbccfe, Cillie (nad) 2Uit
teilungen bes l}errn Dr. H)altl?cr in liamburg); nur perei^elt erfdjeint ein Peter,
ein Jürgen unb ein lieinricb, wabrenb (entere Domanten, forme bie frans, Paul,
<£arften, 2tnuefe, (ßretfe, <£atbariue bei ben altouaer pon Cor/es porfyerrfchten.
€ine Deruxmbtfdxift biefer mit ben meiften fyamburger pam Corres ift mitfyiu
nicht wafyrfcbeinlich unb läfjt fich jedenfalls nid>t naebweifen. Das gleicfjc gilt
pon einer mecflenburgifdjen, pcrmutlicb aus ftolftein ftammenben 2lbelsfamitic
be €o, pau bem €oo, bereu IPappen (ein Zllürtlrab) 2Uilbe, Siegel bes MTitteb
alters aus ben ilrcbipen ber Stabt €übecf, S. lö. r > reprobu5iert fyat, unb ebenfo
pon bem befannten nieberlänbifdvrfjeinifdj-roeftfälifcf/cn <ßefcbled?te ber Keidjsfrei
Ijcrren pon £oc.

I£>ir rooüen alfo lieber nicht pcrfuchcn, mit bem boitjenburger <ßolb<
febmiebemeiftcr peter pon Cofye bem erften altouaer Ztnftebler abiige 21b-
funft nad)$uweifen, fonbern uns bamit begnügen, ba£ er ein fernfjafter ^ifdn'rs-
mann Pom (Srepenfyofe war. Uber feine HacMommen, welcfyc tpir an ber i?anb
ber pinneberger 2tmtsbüd>er (feit 1582) unb ber ottenfen^altonaer Kirchenbüdier
(feit 1625) fowett ermittelt reiben, wie es für bie <3wecfe ber gegenwärtigen
Unterfucrrnng erforberlich rpar, unterridjtet am beften ber folgenbe Stammbaum.
Derfclbc wirb fid? jetjt mit perr/ältuismällig geringer ITTüfye bis auf unfere Reiten
fortfetjen laffen, rpobei es namentlich pou ^utereffe ipäre, feft3uftellen, welche noch
lebenben 2lltonaer pon bem erften ilnfiebler abftammen, tpenn auch nur in ber
weiblichen £inie. Die ^amilic pon €ofye fclbft ift in Altona jebeufaüs fd>ou
feit geraumer ^eit ausgeftorben. Per letjte bes Hamens in Altona wirb ein
Schiffs5immermann ijans von €ofj gewefeu fein, beffen XPitwc nod) in ben
jwai^iger 3«l?ren unferes 3 d h r ^ un0cr * 5 m ocr ■W- Scbmiebeftrafje gewor/nt fy.it.

Digitized by Google

40

Stammbaum 6er

3oad)im
erbaute i. 3- l 536

i?ans (0

geb. ror 1516, f ja>. 1588 u. 159;, betrieb 1585 feit über
40 3afircn iifdjerei.

fjans (2)
f 3t». 1597 U. 1601

Die §ans«

l?ans (()
lieinrid)

2. (Ehe.

tiaus (3)
,f if<ber unb
pilot f 3W-

1610 n.
16^2 ^rau:
llTargretb,.

fjeinrid) Peter
t na* f ror

16H. 1607.

Carften
t 3U>. 1603
u. 1607 dlaus
f^rau: Sarah, ^orfe,
Dreyer, bie in ber cor
2. <Hje tieinr. 1607 f.
Sdjulte
pc iratet.

JJecfc «llaus 3 nr !? c " HTetfe
perlf. mit aeb.<575 perlf. mit perlf. 1595
t 1659- <£li|abetf{. mit peter
Dreyer.

Anliefe UTargretli ? fjans (5) inctfc. <£at(jarina.

1- manu: geb. 1591 perb. mit geb. 1601

l?einr. Dreyer. i.<Ebe (161 1): f?ans perb- 1625 mit

2. 1629): ^irfe Dreyer Limmer- Huna IKeijtcr

3odj. Sdjulte 2. (£b.e(i65i): mann. f 1*83
p. ölatirenefc. £urt Robe.

Die 3flt0en«

3urgen (1)
Kinoer erfler <Ef?c.

peter („ber Krüger") f 3a). I6in unb 1612 (^rau: 2Inna. beiratet
1613 in 2. <£be (Erjriftof (Dlbenburg unb f 1029).

Jürgen (3)
perb.. mit t£atbarina 3ofeImann;
als Steuermann auf einem Ham-
burger Sdjiffc in ben fpanifdjcn
(Scmäffcrn pon algierifdjcn Piraten
bei einem (Befedjte erfdjojfen
3UJifAen 1&19 unb 1625.

Ijans (Sefdje Jlnnefe

fauftftdjisi? heiratet 1608 heiratet \*o\
ein Sdju^er« ben tjatts ben Philipp
©Ibenbnrg, meifter.
5ob,n ihres fpä.
tereu Stief-
paters <£rjri>
ftof ©Iben;
bürg.

aint, b,eir. 168 1
Catharina
Dreyer*)

t 1629-

peter

{. <£fje (i638)2Inna Peterfen; 2.£ljc (16*3)
2Iuna Steinbrinf geb. (Eljürbo^. 1650—55
(ßolbfdjmibt in Hamburg; bann liof-töolb«
fdjmibt unb müujmeifter in Sdnperin.

peter

lebte in i^oißenburg, ccrmutlid) als (Solbfdjmibt.

2Inua peter
perb. 1635
mit bem
i^ätfer
peterKrage.

lians
geb! 1628

f 1683.

•) 21 unter hing. iatbarina pon £ob,e heiratete tu 3u>eitcr <£t}e 1632 ben ZliFlas
Bremer pon Stabe.

Digitized by Google

Vintilie von Colje.

oas erfte fiaus in 2l[tona.

€mic.

r um 1 59-*,

erbte ocu Krim; I58<*jf. nid)t als <fifd)er genannt; fein ,fifd}crcigerät
errjielt 3urgen"(2) yax J3enutjung auf iebenjeit; 3n>cimal perrjeiratet;
bie 3tueitc ^rau (Sefdje (geb. ca. 1553) heiratete in jisciter <£h,e cor \:>y<)
oen German Il>itte nnb lebte nodj 16\8. (2lbelbeii>, ^ermann lt>ittes (Eodj-
tcr aus erfter (Ehe heiratete 1.589 oen Ijeinr. Söfeplanter, rgl. oben 5. 17.)

peter („oer fange")
f jm. 1595 n. ,fr<»» 21bclfe

A

f?ans (H) metre
geb. 1586 geb. 1578
rerb. {6\\ mit f \66i,
inarar. Kagers <£be
f \659 2lor. «üaujfcn,
2. <£b,e
(ca. J620)
3orj. IKeiners.

2?ertljolJ) Peter ßeinrieb,
geb. heiratet geb\ 1632.

t 1652 i64o2Inna
beiratet \6\7 Äcidje.
niargretrje
i^artlu'l;.

oerrf. mit
Johann
Clauffen.

I

(ßretfe
»erb,. \605
mit fimou
peterfen.

paul

f 30». 1595 u \602
______

Kinoer erfter <2rje:

paul.

Cattjarina.

Kinoer itociter «Eb^e.

Jürgen (2) geb. >550, 3oari?im
t na* 1639 ,5rrau: 2Jnna. fpor(59^.

«Elifabetr?
i. «Ije

(Seorg Sdmlte,
:. 0{c (\629)
(LlausHeimcrs.

2lnnefc

{. <£b.e (1602)
lieinr. Sajutv

ma Aier ,
2. <£be (1605)
i£arften 3 a "t5 e ' 1 -

perrj.mitJllbcrt

3oadjim
erftodjen \5<)*).

perb. mit
plumpe in
I^amburg.

Digitized by Google

42

2. Der ättefte <8ran6befift 6er #amtlte von Co^e.

Porbemcrf ung. Z>ic (Ermittelung 6cs piafccs, auf 6cm 6as erfte f)aus
in Altona gcftan6cn Eyat, ift eine Aufgabe, 6cron Cöfung 6er Derfaffer le6iglid)
unternahm, um chic moglidift abfdjlicfenbe Unterfudmng 5U liefern, ofmc pon
pornr/erein 6ie großen Sdwierigfeiten 3U fennen, meld)? fieb ifyrcr Cöfung ent*
gegenfteüten. (Es läßt fidj faum eine müfjfamcrc Hnterfudjung 6enfcn. Denn
6ic alten Pinneberger 2lmtsbüdjer, tpcldje 6as ftauptmaterial liefern, geben 6ic
Cagc 6er einseinen <5run6ftücfe teils gar nicfjt, teils nur gans ungefähr an; es
fyeift 6a fyödjftens: 6as <Brun6ftücf liegt sipifdjen 6eu un6 6en an6ercn <Brun6«
ftücfen. 3 n fpäteren Sta6tbüd}crn, 6eu Hadjfolgern 6er pinneberger
2lmtsbüd>er ift allcr6ings 6ie Strafe Innsugefügt; 6odj läßt ftdj 6amit für 6ie
frühere ^eit nidjt viel anfangen, um fo tpeniger, als fotpohl in 6en Pinneberger
2lmtsbüd>ern, unc in 6en Sta6tbüdjcru 6ie (Srun6ftücfe nur 6ann eingetragen
ipuröen, tpenn 6ie (Eigentümer ftc pcrpfän6eten 06er perfaufteu, 06er n>enn
fonft ein üertrag in i?c5ug auf <Brun6ftücfe abgefdjloffen n?ar6. Cange
,^eit pcrfudjte td>, auf <ßrun6 6iefer eingaben pon einseinen befannten
punften aus 6as Cfyaos 6er bunt 6urdjeinan6er Hegen6en <5run6ftücfc $u ent*
wirren un6 6iefelben 6ann bis 5iir (ßegcuipart $u perfolgen; 6odj gelangte \d)
auf foldjc IPeife md}t 5U einigermaßen ftcfycrcn Kefultaten. <£rft als idj 6ic
23üdjer 6er alten ftä6tifdjcn 23ran6gil6en n?ie6er auffan6, fam idj meinem ^tclc
näljer; 6eun in 6iefen 3üd>ern ift nid?t nur faft 6ie (ßcfamtfjeit 6er 2Utonacr
<?5run6ftücfe für 6ie Jytt U>70 bis 1710 per3eidnict, fon6crn auch ifjre tage nad>
6er Straße un6 6en Ztadjbarfyiiufern genau angegeben. 3n6em idj nun pon 6er
(ßegempart aus sunädjft für 6ie ^eit, u>äl}ren6 6eren es eigentliche Hausnummern
giebt, je6es <ßruu6ftücf 6er in 3etrad>t fommeu6en Strafen rücftparts perfolgte,
6ann auf 6ie alten Öranbfaffcn* Hummern, uu6 pon 6tefcn auf 6ic 23ücbcr 6er
Öran6gil6en surüefging, gelang es mir, 6ie (Eigentümer 6er einscluen <8run6ftücfe
für 6ic legten 5tpci 3afyrlnm6erte $u ermitteln. SobaI6 icfj in6es nod) tpeiter
5iirücfgiug, ipur6e 6ic Sadje ipie6er fdjtpieriger, tpeil idj es 6ann abennals mit
6en pinneberger 2lmtsbüdjem 51t tfnm Ijatte. Zlur mit 2lufu>en6ung gan$ un«
perfyaltnismäf iger 2Uüfye gelang es mir cn6lid>, 6ie €age 6cs älteften t)aufcs in
Altona, ipenn audj nidjt mit pölliger (ßenauigfeit, ju ennittcln, un6 6as Heful«
tat meiner langwierigen lluterfudningen erfdjeint nun fjier in fer/r unfd^ein«
barer (fteftalt. tPill man mein" fyaben, uüll man eine erafte fyiftorifdjc Copo>
grapfyie 6er gan3en Sta6t 06er 6odj einjelner Sta6tteile erlangen, tpas getpif in
fyofyem (ßra6e intereffant tpärc, fo ift 6as jetjt, 6a 6as 2Ttatcrial bereit liegt un6
6ie richtige 2Hetl?o6e gefun6en ift, eine feinesipegs unmögliche Aufgabe.

Digitized by Google

43

A. Der äliefte (Brunbbefty 6er 3ürgen.Cinie.

#ir bas ,folgenbe ift es nötig, ben Stammbaum bei- £amt(ic pou €ohe
im 2lugc 5U behalten.

I. Jürgen von Cölbes (J) Ijiiitcrlaffenc Ktnber elfter €fjc teilten \594,
iltärs 25 bas <£rbe. Das ßaus (ben Krug) nebft ^ubcl^r unb ö Küh<m über»
nafjm petcr pon €ohe („ber Krüger") für 900 überließ aber feinem
trüber Jürgen (2) beffen 2lnpart pom tjaufe iPtebcr, unb ba Unteres bie <ßc«
reditigfeit ber ^ifdjerei fy*tte, u>omit Peter ftd? nicht abgeben fonnte, fo follte
3ürgen jtd? ^cit feines Cebcns ber £ifdprci bebienen; bagegen safjlte er an peter
17% / heraus.

II. 3"rgcu pou P) perfaufte Jllidjaelis U>52 feinem SdjtPtcger«
folnte Claus Heimers fein fyms, belegen 5ipifi?en t}ans (Dlbcnburgs unb Cfyomas
peterfens <£rbcn, nebft ber jugehörigen ^ifdjeretgercchtigfeit, aber ohne bie Seibcu
unb Hecfengarne, tpelcbc 3ürgcn für bie Jycxt feines Cebcns behalten foütc; nadv
f?cr follten fte an Catherine pon Coljes <£rbe fallen. Der Kaufpreis pon 420 j.
blieb im f?aufe fielen, unb für bie Hente behielt Perfäufer ^eit feines Cebens
barin freie IDolmung.

Diefes fjaus nwrbe pon ben Erben bes Claus Heimers \680, Dejembcr \7
für 1900 £ an fyms Kiege perrauft.

3m 3atjre \7\<) ipurbc bas (Brunbftücf geteilt, unb ein snvites fyius ba-
neben aufgeführt. Dasfclbe gehörte bamals Claus tflafnutc, beffen ^amilie
bas t?aus lange ,3eit befaß. €s liegt in ber Secftermannftraße unb führt äugen*
Midlich bie Hr. 4 („DitymarftfoVs fiaus").

Das ältere fiaus, jc£t Vir. 6 ber Seeftermannftraßc, gehörte feit \7<)5
bem Jnanufaftunparenfymbler Cajarus Simon, in £tnna Simon & fyxffdjer;
ber anberc (Teilhaber biefer ,firma Simon Sußmaun f7ecffd?er, ber bereits \802
im liaufe ipofmte, nmrbe nod? 1880 als Eigentümer besfelben aufgeführt.

III. petcr pon Cofjc („ber Krüger", f ™>* W*) hinterließ brei f7äufer,
fou>ie ein halbes f>aus, beffen aubere l^älfte er bereits 1.608 feiner Codjter (ßefd}e
mitgegeben tyitk, als biefelbc ben ftans (Dlbcnburg heiratete. Diefe 5 l / s
^äufer braute peters XOitwc Unna 1615, 3uli 27 ihrem sipcttcn JUaune
Chriftof (Dlbenburg pon (Dtteufen in bie €h c - Dabei tpurbe K-ftimmt, baß
bas große IPohnhaus, u>elches ilnna bis bahin felbft betpohut hatte, nunmehr
Chriftof (Dlbenburg bemohnen bürfe, fo lange es nach Canbredjt Brauch fei.
IDeun er es perlaffen müßte, fönnteerin bas anbcrefyius siehen, bas bamals (ßobert
ber Branttpctnbrenner benwlmte, unb fönnte basfelbe <5cit feines €ebens benufcen;
nadj feinem Cobe aber folle es an bie Vinter erfter €lje s uröcf f alIeTl - «f ür 0€n

Digitized by Google

£all, ba)5 ber jüngfte Solm erftcr <£be, f}ans pou €of?e, bei Ccbjeiten feiner
^Tlutter betraten follte, würbe il?m geftattet, in eine 6er hüben JPob/nungen por
6er großen Crjüre 3U sieben unb bort 511 bleiben, bis feine JtTuttcr fterben würbe,
worauf ifnn bas grofe lPofmfjaus nad) Canbredjt sufaüen follte.

3n oer Ojat heiratete fyms pou Cofye bereits ^ 6 ^ 8, 3uli 25 bie Katl)a=
rine, todjtit bes + peter Dreyer, worauf ib/rn fein Stiefvater dr/riftof (Dlbcn=
bürg in 2lmuefeuf?eit ber übrigen Perwanbten aus ber Crbmaffe feines Paters
ein ^aus jiificf/erte, belegen nädjft beut <£rbe bes + Simon Kannengiefjer, gleid)
wie es feine Sdjwefteru fdjou erlangt i^aUen. Das folle er beftfcen, folange feine
21Tutter lebt; bann folle es an bie €rbmaffe 3uriicf fallen, bafilr aber J>ans als=
bann bas grofje IPob/nrjaus nebft ber ^ifdjereigeredjtigfeit, weldje le^tere
bamals (Beorg pou €ob/e (2) mietweife inue fyatte, nad? uupartciifdjer Care
übernehmen, ba ilmi als feines Paters jüugftem Sobme auf biefes fyms bas Por*
faufsrcd>t 3uftanb.

211s nun bie JUutter ftarb, pertrug fia> ber Stiefpater Cfyriftof (Dlbenburg
mit feinem Sobme ftans (Dlbenburg, mit ben Kiubern feiner beiben perftorbenen
Sttefföfme (Seorg (3) unb f)ans pon £or/e, fomic mit feinem Stieftodjtermannc
Philipp itleifter bafnn, baf? er bas grofe IDofmfyaus naefj Canbesgebraud? nodj
3afjr unb {Tag, bas anbere ib/m $ugecignetc ftaus aber Zeitlebens benu^en bürfe.
Kurs darauf ftarb audj <£b/riftof (Dlbenburg, unb nunmehr traf fein Sob/n fyms
©Ibenburg, sugleid? Scbwicgerfobm bes Krügers peter pon Cofye, mit ben übrigen
<£rben \62% September \7 unb tDeifynacbteu, wegen ber fräufer bes peter pou
Cofje folgenbes 2tbfommen:

\. Das grofje IPofjnfjaus nebft bem fjofe unb ber ^ ifcbereigcredjtig*
feit, weldje ledere (ßeorg pon €ob>c (2) nodi immer mietweife innc b/atte, würbe
berIPitwe bes ffyms Pon€ob/e, Katb/ariue pon Corje, um 2555^ sugefprodjeu.
Da auf biefem l}aufe bes (ßrafen Sd>atjung ruf}te, würbe letztere auf bie
übrigen (Erben perteilt.

Katlyarine pon €ot;e tpollte swei yityc fpäter pou neuem heiraten, wes=
tyxlb fte fidj mit iljrcn Kinbem erfter €lje, peter unb ßans, abfanb, inbem fie
benfclben \65{, ituguft 8 aus ifyrcm t?aufc eine (Selbfumme sufidjerte; bas
fyms felbft aber braute fie ifn-em sweiten 21Ianne Hiflas Wremer pon Stabe
in bie <£r/e.

Das fyius lag \67^ bei plnlipp 2TIeifters tjaufe, bas jetjt an 3afob (Dtto
fam unb \6<k2 pou biefem an 3ob/aim pou pelfen perfauft werben follte. 3»'
bes würbe biefer ledere Perfauf pon Hiflas Bremer angcfodjten, weil bas
X>ius mit bem feinigen jufammengebaut war. 3 n ocr £*? at fa ttc PtyltPP
2?Ieifter \60% (Df tober \2 als er ftdj mit Anliefe, Codjter bes peter pon £of?e

Digitized by Google

45

perer/clidjtc, eine an bem alten ftaufc bes le^tcrcn angebaute „£ube" (fo
f?ie^ in Altona jebes fkinc f)aus) mitbefommen.

Da auf 6cm großen IDofmfynifc peters bes Krügers fowofyl bie ^ifer/erei*
gercebtigreit bes Jürgen (0/ oic fjcrrfdjaftlicrjcn Abgaben ruhten, 6a basfclbc
ferner fd?on U>04 ausbrüeflid) als bas alte Ijaus besännet würbe, fo fyabcn
wir in tfnn ofnic ^n^if^l 6cn Krug „Altona", 6as erfte ftaus 6cs (Drtes 511
erblicf cn.

IXad) einer «Eintragung im Piuueberger 2tmtsbudjc, Pom 2. Hopcmber \bö%
ift bics ftaus, 6as rjicr ben Beinamen „6as Stror/l?aus" fulyrt, im 3al?rc J646
anCorbtKobc gefommen, naivem es bereits ZUidjaclis \655 an £?aus (DItai*
bürg unb Corbt Hobe perpfänbet worben war; bann r/oren nrir längere £c\t
nichts mer/r bar>ou; feine €agc werben wir nadjfycr 3U beftimmen filmen.

2. 2his bem Ztadjlaffc peters bes Krügers fam ferner ein r/albcs fiaus,
belegen nädtft bem ftaufe bes fyms ©Ibenburg, an biefen für 820 / uub
aufjerbem fiel bcmfclbcu nod? ein weiteres ftaus für 500 # 3U, bas uäcfjft bem
großen IDolnirjaufc unb sugletcb bei Simon Kannengicfwrs ©auf« lag.

5. Das pierte unb lefctc ftaus bes peter pon £or/c lag gleichfalls bei 6cm«
jenigen bes Simon Kauncngiefccr; es fam an bie Kiubcr bes f <J5eorg pou Cofjc,
itämlid} an peter ben (ßolbfdjmibt unb au IXnm, ^rau bes peter Krage.
<£rftcrer übernahm es 16.^9, 3anuar 29 für 400 / uub einen ftlbcmcn Cöffel
pon 5 Cot, ben er feiner Scbweftcr Kinbe pcrefprtc; es lag bamals swifdicn
tjans (Dlbcnburgs <£rbe unb bemjenigen bes Simon Kannengießer.

Der mehrfach genannte Simon Kauncngicfcr Ijatte fein (Srunbftücf am
25. £ebruar \600 rou ben i£rben bes Jürgen Cambert erworben. <£r ftarb
bann (por \6\H) f unb fein Ijaus perfiel in ber wüften Kriegsseit; bod) führte
bas (öruubftücf feinen Hamen fort; am 22. September 1641 perfauften es bie
(Gläubiger an 2Uatfnas (ßarifc pou Solingen, ber bereits bas riacfybargrunbftücf
bcfajj. Ce^teres war nämlich 1587 pou Jürgen Cambert an ftans IPidv
mann unb pou biefem 1620 an Zllatlnas (Barifc pou Solingen Perrauft worbeu.
€ins biefer beiben (ßrunbftücfc bes 21Tatfnas <*5ari£ pou Solingen wirb ausbrücf*
lidi als in ber 23rcitenftra£c gelegen besetdmet. IPir ftub inbes nid)t im
Staube, bireft bic genaue Cage besfclbeu $u beftimmen, ebenfo wenig wie bie=
jeuige bes angrenjcnben „großen IDofmbaufes" peters bes Krügers; wor/l aber
wirb uns bies annäljcrnb auf iubireftem Il\ge, mit IMlfc ber Iiadibarljäufer
gelingen.

IV. Wo bie an fjans (D Iben bürg gefallenen $wci Käufer peters bes
Krügers lagen, rönnen wir genau ermitteln; fte befaubeu fidj uämlid} auf einem
(teile bes (Bruno unb Kobens, auf welchem jefct bie Käufer Kleine £Ibftra$c 20,

Digitized by Google

46

22 unö 24, fonric Sccftermanuftragc Vir. 2 (teilen ; öic eigentümliche, in einander
perfdjränftc Bauart 6crfclbeu ipeift noch auf öic frühere <5ufammengchörigfeit
hin; fie grensen nad? IDeftcn an öic (Srunöftücfe Secftcrmannftrafc Hr. 4 u. 6,
welche, u?ie ipir bereits fab,en (pgl. oben II.) por alters ebenfalls 6er Jürgen*
Cinie 6er ^aniilie r»on Cohe gehört hoben.

Das (ftrunöftücf, auf 6em jc£t 6as fyius Kl. <£lbftra£c 20 ftct>t (6ie
Sdupancnapothcfc), wuröc 1,661, 2Uai \S von Peter (Dlöcnburg, 6cm Sohne pou
fjans (Dlöenburg, an Claus 21rens perfauft; 6cffcn IPitnv heiratete 1665 6cu
Claus ^cinö, 6er 6as fyms jc6enfalls noch \692 befafj; I699 öagegen n?ar es
febon im Bcftfec pou €orcii5 Dreyer, \~2\ von fjans 2tnör. Drcyer, 1726 rx>n ^ran5
<£llncr feit J757 w'xvb Simon fyiur. 2Ilühleubrocf, feit 1745 3°h- Stephen
2lrnoIÖ, feit \7S8 (ßeorg Cln\ <Ehnd} Behre als (Eigentümer aufgeführt, un6
6er Umgenannte perlegtc fyicrfycr 6ie bereits feit 166\ beftehen6c Sdjipanen*
apothefe.

Das angreu$cn6c ftaus 6es ftans (Dlöenburg (jetjt Kl. (Elbftrafje 22 u. 24)
perfauftc 6effen IDitroc 21Targreth J663, 21Tär5 \ au Dorothea, tPitmc 6es
fteinrid? Schcuefel6, 6eren €rben es \666, 3 u h .">\ au ^acob ^Hölter abtraten,
lltit 6er (Tochter 6es Cctrtgenaunten erheiratete es fo6anu 3°h ann frammaun,
um es ^669, September \7t an (ßcröt Horöcu 3U pcrfaufcn. (Es lag 6amals,
ipic audj fd>on früher, mit 6em erftertpahnteu f)aufc 6cs Ijans ©löenburg (Kl.
(Elbftrafc 20) unter einem Dadje. Die UMttpe öes (ßeröt Horöen brachte es
\6S8, ymnax 2\ ihrem juxiten 2ITann 2(nöreas (ßepers 5U. Daun fam es
nad) einan6er in 6ie f}änöe i>on 3°<* (: him ^einrieb. Bchncf, I)ans (Sutfelö, Chri-
ftoffer Camprecht un6 crtMicf? 2(una itTagöalena &ruolö; 6ie es noch <£n6e
porigen 3 a h r fy unocr te befeffen h<*t.

Das (ßrunöftücf Sceftcrmannftraj|e 2 eu6Iich tpuröc erft nadj 1688 abge-
trennt un6 enthielt 6amals nur ein fletnes ftaus hinten im (ßauge. (£s fam
pou 2ln6reas (ßcpcrs an Claus f}öfft, 6ann an Claus Böttger, en6(ich au
Uicolas ftutipalcfcr, 6er es nad> <£nöc porigen 3 a h r ^ un0cr * 5 befafj.

IPir fyxWn fomit pou 5ax'i Käufern Peters öes Krügers 6ie Cage genau
ermittelt, un6 5U>ar fin6 6ies 6ie oben unter llr. III. 2 aufgeführten Käufer.
€ins 6erfelben befan6 fid> bei öcm „großen IDohnbaufc" Peters, 6em Kruge
„Altona"; öod) nurö es möglich fein, 6ie €agc 6es letzteren noch genauer 511
beftimmen.

V. IDir faljcu oben, 6a£ 6er alte Krug im 3 a h rc ,6 46 au Cor6t Koöc
gelaugte. €s gab 6amals jipct ZHauucr ötefcs Hamens, Pater 11116 Sohn.
3cuer (geb. <,~»92 auf 6cm (Brcpcnhofe) heiratete \i>~*\ lllargrcth, 6ic Codier
6cs ttaus von €ohc (."), uu6 ftarb 1662, in öemfclben yün\ auch fein gleich«

Digitized by Google

47

namiget Sohn. Cefctctem gehörte ber Krug; „Altona" jebenfalls noefj im 3ah,re
1661; benn als in tiefem Oafjrc Claus 2lrens bas l?aus KI. <£lbftta$e 20
faufte, wirb öasfclbc als „näcbft Coröt Hobe b. j." gelegen bejeidwet, was Poll«
fommen mit ben älteren eingaben übereinftimmt.

llun befaf im 3aljre 1715 <£nift Hobe, Sofnt bes Corbt Hobe b. j., in
oiefer (Segeub einen Kompler pou (ßrunbftüefen, ber jebenfalls bie heutigen
Ztr. 15, \5 unb 17 6er Breitenftrajjc umfafte, aber ftd) nod) weiter ab bie»
felben nadi Süben erftreeft fyaben mufj. Diefer Beftfc entftammte brei Perfd?iebe<
neu <£twcrbsaften:

1. <£m Stücf fyitie öer alte £orbt Hobe 1635 als €rbportion feiner aus
6er f}ans=£inie 6er ^amilie pon £ol?e ftammenbeu ^rau ereilten, worüber unten
B. I. ju pergleidjen ift. Diefes Stiicf grenste bamals an bas (Erbe bes fteinrid?
ftacfelblocf.

2. Das (Btunbftücf 6es üjeinr. fyicfelblocf lag 1664 snnfdjen 6em 6es 3<>ris
(Saroener un6 6ein 6es (Torbt Hobe 6. j. Das <ßrun6ftücf 6es Joris <ßar6cner war
eins 6er bei6en oben erwähnten pormaligeu <£>tuu6ftücfe 6es Zltatfnas (ßarifc
pon Solingen, 6cren genaue Cage u>ir ntdjt fenueu. Das <8ruu6ftücf 6es £or6t
Ho6e 6. j., 6as an 6er anbeten Seite besjenigen bes Ixinridj fyicfelbloef laci,
beftaub aus ben (Teilen 1 unb 5 bes f patereu Hobefdjen (Sefamtfomplcres; Ceil 2
bagegen würbe lo6<* pou fjcintid) ^acfelblocf an ilrenbt (ßrepe, unb pou biefem
1673 an €tnft Hobe perfauft.

5. Das britte Stüi tpar basjenige, auf bem ftd} ber alte Krug bes peter
pon €ol?e befanb.

Der (ßefamtfomplej: fam 17 10 au £orbt Hobe, Sofm bes <£rnft Hobe, unb
fürs barauf an einen anberen Solnt, Peter Hobe. 2lm 26. Hopember 1714
würbe er bem Kammer ■- Hat ^rifd) 5ugefd>rieben unb erfdjeint im 3al?te 1752
im Z3eft^e bes Kammer« Hats (Döring, ber ifm wieber in brei Ceile serlcgte. Diefe
erhielten bann bie Branbfaffen * Hummern 299, 298 unb 297 unb bilben je£t bie
Hummern 15, 15 unb 17 ber Bteitenftrage.

Der Krug Altona mufj alfo auf einem biefer brei (firunbftücfe
ober etwas weiter füblid} besw. füböftlid) — uad? ber Sdiwaueip
apotljefe l?in — gelegen fjaben.

B. Der äüefte «Stunbbefifc bet ^ans Cinic.

I. l?ans pou €of?e (1), ber ,f ifdier, befa0 in nädifter Kälje bes Stammfpufcs
ein (ßtunbftücf mit U?obuuug. Diditbabei faufte fein <£ufel i>ms (5) imjal?re 1597
pon fyms <£iberftebt ein i?aus, an beffeu anbetet reite bamals bas €tlv bes

Digitized by Google

fceinrid} von Summen lag; legerer perfaufte es \6\6 an J}einr. Jjacfclblocf (pgl.
oben A. v. 2.; fjeinridj fyicfelblocf befafj fpdler brei neben einander liegeube
Käufer, barunter bas fner in Betraft fommenbe). 2lls Ijans (5) olme männlichen
(Erben geftörben war, blieb fein (ßrunbbeftfc nodj längere J5^it ungeteilt. <£rft
unter bem 6. 2tpril {b~>5 uub bem 15. Jlpril U>39 finben ftdj im Pinne*
berger 2hutsbud>c swei <£rbteilungeu eingetragen, wonach ber gröjjtc tteil
bes töruubbeftfces nebft bor ^ifd^ereigcredjtigfeit unb allem #fd)creigerät an ben
Sdjwicgerfofm ^oadnm Spulte, ein fleineren tTeil an ben sweiten Sdjwiegerfofni
<£orbt Xobe fiel, wafjrenb ber brttte Sdjwiegerfofm, §an$ Zimmermann, mit
(ßelb abgefunden würbe.

Don bem (teile, ber au Corbt 2\obe fam, ift oben bereits bic Hebe ge<
wefen (ugl. A. v. \).

Das (ßrunbftücf bes joadjim Spulte ift u>af?rfdjeinlidj ibeutifd? mit beut'
jenigen, welches fid? \660 im Befitjc bes Jürgen Sdmlte befanb. 3ft bies
ridjtig, fo traben n>ir es f?ier mit ben heutigen Hrn. 20 unb 29 ber Seefter-
maunftrafe 3U tfnm, W0511 aber urfprünglidj jebeufalls meljr Canb gebort
fabelt mufj.

3ürgen Sdmlte erwarb im 3afjre 1660 bas angrensenbc ftaus bes dlaus
pon Colje Innsu. Das gan3e (Brunbftücf fam \7\5 au Claus Cejj uub läft
ftdj bann bis 3ur (Begenwart perfolgen.

II. Don ben Seimen bes fyms pou Cofye (\), wie audj pon benen feines
gleichnamigen Solwes (2) ftebclten fid? einige erfjeblidj weiter im tPcfteu an
unb erwarben bort ausgebefmten (Srunbbefiö. Diefer Cime ber ^amilie gehörte
uod> i?n Anfange bes porigen 3afn-fmubcrts ein bebeutenber Ceil bes galten
Cercains swifeben ^ifdjerftrafe unb €lbe bis etwa jum heutigen J)oljl?afeu.
Die ba$u gehörigen älteften i)äufer ftanben ungefähr in ber T)öl?e ber #fdier=
ftrafce, wt%enb bas Porlanb bis sur €lbe herunter erft fefn* piel fpatcr, gegen
<£nbe bes \7. unb im [8. ^afyrfjunbcrt bebaut würbe. Das ifiaterial für eine
fyftmatifdK Bearbeitung ber hiftorifeben «Topographie biefer ganzen (ßegenb ift
fdjou sunt großem (teile beifammen unb porbercitet; für bie <5mecfe ber gegen*
wartigeu Unterfinning war es aber uod? nicht erforberlid), bie l)ierburd» gc^
wouueueu Kefultate 511 peröffentlidvu.

Digitized by Google

n.

Die ctltonaer fjfidfet unb tt?r Streit
mit £>em Hamburger ßi^evamte.

Von

Dr. Htd?cut> €^rcnbcrg.

Digitiz

€rj*es Kapitel.

Das t}amburgifd?e £ifd?eramt unb
feine Stretttgfetten mit ben grepenfjofer uni>
blcmfenefer ^tfdjern — ^565).

^V^^ cr «Jif^^tum oor Hnterelbe ift fidierltd) fdjon von bereu älteften
Jlnwolniern ftarf ausgebeutet worben, foll bodj felbft ber heilige
Jlnsfar in feinen JUufjeftunben Itefec geftrieft fyaben, unb elje bie
unterelbifdjen Hlarfcbcn feit bem 12. 3df?rl?uubert allmäljlidi burdi (Einbeidmng
für bie Kultur gewonnen würben, waren bie Hferbemormer otnie «frage für
einen fein* erfjeblidjeu Ceil ifjrer Hatyrung auf ben (Ertrag bes ^tfdifangs an*
gewiefen. tDenn in Hamburg por bem J5. 3 a ^*7""bcrt feine ^ifdyer erwähnt
werben, fo liegt bas nur an ber mangelhaften Uberlieferung, unb gan$ bas
namlidjc gilt audj pon ben Anfängen bes rjamburgifcfyen^ifdjeramts. Satzungen
besfelben beftaubeu jcbenfalls ror 1575, in wefcbem 3ahrc fte in bie auf 2ln-
orbnung bes Kates peranftaltcte Sammlung ber ^unftroUcn aufgenommen
würben. 1 )

IHefe älteften „Settinge" bes bamburgifdjen ^ifd^eramts weifen $war ben
<5unftd>arafter bereits beutlid) auf; beuu fie enthalten safylreidje, bie Koufurreit5
unter ben 2(mtsbrüberu einfdjränfenbe iSeftimmungen, wie aud) ein$e(ne auf ben
^ifdierei betrieb be5Üglidje ted>nifd)e Porfdmften unb fie fefeen bie i^ochftjafjl ber
21Iitglieber auf fünfsig feft. Jlbcr biefer <?>unftd)ara?ter war nodj ein redjt ge>
mäfigter. Die ljöd}ft5al}l pon 50 IRitglieberu war reidjlid) bemeffen. Cljat--
fäcblid) gab es im jaljre \ö7u nur ~>[ 2tmtsbrüber. Später pcrmefyrte ftd> bie
tjy»l?l allerbings; bod? peraulafcte bas bei, ber itijwifdjeu ftarf gewadjfeuen

') Hübiger, Die älteften fyamburgifdjert ^unftroUcu. fytmtmrui \H7\. f . 60 ff. Kopp;
manu, Kämmeretred?mingeii bet Sta&t ^ambiuij I. <Einf . XXNV.

Altona unter 5d;aurnl>urglf<i;tr ßerrfdiaft. H ill \

Digitized by Google

nachbarlichen Konfurrci^, bie JlmtsfifdKr im 3 a ^? rc an ben Kat bic Bitte
5U richten, 6crfclbc möchte ihre ^al}[ auf 40 herabfegen, 6a ftc fid) por ttrtnut
nicht bergen fSnnten, unb biefem (ßefuite würbe ftattgegeben.

Die fremben ,fifd>cr amroen in ben Scttiugcn pou l"5 nodj recht
glimpflich beb/anbelt. Den Untertanen 6er febauenburgifdjen (ßrafen würbe gc
ftattet, i^re fclbftgcfangcncn #fd>c swctmal wöd>cntlidj auf bem hamburger
iUarftc 3U perfaufen, unb bef onoers cbarafteriftifdj für ben (Seift, ber bei
(Erlaf? biefer Safeungcn obwaltete, fiub bie in benfelben enthaltenen öeftimmungen
5ur Verhütung bes ^ifchmangcls uub ber Überteueruug (pgl. Zivi 8, \2
unb

Der Hat mar eben bamals uodi in ber Sage, bic ^ntereffen ber "Konfus
menten mehr als fpäterhin 5U febütjen, unb bie ^ifcher hatten mol?! aud? noch
nicht befonbers fdjwer unter ber Kotifurrcrts ber fremben 511 leiben. Das änberte
fich aber pollftänbig im Caufe bes {o. 3ahrhuuberts, als bie hinter eiuerfeits
in fteigenbem UTafje «Einfluß auf bie Stabtperwaltung erlangten unb als aubercr«
feits bic ^ifcher ber benad?barten Canbfdjaftcn ihren ^ang in größeren Wengen
nach £)amburg 5um Perfauf brachten. Scitbem gab es mit benfelben oftmals
Streitigfeiten, unb bas ^iferjeramt fudjte fid? immer fdjroffcr ab$uf cfjlic^cii ; ber
f^öhepunft biefer €ntnncfelung fallt inbes erft in bas \6. 3ahrhunbert. 1 )

Unter ben nachbarlichen Konfurrentcn tperbeu Cüneburger, Bergebor f er,
UToorburger, Burtcfnibcr, (Ddjfenwcrber unb Staber erwähnt; bic Hauptrolle
aber fpielten in ber samten Hälfte bes \ö. jahrljunberts bie ^ifdjer Pom
(ßrepenhofe. Streitigfeiten $wif djen ihnen unb ben hamburger Jtmtsfifdjern
muffen UK%cnb ber periobe bis fern* häufig gewefeu fein 2 ); biefelben
fmb für uns pou Bcbcutung, weil in ben fpätcren Streitigfeiten ber h^mburger
unb altonaer ^ifcher oftmals auf fie £e$ug genommen worbcu ift.

(Eine fyiuptbcf anwerbe ber hamburger 2lmtsfifd>er ging bahin, bajj bie
(ßrepenhofer fich in ber «^ar/l ih rcr «f a *? r 5 0U £ c m * t bcfdaänfcn laffeu wollten.

') «Es Iħt fid} bas am befien nadj bem im b,ambnrger 21rd>ioc befinblidjen „£jauptbua>c"
bes 5ifd?eramtes, foipie nadj ben 2lmtsartifcln besfelben perfofgeu.

*) Rübtgcr t^at 3i»ar ans ben über biefc Strciti*jfcitcn porljanbencn Elften bas meiftc
mitgeteilt (1. c Hr. \2e, \2k, \2h, \2m, permutlid} gehört audj \2« tfiertjer) ; bod? fctjlcn
einige u>id}tige Stticfe, fo namentlidj bie von it?m 5. ?o am Sdjluffe 0. Ztr. \2g etwa\\nien,
aber ttidjt abgebrueften Klageartifcl ber Hamburger ^ifefcer pou Heo, bann bic «Entfdjeibnng
bes Xats Pom ^atfte {*6\ (Sonnabenb por St. lfiartinstag) nnb ein Dertrag Pom ^afyre H8?
3tpifdjen bem Säte unb ben fdjaucnburgifdjen Beamten (t)auptbudj bes ^ifAeramtes 5. 106 ff.,
\20 ff., ^0 ff.), ferner befinben ftd? nod? einige Ztften im Königl. Staatsardjipe 3U Sdjlesmig,
befonbers (A. x. 319) intereffante Klageartifcl ber (Srepentjofer.

>

Digitized by Google

Die Hamburger perlangten, es foüc ften (Brepeufjoferu perboten werften, für je
5uvi Käufer meljr als ein Sdnff 5U halten, unft fter Hat, ftem ftamals fter
(ßrepenfyof Perpfänftet ipar, entfdneft im 3al?re aus jeftem ftort fccfhiMidycn
r>aufe ftürfc nur ein t fafy;$eua, auf ften ,fifd>fang gefanftt werften, was ein mit
ftem (trafen im jat^re ^69 abgcfdiloffcner Pertrag betätigte. 2(ber ftie ßam«
burger gingen nodj weiter: Sie verlangten, es follten auf ftem ßrepenfpfe über*
rjaupt nie mein- als ftie fedis Käufer jugelaffen werften, welche um 1460 ftort
ftaufteu. Die 2lmtsfifd?er behaupteten fpater gegenüber ften altonaer #fd?ern
wiefterfyolt, ftaf? ein fterartiges Derbot tljatfadjlid) erlaffeu worften fei; id> fyabe
inftes feine Spur ftapon gefunften. Perboten tpurfte ften (ftrepenfyofern jeftoa?,
€cute bei ftdi auf3unefmten unft wolnicn 5U laffen, ftie pon ifyrer jnfel aus fter
<ftered?tigfeit ftes ^ifdieramtes ftd> beftienen wollten. €benfowenig wurfte ifweu
geftattet, mit „Buten lüften" Kompagnie 51t fabelt öfter tfnedrte fter fyamburger
^ifdier 5U mieten.

Die lefeteren perlangten foftann, fta£ ftie (firepenfyofer für je jnxi ftäufer
nur ein SaSiffsgarn haben follten, unft swar aua? nur fyödiftens ein Sdmepeb
öfter iuefengarn. Der (ßebraud) pon €ad}sgaruen, lernen, Xcufen, Stintpafylen
unft „seynen" (langen ,?5ugnefcen?) follte tljnen gan, uuterfagt werften. Dajj fties
tbatfädjlidj gefdjafy, rjabe idi nidit fiuften fönneu; ftodi wurfte es fpater pon ften
2tmtsfifd>ern behauptet.

Den meiften Streit erregten ftamals ftie ^ifdigrünfte. IPic ften i?anftel
unft alle anfteren bürgerlichen (bewerbe, fo wollte Hamburg aud? ften t fifd}erei<
betrieb auf ftäfttifdjem (ßebiete möglidtft ften Bürgern porbebalten. 3nnerfyatb
fter bamburger Bäume wurfte ften (firepenfyofern fter t f ifebfang fturdjaus perboten,
unft wäfn-enft ftie Hamburger für fid> ftas Keoht beanf prusten , auf fter galten
Untcrelbe 5U ftfd^en „betl? in fte folten fee", beftritten fte ften (*5rcpenf?ofern ftiefes
Kccht auf ftidjt bei fteren 3nfel belegenen ^ifdigrünften. <£s Ijanftelte fid? ftabei
um ftie fogenannten *vorde* ft. fy. um ll>afferftreifen, ipekbe ftureb Zurichtung
ftes (Brunftes für ften t fifd)faug porbereitet worften waren; au ftiefen Porften öfter
Pöfn-ften bilfteten fid} fturd? Zlufwenftung pou Arbeit eine Jtrt (Eigentum in«
mitten ftes großen gemeinfamen ^ifajreidjtums fter Unterelbe. 1 )

^olgenfte ftreitige Pöfyrfte werften genannt: Die lüilad* öfter Kulow

') Das U?ort „Pc^rbe" (ober ,förbe, oft auA mämilicbeii (Sefdjledj ts : ber ^objt, <Ic voort)
entfpridjt oem fjodjbeutfdfen $urt, bas ja emefc einen IPafferftreifen 5ii»ifd;cit 3n>ei Ufern be-
3eidjnet. Später würbe aus bem fttmaten U?affcrflrcifen ein gan3cs U?ajfer-2\er»ier, inncrtfalb
beffen befiimmten Pcrfonen bie ^ifdjereigeredjtigfeit juftanb. £ei Klef ef er, Ijambg. (Sefetje x.
292 fuib bie Ddtjrbc von ber Kigenburg bis ttieberroärts Kirdjroerber rerscidjnct, roie fie nadj
einer IHirteilang bes Ejerm I>r. ttoigt in Hamburg nod? beute bejtcben.

Digitized by Google

4

$n>if djen ,ftnfemver6er un6 Htcnfte6ten auf 6cm freien <£lbftrome; fo6ann 6tc
Dra6cnau unb 6er Stert, bci6e jmifdjcn ^iufemver6er unb 6em „parfc" in
einem ,f lujjarmc, 6urcb weiden 6ie Strömung aus 6er Sü6erelbe nad) 6er Hor6er=
elbe ging; 6od> fajeint 6iefe Strömung 6amals noch, nidjt als „Köfylbran6" bc=
Seidmet rvor6cn $u fein. 1 ) 2lufjer6em ivur6c von Hamburger Seite 6ie 2Uuu6s«
r/orn rcflamtert, 6ic nad) Cappenberg ebenfalls an 6er Hor6oftecfe 6es ^infeu«
tvcr6ers gelegen fyaben mujj, iväl?ren6 6ie (Örevcnfyofer 6ic l?etuccfen J?orn
beanfprudjten, 6ie ftdj bei 6er Kaltentyofe befau6, fotvic eine 6idjt beim (Greven-
fyofc belegene ungenannte Döfyröe, un6 cn6lid? nodj 6en „fteyn voc6t, 6en 6e
törevenhover gemafet r/ebben belegen trvtffen 6er Hegemoleu un6 Peper*
molenbefe". Durch, 6te Verträge von uu6 1^87 tvur6e angeor6net, 6a£

6ie Döl?r6e abtvcdjfcln6 von bin Hamburgern un6 <ßrevcnl?ofern befifcfyt tveroen
foUten.

Die 2lrt 6cs ^ifehereibetriebs gab and} foitft nodj 511 manchen Streitigfeiten
2lnlajj, in6em 6ie Hamburger ^ifcfoci: 6en (Brevenfyofern allerljan6 angeblich neu
eingeführte ^Manipulationen verbieten wollten. 2 ) Don größerer IDidjtigfeit aber
ftn6 für 6ie fpätcre 6ie 23efdnvcr6cn , ivelaSe ftdj auf öen ^ifdjverfauf
bejogen.

3»u Dertrage von H")8 wur6c 6cn (ßrevcnfyofcrn verboten, meljr als 5tvei<
mal wöchentlich, il?rc ^ifdje 5U 2Uarftc 3U bringen; auch in 6cu ^aften follten
fie bei 6er »Eroftbrüdc nur $wcimal tvödjentlid? iryrc fclbftgefangcucn Stinte feib
galten; 6te von an6eren gefangenen ^ifdje aber follten fie überhaupt nicht ver»
faufen 6ürfen. 3m jähre ^64 wur6c rni^ugcfügt, 6af? fte auf Zlnbalten ci6lidj
verfidjern follten, 6ie 511 2Uarfte gebrachten ^tfche felbft gefangen 3U haben.

Hatürlidj ging es bei einem fo langwierigen Streite nidjt olme Cb,dtlidj«
feiten ab; insbefon6ere würben 6ie Hamburger befdnilbigt, 6en (ßrevenbofern
lie^c un6 2lnfcr fortgenommen, ja fogar $n>ei $ifd?crhüttcn bei iueuftebten
„tbom Krufce" nad>tfcblafen6er J$cit nie6ergebrannt $u haben, un6 als 6ie Schauen-
burgifdjen infolge foldjer Erfahrungen bewaffnet auf 6en ,fifchfaug auS5ogcn,
ivur6e ihnen 6as „auf 6er Stabt (ßcwäfferu" verboten.

Diefe Streitigfeiten fdxnncn 6urdi 6ic mehrerwähnten Dertrage fdjliefjlidj
beenbet u>or6en $u fein; je6enfalls hören ivir feit ^S7 nidits mein* 6avon, un6
erft ein falbes 3^h r ^ unocr * fpäter fam es aufs neue $u Konfliften $tvifcb,en 6en
gräflidieu un6 h,amburgifd?e!i ^ifeberu, ivobei aber 6er (Srcvcnhofer nicht mehr
gebacr/t ivir6, fon6em es fieb faft ausfcblicjjltd) um 6ie ^ifeber von Blanfenefe
banbclt.

l ) V$l Cappenberg, <2lbfarte bes OTelcbior £oridjs 5. 50,51.

*) insbefonbere Kübigcr llr. |2e 2Irt. 3 u. \owit 12g itrr.

Digitized by Google

5

Die blanfenefer t fif*er waren* früher nur ^anj nebenbei pon öen
Hamburgern befdnilöigt tporöen, öen (Brerenfpfern beim €egcn iljrcr Stintrcufcn
„to öem Plotbefe" geholfen 511 fpaben; im übrigen fdjeint es, als ob fie öamals
ein unangefochtenes ^ifdjerci Keuier befafjen; öenn öie Hamburger erflärten ein*
mal felbft in einer alleröings feinesrpegs öeutlidjen 2tuf5eidmung öen „(Drt to
Blanfenefc" als eine <ßren$e ilyrer ^ifdweigeredjtigf eit. 1 ) Doch fonnten foldjc
Trensen bei öem allfeihgeu Streben nadj 2tusöelwung unö öer ipedjfeluöcn <£r«
giebigfeit 6er ein$elneu t f ifcbgrünöe nid>t lange Beftanö traben, unö am Donners»
tag t>or pfingften bis yitycs [~i7>5 uwröe abermals ein itbfommen sipifdKti
oen Hamburger unö blanfenefer ^if*ent notmenöig, weil lefetere eine neue
Pörjröe sum Scbaben 6er Hamburger fjergeridrtet Ritten. Dtcfc Döfyröc cr=
ftreefte fidj x>on 6er 2Uüf?lc bei Pocfenfjuöen „örcars äff in öe €h>e" naa? 6em
#nfenrperöcr hinüber, alfo ungefähr 6a, n>o früher 6ie ttulaf 06er Kulorp ge-
mefen n>ar. <£s u>ur6e 6en Hamburgern gemattet, Ijier abtpedjfelnö mit 6cn
Blaufencfern 5U fifdjen, un6 lederen rpuröe verboten, einteilen 6. fy. bis 6er
(ßraf felbft mit 6en Hamburgern perljanöeln roüröe, oberhalb 6er neuen Döfjröe
^ifdjfang 511 treiben. Dagegen rpuröe itwen geftattet, ihre #fd>e täglid) in
Hamburg ju perfaufen.

3m 3al?re 1542 u?uröc ein neuer Vertrag abgefdjloffen, 6er rocfentlid)
ungünftiger für 6ie Blanfenefer n>ar; 6iefelben mußten 6ie „bei Hicnfteöten" pon
ifynen angelegte Döfyröe gegen <3a!?lung pon 4 \ £ aufgeben un6 ftcf? perpflidjten,
oberhalb Blanfenefe fünftig nidit mein: 3U fifd>en. Dod? audj öabei blieb es nid)t.
3m 3at?re ^557 fyitte 6er pinueberger Droft bans Sarner 2lnlaf, fid> beim fjam*
burger Kate über (Seroalttfyätigfeiteu 6er 6ortigen ^ifdier gegen 6ie pon Blanfc»
nefe un6 Hienfteöten 5U befdmxreu, unö es tpuvöc infolgeöeffen im gleiten
3al?re ein öritter Dertrag gefdjloffeu, tpeldjer als (Dftgrense öer blanfenefer
#fd>er einen snrifefan Blanfenefe unö Docfenbuöen belegenen n?eifjen Sanöberg
feftfefcte „öer mit pielen Sdnpalfcnfyoler is tljo febenöe", unö öer öesfyalb öer
Sdjtpalfenbcrg rnefj. Diefer Berg n?ar fdjon |550 als „IHarffteöe" öer fjam*
burger unö blanfenefer ^ifdjerei bejeidmet tporöen. 2 ) 2tudj in öen 3<*l?ren \5<kö,

') Kabiger Hr. (2», 3Irt. Über ben blanfenefer „(Drt", eine t>orfpringeube £aubc<Fc
am bortigen «Elbufer, ogl. £ appeuberg, (Hbfarte bes ITTeldjior £orid>s 5. 88 ff.

"-*) Der Dertrag wm 1557 ift gebrueft bei ^iicgra, Beitr. 3. polit. fjbg. (Sefdf. 5. 22 ff.
Über alles anbere rgl. Sdjleswig A. X. 318 uub ^tfAerarten im liambg. St. 31. II. 31r. j.
2Tad> £appenberg, <Hlbfartc 5 90 ift ber „Sdjrojlfenbcra," jc^t ber Saurfdje parr. <£s tfi
hfier n>or;( ber <T>rt, einige ^a^len über bie <£ntn>i(fcliing ber blanfenefer ^if djerei eiitjufngcn:
Die erfie 3tngabe ftammt aus bem 3abre l«>39; bamals gab es in iManfenefc 45 ^ifdjer
(Sdjlesipig A. X. 7«, 81. \so). Der näcijjte ITacbrocis \ft vom ^at\te i<50, als bie ^ab,I ber
in Slanfenefe beljeimaieten Jfifdjereirer 70 betrug (£appeubcrg 1. c 5. 92). Da es oljne

Digitized by Google

6

\riUO, \')67> und 1.565 fanden foldK Streitigfeiten ftatt und namentlich feit t5r>o
Ratten die rjambmgcr ^tf*cr wieder über (Eingriffe t>ou allen reiten Klage
führen, wobei 511m erftcu iliale aueb der $tfd)cx des $ur ßälfte fymiburgifcbeu
^tufeuwerders gedad>t wird; die altonaer ,£rfcber dagegen werben noefj nirgends
erwähnt, obwobl 6er betrieb derfelben jedenfalls über das 3ab,r J546 5urücf
reidrt; er mujj alfo entweder nodi febr unbedeutend gewefen fein, oder die rom
(Srerwifjofe nad? Altona übergefiedelten ^ifcfyer muffen fiel? nod? ftrenge an die
alten Perträge gehalten Ijabcn. <£rft nad> Ablauf eines falben 3 a ^ r '? imocr ^
feit (Erbauung des erften Kaufes 511 Altona boren wir, dafj die Konfurrcns der
dortigen #fdvr den Hamburgern läftig wurde.

Srocifel fdjon 1659 eine 2ln3abJ .fifdjer gab, bic merfr als einen <£t»er befaften, fo fibeint ftcb,
in biefem ganjen Zeiträume ber Beftanb nur wenig pcräubcrt 3t! tjaben; oon 1750 bis 1785
bagegen oerboppclte fub bic ^arjl ber <Eiv>cr; im 2 A M te l 806 9 a l> c * & crcn l s\ 5 : 102,

(835: 94, \8t6: h\ linb \HS\ u>aren in ölanfeucfe 3* ^alj^cuge 31U €lb< unb Küftcnjifcbcrci
rorr;anben (meift offene Rotten, bic bei ben älteren eingaben gewiß nidjt mitgerechnet ivorben
finb) mit ^8 ITTann ^efaftuug, fowie "8 ^abrjeuge für bic ^odjfeenfdjcrei (<2i»er unb Kutter)
mit 231 Ittanu i?cfatjung. Per rorübcrgcfjenbc 2luffdjrtmng gegen <£nbc bes porigen nnb im
Anfange bes jetjigen 3a^ r f? 1,,,oct '> «ft a »f «Eintreffen großer lieriugsjiige in ber ilorbfec
3urü£f3ufnrfren. Die gai^c <Enttr»trfcIung fann feinesmegs als glän3cnb be3cicbnct werben;
inbe§ ifl bie ^ifdjcrei bnrd> bie Secfcbiffabjt eifert werben; benn 23lanfencfc befaß im 3 a ^ rc
t806: 27 Seefdjiffe mit 323 Scg. (Eons, (833: \H7 mit 69^6 2\eg. (Eons, \889: 20 mit 8598
Keg. (Eons.

Digitized by Google

gtueites Kapitel.

Der Kampf ber altonaer #fd?er mit bem
fjamburgtfcfyen £ifd?eramte. <£rfte pertobe: Der
(Eyiftensfampf (1584 — 1588).

m \'y. 3unt \~>84 befragte fid? bas bamburgifdje ^ifdjeramt beim
Kate bitter barüber, baf bie Ceute von 2Utona, #fdjerboben unb
(ßriefenwerber, fonberlid? f?ans Pom Cofjc unb feine Kinber $u
illtona, mit fielen Sduffcn bie gan$e €lbe ifyrem (ßefallen nad> sunt #fd?fang
gebrauchten. Diefer iHifjbraud) wiberftreite bem im 3 a ^? rc \W wegen ber
(ßrcrenfyofer abgcfd>loffenen Vertragt unb muffe abgeftellt werben.

Der Hat übermittelte bie 8efcbweröe oem pinneberger Drofte 5imon ZDerpup
unb mahnte im folgenben 3 a *?" nochmals um Befriebigung ber Kläger. Der
Droft gab barauf bie Befcbwerbe an frans von £obe unb feine Söfync sur JDtber*
legung, bie beim audj am 2<*. 3um ^5R5 erfolgte unb intereffant genug ift, um
ifjrcm rollen Wortlaute nad} hier wiebergegeben $u werben. Die von Cofjes
liefen jid? folgenbermaßen t>erncf?men:

„<£bler unb efyrenfefter, grofjgüuftiger, gebietenber f>err Drofte. €. £. fetnb
unfere untertbänige, fcbulbige unb getjorfame Dieufte unferes armen üermögens
5Ui>oran. (Brofgünftiger fjerr Drofte, was bas ttmbt ber #fd?er t>erfdncnen
84. 3 aJ ? rc > 5 U Hamburg im 3uuio supplicando gef läget, unb was barauf ein
ehrbar Katf? bafelbft neultdpr Cage biefes laufenbeu 85. 3at>res au €. €. aber«
mals fdjriftlidj gelaffen Iaffen, ift uns sugefommen unb perlefen n>orben. ZTtögen
barauf <£. €. 5U einem beftäubigen, wahrhaftigen (ßegenbcricrjte ifjrer fürgebrad?ten
unbefugten Klagen fnm*>ieberum in aller llntertfymigfeit unferer IXotfßurft nad)
nidn" perfyaltcn, baf wir bem Hmte ber #fdjer 3U Hamburg mit ntyten ge*
ftänbig, baf wir ilnvu gerühmten Privilegien, melweniger bem Verträge, fo

Digitized by Google

8

21nno Dicnftags por Vxti von ben wohlgeborenen fSerren ftcrrcn ©tten,

^cinridjcn unb Hbolfen (ßebrübern, trafen 511 l^olftciu Schauenburg unb Sterw
berg, Herren 511 (Sermien, unferen gnäbigen f)erren hocblöblidjcn djriftmilben
feiigen (ßebädjtniffes, swifdjen einem eßbaren Katfje $u fyimburg, bem Hinte
6er ^ifdjer bafelbft unb ben törepenr/ofern bamals gefcbloffen unb aufgerichtet,
foüten 5uu)iber gefabelt haben. Denn icfj, frans Pom £ol?e, ber ältere,
habe über 40 3a hre unb meine Söfjue hernach, als biefelben 5U irn-en 3ahreu
gefommen, auf bem £lbftrome ohne 3emanbs €inrcbe unb fcrhtnbe«
rung geftfcfjet, aber es wirb im (ßrunbe ber tTafyrheit nicht eru>eifet unb bar*
cjethan werben, bajj tpir oben angesogenem Dertrage suwiber mit iadp-, Stör*,
Sdmepeb unb allerlei anberen tarnen, fo in gebadetem Vertrage mögen begriffen
unb benannt fein, foüten gefifdjet f^ben, fonbern allein fjamen, Baffen« 1 ), Butt«
game unb Keufeu, wie anberer dürften unb Jjerren Unterthaueu aus bem £anbe
Cüneburg, Stifte Bremen, ^infenwerber, ^riefenujerber (sie) ber benachbarten
Stäbte Stabe, Burtefmbe, fyifelborfer, Kremper, ITHIfter unb anberer lluterthanen
mehr, wie bie Hamen haben unb genannt werben mögen, auf bem freien €lb=
ftrome gebrauchet, aber feine neue Pöb/rbe gemadjet, fonbern uns in bem, bem
alten (ßebraudje gemäf? Perbalten hoben. Daf? wir aud> ihrem Hmte ihre Knedjte
abmietben, unb uns ber Stabt ^rcir/eit suwiber, wie in ihrer Supplifation aw
gesogen worben, mit bem ^ifeben anmafen unb gebraudien foüten, baran gc=
fd?ieht mir unb meinen Söhnen ungütlich (Unrecht), unb hat bamit biefe (Belegen*
heit, baf einer aus ihrem Zimte, Heinrich IPillcrs, einem feiner Cryeilfitcdytc 2 ),
£)einrtdj tfolfter genannt, por tpenig 3 a h lcn erlaubt unb tfjn mit gutem IDilleit
feines Dienftes erlaffen, fid) bei anberen £euten aud? ettpas 5U perfuchen; benfelben
hat mein Sohn ijans eine ^eit laug tpieber für einen Cfjeilfnecht gebrauchet,
weil er bamals nodj unbefreiet geipefen, aud? ilm in feinem Dienfte lange nidjt
mehr gebraucht unb erhalten, unb ba einer ihrer Hmtsfifcber benfelbigen
ipieberum 3U Dienfte begehren würbe, wirb er beffelbigen meines €rachtcus tpor/l
mächtig werben fönnen, unb wenn er gewußt, bajj er bem Hinte suwiber ge*
banbelt, wollte er (b. fj. frans pou £or/e) gerne Porlängft benfelbigen feines
Dienftes erlaffen haben.

^ürs auberc wirb aud} in ir;rer übergebenen Supplifation gcflaget unb an-
gejogen, baf wir uns bem alten Pertrage juwiber mit pielcu Schiffen unb
allerlei Cöaruen auf bem <£lbftrom 5U fifebeu unb uns ber (ßreuenhofer allein
habenber (ßeredjUgfeü unferem (ßefaUeu nach $u gebraudien unternehmen follen.

') So Ijeißt an ber Hnterelbe ber ITtatfrfdj, alosa vulgaris. (Mitteilung bes Jjerni Dr.
,f. Poigt, Hamburg.)

*) „(Eeilfnedjt" ift et» Kned?t, ber Anteil am ,?augc erljäll.

Digitized by Google

Solches wirb uns mit Unwarjrfjcit nacbgcrcbct unb jugemcffcn, benn mir als
obgcbört unfcr €ebcn laug uadj feinem Cadtfe, Störe, Sdmcpcl unb bergleid?cn
t fifd?cu gefifdjet, aud) feine <ßarne barauf gehalten unb gc^euget, aud? noch uidjt
fpben, weldjes pon irweu in €wigfeit nidjt foll bargetrjau unb ermeifet merbeu.
Unb Ijat bamit biefe (ftelcgcnljcit, unb ift bem nicht alfo, mic von itjnen für<
gebracht wirb, benn bas 2tmt ber ^ifefter ben alten Verträgen unb (ftcbräudjcn
5umibcr fclbft fjanbclt, inbem bafj ein 2Cmtftfc^cr por Zitters nicht mächtig gc>
wefen, mefjr benn 5wci €wcr nad) Cadjfcn unb Stören unb einen iHangcrcwer
ausufernden, ba nun oftmals ein jeber picr ober fünf €wer ausrüftet, $u gc=
febweigen, wiepiel mcfyr ein jebev über bas jefet ausfdncfct, bapou por biefer Jyit,
aud) bei unferem (ßebenfen nidjts ift gerebet unb geflacht worbcu 1 ); unb wenn
biefelbeu in fterbfociten unter ^reiburg bamit anlangen, bürfen fid?
biefelben wof?l unternehmen, uns bic Butte por fyalb (Selb, ja fchier
umfonft ab3ufdvwina.cn, unb ba fie ben einen Cag, wenn ber tDino
pon ZDcften wefjet, fedjs Schillinge por bic Stiege geben, ba fie bes
anberen Cages, wenn ber tPinb pon (Dften welket, uns biefelben gar
liegen laffen unb faum jwei Schillinge bapor geben wollen; weil uns
benn fo fdjimpflidj bapor geboten, ber Urfachen fyalber muffen wir
unfcr <5ut nad? Hamburg 511 2Uarftc bringen, unb ba wir ifjncn foldics
oljnc unfern merflidjen Schaben uidit perfaufen fönnen, ift man uns
5uwiber, baf fie ben JHarft nicht alleine rjaben unb gemeine Bürgcrfdiaft
if?rcs «Befüllens, wie Ieiber am £age, bamit uidit genugfam überfein unb be*
fdjweren mögen, bapon ftc bas eine £aufcub uadi bem anberen auflegen (= fparen)
unb ben 3*?™" mitgeben fönnen. Seffen würbe ein ehrbar llati) unferes <£rmcffens
wenig Gefallen tragen, wenn er beffen mödjte berietet werben, ba£ gemeine Bürger*
fchaft pon ifmen mit ifyrcn ZDaarcn unb Jrifdjen alfo gefteigevt unb überfefeet wirb.
Dem aber allem unangefeben, wollten wir ihren iUaugcrcwcrn unb ttauffneebten
unferc Butte, fo wir unter t freiburg fangen fönnen, gerne Perfaufen unb allba
lieber bleiben, als bamit nad) Hamburg fahren, wenn fie biefelben bie eine Jyit
fowofyl als bie anberc pou uns nehmen unb faufen unb bafür ber Billigfcit uadi
jaulen wollten, öamit wir uiä?t gar umfonft arbeiten unb il?re Amtleute 511
Herren, uns aber 511 Bettlern madjen bürften. Deswegen werben wir perurfacht
unb ge$wungen, Hamburg aufsufudpn; benn es giebt bie Hatur, bafi <£iucr piel

') IDieberbolt roirb bjer angenommen, ber Jfaug mit £a*S', Stör- 11. bergl. (Samen fei
ben grecennofer v f tfdjem burefj ben Dertrag von 1469 perboten werben; roeber in biefem nodj
in einem anberen Dertrage b,abe idj bavon etwas gefunbeti. Der IVrtrag von ^6«) befagt
pielmefyr in feinem 2irt. { nur, „bat be (Srepentjarere nidjt mecr mögen pifdjeu mit allerleie
garne"; berfclbe fann alfo in pinneberg unb 2J(tona 1585 frfjn>erlidj porgelcgen fjaben. „ITTanger«
eroer" nannte man bie <gmer, ipeldje auf ben tfifdjfauf ausgefaubt mürben.

Digitized by Google

10

lieber von einem t fremben für einen Schilling fopiel einfauft, als er einem 2(nit*
fifeber für yvei ober brei Schillinge Cübifcb bc5afjlen muf. Denn auch, fonft
männigUchem erlaubt uub jugelaffcn wirb, feine VOavcn an bie (Drter 3U führen,
ba er biefelbeu perfaufen unb feinem (Befallen naaj s u ^elbc machen unb per'
f?anbelu möge, uub fanit uns besfalls unfere Har/rung, bieweil bei unferem (fie=
benfen männiglidjcr aus aller benachbarten dürften unb Herren (Schieten fopiel
<£wer als er nadj bem Butte aussufdjicfen permag, unb ber alte (ßebraueb von
bem 21mtc felbft übertreten unb nidjt gehalten wirb, — pcrfjoffentlid} cbenfowenig
abgefdmitten unb perboten werben, weil wir audj anberes nicht benn ^ifcheu
gelcrnct unb uuferen gnäbtgen fyrrn audj jar/rüd? bie (ßebüb/r bapor entrichtet,
audj noch rnnferuer 5U tfnin willig unb bereit ftnb, wie getreuen Xlntertrjanen
wohl anftefjet unb gebühret.

Daf wir irweu auch, wie angegeben unb permclbet wirb, burdj 2tlanniä>
faltigfeit unferer Sdnffc mutr/willigcrweifc ihre (ßarne aus ber Drift gebrungen
unb unfere (Sarne 5U naf?e gefegt haben follten 1 ), baxan gefdueb/t uns ungütlich,
unb rr>irb uns foldjes mit Unwahrheit nadjgerebct; benn wir uns beffen mit
nichten 5U erinnern wiffen, baf pon uns foldjes follte gefebeben unb porgenommen
fein, fonbern mir ftnb barin bem alten (Sebraud^e nadj perfahren unb b^aben
bemfelbeu feinen £auf gelaffen, unb unfere Unter einer Ijintcr bem anbeten, ba«
nadj wie wir auf bie Pöb/rbe geFommeu, fallen laffeu, uub uns barin beu Ker/'
biugern, Slanfenefcrn unb anbeten genüg perhalten, worüber audj por biefer
tOcit niemals ift geflagct worben.

Daj? ftcf» auch peter pon €of?e in ber ^eit feiner Derftricfung 2 ) permöge
feiner getrauen Urfehde h,at verpflichten müffen, bem 2lmtc $uroibcr nicht ju
bienen, bem ift pon Hmi auch alfo nad>gelebt worben; benn er hat nach ber £c\t,
als er feiner Derftricfung ipieber erlaffen, für ITiemanb anbers als für bie 2lmts-
fäfcher $u Himburg gefifd^et, bis er fich befreiet (b. h- jum felbftanbigcn ^ifd^er
gemadjt) unb niebergefefeet unb in beu <£l)eftanb begeben, worauf er für fidj,
um bie Seinen bamit 511 erhalten, gefifdjt, welches ihm mit IPar;rb,eit auch, nicht
anbers fann beigebracht werben; unb wiffen wir uns aud) Feiner anberen 2tb-
fpannung, als obgeljörterma^en fidi mit bem Knechte sugetragen, $u erinnern.

') «Eine „Drift" n>irb tuortt eine Partie von (Ereibuetjen geipcfen fein. Die (Lreibnefc«
flfdjer ftnb audj heutigen dages nodj foldjen Serjinbcrungen bur* anbere Jfifdjer aans befonbers
dusaefetjt. (mirtciluna. bes fjerrn Dr. Doigt in Qdtnbarg.)

i ) peter rou tolje mar mit ijaus Weyer, bent Piener bes tfamburacr $ ifdy eramts , in
Streit geraten unb Ijatte benfelben Pcru>unbct. €r würbe barauf bnrdj ben Hamburger <ße-
ridjtsberrn perrfaftet unb niu§re „11rfeb.be" fdjmören, mußte ftdj insbefonbere oerpflidjtcn, „baij? er
nadj foldjer ^eit bem .fifdjeramte 3uroiber fein £eben lana auf ber (Elbe nidjt ftfdjen roolle-,
roas er aber nad) öerjauptung ber ^dmbnraer nidjt innehielt.

Digitized by Google

IDeil ftcf? beim, groj?günftiger gebtetcuber l?err Drofte, obberüfyrter (ßeftalt
unb nidit anbcrs biefe Sadjcn verteilten tlnm, bcmnad? bitten mir gans unter»
tbänig, <£. €. wollen uns fo günftig evfdKtnen unb uns von 2lmts falben wtber
6er Jlmtsfifcher unbefugte Klagen bei unferer wofjlbevgebrad>ter (öeredjtigfcit
bes ^ifebens auf bem (£lbftrome günftiglid? fdjügen unb banbfyabeu, bamit fo«
wofyl unfer gnäbiger fterr wie wir an berfelben (ßercdjtigfeü, auf bem €lbftrome
$u fifaVn, nidit mochten benadjt heiligt werben, unb bamit wir nicfyt mit 2Dcib unb
Kinbern in äujjerftes Pcrberben gefefeet unb an ben Bettclftab gebradjt werben,
fonberu uns ber (Seredjtigfeit bes ,fifd>ens 511 genießen unb $u erfreuen haben
nicken. Das wirb jur €rfy.iltung ber Freiheit unb (ßereajtigfeit unferes gnä=
bigeu %rni bienen, unb wir ftnb es für unfere perfonen mit unferen unter*
tljänigen, gehorfamen Dicuften, ungefparteu ,f leides, mieber ju perbienen fdnilbig
unb willig IDir ifjun uns €. €. in berfelben Sduig unb Sdjirm, mit XDünfdnmg
langer Cetbsgefunbfyeit unb glücffeliger Regierung bem 2lllmäd>tigen hiermit gc*
treulid? empfehlen. Datum ben 24. 3«"Y ^ 58 ~>-

€. <£. untertänige unb gefyorfame

t?aus r>om ioty ber ältere
fammt feinen Söhnen für ftd> aüeiue.

2Uan erfiefyt aus biefem Sdjreibeu, ba§ ber Streit jidj fdjeinbar gans um
bie nämlicfym Dinge breite, wie ljunbert 3al?rc früher ber Streit ber Hamburger
unb grcvenfyofer #fd>er, nämlidj barum, ob bie Jlltonaer in ber ^afyl itjrer
(Ewer unb in ber 2lrt ilncr Hege frei ober bcfd?vänft fein follten, ob fie Knechte
ber Ijamburger ^ifdjer in Dienft uefnnen unb wie fie ben ^ang auf ben Döfjvbcn
betreiben burften; tfyatfädjlich aber fyanbelte es fidy, rote fyms pon €ofye gau3
richtig bemerftc, unb wie es bie fpätere «Entwicfclung flar erwiefen l?at, in legter
€inie um bie ^ragc bes ^ifd?abfa|es unb 5war sunädjft barum, ob bie 2tmts=
fifdjer auf bem hamburger ^ifdwiarftc bie Konfurrcns ber altonaer #fa)er bulben
ober ob lefctere ifynen bie ^ifdie fdjon au ber €lbmünbung um ein (Geringes verfaufen
be3m. 5ufe!?eu mußten, wie ihr ,fang bei ungünftigem IPtube gaii5 urmerfauft
blieb. Dies jwang bie 2lltouaer, ben f?amburgcr 2Harft auftufudpn, unb erft
fyierbureb warb bie (Erbitterung ber JlmtsfifaVr hervorgerufen. (Es war bas ein
ganj äfntliaVr Kampf, wie er ftdj in neuefter £ctt swifdien ben ,f ifcficnt unb
ben „Keifcfaufern" abgefpiclt fyat.

tPenu ber alte von Cofje ahnungslos ben ^uubameutalfafc ber moberueu
iianbelsfreifjcit ausfprad>, ba^ es nämlidj jeoem erlaubt fein follte; feine IPave
bort ju rerfaufeu, wo er fie am beften abfegen fönne, wenn er jur Hnterftüfcung
biefer ^orberung bie ebenfalls gan$ »nobern anmutenbe öemerfuug machte, ba£
jemanb viel lieber eine UXire für einen Shilling pon einem jremben, als für

Digitized by Google

12

5iDci ober brei Schilling von einem €inl?eimif eben faufen würbe, — fo ift bas
fein beweis r>on Ijerrorraaeubem Scbarfblicfe, foubern es $eigt lebiglid?, bajj im
wirtfdjaftlicben Ceben uid?t jn»ifc^cn €e^rfä$en, fonberu $wifd?en 3ntcrcffcn
gefämpft wirb, bie ihrem liefen nad> fdiou viele 3<»f?rf?unbcrte lang porfyanben
waren, cl?c es nationalöfonomifdje tTfycorien gegeben f^at.

Per pinneberger Proft fanbte bas Schreiben ber t>on €of?es an Saltjer
3lenfelb, febauenburgifdjeu <3ollamtmauu in fjamburg, ben er jugleid) erfud>te,
5itr weiteren 3nformation nod> bie #fcherälteftcn in Slanfenefe unb anbere Sadv
perftänbige 511 uernefnneu. Dies gefduify, unb über „bas ,;yugmj| unferes gnä*
bigen fjerru Ceuten, was benfelben von bem alten <ftebraud?e unb ber (ßercebtigfeit
ber £ifd?erei auf bem €lbftromc betrugt ift", würbe ein r»om ^0. 3anuar J586
batiertes protofoü aufgenommen, bas ebenfalls allerlei 3»tercffantcs enthalt. So
fagt $. 3. Cutfe Sd}ad}t vom (Brief enwerber, es fei wafn*, baf? bie fdjauen»
burgifdjen ^ifdjer niemals befugt gewefen feien, mit allerlei (Samen nadj Stören,
Sdmcpeln, Cadjfen unb bergleidjeu 5U fifeben, bas fei aber audj nidjt gcfcbefyen;
üiehnefp fjättc er famt feinen Söhnen nur mit ftamen nadj Sutten, Sayfen,
Stinten unb mit tfalreufcn gefifebt. ij einrieb Dreier sunt (greuenfyofe erflärt
bagegeu, bie febauenburger Untertanen fyätten permdge bem Vertrage pon ^69
5i»tfd>en bem Sielgatte unb bem parefesorte oftmals auf ben Döfyrben uadj
Stören, Sadjfen unb Sdmepeln gefifebt. JSwar feien ftc 3U bes Droften ftons
Sarners <5eit einmal pon ben Stmtsfifdjeru angefodrten unb es fei ifwen mit
^ortnaf^me ber (ßarne gebroljt iporben; als aber ber Ihroft ben Hamburgern mit
Vergeltung gebroljt, fjätten Mefelben ftc tu ,frtcben gelaffen.

Deit Srecf wölbt aus Slaufeuefe, ber aud? fefyou feit über 40 3«if?rcn
auf ber <£lbc gefifdjt r^attc, fagte aus, „es wäre ifrni eingebenf, bog bie pon
Altona erft bie tarnen erbad?t unb aufgebracht, bamit 511 fifdjen, ba
wären bie Slmtsfifchcr 511 Hamburg audj nadjgefaljren unb Ratten biefelben bis
auf ben heutigen £ag gebraust, lüegeu ber Butte fei es an bem, bafj wenn
einer ber 3*?"$™ ««t oem anberen Ulasfopcy (Kompagnie) gemacht fyättc, fo
fei es Porgefommen, ba0 bie 2lmtsftfcber ober tfjre Knedjte ihnen bie #fd?e nidSt
fjätten abfaufen wollen. 3» foleben fällen müßten bie armen Ceute ilne ^ifdie
notgebrungeu in anbere €wcr überfetjen unb bamit ben Hamburger 21Tarft be=
fueben. Pas mödrte wohl bie meifte Urfadje bes Streites fein, bafj tfmen bie
armen Ceute ihr <ßut nid?t für fyalb o3elb geben wollten uno bafc fte besljalb
ben JHarft nicht allein leiten fönnten."

U?as hier pon ber angeblichen £rfmoung bes fynnens burd? bie altonaer
^ifd^er gefagt wirb, ift jcbeufalls unrichtig; benu minbefteus fajon im \"\ 3«^'
l^unbert würbe ber lernen auf ber (£lbe augewenbet; aber uermutlid? wirb biefes

Digitized by Google

£ifcbcrcigcrät von beu Altonacrn suerft iti gröj? crem 21?af ftabc gebraust worben
fein, ^ebenfalls fter/t man audj aus biefert Berichten, bafj es ftd? bei bem
Streite im (Srunbc hauptfädjhch um beu £ifd?abfafc Ijanbcltc.

Jllittlerwcilc Ratten bic {pmburger ^ifcfjcr wicbcrrjolt beim Kate Klage
geführt barüber, „bafj ftd) täglich 5U Altona etliche pick 5ufammenrottctcn, bic
if?ncn ir/rc Knechte ausfpannten unb ir/nen bic Haftung gatts unb gar 311 ent*
Siefen brohten". Per Kat trug bic Befdjwcrbc bem gerabc in Hamburg an*
wefenben (ßrafen Abolf por, unb biefer forberte pom ptnncbcrger Droftcn Bericht,
febrieb auch gleid} nad) feiner f)cimfel?r, pon Bücfcburg aus begüttgenb an beu
Xat. 3nbcs fam bic Angelegenheit tro£ häufigem Drangen ber Amtsftfcher,
welche erflärten, f7ans pou Cob/c mit feinem Anfange brächte fte au beu Settel»
ftab, feinen SaSritt rorwärts, fo bafj man ftd} in Hamburg fcfjliefjlidi veranlagt
fah, eine fa?ärfcrc Conart anjufdilagcn.

Am \<k. 3anuar 1586 fprad? ber Kat in einem Schreiben au beu Droftcn
bic Befürchtung aus, „ihre Bürger möchten aus Uugcbulb 5U anbereu Ungelegen'
Reiten bewogen werben", unb Baiser 31enfelb erläuterte bies einige £agc fpätcr
baburdj, bajj er berichtete, bic Amtsfifcbcr erflärten, „wenn bic Sache nidjt balb
beigelegt werben foüte, fo würbe baraus 2Uorb unb Cobtfchlag cntftcfyen, iJ?rc
iUcinung unb Sinnesart fei gätt5lich bafnn gerichtet, ba]g bic Altonaer fidj
ber ^ifcfjerci enthalten, gans unb gar abgefebafft unb allba ntdjt
länger gcbulbct werben follten."

So fpi^tc fid) ber Streit mer/r unb mehr 51t einem (friftcitjfampfe für bic
altonacr ^ifer/er 5U. Am [2. £ebruar \">8o fdtrieb ber Kat mit noch beutlidprcr
Drohung, wenn nidjt balb Abhilfe erfolge, fo würben bic AmtsRfcfpr fclbft if?r
Kcdjt 5U wafuren wiffeu. Aber bamit bradi audi auf ber anberen Seite ber aÜ3U
ftraff gefpanntc Bogen, (ßraf Abolf inftruierte beu Droften, bie Hamburger
möchten ir/n mit ber Anmutung pcrfdjoncu, ba0 er feinen armen £euteu ihr
Kecb/t pcrfür$cn folle, wärn-cnb auberer Herren Untertanen unbehelligt basfelbe
ausübten. (Er fei $u gütlicher Derljanblung bereit; bodj möge ber Droft babei
bem Kate 3eigen, wie bas ilTonopol ber Amtsftfcher ber Bürgcrfchaft fdjäblich
fei. ZDolItc man aber 5m (ßewalt greifen, fo würbe er fernen, wie er mit Kat
unb l)ilfe feiner ^reuube feine Unterhalten fdtütjeu föune.

Demgemäß erflärte ber Droft bem Kate, er werbe (ßewalt mit (ßewalt
pertreiben, unb bi<s blatte 3ur ^olgc, bafi bic Hamburger Drohungen t>erftummten.
Statt beffen perfudjte ber Kat nunmehr burd> Dcrhanblungeu aus ^iel $u fommen;
ba aber ber Droft jefct feinerfeits hierauf nidit einging, fo blieb 5uuächft alles beim
alten, unb erft 3wei 3<*h rc fpätcr würbe ein eruftlidjcr Derfucfi gemacht, beu leibigen
Streit aus ber U\lt 51t fchaffeu, inbem — anfdjcinenb auf eine Anregung bes ham»

Digitized by Google

burger Kats fjin — bie pinneberger Beamten ben altonaer ^tfebern eine (Drbnung,
„bamit ifyrer eine getriffe J$al}l fei, unb mit welchen (Barnen fte 51t fifd>en kreditigt",
erteilen nx>llten. Dicfe audj ausbriicflid) als „Hmtsbrief" bezeichnete (Drbnung
u>urbe bem (Brafcn eingefer/ieft, unb von bemfelben am \4. (Df tober \"j88 ge<
nebmigt. £e£teres crfefycn u>ir aus einer im 2trcbit>e bes Hamburger ^ifd>er^
amtes befinb lieben 2(bfdjrift, it>eld>e folgenbeu 3"fatt I?at:

„€s folkn (jtnfort Feine ^ifeber mefyr aujjer ben unten benannten ftd> $u
Altona, ^ifdjcrboben unb auf bem parfen ofme uuferes gnäbigen Ijerrn unb
feiner föutan «Erben befonberen UHllen unb gnäbiger Pollmacbt häuslidj
nieberlaffen, nodj bes ^tfdjens gebraudien, fouberu es foll nun fyinfort ein ge =
roiffes ^ifd>eramt unter irmen gehalten n>erben, alfo baf? ifyre Ktnber allein
fid) barin mögen befreien. <£s foüen aber biefe t f ifdjer bie ( f tfdprei nadifolgenber
(Beftalt gebraud^en:

Sie follcn nur mit ^ayfoi*, öutt« unb Stintgarnen, Jlalreufeu, Hai unb
Quappenangelu, unb jeber aud> nur mit eittem <£tt>er fifdjeu. XDenn fte bie
€lbe herunter uadj Butten unb Stinten fifdien, fo mag ein jeber u>obl l 1 /« €tr>er
gebraudjen. 1 )

IDeil aber bie Hamburger, (ßrepcufjofer unb Blanfcnefer befonbere
Pöfyrbe auf ber <£lbc fyabcn, fo follteu bie obengenannten Jifd>cr benfelbeu au
fokfyen Dofyrbcu feinen Sdjaben tbun, fonbem ftcb berfelben enthalten.

3tcm, fte follen aud? ben Hamburger ^ifcfyrrn ib/rc Kneipte r>orfätjlid> nidjt
abmieten, ablocfen ober abfpanneu.

Hub es fmb nun bie ^ifdwr, beneu biefe (Drbnung porgefdirieben ift, mit
Hamen:

fjans Dom £ofj ber filtere, 3or/aun f7abelcr,

i7ans com €ob/ ber gütige, fteinridi i>om £ol?,

peter uom £ofy, paul r»om £0!?,

fynridj Kolfter, Jürgen Blome,

Peter l)ollanber, alle 5U Altona;

Cutfc IPm, J ^ parefen; Cutfe Sdiatit, 511 ,fifd>erboben.
23ranbt iucfyaus, 1 J 0

Diefc unb ifyre Ktnber, fo ba$u tüditig, el?rlid> unb fromm, unb bie fieb

gegen unfere gnäbigen regiereubeu (Brafen $u ttolftein Schauenburg gcljorfam

perfyalten, follen biefer 2lmtsorbnung genießen, bie gleichroorjl ber regierenbe fterr

nach (Belegen fjeit abtfnm fann. Wirb aud? 3«™anb befunben, ber biefe (Drbnung

bricht, ben wollen Seine (Bnabcn ernftlidj barum anzufeilen unb 511 (trafen treffen.

') <2s follten alfo je 3»ei hansaefeffene »fifdjer pfammeii immer fjödjftens brei <Eroer

galten.

Digitized by Google

Dies fjaben alfo Seine Knaben 5ur <£rl}altung guter Hadjbarfdjaft
angeorbnet, werben aud} barüber feft galten, Signatum Stadthagen in consessu
consiliariorum, ben (Dctobris anno \588."

Diefe (Drbnung febeint nicht in Kraft getreten ju fein; öenn bie Dor--
hanbene JJbfchrift trägt nur bie ^cidwung „ber 2lltonaer ihre Perheijjung",
unb in ben fpäteren Elften wirb nirgends auf jte i^ug genommen. Sie ift
bemerfenswert als Derfucb, bie Koufurrens 6er altonaer ^ifdjer burch (Errichtung
einer 5 un f* in Sdjranfen 3U galten, bie man »on pornfyerein 51t einer ge>
fdjloffenen madjen u>olIte. 3nbes wirb mau auf foldje IDeife tbatfädjlidj beibe
Ceilc nid?t befrtebigt haben: Bie Hamburger ^ifdjer gönnten ben 2Utonaern, wie
jie fclbft erflarten, bie 2tmtsprwilegien nidjt, unb bie 2Utonaer wollten bereits
nierjt blojj in ber Übung ifyrcs (ßeavrbes gefdnltjt werben, fonbern auch bas
Xedjt erlangen, basfelbc a us$ übe Ijnen. 5tt>Ud)en fo weit auseinanbergebenben
3ntereffcn mufjte es balb aufs neue $um Kampf fommeu.

Digitized by Google

Drittes Kapitel.

Streite Pertobe bes ^ifdjerftrettes :
Die altonaer ^tfd7er ZTlasfopeyen ({592.

— 16*0).

^^^'■' a5 ^ c ^?* 5 U c Ftfh crc " fyattcn f\d) bie altonacr ifcftcr jcljt faftifdj, unb
J^ööto^ fofern bie ilmtsorbnuug t>on 158« in Kraft trat, aurfj formell er«
wox fo n , Jllsbalb 91119011 fic einen Stritt weiter unb beritten ihren
betrieb u?efeutlich aus, inbem namentlich 5met ober mehr von ilmen miteinanber
Kompagnie („^tlasfopev") machten, berart, bajj immer einer beit ,fang $11 JUarfte
brachte, bie anberen bagegen unausgefefct tpeiter fifeftten.

Die fjamlmraer t ^if efter wollten bies nieftt geftatten; benn obu>ol}l fic unter
getpiffen }?ebingungen Compaguie miteinanber machen burften, unb bor <ßrunb=
fa£, bafj jeber ^ifefter nur bie r>on ifmi felbft gefangenen ^ifefte perfaufeti follte,
auf Schritt unb (Tritt burcr/brochen mürbe, perfudjte bas ^ifdjeramt boeft, benfelbeu
ipenigftens ben altonaer ^ifdjcm auf5U3iPingen; ber Kampf breite ftd? feitbem
por$ugsn>eife um biefe „inasfopeyen", bie pon ben Hamburgern mit größter
«Erbitterung angegriffen, pon ben JUtonaeru mit eben foldjer ^ä^iafeit pertetbigt
ipurben.

Sd?on im 3alne ^">92 beFlagteu fidy jene über bie „pielfältige illasfopcY
unb ^ifdjerei" ber 2Utonaer, bie fieft gewaltig penuc^rten unb es fogar äugten,
„bie Stinte in großer &a\)[ alliier ein$ufal3eu" unb täglich mit benfelbeu ben
ZHarft ju befuefteu, ftatt nur jipeimal tpöchent lieft, une es ficfy gebührte. &>*nn
ihren Befdjipcrbcu nicfjt balb abgeholfen tperbe, fo mochten baraus „gefär/rlidje
IWiterungen" entflohen; biefe Befürchtung fdjeint fid? inbes junädjft nod? nidn"
penpirflidit 511 haben; beim trofebem mau fid> auf pinneberger Seite nidit rührte,
h<5ren u>ir bodj ein 3ahrseh«tt laug sutiäd>ft gar nidjts tpeiter über Keibereicn

Digitized by Google

\-

ber fjamburger mit ben altonaer ^tfdjcrn, ipäfyrenb erftere über bie Blaufenefer
im jafyre 159" nncoer einmal $u flauen Ratten. €rft \60\ ridjtetcn jtd? biefe
Eingriffe neuerbings gegen bie altonaer ^ifdier, um bann freilief? mein* als 3ebn
jiafjre lang, u?enu auch mit einigen Unterbrechungen, ai^ubaueru.

Der Einfang bes \7. 3afn-r)uuberts n>ar überhaupt für Altona eine ^eit
fd>n>erfter Kämpfe mit Hamburg, bas bamals alle I)ebel aufc^te, um ber burd)
maffenr/afte (£impanberuug pou Keligtonsflüdjtlingen mäcfyttg geforberten <£nt*
nricfelung Altonas ein <£nbc 5U madieu, unb pon biefem Kampfe auf ber ga^en
Cinic bilbet ber ^ifd>erftreit nur einen mefyr burd) feine Eigenart, als burdj
feine Bebeutung Ijerporragcnben (Teil.

TXm 20. (Df tober \60\ richtete bas ^ifdjeramt eine neue Bcfditperbc an
ben Hat, morin es fyeifjt, baf? ben ^mtsfifchern „von benen, fo 511 2tltona wotyi*
fyaft unb auf ber €lbc, unferem Zimte ju trefflidiem Schaben, Porfange unb
Untergang fifer/en, grojjen <£inpaf gefdjidjt". Pas Jlmt fyabe bies feinen ZUorgen-
fpracfysljerren geflagt (b. 1?. ben Katsfycrren, ipeldje als patrone bes 2lmts
fungierten) unb im <£im>erner/mcn mit beufelben „an bie pou Altona, fo auf ber
€lbc fifdjen unb aUfner täglidj auf bem fjopfeumarft ausftefyen" nrieberfyolt bie
Ztufforbcrung ergeben laffen, ftdj bei ben it?orgenfpracr;sfyerren ein5ufinben, n>as
bie illtonaer aber niemals getfjau, „fonbern 5U jeber <^eit mutwillig bapon ge=
fahren tpäreu". Deshalb ridjtete bas IXmt nunmehr an ben Hat bas €rfudjen,
bem Überfyanbnefniien ber altonaer $\\d)<n <£iul?alt 511 tlnm, „fintemal im
Anfange nidjt meljr ^ifd?er als Pier perfonen 5U Altona gefeffen,
permöge unferr Sollen unb Büdjer, auch dontracte, fo 5tptfd?en ben
u>or/lgeborenen (ßrafen, Herren Droften unb e. e. Katfy? bamals gefdjloffeu,
baj? nie meljr als Pier Perfonen $u 2lltoua tpofyneu follen; nun aber fyabeu fte
ftdj r/äufigenpeife bat)in gefe^et, fo mefyrentfyeils unferc Knechte unb 3uugeu gc=
ipefen, bie ftcb, Pom 2Jmtc roeggeftoljlen unb nunmehr über uns fyerrfeben unb
uns porfdjreiben u?ollcn, ipas un'r tljuu follen. IDas aber ifyrc ^ifdjereien nadj
bem Butte unb Stinte anklänget, fo fönnen u>ir eft liebe rmafjen bicfelben,
ipenn nur ein jeber für fid) unb fein eigen <£>ut, fo er mit feinem
eigenen (ßarne gefangen 51t JUarfte führte, roobl bulbcn unb leiben.
Tibet überbies machen fte unter ftdj 3ufammeu 2tIafd)opie unb treiben alfo
frepentlidienpeife ifyreu mutrjtpilligen Kaufhanbel, wie beim pou ihnen por biefer
<?yit unber alle Billigfeit uns miberfabren ift". Pas femnte bas Ttmt nimmer=
mer/r leiben.

IVcnn in biefem Sdjreiben auf einen angeblichen Vertrag Be$ug genommen
tpirb, iponadj in 2tltona md>t mehr als Pier ^ifdjer tpor/neu follten, fo fanu
bemgegenüber nur feftgeftellt tperben, bajj tpeber in ben Büchern unb Köllen bes

llltona unter S^aufnbiugifd;« ßmfdjaft. Uflll. 2

Digitized by Google

^ifdjcramtes, nod) fonft irgenbwo pou einem berartigen Verträge eine Spur 311
finben ift, unb bafj berfclbe auch weber poriger, noch nachher erwähnt wirb; f^attc
ein folcber Dertrag eriftiert, fo mürbe bas ^ifdjeramt gewif minbeftens bas ^Saty
bes 2lbfd)luffes angegeben haben, jm übrigen gebt aus bem Schreiben flar
beruor, baj? bas 2lmt nicht mcfjr gegen bie altonaer ^ifehcrei überhaupt, fonbern
nur gegen beren grojje 2lusbeb,nung proteftterte. Dies erhellt nod) beutlidjer
aus einer unbatierten, aber jebenfalls berfelben <5eit angeb.origen i^febwerbefebrift
ber 2tmtsfifd)er, iporin herid>tet wirb, „bafj nicht allein f ccfj» (!) Perfonen,
n>ic fyiebepor in beu Perträgen bewilligt; fonbern über 24 Perfonen jtdj
je§t in Jlltona mit ^ifdjen ernährten, baj? fie $u \o ober \2 miteinanber
21Tascopey machten, baf einer 5U iHarftc brädjte, was bie anberen fangen, uub
baf fie ftd) r*orb,er über beu preis uutereinanber perftänbigten. iPäb.renb femer
jeber nur ein emsiges Schiff haben folle, b.abe f>ans pon€ob,e beren bereits
brei unb begehre wob.1 nod) bas pterte ba5u. ja, bie 2tttonaer liefen fid)
trofeiglich perlauten, es folle noch gans anbers fidi perf ehren, fie würben allba
ein 2tmt befommen, unb ipir foütcn ib,re Knechte werben, n>as (Sott in (Snaben
abwenben wolle."

Der Incr angesogene Pertrag, nad) bem in Altona nur fedjs ^ifdjer
wohnen follten, fdieint ebenfoipenig eriftiert $u haben, wie ber oben erwähnte,
burch ben bie fiaty auf Pier normiert worben fein foll; man fcheint babei Altona
mit bem (ßrepenb.ofe perwecbfelt unb sugleid) eine blofje ^orberung bes $tfdftv<
amts in ein pertragsmäfjiges Hecht besfelben pertpanbelt 5U baben. 2lud) ba<
mals nod) gab es auf bem (ftrepenfyofe jene fed>s ^i(d>erb^äufer, ipeldjc fdjon
um \*kbO bort geftanben Ratten. <£ins berfelben faufte lians pou €ol^e, wie
ber pinneberger Jlmtmann Johann (ßofmanu am 2. Hopember 1602 bem
(ßrafen berichtete, unb gebrauchte ftd> ber baran haftenben ^ifdunvigerechtigfeit
neben feiner bisherigen, um bie ^ab,! feiner <£wer permehren $u tonnen.

Die (Erbitterung tpar jefct auf beiben Seiten berart angewad)fcn, bafj ge«
waltfame «^ufammenftöfjc nicht ausbleiben fonnteu. ^unäd?ft faben ftdj bie
Umtsfifdier am \. Ellars 1002 peranlafjt, barüber £*efdjwerbe 511 führen, ba§
ib,re (Tcilfnccfjtc pon ben illtonaeru mitten auf ber <£lbe gefdjlagen unb per-
ipunbet u>orben feien; u>enn nicht fcblcunig eine gütlidje Perb,anblung anberaumt
werbe, fo müffc unfehlbar ein llnglücf gefcheben. Dies lief benn audj nicht
lange auf fidj warten. Ilm 27. besfelben Jltonats überreichte ber pinneberger
Droft bem b^mburger Kate eine „wehmütige Klagefdirift" ber altonacr ^ifdjer,
bie pou ben Hamburgern „mit morblidjer IPe^re überfallen unb friebebrüdjiger
IPeife beraubet feien, als wenn es beinahe au ber türfifdien <ßreit3c unb in
^eiubeslanb wäre". Der Droft forbert bie ikftrafuug ber Sdnilbigen unb brofyt

Digitized by Google

19

mit Vergeltung; inbes fcr/eint nichts barauf erfolgt 511 fein; beim am 20. (Df tober
oesfelben 3<*f?*es würben einige gräfliche #fd?er abermals auf ber (Elbe pou
Ceuten bes ^ifeberamts überfallen. Cefetere befanben ftch in brei €wcrn, waren
audj mit Bootshafen, fjanbbeilen unb gelabeuen Büdjfen bewaffnet, fo ba0 bie
Angefallenen — es waren: fynnrtdj Dreier poiu (Brevenhofe mit feinem Sohne
tieinridj unb feinem Sdjwtegerfohne fyms fteibereidj, fvinridj pon toty: unb
3oIjann ftabclcr pou Altona — ftdi bie ^ortnaljmc pon etwa 20UO Sutten ge«
fallen laffen mußten.

3e£t waren es bie Altonaer, weldje pergeblid) Befdnperben erhoben; benu
ihre Bebränger erflärten of?ne Hmfdjweife, fte hätten ftd) nur ttn* Kedit felbft
geholt; audj war es ihnen gelungen, einige Hamburger Katsherren für fid) 5U
gewinnen, wär/renb bie übrigen swar an ben (Sewaltthätigfeiten fein (Befallen
fanben, aber bem Droften gegenüber nur (Srbietungen nachbarlicher ^reunbfehaft
porbraebten, mit benen man bie (Befd^äbigten uid)t $ufriebenftellen fonntc. Diefe
flagten beweglich, wenn fte nur mit einem «Ewer fifchen folltcn, wie bie fjam»
burger perlangten, fo fönutcu fte nicht bas troefene Brot perbienen, ba fte ja
nod) \2 ZUeilen unterhalb ber bänifchen (Srensc ihrem f)anbwerf nachgeben, alfo
Inn unb fy?r 2<t ^Heilen, oft im Sturm unb Xegen fahren müßten. Die bäuifdjen,
harburger unb bremer Unterhalten bürften bod? ungeftraft ftfdjen unb würben
pon ihrer (Dbrigfett gefdjüfet. ^leljentlidift l>aten fte, ber (ßraf möchte ihnen ben
gleichen Sdm£ geipähren.

3m April ^005 fam es abermals 5U Ausfdjreitungen, fo baj| enblid)
(ßraf «Ernft ftch pcraulafjt fah, peremptorifd) uom h^mburger Jvate «Entfdjäbi-
gung unb Perhinbcrung weiterer ^repel 311 forbern. ^u^Icicf? ermahnte er ben
Kat, ftcfy bod? bas UTonopol ber Amtsfifdjer nidjt länger gefallen 5U laffen;
wenn er basfelbe abftellte, fo würbe bie Stabt balb billigere ^ifd^e haben. Va-
mit war eine Saite angefcblageu, auf ber nadiljer fehr perfcbJebene 21Ielobieu
gefpielt würben: Die «frage, ob bie AmtsfifdVr ober ob bie Altonaer ^tTouopo*
liften feien. 3 1t 5 lt> if ( ^? cn f a *? 11ian apcr au f beibeu Seiten bie Hotwenbigfeit ein,
nochmals ben Ecrfudj gütlicher «Einigung 3n machen, worüber im ^frühjaln* bes
3ahres \60<{ pielfad} perhanbelt würbe. Chatfächlidi einigte mau fidj über
folgenbe punfte:

{. luemanb foll beut anberen feine Knechte abmieten ober abf rannen.

2. Htcht mehr als {2 hausgefeffene ^ifdier follen nad> ben Bcftimmungeu
biefer (Drbnung in Altona jitgelaffen werbe», abgefehen ron l}einrid>
Preyer auf bem (ßrerenfjofe.

5. 3 C 5">ci altottaer ^ifdjer follen sufannneu h&hfteits brei «Ewer unb

Digitized by Google

20

fedjs Knechte haben, wäfjrenb jeter Hamburger itnitsftfd^cr swei <£wer
unb einen Kaufewer galten barf.

4. Die Altonaer follen fid? bes Stör« unb Cadjsfanges enthalten; wenn
aber 6er liebe (ßott bie alten Döhrbe wiebergiebt, foll ten (ßreuenhofern,
bie bort früher mdj Cachfcn unb Stören gefifdrt" fyaben, bies Kecfjt »er
bleiben.

5. Die Altonacr follen von ben „geloteten Döfn-ten" bleiben unb ftdj ba=
felbft mit bem Hefegarn bes „Klopfens" nidjt gebrauchen; bieweil ftc
aber bas Klopfen nadj ben Hefen vom Sielgatte bis $ur parcfcnsfu^le
feit alters betreiben bürfen, foll iljncn bies auch fernerhin niebt gemehrt
werten.')

0. Auf beiben Seiten foll niemaub Butte mit f leinen (Ekirnen fangen; weil
aber ohne I^eilftint feine Aale gefangen werben fönnen, ift ber f)eil*
fttnt, fopiel fie beffen in ber Keufe benötigt fiub, ausgenommen.

7. Die Altonaer follen dou feinem greinten ^ifcfjc faufeu, um biefelbeu 511
Jttarftc 5U bringen.

Soweit war man einig; aber bie Hamburger wollten audj ein Der bot
ber niasfopey burebfetjeu, unb hieran fdjeitertc bie gan$c Perhanblung. Vcv--
gebens rebeten bie pinueberger Beamten ten altouacr ^tfdjent 51», audj in biefem
punfte nad^ugeben; festere, unb befonbers bie jüngeren Angehörigen ber ^arnilie
t>on Corje erflärten, bas fei ilmen unmöglich, unb bem Hamburger Kate gelang
es tro§ allem Drängen nicht, ein anberes Kefultat 5U cr$ie(cn. Da griffen bie
itmtsfifcber abermals 5um ^auftredjte.

3m (Dftober 160<$ würben einigen altonaern ^ifdjern auf bem freien
Hamburger ZUarfte von Amtsfifdjern 700 Butte fortgenommen unb furj barauf
erging es swei Altonaern, ftans ron Cofje unb 3°fanu Schacht, noch übler.
Als fte nämlid) mit ihrem ,fauge uadj Hamburg fuhren unb bei ber „fjoiy
brüefe" anfamen, trafen fie bort bie Amtsfifcfjer 20 21Tann ftarf au; biefelben
befanbeu ftdj teils auf ber Brüefe, teils in (Ewern; fie hielten bie altonaer <£wcr

») Das „toten" ber Döljrbe fdjeint, tvenn Hnbiger ((Sloffar) S. 328 rcAt b,at, in bem
burdj bas £os erfolgte 2Inmetfeu ber Jangpläfce auf ber Pötjrbe beftanben 3U b,aben. Seim
„■Klopfen" werben bie Jftfdje burdj Schlagen, Klopfen unb Werfen von oben b,er in bas ließ
getrieben. (l>gt. ITtctjgcr, bie Süfjtuafferftfäjerei, 5. 3 it. 9, in b. amll. öeridjte über bie Internat.
^ifdjerei'2tusfieUung ju »erlitt. *880. III.) Dicfe Manipulation, bie früher rocit verbreitet
mar, jefct aber nur noa> bei bem „Jaguetj" ber oftfriefifetjen J3innenfifdjer, bei ben „(Kfel"
unb „Süffel" genannten ^ifd/creigeräten in ben flucti unb «Sräbeu von SAlesroig-tjoIftein, fo-
u'ie bei bem „Kloppcnefte" auf ber oberen lüefer üblidj 311 fein ftbeint, ift auf ber Unterelbc
fdjoti frühzeitig eingefdfränft worben, fo 3. 23. in ben Settingen bes tjamburger ^ifajeramts
ron 1375 2Irt. [*): „Wtlt mau Floppet boren ber Drabeno», be fdjal bat »ebben mit 6 peu-
nyiigcu unbe *o fdjtllingeu."

Digitized by Google

2\

an, in bereu jcbem fia? nur 2 2Huun befanden, nahmen 600 Butte fort, 501=
Rieben bic „ftubclabcn", in benen bicfclbcn gewefen waren, in Weine Stücfc unb
brorjtcn, ben iUtonacrn follc bas (öleidje wiberfar/rcu, wenn ftc mir ein IDort
rebeten. Ilm folgeuben Cage gingen bic grauen von tjans unb <£arftcn dou
Cofyc nad} Hamburg, reiten aber feine Butte bei fid?; wie ftc in bas €idjr/ol3
Fanten, trafen ftc bort fcdjs 21mtsfifd>cr, welche bic grauen anfpraaVn unb fjans
poii Cofjc einen Schelm fcfyalten; ab bic ^rau bes Bcleibigtcn hierauf eine r/eftige
Antwort gab, erhielt ftc einen Scf/lag „bidjt um ben Kopf" unb würbe mit
einem Beil in ben KücFen geftogen, wobei bie Angreifer fcfyriecn: „IlMllft bu irmen
noch porbitten?" Über berartige Brutalitäten wirb mcr/rfacf> berichtet. Dod}
führten bic 2lmtsftfcher itjre Sache aud? mit auberen IPaffen. 2tm K>. Ho«
rember biefcs ^arjrcs (\004) bcfcbloffeu ftc, jeber 2Jmtsbruber folle 5ur Bcftret*
tung ber Unfoften für ben Streit gegen bie JUtonaer 2 Cfylr. bejahen, was benn
auch 27 perfonen traten; tnbes ift nidjt erftebtlid?, wie bas (Selb angewenbet würbe.

(Sraf <£rnft »erlangte nun nodmtals mit (Entfdjiebenljeit Scfyibencrfa£,
gegenfeitige Dulbung bes Beftfeftanbes, fowie Anrufung einer unparteiifchen
3uriften«^afultät. $üv ben £aü aber, baf? bie Hamburger „auf tlyreti Hut-
bürftigen Drortungcn hefteten feilten", inftruierte ber (ßraf feine Beamten, jenen
$u erflären: „Sie follen nicht meinen, bafj wir ifmen 31t fcrjwacfy wären. IPir
fmb nicht fo rjcrrcit= unb frcunblos, oajj wir ilmcn alles nadjfcfyen müfjten, fyoffcn
tnelmcrjr, fo oicl Beifall 311 erlangen, baf? bie #fd>er tfyrc lanbfriebenbrüchigeu
(ßewalttfyatcn bereuen werben".

Der cBraf fcheint aber felbft wenig Zutrauen in bie IPirFfamFeit folcrjcr
Profnmgen gebebt 5U r/aben; beim wenige £agc fpäter, am 23. lTor>entber J604,
fam er in einem Schreiben an ben Amtmann 3oI?ann (Bogmann auf einen 03c
banFen surücf, ber fd>on bei ben Pcrfyaubluugeu mit Hamburg im £rfif}jal}rc
bcsfclben 3<*f?rcs in «Erwägung gesogen worbeu war. Der (ftraf unb feine Be«
amten argumentierten folgeubermagen : IPir »erlangen von ben iTamburgern, ftc
follen in ir/ren ZUauern unb auf if?rcm 2ttarFtc ben unbefchranFten PcrFauf ber
altonaer ^ifd>e leiben; bas ift eigentlich Faum 311 erwarten; bagegen folltc mau
5ufefjcn, in Altona felbft ober an einem anbereu (Drte ber <$raffd>aft
einen t ftfdjmarFt einzurichten; fyier würben bie Hamburger nichts barcin 311
reben l?aben.

Vcx (SebanFe war tr>corettfdj fo richtig, bafi ber ($raf gar nidjt ivrftaub,
warum bie altonaer #fd}er nichts bai>on wiffen wollten; er erfuchte bar^r ben
Amtmann, il?rc (Einwürfe genau 3U erFuubigeu unb überhaupt für ben t faU, baj$
bie altonaer ^ifdjer an ber ^ortbaucr bes langen Streites fdnilb feien, lieber
gelinberc Saiten aufcusiclpn.

Digitized by Google

r>->

Ojatfädjlidj würben im Dezember (1604) neue Derfyau6luugen mit fiam-
bürg augeFuüpft, wobei ab U)ortfüln*er 5er 2lmtsfifd}er 6er Katsfefretär Lic.
Scbaftian pou bergen auftrat, wefcber 6ie Jtltonaer nunmehr gait5 aus6rücf=
lidy als ilTonopoliftcn auflagte uu6 6iefeu Porwurf mit etlichem Catein fcc«
grüu6cte. Die ^ortnafnue 6er altouaer ^ifdje crflärtc er als Ijarmlofe 2tbpfan<
6uug « u f <0run6 6er töercdjtfamc 6es ^ifcfycramtes. Der Streit 6refye f ich
uidjt um 6as Kccfet 6es ^ifdjens, audi nid?t 6arum, ob 6asfelbe pri =
patipe 06er cumulatipe 6. fy. mit 06er ofync „ilTascopey" aus5uüben
fei, — rnerin ftäu5e 6eu 2Utonaem 6er unpor6enflid}e (ßebraudj sur Seite 1 ), —
fou6eru nur um 6as 2? c d) t 6es ^ifdjperfaufs", um 6en modus vendendi
pisces captos in foro publico, insbefon6crc 6arum, ob 6ie 2Utonaer beim I?cr=
faufe 6er Butte un6 Stinte fidj 6er «lompaguie gebrauchen 6ürftcn 06er nicht.
Diefcr gefeüfdjaftswcifc Perfauf 6er ^ifdje fei monopoliftiferter tfatur un5 6ar/cr
5U perbieten.

Bemcrfcnswcrt ift fner por allem 6as offene ( 5i 1 ^ftä»6nis, 6a§ es fidj
nidjt um Ausübung 6es t fifdjfangs, fon6ern um 6en 2lbfa§ 6er ^ifdje
rjan6ele, wie £)ans pon Cofyc 6er filtere 6as fdjon 20 3ar;re früher erflärt fjattc.
Die 2lmtsftfd)er erboten ftd? jefct fogar, 6en 2tltonaern alle ihre Butte un6 Stinte,
foba!6 6icfelben gefangen fein wür6en, auf 6er €lbc gegen Barsafylung ab--
jufaufen; mau möge 6afür eine gewiffe (Eaye porfchreiben; nur müßten 6ie
2lltonaer ftdj pcrpfhdrteu, ifmen 6ie großen un6 f leinen ^ifd>e 6urdjeinan6er 311
perfaufen, nidjt ettpa 6ie großen porfjer ljeraus3ufua^en.

Damit gaben 6ie Jtmtsfifdier offen 5U erfennen, 6aj? es ifnteu nur 6arum
3U tfntn war, 6ic Konfurrens 6er 2(ltonaer auf 6em ^ifdnnarftc $u befeitigen.
Ce^tere madjten 6cn (ßegeimorfoMag, fie wollten ftd} pcrpfndjten, iryrc 2Uasco<
pcyeu auf r/ödjftens je 6rei perfonen 511 befdjräufen; aber begreif liefyerweife mar
6en Hamburgern 6amit nidjt gc6ient.

Und) im 3afnv 1605 tpur6e weiter perfyanöelt, un6 in 6er Cl?at fam es
am {. 3 um ^' c f cs 3ahres ju einem porläufigen 2tbfommeu, 6effcn 3nf?alt uns
je6od> nxdjt erhalten ift. Dasfclbe tjatte 5en «Erfolg, 6a0 6ic altonaer t fifdjcr
etwa 2"/ 2 3afjrc lang unbehelligt blieben. €rft im Hopembcr 1,607 fjören wir
pon neuen Streitigfeiten, wobei es alsbalö wie6er fefyr b/eifj fyerging.

Die Slltonaer f tagten, eines Cages I?ätlcit Urnen 6ic 2tmtsfifd?er mit ge>

') Die 2l(tonacr formten bics nadnueifeu. ^einrieb, Brey er, auf bem <Srer>enl;ofe
n>otmbaft, ?r 3 a § rc a ' T < bcrtdjtetc, batj ^riebrid? Branbt unb 3oadjim oon Cofje fdjon
cor 60 3at?rfti bif «Elbe auf unb uteber gefifdft unb miteiuattber Societät gehalten Ritten;
hirj banadj hätten aurfj ^ofjann Walters unb Carften IPid?ma nn bas (Sieidf e getb,an,
oljue irgenb t»el(be Dertjinberung.

Digitized by Google

23

labenen trafen, Köhren, Spicken, fiellebarben unb lxortelafcbeu „gleid) wie
Kalibers" aufgelauert, irjnen du f}ubefafj mit Hutten genommen, unö als bie
JUtonaer brofytcu, fie würben es ir/rem gnäbigen t}errn f lagen, ba Ratten bie
Hamburger „mit mörtlidjen, fehnaubenben, unrerfcfjämteu unb rerädjtlidjen IDorten
gans tro^tglicb geantwortet, fie fragten 20,000 (Teufel nach unferem guäbigeu
Canbesfyerrn unb nad> bem Droften; fte fönnten uns unb unfere fterrfdjaft wob/l
entbehren; wir follten nur aus ifjrer Stabt bleiben".

23efchwerbcn bes Droften beim Kate rjatteu feinen €rfolg; tnelmcrjr fauben
weitere (ßewalttr/aten ftatt, bie ebenfowenig Sülwc ^anben. Die Befdnt>erbepunfte
ber 2(mtsfifcfyer waren bie früljeren, aber trofebem feinerlei 2(br/ilfe erfolgte, trat
bodj wieberum eine swetjär/rige tPaffeurufyc ein.

3m 3af>rc J609 erreichte ber Streit feinen f?ör;epunft. Tim 20. (DFtober
biefes 3aljres richteten bie altonacr ^ifdjer an bie pinneberger Beamten ein
Klagefdjreibcu über neue Cfyätlicbfeiten ber 2lmtsftfdjer. Diefer Brief fer/cint
i>on einem pr/antaftcroU angekauften Schriftgeler/rteu nerfaft worben ju fein;
er ift mit lateinifcfyen Kebensarten gefpieft unb seiebnet fid? burefj einen be«
fonbers blumenreichen Stil aus. Darin wirb erjäfjlt, wenige (Tage $uoor hätten
mein* als 20 &mtsfifcber „uns arme Ceute bei ber ftolsbrücfe, ba^m unfere Por=
fahren unb bann auch wir ultra hominum memoriam, ber ga^en öürgcrfdjaft
311m Bcften, unfere jifdp frei unb fichcr 5U 2Uarfte gebraut, gans unmenfdj»
lieber unb tyrannifer/er U\ife überfallen, unfere eigene, gefangene öutte aus
2 fjubefäffern gewaltfam weggenommen, aud? bas eine ^af serr/ac!t, serljauen
unb serfdjlagen; je$t warten fie täglich vor bem luebernbaum auf uns unb bc=
fe£cu bie <£lbc, wie öffentliche Canbsmingcr, als wenn wir eitel Cobfeinbc, Cürfcn
unb Uucbriften um uns hätten". Da nun bie Bittfteller ihrem (Erwerb nicht
mein: olme töefafjr nachgeben fönnten, rielmebr täglich erwarten müßten, bafj
„biefe ungehaltene t 7)uuftbrüber tvie giftige (Dttern unb Sdjlangen auf uns ju«
fc£en", fo protefticren fte gegen biefe, allen geiftlidien unb weltlichen Hechten, wie
audj ben Kcicr/sfonftitutionen suwiberlaufenbe Befjanblung, rufen ben Scbu£ bes
(Srafen an unb bitten, für ben erlittenen Sdnibeu ihnen cfrfafc 311 uerfdjaffen.

Hatürlidj liefen bie hamburger #fd>er fo gröbliche Porwürfe nicht auf
fieb ftfccn; inbes erflärten fie auf bie „falfdje Sdjmäljfdjrift unb pasquill" ber
2tltouaer, fie wollten bereu €äfterworte nicht mit gleidjer ilTüTijc tmahlen, wollten
ftch „mit ebenmäßiger tulpifcrjer <ßrobr/eit mdjt befmu^en", fonbern nur sur
Sadje reben. Sic befäfeu uralte priiülegien, iväfn-eub bie 2tltonaer nidjt ben
geringftcu öuchftaKm vorliegen hätten. £rot>bem b/atten fte biefen alles nach*
geben wollen, wenn biefelben ftd? nur ber ittascopey enthielten, was bie 2(ltonaer
aber ib/rer eigenen (Dbrigfeit uerweigert Ratten. Sie hätten fogar bie 2(mtsfifcher

Digitized by Google

24

bei 6er Ickten Dcrhan6lung umreit 6er Pogtci in (Dttenfen überfallen, um fie
5U ermorben, ums aud? genrijj gcfaVfyen wäre, meun 6ic l)amburgcr reiben
Diener, fomic 6ic 2\atst)crren felbft nicfjt fajioifdpngetreten fein iinir6en. Darauf
fyabc 6er ^ifdtfana, 6er 2Utonacr feinen Fortgang genommen, tro£6cm 6tefelbeu
gemimt worben feien. Die IDegnafune 6er Butte hatten mithin 6ic 2Utonaer
ftdj felbft 3U5ufd>reibeu. Diefe machten es u>ie 6ic Kinber: „IDenu ftc tfjrer
llntr>at fyalber ge$üa?tigt n>er6en, fo flauen ftc fyrftig; n>er6en ftc aber gefragt,
tras fte felbft begangen fyaben, fo ift all6a altum silentium". Die 2Utonaer per*
abrc6eten ftdj, t?eit)t es weiter, untereinan6er rocgen 6er preife 6er $u perfaufen6en
,$ifche un6 fdiicften insgefamt nur 5 o6er 6 perfonen mit 6enfelben 511 illarftc,
6ie 6anu nidjt unter 6em feftgefc^ten preife perfaufen 6ürften. 2ludj perfyöfertcn
fte 6ie ^ifdje in f leinen Körben 06er ^ifdjfwmcn (?). Dagegen müftett fte, 6ie
2lmtsfifa}cr, ifn-en ,Jang felbft ju illarfte bringen 06er 6od> „6as pon 6eu
unteripärtftfdjcn ^ifdjern 06er JTIangeretpern (Belaufte, bei galten «Tubben un6
olme $ul?öfern". IDenn 6ie Zlltonaer mel?r reifyeit haben folltcn, als 6ie 2lmtsfifcber,
fo mür6cn 6eren Knechte un6 3""d«« ftd? in JUtona mc6erlaffcn un6 6ic Bürger*
fdjaft beim ^ifdjfauf „befnappen" Reifen. Die Zlltonaer tjefcen auch 6ie Blanfe =
nefer auf, 6en Hamburgern ifneu ^ang nicht ju perfaufen; bal6 tpür6en 6ie
an6eren unterelbifdjen .fifeber es ebenfo madjen, un6 6ie illascopeyen tpür6en
allgemein n>er6en, sunt l?Öd)ften luubteile 6er £ifd)?äufcr. Sdjon fjatten 6ie
2lltonaer es 6at}in gebracht, 6afc 6ie t fifdje getpaltig im Preife ge fliegen
feien; 6enn früher fjabc man um 2Uartini auf 6er (Elbe 5U Brunsbüttel eine
Stiege (20 Stücf) Butte für 4 — 5 ß taufen fönneu, je£t muffe man 6ort
U— 1.2 ß besagen, roobei 6ie unterelbifdjen ^ifdjer noch 6cn 6ritten «Teil,
nämlich 6ie großen, 6ie fogenannten „2tta6t Butte", für ftd> 5urücf behielten
un6 ftd) 6iefelben mit l-(' 2 ß 6as Stücf begaben liefen. 3n Hamburg
fjabe mau frürycr 6as Sdjocf Butte für \h, boebftens für 20 — 24 ß faufeu
föuucu, jeftt fei über!?aupt fein Butt met> bei Sdjocfen ju erlangen. 1 ) Die

') Hie prcisfteigeruug ift jcbcnfalls 3um (Lei! burdj (SclbDcrfdjledjtcrtmg reranlafjt
worben, bie gerabe bamals — es mar ber Einfang ber Kipper, unb lUippc^eit — befonbers
fdjamngb.aft betrieben würbe. Sobann a>ar bas \6. unb ber Hnfang bes \~. ^Saifrbünbttts
bcfanntlidj eine Periobc allgemeiner preisftcigeruug infolge ber gewaltigen §utiaF|me ber <£bel«
metatlprobnf tion ; inbes wirb ber $if*prcis unten auf ber >Slbe jcbenfaüs aud) reeü ge-
diegen fein, weil bie 2l(tonaer eben jefct ihre Jrtfdjc tneif» fclbfi 311 tttarftc bradjten. <£in
Hamburger Shilling rom 3ab,re 1609 enthielt 0,762 g r ^einfilbcr, was bem bloßen Ulf
t allwerte uad) gerabe \o heutigen Heidjspfennigcn entfprcdjen würbe. Die öuttc foßeten
alfo nac^ ber Zugabe ber Hamburger Jltntsftfdjer im ^afjre 1009 bei Brunsbüttel ITT- t,\o— [,20
für bie Stiege, n)5h,renb man früher bei Brunsbüttel mir <$o— 50 pf. bejabjt, uub ber
«Sro&b.anbeIspreis in Hamburg für basfelbe «Quantum firf? auf 67—80 pf. gebellt blatte. ilaa>

Digitized by Google

2.")

21mtsfifd>cr erwürben nicht mcfjr bas troefne Brot, foubern müßten „fiumpclcrs"
bleiben u. f. w.

Diefc Darftellung 5cigt, in welchem JUafk bk fyimburgcr ^ifijer febon 511
bloßen ,fifcbr/äublcru geworben waren; fic jeigt aber audi, wie bie altonacr
<fifcr»er if?rc Cagc baburd? perbeffert r/atteu, baf? fic fieb bie ^ifdjc uidjt mein-
unten auf 6er (Elbe 511 geringfügigen preifeu abfaufen liefen.

Die 2tmtsfifd>er machten fur^ barauf noch niedrere Angriffe auf bie per»
fpgtcn Konfurrcntcn, fo am 8. Hopember unb ebenfo am \5. bcsfclben JITonats;
bocfi würben an bem Überwärmten Cage nicht bie 2lltonaer, foubem bie Blairte*
nefer bapon getroffen. Der Beriet, ben bie pinneberger Beamten aus biefem
Jtulaffe am 00. Hopcmbcr bem (trafen erftatteten, möge rjier 5um Sdjluffe nod)
wörtlid? eingefügt werben:

„Tim \ö. biefcs 2Honats tjabeu 20 gewefjrte IKänncr unb 2(mtsfifd>er
binnen ber Stabt Hamburg auf ber fyrisbruefen bafelbft geftaubeu unb 2tufadjt
gefjabt, ob irgenbs <£. (ß. Untertanen 5U 2Utcnabc fidi wieberum mit Butten
hinein begeben würben, bamit fte biefclben abermals überfallen unb mit irmen
ir/rem (Befallen nadj fyanbeln mödjten. H>ic nun für basmal ber altonaer ^ifdjer
feine rjerciugcfommen, aber sween (£. (ß. Untertanen 5m Blanfcncfcn mit ifnvn
Butten, fo fie $ufammengcfegt (bas traten alfo audi bie Blaufcnefer) in bie
Stabt gefahren unb pcrfyoffct, mit benfelben nach altwol)ll)crgcbrad>tcr (ßercdjtig
feit auf bem IlTarftc aussuftcfjcn unb biefclben 511 pcrbaubeln, fmb bie frerel-
unb übermütigen (ßefcllcu 51t ibmen in ifjr Sdnff mit ifjren morblid>eu (Bewehren
gewaltfamerweifc irrumpiret, fyabcn il?r ßubefaß, fo gar neu gewefen, mit fünf«
$cfm Stiege Butten gcfüllet, aus bem IDaffer geholt, bie Butte baraus genommen
unb pertfjcilct, audj bas ftubefaß mit Ürten unb auberen ^nftrumenten in Heine
Bijjlein $crfplittcrt, serr^aefet unb $crf)aucu, welches fte ftillfdupcigenb Por ir/reu
2iugcu mit großen 5dmicr$cn anfefpn unb fid? befahren muf ten, wofern fie nur
ein einsiges lüörtlcin barüber gerebet Ratten, fie möchten pou irmen mit ifn*cn
morblidjcn (Bewehren aud> perlest worbeu fein". Die 2lltonacr Ratten fidj 5ipar
bei ben iUorgcnfprachsr/erren ber ,fifcbcr, Lic. Sebaftian pon Bergen unb Casper
Jttoller beflagt, wie aud? beim Kate; biefer fyabc fie mit guten Worten,
„ein efn-b. Katf> hatte au benfelben Cr/atbänbclu fein (Befallen", rnngefyilten;
„cnblicf) aber fmb fic pou irmen, als wenn fie ba$u ntd?t fönnteu, weil bie 2imts;

ber auf 5. 9 roiebergegebenen Mitteilung bes alten 174115 von fotje war ber preis unten auf
ber (Elbe um bas 3ar[r ^86 bei iPeftroiub 6 ß für bie Stiege — t>o Pf., bei ©ftroiub ba«
gegen rjödjfretis : ß --- 20 Pf. geroefeu. 2lls 3lnr»altspuuft für bie (Ermittelung bes (Selb«
wertes in bamaliger Seit mag es bieneu, baß ber Cagelcbn für l?anbn»crfsgcf eilen in Hamburg
\H1< etwa 6~\o ß (= «o-<oo Kpf.) betrug.

Digitized by Google

26

fifcbcr fid> alfo nicht wollten siuingen laffen, ohne einige <£rftattung aar abge
wiefen worben".

Dann xoivb weiter berichtet, treten eingefallenen ^roftes fei 6er 23uttfaug
für biefes 3abr gans einstellt worben, fo batf weber bie 23lanfencfer noch bie
2lltonaer por fünftigem 21Tid)aelis (?) 23utte 5U 2Harftc bringen werben.
„<£tltdje aber unter ben Hamburger t fifd?crn, fo man „bangere" nennet, unb
bie nidjt allein mit ins 2tmt gehören, fonbern auch bies Spiel mit treiben, haben
ihre #fcberewer in jiemlidjer 1Xn$aty jur #lanfenefen je^iger &\t am Straube
liegen unb permeinen bie Slanfcnefer, wenn mau beren ein paar wieberum an=
hielte, bie Kefritutio (bes Scbabcns) würbe wofyl erfolgen, inmafen fte bann auch,
beftänbtg berichten, bafj bie Bürger aus Hamburg, fo fich bei iljnen (ben
iManfencfern) sunt 3ciftanb gebrauchen laffen, ein folebes geratb/en
l?aben".

Die legten IPorte fmb befonbers cfjarafteriftifch für bas iltifjfallen, welches
bas Perfab/ren ber 2lmtsfifdjer bei einem Ceilc ber hamburger Bepölferung cr=
regte, jn ber Chat war <5raf €ruft anfangs geneigt, $u (ßunften ber <ße=
fdjäbigtcn Kepreffalien 5U ergreifen; inbes nalnn er „aus beipegcnbeu Urfacben",
bie uns nidjt näfyer be$eicbnet werben, Inerpon 2lbftanb, tro^bem ber hamburger
Kat if?m nicht um einen einigen Sdjritt entgegengefommen war. Piclmefyr
orbnete ber <fi>raf nur an, bie altonaer ,fifdjer möchten ben legten töegenbcridjt
ber Hamburger „burdj einen geleb/rten, perftänbigen unb erfab/renen 21Tann fein
pertinenter oh.u fpitjigc bodjtrabenbe Wörter, fo 3iir Sache nicht bienen, wiber*
legen laffen". 2tuch folle man alle Elften ifnn, bem (ßrafeu, $ufenbcn, bamit er
mit feinen Katen weiter barüber belibericren fönue. jnjwifdjen aber ermahnte
er bie pinueberger Beamten wieberbolt, barauf 511 benfeu, „wie in unferem
Stäbtlcin Altona ein ^ifchmarft angeriaStet werben fönnte"; wenn bie Hamburger
bies hörten, würben fic gewij? ebenfo gerne bie $ ifdje in Altona fyolen, wie auf '
bem Hamburger 2Harfte.

Der (ßraf fyatte bie befte 2lbftd>t, auf fokbe IPeife ben altonaer ^ifchero
5U Reifen; aber er mufjtc balb einfetten, baf? fein plan um einige 3ab/rb i unberte
5U früh, fam. Denn wie ber pinneberger 2tmtmann 3obann (Sofjmann ih.ni
beridjtetc, erflärten bie altonaer «fifdjer, fie würben auf einem ^ifchmarftc in
Altona nidjt fo gute preife crjiclcn wie in Ivmiburg, weil nicfyt ein jeber um
weniger t fifd)e r)alber fnuauswaubern fönnte. Jlltona war eben bamals nodj
burdi ben gaujen Kaum, ben je£t bie Porftabt St. pauli, fowie bas 21lid>aelis=
firdifpiel einnehmen, pou Hamburg getrennt, weshalb ber (f5ebaufe bes trafen
fid> in ber Chat nicht ausführen liejj.

Die altonaer ^ifdjer erflärten ferner ebenfo wie bie pou Blanfenefe, „bafj

Digitized by Google

27

fic fuh ir/rcr <Scrcd}tigFcit nidjt begeben trollten, nodi Fönuten, folltcn fic glcidj
Ccib unb €cben, (ßut unb Blut bavan fcfccn, fintcmahlen fic auf biefer U\lt
nidjts h apc "/ woixm fic fidj erhalten Fönnen, wofern ihnen tb/rc Raffung wegen
% bes £ifdpns folltc aKjcfdinittcn werten". XDicbcr^olt erboten fic fieb, ben 2(mts«
fifdprtt ihren Übermut fd>on balb 311 bämpfen, wenn mau tlmcn nur freie fjanb
laffen wolle.

2lber 6er <J5raf war nicht geneigt, ben IDeg 6er Kcpreffalien $u betreten.
Dichtter/r badjtc er crnftlicb baran, fid> biefer, wie öcr 3a^lrcic^cn anbereu, ba*
mals febwebenben StreitigFeitcn mit ftainburg burdj eine Klage beim Kcichs=
Fammcrgeridjt 3U entlebigcn; aud) wurte beswegen mit 6cm beFannten h<unburgcr
3urtften Dr. Kutgcr Kulanb t>crhanbclt un6 berfclbc f^dttc wob/1 öie Vertretung
bes (ßrafeti übernommen, wäre er nicht beforgt aewefen „es moijte il?m bas
ungehaltene (ßcfinbtlcin (6. h- 6ie amtsftfd>er) weiblich $ufc$en". Dr. Ku»
Ian6 wurte balb 6arauf in einer anberen jetter Strcitfadjcu, nämlich in berjenigen,
welche bas Kcdjt 6er Samthut betraf, sunt Faif erheben Kommiffarius ernannt;
6agegen lief ntan 6cn ^ifd>crftrcit in 6er Scr/wcbc uu6 bebeutete bic BlanFenefcr,
wie aud? bic JUtonaer in ber Stille, baf ftc nad? IPicberbcgitm bor ^ifdjerci
auf ihre (Sc fahr h»n ih r fyR $egcn bic tfmtefifdjer wieber uerfudpn Fönnten,
ohne Strafe befahren 5U muffen. 2tm 5. tflärs \6[0 wirb bann berietet,
baf bic altonaer ^ifdjcr jefct bei Ausübung ihres (ßewerbes unb bei DcrFauf
ihrer ^ifdje nidyt behinbert würben; hi"5ugefügt wirb aber, fic feien rerwarnt
worten, ihre Sadjen allemal gut in acht 311 halten, unb ftc hatten crFlärt, „fic
wollten aud? ferner auf ihr eigen Abentheuer alles tfnin".

Dabei ift es benn geblieben, unb trofc biefer fdjwäcblidiett fytltung ber
grafltcben Regierung hören wir feitbem 3 a h r 5 e h ntc ^ 1,k 3 nichts mehr pou äbm s
Heben StrcitigFeiten. freilich fyibcn bic altonaer t fifdicr audj ihren Betrieb fcit=
6cm nicht ntchr ausgebchut; r»iclntchr begauneu ftc fidj ihrerfeits abjufcfjlic^oti,
unb bic hoffNung,SDollen Anfänge eines größeren Jifchcrcibctricbs perfiden balb
ber <£rftarrung, um fcblicpdj gau3 wieber absufterben, ein pro5c$, ber unfer
ItacbbcnFen gan5 befonbers 5U erregen geeignet ift.

Digitized by Google

Ptertes Kapitel.

Die (EnturicFehmg &er altonacr #fcfyerei gerät
ins Stocfen (\6\\— ^640).

•(ftj^^jjfm jaf?rc f?attc in Altona nur fjans von Cofje ber ältere mit

. l^W»; feinen 6rci Söfmen einen einigermaßen erheblichen ,fifchereiberrieb «je»
•"mt^BöTs) ^j >t jjj c ^ £ 0 jj C5 muffen rührige Ceute geipefcn fein, ba fte beu

bamburger 2lmtsfifchern fo piel Kummer bereiteten, unb ba ihnen Dett Brccftpolbt
von Blanfenefe fogar bie <£rfinbung bes ftamens sufdpeiben fonnte. 3»" 3**?™
1588 mürben aujjer 5 2ttitgliebcrn ber ^amilte von Cobe nodj 4, weitere Per-
fönen als altonaer ,fifcher genannt. 3 m 3 a *? rc behaupteten bie lyamburger
JtmtsfifdKr untpibcrfprodjcn, bie altonaer .fifdjeret befdiäftige 24 perfonen, was
jedenfalls einfcbliefjlid) ber Knechte 31t rerftefpn ift; benn in ber Pcreinbarung
pom 3aljrc JG04 wirb bie JSaI?I ber „ hausgefeff eueu" ^ifeber auf nur 12 feft=
gefeftt, außer bem banuils noch auf bem (ßrepenfpfe mohnenben fteinrid) Dreycr.
Diefe fiaty fyxi bann nicht mehr erheblid) jugenommen. 3m 3abrc \652
gab es in Altona nur 17 £tfch*reia>nrccfctigfeiten (nebft sweien in ^ifdjcr
hoben), i>on beueu mehrere bureb (Teilung älterer (ßeredjtfamc entftanben
waren, ofme baß fich bierburdj ber Beftanb an ^ifdjercigerätfehaftcn pergröfert
l?äite. Derartige (Teilungen fanben häufig ftatt, in ber Kegel auf bem ll>cge bes
€rbgaugs, aber auch bei liausrerfäufen. betrachten mir uns jefet $uuäd?ft einige
ber Verträge, 5U beuen bie altouaer ^ifd}ereigered}tigfeiten 2U\\a§ gaben; bicfelbeu
finb ben piuneberger Hmtsbüdjcrn entnommen.

Ihn \0. 2lpril \(> \o perfaufte ßans pon £olje an beiurid? Dreycr, feiner
Coditer Bräutigam, bie ttälftc feines baufes (in ber fpäteren $ifd>erftrafc) nebft
bem falben abgeplanftcn Hoxhöfe für 650 /; ferner perfaufte er bemfelben
bie halbe t fifd>erei nebft ber (<5ercd)tigfcit, welche pon guten unparteiifdjcn
Ceutcn im gan$cu auf ty\ f gefdw^t wovben mar, für 245 / \2 ß. Pas

Digitized by Google

29

©drfcnfleifck öas fians tx>n Cofje 511111 Berufe ber ^ifdjerei ausgetl?an, b. 1). ent=
n>cber 5ur t^rprouiantierung ber <£a>er ober als Haturallofm für feine Knechte
beftimmt tyxttc: 480 pfunb 5U 2 ß bas pfunb; ferner Sdvifflctfd?: 2y pfunb
51t 12 ß; Specf: 124 pfunb 5 u 2 l j 2 ß, foirie 10 pfunb Scfjtreinsrücfen 511
\ x \% ß — «lies würbe sufammen mit 83 £ angenommen. Die ftälftc
bavon macfjtc 41 / 8 ß, fo ba0 im 04115011 für bie l?albe #fd?erei 287 /
4 ß bejaht mürbe.

fyrinricfj Dreyer 6er filtere, auf bem (Srcpenfjofe ipofnifyaft, beurfunbete
am 6. tfuguft nebft feiner £rau Katharina: Da fte nun beibe öurd? (Sottes
gnäbigen IDiUen 70 3afnv if?res Alters erreicht Ratten, ifjres Cebens fatt unb
6er fdjnxren ausgeftanbenen Arbeit mübe feien, bafj fic mit (ßenefmiigung if?rer
Söfnie unb Codjtermänner, if?rem jüngften Sofnie Dicton Dreyer alle ihre
lebenbige fjabe unb ^tf^ereiaerätfdjaft jur fjälftc rerfauft Ratten. Das

gefamte #fa>creigerät beftanb aus folgenbeu Stücfen:

5 €n>er unb 2 tfälnie tariert auf .... 80 p.

3 Segel: 15 ^ unb nodf ein Segel: 10 # . 23 „

22 #uttgarne (>o „

7 Hcfengarne 20 „

7 3aycfengarnc 30 „

6 Stücf an Sdwttelgarnen unb Saiben ... 20 „

6 Rainen 40 „

Die lernen ^aiwc unb ölocfe 30 „

4 ftamenanfer . 28 „

6 Draggen (eine 2trt Pilfor) 6 „

ftubc unb Sterel (?) \o „

ftubefäffer, €atf?eleit (?) unb Cabeu . . . . 10 „

Diftualieu 60 „

^ufammen 423 /,

1P05U bann noch UO / für 10 Hülfe tarnen, \5 J( für 3 Sdjipeiue unb
8 Warfen, fotpic tpeitere 15 / für (Banfe unb <£nten. Das Iyalbe ^ifdjerei*
gerät allein lpurbe alfo auf 2\2 yi 8 ß tariert.

<£nblid} nod} ein brittes Heifpiel: Jim 2TIitttt>od> uadi (Dftern bes 3al?res
J629 perfauften bie €rbeu bes Penning Schulte an frans von £obe, £arfteus
Sofm, ein fiaus unb einen fy>f jenfeits ber Strafe, nebft ber falben ^ifdproi*
gcredjtigfeit mit 5 &wevn, Rainen, Unfern, Draggcn, (Tauen, £uttgaroen,
Heufcn unb Baycfengarnen 11. f. u\, alles sufammen für \650

U?ir finben fner in ben fymben enteilter perfonen jaljlreicbe ^ifdprei*
gerätfdjaften pereinigt, bie pon ben Eigentümern jebenfalls nur teilipeife felbft

Digitized by Google

50

bcnufet werben fomiten, rüelmefjr anbeten ^iferjent permietet ober rertauft ober
bmdf „leilfnecfyte" uufcbar gemadjt werben mußten. 2lnbererfeits fyaben wir
gefefjen, bafj ftdj in Altona Anfänge 51t ^ifd>ereicompagnicn bilbeten, welche
ben 2lbfa$ ber #fdjc burd> ei^elne IHitglieber beforgen liefen, wäfjrenb bie
übrigen weiterfifaMcn. Diefe $an$e „fapitaliftifdjc" (Drganifatton bes ^ifdjerei=
betriebe« war es ja gerabe, weldje bie fjamburger ttmtsfifdier fo ^eftig bc«
fampften, wäljrcnb le^tere ifjrcrfcits auf bem befteu tt>egc waren, ftch 51»
fyünblcrn 5U cntwicfeln.

So waren benn bie wirtfdjaftlidjcn (Brunblagen für eine gan3 neue
<£ntwictclung ber unterclbifdjcu ^ifdjerci unsweifelfjaft porfyanbcn, unb aud? nadj
ber tcdjntfdjcn Seite r>in bc weift bie häufiger wiebcrfeljrenbe €rwalmung ber
eigentlichen €lbmünbung als ^ifaVreiremer, bafc bie ^ifeber ifjre Unteruefnuuugen
aus5ubel?nen fudrten. 3t>ir erinnern uns fjicrbei unwilltürlidj ber Cfatfacfp, baf
bie fjollänbifcftc SccfifaVrei gerabe um biefelbe <3cit ftdj gatt3 neu unb groß-
artig 311 entfalten begann, bafj aud? (Englanb balb barauf biefem Scifpicle
gefolgt ift, wäfyrenb man in Deutfdjlanb — wir wiffen es 3ur (Genüge unb
fpüren bie tEHrtungen bis 5um Ijeutigcn Cage — nidjt über fümmerlidjc 2ln»
fange fynaustam, unb nur bie arftifdjc ^ifd?eret einiger Sceftäbte audj bei uns
3eitweilig einen größeren 2hiffdnt>un$ nalmi. lliemanb foll glauben, hierfür
etwa ausfdjlieflid? ben breifigjäfyrigen Krieg perantwortlicb madjen 3U tonnen.
Hiebt biefer war ber ftauptgruub unferes ^urücfbleibens, fonbern bie Säfytgfcit,
mit ber bie ^ifcfycrei wie bas gefamte übrige (Bewerbe Deutfdjlanbs an ben
formen bes 2Hittelalters fjaftetc. Hidjts £cl?rrcia>Tes fann es in biefer Kidjtung
geben, als bie €ntwicfelung ber altonacr ( fifdierei, bie bodj nur im Kampfe mit
bem ^unfowange 3U einiger, fogar 3U pcrfyältmsmäjjig grojier öebeutung gelangt
war; benn um bas 3afjr 1639 gab es in Altona \8, tu fyimburg 30 unb in
ölaufcnefe 45 ^ifd?ercigcrcd>tigtciteu. 2lber gerabe bas ll>ort „^ifdiereigeredjtig'
feit" liefert uns ben Sduuffel für bie Cfptfadp, baf? audj bie altonaer Jifdjcrei
über bie igntwkfelungsftufe, «wiche fte in ben erften 100 ^aljren ifnvs Beftclpns
crrcidjte, nidjt fynausfommcu tonnte.

^unäcbft ift es bodj eine fefyr auffallenbe <£rfcfyemung, baj? ein (Bewerbe,
weldjes auf bem freien <£lbftrome „bet in be folten See" betrieben würbe, auf
einem Strome, beffen Ufer ben rerfebiebeuften (ßebicten angehörten, noch in fo
fpäter Seit ein ausfd>licpcbcs prit>ilegium er3eugeu tonnte, unb 3war ein Heal =
gewcrbcrccht; beim bie altonaer ^ifdjcreigcredjtigfeiteu hafteten an beftimmten
Käufern, 2lllcrbings war biefc Perbinbung teilte unlösbare. Dielfad) tarn
es i>or, bafj jnfjaber t>on (ßcredjtigfeiten, weldje biefelben nicht felbft aus«
üben tonnten, fie auberen perfoneu überliefen; aber es fdjeint, baf fte fcblieflidj

Digitized by Google

öl

bodj ftets wiebcr au bas fyius $urücffielen, mit bem fic urfprünglidj pcrbuuben
waren, unö auch bas seitweiligc Vermieten ber (Rcrcdjtfame ftiefj bei ben übrigen
^ifd^em auf foldjen IDiberftanb, baf? es im 3 a ^c J632 burch eine mit diu
ftimmung aller altonaer ifdjer erlaffene, in unferem 2tnfyange abgebruefte Per»
orbnung wefentlicb cingefdn'änft würbe. Diefclbc befagt, bafj bte J>at?I ber ^ifcher
nicht meljr pcrmcfnl werben, unb ba§ feiner pou ifmen feine ,f ifdjerei permieten
bürfe, auf er an ben Sofm eines anberen altonaer ^ifdjers. <5wci 21totipc werben
für biefe JTCafregel geltcnb gemacht: (Einmal bic Sorge, baff ben ^ifd^cru, wclcfyc
ifyre ^ifdjerei felbft ausübten, burd? bie Konfurreus ^rember ber Cofm ifjrcr
Knechte perteuert werben würbe, unb fobann bie weitere Bcfürdjtung, baf? man
ipieber mit ben fjamburger ^ifdjern in Streit geraten mödjte.

Bcibc ZUomentc Ijaben ofmc ^wrifcl 5«f 2(usbilbung ber altonaer ,f ifdjcrci*
gcrccbtigfcitcn aufs wcfcntlidiftc beigetragen: Had^ern bie Zlltonacr ftd? einen
ausfömmlidKn (Erwerb erfämpft fyatten, fudrten fie benfelben gegen neue Hon<
Furrenten $u fchü^en; unb fie felbft würben ifyrcrfcits an ber »eiteren 21usbel?nung
i^rer betriebe getjinbert burd) bie Scfywicrigfcit, itjr <5erät cntfprccfyenb aus*
$unu£en, fowic burdj bie ^urdjt, aufs neue mit ben lladjbant in Streit ju
geraten. «Ein ehrenwerter bcutfdjcr Ctjarafterjug: bic Abneigung, ben 23rot<
erwerb über bie <Bren$en bes Hotwenbigen Innaus bura? weitere Perfdjärfung
bes l{onfurren$?ampfcs aus3ubclwen / — fyat bamals ber «Entwicklung unferer
^ifcherei <£inr)alt getrau, wie er fidicrlich fd>on .^afyrfyunbcrtc früher bei ber
Bilbung bes fyamburger ^ifcheramts tfyätig gewefeu war. 2Iber es fyabcn in
bem einen wie in bem anbercu ^allc boeb auch noch anbere JUomente mitgewirft.

Die fymbwerferjünftc bes 2Uittclalters reidjen ja ofme Zweifel jum
Ccil in bie fyofrecbtlicbe <$eit ber Stäbte 5urücf; bie 2lrt iljrer «Eutftcfyung ift in
biefem ^alle nid?t aufsuhcllen; benn aus jener <3cit finb Urfunben, bic über biefe
Dinge Klarheit perbreiten, nicht erhalten, 2lbcr wenn auch bie fünfte anfangs
ftd) nodj feineswegs abfdjloffeu, fo war bod) fidjcrlidj mit bem H?efeu jeber
^unft ftets ber Begriff ber Zlusfdilicpcbfcit perfnüpft, unb bie „^reimeifter"
würben 5U allen Reiten als Ausnahmen angcfefyen, wäfyrcnb als Kegel ber
<*5runbfa§ galt, bafj nur ^unftgenoffen bas ftanbwerf ausüben bürften. IPie
fyat fidj biefer (ßrunbfatj gebilbet? IVcnn bie «Entftcfyung ber 5unft m fy°f 0=
rechtlicher &tit ftattfanb, fo lajjt fich barauf eine birefte Antwort nicht erteilen.
2tber vielleicht bieten uns bic altonaer (Scwerbspcrhältniffc bes \b. unb 17. 3afyr=
Rimberts bie 2Tiöglichfcit inbirefter Beantwortung.

3u letzter Cinic nämlich wuselten bie altonaer ^ifd>ercigerechtigfeiten iti
jwei itlomcnten: (Einmal jafylten alle 2luficblcr in Altona ifjrem (Dbcrfyerrn, bem
trafen, eine Abgabe unb erhielten bafür bie (Erlaubnis, ihr (Bewerbe aussuübeu.

Digitized by Google

32

Hllcrbings fchcint es nidit, als ob gcrabe bie Ausübung 5er ^ifcherei urfprüng-
lid? von ber (Erteilung einer (Erlaubnis abhängig war, unb ebenfowenig ift mit
Sicherheit 5U ermitteln, baf? F? t o r f ü r eine Abgabe gejablt mürbe, wie tr>ir bas
bei anderen (Bewerben allerdings fcftftcllcn fönnen; aber jcbenfalls fottntc fieb
niemand in ber (ßraffdjaft anftcbclu, 0I711C fid? bem (ßrafen bureb £tb unb Pflicht
vermaubt 311 machen. Der t f tfdweibetrieb in Ultona n>ar alfo minbeftens hiervon
abhängig, unb biefe allgemeinfte Dorausfc^ung enthielt bereits ein Hecht, wenn
auch fein ausfchlicflicbes.

Vagi fam bann als ^weites momeut ber Bcfife bes ifdjercigeräts.
~\u einer fo armen Bcvölferung, wie es biejeuige Altonas anfangs mar, mufte
ber Bcfi£ bes ^ifd?ereigeräts sunäcbft wie ein faftifebes JlTonopol ber wenigen
würfen, welche h»»reicheube 21Iittel befafjcn, um ftch bas (Berät, bic €wer,
ITctjc u. f. w. ansufchaffen. ju ber älteften ^cit wirb „#fchereigerät'' als
gletdjbebcutcnb angefehen mit „^ifdjcreigerccbtigfcit" ; allerbings ^aftetc ledere
bamals fd>on an beftimmten ttäufern; aber es Fommt bod? nodi vielfach vor,
bafj fte von biefen getrennt cebiert werben; bem machte erft bie Dcrorbnung von
J632 in ber praris ein <£ube. IDcnu audi In» uno wieber nod> ein ^tfchers=
fohu auf einige ^eit eine (Berechtigfeit mieten fonute, fo ift bod? feitbem bie
^ifehereigerechtigfeit untrennbar mit bem ftaufc verbunben, unb ihre Bebeutung
als ein unbebingt ausfchlicfjliches Hed?t entfehiebeu, wobei jene Beforgniffe
vor weiterer Konfurrens unb IPieberfehr ber Streitigkeiten mit Hamburg bie
fytuptbetDeggriuioe gewefen fmb.

€s micberholt ftdj tytr ein Porgang aus ber Ur3eit bes 2Uenfchengefchlechtes;
beim wie ein Privateigentum ftdj juerft an foldjen 3agb< unb ^ifdiereigcrät^
f duften bilbete, tvie bies bann fofort bie „Hichtbeftfeenoeu" von ber Vonfurrcns
ausfcblof?, b. h- 3" Unfreien machte, fo erging es jefct beuen, welche feine
^ifehercigereebtigfeit befajjen: Der (Egoismus ber „Beftfeenoen" fd?lof fte vom
Wettbewerbe aus. Dies traf fogar bie Söhne ber altonaer ^ifdjer, wenn fte
feine ,fifd>crcigcrcchtigfcit erbten, ~\m Jahre U>58 mufjtc f7cinridj Dreycr
bittenb vortragen, er fei als eines ^ifchers tfinb in Altona geboren unb haW
audj feine anbere ftanticrung gelernt, fo ba§ er ftdi nur mit ber ^ifcherei er
nähren fonnc. Durdi 2lufrtd}tung einer gewiffen ^h 1 oer h^ftgen

^ifdjer fei nicht nur anberen, fonberu auch ihren eigenen Kinbent „ber not
bürftige unb billige IDcg sur Üahruug nicht allein verfperret, foii«
5er n auch bie ehr ift liehe €iebe hintangefefet, fintemalen jh r * bodjgräflidjen
(Bnabcn ihrem höh«« Perftanoc nach genugfam werben 511 erachten haben, bajj
basfelbe, fo aus ber großen wilbeu See oft mit (Befü hrlidjfcitcn
€eibs unb Cebens gefangen unb burd> (Bottes gnäbigeu Segen ben

Digitized by Google

55

2lienfd?en verliefen treiben mufj, hiermit einer bem anberen ben IPeg
bajit ucrfyerreu unb tfjm basfelbe nierjt gönnen will".

Das Argument ift weit burd>fd)lagenber, als irgenb eines Derjenigen, welches
bie altonaer £ifdier früher gegen bie Hamburger rorgebradjt Ratten; beim wäb/renb
biefe ftcb ftets mir anf bas überfommene rofitwe Kcd?t ober auf utmorbenfltdjes
tvrfommen berufen Raiten, ftüfcte ftd? ivinridi Preyer bireft auf bas Uatur =
recht, ein merfmürbiger beweis bafür, wie rafd? uub tief bamals bie natur«
rechtliche £ebensaufd?auung ins Dolf gebrungeu war.

Her Bittfteller fal?rt bann fort, wenn ber dSraf, wie er gebort l?abe, bie
^al?l ber priri legierten ^ifd?or erhören wolle, fo Htte er aud> ir/n 511 bebenfeu
unb ibmi ror anberen 511 geftatten, bat? er mit Gliben, Hefen* uub anberen See=
garneu fifdjen bürfe (was bamals nur einigen ber altonaer t fifdjer erlaubt
war), follte bas aber nidjt angefycn, wenigfteus gleich ben übrigen #fdjern mit
lernen, Butt» unb BaYfengarucu. JSur weitereu tfegrünbung feiner Bitte füfyrt s
er noctj an, er trolle als eines £ifd?ers Solm iüd?t meb/r auf bie (ßuabe uub
Barm^er5tgfeit ber anberen #fd?er angewiefen fein, unb wemt biefe bie ifwt rer=
mietete (ßerccfyigfeit auffünbigen follteu, in Schaben unb llacr/teil geraten.

<£in sweites (Sefudj aus btefen Cageu ift ebenfalls lefyrreid?. fjans tfodj
beridjtet bem (Brufen, er Ijabe ftd? bei feinem Schwager Bartfyolb €ggers in
5 tfcfjerboben mebergelaffeii, ber ib/m einen €wer für ben ^ifdrfana, abgetreten
Ijätte, aber nur, um bamit in ber See 5U fifdjeu, aud? ben <£wer nid)t 311
vermieten ober 3U rerfaufeu. Diefe ITafn-ung fei xfyn aber 5U fdnnal, unb ba
bie ^infenwerber gerabe gegenüber ^ifdjerbooen ungeftört ftfeben bürften, fo bitte
er, ilnu bies aud) 3U geftatten.

Die Seefifdjerei, bie erft je£t mefyrfadj ausbrücflid? erwähnt wirb, er--
fdjeint in ber erften biefer öittfdjriftcn begehrenswerter unb einträglicher als bie
(Elbftfdjeret; nadj ber 3weiteu Bittfdjrift bagegeu founte es fdjeinen, als ob bas
Derfjältnis gerabe umgefefjrt gewefen wäre; inbes war letzteres wofjl fdjwerlid?
ber ^all; nur fonntc t^ans Kod? freilidj mit feinem etujigen €wer faum als
Seefifdjer eriftteren, ba irir ja wiffen, bap bie altonaer «fifcfyer faSon, wenn fte
nur weit elbabwärts auf ben ,fang gingen, ber großen (Entfernung wegen ftets
befoubere €wer als „ jager", wie wir fieute fagen würben, mit ben gefangenen
t f ifdjen 5U JHarfte feineren mußten.

Hod? be5eidmenber für ben burdj bie 21Iaf?regel vom jalne \o.~>2 ge^
fdjaffenett ,5 u f tdUÖ ift «»w or » tto Btttfdjrift aus berfelbeu <3eit, fyerrülnenb
von bem uns fdjon befanuteu bamals 80 jährigen iv in rieh Bot eplanter. 1 )

') E><jl. (Ebrciiberg, Die Jlnfan^c 2tHona5 5. teff.

Altona umrt ^lurnhiirgiidirr Ijfttfdfafr. II III ö

Digitized by Google

34

Dicfcr 00115 verarmte töreis, 6er fogar aus 6er feit 15SO befter/en6eu 21rmeip
faffc unterftüftt wcr6en mufjte, flaute 6em (Strafen unter 2lnfüfyruna 6er
£fyatfadje, 6af? fein (Eiterpater 6as erfte ftaus in Altona gebaut fjabe, ifwi
tücröe pou 6en an6eren fif diern weoer geftattet, feine fifeb/ereien 3U permieten,
noch wollten fie felbft iljm biefelbcn abmieten; piclmcfyr wollten fie
ifyu $wiugen, feine fifdjereien, 6ie 6odi feine „Erbuafyrung" feien, 511
rerfaufen 06er aufsugeben. flehentlich bittet er 6cit (ßrafen, fid? feiner,
fowie feines nod? älteren li\ibcs uuo feiner 011151*5 nod} lebeu6cn Cocfyter, welker
er ifyr letztes «Erbteil nid?t abbringen laffen möchte, grätig 51» erbarmen 11116 ifnu
511 geftatten, 6af? er feine Seeftfcfyereieu pennieten 6ürfe.

So würben 6enu alte uu6 junge f ifdjcr gleid? fyart pou 6er engherzigen
Hbf<blie$ungsfud'}t irjrer (Betroffen betroffen, wafjrlid) ein Dorgaug pou geipaltiger
Überseuguugsfraft. Hui» wenn man wetügfteus öaourd) 6er Streitigfeiten mit
6en bamburger 2lmtsfifd>ern wirtlich 6auem6 überlrobeu wor6eu ipare! Poet?
auch 6as n>ar nidn* 6er fall. «Einige jafnylnite lang aller6ings befifdjtcn 6ie
altonaer f ifd?er frieMid) 6ie Elbe, ofnie mit 6eu Hamburgern in Streit $11 ge«
raten. Sie erreichten 6tes 6a6urdi, 6a(> fie 6eii Hamburger f ifeberewern, fobal6
fie 6iefelbeu fommen faben, aus 6em IDege gingen 11116 fidj por je6er 2lus6er/nung
6es eigenen f ifdjereibetriebes In'iteteu. 2lber im 3ar/re \G3T wie6erfrolte 6as
Hamburger f ifeberamt beim Kate feine alten 23efdnper6en. Es berief fidj 6abei
u>ie6erum auf 6ie augeblidje Befdjräufuttg 6er grepenfyofer f ifdjerfjaufer auf
l}od?ffcns fedjs, „pou weldjeu fedjs Käufern, weil 6as €an6 511m (ßrepenfrofe
täglich abgenommen un6 fleiuer gewor6en un6 6ie feetys f ifdjer fid) all6a nicfyt
ernär/reu tonnten, fünf nadi 2lltona fid) gefefcet 11116 6ie fünf f ifdjerfyaufer auch
nach 2lltona fnnfe^ett laffen r/ätten." 34* aber feien nie! merjr 6araus gewor6en,
511m großen Scrja6en 6es Hamburger f ifdjeramts.

Daraus entwicfeltc fid) 6enn in 6en legten 3a^ren 6er febauenburgifdjen
tierrfdjaft ein Hadifpiel 6es alten f ifdjerftreits, 11116 5war fyanoelte es fid) tnerbei
3unäd)ft um eine l>öf)r6e, weld)e gera6e neben Altona fid) quer über 6ie «Elbe
erftreefte. 2tuf 6iefer EN5f)r6e r/atten früher 6ie Hamburger je6esmal war/ren6
$wci «Ebben un6 6ann 6ie Zlltonaer ebenfalls wäf)ren6 swei Ebben gefif cht 11116
5 war aud) nach Cachfen un 6 Stören; 6odj 6iefe waren 6ort rar geu>or6eu; 6ie
2Utonaer Ratten suoem 6ie Pöb/r6e nidit reinigen Reifen, 11116 jefct fdjrteben ftd>
6ie Hamburger 6as alleinige Ked)t 6es f ifebfangs 511.

2tud) mit 6eu finfenweroer fifd)eru gerieten 6ie Jtltouaer 6amals in
Streit; wenn lefctere uämlid) früher beim (ßriefenwer6er bis an 6en parfrjafeu
gefifebt litten, waren 6ie f infenwer6er verpflichtet gewefen, 5urücf5iibleiben; jefet
6agegeu wollten fie umgefel^rt 6en 2Utonaeru 6ort 6as $ ifebeu nicht geftatteii.

Digitized by Google

35

21llerbings hatte audi biefcr ehemals hefte £ifd}gruub ber ZUtonacr burd? bie
ftarfc 2luffchltcfung in bortiger <0egenb an €rgtebigfeit ftarf perloreu.

(Braf (Drto VI., ber leiste Schauenburger, befchaftigte jicb wärjrcnb feiner
furjen Xegierung tro§ feiner grogen 3ugenb ungemein eifrig mit allen erbenf«
lieben 2TTttteln, um feine bureb ben Krieg pöllig ruinierten ,finan$en 511 beffem
unb um feine entfefclicb Perwüftetcu Caube 511 heben. <£rftercs lag ifnu namentlich
am t}er$eii, lieg fid? aber nicht erreichen olme bas ^roto. So ging er u. a. mit
6er 2lbficht um, von ben altonaer unb blaufenefer ^ifdjcrn r/ör;ere Abgaben 511
forberu. XPcil bie armen €cutc aber fidj faum felbft eruär/ren fouuteu, backte
er baxan, ihren (Erwerb ju perbefferu unb lieg 311 bem ,3wecfe allerhanb Sadv
perftänbige perr/ören, bie inbes feine brauchbaren l>orfd>läge gemadjt $u haben
febeinen. Schlieglidi ridjtete ftdy fein 2lugeumerf namentlich auf swet punfte:
€inmal nämlich wollte er ben hamburger unb finfenwerber ^ifdjcrn perbieten,
in ben (Sewäffern ber (ßraffebaft auf ben £ang 5U gehen, unb fobann tpollte er
bie altonaer unb blanfenefer ^ifeber peranlaffeu, fidj mit bem £ange pou Cachfeu
unb Stören 5U befcbäftigcu, was fte eigentlich wo hl niemals in erbcblidjcm
2Uage getljan Ratten , teils ipeil es ihnen pou ben 2tmtsfifduTn nidyt erlaubt
worbeu tpar unb teil» ipeil ber £adis< unb Störfaug auf ben alten Döhrben feinen
»Ertrag mehr brad>te.

Der (ßraf lieg fogar im 3 a h K U'-^) cmcu h aml> " rt 3 cr „»Ewerführer"
über ben tadp- unb Störfang vernehmen. VOas berfelbe ausfagte, ift nur in
gaiij fur$cu Hotateu erhalten, bie h icr wörtlich mitgeteilt werben mögen:
„Ex ore h<»"burger (Ewerführers, bag bie nad> Stören unb £ad>fcn fifcheu
laffen, einen Knecht, ben »Ewer unb bas (Barn l^alUn, für felbigen einen (Se>
hülfen febaffen unb für bas fangen bem ^ifdjer tertiam partem laffen. 3hrer
finb .10. €in Cadisgarn foftet H /". Dahin war es alfo bamals audj mit
ber h^mburger 2lmtsfifcherei gefommen, bag ber ,f ifdier nur ein HngcftcUter bes
„€werführers" war.

(ßraf (Dtto ftarb im 3ahre \G<K>, unb mit ihm würben auch feine plane
begraben. Die (ßraffchaft würbe pon bem Däucufönig Ch r «f na » 1V befefct, wor=
auf fofort in ber €age ber ehemals gräflichen #fd)er eine pollftäubige Wanb-
lung eintrat. Die bänifebe Xegierung nahm fid> ihrer mit groger iPärmc au, unb
König CCf?riflitiii befahl ben pinneberger Beamten am 20. JUai \<A\ , etwaige
Chätlichfciteu ber hamburger ^ifdvr cnergifd) abju wehreu, wenn nötig auch
„Gewalt mit (ßewalt 5U fteuern". So Pollftänbig weubete fid? bas ZMatt, bag
bie h<""burger ^ifeber für bas Ked>t, ihr bewerbe auf bäitifdiem Hoben, fowie
in ben angreusenben (ßewäfferu ausjuülvu, ftcb ihrerfeits auf ben uiworbenflidvii
8cji$ berufen mugteu. Uber aueb bamit war ber ^ifdierei ber (BraffaVft nid>t

5*

Digitized by Google

36

aufjufjclfcn. Die altonaer ^ifdvrei insbefonbere rcrficl vjlcidj ber jenigen bes
Hamburger ,£ifdKramte allmählich, immer mein*; fic fdjeint bas \7. 3af?rr;unbert
nidjt lange überlebt 51t fyaben. £rft in ber $weiten fiälfte bes \8. 3df?rrjunberte
fyat fte ftdj bann auf gans neuer, bwdf bie bänifcrjc Regierung gefdjaffencr (ßrunb*
läge, nochmals 511 erl?eblid?cr Blüte emporgcfdiwungeu.

(Pinncbcruicr 2lmtbudj. \*>52, 2Uai 23 ; beglaubigte 2lbfdjrift »0111 3 a lJ rc l<» 38

im rdjlesi». 2lrdjt» A. x. 3j8.)

üadjbeme bie fcmptlidjen Jfifdjere 511 ^tltonafyc, fo von alter» fyero bie ,Jrey«
uub (BerecrjtigFcit bes ^ifdjens föv ftdj uub il?rc beufere gcpraudjt, aud? biejenigeu,
weldjc bie alten ,fifcf»erfjeufer, wobey bie (Scrcdjtigfeit ebenmefüg gcfyoreu, be-
wohnen, aber felbft nicht gepraudjeu, foubern fclbigc ifyres (Befallens nad) 511
perfyeuren fid? unterftetycn, allerbiuges uidjt ubereinfommen tonnen, inbeme bie
,fifd?ere, fo ifne ^ifd^erey Por fid) felbft gcpraud?en, benjenigen, fo nur bie genfer
berfelben bewolmeu, biefellvu 511 perfyeuren gan$ nicht geftatten wollen, in betraft
fie unter fid> brüber nidjt allein wegen i lj r e r Knechte bes £ofyns falber
uberlabeu werben, foubern aucrj mit ben Hamburgern in Streit ge--
ratzen möchten. Jtübieweilc aber bieferwegeu bey ben woleblen, geftrengen,
cfyreupeften uub rjocfygelafyrten Herren Prüften pou IPeitersb/cimb, Droften uub
Herrn Francisco Stapeln, ber Keditc Doctorcn uub 2lmbtman jum pinuenlvrge
obgemelte Sacrje in Perfyör gesogen uub babey befunbeu, bafj bey Reiten ber
porigen Droften unb ilmbtmannc pou wegen fei. 3of?ann IDilfeus l}aufc bie
Perljeurung an 3 0, ? ami Scfyadjt gef d?et?en, fte fid} berfelben (ßeredjtigfeit eben«
mefig uidjt benehmen laffen wollen.

Damit aber beswegeu ein gewiffer Cermtuus, worüber nid?t sufdjreiten, gc<
Falten unb ferner Streit unb anbere Ungelegeuljeiten verhütet pleiben möchten,
alfo ift pou wolgemelten ßerrn Droften uub 2tmbtmau, mit allerfeit» ber #fd?er
femptlidjeu belieben, babiu gefdjloffen, ba(> nun Innfüljro ber J)ab\ ber nad^e
fehten $ ifdjer nicfjt mehr erweitert, biejeuigen auch, fo nur bie t f ifdprtpufer be*
wohnen uub nidjt felbft gebraudjen, geregte ,Jifd?erey au ^rembbe ober anbere
511 perlpuren nicht bemächtiget, foubern ba felbiges ja gefdvfyen follte, bafc bann
bie altonaer t fifd?erfÖlme bamit gemeinet uub felbigc 511 teuren berechtigt fein
uub pleiben f ollen. Dod? ba(; f elbiges allemal?!, wenn fola>* i\rlpurung ge-
fdndjet, fie folches mit Bewilligung bes l)errn Droften uub 2tmbtmauus in ber

Digitized by Google

37

Po^tey (Dttenfen rid)ti$ rx^civjen un6 jum Umbtbud? bringen laffcn follen. Un6
bamit ein ^ebtx 6ie eigentliche <ßenrij?lpit unb J>afyl, ir»ic es mit eines 3 cöcn
<ftfcf?ep un6 6er 611511 gefprenben fjeufergeredjtigfeit bef Raffen unb beftellt, wiffe,
ifts wie folget:

\. 2tlte (ßeorg pon Col^e 1 ) fyat bie (ßerecfyigfeit, mit 5tr>erm <£fern 511
fifcfyen, W05U er bie <5credjtigfcit tragen 6er Seyben un6 neefengaljrns
ron Catfyrinen r»on Collen <£rbc 6ie lOcit feines Cebens fjauresipeife
inne fyat, wirb aber i£o von beffelben Cod>termann Claudes Xeymcrs,
als n?eld?er 6effen 6aus beji^t, gebraucht.

2. 3ey <£atfyrineu ron Cofyen'-) <£rbe fein ebenmctjtg $tr>efyen <£fer un6
nadj (ßeorg von Cofjen Cobe 6ie Seyben un6 Zieefeugafyrn.

ö. ^einrid} X?udjerf langer 5 ) fyat 2 <£fer, audy Seyben un6 Heefengafyrn.

4. Johann ttHlfens €rbc I?at au<f> 2 €fer, neben 5ey6en un6 tteefen*
gafyrn, fo i§o 3°f? an,t Sdjadjt n>iU fjeuren. 1 )

5. ftans von Collen €rben fyuis*), irorinnen jefc l)einridj von Santen
roofynt, ift 6ic (ftcredjtigfeit 5irel?n <£fcr mit 6en Sey6en un6 lleefen«
gafyrn, fo itjo ^odjim Sdml^c lyaurcsmcifc a>egen feiner Schwiegermutter
befi^et.

ß. 3oF?ann Sd}adjt fl ) fyat 5tt>ef}n €fer mit 6en ba$u von 6er ZPilfenfdjen

gefyeurten [Seyben] un6 Heefengafyrn.
7. Jjaus ron Cofye, Peters Sol?u 2 €fei\ 7 )

') C£s mar bies Jürgen (:), ein Crnfcl bes 3oad?tm ron fofje, ber ben Krug 2(ltona
erbaut Ijattc Die $ ifdjercigercdjtigfeit , bie ber £nfel im 3aljre (59<t von feinem Vatet
Jürgen (0 auf febeusscit geerbt Jjattc, rührte nod> ron bem alten 3oaä>im fjer. Dgl. bte
Anfänge Altonas 5. $3 ff.

8 ) C£atrfartna von £olje n>ar oic Wirme bes Bans von tobe, bes Sorjncs pon Peter bem
Krüger. Sie befa§ bamals ben ehemaligen Krug „2Ittona". Dgl. bic Anfänge Altonas S. 4*.

*) <Es mar bies ber uns wotflbefaunfc rjeinrid} Böfeplanter. Dgl. oben 5. 33, foroie:
Die Anfange 2Jltonas 5. 16 ff. rein Ijans lag am (Dftenbc ber rjeutigen .fifdjcrftraljje.

*) 3ot;aim IDilfens ij: bereits 1593 in Jlltona nadjrocisbar. Da er ein S4lad)ter mar,
fo tpirb er feine ^ifdjeret erheiratet tjaben. Sein (SrunbfHief lag nafjc bem (Dficnbe ber fjeu.
tigen Breitcnftrafec unb retcr/te nad) Horben bis an ben Sefitj ber Familie pou Rotte.

*) Dies ift, neben ber in 21nm. \ ermähnten, jebenfatls bie ältefie ^tfdjcretgercdjtigfett in
Altona, ba fie con f>ans (0 ron tolje, bemjenigen Soljn bes ^^'"t t»ou £orjc rierrii^rtc,
ber bie ^ifdjerct als Jjaurtgcroerbe betrieb. Dgl. bie 2Jnfäuge Altonas 5. H unb 4?.

*) Die Sdjadjts roaren Pom (Sriefenmcrbcr uadj 2tltona gejogeu. £utFc Sdjacfct morjnte
bort uodj (586, nnb im 3atjre (588 rnirb er als „auf bem parrfe" anfäffiger ^iftber erwärmt.
Don feinen Säbnen erfdjeint fjeinrirfj Sdfadjt (596 in 2Iltona, 3°^ ann Sdjcidjt (60^. Das
2?eftrjtum ber .familie lag in ber ^ifdjerftra§c, uidjt meit Pom blutigen Brauerbofe.

^ (Es mar bies Jjans, 5ob,n peters „bes £angen". Dgl. bie Anfänge 2IItonas 5. <k[.
Das <9nmbfitnrf lag anrt> in ber IXdlfe bes 23rauerrjofs. Diefe, mie bie foKjeubeu 3rr»ct % fif<r?crei-
gcrcdjtigfcifen geborten ber Rans-finie ber ^m'üc von £obc an.

Digitized by Google

3eber 5tr»efnt
€fere.

8. <£orbt «\obc ireaen fcl. fjeinrid? i>on €or/en audj $tr»ernt €fer.

0. frans t'om Cofye, Carfteus Sofyu 2 <£fer.

M>. 3 od? im irdjulfce unb bann bic geheuerten

Seyben imb lleefeugatyrn.

U. frans Heitmann.

12. freiurid) Preyer. 1 )

\3. f)eitirid> Hieraus.

«Harten Irpö rings fraus. I «Pollen es rerfjcuren.

I"). Claus «3lomen l)aus.-) | .^eber 2 vgfer.

\b. 3oIjaun freybenreid? senior. | 3 cocr m **

\7. «Harten tfolfter. 3 ) | 2 <£fer.

.„v, (i <- v r • *« ,< • ■ , ) fraben 2 €fer. batu

}8. «3artelt (£§aers unb fem itadUMr beinrtd?

«Pitte sur ^ifdprfobcn. |

Paj| nun üorbefdjriebenes alle» »ollenjogeu unb beroaret, audj fteiffe unb
fefte gehalten unb brüber uidjt gerjanbelt werben foll, fyaben obgemelte ^ifdjere
biefcs «JUes 511 luafyrer IVrftdjeruug bem Pinnenbergifdjen «Jmbtbudjc einju
ivrleibeu gepetten, aud) ferrer a,efud)t, felbiges i>om frerrn Droften unb «3eamplen
511 r tPiffenfdjafft 3U unterfdireiben. (ftefcfyen in ber Dogtey ®ttenfen, ben 25. 2tiay
«Inno i652.

') Die Dreycrs flammten com (Srerciitjofe , i>\e «7icf?aus vom «ßriefenroerber ober Don
t>em „parcre".

•) ^ntQcn 53Iomc nntrbc \58B als ^ifdjcr genannt. <Et wohnte jtwtfdjcu bem ©jkubc
ber blutigen ^ifdjerfrratie imb bem ,fifdjmarfte.

3 ) fjcniridj Kolfter wnrbc bereits <5R5 als .fifajer in Altona genannt.

bie Seyben unb «Tee 1
feugafjru.

Hacfyrao; ju Seite 6, 2lnmerfumj.

«1ad>bem ber erfte «Jogen fdjon gebrueft mar, fyabe idS bie iutereffante «3e»
fdjreibung ber blanfenefer ^ifd>crei in ben 5d?lesu>. frolft. Prot). ■■ «3eriditen i».
1787 fenneu gelernt. I>arnad? t?at bie Perboppcluug ber blanfenefer ^fifdjemer
von \T')0 bis \78~y uid?ts mit ben freriugs5ugen 511 tlnm, fonbern ift anbereu
llrfadieu jiijufdireiben, unter beuen aud) bcis ftarfe «Jnmadjfeu ber Stabt «Utoua
eine Kolle fpielt.

Digitized by Google

III.

IPtrtsfyäufer, 2Icctfe unb Bier=
brauevekn. — (Blücf stopf (Befcfytcfyten. —
Die Anlage ber PalmatUe.

r>on

Dr. i?td?arb ^Efjrenbercj.

Digitized by Google

tDirtsfyäufer,
2tectfe un& Bierbrauereien.

i.

civil 6em t fif anfange tpar 6te Krügerei 6as altcftc (fletpcrbc Altonas,
ju oeffen Jtufblü^cn fie nicfjt uunvfcntlidj beigetragen ^at, bil6etett
6odj „Jlccife uni> Krugljaucr" 6. h- 6ic von 6en ausgefchänften <ßc=
tränfen un6 bk für 6ie Schanfgcrcchtigfcit fclbft gc5ahltcu Abgaben tpä(n*cn6 6er
§anyn 6er fd)aucttburgifchcn l)crrfdjaft einen fcl?r erheblichen Ceil 6er
regelmäßigen «Einnahmen, ipcldjc 2lltona 6en <5rafen lieferte.

Vor 6er <£ntftchung Altonas gab es in 6er ganzen <ßcgeu6 nur ju>ei
Krüge: 6en ottenfer Krug un6 6cn Hobisfrug.

Per ottenfer Krug beftau6 jc6cnfalls fdjon por 6em 3 a ^? rc \5\0, 6a
<P>raf (Dtto III., 6er in 6iefem 3 d ^? rc fl arp / 6em Sdntbmadjer €u6tpig 6e JPalc
6ie Kruggercchtigfcit perliehen ty\t; 3chu 3 a *? rc fpäter fam 6iefelbc au 3 0d d?im
CubbcuotP, tt>ur6e am 29. 3uni ^59^ an IV'ine (Eimmermann pcrliehen un6 am
2tt*är5 \60$ 6emfelben beftätigt. Sie ruhte auf einer Kotftättc, un6 6er
ottenfer Krug tpir6 6cmgemäjj aud> nur ab ein „,23aucrnfrug" bcjcidntct. Va
neben beftan6 in (Dttcnfcn gegen <£n6e 6es \6. ^atyfyunbtvts c ' n 5«>eiter,
pon 3 ac0D Pral^ betriebener ZlusfdjanF, 6er aber baI6 tpic6cr eingehen mufte.

Der Hobt sf rüg lag auf l^mburgcr (ßebietc utitpeit 6er (ßrense 5tpifdKn
6cu bci6eu Ceichen an 6er £au6ftraf|e, 6a n>o noch jc£t fich 6as „Hobisthor"
bcfin6et. (Db 6er Harne 6as „nobis" 6. h> «««s", 6en Hamburgern, gehörige,
6ie äufjcrftc (firettje eines por alters piellcidjt ftreitigen (Gebietes k^cidinen foüte,
06er ob er einen an6eren llrfrrung fyxi, ift noch unaufgeflärt. <£infttpcilen
febetnt mir erfteres als tpahrfchcinlidj. Der Hobisfrug mir6 urfprünglid) eine
2lrt poii n>achthaus geipefeu fein, 6as je6enfal(s ipähren6 6er Pcrio6c \r>26 bis
l*>29 6er h^mburger Kämmeret gehörte un6 poii 6iefer Por5ugsrc»cifc an einen
6er „reiftgeu Diener" 6es Kats perliehen tPor6en 511 fein febeint, 6ie 6attn in 6cm

Digitized by Google

42

günftig gelegenen f?aufe einen Jlnsfchanf begonnen fjaben mögen. Pafj man
fpäter ben riobisfrug ab gleid?bebeutcnb mit — ber fjölle k^eidmote, unb 3war
nicf?t nur lyier, fonborn aud? an anboren (Drten, ftofyt mit jener Ableitung nidjt
im IPtocrfprucfa; ötc gaiijc (Sreujgegenb mar in alten 3«**« ocm Seelenvolle
borer, bic in ber Xlätfc wolmten ober ju Knut Ratten, feineswegs künftig. Zltyx
Iidje IVrljältniffe mögen aud? anberwärts obgewaltet ober ber Harne fann fpäter
in übertragener i3ebeutung wette Verbreitung erlangt fjabon.')

3m 3afne K>3f» erbaute nun 3 oa< i?i m P0 " £°»? c feinen Krug „Altona",
ber bann an feinen Solnt 3ürgen unb nadj beffen (Tobe (1594) an ben <£ttfel
peter überging. Cofeteror erfudjte ben (trafen im 3af?re 1602 um tfeftätigung
ber Krug < <$ered>tfame unb erhielt tfyatfadilid} eine Perfdireibung, bie aber nur
auf tfw rerföulidt geftellt mar. 3m 3afyre 1004 fam er um 2hisbermung bes
Privilegs auf feine €l?efrau ein unb follte aud? einen neuen &crlcifnina><
brief erhalten, worin ben fünftigen £efifceru bes J}ofes bie Ausübung ber
Krügerei ebenfalls geftattet werben follte. 0b bie* gefebaf?, ift 5weifelfyaft. Pas
(fiefdjäft uafwt balb barauf, wie peter flagtc, an €inträglidifeit fein* ab, weil
ber Krüge 511 viele mürben, unb nadj feinem lobe fdjeint bie (Serecbtfame ttidjt
mein" ausgeübt morben 511 fein. 3ürgen ronCofje fyatte nod) von \S{ (Tonnen
Hamburger unb lübeefer J3ier 45 / 4: ß Slecife (5U 4 ß für bie (Tonne) gejault,
peter ron Cofje bagegen gab um \W7 nur 50 ^ \5 ß\ freilid? erflärte er,
gerne 20 Cfjaler geben 5U n>olleu, wenn ifmt geftattet werbe, IPein unb frembe
23icre 5U fd>enfen; bas ging aber nidjt au, weil ein anberer Jlltonaer biefos
Kedjt fdjon als ausfdjliefjltdjes Privilegium befafj.

(Einige 3<<L?r5clnitc laug war ber r»on Cofyefdje Krug in Altona ber etttjige
gewefen; bodj balb nadpoem bie erften flüchtigen Hieberläuber ftd? Incr nieber
gelaffen Ratten, erhielten 5wei berfelben ebenfalls bas 2\ed}t ber Krügeret: 3°'
r/ann be Kouf emafer unb Qcnorif ran Som. £e§terer, fner meift fteturid?
t>ou Summen genannt-), fam im 3 af ? rc \5 fi 9 au * *) oc <5 Cüttidj in fiatm
bürg an unb 50g \TuU auf Peranlaffung bes pinneherger Ihrofton Simon IPerpup
nad? Altona, wo er balb ein mol?lf?abeuber 2Hann geworben 511 fein fdjeint.
3m ytifti wirb er, ebenfo wie 3 m 3 cn wn ^fy, unter ben (Brünbern

ber erften altonaer 2lrmenfaffe aufgeführt. €r betrieb bas Scbueiberfyaiibmerf,
baneben aber eine ntcfjt unbebeutenbc Krügerei; beim im ^atyc \r><)() Iv^afjlte
er 2Ucife von 7<) (Tonnett fyamburger Hier unb 14 (Dlwt IPetn; tnbes erhielt
er r»ou (firaf (Ernft erft am \u. 3"l» U>02 eine iXufd^reibung, worin ilmt er»

') D9I. t>cti JJnfjatuj.

Vq\. über ifjn cinf»u>cilcit Sillrm in ^. fi>i\Air. b. Vcr. f. Ijbg. (Scfdj. VII. .139.

Digitized by Google

laubt würbe, fyamburger, Kot» unb anbcrcs Bier, audj guten IFcin ausjufd^cufcn,
4j0o.cn jätjrlidyc Eutridjtung pon 20 Cbalcnt 2lccifc. Sein t)aus befaub fid? in
unmittelbarer luif/e bes Krudes „2Utoua", am (Dftenbc 6er fycutigcu Brcitcnftraßc
unb 3n?ar jcbcnfalls an beren Süöfcitc. <£s fam fpätcr an bic ^amilic fyicfeb
blocf unb bann an bic ( familic Kobc. 1 )

2ln ber Itorbfctte ber heutigen Breitcftraßc lag bie britte bor älteften Krug*
wirtfcfyaften, bic jenige bes 3obatm be "Koußemafcr, ber Ijicr regelmäßig lüifdje;
madtcr genannt würbe unb bereits por ^59 V geftorben fein muß. Vm Krug
betrieb barauf feine ^rau, „bie Kufdjcmadjcrfdfc" weiter unb perfdjaufte barin
im 3 a ^ rc nid>t u>eniger als 172 »Tonnen bamburger Bier, fowic 2 (Dlmt

fflän. 2(m 27. ^ebruar l~>98 ivrfaufte fie i)aus unb ftof, nebft ber Krug=
(ßcrcdjtfamc, für jooo £ an Bumfyarb IDulff. Ihcfcr baute ein neues fyius
unb erhielt Pom (ßrafen am 5. 3 llm J 60 - oie (Erlaubnis, in bcmfelben nidjt
nur allcrljanb frembe Bicre, foubern aud) TO ein aeeifefrei, gegen jar/rlidjc ^aly
lung pou 20 Cfjalcrn aus5ufdjänfeu. Balb barauf muß er für 2tltona bas
IHonopol bes öffentlichen IPeiuausfcfyanfs erlaugt fyabcu. Sein ftaus erhielt
rncrpou beu Hamen „ber iPeinfcller", ben es bann minbefteus tjunbert 3 a fy rc
laug behalten r/at; es befanb fidj auf einem Ceile bes Kaumcs, ben jefjt bic Xlum
mern 6 — ^0 ber Breitcftraßc einnefnuen, picllcicrjt aud) etwas weiter öfttid} ober
norböftlidj.

Pas waren bic brei größeren Krüge, u>e(d>e Altona fdion im 16. 3 a *? r
rmnbcrt befeffeu fy.it. <3war fyatte aud) Ijcinridj "Kord am 18. 2lpril 158<)
pom (trafen bic (Erlaubnis erhalten, in feinem £)aufe fjamburger Bier aeeifefrei
ausjufdjaufen; bod> fcfjemt biefer Betrieb nur gering getpefen 51t fein. <£rft im
Anfange bes 17. 3 a fy r fy unocr te narmt ber Konfum pou Bier unb IDein fer/r
bebeutenb 5U. Sdjou in beu 3 ar J rcn 1602 4 betrieben außer ben (benannten
bereits fteben weitere perfonen als nebengewerbe Krügerei, nämlidi: Jjcinrtd?
JHayer, Claus Becfer, Cem'n Berßen, ^einrieb Sefterflietr/, fymiridj pou 2tUcrn,
Gilbert Kulcmann unb Simon Kanucngießcr. «Einige 3 a *? rc fpäter waren aber
mals \7 perfonen ba5ugefommeu.

luitürlidj ift biefe gewaltige ,5unarmic nidjt etwa bloß burdj ben aller
bings rafdjeu 2fuwadis ber altonaer Bcpölfcrung r/erporgerufen worben; piclmcfyr
fpielte babei ber ^rembenperfeljr, namcntlid; aber ber ZX'rfofyr ber lia m burger
eine große Kolle; letztere begannen nach Altona 511 Biere 311 geben, was fie bann
3abrlnmbcrtc lang getrau fyabcn, teils ber 2lbwcd?fe(ung falber, teils unb wofyl
porncr/mlid?, weil bie ßeträttfe in Altona wefeutlicr/ billiger waren, als in f)am=

') Dtjl. einfttocileit €ljrcubcr3, bic Jlufäitgc 2Htonas 5. ^7 48-"

Digitized by Google

bürg. Das Crinfcn irar ja hier 511 Cait6c ftets eine tpiefftt^c 2lnge lca.cn f?cit.
jolm Cavlor, ein €nglänbcr, 6er \b\C> Hamburg befugte, crsar/lt fdje^weife:
„Das erfte IPort, fo eine tfmmc 06er Htuttcr il?rc Ixinbcr, wenn es 21Tänn.
lein feien, leinet, ift „Cruuf" ober „Bier", fo bog bie meiften wn irmen in
Tonnen, fialbtomten ober Pierleltonnen rermanbclt werben, ftets angefüllt mit
fjamburger liiere". Derfclbc Jllann berichtet i>ou feiner Durchreife burdj
Altona: „Ilm Sounabenb langten wir in einem ,flccfcn, alias einer Stabt an,
eine cuglifdic 21Ieilc von Hamburg entfernt, mit Hamen 2tltonal?, weldje von ben
ftamburgeru fo genannt wirb, weil fte für ifnren Profit ifmen „allju naf?" lieget,
unb bie ba bewofwet ift von allerlei l>anbclspolf (?), fo itjren töcrcdjtfamcn im tPegc
flehet. 2iid>t fobalb war id} allba gclanbct, als idj mit meiner (Refellfcrjaft mich
in ein beutfcfyes Crinftyius verfügte, unb uacrjbem wir mer l\rügc guten Bieres, bas
fo gelb war wie (Rolb, 3U uns genommen, fagte unfer IDirt, wir rotten vier
f dnllingc 511 besagten, was mid? 511 bem Pcrbacht perleitete, es fei ein fdilccfytcs
Jjaus, weil bie Rechnung fo fyodj war; bis ich cnblid} vernafnn, baf; bie Schil
linge rncr nur Stümerjwären, b. fy. brei Ijalbpfeuutgc mertfy bas Stücf. Iladv
bem fomit biefer graufamc Sdjof? entrichtet war — in toto nicfjt mein - beim fechs
cnglifdjc Pfennige — gingen wir fürbag gen Hamburg." 1 )

II.

Die bcbcutcnbc ^unafjme ber "Krugwirtf driften i tt Altona veranlagte ben
(ßrafen im 3afnv \ f>07 5ur ftdrferen J3efteuerung biefes (Gewerbes. Bis balnn
waren von jeber Comic fyamburger Bier 4 ß cntridjtct worben; augerbem Ratten
bie Krüger teils eine einmalige, teils eine jährliche (fiebür/r bcjatjlt, anbere waren
von jeber Abgabe frei geblieben, wäfyrcnb in Hamburg bie 2fcafc fchon feit
(auger <3cit auf 8 ß für bie Counc feftgefefet worben war. Diefcr Sa£ würbe
nun audj in ber (ßraffchaft eingeführt, unb bie Slecifc betrug fortan auf tymv
burger Bier 8 ß, auf rot Bier <\ ß, auf lübeefcr Bier unb auf JUummc 22 ß
für jebe Comic. Die lxrügcr, weld^e bis balnn jährlich ein paufchquantum als
,,'Krugbaucr" bcjatjlt Ratten, follten baueben fünftig bie fyllftc ber iteeife eut^
ridjtcn. ,?)ug(cid? würbe in Altona, „bamit es riditig jugcfye", ein Untervogt
beftcllt, ber erfte Beamte, bot Altona für fidi allein gehabt r^at; ba bie f)aurt

') Stibers, Job, 11 loylors Hcifcbc|tr/rribun<j in ber gtfdjr. b. Per. f. fjba.. Äefdj. VII.
•*:•«>. Pas Wort „t)anbcl$Folf M folltc roobj ridjtia.cr „liatibiucrfsflolf" Reißen; im Original roirb
rcrmutlid? tra.hsfulk {tcljcit.

Digitized by Google

45

funftion 6csfclbcn 6ic (Erhebung 6cr JIccifc bil6etc, fo mir6 er aud? ab Ztccif c-
£>ogt be$eidmet.

Der erfte Jtcrifctfogt mar 1) cht ruf? IDinftniaint, 6er Pachter einer 5er
bci6en gräflichen tDinbmflfjlcn in Altona. Seine vom 13. 3unt J6\? öatierte
3nftruftion hat folgen6en 3nfyalt:

\ . €r foll fid? alle Sounabcu6 511 6cm ottenfer Pogte Qans pape begeben
un6 6cmfclbeu einen Settel überliefern, auf 6cm er 511 uermerfen fjat,
was ju Altona angefommen 11116 wcggcwan6crt ift, item was fid? foufi
5iigetragcu ryat un6 weldie perfonen bnidifdllig geworben fin6. Diefc
Settel fyit 6er ottenfer Doat nebft einem protofollc über 6ie bei ilnu
eingelaufenen Klagen jebesmal, wenn er nad? piuneberg fommt, 6em
6ortigcu IlmU einzureichen.

2. Der Hntcrpogt foll mit feinem (Segcufdjrciber orbcntlidjc Kcgiftcr galten,
6ic er mit bcmfclben alle IHontagc ju Foufericrcn Ijat. IPegcn 6er
2(ccife foll er fid? 6em 21tan6atc gemäf verhalten.

5. <?jur „(Ergebung feiner iltüJje" follcn ilmt 6agegen Droft un6 Amtmann
„an einem uufd?ä61id>en (Drtc" einen Kamp Canbes pou einer fympt
faat anmeifeu; aud? foll er jährlich jwei unfruchtbare biirre Bäume jur
,feucrung erhalten.

3n einem befon6crcu Jllanbatc mürbe 6em Hntcrvogte anbefohlen, alle
Quartale 6ic eingenommene 2lccifc au bas pinneberger 2lmbrcgifter ab5ulicfern,
tüibrigenfalls fid? 6er (ßraf an feinen (ßütern galten werbe.

bereits am 29. ZHai \6\S würbe i)ans IDiitftmann in feinem 2lmte ab
Ztccifcpogt burd? t)ans Polmer erfe^t 11116 6emfelben eine etwas eiugchenbere
3nftruftion erteilt, laut 6ereu ir/m u. a. aujjcr jenen naturalleiftuugeu jar/rlid?
nod} 50 £ £üb. in bar ausgc5ar/lt werben follten. Diefer <ßebalt ift 6anu bb
3U111 €nbc 6er fa?auenburgifdjen I)crrfd)aft unperänbert geblieben; nur würben
fpäter noch 3 tEt?tr. ^6 ß für 6eu Knecht bes Untervogts fnnsugefögt. Von
bis minbeftens 1628 würbe bas 2(mt pou bans Polmer bef leibet. Seit 1635
erfaVint an feiner Stelle £ rieb rieb IDiemann, 6er jc6eufalb im 3af?rc ^638
nod) funftionierte.

Die lDcin« 11116 Branntwein fei? auf er mürben 6urd? UTanbat Pom
\3. 3uui \6{S mit einer nach 6cm IPerte ilnes 2lbfafees, nämlich mit \ ß für
jcöc UTarf Sübifcb, bemeffenen tfeeife belegt, 11116 6cm Untervogt unir5e anbefohlen,
memanbem 6ie 2lccifc 511 crlaffeu, au 0er 6en reformierten pre6igern, 6ie
jährlich 6 bb 7 Colinen Hier frei haben follten; iubes faßlichen fidj fpäter uodj
an6erc Befreiungen ein.

Da bas meifte Bier pou Hamburg fam, fo iPitr6c au 6er Sanbftrafjc bidjt

Digitized by Google

46

beim jefeigen ITobistr/orc eine „2lcrifc Bube" errichtet, unb anfcfyeinenb balb barauf

eine sweitc in ber lidljc bes läufigen Sdjlad?terbubcntr>orcs. Das (Einfommcn
an Ztcctfe betrug:

im gat^en in ber galten in

2lmte pinneberg Pogtei (DHcnfen Altona.

m\ 95 £l ? lr. 5 /* 69 Cr/lr. r><» C^lr. 6 /?

\0\0 77Ö „ —

U.2( ej-W 298 „
1640 202f> „

III.

Die erften garten Keime bes altonaer Brauwefcns fallen mit beu Anfängen
Altonas 5ufammcn. Denn wenigftens gewor/nlidjcs Kotbier würbe, wie ans beut
Berichte bes (Ojroniftcu Bernbt (ßyf^^ fycrpo^ugcfyen feheini, fdjon öurd) ben erften
2lltouacr, ^oadnm pou Cofjc, gebraut 1 ), nnb aud) bic anderen altonaer Krüger
mögen ben ba$u erforoerliAen einfachen Apparat befeffen reiben; aber bas waren
bodj mir betriebe 511m eigenen Pcrbraudje. Die erftc mirflidjc Brauerei in
Altona war bic bis pinneberger Amtmanns ^olpann (ßojjmann.

Diefcr Beamte perftanb es portrcfflidj, fein 2Jmt im jntcreffe feines (Sclb^
beutels aus$unu$cn, inoem er fidi balb biefcs, balb jenes Privilegium pom (ßrafen
verleiben liefj, was übrigens in Damaliger 3eit etwas ganj (ßcwölwlidK's war.
So perfprad? <ßraf <£nift am 5J.2tIai \607 öen Kinbcru (ßojjmanns für öen ^all,
caf? ftc 511 3al?rcn fommen follten „unb es fidi begeben würbe, bafj eines oapon,
es fey ein Knabe ober iUägbcleiu ftd> in ber Stabt Hamburg fjäuslid? nicbcr<
laffen unb fid) bafelbft bes Bierbrauens gebrauten würbe, baf? alsbaun unferc
Doigtc, ^äfnmauueu unb alle aubere unferc Diener, aud) alle unb jebe unfere
llntcrtf}anen biefer uuferer ganzen (ßraffdjaft fiolftcin, feine bapou ausgefchloffcn,
fo fid? ber (ßaftcrey, Melbergens, Knigens unb Bicrfdicnfcns gebrauchen, follten
fduilbig fein, alle bas Hamburger Bier, beffen fie 311 angeregter Belnif bebürftig,
pou fold>em feinem Kinbe ausjuncfmicu, unb fidj pou anbem Brauern in baim
bürg fold> Bier an fid> 511 bringen in feiuerlei IPeife nod> Wege bei Dermeibung
uuferer erufteu Strafe unb Uugnabe gelüften follcii." Dagegen wirb ben bc

Pal. <£brcnberg, i>ic Jlufanac 2ut*tia*, f. U.

Digitized by Google

treffenben luic^fotnmcii bes (öojjmaun bie Verpflichtung auferlegt, gutes Bier $u
billigem Prctfc 5U liefern. Solange bis ein Kino bas nötige 2111er erreicht, barf
(ßofmann bas Monopol ber Bterliefcrung einein Dritten übertragen.

Jim ö. 3uni \6\ö erhielt <5ojjmauu fobann bas ausfcbliefjüaV Prini-
legium, €ffig unb 3duffsbier aeeifefret 51t brauen; jebod} folltcn t?ierburd?
biejenigen, weldje eine berartige (ßereditfame etwa febon befaßen unb beu red>t<
mäßigen <£rwerb berfelben nach weifen würben, nidjt benachteiligt werben. 21m
3. Hopember ^5 erlaubte (ßraf €rnft ferner bem (ßojjmauu, auf feinem platte
511 Altona eine Kofmür/le (b. f?. ein 03öpelwerf) an3ulegeu / unb mittels berfelben
foniel l)\a\$, wie er 5um <£fftg< unb Sdnffsbierbrauen notig fyaben würbe, aber
fein frembes 2Uals noch anberes Korn, abgabefrei mahlen 511 laffeu. li\*uu bie
2!Iüf?le etwa $11 anberem perwenbet werben unb fid) ber gräfliche IPiubmülIer
in Altona barüber befdiwereu würbe, fo follte (ßojjmanu perpflichtet fein, bie
HKnbmühle unter ben bisherigen Bcbiuguugcn felbft 511 übernehmen, ferner
würbe ir/m erlaubt, baf er pou Cutfe (ßabe einen geringen plafc, um bort einen
Brunneu anzulegen, faufen bürfe, jeboeb or/ue Hadjteil für bie gräflichen €iw
fünfte. <£ublidj erhielt (ßojjmanii am \. 2luguft wiebertjolt bie Freiheit,

Kot- unb Sdüffsbicr in Altona 511 brauen, audi aeeifefrei über bie Strafe 511
per$apfeu unb an bie Schiffe 511 perfaufen, wäfjrenb für alles Bier, bas er inner«
halb ber «Sraffdjaft tonnenweife abfegen würbe, von jeber Coune 4 ß Sfccife
entrichtet warben folltcn.

<7)wei Jahr barauf würbe 03oj$manu buvd) beu pinueberger Drofteu Johann
€berharb Stebiug umgebracht; bodj ift fein altouaer 21uwefen im Bcfifee feiner
^amilie bis 511m 3alnv 1673 geblieben. €s ift ber Brauerhof, beffeu €age
noch gütigen Cages in ber großen unb Weinen Braucrftrajje 5U erfenneu ift.
^wifchen beiben Straften lag bas (ßruubftücf, bas gegen €ube bes \7. jaty
hunberts parzelliert unb bann erft im Perlaufe längerer ^eit pollftänbig bebaut
würbe.

21uf?er bem Brauerhofe fat es in Altona unter febaueuburgifdjer l)errfdiaft
feine belangreiche Brauerei gegeben. Jtllcrbiugs waren im 3ahre * 625 mehrere
Perfonen beim (ßrafeu um bie Erlaubnis eiugefommen, in Altona weitere
Brauereien für €ffig unb Sduffsbicr anjulegen. Dagegen weubete fid? «Elifabetb,
bie VOxtwi bes Johann (Sofnuauu, in einer «Eingabe, in ber fic u. a. geltenb
maebte, baf ihr feiiger IMann „eine faft merflid>e, große llufoftuug tu 2luf<
baiumg bes Brauhaufes, Anlegung ber a\ifferröhreu unb Rührung bes IPaffcrs
unb fonfteu an anbeven 5<xd)tn ivrweubet hätte'*. Piefc Bittfdmft febeint ihren
5wecf erreicht $u haben, beim wir hören bis 511m €nbe bes fdjauenburgifdv'u
Kegiments nichts mehr von einer €utwkfeluug bes altouaer Brauereigeuvvtvs,

Digitized by Google

48

6cr [uij, ähnlich wie bei ber ^ifdvrei, ein ftarrer iliouopolismus Innbernb in ben
XOea, ftelite.

Das erftc in Altona unter bänifd>er l}crrfd>aft erteilte Brauereirripileaium
ift basjeniae, nvldjes bem Hamburger Dombedjanten Dr. Cancer manu am
27. Hopcmhcr \ 64 \ Perücken nmrbe. 33as (ßrunbftücf, auf bem es fyaftete, f am
mit 6er ^rauereiaereehtfame fpäter au bie ^amilie Void unb bilbet jetrt einen
Ceil ber Haefefefdjcu Brauerei. Die uädjfte i^rauaeredjtfame ir»ar biejeniae bes
Peter be Pojj, bos fnefigen Stammpaters biefer befannten altouaer t famiüe.
Derfelbe fyatte febon U>40 in ben lefeteu iHonaten ber fdjaueuburcufdjen l)errfd>aft
um bie Crlaubnts 5iir Crridjtung einer Brauerei in Altona uachaefudjt. 3m
3afyre \6$2 faufte er ein (ßrunbftücf €cfe ber breiten* unb €augenftraj?e, ipo
er feit U»47 bie Brauerei getrieben 5U ^aben fdjeiut. Daun folgte balb nodj
eine Jtujar^l ipeiterer Verlegungen, fo baf es gegen <£nbe be» \7. 3^^^unbert>
in 211tona ad>t, unb 311 Sdmiib* ^cit (J74G) 5CI711 iVauereigerecbtigfeiten ge-
gebeu fyxt

Digitized by Google

21nt}<mg: t>er ZTobisfrug.

i.

er Hamburger „Tlobistvod}" witb $ucrft im 3afjrc J526 eraxilnit
(Koppmann, fyamb. Kämmerctrcdmungcn V. 295); im 3 a *? rc J528
werben von 6er Kämmerci Ausgaben »c^cidwet „ad strueturam
domus Nobishusz" (1. c. V. 355), un6 im 3 d *? rc \53<t fycift 6er altonacr
Srunncnfyof, von 6cm in unferem erften f^efte 5, 2 6ie He6c n?ar: „Born up
jenfto Ztobisfyus rorutfy 6er ljci6e". Pgl. überhaupt Heböcrmeycr, Copo-
grapljie S. 43, 64, \ö5, 335/36. Die genaue £age 6cs XTobisfruges gefn" vooty
fd>on mit jicmlidj grofer Sidjerfyeit Terror aus 6er Sdjrift: Kleine Beiträge $ur
<£>cf dna?tc un6 näheren Kenntnis 6er 5ta6t Altona. Altona. \8ty, 5. {0 unb
namentlich 5. 25. Un lefcterem (Drte fycijjt es: „2lnno \600 im (Ddobcr ift
6er XDeg 5u?ifdjen 6en bey6en Ceidjen bey Hobif ftaufc aar fefyr per»
fahren gen>cfcn". IDeitcres r/ierüber bei Befyau6lung 6er (ßren3ftreitigfeiten. Später,
vermutlich im 50jährigen Kriege, u>ur6e 6as fraus fclbft $erftört, 6er Harne blieb
jc&odj an einem Stücf €an6 ^aften, 6as im 3 a h rc \644 (nach 6er fyan6fdn*.
(£tjronif ron 3 ann *t >a l, roie m ™ t? crr Dr. lOalt^er mitteilt) 06er J646 (nach
irco6crmeycr) von 6em Hamburger Domfapitel an 6en Cofygerber £}ans ^alcf
perfauft n>ur6e; fcfyon im 3 a h rc \67\ befan6 ftdj 6ort 6ie neue Dröge. Hacr)
einer an6crcn Had^ridjt 6cs eben genannten 3dnnibal fönnte es aller6ings fdjeinen,
als ob 6er Hobisfrug weiter fü61ich gelegen t^ätte; 6od> wirb 6iefe Stelle, 6ic
allen fouftigen Hadjridjten n?i6erftreitet, vermutlich einen ^efyler 6es Kopiftcn
enthalten.

^ür 6ie eigentümliche Dern?en6ung 6er lüorte Hobisfrug un6 Hobtshaus
im Sinne von tjöllc bringt lte66ermeycr u. a. folgen6e Belege bei:

I>rm bnrrer Körper mit beinern ,f leifdj
IPcrb' alliier ber Raben Speijj,

21 1 1 o 11 a iiuter rdjäuriitnir jtfd,'rr lifrrfdjaft. II III. \

Digitized by Google

50

Dein Scel fafjr b> in ZTobisfrug,
Da ibj: bereit ift (Qnal genug.

(Cursus Klcsclianus).

2IIs <£n(enfpiegel watb jtt fcb.njadj.
Da tooUt mau tlnin audj 3m- Sad?,
Daß er nidjt ftärb fo ungebeidjt
Uno fülir in ZIobisb.au s cietleidjt.

(<2nlcnfpiegel, Heimensu>etß burdj 3. 5. <3. m.[ttlcint}cr]
^ranffurter 33latt 2?7 5. 2.)

(THobisgat of tt^e b,el, in be boertige Styl
L'eiifcr, lc trou d'enfer cn styl burlesquc.

(<£omplct nebcrbuitfdj eti ,frans IDoroenboeT, Zlmfierbam \7{7.)

II.

X>on Gerrit Dr. med. Caspar in fyimburg, 6er ftd> eingefjenb mit ben
„in Hieberbeutfdjlanb aar nidjt fettenen Hobisf rügen" befdjäftigt fyit, fyabe tdj
auf meine Bitte tyitifid?tltdj berfelben folgende intcreffantc Mitteilungen erhalten:

„Die cigentümlidje £age," — fo fd?rctbt ^err Dr. Caspar — „bie ftdj bei
manchem btefer Krüge nadjroeifen Iäft, ift biejenige in einer moraftigen ober boaj
tuafferreidjcn Ciefe. So lag ber fjamburger Hobisfrug in ber rom (ßrenjbaaje
burdjfloffenen <£infenfung snnfdjeu bem „fjamburger Berge" unb ber 2Infjöl}c,
auf ber jefct Altona Hegt (bem „fteuberge" E.). Üfmliä} ftefjt es mit bem oft-
lia? pon Henbsburg, am linfen Ufer ber <£tber belegenen Hobisfruge. Das
<&et}öl$, u>eldjes t>on bcmfelbcn feinen Hamen erhalten fyat, voixb burdj eine
moraftige tiefe in 5iuei *}älftcn geteilt. Die grojje BraFe, beren €. Kol? Ii in
feinem Qanbbudp ber Befdjrcibung bes fjersogtums ©lbcnburg II. 220 unter
bem Hamen Hobisfufyle gebenft, a>irb fdjon burd) ben «^ufafc ttufyle gefenu-
$eidmet. Über einen „liäbersFroedj" in ber 71 It mar! beridjtet Kufyn, Ulärfifdje
Sagen S. 2\ (^8^5): „Tin ber nörblidtften Spifce bes Drömling, ber nod? w>r
\00 yxtycn fo bidjtes, unroegfames (Elbbrua? u>ar, baf man ifyu meift nur im
Sommer (alfo nur in ber troefenen 3arjres3cit! C.) burdjfdn-eiten fonnte, liegt ein
Dorf, nxldjes Heu^erdjau (^erdjau b. fj. Seelenau, E.) fjeif t, non ben teilten ber
ganjen Hmgegcnb aber Häbcrsfroedj genannt wirb". IDir roerben fefyen, tDcldje Sage
ftdj an ben (Drt fnüpft. (Ein „XTabersfroay ber UTittelmarf, beffeu Untergang
eine fagenfyafte Uberlieferung melbet (ftufjn 1. c. S. G^), lag an ber Stelle, n?o
fidj „be beepe Kuljle" an bem Kiefer See befinbet. Sobann liegt ebenfalls in
ber Ulittelmarf bei bem Dorfe UTarFgrafpiesfe ein fjügel, tpeUfyer allmärjUa} ftdj
baburd? erfjöfyt Ijat, baf jeber Porübergefyeube eine 6anbt>oll Crbe, einen Stein

Digitized by Google

5\

ober einen Cannen3tt>eig auf tfni 5U werfen pflegte. Dicfer Ijügel füf?rt 6en
Hamen „Hobelsfrug", uu6 man fagt, er fei $um 2In6enfen an einen 6ort he«
gangenen lYlovb errietet morgen (Kulm 1. c. 5. \ \ö). (Offenbar traben wir es
I?icr mit 6er an managen ©rten Deutfdilan6s nod) unbewußt beibehaltenen Sitte
$u tfnm, r*on 6er fdjon l}ora3 (©6. \, 28) beridjtct, un6 6ie audj bei (ßermanen
wie bei 5Iat>en in alten Reiten üblidi war, 6er Sitte nämlich, 6aj| unbeftattet
6aliegen6e Ceicfyen von je6cm Dorübergefjen6en mit einer J}an6poll <£r6e beftreut
5U n>cr6en pflegten. Hody gegenwärtig ift es in managen <J5egen6eu lTor66eutfa^«
lan6s (Bebraudj, an 6en Stellen, wo ein ittenfd? umgefommen ift, aus Beiträgen
E>orübergeb i en6er Stein* un6 ^o^fyaufen 311 erridjten. (Dgl. Sd}n?ar$, Hor66.
Sagen; fjaupt, Sagen aus 6er £aufi§). Die Sitte u?ir6 „6as Steinlegen" 06er
auch. 6as „Heiferlegen" genannt; es hetft, je6er Dorübergeben6c opfere 6en 2lb*
gefcfjieöencn (f}aupt fagt: „Den Seelen 6er 2tbgefdjte6cnen") einen 2lft un6 geb,e
6ann feines IPeges; tfnie er es nidyt, fo fürchte er 6ie Hacfye 6es abgcfdjieöencn,
nod) umberirren6eu (Bciftes.

Von jenem altmärfifdjcn Habersfroed) am Drömling n>ir6 ferner mitgeteilt,
6a§ 6ort 6ie Coten 3itfammcnfommen un6 6afj fie 6ort ifyrcn legten Secbjer,
6en man ifmen 3U 6icfcm ^weefe in 6en HTun6 gefteeft 06er in 6en Sarg gelegt
^at, pe^efjren müffen, weil fie fonft ntdjt ins fjimmelreidj eingelaffcn u>cr6en.
So läfjt fidj 6enn gar nicht r>erfennen, 6aj| 6er Haine Hobisfrug auf einen ^n-
fammenbang mit 6er tEotenwelt 06er fagen wir, mit 6er 3eer6igung b,in6cutet,
un6 wir n>er6en nidjt umb,iu fönuen, in 6en <Drtlid}f eilen, an 6enen 6iefer
Harne haftet, 3egräbnisftätten unfercr hei6nifcbcn Dorfafyren 3U crblicfcn. So
erflärt fidj 6enn and), 6a§ 6as IDort Hobisfrug in 6er 6eutfdjen Spradje nidjt
nur auf ir6ifdje Cofalitüteu, fon6em audj auf einen Aufenthalt 6er Seeleu Per«
ftorbencr, auf 6ie I}öllc angewcn6et wir6. H?ic aber im alten (Ceftamente 6ie
„ftöllc" feiueswegs, wie im neuen Ceftamente, nur als 6er qualrolle Aufenthalts*
ort für 6ie Seelen 6er Der6ammten, fon6cru überhaupt als 6ic Unterwelt, als
Aufenthalt aller Seelen ge6adjt wir6, fo b_at audj 6as IDort Hobisfrug urfprüng*
lidj 6iefen Sinn; 3. ö. fagt man non einem läugft Perftorbenen: „De is nu all'
lange in Habersfrocb/' un6 pou einem foebeu <Befd}ie6enen: „Hu is h,e all' na
Habersfrocb,". (Erwähnenswert ift fenier, 6ajj man im HIccflenburgifdjen ron
einem Perftorbeuen fagt: ,,^et is bi'm lernen Herrgott im <£lkrubriKh" (Sdjiller,
Cierbudj L 19), was ebenfalls auf eine öeftattung in 23rudj uu6 illoor 311
oeuten febeint.

hiermit ftimmt and} 6ie Etymologie 6es IPortes Hobisfrug überein, uxnu
wir an6crs mit Kilian annehmen 6ürfen, 6af „Hobis" entftan6en ift aus „in
obis u , 6af 6ie gönnen „Habers" 11116 „Hobels" 6agegen forrumpiert fm6, 6af?

Digitized by Google

52

ferner „obis" ctymologifch absuleitcn ift r»on 6cm gricchtfchcn aßvaoas (fra^.
abysme, abime; itaL nabisso), mas 2tbgrun6, Cicfc, Untcripclt, fjöllc bedeutet.
IDir fin6 berechtigt, 6ic ^orm „obis" für btc ältere 511 f/altcn, ähnlich wie
„^teubriuf" älter ift als „riicteubrinf", „3cfcn" älter als „rUefcn" (Scrg in
6er Sarrods), ux>hl aud? „2166er", „®tter" älter als „Halter" u. f. ro. ferner
ift 6ic t f orm „obis" auch urfun6lidj bc5cugt 6urdj 6en im Cauenburgtfdjcn beim
<8ute (Tifdicnbec! ehemals r»orhan6cn getretenen „®bisfrug", 6er jnxir fd^on
längft Derfd}H>unc»en, aber feinen Hamen auf einen nahen 23crg rererbt r)at, 6er
uodj jefct „®bsfrugcr 3erg" l)ei^t (Sdjroöcr un6 ötcma^fY, (Topogr. v.
fy>lftetn, II. 20\). (ßrimm hat auch neben 6er von Kilian beigebrachten 2l6jcftir>«
form „tfobiffc" 6. i. 6er Hobifdjc, aus 6cm Kolan6slic6e \<)5, \ nodj 6ie ,form
„2tbiffc", ix>omit 6ort ein rjci6nifd}cr Fahnenträger bc5eichnet wirb, nad>getr>iefen.

Die Einnahme, 6af uufere Hobtsfrüge ^eiönifc^cti Hrfprungs feien, u?ir6
beftätigt 6urdj 6ie üble 23c6cutung, rockte 6ie Sprache fpäter 6em IDorte bei»
gelegt tyit, in6em fte 6asfelbe auf 6te ^öllc im neueren Sinne, auf 6en grauen»
haften (Drt für 6ie Seelen 6er Dcroammten anu?cn6cte, tr»as 6em Perfahren 6er
Kirche in 23e5ug auf 6ie gau5e, noch fo lange ^ett tief im Dolfc n>ur5cln6c alt--
r)ei6nifchc <ße6anfenn>elt cntfpridjt. 5 U 6iefer gehörte auch vornehmlich 6er
(Teufel 6es 6eutfchcn Polfes, 6er nidjt djrtftlichen, fon6ern tnelmehr l^ctönifcbcn
Hrfprungs ift, 6er (Teufel, 6en 6as Polf mit einem U\ibe (alias Jttutter, alias
(ßrojjmutter) ausftattete, btc bei ihm u>ohnt un6 feinen Haushalt führt, XKcfer
beweibte (Teufel, pon 6em 6ie chriftlid}e Ccufelslehre nidjts u>eif, mir6 nicht nur
als „^öllcnroirth", fou6em auch a ^ „JPirth aus 6cm Hobishaufc", als „Hobis
roirth" be5eidmct.

33c6cnfcn roir ferner, 6ajj es in !Üc6cr6cutfdjlan6 nodj jc$t unsähligc nach
6em (Teufel benannte (Drtlichfcitcn giebt — Ccufelsmühlcn, (Teufclsfüchcu, ja
fclbft Ccufclsfirchen, (Tcufelsfau3eln u. f. n>., — Örtlicbfeiteu, 6ic urfprünglich 6cm
hei6nifd?cn (Sötterfultus ge6icut fyabtn u?cr6cn, un6 6ajj in 6er Hachbarfchaft
unferes hawfH»^* Hobisfrugcs mehrere folchc Cofalitäten porhan6cn fm6, näm-
lich erftens 6er „PüdcIs 23omgar6en", 6er fd>ou \386 enpähnt n>ir6, un6 6en
Cappenberg ((Elbfarte 6es 21Teldnor Coridjs, S. 77) in 6er r^euttgen „(Teufels»
brüefe" U5ic6er5ucrfcnncn glaubt (6ic Ccufelsbrücfc ftcl?t fdjon auf einer Karte
pom 3ar/rc \73<{ t>cr3eichnet E.); fo6ann 6as ^aus „bim I)rce6ün>cl", <£cfc 6er
J3rcitenftrafc un6 Palmaiüe in Altona, un6 cn6lich „(Dpclgcnnc", in roelcbcm
ZPortc fdjon (ßrimm 6ie öcsicfning auf (Teufel un6 trolle nadjgcanefcn hat. 2lus
allc6em geht ipofjl tyrvov, 6af? 6ic <£utftchung 6er „Hobisfrügc" in 6ic althci6-
nifdie <3cit 5urücfreicht."

Digitized by Google

53

III.

Der €efcr wirb fjerrn Dr. Caspar bei feinett iittcreffanten Mitteilungen
imö bei 6er baran gefnüpf ten fdjarf finnigen #emcisfül}ruug gennf glcidj mir
mit Pcrgnügen gefolgt fein. Dennod? wirb man in Bc5ug auf lefctere einige
^roeifcl nicht unterbrüefen Fönnett. Der <3ufammeubang bes griednfdj.romanifd>cn
abyssos mit ben nur in Htcberbeutfcblanb r>orfommenben Hobisfrügcn ift eitt
rccfjt locferer; bie öeftattung ber {Toten in feuchten Hieberungeu entfpricht nidjt
ben Sitten ber alten Deutfdjcn; unb t>or allem: bie Perrocnbung bes Portes
„Hobisfrug" im Sinne ber työllc fdjoint erft fefyr fpät, erft in neuerer geit üblid)
geworben $u fein.

Jttir fdjeint bie im Ccrte r>orgefd?lagenc Ableitung boeb mefyr tPafn-fcbrin--
licbfeit für ftcf? 51t haben, nameutlidj menn mau fter/t, bafi nicht nur ber baim
burger, fonbem audj ber renbsburger unb cbenfo ber altmärfcr Hobisfrug, bafj
biefc brei tpid?tigften Hobisfrüge, u>elche fterr Dr. Caspar anführt, fämtlid) bidjt
an alten (ßren5linien belegen ftnb, baf ferner gcrabe foldjc (ßrensgegenben mit
i^reii u^äfyligen Streitigkeiten unb Pergch.cn aller Ttvt, mancherlei Hamen är/n»
Hefter 2trt r>ert>orgcbrad}t haben. 3dj erinnere nur an „Mona", fornie an
„(Dselgönne", tt>elcfycs Untere IPort ebenfalls nur bei (ßrenslänbereien t>or$ufommen
febeint. (Pgl. <£r/renberg, bie Anfänge Altonas, S. 3.) IDenn bas IPort
„Öpelgönne" im übertragenen Sinne ebenfalls bie i)dllc besetdmet, fo roirb man
um fo efjcr anner/men fönnen, baf? bou Hobisfrügcn biefe Hcbcnbcbeutung aus
ähnlichen (ßrünben betgelegt trorben ift, u?ie beim überhaupt aufjcrorbcntlicf) oft
bas Porbanbenfcin gleicher Pcrlyältniffc an uxit t>on eiuanber entfernten ©rten
biefelben IPirfungcn r/errorgebradjt, biefelben Hamen er3eugt bat. „Öuelgünbc"
(audj bie $orm „Üi>clgünbc" fommt vor), b. b. bas ungern (ßegonnte, ift im
ßebanfengange bas genaue (Begenftücf $11 bem „Hobisbaufc" b. b. 3U bem fymfc
(ober (ßrunbftücfe), bas ber Sieger im <S5rcn5ftreite triumpfnerenb als fein €igcn
besei ebnete.

<$um Scbluffc fei nodj barauf fjingeunefen, baj? ber Harne bes alten Hobis=
fruges in neuerer <3eit abermals $u einer eigentümlidjcn Ableitung Peranlaffung
gegeben Ijat. Die 3nfdjrift, n>cldje nod> jefct am altonaer Hobistborc ftcfyt,
^nobis bene nemini male 44 ftammt erft aus bäuifdyer t ?>cit. Sie beutete pon
Altona nad) Hamburg hinüber unb 5uxir im frieblicbcu Sinuc, tüäln-cnb umge<
ferjrt — tuenn meine Pcrmutung richtig ift — urfprünglidj bas tDort „Hobis"
ein auf bie bolfteinfdjen (ßrafen gemüt^tes b/amburgifdjes tEru§ux>rt mar.

Digitized by Google

(ßlücfstopf=<Sefd?td?t<m (1589, (606).

^^^Sjino fefyr alte Ccibcnfdjaft bes 21Teufd?cngefd}led)ts ift es, bas (Slücf im

(fäSSm " picIc 5U Pcr f ucJ ? cn ' u?ar ^ oa * IDürfelfptel fd>OTi bei ben alten
^^"^ (Setmanen wie bei ben Hörnern perbreitet. Dagegen ift bte Permcn«
bung bes Cofcs 3ur €ntfdjetbung foldjer Spiele erft im 15. 3al}rf?inibert unferer
^eittcdjnung aufgefommen. Bis bafyiu biente bie uralte Sitte bes Cofens anbeten
^ujccfcn: Sdjon 3ofua perlofte bas gelobte £anb unter bic \2 Stämme, unb
eben biefen (Scbraud?, Canbucrteilungen burdj bas Cos cntfdptoen $u laffen, finben
wir bei tnelen anbeten Pölfcrn, audj bei ben (Setmanen wieber. IDcnn ferner
fdjon bic TXdfäiv vot Croja ben (Segnet bes t}cftot im ^wifampf butä^ bas
€os beftimmten, n>enu im 21Tittelalter fo fjäufig flmtet unb IDürbcn rcrloft
rourbcu, wenn Cosorafel feit ben älteften Reiten bei arifdjen unb femi«
tifdjen Dölfetn üblidj waren — nodj jc§t giebt es ja Blumen-, Knopf« unb
anbere ©rafcl biefer 2lrt — , trenn audj bas Cfjriftentum fofort bas Cofc>
merfen übernahm (2(poftelg. \ f 26), fo mujj fner ein ungemein tiefwu^elnbes
Bebürfnis ju (Stunbe liegen: bas Bebütfnis, bei widrigen l?anblungen ober
Porgängeu eines eigenen (Entfdjluffes überhoben 5U werben, »ielmcrjr bie <£nt>
f Reibung einer f}5f;eten 2ttad>t 5U überlaffen. Dcmcntf ptedjenb u>ar bas
Cofeu ftets ein feierlicher, oft gcrabe5u ein religiöfer 2lft. Diefcn <£ljarafter
fyit es erft abgeftreift, feitbem es in ber fyiuptfadjc nur uodj bem Spiele bient,
unb jroar ber niebrtgfteu TXvt von Spielen, beujeuigen, bei meldjen es auf
(Sclberroerb abgefcfjcn ift.

3n folgen fdjneibcnbcn Kontraften offenbart ftd? ein ungeheurer IDanbel
ber fittlidjeu 2lnfd>auungcu. (Seunfj ift es fein Zufall, bajj gerabc bas \ö. 3al?r«
Rimbert bas Cos i>om lt>erf3eug bes (Drafcls 5U bem bes f}a$arbfpieles begrabiert
r^at, biefes 3 a h r ^? unocr * oor Henaiffance unb bes Humanismus, bas ben 21tenfd>en
i>on ben ftarren Satzungen mittelalterltd>er Dogmatif losrifj unb ir/m feinen freien
lUtlleu tt>tcbcr$ugeben begann.

Die erften ipirflidjeii Cotterieu fanben in 3 tauon mo ^lanbctn ftatt.

Digitized by Google

55

Um bie UX\\k bes \6. 3^ Rimberte waren fte jcbcnfalls fd>on in gatt5 JDcft«
unb Mitteleuropa ftarf perbreitet. 21m bclicblcftcn war biejenige 2lrt Cotterie,
weldje man als „(ßlücfstopf" 3U be$eid>nen pflegte, unb öie auefj je£t nod> fo
rjeift, inbes nur n<xf> bner unb ba auf 3af>rmärften üblid? ift. 3m [6. 3ar/r*
fumbert n>ar bas anbers. So wirb pon einem (ftlücfstopfe in «Erfurt berietet,
wobei öie (Sewinufte in (ßegenwart ber Katsfyerren t>on einem „ungclaljrten
Knechte" gesogen würben unb ftcb aui> ber ßersog tDilr/elm ron tDetmar be«
teiligte, aber nidjts gewann. 1 ) Da» Perfab/ren bei biefen (Blücfstöpfen war ein
fefu* einfaches. <£ine beftimmte 2tn$at}[ «Settel würbe in einen Copf gelegt; bie
Hicteu blieben unbefijricbcn, bie (Sewiuulofe bagegen trugen eine Hummer ober
bie Be3eiimung ber (ßewinne.

€s fdjeint nun eine uotwenbige <£igcnfcfyaft bes £ofewerfens in jegltdjer
töeftalt $u fein, bafj babei letcfjt (Selegenfyett geboten wirb 5U bem, was ber fyof*
liebe ^ran5ofe ^corriger la fortune" nennt, 311 allerlei mein" ober weniger fyarm=
lofen Betrügereien. 3 n &«m 5 ucr f* erfdneneneu IDerfe ron (ßarsont, La
piazza universale di tutte le professioni del monde wirb In'erpon (im 40. Dts»
furfe) ausfüb/rlidj gcfyanbelt. 3*^ will bie Stelle nadj ber beutfeben Überfettung
Pom 3^^ rc 1626 fner pollftänbig wiebergeben, weil fte für bas ^olgenbe pou
Bebeutung ift:

„ftierfyer (b. fy. 3U ben ZDafyrfagem, sortilegi!) gehören audj bie (ßlücf»
fyäffner, welche mit gar einem betrüglidjen ftanbtwerf umbgeljen. Dann es
laufft allba allcrr/anb Betrug unb Dortfycil mit unter. Da gibt man etlichen
Befanbten bie Settel in bie ftanb, welche tfmn, als wann fie aus bem J)afen
rjerauslangtcn. Xjaben grofj (Slücf, aber tragen wenig bapon 311 f)aus unb nichts
mer/r ab ityrcii gebiugeten Colm, ba£ fte atibere fyelffen, Titian 311 für/ren. Da
fielet man einen ganzen fiauffen Silbcrgefdnrr, weites aber nur meiftentfyeils
ijymifi} unb falfcfj ift ober fonft fo leidjt unb bünne, bafj man nidjt Diel mefyr
als bas <5efür/t (b. fy. ben ^nblicf) barpon fyat. Sie seygen manchem eine fcfyönc
ftlbeme Scfjüffcl ober ein Berten. tPann ers gewinnet, fo mufj er wol mit

') feinte am Ktiyn, 2UU}. Kultnrgefdjictfte, IV. s?(. Per „ungelebrte" ober „un>
fdjnlbigc" Knabe, ber in ber <Sefd>idjte bes 2lberglanbens überhaupt eine fo bebeutenbe KoKc
fpielt, bat mcrfnmrbigenpeife bei ben t otterien ft* feine n'idjrige Jr'unftton bis 3ur <5egena>art
5n erhalten geengt. Dgl. im allgemeinen über bie «Sefdjidjte ber £otteric: Benbcr, bas
fotteriereebt, \. 2lufl. (832. 2. Hufl. \s\\. ^offer, Gcschiedenis der lutcrijen, 2Jmjlerbam
(862. Sdjufter, bas Spiel, feine <£ntn>icfduug unb bebeutung im beutfdjcn Sedjt, H?icn [um.
$r. (Hnbemann, Seitr. 3. (ßcfdj. b. fotteric 11. 3. fjeutigen Sotrerieredjt. (3naug. Uiff ) öonn
(882. Über bie <Blncfs%fe, roeldje man in ©berbeutfdjlanb audj „(Slurfsfiafen" ober „gemeine
trafen" nannte, foll ftdj fdjon eine im 3 a h rc l 582 3 U ÄÖrn'Ö crf(b,ieticne Sdjrift con Sigis-
mu nb Sucrus ausgefprodjen Ijabcn, bie mir 'aber nidjt erretd^bar war.

Digitized by Google

5f>

einem Sturmflut fürlieb nemmen. HTandpr gewinnt eine cjülöonc Kotten pon
füufffninbcrt £ronen, mufj aber mit einem par Armbänbcr, wann es wol gerät,
bic faum 3cr/en wert!) feynb, nadj £)auf gcfjcn. Sie pcrfjcifen, es foü ber ganfcc
(Slücf trafen in H Cageu ausgeben, roere ifjncn aber Icyb, wann fte nid)t ein
par 3ar/r bamit 5U tfnm fetten, Unb öamit man ja ftdj feines Betrugs 3U
befahren, wiffeu fte einen gcfdjliffenen (SefeUen bar3u 3U bcftellcn, weldjer bic
3ricff ober Cofocttul fycrau&langct, weifi ftd? aber wol 5U Inltcn, baf er ntd?t
auff bic Seite greiffe, ba bie guten £ofj ligen, wann fte anberft aud> brinnen ftnb."

Befanntlidj gewahrt audj bei mobemen Cotterien weber bic obrigfcitlidK
Überwachung, nodj ber „unfdmlbigc Knabe", ber bie Cofc siefn\ immer un*
bebingten Sdw§ gegen Betrug; nur fmb je$t nidjt Unternehmer, fonbern einselne
Spieler bie Betrüger.

Die erfte altonaer Cotterie, pon ber wir Kunbc r/aben, pcranlaftc eben»
falls allerlei Kunftgriffe jener Art, wie uns bas bie beibeu Ijauptbeteiligten in
red?t braftifdjen Ausbrüden felbft verraten. Pon biefen beiben Reiben war ber
eine, fyms Körner, ein gewöfwlidjer Abenteurer unb Pagabunb, ber anberc ba«
gegen war in Hamburg anfäfftg unb führte ben Doftortitel. Dtcfcr Dr. Pa«
leutin Huf wurm erwarb im 3 aJ ? re \5<)\, alfo 3wei 3aljrc nad? unferer
Affatre, ein (ßrunbftücf por bem bamaligen bamburger Dammtfjorc, bas naa^ ifmt
ben Hamen „Palenttnsfamp" erhielt. 1 )

Die jweitc 511 unferer Kenntnis gefommene altonacr Cotterie fanb im
3af>re 1606 ftatt. Diefelbe ermangelt allerbings bes bramatifa^en 3ntercffes,
Seidmet ftd> aber bafür burd? Umfang unb fyftematifdje Anlage aus, weshalb
im folgenben aud? r>on ir/r bas lt>cfcntltcr/fte mitgeteilt wirb.

Das für bic erfte Cottcrie angefertigte Pcrjeidmis ber (gewinne ift pon
nidyt geringem Fulturfn'ftorifdjcn 3ntereffe unb wirb aus biefem (5runbe polb
ftänbig wiebcrgcgcbcn.

I. (Copv öer SJrtife! mibtt 2JTcifler Palten 2?tt§n>orm.

21Ieine gauts frcintlidic Dtenftc iber <3cit juuor, in fonber gros gunftiger
tyrr Ambtmann. Aus gros bringenber Hot fann idj cyr (Sunftcn flagent nidjt
porljalten, ob id? wol einen fleinen Portell pey bem £ott, ja mein gants Porberb

') l>gf. fil»« r biefen rielfettigcn ItTann eitiftoetlcn (5acbed?cns, fyflor. (Copogr. 5. 108
unb bajn bie lITiltJj. b. Der. f. b>g. (Scfdj. 1890 S. t<H. <£s wäre ero&iiföt, tneb.r über tb.it
ju erfahren.

Digitized by Google

57

fpur unb pormcrf, fo ift bodj bij| by (Drfadp, baj| ber Docter fon ünfanf lnnbcr=
lifticb fjiu6cr bem Jjcrrcn Droft unb fjcrrn 2tmbtmaun unb fowol meiner Pcrfon
^ergangen. 2llfo unb anfenflidj tyat mir 6er Docter einen Brieff gefebrieben
jungft porgangen Umfdjlag nadj bem Kiel, woferne xd} wollt was mit im an*
fangen wegen bes Cottcs, fo foüt idj midj auffs allererfte nach ftambureb mit
meinen (Suttern porfugcn, benn bas Colt 3U galten follt im pon einem erbarn
Habt 5ugelaffen werben. 2Jls xd} mit meinen (ftuttem anljero fam, bat er eben
fo fiel «Sutaf / als „morgen fombt ber Keifer", fprenget midj alfo anfycro unb
furet mid} armen 2Hann in fo gros Hnglücf. 2tts idi nu über ein iTTonat lanf
pon bem Doctor 5U ber <5cit $u Hamburg wurt auffgefyalteu, in Hoffnung, er follte
pon einem erbarn Habt <5ulaj? befommen, bo boefy im (ßrunte nif baraus warb,
Icfclicr) fagt icfj $um Docter, es wollt [xd} fo nidrt* lenger bufyen laffen, idj mufte
nad} Pinnenberg unb fyanbeln mit ben tjern Droft unb f)crn 21mbtmann, bafj
xd} auff Vorgängen Pfingften ba mocfyt ausftcfyen, bamit nidjt ein anber por mid>
quam, fo fejj idj 5wifcfjcn $tr>ci Stulen. Darauff mir ber Docter bie 2tntworbt
geben, es were ein gut Habt, er wollt glcidjwol, wan id} fcfyon ,5ula£ erhielt pon
ben grefligen Dieners, nodj umber anhatten, fo follt bod? ber ^usftant in ber
Statt porgeftellt werben. Iiis xd} aber rxadf pinneberg bomolen gefommen, fjab
id} ftraefs <5ulaf r>ou ben l}eru Droft unb fjern 2(mbtmann erhalten, bafor id}
bann in Unberbenidjfeibt noer) banfbar. 2TTeine ITleinung war aber, por Pfingften
aus3ufter)en, unb lies mir gletcfywol ummer pon Docter auffüllten, baruber id}
barxrx in grofe llngnab bei bot grefligen Dieners geraben, finbemal xd} feinen
2tbfcr)eibt geilten, bo es bod} in ber H)arf?eube meine Scfmlt mcfyt geweft. Do mir
aber ber fyvx &mbtmann einen ernftligen Bricff $ugefcfyricben, wofeme id} nidjt
ben Dagf, fo im Schreiben pormelt, würbe auffpauen unb bes Dings ein €ube
machen, fo follt mir ber ilusftanbt mit mdjte gehalten fein. Do idj ben Doctor
ben örieff fefyen lies, unb er bey einem erbarn Habte in ber Statt nty erhalten
fönnen, bo warts im fyalb audj rxxd}t gar <£rnft, boruber warb mir ber Zlusftaut
burdj ben ^ogb $u (Dttcnfen (ob xd} gleiefy fyattc aufgepawet) erlegt. Do gab idj
bem Doctor $u porftefjcn, weil icb feinetfyalbcn fo $u Sdjaben, fo wollt ich bie
Unfoften pon im forbem. Do brung er unb ber perloffne Zimbtmann, mit Hamen
fjcinridj Bergmann, welcher bem ijersodj pon ber ijarburgf cntloffcn, mit (ßcwalt
auffen fjerrn Droft unb erhielt mit grofer Pitt ben Zlusftant auffs ney.

(Db id} nu wol by Ding bafyin geridjtct, bomit alles was ins £ott perornet
gewefen, modjt auffridjtidj $ugel?en, fo f?at bod} foldjes ber Doctor mir 5U großem
Schaben unb Dorberb, ja 5U grofem tjon, Sdnmpf unb Spott ber (Dbrigfeut fo folebes
porgönnet, feinen rechten Dortganf gewinnen ober fyabcu laffen, ja pou Ztnfanf
wy Keinicfc ^o| fyinber ben greffligen Dieners unb meiner pcrfon Vergangen,

Digitized by Google

58

ja bas nodj mcfjr ift, baf er fein eigen Jjant unb Siegel, fo er mir geben, nie
fein mal gehalten, weldjes fein crjrlibcnb pflegt 5U bufju.

2ludj ben \4. Jlugufty biefes 89. j3afjrcs] fo ein Stucf an mir in 6er Statt
Hamburg begangen, bafj audj feinem erlidjen JTTann anfteljet, unb J?at ifjm fiel
mcfjr geburen wollen, 60 er 2ln- unb <3ufprudjc pormeint an mir 5U traben, 5um
Pinnenpcrg, borunber öann alle Sachen biefes ftanbels gefjortdj, midj 5U pefpredjen.
Derfjalpen werbe idj aus grof bringenber Hot rjir$u porurfadjet, feine Sobelin»
unb Dicbsftucfe 511 offenbaren, jweiffel auch nidjt (weil ifjm in ber Statt, bo er
bodj 511 lluredjt gef läget) Hcdjts pcrljolffen, ber f)err Jlmbtmann unb ber Jjerr
Droft werben mir i« meinen pilligen Sachen, was redjt ift, audj beljülfflidj fein.
ZTu polgen feine erliefen Stucf, fo er bey feinem (ßlurbopp geubet:

<3um erften rjat er by grofen 2 <ßcwiu$cttcl, fo auff by groften unb ftatt*
tieften gulben Hing por OOü ^ gerechnet unb gcfdjlagen, bafj fie nidjt im Dopp
feint fommeu. Do idj aber barauff gebruugen, er follt jte nein bufjen, bomit
wenn ber fjerr Droft ober fterr itmbtmanu quem, ben Dopp 3U fifitiren, wy fy
bann gut $ua unb Hcdjt 5U bilden fetten, bamit alle Dinf nag bem 3nfentar>' be=
funben werben, bamit wyr nidjt pon all unfer (Pmt fönten mochten, weldjes fidj
bann ber Doctor fegen ben fterrn Droft erboten, bo er im Unredjt befunben, follen
fy Zlladjt fjaben, alle bas (ßut weg ju wenten, foldjes fjab idj tfjm gnugfam 3U <ße*
mubt gefüret. Dorauff gab mir ber Docter by Antwort: <£y, 3or?ann, gebt cid?
3ufrieben, es fjat fein Hobt, idj will ein IDeib friegen, bas ift meine gute ^einbin,
by foll por ein Daler Jyttel ausnemen, unb idj will if?r by Settel supor geben, baf
fie quansweis by Hing gewinnt, barauf will idj fy ifjr wieber abfaufen unb will
tfjr ein ücrcfjrung geben, bajj fy foll fdjwcigen. Darauff idj geantwort, bas modjt
er bufju, idj wollt bamit nidjt 311 bufjn fjaben, wollt er was buljn, fo modjt ers
perantworten. €s ift alfo Pom Doctor ins tDcrcf geftellt, idj will irjm auch bas
IDeib unter klugen ftellen.

t Oum 2. warbt er nodj giriger, gcfyct 311 unb nimbt ben <5luybopp aus
ber 2Uuts (?), legt ifjn auff feinen IPagcn, füret ifjn nad> Baus, in willens, alle
by peften Settel l?eraus3uncmcn unb bas £>olf imer nadj bem anbent geringen (Sut
greifen 3U Iaffen, borein idj bann uidjt confentiren wollen, aus ©rfadj,
idj fagt 311m Docter, wy wollt ir bas Sdjlofj auff frigen, benn fy r/aben
ben Sdjluffcl? Darauff er geantwort: <£y, 3oljann, idj weis guten Habt, ben
Hygel abgefeilet, ftnt bodj Sdjmiebe genug, by meine guten ^reinbc fein, by follten
mir wol einen auberen madjeu unb idj will bes Sdjlof gleidjen wiber porljangcn.
Domit uu foldjes waljr fey, fo will idj trjn bamit über3eigeu: Der (ßlurbopp
ift nodj auff feinem Cuftljaujje unb ftieft in einem fdjwa^cn Sacfe. IDcldjcr
(Drfadjcn Ijat er iljn aubers 311 ftdj genomen? Das fann ein Kint wol forfter/en.

Digitized by Google

39

3um 5. Ijat er aüc by anoern ftattlidjcn Singe wollen porenberu, öafon Ijy
5U lanf ift ju fer/reiben.

<£um fyat er ein gar fcfyon ©rwaref, fo por 50 Daler geregnet, weg gc>
nommen unb ein flcines, fo nur 2 ober 5 Daler wert, an by Stelle geban.

<3unt 5. r/at er grofjc porgulte Kannen weg genomen, fo \5, aud? 20 Daler
wert, unb fleine by 6 ober 8 Daler wert an bie Statt gefegt.

£um 6. Ijat er by grofjen ftlpern Coffel weg genommen unb fleine an by
Statt gegangen.

^um 7. fyat er ein grojj pud}, weld?es por 20 Daler gerechnet, weg ge«
bragen unb ein flcines, fo nur 2 ober 5 Daler wert, an by Stell gefegt.

^um 8. fjat er ein fchon gulbcne Kleinob ober <J5efycng, fo 80 ober 82 wert,
weg gebragen unb ein fleines, fo nidjt \0 Daler, an by Stell gebafyn.

<5um 9- fyat JHciftcr ^ribridj, ein «lopperfdnnitt, einen gulten Kinf gewonnen,
r»or ^0 Daler, ber Docter aber Ijat ilmt ben porfumfeyt unb ifmt einen geben,
fo nur 6 ober 7 Daler wertfy, bafon bas erfte perlament gefönten.

^um \0. fyat mir ber porloffene 2lmbtmann Sdmlt geben, mit beut fidj ber
Docter fo fdjlcppct, [baf] idj ben «Settel geftolen unb bem Coppcrfdjmitt 5ugeftaf[t],
3<>ft fjannaff pon (ßrunaw fjat mirs gefagt, wills auch alle ^cit gcftcfyen.

^unt \\. Ijat ber Docter alle fein <8ut ausm 2trreft weg genommen, bo idt
ir/m foldjes wibcrratfycn, er modjt peym itmbtmann uttb Droft 5U Schaben fomeu,

borauff er gefaget, fy moditen ifnt , warum er fein <ßut nicht follt weg

nemen?

3um \2. fyat mir ber Docter unb ber porloffene &mbtmann Schult geben,
icfy Ivette alle <5eit bem ^mbtmann 511m pinnenberg ^ ober 6 mal mer/r geben,
als gewonnen fjett[cn].

^um \ö. fyat midj ber Docter übel angefaren, bafj tdj I}ans Kenia) fo
ein gros Kocflaefen geben, er fjette ifnn wol ein fleincrcs gebar/n, barauff idj ge*
antwort, man mufte foldjc Ceute, fo aüeweg in unferm peften (?) gewefen, nidjt
fertren.

<3um \<k. fytb idj ben Docter gefraget, worum er bas £ott nicht liefj feinen
Fortgang fyaben unb alle feine Sachen ausm £ott $u fytus brug, barauff er ge-
antwort, er [feyj by ^Meinung feine Dinge weren etwas 5U beyer ciugcrecrmct,
wanns ber Droft unb Zlmbtmann gewahr, moditen fy ifmt alles weg nehmen,
benn es weren foldje <5efellen, was fy 5U galten frigten, bas fonnt man lanffam
ober gar niäjt wiber pon ifmen befomen. Dorauff idj geantiport, fo Ijor id? wol,
fo follt icfy arm 21Tann baruber 511 furts fomen, unb r/ab ein Flein ,feffigeu
(^äfjcfyen) mit (ßut auff eine Porforgc, ivann ja alles genomen, über Seit gcbrad?t,
welches ber Docter auff feinen f^off I?at füren laffen.

Digitized by Google

(.0

J)üu\ \'\, tpcil er bas (ßut von Stlroer unb <J5olt nadj feinem ftoff gebragen,
ift er fdmlbtd), foldis uneber ein 51t bringen, (internal es an by böge (Dbrifeut
vorfallen ift, unb roerben by greffligeu Dieners n>ol tpeiter roiffeu nad} 5U benfen.

dum €etften ift mein eutlidjer XUiU unb Begehr, fobalt öer Docter ins
fdiauborgcr (Scbict [ferne], baj? man it>n 5U Hed?t rooü*t anreiten, fintemal ftd)
by Saasen aüoa angefangen uno er mid) in folgen großen 5d?a6en gebraut, er
mir auf meine Klag Antwort, unb idj tfm 3U Kedjt befpredjen mag, follt aber
bifjc meine pitt über Jjoffen feinen Haum fiuben, fo rourbe td) pororfocfyet werben,
uadj bem ijerrn (Srafen 5U reifen unb midj beffen $u bcflagen fyaben.

2Irticuli bes ebeln unb erm>eflen Palentin Hugrourms gegen Raufen Korner.

<5um erfteu roafn-, baf er, Korner, 5U ^eugen tfbrafymt tCaleman pon
Antwerpen gefaget, an bem Cage, bo ber 2Imbtmann 5U Altena in 3" r 9 cn £* Us
madjers fjaufc geroefen: po£ Sacrament, tfbrarjam, id? fjabe bie reiben ^tt«fo
pon ben gröfc eften unb teureften Hingen unb bem Kufcroagen aus bem Copfe be=
galten, bu muft fefjen, roann bu permerfeft, bafj ber JImbtman ben £opf n>olt
pifttiren, bajj bu bie jupor mit 3ebcnbigfeit lieber tu ben tEopf brengeft, unb
trmte gcipiefen, rote er fie unber bem Daumen perbergen unb in ben Copf
brengen foll.

3tcm roafjr, baj? fjans Korner gefaget, bafj er bas <S5ut, fo er bei Hadjt
aus ber £ube gefüret, uf meinen J}off roolle Iaffeit füren.

3tcm roafyr, ba$ Konter gefaget: Krieg xdf bes Doeters Silber unb <0olt
roieber in bie 3ube, td) roill tfnt red?tfd>affen bruien, er foll fein Geben lanf
an einen (Sludtopff gebenfen.

2(nmerfung. Sobann folgen nod? 9 roeilcre 2Inf (agepunffe , tueldje ältere Dicbfldtfle
unb fonjh'gc Derbredjen bes Körner betreffen. Der £ieuge 31 b roh, am (Ealemann erftärt fämt-
Itdje 2Inf(agen für mahr. Der ZTotar Daniel pifjcl beglaubigt bie Hnterfd/riften „auf bes
cbeln unb efjrencefieu Dalentiu Kufjmorm (Erforbern unb auf beffclbigeu t}or»e für ber Stabt
fjamburg belegen".

Deftanatfo beren aulb«n nnb ftlrernen (Detaobfen unb anberer (Bukt, fo Patlht
Kogtpurmb in bas Cott $u Altona txrorbnet.

Tin gulben Hingen.
<£rftlidj einen Sdjtusring 1 ) mit 19 Demanten 5U i ( 50 {Efyalcr

€ inen fdjönen fjofycu Demant püut 2 ) mit anbereu Dentanten 51t 78 „

') lüotjl ein Hing yxm SdjHcfjen?

•) t&ittuebcr ein „23unb", alfo etwa ein 2Irmbaub ober eine „Spifce" (p. punetus) b. tj.
bann nwt}l ein fpitj gefajliffeuer Diamant in einem Singe.

Digitized by Google

61

Hod} eine fd?one Demant (Eaffel 5U

35 Cfyiler

Hod? ein anber biefe Demant Caffel mit Kautrocrf gefdmitten 51t

«3 „

Pier fdjönc Kübincn 5U

*<k „

Hodj eine fdjönc grofe nierfante Demant Caffel $u

l">0 „

liodf cm fdjon grojje Demant Punt 5U

53 „

Uodj cm Demants punt mit 6 (tafeln ju

08 „

iiodj cm fdjönc Demants punt 511

20 „

Summe btefer gulbcn Htngc ift

(i.V. {Oxala-

3n einem andern £äbidjcn 50 gulbcn Hinge.

(Erftlia? Demants pünt 5U

ts Cl>aler

(Eine Kaute r>on Demant 5U

15 „

(£ilff gülbcne Hinge mit Hubtncn $u

\ 10 „

Hodj ein gulbcn Hing mit einem Smaragb unb Hubin $u

3tem 2 gulbcne Hinge mit Smaragbcn $u

(Ein gülben King mit einer großen perl 5U

ö „

(Ein 2(matift 5U

6 „

(Ein pünt t>on (Ebentljcur 1 ) 31t

U „

(Ein fdjäner Cupafius ju

18 „

(Ein Demant Crmangel (sie) 311

52 „

(Ein blau? Saphir ju

10 „

t/ier vLurfejcn 5U

(cm rmarago $u

6 „

Summa biefer 30 Hinge tfuit

o\o U-tjalcr

Summa aller Hinge tfyut

yM dualer

2Uef?r Hinge.

(Einen großen blau>en Saphir $u

82 CJ?aler

(Ein gülben (ßefjengc mit 2 Hübinen, ein Smaragb uub 2lmatift 5U

40 „

(Eine grofie fjang perle in (ßolb 3U

20 „

(Ein ^armftodjer mit einem grofjcn Smaragben 3U

82 „

(Ein grofer fdiöncr Cupaftus 3U

20 „

Pier filbeme uergülte penfc Hinge 2 ) 311

4 „

') £jicr mödjte fdpperlidj an ben unftdjtbar maäjenben King ber ^rau 2foentiure 311
benfen fein, fonbern etyer an einen (Eaüsman, ber ben auf Abenteuer ^Ji^ietjenben in Kampf
unt> <Sefab,r befdjufcen follte.

*) panjerrinae f3nnen bies ttidjt gewefen fein, cf?cr oieüeidjt Hinge, bie aus mehreren
f d?uppenartig angeorbneten (Slieoern befianben, ciellcidjt audj, u»te t)err Profejfor piper meint,
Hin^e, bie 3um Kopffdjmucfe geborten.

Digitized by Google

62

€in ftlbcrn übcrgultcs Contrafct bcs fjcrn Prinzen von Uranien

unb feiner (Scmalin 3U 2 Cfjalcr

€tn filteren pcrgult (Sefycngc 511 „

(Ein ftlbcrn (Drtbanb 1 ) 5U \ x \ t „

Hod) ein ftlbcr pcrgultcn Srfjawrfcnnig 5U \ „

\9 filtern »crgultc Kncuff 5U \ „

(Ein grogc rergültc Sptegclur»- 5U \20 „
(Ein anber Ufjrwcrr 1 mit Pier ftlbern Poffcu 2 ) unb t>icr ftlbcrn

platten, weifet, fd?lcd}t unb werfet 5U \öO „
ttodf ein anber Ul?r, funftltd? in einen Übergülten <£rcbcnfe*) gc»

madjt, fdjlcdjt, weifet unb werfet, 5cigt ben £ag r>om HTonat, 5U \ \0 „
Xlodt eine merfantc fdjlafjenbe Urjr, weifet btc Stunbcu unb

Dicrtfjcil, ju 50 „

(Ein flcin fd?laf>cnb IDcrrf, mit einem filtern Zifferblatt, 5U 29 „

(Ein weifenb Ub/r 511 6 „

19 Noblen, bas Sturf $u \ Cfjalcru, tr/ut 76 „

<£tnc fer/öne ^impr/onie 1 ) 3U 40 „

(Eine gemalte Caffcln mit 2 klügeln 511 20 „

5 gittern 5U 1 „

(Ein Kunft Sturf 511 einem Stunbcglaffc S u 5 »

(Ein blaw f)arnifcr/ $u 10 „

5 Sonncnwcifer 3U 5 „
(Einen fpanifer/cn jilstnantel mit Kirfei übersogen unb mit fcr/war<

$cn Schnüren belegt, 5U 24 „

2ln Silbcrwcrd, in* unö auswenbig ucrgulbct.
(Ein filbern <ßicf er mit einem filtern (ßtefjbcrfcn, bic Kanbc

übcrgulbct, wegen \5 \ €ott, bas €ott 311 26 ß, tr/ut ringer if \ \ty Cf/alcr
(Eine grofjc ftlberne Kanne, wiegt 157 £ott, bas Cott 3U

20 ß, tr/ut 85 „

€in ftlbern Polch, wiegt 44 Cott, bas Cott 3U 20 ß, tr/ut 26 „ 22 ß
(Eine ftlberne Kanne, mit pergultcn Kenben, wigt 40 Cott,

bas Cott 22 ß, tr/ut 26 „ 22 ß

') (Drtbanb bieg bas urfprflnglidf eifertte Banb, treldjes fid> an ber Spttje ber Sdju>ert-
fdjeibe befanb. (ITliit. bes ßerrn prof. Piper.)

*) llod? je^t ftnbct man in Karitätenramrnern foldje Ulfrroerfe, u>eld?e aüerljanb „poffen"

treiben.

3 ) „CLrebeiifc" bebeutet bjer jebenfaüs fociel roie Sdjale.

') „Symphonie" foll Iner rooljl nur ein beliebiges niufifftürf besetzen.

Digitized by Google

05

(Einen bubbelben i>crgultcn Kopff 1 ), migt 47 Cott, bas

Cott \ Hid>tf>aler, tyut
llod) einen anbetn pcrgultcn Kopff, u?igt 27 Cott, tfjut
(5mei in« unb ausiücnbig übergulte ftlberne Kannen, u?cgcu

97 Cott, tfnin

IXodj anbere smei in« unb ausmenbig r»crgultc Kannen,

tr»cgen 96 Cott, tfyun
<3tt>ei ftlberne rcrgultc Skalen, wegen 55 Cott
<5a>ei ftlberne in« unö ausmenbig rergultc Sal^feffcrc wegen

49 Cott, tfnm

(Ein filbem unb bk Xenbe pcrgultc Kanne, triebt 54 Cott,

bas Cott 24 £
6 ftlberne unb bic Kcnbc r»crgulte Becker, megen 72 Cott,

bas Cott 2^ ß, tyut
12 ftlberne Coffel, wegen 44V 9 Cott, bas Cott 3U 24 /?, tfwt
20 gulbcnc Stifftc, wegen H Cronen, tinin mtt bem

inadjerlolm

Hodj ein fdjlafycnoe rcrgulte Uljr, fo man im fjalfc tragt, 3U 24
Hoij ein flcin Uljr 511

(Ein grofj, mit (ßolt gejicrtes unb gebunbencs J3ui>, des-

criptio orbis terrarum tutitulirt, $u
\ Par Seibcnftrump 5U
5 par anbere Strumpff 3U
\ t}uet i3anb mit (ßolt nnb perlen ftaffiret
\ Ku^fchwagen mit 2 türfifdjeu Pferben

Summa summarum 2754 Cfyalcr 9 ß 6

47

Cfyalcr

2<

9<

II

96

II

55

>l

*9

II

24

II

2\ß

52

II

\2ß

52

11

\2ß

26

II

24

It

8

"

20

II

<o

It

6

tl

4

II

80

II

II. (Ein richtiges un^ beßenfcicjos 3ttt>entarmm aller un^ jeber IParen,

Me id? Casper IDefcfcerFampf, Bürger 3U tytöesljeim alliier in ben

<5e(ucffbpf etngefe^t Ijabe, rote aus ZTadrfoIgenbem 3U erfeffenbe.

<Befcfce$«n 2lnno C^rifti J606.

3d? Casper lOebberfamp befenne unb bezeuge fnermit, nadjbem ber fjodv
unb wolgcborcner (ßraff unb fterr €rnft <£>raf 511 l^olftcin Sdjaumburg unb
Sternberg, Jjerr 51t (Sehnten, mein gnäbiger fjerr, mir burdj 3- 2Imbtmann
jum pinnenberg in (ßnaben erlauben wirb, in 3- St cb ticin Altona mit

') „Kopf", tticoero. „Kop", fyicfj ein 33e*er.

Digitized by Google

64

einem offenen unperöcdjtigcn tölücfstopf, auf Wajje unö IPeifc wie 3. <£>. Ecfeld?,
an bcmclten ilmbtman mir mitgegeben, weiter ausgetruefet, aus$uftefm, öaf idj
midi öcmnadj obligirt unö r>crpfli<f?tct fyabe unö tfyu foldjes fjiemit, öajj efyc unö
bepor idj mit foldwm meinem (Blücfstopf niajt aus (teilen urill nod} foll, bis tdj
$ur>oröerft gcöadjten mbtmann subefnif 3. 6. pterfcig Keidjstalcr bar erlegt f>abe.

Danedrft fo follen 3. <B. aud? ljunöert fettet frei sieben 5U laffen bemedjtigt
fein uno pon mir erlaubt weröen. IDann aud? 3- S u ^öadjten pier$ig Cfyalem
nod> pierjig legen weröen, alsöan follen 3- öagegen fünfjdmfyunöert dctkl
aus 6cm (Slütfstopf sieben ju laffen freie ttladjt fjaben. 3m £all öann aud?
uff einem öcrfelben Settel nidjt fünf unö picr$ig Carter IDertfj befunöen, wenn
bann fd>on uff cfclidien betteln bei \0, 20, 50, 40 tEfaler IDcrtfy ftunöcn, fo
foll öodj 3- ©• oas r>albc <5clö abjiefjen laffen unö alfo foll es in geringem ooer
bodiern Summen aud? gehalten tperöen.

ttües uffridjtig unö oljn 6cfefn*öe. Des 5U Urfunöt fjabc id> öiefe meine
£>crpflid?tung mit eigen f7cnöcn uuterfdjrieben unö mit meinem Pifcfdjafft perficgclt.
(Befdjefjcn $um Staötfyagen öen 26. Jllärj \606.

(L. S.) 3<*? Jasper IDvöcrfamp
befenne n>y at>cn pormelöt.

Das 3 nt>cll * ar ( au f ocr Kücffeite bejeidmet als „öes Cocftopfers [sie]
Casper tt)eööcrfampf 3 nDcn tarium // ) ift $u lang, um luer gan$ uricöcrgegcben
5U roeröen; öasfelbe enthält u. a.: 60 ftlberne Becker im (ßefamtmerte pon
197 \ (Efylr. (je 3U 5 — \00 £f?lr.), 8 filberne Sdjalcn, 50 ftlberne Coffcl, \ IDciber-
fyaube mit perlen (60 fOjlr.!), \7 golö. Kinge unö (ßefymgc (^88 tCfjlr.), \5 f^ütc
mit perlenfdntüren (je 5 — 60 tCfylr.), \2 Perlmutter Körjre (je \0— 48 tEfylr.) unö
piele anöerc (Begenftänöe, f ablief üa? nod> 6500 f leine (Stammte, öurdjfdwittlid?
mit je 4 ß, 5ufammen mit 8{2 Cfylr. 16 ß angefdilagcn. (ßefamttpert öer <0e»
n?innc 6546 tEfylr. 8 ß.

Der Sdjlujj lautet: IDenn nun auff ein jeöcn tTljalcr \2 blinöe ^cttcl weröen
geregnet, fo tfnit öic Summe öerfelben blinöeu Settel 78 500. IMcrpon öie f leinen
(ßctrmine als 6500 abgc5ogen, pleibt 72 000, unö feint öer befdjricbcnen «5cttel,
morauff öie (ßewinnc f lein unö grof? 5U befiuöen 8000. Demnadj öie gan$c Summe
aller Settel tfnit austragen 80000.

Digitized by Google

Die Einlage ber palmailk

L

Itona »erbauFt feine fünfte Strafe ber weitverbreiteten Beliebtheit,
bereu fid? bie Ba llfpielc im \7. 3af?rr/unberte erfreuten. Sa?ou
bas Altertum wufjtc befauntlid) biefe gefunben, unterljaltenben Spiele
511 fehlen, benen ftdj (ßriedjen wie Homer aller Stäube unb Ccbensalter mit
(Eifer tpin^aben. 2lua? im Mittelalter fyxt man nicht aufgebort, fid? mit Urnen
$u l>efdjäftigen; inbes febeint bies, wenigftens nörblidj ber 2llpen hauptfädjlid} von
ben Bauern, fowie von ben grauen unb Kinbcrn ber ^ö^eren Stänbe 3U gelten,
wäfjrenb Kitter unb Bürger mefyr folcr/e Ceibesübungen pflegten, welche bie Körper«
fraft ftabltcn unb bem tüaffcnhanbwerfe unmittelbar bienten. Das Mittelalter war
ja überhaupt nicht fern* geneigt, ben Körper um feiner felbft willen $u pflegen. 3 ns '
befonbere betrachtete bie mädjtige Kirche ilm eher als einen ^eiub, ben man abtöten
muffe. 2ludj Ratten weber bie Kitter in ihren meift engen, fTauptfädjlidt mit
Kücffidjt auf beftmöglidSe Perteibigung angelegten Burgen, noch bie Bürger in ben
ebenfalls bicht $ufammeugebräugten, ummauerten Stäbtcn genügenb Kaum für
folcfyc Übungen, unb brausen im freien ftcr; mit ihnen ju erluftieren, mar uicr»t
ol^nc (5efaf?r. Der Sinn für Haturfcbönheit war noch wenig ober gar nidjt ent«
micfelt, unb bie frifer/e Cuft mürbe mein* abgefperrt als aufgefuetjt. Die 2ttebi5tu
erblicfte bas ^eil in abergläubifdjer &r$neifrämerci.

ZTur in 3talien erhielten fich auf biefem wie auf ben meiften anberen
Kulturgebieten antife Crabitionen eiuigennajjen lebeubig, unb namentlich in
Unteritalien, wo arabifche <£inflüffe früh$eitig mäditig ctuwirften, würben
Ceibesübungen mancherlei 2trt gcrabe ror5ugsweife um ber (Sefunbheit willen
eifrig gepflegt. Der berühmte arabifdjc ^trjt 2lbu 2tli Jllhoffeiu ebn 21bb Villah
ebn Sinah, genannt 2li>icenna (f \057), f?at bie lyv^icinifci^c Bebeutung ber
Ballfpiele unb fonftigen Körperübungeu fcTjr wohl erfaunt. 1 ) Diefer „^ürft ber

') 2lpiceilUd, Canon uicdicinac. Penct 2hisg. 15«>5. I. Unter ben Späteren vgl.

21 1 1 0 d a untrr £ d[auenburiji|d;»r f}rrt)d?iif t. II III. 5

Digitized by Google

U6

2lr$tc", tt>ic man iJyn nannte, galt in ber ganjen ßeilfunbe bes fpateren IXlitUl
alters als unfehlbares ©rafcl, unb baju fam bann namentlich feit bem \5. 3af?r<
fyunbert bie IDicbcrbelebuna bes antifen c!5ctftes auf allen (Berieten, tpoburdj audj
bie förpcrlid>en Ubunaen aerabe bei bett ZUännern ber fjöfyeren ^tänbe befonbers
ftarfc Derbrcituna fanbeu. Ute Kenaiffance erftrebte ja überhaupt $leid} bem
ültertume eine allfeitiae, planmäfnae 2tusbilbuug von Korper unb (Seift; roer
es barin am fyodjften bradjte, ber galt für einen r»ollenbetett Gentleman, unb bic
3taliener ftnb auefy auf biefem (Sebiete bie Cefyrmeifter ber aubereu Hationen
gerrefen. So fann benn 3 taucu f" r neuere fidt als bas flafftfcbe €anb ber
öallfpiele be3eidntet rpcrbcu. (Sar3oni f ütyrl ifyrcr eine grofje 2ln$afyl auf, pon
betten uns 3tr»ei befonbers intereffteren. Das „pallamaglio dalla lafga" unb bas
„pallamaglio da tavola". 1 ) Dies ift bie erfte <£ripdlntung bes PallmatbSpielcs,
nxld>e idt fyabe ermitteln föntten.

Sdjon ber Harne tpeift barauf Inn, bajj bas pallmaibSpicl in 3^ a " cn
ftanben fein muf.*) Denn nur im 3 tano,n f^ cn ftnbet ftdj urfprüttglidj bic
^orm „palla" im Sinne eines Balles ober einer Kugel (r>om lat. pila). „Maglio"
(pom lat. malleus) tuejj ein fyö^erner Jammer ober Sdjlägel. „Palla a maglio"
bebeutet alfo: Das Kugelf piel mit bem Jammer. 3 m ^ran$5fifdycn mürbe bar«
aus „Pallmail" ober aud} Fur$tpeg „Mail", im <£nglifcfyen „Pall-mall", im ftol«
länbifcfyen „Palmalie", „Palmaillc" ober r Malie u , unb in Deutfdjlanb übernahm
man biefes fyouanbifcfyc „Palmaille -4 , obtpofyl bas ZPort gar nichts mit bem
fran3Öftf djen „maille" (b. fy. 2Uafd>e) ju tfyun Iyat, pielme^r „Pallmail" bie richtige
Sdjreibmeife märe.

3. OTarfilü <£agnati, De sanitatc tuenda. patao. ^38 ff. £aftor Durautc ba <$ualbo,
II tesoro dclla sanita. 5. Uff. 3 act l we ' 0 *' ''' art de viviv longuement. £yon. [650, 5. H8ff.
(Ererarb OTayntoaringe, The roetW and means of enjoying health. £onbon. 1683,5. 1 39ff -
IDäljrenb 2lpicenua, obwohl fcljr gut mit ben 2Jlten befannt, bodf von biefem iDiffen nidjt r»iel
IPefens madjt, fonbern feine l\atfdjlägc bireft aus ber Praxis 311 fdjöpfen fdjeint, überwiegt
bei feinen lladjf olgern ein wahrer IDufi gelehrter <£itatc, ber erft nadj bem ll>icberenpadjen
ber Zlaturforfdjung im \6. unb t.7. 3 a 1? rljitnbcrt 3U oerfdjroinbcn beginnt.

') (Sarjoni, La piaasa universale di tutte lc professioni dcl mondo. Denet. t587, S. 56*.
Dgl. audj i3urrffjarbt, Bie Kultur ber Henaiffance in 3talicu. 3. 2lufl. beforgt von £. (Seiger
1. II. 130.

*) CEin frcilidj riet fpaterer ungenannter 2Intor fagt ausbruef lidj : „Don benen 3ta(iäuern,
abfonberlidj Heapolitancrn ift oor mentg 3<>r| ren cin " c " Spiel erfunbeu morben, u)eld>es Pe

Palli malli tjei§en — . (Es bat ber 2Ji>icenua biefes Spiels aud? in feinen Bndjern gc>

badjt". Pas V>nd}, in bem bies ftefft, futfirt ben (Eitel: „Das §ett fär^enbe £uß< unb Spiel*
rjaufi, auf ^efclfl einer Ijoben Perfon gebruefet 3U Knuftburg in biefem 3011^" unb muß am
€nbe bes \7. 3abrhunberts erfäjienen fein. Dodj fieb,t mir bie Stelle gan5 fo aus, als ob fie
mdrtlid? einem älteren 2Iutor entnommen wäre. Sei 2toicenna Ijabe i<b, feine Cgrmatjnuug
unferes Spieles gefunben, bie aud? nietjt pereinbar märe mit ber unmittelbar w>rb.er berichteten
neueren €ntfteb,ung besfclben.

Digitized by Google

67

Die Ballfpicle verbreiteten fid) von Italien aus namentlid} fett 6er 5it>eiten
ßälf tc 6es [6. 3afyrl?un6crts über gans DXitkl un6 IDeftcuropa. ^uerft tarnen
fte nad) ^ranfretcb, wo ötefe leisten, eleganten Spiele fidj beifptellofe Beliebt«
fyn't enparben. Um 6ie IKitk 6es \7. 3af)rfwn6erts gab es allein in paris an
600 Ballfyiufer, bk von 6en Befifcern etwa rpie unfere jefcigen i»ciitfdjen Kegel,
bahnen permietet u>ur6en. 3n benfclben fpieltc mau meift 6as jeu de la Paume,
rpobei 6er Ball mit einer raquette (racchetto, racket) gefdjlagen 5U roerbeu
pflegte. So allgemein perbreitet tuar 6iefes Spiel, 6af man tpofyl fagte: „Die
^ransofen bringen bk Xacfet mit ftet) aus 6er ZHutter Cetb". 1 )

Das pallmail-Spiel ipur6e in ^ranfreia*? Pom £)ofe befon6ers eifrig bc»
trieben; es mar 6as erfte Spiel, mit 6em ftd? 6er junge König €u6n?ig XIV. bc-
fdjäftigte, ipcsfyalb 6ie fransöftfdjeu Spielbüdjer 6cs \7. 3af?rt?un6erts irmi 6en
Hamen „jeu royal de Palle-Mail u beilegten. Diefe Büdjer enthalten ausfüfjr*
lid>e Hegeln 6es Spieles, nadj 6eneu u>ir Iner eine Bcfdjreibung 6csfclben liefern
tpollen. 2 )

Dem pallmaibSptelc 6icnten lauge, fdjöne, an bei6en Seiten mit Baumen
bcfcfctc Bahnen, 6ic mau ebenfalls pallmails 06er ittatls nannte un6 6eren es
in paris um 1620 5tr>ei gab. Die eine befan6 ftd) an 6er Seine beim Jlrfcnal,
6ic an6erc aufjerfyalb 6er 21Tauern $tPtfdjen 6er Porte Montmartre un6 6er
Porte S. Honorc, uiellcidjt an 6crfelben Stelle, wo nodj jc£t eine Rue du Mail
porf}an6en tft. TXudi in Cyou un6 Cours u>ur6en foldje Bahnen angelegt, un6
geroif noch in 3aljlreia}en an6ereu frai^oftfdjcn Stä6ten. 3 )

Ilm <£n6e je6er pallmail=Bar)n befan6 fid) ein eiferner Cfyorbogen, 6ie
„passe", un6 es fym6clte ftdS nun für 6ie Spieler 6arum, mit fernen Sdjlägeln
(maüs) 6ie ebenfalls aus £jol3 gefertigten Kugeln in einer beftimmten 7Xn$al)l

l ) f^ieron. tDelfdj, IParfjafftige Heijjbefdjreibung (\bbs), 5. 322. Das &it ffirtjenbe
tnft< unb Spielwang, 5. <*«.. Academie universelle des jeux (1777) II. uff. Über bie Perbrei,
tnng ber Ballfpicle in Deutfdjlanb wäfjrcnb bes [7. 3af}rbunbcrts »gl. Koppmann, ba*
JSoftocfer 8aöt{au5 (Vortrag, abgebe tu ber Hoftocfer §tg. \89\ Zlv. H5, 153).

3 ) La maison des jeux academiques, Paris. (665, 5. 195 ff. (2Iuf bcm (Eitelbilbe biefcs
lUerfes ftnbet ftcb audj eine Meine Darstellung bes pallmail'Spieles). Divertisscmuis innoecns,
contenant les reglcs du jeu des Echcts (sie), du Billards, de la l'aume, du Taille -Mail et du
Tric Trac. La Hayc. 1696. 21m ausfübrlidjfien ifl bic bereits crajätjntc Acadcmie universelle
des jeux. Zlnsg. V. 1777, II. 362 ff.

>s ) beider, Topographia Galliae, \655. (Eoelyn, Memoire bei Rares, Glossary
(1825), 5. 56^. Die UTail 2lüee von Cours erflärt €relyn für bie rjerr>orragenbfie an £änge
unb Statten in gan3 (Huropa. (ITlittcthing bes r)etrn Dr. IPaltber, Hamburg). (Db bas
PaHmail« Spiel in ^ranfreidj erjl burdj bie jatyreidjen Italiener eingeführt n>urbe, a>elcb,e bie
ITTaria oon tlTebici, <Sematjlin bes Königs l^etnrtdj IV. mitbrachte, ober oielleidjt fdjon bnrdj
Katttarina oon Hlcbici, laffe icb, batjingeftcllt, Ijalte inbes crjteres für roatjrfdjetnlid^er.

5*

Digitized by Google

68

i>oit Schlägen auf 5cm <£rbboben burdj Mc passe 511 treiben; wem bies 511=
erft gelang, hatte gewonnen. Dabei gab es inbes mancherlei Perfdncbcn<
Reiten. Beim -jeu au rouet" fpicltc jcoer für ftd}, währenb beim „jeu en
partie" gleiche Parteien gebilbet würben; „aux grands coups" nannte mau
biejenige Hvt Spiel, wobei es fidj um bie Sänge ber cinjclnen Sdjlägc
Rubelte u. f. f. 1 )

So einfach bas Spiel fn'crnaä> 311 fein feheiut, fo war boch bie ^aty ber
Kegeln, welche bie <£tifcttc bes \7. uub \8. 3afjrl?unbcrte beu Spielern aufer«
legte, eine fcljr grofe, wie ntdjt minber auch bie 2Henge ber Katfcfylagc, wcldSe
bcufclbeu für iln* Benehmen erteilt würben. Da wirb empfohlen, nicht bloj? mit
bem 2trme 5U fpiclcn, fonbem mit bem gansen Körper, insbefonbere mit ben
fjüftcn, ba wirb bic TXvt, ben Schlägel an3ufaffcn unb bie Stellung ber ^ü|c
aufs genaueftc i>orgcfcbricben. Die Schlägel follten in ber Kegel nidjt über halbe
ItTanneshöh* lang fein; bie Kugeln mußten mit großer Sorgfalt aus Buchs«
baumwurseln angefertigt, genau gemeffen unb in einem Sacfc mit — fdjmufcigcm
Seinen sufammen aufgehoben werben, was am beften tljrc Cugcnben fonfertrierte.
(Eine berühmte Kugel führte ben Hamen Ja Bernarde", weil ein Spieler in
2ttr, namens Bernarb, fte als ^Jusfdmfwarc gefauft, bann aber fo forgfältig
cingefpielt hatte, baf er mit ihr niemals eine partie rerlor. Had? feinem (Tobe
fam bie Kugel an einen präfibenten bc Camanon, bem mau wieber^olt für fic
pcrgcblidj \00 piftolcn bot, unb ein noch fpätcrer Befi^er ber wunbert^ätigen
Kugel erflärte, er wollte mit tf?r „aux grands coups" gegen ben {Teufel fclbft
fpiclcn.

Überall wirb bem Paümail «Spiele nachgerühmt, es fei bas angenelnnftc
unb gefunbeftc aller Ubungsfpiele; es fei nicht gewaltfam, uielmct^r fönne man
babet plaubcrn unb in guter (ßefellfdjaft promenieren. Dodj perferjaffe es mehr
Bewegung, als ein gewöhnlicher Spa5iergang, unb biefe Bewegung wirfc äufjcrft
günftig auf bic „transpiration des humeurs". Kein Kheumatismus unb fein
ähnliches Übel fönne ben fteilwirfungen bes Spieles wiberftchen. Dasfelbc fei
für alle Cebcnsaltcr geeignet, i>on ber Kinb^cit bis $um (ßrcifeualtcr. Seine
Schönheit — beaute, ein I^öd^ft djaraftcriftifdjes XDort für bic 2luffaffung bes
Spieles feit ber Kenaiffancc — heftete nidjt barin, ftarfc Sdjlägc 5U machen,
fonbern richtig unb fauber, olme al^upielc „facons" 3U fpiclcn.

') Die altoiiacr Palntaillc ijt nacb, b»m Sdjiimadycrfdjcii plane 2060 bänifdje ,f ufj ober
6^7 m lang. Die Utredfter IHaliebaau fjattc nad? ber Eingabe von be irtonconys (ogl. 5. «0)
eine £änge von 2050 parifer ,fu§ = 666 »>. Dagegen wirb bic fange ber Fall -Mall in
tonbon mit \ s engJifdjcn Meile 800 m angegeben.

Digitized by Google

69

2tucfj in €uglan6 mujj 6as pallmaibSpiel fdjou $u Anfang 6es J7. Jafp
bun6erts befannt geroefen fein, 6enu es rr>ir6 bereits in einem Bud?e crträfmt,
6as *62\ erfduen, uu6 König jafob I., 6er ftarb, empfiehlt es in einer
Sammlung von €efnen für feinen älteften Sofm als eine Korperübung, 6ie 6cm
fünftigen Könige ivofjl anftelje. l ) Unter Karl II. iv»ar es ebenfalls nod) ungemein
beliebt, a»as 6ie Anlage 6er „Pall-mall" in €on6on be$cugt. 2lber mit 6em
Stursc 6er Stuarts fdjeint 6iefes fyöfifay Spiel in €nglan6 aus 6er UIo6e ge=
fommen $u fein, ir>äf}ren6 an feiner Stelle 6as Cricfet, 6as flafftfd^e Spiel 6es
mo6emen <£nglan6s, ftdj perbreitete.

Um 6iefelbe <5eit mufi aud> in J)ollan6 6ie Iteigung für 6as Pallmail»
Spiel abgenommen fyaben. IPenigftcns u>ur6c fcit6em 6ic „ITTalybaan" im ßaag
nidjt mein: benutzt, füfyrt in6es uocfy jefet 6cn alten Hamen. € in im 3aln*e \6<)7
perfafjtes IDerf enthält ferner auf einer 2lbbil6ung 6es Scfyloffes 2lnguien
(<£ngrjien) im Parfe 6esfelben „6e JITalie 23aan, ITTalie f)uys cu ^onteyn" wo
mehrere Perfoncn fpielen6 fcargeftellt nxr6cn. 8 ) Tim berüfwiteften aber uon
allen pallmail Carmen nidn" nur in 6cn Hie6erlan6en, fon6crn audj in gan$
<£uropa n>ar un6 ift nody jc£t 6icjcnige 6er Sta6t Utredjt. Dicfc „Ulahcbaan"
biloet eine prächtige, fedjsreifjige €in6enallee, tpeldjc jefct $u bei6en Seiten mit
fdjonen Pillen befetjt ift. 2ludj 6as alte „21Taliefyius" ift nod} erhalten, 6ient
in6es ntcfyt mein: uüe ehemals 3ur 2lufbeu?afyrung 6er JTTalien un6 Kugeln, —
6enn 6as Spiel felbft fyat feit 6em jafyrc \S\ \ aufgehört, — fon6ern als Prmab
mofmung. Die #afm tr>ur6e \657 für 6ie Stu6enten 6er fur$ $upor crridjteten
Unmerfität angelegt un6 n?ar fdjon im 3aljre \67\ fo febon, 6a£ €u6nng XIV.
ftc naefy (Einnahme 6er Sta6t ausnaf?msu>eife rerfd>oute. 8 )

») „HAZIAIKOX 112POX, or, a Kinge's Christian Diuie towards God', bei Strutt,
Sports and pasthues of the pcople of F.ngland. £oni»Ott \8$\, inlrod. 5. XXI; ber König, nennt
tjier U. a. „palle-niallc and such like other fair and plcasant field games". Dgl. audj Kob.
ZlattS. Glossary, S. 56*.

s ) Gysbcrt de Gretscr, Ueschryvingc van 's Gravenhage, 2(tnfierbam \7\{, $■ <3.
(Fred, de Wil), Theatruru icunographicum omniuni urbium Bclgkanini. Kmjterbam s. a. (aus
bem 3nhaltc gcb,t bas 3arjr bes «Erfdjeiuens Ijercor). festeres It>erf fubrt audj auf einer 21b«
bifbung oom £jaag bie „JSally maelicbaen" auf. Tiefe 2Tad>u>eife oerbanfe idb, ebenfalls ber
ftets bereiten ^reunbüdjfeit bes ^erru Dr. IDaltfjer in Hamburg.

*) Dgl. öroron, Itaufcurigc eu gebeitfroaarigc rcYfen, (682, 5. 28, wo es rfeifjt, ber
König Jjabe bie „paltnaillc baen om syu cierlyttfeyb gefpaarf. Der eng(ifd>e Heifenbe Sronm
roar fdyon 1668 in Utredjt, bie Bcinerfung mug alfo pom Überfefecr Ijerrübren. Der franjö-
fifdje Heifenbe belHonconYS, ber Utredjt 1663 bcfudjte, fprid>t audj r-on bem bortigen „Mail
<[üi est hors la ville au milieu de quatre allees de lillculs f[ui a 205 verges de long de tlix
pas chacune, a\*cc plusicurs jardins et roaisons tout aupres" (Voyagc «rAnglctcrre 5. "Enb-
lidj faub idj bei Spon ctWheler, V'uyages. (679 &>c öemerfung: ,,11 uiaglio che

Digitized by Google

70

3>t Deut) I a u 6 fdjeiut fid? bas pallmail* Spiel nid>t red>t eingebürgert
511 fyaben; inbes fefylt es auch fner nid?t ganj an Spuren ber allgemeinen Be*
liebtfyeit biefes Spieles. „3m 3at?re !6fiö — fo berietet ber fyamburger (£fyro.
nift 3anibal — warb 6er Damm bey 6er Alfter pou Doglersipallc (jc£t um
gefäfjr 2tlfterarfa6cu) bis an 6en blauen ülmrm (jefct <£cFe pom Heuen
juugfernftiea unb Kolonnaben) ausgebeffert un6 6er tPeg mit Steinen gepftaftert;
aud) marb bidjte an 6er Alfter eine fdföne luftige paille 21taille un6
IPanbelplafe angelegt un6 mit Bäumen an beyben Seiten rcidjlid} perfefyen.
Damit aud? recta via gemadiet unb bic paffagc redft orbentlid} gemadjet mürbe,
warb ein grojjes StücF unb $war bie ganfee €cFc bes Poglersmalles gan£ Frum
eine siemlidje IPette im tPege nad? ber Alfter r>tn läge (?), abgefdmitten unb
bie €rbc 5ur (Errjöfnmg bes ZPeges gebrauchet, bafj man nun gerabes tDcges
von bem f leinen tEfnlrmleiu ab nadi bem blauen Omrm Fann fefyen, gefycn,
reiten unb fahren, welches por biefem wegen ber ungef durften Krümme bes
IPalles nidjt feyn fonnte; warb alfo nun bafelbft angelegt ber fo genannte
3ungfernftieg, welchen ITalnnen irnu ber gemeine IMann gegeben, inoem bes
Jlbenbs megen bes luftigen planes bie jungen Burfdj fidj mit ^rauenpold 5U
manbeln frey einfallen." 1 ) (Db in ber Cf?at ber 3ungfernftieg jemals als IXlaxh
Barm angelegt unb benufct tporbeu ift, fdjeint mir fjöcbft smeifelfyaft 5U fein;
piclmernr biente ber ilusbrucF „pallmail" wofyl fner nur 5ur Bejeidmung einer
fdjönen, jum promenieren geeigneten JtUec nadj ilrt berjenigen, weldje für bas
21Tail' Spiel au anberen (Drteu gefdjaffen tporben waren. Jtucfj im (Englifcfym
unb ^ransaftfd^en würben bie IDorte „^ITaU", „Wail", „pallmail" im armlid?en
Sinne meljrfacr» penpenbet. Zubers perfyält es fid? mit ber „palmaiüe" tu
Altona. Diefe mar 3ipeife!los urfprünglid? als 21TaibBalm augelegt.

II.

töraf (Dtto V v ber le^te männhdjc Sprof? aus bem alten <5efdjled?te ber
Schulenburger, Farn im 3afn*e Um5, nur 22 3 a ^ rc 5 ur Regierung. (£r
b/attc fidj einige 3afyre lang in ^ranFreid) unb ben lÜcbcrlanben aufgefjaltcu,

su1)hito fuuri tlclhi citt.\, incritamento hh la precinineiiza dalli molti c'habhiaino veduli in paesi
iliffcrcuti •'. Vfkv wirb bic tänge ber 2IUee mit 2500 jfufj angegeben. (Einige ergänjeitbe Ho«
t'xyn ljat mir fjerr Profeffor Dr. 3lrttjur Itfidjmann in Utredjt frcnnblidjft geliefert.
') mitteilung bes tjerrn Dr. lüaltljer, fjjmbnrg.

Digitized by Google

71

tvos feinen politifcfjen t}ori$ont beträchtlich erweitert $u fjabeu fdjeint. 2Us er
bann in feine, burdj ben Krieg eutfetjlid} verheerten £anbe surucrfclpte, fdnuiebete
er mit feinen Katen, ivofyl fjauptfadjlid? burd? ^inansnote veranlagt, vielerlei
Pläne 5ur ftebung bes IPofylftanbs feiner armen Untertanen. Ungemein 5al?b
rcidj unö für bie (Sefdjidjte bes beutfdjen IRerfantilismus von erfyeblidjer Be-
beutung finb bie aus feiner furjen Hegierungsjeit, teiltveife von ilnu fclbft her«
rüfyrenben lioti5cn, ivcldje berartige Projeftc betreffen. Da3ivifd?en fiubct fid>
freiließ aud} 2ITand?es, tvas nur auf bas Vergnügen bes (ßrafen Be^ug r/atte;
bodj felbft r/terbei tvirö 6er finan3iell « volfsivirtfdjaftlidw (Sefidjtspunft nidjt
aufjer 3X<fol gelaffen, tvie ivir bas and} bei Anlage 6er altonacr palmaille be*
ftättgt fin6en werben. Ceiber r/abc ich nur eine 2fri5jf?l von teiltveife redjt fur5en
Xiofyen gefunben, welche fid} mit 6iefem Dorgauge befdjeiftigeu. Um fo nötiger
ift es, 6icfelben rner möglicbft vollftaubig $u veröffentlidjen. 1 )

2(m \9- 3 rtnuar l 658 finbet ftdj 6ie fur^e Bemcrfung: „tPegcu eines
Ballfyaufcs". Der Bau eines folaVn ^aufcs tvurbe 6aun aud? in 6er Cfjat be<
trieben, wie fpäterc Hoti^en beweifen. Die Palmaille oagegeu u>irb erft am
7. ttovember J638 erwähnt, unb 5tvar tjeijjt es unter biefem Datum:

„Tin bem Pallemaillc (Drt liegt ein großer Stein, welcher bes (Särtners
Bericht nad), wenn er gefpalten, tvoll 20 Ktfylr. gelten fann; 5U Blanfenefe fyabe
3 foldjer liegen fefyen, bem ^är/rmann befohlen, 6arnad> 5U fefyen, ob nidjt bereu
mefyr $u finben. (Die fjleinen Steine, fo am pa limailleort ftd? befunben, [fmb]
\00 Htfylr. wertl? geivefen. (Db nicfjt Inn unb tvieber [foldie vorfyan6en]? jdj
follt [fic] famlcn unb mit in Hamburg verfauffeu laffeu". Die armfcligen Der-
fyältniffe jener büfteren ^it laffen ftd? faum braftifdjer Fennscidmcn, als 6urd)
biefe forgfamc Perwertung ber „^inblinge" unb (Stefdiiebe. 2lm nämlidjcn £age
wir6 bann nod? folgenbes angemerft:

„IDann 3tvifdjen bem legten altonaivifdjcu fymfe unb ber Hieu[muE}le] eine
Dorfe^ung gemadjt mürbe, uff bie IXrt ivie bie palimaille piafe 2 ), fonnte
bes XDaffers fo viel gefamlet iverben, bafj es eine illürjle treiben fonnte, unb
follte bie 2tTüf?le 5000 ober <$000 vcrjiufen fönnen. Der Berg müfte herunter
bis an bie Dorfetjung geworfen n?erbcn unb bod> in etlidje IyaH>c 21Tonat ge*
teilet ivegen bes ZDinbes, tonnte 5U IDeinberge unb (harten gebraud>t werben." 3 )

J ) V$L Staatsardjic S^Icsipig A. X. 76, U3> W», ^93. £ciber ftnb bie Xlotiyn
nic^t immer leferlidj, teiltoeife audj bcfd?ä>igt.

4 ) "Das „le^te altonaer Raus" ftanb bamals am Zlbl^angc bes (Elbbcrgcs adrig nidjt toeiter
n>eftlid? als in ber (Se^enb ber rjentigen Sraucrfiraße. 2In fieinernc Dorfe^en ijr liier natür«
Hdj noA nidjt 3a benfen, fonbern nur an tjoljcrnc. Dermutlidj ujirb bic padnaitle mit einer
Barriere eingefaßt roorben fein, n>ie bas auf ^bbilbungen anberer Bahnen biefer 2lrt 3U fetfcn ift.
) Jtlfo mau badjte baran, ben Jtbtjang bis jum llfcr 3U rerläinjern. Dabei fotltcn

Digitized by Google

72

„Der 2(cfer, fo 5tr>if cfjcii ber palimaille unb ber <£lbe liegt, ben muf
id) an midj bringen. IPinftmann (ber tflfiUcr in Altona) unb anbere permetnen,
bafj f elbiger ein großes gelten tonnte". Kurje <5eit barauf fjeift es weiter:
„UXül in ber Palemaillc fdjon Quellen fidj fiuben, ift 3U permutrjen, baj|
wann ber Berg herunter geworffen, es Ptel Quellen geben werben, bie fo ftard,
baj? fte 2 <Slinbe (?) treiben founteu. Kann Ieicbtlid? gemacbet werben, weldjes
ein <5ro0es tfmn fonnte. Unten an ber <£lbe fann bie £>orfe£ung pou Soben
gemadjet werben, weldjes gan§ wenig foften würbe, weil bie Soben nafyc babei
3U fteeften unb 3U Sdnff an bie Stelle fönnen gebradjt werben. <£in f}aus, wie
fte in f}ollanb fein, muf por ben Deidjridjter unb bas anbere por ben Partner
gefe^et werben, bas britte por ben Paliemaillemeifter." 1 )

Daun fyören wir erft wieber am \. IXlax ^659 etwas pou biefer Zulage,
unb 3war ift junädift bie Jvebe bapon, au ber Palntaille Käufer 3U bauen für
60 ^amilien pou ^lüdjtlingen, bie man aus Solingen bamals erwartete unb
gern in Altona angeftcbelt fyätte. „Der Berg muf aptirt werben unb bajj er
unten nidjt nadjflicfen fönnte, wofyl befeftigt werben".

„<£s mujj nadj einem 2TTanne umbgefefyen werben, ber nief/t allein bas
Spiel ber Ballemaiüe perftefyet, befonbern audj ber etwas Dorlages fjat, bie Belle
unb bie 2TCaillen ein$ufauffen, $umar/len fdjwerlidj einer f elbiges felbften aus
ftollanbt wirb bringen Iaffen; fann aud} bas erfte 3afjr bas meifte nidjt geben;
bann juforberft ber [(Erfolg?] ab3uwarten, unb ftafyets aisbann uad> 3 a *? rcn 3U
enbern; will aud? baneben wol priuilegtrt unb aeeifefrey fein, wenn er jarjrlidje
P<xd}t geben follte, würbe fonften auf boppelt befdnpert".

„Das Ballhaus requirirt jwar feine Soften, r/alten aber bafür, felbiges
cfjcr als bie Ballemaille bie Soften abtragen follt; fönnte aber ein JTTafter gc*
fuubcn werben, ber beyber Spiele fidj annehmen unb perftünbe, bas Ballhaus
audj nidjt 5U weit pou ber Ballemaillc gefetjet, fyätte berfelbe beffern Dertrieb
unb fönnte eins burd} einen (Scfellen, ben fie orjnebej? woll galten, perridjten
Iaffen".

Tim 2%. besfelbeu ittonats folgt bie fur$e Itotij: „tDegen bes Ballr)aufes
fyxi ber ijerr pou Knypfyaufen uff ftd? genommen. Käufer müffen biefen
Sommer bey ber Paillemaille gefe^et werben por fjaubtwerfer". ferner am
\9. 3uni \6Ö9: „IPegen bes taubes, fo bie Ceutc wegen ber palcmaille gemiffet

aber 3um Sdjutje gegen ben IVinb einige fjalbinonbfdrtnige Sutten gelaffen unb ber 2Ibb,ang
bann 5um C3arteubau perwenbet werben. Von „Itfeinbergeu" ifl tneljrf adf bie Hebe, aber
bodj tpobj nur oon Perfurtjspflanjungeu au befoubers gefaxten Stellen.

') Per ,,Ma!trc du Mail" b^ttc bie SAlägel unb Kugeln in l>crn>af}rung unb bie 8ab.it
im Staube 511 galten.

Digitized by Google

73

(b. I). nx>fjl f^abcn abgeben muffen), foll Hadnneffung gefd?el?en, wie piel ein
jeber miffet, unb bie (ßutigfeit bes Canbes babei in TXdft genommen werben".
Dafür folle ben (grpropriierten anderes £anb jenfeits (Dttenfens angewiefen
werben.

Pont folgenben Cage, bem 20. 3uni 1639, batiert ein Koftcnanfdjlag betr.
ein bei 6er palmaille 5U erbauenbes t)aus „t>on 2 IDolmungen, 52 £uf
lang unb \8 breit, bas Ubbad) inwenbig mit ber breiteften Kante \0 ^uf
breit, bie halfen an 2^ ^ujj. Zttitteu bmd) bas bjaus eine Sdjerwaubt. Dar*
für ju bauen unb Sagelolm furbert ber JSimmermcifter por alles JOO Ktbflr.
ftaus Simons permeinet, baf er bas ^aus unter 200 / wollte bauen laffen."
Dabei liegt ein gans rofyer (ßrunorig biefes fjaufcs, aus bem fyerporgeljt, baj?
es an ber Horbfeite ber Palmaille erbaut werben follte.

^ür bie palmaille felbft waren frfjon im Ztopember unb Descmbcr J638:
\\8 £ 8 ß ausgegeben morben. IlTan blatte u. a. ^00 Bäume gcpflanst, wo*
pon aber nad} 3 a ^^frift 300 erneuert werben muften, „weil fo piel faft per*
borret". Hodj gegenwärtig ftefjen in jeber ber pier Baumrcib/en, aus benen bie
Palmaille beftcfjt, nidjt piel über \00 Säume.

3n ben folgenben 21Tonaten würben an ber palmaille nodj einige J)äufer
gebaut, wenn audj nur aus Brettern, unb man trug ftd? bamals mit allerb/anb
weitausfdjauenbcn projeften. So wollte man bie ganse palmaille ausbauen.
„Dalnn geb/ören ungefeb/r ^0 fjaufer, jebes redmet Seig [neur?] Simefcn 1 ) uff 500
[Ojlr.Tj, Summa 12 000". ferner bjeift es einmal, „baj? mit ber palimaille
fdjlcunig perfafyren werbe", unb ein auberes ZHal: „tüie es mit ber einen ^on«
taine 5U madjen? VOotyt ber IPein 511 nehmen unb aubere Haritetcn?" 2tudj
eine b/ollänbifcfye Hoti3 finbet ftd? babei; ftc lautet: „palmabe ^tieftet offt oef
(ßarbonir". 2Jber aus allcbem fdjeiut nieb/ts geworben 511 fein. Dermutlidj ift
bie palmaille niemals 5um Spielen benufct worben; benn unter bem 5. &uguft
16^0 wirb bemerft: „Doype ber Schmitt beridjtet, baf ^ans Simefen fei.
ifnn bas palamaille Jjaus umb ^5 $ fyalpe (b. % $ur ^älftc) por cfyeft $u
bewobmen bewilliget, bis uff j^re (ßnabcu Ratification".

<Serabc b/unbert Cage barauf ift (ßraf (Dtto geftorben, angeblicb) an töift, bas
ib/m wie anberen proteftantifdjen dürften unb fjeerfüfyrern bei einem (ßaftmaljle
in ^ilbesfyeim beigebracht worben fein foll. Die Palmaille perfiel eiuftweilen
unb würbe audj fpäter nicr)t mer)r 3um Spiele r)ergericbjtet.

») (Ein cielgenannter fjollanbcr, oben als „£}ans Simons" beseidntet. <Er befaß einen
(teil bes fanbes jojifdjen palmaille unb <Elbe.

Digitized by Google

Drurf von Qefft 4 8e«f*r, Ctipjig.

Digitized by Google

IV.

<5etr>erbefreifyett unb gtimftswang in
©ttenfen unb Altona bis 1(640.

Von

Dr. 2?id?arfc (Elbenberg.

„Die friebfidje rollenbete 2(usgeßa(tnng ber Stabtnwtfdpaft,
bödjßens ber <LerritoriaIarirtfd;aft tnar bas $efft§, in bent bie
23lfite ber beutfdpn Dolfsnrirtfcbaft ftd> entfaltete, aber nidjt
auf bie Daner gebeiben Fonnte, a>ei! bas (ßefajj 31t eng war."

Sdjmolfer,

Die Strafjbnrger (Eudjer. unb IDeberpinft, S. 489.

Digitized by Google

Digitized by Google

(Einleitung.

ie geiperblidje <£ntnricfclung Z)cutfd}km6s im Mittelalter voat 6erjenigcn
^ranfreidjs min6cftens ebenbürtig, 6erjcnigen (Englands pxitaus über*
legen. Seit 6em \6. 3<*fy t f?un6ert dagegen fyat fie in 6icf cn bci6en
€än6crn einen crftaunlicbcn Ztuffdjtpung genommen, ipär/rcn6 fie in Deutfcblano
bis 5um in mandjen (ßegenöen felbft bis 5um [<■). 3afyrfyun6ert ins Steffen
geraten, ja 5unädjft fogar aufjcror6cntIidj ftarf $urücfgegangen ift. I)ie fjaupt«
fcfml6 fyieran trägt nidjt, wie man nodj fo oft fagen fjört, 6er 6reijjigjäfyrigc
Krieg; 6enn öiefer mar nur 6as citernöe (ßefdjroür, in 6cm 6ie ungefunoen
Säfte oes 6cutfd?cn Uolfes fiebtbar 5um 21usbrud? famen. 3encr Perfall 6es
oeutfebeu (ßetperbes fyat geraume <5eit por 6cm 6reifigjäfyrigen Kriege begonnen
uno ift fyauptfäd?lid> 6urd> 6ic «^älngfcit reranlaft u?or6cn, mit 6er 6as 6eutfd?e
Polf an 6en übcrnwnöenen gönnen 6er Sta6ttpirtfdjaft feftfyiclt, 6urdj jenen
unbiegfamen Partifularismus, 6er audj auf 6as politifdjc Ceben unferes Polfes
fo pcrljängnispoll geroirft bat. Der 6rei^igjäljrige "Krieg trägt aller6ings in«
foferu einen nidjt umpefcntlidicn Ceil 6er Sdml6, als er 6ic (Erfctjung 6er Sta6t=
roirtfdjaft 6urdj eine pernünftige IDirtfdjaftepolitif 6er öcutfdien <£in5elftaatcn
um ein r/albes 3a^r^un6crt pcr$ögert fyat; 6odj felbft 6ies u?ar ja immer nodj
eine n>eit unoollfommencrc (ßeftaltung 6cs ipirtfdjaftlid^en Cebcns, als 6tc natio=
nalc IDirtfcbaftsorganifation, 6ic ftd) in €nglan6 un6 ^ranfreidi fdjon im
un6 \7. 3al^rljun6ert ausbi(6ete, tt>äfyren6 tpir Deutfdjcn 6icfelbe erft in 6er (Segen«
ipart erlangt fjaben. 23is an 6ie Sdnuellc 6er (ßegentpart tpur6c 6as n?irtfd)aft=
lidie Ceben in Deutfcfylan6 noch pou Einrichtungen 6es iTTittelalters gehemmt,
6ic in <£ng(an6 un6 ^ranfreidj entipeöer febon längft Pcrfd}H>un6cu roaren o6er
nur nodj ein Sdjcin6afein frifteten: im f}an6cl fpielten 6iefe Holle namentlich
6ie Stapelredjte, 6ie territorialen un6 lofalen <3ölle, im (Betuerbe por allem
6ie fünfte.

X>tc fünfte Ratten im ^Mittelalter Aufgaben pon größter Bc6eutuug erfüllt:
Sie Ratten 6as (ßetperbc 5U fyofyer tcdmifd)er ^ertigfett cr5ogcn, 6ie Soli6ität 6er

21 Ilona unter $d>aurnl>urgifa>er fjftrfd>aft. IV. \

Digitized by Google

2

Arbeit gefichert, ihre Angehörigen jur ,3ud>t unö (Dröuung angehalten, irrnen
ein ftarfes (Sefübl für ftanöes- unö Bcrufscr/rc eingeflößt. Tibet öiefe fegen*,
reichen tPirfungen perfchrtcu fieb in iln* (ßegeuteil, fobalö öic fünfte ihr
miebtigftes (7>iel öarin crblicftcn, ihren Angehörigen ein möglidjft ruhiges Ccbcn,
einen mögltcbft mühelofen <£rnvrb m fiebern, in einer ^ett, welche rafdicr unö
immer rafcher auf Perbeffcruug 6er (Tedmif, auf fibergang 511m (Großbetriebe,
auf Arbeitsteilung r;in$ui)rängen begann.

€s ift gewiß nief/t ofmc Beöeutung, öaß mir uns r>ou 6er tPafyrr/eit aller
6icfer ^hatfadjen immer mehr überseugen. Deshalb n>ir6 je6er neue Beleg für
6icfelbcu wtllfommen fein; nn6 faum giebt es einen cin6ring liieren Beleg foleber
Art, als 6ie €ntmicfelung 6es fyamburgifchcn un6 6es aufs engfte mit öem=
felben oerfnfipften altonaer ©ewerbes im \6. un6 {7. 3af?rlnm6ert.

(Erwägt man, öaß 6as wirtfchaftlichc €eben Hamburgs wäbrcnö öiefcs
Zeitraums unaufhörlich auslänöifaicn (Entwirrungen ausgefefet, unö wie groß
namentlich öic ^al?l tüchtiger (ßeroerbslcute war, meiere aus öen Hicöerlanöeu
nadj fyimburg flüchteten, wo fte eine Anjal?! gan$ neuer <ßcwerbs3weigc ein»
führten, bemerft man, wie gut öiefe ^rcmölingc fd>ou mit öen (Srunöfäfccu
moöemer fjanöels« unö (Scwerbefreiheit pertraut waren 1 ), erfährt man cnölidj,
öaf öer benachbarte König Cfyriftian IV. ron Bänemarf bereits im Anfange
öcs \7. 3a^rr;unöcrts eine fraftige nationale ll>irtfdjaftspolitif anbahnte unö öic
ausfeh lief liefen (ßemerbebefugniffe öer fünfte abfehaffte, fo follte mau meinen,
r;ier in Hamburg hätte öas mittelalterliche <J5emerbefyftcm öurchbrocfjen meröen
muffen. THes mar inöes nicht öer $a\l. Unö unfere Pcrmunöcrung hierüber wirö
fich alsbalö minöem, wenn mir fcfycn, öaß felbft in öen Iticöerlanöen, öic öodj öcm
Strome öcs IDeltocrfefyrs noch in gan^ anöerer IDeife ausgefefet waren, unö öic
ihre inöuftrielle Blüte feit öcm ^6. 3 a h r fy unocr t r/auptfädilich öen freien, meift
wofjl erft neu eingeführten (ßewerbssweigen ueröanften, öanebeu öic alten <ße«
merbe ir/re ^unftorganifatiou immer mehr ausbilöeten. €tne v ^eit lang gcfcfyah
öies ja audj in <£nglanö unö .franfreidj; aber wäfjrcnö in öiefen Cänöcru mit

') Cgi n ein ber adererjten biefer (ginroanberer , bem aus 2(mflerbam geflüchteten tjer«
mann Kobenburg, fdjetnen bie tjamburger (Eudjmadjer unb (Eudjbcretter Sdnuiertgfeiten in beu
ir>cg*"gelegt 311 haben. Da erbat er fitb, rom Kate itn 3ab,rc {5*9 bie «Erlaubnis, foroorfl bas
(Eudjmadjeu (b. fj. bas Uneben), rote bas Aufbereiten (b. b,. bas ZUalfen, preffett, Kausen
unb Sdjereu ber <Tüdjer) betreiben, 3U bem §n>ecfe eine IPalfmütile anlegen unb fo riel
Knedjtc roie nötig halten 311 bürfen, u>as er aud> iti ilmfterbam alfo gehalten habe. Sur
öcgrünbnng feines (Scftidjes, bas für Hamburg eine unerhörte Neuerung anftrebte, bemerfte
er: „Sey foldjen freyen tjanbtierungen uemen gcuji&Iich bie Stätte 311, unb an tneldjem (Drt
feine ITarung ifl, u>irb auf bie Weife biefelbige hingebracht." (Jtfdjr. b. Uer. f. tjambg. C5e-
\dfidltc I. 24*).

Digitized by Google

3

fylfe encrgifcher dürften und JUinifter die mduftrielle, nationalwtrtfchaftlicbe
£ntwicfe(ung bald die (Dberfjand gewann, ift folches in 6en Dereinigten nieder»
landen, einem Städteftaate von deutfdjer (Eigenart, nicht in dem fllajje ge«
hingen, und Dollends in einer einjclnen deutfdjen Stadt, wie Hamburg, war
hieran gar nicht 511 denfen. fjier blieb umgefehtt bic <3unftorganifatton
derart Dorrjcrrfchend, daj| fic fogar einen Ceil 6er gan$ neu eingeführten
(Bewerbe ergriff. X>ic erft um das aus Antwerpen eingewan«

derteu Say^nmacber bildeten in Hamburg fofort ein gcfcbloffencs
2lmt, das fidj im Jahre eine überaus umfangreiche, durch und durch

junftgemäfje (Drdnung gab. 1 ) ärmlich fa^eint es anderen neu eingeführten (ße-
werben ergangen $u fein. Dod? wenn aud) in diefer Kicbtung noch u>eiterc
llnterfudmngen ab5uwarteu fein werden, fo läfct fich jedenfalls jefet fcfjon feft«
(teilen, daj| die alten (ßewerbe auch in Hamburg if/re «^unftorgamfation immer
feiner und fcfjärfer ausbildeten. 3 a / man ift 5 U °« r Vermutung berechtigt,
daß namentlich das fogenannte „3agen der Böhnhafen" in Hamburg mehr
um ftch griff und fchlimmere Zlusfcbreitungen r>erurfachte, als in anderen deutfehen
Städten. Sonft f^atfc tfaifer Hudolf II. wor/l faum Dcranlaffung gehabt, eigens
für Hamburg am 28. 3<"'uar \60T gegen diefen bösartigen Unfug ein langes
2Kandat 5U erlaffen, aus dem man erfehen fanu, wie brutal und gef/afjtg die
^unftgerechtfame damals in Hamburg gehandhabt wurden. <£s fam bei dem
„3agen der Böhnhafen" $u förmlichen Strajjcnfämpfen, 5U 2Uord und Cob
fchlag, den grauen der Böhnhafen wurden die "Kleider rx>m Ceibc geriffen und
nodj ärgere Schändlichfeiten $ugefügt u. f. f. Kur3, fo ffurril uns jetjt manche
finjelbeiten diefer Dorgäuge erfdieineu, fo find fie bod) im ^iiiKcn mehr c^oeic^ not.
ITachdenfcn $u erregen über <5uftände, durch welche eine grofce ZITenfchenflaffe
Jahrhunderte lang geradem pogelfrei geworden ift. Denn wenn auch oa * faifa**
liehe JHandat den fchlimmften <£rceffeu »ielleicht für eine XDeilc gefteuert fytt, fo

') Hflbiger, Die alleren tfambnrgifdjen ^unftrollen. Hamburg \87\. 5. 210 jf. Das
höbe allgemeine 3"*ereffe, meines bie geiuerblidje <£ntnricfelung Hamburgs barbietet, bcjictft
ftd> oortieJjmlid} auf bic Seit fett bem 16. ^abj^unbert, bie von Häbiger leiber bisher nur
beiläufig betianbelt n>orben ift. (Serabe bie aus bem \6. unb \7. 3al?*lmnb«rt btrröljrenben
(Drbnungen cerbienten eine pollftänbige Verausgabe, unter möglidjfter E?erau3iel}ung ber
fonftigen 2Jfteu, bie oft roidjtiger find, als bie Hollen. 5o brwft Hfibiger 3. 3. oon ber <Drb-
nnng ber Sd?micbe com 3°^* m,t wenige Srudtfrärfe ab, roäbrenb es bodj gerabe be«
fonbers intereffant wäre, biefe (Drbnung oollftätibig mit berjeuigen com 3 a ^ rc l 375 3 U per '
gleiten- Das (Slcidje gilt uon ber Holle ber (Solbfd^miebe com 3 a ^e 159«)» bie Hübiger
ebenfalls nur brudjfrürfsroeife oerdffentlidjt bat. Iioffentlia> wirb es bem oerbienftoollen
^orfdjer ermäglidjt, bie Heberolle Sorgfalt, uieldje er ben älteften b,amburgifa>en gunftroüen
3ugen>enbet bat, aud? auf bie fpätere &eit ausjtibeb.tieit.

\*

Digitized by Google

blieb bodf 6as 3 a 9 cn 6er Börntfyafcn in Hamburg als eine quaftgefe§lid>e €in«
riefttung bis an 6ic Sdjwellc 6er Zleuscit beftefyen. 1 )

Diefe ungewöfmlid) ftarfe Entartung 6cs <5unftgeiftes in Hamburg war
ofjnc Zweifel erft eine ^olge 6er maffcnfyaftcn <Einwan6crung frem6cr (Bcwcrbs«
leute, von 6cncn mandje 6cn fjamburgifdicn f)an6wcrfern an <Befdjicfliä>
feit überlegen waren, un6 6cren Arbeiten namentheb von ifyren ebenfalls ein«
gcwan6erten Canosleuten mit Dorliebe gefauft wur6en. 3n6e§ muf fdjon
oorber 6er ^all ntcfyt gan$ feiten gewefen fein, 6aj? ein in fjamburg wofynfyaftcr
l7an6tr»erfcr aus irgen6 einem «25run6c nid>t in fein 2lmt eintreten fonnte. Der«
artigen Ceuten bot jtd>, um 6em „ 3agen" un6 fonftigen Quälereien 6er Ümter
5U entgegen, nur 6er 2tusweg, tfjren tDolmf4 nad} einem nafyen nidjtfycmv
burgifdjen (Drte ju perlegen un6 uon 6a aus, mein* o6er weniger fjeimlid}, ifjre
Jtrbeit uadj 6er 5ta6t ciu$ufütjren.

Hun gab es im gan$en Umfreife Hamburgs feine uäl^ergelegene (Drtfcbaft
als 6as fcfyaucnburgifdje Dorf (Dt teufen, nx> ftd> 6enn aud> fcfyon in 6en erften
3afyr5efniten 6es \b. 3<*fy*f?un6erts erfyeblid} mcfyr ftan6werfer nieöerliefen, ab
für 6eu eigenen Be6arf 6cs (Drtes crfor6erlicfj nxiren. 5obaI6 aber unmittelbar
an 6er fyamburgifdjen (?>ren$e Altona entftan6, 50g 6iefes 6en größten Ccil 6er
fran6werfcr an ftd?, 6ie in Hamburg nidjt bleiben tonnten 06er wollten. Darin
ausfd^lieflid) beruht 6ic wirtfcbaftHdjc Be6cutung Altonas unter feftauenburgifcher
^errfcfyaft, un6 felbft noch in 6en erften 3 a fy r 3 c fy n *" cn & cr 6ätiifcfjen ^c\t fyat 6ie
altonaer Benälferung, bis auf wenige 2tusnaf?men, nur aus <£>ewerbtrciben6eu
beftan6en. f)an6el un6 Sdjiffalyrt , wie aud> 6ie liberalen Berufsarten, rjaben
jid} erft feit 6er «Erhebung 2tltonas $ur Sta6t entwkfelt. Bis 6afjin war Altona
5war fein „^ifdjcr6orf", wie man gefagt r)at — 6enn 6ie ^ifd^erei fpielte nur
anfangs eine perfyältnismäjjig grofjc Kollc — , wobl aber ein großes fjan6*
werfcr6orf, wie es in Deutfcfylan6 faum $um sweiten JUale fo eigenartig un6
be6eutfam criftiert Ijat.

') Dgl. ben Xnffafe Kfibigers über „Böfjnbafen unb Ejanbmerfsgefellen" in bem Werfe
„tiamburg por 200 3a«^ ren / gefammelte DortrSge, herausgegeben pon (Ltj. Sdjraber". t^am«
bnrg \8<)Z. Der 2lusbrntf „SStMiljafen", ben Hüoiger, unc mir fdjeint, ridjtig erflärt, mn§
in Hamburg erjt um *57o aufgefommen fein. 3™ 3^« 1563 ijt nodj pon „llmmelopers"
bie Hebe (Hüb ig er, §unf trollen, 5. ;28), im 3af?re J5" bagegen fdjon pon „Bdtynh.afen''
(I. c., 5. 20). Das faiferlidje ITTanbat Pom 28. 3 anuar if* ans3ugsn>cife bei §iegra,
^eyträge 3. polit. b,ambg. Ejiftorie, Hamburg \766, abgebrneft; eine polljiänbige Kopie befinber
ftdj in ber großen b,anbfd?riftl. tTTanbafenfammlung ber bambg. Komme^bibliotfyef.

Digitized by Google

CErfies Kapitel.

Die älteften fünfte in (Dttenfen \mt> Ttttona.

^SjK*!^* in faft gans Peutfdjlanb, fo wirb aud) in bem Dorfe (Dttenfen bas
■J^jl^li: IPebcn pon Cinnen feit Alters als rtcbengeiperbe ber bäuerlichen
Beuölferung betrieben uwben fein. ttuierbem t?at bort oicllcidjt
Don jeljer 6er eine ober auberc Sdjurmtacfyer, Sdmeiber ober Sdmticb gctDOrntt.
JJber erft im \6. 3<t^un6ert nmcfys bie «.oafjl biefer Ijanbroerfer berart an,
baf fte $an$c fintier bilben fomtten.

21m \. 3anuar \5<*5 befunbete ber ptnneberger Droft lians Barner, er
fjabe an Stelle bes fyodjiDürbigeu, eblen unb u>of?lgeborenen fterrn Zlbolf, <£oab=
jutors bes €rjftiftes Köln, (ßrafen ju ftolfteiit'Sdjauenburg u. f. w. 1 ), auf Zln*
forbern ber je£t in (Dttenfen wohnhaften Schuhmacher, benfelben „eyn recht
fryg Sdjomaferamt" aufgerichtet. 3cber 5d>ul?maa?er foll bem (ßrafen jährltdj
am inidjaeltstage eine lübifdje IHarf geben, unbef djabet etwa fdjon por^er
Pflichtiger Abgaben, ilufcerbcm foll jeber, ber bem 2Imtc beitreten triU, ein für
alle ittale einen (ßulben Ztlüttje in bie 21mtsfaffc, bem pinneberger Droft einen
weiteren (ßulben unb cnblidj auch bem Schreiber $um pinneberge, fon>ic bem
Dogtc 511 (Dttenfen 5ufammen ben gleichen Betrag saljlen. Dagegen n>irb jeber,
ber in ber gan$en Dogtei (Dttenfen bas Sdnihmad?ergetr>erbe ausübt, olme bem
2(mte ansuge^ören, mit Strafe bcbroljt unb ben 2lmtsbrüberu ber freie Cebcr-
fauf in ben gräflichen Canben $ugeftdjert. 2tucb follcn jene $ur (Sefcr/äftsfü^rung
ihres Zimtes 5n>ei „IDerfmeifter" wählen unb $war jebes 3afyr einen neuen mit
IPiffeu bes Dogts. 3äh rn£ h follen fte einmal auf tflüfommer im f)aufe bes
älteften lüerfmeifters 5ufammen fommen unb „erc (ßefdjeffte na aller XTottorft

•) Diefer 2IboIf, ber balb als ber XII. , balb als ber XIII. bejeidjnet wirb, regierte bie
(Sraffdjaft pimieberg von \553 bis 154*; im 3<%e würbe er €r3bifdjof pon K8ln unb
flarb 1556.

Digitized by Google

aperleggen". Keiner foll bem anderen feine Kneipte abmieten, aufcer thermal
jährlich (!), nämlich (Dfteru, 3°^"™*/ -Hidjaelis unb IDeifmachtcn. Die Sdjufy
maijerfinöer follen bas Amt frei haben, bem (ßrafeu aber follcn audj fie bic
porgefchriebene Abgabe entrichten; ebenfo foll es mit ben IDitwcn 5er Amts«
brüber unb mit benen gehalten werben, welche -Töchter ber lefeteren chclidfcn
wollen. Hiemanb foll 3U111 Amte sugelaffen werben, er fei beim i>on „ehrlicher"
(ßeburt, tüchtig unb fromm gehalten, gebenfe fich auch fortan fo 5U galten.
21Uc Pierteljahr foll jeber Amtsbruber <> Pfennige in bic Amtsbüdjfc geben,
für gemeinfame Ausgaben, über weli>e bie IDerfmcifter jährlich in (ßegenwart
bes Dogts Xechenfchaft ablegen foücn.

ZTCan ficr/t, es war eine niijt gerabe muftergültig ausgebilbete, aber immer«
hin bod} eine wirtliche <5unft. Bemerfenswert finb babei nur $wei Cbatfadjetr.
einmal, bafj bie <5unft für einen (an blichen Be3irf errichtet würbe, unb fobann,
bajj jte $war aus bem tDunfije ber fjanbwerfcr r/eruorging, 5uglctij aber aus«
gef proben fisfalifchen Zweien biente. Beibe tT^atfai^en Rängen eng mit
cinanber sufammen unb finb, fer/eint mir, ferjr lehrreich für bie Beantwor
tung ber befanntliij noch nicht gelöftcn ßxao>c, wie bie erften mittelalterlichen
fünfte entftanben finb; benn obwohl natürlich oas \ () - 3arjrr)unbert fich nicht
or)ne weiteres mit bem \\. unb \2. Dergleichen läjjt, fo ift bodj ein wichtiges
ZTtomcnt tyev wie bort porhanben: Die ^anbwertcr arbeiteten jwar nicht be5W.
nicht mehr ausfdjliefjttd} für ben (ßrunbherrn, wie in ben frühmittelalterlichen
Fronhofen, aber fie waren auch n *fy bejw. noch nicht Stabtbürger, unb cbenfowenig
gab es für ftc eine anberc (Dbrigfeit, bie gewillt unb fähig gewefen wäre, ihre ge-
metnfamen Angelegenheiten nach fachlichen (ßefichtspunften 3U regeln. Dielmehr
hatten fie als (Dbrigfeit einen großen (ßrunbherrn, ber por allem pon ben auf
feinem Canbe anfäffigen l^anbwerfcrn, bie nicht mehr ausfchlicfj Iii? für ilm
arbeiteten, einen Ceti pom €rlöfe ber perfauften Arbeit als Abgabe forbertc.
Dafür gewährte er ben ftanbwcrfcrn gerne ausfchliejjltchc (ßewerbsbefugniffe unb
geftattete ihnen bie (Errichtung einer fich felbft regicrenbeu Korporation 3ur
Regelung ihrer gemeinfemten Angelegenheiten. tPcnn aber fymbwerfer, welche
bie itTöglichfeit ihr (Bewerbe ungeftört betreiben 3U tonnen, lebigliij bem Um
ftanbe perbanften, baj$ in bem Dorfe, wo fie fich nieberliefen, bislang (ßewcrbe=
freiheit geherrferjt fyatk, nun ihrerfeits alsbalb 5ur Errichtung einer <5unft fchritten,
fo ift bas gewif eine merfwürbige tErjatfache.

Um biefelbe ^eit liefen fich auc *? m Altona bie erften ftaubwerfer nieber,
unb wir Ifaben bereits früher gejeigt, wie rn\* rc *u r i? fofort ftarfe Bcfchwerbcn
ber hamburgtfe^eu Amter h^nx^S«™^ würben. 1 ) Doch aud> bie fyuibwerfcr

') D9I. t^eft l: Hie Unfälle Altona*, 5. 23.

Digitized by Google

7

von (Dttenfcn unb Altona fclbft empfanben balb bic «^unarmtc ifyrer g>al}[ a ^
ein Übel, jumal nid?t alle 2Jnfömmlmgc „efyrlidp, tüchtige unb fromme" Ceutc
waren. IMcrburd) würbe nach 20 3<»^« eine crljcblid?e 2Jusbefniung ber <3unft»
organifation peranlajjt.

Jim \8. Jluguft \ö(>2 riditeten neun illciftcr bes Sdjnctbcrljanbwcrfs
in (Dttenfcn unb Altona an (J5raf (Dtto I\ r . eine (Eingabe, worin ftc Klage
führten über bic, „fo fidj unfercs tjaubwerfs berobmen, enblicr) aber bordj
Sdjolbc, fo fe fidj mafen, pcrlopcn, welches uns unb unferen lofflidjen fyintwerfc
to grotem l}olm unb Smafyc gerefet". 1 ) Sic baten bemgemäf, ber (ßrafe wolle
„in Jlnfcfyung ber Pclr/ctt unfercs ßantwerfs" anorbneu, „bat allen benjeuigeri,
fo allenthalben fjer lopenbe fommen, bat arbeiben uerboben unb nidjt gegunne't
werben möge"; ber cBraf mödjtc „unfer fjant werf bei bem Jlmte unb beffulpen
(Berccfytigfeit beftebigen unb confirmeren, bat ibt an unfere (Erpen unb
Hafoinclingc, gelicf wo ibt in Stcbcn gcbruflid} unb bes Ztmts (*5c-
rccfyrigfcit mitbringet, crucn möge." Die Sdyufnuacfyer unb Ceincwebcr richteten
an ben (ßrafen bas uämlicr)c €rfud?cn, worauf bcrfclbc allen brei (Bewerben am
\2. September 1562 gleidjlautenbe fur5e pripilegien („Derfdjrctbungen") erteilte. 3 )

Tiefe Pripilegien befagen nur, ber (Sraf rjabe auf Bitten ber Scr)ur)macr)cr
(Sdmcibcr u. f. w.) in ben Dörfern (Dttenfcn unb Altona por Hamburg, „beweil
ifjrer pou tEag $u tEag meljr werben, unb ftc bafycr in ifyrcr Haltung Jlbbrudj
nehmen", für gut befunben, bajj fünftig ftd) feine Sd?ur)macrier u. f. w. mein"
olntc feine, bes (ßrafen, unb feiner Hacfyf olger HHffen unb IDillen in (Dttenfcn
unb Jlltona nieberlajfen unb bas Ijanbwcrf treiben bürften. Den Kinbcm ber
jefct bort worjnenbcn tjanbwerfer folle por ^remben bas (Bleiche geftattet
werben, wenn ftc „bücfyttg, etyrlicrj unb fromm" ftnb. Dies alles porbcrjaltlid}
bes Kedjts jeberjeitiger Jlnberung burefj ben (Brafen unb feine Hadjfolgcr.

iMcr ift alfo pou einer befonberen 2tbgabc an ben (ßrafen gar nidjt bic
Kcbe; bod) würbe fic woljl wenigftens eine &\t laug be5afylt unb fpäter jeben«

') 3d? fattn bas „miffmaf*" ber (Eingabe nidjt beffer machen, als es iß; roobj aber
möge mir gemattet fein, luer n>ie onrdjroeg feit ber ITtttte bes \6. ^aty^unberts bie großen
Anfangsbuchstaben ber fjaupttudrter, bie feitbem immer meb,r 3ur Dermenbung fommen, burdj«
a>eg an3unelnmn unb bagegen bie einrcijjenbc übermäßige Anhäufung von Konfonanten 31»
Dcrmeiben.

*) mir ift nur bie ben f djufnuadjern ausgefertigte Perfdjreibung 3U (Seftd?t gefommen,
unb 3n>ar im Konjepte, bas nur dttenfcn eru)äb.nt, fomie in 3rt>ei Kopien, bie beibe baneben
auch, Altona aufführen. Am Sdjluffe bes Ko^epts brifi' ts: „Solidjer Derfdjreibungeu ftnb
noch, 3mei, eine oor bic Sdmeiber unb eine oor bie £einen>eber bafelbs gegeben, auf benfetbigen
lag, unb fteljen alle gleicbslauts, allein ba§ bie Hamen ber Amt ober Danfroerf in jebem
Srief perenbert fein."

Digitized by Google

falb, wie wir fchen merken, wicber eingeführt. Charafteriftifd} für bic öamals
herrfchenben (Brunbfäfcc ift namentlich bie Begünftigung ber 2lnf affigen, gegen«
über ben „^remben", ein (ßrunbfatj, ber balb wicber t?crlaffen werben follte.
3m übrigen enthalten bic pripilcgien nichts bcfonberes, unb bic eigentliche
©rgamfation ber Hmter wirb erft aus ben (Drbnun gen erficfytlicfy weldje biefe
ftch felbft erteilten; leiber ftnb uns nur bie ber Sd}ufyma<fjer unb Sdmeibcr, unb
5war auch nur in mangelhaften, unbatierten Kopieen erhalten.

Die (Drbnung ber Schuhmacher beftimmt, bafj fein Ztteifter ohne IDiffen
bes Zimtes einen Cehrjungen annehmen, mehr als 3u>ei Kned}te unb einen 3ungcn
haben ober einem anberen Ztteiftcr feine Knechte abmieten foüe „ere up bc rechte
tDanbertybt". IDenn ein frember 2ttann einem 2lmtsbrubcr Cebcr 5um Kauf
anbietet, unb biefer bas €eber nid>t allein faufen fann, foll er es bem 2lmte
auseigen. Kein ITTeifter foll bes anberen Zlrbcit perachten „efftc myt Jjynberlyft
achter fynem Huggen tyvQan, bat em fchcbtlycf were fyner &i}V effte 2lrbeyt".
Derbingte Arbeit eines itlciftcrs foll fein anberer unterbieten. Stirbt ein 2lmts»
bruber, fo müffen feine (Öcnoffen ihn 5U (Brabe geleiten, heiratet eines ZTleiftcrs
ZDttwc ober Codjtcr einen Knecht, fo foll biefer bem Hinte eine {Tonne Bier
perehren. 3eber Knecht, ber iTTeifter werben will, foll ein JTTciftcrftücf machen,
nämlidj „cyu Par goltflagen Cuffel, cyn par 2Hulcn unb cyn par Scho mit
Upftecfen". Jlufcrbem foll er mit feinem (ßeburtsbriefe bewetfen, „bat he echt
unb recht gebaren fy". <£nblich foll er ben im fyiufc bes Lutermanns per»
fammeltcn 2tTeiftem 1 ^ €üb. „tljo porbrynfen" unb in ber erften £jöge, bie
gehalten wirb, bem 2lmte ein Crinfgefdnrr geben. Zilie Zlmtsmeiftcr follen
nacb ber Keihcnfolge ihres «Eintritts als 2lmtsboten bienen.

Hoch mehr Pom ,3unftgcifte burchbrungen ift bic Hmtsrollc ber Sdincibcr.
Picfclbe wirb eröffnet burch bie €rflärung, bas freie 2lmt fei ben iUetftcrn unb
ihren (Erben gegeben worben; wer ftdj bagegen fc£e, folle nicht mehr bes Zimtes
teilhaftig fein. Stirbt bie $vau eines 2lmtsmeifters, fo barf biefer $war
freien, wen er will; nur muj? bie $xa\i „ehrlich" fein unb bem 2lmtc einen
(Bulben geben, wibrigenfalls ber 2Tlann bes Gimtes perluftig geht. Stirbt ein
ZHcifter, fo barf feine #rau, wenn fte „ehrlich" bleibt, bas 2lmt brausen, bis
bic Kinbcr gro£ ftnb. f?at fte feine Kinber, fo fann fte wieber freien binnen
3aljr unb Cag, aber nur einen Sdmeibcr, ber „ehrlich" ift. teuerer muf bann
bem 2lmte eine Comic h<""burgcr Bier unb einen Chalcr geben. IPill eines
Scbneibers Sohn 2tlcifter werben, fo foll er bem 2lmte einen Sdnnfcn poii
\0 pfunb geben. Seine $xau nm| natürlich ebenfalls „ehrlich" fein pou Pater
unb itlutter unb überbies bem 2lmtc einen (ßulbcn geben. <£in (ßefelle, ber
eines 21Teifters Codjter freien will, foll mit feinem (ßeburtsbriefe beweifen, bajj

Digitized by Google

er „er/rlid?" ift, fobann foll er bem Zimte eine tonne fyamburger Bier unb einen
tfyalcr geben. Kein ZHcifter foll mein* als stpei (Scfellcn unb einen jungen
ober brei (Ekfeüen reiten. Zludj jeber €ef?rliug foll „ern-lid?" fein pon Pater
unb ZHutter, r>or bem ganjen Zimte angenommen werben unb bemfelben im
poraus \2 ß 5ar/len. Kein Ztteifter foll, efye fein erfter €er?r junge ein 3 a ^ r bei
irmi getpefen ift, einen $ir>eiten annehmen. Perläft ein (ßefelle ober 3unge feineu
Ztteifter im Unwillen, fo barf er gegen beffen UMen pon feinem arxbiun Ztteifter
angenommen roerben. Sinb bie Zlmtsbrübcr beifammen, fo roollen ftc alle Un<
luft oerbieten, unb „roer bei <5ott fmen U)orbeu froeret", ber foll ben Zinnen
einen Schilling örofe geben.

H>ie man aus biefen Zlmtsorbnungen erfiefjt, fjanbcltc es fid> für bie
fjanbwerfer bei ir/ren Zimtern in ber £)auptfad>c nur nodf um ben möglicr/fteu
Sdju§ bes Zttonopols gegen <£iubringlinge, fowie um möglidjfte Bcfeitigung
ber KonFurrcns unter ben Zlmtsgcnoffen. Dagegen roar pon ben tcdmifaVn unb
ftttlidjen (Erjier/ungsauf gaben frür/ercr Reiten faft nichts übrig geblieben, roie
eine formelle Prüfung, bas Ztteifterftütf, unb ber ebenfalls im tpefentlidjen nur
formelle Itacrjipeis ber „(Erjrlidjfeit", b. r/. cr/eliaVr (Seburt unb eines unbc«
fcfyoltenen £ebensroanbcls. H>ie wenig ernft es gerabe mit bem lefeterroär/nten
€rforbemiffe genommen nwrbe, roerben roir fpäter an einem Seifpiele beroeifen.

Zlucfy bie in (Dttenfen u>or/nenben Sd?miebc — in Zlltona gab es foldje
erft fpäter — müffen fchon por 1 5<>7 eine Zlrt Zimt gehabt fjaben; benn in
biefem 3ar/rc fam einer pon ifwen, „ein armer töefclle", mit ben übrigen in
Streit, fo bafj fic ilm nfcfjt mefjr unter ftdj bulben roollten. Selbft ber Droft
fucfytc tfm pergcblicfy $u fdjüfccn; bas „Zimt" — es ift ausbrüeflid? pon einem
folgen bie Hebe — beftanb fo r/eftig auf feiner (ßerecfjtfame „alfe off fe to
Zturnbarge ebber Collen a>ol)nbeu". Zluf bie ^ürfpracfje bes Droftes ge=
nefymgte ber o3raf, bajj ber Zkbrängte in IDcbel, Zcienftebten ober Zlltona fief*
nieberlaffen unb fein ftanbroerf braueben bürfe, „bamit ber arme Zttann nicht
gau5 per jaget unb perborbeu iperbe".

Sdmrmiacfyer, Sdwciber, Ceineweber unb Sdjmiebe tparen, neben ^ifa^ern
unb Krügern — über biefe pergleidjc man fjeft II/III — , bis $ur <£inwanberung
ber ZTieberlänber bie ipkbtigften 03ewerbe in (Dttenfen unb Zlltona. 3nbes gab
es bort aujjerbem minbeftens nodf einen fymbiperfer, beffen £orf;anbenfein man
in einem Dorfe am wenigften permuten ipürbe: einen ö3olbfcfjmieb. Z3ei
biefem (Bewerbe roar ein Betrug burcrj ftarfe Cegieruug ber <5olb* unb Silber*
arbeiten mit minberwertigem Zttetalle befonbers leicht möglich unb babet fein*
geurinnperfpreerjenb. Desr/alb unb ferner aus o3rünbcn ber Znün5politiF bc=
ftanben für bas (öolbfdmüebc l)aiibnvrf feit Zitters fjer wie überall, fo audf in

Digitized by Google

*o__

Hamburg, ftrengc Dorfchriften. fyer würbe fogar int 3<ifjrc &w faty °* r
2lmtsftellcn auf \2 bcfaVäuft, unb im 3<*l? rc l r, 3° «rlic^ man für bic Hcubcfcfcung
etwa frei werbenber 2lmtsftellcn äuferft forgfältigc Beftimmungen'). Da fomit
6er «Eintritt in bas Ijamburg,ifd>c <J5olbfdwtiebe«2Jmt befonbers fdjmicri^ war, ift
es begreiflich, ba% fd?ou fcl?r frühjeitig in (Dttcnfcn fidy ein (Solbfdmiicb niebcrltcjj.

jm 3al^re ^658 perwenbetc ftdj i}er5og ^rans (Dtto t>on Cüncburg« Celle
bei töraf <Dtto Don Schauenburg für einen ilmi bura? fjc^og 2lbolf dou Schleswig*
toolftein empfohlenen (ßolbfdmticb <£ngelbrccht Bucfcr, inbem er barum erfuchtc,
ba|g bemfelbcn erlaubt werben möge, fiel? in illtona niebcr5ulaffen unb bas <ßolb<
fcrmtiebC'fjanbwerF 5U gebrauchen, „wie er benu baffclbigc eine ^cit lang
bafelbft gebraucht haben f oll". Dermutlid) fyit er nicht in Altona, fonbern
in (Dttenfen bei einem JUeifter Hamens Keinecfe gearbeitet, über beffen Cob im
3afjre \öüo sugletdj mit ber Chatfad^e berichtet wirb, baf niemanb fonft „albar
tfpo (Dttcnfcn unb Altona in ben beiben Dörpern r>on (Solbfdnnieben, beim er
allein, wohnen mochte", (gelegentlich biefcs Cobcsfalls richtete ein X^amburger,
mit Hamen Curt IDcYge, au beu fchauenburgif eben Kanjlcr unter Beifügung
eines (ßefdjcnfs bic Bitte, ju eru>irfen, baf ber (ßraf feinem Sohne, ber bas
(0olbfchmiebe=£^anbn>erf gelernt, „ftcb auch siemlich barin uerfuebt unb gewanbert
hat, — aud> ift feine Kunft gottlob frei genug, bafj er mit einem anberen wohl
beftehen fönute", — bicfclbc „Freiheit" pcrlcihcn möge, weldje ber Perftorbcnc
gehabt tyibe. Sollte ber (ßraf fclbft etwas 511 arbeiten tyfoen, fo werbe ber
Sohn bes Bittftcllers bies gewifc flcifig unb funftreid? »errichten.

Der IPunfch ber febauenburger (ßrafen, in ihren €anben gefchiette ßanb«
werf er anjuficbcln, um für ihren eigenen Bebarf gute unb preiswerte Arbeiten
geliefert unb — frebitiert ju erhalten, hat jebcnfalls bei ber €ntwicfelung Altonas
eine nicht geringe Kollc gcfpielt, es fehlt namentlich in fpätcrer «7>cit mdjt an
bireftcu 2Iufforoeruna.cn an bic pinueberger Beamten, aus biefem (ßrunbc bic
Hicberlaffuug ron Xjanbwcrfern in 2lltoua 51t förberu. 3nbe§ febeinen gcrabc bic
altonaottenfcncr (ßolbfcbmic bearbeiten nicht ben graf lieben Beifall gefunben
5U haben; vielmehr wenbetcu fowohl (ßraf ilbolf XIV. (\57ö— \fiO\), wie fein
Hadjfolger (ßraf <£rnft (I 60\ — U)22) ben befannten hamburger (Bolbfdmticben
ftans unb ^alob illocrs 5ahlreidje Aufträge 511, was bann, wie wir fefjcn
werben, bod) für Altona fcblicjjlid? nidrt ohne Bebeutung war. Pafj man aber
aueb anberweittg bic altonaer unb ottenfener (ßolbfdjmicbe nicht gcrabc als Ittuftcr
in ihrem ixmbwcrfe anfaf?, geht herror aus ber im jähre 1582 gefallenen

*

') Pgl. l\iü>i<jer, t}aml><j. 35unftroUcii, 5. <j7 ff. iVcljriiiaiui, iübeffer ^uuftroUcn,
5. 2|5 ff.

Digitized by Google

Jlujjerung eines lüneburger JTtünsmeifters, welker damals bem borttgeu Hate
berichtete, es feien tfmi etliche 2ttale in Cüneburg perarbeitetes Silber Porge-
fommeu, bas worjl fo fcblecht unb gering im ^eingebalt gewefen fei, „als wäre
es in einem Canbftäbtlein 06er 5U (Dttenfen unb 2tltona gemacht". 1 )

BegreifÜdycrweife fallen bie hamburger flmter bem 21mt>acr»fen 6er fymb'
werferbörfer por ir)ren Choren mit fteigenber (Erbitterung 51t, bie ftd> in heftigen
Befdjwerben bei Hat imb Bürgerfd>aft entlub. Befonbers bie Sd? neiber er
fuef/ten im 3ab,re \563 oarinn „bat man to Altona unb fonft ntdjt möge mafen
laten" unb erboten fieb bagegen „bat fe willen Dag unb Stunbe halben, wat
fe enen iberen to f eggen, uubc fo fe etwas perberpen, fo willen fc ibt webber
beteren; fe willen oef Hemanbes in Jlrbeibe aperfetten, funbern ein billiges bapor
uemen". IMeraus werben bie (ßrünbc erftcbtlicb, weld>e beu altonacr ftanbwerfem
fo riel Arbeit jufiiEyrtcn. Die Bürgerfchaft unterftütjte bas <0efud) ber Sdmeiber
unb audf ber Hat erflärte: „Dat mit beu Snybern let ftcf €. €. Kath gefallen;
benn wo ibt fdn'enebe, worbe Altona feb,r bebuwet werben". So fam es benn
511 einem übercinftimmenben Befdjluffe pou Hat unb Bürgerfcbaft, bcmsufolge
am Sonntag, bem \S. 2Ipril [öeö, ein IHanbat gegen bie «Einführung frember
Urbcit pon ben Kanjeln aller pier Kirdjen abgefünbigt würbe. 3n biefem
ifianbate würbe perboten, ijanbwerferarbett („Cüdj") außerhalb ber Stabt machen
511 laffen ober foldje Arbeit 5U anbercr JScit als wäb,rcnb ber freien JUärfte in
bie Stabt 5U bringen, bei Strafe, bas IDerf unb noch ^0 tür/lr. barüber 511 per=
lieren. Dagegen foUtcu bie 2lmtshanbwerfer ir)re Arbeit auf $ugefagte ,7)eit
fertig ftellen, fie treulich, perrichten unb nidjts baran perberben, audj billige unb
gebührliche Belohnung bafür nehmen. 4 )

Das JlTanbat würbe bann in bie „Burfprafe" aufgenommen unb gleid>
allen anberen in berfelben enthaltenen Dorfchriften jährlich, ber Bürgerfdjaft por
gelefen; trotjbem erhielte es feine nachhaltige IPirfung, weshalb bie ilmter barau
gingen, es auf bem IDege ber Selbfthtlfe 51t erefuticren. 2lu1i?erbem fliehten
ciu3elne Jlmter burdi befonbere Statuten nachzuhelfen, wie benn 5. B. bie (ßolb-
fchmiebe in ihre ITCorgenfpradje bie Beftimmung aufnahmen, baf fein itTeiftcr
ihres Hintes ohne UHffeu unb Hillen ber fllterleutc einen (Sefelleu ober jungen
einftellen bürfe, ber in (Dttenfen ober Altona gearbeitet hatte, ba§ ferner ihre
<ßef eilen unb jungen mit foldjeu, bie 511 (Dttenfen unb Altona gearbeitet, nicht

') UTarc Kotenberg, Der (Bolbfdnntebe merfjctdjcn jfranffurt n VH. ih«jo. 5. 2U-
l ) Das tilanbat ift bei Snbiger 1. c. 5. 1 28 abgebrueft, tfier ober irrtümIid>eriDet|'e
com 20. lHai \5<>3 batiert; es unirbe (laut Ijambg. St. H. dl. XI. <Äen. Vit. { vol. 5u) fdjon
am 18. Zlpril oerfünbigt, gleidj anberen bnraj ben eorauf gegangeneu Kots- unb ynrgcrfdjluj}
reraulafiten Ulanbaten.

Digitized by Google

J2

gel^n, nidjt flehen unö gar feine (Bemetnfchaft Ijakn follten. Dod? öies alles
erwies ftdj als gans Dergeblid? gegenüber öem tfuffdmmnge, öen öas <Ü5en>erbe
Altonas mit 6er <£iuu>anöerung nieöerlänöifcher unö anöerer Flüchtlinge ge*
uomnien hat.

Unter öen fajon oor öem ^afjrc \5b2, mithin nicht als Kchgionsflüdft*
linge 5ugen>an6crten fymöipcrfern befanöen ftcfj nur wenige, öcren Had^fommen
längere <3eit in Altona anfäfftg blieben; öie Familie eines öiefer erften 2tnfteöler,
öes Sdmeiöers fjans (Dlöenburg, ift fpäter $u großem IDohlftanö unö Xn>
feigen gelangt. Sajon fein Sofm (Eljrtftof faufte unö erheiratete (feine ^rau
u?ar eine geborene t>on £ohe, cbenfo öie feines fogleidj $u eriüähnenöen Sohnes)
in ©ttenfen unö Altona t>iel (ßrunöbcftfc; im 3al?re \G{5 roirö er bereits ab
„öer ehrbare unö porne^me C^rtftof (Dlöenburg" beseidmet. Dejfen Solm fyxns
(geb. \583, geft. jociO) u>ar aud? nod? f)anöu>erfer, gelangte inöes 511 öen hödjften
Ehrenämtern, ipelche ein Jlltonaer öamals beflciöen fonnte: er toar \2 3ah w
lang Kmbenjurat, 24 3abre lang (5efdjtt>orener am pinneberger Canögericbte
unö gehörte aud> etliche 3 a fa c $u öen Quartiermeiftcm, öen älteften felbftgc=
gemähten Beamten, meldte es in Altona gegeben h a *- <£incr fetner Söhne,
pefer (Dlöenburg, jählte 3U öen erften altonaer Katsherren, unö aud? r»on öeffen
Söhnen fajjen mehrere im Kate. Dabei nahm ihr <J5runöbeft£ immer mehr $u,
mie öenn 3. 23. längere ^eit h" ,ourc h ocr g*ögte Ceil öes Cerrains 5u>tfd?eu
Kelchen» unö Ciuöenftrafjc öen (Dlöenburgs gehörte, öie öort eine neue Strafe,
öie „ITeueburg" anlegten. Da öie Familie bis auf öie jüngfte ,^eit in Altona
geblüht h at » öiefer fur$e Überblicf über ihre ältere (Entuncfelung uielleidjt
nicht ohne 3 M * crc fF c f cm -

Digitized by Google

^weites Kapitel.

Der €influ& £>er neuen €tmt>anfc>erungen bis
311m <£nbe bes (6. Oafyrfyun&erts,

ic aus 6en Hie6erlan6en nach ftamburg geflüchteten Reformierten,
Caufgeftnnten un6 portuaiefifdjen ju6eu Ratten hner r»on 6er lutfye*
rifchen «ßeiftlicbfeit un6 6en öureb 6iefe befonoers ftarf beeinflujjten
Ceilen 6er Bürgerfcbaft t>icle Jlnfecbtungen 511 erleiden, 6ic nur infotpeit 6urd>
6cn Kat uu6 6en roeitcrblicfcnöen Ceti 6er Bürgcrfdjaft mürjfam überaninben
mur6en, als 6as materielle ^nlcrcffc 6er 5ta6t flar un6 6eutlkfr für 6ic 2luf«
uarmic 6er ^rem6lingc fpracb; an6erenfalls 06er i»enn le^terc aar audj in ttürt-
fcfyaftlicber fjinficht auf H)t6erftan6 fliegen, fan6cu fie in Hamburg feine 6auern6c
Kur/eftättc. £jier$u ger/örte namentlich eine grofie ^ar;I 6er eingeir>an6erten f)an6*
irxrfer, 6ie ftd} 6esr/alb nad) Altona tr>cn6cten.

Der erftc Hie6erlän6er, 6er ftdj in 2lltona anfie6elte, fdicint ein tflann
Hamens 3°*? ann Claujj gen>efen 511 fein; 6enn fein Solrn Claus Jlörianfen 1 )
erflärte im 3ar/rc \~>9\ bei <ßren3ftreitigfeiten mit Hamburg, er worme in Altona
febon über 20 3 a bre, uu6 audj fein Pater fyabe bereits lange <7>cit hier $uge<
bracht. JTlefjr als einige 3 a & rc Wimen 6ies in6es fcfytperlicb gen>efcn fein, 6a
6ie erften nie6erlän6ifcf)eit Keligtonsflüdrtlinge \ ~>u7 in Inefiger tf5cgen6 anlangten.
Claus 2i6rianfen rt>ir6 \r>8(> un6 fpäter als € ei m fie 6er h^eidmet. <£r bewohnte
ein t>aus am unteren Hobisteicbe, in 6er r/eutigen £in6enftrai|e, 6as fein Datcr
von einer fonft nirgen6s genannte?t Curie von Hammesrjufen gefauft hatte.
Das <5run6ftücf mar noch ein jafn-r/un6ert fpäter als „Ceimfyof" befatmt.

') C£r fntjrte ben Familiennamen oes Daters als l-omamcn; oagcaen tjieyen feine
Kinoer roieoer Klara, 2fc*rtan uno Kornelius v£laufi.

Digitized by Google

€rft fürs vcx bcm Jafyrc l.">so faim bie fiaty ber >£ iuwanbercr in Altona
einigermaßen angcir*achfcn fein; leiber finb ttnr inbes über bie genaue Jyit ihrer
Anficbclung, fon>ic über bas (Bewerbe, meines fic trieben, nur um>ollfommcu
unterridjtct. Vov bem 3afae \" ,s0 werben als neue Anfömmlingc nur brei
Sdmcibcr, ein 5dmfter unb ein Sdmcibcr aufgeführt. 23is $um 3 at ? rc \5yO
finb femer nachweisbar: I>rei weitere Schneibcr, fünf (ßolöfdmtie&e, brei €cinc=
weber, ein Scbmieb, ein (ßerber unb Ccimficber, ein ölctcr/cr, ein Bäcfcr, ein
(Simmermann, ein Keepfdjläaer. jm folgenben 3atjrjetjnte / alfo bis <£nbc bes
3ahrr)unberts erfcheineu nod}: elf Scrmftcr, fünf Schneibcr, ein (Bolbfdjmicb, $wei
Pofantentenmacber, ein Schnitter, ein Krüger ober Böttcher, ein Kcrsengteßer,
5tr>ei ißerber, ein öäcfer, ein barbier, ein (ßlafer, ein Schlächter, ein ^utmadjer.

3»i biefen erften 3 a ^ r $ e ^ n * cn brad>ten bie (Einwanberer in ber <ßcwerbe<
perfaffung von (Dttenfen unb Altona feine Anbcrung h m>or - Die febon r*or-
haubeneu Amter r>er!nelten fidj 5unäcbft abmehrenb. Als ber r)amburgifd^e
Katsr)crr l}einridj oon f}oltc auf feinem (ßrunbftücfe in Altona, wo bereit*
mehrere Jjanbwcrfer wohnten l ), bereu noch mehrere anftcbeln wollte, erhoben bie
Amter t>on Altona unb (Dttenfen hiergegen «rinfprueb, worauf pon holte ftdj in
ber Chat am 27. Auguft [57 \ perpflichten mußte, nur folgen f7aubwerfern
IDoFmung 5U geben, welche ben i>om (ßrafen ben Ämtern erteilten Dorfchrcibungcn
nicht entgegen fein würben.

ZKe Amter Welten audj in ber ^olgcjeit auf UXir/rung ihrer Hechte. £s
finben fidj in ben pinneberger Amtsbüdjern mehrere €hcpaften von fjanbwer?s<
gef eilen eingetragen, in benen fich letztere perpflichteteu, als öcfellen weiter 511
arbeiten, weil ilmen nicht geftattet mürbe, tt)r fjanbwerf als 21Icifter ju betreiben.
Bcfonbcrs djarafteriftifd) aber für bie Art, wie bie Amtshanbwcrfer ir)re Xechte
auffaßten unb perteibigten, fmb jroct Angelegenheiten, bie aud? nod? in bas
\(y. ^aiftr^unbitt fallen.

Am o\. 3uli J5<)<$ richteten einige Schufter rx>n Altona unb (Dttenfen an
Droft unb Amtmann 511m Pinneberge ein bewegliches <ßcfud>. Had} ir/rcr Kollc,
fdjreiben fic, follten fie jährlich einmal in ihres Lutermanns ßaufe sufammen*
fommen unb allba eine Comic 23ier auffegen; unb wenn ein frember Knecht
fidi ins Amt befreie, folle ber auch eine Comic Bier in bes Altcrmanns fjaus
geben. I>icfer „woblgcorbnctert unb it>or/lhcrgebracbtcu (0en>obnfjcit ungeachtet
uubc bcrfulu>igen thowebbern", habe jüngft ein Kuedjt eine Comic Bier, ohne
IPiffen unb IPilleu bes Altcrmanns unb ber übrigen Bittftellcr, in bem ftaufc
eines anbereu 21Tciftcrs mit Luttum etlicher DÜtmeifter aufgefebt, obwohl biefen

') 1>*)1. Mc 2ln\imyt Altonas 5 2\.

Digitized by Google

\5

M

HTiffctbatcrn bcfannt geipefen fei, bap am fclbcn Cage in bes Hltermanns Ijaufc
ebenfalls eine Comic Bier aufgefefet iporbcn, „welches uns nicht tpenig befcbipcr'
lieb unb pcrbricjUich". Dringcub werben bic Beamten erfiufy, bic Bittftcllcr bei
alter (ßeredjtigfcit 5U febütjeu.

<£inige ^abvi fpätcr entftanben 3 rruu «5 cn 5U>ifdKii bem Ceincmebcr' Hinte
511 (Dttcnfen uno ber ZPitwc eines Hmtsmeiftcrs, bic fiel) mit ir/rem früheren
Knechte „ein wenig pcrgangen hatte", jnbes Ijielt ber J)orn bes Hmtcs nidit
lange por, unb am 29. Juli erflärte es, bic Hmtsbrüber „wollten ber

^rau folcben €r5e|g aus (ßunft unb guter Zuneigung pc^icr/en unb pergeben
haben, bod) mit bem Befdjeibc, ba£ fie ib/neu bafür 3m Strafe eine Comic
hamburger Bier folle geben unb nun fyinfüro nicht mehr als Pier tDcbertaw in
ihrer Berufung für fieb unb ihren fünftigeu (Ermann gebraucr/en folle".

Crotj biefer Hbfperrungstcnben3 ber Hinter gelang es ben neuen Hnficblcrn,
welche 3ünftigc (ßewerbe betrieben, nach einiger ^eit in bic Hinter aufgenommen
311 werben, was baburd) fehr wefentlicb erleichtert würbe, bafj bie alten Hints«
brüber in3U?ifd)cn meift perftorben ober wieber fortgc5ogen waren. <£in fo rafeber
H>ed)fel bes Hlitglicberbeftanbes ift für bie Hinter pon Hltona'CDttciifen gerabe3u
djarafteriftifeb. Das Sdniftcramt 3är/lte im 3 a ^? r ° \562: V) unb im 3afyrc \0OO:
20 HTitgliebcr, baruntcr aber nur 5wei Söhne ber erften Hmtsbrüber, alle anberen
waren neu sugewanbert. Das Scbncibcramt beftanb \r>(>2 aus neun perfoneu,
pon bereu Hamen in bem Htitgliebcrperseidmiffe bes 3afjres U>00, obwob/1 fich
jefct bie ^al}\ perboppelt hotte, nidjt ein einziger mehr porfommt. So ging es
auch in ber ^olgeseit. Bei biefer t f lüdjtigfcit bes Hufenthalts war natürlich an
bic Pflege guter moralifcf/er unb tcdniifaVr Crabitionen faum 511 beufen, fo bafj
pon ben fielen ber fünfte im wefentliaVu nur bie ängftliche IDahrung bes
HIonopols ber gerabe ber ."iSunft angehörigen 2Ucifter übrig blieb.

Dies alles bc3ier/t fidj inbes nur auf bic feit Hltcrs fcfyon 3Ünftigen bewerbe;
foweit bie neuen <£inwanberer einem folcben nicht angehörten, machten fie audi
feinen Perfuch, eine <3unft 5U bilbcn, was fdion burdj bie fleinc Jyiljl ber in ben
meiften (Bewerben por^anbenen Unternehmer cinftweileu nod? perfnnbert würbe.

Die hfl^Puröif^^" Hinter liefen jcljt iljrerfcits aufs neue h*f% c Bc«
fd>werbcn über bie augewaebfene altonaer fianb werf erbepölf er ung ertönen, iporauf
ber Hat ben piuneberger Droften Simon lOcrpup am 12. ^ebruar \58<>
um Hb^ilfe crfudjtc. Hls bies feinen £rfolg l^i^ttc, griffen jene 3m Sclbft=
hilfe, ipic wir aus einer im ^ar/rc 1592 ftattgehabten Derhanblung 3ipifdjcn
fdjaucnburgifdjeu unb hamburgifdvu Kommiffarien bes näheren erfcheu.
Danach flagten bie Hltonaer unb (Dttcufener, baf? fie pon ben bamburgifeben
Hmtsmeiftern „bisweilen gejaget unb übel gefdilagcn ipürben, ungeachtet baf?

Digitized by Google

16

jene nichts, fo ben fyamburgtf djen 5U folgern Ulut willen unb Ubermut Urfadj
geben möchte, bei ftd? Ratten". Der <J5raf lief erflären, wenn biefe <J5ewalt«
tfyätigfeiten nidjt aufhörten, muffe er (Gegenmittel an bie £)an5 nehmen. H)enn
bie Hamburger meinten, er fei baju nidjt mädjtig genug, fo mödjtcu fte bebenfen,
baf 6er König von Päncmarf perfprodjen fyabc, bes (ßrafen £anb unb £eute
wie feine eigenen 5U fdjüfjen; audj 6er fjersog pon Cüneburg werbe ilmt oljne
^töctfcl Reifen. — 2tuf fyamburgifcfyer Seite fn'cf es bagegen, bie bortigen Ümter
befdfwcrten ftd? fortwäfjreub, baf btc ron Altona unb (Dttenfen ftc „faft $um
äuferften Derberben unb Untergang brächten, unb ba es ntcfyt abgefdjafft amrbe,
fSnntcn fte ftdj in 6er 5ta6t nidjt länger crr/alten", £aft alle Jjanbwerfcr
flagten fo, namentlich, aber 6ie Scbnciber, Sdntftcr, (Solbfdmtiebc uu6 jtfe^er.
Crofcbem fjabe 6er Hat geftattet, baf 6ie fymbwerfer pon (Dttenfen un6 Altona
täglidj in 6ic Stabt tarnen, um irjre Cebensbebürfniffe gleich 6cn Bürgern ein»
3ufaufcn, wie jenen 6eun fonft unmöglich fein würbe, if?r Geben $u friften. 3n
Cübccf werbe foldjcs nicr/t geftattet. — hierauf ertpi6erten 6ie fehauenburgtfeben
Kommiffarien, es fei nidn" recht begreiflich, baf 6ic fjanbwcrfer pon Altona un6
(Dttenfen 6en Hamburgern gar fo piel Schaben sufügen fönnten, ba 6icfe bod>
fo fdiarf (Dbadjt gäben un6 nichts in 6ic 5ta6t liefen. Daf man 6en gräflichen
Untertanen 6en <£mfauf in 6er 5ta6t geftattc, fönnc nicht als etnxxs befonbercs
angefchen rperben, ba Hamburg oljnelnn ein freier UTarft fei.

2ttit Korten war hier nichts getljan. ^ivax beftimmte ber am \ 2. (Dftober
1593 5ipifd}en bem (ßrafen 2lbolf unb bem Ijamburgifdjcn Kate abgcfcbloffene
Dertrag 1 ) „baf beybe Cr/eile follen fdjulbig feyn, wenn fid> nachbarliche (Se-
brechen funfftig jutragen, baf feine tEfyatljanbcl follen begangen werben",
unb bementfprccfyenb fdycint ber Kat audi ben Ämtern befohlen 3U fabelt, ftc
follten bie 2lltonacr in ^rieben laffen. 2Iber fdion am jo. Pc$cmber J.'M mufte
ber (ftraf bem Kate aufs neue porr^alten „was nnber bie aufgerichteten Ver-
träge eure ftanbwerfer für abfcbeulidjc Hafnn, Kaub unb plünberung por
euren befreiten Choren unb auf faiferlicber freier Strafen wiber unfere Unter»
tränen augerichtet", jnbes fyatte auch biefe 23efdjn?erbc feinen «Erfolg. Dem
Kate waren 3war bie (fteroalttfjätigfeiten ber Jlmtcr feineswegs ertpünfdjt; boch
fonnte er uidit energifeb bagegeu auftreten, wenn er nicht bie Bürgerfdjaft er«
jürneu wollte. 3ene Brutalitäten wteberholteu ftdj immerfort. Sie fefyren in
ber ganjen gewerblichen £ntwicfclung Altonas fo regelntäfig wieber, baf wir
fünftig nur ausnafymsweife auf fte 5urücffomnten werben.

') Klefefcr, f^ambg. <»cfet|c un& Derfaffungen X. ^42.

Digitized by Google

Drittes Kapitel.

Derfimbung ber (ßetperbefreitjett unb Der
fcfyärfuncj bes <|)unft3tt>anges.

ie ijanbiperfer, meldte ftcfy in ben legten 3ar}r$elmten bes \ö. 3afyr«
tjuuberts in Altona uieberlielgen, mürben, forpeit ftc jünftigen (Beiperben
angehörten, in bic beftefycnben 3lmter ber Sdmfter, Sdjneiber unb
Ceinemeber aufgenommen. Dagegen fatu bas <Bolbfdjmiebe»2nonopol in 2lbgang.
v Ou>ar fnüpfte im 3 a *? rc öcc <ßolbfdwiieb Diricf Kröger an bie Eingabe
eines ijaufes als Urautfdjafe für feine tEodjter bic Hcbiuguug, bajj fein Sdmneger«
folm in biefes tjaus feine Ztticter aufnehmen bürfe, tpelcfye bem Pater in feinem
<ßea>erbe fc^aben tonnten; aber bies fyat bie lueberlaffung anberer (ßolbfdjmtebe
in 2lltona nietjt geljinbert. Dtelmeljr beftanb tner, abgefefjcu pon ben genannten
brei Ämtern, sunädjft wieber (fierperbefrcifyeit, nid>t infolge eines beumften
politif djeu <ßrunbfa$es, fonbem nur infolge ber tfyatfädjlicfyen €nttpicfelung.
Cefcteres änberte ftdi erft, als im 3 a *? rc <8raf €mft ein ^ürft 5ur

Regierung fam, beffen ttMrtfdjaftspolttif uidjt mefyr gans ben alten engfye^tg»
fisfalifdjen Cfyarafter fyatte, ber piclmefp fdjon fjier unb ba bas Beftrebeu jeigte,
burdj Hebung bes Polfsrpofylftanbes feine <£in?ünfte aufjubeffern.

<ßraf <£rnft a>ar ein „ZiTcrfantilift", er n>ar es nur gans fdjüdjtern, ofme
Konfequens unb natürlich nidyt in bem grofen Stile mie König Cfjriftian IV.
pou Dänemarf; inbes Ijat er mit biefem bodj mandp Bcrüfn-ungspunfte, fo
namentlich in ber ^anbmerferpolitif, meldie ja febon pon ben erfteu HTerfantiliften
feiuesipegs im Sinne bes Mittelalters betrieben mürbe. 1 ) #ci (ßraf €mft lafjt
ftd? naa>ipeifen, bafj biefe JDanbluug unmittelbar burdj ben <£influfj nieber*

') Vql. über ben IlTerfantilistnus tu feiner öebeututm als poltttfAes Syftem: <£t}ren«
berg, Die Anfänge bts bamburaer ^fretljafens f. n ff.

Ullona unter S<t)üutnbui^iifd?*r lS«i|£Kjft. IV. 2

Digitized by Google

länbifdjer Keligionsflildrtlinge tycrporgerufett rporben ift. Penn als 6ic in
Hamburg roorntenben Reformierten ben (ßrafen gletd? nad} feinem Rcgicrungs*
antrittc unter ^ürfpracfye feines Schwagers, bes Canbgrafen von Reffen, um bie
Erlaubnis baten, in Altona tr>rcn (ßottesbienft offcntlidj abgalten 5U bürfen,
rourbe ifnien bies nicht nur geftattet, fonbern 6er (Braf lief auj?erbem gerabe5it
erflären:

„jfyre (Bnabcu werben nicht gefiatten, baf bie £>aubu>erfer, fo ifco 511
Jlltonafye wofnten, anbere bie audj biefelbigcn rpiffeu unb redlich üben
tpollen, baran follen befnnbern, fonbern jfyrc (ßnaben rperbeu bie
l)anbiperfe frey geben". 1 )

Dies u>ar ein fülmes IDort, bas bamals nodj fein anberer ^ürft in foldjer
Unbebingtfjeit ausgefprocfyen fyattc; beim audj König <£ljriftian IV. fdjaffte bie
fünfte erft im 3afyre \(>J5 ab. Dod} uxir es einfttpeUen eben nur ein IDort,
bas ftdj nidjt fogleicfy in Traten umuxmbeln f olltc ; pielmeljr mufte 5er (ßraf
Sun&tyft einen fein- entfdnebencn Sdjritt in gan3 entgegeugefefcter Ktdjtuug tfyun:
2tm H. l\Xai \bOo perlief} er ben Sdwftern, Sdmeibern uub teiueipcbern pou
Altona unb (Dttenfen aufs neue, ben Sdnmeben unb (Bolbfdnnieben 311m erften
Jfiale bie llmtsgereditigfcit, tpobet alle biefe ftmter ausbrüctlidj für gefd> loffen
erflärt mürben.

<£s Ijeijjt in ben priwlegien: Die (ßolbfdmiiebe (Ceinetpeber 11. f. w.) follen
haben llmtsgered^tigfeit, u?ie biefelbc an anberen (Drten gebräudjlid} ift, unb
bamit fic mit ifyren Hadjbaren um fopiel beffer in ^rieben fi|eu
unb fidj fopiel beffer ernähren fönnen, foll bie jefcige £at)i ber (ßolb
febmiebe (Ceinemeber u. f. n>.) in Altona unb (Dttenfen nidjt permet^rt rperben,
„fonbern es foll Oft 2lmt fein uub bleiben ein befdjloffen 2lmt".
jnbes follen bie Kinber ber 2lmtsbrüber, tpie anberoärts üblich, ttmtsfreiheit
genießen, ferner behalt ber töraf ftch bie fyofye „©brigfeit" b. h- bas 21uffid}ts«
unb Seformationsrec^t por unb legt ben pripilegierten bie Pflicht auf, um ge«
bührlicfjen Preis gute 2trbeit 5U liefern, fidj überhaupt alfo $u perhalten, u>ie es
aufrichtigen 2Heifteru unb getreuen Untert^anen xooty anfielet. <£nMid? foll jeber
Ilteifter bem (Brafeu für bie Hmtsgeredjtigfeit jährlich eine Abgabe pon einer
2Uarf Cübtfch entrichten.

Bei ben ßolbfchmieben finbet ftcb aujjerbem noch bie Beftimmung, es
folle, — auf baf? jiptfd)cn ben Cßolbfdmtieben 311 Altona unb (Dttenfen fopiel

') Uber bie 2lafnarjme ber Reformierten ogl. rinftoetlen Sölten, fyftor. Ktrd^en'l'lad?*
rieten oon Altona I. 14a unb Sillem, (ßefdfidjte b. nieberlänber in fyunburg bis jum 21b-
fdjlnffc bes niebwl. Kontraftes. \w& (5tf*r. f. Ijambs- (Sefdjidjte VII. 5:6).

Digitized by Google

19

beffere unb «Urbarere Korrcfponbcn$ erljalten werbe — jeber altonaer tfleifter
bas Ke<fyt traben, feine Kinoer in bas 2lmt pon ©rtenfen 3U bringen unb um«
aefer/rt. Sdywerlid} fann man hieraus fdjttefjen, ba§ bamals föon für jeben
oer beiben (Drte ein befonberes G5olbfa}miebc«2lmt beftanb; pielmeb/r wirb tyer
als „2lmt" augenfdjeinlidj nur oas Heäjt sur Ausübung bes (Bewerbes an jebem
ber beiben (Drte perftanben fein, £ci ben Ceiuewebern fefylt bie Zfcfttmmung
gän$lia>. Die Pripilegten ber Sdmftcr, Sdmeibcr unb Sdnniebe ftnb uidjt er«
reiten; bodj gcl?t aus fpätercu Elften fjerpor, bajj fie in ber fjauptfaa> mit
benen ber (ßolbfimiiebe unb Ceineweber gleidjlautenb gewefen fein müffen.

H>äfjrcnb alfo ber <ßraf im 3a^re \ fiO\ ben nicberlänbifdjen (Einwanberern
pöllige (ßewerbcfreifyeit suftdjerte, permefyrte cv jmei 3ab/re fpäter ftatt beffen bie
JSaln* ber fünfte unb pcrfpradj babei, feine weitere ^unarmte ber 2lmtsmcifter
511 geftatten: töewif ein IjöAft d>arafteriftifd>er Sücffall aus ben allermobernften,
für jene <5eit perfrüb/ten 2Infa)auungen in bas entgegcngefefcte €rtrem ber auf
bic Spifce getriebenen mittclalterlidjcn (Bewerbeperfaffung, ein Kücffall, ber für
Altona ohne Zweifel bamals ein meit fd?wererer 2Hi£griff xx>ax, als bie fofortige
Durd>fül?ruug ber (ßewcrbcfrciljeit gen>efen wäre. Die angeftrebte Derföfynung
mit ben Hamburger Ümtern würbe ebenfowemg erreicht, wie bie bod? gewifj
ebenfalls erwünfd>te Dcrmcfn-ung ber gräflichen €infünftc.

Die Erbitterung ber Hamburger ftieg gerabe in biefer 5«* mfelfenbs. Um
12. ^ebruar 1604 befcblof bas bortige £einewebcr*2lmt „bat na buffem Dage
uecne ottenfer Kinber fdjollen by uns arbeiben, Pete wetniger togelaten werben
by uns tfyo lerenbc, pcle weiniger fc tfjo 2Meiftern ebber iTTeifterinnen up unbc
antljoncinnenbc by uns geleben werben". Unb am 23. (Df tober besfelben 3aljres
führte aud> ber Hat aufs neue 8efdnperbc über bie 2tttonaer, bie ftd? feit einigen
jähren „nebft anberem (Beftnbcl, unferen gefamten Ümtem unb gemeiner Stabt
511 perberblidjem Schaben, fyaufenweife bafelbft niebergelaffen fyaben". Um
7. (Df tober \6\0 fdjloffcn ferner bic Hamburger (Solbfdjmiebe eine „Perbrüberung
unö Vereinbarung" gegen bie Eofmfyafen, „bie fidj eine ^ett bjero fowoljl in
als aufjerljalb ber Stabt 5U (Dt teufen, Altona uublDanbsbccf eingefdjlichen
unb allerlei perfälfdjte Arbeit gemadjt". Kein ttmtsmeifter folle fünftig einen
biefer 3öljnr/afeu befdjäftigeu ober fidj audj nur bem 3agen naaj benfelben
wiberfefeen, piclmcfjr folle ein jeber auf IDafyrung ber 2lmtsgcrcd}tigfcit ftrenge
bcftcfym, bei Strafe, foldje felbft 511 perlieren.

Sa?on poriger, nämlid) am De3ember \<i(>8, tpar ber 3nt>alt bes Kats*

unb i$ürgerfd?luffes pom 3afn*e ^5d5 wegen ber auswärtigen BöfmJjafen aufs

neue eiugefdjärft worbeu, wobei man sum erften 2llalc als beren fyiuptftfcc bie

(Drtfcbaften Altona, (Dttenfen unb lüanbsbecf ausbrücflidj namlfaft madjle.

2*

Digitized by Google

20

Da btes fo wenig wie früljer etwas fruchtete, erteilte bie Bürgerfdjaft cnbliaj am
16. Jluguft \f)\0 ben Sedtfigcrn Pollmacr/t, in (ßemeinfdfaft mit bem Hate $u
erwägen, wie bem Sdjaben gefteuert werben fönne, melier 6er Statt unb
Bürgerfdjaft baraus erwücfyfe, „baf bie SImter in Altona ftdf von ^alft ju
3ar/ren mein- xxnb mein- nieberlaffen unb aus biefer guten Stabt ftd? ernähren".
Die Beratungen hierüber wärjrteu Dolle neun 3ar>re; bas Kcfultat berfelbcn wirb
fpäter mit3uteiien fein. 3n5tt>ifd>en nahmen bie (ßewalttfyatigfeiten gegen bie
altonaer fjanbwerfer ifn-en Fortgang. 2tls bie pinneberger Beamten, um 6em
5U fteuem, ben Porfdjlag machten, man mödjte ben 2Utonaern bodj wenigftens
geftatten, ifjre Arbeit an einzelnen tDodjentagcn ungeftört in bk Stabt bringen,
ober man mödjte fidj bamit begnügen, tr/nen eine (ßelbftrafc aufsuerlcgen, würbe
heibes dou Hamburg abgelehnt, ber Ie|tere Porfcblag mit ber djarafteriftifchen
Begrünbung, eine foldjc (ßelbftrafe würbe ja fdjliej? lief? boeb nur ben Hamburgern,
welche in Altona arbeiten liefen, jur Caft fallen. Kurj, es blieb alle»
betm alten.

IDenn bie gräflichen 2lmtsprwilegien ferner ben Uar/rungsftanb ber l?anb<
werter beffem wollten, fo wirb bies nielleicbt sunädjft gelungen fein, aber jeben<
falls nur auf Koften ber (Entwicklung Altonas, wie audj ber €infüufte bes
(ßrafen, foweit biefclben — was in r/oljcm (Brabe ber ^all war — t>on jener
(Entwicfelung abgingen. <^war führte ber <0raf bureb bie Privilegien, bie r>ou
jebem Hmtsmeifter jäbrlicr» 5U jafylenbe (ßebütn - dou einer 2Harf Cübifd) wieber
ein; aber bafür rerlor er burdj bie Sdjliefjung ber ämter alle fonftigen <Ein<
nahmen, welche er aus ber ^ulaffung einer größeren 5ar/l von ZHeiftern Ijätte
gewinnen fönnen, unb bie weitere (Entwicfelung fyat ge$eigt, baf bies ein fcr/ledjter
(Tauf cb war. XOie es fcfyeint, brängte ftcb eine berartige IDatu-nermtung bem
(trafen fcfyon naefy einigen 3ar^ren auf, was bann $u einer neuen IDenbung
ber gräflichen ftanbwerterpolitif geführt fyat. XDir werben biefelbe im näcfyften
Kapitel fennen lernen.

Das altouaer Sdmrmiad?er'2(mt fyatte um biefe <3eit über „großen Uber«
mut, ^rerel unb unletblidje <5ewalt" ber (ßefellen 3U f lagen, weshalb es mit
(ßener/migung bes pinneberger 2lmtmanns am 5. 3 anuar J 606 beftimmte, batf
fein -ZTTeifter einen (5efellen bei ftdj bufben ober ber/erbergen folle, ber fidj unter-
ftanben r/ätte, an einem ber auberen IlZeifter (Gewalt unb Ubermut 5U üben „mit
(ßefellen t>or$uentr/altenbe". (Es r/aubelte fidj alfo r/ier um fleine organiftertc
(ftefellenftreifs. 3 ns ^ c f onocrc «surbe ben „öberften <5efellen", welche „Kebellion,
llnluft unb tDiberwärtigfeit" gegen bie ZtTeifter erregen unb bie anbereu (ßefellen
„aufrufeig" machen würben, augebroljt, bajj folcfye „mutwillige Hebelleu unb
Jarjucnfürjrer" bei bem 2Imte weber gebulbet noer» in Arbeit genommen werben

Digitized by Google

21

dürften. Sollten einmal mehrere ITTctfter «jleidfteitia, ofme (ßefellen fein, fo foüe
je6er 5utt>an6em6e (ßefeüc junäcfjft an 6enjenigcn ITTetfter a,enriefen n>er6cn, 6er
am längften ofme <8ef eilen wäre; weigerte ftd} 6er (ßefclle, hei 6icfem $u arbeiten,
fo foüten audj 6ic an6eren IHetfter ilm nidjt in ifyren IPerfftätten bcfdyäftigcn.
ÄHe man fiefrt* un6 nne ja auet) fcfjon an6era>eituj 5tir (ßenüge befannt ift, n>ar
6ic ,5eit 6es <5unft5«>an$es oon 6en €et6en 6e$ mooernen Unternehmertums
feinesnjcas befreit.

Digitized by Google

Viertes Kapitel

Die „^retfieit".

^Kl»^' 0 w * v * m cr f tcn *? e f* c un f crcr Hnterfudjungen ge$cigt fyaben, ift 6er
'^^miV^' altefte Ceil Altonas unweit 6er <£lbe un6 6er r/amburgifcfyen (Brcnje,
am 0ften6e 6er heutigen Brettenfrrajjc 3U fucfym. Hör6licrj bavon
befan6 fieff 6as umfangreiche <Brun6ftücf 6er bamburgifcfyen ^amilic von ftoltc,
6as nur wenige Raufet trug un6 im übrigen als öleidje r>erwcn6et u>ur6e.
Da femer im (Dften 6urcfy 6ie <5reit5e, im Sü6en 6urcfy 6ie €lbc un6 ifyre ^ocb>
waffer $unäd?ft je6e #us6crmung 6er Meinen 2lnjte6elung fein* erfcfywert wur6e,
muftc 6er weitere Ausbau nadf IDcften, fowic mit Uberfpringung 6er
uon fiolte'fcfyen 3leictye naefy Hor6weften un6 Hor6en uor fief/ gefeit. 3»i 6er
Cfyat wur6en fcfjon im legten Drittel 6es \u. ^>at)xi)\mbtxts fowofyl in 6er
heutigen Cangenftrafe, wie auefy in 6er <J5cgen6 6er heutigen €in6en> un6 KctdjcTt=
ftrafjc ein3elne Käufer erbaut, un6 im Anfange 6es \". ^atfxfyunbexts uar/m
6iefc Bautfyatigfeit einen lebhaften 2luffcf/wung. Der (ßrun6 un6 23o6en gehörte
teils ottenfer Bauern, teils befan6 er fiefy im unmittelbaren Eigentum 6es <J5rafcn.
Die ftäufer wur6en meift im Auftrage 6er ein5elnen 2lnfie6ler gebaut, wobei
6enfelben r/äufig Hamburger Kapital 5U ftatten fam. Daneben aber gab es audi
fa^on Spefulanten, 6ic gröfere (ßrun6ftücfe billig fauften 06er uom (ßrafen für
irgen6 welche Dienftc angewiefen err/ielteu, fei es um sunadjft felbft 6ort 5U
wofwen 06er um fpäter mit XTufcen wie6er 5U rerfaufen, 06er auefy um gleicfy
eine Hi^afjl fjäufer $u erridjten, 6ic 6ann permietet un6 aUmar/licb wic6cr Der*
äußert wur6en. <£in befon6crs beliebter Cummelpla$ für 6iefc Spefulationen
war 6ie rjart an 6er Hamburger <£>renje belegene <ßegen6 nor61iä} dou 6er
feurigen Keicfyenftrajje, welaV lefctere ehemals einen (Teil 6er großen €an6ftrafje
naefy Hamburg biI6ete. f)ier erwarben 6ie in Hamburg wofynfyafteu Reformierten,
wcld>e frort ir/ren töottesfrienft nicht öffentlich ausüben 6urfteu, im ^atjre \ (){) \

Digitized by Google

25

einen plafc $um Bau einer Kirche, un6 in 6er Itachbarfcfyift ftn6cn wir um
6iefelbe ^eit aud> Pripatgrun6ftücfe cin5elner 6iefer €inwan6erer, unter 6eneu
<5cr6t 6e IPcrM, 3afob Centner, Peter Calemann, 6ic Brü6er ftans unb
3afob IXlcxB 6ie befannteften waren. 1 ) Der Zimmermann 2tlbredyt Kulemann
war Dcrmuttid) ebenfalls ein eingewan6erter Reformierter, 6a er feine Cocfyter
im 3at?re H>05 an einen <J5ol6fchmte6 3afob $ilfcnburg aus Antwerpen per-
heiratete. Kulemann war ein richtiger Bau »Unternehmer mo6erner Art. <£r
lief ftch Pom (ßrafen foworjl am „Jjeuberge", in 6er <8egen6 6er heutigen
Cangenftrafe, wie in 6er ttä^c 6es Kirchhofs 6er Reformierten £an6 an weifen
un6 baute 6arauf foglcid} eine ganje 2dt5ar)I Fleincr ftäufer. (Einen Ceti 6cs
hierfür nötigen Kapitals entließ er in fjamburg unter Derpfäu6ung feiner ijäufer,
nad^ oeren ferfauf er alles jurücf 3U 5ar)len perfprach«

3n 6crfelben <5egen6 fteoelten ftch gleichzeitig auch einige Caufgefinnte
an, 6ie in J>amburg ftch befon6ers pielcn Anfechtungen ausgefegt fahen. <ßera6e
6ies waren überaus betriebfame Ceute, mit 6encn 6er <5raf recht be6euten6e
(ßcfcbdftc machte, namentlich ftn6 hen>or5uheben: Per Pofamentmacher Kor-
nelius Simons un6 fein Sohn ftans Simons, t>on 6enen 6er <$5raf Schnüre,
Knöpfe un6 ^ranfen für 6ie Klci6er feiner l)ofleute be$og, ferner ^rangoisttoe,
6er ihm Jloret-Crip (eine Art piüfch), fowic 6ic Brü6er IDalraue un6
fjilger ftilgcrs, 6ie ihm Wein, ruffifebe <Elen6shäute 5U SoI6atenfolIern, mosfo-
witifdjen Cadjs un6 manche an6ere XDaaren lieferten, 6ie IPalrapc tMlgers teils
auf 6er leip5iger UTeffe, teils in Xu$Ian6 einfaufte. J )

Unter allen 6iefen UTänncrn bietet für uns 6as gröftc ^ntereffe ^rangois
Xlo'e aus Antwerpen; 6enn er war es, 6er (Sraf <£mft peranlaftc, 6ie pon ihm
im 3aljre \f*0\ proflamicrte (ßewerbefretheit 5U perwirf liefen un6 $war 6crart,
oafj 6ic altonaer Amter Fein Recht fyitUn, ftch 6arüber 3U befdnpercn: <£r lief»

') Cginjelne biefer ^formierten werben aua? von Sil lern in ber $tfa>r. f. Ijambg.
Äefdjidjtc J3b. VII genannt, (ßerbt be Wttbt mar pofamentmaa>er, 3atob Centner (Eripmadjer,
bie 33rüber OTors ftnb als ausgejeidmete <5olbfdnmebc befannt. tTatyres fiber bie (Srunbbeftfc'
Pertidftniffe auf ber ^reib.eit büngt unfer 21nf)ang.

2 ) Kornelius Simons (fpfiter wirb bie Familie meift Simens ober Simenfen genannt)
wirb oon Hoofen in fetner «Sefdjiajte ber tTTennoniten • (Semetnbe ju Hamburg unb Altona
I. \\ als ber erfte prebiger biefer (Semeinbe bejetdmet. IPalraoc Rügers befrachtete im ^afyct
\620 ab Ramburg ein IjoIIänbifdjes Sdjiff, bas nadj 21rd>ange( unb mieber 3uräcf fegein follte.
Diedeid^t ift er jener ITTennonit, ber nadj Sfifdj, Derfud? einer (Sefdjidjtc ber tytmbg. tjanb-
lung S. 57, bas erfte Sdjiff ron Ramburg nacb 2Ird?angel gefanbt b/it. Über ^rancots Hoc
pgl. einftoeileu Koofen l. c, 5. ff. 25. 32 ff. nnb unferen 2Inb,aug. llo* unb iüalraoe
Btlaers »erben ausbrfieflieb, als „£aFtoren" bes (Srafen bejeia>riet. Kornelius Simons unb
bie beiben Pilgers Ratten aua> bas Hed)t, J3ier aus3ufd?5nfen.

Digitized by Google

24

ftcf) Pom trafen in 6er <J5cgen6 nÖr6lia? von 6er jefcigen Keidjenftrafje £an6
annwifen un6 oasfelbc mit 6cm pripilegium ausftatteu, 6af? 6ort frauötpcrfer
aller 2(rt jtd? nieocrlaffen 6ürften, ofjnc pon 6en altonaer Ämtern irgen6u>ic gc=
ftört 3U pxr6en. fyerpon fyat 6er gan$e Besirf bin Hamen „Die Freiheit"
erhalten. €s ift 6tes ein fer/r bemerfenstperter Dorgang, 6em ftcfy jtpar mand>es
i'lr/nlicr/e, aber fo rocit mir befannt ift, nirgends ctnxis (Steides an 6ic Seite
fefcen läft.

2lls „$M\ty\t" bejeidmete 6as iftittelalter in erfter Cinie 6cu (Begeufafc
von Knedrtfcfyaft, Untermürfigfett, 2lbf}ängigfeit, 6cmnäd}ft audj 6cn litt, buvdf
tpeldjen eine perfon 06er (Bemcinfajaft eines folgen Perfyälrniffes 6er <8ebun6cn*
fjeit entle6igt umröc: Die Erlaubnis, 6ic Dergünftigung, 6as pripilegium,
fotpie 6as auf <ßrun6 einer foldjen Perleifyung entfter/en6e Kedjt: „^reifjeit uu6
(ßercdjHgfeit" (festere im fubjeftipen Sinne als „Hedjt" pcrftan6en) ftn6 $u»
fammengeljörige un6 meift glcicfybe6euten6c Begriffe. So6ann n>ur6e 6crfelbe
2lus6rucf audj angenxm6t auf 6cn (Drt, für 6en ein foldjes Pripilegium erteilt
roor6en n>ar. Befon6ers 6ie Ztfylc für £>erbredjer un6 fäumige Sdjul6ner fnelsen
,„Jreir/eit" ; bas lateinifcfye IDort mar immunitas, unö in <Dber6eutfdjlan6 finöet
ftdj im gleidjen Sinne audj „muntat". Den gansen räumlichen Bc$irf einer
Sta6t, tnsbefon6ere fo tpett er nidjt bebaut, aber 6er ftä6ttfdjen Privilegien teil»
r/aftig mar, fnef allgemein „6er Sta6t ^reir/ett". Pielfadj führten (Teile einer
Sta6t 6en «Eigennamen „6ie ^reir/cit"; fo entftan6 in Kaffcl neben 6er 2tltfta6t
ein folcfycr Besirf, 6er eine befon6ere <Bemcin6e bil6ete; äfmlidje Bcifpicle fin6
nidjt feiten. 2tudj au 6ie Beseidmungen „Burgfreifjeit", „ZlTarftfreir/eit", „Dom-
freit/eit", „Sctyof freist", foipeit 6amit beftimmte (Drtlidjfeiten beseidmet rocr6cn
folltcn, fyaben u>ir 5U öenfen. 1 ) Wir fyaben es fner alfo mit einem ganj ungemein
perbreiteten 2tus6rucfe 3U trnin, un6 5U>ar aud? in Derjenigen Bcoeutung, tpeldje
für uns in Jrage fteljt; 6agegen ift bisher nodj ntdjt befannt getPor6cn, 6af 6ie
pripilegien, pou 6eneu eine (Örtlidjfcit 6eu Hamen „,freir/eit" erfüllen fjat,
irgen6roo fonft 6erart befdjaffen uxiren wie in Altona. €ei6er ift 6ie (Entfternmg
6iefer pripilegien etnxis 6unfel; aber über ir/rc Hatur un6 über ir/re Be6cutung
für 6ie Benennung 6er ©rthajfeit fann fein ^ipeifel obwalten.

3m 3af>re \t>\2 ift suerft pon 6er ,„freir/ett" 6ie Ke6c, un6 3tpar ftnöct
fidj unter 6em 12. 3""' 6iefes 3al?res im pinneberger 2lmtsbucr/e 6ic €intragung,
6afc 3afob 2tngermun6, pofamentmadjer ju Altona, feine Stieftochter Katt^arina,
Coa^ter 6es perftorbeneu €pert Kottljaufen, perlobt fyabe an ftennann liulemann

') Dgl. ©rimm* ^eutfe^e» WÖxiexbüdt; 5 df iiier utib inbben, inittelnieberbentfdj«*
IPörtcrbudj; (Sengler, Deurfäe Stabtredjts^lltertömer unb jab,lretd?e andere Ä>erfe äljnli^er 2lrt.

Digitized by Google

25

aus Keine in ItVftfalen gebürtig, „i§o Scbuftcrn auf 6er neuen t freitjeit 511
^lltonafyc". Die <$cgcn6, um 6ic es fiefy tjier f?an6clt, wirb porber im pitme«
berger 2(mtsbudje oftmals ermahnt, aber uirgcn6s n>ir6 fie i>or bem 3at?re
\(>\2 als „^reifjeit" beseidjnct. Da0 es fidj foipofyl 6er Sache tpic 6cm
Hamen nadtf um eine ITcufcrjöpfung l?an6elte, gcl?t auch r/erpor aus einer, in
6em oft erwähnten Streite mit f7amburg über 6as Hecht 6er Samtfuü, auf fjanv
burgifcf>er Seite am \7. 3uni K»U gefallenen 2lu£erung, es fei in Altona
„eine gan$e ^reifjeit ausgeftodjen (6. f?. abgefteeft) un6 es feien auf 6erfelbcn
pon 21TeIdnor ftarsbeef, 2Pillem 6c ittey, Keinfyol6 Darmes un6 Carftcn 6em
pofamentmaaVr, pon jeglichem ein ftaus, pou 3ofyann Calcman un6 tjilgcr f}ilgcrs
jroecn fiäufer, pon ^rangois Hol- aber neun fjäufcr gebaut tPor6cn". IHc
Incr genannten Perfonen waren 511m (Teil 6cs Pripilegiums, um 6effenttpilleii
6tc Se3cidntung „^rcifyeit" cntftan6, 6amals je6enfalls noefy nidyt teilhaftig. Von
^rangois Hoe aber ftcf?t es aufer Zweifel, 6afj er ein folcfyes primlegium bc
rcits erhalten hatte. It>ahrfcbcinlich mar 6ies im 3 a *? rc gefa^er/eu; 6cnn
noch im Caufe 6iefes 3 a *? rcs fin6et fief? 6ie <5egcn6 6er Freiheit olmc 6en
ITamen im pinneberger <Rrun6bud?e eruxihnt. €ei6er ift aber 6ie Perleifnmgs*
urfunöe an|*a^cinen6 fpurlos pcrloreu gegangen, un6 erft aus fpäteren Vorgängen
ipcr6en tpir ir/ren jnl^alt tpic6er l^crftcllcn fönnen. 2Uler6ings beft^en wir ein
i>om 5. 3 u "i ^l" oatiertes Pripilegium für ^rangots Hoc im Konjeptc; iubes
fefet oasfelbe 6ic (Entftehung 6er ^rcir/eit fcr»on poraus un6 enthält nur fis^
falifdje Beftimmungen.

3n 6icfem pripilcgiu)u erflärt (ßraf <£ruft, er h a bc feinem lieben (ßetreucn
JfraiiQois Hoc un6 feinen <£rben bewilligt, für 6cn fiatt, 6ajj er 6cm (ßrafeu
jährlich Pon allen 6cn Käufern, welche er „in unferem Stä6tlein Hltonahe auf
6er Freiheit" erbauen läfjt, 5 Cfyaler in specie \0 s \'/ 9 -\ als 2Uichaelis=
Siyafc un6 <örun6tyauer tpie bisher entrichtet, ferner „für je6cs part 06er jegliches
f)ausgejin6e A fo 6ie ijäufer einr/aben un6 bcwormen, es feien 6eren 5tpei, 6rei,
metn* 06er tpeniger in einer Behaufung, jährlich einen Ctjalcr, — 6aj| er
6ann pon allen weiteren Pflichten uu6 llnpflichten 06er an6ereu Auflagen un6
Befchwcrungeu, ipic 6ie auch Hamen F^aben, womit uns an6erc unfere Unter«
tränen 3U Altona un6 fonften perwan6t, gäi^lidj foll entfreyet fein". X?or=
behalten bleiben 6cm törafen nur 6ic „gemeinen Steuern", insbcfon6crc 6ic fünf«
un6 6ic 6reijä^rige Bitte, fobal6 eine folcr/e Auflage 6cn {amtlichen tlntertfjancn
6es (ßrafen auferlegt wer6en foüte.

3n 6er nacr/ftfolgen6en <£ett ift 6auu fcfjr häufig pou 6er „Freiheit" im
pinneberger 2tmtsbud?c 6ic Re6e, olmc 6af wir erfahren, welche Bc6eutung fie
hat; 6as geht arid) nicht herpor aus 5ipei uns erhaltenen Pcrleir/uugsurfun6en

Digitized by Google

26

für (GrunbftücFe, weldje fratcr ftets jur ^reir^it gcjär/It würben. TXm \6. Sep«
tember \f>\$ nämlid? überlief (Graf <£rnft an 3°M* von frarfjeele, Capet'
macr/er in fjamburg, uncntgeltlid) eine fymsftelle in bem Stäbtlcin Altona, wo--
gegen bcrfelbe von jeber tPor/nuug, bie er erridjten würbe, bent (Grafen jährlich
einen C^aler Abgabe $ableu follte. genier fdjenfte (Graf <Emft am \?>. 3 um
\6\7 ben 3rübem 3 fl f° p un0 fians IHors ein (GrunbftücF unter berfelbcn
Bebingung, fowie auferbem „bas ganje ZIXoox vor ir/rem f}ofe rjergcr/cnb bis
an ben Ceidj vor JUcIdnor von t}arsbecFs £)ofc, 5U einem ^ifcrjteid^c ober fonft
tf^rcr (Gelegenheit nach 5U gebrauchen''. Uber alle biefc (GrunbftücFc wirb unfer
2ln l^ang nötiges enthalten; hier bagegen hanbelt es fich nur um bie Bcbeutung
ber ^rei^cit im gan$en.

lYlan Formte biefe Bebeutung auch in ber Keligionsfreihcit ober in
fisFa Ii fernen Privilegien fudyen. Was erfterc betrifft, fo ift es allerbings $weifel=
los, bafj alle (Gotteshäufer ber nicf/tlutherifchen Cr/riften ju Altona in bem Be»
jirfe erbaut a^urben, ber fpäter „bie Freiheit" genannt würbe; aber ebenfo gewif
ift es, bafj gerabe bas ältefte berfelben, nämlich bie 'Kirche ber reformierten
Hiebcrlänocr, fcfjon 5ehn 3 a h r e vor Errichtung ber ^reir/eit entftanb unb auch
nachher längere ( ^eit gar nicht $u berfelbcn gerechnet würbe, ^isfalifc^c
Privilegien aber gab es auf ber Freiheit höd'jftens für bk <Grunbcigcntümer,
bagegen Femeswegs für bie „ftäuslinge" b. h« für alle Ceute, welche fich auf ber
Freiheit niebcrliefcn, ohne eigenen (Grunbbefttj 5U erwerben. Diefe waren viel»
mehr in fisFalifcher IMnfidjt fdjledjter geftellt, als bie übrigen altonaer ftäuslinge.
tPie wir aus bem im hinhange abgebrucFten Per$eichniffe berfelben erfefjen,
waren es ausnahmslos ftanbwerFer, bie, foweit fie fich auf (ßrunbftücFen an<
fiebelten, welche mit „Freibriefen" ausgeftattet waren, gleich ben übrigen altonaer
fymbwerfern jährlich einen halben Cr^ler, foweit fie aber auf mit Freibriefen
verfer/enen (GrunbftücFen wohnten, einen Chaler jährlicher Abgabe 5ahlten.
fie hatten alfo für bie „Freibriefe" eine höhere Abgabe 5U entrichten.

21uch fonftige fisfalifche Privilegien würben biefen Ceuten nicht 5ugcftanben,
wie bas aus einem 5treite erfichtlidj wirb, ber barüber im 3ahre \6\y 3wifchen
bem (Grafen unb ben (Gebrübcru JITors entftanb. Diefe fuchtcu fidj nämlid}
gegenüber gewiffeu Abgaben, bie von ihren illietern geforbert würben, auf ihre,
wie ber (Graf fie nennt, „vermeintlich verfdtriebenc unb gerühmte 3mmunität"
511 l^icr/en, was aber Feinen Erfolg f^cittc ; vielmehr lief ihnen ber (Graf ihr
„vermeffenes hochmütiges Paralogiftereu" ausbrücFlich verweifen. Was aber
hat nun in jenen verloren gegangenen Freibriefen geftanben? IPir erfahren
bie* aufs bünbigfte burch ein, allerbings erft aus bem 3^h lv W»24 herrür/renbes
PoFument, bas aber burdi eine gaiijc 2lu3abl fpäterer Iebiglich beftätigt wirb.

Digitized by Google

27

2lm 3. Jluguft \62<\ ndmltd? befcfywcrcu fidj bic (ßolbfcf/micbe, Sdjmiebe
unb Sdjuftcr von Altona bei <J5raf 3obft £}crmann barüber, baf allerlei tjanb
werfer, gegen bie von (ßraf €roft erteilten Hmtsgcrccbtigfciten, ftd> ofmc E>or
wiffen 6er 2lmter in Zlltona „einwicfeln unb cin'etjen, mit biefer prätenfiou,
allbicweil es auf unfercs gnäbigen dürften unb Jjcrrn gegebener
^freirjeit, fo fönnten wir 2lmter fold)es ifjnen nidjt fyinbern". Dem
gegenüber erflären bic Unteren nun: „fic fönnten mit glaubwürdigen beugen,
Bürgern biefes Stabilem 2lltona, bartfnin unb erweifen, baf ber (Drt ber fürft-
lidjen gegebenen ^reir/eit nur allein feiigen ,Jrangois IToe's, Bürgers
in Hamburg, erfauftes <Erbc ift unb fiefj feiueswegs weiter fann ertenbicren
unb ausbreiten".

Die altonaer jlmter gaben alfo offne weiteres 5U, baf bic ^reiljeit ein
3c5irf war, in bem jtd} fymbwerfer nieberlaffen unb iln* (Bewerbe ausüben
burften, ofjnc oon jenen irgenbwie geftört $u n>erben. Hur über bie räumliche
2lusber»tung ber Jreifyeit war Streit eutftanben. Diefer würbe erft ^2 jal^rc
fpäter cntfcfyieben.

2lm 25. Hopember erlief (Sraf (Dtto, ber leiste Säiaucnburgcr, ein
Defret, worin er bie Privilegien ber altonaer 2lmter betätigte unb jugletd? wegen
ber ^reir/eit folgenbes beftimmte: „Da Seine (Snabeu ben (Drt „bie ^rcifycit",
was eigentlich unter bie t freil?eit gehört, unb wie weit fid) biefelbc erftreefeu
follte, fefccn unb beterminieren laffen wollte, fo l^abcn Seine (ßnabeu aus ein*
genommenen 2lugeufcfyem (ber junge (ßraf befaub fidj gerabe in r/iejiger (ßegeub,
um bic Jjulbigung feiner rjolftcinifdjeu Untertanen entgegen junefnnen) ben (Drt,
ber fonft „bic ^mr^U" genannt ift, nadigefefetermafen beterminieret: Jtls nimmt
btefclbe ifyren Einfang von 3erenb fjacfelmanns ^aus hinter t)ans Simons f}ofc
unb ftreefet fid> burcfjgefjcnbs in's Horben naefy 3cifob iHorfcn t?ofc, unb foll
bie ganse Strafe naefy IDinftmanns t}aufe unb bie rier £>äufer in ber fleinen
Strafe fnntcr peter (ßar/ben an bem ^elbc belegen, gans nidjt jur t f reifjett,
fonbern $u Jlltona gerechnet fein".

Damit war eine 2ln5afyl törunbftücfc, bie bisher nur faftifcfj $ur Jfroi
fycit gerechnet würben, and} gefe^licb in biefelbe etnbc5ogen unb ifyrer Kecfjtc
teilfjaftig geworben, obwofjl bie fyiusliuge auf biefen (firunbftücfen bem (trafen
nur einen fyalbeu Cr/alcr jäfjrlicfycr Abgabe bc3afyltcn. IPie eine aus bem
3ar/rc J65y r/errül?renbe Mitteilung befagt, wohnten bamals auf ber ^reifycit
über \0O Ceute, „bie jebweber billig bret ober ricr Cljalcr <£intrittsgclb, bann
alle ^l? 1 ' cnien tC^aler Scbufcgelb follten gegeben Ijaben". Da (firaf CDtto iji
biefer &\t feine ,f matten auf jebe IDetfe 51t befferu fudjtc, würbe audi wegen
ber €innaf»iien, weldje er aus ben auf ber ^veirjeit angeftebelteu ßanbwerfeni

Digitized by Google

28

509, eine llnterfudjung r>eranlaf*t un6 bei 6er (Gelegenheit ein „tVrjeidmis 6er
(Eigentümer un6 fyiuslinge, fo in 6em Diftrifte 6er ^rcilycit 5U 2lltona wolmen
un6 wie es 6arum befcr)affcn" aufgeteilt. Dasfelbe ift im Jlnljange abge6rucft
un6 $cigt 6eutltch, 6afj 6ie Freiheit aud) 6amals nur eine gewerberechtliche
Be6cutung fyitk, wäljren6 in fisfalifcfyer IMufidjt ftch $war mißbräuchliche (ßleidj=
ftellung Dieler fyüuslinge mit 6enen im übrigen Altona eingefchlichen hatte, 6a=

w

gegen trgen6welcbe Begünftigungen jener überhaupt nicht eriftierten.

XDie h oc h 6amals 6er IDert 6er auf 6er Freiheit ^errfc^ertöen (ßewerbe*
freiheit von 6en <0run6eigeutümem angeschlagen wur6e, geht h eri>or aus &er
Befd>wer6e, welche ein Schufter im Oafjrc ^638 gegen 6ie altonaer 2imter bei
6eu pinneberger Beamten einreichte. Darin hrift es, 6er Bittftcller müffc auf
6er ^reth* it für ein geringes f)aus jährlich ^0 # 2ttiete geben, wäf}ren6 er in
211 ton a für \8 £ beffer wohnen tonne, wenn ihn 6ie 21mter nicht h^ n ^ r ^"/
6ort fein (Bewerbe aus$uüben. 3n 6er Chat muffen 6ie Jjäufer auf 6er Freiheit
oamals meift nur ganj fleine „Bu6en" gewefen fein.

Dafj 6ie ^rcir/rit auch m °* x 6änifchen <5eit bis $ur (Erteilung 6es 5ta6t»
Privilegiums im 3ahre \604 ihre gewerberechtliche Bc6eutung behielt, geht 5. B.
hert>or aus einem Berichte, 6en 6er pinneberger 2Xmtmann Dr. Stapel am
{7>. ^ebruar Jö^6 an 6en König erftattete. €r fagt, in Altona beftän6en $war
gcfchloffene 2lmter; ,^xuf 6em pla^e 6ie Freiheit aber ftehen fchon über \00 Käufer,
fo mit 6en Ämtern nichts 5U fchaffen, 6iefe Käufer fin6 auch um fo Diel 6efto
eher 5U Derheuren". Un6 noch mi 3 a h rc 1665 weigerte 6as altonaer Schmie6e«
2tmt einem gewiffen IDtlhclm Schule 6ie Aufnahme mit 6em Bemerfen „er
tonnte fid> ja auf 6ie Freiheit fefcen, 6ie fich 6a festen, müften 6em 2lmte
\0 Chaler geben". Dies lefctere war neu. IDähren6 6er galten <3eit 6er
fchaueuburgifchen Jjerrfcrjaft h at au f öcr //^ret^eit^ unbefchränfte
(ßeweibefrciheit gcherrfdjt.

Digitized by Google

fünftes Kapitel.

XPettere <£nttt>icfelung bis 311m Hegterungs'
antritt* t>es kitten (ßrafen von Schauenburg.

; J^^Ä^ ic €rricbtung 6er „Freiheit", eines 6icbt an 6er hamfrirger <J5rett3c
tffitfjrr uc 9 cnoen Bc3irfs, in 6em ftcr/ 6as (Bewerbe fdjranfenlos entwicfelu
.vK9S@& fonnte, mar natürlich nicht angetban, 6te (Semüter 6er Hamburger
gegenüber 6en altonaer l}an6werfern fanfter 31t ftimmen, unb 6a 6er Pcrfucb
6es Hates, 6en »eiteren Ausbau Altonas als Beeinträchtigung 6es Hamburger
tDeiöeredjts $u t>erhin6ern, ferjlfchlug, 6a ferner we6er 6as ftets wieoerfjolte
Perbot 6er Befchäftigung altonaer f)an6werfer, 11007 6as ebenfo unermü6lich
geübte ^auftredjt 6er Hamburger hinter ftdj als wirffam erwies, fo 6adjte man
auf an6ere ^Hirtel, 3U welchem g)vc*<$t f wie wir bereits erwähnten, 6ie Bürger-
fdjaft im 3 a *? rc 0£, s Sech5iger«Koü*egium bevollmächtigte. Diefe Pollmadjt
muroe am \2. September erneuert, un6 aus 6en Derfyan61ungcn 6er

Sedjjiger mit 6em Kate ging im 3al?re IM9 6er Porfcr/lag 6es festeren Ifcv-
vor, „6ajj mit Bewilligung 6er pornehmjten 2lmter etliche funftreiaje JHeifter
aus 6en 3U Altona wofmen6cn Scrmet6ern, Schuftern, <0oI6fdjmie6en, Cifdylerti u. a. m.
f ollen 3ugelaffen wcr6en, in un6 uor 6iefer 5ta6t 311 wohnen un6 ihre Arbeit
frei $u gebrauchen, gegen eine €rfenntnis, fo 6iefer Sta6t Kämmeret t>on ihnen
foll gereichet wer6en". Dagegen follten 6er Hat un6 Hamens 6er Bürgerfchaft
6as Seliger« Kollegium 6en Ämtern juftcfyem , 6afj nieman6 in Altona etwas
ntachen noch ausbeffem laffen 6ürfe, 6af ferner je6er <5uwi6erhan6eln6e „als ein
JTTetnei6iger gehalten un6 6iefer Sta6t tDofmuug r»erluftig geh?n folle". Zlud>
follten Schiffer uu6 Schiffsfin6er bei gleicher Strafe fchul6ig fein, in 2Utona fein
<But ein3imehmen, noch auch öor t Bro6, öier 06er fonftigeu Sdnffspromaut
3U faufeu.

Digitized by Google

50

Der Hat fjattc alfo ben ridjttgcn (ffebaufen, ben eitrigen Streit burdj Huf-
nar/me eines Ceils 6er altoiiaer fymbtperfcr n>o uid?t $u beenben, fo boch 3U
milbern, unb 3tpar baeftte man mit „c^lidjcn pornelnnen ZITeiftern aus ben
Ämtern 6er Scbncibcr unb Sdjufter" ben Anfang 511 macfjen. Die Secfwgcr
nahmen Kenntnis poh btefem Porfcblagc, „nric bem ZUtona, bafj es ntd>t mein*
roacr/fen unb auffteigen möge, 3U mehren fei"; aber ifyrc eigenen IDünfdje gingen
nad> anberen Hiddingen. Sie meinten, man folle mit ben in fjamburg tpofmenben
^r cm ben reben, bafj fte in Slltona nichts mcfjr machen laffen möchten. Zludj
foüe man bie ZUaflcr erinnern, nidjt mein* bie 511 Altona gemachten Stoffe,
als Crip, Sayen, £aumfctbcn u. a. uadj Hamburg cin3ufüf-«ren. ferner folle
man bie Simons anhalten, iljre pofamenten unb anberen IParen ntcrjt in
ZUtona mad>en 511 laffen. 23ei benen, tpelcbe in Zlltona ftolj fägett laffen,
möge man ftcb erfunbigen, ob fte bies nicht ebenforoofyl in bem Stabtgebiete an
ber <2lbc perriebten laffen fönntcu, unb tpenn foldjes ber ^all, folle man ilntcu
perbieten, ficb Altonas 3U bebienen. 2(u*$erbcm wolle man auch „tpor/lmeinentlid} er
innert rjaben, bafj bas Komöbienfpielen, ^edjterci unb anbete (folegenfyeitcu,
wenn in Hamburg Hnforberung barum gefcfytye, nidjt nach Altona geuriefeu,
fonbern tpenn man es nidjt tpcfjren fönne, iricl lieber in biefer Stabt jugelaffen
unb perftattet n>erben möge. Überhaupt möge <£. <£. Hat in genere barauf be=
bacr/t fein, baf alle bem Altona $un>acr>fenbe Har;rung fo piel nric möglicfj be«
fyinbert unb entjogen tperbe".

Die Zlbftcbt ba5u mar auch auf feiten bes Katcs Dorr/anben; bod? fdjeint
aus allen ben langen Pcrrjanblungen ein Kcfultat nicht fyerporgegangen $u fein;
r>ielmcr;r febeint ftcb ofme befonbere (Eingriffe, auf bem IPcge ber aUmär?lidjen
(ßctpolmr/eit, in ber näcfyftcn <^ett ein leiblicher ^upanb 5tpifd?cn ben r/amburger
unb altonaer t)anbmerfern r/erausgebilbet 311 fyaben, über beffen Störung bie
letzteren erft im 3ar>rc U>24 beim (ßrafen 3obft ^ermann "Klage führten, inbem
fic porftellten, ba§ fte il^re ZTafyrung aus ber Stabt fyabeu müften unb bafj fte
aud> bisher ifyrc ZIrbeit „efelidjermaf cn , nrictpol in grofer ^urdjt Wc 3taM
gebracht; nun aber ba bie Hamburger hinter fernen, baf ftd? poii allerlei Zimtern
Iner ju Zlltona einliefen, märten fte uns 511 merf liebem großen Scrjabeu Pom
illorgen bis 311m Zlbenb auf, alfo baf? unfer feiner ettpas fieber unb ormbcfarjret
fann einbringen, fonbern muffen es leiben, bafc fte es uns eigcnfdjäblidj in* unb
aufjcrl?alb ber Stabt abnermten". Sic bitten bem3ufolge ben (ßrafen, er möchte fte
gegen ben ftarfen ?>ü$u$ neuer tianbtpcrfcr bei ifyrcu pripilegieu fdmfcen unb
— baoou trar bereits im porigen Kapitel bie Hebe — nidjt geftatten, oa£ ber
Z^irf ber .freist über bie urfprünglidjcu (Breiten ansgebefwt werbe.

XDas ber (ßraf barauf Inn tbat, triff eu urir nta>t; ben (ßolbfcbmiebeu t;at

Digitized by Google

_3l

er inbes jebenfalls am 2<). JUai 1025 ihr Pripilegium Pom 3af?re \605 be»
(tätigt. Dann brach bie graufenrjafte Kriegsfurie über unferc (Bcgenb herein,
unb lange 3aljre fnnburdj bringt unter bem töetöfe 6er IDaffen fein £on 511
uns, ber Kunbe gäbe von ber (Entwtcfelung ber gewerblichen Cr/ätigfeit in Altona.

2tucb über £eeinträd>tigung feiteus ber Hamburger wirb erft wteber im
3al?rc ^633 Klage geführt, bann aber gleich in fcl?r ausgiebigem 2Ua£e. €inige
biefer Bef anwerben perbienen mitgeteilt $u werben, befonbers bie ber altonacr
Cucfjmacrjcr unb Sdjnurmadjer. 3ene f lagen, bajj ihre (Sef eilen, bie man
bodj fonft im yxnytn Kcidye bulbe, unb bie aua? von ben Ijamburger Hleiftcrn
früher angenommen worben feien, jefct pon btefen als unehrlich geachtet unb nicht
mer/r auf i^rett H)erfftätten $ugelaffen würben. Die Sdmurmacher führen äfm*
liehe Klagen unb hefer/weren fidj aufcerbem über €ntfrembung ir/rcr 2lmts- unb
2lrmenbüchfe burdj einige Hamburger. Die Bäcfcr erflären, ir/nen nähme man
in Hamburg nicht nur bas Brob, fonbern auch bie Körbe unb Cücfyer fort; ein
Scbmieb bringt 3ur Steige, bie Ijamburger tfmtsmeifter feien ihm auf gräflichem
(ßebietc ins fjaus eingebrochen, hätten irmi etlid>e IPcrfjcuge fortgenommen u. f. f.
ttugcnfcheinlich war man mit Eintritt ruhigerer Reiten fofort wieber über
einanber r/crgefallen. Die (Brauel bes breifjigjäln-igen Krieges vermochten
auf bie Dauer boch nichts gegen bie garten tte^en unb Köpfe unferer ^uitft-
meifter; vielmehr fd?eiut bie wüfte Kriegs5eit auch auf fie nur cntftttlidjenb gc
wirft 5U t/aben; benn wteber hören wir je$t pon blutigen Unfällen, benen bie
altonaer Jjanbwerfer unb Pon unsüct/tigen Attentaten, benen ihre grauen in
Hamburg ausgefegt waren.

€rjc wir uns nun ben legten 3<*l? l 'en ber fdjauenburgifchen tjerrfdiaft,
unb bamit vielleicht bem intereffanteften Ceile bes ga^en pon uns ins iluge
gefaxten Zeitraums $uroenben, wollen wir noch bie pripatwirtfehaftlicheu unb
tedmtfehen Perr/altniffc einiger (ßewerbssweige, foweit uns eben bapon r/ier unb
ba etwas berichtet wirb, einer furjen Betrachtung unte^iehen. Beginnen wir mit
bem größten bewerbe, bem ber Schuhmacher.

Die altonaer Schuhmacher fauften bas £eber, beffen ftc für ihr l)anb*
werf beburften, teils in ber (ßraffchaft, teils in Hamburg, hier gewiß fehr häufig
auf Krebit; im pinneberger llmtsbuche ftnben ftcb mehrere berartige (Refchäfte
perseidmet, bei benen fogar bas fjaus bes Scbulbners für bie ^orberung per
pfänbet würbe. <£ins berfclben ift befonbers merf würbig: jm 3 a *?re \b\2
erflärt ber altonaer Schuhmad>er Simon Kanncngiefer, bafj er t>on Ür. Kutger
Kulanb (bem berühmten 3uriften, fürftlich lauenburgifchen Kat, bamals aud>
faiferlichen Kommiffarius) 311111 €infauf von allerlei €eber bie für bamaligc faxt
enorme Summe pon \ [W / geliehen erhalten habe. Don bem getauften Ceber

Digitized by Google

32

fyatte Kannengießer 5ur ^cit nodj 5\ liäute bei ftd?, froren tPert or auf *00 /
peranfdjlagt. €r perpfltcbtct ftdj nun, fobalb er pon biefem Ceber ettpas per«
Faufen foütc, jebesmal ben (Erlös susüglidj «Sinfen an Dr. Kulanb 5U besagen,
bis sunt Belaufe von 800 £; wegen bes Keftes pon 350 / tperben beftimmte
Zahlungstermine feftgefe^t, unb für bic ganse ,forberung wirb aufer bem Ceber
auefy bes Sdmlbncrs öaus perpf anbot. <£s fdjeint banadb, bafj biofor Sdmfter
aud) einen fdjaningrjaftcn Ccberljanbel betrieb. (Ein anberes 3eifpiel gan$ ent<
gegengefefcter 2lrt: Der Sdmfter 3^P«^ ftacfelblocf in Altona fyatte im 3 a *?i* 1603
von Cfyriftof (Dlbenburg bafelbft 55 / entließen unb perpflidjtete ftet? nun, ifynt
bafür alle 3afn*e 3mci paar Sdmfye mit boppelten Sohlen als Kente 5U geben,
ein Paar (Dftern unb ein paar JUtcbaelis. $ür bas Kapital perpfänbet er
fiaus unb ftof.

3ener porlnu genannte Simon Kannengiejjer empfing im 3 a *? rc I 602
pom (Brafen €rnft 42 tEfjaler für gelieferte Sdmbe, Stiefel unb für ein Decfer
„Korbuanifdje ^elle"; forner erhielt or:

$üx 3 paar Korbuanifdje Korffdmf?e für bio (Gräfin k 22 s = 4 /. 2 s
„ \ „ Klappfdnifye „up be tpels (tpälfcbe) IDyfo" eben'

falls für bio (Gräfin \ „ « „

„ y „ Ceberfdnttje pon gefdmittenem Ceber für brei €bel»

f nabon bor (Bräfin, ä 20 s \\ „ 4 „

unb tocil für ben jüugftou <£belfuaben boppelte Sohlen gemacht mürben, fo out*
ftanbon tnerburd} bei jobem paar \ / Zllebrfofton. 3 m 3 a *? re f? a * ,c
ftd> ber fdjaucnburgifdjc Kaller bei einem auberen altonaer Sdmfter, 3 a5 P cr
pon ber IDeyöe, 5 paar Sdntfyc unb 5 paar „Off ein" madjen laffen, bio $u*
fammen 5 £ <> s «> :> fofteten, aufjerbem noch ein Paar „Offein" burd) 3ü r $ €n
Camberts für \ (l s -

IHe Scfmfnuad?er*(BeredUigfeiten ipurbon Ijauftg porfauft; im 3 a *? rc t°l.O
mürben für ein Sdmfteramt «0 £ besar/lt, UM 4 für ein anbores 50 /. Pas
maren ererbte Sdnifterämter, bio augenfebeinlicb befonbers tpertpoll tparen. 2lls
jenes erftertpälmte im 3 a *? rc IM 5 an ocn Porbeftfter surüefporfauft ipurbe,
5al?lte biofor bafür nur nod> 50 /. 2Peitero preife: U>\7: 15 Cfylr. unb \i) Ct?lr.
in speeie (ä 5 /), H>2o: 40 /, W>24: 40 /, \h2X: uO /.

Vom Sdniciberamte, bas, u?ie mir feb/on nxrben, rätfelljaftcripoife gaii>
ausftarb, ift nur ein ipunberltdys (Refdwft ju berichten. 3 111 3 a ^? r0 U>\5 nam-
lidi überlast Oeinrid) pon Summen, Sdmeiber ju Altona, mit ^uftimmuug feiner
beiben Sor/uo fein Sdnieibor^lmt an Cufas Kemper in Hamburg olnie anboron
(Entgelt, al* ba^ lefetercr fieb perpflid>tet, an Stelle bes Perfaufers alljäb/rlidj
bie bem (trafen fcbulbige Abgabe pon einem C^aler (bie Jlbgabo mu0 bantals

Digitized by Google

.1.-)

fo fyodj gewefen fein) 3U entrid^ten. Die Söfyte bes Derfäufers bebingen ftd?
aus, baj? ihres Paters Harne im tfmtsbudje für ben Käufer als Bürgfdjaft
fte^en bleiben foll, bis legerer nad) Altona gesogen ift. IDenn er bies überhaupt
mdjt tl?ut 06er wenn er ftirbt, fo foücn bes £>erfäufers Söhne ftdj uon ifnn
von feinen <Erben entweber genügenbe Bürgfcbaft öafür leiften laffen, baf bie
jähriidje Abgabe entrichtet wirb, aber ftc bürfen bas Sa?neiberamt ohne (Entgelt
fclbft wieber übernehmen. Scfjr profitabel fann alfo bas Sdmetbern bamals in
Altona nxdbi gewefen fein, was mit fonftigen Hainnaiten übereinfttmmt, mir
aber einftn>eilen nicht redjt crflärlidj ift.

IXidft ofme 3ntereffe finb auch, bie Xecfysgefdjäfte, welch, e bie (ßolbfdjmiebe
mit ifjren Ümtern vornahmen: Um \0. ZYläv$ \6\0 nerfauft ^einrieb, Zltcyer
5u ©ttenfen an Darius be palma in Altona fein <Solbfdmiiebe'2lmt für 55
jebodj mit ber Bebingung, baf ber Käufer bie Cf5eredjtigfeit nur auf Cebcns*
Seit gebrauchen unb auf Silberarbeit feine (ßefeüen befdjäftigen barf. Hadf
feinem tEobe foll bas 2lmt an ben Derfäufer ober an beffen €rben 3urücffaücn.
— 2lm 2\. September \6\y uerfauft fobann Abraham Cornelius im Beifein
aller Slmtsbrüber fein <ßolbfa?micbe'2tmt bem ehrbaren (ßefellen Ijetnrtcb Behrens
für ^28 Ji, wrpflichtet ftcb babei, bas 2tmt gans unb gar niebersulegen unb $u
Altona ober ©ttenfen ober fo n>eit ber (ßolbfdnniebc ^reifjeit ftd? erftreeft, nidjts
an (ßolb ober Silber 3U arbeiten ober arbeiten 311 laffen; will aber eins feiner
Kinber ins 2tmt treten, fo foll es 5ugclaffen werben gleidj ben Kinbcm ber
itmtsbrüber. 3m 3a^re \u2\ wirb ein <5olbfcbmtebe«2lmt, bas bes „ehrbaren
unb t>orneb,men" Xeinecfe JITcyer b. 31., für ^ r >o £ an <£imert Philipp t>erfauft,
unb ben gleichen Preis bebangen nodi ^029 3wei (Berechtigfeiten. Dagegen
würben im 3 a *? rc \6"> nur noch 50 dualer (u 5 /) besahst, unb audj \659
u>ar nidjt metjr 5U erzielen.

<£igentümlidjerweife werben in Jlltona fdjon in biefer ^eit Bacfgercdjtig«
feiten erwähnt, obwohl es ein Bäcferamt 3ur>crläfftg bamals bort nicht gab.
So uerfaufte am U). 3 um U'05 ZUarten Drewes au lierman Cangermann ein
altes Steinhaus unweit ber (£lbe, welches „dou Alters her bie ^reifyett unb
(ßerecbttgfeit gehabt barin 51t baefen, welche t frci< unb (ßereditigfeit ift mit Siegel
unb Briefen ju be weifen". Piefc alte Bacfgerecbtigfeit, bie alfo wob,l in bie
erften Reiten ber 2lnftebelung Ztltonas jurücf reichen muffte, ift mir ratfelh,aft.
Perfäufe r>on Bacffyäufern fommen bann noch, mehrfach, r>or; 5. B. wirb 1050
ein folch.es „mit ben Stuteubdncfen unb anberem losbenbigem ftolje" für \^7U £
uerfanft. Die altonaer Bacfer be$ogeu öfters IPeijeji doiu gräfüdjen ilmtmanne
in Pinneberg, foferu letzterer ilju in Hamburg uid>t teurer uerfaufen founte.
illeift aber fdieincti fte fid> itperfeits in Hamburg uerforgt 3U h^aben. Sie o>*>

2t Ilona MB«r »dtuurnbutätjdjtr l)««i<lfaft. IV. 3

Digitized by Google

7 *

rieten oabei mefn-fad? tief in Schulden un6 mußten 6em Kornrjan6ler — als
foldjer rotr6 in 6en Jahren J609 bis 1622 namentlich Tivmb Sun6 in fyxm
bürg genannt — n>o^I gar am €nc*e ir/r ßaus abtreten, rporauf 6er Qänbler
einen neuen, von irmi abhängigen Bäcfer tnneinfe^te. Derartige ,fälle ftn6
mer/rfao} im pinneberger 2tmtsbud>c perseidmet.

IDie augenfdjetnlicb bei 6en Bäcfem 6er Beft£ eines $um fym6tperfe hpr-
geridjteten fjaufes 6ie eigentlidie ßrun6Iage 6er „(ßeredjtigfeit" ift, fo bei 6en
Scr/mie6en 6er Befifc 6es t}an6iperfsgcrätes. Dicfes, uu6 nidjt une bei 6cn
rdmftern, Sdmeioeru un6 <&ol6fdmüc6en 6as „Umt", wirb pererbt, perfauft un6
als Brautfdja^ mitgegeben. <£inc foldje ZITitgabe fommt aud) bei jenen an6crcn
t)an6raerfcrn un6 ebenfo bei 6cn Ceinen>cbern Piclfaa? por; 6od) ftets ift r/ier
6as „2lmt" 6. rj- 6ie pom Can6esherrn uerlic^enc ßereditfame 6er <0egenftan6
6es Heditsgefd?äfts, roär/rcnb bei 6en Sdmiieoen, 6ie 6ocb min6eftens feit \<>05
ein or6entlidjes 2tmt r/atten un6 6asfclbe aufs etferfüdjtigfte pertei6igten, in 6en
pripataften nie 6apou 6ie Ke6e ift. Von 6en Sd>mte6cn befifcen u>ir audj ein
im 3ar/re beginncn6cs Celjrlingsregifter. 1 ) Don \T £er/rlingen, 6ic in

6cn fahren ^633 bis einfdiliefjlid} \ü$0 angenommen rour6en un6 meift 3, fcltcncr
?> l [ t ooer 4 3arn-e lernen follten, liefen 4 n>ie6er aus 6er €er/re.

Pon 6en Küpen 6er (Berber, dou 6cn XPaff erlauf en un6 Irocfenplä^en,
lpeldje Bleidier un6 £eimfie6er für ir/r (ßemerbe penpen6en mußten uu6 nodj
pon managen an6eren getperblidjen Dingen ift in 6en pinneberger itmtsbüdjern
oftmals 6ie Kc6e; in6es u>ür6e es 5U u?eit führen, nx>llten nnr r/ier 6arauf ein«
gerben. IDir ertpätmen 511m Scbluffc 6iefes Kapitels nur nod), 6af in Altona
aufer 6en fdjon genannten <ßea>erben unter fdjauenburgifdjer fterrfdjaft je6en«
falls audj nod) Opfer, iHaler, illauerleute, Cudj- 06er H>an6madjer, Crip«
madjer, Baumfein>, Bombaffin» 06er ^ufteinmadier un6 «^ärber, „€eiftenfdmei6er",
(Cifdjler, f}utmad?er 06er fjutfUter, roie audj ,fil$mad}er un6 frutftaffierer, Ball 1
madjer, Ceudjtcmadjer, Blocf6re^er, Budjbinoer, Branntrociubrenner, Sdmur«
madjer un6 getprf nodf mandje an6ere nidjt befon6ers aufgeführte fjan6tperfe
pertreten tparen. &udj ein 3 n f* rumcn * cnmac J? cr Bertfjol6 Cünsmaun u>ir6
cnpär/nt un6 ein (Drgelmacfyer <Bottfrie6 ^rifcfdj in (Dttenfcn \u7*o. 3e6enfalls
fier/t man alfo, 6a$ 6ie töetperbetfyätigfett in Altona febon unter fduiuenburgifdier
t^errfdjaft eine redjt mannigfaltige gerpefen ift.

') Dasfelbe ijt mir ^tird> PermtHeluttg Us $erni SuAbäitMer Rar 6er oon ftmn
Säfloffermeifler ^ett jugefornmeit.

Digitized by Google

Sed?jfes Kapitel.

Anfänge einer (Sro&inbuftrie in 2lltona unter

bem legten (ßrafen*

, c ^rap> m 3 a ^? rc 1655 begann 6ie Hegierung 6es legten (Srafen aus 6em alten
.^^Sl^; £)aufe 6er Sdjauenburger, 6a6urdj bemerfensipert, 6ajj fte 6en cmft*
.\?««3«5a) ndfcn Derfudj maa?te, 6eu XDo^lftatiö 6es in <5run6 un6 Boten
6urdj 6en Krie*j ner6orbenen Cannes mit neuen ZHttteln 5U fyeben, um fyter burefj
auch 6te Pölltg $errätteten lan6esfr/errlidjen £inan$cn u>ic6er $u beffent. (Sans
pornetnnudj 6tc (ßetperbepohtif mußte 6iefem £xotdi Menen. 3» cr f te "
Xegierungsjar/ren blieb in6es alles nod? beim alten.

Dasfelbe Defret pom 25. Hopcmber ^656, meines 6ie (Stensen 6er /; ^rei«
r/ett" feftfeljte, beftättgte audj 6ie 2lmtsgered}tigfeiten 6er <0ol6fdnnie6c, Ceine*
tpeber, Sdnnic6e uu6 Sdjufter. €s it>ir6 tfmen sugeftdjert, 6ie gräfttd}en Beamten
n>ür6en fte bei ifjren Kedjten fdjüfcen un6 feinen f?an6tperfer in 2tltona 6ul6en,
6er 6cnfelben sutpi6er fein follte. Dagegen n>ir6 6en Ämtern perboten, fidj je6er
Belästigung 6er auf 6er ^reitjett tPorjnen6en fytnöajerfer $u enthalten. 5o6ann
u?ir6 6ie Abgabe an 6en (ßrafen aufs neue geregelt, 11116 stpar foüen nadj 6em
6cr$eitigen 2Uitglie6erbeftan6e

6ie <Sol6fdnnic6e für \2 Illcifter,

6ie Cetnetpeber für 50 ZTTciftcr,

6ie Sd>mie6e für \$ JTteiftcr
eine jar/rlidje Abgabe oon einem falben Cr/aler, fourie

6ie Sdmfter für 50 Wetfter
eine jäljrlidje ilbgabe pon einem gansen Cr/aler be$ar/len, gleid^ptel tpie groß
6ie &al)l 6er Kmtsmeifter fünftig fein u>ür6e. Sonft follcn fie ftdj beseigen,
„roie es re6licben ^an6n>erfsleuten, infonbertpit aber getreuen un6 geljorfamen
Untertanen $uftcl?ct un6 gebühret". Jim folgen6en Cagc beftätigt (Braf (Dtto

3*

Digitized by Google

56

ben (Bolbfdnnieben ifjr altes Privilegium, rvobei tvieberum ausbrücflidj beftimmt
tvirb, „baj? i^r 2lmt foll fein unö bleiben ein verfdjloffen TXmt"; jebod} tvirb
bte neue Klaufel rjtnjugefügt, bie (Solbfdmiiebc foüten fid) „6er am 24. Iiovember
5urifd>en ben Ämtern unö benen auf 6er retrjeit unter unferem Sefret gegebenen
€ntfa>etbung fonformieren". Dermutlid? ftnb ben anderen Ämtern bamals eben*
folcfoe Beftätigungsurfunbcn erteilt tvorben. 1 )

Damit voav natürlich für bie Kaffe bes (trafen fo gut nrie nichts ge«
tvonnen. Die Sdmfter meigerten ftdi, ifyre Abgabe von einem Cfyaler auf ben
Kopf ju entrichten, fo bafc im galten nur 7>0 tCf?aler in jebem 3afyre dou ben
Amtern einfamen. Darjer ift es begreiflidj, bajj fdjon im folgenden 3al?re gans
andere llnfajauungen im Hatc bes (ßrafen $ur f)errfd?aft gelangten.

2lm Donnerftag nad? Zttidjaelis bes ^afyres \(^7 erteilte (ßraf (Dtto au
peter be £>ojj, Sayen», Käjjmacfyer unö fyinbelsmanne, ein Privilegium,
bas von allem bisherigen tveit abtreibt. <£s ift bas erftc jener cdjt merfau'
tiltftifcben Privilegien, burdj iveldfe bie altonacr (Srofinbuftrie ftcfy cnttvicfelt fyxt,
unb ftefyt im ftärfften (Segenfafce 511 ben alten 2Imtsgered}ttgfeiten.

peter be Dof Ijatte barum naa?gefud>t, ber (ßraf möchte irjm geftatten,
in Altona $u tvolmen, bort feine fjanbtierung, befonbers bas Sayen. unb Xäf«
machen 3U treiben, ir)m audj etliche ^reifyeitcn unb 3"™unitäten $u vergönnen.
Dies lf?ut ber <ßraf auf folgenbe IDcifc 5 ):

\. €s ivirb ifmi unb allen, fo bemfelbcn fymbel 5Ugetr)an, uidrt allein
erlaubt, Sayen unb Haf? in ber (Braffcbaft pinneberg $u machen,
fonbent fte follen fogar oerpf Hebtet fein, biefe fymbtierung aufs hefte
fortsufefcen, mein- Derleger 3 ), Jttetfter unb (ßefellen, audj anbere l?anb<

") Die ben <5olbfd?mteben erteilte Seßätigungsttrfunbe ift im Originale erhallen unb
befinbet fidj im £eftt}e be* Gerrit Kommewenrats IITdKer, ber mir mit flets bereiter ^reunb«
lidjfeit bie Senutjung gemattete. €5 ift eine pergamenturfunbe mit noa> 3iemlidj monier
Ijaltenem anbangenbem Siegel, bas einjige ans fd?auenbnrgifd>er Seit tjerrubjenbe Privilegium
biefer Jlrt, meldjes mir bisher im (Originale 311 (Seftdjt gefommen ift. Sollten beren nodj
anbere ftcb, erhalten fjabett, fo wäre es bringenb envänfdjt, bies 311 erfahren.

*) Das Privilegium ift nur im Kon3cpte erhalten, bas fo ftarf forrigtert ift, wie faum
irgeub ein anberes Elften jtüd, bas idj fenne. 3ebes britte Wort ift burdjjtridjen. HTan ftefjt
reebt, ba§ es fid? um eine ga»i3 neue Sad?e b^nbclte, unb baß man fotvobj über bie allge-
meinen (ßrunbfägc wie über bie 2lrt ifyrer Durdjfäb.rung nodj feb,r unfidjer mar. peter be Pofi
ift ber erfte biefes Hamens, ber tu 2Utona gewolmt Ijat, ein ungemein unternet^metiber ITlcnnonit,
ber fpäter audj eine Brauerei anlegte (ogl. unfer t)eft K/IU, S. 4«) unb viel con fu1> rebeti
madjte. „Sayen" unb „Kä§" (Safd?, 2lrras) ftnb »ollene Stoffe.

:1 ) „Verleger" Riegen aud; im Dortgen 3at{rb,uubert nodj alle ^abrifanteu, i>or3ugsu>eife
aber ~ unb bas mar bie urfprüng(id>e Scbeutung bes IVortes — foldje (Scfcbäftsleute, melaSe
bie ron ih,nen gerauften nTaterialien burdj ^ausarbeiter Ijcrridjteu ließen, um fle bann mieber
311 verlaufen, alfo nidjt eigentlid) ßemerbtreibenbe, fonbent i)dnb(er ob,ne eigenen ^abrtfbetrieb.

Digitized by Google

37

arbeitet ins £anb 511 3tetycn, abfonberlid? aber ben gräflichen
llntcrtfyanen in Altona, ©ttenfen u. f. tt>. Hafyrung unbZlrbcit
5Utoeifen.

2. Peter 6c Dof foll fidj gleicfy allen anberen Derlcgern, 2tTeiftern ober
Arbeitern, bie fid} r/ier nieberlaffen werben, bem törafeu burdj i?an&«
gelübbc unb fjulbigungspflidjt pcnpanbt machen, bcmfelben getreu unb
fyolb fein. Dagegen nrirb iljm

5. in (ßnaben pergönnt, in Altona ein unbefdjloffcncs Kollegium
(im Kon5epte ftanb urfprünglidj: 7X mt unb Kollegium) 511 Ijalten, alfo
bafj ein jeglicher, welcher er)rüc^ (!) unb fromm, in folgern KoUcgio
(im Konsepte burcfyftricfyen: 2lmt unb (ßilbc) unpertpetgcrlicfy fann gc=
litten tperben, tporüber bem (ßrafen eine Holle, iporauf biefe Kollegia
an anberen ©rten funbiert, por$ubringen ift, bamit er biefelbe bc*
ftätige.

Dieipeil audj bas <3cicr/en bes (Brafen auf jebes Stücf pon 35 Sayctt,
Käfj unb anberem XDerfe, tpeldjes fic macfyen, gcfcfylagcn werben foll,
fyabcn fie r»on jebem <5cid}cu 3ipci Schilling £übifd> 311 geben,
bapon richtige De^eidmiffe unb 3üd?er 5U r/alten unb alle £>icrtcljar/re
eine Hadweifung barüber eiu3urcidjcn.

5. Damit aber um fo piel mein" €cutc in ifyr Kollegium fidj 3U begeben
betpogen werben, ipill ber töraf fte \0 3 a ^? rc ' a,l 9 von ocr n>öd}cnt=
lidjeu Kontribution, pou 2lccife, (Einquartierung ber Solbatcn unb pon
allen anberen Saften befreien. Die (ßefellcn folleu biefelbe t frei-
fyeit gcniefjen unb befonbers pon allen IDadftbicnfteu befreiet fein.
Dagegen traben fidj Peter be Pof unb (ßenoffen erboten, 3U
ber gemeinen Canbesbcfdjipcrung je nad} bem Fortgänge iljrer
Hatyrung eine roillf ürlidje, erträgliche öeiftcuer 3U tfyuu,
barin ifjnen aber fein J>i c I ober lTla% gefc^ct, fonbern alles
tfyrem töerenffeu anr/eim gegeben werben foll.

6. 2Ulen JHeiftern unb <8ef eilen biefer (*5en>erbfdjaft foll frei ftetycn,
unber/inbert fortziehen, ipcnn fte nicfyt mein* in ber (Braffcfyaft tpolmen
wollen; jebod) folleu fie porr/er ifjrc Sdmlbcn K*5ar/lcu.

7. Streitigfeiteu unter IHitglieberu bes Kollegiums unterfucfyt unb ent«
f Reibet biefes felbft, anbere Strafen unb Vorfälle aber, audj bic Cog>
nition in bürgerlichen unb peinlichen Sadjen perbleiben ber orbent liefen
(Dbrigfeit.

8. Zilie 3U bem (ßeiperbe uotipcnbigen ^Materialien an IDollengarn unb
anberen Sadjen folleu tpäb/reub ber erften 5elni 3aljre frei unb fidjer

Digitized by Google

38

oljne £oll paffteren. VOas aber in fjamburg gefjolt wirb, ift 6ort auf

6cm fdjauenburger <3ollc $u perjollen.
9. Sollten 2TI elfter aus Hamburg €uft fyaben, fta^ in 6er (Braffdjaft

nie6cr$ulaffcn, fo follen fte 6crfclbcn ^rei^eit geniejjen un6 gegen ettpaige

€ingriffe 6es r)amburger Kats gefajü^t n>er6en.
IDir befifcen ferner 6en <£ntu>urf eines Pom felbcn £agc oatierten gräf«
lidjen Defrets, 6urd? n>clcr)es 6ie Statuten 6iefes Sayen= un6 Käfjmadjcr.
Kollegiums beftättgt roer6cn. Darin fyeijjt es, Peter 6c Dofc un6 (ßenojfen
Ratten auf Befehl 6es (ßrafen eine Cifte 06er Holle porgelegt, „nxsgeftält 6ic
(ßemerbf^aft 6es Sayen., Käf» unö an6crc oergleidjen IDaaren 5U madjen, in
Braban6, Itic6erlan6t un6 an6crcn (Drten privilegiert un6 befreiet,
roas audf an 6cn (Drtcn über foldje <Ben>crbfa>aft für fon6erlid?e Statuten auf*
gefegt un6 <£oü"egial«Peror6nungen gehalten a>er6en, 6iefclbigen audj alliier etn-
jufüfjren, 5U confirmiren un6 3U beftätigen." Darauf fyatten peter 6e Vo% un6
(ßenoffen folgen6c Cifte 6er Jlrtifel pon 6en SayenDrappierercn eingereiht —
Ijier ein tpeifer Kaum im tflanuffripte — , n>eldje 6er <8raf 5ur Dorfefcung
foldjcr ZIaljrung gan$ pcrträglidj un6 6ienlidj gcfun6en fyabe un6 6esljalb Incr»
mit beftätigen ax>Ue „6iefer (ßeftalt, 6af glcid} n?ic es in Braban6, Hic6erlan6
un6 anoeren (Drten foldjer Statuten falber gehalten wirb, es audj in 6iefer
unferer (ßraffdjaft obferpiret un6 gehalten u>cr6cn foll". —

^aft jc6e ein$elne 6iefcr Bcftimmungen giebt 5U 6cnfen. Sic fin6 gaii5
6urdjtränft mit edjt mcrfantiliftifdjem (Beifte, 6em 6ic (Eierfdjalen 6er alten
fta6troirtfd?aftlid|en 2lnfdjauungcn nur lofe anjufjängen fdjeinen. Sollte man
es für möglidj galten, 6af 6iefclbe Hegicrung, tpcldjc ein 3afyr 5UPor 6ie Be«
ftätigung 6er «^unftpripilegtcn t>erfafjtc, jefct ein fo aufgeflärtes, ra6ifal
liberales €6ift ausgeljen lief! Das <£rftaunlidjftc ift piclleidjt 6ic Uti, nrie 6ic
Steuersafylung 6cm (ßeipiffen 6es Steuerpflichtigen anfycim gegeben n>ur6c.
Dunadj u>ur6e audj gefjanMt; 6enu am 28. ITTai J659 beridjtcte 6er ottenfer
E>ogt fjans pape, er fjabe pon Peter 6c t)of nidjts gehoben, 6erfelbe „aeftimire
un6 r)alte ftd^ gan3 frei, eyimire ftd? aud) aller Unpflid^ten un6 6er (Eon«
tribution".

Uber 6en fonftigen €rfolg 6iefes erften Derfudjs beridjtet ein pinneberger
Beamter am \. TXlai J639 6em (ßrafen folgenoermajjen: „IDie piel l}ausgcfin6c
Peter 6c Vo$ nadf Altona fommen laffen, n>eijj td} nidjt eigentltd}; fyat fonften
6as 5*idjen6rucfcn (pgL 2lrttfel <k 6cs priptlegs) perfdnenen 3 a ^ r u ^ €r 9 an 5
n>entg gehabt, galten audj 6afür, 6er befte Dortljcil 6icfcr £}antierung
3^rer 03na6en un6 6em €an6e fei, 6af $u Altona, (Dttenfen, aud?
ITeuenfMtten un6 Utcrfen pon feiner Zlrbcit mit Spinnen, IPolle»

Digitized by Google

3t)

frafeen u. f. n* oiefe ficfj ernähren, unb nwil bie ihnen gegebene Priüilcgia
3h rcr tönaben fonberlicfjen Schaben ober Abbruch nicht geben, möchtens
btefelben noch auf ein 3afyr mit ilnten nerfudjen, ob DieUeicbt ber fjanbel unb
bie 2tteifter ftd» ftärften, unterbeffen aber, roetl er fieb üerpflichtet fyit, ber (£on=
tribution fyalber jährlich ein Poluntarium $u$ufchie$en, ftefyet es bey 3^ m "
<£>naben, ob er bieferroegen bereits an$u$apfcn, ober ob bies 3 a ^? r aUf *?
annoch paffiren folle".

IDer bie polfsnrirtfchaftlichcn Xnfchauungen fenneti lernen u?ill, melaV
dürften unb Beamten im \7. unb \S. 3aljr^unbert beherrfdjt fyabcn, ber lefe
biefe Sä$e genau burch; er lernt mehr baraus, als aus ben längften 2tbfyanb<
lungen über bas 2TCer?antilfyftem; es ift n>o^l nicht nötig, bies Iner bes
Haaren aus$uführen. Hur bas fei nochmals hervorgehoben, bajj bas (Befchäft
bes Peter be Pof auf ber fj ausin buftrie beruhte, ähnlich arie fiefj fdjon t>or=
her bie Pofament mariner ei enttmefett hatte; benn t>on ben oben S. 23 ge«
nannten Simons, Iftennoniten gleich Peter be Pofj, war ber Pater Kornelius
Simons noch ein einfacher altonaer pofamentmadjer, ber Sotm frans Simons
bagegen febon ein grofer Hamburger Kaufmann, ber in Altona 5ux»r noch
(ßrunbbefitj tyxtic, aber nicht mehr felbft in ber tDerfftatt arbeitete, fonbern bie
IParen, tpelche er »ertrieb, in Altona bureb fiausarbetter anfertigen ließ: er
u>ar ein „Perleger" wie Peter be Pof. 2luf gan5 bie nämliche U)eife tyxt
)\d) aueb in <£uglanb im \6. yityrljunbevt bie tPollemseberet, im \7ten
bie BaumtpoUentoeberei $ur (BrofHnbuftrie entroicfelt, unb pon bem „factor",
ber eine ähnliche Kolle fpielte, n>ie ber beutfehe „Perleger'', h a * nxihrf deutlich
bas ganje moberne ^nbuftriefyftem in <£nglanb ben Hamen „factory system"
erhalten.

ftöchft merfipürbige tDege nxtnbelte bie gräfliche (ßeiperbcpolitif in biefen
legten 3afnren ber fchauenburgifchen ^errfchaft. ©nerfetts mar man mit allen
Kräften beftrebt, mehr fymbmerfer ins £anb 5U siehen, unb eine gan5e 2tn$ah(
fur3er Hotate geben oon biefen Bemühungen Kunbe: 5. B. tyxfy es im 3ahre
1638: „Künftliche f)anbn>erfer unb ZTCanufafturen (fo unterfdjicb man alfo be-
reits), bie noch «ich* in Altona ftnb, bortfn" 5 U 5t*h* n ; nwngelt bafelbft ein
Sattler, tjalftermacher. — Hacb JHeiftem umjuhoren, fo armer Ccute Kinber
l>on \ü> \ l ) 3ahren in ber Segelmachcr« unb Schiffbauerfunft unterrichten,
unb mit benfelben afforbieren. — IPegen ber Solinger unb anberer l)anbn>erfer,
fo aus bem Canbe Berg unb (35 ü lieh nxichen muffen, ob nicht i^rcr etliche nacb
2lltona ju bringen; 60 Solinger ^1™"*" h^n t»or biefem lfiev 3U loolmen
gefugt". Pom 5. &uguft \6^0 finbet jich ferner bie Xlotiy. „tüie ben jipölf
XDanbmachern ju helfen, fo in biefem ^ebruar fi<h naa? Altona gefefcet, baf?

Digitized by Google

*0

fte ttaln-ung Fjabcn unb il?rc JITitgcfcIIen, fo noch in ber Vflavt Branben»
bürg, anljero forbern mögen 7 '.

Demgegenüber fyxtU inbes febon im 3al?re ^ 63*) ein pinneberger Beamter
folgenbes Bebenfen geltenb gemalt: „IDeil allbcreits fo Diele JHanufaf«
turen 5U Altona, bafj audj bicfelbcn ftdj bes (Drts nief/t 5U erhalten befonberen
junger leiben, auch moty gar an anoerc (Drter, biefer bcfchtpcrltchen Reiten
falber ftdf begeben muffen, fo $n?cifle ich, obs ratfj fei, mehr baffin nodj
$ur <5)eit $u fefcen, fchtperltd} aucr) 3 cmanö & a 5 M f tc h perftehen unb rebus sie
stantibus bes (Drts begeben roolltc; n>irb auch 5U bebenfen fein, ipelchergeftalt
biefclben, fo fict) annodj bes (Drts befinben, supor mit ben Hamburger Ämtern
bie Sache niebt erörtert, 3uerhalteu unb vertreten werben fönnen".

Das letztere Bebenfen war augeftchts ber gerabe in biefen 3<*fyrcn mieber
3unehmenben Quälereien ber Hamburger 2lmter fefyr erflärlich; unb was fobaun
bie 2lngft por 5U großer ttonfurren3 betrifft , fo Ijören wir hieraus jebenfalls
namentlich bie Stimme ber altonaer Hinter, bie fdjon am 4. Hpril \öö8 ben
(trafen gebeten Ijatten, fte gegen bas ^uftrömen frember l}anbu?erfer $u fchüfccn,
bie „einer nach bem anberen ftcfj $u ilmen nach Altona Ijineinfcrjletd^cn unb fein
Hntrittsgclb geben; unb weil bamit burefy bie ,finger gefe^en wirb, uerurfadjt
es, bafj alles Cumpengefinbleiu bort fidj finben läft, unb wenn fie bie €eute ge>
nugfam betrogen, aisbann bapon ftreid^en gehen". <£s giebt noch manche anbere
^lnjetd>en bafür, baf? ber ^unftgeift burd> bie maffenhafte ^ulaffuug frember
Jjanbwerfer nidjt ertötet, fonbern t>ielmer)r belebt würbe unb aud} auf bie gräf»
Iicr)e Kegierung faft in bemfelben Hugenblicfe, in bem biefelbc ber <£inwanberung
Cl?ür unb tT^or öffnete, bereits wieber (£influ£ gewann.

€inc Angelegen fyeit aus biefer <3eit, weld^ bas Sdjmiebeamt betrifft, ift
namentlich besfjalb bemerfenswert, weil fie 3eigt, baf biefelbeu fytnbwerfer, welche
fortwahrenb unter ben <J5ewalttr}atigfeiten ber Hamburger Jlmter 3U leiben Ratten,
ftch feineswegs freuten, felbft (ßewalt $u brauchen, wenn iljre eigenen (ßeredjt 1
famen in ^rage famen. <£in Sdnuieb, Hamens Poppe Cübers, war nach
2lltona gesogen, or)ne bem Hmte betsutreten, unb hatte ftch im fjaufe eines
(ßolbfcbmicbes eingemietet, ba ein Proteft bes Sdmtiebe»2(mtes hiergegen bei bem
<0olbfcr)miebe«2(mte unb bei bem fjausfyerrn bes Cübers refultatlos geblieben war.
Darauf fcijicften bie Sdnutebe 3U bem wtbcrfpeuftigen 2tTanne unb frugen, ob er
ftdj gütlidj mit ir)nen pertragen wolle. Der aber antwortete, er hätte mit bem
Timk nichts 511 tfmn unb lief, nach bem Berichte ber Scfmiiebc, „auch fonft piele
perbriefliche, uuuü^e IDorte Dcrnetjmen". Huf bie gräfliche Dogtei in (Dttenfen
3itiert unb Pom Dogte befragt, ob er ftd> mit bem Zimte pereinigen tpoüe, foll
er ftdy bort ebenfalls ungebührlich betragen unb bem Pogte fogar „ein Kuipfen

Digitized by Google

gefchlagen" fyabcn. £>wci weitere Bcfdücfungen blatten cbenfo wenig €rfolg,
„worauf mir euMich, wie bic Schmicbc berichten, Ü711 nadj 2tmtsgerecf;tigfcit bc»
fuebt unb gar wenig tDcrf^eug genommen fyabeu". Hun geriet 6er (ßefdjäbigtc
feinerfeits in TDu\, f ehalt feine IPibcrfachcr gräulich unb perflagte ftc beim
Amtmann 511m Pinneberge, ber fidj pergeblicr/ bemühte, eine «Einigung berbeiju»
führen unb bem fyartuäcftgcn Cübers cnblich aufgab, binnen adjt Cageu ficf»
mit bem 2lmte ju oertragen ober bie Arbeit niebe^ulegen ober enblicfy fidj auf bic
^reir/eit ju begeben. ZTach Ablauf ber ^rift wartete bas 2Cmt nodj pier tDodjcu.
Da Cübers aber injwifchen auberen IHeiftern 3wct (ßefcllen abfpcnftig machte,
„fidj frepentlid} auf Öffentlicher (ßaffen mit (ßeigen umherfpielcn laffen unb mit
3audftcn gerufen fyaben foll, wie er fo piel <ßelb perbtenen fönne", fo faben fid?
bie 2lmtsmeiftcr abermals peranlajjt, irnt nadj 2lmtsgcredjtigfeit $u befugen.
Sie famen por perfchloffenc Cr/üren, unb ba ftc hinein riefen, man möchte bodi
in (ßütc öffnen, foü Cübers geantwortet fyaben: „ber (Teufel folltc irnten ins
f}er5 fahren". Uudi fyattc Cübers eine gelabene piftole unb feine beiben <&e-
feilen, ber eine einen Degen, ber anbere eine 2lrt bei fidi. Icadj wicbcrr/oltcr
<£rmalwung pon brausen unb pielen Scheltworten pon brinnen brachen bie
Sdnniebc enblidj bie Clnir auf, Cübers rtdjtetc auf einen ber (Einbringltngc bic
Piftole, weldje aber perfagte, tporauf bic Jlmtsfdnuicbc, wie ftc behaupten, nur
bas traten, tpas ftch nadj 2(mtsgered?tigfeit gebühre, b. tf. tfym nochmals tjanb*
u>erfs$cug fortnabmen. Die begangenen (ßewa Ittbätigfeiten fanben inbejj bei ben
Beamten fein (ßefalleu. Den Sdmiicben würbe aufgegeben, bem Cübers fein
fianbwerfsjeug unper3Üglich wieber 5U3ufteUcn unb beu angerichteten Schaben $u
l^a^len. Sie geljordjtcn, riditeten aber sugleid) am \<i. (Df tober \6ö9 eine
bcwcgltdje üorftellung an ben (Örafen, n>orin fte bei fernerer nidjtadjtung ihrer
Slmtsgerecf/tigfciten ben Untergang bes f)anbwcrfs porberfagten.

TXud) bic Barbiere $cigteu in biefen 3abren 3Ünftlcrifd>c Neigungen.
Ijans Schulfec in IDanbsbecf unb fein Sdmnegerfobn bans Kunneu, fudjteu
\67>h beim (trafen um bie »Erlaubnis naefy, bas Barbiergewerbe in Altona
treiben $u bürfen, was ilmen aua? münblidj bewilligt würbe. 2lbcr ber Pogt
in ©ttenfen unb bie fcfyon in 2lltona anf äffigen Bartfünftier fet/enften bem
feinen (fMauben unb wollten bic beiben nötigen, wieber pon bannen $u 3icljen.
Dabei beriefen fie fidj auf il?r pritnlegium, bas inbes wob/l nichts anberes war,
wie bie Erlaubnis in Altona 5U wohnen unb 511 hantieren. Die bebrängteu
Jlnfömmlinge appellierten nun iljrerfeits an beu (ßrafen unb flagten über „bic
betrübten Reiten, in benen wegen bes langwierigen Krieges faft fein reblicfjer
2Haun weijj, wolnn er ftch mit ben lieben Sc inigen begeben unb ernähren foll".
(Db irnicn ber erbetene Sdju^bricf erteilt würbe, wirb nicht berichtet. Hber

Digitized by Google

. 42

6ajj audj 6er <5raf un6 feine Beamten unbeoenflicf} bereit waren , wte6er ins
^afyraxiffer 6er ^unftpolitif ein$ulenfen, wenn ftc^ 6abei fisfalifdje Dorteile er
3ielen liefen, gefjt fyen>or aus einem Fur$en vom \. IXlai |fv»9 datierten i3c<
richte 6es ottenfer Dogts fjans pape. ZHcfer 8eridjt bilbet augcnfcfyeinlicb 6ie
Antwort auf 6ie 6em Dogte r»on oben erteilte Jlnmeifung, $u unterfucfyen, ob
6er <J5raf nicht Dielleidjt 6urcfy Bewilligung neuer #mtsgcred}tigfeiten mefyr <£in<
nahmen aus 6em altonaer <£>c werbe 3iefyen fänne. (Er lautet:

„Sdjnet6er, fo 6as ftärfftc Timt geljabt, traben es fdjon vor langen
3aljren nic6ergelegt, alfo 6af ifco über 6rei nidjt Dorfyan6eit, man fönne es aber
oerfucfyen an 3äcfern, £)oferu un6 Kcr$engte£ern".

IDir fyaben fcfyon früher gefefyen, 6a£ 6as Sdmei6ergewerbe in Altona feine
anfängliche (Einträglicfyfeit längft perloren fyatte; ein befon6ercr (ßrunb hierfür
ift nidjt erficfytlidj; aber oie Cfyatfacfye, 6afj eins 6er widjtigften $unftmäf;ig
organifierten (Bewerbe faft gans einging, ift je6enfalls bemerfenswert. 3m
übrigen ift es 6urdjaus cbarafteriftifcfj, 6af? 6ie fcfjauenburgifcfye fjerrfdjaft für
6as altonaer (Bewerbe mit einem ^ragejeidjen en6igt. Don $ielbewuftem Vox-
geljen fonnte oamals nidjt 6ic Hc6e fein, am wenigften bei 6iefen Duooesfürften,
6ic nur uon 6er t}an6 in 6en 2Uun6 lebten un6 ftets nad? 6em griffen, was am
rafefpeften un6 ausgiebtgften (Einnahmen $u liefern rerfpraef}.

Unter 6änifcf}er J)errfdjaft geftaltete jta} 6ie (ßewerbepolitif aller6ings wefent>
lidj fonfequenter; aber häufige Kücffällc in längft übcrwun6enc <3uftän6c ftn6
audj 6ann nidjt ausgeblieben, fjter fo wenig wie im übrigen Deutfdjlan6, wo
jene <3uftän6c ftcfj teilweife bis auf 6ic neuefte <5*tt erhalten Ijaben. IDie laug*
fam ift man überhaupt bei uns in foldjen Pingen jur €inftd}t gelangt!
Sdfon im 3atn-e \6ö5 fiel gelegentlich) einer 6er 3afyllofeu Strcittgfeiten wegen
6er Hamburger un6 altonaer t)an6werfer im Kate 6er Sta6t Hamburg 6ic J(ufc=
rung: „2Han möchte wünfdjcn, 6aj? 6ic hinter abgefcfyafft werben
fönnten". €s ty\t aber nod} länger als 5wei ^a^rljunoertc geoauert, Hs
6iefe notwen6igc 2TTajjrcgel ins tDer? gefegt wor6cn ift.

Digitized by Google

I. Quellen unfc Cttteratur.

/^i^l^ic Materialien für 6tc gegenwärtige Unterfudmng fin6 größtenteils 6cm
f öniijlidjcn Staatsarchive 3U Schleswig entnommen, un6 3tr>ar
.. fyauptfädjhdj 6en folgen6en 2Iftennummern: A. X. 76. \83. \8^. \89.
\cp. \<)2. \93. J9<*. \95. 259. 519. 32*. 325. 350. 420. 449; A. XVII. J662.
2lufer6cm ift 6as ftamburgifchc Staatsardjip benutzt tt>or6en, fpe$iell Cl. II.
No. 2\b vol. 2a, Cl. II No. 2\c vol. 2 p. \ No. I , Cl. XI. Gen. No. 1 vol. 4
un6 5a, Cl. XI. Spec. Lit. S. No. 9 vol. \ fasc. 7, fonrie 6ic £a6en 6er <ßolb<
fdimte6e / €einen?eber un6 Sdmnc6e. <£n6(ich traben auch 6ie pinneberger Zimts*
büchcr I?ödjft jdnitjbare Materialien geliefert.

2ln ge6rucften Materialien fonnten lei6er nur 6ie wenigen in 6en 2ln-
merfungen $itierten IDerfe benugt n>er6en. Die (ßefamtauffaffung 6er gewerb'
licfjen (Entwicfeluug im \6ten un6 i?ten 3ahrtmn6ert fonnte fid} 6agegen auf
6ie breiten fieberen <5run6lagen ftü|en, welche Storno Her für alle foldje
Arbeiten gef Raffen fyit, n>enn aud) im €in$elnen f leine Abweichungen unoer=
mei6lid) nxiren. tDer fid} im allgemeinen über 6ie (ßefa^idjte 6es (Bewerbe«
redjts in Deutfd)lan6 un6 in anöeren Cän6ern unterrichten will, fin6et alles
nötige, audj weitere ausführliche Cittcraturnach weife bei Schönberg, £jan6budj
6er politifchen (ÖFonomie 3. 2tufL II, 468 ff. in 6er rom Herausgeber wrfaftcu
2tbhan6lung über 6as (Bewerbe (I. Ceti).

Digitized by Google

44

II. Per5*td?m& ber (gtgenttftimber nnb £}eu§lmg fo in &em
Dehnet 5er ^reY^ett 3 U SUtonafje wohnen unb täte es fccmimb

befdjaffen. 1 ) 2 )

(König!. Staatsarchio, Schleswig A. X. 262.)

€ i g e n t f? u m b c r. fj e u f H n g s.

peter tDafyn's 2 fjeuf cremen,
negft 6er Xeformirtcn Ktrcfyrjofe,
fjaben 6ic Jjeupng nur geben

Vi

3ft 5uror feine
^reyl?eit oerse«
fen.

pafdje TTCeyer, Sdntittl;
£>an* Bol^ne, €einen?cber,
haben feine 2IbbanMung.

') Diefes fehlest erhaltene 2Ittenflücf ijl undatiert, muß aber jwifcheu \(*57 unb \b\o
(roabrfdjeinltdj \6s9) uerfaßt worben fein.

*) Die Freiheit umfaßte, wie wir gefeiten b,aben, urfprnnglid? nur ben (Srunbbefth,
bes <francjois Hoe; nach, Fmger aber jjeit würbe bie Scjcidjnung auf einen weit größeren Be3trf
ausgebebnt. Derfclbc reichte im ©ften bis 3ur bamburger (ßren3e nnb bem bort beftnblichen
Horber-Hobistetchc. 3m Snbcn begann bie Freiheit nicht n>ic jetjt bie gleichnamige Straße
fdjon bei ber Reid>enftraße, fonbern etwas weiter nörblich nnb jroar, wie im Jahre \656 be«
jHmmt würbe (ogl. oben S. 27), tfinter bem fjofe bes ^ ans Simons, ber ben Saum ein-
nahm, auf bem fta> jetjt bie Hr. 8, \o, \2, H, \6 unb (8 ber Reicheufrraße befinben, aber
noch etwas weiter nach, Horben fidj erftreefte, r>gl. rjier S. 4'j, 2lnm. { ; im (Dften biefcs Ijofes
begann ein längs bem deiche norbmärts ffihrenber Damm, ber jefct bie Straße „(Sroße jfrei.
beit" btlbet; im IDefien bes Simons'fchen t?ofcs bagegen lag ber Kirchhof ber Reformierten
(Semeinbe, ber ehemals audj bie heutigen Hrn. 20, 22, 24, 26 unb 28 ber Reichcnftraßc
umfaßte, alfo Don feiner heutigen Horbgrc^e bis 3ur <Ecfe ber jegigen „Kleinen Freiheit" fidj
erfhrerfte. Diefe lefotgcnanute Straße ift wahrfcheinlich erft nach, ber ItTitte bes \ 7. Jahrhunberts
cnrjtanben. Sie wirb um \665 3uerfi als „Reformierte (Söffe" aufgeführt unb behielt biefen
Hainen bis 3um €nbe bes \7. Jahrhunberts. Hach Horben reichte bie „Freiheit" fehr triel
veiter als jetjt bie Straßen gleiten Hamens, nämlich bis 3um Hofenhofe. Hoch im Jahre
\7\3 werben Roofen- unb öleicherfrraße 3ur „Freiheit" gerechnet, weil bort u. a. bas ror-
malige (Srunbßücf ber Jamilte HTor§ lag, bas — wie wir bereits im (Eejte geseigt haben —
fdjon fehr früh einen üeftanbteil ber „Freiheit" gebilbet hat.

3 ) Diefes (Srunbftücf bilbetc einen Seil eines größeren, bas bereits im Jahre 1602 als
im öeftfce bes fjeinrtcb, £?ürath (fjerath, Neurath) befinblidj erwähnt wirb. Don biefem
(Scfamtgrunbftäcfe oerfaufte £jürath, laut «Eintrag im pinneberger 21mtsbudje com 2\. $tbt.
I6\t einen (teil an IDolter IDolters unb Peter (Ealeman im Hamen ber gan3en Reformierte n
(Semeinbe für 2750 JL, wogegen biefe ihm ein Stncf ihres Kirchhofes abtrat „beginnenbe
uan bem oerben Pahle, Dan ber groten f>ovttn weut an ben (SraDCn, bey (fran^oes Hot-
Seiten unb bat recht aoer, foferne bat <£roe fhrerfet , aajter unb forne gelicfe brebt, frey alfe
|'e ibt nu herben unbebuwet". „Hodj iß conbitiouert — erflärt ber Derfäufer — bat icf
uiibtes barnan fchall mögen wedjnemen, bat crbt< unb nagclfafte i>, utkjctiübntcn bc recr
53«bbeftcben , fo 11p einer Kamer ftahu, nnb ben b<»"gcnbeu irinbfancf an ber Straten ejfte
Dorböre, alle upgefd>(agen (Tafeln unb alle Satten, fo au ben J3al<tcn up bem Höhne auge>
fdjlagen, bat fimtewanb barup tho hengenbe. Des fdjall bat Uhrwcrct ober t'^oro login in
im Ruß bÜPeu unbe fünften nidjtes 311 röhren im t?ufe ebber afftbobrefen. Dat id oef
III. Binriais ; l^enricus llTilbius, Prebiger ber reformierten (Semeinbe feit \*>\2 fchall inrumeu
bc benebben Dornte mit ber Kamer baren ber Dorußc, nnb be Köfeu unb eine neue Kamer

Digitized by Google

*5

3ft Sreyijeit
[laut £crfcfjrey=
bung .

l)a\ feine £rcy

PUOfT.

ftaben wegen
6er tian&toe*
fer auch feine
3reybrieffe,oe*

roegen ib/re
l?äusltnge nur
1 sCr/alerjäfn^
lidj geben, roie
in 2Utonar/e.

€ i g e u t 1} u m b c r.
Sei. ^ranbocs ITofjen um>er=
faufft 5u>ey IPobnuugen in einem
fjaufe, unb geben uebengefe|te
ficupnge jcrjrlid) \ Cfjlr. 1 )
3obann uon Bremen, Ceine»
u>ebcr, bat bafclbftgebauipet; beffeu
tieupng geben auefj nur jerjrlicb
V. ««.•)

3acob Dieftcl, ein fyiusmann
doii (Dtteufen, batjin gebauroct.
peter Caleman's 6of 8 )

e u f l i n g s.
tfnbrea* 3ilcfel6t, Seine-,
roeber; 3o^ann <£oler, Ejabeu
itttonaber tfinber [gefrevet].

Carften €eineu>cber,

fyat noch feine 3lbl?anMung
gemacht.

IDilr/elm 2TX a I? 1 ft c 5 1 , ein
Sdmfter, fjat bar/in gebauroet unb
nodf feine 2(bbanblung gemacht.
Connies Ber/nen fyms, in 2
H>ofmungen, ift ein ßausmann .
t>on (Dttenfen.*)

3otyann <£r/lcrs, ein €eine<
nxber, fyat nodj nicr/t abge<
fjanbelt; 3o*?mm petit, Ke*
fonnirter unt . . . Carft . . .

Claroes Kayfer, Schmitt;
peter Scr/raber, Schmitt,
roelcfjer nidyt abgefymblet.

im graten ßnfe tbo gebrufen, mit orf einem Dorcbgange baren in ftn V>ns tbo fabinenbe, limine
bat fc bnwen Föhnen, bes febaü* irf im liitfe fo lange uo<b ber Porfareltibt blioeu, als ibt
liinrious thoporn gebrufet, trto meteu bat fleine ^us, bar irf innc mahne". Das (Original
bes Kaufbriefes war in ber nieberläubifeben fpraAe »erfaßt, bann aber „getrewli* in
raffifebe roradje oerttret". Pen Keft bes Cörunbftürfs pertaufte iieinriA Neurath, am
niai |b29 an peter Wahn für :ho JL. CEs lag bamals jroifcben ber Kalpin'fcben KirAc
nub 3 0r ? ann Hoe's (Erbe.

') Diefes (Erbe ift basjeuige, weld>cs ogl. porige 3Inm.) im 3 a hre au beu

reformierten Kirchhof greujtc unb fi* I<i20 im Sefitjc pon ^fanu tto« befanb; im ^abre
w,s<, Farn es permutli* mit an Samuel rtorfmau, pgl. 31 nm. 4, 3.

•) Jntfc (Sabe, ein (Dttenfer, perfaufre am .". tiH&t$ v *» l B an ^obann pon Bremen ein
ftiirf pon feinem taube auf ber Jfreifjeit, brei Kuten laug nub ^mei 3?uteu brei ,V'uK breit,
nun 3?ebuf einer tiausftätte, für 20 Cbaler in speaV.

1 3lm 7. ^uni \h\ \ perfanfteu bic Krebttoren bes früheren (Solbfibmicbs Hcinerfc iUever
in (Dttenfcn einen Kamp taubes in Horben oberhalb 3lltonas um 100 JL au peter (Ealemauu,
Kaufmann in Hamburg. Die „Freiheit" ipirb bei bicfem Kaufafte nodS nid>t ermähnt.

' Die legten fünf (ßrnnbftürfc ftbeiueu fämtltib in ber (Segeub ber Neiuen Freiheit,
eher noch etwas mehr meftlicb, gelegen 311 haben, wo ber (ßrHiibbeftfc größtenteils in beu
l^äubeu otteufer 33auern mar. IVo fpejtell bas liaus bes Connies Sehn lag, laßt fia> er
mittelu. C£s mürbe erft am 1:. tfooember ^»<.+ poii ben (Erben bes (Eonnies 23ehu für
ü3o £ au Keimer Heitmann perfauft nub babei als „bas rdnuiebe-^Erfhaus" bejeitbuet, wie
benn in ber (Ltjat febon um ^(>5y jwet idmtiebe barin wohnten. Hoa> por öo 3abrcu

Digitized by Google

46

3ft Sreyrjeit
laut Derfcfyrei«
hing.

fyiben aüdf
feine ^reyfyeit
weiter, urie 6enn
ityre f?aut) linge
audf nur */«
»Tfyaler geben
n>ie in Altona bc.

€ i g e n t r) u in b e r. fteuflings.
Set. $ran$ Hoffen ©erfaufte 2 \ fyms Dietrich Steenbrinf,
tDofynungen an £>ans <J5ooers ßoltfdnmtt, fyat eine 2Hto«
bei bem Ceidje, unb gaben bie > nafyer tEodjter gefreyet.
fjeutjlinge Dermuge berfelben
\ Cfaler. 1 )

Scimer Keimers, S<f>ufter, f^at \ (Bert ^olcfers, Scfyufter.
fein Cinfomblingsgelt geben. 8 ) |

Berenbt §o<fer ober fjenridjs | <£fyler Pof, Sdnifter, fyaben
2 H)[ofmungen]. 8 ) j nodj nidjt abgefyanblet.

Conrad <£oen, Pellbereiter. 4 )
3ofyannDonHoben,Sa}ufter,fyat
aud} feine Stbfyanblung gemadjt*.)

es ein €rftjaus, nämlidj bas erfte Baus, wenn man con 6er f leinen Freiheit rommenb na*
linfs in bie grofie Hoofenftrafte einbog. 2lnf bem SA.nmaAer'fdjen plane Altonas trägt
es bie ITr. <».

l ) ^rangois iloe blatte einen (teil biefes (Rrunbftürfs an Daniel ^anfjen überlaffen,
ber ibn am {?>. ITTai 162S an Daria IlTott, Kaufmann in Hamburg, für r>oo Jl teeiter cer
faufte; con beffen «Erben gelangte er (Djtern \*M} für 9 r »n an fjeinri* «Sröning. Diefer
(teil lag 3tctfd>en bem foglei* 3U erroätfnenocu Heftgruubftucfe unb bem bes <£arften Ejacfel-
mann (cgi. S. 2lnm. V. Den Heft cerfauften bic Dormfinber ber Ktnber bes f 2Ibriau
Hoc (fjeinridj Sir, Daniel 3 an 6 eM ' Samuel unb 2fbrabam Stocfman;, foteie bie mönbigen
IHiterben IDolter Zloe unb peter IPinants an ^oljanu oc für 3400 £; biefer (Teil ber
27oe*fdjen (ßefamterbfdjaft lag bei einem noA> im gemeinf*aftli*en 33eftt$e ber (Erben befinb«
lidjen ^aufe unb greifte aufjerbem an bie (Srunbftäcfe ron Beinridj (Srdning (cgi. biefe 2In-
merfnng oben), peter IPabn (cgi. S. 44, 2Inm. 3> unb Reinridj Sdjuljmadjers £(ei<be (ogl.
S. 4«, 2Inm. 2). Der Käufer erhält bie J3cre*tigung , aus bem (graben feines HaAbarn
Beinri* Sdnifjmadjer ein Kohr „ein Pfennigs Hagel groß" ju leiten. „2I(Ibien>eiln bann
an* gebauter Kenfer 3°^ ann Hobe ^ubeb.uf feiner ZTafjrung unb Banbels notreenbig eine
Summe (ßelbs aufnemen mäffen, als b,at bejfelben (Sroftmutter tt?olterd?en ZTolje bemfelben
auf biefe Genfer unb «Erbe tymoieber bie 3400 J. geliehen."

*) Diefes fjaus lag nädjft bem Brunne nbofe unb rcurbe um 16V4 burdj ^einri*
Philipps erbaut, beffen Krebitoren unb Codjter es nadj feinem (tobe am 28. HTär3 \62~ an
Heimer Heimers für 650 & cerfauften. «Es lag bamals „näAft fei. 21brian Hoben (Erbe unb
bem Sorntjofe", cermutlt* in ber (ßr. Hoofenftra^e.

Der rdjnitfer t^einri* Koa> lieg ft* biefes tjaus um \fcU erbauen unb oerfauf tc
es am 30. ITTai 1624 für 450 fi au Bernbt ßinrid>s. «Es lag bamals 3icif*en ben (Erben
con fecin c. Serben (cgi. bie folg. 2lnnO unb ^einrid» Philipps (cgi. corige 2tnm.), cer>
tuutli* in ber <5r. Hoofenftrage.

4 ) teoin con ^er§en, f*on \b04 in Altona u>ohnbaft, ftarb cor Seine (Erben

cerfauften feine in ber (ßr. Hoofenftrajje 3a»if*en ben (Sruubftntfen con Bembt lMnri*s
cgi. corige 21nm.) unb 3<>^"» "°" Hoben (cgi. bie folg. 2tnm.) belegenen 3n>ei Ifolfn«
bäufer für uoo Jl an donrab doen.

v : Heintjolb Bannes ober Bermann befaß im ^abyt \h{7> ein neues Bau* auf
ber Jfreitfeit bei bem tforubofe, bas na* feinem lobe am :<>. 2tuguft io57. bur* feinen

Digitized by Google

17

€ i g c n t fj u m b c r.
fjans<Bopers H)or/nung, 311 fei.
fylger fylgers (grbc gehörig fo
feine ^reyl?cit wegen 6er €mpter
5U neunten genxfen, &esrpegen fic
au* nur jefyrlic^ l / s Cfjalcr £)euj?=

17 e u fj [ i n g s.

? ?

2(1 .. . tflbers, Sdntfter;
(Bert son (ßulieb, Ber....;
fjerman (ßopers, Dclberetter ;
,fran$ Cefffoep, Sdjufter.

lingtöelt wie in Zlltonafye geben. 1 )
,fotgen&c perfaufftc t)eufer pon fefyL ^ran^oes Hoheit (Erben fabelt
ipcgcu ber fianottperefer frey Perfcbreibung unb geben permuge öerfelben jetn-*
lid> \ Ibaler:

(Schoren in
.fraufc Hofjcn
l>erfcf/reibung.

3ürgcu Rennaus, pon IPolter
Hoben 2 IDor/nungen. 2 )

tfbrafyam Saurlenoer, Cofye«
befreiter]; peter fyipeman,
<ßoltfd?mitt, foücn beioenodj
IjanMen.

(Släubiger ilrenb ruub in Hamburg für 575 Jl an 3obann pon Kotten perfauft nmrbe. &u
biefem (Srunbftücfc gehören bie Hr. ss, n. " bes r*umad>er'f*en plane* non Altona,
an ber norbfeite ber (Sr. 23oofenftrafie.

1 liilger l^Ugers, über ben 5. 2.1 yx pergleicbeu ift, gelangte n>al?rf<beinlia> fepon
um imji in ben »efifi. biefes (Srimbftücfs. <£s ging bann in ben ber Familie Hoc über
t^tloier Ijtlgers n>ar ein 5<bu>ager ron ,fran<;ois iloe , unb (Ofteru u>so oerfanften bie «Erben
bes f ?lbrian Hoc ben ganzen, naefrft Wolter 21oe's (Srunbftütf belegenen Kompler pon Käufern
unb tföfeu an liaus (Sopers.für m>oo Jk: „Strerfen pon ber einen strafte bis an bie anbere
nach bem Hamburger deiche; weil benn lians (Sopers nebft benri* Schuhmacher unb ttVlter
Hohen ben großen unb fleinen (Eeicb mit bem (Sraben bei bem Horiibofe in biefem Kaufe
mitgefauft, fo foll Bans (Sopers ans beiben «Teichen nebft bem (Sraben ben pierten (Teil bes
Waffers mit einem freien 2lb- unb Zugänge, ben auberu rierten (Teil aber Wolter Mobe unb
bie übrigen 3U»ei parte fteinrieb Schuhmachers bleiche 3J1 genießen haben". Da3U erwarb
lians (Sopers gleichzeitig noch aus ber IToe'fchen «£ rbfehaft gemeinfam mit Wolter iToc ein
angrensenbes (Srunbftüct, bas bis 311m 3?rnnttenbofe reichte „nebft bem deiche, woraus unb
bem «Sraben nnb Umgang 311 ber Weiche unb ben anbern «Erben bas Waffer perfebriebener
(Serecbtigfeit gehörig fein unb perpleiben foll, mit bem barnmb liegenben £anbe, ba bie öorn
Herren 3U ßambnrg bas planrfrocrf bei ihrem Hornbofe halten, bas übrige aber mit bem
tiagen bei ber Bausleute 2lrfer über ben (Sraben bic3n gehörig" — für i*oo 4. Der um-
fangreiche (Sefamtfomplej lag 311 beiben reiten ber heutigen „(Sroßcn Freiheit" unb 3mar
reichte er an ber Weftfeite berfelbcn ron ber HTennonitenfircbe (über biefe pgl. Hoofen, (Sef*.
b. !nennoniten<(Sem. I, f. 3h, *i , .">«» ff. bis jur (Sr. Hoofenftrafte unb Kleinen Freiheit,
mährenb an ber ©frfeitc ber (Sr. Freiheit ber (Sorers'frtSc 5^efiti no* roeiter füblidj anfing
unb ft* ebenfalls bis 3ur (Sr. KoofcuftraRe, fomie bis ?ur (Sret^e erftrerfte. ^cnfeits ber
(Sr. Roofenftrajje gehörte ba3ii nod) ein rtiirf tanb in ber (Segenb bes Sruunenbofs.

*' Wolter Uoe überläßt (Dftern i.«.S2 feine fiäufer auf ber Freiheit nnb 3ir>ar bas
eine bei Pietrid? «Eggers (>gl. bie folg. 3lnm. , fomie bie Bälfte ron bem ßaufe unb ianbe
bei bem (EeiAc, ipopoii fjans (Sopers bie aubere Bälfte gefauft bat »gl. porige 31nm. , mit
aller (Sered?tigfett megen bes <Xeid>s unb Horns, an (Seorg Germans für 4f>un wogegen
legerer an Wolter lloc einen halben tfof im bäuifchen (Sebiete im Kammerlaube für ben-
felben Setrag überläßt.

Digitized by Google

48

(ßefyoren in
$xan$ Zlofyen <
Derfcfyreibung.

Dietricfy €$gcrs, Sdmftcr, 2 | Dietrich I)retr>cs, Sdjuftcr.
IPobnuncjen. 1 ) J

£j c n r i d> 5Aul|«ma<ftcr,] Sdjeurfyols (trnir<

Sdmfter(?), 2 tf>.*) J M), (Bol&tfdmtitt.

Huoolff Schulte, (ßoltfdmiitt, ) tienridf Hieraus, Stuftet;
foll noef? hanMen, 6 IPofmungcn.*) Corcns JlTattrnas, Sdwfter;

peter ftemme, Scfyufter;
<£lames Bremer, Sdmfter;
(Beora, <£opper, Sdmfter;
JDienanot 3anfen, Sdmfter.

Samuel Stocfmcui non 3°f? a " j prnlipp^ifdjer, (Soltfdmtitt,

XTo^en. 4 ) Por$e(efcte mfiffett mefjren«

) teils nodj fjanolen.

1} e t n r i d> von Bremen,
Sdmfter. 5 )

1 Die «Erben von 2ibrian Hoc perfanfeu Jfaftnadrt \b?>o an Dietrich (Eggers ein
ttaus uebft nodj einer IPofmung jn»if(ben IPolter Hoc (pgl. porige 2lnm.) unb l>cnri*
rdjuljmacber (pgl. 6ie folg. 2(nm.; an i>cr Strafte belegen, mit bem freien JPaffergange n. f. w.
für iooo ^.

*) Die (Erben pon 21ö ria ti 21 oc perfaufen Jfaftuad>t ^30 an lieinrt* Sd>uhma*er
bas jeftige Bleidv unb Pacffjaus nebft bem 23lei<bplatjC 3ipifdjcn Wolter iloe's (Erbe im Horben
(pgl. S. »7, 21nm. 2 S unb bem anberen (Erbe im 5üben 'pgl. b. porige ob. folg. 2InnO belegen,
für S4oo yi. 2ludj hier genaue 2lbmadjnngen rcegen ber IPafferbcuugung.

*) Die €rben pon 21biau IX oe perfaufen am 29. tfopember 163^ an ben (Solbfdnuieb
Hubolf SdmlQe ein Jjaus mit ben beiben Poripofjnungcu n. f. tv., 3tpifd>en 3°b*>nn
pgl. bie folg. 2lnm.) nnb Benrid? rdmbmacfrer bem gleicher (pgl. porige 2lnm. belegen,

für 2<HI0 y&.

4 ; Johann Xioi- perfauft am 2f). 2?Tär3 ift.v. an Samuel rtorfman feinen ßof mit
3mei iPotmbaufcru nnb einem iufthaufe, einem (Eeidje, bem U\iff erlaufe pon ber 23leidje
„eines Pfennig Hagels Spiefcrbares grofi" in ben Heid? n. f. ip., belegen 3roifd>en fteiurid?
Wremer (pgl. bie folg. 2lnm.: unb Hub Srfuil&e (pgl. porige 2Inm.) „ftrerfet pon ber einen
Strafe bis jur anberen nad> bem G>id>e," für 2000 Ji. Diefes (Sruubftucf mirb jet?t ron
„pfeiffersgaug" burAfdniitteu. Die Heilten Käufer, meld* bort jegt 3U (eben fmb, wurden
erft gegen bie mitte bes porigen ^abrbunberts bur* Johann ,fricbricb Pfeiffer erbaut. Pgl.
audi 5. <*5, 2lnm. \.

*) Diefes ©runbftiid' befanb fi<b ii>5o im Sefit^e pon fjeiuri* Wremer ober lieiurid>
pon Bremen. 3m Jaljre i».oo hatte es ein Katholif, Hamens Hicla IHilet im 23efitt.e, unb
biefer perfanfte es am ?. 2lpril »m>o für S200 au ben 3ef»«te«pater petrus IPernidütis
|'o nennt ihn J?oIteu, l^iftor. Kird>en'Zlad>rid>teu I. .vh, im pinneberger 2Imtsbuibe bagegeu
ftebt JPeiuiAius;, tporauf bort bie Katbolifen eine Kircbc erriebteteu; es ift bcrfelbe Jflerf, auf
bem uad> bem rdwebenbranbe, im ^abre i:tr. bic jeßige l(ir*c erbaut mürbe. Pgl. holten
1. c I. j-^. 377.

Digitized by Google

49

3erenbt fjacfelman, ifi jucor
für feine ^reyfyeit gehalten, fon«

öern in ben Deftrirt er»

flert, bte Jjenfjlina fyaben gleicfy
ben Zlltona^oru audj nurVt^Ojaler
geben. 1 )

Per pon IDerlcn ftcujjlin$ ober
ttMjnunaen, brey fyaben feine
^reybrieffe.*)

fynricfy 2TTunftcrman, Ceinc»
roeber; (Borries IDeffel,
Sdjufter, fyaben nod> ntefyt
gefyanblct. 3ofyann Hunbt*
man Ijat bas feine adfjan,
Sdjufter.

Daniel Simons, £[eine«
n>cber ?1 ; 3°fy a " ron (Bronen,
S[dntfter?]; ^ermann 3anf-
fen, Sdjufter.

paroel Hofe, ebenmefia feine ) 3ofym Ceiners, ^Übereifer.
_ ^reybrieffe. 8 ) j

1 2Ubrcd>t Kulcmanu rerfaufte biefes (Brunbftürf am 4. September \f,o~ an (Jlarftcn
riarfclmatm für 55 Keidistbaler. €s erjtrerftc ft* com <£alpin'fd>en Kirdjlfofe uad> (öfteu,
nad? bem (Eeid?e 311, elf Nuten lang unb brei 2\utcu breit, bis 3um (Srunbftütfe bes Walrare
ftilgcrs bas fpäter niebt mehr genannt mirb . 21 in «<. 3 jnMar l<>33 mürbe bas (Srnnbftficf
ron £erenb tiartelmann bei ber (Erbteilung für looo £ übernommen. 21m ö\. 2(ugujt 1664
fam ein (Teil baron für \22* J. an ^fann iSapttjto l>rints. „ber HSmifAeu Kayferl. Iltajeftät
mobjbeftalltcii poftmeiftcr in tjamburg", ber am f>. Wai i>6r> audj bas 3roeite baranf erbaute
liaus für r.oo / faufte. Das (Srunbfräit lag fnblidj oon ber fatfyolifAcn Kird>e unb reifMc
ron ba ffibwärts bis 311 bem liofe ber Familie Simons fpgl. B. <H, 2lnm. 2). IlTit ilnn be-
gann, na* ber i*cgrcii3ung rom 3^"* (rgl. oben B. 2?) b,ier im Süben bic Freiheit,
mie beim nod? im >tjrc 1 <.«.:. bas 30>cite ber eben ermähnten Käufer als „<£cfb,aiis" be3ei*net
mürbe; füböjili* bapou befanb fid> um biefe ^eit ein miiftcr platj, ben ber 21bffu6 bes nörb«
li*cn 21obisteid?es burdjfitfertc.

- ,fricbridj ron Werlo, ein Sdmcibcr (permntlidj ein 21tcnnonii), mar fdjon n>o2
in 2lltoua aufafftg. 21m 27. ,februar 1 b 1 > faufte er in (Semciufdjaft mit 23artbolomacus
Sdjcrcit ron Hicolaus ron 2?onne einen platt, ber an beiben Seiten »ou bemjenigen bes
Wilhelm bc Wey (rgl. folg. 2lnm.) begreift mürbe, für \o (Egaler. 2lm 5. Januar I«i20
faufte er ein mcftlidj baron gelegenes StücF tanb ron £?artb,. Sdjeren unb Willem bc Wey
fyinju. IV»eftIid> ron biefem ZTeuermerbe lag bas (Sruiibftütf, roeldjes aud? je^t nod> bem
JlHlIem bc ItTcy geborte (i>gl. folg. 2lnm.>, nörbli* baron basjenige bes mcldnor r. Iier3-
berf (rgl. S. so, 2lnm. \). Tic IPitme bes ^riebri* oon IPcrle oerfaufte am 2<i. 2Iuguft
1630 tbjeu beiben Söljnen Kafrer unb 21brabam ron UVrlc bas <2rbe um 3000 Jk. Kafper
übernahm bas £}ans näctjft bem 2?rutinenb > ofe für 1200 Jk , 2lbrab,am basjenige uädjft Paul
Hofe's (Srunbftücf (rgl. folg. 2lnm.) für isoo /. ^enes gelangte (Dficrn \63^ für
Hoo Ji in ben Sefttj pon Daniel Simons, biefcs IHidjaelis 1 652 für 2\o £ au Johann
bc 3?u>'fer. Der gan3c Kompler lag au ber ITorbfcitc ber b.entigen <5v. Soofenfira§e in ber
(Segcnb bes 23runnenlfofs.

J ) 2Jm 27. ,-februar \b\3 rerfaufte JTifolaus ron Honiie au Wilhelm bc Wey ein
Stürf £anb beim 23ornh,ofe, nebft bem barauf erbauten t^aufe, fomie einen plafe, „bei ^ars>
beefen Daem" (pgl. folg. 2lnm.) belegen, moranf ber Kaufer nod> ein V\an? erbauen trollte,
3ufammen für 20 Chalcr. 2lm y. IMai i«>u» rerfauft Willem bc llTey an paul Hofe fein
ßaus unb ßof auf ber Freiheit, 3tDtfd?ett Sig« ^arsbedjen unb ^rtebridj pon Werle's €rben
belegen, um 2-t50 JL lüb., bie „mit guter gangbarer IHän3e nadj ber Stabt Hamburg
Sanrfe baar be3a^lt finb". Derfänfer ermädjtigt ben Käufer, ans bem itjm nodf perbleibenben

Uli« an unter ^aurnburgifdrrr t>trrfd;afi. IV. \

Digitized by Google

50

Die fjarsbedjifdK, uueft feine
^reybrieffe. 1 )

(ßert Schulte, Sdjufter; Cibe
2tTartens unb oeffelben Sohlt,
" Ceiiieroeber. fyms Scftber«
ften, Sdpnitt, fo feine 2tb«
banMuncj getfyan.

Cciche, oben bei bem liarsbccber £aitbc uui> feinem ebenfalls nicht mit rerfauften freien platte
belegen, 3U bem erfauftcu Ctrbe beu halben IPaff erlauf bnreb ^riebridj von iPcrlcs f^of frei
unb nngcbiubcrt bureb Kinnen leiten 311 laffen nnb bas IPaffcr 51» feinen linken 3U gebraudjen.
Pen anderen rjalbcu lUaff erlauf barf Jfriebridj pou Werk auf fein <Erbc feiten, ^ür beu ^all,
baß ber Perfäufcr feinen nicht mit pcrfauftcu iiof uub (Eeid> beim Brnnucnbofe an ,frembc
veräußerte ober permietete unb baß bann 311 befürchten ftänbe, bas {Eeidjwajfcr möchte per
borben ober verunreinigt werben, behält fldj ber Käufer bas lle<vt vor, in <8emcmfd«aft mit
Jfriebridj von Werk ben deich, ringsumher 311 beliebigen. 2Iucb biirfeu auf bem noch, im-
perfanfteu taube bes Willem be JtTey meber (Eigentümer noch Heuerlinge näher 311m Brunnen
hofe als [2 ,fuß nnb näher 3U ^rtebridj von IlVrle's fiof als 20 ,fuß, 511m !Tad>tcile bes
lüafferlanfs graben. 21m 22. ffläv} K.20 wirb ber bis bahnt uod» utiperfaufte Keft bes
(Sruubftiicf s , belegen jmifdwi bem Bornhofe uub jfriebrid» von llVrlc's tiofe ebenfalls von
Paul Hofe für 250 (Ebalcr in speci.- erworben. 21m «. 2(uguft u,ix Fauft er ferner hiiiitt
vom (Srafett für 2."» Chaler beu piaft vor feinem banfe, außerhalb bes cSrabcns. foweit bas
pianfn>crf ausweift, bis an bic erftcu Hücheln über bem .V'ahrmeae. lUill er beti plaft be-
planfcn, fo muH er biesfeits ber Wiebeln nach bem deiche 311 auf feine Koften einen neuen
$at\rwe$ anlegen, ber ebenfo gut fein muß, wie ber jetzige. — Diefcr <5ef atutbcf ift bes
hiefigeu Stammvaters ber ^amilic Koofett lag größtenteils uÖrblid> pon bei nach ihm
benannten <Sr. 2*oofenftraße bie Sdjreibwcifc „2\ofeuftraßc" ift nicht richtig, n»enn auch im
pinneberger 2ltntsbudie fchou im ^abre \g\<) ber Itame Xoofctt nur mit einem 0 gefebriebeu
ift), in ber (Segenb bes 23ruttncnbof s , griff iubes über bic Straße btdjt au ber Hamburger
(Sren3C fübwärts rjittüber.

') 2llbreAt "Kulcmattn perfauft am 6. September u,w au ,V'raucois >Toc einen
Kamp beim öorurjofe uub ber (Sret^e für 23:» Jü uub ts (Ellen .jflovct (Erip. I-icfeu Kamp
perfauft ,fraugois ZToe, nadjbem er wahrfcheiulich 3iipor ein Haus barauf gebaut hat, am
\3. 3 U »' lf» l - weiter an IlTclcbior pon Heribert (liersbeef für eine nnbenaiiutc (Selb-
fumme. 2lm 2luguft 1,056 perfauft fobauu 2lnton Bailly in Pollmadjt ber ll>itipc bes
t fjans Bailly, ,frau ItTarttja ron fjcrtjbed', mohnhaft 311 liaarlem 311 8 ;V nnb ferner in
Dollmacht bes y 3oh,. Dorpille (31t x j s ) biefes (Sruubfiücf, eine Bleibe, beu liof nnb barauf
ftelnmoc (Scbäubc umfaffenb, für ;o,ooo / au liebe IHartcus. festerer perfauft am
20- September besfelbcu ^artres einen Ccil bes cSrimbftücfs, bei bei paul 2\ofe's *Srbc liegt
(pgl. porige 2lnm.), um 360(> /4 meirer au 2lutou ^acobfeu. ,^u biefem Seile gehöret«
eine 2itt3ah > l ßäufer, bic genau befdjriebcji metbeu, fomie ein Jfifdjtcid», „nnb foll es mit bem
iüaffer folgenbcrgeftalt gehalten tuerbeu, baß ber Perfänfer foll pou feiner Blcidn; eine 23ufc
tu bes Käufers (Eeidj legen, in gleicher liöbc als bic anbere itjo lieget, bie brittc ablauffenbe
öufe aber foll 311 allen Seiten ein ,Vuß niebriger als bie gemeltc beybe einlauffenbe laufen
liegen, unb foll ber Kauffcr UTacht haben, aus feinem (Eci*c eine pumpe in fein liaus ober
fjof 3U legen, auch folcheu leid», u>cnn er ftfehen will, ablauffeu 311 laffen, fotifteu aber foll
er mit bem IPaffer in bem (Leiche mehres nicht 311 thueubc haben. lloS foll ber Oerfauffer
aus bem Brunnen ober (Sraben, fo an paul 2\ofeu (Erbe belegen, bem Känfcr 311 allen
Reiten fo piel lüaffcr geben, als burd> ein £odj, bar ein Blaffcrtnagcl burd) faim, fietig
Iauffen wirb, unb foll bes Käufers faul U^affcr feinen 2lblauff haben, bar bes IVrfänfers
faul Wafitt abläuft". 3* Ijabc hier uub fouft bic auf bic Wafjciläufc bejüglidieu 23e-

Digitized by Google

5\

^olgcttöcs ift 3iir ^frcyfyeit, fyaben barauff Pcrfcfacibuna., geben bie tPofv
nungen jebrlidj I Heidjstbuler:

ftiminungcu meift ausfübrlid? wiebet gegeben, um barjtitfjiin, rote grofj ber lüajferretdjtum ber
tjaiijen (Srcitjgegenb ehemals mar, uub wie forgfam iiameutlidj bie ÜTetinoniteti unb bie
anbercii nieberlänbtfdjen (Eiuwanbercr beufelbeu 311 beiluden t>crftattbeu. Was jeftt baoou
110* rorljaubeu ift, fucht man nmgefebrt na* möglicbFeit 311 entfernen. Pas (Sefamtgniubftüd\
von bem tu biefer 2lmnerfung bic Hebe ift, nahm faft ben ga^eu Kaum jmifdjcn ber Sletdjcrftrafje
uub bem £*runueuhofc ein unb ret*tc amt über bie ^Icidierftrafsc hinüber bis 3nr (Srcitjc. (Es ift
ohne Zweifel basfelbe, von bem II* id? manu in ber >t>tf*r. f. hambg. <5efdud>te VIT. <>: fpridjt.

1 Wie mir bereits f. :»> gefcheu haben, r-erlieb, «Sraf (Eruft im ^abre an bcit
lapetmadjer 3obft von iiarneele in Hamburg eine tfausftelle. 2lm ts. Februar 1. <">.-.•,
rerfauften bie (Erben ben i)o\ für r,ooo au Pomiuints roit Uffeln, Was weiter baraus
geworben ift, bat fidj bisher ni<M ermitteln [äffen.

e ) 31m U. Juni ^«ii,7 febenfte (Sraf (Eruft ben trübem Jafob uub t7ans ItTorft
eine Ijausftätte, uebft bem galten illoore vor ihrem Hofe bis au beu VLeiaS vor Hleldnor
von iiert^berfs liefe 311 einem t fif*teii-be ober fonft ihrer (Sclcgcnbeit uadj 511 gebrauchen
imI. 5. :».\ Piefer große Saubbcnn. gehörte uod> 1 .><)<> bem £iccunaten morfj (morgen).
i«,<)h bage^eu fchou — aufcbeiiicub infolge (Erbgaugs - bem tfofrat (Srafe. 3»O a h rf l«t">
rerfaufte biefer ihn um hooo an ilbriftojf Jlhtlff ; iubes ift es nicht gan3 ftdjcr, ob bamals
iiidjt ein (teil bereits abgetrennt mar. Per (Sefamtbcfih, jcrficl nämlidj in brei CEeile: \. Per
i>of uebft ben Käufern lag smifaVu bem uörblid>eu €ube bes tfrnnuenbofs, ber Gleicher- uub
(Stögen (Särtnerftrafje. Per Kamp, nörbli* von ber (Srofjeii (Särtnerftrafje, erftreefte fieb,
längs ber heutigen £er<bcuftrafje (öftliih von biefer) bis 3ur Kl. (Särtnerftrafje. 0. Pie iMeidje
jenes rtürf UToon, öftlicb pon ber i*lcid?erftrafje, umfaßte beu galten fpäteren (Dd^feumarft.
( n b mm im Jahre l"^ 3 ber iiof fid> noch bei bem (Erbe befanb, ift sroetfclbaft.

») Per difdjlcr >baun Webling ober Wabliug* Taufte im Jahre \<,22 einen piatj,
belegen jwifcbeu bem tanbc von Vfans uub Jafob morfj unb bem Kofeuljofe. Jm Jahje

würbe biefer „f djititferhof auf ber Freiheit 3wif*eu Johann 53ccfl]ofs uub <£laus
i'ereubs belegen, fonft berjorbau genannt," rerfauft an <£ridi papeuberger, ber aber bapou
lief, worauf Katharina Webling am :. ?luguft \<,v,\ ben Hof uebft (Sebänbeu, (Sarten unb
<anbereien von etwa fünf üimbtfaat, au Klaus (Srotfdnlling , Pictri* Jllbredjt unb liinrid)
lOitt^opct für 2y<>2 jk rerfaufte. 21m i j. ZTorember u>7*y Farn „ber fdjnitferrjof aufm
Zorbau" für 2üoo / au Klaus Jürgens, am \. !TTär3 für öjuo Jl an famuel sum
rorbrotf. Pas CÖrnnbftürf befafj bamals bie i?raugerccbtigfcit uub wirb im ^ahrc \<>y\ mit
bem beFanntcu Beinamen „bas Wremer 55 i c t " aufgeführt. (Es lag uörblidj 0011 ber heutigen
Kl. (Särtnerftrafje, 3wifaVu biefer, ber (Sreujc, beut heutigen f duilterblatt uub ber heutigen
iladjtigallcnftraBe. füblid? barou erftreefte \\A> jeufeits ber Kl. cSartuerftraHe , längs ber
(Sren3C bis 51U (Srojjcu (Särtnerftrafje, ber vorhin geuatmte (Satten 3oh t anu Secfh,offs, bet
feit etwa i;r, „ber grüne 3^ger" genannt wirb.

l^arfels ^of, fo i^o an Dominico \ 2n.£^riftoff,einBiIt^(aucr].
von Uffeln Ucrfaufft. 1 ) I

Der 2Horf en i)offe, Bleiche uub | Claudes (ßiopcl, Bleicher u.
^eufer 2. 8 ) \ Simon Sprencf, (ßoltfd^mitt

iiormann von tPefcfyeoe, Sdnifter, fyalvu abgerjauölct.

ftefyet mit auf ber ülor^cn Platj.

Digitized by Google

-

«titt

«Einleitung ■ \

Crftes Kapitel. Die alteren fünfte in (Dttcnfeu unb Altona 5

äircites Kapitel. Der €inffu§ öer neuen £itn»anberungcn bi* 311m <£ube

bes ^6. 3ab;rbunberts ^3

Drittes Kapitel. Derfünbung ber (ßeroerbefreibeit unb Dcrfcbärfung bes

<3unft3«>anges \ 7

Viertes Kapitel. Die „Srcirjeit" 22

fünftes Kapitel. IPcitere <£nttt>icfeiung bis 311m Regierungsantritte ber legten

(Srafen pon Schauenburg 2 ( )

5ecty'tes Kapitel. Anfänge einer (Sroßinbuftrie unter bem legten (ßrafen 5ö

2(nb,aug. I. Quellen unb Citteratur 45

II. Pcrjcicbmj} ber <£igentlniinber unb l^euftltug, fo in bem Deftrict

frer $reir;eit 3U 2Utonar{C tr.ob.ncii, unb roic es barumb befebaffen <H

- ■

Pmcf t>on Jjrfft & »«fri in Crtps«».

Digitized by Google

V.

2tus bem fcret§igjäfyngen Kriege* —

<£ rlebmffe bes Portugtefen
Alberto Dtontfto* — Dermtfdjtes,

Von

Dr. 2?id?arfc (Etzenberg.

Digitized by Google

I. Die erfte ^cit bes Krieges.

^^Ä^^^äf^renb bie fdjauenburgifcheu Stammlanbe im IDeften Deutfchlanbs 6io
VßpSsggP Sdfvcden bes grofen Krieges bereits im 3 u h rc \622 5U crbulben Ratten,
^Jlf^OTP^ tpurbe £)oIftctn erft im ^rühjahre \025 in bie allgemeinen (Ereigniffe
perancfelt baburd?, ba$ <£f?riftian IV 7 . von Däncmarf mit einem Ceilc 6er nieder«
fädjftfcben Kreisftänbe gegen ben Kaifer bie lüaffen ergriff. IPenugleid? fotoo^l
Hamburg tpie bie (ßraffdjaft pinneberg neutral blieben, fonntc bodj nur Hamburg
feine Neutralität magren, bie (ßraffdjaft dagegen tpurbe im 3 a h re \627 3U111
Krtegsfdjauplafc, 5um Sd?aupla$ grauenhafter Pcripüftung. Unb fdjoit feit J620
ging unfer Cänbdjen 6er bis fcafjin genoffenen frieölid^en Kuljc perluftig burdj
allerhaub Störungen, öic jtpar porerft nur örtltdjcr Natur roaren, bie aber fidj
jeitipeife bodj fdjon 5U mirflidjcii Drangfalen fteigerten.

3m tDinter unb 5 r "hling b& 3 a h rcs f a h ftd? Hamburg burdj bie
fetnbfelige Haltung bes Däuenfönigs, foroie burdj einen «Einfall bes f)cr3ogs pou
€üneburg* Celle in Ijamburgtf cr/es (Bebiet nxgen bes Streites über ben (ßantmer«
beid? pcranlaj|t, feine Kriegsmacht $u perftärfen. Daburdj cntftanb auch in ber
(ßraffdjaft pinneberg Unruhe, fo bafj <5raf (frnft 2Jnlaj? nahm, bas ijaus
pinneberg mit einer fleinen 3efa$ung $u perfehen. <3ugleidj befdjtperte er ftdj
am \6. 2Uär3 bei bem hamburgifdjen Kommanbanten, bem ^reiherru Dobo
311 3 nn h au f en 1,110 Knypl? au f cn / barüber, bajj etliche pou beffen Solbateu
ftdj hätten in 2lltona finbeu (äffen, unb forberte, bafj bie Neutralität ber (ßraf»
fdjaft refpeftiert werbe, n>ie bies ber hamburgifche Bürgermeifter Dincent 2Uoller
bem piuueberger Z>roftc pcrfprodjeu ryattc. Kiiyphaufcn antwortete, ber (ßraf
möge 511 ilmt bas Vertrauen tyabcn, bajj er über feine Solbatcn „ein folcfyes
fdjarfes Kommanbo galten tpürbc, bamit €urer ^ürftlicrieu (Rnabcn Hnterthaueu
von ihnen unbefdjtpert fein unb bleiben folleu". Wtnn einem berfelbeu nur ein
ftaar perfehrt iperbe, fo folle eine ercmplarifdje Strafe erfolgen.

3>n 2Uai bes nämlichen 3^*?™* H>20 n>urbc fobann ein fleiner Diftrift
ber (ßraffchaft, bie fogenannten „Sommer unb (ftröulanbe", bei bem Bau ber

Altona unier Sdjournbutaifdj« ijmidHift. V. ^

Digitized by Google

2

natyn t fcftung cßtlücf ftabt mit bänifdjer (Einquartierung befdnpert. 2tt>cr nodi
weit f Rümmer würbe bas £anb im 2tpril bes folgenben 3al?rcs {\b2\) betroffen.

König Cfyriftiau hatte fdjon wieberbolt perfuefy t, ftd? 6er (Braffdjaft, auf bie er
2tnfprüd?e erb,ob, 3U bemächtigen. Doch, ftanben jene ilnfprüdje auf feljr fdjwadjen
£flßen. Der Konig fudjte bafyer nad> einem auberen Dorwanbe, ber ficJj benn
audj einftellte, als (ßraf <f rnft Don Sdjaucnburg fieb Pom Kaifcr in ben Keicbs^
fürftenftanb ergeben lief unb fortan ben (Eitel „,fürft unb (ßraf 5U Jjolftein"
führte, hiergegen proteftiertc König €f}rifttan fofort aufs fräftigfte, unb um
feinem protefte größeren Hadjbrucf 3U geben, lief er einen tEeil ber (Sraffdjaft
pou feinen Cruppcn befe^en, bie bort alsbalb gans fchauberbaft 3U Raufen be^
gannen. Namentlich. Hienftebten, <5rofj« unb Kleinflottbecf befamen jc$t einen
lebhaften Porgefcbmacf pon ben Sdjrecfen bes Krieges. „Die Solbaten", fyeipt
es in einem Bericht, „lofiren fidj bey 15, {<) ja wobj 20 perfonen in ein fyius,
panquettren, freffeu unb faufen tEag unb Hadjt, unb ba ifmen fdjon bie Ceute
bas Ciebfte unb Befte nad? Permögen gerne leiften, wollen fie ftdj bamit nicht
contentiren, funbern uffs bmlidjfte mit Cämmern, i^ülmern, tDein unb barn«
burger Bier tractirt fein, unb was fie nidji uersetyren, oerberbeu fie ofnte Sdjeu,
Raiten Sdjafen unb Cämmeni ofme llnterfdneb bie Köpfe ab, 3U gefdjweigen,
baf fie auch, ehrlicher Ceute IDeiber unb JHägbe nidjt perfdjonen, fonbern bie
mit (Gewalt 5U notzüchtigen ftcf? unterftefyen bürfen, branbfäja^en bie €eute
ib,res (ßcfallens unb 3wingen fie barljin, bafj fie biefclbeu im Canbe herumführen
unb ifmeu efclidje Cage mit ZDagcn unb pf erben uff wartig fein muffen, unb
behalten bie, bem reifenben Planne 3U Hach.th.eil unb Derljinbcrung, folange fic
wollen, laffen ftch. auch, gelüften, in unferes gnäbigen dürften unb t?errn XD\ib>
bafm $u greifen, beffclben Ceidje unb ZPeifyer ab3ulaffen unb 3U fifdjen, mit
Bebrofyung, biefelben fo barauf beftellet, Inneinsuwerfen, in Summa, be3eugen
ftch. bermafen mutwillig unb undjriftlicfy, baf es bie llntertbanen färbers nidjt
ertragen tonnen, fonbern enblidj t}aus unb t}of perlaffen unb bapon laufen
werben." 0X11,1 nian einem anbereu Berichte (ßlauben fcfyenfcn barf, ift es
fcfyou bamals, alfo u>äh.renb fonft uod} in b.iefiger (ßegenb ^rieben fyerrfdjte,
porgefommen, bafj bie bäuifchen Solbaten ben armen teuten, um (ßelb pon
ilnten 3U erpreffen, „bie ^uffoh.len folange gebraten, bis ber Dampf aus ben
Strümpfen gefdjlagen, ingleid?en auberen bie blofen Beine in fiebenbfjeifj ilXxffer
gefetjet, noch, anbere perfonen mit ben paaren fnnter bie Pf erbe gebunbeu unb
gefdileifet", unb was ber Sdjanblidjfeiten mefyr waren.

Der (ßraf faufte ftch. für biefes 2Ual noch, mit <3<*l?lung pou 50000 Cbaleru
unb ZX'^icfytleiftuug auf fernere Rührung bes Jfürfteutitels pou ben Quälgcifteru
los. Über bamit h.örten bie Sorgen nic^t auf. Denn fd^on wenige ZITonute

Digitized by Google

fpäter, am 29. 3 um \G2\ fdjreibt fieinridj IDinftmanu, 6er <;>ollpenpalter bes
(ßrafen in Hamburg, aus ZUtona, ipo fein eigentlicher tt?ofmort mar, an ben
pinneberger Amtmann Simon ,flörfe, es gefye bas (Bcrüdjt, ber König pon
DänemarF fei aufs neue erbittert unb wolle bie (ßraffcfyaft wieber befefcen. 3 n *
folgebeffen feien bie <£inwofmer in Altona „fo angftfaljrig, bafj man fte nidjt
ftillen fanu, unb ein jeber, was er ingebraebt, wieber nad> Hamburg flüchten
tljut". Dies war alfo por^er aud? fd>on gefdjefyen. Das (ßerüdrt" erwies fidj inbes
als unbegrünbet, unb audj im folgenben 3 a fy re fd?eint jwar neue banifdje €in=
quarrterung in 2lusfid>t geftanben 511 fyaben, bie aber nodj glücf ltd> abgewenbet würbe.

Aus bem 3atjre \(>25 finbet fidj nur bie Hadjricfyt, bafj am 9ten ober
nacb einem anberen Beridrte am Sonntag ben 23. 3uui morgens ^0 bänifdje
Heiter, als Bauern perfleibet, mit Scufen in ben Jjäuben, in bie fatfyolifdje Kirdje
3U Altona eingebrungen feien. „Sie turuirten gräulidj barin, sogen bie €eute
aus bis aufs ftembbe, unb würben 5tr>ei itTdnncr getöbtet, 20 perfonen perwunbet,
etlid^e f prangen 5um ^enfter hinaus, fletterten auf unb über bie Dädjer unb
fudjten fidj ein jeber aufs hefte 511 falpireu." So wirb ber Eingriff pon fjam«
burgifdjen <£tjroniften ersäht. Aus fd^auenburgifdjer Quelle ift bisher fein Bc*
ridjt barüber ans Cageslidjt gefommen. 3ft jene (S^ä^lung wahrheitsgemäß,
fo wirb baburd) ein neuer Beweis bes religiöfen Fanatismus geliefert, ber audj
in uuferer (ßegenb fortwährenb 5U neuen Ausbrüdjen Anlafj gab.

Das 3 a h r \f>2$ ging tro| mancher Beforgniffc ohne befonbere Störung
porüber. Dagegen wirb im 2Uär5 U>25 berichtet, bajj ein bänifdjer Kapitän
511 Altona pon ben 3 U0C " 500 A uno von 6en ^ellgerbern audj ein Anfehn«
lidjes als Kontribution erhoben fjabe. <£s I^ängt bas mit bem fönmarfdje bes
bänifd^en fteeres in £}olftein bei Beginn bes nieberfädjjifdjen Krieges jufammen.
Bei biefer (Gelegenheit erhielt auch bie (öraffdjaft Ptnneberg (Einquartierung 1 ),
über bie uns inbes fonftige ITadmchten cinftweilen fehlen. Angefidjts ber um
jureidKnbcii Cöfmung ber Cruppen unb ber Klagen, weldje (entere in anbereu
(ßegenbeu peranlajste, ift mit Sicherheit ansunehmeu, ba§ bie (ßraffebaft ebeu=
falls unter garten Bebrücfungen 5U leiben Ijatte. 3 n0C5 bauerte bas Ungemach
längftens einige JITonate, ba bereits im 3 um °i° bänifdje Armee in bas Stift
Derben unb in bas Cüncburgifdje porgefdjoben mürbe.

Am <£nbe besfelben 3 a *? res bro^te ber (ßraffdjaft ein neuer Bebrauger in
bem (ßrafen <£rnft pon 21Iansfelb, ber im De$cmbcr bie €lbe bei Artlenburg

') ©pel, ber nieberfädjfifdj • bänifdje "Krieg. OTiigbeburg [htr, II, (er. I)icfc» 2U«rf
enthält fonjt für unfcrcn &tved nur wenig Iltaterial. Pocf? Ijat uns ber l^err Ccrfaffer
freuuMid?ft burdi eine nodj nidjt peröffeiitlidjtc lTad>ri*t über ben ginnurfd) ber Kaiferli*en
in f>olftein (\627) unlerfiuöt.

r

Digitized by Google

überfdjritt unb nur burcfy Gablung t>ou [ 0000 £r/a lern abger/alten würbe, bie(ßraf-
fdraft ju befetjen. Pas (ßelb für biefe Kontribution mußte in fyimburg entließen
werben, was fpätor bem (ßrafen nod} fefyr fernere Perlegenfyeitcn bereitet ^at.

3m jaljre [626 fdycint uufere Canbfdjaft uon unmittelbarer Kriegsnot
frei geblieben 511 fein. Dafür begann in Hamburg unb Altona bie peft 5U
wüten. Diele Jllenfdjen ftarben, barunter audj ber ottenfer Paftor Kasper
Kift, ber Pater bes befaunten Dieters 3°fy a,m ^'ft- 3« 2Utona würbe auf
Bcfefyl bes (ßrafen eine bauerube <ßren5bewad>uug eingerichtet. Hub fdjon uafyten
bie (Tage ber fdjwerften l}eimfudnmg.

Ilm \7. Jluguft [626 würbe König Crjriftian t>on Cilly bei Cutter am
Barenberge pollftänbig aufs ftaupt gefdjlagen unb mußte einen flucfytälmlidjen
Kücfjug nadj ber (Elbe antreten, bie er bei Cauenburg unb Blanfencfc mit einem
{Teile feiner (Truppen nod> <Enbc Kuguft überfdjritt. 3" ber (ßraffcfyift pinne*
berg unb in beu angreu3cnben Canbesteilen — nur Hamburg fclbft blieb gan5
t>erfd?ont — mürbe nidjt nur biefe burd) bie ZÜeberlagc bemoralifierte Solbatesfa,
fonbem aud? ein großer Raufen Polfes einquartiert, mit bem ber Jtbminiftrator
Don illagbeburg Dörfer rjamburgifdjes (ßebiet unftdjer gemadjt unb fogar 2\i£e=
büttel nebft Zteuwerf eingenommen fyatte, aber balb auf Befeb/l bes Dänenfönigs
wieber abgc5ogen war. ilud} biefes waren wenig georbnete, ausgehungerte
Scharon, bie in ber (ßraffdjaft übel gekauft fyabcn werben.

2lm 9- ^ebruar Ui27 beriditete ber ilmtmann (ßeorg Steinfjoff aus Piune^
berg bem (ßrafen, bei ben Bewofmern ber <ßraffd>aft r/errfdje „gar eine große
2trmut, unb nunmehr all' ihr Korn weg unb t>er$etn"t, ber liebe (ßott mag
ifjnen fortan Reifen, beim fie r>om Diefye gar fein (ßelb madjen fönnen". Der
l?anbel ftoefte pollftänbig. 3 n Hamburg b/errfd>te anbauernb Peft unb rote Kur/r,
weldje Kranffyciteu nad? ber 2lusfage „eines pornelmten Priefters 5U rt. Tucolai"
fdjon €nbe (Of tober \626 bei t/UXX) ineufdjen babingerafft litten. Dabei ftanb
man in fortwäfyrenbcr 2lngft ror bem Jlnrücfen ber Kaiferlidjeu. Der r/olfteinifd>e
2lbel unb n>er fonft fonnte, fdwffte fein l)ab unb (ßut nad) Hamburg. fönige
pom 2lbel nahmen fogar Saluaguarbia uon Ol>\ was Konig £r/riftiau, ber
fein Hauptquartier in Stabe aufgefdjlagen fyatte, feljr übel permerfte. „Sonfteu
fo lautet ein Beriebt vom \$. (Df tober [626 — ift bie gauje Canbfdjaft
refoli>itt, 21Iaun bei 21tann auf ben HottjfaU 511 ftreiteu." fönft weilen tyxtic
mau inbes nodi feinen Zlnlaß, biefen tapferen Dorfaft 511 erproben, ba bie faifer«
lidje 2(rmee rulng in bie IPinterquartiere gelegt tmirbe, unb 5ir»ar größtenteils
$iemlid} entfernt pou unferer (ßegcnb: im bersogtum Braunfdimeig unb in ber
(ßraffebaft (Dlbeuburg; nur ein flciner (Teil würbe in ben Stiftern Bremen unb
Derben einquartiert.

Digitized by Google

5

^unädpft fyxtk man fnersulau5e nod> nidjt r>om £rinbe, fon5ern nur
Pom ^rcunöc $u lei5en; 5od> erwies fid) aud? öiefer andauernd als feineswegs
freuublidj uu5 würbe 5afür von 5eu Canöesbeworjueru mit aufridjtiger Abneigung
be5adjt. Das setzte fid> namentlidj bei einem Porgange, 5er ftdj in illtona
abfpiclte, uu5 5er fd>ou 5esfjalb etwas ausfi%lid?er bel?an5elt 5U werben t?er5icnt.

(£in 5änifa)er Kapitän, Hamens Brudjtorpf, f^atte von 5em Statthalter
<ßer5t Xanfeau adu* {Tage r»or 5effcn £o5e, 5er am 50. 3 alluar 5«
Kiel erfolgte, einen Quartierjcttel auf 2lltona befommen, „fidj aU5a 5U fompliren",
n>ie 5enn überhaupt 5ie 5änifdje 2lrmee in ftolftem auf €rgäti5ung 5er 5urdj
5ie erlittene liicöerlage entftanbenen grofen ifiefen bebadft war. Kapitän Brua>
torpf fdjicfte alsbal5 feineu Cieutcuant mit 60 neu angeworbenen Ceuten nadj
Altona, um unter Porjeiguug 5es Settels Quartier 5U begehren. Ztber, u>ie 5ie
pinneberger Beamten 5em (Örafen berieten mujjten, wur5e er uon 5en 2lltonaern
fdmö5e abgewtefen, 5ie 5em Cieutenant gar trofeig antworteten: „Sie fragten
nadj feinem Settel, er follte fidj mit feinem Dolfe ftün5lid? paefen,
o5er fie nullten ifjnen allen 5te t?älfe serbredjen," worauf er ftd? in
5er Cljat fdjlcunigft surücfjog, für eine Itadjt im Dorfe pinneberg Quartier
nalmi un5 au5crcn Cagcs wie5er uad? Kiel marfdnereu wollte, um fidj 5ort 5U
befajwcrcn.

Die pitmeberger Beamten waren begreifliaVrweife von 5em feden 2tlutc
5er Jlltouaer feineswegs erbaut, wrfudjteu in5es suuädift mit 5eu rabiaten Ceuten
in (ßüte fertig $u werben, fdjicften 5esfyalb 5eu pinneberger Pogt nady (Dttenfen
un5 überre5eteu 5eu Cieutenant fid> 5emfclbcn uodjmals anjufdjliegeu. Iiis 5ie
bet5eu in (Dttenfen angerommeu waren, for5erteu fie alsl\il5 fünf o5er fedjs 5er
„Poruefmtften" uou Altona auf, ftd? in 5er ottenfer Pogtei cinjuftcUcn, erhielten
aber nur 5ie Antwort: „tt\r ifynen was wollte, follte 5U ifmcu fommen."
Darauf ging 5er pinneberger Dogt mit 5em uon (Dttenfen un5 mit 5em Cicutc*
nant ge5ul5ig nadj Altona un5 mahnte 5ic (Eiuroofmer „sunt fleijjigften um
€iunelnuung 5er Sol5alen, ccrwarnctc fie audj auf 5en wi5rigen ^all getreulidj
wegen 5es 5araus erwadifen5eu Unheils; 5arauf fin5 fie ir/nen aber 5ero«
geftalt begegnet, 5aj| fie 5em lieben (ßott ge5anfet, 5afc fie mit gc=
fuu5er tjaut f ich aus 5em Staube gemadjt".

Die 2lltonaer erwiefen fid? überhaupt in 5er gat^en ^cit 5es Krieges als
ein wtlöes (J5reu$err»olf. Seit5cm tr>r (Drt beftanö, lagen fie fo5ufagen ftün5«
lidj mit 5en Hamburgern im Kampfe; 5a modjten fidj 5enn iifvc (ßemüter
wofyl ungewölntlidy oerr/ärtet, un5 ifyre Sitten v>crwil5ert fyaben, 5umal als fie
fafjen, wie in 5iefem Kriege 5ie <Be5ul5igen, 5ie ZDefyrlofen am meiften gepeinigt
wur5eu. Kur$, fte benahmen ftd} gegen 5ie Sol5aten „wie Orfen", un5 5ie

Digitized by Google

Beamten erwarteten mit gutem törunb baraus ferneres Unheil. Die tftraffdpft
galt nämltd? bei 6en Wriegsleuten nody als ein €anbftrta>, wo etwas 5U fjolen
mar, weil ringsumher in Caucnburg, fowie in ben flmtern Heinbef unb Crittau
alles fd>on „in (ßrunb w\b Boben verbucht", vmb bie Bcmolwerfdjaft bereits
geflüchtet war. Deshalb fürchteten 6tc Beamten, bat? ber Bericht bes Cieutenants
6er gansen (ßraffdjaft bie fdnvcrften Draugfalc susiehen würbe.

Der 2lmtmann eiherte nun jefw 6er itngefchenften Altonas nad) bem
ptnneberge, unb ba fte nichts von ftd) t?ören liefen, erging eine 5meitc nod)
bringlichere 2lufforberuua, „worauf bie guten Herren fid) enblid) etngeftellet, auch
nad) ernfter Permahnung bie Solbatcn, bereu nidjt über 60 wären, unb fccfys
Ijäufer nur einen bavon unterhalten bürften (llltona säljlte bamals alfo ungefähr
260 fjäufcr) einsune^meti gewilliget". Unb weil ftd) ijeiurid) IDinftmann, ber
in Altona anfäfftge Derwaltcr bes fdjauen burgif djen Rottes 511 Hamburg, beim
trafen bireft befdjwereu wollte, fdjrieb biefem ber Jlmtmann, bie 2Utonaer
Ratten bod) worjl i>or ben anberen armen Untertfyanen fein Privilegium. Der
(ßraf siehe allerbittgs aus Altona, ol)ue 2tccife unb iUühlenpadjt, jäl)rlid) bei
500 Cfyaler; aber bas fei bod> fein b,iureid)enbcr fBrunb, um Itltonas wegen bie
gansc <£>raffd)aft in (ßefab,r ju bringen. IPcnn man bie Käbelsfüb,rer nid)t
ernftlid) (träfe, fo werbe weber (5er)orfam nod) <£h rc ober ^urd)t bei ihnen 511
vermuten fein; „benn es mehreutheils Bettler feint unb wenig babei 51t fefcett
haben".

tPenn ber Jlmtmanu glaubte, nun fei alles georbnet, fo befaub er fid) im
3rrtume. Penn fdjon am folgenben Cage, bem ^0. ^ebruar, fam ber Cieutenant
nebft einem „Sarftant" wieber nad? bem pinneberge unb befdjwerte fid) 5UTU
Ijöctjfteu, „baf bie 2lltonaer fid) gegen bic Solbaten fo gar barbartfd) be$eigten
unb 5U ftaut unb fytar bräueten", mesr/alb er fid) nun bod) in Kiel befdnveren
muffe, sumal bereits etlidje Solbaten barüber entlaufen feien. Dcrgcblid) bat
ber Hmtmann ifw, ftd? nod) ju gcbulben. €r ging sornig von bannen.

Die pinneberger Beamten waren in fern- übler tage, freinrtd) IPmftmanu
unb bie anberen Ztltonaer warfen ihnen vor, fte Ratten bie »Einquartierung burd)
if?rc lladjgiebigfcit verfdmlbet, unb verf tagten fte beim (ßrafen. Die Beamten
verteibigten fid) mit großer Ceb^aftigfeit: {Tag unb Had)t bitten fic fid) bemüht,
Unheil von ber (ßraffdjaft ab$uweuben. Von allen (Dffijieren würben fte besf?alb
angefeinbet. Die Jtltonaer feien unvernünftige fflenfdjen. IPenn man ihnen
jetjt ihren IPillen tr/ue unb fte nid)t wieber 3um <$el)orfam brächte, fo wollten
fte, bie Beamten, lieber unter Cürfen leben, als mit biefen ve^weifeltcn Ceuten.
Bei Ceibesftrafe müffe tb,nen befohlen werben 31t parieren, unb aud) bie von
ihnen felbft erwählten Quartier« unb Kottmeifter bürften nichts Eigenmächtiges

Digitized by Google

7

oornefmien. ') IPinftmann fei 6er f7auptauftoiegler. €r werbe aber bamit
nur €anb unb Ceutc in (ßefafyr bringen. Ittau merbe ben Jlltonaern eine üble
Kappe 5ufdnteiben. „(Sott behüte bie anberen armen Untertanen, baf fte es
nidjt mit entgelten mögen!"

(Db biefe trübe propt^eiung foglcid? in (Erfüllung ging, ob bk Dänen
ficb an ben 2Utonaern in ber Zfyxt rädtten, wirb nidjt berietet. Uber unerhörtes
<£lenb ift {ebenfalls in ber nä<hftfolgenbcn <3eit über Altona, tote über bie gansc
(ßraffdjaft gefommeu.

3m Sommer bes 3al?re& \627 rücften Ctlly unb tTallenftcin auf t)olftcin
Ijeran. König <£r)rtftian oerfügte bei feinen Derteibtguugsmafcregeln über bie
töraffdjaft gait5 nadj freiem «Snneffcn. 2lm 16. Sluguft legte er eine ^efa^ung
in bas Sdjlot? Pinneberg, trofc aller Bitten bes Amtmanns Dr. Stapel, bie
(ßraffdjaft ir/rer Heutralität nidyt 3U berauben. Per König lief bas Schloß fo-
fort ftärfer befeftigen, lief bei (Elmshorn, Trittau k. Sdfanyn aufu>erfcn unb aud)
in (ßlücfftabt bie gräflichen Untertanen täglidj sur Sd^arbeit anhalten. Die
ilngft ber fricblidjen Bemormer erretdjic je§t ihren f)öhepunft. Die 2lltonaer
baten, „bafj olme Jlrgerung ber bamburger ilmen erlaubt werben mödjte, einen
geringen (ßraben aufsutoerfen unb Sdjlagbäumc $u fcfccn, mürben fonft alle mit»
einauber entlaufen muffen". 2ln folgen Strohhalm Hämmerten ftd? bie be»
bauernstoerten Ceute.

Cilly befanb fidj gegen UTitte 21uguft bereits in Cauenburg. 2lm
28. Jiuguft (n. St.) fdpetbt Dr. Stapel nod) aus pinueberg, bafj HXmbsbecf
unb Umgegenb oon ben Dänen aufgegeben toorben feien, unb bajj bie $urü<£
toeidjenben bänifdjen (Eruppen unter bem (ßrafeu Clntru ftd? teiltoeife in ber
fterrfd>aft pinneberg einquartiert hatten, „(ßott ber Allmächtige molle
uns als Uufdjulbigen beiftehen unb ^rieben verleihen!"

2Hit biefem Seuf5er hören jegliche Nachrichten aus ber (ßraffdjaft für
ein ganses 3<*h r au f- Der Vorhang fällt. tDentt er fidj u>icber ryebt, toirb ein
fdjönes Stücf <£rbc 3erftört fein.

») Diefe „(Quartier, unb Hottmeifter", bie crjlen fclbftacttäb,lten Beamten Altonas,
rerbanfen iryre ȣfiften3 augeufdjeinltd} bem Sebnrfniffc ber Derteibiguna, pon fjaus unb t)of.
£eiber rotrb über fic fonft faft nidjts berietet.

Digitized by Google

II. Die IPirfungen fcer Fatferlicfyen
(Einquartierung.

^P^lK a ^ ncn * K UMr es ilweu ein Ccicbtcs, ben

: "£«SBP Kaifcrlicfjcn bie ( 3ufur/r Pom Jluslaubc al^ufdnicibcn. Diofc maren
JsmR^ besfyalb, ipic bie fyamburger «Hjrouiften crjär/lcn, fyxlb perlningcrt,
als fie in f)olftein cinmarfdnertcu. „Begegnete ifntcu etma ein Bürger ober
Bauer, fo fdjrien fic: „2ldj, Brot, Brot!" hielten (fielb unb anbere Sadjcn
empor unb riefen: Brot! Sonft fonnten fte fein Ceutfd?." 1 )

Hamburg faufte fid? pou jeber Belästigung mit einer ruuben töclbfummc
los unb perforgte fogar bie faiferlidjen (Truppen mit Ccbensmittcln. Der
2lula£ t)kv$u nrirb pon ^anibal folgcubcrmafjcn cr$äl?lt: „Diele (fjamburger)
liefen r/inaus, brachten ben Solbaten Brot unb t£f?ir*iren, mudjcrtcu banebeu
einen großen Vorrat pou (ßclbe unb fonberlid} pon bem geraubten (ftutc unb
fonnten für ein Stücf Brot ober Käfe ein gut Stücf Silber, <#olb, J)inu, Kcffeb
mcffiug, fo alles geraubet mar, befommen. Hub burefj biefe Sd^iuberei mürben
piele gcmiffcnlofc £cute in fur5er J>ott rcid?. <£. <£. Kat aber lief; foldje
Sdnnbcrci cruftlid; perbieten unb perorbnete hingegen, bajjj Brob unb Bier unb
genugfam Propiant bes anberen Cages auf IPagcit In'uausgcfdjaffct mürbe,
bafj alfo bie 21rmee, folange fte fyier auf ber Ilafye mar, rcidjlidj propibiret
morben."

2lm ö. September (n. St.) waren bie Ixaiferlidjcn pou Cauenburg auf»
gebrochen unb Ratten fid) über (Trittau, bas fic rafd} einnahmen, unb Kar/lftabt
mieber nach ber €lbe gemenbet. Jim 8 teil $ogcn fic bei Hamburg porüber.
Bürger unb Solbaten faljen pou ben neu errichteten mächtigen ^eftungsmdllen
aus bem Dorbcimarfdje $u.

König <£fyriftian felbft mar in Kenbsburg unb feine Cruppen $ogcn fidj,
mic es fdpint, ofync Kampf, 3urücf. (£s mirb pon einer Sdpinsc bcridjtct, bie

') üergl. insbefonfrere bie tibfdjr. itjronif fces ^antbal.

Digitized by Google

9

fte swifcfyen Altona unb (Dttenfen aufgeworfen hatten. Chi Raufen Pitf?<
marfefpner foll bariu gelegen haben, aber bei bem fyranrücfeu ber Kaiferlidjeu
abmarfdpert fein, liad? einer auberen Hadjricht handelte es ftd> babei um brei
bäuifdjc Regimenter. (Ttllys (Truppen befehlen bie ouaffdjaft, tu ber fie wie
hungrige IPölfc Rauften. Sdjloß pinneberg würbe belagert unb mußte fidj
am 22. ober 28. September ergeben, nadjbem (Tilly bort wenige (Tage 5ur>or
ins Bein gefdioffen worben war. llad) ber «Einnahme foll er bie gause Be*
fafeung traben über bie Klinge fpringen laffeu. Dodj wirb bem i>ou auberer
Seite wibcrfprodjeir.

IPir fennen alle biefe <£reigniffe nur aus 5weiter unb britter fymb.
Dänifaje unb l?amburgifd?e Quellen werben gewiß nodj mamty liadnidjten
enthalten. 2lbcr für uufere rein lofalgefdudjtlidje Aufgabe war es utdjt er-
forberlidj unb wäre audj fcbwerlid} lofwenb gewefeu, barauf zurücf zugehen.
Die Beridjte ber piuneberger Beamten hören feit bem €inmarfd?e ber Kaifer*
liefen juttädjft röllig auf. Permutltch fmb bie Beamten glcid} bamals nach
Hamburg geflüchtet, wo wir fic ein 3 a *? r barauf wieberfinben. Hamburg
war 5U jener ^cit, wie 3anibal ftäj ausbrüeft, „eine Pflegerin tneler taufend
itlenfdjen". ,f ür alle umliegenden Caubfdjafteu unb weit barüber hinaus erwies
es ftd? als ein Segen, baß biefe Stabt Dom Kriege uerfd^ont blieb, fyimburg
tvrbanfte bas nid?t allein feinen neuen Befeftigungen unb feinem (Selbfacfc,
fonbern wof?l in noch leerem (firabe ber Cl^atfadje, baß alle XPcIt bie große
fymbclsftabt brauste. ZPebcr König (Tl^riftian, uodj (Tilly unb IDallenftein,
überhaupt fein fteerführer fonntc Hamburg entbehren, wo proriaut unb Kriegs
ntaterial ftets 511 haben waren, wo fidj bie Vertreter bor frembeu JUadjto mit
Porliebe aufhielten, unb wo ber politifdje Hadjriditcubienft einen feiner widjtigften
2!Ütte(punfte f^ittc. Die bedauernswerte (ßraffebaft pinueberg aber, unmittelbar
por Hamburgs «Tl^oreu belegen, mußte unfagbarc Drangfale erbulbeu, bie wir
freilid} nur aus ihren llMrfungcu einigermaßen atmen fönnen. 1 ) Solange bie
gräflichen Beamten ftd? in Hamburg aufhielten, erftreefte ftd? ifac Korrefpcmbens
mit bem trafen faft nur auf beffen finanzielle Dcrljältniffe, weldje bie benfbar
fd^lechteften waren.

Das Schloß pinneberg lag in (Trümmern. Der Bcamtenapparat ftaub
uollftänbig ftille. Steuern unb fonftige Abgaben founten nicht erhoben werben.
3n bem galten ^mansjatnv 1 627/28 50g ber ($raf an Einnahmen aus feineu
bolfteiuifchen €anben nur 228 1 ä (Thaler, uämlid? (Thaler Schulgeld uou
ben altonaer 3uben unb 6^*/« Cljaler r»on beu übrigen Jlltonaern. Das gräf«

Digitized by Google

lid)e Domanium lag wüft. Hiebt einmal bie IPalbungen brauten €rtrag.
Pielmcr/r legten fid> bic gequälten Bauern auf ben ftolsbiebftahl im großen.
Überhaupt ging es manchen Sauern nur in 6er erften 3«t jämmerlich. 2Us
gar nichts mehr bei ihnen 511 Idolen war, Tonnten fie etwas aufatmen unb ftd>
fogar burdj Beraubung bes Canbes^rrn, burd? XPcgclagcrn u. bergl. ihrerfeits
wieber erholen. 1 )

Der (ßraf, beffen Stammlanbc fdion früher üöllig ruiniert worben waren,
fam jefct in bic allergrößte Derlegenfycit. Vergebens bat er bei beu fatferltdfcn
Heerführern immer wieber unb mieber um Befreiung von ber unerträglichen
ttricgslaft. ,3war würbe ifnu eine €ntfchäbigung für bie €inquarticrung 511=
gefichert, aber bie 2lus$af?lung unterblieb, unb als auch biefe cnblid) bewilligt
worben war, würbe fie auf Antreiben Hamburger (Gläubiger bes (ßrafen als*
balb wiberrufen. fynter ben (ßläubigern fteefte nämlich, wie es fd^ciiit, bic
Hamburger Kämmcrci, weldjc bem (ßrafen im 3afyre M>25 unter Porfdncbung
einiger Bürger JOOOO C^aler geliehen fyattc unb bafür auf bie €infünftc ber
(ßraffdjaft angewiefeu worben war. Der (ßraf warf ber Stabt fpätcr r>or, fie
I?abc bies nur getrau, um einen tEcil ber (ßraffchaft für ftd? 511 erwerben.
Deshalb l^abc man bic llus$arjlung jener <£ntfdjdbigung hintertrieben unb ilmt
ftattbeffen in feiner auf erften Hot bie Abtretung ber Pogtci ©ttenfen ror=
gcfdjlagen. 211s er hierauf nicht eingehen wollte, würbe auf ben Sdjaucnburger
<^olI unb auf ben Sdjauenburgcr Ijof, in bem bamals bie pinneberger Bc<
amteu wohnten, Hrreft gelegt. Dem gräflichen ,7>olh>erwaltcr würbe, als er
fidj auf ben <5oll begeben wollte, bic tChürc i>or ber Hafe 5ttgefdjlagcn. 3a,
Dr. Stapel mußte am \ \. September \628 berichten, man habe bic (ßräber
ber alten (ßrafen im Dome Dtoliert, „bas bort befinblidjc (ßcftühlc ber (ßrafen
abgebrochen unb bas rechte JTTonumcnt, fo über ber €rbeu h 0 ^? geftanben,
niebriger gefc^et". <£s ift boch minbeftens fchr fraglich, ob aud? tytt °* c
Verwaltung bie J}anb im Spiele gehabt l^at. Daß fte aber bic fman3tcllcn Pcr>
legenheiten bes (ßrafen ausbeuten fudjte, ift gewiß. 2tls bie 2lnfd}fägc auf
ben Sdjauenburger ßof ihr nicht erreichten, fuchte man bie 2(btrctung
ber <£lbinfeln r»om (ßrafen 5U erlangen, wobei ber befannte 3 ur 'f*
Dr. Lutger Kulanb als 21Iittelsperfon biente. M?cnn ber (ßraf ben Schauen^
burger ftof nicht h cr d CDcn wollte, fo h a * ih m I?ioirt*ci wahrfdicinlich auch °* r
(ßebanfe Dorgcfdnr>ebt, er föunc beu l}of Dielleidjt fchr balb als 2Xfyl für
fidj fclbft brauchen. (Thatfächlich badfk er einmal baran, fidj borthin $urücf«
$u3iehcn.

') Vttq\. JInfyang II.

Digitized by Go<

II

Tl\dft pernio, an allen biefen Bebrängniffen, fo verlangte ITallcnftein
überbies in einem vom 2. September \62S aus feinem ^elblager bei H?olgaft
batierten Sdn-eiben t>om trafen, berfelbc folle öiooo Ojaler, meldte er von
Petlcff Kanfcau unb Smert pogwifdj früher entließen blatte, univrjüglid) ben
faiferlicr/en Kommiffaren Nltringer unb tPalmerobe aussagen, n>eil bie Gläubiger
Xebellcn unb tyre ^oroerungen 6cm Kaifcr fyeimgcfallcn feien. Sollte folcfyes
perwetgert werben, fo würbe man bie (ßraffd^aft nod} fdjärfer als bisher bc»
brüefen. Hatürlid? fonntc bei- (ßraf nidjt surften; bodj würbe bis 311m Z)ttv$
\62<) barüber forrefponbiert. 1 )

(Cilly erwies fid? fd^hefjlid) als mcnfdjlidjcr, infofern er, frcilidj erft nadj
unenblidj langem bitten, im fterbftc [628 fidj bereit erflärte, bem (ßrafen ju
Reifen, sunädjft eine 2(ufftellung ber <£inquartierungsfoften mit Angabe etwaiger
„(grorbitantien" forberte unb balb barauf fogar rcrfpradj, einen Ceil ber €in=
quartierung aus ber (ßraffdjaft 5U nehmen.

<£s war fyödjfte ^eit. 2lm 9. De5ember \62H fdnreibt Dr. Stapel bem
(ßrafeu: „Das <£lc»ib bei uns wäfyret i>or wie nadj. (Dbswar bei ber <£ontri«
bution u>ir unb bie abligeu (ßüter nur auf 2/>0 (Ebalcr gefettet, ift's jebodj ben
Ceuten aüerfeits, biewcilen bie 21Iarfdjlcute mer/rcnteils tobt, unmöglidj
511 erswingen." — &?cn überlauft es nicfyt cisfalt, wenn er biefe gleichmütigen
IPorte lieft! Die (ßraffdjaft mar alfo budjftäblidj faft bis auf ben legten
Blutstropfen ausgepreßt, unb bodj bauerte es nodj ein b/albcs ^Salft, bis fic pon
ben faiferlidjen (Truppen ganj geräumt war.

Von Altona r/oren wir nur wenig. Jim \2. iluguft wirb be*

richtet, baf bie feft bort weiter graffiere unb an einseinen Cagen über 20
JUenfd^cn leben barnnraffe. 3 11 fy>"tburg würben täglid? ^ü, 50, 60 begraben,
ju Quicfborn war fein ftaus frei pou ber Seudje „unb fjat man ferner fein
€rempel, baß einer baron gefommen, bafyero alle JUebici ben <J5ift für un-
gewörnilidj r/alten". 2lm 27. Jtuguft beridjtct Dr. Stapel ferner: „3n Jlltona
fein perfdjienene tDodjen über HO begraben, unb wirb je länger je r/eftiger;"
ferner am \0. September: „3" Altona unb (Dttenfcn finb feine 20 fjäufer rein."

') Die Korrefponbenj ift nidjt oJjne 3 ni ***$* > '^ber fann tner auf ben 3nb,alt ni&t
narjer eingegangen werben. Hur einige a>arafterijtifd>e äu§er(id?feiten feien fur3 erwärmt.
tDallenftein unterfdjreibt als redjter €mpor?5mmling: „2IIbred}t von <Sotte$gnaben r}erjog 3U
^rieblaub nnb Sagan, Komifrt/er Kaiferlidjer ItTajefiät (Seneral (Dbrifter ^e(bt;auptinann , roie
audj bes oeeanifdjen unb baltifdjen iTTeeres (Seneral" unb rebet ben (Srafen an als „lieber
ßerr unb ^freunb ". Der (ßraf bagegen, einer ber aiteficn Hetdjsftänbe, nennt ben ^riebianber
„(Snfibigcr ^err" unb befleißigt ftdj „alleruntertitänigfier Deoorion". Überhaupt ift ber Kurial«
jtü glci^eitig mit bem ßeere ber ^rembmSrter namentlich, in biefer §eit ju uns gefommen.
2iud> rt»as Sdjrift unb dinte betrifft, bilbet biefelbe bie periobe traurigjren Derfaüs.

Digitized by Go<

I

12

^ebenfalls betraf ein Ceti i>iefer Cobesfällc Mc (Truppen; fonft wäre ja faft bie
ganje öeuölferung ausgeftorben.

Die yitonaer würben bamals von ben Kaiferlidjcu befdmlbigt, baj? fic
mit ben Dänen Durdjftcdjereicn betrieben. Die Danen, roeldjc mit itjrcu Sdjiffcu
bie €lbc beb/crrfdjten unb (Slücfftabt roär/reub ber gan$cn ^cit behaupteten,
wagten fyäufig (Einfalle in bie «ßraffdjaft unb Ineben babet nieber, was fic
r»orfauben. Das wiberfufyr im (DFtober \628 bei CDttenfen u. a. audj einem
bifdjöflidj würjburgifdjcn (Bcfanbten, ber aus bem faiferlia>nt l7auptquar<
tiere in Stabe fam. i3ei biefer unb nod} bei mandjer aubercu <Bclegenr/cit
würben bie 2lltonacr bes Perrats befdnilbigt, unb (Dbcrft JUtringcr machte
2lnftalteu, Altona in Braub 5U fteefeu; bodj gelang es Dr. Stapel, ir/n baoou
juriicf^ufyaltcn.

3m Anfange bes 3 a ^ rc6 \ f)2i ) ' a d en m oer töraffdjaft nod? miubcftctis
ein Kcgtment t fufjt>olf unb tner Kompagnien uon (£oroninis Oettern. <£ine ber
letzteren würbe abgebaur"t; bodj foftete allein ber Unterhalt ber übrigen örci
Kompagnien unb bes Stalls wödjcntttdj nod? H50 Cfyaler. Da bie ^riebens-
DerfyaublungeH ^ortfdiritte madjtcn, erfolgten in ben nädjften 21Tonaten weitere
«frleidjtcrungen; bafür aber nahmen je§t bie bäntfdjcn placfercien wieber
übcrfyanb. Pott (Blücfftabt aus brad) ein Streifforps am 23. ittat in
Altona ein unb flirrte bett gräflidjeit Jiollamtmann t}einridj IPinftmauu
ttebft Sornt unb Sdmncgerfolnt mit fid> fort; inbes würben fte balb wieber
freigelaffen.

2lnfaiig 3 un * nnirbc eine faifcrlidje Cruppe beim Durchzuge burdj 2lltoua
mit Steinen unb Sdjeltmorten begrübt. Dr. Stapel fürchtete lebfyaft für bie
unf lugen Jlltouaer, bie ormebics fdjwar5 angefdnicbeu waren, unb für bie er
fidj fdjou mer ober fünf 2Ual Ijatte ivrweubeu müffeu; ob feine Befürchtung
gcrcdjtferttgt würbe, wirb nicht beridjtet.

Um \2. Z\la\ warb ber ^riebe uon Cübecf abgcfdjloffen unb am 7. ^unt
rattfaiert. Jlber erft am 20. 3unt fotmte Dr. Stapel enblidj bcridjtcn, bafj bie
(ßraffdjaft gä^ltcr/ frei r>on (Einquartierung fei.

^faft 5u>ei jafyre lang r/atten bie Kaiferlidjcn bas f leine Canb bebrüeft.
Der Sdjabcn, ben es in biefer <?>cit erlitt, tintrbe t>om (ßrafen auf mer ilTillioueu
(ftolbes bejiffert. liud) in ben 3afpen 1628/50 founte tu ber galten (ßraffdiaft
faft nur JUtona irgenb nennenswerte Abgaben saljlcn. Altona 30g feine Har/rung
eben aus bem ront Kriege »erfdjont gebliebenen Hamburg. Demtod) mu§ es
gleid?falls furchtbar gelitten r/abeu, rote bie jarjlreidjen 5erftÖrten, fycrrenlofen
Käufer beroeifen, bie im pinneberger Jtmtsbudje wäbrcnb ber folgenben 3 a *? rc
erwähnt roerben.

Digitized by Google

13

Von J\ufy? 11116 ^rieben formte aud} nad? bem 2Jb3ugc ber Kaifcrlid>cn
nicht bie Kebe fein, (ßleidj Anfang 3uli Iic0 ber glüefftäbter Kommanbant
ben piuneberg mit einer Kompagnie Dragoner befet)cn. fimat gab ber König
auf üorftcllung bes Droften alsbalb ben Befehl, bas fyxib $crftorte Sdjlofj
wieber 5U räumen; bod? unterblieb bies, unb bie Dänen, welche weber <8elb noch.
Cebcusmittel befafjen, begannen if>rerfeits in ber (ffraffdjaft arg 511 Raufen.
ZDie berietet wirb, mürben „bie bereits auf bie Seele erfdjöpftcn Ceutc t>on ber
Keutcrey wegen Unterhalts jämmerlich geplaget, baf aud? $u beforgen, in wenig
(Tagen bie meiften, wie wob, I ihrer noch wenig i>or Rauben, bie £>öfe quittiren
unb bas Betteln in bie ftanb nehmen muffen". 2lls bie Dragoner enblid? ab>
jogen, nahmen fie alles mit, ums bie Kaiferlicffen übrig gelaffen hatten, nament-
lich wel Kriegsmunition. Statt ihrer fam barauf eine neue Befafcung, bie im
Canbe Perteilt würbe; auch, bie Dogtei ©ttenfeu warb tiierki bebad>t. Wh
lange biefc Einquartierung bauerte, wirb nid?t überliefert, ttm 3. 2tuguft wirb
dou einer IPerbung beridjtet, bie $u 2Utona perfuebt, aber ba Cilly fofort
energifch, bagegen proteftierte, wieber abgeftellt würbe.

3m Anfange bes folgenben 3at?res (J630) wies IPallenftein bem (Dberften
fjolcf bie (Braffdjaft pinneberg unb bas Stift Cübccf als Kenbesuous unb
Quartier für neu geworbene 3000 ZHann ^utjoolf an. hiergegen erhoben bie
bänifdjen Häte in Kiel (Eiufprudj, worauf fjolcf fid> bereit erflärte, bie pon ifnn
fdjon angeworbenen 500 21Iann, für welche er notwenbigerweifc Quartier b,abeu
müffe, in Altona unb Hmgegcub auf feine Koften 3U unterhalten. Dabei
blieb es trofc nodnualigeu protefticrens, worauf mau von Kiel aus bem piunc*
berger Drofte bie brofjenbe <Befafjr an$eigte. <£s fdyeint nun — bie nadjricrjten
ftnb wieber äujjerft fpärltch, — bat? Dr. Stapel bie Einquartierung feinerfeits
ab$uwenben fudjte, was aber pon töcneral pappenr/eim in einem t>om 2. ^ebruar
aus Hamburg an ben Drofteu Branb pon Barbeleben gerichteten Schreiben mit
brob,enben IDorten unterfagt würbe. Wk ber weitere Perlauf war, ift nicht
erfidjtlid?. 3nbes fonnte ber Droft \\ Zllonate fpäter, am 17. ^ebruar
\6Z\, berichten, augenblicflich bat*-' bit (ßraffchaft feine Kriegsbcfcbwcrbcn $u
erbulben.

Der fid? je£t 511m offenen Kampfe 3ufpifceubc Streit bes Däuenföuigs mit
Hamburg febeint auf unfere <5raffd>aft sunächft nur iufofern Einfluß gehabt
ju haben, als König Cf?riftian ben piunebergeru ftreng perbot, ben Hamburgern,
„uuferen rebellifdien llntertr/auen", Korn ober aubere Cebensmittel susuführeu.
3m übrigen aber hatte bie (ßraffcfjaft nun längere 5oit Kuh* wt ben unmitteb
baren Drangfalen bes Krieges, ber fortan bort überhaupt nicht wieber fo bar*
barifd? gewütet bat/ wie in ben 3ab«n \627 bis \62<).

Digitized by Go<

14 __

VO\x trollen f|icr eine Sdnlberung einfojalten, ipeldje Dr. Stapel am
8. 2TTat J633, alfo nähern bie <J5raffa?aft bereits feit geraumer ^Sctt poiu
£etube befreit tpar, pon bem ^uftaubc 6er bortigen Can6it»irtf<fyaft entwirft.
€r fdn-eibt bem (ßrafen, bie dauern fjätten alle nur ein „Span" ((Bcfpann)
unb nieift feine Kneajte, „unb ift btefe Reiten fein ZTCenfd), 6er bey uns ©d>fcn
511 füttern fudjet, tpie bann fo grof e parteyen nia?t mer/r herausgeführt
werben. 1 ) H)irb uns bentuad? bey mangelnber Pielmtait an 2Tlift wie aübe*
reits entbredjen, Ijabtn perfa?ienen IDinter bie f)ausleute baljin 3wingen muffen,
baf fie efclidje Hiuber bey uns auff bie Fütterung umbfonft gethan, fann jcbod>
gemadjtcr Hilft nid)t piel 3ubringen, baf alfo bas €anb enblidj gar aus ber
litt fommen wirb. ^Hüffen 5u>ar befennen, es möditen bie gülidjer pflügers
bas Canb alliier wol beffer hanttren, ftet?ct aber ju beforgen, im Jtlangel
bes JHiftes fie fo wenig als unfere €eute fort$ubrtngen, subeme fo mürben bie
armen Ceute baburdj nidjt erleidjtcrt, fmtemalen alle anberen Dienfte, ohne bas
blojje pflügen, mit «Einernten, plaggen^auen unb was mehr basu gehörig, auf
iljnen einen IDeg als ben anberen berufen wollten. IPirb ingleidjen bas Korn
bei biefer wohlfeilen &\\, ba es 5U Spanien nidjt abgebet unb efclia} taufeub €aft
aus 2tlusfow fommen, nidjt piel austragen". Dr. Stapel riet bem (ßrafen,
nadj bem Porbilbc bes fterjogs pon fjolftein alle fymb» unb Spannbienfte fidi
mit (Selb ablöfcn $u laffen; inbes fdjeint ber (ßraf hierauf bamals nod} nidit
eingegangen 5u fein.

tt)enn bie <ßraffa?aft nadj bem ^rieben pon Cübecf längere &\t fjinburdj
pon ben fdjlimmftcn Scbränguiffen bes Krieges perfdjont blieb, fo banfte fte
bies nur ber Cb/atfadje, bafj ber (5raf oon ben fricgfüfn-enben Parteien bie
Neutralität bes Canbcs („Salpaguarbia") immer aufs neue bura? h°fc ^on«
tributionen erfauftc. Dies gefd^ah 5. B. im 3at)re \655 gegenüber ben Sdj weben,
bei weld)er Gelegenheit ber fd}webtfd)c <5eneral Ceslic sum erften lUale in
hiefiger (ßegenb genannt wirb.

3m £jcrbfte bes 3at)res 1635 E^oroit wir, ba£ bie Kontribution, welche bie
(ßraffdjaft bamals an Ceslic 311 sab/lcn tyatte, 550 tEr/alcr für jeben itlonat bc<
trug, unb bafj es faum uodj möglidj war, biefe Summe pon ben llnterthanen ju
erpreffen. Ceslic beftanb inScs, trofe allem flehen, auf Zahlung unb broljtc

1 ) Per webeler (Ddjfenmarft tjaHc tu ber Ickten §eit nor bem Kriege einen be<
beutenden Jluffdjwnng genommen. IPätirctib früher jährlich nur etwa i6 0ooQ)djfeu umgefegt
worben waren, erreichte ber Umfdjlag in ben ^al?"" 1*03 bis ^«12 an 30000, trotjbem außer
bem uort große mengen bireft pou Däuemart na* f^ollanb, bem widjtigjten 2ibfarjlanbe,
rerfdjicft würben Der Krieg oerfffcte biffem gewaltigen Derferfrc einen 5to§, »on bem er
fidj 3al]rr(uuberte laug nidjt wieber ertjolt t{at.

Digitized by Google

15

mit neuer (Einquartierung. Darauf baten ftd? bie Beamten von ben Schweben
Soldaten aus, um bie Kontribution mit töewalt einsutreiben.

Um btefelbe &it (September 1635) uarmi audj Hamburg gegenüber
ber töraffchaft eine brofjenbe fjaltung ein. IDenigftens beridjtete Dr. Stapel
am 2. (Df tober: „(Es b/aben bte non fjamburg nab/e bey Altena h, ob/ne
baffelbe was porlängft bafelbft gelegen, nod) $voty Schiffe auf bie (Elbe gelegt,
bie tfnfafjrt auf Zlltoua 5U verfunbern. Dieweil aber bis^ero fte nod? nid>ts
Cbätlidjes angefangen, b/aben wir fte 5U befpreeben feine Urfadje gehabt."
Darauf erteilte öie gräfUdje Regierung ben i?efct?l, „man folle Don beneu
Don Hamburg pernehmen, $u was <Enbc fte bte Bojerte oor Altenau gelegt,
unb ba fte bamit 3lIuftrifftmo 5U präjubiciren gebenfen, foldjes absuftellen an<
falten". ItMdje Antwort man oon Hamburg erhielt, wirb nidjt beridjtet.
Dagegen lag einige 3 aI ? rc fv^ter jedenfalls wieber nur ein Sd)iff por Altona
— eine Sdjaluppe — wie bereits feit ungefähr \620.

Diefe Sdjaluppe follte bas Hamburger Stapelredjt oor Umgeb/ung fdjüfceu
unb insbefonbere b/inbern, baf in Altona IParen gelöfdjt unb gelaben würben,
was inbes bamals überr/aupt nodj nidjt b;äuftg gefdjah- 3m 3ab/re ^639
würbe nun feitens bes (ßrafen eine Unterfudjung bariiber angeorbnet, ob bie
Hamburger 5U foldjer lltafjregel berechtigt feien, unb es würben wegen bes
tCbatbcftanbs bie <?>eugenausfageu alter Zttänucr eingeholt, 3U betten audj ber
altonaer ^ifdjer Jürgen pon forje geborte. Diefer <J5reis berichtete, ber König
<£fr/riftian pon Dänemarf habe feiner <3cit burdj ben Befehlshaber feines
(Drlogsfdjiffs ZUajor ben h a '"burgcr Hat (ober ben Kapitän ber h<*mburger
Sdjaluppe, bas bleibt ungewiß) fragen laffen: „ob er ben Zlltonaern nidjt
lange genug in ben Kolpott gefefeu?" unb habe jugleidj befohlen, bie
Sdjaluppe ttadj beut Ijamburger (Gebiete h» l über3uführen, wie audj ein h an,!
burger (Drlogsfdjiff, bas bei Heumühlcn gelegen, ebenfalls bort wegsunehmen.
€e§teres mu§ gefchehen fein; wegen ber Schaluppe aber ift bie (Drtspcränberung
nach ben äujjerft bürftigen Elften unfidjer. Die bänifdje (Einmifdjung würbe
ganj °er Poltttf König Chriftians entfprecheu.

Das 3ab/r \635 bradjte unferer Canbfdjaft audj fonft noch mancherlei
fd^were Beunruhigungen, (ßegen (Enbe bes 3ahres brohte (Einquartierung djup
fädjftfdjer Dölfer, bie feit bem prager ^rieben (30. ZUai l<>33) für ben Kaifer
fodjten, unb 5war erwartete man bie neben ben „Krabaten" am meiften gefürchteten
„Cartaren", b. h- fofacfifdje Heiteret, pou ber balb barauf bie Hebe ift. 1 )

') l>on Ijerrn 3. J>. fynfdj in liamburg werbe idj auf &as fübrueftlicb, von pinnebera
belegene „Krabaten-Woor" aufmerffam gemadjt. cBeurifi erinnern nodj mandje andere (Drts-
bejeidjnutikjett in tjolfiein an &en breigtgjtirfrtQeu Krieg.

Digitized by Google

<£s fdpint in ber (Er/at, bafj eitü$c Kompagnien bcrfelben auf furse <5cit bie
(ßraffdjaft r/eimfud>ten; fic werben audj als „Berfyaroerfcr/e Hcuter" be3etdmet.
etiles flol? uub fudjte bas Seine in Sidjcrr/eit $u bringen.

Don bem Sdjrecfeu, 6er bamals im €anbe rjerrfdjte, seugen bie IDunber«
Seiden, bie man allerorten $u feljen meinte, unb von benen fogar ber Jtmt*
mann Dr. Stapel mit ernftlidjem (Brauen berietet: „<£s laffen ftdj im
€anbe ftolftein Diel bofer (Dmina fer/en, ift vielmals rerfdiiebentüdj Speife in
#lut, aua? örot in Stein ivnuaubelt, ^euer geregnet, jebod} unoerleijlidj ben
€euten aufs €eib gefallen, es werben bie Sdnffe gefefjen auf bem €anbe far/renb,
£ags uub Hadjts bat man mcl Camentirens unb Sdjreiens geljört; töott ber
fierr molle alles Übel guäbig abroeuben!"

Digitized by Google

III. THc ^etiprencjuncj bes H>ieberfyolb'fd?en
Regiments burd? bie Bauern ber <8raffd?aft
Pinneberg, cjefcfyefyen in Altona am \5. 2Ipril

1657.

(•^fw|) m 2Uär5 bes 3 a *? V05 l 6 -" 6 * am Könivj Cfyriftiau i>on Däuemarf in
' ^wli; ^ ncr «f°f tun 9 ^liicfftabt an - bleich barauf Perlangte er, ba§ if?m
J^HP^ //0 as Jj au5 pinneberg eröffnet werbe". Da 6ie fdjauenburgifdjen
Käte unb Beamten bics perwetgerten, entftauben langwierige Perfymblungeu, bie
wir fner nidjt weiter verfolgen fönnen. (ßeuug, 6er König gab feiner ^oröerung
wieber einmal mit bewaffneter banb ttadjbrucf, inbem er Altona, IPebel unb
anbere (Drte 6er (ßraffdjaft befetjte. 3" Altona waren 800 21lann einquartiert,
aus ber piuneberger itmtsredmung erfefyen wir, bajjj bortfnn C^aler ?>{ s
für „<£ortcgartcn" (corps de gardes) unb Sdjlagbäumc be3afylt würben. ZDeitcrcs
ift über biefe (Einquartierung nicht befannt geworben. ZTodj einmal gelang
es, bie bauernbc (Dffupation bes Canbes mit (Selb abjuwenben; aber im
nädjfteu jafyre fanben <£reiguiffe ftatt, welche bie (ftraffdiaft wieber unter bie
militärifd^e fterrfdjaft Dänemarfs brachten. Da biefelben fidj in Altona ab«
gefpielt Ijaben, müffen wir ifynen eine ausführliche DarfteUung wibmeu, jumal
fte ganj in Pergeffenljeit geraten fmb.

Seitbem ber Kaifer am 30. JUai J(v>5 3U Prag mit bem Kurfürften pon
Sacfyfcn unb balb barauf auch mit ben meiften anberen feiner beutfdien (ßegner
^rieben gefcbloffen hatte, war Karbiual Jvidielieu eifrig bemüht, burd} J^hbrng
groger fiülfsgelber an bie nodj fampfbereiteu euangelifdjen dürften ben Krieg
aufs neue an$ufadjen. fiu biefen dürften gehörte in erfter Cime aud> ber Caub-
graf llMl^elm r>on treffen > Kaff el, bem ^ranfreid? am 2[. (Dftober U>."iO eine
jährliche Subfibienjahluug pon 200 000 C^aler 5iifidjerte. Darauf liefj ber
Canbgraf fofort bie IPerbetrommel nlljreu. <£r felbft ljielt ftd) im fjerbfte !<)"><>

21 Ilona unltr 5«lfuufubur<)iidjer {Wrrfdtaft V. 2

Digitized by Google

eine Zeitlang in Hamburg auf, roobin ihn fein l>ertpan6ter, 6er junge (ßraf
(Dito pon Schauenburg, begleitet hatte, um fiefy pon feinen pinneberger Unter
tränen fnilöigen ju laffen.

Unter 6en Kriegsleuten, meldte es übernahmen, 6em €an5grafcn Cruppen
5U3ufü^rcn, befau6 jidj aud> 6er (Dberft Kein bo 15 U>ie6crbol6, 6er
^2 000 (Egaler empfing un6 mit fjilfe 5icfes <Öel6es bereits im UTärs l.o37 au
6er U>efer ein ftattlidyes Regiment um ftd) perfammelt blatte. Der Canograf
bcfar/l ihm, junädyft feine Sol6aten nodj für einige ins Quartier 511 legen
uu6 tpabltc r/ierfür 6ie 6amals feit langcrem pon 6aucrn6er (Einquartierung frei
gebliebene (ßraffebaft pinneberg, obroob.1 6icfelbe pon 6en Sdiipe6en un5 Dänen,
wie audj Pom Kaifer 5alpaguar6ien mit fernerem <ßcl6e erfauft r/attc.

Die militärifaSc (Dbr/ut über 6ic <5raffdyaft ipar 6amals, gegen ^a^Iuug
pon 2300 «Ojalern un6 ein (ßcfdjcnf pou pier Pfer6en im IPertc pon
\H6 Ojalern, 6em bamburgifeben tfomman6anten, einem jüngeren Bru6er 6es
fur$ supor perftorbeneu ^eI6marfd}alls D060 pon KnYpbaufen, 6em (Dberften
^reiberru (Enno UHlr/elm pon Knypbaufen, anpertraut u>or6en. 2Us lefeterer
UTitte UTärs U>37 ftd) auf furse <5eit nadj Bremen begab, teilte ifmt lPie6erbol6
mit, 6a£ fein t}err, 6er €an6graf, befohlen fyabe, 6as neugeiporbenc Regiment
auf fedys IDodjen in 6er Cßraffdjaft Pinneberg einsuquartieren. Diefe Sdjrecfens«
botfdjaft mel6ete "KnYpr/aufen .cito, cito, cito, cito, citissimo'- am {<). lMät$ nadj
Bücfeburg ,,ä Monseigneur, Monseigneur Otto Conte d'Holstein Schawenburg
et Sternberg, Seigneur de Ghemen" 1 ). Der junge (ßraf befan6 ftd? 6amals
in (ßefangenfdjaft 6er Kaiferlidyen; 6esr/alb n>ur6e 6er Brief au 6ie (ßräfnv
Zttuttcr abgegeben, ipeldye mit irjren Häten 6ie Regierung für/rte.

Knypfyaufen fügte feiner U?el6ung tnnju, lt)ie6crtyo!6 fyabc fidj, obipor/l
fdyon auf 6em 21Tarfdye befinölidj, 6urdy 6ringeu6e Bitten beftimmen laffen, noch
6rei bis pier Cagc $u warten. Ulan möge alfo nur fo eilig wie irgen6 mög*
lief? (ßegenbcfcrjl beim €an6grafen erwirf en, auf 6effen Beger/ren ftd? audj 6er
fd}we6ifd)e ,Jel5marfd)all leslie mit 6er «Einquartierung einperftanben erflärt
rjabe. Ce^teres wt6erfpridjt anfdjeineu6 6er {Cbatfadye, 6afj Ceslie felbft ja, wie
wir far/eu, 6er (ßraffdjaft eine 5alpaguar6ia erteilt r/attc. 2lber 6ie rnerfür 311
jar}lcn6e rjor/c Kontribution ipar feit lauge rücfftan6ig. Ceslie fan6te pon Corgau

l ) Die Sriefabreffett würben batnals frfjott pielfad? gaii3 franjdfifd^ grfdjrieben, roäljrenb
ber J3riefftYl felbft oft fidj nodj eiiiigerinafjen von ^rritibmörtern rein erhielt unb erft in ber
legten gett bes Krieges üollenbs perroiijkt umrbe. C£s wäre hitcreffaut, bas ^ortfdjreiten bei
Uitwefens im <Eiit3elnen 311 oerfolgen. roa>cit id> bisher beurteilen fann, tragen bic (Selefjrten
unb bie Krtegslcutc bie fytuptfdmlb. Jtber nur 311 ruf* liege» fid» aud) bie auberen Stunbf,
felbft bie dauern mitreißen

Digitized by Google

\9 .

aus feinen Diener tüilrjelm IPingenborf nadj pinneberg, um bie Kontribution
etnjutreiben: bod? aud} bas b/atte nod? feinen «Erfolg, obn>o!jI (tet? IDingenborf
breipiertel 3afyr lang, in 6er (ßraffdjaft auffielt.

Der (ßraf perfyanbelte gerabe bamals mit ber fdjrpebifdjen Regierung
wegen 23eftätta,una, feiner Hcutralität, uub biefe XX'rrjanbluugcu führten auch 511
einem gebcib/lidjen <£nbe; benn am 23. JTTärs untrbe bem (trafen in einem von
bem Kau$ler ©renftiema unb ben anberen illiniftern namens ber Königin
£r/riftinc unter$eidmeten Schreiben bie gcipünfdjtc Crfläruiig gegeben.') Dies
mar allerbings u>cber ber gräflichen Regierung nod) Ccslic befannt, als bie
iPieberfjolb'fcbe Sache eiugcfäbclt nrnrbe; aber jene wollte, angefichts ber fchuwben«
ben Derhanblungen, bem ungeftüm Ijeifd^enben ißeneral bie ohnehin faum cr=
fdjtpiuglichc Kontribution bcgrciflid)cnpeife nidjt sab/len, tPäfjrcnb Ceslie umgefchrt
por bem Jlbfchluffe ber l>crl?anblungeu uodj möglidjft piel aus ber (Braffdjaft
b;craus5ufd)Iagen unlufditc. IPar/rfdjetulid) fjat er fie besfyalb gcrabesu als (Ein*
quartierungsbesirf für bas lDiebcrI?olb'fd?e Regiment beftimmt; ipcuigftcns fprid?t
hierfür ber roettere Derlauf ber Angelegenheit.

Die brofjenbc (Einquartierung uxir an ftdj febon für bie <J5raffchaft eine
furdjtbarc ßefarjr, bereu 23cbcutuug man uad> ben gemachten «Erfahrungen
pollauf 5U nmrbigen uerftanb. Da$u fam aber nodj bie ^urd)t cor bem Dänen
fönig, ber ofme ^Su>eifel bie (Gelegenheit mit £reu6en «greifen »ürbc, um bie
t>on anberer Seite perletjte lieutralität ber (ßraffdjaft aud) feinerfeits uid>t mer/r
511 refpeftieren. Deshalb erfud?te bie gräfliche Regierung ben Sanbgrafcn dou Reffen
bringlicbft, bod? pinneberg „unbetrübet" $u laffeu. 2lucf/ ben pinneberger Beamten
würben IDeifungen erteilt, um bas broheube Hngemacr/ absuroenben. €eiber
mar aber alles pergeblidj. 2lm ©fterbienftage, bem \ I. April 1637 erfdnen
IPicberr/olb, pon Harburg fommenb, mit feinem Regimente in jafylrciaScn ^ab;r=
jeugen auf ber <Elbe $rpifcr/en (Dttenfen unb Mona, u?o er fein Polf ans €aub
feften unb gefechtsbereit aufmarfdjieren lief.

Der u>citere ijergang wirb pon ben beiben beteiligten Seiten fetjr vev-
fduebenartig bargeftellt. Don bem gefertigten (Dberftcn IDtcberholb liegen
Satjlrcidjc Briefe bei ben Elften, bereu yxfyxlt im tpcfentlicben übereinftimmt mit

') Das Sdjreiben enthält mandje fdjöite, frieMtdjc IDortc. fange fdjon hätte bie
fd?n>ebtfd}e Xegternng genriinfcb.t, tjeifjt es, ba% ntajt nur bie (Sraffdjaft, fonbern baß fus
gu^e Dom enblofen Kriege peruniftete Dentfd?Iani> fict? a>iel*er bes ^riebeus erfreuen uub
unefeer aufblühen fönne. Sefyr gegen ben lüillen bet fdjirebifdjeu Kegferung fei bies aber
btttdf ib,re Jeinfre oertjinbert a>orben. fdjöne iPorte, in bet üljat! tetier Ratten 3n>ei
3«ihrc Dorljcr Scbmeben unb Jfranfreiitj fidj gegenfeitig rerpflicbtet, mir gcmeinfcbaftlicb .yriebeu
3u fdjließeu.

2*

Digitized by Go<

20

einem anonymen, aber roor/l audj pon tr/m r/errüfn*enben Sdmftftücfe, bas ben
Cttel für/rt: „<ßrunbtlid)er tferidjt, tpeldjergeftalt bas £>effifcf?c IPieberljolbifay
Regiment 5U ^ufc 3U Altona im 2tmpt pinnenberg ben \ö. liptti von ben
iJatprn burdj «ßer/eijj unb Jtnfür/ruug it?rcr öeampten morberifdjer unb per*
rätr/erifdjer ttVife ift überfallen unb jertrennet iporben". Damit ftimmt wieber
piclfad) wortlidj ein gebrueftes Flugblatt überein, weldjes fid? einführt ab ein
Pom ^8. 2lpril 1637 batiertes „Sdjreiben aus 2Utenatp", »erfaßt i>on einem
angebltd>eu, aber ungenannten 33eu?ofmer Altonas an beffen auswärts wofmenben,
ebenfalls nidrt genannten Sd?wager. Die ^ortfe^ung biefes Flugblattes bitbet
ein „Kurier unb einfältiger öeridjt, was ftd> feit ber ^eit, als bas f^efftfdje
tPteberrjolbifcbe Regiment 3U Altona«) pon ben pinnebergifd?en öawern auf<
gef dalagen unb jertrennet worben, in berfelbcu Sadjc ferner jugetragen, Dermög
eines Sdjreibens aus 2lltonaw sub dato ben 28. Aprilis Anno \6?>7".

2luf pinnebergifdjer Seite ftefyen bem bie öeridjtc ber Beamten an ben
(Srafen gegenüber, nebft einem pon iljnen am [8. 2tpril in 2lltona aufgenommenen
notariellen protoFolle. 2(ber audi biefe amtlichen JlFtenftücfe finb nidyt ganj
frei pon augenfd?einlid>en (gntftcllungen bes Cfyatbeftanbes, wcsfyalb man ftd>
bie tDab/rr/ctt, fo gut es gefyt, aus allen 3crid}ten jufammenfudjen ntuf.

Scroti wegen ber StärFe bes tDieberr/olb'fcben Regiments »Deichen bie 2ln«
gaben weit dou einanber ab: auf b/effifdjer Seite wirb fte meift mit 800, fpäter
mit 700 JUann unb bie ^at?l ber für ib/ren (Transport pon Harburg nadj
Altona nötigen ^aljrjeuge mit etwa ^0 angegeben; bagegen ift auf pinneberger
Seite nur r>on 600 — 700, fpäter fogar nur pon ^00 — 500 21Iann bie Rebe.
Die äEtyre bes Sieges unb bie Sdjanbe ber Hicberlage fpielten eben bei biefem
^anbel — wie übrigens audj fonft fer/r oft in bamaliger <$eit — gar feine
Rolle; es uxir eine reine 3ntercffenfrage, unb jwar fyanbcltc es fid? im por«
liegenben ^alle ausfdjltefHidj um eine (ßelbforberung auf Sdjabeuerfa§, wesfyalb
ber tapfere (Dberft feinen Sd^aben möglidjft b/od?, bie anberc Seite ib/n möglidjft
niebrig peranfdjlagte.

iDieberfjolb Farn gerabe au, als in ber Kirdje $u (Dttenfeu bie ^rürwrebigt
gehalten mürbe; aber fobalb bas frembe KriegspolF fidjtbar würbe, perliefj alles
bie "Kirdie, unb bie altonaer <£inwormer — nur pon biefen ift junädjft bie
Rebe — eilten ju ben IPaffeu, um bie unerbetenen (ßäfte abjuroer/ren. Der ©berft
blieb einftwetleu nod? am €lbufcr, fdiicfte aber feinen Quartiermeifter mit etlichen
^ourieren nadj Altona, um tpegen bes Quartiers 5U perfyanbeln. Der ottenfer
Dogt fyms Pape erflärte, ofme (ßenetmiiguttg feiner Porgefefcten nidjts tfyuu
ju Föunen. 2lls inbes U)ieberr/olb antworten liefj, er wolle nur gauj Furje
5eit — ober wie bie o3egenpartei ger/ört ju r/abeu behauptete, nur eine Uadjt

Digitized by Google

21

— Peripetien, jctjt muffe er feine Sol6aten fofort unter Dach bringen un6
nötigenfalls öic Eiulogteruug felbft in 6ic f)an6 nehmen, far/en 6ie altouaer
Quartiermeifter fid> genötigt, für Unterbringung 6er Sol6aten eiuigermafen
ju forgen, um ipettere Ungelegenheiten 5n oertjüten. ^ür 6ic Einquartierung
6er (Dffatere gab 6er £>ogt felbft 2lnn?eifung. £>max es hierbei nidjt

eben fänftlidj 31t; in6es fam es nodj nidjt 3U (ßeroaltthätigfeiten, 6a !Pie6cr=
I70I6 6en 5oI6aten unter Crommelfdjlag bei Ceibesftrafc gebieten lief, 6en Ein«
jpolmern feine Überlaft 3U tlnm, fon6crn mit 6es ftausmanns Koft porlteb 3U
nehmen.

3njnnfcfjeu tt>ur6en 6ic Beamten in pinneberg von 6em (ßefchchenen be-
nadjridjtigt, worauf noch am felben £age 6er Droft 2lnton pou IPietersr/eim
in Altona anlangte, aber fofort nad? Hamburg tpeiterritt, um fidj mit 6em
(Dberften pon Knyprjaufen 5U beraten. Erft Cags 6arauf erfdneu er mit 6ent
Amtmann Dr. ^ranj Stapel bei HHc6err/oI6 un6 erflärte, 6af? 6ic Einquartierung
6en feierlichen Sah>aguar6ien $uroi6er fei un6 nidjt gemattet mer6en fönne.

Demgegenüber berief ftd? U>ie6erhol6 auf feine Q)r6re, perftcherte in6es,
6ie fcfytDcöifdyc Salpaguar6ia folle refpeftiert u>er6en, er beabftdjtigc Feine Ein-
quartierung, fon6ern nur einen Durcbjug; nur folange ipoHc er in Altona bleiben,
bis ibmi an6ere Quartiere angeroiefen n?er6en u>ür6en. Übrigens b/abe 6ie Königin
pon Sdnpc6en 6ie €an6e 6es f)er3ogs pon Cüneburg'ßarburg auf gleite tDeife
falpaguar6icrt un6 6icfelben fogar für 6en $al\, 6af fic nad? Deutfd>lan6 fommen
follte, fid? sur Unterhaltung ihrer eigenen Küche porber/alten (!); nichts»
6cftotpeniger fei aud? 6ort Einquartierung erfolgt.

Utit 6iefem ipenig befric6igen6cu Befch,ei6e fer/rte 6er Droft nad? 6em
pinneberge surücf, toär;ren6 6er Amtmann in Altona blieb. Die r/efftfa?en IV
richte behaupten, 6er Droft habe feine Ubipefenb/eit benufct, um 6ie Eingefeffenen
6er (ßraffdjaft aufsubieten. Unmöglich ift 6as nicr/t; 60a? giebt 6er Droft felbft
an, 6ie Bauern hätten fidj aus freien Stücfeu sufammengerottet. 3e6cnfalls
bcfan6 ftch fdjon am \$. 2Jpril eine 6rohen6e UTenge in 6en Dörfern 6er
nachbarfdjaft.

<51eich3eitig langten in Altona 5ipei 2lbgefan6te 6es 6änifdien Komman»
6antcn pon glücffta6t, 6es Generalmajors UTarquar6t Kanfcau, an: 6er Kapitän
Günther un6 6er glücfftä6ter 5Yn6ifus 3afob Stoll. Dicfelben foüten bei 6en
pinneberger Beamten nochmals auf „Eröffnung 6es Kaufes pinneberg" bringen,
an6ererfeits aber auch namens 6es Königs, als 6es Proteftors 6er (ßraffchaft,
6en (Dberften tDie6errjol6 auffor6eni 6as €an6 .3U räumen. Die Sen6uug perlief
rcfultatlos: Der Zimtmann Dr. Stapel lehnte 6as 6änifdje Begehren glimpflich
ab, un6 IPie6erhol6 erflärte, er roolle nur feerjs XPochen bleiben, er ftehe mit

Digitized by Google

22

fxrjog Auguft 3U Sadjfen Cauenburg in Untcrfyanblung, bamit ifmi bas €anb
tiabeln ab Quartier eingeräumt werbe; fobalb bies gcfd}äl?e, werbe er 6ic (Sraf*
fdjaft perlaffcu. Sollte er aber via facti gc$wutta,cn werben, foglcidy absustcfycu,
fo muffe er bic Verantwortung für alles baraus etwa cntftcfycnbc Unheil ab«
lehnen; benn bann werbe er laut feiner (Drbrc bas £anb fabeln, fofern man
ifm bort nidn* willig aufnähme, mit ^cuer uub Sdnpcrt pcrfjccrcu muffen.

tPieberfyolb ridjtctc fidi nun in Altona fjäuslidj ein, wobei bic gcfürdjtctcn
folgen ber Einquartierung fief» alsbalb jeiaten. IPar es fa>on faum möglid},
bem Perlangen IPicbcrljolbs entfpredjcnb, bie Solbaten bcrgeftalt einsuquartieren,
bafc jeber Kapitän feine €eute in ber itäfyc fyatte, fo festen fia? lefctere über,
bies aar nidjt an ben 3efefyl ifjrcs (Dberftcn, ben Altonaern feine Überlaft 5U
tluiu. Pas AUerbeftc, was man ben Solbaten gab, war ifmen niebt gut genug,
rielmetn* fynfdjten fte „wiber bie funbbare Unmöglidjfeit unb Unpcrmögenl?cit
ein niedreres unb befferes mit bebräuliaVn tPortcn". Uollenbs bic ©friere
erwiefen ftd? als wafyrc ölutfauger. ybev (Dffijier nebft (ßeftnbe unb pferben
erforberte täglid) einen Aufwanb pon \0, \2 unb mefyr Cfyalcm. Der Unter,
fyalt bes Regiments foftete in ben picr lagen feines Aufenthalts faft 400 tZtyxkr,
was — wie bie pinneberger Beamten bem (ßrafen berid>teten — ben t>erbienft
bes ganjen Sommers im poraus aufjefjrtc; nodj niemals $upor f?abe Altona
fo fdjmer 3U leiben gehabt. Dies ledere beftätigt bie Vermutung, baf? bie
faifcrlidjc Einquartierung ber 3afyrc 1627 bis \f>2^ für Altona weniger per.
berblid) getpefeu war als für bic übrige töraffdwft; inbes bürfte es ftd? Ijicr
picUeidjt nur um eine Übertreibung ber neuefteu Drangfale fyanbeln, woran bie
pinneberger Beamten ein augeufdjcinlicbcs 3 nlcrc ff c Ratten.

H>ie um bie Altonaer pollenbs 5ur Pcrswcifclung $u bringen, fprengten bie
Solbaten bas (ßerüdjt aus, es würben in wenigen lagen nod? 400 Dragoner
$u ilmen ftofjen. Unb ber (Dberft foll geäußert Ijaben, wenn bie Dänen fämen,
werbe er fidj in feinen Jeggen Quartieren $ur IDcfyre fe|en. Kur$, alles gefdjafy,
um bie Erbitterung gegen bie ungebetenen (Päfte 511 fteigern.

Am \5. April erfudjte ber Amtmann aufs neue ben (Dberftcn ab5u$iefyen,
ba fouft leicht ein Unglücf gcfdiefycu f bunte. IDicberfyolb leimte bies abermals
ab, erwies ftd) inbes als bereit, moglidjft balb bem Perlaugen ^olge 5U geben,
wenn man ifjm als Erfatj für bas fcdjswödjentlidie Quartier J677 (Egaler
5afylte. Er meinte, es fei bod? beffer, wenn auf fokfyc IDcife bie gan3e töraf-
fdjaft bie gau3e €aft übernähme, als bic cin$elne (Drtfebaft Altona. Aber bie
Beamten erflärten, bie (ftraffebaft Pönne eine folebe (ßelbfumme nidjt aufbringen,
unb boten bem (Dbcrften ftatt beffeu als „Disfretion" für feine perfon
800 Cfyaler. Dies fdilug tPtcberljolb mit ben Worten aus, efyc er pou feiner

Digitized by Google

23

t forberung abfterje, wolle er lieber famt feinen Solbaten fterben, ober wie er
nadj Angabe 6er Beamten fid} ausgebrüeft fyaben foll, „er wolle 3iwor mit bem
<£lia im roten IPagen 511m Gimmel fahren", was bie Beamten als Drofntng
einer Branbftiftung beuteten. Sie fügten fnnju, ber (Dbcrft b/abc ferner gefagt,
„er wolle ben erften Bufd? mit ^euer barein fteefen". IXadf einem anberen Bc»
ridjte wirb biefe Aufcrung fogar ber ^rau bes (Dberften 5iigefdjricbcn. Die
gai^e Dcrrjanblung fanb nämttd) bei ber Mittagstafel im Quartier lPieber=
fjolbs ftatt, in (Gegenwart bes r/effifdjen Kates Sirtiniis unb bes ^acob JUörs,
eines „pornefnnen Jjanbelsmauncs (?) in Hamburg". Per (Dberft erbot fid)
fdjliepd), bei ^elbmarfdjall Ceslie 5U erwtrfeu, baf biefer bie 1677 Cfyaler pou
ber rütfftänbigeu Kontribution fü^en möge, ein €rbietcn, bas bie oben bereits
erwähnte Vermutung, Ceslic felbft fyabe bie (ßraffdjaft pinneberg als Quartier
für tPieberfyolb oorgefdjlagen, wefentlid) unterftüfct. Aber aud) hierauf erflärten
bie Beamten ntdjt eingeben 5U fönnen.

tPäfjrenb man alfo tafelte unb ftdj befpradj, „fietyc ba fombt" ~ rote
bas erfte „Schreiben aus Altenaw" berietet — „unter wäfjrcnber 2nat?l$cit bas
<ßefd?rey, »i« bafc eine grofe 2lnsaI?I Canbpolcfs in poller (J3eweljr auff unfern
^lecfen an3öge, barauff ber (Dbrift alsbalb ben Amptmanu fragte, worauf biefes
angefcljcn fey, weld>er hierauf bey feiner Seelen Scligfcit betfyewretc, bafc ber
(Dbrift unb bie Seinigen feiner tjoftilität ftdy 3U beforgen Ratten". Der (Dberft
fdnefte ben Bauern einen Kapitän nebft Crommclfdjläger entgegen unb lief?
fragen, wefftalb fie ftdj alfo in poller Küftung präfen Herten, worauf fie ant«
worteten, fie fyätten nidns Böfes im Sinne unb sollten nur pcrlnitcn, ba| bie
Solbaten weiter ins Canb Innein rücften. hiermit gab ber (Dberft fid? sufrieben.
dagegen berichten bie pinneberger Beamten, fie fyätten bie fdjon bis Altona pod
gebrungeneu Bauern peranlaft, wieber hinter (Dttenfen fidj jurucf5u$tcl?«n.

IXad) Beenbiguug ber iHar^eit brad) ber Amtmann auf, um fidj mit
bem (Dberften pou Knypljaufen in Hamburg 5U beraten unb wegen Aufbringung
pon <£5elb Porfefyrung 311 treffen. Der Proft fdjeint nadf Pinneberg 3urücf=
gefefjrt 5U fein.

Als ber Amtmann nadf Derlauf pon 3wei Stunben, 3wifdjen brei unb Pier
Mn* Hadmiittags, pon Hamburg wieber nadf Altona reiten wollte unb eben
bas 2nilIcrntl?or paffiert fyatte, bemerfte er, bajj bie Bauern abermals in großer
t^afyl pon (Dttenfcn auf Altona $ultcfcn. Um ein Unglücf 3U perrnlten, beeilte
er ftdj unb Farn gerabe nod> 3ur redeten ^eit, um ocn Bauern Stillftanb gebieten
311 fönnen. Dem (Dberften teilte er mit, er folle [000 Cljaler erhalten, unb
gleid? barauf crljöfjtc er feine ^ufid?erung fogar auf 1200 (Dealer, an beren
Aufbringung er frcilidj felbft uidjt glaubte. Hur folle tt>iebcrl?olb um (ßotteswillen

Digitized by Google

2^^_

gleich abjtebeu, fonft forme er, 6er Amtmann, für nidjts mef>r fter/cn. So lautet
6er pinneberger Bericht, ipabmt6 H>ie6erf?ol6 behauptet, 6er Hmtmaun habe
tlmt nochmals pcrfubert, es fotlc nidjts Ctyätlid?cs gegen ilyn porgenommen
werben.

Der (Dberft ging auf 6cn Dorfdjlag nidjt ein, fon6ern perlangte umgefeint,
erft follten 6ie dauern abgefdjafft tperöen; bann wolle er perbau6eln. Tiad}
manchem fjin« uu6 l^crfpredjcn matten 6ie Beamten nodmtals 6en Perfudj
6te Bauern 511 begütigen. Jlber 6er ^ufonimenjtof Ucfj fta? nidjt länger
r>crmei6cu.

Der weitere Perlauf wir6 gan$ perfd?ie6en 6argeftellt. ITach 6cn Ijefftfdjeit
Berichten 6rangen 6ie Bauern febon, ab 6er Hmtmauu nodmtals ju ib. neu
hinausging, auf 6ie ausgefeilten ZPadjtpoften ein. „Un6 obueradjt ihnen 6ie
IPadre sugerufen, fie follten jurücfbaltcn un6 mit ifnvn Offiäcren fpredren laffen,
aud) wegen 6es Pom CDbriften gegebenen febarfen Befehls suerft nidjt ein einiges
<ße wer/r löfeten, n>olItc foldjes bei 6icfen furiofen Ceuten 6od> im geringften
nidjts perfangen, fon6ern fielen fetn6feltgerwetfe ein, fdjoffcn, ftadjen un6 r/ieben
nie6er, was ftc nur ergreifen fonnten, 6ar3U 6ann piele unferer Bürger (6. b.
6er 21ltonaer) metfterlid) geholfen, weldje b,in un6 mie6er aus 6en Käufern feuere
auf 6te 5ol6ateu gegeben. Der Obrifte, weldjer ftcb 6iefes fein6feligen Hebcrfalls
wegen obge6adjten tfyeuern Perfpredjens nidjt perfer/en, als er 6en 2lllarm ge=
fröret, ift er aus feinem Cofament auf 6ie Strafen gegangen, 6er 21Ieinung, 6en
Cumult gebür/ren6ermafceu 5U füllen, befun6 aber, 6aj? 6ic Seinigen allbercit
in Confufion un6 in 6er ^ludjt waren, 6ab,ero er perurfadjt wor6en, 6ie «Tyrr*
trenueten jufammen 5U bringen, ipie er 6enn allcrnäcbft bei ZUtenaw auf 6eni
Hamburger (ßebiete mit olwgefäljr 2(X) gcfammelten Sol6aten einen Poften gefaxt
un6 6ic Hadit über al!6a perblieben. Des Sonntags früh. fm6 fte nadr Bergers*
6orf marfdnret".

<5ani an6ers lautet 6er pinneberger Beridjt. Danach, tjätte 2Die6erbol6,
bepor 6er le$tc Perfudj gütlicher Einigung gemadjt ipur6e, „feine Pölfer tu
(Dr6nuug gefetjet, an allen (Drten 6ie nächsten (ßaffen mit ftarfer 2lTadjt beftellt
un6 6ie Sdjlagbäume $umacben laffen". Die Beamten hatten 6arauf 5war 6urdj
febarfe Drohungen ptele 6er Bauern pcranlajjt, 6a| fie ftdj 511m (Rehen uxm6ten,
„objwar anfänglidj fic mit pollem Raufen gerufen, n>ir wollen fein (Selb gel>en,
6a foll uns 6er Droft 06er 2lmtmaun feinesipegs 511 jwiugen, wollten lieber bei
ilmen 6en Anfang machen". Da mären jwei Ceute aus Altona (je^ugclaufen
„rufen6 un6 fdjreien6, 6ar? fte (6. h,. 6te Solöatcn), Altona itt Bran6 $u fteefen
gefinnet, ntit Porweifung jweier Stroh, büfdie, wortnuen Pulper perwaljret un6
6ie Cuttteu angelegt, 6arneben permel6et, es u>ür6e aujser Zweifel im IZacbfudjen

Digitized by Google

25

hoffen mein- fid> beftnben, n>ie audf nach gefdjehenem Hustrieb (ber Solbaten)
im IPerfc erfolget unb ein f}aus fetjon in Branb burd) angelegten pechfran$
geraten, geftalt fold)es im ^all ber Hotl? barüber aufgerichtetes 3 n f tr «"' c »*
bekräftigen wirb". Dies braute bas sum Überlaufen. Pergeblid} fucfjtott
bie Beamten bie €eutc burd? <3urufc, Drob/ungen, fclbft burdj Schlage 3urücf*
Surjalten, „fouberu fein Polles Caufcs einer über ben anberen lyinctii^cftürsct.
2lls nun von ben Solbaten, uric beftänbig berichtet, 3uerft £eucr auf bie
Bauern geben, ift es gar über einen f^aufen gangen, unb bie Bauern nicht
uachgelaffen, bis bie Solbaten über beu Sdjeibebad? ins Hamburger (ßebict ge*
undjen, 5u?ei von ben Solbaten, stpei pon ben Bauern tobt blieben, beiberfeits
unterfdneblich gequetfehet. 1 ) Bei roärjrcnbem Hnwefen aber, weil bie ^urie fobalb
nicht 3U ftilleu, tfabtn bie Beamten bie Porfefnmg getr/an, bafj bes *}errn (Dbriften
Quartier pon ben Bauern nicht angegriffen, pieltpeniger ber ^rau (Dbriftin ober
ben ihrigen ein Schaben gefcheben, fonbern fie folgenben Sonntag ittorgens auf
Begehren bes fjerrn (Dbriften mit allem ihren (Bcfiube, (Berätfje, haften, Pferben
unb 2ttlcs, u?as fie bei fidj g^to' Baarfdjaft unb Kleinobien auf ber l^am«
burger (Gebiete ficherlid? bringen unb bem £>errn (Dbriften überliefern Iaffen,
alfo bafj fie r>on allem ihren ,5cuge "tebts als Pier "Kutfdjsäume gemiffet.
Desgleichen ift allen (Dfficieren nnberfahren, unb roas ihnen $ugeftanbcn ober
ausgefraget werben tonnen, reftituirt, bameben burdj öffentliches ernftliches (ßebot,
roas annodj bei ben 2Utonaheru unb Bauern pon Iliusfeten, Cunten, Pferben
ober anberen Sachen porhanben, sur Stunb tpieber bei$ufchaffen unb an feinen
fterrn 511 bringen befohlen u>orbeu."

5ur Unterftü^ung ber Befdmlbigung, bie Solbaten bitten Altona in
Branb fteefen nx>llen, tpirb nod? in bem bereits erwähnten ProtofoIIe pom
2ivxil beridjtet, ein junger Solbat, ber bei bem Ceincipcber Hnbreas Bielen
felb auf ber Freiheit einquartiert gotpefen, b^tte r>or bem 2lb5uge auf Befehl
feiner Dorgefo^ten eine Cunte mit pulper, Pedj, Stroh unb anberen brennbaren
Dingen unter feinem Bette perborgen, fo baj? es in ber Hadjt lichterloh an*
gefangen tyätU 5U brennen unb nur mit 2Hühe gelöfcht tporben wäre, ferner
hätte ber l}ofmeifter bes (Dbcrftcn IDiebcrhoIb gefagt: „Das Ding — Altona
meinenb — foll noch im Blute fdnpimmcn unb in bie Jtfdjc gelegt werben."
Sobann be$eugten t frau unb Dienftmagb pon tflcldnor 3anffcn, IPirt $um
Sdjwa^eu Bären in Altona, ein bei ihnen einquartierter Kapitän b^bc bei

') V. tj. perounbet. Die §af?I ber Pertvuiibeten mufi feine fleine aeroefen fein; benn nad?
bem pinneberaer Ilmtsreajfter würben bem 2Jltotiarr „öalbtcrcr" pbjlipp Digelius für bie von
ii\m furierten „Sürger unb Solbaten" 36 Ifyaler 52 s ansbejafjlt ; ttticberljolb beridjtet fpätet,
er fyabc feine Derrounbcten in Hamburg feilen Iaffen.

Digitized by Google

26

Beginn bes Kampfes mit ben Bauern aus bem Bcttftrofj feiner €eute t facfeln
maefyen laffen unb fei ipofyl nur buvdf ben raffen Derlauf 6er Sadje perfnnbert
morgen, von biefen IPerfyugeu ber Branbftiftung (ßebraudj madjen.

Demgegenüber madjte tDiebcrfyolb geltenb, bie Befdmlbigung fei offenbar
gan5 haltlos, „ba er ja Inn unb uneber feine 5adjen unb Briefe nodj auf bem
Cifd^e liegen gehabt", audj fei nidjt ein einiges Pferb gefattelt gcreefen, bie
Strorjbüfcbe Ijabe ber IDirt ben Solbaten felbft gebunden, bas ftaupt barauf 5U
legen, tpeil großer 21tangel an Strob, gefyerrfdjt b,abe.

Unsipeifelljaft muffen bie Solbaten pou ben Bauern überrafdjt rporben
fein; fonft uxire ber Ausgang u>ol?l ein anbercr gerpefen. Tlud} blieb ein er*
tjeblidjer (Ceti ber IPaffen unb illunition in Jlltona 5urücf. tPicberljolb fpridjt
fogar oon 800 2Rusfeten, \o fiellebarben, \() Rentnern Putoer, \0 Rentnern
Cunten unb \0 ^ntmvn Blei; bodj ift bas jebeufalls gcipaltig übertrieben.
Die Beamten entgegneten, U>ieberljolb fyabe überhaupt feine ^00 2Uusfeten in
Altona gehabt, unb pon biefen fei ipoljl bie £>älfte pon ben Solbaten gerettet
tporben. Uber [00 Solbaten Ratten fidj in Altona perfteeft gehabt unb feien
nad} ber «^erfprengung bes Hcgiments „ermafmt" roorben, fidj mit biefen n?ieber
5U pereinigen; ob fic es getfyan Ratten, fonne man freilidj uidjt rotffen. JTCefyr
als 50 aufgefunbene IlTusfctcn feien biefen 3urücfgeblicbenen Solbaten fofort
tpieber ausger/änbigt tporben. „l)ätte ber Jjerr (Dbrifte 800 Solbaten gehabt,
unb bereu britter Ceti fidj 5ur tDefyr fetjen n>ollen, Ratten tpir ber Ceute {Temen tat
einen üblen Ausgang gefefjeu, bas wir tpalu*t}aftig im Anfang audj befürchtet."

lladj bem Kampfe freuten fidj bie 2lltonaer 5uxir, ber ö^uälgcifter lebig
511 fein; aber sugletdj fürdjteten piele bie Kadjc ttHeberfyolbs unb fudjten besfjalb
mit irjrcr rpertoollften fjabe aufs neue in Hamburg ,5uflud}t. 3 n occ Eifal
ipünfdjtc tPieberfjolb felntlidjft, [xdf <ßeuugtb,uuug unb namentlich, Sdjabenerfa$
ju perfdjaffen. Jim \7. 2lpril 30g er pou Bergeborf über bie <£lbc nad} IDinfcn,
in beffen Häfye er bie Kefte feines Regiments einquartierte. Von bort aus
richtete er 5unäd}ft ein fdjarfes Schreiben nad} Pinneberg unb brofyte, er roerbe
ftärfer tpieberf ommen , um fid} 5U rädjen, ipenn ifym nid}t ber erlittene Sdjaben
erfetjt »erbe. Da tjierauf nichts erfolgte, bie pinneberger Beamten ptehneljr
jefct ebenfalls tpieber nad} fynnburg flüd}tetcu, entfanbte 2t>icberr/olb bortrjin
einige (Dffi$ierc, um bie Beamten 5ur Rebe 5U ftellcn; lefctere iparen grabe beim
faiferltdjcn Kcftbenten, als bie (Dffaierc anlangten; fte entipifditen burd} eine
IMnterpforte unb liefen fid} fortan nidjt mefyr bliefen.

ttun ergriff IDiebcrfjoIb fdjärferc illafregeln. Jim 27. Jlpril fanbte er
ein Detadjement pon elipa \50 feiner 21Tusfetiere in etlidjen €ipern nad? ©ttenfen,
ujo bie Solbaten Hadjts einbradjen unb mehrere Käufer rein ausplünberten,

Digitized by Google

27

barunter bie bes paftors Arnolb Sdjepler, bes Pogts fians Pape unb bes
Krügers. Dem paftor gelang es ftcf^ 5U flüchten; bodj tonnte er ben ausgc^
ftanbenen Sdjrecf lange nid?t verwinben. Per Dogt würbe int l)embe aus bem
Bette geholt unb übel tradiert, feine £rau würbe ven ben brutalen (Skfellen
braun unb blau gefdjlagen, 6er 2Uann aber nadi tPinfen nutgefürjrt unb bort
mehrere Eage lang an Rauben unb #tf?en gefcffclt. Als IDiebcrrplb einige
XDod>en fpäter nadj OTinbcn abmarfdjierte, nar/nt er ben Dogt als <ßeifcl ntit
fidj unb erft nad? ueuumonatlidjer (Sefangenfdjaft gelang es, irm gegen ^ar/lung
r>on [<$) (Et/alcm 5U befreien.

Aufjerbem bef abwerte ftcb HMeberrjolb beim Canbgrafeu r»on Reffen, ber
nun feinerfeits eine r/oljc <£ntfdiäbigungsfumme forberte unb jwar nidjt für
fid> felbft, fonbem namens bes (Dberften, bem er sur Anwerbung bes
Regiments J2CKX) (Djaler ausgesagt, unb ber bafür bie Solbaten — lauter
„gute, ftarfc Kerle", wie ber Canbgraf fdireibt — angeworben, aber nod? nidjt
abgeliefert r/ätte. Der €rfa£anfprudi richtete fief? aud? nid>t cttDa gegen ben
(Srafett pon Schauenburg, fonbern gegen bie pinneberger Beamten. Wxx treffen
alfo r/ier nod> eine rein priDatrccr/tlidje Auffaffung fowor/l ber (Dffoiers. wie
ber Bcamtcnftellung. $üv ben fall, bafj bie Beamten ben Sdjaben nidyt erfefeen
fönnten, erlangte ber Canbgraf tr/re Auslieferung. Daraus crwudjfen lange
unb teilweife redjt erregte Dcrfyanblungen, auf bie wir nidjt n>eiter eingeben
fönneu. Iiur bas fei fur5 erwälmt, bajj bem Caubgrafen fdjlicjjlidj aus ben
(Einnahmen bes Zimtes Pinneberg ein Sdnff in ijollanb für <\QOO djaler ge*
fauft unb oerer/rt würbe.

Die tPicbcrfyolb'fdie <£pifobe würbe infofem für bie (ßraffdjaft Derrjängnis>
Doli, als bie Dänen baraus Anlag nahmen, ftc aufs neue ju befegen, angeblidj
als Befdmger; inbes wiffen wir bereits, was bas bebeutete. Das fdjwer geprüfte
Caubdjen blatte aufs neue Diel ju erbulbeu, unb aud) Altona blieb nidjt perfdjont.
Als ^folge ber tPieberfyolbfdjcu Affaire ift nod? 5U erwähnen, bafj ber (ßraf ben
Bcfer/l erteilte, in Altona folle fortan an jebem Abenb bie (Trommel gerührt
u>erbcn, permutlid} bamit jebermann fid) naa? l)aufe begeben folle. Bis <£nbe
bes 3ab,res J638 würben bafür bem Crommelfcfjläger aus ber Amtsfaffe
91 Cfjaler gesagt.

Die <ßraffd>aft war immer 11007 m traurigftcr Derfaffung. Als bie Dänen
cinrüeften, fanben fte nirgenbs t)eu unb Strob, r>or. Der AmtsfdSreiber ritt 2Honate
lang mit einigen „^uffnedjten" (Solbaten) auf ben Dörfeni umr/cr, orme baß es irjm
gelang, bie rücfftänbigen Steuern ein$utreiben. iiodj im Anfange bes 3<*i?*es 16^0
betrugen biefe Kücfftänbe in Altona 777 Cljaler, in ber gau$en Dogtei (Dttenfen
2237 €r^aler, in ber gan$en (ßraffdjaft ^2^32 (Egaler.

Digitized by Go<

28

I

2tm J6. 2Tfai ^657 berichtete Ijcinridj IPinftmann aus Altona an ben
fcfyuicnburgifdjcn Superintenbcntcn Dr. 3oljann (ßifenius 5U Hinteln über ben
^uftanb Altonas folgcnbcrmajjcn: „€s finb über 60 Käufer fcfyon lebig, beren
3ntr>ob,iier in bem Cumulte bat>on gefahren. JDir leben eine elcnbe, betrübte
<£cit. €s ift tficmanb, ber aus Hamburg Cinncn auf bic #lcid?eu,
(ßarn ben IDcbern, Silber beu (ßolbfdjmiebcn, Seibe ben pofament«
madjern, J5eua, ben Sdjneibern, in Summa nidjts fjerausgetrauet.
Da vor biefem n?ob,l ljunbert (parieren fyerausgangen, gefyen jefct
nidjt jefjn. 3dj fjabc von cfcltd>cn Baumen 3ur Dogclftangen an
Simon Honorbcn (ben 2lmtsfd)rcibcr) gcfdjrtcbcn, ob etwa bamit bic
Ccutc nueber gelocfet werben fönuten."

3n biefen a>enigcu IPortcn ift ein nollftänbiger Übcrblicf über bic bamaligc
Bcbcutung Altonas roic über beren Verfall enthalten. XOxv föuncn bamit
fdjliefjen; benn unter fd^auenburgifdjer fterrfcfyaft ift Mona feitbem r»ou ben
Sdjrccfcn bes Krieges nicryt mein- unmittelbar betroffen tporben. g>wav brofjtc
(Dftern \658 uneber (Einquartierung faiferlidjcr {Eruppen unter (ßallas, weshalb
abermals ein allgemeines flüchten nadj Hamburg ftattfanb. Dod} gelang es
bas Unheil ab3uu>enben. €rft <£nbc bes 3^*05 l 6< * 3 erlebte bie (ßraffdyaft
urieber furdjtbare Dcramftungcn burd? bic Sdju>cben unter Corftenfolm. 3nbes
fällt bas fcfyon in bic <3eit ber bänifdjen fyirrfcfyaft. IDir fönnen uns besfyalb
gerne bie traurige Aufgabe erfparen, unfere IDanbcrung burdj bic blutigen
Drangfalc biefer periobe unferer (ßcfdndjtc fort5ufc|cn.

Digitized by Google

i.

T^Sj^^ic cs im brcifjigjäfyrigen Kriege bei einem feinblidjen (Einfalle fyer«
¥j^3%$jfc ^inCb, jdjilbcrt 3 0 *? anu Kift, 6er in (Dttcnfen als Sofm bes
bortigen Paftors geboren ivar, fief? minbeftens feit \628 nrieber in
fyieftger (ßegenb auffielt unb im 3 a *? w J 6 -^ oas Pfarramt in IDebel über«
nafnu, in feinem (Sebidjt: „Kriegs* unb t f riebcusfpicgel, bas ift: Cfjriftlidje,
teutfdje unb nx>Igemcinte (Erinnerung an alle friegs* unb friebeuliebenbeu
fflcnfdpn, mfouberfyeit aber an fein Pielgeliebtes Daterlanbt frolftein, iporinneu
bie abfd?ctt>Iid}en (ßretpcl bes blutigen Krieges , bann aud? bic mannigfaltige
Süfcigfeiten bes gulbenen ^riebens ausfüfyrlid) werben befdirieben. Ellies auf?
€icbe bes Daterlanbs unb ftodjfdjäljjung bes ebelften ^riebens poetifd} auffgefc^ct
unb auff fricbliebenber perfofmen freunblidjes öegefjrctt fyerporgegebeu. Ham-
burg» gebrueft bey 3acob Xebenlein, in Der legung <3ad?ariä Bartels l^udyljiinblers.
jm 3aljre <£l?rifti 16^0, Ders 620 ff., folgenbermafjen:

So l?ör', o Daterlanb: Der ^cinb fombt ange5ogen!

€uft, ,fetpr, IDalb, IDaffer, (Erb unb alles unrb bewogen.

Die Serg erfdnlttern gleidj, ber (Elbeftrolmt fteljt ftill,

<3u fdjamen nrie bijj i}ccr fein Ufer grüffen toi II.

Das 5afymc Diefj' erfdjricft, bas ZDilb Derieft bie IDälber

Unb brüllet fdion für &ngft. Die tpolbefeiteu gelber

(£r5ittern ipic ein Caub, bas Dolcf in Cüfftcn fdjipeigt.

(Es merefet, nrie iljr IDalb fidj $um Derberben neigt.

Der Dortrab ift fdjon ba: Dort feb/ id) i?äufer brennen,

2ld), follte man bas Dorff bey eitler Iladjt nidjt rennen,

<Es liegt ja an ber <Bren§! 3|t fombt bie gau|e Schaar

Uns leiber piel 5U nafy'. 0 3 ammcr un0 tf5efal?r!

XDie fdjreyet bod? bas Diefy fo fläglid) in ben (ßrünbeu!

IDo foll id? Httty unb Sdjaff' audj pferb' unb Kiuber finbeu,

Digitized by Google

30

JHein allerbeftes Vkt)? <D fdjaroet, tr>ie ber fjirt

£rfdjlagen unb bas (But t>om ,fcinb erobert wirb!

Der treibet fajon bie Küh/ unb ber bie feiften Xinber,

Per Schaff' unb ber ein pferb, ad> roir t>erlaffne Ktuber

Siub beffen gar beraubt, roas uns erhalten foll,

mein Stall, ber ift fdjon leer, n>ar geftern reid? unb Doli.

Der ^einb fombt näher an: 3^ f? 3r ' °' e pauefeu brummen,

3dj f?ör' tCrommetten gelm, ad? bie rerfludjte Crummeu

^eugen, baf bas Dolcf mit feinem t felb--<Sefd}rcy

Uns Zirmen piel $u nah/ unb auff ber Rauben fey.

fcilff <J5ott, u>as grofcc Stücf ! fjilff (Bott, rx>as pferb unb Wagen!

Hnmöglidj, ba§ bief? £anb ein foldjcs faun ertragen,

Wo ift ein ttönigreidj, bas folcfye ZUadjt entehrt?

U>ir fmb im 2Jugenblid, wo (ßott nidjt Inlfft, Dety'brt.

Was feb/ idj mandje $ai)ri umb bie Cartrjaunen fdmvbeu,

ZTun muffen ir>tr uns ja fampt <£rjr' unb (ßut ergeben

Xlnb 3»ar olm' alle (Buab in ifyre (ßraipfafymfeit;

3a, n?olIen n>ir ntcrjt balb, bie Straff ift fdjon bereit.

XTuu fie 5ertr/etlen fid?, bie Dörffcr $u erfüllen,

Sie legen fid? hinein, balb muf man ifyrem tDilleu

Durd>au£ 3U Dieufte ftclm. Da fjetft es fdjon: Sdjaff auff,

(Sieb fyer, bu lofer £an?r, nimm eiligft (ßelb unb fauff

3n nädjft gelegner Stabt: 3^ will, ou follt mir bringen

JDein, Bier, ^ifd), ^Ieifdj, (ßeroürfc famt taufenb anbern Dingen,

Unb toirft Du benn nidjt balb bamit sugegen feyn,

So fdnefe Didj jiur tr>ol 5U leiben Plag' unb Pein.

So gefjt's in biefem l}au§. 3 m rubren tb,ut man fragen,

Wo bodj ber ZDirtb, fein (ßelt unb Kleiber Eingetragen?

Der arme Ban?r erfdjricft unb fdju?eigt für XIngften füll.

€r u?eifj niebt, baf man ifw fo grarofarmt martern null.

Da langt matt Sdjrauben fyer, ba left man Stride binben

Den 23atr>ren um fein l}äupt unb fpant ifnt an bie llMnbcn.

2Han röftet tfyn am ^en>r ; reift iJmi beu Hacfyen auff

Unb gibt ifmi IDaffer, l(ob,t, Sdnnal£, bavn unb Xllilcb, 5U rjauff. 1 )

') 2lnmerfu»j} Hift's: Unter Ptelcn grenriidjen (Ebbten fo bey ben i$ij}em per flutten
Kriegs-lPefen finb perübet, ift fdjredlid? ait3ut?8ren, bafj mau bie UTifdjuIbiaen OTenfcben Ijat
«je^tpungeu , irfren £eib mit unnatürlichen Sadjen, als ba fryu Kotrj, ITTtldj, IDafffr nnb ber-
aletdjcn (weld^e* fie 3itfatnitien aetut|<bet einen fdjiucbifdjeit Crancf geb,eif[en unb ben feilten

Digitized by Google

31

0 unerhörte pein! Dem reibet man bic Knoden,

Dem wirb 5ulefct ber frais, bem Htm unb Bein $erbrodien.

Den trieffen fie mit Spccf unb r/altens nodj für fein

Jluff mandjerley 2Ttanier 6er Bareren genier feyn.

(Ein anber left bas Korn aujj lauter Böfcfycit trafen

Kecfyt mitten in beu Kotf?, bebeefts mit Hofc unb Xtfagcu,

Perbirbt in einer Hadjt mer/r als ein guter Zllann

^ür (Ddtfcn, pferb' unb Kül?' im ^afjr perfuttren fami.

(Ein auber reift bie <5äuu' fnnu>eg r»ou allen (garten,

So bafj man n*ber Baum nod? Kraut nodj Kofjl barff warten.

Die aUerfd>ouftc Cuft, öer Blumen £iexb unb prad?t

Vertreten fte, unb bas fjeift Ellies ujolgcmadjt.

€in auber f?clt fidi frtfcf? unb left bic Cauten Hingen,

Die tDfdje, Stüljl unb Band rnnauff bie (öaffen fpriugcu.

Die Öfen fdjlägt er ein, bic Cr/ür unb Wanb r/erau0,

^erreiffet Bette, pfui unb fjelt erbürmlid? ftaujj.

llod? ift es nidjt genug, bafj fic (ßelb, <ßut unb Cebcn

llVg nehmen mit 6en>alt, ber arme Baror mufj geben

Sein eigen ^leifdj unb Blut 5U tfnrer XDolluft fyin.

Sie fdjenben XPeib unb Kinb auf übermalten Sinn.

(D Sdjanb! 0 Uppigfeit! 3a, follt idj femer fdjreiben,

JPas mer/r für fdwöber IPerf unb tEfyaten fie betreiben,

,fünr>ar/r, fo fürdjf td} ferjr, ba§ es nxAft le^lidy mir

(Ermangel an ber £>eit, Diut, ^eber unb Papier.

IPas n?irb benu enblidj braujj? (Ein fdjrccflidys Blutuergieffcu,

«Ein Schlagen, IDürgen, 21Iorb mit fjau>en, Stedden, Sdjicffen,

Unb bas fo grimmiglid), baf roeber grof nodj flcin

^ür ir/rer <J3rau>farmifeit bann fann gefidjert feyn.

Da fombt ein frembbes t}ccr, bas nrill bie Cänber retten,

IDill fud^en feinen ^einb, bodj fombt es ungebeten

Unb $ier/et aud) rjerein, frift auff u>as übrig u?ar,

Daun fyxt bas arme Canb ber Kricgesljeer ein paar.

in groffer ITtenge mit ganger (ßeroalt eingegoffen) 3U erfüllen. lt>er rooUte aber nidjt glauben,
baß bie umDanbelbafjre (Seredjtigfeit (Softes pertjengen werbe, baß ber grimmige Selial mit
fetner gangen »SefeUfdjaft biefen teufflifdjen Benders Buben ju i»o[Derbienter Vergeltung
itjrer gehabte Ülnbe tjeüifd? Jferor , pect? unb Sdjroejfel otme einiges 2lnffb l 3ren ivieberumb
eingießen werbe, lierr (5otte Du bift geredjt, unb aüe beine (Seridjte finb geredjt, fdjütte
beineti §om auß über bie UnbHBfertigeti unb (Sottlofcu, 2Imen.

v

Digitized by Google

32

Da ligen ftc 511 ^olb' ein anber auff 5U paffen,
3nbeffen mujj ber Baivr (ßut, €eib unb Cebeu laffen,
2Hu0 geben alles bas, womit er fonft ftd? neb/rt,
Bi§ Bier, ^leifdj, Sal$ unb Brot ift aan$licb aufgeser/rt.
tt>enn nun bas gute £aub 511 (Brunb au£ ift verborben,
So r/eift es: Hun gewagt unb ritterlich geftorbou,
Diel beffer feinem ^eiub hier unter klugen felm,
2U» bort aug liunger aar crligen unö vergelw.

JJift fdnlbcrt bann bie Sdf\ad>i mit einer Sadjfenntnis, bie er wohl aus
eigener itnfdjauung gefdiöpft hatte, ebeufo bie Belagerung, <£rftünuuug unb
graufeuhafte plüuberuug einer Stabt, wobei ihm bie Kataftrophc iliaabe-
burgs als 2Uufter gebieut haben mag. Seine Schilberung fdjlieft folgeitber-
majjen:

Dies fdjaffet uns ber Krieg, bif fiub bie frönen (Skiben,
Die wir, 0 illars, r>on bir unb beiuen Ceuten haben.
Dies ift ber fdjöne Hufc unb bie verfluchte €uft
XIus Ceutfchen leyber mehr benn gar 51t ivol betvuft.
Das vormahls volle £anb ift gäntjlich auft^er/ret,
Das Pieh h ma;,c *5 gobradjt, bie Dörffer fteljn verhöret,
Die ^lecfen ohn (0ebaw, bie Jtcfer voller Dorn,
Die IDiefen fonber fjew, bie Sdjeuren ohne Korn.
Die Stabte jtnb verbraubt, bie 2Uannfd)aft ift erfchlageu.
Hur arme IDcifleiu {tub noch übrig, bie ba flagen
lllit Chräuen für unb für ber liebften (Eltern Cobt,
3u nehreu ihren €eib, ber gleich beu Schatten fdjwebet,
Sie fer/reien: ltdj unb tveh, bafj tvir bie ,5eit erlebet,
Da uufer t>ater«€anb, bas vor fo glüeflid? war,
Durd> Krieg nun ivorben ift 3itr IPüfteu gaufc unb gar.
Schatv' an ben fdjwarfeen Berg, ba vormahls ift geftanbeu
<£iu ivol erbaivtes Schloß, nun ift nichts mehr fürhaubeu
2Us nur bie Stell. l}ie auff ber <£beu lag bie Stabt,
Die fo viel fmnbert 3 a h r m i* £ u ft geblühot h a *-
t>ie war ein lieblichs ßclb, bie ivolgepflanste (ßarteu;
3cfct ivill fidi leyber uidjts als Dorn unb Diefteln arten.

ivar ein fd>ön (5c$elt von Bdwmeu auffgefteeft ;
jtjt ivirb ber gantje plafc mit Zllift unb Koht bebeeft.

Digitized by Google

35

£}ie war ber Spider Balm, fefyr fünftltcb ausgeftoetyen ;
3&t fcfj' td> leyber nidjts als lauter 2nciifd}cii»l\itocft«n ;
Der Urica, fyxt etiles arm, wüft, ob unb fd?u>adj gemacht
Hub nidjts als taufenb plag' in Ceutfdjlaub wieberbradjt.

IL

Wxv tonnen es uns ferner nidjt perfageu, hier bic Sdnlberung wiebelt*
geben, welefje 3°f? ann ^H* üon ber €ebensweife mancher dauern wäfjrenb ber
$weiteu ijälfte bes Krieges in einem 3»Pifd?eufpiele feines Dramas: „Das
friebcjaudftenbc (Teutfcblanb" entwirft. Dicfes Drama erfdjien unb ift

5ule$t in ber Sammhing: Deutfdjc Didier bes \7. 3ar/rfjunöerts, Banb \5:
Dichtungen von 3<%nn Xift, ron Karl töoebefe unb <£bmunb <£>oc§e €cip$ig
1885 herausgegeben worben.

Da ersaht ein Bauer einem ^rembcu, wie es fommt, bafj er unb feines-
gleidjen fid? gar nicht nad? bem ^rieben fernen:

„Hu it Krieg is unb bat ufe (Dreridjeit uff nichts to befehlen fyeft, be
Kriegers uff of fo redjtc peel nid? mefjr to bröeu unb to fdjeren fatet, wenn
n>i man ben Böperften unb beu auberen Jlffenccrbcrs ((Dffijiere) unfe Cribucr*
gelber tibes genog betalen, fo möge wi bolm allent wat wi wilt. Dar möge
wi fo wol bes Sönbages unb fnllige Dagcs als bes IPerfelbages mit IPageu
unb Pagen, (Dffcn unb (Löten, 3 un 3 cs un0 Derens warfen unbe arbeiben, fönt
of alle be ^ierbage ane grote Perfürnniffe fyüpffen in ben Krog garm unb ben
Ijcelcn Dag lüftig fyerumteren. »Eopören mufte wie pafen bes Sönbages ittorgens
twe fyeele Stunbe in ber Karfeu fitteu, bat enem be Jxibbeu im €ipc weh, beben;
uu gunne wi ufern Kröger peter Caugwams bat (ßelb unbe fupen bar erft een
gob (pfeifen (fleines ^lüffigfeitsmaf?) öramwin por in be Panjje (Baudj), bar
fan man beim ein Pat pul Specf unbe Kol?l upfreten, bat enem ber Bucf
bapon quabbelt (wacfelt). Hube wenn wi uff benn glif mit Kannen unb Strif»
folteren im Kroge bid>t wat fjerummer fielet (feilen, prügeln), bat pafeu ein grofyt
Pool 33lobes unber bem Diffe fteit, fo bröfe wi bar nidj ftraefs Bröfe pör
gepen, alfe wi cer Dages in ^rebenstibeu bofjn muften. Ufe olbe (Dperidjeit
Ijeft nu (ßott lof fo Peel 21Tadjt nid), bat fe eenen lahmen I}unb ut ben ilpen
füune locfen, unbe ufe Pape fycft of bat fyirte nich, bat r)e uff bat ringefte
IDort to webberen fegt, unb wat r/eft Ije of peel fo feggen? mafet fje bodj
aperlanf fülpeft redjtfdjapen luftig mebe unbe plegt manntgen lepen Dag mit
bem ^enefer (^äfmbrieb), Schrcianteu (Sergeanten), Kapperai, ber Sülperngartc
(Saupegarbe), be in unfern Dörpe ligt, unb wo be Sfrubbers (Sdjröpfcr) aUmefyr

21llona um« 54iouniburaifi;«t f>m(d)aft. V. 3

Digitized by Google

fyetet, bim 2TIarfetenber ebber of bi ufern Kröger Caufipams to jttten, unbe
fupt, bat fyc Dörnfen unb Kameren puI fpiet." ■

Befragt, tpofyer er benn bie iltittcl 5U oiefem luftigen £eben nefmte, ant«
tportet 6er Bauer frei?:

„XDo, gy funb idoI ein redeten bummcu Düpel, 3unfer, bat gy bat nidj
toetet! Staat bar neue Borne nog im f^oltc, bc n?i bat fyopen unb nar
Stabt följren fönut? 3<* fyebbe pafen in einer IDefen fo pel i}olt affyacfet unb
perföft, bar ief ccu half 3al)r bie Contributie Dan geuen fönnen. Cobeme
ffullc ivx nid/t fo brabc n>at fte^Ien fönnen als be Solbaten? 3<*/ i<*/ ^ITunför,
urie Ijebbet bat illufcnb (Staufen) ja fo ftr lehret, als be beften 2Tluffeterers,
roie börfet jo man aoerlanf uppem Paffe, in ber Buffaftc (boccage, (ßefyo^) efte
oof im törapen liggeu unb turen up, roenneer fo pornefnne Ztffencerbers ((Dffotere),
Kooplübe unbe anner reif enb Dolf pörapertüt — n>o p legge u>i bar manf
to hagele n, bat fe bim IDagen ba^l ligget, als be Riegen ebber Sdjniggen, bar
mafe u>i benn friffc Büte unbe latet cfynen nidjt eenen ^aben an
e^rem l^elcn Cifc, unb feht, Jjunne unb Pöffc mötet of jo n>at to
freten l^cbbeu, unbe tpelfcr Düoel tpetet benn, efte it Buren ebber Solbaten
balm I^ebben? tEobcm of, \taat bar nidjt ecn fjupen fjerenhüfe, 2lmtftapen unb
ber gelicfen (ßebutpe lebbig, bar man be ^infter, Jlluerftcenc, fyiuenfteene, Pehlen,
Balfen, 3f crtt)Cr f uno wat füjj nodj nagelfeft ift, lidjt utbrefen, na ber Stabt
f Öhren unb berfülpeft por half (Selb fan Pörföpen? <D, bar ^ebbe tpi fjuflübe
mannigen ftolten Datier pan mafctl"

So fah es bamals in ber <ßraffdjaft Pinneberg aus! XOk unfere Elften
ergeben, finb bie Sdnlberungen Kifts feinesipegs übertrieben. 3 n5 ^f onocrc von
bem großartigen IPalbfrepel ber Bauern ift in ben Berieten ber pinneberger
Beamten fortipafyrenb bie Hebe. Per mangelhafte U)albbeftanb unferer (Begenb
nnrb hierin eine feiner fjaupturfacfyen haben.

Digitized by Google

«

c£trlebittffc £>es portugiefcn Alberto Diomfto.

L

^f&VI*! 1ltcr ben urfprünglidj portugicftfcben 3 U *>™/ weldjc gegen <Enbe bes
löten unb im Anfange bes \7ten 3*J^un6erts aus ben Hteberlanbcn
nadj Hamburg flüdjtctcn, befand ftdy audj ein Kaufmann, Hamens
Alberto Dionifto, Dtonis ober Denis, lner$ulanbe meift Ulbert Danis genannt,
6er burdj einige feiner Cebensfdjicffale für 2lltona bemerfenswert geworben ift.
3m übrigen Ratten bie portugiefifdjen 3 uocn U1 i cncr älteren g>e\t mit
illtona wenig £erüfyrungspunfte, ba man fic in Hamburg als anfelmlidje Kauf-
leute 3unäd7ft gern aufnahm, jumal fie ifn-e Religion anfangs nidjt offen be«
fannten unb audj nadjbem bies gefdjcfyen tt>ar, fid) in ifyrem gan3en Cfyarafter,
im Ztusfefycn unb (Bebauen, im t}anbel unb ZDanbcl rou ben fyodjbeutfdjcn
3uben burdjaus unterf Rieben. Diefe lederen, weldjc als 3 U0€n weiteres
fenntlidj waren unb bie man regelmäßig meinte, wenn man Don „3ubeu"
fdjledjtwcg fpradj, wünfdjtcn um biefelbe ^cit fia? ebenfalls in Hamburg nieber«
3ulaffen, was ifmen aber nidjt geftattet würbe, weshalb fic ftdj nadj Jlltona
wenbeten. Die Portugiefcn bagegen burften in Hamburg nur ifjren (Bottesbienft
nidjt offen ausüben unb ifjre tCoten bort nidjt mit religiöfen Zeremonien be«
graben, ^>u le^terem £>voedt würbe tfnten Dielmefyr am 3^. 21Xai \6\\ burdj
(ßraf (Ernft r*on Sdjauenburg bei Altona „ufm fjeybcrge" ein Stücf €anb per«
fauft, wobei als iljre BeDollmädjtiger, neben ilnbreas ^alero unb Huy ^ernanbo
Corbofa, aud? Albertus Denis genannt wirb.

tDie aus einem Dc^eidwiffc ber in Hamburg befinblidjen Portugiefcn fyer«
t>orgcfyt, wolmte „Albertus Dionis, famt feiner Hausfrau, feiner grauen ilTutter,
jween Sdj Wägern, weldje <S5cf eilen fein unb einem 3 un 9 cn " au f ocm Drecf«
walle, bem heutigen JUtcnwalle. <£r betrieb gleid) ben meiften feiner Sdjicffals*
genoffen <5ro§fyanbel, r)auptfäd?lid) wofjl mit Spanien unb Portugal, (ßraf
<£rnft pon Schauenburg bebiente ftdj feiner tnelfadf 3ur öefdjaffung pon mandjerlei

3*

Digitized by Google

-,6

IParen, fowie — was für uns fyicr wichtiger ift — 3m i\rforgung ber gräf-
licfyeit tflü^e in Altona mit Silber, bas bamals ben JITiinjftättcn roti gaii3
(Europa größtenteils in ßeftalt fpanifdwr 2Id}trealenftücfc 3ufloß. Dicfe Cr^ätu}'
feit perfd?afftc bem Dionis ben Ciicl eines gräflichen £aftors, beffen er fidj bei
ben bebenflidjen fyiubem, in bie er perwicfelt würbe, wor/l 511 bebienen wußte.

Das erfte biefer <£rlcbmffe, pon 6cm wir Kunbe haben, ift mofyt ohne
einen etwas fpaßhaften Beigcfdmiacf. Der eigentliche l)db war Ijier einer 6er
beiben Sdjwägcr bes Dionis. «£r führte merfwürbigerweife ben gau^ unportu*
giefifdjen Hamen paul DirFfcn unb r/atte juror in Dan^ig „mit ber ehrbaren
<2uphrofincn Shillings ber £iebc gcpflcgct", ipic bie gleich 511 erwahnenbe Der-
gleidjsurfunbc fich 3arteru>eife ausbrüeft. Daburd? war aber „3rrung entftanben."
Dirffen war nämlich aus Dan5ig perfdjwunben, unb als feine (£uptjroftuc ilmt
gegen feinen tPunfch uad? Hamburg folgte, ftellte ftdj alsbalb heraus, baß er
fte „wegen großer Ungleichheit iljrer betberfeits Religionen" nidjt ehelidjen fonnte.
2lber €uphrofine nxir nidjt uubeglcitet nach Hamburg gefommen; pielmehr er«
freute fie fich bes Sdwtjcs eines Hlannes, ber fidj Cieutenant frans cßrunewalb
pon Sifcen nannte, obwob/1 er anfdjeincnb auf folchen Hamen fein fidjer be>
glaubigtes Kedjt fyattc. Dicfcr (Treffliche nahm fich in cBcmcinfchaft mit einem
ju Hamburg wohnhaften 2Uanne gleicher 2lrt namens Hicolaus pon ber IPowercn,
ber fdjwer gef rauften <£uphroftne ritterlidj an, b. h- cr pcrlangte für fte pou
Dirffen unb feinem reichen Schrpager Dionis eine ftattlidje (ßelbfumme als
Schabenserfafc. Hadi einigen Derhanblungeu, über bie wir leiber nicht unterrichtet
fmb, perglich man ftdj bahiu, baß Dionis ber frühereu Braut feines Schwagers
200 £ 3ahlen, unb baß biefe bagegen nebft ihren „Kuratoren" allen weiteren
Jlnfprücr/en entfageu folle. 2llfo ift es laut Pergleichsurfuttbc xiom \ö. Sep-
tember \6[7 gefebeheu, worauf Cieutenant l}ans (Srunewalb pon Sitjen mit
bem Bewußtfein, eine gute Chat pollführt 3U haben, na ^l Schweben abreifte.

Vlad) einiger Jjeit fcheint abermals ;/ 3rrung" entftanben 5U fein; beim etwa
ein 3 a fy r darauf würbe, wie Droft unb 2lmtmann 5um Pinneberge am 25. Sep-
tember bem (ßrafen melbcten, 3U Altona ein offener ^ehbebrief an«

gefchlagen, „barein pon 2Horben unb Brennen gebreuet wirb, unter I}ans <8rune<
walb pon Si§ens Hamen wiber Ulbert Danis unb bejfen Sdjwagcr paul Dirffen
fowohl als audj bie {amtlichen portugiefen in Hamburg unb ferner wiber bie
3ubcn in Altona". Diefen h Ö£ hft bebeuf liehen Vorgang 5eigte ber ottenfer
Pogt bem Dionis an, worauf berfelbe nebft anbereu ber portugieftfdjcu Ication
fich ^wft unb itmtmann 3um pinueberge aufs IfödtfU befdjwerte, „wie
ein 217infch fo breifte fein muge, baß er in einem Canbe, ba Recht unb
(Berechtigfeit gehaubhabet werben, folcb/e uumenfdjliche unb greuliche Chat unb

Digitized by Google

37

DeKdum ber Dreuung nidjt allein mit Beraubung (ßelbs unb (ßuts, fonbern
aud? mit <£rmorbung €eibs unb €ebens, ja audj ZUorbbrennung im €anbc
ba$u begcljen unb ftcf? »ernefmten laffe". Die portugiefen erfudrten ben
(ßrafen ftc $u fd?ü£en, mobei Dionis fiel? nodj gan$ befonbers auf feine
fögenfdjaft als ;/ beftalIter t faftor" bes (ßrafen berief. Das fdjeint in ber
Cfyat ben gomünfdjten «Erfolg gef/abt 5U fyaben; benn meber bem Dionis nodj
feinem Sdjmager mürbe ein Ceibs sugefügt; pielleidn" mar bie Drofjung aua?
gar nidjt fo böfe gemeint' 3alb aber 50g ftd) ein ernftfyafteres llmuetter über
iljrcn Häuptern sufammen.

IL

(ßraf <£mft benutzte, wie fdjon ermähnt, ben Dionis jur Derforgung feiner
2Hün3c in 2lltona mit Prägcmctall. Hun mar biefc illü^e ben Hamburgern
ein (ßräuel. Woifl nicht mit Unrecht befdmlbigten fie ben (ßrafen, baf er
bort fd)led?tes (ßelb prägen laffc unb bamit Hamburg überfef/memmc. Den
gräflidjen ^aftor aber befdmlbigten ftc gerabe$u, bafj er gute Keidjstfyaler Der«
botenermeife in Hamburg auffaufc unb fyeimlidi als millfommenes Sdnnelsgut
nadj Altona fdjaffen laffe. Der Xat martete offenbar fdjon einige ^eit barauf,
ben Dionis foleben Pergefyens überführen 5U fönnen; bod? als er enblid? glaubte,
bies fei nun möglidj, u>ar ber i^ogcl nadj Zlltona entflogen, unb man mujjte
ftdi begnügen, ben Sdwager unb Kafftrer bes ^aftors, eben ben uns fdjon bc-
Fannteu paul DirFfen ciujufperrcn. hierüber befdjmerte ftd) Dionis beim (ßrafen
in einem Sd>reiben, bas fdion feiner Schrift unb Spradje megen bemerfensmert
ift: Z3eibes ift flämifd); bod) ift bie Sprache ftarf mit portugicftfdjen unb
namentlich mit nicberfädjfifdjen Elementen burdjfcfct. Der 3nfyalt bes Sdjreibens
ift ebenfalls red)t intereffaut, fauu au biefer Stelle aber uicb/t uäb/er erörtert
werben.

Der (ßraf mar bamals aus auberen (ßrünben ofwcfyin gegen Hamburg
aufgebrad)t; mas ihn aber bei biefem i)anbel gan5 befoubers r>crbrofj, mar ber
Zugriff auf fein emträglidjcs Zltünjregal. Sein <3oru entlub fidj in einem
überaus groben Schreiben an ben Hamburger Kat. <£r b/abe fidj, fdjreibt er,
„efyer iMmmelsfalls verfemen, als baj? ihr, bie mir jeberjeit für bisevetc, per«
uünftige perfouen geadjtet, foldjer lumerantmortlidier <5unötlugungen euer/ gegen
uns folltet gebraudien, ba bod) mir uns jeber3eit bar/in bcfleifen, baj? ber ZDelt
mcdjtc funb getbau merben, mie biefer Stabt gleich, unfereu löblichen Porgäugcrn
an ber Regierung mir mit (ßnabeu geneigt unb mobl bcigetfyan, mie ifyr benn,
bafern nod? ein ^ünfleiu ber Danfbarfeit bei euren fersen übrig.

Digitized by Google

38

foldjes werbet felber beFennen muffen." Der <5raf fd/reibt ferner, es gereue tr>n,
baj| er anfcfnilidjc Ceilc feines (ßebiets, wofür benachbarte Potentaten it?m n>cit
mer/r geboten, ber Stabt Hamburg $ugewenbct fyabe, unb fär)rt bann grimmig
fort: „btes möchte uns auch Uid)tl\d} auf bie Bahn für/ren, basjenige
fo jefcto ein Stadjel in euren tfugen, benen absutreten, bic foldjes
mit ausgerceften Firmen ergreifen, unb bic if?r Dicllcicht nidjt gar
gerne nahe an euren Hingmauern ober roofjl gar barinnen fe^en
wollet". Diefe Drohung besieht ftdj offenbar auf Altona, wo nidn" auf bie
gan$e (ßraffdjaft pinneberg, welche ja König Ct>rifttan t>on Dänemarf, ber 3c-
bränger Jjamburgs, nur 3U gerne in feine <ßea>alt gebraut t^ätte.

3n foldjem tConc geht es weiter. <£s fei „eine grobe, fdjanblofe Unwahr«
f/eit, baf in Altona Heidjsthalcr eingefdymo^en unb 5U geringen Sorten r>cr--
präget werben". Sofort foüc Hamburg ben Diener bes gräflichen ^aftors feiner
J^aft entlebigen unb aud} letzteren fclbft fünftig unbehelligt Iaffcn, wibrigenfalls
— ja, was gefcfjct? cn t*>ürbe, wenn ber Hat ftdj biefer fatcgorifcfjcn ;Jorberuug
nicht fügen foüte, barüber war ber <£>raf fidt), trof allem Pocken unb Drosen,
augenfeheinlich bodj nodj ntcr/t gan5 Ftar geworben. Denn in bem Konsepte bes
Sdjrcibens heij|t cs 3 u,ar am Scr/luffe: „Solches perfchen wir uns 5U euer/ in
(ßnaben, (benn auf unucrfyofften (ßegenfall wollen wir es bermajjcn neben
unferen fjerren unb ^rcunben, bie uns nicht werben fteefen laffen, wiffen $u
eifern, wie bas unfer Stanb unb wofjlrjergebracfyte Heputation crhcifcfjct)." Tibet
bie hier eingeklammerten tDortc finb im l{on$epte wieber burdjftridjcn unb ftatt
beffen hei^t es gan5 fanftmütig: „bamit wir euch fonften wohl sugethan bleiben".
Dies war fefjr pemünftig, unb nodj richtiger wäre es gewefen, ber (ßraf hätte
überhaupt feinen Con etwas niebriger gegriffen, benn ber fyamburger Hat würbe
burefj fein Schreiben begreiflicher weife nidjt sur Hadjgiebigfeit unb 2Uilbc gc-
ftimmt. Vielmehr nafyn bic gansc Sache für Dionis jc§t eine noch gefährlichere
ZPenbung, weshalb er auch feine ^rau nad> Jlltona fommcu lief. IDic biefe
bic Stabt perlaffcn wollte, würbe ir/r IDagen pon ber Crjorwacfjc burdjfudjt
unb ba fidj nichts üerbädjtiges fanb, fur$ unb flcin gcfcf/lagcn, fo baf bie ^rau
$u ,fujj nad? 2lltona pilgern mufte.

Der Bericht, in bem bic pinneberger Beamten foldjes bem (ßrafeu melben,
ift am 8. 2Har$ \6\<) gefdjricben, alfo fedjs Cagc nach (Eröffnung ber
Hamburger Banf, welche bebeutfame {Efyatfachc inbes pon ben Beamten mit
beu wenigen IDortcn abgetban wirb, „baf in Hamburg jetit feine Besar/lungen
als in Banco gefdjerjen, unb bie Sdjrecfcnbcrgcr allba a^uncr/men perboten ift".
Sdnrerlidj wirb ber <5raf hieraus audj nur foriel erfe^en haben, um bie Crag»
weite bes Vorgangs für fein eigenes fflünjregal beurteilen 3U fönnen.

Digitized by Google

39

Das Verlangen 6es <ßrafcn, 6er perhaftete paul Dirffen folle freigelaffen
meroen, muroe vom Kate nicht beamtet; Ptelmehr erfuhr 6er pinneberger IXtnU
mann auf eine $ta$c, 6ie er in 6er Kirche an 6en Bürgermetfter Pogel richtete,
nur, 6ajj Dirffen nicht megen (gtnfdjmeljen, fon6em rocgen <£inu>echfelung pon
Jxctdys-tlyalcrn t>erhaftet tpor6en fei; 6as Sdjreibcn 6es <J5rafcn aber ipollc man
febon gebüf»-en6 3U beantworten miffen. Das gefdjah 6enn auch am 22. 21?är$
16(9. <£s ift ergöfcltch $u bemerfeu, rote 6er Xat, um 6en (ßrafen nicf?t un»
mittelbar $u treffen, einen „doneipienten" 6es gräflichen Schreibens fingierte un6
6iefen Strohmann 6ann nach fje^ensluft bearbeitete.

Der 2\at beginnt 6amit, er fönne laugen, 6a§ ilmt ein foldyes Schreiben
nodj niemals 3ugegangen fei, „obipoljl mit anöcren Potentaten, ^örften, (ßrafen
un6 f}erren wir in ITCifj pcrftän6nif $u Reiten geraten, 6afj 6ennoch 6ergleidjen
herbe Schreiben pon 6enfelben uns nie 5ugefommen, un6 6erou?egen nx>hl per«
hoffet, es follte 6er <£oneipient (6enn n>ir nicht glauben fönnen, 6af €. <ß.
6emfclben foldjer gefebärfter IDörter 3U gebrauchen in specie anbefohfen fyxben
follten) auf eines 3 u0cn eingcfdjobenen er6id}teten Bericht gegen uns, 6ie mir
— ohne ungebührlichen Kulmt 3U mel6en — bei h°^ cn un6 nie6eni 5tan6s
perfonen beffer gottlob befannt, 6ie ^e6cr alfo nicht gefchärfet un6 fein
paffioiiiertes (ßemüth 6erogeftalt I^erfürblicfen laffen tyitxn". niemals fyabt 6er
Kat 6em Dtonis einen Ponpurf aus 6effcn Dienftlciftungcn für 6en (ßrafen ge*
macht. <£r (^attc ftd> 6eshalb „billiger fjtmmelfalls perfehen" — fu er menoet
6er Kat mobl abficbtlich 6iefe meuig fat^leimäfige He6ensart aus 6em Briefe
6es (Örafen an — , „als 6ajj 6er Concipient foldjem 6es 3 uocn ungereimten
Anbringen Glauben gegeben fyabcn nnlr6e". <£benfomentg tyibe 6er Kat 6en
Dionis 6urdj Drohungen $ur ^ludjt getrieben, pielmehr fytfx 6icfer ftrf? n>ohl
aus böfem (ßeunffen 6apou gemacht; „6enn mir nunmehr glaubmür6ig erfahren,
mic gefährlich un6 Ijodjftrafbar er fich bei tpähren6er Iptcfi^cr Kefi6eit3 bejeiget,
un6 6eroipegen, 6a uns folcbes bei feiner 2lntpefcnheit alfo fun6 gciPor6en märe,
fdjarfe JUittel gegen 6cnfelben vorjunefnuen moljl befugt getpefen mären". Der
Dirffen fei nur 6eshalb perhaftet n>or6eu, „meil er uuterfdneöliche perfonen
auf 6er Börfe um Keidjsthaler angelaufen, 6iefelbcn $u h<>h cm Pwtf«/ a ^ 3 U
W s 06er gegen 7 11116 8 °/ 0 aufsuipedtfeln begehret un6 6tefelben mit Sdjrecfen«
berger 5U Köhlen fidj erboten bat", was 6urdj ein 2ttüu$man6at 6cs nie6er«
fädjfifchen Greifes aus6rücflich unterfagt mor6en fei.

Gans befon6ers fpi^ig antiportet 6er Kat auf 6en Pormurf 6er Utifanf*
barfeit: Die jüngft pom (ßrafen au Hamburg abgetretenen Gebietsteile l^be
mau „nicht gratuito als ein Gefdjenf befommen, fon6ern 6ic 6arüber ent-
haltenen Streitigfeiten mit fwh™ Gcl6esfummeu pon €. G. re6imiret. Geftetfen

Digitized by Google

fonften ben von <E. <8. unb bero hoch löblichen Herren Dorfab/rcn bicfcr Stabt
crwicfenen gnäbigcn ßavov gan3 gerne, gleid?wofyl weil audj unferc antecessores
am Regiment foldjcs 2UIes nidjt umfonft erlanget, fonberu ihre Dicnfte in 6er
Chat 5U meljrmalen erwtefen, unb aber fo gar oft foldje beneficia uns fowoh.1
fdjrift« als münblid? porgeruefet, bafj and? folä? vielfältiges <£rwibcrn eine mera
exprobratio $u achten unb babero uns öamit 3U perfdjoncn Inebepor oftmals
gefudjet, als Ratten wir wor/l perhoffet, es follte fidj ber Concipicnt hierin itwas
temperiret unb foldjem ^tocifel, ob nod> ein ^ünfletn 6er Danfbarfcit bei unferen
fjersen übrig, weldjes war/rlid} r/odwerbitterte unb ftadjlidje IPortcr fein unb
einem jeben öiebermann billig in feiner llnfdmlb 5U fyr$cn ger/en muffen, in
uns nidjt gefetjet haben".

Diefes Schreiben würbe am 50. l\Xäx$ in Bücfeburg präfentiert, unb noch,
am felben Cage erging pon bort an ben pinneberger 2Imtmann ber öcfcfjl, ben
JPiberfprud) 5wifchen ben eingaben bes Hats unb beuen bes portugiefen auf'
$uflären. Der 23eridjt bes Amtmanns lautete 5U (Sunften bes letzteren. 3ns«
befonbere würbe barin bic tEfjatfadje aufrecht erhalten, baf ber r/amburgifcfye
Xttetteljcrr Scljaffsr/aufen ben ZHonis aufgeforbert hatte, ftdj entweber nidjt weiter
mit bem Jllünjttiefen bes (ßrafen 5U befaffen ober bie Stabt $u räumen. Des»
b,alb antn?ortete ber <£>raf bem Hatc, „bafj weber unferes ^actorn Danifen an«
ge3ogcne, nun erft offenbarte rjoebftrafwürbige, aber bodj unbenannte Perbrcdjcn,
nodj audj feines <£affirers unb Sdjwagers unternommenes «Einwechseln, fonbern
unferc 2nün3 unb barauf beftellte Diener bie erftc Hrfadje unb örunnqucllc
biefes 5UPor ungewölnilidjcn, nidjt erhörten unb redjt pafftonirten Procebirens
fein". IPenn ber Hat fdjon bie blo0e Erinnerung an bie IPoljltljaten, wcldje
Hamburg t>on ben fdjauenburger (ßrafeu empfangen Ijabe, als viel $u fdjarf,
ja als eine exprobratio bc5eidnte, fo mflffe man babei an ben alten 21usfprudj
benfen: „posteaquam beneficii praeteriti tempus etiam memoriam invi-sam cs.se,
bafjcro ifjr bann audj beftoweniger nadj uuferem Concipicutcu 511 fragen,
als piclmefjr wir uns über eures Briefes Didjtcr 5U befdjwcrcn Ijabcn, iubem
wir uor einen foldjeu, ber fidj mit ciugcfdjobcnem, crbtdjteten iSeridjt unb un>
gereimten Zlubringeu fjmters Cidjt führen laffen, pon iljm ausgerufen unb mit
allcrfjanb an5üglidjen ZPorteu auge3apfct werben, bic wir ifjm 3ufamt in
feinen i?als hiermit wieber gcfdjobcn haben wollen".

3n bem gleidien fräftigen tEone getjt es nodj eine gait3c U\ilc fort.
Enblidj aber wirb ber 2\at nodjmals „in o5uabcn" erfuebt, ben (befangenen
frei$ulaffen. Das ift benn and) halb barauf gcfdjcfjcu, wäljrcnb Dionis felbft
einftweilen in Altona wohnen blieb. Der (ftraf ftellte bann nodj an ben Kat
bas Verlangen, baf$ biefer ben Dcrwaubtcn unb Dienern bes portugiefen „uff

Digitized by Google

41

öffentlicher Sörs unb fonften irn-en (ßefdjäftcn ungefnnbert nadftugerjen »er«
ftattcn follc". Sobalb wirb aber ber Hat bem i»o^l md}\ willfahrt t?abcti.
paul Dirffen verlegte vielmehr feinen IDol?nfi£ aud? nad) Altona, wo er wenige
IHonate fpater nebft feinem Sd}a\iger in eine neue Derwicfelung geriet, bie
für ifw tragifd) cnbeu foüte.

III.

2lm 8. iluguft bes 1619 Hadmiittags 5 1% fufjr eine mit brei

pferben befpannte "Kutfdje in ber Kid>tung von Horben nadj Süben burdj bie
ftd> längs ber Hamburger (Eirene fid? ausbefmeubc (Drtfdjaft Altona. 3n ber
Kutfcfyc faf ber portugiefe Ulbert Dionis nebft bem Hamburger (Belehrten
(ßcorg Knoblaud}. Der tfutfdjer war nidjt völlig fjerr bes (Befpannes, bas
fd?on auf ber ^reifjeit mehrere perfonen gcfäfyrbete. Port fafjen nämlid} vor
IPillem be IVlays Ijaustrjüre 5100t 2Uägbe mit ben tfiuberu bes Cfyomas Dafmte.
Der H>agen fufyr fo fyart an tfnien vorbei, bafj nur bie eine Ittagb mit bem
Ifinbe ausweiden, bie anbere bagegen jid? nidjt fo rafdj ergeben fonntc, foubern
bas smeite Kinb aus 2(ngft „mit aller (Sctvalt bis an bie ^enftcrfdjlägc warf",
felbft aber burdj bie IPagenbeicbfcl geftreift ivurbe unb faft 311 $aüc tarn.
Darauf fufjr ber tDagen weiter bis 5um fjaufe bes (ßolbfdmüebs Keinecfe Illeycr
bes filteren, bas in ber ißegenb bes gütigen „(Brunb" ober in ber Cangcnftraf? e
gelegen ivar. Dort lief Dionis galten unb einen (ßolbfdnnieb aus Krempe
namens fyinrid} Sdnil^e, ber bei Keinecfe IMcyct fid) mit 3ivei anberen Berufs*
geuoffeu befprad?, einfteigeu, ba fte fid? mitfammcu nad> Srcitftebt 51ml König
von Däuemarf begeben wollten 1 ).

Der IPagen fufyr bann weiter; unmittelbar barauf aber veranlagte er ben
fdnveren Unfall, ber alle weiteren Derwiefclungeu nadj fid} 30g. Uber ben
^ergaug biefes Hufalls fyaben wir mehrere 23erid?te, bie unter eiuanbcr gro^e
Per f dneben Reiten aufweifeu.

fieinridi Sdniltje, ber fdjon genannte Begleiter bes portugiefen — von
bem anberen liegt fein Zeugnis bei ben Elften — beridjtet, ber IPagcu fei
etwa einen Steinwurf weit in ber Ktdjtuug nadj ber ctu>as oberhalb bes fjouttgeu
^ifdmiarftes belegenen gräfHd?cn Stimme gefahren, wo Dionis uod? (ßefdjäfte
rjatte, unb swar fei foldjes gaii$ laugfam Sdjritt für Schritt gefd?ef?eu. Dagegen

') Per ICötii^ t^atte im 3aljrc 3tiror bem IHotiis bie Dcnraltimgi ber lllmije tri bem
eben bctjrunbetcti (SlücfjiaM übertrafen; pgl. £11 cht, (Slüif ftabt, Beirr. 3. ©efdjicbte biefer StaM
S. 32 (,, Albertus Annis cx l'ortugallia Judacus").

Digitized by Google

*2

fagt einer 5er altonaer 2lugcn3cugen, 6er tDagcn fei gar gcfchtpin6c fortgefahren
un6 fei aufjcr6cm von 6er Strafe, 6ic mer/r als 50 Breite fyabe, fo 6aj?
nx>ljl 6rei grofje lüagen einanöcr austpcichen fönnten, feitmärts abgewichen. Das
muf? ftdj in 6er Chat fo perr/alten haben, wenn 6ie folgeu6e ebenfalls pon
altonaer Seite r/crrül)ren6c Darfteilung riditig fein foü.

2luf 6cm Steinwege 6er heutigen Cangenftrafe — 6er ^uffteig war alfo
fdjon gepflaftert — un6 swar r>or 6er Crjür 6es Sayenmadjers tOilr/clm €r;rljom
ftan6 gra6e in 6eni Jtugenblicfe, als 6er IPageu 6ort nadj 6er Seite ausbog,
6er fünfjährige Knabe <£fjr!}orns, un6 $war, tr>ie berichtet wir6, mit einem langen
Kocfc beflet6ct. Das "Kin6 wur6c pon 6em äufjcrften Kutfchpfer6c, 6em „Stangcn--
flcppcr", umgcftojjen un6 uuglüeflidjer weife fofort tot gefahren. Wk Sdml^c,
6er mit auf 6em Kücffity: ftdj befan6, angiebt, foll Dionis por 6em Unfälle 6em
Kutfdjer 5ugerufcn Ijaben: „fjalt ftill, 3afob, r/alt ftiüT'; 6er Kutfd^er aber habe
6ie Pfer6e uicr/t galten fönnen. Von 6en 2tltonaern 6agegen wir6 6ie Auflage
erhoben, Dionis r/abe 6as "Hinb „aus lauterem porgenommenen un6 Diclleict/t
längft bei ftd? betroffenen fein6fcligcn jü6ifdjen Porfatj" überfahren laffen.
3rgcn6 ein Beleg für 6iefe uugeheucrlidje 2(ufd}ul6iguug wir6 je6odj nicht bei*
gebracht.

Daf Dionis mehrere ZUale „halt!" gerufen, u>ir6 pon einem 6er Jtltonacr
5Ugcgebcn; 6od) fei 6ies erft nach, 6cm Unfälle gefdjer/en. Schulde berichtet
ebenfalls pon foldjeu nachträglichen fyiltrufen un6 fügt h u, 5 u / Dionis habe 6a3U
mit gefalteten f?än6en jämmerlich gewcbHagt: „fyvx <£>ott, was madjft 6u?".
Ztuch tyxbc er gefagt, lieber tf&itc er fclbft einen Sdja6eu am €eibe erlitten,
wenn nur 6iefcs Uuglücf uid?t gefdjehen wäre. €r tyabc oann Kutfcbcr
tt>i6erholt befohlen, nach 6er 2nün$c 311 fahren; 6er aber fei rafdi ins h a " 1,
burger (ßebict Innüber un6 uon 6ort nadj (£i6elfte6t gefahren, wo er IPageu
un6 Pfcr6e im Stich gelaffeu tyxbc, fo 6af 6er (3cuge Sdmltje 6ic ^ügel tyibc
übernehmen muffen. Die 2Utonacr h a ^ cn / wi? Sdwlfcc feiner beridjtet, int
Anfange 6er ^ludjt mit Steinen gräulid) in 6eu IPageu geworfen un6 6abci
ihn, 6en Sdmlfyr, nicht unerheblich perlest. Dionis fclbft, 6er am folgen6en
Cagc auf 6cm pinneberge feine 2lusfagc abgab, fdnl6crte 6en weiteren Derlauf
folgcn6ermafen:

2Us 6as Unglücf gefebah, bcfan6 fid> unmittelbar 6abei in feiner Ijerbcrgc
6er uns fd^ou fo ux>hl befannte Schwager 6es Dionis, paul Dirffcn. IDic
6icfer gefeiten habe, beridjtet Dionis, 6af 6as Polf 6em ll>agen nachlief, fei er
hinausgefprungen, um feinen Schwager per (ßewaltthat 51t fehlen. Darauf fei
er tpie6er ins l?aus 5urücfgefehrt un6 ijabe 6ic Cfn' irc wrfdjloffcn. Hunmehr
aber fyxbc fid} faft gan$ Altona sufammenrottiret, 6as l)aus geftürmt un6

Digitized by Google

*3

Dirffen töbtlich wwunbct: £wölf Cöcrjcr habe er am Kopfe unb brei ober mer
IDunben am Ccibc erhalten. Dann fei er nad? (Dttonfcn gefdjlcppt, bort in
ber Dogtci abgeliefert unb trofc feiner ITunben an Jjänbcn unb tffifen ge«
fdjloffen worben.

(ßan3 anbers lautet auch über biefen tEeil bes §anbels ber Beriet ber
illtonacr, ber fn« einen glaubwürbigeren <£inbrucf macht: Hadj bem llnglücfe,
befagt er, entftanb (ßefdjrei, unb aus ben umlicgenben Käufern liefen Ceute Ijer»
5U, t>on benen ei^elne bem rafdj bawm far/renben ZDagen nacheilten unb ilm
aufsur/alten fudjten. €iner von biefen, Balfcer ^clucnftcf, fiel ben pf erben in
bic <5"9 cI f fonnte ben XDagen aber nidjt sunt f)alten bringen, ba ber Kutfdjer
bas (ßefpann antrieb, (gbenfowenig gelang bas bem Klaus HHtte; benn
grabe als biefer auf bie Pferbc 3ufprang, fuhr Paul Dirffen mit blojjer tDchre
ba3U)ifcfjen / rief „laf fahren, laf fahren 1", unb gab jenem einen Sdjlag ober Stög
in bie Seite.

Die Klagcfdyrift, abgefaft im Hamen ber ganjen (ßcmcinbc ju Altona unb
tnfonberr/eit bes IDilr/elm €^rr/orn ; berichtet fogar, Dirffen Ijabe gefer/rieen „€a£
fahren, bu Sdjclm!"; aber biefe Wlagefdjrift enthält offenbar manche leibenfdjaft«
lidjc Übertreibungen, weshalb ber ebenfalls als ^tu^c pernommene ITotar
ZHatfyias 5ur Brucfen, ber erfte feines ^idjens in Altona, bic <£rflärung abgab,
er wolle mit jener Sdjrift nichts 3U fdjaffen rjaben. Diefer felbe Hotar fagt
bagegen feinerfeits etwas aus, was fonft niemanb gefe^en r/atte, bajj nämlich in
ber ftutfehe jemanb im fritifdjftcn Jtugenblicfe ctu>as aufgehoben habe, nxis nad}
JJnftdjt feiner fixem eine öüdjfc gewefen fei; er wüftc aber nicht, was es 3U
bebeuten gehabt hätte. €in anberer altonacr <3«ugc be5n>eifelt, bafj Dirffen mit
ben Chätigfcitcn angefangen fyabc. Übcrciuftimmcnb wirb bagegen dou allen
berichtet, er fei unnerlc^t ins f)aus 3urücfgcfehrt.

Der weitere Pcrlauf ift nodj mehr in trübes Dämmerlicht gehüllt. Die
2lltonaer fagen, fte Ratten ben Dirffen an Stelle bes burdj feine tjilfc los»
gefommeiien Dionis in fjaft behalten wollen unb 5U bem ^weefe audj fdjon
ben Unterzogt f?erbeigcr/olt. Derfelbe hätte aber nidjt fclbft eingreifen, fonbern
3unädjft ben Befehl bes Dogts einholen wollen. JTTittlcrweile wären Cripmadjer»
gefcllcn unb allcrb/anb junge Burjaten aus ber Stabt in bas Jjaus eingebrochen,
um Dirffen gefangen 3U neunten unb nach ber £>ogtei 3U bringen. Das hätten
fte benn audj getrau, 3ui>or aber hätten fic ihn, ba er fich $ur IDchrc gefegt
habe, „etwas r»crwunbet". Sic, bie 2tltonaer, feien alfo fdntlblos; man möge
bic tEhäter nur ftrafen. 2Us bic gräflichen Beamten ihnen uorbtclten, fic litten
bod? jcbcnfalls an bem Auflaufe teilgenommen unb bie (ßewaltthat mit an«
gefehen, ftatt fie 5U pevhütcn, ba baten fte, man möge bod? ben Dirffen fclbft

Digitized by Go<

nach ben Cljäteru fragen. Das traten bie Beamten beim auch „$an$ fleißig".
(Sleidfteitig teilten fic ben JUtonaern mit, wenn biefe nicht bie X^äter namhaft
matten, müßten fie an bereu Stelle fjaften. €s war aber nichts 5U ermitteln.
liudf Dirffen fdjwieg, permutlid} aus $uvd)t, unb fagte nur, „er muffe fid}
erft fclbft erfunbigen". Der Cfyatbeftanb ift aud? fpäter nid}t weiter aufgeflärt
worben, was l}auptfäd}lid} an ben eigentümlichen Kcd}tsperl}ältniffen lag, bie
besljalb nodf etwas nä^er 3U befpreeben finb.

U>ic fdjon crwäfmt, erfdnen Dionis am 'Cage nad? bem Unfälle auf bem
pinneberge unb gab bort an, was er felbft bavon mufjte, erflärte aud}, er fei
por (ßott unb ber tDelt an allem unfdmlbig. ^ugleid? erbot er fid}, bies unter
Derpfänbung feiner galten f}abe, aud} Ceibes unb Cebcns gegen männiglid) por
Hechte 5U pertreten unb bat bemgemäfj tf^n nidjt 5U befdjiperen, fonbern 5U
fdnltjcn, feinen Sdjwager aber aus ber X}aft 3U cntlaffen, bamit man feine
tPuuben pflegen fönne. 2lls bie Beamten erwiberten, man müffc bod> suuädjft
bie (ßegenfeitc aud} hören, pferb unb IDageu feien jebenfalls bem «ßrafen per«
fallen, bat Dionis, man möge ilw bod} pon feiner bringenb notigen Keife 5U111
Könige pon Däuemarf nidjt jurüdl^alten; er wolle fid} gern in acht ober $c^n
Cageu wieber ftelleu. Darauf nahmen bie Beamten bie angebotene Kaution
an unb liefen ben Dirffen frei. 2tls fie aber nun bie 2tltouaer perljöreu
tpollten, ergab fidj, bafj bamit nichts 511 errcid}cn war. Denn tpie bie Beamten
bem (ßrafen beridjteu, fmb jene „faft alle wie tobenbe, rafenbe €cute jufammew
gelaufen unb haben nur über bie 3 u bcn unb Portugicfcu 3U 2Utona, unb ba(>
biefes aus ,fürfatj unb ilTutlmnllcn gefcbel}cn, gerufen unb gefdjricen, aud} bafj
fowohl Danis als fein Sdiwagcr Paul unb aubere 3uben gerebet haben follteu:
was es beim mehr ipärc als ein Kinb? Das föunte er uodi wol}l befahlen,
ftaben and} per forja gewollt, ba£ bas Kinb burd} ein Hot brecht follte befdjrcyct
werben, mir ihnen aber 3ugevebet, bas foldjes nidjt gefchehen föunte, erftlid} ba§
ein lluterfdjieb $wifd}eu einem casu fortuito unb öffentlicher 21Iorbtbat, fürs
aubere bafj aud} noch nicht ertpiefen, balg es aus ^ürfa^ ober ^rcpcl gefdjcljen,
51ml britten baf; 3« <ß. foldje unb berglcidjcu Befcbreyuug nidjt ivrftatten u>ollc.
Piclmeljr müßten fie ihre 5adje 511 Kcdjtc, ipeld}es iljneu billig porbcl}alten unb
unpartl}ciifd} abmintftrivt werben follte, fudvn",

Diefcm 2\ate folgenb ftellten bie 2lltonacr gegen Dionis eine peinlidje Klage
an auf (ftrunb bes fünften (ßebots, ber Kcidjsabfdjicbc unb ber peinlidjcn £jals=
gcridjtsorbnung Kaifer Karls V. 2ln bemfelbeu «Tage aber, als bies gefebah,
am 24. Jluguft uämlidj, alfo mel}r als 5ipei IPochen nach bem Vorfalle, liejj
<ßraf v£rnft aus Bücfeburg an bie pinueberger Beamten eilte febarfe ^uredjt«
ipeifuug ergehen, worin er iljneu faumfeligfeit rormtrft. Der J n h alt '*? rc *

Digitized by Google

45

Scripts fei tl?m fdjon ud?t Cage siwor „aus gemeinen (fiefdirei" 511 (Dbren
gefommen. Sic hätten fofort fid» uad) Altona perfügen, ben Cljatbeftanb auf«
nennen uub beut (trafen berieten follcti. TXud) bafj 6er ottenfer Pogt ben
Dirffen „auf ber wütbeubeu Jiotte ilnmutben f?aIbto6t angenommen unb wie
eine unpernünftige Beftia ohne ftülf einiges Balbierers liegen laffeu", wirb
fdjarf gerügt, ^a 6er Ö5raf wirft feineu Beamten por, fte fteeften mit 6eu
2Utonaern unter einer Derte, fie „tergiperftrten" unter nichtigen <£ntfdjulbigungeu.
2(uf 6er Stelle feilten fte fid> uadj (Ottenfeu be'geben, 6ie 2lltonaer auf 6ie l>ogtei
befdjeibeu, „von 6enfelbigen 6ie ^auft nehmen, fte itt ihre Käufer 311 2lrreft per«
weifen un6 fte 6ariu re et corpore behalten, i Inten aud) Fein Dieb, auf 6ie
Weibe ju treiben perftatten, che fie für ihren böd)ft ftrafwür6igen ,frie6ensbrud?
5(X) Heicftstbalcr bejaht baben". Uu6 6a faft ganj 2tltona fid? au 6em 2luf*
laufe beteiligt bätte, fo follte „6icfe Brü6erfa?aft billig einerlei Kappe tragen".
Was aber XPagen un6 pferbe bes Dionts beträfe, fo wir6 Bcridjt 6arüber ver-
langt, wie es 6amit Kecbtcus fei.

Die Beamten perfügten ftdj ant 7>\. iluguft, bret Cage uad? (Empfang 6es
gräflidjen Sdnreibens, nadj (Dttenfcu, wo fie 6en 2tttonaern öcu Befehl 6cs
(trafen eröffneten un6 ifnten bis jiir (Erlegung 6er auferlegten Strafe l?ausarreft
auf ünbigten, „welcbe aber alle mit eiuan6er 6as alte Spridnport : si fecisti, nega
practiciret". Die Beamten beridjteten bies uu6 fügten hin3u, 6ie 2Utonaer
würben „ftcb, felbften, weil fte als 21Tttf läger einen peinlichen Procefj contra
Danifen angefangen, fd>werlid> pcrratfjcu. Die weil wir aber fein JHittel fefjen,
wie pon allen 2lltonarjern, weldjcs ein Raufen ungehaltenes, armfeliges
ftanbwerfspolf ift, beren feiner eine Kufj ober ein Sdnpeiu galten fann, eine
foldje anfefntlidv (ßelbbujje 311 erzwingen, and} 5U beforgen, ba gleidj bie <Ef?äter
hiernädift ausfinbig gemacht würben, baf? es bennod) auf foldje lebige lofe <fie-
feilen, babei nidjts 311 tyolen, fallen würbe". fjicr übertreiben bie Beamten orjue
Zweifel. Die wirtfdjaftlidjc tage ber 2Utonaer war bamals lticfjt burdnpeg
eine fo armfclige; pielmefjr gab es unter ifmen fdjott wohltjabenbe €eute,
wie bie pinneberger Zlmtsbüdier ausweifen. 2lud? fehlte es feineswegs, wie bie
Beamten f abreiben, gaii5 au Kütten uub Sdj weinen, wenn audi bie Piefmicbt
bei bem ftäbtifdvu <£l?arafter ber Jtttfiebeluug nur gering fein fottnte.

Die Beamten erbaten ftdj pom (Srafen weitere Derhaltungsmafjregclu.
fliegen ber angeregten Befdjlaguabme pou Pferben unb IDagett bes Dionis be*
5ogen fie fid? auf ben (Drtsgebraudj, fowic — was red^tsgefdndjtlid? pou Be=
beutung ift — auf llrt. 67 bes bamburger unb auf Lib. 4. tit. 3, 2trt. 5 bes
lübeefer Stabtreaits. Da inbes bie in biefen (ßefe^esftelleu enthaltenen Xed)ts<
normen nur auf folche ^älle anweubbar waren, bei benen ber Crjäter im

Digitized by Google

46

Derbacrjtc ftanb, ftdy bcr ftraf* ober 3tPtIrcdjtIid?on fjaftung burd? bic $\ud)t
entstehen 511 wollen, fo würbe pou bcr 8efrf?Iagnaf»ne ttbftanb genommen. Unb
barmt fdycint benu bte gan$e 2(ngclegcnr/eit im Sanbc perlaufcn $u fein.

Über bic weiteren Sdncffale bes Dtonis lief ftdj nur wenig ennittcln.
3m 3 a *? rc \637 war er {ebenfalls nodj am Ceben; beim am 6. 3anuar unb
am 6. ^ebruar biefes 3 a *? rc * erfudjte er für ftd) unb im Hamen ber ganzen
in Hamburg reftbicrenben portugicfifcfycn Hatton beu fur$ porfjcr 3m Regierung
gelangten (ßrafen (Dtto um 3eftätigung bes oben erwähnten ^ricbr/ofs»pripilcgium
pom 3 a ^ c töraf Otto r/atte nämlid} perfudjt, pon beu Portugiefen

(Selb 311 erpreffen, inbem er für jebe Ceidje, bie ftc in 2Utona begraben laffen
würben, eine Abgabe forberte. 3» ocm Schreiben, worin Dionis hiergegen
Porftellung erfyob, bemerfte er u. a., baj? feine gan$e ^reunbfdjaft in Altona
rur?ig 3ur <£rbe beftattet worbcu fei. IDcun man einmal bie (Srabfteine auf
bem alten portugiefen '^riebl?ofe in Altona untcrfudjt, finbet mau bort wofyl
audj bic Hamen pou Gilbert Dionis unb feinem piclgeprüftcn Sdjwager Paul
Dirffen.

Digitized by Google

Die Abgaben Altonas an fcen (Brafen, 1590 9^ un& J639.

m 5 mau si a *? rc l 5 9°/9J 5°$ öcr <5raf aus Altona an bireften 2tt>«
gaben folgenbe (Einnahmen:

iUidjaelisfcfjafc von <H perfonen 1 ) 55 41 5 s
2. Dienftgelb DOti 35 perfonen 2 ) . . 55 „ 6 „
5. Porbtttelgelb pon 27 perfonen 8 ) . 7 „ \5 „

98 ^ 8 s,

roas nad? bem bamaligen Kurfc bes Kcidjstljalcrs (= 55 s) ^7 Cfjaler 25 s
ausmalte. 2tu|erbem iialjnt 6er (ßraf nodj an Zfccife unb Krugpadjt t>on
Altona \\6 $. ein (= 56 £fjaler 8 s), fonrie einiges an „Brüden unb 3lutrun"
(Straf« unb IPergelbcrn). Die (ßefamtcinnafnne überftieg aber feinesfalls \\0
bis \20 Cfjaler.

3m 3aljre J659 n>aren allein bic bireften Abgaben folgcnbermajjen an>
geroadjfcn, trofc aller Brauel bes brcifigjäfjrigcn Krieges. <£s würben percin«
uafymt:

l ) Jjödjjtbcftenerter (mit 3 JL) war ber pofamentenmadjer Cornelius Simons, bann
Famen: Hertmann JSortfelb mit y JL \s s, n perfonen mit je { JL 8 s, \\ perfonen mit je
\ JL, bie übrigen mit \2, 8 unb 6 s.

•) „Dienftgett, brauff bie 2Jltonaer 2lnno 90 am 7. tlTay gefefct, alfo ba§ fle nun tjin<
furt fo fange biefj (Seit oon Urnen ausgegeben, nidjt foflen bienen, bodf ausbefdjeiben \. bie
Canbfolge unb u>as bem anfanget, 2. bie Surgffejie, 3. bas £?opfenpfocfenb." f?öd}ftbefkuert:
Der JSäcfer Serenb tfaliert mit 3 JL \ s 6 ber fetmfteber Claus 2Jbrianfen, ber Sdjneiber
unb (SafttDtrt fijeinridj con Summen (van Som), ber pofamentmad?er Cornelius Simons,
ferner Fjermann iJortfetb unb £}ans Hungemann mit je 3 JL, eine perfon mit 2 Je 8 s, \o
perfonen mit 2 JL \ s n. f. f. bis auf 8 s tjernnter.

") Dier perfonen 3abjten je 8 s, eine 5 s unb 22 ^äuslinge 3U ©ttenfen unb Altona
je <k s. Die ©ttenfer finb fonfi in biefen Aufhellungen ntdjt mit enthalten; fic sagten
1590,'9\ allein an HTidjaelisfdjafe 128 JL 2 s (8? perfonen; IjSdfjtbcfteuert: %ine (Zimmermann
mit 10 yi). (Dttenfen mar bamals nodj oiel grSger unb »ob.lljabenber als 2XItona.

Digitized by Google

48

\. Von ben «Eigentümern an 2Uidiaelisfd?afc, Pienftgelb unb

(ßrunbljaur 226 tEf^Ir. \2 s

2. Von beu Ämtern ber (ßolbfdnnicbe, £eiueu>eber, Sdnuiebe

unb ottenfer Sdjufter (Mo altonaer Sanfter wollten

nidjt l>C5al?Icn) 33 „ — „

3. KaiKfjfnifmgclb 30 „ — „

4. Don Häuslingen an Porbittclgelb 43 „ — „

5. ^oppcplucfegclb von 324 «Eigentümern unb fyiusliugen

5 u je V 4 8\ „

6. Don *0 3ubcu, Sdnifcgelb 60 „ — „

478 ill?lr. \2 s

Paju famen nod) an JJcctfe unb Krugfyaur minbefteus 300 bis 600 Oraler,
fo ba0 bie (Einnahmen bes (ßrafen pon Altona in biefen 50 jähren jcbenfalls auf
bas ,3 e f?"fadK angeipadtfen waren. Dabei gab es im jaljre 163*) 511 Altona
„bei jetziger ^cit unb ausgeftanbener Kriegspertpüftung ptelc arme gcflüdjtetc
Ceute", bie gar feine Steuern 3afylten. Der ottenfer Dogt, ber bem (ßrafeu fyier«
über berichtete, fügte auf beffen Befehl audj folgeube Jtttttciluug ^inju: „Die
Hamburger geben uxgen ifyrer bürgcrlidien pflidjtcn ben Sdjott auf tfjreu
<£ib, lpomit fte ber Stabt pcruxmbt, in papicr genricfelt, uadj advenant ifjrcr
Ijabfeligfeit uxg, bamit mau nidjt erfahre, u?as jeglidjer in bonis permöge''.

ZUtonaet IPhrtmüfflen.

3m 3 fl *? rc ^99 lv ™b S um er f ,cn iHale ber IDiubmüller 21Iartiu 2\of?be
5U Ztltona enpäfyut. Derfelbc nxir aber nur itlüljlenpädjtcr; beim bie üiütyle
geborte bem (ßrafen, beffen pinneberger Zlmtsfaffe im 3 a *? rc 1 6t) 2 f lu * 5 - *£Uen
„flcdjfcn tciueipanbes 5U Belnif ber ^lügel 5ur IPiubmübleu ju Jlltonafye"
12 / 5 s unb für 70 ^aben „fyaeren Cineu," fourie 4 Pfuub Segelgarn 511m
gleidjcn £wcdc an I}ans Buuftorff ben iveepfdjläger 5U Zlltona 4 ■<£ 8 s au^aljltc.

3m folgenben 3<^^e betrug „bie «Einfunfft ber IDinbtmüfjlen ju 2Utonafye" :

IDet5cn:

14 fjtmbteu 3U \9 s t^ut . . . \6 £ \0 s
22 „ „ 20 f/ „ ... 27 „ 8 „

s „ „ \t „ 7 -\ m . 9 „ H n

Kogfe:

5 IPispel \2 fymbten $11 35 $ \\Z „ s „
2 u 27 „ „ 52 1 ; >2 „ 86 „ ^5 „
\ „ 58 „ „ 30 „ 58 „ 8 /;
Summa alles (Belbs por bas Korn aus bor 2lltonatjer 2Ruf?lcn tl?ut 5^4 $ \5 s.

Digitized by Go<

*9

Dapon gingen 59 £ '7 s 2 .s an Unfoften ab, fo bajj 255 £ 7 s 10 * Hein«
gewinn perblicben; bie pad?t betrug 360

3m 3a^rc \Wb würbe bie iTTüljle an Simon Hbcl, ber Dörfer JUüller
5um pinneberge gewefen war, perpadjtet, unb \6\2 würbe ifjm ein größeres
Stücf €anb basu perlieljen, bas ftets bei 6er ttlüfjlc perbleiben follte. 3m yxtyt
\6\5 würbe bie padjt bem oft genannten ^einridj tDinftmann übertragen, 5er
ftc nodj im 3af?re [636 fyatte. 3" biefem lederen 3a^re ift bereits pon 3a? ei
altonaer tüinbmüfjlen bie Hebe. €in 3ubc &brafyam 2ttarais bot bamals
bem (Brufen eine fjöfyere padjtfummc, worauf tDinftmann ifyn für einen
Sdjwinblcr unb Betrüger erflärtc unb ben (Srafcn crfudjte, einen beeibigten
Diener absuorbnen, um bie wirflidjen <£infünfte ber IHüfjlcn 5U ermitteln; ber
foüte ben Sdjlüffel 5ur iTTüfylenfifte pcrwafyreu unb alle fedjs IDod^n bem
HTülIer jumeffen, was bie Jttüfylcn injtpifa^cn cingebradjt Ratten.

2Us Altona 5ur 5tabt erfjoben würbe, gab es bort immer nur biefe $n?et
IPinbmütjIcn, pou benen bie eine jebenfaüs in ber heutigen großen ober f leinen
inüfjlcnftrafie gelegen fyit. Die genaue €age n>irb ftcJ? feftftellen (äffen, wenn
mau bie topograpfnfcfjc (ßefdndjte Altonas fyftcmatifd} bearbeitet.

peter ^ane unb 3oad?im von Cofye.

Um Sonntage ben \ö. 2lprtl \5^j fpät Itbcnbs gingen brei Sdnffsleute
mit Hamen Peter fyme, yitob ^mmc unb Diricf Cuning pon Hamburg nadj
Altona, wo ifjr Sdnff lag, bas am früljen IHorgen abfahren follte, „bieweile
ber ITinb gut geweyet". 211s fie bas <£icbtjolj bereits lunter fidj Ratten unb
alfo b\d)t por Altona angelangt waren, Nörten fie ein Hufen, bas wie fie glaubten
ifyncn galt. Pcrmutlicfy waren fie buref» einen ftarfen Crunf fyänbclfüdjtig ge«
worben; benn fie antworteten fogleidj ausfallenb, tro^bem ftc mit bem Kufen
gar nicfyt gemeint waren. Der Kufer war 3oadnm t>on Cofje, ber 3wan3tgjä^rige
Solm (Befcbcns pou Cofye, ein mauvais sujet, pon bem feine eigene IHutter nadj
feinem gewaltfamen <£nbc fagte: „es wäre leiber (Rottes wafyr, bafj ifyr Sotm
iTcimlidj unb offenbar it?r piel (ßelb gefoftet unb mutwillig geweft, ifyr audj
por biefem lange wäre leib gewefen unb gegrauet."

3oadjim pon €pfye fyatte fein f}cr$ an eine 2TTagb gelangt, bie früher im
Ijaufe feiner 2Uutter gebient fjatte, jetjt aber fidi in Hamburg auffielt unb an
bem 21benbe, pon bem fjicr bie Hebe ift, naefj Ztltona gefjen wollte, um 3oad?""
pon €ofye 511 treffen. Diefer perabrebete fidj, um fie nidjt 3U perfefjlen, mit
feinem ^reunbe peter Cfyomaffen, baf jeber pon ifjncn einen befonberen U>eg
nad? Hamburg einfdjlagen, unb bem anberen häufig 3urufcn follte. Das war

Ultona unter f d*duenr>ur9if4?tr Q«rtf<f;<if t. V. 4

Digitized by Google

50

bas Schreien, tpeldjes bie brei Sdnffsleutc Korten. Hocfy cfye fie aber ben Xufer
feigen fonnten, fuhren ftc ifm an, er foüc mit feinem (Sefdjrei aufhören. Daraus
entftanb ein IDorttpedjfcl uuö cnölidy eine Kauferei, tpobei 3 oac *?"" »on lofye
Suerft mit Steinen getporfen 5U fyabcn fdjeint, bann einer feiner (Beamter jum
JUeffer griff unb ifnt an fjaupt unb fytnb perrounbetc.

3n3u>ifdjen fyatten bic Streitenben ben IDeg, ber t>om Sd^aartfyore nafye
bem €lbftranbc entlang führte, pcrlaffen, unb tparen nadj bem Hobtsfruge $u«
gegangen, n>o ilmen peter tOjomaffen entgegen gelaufen fam. Diefem rief
von Cofjc 5U: „(Bottes peter, wo fyaben ftc mir pcrawnbct! Jladj bem Ringer
frage idj am meifteu, 6er ift fjalb ab, bas fytupt adjte icfy nidjt, bar fyabe idj
audj eine ZPunbc ein." Dann liefen pon tofyc unb Cfyomaffen nadj ber
IDofntung bes erfteren, um ftdj 5U bewaffnen. Der Pcrtpunbctc »erlangte von
feiner tflutter eine tPefjrc, bie ftc ifjm aber pcripcigcrte, worauf er ben Knicbel«
fpiefj feines Sttcfpaters fytrmcn IDittc aus beffen Sdjlaffammer nalnn unb bapon
lief. Seine Ztluttcr warf ftdj baja>ifdycn, fam aber 3U ßaüe unb fonnte ilnt
bcsfyalb ntdjt aufhalten.

3oadnm pon Cofye traf feine tPiberfadjcr por bem fjaufe bes Sdmcibcrs
fjeinridj pon Summen. 2lls jene ifnt mit bem Spicfc herbeilaufen fafjen,
flopften ftc an bie Jjaustfyüre, bie pon ber ^rau bes Befitjers etnxts geöffnet
tpurbe. fflk aber pon £ofyc mit wilbcm (ßcfdjrei auf bie Sdjiffslcute einbrang,
fürdjtctc bie $vau, bic €cutc gehörten 5U ben auf ber <£lbc Iiegenben (Drlogs»
f Riffen unb machte bie Cfuir ipieber 5U, inbem ftc ausrief: „3ft ba ein foldjes
Pol! für, fo laffe idj basfelbc nidjt ein."

3n biefem 2(ugenblicfc ftanb Peter fyme 3tpifc^en beu leiben am fjaufc
bcftnblidjen 8cifd)lägcn. 21ls er fidj umbrefyte, Ineb 3 0tlc ^? ml l>on gcrabc
auf ilm ein. Hun griff er nodjmals $um 2TTcffer, lief unter bem Spiele auf bei:
anberen $u unb perfekte ifrot swei Stidjc. Der getroffene lief ben Spicjj fallen,
ben ber tpütcnbe peter l)ane ergriff unb bamit auf pon Cofye bliublings losfyicb,
bis bas €ifcn pom Stiele abflog. Dann tpolltc er ftd} entfernen; wie er aber
feinen Jjut, ber iljm pom Kopfe gefallen rpar, fudjen wollte, fafy er feinen
(Bcgncr tottpunb auf einem ber Beifdjläge ftfccn. Da ergriff ifm bic tDut pou
neuem, fo baf er abermals mit bem blofjcit Spicfjfyafcn auf ben Ungltkfltcfyen
einrieb. Dies alles geftanb ber tE^äter fclbft ein.

Der Sdjtperpenpunbctc fdjlepptc ftd} bis 5um l}aufc bes Diricf 3°f? ann f cn >
ber tfm pflegte, tröftetc unb permalmtc, baf er ftdj feine Sünben n>oIltc laffett
leib fein, an 3 c f um Cl?riftum feft glauben, audj ben jenigen angeben, fo ilm
pcrtpuubct l^dtte, fo tpürbc iljm (ßott ber 2(Ilmäd}tigc tpieberum pergeben unb
feiig madjen. Unb ba ber Sterbenbe fd?on nidjt mel?r fpredjen fonnte, perlangte

Digitized by Google

5{

3of?annfcn, er folle tym ein ^eidptt geben, roorauf von Colje ifym 6ie f)an6
gefaft un6 feft ge6rücfet. Der herbeigerufene „Balbierer" 2TTetfter petcr £icfc
fonnte nur nodj 6ie Cetcf^enfc^au porne^men.

Xladf 6er <D?at entflog Peter §ane mit feinem 6cnoffen. Die Derroanötcn
6cs <£rfi?lagcnen aber berichteten 6as ©efdjeljene 6cn pinneberger Beamten,
roorauf 6iefe antworteten, man folle 6en Coöten nur beftatten, 6en Cfyitcr aber,
roenn er an5utreffen roäre, anhalten Iaffen. Um lefcteres fudjten 6ic Derroan6ten in
Hamburg nad), n>o Diricf f)anc, 6er Bru6er 6es (Erters un6 ^üfyrcr 6es Sdfiffes,
5U 6cm 6iefer mit feinen (ßenoffen gehörte, auf 6er §errltd>feit wohnte.

Diricf fyme roollte gern mit feinem Sdjiffe fegcln, rooran itm 6ie #udjt
6er 6rei Ceute un6 6ie Klage 6er pou Cofje'fcfyen ^amtlic lpnberte. Deshalb
lief er, $um eroigen <ße6äd}tnis, am 19. ilprtl 6en gan5cn tEljatbcftan6 6urd}
einen ZTotar in Altona aufnehmen. Hidjt nur 6ie Hadjbarn un6 ^reun6e, fon«
6em aud) 6ie ZTTutter 6es (getöteten fudjte 6er Hotar auf. Diefe roeigerte ftd}
anfangs, gegen ifyrcn Solm ausjufagen. „€s roarc iljr 6007 roelje genug ge«
fdjcfyen, 6af man fte nidjt mit Hotarien un6 (ßeseugen befeinden follte." 2tbcr
6er Hotar ermahnte fie, 6ic tDafyrfycit freiroillig ju fagen, roeil man fic fonft
6a$u 5rotngcn roüroe. Sic gab nun ifn* ^«ugnis ab, 6as feinesroegs günftig für
6en Sotm lautete, un6 fügte fogar fn n 5 u / \t)t roäre Iei6, 6a£ 6ic guten Ceute
roegen tfjrem Sofmc in Ungelegenfyeit gefommen roaren, fte tonnte ifmen 3roar
nidjt por 6ie klugen gcfjcn, aber roenn fie 6em Diricf Juanen etroas 311 Dienfte
ttjwx fönne, 6as roollte fte gerne ttnin.

Peter fjanc un6 ^>afob 3uime hielten ftdj im Ke6ingfdjcn verborgen un6
gaben nadj einigen IDodjen bei 6er 6ortigcn (Dbrigfcit if?r Zeugnis pom fjer«
gange 6er Sacfjc ab, 6amit roenigftens 6er gan5 unbeteiligte 3afob 3 mmc na ^f
f)amburg $urücffcljren 6ürfc. Diefe itusfagc rour6e pon „(ßrcpcn un6 fjaupt»
(euten im £an6e 3U Ke6ingen // 6cm Hamburger Sate mitgeteilt, un6 einige
2T?onatc fpäter famen 6enn aud} 6ie Begleiter 6es tEfyäters bei6e unter freiem
<ßeleite nad} Hamburg 3urücf. Dodj liefen 6ic Dcrroan6ten 6cs (Srfdjlagcncn,
roic fic fpatcr felbft mitteilten, 6as freie (ßeleitc roie6cr auffjebeu, „6amit fic uns
aus 6cn Ztugcn un6 6ie 2Hor6t^at 6efto fügfamer mödite pergeffen rocr6en."
3n 6er tC^at fegelten 6tc Bei6en jefct fort, un6 aud? Petcr fjane felbft fcfyeint
ftdj iljueu angcfdjloffen $u haben; aber 6amtt roar 6ie Sadje nodj lange nicr/t
3U €n6e.

^aft 6rci 3 a *? rc n< *<fy ^h* 1 */ <*™ De$ember \60\, erbat fidf
IDilhelm 2TTolIer in fyimburg bei 6em pinneberger Droftcn Simon IDcrpup frei
cßcleit für 6en {Efyätcr, 6er in einem 6er I}äufcr ITIollers roo^ntc un6 mit feinem
Bru6er 5ufammen feine alte ITTutter ernähren muf tc. Da foroofyl 6icfcs Sdjreibeu,

Digitized by Go<

52

wie ein sweites vom \. Januar \602 batiertes ofme Antwort blieb, würbe
ber b/amburger Xat um frei (ßclcite angegangen, worauf biefer ebenfalls bem
Profte fdjrieb, weil er fo olme weiteres öas <ßefud> nid?t bewilligen wollte.

3n5wifdjcn waren bie brei auf eigene (ßefafyr nadj Hamburg surücfgcfebrt
unb boten ber ^milic bes (Erfcfjlagcnen eine ilbfinbungsfumme. 2lls biefe nid?t
angenommen würbe, erflärten jene, fic würben trofcbem in Hamburg bleiben unb
follen fogar gebror/t haben, fte fönnten wofyl nod? einen „$u plafee legen".

M

Uber foldyen „r/ofym Cro£ unb fjodmtutf?" erbittert, baten nunmehr am 22. Januar
\602 „Blutfreunbe, HTutter, trüber unb Sdiweftern bes ^o^»™ 00,1 Sofa"
ben pinneberger Proften, bas nadjgcfudjtc freie (ßeleit 511 verweigern, ba fouft
nidjts anberes 3U rermuteu fei als ferneres Blutvergießen. Sie fahren bann
folgcnbcrmajjen fort:

„Pieweilen wir im wenigften nicfyt gefinnt fein, wegen unferes morbtücfj
entleibten Brubers unb Blutfreuubs weber Diel nodj wenig Bhttgelb 5U neinneu,
fonbern bie Kacbe 5ur*orberft <ßott bem yUmädjtigcn unb bann aud> ber orbent»
lieben (Dberfeyt fyingeftellt fyaben wollen, bero wegen <E. <£>. umb (Bottes unb ber
(ßeredjtigfcyt willen $um fyödjften anruffenb unb bittenb, dou 2lmbt unb Ober«
feyt wegen uns r/ierinnen billigen Bcyftanbt 5U trnin unb uns für porgemeltcn
21Torbtf}ätern r/clffen, befdm^en unb fyanbtbaben, an foldjem erweifen <£. <f5. ein
göttlid; unb r>on &mbtswegcn billicrj Kcd?t, unb wir fein foldjes mit uuferem
geringen (Bebet, aud) geringfügigen Pienften erbötig jeber ^cit 5U t>efdnilben
unb in fein Pcrgcffen 5U ftellen."

Hodj neun JUonate blieb bie Sadjc bann in ber Sdjwebe, alfo im gan$en
S'/a 3 a ^? rc / trofcbcm peter ftanc unb Cßenoffcn, unter ^ürfpradje bes hamburger
Jiats, erft beim Proften, bann beim (ßrafen felbft pergeblidj um Jlnfctjung
eines (Termins $ur gütlidjen fyinblung uad)fud}tcn ober um 2Inorbnung eines
fummarifdjen fdjriftlidjen Pro5cffes, beffen <£ntfcrjeibuug burch eine unparteiifebe
3uriften=^afultät ober burdj einen Scfyöffenftufyl erfolgen folle. 2lber bes Cobtcn
Sd>wager, ber fyamburger Burger 3oadnm Plumpe, wollte nie einwilligen.
Da er inbes cbenfo wenig feine Klage fortfetjtc, fonbem immer nur jenen bas
(Geleit ci^iebeu laffen wollte, wäbrenb er gleid)$eitig täglidj mit ihnen in ber
Stabt „$u IPege unb Stege ging", befahl ber (ßraf cnblidj am \. September
\Ci02, bem (ßcfudje Don Peter f}anc unb (Beuoffen ftattjugeben, nor allem aber
bafür $u forgen, bafj bie gcbüfyrlidK Brüdie ber gräflichen Kaffe ciitridytct
werbe. Pamit fdjeint bie 2Iugelegenl?eit iljre €rlcbiguug gefunbeu 511 fyaben.

I>rnrf von £)rfff & V<cdtc in Cfifjlg.

Digitized by Google

VI.

£)te Reformierten
uno ote XHennoniten 2Utonas.

Von

Prof. Dr. pcwl ptpcr.

Digitized by Google

Is Katharina poii DXcbki in t f raufreid) uu6 fiersog Uiba in 6eu Hiebet*
lattbcn in engljerjiger (Braufamfcit fid> 6ie Aufgabe {teilten, bie
proteftanteu in iljrem itTadjtberetd} aussurotten, war bamit ber #nftoj$
311 einer Bewegung gegeben, M« jn bat wunberbarften göttlidjcu Fügungen in 6er
(ßefdudjte gehört, 6a in if?r aud? 6eiu Kursfidjtigen 6er J>ufamment>tug r-on
llrfadje un6 IDtrfung foglcidj flar wirb. XMe riefen Caufenbc, weldje fd>ou beim
liafym bes blutigen tjerjogs \ö67 ifjre fteimat Derlietjen, um ftdj in <£nglan6,
öranbenburg, Ijolftein, am Hfjein un6 fonftwo ansuftebeln, trugen mit ftdi bell
(Bewcrbfleifj iljrer (ßegenb, unb was ifyr eigentliches Paterlanb in ifnten rxrlor,
gewann xfyc 21bopttm>aterlanb in gefteigerter potcit3, benn 6ie Viot lehrte fte alle
pfjvftfdien un6 geiftigen Kräfte anftrengen. ') IDir fernen fic als ein ^erment unter
6er öeDölferung wirfen, 6ie fte aufgenommen rjat, un6 ging es audj nidjt olme
Kämpfe 6abei ab, fo war fyier bodf 6er Kampf 6er Dater 6es (Ernten. <£s
war fomit eine finge 11116 weitfdjaucnbe Politif 6er dürften, fte aufsnnefnnen. 3«
6er (ßegcnb r>on Hamburg un6 Altona fin6 fic fdjon frür; aufgetreten, Keformierte
wie Caufgeftnnte, un6 was fte befon6ers für 6ie <£ntwicfluug Altonas 5U be6euteu
hatten, wollen 6ie folgen6en ölätter lehren.

1 ITTau Ptjl. III. pbilippf oii, llVftenropa im Zeitalter pou Philipp 11., iSIifabetb mit»
fteinridi IV., Berlin \h*2, bef. f. ISSff. fr. p. Uejolb, (ßcKbiihtc ber t»cutf<t»cn 2?cformatioti,
Herlin (§90, f. tO*f. 3- 21- v * n Kctfliitghanfcn, Keforiuationstjeidn'dUc ber Sauber ^iiliih,
Hera, £lepe. UTeurs. Warf, lUejifalen unb ber Stäbtc Kathen, Köln unb I>ortmuub. (Elker-
felb ihih I, f. 5«.ff., linaues, Pic £onföbcratiou ber reformierten Kirchen in Iliebcrfad'feu.
*£elle [h?ö. tieppe, Kirihcnaefd>id>te beiber lieffen, Iiiarb. 1876. <S. <£. f c t , C5cfdnd'tc
ber pou Ilntmerpcu nad> Jfranffnrt 11./HT. perpflan.srcu nieberlänbifcbeu (ßcmcinbe 2liiasbnracr
*£onieffion. .fortliefest utib berau:?a.eaebeu p. III. Pecbent, ^franffnrt a. ITT. (mmö. tßottfricb
Jlrnolb* Unpiirthevifchc Kirchen- unb Ket}er lMftorie, A'ranff. a./HT. {72% f. «.'M>ff. 3»fte,
la rtvolution des l'ays-Bas sous Philippe deux (pon mir nicht benutzt;. Jr'r. rcbeid>I, (ßlauben* 1
flnd'tliuac im 3>Jhrbnnbcrt, tili] 18<J0. V>. fimonsfelb, Pie Peutfcheu als <£olouifatoreu
in bev Äefcbichte, tfambura ihhö. H. r ehr ober, Die ttieberläubifiben Kofonieeu in JIovbbcnt)dv
laub sur «^cit bes mittclaltcrs, »erlin ihho.

21 Ilona untrr fd>aufnburjifd'« tiftrfdtiift. VI. J

Digitized by Google

<£rjfcs Kapitel.

Die 2Jufnatjme £>er Reformierten.

oleratij ober Staatsraifon? Das ift bie 5 ra 3*/ öiefcs Kapitel

beberrfijt. Die Cugenb ber Dulbung gegen Hnbersgläubige fann nur
berjenige üben, melier felbft eine reltgiöfe Übersendung fo feft im §cr$en
trägt, ba£ er fte gern allentr/albcn 5ur Geltung bringen mödjte unb baf anbre
Hidjtungen tlmi nnberftreben. £anb bie 2Jufnafnne ber Hieberlänber aus (ßrunbcu
6er Politif ftatt, fo bleibt fte ja auf alle ^äüe löblidj, bod} Dulbfamfeit oarf mau
bas nidjt nennen: biefe ftcr/t als ctroas (ßutes, bas ben inenfdjcu err/ebt unb
roert madjt, auf etfnfajer £}ör)e, tr»är)renb jenes nur bie Befolgung bes Utilitäts=
prinsipes ift.

\. Die icallontfdje (Bemetnbe in Stabe.

Die Reformierten ober Caloiniften, u>ie fic auefy genannt würben, Ratten
tfyre retigiöfen ^ufammenffinfte juerft in Stabe, ba Hamburg in ftrenglutfyeriffjer
UusfcfjliejjHdjfeit Feine frembe Heligionsgemeinfdjaft in feinen Litauern bulbete.
Xiadf Stabe rourben bie Kinbcr 3ur (Taufe gebracht, bort auä? bie €fjen ein=
gefegnet, unb auf Scbiffen fufyr man bortrjiu, um bem (ßottesbtenfte bci3un?or)nen.
(Es foü r/ter nxdft rociter auf bie (Befdu'djte biefer J588 gegrflnbeten tpallonifcf/en
(ßemcinbe') eingegangen werben, als bas bie Bestellungen 3U Altona notig
erfef/einen laffen. Diefelbe rourbe anfänglid) pou Jlloreau aus Delft geleitet,

') Über bie (5efAi<bte *3b. II uom 2Uten unb IXcucn aus beu lierjoattinicru Bremen
unb Derben unb 3ob,.2Ibrian i3oltcn's biftorifdje l(irdjeii-:ta<bridjten iwu ber rtabt Altona u.f.u».
yb. 1, (Altona i7'»o , f. \88ff. Jfriebr. tfetnr. rcbcifflcr's 2.Ta<bri<bteu i>on beu epangelifdy
reformierten (Semeinben in liambnrg unb Ultotia. »Ein 2Tad>tr«ia 5U 3- 21. Pöltens biftorifebeu
Kir<beuna<tiricMeu. Altona liammcridj) \h25. 32. 5. I>ie 5?üd>cr biefer (Semcinbe liegen
jeßt im 2lrdup ber reformierten <5emeittbc 3U Hamborg, n>ofclbft irt ciugebenbe Kenntnis von
ilmen genommen l^abc. 3* bejeidme bie ein3e(nen Jlftcnftnd'e besfclbcu bureb befonbere 2lb-
fiiquiiaeii, fotpie burd> HeifArift ber eit^elnen Hummer, foiuett eine foId>c rorbanben.

Digitized by Google

3

fo6ann von ^o^anncs ^ollius 1 ), auf 6effen Berufung pon f franfen6acl nocfj ein
Schreiben*) p. 3. beutet. 3m Anfange gelten 6ic 2nitgtie6er ityre du-

fammenfünfte in 6er Kircfje 6er €nglän6er. €s ger/örten audj Hoftocfcr 5U
innert, fo Philippus pou 6er Dalle un6 3<>ns Blujfer un6 an6cre Austpartigc.
Seit \599 fin6en ftdj befon6erc Sammlungen für 6as pre6igtr/aus in Sta6e in
6en Kirdjenrecrmungen 8 ), tt>eldje bis um (602 jährlicr» 3ttufd>en 62 un6 73 /
eintrugen. Das tfiraVnbuöget, tpelcfyes tjalbjärjrlicr/ gebudjt nwr6e, betief fid? in
6en genannten 3aF?ren auf ca. <*50 bis 650 ^ im 3af?re, pon 6enen 6er unten
$u era>ärnten6e Jaques de la Fontaine juetft 50, pon J593 an 75, pon \5*)(»
an 95 un6 pon \598 ab \\0 j fyalbjäfyrlid) empfing. 3*?™ U./2. I5 ( )t,

\8./l. \596, \5./8. ^598 fein Dienft auf je $tpci 3afyre mit <Ber/altsperbefferung
erneut u>or6en. Als nun aber 6ie grofje Entfernung in 6en Hamburgern 6en
IDunfdj tpadjrief, in 6er Här/e eine Kirdje 3U fjaben, un6 6ie altonaer <ßebau6e
angefauft urnroen, ging 6ie Sta6er <Bemein6e felye $urücf. (Dirne ftete Unter«
ftüfeung pon Hamburg fcr fonnte ftc ftd? nidjt halten. Sdjon 1598, roo für 6as
fyius 3(X) 211. lübifdj jäfn-licr/ an miete besar/lt tpur6en, tpar befcfjloffen n>cr6cn,
6af 6ie iitmaeten pon Hamburg 6ie §älfte pon 6er ^euer un6 6en Caften für
6as fjaus tragen foüten. Später fin6en fidf öfter Ölungen an Sta6e in 6en
altonaer KtrdjenrecrmungsbüaVrn permerft. 4 ) 3 m 3^" erinnern fte 6ie
Hamburger 6aran 6 ), 6af 6iefe feit ungefähr 2\ 3 a *? wn beftefyen6e "Kira^e faum
nodj 5U leiten fei, tpenn niajt pon Hamburg <0el6 betgefteuert roer6e, 6a fte feit
<ßrün6ung 6er altonaer tfirdje fer/r abgenommen f>abe, un6 16 \5 bitten fte gar
betpeglidj 8 ), fte ntdjt 3U ^alle fomnten $u laffen, 6a piele Seften, befon6ers 6ie
fdjä6Hdjen 3«fuiten, üjre Abgötterei fyerricr/ten tpoüten. Die Hamburger entgegneten'),
fie roollten ftiy ifynen jtpar nidjt ent$iet?en, aber 6te ttirdjenfaffe fei augenblicflid?
6ura? €tnfauf fo pieler Käufer un6 (Erben un6 6ura? 6en Bau, befon6ers audj
6urdi 6ie grofe Armenpflege, feb/r leer getporöeu, un6 ftc müßten bitten mit
Belüftung perfefjont 311 tper6cn. Docf? tpür6en audj iljre Xtacr/fommen nod? 6er

\ holten a. a. (■>. f. :\of.

* i*rj. Vtixns i*ernwytis p. 30. ,'7. \ "»*»*.

s Kerrfen Hecfcmn«je Poecf van A° t.vn tot \»<\2. ITo. \z). van \t>o: tot A° u:o
Ho. 13 . paii A° \*,2{ tot A° \6*o IXo. u .

4 fo so. & \h\ \ an I>octor itollins fyn buyfprouroe pp ftabe ooor 3att roti b«r IVieüe
22 Jl 3 Miio no* 17. mo. an Koitus in rtabe 200 ^Ü.

: ' örf. p. h. u i«»t3 Jiej. dhtgelbrcdjt un& ^aijiies oe pottare).

0 örf. p. u./i. I6\r> <jey tanxtns ven lioetfahe«, 3 J, 1» ,C5 öf ,a Quelle, jaques le
HTartyn, tiatts tnivfinans, IVrns öoots).

5 ) ZJrf. p. \3./:. \ö\3 gcj. IPouter U?outcrs, l>aus lUyfe, 3ati be £ommcI, |>au l\om
bor*, ^ufiinianu* <£iiaelbrcd)t, peter Caelman, paulu> be lIToriinont, Jerowimu* Polrfart* .

Digitized by Google

4

Kird>c tfnbänglidjfeit bewahren. Damit begnügten fid? bie Staber 1 ) unb gaben
ftd? ber Hoffnung Inn, in ben immer 5al?lreidjcr iperbeuben €uglänberu eine
Stüfce 5U finben. Dodj fdteint biefe Qoffnuna, eine trügerifdjc gen>efen 511 fein,
beim nidjt nur finben n>ir öfter in ben Kirdjenredmungsbüdjern t>on Altona
einen regelmäßigen Beitrag 2 ) für bic Staber Kira?e Derseidmet, fonbern es finben
ftd? audj regelmäßige Beitrage von \öO / Iplbjäfyrlidt für petrus Bollius rer=
Seidmet 3 ), unb als \627 D. Bollius feinen 2tbfdneb genommen hatte, würbe am
2<*. 3uti befcrjloffen, bie Reiter bes fymfcs $u Stabe folle fortgeführt merbeu,
roenn man nidjt gegen jäf^rlidjc Vergütung bort oas exercitum religionis behalten
fönne.*) <£in fümmerlidjes toben friftete bie (ßemeinbe in ben 3abren nach
1608, bodj ^telt fie nody sufammen, nric burd? 2tttcftate t?on \608 bis l (>•>(>
beseugt ift. 4 ) \h2\ baten fte, Bruber Bollius möge fommen, bie (ßemeinbe 511
befriebigen 5 ), ebenfo ^622, unb J625 fudjten fte um einen präbifanten uaaV),
bem fte jährlich <*00 / suftdjerten. Die firdjlidten IParjIen erfolgten bis \6\H
nod? regelmäßig. 7 )

2(n ftd? t»ar es 5U bebauern, baß biefe Sdjopfung r>on fo f urser Dauer
uxtr, benn immerinn Ratten bie Jttitglteoer einen regen (ßemeinftun bewährt, u?ie
aus obigen Daten herporgebt tfudj nad? außen übten fte JUilbtljätigFeit, fo
ergab eine Sammlung oom 28. Hou. \59- ben Betrag r>on 60 / 5 ß für
„Doetor Urbanus pierius, prebifer ber reynen leere binnen H)ittenberd} cn tegheu
tpoorbidj om ber fetoen gegangen bclaft met r»eel finberen en ran feenen mibbelen",
unb \595 ergab eine <£rtrafoü*efte für bie fran$öftfd?e Kirdte eine Summe von
\2S $ 6 ß.

Pon tDidjtigfeit ift es, fefauftellen, roeldje illtonacr bereits IHitgliebcr ber
tfirdje doii Stabe nxtren. 2lusfunft geben befonbers bas 15<)2 angelegte Kegifter

l ) 23rf. v. z.j>. \h\:> (»jcj. iauicyus ran tfoeteaben. ^aones be la Quelle. lian*
iiuyfman. (aureu* £*oot$. 3 dJMf * oc HTartys. lian» i*oot$.

• fo {?,.;->. \;22 nub it. 10. i pou i.'.t) ::>./*• rou ;»m> ferner f*irft
3aanes be la Quelle »«.:; eine ?(bre<bttuna, ein.

3 fo i') ,'«.. i«>::. «i./io. M.zi, :*.,'•». i«>:m, am :7., i. u.zz ftebt et mit Jk rerjeidmet.
Ho. i.A. llcta be$ ionfiftorii ran A° \>,2'< tot k."»u.

* 10. h.oh für ^annefc <giHotii, ,frau ron Wicbie! ran renne, i <>./;.. ui: für
Daniel fillou b. i. (Sillons , 3o./r>. für WM. (Somer n?i& feine ,Vrau 2tletb. :o./m. xwr-,
für (Stüis «£roI, 7. /in. i<iC". Jlufraae u^cijen ITicoIan* i?ailly unb «od» i<. ."><>.

& y i<rf- v. 2\.;\2. 4C3. iaurcyits ran lioeteahcn, 3 a '1"e* of la 2\nelle, l>enbri*

21byiiermcu .

6 y>f. r. :.;H». ijej. ^aques be la Kuelle .

' t£in »rief rom 2ü. u.o: berichtet barfiber, foirie über fonftiac perfonalieu in
ber Kircbe.

Digitized by Google

5

„ber Cittnatcn ber fercfen Cfjrifti binnen Stäben bodj moonadjttcr) binnen fjambordV' ')
[=£_; ferner bas „Stabifä) lüräjcu unb <£onftftori budj von a° 1588 — \6\8. 2tts
ood Croutven enbc Doop Boecf, Ho. \". I !(<£], in tveldjem \. Membres de
lEglise Relgique receuillic en Ia ville de Staden. 2. Rcngez ä l'eglise. 3. Cata-
logue des noms de ceux qui ont communieque ä la S te Cene du seigneur en
l'eglise Wallonne de Stade et sont membres di celle ayans apporte tesmoignage
des autres eglises en ayans icy rendu raison de leur foy 5. 1 37. 4- Adjoints
a l'eglise avec tesmoignage et confession de foy. £. 190. 5. Baptcmes ad-
ministres en l'eglise Wallonne de Stade depuis le 15 de septembre 1588. S. 157.
Mariage celebre et solcnnise en l'eglise Wallonne de Stade depuis le 10 de
Nov. 1588. 5. 177 — 197.*) <£s ftnö folgenbe 2Utonaer ve^eidjnet; bas Dalum
be$eid7iiet ben lEaa, ber 21uf nähme:
2lbrafyam op altena by antoni. 29./?. [607, [€]

2tlfyeit Bartels ran Bremen, bienftmaat IHcldnor van Jjersbeccf tot Zlltena. [€]

tienrid? Bernes £uiper op Altena. 27./2. \t>\2 (vertroefen). [€]

3an Bibertvanbt von IPafenborp in ZDcftpfpIcn, nu toe Altena by 3an

Cudjtenberdj tvonenb. (i. 7. \6\5. [£]
Joannes Broecf 3°ngaefell op Altena. <)./8. \6\0. (£]
ItMUem bc Brun op 2lltena. \603. '£]

Ijans Cr/rifHaens 3onggefell by iHauritio Heoborpio. 30., 6. \6U. (vertroefen) f€)
IHaraarite <£laeß op Altena. 27./2. \6\2. £]
3annefcn Claeffen op lUUna. 18. 2. \6\\. [€]

pecter be Clerd 1 en «Elifabet fyne fjuyfvroutvc tot 21(tenae. 10./ \\. \60r>. [£'
£ynefen (Eonibou r/uyffroutve van $vans Conibou by 3 an Cornol op fjaer

belybents aenaenomen. J8./4. \60ö [£]
3ofyan le (£oq met fyn fniysvrouivc 3* nnc ouboyc tot aikna. 5./6. 1593;

nu {60$ trypntafer [£;
fyins tjaen met fyne fnmsfr. IT. mit atteft van JUtena (rengez h l'eglise) 15./4-

\cm [K£;

Paul Hariau a Altena. 24./ ^0. U>09 [C]
Ijans Hartman in Altena. J5./5. {(*\0 [£1
£onftant Germans Cofter op Altena. 2979. K>14 [t
iMcldnor van fjersbefe f. be Huyter uub Bartels.

' I>ic ältejte £intra<jiiiuj ift roii t.vi:, i>ic jänaftcn ca. i*i;>. ift bei ber Penutjung
,ui bea*ten, bafj oft „in 2lltend" bei bern Hamen ftefft, um i>en lOrt ber Jlnfnabme 511 bejeidjnen,
nnitfreitb bie IPohnnng in liambnra, ober n>o anber* unir. Piefe finb uutürlid? rjier übergangen.

9 ) 5. 1:5—13: jkbt bie ftircbenorbnnng nadj ber Itationalfynobc pon i",h«,. m». 3nni
(tx. SO; 5. \*J8— 2oo leer. f. 20 \ bis 5d?(ut) (taufregifter.

Digitized by Google

Card Jjertsmof moont nu tot illtenae. 22., ^0. \59« [€]

2Innefens 3acqucs in Altena. 29-/7. U>07 [£■

Zlbrian 3a"ff c " <>P Altena by Peter pan Straten. \5., ; lO. [C 1

3acop 3 an ff cn fdnper tot Altena aengenomen op fyn belybentffe. <$./7. l<»0^ (€

£ucas Kemper met fyn froua» fdmetber op Altena. J5./J0. [£]

UTertten pan Klynifen f. Stauemafer.

fyms £ambred?ts goutfmtt tot Altena. 50./ \60\. (rengez ä Teglise) [HC]
fyms £ am brecht fo oudj ye follcn ipooucn tot Altena, ecn goutfmtt.

8./<$. \U0\ [£]

TXrnt van £engen pan Stttart op 2Utena. 28. \2. \6\3 ,'£]
3an £td?tenberen op 2Utena. 29./ \0. \609 [£]
JtTaicfcn £iditcnbcras by 3 a 4 u * 5 Staes. 29.. 5. [£J
3an £udjtenberd) f. £td}tenberen unb Btbermanbt.

Lucas van Meden. Le 24 de Novemb. (\59^) celui (manage) de L. v. M.

ieun homme de Groeninghen demeurant a Althena pres d'Hanibourgh

et de Catherina Ruiters ieune fille native de Lübeck [KCj
(Ducfcn ITtöüer 3onggefell op Altena. ^f\\. \i)\2 [£J
£afpar JlTorfyart tot 0ttenfenn (trypmafer). 25./ U. 1605 [£J
Cryn 2TTorr/art bie Imyfprouipe »an Cafper ITTorfjart rooonenbe tc (Dttenfenn

(is een trypmafer afgepallen). <>./6. J60<$ [£''
töecraert pan 6er CDubemculen jcemeleber bereyber tot itltcna n?oonenöc cn

op $ync beleybeniffe aenaenomen. \8.jn. \d05 [£]
jemte CO u böte btenftmadjt pan 3°fy ,n Kombourlj (nu geltet met 3 a,t <£toc«1

(I. Coq) trypmafer tot Altena \60^). 5./6. ^595 (£]; f. aud) k Coq.
£ucas Pottgteter pon Coln op Altena. 28./ \ 2. \b\5 [£]
rPierre Phicque teinturier et faiseur des tripes hors mulleren dor. (adioint a

l'egllse I3-/5- '592.) fKC]
Barbara be Kuytcr fyuyfprounx »an 2Held)ior ran fjersbefe. 20./8. \598

(ouerleben 28./T. ^HH) [£]
Catherina Kutters f. pan Illeben.

Theodore de Ruelles a Altena ieun homme. ^5./3. \u\U [£]
(ßoitcrt pan Xydject fdjoemafcr tot Altena op fyn belybeniffe aenaenomen.
9./U. \m [£]

rHans Seghers fils de Pierre ne cn la contc de Scauwenburgh et Roetkcn
Willems fille de Willems native de Munster. 5. 6. 1597. (mariage) KC,
?3aques Staes f. £id)tenberg.

TcßuiUamme Staes op fyn belybems aenaenomen. 2J./5. 1605 [£j

£yntfen Stauemafers huyfprouipe panZKertten pan tflynefen tot Altena. 28./1.

Digitized by Google

7

\00\ [CJ £. 5t. fyuufpv. van 2Uartin van flynfen t'HItena. (rengez ä 1 eglise).

30./5. K>01 [K<E]

2lntl?ony Steenfyauiper pütmafcr tot Altena, (pcrtrocfen) [£] llntfyotne Stcen«
r^mper piltmafer tot Altena H fjamborgr/. 25. '3. [5<)2 (adjoints a
l'eglise) [!{<£]

Peter van Strafen f. 3anffen.

?jan Cornol f. Conibou.

<£rifttnc 6ie b,uyfproun>e »an Jintoni {Treue (ob. Grefte?) op Ulteua. \60S [€]
Unna 6c fyuyfprou van IDiUem 6 c Pryen tot illtenac. \>kJ2. (€j
?£Iacs Vind cen Jjolfteener. 2. 5. K>J2 [C]

<5cert 6c XPccrt paffementmaeefer rooont tot 2Utenac. 26. 8. 1598 (is geftorpen)
[€]. Gheert de Weert, Passementier demeurant a Altena. 2C./8. J598
(membres de l'eglise) (KC].

Hur 6iefe fin6 mit Sidjerr/eit ats2lltonaer $u betrauten; 6ie mit einem ^rage»
5cid)cn Derfefyenen ftn6 pielleicr/t Jtngefyörige 6cs (Drtes. HTöaJid? aber ift, 6a£
noeb, ajt6crc nidjt t^eidmete fidj Porfin6en. X>ie (Drtsbejeidmung by 6c mul6ercn
6or o6er buiten 6oor, o6er buytcn 2Tlil6crn 6oor ift nidjt feiten. Die saljlreidjen
2Uitglie6er in Altona machten fdjon früf? eine befonoere Vertretung nötig; fo fyeift
es im Kivdjeif un6 Conftftorienbucb. Pom {8. JTTai J590 (5. 2<$ a ): Au regard
des membres demourans aux faubours d'Hambourgh d'autant que les sorties
dehors la porte sont pour le present dangereuses ä cause des Holsteiners
les Anciens d'Hambourg chercheront quelque personnage propre desdits mem-
bres pour luy commettre la conduite des membres susdits avec le consentement
des frercs de Staden.

2. Die Jlufnabme btt Keformiericn in Altona. 1 )

(Dorfpr. ersäht: 3tit jaer onfes t}cerc en falidnnaccfers y\u Cr/rifti \(>0\
6cn fyoocfygebooren £jeer lan6grape Dan Reffen met fyner roel geboorener liepen
r/uyfproutpe tot f}ambord} gefomen ftin6c, fjebben fommige Ii6tmaeten 6er gere«
formeer6e ITc6erIan6fd>c (ßemeente moonen6c te flamburcj met raet en peranlginge
D. Doct. JJolIij, poorncmclyf op r)et begeereu 6ergenigen 6ie 6ie r>oocr)6eutfd?e fpraeef e
nwt enpcrfton6en aen fyn poor genoem6e gena6c ootmocoelyffen pcrfodjt en

*) We^ii ift benutjt: lOorsproncf ber aereformeerbe Ferrfc tot Altena en n>at poort*
notabels bacrin aepaffeert inet cenia.e 2lcta in Onfiftorio —\622). De Weinernte tot Altena
patt bc <jcrcfortnccrbc ferefe beeft begonnen A° \oo2 2.To. t) [=: (Dorfpr. j, fornie bie einzelnen
cnriginalnrfunbeii. (Dorfpr. ift abaefafjt poii Daniel Zliclius unb * 2lrcerius. Pieles ftebt

aud> in JTo. u <A 0 )- inemorialien unb papiere, liaufer unb plätje [=DTcm.], roeldjcr öanb audj
,fol. 29 pon perfanften ^c^rabitiffen, ^ol. 5» pott Staaten, Jfol. :o pon ben Kapitalien berietet.

Digitized by Google

gefuppliceert bat ftnc genabe foubc gcliepcn poor ons t'iutercebercn by ben \xk\-
gcboorcn (ßraaue »an fdjouipenburäy) onfcn genabigen fjecr, bat ons hier tc
2Uteua bic oeffcningfje ber (fuangelifdjer ofte gereformeerbe relligic opentlyd int
,franfoi-? en Deutf modjte gegunnet en toegelaten tperben. Die n>y tc pooren inet
groote moyte, coften en ongemad en bat uod} felben genieten Fonben poornemelyd
bic ran geen groote mibbelen maren. Daer op my goet befdjeit befoomen fyebben
cu met fynen genabc pan fdjouujenburcfy, ofte met ben uwlgebooren graeux pan
manfipclt, ut fyn beuel baer uan fyebben begonnen te fyanbelcn boor fomniig
gebeputeerben, bie nae Stabt ftagen gefonben fyn geipeeft.

Diefcr 23crid>t ftimmt 5U ben Cfyatfaä?en. Die Penpenbung bes Canbgrafen
21Torifc pon treffen l>ci bem (ßrafen €roft pon Schauenburg muf «>irflidy ftatt'
gefunben, unb Unterer feine (Geneigtheit ju llnterfyanblungen erflart fyaben. 2lm
September b. j. ift fdjon eine Ausgabe perjeidmet*) pon 2\ / [8 ß 6 .\
aen pieter Kuytero vor bie rapporten pyt te feryuen om aen ben graef te finden,
unb bie Kedmungspoften : an 3oos pan fjerfeel poor een ftn camer tapifeinc \093 / 2 ß.
an 3 a fP a *rt be cufter poor een camer gouben feinen \\2
aen be portogifeben boctor poor een tafelcleet pan tappiploor {öS / \5 ß.
fcfycineu auf (ßefdjenfe $u gefyn, burefy bie man ben (ßrafen 5U getpinnen hoffte.
Hud} een paetfen tptns au uydacs bentaert om ben fyeer menfo te pereereu tot
embbeu für 2 $ \0 ß fdjeint mit ber Sadje in <5$ufammenl>ang ju ftefm. €ine
l>olhnaa}t pom 30. September \(iO\ für Doctor Statius (= petrus Staes)
(ßuilleme Seite unb 3»^"** Ia ^onteine ift nodj porfymben unb unterjeidmet pou
folgenben JJItonaern: (ßerbt be IDerbt, touys fjaueine, Jacques pan Cafontaine,
3an Cimmerman pan neus, *}ans byfel pan Uttrect, (ßeruaert pan Kydeltt,
ftenbrtd pan Alters, Jjans pols. 3" berfelben iperben bie genannten brei perfoneu
bepoUmädjtigt 5U unterjubeln, bafj fte in bem Rieden Altona auf ifyre Koften
einen prebiger bürften falten. 21m 17. (Dftober traten bie 23ePollmäd}tigten il?rc
Keife naa? Slabtfjagen an. !J ) 2lm 23. fanb bie Dcrabrebung mit bem (ßrafen ftatt,
unb es nmrbe ben Jlbgefanbtcn, unter benen nun aud} töerbt be lüert genannt
ift, folgenbes papicr 4 ) ausgetjänbigt : Der uwlgcbornner Cßraff pnnbt tjerr §crr
(Ernnft (ßrauc $uc Jjollftein, Sdjaumburgf pnnbt Sternnbergf fjerr $ue (Belnnen
fagt ben nicberlcnnbifdvnn 2Ibgefannben Doctori petro Staes ZDtlbclm £ene

1 t£ruft Kitte l>e{>u>ia, bie üod'ter Wilhelms im& rdwefter bei inixbauxiew lUovitj von
licffc» 3111- ^raii; r<jl. ,fr. <£. Ibcoi». pioerit, Äcfrf?td>te ber «raffdnift rd>auciibura unb bex
it'id'tiaftcn Orte öerfelbfit. Jxtutclcn ih.ii.

• Kerrtrit rccPvititigc i^oerf pan A u w,o: tot A w i<>:o 2"io. 1."».

3 ^ii'ci Hctfcn nnb am it. ©ft. mit :'H JL \z fi 1. in ixedmiiiia aeftrUt.

1 lliuuuau abjj^meft bei holten I, f. \z^.

Digitized by Google

3acob fontein pnnbt (Sterbt bic HX'rbt fpcmit in gnabcn 511, wenn S. <ß. eine
tpidttiege fadjc ben abgefannbleun nambfunbig gcmadjtt pnnbt bcipift fyat richtig;
gcmad>tt bas jid? 3« <£>. mit befonnbernn fleife tpill anngclegcnu fein lafeu
gleidjtpol fdjtperltcri innerhalb ben nar/ftcun Heun ober 5er/cnn Jltonaten wirbt
pcrridjten fonnen. Das 3- <ß. alfbann ermelbtenn 2lbgefannbtcu pnnbt 3™ 1
conf orten bas exercitium reformatae religionis 511 2Uteuafye auff majje pnnbt tpeif c
n?ic ef 5ir>ifc^cn 5. <£>. pnnbt 3r/nen ben 2lbgcfannbtenn benn brey imnb 5tx>ati5t9ftcti
bic lies 2Honats octobris abgerebt, pnnbt ferrer inn 3- aiifunfft in 3«
(ßrauefd/afft fjollftein im fumfftigenn fruelinng (ben abgerebtenn Puncten pnnadv
teilid>) fopicl bie onera subditorum pnnbt anbere politica afntnlannget, pcrglcidjtl}
iperbtenn folt, gnebig concebtret, Dnnbt nacfygtbtt, bodj foll btefes 5urifcfyenn 3- <ß.
pnnbt 3^? ncn 1X1 mittler ipeil in euferfter ger/eimb beumfter Pljrfacfymn fjalbcr
ger/alttenn roerbtenn bas bic Zlbgefannbtenn für ftdj pnnbt ire Consorten beger/renn
pnnbt tretpcun $ugef agtt, bes $ue Dr/rfunnbtt 3- biefes mitt eigener Epmnbt
pnnberfaSriebenn pnnbt mitt 3- ®- fecret perfiegeltt fyatt. 2frtum anff 3*?-
Stattfjagenn benn Sicbcnn pnnbt 3tt>aiu5igfteun tagt? octobris Anno 5ed>t$er)enn
rjunbertt pnnbt €ins. (L. S.) (Ernft m. p.

<£inc (Erläuterung baju gaben bic folgenben mit bem (ßrafen <£rnft pon
Iltansfelb am folgenben Cage getroffenen Vereinbarungen'): 3 nn ^adwnn ber
liteberlennbtfdyenn religions l\rtpanbten ift b/eutt benn 2S biefcs 21Ionats octobris
mitt ben Jtbgefannbtcnn Doctore petro Staef pnnbt ^acob ^onteiu beratr/fdilagtt:

(I.) Das in p°. religionis noefj ein 21Touat 9 ober \0 bic fadjenn r/in
ftefymn pnnbt in grofer gefyeimb ger/altenn tperbten mufenn, auf Pfyrfadjcnn bic
ben ilbgefannbtenn notturfftig feinbt 511 gemutf? gefüb/ret. Des fie audj mitt bem
ttfolgeborucnu iTleinem gnebigen f?crrn cinigf fein.

2. <£s foü aber auch ber minister ben bic Hteberlennber bcftcllenn ipollenn,
ein feiner töottfurdjtiger gelcrttcr pnnbt friebtfamer JITann fein ber ponn ber
Kirdjcnu in ber pfalt3 ober in ber <ßraucfa>afft Hafam Dillennbergf ober im
fjagen in fjoüanbt ober auch in Bremcnn ober in <£mbbcn ein guttes teftimonium
gefunbter leb/r pnnbt erbaren IDannbcls bab auffjulegcnn. Pnnbt ben iperbtenn
bie Hteberlennber felbft pnnbcrballtenn, roorbei ftc fyabenn einen Crcfflidjcn gelertcn
2Hann porgefcfylagcun Lucas Trelcacius 2 ) ger/eifcenn auf Brufcll burttigf.

3. Der foll aber audj IU. g. ßerren leutt n>ic aud} bic Hamburgenses
ober anber in ycv Uty pnnbt Ceremonien nidjtt 3^ madjenu, uod) einer ben

1 Holten *. a. 0. I, f i ' t "> — 1 ■>.">, ju* Wem. \\ f. l», u>o be^e r*iiftftiirfe
enpähtit fmb.

y Piefcr war ein anaefehener profcfior tu icioe». ^er fid> fd>rift|'teUertfd> benvrtKthtm
hatte unö n.n: ftarb; pgl. 3ö*er, (Selchrteulerifon IV. fp. i.vk).

Digitized by Go<

«inöcrenn weeber publice 11007 privatim fdjmeelidj angreifen!! nod) condemniren,
fonnbcren bei feinen Sdjafflein in autter rufye nmM fülle feines Zhnptts warttenn.

ZHann foll audi eine glitte Kirdjenorbnuua auffrietyen, bie in Zeremonien
vnnbt 6er tfird)cnn cOudjtt ber l\ird)eun orbmnuj 6er Dornt fimbben bie feljr
gerumbt wirbt, burdjaus aleid) fey.
(II.) Quo ad politica

\. Sollenn bie nicberlennbcr 3ue erftcr öclegenljeitt einen abri§ anljer fd)icfljenn
wie bie ftrafccnn mnbt aebewbte, in 2Iltenahc aufjjutfjetlenn. IPorbey beru
aelceaenhrit fo bereits bafelbft 3* *?euf?er vnnbt ijebewbte babenn, in ad)t 51t
nermienn. 1 )

2. ZPann bann IM. a. §err befiunbet bas ftd> bie nieberleuuber in ttltenafp
fjcuffxo fefcenn, wirbt 3 <B. nad) angehörten 3™" bebenncffjenn, Wk bafelbft
in Jlltcnafje bie acridjte 311 beftellenn anebia afniorbnenu.

5. 3- voivbt 3^"™ öann auch aleid} anuberenu 3. <B. Stetten Immuniteten
minbt freyr^eitenn aebenu.

^. Pnnb nidjt aeftattenn, Das bie Ijanubtwercffjer fo 3$° 3 UC ^Utenafye
wohnen, annber bie audi biefclbiea wigemi mmbt rebtltd) vbmn wolleun, bran
folienn fnnnbernn, fonnberen j. wirbt bie ^aunbtwercfcr frey gebenn.

Pnnbt wirbt 3« ©ic gnebiae alntorbnung tbuen, wenn einer jite
Menafje will bawenn bas ber bei Droftcnn rmnbt ilmpten 511m ptnncnbergf
folienn richtigen befd>etbtt befonimenn.

6. Die Hieberlennber fo inn l}aniburgf wobneu, vnnbt bie prebiger jue
JUtenafje wollenn b,örenn, IDerbtenn fid> brumb gegenu XXI. g. fterrenn geburlid?
511 er$eigenn n>r£eim.

Dafj biefcs alles alfo auf oben bemelteu Dato perbanbelt mtbt aecordirt
worbeun, auf fouberlid? begeb/r imbt befer/Iid? bes lt)olgcbornen ic. meines f.
lieben Detters (Srafen <£rnften 3U Ijolfteiu Sdfauenburgf ic. burd? mid) inibt
5. €. Cancer D. Antonj IPicterffteimb 2c. be$euae id) mitt meiner banbt
üubscription. Sianatum Stabilen ben 2«. Octübris Ao. \60\. <£rnft graf
3W JUanffelbt.

Damit ift beutlidj genug gefagt: ber (ßraf faub feinen Porteil babei, bie
gewcrbfleifigeu llieberlänber auf fein (Bebtet $u sicfni, unb biefc wieber, weldje
in Hamburg Feine Dulbung fanben, mußten wünfdjcn, in ber Hafye biefer Stabt
einen Ort ju fabelt, wo fie tb/re Keltgion ausüben fonnten. 5o fam bas <ßefd>ift
511 ftanbe, unb bie du-utdes<politif würbe bis in bie fleinftcu €iit5elr/etten

1 t£s leuchtet ein, welche i*ei>cutuiuj ötefe hier bezeichnete Karteiiffijjc für bie <Eopo<
»uapbie Altonas hat. 2lllein btefelbc fcheint nicht mehr porhan&en 51t fein, wcnigjiens h.abe
ich oerejeben* in 33wrtebiirg ( Stabthaaen, rcfalesroig unb ilTarburg barnach «eforfebt.

Digitized by Google

burdjgefüfyrt. Von (Eolerai^ ift ba feine Spur, mtb wenn in ben fpätereu Per-
Ijunblungen mit Hamburg ber (ßraf ben fdjöneu Ausfprudj tf^ut „bteweil wir
nun batyi nidjt gefe^et 3 em anben " l f em gcwijjcn $u greiffen, audj ober bie
gewifjen nief/t, fonbern ben Ceib Dnferer Dnbertfyanen 5U r/errfdjen r/aben", fo ift
bas wenig merjr als eine Scbeflosfel bes luHjerifdjen (ßrafen. <Es foll nidjt
gefugt werben, bajj er felbft nicr/t religiös empfunben fr/abe (benn bas reltgiöfc
(ßewiffen war in biefen 3 c ^ en innerer unb äußerer Kämpfe ben Ceuten mein*
als je gefdjärft); aber biefe Perljanblungen mit ben Reformierten waren ntdjt feiner
religtöfen Hberjeugung abgerungen, fonbern bas IPerf fünfter politifd**r Überlegung.

3ei ber Ausführung ber oben abgebrudten (Srunbsüge bes Pertrages jeigte
fidj bas beutlid?, wie bie öefpredjung ber ein5elnen Punfte angeben wirb. t)öd>ft
gewiffenfjaft würbe 5unää}ft punft II, 6 ausgeführt. Auger ben bereits ermähnten
Spcnbeu erfnelt <8raf €mft l ) ^00 Rcidjstfjaler (=825 €üb.), worüber nod?
bie Quittung bes Proften Dietrid? dou 23rinde (d. d. Pinnenberg, 3 UU l f ><>2)
porfjanben ift. Diefclbe beruft fid> „auff ben bewuften Contract, fjanbelunge pnbt
gepurlid} c^etgunge", beseugt bie Ablieferung an (ßraf <£rnft nadj erfolgtem
(Smpfang „bod> midj rnbt ben meinen ofnie naditeil pnbt fdjaben". 3ntereffant
ift audj, wie XUem. 5. \* bie Sad>e erwähnt: ©od is aen ben fyeer broft Dieridj
van Grinde betaelt be rereeringe enbc <£rfenteniffe betaelt Dolgens quitancie Dan
\5 jully 1602 enbe bat wegen bie Dan fynnbordj nae fyet 0* artifel ber politica
Dan graff manffelt onberfcfyreucn. <£s ift alfo ber auf bie Hamburger be5Üg=
lid>e Ausbrurf bes betr. Pertragspunftes bamit fo erläutert, baf biefe <£rtraDer=
efyrung ftattjufmben r/abe für bie (Erlaubnis, ba£ audj bie in Hamburg wolntenbeu
Reformierten an bem (ßottesbienfte in Hamburg teilner/men burften. JDtr fefyen,
feinen Dorteil lief mau fidj entgefnt. Der (ßraf <£rnft dou ilTansfelb 2 ) erfnelt
einen Diamantring am \7. <Dft. \W\ im Heerte Don \0S Reidjstf-mlcrn (222 fr \2ß);
unb als nun erft bas enbgiltige priüileg 5U ftanbe gefommcu war, erfnelt ber
Kaller einen Dergolbeten pofal !5 ), über ben in bem U K. i*. 51t 2./0. U>02

l\\L Ktrd>eii'J\f*itiutdi5bii* t.i, 311 i.on :, 2-. "•
-.: <£bciti>a.

*.) <£inc Kcdmmia pom :n. IHai jäblt auf:

cor citi gurten iu'd>er be3ab.lt — tr. /.

5 bucatcu fo imt ^eH bc*cr »jplcijit fmbt ä /- r 1 3 ; 4 ;h. .i-;.

atn ^ie Fitc*t braiirftjelt Ktblr. 2.

aen bic maa^tr braiiffaelt Ktblr. :.

aen bie ii'artsfian Ktblr. 2.

ae« ^tr foliatcn an ber porte Ktblr. 1.

aen i»ic mäa,tc in J>cr lierberac 1 , ::.

in. , ; 1
f dtnuroel ^e la <£onttc.

Digitized by Go<

\2

permerft ift: bctaclt aen pcctcr ennynrs poor ccn pergulben cop wecdit 45 loobcu
3 quiutcu tot 27 /? lubs batfj loot, bie aen beu ftanfclacr is perccrt pan fdjauweu 1
bord? 77 3 /?. Der Hotar fram-ois pan arelc crr/iclt t 3. \C>02 (por nucn
tybingfjc fferypen) o $ *k ß, ber Proft in pinneberg 20./". K>02 für bic pla£«
anavifuug 2

2lud) Punft I, 2 fanb balb Crlcbiguug. Unter bem 23. De$. \GO\ hatte man
fidi an bic iUuttcrgemcmbc in Stabe um Hat gewanbt wegen eines quartierten
Ixirdjcnbiencrs, uub bas Prcsbyterium (gC5. 3o. Bollius unb 3«°Himus Hecftcrs)
riet ilmen 1 ) 3 CU 1 UC5 bc la fontaine nad} £)o!lanb 5U fenben, fie u>o!lteu biefem
^mpfcfylungsfdjrctben mitgeben. Sie rür/men namentlich (in l^eibelberg wüßten
fic feinen 5U nennen) ppt beu Bogaert in bem ßagc unb Crclcat 3U Ceiben.
(Celjtcrer ift ber in § I, 2 ber punftationeu (genannte.) 2Juf ein abermaliges
Sdn*ciben ber Hamburger pom 7. 3<" 1 - antwortete bas Staber prcsbyterium')
(gcj. 3o. Bollius, ^raucoys Boubuwius, Steuen Bailly, 3 cronunu - fy'efters,
2tntfyonius <£ngelbredjt) am b. Zllts., es folle nur ja pon niemanb anbers als
pon reformierten (Einwohnern bes Wiedens Altona etwas in ber Sadjc gefdjebu.
Sie felbft wollten einen fran^Öftfdicn Brief an bic Synobe pon ber welfdjen "Kirdjc
in tjollanb, unb einen anbern gleiten 3"^^* a "f nieberbeutfd? bereit galten,
beu nur bie pon Altona unterjeidmen unb in ifjrcm ilamen feubeu follten. €s
folle einer 5iir Betreibung ber Sad?e nadf ftollanb reifen, unb in fimpfer/lungs«
briefen, bic man ifmt mitgäbe, auf fran3Öftfdj uub Ijollänbifdi, folle bie <8unft
ber ^eit unb bes (Drtcs herporger/oben werben. <£ublidj wollten fic nod) (alfo
ecn briepoubigb, fnoer niet lidjtelicfcn breceft) burdj Briefe unb einige präbifanten
bie Sadje ber Synobe pou ttmfterbam empfehlen. Zlun fd^eint bic Sadje por>
laufig geruht ju r/akn, beim ein fettet Pom 25. 3<m. 1602 aus Stabe 8 ) enthält
nur Amtliches über eine Kollefte. Unterbeffcn war aber am 2 t bs. 2Uts. ein
Brief wieber pou Hamburg abgegangen, unb aus Stabe antwortete man 4 ) am
28. 3<wuar unb warnte porftdjtig 5U fein, niemanb 511 benominieren, fie hätten
äuperläfftge Gewährsleute. ,3cit unb Ort ber Synobalperfammlung wüßten fte
nidjt. 2Uan folle nur fdntcll ^reunbe gcwimien, um bic Sad?c $u förbern.
Bollius b,abe au einen fyuiptboftor ber Uuiperfität Ceiben gefdmeben. Wie
man nun fdflicpd) auf ilielis fam, geht baraus nidit fjerpor. Daniel Hielis A )

1 Briefe i\m imn - - w.m, 21c».

* cSbeHoa 21o.

3 (Sbettej 2To. 2:,.

' »Ebcnöii 21c. :<>.

*; holten ct. a. G). f. :nf.

Digitized by Go<

13

(HicUius) wuroc von 2Ui66clburg leilnpeife hergegeben, it>ie über ifyn 211cm. £. 2 '
berietet: ZUeefter Daniel 6c nicle 6efe ferfe 6oor 6ie van mi66clborcb gclcent
poor f ehren tyt rjeeft beeoft Polgen6e 6e conceffic oan 6en graue van 5d)anm
bordj ons pergont r/ct <So66elycf tport tot altenae to pre6igen in 6c maent juny
anno 1602. <En6c is van fr/ecr pertroefen in 6e maent martii 1603 fynbc van öe
broeöeren bctaclt r>an fync 6icnft polgcn6e 6c refen gcf?ou6en 6oot 3*»" <£mypenntnc.
Pcrfclbc fam 6er jungen C5cmein6c ntc^t billig 5U ftcfm: am {. JUai 1602 erhielt
er als Xeifcgeß 1 ) 4,2 / 6 ß\ bann war er 6ie erfte <5*it aufcrljalb Hamburgs-)
in Altona bei lienryf van Som 3 ) eingemietet, welchem für 3 21Tonate am 18. Sept.
1<>02 für 6eu Untcrfjalt ron D. IT. 74, 4 /? besagt würben. 27., 10. U>02
erhielt er 40£ln*r. (*2 # 2 0), am 17. U. 6esfelben jaljres 50 £f}lr. (103/ 2/?),
am X>C5. 30 Cfylr. (61 / 14 ß), ebenfopiel am 30.; 1. un6 am 4. 2. 1603.
21m 12. 3. 1603 befam er 12 <CE?Ir. (2^ / 12 ß), am 17. JHars 10 tCfjlr.
(20 # \0 ß), am 2u. illärs 62 £l?lr. (\27 / U ß) 4 ) un6 en6lich liegt uodi
eine Quittung*) por, wonaefj D. llielltus, 6ienaer 6es £j. <£pangeL tot 2Ui66eb
borch por eenen tyt tot Altona für feine J?eife pon Sr. 3efjan Kruppening
300 Ntfylr. erhalten $u leiben befennt, fotpic 6ie lloti$, 6afj ifjm 3ean Hombordj
am 30. 21ug. 1603 noch 60 J\tl}lr. (U2 & \2 ß) ausgesagt fyat. Daju fcf/eint
er etwas wiUfüfyrlidj perfafyren 5U fein, 6euu 6em 3aques 6e la ^onteyne fagte
er, rpic es fdjeint, ob/ne (Einwilligung 6es presbyteriums, 6ic ^aljlung 6<r
ftausmicte $u.°)

Dem punftc I, 4 u>ur6c genügt. JUau richtete ftdj $unädjft nad) 6cn
<£m6ener 3cfd?lüffen pon ^37 1. ") (Eine üefognition für 6ie 2tusbil6ung 6er
Stu6cntcn in lieiöelberg war6 bewilligt, 11116 man polfyog \605 6en förmlichen
itnfdjluf an 6ie ljollän6ifd}e Syno6e. s ) Statt 6er pon 6er Sta6er Kirche über»
nommenen (Du6crlinge ipur6cn U>02 Hiclaes pan 6er IPilligen un6 <ßo6efrit
(Öortfen gewählt. Die Diafonie, weldje bisher pon 6cm, 6er 6en Beutel führte,
peripaltct n>ar6 / ipur6e am 21. Hop. 1603 in poller itusfüfjruug 6er Kirchen*
or6nung 6en 3rü6ern Hobert 6e tommel, fjans IPcimans, 3aques pon Sinipper

1 K. X. i».

-) 3" ciiictn <?>iibluiiüismaiioat von feiner l^atib d. 6. u «((tciia bei^t e<:
ft. Kvnpennma mill brcnacrfe 6cfcs tieu oftc tn»clf ^al^ers acneii. tny pcuil>aa iiiet n«c!
aelcacn fvnbc nae &er (tat tc fomen. L\iert u>cl inet v. I. biiystratp cnbe bnv*Jiefiti.

s M. X. 23.

1 C£bcn^a.

^ D. d. Ranibura ;<,. '.. loos.

0 K. 2\. 2?. juni tf>f tobet- \005.

• r. Hcrfliita bau fen, a. a. C»\ f. r»öf.

» OVrfpr. iti 28./ 1. (,o<,5. 2?riefe von u.ot — u.u, 2To. 0.1. 23ricf 23il&erbefc* jn
Dapti IHoHe aus <LSln. 50. '3. k.oi.

Digitized by Google

u

ftcbc, 3 00 * £><irfccl übertrafen. 1 ) Die Perfammlung bes Hircfyenrats würbe
fonntäglid? nach bem (ftottesbienfte gehalten unb eine Bufe pon 3 ß für bas
Ilichtcrfchcinen feftgefefct. 3 a< l ue& ^ontaine, 6er bereits 3U ben Reiten ocr Staber
(ßemeinbc als Sied^entröfter gebient fyatte, mürbe am 28. Hop. aufs neue für
5wet 3 a h re r^rpflid^tet, bodj burfte er auf er ber Stabt wolmen, erhielt <£rfafe
ber ftausmiete aufer feiner (Bage von 220 uub bann nodj 50 ^ für ein
„feefer weefFint, bat tjem be gemeinte gebaen t^eeft."

Die Punfte II, 2 unb II, 3 famen erft fpäter $ur Ausführung, lefcterer in
feljr wörtlicher XDcifc in bem Aufbau ber #reifyeit.

(Enblid} n>ar aber audj bas formelle öffentliche Pripileg bes (trafen -)
crfdjienen, welches ben folgenben tDortlaut tyit:

Dem IDohlgcbornen pnfern gnäbigen fjerren (ßraff (Ernften 3U ftollftein,
SdjaumburgF ic. ift mit rnbertljeniger gebüer baf jenige was ror wenig tagen
e^lidje pon benen ITieberlenbcrn fo ftd? 3U ber €uangelifdjen Religion beFennen
2Hit nahmen Wilhelmen Bene 3acob fontatn rnb (ßertt bie wertt ipegen gnebiger
perftattung eines einge5ogenen ftillcn exercitij religionis pntert^enig gefudfet pnb
angebracht; porgetragen worben, (Db nun wohl tDofylgebachte 3h* <f5. nicht pnjeitig
bebenden tragen, che pnb 3uuor von Churfurften pfalsgrauen ic. fterjog <£mft
$ue Braunfdjweig pnb Cuneburgf ic. bem tjerren (Brauen 3°h an $u XTaffaw
ben altern, n>ie auch brauen 5U £}anaw pnbt Stabt Bremen, fo Intercessiones
pnb porfdjrifften, »ic 3uuor bey furftlidjen gnaben 3ue fjeffen befd?ehen, auf»
gen>urfet bas exercitium wie fülle cf auch flöchte 5U wergF gerichtet werben, 51t
perftattenn: 3 e0Oi h barmit 3h r - ®- n *fy jugeleget pnbt beYgemeffen werbe, alf
wann bie benjemgeu fo ber Somifchen religion perwanbt mehr aflfectionirt pnb
bie Hicbcrlenber an 3h r€n <Sottesbienft perhinbern tpolltcnn ic. So lafen 3h r
(8. bahin fidj ercleren, baf bie gnäbigf 3ue friebem bas in geheimb Pnbt einer
privat behaufung interims weiffe bif bie obgebacfjte Porfdjrifften 5U tyxnben
gebracht bie llicberlänber ben (ßottesbienft pben, pnbt allf 0 einen ilnfangf machen
mugen, 3**>°<h mit biefen bebinglidjen befdjeibe bas 3h r tworbenter pfarherr
por allen Dingen, feines lebens, €chr, Pnb ipanbels tEeftimonium pnb <3euguuf
porlege, pnb bann bas pnter ben fdjein ber Kelligion 5U welcher fte ftd) beFennen,
nicht anberc 3'" Heidf wrbottene Relegiones (es getilgt) mit eingefurt werben.
2ludi entlich gebachter pfarrher ftdj bef fd)elteus cnthalben, pnb bie ber 2tugs<
burgifchen Confession perwante wie audj bie Päbftifdjen nicht angreiffe, anberer
bcuadibarten Cercmonien nicht tabele, nodi prfadi 3U einiger trennung gebe,

') 0ori>r. 3. 3. \bö2.
*,, papicrurrutifc ilo. 3.

Digitized by Google

\5

fonbern ber <£f?rtftlidjen liebe fid? Pub feine ^uJ?örer gegen 3ebermaim Kneifen,
pnb bef jljrcn nxirrten.

Wann nun luerauf berurte promotorial alle ober jum tfciü eingebracht, fo
wollen alfbann 3fyre <ß. frafft porgetfjaner gnebigen Pertröftung (tpeill aud>
ofme bafc bie suuor Inersu beftimbte ^efmn nionate nidjt perfloffen, biefent ipergf
ferner pf bie ipeifjc u>ie in ©ctober befj perfdjiencn \60\ 3fjars pcrfafjet) feine
peranbtiportlidje majje gebenn, pnb roerben alfibann bie (guangelifdjc foipofjl bie
ju 2lltenan> Raufen, alfc bie pon Jjamburgf fjienaufc Fommen pnb bein Exercitio
beywonen motten, 3*? rcn 5 uu ° r getanen erbieten nad? fid? mit geburlidjer
banefbarfeitt pnb 5ur recognition bey tpolgebadjtcn pufern gnabigen (ßraffen
pnbt f?errcn, pntertfjenig beseigen, TDk fie fid? benn barsu perbunben fyaben bey
it?ren iparen iportten ic. tfSntten aud? basjenige tpaj? bieffals pf3un>cubcnn
pon benen bie funfftigf 5ue irmen treten rourbenn, »ieberumb einbringen, Signatum
ben \5. Junij \602,

<Es fyatte 21Tüfjc unb Mnfoftcn genug perurfadjt, biefes Sdjriftftücf 511
befommeu. Über bie barin geforberten (Belbfpenben fyaben iPir bereits gefprodjen.
2lber audj fonft n>aren Koften unb llmftänbe bamit perbunben. So erhält
IDilrjelm 23ene für eine am 5. 3uni gemadjte Keife nad? pinneberg unb als
(£rfa$ pon Auslagen für bie (Semeine am 25. 3 UW 56 9 ßt am

\o. 3«ni reifen pier perfonen (roafyrfdjeinlid} bie in obiger Hrfuube genannten,
nebft Uielius) naa? pinneberg unb perserjren 8 jl 5 ß, am \6. 3uni reift Xtiellius
mit <£rupenning bafyin unb berechnet bafür 7 £ 8 ß, am \8.Uu [602 wirb
eine Keife eben balnn mit >k £i 9 ß in Kcdjnung gcftellt, am \3. 3 l, K ift
u>ieber eine Keife pon Pier Perfonen bafyn mit 5 J. 3 ß, unb am 20. besfclben
ZTIonats eine ^afyrt bafnn mit 3 £ \3 ß beregnet. 2tudj aus pinneberg fcfyeinen
Befudjer nad} Altona gefommen ju fein in biefer 2Cngelcgenfyeit, bie bann betpirtet
roerben mußten, roenigftens finb am 28. 3uni 3 £ 8 ß 3 ^ als in Altona per«
5cJ?rt bewerft, unb (ßert be Xüert erhält burdj 3a4Uts Fontaine JO. 7. b. 3-
U £ 7 ß unb 22./T. nod> 10 £ für Auslagen. 1 )

3« ilnbetradjt all biefer Ausgaben fdjeint bie nunmehr ehielte Hrfuube
nur etwas fefyr Dürftiges unb JHagercs 3U fein, benn \ . ift fte ornte Hnterfdjrift,
ber Cßraf wollte fid? alfo ben Kücfjug ftebem; 2. bie ängftlidje ^ugna^me auf
anbre Keidjsfürftcn, bie JITotipierung bamit, ba^ ber (ßraf nur nid)t fd^eineu
m&fyte ben Katl^olifen mef?r (ßunft 511 cripeifen, als ben Keformierten, bie i$c»
bingungen betr. ben Prebiger unb bie Cet^re, foroic bas Prangen auf pripateu
(ßottesbienft fdjeinen bem 3nftrumente piel pon feinem IDerte 5U nehmen. Dod>

1 1(. K. i?. 3» ben betr. (Eaaen.

Digitized by Go<

I"

ift alles bies nur fd>eiubar. IHc lltiterfdyrtfl bes «ßrafen lag in ber (bis- bamals
nodf geheimen) Urfim6c vom 27. (Dftober \uo\ vot. V\e anbeten formbaren
Befdnäufuugen perftan6en fidi teils von fclbft, teils folltcn fic mir beruljigeub
auf alle bie wirfen, weldje mit argwörmtfdjen un6 neibifdjen 2tugen biefe Vov=
günge beobachteten, ^wat bie Sorge wegen 6er reidjsfürftlidjen l\rantwortlidv
feit bes (ßrafeu war morjl nidjt fo ernft gemeint un6 follte wofyl nur 6en Hiebcr*
Iänberu feine (ßunft um fo foftbarer unb be$ar/lenswerter erfcfjeincn laffen, benu
bie Befdilüffe 6es Degcusburger Deidtstages pon ^598 waren nie $ur IDar/rr/eit
geworben unb beftanben nur auf bem Papier, unb brätigt c audj bie römifdje
Partei in ifyrem 3ntereffe fortwär/renb auf ben Kaifer, fo fjatten bod> ber Pier*
Flofterftveit unb bie DcidTsfjofratsmanbate bie (gpangelifdjen unter ^nr/rung ber
pfal5 3u engem ^>ufammenfdtlte£en bewogen, unb fte errangen auf bem Degens*
burger Deidjstage über ben burdj bie Cürfengcfar/r geäugfteten Kaifer einen Poll*
ftäubigeu Sieg. 2tlfo pon biefer Seite fjer bror/te feine (Sefafn*. (Ernfter gemeint
mar bie audj in ben Punften I, 3, fomic II, 5 ber JRansfelbifdjen Declaration
511m Itusbrucf fommenbe 3eforgnis por ben altonaer €utr/craneru unb ben
lutfyerifdjen Hamburgern. 1 )

3ene $war ftanben sunädjft grollcnb bei Seite. Dafj itmen bie bror/eube
Uberfdjwemmung 6urd> bie neuen 2lufommlinge pon anbrer Spradje, anbrer
Deligion unb anbren Sitten, bie nod} ba3u gcfdjäftlidj gefär/rlidje ttonfurreuteu
$u merben 6rofjten, nidjt gleiaSgtltig mar, läjjt ftdj begreifen. Dem Cutfycraner
mar fein (ßlaubensfampf eine f}er$ensfad>e gemefen, piel fyatte er in bemfelbeu
gebulbet, unb nodj immer mar 6as (gut 6er Deformation nidjt pöllig in Sidyer*
fyeit gebradjt. Wenn nun Ceute auftraten, mie 6ie Deformierten, 6ie abermals
Heues wollten, 6ic Kräfte 6er epangclifdjen Kird>e 6urdj if?rc Son6errid>tung
abermals fpaltcten, fo fonnte 6as 6ie €utr/erancr nidjt gleidjgültig laffen. <£s
lebte in ir/neu etwas pon bem (Seifte bes Deformators, ber, au beftimmtem
punftc £jalt gebietenb, mit ber Fjan6 auf ber Bibel, 152<) ben Deformierten
3urief: ,,^t b/abt einen anbem (ßeift, als wir." Cief genug war ber (ßroü
gegen bie porwifcigen Beffcrwiffer, als wclaV ilmen bie Deformierten erfdneneu,
allein fte mußten ifm sunicfbrängen mit Dücffidjt auf ben (ßrafen, beffen Sdjufc
gegen Hamburg fie täglidj beburften; 6a0 bie JUtonaer aber fcf?r erbittert waren
gegen bie €inbringlinge, gcr/t aus bem gereisten Conc ber Eingabe 8 ) fjcruor, bie
fte am 22. DC3. looq an ben ßrafen ridjtcten. 7Xn\ 27. Hopcmber litten fie
ftd> bereits au ihn gewanbt unb ben Caluinifdjcn prebiger einen Paganten

\ (5. Proyfcn, Das Zeitalter ^fs breijii^jäbrtjicit Krtc«jc*, I. r. nnff.
*. fdilesuiiger Jlr*ir X, **<>, f. 3Ä3» — s:u«>.

Digitized by Google

J 7

un6 £an6ftreid}er genannt, 6er alte Ceute un6 junge Knaben 5U fid> gejogen.
Sie Ratten behauptet, 6ie Jlnfyänger 6er Cabiniften führten Inn tm6 tme6er in
Kollationen gotteslaftcrlidic He6cn un6 Imputationen, 6er Prediger taufe Kinber
uu6 begrabe €eute 6er au6eren Konfeffion, aud> n>ür6en Kin6er in 6ie £abinifd?e
Sdiule aufgenommen, en61idj Ratten £abinifd?e €an6ftreidjer in 2JItona 6en i3ran6
rerurfadit. Uber 6iefe Punfte l?atte €rnft 6en 21mtmaun <>. \2. \bO<\ ange*
n>iefen genaue €rfun6tgung einjujtcrjen, 1 ) 11116 6icfcr fyatte ron Pinneberg au*
6ie Kläger 5U einer €rflärung aufgefor6ert. Diefe erf (arten jefct, fie rennten 6en
Prc6igcr 6er Cabiniften nicht redjtmajj ig als foldjen cradjtcn, 6a er aus frem6eu
Ccuten, fo in Hamburg rcfi6iercn un6 mit 6en <£rangelifchen 6afelbft feine
(Bemetnfcbaft fyaben trollen, fid? einen Jlnfyang gemadjt fyabe.

„Ihc Perfonen anbelaugeu6e, fo 6iefe £aluinifd>e pre6iger mi6t fuejjeu
liftigen trortten, großen jufagen rn6 rerfyeifung rieles gol6ts auf rnfer gemeine
alnt ftcb gebetet :c. 3f* rulcugfbar trabr, 6as cfjc rerruefter $ei6t einen 2Uabu
5u (Dttenfen tranfyafftigf, mi6t nfyameu <£afpar 2Uorfyar6t fampt feiner £)auj^
fratren ru6 Kin6crcn, 6ejjcn $vaw aud? 6afelbft geboren rn6 altes l>crfommens
ift, treldic Sief? audi allefampt (nebeuor 511 rnfer Kirdjeu gehalten, audj ifyre
Kin6crlein 6afelbft fyaben tauffeu lagen, mi6t (nnterliftigen morteu rn6 rcrljeifjung
ricles gel6ts, 6a(nn fyat berc6et i>n6 betrogen, 6as Sie rou Pnfer lehre rn6
religion ab, rn6 6en £aluintften jugcfallcn, 3 m,ia S cn oan «^bereits einmafyl
rier, rn6 feine fyiuj? frautr 6rey Keidjstfyaler, oljue tras 3(nten fonft ferner 5uge=
fagt rn6 rerfycifjen tror6en empfangen Ijaben. t ^u 6emc Kalm ein* mi6t gruu6e
ru6 beftan6e 6er trafyrfycibt uidjt leugfneu, Pas efyr nod? einen 2ITarm auf 6en
Dnferigen mi6t Hrjamen Warften 21tr/aen einen Cinneutreber, a(w fiefy 5U pringeu
rn6erftan6en. 3 n oemc c ^? r 6enfelbigcn 5trifd)en fjamburgf rn6t JUtenafye mi6t
mortten angefahren, ron rnfer Religion ru6 6em Cathechismo Lutheri, Wk
audj ron 6en 6odjtrur6igen Sacramenten 6er fycilligen Cauffc rn6 liadrtmals
rn6 fonften ron an6eren Jtrticulen rnfers «Kjriftlidjen glaubens leftcrlidj ru6
Contumeliose gere6et, audj auff rnfere paftorn 6crmafjcu gcfdnneljet, 6as es
rielen 6er Dnferigen genfclicb treibe getrau, un6 nicht trenigf 6aruber fein befturfct
getror6en. Vnb foldjs tlniet nun nidjt allein 6iefer i£aluinifa?er pre6iger, 5on6cru
auch, fein getreutrer ansang, üornemblidj aber (ßer6t 6c IDertfy, ein pofameut^
maeher, ^anf ron pclfeen ein Sdjnet6er, rn6 (EJcfer 11 ein Seiftenmadvr alle
6rey 5U 2Utenafjc tron(?afftigf, treldjc fjin rn6 tri6er in Collationen, rn6 fonften
tror Sie bev Vns vnb bk Pnferigen fommen, allerb,an6t (ßotteslefterlidie trortten,

1 £iti £tttti>nrf 311 bicfeni i*ricf lieat ito*. f*n»cr Icfcrli.i', por in i>cm aeiuimitcii

Mlienu unift »djaMrnfctirjiMrff r?m(d?<ift. VI. 2

Digitized by Go<

18

aucfy p^eitigc pnb pnerr/örte disputationes, bie U)ir alg Simpelc cinfeltige Ceien
nicfyt perftefyen, auff 6ic baen priugen vnb erreigen, 2(lfo bas piele fromme fjcrfeeu
baburdj irre gemadjt werben, vnb offtmals, tuan es ber Hebe (ßobt in guaben
uicfyt perrmetet r/ette, grofj pngelucfe rurauf? entftanben ipefyrc. So ift aud> funbt
rmb offenbar, bas obgemelter Cafpar iliorfyarbt, and} einer mibt Hljamenn f}an0
pon Utrecht, jeber 2 Kinber, pnb ban fiauf pon Pilsen ein Kinbt, burefy biefen
Caluinifdjen Prebiger r/aben tauffen, aud? jfy rc totten auff ber Caluiniften platje
begraben lagen, ba Sie bodj J>uuor 3fjrc Kinber in Dnfer Kirdjen 511 (Dtteufeu
fyaben lafjen tauffen, audi 3*? rc totten bafelbft $ur erben beftettigen lafjcn. Pber
bies alles ift audj pnleugfbar nxiljr, Zladjbcme mit gnebigem Consenz fterrn
Tibolvljs €. H)oIl. <ß. ijerrn Brubers <5obtfaliger gebed/tnuge, tDir ber au-
fangenben 3ugent rmb Heben pofteritet 5um beften, eine Scbule 311 JUtcnafje auff
unfern pnfoften traben auffriebteu vnb funbiren lafjen, bamitt bie 3 U "9 C Kinbcrleiu
bey feilten in (Pottesfurdjten auffer$ogen, pnb 31t bem Cathechismo Lutheri
gehalten vnb aller (£r/rbarfeibt getpefmet tperben muegen, So fyat fieb bem ^u*
ipicbem biefer <£ülutnifdier prebiger propria authoritate et de facto tmber-
ftanben, eine (£a(uiuifcfye Sdjule luegegen auffjuriebten, 3 fima f c,t c *? r bann viele
Kinberlein auf pnfer Schulen mibt tiftigfeibt afr/n fieb gepradjt fyat, nemblid)
(ftoifers 3 m, i? CM / töerbt bie IPerbts, fjanf pon Ptrccbts, 3°*f l Kifcborgcs, 3 rt ^ob
3«n£cu pnb freinrid} Siefs Kinber, IDeldje ban 3uuor alle mibteinauber in pnfere
Sdjule gegangen fein pmb weldjer prfadjen ipilleu wir ban porncmblich iuugfter
Cage ahn <£. (5. pber 3fyn 5" otogen Ijoeblidj fein perurfadjt tporoen. <En6tltd>
vnb 3um Sedjfteu, So Kalm mibt roartjeibt Pub beftanbe nidjt tpibcrfprodvu
werben, bas ber illerjrertfjciU biefer }\otte, toeldje ftdj bey pns alb/ie niebergefefet,
ein fjauffe leichtfertiges gefinbleins, fo anbers nidjt bau Pnfereu perberb fudicn,
pnb ipan Sie \dpben vnb pngluef angcridjtct, alfcban bauonftreidjen, Zl>ie XUir
bau folajs por neun 3*? arc »/ ^ ur S perfdnener tage, roegen femers febabeu,
mibt großem 3 am '" cr Ictö«r erfahren mufjen, ban Hadjbemc für 0 3^arcn ein
Corbeuxifmbereiter 3<>fin IX. genanbt, fia? in ben tfaftelabenbt mibt feinem aeftube
Coli pnb Poll gefoffen, fyat eljr grojje fetpersbrunft perurfadjt, pnb inbeme bor
fduibe Iciber gefdjer/eu, ift er/r mibt beii feinen bauon geftridjen, pnb arme £eutt
gemadft, IPte ban aud? leiber ab/m tage ZUartini je^lauffenbeu 3^^s biefer
gefeüen einer IX. IX. feines l?anbttpercfs ein Kajjeugiejjer (b. i. €id)tsiel?er) burd)
feine puacfytfamfeit eines guten Jllaimes fyiufj 311 JUteuar/e, tu ben braubt gefteefet,
pnb ob man uod) ipoII, ipüu eljr bey jeitten gefprodjeu pnb ein gefdjrey
gemadjt, follidj f}au0 Ivette retten Könneii, So fyxi eb/r boef? feiu ftille gefcbipiegeu
bas eine Kinbt bey ber Ijanbt genommen, Pub bawn gelautfeu, i>nb ift Iciber
feine eigene f>aufifratr bariu mibt perbranbt luorbeu.

Digitized by Google

10

Sie bitten bemnad) um Jlbftellung ber 3ef ehruiigspcrfucfje, ftentmung 6er Dis=
putationen unb Schmähungen, Aufhebung ber Scbuk ber Reformierten. Unterzeichnet
ift bie Schrift am 22. De5. \(\ü^ von bat Uuterthanen ju (Dttenfen unb 2Utcna^c.

IPir feljen beutlicb, obwohl wir bie cvfte Eingabe uidit Fennen, au bau
geswungenen unb übertriebenen Stil biefes Sdiriftftücfes, ba§ ben HuFlägern bas
genauere »Einbringen bes 2lmtmanus in bie Sache einige Verlegenheit bereitet
hatte unb fte IPaffcr in ir)rcn tDeiu 5U gießen genötigt waren. 7X\\\ \% jan. 1603
ualmi <J5raf <£ruft Kenntnis r>on ber legten Eingabe, welcher «od» ein Zeugnis
bes Cehrers 1 ) über bie 3U ben Reformierten ftd? halteubeu SdnilFinber beigelegt
war, folgenben IDortlautes: 3<h Cafpar Rift ber ZUteuafycr fchulbiener beFhcnue
mit bifer meiner (Eignen ^auft, ba% nachfolgenbc Hinberlcin Die id> pitnb mein
2lnteccffor pnnber ber diseiplin gehabt, bie Caluinifdje fdnil nu frequentirn:
l. ilrnbt Skvtyft, 2. Hoc (Sobbert, 3. IPilfjelm bie werbt, ^. Cent bie werbt,
3. 3örg joft, 6. f}tnridi bie 3oft.

(Braf €rnft erlief? barauf am 3< muar \ ( **~> an feinen Amtmann
3<>h an f? (ßofjman 2 ) fowie am 20. 3 anuar 1 (, 05 an ben Droften Dictridj pou
iSrincfen 3 ) je ein Schreiben. Die Unl lagen, bie gegen bie Hieberlättber erhoben
waren, trugen 511 ferjr ben Stempel ber Übertreibung, als bafj mau fie hatte eruft
uer)mcn fönnen. So fam benn €rnfts (ßegenäuferung fachgemäß auf ein quos
ego fnuaus, mit beut er nach beiben Seiten Inn Rübe gebot, im übrigen befahl
er bem Dogtc beiben Ccilen auf$ulegen — „bas fte 511 €id?t punbt fair feljeu,
bamit weiter nach teil perrjütett pleib". Die in biefem 2lbfcbuitte erwähnten
perfonen werben, foweit fte fonft nachweisbar fmb, unten öefprednmg fiuben;
über bie <£reigniffe ift nichts auf3ufinben gewefeu.

(Ernfter waren bie 2Ui$hcUigfeiten mit Hamburg, weläV bnrdj bie 2luf
nähme ber Reformierten ^erbei^efü^rt würben. Die blofje <£rifteu$ Altonas
war ben fyimburgeru fchou immer ein Dorn im 2tuge gewefeu, unb ba§ ihnen
jetjt bas neue ripalificrenbc Unternehmen ntdjt glcidjgültig fein Fonnte, liegt auf
ber 6anb. (Erwägungen politifdier Hatur hatten fie 511 lutherifcher 2lusfd}liefV
lidjfeU beftimmt: ba§ ihnen baburch jefct eine gcfährlidje Koufurreuj erwadifen
würbe, hotten fte nidjt porausgefeljen.

Kaum hatten fie pou bem pripileg bes (ßrafeu erfahren, als fie aud? fdjou,
felbft perwanbten (ßeiftes unb Strebeus, bie ripalifierenbe <Tenbeit5 erFaunten.
Schon am G. 2tuguft richteten fte eine Dorftelluug au ben (ßrafen, 4 ) in ber fie

1 21. a. <D. 81.

lEbettba 81. 3:V) a .
:l ) «Ebenda 81. -',t.t>.

*) fcblcjti'ivjcr »trdjir X, 81. ".lo* uiii> vk>'>, otedrueft roii L\ fibrobev, 8cUr»we yir
<5ef*i*tc ber rhibt Illlona, lIorbalbtitaiKf'C ftitbieit V Kid ihöo , r. t'U.

Digitized by Go<

20

fidj befdjipcreu, bafj aufkr ber 3<M"uitifdjen noch eine £alptuifebc Kirdjc in Altona
errichtet unb ein prebiger bafür beftellt werben foll, unb 6a auch piel Dolfs aus
Hamburg )\d) bafnn begab, fo geben fte bei ber weit ausfdiauenben Hatur ber
Sache bem (Srafen 3U bebenfen, ob nidjt $ur Perln'itung großen Unglücfs ber
prebiger bafelbft ab$uftelleu fei, orme jeboch in feine J 11 " 50 ^^ 0 " eingreifen ju
wollen. Sic geben als <ß>runb an bas Derlangen, bie tDafnfycit ber Religion nicht
pcrbunfclt ju fernen, fügen aber am Sdjluffc mit unuerfennbarer Pror/ung ben
tüunfdj r/insu, baf „bem porwi$igen (ßeftnbtlein welchen ofme bas bie ofjren
uad) newer €er/re iuefen, fein anlafj uod? porfdmb gegeben werbe, nodj auch
benen fo aus pnferer Stabt bie gemelbete Prebigt 511 befueben gebeerten, t»ou
beme ungehaltenen Pobell Fein befdjwerlicfyes Duglücf beiegnen modjte, bau folte
folidis gefdjefyen, n>ollctt n>ir hiermit pnfers tfyetls cntfdwlbigt fein", £ur
ratung fam biefer Brief 5U Stabtljagen am \8. 2luguft. llntcrbcffen ging mau
aud? in Hamburg bereits gegen bie Reformierten uor, wie bie folgenbe Hotis')
pom 20. 2tuguft U><>2 beseugt:

„Demnad? ein €. JUinifterium auff bie <£aluiuifdjeu Prebigten $ue 2tltenaw
fcfyr gcfdmlben, ben <£. Rat!} wie auefy bie gemein getreulich gewarnet, pnb per«
matmet, audj 5UC beforgen, baß ein tumult pnb aufftanb allr/ie erfolgen, Piib
biejentgen, fo bie Prebigt 5ue illtenaw mc befuecheu puberfterjeu, pmb leib pnb
leben fommen mochten, rjabcu auff ernftlidj Permarmen pnb warnen bes €.
Inefigen Ratr/s, bie priucipaliften, fo bei pnferm g. lierrn <£>raff (Ernfteu sue
iiolfteirt Schauenburg ic. pro libero exercitio ber reformirten religion pmb
firchen 5ue 2Utcnaw jue bawen muegeu angehalten, andf bereit sue etlichen
mar/len bie Caluinifdjc Prebigt bafelbft befuedjt haben mögen, bes (£. Raths
deputierten bei ben Kicfytetjerm, alfj £. <5Eb. Cmeftrengen, pnb €. S. pou Bergen
i>or fold>c trewr/erljüge watyrnung precedente die sabbatti gaulj bemutigf gebauefbt,
angelobet folcfyc Callumifdjc Prebigt sue Altenau? lunfurtter nit mein* 3ue befuecheu,
aud} aubere aufferljalb ber Stabt unter bes <£. Ratfjs Jurisdiction refibirenbe
baruor gleidjfals sue warnen, ipurbt alfo ber dalluinifdje prebicant bafelbft,
ipeill cr/r obgebachteu priucipaliften auf ber Statt feineu meiften Pnberr/alt,
ivrfjoffentlidj abgefdjaffet fein pnb bie Jyitt geben will."

2Han r/atte alfo pcrfudjt, auf itnftiften ber lutljerifdjen ßeiftlicbfeit, burdi
Drohungen bie porner/mfteu Reformierten eiujufchüdjtern, unb man hatte in
gcipiffem (ßrabe bamit (Erfolg gehabt; inbeffen fdjeint bie „treuherzige IDarnuug"
nidjt feljr uadjr/altig ge wirft 511 tjaben, beim wir fernen fdjon im J a h vc M>02
bie ttirdjc in isolier (Entfaltung unb (ßeftaltuug ilnvr äußeren Derr/altniffe.

Digitized by Google

2\

(ßraf <£rnft antwortete unter bem 20. 21ug. t<>()2 in würbiger U\ifc\. €r
erinnert oaran, oaf bie fyimhurgcr fclbft 511 Anfang feiner Regierung ben
päbftifcbcn geftattet Ratten, nad) 2Utona hinaus 511m (ßottesbienft 311 ge^en,
unb nie bagegen gearbeitet hatten. <£r rjabc 6icfcA (ßrcucl bes Katfjolieismus
fern* ungern gefeljen, bod) fei er aus Rücfftcbt auf ben Kaifer unb anbere
durften nicfjt dagegen cingcfchrittcn, fonbern tjabc ben Römifchcn tr/re Rcligions»
Übung innerhalb gewiffer (ßrc^cn geftattet, entfprcd)cnb bem Sudiftabeu bes
Rcligionsfriebeus, ber ilnien bod) aud) nid)t unbefanut fein föune. tfätten bod)
beibe Befcnntniffc, Katfyolifen unb £pangclifd)e, in (Dftcrreid), Augsburg, Straf«
bürg, Rcgcusburg, IPorms, Speier, ^ranffurt, neben eiuanber gelebt, unb fogar
bic 3uocn feien tüelfadi, namentlich, auch in Hamburg gebutbet worben, orntc
baf bic Hamburger etwas bagegen cingcwcnbct hätten, fic fjätten iljncn piclmcrjr
perftattet ifn-en (ßottesbienft 3U h/Utcn, ohne (Tumult ober Unrat bapon 511 be=
fürchten, ^bre Befürchtungen wegen ber Reformierten unb Katrjolifcn fönnc
er nur bann bei bem Kaifer als (Entfdjulbigung für eine Vertreibung berfelben por=
bringen, wenn fic fclbft erft bie Katl)olifcu aus irjren 2tTaucru pertreiben wollten.
Pen Reformierten fyabc er bie (Erlaubnis $u ftiUcr Rcligtonsübung auf 2lnfyaltcu
angefcfycncr Reid)sfürftcn erteilt, bie fieb auf bic ben Katbolifcn erwiefene tUtlbuug
K'rufcu Ratten. €r beruft fid> barauf, baf auf bem Reichstage 511 Augsburg
J566 trotj aller iHüfje bie Reformierten nid)t Ratten aus bem Religionsf rieben
ausgcfd)loffcn werben fönneu, baf Ptelmefn* am V). l\Xai bs. 3s. eine €rflärung
cntgcgcngcfefeteu 3nf)<ilts wn &en Kurfürften unb Stäuben bem Kaifer überreicht fei.
Per Kaifer fjabe aud) bic Rcid)sfürftcn biefes Befcnntniffes ftets unangefochten
in iljrcn Rechten belaffcn. (Enblid) F)abe bas faiferlidje Kammergeridrt ju Spcicr in
Sadjen 21Tünfter wiber Bentheim, Baben wiber Pfal5 es einfach abgelehnt, einen
llnterfchicb ju madjen. <£r wolle bafyer bie Angelegenheit beut Kaifer unb feinen
fürftlichen ^reunben unterbreiten, wolle in3wifdjen r/offen „31?* werbet 3muittclft
ein waaScnbes auge haben, bamit ftd) nienianbes auf ewerer burgcrfd)afft rf puferm
grunbt pnb Bobcn Bobcn pnb rjodjeu (Dbcr* pnb gereebtigfeit pergreiffe, fonbern fid)
aller thcblidjfeit enthalte, wie 3h 1 ' alf oic (Dbrigfett bes ortts bau woll 311 tl)un
wifet eud) aud) pcrmuge ber funbtlidjen Rechten oblieget pnb gepuret, wie aud)
baf clbc bef er auf ben Redjtsgruuben befanbt, alf bas wir notig adjtcn fold>es nad) ber
lenge auswichen pnb mochten eud) ben wir mit genaben gewogen nid)t porcutrjaltcu."

3n biefem Schreiben lag fo piel Schluß, baf fid) bagegen nichts anführen
lief, aud) f)abcn es bie Hamburger nicht getrau. Die Berufung auf ben ilugs-

y ) I>cr erfte «Entwurf ficht 5*1. r. ->-n ff., ber &*piiitii>e ieit ebenda f. ruütf.,

ijcdrurft bei r. f *vööer a. a. 0\ f. i'.:ff. l\U. an* lieft VII i>ou „Altona unter f*auen
bur$if*er l>crr|'*aft ".

Digitized by Go<

22

burger Reid>stag vom jaljre \7)U6 war um fo $utreffcnber, ah bort bk ,fragc
uvgcu ber «ISugeljörigfeit ber Reformierten 511111 2lugsburger befenntuis im be<
jaljenben Sinne eutfdncben unb bind) bas nuicferc Auftreten ^riebner/s III. pou
6er Pfalj bk einmütige <£rfläruug 6er epaugelifaVn Stäube vom \}). JITai r/erbci<
gefülnt würbe, fie feien nidjt gewillt, ben pfalsgrafeit ober einige anbere itt ober
an§erfyall> I)eutfd>Ianbs, bie in einigen itrtifcln nidjt mit ir/nen übercinftimmteu,
in einige (Befahl* ober gar aus bem Religionsfriebeu 5U fernen.')

Hod> waren bie Hamburger nicht gefonnen, ohne "Kampf bas ^elb 311
räumen. Per 2\at lief ben Reformierten bie IPofnumgcn poh ifyren Hauswirten
füubigen (pgl. (Dorfpr.), wenn fie nicht uuterlaffen wollten $ur prebigt nad?
2Utona 511 gefycn. 3n einer Derfammlung ber holläubifchen unb ber frau3öfifdieu
Reformierten rom *■). Sept. \r>o5 würbe auf (Srunb biefer Zwangslage befdjloffen,
wenn man ferner in ber IPeife porgeb/e, follteu fidi bie betroffenen auf bie
S taatspriinlcgieu berufen unb fid*> au ir/ren JUietsfontraft galten. Sollten fie
aber genötigt werben, fofort 511 pe^ief^'n, fo follten fie biefeu IPinter nadj Stabe
gelten. jb/rc biefige 2(rbeit folle von beu örübern beforgt werben bis (Dftcru,
unb bie 2lrmen follteu unterftüfet werben, ^u^kid} würbe hcfdjloffcn au bie
DoFtorcn in Bremen 511 fdjreibeu, bamit fie fidj beim Kanzler bes Königs pou
Dänemarf pcran-nbetcn, fowie an bie Staaten i>on t*)°Hanb, um pou biefen einen
Empfehlungsbrief an ben Hat von Hamburg $u crstelcn.

2lrntltd>e Sdmtte würben aud*> nach anbercr Richtung gettj.au. befoubevs
liefen bie (ßeiftltaVu in Hamburg beu Streit nidjt jur Rul}e fommeu. So
febrieb ber prebiger, P. Philippus Hicolai, ein Buch, bas er ben (ßeneralftaateu
jiieignete unb auf ber t f rauf furter 21!effe Dertreiben lief. „3u bem welchen l?Y
be leere ber (ßereformeerbc ferefeu feer {djcntehfcfen enbc met Iwdjantifdjer
oumauierlycfheYt praesciubeert eube laftert, epen als of fe arger bau een Turcismus
ofte Mahumctismus wäre, bacr beneffens ooct opeutlijf genoud? fYueu fpot brij-
ivnbe met bc poornamelijeffte h/ooft artycfelen ber ebriftelijefe religie, enbc uamenl«
lijcf met begene pan be b-emelcaert onfes H ccr ™ Jesu Christi, eube fyne weber
compfte ton orbcel." Die (ßemeiube wanbk fieb/ burd) beu Dr. Petrus Staes
brieflich unter bem \2. J»'» l<50^ an ben Kirdvurat in 'störapeufjage mit ber
bitte, eine beigefügte Petition befürwortenb an bie (ßencralftaaten eiusufenbeu.
Sie baten babei möglidtft 51t pcrb,üteu, baf ber Hamburger Rat bapon crfalne.
Die fYUobalen Deputierten pou Sübhollanb, beuen ber Kirdjcnrat pon 'S<ßrapen=
hage bie Sadje vorlegte, gelten es in ifyrcm tfutwodfdnvibeu -) pom 3. IXlär^

1 Pvoyfou a. i'\ f. :?f.

- iiertja roti Ii. v£. JUuuic, Krcmaf van bet biftorif* aenootKtajujei'f jti^ tc Iltrci*bt
XXIV ih„h , f. „„„f. mx0 XXX ,{»::>., f.

Digitized by Google

23

l,6(H im 3«tcroffc ber 2lltoiutcr für ratfamer, bic Sad?e auf eigene ftanb 511
betreiben in iljrer Verantwortlidjfeit als Vertreter 5er Kirche r-ou Sübljollanb,
jumal ba fid? 5m- ( $cit 5er Jlufturm etwas gelegt $u haben fdjeine. Sie fdjlugen
wr ( barauf fnnsuweifen, wie es Feinem einfiele, ben Cuttjeraueru in fjollanb
f djwierigfeiteu 5U beretten. — €ine Remonftration 5er Deputierten von Xiotb-
uub 5übfyollanb wegen 5es Iticolaifdicn öudjes liegt auch ror; im übrigen ftn5
wir über 5en Fortgang 5er Sad>c uidjt unterrichtet; bajj aber 5ie Reformierten
5ie ^einblidjfeiten Hamburgs mefjr politifdjen als religiöfen ©rünben sufdjrieben,
geln* 5araus bert>or, baf fie unaufhörlich 5aran arbeiteten, in fyimburg felbft
Dulbung 511 erlangen.

<£s föunte fidi uod> fragen, welchen €rfolg 5enu €rnft mit feiner Jlbfidjt,
Altona 5urd) 5ie Aufnahme 5er Reformierten 511 fyeben, gehabt Ijabe. Punft II, 2
5er 2UausfeI5ifd?eu punftatioueu Iäft 5arauf fcbliejjeu, baf höhere «Erwartungen
gehegt würben, als in Erfüllung gingen, 5enn eine gcfou5erte (ßeriebtsbarfeit
5er Hieberlänber hat fid> nicht als nötig erwiefen. lind) fdjeint 5cn Reformierten
fpäter U?r Verfpredjen porgerüeft 511 fein 5en Rieden Altona größer 5U machen.
Kaujler Wietersheim for5erte fie 5111- Verantwortung un5 fyms 5e l'fjomel würbe
511m Wortführer beftitnmt, am 2.". IHai \607: Hoopenbc eenighe belofte 5ic
5aer fou5en ge5aen fyn geweeft ixm eenige broe5eren om 5it uleef Altena grooter
te maeefeu; waer op 5at 5ic broe5eren geantworbt ^ebben i>oor eerft 5at fy 5ic
uiew waren angefommen 5aeruau niets eu wiften cn5e fommigen ran 5ien 5ie
weide met 5eu fjeere gehanbclt bebben uevtroefen fommigen uerftoruen fyn. (Ten
2 fyebbeu geantworbt al waert 5at 5aeruan wäre gefprooden geweeft uiet in 5ie
mad?t waer pan 5ie gemeine, maer fyn genabc fulf wcl Fon5e te wege breiigen,
want fo 5ie ampten oopen waren, 5at een yegelyd t)icr mochte pryelyde arbci5en
eu fyuen coft winneu ten 2 fo men Ijicr mochte ory tuet fyer woon famen fonber
yets tegeueu. Die uan 5efer gemeinte fyn enmoeften niet meer fdjattef fyn, als
aubere, ood en tnoeften fy uiet befebebtget noch belebiget werben. Dacrom fulf
ftaet by nimaut oft fdjoon baer eenige belofte waren gebaen geweeft, bit borp
te uergrooten, maer by ben genabidjften beeren bie alfulde previlegien en pry=
heebeu hon pcrgunncn bat uan alle ganten te alteua met ber tt">oon füllen foomen.
albus gepaßeert ben 25. lYlay K>07. en is al wel afgenomen, uamen onfen
genabidjften fteer als bes daufelcis fooue ten l)uyfe van onfen broeber Comcl
beriefet fjeeft.

Daraus ift ju erfeheii, baf? bas Verhältnis jwifdjeu €rnft unb ben Reformierten
nod) nicht gan5 ftabil geworben war, fonbern Redjtsanfprüd^e beiberfeits auf
63runb bes urfprünglidjeu Vertrages noch erhoben würben.

Digitized by Go<

§u?citcs Kapitel.

Die äiigere 2lusftattung unb bic tPettcr
<mttPtcfhmg ber Kird?e.

\. Die (Brunbfificfe unb ljäufcr.

it großem €ifer unb hmgebenoer (Dpfcrwilligfcit maditc fid? 5ic junge
(Scmcinbc an bic Pcruollftänbigung bes äußeren Zubehöre il?rer
Kirdic. Die erften (Brunbftücfc, treibe bic (ßcmcinbc in Altona

erwarb, waren bic brei ftäufer von Bcrnt Cangermann, einem Bürger r»on Hamburg.
IHcfclben grenzten an (ßerbt be IDerts IDofmung. Cangermann t>attc bicfclbcn
am 20. De$cmber \W) für 1,600 £ von feinem Sdnr*iger ^raus ^ahrcuwolbt,
Katsr>crwanbteu 511 Kenbsburg, gefauft unb 800 & foglcid), bic anbern in ricr
halbjährigen Terminen abstahlen Dcrf proben. 7Xm 18. Sept. J602 »erfauftc
Cangermann 3W0 biefer fjäufcr wieber an ben Cripmadier ^acob Ccntcncr
((Tcintcnicr, ^entencrer), uamlidj bic, weldic 3wifchcu (ßerbt bic Werbt unb fxinridj
frerath lagen, uebft ben ba$u gehörigen ^öfen, für ^500 j., unb jwar 650 JL
foglcid), ben Heft 511 (Dftern \0Q~> $u 5ahlen. 2lu|?erbcm hatte Ceintcnicr bem Der«
faufer aber „ein ganfc ftuefe fein <Trtep, nadj bem munfter als meiner Ijaufj«
frawen wammes is baltenb \'i ober \b cllenn t>nnb für mid> 5 eilen fein floretb,
mmb meiner fyauffraroen 3 , / 4J fein floreH? $um IDambfc" uerfprodien. Vas britte
bau*, weldjes jwifchen ftinrid} f^curat unb Jacob (Tcntcncr lag, würbe an le^tcreu
von Sercnb Cangermann am 30. Houember \(>02 »erfauft, am 8. Dezember
ins pinneberger 2lmtsbud} eingetragen. Had)bem jaeob tEentenier nodj 31t
r»erfduebcucu ^Halcn (ftclbfummen (im (Bansen 200 £ ß unb 82 J. 8 ß)
5ur Verrichtung ber f^aufer erhalten hatte, fudjten Uxheim Seite unb 3°h dnn
Jlrcerius am \ö. Juli 1<>05 bic (Genehmigung bes (ßrafen in Pinueberg nacb,
unb 3 ac °b tTcintenier befunbete am 2[. Dezember 1,605 unb am s. JITai J605
uor bem Ziotar peter i>au ber IDillighcu in Hamburg, bafj bic brei l}äufer, bic

Digitized by Google

25

auf feinen lumteu ins pinneberger 2(mtsbud> eingetragen feien, nicht tlmt,
fonbern 6er reformierten (Öemeinbe geb/örteu. <5wci biefer fväufcr würben jiir
prebtgt beftimmt unb als prebieffntys unb fntysfcrcfe Ixyidmet, bas brittc 5ur
IPolntung von jobann Jlroerius. Tin Reparatur 6er fjausfirdie würben nod>
5<) l \2 ß ivrwenbet, rücolaus Dan ber ZDilltgr/eu erhielt \7 £ 5 ß <)
peter van ber ZtMlligfyen \ / ö .\ unb jacaues Ceiutenier 24, / \2 ß für feine
:tlül?e. Vit brei fyiufer fofteten sufammen \7\2 /.

Vinn fcljltc es noch an einein l\ird?r*of. €in Settel o. V. fpridjt ben
XOuiifdi ans, „bat 5. <8. uns gelicue in bc ftebe (ber gefoffbe plaefe r>on ein
prebigr/aufi tmubt barby audj ein wonr/aufj tljo mögen bawen uor ben prebiger)
fo rele lanbes tfyo verguuen imbt ttjo laten weyfen adjter bat prebtd} tmubt
wolrnfjauf? fo wter ifeunber gebruefeu al waert man 5 öfi offte adjte ivoeben
breebt rnbt il?icn offte tir>elf Koeben lancf, ofte fo »eile als is (Renaeben geltefft."
2luf Peranlaffung bes presbyteriums \6..7. U>04 mufctc 21Ieldnor fyrsbeeefe
eine »Eingabe an ben (ßrafen abf äffen, unb biefe ging ab im (DFtobcr um.
Hacr/bem barin juerft gebanft tft für (ßeftattung ber offenen Xeligionsübuug
unb gewährten Sdmfe, bitten fte, baf „een fulefe plaetfe angewefeu worbe totteu
prebidjfwyfe metten toebcfyooren fercfljouc als fy lieben nu een Iangfje wyle lancf
moebidjlycf bebbeu t>erwonr;t beu>clcfe bat Unlieben uu r»oor eerft fouberlycf 6icnft-
lyf foube fyn, tot begraueniffe fyacrer booben, waer toe ooef achter een r/off van
Coruelis Simonffcn. Vtn welgelcgene en baertoe bequamc plaetfe is bauaer
fy adrten niemanbt tot fdjabe off nabcel coft fyn." Um U). 2tuguft 1605 würbe
nun mit Bewilligung bes 2tmtmannes von piuneberg ber töemeiube Pom Pogte
5U Ottenfen ber plafe jum Kirchhof fnnter ber Kirdie augewiefeu unb ber grofje
bar»on abgepfählt. Vaxnadf würbe er am 25. Zluguft r>on <> iHänneru für
\{ £ r> ß umgegraben, unb am 7. September maditen jwei ^immerleute bie
Pforten bajti. Tim ^\n\i \f>0(i würben 61 Däumchen gepflanst, um einen
,fifd?teid? fyerum, ber fidi barauf befaub. TXnx 12. 2Uai \607 würbe nodj für
4^ JL 4 ß ein plat> 5wifd>en bem ßof bes prebigtfyaufes unb bem l\ird)ljofc
pon 2 Kuten (> Cängc unb Breite ba$u erworben.

ZlUinäfpltd? fameu 3um (ßrunbbefifc ber (ßemetube uodi $wei Käufer Innju,
uämlid? bie ron (ßerbt be iDert unb fyinrief} ftcurat.

Das erftere febetnt febon früher als einftweilige IDolmuug für joljanues
ilrcerius gemietet gewefeu $u fein; wenigfteus begegnen perfdnebene Poften uou
2Uictsgelb tu ben 2\cdmungen. (£s ftammte ebenfalls aus bem Befife bes Kats=
perwanbten t fran3 ^afjrnwolbt 5U Keusburg unb war uebft bem f)ofe von biefem,
ber es uou fetner feligcn f>ausfrau ererbt ^atte, am 0Ftober \5 ( J9 au (ßerbt
be IDert für 20() Cl?Ir. uerfauft worbeu. Dtefes öefi^tmn fyatte ben (Satten

Digitized by Google

26

bes Dogtcs von (Dttonfcii im (Dftcn unb hatte einen f>of von ber Breite bes
Kaufes. 2tm l. 2tprü l.ö()8 Fünfte es wieber Jacob (Eciutcnier (Ciutcnercr)
von <Scrbt 5c Uderts nadigelaffeucr Codjtcr €cncfcn vermittels bereu Ponmmbcr
3ofyau Kumborcb 5U Hamburg unb peter von Straten 51t 21ltona für l )0()
wovon (Dftern in 5wei ja*?™! <*00 /- mit $roci 3ar/rcu Seilte $u <' 0 0 vereintet,
bie übrigen 500 # jur 5«»t «»n Cenefens JITünbigerflärung entrichtet, bodi bis
öalnn jätjrlidj mit 6 0 0 perrentet werben follcn. Der freie pla£ bes Bcftfetums
mnrbe sum Kird)fyof gesogen.

beinrid} tyurat feheint eine unfrieblidje ITatur gewefen 3U fein. JtUcr«
Ijaub „irrunge, Cwift pnb mifpörftenbtni^e" mar entftanben. So mürbe am
\o. September \f>oy snnfdjen iMnrtd) ftcuratlj nnb Cubmig be Behaut, ITkolas
von ber tDilligfycn, töobcfrit ßorfccn, Kitfaxt iltoU als Vertretern ber (Rcmcinbc
nebft 2>acob £cntcncr, unter bem ^ugnts pon Ziicolaus vom Könne unb Peter
töanfc fontrafttidj beftimmt, ba§ bie Sdjermanb unb ber (Bichel jivifcbcn freurats
unb (Ccintenicrs öaufe beiben gemeinfam fein, aber ber (Rkmcinbc gehören uub bei
etwaigem Ixeubau 51t ijeurats Sijabcn in IPegfall Fommcn folle. 23ci füuftigem
«umbau foüc ftd} audj einer nadj bem anbern in ber Jrontanlagc richten uad>
Sdwur unb Cot. ^wifdjeu bem Kirchhof uub Öcurats l)aufe folle ein freier
©n» unb Ausgang angelegt werben / uub um biefen breiter 51t tnadjeu, will
beitrat einen $11$ bis au ben 3wcitcu Pfafjl fein plaufwerf 5urücffc§cn. licurat
bat, wie es fdjeint, ben Kauf feines Kaufes e^wingen wollen, menigfteus war es
fdjon 25./Ö. \()\7> ber (5emeinbe angeboten. Der t f riebe ift jebenfalls nid?t von
Dauer gewefen, bis cnblid} am 2\. ^ebruar IPoltcr Holters (IPoutcr

tPoutcrs) unb Peter (Talcmans im Hamen ber reformierten (ßemeiube von
lvinridj licirbat bas ganjc <£rbe für 2750 £ faufeu. Dasfelbc lag hinter bem
reformierten Kirdjfyof. <£r behält fid) nur auf ein 3afyr bie pon feiner illutter barin
bewohnten Käume por; pier Bcttftcllcn uub ben fyiugenbeu IPinbfaug; bagegen
foll bas f)orologium im liaufe bleiben. (Eine „Schütting" folle auf bem Kirch«
fyofe gefetjt werben (pgL audj protofoll 5. 8. (Df tober [<)[()). ttVgcn planfc
unb (firaben folle eine Dcrftänbigung mit ^rausois Hoc gefud>t werben. Die
fytlftc bes Kaufvrcifcs foll (Dftern {61,4, ber Keft \<\ (Tage nadj lUidjaelis nebft
5° 0 Keutc besagt werben; bem Prebiger benricus «liilbius vcrfprtdjt er foglcid?
bie untere Dornte, eine Kammer uub Küche nebft einem Durdigangc absutretcu.
Der punft mit ^ranjois Hoc würbe glatt erlebigt, beun in einer Ubcreinfunft
pom \7. ^ebruar \()\5 5wifdjeu peter Caclmans unb ,fran$ois iloe ift bies
fogleidj gcfd?cr/eu; aber ftcurat fclbft madjtc allerlei Scbmicrigf eilen. IPilfjclm
be 2tTay unb Bartholomäus Sdjcrcu legten «Eiufpradjc gegen ben Kauf ein,
weil fid> bie Caften an bie Canbesobrigfeit Ijöhcr belaufen, als l)curat gefagt

Digitized by Google

27

hatte, bocb um XPciterungen 511 pcrmeiten, crflärtcu fic (wie es fdjeint auf fjcuratbs
bitten) am 50. JITärj U>H biefe €aftcn gutwillig übernehmen 5U wollen. Tibet
von feiten fxurats erfolgten nod> weitere irdmnerigfeitcu, 511 beren Beilegung
am 3. 3uni U»14 ber Proft3oban Stebing unb ber tfmtmann ^o^annes <ßogniaii
einfdirilten. Per Kauf würbe als redusbeftänbig erflärt, fieurat ein Stücf Canbuon
Kirchhof eingeräumt uub feftgefc^t, baß, wenn er eher aussöge, ihm 200 unb feinen
Hintern 100 £ aussah, It werten follteu. Pie Reformierten erhielten einen
befonberen Scf/lüffcl. Tibet fteurat fuchte noch, immer Jlusflüdjtc, um nicfyt hinaus*
jicbm 511 muffen. 2lm 2. 2luguft braute ilnn Rutgcr 2llbcnrYn bie legten 1250 /
uub forberte eine (Quittung von ifpn unb ben Dormiintern feiner Hinter, tfeurat
verweigerte bie Einnahme, and} bei einer sweiten 2lufforberung. Tlndf weigerte
er fid? 51t erflären, ob er bas besetdmete Stücf €aub annehmen wolle. Pah, er
begab ftcb ^Utenryn sum Hotar Tl. (Dutfycusbcn am <$. 2(uguft \c>\^, beponierte
bort bas (ßelb uub gab eine bezügliche <£rfläruug ab in (ßegeuwart Don pfnlips
van ber lPh.cn unb Caureus Sipcrs, mit benen fieb ber Hotar 5U ftcurat begab
unb ir/n aufforberte fieb mit IPouters gütlich. $u vergleichen. Tim 2\.<Dttobet J6H
eublid> bcfcfyeinigtc fjeurat r>on Kübger itlbeuryn unb IPouter tPouters 2000 JL
nebft einem halben 3ahrc Rente »on 1250 /. auf 21Tid)aclis erhalten 5U r/abeu.
0b eine im K. R. 3. $um \T. TUa\ \f>\\ erwälmtc l\neh.rung an ben (ßrafeu
uub bie Reife von 3an r>on ber IPicle, itteldn'or uan ftersbeef, ilrnoult (Sier
uub Paniel la illotte nach. Pinueberg bamit sufammenbängt, ift nidjt erweislid).
Wate bas ber ßaü, fo wäre baraus 511 faMießcn, baß bie Reformierten fjeurat
gegenüber aud) 5U weit gegangen waren.

Pie ßäufer mach, teil halb mancherlei Reparaturen nötig. 3 11 ben
Rcdmungen, weld>e nod) erhalten finb, werten uns manche 2Utonacr Arbeiter
mit Hamen genannt.

Schon \607 würbe eine Vergrößerung ber Kirche nötig. 3m protofoll-
bud> 5um IS./5. [GOT fycißt es: 3 5 gercfolreert r>an ben broeberen en goet ge-
honten met gemeine ftemmen tot Dergrootingfyc uan befc ferefe bat men eeu
afbaef maeefe foo groot als bie Ferefe. Pie ftemmen fyn gefallen om bie forge
te fjebben bat fyet afbach gemaceft werbe op onfen broebers 5 r . l}ans be l'fyomel
eu Ritfcr JHoI bie weefe füllen mögen anberen broeberen te bulpe nemeu." 2lud>
am 25. 2ttär3 H>\5 ift oon einer Vergrößerung ber Kirdje bie Rebe.

Pie Käufer erforberteu mancherlei Reparaturen, befonbers würben ^6^0 ^|
größere Jlusbefferuugcn nötig, bei welcr/er (Gelegenheit tem paftor audj eine
IPafferpumpe angelegt warb.

ZTCancfye iHißftänbe würben erft allmär/lidj gehoben. £in 2(ulaß basu war
namentlich ber IPaffcrlauf. 1655, ben 22. Z\1ät$ warb barüber geflagt, baß bas

Digitized by Google

28

ITaffcr vom Kirchhof wegen einer Kinuenucrftopfung nidit abgeführt werbe, baf?cm
HXilrabes Seite ( ;>auu unb planfeuwerf offen ftefyc uit6 bie Sdjweine in bes prebiger»
harten umherlaufen. Die frage wegen bes IDafferablauf* würbe auch fpäter
uod? mit ber „Bletdprföen" JHargareta ittefters \C>52 unb mit Berenbt fcafelmanu

in erbitterten unb lange bauernben Kedjtsftreiteu erörtert. lUidb bas <ßering=
fügige würbe mit ccfyt nieberlänbifcher (Drbnungsliebe beachtet. Der IPeg bei ber
frausöfifaVu Kirche, ber bei fd>lcc^tcm tDetter nicht gangbar war, würbe nach
(Pcmeiubebefcblujj vom 27. tTorcmber ^>">4 mit Steinen belegt, bie Stafetcn bes
Kirchhof seltnes 20. 3uli betheert. jm ftofe würben r». 2lpril \r»05 wn
3au (Eournol Blumen gefät, unb am 15. bcsfelben JHonats lieferte töert be U\rt
52 junge (Dbftbäume.

Hxid) im 3 nncni würbe bie Kirdjc mit allem Hötigcn uerfebeu. <£ine
Orgel 3war fiubc ich erft I64G erwähnt, in welchem ftc ^einrieb Cöfchohrn ber
Kirche fdjenfte. Von Samuel le £oute würbe fic uad) JUtona gebradjt. Jim
10. September 1604. würbe eine Bibel, in Dorbredjt gebrueft, mit großem Drucf
für bie Kirdje beftellt. Der 2(ufauf von Büchern wirb audy fonft nodj erwähnt. 1 )
€iue zweite Bibel mit grojjeu Cettern Faufte am \7. September 1622 Hicolaes
ran ber ZDilgcn. Allerlei Bücher für bie Verwaltung würben angelegt: Protofolb
büdjer, Kirchenredmungsbüdjer, 2nitgliebcrr»er$eidwiffe, tTauf*, Crauuugs» unb
Sterberegiftcr, ilrmcubüd^er u. f. w. Diefe famt ben firchlid^en Hrfunbeu würben
in einer Kifte von ben 21 Heften aufbewahrt unb gewiffenliaft bem jebesmaligen
Hadjfolgcr überliefert. <£iu 3m>entaris i>an be pampiereu enn befdjeeben in be
l\\tyc van bouberlingc beridjtenbc bacr r»an be gljene bie baer van babminiftratie
bebbeu bcfchcct moeten geuen en onerleuern aen bie Imn fomen te fueeeberen in
bauberliugfehap vom \\. 3uli J608 fiubct fidj in 2Hem. \\, aber uodj frühere
llberftdjtcn auf ein$elnen Bogen finb uorbanben, fo eine foldje i>om \S. 3uui 1605.

2Uid} für bie Kirchengeräte warb geforgt. JITit höchftem würbe bie
»frage erörtert, ob man bie pergolbcten Silberbecher für bas heilige ilbenbmaht
beibehalten folle.'-') €in Gutachten von Samuel Habemacher würbe eingeholt,

1 fo mmoen :. n,o:, yvei Didier von I). Hielle* aefanft, y~.j\. imu l>rci i*iid»cr,
in ... ii,oo bcfoiijtc <5otfrib (Sorten orei i'mber in Jfranffurt, ebenfo :. :>. vm>* lITelifcipr
bersberfe cht yn*, I i. o. wuroett 5ivci Hitler anaei'djjfft. £ru'äbnt finö imh Wercm.
,:>amby de natura Dei scu de divinis attributis ntlb Wcron. ^>aildjy de tribus clohim aeterno
l'atre Tilio et Spiritu Sancto uno codeinque Jclioua libri XIII.

a j bereits am \2. ^nlt n.nr. hatte man 3mei foldu« f»t U ff attaefdjafTt, aiub

waren im 2liu«i)t ir.u 311111 (ßebraueb bc$ ^acMmarjIs * rcrijolbctc l^cd>cr gefanft im CBcwidH
von h: £oth r ü zh t i, für i;»2 £ v ß. €iit f ilbcrbcd>cr, rem <£ucrt Kctwia, ^rauft, von 2: 1 .
l'otb 311 :.<) t i wnrbe and> 22. v. 1..--. an \£asparn* lieitwn^c*, neuen prebiaer ron
UVfel, iH'iebrt.

Digitized by Google

29

unb ittilbius crflärte bie Sad?c fcbliefclicb für ein uiltui/vQor. Pier ^innflafdicii
unb jrnolf grüne Kiffen beforgte 50. 3uli \6\(i ^aques gaelman ba$u für
r»4 / \3 ß. €in Peqcidmis 6er Kircfymgeräte Pom 6. 3uni lo28 lautet wie
folgt: Die gercetfye ber Kirdje fein umb mehrer nadjrich j tungb fyic peqeidptet,
als: Pier pergulbete beigere mit einem faftd>en barin fic perwafyret werben. —
Ptcr $innerne fläfdjen. — $wo leinen tifcfyladjcn ein auf ben tlifcfj in 6er franfehen
ein auf ben Cifd? in 6er teulfcfjen Kirdjcn ^el>öridj fambt fünf Seruieten. — ein
gruen tifcfyfleibt auf öen tifefj bes Conslstorij fommen6. — 5W0 zinnerne tauf*
beefeu ein in 6ie franfdje ein in 6ie teutfebe Kirchen gehörid}. — eine teutfebe,
eine franföftfdje bibel. — 5W0 ftünbegläfer eins in 6ie franföfid>e eitis in bie
teutfef/c Kirchen gefySricfy. — ein meffingsbeefen mit einem bülfcerncn fuefj fo auf
ben Kirdjfyof gefe^et wirt 6ie almofeu 6arin $u werfen, wenn leiebe begraben
werben. — 6rei fdjwarfce leidjflcibcr, ein flein, ein mittelmcfjidj, ein grog, fo
über öie färefe gebeefet werben nach ber groge ber perftorbenen, bie f ollen 511
Altona ober bei ben ftcdjbefuchcr bewahret werben. — etliche verfebeiben pfalmbücfyer.

23e5Üglid? bes Kirdjfyofs ift ein Per$eidniis aus ben 3afnren U» ( H — \(>\2
ansiefyenb, weldjes folgenöc «Empfänge von Begräbniffen erwähnt: \606 <£ornelis
Simons Kinber, J009 pafwaels Kinb 2. 3ult/ U>09 20. (Dftobcr Cornelis
Simons fmyffrowc; 1609/ 20. (Df tober Dan jooft fdjoemafer; J009, 2. De3embcr
ran Baus Dan Ptfyrecht op Altena poor begraefniffe ran cn bochtcr \ /■ $ ß\
M>09, 2o. De5ember poor bie begreffeuiffe ran ben (ßoubtfmit op Altena 2 A * ß\
unb ein ilftenftücf r*om \B. ITopcmber \6\7> fyanbelt pon ben Begräbniffen „foe
aen als buteu ber ftabt." 2Jm 9- Üuguft ^653 wirb bie Klage laut, es werbe
bei ben öegräbniffen nidjt naefy Vermögen ber Pcrfou gegeben. Der Schlüffel
foll im Prcbigerljaufc fein, unb am 50. iluguft besfclbcn J a b rcs w ™° ocr
Küfter qanfen beauftragt, ben Sdjlüffel pon Petit ab$ur/oleu unb bem 2Utefteu
5U bringen. Der Seiteufdnife bes Kirdjfyofes folle burd? bie 3'itereffenteu beforgt
werben, jobann Petit hatte nämlich fd>ou 27. 3"™ J623 bie ernftc IDcifuug
erhalten, feine Ceicfye auf bem Kirchhof begraben $11 Iaffeu ohne «Erlaubnis ber
illteften „infonöerrjcit follen feine Iuttrifd>e barauf begraben werben, bamit man
ben paftoro uou (Dttenfumb nicht ergere." 2(uch ein Streit wegen Befifees eines
Begräbnisplatjes mit Damb 2ITotte fällt in biefelbe «5eit (pgl. 2tcta $u \b2H.
Sdjippc unb <£ifenfyobel für ben Kulengräber würben am 5. September \ (>().">
augefdiafft. 3ludj £ofchgeräte: 3wei Ceitern, fedjs <£imer, ftafen würben im
t februar 1005 erworben. <3u bem bisherigen öefih erwarben enblicham 15. 2(pril
\ 057 für 5000 / einen Portugalöfer unb *) Kofennobel bie Porftebcr ber reformierten
(ßemetube (Jtbral?am be 3ois, 2(bam 23ots, Rennau 3er, 3 ac °b lacfert), pon
t£mory Kippers IDitwe IPilljelniiua unb ihrem Kriegifd^eu Ponmiub 3°'? lln

Digitized by Google

30

roti IPoipers iljr pou IPalrabe ftilgers erworbenes l)aus 3tnif<$eu frans Simons
un6 6er reformierten Kircfye, ipeldjes 6ic IDittpe Kippers am \. September \OöO
6urd) ifnen friegfdjen Dormunb J 0 ^ 1 « poh 6er ttfaelen pou IPalrabe IMlgers
11116 6effen öepollmädjtigten fynnrid? pon Dortmunb un6 t fcr6iuan6 6ie Dürft
für 5000 y* crftan6en fyatte. ( ?>ur Ceituug 6er Kirdjenbauten unir6e im J Uu
\(t33 Jlrut (ßerifg eripar/lt.

Soldes tfjaifraftige Streben 6er Reformierten, foleber fjingeben6er €ifer
Fonnte nidu" perfebleu Hei6 un6 IDetteifer 511 ertpeefeu. Von bei6eu feigen unr
genug in 6er weiteren töefdudjte 6er <5emein6e.

2. ZDettere Sdjtcffale 6er <8cmein6e.

3n 6en Derfyältniffen 6er liixdK 3um £an6esrjerm trat Feine ipefentlidv

it

2In6crung ein, folange 6ie Scbaumburgifcfye lierrfdjaft oauerte. 21Ian fümmerte
fidj möglid>ft wenig um einan6er / un6 nur n>enn 6ic tPoblr/abcn6en Hie6erlan6cr
<Sel6 aufbringen follten, roufte man ftc 5U fin6cn. Die £>ergünftigung 6er „^rei*
r/eit", 6ie ifnien ju teil geroor6en war, ift ein Porrecfyt, 6as man leidet überfd^äfet').
lYlxt 6icfem fd>eint ein an6erer t)or3ug 6er reformierten Pre6iger 3ufammen3ii'
Ijängen, 6enn es r/eijjt in 6er 33eftallung 6es Huterpogtes pou Altona, fyms Polmers,
6urdj (ßraf <£rnft,-) er folle 6ie Bieraccife (8 ß für je6e Conne Hamburger
Bieres, pou 3icr un6 XPein für je6e 2Harf Cüb. \ ß) fleißig eiufor6ern „i>uu6
foll bieuonn Keiner er fey aud) iperr6er wolle, aufjerfjalb 6ie refonnirte prc6igcrr
6cuen Das ganfcc 3afyr 6urdj <> 06er 7 {Eonneun Pafjirctt weroenn foücnu,
entfreiett feinn, was Sie 6aruber ein3tebenn 6auonn foüenn Sie gleid} au6eru
6ic accise 311 erlegen fdjul6igb, fein. 2Hit öiefer ^ugelegcnfycit fdjeiut audj 6ic
Keife 6er bei6en Pre6igcr uad? piuneberg am 2^. 2Kai 5ufammeu5ufyängen. :- )
€ine Kirdjenrepifion Pom U). September \626 6urdj prof. (Bifenius fdyint
mern* besweeft 3U fyaben, 6en Reformierten 6eu gräflichen Sdjuft f oftbar 11116
be3ablcnsu>ert erfdjeiueu 311 laffen, als 6afj fie ein Reichen befon6erer ^ürforge
gcroefeu wäre. <£s fyeijjt 6arüber: XDeilu ein profeffor pou Rentelen mit nameu
Johannes (ßifenius theologiae D. ift pon pnferm guä6igcn fyerru abgcfan6t 6ie
Kirdjc 311 visitieren, ift er aud> fommen bei 6ie pre6igere 6er roformirten Kirdie
311 Jlltljoua pu6 gefagt: €s n>ur6e 6icfe perfamblunglj fdjimpflidi ibr gna6eu
furgeworfeu. XPetlu Tilly victorie hatte wur6e er im iiamcn 6cs Kaifers uf

y ) fhrcnberoi, CSeworbefreibeit nnb 5>untfsn\uu\ in 0>tteufeu uuo 2Iltoiui \ r ,\?>— w.*o.
Altona \hv2, r. ::ff.

*'i <Ehrntbcrdt in lieft H III pou „Jlltono unter fdMueiibttrtufcbcr IS'rrfdxift" f.
'1 Per Jltntnuiuu nu> I>cr Proft erhielten je einen 2\o|'ennobeI ^r Vo<\t 1 4.
4 llo. h A, 2leta 5er t£ouftftorii i»an A° 1«.;.'» tot \>.:.<> jmu »n, <>. 10:1,.

Digitized by Google

lif h«mmungh 5er vcrfamblungh picleidrt anhalten, i}unnius 6er superintendens 511
£ubecf un6 6ic pre6igcrc 511 fyimburdj gelten 6aruf auch an ifyr gna6cn tpehren
unter 6er t^oolo^ifdicu facultet 311 Fintel, alfo 6a§ fie fidj 6aruad> bequemen
ipur5en begebretc 3U fefjen unfere privilegia aud? unfere tfircbcnor6nungh. folebes
alles ift 6cn bru6eren für gcftcllt, welche meinen, man follc 6ic fache bis weiterer
atifpradjc furfebieben. S c . (Serrit Hilters roirt mit jarus 6em maurman tpegeu
6cs gebautes rc6eu." Die Dror/ung mar öcutltd? genug, 11116 bk Reformierten
Ratten allen (ßrunö fidj nidjt 311 ftcr/er 5U füllen.

namentlich beim Regierungsantritt eines neuen (Brafcn mußten fie fidj für
(Enieuerung 6es pripilegs erfcnntlich er3eigeu. 2Us \(>22am 7. 3anuar 5er febipadje
3obft ßermami 6cm tüchtigen €rnft nachfolgte,') begab fich, als er in pinnc-
berg angelaugt mar, am 20. 21Tai eine <0efan6tfdjaft öortr/in, 8 ) nachdem fie am
\(>. 6s. 21tts. 6en fterrn „tTljumbedjanten" 11116 6en „Stattfchen 2Jmbaffa6eur"
6urdj Itidlaes pon 6er tPilligen un6 £u6oa»td} 6c Bcljout um Rat gefragt hatten.
€ s tpareu ftenrtcus iHiI6ius un6 6er Ültcfte £u6rt>ig 6c Ber/out. Jim IXbmb
7 H!jr n>ur6en fie empfangen un6 ihre (£>cfd>enFc un6 (ßlücfroünfdjc entgegen-
genommen. <£s tparen 5ugegen 6er Statthalter Brincf, 5er itmrmann Simon ^lorfcn
un6 anoerc <£6elleutc. 2TTil6ius r/ielt 6t« 2tnre6c, ipflnfcbte (ßlücf, bat um
Betätigung 6es publicum exercitium religionis un5 bot 6as (ßefdjenf an. Der
(ßraf 6an?tc, beriet fiefy mit 6cm Statthalter un6 erflärte fid> mit ihren tTünfdjcu
ctnpcrftan6cn (uadj 6en 2 au6ern Berichten tfyat 6ies Statthalter), worauf 21TiI6ius
abermals 6anfte. Darauf unir6cn 6ie 2lbgefan6ten 3U Cifdj gcfor6crt, wobei
6er (ßraf auf 6as <ße6eiben 6er Kirche tranf, 11116 6arnach mit J}än6c6rucf cut«
laffen. Dies gefdiab, „opt buys Pinueberg in 6e Saclc als men opfompt ter
rechten r/ant." 311 6em 6ritteu Beridjt ftcb,t audj noch, 6a§ ihnen 6ie 2(nnahme
r»on Prieftern Pergönnt fein follte un6 6a0 fte, nad)6em ftc eine 2tuffor6erting
über Hadjt 3U bleiben abgelehnt Ratten, unter l)an6fujj cntlaffen wur6en. Das
(ßefdjcnf bcftan6 in 5wölf pcrgol6eteu Baufcttfdxilen. Der Statthalter Brincf
erhielt 8, 6er Droft un6 6er Amtmann je 6rei Rofenobel. Die Ausgaben 6icfes
Cages fin6 berechnet, ipie folgt: bctaelt an laurens boot poor \2 pergu!6e
fchalcu tpegen 29"/,, lot a öö ß maref an 5en grauen h^fiwcn percret 975 yL
9 ß pereert an ftathol6cr brinc s rofenobel, 6roft ?> rofenobel, amptman 5 rofenobel,
anöie officiercu 2 rir5al6er HXtdit \ Rir5alcr — 1.95 yk (in Summa alfo
U50 A 9 ß).

9 pioertt a. a. 0\ f. i:iff.

2 CXnfpr. jum {(,.{:>. \t>22. ÜTcnior. 11, f. \ h uiii» ein promemoric'5cttcl vom
:<». IHai \h22 bei ben 2t!tcfteit Itxfuuöeii ; aic&rti<Ft ift 5er i^eri*t ans l^orfpr. in fi (lein, ^eiu
ftfrr. be* Pereiti» für liaml'iirvjer «Scfifri*tc. 3«>ei 2lii5ietijen. V, f. t.o -

Digitized by Go<

2lud) als (Dito V. am 5. liopembcr J6.">(> jur Regierung fam,*) ber uidjt
bic iHiltcl in fid) faub, gegen bic £-d)icf f alsf cf> läcjc bcs breijngjäb ) rigcn Krieges
ausufämpfeu, gingen am 21. liorcmbcr \(>r>(> 2(brah,am bu 3ois unb Carmen
23ccj- jur &cglücfwimfd)uug nach Pinneberg unb überreizten ein Silbergcfdjenf.
Uber biefes fyeifjt es: (>. Jan. [(>~>7 betaelt poor een pcrgult banfet fchoctel en
guter pergoubc loot 220 1 4 ä 2. 2 bebregt 4<> s A\ nodj 2(H) Ducaten =
\\\2 jk. 8 por een eonfefen ba r> / imadn \">so s /?). beu poorf;.
2\. ZIop. U>5(> an onfen guabigen graue (Dtto perert ueffeus wiufdjung gctucfcgc
regicrunge o (ftuef?) filucr gcrfyät tot Ottensen bartoe gebeputert fyn geweft
bargen abraljam bu bois en barmen beer. €ine 23efpredmng mit bem Droften
unb ttmtmann fyattc am 2\. September l(>55 ftattgefunbeu. JHilbius, ttbraam
bu bois, illortlimer Koclant, 3faac pan ben fteeuhoff tpareu ba5it nad) pinneberg
gereift. (Db bics mit bem in 21usftdjt ftefycnben Kegicrungswcdjfel in ^ufammen<
Ifang ftanb, ift nid)t 5U fagen. Pas pripileg (Dttos-) ift batiert pom 28. Icopembcr
\b~yfi. Da es uodj nicht gebrueft ift, fo fei es Incrfjcr gcftellt: l>on (ßottes
(Önaben wir (Dtto (ßraff 5U fjolftein Sdjawcnburg pnbt Sternberg, Jjerr 511
<f5eluueu pnb öcrgcu, tbueu fnemitt fuubt 3U wifjen, por pns, pufere (Erben pnb
iiadjfommcn, als bey pnns pnferc glaubensgcnojjen aus unferer (ßrafffduxfft ftolftciu
pnb ber Stabt Hamburg fo ber reformirten Evangelischen (Gemeine 5ugetbau
feinb, untertänig anfudmng gethan, bas 51t pnterrid)tung ber lieben jugenbt pnb
fortpflan^ung 3^? rcr Cfjriftlidjen (Scmeinc eine offentlidv Sdjule pon 3fmen in
puferm flecfen Altona mochte gehalten, pnb barinnen bie jugent auffs befte mitcr«
ipiefcn werben, bas tPir aus bcwcgcnbcn Crfadjcn foldiem jfyrem Sudjen ftalt
gegeben, tfnien aud? foldjes fnemitt pnb ttrafft biefes, por pns pnferc <£rbeu pnb
Uadjfommcu, bcrogeftallt pnb alfo bas nidjt allein befagte pufere glaubens-
gcnojjen ipie bis anfyero ihre frey perfambluugen 511m (ßottesbienfte 511 Altona
continuiren, Sonbern aud) alba eine Sdnile 511 (Rottes cljreu auffriebteu pnb galten
mögen, barinnen (Softes ZiVtt Pub bic reine pupcrfälfd)tc Apostolische Seine
mit ber yugsburgifdjcn confession pnb berer 2lpologia aud) möge porgetrageu
pnb gelebrctt werben, Sonbern ba jbnen ins Kuufftig belieben mödjte eine neue
Kirdfc pnb Sdnile 511 erbawen, bas 11% 51t befjcrer fortfetumg <Iln-tftlid)cr religion
3f?ncu bureb pnferc Proften pnb Beambtcu gehörige ausipeifung ber Stelle Pub
orts thuen lajjcn pnbt fonften alle gnebige beforberuug ba$u bc$eigeu wollen,
3nmafen Wit Sie bau aud) Inemitt, uedjft jbreu Kirdiett' pnb Scbulbieuereu,
aud) bereu IDohnungeu pnb augehörigen, in anberipeittlidjeu pnfer gnebigen
Sdni^ pus 5ufteh.euber f}oIjer €anbs (Obrigfeit ipegeu, wollen auff pnb ange»

1 pit>frit a. a. OV f. \z:.

■ i\lwit( Ihhti^ou lu> ^cia.iiiioin mit aro^cm rieacl.

Digitized by Google

53

nommen haben, begcn 3U Dr/rfunbt haben wir bicfes cigenbänbig rmterfdiriebcn,
unb mitt rmferen (ßräpdjen 3nf"3*U n?if entlief? betruefen lagen. So gefd?er/en
(Dttcnfen 3™ 3 a fa nad? Christi (Bebur/rt, Cintaufent Sca>sfnmbertt Sedjs vnb
breifiö ben 21djt rmb Snxm^igften Zfionatstag Novembris. (Dtto (ßraff. (£. 5.)

Piefe Urfunbe ift nidyt utmndjtig, beim ftc giebt uns Hadjriajt pon ber
2lbftdjt ber Hieberlänber, nidjt nur eine Sdjulc einsuridpten, fonbern aua? Kirajc
unb Sdmle neu 5U bauen. <£in foldjcr Unternefmumgsgetft tft boppelt fjocfftU'
fdyäfcen, wenn man bebenft, roeldje Unruhen uon aujjen an bie <ßcmetnbc b/eran»
traten unb in ifjrer eigenen 2iTittc entftanben. Die letzteren jinb im folgenbeu
Kapitel 5U erroärjnen; bie erfteren follen b/ier befprodjen werben.

Die Hcformiertcn Ratten, im <ßefür/l ifyrcr unftcr/eren £age, bie Jlugen offen
gehalten unb nad? allen Seiten Pcrbinbung angcfuüpft unb ifjren Porteil roarjr«
$unefmtcn gefugt. Sie unterhielten Dcrbinbungen audj auswärts. So err/iclt
3an 2Ttoreaur in ^ranffurt am \5. Februar \606 n>egen ber neuen Hadjridjten
für ben (ßrafen oon Sdjauenburg 6 (Ojaler. <£iu geruiffer Bilbsbef in £uelcn
fdpreibt ifwen öfter, fo am 25. 3 y li an <J5obbert 3rugge mit einer Quittung
über ^2 tEr/aler, unb in einem unbatierten Schreiben an XDolter tDolters beftdtigt
er ben (Empfang t>on 6 tErjalcrn unb berietet über ben "Krieg: La guerre de
de Sauoye continue gaillardement a grande diminution de la reputation
Espagnole ayant le Roy a faire avec un Prince resolu et qui trouvera plus
des amys qu'on espere en Espagne car on me mande de bon lieu que les
Princes d'Italie e le Pape mesme a cause de la consequence l'assistent de
vive main. L'Electeur de Coulogne entre en question auec les Estas du
Liege, enuers lesqucls estoit venu le Comte de Retberg lequel estant commissaire
de Sa M. Imp le . leur en auoit intim£ comme eile auroit auec touts les Electeurs
aeconsenti au d : Elccteur de Coulogne unc imposition nouuclle laquelle monta
a tres grande somme, les d : Estas s'opposoyent allegants droicts de l'Empire
Statuts et usances des pays e se mett de par le d : Empereur. itm
5. 3<»iuar erhielt berfelbc 62 \0 ß 6 :\.

Durd) fluge Uenufcung ber Umftänbc erlangten ftc einen erfreu lidjen ,3ufd>uj|
für ifyre (ßeifrlidjcn. Tim 3 u "i ^596 fyattc bie tjersogin <£r^riftinc ir/rem
Sor/nc 3°fann 2lbolf pon Sdjleswig^olftein, Stomtarn unb ber Ditlnnarfdjen,
bas 2lmt Keinbecf überlaffcn. 1 ) iTun Ratten einige JUttglicbcr ber (Semeinbe
bem Dr. jur. nicolaus 3 un 9 c xm öillwärber, bem ^ermöglichen Amtmann, narje
gelegt, er möge für ben neuen paftor, (ZHilbtus), ber ein gelehrter, gottfeliger unb

') r. fdjröbcr, Beiträge jur (Sefdjidjte ber I?cr30»jin irjriftinc. Horiuilbititjtfcbe Stubicn
V (Kiel \85o) 5. 139 11t. 3.

aitona unter Sttjaufnbiir.jifö" lurrfd;,tft. VI. 3

Digitized by Google

eifriger (ßetftlidjer fei, von bem l^ersoge, ifjrem ein$tgcn Kcligionspermanbten am
fürftlidjcn fjofe 5U (ßottorp, eine Beifteuer $u perfdjaffen, unb biefer berichtete am
4., 8. in biefem Sinne an D. Scfyönfclbt in Sdjleswig. Der ^ürft nab/m bas
(Befudj gut auf, ime Steffen pon Sdjonefelb am 17. Auguft 1613 fdjreibt, unb
bewilligte 6cm Prebiger 50 {Efyaler jär/rltdj unb etwas für bie Küd^e, unb in einem
Befehl an ben Amtmann pon Keinbecf t>om \5. (Dt tober K>13 beftimmte er, biefer
folle ben beiben (ßeiftlidjeu jä^rCtc^ \00 (Egaler unb je einen feiften ©dtfen aus
ben (Gefällen bes Gimtes gewähren. Vom {. Dc5embcr \6\3 liegt audj bereits
eine Quittung über \50 totaler por. Am \. Dezember reift lllilbius naai Kein»
beef, um fidj 3U bebanfen. Die Ciefcrung bes (Ddjfen erfolgte nun regclmäfji^,
bcrfclbe wirb jebodj feit J632 für jeben (Beiftüdjen mit 150 / abgelöft, fpätcr
aud) mit 60, 90 unb 75 /, wobei aud) bem britten töeiftlidjen bas <5leidje
gewährt mürbe, feit \659 wieber jebem \00

VOiwn am \<{. ZTTdrj an Couis be Behaut „boor orber Dan alle be
ouberlingcn tot cen perceringe an een groot perfoon tot banefegginge poor een
wclbaet aen ben pon gereformeerbe religie bewert" \0H .£ ge$aljlt werben, fo
$eugt bas wieber pon ber umfidjtigen ^reigebigfeit ber (ßemeinbe. H)er ber fyofye
«Empfänger gewefen ift, fann idj nidjt feftftellen.

Audj bem König pon Böhmen, ^riebrid}, ber mit ber Königin unb ben
föniglidjcn Kinbcrn fyier anwefenb war, madjten naefy Prcsbyterialbcfdjlujj Pom
3anuar \62{ am 20. ^ebruar bs. 3s. Hadmtittags Ufyr im englifdjen fjaufc
bie Prebiger unb Alteften ber (ftcmcinbc ifyrc Aufwartung, 1 ) 3°^? anTtcs Arcerius,
ijenricus 2Uübius, Antonio (fngclbredjt, IPoltcr IDolters, S r . 3 u f^ mano €ngcb
bredjtt. Die Aubiens, bei ber 2Uilbius bas JDort führte, perlief 5temlidj ergebnis«
1 los. 3 n * m ff an t W nur, ba§ ber Hebner 5U fagen wagte, ber König fyabe bei
Perteibigung ber wahren djriftlidjen Kirdje „wofyl piel ausgeftanben unb gelitten,
aber burdj ben gewaltigen beiftanbt (Rottes alles ritterlidj uberwunben unb in
allen weit obgefteget". <£s war nach, ber Sdjladjt am weifen Berge! — <£in
Kapport barüber fdjeint an ben (ßrafen gefdntft 3U fein.

Als im September 1622 ber ^ürft pon Anfyilt, ber ftdj in Flensburg unter
bänifdjem Sdmfc auffielt, mit (ßemafylin, Codjter unb (ßefolge 3U ber Prebigt
gefommen war, begehrte er bureb, ben Hauptmann fjenridj pon Borftel, ein
prebiger möge ifmt in Flensburg bie Kommunion perridjten. Die Alteften unb
Diafonen berieten barüber am \5. (Df tober Hadjmittags 2 Ub/r, unb ber fdjrift«
liaje Befdjctb würbe am 16. (Df tober pon t). Behaut unb fienr. iUilbius bem

*• (Porfpr. v i>. 3-. iicbrucft bei rillem, 3>wc'\ llubienyn, /§eilf<t>r. für l)amb.
(Scf<tj. V, 6b— 73.

Digitized by Google

35

fürstlichen liofmeifter f)empo von Knefebetf überreicht. £s warbt barm auf bie
befcbränften Kedjtc gottesbienftlicher Übungen fpngettriefen, bie ihnen $uftänoen,
unb ba fte barüber fnnaussugcfpt nidn" wagen bürfteu, möchten fte auch, ben
prebiger nidjt fenben, um nicht beim (Srafeu 2lnfto| $u erregen. „Sonftcn mir
bas h- Jlbenbrnar/l in unfer Kirchen ben erften Sontagf Martij, Maij, Julij, Septeni-
bris, Nouembris öffentlich gehalten, ba$u bann auslenbifcr/e nnb bolfteintfche
pom Abel ftch erfuegen auch unter weilen ju Jlltbona beherbergen," 3n einer
Antwort bes liofmeifters pon Kncfebecf Pom 22. (Df tober {^22 wirb erflärt,
bafj ber ^iirfl bie Scbenfen gerechtfertigt gefunben bah«- — Jim 2. Dcsember \635
begehrte auch, bie ^örftin pou Inhalt bie prebigt 511 frören, unb swar in ihrer
XDolmung. <£s wirb nun, bamit bie Armen nid>t perfürst werben, befdjloffen,
es fönnc ber prebiger, welch/er Sonntags frei fei, 3m ^ürftin gebn. Caffen es
bie Firmen aber nicht 51« , fo muffe es K>oa>entags gefdjebn. Auf einen pon
Kothen I?er ausgefprodjenen IPunfd? ftcuerte am s. 3uli \(^0 nodj bie (ßemeinbe 1 )
100 Keichsthalcr bei, bamit bie poftillc bes fürftlicb. anhaltif djen ^ofprebigers
Daniel Sachfe gebrueft werben fönne, wopon ihnen <*2 <£remplare 5ugefagt lpurbcn.

Aber alle biefc Ziehungen 511 ben fürftlicben fterrfchaften, perbunben mit
fluger ^reigebigfeit, fonnten mancherlei llnglücf nidjt pon ber Kirche fern halten.
\02O tpurbe <£rnft pom Kaifcr in ben Keichsfürftcnftanb erhoben. 2 ) Darüber
5ümte Chrifttan IV. I^cfti^, unb als €rnft beffenungeachtet ben (Eitel eines dürften
unb (ßrafen pon ftolftein unb Schauenburg annahm, befer/werte ftch oer König
beim Kaifer unb lief? (Truppen in bie (ßraffchaft einrüefen, bis <£rnft fidj mit
bem Citel ^fürft bes Kcicr/es begnügte. Die bänifchen Solbaten raubten auch ö ' c
reformierte Kirdye \62\ aus. Am 30. April unb am 28. 2Hai waren in ber
Angelegenheit Perfammlungcn bes Konftftoriums. Der Hcftbent würbe um eine
üorftellung beim König erfuebt unb an Dietrich DOn Alefelb bie öitte gerichtet ben
i3rief einsuhanbigen. Da ber König nach Dänemarf reifte, fo ift wenig barauf
erfolgt, boch tyit er nachher bie Abftd}t befunbet bie Ch^* cr 5 U (trafen. Tiod)
am 22. Dejember \ö25 besabjt Jllilbius 3 £ für 2 ZJoten, bie er ausgefdneft
hat, um 3U erfahren, ob bie Keiter pon (Dtteufen fich persogen, unb wo fte ftch
einquartiert bähen, $üv IDadjtgelb erhält er 6

Auch ^629 würbe bie Kirche burch bänifche Leiter beunruhigt. Uber biefe
<5eit bes breifigjährigen Krieges entwirft (ßerrit Koofen in einer ber r?icfi^oti
IMennonitengemeinbe gehörigen Darftellung ber Kriege jener ^eit folgenbe anfehaw
liehe Sdnlberung: Den <£ontng pol Couragie en moet, houbt fryebsraet, oft men

1 K. K. i*. C£inc 2\cii>nung iuriibcr in 2lllerbant> f*rifftcn rou Anno ii.^o — \h.-.o,
21o. 5 v. "»4^, unb ebeniu Mo. 2\ ein PaitFfdjrfibcH rom 4. \. u>\2 u»ei)cit öes l^erfcbufTcs.
•j rebon von CSfjrcnbcrg, t^eft V, 5. 2 ansfiihrlicbcr ^ar(JcIc^\t.

3*

Digitized by Google

bc fcyferfe bacr niet foubc acntaften, hm (Dberften focy ontraet tjct, om bat ben
Dyant op ccncti bcrdj cn porbecligc plaets paft bcgrapcn Iady, baernaer ccn
toegancf toe roa§, maer bes Honings rooort moftc met Jldjabs rooort gelben, cn
men troef in Polle Couragie A° \626 in augusto op fyet feyfers Iccger in fladj«
orbeninge aen, macr roert boort gcfdmt foo ontfangen bat be fladjorbeninge Ijacft
ipert gebrooefen, peel Vold op be placts boot gefd^ooten, alfoo batfe tc rüg
roccefen, baerop bc feyferfc fyacr perpolgbe cn roert alfoo bes Conings leeger
by Cutteren geflaegcn, en meeft alle fyet gefdjut, artoleryc cn bagie, ntet peel
polcf pcrloorcn, cn geringen genomen, foo bat ben Conincf (£rjriftiacn, nict tpic
pludjteu conbe, be Dlucfyt nam, fyn Generael fuex met »cd groote Heepen in
be flacht boot, baerntet ipeecf ben Coning nac bc clfcant terug, pont fidj nict
roecr beftant tegen bc feyfer aen tc gaen, maer treeft oper be elpc, perroeeft alom
fjet lant cn neemt alle paertuyd) met fyn opcrgeblecpen polcf, pan bie fant met
rocerj, cn tpat I?y operliet ftaef fyy in brant om bc fcyferfe fjet opercomen cn
pcrpolgcn tc belcttcn, r/oubt ftd> baerop om te ften oft fyy r/ct ©percomen pan
bc feyfcrfc conbc beletten, bat ooef bien fyerfft en HHntcr gefdneben b'fyfcrfe
freegen cntlycf fyier en bacr foo Peel paertuyd} by een, bat fc A° 1627 in
augusto op pcrfdjyben plaetfcn oper bc elpc quaemen, baermet nam (tfyriftianus
met be fync bc Dludjt, macr ftaef ipyt en breet alle borpen Imyfcn cn fdmeren,
bic meft al po! r/oy en fooren lagen in brant, om ben pyant niets aalten tc
Iactcn, ooef om bat Ijem nict tc f/aeftidj polgcn foubc en boor bien bat men by
mcnfdjcn gebenefen in beefe quartieren geen oorlogc gehabt fyabbc, tpaeren bc
menfdjen poor be Solbatcn foo perfdjricft, bat fc alle pant placte lant met al
roat fc metneemen conben, in be naefte fteeben pludjten, latenbe be beeften meeft
int pelt Ioopcn, foo battcr poor be fcyferfe niets oper en blccf als tfyecrloofe Pce
cn cenidj Corcn bat luer cn bacr opt pelt roaf ftaen blypen, roaerboor f^ct feyferfc
leerer in groote perlcegenljeit, noobt cn gebreef quam tc geracefen. ben Conincf
pludjten alfoo poort naer fyolftein in, enbc bc fcyferfcn polgben al foetycns naer,
be (Dffecicrs en grooten reiften Ijacr nobtbruft fyier cn baer uyt bc fteeben tc
becoomen, macr poor bc Solbactcn was nicts oper oft tc becomen alfj b'prudjten
op bc boomen, ten beel ryp, ten beel onryp, tportclen cn raepen in bc boeren
f/open, alle moclcns n>aercn perbraut, alle baefooens ingeflagcn, cn foo quam
bat groote cn afgematte perfyongerbc fcyfers Iecgcr A° \c>27 int left pan augufto
ontreut r/ambordj in fjolftcin, bie fyacr Iicper pou r/onger fyabben ften pergaen,
als fyacr tetste laten too comeu, macr om geen ongunfte by ben feyfer maer
(ßunftc tc becomen, foo lietenfe fyaer alles toecomen en lieten ccn groote meemdjtc
broot poort Iccger baefen, cn al paft bat r/ct baefen badj en nacr/t poortgind,
foo anijj fyet broot rocl \^ bagen in Ijamborcfj foo fcfyaars bat be inrooonbers

Digitized by Google

37

fyxet poor bc baeffmyfcn baerom brongen en flocken, bat fe felixr gebreef fcfjccncn
te lyben, macr buytcn bc \tabt by bc folbacten cn int lecket wert cen broot Dan
2 l om 8 ß, \0 ß tot \2 ß bc eerfle bad? boen fe by bc ftabt quamen wr-
foebt, ja cen peert oft foc poor cen broot pan 3 oft ß gercuelt, roant rede
rjabben gelt operlccbidj, cn in 8 cn meer baegeu geen broot geften. Dit groote
leeger onber 3 gcncracls als tcüy tpalftein cn papenr/eim meenbe meu ontrent 40
oft 50 buyfcnt man ftcref tc fyn, alft in r/olftein roajj gegaen, macr picl boor
Ijonger, blootganef cn peft in corten tyt oi>cr bc fyelfte md), Heepen by bc ipccgcn
cn tuynen Jeggen fterpen cn pergaen, battcr ran Sipynen cn fyonben u>crbcn
gegeeten, foo bat bc fjanbts (ßobts meebe orcr fyacr quam, cren u?el be fyoofbcn
met bic bic gefönt cn leepen Heepen, troefen poort Ijolftcm in, baerfe ooef al
nict als tlant leebidj cn poorts Iccbigc borpen cn r/uyfen ronben, macr t'tpcrt fjaer
al uyt fyimbordj nacr gepoert, cn brodjt groote necring Ijier binnen, ben £oninef
fyabbc frempen gcluefftabt bat 2 ftcrefe peftinge ipaeren ipcI befet, cn Pan alles
perfien troef met f^ct anber Voldt nacr 3ubtlanbt cn pan ber oper b'flcenc belt
oft font op fucnen in bennemarefen, cen gebcelte ber feyferlyefen troefen poor bc
<£rempe cn gcluefftabt, macr alfoo bc byefcn boorgefteeefen wacren bc fluyfon
opengefet cn 'tlant onber ipacter ftont, foo fonbenfe aen bic plaetfcn nicts boen
macr confumeerben (alfoo ben r/erfft cn rointcr inptcl) pccI polcf baerpoor banbere
troefen ben doninef nacr in 3uctlanbt, tot aen bc flccnc bclt, baermet conbenfe
nict meer boen noefy perber comen, om batfc geen paertuyd? Ijabben, macr bc
beenfe f^ct paertuyd? opcrlcebiefy fyebbcnbe, operpiclcn fyaer oper al in bc quartieren,
on tpaerfc uytroaercu om fyacr uobtbruft tc fielen, ooef fclpc bc boeren rottebeu fyaer
tjtcr cn baer barfc in bc bofdjen pcrfdjolcn lacgen tefaemen, en flocgenber pecle
boot, bie by f leine partyen int laut boor eit om troefen, foo bat fid) bit groote
Polcf meeft al in fjolftein perloor cun omquam, bat ben fcyfcr als gcbipongcn
tpert ben Coninef preebe aen te bieben oft om pan preebe tc tracftccrcn perfodjt
'troelcf tot Cubccf acngcftelt cn A° {629 gcflootcn n?ert, anbers fyabbc ben grooten
Komfcn feyfer met fdjemp ben Coninef perlacteu en r/olftein quitecren mocteu,
baennet troefen bc fyfcrfc met u?ynid? opcrgeblecpcn polet uyt fyolftcm, uyt, troclef
foo royniefy tpajj bat meu quaelyef pant uyt mardnreu tot fyambord? tc fyoercu
oft tc ften freed), waeruyt men bau ten cerften fien can, fjoc bat ($obt bc fycere
met f leine maefyt groote madjtcn flcin macefen cn tc nict boen can, cn Inerte
nict gebaen Ijceft, macr bat Ijy fc Dolgens fyn befluyt als cen Kocbe oper Heber*
fadjfen, tjolftein cn 3uetlanbt gebruyeft, en bic baer uet gceaftybt fyabbc.

3n biefer Jyit nun u?ar es, ipo banifcfyc Keiter n>ieber laftig fielen.
Dr. Stapel pcrlangte (2[JS. \62% pgl. K. X. 8. $u 20./9. \62q) pou ber (Sc
meinbe einen ( oufcfni§, um bic läftigcu (ßäftc abjufinbcn, unb man bewilligte

Digitized by Google

38

ifmi 5U bem «ätpecfc 100 Cljalcr, unb für ilw fclbft (2 Cfjaler, bie 3or/. Dor<
pille unb Jjcnr. 21Iilbius überbrachten, bamit er fortan gute 2tuffidjt auf tfjre
Derfammlung fjabe.

Cnblicr/ brofyten ^635 nodj fcbuxbifcfye Solbaten tr/re Winterquartiere in
6er (ßraffcfjaft 3U nehmen. Dr. Stapel in pinneberg aber perfpradj 2^./9. ftc
fern ju galten, rann man ihm 2(K) (Er/aler lieferte. Das befdjlofj man benn
audj. Dr. Stapel 5eigtc au* (ein md?t mifouperfter/enber H)inf, ben Beutel 5U
$iei>n) am 30. 2Hai 1635 an, bajj er fid? am 8. 3uni mit JHargarcte £>ogts
perfyeiraten toolle, unb lub bic Dorfter/er ber Kirdje 311 J>eugen ein. 2lber bas
Sdjlimmfte 1 ) follte 11007 fommen. 2(m 8. 3anuar fd>on n>ar ein Schreiben aus
pinneberg gefommen, baf? bic (ßemeinben Bettag am 2TTittn>od> galten unb
bem (ßrafen bei ben betrübten Reiten mit einer <ßelbrnllfe betfteljen folle. Bcibes
lermte man ab, ba für ben erften Puuft man ftdj nadj ben Kaufleuten ricfjten
muffe unb >nau aufjer ^tanbi fei (Selb 5U befdjaffen. Die Prebigcr fuhren am
5. Februar nad? Pinneberg. $üx ben Bettag gab ber Amtmann nadj, aber bei
bor (ßelbforberung blieb es. Der Amtmann perfpracfy perföulidj nadj Altona $u
fommen unb bie Sadje ba^ulegen. itun nwrbc ber £>orfdjlag gemacr/t, ben
Unteruogt ZDenfcelmann burdj eine £>ercr/rung günfttg 5U ftimmen, bodj jog mau
por, erft bes Zimtmanns Darlegungen ab5U warten. Am ?. ^ebruar fuhren bie
^Heften ju biefem nach Altona. €r flagte ragen ber Kriegsnot, uric aud> bie
Deiche unb Dämme burcfjbrodjen feien unb ber König pon Dänemarf ben (ßrafeu
für bie folgen pcrantrportlicfj niadye in einem eigenr/änbig unterfdjricbenen Briefe,
wenn bie Reparatur unterbliebe. <£r »erlangte, man folle ifmi 5000 (2000) Cfyaler
leir/cu unb ba$u einen Beitrag 5U ben Kofteu für Ausbcffcrung ber Deiche. Die
töemcinbe, ralcbe ben Drucf ber Kricgslaften gar bitter erfahren fjatte 9 ), per«
ftcr/t fidj $u \000 Cr/aler unb 3u?ar als Scrjenfuug, ba an eine Hücfjar/lung
bodj nidjt 3U benfen ift, bebingt ftd? aber aus, bajj man ifn - in J)ufunft mit
foldjen ^orberungen nidjt mer/r läftig falle unb bas Kedjt bes freien (Rottes«
bienftes ifnien für immer beftätigt xperben folle. <^ur Aufbringung bes (ßelbes
wirb eine Kollefte bcfcMoffcn; ber fehlenbe Heft (bie Kollcfte brachte 650 \0 ß)
foll aus ber Armenfaffe genommen unb fpätcr erfefct werben, ^acob Koloffs
überbringt bas (5elb. Dem Dr. Stapel, ber bie (ßemeinbe ein lub, mürbe burdj

1 proloc. «Xoiifift. 1 «.."( — -.r. 311 h.!\. 1. K. K. 1\ 311 Januar, :. Jftfbnuir, 2. 3lpril,
1.. Juni, l.o. Jutii n..",. r i. prctoi. 511 \u. 2. \ <.".."..

- i. u. i<ö2 forciert Jan petit einen Beitrag }nr irolCMtenftcner; ito er aber auf Pal-
man* Ijofe wohnt, tt'iro billig erad'tet, &a|i oer Wivt i>iefe!be ii\u\e. h. ;,. will C£ar-

penter feine IPobmuut »a<b iVimlnua rerleijien, u>eil in Altona ^ie Sonaten eine rtener er-
heben. UVn$clmann foll aus«jlrid>cii. llaii» Dr. Cfbrenberois. IHitteilnna hat ^el Unter-
roat lUiemann ^eheib-en .

Digitized by Google

39

Sefcfyuf Pom 9. 3uni bie iljiu fdjon im Hpril angebotene t>eret}rung pon
8 Hofenobels, bie er bamals oerfdjmäfyte, fo permcfyrt, ba% man einen pofal
fanfen fonnte. Per warb für ^5 / U ß erftanben, unb ttlilbius, 3faacf pan
6cn Steenljoff unb fjenbric! Sdjiffelberg überbringen tfm \0./6. nadf pinneberg.

3n$n>if<f>en Nörten aud? öie Reibungen mit Hamburg nidjt auf. 2Uan
fyattc ju feiner ^eit bie Hoffnung aufgegeben enblidj 6oij in Hamburg Dul«
bung 3U finben. TXm \. Itopember 1633 ftanb man in ernftfyaftcu Hntcrr/anb=
Iungen mit bem Kate tpegen freier Keligionsübung. «Einige ftnb ber Sadje günftig,
bod? bie (ßeiftlidjen pereiteln bas «Belingen, protofoü 5u30./^2. \633 berietet:
Die lutfjerifdjen präbifanten fdjlagen gewaltig bie Sturmglocfe auf ben Kabeln,
fo bajj an freies exercitium nidjt mein* 5U benfen. So befdjlofj man nadf IXm-
fterbam 5U fdjreiben, bamit bie bortige lutfyerifaV (ßemcinbe be3euge, rpeldje ,frei»
fyeit fte geniefje. Der Kaller bes fei. Königs pon Böhmen, <£nsborf, ber fyier
anipefenb, rat audj (ßrofbritannien unb bie (ßeneralftaaten um ifjr ^üru?ort 311
bitten. Jim 2$. 3 anuar J 6 3<$ ift aud) bereits eine 2(ntrport bes Kirdjenrats
pon 2tmfterbam eingetroffen. 2tm 9. 3""» J 650 fatt* Gabriel ZITarfelis bereits
oem Synbifus D. IMncent 2TColIer einen Diamantring perefprt, ber für 200 jk.
pon Jlnton Duyft gefauft ift. 2lber fo gute 2Jusfid)t ber plan 3eiti»eife 3U traben
festen, er fajeiterte bodj immer ipteber. Der Brotneib trug bas Scinige ba3U
bei. So tparb am 30. Desember ^635 bem Konfiftorium proponiert „aljj ipan
efelicfyc ambadjtsleute Pub bürger ber Stab Hamburg ftd) 3um ^dc^ftert befdjtperen,
ba§ efclidje tpeldje mit Kutfdjen nadjer Altenau sur prebigt fairen, pon benen
3U altenau wolptenten beefem, fdjneiberu, fdmftern u. a. ifjrc andren aufnehmen
unb alfo perbeefter IDeife mit in bie Stabt führen." Das Konftftorium lehnte
es ab, barauf ein3uger)en.

Da nun aud) ber fdytpadje <ßraf nidjt im ftaubc u?ar, tfyatfräftig 3U r/elfen,
fo inodjte es pielcn als eine <£rlöfung fdjeinen, als Dänemarf feine fjanb auf
bas €anb legte. 2TTit ber nun cintretenben größeren Sidjerfyeit erfd)laffen Über«
3cugungstreue unb (Dpfertpilligfeit: ber <£ifcr läft nadj, bic 3n6iffcrcn5 beginnt.

Digitized by Go<

Drittes Kapitel.

Die (ßriftücfyen, bk Ktrcfyenor&nung unb

fcte £etjrc.

Die <0etfHic$en tm5 fönten 2ttrd?enfxamten.

ic IPabl oes erften öcfinitir» anjufteltenöen (Rciftlkf/cn fiel ber (Bemetnöc
nicht leicht. JTTan r/attc nach Cattau un& nach, fyoüanb fyin Anfragen
gerichtet. So fyatte man fii? am 30. jult ^602 au <£r/arles öeHtelles in
f}anau geroenoet, unb biefer antwortet am 20. 2tuguft noll ^reubc über bes (ßrafen
b, eiligen (Eifer, nrie folgt: Quant au poinet principal de votre lettre, tendant a
obtenir de ces quartiers un pasteur propre, pour continuer ce bastiment, sur
les bons fondemens ia faicts par la grace de Dieu sur le modelle de sa parole
et amener sa perfection sur les patrons qui s'en voyent heureusement dresses
en noz Egüses: nous estans assembles hier avec nos tres chers freres de
l'Eglise flamande de ce Heu, et ineurement pese l'importance de ceste nouvelle
Eglise au milieu de tant de contredisans, qui ne cessent dabbayer contre la
pure doctrine; nous avons estime que vous amies necessairement a faire d un
home ia tout faict et style en la conduite de noz egüses. Pourtant combien
que celuy du quel nommement vous nous avez ecrit, soit douc de bon savoir,
aecompagne comme nous esperons de piete, touteffois considere sa ieunesse:
rjue ianiais il ne s'est exerce ni en predications franeoises ni flamandes mesmes
qu'estant Coulonnois nous estimons qu'il ne scauroit preseher sinonc en Alle-
inand, et quand a la langue franeoise, encore qu'il la parle asses proprenient,
touteffois Monsr. Billct mon Confrere qui 1c gate privement estime qu'il luy
fauld voir bien un an pour y estre deuement faconne: ioinet qu'il semble
plustost affectionnö a quelque profession scholastique, que non pas au ministere.
Ces raisons et plusieurs auttres pesees nous avons estime votre eglise en
estat dicclle estre tellement disposez, qu'il ne pourroit estre auisable encore,
et que vous avez besoin d'un hommc ia tout faict. Pourtant n'est t|uc vous

Digitized by Google

eussiez ia resolu, au defaut de cest uy ci de vous arrester a Monßr. Lamotius,
nous avions iettc l'oeil sur Monßr. Abraham Musenholen, qui est homme
docte craignant Dieu, et des iä tout faconne a prescher en l'une et l'auttre
langue, car estant fort proche voisin de Franckenthal, ou sa mere reside, il
y va iournellement de son villaige et a toutes occasions en l'absence des
ministres ou autrement il presche en flamand et francois et au contentement
de l'Eglise comme nous entendons. Or quoy qu'il ait une bonne condition,
touteffois voyant le peu de fruict, qu'il faict entre les Alemans, si quelque
vocation se presentoit pour pouvoir faire plus de fruict entre ceux de nostre
pais, son frere Isaac ici residant nous a dit et quelques aultres, qu'it seroit
content de l'accepter. Ce que nous avons trouve bon de vous signifier, comme
außi feront noz freres flamands afinque trouvant bonne ceste ouverture, de
ce bon personnaige, que Monsr. Bolliiis et votre ministre a present cognoissent,
vous y puissies pourvoir par ceux qui viendront a la foire, on le di Musenholen
a accoustume de se trouver. Et si en cela vous iuges que nous vous puissions
servir nous vous y employons d'aussi bon coeur, comme nous reprions l'Eternel . . .

Diefcr Brief $eigt recht, worauf es bei ber Prcbigcruxir/l in Altona anfam;
aber einen praflifdjen (Erfolg ergab biefe Korrefpoubens nicht. Abraham txut
2Uuushole fchrieb am \. (Dftober \b02 felbft aus Bentersfyeim, er babe 3acobus
Kolanbus, einen 2TTitbrubcr, 5U beftimmen gefucht nach Altona $u gehen, boch habe
er nichts erlangen rennen, ba biefer auch einen Huf nadj ^ranfenthal erhalten
hatte. 3 oannc5 iHoIanus, ben er tfmen aud? Dorgefdj lagen, fei ntdjt unfträflidj
unb nidjt 3U empfehlen. U)id)tigcr waren bie AnFnüpfungen in £)olIanb. ^wav
3an §od)c von ber nxillonifdjcn Kircrje in Amfterbam hatte ifnten nid?t Reifen
fönnen (Brief t>om 3. April 1603), aber in 3°ft f}er$ecle hatten fie einen
tüchtigen Unterr/änblcr. XHefer war bereits \602 von Hamburg in ber Angelegen«
fyett nad? Amfterbam gereift, fyatte ftdj nadj <£amp, um Camotius, unb nadj
St. Canna begeben, um Arcertus fennen $u lernen, r/attc aud} firfunbigungen
in Ceeuwarben unb tu ^raniefe eingejogen unb war cnblich. mit Arcerius unb
beffen ^amilie nadj Hamburg surücfgeFer/rt. 1 ) 3 n einem an ben Kaufmann
3an (£ruypeunincf gerief/teten Briefe t>om \2. l)Xäx$ [hOTi berichtet er pon feiner
Anfunft unb r>ou ber Ablieferung ber (Empfchjungsfcbrctben an 5 r . Callenbrier,
Battifta ©yens unb ,Jrandjois bu (Harbin. (Er fei bei l)V. be €arinje gewefeu
unb wolle h.eute uoefy nach, <£ampe, obwohl feine Hoffnung fei Camotius 511
gewinnen, ba 5tt»ci (ßeiftlicfjc bort geftorben feien, bie Stabt ifyu galten wolle unb
iljm and) Zulage gewär/rt fyabe. Dagegen fpridrt er von einem unverheirateten

1 (Eine Secbmiiu]! barfiber roti i<.: (Bulben in' 1 , Kreuzer i>. 6. i<>. :. \<.o T ,. ftene
Briefe poh l«.ni — l\t. r.:>; t\il. K. I\. i*. 311 -v. :,, nnf> :. :,. 1 *.«»'..

Digitized by Google

42

(Reiftlidjeu pon 24, bis 25 ^afyrcn, ocn cr 3 U gewinnen fjoffc un6 6cn S f . <£alen6rier
uu6 21t'. Cabiuyc empfehlen. <£r tyofft auf 6u <Sar6ins Bctftan6. 2hn \% 217är3
f abreibt cr an cbcn6cnfelben, cr fei geftern pon Camp gefommen, man roolk
6ort Camotius nidjt cntlaffcn. <£r fei audj bei einem Bürgcrmeiftcr getpefen,
aber öic 6cfinitipc J^ufage pon Hamburg fei 2 bis 5 (Tage 5U fpät gefommen.
Die Bürger fnngeu ferjr an ifmt un6 wollten ifyii nidjt laffen. 21T r . 6c lapieiiie (Ca«
pigne) fjabe iljm einen 24 bis 25 3 a *? rc alten jungen 2Uann, 2lbrar/aem (Dereillies
aus Ceiben mit guten <5eugniffen empfohlen. 21I r . piauttins Ijinipie6crum fjabe
ifjm 2UtdjicI fjocgfjcns, 50 3afjr alt, genannt, 6er auf einem Dorfe 6er
<5egen6 fterje un6 311 Cölln un6 3tpei 3atjre in ^ranfreidj getpefen fei. 2ludj
jacob ijermeninc fjabe gut Zeugnis über ifm abgelegt. <£r wolle ifju pre6igen
hören, fic folltcn öann aber audj fdjncll 5ugreifcn. Jim 29. 2Tlär3 fdjreibt er,
6er junge 2ITann fönne lci6er nidjt in 3«>ei Spraken pre6igcn, fjabe audj feine
€uft. Dann fäfjrt er fort: Doerts is my t>an eenen goe6e prin6t ecue op gc<
geucn, gfjenacmpt 3°l? an,KS Jlrccrio cen feer gfjelcer6t man ftaen6e op een
6orp outren6t fraeniefe is beroepen gfjeweft t>an 6ie pan <£mb6en 6an om 6eu
troubel wicllc nict begfjcr6t alöaer te gaen, fjet is 6en fone pan' profcjjcr tot
furnierte 1 ) oc? gfjenacmpt 3°fy an 6ewelcfe fjicr aengfje6ient fjebbe. Den fjabe er
fjauptfadjlidj ins 2tuge gefaxt, er fei 5wifdjen 50 un6 40 ^atye alt, fei Derlei«
ratet un6 fjabe 3wet Kin6cr. Den 2lbrcfjacm (Dcrilltes wolle er in Hefcrue r/alten.
€ r rät aber 6ie 2nöglidjfcit ins 2luge 3U f äffen, 6af man 3wci Pre6iger nefjmen
muffe, einen welfdjen un6 einen nic6er6cutfdjcn. 3 n au f ocn ^nef an

6ic Herren Staaten muffe Sr. 6u (ßaröin fein Beftcs tfjun. 2hn \6. &pril berietet
cr in Beantwortung pon Briefen pom 22., 26. un6 5J. Jllärj, 2TIidjel fjoodjtns
verlange Iyof?c (ßagc, fo Ijabc cr Krcerius angenommen, 6er ftcfje $u 5t. (Eanua
06er Maua unter 6er Klaffe pou ^raniefe, pre6ige in bei6en Spraken, obfdjou
cr crflare, 6as XPälfdje falle ifjm fdjwer, man folle nur gleidj 6ie Bc»
rufung {dürfen. 6u (Saxbin fei leftten Sonntag nadj 's (ßrapentjage gereift, um
6ic Bittfdjrift 6er 25 tfaufleutc 3U überreidjen, un6 wer6c morgen $urücffe^ren.
<£n6lidj fdjreibt er nodj einmal am 25. 2tpril als Antwort auf ein Sdjretbeu
pom 7. 6. 211., ilrccrius fei angenommen, feine Berufung fei an 2H r . 6u <5ar6in 2 )
5u fenöcn, 6er 6ie Bittfdjrift an 6ie Staaten, nadj6cm fic fopiert fei, überreidjen
n>er6c. €r beftätigt 6cn €mpfaug pon 25 £ 2\eifegel6. 3 n Cagcn fyoffc
er 5»i f^aufc ju fein. Hntcr6cffcu r/attc aua^ lamottus am \7. Dc3ember \f)02

*j ^oebev, Äclcl]rtcnlciifait I, 502. t»o cr rirtus beifjt.

s ; Picfcr wohnte „int oiulbcii c rnys by S' xlntoni» poort tot ^Imftcrodm" , n>ie au»
einem Briefe ^c UVerot» an ihn pom 2<>. 3"«» M><>3 berporaebt. Briefporto an nn^
pon >oft ISerfecle ift atii^ im K. B. 311111 :o. /:,. i«,o5 notiert.

Digitized by Google

6ireft an 6as Konftftorium gcfcbrieben. 2(nfnüpfcn6 an einen vom l)X x . 6e la
Pignc überreichten Brief 6er 2lltefteu, fagt er, er fei in feinem fyiufe von 6er
Peft ^imcjefudjt, ^rau un6 jroei lxin6er habe 6er l)err 511 fidj genommen, 6as
6ritte fei nod> franf. Der Hat habe tr)n 6aran erinnert, 6aj| 6ie Sta6t r>on 6er
fdirccf Hd>cti lfranfhcit heinigefuebt, 6er an6ere Prc6iger, Abraham Scruacs, audi
6aran geftorben fei, fo 6ürfe er in foleber ^ett mit gutem (ßeunffen nicht f J>ei6eu.
Ilm {. IWävs U»03 lerjnt er nochmals mit 6em 2tus6rucf 6es Be6auerns ab.
f}erfeel fei 6rei Cage in Campe geroefen.

So war 6cnn in Jtrcerius 6er langgcfudjte redete illann gefun6en. (Er
erhielt ^00 C^aler jährlichen <ßer/alt (511 53 ß £üb.) un6 freie £}ausmiete.
Stirbt er im IHenfte 6er <ßemein6e, fo erhält feine HHtroe 06er feine ttin6cr
alles bis 511 6em 2tugenblicfe 6es Co6es fällige fönfommen un6 noch Chaler.
Sollte er 6er <ßemcin6e niebt gefallen, fo h a * er ebenfalls ein 3 a ^ r Ö c ^? a ^ 3 U
for6ern. „3tem foo onfe gemeynte quamc oerftroyt te n>er6en (6at got toil
bchoe6cn), foo mooten h cm betaelen 6en 3 acr S a 9 c oen ty6en tym fomen
fal." &rcerius tr»ur6e fcicrlidift empfangen, fo ftn6 im H. X. 23. 511m 3. 2Hai
\605 <{ £ 2 ß t>ermerft „aen 6ie 6ienaer 6ie 3ohannes 2trcerio t'huys geleyoen",
auch K>ur6e S ta fy üno <5°W f" r feigen f}ausrat t>c5ar)lt. ^625 erhielt er eine
<£rtraucrehrung oou 60 ^ uu6 5. 3. \6\5 eine Conne Koftocfcr Bier. Iiis er
\d25 ftarb, wur6e fein Begräbnis bejafjlt un6 fein fjaus ausgebeffert. Seine
EDittpe blieb in Altona. Sic fdjetnt in 6ürftigen Perhältniffen gen>efen 3U fein,
6enn am 2^. 3uli U'-9 n>ur6e ihr 6urch Konfiftorialbefchlufj unter fagt, einen
Pofameutier, 6cn ftc als Jlftermietcr aufgenommen tfatte, länger bei fidj $u be=
halten, aud> follte fie nieman6 ohne Erlaubnis 6cs Konfiftoriums aufnehmen.

Bal6 u»ur6e 6ie Zlnftellung eines jtpeiten (ßeiftlicheu nötig, 6er hodjöcutfdj
pre6igen follte, $umal 6a auaS Krcerius fränfltdy nxir. Die Wahl fiel auf
Mauritius Heo6orpius (neun>en6orff) aus £icbetm>al6e in 6er 2ttarf. IHefer
war erft neuer6ings aus 6em Cuthertum jur reformierten tfira> übergetreten,
hatte 6em Jved?tsgclehrten D. Cayar6 in Bremen 6ic frai^öftfcheu 2ltteftate über=
fefet un6 u?ar auf Inhalten 6er &ltonaer am 3""i \G05 uon 6en Bremer
(ßeifthehen 1 ) geprüft un6 tauglich befunöen roor6en. Ilm 29. ^vmi [605 erflären
fich 6ie Hamburger mit 6er VOaty eini>erftan6en uu6 bejahten 6en Permittler
2Ueld}er i>on fiersbeef un6 iTeo6orpius felbft. Vinn tarn es aber nodj auf 6ie
€imr»illigung 6es (Brafen an. lUan fdjrieb nacb Sta6thagcu. Pas tfonfiftorium

*) töt'y, Mag. Kodolphus Menick, p. iu aedc R. Yirginis, Jolian Capito, Joh. llildebran-
dus, in aedc Martiniana, Tobias Bozelilis, Mcinardus Meinliertius in ecel. Anschariana , Joannes
l.ampadius, p. ad. S. Stephan.. Joan. Gerardus Ürogcliiis, lhmiel Marcellus (D. l'ierius ift ab'

u'efctib;.

Digitized by Go<

44

•

{durfte an Heoborpius am 20. 3ult, in Beantwortung eines Schreibens Pom
7. b. <U. bie Itactjriitjt, bafj man für itju um Aufenthaltserlaubnis in Altona
heim (Brafen nachgefuef/t habe unb baf man für fein Unterfommen forge unb
am 24. Auguft teilen fie ifnu mit, bajj porgeftern ber tfan$ler gefebrieben habe,
er fonnc nodj nichts Definitiucs fagcu, Heoborpius foüe aber immerhin fommen,
feine Probeprebigt fjalten unb einfttpetleu 3U fjamburg wohnen. Doch hätten ftc
ausgemacht, baf er einftwetlen als (Saft unb t frember in Altona wohnen foüe
bei 3 oa "" cs Arcerius. <£s würbe nun ein neuer Bote nadj Stabtfjagcn ge«
fdjicft unb ein Kofennobel beigefügt. Das fjalf fogleicfj. <£tn pom \\. Sep*
tember batiertcr Brief bes Kallers Anthony XDytersbeim erflärte alle Schwierig«
feiten für gehoben, bas liberum exercitium begreife bic Prebiger mit, $umal
ba Heoborpius mit bem alten Paftor in einem fjaufe wohnen folle unb ifmi ge--
fagt fei, baf er Fein Ärgernis geben folle. So würbe er bann am \3. <Df tober
angenommen, am 20. ins Konftftorium eingeführt unb feine Befolbung unb
feine DcrpfUdjtungcn geregelt. <£r erhielt 500 Keicfjstb/aler, pon \t>07 ab
400 Cbaler, 60 bereits empfangene Cfyaler follen ihm nicr/t angerechnet werben.
<£r foll bafür auch im Hotfalle audy ben Siedjcntröfter pertreten. Huu war
Heoborpius aber eine ftreitbare Hatur. Durch Streitfcfyriften 8 ) rei5te er bie
Cuthcraner, pon benen ifjm befonbers 3acob Kcinecrius entgegentrat. Das fo
perurfacr/te Ärgernis betrog am \5. Auguft bas Konfiftorium 3um €in<
fer/reiten, u>obei Bolltus unb bie englifdjen Prebiger einen Ausgleich bewirften.
<£s rourbe beftimmt am 26. Auguft, bafj er nur mit (Einwilligung bes Kon«
ftftoriums bruefen laffen folle. Am \. <Df tober mufjtc er feine Xeuc ausfprechen.
Am 24. 21Tär$ \6\2 nahm er er$ürnt feine <£ntlaffung. Pergebens lyiclt mau
ihm feine Pflicht por 511 bleiben, am \ä. hat er in Cubwig be Behouts f)aufe
por ber (ßemeinbe fein Amt niebcrgelegt. dwav hatten am \0. April eine An$abl
(Bemeinbcmitglicber bagegen <£infprache erhoben unb foldje in Altona bei ITTel«
cf/ior pon fjertsbeef unb 3°h cm n Arcerius abgegeben, aber ber <£ntfchlu£ war
unwibemtflich. Aufaug September begab er ftch ins ^ürftentum Anhalt. €in
gutes Zeugnis poiu 7. April b. 3- würbe ihm mitgegeben. Den lebten (Behalt be«
50g er am 4- 21Tär5 ^öi 2. Später, U»2M, forbert tiermanu ^ictius pon cfmbben im
Hamen bes presbyteriums, ba Heoborpius IPittib geftorben, llntcrftütjung für
beffen fieben U\iifeu. a ) Der IDitiuc würbe uodj \u\$ eine penfion poh
50 /■ gesahlt.

2\. v. :'). '». erwähnt Endlinien für yettjtelle, frf>Liftianf , i^auf, rano-
länfer n. bal.

*) IMonbcr* bas fAouc IHartumtlein ,Vranff. a./©. u>\\.

•) frieren cit 2\ecrfeiiinaen van (Seneoe, v yuintfenbael, lianan, be iSenu'traH, licrboin etc.
bie ran oin'e aemeente af fiftetitte aenooteu tun A°. ii.i:» tot. j<»4<>. Mr. *>.

Digitized by Google

45

2lu feiner Stelle würbe f?enrkus ITTilbius angenommen am \2. Xio<
pember \6\2. IXlan tyxik audj btesmal perfdjiebene Pecfonen ins 2luge gefaft«
So fdjreibt am 7. 2Juguft \f>\2 3°*?ann polyanber aus 2lmftertam an 2lbr.
»an oer lt>ylen wegen eines präbifanten von IDilmftabt. Derfelbe fei gelehrt
unb berebt, bod} fyibc er „buytfdjc manicren oper h cm bewelcfe uict wel aecor
beren met be humeuren t>an be borgers Dan IPtlmftabt", 6er würbe nun fner
audj nicht genommen. XPie man auf Zllilbius oerfallen ift, läfjt ftd} nidyt cr<
fennen, roarjrfdjeinlidj burdj bie <£mbbcuer Synobe. <£r war <0eiftlid>er in PU>
fum in (Dftfrieslanb unb ftanb unter bem gräflidjen Stammhaufc pou ©riebe-
5Y^I. Halbem er $ur probe geprebigt, fdjreibt er am \5. September
aus Pilfum, er fei r>on Bremen aus iiadj <£mben gereift, unb bort habe mau,
toenn aud? ungern, perfprodjcn irm jicljen 5U laffen, am nadjften Cagc wolle er
bie Sache audj bei feiner Canbesobrigfcit in Horben in Kidjtigfeit bringen. 2lm
[y. September berietet er, bie (Bemcinbc wolle ilm ungern jiefyen laffen, ber
(ßraf habe geantwortet, er nx>Uc es mit feinen Katen überlegen, bod? r/abe ifmi
ber Statthalter pcrfprodjen fein ^ürmort einjulcgen, auch fei bes Kanzlers 2tn=
fünft bemnädjft 3u erwarten. 2lm \9- (Df tober ift er bereits unterwegs mit
feiner Jamilic; er fdjrcibt an biefem Cagc unb am 25. pou Bremen aus, er
^offe iTTittwod? über adjt {Tage, am 23. b. 2R, um \2 ober \ Uhr in Burte»
hübe in bem tDirtsfyaufe am IDaffer 311 fein, ba man 5U Sdnffe gef}t. Die
ijatjrt ging über tfranfc nadj Mona unb foftete 90^ \2 ß 6 bie burdj
SoIIius, Peter pon Straelen unb 2tntr;oni (Eaftelein beridjtigt werben. IXlan
hatte fid) mit ihm porgefehn: es würbe ihm am 29. September [U\2 auferlegt,
nidjt ohne «Erlaubnis bes Konftftoriums Bücher 31t fdjreiben, er würbe 3um
liranfenbtenft perpflidjtet unb 3uerft nur auf Pier 3 a *? rc angenommen. Ztudj
er erhielt 400 (Oraler. 2tm 25. 3anuar würbe fein Kontraft erneuert.
€r war fränflid}, fo würben am 4. Oftober ^6^6 an Dr. Üjenricus 28 ^ für
feine Befucr/e bei ihm bc5ahlt. €r ftarb \642.

2lls 2hverius geftorben war, ftellte fiefj bie ITotwenbigfeit h craU5 / cmcn *
3weiten (ßeiftlidjen audj ferner 3U behalten. (£s fam hauptfädilid) barauf an, .
eine Perfon 3U finben, bie fran3öfifd? 3U prebigen perftanb. Derhanblungeu mit
3or)annes Polyanber in Ceiben führten 311 feinem €rgebmffc. Die IPahl fiel
auf Ivobert us 3m mens. Uber feine Vergangenheit ergiebt fid? wenig aus
ben Papieren. <£r war Prebiger 3U <£mben unb erhielt \. 9. J625 für eine
probeprebigt [50 Jim 14- 2tpril 1626 erhielt er 25 Keidjsthaler Unfoftcn
erfe§t für bie Keife pou <£mbben mit feinem ftausrat, fowic für ben Irans*
port feiner Sadfcn vom Sdjiff ins fyms, unb am ö\. IWai nod} iy Jl 2 ß.
Xn (ßehalt erhielt er aud^ 400 Chaler. €nbe \6ö\ mu^tc er wegen ber ba-

Digitized by Google

46

maligen Unruhen t>on Altona nad? Hamburg flüchten, mährenb wir ifnt am
7. September \05\ nod} ebenfo mic 27TiIbius tu Altona mor/neub finben. Als
er \645 ftarb, maren bie fran3öftf<J/en unb maUontfchcn 2Tlttglieber ber Hivdp
in großer Sorge wegen eines geeigneten liadjfolgers unb richteten 20./50. <Df=
tober \fi^5 ein l^üglicfjes (Sefucb an bas Konftftorium.

(ßrofje "Kämpfe perurfadjtc bie Aufteilung t>on «Tobias Htylius, melchcr
ba5u beftimmt mar, iHilbius ju unterftütjen. 1 ) <£r mar ein f)effe aus "Kaffcl.
Hacr/bem er bafelbft ein Kantorat unb eine Sdjulbebicnung uerfer/cn hatte, mürbe
er, efye er fein <£ramcn abgelegt, r>on bem bamaligen (ßeneralmadjtmeifter
unb (Dbcrften in ber braunfd?meigifdjen Armee Dobo Don ttniphaufen $um
^elbprebiger berufen, bann bientc er aud} in anbereu beeren , bei ben illans«
felbifdjen {Truppen, sulcjjt in (ßlücfftabt. Dort lernten ifm einige Don ber altonacr
(ßemeinbe fennen unb veranlagten ihn r^icr eine prebigt $u fjalten. Befonbcrs
permenbetcu ftdj r)öl?erc unb niebere (Dffi$icre n>eiter für ifm. Am <J> 3 um 1650
mürbe bereits im konftftorium ermogen, ob man ifnt prebigen laffen unb behalten
folle. Am 18. 3 um K>">0 mürbe beftimmt, Cobias foüe am fommenben Sonn*
tag in ber beutfdjcn Iftrdje ben (Bottesbienft halten. IDährenb nun feine ^reunbe
fo feine Sadje förberten, ftellte ftdj als ftinbernis ber Umftanb entgegen, bafj
JTCylius meber examiniert nodj orbiniert mar. Seine ^rcunbe maubten ftcr) bes«
halb nach Kaffcl, unb bie Alteften midjen bem ungeftümen Drängen unb gaben
ihm marme (Empfehlungen mit. Caut 5 cu 9 n ' 5 Dom 28. 3uli ^630 mürbe
er bort in offener ttirdjetmerfammlung auf ber ^rcir/cit burdj ^änbeauflegen
3U111 Prebigtamt orbiniert. 8 ) Unterbeffen aber mar man fdjmanFenb gemorben.
2Han manbte fidj am \2. 3ult nach <£mben um Xat. zugleich fudjt man in
Kaffel bie Sad>e 511 hintertreiben. 3n 3mei Schreiben r>om \5. unb H. b. 21t.,
bie am 20. anlangten, fudjte man ihm 5U fdjaben. Doch mit Berufung auf
bas frühere gute Zeugnis, bas bas Konftftorium über ^Uylius' IPanbel ausgeftellt
tjatte, unb auf bie grofe d<\ty von (ßemeinbegliebern unb ©frieren, bie ftcfj im
folge jener beiben Schreiben für if?n permenbeten, teilten unter bem Ausbrucf
bes Bcfrcmbens bie ttaffcler am 28. Ouli bie rollenbetc Xljatfadje mit. Die
Perlegenr/eit mar je$t nicr/t gering. ilTylius mürbe burd? bies Sdjmanfen rafdj
511 einem berühmten 2IIanne. Als er aus Kaffel jurücTfehrte, begehrten »iele aus

1 rd>rijf<eti 2limo i»i.>o imfr 5\ von freuen StrcititjPeiteti, n»eld>e meacn freu J?crtif fres
prefriaers l). (Tobias HlHius rorijefalleii. — Uber frie prcfri«jer. — ioiirraote met prefrieaitteti.

Copia auscultata documenti ordinatiouis auf Iicrrn (Eobiac irtylij perfotnt ge-
rietet, 1JC3. pauhts Steinins, fuperiiiteufrens ^oban I>jiiid Starrf, Pfarrer jit Zleroftafrt.
lienfrricus riridj, friacouus ju ZTeiuftafrt. (Eb.eop^tlns Zleubnr^er, liofprcfrioier. tucas XUajus,
€mcr. vff ber frevfjett. 3 0Jun ^ Jirifrericus, ad. 2lfrelpb,u\ic friac. (Chonias lUe^ctius paft.
afrelptycus. ^oljaunes lltajus, friac. afriunctus auff frer Jfreyrjctt.

Digitized by Google

47

ber (ßemeinbe ilju prebigeu 511 hören. Zllleiu bamals fcf/on seilte fidj ernftlidjer
2t>ibcrflanb, ba von ben iilteftcn 3°fa n Dorptlle, jofyan ZPillems unb Hiclacs
pon 6er IDilligen fid? weigerten in bas Konfiftorium 5U fommen, welche audj
fd>on am 20. Dc3ember J050, als von einer Aufteilung auf jtoci 3ar/re für
HTylius bie Hebe war (»0311 audj ber bamals abwefenbe Emmens am 7. 3anuar
nachträglich, feine <5uftimmung erflärte), ftdj geweigert Ratten bafür 511 ftimmen.
Pergebens würben fie burefy anbere Jtltefte gemab/nt, ifyres Zimtes 5U gebenfeu:
ftc gelten ftdj ben Si^ungeu fern unb erFlärtcn bie IDafyl für ungcfefclidj, irjr
(ßelöbuis por (ßott, ihre Unterfdjrift im Konfiftorium unb ifyre Pflicht gegen ben
(Srafen perböten ifynen einjuiütUi^en. Hui} Ratten fie ftcfj an Dr. Stapel nadj
Pinneberg mit einer (Eingabe gewenbet unb biefem porgeftellt, wie ungefe^lid?
man porgefye, ba man ifyre, ber Jlltcften, Stimme nidjt beadjte unb eine Perfon
rodele, bie piele ftrafbare 2Uänge( an fidj fjabe. 3 n ^ r Kircfyenorbnung ftcr/e,
es muffe ein in <£mbeu qualifi$iert gemachter (ßeiftlicfycr angenommen werben.
Stapel unb ber 2lmtmann Branbt pon Barbcleben erflarten benu aud} am
30. ZtTär3 U>3\, nadjbem fie 3UPor Cobias ,5cugniffe cingeforbert fyatten, JlTylius
fönne nidjt beftätigt werben, ba, wie jene (Eingabe 3eige, <3wiftigfeiten entftanben
feien unb ber IDortlaut ber Beftimmungen für bie (ßegner bes Plans fprccfye.
(Er riet fidj 3U perftänbigen. üobias felbft war unterbeffeu unporftdjtig auf«
getreten. 3 m Konfiftorium am 20. Ztuguft J630 r)atte er bas Verlangen aus=
gef proben, ben Brief aus Kaffet überreichen 3U bürfen. ,3ugleidj fyatte man
befcfyloffen, über ilni an ben (trafen 5U bcridjtcn. TXm 50. Zluguft fyattc bas
Konfiftorium bie Befdjwerben ber brei bijfentierenben 21Titglieber entgegen ge-
nommen unb ber (ßemeinbe 3ur (Entfdjeibung 3U unterbreiten bcfdjloffen. Dabei
foll nun HTyltus ein IDort fyaben fallen laffen, weldjes bem ehemaligen Solbaten
nid?t übel anfter/t, aber bie (ßemeinbe perleljte. 2Ils mau nämlicfy ifrni nidjt
willfährig genug war, äußerte er entrüftet: patientia saepius laesa fit furor. 2lufjer«
bem weigerte er ftdj in ber f leinen Kirche 3U prebigen unb blieb einfach, ipeg, obfer/on
ptel üolf ir/n erwartete. Darüber cntftanb piel Hnorbnung unb Ärgernis bei
ben Cutr/erifdjen. 2TCan fprad? bie <furdjt aus, ber Bifdjof pon Köln n>erbe fidj
bas 3U nufcc madien, um Heuerlingen eit^ufüljren, im 2Infcb(uf? au bas faifer»
lidjc <Ebift gegen bie Reformierten. Dagegen wanbte 21Ty^ U5 ?* n < mdn ty* vc
ityn, rpie er in (Erfahrung gebradjt, in Briefen in Kaffel unb Bremen perun*
glimpft. tDas jene Äußerung betrifft, fo fyatte er fcfyon im Konfiftorium pom
3J. 2tuguft \630 erflärt: icf madjt wel gefeit fjebben, bodj id tredet in tuyffel, off
id l^et gfjefeit r/ebbe oftc niet. Die biffenticrenben fllteften Ratten unterbeffen am
20. September J630 förmlid? proteftiert, am 28. September bie Kircfymorbnung
für perlefct erflärt unb am 5. (Dt tober \630 bie Zlbfenbung 3tt>eier Deputierten

Digitized by Go<

4R

5ur Begleichung bes Streites beantragt, cnMidj am \0. De5ember ihren Staub*
punft nodf einmal jufammcnfaffenb bargelegt. 2TTan habe illylius nur prebigen
Iaffen, weil etliche ber (ßemeinbe ilm gern hören wollten. Seine (ßegenwart Ijabe
ben bisherigen ^rieben ber (Semeinbe geftort. Die (Semctnbe habe ifm berufen,
olmc bas Konftftorium 31t fragen. Die (ßemembe, ber biefc <£rflärungen por»
gelegt würben, entgegnete, fte r/abe erft bie 3 n W <mDC ergriffen, als man unter
bem Dorwanbe pon IHilbius' 2lbwefenheit fiefj geweigert habe, Jltylius ein &uq>-
uis aus3uftelleu. So Ijabe man auch sweimal Emmens in ber großen Kirche
prebigen unb ben fransöftfdjen (ßottesbienft ausfallen Iaffen, blofj um 21Tylius
nicht (Gelegenheit 3U geben, in ber grofjen Kirche ftd} befannt 5U machen, unb
enblid? fy 3 ** man i*? m °ur<h Briefe in Bremen unb Kaffcl übel $u bienen gefudjt.
Die Kirchenorbnung begre^e nicht bie daty ber prebiger, wenn ftc nur recht*
mäfjig orbiniert feien.

Dies war bie Sachlage Anfang bes 3aljres \65\. Erbitterung h*rcfchte
beiberfeits. IDährenb bas Konftftorium Siljung auf Stfcung £^iclt^ erneuerten bie
JUteftcn iljre Protcfte, unb wär/renb man aus (Emben \5.j\. \6o\ junt ^rieben
riet, 1 ) gof man l}\et (Dl ins ^eucr, inbem man am \7. 2när$ an Stelle
ber proteftierenben Ülteften Abraham bu Bois, £>crman Becf unb JITartinus
Kolanbt ins Konftftorium wählte (welche wieber nicht allgemein anerfannt
würben), unb inbem man bie Kiffen in ber Kirche, burch welche bie Diff enters
bis batun noch ihren Si$ bc$eichnet hatten, hinnxgnehmen li*f-') Enblich würbe
JTtylius am \0. ZTTai \6o{ angenommen, bodj $unächft nur auf 3wei 3ar)rc.
<£r würbe auf ben f^eibelberger Katechismus unb bie Dorbrechter Synobe per«
pflichtet unb ihm aufer freier IDohnung (feine ZITiete belief fidj ^albjaf^rlicf^ auf
85 fpäter, feit \(^0, auf \05 je) ein (ßehalt pon $00 Heichsthalcm bewilligt.
Doch bie (Erbitterung blieb 3unächft, wie eine (Erflärung 3U (ßunften ZTlylius' Pom
\ \. ZYläx$ ^33 seigt. Die brei fllteften fudjte ntan noch am 22. Hopember 1633
burch Permi« lungsporfchläge $um nachgeben $u bewegen. Um 23. 2Uär$ 1633
würbe HTylius auf Cebensseit beftätigt. <£r ftarb \65\.

Von ben anbent Kirchenbieneru tritt befonbers ber fer/on mehrfach erwähnte
Siechentröftcr 3aqucs ^ontaine tyrvov. <£r ftammte aus JTTons in fytynault,

') CEbcnfo vom <,.j:>. \t>5\ paj. rebrifften 1 , ijcj. Kitjins tncas. petrus petreins. (Sconjins
piactui; btefe entfdjicbcn, bie !TTebr3ab.I fei aedien HTylius, fabeln ihn fclbft, baff er bie Hit-
orbnntiij ant beißt, unb berichten aber bas Warflrerfafjren na* ben ■Kircbenorbmuiijen ron
^ranfreitb, bex 5dm>ci3, <Scnf unb Cgmben); cnblidj rom h./<>. [bzz.

1 cbenba 3\, Koitf. p. \*>i\, nnb Briefe von I600- u, r ,o, l\x. \7. I>ie

«£imid>tunai bex Kiffen war erft z:>. l. jo^<> in bex 2lrt oiotroffeti, baß bicjclbctt neben ben fil3
bes fefers in beiben Kirvben a,ele$t rpurben.

Digitized by Google

49

unb feine $tau 3eanne / Codier pon Penning ^anneau, aus (ßcmblour. 1 ) 2tus
Boidjfyolt im Stift 21Tünftcr be$eugt eine UrFunbe von Bürgermeifter, Sdjöffen,
unb Hat biefer Statt Pom \8. tfpril [580, bafc CTetfter 3acob ^onteyn ftcfj
bafelbft mit Kramerei, fonrie mit 2Hufif' unb 3nftrumentenmad>en ernährt ^at.
Sdjon in Stabe tpar er Siedjcnträfter unb trat als folcfjer in bie 2Utonaer <ße-
meinbe über. <£r tpurbc audj basu pertpenbet, öic Derfammlung bes Konftftoriums
an$ufagen. 3 ntcrc ff an * »ft# w«s er auf einem Settel wm \\. ^ebruar 1605 als
„conbitic" feiner 2(nnaf?me beseidmet: \. 3^ gebonben ipefen öic franefen ptfitcren
by tyben en by ontyben by ncdjt cn (ergäbe: bybage). 2. 3# fol bie biaFen Welpen in
bie bebini naer ben armen. 5. 3<f fal gefjouben fyn fjet eonftftorte en anber per«
gabermge byeöen te fomen. 4. 3<* fal my aü*e mibages op be beurfe Iaten pinben
fyebbcnbe genen perlnnberinge pon Franfen. 5. 3<* cn fal gene branFcn brynfen öie
ftarf e KoeFe geuen op bat bie Franfen nyt enryf en en fal my od tpadjten pan bronFcn«
fcop. SJnganbc bie troe tPafFinöere fal i<f met öie biaFcns fyenbelcn tot profyt pan
ben armen. Die broebere füllen od gebedjtidj tpefen pan fyet gene icf gebaen fjebbe
in bie perleben peft en my bapan pereringe te geuen naer biferetie. gebaen tot
altcna ano [605 ben U. februarij. (Er erhielt jatyrlia? 220 # in Ijalbjärjrlidjen
Haten, auferbem an Jjausmiete 22 $ 8 ß. Tim 28. Zlopember 1,602 fagt er
feinen Dienft auf, nrirb bann aufs neue für 50*1 3<**?** angenommen, madjt ftdj
aber aus, auferfyalb ber Stabt njotwen 5U bürfen unb ^afylung ber ZHicte für
fein pon 3°*? ann <Zoov gemietetes f}aus $u beFommen. 21udj foll er nodj 3n>ci
3a^re lang je 30 J( für ein ftdjrcs XDaifenFinb pon ber (ßemcinbe erhalten.
Hud) am \6. 3uli \6Q<k fagt er für (Dftern aufs neue ben Dienft auf, nn'rb aber
<wi \\. ^ebruar J605 nueber angenommen, sunädjft bis ©ftem 1606. <£r fdjeint
permSgenb geroefen ju fein. TXm 7. ZTlät$ [608 machte er in (ßcgcnnxirt pon
3ofj. pan ber tDiele, Cubro. bc Behaut, Hitfaert Jtloll, 3 ac 1 ucs tCocquepille,
fjenbricF Perboom por bem Hotar ^ranciscus pan 2Jrele fein (Ceftament. Seine
Sdjipefter Dionife in ZDien erhielt [00 feines Bruber (ßuiüiame tDitmc eben»
fopiel, feiner Jjausfrau <£rben besgleicfyen, fjefter be la Deu5e, 8 ) bie (Eodjter
pon (ßuillame Ic Deus ^0 n>enn fie betratet; 2lnneFen, bie bei itjm tpofmt, eben»
fopiel. Das anbere foüten bie fymsarmen ber reformierten Kirche beFommen.
Zladf feinem Cobe njurbe am \3. ^\xm \608 bas (Ceftament in bas Konfiftorium
gebracht. Die nadjlafjDe^ctdjntffc ftnb in Pteler ^infidjt intcreffant. €s n?aren
babei $u>ei Kentenbriefe, 3 ) bie and} <ßültigfeit fyabcn foüten für feine natürlia^

*) pampteren raefenbc bei ftcrftinys iMtt 3aques bc £a Fontaine Anno \m» (<£. ^o).
*) \6\2 \b.:*. erfebien ftc felbft mit iljrcm (Satten ^an van Keller unb nafnn iJjrcn
2lntcil in (Etnpfang.

*j a. com 6. 2lpril V5 33 von (Scrurt im pojroit, 3ean ItTascauIt uub Gilbert <Sf?oiffott.
b. rom \2. (Dftober \öot von ber stabt Scauffmes.

Altona untn S<l)««ent»urgH«»?n ^*ttf«Jjafe. VI. <t

Digitized by Google

50

(Tochter, Pollctte bc Ca t fontcY)tc, bic er von l}fabeau Cenghellet f^itte. <£in
Pe^eicfmis füljrt allerlei 21Iün$en unb Scbmucffachcn auf; von erfteren waren por>
hanben: 22 { Hetdjstfyaler in fpecien; pter flechte ballers wert otitreut 28 ß lubs;
cenen palfcfjcn ball, van 72 früher gans uut wert; Scuen foninrball. tot 36 ß 6 -\
gerefent; Ses gaubc roofcnobcls tot 7 £ \2 /? lubs eldj; een engclot tot % £ ß\
tn>ee I^alue mclercfcn tot 3 £ ^ ß lubs; twe hongerfdje Ducatcn tot 3 J. 8 ß;
een franfe croon wert 2 ^ (5 ß; een bobbelben bucat tot 3 £ 8 3 er " f c 3fc
7 £ lubs; (Ecnen fjaluen anbriesgulbcn tot \9 tote; Seuen (Orcfclbalcr tuet
öc vyUn tot 3 1 /, /? fluef.; adjt oube lubfijc fchellingc wert {0 ß; Se§ fpitfc
groffen wert 2 lubs ftuef u. f. w. Der „"Kiftfiefer" ober Cfytenpenningsfnedjt
nahm ferner ein De^eicfmis feines fjausrats auf, welcher am 9- 2(pril J608
perfauft würbe. €s gingen bapon mancherlei Auslagen (fo für ben uithroeper
<35ert Daems, für ben "Kiftfiefer, ben Hechtfchreyper 3°fy an,tc5 Sdjröbcr u. f. w.)
unb Cegate ab, boefy febeint nod) eine für bic bamalige <£eit anfetmhehe Summe
ben 2(rmen geblieben $u fein.

2lucfy noch in bic Stabifdjc gehört 3aques la ^oret. <£r wirb bort als
fran3Öfifc^er €cfer perwenbet unb mclbete fich Pfingften \b08 jum Siechentröftcr
an Ca ^ontaines Stelle. 1 ) Allein er würbe nicht genommen. Da er nun aber
unterhalten werben muftc, fo fehen wir im Kirchenredmungsbuchc mehrfach
\6\6 unb \6\7 Summen 5U feiner Untcrftüfcung aufgeführt, auch begehrt er
ujieberholcntlich J62<) weitere Unterftüljungen.

Das fchwierige 2tmt bes Siechcntröfters fcheint in ber «folge piclfaä} mit
pon ben (ftetftlichen perfeh*n $u fein. 2tm 2. Zllai \6\8 bietet fich 3aques Parcu
aus ilmfterbam in einem Schreiben an bc la Ptgnc $um consolateur de l'eglise
d' Altena an, tant cn flamend qu'en franeois. <£r forbert ^50 flor. jährlich,
erbietet fich auch fich Por$uftellen. U>2^ finbeu mir einen Kbraham be 21Iare5
(ZTtarees) als Siechentröftcr mit Vj t Keichsthalern an wöchentlichem <£infommen.
Ui25 erhält er wöchentlich 2 Keichsthaler. \63<$ wirb über einen Siechentröftcr
2TToftart geflagt unb anftatt feiner ber 2Hefferfchmib 3U Zlltona porgefchlagen.

IPtchtig war auch oa - cmes Ccfers. 2Us fratt5Öfifchen Cefer finben
wir juerft 3 a m!cs (ßeein, ber suerft l / 9 Keichsthaler ben ZHonat erhielt, bann V4
Kcichsthalcr bie IDoche, feit 1005 bann 2<* ßt unb feit J608 <*0 fit bic IPoche.
€r wirb erwähnt in ben 3 a *? rcn U >Q 3 — U>17. Heben ihm war 3citweifc ein
beutfeher Cefer unb Dorfänger. So wirb ein gewiffer ZtTufau als foldjcr H. l\läx$
1603 erwähnt, mit 2 / \ ßC 6agc, 25. 5. \603 3^qucs (Dplimius mit '/* Kcichs-

') Urirf roti Colins vom .10. /4. \(,oh. (Griffe t>on tooi — ^r. 2«.) <Er erhielt
für J>ie Keife 20 Ji \n j* K. X. ^. 311 \,\.jh. ibos).

Digitized by Google

tljaler bie Wodfc; legerer credit aber fdjon l<)./o. ^>0ö feinen ttbfdjicb. 3./7. unb
7./8. \60ö xvxxb ausbrücflidj crtpäfmt, baf 3aoues «cein franjöfifd? unb beutfd?
gelefen habe. Diefer fdjeint aud? befonbers mit 5er (Öemeinbe perrpadjfen 311
fein. <£r befag ein fjäusdjen, unb am 29. ilTai J655 begeb/rte feine Witwe
vom Konftftorium eine ^rau in tf?r Cofamcnt, um ihr ßefellfdjaft $u galten
unb fjanbreicbjung 311 tr^un. — 2(m \7>. Hopember U )2 9 würbe (Erasmus IPagncr
ab Cefer unb Porfänger in ber beutfaVn Kircrje angenommen. €r roirb bis
\637 errpäfmt mit einem rpödjentiidjen Cinfommcn pon 3 3" ocr f ran '
3Öfifd>en Kirche mufj ^aques (ßecin Anfang ( f>35 geftorben fein, beim am 8. £e<
bruar n>irb ber alte <£antin als Dorlefer angenommen, ba es aber mit bem
<5efang nidjt gut gcf>t, roirb er fdjon am \\. 3uli b. 3. eifert.

ms tfüfter ber fran3öfifd>cn Kirche finben u>ir K> 2 9 bis J652 3an petit
ermahnt. <£r erhält rpöd)entlid? \ fpätcr \ £ \5 ß. x ) 2lm \6. De3ember

fudjte er um bic tDofmung oberhalb ber Kircfye 3U Altona nadj. Dicfe
njurbe ifmi abgefdf lagen, 3um tEroft xtyn aber ein Heujar/rsgefdjenf 3ugefagt.
3n ber beutfcfyen Kirche fd>eint man ben Küfterbicnft merjrfad? b/aben tpedjfeln
5U Iaffen. So nrirb \\. Hopcmber \63\ eine gerpefeuc Küfterin 2Jnne Cernollen
(ir>of?I bie VOxtwc von 3<m Cournol) ermähnt, bereu £ibam <ßelb für ir/r Bc»
gräbnis erhielt. 3 n ocn 3 a ^? rcn l 6, ~ 2 un0 ^ ,r > begegnet fjans f?öfen als
Küfter, bodj trofc mehrfacher ^mpenbungen pon feiten ber (Semeinbe*) fdjeint
er fein Umt nacr)Iäffig peripaltet 311 b/aben. 8 )

tt)ir fefycn, bie Kirche rourbe aucr) in Be3ug auf ir)rc (ßciftlicrjen auf breiter
(Srunblage r/ergcridjtct. 2TTan lief es tpeber tjinftd^tlicr) ber t ^ar/l, noch bes €in=
fommens bei ben (ßeiftlidjen an etu>as fehlen, aud> räumte man irrnen ben tpeit«
ger^enbften faialen (Etuflufj ein. Dodj fetjeu mir gerabe bei ber Befjanblung ber
(Reiftlidjen bie entgegengefetrteften Hicr/tungen ftdj begegnen: ^reigebigfeit unb Knau«
ferei, ßeftattuug freiefter Bewegung unb ängftlicbes ZYLx$ trauen. t)at man bas im
2tuge, fo fönnten bie (ßeiftlicfjen im Apparat ber Reformierten faft nur n>ie ein
notroenbiger 2tusftattungsbeftanbteil erfdjeinen, bie man eben nötig hatte als ^ar/nen;
träger im Streit, r>on bem man nidjt ablaffen wollte, ba es für jeben ei^elnen
fiefj barum tjanbeltc, feines fy^ens IDollen 3U behaupten; fie felbft aber finb
pöllig erfüllt pon ber (Erhabenheit ir/res Berufes unb pon ir/rer DcrantiPort=
Iidjfeit, u?ic bas Beifpicl pou Camotius 3cigt.

*) t£r trotte \. h. (»>32 ein barauf bC3fiijItd)C5 (Scfti* ctiujcrcidjt.
*) \2.j3. 163: erhielt er 50 JL, \\. \o. 1633 ebonfo 30 2flci*stf?aler für fein IHeifterfturf.
a ; 30./8. ^633 foll fr ben l(h*boff*üffcl ben 2mef»cn übergeben, 30. \z. \633 wirb
er btx ZIadjIäffigfcit beim tj. 2IbeitimahI befdjul&igt.

Digitized by Google

52

2. Die Ktrchcnorbnung unb ber <0ottcs5tcnft.

2luf ber 5wciten allgemeinen reformierten Synobc 5U €mbcn {57 \ war
befchloffen worben, baj? feine Kirche, fein Celjrer, fein Jllteftcr, fein Diafou
herrfchen folle. 3 n ocn ffan3öftfchen Kirchen follc 6er (Senfer, in ben beutfehen
ber ijeibclbcrgcr Katechismus gebraucht werben. 2lUc IDodjen folle Konftftorium
pon Prcbigem, 2*1 Heften unb Diafonen, alle brei ober fecfys Jltonatc bic Der--
fammlung ber benadjbarten Kirdjen (Klaffen) abgesattelt werben. 2ille 3ab,rc
foüten bic 5erftreuten Kircb.cn pon Dcutfdjlanb unb ©ftfricslanb il?rc Synobcn
galten. X>icfe 3eftimmungcn Ratten in ber reformierten Kirche (Bcitung, bis bic
Synobc pon Dorbredjt \6\S — cingehcubcrc Dorfdjriften erlief. Zlnd} in
Ultona b.ielt man ftdj 3unäd)ft im allgemeinen an bie <£mbencr Bcfdflüffc unb
baute auf <5runb berfclbcn bic Kirche aus.

Halbem man bie fircfjlicfyen tPa^len orbnungsgcmäfj ponogen unb ein*
gerichtet fyxtk 1 ), richtete man mit Hecht bas Jtugenmerf 3uerft auf eine ftdjerc
llmfchrcibung unb Begrünbung bes Amtsbereiches bes Konftftoriums. Die 2lb»
Haltung besfelben würbe für jeben 3wciteu Sonntag angefefct: wer olmc triftigen
(ßrunb fehlt, foll 4, n>er 3U fpdt fommt, { ß 3aljlen. Jtm \2. 3uni {60^ wirb
befchloffen, baf bie (Duberlinge unb Diafoncn, welche bie ältcften im Dienfte
finb, bie erften piäfcc unb Stimmen in ber öffentlichen Derfammtung tyibtn
follen. Sdjlcchterbings 3U allem, was neu eingeführt wirb, tyit bas Konftftorium
feine ^uftimmung 3U geben (H-/U- U>0^). Drei (Duberlingc unb 3wei Diafoncn
follen mit einem prebiger, falls fie cinftimmig finb, einen gültigen i3efd)luj$
f äffen fönnen (U-/3. \605). Itter bie Befdjlüffc bes Konftftoriums nidjt geheim
hielt, foll \00 Strafe 3ahlen, wopou bie eine l}älfte ber Kirdjc, bic anbere
ben 2lrme?t jufatlt (22./4- \605). Dodj foll bie Strafe auch ermäßigt werben
fönnen. Diefe Su0e wirb 23./5. \60t) auf 20 £ herabgefc^t. Desgleid>en foll
bas Kaufen ber Stimmen bei ftablidpn Wahlen mit einer Strafe pon \Q0 J.
belegt werben (21. .'4. 1606). Die Anbetung ber Kirdjcnartifel bura? bas Kon-
ftftorium foll in Xtcbcnfadpn ftatthaft fein, aber nidjt in £*C5ug auf bie ^un«
bamentalartifcl. Die Ülteftcn perwahren bic firchlta?en Urfunbeu; Überlief erungs«
perseidwiffc finb nodj mehrere porhanbcn 2 ) (19-, 5. \606). Bei fircfylid?en lichten
foll allemal am Sch^uffc ber prebigt eine ^ürbitte cingefdjaltct werben (10./4.
J609). 8 ) 2Hit ben IPahlen nahm man es befonbers genau. <£s liegt nod) ein

'} Die iJamcn ^p^ jiiffrlidjcn 2Üteftcn unb Diafoncn fmb von f illem in bem fdjoit er-
mähnten 26iffat5C wröjfcntltdjl.

Wem. {{. 311 \<.28, ^03 n. 6.
a , 21 lies bas nad) ©orfpr.

Digitized by Google

53

pon allen (geiftlidjen (aufer Ittoborpius, 6er fajon fort tpar) 1 ) von Arcerius bis
Soermans (l"3o) unte^eidwetes Affenftücf por 8 ) in 39 Artifcln mit brei 5«'
fafcartifeln, treues por Arcerius' (Tob (\ö25) unb nach Heoborpius' Abgang
(16J2) abgefaft ift, bie brei ^ufa^artifel finb pom J. 3uni *6<t8. Darin ift
(Art. {— 8) beftimmt, wie befajaffen bie (ßetftlicfjen fein follen, welches if?rc
Amtspflia>tcn fmb, baf fte niajts ofwe <£impilltgung bes Konftftoriums bruefen
laffen bürfen, tpie lang bie prebigten fein follen, uric fte für ben Kircfyenbienft
511 forgen traben unb ben <Drt nidyt perlaffen bürfen; ferner (Art. 9 — \7) über
bie ©Uberlingen 8 ), a>ic unb naefj roeldjen Kücfftdjtcn fie geipafjlt werben follen,
tpie fte Ärgernijfe bei präbifanten unb (ßemeiubemitgliebcrn por tfyrc (Beridjts«
barfeit 3icfyen follen, wie tfyre IDafyl ber (ßemeinbe befannt $u madjen ift, ipeldje
plä^e fie in ber Kirdje einnehmen, n>tc fte $ipei 3afjrc 5U bienen unb audj für
bie <£infammlung ber "Kolleften aufsufommen tyabm; bann (2trt. \8 — 22) rperben
bie Pflichten ber Diafonen genauer beftimmt, bie alle ZHonate in ber Stabt um«
gefycn follen 4 ), olnie einen anbem an ifjrer Stelle fdnefen 31t bürfen, bie Armen
befudjen follen, aber feine fremben Firmen annehmen bürfen. Den Heifenben
bürfen fie Ijödjftcns 1 4 Reidjstfyaler benriUia.cn. Das Armenrcgifter follen fte
bem Kirdjeurat porlegcn. <£nblid> liegt tfnten bie Sorge für bie Bebienung bes
fjeiligen Abenbmafylcs ob. 6 ) Sobann folgen einige €in3elbeftimmungen: 25. Das
Konftftorium foll alle 3 IDocfyen ju Altona ober Hamburg geilten tperben.
IPer oljnc <5runb ausbleibt, foll V, Reidistfyaler, tper nadj bem (Bebet fommt,
6 ß iS^ablctt. 2^. Uber bie Reihenfolge ber Abftimmung nad) bem Alter,
ferner tpie 5uerft bie firdjlidjen Sadjen, bann bie Armenpflege, unb 5n>ar ofync
i)eftigfeit, unter bem Porfite bes (Beiftlidjen befprodjen werben follen. 25. Die
Befdjlüffe bes Kirctyeurats follen perbinbltd)e Kraft fyaben; nur wenn fie gegen
(ßottes U?ort pcrftojjen, foll bie €ntfcfjeibuug einer reformierten llniperfttat über«
tragen iperben. 26. Die Befdjlüffc ftnb im JUemoricboecf unb im Konfiftorie*
boeef auf3ufchreiben. 27. Die Anwcfenfjeit pou einem Prebiger, brei Altcften
unb 3tpci Diafoncn genügt 3itr Raffung gültiger Befdjlüffc. 28. Die Derfyanb«

') Pic (Erfahrungen mit feiner aeiftliibcn Sibriftftellcrci fommen in 2lrt. 0 31111» 2lu*briicf.

* Zlv. \<). 4°. 21rtiouleu tun anneminac bev preoiaern ber (Duocrliiujcu eube Piafoucu.
2(rtiiulcu be bc preoirantcu, (Pubcrliuijeu cnbc Piaconcu in bc ijercformccroc Kcrrfc tot 211
tcua naer bacre tvrficftuac int volle confiftorio füllen beloucn tc onoerbonoeu.

') Diafoncn unb ZlUcjxc rfaben au* fonntäali* beim «Sottesbictiftc 511 crfibciiteu, bei
einer Strafe t>ou */« £b J kr-

*) Sic müffen alle IHonatc ^ie 2Irnten von l)an* 5» l^au* bef neben, bie Jlrmeubernbte
alle Piertcljabr ins Wonfiftorium briuaen nnb fe*bs ITTouate fiir oiefeu Picnft wrpfli*tet fein
((Dorfp. ju t l *.;'U. \hO?i, o., u.. nnb 31. 12. i«.o+'.

* Sie haben i^rot nnb UVin 311 bcfora.cn; lOorfp. ju 2*.;3. K»or».

Digitized by Go<

5<k

lungen bes Konftftoriums finb gefjeim $u galten bei einer Bufe r»on sefm tEljalern
für bie Firmen. 29. Neuerungen im (ßottesbtenft mufj 6er gatt3e Kirdjenrat
$ufttmmcn. 30. (Bogen prebiger, flltefte unb Diafonen ift eine Jlnflagc nur bei
5wei ober örei glaubwürbigen J>eugcn ftattfjaft- 5\. Das l?. Jlbenbmafyl foll
alle brei ZHonate gehalten werben, am lohten Sonntag bes brüten ZTTonats für
bie IDelfdjen, am erften Sonntag bes eierten 2Honats für bie Deutfdjen. 32. Dem
rj. Jlbenbmaljl foll eine im (Reifte djriftlidjer €iebe absuljaltenbe censura morum
porangefyeu. 35. Über bie Strafe ber ^urfiefaxtfuna, so™ 2lbenbmaf>l. 3<$.
^rembe follen ba3U ntdjt sugelaffen werben olme Zttteftat. 35. 56. 2ttteftatc für
U)eg$ieljcnbe follen nur im <£int>erftänbuis mit ben Präbifanteu erteilt »erben.
37. Die Jlnmelbung 311m t). 2lbcnbmaljl gefdjicfyt H Cage por^er beim Prebiger.

58. 3äf? r Ka*? foll bas Kegifter ber litmaten ((ßemeinbeglieber) reuibiert werben.

59. €fyefdjliejjungen unb Caufen foücn im Confiftorie-Boect t>er$eidmet werben.
Die brei <^ufafsarttfel betreffen bie Formalitäten bei ber Waty ber illteften unb
Diafonen, teftamentarifdje Ccgate unb bie uiertcljäfyrltdie Dorlefung ber KirdKit«
orbnung.

Der ,5ufammenfyalt mit ben auswärtigen reformierten (ßemeinben würbe lKr=
geftellt burefj bie <£inridjtung ber firdjltcfyen 2ltteftate. Diefen würbe ein <£$eug«
nis über ben firdjlidjen IDanbel ber Betroffenen ausgeftellt, namentlidj audj
barüber, ob fie ftdj 5UIH Cifdje bes t?crrn geilten Ratten. Solare Jttteftate 1 )
liegen nodj cor aus 2Jdxn, 2tcnbcnberdj im Canbe Ccrel, Ilmberg, 2lmfterbam,
Ingers, 2lppingebam, Blumentfyal, Borbeaur, Breba, Bremen, Caffel, £ler>e,
Cöln a b. Spree, Cuylenburg, Delfft, Doccum, Dorbredjt, <£bam, (Embben, <£n-
djuyfcn, le Flaure, $raneUr, ^ranfentfyal, ^rauffurt a. b. 0., ^anffurt
(ßlücfftabt, (Braoelingen, S'törauenljage, Groningen, (Büftrow, ßanau, £)arlem,
Köln, Königsberg, Ceeuwarben, Ceybcu, Ciridxe, Conbon, ZMebenblict, JUclj, IViib*
belburg, Paris, pona en Saintonge, Queuilly, Habe rx>rm IDalbe, Ia Xodfclle,
Kotterbam, Kouen, Sa^uffeln, Siliren, Sittarb in (ßülidj, Sluys, Stabe, Stindxn«

bürg, Suwlle, Utredjt, Diribarium, IDonus, ^wg^n^i"' Solare ^ugniffe würben
bann Innwieberum audj pon f^icr aus erteilt.

U>as bie (Drbnung bes <5ottesbienftes anbetrifft, fo fjatte matt anfangs
bicfclbe fo getroffen, baf vormittags bie beutfdK, nadnnittags bie fratt3öfifd}C
prebigt fonntäglidj gehalten würbe. Da ftd> mandx babureb, benachteiligt glaubten,
fo würbe um bes ^riebeus willen am 2^. (Dftober \o()5 befdjloffen, fortan ben
frati3öftfdjeu ßotlesbienft pormittags pon 8 bis 9 unb ben beutfdjen von 9 bis

a. 2Utcftaiicn pati Ilmio ^,\5 tot JIuuo \r,y* :4fi Hummern , b. :ittcftaticii min
anno tot u,2*. l\r. 2. c,\ Jtummcrn , c. Kcrrfltjrfc atteftdtien im 11 21mio t<»:.6 tot

Jlnno u,ö2 enthält au»1> fol*c pon v>"» an,', fa. lumnncrn.

Digitized by Google

r>5

\0 lli)v absurrten; unb J606 am 2. 3uni würbe ber pfingftgottcsbicnft fo ge<
orbnet, baf Sonntag allein franjöfifd}, 211ontag bcutfcrj geprcbigt würbe, bcibc
IKale morgens um 8 Ufn\ Dod? erfuhr öcr Gottesbtenft nod? öfter Um
berungen. Um U. Pescmber \62<) würbe 6er Unfang bes Sonntagsgottes«
Menftes um 1 ,9 1% angefe|t. \628 unö ^62«) waren wegen öer oben er»
warnten Kriegsperhältniffe mehrfach Unterbrechungen im Gottcsbicnfte eingetreten.
(Db in Altona überhaupt geprcbigt werben follte, würbe mehrfach burefj befonöercn
i^efdyluf feftgcftellt. €s würbe Ijodjft porftdjtig babei porgegangen, namentlich
5U 3a^lreicr/c Pcrfammlungen würben öurdj befonöere Ulaf regeln perhütet, öfter
aud? würbe öie ^eier gans wieber ausgefegt unb nur in priüatrjäufcrn geprcbigt,
n>obei größere Unfammlungen perboten waren. Um \ \. Descmber U>29 rourbe
bcfchloffen, bafc bic fran5Öftfchen unb bie IPodjcnprcbigtcn in biefen fur$en (Tagen
auf $wei Ulonate cingefteüt, bagegen Sonntags unb ^efttags pon ben Prebigern
abwcchfelnb 5U Ultona geprebigt werben foüe. Uls <£rfafe für bie JDodKtiprc»
bigten follc jeber prebiger eine prebigt in ber Stabt galten. Die prebigten follcii
um 1 s 9 W? r anfangen unb eine Stunbe bauern.

Schon ij.ji). 1605 tpar ber Eintrag auf ein allgemeines ^aften unb einen
öettag geftellt, aber bei Seite geftellt worben, bis bie Kirche mefjr Freiheit bc*
fomme. Um \7. 3uui \65\ ipurben monatliche öettage eingerichtet. \(>35
perlangte bei- Graf, bajj ber öettag ber Gcmcinbe an bemfelben {Tage, wie ber
ber anbern Untertanen, nämlich am Ulittroodf gehalten werben folle, fügte fid?
aber, als man fagte, man muffe ftdj uadj ber Kaufleute Gelegenheit richten,
^ür bas h- Ubcnbmahl beforgte fjenrief pau Somme ben IPein. $üt fyol
fteinifdjc Ubligc würbe bie ^ulaffung befdiloffcn, wenn fte in ber Schrc über«
einftimmten. Die €inridjtung bev Kinbcrlehre würbe am 2^. ©f tober 1628
getroffen unb 3 acop Cafet bamit beauftragt, $m bas Kirchengebet umrbe feft«
gefegt, baf man in bemfelben gebenfen folle bes gnäbigen Canbeshcrrn unb
feines €hgemahls, ber I}crren Staaten pon ftollanb unb bes ehrbaren Rates ber
Stabt Hamburg.

3m Sonutagsgottesbienfte follen bas Datcrunfer, bie jerm Gebote unb ber
Glaube 5«? ifcfjcn bem Cefen gefungen werben. Un ben Cagen, wo Ubenbmahl
ift, foll nach bem Gebet nodj gefungen werben: (D Gobt bie onfer paber bift.
Um \7>. I)e3ember [<)?>7> würbe audj angeregt, ob man nicht etliche lutherifdjc
tröftlicbe Kirdjcngcfängc aufnehmen folle, wie auch bic Reformierten anberwärts
gethan hätten, fo erft jüngft in IDefel, bodj würbe bas perfdfoben auf bie «3eit,
wo ben Reformierten in Hamburg liberum exercitium bewilligt würbe.

Uudj frembe Geiftliche lief? man jur Prebigt 3U. So würben am (>. (Dt-
tober 1007 bem Prebiger Gcnd^e \0 Rcidjsthalcr, am 2M. 3 U,U \ b \ 2 an cmc "

Digitized by Google

56

bccmifdjen prebigcr für stpci prebigtcn 5<* £ \\ ß, unb am \2. September
J6oö an einen Prebiger in bebrängter €age 150 J. W$at)[t. IDurben perfonen
in bie reformierte Itirdfcngcmeinfdjaft aufgenommen, fo foüte bas olme Ztuf«
fcfjcn gefdjcfym, bamit aller 2lnfto0 permteben iperbc. <£rft gegen €nbe ber
Sdjauenburgcr f^errfdjaft, als bas (ßcfüfyl größerer Sidjerfyeit pia| gegriffen
fyatte, mehrten ftdj bie Übertritte. So ipurbe \63^ 3i aac Vexxottt, ein Sdnib
meifter aus 2Ucmar, auf fein Sefenntnis 3U Altona aufgenommen, \636 Catc-
leine IDolfes 511 Altona, Stief toller pou IDalrape, unb t>on 23osu>aaIbt (b. i.
pareepal) ^licfroir wirb unten bie Hebe fein.

3. Die 3frd)enlt^re unb bie tfird?ensud?t.

(Broker Porfidjt bebientc man ftcfj gegenüber ben anbem Itirdjcngemcin*
fdjaften nidjt nur in &c3ug auf bie Katrjolifcn ober papiften, a>ie fte genannt
würben, bereu (Bottcsr-erefjruug ilmen — es roaren bie Reiten bes Kampfes — als
ber 3 n kgriff a ^ (ßöfcenbienftes galt, fonbern audj gegen Cutfjcraner unb
iUcnnonitcn. Das größte <£ntfefcen aber perurfadjte bie Hadjridjt, baf eine &bart
ifyres eigenen Bcfcnntniffcs, bie 2lrminianer, sugelaffcu feien. €s fyeift baröber im
3af?rc Den 5. 2(ugufti fein bie prebigern unb €ltiftcn $u ^ntoni €ngel»

brcdjts Ijauß uerfamlet gemeft unb tpegen £enarb Don Sorgen ftdj berabtfdjlagct,
'fo ausgegeben l?att, bie ilrminianer fyabcn bereibt freifyett pou unferem gnäbigen
(ßraffen be!ommen ifyrer religion auf 2lltfyona, barauf beraten is man foltc ben
Jjerrn tfmbtman sunt pinnenberglj barauff fpredjcn unb an ben Doctor bes
Canbgrapeu pou Reffen fdjreiben, efyr bod? mödjte für fid? bei ben furften bas
befte trnicn, baß ber (ßraff pcrmar/net iperbc ben 2Jrmtnianeru fötales nidjt $u
geftatten. Des anbem tages 6. Jtugufti fein D. ittilbius, 2lrnolbt <5yct unb
IPolter iDolters uadj bem piuucnbergf? gcreifet 1 ), ben 2Jmbtmau angefprodjeu,
fagte u>ü£ tc nicfjts pon ber gegebenen ,freifyeit ber 2(rminianer $u reben, ilnn
weifte nidjtes furfommen, baten ben Hmbtmanu, ob er $u fyoffc bei einem
guten freunbt ftdj beffes iiidjt foute erfimbigen? fagte ja er ipolte es trjun
erftes tEages unb uad) empfangenen berieft foldjes uns porftenbigen, alfo pon
ifnn abgefdneben. Des Sontages fyabeu wir bapon rclatiou getreu fo ben
<£ltiftcn ipofyl fyatt gefallen. Dabei ift gefraget, ob man aud; fdjreiben foltc
uadj <£affel, ift rabtfam cradjtct, auf$ufdncbcu, bijj bie autiport Pom tj 2Imbt*
man einfommen.

Die Abneigung gegen alles ftatfyolifdje teilten Cutljeraner unb Keformicrte.
') <£* fitit» 511m 2<>.;<,. iiitö ct./". 5tvci Keifen im* p. in Kedntmuj oiefteüt.

Digitized by Google

57

Von ben „fdjäblichen 3efuitcu", beren £mporfommen bie Staber <Bcmetnbe
fürchtete, ift fdjou bk 2\ebe gewefcn. 2lls W{ ber papift Jacob Boutier ftdj
mit 6er reformierten <£lifabeth, ber ItHtwc Cngelbredjt Cüppolbs wollte copulieren
laffen unb beanspruchte, es folle im geheimen 311 Altona gefebehen, ging man
3uerft nur barauf ein, öie fymblung nach bem (ßottesbienfte po^unehmen, wenn
ftd? bas Volt entfernt fyabe. €rft auf weiteres Dränejen entfdjlof man ftdj
öie Crauung in einem 6er prebigerhaufer 311 Doltyefyen, unb ab im 3afjre bar*
auf öie $xan ihrer (Entbinbung entgegen far) r bat fie, ba Xjr ZTtann päpftlii)
geftnnt fei, ifjr Hiub im fjaufe 3U taufen, bamit ihr ZTTann es nicht fatholifch
taufen Iaffe. So u>ar es ber (ßemcinbe ein großer Sd)mer5, als \60~ bk
Sdjwefter Sufanne van fjafewaert (fjafepoet) ftd} trofc aller Ermahnungen 311
ben Kat^olifen hM*«

^ur fclben ^eit traten Pieter 2.TTattr)ys unb 3wei anberc Schweftern 3U ben
ilTartimften. Jlud? Xegina Sinnefals, bie am 29. (Dftobcr ^6^6 aufgenommen
ging fpäter 3ur ^ugsburgifcljen Konfeffton über. 1 ) 2Uu$te man ben Cutfyeranern
gegenüber größere Dorfidjt beobadjtcn, ba fte ber he-nrfdjeuben Kirche angehörten,
fo war man auch fclbft ihnen gegenüber boppelt auf ber tjuL IPir haben fchon
oben gefehen, n>ie man h^^tlich ber Begräbniffe unb bes (Sottesbienftes 2Jn«
ftofj 5u permetben fudjte. Va nun piele Hamburger ihre ttinber in ber Stabt
taufen liefen, machte mau biefen 3ur Pflicht pcrfönlid? bem lutherifcheu paftor
3U erflären, was fte pom (Erorcismus halten. Wenn biefer atsbann ficr) weigere
unb fte auch mc tyt a ^ Paten 3ulaffen n>olIe, fo folle bas Kinb in 2tltona getauft
werben. 2lls \63^ ber ^all eingetreten war, baj| Iibcrtinifch unb ipiebertäuferifch
geftnnte Perfoncn ftdj als Paten eingcftellt unb nidjt auf bes (ßeiftlicheu 5 r(1 $ C11
geantwortet hatten, ipurbe beftimmt, bajj bei Prirattaufcn ein ^(Hefter 3ugegen
fein müffc unb IDiebcrtäufer nicht als paten ftatthaft feien. IHc fita^ n>egen
bes Cansens unb ber Ifiubcrtaufe fyalk fchon \608 einen lebhaften Streit im
Konfiftorium hervorgerufen, oa man barin auf anberem Staubpunft fidj be«
fanb als bie Cutlyerifd)cn; bod} würbe befdjloffcn bie Sache nicht öffentlich au f
ber l\an3el 3U behanbcln. Pon Übertritten ift aujjer benen, bie in ber Klage
ber (Dttenfer ertpähut ftnb, nicht piel bie Kebe. Vk IDolylr^fibcnfyctt ber Kirche
fcheint ihnen arme 21Iitgliebcr 3ugefüljrt 3U h^eu, wenigfteus wirb \6ö3 pon
einer armen ^rau, 2(nna IDolcrs, ber H>itir>c pon 3 can oe berichtet, bie
porher lutherifch gewefen tpar unb je£t um eine Hnterftü^ung uadjfudjt; unb
\63<$ wirb befchloffen, ba jj bie ^rau bes Solbaten 2lubreas feine Uuterftütjuug
weiter erhalten folle, weil fie mit ben Cutherifdjcn fommuniciert fjot. jn Uc»

') Zlr. ."», l\coiiftcr ber Sitnutcrt tot ao w>:i.

Digitized by Go<

58

jug auf bie €f?c»i wirb \606 feftgeftellt, baf nur (ßemcinbcmitgliebcr in ber xt-
formierten Kirdje getraut werben bürfen, bodj aud? foldjc Paare, von benen
einer reformiert ift.

überhaupt nxiren für bie tSfyefcfyüefjunaen genaue Dorfdjriften erlaffeu,
ba auf biefem (ßebiete bie entgcgcngcfctjten 3ntereffen ber perfdjicbnen Keligions«
gemeinfehaften am leidjtcften sufammenftofcen fonuten. Die in ben €^eftanb
treten wollten, mußten brei Sonntage nadjeinanber ber (ßcmeinbe perfünbigt
werben. IDaren fte an perfefnebenen planen wohnhaft, fo follte bas an beibeu
(Drten gefdje^en. IPer feine €fye r^icr cinfegnen laffen wollte, follte rner 5ur Kird^e
ger/en, unb 5war mit wenig (ßefcllfdjaft. Die (Einwilligung ber beiberfettigen
(Eltern ift unumgänglidj.

2tud) fonft 5eigtc man fidj porfidjtig hinftdjtlid} ber gciftlidjen 2tmtshanb«
hingen. 2Us ber 3unfer <£<*roI Don 2Uefelbt begehrte, £)cnrkus iTttlbius follc
feinem Pater bie Ccidjcnprebigt tlnm, n>arb es ifwi abgefdjlagen.

Die lxird^eii5udjt in ^orm ber censura morum n>urbe nxitgefyenb geübt,
unb 50>ar nidjt mir über bie Beamten ber Kirdfc ober in geiftlidjen Dingen
ober über bie t>on ber Kirche biref t abhängigen Firmen, fonbem über alle (ßemeinbe«
mitglieber, in allen, audj weltlid?en Angelegenheiten, burdj bie etwa ein 2Jnflo(?
in ber 23cpöl?erung hätte erregt n>erben tonnen, ilus bem reidjen illaterial,
weites über biefe Cfjätigfeit bes Konfiftoriums in ben ProtofoIIen porlicgt, follen
r;ier nur einige intereffaute #älle, unb namcntlidj foldje, weldje itltonaer betreffen,
herausgegriffen werben. 21Tan mahnte bie Derädjter pon (ßottes IDort, unb
foldje, bie abtrünnig geworben waren, fuebte man 5urücf5uf üljren, wie 5. 8. 2Uaicfen
Hoc $u Altona. IVlan fah barauf, baf bie XOaifenfinber gut behanbclt würben.
3<>hmm pou Kelber 51t Altona, bem fd?led>te 3eljanbluug nachgewiefen wirb,
muf bas ftinb herausgeben, wobei er unredjtmafigerwcife Koftgelb beanfprudjt.
Diefer unb fein trüber f)einrid> nebft beffen $xau fdjeinen bie Haltung pou
tDaifen unb Hoftfinbero als «Erwerbsquelle benu^t $u fyabcn. 2lls eine ZHutter
il^re Codier 5urücfbcgehrt, weigert er fid? fie heraiiS5ugeben, unb bas Konfiftorium
muj* Permitteln. 2Us ber Lüfter feinen 3ungen fdjlcdit in Kleibung fyalt unb
prügelt, wirb er 3ur Xcdjenfdjaft ge3ogen. Streitigfeiten jwifdjcn Konfurrenten,')

1 2Us l«.2"> ein tflifiPerftdudtits 3ti>ifibcit ltTattbics !>ctn f dnvertfeaer und feiner
ffiui ^ditiubcii einerseits und dem rdnilnnacbcr Jfvanj Raufen und dein franf<ben rcbipertfeacr
311 Altona andrerfeits cnlftandeu war, Iccycu bie beiden Prediger nebft ^roei 2Uteften dasfelbe
bei I'rotoc. cons. und Acta cons. <> A 311 2T. /."». 1.625;, und als \>>2u ^mifibcn dem „boetpiltcr
IVtiiicI con der JHncdcn und dem boetuilter itcoen und deficit robuc 3 0 ^ d,,,, f d' 1 * deffeu
rcfrnnnter txirtinann und feiner liausfrau, ein f treit uvacu der (Sefellcu enlftanden n>ar, Ieate
ihn das Kotiüftoriuiu bei I'rotoc. cons. 31» ih.;V 11,211.

Digitized by Google

59

<£rbftreitigfciten 5u>tfdien Brüberu, 1 ) Vergehen gegen bic Sitte, 2 ) ^ir>ifti^fcitctt bei
Kaufgefchäften/ 5 ) Betrügereien,*) Schlägerei, fjaber 5 ) unb fonftiges öffentliches
ilrgcrnis 6 ) unb är)nlid?e Dinge finbeu iJyrc Begleichung vor bem ttoitftftorium.
2Us 3faac Berruroyn butdf feine Drucffdjriften 2tnftoß rerurfadjt ^atte,

umrbe bcfcbloffen, er folle „fyn boecffdjrypen Iaten blitreu," bas (ßebruefte folle
unterbrüeft, unb er felbft, bis er fid? fügte, r>oin lj. 2lbeubmab,l fern gehalten
werben. Die 2Utcften van 5er IPilgen unb l'f}omel begaben fid? audj 5uin
Bürgermeifter, unb biefer fanbte einfad? ifnn feine Diener ins ftaus unb lief itjm
„feine gebruefte fchartefeu" wegnehmen. 2Us ber Solm von 3an Baubie 5U
Altona fidj mit ^rangois Comons (Tochter »erheiraten wollte, würbe bureb, Vor«
forberung aller Beteiligten biefe <£h c rerlnnbert, weil man nicht miffc, ob beren
erfter ZUann noch, lebe. Die 21 Heften mußten meift bas unbanfbarc 2lmt ber
Vermittlung übernehmen, unb es ift nidjt 311 perwunberu, bafj tyctin auch maiuty
mal einer läffig war, wie \f>52 Ceonfyarb Cangenbergcf, ber öfter erinnert werben
mujjte, ftch in Sachen ber 2Ditwe (ßersfjofen gegen fjerman Becfs in Altona
unb wegen S c . Steffen ZPolters $u erfuubigen. H?enn einer bem Drucfe bes Pres«
bYtcriums fidj gefügt hatte, würbe er wieber als pollbcredjtigt in ber (ßemeinbe be-
trachtet, u>ie Cucas ber Sniber $u2lltona. <£in <£bo Ciarcfs ober €bo Xycfen,
ber nad) (Tönning pe^ogen war, würbe \b25 wegen bes Verbacr/tes, jwei grauen $u
haben, in ümfterbam unb in €ucfftabt pom heiligen Zlbenbmabje ausgefchloffen.

Die Kirchc^udjt erftreefte fidj fomit auf bas gan3e bürgerliche Ceben. Das
hatte fein (Butes unb pcrlnnberte pieles 2lrgemis, aber es ift $u begreifen, baf
bie (Energie bcrfclben abnahm, je mehr bas (ßefüfyl ber Sidjerrjeit ber (ßemeinbe
unb jebes £in5elueu wuchs.

', ro in bem £rbldjaftsftrette ber J3rüber pieter unb >ronimus l'bcrmite, welcher bas
Konüftorium bis u.oh befd>äf tiate.

• Zlietfen in ben „brei Königen" 51t 2tItona umrbe \>,\7 ueraulafjt, eine bcrüihtiate
perfon aus ihrem baufe 311 citrfcrncn; bis fie bas aethan, mufite (ic ftch ber Kirche fernhalten.

ro mürbe y>,\-> iubmia, be Schaut anschalten, beu bei einem liausfani ciuacaaiiacncit
tferpfliebtunaen TiaihjuFommen.

*; \t,\?> Protofoll 311m Januar wirb 3 ad .ucs rccfpaulc 311 2lltotta meaen übler
ITachrcbc über ib,u 3ur Kecbenfcbaft c^oaen, nub es mürbe ihm K.ti. protofoll 311 <j. 3»''
bic (ßemeinbcnnterftütjmuj entjoaen, bis er fnh purgiert hatte.

b ro als u. 34 protofoll 311 ;8.,'~... eine fdjläacrei 3U)i((hcn 3 a " Te^l* ^ rjH ""^
ber ineBinacbcrffbeu in Altona rortjefallcn ipar. Jtuch ber IJIejjma*cr fclbft mirb
(protofoU 311m llorember) 311 befferer OVbnuiia aitaehalteu. \i,2: wnb cur* bie prebiaer
ber triebe jipifchen ber UMtmc ron :inbries ftaes unb ihrem rdm'aaer, einem f Silber 311
Altona, nncbcr^eroieftcllt.

u ro mußte ber fonft beim Kiribetibau riel pcrmeubetc altouaer 2lrbeiter ^au (Eournol
n.oo ©orffr. 311 i. . ba er :iracrnis pernrfa*t rjatte. bies bur* öffentliches tfefenntuis
nneber ant tuaiheu. irurben bans be fchott ber ältere unb IPolter lOolters in aller

^"oriu mit cinanbev atisaeföhnt unb alle Urfadjc bes ftreites aus bem IVcqe aeraumt.

Digitized by Google

Dtertes Kapitel.

Die <5dtoerf}ältntffe t>er (ßerrain&e.

ic Zlteberlänber perftanben 5U reimen, bas mufj man ifmen laffen. 3r/re
Kird7euredwungsbüd)er , ) fmb roaljrc 21Tuftcr 6er (Drbnung unb Sauber»
feit. Sie »erftanben aber audj an rechter Stelle <S5elb aussugeben, tt»ie
mir fdjon bei Erörterung innrer Besicfmngen 5U ben Beworben gefeljen r/aben
unb mic bes Dociteren it?re Armenpflege unb ifyr fonfttges Uuterftüfcungsmefen
$eigen mirb. 3 a H? r - xnn f" r (8ütert>crmaltung ging audj auf bie nidjt*
reformierten 2TTitbürger über, mie bie Dermaltung bes altonaer Ztrmenmefens
Icr/ren mirb. (Es Ratten fid} eben aud) riele eiugemanbertc ZTieberläubcr ber
r/errfdjeuben flirdje angefdjloffen.

\. Einiges ans bem Htrdjenrcdmungsmefen.

€in feftftefjeubes Helmings jat)r mar ntdjt eingeführt, unb bie Jlbfdjlüffe
erfolgten je uadj Bcquemlidjfeit. Die 3afyresbilan$ fteigt in ben 3arjren \602
bis [6<k\ von $000 auf "000

Die (Einnahmen erfolgten burdj Begräbnisgelber, Stättegelber, Cegate, allerlei
freimillige Beiträge unb befonbers audj burdj regelmäßige Kolleften. $\\x biefe
mar bie (ßemeinbe in brei Be5irfe geteilt: \. (Latrinen unb lucolai Cafpel,
2. Pceter unb 3acobi <£afpel, 3. buyten be poorte (ober Dan buyten, ober in bc
buytenye, ober buyten ber Stabt); $u legerem Be3irfe gehörten audj bie Itltouacr,
boef/ von \6\S gcfyt biefer ein, unb bie Jlltonacr merben mit bei ben Hamburgern
uutcrgcbradjt. Die Beiträge roaren redjt beträdjtlidj, int Durcr/fdmitt ctma 2 £\
aber cinjelne gaben aud? meljr, fo ZUeldnor r»on l^ersbecf 25 Qcrman Becf
\2 Da ftdj ntdjt ofyie Weiteres fagen läßt, mer von benen ber buytenye

'; 21r. \2, Kcrcfcu fcrfcnniinjc 25oc* ran A° tot A° \i,o2. Zlr. 13, K 2*. 25.
\M)2— \«.:o; 2ir. \\. V. K. 25. \t,2\ \6\o; l\r. i:>, K. 2?. 25. y^u — (6<,o; l\r. \t,, K. K.
25. \hü\ i»>t*.

Digitized by Google

61

2lltonaer mar, (es aefyörtcn 6a$u ja audj bk „buten 6e ntilberen 6oor" „in 6c
uuylc tmietc" „by fjet mitte purt" „by 6e meulen" u. f. m.), fo ftcllc idj 6tc
f?icr sufammen, meldje bis 31ml 3af?re \6\8 als in 6er buYtenye befuMia? ermaf/nt
tper&en (öic aefperrt aebruefteu ftnb flauer 2lltonaer).

\. i?erf, German.

2. bu *3al (iSollc, 5*un>r,

3. <£arpcnticr, ^can. [3crfan.

4. <£atjincF, (Suiütam.

5. <£lacffen, Jeronimns.

<>. <£ocl (<£ool, Collen , £on>is.

t. <£oel, ^rebrief.

h. <£ool, Cornelis.

0. <£oppe, £ouis.
1.0. Cernelis op moriitcfeit bof.
\\. £orneliffen, $tan$.
[2. <£orrfeng, IlTattbys.
13. Picrirfcn, Willem.
V4- Dreffcler, ^an.
\5. Z)rcffler, forois.
1*;. ^arorel, peter.
|7. ^ermault, 3 d ". &e jornje.
\8. (Sanboul, Jeb^n, bejonae.
19- . » bc oubc.

20. „ 3°fepf?-

21. „ Dapib.

22. öefautcr, Philippe.

23. (Sorgen, ITTattbys.

24. (Souart, Sdjoenmacfcr.

25. licitfmrf, (Sutlliam.

2h. oan ßersbeeef ,me(d]ior.
27. t^enrid? be jonae.
2 « . 3 ans ><5° 0 & ar *> by milberen
boor, bc flecrmafer.

2<). 3* n fff". peter, IVacycr,
30. 3 d< ? ues ' c jeune.
5{. £*atr imifcau, 3eban.
32. fange, petcr.
35. be £as, <£orneli$.

34. be £a Kcts, donflaint.

35. pan fünebordj, Sans.

36. fuca^dornel^oppolsljof.
3:. «ofens, Cornclis. (=36?

38. £uras be flcermaFcr.

39. fuytfemann, (Suillbert
((Sysbredjt .

40. fuydcmans, pafljacn.
*[. ITTanorf, 2> can -

42. bes llldrecs, Jlbrarjam.

43. UTartbyn, naelbcmafcr.

44. llTattrjys, peter.

45. IHatttjyffen, Cornelts.

46. tun ber ITtculcn, (Silli«,
Fnopmafcr int ernys.

47. tcr ItTeulen, 3<*"-
4«. be ITTorcour, Samuel.
40. ITereu, pierre.

r>o. Hcpcu, Kicbarb, Wwe.
r>l. ptetcr, bc lange.

52. potior, 3 Jt l UfS -

53. ran Koby, ^reberirf.

54. Holanbt, Martin naelbc-
mafcr.

be la 2\ue, tfenry.

56. Scnb, 2lntbony.

57. ran ftralen, peter.

58. (Earanont, 3 J »-
v>. (Eornonl, Jan.

60. (Eeintcnicr, 3aaucs, bc
oubc.

6\. deiutenter, 3^'^$, & c
jonae.

62. ran ber treibe (Poebc),
Willem.

63. Pcrmeutcn, f. ran ber
lllculen.

h4. bn IMpicr, 3 a »-
6"». Polrfcrs, 3 cron i mu5 -
».6. roltfertffen, iornelis.
67. be !l»ael, 3>>"-
.,8. bc ll>ael, Darib.

69. bc lUacnen, peter.

70. ran IDcbc, ll>tUcm, riet-
mafer.

71. iPeper, peter.

72. Willcmfcn, Dibcri*.

73. „ peter.

74. Witncl, Claubc.

75. „ £ifcbctb.

76. U>oItcr,3cronimns,(Erip.
pcrnjcr.

Da bk Beiträge $um öeften 6er <J5emcin6e rcidjlid^ un6 rxad} Kräften von
je6ermann gcleiftet iruroen, fo fyört man von befon6cren 5tiftun9cn 6er 5 r Ömmia,»
feit in 6er erften «3«it roenig. Die Cegate ftn6 nid^t 6ie Sa^öpfungen i>on ^iten
befon6erer Bcbrän^nis, tvo bk Coofung gilt: JlUc für einen un6 einer für alle.
Sie famen auf in 6cn £c\ten 6es 5djlen6rians, in u?eldjcn mancher, öeffen
C^riftcntunt 3U n>cni<j lebenbig geuwfen war, ftdj 6urd? eine Paufcfyalfummc mit
6em (ieben <ßott ab3ufin6en trad^tete. So fin6en mir 6as erfte be6cuten6cre Ceaat
r>on \00 IM. von Serpae^ Dierfbrua^ aus 6em 3aFjre 16^8, un6 ein anberes
pon 500 ITL von Ceonfyart ZHarfelis aus 6cm yxfyxt {655.

2tuf fotcfjc 3ufäüige (Einnahmen perlief man fidj auc^ nid^t, fon6ern man
baa^tc in 6cn guten tCagen meislid? an 6ie Jltöglidjfeit, 6af aua^ an6cre <3«itcn

Digitized by Google

62

fommcn tonnen. Ihe Ubcrfdulffc 6cr jdbrliAcu (Einnahmen uwrocn t»cr$tnsKcb
angelegt. So I?at Couis 6c IViueync (5c Jlpcita) ju Altena, 21Titglic6 6er reformierten
Kirche, buvdf £u6tpig 6c Bcb/aut namens 6er Kirche am ^. 3nni 1608 6tc
Summe pon 350 / lub. gegen eine 3a!}resrente pon 6 °/ 0 erhalten, nad? flauen,
burger Kedn" 511 bejahen von 2Uid>acli 1608 an in $n>ei Terminen, 511 iHichacU
un6 pafdjen. 2Us pfan6 6afür ftcln 1 fein fytus, un6 wirb er angehalten
jä^rlid) eine beftimmte Summe ab5U5af?Ien. 21Tit 3an Paljmcn in „Porpmarcfc"
tper6cu (ßclö^cfdyäftc im grojjcn gemacr/t: fo fyit er \. an (ßerhartt
Hilter einen IPcdjfel über 500 Cb/alcr gcfdjicft, 2. [\. \6\5 an Samuel Stoff man
einen folgen ron 275 C^aler 311 35 ß, \<k.;\. \b\5 for6ert er auch einen pon
500 Cfyiler ein, $u besagen an 3acob £urf?op. Jim \2.;\2. ftcllt (SutUamc
le Duc an 3oan pan 6c roielle eine Quittung aus über 500 6ie er beim
Konfiftorium nicocrgclegt. Über (ßeßgefdjäftc mit BifocrbccFe 1 ) un6 an6ercn ift
fcf/on gefprodjen.

Pon 6en llusgabcn finb 6ie für Bauten, Beamtengehälter unb an6ere glctdtfalls
fdjon befyan6elt u>or6cn. Pon 3ntcreffe 6ürfte es noch fein, einen Blief auf 6ie Steuern
5U UJerfcn, tpcldje 6ic <Bcmein6e 3U jaulen fyatte. <£s liegt 6afür noch reiches
illaterial por, nidjt nur in 6en Kird^cnredjnungsbüdjcrn, fon6ern auch in <£injcl--
quittungen. 4 ) So u>ur6cn am H. (Df tober U'U an 6eu Pogt pon (Dttcnfcn
5V 9 Ojaler Sttidjaelisfchafc besagt, 311m \5. 3anuar \6\\ jm6 \0 J. 2 ß per«
5eidmet; am 5. (Df tober \6\H, tper6cn 2\ £ 8 ß 6 \ als Schalung für 6ic
Käufer bc3af?lt, \.j\0. \6\7 ebenfo \8 JL 2 ß 6 .\, 20./ 1. W) 6esgL 5^ /
\5 ß, 6./U. \f>2\ 6esgt. $6 t \5 ß, \8.\\0. \622 6csgl. 58 jfi 6 ß, {.'5.
1625 \8 J. 6 ß u. f. tp. Der ZDcdjfel in 6er Bcmeffung 5er Steuer erftärt
fid} erft, roenn nrir 6ic Spesialqutttungcn betrachten. <£s fin6 folcbe pon \6\6 — \656
porhan6en. 3<*? greife eine Pom 3 a *? rc K>18 heraus, tpelche lautet:

t>cr3cid)nis nxis nxgen 6er fjeufer 3U 2tttonahc fo 3 a *us (Dntcner riebtigf
gemacht 2(nno \6{8 auff Jnidjaelis felligf getpefen: 2 Heicbsthalcr ^6/?£1IichacliS'
fdjafc für hccratfys !?cufcr — ^ Keicbsthaler \6 jK für 6as an6er häuf langer«
mans — <H ß fürs 6ritte, (Rertt 6e IPertts — \ deichst haier \ orth megen
geregter 3 h^ufer Drc^ehagebitte — 5 orth h°Pff c "Plucfegellt — ^2 ß für 3
Kaudjhuhner — V 9 Heidjsthalcr \ orth Ceichfcha| aud? auff gemclte 5 h«ufer.
Summa U 8 4 Heichsthaler.

3m 3 a ^? rc J^ 8 ' am Sal3fdja^ung 6a3u, 1620 Sol6atengel6 pon 8 ß un6
Bran6gcI6 pon Sacbfenhagen auch pon 8 für jc6cs ^aus; [62\ beträgt 6as

') au* K. 2?. 311 f>./n. l<.05, U-,'7. '.ftV».

» (Quittungen von Zahlte C3nii^t'lSauer uub frtSatjmtij ^ev fir*eu in Altona t>on

Solbaten«, Branb« unb Kca>tegclb für jebes l?aus 22 4- 8 ß, \622 fomntcn bann
bei 2lnfunft bes neuen (ßrafen <*()-}- <$o-b \ 8 /? „IDtlfombfdjafe" ^u, \62$
bie breijab/rige Bitte (bomafylen betagt) von 27+ U 4- 27 ß, \625 bie „fünf,
ja^rige bitte" pon 2\ a + 2\ 2 + i Heicb/stfyilern.

itllmäfyudj werben bte Steuern fonftanter, unb in ben 3af?ren \650— 65
begegnen n>tr ftets bie Summe pon Kcidjsttjaler 5 0.

€iue Kedniung von 3aques (Cemtenier le jeuue Pom 3 a *? r * 1605') giebt
ein Bilb pou ben (fofamtausgaben für (ßrunbbcfh}. Der £>ogt erhält einmal
5 unb 5tpeimal \0 Heicr?stf?aler, 5 Keidjstfjaler roerben als 2Uia>ieiisfd}a§ bc^i
unb 1 4 Cb/aler für bie 2lbfdjrift ber Kaufurfuube.

Tlud) nadf Hamburg tparen tferbiublidjfeitcn einsulöfen. Der Scfnümcifter
pom Dom err/iclt nod? U>38 unb \6S«> je 2<* 511 Hcujaf^r. Diele pornefjmcre
ZHitglieber Ratten aud? Begräbniffe im Dom gerauft, fo Daptb 2Hotte, Hielaes
pou ber IDilligen, Hidaes Baty, (ßifebredjt pon Daten, 6ans (Engels, f}arfeele,
fjans IHiyft, peter Calcmann, Ceonart Boulongnic, fyms IDetmans, (Sotfrib
(Sorten, Carmen Sdmncf, <ßelis Dermeulen. 2Us nun Dinccnt Crofyn, Keftor
unb Kantor ber Domfdjulc, um obige 2<\ y& nad)fud>te, n?ar bas ber Jlnlafj 5U
einer Befdjroerbe beim Domfapitel tpegen ber übertriebnen ^orberungeu für
(ßlocfengeläute, (Befdjenfe, (ßefang u. bgl. Crofyn fyatte gef lagt, bie Knaben liefen
roeg, roenn man ifynen nicf>t piel perfprädje, unb fo bat bie (ßemeiubc um ^eft»
ftcüung bes <3ufömmlidien für Sangmcifter unb Sdjüler. Halbem beibe Parteien
27./6. 1620 por bas Domfapitel geforbert roaren, erging 5./7. JG20 eine Hefolution
bes Kapitels, fotgenben 3nfyaltes:

„IDenn ferfjs Sdmlmeifter begehret roerben: Soll ber Sdmlmeifter fyabcu
brey ilTarf; (Ein jeber <£ollega ein Cßülbcn, ift adjteljalbc jl. — IDenn funff
Sdmlmeifter gefycn. Dem Sdmlmeifter 51PO iUarcf. (Einem jebenn <£ollega (Eine
JITarcf, ift Pier IDenn pier mittgeint. Dem Sdmlmeifter 5tP0 21Tarcf. (Einem
jeben Collegae (Eine ZHard*, ift brey IDenn brey mittgefjen. Dem Sdmb
meifter £>voo ZTTarcf. (Einem jeben <£ollcgae eine JITarcf, ift firno <ä. IDenn
5u>een mittgefjen, Soll ein jeber traben ein £, tr/un ^n?o 2TTarcf. — Vnb foll
foldje ber praeeeptom gebühr por ber Begrebnujj bem Sdmlmeifter im Cr;umb
ins f}au£ gefa^ieft, ben Knaben aber Dasjenige, u?as ein jeber aus gutein millen
5U geben gemeint unb permag por bem Stcrbb/aufe auff ber (öafen ausgctb/eilet
tperben. — g>um anberen, foll ber Kirdjen unb ben Kirdjcn Dienern pou beim
Ceuten fo jljre eigene Begrebnuf in ber Kirdjc b/aben, gegeben roerben:
(Erbtgeltt pon einen 2Henfdjen pollenfommcues Alters — funff 2Marcf. — Von

•) pampteren aeiiödcn^ corften ^ufoop pan ^c l\u\\en in 31ltona &aar mc rerff
ftaat. l\t. \ tot. :inno ^599 cn K<>oo, llr. 25.

r>4

einem Ktube — brey l\Xard. Da aber eine fvembbe Ccief? in eine folaje öe«
grebnufc begraben wirtt, foll felbiger wegen bas €rbtgeltt boppelt abgeftattet werben.
Dem Hul?lengreber — anbertfyalbe Jttarcf — Pen Stein auffsunelpncn unb wiber
5U legen — 3W0 üflaxd. — Die Begrebnuf wiber 3U5umaa>:n unb Aftridj,
Haid} unb anbres bavox w fdmffen — 5100 ittaref. — ^ur Haucfywcrt — €ine
Vflatd. — Der Jtlagbt — sween Shilling. — Diejenigen aber, fo feine eigene
Begrebnuj? l?aben, unbt in 6er Kird>en gemeinen Bcgrcbnüfen wollen begraben
fein, faben fidj bejjwegcn mit öem Strudurarto öer tTfnmtfiräVn unö berfelben
Structur 5um beften 3U pergletayn unb niefy, befto min biefc jefco fperiftrirte Un«
coften 3U erftatten. 2ttitt bem (ßlocfcngelbc aber foll es allerbings, wie in ben
anberen pier Kira>fpicM(ird?en alfyic gebrcuajlidj ift, geilten, unb barüber auaj
mit einem unberfajeibt ber wob unb unpermügenfyeit, niemanbt befeueret
werben." — 22./ \. \6$5 befennt 3or;annes Böfdje, Sdntlmciftcr int Cfmmb, nad?
alter (Bemor/nfyeit von 3aques Caquet 8 Üjaler erhalten 5U fyaben, unb am
4. 3anuar 1669 warb bcfdjloffen, bie Spenbc für ben Cantor am Cfmmb
fünftig gans wegf allen 3U laffen, nur bem gegenwärtigen nod? 2 Cfyalcr 3um
neuen 3a^re freiwillig 3U geben.

2. Die $rift(t$e 2ntlblfyätigfett, befonbers bie Armenpflege ber Kfccfye.

Die IDoIjIt^ätigfeit ber (Bemeinbe war eine l?ödjft ausgebelmte. Die Armen»
büdjer überrafdjen nid?t minber burdj bie Sorgfalt, mit ber ftc geführt würben,
als burefj bie Summen, über wckfye fte Kedfenfcf/aft ablegen. Das (Senauerc
barüber ift 3U lefen in (ßäbecr/cns Sdjrtft über bie nieberlänbifdje Armenfaffe
(5. AufL), aus welcher man erferjen fann, wie bebeutenbe Jllittel für bie Armen-
pflege flüfftg gemacht würben, ^ür bie Kranfcn würbe befonbers geforgt; fo
r/etf?t es 3um \3. Auguft \60<k, yiqucs Cetntenier folle ein J}aus mieten für
bie armen Kranfeu unb mit JHeiftcr (ßcert aecorbicreu. Aud? madjtc ber Amt»
mann pon pinneberg bie (Semcinbe für ttjrc Armen Derantwortlidj. So Ijatte er
\6\9 „wegen ber Altfrauwcn Dod>ter auf Altona" eine (Erinnerung ergetjen
laffen, unb man befdjlofj feiner Bitte 3U willfahren unb if?r 3U3ulegen. Don
fonftigen Atonaern würben bie folgenben uuterftütjt:

3an tEournol erhält am \8. Hot>ember \6\5 „tot pereeringe poor bie
wodjt pon bie wirtcfyeit Iner op Altena te mögen ter woon te foomen" 2 Heia^s«
ttyxkt. — 3aques l'€fpaule, pofameutecr in Altona, erhält 1609 3iicrft Unter«
ftütmng in feiner Itot; wegen feiner Stieffinber wirb er ermahnt, fte nidjt nur
3U feinem Dorteil 3U gebrauten, fonbern djriftlid? 3U erstehen, unb er wirb in

») papicre betreffen* bic (Sebübjren, welche bei beit einmaligen i*c,jr5bmffcit im Pom
311 entrichten a'aren.

65

diefcr Jlngelegenfyeit por das Konfiftorium entboten. Sodann wird ifnu eine
wödjentlidje Unterftüfcung pon 6 / ju^cbilli^t. Ziod) [626 erhält er Zulage.
Ulbert von Bremen, Cidjtgiefccr 5U Altona, erhält \6[\ in feiner Hot eine l\n
terftüfeung 511m Um5uge. Jannefen <£lacfjcn 311 2lltona wird [6\\ mit \0 ß
wödjentlidj und einer einmaligen (Babe pon 6 ^ 5ur ^ausmiete bedadrt. — UHllem
oer Sdjildcr 5U Altona erfjält \6\\ eine llnterftüfcung pon [2 # und empfängt
audj fpäter Bcifjülfe. — minores pon IDefcl 3U Altona foll \6\6 einen Dorfdwf
von 56 ji erhalten, wenn er genügende Cegitimation fyat. — 2(uguftin $u 2(1«
tona, welcher J62<$ um fjülfe nadjfudjt, roirb aufgefordert als (Sefelle 3U ar«
beiten, ooer nad) ftolland 3urücf3ufer/ren; dodj werben ifnn gleidj darauf \2 £
3ugelegt, audj erhält er jroct fremden. Hud} fpäter behält mau tfm im Jiuge.

2lls 3orm Smid aus Altona geftorben mar, behaupteten feine IDitwe unö
Kinder, Antonie £ngelbredjt fdmlöc ifmen 80 21?aflergcld, diefc dagegen be«
fyauptete be3aljlt 311 Ijaben. Da der Perdadjt der Caufdmng porlag, ein anderes
^Mittel aber nief/t 5U (ßebote ftand, fo fpradjen die 2Uteften pon <5c«t 3U <5cit
mab/nend bei (Engclbrcdjt por. — Bercnd IDeper in Altona wird durdj ZlTietS 1
jufdjüffc, Darlehen pon der tt>itn>e ^arsbeefe, und pou Hiclaes poii der iPiüigeu
(gegen ein an Jlbraljam des Stlarees übergebenes Pfand) 3U perfduedenen 2TTalen
unterftüfct. — 3* a ^ ancrs Kinder 3U Altona werden {62$ in 5 r . Domfers fjaus
untergebradjt. — Des (ßlafers ^rau in Altona erhielt \625 5tr»ei Heidjstljaler
3ur Keife nadj Harburg. — (ßlaudc Boujjnott 3U Altona erfyält \626 und 1627
metyrfaefy Unterftütjung, wird aber audj bei der Keinfyaltung der Kirdje befdjäfttgt
und als Sdmeeabwerfer. — ^ür 3°fy an Don Felder wird [626 die 2TTedt3in
bc3a^It. — (ßretdjen €efers 5U Altona foll erft die JUittel aufbrausen, die if^r
nod? 3U (ßebote ftefyen; danaef/ foll fie Huterftühung erhalten. Das gefdjafy [628.
<£s ift dies wofyl die IDitwe des tu diefem 3 a *? rc geworbenen Ccfers 3aques
(ßccin. — [67>[ erljält Dorothea, eine alte Sdjwefter 3U 2Utona, tpödjentlid)
^ £ Unterftüfcung, um ifyren franfen 21tann 5U pflegen. — Uudf dem
Bacfer in 2lltona wird Dorfdmf gcleiftet. — 2tls man permmmt, die 2TTc|=
madjerfdje in Jtltona fei in grofer Hot, werden 3wci Diafonen 1655 jur
€rfundigung 5U ifyr gcfdjicft, und fie erhielt ipödjcntlidjc 2lfftfteu3, und als ftc
ein Bein gebrodjen fyat, wird der Barbier und der 2Ir3t be3aljlt. Desgleidjen
erhält eine ^rau, namens ^rai^oe, 311 Altona feit 1655 regelmäßig Hnterftü^uug.
Sie fyit fünf Kinder, if?r lutljcrifdjer 21Tanu ift iljr entlaufen. <£benfo wird
^655 der Sdmetder Bcrnout Bolcfe 3U Altona, Ceonf^ard <£arls (Eodjtcrmann,
unterftü^t.

(0an3 befonders reich floffen die Spenden der (ßemeinde nadf auswärts
3ur llnterftü^ung in ZXot bcfindlidyer (Gemeinden oder einselncr perfonen.

MHona ubIk SdfOUfdiurglfd!«! Qert(d?oft. Vi. 5

66

Die Vertriebenen 6er Pfalj, 6er (ßrafferjaft Solms«Braunfels \xnb aus
Böhmen nahmen namentlich 6ic fjülfe in ilnfprudj, ebeufo 6ie t>on ^ranfentfjal.
Sammelplätze 6er Dertriebenen waren Hürnberg un6 fymau. 3 n ocr PMS
Ratten 6ie Reformierten suerft unter €u6tpig VI. (6er lutfjcrifcfj u>ar) Verfolgungen
$u erlei6en, rotten aber 6ann unter ^rie6ri<f> IV. un6 ^ric6ricfy V. (1610 — 1652)
gefiederte Religionsübung. 2lls aber 6er festere 6ie böfymifdje Krone an-
genommen fyatte, rücften 6ie Spanier unter Spinola [62\ in 6ie Pfal5, un6
Cilly eroberte 1622 £)ei6elberg. 2Ils bann 6ie (Dberpfafy an JUarimilian von
Bayern perlteljen u?ur6e, war es mit 6er Dorrjerrfcbaft 6er Reformierten 6afelbft
$u €n6e, un6 in 6er Kurpfal$ beruhigte ftdj 6ie Cagc für fte erft tpie6er, als
^rie6rid}s V. Solw Karl £u6n?tg im ipeftfälifcfyen ^rie6en 6as Can6 5urücferfnelt.

Braunfels in 6er IPetterau u?ar im 2tnfang 6es 6reij|igjäln"igen Krieges
pon <ßraf <£mft pon 2TTansfcl6, 6ann pon tOUy eingenommen ux>r6en. 1635
rouroe es pon ©raf fjeinricfy pon Haffau . Dillenburg erftürmt un6 16^0—^2
von 6en ^ranjofen befeijt gehalten.

^tanfentfyal u>ur6e 1621 von 6en Spaniern belagert, 3unädjft uon <2mft
pon 21Tansfel6 entfefct, fiel 6ann aber 1625 in 6ie fjänoe 6er Spanier, 6ie es
bis \652 behielten, abgefefyen pon 3u>ci porübergefjenoen Befefcungen 6urdj 6ie
Sebroeöen 1632 un6 1635.

3n £)anau fyatte ftcfj im fedftefyntcn 3a^rljun6ert eine Kolonie pertriebener
Hie6erlän6er nie6ergelaffen. 1630 n>ur6e es pon 6en Kaiferlidjen eingcfcfyloffen,
1631 von 6en Scf}tt>e6en überfallen un6 1656 abermals pon 6en Katferlicfyen
unter Camboy blofiert, aber 1636 buxd} ein fdjn?e6ifc^es Korps entfe|t, en6lidj
im ^ebruar 1638 pon 6cn Kaiferlicfyen unter 6em (ßrafen IDilfyelm pon Zlaffau«
Diüenburg erftürmt. <£s gehörte 3U 6er (Braffdjaft fymau=2nün5enbcrg. 6raf
Philipp £u6u>ig II. (1580 — 16 12) fyatte oafelbft 6en pertriebenen Itie6erlän6ern
un6 IDallonen Scfmfc gewährt, un6 6iefe Ratten 6ie Zleufta6t fjanau gegrün6et,
6ie eine 6urcfyaus nic6erlän6ifa?e 2(nfie6elung tpur6e. Cu6n>igs Solm Philipp
21?oritj tpur6e nadj 6er Sdjladjt bei Hör6Iingen 5ur ^ludjt genötigt un6 feierte
erft nadj 6er 2Iusför)nung mit 6em Kaifer 1636 $urücf. 3^m folgte 1638 fein
Sor/n Philipp £u6a>tg III., 6er 1611 ftarb. <£in Brief p. 3. 1603 (ges- Daniel
Iciellius an S. Krupenning) berietet aus Jjanau, 6af 6ie 6ortige <Semein6e blülje.

2tuf <5run6 6icfer Daten geroinnen 6ie Si>il6erungen 6es <Elen6s, 6ie n?ir
6en Bittfdjriften entnehmen, befon6eres 3ntereffe. Die Ceilnarnne 6er 2lltonaer
<Bemein6e tpur6e audj nicht färglicr/ bemeffen: 6ie KoUeftenpe^eicfmtffc 1 ) ergeben
gan$ getpölmlicrj Beiträge 3U 20 bis 50

1 iSiiefe i'on u»oo— 165<>, ilr. o eine Koüefte rom 12. Januar i(>öo. 51ns Altona
]\nb unter ftenerulvcn eruȊt]nt: ^randjois Pinftberrfs mit 3 Joeifc (Sarbeinuer, boct<

67

2tus fymau erfdjoll ber erfte Uotfdjrei am 27. Dejember \62\, wo 3f<w
Boots unter fjimpeis auf bie Verfolgungen in ranfreidj, Bönnien unb in Deltlyu,
flogt, nrie fte felbft pon l}aus unb fy>f perjagt, fyülflos unb brotlos feien, unb
fdjon vom 6. 2lprü 1622 bcfd?cinigt berfelbc ben €mpfang pon 487 " 2 Xeid?s=
tr/alern unö erbittet fia? am 22. 3unt 2Impeifung roegen 6er Perteilung an bic
roelfay (Semeinbe. Abermals bittet am 2ß. 3uli \62ö bie cp>ciftlict?feit von
2llt» unb Heu^anau (3C5. Cljeoborus Correlius, ecel. fymop. mimfter, petrus
IDeber, perjagter prebiger 511 fyibelbcrg, je&t prebiger $u Gilten fymau. 3fa ac
Boots, bieuaer bes tpoorbes; Kouyer, condueteur de l'eglise franeoise) um fjülfe,
unb fdpn am 26. September quittiert Boots ben (Empfang pon \70 Keid?s=
tljalern. 2tm 1 \. Hopember Iß.v* fdjrieb bie fjanauer (Seiftlidjfeit: 1 ) €nbc
tpant op bat groot perlies terftont gepolcbt is in be naeft perloopene maenben
feptember, bat fyet lant rontfom ons reruult unert met een groote menidjtc pau
perloopene onbctaelbe onunllige enbc tot muytinatie inclinerenbe folbaten, tot gc
talinge pan betpelcfe men eeuc groote Somma gelts fyeeft moeten opbrengeu.
Daernae is in fyet lant getonten ben Carbinal 3nfaute met Peel buyfent ongerc«
gelbe cruele lieben, als 3talianen, Croaten, eube anbere boofe menfdjen, bie tuet
plonberen, roouen, brauben cn blacfen enbe anbere groote infolenticn een onuytfprcfc=
lycfc fd?abe gebaen r/ebben, baerop is geuoldjt bes feyfers foon ben Conincf
pan Dngaren met Peel Polcfs fyeeft frandenlanb aengegrepen fommige fteben
baerinne gfyeoccupeert ofte ingenomen, als IDurtsbord), St>eynfort, enbe anbere
tpelcfe Saden ooef ons fyeeft boen bunten, priefen, enbe fdjroomcn nxmt als bes
Habuers fyuys brant, moet men poort syne preefeu enbe forgfyen. Dcfc Sorge
ban Ijeeft ons gebrongen een fteref (Baruifoen (pan ongercgelbe, qualycf geconten«
teerbe Solbaten tot Betparinge pan onfe 2trme Borgerfdjap Boucu permogen te
belaften enbe tc befnxircn, foo bat nu onfe ftracten pol fyn pan Sudjten, fermen
enbe Flaegen, meer ban oyt te poren, baertoe is gecomen be fenynigc pefte, item
bierte, Ijonger enbe Commersnoot tpeldc plagen nod> ftaen baglycr te pcrmecrberen,
iufonberfyeyt in ben arinter. 2lls be Jtmbadjtslicben (bie be meefte in onfe
Stabt fyn) geen nxref enfullen fyebben, enbc polgens bien ooef gecn geipin, geen
Broot, geen onberr/oubinge, te budjten is, bat rjet ons gaen fal, als eenige pan
onfe naebueren, onber be ntflcfc be poergenoembe plagen fo een groot 3 a >™"<*

bontmafer mit ^, JL, ^ohau pan Kobocn mit ^ |h/, IHattfjys ,-fretlcoic mit \ * ,1,
frans :infen mit ö Jl, £crnrlis Willems mit s / halftere ontrem iriitficlcim mit
\\, (Sumtes. —

- 3?ricfe un& febriften von Ihxno im »3 bis »Inno ww, l\x. h <\sy ^\a<ic V-oo\s ti.
2U>rian <£bombart v. 0. niei>croeutf<beu, unb Clement im Koy unb Ulattbicu Jxouycr von ber
mallonifdjeti tfirdjc;.

5»

Digitized by Google

68

chöc £len6c i>eroorfaect bebbeu bat f?et felr»e fon6er tränen nod? icf en fonbc
r>ertaellen, nod? Dt aenmorcn connen u. f. n>. Jim J2. ttouembere \6ö<\ fam
aud) ein Schreiben 6er Cetter 6er nxiUonifdjen 03emein6e ($ej. Clement 6u Koy.
2TTattI?tc Kouver, Cetter 6er flamifcr/en un6 njallonifdjen Kirdje; un6 3faac 8oots.
Florian <£bombart, 6ienaer 6es n>oor6s in 6e ne6erlan6fd?e gemente) in nxldjem
fte fagen: car ores que ce Heu naye en aueune part aux commenceinents de
ceste funeste et sanglante guerre si estre que par les passages des armees, loge-
mens d'icelles batailles donnees non loin, reuolutions et vireuouces d'armes
journaliers depuis enuiron 14 ans nous auons souuent pareipe aux effets mal-
heureux et cuisants d'icelle notamment depuis sans que nous fusnies longue-
nient et si estroitement bloques que rien n'entrant en ville toutes manufac-
tures cessantes qui sont lentretien de la plus part des nostres, plusicurs
d'iceux n'aians eu le moyen de faire prouision tel ordre neant moins fust
donne que de la bonte de Dieu en un si grand nombre de necessiteux nul
de quelque nation ou religion qu il fust n'a eu sujet de se plaindre de disette.
Loue en soit son nom a jamais. Mais ceste bourasque a tellement brise
nos espargnemailles qua l'advenir il nous est impossible de süffir a l entretien
des indigens. De plus comme une onde suit une onde, voici de nouueau
unne des plus furieuses tempestes qui ait encores agite nostre barguette au
dehors par ennemis qui voltigent jusques a nos portes prennent leurs quartiere
es villages prochains ou ils font teile flamme que la fumee nous en donne aux
yeux, pillcnt, saccagent, mettent en piece les ministres du seigneur, son pauvre
peuple d un et d'autre sexe, de toute condition, les cris et lamentations des-
(|uels parvenans a nos oreilles et leur extreme mendicite nous estant repre-
sentes a toutes heures nos coeurs ne peuvent que d en estre perces de dou-
leur et au dedans par une forte garnison de caualerie et Infanterie qui reduit
aux extremites les plus puissants d'entre nous, et ne laisse a ceux de medioere
estat que lamertume de leurs complaintes et la pressante et cuisante ne-
cessite a ceux qui devant ceste estreinte n'auoient desja le moien de se
pouruoir d'un sac de grain quoyque charges de grande famille, lesquels sont
en tres grand nombre. Et comme les filets s'entreserrent en un tissu, voici en-
cores dissipation de negoces, cessation de toutes sortes de manufactures,
d'orfeburerie, passementerie , lanifice qui ont este du passe le moien comme
manne au desert pour la nourriture de la plus part en ce lieu, finalement pour
comble de nostre calamitc voici la peste qui commence d'y faire ample
moisson les effets de laquellc, estans asses cognus singulierement envers les
pauures, nest de besoin de les descrire. So bitten fie um fjülfe. 2lm
25. ZHärs M>55 folgte ein abermaliges IvnxgUdjes ötttfdjrciben pon Hcuen^anau

f>9 _

aus 1 ), welches folaenbc Stelle enthält: Semestre iam finit ex quo hostes nostri
post occupatam RatLsponam infaustamque istam ad Nördlingam cladetn etiam
hos comitatus Hanoviensem et Ysenburgensem iuxta cum vicinis immanibus
rapinis, incendiis, caedibus, ad portas usque metropolis huius opplevere. Hinc
aliquibus evangelii ministris crudeliter trucidatis nos despoliati, captivitate
mulctati, multisque modis pessime habiti nihil praeter vitam cum uxoribus ac
liberis pauperculis servavimas. In magistratu quidem Illustribus ac Genero-
sissimis Comitibus Dominis nostris Clementissimis potissima secundum Deum
ter opt. Max. nobis spes erat: sed et ipsi territorüs exustis, subditis ad vivum
exutis, praesidiariis residua in Castro Hanovico absumentibus, salaria nobis
porrigere nequeunt. Aeraria ecclescastica huius urbis penuria compuLsi ali-
quoties hactenus sine repulsa pulsavimus. Verum haustu assiduo ipsos etiam
fontes tandem siccari certum est. Alio commigrare si vellemus, nec fides,
qua Ecclesiis Magistratuique obstricti sumus, nec sarcinae uxorum parvulorum-
que nec hostiles copiae undiquaque nos coaretantes sinerent. Ita ergo ad in-
citas quod dicitur redacti Vestrarum Ecclesiarum (Megistanes, Symmystac,
Fratres submisse nobis suspiciendi) fidem, charitatem, eleemosynam tot prae-
sertim tantisque erga orthodoxos per Germaniam exules benefieiis jnQiförfrnv
ac percelebrem implorare cogimus. Solchen bitten fonnte bie oebeberette ffanb
ber rjieftgen Reformierten nidjt nriberfteb,en, unb fdjon t>om 26. ZVLäv$ [655 ift
ein pon 2Ibrian Cbombart, <£lemen Bolftus unb Zilattfyäus Houycr untersetdmetes
Schreiben batiert, in bem bie Hanauer ftdj für empfangene llnterftüljuna, bebanfen.
Pas Kirdjcnredmungsbudj $um 22. Januar \fö5 berietet, bie (ßemeinbe habe
ourdj Paurel Hofe 1050 je nad? f)anau aefdjicft. Jtber bte Hot auf ber
einen unb bie (Dpferoilliafeit auf 6er anbern Seite n?ar bamit nidjt erfdjöpft.
Xiadf bem Kirdjenrcdmungsbud} erhielten am 2{. ^ebruar \6^0 bie Firmen pon
ber Pfals 1200 /, bie gfctdje Summe erhielten fte Anfang 2lm \\. Hu-

1 Briefe pon «600 — 1650 Iii. ^; dlC3. Henricus Dobler, praoeo evang. in Orba. Chri-
stophnrus Daily Danus past. Wechterspaccensis. Casparus Amnion, past. Preincshcimensis. Jo-
annes ürsinus, p. Mockerstorfensis. Theodoras Rcppius p. in Briste, in nomine Septem fratrum
qui ad manum esse non poterant. Ludcvicus Victor, p. Chronaccnsis. Georgius Dentzer, p.
Hagensis. Johannes Cressius p. Hochstadiensis. Tobias Heimannus, p. Langend. Johannes
Lucas ecel. solit. admin. Henricus Rosenstein, rhetnr relig. in libero Hanovicorura iudicio pastnr.
Fridericus Schlemmen», past Rhiencccensis, Margaretha Jacob Rückcrs gew. Pfarrhern zu Kessel-
stadt Wittib. Johannes Appclius inspectur Stcinovicnsis nomine quinque fratrum ahsentium.
Magdalena, H. Michaelis Silcsii gew. Pfarrers zu Bruchköbel Wittibe. Philippas Nisencrus eccl.
Ruslorffensis min. Johannes Gaulius, p. in Altenhascl. Sigfridus Ludovicus min. Ostheimcnsis.
— Nomine eccl. germanicae Joh. Daniel Wildin insp. Clemens BoLsius eccl. Galt. p. Matthaeu*
Rouyer in ead. eccl. Adrianus Chombart eccl. IMgicae p. Conradus Aminonius corici<>nat«>r
aulico-polit. 1 lanor.

70

guft \6<k\ erhielt ein (Exulant aus 6er pfal$ \S Die Kollef teil biefes 3«**?™*
braute» für bie pfal$ \~<)7 # <) ß unb 7^ $ .". ß ein, unb am 6. Januar
\()oö banft Kouyer aus Heuftabt £>anau für eine Seubuna, pom 22. Itopember
\6^2. 2ludj nodj am lYläxi \(><\b bitten bic Pertriebencu pon fytnau au*
um Jjülfe in ifyrem arojjen <£lenb, nadjbem fte fdjon pou jofymn Cepin \0Q Keidjs*
tfjaler erhalten r/aben.') Tim \. ZTopember ^6^-2 bitten fte um ftülfe in ber Hot 2 ),
am \5. (Df tober bcsfelben Jahres banfen fie für ein teilnefnncnbes Sdjreiben unb
fyalten fta? an bas Perfprecrjen ber f^ülfc, inbem fte ZUattr/ias Houyerius, ben
prebiger ber fran$5ftfd)cn <5emcmbe, 3um Perteilen porfdjlagen 8 ), am 5. Januar
K>^3 banfen fte für eine Unterftüfcuna, pon 300 Xeicr)stljalem. 4 )

Von Hürnbera, fyer fdjrieben befonbers bie ^lüd^tlin^e ber (ßraffdjaft
Solms»33raunfels unb ber (Dberpfal$. Um 29. 3 UU \ () ^\ n?urbe ein öitibrief
ber Solmfer im Koitftftorium perlefen, bod? fyabe id} nidjts Genaueres über eine
Sefricbiguna, ifyrer UVinfdjc erfunben fönnen. Da§ aber foldje tpirftidj erfolgt ift,
gcfyt aus einem fpäteren Schreiben Pom 28. Hopcmber \(><k() fyerpor*), worin jte
für bie f^ülfc in ben 3< , f? rott ocr Neuerung banfen, ba aber bie Hot nodj tpeitcr«
gerje, bie (ßraffajaft pon ber fonföberierten 2lrmee offupiert unb graufam $e»
plünbert fei, auefy jefct bie Heilsarmee fynburcfyicfje, fo bitten fte sugleidj um
weitere Unterftüfcung. Die Dertriebencn ber (Dberpfaty bef lagen ftdj atn \5. 3uni
\b2b aus ITürnbcra,*) : quadriennium iam abüt ex quo Bavariae dux Archipala-
tinatuiu superiorem in suam redegit potestatem. Ab illo tempore liberum habui-

1 £*riei>cu ett KecfeniiuKit Hr. 2\ 0.03. Jfrici>ricfc fiblcmmcr, Ptencr am Wort <8otte$
311 Kcfoclftai» uitJ» IWiiiafhüm. Joanne* i£rcfftu* f pfarrer 511 lio*ftai»t unb yit\bojfsbeym.
^obiumc* Antonius 5\iocius, p. in ^ritcbfobdl tini) Htei>er-3f;i?hetm''.

- 23ricfc POH liiUO — lijfiO, Hr. h i\Cj. Heur. üracus, p. Hanov. Cunradus Henningus
Immcuhusanus llassus; Guiliclmus Christophorus lleimius ab cxilio Palatino hueusque Ecclesiai-
llanovicac-Windeccanae pxst. Johannes Antonius Riccius p. eccl. Brucköbellensis. Juan. Ilart-
niaun Palthenius p. Rodenbaccnsis.

*"..' *£bcitba Ho. ö «JC3- Wilh. Christopherus Heiinius, p. ecel. Windeccensis. Wcndelinus
Scipcliu-s, p. oliin Rotenbacensis nunc Emeritus et coecus. Johannes Antonius Kiccius, p. Bruch-
Kobellensis. Johann Hartman Palthenius. Julian Valentinus Kmiserus p. in Rüdigheim.

* <£bct^J Hr. T ac.i. H.nr. Oracus, Cunrad. Heininingus, Fridcr. Schleininerus p. eccl.
Kestadensis et Dörnigheim. Joan. Hartm. Palthenius. Johannes Sartorius p. Wachenbuch. Jo-
lianin-s Cressius, eccl. Ilochstadk-nsis p.

■' iäc.v 3 0r *- <£bert ^duitfcblirffer.p. u. Jtifp- ^raitnfclfj. Conrad Camcrarius p.
I.eunensis (^onr. Finck, p. Bibonsis. Henr. Tack. p. Burg-Solmensis, Petr. Dilcshcim Ludimo-
derator Braunf. Philipp Schreiber Ludiin. . jcOcr mit UVib und 2 Kinbent Nicolaus Schlaffius.
min. eccl. Croffelbacensis. Vidua Martini Damphii in&p. Braunf. vidua Martini Geysii ludim.
Braunf. mit jiwei Kitiöcrtt.

0 frieren Clt Hertcmmjcn Hr. tU'.v Joannes Cüncr eccl. AinbcrgensU min. Georgius
Suiiinier, Amb. eccl. min Joachimus Salmuth, eccl. Hirschoviensis p. Joannes Colerus eccl.
Schlichlovensix p. Joannes St» in. eccl. Brugensis min.

J\

mus religionis exercitium. Verum quam tetra mutatio sub finem anni pro-
xime elapsi secuta sit, nos experimur. UTeljr als 200 paftoren feien per--
trieben, an i^re Stelle feien reif enbe tDölfe getreten. Sie bitten um fjülfe. Hadj
bem Kirdjenredmungsbudj sunt \. (Df tober fmb aud> 825 j: an bie präbifanten
6er ©berpfals abgegangen. 2lm \ \. Desember \630 bitten bie perbannten pf<%r
aus Dürnberg pon neuem 1 ), besgleidjen am 2. 3uni \67,\. «Einige itjrer Brüber
feien nad? 5er Sdjwcis, anöere nadj Siebenbürgen, anbere nadj 2Inl?alt, Reffen,
Belgien, Brafilien geflogen, tfnberc Ratten 6er tfoften wegen l?icr bleiben
muffen unö ^ffen auf öetmfefn-, aber fie müjjten it>re eigenen Hagel por junger
nagen. Diele liefen, pom f)ungcr getrieben, nadj fyimburg unb fonftwolnn.
Der König poii (Englanb, piele ßemeinben aus Belgien, ^ranfreidj, ber Sdjwei$,
Ungarn, Siebenbürgen, polen, preufjen Ratten fie fdjon unterftüfct, aber es reidje
nidjt aus, ba fte au 700 perfonen feien. 2lud> am 2. 3uni \65\ erlaffeu fie
ein Bittfd?reiben, ebenfo am 2<*. (Df tober unb am 20. ^ebruar \b<k[.' 1 )

Vom OJuguft [(><& liegt eine eingel?enbe €mpfangsbefa)eintguug por (f. Hnfyang),
besgleidjen pom 28. Uopember \6^\ unb pom 7. 3unt \8<*2. —

Die t franfentfyaler fanbien fdjon 3uni \b22 töefanbte, um um eine Unter-
ftüfcung 5U bitten. Had} bem Kirdjenredmungsbud? erhielten fte 600 Xetdjstlxiler
(= \809 £). Balb barauf würben fie $ur6emeinbe 3ugelaffen, unb erhielten 162<$
fdjon 6 # Unterftüfcung. 21m 8. ^ebruar \()25 fenben bie pon ^ranfentfyal
eine Quittung über 600 Heidjstfyaler unb am \5. 2tpril ein Danffdjreiben.*)
2tm 20. 3uli \625 fdnlbern fte ifyr €lenb infolge ber Bcbrücfungen pon Seiten
ber Spanier, ben (Sefdjäftsftillftanb, bie lange (Einfdjliefuug, bie £aft bes Unter*
fyalts ber (ßarnifon, bie Neuerung unb bie Ubergabe ber Stabt in frembe fjanbe. 4 )
Sdjon am 2."». 3uli folgte ein 3weites Sdjreiben. 7Hm \. September b. 3« würben
500 Xeidjstfjaler Pom Konfiftorium für bie beutfdje unb fran5öjtfdje (ßemeinbe unb
\00 (Dealer für bie prebiger ber brei (ßemeinbeu bewilligt. TXm 22. September
erfolgte bann bas Danffdjreiben. Itodj einmal erfdjallt pon bortfyer bie Bitte um

Griffe pon 1600— 1<>5<>, Zlr. 5 ije3. Georgias Summer p. Arabergensis , Ambrosius
Tolner, quondam p. ecel. Türschenreutensis et dioeccseos Waldsassensis inspector nunc vero
exul. Gebhardus Agricola quoiulatn ecel. Aurbaconsis p. et insp. exulans in Marchionatu. Jonas
I.ibingus iudex coenobii Archipalatini Weisscniiocnsis}.

x i*rtcPClt Clt Kctfcmnaen ITr. 2 r . u. 27 At'y Jonas I.ibing p. Michael Castncr, Jo-
hannes Roth. Wolfgang Ilcinr. Sahnuthj.

»• ^rtopcn en Serfemnuictt U. \j1e3. Cawl a Balis ecel. Gall. min. Joh. Cour. Lohr, ecel.
genu. min.).

*) <£beni>a ITr. 20 $c$. O^tto 5aunf*Iieffer. min. ecel. germ. Joh. Cour. I.ohcr, ecel.
germ. min. Daniel Toscanus, ecel. Call, min Godofr. Hotlou ecel. Gull. min. Petr. Crugct. ecel.
Hclg. min. Petr. Burmantius ecel. Belg. min.

72

Ijülfe am \7. 2tuguft 1640, ba bie (ßemcinbe nott Sdjmert, junget unb peftilens
fjcimgefucty ift 1 ), unb auch biesmal perljallt fte nicbt ungcfjört. <£s rocrbcn am
2. (Dftober 16<K> -,(X) / abgefdjtrtt. <£in Schreiben ber ^ranfeutfaler (ge$.
(Buillaume ran ben Pclbe) d. d. .franffurt b. \6. Descmber ift olmc 3a^r aber
roofyl por U'28 ansufe^en.

Die Solms=8raunfelfer (Exilierten fjatteu aber aud) pon IPcfclar, bic pfä^er
auch von IDorms, beibe r>on ^ranffurt aus, w>o fte iljren ^ufentfyalt genommen
litten, fid) bittenb au bie fyimbura,4Ütonaer töemcinbc gcnxmbt. 3» *t>c$lar
Ratten I58f> fyunbert Flüchtlinge aus f7oü*anb unb XDefcI bic (ßemcinbe gegrünbet,
bte J626 pou ben Spaniern jerftreut tuorben fmb. E>on bort aus 2 ) fdjrieben am
\h. September \630 eine grofje Einsal?! Bittenber: feit 1626 fei bie (ßraffdjaft
von fremben Dölfent occupiert, fie felbft feien ins €lenb geipiefen unb litten
unter junger unb 8l3fje, befonbers bei bem ftrengen IDintcr. Don IDorms aus
wirb 20.% 162*) über 500 Kcicr/stfjaler quittiert 8 ), unb ein befonberes Danf.
fdjretbcn folgte am 8./5. \(>2%*) €ine ausführliche Quittung rom 2\. 2lpril
U>29 u?irb an anberem (Drte i»on mir befprodjen roerben. 2ludj dou 2tl$ei aus
(d. d. 2./5. unb 16^5) erfolgen Bitten für bie armen (ßemeinben (gcj. Ceonfyarb
Sdjroeiser). Von ^ranffurt aus finben 3°*?- fjenrid? 2Uftcb unb 211. pinL Cuboo.
Pifcator aus Jjerborn eine Quittung über 200 Keidjstfjaler am \7. September
\627, unb am 5. 2lpril 1628 überfenbet ^ofym 3 r ' ct1 / P- aulae Dillenburgcnsis
aus fjerborn, ein Danffdjreiben für bic $u ^ranffurt übergebenc Hntcrftüfcung
ber (ßemeinbe.

' (£bcnlu llr. 2<i {$c$. Ahr. Otgenius, p. Pfedersheimensis, Petrus Crugcr p. Franken-
thal. Daniel :iniol&, <jcu»dcitcr furpfalj. rcfretariiis. petcr Kaijjncr. <jcir»efcncr HatsbüioiCf
inetfier ju ßcifrelbcra,.

4 Allerlei (ScmcinJ)cbricfc Hr. "i <jc,v Job. Göbeüus p. Bilensis natus annos 79, praefuit
ecelesiae. annos 50. Erasmus Eberhardi p. CrötTtclhacensU natus annos 76 eccl. praef. aun. 48.
Conr. Camerarius p. Oberwctzcnsis nat. ann. 52, par. überorum 4. M. Job. Eberh. Zaunschlifler,
p. Lcuncnsis, 3 über. par. Thcod. Damphius, eccl. Nauborncnsis p. M. Christoph. Angelus p.
Holuheimcusis , par über. 5. Jonas Pistor eccl. Bonwadensis p. Joh. Pithan, S. theol. candid.
2 über, pur., EÜsabctha Martini Damphii Insp. Hraunsfels. denati ao. 1626 vidua. Margaretha
rclicta vidua M. loh. Piscatoris prof. theol. ; Annkunigunda, ludimoderat. Braunsfels, vid., 4 üb.
lnocstissima matcr. Hcnr. Deisius ludim. Bilensis par 2 üb. Joh. Eberh. SchurUius, ludim. Nau-
borncnsis. Andr. Zeisius, ludim. Holtzheim. 2 üb. par. Eberh. Artopocus eccl. Lahr. p. (nat.
annos 88) (coecus iatu per bicnniuin, eccl. j)racf. annos 55) l'lulipp Salbach Hcrborn. Artopoco
adiunetus per annos II, 5 über. par. Joh. Gcor^. Piscator eccl. Hadamar, inf. p. (fd. M. Joh.
Piscatoris prof. HL-rbornensis). Valcntinus Kraemcr, eccl. l'rcnsbiirgensis ex coniitatu Sayiu-nsi
p. par. üb. 6.

;; ) Protoc. cons. 'n. Ii. \t.:«t <Äc|iub ivn lUoims frieren cit 2\crfcrmujcu, llr. >l
vK.v Ahr. Otgorus, p. Gross Winternheim, l'hil. Zarleu ex part. ItilÜsscnsis Joh. Phil. (iensaulT.
Joh. Eussingius p. Kreimersheimcnsis. Nicol. Molitor. Petr. Gennark. Ad. Vorberch.

' £lHMI^l a. c. d.

7.-

Tins Clingenmünftcr (d. d. \7. ^annav 1625) ertönte ebenfalls ber fjülfe*
ruf: 2q (ßeiftlidje, \2 Sdjulmetfter unb Diele IDitroen aus 6er (ßermersr/eimer
unb Canbecfer 3nfpeftion feien 5U cerforgen. (ßenff r/abe fdjon 500, ^ranffurt
100 Keidjstrjaler gefdjtcft, unb aud} <£mben fyabe Zlnfelwlidies geleiftet. ferner
bitten am 24. 3uli \025 bie abgefegten Kirchen« unb Sdmlbiener in 6er Kur«
pfal5 an 6er Bergftrajjc um Jjülfe: 6ie (ßemeinben feien pollig ausgefogen un6
fönuten nichts leiften. Tim {. September 6. 3. mürben ifmen 5^0 ./ sugefdpeft.
Von (ßenf mahnt am 4- ZTTai \G22 6ic Kirche burd? p. 33. Currctin um ^ülfc
in 6er Verfolgung: Qui void a present la France en feu d'une guerre lamen-
table, l'Allemagnc en dissipation, les Grisons oppresses et subvertis, les
Suisses engages en de tres grands perils: la ville meme etait comme une
petite nacelle flottante sur des vagues parmi des cruelles tempestes sans moyen
ni esperance d'assistance de la plus part de ceux qui deuoient ou pouuoient
la subvenir. Die ^lüdjtlinge fammelten ftd? bafelbft, in 6er Här/e feien 6ie
^einbe: les desseins et machinations du Duc de Savoye qui l'aguerre sans
cesse et ne veut perdre la belle occasion que les troubles generaux luy
donnent Schon am 12. IVlai fonnte Currettm vom fjaag aus für eine Speube
t>on \800 Cbalern 6anfcn. jm 3uli folgte 6er Danf 6er öefrjörbe non (ßenf
(gc$. Quaift), un6 am U>. 3"«» \ ( >22 6er Danf 6er Stabtälteften (Simon £om
lart, prevost).

lind} nadj liieberbeutfdjlanb ftrömten 6ie Uuterftü^ungen. So u>ur6eu
am \7. 3uli \(>\7 bureb fyms €enbarts in 2tmftcr6am Vermittlung 842 /.
für 6ie binnen pou IDefcl gefdneft. So bitten fie am r>. IVlai \ 626 um Unter«
ftüfeung, 6a 6ie (gemeinte 6urdj öas JITansfelbifdje liefen erfdjöpft fei un6
bayrtfdjes Kriegsuotf fie gefd)äfct r/abe. <£lbing habe fdjon 400 Keidjstbaler
gefdjicft.

Tindf eii^elnc Vertriebene manbten fid? an 6ie (ßemeinbe. So mar
Daniel Ogner aus 6er <£r$pfal3 mit feiner ^amilic Derjagt, nad;bem er 26 ^al)tc
„apud Neunburgcnses ad silvam Bohemicam et Rhezenses" paftor gemefen.
Don Curia, 6as bei Vritlanb in Branbenburg liege, fyabe er fidj nadj Hamburg
gemanbt mit «Empfehlungen Cbeobor ZHei^els unb feines Sofmes, bes i. u. D.
unb faiferlidjen Kates 2Htdjacl 2nen$el unb fyoffc auf Unterftüfeung. Das er«
roär/nte (gmpfer/lungsfdjreiben, 9C5. JUidjael t>on itteutjler, 3*? r f?od?graffl. <£rc.
l}crn (ßeneralen ßrafen i>on £illy XabJ unb uerorbneter Kcfibent 5U Hamburg,
liegt and) nodj cor. — Die Bar/nen ber ^lüdjtlinge maren ganj beftimmte, fo bafj
immer biefelbeu (Drte t>on ifmen als <3uflud>tsftättc gewäfjlt würben. <£rft
als nid)ts meljr ba 511 fudjen mar, nahmen fie anbere Kidjtuugeu. Dies legt

74

ein J)ülfsgefud) aus «Erlangen') vom 3afyr« 1067 b/er bar, in n>eld?em es fyetft:
Au lieu que les francob Refugiez qui quittaient la Suisse pour aller a Cassel,
en brandebourg, en hollande et en Angleterre, passaient auparavant par le
Palatinat et par Francfort, ilz sont maintenant obligez necessairement de passer
par ce Heu pour euiter les gens de guerre qui sont repandus dans l autre route.

5(udj bamals fdjon madjtcn ftd? Betrüger bas llnglücf unb bie tfftlb*
tfyätigfeit $u nu£e. So wirb er^är/lt 8 ), baf J62ö ein angeblid} pertriebencr pfäb
jifcfyer Prebiger, tPilbelmus Carenus, 6er von Cor! Poppe in Bremen an f)en«
ridj Pomerens empfohlen nxir, um einen 3*fy?f*nnia, 5"* Keife nadj ^erbft bat,
mit einem Jyugnis Pom 3ar^rc ^622 aus ^ranffurt a,(D. <Es ftellte fidj aber
burefy Briefe pon (Tobias Pe3elius aus Bremen, Beno Üben uub Cucas Kifcius
aus (Embben (pom \0. unb \o. 2luguft 1028) heraus, baf er bort gar nidjt ge«
prebigt fyatte, nrie er angab, fonbern ein Pasquill auf ben Hat perfafjt b,abe
unb besfyalb bis CD Iber f um perfolgt fei. <£r fyeifje IPilr/elmus pon Caer uub
habe jipci IPeibcr, une man in Cufcburg uriffe, fei ein tpilber unb filtenlofer
21Ianu unb concionator castrensis bei X)obo pon Knipfyaufen getpefen.

Pon ben bör/niifdjcn t f(üd}tliugen nar/m befonbers ber (Dbrift (ßottlob
Berdja, Burggraf pou Praga, ^reir^err pon ber Paube unb ^aype, bie t)ülfe ber
(ßcmcinbc in ilnfprucfy. 3 n feinem erften <5efudj pom 8. Jluguft U>29 nimmt
er für fief/ ben Kulmt in 2lnfprud>, feinem (ßotte unb feinem Könige treu gebient
$u fyaben. 3m Kirdjeuredmungsbud} finben ftdj Beträge pon 150 / (1.V5. \627>),
fobann regelmäßig monatlich \8 / (22./ 12. \ö2ö. \5. o. \7>. 7. 30./B. 8.,t).
\l;\0. \62i. \.;G. \JT. \.is. \.j\o. ^»2."> u. f. ip.). 2lm H.'\8.

3anuar 1028 leifjt er i>on ber (ßemcinbe UHK) Cfyaler unb banft \f>. \. unb
2ö.; \"). \d2H für bie Bewilligung. 2tm 1"). 2luguft b. 3- erb/ält er fdjoit n?icber
•>0 tErjalcr, ebenfo 2y.j\. \62<), aber am 18. September 102<) mab/nt man tfm
unnötiges töefinbc absufer/affen.

2lm \6./26. 3uli 1625 bitten audj bie börnnifdjen ^lüdjtlinge aus Berlin
(ge$. Peter 21T. pon itTülfyaufcn unb UMlfyelm l?err von Kuppa) um ftülfe:
fte gälten in Creue bei ir/rer fön. Jttaj. 5U Beljeimb ausgeharrt, unb bäten nun
um f)ülfe. Itamentlicb anrb barin (Elias <Ijefdun (fonft Koftn pon 3 ÜK)0rm ')/
bes "Königs ju Beljeimb 2lppcllationsrat, enpärmt, unb biefer, foipie ber E>iceFan3ler
Kuplj erhält am 2<j. ©f tober b. 3- 300 €in böfmtifd>er prebiger, Jlffeffor
bes Königs pon Böhmen, 3°fy ,nnc5 Koferius, erfyält am \. September 1025
gleichfalls 30 l\odf \63\ erhält ber ftcinalte erilierte prebiger <3ad>arias

V Briefe roit t65o -^?0o, Ut. m ^3. Tholcrant. past. Crcquct.
* Acta Conc. 1625. Jul. 1630. 6 A, ju :g. 1 (,::,.

75

3rancjtPtcf 511 tEr/yrnen in prcufjeu 20 £f/aler, unb am 6. 2lpril bittet ein f}err
poh Sdapata bas Konfiftorium bringenb um Kollefteugclber für etu>a 200
bdr/mifaV eriliertc Prebiger, bie fid? an ber poluifdjen Trense aufhalten. €r
felbft Ijattc fdjon porr/er (27./ 7. \6c>\) 8 Cfjaler erhalten.

Tludf fonft wuxbc 6ic iHilbtr/ätigfcit ber (ftemeinbe fefyr in 2lnfprudj genommen.
€in getpiffer Conftantinus Crauttmaun pon Corgau aus 2Tleifjeu, ipeil. furf.
fädjfifdjer ümtfdyöffc unb £>eru>alter ju Dippolbismalba bittet \ö08 um

t)ülfc. £r unb feine Deruxmbteu feien um ber Keligion willen »erfolgt, er felbft
fei ein E>crn>anbter unb £reunö bes fei. D. Hicolaus Crcllius (ipeldjer naij 3u>ölf-
jährigem <5efängnis £eib unb €ebcn sugcfeljt Ijabe) Ijabe ipegen eines ber furfürft»
li<f/en H)ita>e übcrbradjten Sdjreibcns mit fyift büfjen muffen unb fidj bann bei
bes fei. Crellius iDittpe in 2lnfyalt aufgellten. Hadj bereit Cobe fei er unftät
getoanbert mit anbren Jlbligen, fei aber burdj Krauf fjeit gestpungen $urücf$ubleibeu.
jn Deutfdjlanb Ijabe er enblidj burdi Xäuber all bas Seine perloren. Caftmir
(ßoefens aus Cübecf empfiehlt audj 25. 6. \<>08 einen pornermten unb gebilbeteu
^ran$ofen 3ur gaftlidjen ilufnafnne, bis berfelbe, jurnefgefer/rt, alles u?ieber erftatteu
fönne, unb 2llbredjt poii Kifcen bittet am \r>./2. für suvi grauen, bereu
iHänncr als Sflapen in Algerien fifceu. 2ludj 2ö. 10. \643 mujj man ben Per-
tpanbten bie Xansiou für Claus Pleyer fdjaffen Reifen, ber in ber Cürfei gefangen ift.

2lls \6r>0 eine ^euersbrunft entftanb, bei ber Claus Keimers fein <8ut unb
^ifer/ereigerät perlor, mahnte Dr. Stapell am 22. I)e$ember bie <5emeinbe, ifmt
itlilbigfeit ju $eigen, unb audj fdjon am ^7. Hopember ift ein Beitrag pou f> JL
für einen Abgebrannten aus ber (ßraffdjaft Schauenburg re^eidmet.

2ludi ber Peftfyof,') u>eldjer bamals (olnte bas bamit perbunbene tt>aifeu<,
H?erf< unb ^udjtfyaus 5U redmen) immer gegen \000 Perfonen mit Haltung unb
Kleibuug perfafy (namentlich folebe, bie burdj bie Kriegscretguiffe aus tfnvr
Jjeimat pertrieben waren unb mancherlei Kranfljciteu unb (ßebredjen mitbrachten)
beanfprudjt burefj feine Porfteber 3or/an tbor IDeften unb 3ofyau pou Sprecfelfeu
am 22. 3uni U>3 1 ) Beilnllfe. Schon \8">8 waten S{2 £ 8 ß balnu

ge$ablt / unb am 8. 3<u»uar urieber 100 JL.

<£s tpirb bas c5efagte eine 3 0cc bapou geben, nadf n?ie pielen Seiten Inn
bie tDor/ltfyätigfeit ber (Semeinbe in ünfprudj genommen rourbe, uxuu es aud>
bie enormen Summen, bie bafür perwenbet u?urben r nur annäfyernb erraten lä^t.
Das (Senauere bringen bie fircr/lidjen Itrmenbüdvr. ilubeftreitbar bürfte es fein,
baf in foldyen €eiftungcn ein nicfjt geu>öljnlid)cr (Bemeinfinn unb eine bcu?uuberus"
werk (DpfertPilligfeit ftd) fuub tr/ateu.

1 DofumeiUcu we<x,en *t\i peftbofr, Zlo. \ —

Digitized by Google

76

3. Dos XUonatt ttrmcitnxfen.

Heben ötefer nieberlänbifdjen, (6ic, roie mix fafym, if?rc tDirf famfett aud>
auf Altona erftreefte) entftanb nun aud? eine altonaer 2lrmenf äffe. 1 ) <£s ift Fein
^roeifel, bajj nieberlänbifdjer (Einfluß 5ur Stiftung berfclbcn führte, ipennglcid) ftc
für bic eingebornc lutfyerifdjc Bepölferung Cycröcrtdjtct u>arb. Diele 6er €intpanberer
Ratten es ja tpoljl bequem gefunben, 6er ljerrfa?enbcn lutrjerifaVn Kirche beisu«
treten. So treffen n?ir öenn unter ben Stiftern ber 2Iltonaer 2Irmenfaffe faft nur
uicberlänbifdjc Hamen. Die Statuten pom 3 a *? rc J580 lauten, uric folgt:

3nt jaer buefent pijf fyonbert tadjtentydj op ten 2^ 3 anun7a " 0 f oc fv n
k>Y 3 orcn van £° c gebaren altenaer ^an be Itfael fjaus van guelcfy fnyber
3oeren lambrets fdjocftcr flaesabrcanffcns lymfnyber fycnbrycf van fommen
fnybcr, rjerman bortfelt goeltfmyt Bereut be baefer 3 an van broefe
Icrber gerber onber een anberen befloeten enbe pertPYlle<:oert te maefen een gobbelycfe
orbeninge oft 3 n f* ru, "™t begerent pan alle gobtfalygc naccocmeltngen I?ct
felfte te onberfyolben te permeberen enbe niet te perminberen enbe bat ran tpeegen
ber armen leetmaeten altneer tot altenac n>onad}tY* enbe bat tot onberfyolt in
fyacren noet poortecoemen nae r/aer gclegentfyeyt enbe om bat te bat folbe mocg^n
gcr/olben tpoerben oft oeef boer quacbe orbeninge nou oft rner uacmaels foube
moegrjen te niete coemen foc liefet ons goebt gebocdjt tjicr in puneten oft in
formen te ftelleu fyoct u>y enbe alle lyefl?ebberen ber armer lietmaeten nou oft
rnernaemaels fal gfjefyolben tpoerben.

\. 3 n ocn eerften boer goebes Kniet, enbe tot bienft bes naeften fenber
georbeuert ttpec oft brye wyt be gemeynte boer be mefte eueren baer toe gfycfyoert
fyube be felfte füllen fdmlbyd) fyn pan goebes tpecgfycn enbe bienft bes naeften
cen 3acr lanef te onberfyolbcn be puneten fyier nae potgenbe.

2. (Een tmeeben fal ben taeften aencoemer allen fonbage in be gemeyue
Ijuyfen gaeu om pan een yeber te ontfangen bat fyy ben armen guent.

5. Cen berben en feilen be felfcge niet moegen boer fyacren fnecftt oft bienacr
fyet felfte laeten bebienen ban boer groete noet füllen fyn een pan be mebe bienaers
oft oubcrlincf bibben om poer fyacr ontegaen.

^. (Ten pierben fal ben olften bienacr be fluetelen pan be buffe enbe tjet
gelt in prefenfye pan r)et gemente boer ouerlcferinge pan be refeninge ontfangen
om I?et felfte u>yt te beylen baer fyter lyebcn goet bunefen fal uobrjydj te fyn
fouber yemant f a » be gemeynte baer om te praegen baer toe is ben olften
prineepaelye perbonben met pliet opfidjt te neemen op ben noet ber armen.

1 I>a* eiltefto JUtotuicr Jlrmntbm*, n>cldv^ Mo CSabrc ir.«o — n.:<> umfaHt, licttf jeftt
im Jlr.lmi ic< f faMarniciuvcfeiif.

77

5. Ccn fyfften cfl perorbenert by oc getueynte battcr altyt fal by bc buffdjc
in gelbe blyuen tfjyen meref lups om in enigfycn grooten noet te gcbruyfcn.

6. (Ten feften füllen öefe troee oftc brye bienaers madjtyd) fyn anberc te
perfiefen tpyt be gemeinte bequaem tot ben bienft enbe bc gemeynte ouerlefercn
om baer ecnen bur be meefte eueren te perfiefen enbe bat naeftc tjalf 3<wr inbe
gemeyne fyuyfeu metter buffen fal omgr/aen.

7. Cen feuenften om bat befe orbeuiugfje oft 3nftrumcnt te bat foubc
mocgen onberfyobcn tpoerben falmcnt ben aencoemer roer leefen om fyacr baer
nac te redeten.

8. Ccn adjftcn foct quaeme battcr cenigfyc ftpacre faefen tfy r>an teftamenten
oft anber flidjtiuge ben bienaren befaeleu tpert n>yt te reyfcn füllen enberftant
foefen by ecnen olberlynef enbe wat bec baer iunc boen fucllen falt be gemeynte
poer goet fjolben.

3n fenniffc ber ipaerljcyt enbe n>yt cr/riftelycfer lyeffben fyebben tr>y bit laeten
feryuen enbe bibbent alle naccomcltngfycu te n>yllcn permeeberen enbe nict te
perminberen.

Diefcn öefttmmungen eutfprcdjcnb mürbe bas 2irmenmefcn geleitet, ^uerft
alle 3a^re, pon \588 ab alle falben Oafjrc n>urbe je ein (Bemcinbeglicb cnpär/lt,
nttldjes mit ber 2trmcnbüdjfc fycrum$ugefycn unb 5U fammeln ^atte. E>on
ab mürbe bie Stabt in einen nörblidjen unb einen füblidjen Sammelbesirf geteilt,
für beren jeben alle ^afyre ein Sammler (meift aus ben jüngeren münbigen <ße«
meiubcgliebcrn) ernannt tparb. Die Kcdjcnfcbaft nwrbe juerft por pcrfammeltcr
(ßcmcinbc abgelegt. Balb aber bilbetc fidj bas 3 n ftiM ocr ,/Büdjfcnberrcn"
aus, bewahrter Kenner bes Jlltonaer 2(rmcmpefens, welche bic Kcdjenfdjaft ab=
nahmen unb bie (Selber 5uteilten.

IPäljrenb bes brcifigjäl?rigcn Krieges trat öfter llnorbnung in ber Dcr=
redmung ein. itueb fonft ift bie Budjfüfyrung feine übcrfidjtlidje. Die anfange
lid>e jab/resbilans pon ca. 20 ^ ftieg allmäf?lidj, fo bafj um [600 fdjon übe»
\oo £ ausgeteilt ipurbe, bodj u?ar ftc bis \6\0 nidjt erbeblid? über biefeu Betrag
gegangen. Dann aber nab/m ftc regelmäßig 5u, unb \62y betrug fte fdjon über
600 & jäln'lidj. Die gefammelten «Selber ipurben, fotpeit ftc nidjt 5ur Per
teilung famen, pe^inslia? angelegt. 2(ls foldje (meift %potf}efcit'Sd}ulbcn) finb
enpälmt: IDeffel Ztberyans 88, fjans Drcefe 9", Kegine Snylfdjcr 97, bie i}ucfel«
man'fd>e 98, (ßebart Cange 98, Jjenbrid) Buecplanter 99, l)aus Kroger 08,
Jjcnrid} IPinftman \5— 22, peter pon Baien \0— [5, tienridj Bunsborp 15—24,
3odjim Kroger \3, Darius be Palma \5 — \o, (ßert Snybcr \% paroel Smibt \<),
3acob 3acobfen 19— 22, ttfolf fjogctpolbt 19—20, ZUarfes Pom tjoltc 19—21,
t}ans (ßrimpe \ ( J~ -28, I^cnrid? 5d?oen ^9, JTtetye Pom €oe 19—28, fyms

78

fynfcfoc 23, Ciawcs IDtttc 19—26, fjhtridj Sdjop 2\, fyms JUcftcr 22,
3ofyan Jjujjman 26, Rannen «ßätgens 27, f)ans Dom £fy> 27, fflattfnas tljor
Brüggen 26, Anbreas (Bltffey 26, «Bert von Kiswicf 26 — 28, <£ucrt Dan
Bcrcf 2<). <£s tarnen (Selber ein burd? Kenten biefer Kapitalien, ferner
burdj Mc (Einnahmen Pom Cotcnlafen, meines fdion \&)7 erwähnt ift. Don
\60^ ab »erwaltcte es Jlnfc JUocrmans, öie 5ugleid? Ccidjenbitterin war. \6\3
würbe ein neues angefdjafft unb ber Preis für jeben (ßcbraudj auf 8 ß feft«
gefeljt. 2ludj Cotcnfrä^e, welche ber erfinberifdic Sdmlmeiftcr Bereut Rommel
geftiftet fyatte, gaben einigen (Ertrag. <J5röf?erc Stiftungen würben erft in fpätcrer
<5cit ZTtobe. Das erfte Beifpicl einer folgen ift bic J>afylung Don 10 JL im
3af?rc \b{7 burdj ben „Balbierer ZU. peter ^iefe." Cutfe (ßabing yxtytc \6\5
ein (ßottcsgelb wegen bes Kaufes eines Brunnens uub Dirid} Kcynefen \628
20 ß, ba er einen IDeinfeller gemietet fyat. Die fontingentierten Betfteuern
erfahrnen audj in Altona als Ablösungen für bie läftige Pflicht ftets hilfsbereiter
Hädjftenlicbe unb treten 5U gleicher t r>cit auf wie bie fontingentierten IDocfyenbcträgc
an beftimmte Firmen, in benen man audj einen Kücfgang ber lebenbigen djrtftltdjen
Häcfjftcnliebe $u erblicfen fjat. <£s finb biefe (ßrfdjcinungcn ein ^eidjen, baf ftcfj
fostale Sdjidjtcn bilben: bie llnglücflidjcn finb nid?t metn* eine Abnormität, ber
jeber einscdic abjufyclfcn fudjt, fonbem eine ftef)enbe Kategorie in ber (Sefellfdjaft;
bic IDofyltfjättgfeit ift nidjt mcf?r bie unmittelbare Äußerung bes über einen
beftimmten ^all empfunbeucn JHitgefüfjls, fonbern eine Steuer, bie je nadj ber
fo$ialcn Stellung in befttmmter £)öfje ge5afylt wirb. Die Kedjcnfdjaft würbe suerft
cor ber <5emeinbe, feit J625 oor beftimmten fadjfunbtgen iKitgliebcrn berfelbcn,
ben Büdjfenfyerren, abgelegt.

Die Hamen ber mit ber Büdjfe Hmgcljenben feit J585 finb bic folgenben;
feit (588 finbet ber IDedjfcl halbjährig ftatt:

\~>*5,
158*.
I.W,,
I -tHh,
1587,
(."•88,

i'.oo,

&Iae$ 2Ibriaens.
l?ans be Snyber.
i^erent be Hiirfer.
:ibriaen «tlaeys.
<£Jacs 2(brtacns.
bereut be Werfer.

1. ?i>fpcr ran ber
Itfeyben.

2. peeter I?oebts.

[. VtiVis ran fiibcfc.
2. ^oorens (Sbeertfen.

1. 2lbrarfam be IPaelen.

2. pieter van i*alen.
y. «lornelis U^ilmfcn.
2. 3<>l>"i Mit pylfiim.

1. -.<>.->, \. ^>a\ver Mit (Sultcf.

2. ienbevt IV»nlff .

i.v»4, 1. tians mm bie Wort.

2. yxn Waes.

1 :.«)•"». \. Simon Kanacter.

2. Äert ran riroü.

ir.f)«., t. lietibrirt pronns.

:. >b,an Mcfier be
tiefer.

tv»7, i. (torncli:? <£latis.

»Eitert nun X*arrt.

löQH, \. Jarus pir^cit.

:. (ßert be Wert.

i vjo, 1. «£las liarbcr^.

2. £omtncrt ran Poren.

U(M», I. ftlOCIlUrf IMtl ftCIt-

bnfen.

2. JtTerfen ran bt Klirt.
imm, i. (SerM Kntper.

:. III. peter Jficfe, bal>
bicrer.

\ii02, 1. l>ci«Sr r;oi(f •

mafer.
2. 2llbcrt £atuje.
(••o.'i, \. Karftcn Horben.
2. !Ue§eI Urefort
21brian3en.
1604, 1. petcr van Köllen.

2. Siküs ÜTeyer.
IM).», \. (SerM frfjrobcr.

79

:. <Scrtt ran Puffcl&orp.
n>oc,, \. bans pan pinnen-
berat.

2. Philip ITTcifter.
u,07, i. bans <2iberftebe.

:. Illbcrt tfront.
uom, {. liinrirf iMitfum f>0-

2. "Karben >nffen.
iwi«), i. biiiberf pan ranten.

2. fatnbert pan f um.
H.in, l. l)ans (Wfferman.

2. Dapib 0>tte.
IMt, t. bans Illbenbtira.

:. peter be Hott.
I*>i2, €lias be Pobbelcr.

2. "Klas pererffeu.
»nKV i. bans oan fpir.

2. iMnrif Winftmau.
h,i i, i. bans lUttte.

2. 2(ntony iTTeefter.
1*115, t. f. JSordjert (Sroiie«
mitirfel.
IT. beiiri<b ran Ut-
re&t.

IM~», -• r. Ulbert (Eeyeij.

17. Karben Bafel«
mau.

16 \b, l. f. X>irid> IlTuujter-
man.
IT. Jfranj f rieff.
IM*, 2. 5. Marten Orte.

IT. barmen Krage,
i«, 17, \. f. Heinfc Weyer.

IT. barmen kartete,
in 17, 2. f. barmen fitutp.

IT. <>ubarias I>am.
m,\», [. 5. >fep Uffelber*.

IT. Carmen billiger.
HilH, 2. 5. tf° c «-

IT. Symen peterfcit.
\u\<), \. 5.1 benri* barfei«

IT.) blorf.
yr,[V, 2. 5. (Ebomes Dam.

IT. pamel Smibt.
u,:o, i. r. Hafiiau beim
berger.

IT. bans Können-
ber*.

1.1.20, f. Warften Witte.

IT.Orbt Bartels.
l*.2\, i. f. bans HTefter.

IT. >b,an Poigt.
\bZ\. 2. 5. btnridj I3unstorp.

i>2i, l. r. bittri* barfei«
blorf.

IT. <£(aus barfelman.
\fi2\, 2. 5. bans »Koller.

lT.<5crbt pan Hifi«
it>irf.

\hz:>. t. f. Benbrirf £ubbeu.

IT. ^tger Holufffe«.
\h2:>, 2. f. fimon Kangeter.

IT. fimon Belmficb.
l.»2<>, \. f. BcnbriA £ üb beu.

IT. Simon belmfi*.
i.>2h, 2. f. bans Witte.

IT. benbri* 5?ercns.
1627, \. f. 2tnbreas (Siffevu.

IT. Benbrirfj SMome.
n.27, 2. f. Pibcrid» r*aper.

IT. peter Klofow.
U>2«, i. f. benbridj Bafel«
blorf , Eupers
f ob».

IT. Benbridj ITTeyer.

IT. (tb^ijtojferllrfrcns. i.,2M r 2. f. (Eonnies (Srön-

tragen.
IT. ^raii3 ferfebanbt.
w.2% \. f. Zacharias öttel«
man.
IT. >ban lOHrcn.
K>2% 2. f. «pert pan Herrfe.
IT. tlarell ran Halen.

U22, \. f. <£afper be I\ife.

IT. 3<>ban Bufman.
li.22, 2. f. "^eban Korfman.

IT. ^oban Knter.
ir,23, \. f. bans pon £oe.

IT. peter »Saben.
U.2.5, 2. f. lllarrus Oefte.

IT. Binr.pipcubrinrf.

Die ©rbnung ber 511*1 öüdjfen lautet auf 5. l?9, wk folgt:

/7 2lnno K>U auff ©fteren i0 uon bor gemene cor guebt angefel^n tpeyU
rnfere »oerfaren biefe gube orbenung ber buffen gefttfftett vnb btefelbigcn mochte
portgeplantet werben, bat men fdjolbe na betue JJltbena groet Dnb teglid? tr^onemen
bebe 2 buffen orbenen pnb fijolbe be crjne famten by Hoerben ^lltr/ena t>nb bc
anber by Suben Jttbcna auff ba^ ben armen nidj tfjo fort gefa^cge vnb ij? Por=
orbenet batt bc 2 affgfjeenbe by ber beyben buffen aric bic rorfd^reuene orbentng
lubet bie gelbe fd?oeIen entfangen pnb Ptf} belen pnb bc 2 jungften fo geraten
bic gelbe fammelen barneuenft o<f ein nye labe mafen taten bar bie Doben«
lafen ingelegt tperbeu. <£s if auerft ber erften orbening t^iemit nid^tef benomen
pnb foften be beybe buffen 5 £ 8 ß an JUifftug pnb 2Uafelocn pnb bic nye
labe \ j. 4t ß. ^iertt^o r/ebben porcr^ret bie €fyrbaf?r Karften Hoerben, 3acop
Piers, Dauibt (Dtte, ^enridj IDinftman, 2Intoni 2tTefter, Cambred^t oan Sum,
l^enrid? 5d?ocp ein jeber 8 ß lubfdj pnb ^inrid? pan Utrer/, iHarten (Dtte Pub

80

£ran$ Stieff jcber 4 ß \% tr/ofamcnbe 4 / 4 ß. 3°* fl° ot l10r oc t»"ffo
ifi pan ber olben buffen genameii Pub batt auber fjcfft Gilbert Ceyefj porefjret
pnb Bordjert (Sronctpincfel pnb Keinfjolbt fyrrmanf Ijebbcn be labe beflaen laten
mit Sloebt vnb flotel bar tljo gegeuen." IHe Spcuben floffen namentlich an
2tltonaer 2trme unb an burebreifenbe ^rembe. ^voax bemühte ftcfy ber £>ogt
doii ©ttenfen and) öfter 5U (Bunften von (Dttenfer Dürftigen, bodj tpurbe 1615
tfnfe bie Pmbloperfdje (bie Botenfrau) bes Dogtes 511 (Dttenfcn mit 2 ^ abge*
funben, unb es rourbe für ungebräuchlich unb nidn" bcunlligt erflärt, baf man
bie gefammeltcn (Selber wo anbers anlege, als bei ben ftausarmen 5U Altona.
Von ^remben uxrben Ceute perfef/iebenfter l)erfunft ((Selbem 95, 3ülid? 99,
<£lepe 97, Jmtiperpen <)S, Heuftabt 1600, Köln Ol, Vanfa Ol, Cippe 09, Braun«
fdjtpeig 09, XPeftfalen 15, Colmar 28, Santen 18), mit ben perfefnebenften Keife»
5ielen (Jjollanb 99, Ztoujig 99,01, ^lanbern 12), von perfdnebenfter Ccbensftcllung
ertpälmt (Canbsfnedjt 96, Solbat 97, (Bolbfdnnieb 99/ prebiger U, Stubent 15).
#uch bie Kranfcn ftanben unter ber Zlufftcbt ber Jlrmenpfleger. Befonbers fcfyeint
bie Pcft 160.1 manches (Dpfer tu ber armen Bepolferung geforbert $u ^aben.
So b/ei|t es 1605: Cobert be pyffer in ben ganef tegtjen ben naghelfmyt ouer boen
hy in be peft lad} enen r/aluen baier gegljecen bar haus ran loo uorfpracf. noch
enen ryrbaler tot fyn beghreffenys boen by ftorf. Unb ebenfo 1605: 3 au albers
fnect/t ber in be peft gfjclegfyeu vnb tpcber ppquam pnbe r/ongtjer leet. Hoch
1625 tpirb bas pcftljaiis ermähnt, nach tpeldjem bie ^ocrmanfdje übergeführt
wirb. Uberrjaupt n?erben in biefem jar/re befonbers viele vTobesfälle aufgejäljlt,
bei beuen bas Begräbnis ber Krmcnfaffe 3m- €aft fiel, illlmäfylicb fer/einen
befonberc f)dufer bem Proletariat vorbehalten 5U fein, fo tperben als pon Firmen
benx>hnt folgenbe ^aufer erwähnt: bas f}aus pou Bongman 91- 9 2 / 3°*? a,in
21Tas 9«^- C H/ ocr ^inbelfinber unterhält, pou (Seffe Cangemans 97, Cenefe
Köucrs 96- 97, Corbt Kuerfj 98, IPtttPc Hagels 98, 3an ttMefen 1599 — 1609,
(Suytebier 1600. 1601, peter pan Bolman 1604/5, ilnfe 2TTurman 1604/10,
bes 21Tunters b/us pan ftambordj 1605, fyins pou Speier 1608, 10, (Comas 1608,
2lnncfeu (Srote 1605/27, (Seffe Sdjomans 1610, (Seffe lEulgaft 1615, tynbrif
IDttten 15 21, Berenbt Becfer 14, Simens ^of 14, tüinfelmans Quartier 1619,
£orbt fytbeler 1616,19, J)ans Hepf leger 15, Peter Hiemetr 15, 3al$er Steen 15,
Putfer \h, ber (Sabeufdien 21, 3od?eu Bremer 26, Stengel 26, ^ran$ ^obt«
ftauerer 27, üötyens Bube 1 626. — l>on fonftigen Jlltonaer (Drtlidjfeiteu finbeu
fidj aufer ber ^reir/cit unb bem l^cuberge nodj bie iHfinjc (1627) eru>äljnt, u>o
2lnfc Boncnberger n>or/nt. Diclleidjt liegen audj in ben Be5eidjnungen Cifefe up
beut liemhape (15) unb in flaues in bem fualuennefte (Ol), bie f^oüanberfdje bei
ber tPinbmüfyle (05), £ofalbe3eidmungen.

81

Die Jlrmcn, 6ic in aller mögltdjen IDeifc uutcrftüfct würben: 6urd? Ciefcrung
t>on tEorf, £e6cv, Simeon, Jjcm6cn, fonftigen tflci6ungsftücfen, Cebensmittcln, Bc-
5ar>luti^ beim „Balbicrcr" (6er legten ^uflud^t in allen Holen), werben feiten
nad> Familiennamen bc5cidmct, f onoern nad? 6cm §an6n>crf (6e €a6emafcr 95/98,
f)cn6rif Ijoctmacfcr 94, Baftcyau 6e fpetmaefer 92, fynrif paffementmafer 91,
IMiibrtf 6e tfouffemafer 94/95, Karften 6e Sager 95, JUarfus 6c 5ny6er 95,
f>tn6rif 6e tjafenmafer 96, 6e Sdplappcr an 6er €lbe J6O0/01, 6e <0r/clasmaFcr
an 6cn Bcrd) Ol, Keimer 6c Sni66ctpcr 05, Klas 6c Sdjtffgcrfncdjt 05, <ßre6tgcn
Kcpfdjlcgcrs 05, 6c Sagcrfcbc 6c 6c rorinf fye66c ^0, l?ans fjinge 6c pofament*
mafer \Q, 2ln6rcs 6c fd)ofnedjt 15/J6, een finfenfeuger \6, 2Uarten ecn Buttel 16,
3urgen ipautmafer 2\ f peter Snitfcr 2\, 6e ^iltcrfdyc 24, It>olf 6er tpcpcr28, Hccle
Saycnmafcrs 25, 2l6am 6er tripmafer 25, 3<m Saycnmaf er 24, German 6c Spelman
\ \, 2ln6res Spelman 28, Di6rid} Spclman 24, 2t6am Spclman 25, 6c Drcllpcrrpcr
90) 06er nad} 6er lierrfcf/aft (Sylle, 2Uag6 pon Jjans pon £olj 07, (Eomas VOoh
tpcfcrs Knedjt 90, (Boflers ttnedn* 09/12, 6ie 2TTag6 6cs Barbiers 211. Peter $\tc
tyciUt cinfad} Befc Balbicrers \6\6j2\, äfwlidj £vsbct (ßoffelers 88), 06er nad?
6er fjerfunft, wie urir oben fd?on fafyen (5. <£. 2TCatfyis pon Duffcl6orp \6, Kittgcr
pon Santen \8, l?ans 6e Flamina 95, Catrina Fiele pon Colmar 28) 06er audj
nadj äujjcrlidjcn (bcfon6crs fSrperlicbcn) Hntcrfdjci6ungsmerfmalen (6c Jüan mit
6c Kar 09, 6c 2Han mit 6c Sacf 09, 6c fruppel froutpe 09, 6c prouwe mit 6c
lamc fyant 09, 6c f leene Brantfdje 9"/ 6c ol6c JlTyllcmans 95, lopcn6c (ßrytgcu 05,
6c ol6c 2TTarie U/15, IH6rid? Sdjlu66err/ofc 29). Von 2lrmcn 6er älteren ^eit
feien nodj ertpäfmt 6er 2ITe||mafer 85, TXnne potyns 85/90, (ßeffc Cytclync 8.t <H,
Bcfc 2ttoI6ers 88/95, 21Targrictc Bran6ts 88, Claes 2l6rianfen 6e o!6e HXmtcr
pon (Dttcnfen 90, 3of>au 3ongc 91/95, fyms Jjolft 94, fjans 2tTilman 96/ J 4,
fymöridj pon Brüning 20, 2lTargarctc pon Hotten 26, eignete 6c Sagers 94,
IDilms £a6emafcr 97, Cor6t Stapel 98, Dierif fjanfen 98, 3an Berteis $vau 98.

3n grojjcr ^ar/l fin6en fidj altonacr Bürger erwärmt, als <3 cu 9* n / F" r '
bitter, Ciefcranten u. f. w. <£s feien nur einige befanntere Hamen cnpalmt, 6ic
audj im pinneberger 2lmtsbudj porfommeu. 2Xus 6er Familie pan €00 begegnen
3urgen 85/86/08, 3an 86, peter 6. 3. 96 99, §ans 97/07, 3od?im 28, fyms
6. 3- 24/28, 2Uettic 19/24, fjinridj 4/\5, 3"*gcn 26, Claus 20; aus 6er Pom
fyrite begegnet 2lTarf es 19 20. F e ™* r: Berent Callcrt 6er Bäcf er 85/04. Cornclis
tDümffen 92/98, y>ty*n van 6c Weybe 90/95, 3afpcr pan 6e 2t>ei6c 1594— \m\
<£uert pan Barcf ^599 — \6\6, 3afper pon (ßuhdj, Sd^nei6cr ^594 — J608, ^ans
pan €y6erftc6e \595 — 3 an ZHciftcr 6e Blcfer ^596 — 16\4, ^ans 2Hefter
27/28, ijans pon CubecF \596 — \Q>\r>, Simon Kangcter (6er 2llterc un6 6er
3üngere) \596— ^626, illkrt IWtte 1597—^609, Carftcn tDitte \9, Claus WUU

31 Ilona unln Sti;anmt<iitjif<i:(T iVrrföaft. VI. 6

82

19/26, fyms XDitlc 21, 3acob Piers 1597—1615, ber pofamcntmaoyr <ßcrt
6c ZDert 1598—1601, (Sert Kuyper ber Bäcfcr 1604— 10, Darius bc palma
^6\5 — 16, fynvid) von Santcn 9/25, Bord?ert <8roneiPiufel H/26, <£arftcn
fjafciman 15/26, dafpcr 6c Xife 25/26, fjenridj ^acfelblocf \9/29, Bacfer Dapib
(Dtto \609— V9, pctcr pon Baien 1595— 1615, ya ber Cidjtgetcr ober Kaffcn»
geter 1598—1612, tfbrarjam bc tDael 1596—1606, pctcr Scfjadjt 1597, 3or?au
Stotfmann 1629, fjaus (ßrimpe 19, Peter pon tfollc 1604—9, fynrief» ©an
Sum ber&ltc unb beOunge 1604—1616, fjenbrief ran Sumber3ungc 1608— 15,
f}ans von Utrecht 1601, Rinder/ pon Utredjt 15/16, 3urgen Camberts 1585—97,
fymiien Bortfelb 1585—99, (ßert von Sipotle 1594— \(){2, €ambcrt pan Dören
02/04, (Bert pon Duffelborp 1606— U, tjans pinnenbarg 1605—9, 3an pan
bc Broocfen 85/86, picter fjoebts 90/ 3<>ris Smyt 92, jor/an pan Brucf 92,
3an pan by IDorbt 92/94. 3or$en bc Sa>crmafer 95, Htcolaus pan 2lmenport
(tfmmcsfarbt) 94/95, f7ynbryf Proms 95/97, be Botfaje 95, Kornelleys Symons
95, 3of>an.pan Pylfum 96—1611, l)lyd)e\ 95/96, 3ofyxn fjabeler 1596—1606,
Carmen Boetfer 91, tErjofyun 92, 3u*gen &e Smyt 95, <£uert Sniber 97, tynrid
iTTeycr 97, tynrief pan 2111er 97, Cornelis Claus 97/99, Claes Hacfe 99, fymbrief
be Snyber 199—1604, Clas fjarberts 99, Derief 3 an f cn / Cuypcr, ber filtere
\599— 1608, ber 3 ün 9 CK 1609—10, (Eggert be Hagelfmibt 1615, ^aefjarias
unb tCr/omas Dam 19 21, Connies (ßrSnfyagen 19, Detlef £janc 26, ilbrafyam be
IDert Ol, (Sert Sdjrober 1604— 11, pctcr fjollanbcr I6O4, Daniel (ßoflcr
I6O9— 12, Karften Horben 1609—15, fyins (Dffermann I6O9— 15 unb anberc. 1 )
Bcfonbers refpeftierte Perfönlidjfeitcn fdjetnen bic Barbiere geipefen 511 fein, bic
aua? ftets bas 1VL. (ZTtagtftcr) por ir/ren Hamen führen. 2lls foldjer begegnet
Bartelt Bartels be Bolber 1596, peter #cfe balbierer 1601—17, Palentin 1628.

ijödjft beadjtensu?ert ift bie Cfyatfadje, baf and) bie Anfänge bes altonaer
Sdjulujefens mit bem 2lrmenipefen sufammenfjängcn. Der Scr/ulmeifter madjtc
itt ben legten 3 a *? rcn / um bk es f t£ *? fanbelt, bic (Einträge in bas Ernten-
bud}. Seit 1599 wirb ein Sdmlmeifter ZITartin ertpärmt, bem mancherlei Unter •
fh'iljungen an <ßclb unb Haturalien 5utcil roerben. 2Jber fdjon 1602 wirb ber
(ßottespfennig für einen neuen Sdjulmetfter perredwet. 3 n ocn 3 a ^ rcn 1600
bis 1604 rperben größere Summen sum Sdmlbau am fteuberge peripenbet, für
5immcrfyol$, Cagclölmer, Säger, ^urjreu, Dielen (an Klas Canbmcr unb i^ans
Cübecf), Keittmadjen, Kalf (^ans pon Cübecf), Sc^miebcarbcit (Deria^ ber Scfymibt),
(ßlaferarbeit, JTTaurer, tattenr/olen Qofymn Dcblcr), Jtrbeitslcutc, Hagel u. f. w.

») 3<^ l\abe Mc Maitictt mir t>U l«»oo rollftäiibi^ attgefiifjrt, poh i>cu übrigen bie i»id}H«jjfcn.
DoIIOfi'^'öwc Ztamenliftcti altottacr Bürger werben in einer an anderem (Drte erf*eincnl>cn
2lrbeit pon mir 311 finden (ein.

Digitized by Google

83

2\\id) fpätcr (5. B. nodj werben Separatoren an ber Schule aus ber Ztr.

menfaffc bejaht. Der Sdntlmeifter erhielt ein €infommen burd} perfdjiebene
nebeneinnarmten, fo für bas bebbe boen (gewör/nlidj ß, fo ^60* u. ö.), als
Sd>rcibgclb (wie er 1605 aud} fertbier genannt wirb), weldfes nadj lDoa>n
berechnet würbe (wödjcutlid? 8 ß). Jludj Sdjulgclb würbe bejafjlt, wie es fdjetnt,
(» /? bis 20 ß, weld/es bem Sdwlmeiftcr audf r/aufig für arme Kinber aus ber
2lrmettfaffe erfefct wirb. Diefe Bejüge waren nod} \626 fter/enb, wo ber Sdmb
meifter Cort Berteis fnef. |f>29 war fdjon Bereut ^omnicl 1 ) an feine Stelle ge=
treten, nnb biefer eröffnete ftij unb ber 2lrmcnfaffe eine neue (Einnarmic aus beu
Cotcnfransen. Die Bcftimmuugen über biefe lauten wie folgt: Kodj (?at ber
Sdjolmeifter Bereut Rommel au ilmi be$altr/, fo er/r w>n ben Bcybcn freuten,
bie cr/r ber armotr/ jum beften porcr/ret auff bie Ceicf/e ju gebraud/en unb bie
gelber fo bari>on fonimen follen ben armen 5ugeftellet werben pnbt follen felbige
frentje alle 5cit bey ber faulen bleiben, ȟbt 3eber fdjulmeifter perpfltdjtet fein
bie Kedmuug ber frcnfcc ridjtidj 3U galten pnbt waj| barpon fumpt ridjticr/ fpe=
tifiärn, wer bie Kreuze gebrauchet, pnbt wafj 3eber gegeben, pnnbt wan €in
f raufe $erbrodjen, foll pou ben <£ingcfommen franfegelber <£in anber an ber
ftelle porfertiget werben, alfo bafj jeber $cit $wce Kreuze an ber fdmlen ber
2Irmotr/ juni Beften bleiben follen, bifj ift Bewilliget pnbt Innferner 5U galten
beliebet pan bem fäjuelmcifter pnbt Budjfenr/ercu Hönilid) ber fdmlmeifter Berent
Rommel, bie Budjfenfyrrrn (ßerbt pan Kif wid>, fjeinrtdj fjacfeblocf, fjans HTeifter,
fymxid) Berens pnbt Dibcridj Sa?aper. —

Das 2(mt t bcs Küfters war pon bem bes Sdmlmctfters getrennt. Der ber
5t. Katfariucnfirdje wirb \(y\7> erwälmt. JJucr/ ber Kur/lengräber ((Totengräber)
unb ZJnnefe, feine ^rau, erhalten öfter ib/ren Solb aus ber ICrmenfaffe.

Die 2lltonaer Sdmle fdjeint pieloerfprea^enb ge warfen $u fein, benn um
\b70 madjte ber Bürgermeiftcr £r/riftian <£yffler (50. ■{. \(fyf>) Dorfd/läge 5111-
t f unbierung einer gelehrten Sdmle, eines (ßymnafiums pou pier Klaffen. (Sajlesw.
IXrd). A. XVII, 166')), unb wenn audj präftbent Hubolpfy Kolanbt ifm in
feinem (Segenberidjt perf rottet um biefer Dorfdjlägc willen, fo 3eigen fic bodj,
wie man bamals über bie Sdmle badjte.

Die altonaer Jlrmenfaffe ift ein beutlidjcs Beifptel pou bem Uralten nieber»
länbifdjen (Seiftes. Die ©rbnung, bie (Dpferwilligfeit, bie perfönlidv Dienftbe*
reitfajaft fmb bie Cugenben, bie an fidj fdjon benfelbeu perraten; aber audj bie
Hamen 3eigen uns, weldjem €influffe biefe mor/ltrjätige ©nriajtung irjr €nt-
fter/en ju banfen r/at.

*) nnrb im pinneb. 21mtef>. licitricMS pcipe öl* (Drgamft n. Scbulmciftcr crtDäfjnl

Cambert t»an Summen empfttt^ {^20 für bie Sdjule \oo JL von ben mittler gefe Heu.

.

fünftes Kapitel.

Die (Bememfee.

cnau geführte JITitglieberperjeidmiffe ber (ßemetnbe finb nidjt PorfyanbcH.
<£tne ungefähre Überfielt femn man an ber fjanb bes Xcgifters ber
Cibtmaten tot a° \62\ Xlt. 3 [= €] gewinnen. <£s ftnb barin bic
ourefj «äuroanberung, Ubertritt u. f. u>. r/injugefommenen illitglieber aufgejär/lt.
€s ergeben ftd? baraus für bie 3 a *? rc ^ 603 ^ 5 J ß2 ^ folatttbe ^urpadjsjaljlen:
^5, 36, 22, 9, 22, 30, 33, 29, 54, 39, 67, 57, 47, 76, 85, 66, 53, 25, 34 im
ganzen 7S\ Perfonen. 2tber aud? bem Gegiftet ber Kinber J605— 22. 4°
Hr. 3, aus ben 2ltteftatien unb aus bem Boecf pan Croutpen (pan tfnno J622
tot ben 19. 3"™ l 053 mt«bt pan 2)oopen pan 2lnno \622 tot Unno
1645), fotpie aus ben übrigen befprodjeneu Urfunben ergiebt ftcfj manage €tn$el«
r/eit. 3dy fyabe perfudft bie in Altona rpolmfyaften Xttitglteber ^ber reformierten
Kiräje 5ufammen$uftellen, mtdj aber babei nur an bas juperläfftg Überlieferte
gehalten. <Sine Be5eicfmung nrie buiten 21Tilberenboor, r/inter ber ftcfy bisweilen
aud) Altona perfteefte, fyabc id) nidjt berücffidjtigt. 7X\xd) bie Paten, poii tpcldpn
jtpeifelfyaft tpar, ob fie Hamburger ober 2lltonaer, ja ob fte lutfyerifdj ober rc=
formiert finb, mußten tpegblciben. Da ia? inbeffen bas gefamte UTaterial gc>
ftdjtet f/abe, fo j«>ctflc icfj, bafj nodj njefentlidjc (£rgän jungen möglich finb.
TOoty tann id| für bie einjelnen Perfonen nod} mancherlei aus bem Pinneberger
2Imtsbud}e beibringen; allein idj titelt bies nicr/t für bie Aufgabe ber gegen«
tpärtigen Arbeit, perfparc es pielmer/r für eine bemnädjft erfef/einenbe anbere
Deröffentlidmng. Von ausipärtigen iTCitgltebern ber <ßemcinbe iperben folebe
aus 3^e^oc, Bremen, Cübecf enpar/nt, <£afparus Cranquillus, Kammerfdjrciber
bes dürften 311 Sdupcrin 2tbolf ^riebridj $u itTecflenburg \6 \\, 3<**d}imus Itter«
maref, bremifd|er bifcböfl. Zhntfcrjrcibcr 5U (Eutin ^tüv^n Sdjrum, Kämmer«
ling pon Detlef Xaujau ju Steinburg \6 \5. Sdjon \6\i\ fyatte man befdjloffen,
ben Ijolftcinifcffen 2(bcl $um fy. ilbcnbmaljl sujulaffen. Dem 3 u "f cr von stiefelt

85

glaubte mau sroar \6\d nicfjt einen prebiaer fenoen ju f ollen, oer feinem Pater
öie €eiä>nreoc fjalte, ood> noaj \02\ ftano man mit iluu in Uorrcfpottfens, wie
Briefe aus Werfen uuo i?ülcfe K'3euaeu. Die Kltonaer Reformierten ftn6
folgenoe:

Jlbbcrt, I(clj}t) 160« f(cinen f obu t aufen .
Abraham von JJmjtcrbatu beehrt \6\<i bie

(Erdttnug.
?lbridcu, InitfUtcr I. 1 62«» t.
?lbriden, IlTdrgdretc, bes vor. (EoaMer

l<>29 get.

Illbriacufeu, dlas, pcrlf. f. <L IlTctjc [*>?>:
m. Henrich flinbt, er tpofntt 15«: wcftl. von
peter 5c Horf, perf. iöh') fei» Haus au
Dieben* Jaus, leerer.

Ulbert, fiebtgicter, I. f. 5. 21brärjam u»K>t.

roii 2lllcrs, Ijcnbrif, ertp. l*»oi; ivohnt \:>w
neben t£lans 2lbrianfcu, fein f (btvdgcr ift l *>9*
«lornlins <£ldtvfcn. <£r pcrfdttft \ö*)(> fein
liaus an beu barbier Hdrtolb Hartolbcs,
rauft bdgcgctt i>m bas fyuis von peter
5d>d(fot. Seine Wittvc perglcidjt ft* I«>H
mit £lan>es peterfen.

31 r f e r i n s , Johannes, prebiger f. oben. I.

I t<»0".. lf>06. |<»08. \(>{?>. 16 H t. —
Jlrccrius, 2lmie, bes vor. Wittvc begegnet
tto»i> \b2<). — 2lrocrins, fdiuticl, get. u.U.
?2lru>pens, Jan, ionge gefcl by 2Intoni fu-
oicrbdrfcr in bc deine pynefeuftrate b. 2t./b.
u»U dtig.

2lugnftiu, pofamenticr, laßt \625 t., be-
gehrt i. 624, 2lfftfteu3, cbettfo 1620. ■ - 2lu-
guftiu, llTargarcte, bes vor. <E. get. \62'>.

Harris, Jan, <EugIänbci\ 1. t & 1 7 - 1622.
162*. t. — Harris, Daniel, Jans -• «J ct -
n.ir. Harris, <£pcrt, Jdtis f. get. \624.
— Hdrris, Johdtt, J dt >* f- get. i>22.

Harteis, 2llcyt, van Hrcincu, by Wobclfc
ran licrsbcerf op Altena \<>\\ ang.

Hditbie, Jdtt, erw. \f,[v.

Hcrf, Ijdrmcu, fommt t,6ir> dtis 2la<ben nnb
tvirb eru>. bis \b3<). - Hcrf, ?lbrdbam r
bes vor. fofon, get. \i>22. --• Hcrf, fard,
pdtin i«»2<». — Hcrf, (Elifabetb, pattu
H.29. — Herf, Jba, patin \%2r>, 27, 2<>.
-- Herf, Jafobs (C. IHarie verfo. 1624 m.
?lbriau fitnons be Heft.

Heeren*, txnryf, ntyver 27. ,feb. \u\~ ang.
rertrorfen;.

Heue, Wilhelm, cm>. \t>o\.

be Heft, Jlbriaeu rimons, foh.11 von fimon
Herns b. Heft, getr. t.(>2^ tu. IHarie, C v.
Jacob He(f, fein lidtts n>irb to^i ttdcfo fei-
nem (Lobe an Daniel Janjfcn rerPauft.

Hcutger, €lias ( op bc vryfoeit by thriftoffel
Ärimpheu linuentveber. t. :.. im? ang.

btt Hois, Jan, jongefel op berenteniß in
Altona a°. {<>{<). ben 4. 21op. dng.

Holrfc, Hentdrt, 5(foneibcr, ieottharb <£arls
(Eotfotcrinantt ^6S5.

Hosnet (Huftfottot , <£ldttbc ertväbttt tot«) bis
1626, n>irb nnterftii^t. — Hos 11c t, Hefe,
dldube's frottn» up Altona beu 2'). 2lpr.
1*>VT ang. ~- Hosnet, >h.dti, ber porigen
fobjt get.

von Hremen, Ulbert, fiittgic»jcr, unter-
ftiitjt. — pou Hremen, Jofodtt, lägt 1,019 *•
von Hremen, Ddpib, 3ob.dtts Sohn,
perb.. ^642 mit lITdria. bc la Quelle, <L p.
Jobdtt be la Kuclle. — von Hremen, Jan,
opbc prybey t ^Utottd a°. iM<),b. *. iTop. dng.

Hroerf, Joannes, jongefel op Altona b. «t.Jlug.
IMO, dng.

Hruggen, (ßobbert, jongefel op 2lltettd a ü

^6\m, Juli ang.
Hrunfeleert, 3lnna, auf Altona auf be-

fatituub". a° \h\h. 29. Oft. attg.
(£arpeutcr \634 crm.
(Iforiftoffer, ber Weber lägt \h\y t. —

*£. b r t ft offer, t£lfabe, bes por. (E. get. it* im.
<£laes, Jautiefeu, op 2lltctta a°. ictt b.

\ k. Jfcbr. ang., 16U uuterftntjt.
£laeffctt, Willem, liurftltcr, unterft. 1029.
dl ei n vort, pdul op Altena . b. 1. Hlart.

\62\ ang.
iLomoii, Jpraufois eru>. \t>\ ( ).
*£of felis, Warten, pou Selben, laßt ;<>2h t. -

«£offclis, llTdrteti, bes por.fob.n r 162« get.
Dafomc, i£lan»cs fommt U^h pou Hremen.
Delffenbdl, Jduncfen, (L v. HTartcn, perh.

\<>\:> mit Iftdrtin Hdrrclt aus Drefens.
Diric, £ysbetfo, buysuraupc pan i^aus l>art-

mdit ben 13. Wdrt. u,\o.

Digitized by Google

86

Di fiel, Rclcua ionae bortter op 2llteua a°
1.6 ih. so. Jul. «»«3- — D« fiel, Rannen
op Altena a° u>y*, b. i. Jan. aua., läfit
low u. io2«. taufen bas 3»i»citc Mal §a»U'
litiaie . — Difiel, Raus von UtvcAt, ift imt
tot, cru>. feit \*>ot.. — Difiel, 2lnna, perh.
\u2\ mit Daniel (Släfer tSrfclcus pon Köln.
- Dificl, !1Taa.balena, perl}. \62o mit Da-
niel «Slafer grfclcus ron Köln. — Di fiel,
2lbrabam, a.cb. tct'i, Rarmens fobn, ftirbt
juna,. Di fiel, Abraham, Rarmens folm,
ciet. lo2<.. Di fiel, Jfaac, Rarmens fobtt,
a.et. to26. — Difiel, lanucfcn, Raus
perh. ih27 m. Joban «Sroentjens, «Scirits f.
— Difiel, 2lnna, Raus Wwe., perh. \6i:
m. pierre Raufen aus ITetis. — Difiel,
rufannc, I. p. Rennau, oerb. \<>i"» tu. Ulbert
2llbenhofen a. Köln.

pan Dörth, Joban l. i<>2') t. — t\tu Dörth,
2lnua Margareta, a.ct. \h2*).

v»an Düereu, Renbrtib, I. ii>2<» t. pan
D fier eit, lElifabctb, 1020 act.

Duhnen, Keinbolt, pon Danach auf Altena
bei paiipiuio beut (Solbfdjmibt auf betaut»
nnfi u. loi« b. 2<). <JVt. aua.

€rfelenj, Daniel, (ßlafcr, ans Köln, reih.
y(,2\ m. 2luue Difiels, läfit i«»22 t. — €r-
felenj, einliefen, bes oor. (C., a,ct. 1.1.22.

r<£spaule, Jaoucs, pofamcntiua»bcr, crip.
\<>w)-2h, niirb nuterftußt. — rgspaulc,
Marie, bes por. (E. gct. \(>\u. r<£s-
paule, Jcatine, <jeb. 3n »Emoeii, aetr. {»>{*
in. Jan ttoniol. „bic mebume pan Jan
(Eoruol op Altena t«»u>. 5*. 0\t." ana,

,f lief mir, pasmalbt (£oosmolt , parocpal ,
aua. \64.2, perh. I<»*2 mit Margcrita 2\bom<
borrfj Hi** 311m 3meitenmal mit «Elifabeth
gramen, j. (E. p. IV"«* 23otfen, läfit u.h
t. t£r mar ber fobn pon pafimoll iiub £e-
nefe, ber J3rttber pon <£lcmctit unb ber
fihmaaer pou «Sert f ibeppiua. Seiner !Uut'
ter Raus lieat 3mifiben t£latues Meyer unb
i£oritelief>en, folltc an 2lntte Hifdjojfs
perfanft merben. — ^licfmir, pasmalbt,
bes v. f., jet. \<i\*. — Jrlirfmit, i£lc
ment, crm. 1641,

bc la Fontaine, Jaqncs, ber f iedjeutröfter,
f. oben.

be la .foreft. £atriue ift patin toi. 4. — bc

la .foreft, Jonathan, iouaefel op Mitemi,

a". loit. ju. Mart. aua,. be la^oreft,

Jonathan, ionaacfcll auf 2lltoua, auf teftim.

pou <£naelaubt A° 1. 0 1 8 in OVtobr. aua.
Jforcft, lllarie, touae Docbter op Altena, a°.

\h \\>, 2". 2lpr. ana.
Jfra 1130c, \b7>7> eine arme Jfrau.
^r it ins, petcr, Sdjnciber, läfit 101,9 t. —

Jr'rnms, Janncfcii, bes por. (E., act. i»»t'i.
(ßariau, panl, u Altena. 2\. llVt. \hw aua.
(ßccin, Jaques, ber bentf*e £efer, f. oben.

— (Seciu, «SretaScu, feine Jfrau crm. t«.2H.
bie «Scrsh^ff« «ft 1633 ermähnt.
<S Ii 5 in au, Katarina wrh. t«>tK m. liarbert

iutfes.

Gohay, Nicolas, sur lesumigna^e de l'ranck-

fort a° 1616, il. 17. ilc Juin, en Altona.
(Sobbert, 21oc \wh.

(Sröuiua, ttenridj, rdjnfter, l. 1625 u. \62«
t. — <Sr öui 113, <£hriftian, bes por. f.,
axt. tt»25. — «Sröuiua, Catalina, bes por.
C. ölCt. I..2S.

firotljnfi, lieurid), I. <o2;. t. /Srctien be»
por. (L, oict. 2">.

l>aeu, lians \h\2 erm.

Ii a man, Jan, aus Mmftcrbam, tvrb. \u\u
in. f ara pan ber IVnne.

Rans, Kiijier, to33.

Rartmau, <£ouftaut, cofter op Altena, b.
2'i. fept. aiuj. — liartmau, Raus
tu Altena, ben \s. IJTarti t<,\6 ana.

b'liaueyne (2li>ena), Soumys, ans Jfraurrcirf\
erm. t«»ui— \o2t. 3h m werben <SemeiubC'
fapitalieu ijclichen, perh. tßor mit 2luuere
f tolteufaiup. £r Fauft t*»ot* 2Ubert ianaes
Raus neben Raus pon Utrecht. — b'Ran-
evite, IHayfoi, f. (E , ijet. toit. — b'Rau
cytte, Joljau, f. f., perl;. 162: m. 2lmicrni.
patil petit's Wwe. — b'Ramen, <5curt,
op 2lltcna f beti <i. UTai a°. \ho<) ana.

Reucfcl, (tilinau, lllcfimafcr, l. i<,2». t. —
Rencfcl, 2lbrabam, bes por. f., aet. t«.2i..

Reiiitecraet, £opis, I. t«.23 t. — Renne
i ract, (Elifabet, bes por. I., jjet. t<.2> in
ber fratt v Kirihe.

pan Rcrsbefe, HTclihior, crm. feine
v frau \<>\* patin. — pau Rcrsbefe, 2lnna,
iunac to»hter auf 2lltoua bei ber IHutter auf
berantutifi A° yt,{* 29. <Dtt. aua., «rb.

87

1 62 \ m. 3faac Sauters Pcm <Dg, geb. 3U
Utrecht. — i*au liersbefe, Wartha, HIel-
chtors <L. pcrh. |. 1,65* m. petcr pan ter
Willigten, Sohn ron itiolas ran ter Wil-
ligten. l<i^3 m. Raus Sailly 3n State.
2lls Witwe perfattft fte i,o5o ifjr lians au
(Eiebe Wartens, ter es mieber au hinten
3ai-obfett überlägt.

Inders, tElifabett«, Walrabes I. perl». |ü*2
tu. Abraham pan Ifen jii fönten.

)3oiilt, <£nglänber, lägt t. — X^otilt,
«Eltfabetfj, tes por. I. \6(8 get.

I? ns man, 3on.au, patc ^\7.

3 m mens, Kobcrt, prebiger, f. oben.

3ta Itaner \<>2<{ erm.

3 an feit, 2lbriaeu, op Altena, by peter l>er-
flraleu a° yo\5 ten u. (Dft. ang. — 3au-
l'cii, Jfrans, op J3efcntettig in Altona a°.
\«»;o6eu z. UTartii. ang.; Scbnbmacber, erm.
bis \*>27. <£r tiat \b{H fammert pan Sunt-
mens liaus 3n>ifcben (Seorg Totaler nub
l>eiitrtcb liartdblort gePanft. — 3a n feil,
(Sertrub, tes por. <E., get. \627. — 3 J » *
feit, Wartha, tes por. (E., aet. j,<>2m. —
3anfen, «Soifcrs, erm. \hO\. — 3aufctt,
3acob, erm. 160*.

3aques, Anliefen, erm. ioo7.

3 oban, XiutfUter, I. ifit,«» t.

&tc 3<*ft, ßinrieb, ertp. 1604. — 3°ft 3*ra,
er». \f>o*.

Kaut in, Dorfanger ter frait3. Kirche, f. oben,
ran Kclbcr, Henrich, ertp. 162".. feine Wit-

u»e Waifen siebt \t,2<) fort,
pan Kelbcr, 3^«, erm. 1625 »>, lägt i,o23 t.

— pan Kelber, Jfrati3, 3oh>* |t $ S.,get. t,b23.
ron Kelsen, «JUifpar, I. t,fit,«t. — PonKel-

beit, liaus <£rnfi, get. i>|k.
pon Keller, Helena, aet. \ü\h.
Kemper, fncas, Scbneiber, tinb feine liaiisfr.

\b\s. (Dft. ang.
Kleinbart, panl, p. ßambttrg 31t Altona,

uerb. t62| 111. 2luna linken ans Cntten

3u Kltona.
KI y u Pen, 2Hartin, erm. \ttO\.
pon Kuipbaufeti, 4 frbr. pbilip Wilhelm, l.

u.iä tt. 37 t. — pou Kuiphanfcu, <5eorg

Wilhelm, tes por. S., get. t<>36. — pon

Kitip hau feit, «lad feo 3«*nattns, tes

por. f.. get. [(,".

Kramer, ilaes, 1. \6\6 u. — Kra-

uter, 3^»^"- «Elaes <L, get. 1,01,6. —
Krauter, llTartcu, £laes S., get.

von fattberu, 2lrent, pon rittert op Kltena.
2lo. \*. Dcc. ang., lägt (6(? t. —

pon f anbern, 21 reut, tes p. S., get. 1,6 1,7.

— pou fanberu, iElffe, op Altena iouge
Docfjter a° 3o. Pe3. ang.

<af$e, Jrebe, Abraham tes Smibs fr. bei

ter Wtiutj anf 2lltetta auf befautttitg. A°

\6\7. 3 t,. (Dft. ang.
feemanu, f>atts <£afpar, op teu berch by

tfeubrif fmit iongefcl a°. 1,6 t,o b. 22. Wart,
f i*teuberd>, 3an, op Altena, a° 1,609, b.

29. (Dctob. ang.
fiepen, 3°f? a "f ^ntfilter, ern». \619. \62n.

— fiepen, 3ol?an, bes por. f., erm. \6\?
bis 1620.

pan foo, Werner, iougefel op befenteuitj pp
2lltena a° [62{, ten 1. Uov. ang., lägt
t622 t. — pan foo, fara, Werners <L,

I, 6:2 get., \i>w perb. m. Elberich Kloppen-
bnrg 3U Wefterftabc.

fueas, be fleermafcr ern». i6H~l*lß-
be illajer, IJTaifen, Daniel IVrmueten fr.

anf befantnug 311 2lltona t6<7. 3\. (Drt.
HTatthies, bes f djtpertfegers liansfr. 3 J "*

nefeu, erm. 161,6— V625, ang. \6\r>. 3o.!llart.
irtattbus, IHatthem, engl. 5ihueiber, l. 1,613

II. 161* t. — OTattfius, ^ranfecs, get. 1613.
pon ber Hieben, 3°h J1 '# '^B* \ 6 \* —

pon ber incbeu,=iara,bes por. (L, get. \6[h.
inbaen, <£arften, feiumeber \60*.
ülilbius, lienricns, prebiger f. oben.
Hlinjter, Rtnridy, auf Kltcnah a° ^r,^, 30.

De3. ang.

pan llTcnia, Dirif, iongefel op Altena, beu
\. ilopemb. op befentnig a° \62\ ang.

Moors, Uirif, iongefel op Altona, ben 2. Wart.
^62<> ang.

IHoor, Sara, iouge Dod*ter moonenbe op 211-

toua, b. 2. 3ul. 161.«).
IHoftart, 3*fcph. m. IHargar. iMIIigers aus

Ii a tun 1,625.
pan ter lllote, Daniel, op 2lltena op 23efeutc

uig A° tot,«», 2. Jfebr. ang.
m ii 1 1 c r , (Dnereit iongefel, op Kltena by bet mitte

pitrt. a° \h\2, b. *. 2top. ang. — »Hülle r,

bliebe, IHagb p. 2lntoine, t«»OH äugen.

van bcv Wücbcu, Panicl, IjutfHtcr,

\«j20— 23.

Wylius, «Tobias, prebiaer f. oben.
Keoborpins, Mauritius, prebiaer f. oben.

de Nie rat, Theodore, sur Altena reun. com-
pni^'iion a°. \u\o, [l. Wart.

IT ie Ii ns, Panicl, prebiaer f. oben.

Koe, i£dtdlciu, patin 1.020. — Koc, WaiFeu,
cm». U'3").

(WcFcu, tetfleumacbcr u.o*.

be pal nid, Darin* vcrlj. \<>\*i m. Waraarcta
IVrbuivcn, Wn>. von lidtis be Uroo. <£r
Icifjt u,i2 «Selb von 2Inton feniBdll unb
verlauft u>-9 fein (Solbfibmicbeamt an
3obauf(bubina»tcr, bas er 1.609 von Reinritt
Weyer aefauft hatte.

pdtiviuius, Wardts, mit ber frottmeu mou-
baffti* 311 Altona auf S r . Moos hoff A°
s in 3»Iio am«.; «SolbtvcrFcr läßt \*>\ß t.

peters, pamcl, Sdjilber, [. im«, r., fauft
{<,2(, Jacob Semmclrfacfes tfaus 3roiKr.cn
Simon 2lbels Kamp unb Warr <£aacrs,
unb leifft «Selb von Stcffan Wolters. —
peters, 2Iubrtcs, parocls 5., gct. (6*6.

peters, <£ldcs, I. 1627 t. — peters, 2lrttolt,
<Oaes f., aet. t>27. — peters, t^eubrif,
op Altena, ben i. Wart. \c>2\ ana.

petit, 3ean ( Küftcr ber franj. Kird>e, f.
oben. — petit, paul, verb. i62r> m.
^anliefe Keimers ans pettum in Ojtfrtcs«
laub, lägt 1626 t. — petit, Jacob, pauls
f., aet. 1.626.

pitbait, >ban, von UVel, auf 2lltoua, auf
^cfautnifi a° yi,[7. 5 t. (Pft. am*.

von pil^eu, Jan, Schuciber, env. 160*.

pols, tians, env. 1601.

pott acter, £mas, von <£oIIen, vp 2Utcna,

Ao. («,13, ,H. Hcj. (6(4, 2n. 2lpril tot

2Htcua op bem Jjoyberdj vertroefeu.

Keimers, ^ant, up 2JItboua, ben 27. 3«»»
(6(4 ana. — Keimers, 3dimefeu, Tarifs
ü. verb.. (625 m. paul petcr.

van Kyrtclt, «Scrnaert erm. (6o(. — van
Kyrfelt, ttoe, op Altena, ben 3(. 3»'«
Uli; ana.. verb. (6(7 m. £citufe be IlVrt.

Ktmpdiiro, Sbriftoprtels, op bie vrytjctt a°
(M7, ben 2*. 2Jpril ana. läfjt (6(k t. —
Kimpaun», 3 dC °^» por - Selm
(6(8. — Kimpaurv (Ktnpals: «SefAe auf

2Utoua auf 2?c?cutnufj (Stjriftoff Kimbpauivs

fr. A° tot«. 27. 3«»h. ana.
Kitjboraes, 3 0, fr crU) . l'' 0 *-
von Koben, 3ob.au, 1. (62') t. Sdmftcr, fanft

(633 von 2(reubt Snnbt bes fei. Keiub.

Germans IVuis auf ber Freiheit tieben von

oScrfcbcn. — von Koben, ^rtberid), 3<>lh«n*

S., IC24 aet.
K u 1 1 i e u s , 2Iune, a° (604> vertrorf cn op 2(ltcua \
von fdlinijicu falen), Warten, Wcßmafer,

1 [u2H u. 2<> t. — von f aliuaen, 2fgtieto.

Wartens aet. i<>2x. — von faltuaeii.

(Elifabetb,, Wartens C. aet. i<.2'i.
von f afet, donrabt op Altena by Jlbrabam

be fmit, ben \. 3an. i<>i<i ana.
ramaii, 3an, op 2Utetia u° u.i ; beu 2>). rept.

iouaefel.; läfjt t. \t,27, n. k,2-i. (£r leibt

I<..i0 von 3 dl " c 'f , Kayfcr auf fein iiau?

3n>ifrfjcn liaus Kulemau unb «>on XV>lteu. —

5a man, l^eatrir, 3aus I. ijet. (t>23. —

f aman, Peter, 3aus f., aet. u.25.
f d>op, filie, by liersberfc np Altena i/»i4.

2«i. Wart. ana. — feboop, 3«"'^ op Klteua,

op i^efcntniH t'JUtena. a°. \h\h, beu 2. ^ebr

— f djope r «Sertrnb, lienrüts ü. verlj. \*>\r,

in. ^ranfois, fobn von «Sccrt 3j»ü*» fou

«Sein, acb. 51t l^reba.
f d>ott, lians, ber olbc auf 2IItoua auf <xe

tudjnuß ao i«,i7 ben 2M. 2lpril amji.
rdniltes, (Sert, febnfter, !. 1020 t. —

f cbultes, Katarina, «Serts d. ijet. K.2<>.
Sems, Waanes, f*iffbauer, (. \i>\h t., au*

1618 env.
rteef, lieinricb, {go\ env.
rtevr/eß, 2(rnbt, env. \hO^.
f i einen s, 2lbriacn, op 2lltena, by 3*>" be

rfoetmaffer ben 29. 2lpri! a u . \(,yy a\uy Id^t

i<»2:") t., fauft 102t bas l>ans von 3nraen

5iir J3ufi-be neben iienridj 23ernbes.

f imens, (Scrladj, 2Ibriacus 5. aet. \ü2:>. —

rimous, i£omeIis, env. 1^09.
Smibt, 3ol]an, erm. \(,2i.
Stacs, 2Inbries,eruM6iij. — Stacs, (Scrbrnt,

2lnbries Ww. erm. [6\ti, patin \av). —

Stacs, IS. petr us, env. ifioi.
Steeubaumer, 2lntoiue, ^iltmafer \r>«i2.
Stctnl^offs, <£atbariua, verb. 1045 m.

Pormieut ans «£ölu.
Stcir, Pdvib, 1. \<*\!> t.

89

5 1 e 1 c n s , Ixins, tongefcl op 211tcna by (Ehe ob. be

lliel iougcfcl a° t,t,i4, beu "o. I>C3. (pertrorfetr.
ran Straelen, peter, cra ,. u , ()l> _ t0 . 7

^uftein ober Samnfciteiifcrber. — ran

ftraeleit, £ornclis, peters rolw, perb.

t.634 mit fufauue, (E. t». <Sotfri*> (Sorten.
im n rum, 2lmrcnsfcn, (E. rou Hcncbift pan

fum, perb. i«>:r. mit liatts Wengs aus

Worms.

(Lei ute nicr, Jacob, ber ältere nnb ber

Jüngere, oft eru>. als (Eripmacbcr. (Er Fauft

imit fein tfaus jurifiben lieinrid? lieuratr?

it. (Scrbt be Werbt p. Hereno £angerman.
(Thomas, 1. \h\:> t. r feine ^rau beifit Harber,

feine (E. Cnnnefen.
«Eint in er in au, Joban, »P Altena, ao. i.r,u,

beu so. Pe3. aug. I. \oi: t., p. im*. —

I i m m e r m a ii , Jan, ern>. looi .— (E i m m e r •

mau, Anliefe, op Jllteua, a° i>|4, beu

so. 0?ft. aua. — (E im mer mau, Jlnua,

Jobans (E. gct. toi;.
(Eornol, Jan, be Jonge, a° \607> pcrtrorfcti) ;

aus Druffel, Fommt |*>I5 rou £eiben na*

Jlmftcrbam, \u\h r>crr». mit 2lnne IVEfpaulc,

erw. k.os— i»i it.. — (Eornol, eignete,

läfjt 161* t., 3um 311'citeii Wale perb. mit Jan

pitfjan pan Weel loir. — (Eornol,

tEatbarinc, Jlgnctes (E-. get. \c>\i; ber

l\tter ift Ostern b. J. rou £uais potgeter,

bes rdmiiebes fobn, erftoeben.
(Eromp, , (Ernmp), peter, Weßmafer ang. ,

feine (Erben perf. V630 fein fyius 3n>ifd;en ber

rchnle unb German rebere an peter plnmp.

ber es trieber t<>32 an Pietri* febau?*

oerfanft. — (Eromp, ilictgcn, peters (E.,

perb. 1.64'.), mit Jacob tooefers.
ran Utredjt, bans, era>. imu, fauft t<io9

ein Begräbnis; fanft i<>06 Ulbert Sanges

ISaus im Wcftcu ber rtabt Hamburg. —

hiermit fei befdjloffen, mas \d) über bie reformierte Kirche 511 fagen Ijalw
iTtanäSes mufcte idf bes Haumes tt>e$en $urücf galten; was icfj geboten fyabe, ift
befonbers bem Vertrauen 31t perbanfen, mit tt>cla>m mir bas presbyterium ber
(ßemeinbe, an feiner Spifce fjerr Kaumann, bie €iufid>t tu bie alten ürdjioc
rerftattete.

pan Utrecht, »lutie, l>ans ,fr., patin y>\22\
ilfr (Eodjtcrman mar w.oh IKctricb Kloppen»
horch, rie leibt \6\\ (Selb an Warr <£ggers.

r>eltfamp, Jol)an, Jobaus f., perb. u-n»
mit l^elcna, iE. ron Ivnriib f^mibt.

Hyaliner, (Erasmus, iefer n.l>orfiiuaerf.obeii.

JUalciis, peter, ionaefel op befent. in 2llteua
a" \6{(t, 4. Hop. ang.

be Werth, (Serbt, ern>. 15*1»— i.fioi, feine
Witwe •latb.ariua perb. fidj mit 2Iutoui
iieine pou Iviioiiipc aus UVlft'blaub. —
bc lOertb., £intic (iciu buvsproipipc pau
IXoe Hirfelt op 2Utena, beu Juli im:
ang. ; 311m 2. Wale perb- \U27 in. ^raus
Ivirfeus, r obn p. Joban l^oufeus ans »Efeus
in tOftfricslanb. Sic ift erm. feit 1604. — be
Werth,, lUilbclm erm. \604, (Serbts f. —
be Werth, <£ath,ariua, (Serbts (E. erw. \6<>o.

ronlUefel, 2lnbrics, erhält l.üt»>Unterftiit3nug.

UVper, iVrenb, erm. \<>22— \h2:,.— ll^eper,
ferenb, ^erenbs 5. ijet. 1622.

Ifillem be rAilber erb. I6\r. Unterftiifjiiug.

Willems, Ubriacn, I. ^.oft t., «5cuge w>o*».

— Willems, 2tbrabam, ?lbriacus f.,

gct.

Willoeanean, t£briftiau, I. \*>\* t., p.

\(,25. — Willocqean, <£briftiau, bes

por. f., get. \6\h.
Wiurmau, Willem, I. \ t.
lOibbrocf. Jan, (Euglänber auf ber Freiheit,

(äfjt \h\* t.
IPorms, Jacob, op 21 Herta by £ucas, iongcfel

a° \<>\>\ -,(». DC3. atig.; fcbitciber. I. \<>\».

t. pate i,<i22. — Worms, 2lbigail, Jacobs

(E.. get. \6i,H. — Worms, folia, Jacobs

<E., perb. 1642 an Dapib ftevr aus (5eut.

— Worms, 2lnbrcas, Jacobs f., perh.
tr,4H m. «ifabetb Jaufcn.

Limmer man, f. (Eimmermait.

Sed?jtes Kapitel.

-

Die Zltcnnomten.

.^^^^'ie ttHebertäufer 1 ) ober Doopsgcftnben (b. i. in 6er (Taufe bereinigte)
ffigjgffl» fanien 5ugleid) mit ben Keformierten aus f)oUanb in unfere <J5egenben.
&%9<sg& 1 , 5 c jj 0n 151)3 ipirö erwäfnit, baf 6er 21Tcnnift 2lbriaen 2(briaenfen sur
reformierten Kirche übergetreten fei. 2 ) 23etbe Kidjtungen Ratten t>icl Perwaubtes
miteinanber in ber Cefyre, weit mehr, als jebe ron beiben mit ben Cutfyeraneru
(ober 2T7artiniften, wie fte oon ilmen genannt würben), boij unterfdjieben fie ftrfj
audj in widrigen punfteu, befonbers in ber Cefyre r»ou ben Saframenten. Die
2nennoniten ftnb im Derfyältnts ju ben Keformierten bie weitergefycnbeu, bodj
unter ^cftf}altung ber Horm ber fy. Sdjrift. 3*? ncn gegenüber war bas (Empfhtben
ber Keformierten eiti äfnilicfyes, wie bas ber Cuttjeraner gegen bie Keformierten:
audj fyier gab es ein fjalt, weldjes oon ber weiter gefyenben Kidjtuug nidjt refpeftiert
würbe. 2Han fytelt fia? bafyer fo getrennt, als bie Perfyiltmffe bies geftatteten.
Sdjon in ben Beftimmungen bes Stabcfdjen Kirdjen» unb Konftftorienbudjs t>. 3.
\588 wirb biefer <5runbfa$ ausgefprodjen, unb er würbe in Altona beibehalten.

Die (Befdyidjte ber illennoniten in Altona ift bereits oon Bolten 8 ) unb in
trefflicr) eingefyenbcr IDeife dou 23. <£. Koofen 4 ) bcfjanbelt. Ceiber fmb oiele alte
Papiere, weläje, wie Koofen berietet, t>ou ben Dompelaars aus ben 2lrd}ipeu
behalten worben waren, burdj 23ranb 3U (ßrunbe gegangen. Das wenige ITeue,

') <t>ur (Scfcbiitte bcrfclbcit t>al. 2lrnoIb, "Kirrten 1111b Kcfcer • iMftcrtc , r. T26 jf.
To\6 ff- i*rons, Urfprung 5er ffanfaefumten ober lllcnuotiiten. Horben.

*j ftabifdj Kircbeil 1 unb Kotiftftorieilbiiib : lc 5. de Juili ( 1598) Adriacn Adriaenscn avec
prcalaMe confession de foy aiant este auparavant nourri cn 1' Auabaptiswc et apres micux in-
stitue par Hans de l'Hoinel.

3 ) Jl. a. in. 5. ::o— mh.

4 Äefdurtte ber IHemtoniteitjjemeiube 311 Ivimbimj unb Altona. {. lialfte liaiiibiin}
1**6. 2. ISälrte liambur«* \hh:.

91

weldps icf» fyie* biete, betrifft befou6ers 6ie Bedungen 6er 21Tennoniten un6 6ie
perfonen oerfelbeu uu6 ift teils 6eu reformierten ilrdnuen entnommen, teils 6eu
piuneberger 2lmtsbüd>eru, teils 6en nodj porr/an6encu Urfun6en 6er ZUennoniten«
gcmein6e, 6cren freieften (ßebraud? mir l}crr paftor van 6er Smiffen gütigft
gemattete, teils 6eit Sdjlesnnger 3lrd>ipen, 6ic pou fierru Dr. (Etjreuberg auf 6as
fleifigfte 6urd}forfdjt ftn6, rpeldjer mir bann 6ie Benu^ung 6er Sdjlesroiaer
llrfun6en für 6ie ZHcnnoniten urie für 6ie reformierte ftirdje gütigft permittelte,
cuöltdj and} 6en auszeichneten 5<"i"Heuua^rid?te»t (ßerrit Hoofens, 6ereu Be«
uufcung idf 6em l?errn paftor B. <£. Hoofen t>er6anfe.

IDie fiefy 6er Koofenfcfc (ßefamtbefife gebil6et l^at, ift bereits im ilnrjange
$u ßeft IV pou Dr. (Elbenberg 6argelegt ux>r6en. IDilljelm 6e 2tTey tjatte
6as am Bornljof $u>tfa?eu 5 r . f)arsbe<fe un6 ^rie6ridj pon IDerle liegen6e (ßebiet
pou IXicolaus pon Könne gefauft uu6 es 6ann ipte6er \6\ l J an 6en IDeifgerber
Pau>ell Hoofen perfauft. Der (Driginalpertrag, auf Pergament gefdjrieben, mit
6er cigcnrjänöigen Hnterfdmft pon XDillem 6ie IVltV) un6 pauipel Hofen, liegt
im itrdjip 6er <öentein6e. TJLnd} 6er <£rgän5iingspertrag Pom 22. 21lär$ \620
über 6en plafc $rptfdjen 6em Borufjofc un6 ^rie6ridj pon IDerle un6 6er Pom
8. l]Xäv$ \6W ift bereits befannt. Icad? paul Koofens Beft§ folgte 6er pou
Daniel Simons un6 2lbrafyamb pon IDerle, uxldjer bis \65<\ Cafpar pon IDerle
gehörte, 2 ) un6 fo6ann 6as <£rbc 3°^ ami 0ß Buyffers. Cefctcrer n?ar Pre6igcr
6er Hamburger fjausfäufergemein6e (Hoofen I, S. 29). IXodf im 3 a *? rc 1^2
am 7. September perfauft er un6 €auren$ (HanKgen für 700 ^ für 2U>rabam
pou IDerles IDittPe 6creu Bcfifc auf 6er ^rei^cit 3tPifd^en Daniel Simons un6
pauipel Hofen an ^räbrid? pou IDefel, Hermanns Sofnt. €r felbft Ijatte ZUidfaehs
1032 pou tfbrafjam 6e IDerle 6effcn $rpifdfen paul Hoofen uu6 Cafpar pou
IDerle gelegenes €rbe für 2^0 Jl gefauft. pautpel Hoofen n?ar offenbar fdjon
ein begüterter ZUann. Ulidjaclis \633 befennt ftdj ^ran^oes Braecf 5U einer
Sdml6 an ifw. pfingften J655 pertritt er <£lfabefye, 6ic tDitipe feines <ßlaubens<
genoffen, 6es <ßol6fdnme6es Peter 3anfen, in ifyrem (Befdjäftsabfdjlujj mit 2lreu6t
(Euere. €r uxir \5H2 geboren un6 ftarb \b65. Seit [6\\ wat er in Altona.
(Hoofen, S. 22 un6 55.) Hodj \d56 wxvb fein €rbe neben Cie6e 2TIartens
(fpäter ZJnton 3acobfen) errpäfmt. — €in fteinr. Koljfe begegnet audj \0.15. |c>^3

frfjon am \i2n hatten JSartbolomeus Siberen unb Wilm bc IKey an Jfriebri<b
pon Werk */, ihre* ?lntct(5 an ^a« (Srm^ftürf auf i>er Jpreibeit mit ,Jrieörid> von Werlos
l>of im «lüften, U^ilm J>c Hley im U^ejtcn \mb f r . liarsbccfe im Horben abaetretcit.

* l\a<b einer Urfunbe w>in 26. iluanft [6M> la$ panl Kofes i^efiö neben 2lbrabam
be lUerles, n>cl*cr mieber an <£afpar be UVrle ftieH. 3ln* Daiüb HTottes i^efiß (feit i«"
tienrieb (Srönina arenjte an Ilbrian Hofes £rbc.

02

als <3«ugc, 6od? fyabc id? 6icfeu in 6cr ^amilicngcfdndftc ntdjt gefun6cn. Die
Koofcnfdje ^amilic gab aud) fpäter nodj £au6 für 6ic CE>emcin6c fycr. Had}6em
\67^ 6ie <E>emcin6e ftdj eine Itirdjc gebaut fjatte, perfaufte ifyr Cocrt Hoofeu
am \8. 3^»war \677 permittets ifyrcr Vertreter £ucas Koene un6 §ans Germans
für ö050 Jl fein (Erbe surifdjen 6er Bleidie uu6 (Soperts €rbe auf 5er ^rcifycit,
worauf 6as pre6igtfyaus 6er <£>emeiu6c ftcfyt. Don JUidjacli \676 ab follten
Caften un6 €infünfte 6cs (ßrun6ftücfcs 6er <5emein6e jufallcn. Die €ol?e pou
6er (Berberci foüe auf Cort Koofens an6eres <J5run6ftücf gebracht iper6cn. 2l\id}
n?ur6en ^eftfefcungen für 6as reine un6 6as faule IDaffer getroffen, 6ie ifyrcn Zlblauf
6urdj Coerts Dorfyoff Ratten, Beim (Eingeben 6er (ßerberei foüe 6as IPaffer
geteilt tpcr6cn un6 6er Bleidjcr peter Hv1?uys f ou * c f ia ? ebenfalls 6urd) Kcpcrs
6a$u pcrpflidjtcn. 2Dcr6c Cocrt Koofens Dorfyof perfauft, fo folle 6ie <5emcin6c
6as Dorfaufsredjt fyabcn. Die ^ifdjcrci in 6em Ceidje ipir6 an Cocrt Xoofen
permietet. Die ermähnte Derpflidjtung pon Peter Heifjuj? aus 6cm 3 a *? rc
liegt ebenfalls nod? por, un6 am 3. (Df tober 1682 tpur6en 6urdj einen befon6cren
Dcrtrag nodj einige ftreitige punfte smifefpn Peter Heufyaus un6 6cr(ßemein6e
geregelt.

Jlufer 6em Hoofenfdjcn, fyatte ftd> in 6er (Semeinoe nod) ein au6erer bc«
6euten6er (Brun&bcfife gcbiI6et, 6er pon 6er ^amilie Hoe, 1 ) tpcldfc mit 6en Koofens
nafye pera>an6t n>ar. Die ^amilie flammt« aus Antwerpen uu6 tpar $unädjft
uadj fjamburg ge3ogen. ^raneois Hoes lüittpc tDolberfcn, leitjt nodj JtUcfyaelis
\622 au Dietria? HTünfterman ^00 Sdjon 6er Solm 6es erften €impan6ercrs,
^raneois Hoc II., fjatte feinen Blicf auf Ztltona gerietet, un6, geftüfct auf 6tc
(Bunft 6es <5rafcn €rnft, an 6er ^reifyeit ein großes (ßebiet getponnen. \6\ö
6en \7. 3uni perfaufte er an Penning fjanffen rnegen 6er Papiften 6cn Beftfc,
6cn er pou IDallraf fälliger gefauft. <£r un6 Simons roaren 6es (ßrafeu
Cieferanten, le^terer lieferte Sdmüre, Hoc ^lorct un6 tErip für f}offlci6er. Die
Beftcllungcu laufen pou 1602 bis J620. 21Tit Simons (6em Dater Cornelius
un6 srnei Söhnen Cornelius un6 fyms) 5eigtc ftd? 6er <ßraf fel?r un$ufrie6en, un6
er 6rofyte ihnen fogar mit 2lustpeifung. ilTit Hoc 6agegen n?ar er 3ufric6en. 4 )
Der be6euten6e Beft^, 6cn ^ran5ois Hoc an 6er ^reifyeit crnxirb, ging nad> feinem
Co6e au feinen 3ru6er 2(6rian Hoc über, fotpic an 6ie mit i)ilgcr ^ilgers per=
pcrl^iratcte Sdjn?efter ZUayfen, an 6ic mit Samuel Stocfman I. pcrfyeiratetc
Sdjn>efter Couifc, un6 an 6ie mit ^an 3<mfen perljeiratetc Apollonia. Damit war
eine Teilung 6es Beft^es fdjon gegeben. 2X6rian ift 11007 1622 als <3cuge uu6
\627 als Bcfi^er eines ((5run6ftücfes an 6er ^rci^eit neben l^eurid^ Philips (fpatcr

*) V<$1. au* <£^rcnbcriv ßeft IV, f. 4<j.

Digitized by Google

9»

Keimer Keimers) cnräfpit. Hod? ärger aber unirbc bie <3erfplittcrung, als 2lbrian
ftarb unb neun Kinbcr Innterliefc. Don biefen u>ar perina Hoc mit pieter
IDynants, Sara Hoc mit Daniel janfen, 2Haria Hoc an Samuel Stocfman per«
heiratet. Von ben Söhnen axir fjarmcu nadj ttmfterbam gesogen, Ztbriau frü^c
geftorben, unb IDolter Hoe unb 3<m Hoe maren bie, u*ldje bie <Erbfcf?aft an (Drt
unb Stelle übernahmen, ^ür bie unmünbigen ttinber traten als Dormünber ftenridj
Sir (pgL Koofcn S. 29; als <3euge tritt er fdjon 16^8 auf), Daniel 3amjen,*)
Samuel unb Abraham Storfman ein. So würben (Öftern U>30 an l?ans (Booers
unb IDolter Hoc bie fjäufer auf 6er ^reifjeit bei öem Bom^ofe nebft bem tEcid?c
für 1800 / oerfauft. (Dftern mutb* 6er Kcft be^lt ferner fauftc (Dftern
\ü7»0 J}ans ßouers 6ie fjaufer, 6ie von f^tlgcr fjilgers l^erfamen un6 ftd? von 6er
einen Strafe an 6ie anoere nadj 6em Hamburger Ceidjc erftrerfen, für 3000 p.
<5u tfafjnadjt 6esfelbcn 3a!?res K>50 perfaufteu Hoes <£rben 6as Bleid> un6
öutferjaus nebft 6em £leid}pla£ $ipifdjen IDolter Hoe im Horben un6 6en anbem
<£rben int Süben nebft ber IDaffergeredjtigfeit für 5^00 £ an Jjeinrid) Sdjomadjer,
n>obei Unterer fidj perpflidjtet, bic planfe bis an Dictrid| (Eggers f>aus madjen
$u laffen. 5ur fclbett £cit roirb an Dictridj (Eggers ein fjaus mit nod? einer
IDolmung auf ber £retfptt $n>ifd?en IDolter Hoc unb ftenrid? Sdjomadjer für
\000 / überlaffen unb an IDolter Hoe 2 ) bas ^amilieur/aus nebft fy>f unb IDerf.
fyms jmifdjen Dietridj <£ggers unb ijeinridj Sdmr/emadjcr im Süben unb ^ans
(ßouers im Horben für 2500 Ji abgetreten, u>obei er fid? rerpflidjtet bie pianfe
5ttttfdjen ifjm unb fyms (ßouers 5U unterhalten. €ine burdj 6cn Überbau ron
Hoes f}aus un6 6ic IDerffur/lc bebingte Jlbmeidjung u>arb suglcidj geregelt. 2lm
4. 2lpril fauft Peter (ßaljbe \ \ Stücf Canbcs, 5 1 /, Sdjeffel Saat faltenb, $ttrifd>cn
fjans pape unb bem IDegc auf bem neuen €anbe für 500 /. <3u (Dftern
[67)2 überlädt IDolter Hoe an (Seorg Rennaus für 4500 / feine Käufer auf
ber reifyeit, bas eine bei Dietridj <£ggers, ferner bie f)alfte ron bem l)aufc unb
€anbc bei bem tTeidje, rooron fians (Souers bie anbre frälfte bejitjt, nebft ber
(Ecidj» unb 23omgcredjtigfeit, trofür ifmt (Beorg Germans bie fjälftc r>ou einem
fy>f mit fyius unb 28 l / 8 iUorgen Canbes im Camerlaube nädjft JITciuerts ^ofe,
weldjen bisher (Elatoes Stocffletr/ befeffen, als #cfi§ sufpridjt. ^totfehen Dietridj
(£ggers unb IDolter Hoe fam es (nad? bem Pinnebcrger (ßerichtsprotofoll) am
27. Hopember \6ö4 311 einem projeffe, in meld^em jener ben (enteren ber unet)V-
liefen Deutung bes Dcrtrages bcfd>ulbigt, inbem er gcanffc Sdjulbeu unredjt«

l ) Picfcr perfanft 13. \625 fein T>aus jwifibett ZTocs »Srben unb tlarftcn liafclmau,
au Darib llToitc. €r ift ^cueje \b22.

! ) (!)ftcru \6ö\ Mannte ftcfj l»iefcr 311 einer rdmfö voti \ioo £. an feine uunuiu5>iaeu

(Scfdjn'ifter Perman, rara, 2luna, Itlaxia, unb erft \639 u'irb J)iefc Sdiulb tjetilijt.

9*

mä$gcrwcifc gehoben l?al\\ 3» ocr €ntfdjcibuug würbe Hoc auferlegt, falls
Kagers ben Beweis erbringen tonne, bic betr. poften $u begleiten. Itud? 3ot>an
Hoc behielt feinen Bcfifc nia?t lange. <£r fyatte ©ftern K>3\ aus ber <£rbfd>aft
ein fyius nebft (ßarten swifdjen ftenrid) (ßröuing unb peter Ittafycn einerfeits
unb fjenridj Sdwljemadjcr anbererfeits für 5400 / übernommen, welche bic <0rof .
mutter IDoIterdjcn Zloty porftreeft. Hodj im 3afjrc [(&) wirb fein Beftfc
erwähnt, als neben bem gelegen, welchen Ijenrid) fteerfyat an peter VOatyn per«
tauft. 2lm 2ö. 2Härj J636 perfaufte er für 2600 an Samuel Stocfman
feinen l)of mit 5wei IPofmfyäufern, einem €uftfjaufc, einem Ccidjc unb pom IDaffcr*
lauf ben betr. Anteil 5wifd?en fyriuridj Bremen unb Kubolf Sdml$en auf ber
^reifjeit. Der Betrag wirb am 22. 3uli besfelben 3at?res entrichtet. 2Jm
22. 3«K 1636 leiljt er nodj <5db pon Samuel Stocfman.

Cc^tcrcr entftammt ebenfalls einer menniftidjen ^amilic, bic mit ben Jvoofcus
perwanbt war (f. Koofen a. a. <D.). (ßerrit Hofen in feiner t familtcngefdjid?te
permutet, ber ältere Samuel Stocfman, fetner ^rau (Brofpatcr, fei pon Antwerpen
gefommen. Hun wirb aber 3°^«" Stocfman, welcher ftdj J5./6. \6\" mit
iUargarctc, 2tlbred)t Sanges (Tochter 3U Altona, perljeiratet, ein Küper aufjm
£anbt 3U Kleff genannt. Diefcr ift in Koofens ^amilicngefdndjte nidjt erwähnt,
watjrfaVinlidj weil er nidjt 21Iennift war, benn er begegnet in bem Zlltonaer 2lrmcn=
budj im 3 fl f? re U>24; ba aber (ßerrit Hoofens Sdjwiegermutter, Samuels tTodjter
<£lifabetlj, ifyrcn (Batten fyins 2tmoury') \6\6 heiratete, fo tönnte 3°*? an wel«
leidet Samuels Bruber gewefen fein. J623. \2. [2. tauft biefer mit 3 anr * c
IPilmffeu bas ftaus pon Itbrian <£ornclieffen 5wifd^cn Corbt Bartels unb fyms
21Iefters. Hoaj \8.j2. JG42 wofynt er neben 3°^" JHefters U)itwe 21Targaret
(pon ba an £orbt Cutterbrot). 3 m 3 a *? r * l ß 30 treten 2lbrafyam unb Samuel
Stocfman als Dormünber ber ZToefdjcn Kinber auf. Samuel Stocfmanu II
nämlidj perfy. mit (Elften pan Sintern unb fein Bruber Zlbrafyam (perfyeiratct
mit Jtmerens Siefs) finb Iner gemeint, bic (Dfyeime pon (ßerrit Koofens $xau-
Des älteren Brubers fymsfauf J65r> fyaben wir fdjon bei 3°fa" *^ oc erwähnt.
2(m 27. 3"Ii 1628 ftanb er in Streit mit peter IDafycn wegen bes IPafferlaufs.
Der Samuel Stocfmanu, ber 7./4. 1660 erwähnt ift, als im Horben pon Hicla
JITilet (fp. Petrus IPcinidfius, pater ber Socictät ber fatfyolifcfycn Kircfye) auf
ber ^reifyeit wofnicub, ift wofyl ber britte bes Hamens, ber ä Hefte Sofm pon
Samuel Stocfmann II. <£ben berfelbe woljnt 24-/3. neben Dominiais Pe=
terfen (fpäter 3°^" Schare) unb perfauft 8. ,'9. \66\ fein ijaus $wifcfycn feinem
anberen Bellum unb fjacfelmann auf ber ^retfjeit an <£laes Itmolber. €benfo

*) <Sin 3tmoury bctjcijuct nodj 17^5— \qqo als bäiitfrfjcr Kcmful in Sottcr6dm.

95

6ürftc 6er 2lbraljam Stocfmaun, tpclcfycr 1652 <ßc!6 an 6cn Bletdpr l)aus lange
auf 6er ^rctfjctt letljt, 6cr jtr»citc Sofm Samuel Stoefmaus II. fein. <£iucr
6iefcr Stocfmans (iparjrfdwinlia} Mbrafam I.) öürfte eine Säule 6er <J5cmeiu6c
gctPefcn fein, beim laut 6cm Prot. cons. 6er reformierten Kircfy; $unt (8./4. 1634
ging mau mit 6cm (Seoanfcn um, ob mdft 6ie reformierten prc6tgcr mit
ihm über 6as Stücf pou 6er <Eaufc Msputieren un6 ihn fo $ur Kirche rnnüber*
5icf?cu folltcn.

Don fonftigen JUcnniftenfamilien feien uodj bic 6c Dofc crtPär/nt. Don
r/erporraaenoer 3c6eutung ift peter, 6er, u5ic fdjon an6e«pärts gescigt ift, \()~ü
ein prtpilcgium erhielt, \63ij trat 6iefcr su 6en iUenniften über mit feinem
ganjen (ßefmoc, un6 über 6iefen „<£rcef? " tour6e fofort an 6en (ßrafen beridjtct. 1 )
29., 4. J642 fauftc er pon (ßcorg Culemcyer fteffen fjaus bei pon polten Bleibe
5tpifcfycn 2tnne Sobbc un6 peter Jjoffmann. 2tls er \654 ftarb, fn'ntcrlicfc er
pier Söhne, pon 6enen taut einer Hr?un6e Pom [9. Hopcmber 6er älteftc, peter,
6as Brauerbc erhielt. Der jttjette, 2tbraf?am, befam 6as fyms $ipif djeu 6em
Brauljaufc un6 oon polten £cfe un6 23Ietcfyc in 6er £rcc6en Strafe. Die
anoern Sölme Riefen 3faac un6 jafob. Jlbrafyam fauftc 2\.j\. \6d2 nod?
peter Sdjeres f?aus srpifdjen 6em Sornfyof un6 f)ans Kambfe.

picter plus (Hoofen I., 5.37) tpar aus Pinneberg nadj Altona gc«
$ogcn. <£r tritt nod> \6V) als <3eugc auf un6 perraufte am 10. 21Tai \6\7>
fein fyius $tPifdjen (5cr6t 6e (Euper un6 211. peter ^iefe an Dietrid) <£ngcll 511
Hamburg. Seine l(iu6er waren nadj Koofcns ^amilieunadjricbten \. 3acob,
2. fyms, 3. (glifabetr; (oerf?. mit Carmen (Soperts), 4- 2Haria (pcrlj. an tDcffcl
£Ucn), 5. Sara (perfy. an I7en6ricf 6e 3 a *9 ct )- —

2lus 6er ^amilic IDynants nxir einer, Hamens ^ric6rid?, \642 am i}cu«
berge nadjft peter §acf begütert. Seine $xau J?«f Catrina, fein Solm 6ans.
Dodj ift nid>t fid?er, ob 6iefer auefj illennift u?ar. 3n Koofens ^amiliendjronif
begegnet er niefy. 0b 6er Wilhelm pou Sintern, 6cffcn IDitipc 2TCargaretc ^6^8
ifnv Hcftfcung auf 6er .freüpit neben illbrcdjt Witte an Karften IPittc perfauft
un6 fia? mit ZTlidyael Steffens perfyciratet, 6er 6as an6crc fjaus erhalt, 3U 6en
21Tenniftcn gehört Ijabe, ift nid?t ftdjer. (Eine äljnlia>c Hnftdjcrrjeit liegt besüglidj
pcrfdne6encr im pinneberger 2lmtsbudje begegnen6er Simons por. fylger fjilgcrs
begegnet \6\5 als <3cuge.

Die Jttcnniftcn litten lange nidjt 6ie freie Übung ifjrcr Religion in 211=
tona ersielen fönnen. 2tm 27. Hopember ^634 (nadj 6em Ptnnelvrger (ßcridjts«

2 ) rd;lesn»i«}er ^rd)ip A. X., 76. IM. V09/U0 u. \5*. m ijlcidjcr §cit tauften aud?
^ic ITIenniftcu <Zonxab Knees, f^etibrirf, einen Kuc*t unb ji»ci lITägbe.

96

protofoll) würben f^nridj penner 1 ) unb German Schere*) als Permalnier ber
IVHebertäufer por (ßcridjt geforbert unb gefragt, wer ifmen erlaubt fyabe tfyre
Keltgion 511 üben, worauf fte sugeben mußten, feinen fdjriftlicfjen Konfens $u
befitjeu, bod) Ratten fte bic Pcrmafmung bei Itterpuppeu, Stebiug von <Ü5o£=
maus Reiten fdjon ger/abt, or/ue befnubert ju werben. <£s würbe ilmen por-
gefyalten, bajj fic Unrecfjt tr/äien, ofme förmig (Erlaubnis tyre KeHgion 511
üben, uamcntlidj ba fie ftdj nidji an ben 2tltonaern (bie faum 20 ober 50 feien)
genfigen liefen, fonberu nod? 100 ober merjr aus Hamburg $u fidj locftcu unb
Bürger aus Altona perfürjrten (in furscr &\l feien 2 2Hägbc unb ein Börger
übergetreten). 2tTan folle an ben trafen berieten, unterbeffen bis auf weiteren
Befa^ib f ollen fte fidj bei Strafe pon JOOO Heidjstfyalem ber Dcrmafwung ent-
galten. Die Wenniffen räumten nur ein eine JUagb getauft 3U r/aben, per«
fpradjen aber ftdj bis auf ben <£ntfdjeib 511 enthalten. &u glcidjer t 3eit (1654),
ba \650 ber tfoutraft mit ben Hieberlänbern in Hamburg abgelaufen war,
würbe in Hamburg befdiloffen, baf bie in Altona wofmenben IDiebertäufer, bie
bort feine paefräume unb (ßefdjäfte Ratten, abjufd^affen unb gebüfjrenb 5U be<
ftcuern feien. 8 ) JlTandje ittenniften, wie 5. B. IDinolt Becfcr aus <£lbcrfclb,
traten unter ben Umftänben sur reformierten tfirdje. IHtt biefer fyatte man
ftdj audj in anberer fynftdu" perftänbigen müffen. 2tm \ö. 3uli 1605 (nad?
bem protofollbudj ber reformierten Kirdje) würbe bie ^rage aufgeworfen, ob
man ben ZTlenniften bas Begräbnis weigern ober gegen „eenigen fefer pem
niud" geftatten foIL Jim 28. ttuguft besfelben 3afyres würbe befdjloffen ib/neu
ein gefonbertes Stücf bes Ktrd^ofes ansuweifen. So fanfte 1655 ber ZHennift
3ofyann 3 aus cht Begräbnis für fidj unb feine ^amilie für 20 Keidjstfyaler,
in bemfelben 3 a *? rc 3f aa ^ Stocfman (ber Sofm Samuels II.) für feine Fa-
milie. So wirb nadj ben Koofcnfdjen ^amiltennadjridjten \665 t}aus 2(moury
auf bem reformierten Kirdjfyofc in einem eigenen Begräbnis beigefefct, ebenfo
famen 16^9 paul Koofen unb feine #rau 3 a n?en Quins in ein eigen
(ßrab auf bem reformierten Kirdjr/ofe. 3*? re Codjter (ElifabetI? bagegen wirb
\GS6 fdpn auf ben eigenen Kird^of ber ZUenniften gebradjt, wie aud} (flias

1 i>cnrid> penn beacauet \6\<) als ^euijo.

*) tfernum rebere fauft *./-• wn »Engel Korrfcs bereu liaus an ber rtrafic bis
peter ilrumpcu f dtcibrplanfc. 2lm :>.jz. \62\ rerfauft er für höoo JL an <£l}rijtiau Proft
fein Paus jivifd'cti 3«""'en Keimers unb <5crbt fiarmeus, 1627 unb \634 ijt er flyentje. Pas
ttaebbarbaus ron peter Crampc nmrbc \6M) an peter plumpe, an PietrtA fcbaius rcr-
fauft. (Dftcrn \6\o Icifjt er (Selb au I>ieiri* (Etnjicrs uub perfauft IHi*. V6^o mit Jürgen
ttulemeyer au ^arfeu Kctmcrs Kinber bas f^aus am Reubcrtjc jaiifcben l^curi* ^erubes
uub Renridj fdjmitts.

s ) (Saüois III, f. <)8.

3anfen nad? einer noch porhanbenen Urfunbc \682 (28./ \.) von fyms fjermans
unb Rennau Koofen ein Begräbnis auf bem (Semeinbefirchhof in 6er mitte,
gleich weit pom Süber« unb Horbertfufpfab, in bec H. Seihe für 2^ ^.

3m übrigen behaupteten bie ZHenniften ftets it>rc Sclbftänbigfeit, wie aus
5er Propaganda Ijerrorge^t, bic ftc für tfyrc (ßcmcinbe betrieben, fyms pape
berichtet 1 ) am 28. 2TCai \6?>% jie fetten eine ttTagb getauft, unb Peter be Vo%
tjabe fid? mit feinem ganzen (ßefinbe taufen Iaffen, unb pon bem CDrgelmacher»
gefeilen 3acobus fynfdje, ber fein XDeib perlief, wirb berichtet, er fei mit
5wet IDeibspcrfoneu entlaufen, aber gefänglich eingeholt unb sur Brüche gefegt.
Pagegen ift pon bem Kücftritt Sooswalbt ^licfmiers, Dapib Steirs unb
ZUayfen Hoes jur reformierten Kirche fdjon oben bic Hebe gewefen. 3 n ocr
«Eingabe Pom 3. 3 u "t an oen König pon Dänemarf 8 ) berufen fidj bie
HTenniften barauf, baf fie f<hon feit über ^0 3 a h rcn m Altona weilten unb
freies Exercitium gehabt hatten, hatten aü( ^f fidf rühmlich burdj Jjebung
Altonas fyerporgetljan. Der König erflärte es bei bem alten prwilegio be»
tpenben (äffen 5U wollen, bodj follten fte niemanb pon anberer Seligion an fidj

jie^en. Der Beftätigungsbrief ift batiert Pom 6. 3uni \6<k\. s )

* *

*

Hoch mancher Beitrag sur <5cfd)idjtc bes geiftigen Ccbens unferer Stabt
aus ben 2lrdnpen, bie mir fo gütig geöffnet würben, fönnte hier feine Stelle
finben: allein ber Haum perbietet leiber ein weiteres (Eingehen.*) Die Sebeutung
ber nicberlanbifchen <£tnwanberer für (ßeftttung unb (Erwerbsleben aber bürfte
aus bem (ßefagten 5ur (ßenüge fich ergeben. Sie waren bie Sabiner Altonas,
welche ben rauhen (ßrünbern ber Stabt bie Künfte bes ^^ebens brachten unb fie
fähig machten mit ber HachbarftaM 5U wetteifern. Sie felbft perfchwanben in ber
Bepölferung, bic fie aufgenommen, aber erft, nachbem fie ihr ben Stempel ihres
eigenen (ßeiftes aufgebrüeft Ratten. Post mortem vivunt.

l ) 5*1. 3JrdMt> X, (09 unJ> { \dt>.
-'; 5*1. :irdj. A. HI, Ut. 2?,:, 5. i» traft i b .
:y , Koofeu a. a. (T>. 5t. 3?f. holten a. a. CO. 5. :«,3 2mm. 176.
l ) JScfoufters mußten aus ftiefem (Sruuftc audj ftic urfprfittijHdj beigefügten sablreidjen
Pem'etftmgcu auf ftie ardjiralifdjcn nnb fottftttjcit (Quellen wegbleiben.

Altona untrr £<i-ciurnburgifcfrrT ISmi'Auft. VI.

7

Orurf pon f)r»Tf & ö«f« in Ccipjtg.

Digitized by Google

VII.

Dte 3efutten=IHtffton in 2lltona.

Dr. Htcfyarb (Etzenberg.

€rffes Kapitel,

Die 3efutten*21Tiffton unter (ßraf 2(bolf XIV.

^592—^60^

ur £ett 6er (Entftefyung Altonas gehörte 6te fleine Kirdjc in (Dttenfen
nod? 5um r/amburgtfdjen 5t. petrifirdjfpicle, un6 6a in fyimburg fur5e
<3ett Porter (^528) 6ie epangelifdjc Cerjre nadj mer/rjäfyrigen garten
Kämpfen einen Pollftän6igen Steg errungen fjatte, 6a im 3afyre ^529 6er
Fatfyolifdie <ßottes6ienft fogar 6urd) #rtifel 59 6es „langen Keccffes," snnfdjen Hat
un6 Bürgerfdjaf t ftreng perboten n?or6en n?ar, fo bc6eutete 6ies, obipofjl 6as fdiaueu*
burgifdje (Bebtet einftnx'ilen größtenteils nod) fatfyohfcr) blieb, 6od) für ©ttenfen
un6 Umgegen6 tpar/rfdjemlidj otnie IDeiteres 6ie (Einführung 6er Keformation.
je6enfaUs blieb 6er ^ufammenfyang mit 6er 5t. petrifirdje in Hamburg befielen.
2(us 6em 3ab,re \5o7 wirb berietet, 6a§ 6ie (Einipofmer pon (Dttenfen, ©tfy«
marfdjen un6 Baljrenfel6 uadj wk por ifjre (Toten in Hamburg beftatteten, für
6as 3^^? r l 5< t 8 n? i r0 °* c 5 u 9 c ^ri^fcit (Dttenfens 5ur Hamburger 5t. petriftrdje
6urd) einen freilidj um \ \6 ^atyc fpätcren, aber jedenfalls auf älteren Kirdjen«
aften beruhenden 8erid?t 6es ottenfener, 6amt altonaer Paftors Sdjepler be$eugt,
un6 im 3<*f? rc I 550 faifM «*/ °' c €intPolmer jener 6rei Dörfer Ratten fidj feit
2tlters 6er Katednfattoncn, Pre6igten, Caufe, 3ctdjte un6 Kommunionen $u
St. petri be6icnt, audj r/ätten 6ie 6ortigen Paftoren ilmen immer einen frommen,
gefdjicften JTTann angcipiefen, um ir^re Kranfen 511 befudjen un6 $u tröften. Das
voat freilief} gra6e 6amals feit Küfern an6ers gea>or6en: 6ie Ceute aus 6cn 6rei
Dörfern Ratten fidj felbft einen Pre6igcr gcipäfylt. Dod? fnüpfte fidj 6ic Per»
bin6ung bal6 aufs neue, un6 erft als (ßraf (Dtto IV., in6em er felbft ftd)
jur lutljerifdjen £er/re befanntc, 6iefclbe audj in feinen (ßebieten einführte, u>ur6e
(Dttenfen enttpe6er fogleid) 06er 6od) nadj einiget ^eit eine felbftän6ige Pfarre,
6a in 6er epangelifdjcn Kirdje nur 6er £an6esfjerr Cräger 6es Kirdjenregimentes
(summus episcopus) fein fonnte.

31 Ilona um« S^umburgifii« £)errfdjaft VII. \

2

XOk aus allebcm fjerporgeljt, u>erbcn audj bte crftcn <£intPor;ner Altonas,
bas ja 3ur ottenfer Kircfye gebort«, tpofjl von Anfang an meift epangeltfdj 9c«
tpefen fein; inbefj mögen ftdj unter Unten anfangs mandje Katfyoltfen befunden
fjaben, bie in Hamburg nidjt bleiben fonnten. hierauf beutet piclleidjt audj 6ic
in ben 3^*?«" 1^50 unb l 55 ? **>n ben fjamburgifdjen paftoren gerügte Heigung
ber Berpofjner pon ©ttenfen unb ilmgegcnb, fiefy ctgcumädjtig Scelforger ju
rpäfylen, bereit lutrjerifdje Rcdjtgläubigfeit $ir>cifcll?aft trar. 1 )

Als bann aber ettpa feit bem 3 a ^? w nteberlänbifdje Keformierte in
rafdj uxtdjfenber fialfl eintpanberten, beftanb bic altonaer Berpofmerfdjaft jeben«
falls fo gut roie poüftänbig aus Hid^tfat^olifen, urie benn überhaupt bamals in
fytefiger (ßegenb n?eit unb breit Faum nodj Katfjolifen porfjanben iparen. Dod?
gab eben jene ZHaffenfludjt ber verfolgten nieberlänbifdjen Reformierten bemerfens=
roertcr IDeifc mittelbar Anlafc sur tDiebergeftattung bes fatljo!ifd>cn (Bottesbienftcs
in Altona. Als nämlidj burd? bie Pernid^tung bes antrpcrpener fymbels ber-
jenige Hamburgs erftarftc, fiebelten fidj fner nidjt nur nicberlänbtfdje, fonbern
audj italienifdje unb fpanifdje Kaufleutc an, bie bis balnn in Anttpcrpcn
perfekt Ratten. Diefc Kaufleute uxircn Katfyoltfcn. Sic tpurben in Hamburg
3u>ar, tpic ber Bürgermeiftcr Pincent ZHoller ettpas fpäter fdjreibt, , ; 3U Beförberung
gemeiner fjantierung unb Kaufmanufdjaft" gcbulbet, burften aber feinerlci gottes«
bienftlidje fjanblungen pornefymen laffen, rpesfyalb fte ben Grafen Abolf XIV.
pon Schauenburg baten, ifnten bie Keligionsübung in Altona 5U geftatten. ZDenn
fte 3U bem <5rpecfe einen Angehörigen bes 3 c f m ^ nörocns pertpenbeten, ben fte
fogar piclleidjt — es ift bas eine Dermutung pon fatholifdjer Seite — gleidj
mttbradjteu, tpenu fie ferner jtdj ber ^Jürfprad>e fyofyer fatfyolifd^er Potentaten
erfreuten, fo erfefym n>ir hieraus, baf bas Zeitalter ber Gegenreformation
begonnen hatte.

Die Gegenreformation rparf ihr Hcfc pon Kom, IDien unb ItTabrib aus
über Deutfcfylanb. <£bcn biefe brei IPeltmädjte n>aren audj bei Begrünbung
bes fdjeinbar fo unbebeuteten altonacr 3cfuitcn<2T?iffton beteiligt. Die altonaer
2Hiffton hatte aber in ber Cfyat feine gaii3 geringe Bebeutung; benn bie 2ttög

V UVa.cn «infiibrnna ber Deformation in iMinbunj ift jetjt t»tc biefen (Eitel fübrcn&c
f*rift rott rille in liambnra ihn». 311 rcrajeiiben. IMuficbtliib ber (Äraffih»Jft pinnebera
fibcinen jidj feine Materialien erhalten 3U haben, außer bem ireniaen, n»as Cappenberg,
<£lbfarte bes ItTelcbior Soricbs. Hamburg tm:, f. r.iff. nach Hamburger tQnellcn in ^cjua
auf bie Dörfer (fltteufen, cntbmarfcbeu unb i?ahrcnfelb beigebracht hat. ilencrbiuas tjerft bie
rage, in CDttciifcn habe ror ber Deformation ein KI oft er beftanben. I>as ift ein 3 rrrnm
Wohl aber befaß bas bamburaer Homiuifanerflofter ft. ^o^"'» "t (Ottenfen einen ISof.
unb au* bas üfterjieuferiuuenflofter lurwftehubc hatte bort (Srunbbefttj.

Digitized by Google

lidjfeit, mitten in bem am pollfommenften epangelifeh geworbenen tEeile Deutfd?»
lanbs eine foldyc für bie 3efchrung ber Ke£er beftimmte Station unterhalten 5U
bürfen, mürbe pou ben 3efuiten fefyr hod?gef cfyäfct, unb 5umal Ijamburg, in
beffen unmittelbarer iuidjbarfchaft fte begründet amrbe, u?ar u?ie für alle großen
Zttächte, fo auch für bie römifdje Kird}e fdjon bamals, als es grabe 3ur norb*
europaifdjen ßanbelsmetropole ertPudjs, ein unartiger ftrategifdjer Stüfcpunft.

Der 3efuitenorbcn mar frfjon feljr balb nadj fetner Stiftung, nod? mehr
aber feit «Errichtung bes Collegium germanicum in Horn unermüblid} befdjäftigt,
feine großangelegte unb für ihren J>tt»ecf aufs beftc geeignete (Drganifation über gan$
Dcutfcr/lanb aussubchnen. 2tber tro£ ber Permdjtung bes fdjmalfalbifdjcn Bunbes
burcrj Kaifer Karl V. mar bie Beformatiou noa? im ^ortfdjreitcn begriffen. <£rft
als pon ben Iticberlanbcn aus £)er5og Zllba bie uneinigen unb ftets gelbbebürftigen
dürften tt)eftbeutfdjlanbs teils mit Derfpredmngen locfte, teils mit Drohungen
cinfdjudjtcrtc unb teils fogar gerabe$u mit (ßetpalt 3um 2tnfdjluffe an bas fpanifer/e
Syftem jrnang, als biefes bann naa? bem £obe bes Kaifers JTTarimiltau II. aud?
in IDien immer ausfchließlicher 3ur f)errfchaft gelangte, tpäljrenb gleichseitig — olme
«gtpeifel bas fjauptmoment — bie fyxxk unb enge Unbulbfamfcit, ber religiöfe
unb territoriale Partifularismus ber beutfdjen Cutr/eraner ben inneren fjaber
unter ben <£pangclifa>en immer t)tft\$ct anfachte, bie Sdmwng« unb 2ius«
breitungsfraft ber neuen Cerjrc hoffnungslos lähmte — , ba erft ersielte ber
Katfjolisismus in Deutfdjlanb uneberum bebeutenbe «Erfolge felbft bort, ipo er
bereits größtenteils perbrängt toorben tpar.

Tlüdt} (ßraf (Dtto IV. pon Schauenburg, ber eben erft bie Deformation an-
genommen fyatk, fonnte ber balb barauf einfe^enben mächtigen (ßegenftrömung
um fo weniger tpiberfter/en, als fein J}aus fdjon feit langer ^eit burdj <ßelb>
intcreffen ohnehin an bie fjabsburger gefettet tpar. Bereits im 3 a *? rc 1503
hatte (ßraf 3°f? ann öcm Kaifer JUarimilian I. Kricgsbienfte gegen «Selbem
geleiftet, um für einige teiltoeife noch aus bem erften Drittel bes ^5tcn 3 a *? r '
hunberts h***ührenben ^orberungen an bas genannte ijersogtum 23efriebigung 5U
erlangen. Das glüefte iljm inbeß nicht; pielmchr blieb Kaifer lYlajc obenbrein
noch bie aufgeroenbeten Kriegsfoftcn fdmlbtg. Sobann t}<xt\c mi 3 a *? re
(ßraf (Dtto ron König Philipp H- cmc Beftallung als „Kat unb Diener pon
fjaus aus" auf 6 3<*h rc *3 c 3 cn cm Daljrcsgerjalt pon 2000 fl. angenommen unb
hatte ^558 thatfädjlich gegen ^lanfrcidj Kriegsbieufte geleiftet, u>as aber nicht
hinberte, baß er 1562 für bie feit 5 3ah re " rücfftänbige Befolbung \0000 fl.
3U forbern hatte. Dafür erhielt er nur bie f ümmerliche 2(bfinbung pon \000 Kronen,
unb felbft bas erft, als er ftd? bereit erflärt hatte, bas Dienftpcrhaltnis 5U erneuern,
(ßraf (Dtto bebang ftd? hierbei nur aus, baß er für feine per fon nicht gestpungen

Digitized by Google

4

werben fSnnc, gegen augsburgifdje KonfefftonsDerwaubtc ber Keligion wegen
511 fämpfen.

3m 3al?rc \57\ waren fcfyon wieber J25O0 fl.jx>n 6er fpanifdien penfion
rücfftänbig; trofcbem ging 6er töraf J572 auf eine (Erneuerung feines Dienftrer«
hältniffes ein unb nafpn fogar im gleidjen 3 aI ? rc — wie übrigens nod? anbere
proteftantifdje beutfdjc dürften — mit einer ftattttdjen Heiterfd^ar unter 2llbas
£afmen an bem Kampfe gegen bie aufftänbifdjen ITieberlänber teil, bie freilief?
feine augsburgifdjen Konfefftonsrcrwanbte, fonbern fe^erifcfye Keformierte waren.
<ßraf 3 0p f* v° n Sdjauenburg bagegen, (Dtto's öruber, nafnn unter (Dranien
Kricgsbienftc, wejjfyalb feine tjerrfdjaft (Bemmen burd> fpanifdje Cruppcn per«
wüftet unb bann bem (ßrafeu (Dtto gegeben mürbe. Diefer mujjte bafür jefct
nod> tiefer in feinen Beutel greifen, fo baf \57<k an Solb unb penfton nodj
über 40000 fL rücfftänbig waren, als ber neue mebcrlänbifdje Statthalter Hcquefens
ben Orafen perleitctc, ifjm nidjt weniger wie 6 ^dlrnlem Heiter von je 500 JHann
5U5ufü^ren, offenbar fdjon pom fina^iellen Stanbpunfte aus ein fefjr gewagtes
Unternehmen. Denn als bie Heiter brei ittonate lang auf IPartegelb gefegt
werben muften, wuchs bie ^orberung bes (ßrafen auf mel?r als \ 00000 fl. an,
unb ba bie Solbaten pon i^m ben Solb forberten, mufjtc er 3ut»elen perfaufen,
(ßüter unb Sdjlöffer perpfänben, olme r»om fpanifcfjen ftofe €rfa§ feiner Huf'
wenbungen erlangen 5U fönnen.

3m töram über bie fdjweren ^°^ cn feiner Unbefonnenheit ftarb <ßraf
(Dtto ^576, worauf fein Sofm unb ITadjfolger (Sraf 2lbolf fief? 3aln*3efnite l an $
auf alle erbenf ltdje JPcife um i^aljlung ber fpauifdjen ^orberung bemühte. Dicfe
Bemühungen nun waren es, weldje pteUeidjt fdjon $ur <£ntftehung, jebew
falls aber jur «Erhaltung ber altonaer 3efuiten<2niffion bas meifte beigetragen
haben. 1 )

Der erfte jener fpanifdpn unb italienifcben Kaufleute, bie fieb in Hamburg
nteberliefen, war ein Florentiner Hamens Alessandro della Rocca. €r fam
um bas 3ah r \ 58 9 hi* r an / kaufte ftcfy $unädjft titulier) ein fjaus, lief es aber
fpäter ftattlidj ausbauen unb ben größten Ceti feines Vermögens hetfonwien,
womit er bann über 20 34f?re lang in Hamburg f?anbcl betrieb.*) Balb folgten

1 Die ffanifd>c »forberun^ überbewerte niAt nur ben (Srafcit 2tbolf, fonbern fo^ar
bas tjan3C tfaus ber fdjaucnbnrcter. Mit ben $infcn betrua fic frfjon \<>2h: *63 0oo fl.
fpäter febeinen ^iitfcn nutt mehr ba3ua.cfcblaa.cn 311 fein; aber noeb bie "Kaifertn flTaria (Efjercfa
nutzte es erleben, baß ein (Sraf 311 Stfcanmbura'tippe fic um i^abjuna ber mit ben fpautfdjen
itieberlanben äberfommcnen f cbulb erfuebte. Pic auf letjtcre bc3iiglitben Elften befinben ftdj
meift im fürftliaScn iiausarAirc 311 JMirfcbiira.

- Der hamburaifd?c rvnbtfns Klefcfer bat in feinem Werfe ßamba. (Scfefcc unb
iVrfaffiiuaeu VIII. auf <5ruub eines amtlichen, aber in biefem punfte rieüeidjt

Digitized by Google

5

ifym anbete fatfjolifdjc ftauflcute, von benen mehrere jtcfj aus Hntrperpen grauen
polten unb in f?amburg eigene ^ausfjaltungen begrünbeten. 3h n<n gefeilten ftch
portugiefifef/e 3 üben 3U, bie ja anfangs lyicr als Fatfyolt'fdje Heubefehrte
(„Heucr/nftcn") auftreten muften. Sie betrieben ebenfalls umfangreiche fjanbels«
gefdjäfte. 1 )

Deila Kocca ffait6 ntit bem (ßrafen 2X6o(f pon Schauenburg unb mit feinem
Hacrtfofger, bem (Brafen <£rnft III. in gcfcf/äftlichen Ziehungen : er befefjaffte ihnen
"Kunftfachen, Seibcnftoffe, Sammt unb mitlas, fünftlicrje Schlaguhren, muftfalifcbe
3«ftrumente unb uielc anbere foftbare Curusgegenftanbe meift italienifcr)er J)er*
fünft, ferner <££tpaaren 5. 8. ttalienifchen itToftricfj, Pomeran5cn, Zitronen, Süb«
meine u. f. n>. TXudf Her) er ben <5rafen mehrfach <J5elb unb machte ir/nen pon
^eit ju ^cit fcf^öne (ßeferjenfe; fo perer/rte er $. 23. [602 bem (Srafen <£rnft
einen italienifcbeu fytruifch, tpofür fidj ber <J5raf mit — 20 ^aben i3rennr/ol$
repanernerte. Ob aber biefe pripaten i^iernmgen älter finb, als biejemgen, welche
ber Florentiner im 3ntereffe feiner Keligton mit bem (ßrafen anfnüpfte, ober
ob ftc ftch erft in ber ^olgc entfpannen, lief ftch bisher noch n ^ feftftellen.

nicht ganj genauen J5cricHs grabe bas 3 dr ! r 1 J I- 21nfunftsjabr bes .Florentiners beftinunt.
Pic fogenanntCtl ,,Annuae lnissionis Hamburgensis" instr. Lcbr. Drevcs, meld?C 5. 3\) ebenfalls
mit bem ^abre i '.Hf) beginnen, febeinen Ijter mieberum Klcfcfer gefolgt ju fein, unb auch, eine im
hambnrgifcbeit f taatsarcbitic (Cl. VII Lit H f. No. 3 vol 2 bcfinbltdjc Hotij, welche nach ber
tfanbfcbrift aus bem porigen ^dbjb.uubert herrührt, erwähnt bie Excerpu archivi sub titulo

K. Ministerii: Status religionis Catholici ab a. 1589 usque ad 1648. LVrmtltlidj ift bie gemein-
fame (Quelle aller biefer Angaben ein — fpätcr 110* näher 3U bcfprecbcubcs — f djreiben bes
Synbifus Piment llloller vom 1. 3annar 1^09, beffen «toueept no* ereilten ift. tflefefer
hat es gattj beftinunt benutzt unb baraus manches wörtlich in fein großes Wert aufgenommen ;
jene 2lr*ir»altiotij ift picllcicbt für feine ^rocefe eittftaubcu, unb was bie „Annuau missionis
I lamburgcnsis" betrifft, fo haben fic, wie fpäter nachjuweifeu ift, gar feine felbftätibigc biftorifchc
»ebetttuug. Pinccnt ITTolIcr nun febreibt im><) 3uuäcbft im €ingeug feines Briefes, baß „eine
<7»eit fyero, bey acbt3cbn 3<*biren ungefährlich etliche pabftler fidj anfänglich als Kauf-
gefeilen allbie aufgehalten"; bagegeu Ijeifct es in einer bem CLouccpte pon llloller cigeubäubig
hin3ugefügten 2Iarf>f<brift , baß „ber Pornelnnfte unter ihnen, ber bei beut licrrn (Srafen
3U Schauenburg in großen (Snabcn ift, 2llcranber bcla Kocba genannt, ein Italiener, albic
bey :o fahren gewobut" b^abe. V\c]e letjtcre Eingabe hat Klefefer augenfcbcinltch ihres
etwas uttbeftimmteu c£r;diafters eutfleibet unb bann in fein ItVrf aufgenommen, ebenfo wie
bie unmittelbar barauf folgenben lUorte IHoIIcrs, mehtc ftch auf bds treitere Terhaltcu bes
Florentiners bc3iehen. — Jc^tercr uuterfebreibt ftch felbft: 2ller. Kocba; boeb wirb ber Jlatue
fonft in amtlichen f chrtftfturfcn meift Illcranber bclla Kocha gcfdjricbeu. Pas , ch" enifpricht
bem heutigen italicnifchen ,.cc". ^d^ habe in ^loret^ mtd> wegen bes Jlleffaubro erfunbigt,
aber nichts iläheres über ihn ermitteln fönuen.

1 Jlodj im 3abrc i»i09 hielten fid> bie portugiefifebett 3ubcn in fiamburg 31t ben
Katbolifcn, befuchten inbeß bereu (Sottesbienft in Altona nicht, wie rynbifus Tinccnt llloller
ausbrücflidj berichtet.

Digitized by Google

6

3c6enfaDs war beUa Xocca fdjon einige ^cit in Hamburg, efjc er Pom <55rafcn
bie ßerpälnnmg 6er freien Hcligtonsübung in Altona erlangte.

Um bas ^alfv \5<)2 fam, permutlicfy auf Deranlaffung bcüa Kocca's unb
pielleidjt in Begleitung eines anderen fatt)olif eben Kaufmanns, ein gelehrter
nieberlänbifdjer 3efuü Hamens Jltidjacl pan 3f f clt nadj Hamburg, um ben
bortigen Katfyolifen als Scelforger 5U bienen, tpeldie ©Wiegen fjett er bann fünf
3a f?rc lang, bis $u feinem am \5. (Dt tober \59? erfolgten Cobe in aller Stille
perferjen r/at. l ) Pielleidjt geferjarj bies Anfangs in Hamburg felbft. ilber ange«
ftdjts ber (ßefal?r, rpcldjc bic Ausübung fatrjolifdjer Kcligtonsgebräud?« bort mit
ftcfi bradjtc, wirb fid? bella Hocca fdjon fern" balb an ben törafen 2tbolf mit
ber Bitte geruenbet b/aben, bem pater bie IPofntung unb JMigionsübung in
Altona 5U geftatten. leiber finb n>ir über bic bamaligen Derrjanblungcn nidjt
ndr/er unterrichtet. IDir rpiffen nur, baf fidj in» unb auslänbifdje dürften bei
töraf 2tbolf für bie Katrjohfen perrpenbeten, bajj biefen sunädjft gans unter ber
t)anb erlaubt rpurbe, in Altona if?ren (Sottcsbicnft ab5ufyalten, unb baf? ber (Sraf
ifwen erft am \. 3«K bei einer Jlnrpefcnrjeit auf bem piuneberge ein

fdjriftlidjes Sdjufcperfprcdjcn, pielleidjt ein rpirflidjes pripilegium auf brei yxtyc
erteilte, rpeldjes aber nodj fo geheim gehalten u>urbe, baf? felbft ber fcr/auenburgtfdje
Kanzler 2lnton IPietcrsfjctm erft im 3 a *? rc \~>9~ cinc Kopie bauou 311 feb/en
befam. H>as barin ftanb, b/at er uns nidjt mitgeteilt, unb ebenfo tpenig rpiffen
rptr, rpo bamals in Altona ber fatfjolifcr/e <J5ottcsbicnft ftattfanb. <£rft feit bem
3al?re 1598 ftnb roir hierüber unterridjtet.*)

3m 3«*? r * 1 5 9? Kcf bas pripilegium ab; bodf gelang es ben Katr/olifen
erft im folgenben 3arjrc nad? langen Bemülningen, pom (ßrafen bic Verlängerung
auf tpeitere brei 3<*f?™ $u ermirfen. Diele Cinjel^eiten rperben audj biefes 21Ial

') Jfricbr. Keif f Cltbcrg, beffeu Hisloria soei.-tatis Jesu ad Khetium inferiorem Col. \7<i*)
bie jurerlätfiaftc ber uns auf Fatbolifdjer feite jur Pcrfnauna, ftebenben tfjuellen ift, beridjtet
f. :>*;, lllicbael ran Jffclt (ei fünf Jaljre law in Hamburg Altona thatüj gemefen, mäbrcnb
bie fogcnanutcn «Annuac missionis I larabur^cüsis« 1. c. und Droves in feiner Äefdufbte ber
f atrjol. (Scmeiubcn 3U liumtnuo. unb Altona f. 7.0 rou aaM fahren fpredjen, wobei fie au-
junefjnieu fibeineii, baß ran Jffelt fdjou i5h<) mit uad> liambnrg geFommeu fei.

4 Wietersheim fdjreibt am :k. ^V«li l,*>oo au bic ritiucbcrgei Beamten, bie KatholiFen
befäßen ..fein fieael nnb i^rief, baft i<b nn'ift, allein mas man ihnen ben t. Juli anno '>*
5um rinuenberge gegeben, rooron ich erft vor 3 fahren Kopie aefebeu habe". ,ffr" f r nürb
in bem aräflidicn pricileainm pom [<). OFtober u.03 ermahnt, baü bie KatholiFen bie Keliaions-
freibeit in 2lltoua „nun in bas sehnte Jahr aehabt". 3ln* bies ift rctmutli* pom \. Juli \5'i»
an aerecruet. Pauieuien fdjreibt Kaifer 2\uboIf II. am t. ITorember w.os bem l^ambunjer
Kate. <Sraf Jlbolf hätte ben KatholiFen por IT Jahren auf ihr 2lufu<beu unb auf Ver-
meubnnrt in- unb ausläubifd^er .fürften ein frei offenes exerciiium rcligionis bemilli^t. Wenn
bies ri*tig ift, fo muH v<\n Jffelt f*on ajeid? nach, feiner SlnFunft in 2lltoua amtiert haben
nnb 3mar auf (Srunb miinMi*er (Erlaubnis ober ftillfdupcioicnbcr Pulbungi.

Digitized by Google

nicht mitgeteilt. luir bas fönnen mir aus ben imrdj Kciffcnberg benu^teu Bc*
richten ber 3«futten, fomic aus einem fpätcrcn Sa>reiben EHetersfyetms mit Sidjer.
hcit entnehmen, baf fchon damals pon ben lutherif djen Paftoren in Hamburg
grofe Jlnftrengungen gemacht mürben, um bie Katfyolifen aus 2lltona $u ent»
fernen, 1 ) unb baf es bicfen nur burcfy Dermenbung bes <£r$her$ogs Wibrecht pon
(Dftcrreich, Statthalters ber Hieberlanbe, fomie bes Dr. <£onrab I}ecf gelang,
ben mtbcrfirebenben (ßrafen aufs neue für ftcfy 3U gemtnnen. hierbei mirb jum
erften 2UaIe ausbrücflid? berietet, baf bie <£ntfd>etbung herbeigeführt morbcn fei
burdj bas (Erbieten ber genannten ^ürfprccfyer unb ber fatf?olifcr?cu Kaufleutc
felbft, bentörafen in feinen (ßelbanf prüfen an bie fpanifdje Krone 5U unterftüfcen. 3 )
ZTlittlerroeilc mar ber pater Zllidfael pan 3ff«K im 3<#< 1597 geftorben.
Kurs vorher mar ein fchottifdjer 3efuit 3afob (Sorbon aus feiner fyrimat,
mo bor Katholisismus bamals ftarf befcbränft mürbe, nach Hamburg gefommen,
um h« r bei ben feiner Hcligion angehörigen Kaufleuten beffcre Griten absu«
marten. €r lief ftd? nach »an 3ff^t's Cobe auf pieles Bitten bereit finben, an
beffcn Stelle $u treten. Dod> fcr/on im folgenben y^u (\598) mürbe er burdj
3mei anberc ZHifftonare crfe^t, meldte bas 3«fuitcnfollegium in ^Ilbesheim nach
Altona entfanbte: ^enricus ZTeperus unb Heincrus €gnoenus, pon benen
ber erftere feitbem ber altonacr JITiffiou bis 5U ihrer Jtuflöfung im 3<#« \6\2
porgeftanben hat. Jtls britter fam fpäter, permutlid) im 3 aI ? r « \*&k oct P ater
3©hannes 2tTöring tynsu.*)

*) 2? etf f Cltbcrot 1. c. : Advertit Satanas rem sibi niale ad Albim ccssuram, si tenuia
nascentis apud Septem Triones Societatis initia relinqueret iticoneussa. Omnes ergo coinmovit

machinas, omnes artes exprorapsit, ut spem in herba succidorei , coticitavit generis humani

hostis Luthcrani duetores agmini, ut calamum et lingual« in Socictatcm stringerent. Ti>ta ita-
que jactatur patria, Emissarios ac «"orycaeos Romani esse Pootificis, eo ablegatos consilio,
ut istic tanquam ex insidiis csplorcnt omnia, eversam ejus in regionilms Aquilonaribus tyrannidem
resuscitent, incautos opprimant et jugo pristino subjiciant. Sectam hanc esse hominum a Catholicis
toto coelo dissidentem atque ab orco protrusara. fjabe biefe Stelle etwas ausführlicher

citiert, um bas Material 3U djarafterifteren, aus bem 2\eiffcnbcrg gefchöpft Ijat; basfclbe ift
natürlich, nicht «ja 1x3 ungefärbt; aber abgefeheu Port bem angeblich tcnrlifcfren llrfprung ber
IntrtcrifffccH Agitationen werten biefe fattm anbers bargeftcllt, wie fic in ber Ibat befefcaffen
gewefen fein werben.

*} 2Jnton Wietersheim, 2f*. 3"'« i>oo: „£s mar am befreit, weil auf bes «Enberiogen
Ulbert, au* Dr. «lonrabi l^crfer unb ber fremben Ration (b. Ij. ber fatholifcben f panier unb
Italiener in Hamburg' «Srbieteu nun ins britte ^aljr nichts erfolgt, bafj mau ben Jefutteu
unb Rationen bas <£rer«itutm ihrer Religion auffünbetc".

s ; Rctffenberg erwähnt f. 5^:> unb 370 bei ben 3^"" \ r > ( )* l fi0 ^ nur bic
patres ZTeperus unb «Sanoenus, währenb bie foejenannten »Annuae missionis Hamburgensis«
5. S2 unb ib.ncn foloenb Prcres 1. c f. brei ITttfftonare aufführen unb ihre £enbitn<j
in bas 3ah,r 1604 perfel3cn. Dag- Kciffcnberg audj b,tcr Nedjt hat, wirb beftätt«jt burdj eine
nadjfjer ausfnhrlt<i> 311 crörternbe Ne*tferriaunasf*rift bes otteufer paftors Zimmermann,

8

f}öcf}ft roafjrfdjetnlid} tr-aren 6ie E>erhan6Iungcn mit 6cm (Brafen auch 6as
jtpcttc IlTal ^auptfädjlid? 6urdj 6c IIa Xocca geführt u>or6cn. Dicfcr u>ar es
nun auch, lpcldjer 6afür forgte, 6a§ 6ic iTTtffion in Altona ein eigenes §aus
erhielt. 3m (Df tobet \5<)d faufte er 5unäd}ft pon f^cinridy Böfcplanter für 30
Keichstbaler in Specic ein Stücf pon 6cffcn an 6er €lbc belegenen (ßarten, 38
£u$ breit, rcidjen6 bis an tjeinricb. Dreyers fjaus un6 §of, foroie am 3. tfpril \599
pon 6cmfelben 21Tanne ein weiteres Stücf 6es (Martens, an 6er <£lbc \0 ^uf, an
6er Strafe 8 ^uf breit. (Dljne ^tr<eifel r>at 6ella Kocca auf 6iefem <$5run6*
ftücfc alsbal6 ein ftaus errieten laffen. Später bat er 6en Bcfifc buxdf neue
Käufe un6 bauten pergröfert. So erwarb er am [2. (Df tober \602 pon Ijcinrid}
Dreycr sum (Srcpenbofe für 500 # ein angren$cn6es fjaus nebft f}öf djen, am
\\. Desembcr 1605 pon Daniel <5ofcIcr für 200 / ein ebenfalls benachbartes
Stücf £an6, 6as ftct> auch pon 6er Strafe bis sur <£Ibc erftreefte, cn6Iid} 2TTidjaeIis
{608 tpie6crum pon fjeinrid? Dreycr für 320 ^ ein ipcitcrcs fleincs fyms mit f7öfd?eu.

Diefe f amtlichen <J5run6ftücfc faufte 6eUa Kocca im eigenen Ztamcn, trat
fie aber am {. Jlpril \6\0 unentgeltlid) 6em Pater ßenricus tfeperus ab, laut
pinneberger Hmtbuch, 6em audj 6ie übrigen Kontrafte je6esmal einperleibt nx>r6cn
roaren. Der 3cftfc lag tpeftlich pon 6er gütigen €lbbrücfe un6 reichte bis sur
heutigen ^ifdjerftrage.

3e$t erft galt „missio Hamburgensis" o6er 6ie „sedes Altenensis", tpic fte
anfangs tpofyl aud> genannt n>ir6, für begrünöet. 1 ) Sie entnadelte fofort eine rege
Cbätigfeit. <3unäd>ft perfchafftc fie fidj He liq uicn, tpas inmitten 6es proteftantifeben
Hor66cutfdiIan6s nid)t ohne SdjiPierigfeiten un6 (ßefaf^ren tpar. 2Us 6er Zttiffton
im 3afjre \600 von 21Tin6en aus mehrere Sdjä6cl ^eiliger 3ungfrauen gcfcbmft
n?ur6en, muftc man foldje in Raffern unter JDaaren perbergen. Hntcnpcgs,
piellcidjt in Hamburg, pon Iutb,erifdjcn ^H^äd^tern angehalten, erflärte 6er
begleitcn6e pater, er fei pon einem Kauf manne beauftragt, 6ic ^äffer nach
2lltona su fdjaffen. 2lbcr 6amit gaben 6ic gcUmv fidj nicht $ufric6cn: 6ic
^äffer ipuröen Pom IDagen geu>orfen un6 aufgcfdjlagen. Dodj fan6 man nur
öüdjer por, 6ic ins ^euer tpan6crtcn, tpäfjrenö 6ie Reliquien unc 6urch ein
IPunoer 6cm fpähen6en Jluge entgingen. Der fatholifchc (Erjal^Icr berichtet, 6ie
Quälgeiftcr hätten 6em armen pater eröffnet, man n>cr6c mit ibm ebenfo per«

bie im ^abjc \hO\ nur roti bem ^Sefiiitenpater (ITcrcriis uiti> feinem „Küfter" ( (Eanocnii*
fprtcbt. llTörina, Iwn Heiffenbcrtj allerbimjs aar ni*t ermähnt, ber aber \>>o ( ) als »Joannes
Meringins« r>on ilepcrns in einem febreiben genannt mirb, bürftc wohl erft \hOi na* 2Utona
gefommen fein.

Seiffcnbera 1. c mtb in bem 3U 2lnfanai feines Wertes ftebenben Inden Collogiomm
beim 3abre \ r ><)*.

9

fafjren rote bie fpanifdw 3nquifition mit ben Kcfcern, unb tfjatfädjlid? fjabc man
angefangen Um 511 mariern. Hur auf ben entrüfteten (Einfprudj lnn3ufommenber
Ceute fei er famt ben glüeflia} geretteten Kcliquien nrieber freigclaffcn roorben.
(Einige 3aljre fpätcr erhielt bie iUiffton oon bem rjilbesfjeimer Domherrn llscan
von I)eimbadj einen tragbaren 2lltar 511m (öefdfenf, pon bem berietet rotrb, ber
rjeilige tfnsfar fyabe irm pon papft (ßregor IV. empfangen unb bei feinen
norbifdjen Zftifftons fahrten benufct. 1 )

IDtc überall fo begannen bie 3efuiten aud? in Altona if?r Bcferjrungsrocrf
mit Feuereifer unb Ptclem (ßefdncf. Hamentlia? fuajten fie bie 3 U $ C,, ° <* n fMf
3u sieben, roas Urnen, vok Cutr/erancr unb Katfyolifcn übereinftimmenb berieten,
in großem Ilmfange gelang, fobaf bie lutrjerifdjen Paftorcn in Hamburg ftcf?
immer mieber peranlafjt fafym, pou ber Kanscl fyerab nadjbrütflidrft por bem
Befudjc bes altonaer (ßottesbienftes $u n>arnen unb gegen bie 3 e f u ^ cn a ^ ftaats»,
glaubens» unb ftttengefär/rlidjc Senblinge bes Papftes in ben allerfräftigften 2lus-
brüefen 3U eifern. Die 3 c f u ^ en blieben bie 2tnttPort nidjt fdmlbig, fobaf fid?
ein erbitterter Kampf entfpann, ber erft mit 2(uflöfung ber altonaer iUiffion
enbigte unb nidjt nur in tPort unb Sdjrift, fonbern audj mit Rauften unb IPefyren
geführt uwrbe. s ) f)icr fann nur gclcgentlidi barauf eingegangen, bagegen mufc
an einigen Beifpielen ge5eigt merben, mcldje Tlvl von Cfyatigfeit bie 3cfuitcn in
itltona entfalteten. Sic n>ar feinesroegs ausfdrlicf (id> propaganbiftifdjer Icatur,
fojibem frjatte aud? eine rein mcnfdjlidjc Seite, bie inbes mit jener roofjl meift
perfnüpft n>ar.

3m 3 a ^? rc ttxrcf c ' n rjollänbtfdjes <£onpoyfdnff nid)t n>eit pon ber
altonaer ffliffton 2tnfer. <3n>ci aus Dünfirdjen ftammenbe Ceutc pon ber ITTann«
fdjaft biefes Sdnffes — nadj einer anberen ilTelbung u>aren es Spanier getpefen
— befertierten unb flüchteten ftcb 5U ben 3 c f u ^ c »- ocr Kapitän lieg Urnen

auflauern unb ben einen in Altona auf offener Strafe, ben anbereu in ber iHiffiou
felbft ergreifen. Xlad) bem fatfyolifdjcn Beriete n>urbe auefy ber im tjaufe an-
tpefenbc Pater mit Fortführung bebrofyt unb nur baburefy por biefem Sdjicffale
beroatyrt, bafj eine ebenfalls anroefenbe tpüubige 21Tatrone bat, man möge boefy
lieber fie als ben priefter fortfdjlcppcn. Den gräflichen Beamten gelang es nidft
für biefe (ßebietspcrleljuug (ßenugtfyuung 311 erlangen.

<ßlücflicr/er roaren bie 3 c f u ^ cn ^ rpieberum nad? ifyrem eigenen Beriete, in
folgenbent $aUc: ( oerm 2Uänuer roaren pon ben Tanarifd^en 3 n f cIn oura ? öic

') Hctffcnbera f. 370 unb Prcr-es, <5efcbi*te f. Ilnm.

* Über bicfcit Streit beri&tet von Fatbolifcber feite am iuisfiibrlt*ften üeiffenber ji
f. 3b:jf. 2lnf bie priratfeffbe 3ti>if*en ilewrus unb belKi Ixoaa eitierfcits, bem lntbeii|*eii
pafior Zlicolai anbererfeits mirb ito»t jiirücfjnfommctt fein.

Digitized by Google

JHannfdjaft eines ^oUanbifcf^cn Schiffes geraubt unb nach Hamburg gebracht
tporben. fyer flüchteten fic fich 5U ben 3 c f u ^ cn / blieben mehrere ZTtonate lang
bei ihnen perborgen unb gelangten bann wohlbehalten wieber in ihre fjeimat.

TXud) von einem Heger toiffen bie Berichte ber JTTiffton 3U e^ählen, ben
ßollänber um biefelbe ^cit aus 2lfrifa nach 2(mfterbam gebracht unb bort mehrere
3al?rc lang in feiner angeborenen llnfultur pegeticren laffen Ratten. <£inem
fat^olifajen Kaufmannc gefdjenft, fei er pon biefem 3U ben altonaer 3 c f u i* cn
gebracht unb i>on ilmen binnen ZTTonatsfrift fo grünblich im fatholifchen (Klauben
unterliefen u>orben, baf er ber Caufe für umrbig befunben rporben fei, nxifjrcnb
er bei ben Heuern nicht einmal bas Paterunfer gelernt hätte.

Sdjon bebenf lieber tpar ein anbercr Porfall, ber ftdj auch noch im 3 a *? rc
\(A\0 ereignete: <£inc ^rauensperfon aus 3t^h oc / bie ftcfy in gefegneten Umftänben
befanb, n?ar bureb einen 3taliener °h nc Portoiffen ber (Dbrigfeit bei bem altonaer
Schufter Casper ron ber IDeybe eingemietet nx>rben. 2lls bas Kinb $ur tt)clt
geFommcu rpar, fdnefte ber 3* aHcncr f ocm & pieUcicfjt 5ugeh<3rte, feinen Diener
in bas £}aus, unb biefer brachte bas junge IPefcn heimlich unter feinem ZUantel
$u ben 3 f f u ^ c "/ bit *s m ^ Beobachtung aller Zeremonien im Beifein ber Schufters*
frau tauften. Der (ßraf, bem auch pon fjantburg aus unter ber Jjanb bereits
urieber Klagen über bie 3 c f u ü*n porgefommen nxircn, äußerte fich feljr ungehalten
barüber, bafj biefc gegen feinen ftrengen Befehl, fich einge3ogeu u>ie 3UPor ! ) 3U
leiten unb feinen fein Untertanen Ärgernis 3U geben, gehanbelt hätten. Deshalb
befahl er feinen pinneberger Beamten, pon ihnen eine Brüche ein5utrciben, fo hoch
fie folaV be3ahlen fönnten, jebenfalls nicht piel rpeniger als 6000 Chalcr. 2(ucr)
follten fic pcriparuct rperben, „fich bcrgleichen <£rerciticn, auch Disputation unb
Sebuction gütlich 5U erhalten", unbrigenfalls fie nicht länger gebulbet roerben
fönnten. Den fchauenburgifcheu Unterthanen aber folle geboten tperben, feineu
3U häufen ober 3U herbergen, ber mit ben 3 c f in ^ n m ^ rcr Keligion (Bctnem«
febaft ober llnterfd^leif halten würbe.

Die Beamten antworteten, bie Straf procebur fei billig unb iperbe bem
(trafen „bei ben Benachbarten fonberlich rühmlich fein". Ztur werbe man pon
ben 3 c fuiten fo grofje Summen fehwerlicb erlangen fönnen; bie reichen fatholifchen
Kaufleute tpürben fie ipohl fteefen laffen unb fich lieber ihrer Prebigt enthalten.
J>ipecfmäfjiger fei es, bie Kaufleute feft3unehmen, wenn fie grabe bei ben 3*f u t* cn
iparen, unb fie nur gegen Zahlung ber Bujje wieber Ios3ulaffen. Doch ein foldjer

1 ro im l"rt«inalbriefe be» (Srafen, rnäbrenb bas <£onccpt flatt bejfen bie IVorte „nric
ber porige" enthalt. Patta* fiheint es, bafj van ^c\t unb «Sorben fich mit ber eigentlichen
nTiffiousarbeit noch menia, bcfajjt, fembertt nur fcelfonjcube (Lbätiijreit entfaltet hätten.

u _

<J5etr»altftreich fan6 bei 6er gräflichen Hegterung Feinen Unflang, 6a ftc immer
noch nicht 6ie Hoffnung aufgab, mit £>tlfc 6er KatfpUfen 6ic Zahlung ocr
fpanifcfjen £or6erung ju erlangen. 2tuf er6em, meinte 6er fcfyauenburgifcfjc Kaller,
„improbiren unfere Kird>cn 6ie papiftifchc tTauff nicht fon6erlich", weshalb ertreme
illajjregeln nx>hl überlegt n*r6en mflftcn. 2Uan ermog snxir, ob man 6en
Kat^olifen 6ie Religionsfreiheit tuie6er entsie^en folle; 6odj lief man fte fchliefj«
lieh 9 an 3 ungeftört.

€rft im Anfange 6es ^afjres \60{ öror>tc tlmen emftlicbe ßefahr. (ßans
plötzlich ftarb nämlich 6amals 6er einzige Sotm 6es trafen, n>orauf 6ie lutherifdjen
paftoren 6ies als eine ilmi tuegen feiner DuI6ung 6er jefuiten auferlegte ^tmni«
lifa)e Strafe beseiteten, a>as infofem fcr>r seitgemäf tuar, als gra6c 6as pritri»
legium 6er Katljolifen ablief. Uber 6em Hcctor 6es 3efuiten*tfollegiums in
fyfoesheim, 6er 6iefes 2)TaI 6ie Sache feiner Glaubens« un6 <Dr6cnsbrü6er beim
(ßrafen vertrat, gelang es, $uerft 6effen (ßcmahün, 6ann — nicht ofme etliche
„Verehrungen" — auch °™ (ßrafen felbft 6ahin $u bringen, 6af er am 7. 2tpril
\60\ nicht nur 6as Prioilegium 6er 3*fuiten bis auf roeiteres uerlängerte, fon6ern
fogar 6amit umging, ihnen neue Kecfjtc einsuräumen. Da ftarb auch <0raf 2l6olf
un6 6ie Derhan6lungen mußten abgebrochen u>cr6eu.

§tt>eites Kapitel.

Qk 3efuiten=2Tliffion unter (ßraf €rnft
bis 5um Privilegium von {607.

raf (Ernft, ber Brubcr bes (Brafen 2l6olf unb fein Hadtfolgcr in 6er
Kegierung, tpar mit einer Sdjtpefter bes Canbgrafen 2TTori£ pon Reffen
permäfylt. Der Canbgraf, sum (Ealpinismus übergetreten, tpar einer
ber entfdnebenften $örberer bes feften 5uf<""™enfä?foff c $ aller Protestanten gegen
bie immer meiter um ftdj greifenbe fatfyolifdjc Keaftion. Deshalb crnxirtete man
auf beiben Seiten, bajj aud) (ßraf <£rnft ftdj ben Katfyolifcn nidjt günftig erwetfen
uxrbe; aber biefe gaben ifjrc Sadjc nidit pertoren, fonbern griffen pielmefyr ju
fräftigeren ZTCitteln, um ben (ßrafen günftig 311 ftimmen. Sic erlangten sunädjft
bie ^ürfpradje bes "Kai fers. Daburd? erreidjten fte, bajj ber (ßraf ifn"c fjulbigungs*
botfdjaft freunblidj aufnahm, ifnien fjoffnung auf gute Befyaublung madjte unb
ifmen sunädjft setw bürrc Bäume für Brennt^ fdjenfte, bas üblidjfte ber billigen
Jtlütcl, meldte bie feinesipegs mit (Stückgütern gefegneten (ßrafeu befahlt, um
ifyrc (ßnabc 3U ermeifen.

Itun perboppelten bie Katfyolifen ifyrc Bemühungen. Sie baten nodj anbere
dürften unb fyo^c Körperfdjaftcu um ifyre Peripenbung: ben fjerjog <£rnft pou
Bayern, bic Domfapitel pon itTains unb <Ericr, $a>ei frieftfdjc (ßrafen, ja fclbft
fo epangclifdj geftnnte dürften, uric ben (ßrafen (Ernft von ZUansfelb unb ben
König Cfyriftian IV. pon Dänemarf. Uns ift nur bas pom 4. tfuguft 1,602
batierte Porfdjreiben bes letztgenannten dürften erhalten, bas benn freilidj nidjt
piel 3U bebeuten f?at. Der König teilt barin bem (ßrafen mit, „baj? uns ettidjc
Italiener in ifyrem unb anberer ber päpftlidjcn Heligion pertpanbten Hamen aus
unferer Stabt fyimburg" gebeten tjätten, ftdj für bie IPcitergeftattung ifyres (ßoltes*
bieuftes in Altona beim (ßrafen 3U pera»enben. Der König u?oUe 3n>ar feines»
wegs bem (ßrafeu etipas sumuten, was biefem ungelegen ober bebenftidj fein

.! 3

mödjtc. Dodj Vbc er auf bas tnelfältige unb inftänbige bitten 6er tfaiholifen
enblidj nidjt umhin tonnen, an ben (ßrafen 511 fdjreiben, ber ir/m bas hoffentlich
nidjt perbeufen rpcrbe. (Sleidjrpohl (teile er bem <5rafen gans anrjeim, ipie
biefer fid> 311 bem (ßcfudje pertjalten tpollc, ihm, bem Könige, iperbe er in
feinem $aUt 5urpibcrhanbeln.

Von epangeltfdjer Seite inurbe auf ben (ßrafen im entgegengefe^ten Sinuc
cingenrirft. Reiffenberg berichtet bies, unb bei jeneu pcrrpanbtfdjaftlidjen Be»
3ier/ungen bes trafen, bei bem uns fdjon befannten <3orne ber fjamburgifdjcn
paftoren über bie altonaer JUiffton ift es felbftocrftänblidj, baf bie Bemühungen
ber epangeltfdjen Partei nadjbrücflidj gerpefen fein muffen. Dodj fmb roir über
bie <£in3clfyeiten nidjt unterrichtet. Hur eine gelegentliche Äußerung bes ßam*
burger Rates fönnen u>ir fjier nidjt unerwähnt laffen, weil fie bem (ßrafen Anlaf
gab, feinen Stanbpunft ausführlich ba^ulcgcn.

(ßleidj nad? bem Regierungsantritte bes (ßrafen (Ernft tjatten ftdj bie
(yamburgifdjen Reformierten an ifm mit ber Bitte gerpenbet, ihnen in Altona
ben Bau einer Kirdje 5U geftatten, unb ber (ßraf r/atte bies in ber tOjat auf
^ürfpradje feines Sdja»agers, bes Canbgrafcn, bewilligt. 1 ) hierüber befdjipertc
fidj ber Hamburger Hat am 6. Auguft J602 unb erwähnte in feinem Sdjreiben
gan5 beiläufig audj bie in Altona „bereits por 3afjren geftattete jefuitifdje l<irdje",
ohne inbes barauf irgenb weldjes (ßewidjt 5U legen. Der <£>raf bagegen ging
in feiner Antwort mit befonberem Hadjbrucfc auf bas pririlegium ber Hatty*-
Hfcn ein, wäfjrenb er ber Reformierten erft an $weiter Stelle unb nur mit
u>enigen IDorten gebenft. Der Reft bes Schreibens ift mit mobern anmutenben
Betrachtungen über 03cwiffcnsfrciljeit unb mit Ausführungen über bie Cragweitc
bes Augsburger Religionsfriebens angefüllt. VOiv Ipben es tytv nur mit bent
auf bie Katrjohfen täglichen Ceil bes Briefes 3U thun.

Der (ßraf fdjreibt, nidjt ohne Sdjmer5en fyabe er bei feinem Regierungs-
antritte erfahren, baf in feiner (ßraffdjaft bie papiftifdje Abgötterei perftattet
fei, unb ba£ audj ber Hamburger Rat pielen bortigen <£inwoljnern erlaubt fyibe,
ftdj baran 3U beteiligen. ,,©b wir nun wofjl — fahrt ber <ßraf fort — aus
„ernftlidjem (Eifer lieber anbers gefeljen unb foldjeu (ßräuel alsbalb abgefdjafft
„hätten, fo tyit bodj baljer, bajj bie römifdje faiferlidje 21Tajeftät, unfer
„allergnäbigfter f)crr unb anbere "Kurfürften unb (trafen allergnäbigft unb gnäbig
„frennblidj bei uns angefudjet, ba{| mir ben Römifdjen hi c ^ t>oc eingeräumtes
„<£rer3itium in ihren fjäufern ferner $u fontinuieren auf gewiffc 2Ha§e 3ugeben

1 Über iiiefe Dinge t>al. fteft VI uttferer f tnbtett. Der im folotetrtcii berührte tfrief.
roedjfel 3tPtf*en (Sraf Cgnifl uitö }»cm ftamburaer Kate ift abijebr lieft in beti Ilorbalbiiigifiheii
rtiibicii V. \?>\ft.

_ __ w

„wollten, unfcr ^ümehmen titelt füglich mögen effeftuiert werben, in fonberlicher
„<£rwägung, bafc wir bes Buchftabens in 6cm aufgerichteten I^eilfamen Religions*
„f rieben uns erinnern muffen, welcher 3nf?alt euch nidjt fann perborgen fein;
„benn aud? t>on pielen Stänben bes Reichs, bie olnie 2tffeftion bemjeniglichen
„nad}fc$en wollen, was im Religionsfriebeu gcfcr)loffen unb bie fatholifdje unb
„epangelifche Ce^re bei einander gebulbct, ja auch bie 3uben in Dielen (Drtern
„6er augsburgifchen Konfeffionsperwanbtcn gelitten werben, unb fold^es in ben
„gemeinen befdjricbcnen geiftlid^cn unb weltlichen Redten gut geheimen worben.
„Unb fommt uns gleichwohl ijierbei für, baf il?r h}\e$u alle ^eit ftille lyte ■
„bepor gefd} wiegen, beffen eud} nicht bef läget unb nicht beforget tyibt, baf
„bafyer ein Cumult entfielen follte, ihr auch benen [Kat^olifenJ fetbft in ihren
„XDolmungen 3U Hamburg, ba fie in großer 2Mcnge porhattben, ihren (Bottes»
„bienft nicht perboten. IDofern ihr aber nochmals meinet, ba§ llnrath herüber
„entftehen follte, fo wollen wir wofjl am liebften, bajj alle Katljolifdjc
„aus ber Stabt Hamburg hinweg gefdjaffet würben, fo fönnteu wir
„mit befto mel^r öeftaubc biefe eure gethane (Erinnerung ber Römi*
„fdjen Kaif erliefen Illajeftät 3U fertigen unb 3U unferer €ntfdmlbigung
„3h rcr ZTTajeftät bas pon eudj angebeutete Unglücf einwenben."

Halbem ber (ßraf auf foldje tDeifc ben Hamburgern eins oerfc|t
hat, perwahrt er fich nodj bagegen, bafj er ben Hatholifen eine „Kirche"
geftattet tyiben folle; nur im ^aufe bürfe geprebigt werben, audj fei ihnen
perboten, öffentlich Ärgernis 3U geben ober ihre Cercmonien an ben (taa
3U bringen.

Caffen wir bie gegenfeitigen Sticheleien h^ 3unächft unberüeffichtigt, fo er»
giebt fich a ^ s wichtigftes Hefultat biefer Korrefponbenj, bajj ber Hamburger
Hat fich bis bafn'n noch niemals über ben fatholifd>en (Sottesbienft in illtona
bef<hwert fyitU, was er auch i c fet noc h n ^ 3 U *h un fü r gut befanb. Schwerlich
wirb bie Abneigung, bie reichen fatholifchen Kaufleute fort3utrciben, ihn 3U biefer
<£nthaltfamfeit peranlafjt h a ^ n i ° cnn °< c fatholifdjen "Kaufleute waren bureb
eine folche öefdjwerbc faum pertrieben worben, wafjrenb es anbererfeits unter
ben Reformierten, über beren (ßottesbienft ber Rat Bcfdjwerbe erhob, nodj mehr
reiche Kaufleute gab, unb biefe ben Hamburgern überhaupt weit willfommener
waren als bie Katholifen. Der Rat mufjte eben wohl, um bie lutherifdjen
paftoren unb ben unter ihrem <£influffe ftehenben Ceil ber 3ürgerfd}aft 3ufrieben
3U ftellcn, formell gegen ben 3au ber reformierten Kirche in Altona proteftieren,
währenb hinftdjtlich ber Katholifen einftweilen noch Bcforgnis überwog, ben
Kaifer 3U er3Ürnen, wenn man ben (ßrafen bireft gegen fie ein3unehmen fudjte.
<£rft im 3 a h rc ^605 fal? fiefy ber Hat auf einbringen ber £ürgerfd>aft genötigt,

15

den tfatfyolifcn den Bcfud? des Jlltonacr (Bottesdienftes 5U unterfagon; dod? blieb
das Derbot sunädjft ofme unmittelbare folgen. 1 )

Dem (ßrafen andererfeits war bei 6er gansen Sadje feineswegs woljl 5U
illute, er fonnte aber nidjt umfnn, die nun einmal gewährte CoIeran3 porläufig
fort5ufe|cn und er Ijofftc überdies nodj immer, luerdurdj endltdj für feine fpa«
nifdje Forderung Befriedigung $u erlangen. 3mmerfjin dauerte es nod? länger
als ein 3ar/r, efye er bas Pripilegium ausdrücflidj erneuerte, und es fdjeint, daß
die Katfjolifcn feljr crnftlidje Beforgniffe fetten. VOk nämlidj Heiffenberg be*
ridjtet, wurde der <f5raf durd} die Reformierten, alfo wofjl namentlidj durdj den
Candgrafcu pon f)effcn, ftarf gegen die Katr/olifcn beeinflußt und wollte diefen
mindeftens fyartc Bedingungen auferlegen. Da Ratten die altonacr Patres eines
Cages in großer tfngft <ßott inbrünftig um fylfe angefleht, und ftefje da!
grade am (Tage 5ur>or fyätte ftdj der (ßraf entfdjloffen, feine Bedingungen ftarf
5U mildern. 2 ) <£r fjätte fogar geftattet, daß die JUiffton durdj tfnfauf eines
(ßrundftücfs erweitert »erde, weldjes fie dauernd behalten follte, wenn es den
Katfyoltfen gelingen würde, die Ijälfte der fpamfdjen Forderung für den (ßrafen
ju retten. IDürde dagegen weniger als die f}älfte eingeben, fo folle der Befifc
auf fedjs 3 a *? rc befdjränft bleiben, und nad> Ablauf diefes Zeitraums entweder
ein neuer Pertrag gcfdjlojfen oder das (ßrundftüdf wieder perfauft werden.
Heiffcnbcrg ersäht ferner, augeufdjeinlidj nadj einem Beridjt der fatfyolifdjcn
Unterhändler am gräflidjen f}ofe, der (ßraf fyabc in der Hadjt, uad^dem er diefe
günftigen Bedingungen bewilligt fyätte, nidyt gefdjlafen, pon grofer Unruhe ge=
peinigt, ob er den Katljolifen nidjt 5U weit entgegengefommen fei. Daraus,
meint Reiffenberg, fönne man dodj gewiß entnehmen, daß (ßottes gnädige Dor«
fefyung über diefer Sadje gewaltet fyabe. 8 )

Pon fdjauenburgifdicr Seite beft^en wir tnnftdrtlid? aller diefer Porgänge
f einerlei Hadjriaiten, fondern nur eine anfdjeinend etwas fpätere Jlbfdjrift des

1 2ltid> rermieb man felbft &atm nod? in bem Derbote bie ausbritcflitte Hennuna. bes
fatrfolifrteu «Sottesbienfles. Wenn I>rer>es, (Sefdjidjtc 5. 35 ben 2lrt. 57 bes 2?at*. unb
*?nrger'2*e3effes von im>. t > ohne weiteres nur auf bie fatbolifcbe IKcffc in Altona bejiebt, fo
tft bas unberechtigt. Ulan hatte bei bem Verbote bes i?efiicbs ber „Kirchen jju Jlltona" min-
beftens ebenfofebr bie Jtcf ormierten im 21uae. Diefe bcfa£eu bamals in Altona tbatfadv
lidj fd>on eine Kirche, bie [hOr, grabe fertig, geworben mar, währenb bie Katbolifcn fich nur
ihrer Meinen "Kapelle erfreuten, bie fie erft etwas fpäter erweiterten.

*) ^eiffenberg r. 36'): Supplicatuni est Deo et Divis omnibus, coneepta sunt vota,
emissi gemitus , profusac ante aras lacryraae : iieque vero iticassum. l'ridio ciiim , quam versuri
eramus solum, ita animum Dynastae emollivit, ac totum refinxit l>cus, ut rcscissis conditinnibus
nuperis, acquiores multo propontrct.

8 ) Ex quo non temerc conjoctum est. Divinain adfuisse opem et praesens illius auxiluiin
in cujus manu cor regis est.

< 6 .__

Pripilegiums, tpomtt (ßraf <£mft am 19. (Df tober \605 „ben fremben r/antterenben
Nationen in fjamburg" — ber Jlusbrucf lautete {ebenfalls abftdftlidj fo unbc»
ftimmt — bie Religionsfreiheit berart roie fie foldje fcfyon 3U £eb$etten bes <S5rafen
2tbolf befeffen, auf ^ürfpradjc pomer/mer Herren unb Potentaten um fedjs 3afjre,
pon \60\ an geredmet, perlängert „bergcftalt, baf fte bies (Ercrcitium ir/rcr
„Hcligion allein für fief/ aüba üben, ir/re eigenen Ifinber inftituiren, ir/re (Tobten,
„bod? in ber Stille, begraben unb Prieftcr barju r/alten mögen, bie nidn" 5änfifa?,
„fonbem ftill unb einge5ogen ftub, aucrj unfere Untertr/anen unb Benachbarten
„nidjt unterftcfjeu, auf il^re illeinung 5U Herleiten, bie audj feine Disputation
„anrichten, fonbem in llllem fiefj unärgerlid} unb friebfam perr/alteu. lüir geben
„auch nadj, baf bie Hationcn in mittler IPeile einen Kaum in unferem ^lecfen
„2tltoua contentirn (?) unb nicht ju einer Kirche, fonbern jur tDormung
„bebauen, tporin fie bennoeb il?re Kcltgion ererciren mögen, rocldjes J)aus auch
„foll in biefen fedjs 3ar/ren aller Auflage, Schalung unb Bulben befreit fein.
„ZDann aber bie fedjs 3 a *? rc t>o*bei, mögen fie bas f}aus anberen Ccutcn, bie
„uns leiblich, u>or/I perfaufen ober für jtch fclbft bellten".

J}ier finbet man nichts pou jener (ßcgeuperpflicr/tung ber fatholifdjen "Kauf*
leute, bie alfo in einem befonberen Keperfe enthalten geroefen fein muf, rpie urir
ir/n bei einem fpdteren Pripüegium thatfädjlich befitjeu.

jn$u?ifdjen fe$tc bie Zltiffton ihre Cfyätigfeit eifrig fort. IPie Keiffenberg
berichtet, befehle fie bamals trotj bes ausbrücflidjcn Verbots fedjs Perfonen,
unb 5ar/(reicb tparen bie, ujeld^c nadj Altona ^ur Beichte famen, manche bapon
aus weiter «ferne. TXls im 3 a h rc \0ö2 ein faiferlidjer (ßefanbter, ijerr pon
2TCincttpifc, in Hamburg tpeilte, freute er fidy ungemein, in 2tltoua einen fatfyolifdjen
(Sottesbienft por3ufiuben, rpie er tfyn feit feiner tfbreife aus Prag nirgenbs
angetroffen fyatte. 1 ) €r fam mit feinem großen (Befolge nach 2Xltona, n?o er
einem feierlichen Jjodjamte beitpofwte, tpär/tenb eine 2ltengc Cut^eraner bas Sdjau«
fpiel anftarrte. 3 )

l j I>icfe Eingabe jeitjt flar unb beutlicb, mic weit na* f üben ft* bie neue £ebrc aus«
gebreitet hatte, beror gatt3 33öb,men mit (Scmalt roieber fatbolifdS gemadjt mürbe. Keiften-
berg bcridjtet, nttndtoit} habe in Altona eine foKte v freube be3Cugt „quantum vix caperet, qui
via lutulcnta in thesaurum incideret. Ex quo enitn Praga disccss<-rit , nuitquam evenissc sibi,
ut poss«t relit;ionibus vacarc". IVrmutli* bat Jvciffetiberg bie bösartige Ilnfpielung auf beti
Kot, bur* beu fid? ber «Sefanbte habe buicbarbeiteu muffen, ehe er 311m rdnifcc gelangte,
einer 3citgcn6fftfcben ;infjciitinnia rou jefnitif*er feite entnommen.

V Heiffcnbera: „— — , dcfixis piano hoc spectaculo hetcrodoxis". <£r fügt ff 111311 :
„In rcvocatidis ad splcndorein cacremoniis qui nostrorum fucrit conatus, ex duplici potis.siuium
opere iiitclligas. ( "aritatoiu laudare licebit in altoro: piain iu altcro demirari simplici-
tatcin". (Ein 3lusfprud>, ebeiifo bc3eiibnenb für bie 2lrt bes fatholifdSen (Äottesbieuftes, mic
für bie Ilairetät, mit ber 311 ixciffetibcras Seit foId>e Dinge ansgeplanbcrt mürben.

17

Baib barauf ftarben in fytmburg brei Kinber portugieftfd>er ScftciiiFatf^olifcn.
Da ein fatholtfdjer Kirchhof nidjt porhanben war uu5 ebeufowenig eine befonbere
Begräbnisftätte für bie portugiefen, wie fte irrten fpäter in Altona eingeräumt
würbe, fo foütett bie Meinen Ceicfjcn $unä<hft in einem ber luthcrtfdjen Kirchhöfe
begraben werben. 3tbcr bie paftoren »erweigerten bies, weil bie Kinber nad}
fatholifdiem Kitus getauft waren. Die (Eltern tauten beshalb ratlos nad) Altona
5U ben 3efuiten / bie fid> auf tl?r Bitten gerne bereit erMärten, bie £eid>n im
(Barten ber JUiffton $u beftatteu. Seit 70 3ahreu, fügt Keiffenberg nad? bem
Seitgenöfftfd^en Berichte fnnsu, f?attc man fner Faum ein foldjes £eid)enbegängnis
mit Beobachtung aller fatfyolifdieu Zeremonien erlebt. Weiterer aber, fährt er
fort, uttb beinahe broliig war ein anberes Dorfommnis, bas er folgenbermafen
befdjreibt:

2Us Hermachten F?craimaf?te — es Rubelt ftch r>ermutlid> um eins ber
be'xbcn 3ar/re 1602 ober \<>0ö — , errichteten bie altonaer patres in ihrer Kapelle
nadj uraltem Brause ein Meines 2lbbilb ber Zeitigen (ßrottc »on Betl?ler/em.
2?ittgsumr^r bilbeten fte aus biefer pappe fjügel nad?, in betten bie flirten mit
ir/ren Cämmern umherirrten. Pon oben tyvab fdjwcbten <£ngcl, Cfjrifü ItHnbeln
tragenb. 2tls nun »tele Kinber in bie Kapelle famen, um bas Meine Kunftwerf
ansuftaunen, »cranftalteten bie patres sur JHer/rung ber ^reube ein fdiöncs
ZPeirmadjtsfeftfpiel. ^war r/atten fte feine Sdjüler, bie fd>on fähig gewefen
wären, einen ber altehrwürbigctt Dialoge, wie es anberwärts übüd> war, auf-
jufürn-en. 2lbet bie patres wußten ftdi 5U Reifen: fte felbft unteren fid? ber
ungewohnten Aufgabe. So ftelltc u. a. aud? einer »on ilmen ben Eiligen 3°f c P f ?
por, wie er feine F?crbe hülenb fröhlich ein £iebd?cn fang, wobei er unter bie
ftd) immer 3ahlreid?er einftnbenben Kinber Gipfel, ^uefer unb Hüffe »erteilte.
<£itt grabe auwefenber polnifdwr 2Ualcr Itefj ba5u nidjt or/ne (ßcfdjicf bie £autc
ertönett unb ftimmte juweileu in ben (ßefang ein. Die Kinber hörten wie gebannt
511. Balb ftrömten audi bie großen €eute in gellen Raufen herbei, unb manchem
alten JlTütterdjcu tröpfelten Zhrättett ber 2lnbacht über bie gefurdjten IPangen. 1 )

2lber fo frieblid? ging es ntd)t immer tu ber altouaer illifftou 3U: Wiv
bcftfcen ein merfwürbiges 5d]riftftücf, welkes ber luthcrifd>e paftor r»on (Dttenfen
3ohannes Zimmermann am 22. Jluguft \(>0^ an (Braf «Ernft richtete, um
ftd? gegen 2Uerauber beüa Kocca 31t »erteibigen. Diefer rjatto nämüd) auf 7X\\-
geben ber 3«fuiten ben paftor beim (Srafen hart unb fd>arf »erflagt, als wenn

*; f 0 aetreu na* Seijfenbera,, ber ohne jebcii Zweifel ben Heri*t ber altouaer miffioturc
bemi^t bat.

21 Ilona umtr f drautnburgifa^rt ßcirfdjaft. VII. 2

er am 8. 3uli „nadjdcm er wof?l bejedjet gewefen", mit <ßca>alt in die illiffion
eingedrungen, die Kinder dafclbft gefajlagen, audj eins mit 6er Spi$c feines
Beiles ein wenig perlest fyabe. Dura? diefc Auflage t^atte 6er Florentiner ein
Strafmandat des (ßrafen gegen den paftor erwirft, worauf letzterer ftdj folgender«
mafen reditfertigt: €r fei, beridjtct er, ror d XPodjcn ungefähr aus feiner Bc>
Häufung in (Dttenfcn nadj Altona gegangen, um I)icr einen ilrbeitsmann 5U
dingen. Unter dem &rmc I^abc er ein Budj und in der fjand ein Flein es
f}andbeil oder Barten „nadj meiner (ßewor/nheit defensive und nidjt
offensive" bei fid? getragen. „307 bin aud?, fäfyrt er fort, nidjt trunfen oder
„bc$cd}et, wie mir unfdmldig beigemeffen wird, fondern nüchtern gewefen. Iiis
„io? nun por meines Karfpelfinds £}cinridj Dreycrs fiaus $u Altona gefommen
„und vorübergehen wollen, audj nidjt anders gewußt, fei (Bott mein <5cugc, als
„daf er dafelbft nod? gewönnet, da r)at fidj's begeben, daf ein (Befdjrci und
„Carmen im felbigen ftaufe unter hindern gewefen ift. 2Pic idj nun foldjes
„gehört, bin \df aus guter ZITeinung und nia?t mit ilngeftüm ins Üjaus getreten
„und l^abe 5U den "Kindern gefagt: IPas madjet ihr Buben dodj unter einander,
„daf? tf?r fo ein 03cfd?rei treibet, geltet i^r nidjt in die Sdnilen? Da haben die
„Kinder ftdj t>or mtdj als einem llnbefannten pielleid>t gefürdjtet und fijtd in
„die Kammer gelaufen." Der Paftor, im (Slauben, es feien Kinder guter leute
aus Altona, ging ebenfalls fyncin, um die Hrfadjc des Carmens ju erfahren.
Dabei möge denn, meint er, eins der Kinder fidj an der €r;ür ein wenig geflcmmt
haben. Drinnen war eine ZlTagd, die der paftor frug, warum die Kinder fold?
ein (ßcfaVci machten. tDärjrcnd er aber nodj fprad?, fommt der 3 e f u it c "P a ^ r
nebft feinem Küfter da$u: „Die fallen mid> übel an und erpoftuliren mit mir,
„was idj in ihrem (ßewahrfam madje. Da fpürt ich allcrerft, n>as für Ceute
„darin a^or/nten. Darauf id? midj gegen fie in aller ^rcundlidjfeit entfdmldigt,
„id? f^ttc nur das Kindergefdjrei gehört und füllen wollen, damit fic ftdj einander
„fein Ccids sufügen follteu. Und bin alfo fortgegangen und tycibc feinem ein
„bös Wort gegeben."

Der Bericht des paftors ift wohl nur auf folgende IDeife 3U crflären:
Deila Kocca hatte, wie wir fafjeu, am 1,2. (Dt tober \602 eins pon den f)äufcrn
des fteinridj Drcycr gefauft, während er ein $weitcs, daran ftofendes erft 1,608
erwarb. 3 n S n? 'f^? cn ma 3 cr diefes letztere jedod? fd?on für die 3 e fuite" gemietet
haben, als die Zunahme der pon ihnen an fid} ge3ogenen Kinderfdjar foldjes
notwendig madjte; denn auf die Kinder hotten die patres es ja gans pornermi»
lid? abgefehen.

3>n 3 a *? rc ' 60 "» liefen die 3*fuitcn das flbufer längs ihrem (ßarten mit
£>orfctjcn perfchen, weil der Strom piel €rdreidj mit ftdj fortrif, wodurdj fogar

bie Jjäufcr ^cfäfjröct würben. 1 ) Jlbcr ein lutfyerifdjer Prebigcr in Hamburg be<
brofytc bic Arbeiter mit ben ewigen Strafen, wenn ftc nidjt fofort bic Arbeit
cinfteüten. ttadj bem fatljolifd>cn Bcridjte fal? ftd? fdjltc^Itdj 5er Hat pcranlafjt,
bas tPerf bcftdjtigen ju Iaffcn unb ben f)anbwerfcrn bic ,fortfcfcung ber Arbeit,
fowie allen Bürgern bic JSufuljr pon Baumaterial für bie 3cfuiten 5U unter«
fagen, was aud? $unäd?ft befolgt würbe. Dod? bie €eutc aujjerrjalb ber Stabt
— „rustici" nennt ftc Keiffenberg, es werben aber wob/l aud? Jlltouaer barunter
gewefen fein — liefen fta? nidjt beirren; Ptelmer/r fuhren ftc ifjren paftor, ber
fte fytnbcrn wollte, fyeftig an unb bcbrofyten ifm gcfäfyrlid?, wenn er nicht gleid?
ftillfcbwiege: IDarum follteu fie ben efyrlidjen linken ntdjt mitnehmen? (Db
benn auf ben (Belbftüdcn ber Katfyolifcn bes Ccufels Konterfei ftebe? ZUs bie
Hamburger bas fafycn, erboten fte ftd? ebenfalls wieber 3ur 2Jufnafnttc ber Arbeit,
unb bie Bürger führten Baumaterialien in grofer Wenge fyerbei.

Balb barauf würbe bic Kapelle ber JUiffton auf ben boppclten Kaum»
gefjalt erweitert, unb bmnod} fonnte fte, wie Keiffcuberg berietet, bie ülenge ber
Ijcrbetfrrömenben Gläubigen faum faffen, 3umal als bie JHiffton einen ifyr Pom
papfte pcrlier/cucn Säfularablajj pcrfünbetc. Sic gebiet? portrcfflidj. Jlls ein
eOeidjen ber göttlidjen (ßnabe würbe es aud? angefeljen, ba£ bie patres ftdj forb
wäfjrenb ber beften (Scfunbfyctt erfreuten, unb ib/r tfnfebjen würbe gefteigert ba>
burdy, bafc nodj meljrfad> (Sefanbte fatljoltfdjer dürften nadj Altona fameu, um
bort ber 21Icffc beisuwotnten. Dod? reijte alles bics aud> ben fytjj ber (Segner,
weldjer 3U gcwaltfamen ^usbrüdjen r?inbrängte.

Sdjon als im Jal?re \60o König Cfyriftian pon Dänemarf nad? fiamburg
fam, um jid, »ort f,ul!>i ä cn 5» Iaffcn, als au<f, «cfanM« aus (Öfter,

rcidj, polen, ZUosfowicn unb anberen Cänbern sugegen waren, unb als bamals
nad} ber ftulbigung allerlei Kitterfpielc peranftaltct wivbm follten, fürchteten bie
Katb/olifen, es möd>te bas pon ben lutfjerifdjen paftoren aufgereiste Polf in ber
^reubc bes ^eftes über bic fdw^lofc ttliffton Verfallen. Cfyatfädjlid) fammcltc
ftd) por ib/rem ftaufe eine größere ittcnfdjenmengc, unb wenn biefc einen ^ül?rcr
gefunben rjätte, wäre es wofyl ben ^efuiten fd>on bamals übel ergangen. 3nbes
ging bas Unwetter nodj unfdjäbltd) porüber.

2ludj in ben folgenben 3aljren fj5rten bie fjamburgifdjcn prebiger mdjt
auf, bie 3<futo» pwi ber Kandel l?erab aufs Ijeftigfte ansugreifeu. So wieber.
polten ftc 5. B. mit neuen .^utfyatcn bic bamals ftarf perbreitete Bcfd>ulbigung,
bie 3efuiten ryätten pon polen aus ben falfdjen Demetrius 3U feinem Auftreten

1 Keiffciibcra berichtet auch, wie bie l>orfe$uug anoteleuit tmtrbe: ,?>iicrft ein «Erbbamm,
ben man bann mit sEicfienftämmeti, Fretter« unb Klammern fi^üntc; iiiletjt iiuirbcii bic türfen
mit raub unb £ebm anscjefüllt.

20

im 3afyre \GQ~> anstiftet, um Kufjlanb fatfjolifcf/ 511 madjen. ferner würbe
if?Ticn porgeworfen, ben Kömgsmorb 511 perteibigen, eine ebenfalls n>eit perbrettete
Auflage, bereu Hidjtigfeit inbes tro£ manerter Dcrbadjtsgrünbc nxdjt bewiefen
werben fonnte.

3mmer bebcuflia?cr würbe bic €agc ber 2Hiffton. g>u>av erteilte Kaifcr
Xubolf II. ben Hamburger Katfjolifcn am 23. l\läx$ \60<{ einen Sdmfcbrief, unb
auefy ber Hat fafy ftdj pcranlafjt, ben paftoren wiebcrr/olt 2Uä1|igung 5U cm«
pfe^Ien. <Es war aber alles umfonft, unb cnblid? follte bie fdjlimmc Saat böfc
ßxüd)k seitigen.

bereits fursc <$eit nadj €rlafj bes faifcrlidjen Sdjufcbricfes gefdjalj es, bafc
3wet Katr/oltfcn, als fic aus bem altonaer (ßottesbtenftc fyetmferrt-ten, auf rjam*
burger (ßebietc überfallen würben. Per eine cntflofy, ber anbere aber würbe 5U
öoben gcfdjlagen, fyart am Kopfe perwunbet unb feines illantels beraubt. Huf
bie Klage bes Katrjohfen forgte ber Hat allerbings für €rfafe bes Sdjabens.
2tbcr im nädjften 3 aI ? rc fam es 511 weit fdjlimmeren Kusfcfyrettungen, bie feine
Süfnte fanben.

2lm 25. (Df tober 1605 würbe bic Jttiffton pon einer fdjwercn ^euersbrunft
bebrofjt. 3n unmittelbarer Hadjbarfdjaft ausgebrochen, ergriff bas ^euer fofort
einen $ur Jttiffton gehörigen Stall mit fjeu unb Strofj, bor in fünfter ^rift
pollftänbig nieberbranute. Dasfelbc Sd^icffal erlitten ^ benacr/barte fjäufcr.
Das Koiwift ber 3efu»ten ftanb mitten im Bereite ber flammen, umljerflicgenbe
^unfen ergriffen fdjon bie Dadjfparrcn, bie Riegel waren fo r/eifc, bafj ftc
Sifdytcn, als tDaffer barauf gegoffen würbe, unb fclbft bie im 3"™™ «ufbe--
wahrten Kohlen fingen bereits ^eucr. Katlos mußten bie patres bem £ort--
fdjrciten bes wütenben Clements $ufcl?en. Denn pon ber nar/en €lbe waren ftc
burdj bas ^euer abgefdwitten, bas fogar bic r/ölserne Porfefcung fdjon ergriffen
r/atte. Die brei ober pier IDaffcrcimcr bes f7ausbrunucns erwiefen fia^ als gans
un5urcid?enb. Da fomit menfdjlidje ßilfe nidjts mcl?r ausridjten fonnte, nahmen
bic patres ifyre <5uflud?t $u (ßott: Sie trugen ZUonftrans unb f?oftic in bas am
meifteu bebror/tc (Scbäubc, befprengten por allem Polfc bie 2Uauern mit IDeify
waffer unb fanbten if?rc (Bebele gen f)tmmcl. „2luf foldje IPetfc — bas fmb
Keiffenbergs ZDorte — gelang es bie ^cuersgefaljr 5U befdjwören."

IPär/renb bies brinnen porging, brang ber 5afjlrcidj pcrfammcltc pöbcl pou
aufen in ben (Parten ber JUiffion, wobei Kufe gebort würben, aus benen bic
2lbftdjt f?crporging, ben 3 c f u ^ CTl CU1 feuriges (örab 5U bereiten. Dodj gelang es
noefj einmal, bem Hngeftüm bes Golfes «Einfjalt 3U tr/un. 2lls bie tobenbc Hotte
fafj, wie bie Patres fnieenb 311 (Sott beteten, würbe ftc ftu^ig. <£incr würbe fo
ergriffen, bafj er ebenfalls nieberfuietc. JUer/rcre Monacr erboten fidj, bas ßaus

2[

311 bewachen, was febr nötig war, da die Hacbbarfyäufer poh dem «Befinde! faft
rein ausgeplündert wurden. €ndlidj eilte 3U11. Sdmfce 6er Bedrohten auch 6er
getreue illerandcr 6ella Hocca fjerbei, 6er in Hamburg 6en Brand bemerft un6
pom Xate 6ie «Erlaubnis erwirft fyatte, troi? 6er f raten ttbeudftuude mit einem
ßlaubensgenoffen 6er 2Uiffion fjilfe 5U bringen. 3n 6er 5ta6t n>ar 6as <ßerüd?t
perbreitet, 6ic Kirche 6er papiften fei bis 3um (gründe nie6ergcbrannt, worüber
manche eifrige Cutfycraner, wenn wir 6em fatfyolifcben Beridjte trauen dürfen,
ftd? gan3 uncbriftlici} freuten. 2lls 6ie Ceute aber nun fafjen, fyeijjt es weiter,
dafc 6ie perrjajjte Kirche unperleljt war, riefen fte wuterfüllt, 6as fei Ceufelswerf,
un6 beseigten grofje Heigung, 6as IPerf 6es Jeuers 311 pollendcn.

21m fo!gen6en {Tage ipar 6ie €rbitterung in Hamburg nod? ipefentlidj an=
gewadrfeu. Die Biirgerfdjaft befd?werte fid? beim Kate darüber, dafc 6ella Kocca
am 2Ibcnd supor mit feinem IPagen aus 6er Stadt un6 wieder fyercingelaffeu
worden fei, was nicht einmal 6en bürgern juftcl^c ; falls es pon Dienern des
I\ats gegen 6effen UMUen gef djefyen fei, fo möge man 6ie Schuldigen {trafen.')
IPas der Kat hierauf antwortete, wiffeu u>ir nidjt, ift audj niefy fcf?r ipefeut«
Iicfy; denn der Kat f?attc bereits Feinen (Einfluß mern - auf die Polfsmcnge, die
nunmcljr iljrem lange aufgefpeidjerten ftaffe gegen die 3 c f u ^* cn £"ft machte.*)

^uerft drang ein fyiufe Bootsleute in den (ßarten der iltiffiou, der durefj
Ausreifen, ^erfjaucn, Jyrtoten/ Umfyerftreuen der pf.a1.3en pollftaudig perwüftet
wurde. Dann ging es über die Schule Ijer, wo die Cfyüren erbrodjen, die Stühle
und Banfe durcheinander geworfen wurden. (Endlid) fam das fiaus der patres
an die Keifyc: frier wurden die Cfyürpfoften mit den Ingeln fyerausgeriffeu und
die fymsgerütc umfyergeftreut. Scroti wurden Zlleffer und Dolche ge3Ücft, und
die patres fürchteten ernftlidj für ifjr Ceben. g>wav fandtc der ottenfener Pogt
bewaffnete Bauern 3ur ftilfe; nad> einem Berichte wären ifyrer etwa 50 gcFommen;
aber fie wagten nidjt der wütenden IlTenge llMderftand 511 leiften. Da erfdnen
wiederum als 2\etter in fyödjftcr llot 2Ilerander della Kocva, der auf die fletyent*
licfye Bitte der Bedrängten fofort mit feiner (ßattin fjerbcigeeilt u»ar. 2Uutig
ftcllte er ftdj mitten unter die aufgeregte JITenge, fyielt ihr die Unfinnigfeit ifnvs
Beginnens i>or, und da dies nichts fruchtete, perfekte er einem Kädelsfül^rer
einen fräfttgen t fauftfd^lag, rtj? einem der furdjtfamen €cute des Pogts feinen

' «Salicis, .Samba. C£bronif II. \2*2.

s liier aiebt 2\ciffcnbcri3 f. h v Jltim. s einmal ansoriiefü* als feine i^ncllc an oie
Annuae (sc. Uu-nc) sedis Ahm. ad atm. 1605, morans nur erfehen, thtfj er in i>er dbat oie
(nriainalbericbtc i»cr altonaer Wiffionare bemi^t bat. Paaeaen entbalten oie foaenannten
»Annuae m issionis Hamborgcnsis" in oer ülnsaabe ron Vxcvcs nuU oas «Scriiuu'te von oem
gat^en Cgrettjuiffc.

22

Spieg aus ber fjanb unb jagte burd? foldyc <£ntfdjloffcnfy>it btc Unrufjftifter
berart ins 3ocfsr/orn, bafj ficfy einer Tiacf? bem anbetn perlief.

So mar benn bic (ßefar/r roieberum bcfdjnxjren. Die liattjolifctt begnügten
)\d) bamit nierjt. Sic erhoben über bie Perantftung ber 2Hif<ion Klage beim
Hamburger Kate, beim (Brafcn, beim fpanifdjen (ßcfanbten in IPicn, ja beim
Kaifcr fclbft; bodj gelang es itmen nidjt, Sdjabcnscrfafe 5U befornmen. Dagegen
tonnten fic im folgenben 3 a *? rc a " °« n prorii^ial ifjrcs (Drbcns nidjt ofme
(Senugtrntung berieten, baf nun aua? in Hamburg eine grofe ^euersbrunft aus*
gebrodjen fei uub jafylrcid^c Käufer 5crftört r/abe, foiuie bafj einer il?rcr f)aupt*
feinbc, ber lutfyerifdjcn paftoren in Hamburg, fdmtäfjlidjer Pcrgcfycn befdmlbigt
werbe, ^ür uns I?at es Fein 3ntercffe, auf biefc wenig anmutenben Dinge
näfycr ct^ugcfyen. 1 )

r ; Wiebcrum oitiert Rctjfcnbera tner bic Annuae Alu-n. ad ann. 1606. Der i*c
riebt maa für bie baiubnraif<be Äcfcbichte von Wert fein. 2lm \. HTärj \htu, antwortete ber
J\at auf eine bie pliinbcnuuj ber IITiffion betreffenbe £*cfd)werbc, n»cld>e, wie es fd>cint, von
bem fpautfdicn (Scfaubtcn in lUicn ausging, bie «Ereeffe feien ^ef<fceb t en .eflrcnatae plcbis
culpa", auf frcinbctn «Sebtcte, ohne IlMficn uub Willen bes Katcs, ber bic Übeltäter ftrafen
wolle, wenn fic namhaft gemacht »erben Fönntcn.

Drittes Kapitel

Vom Privilegium von \607 bis 311t 2Iuft]cbung

ber 2Tli)fton.

!;-^^\"a tin 3af>re \C07 bas Privilegium ber Katfyolifen anebcrum 5U <£nbe
ging , baten fie um beffcn «»eitere Verlängerung. 2tus ben leiber
isla .Jk j>ü V fti^cn Hadjrivbten über btc bei btefer Vcranlaffung geführten Per»
fyanblungcu gefyt jebcnfalls fooiel mit Sia?erfyeit berror, baf? ber (ftelbpunft
anbauernb bie Hauptrolle fpielte.') <5«?ar fdjeiut ber (ßraf bie Hoffnung, bureb
bie ben "Katfyolifcn getväfn-te Colerans Befriebigung ber fpanifdjen ^orberung 5U
erlangen, jefet siemlicr» aufgegeben 511 fjaben; um fo mcfyr aber mufjte er münden,
feine (ßeanffensbebenfeu burai (Ersielung fonftiger Vorteile 511m Sdnveigen 3U
bringen. €r forberte von ben tfatfyolifen, baf fie ifnn fünftig eine jäfjrlicrjc
Abgabe safylen follteu, unter meiner Sebingung er fii» fogar $ur seitlichen 2lus<
befmung unb sur materiellen Vermehrung if?rcr Privilegien bereit erflärte.

Dies fdjeiut von leiben Ceilen rafd? als eine geeignete (ßrunblage ber l>er<
fjanblung erfannt tuorben 5U fein; boefy tvurbe über bas itlaj? ber gegenfeitigen

l ) IStnftcbtlitij bes pririleaium* ron im>: bat Im bemann in ben iTorbalbinajfdjcn
rtuoieu VI 2i2 r-ermirreube Jlnaabeu aemadit, bie richtia $n ftelleu fiub. Die von ihm bc nutzte
:iflc f*lcsn»ia A III :.u enthält 11. a. folaenbe finde: 1. lEitic jiterft rem .-(>. !Hai im»: batiert
aewefene 2Iu»ferrianna, bes pritülea,:? mit abgefallenem, aber nod? i\>rbanbeuem rieael; n>iebcr
3uriicfa,ejOaeu nnb ftarf forriaiert, bas Datum cjeanbert in: IHontaa* in ben heiliacu (Dfteru
(6. 2JpriiV. 2. Cfhio fpä^ere 2lusfcrtianna, bereu rieael uidjt mehr rorbaubeu ift, a,leid> batiert
vom 0jtcrmontaai nnb mit allen fonfriaen Korrcfturen t\emäj$ Ho. \, aiifjcrbem aber noch mit
jirei weiteren; and» biefe ?lusfertia.nna ift mieber jurürfacjoaeti. 0">riainalrerers be*
2lleranber bella Kocca mit IVrpflidjtiina jur ,i>ahluua poii um» Pufaten jährlich, batiert iumii
Wftermontacje; einaef ehaltet ber Wortlaut bes pripileaiutns unc bei luv : cinfdMttfjlich ber
bort neuerbina* roraenommenen ,mei Korrerturen. *. <£in rchreibeu bei bella Jxocca, rem
2h. Mai, miebenim mit einem anbereu fntmnrfe für bas priinleainm. Ton allen biefeu tritt-
würfen ift nur berjeuieje in Kraft aetreten, welcher unter iio. _ cinfcblicfjlicb aller Korreftnreu
porlieat, alfo aait3 wie er in bem Ker-erfe ITo. " eiuaefchaltet ift, nnb n»ie ihn Preres,
(Sefcbicbtc 5. 3<>ff. mit etlichen JrWern dbaebnuft hat. I>er (Srunb für bie ^uriiefbatiernua
bes primleoiiniu* auf ben Otftermoutaa ift nicht erftdMlidv

24

,:Sugeftänbniffe, wie es fa?eint bauptfäcblich auf fdjriftlic^cm IVege nicht cjan$
olmc Bitterfeit In" unb f?er ger/anbelt. 2Ueranbcr bella Roeca, ber wieber bie
Sache feiner ©laubensgenoffen führte, forberte Verlängerung bes Privilegs um
50 3al^re unb faft uneingefebränfte Religionsfreiheit, fowic gä^lidje Steuerfrei«
heit ber Jlliffton für bie Dauer bes Privilegiums, wogegen er namens ber
fatfpliföcn Kaufleute eine 3a^rcsubgabe von \">o »Thalern salben wollte, ein
2lncrbieten, bas gegenüber beu geforberten Vergünftigungen unb angejidjts ber
Dorteile, welche ber (ßraf von ben anberen in Altona gcbulbeten Religionsparteicn
50g, nur als ein fyöcrjft fümmerlidjes erfc^cinen fonnte. Der (ßraf forberte eine
höhere jal^resabgabc unb wollte bafür höchstens bie Verlängerung bes Privi«
Icgiums auf 20 3 a ^ rc jugeftehen, auch binftebtlich ber Religionsfreiheit nodf
einige Vorbehalte machen. 3 m " Kr ^ n fcty man, wie u>cit bie anfangs nur
insgeheim sugelaffenen Kut^olifeti nach fünfselntjäfjriger Dulbung febon um
fid} griffen.

Das fehliefHidj vereinbarte Privilegium befagt einleitcnb, ber (ßraf l?abe
befunben, ba§ bie „€ef/rer (!) ber frembeu h<3«ti«renben Hationen in Hamburg"
ftcb 5U Altona „ftill, frommlid) unb wotjt verhalten" tyitten. ^ugfeid) beruft
er ftcb, auf beu Xcligionsf rieben, fotvic auf bas Verhalten anberer dürften unb
fpridjt bie Hoffnung aus, feine llntertr/anen möchten unter fatbolifdjen (Dbrig«
feiten ber gleidjen t f reirjeit genießen, tvie er fie beu Katholifen einräume. (Segen«
über bem Privilegium von \uo?> enthält basjenige von 1,007 tvefeutlid^e neue
Vergünftigungen : sunädjft bie <£rftrecfung auf 20 3^*1?^/ fenter bie (Erlaubnis,
audj frembe Kinbcr burdj bie 3°f u ^ ctl unterridjten 3U laffen unb bie t f reigebung
ber Befefyrungsverfudjc gegenüber ben „i3enad?barteu" b. i). gegenüber ben
Hamburgern, auf welche fid? früher bas Verbot berartiger Verfudjc ausbrücflidj
mit bejogen hatte, ivaljrenb es je§t auf bie gräflichen Huterthaneu befdjränft
blieb. Sobann n>urbe ben Katholifen bie iveiterc Vergrößerung ihres altonaer
(ßruubbcfifees, jebodj nur 511 IPohnjwecfen geftattet unb ihnen hierfür Abgaben»
fretbeit bis 3UIU 2lblauf bes Privilegiums 5ugeftd?crt, vorausgefetjt baf? fie jähr«
lid? bem trafen \00 Dufateu 5al>len würben, was 2Ueranber bella Rocca für
fid} unb im luimen feiner (ßenoffen burdj einen befonberen Revers verfpradj.

Das Verbot bes Disputierens unb ^anfens tvurbe in bas Privilegium von
\607 ivieber aufgenommen, hatte aber nod} weniger <£rfo!g als früher. Viel«
mehr fdjeiut bie Erlangung neuer Vergünftigungen ben Kampfeseifer ber 3^fuiten
gefteigert ju h a bcn. Denn halb nadir/er entfpann fidi jtvifdjen ihnen unb bem
befaunten hamburger »Theologen Philipp Hicolai, paftor 3U St. Katharinen,
ein Religionsftreit, ber foldies 2luffehcn erregt fyat, oajj er von allen ben Chat'
fachen, weldk* inifere (ßcfduv-btse^äblung enthält, bei weitem am heften bis 5UIU

25

rjeutigen Sage befannt geblieben ift. Dodj bewarf 6er gewöfmlidje Beridjt pon
6icfem Porgange mer/rfad?cr Kidjtigftellung uu6 ^rgansung. 1 )

Scfyon im 3at?rc i;605 war Xlkolai, 6er über fjamburgs JHauern fjinaus
fid? eines be6eutcn6cn 2lnfefyens erfreute, t>on oberoeutfdjen ^reun6en aufgeforöert
wor6en, auf gewiffe nidjt näfjer beseidmete gcfär;rli% Sdjriftcn 6er ^efuiten 51t
antworten, nx>5u er in6es 6amals nodj wenig ZTcigung beseigte. Crofc6em muf
er fa>on im Anfange 6es 3afjres 1606 tf/atfädjlidj mit 6em altonaer pater
ijenricus Ileperus in einen Streit geraten fein, orme 6af erfidjtlid) ift, worauf
ftd? 6erfelbc be$og, un6 wie er ausgefodjten wur6e. 3™ Sommer 06er Berbft
6es 3<#*s \607 befan6 ftd> nun Hicolai eines (Eages als (Saft bei einem
fjodtfeitsmafjle un6 fam 6ort mit 6em ifjm gegenüberfifcen6en &leran6er 6cUa
Kocca ins (ßcfprädi. Der Florentiner fyxik nämlidj einem Dritten auf Befragen
2lusfunft über 6en <3uftan6 6er Kepublif Dcnc6ig gegeben, weld?c Antwort
Hicolai, rote pou fatr/olifd>er Seite behauptet wir6, eilig aufgriff, um pou 6er
l\Xad)t 6es papftes refpeftir>i6rig 3U fpredjen, wäf?ren6 6er paftor angiebt, jener
Ipbe juerft feine Xeligion un6 feine priefter gepriefen, was Hicolai natürlidj
nidjt unwi6erfprodjeu laffen fonnte. Wk 6em nun audj fein mag, je6enfalls
entftan6 ein Streit, un6 6a 6ella Hocea 6em paftor im Disputieren iiidyt ge=
roadjfen war, lieg er fidj in 6en nachften Cagcu i>on 6em pater ITeperus einen
Brief an TXkelai auffegen, worin 6icfem porgeworfen würbe, pon öer Ifanjel
fyerab 6ie (ßcfdjicbte 6es 3 c f uitenorocns falf* 1 ? 6argeftellt 311 rjaben. ^uglctcf}
wur6en ifnu 6rei perfänglidye 6ogmatifd>e fragen unter 6em «Eitel „präöifanten«
lateiu" porgelegt.

hieraus entwicfelte fidi ein gereister Brief wedjfel, 6er auf falf?olifd)er Seite
Sunädjft pon 6ella Kocca, baI6 aber pon Heperus weiter fortgefefct wur6e. $üv
6ic «Sefdjidjte 6er altonacr 34uikn'"»ff»<>n ift 6er ganse Streit orme err/eblid?e
Be6eutuug. «Erwärmung Per6icut nur allenfalls, 6a0 Iticolai einmal fagt, 6ie
3*fuiteu Ijätten tu ifyrer SpelunFe (caverna), wo fte 6ie 21Teffc eclebrierten , 6od>
nur ein fleines fySuflein ^rem6er um ftd> perfammeln formen, pou 6en fyim«
burger Bürgern un6 <£inwolmern 6agegen wer6e 6ie papifterei peradjtet. Huf
6as 6ogmatifcbc (Sebiet 6er Streiten6en rner 3U folgen, ift felbftperftän6lidi uidn"
möglicrj. Soweit ein €aic urteilen fann, empfängt er 6en <£in6rucf, 6af? 6er
3efuit 6ie 2£>affeu 6er Dialeftif, 6es tPi^es uu6 6er 3 romc gcman6tcr fjan6*
fyabte, wär/ren6 6er paftor ifnn 6afür roofjl an (ßeler/rfamfeit überlegen gewefen
3U fein, freilidj aber r/in un6 wic6ev mit Kanonen nad> Spaden gefdjoffen 511

'j Wildens, lyunt>$. lEbtciitcmpel f. :.<»-., Preises, (5cfcbtrf>te f. 21m
heften erficht nun t>cn Pcrlanf uns J>cm iuicfnv*|cl bei liiioldi <»i>»t» latir.a <.-,\. r>c<k-k.ni.

,1.4.07; f. { jf.

26

haben fdjemt. Sdjliepdj verarbeitete er feinen <5rolI gegen 6ic päpftlidjen in
einer umfangreid}en lateinifdjen Streitfdjrift, bic inbes erft nadj feinem im 3atye
\608 erfolgten Cobe bas Cidjt ber 0ffcntIicr)feit erblicfte. 1 )

6emäjj bem neu erteilten Privilegium begannen bic 3efutten nun, iljrc
3aulid}feitcn 51t erweitern, was in Hamburg ben Dcrbadjt Ijerrorricf, fie wollten
eine ftattlidjc Itfrdic bauen, unb ben Hat veranlagte, am 26. ^ebruar 1608 ein
cmftliaVs Schreiben an ben (ßrafen ergeben 3U laffen. Darin wirb biefer fefjr
freimütig erinnert, mit wie großer ZXlütp, Sorge unb Arbeit, aud} äuferfter
(ßefafjr r>on €anb unb Ceuten bes (Brafcn Dorfafjrcn unb anberc durften unb
Herren mit (ßottes gnäbigem Beiftanbe erreicht Ritten, „bafj bie nieberfädjfifchen
Canbc aus ber biefen ^iufternis bes päpftlid>en Aberglaubens ins helle €icr)t bes
(gvangclii gefegt worben". Seit 50 unb mefjr 3al?rcn fyätte man nun in Jjic«
ftger (ßcgenb t>on päpftlidjen iHcffen unb berglctcben wenig gefer^en, nod) gebort,
„unb ift männiglidj befannt, wesgcftalt berofjalbcn biefe Canbc bei bem päpft*
lid>cn Raufen vcrhafjt, aud} barin eine innerlidjc Ungelegenr/eit 311 verurfadjen
gcfudjt wirb." Hicfjts <£nrmnfdjteres fönnc bar/er ben päpftlidjen begegnen, als
trenn ilmen erlaubt werbe, in Altona ein Kollegium 3U erridjten. „Der flarc
Augenfchein unb bic (Erfahrung bejeuget, baf$ fte baburdj ben gemeinen einfäl-
tigen Jttann wieberum an manchem (Drte jämmerlich verleiten unb in porigen
3rrtlnim bringen.'' IPenn bte ZKcffe, biefes „abgöttiferje, (ßott mifc gefällige
ZDcrf" in TXltona wieber öffentlich abgehalten werben würbe, fo müftc bas bei
ben anberen Stauben augsburgifer/er tfonfeffton einen feltfamcn €inbrucf machen.
VXxt eindringlichen IDorten wirb ber (ftraf barauf l?ingcu)icfen, wohin es führen
würbe, wenn ben 3efuitcn nod} mehr (ßelegenljeit geboten werbe, „ihre irrige,
vcrführcrifdjc £efyre an biefen (Örtern fortsupflansen, aud? biefclbcn in Unruhe
unb (ßcfär/rlid?fcit 5U fc£cn". Der (5raf möge bem Kate biefe 2Halniung nidn"
verübeln; er füllte fid> verpflichtet, foldje aussufpredjen „aus djriftlidjer für unfere
„anbefohlenen Bürger unb Untertanen (!) tragenben Sorgfältigfeit, unb bamit
„biefelben als Häd)ftgefe(fene nidjt etwa 5U bem papiftifchen Aberglauben mit
„perführt werben, ober auch fonften in einem erregten Cumulte, (welken wir
„bei fo befdniffencn Sachen in biefer gottlob volfreidjen (ßcmeinbc, bevorab
„außerhalb ber Stabt fdjwerlid) würben verhüten fönnen, aud} berowegen baran
„unfdjulbig fein müften) ftdj an ben 3 e f lutcn nic^t im <£ifer 5U vergreifen An*
„lajj haben möchten."

l ) Per iEitcl btx ritrift Kllltft: „l'hilippi Nicolai cum l.ojolitana socictatc et ejus or-
ilinis hierophanta quodain in Altena conflictus tle Anüchristo Romano p<-rditionis lilio." Pic
fitrift erfrfnen nadj bes LVrf affer» <Eoi>e tt.o'^, iporüber ZIcrcriis am 8. Oftober btefes 3 d ^? r ' s
an ^en pater Oermann i*ofeni»orf fdjrieb: „Philippus Nicolai etiam mortuus non desinit nos
lacesserc/' V<\1 rtiui? Nicolai, Opera latina 1. c. uj^ 2\cif f cn bera f. 4T<»;7T.

27

Dic Antwort bes ßrafen ift vom 5. ZTCäri battert unb gans in 6cm <ßc>
banfengangc gehalten, ben wir fdjon aus 6cm gleichartigen Schreiben pom 3af?rc
\602 fennen. Die (Erinnerung an bic Einführung 6er Deformation wirb mit
großer €mpfjafe als überflüfftg surüefgewiefen unb bie Verantwortung für bic
2lufnafmie ber ttatfyolifcn Hamburg sugefchoben; „beun ba ihr bic in ber Stabt
„Hamburg wegen ber tErafif unb £janblung nicfjt hättet aus allerr/aub Canbc
„cinniften laffen, wären fte aud> in unfer Stabilem nicht fommen, unb hätte bie
„fymblung unb Har/rung nichts beftotr>eniger burd? eure Bürger als ^aftoreu
„fönnen getrieben werben." Eine neue Kirche 5U bauen ober anberc Ceute 311
perfür/ren, n>erbe mau ben 3efuiten 3U web/ren wiffen. Der Hat aber follc
feinerfeits bafür forgen, baß gegen fte pon ben Hamburgern feine C^atlia^feiten
perübt mürben.

Jim gleiten (Cage fdmeb ber (ßraf auch an bclla Ixocca unb forberte ifm
auf, bic 3efuitcn 5ur Torfid^t unb 3"™faNung bes pririlegiums 3U ermahnen.
Bebcuflidjerweifc fügte er aber ferner eine Kopie pou bem bod? offenbar per-
traulichen Sdjreiben bes Kates bei, roof?I in ber Jtbfidjt, bierburd) ben f>am--
burgern, mit benen er fortmährenb wegen sar;lreid?er anberer Dinge im Streite
lag, Verlegenheiten $u bereiten. 2tus bem Sdjluffe bes hamburgifdjen Schreibens
mußten bie Katholtfen erfehen, baß ilmcn (ßefab/r brohte. Um ftdj bagegen 3U
wahren, gingen fie 3ugleich an bie Ijödjfte weltliche 3«f ta "5 : Sic teilten ben Brief
bes Kates bem Kaifer mit unb baten ilm um feinen Sdmfc.

Kaifer Kubolf II. griff in ber tüt^at ein, olmc ben Kat aud? nur 3U hören:
TXm \. üopember \608 erlief er an ilm ein energifdjes mandatum de nun
oflfendendo. 1 ) Darin wirb unter Stählung ber perfdjiebenen ben KatholiFcn
fdjon 5ugefügten <J5ewaltthaten unb angcftdjts bes Katsfdn-eibcns pom 2r>. ^ebruar,
aus bem Flar hcrporgefye, baß ber Kat bie Katfyolifen nidjt fdjü^cn u>olIe, ilmt
ftreng anbefohlen, bics 51t tfnut, ihnen audj Caufe unb Begräbnis in wie außer-
halb ber Stabt nicht 511 wehren, „als lieb cud> unb einem jebeu ift unfere faifer*
liehe Ungnabc".

Das 2Hanbat würbe im Dc3embcr bem Kate infmuiert, bei bem es große
Erbitterung erregte, I?auptfädjlid> wohl gegen ben <S5rafen, beffen 3"bisfrction
bie Faiferlidic Eiumifdmng h«n>orgerufcu h aitc - *kd} 1«! oev Hat m baburch
feineswegs h^oern, auf bem betretenen H?cge ftanbhaft fortjufahren. Sdjon am
23. De3ember fdjrieb er aufs neue bem (ßrafen, er hatte gehofft, bic 3cfuiten
würben infolge ber erften ZlTalmung peranlaßt iporben fein, „etwas gemad) ju
perfahren". TXbcv weit gefehlt: in3wifchen hatten fte einen epangelifcben Stubtofus,

V Klcfofcr, VIH, :,*,>) hat ton wcfriitficbfteii Inhalt tos manfcate imctorueacbcn.

28

Hamens IlTeldjior Kraut, ben Sofjn eines 23albierers in Straf bürg, 6er bort
por <k 3aljren 511m Zkffalaurcus beförbert tporben unb jefct eine Zeitlang bei
bau Domherrn Hieronymus illoller in Hamburg fjausler/rer gerpefen fei, —
biefen jungen JUann Ratten bic altonaer 3efuiten 5U ifjrem „Aberglauben" per«
leitet. Als er in Ccibcsfdjipadjfjctt geraten fei, fjättcu fte ifjn mit fjilfe ifjrcr
Anhänger aus ber Stabt in bas f?aus bes Sdjiffers Claus Antfjony bei ben
Dörfern gebradjt, feien bort bis an feineu £ob „auf iljre papiftifdjc Art mit
ifjm umgegangen" unb Ratten cnblidj bic Ceidje aus bem fjamburgifdjcn (ßebiete
fortgefjolt, um fte in Altona $u begraben. Der Kat ftellt 5unädjft biefe <Scbiets=
pcrlc^ung feft, foipic bie Cljatfadje, ba£ ber (ßraf feine <3ufagc, foldje Aus»
fdjreitungcn ber 3cfuiten $u ftrafen, nidji gehalten Ijabc. Hamentlidj aber
befdjtpcrt er fidj barüber, ba^ ocr ^raf 0a5 Pertraulidje, ipofjlmeincnbc Sdjreibcn
bes J\ates, um biefen, ber bodj ein Hadjbar unb Scligionsperrpanbtcr fei, per«
fjajjt $u madjen, ben Katfjolifcu mitgeteilt unb letzteren fjicrburdj ntdjt nur Anlaf
gegeben fjabe, bas Faiferlidjc 21tanbat 511 erfdjlcidjen, fonbern fogar jenen &rief
bes Katcs an ben fpantfdjen ftof 511 bringen, um Hamburg aud? bort ju
fdjabeu. Da ber 2\at aber 5meifle / fjcifjt es weiter, ob bem Kaifer fein 23ricf
aud? pollftänbig unb bona fide mitgeteilt tporben fei, fo tr>erbe ber töraf ifwi
„unguabig nidjt pcrbcnfen", u?enn er 511 feiner Pertcibigung ben tDortlaut bes
Briefes uebft einer Abfdjrift pon ber Antwort bes trafen bem Kaifer
eiugefanbt fjabc.

Diefer (Regen jug bes Katcs enthielt eine gehörige Dofts Bosheit; benn ber
(ßraf fjattc in feiner AntiPort mit nodj ftärfereu IDortcu als porljer ber Hat,
pon ber „(Errettung aus ber papiftifdjen ^infterms" früherer Reiten gefprodjen
unb pon ber „irrigen unb pcrfür/rcrifdjen Ccljrc", pon bem „Aberglauben", tpo-
mit bic 3efuitcn beftrebt feien, bic bcutfdjen Canbe ju „pergiften". Kann es ein
traurigeres, bie bcutfdjen Dcrljältniffe ber <3cit por bem breifig jährigen Kriege
fdjärfer fennseidjncnbes Sdjaufpicl geben, als bas Derfarjrcn proteftantifdjer Keidjs-
ftanbe, pon benen jeber bic Sdjmabungen bes anbereu gegen bie Katfyolifcn eben
biefen iljrcn gemeinfamen erbitterten ^einben mitteilt! Aber tpäljrcnb ber (ßraf
es babei beipenbcu lieg 1 ), tfjat ber Kat insgeljeim weitere Sdjritte, bic feine
politif in ein auberes Cidjt (teilen.

€r Ijatte aus bem faiferlidjen iUanbate erfeljeu, baf? bie Katljolifeu bie
iljncn in l)amburg gewährte Dulbung in ein iljnen 5ufteljenbes Kedjt um3U<
tpanbeln fud)ten. Dies erfdjicn iljm als ein feljr bebenflidjer Dorgang unb per»

?io (Oijeüauutcu »Amina.- misMonis HamburKcnsis« f. nni> i>aiM(b DrCPCS f.
beri*teii rem einer arujeblhben Pertreibuiux 3cf»«tcu, Me im ^abre "' <)H erfolgt fein feil;
es !ie«jt aber iuujenfd;chiliA eine Pcrivecbfeliiinj mit ben L>onjanac» i»es 3ab,res \<>\2 ror.

29

anlafic ifyx sunädjft f cftsuftcllcn , ob beim ber tfaifer feinerfeits überhaupt ein
Hedjt gehabt rjabe, bas 2Uanbat $u erlaffen, unb wie ben nadjteiligcn folgen
besfclben gefteuert werben fonne. g>u bem £wedc unterbreitete er ben galten
^all einigen Übrofaten beim Hetcbsfammcrgerid}t in Speyer unb erfudjte fie um
Abgabe eines (Sutachtens. 1 ) Dasfclbe lautete batyn, ba£ bas faifcrlidyc ilianbat
fcinesfaüs auf ben Keligionsfricben gegrünbet fein fonne, fonbern auf ben profan-
ober £aubfrieben unb auf bie gemeinen betriebenen Kedjte. Denn aus bem
Keligionsfrieben fönnten nidjt beliebige Privatleute, fonbern nur Heichsftänbe ein
tflagerecbt herleiten, unb bie <£ntfdjeibung barüber ftänbe nicht bem Kaifer
5U, fonbern bem Kammergerichte. IPenn ber Hamburger Kat, trofc bes faifer-
lidjen ZHanbats, bie Katfyolifen am 3efucr?e bes altonaer (ßottesbienftes Innbere,
fo mad>e er fid? Inerburd? nur bann ftrafbar, wenn er babei gewaltfam porgefje
unb auf foldje IDeife bem Canbfricbcn $uwibcrr/anble. Dennodj fei es ratfam,
ben Katfyolifcn ben öefudj bes altonaer (Sottesbienftcs 5U geftatten, toctl im ent«
gegengefefcten ^alle nidjt nur pielc €uangelifdje, bie an fatljoltfcfyen (Drten lebten,
leidet 511 großen Schaben fommen fönnten, fonbern »eil audj ber Kaifer jenen
llnterfcr/ieb swifdjen Xeligions» unb Canbfrieben fdjwcrlidj beadjten, fonbern mit
ber angebrofjten Strafe de facto porgefjen mödjte.

2Jm beften wäre es wofjl, wenn man ber tfatfyolifen ofnie IDeitläufigfeit
ftdj wieber entlebigen ober boefy minbeftens feine neuen Hieberlaffungen doii
Katfyolifen sulaffen fönntc. Keinesfalls folle ber Hat ifmen geftatten, in fyimburg
felbft gottesbienftlidje fymblungen po^unefnnen. über ben 23efud) bes altonaer
(ßottesbienftes möge man ifmen einft weilen erlauben, „bis mit bem 2?eligtons=
n>efcn eine Heuerung im 2\eidjc oorgenommen unb basfelbe, wie 511 »erhoffen,
balb in eine beffere Kidjttgfeit als bis bafyero gebracht werbe".

Sobann fei es augebradjt, bie lutfyerif djeu prebiger 5U einem mafjDolIen
(Eone au$ul}alteu. Die Begrünbung biefes Kates ift t>on 3ntereffe: „Demnach
bie tägliche (Erfahrung leiber mefyr als jutüel be5eugct, baf? bei ben Prebigern
göttlichen U)ortes allerfyanb menfchlicr)c Sdjwadjfyeiten mit unterlaufen, bie
nidjt sur (Gewinnung, fonbern tnelmcfjr 5ur €ntfrembung bes <ße

'i Dies mar oer 2ln(afj, welcher ben fchoit mehrfach ermähnten Urtef oes rynotfus
tfiiuent Möller au einen fpeyerf*en JlDporatcu berr>or<jerufen t^at, jur rertraulichett firaanyma
eine* uns nicht erhalten gebliebenen 2\atsfcfcreibeus. Kieferer hat oie aanje Korrefponoettj
jedenfalls geraunt, aber 1. c. nur febr wenig daraus oeröffentlicht, und auch für unferen
ietjigeu ^wetf rönnen wir, fo intereffatit der ^»fah M*- mu c ' nfn £ f 'l darou verwenden.
Piment ITIoller fchreibt, augefichts des raiferlicben Mandats „gebühret uns nunmehr auf fie
bie Katholiren unb die donfeaueitj ein machendes ilugc 311 haben, i»afj fie nicht 311 weit ein-
wuseln. Venn es heifjt prineipiis obsta, unb fein ihrer noch 3iir ^c'xt wenig, fo baß mau
noch mohj 2?at fehaffeti rann". Das fpeyerfebe (Sntachtcn datiert rom in. Jfebruar \ü<*), \o.

50

mütes, nidjt $ur «Erbauung, fonbern sur Pcrftorung aller djriftlic^eu
Siebe unb (Einigfeit gercidjen", fo folte ben Prebigern geboten »erben, ftdj
Inerin 5u mäfigen unb alles unnötigen Cäftcrns unb Sdjmärjcns fidj $u
enthalten; bie fatfjolifajen priefter madjtcn es freiltaj überall nidjt beffer.

Beim Kaifer ober beim (Srafcn von Sdjauenburg toerbe man gegen bie
3efuiten feinesfalls Kedjtsfnlfc erlangen, ba fic nur ben papft unb ibjren
(ßeneral in Korn als (Dbcrn anerfannten. IDollte ber (ßraf felbft ifmen
ctroas gebieten, fo mürben fic nidjt ger/ordjen, fonbern päpftlidje unb faiferlidjc
<£affattonsmanbate bagegen erunrfen unb ben (ßrafen fjierburdj madjtlos madjen.

Das 6utad?ten ift be$eidjnenb bafür, roie man neun 3ar/re por bem Aus»
brudie bes großen Krieges ben fragen, rocld)e biefe Branbfacfcl ent$ünben follten,
an einer Centralftellc bes beutfajen Cebens gegenüberftanb, an einer Stelle, nx>
man barauf angeroiefen unb bavan geroörmt n>ar, jene fragen möglidjft objeftir
ju befyanbeln. JUan fyört bas ftor/nlaajen ber ZDcltgefdridjte, wenn ba bas
Keidjsfammergeridjt als bie entfdjeibenbc 3"P an 5 fü r alle Streitigfeiten über
bie Anroenbung unb Auslegung bes Hcligionsfricbens be5eidmet roirb. Schärfer
fann bie allgemeine (Dfmmadjt, biefe Streitigfeiten auf frieblichem IDege jum
Austrag 5U bringen, geauj? nidjt gefennjeidmet werben, unb bcrfclbe tEon tönt
aus bem gan$en (ßutacfytcn immer wieber fyerpor.

Der Hamburger £at fyanbelte $icmlia} genau, wie es tfjm bie fjerren in
Speyer empfar/lcn: <£r bulbete bie Katljolifen weiter. £voat rotes er fic, bem
Drängen ber Bürgcrfdjaft nadjgebenb, wieberr/olt an, „ftdj bes Auslaufens nad?
Altona 5U enthalten", unb ber Kats* unb 3ürgerfdjafts«Hecef pom 3afjrc J609
crwäfmt bei biefem Derbote $um erften 21Tale ausbrücflidj „bie catotnifer/e unb
bie papiftifdje Ktrdjc". Aber por jebem unmittelbaren, offenen €infdjreiten gegen
ben Befudj bes altonaer (Slottesbienftes fyat fief? ber Xat nadj roie por gehütet,
unb als um biefe &\t einer ber 3efuiten im r/amburger (ßebiete angegriffen
unb perrounbet würbe, perfolgte ber Hat bie ür/äter, weldje ftd} freiließ ber Strafe
burdj bie flucht cnt5ogen. Anbrcrfeits wujjte er in Hamburg felbft bie öffent«
Iidie Dornafyme fatfjoltfdjer 2?eligiousgebräud)e $u perr/inbern. Hur in einem
Punfte fnelt es ber Kat für angebradjt, über bie in bem fpeyerifdien <J5uta<fyten
porgejeidmete Cinie rnnaus3uger/en: Seine öcfdjwerben beim (Srafen (JErnft pon
Sdjauenburg über bie altouaer 3 c f u ^ c " f c fc tc cr einftrocilen fort, ot/nc freilidj
bamit einen unmittelbaren (Erfolg 511 er$ielen.

Am 25. (Df tober J609 5eigte er bem (ßrafen an, bie 3efuiten litten $xx>c\
jugenblidjc Hutcrtfyanen bes Königs pon Dänemarf, „unferes gnabigften ^errn" (!)
nämlidj Peter Boje aus Ditfymarfcben unb iHartin <£laper aus Krempe, bie
beibe in Hamburg $ur Sdnile gegangen feien, an ftd? ge3ogen unb ftc an bas

jefuitenfollcgium in tftünfter 3ur Xufnalpnc in 6ic 6ortiae Sdjule fcnben isollcn.
Der Hat bewies 6ies 6urd? 2lbfdjriftcn smeier Schreiben 6es Paters HeDerus an
<Dr6ensbrü6er in tflünfkr. 1 ) ^roar, fo fdmeb er ferner, fdjeiue es ihm faft
bc6enflidj, ftdj mit 6cm (Srafen in wettere Korrefpon6en3 ei^ulaffcn, nach6em
6tcfer 6ic früheren 21tittcilungcn 3um Scba6en fjamburgs gemifbraudjt habe;
aber anaefidjts 6er Ittiajtigfcit un6 6er be6enflid?cn Konfcqucn3en 6iefer Sache
wolle er 6odj nidjt unterlaffen, nochmals 6en (Strafen 5U bitten, 6eraleicfyen Per»
fübningen fünftia 3U pertnnoern. (gleichzeitig fe£tc er 6en König von Däne=

\i Das eine ber beibeu rebreiben wollen mir hier 311m 2lbbrucf bringen, ba es nur Fnrs
nnti babet febr iutereffant ift.

T

Reverendissime in Christo Patre.
Fax Christi.

Misi nuper per Secretarium malleoluin cum claviculis aliquot, mitto nunc Danum et
Holsat um . ut R. V. matlcolo utrumque formet, tarn in pictatc quam in humaniorc littcratura,
collisionihus pressuris expoliendi lapides, qui inserantur sacris aedifieiis, quod sine malleolo fieri
tiequit. Scio R. V. jaui usum ejus optime callerc, ac proinde non dubito, quin utrumque hunc
lapidem pulchcrrinie formaturis (!) sit. Sunt liic artifiecs crassi, qui non norunt (!) satis
dextre malleolo uti, dum polire volunt lapidem, saepius cominunt, vcl ita tardi
sunt in eo aptando. ut lapis consenescat, antequam ad fonuam aliquam bellam
suseipiendum aptetur. His opto K. V. optime valere et mei in suis ss. preeibus memoreui.
Fcstinat lator barum, ideirco cogor esse brevior.

Altena 8. Octob. 1609. R. V.

in Christo servus

Rcvcrcndo I'atri in Christo Henricus Ncvcrus.

P. Joanni Lotzio, Societatis
Jesu sacerdoti

Mouastcrii.

Der i?rief läßt einen iMtcf in bas €r3iehnugsfvftcm ber Jefnttenfcbulen tbun, wenn-
glei* bie eigenartige 23tlberfpra*c bas l^crftäubtiis erf*n>ert. Von ^ntcreffe ift an* bas
(Seftänbnis, bie altomicr „lOerftnetfter" feien 311 nngrfdücft, um t>tc „l'auftetne", welche bem
heiligen i'aumerfe bes (Orbens eingefügt werben feilten, richtig 311 behauen unb 3U polieren.
5er Ausbrurt r iiialleolus cum claviculis - , i>er in bem Briefe eine folcbe 3\ollc fpiclt, bebarf
jebenfalls 110* ber 2lnff lärmig. Wie mag wohl bas „liämmerletn" aiisgefebeu haben, mit
bem bie ^efuiten '^ rc -.^aufteilte" zurichteten? Die iSrflärung, welche Hörems felbft tu
feinem fogleid? naher 311 befpreebeuben Re*tfertiguitgsf*rcibcn liefert, ift wenig befriebigenb.
CEr fagt ndmlid>, er habe beu Orbcusbrubcr in IHüufter gebeten, ,ut liberalibus artibus et
pietatc utrumque (sc. adnlescentem imbuerent. et hoc est, quod malleolo quem alias joco
sacerdoti transmiseram, ab ipso fieri insinuo. ' Zhe CErflännig, welche übrigens ohne
befoubere 2lufforberung bieten punft mit berührte, paßt 3ntn Wortlaute bes Briefes gan3 unb
gar nicht. — Das 3trette aufgefangene schreiben, an ben pater licrmanu i^ofeuborff gerichtet,
tfi ohne folche tftlbcrrätfcl abgefaßt, erflärt biefe aber m*t nub ift an* r-tel 311 laug, um
hier vollftänbig wiebergegeben 3U werben. Der ^\nbalt ftimmt überein mit bem, was ZTererus
ua*h l cr in feiner Rechtfertigung über bie Angelegenheit ber beiben jungen ieute berichtet.

."2

marf als Canbcsljerrn ber beiben jungen Ccutc pon bem Porgange ebenfalls in
Kenntnis.

Der (ßraf antwortete bem Kate $unäd)ft ausu>eiä>eub. Dagegen ^atte er
abermals nichts (Eiligeres 3U tlmn, als Kopicen bes porjährigen unb bes neuen
Katsfdjreibens foroic ber Anlagen bes lederen an Jlleranber bella Hocea ju
(Riefen, mit ber 2tufforberung, i>on ben 3cfuiten einen (Segenbericht einjuholen.
XDiebcrum gab er alfo ben IDortlaut bes Hamburger Schreibens ben Kattjolifen
preis, was frcüid) biefes IKal nid)t fo bebenflidj war, ba ber Hat feine 2lus>
brüefe porfidrttger als früher gewählt hatte. Der (ßegenberid^t ber 3efuiten
würbe bereits am 6. Hopcmber burdj ben Pater Heuerus unmittelbar au ben
(ßrafen erftattet. <£r fiel fel?r umfangreich aus. 1 )

Semerfenswert ift sunädtft ber tjeftige, ben gegen bic cr>angelifdje
£er?rc offen 5ur Schau trageube fCon bes Schreibens, bemerfenswert foioofyl
gegenüber bem gehaltenen Cone ber beiben Iefcten hantburger Befcrjwcrbefchriften,
wie auci/ namentlich bcshalb, weil ber Jlbreffat felbft ein cpangclifdjcr ^ürft
war. Durch bas Schreiben geht ein an h^ausforbernben Xtbermut ftreifenber
t}ohn, etwas wie bas Porgefühl bes nahen Triumphes über bie perhafjten
Kefcer, eine <£mpftnbung, ber fidj bie 3 c f u i* cn bamals wohl in gan$ Deutfchlano
hingeben modjten.

Heperus fchreibt, ber h^nburger Hat n>ürbe gewifj unwillig werben, wenn
er, Zleperus, fagte, bie lutherifdje Celjre fei, nach Cuthers eigenem (ßeftänbntffe
in feiner Schrift pon ber IDinfelmeffe, ein IDcrf bes Ccufels. 2 ) Uber er wolle
uidjt Schmähung mit Schmähung pergelteu. IDenn ber Rat — in bem por=
jährigen Sdjreiben — ben "Katholisismus als „Aberglauben" beseidmete, fo tyxbe
er biefen Con wof?l r>on ben präbifanten gelernt, bie fid) wenig barum ffim«
merten, ob fte auf foldje lOeifc bas oberfte iiaupt bes Kcidjes unb bie por<

V Picfes größte von ben altonaer ^efuiten ausgegangene ('Viginalfibriftftutf , weh-fres
(ich bei «uferen Elften beftnöet, umfaßt nid^t weniger als fünf ganj eng nnb Hein befd;ricbene
,VoItofeitcn. Pte tfanofdnift ift wie bei alli'n mir befaunteu Briefen von >fuitcu aus jener
,?icit gerabeju mufterhaft, was «Erwärmung reroient, weil fonft oatnals überall in Drutfdv
lanb oie lianof*rift, cbenfo wie ftil unb Orthographie, auf? jämmerlittftc entartete. Au*
bic rprad»e öes Briefes ift ni*t ofmc f (broung.

- „A>-gr<- fi'rrft Senatus, si diecrem Lutheranismum a Sathana Luthero instil-
latum, licet id ipsemet I.uthcrus fateatur, libro de angulari missa, ubi prinium ci visa Catho-
lica religio superstitiusa , convinccntc illud rationibus Sathana." (Semeittt ift r;ier OlC befaitltte
CSrjähltitig Jtutlnus, wie ihm ob feines IHcffelcfcus bex (Ecufei jugefetjt unb bic oiabolif*e
llatur jener Art r-ou Aui>a*tsübnug offenbart habe. Pie Ausbeutung bes ebrlidjeu tfcfetint-
niffes einer f ecle, mclwc bic na* fur*tbarcu Kämpfen wiedererlangte innere 2\uhe unteren
mitteilen will, bic Ausbeutung oiofer feeleufämpfe gegen fnther ift ein fleines "Kabinett-
ftiirf jejuiti|*er Kumpfmeife.

33

nelmtften dürften beleidigten. JTTan 6ürfe mit irmt freiließ darüber ntdjt rechten,
6a 6er Hat nid^t aus Cfyeologen heftete un6 ifmt 6afyer 6er Begriff 6cs über«
glaubens ntdjt ljiureid>en6 flar fein fönne; feien 6oa? 6ie lutljerifäVn pre6iger
felbft fo unbctpan6ert in 6er Cljcologic, 6ajj fte foldje Sdjmärningen ausfpräaVn,
or/nc fie belegen 3U fönnen.

Das Sdjreiben aefjt fo6ann auf 6cn materiellen 3nf}alt 6er famburger
Befajroeroen ein: Der junge Straf burger fei ungerufen nad? 6er altonaer Zttiffion
gefommen, gequält pon religiöfcu Zweifeln, meldje 6ie lutr/erifajen (ßciftlidjen
nidjt r/ätten bannen fönnen. Den Fatr/oltfajen fei 6ies gelungen, was auf 6en
(ßrüblcr einen folgen <Ein6rucf fjeroorgcbradjt fjabe, 6afj er $um tfatr/oliyismus
übergetreten fei. „VO'xU 6er Hat wiffen — fäfnl Hcperus fort — wer 6en
w 3üngling perleitet bjat, fo antworte idj: Die H)ar/rr/eit fyxt es getfjan un6 6ie
„IDonne, mit 6er ifjre (Erfenntnis tr>n erfüllte; perleitet Ijat irm 6er r/immlifäje
„Pater felbft, pon 6em Cr/riftus fprtdyt : Hieman6 fommt yu mir, 6en nid}!
„mein Pater 3U mir fenoet. 2tn(af aber $u 6iefcr Perleitung Ijaben 6ie Diener
„öes IDortcs gegeben, meldte 6en fdjwanfen6en Sinn 6es 3ünglings aufridjteten
„un6 6ie auffteigen6cn Zweifel löften. Sajon bereitete er fidj t>or, nadj Spanien
„$u reifen, um 6ort als Katr/olif unter Fath.olifajem Scepter 5U leben. Sdjon
„fyatte er 6ie 3ür6e feines £er/ramts abgeworfen, fdjon war er befreit auaj pon
„6em feinem fjerrn geleiftcten (ßelöbnis, pon 6en Salbungen 6er Sdmle un6 6er
„u?eltlia7en (Dbrigfeit; als ein Untertan 6es fatf?oIifdjeit Sdnffsfyerrn, für 6cffen
„^afn^eug er ftd? einge$eidmet fyatte, ift er geftorben. Dajj feine fterblidjen Uber*
„refte ofwe tDiffen un6 ZDillen 6es Kats nadj 2lltona gebradjt wor6en ftn6, ge>

tt

„fteljen mir gerne 5U. <£s ift ja befannt, 6af als jüngft uns 6ic Überführung
„6er fatr/olifdjen Ceidjen perfagt wor6cn war, als aus 6iefem ZJnlaffe (ßutadjtcn
„pon Prag, Augsburg, Speyer un6 21Tain3 eingcr/olt wor6en waren un6 wir
„6argctfjan fyatten, 6as Perbot fei barbarifdj, tyrannifdj, 6em Pölfcrredjte un6
„6em Keid^sgebraudjc 3uwi6er, 6af 6arauf am \6. September 6urdj 6ie Hals«
„r/erren Hieronymus Pogler un6 3°^™* Ho6enburg meinem <Dr6ensbru6er
„3<>r/annes 21Tcringius (^Höring) un6 6cm f}crrn Simon &3uar6us 6er 3efdjei6
„erteilt tpur6e, 6em Kate fei es gener/m, wenn 6ie Ifatrjolifen ifyrc Ceidjen in
„6er Stille nadj Altona brädjten un6 6ort beftatteten, 6oä? roolle man 6amit
„6en Kenten 6er Sta6t ntdjts pergeben fyaben."

IPegen 6er 3efdml6tgung, 6ie bei6en an6eren jungen Ceute oerleitet 3U
fjaben, erflärt Heperus feierltdj, wenn fte 6ies 6em Kate berietet rotten, fo
hätten fte gelogen; fte feien irmt Pöllig unbefannt geu>efen, er/e fie ftdj aus freien
Stücfen an ir/n gewendet rotten. Dann fyabc er fte fogar 6rei« 06er piermal
jurücfgenjiefeu un6 ir/nen gefagt, nur wenn fte ein Zeugnis irjres Heftors bei«

211 tonn untrr 5<lfanfnbuTijif<f^T fSmfdjaff. VII. *

Ö4

brädjten, tonne er für ifyct -Uufnal?mc in eine fatfjolifay Schule forgen. Da fte
aber ifjm immer rnieber bringenb unb crnftlidj porgeftcllt Ratten, toie fruchtlos
fte il?re &il in i^rer Sdmle fjinbrädjten, fo Ijabe er enblidj ifjren Bitten nadf
gegeben unb ftd} bie <£tnfüfjrungsbriefe an bie (Drbensbrüber in Jllünfter ent*
reifen laffen. IDenn er burdj biefc (ßutljcrsigfeit gefehlt fjabe, fo müffe er be<
fenneu, ja, er Ijabe gefehlt. IDenn aber ber Kai aus jenen Briefen f erliefe,
bie jungen €eutc feien perlocft ober geföbert worben, fo perftefy» er ntdjt Jyin«
rcidjenb ben Sinn lateinifdjer IDorte, unb memanb, ber audj nur bas (ßeringfte
bapon perftänbe, fönnte etwas berartiges fyrrauslcfen. 0b ber Hat bie Briefe
felbft crbrod?en unb fomit einen bei allen lltenfdjen gcltenben Kedjtsfat? perlest
ober ob er nur bie pou ben Sdjülern erbrodjenen Briefe benufct Ijabe, ftatt t^re
unbefugte tjanblungsmeife ju beftrafen, bas wolle man Iner sunädjft unerörtert
laffen. €s werbe ftd> fdjon ^cit unb <Drt finben, um über biefen Xedftsbrua^
5u fpredjen.

Seljr merfwürbtg ift es aud}, wenn ber 3efuitenpater bann mit <Empfyafe
forbert, man folle bie(Bewiffen unb<ßemüter bcr-tttenfd?cn nidjt swingen,
fonbern befreien, bamit (ßott allein auf fie einwirken fönne. töleidj ba=
rauf aber fpridjt er fdmtäfjenb t>on ber Cefjre eines berüajtigten, ausgeflogenen
.fllöndjes. *) <£r befdjulbigt bie lutfyerifdjen prebiger in Hamburg unb ifjrc ilnfjänger,
Katljolifen mit (Bewalt bcfefjrt, ifuv tEeftamente perlest, ttjrc uadjgelaffenen Kinbcr
ben Dormünbern ent5ogen / fat^olifdjc €fyen für ungilttg erflärt unb bie <£t)c-
gatten anberweittg getraut 5U traben. Don Philipp IZicolai insbefonbere
wirb gefagt, er fyabe por fünf 3arjrcn mit feinen Künften einen IDoIjltfjäter ber
altonaer ZUiffion, ben portugiefen drmanuel .Ulpares, 5um lutljerifdjen Glauben
befefjrt, worauf wegen biefes fetten ^ifebfangs (de tanto pisce capto) bie gan5e
Stabt in ^rofylocfen ausgebrochen fei; er fjabc ferner audj bie 3wei jungen
Söfme bes portugiefen, ipeldjc biefer ber ITCiffton 5U eigen gegeben Ijatte 2 ), nadj

1 „Non ignorant (sc. prineipes praedicti) religionis in Imperio libertatcm : fidem nun hu*
manis artibus, sed divina gratia parari, conscientias animasque hominum non con-
stringendas sed laxanda*, utpote in quas solus Dcus influat. Ncc volunt sapientissimi
prineipes qui non jurarunt in infatnts alicujus et cxcucullati monachi verba, sicut nec
III" 1 * Ccls. V r » subditos suos regnis ac provinciis suis ita conclusos, ut nulli unquam cos exec-
dendi aliasque inundi piagas adoundi fas sit. Quodsi vero alibi Rcligionem Catholicani arripi-
ant, quod saepius lleri ipsos non latet quando in I'olonia, Bohemia, Austria, Italia vel alibi
litcris operam navanl, non ideirco cxpostulant cum Acadeniiis, in quibus doctorcs avitam reli-
gionem suis auditoribus tradunt, quam forte ipsorum subditi hauserint. ncque cum regibus vcl
prineipibus litcris diseeptant."

* Hcpcntö perroenbet hier bas !l>ort „tnaneipare", n»as »tibi „jtir <Sr3tefuina, über-
•jeben", fonbern förmltd»es, pollditilttaes (Eigentum itberaebeu, perfdufen" bebeutet unb
alfo ungemein djaraftertftif* ift für bie 2JufctuuHinjcu bei >fuitenorbeus t>on feinen Möglingen.

Digitized by Google

35

bem Cobe bes Paters burdj äfmlicfje Kniffe an fief? gelocft. Die „leichtfertige,
beifjenbe ^cber" Hicolai's, 6er bie Ijödjften dürften ntefft »erferjont fyätte, wäre
ein befferer (Begenftanb für bie tDadjfamfeit bes fjamburger Hats gewefen, als
jene fyarmlofen, burd) iKenfdjenfreunblidjfeit reranlaflen Briefe.

XDenn ber Hat, l?eift es weiter, fo forgfam über bem Seelenheil feiner
Bürger wadjen wolle, warum bulbe er bann, baf fte nadj Spanien unb por«
tugal geljen, wo fte maffenfyaft $um Katfyolicismus befefyrt werben,
warum bulbe er, baf Bürger unb Bürgersfrauen, nacfjbem fte ben lutfjerifdjen
(Blauben pon ftd> geworfen in bie benachbarten Klöfter bes €rjbistums Bremen
einträten, wo ifyrer mehrere fclbft priorinnen geworben feien! IParum befef/were
ftd? ber Kat nidjt über bie Perfüfu-ung eines anberen Hamburger Bürgers, ber
in Köln burd) ben Keftor bes bortigen 3efuitcnfoü"egiums befefjrt, jefct fdjon
bem Klofter Jtmcsleben im <£r$bistum 2ttagbeburg porftefye! (Bans 3U fdjweigen
r>on ben Hamburgern, bie in Bayern, ^ranfen unb anberen (ßegenben 3um
Katfyolktsmus übergetreten feien. £>on allen biefen erwähne ber Hat nichts,
wäljrenb er über jene brei tfuslänber ftdj fo erfnfce. €r Ipttc fonft wofyl audj
ber fünf Hamburger Scr/üler gebenfen fönnen, bie t>or 5 3afjren wegen Befudjs
ber 3«fu»^»P"bigten mit Kuten geftrtdjen worben feien, bann aber ifjrer Schule
Dalet gefagt unb in polen, Böhmen unb (Dberbeutfcrjlanb ben fatfyolifcrjen
(ßlauben angenommen fyätten. XDarum fei man in Hamburg gerabe wegen ber
geringfügigen altonaer Porgänge fo erbittert?

3n folgern £one ge^t es nod) lange fort; ben Sdjluf bes Scr/reibens, bas
Heoerus felbft als „etwas weitläufig" bescidmet, bilbet eine Sammlung be-
fonbers ausgefudjtcr Bosheiten, pon benen Iteoerus wofjl annahm, baf man fte
in Hamburg 3U lefen befommen würbe.') 3 n &i«f a Erwartung follte er ftd}
nidjt getäufcfyt fetyen; benn bem (ßrafen bereitete es eine ^reube, bem Xate Kopie
bes ganjen Scr/reibens suftellen 5U laffen.

') 2Ju* hier ift ber 2lusi>rurf d>a™fter«fHf* un& noch a>cit ftärfer , als unfere Über«
fetjuna afiltClt läjjt; es tycißt : „postmodum Luthcranismum expuaat"!

*) „Nec est quod III. Cels. Vostra et seipsum Senatus multis literis fatiget, non prospiciet
suis nisi Encyclopaediam omnium arüum et sumiuam sapientiam divinam humananiquc civitati
suac includat, deinde certa lege eives suos corumque liberos constriogat, ne gymnasia ulla vel
Academias Catholicas accedant, fortasse ubi senserint sc domi habere Amalthea cornu et ipsam
consumraatae sapientiae arcem, non solum ipsi se Hamburgi continebunt, sed ex Omnibus etiam
Europae angulis co confluent cxccUentissima ittgenia ut excolantur, quemadmoduni regina Austri
audita sapientia SalomonU Hicrosolymam advolavit, quamdiu autetn id non fecerit, manseritque
naturalis sciendi appetitus in adolescentibus alicujas indolis; et si domi suae, cum se non posse
explere viderint, non poterunt frenari Ullis legibus, excedent, erumpeut, evadent, semperque peri-
culum erit ne cum sapientia humana suaviter dextreque instillata divinam hauriant, diversam ab
ea, quam domi suae plenis buccis et cum plaustris convicionim ecclesiaslas suos crepuisse audierunt."

3*

Digitized by Google

56

Der 2\at erteilte eine fur5e, würbige Zlntwort. Die Eingriffe bes paters
lief? er auf fidj berufen unb erflärte, er fjabe nunmehr alles getr/an, was er
für <8cwiffenspfKd}t gehalten fyabe; 6a er überbies aus 6er abermaligen „pro.
palation" feines Sdjreibcus Dcrmcrfe, baf rertraulid?e Mitteilungen in öiefer
Sadje nidjt angebracht feien, fo werbe er ftdj fünftig weiterer Korrefponbenj
eutfjalten, gebe aber nidjtsbeftowcniger ber „wor/lbegabten Discretion unb bem
5u ber war/ren cfyrtftlicfycn Keligion tragenben <£ifcr" bes (ßrafeu anr/etm, bie
fyodntridjtige 2lngelegenr/cit unb il?rc folgen gebür/rlid) $u befjerjigen, aud) ber
(Erinnerungen bes Kates 3U gebenfen, „unb befehlen hiermit ben ferneren 2Ius»
gang biefer Sachen bem 2*llmää?tigen burd? ein fleißiges, emftges (Bebet".

So enbigte biefer merfwürbige Briefwecrjfel. IDir fyören barauf etwa
2 , / 2 3ar?re lang nidjts mer/r Don ber altonaer 3efuitenmiffton. ZHittlermeilc
geriet iljr fymptförbercr, ber Florentiner 2lleffanbro bclla Hocea, in De*
mögensuerfall, fobaf? er feine ©laubiger nidjt befriebigen fonntc unb aus Ham-
burg rerfdjwinben mufjte. 2Hit ifmt r>erfdnt>anb sugleidj für ben (ßrafen bie
lc|te 2lusfid?t, pon ben tfatr/olifen 11007 nennenswerte Dorteile ei^ur/eimfen,
was il?rc €age fcfyr r>erfd?ledjtcrte unb bie iluflöfung ber Zttiffion wirffam uor«
bereitete. Unmittelbar Ijerbeigefüfjrt würbe biefe ttuflöfung burd) an fic^ gering«
fügige, ja teilweife faft läcr»erlid?e Porfommniffe, bereu Bcfyanblung inbes für
bie Beteiligten unb ifyre ^cit fo beseidmenb ift, bajj wir tfmen ein befonberes
Kapitel wibmen muffen.

Digitized by Google

Piertes Kapitel.

X>k 2luftjebimcj ber 2Tltffton.

ic u?ir roiffcn, ^cidjtc bas (ßrunbftücf ber 3 c f u ^ c,m "ff' < > n m Altona
bis 5ur <£lbe. IHdjt bancben wies ber (Braf um biefe <3cit feinem
2tTün5meifter fjenning f}ans ein Stücf £anb an, bas ftd} eben«
falb bis 5ur €lbe erftreefte. Der 2Tlün3meifter liejj im itpril bes 3 a fy rcs J 6 ^ 2
fein €lbufer burdj eine Dorfe^ung befeftigen unb griff r/ierbei, n>ie bie 3efuiten
behaupteten, auf bereit (ßrunbftücf hinüber, beeinträchtigte audj fonft ir/re €igen«
tumsredjte. hiergegen liefen 6ic Patres burdj ben Hotar Zlbrtan »an (Dutfyeusben,
aus 2tnta?erpen gebürtig, feterltdj proteftieren, unb brei Cagc fpäter richtete
Pater fjenricus Heoerus an ben (ßrafen eine heftige 3efd}ir>erbefd}rift, beren
pomp!?aft=gelefjrte (Einleitung unb patfyctifdje 2\ebetr>eife mit bem aufjerft gering»
fügigen unb profaifaien 2lnlaffe fo feltfam fontraftierte, bat? es felbft in jener
5«it ber r^etorifdjen Übertreibungen auffiel. XOiv fönnen uns in bie tcilroeife redyt
ergötjlidjen <£in$elljeiten bes Sdireibens nidjt »erliefen, bringen inbes bas djaraf«
teriftifdje ilfteuftücf in ber Jlnmcrfung rollftänbtg 511m 2lbbrucf. ^iir ben ^aü,
bafj bie 23efdjtt>erbe erfolglos bleiben mürbe, crflärtc Iteoerus fogloidj, er muffe
bann mit feinen (Seuoffen in ein antares Canb stehen, u>o fie ftd> ber Keligions-
freist „gratis" erfreuen fönnten. 1 )

') Illustris et generöse comes, doroine clerucntissime. Omni Hcmice vidua injuria alTecta
a Khodano Archieunucho praestitit, idem nobis vim passis a monetario Altcncnsi Hciiningio
iianses facicndiun judieavimus. Confugiebat illa ad aequissimum Impcratorcm Valentinianura,
cujus decretum iatellcxerat, ut si quod jus cui imminutum, Impcratorcm adirvt: facit et suppli-
cans, Salustium Praefcclum Praetorio judievra impetrat, a quo Archieunuehus condemnatus, in-
justitiac ixwnas d<-dit. Confugimus nos acl aequissiraam Cds. V»"> <-a spe, freti dandutn nobis
itiam ab eo incorruptuiu judicem, qui vim monetarii prohibcat et justitiain tucatur. — Compa-
ravimus annis praeteritis ob angustias habitationis nostrac a diversts diversas fundorum parttoulas
Albim spectantes; literae emtionis e\ venditionis publico contractu et consensu nobilis d»> Sa-
trapac et Ainptinann in Pinnenberg dcsi.ribunt nobis ius fundorum ab Albi ad plateam, nullo

58

So&ann liefen alle oamals nod? in fyimtwrg ann>efenfcen Katfyolifen am
2\. tfpril, unter Eeifüaung, jenes notariellen proteftes, eine Eittfa^rtft an ben

versus Albim certo tennino praefixo; eo quod ille longius alias excunrerit, alluvionc autem diu-
turna magis magisque minutus fucrit, unde et nobis causa data muniendi, quod in annos singulos
horto noslro pedes aliquot subtrahi videremus. Nixi ergo supra memoratis litcris, produximus
ante annos fere decem propylaeum nostrum eique domum superaedifieavimus, cujus latrinae (sit
venia verbo) subjecto fundo ineumbunt. Fuimus huc usque in quieta possessioue, nullo ius no-
strum interpcllantc ; adhacrens fundus, salva via regia, iudicio Magistrats saepius nobis attributus
est, qui cum fundamenta iaeeremus, monebat ea longius versus Albim efferemus, quod ad sumptus
tunc declinandos nolebamus; quin etiam aliquot ies requisitus a nobis, prohibuit cffbssioiies et
exportationcs argillae, ex eodem fundo ab aliis fieri, eo quod sepimento nostro haereret ac iuris
uostri esset. Ccpit in hoc iure nostro possessorio superioribus diebus nos interturbare praedictus
raonetarius primo, vim publicam nobis intentando, roinitans sc subjecturum homincs, qui in la-
trinis sclopeto trajicerent, deinde egesta e suo pctiu terra, obstruendo easdem latrinas, denique
totum adjacentem locum denniendo futuroque alteri propylaeo aptando. Trahit hic ejus conatus
intolerabiles secum molestias. Non enim licebit nobis ex eminentiore horti nostri parte, produ-
cere loca secreta in practcrlahcntem Albim, quod omnibus hactenus lieuit et licet, quotquot ad
cundem babitant. Inanc est, quod gravcolcntiam queratur; majorem illa vicinae latebrac afflant,
et Albis ipse, qui quiequid sordum cx eivitate attrahit, id in Altcnensc littus effundit, idem etiam
reeiproeo suo defluxu, si nonnihil intumescat, secum devehit; quae etiam causa est, cur loca ejus-
modi non in visceribus terrae quaerantur, sed tantum in superficic ejus plana ac propatula
figatitur. Huc accedit molcstia altera non minor, quod canales, per quos cx horto nostro aqua
pluvia in fluvium derivatur, volct obstruere, ne in fundum quem sibi usurpat, defluant ; natabitnus
ita morc piscium in mediis aquis. Tacco periculum quod cx angulo adjuneti sepimenti, si eo
usque cflcratur, nostro imminet; cum enim longius excurrat, tanto impetu reeiprocantis Albis
fluetus in illud ineurrent ut brevi tempore convcllendum sit. Graviora sunt Iiis incommoda que
sequuntur. Eripitur nobis omnis libertas, usurpabunt ex propinquo sepimento prospectum in hor-
tuin nostrum, sternetur in eundem facilior via, nocturnis peregrinorum aut nautarum malevolorum
iticursibus, quibus praceavendis propylaeum nostrum altius eduetum est. Quodsi deinde sucecssu
temporis novas fabricas moliatur monetarius vcl haeredes ejus in meditato suo sepimento, cri-
pietur nobis in Albim prospectus, claudcmur undequaque, ut vix respirare liceat. Insultabit et
eo amplius nobis fex populi, quae illas monetarii molitiones publicam violentiam passim inter-
pretatur, idemque sit judicium prudentiorum, qui indc alienatum et inimicum in nos animum
III" Cels 1 »* V*« metiuntur. Verc aurca libertas et maximc ecclesiasticorum, quibus et majorem
non solum ratio ipsa, verum etiam lex divina et iiuperatorum decreta tribuunt. Concessit nobis
eandem clementissime annis aliquot III'* D"° V», quam etiam honorario centum ducatorum
autiuo agnovimus et agnoscemus deineeps, si eam eadem clementia tueri ac continucre dignata
fucrit atque ab iniquis monetarii machitiationibus nos defendi-rc et fundum quem insolenter nobis
pracripere conatur, sepimento nostro restituere. Sin autem, (quod scio innatac clementiae
III'» Oels. V* repuguare) id impetrarc non poterimus, non male aeeipiat III" Ccls. V*, si con*
sultis superioribus nostris, distractisque rebus, alias nobis sedes sub prineipibus aliis
querainus, ubi libertate ecclesiastica gratis frui liceat, memores futuri interim benc-
ficioniin, quotquot ab III' Ccls. V» aflecti sumus, quamdiu eius sub imperio viximus; praecaturi
etiam Deum pro longa ac felici Hl'* Cels. V" gubemationc, et ut fa.se ibus ejus positis, aeternum
cum l)ro regnet. Altenac 23 Aprilis anni a Christo incarnalo millesimo sexcentesiino duodeeimo.

lllustris ac gencrosac Cels. V» humilis cliens
Hcnricus Neverus
Socictatis Jesu sacerdos.

•"9

<J5rafen ergeb/en, worin fte ben 2TTüii3ntciftcr ctnf lagten, er fdjmälere bie (Eigen«
tumsredjte 6er JUiffton, neunte ihr bie Musftdtt" auf bte «Elbe, perftopfe ben 2tb-
lauf ifjrcs „Secrets" unb brob/c nodj obenbrein mit pulper unb Blei. 1 ) Der
<£>raf befar/I fofort, biefe Befcb/tperbcn ernftlich, 3U prüfen unb ben 21Tünjmeifter
an3utpetfen, er folle mit bem Bau ber £>orfe$ung einhalten, bis er, ber (Braf,
fclbft nad? Altona Fommen unb beu (Drt beftdjtigen werbe, (ßleicf/seitig aber
würbe angeorbnet, pon ben 3efuiteu für bas laufenbe 3ar/r bie \00 Dufaten
Sdntfcgelb einjuforbem, unb 3ipar mit ber uerftänb Heben Drohung, bei Icicrjt»
5ab/lung roerbe man mit ifwen anbers als bisher perfafjreu. Her (ßraf madjte
ftd> augenfebeinlicb, fd?on mit bem (Sebanfen vertraut, bie 3efuiten aus Altona
ju entfernen. 2tltt pollfommener Deutlichkeit geb/t biefe ttbftdjt rjerpor aus einer
3nftruftion, meldte (Braf <£rnft, ber insipifdjen nadj £jolftctn gereift war, am
5. 3"»» IM2 «»m pinneberge aus für feinen ebenfalls bort ann>cfenben Kaller
tfnton pon tPietershjeim unb feine übrigen Käte erlief, 5U ifyrer Kidjtfdmur bei
bem auf ben 6. 3"«« angefeftten ücrfjanblungstcrmine in Sachen ber 3 c f uitc »
gegen ben 2nün3meifter. 3» ^»efer 3nftruftion befahl ber (Sraf feinen Beamten
5unädrft, ben Parteien mfyutcilen, wela>e Stritte er bisher 3ur (Entfdjeibung
ir/res Streites getrau Ijabe:

„Damit fein Cb/eil ber ftreitenben Parteien ftd? mit ^ug möchte bef lagen,
„ba| tym bie b/cilfame 3uftitia wäre perfagt ober pc^ogen, b/aben wir uns mit
„feiner geringen Ungelegenfjeit ber gewölwlidjen Strafen auf Burteb/ube unb
„unfere ^äljre 5U Blanfenefc geäufert unb jtnb auf bas fürftlidje fjaus Harburg
«3119*50$«", pon bannen wir uuferen IPeg auf Dr. 2\ulanbs Befyaufuug an ber
„<£lbe in biefer (SraffäSaft belegen 511 genommen, fmb bafelbft aus unferem
„Sdjiff 3U €anb getreten unb 3U ^uf bis an ben ftreitigen (Drt mit unferen
„Kaller unb Kätb/en getpaubert, in bes 2Hün3metfters i7aus gegangen, baraus
„fowob/l im (Barten ber flagenben partb/ei als aud? hierunter an irjrer Dor=
„fefcung ben tfugenfdjein eingenommen unb alsbalb befunben, baf fidj bie
„Sadjen piel anbers, als ber priefter bas IDerf eraggeriret unb an*
„gegeben, ttjuet perb/alten."

U>ie bie 3nftruftion weiter beridjtet, b/atteu bie 3*futo" cim 9 c ^ a 3 e
barauf ib/rc Befdnperbcn formuliert bem (ßrafen fdjriftlich, porgetrageu, unb

') "Die J?tttfibrift ift in erfter £inie unter jeicbiict ron Ilbenbio fomtgltane unb
<£arlo fcmiglianc, - } wc\ mailänber tfaufleuten, ben legten Italienern, bie bamals no*
in fiambimj anfäffia. waren. Von ber folgenden UuterfArift, augcnftbetnlid? ber eine« fatbc
liftben Niederländer:?, ift nitr ber l>ornamr Jacques 3U cntjiffem. 2ln* bie nädjften Unter'
fünften rerraten nicbcrliinbif*cn llrfprnna: eine ift bie bes fiton genannten Hotar »an
(»litbeusdcn, bic anbere unlcfcili*. Pie legten 4 Hamen gehören portuijicfen nnb rpanicru
an: paulo be Harros bc i^effa, <S. £opej, eSaspar (Somes, HTanuel Pallemontc ;?;.

Digitized by Google

*0

3tt>ar Jetten fie fecfys Befebwerbepunfte aufgeteilt, beren erfter ber tpidjtigfte ift,
weil aus ifym 6er 6raf ben fjauptanlaf entnahm, bie 2TUffton aufsulöfen. Die
3efutten Ratten nämüd} ben 2Tlün5meifter burdj ben Hotar befragen laffen, mit
meldjem Kcdjte er fidj bas Stücf €anb anmajje, auf tpeldjes bie 3efuiten &n«
fprud} erhoben. Darauf — fo berichteten biefe — fyatte jener geantwortet, bas
€anb fei ifnn vom (ßrafen perfauft worben. 2tls nun bie patres bemerften,
bas fei 6007 feltfam, baf ber 6raf bem <£inen Canb fortnälmte, um es bem
Ruberen 5U perfaufen, äufertc ber IlTüt^mctfter: „3*?*« <J5naben tfyun piel
um (Selbes willen". Diefe unporfidjtigc flufcerung würbe natürlich von ben
3efuiten bem <J5rafen Innterbradjt, mit bem tynsufügen, ber ittünsmetfter
I^abc baburdj ben trafen mit bem israetitifdjen Könige Tidfab per»
glidjen, pou bem bas erfte 8ud> ber Könige berietet, er fyabe ben IDeinberg
Habotfjs in i3eft$ genommen, nadjbem Habotlj auf Jtnftiften ber Königin
3cfabel gefteinigt worben war.

Der <ßraf füllte ftd} Inerburdj begreiflidjerweife fdjwer K'Icibigt unb befahl
feinen Beamten, biefen punft 5unädrft flarsuftellen: IDcnu ber Illünsmeifter jene
iluferung getrau fyabe, fo foüe felbige auf ber Stelle als unwafyr beseidmet,
unb ber iUü^meiftcr $ur Redjenfdjaft ge5ogen iperben. IDenn biefer aber in
itbrebc ftellen follte, ben (ßrafen gefdnnäfjt 3U fyaben, fo müjjtcn bie 3 c f u ^cn
ifyrerfeits „biefelben groben 3 n jurias nxd^t obenfjin, fonbem roie fidj 5U Kedjt
„gebührt, bemonftriren, enpeifen unb bart^un, worauf aisbann weiter ergeben
„foll, nxis unferer gräflichen Deputation unb <Er)rc ZTotfyburft erforbert. Da
„aber bie Kläger fnerin uicberfällig würben, muffen wir bafür galten, bajj fte
„btefes aus Kadjgier auf uufereu 2nün$mcifter erbaebt unb uns auf ifpt bamit
„pcrfyefcen wollen, was wir ifmt aus gutem (Semütfye gegönnet 5U wiberrufen;
„fo muffen fte bann audi in bes angegebenen 3njurianten Statt treten unb über
„uns bie ausgegoffene Sdnnacbrebe warjrmacben ober barum ifjre gebür/renbe
„Strafe ausfielen".

Der (Rraf wiberlegt in feiner 3"f* ru M° n fobanu- bie Z3efd)werbepunfte
ber 3 c f u ^ cn nno ftcllt bagegen feinerfeits ifnien gegenüber eine 5lit5ar}l 23c»
fcfnpcrben jufammen, bie er als piel gewichtiger bc3cicfynct. Da bie Patres ferner
in irjrcm Schreiben wieberfyolt erflärt Ratten, ipenn ber (ßraf ifnieu nidn" Kecrjt
gebe, fo mürben fie ir>rc Sachen perfaufen unb pon bannen jiefyen, ba
ber (Öraf auferbent nadj bem Derfcfywinben bella Xoccas ber Cetftungcn, ipeldje
biefer wegen ber ZUiffion übernommen rjatte, ftd? nid?t mein" perftdjert rjielt, unb
ba enblid} überhaupt bie „itaücuifd?e frembe Hation", ber bas Pripilegium er«
teilt worben, bis auf ein ober 3tpei Perfonen fjamburg perlaffen fyattc, womit
nad} bes ©rafen Hnfidjt bas pripilegium erlofdjen war, fo nafjm er feinerfeits

. _AV_ ...

bie Huffünbigung ber 3efuiten $u Danfe an unb erflärte, er wollt ifyrem £ort.
gange mein- belnlflid} als Innberlid} fein.

Soweit bie ^nftruftion, oeren fonftiger 3nf?alt in bem Berid?te über bte
am folgenben (tage ftattgefunbene Dcrfyanblung pon uns wtebergegeben werben
fotl, ba biefc jiemlidj genau ben in ber 3nftruftion angeorbneten (Sang ge»
nommen fyat. Beteiligt n>aren 6at>ei 6er Kaller pon JDietersfyeim, ber pinne«
berger Droft l?ans Stebing, oier anöere Beamte bes trafen, 5er Illü^meifter
unb bie 3cfuiten.

Der Kaller eröffnete bie Derljanblung mit 5er ilmt com (Srafcn anbe«
fofylenen €rflärung unb fügte fnnsu, 3^re Gnabtn fjätten fopiel £anb unb Ceute
3U eigen, baf fte nidjt auf geringe ßift unb (ßabe ju fefym brausten. Der
2nün$meifter ftellte in tfbrebe, jene ben trafen befdnmpfenbe ftuferung getrau
5U fyaben, wesfalb ber Kanjler ben 3«fuiten Beweis hierfür auferlegte unb
ilmen babei $u (ßemüte füfjrte, Hdfab f?abe alle Kinber 3srael an Bos-
heit übertroffen, alfo fdjeine es ja, ber (ßraf »erbe befd?ulbigt, baf
er „ärger" fei, als irgenb ein anberer (ßraf pon Sdjauenburg
por tf^m.

Über biefen punft würbe eine &it lang fruajtlos r>in« unb fjergefprodjen.
Die 3«fi"fc" «Märten, bie Üuferung bes ZTtünsmcifters fei mit Hotar unb
beugen $u erweifen. i&iblia} perfügte ftd? ber Droft 5um (ßrafen — bie gan$c
Perfyanblung fanb im pinneberger Schlöffe ftatt — , um beffen <£ntfd>eibung
ati5urufcn. Der (6raf wieberfyolte, er habe ben Pergleid? mit 2ldjab fefyr fdnnerj«
lid? empfunben. 3" $ an 5 3 5rac l f« ' c * n f° fdjlimmor Sdjelm gewefen wie
biefer König Jtd^ab. IPenn er ber 2(djab fein folle, fo müffe ja feine I^crj«
liebfte (ßemafylin, geborene Canbgräfm 3U fteffen, bie böfe Königin 3 C M V 1 fein.
Die 3cfniten follten bie IPafjrfyeit biefer Befdjimpfung enpeifen ober bie folgen tragen.

Begreif lidjerweife machten bie patres feine ttnftalten, ber tfufforberung
bes (ßrafen nadftufommen. Dagegen erfdjienen — um bas porwegsunelnnen —
$wei (Tage fpäter ber Hotar pan (Dutfyeusben, ber 3taKener 2tbunbio Somigliano
unb ein 2Utonaer Hamens Gilbert i^einricfys auf bem Pinneberge unb befun»
beten, ber Hotar fogar an <£ibesftatt, bafj ber JUü^meifter bic tym jugcfdjrte«
bene Huferung in ifjrcr (Segeumart getrau fjabe.

3n5n>ifdjen fyattc bie Perfyanblung ifjren porgefdjricbcnen Verlauf genommen,
^unädjft würben bie Befdjwerben bes <S5rafen gegen bie 3 c f u ^ cn 5 ur Spradje
gebraut unb pon biefen erwiebert. IPir n>oUen fte bier ber Xeifye nadj aufführen:

\. Der (ßraf erflärte, weber in Sadjfcn, nodj in Däncmarf, <£nglanb unb
bem (ßebiete ber (ßeneralftaaten werbe ben Kat^olifen bas exercitium religionis
geftattet. — Die patres meinten, bas ftefje eben einem jeben Canbesfjerrn frei.

. 42

2. Durd? bie Aufnahme ber ^cfuttcn, fagt ber <ßraf, I^abe er i>on feinen
PcrnxmMcn unb ^reunöcn, von Kurfürften, dürften unb (Brafen int nieber«
fädjftfdjen, tpcftfälifdjen unb im rfyeinifdjcn Kreife, nrie auch in ben benachbarten
Königreidjen ftcfj picle Pcrtpeife, llngnabe unb böfc Hadjrebe $ugejogen.
— Darauf umjjten bie ^efuiten nur su ertpibern, fie tonnten foldjes niety per*
hinbern.

3. <£in befonbers wichtiger Punft, weil er bas ftauptmotip für bie «3"*
laffung ber 3«fuiten angebt: Der (ßraf fagt, biefe Ratten if»n grofe g>u\a$c
gethan, burdj ben papft unb ben (ßeneral bes ©rbens su beförbern unb aus$u<
richten, bajj ber König pou Spanien feine 5 or0 « r ung besagen follc. 2tber
barauf fei in fo pielen 3a^ren nid>t bas (ßcringfte erfolgt unb wohl am <£nbe
gar nicht einmal ein Derfudj gemacht worben. — Die patres fdjeiuen bies
ftillfchweigenb jugegeben $u ^aben; wenigftens wirb feine Antwort
pon ihnen berietet.

4. Der <Sraf erflärt, er muffe es bulbcn, bafj faft alle prebiger in
Hamburg auf ben Kabeln gegen tfm eiferten, u?eil er bie 3efuiten aufge-
nommen t?abe, fdjüfce unb fdnrme. — tfud} biefe öcfdjwerbe fd^einen bie
patres feiner Antwort gewürbigt 3U tytixn.

5. Die ^efuiten, fyrijjt es weiter, IfitUn por 3 a *? ren porneljmer Ceute
Kinbcr au fidj gesogen unb perführt, fie wären $u ben hantburgifdjen
Prebigcrn in ifjre fjäufcr gefchlichen unb hätten gefährliche Disputationen mit
if^nen angefangen, bie öürgermeifter überlaufen unb allerfjanb JUutwillen per«
übt, aud? 9 c $ cn Seineccius ein £ud) ausgehen (äffen. Der (5raf tyxbt fchon
ben prebiger ber Hieberlänber abgefchafft, meil er ähnliche Büdier gefdjrieben
hätte. — Die 3efuiten leugneten bie Verführungen entfprcdjenb ben früheren
€rflärungen unb ftellten cbenfo in 2lbrebe, bafj ber Perfaffer bes Budjes gegen
Heineccius ihrer ©efellfdjaft angehöre.

6. (Ein ganj neuer öefduperbepunft: Die Porbcfifcer ber (ßrunbftücfe
ber 211iffion feien ge$wungen worben, ihre €rben um geringes (ßelb
5U perfaufen, ohne HHffcn unb ttHlleu bes (ßrafen. 2tuf ein foldjes Perfahren
fei ber Pergleich mit 2td>ab unb XIaboth »Pohl c ^? cc anjuwenben. — Die 2UiU
tport ber 3efuitcn lautete ganj allgemein, fie tpollteu nur bas 3efte thun unb
hätten gethan was möglich M cm weiteres ftänbc nidjt in ihrer (ßewalt.

7. Durch 3 a,, 5 Deutfd)laub fei ber Kuf erfdjolleu, bajj bie 3 c f l, it* n m
2lltona eine Kirche bauen unb ein Kollegium errichten wollten, wie ftc beim
ja audj in ber Chat eine lUaffe öautjols unb aubere 21TateriaIien sufammen^
geführt hätten. Dem (ßrafen hätte bas piel f}olw unb Sdümpf sugejogen. —
Die Patres meinten, bas hätten fie uidjt gebadjt.

45

8. Die or/ne JDiffen 6es <S5rafen auf 6«r tforfefeung an 6er <£lbe erbaute
abfdjeulidje grofe Catrine 6er ITCiffton erfülle 6cn gan$cn (Drt mit foldjem <Se«
ftanf, 6a£ 6er (ßraf bei 6er ^ejtdjtigung 6afelbft faum folange 6iefe ge6auert,
r)abe bleiben fönnen. — Das, meinten 6ie patres, fei fd|on 8 3a(pe lang fo
gewefen un6 bei an6eren nod? piel ärger.

9. Die 3efuiten fdjienen 6cm törafen porfdjrciben $u wollen, was für
Ccute er in Altona einnehmen un6 wo er jie bauen laffen follte. 2(ud} ftritten
fte 6em <5rafen 6as «Elbufer ab, 6as ilmt nadj öffentltd>em Hechte sugeb/öre un6
wc6er 6urdj Kauf nodj 6urdj Pripilegium pon Primaten eru>orbcn wer6en fönne.
— Die patres erflärten, fte wollten Hieman6em Unredjt tfyuu un6 nur tr;rc
pflicfyt erfüllen, fonft mödjtcn fic lieber 6eu (Drt pcrlaffen.

^0. 2Ueran6er 6cUa Hocca fyabe ftdj für 6ie 2TUffton verbürgt. Da er
nun fortge3ogen, un6 6er (ßraf fyier6urcfy je6er Sidjerr)eit für 6ic (Erfüllung 6er
gefdjerjenen ^ufagen le6tg fei, 6a ferner audj faft alle an6eren 3toh cncr
entfernt Ratten, fo muffe 6as pripilegium als erlofaVn betrachtet werben. —
Die 3efuiten ern)i6ertcu, 6as Sdm|gcl6 Ratten fte besagt un6 roolltcit es aud}
ferner gerne tinin.

Damit waren 6ie 3efdjwer6en 6es (trafen crle6igt un6 es famen nun
diejenigen 6er 2Hiffton an 6ie Heifye. 3^r erftes „<S5rar>amen" betraf 6en öau
6es 2Hün$mcifters Penning fyms. Der <0raf lief itmen antworten, 6icfer 33au
fei ifjnen nidjt nachteilig. 3^re Kloafe fönnten fic wte6cr im (ßarten anlegen,
wo jie 3UP0r gewefen, fo müßten es ja 6ie an6eren 2lltonaer, 6te nicfjt an 6er
<£lbe wohnten, audj r/alten. Die Porfctsung 6es 21Tün5mcifters fcbüfctc 6as
<£>run6ftücf 6er Jltiffton ebenfalls, fo 6af fein <Brun6 3ur Befdjweroe porl?an6en
fei. 2tber 6ie Sdimärnmg 6es (ßrafen folle 6em 2Tlün$meiftcr nidjt ungealnt6ct
rnnger/en.

Die 3 c f u ^ cu falten ftdj ferner 6arüber bcfdjwert, 6a j| in 6er Zlär/e 6er
ZTTiffton übelberüdjtigte Käufer ftd> befän6en. 2luf 6ie ^ragc, weldje Käufer
6amit gemeint feien, antworteten 6ie patres: Die IPirtsfaufer un6 Krüge; man
uu'iftc wofyl, wie es 6arin fjergefa.

Der <8raf fatte 6ie 3 c f u ^ €n fooann crfudjt, ein Schreiben an 2tleran6er
6eUa Kocca nadj 6effen Fortgänge 51t beföroern. Uber 6icfe Zumutung glaubten
jene fidj befdjweren 3U muffen, un6 als 6er (ßraf ifaen porfnelt, 6er Florentiner
fei ifjr Patron un6 3ürgc gewefen, er fabe 6cn (ßrafen in grofe Koften un6
Ungelegen Ijeiten gebracht, crwi6crten 6ic Patres, als (ßetftltdje fönnten fte ftdj
mit 6er 2tusfür/rung foleber Aufträge nidjt befaffen.

€n6lidj Ratten 6ie 3 € f u ' tcn f** 6arüber beflagt, 6af 6er (ßraf 6as
Sdmfcgelö cinforöere; fte fatten feine ftrif tc Dcrpflidjtung es $u 3afylen, feien aber

Digitized by Google

44

trofcbem Ijierju bereit. Der <8raf lief irmen darauf eröffnen, „baf wir (Bottlob
„ifyrcs (Selbes nidjt bebürfeu, barum ift uns audj, als fie Aleranber bella Hocca
„bei uns eingebeten, nic^t $u tfmn gewefen, wir bjaben (Bottlob öanaef? nicfjt ge^
„bürftet nodj gefaftet". Übrigens när/mc fogar 6er papft pon ben Criewen
Cribut unb Sdmfcgelb an. Jlleranbcr bella Hocca fyxbc ftdj im tlamen aller
Katfpltfen für bie <3aljlung bes Sdm^gelbes perbürgt. Da er je£t nidjt rneb/r
anwefenb fei, fo müffc ber (ßraf fefjen, auf anbere IDetfe «5 a ^w»9 5 U erlangen.
Die Patres rcpfyterten, fie fyätten ben J5«*?fongstenmn nidtf" gewuf t unb fönnten
bie Dufaten audj nid?t fo rafdj 3ufammen befommen. Abunbio Somigliano,
ben fte bejjr/alb angefprodyen, nx>lle nidjts r/ergeben.

Hadjbem fomit bie beiberfeitigen Befdjwerben sur Spradje gebraut unb
beantwortet worben waren, ob/ne bajj man ftd> perftänbigt fjatte, erflärte ber
Kaller genta jj ber ^nftruftion, ber <0raf nefyme bie Künbigung ber 3efuiten
an: Da fte irmt ben Stur/l t>or bie Üjür gefegt litten, fo wolle er foldjes ge*
fd?er/en laffen unb fte hiermit gnäbig bimittieret fyaben.

Die Patres erwtbcrten, fte würben bies ifjrcn (Dberen fdjreiben, unb als
ber Droft an fte bie ^ragc ridjtetc, ob benn ber <ßraf nidjt ifyrc (Dbrigfeit fei,
erflärten fte, in firdjlidjcn Dingen feien fie ifmt ntcr/t untertr/an. Die weitere
Bemerfung eines ber Beamten, permöge bes Hcligionsfriebens fyätten fie audj in
Firdjlidjen Angelegenheiten bem Canbesfjerrn <J5cr/orfam 3U leiften, bcanttporteten
fie mit einem f)inweifc auf tl?rc <£igcnfd?aft als (Drbensbrüber, narmten übrigens
ben 3efd?eib bes (ßrafeu 311 Danfe au unb baten nur, ifyn fcf/rtftlid} 3U erteilen.
Sdiliefjlid) Hell ocr ^ ra f tywn nod} fagen, er bimittierc fid? nidjt ber Kcligion
wegen, er tpiffe ja, baf fte im Kchgionsfrieben mit begriffen feien; piclmerjr
feien bie llrfadvn ber JTZafjregel, Belcibigung unb Ungel?orfam, weit Ii die r
Hatur. Damit eubigte bie Perfyinblung.

2(m ^8. 3»ni erfdneuen iTeperus, Somigliano unb jwei anbere Katfyolifen
abermals auf bem Piuneberge, u>o ir/nen eröffnet ipurbc, ber (ßraf n>olle ir/nen
einen fdjriftlidjcn ilbfdneb bewilligen, wenn fie irjr Pripücgium surücf lieferten
unb perfpradycn ben (ßrafen nidjt an fremben (Drten münblidj ober fdjriftlid}
„3U trabuetren unb pcrfleiuerlid} aus3ufa7reien". tteoerus antwortete, bas print«
legium fei bei bem propinsial bes (Drbcns, pon bem man es erft fdjriftltdj 3U'
rücf erbitten müffc; er unb feine Srübcr begehrten feineswegs ben (ßrafen 3U
perunglimpfeu, fonbern würben feiner jebc^eit in (Sutern gebenfen.

Der (ßraf lief barauf fein Befremben ausfprcdjen, bafj man „fein fjanb
unb Siegel fo weit an frembe (Drte fyerumgcfüfr/rt r/abe". Das pripilegium müffe
alsbalb wieber r/erbeigefdjafft werben, unb bis baln'n müffe aud) ber Xcpers bella
Hoccas ba bleiben. Der erbetene fdjriftlidje 2lbfdjicb würbe inbes trofcbem bewilligt

4T>

3u öiefem Stbfdjicöe rouröe öen Ocfuitcn anbcforjlen, ftdj fpäteftens H Cage
nad? aus Altona unö öer <Braffd>aft 511 entfernen. (Es tpuröc ifnten

gemattet, ir/ren (Brunöbeftfc ju perfaufen, nidjt aber $u perpadjten nodj $u per«
mieten. 2tud? öapon nahmen öie patres nur Kenntnis unö erflärten, fte müßten
junacr>ft öie <£ntf<f/eiöuug ir/res Propinstals einholen, ferner baten fte, es mödjtc
ifwen geftattet-tperöen, tr?rc Coten mit fortsunernnen. tfber öer Droft antroortete,
fte foltten öiefe nur im Hamen (ßottes rufyen laffen, öer <J5raf u>cröe ernftlid}
öarauf falten, öajj mit öen Körpern ntdjts ltngebür;rlidjcs gefdjär/e, audj 6er
<Drt nidjt profaniert tperöc.

Ilm 23. 3uni umröe öen pinneberger Beamten Pom (Brafen 6er Befehl
erteilt, öie 3efuiten nochmals öarauf aufmerffam $u machen, öaf fic nur nod?
H Cage naa> 3°^ nnis bleiben öürften, tpiörigenfalls fte öurd> 6en Pogt in
(Dttenfen $tpangstpctfe tpeggebradjt tperöen müfjten. Unö am folgenden tEage
fdjrieb öer 6raf, fd/on auf öer Kücfreifc nadj feinem Stammlanöe begriffen,
abermals im gleiten Sinne: ZPenn öie 3cfuiten ctroa unter öem Vorgeben,
ifuv (ßüter 3U annehmbaren preifen nidjt perfaufen 5U fönneu, länger bleiben
tpollten, fo follc mau alles öurd? unparteiifdje Caratoren abfd?äfccn laffen, öerart
öafj öer (Einfaufspreis $u (ßrunöc gelegt unö nur öas pon öen 3 e f uiten fynsu*
gebaute oöer foitft Perbefferte tariert roeröen folle. Diefc Carc follc man ins.
geheim öem gräflichen ^aftor IPalrape fjilgers übergeben, öer fid} bereit erflärt
b/ätte, unter foldjen Beöingungen öas ganse (ßeu?efe 511 faufen, — ein redjt tfäp
lidjes l>erfar/ren!

21m 3. 3 UU n>u*öen öie 3«f uitcn von oc ' 1 pinneberger Beamten porge«
foröert unö ir/nen öer Bcfer/l öes <5rafcn eröffnet. Sie antworteten, tf?r Pro»
Piniol b/ätte ir/nen nodj nid/t gefd/rteben; man möge fte öodj nid/t fo übereilen.
3l?re lUobilien r/ätten fte fd/on abgefdneft, aber il/rcn <Brunöbcft§ fönnteu fte
ob/ne grofen Sdxxöen nief/t fo rafdj perfaufen. Per Droft nries auf öen gc
meffenen Befehl öes (ßrafen f?in: IDenn binnen ad)t Tagen fein Käufer gefunöcu
fein iperöc, fo müffe er öie porgefdjriebene 2tbfdjäfcung öer (ßrunöftücfe ins
ZDerf rieten laffen; audj öürf ten fte ftdj nieb/t einen tEag länger in Altona auf.
galten. Die patres befdjtpcrten ftdj 5um r/ödjftcn öarüber, „öafc if?nen als
pancarotttrern it>rc (ßüter follten gefegt tperben"; aber öie Beamten fonnten fidj
nur nochmals auf öen Befehl öes (ßrafen berufen.

3n öer Cb/at erfd/ien Heoerus am \\. 3uli nebft einem Confrater tpieöerum
auf öem pinneberge, roo fte erflärten, fte r/ätten mit grof er 2TTür/e einen Käufer,
namlidj IPalrape fjilgers, gefunöen; öa fte inöes „a*gen all}ugefd?n>inöer Über«
fdmellung" nidjt geringen Sa^aöcn leiöen müßten, fo fei ir/nen pon iljrem
propin3iale anbefohlen tporöeu, eine fdyriftlidj« Befdirperöe hierüber öen Beamten

Digitized by Google

4«

5U überleben. Diefe aber wollten fictj auf bie ilnnafmie einer folgen Befdymerbe
ntdjt einlaffen unb perwiefen 5ie patres bannt an ben <ßrafen, was ftdj jene
benn aud} troij meljrfadjen proteftierens gefallen laffen mußten.

21Ttt auffälliger Beforgms fdjricb 6er (ßraf nodj 3mcimal, am \ \. unb am
2$. 3uli, bie Beamten foUten bafür Jorgen, bajj bie 3efuiten ftdj ntdjt länger
in ber (ßraffdjaft aufhielten, unb wenn fte etwa nod) in Hamburg wären, möge
man bie Bürgermeifter pcranlaffen, fte auf-junxifon.

Der (ßraf orbnete ferner an, IDalrapc fjilgers, ber ben (ßrunbbeftfc ber
Ittiffion gefauft hatte, folle ben Kaufpreis anjeigen. fjilgers fuiytc anfangs
hierpon los3ufommcn, mufjte aber fdjlicpdj 3ugcftcfyen, er habe ^00 £ gegeben,
fowic Ceber unb #>eiu im Betrage pon weiteren 50 A Das (ßrunbftücf würbe
balb barauf an ^raueois Hoe unb dou biefem \6{7> für 2300 £ an ben IVLuny
meifter Penning £jans perfauft. Dasjenige Slücf £anb aber, um weldjes ber
Zltfinsmeifter fidj mit ben 3efuiten geftritten hatte, befahl ber 6raf für fid?
felbft $urücfsubel?alten unb es fo teuer wie möglich 5U perfaufen, — ein bünbiger
Beweis, bajj es gar nid)t fo unpaff enb gewefen mar, wenn bie 3 c f uitcn °* n
(ßrafen mit König TXdfab pcrglidjen Ratten.

Die fatfplifd>n Kaufleute in Hamburg nannten bie Vertreibung ber
3*fuiten nicht ofme weiteres f?in. Viehner/r wenbeten fte ftcr/ — ober piclleidjt
traten bies bie 3cfuiten felbft - an Kaifer ZRattyas mit ber Bitte, ftd) für
fie 3u perwenben. Der Kaifer richtete barauf an ben (Brafen unter bem \8.2Juguft
\6\2 ein Schreiben, worin er ifym por 2(ugen führte, „$u was fonberer €r/re
„unb Xur/m obgemelte Conccffion unb PerwiUigung (sc. ber freien Seligions«
„Übung für bie Katrjolifcn) bir bey allen catr/olifdjen Cr/urfürften unb Stäuben
„bes Xeidjs, aud? anberen auslänbifef/en Potentaten, $umahl aber ben jenigen,
„welche ihre 3nterccfftones bei bir t>or biefem gleidjergeftalt eingewenbet t/aben
„foüen, gereichet". Der Kaifer crfudjt ben (ßrafen bcmgcmäjj, ben Kathohfen
bie freie Heligionsübung weiter 5U geftatten, wogegen biefe fid) famt ben irrigen
gegenüber bem (Brafcn gebür/renber (Ehrerbietung befleifigen foütcn. „tDie wir
„uns nun hierüber ju bir nidjts anbers als ge^orfamft ungesmeifelter ZDtll-
„fahrung pcrfefjen, alfo wollen wir foldjes audj gegen bir 5U jeber Vorfallen»
„heit mit faiferlidjen ßnaben (bamit wir bir ofmebies wol gewogen) 5U erfennen
„unpergeffen fein".

Diefes faiferlidje 3ntercefftonsfd?rcibcn würbe bem (ßrafen nid)t bireft $u-
gefanbt, fonbern am \6. September auf Peranlaffung pou Zlbonbio Somigliano
in X^amburg burdj ben Hotar 2Jbrian pan (Dutr/eusben „woonfyaft by ber
Borfen" $unädift bem fdjauenburgifdjen ^ollivrwalter Burdjarbt IPulff $u in«
fmuiereu nerfudjt, ber aber ablehnte, ben Brief in €mpfang ju nehmen unb ben

<*7

ttotax an 6en gra6e in fjamburg anipefeuöen pinneberger Amtmann perunes.
Cefcterer pertpeigerte in6es ebenfalls 6ie Empfangnahme un6 gab 6em Somtgliano
anfyeim, 6as Sdjreiben bmd) einen erpreffen Boten 6em (ßrafen 5U überfenoen.
Das gefdjafj, un6 6as l{on$ept 6er Empfangsbeftätigung, ipeldje oie Kan$lei in
Bücfeburg 6em Boten gab, liegt nebft 6em faiferltdjen Sdjreiben felbft un6 6em
3nftrumcnte 6es Hamburger Ilotars bei 6en 2If ten; 6od> eine tfntrport fcfyeint
6er <ßraf nidjt für ange$etgt gehalten 5U Ijaben, un6 ebenforoenig gefdjafj ettpas,
um 6ie vom tfaifer ertpartete „gcljorfamft unge5tt>eifelte tDülfafyrung" 5U betätigen.

Um 6iefc ^eit befan6 ftdj in Hamburg „ein jefuitifdjer ßefclf, Hamens
„MTetis Epcrts, 6er täglidj ofnte aUe Sdjeu 6ie tpar)re djrtftlid?e Heltgion als
„aua? 6ie Herren paftores un6 getreuen Seclforger, fo in 6tefer Sta6t fin6,
„gräulid) un6 abfdjeulid} 3U calumniiren unö 3U matten wagt, alfo 6afc ein
„efn-lieben6er £r)rift fidj 6arob billig entfern un6 befürdjten mödjtc, 6afc (ßott
„um eines foldjen läfterers tPtllen eine gan$e Sta6t (trafen 6ürftc, ipenn oem«
„felben nidjt porfommen würbe". 2Ufo erflärte es (Dtto Selm 6er Ültere,
3urat 6er Kirdjc St. 3acobi am Z\. 2luguft in feiner Behauptung bei 6er
Katrepelsbrücfe einem Hotar, 6cn er peranlafte, mit 6en perfonen, rpeldje jene
Cäfterungen gehört hatten, ein DertjÖr ansuftellen. 2(us 6iefem ergab für), 6ajj
JHelis Eperts „gar feinen ^an6el un6 gar nidjts an 6er t}an6" fyatte, fon6ern
nur ein Cäfterer un6 Verführer roar, 6er 3U 6en Ceuten in 6ic Käufer ging,
ihnen feine Büdjer ju Icfen gab un6 6ic epangelifdje Cefjre befdnmpfte. £iv
gleidj w'xvb berichtet, er fei pon fjollan6 gefommen. tDäre 6ies nidjt aus6rücf«
Udj gefagt roorben, fo fönnte man einen perfappten ehemals altonaer 3«fuiten
hinter 6cm 2TTelis Epcrts pennuten. ZDas aus ihm u>ur6e, n>ir6 nidjt beridjtet. 1 )

IWdft als jtpei 3al)re fpäter, am 25. De$ember ridjtete 6er Ijam«

burger Hat ein Sdjretben an 6en fpanifdjen (ßefan6ten in IDien, um ftdj gegen«
über 6em Vorwurfe ju pertet6tgen, er beeinträchtige oie Hamburger Katholifen
un6 habe Pom (ßrafen pon Sdjaumburg 6urd) <ßel6 6te Vertreibung
6er 3cf uiten aus 2Utona erlangt. Der Hat crflärt, 6ie Katholtfen fönnten
6odj be5eugen, 6af ihr Cebcn un6 ihr Eigentum in Hamburg gefdjütjt un6 iljre
(ßetpiffensfretheit nidit perlest u>er6e. 2tud? fei 6er Hat bereit, fie im fym6el
uu6 lPau6el nach wie por 3U fdjirmen.

1 Daß bie ^efuiteu m<b iJjrcr rcrtrcibuiitj aus 2llloiw ft* halb in ^ambura fcft3u«
jetjett ftrebten, tjebt au* ib^rem von Vteves, <Scfd>i*te 5. 43 na* ben „Anuuae miss. Ham-
burgensis" bertcbtcten PcrfuAc berpor, von einem Hittmeifier Z^icolaus ran Ifonwer ein
Paus 311 Taufen, was inbes bur* beffen dob rcreitclt würbe. IXnn wirb biefer HTann anber-
meitig t »i 1 7 iuPambura eru>äbnt ngl. unfer ffeft V, 36;; rorljer aber Ratten bic Katbolifen,
na*. Ureres, f*on eine ,^cit lana in einem Kaufe am i?rauerfue*tsaraben «üb 110* früber
in einem anbeten bei beu „Dorfencn" beimli* ihren (Sottesbienft abgehalten.

48

Die utujc&rucften Jlnnalen 6es fnfoesfyeimer 3efuitenf'o^cgiums , ) fc^Iiefen
ihren öcri^t über 6iefen tfbfdmitt in 6er <5ef<r/i<f>te 6er Hamburger HTtffton
mit einer merftt>ür6iaen un6 recr/t erbauüdjen 2ttoral. Sie e^äljlen namlicr/,
a>eld>es Unheil 6en Kefccrn n>t6erfarjren fei, 6ie irgen6tme an 6er Dertreibuna
6er 3efuiten aus Altona beteiligt aen>efcn waren: (ßenau ein 3<*f? r ^ m
tCage 6er Ickten in Altona gelittenen Prcötgt fei plöfclidj 6as fjaus 6es gräf.
licfjen Pogts nie6ergebrannt«); 6er ITTünsmeifter fei abgefefct n>or6en un6 rjabe
flüchten muffen, ebenfo einJTCann, 6er por iljm 6as fjaus 6er2Hiffton befeffen fjabe;
auä? 6er Droft fyabe fein 2Imt, foane fein fjab un6 <ßut oerloren; 6er Amtmann
en6hd} fei bei einem Streite mit feinem Hacr/folger erftodjen mor6en. £üra>afyr,
ein Hadjruf, mür6ig 6es 3 a *? rC5 r in 6em er, n>ie es fer/eint, aufgc3eidwet mürbe:
6es 3at?res, mit 6em 6er 6reifjigjäbri9e Ktk$ begann.

») TüiI. Keiffenberg r. *77, ber als (Quelle ffter bic Hist. Colleg. Hildes, ad ann.
K»»8 angjebt.

*) Heiffcnbera. fa$t freili*: Practoris urbani, mobei id? aber in biefem ^ufammen«
hamje nnr an ben ottenfer IVat benfen fann; in Ilhorn fclbft n>ar 1613 nodj fein Beamter
porhanbeu, ntii> t?ambnra, fann bo* faum in ^ra<jc fommen. 2tud> bie folcjenben perfonen
muß man hinter ber lateinifdjen JITasfe 311 erraten futfren. Von bem oiewaltfamen lobe bes
Amtmanns (Sofjmanu fmb mir anbermeitt^ berichtet. <£s ftbehit in ber vEtjat, baß ber Sc-
riebterftatter otcfdjitft alles Unheil 3ufammenftcüte r mas einigen bem <£nbc ber altonacr ttltffion
irgenbroic nabefteb.enbcn Perfonen im taufe bes folgenben ^ab^ebnts miberfubr. £in „gört«
liihes Strafgericht" nennt es Drercs, <5efcbid>te f. *2 mit aHgcnfrteinlicbem lUotjlgcfalleit.

fünftes Kapitel

ZTcue 2tltfftonst>er|ud?e unter bem (ßrafen

3obft fyxmann.

olange <ßraf <£rnft von Schauenburg lebte, burften bie Katholifen nid}t
hoffen, in Altona ujieber ^uf ju faffen. Jils er aber am \7. 3a-
nuar \622 ftarb, folgte iljm in ber Regierung fein 3ruber 3obft
^ermann, 6er, am erjbifdjoflidjen £jofe 3U Köln in öer fatfjolifchen Religion
ersten, fid? jtoar öffentlich nicht 5U biefer, aber cbenforoenig 5ur lutfjerifchen
Kirdje befannte unö tro§ bes grabe bei feinem Regierungsantritte auch öas
fchauenburgifije (ßebiet erfaffenoen m5r6erifdjen Religionsfricgcs, mit beiben
Parteien ftdj gut 3U ftellen fucfytc, a>as ihm freilich ««ty &«n geringften Vorteil
brachte.

IDieberum u>ar es bas hüoesheimer 3efuiten!oIIcgium, welches bas er«
löfchenbe £euer ber h^mburger ZHifftonsthätigfeit neu entfachte. Per tylbts-
heimer Domherr tflartin Stricfcr, ein ungemein eifriger ^örbercr ber fatho»
lifcfjen Propaganba in Itorbeuropa erlangte Pom (Brafen fd>on balb nach
beffen Regierungsantritte burch ^ürfprache eines lftrchenfürften bie Erlaubnis,

über itfti Dreres (Sefcbicbtc 5:,, ber aber nicht gewnfjt bat, bafj ftriefer
bic Hamburger ITiiffion \h22 wieber 5U beleben fuebte. Dagegen berichten bie „Annuac missionis
Hamburgcnsis", rtrider rjabc rem i>o«>— tM>. in ßamburg als Hliffionar gelebt, was gan3 be-
fttmmt falfcb ift. Dreres berichtet ferner 5.^5 na* ben „Ann. mUs. Hamb.", ber <Sraf b,abc
ben Katr(o(ifcn biefelbe freie 2?cIigicmsübHiig erteilt, welche bie Calrtnifrcti unb HTennoniten in
Altona febon befeffen hätten. Das u'tberfpriebi ben fcbauniburgifdicn Elften, benen gegenüber
bie „Ann. miss. Hamb." um \o weniger ins (Semicbt fallen, als fie r. .".V> grabe bei biefem
fünfte einen anberen 3rrtum enthalten, ben felbft Dreres entberft hat: fie behaupten näm-
lich, bie freie Keligionsäbnng fei burch Jntcrceffton eines JSifcbofs fiermann, (Srafcn rem
Schauenburg erlangt werben. (Einen folcbeu ^ifebof bat es, wie Dreres mit Kecbt bemerft,
bamals cjiar nicht gegeben.

Hltona unfrr Scfaumbargifrf-rr lAmfd'aft. VII. ,

baf ein fatfjolifdjcr priefter ftdj in Altona nieberlaffen bürfe. VOk es fdjeint,
r/at Stricfer $uuäd?ft felbft von biefer (Erlaubnis (ßebraud? gemacht; bod) ift ntdjt
erftdjtlidj, wie weit ftdj biefelbe erflrccfte, ob fte insbefonbere ausbrüeflid} bas
Kedjt 6er Keligionsübung einfdjlof? ober ob fte — was fer/r t>icl war/rfdjein.
lid?er ift — in unbeftimmten 2Utsbrücfcn gehalten war. Die Quellen laffen uns
fjier wteber in Stidj.

Damit jufammenjur/ängen fdjeint ein neuer Sdmfcbrtcf, ben* Kaifer ^erbi*
nanb II. am 2. September \622 ben Katr/olifen in Hamburg erteilte. Diefer
Sdjufcbricf follte bem Hamburger Kate übergeben werben, was inbes aus nia)t
erfidjtlidjen (Brünben cinftn>eilen unterblieb. <£rft \ x j t 3abre fpäter, am 19. illärs
\62% würbe er burcrj 5u>ci Dominifanermöncf/e bem 3ürgermeifter Hieronymus
Pogler infmuiert unb am folgenben Cage im Kate perlcfcn, bann aber ben
Bringern wteber jugeftellt. 1 )

ZTTodjten nun bie Katr/olifen bas Kcd>t ber freien Keligionsübung in Altona
ausbrücflidj erlangt r/aben ober nidjt, jebenfalls $ögertcn fte feinen JJugenblicf,
bort gan$ offen ifyren (Bottesbienft abjufyaltcn, inbem fte 5U ifyrer StaVrfjett an
ber tOnir iljres Kaufes einen Heidjsabler anbringen liefen, als feierten, baf?
fie unter bem Sdmfce bes Kaifers ftänben. 2Iudj t>erbreiteten fte bie Hadjridjt,
ber (ßraf fjabc ilmen ausbrüeflia? geftattet, iln-en (ßottesbienft in Altona ab$u^
tjalten.

Hun war bie Ineftge «ßegenb bamals olwer/in fdjon coli Unruhe, unb oft
genug tonnte man bas ^eran$iel?enbe Kriegsunwetter fdjon beuthdj fpüreu. Die
Dulbuttg bes fatljoltfdjen (ßottcsbtenftes in einer fo uollfommcn unb eifrig lutb/c«
rifdjen Canbfcr/aft mufjte in biefe ein aujjcrorbentlidj bebenflidjes neues ßär/rungs«
element hineintragen unb audj ben benacr/barten Iutf?ertfdycn Heidjsftänbcn Ärger-
nis geben. König <£r/riftian IV. befdjwerte fid? am 20. 3anuar \623 beim
(ßrafen unb pcrlielj feiner Bcfdjwerbe brofycnben Hacfybrucf. 2tuf äfmlidje Weife
gaben anbere dürften i£?r 2ttij? fallen 5U erfennen. IDic es fdjeint, würbe ber
faiferlidje 2(bler als eine breifte l?erausforbcrung empfunben.

Sofort lenftc <5raf 3obft ftermanu ein. Dem König t>on Dänemarf ant*
wortete er, mit Befremben fyxbt er üeroommen, ba| bie Katljolifen in Altona
ir/re Kcligion ausübten. €r fyibe tfmen foldjes nidjt geftattet, fonbern nur bie
Hieberlaffung eines Katljolifen $ugeftanben, unb aua> bas nur unter ber 3e-
bingung, „bafj er ftdj fdjteblid? Derfyaltcn unb feiner über ilm flogen würbe".
Da nun aus bes Königs 3efdjwerbe erfid?tlicr/ fei, baj? foldjem nidjt naa^gelebt

1 Klcfcfer VIII, .->:<> unb Preises, (ScubiAte r. »s unb 55s ff., wo ber r*nt}bricf
rollftäitbitj abgei>riirft ift.

5*

u>er6c, fo fyabe 6er (ßraf angcor6net, 6a£ 6ie angemafte Keligionsübung mkbex
eingeteilt u?er6e. 3" 6er Cfjat lief er am 22. ^ebruar \G23 an feine pinnc«
berger Beamten ein fdjarfes Schreiben ergeben, worin er ttmen ansetgte, er Jjabe
»ernommen, „6af Zttartinus Stricerius 5U Altona ftcfy uuterftefjet, öas exer-
citium religionis 3U gebrauchen", a>as 6er <0raf ifym uidjt erlaubt fyabe. <£r
folle ftdj 6effen enthalten, „6amit fou>or/l tljm als audj 6em gansen £anoc bei
liefen ofmfcem letoer gar 5U befdjtDcrltdjen Reiten feine fernere Ungelegenfycit
6afyero entfielen möge".

Die fyiloesr/eimcr 3efuiten liefen fief/ inbes r/ierburij nidjt abgalten, an 6er
netteren <£ntuncfelung 6ev 2TTifftoii 3U arbeiten. Sie entfan6ten $ucrft 6en pater
2ln6reas ZTefenus nadj Altona un6 6ann noa? 6en patcr 3uftus ^ifer/er,
mafjrenö gleid>$eittg einige an6ere (Dr6ensbrü6er ftdj nadj Dänemarf u>an6ten,
6iefes Keicf/ aber fer/r rafd? auf Befehl 6es Königs aue6er oerlaffen muften.
Sdjlimmer follte es i^ren in Altona surücfgebliebenen «Benoffen ergeben.

Das genxiltfame <£n6e, ujelcfjes 6er erfte Perfud} 5ur U)ie6erbelcbung 6er
altonaer ittiffion im ^ai)tc 1623 fan6, n>ir6 Don 6cn Hamburger Cr/roniften,
foroeit idj (eben fann, nur in aller tfürse e^äfylt, tr>äf?ren6 auf ?atf?olifd|er Seite
ein längerer Brief vorliegt l ), 6ie fdjauenburgifdjen Uften 6agegen nidjt 6as <S5e*
ringfte 6at>on 3U mcl6en roiffen. Das £e£te, u>as fte in 6iefer <5eit Don 6en
Katfyolifen fagen, ift in einem Schreiben enthalten, 6as ein fdjaucnburgifdjer
Xat Sta$ dou tflündjfyaufen am \\. tfpril J625 an 6en pinneberger Zimtmann
Simon ^lörfe richtete. Darin fyeif t es, 6er (ßraf uwlle in 6er Sacr/e 6er Katfy*.
lifen fcfjr bcfyutfam porgefyen un6 in wenigen tEagcn eine befon6erc Pertrauens«
perfon nac^ ^olftein entfen6en. ITTittlermeile folle man 6ie tfatfjolifen fragen,
warum fte ofme IDiffcn un6 IDillen 6es (ßrafen in feinem €an6e foldp Unruhe
un6 flrgernis erregten, un6 ihnen be6euten, 6tes 3U unterlaffen. ferner möge
man 6urd? eine uertraute un6 rerfajnriegene perfon „6asjenige, u>as er (?)
an 6ie tCIjur malen laffen, bei tfadjt unoermerft un6 6af feiner erführe, wer
es getfjan, abreifen un6 »ernidjten laffen; 6od} müfte 6ie cautela fidei et
taciturnitatis hierbei fyödjlid} in 2ldjt genommen werten".

&ber mit folcfyen ZHitteldjen war 6ie allgemeine «Erregung nidjt mel?r 511
befdm>id>tigcn. 3m Polfe wur6en fortwähren6 neue aufreisen6e (ßerüdjte oer.
breitet, un6 öeutlidje Do^cidjen fünoeten eine beix>rftehen6e Kataftropfye an.
IXlan fan6 IDarnungen an 6ie Cljür 6er iTUffion gcfjeftct, u>orin 6ie Patres
t>on „,Jreun6en" un6 „Brüoern" aufgefor6ert wur6en, ftcf? 3U retten; fonft
wer6e es ihnen ebenfo ergeben wie 6en Cutfyeranern in Prag. €in

Ketffcnberg S. 57<».

Digitized by Google

52

foldjer IDarnungsscttel fdjlof mit 6en IPortcn: „Sei6 einge6enf 6er JUalniuug
un6 lebt motyl"

3u 6er tEfjat tjatten 6ie patres allen <ßrun6, auf ifyrer l)ut $u fein, be<
fon6crs feit6em 6cr Däneufönig in 6er <Bcgen6 6ie tDerbetrommel rühren lief,
was einen ungcwöfwlidj ftarfen «Sufammcnflufj von Volt, por$ugsweifc natürlidj
aus antifatfyolifdjen «Elementen beftebcn6, peranlafjte. So fam 6as ^eft 6er
Hpoftel petrus un6 paulus fjeran, 6er 29. Juni 1623. flngftlid) Ratten 6ie
Katfyolifen beraten, ob fte es nidjt lieber ofme je6cs tfuffeljen feiern follten, un6
mandjc Stimme blatte ftdj hierfür ausgefprodjen. Dod? wur6e fdjlicf? lief? 6urdj
Jtteln-fjeitspefdjluf enlfdne6en, man wolle 6en Cag mit Pre6igt un6 IHeffe
begeben.

Die (ßemeinoe perfammelte ftd? 5ur gewohnten Stun6e, un6 6ie pre6tgt
hatte fdjon begonnen, 6a erfdnen plö^lidj eine wtl6e Sol6atenfd?ar, umsingelte
6as fyius un6 entfaltete tfyre ,Jalme. <£tn fymtftgnal ertönte: Sofort wuroen
6ie IDaffen in Kampf bereitfd>aft gefefct, 6ic Heiter ftiegen ab, 6er 2161er am
tt^ore wur6c mit Kugeln 6urcn i lödjert, un6 6as Ifyor felbft mit Ürten auf«
gefprengt, worauf 6ie gan$e Kotte mit ge5ogenen Sdjwertern auf 6ie entfette
<Semein6c ein6rang un6 6en Kaum mit wüftem Cärm erfüllte, in 6en ftdj 6as
IDcinen 6er Kin6er un6 6as 3ammcrn 6er grauen mifdjte. Per prtefter per*
lief 6ie Kansel, warf 6ie ^eiligen <J5ewan6er ab, um fid? unfenntlidj 3U machen,
un6 perfa?wan6 im (Getümmel. Die Sol6aten gaben nun 6en Befehl, je6cr folle
ftd? bis aufs Öem6 entflei6cn. U?er ftd? weigerte, wur6c mit £)ieb un6 Stieb
be6ient. Von 200 2lnn>efeu6en u>ur6en 3 getötet, 26 perwun6et un6 aufcer-
6em nodj 8 t>ou 6en mit einge6rungeneu 2tn6crsgläubigen. Die Sol6aten festen
6en IPer/rlofen 6ie IPaffen auf 6ie öruft un6 trieben fte in einen 6idjtcn Raufen
Sufammen, nad?6em fte alle, 2TTänner wie grauen, 6es größten Ceils tr/rcr Klei«
6ung beraubt Ratten. Dann wur6en itltäre, Kandel, ^enfter un6 was fonft nod)
jerftört wer6en fonnte, 6er Pernidjtung geweift, 6ie erbeuteten Kleiber, Sdnnu*
fadjen, KtraVngeräte u. f. w. 6urdj einan6er auf Iüagen gcla6en / un6 unter 6em
^reu6cngefa>rei 6er Wenge mit wil6em Crompetenflang ging es im tEriumpfye
6ura? 6ie Strafen.

Die bei6en 3efuiten retteten ftd) mit fnapper Hot. Hefenus wur6e, als
er flüdjten wollte, pon einem Knaben erfannt, entging aber 6urdj gefdjwtn6e
Überfteigung eines <Barten$auns 6en Verfolgern. Sein (Dr6ensbru6er Stfdpr
wur6e 6urdi einen Ijan6feften Caluinifteu gegen feine 3e6ränger pertci6igt un6
entwifdjte, in6em er ftdj 6urdj <ßel6 Sdw§ erfaufte, ebenfalls uuperfeljrt nad>
Hamburg. 2lud) Itefcnus f?iclt ftd? 6ort eine seitlang perfteeft un6 entwicfelte
insgeheim eine Iv6eutett6e Cbätigfeit, in6em er u. a. Pier $u 6ent <£wecfe aus

53

f?olftein ^beigebrachte fdjon rjalberroadjfcne Knaben taufte unb mehrere Sünber
abfohnerte, bie bereits trier lang 6er Beidjte Ratten entbehren muffen. 1 )

VOk bie fatfjoltfdjen Quellen weiter berichten, lief nodj roäfn-enb bes
Cumults in Altona aus Hamburg eine IlTengc (Baffer» unb pöbetoolf snfammen,
meldjes gemeinfam mit ben 2lltonaern bas ^erftörungstperf »oUenbete, fo baj?
nicht einmal bie 2TTauern, bas Dach unb bie Bäume bes Martens unr*rlefct
blieben. Die nad? ber Stabt fjalbnacft surücffefyreuben tfatrjolifcn würben mit
pfeifen unb fcballcnbem ftofmgelädjter empfangen, roäfn-enb bas Volt bie Cal«
tnniften unb HTennoniten nidjt mit einem IPorte belcibigtc.

Um biefelbe <3eit, fjeift es bann bei Keiffenberg, als ber Angriff auf bie
KatfyoUfen gefd>ar?, ermahnte ber <£afoinifien«prcbiger feine (ßemeinbe, ftcf? nidn"
5u fürchten, trenn fte €arm r/örtc; ber beträfe ntcfyt fie, fonbern anbere. Über«
Ijaupt, fo meint ber fatfjolifaV Beridjterftattcr, brause man nach ben Urhebern
bes ^rerels nidjt 5U fuchen: Die Cabiniften hätten ftcb felbft als foldjc burch
fielen unb prallen mit Beuteftücfen rerraten. Hat unb Kaufmattnfdjaft in
Hamburg fudjtcn bie Ceibenfdjaft bes Polfes etunts 5U bämpfen, unb 5«>ar, trie
Heiffenberg u>ol?l mit Hedjt fagt, aus furcht r»or Spanien unb bem Kaifer:
Diefe Beforgnis fei audj u>of?l nidn" unbegrünbet geroefen, befonbers wegen ber
Derlefcung bes faif erliefen Ablers, t>on bem es tneg, bie erfte Kugel, weldje
ihn getroffen fyätte, wäre auf ben Schüben surücfgeprallt unb fyatte biefen getötet,
— ein bemerfenswertes t o«ugnis ber Bebeutung, meldte bem tPappenttere bes
Ixaifers immer nod? auch in fneftger (ßegenb beigelegt würbe. Kciffenberg fügt
1*11511, er wiffc nicht, ob bie O^atfache wahr fei; er fjätte fie auch nicht berichtet,
wenn fie nicht in mehreren 2(nnalcn bes ^efuitenorbens beseugt worben wäre.

Seit biefem Überfalle getrauten bie Katfyolifen, folange Altona unter
Sdjauenburgifdjer ^errfdjaft ftanb, fich nicht meljr, in beut offenen ©rtc, wo
bie "Kriegsfuric ungefnnbert Raufte, eine Stätte für ihren (ßottesbieuft ju bc*
grünben. E>ielmel?r richteten fie ifjrc Bemühungen barauf, in Hamburg felbft
ftillfdjweigcnbe ober ausbrücflicfy» Dulbung il?rcr Heligionsübung 5U erlangen.
Bei ben mannid>faa?en Berüfnuingspunften biefer Perfuche mit bem bisfjer €r<
jählten wirb es richtig fein, fte noch etwas weiter 5U »erfolgen.

3enc betben Dominifanermöndje, welche im 3afyre [62$ bem fjamburger

') 2\cif fenbera f. 5no, a>o an* über l>ic pielen fonftiaen guten UVrfc berietet
mirD, welche rtefenus 311m Huhme feiner Kirche fpäter an anderen Orten rollfübrte. Manches
Darunter ift tbatfääMicb nicht unrühmlich, befonbers intereffant aber ift eine r*on Dem pater
an Der bolftcinifdicn (DftfecFüftc bci»irfrc (Ecnfclsanstreibnna,, mit Der ftcb Die lutberifcben
Äeiftlicben pcraeblicb abgemüht hatten. I>er böfc (Seift gcftanD Dem pater ganj offen, er
ijebSrc 511 einer Kottc ron 60 ijfeicbartiacn Dämonen, wcl*e liolftein nnfidjcr machten, anch
fei ihm Der böfe genius loci i>on RilDcsbeiiii, meiner Don ITamen „<5riinfenl" füb^re, mohlbefatmt.

34

Kate ben um 50?« 3<%« älteren Sdjufcbrief Kaifer ^erbinanbs $u (fünften 6er
Katholifen überbrachten, t»aren 5u>ei Brübcr 3anfen ober 3anfenius, Dornt«
nicus unb Hicolaus. Der erftere blieb 3ar/re lang in f?amburg, »0 er in aller
Stille bie religtöfcn Bcbürfniffe ber bortigen Katholifen befriebigte. IDenn ber
Hat fneroon amtlich Kenntnis erhielt, — unter ber ^anb übte er 3eittPeilig Dulbung
— unterlief er niemals, mit Strenge bagegen ei^ufdjreiten, roas er felbft in
ber <£eit 5u tyun magte, als bie faiferlicr/e IXladjt auf ihrem fjöljepunfte an«
gelangt ipar, in ber für bie <£t>angelifdjen fo büfteren periobe nach ber Sd)\ad}t
bei Cutter am Barenberge.

2lm 28. 3uli ^627 — Cillv unb IPallenftcin n>arcn bei ihren Opera«
tionen gegen fjolftein fdjon in ber Xlälp Hamburgs angelangt — richtete ber
Kaifer an ben Hat ein fef?r ungnäbiges Sd>reiben, roorin er barauf r/inuries,
baf im augsburger 2\eligionsfricben ben Katholifen u?ie ben Lutheranern unb
nur biefen beiben Konfeffionen Dulbung 3ugeftcf/ert roorben fei. Iro^bem laffe
ber Hat in Hamburg allerhanb anbere Seften 3U, geftatte ben cnglifijen
Calpiniften bes fymbels roegen bie öffentliche Heligionsübung unb fyabc fo«
gar ben 3uben eine Synagoge bewilligt, tpeil fte eine h<>h« Abgabe $afylten,
n?al?rcnb bie Katholifen in ber Ausübung ihrer Heligion be^inbert feien, ob.
mety Hamburg bodj aus bem Jjanbel mit fatholifdjen Cänbern Diel größeren
Hu^cn sielte, als t>on ben englifdjen Kaufleuten. Der Kaifer befahl bemgemäf
ernftlidj, bie Katholifen fortan ungeftört 3U laffen unb bagegen bie ermähnten
anberen Heligionsparteicn ab3ufa?affen. €r be5og ftdj babei auf ein pon ihm
am \2. September \622 erfaffenes iUanbat, bas aber — »oferu es nidjt ibentifefj ift
mit bem pom 2. September {622 batterten faifcrlidjcn Sdwfcbriefc — bem Hate nidjt
5ugegangen u?ar, urie berfelbe auch in feiner 2Intn>ort ausbrüeflich bemerftc. 1 )

Diefc 2lntt»ort erging am 31- (Dftober, alfo 3U einer ,^cit, ba Cilly bie
Umgebung Hamburgs weit unb breit beljerrfdjte. Der Hat erflärtc, er habe bie
faiferlidjcn Scbutjbricfe nur auf ben bürgerlichen Scr/utj be3ogen, ber ben
Katholifen ftets 3U (Teil geworben fei. (Ein fatr/olifcr/er (ßottesbienft aber fei in
Hamburg tpeber 5ur <3eit bes Hcligionsfricbcns nodj feitbem geftattet iporben.
Der Heligionsfricben tyxbc ben Keichsftänben bic Kirdjenhobeit allein anpertraut
unb ben €inn>oI?ncrn ber Stäbtc nur foldje Hechte 3iigefprodjen, bic fie 3U jener
5eit nnrflid? befeffen hätten. Demgemäß habe auch °' c ^* aot öcn epange«
lifdjen (ßottesbienft perboten unb bies por bem Heicbsfammergerid)t mit €rfo!g
pcrfodjtcn. Pater 3 an f cruus behaupte freilich, ber Heligionsfriebcn fei
faffiert, unb fei bei biefer Zlnficr/t trofc Abmahnung bes Hates perblieben.

») Klefcfer VIII, 5:0 ff.

55

Den (Engländern habe nicfjt ber jetzige Kat, fonbern berjcnige, weldjer por 60
unb meb,r 3ab/ren am Kuber gewefcn fei, bie Keltgionsübung „als einem allfner
„reftbierenben polfreidjen <£ollegio unb jwar bcrgeftalt unb limitate erlaubet, baß
„ftc in Feiner teutfdjen 06er anoeren, fonbern allein in englifd^er Spradjc,
„als bie md?t befonbers familiär ift unb pon gar wenig Pcrfoncn alllner Der«
„ftanben wirb, in if?rem Jjaufe if?rc Prebigt unb Ceremonien pcrriditen follten".
Die Katljolifcn bagegen feien in Hamburg nur in geringer 2I?i5a^l cor«
banben; nidjt ein €rbgefeffener fei barunter; aud? trieben fie nur „fdjledjte
Har/rung unb Crafiquen", träfpenb picle Angehörige anbercr Cänber r/ier
reftbierten, bie ausgebefmten fywbel nadj ftdj sogen unb bodj nidn* bas Kcd?t
ber Kcligtonsübung befäßen.

<£s gehörte bamals fein geringer 2Uut basu, bem fiegreidjen Katfer auf
foldjc iPeife entgegentreten. Dies follte jid? aber balb belohnen; benn ber
\2. Iiopember 1,627, ber streifte lag nad> ber mannhaften Antwort bes Hates,
rourbe 1655 im prager ^rieben als XTormaltag für ben £eftfcftanb ber Kon«
fefftonen feftgcfefct. fjätte ber Kat nidjt <£infprud> erleben, fo Ratten bie tfatho»
Iifen fpdter mit weit mer/r Kedjt behauptet, am \2. Hopember J627 bie freie
Keligtonsübung befeffen $u haben, woburd} in Hamburg leidjt große innere Un-
ruhen entftanben wären.

Da bie "Katholifen beim Hamburger Kate nidjts ausrichteten, wanbten ftc
fia? aufs neue an ben (ßrafen von Sdjauenburg. Hur rotten ftc es je|t nidrt"
mefyr auf Altona abgefeben, trofebem biefer (Drt fid? in ben fymben ber Kaifer^
lia>en befanb, fonbern auf bie befannte fcbaucnburgifdje <£nflapc mitten in ber
Stabt Hamburg, weldjc ben IXamen „ber Sdjauenburger fjof" führte.

3n biefem ausgebefmten (Sebäubefomplere wohnte bamals u. a. ber be«
fannte bollänbifdvj Kcftbent ^oppius ran Ai^ema, bem foldjes fdjon (ßraf
(Srnft aus befonberer (ßnabe gegen eine gan$ geringfügige Jttietc auf 10 3ah,re
erlaubt hatte. €r war ein rühriger Gegner ber faiferlicr/en Partei, weshalb
biefe ihn aus Hamburg su entfernen unb glcia^eitig für bie Hamburger Katho»
lifen bas Ked>t $u erlangen fudjte, im Sdjauenburger Jjofe ihren (ßottesbienft
abhalten 3U bürfeu. Der Kaifcr felbft perlangte bas am \\. April K>28 vom
(ßrafen, unb monatelang würbe, größtenteils auf Anftifteu bes paters 3an»
fentus, burd? General Ctlly, burdj ben faiferlicr/en <f5efanbten (ßrafen Sd?war$en=
berg, bura? ben fpantfdien Keftbenten (ßabriel bu Hoy, fowie burd) anbere bofc
perfÖnlta>fciten ein ftarfer Drucf auf ben (Srafen unb feine Beamten geübt, um
ihn $ur Ausführung ber faiferlidjen ^orberung ju swingen. Der arme <ßraf,
beffen Canbe pon ben Kaiferlidjen furdjtbar perwüftet würben, mußte tlnin, was
fie wollten. Aber ^oppius ran At^cma weigerte ftdj runbweg, ben Stauen =

r>6

burger fjof 3U pcrlaffen, unb ba rpeber ber (ßraf nod? bie tfaiferlidjcn in Ham-
burg Gewalt brausen fonnten, fo blieb alles beim alten, trofcbcm ber Kaifcr
fxdf am 27. Hopember 1628 nodnnals n>arm für bett patcr 3anfcnius per.
tpcnbctc unb babei fta? auf bie Hcigung bes (Srafen sur fatfyolif d>cn Hcligion aus«
brüeflid) berief, trofcbcm fd?liej?lidj fogar ber papft für bie Sadje interefjtert ttmrbe.

IPir erfeb/en aus ber hierüber geführten Korrefponbens, bafj bie Katfjolifeu
in biefer <3eit ein Öaus gemietet Ijatten, u>o fie mefyr ober weniger ^imlxd} ftdj
$um (Sottcsbienftc oercinigten. Der Kat, ber bas natürlich tpujjtc, erroog in ben
3af?ren 1629 unb \630, „ob man bem iUöndje olme Schaben länger jufcfjcn
fönnc ober ob nidft Senatus befugt unb fdmlbtg fei, mit aller 2Uanier foldj
(grerdtium 511 bclnnberu unb ab5ufdjaffcn". Das hierüber burd| ben Synbifus
Pinccnt ITToltcr am 2. Januar \630 erftattete (ßutadjten berücfftdjtigt fer/r
forgfälttg alle in Betradrt fommenben rcligiöfen, politifcfyen, mirtfdjaftlia^cn unb
juriftifdien HTomcttte. 1 ) Svblicjjlidj fprid?t es jidj gegen bie Dulbung ber Kelt-
gionsübung aus. jnbes 30g ber 2\at aus politifdjcn Jvücfftdjten por, u>ie bisher
ben fatr/olifdjen (ßottesbienft snxir amtlidj $u perbieten, aber tbatfädjlidj 3U
bulbcn, foipett baburd? nidjt Ürgernis erregt unb bic Polfslcibcnfdjaft altytfefjr
aufgcftadjclt u>urbe. Selbft ben (Scfanbten bes Kaifers unb bes Honigs pon
^ranfreid? ift bie #bfjaltung eines (ßottesbienftes in tfjren Käufern lange <3eit
nidn* ausbrüeflid? geftattet, unb bie öffentliche Keligionsübung ift ben fyatm
burger Katfyolifen fogar erft \785 bewilligt iporbcn, u?äl?renb fte in Altona
unter bänifdjer f)errfd?aft fdjon [658 n>ieber bic (Erlaubnis erhielten, ifyre
Keligion frei unb ungeb/inbert ausüben 5U fönnen: Seitbem nafnn bic fatfyoltfdjc
propaganba in fneftger (Segenb einen bebeutenben 2(uffdnpung, tpafyrenb fte in
ber pon uns gcfdnlbcrten erften periobe ifyrcr Cfjätigfcit bodj fdjlicjjlia^ nur per.
fjaltnismäfjig geringe (Erfolge ehielt bjat: Hicberfadtfen unb Horbalbingien blieben
im breijjigjäljrigen Kriege bauptboUmerfe bes cpangelifdjen (ßlaubens.

1 Prepcs, <Stfffhtcbtc f. vi ff. £ciber teilt Prepcs ni*t mit, »ober er bas ttudjtige
uni) intereffautc <5uta*teu genommen b,at. 2lud> giebt er baraus nur bie ratioms dubitandi
ipicber, mäbrenb er über bie rationes decidendi mit einigen meber febönen nodj objefttpen
Jxcbcn'eubungen bimveggebt. lind felbjl jene rationes dubitandi fann Preoes faum ridjrig
roiebergegebeu haben; fo bat j. i*. IHolIer fdjipcrlitb gefebrieben, baß mau „bie Iltöndjc in
2lltoua bo* min einmal ni*t perjagen rönne". i£s gab uämlidj bamals in Altona gar
feine Mönche, roie bas aud> ber bambnrger Hat am \2. c»)rtobcr u>^3 in einem Schreiben
au beu Kaifer mit ben Worten bestätigt, bie Katb^olifen feien in Altona „fui'3 por unb bei
augebeitbem c')r!og bnrdj etlid>c Htinber gcipaltfam überfallen" unb hätten „au folcbem
(.Orte fi* nid't weiter wollen trauen, foubern in biefer ftabt ihr Cgrcrcitium, miemobl
betmlid?, perborgen unb uns unmiffeub 3M galten ftdj unterfangen'. 2Ius btefen (Srnnben
miiffeti n»ir auf bie nähere Ifiirbigung bes <Suta*teus perjitbten.

Digitized by Google

£ttterartfd?e öemerftmgen 3ur <ßefd?td?te t>er
3efuttenmiffton in 2Jltona unter Sdfamn-
burgtfcfyer £?crrfd?aft.

VäBjtf'i* Perfudje, 6cm fatbolifchen (ßlauben in fymtburg« Altona nach 6cr
SöflglP Heformation eine neue Statte 511 bereiten, fm6 fdjon mie6erholt bc
fdjrieben mor6en. Der erfte, 6er 6ies tbat, mar 6er 3efuitenpater
,frie6rich Ketffenberg in feinem großangelegten, aber unDol!cn6et gebliebenen
IPcrfe: Historia Societatis Jesu ad Rhenum inferiorem e Mss. codi-
eibus prineipum urbiumque, diplomatis et % autoribus synchronis nunc primum
eruta atque ad historiam patriae ex occasione illustrandum aecommodata.
Tomus I. (et unicus) Col. Agripp. 1764.

Keiffenberg fonnte ungemein reiche, ausge$cicbnete itTaterialien beiluden,
t>on 6enen für fymtburg«2tttona namentlich in Betracht fommen 6ic unge6rucftcn
3ar/resberiijte (Annuae literae) 6es Ijil6e5r/cimer 3cfuitenfollegiums un6 6er von
iljm begrön6eten Hamburger JHiffton, formte mehrere ebenfalls nod? unge6rucftc
ältere Bearbeitungen 6er (Befdiicbte 6es bil6esl?eimer Kollegiums. Pon 6icfen
un6 anoeren superläffigen Quellen bat Xeiffenberg einen trefflieben (gebrauch
gemacr/t. *£r b/at fieff insbefon6ere r»on abftdjtlicrfcr <£ntftcllung 6er gefcfyicr/tlidjen
^batfaef/eu, fomeit ich feb/en formte, freigehalten. Deshalb fytbcn 6ic Kapitel,
in 6enen er 6ie Scbicffalc 6er h^mburger ittiffiou bis sunt 3ab,re U>23 fcbil6ert,
neben 6en fdjauenburgifchen Elften, 6ie bei weitem michtigften <J5ruu6lagcn meiner
Darftellung geliefert.

£ci6er fann mau non 6en Hadjfolgern Keiffcnbergs nicht ebenfo riel
(ßutes fagen: Das tftatertal, mit 6em fie arbeiteten, mar meift ein mangelhaftes,
un6 noch fcblimmer ift es, 6a| gra6e bei 6em neuefteu uu6 befannteften unter
ihnen 6er fachliche parteiftan6punft 6ie btftorifcbe (Dbjeftipität ftarf getrübt hat.

Der haniburgifche Syn6ifus Klefefer bat im 8. 23an6e feiner Sammlung
6er hamburgifchen <ßefc£c un6 Perfaffungen, Hamburg \?70, S. 308 ff. 6io

5*

„€oleran$ ber Kömifdj=<£atbolifd)en" pom Stanbpunftc bcs hamburgifaVn Kedits
audj fyiftorifdj bejubelt, babei aber, feinem £vocde entfprcdjenb, nur einige Elften
bes bamburgifdjen 2Jra>ipes tnit großer Porfidjt benufct.

Hodj er^cblii? bürftiger ifi für bie ältefte <£eit basjenige, roas ber lutfyc«
rifdje Paftor 3°*?- 21 6 r. holten 3U Altona in ben „ftiftorifc^en tfird|en»lTaa>
rieten pon 6er Statt Altona", Altona 1790 I. 355 ff., mitteilt. Seine Dar-
ftellung beginnt eigentlich erft mit bem 3af?rc 1658.

3&m folgte nun im langen 2lbftanbe 1850 ber 5um Katfyolisismus über«
getretene bamburger Doctor ber Hechte €ebredjt Drepes mit feiner „(ßcfdndue
ber fatfplifcfyen (ßemeinben in Hamburg unb Altona, ein Beitrag 3ur (gefaxte
ber norbifdjen 2ttifftonen", pon melcbem Sudje im 3af>re 1866 (3U Sdjaffhaufen)
eine jujeite Auflage erfdnen. Drcocs fannte ben alten Xeiffenberg fel?r vooty
unb »erfügte auferbem nod) über anbere bis babm unbefannt gebliebene Zitate^
rialicn. Ceibcr bat er aber bic meiften unb barunter grabe Diele lpicfytigc ITaaV
richten Keiffenbergs pöllig unbcrücfftdjtigt gelaffcn, ntffpenö jene anberroeitigen
Materialien, menn fie fo befdjaffen ftnb, mic Dreoes fie erfcfyeinen läft, wenig
2lnfprudj auf bjftorifdje ^uperläfftgfeü madjen bürfen. IPir meinen bie pon
Prepes fo genannten „Annuae missionis Hamburgensis".

Itadj ber Be$eidjnung „Annuae (sc. literae) missionis Hamburgensis"
follte man annehmen, bafc Prepes bie 3abwsberid}te, meldte bie bamburger
2ttifjton bireft ober inbireft bem propin$iaI ber nieberrbrinifdjen Pronin$ bes
3cfuitenorbens erftatten mußte, minbeftens in übfdjriftcn ober Kon3epten benufct
hatte. Cbatfadjlidj fd>reibt er in bem Porroorte $ur 3tpeiten Auflage feines
3udjes: „IPas meine Quellen betrifft, fo bebürfen unter ifmen porsugstpeife bie
unter bem tOtel Annuae [sc. literae' missionis Hamburgensis oft $itterten
3a^resberid?tc ber f?amburg»altouaifo}en ittiffionärc au ben pro=
ninsial ber uiebcrrl?einifd?cn propiit3 einer befouberen €ra>äfmung". 3m
^olgenben fagt Prepes bmn, von ben 3al?resbcricrjteu feien in Hamburg nur
bie oft fdnser 311 ent3iffcrnben Kot^epte unb einige fpäter angefertigte 21 b»
fdjriften unb 2lus3üge surücf geblieben, »on benen freilief? im laufe ber «5eit
manches verloren gegangen fei. 3 mni « rI ?»" mujjteu bem Derfaffer banad) jeben«
falls nicht nur 2lus3Üge, foubern audj Kon3cpte unb 2lbfdjriften ber mirf liefen
3aljresberidjte porgelegen faben. (Einen 2lus3ug baraus perfprad) er balb 3U
peröffentlidjen, roas in ber C^at fdjon ein 3^* barauf gefdjalj.

Prepes pubtyiertc alfo bic „Annuae missionis Hamburgensis" unter biefem
Citel (Friburgi Brisgov. 1867), rpobei er nochmals erflartc, er fönne nur einen
2lu$3ug aus bem ihm norliegenben 2tlateriale liefern. IDie Unteres befdjaffen
mar, tpirb nidjt beutlid} gefagt, pielmefyr fyeift es nur, pon ben 3ab > resberidjten

„ 5 9

feien in Hamburg Diele 3um Ceti fcfjroer 5U ent$iffernbe Konsepte („primae scrip-
turae non raro difficillimc legendae et explicandae") surücf geblieben, unb aus
ihnen fjabe ber patcr <S5eorg tttartinengo nach. 2luflöfung bes 3efuitenor6ens
(i- 3. bas meifte unb roichtigfte ercerpiert. Später feien bann „et ex

idiographis et ex memorato summario" nidn" menige Blätter Derloren gegangen.
Die übrigen fyxU er, DreDes, oor 20 3ahren nrieber aufgefunben unb aus ihnen
n?olle er nunmehr einen tfus$ug peröffentlidjen.

Über bie (Brunbfäfce, tDeldje er bei biefer <£bttion befolgt ha*/ fprid?t er
ftch folgenbermafen aus: er fagt, fortgelaffen tyib? er „omnia, quae hodierna
die nullius essent ponderis quaeque lectorem scire velle non arbitrantur", alfo
u. a. bie 3eridjte über bie 3ef errungen nicht genannter perfonen, über bie
Sdjicffale abtrünniger priefter ic.

Unter foldjen Umftänben u?ar es für mich natürlich bas nächftliegenbe
(Erforbernts, jene in Hamburg jurücfgebltebcnen Konsepte, 2tbfdjriften unb 2Ius.
$üge felbft rennen 3U lernen, um fie mit ber (Ebition 5U Dergleichen. DreDes
hatte im 3al?re \S67 ausbrücflid? erflärt, biefelben tDären noch, in Hamburg
Dorljanben („Hamburgi supersunt"). 3m 3 a ^ r « l 8 92 fd?eint bas aber nidjt mehr
ber £all gemefen $u fein; jedenfalls n>aren meine Bemühungen Dergeblich, ftc
einfeljen 3U bürfen.

Def^alb ift es mir nicht möglich, 3U cntfdjeiben, ob bie Dielen Unrichtig«
feiten unb 2luslaffungen öffentlicher Cbatfachen in ber &0R DreDes Deranftalteten
€bition ihm ober bem pater 2Uartinengo ober enblicb, ben Cücfen bes JUaterials
3ur €aft fallen. Das aber lieg ftd? {ebenfalls an ber fyinb Keiffenbergs unb ber
Scbauenburgifdjcn ilften fcftftcllen,

bafj bie „Annuae missionis Hamburgcnsis", fo rote Droves
fie benufct unb herausgegeben tyat, für bie ältefto ßefcbjdjte
biefer UTiffion eine Dollfommon unsuDorläffige unb unDoll»
ftänbigc <ßefdjid}tsquelte finb.
Hm bas 3U erfennen, genügt es, meine aus Keiffenbergs IDerfe unb ben
fdjauenburgifchon Elften gefebopfte DarfteUung 5U Dergleichen mit bem tPort»
laute boffen, u>as bio „Annuae missionis Hamburgensis" nach DreDes über bie
<ßef<hichte ber ZlTiffion roäbrenb bes Zeitraums \589— berichtet haben
f ollen. 3ch tDill biefen tflortlaut b>r DOÜftänbig berfe^en:

1589— 1597. Primus omnium ad missionarii Hamburgensis munus a Dco
elcctus fuit vir egregie doctus et probus, revdus o>s Michael ab Isselt, post-
quam comes Schauenburg icus mercatoribus catholicis, Hamburgi commoran-
tibus, libertatem exercitii religionis indulserat in territorio suo Altonaviensi,
habuitque prima ea reduetio sat felices et optatos progressus spatio octo

r,o

annorum, quibtis vir optimus singulari modestia et discretione illic rem sa-
cram administravit, quibus peractis ille jam coelo maturus ad laborum praemia
a Deo est evocatus e mortali ad immortalem vitam translatus. Corpus exa-
nime Buxtehudi in veteri monasterio sepulturae mandatum est. (Pgl. oamit
oben 5. 4—7.)

1597— 1604. In defuneti locum divina Providentia direxit Patrem Jaco-
bum Gordonum S. J., casu e Scotia Hamburgi appulsum, qui tarn diu gregis
catholici curam pastoralem habuit, iisque dum a legitinia superiorum auetori-
tate mitterentur, qui cufani animarum istic suseiperent. Ipsum enim obe-
dientia alio evoeaverat. Missi sunt itaque Pater Henricus Neverus, Pater
Joannes Moering et Pater Reinerus, quos eodem anno 1604 augustissimus
imperator Rudolphus II. una cum catholicis Hamburgi versantibus suseepit in
protectionem caesaream publico diplomate, eundem in finem expedito. (Dgl.
oben 5. 7—22.)

1607. 1608. Initia laeta et spes messis amplissima fecit Ulis animos
ampliores, ut grandiora, quam pro ratione illorum temporum expediret, moliri
auderent Quum enim, d»' comitis Schauenburgici concessione et piorum
hominum liberalitate tanta pecuniae summa collecta esset, quae sufficeret tarn
Patrum missionariorum habitationi quam exstruendae ecclesiae una cum loco
sepulturae sat capace, citius, quam oportuit, typis vulgatum est. Patres so-
cietatis residentiam in territorio Schauenburgico parare, quo omnes quaqua-
versum catholici sese tuto possent reeipere, et quum materialia omnia ad
novam fabricam essent parata, vicinus monetarius litem illis intentavit, questus:
novam hanc fabricam domui suae plane contiguam maximo futuram detri-
mento. Eoquc rem cum praedicantibus vicinisque magnatibus apud comitem
deduxit, ut revocato privilegio, spatio quatuordeeim dierum juberentur tota
comitis ditione exesse. Itaque cedendum fuit ad tempus anno 1608. (Pal.
S. 23 ff. aud> über bas t folgenbc.)

1609—1611. Fama hac perlata de turbato religionis exercitio in Alto-
navia ad illmuni <j""n» nuntium apostolicum Coloniensem, Antonium Alber-
gatum anno 1609 pro paterna sua in desolatas oviculas sollicitudine deman-
davit hanc provinciam d"« Martino Strickerio, qui non modico sumptu per
tres annos totam late obivit viciniam, catholicos visitando, erigeudo, confir-
mando etc. Cujus labores patres e collegio Hildcsicnsi per festa subinde
submissi quandoque sublevarunt.

<£s tft faimi möalidj, mehr Irrtümer, als in biefem ttussua,« enthalten
fmb, auf fo fleinem Kaum« unb mit foldjem Zlnfprud? auf H)tffcnfd?aftlid?f«it
hcrror5ubrin$en. Der U\rt, ben bic „Annuae missionis Hamburgensis" in b«r

6\

Ausgabe von Dreyes als (ßcfdndjtsquclle Ijaben, 6ürftc bannt fyinreidjen6 ge»
fenn3etdmet fein.

2lu$cr 6cm u?enigcu, u>as Drercs in feiner „(Ekfdndjtc 6er fatfyolifdjen
<ßemcm6cn ju Hamburg un6 2Utona" 6cm Werte Keiffcnbergs entnommen fyat,
un6 au 0er 6en „Annuae missionis Hamburgensis" ftau6en ilnu, rnie er felbft in
6er Dorre6c 5ur 5tr>eiteu Auflage (5. XII) geftefyt, fonftige Quellen pou XJclang
nidjt 3ur Perfügung. 2lften tpcltlidjcr ITatur r/at er überljaupt nidjt beuutjt.
IDie alfo feine Darftellung unter folgen Hmftän6en notit>en6igeru>eife eine ferjr
lüdenfjafte n>er6en mufte, fo fyattc fte audj beim beften IDilleu unmöglidj
eine objeftipe fein fönnett, 2ln foldjem guten IDtllen fyit es nun aber über»
6ies gemangelt.

Die „(Befdndjte 6er fatr/olifdjen <Semeiu6en 3U Hamburg uu6 Altona" ift
rolIftän6ig 6urd}tränft Pom Reifte fonfefftoneller 2tusfa^Iie[>Itd^foit, r>on jenem
felben (Seifte, 6er 6en breifigjäfyrigcu "Krieg ent5ün6et rjat. Drepes fdjeut fidj
nidjt, in ein <£>efdndjtsu>erf 6ie gcfyafftgften Üuferungen über 2In6crsgläubige ein«
3uftreuen, un6 n>enn man feine Scfjrctbtpeifc pergleidjt mit 6erjenigcn 6er 3efuitcn
im Anfange 6cs \7. ^at)tt)nnbetts, fo fpringt 6ie llfnilidjfcit 6es Cons fort«
ipäfjren6 in 6ie 2lugen.

Dreyes ift tpegen feiner partetifdjen töefdndjtsfdjreibung fdjon baI6 nad?
6em <£rfd}eiuen 6er erften Auflage feines Budjes lebhaft angegriffen u?or6en,
insbefon6ere von Klofe (Die Keformation in fjamburg, \S50, foroie in 6er
2ITonatsfd}rift für Crjcologie un6 Kirdje VII, 66 ff.), ZHöncfeberg (<5eitfdn\
6es Vereins für Hamburg, Cßcfdjidjtc III, 595 ff.) un6 (Seffcfcn (ebcn6a 555 ff.).
2tber 6iefe Strcitfdjriften fjabcu für 6ie (ßefdndfte 6er fatljolifdjeu 21Iiffions=
tr/ättgfeit feinen IDert, tpeil fie tue6cr 6as ZUaterial, auf 6cm Drepes bei feiner
r/iftorifdjen Darfteilung fuj?te, anfcd)tcn, nodj neues r/erbeifdjaffen fonnten.
Ce^teres fyat aller6ings Bu6emann in 6cia Hor6albiugifd}cn 5tu6ieu V, UM ff.
(\850) un6 VI, 241 ff. (\854) 311 tr/un rerfudjt; 6007 ftan6 ilnn nur u?enig
neues 2HateriaI 3ur Verfügung, nur 6ie jefcige No. AIII. 254 6es tfönigl.
Staatsardjipes ju Sdjlesnrig; felbft 6apon r?at er nidjt alles benufct un6 ift
an6ererfeits mcfyrfad) fritiflos $u Wette gegangen. l>gL 5. 3. oben 5. 25.

kleiner Darftellung fonnte id? 6ie Sdjlesungcr litten A III. 254, A X. 567,
508, 445 un6 44<), 6ie pinneberger ümtsbüdier, fotpie einige Elften 6es 2lrd>ines
6er freien un6 fymfaftaöt Hamburg (Cl VII. Lit. H f. No. 3 vol. 2) 5ugrun6e
legen. IDcun trot$6em nodj manaV Cücfen aus3ufüllen ftn6, fo 6arf idj 6odj
hoffen, 6afj meine Darfteilung als eine in allen n>cf entließen punften richtige
11116 pollftän6tgc angefeljcu u>er6en fann.

TXadfträge, Berichtigungen
unb Sd?lufit>ort

von

Dr. 2?id?ar£> <£f)r<mberg.

Digitized by Googl

(auger 3U Qcft VI.)

u fjcft I, 5. 2 u. J9ff- & a <b einem aus 6cm Anfange 6es [7. Oaln*'
bunberts hcrrüfjren6en ^nwntar fchauenburgifdjer Elften (Schleswig B.
XI. 4. No. 882) befan6 fich unter 6enfelben 6amats 6te Kopie einer
Perfcrjrcibung, „fo (ßraf (Dtto $u f}olftein> Schauenburg fjerrn £jeinrich Salt}-
„bürgen, £jcrrn 2tren6t (ßrimmen^ol^ uno ijerborbt uon 6er £)u6c uff ben
„Sprincfborn bei 6er Pfcffermu^lenbefe Anno ^9^ in 6eu Ijciligen (Dficm
gegeben". Pas 2Jftcnftücf fdjeint feit6em perlorcn gegangen 5U fein. (Es fyanbelt
fid} ipahrfcheinlich um 6en „Brunnenhof". IPegen 6er Datierung pgt tn6es
tPichmann in 6er ^tfcfjr. 6. Der. f. fjambg. (ßefdjicfjte VII. 9\, im 2lnfcr/luffc
an ne66ermeyer / (Topographie 5. \ö^.

3n f}eft I, 5. 3, 21 um. r3*ile \ ()v - unten mujj es fyeifien „neu eg^enbom"
un6 «5eilc 7 p. unten „lifermaetcu".

^u Jjeft I, 5. 2J. 21m 7. itTärs \5^7 befahl (Sraf (Dtto r>on Schauen*
bürg 6em Droften fjans Barncr, 6ie ^or6erung 6er Iiamburger, alle auf gräf-
lichem ftebiete nahe bei 6er Sta6t befm6licf>en <ßebäu6e nie6erbrennen 511 laffen,
nicht 3U bewilligen un6 für 6en ^all, 6ajj (ßetpalt angen>en6et n>er6en folltc,
6en Sdja6en aufs^eiefmen, um 6effen €rfafc verlangen 3U fönnen.

^u ijeft I, 5. 2<k u. f)eft IV, S. 10. Schon im 3af>re 1,5^5 mohntc
in (Dttenfen ein (BoI6fdjmie6, bei 6em (ßraf (Dtto etliche KIeino6e anfertigen liefj.

<3u £}eft I, S. 52. Von „Brcnnipirtfchaft" fontite Km 6em fvubcrgc
feine Ke6c fein, tpeil eine foldjc 21>irtfd?aft nur auf 2Hoorbo6en möglich ift.

fterr Dr. <L IPalter in Hamburg ftimmt in 6er Deutung 6cs IPortcs
„Irnberg" gans mit mir überein un6 bat mir für 6iefe Deutung freun6liijft
5aljlreidje Belege geliefert.

5 11 tieft I, 5. 33. Pie $ovm „Schrorcnhof", welche aller6ings in fpätern
Sdjriftftücfen f^tit un6 u?ie6er irrigenpeifc porfommt, ift fprechlich unmöglich
(Wittlj. 6. i?errn Dr. C. Walto).

Jlltoaa untre 5d?aumbutglfdf*i Ijmfdjafi. VII. 5

6fi

3 n fteft I, 5, ."»9, 5cile 2 mu£ es beiden U9 ftatt \\5.

J5u tjeft II/III, 5. 5, 2lnm. bas JPort „Porb" ift im IZieberbeutfcbvn, n?ic
urfprüngltcb auch int fjod)beutfd?en männlidvn <Sefd?led>ts (Dr. tt)alter).

5u fteft II, Hl 3. 3, 5- l 8 i». oben. „Scyiien" = , ,3aibcu," pgl. a. a.
(D. 5. 29 u. 37 (Dr. Walter).

3u fteft II III, 5. 29. „Stcpel" melleicbt = IDafferftfcfcI „Catbclen" foU
piclleidjt „Cadjeleu" 06er „Cedjclen" fycifen (Dr. IDalter).

3n £)cft II /III, S. 12 p. oben mufj es beiden: „23urd?arb IDulff".

t 3u l}eft II/III, S. 50/52. 21ucb. bie Staöt ©ebisfelbe Hegt gleidj bem
„ITabcrsfroccb/' am Drömling. ferner giebt es, naefy einer freunblicfyen 21Ttt'
teilung bes fyrrn Stabtrat Griebel in Berlin, aud? in ber2Harf einen „(Dbisfrug".
Diefe Cfyatfacfyen fpreeben unleugbar für bie ftypotfyefe bes tjerrn Dr. Caspar.
5. 52, <5- 7 ü - °** n '«uf es Reifen „Tüfcfycnbecf".

5u tjeft II III/ S. 56. Uber Dr. Palcntin Kujjanirm pgl. nodj 2Hittlg.
b. Der. f. bambg. (Befdj. V. 96 fr., VII. 62. ^tfdjr. VII. 554, (Scrnet UTebicinal«
gefliehte S. \59 (Dr. tDaltcr).

<3u t)ef t II/III, S. 60, 21 um. 2. 2tud? f?err Dr. JDalter glaubt, ba£
Demant Piint = fpitj gefdjliffencr Diamant ift, a>ic Diamond point = Spife«
ftein, im <5cgenfa£c jur „Demant Cafel" = Table diamond, Cafelftein. S. 6\,
21 nm. 2. itacb einer 21Tittlg. bes ßerrn Dr. 2l>alter ftefyt bei Kilianus-Dufflaeus:
pensee-rinck*= annulus violae flammeae figuram referens. Pensde (viola flamma)
ift befanntlid? = Stiefmütterchen; bod) ift mir uidjt aan$ flar, nxldje 2lrt King
bas gemefen fein fanu. 5. 62, 21 nm. 2. IMer fdjlägt Dr. XDalter, tpob.1 mit
Kedft bie Ableitung pon it. bozza, fr. bossc — Ke lief por (bafjer „boffieren")
tpas alfo ben <5egenfa$ 511 „platgcn" bebeuten mürbe. 2lum. 4. „^impbonie"
n>ar ein iHufifinftrument.

5u fjeft II/III, 5. 67/69. Die parifer „Pallemail" jnrifdjen Porte Mont-
martre unb Porte St. Honore crfd>etnt juerft auf einem von Francis Qucsnel
i. 3. 1608 gcjetdmcteu Stabtplauc. Der aus bem 3al?rc 1609 bmübrenbc
Plan »011 Vassalieu enthält febon audj bas jipcite, an ber Seine längs bem
2lrfenalc belegene „jeu du Palmail", auf bem ad)t mit Sdjlägeln perfeljeue Spieler
abgebtlbet ftnb. Daburdj trirb meine Vermutung beftättgt, baj? bas Spiel erft
pon ber Königin 2tlaria (2Ucbici) in ^ranfreidj eingeführt tporben ift. Seit
bem 3 a *? rc n»* 0 °™ ^ a *?" a,t ocr ^ cinc au f **n Plänen als „Mail",

bie anberc fdjon als „Rue du Mail" bcjeicb.net, uxldjen Hamen le^tcre feitbem
beibehalten bat, ipäfjrenb bie öaljn an ber Seine feit \690 nidjt meb^r genannt
tpirb. Das Spiel febeint alfo audf in ^ranfreidj bamals aus ber 2Hobe gefommen
ju fein. Die auf S. 69 pon mir erwähnte 2lbbtlbung pon „ZtTalie öaan,

07

2Ua!ic l}uys cn ^onteyu" bes Sdiloffes Anginen ftttbct man (nach einer <3 c t<*nung
bes tjerrn XD. llatfyanfeu, Hamburg) fner tpiebergegeben.

c 3u l?eft H/HI 5. 72, g. ö p. oben „(ßlinbe" = ßrinbc b. b. I>oIj«
rinnen, in benen bas IDaffer gegen bas Kab
5er illüfjle geleitet wirb (Dr. IDalter).

5u Jjeft IV, 5. 3. Die Bemerfung, bie
aus Antwerpen eingewanberten Sayenmadjer
Ratten in Hamburg fofort ein gcfdjloffenes
b. !j. in Bejug auf bie <5af?l ber Illeifter nicht
permebrbarcs 2lmt gebilbet, ift nidjt ridjtig.

3n £}eft IV, 5. 26, <3cile lt p. unten
mufj es beiden: „welche nidjt mit Freibriefen
ausgeftattet waren".

3n f>cf t V, S. 6, ^eilc \\ \2 p. oben
mufj es fyeijjcn: „Altona 5äbltc bamals alfo
ungefähr 360 f)äufer".

«3u 6cft V, S. 56. Hicolaus pau IDou»
weren war ber Pater bes 16\2 in Schleswig
als Kammerrat unb Konftftorialpräftbent gc«
ftorbenen 3or/annes p. ID. (Dr. IDalter).

3« f?cf 1 V, 5. 59, <3etlc 3 p. oben
mufj es fyeifcen: „Hürgermeiftcr Pogeler".

<£u f>cft V, 5. <*8. Die erftc IPinbmüIjle
ju Mona muf? im ^}ahvi 1595 erricfjtct
worbeu fein. Damals würben aus ber pimt*
berger tfmtsfaffc 295 / \ \ l 2 s für Scbmiebe=
roerFsur neuen XDinbm üble in Altona bcja^It.

^u tjeft VII, S. 7. tfus ttften bes fürft=
lidjen f)ausard?iDes 31t Bücfeburg habe icfj in»
3wifcf/en erfeb/en, baf Dr. <£onrab J}ecf im $vüt)
jaljr 1598 pom (ßrafen bepollmädjtigt murbc,
tpegen «Einbringung ber fpanifd?en ^orberung
ju perfyanbeln. 3 m 3"«* bcsfelbcn 3<»f?res reifte
3U bcmfelbcn ^weefe Dr. 3or?ann Drcger nad} ben Tliebcrlanben, wobei er Auftrag
hatte, bem Statthalter <£r3r/er5og Wibrecht porsuftcllen, bafj ber <5raf auf lin
fudjen bes <gr5bcr3ogs für$Itcf} „ben fremben fjanbelsleuten 311 Hamburg ir?r
exercitio religionis in Jtttona non sine nausea et disgusto vicinorum prineipum,
bod) 311 fonberen €r?ren unb Dienft if?rer fyod?fürftlid?cu Durdjlaucfy perwilliget fyabe".

68

<5u tjeft VII, 5. U. tiud} in 6eu legten Cagen 6er £ebens5eit 6es
(ßrafen 2t6olf wur6e tu }Ua6ri6 un6 Trüffel über 6te befte llrt, 6ie fpanifcfye
5or6erung eh^ufaffteren, perfyan&clt. Dabei wir6 erwähnt, 6afj 6ie ttalienifdjeu
un6 p;»rtiigtcftfcbcn Ifaufleute in Hamburg, wenn ifnten in bün6tgfter $oxm im-
befdiränfte Freiheit 6es £)an6els mit allen Cdn6ern 6er fpanifefoen Krone erwirft
wcr6en fönnte, gewifj 6eni (ßrafen hierfür etwas $arjlen wür6en. XTamentlid>
wir6 6tes r»on 2Ueran6er 6ella Kocca gefagt.

<3u fjcf t VII, S. \o. 3" einem Schreiben 6es (ßrafen au 6ella Roeea,
6atiert com 9. Februar \6(H, ftn6et fid? ein fjinweis auf 6effen letzte Suftcfye*
rung, für 6ic Befrte6igung 6cs trafen tfjatig 511 fein. Derfelbe erinnert 6en
Florentiner hieran un6 fdjicft ilmt Beweismittel für 6ie fpanifebe ^or6erung.

Sdjlujhr>ort.

Damit fei 6ic Keifte 6iefer Darftellungen aus „Altona unter fdjaucnburgi'
fdjer fjerrfdjaft" abgefdjloffen. 5™"^ H* es ™fy 9 an 3 gelungen, 6as ror
metn* als 3wei 3ah,ren felbft gefteefte <3iel 5U erreichen, es ift niety gelungen,
6ic gefamte ttulturentwicfelung Altonas wäfjrenc» 6er Perio6e \556 bis ^0
3ur Darfteilung $u britigen. 3mmerb,in ftn6 6ie wtdjtigften, 6ie djarafteriftifdjen
Seiten 6er ßefdjidjte Altonas unter fdjauenburgifdjer fjerrfdjaft ausführlich, un6
teilweife wor/l auch erfd?öpfen6 berjan6elt wor6en. Sie wer6en be3cidjnct 6urdj
6ie IDortc <S5ewerbcfretb,eit un6 Religionsfreiheit.

Mnfere Darftellung 5013t 3unäd?ft, 6a§ Religions* uu6 (Bewerbefrei^eit an
fid} we6er ein (ßlüef, uod} ein Übel fm6, fon6eru 6as eine 06er an6ere erft
wer6en 6urd? 6ie Dcrr/ältniffc, unter 6eneu fte ins Cebett treten. Die (Bewerbe-
freifyeit wäre im JtTittelalter, felbft wenn möglich, jweifellos ein uttübcrfteiglidjes
l)in6erms für 6te €utwicfelung 6es (ßewerbes gewefen, 6as auch im \7. ^<xi}v-
hun6ert nodi bei weitem nicr/t Dollftän6ig 6afür reif war. ittancfyc (0cwerbs=
jwetge be6urftett febon 6er Freiheit, 6ie oagegen bei an6ercu nur 3ur Zerrüttung
6urd? pfufer/ertum geführt hätte. <£benfo waren Reformierte un6 JHennoniten 6er
Religionsfreiheit pöllig wert: fte brachten 6en (Drt, wo fte tfmen bewilligt wur6e/
5ur Blüte; 6ie ^efuiten 6agegen oerurfadjten 6ort nur £a\it un6 Unruhe.

Die &\t, weld>c wir gefdnl6ert fyxbcn, war für gan5 Deutfdjlan6 6iejenige
perio6e, in welcher 6as Syftem 6er territorialen 2Iusfcb,ltepchfeit un6 6es

^uxinges auf religiöfem tt>ic auf getperblicfycm «Scbictc bic fcfjärfftc 2lusbilbung
erhielt, (Srabc n>eil bic (Enttrncflung bes Pcrfcfus unb ber Cedwif 6ie Sdjranfen
ber tmttelalterlidjen <3unft 511 überfluten brofjtc, rourben biefe Sdjranfcn nur
immer höber aufgeridjtet unö perftärft. (ßrabe a>eil ferner bic mittelalterliche
(Einheit ber dnriftlicfyen (Bottesperclnrung burcfybrocben nxir, fudjtc jebe Kirdjen<
gemeinfdjaft 3unäcbft mit aüen fflitteln eine möglidjft grofje fiaty von 2tnbaugcru
$u ujerben, vor allem aber innerhalb iljrcs UTachtbereicbs ben lL\ttbcir>erb ber
anberen Kirdjengemcinfcbaften aussufeffliefen.

Hamburg nafnn im "mtereffe feines tianbcls safjlreidje ttnbersgläubigc in
feine 2TTaueru auf unb bilbete fid? mit ihrer fjilfc 3U einer internationalen
Ijanbelsmetropole aus. Cro^bcm hielt es bic «Einheit ber (ßottesperehrung unb
ben 5u«f*3^"9 ftreng feft. Dies füfyrtc infolge ber unmittelbaren Hadjbarfcfyaft
einer fremben, gelbbcbürftigcu €anbesf?oljeit jur frühzeitigen (Einführung weit«
gerjenber 2\eligions= unb (f5en?erbcfreifycit biebt por ben Thoren Hamburgs. Unb
Incr enturicfcltc ftd> nun mit ftaunensroerter Sdmclligfeit eine polfreicb.e, gemerb»
fleifigc 0)rtfdiaft, bereit UXicbfen uneberum Hamburg allmäbjicb jipang, feine
ftrenge 2lusfd)liejjlicbfcit aufsugebeu.

So brofyt jebe <£ntmicfelung über ihr JSiel fnnaussufdjief cn, trägt aber 511-
gleich glüdlicbcnpcifc ifjr Korreftip in fid>, ba fic früher ober fpätcr bie <6cgeu<
ftrömung fdbft hervorruft, ^reilid) gelaug bas aud? in biefem ^alle nur nach
jarjrfyunbcrtelang fid? immer ipicber erueucrubcu Kämpfen, jumal in Altona auf
Reiten ber ,freibät ftets periobeu folgten, in benen man roieber 511m Zwange
griff, unb ba ebeufo in Iximburg fidj bic £ ntipicfclung nur mittels jar/lrcicrjcr
Sdjuxinfungen POÜ*3og. Paf? folaV Scbtpanfuugcn feiuesipegs immer notipenbig
mareu, ift eine roobl 51t bcgrüubcnbc (ßcfdncbtsauffaffung, in bereu €id>te fid?
uns bas oft beflagtc Pafcin Altonas als ein großer regen für Hamburg bar-
ftellt: €s um'cs ben IPcg jur ^reil^it, bem J)kk, naa? u>eld>em trolj allem
herüber unb hinüber bie burd>gcl?cnbc €inic ber €ntipicfeluug boeb. fd>licflid?
immer wieber Innleitete.

Dabei ift es gans bebeutungslos, ipeldics 2Uotir» bie fehauenburgifeben
(ßrafen veranlagte, früher als aubere beutfebe lerritorialb.errfdjaftcn Keligions=
unb <Seu?erbefrcihcit 511 gewähren. Natürlich, übten bie (ßrafen uid?t Colcran$
im mobernen Sinne, fonbern liefen fieb vom (fielbintcrcffc leiten. IDic n>ärc es
beufbar gcipcfen, bajj in ber &it ber (Gegenreformation ein Heines bcutfdjes
Pynaftcngcfd}led?t Colerau3 im moberneu Sinuc hätte üben fönnen! Unb ebenfo«
u>enig roar bamals bereits bie JTTöglidjfeit gegeben, bic (ßctperbcfrcibcit als all'
gemeinen trirtfcbaftspolitifdjcn (ßrunbfafc 511 erfaffen. Dielmer/r u?ar in beiben
ivichtungen nur ber bringenbe IPunfch mafgebenb, möglichst tüelc Stcuc^ablcr

pon Hamburg unb anberen (Drtcn nach Altona 511 $tefyen. hieraus irgenb eine
pcrbienftlidje ßanbluna macfycn ju wollen, • märe pöllia, ungcfcfncfytlid}. Dielmer/r
roaren bie (trafen ftcf/ fefjr tpofyl beu>u$ t, baf ftc gegen bie r/errfcfycnben <S5runb«
fätec pon ben Pflichten eines durften perftiefjcn, inbem fie Zlnbersglctubtge nicht
nur bei ftcf/ aufnahmen, fonbem fogar iljren (ßottesbienft bulbeten. Sobalb bas
(ßelbint erefjc n?ie 5. iJ. bei ben Katfyolifcn fortfiel, traten bie (ßetptffcnsbebenfeu
unb bie Beforgniffc por rcligiöfen Streitigfeiten fofort roieber in tr/r Heerdt ein.
£benfo liefen bie (ßrafen, fobalb ber (3unft3rpang irmen einträglicher erfdjien,
bie (ßeiperbefrexr/eit or/ne Zögern roieber fallen; ja, ftc r/ielten es fogar für $n>ecf«
mäjjtg, gleichzeitig in Altona ben J>unft$a>ang, auf ber „^teifyeit" bagegen <5e«
tperbefreifyeit tpaltcn 5U (äffen.

Dicfes pon ber ftanb in ben 2Uuub leben, bie pollfommene polittfcfye
<!5runbfa£loftg?ett bes beutfdjen t ftirftenproletariats mar olme «frage einer ber
allerfcfjpxrften Schaben am Körper unferes Dolfes; aber es gingen boctj audj
mancfje nüfclidje (Efyatfacr/en baraus fyerpor, unb 3U ilmen geirrt bie <£ntipicfelung
Jlltonas unter fcrjauenburgifcfyer fjerrfcfjaft. tDenn man bereinft einmal bie
<ßeneralbilan5 bes beutfef/en Partifularismus sicfyt, mirb man neben Hamburg
au* Altona unter bie Hftipa 5U ftellen fabelt.

Dtwf mh Q*ffr * IWtffr in Cripjig.

Digitized by Google

Digitized by Googl

1» M Ätil^TKl

*

K»*S r

1*2

Digitized by Google