Image
not
available
Digitized by Google
Google
Scnftartfdjt ©tri rfj Rettung.
J>aupf6faff
|t«»elsu4tlt4e lallt.
(WwjiSder 3aJ|r$ft>0 Der flanbtlsgerWf-Jeüirag)
Hamburg
Ctto SHeifener« »erloji
1907.
-
■
i
■
Digitized by Google
flo. 1.
No. 1.
jbaupfßfatt
ganöeUreiljtlirlie falle,
XXVIII. %ahxdcm& (40. 9a$raang, bct ^anbclggcri^tt-Scitung.)
frei« für ben 3a*r|*ng: «mbt. »nb Beiblatt mit tte|ifter 20 Jt — .Jm»»tblait allein mit tteglfter 15 M.
©ttblatt allein mit Wegifrtr 15 X
^tßes ®itarfaf.
^nmbnrg, »tu 3. ^annar.
1907.
gail fftoafb in Hamburg gegen bie „816t" Stocr-
fü^retd *.•<&. in Hamburg. — ftinanj • Skpuiation in
$atnburg gegen bie $ambttrger giliale ber Seutföen
1Banf. — tbjjffon & Komp, in Hamburg gegen bie
»ereintgte »ugfler- unb 3ro(b,tf(b,iffab,rt • «efenfa>aft in
Hamburg.
1. ifient *erfd)alben bet CmtrfutrerS felb<t aber
feinet Ungefielte* bar, »ran eine %sd)belabette &d)nte,
weldie an Seite einer ftajtenfdjntt Iber bie (Elbe g<fa)le{>bt
warbt, in So Ige ber 5>fin«ng »arbeifolpeaber ^a&rjrnge
fenterte?
Genf. $ptbl. 190« »r. 7».
Corl ffitoalb in Hamburg
bie „®Ibe" ©toerfübreret
in Hamburg.
$)ie Seflagte erhielt im ^uli bon ber Srirma
91. Stirften in Hamburg ben Auftrag, 908 ©ad
tBaumtoottenfaatmebl, (Eigentum ber ftirma
3Reld>erÄ, Ütunge & (Eo. in Sonbon, au« bem
Siambfer „Zotme«" ju empfangen unb an einen
£iberboo(s$ambfer ju transportieren, gn Slu«s
füfjrung biefed auftrage« lub ber in 3)ienften
ber SBeffagten fteb>nbe ©djiffer Ziemann bie
Sabung am ©djubben 41 in bie bon ifjm geführte
AfaffenfdjuteSlr. 67/45 16 unb (am nad) Seenbigung
ber ©elabung ber beflagtifdje ©djlebper „Suguft",
um bie ©diute nadj ©djubben 18 an einen
SiöerbooliStombfer ju bringen. $er ©djlepber
bereite bie ©djute jun8djft nadj ©djubben 39
««uvtfclatt.
unb nabm ba nodj eine jtoeite ©djute, bie leer
mar unb einen Statten in« ©djlebptau. 3>er
Srf)lebbjug mar fo formiert, baj) bie beiben
©djuten ftdj hinter bem Stampfer, bie Xiemann'fdje
an »adborb befanben unb ber Sotten binter ben
beiben ©tauten. 3)ie beiben ©djuten waren
born an ber SBruft mit einem %au untereinanber
berbunben. ÜRadj Formierung be« ©djleppäugä
nabm berfelbe bie Stiftung nad) Sdjuppen 18.
JSäljrenb ber ga^rt ba^in unb jmar in ber
Stäbe oon Ärabnböft fenterte bie ©djute ÜRr. 57
unb janf mit ber Sabung. Severe ift, abgefefjeti
bon wenigen ©öden, berloren gegangen.
$er Äläger flogt au« cebiertem SRedjte bon
8t. Äirften unb SMdjer«, SRunge & ©o., inbem
er geltenb madjt, bafj bie SBeflagte einerfeit«
21. SHrften au« bem ftradjtbertrage unb anberer*
feit« SReldjer«, SRunge & (So. in ©emaftbeit ber
§§ 2, 3, 4 SB. ©dj. ©. für ben entftanbenen
©djaben Ejafte. ®r berechnet ben ©djaben ju
JL 7287,79 unb bat auf gabtung biefe« betrage«
ftlage erbeben.
$>a« 8. @. Hamburg Ä. IV f. entfpradj
am 20. Oftober 1904 ber Älage.
© r ü n b e :
^n tatföd)lid)er JBejicbung ift ber (Sntfdjetbung
$u ©runbc ju legen, ba§ bie neben einer anberen
©ebute, an beren Sadborbfeite, hinter bem
©djtebber „Muguft" bertäute Staftenfdjute ber
JBeflagten bei ben burd) borüberfabrenbe ^ambfer,
Digitized by Google
Jt
Mo. 1.
3?lut unb 28tnb betbotgerufenen ftarfcn 9ßaffer*
beWegungen bon ber an bet 93orbwanb bcr
erbeblicr) bjfyez aus bcm SBaffet rogcnben Sieben«
fluten abbrallenben unb ff ftaucnbcn 3)ünung
berart nacb ©teuerborb binuntergebrüdt Würbe,
baß fte bei ibtet 93auatt unb bet Sltt if|tet
Sabung — 93aumWotlfaatinehl — fldj itid^t
Wiebet aufzurichten bermocbte, allmählich Weg=
fadte unb bie Sabung berlot.
Utfadjen beS Unfalls finb baber bie 3)ünung,
bie Hrt bet ffierfobbelung, bie burdj baS ©ut=
adjten beS Ingenieur« ^obnS unjtoeifel^alt fcft=
gefteüte mangeln be Stabilität beS $ahr$eugeS.
3)en ©ebenten bet Klägerin haftete bie
93e(lagte aus bent gradjtbertrage. ©ie haftete
it)nen weitet als ©ignerin bet ©ebute. 3ft biefet
@efid)tStoun!t in bet ftlage nicht berborgeboben,
fo ftefc)t baS feinet SBertoertung niebt im SBege,
weil bat ©igentum bet 93ef(agten an bet ©d)ute
unbefttitten ift.
$et 93e((agten, als fttadjtfübtetin, ift
butdj § 58 93. ©et). ©. bet 93eweiS offen gelaffen,
baß bet SBetluft bei ©uteS butcb Umftänbe
betbeigefübtt fei, Welche butdj bie ©otgfalt eine«
or ben titeben ÖrradjtführerS nidj t abgeWen be t Wetben
fonnten. ©ebon biefen SSeweiS etaebtet baS
©eridjt niebt füt erbracht.
Parteien haben in biefem Sßrojeß geftrttten,
ob bet in bet ©ntfdjeibung bei JD. S>. ®. bom
7. ftebtuat 1902 (§btbl. 1903 0h:. 133), übrigens
aus Snlaß eines Wefentlid) anbets liegenben
ftaUeS, nacb äWeinung betSSatteicn allgemein
aufgehellte ©a&, baß bie Ketfobbelung &Weier
gef (bleutet ©djuten nebeneinanbet, weil
gefährlich, ein faljrläffigeS $anbeln inbolbiere,
angefiebts bet täglichen entgegenftebenben Hebung
im $afenber(ebt unb bet torafrifdhen Uncrläßlicbfeit
ibtet SDulbung Slnftotudj auf 93etecbtigung habe.
Huf bie allgemeine Berechtigung jencS ©afeeS |
fommt es biet inbeS niebt an. ©efäbrlid» »nußte :
bie SSerlotobelung bet beiben ©djuten neben* I
einanbet {ebenfalls bann Wetben, Wenn bei ftatfem I
SBedengange, an fieb (eine außergewöhnlichen I
unb unborberfebbaren ©reigniffe, bie eine ©ebute
fo etbcblicb bjbtyt aus bem SBaffet tagte, als
bie anbete baß baS an beten ÜBotbWanb ab:
btatlenbe SBaffet einen Weit ftätferen 2)rud auf
bie 9ca$6arfcbute ausüben mußte, als es ohne*
bieS bet ftaU gewefen wate.
©et Unfall (ann Heb, — Wobon eingangs
ausgegangen — gatniebt anbetS eteignet baben,
als getabe baburdEj, baß bet 3)rud beS jutuet;
gewotfenen, jWifdjen bengnbrieugenfiebftauenben
SBafferS mit Unterftüfeung beS SBinbeS unb bet
obnebin borfjanbenen Neigung bet ©ebute, fieb
bei bem .^»albquer^ieben bet ©rihlebbtroffe nad)
innen $u legen, ben fogenannten ÄtängungS*
toinlel beS gfabtjjeugeS nacb unb nacb betatt
erhöhte, baß eS übet bie ©ren^e feinet SKarimal*
©tabilität ^tnaudgertet unb fein SBieberauf*
ridjtungSbermögen bertor.
2Rit folebet üJtöglidjfeit muß abet ein
orbentlidjer Frachtführer im Hamburger $afen
bei feber Slrt bet 93ertäuung reebnen. Stoß et
äußerlich niebt etfennbate %eh}ex in bet ©tabilität
bet ©ebute obne Weiteres ju bettteten habe,
Würbe gu Weit gegangen fein, übet aueb bei
einet boUfommen ftabilen, in bet gebadeten Slrt
berfobtoelten ©ebute, muß bie längere ©inWirfung
jenes SBafferbrudS unberfennbare ©efafjren mit
firf) bringen.
9cun bat im borliegen ben gaHe freilief) bie
mangelbafte ©tabilität beS ftafaiexiQei bie ber=
bängniSboUe 3Bitfung beS Krudes wefentlid)
unterftüfet unb 0u bem befcbleunigten (Eintritt
beS Unfalls auSfdjlaggebenb beigetragen.
«bet aud) bietfüt ift bie 99eHagte bet»
antWottlidj. 3ft pe eS niebt als gradjtfüfjrerin,
fo ift fte eS als (Eignerin ber ©ebute unb als
biet in Slnftorudj genommene SierfebrSanftalt, ber
man baS Vertrauen entgegenbringt, bafe fie nur
burdjauS fabrtücbtige ©cbiffSfabrjeuge in %ien\t
fteüt. $ier r)anbelt eS R<b nidjt allein batum, ob
bet mangelhafte 3uftan0 oe* ©djiffeS tto^ ber
©orgfalt eines otbentlidjen grad)tfübtetS
nidjt ju entbeden Wat, § 58 Stbf. 2 99. ©d).
fonbetn um bie Haftung bet 93eflagten füt bie
^ab,rrücbHgfeit beS ©djiffeS aus § 8 bafelbft.
gür fie f)atte 85eflagte als ©ignetin ju fotgen
unb eS fragt fidj lebiglicb, ob biefe $^i<bt
fdjulbbaft beriefet ift. $aS ©eriebt §at bieS
be\afft. (Sin großer (Swerfür)rereibetrieb bßt bie
«ßfliebt, feine gabrÖeuge auf ibte ©tabilität
bin fachgemäß btüfen ju laffen. SBerftcdftc
©tabilitätsfcfjlet mögen untet Umftänben ju ents
fcbulbigen fein, ©runbfäfclid) läßt fieb abcx
feineswegs fagen, baß bie UmftänblicbWt bet
©tabilitätSbetedmung ben ©igner unb Untet=
Digitized by Google
nehmet Don ber akrbflichruttg, ftc bornehmen ju
laffen, entbänbe. Unb flct)erlidj toüre bie« bann
unrichtig, menn fdjon brt Slugenfdjein bie aufjere
ftorm ber 93auart be« ^fatjrjeuge« Strgftohn ju
erroeden geeignet ift. 3n biefer Sejiefjung ift
luefentlich, bafj ber Sachberftänbige 5ß. Sütgen«
fdjon nad) bem äufeeren ©inbrud, bcn bie Sct)ute
auf ihn machte, fid) bafjin äufterte, bie SBauart
ber ©rf>ute fei ju bemängeln, fie fei für ifjre
Sänge unb «reite ju $od>. Sludj ber Saa>
berftänbige $enrty Sütgen« t)ebt bie gleichen
§er)Ier mit ettoa« anbercr 93egrünbung herbor.
Unter folgen Umftünben ift ber Stabilttät«fehler
ber SScfln^ten zuzurechnen unb e« rechtfertigt per)
bafc)er auet) au« biefem ©runbe bie Älage.
3>a« D. S. ©. ! ^ob am 19. Df tober 1906
ba« Urteil be« Si. ©. auf unb wie« bie Möge ab.
© r ü n b e :
2)ie SBeflagte hatte in t^oige eines it)r ton
ber 3rirmn St. Äirften erteilten Sluftrag« bie
Sefdrberung ber fraglichen ©üter bom Stambfer
„Xotme«" nad) einem SiberboolsStambfer über»
nommen. ©« ftel)t feft, bog bie ©üter wäfjrenb
be« 2ran«bort« berloren gegangen finb. ftfir bie
$aftbarfeit ber SBeftagten au« bem ftradjtbertrage
tommen, ba abweidfenbe Vereinbarungen nid)t
be&aubtet werben, bie gefebjicf)en ffleftimmungen
511 r SInWenbung. ©« finb bie« in«befonbere ber
§ 58 JB. ©d). ®- unt> laut § 26 93. ©et). ©. ber
§ 431 ©. 83. S)arnad| haftet ber Ofradt)t*
führer für ben bttrd) 93erluft entftanbenen ©djaben
fofern ber Serluft nid)t auf Umfiänben beruht,
bie bunt) bie Sorgfalt eine* orbentlidjen %va<f)U
führer* nid)t abgeWenbet Werben fonnten (§ 58
93. ©dj. ©.). 93etoei«bflidjrig in biefer 58ejiehung
ift ber Frachtführer, «ach § 431 ©. 93. hat
bcrfelbe auch °a« 9?erfdmlben feiner Seute bejW.
anberer 93erfonen, benen er Reh bei ber Slu«*
führung ber 93eförberung bebient, 311 bertreten.
«eben ber Haftung au« bem ^-rachtberrrage
tommt, ba 93cf(agte fid) it)rer eigenen Schute
jum Xrandbort bebient hat unb ber Äläger au«
cebtertem {Rechte nicht blo« ber ftirtna Sl. Äirften,
fonbern auch ber ftivma 9Weld)er«, {Runge & ©0.
al« Eigentümerin ber in 93erluft gefomtnenen
©fiter flogt, ferner eine Haftung auf ©runb ber
§§ 3, 4 93. Set). ©. in Betracht.
Stafj bei ber (efetgebad)tcn Haftung bie
93eWei«lnft unb ber Umfang ber Haftung nicht |
8_
No. I.
bie gleichen finb, wie bei ber Haftung au« bem
ffrad)tbertrage, fann hier bahingeftettt bleiben,
h>eü bat ertennenbe ©ericht al« bewtefen anfielt,
bog Weber bie 93ef(agte felbft noch aud) ihre
Sieute ein 9}erfd)ulben an bem eingetretenen
SBerluft trifft. 2)ie folgenben @rWügungen finb
hierbei für ba« ©ericht mafjgebcnb geWefen.
®a nicht etwa bie in Sftage lommenbe
©djute für bcn 2ran«bort berfrad)tet unb über»
haubt feine SBereinbarung über bie »rt unb SBeife
ber 93eförberung ber ©üter getroffen mar, fo
ftanb bie 2Bat)l bei $ran«bortmittel« an fid) im
©rmeffen ber 93eflagten. ßur 33eförberung
mittel« einer ©chute mar fie ätoeifeHo« berechtigt,
toeit bie« im h^fteen ^afenbejirf bie allgemein
gebrauchliche SIrt ber JBeförberung ift, au&erbem
aber auch mit 9tüdficht barauf, ba& bie 33eflagte,
wie h»er allgemein befannt ift, borjug«h>eife
©toerfüt)rerei betreibt unb bemgemSg ihre %xan&
borte innerhalb ber hteftgen 4>8fen mittel« Schuten
ausführt, angenommen toerben mufe, bag bie
gfirma 8. Irirften, tnbem Re bie SBeflagte mit
bem Sran«bort beauftragte, ftd) ftiüfchtoeigenb
mit bem Sd)utcntran«bort einberftanben erflärt
hat. Uebrigen« moniert Äläger auch garnicht
ben Iran«bort mittel« Sct)ute. ^firte 93eflagte
eine offene Sdmte jur 93eförberung bertoenbet,
fo mürbe friüfchmeigenbe« (Sinberftänbni« auch
batmt anzunehmen fein, bei 93erüdfichrigung bei
Umftanbe«, bog innerhalb ber rjieffgen ^Sfen
borgug«meife offene Schuten bertoenbet werben,
fofern nicht etma ©üter in $rage fomnten, bie fid)
für biefe 93ef3rberung«art nicht eignen. 3Bünfct)t
im übrigen ber Suftraggeber bie JBeförberung
mittel« einer 5raftenfdmte, fo madjt er bie«
au«brüd(ich jur 93ebingung. 93ei fo bemanbten
Umftanben fann e« ber SBeflagten ferner nicht
jitm SBorwurf gereichen, ba& fte eine S3elabung
ber bertoenbeten Schute in ber SBeife, bog ein
£eil ber ©üter oberhalb ber Sfumming« al«
5)ecflabung untergebracht toorben ift, gebulbet
hat, borauägefefer, bafe bie Sdjute ihrer 93auart
nad) eine berartige 93elabung überhaubt juliefe.
5)ic (entere Srrage anlangenb, fo hat bie
93cmei«aufnahme ergeben, bafe bie 93eflagte ,v 3-
il)rer ©runbung 10 Schuten, barunter bie hier
fragliche, in Jpalie a. S. hat erbauen laffen,
unb baß bie 93auart biefer Schuten etwa« ber=
fehirben »uar bon ber ()icr üblidu'u. *J^ie nu*
Digitized by Google
4
ben SluSfagen ber 3CUS<" ©räbel unb Suchet
tjerborgebt, fhtb bor Seftetlung ber ©djuten bic
Spione bon ben fjiefigen ©adjberftänbigen Stirdjer
unb IRted begutachtet unb haben, Wie (Gräbel
Weiter belunbet, Weber bie ©adjberftänbigen nod)
er felbft Sebenlen in Sejug auf bie ©tabilität
biefer ©djuten gehabt. Dabei ift $u bewerten,
baß (Gräbel, ber Damals Direftor ber SeHagten
War, felbft fadjfunbig ift. Die ©djuten Waren
nadj »uSfage bon ©räbel gut unb befonbetS
ftarf gebaut. ©räpel glaubt jWar, baß fie Woljl
etwas ranfer als ^ier gebaute ©djuten bon
gleicher Sragfäfjigreit feien unb immer etwa«
borftd&Hg bebanbelt »erben müßten, wenn fie
Dedslaft betömen, bezeugt aber anbererfeits, baß
wät)renb ber 3cit, Wo er Direftor ber Seflagten
geWefen fei — bis 1893 — in Sejug auf bie
Stabilität biefer ©djuten reine SBebenfen ju Sage
getreten feien unb $abarien niefit ftattgefunben
hätten. Son ben übrigen ©adjberftänbigen Sutern
fidt) ?B. SütgenS, $. SütgenS unb SSHchborft über
bie Sauart ber ©djute. 5ß. SütgenS ift ber
SInfidjt, bie ©djute fei für ifjre Sänge unb »reite
ju t)od) gebaut. Starfiber, ob bejto. in Welchem
Wage bie* ©influß auf bie ©tabilität t)abe, fagt
ber ©adjberftänbige nidjts, iebodj fdjeint er nadj
feinen Weiteren Ausführungen anzunehmen, baß
bie ©tabilität infolge ber Sauart eine geringere
fei als biejenige ber Ijier fonft borjugStoeife in
©ebraudj befinblidjen ©djuten. £. SütgenS meint,
bie ©djute fei jWar nicht, Wie S. Lütgens annehme,
reidjiich b0(h fur i*)*6 Sänge unb SBteitc, bielmetjr !
laffe Rdj nur fagen, baß bie Sreite etwas $u j
gering für bic #3t)e erfdjeine. ©r fei aber ber
Slnfidjt, baß fidj auS ben Sängen=, Sreiten* unb
Siefenmaßen nidjt ot)ne Weiteres auf eine fcr)Iedt)te
©tabilität ber ©djute fdjließen (äffe. SHSidjljorft
enblidj fbridjt fid) baljin aus, bie ©djute fei
Woljl etwas t)5tjer als jum Seil anbere ©djuten
im ^iefigen SJerfetjr, baburdj werbe aber bie
©tabilität nidjt beeinträchtigt. Scfctere fei eine
ebenfo gute wie bei anbeten Sa^rjeucjen unb
aud) fonft gebe bie Sauart ju Sebenlen reinen
«tnlaß.
Das ©eridjt nimmt auf ©runb biefer Slnga ben
ber ©adjberftänbigen an, baß bie {Bauart ber hier
fraglichen Äaftenfdjute nicht eine folche ift, um
aus it)r auf eine geringe ©tabilität fdjließen ju
muffen unb baß bie Seflagte nicht fdjon ber
Sauart halber Anlaß hotte, bon einer Sertoenbung
ber ©djute in ihrem betriebe ab^ufetjen ober aber
ben ©chutenführer mit befonberen Aufteilungen
etwa in ber SRidjtung ju berfehen, baß DedSlaft
nicht genommen Werben bürfe.
Auel) bie ©rfatjrungcn, bie burdjbcn Gebrauch
ber ©djute gemacht Worben finb, Waren nicht
geeignet, bei ber SeHagten 3weiM an ber
©tabilität berfelben auffoutmen ju laffen. Der
in biefer Sejlet)ung bon ber SeHagten gemachten
Zugabe, baß bie ©djute mäljrenb ber 14 Sah**/
bie fie bor bem tyet fraglidjen Unfall in Setrieb
geWefen ift, nie Seranlaffung ju irgenbweldjen
Älagen über mangelnbe ©tabilität gegeben habe
unb ihr Öfifjrer Siemann im ©egenteil ba«s
bollfte Sertrauen ju feinem 3fflhr4cuß beftjje, ift
UägerifcherfeitS nicht Wiberfprodjen. Die angäbe
Rnbet auch eine Seftätigung in ber AuSfage bon
Siemann, bie Schute fei faft Wöchentlich mit
einer gleichen Selabung bugfiert worben, ohne
baß ftd) ie ein Unfall ereignet hätte. Sejfia.lirf)
ber Seit bon 1889 bis 1893 ift außerbem ju
berWeifen auf bie oben mitgeteilte AuSfage
bon ©räbel.
9tun hat $war ber Kläger im ©chlußtermin
unter Benennung eines geugen bie SBebaubtung
aufgefteQt, baß innerhalb ber legten 10 ^ah"
wieberholt ©deuten ber hier fraglichen Sauart,
namentlich mit DecHabuitg, im ^tefigen $afcn
gegittert feien, »uf eine Beweiserhebung über
biefe generelle üBebaubtung ift jeboch nicht ein:
jugehen. ©S hätten beftimmte gälle angeführt
Werben müffen unter gleichzeitiger Angabe ber
Hrt ber Selabung unb ber begleitenben Umftänbe,
unter benen ba* Hentern erfolgte. Die Satfache
allem, baß etwa Wieberholt ©«hüten gerentert
finb, beWeift nichts für bie ftfrage, ob bie SeHagte
aus ben Vorfällen ben ©d>lu& jiehen tonnte,
baß bie ©chuten ber hier fraglichen ^Bauart geringe
©tabilität Ratten. 9lur einen gaD, wo eine
©djute gleicher Sauart getentert ift, fjot ber
Kläger anzuführen bermod)t, ber t)at pd) aber
nach bem tj>ec fraglichen Jßorfall ereignet unb
macht es faft ben ©inbrud, als habe Kläger bie
mitgeteilte generelle ^Behauptung über baS Hentern
bon ©djuten, ohne felbft etwas hierüber ju wiffen,
in ber Hoffnung aufgefteQt, baß ber als 3c"0c
benannte Srorurift ber SBetlagten folche gälle
Wiffe. 9Bte tjerborgeijoben, Würbe aber, audj
Digitized by Google
wenn ber $euge bat, wo3 Stieget behauptet hat,
bestätigen foü*te, barau* nidjt« ju llngunften ber
»eflagten ju fdblie&en fein. ©« toirb babei
bewerft, bafj ftetd bunberte bort ©deuten in ben
Diepgen Reifen berfefjren unb bafj bie 3fafle, too
eine foldje (entert, einerfeit« garnidjt fo ber*
einjelt baftefjen unb anbererfeit* aud) bei ^ier
gebouten ©acuten anberer Bauart borfommen.
Bon ben flägerifdjetfrit* angeführten brei ftötlen,
too Stuten bet Befragten gelentert ftnb, Betrifft
nad) untoiberfbrodjeuer Slngabe bet Beflagten
nur einet eine ©djute gleitet Bauart toie bie
$ier fragliche.
$>atübet, ob bie SBeflante bei (Erteilung be*
auftrage« jugleidj SRilteilung über ba* ©etoidjt
ber ju befötbetnben ©üter erhalten hat, baben
bie Parteien Angaben nidjt gemacht. $ätte
BeHagte ba* ©etoidjt erfahren, fo Blatte fie
boraufbin, ba bie ©djute 9er. 57 ju reidjlidj
86 Xon*bermeffen ift, toäljrenb bie^ubeförbernben
©üter ein ©etoidjt bon nur ca. 70 £on* Ratten,
nodj (einen ©runb $u Bebenfen in ber Stiftung
gebebt, ob ba* ganje Ouantum mit Oer ©djute
befdtbett toerben fönne. 3m übrigen burfte fie
ftdb) barauf berlaffen, bajj ber ©Ziffer Xiemann,
bet bie ©djute genau (annte unb nadj § 8 Stbf. 2
SB. ©dj. ©. füt bie gehörige ©tauung ber Sabung,
fotoie baffir, baf) bai ©djiff nidtjt fdjtoerer, als
feine Stagtäfjtgfeit e* gemattete, beloben tourbe,
ju forgen blatte, nid)!" mehr Sabung einnehmen
toerbe, ali baffelbe unbebenflidj tragen tonnte,
©in ©runb obet gat eine Berbflidjtung, Siemann
ju fontroUieren, ob er ben tt)m obliegen ben
Berbflidjtungen genüge, lag für bie Beflagte
nidjt bor. ©ie toanbte bafjer eine erböte ©org*
falt infofern an, ali fie burdj ben SSije $affelbarth
eine Kontrolle ausüben lieft. 3>afj infolgebeffen
aud) bie Beranttoortlidjteit ber Beflagten eine
er&öfjte geworben fei, ift jebod) nid)t anzunehmen.
2>et $aubtgtunb enblid), toe*tjalb ber Be*
flagten ein Bortourf toegen ber Benufeung ber
©dutte in gefdjeljener SBeife nid)t gemad)t toerben
barf unb ein Berfdjulben ber Beflagten in
Be$ug auf bie Belobung ber ©d)ute unb ftugletdj
aud) ein foldje* be* ©djiffer* unb be* Bije
bemeint toerben mu&, ift in bem Umftanbe ju
befinben, bajj bier erfahrene (Stoerfüljrerbaafe fid)
bafjtn au*gefbrodjen haben, bie Sabung fei
orbnungirnüftig unb fadjmännifdj rid)tig geftaut,
5
No. 1.
bie $)ed*taft inSbefonbere nidjt ju h«>dj> *ut
greiborb bon 6 3oU böQig au*reidjenb unb bie
©d)ute übertäubt nid)t überlabcn getoefen unb
fönne nidjt angenommen toerben, ba§ Siemann
bie i^m al« ©djutenfcfjiffer obliegenben Bfttdjten
berieft habe. 3>aS ©eridjt tragt lein Bebenten,
fid) biefer Sfuffaffung anjufdjliefjen. S)ie bon
bier ©toerffihrerbaafen, bie ben ©d)utenbetrieb in
ben hieftgen Reifen genau Fennen, auf ©runb ihrer
(Erfahrungen abgegebene gutad)tlid)e Sleufjerung
mufc bei bet (Entfdjeibung bet ©djulbfrage
fdjtoerer in* ©etoidjt fallen al* theoretifd)e
Berechnungen anberer, mit bem ©djutenbetrieb
mdjt bertrautet Berfonen. SBürbe man nad)
biefen 93ered)nungen auch annehmen müffen, bafe
bie ©tabilitöt ber ©djute bei ber ftattgeb>bten
JBelabung nidjt auÄreidjenb getoefen fei, fo toäre
trobbem al* betoiefen anjufehen, baft ber ®d)iffer
objeftib forgfälrig berfahren fei unb toeber ihn
nod) ben ^Bije nod) aud) bie SBeflagte felbft ein
SBerfd)ulben treffe. %er ©djiffer, ber bie ©djute
auf ©runb langjähriger SBenubung genau (annte,
hat fie für genügenb ftabil für bie fragliche
Sabung angefeben unb burfte bie* nad) Srdarung
bon bier erfahrenen ©toerfübrerbaafen. 3>amit
fteht ohne toeitere* feft, baft aud) ben ffiije, ber
bie ©djute unb ihre Stabilität toeniger gut
(annte al* ber ©djiffer unb bem aud) (eine
größere ©arfjtunbe als biefem obet gat ben
©toerführerbaafen jugemutet toerben barf, (ein
SBortourf trifft, toeil et gegen bie Hrt ber SBelabung
(eine ©intoenbungen erhoben hat. gär bie ©eflagte
enblid; liegt barin, baft bie ©adjberftänbigen bie
8lrt bet SBelabung billigen, eine SRedjtfcrtigung
für bie gefdjebene SSertocnbung ber ©djute.
SBa* übrigen* bie theoretifdjen Berechnungen,
in*befonbere biejenigen be« ©adjbetftünbigen
Sohn* anlangt, fo (ann ba* (Ergebni* berfelben
al* ein befonber* ungünßige* nidjt angefeljen
toerben. SRad) benfelben hörte ba« 9tufrid)tung*s
bermögen ber ©djute erft bei einer Neigung um
24 ©rab auf. @ine berartige Steigung bon flad>
gebauten 3rahr5eugen mufe nun aber für ben
hiefigen ^afenbejir( fdjon al« eine redjt erheblidje
angejehen toerben, bie jtoeifeüo« nur feiten bor=
fommt. Unter biefen Umftänben liegt aber um
fo toeniger ©runb bor, barau« ein SBerfdjuIben
herzuleiten, bog ber ©djiffer, bon bem natürlich
feine cingehenben theoretifdjen Berechnungen ber=
Digitized by Google
langt toerben fönnen, auf ©runb feinet bislang
mit ber ©djute gemachten (Srfaljrungen eine au$*
retdjenbe ©tabilität berfelben für bie ftattgebabte
Selabung — toenn audj irrig — angenommen bat.
®a& bie ©djute toä^rcnb ber ©djlebbfaljrt
ber Sünung au$gefe|t fein toürbe, mufjte ber
©Ziffer felbftberftänblidj in SRedjnung jieben.
(8* mar fogar eine berbältntemäjjtg ftarfe Dünung
ju ertoarten, weil lebhafter SBinb Ijerrfdjte; nadj
Angabe ton £iemann toebte eine fije SBrife.
98ären bie 2Bitterung«berbältniffe berart getoefen,
bog infolgebeffen bie Ausführung ber ©djlebbfabrt
btbentlid) toar, fo b,8tte fte unterbleiben müffen.
^m allgemeinen ift jebod) ba8 $errfd(jen einer fijen
SBrtfc fein ©runb §um ©infteüen bei ©djuten*
berfeljr* unb ba& im bor liegen ben gfaüe ba$
Antreten ber ©djlebbfabrt nid)t fcr)ulb^aft getoefen
ift, mufj angenommen werben auf ©runb ber
gutadjtlidjen (Srflärungen ber bicr fötoerfübrer:
baafe, bie bem ©innc narf) babjn geben, bajj
biefe ©djute mit biefer SBelabung bie ©djlebbfabrt
babe antreten bürfen.
Aud) in betreff ber Formierung be« ©djlebb;
juge« tytben fidj bie bier (gtoerfübrerbaafe in
einem ber 9kMagten burdjauä günftigen ©inne
auägefbrodjen. ©ie galten ein $ufammenfobbeln
ber beiben ftaftenfdmten nidjt nur für nidjt
fcfmlbljaft, fonbern im Gegenteil für burdjaud
ridjtig, juut Xeil fogar für befonberä günftig.
liefen @rf Inningen ber mit beut (Sfterfüfjrers
betriebe in ben ^tefigen ^äfen braftifdj ber*
trauten ©adjberftänbigen gegenüber fönnen bie
abtoeidjenben Aeufjerungen bon %ofyn8 unb Sübrfe
nidjt entfdjeibenb in« (Sletoidjt faden, juinal auet)
Seffer ber Anfidjt ift, baß bai 9tebenfobbeln ber
leeren ©djute ef>er günftig getoefen fei.
SBele^e einzelnen ftaftoren mitgetoirft baben,
um bie ©djute jum Äentern ju bringen, ift mit
böüiger ©idjerbeit nidjt fefoufteüeu unb fann
audj auf fidj berufen bleiben, .frier genügt bie
auf ©mnb be« borftebenb Ausgeführten bcrufjenbe
^cftfteUung, bafj ber SJerluft ber ©üter burdj
Umftänbe, bie burdj bie ©orgfalt eineä orbent*
lieben gradjtfübrerö nidjt abgetoenbet toerben
fonnten, berbeigefübrt ift unb ba| bie «Beflagte
unb i^re äeute, inäbefonbere audj ben ©djutcn=
fübrer ein a3erfdjulben au bem SScrluft nidjt trifft.
2. iHti^t»Dtr^«Iiui« jwtfifcen b«r tttborbe nib ber
Mctbtrci, nnanbic Bewirbt gtmifj § 25 Strcnb.-Crbniing
bie JttrffitigiiBg ti«f« gtfuufrnert Sttiiffed ocranla^f b>t;
bie Bewirbt b«l nur ba# dfftntli^c Satrreffe, nidjt aber
bac Olnttrtffe ber Metbtret bw gefunfeaen £d|iffe0 watjt
janeb^meit.
^inan^Sebutation in Hamburg
gegen
bie Hamburger Filiale ber Scutfdjen
33a nr.
Sut 9. Sebent 6er 1905 ift ber englifdje
Sambfer „©bbene" naef) einer Äoüifton mit bem
franjöfifdjen Sambfer „Kanaria*" im Hamburger
^afen querab bon ber 28idjfjorft'fcr)en SBerft im
^abrtoaffer gefunfen. Stuf ©runb be« § 25 ber
©tranbung* = Orbnung §at ber ©taat fitf) ber
Entfernung be* ^>inbemiffe« au« bem gotjrtuaffer
i angenommen unb ju biefem gtoed am 18. 5)e=
jember 1905 mit bem 9?orbif(^en 9)ergung&beretn
einen Vertrag gef(t)loffen, tooburtb biefer ftdj
; gegen ein ©ntgelt bon 88,800 JH jur SJefeittgung
| beS ^inberniffe« bcrbflit^tete. Sa« ©djiff ift
| geboten unb bemnäcbft ber IReeberei gegen bie
Serbflicbtung ausgeliefert, bie ^ebungSfoften ju
erftatten. gür biefe SSerbfli^tung übernahm bie
»etlagte bie felbftfcbulbnerif^e SBürgfcbaft. 5ba
bie 58eKagtc3ablung bertoeigerte, ftnb bie 88,800 M.
eingeflagt.
Sie SBeflagte toanbte ein, bafe bie JReeberet
bt$ Sambferd ,,©bb>ne" mit ber „^Bereinigten
SSugRcrs unb g-radbtf^iffabrt* ■- ©efeUfc^aft" ein
21btommen getroffen b>be, toonacb biefe e« gegen
eine SJergütung bon 600 £ übernommen Ijabe,
ben Sambfer „©bbene" jtt beben, ^ierbon fei
1 bem SRarineinfpeftor goffeö am 12. Sejember
1905 Äenntni« gegeben, nacrjbem biefer am
11. Sejember 1905 ber JReeberei bie SRitteilung
babe jugeben laffen, bag er bie ftaatöfeitige ®nt=
fernung bei gefunfenen Sambfer« beranlaffen
toerbe. Sanad^ fei ber 9lnfbrucb, ber Klägerin
I iebenfaüis ju einem böberen ^Betrage al« 600 £
I unbegrünbet. SÄan beftreite au«b, bafe bie Stuf*
toenbung bon 88,800 M. für bie SJefeitigung be«
2Bradf« nottoenbig getoefen fei. Slua^ toerbe ber
Sireltor ber „bereinigten 5Bugfier= unb grroebt?
ftbiffabr^^efeDfcbaft'', 99iJger, ald ^euge bafür
benannt, ba& biefe bereit getoefen fei, für 600 £
ben Sambfer ju beben unb ju befeitigen.
Klägerin ertoiberte, ber ©taat b,abe feine
5Hecbenf(bnft*bflirf)t gegenüber ber 9teeberei ber
Digitized by Google
„©phene", ba er bon ÄmtSWegen gemöfj § 25 ;
ber ©ttanbung«=Orbnung tätig geworben fei.
©r fei aud) nid)t berpflidjtet gewefen, bie $cbung
be« ©d)iffe« bem 2Winbeftforbernben &u ü6er=
tragen. (Er f)abe Wegen ber Soge ber „©phene",
bie ein erhebliche« $inberni« ber ©d)iffahrt im
#afen gcbilbet tjabc unb Wegen ber 3at)re«äeit,
$u ber (£i«bilbung ju erwarten getoefen fei, fo
fd)nett toie mögltd) hanbeln müffen. Die 9Hittel
jur Hebung berartiger ©d)iffe toie bie „©phene"
binnen fürjefter 3*it befi^e in Hamburg nur ber
9iorbifd)e 83ergung«berein. Diefer Pflege fold)e
Arbeiten für ben ©taat in ber SRegel nadj einem
vereinbarten Xarif ju übernehmen, Woburdj toeitr
läufige SBerhanblungen unb Äoftenanfdjläge ber*
inieben würben. 8uf ba« ©d)reiben bei Vertreter«
ber 9teeberef bom 12. Dejember habe ber SRarine^
infpeftor am 13. Dejember mit bem @rfuc6en
geantwortet, bafj bie Stccbcrei fid) bireft an bie
griuaitybeputation Wenben möge. Da« ifabe aber
bie SReeberei nidjt getan unb infolgebeffcn §abe
bie Klägerin erft am 3. Januar 1906 bon bem
Angebot ber „Sereinigten 93ugfler= unb gradjts
ft^iffa^rt8=©efeflfa^aft" Äenntni« erhalten. SBenn
man e« aber aud} gefannt b,ätte, würbe bie
Deputation ntc^t anber« al« gef drehen geljanbelt
^aben, Weil anbere al« bie bon ihr in 9Iudftdr)t
genommenen ÜKafjnahmen für bie balbige (Ent*
femung bei ©djiffe« aud bem ga^rWaffer feinen
(Erfolg berfprodtjen hätten. 9?ur ber ÜRorbifd)e
löergungöberein fyabe bie nad) ben Umftänben bei
%aüei erforberlidjen §ebefahrjeuge&ur Serfügung
gehabt. Die ^ebung ber „©phene" ohne ^ebe=
fnh^euge bloi burd) Slbbidjten bei Sed« unter
2Baffer, ©rfcöhen ber Sufen bi« übet bie 2Baffer=
Knie unb Hu«pumpen bei ©djiffe« fyabe leine
genügenbe 8lu«fid)t auf balbige »efettigung bei
$inberniffe« geboten.
Da« 8. ©. Hamburg entfpradj ber Älage.
JBom £>. 8. ©. III Würbe am 8. SRobember
1906 bie beflagtifd)e ©erufung berworfen.
<Entfdjeibung«grünbe:
Unfrreitig fyit ber ©taat bie SBefeitigung bei |
am 9. Dejember 1905 im gah^tooffer be« h>flö*n :
£>afen« gefunfenen Dampfer« „©phene" auf
©runb bei § 25 ber ©tranbung«sDrbnung bor«
genommen unb ben mit bem 9iorbifd)en SBergung««
berein bafür beteinbarten iBrei« bon 88800 Ji. !
7
bejafjlt. Die SBeflagte beftreitet aud) nidt>t, bafj
bie SBorau«fefeungen, woran ber genannte 5Bara=
grapfj bie 3uläffig!eit bei ftaalttdjen (Singreifen«
fnüpft, borhanben Waren, ©ie meint aber, bie
3a(j(ung$bflid)t ber 3teeberei, bie gegen bie
3Bürgfd)aft ber 9)eflagten bai gehobene ©d)iff
au«gehänbigt erhatten b]at, be«balb in Hbrebc
nehmen ju fönnen, Weil bie für bie SBefeitigung
bei $inberniffe« aufgewenbeten Soften ju hod)
geWefen feien. Die SBefeitigung fyabe fid), Wie
bai »nerbieten ber ^Bereinigten SJugflergefcHfd)aft
jeige, mit 12000 M. bewirfen laffen. Die $öhc
ber bon bem Äläger aufgewenbeten Äoften er*
Häre ficf> au« einem mit bem 9lorbifa^en ^Bergung«:
berein gefd)loffenen Sertrage, Wonadj biefer pd)
ein für aüemal ohne tRüdfid)t auf bie größere
ober geringere ©djwierigfeit bei ßinjelfatte«
berbflia^tet habe, gegen eine im borau« feftgefefete,
nad) ber ©rö&e be« $3rad« ju ermittelnbe
Saufd)a[fumme ba« ^inberni« ju befeitigen.
SBenn ber Kbfdjiufe eine« foldjen »ertrage« im
öffentlia^en ^ntereffe nötig geWefen fei, fo höbe
bod) bie SReeberei bie in ^otge beffen aufgetoen=
beten SWehrfoften nirf)t ju erfe^en. Dtefe »ufs
faffung ift unrichtig, »aetbing« ift, Wie aud)
\d)on ba« S. ©. angenommen §at, bie ffirfo^=
Pflicht be« (Eigentümer« bei ^inberniffe^ baburd)
begrenzt, bog bie Soften burd) bie SBefeitigunn
be« ^inberniffe« unb nur burd) biefc entftanben
finb. Slßein ba« finb fie auch bann, Wenn ber
©taat unter SBerüctfichttgung be« öffentlichen
^ntereffe« e« für angezeigt fanb, einen Sertrag,
Wie ben behaupteten, einzugehen, ©inb in $oIge
beffen Äoften entftanben, bie im einzelnen %aüc
bai ©djiff mehr belaften, al« Wenn bie Slecberei
felbft bie 83efeitigung beranlafjt bjdie, fo fchliept
ba« bie (5rfafepfüd)t ber festeren nicht au«, m
hanbelt ftch immer um Äoften, bie bem ©taat
burch bie Sefeitigung bei ^inberniffe« entftan«
ben finb.
SBenn aber bie JBcflagte meint, ba& bie
Soften aud) bei SBerüctftrhtigung bei öffentlichen
^jntereffe« unnötiger SBeife aufgeWenbet feien, fo
mag junäd)ft barauf bJngeWiefen Werben, baft
ber ©taat fdhon im eigenen 3ntereffe bie Äofttn
ber S3efeitigung fo gering gestalten wirb Wie
möglich- Denn ber (Eigentümer be« $inberniffeä
haftet ihm nicht perföntid), fonbern nur mit
©d)iff unb Sabung unb ob bfefe bie Äoften ber
Digitized by Google
8
NoT¥=5.
33efeitigung becfen werben, ift feine«meg« fielet.
äBte menig im allgemeinen ber Staat auf einen
©rfafe rennen fann, geigt bie in bem Sluäfdjufc
beriete ber SBürgerfdjaft bon 1903 9ir. 43 ent*
fjaltene Sufammenfteüung, ioonach in ben jet)n
fahren bon 1891 bi« 1901 bem Hamburger
(Staate für SBefeitigung bon SBrad« au« bem
grat)rwaffer ber @lbe runb 1300000 M. Soften
entftanben finb, ohne bafj er in bem SBerte ber
befeirigten ^>inberniffe S)edung gefunben b,ätte.
©« fommt aber fjierauf nidit weiter an. S)enn
ber Staat ift nicht berbflidjtet, bem ©igentümer
Siebe barfiber ju fielen, ob bie SBefeitigung jidj
aud) mit geringeren Soften Ejabe betoirfen (äffen.
Swifchen itjnen beiben beftet)t fein bertraglidje«
Sierhältni«, woraus fittj eine foldje Dtechenfdjaft«*
bflid)t ableiten liejje, inSbefonbere ift ber Staat
nicht @efchäft«füt)rer bei (Eigentümers, ©r
fdjreitet bielmehr im öffentlichen ^fntereffe ein
unb imt bei ben 2Ha&naljmen, bie er für er*
forberlidt) hält, ba« öffentliche Sntereffe, nidt
aber ba* ^ntereffe bei ©igentümer« bei #inber*
ntffe« jur DMchtfdjnut ju nehmen. 2)a« erfte
fann bem legten bireft juwiberlaufen. 9Jlan
brauet nur an ben gaa ju benfen, ba& bau
ftaatHdje Sntereffe bie fdjleunigfte SBcfeitiguna,
bei #inbcrntffe« erforbert, ba& biefe aber nur
burdj (Sprengung, alfo unter böHigcr ©nU
Wertung be« Schiffe« möglich *ft toäljrenb bei
genügenber Seit auch eine #ebung be« Schiffe«
fleh betoirten liege. Selbftberftänblich tmr ber
Staat bei feinen ^Haftnahmen tunlid)ft auch bie
Sfntereffen bei ©igentümer« ju berüdfidjtigen.
©ine ©erantwortlichfeit biefem gegenüber biegen
Slufjerachttaffung biefer ^ntereffen lagt fidj aber
mangel« bei 99eftef>en« eine« fontrattlichen ober
quaftfontraftlidjen Serljältniffe« nur nach 2Wa&:
gäbe ber SBorfdjriften über unerlaubte $anblungen
fonftruieren.
^Braucht ffiexmä) ber Äläger fidj mit ber
SBeflagten auf einen Streit über bie Slngemeffem
hat ber bon itjm getroffenen üBaftregeln unb
bon ihm gemachten Slufwenbungen nicht ein=
julaffen, fo fommt e« auf ba«, Wa« Joffes in
biefer »ejiefjung ju ©unften bei Slläger« au«=
gefagt fpt, überaß nicht an.
8. ftftr einen Dampfer, ber liänfi^ fflr 3ab>feit
auf ber See kennet wirb, ailt, lutna tt nie gUBfa()ri(t«g
im fumburgtr ©oftn »criunnbt wirk, bie »eftimmnng
be» § 2H Hbf. '.' Ueo $amb. .fcufengefe^e*.
Shhffo" * ©omb. in Hamburg
gegen
bie bereinigte »ugfter: unb bracht'
fchiff afjrt--©ef ellfdjaf t in Hamburg.
Slm »ormittag bei 24. ftebruar 1904 ift
ber mit eifernen Xrägern belabene Äaljn bei
Schiffer« 5#aul 2)orn, ber bom Sdjlebber „SHarie"
im füblichen gafjrWaffer be« 3oUfannl« bon ben
borfefcen nad) bem Sinnenhafen ju gefdjlebbt
Würbe, bor ber erften durchfahrt nach bem ©Ibftrom
(branbenburger #afen) mit bem bon ber ©Ibe
fommenben beflagtifchen dambfer „Xelegrabh"
jufammengeftoften unb befdjabigt morben. S)ie
Klägerin mar ©igentümerin ber ^ahnlabung.
$)er Schaben an ber Labung mit 105ü iL
ift cingeflagt.
5>a« D. S. ©. 1 entfbrach am 31. Oftober
190G ber Älage.
Hu« ben W i ünben :
Stadt) bem beigebrachten HuS^uge au« bem
Stegifter ber Seefchiffe ift ber al« Seefdjiff ein=
getragene 3)ambfer „Selegrabh" 27,30 m lang,
ö,96 in breit unb 4,07 m tief. Sein SSrutto--
getjalt beträgt 146,57 »legifterton«. ©eine
(^röfjenberfjältniffe geftatten iljm alfo in gleicher
2Beife mie bie ^afen= unb 3rluf)fch (ebber in ben
hiefigen $äfen ]u berfehren. SBeflagte gibt &h>ar
an, bag ber ®ambfer borjug«weife für
gab.rten auf ber DZorbfee unb Dftfee benu&t
merbe, b]at anbererfeit« aber bie SBefjaubtung
bei Älager«, ba& ber 2)ambfer bielfach °udj auf
bem gflufe unb in ben rjieftgcn ^Ȋfen bertoenbet
loerbe, nicht beftritten. 2)a| ber $)ambfer bann,
toenn Ie^tere« gefdjieht — toie bie« h'cr Der
gaü mar — al« $afen* unb glu&fahrjeug im
Sinne bei § 28 »bf. 2 $af.--©ef. ju behanbeln
ift, erfcheint bem ©ericht nicht jtoeifelfjaft.
3)arau« ergibt fi<h aber auf ©runb ber eben
angeführten ©efe^eftbeftimmung, bog ber „SCele*
graph" au«weichbfltchtig mar. $er „3narie"s
Schlebb^ug fuhr, inbem er bie £äng«richtung
be« 3oHfanal« berfolgte, in ber Dichtung bei
gflfjrmaffer«- S)er „Selegrabh" hinfleflen fam
au« einem Seiteneinfdjnitt in ben 3°ö'anaI
hinein unb molltc biefen burchquerenb nach bem
3ot)anni«bolltoerf fahren; er freujte mithin ba«
gat^rmaffer be« Sollfanal«.
Ctle SU«. Merl
«t 4«, 8tntfprti«it I OK. jnaMlUL 8RikJft»ut Dr. •. X. » r l n b 1 1 ,
Digitized by Google
No. 9_
No. 4.
J&aupfßfatt
ianöd5red)tlid|e lalle.
xxvm aJahrjaanfl. (40. aa&tgang bet $anbcUgerid)tt.3eituii8.)
frei« ffir ben 3a4rgang: $n*»t. nnb »eiltatt mit «egifter 20 X — «subtMttt «Hein Mit Btegifter 15 X
Veibtnrt «Bein mit Seflijlet 15 A
<&xfits $narfaf. Hamburg, ben 10. 3<mnar. 1907.
Inhalt: ffrnft Ctto 9Ret>er gegen bit leutfa . SBeftafrtta»
mfdK $anbel0 ■ ©e|etlfd?aft in Hamburg. — 91. -OS. 9ib,ctii-
«nb eee S*iffo^rt«-®tjta(cf)aft tu Jtöln gegen #e«)ite &
f>eflen müder in t>ambrtrß.
4. Offi btr 8efa)(u$ eine« 9lnfftr^t0r«tc£t bcireffenb
ttünblgnug eine« Strfkanbämitgliebre niä)tig, »enn te
»erabfltimt »nebe, ein Witglieb be« «nffid)(«rale« jur
Öefdjlu^faffung l|iiijn)n)icben?
Sonn f»ld)e 9tiojtigfeit bunb, bie nnd)tr8g(id|e 3»=
fiimmuag be« nid)t l)injngejigenen Witgfiebe« «fbtilt
»erben?
©mit Otto ÜWeljer
gegen
bie $eutfaV2Beftafriranifdje #anbel«*
©efellfdjaft in Hamburg.
Kläger Isar 5Borftanb«mitglieb ber 33eflagten,
einer Äolonialgefellfrfjaft, gegen ein jäljrlidje«
®eba(t öon 12000 Ji
3>em Äläger toar »on ber SBeNagten auf ben
1. StyrtI 1906 gefünbigt; Äläger fidjt bie SRedjt«*
gülttgfeit biefer ftünbigung u. 81. um be«tt>UIen
an, toeil ju ber »uffid)t«rat«fiöung, in ber bie
ftünbigung bei Äläger« befdjloffen tourbe, nicr)t
ade SDtftglieber be« Suffid)t«rate« eingeiaben
getoefen feien; ba« SKitglieb Dr.6djröberr5ßoggeloto j
fei nämliöj jur 33erfammlung nidjt geloben ge* j
roefen; erft naaj (Erhebung ber Älage fei er
befragt unb b>be erft bann bem 33efd>luffe jus ;
geftimntt.
panfeattf*« «rricfctMitTma. « « u r t b [ a 1 1.
3>a« D. 2. ®. II entfrrad) buicf) Urteil
toom 13. SJioöember 190fi ber Älage.
31 u« ben ©rünben:
SBeadjtlid) ertoeift fidj ber toeitere @intoanb
be« Äläger«, baji ber i^m übermittelte $efrf)luf}
bei $luffid)t«rat« be«l>alb nidjt mafjgebenb fei,
toeil bem »uffi(f)t«rat«mitgliebe Dr. ©c&,röber=
^ßoggeloto feine (Gelegenheit gegeben getoefen fei,
an feiner gaffung mityutoirfcn.
S)cr Slnfidjt ber SJeflagten, bafe e« fid^ hierbei
um einen inneren Vorgang ber ©efcHftfwft ge=
banbelt fyabe unb baß, wenn bei ber SJefdjlufes
faffung bei 3lufficf)t«rat« eine Jöeftimmung ber
Safcungcn ettoa tterlefct fei, fycxaui ber Äläger
für fid) «tdjte bcrleiten fönne, fonnte nicfjt bei=
gejjfüdjtet werben, ©ie berabt auf einer 2?er=
fennung ber 33cbcutung ber Dom Äläger erbobenen
SBeanftanbung.
SJlad) bem Statut ift ber fluffidjterat ber
©efellfdjafr, auf ben jufolge 8lrt. 21 beffelbeu
bie für ben 9luffidjt«rat uon $Ifttengefettfdjaften
gegebenen SJorfrfjriften entfpredjenbe Slntoenbung
$u jinben b>ben, ein au« f> ättitgliebern beftebenbe«
Äollegium, bai bei $lntoefen6eit bou ntinbeften«
brei SRitgliebern befcb/lu6fäbig ift unb feine SBe*
j fcfjlfttfe mit Stimmenmel)rl)eit faßt.
3um SBefen eine« folctjcii Äoücgiumä gefjört
nun aber, unb jtoar uottoenbiger 98etfe, obne
; bafe bie« in ben ©nfcungcn erft jum Slu«brud
! gebracht ju toerben brauchte, bafe feinen fämt-
Digitized by (jOOQie
10
Ho. 4.
Hdjeit äRitgliebern ©elegenbeit jut äßitwirfung
bei feiner SBefdjlu&faffung gegeben Werbe. 3)cr
Q3efd^tug einer gleichgültig wie großen SlnjabJI
toon SDlitgliebem einer ^ör^erfc^uft, an bem mit»
$uwirfcn nidjt fämtlidjen OJlitgliebern ©elegenbeit
gegeben worben ift, ift in 28irflid)feit (ein 93e*
fdjlufj biefer Slörtoerfdjaft, mag er fid) nun fo
nennen ober nidjt, fonbern nur ein $Befd)lu{3 ber
©efamtbeit ber bei tbm beteiligten ÜJlitglieber
(f. baju bie Ausführungen bei Staub, Kommentar
$um £. ®. 33. «nmerfung 9 ju § 250 £. &. 33.,
neuefte Auflage, unb SWtng, 9leidj«gefe&, betr. bie
Kommanbitgefellfdiaft auf Slftiett unb bie SUtiem
gefellfrfjaften toom 18. guü 1884, jmeite Stuflage
9lmnertung H ju Art. 238 QJ. 33.).
SBenn bafjer ber Äläger ben itjm toon bem
SJorpjjenben be8 8luffid)t*rat$ mitgeteilten 33e=
fdjluß toom 21. 3)e$br. 1905 besbalb beanftanbct,
tueil berfelbe $uftanbe gcrommen fei, obne baß
bem Stuf fidjtaratämitglicbc Dr. Sd)röber;33oggcloW
(Gelegenheit jur 9JiitWirfung gegeben fei unb obne
ba& berfelbe mitgetoirft fyabc, fo fommt biefe
33eanftanbung barauf tjinauei, ba# Äläger be=
ftreitet, ba| überbautot bamntö ber Sluffidjtdrat
feine ftünbigung befd)loffen babc. 2)arin aber
mußte bem Äläger 93orftebenbcm nadj nud) Stecht
gegeben werben.
Damit, baß bie Safeung auöftoridit, baß ber
Sluffidjtärat befdjlu&fäbig fei» »uenn minbeften«
brei ättitglieber nntoefenb feien unb bajj an ber
fraglichen ©ibung brei 9Kitglieber teilgenommen
hätten, lann bie 33e!Jagte fidj nidjt redjtfertigen.
Denn biefe 33cftimmung fefot bie gültige 83erufuttfi
beS SluffidjtSratä jur 33efd)luj}faffung borauS;
gerabe fyietan fehlte ce aber t)ier, Wo toerabfaumt
mar, baö flufftdjtäratämitglieb ©djröber jur 33e*
fd)Iuf$faffung beranju^ieben. ÜBarum biefe 4?eran*
jiefmng nidjt gefdjeben ift, tft Übrigend audj
garnidjt cinjufeben. SBenn es fid) mirflidj, waS
infofern anauerfennen ift, ali ber 1. fta«- 1906
toor ber Sur ftanb, um eine ber 33efdj(eunigung
bebürftige Angelegenheit bonbelte, fo bot bie
©a&ung felbft eine ^anb^abe, um bie baburd)
toerurfadjte ©djwierigfett ju befeitigen. $>ie
©afcung namlid) faf» für foldje gälte (f. Art. 18
^weiter Abfafc) bie fdjriftlidjc, ja fogor tele»
grabljifdje Slbftimmung toor. 6« ift tjkt aber
aud) nidjt einmal ber SBerfudj gemadjt Worben,
auf biefe 9Beife bai SSotum bei in 33erlin
anfäffigen Dr. ©djröber ju erlangen, unb jtoar
anfebeinenb, Wie bie Ausführungen bei SBerrretew
ber 93eflagten in biefer ^nftanj annebmen laffen,
um be^mitten nid)t, weil man ftdj infolge ber
toielfadjen Abwefenbeit bei Dr. ©gröber toon
; 33erlin feiner häufig fdjwferigen ©rreidjbarfeit
j unb ber ©eltenbett feiner Eeilnabme an Auf*
ftd)teraWfi^uugen baran gemö(jnt batte, i^n niebt
ju jeber einzelnen ©i^ung einzuberufen. $iefe
@ru>ägung reitbt aber niebt aud, bai 93erbalten
bei ber Berufung beä ?luffi(btöratd im toor=
liegenben Raü ju rea^tfertigen unb ben am
21. ^jember 1905 gefaßten 33efd)lu& oU einen
gültigen SlufftrfjtSratsbefdjlufj erfebeinen ju laffen.
©4; mag jugegeben merben, ba& ber oben
aufgeteilte ©runbfajj, ba& ber 93efcblu6 einer
rollegialeu Äörtoerfd)aft al* foldjer nur bann
gültig ift, wenn ben famtlidjen SRitglieberu
berfelben ©elegenbcit jur aJJittuirfung an bem
33efd)luffe gegeben ift, auf bem (Gebiete bei
j ^ribatrea^t« infofern eine für bai tondtifdje Seben
I aud) niebt toobl cntbet)rlid)e ©tnfö^ranfung er=
I fabren fyai, ali eine, fei ei auöbrüdlidje, fei ei
j ftiafdjweigenbeS>elegation ber 9tedjtebes einjelnen
! SÄitgliebd auf bie übrigen, eine toon toornberein
I erteilte generelle guftirotuung ^u 0Cm, tvai bie
übrigen 3Jiitgliebcr befd)üef$en werben, unter
Umftünben für inöglid) unb niebt unjuläffig ju
i eraebten ift. 3)abei würbe ei fidj nid)t etwa um
{ eine SJufcnabme toon ber Siegel, fonbern nur um
einen befonberä gearteten gaH ber Slnwenbung
ber Siegel b>n°eln. ®cnn Unterlaffung b«r
^eranjiebung einzelner SRitglieber jurSJiitwirtung
bei einem ju faffenben ftoejieUen 33cfa^luffe Würbe
nur bedbalb ber ©filtigfeit bei 93efd)luffe* ali
eine« 33efcbluffe* ber Äörtoerfdjaft nidjt entgegen^
fteben, Weil fte genereü toon toornberein ibren
SBiKen jum Sludbrud gebraut baben, bai ju
Wollen, WaS bie befdblufefabige 50lebrbeit will.
3)urdj biefe Erwägung würbe inöbefonbere bie
®ültigfeit toon 93efd)lüffen untergeorbneter 33e^
beutung unter Umftänbeu Äraft einer anju^
nebmenben ftillfcbWeigenben Delegation als gc=
ftd)ert angefeben Werben lönnen. 5)iefe Annabme
lägt fid) aber jebenfaüö für ben toorliegenben goll
niebt aufftellen. Denn e* bfln°clte Tta^ fyiev uidit
etwa um einen 33cfrijluB toon untergeorbneter
93ebeutung, fonbern um einen für bie ©efeUfdjaft
au&erorbentlidj Wid)tigen93efd)lu6, nämlicb barum,
Digitized by Google
ob ba« jefet flagenbe SDlitglieb bei »orftanbe«,
beffen SBebeutung für bic ©efetlfdjaft au* bem
Don itjm belogenen erheblidjen ©ehalte bon j
12Ö00 X iä^rltc^ ohne wettere« erhellt, gefünbigt
werben fottte. ©aß ba« Hufftdjt«rat«mitglieb
Dr. ©djröber bon bomberein auf eine 3Jtit=
wirfung an einem fo Wichtigen tBefdjtuffe Oers
Ztdjtet haben füllte, ift nidjt anzunehmen, ©in
auSbrüdlidjer SJerjidjt fommt nadj ber©arfteHung
nidjt in ftrage unb audj ein ftitlfdjWeigenber
ift bei ber großen SBebeutung ber ©adje für bie
©efenfdjaft audj bann nidjt anzunehmen, Wenn
wirflidj mißbräudjlidj bie Heranziehung bei Dr.
©djröber in golge ber bamit berfnübften Unbe*
quemlidjfciten regelmäßig unterlagen fein foßte,
or)ne baß ber benannte bagegen broteftiert hätte,
3f)"t luernad) ber am 21.©e$mbr. 1905 gefaßte
Sefdjluß in (Ermangelung ber Heranziehung bei j
ShtffidjtSratSmitgliebe« Dr. (Sdjröber als ein Sie*
fdjluß be« 8lufficfjt«rat« nidjt anzufeljen, fo war
weiter ju prüfen, weldje Sebeutung ber Xatfadje
beijumeffen ift, baß ber benannte fidj nadj*
träglidj unb zwar am 5. 9Äärz 1906, biefem
iBefdjluffc juftiinmig erflärt hat. ©er Huffaffung
ber Seflagten, baß bamit jebenfaß« bie angebliche j
urfbrünglidje Ungültigfeit bei SJefdjluffeS geseilt !
fei, ift nidjt jutreffenb, iebenfaQS nid)t in bem
Sinne, baß. Worauf es fyiet anfommt, bamit ber
SBefdjluß al« bon »ornherein gültig gefaßt ange*
febai werben müffe.
©ine nadjträglidje 3uT^mniul19 im Sinne
be« § 184 18.©.«. ftebt nidjt in ftroge. 9«djt
Darum f>anbelt eS fidj tjter, baß bie SBirffamfeit
ber bem irläger gegenüber abjugebenben Äünbi;
gungeerflärung bon berfluftimmung eine« ©ritten
abging, fonbern barum, baß ber bon ben übrigen
$luffid)t«rat«mitgUebera ohne .^»injujtefjung be«
Dr. ©djröber gefaßte SJefdjluß ein 9luffid)t«ratSs
befdjluß erft baburritj Würbe, baß ba« bisher nod)
nidjt befragte SÄitglieb be« 5Kuffidjt«ratS bie|em
SBefdjluffe beitrat, ©rft im »ugenblid biefe«
Seitritt* gelangte ein auffidjt«rat«befd)luß jur
©ntfreljung. &ür bie SRöglidjfeit einer ffludbe*
Ziehung bei SJefdjIuffeS auf ben geitbunft, in
weldjem bie übrigen 8uffidjt«rat«mitglieber be*
fdjloffen Ratten, fef>lt cS an einer gefefclidjen
&anbhabe.
£ag fomit ber bor bem 1. Januar 1906
erfolgten ftünbigung ein gültiger SluffidjtSratSs
11
No. 4.
befdjluß nidjt zu ©runbe, fo folgt barau«. baf]
Kläger nidjt bom Üuffidjttrate ber ©eflagten
unb baher audj nidjt bon ber Seflagten auf ben
1. Slbril 1906 innerhalb berjenigen gfrift gefünbigt
ift, in Weldjer er nadj bem ©efefre gefünbigt
Werben mußte. !$n b>ef« Beziehung fann audj
nidjt etwa bon ber 99eflagten geltenb gemadjt
werben, baß, Wenn ber SBorftfeenbe bei 3lufftdjt««
rat« in mißberftanblidjer 2Bürbigung be« gefaßten
93efdjluffe« auf ©runb ber bermeintlidjen ©ültig=
feit beffelben einerfett« bie ßünbigung au«ge=
fbrodjen b^abe, hierin Weiter nidjt« ju finben fei,
als eine Ueberfdjreitung feiner SSertretunggmadjt,
bie bem Stläger gegenüber nidjt« an ber Xatfadje
ju anbern bermöge, baß ein nadj außen hin
baju fraft feiner SSollmadjt befugter SBertreter
bie 5tünbigung bem Kläger gegenüber Wirffam
auSgefbrodjen ^abe. Ob ber SBorft$enbe be«
Sluffidjt«rat« eine fo Weit ge^enbe S8ertretung«=
madjt Ijattc, mag auf fidj berufen bleiben, ©enn
gewiß ift, baß er borliegenb nidjt al« foldjer
feinerfeit« bem Irläger gefünbigt, fonbern baß er
fidj barauf bcfdjränft Ijat, bie bom 3lufftdjt«rat
angeblidj befdjloffene Äünbigung ob,ne eignen
redjt«gefdjäftlidjcn SBillen al« ®ote be« »uffld)t«=
rat« an ben Kläger Weiter ju geben. Kläger
^atte auf feine Äünbigung ben „offiziellen 93efdjeib
bei 5Juffidjt«rat«" erbeten unb biefem Serlangen
entfbredjenb fbridjt bann audj ber SorfifrMibe
be« 5Huffidjt«rat« nidjt etwa feinerfeit« bie Äün=
bigung be« Kläger« au«, fonbern er befdjränft
fidj barauf, bem Äläger bie Sefdjlüffe bei «uf=
ftdjt«rat« mitzuteilen, gür bie Beantwortung
ber ftrage, ob eine Äünbigung be« Jöägcr«
feiten« be« S(uffidjt«rat« erfolgt ift, fommt ei
baljer entfdjeibenb barauf an, ob ben SRitteUungen
be« Sorfifrenben be« SluffidjtSrat« bom 23. be^w.
29. ©ejember 1905 ein gültiger auffidjWrut«*
befdjluß zu ©runbe lag. 3)a biefe ^rage, Wie
ausgeführt, zu berneinen War, fo folgt barau«,
baß bie Seflagte ben Äläger bamal« nidjt unb
baljer übertäubt nidjt rechtzeitig gefünbigt hatte,
©er Slnfbrudj bei Äläger« auf 3ahtung bon
3000 A war baher begrünbet.
Digitized by Google
12
No. 6.
5. 3ft bei ciaer aaf Seit itfftUffenea Syrier aie
graset nad| »»Uta Xagtn aber aaa) Sagen «na Ctanaea
tu bfrtd)D(it'?
9t{jein* unb ©ee*©rf)tffabrt«*
®efellfd)aft in Köln
gegen
#etone & #effenmüller in Hamburg.
Sie Betlagte bat bon ber Klägerin ben
Sambfer „SBeftbhalia" in 3eitdjarter gebabt.
Ser Stornier ift ber Befugten am 6. Se$br. 1904
übergeben unb bon ihr am 17. Sejember 1904,
11 Sage 6'/» ©tunben nad) ber Uebergabe, toieber
an bie Klägerin abgeliefert toorben. Sie Beflagte
bat ber Klägerin X 2629,80 bergütet. Sa« ift
ber Setrag ber bcrtrag«mä&igcn Bcrgütung, be=
rennet genau nad) einer Seitbauer bon 1 1 Sagen
6'/* ©tunben. Sie Klägerin ift ber SJnfidjt,
bafe U)r für 12 boUe Sage mit 2800 M Sablung
ju leiften toar. ©te bedangt bon ber Betlagten
Gablung bon pro resto A 170,14.
Sa« O. 8. ©. II entfbrarf) am 22. SHobbr.
1906 ber Klage.
% r ü n b e :
®er mafjgebenbe ßfiarterbertrag, beffen
gnbalt fid) au« ber ©IjartersBartr) ber Klage
ergibt, ift in Hamburg unter Kontrabenten
beutfdjer Nationalität abgefd)loffen toorben; er
ift bafjer nad) beutfdjem Siedete 51t beurteilen.
Ser Vertrag ber Barteten ift ein ©fjarter=
bertrag auf Seit, burdj beffen 2lbfd)lufj bie g-rarfjt
nad) geit bebungen toorben ift. Sag bic« ber
gad ift, ergibt firf) aus ben Befrimmungen ber
©barter*Bartt), in ber e« u. a. beißt:
That the Owners agree (o let, and the
Charterers so hire the said Steamship or
Vessel for the tenn of abt. 4. Calemlar
Months . That the Charterers shall pay
for the usc and hire of the said Vessel at
the rate of per Calendar Month;
commencing 011 and from the day of her
delivery, as aforesuid, and at and after the
same rate for atiy part of a month;
Sa bie ftradd nach geit bebungen ift, fo ift bic
graeöt narf) aWaßgabe ber Borfchriftcn bc* § 622
§. @. B. nirfjt ettoa narf) Sagen unb ©tunben
unb Ijalben ©tunben, fonbern Icbiglirf) narf) uoücn
Sagen 31t berechnen, c« fei beun, bafi ein anbere«
bon ben Parteien befonber« bereinbart märe.
Sa« Berufungsgericht bat eradjtet, ba& au* ben
Bestimmungen ber <&barter= Barth ntdjt ju ent«
nehmen ift, bafj in jener $inftd)t bie Parteien
SIbtoetdjenbeS fjaben beftimmen toolfen. Ser an
ftdj möglidje Stoeifel, ob nirfjt ettoa au« ber
befonberen Beftimmung ber ©barter r Bartb,
toeldje lautet: „if delivered an Saturday or
Sunday time to count froni Monday moming
6 o'clock" ju folgern fei, bofj man bei bem
Bertrag«fdjluffe ben SBiUen gebabt habe, bafj
ftunbenhieife gerechnet toerben foüe, ift burdj
ba« ©utadjten ber bernommenen ©adjberftänbigen
befeitigt toorben. Sa« Berufung«geridjt bat aU
Kar angegeben, bafj man beim Bertrag«fd>luffe
feincStoeg« ettoa ben UBiDen gebabt bat, burdj
bie Slufnaljme jener Beftimmung borjufdjreiben,
bog in bem ftoHe, bafj ba« ©djiff an einem
©onnabenb ober ©onntag geliefert mürbe, bie
gradjt für bie ©tunben unb Sage bon SHontag
6 Ufjr ab berechnet toerben foüe. Sludj au«
ber Söeftimmung: ,.hire to eontinue until
her redelivery to Owners *; mar nad)
ber Slnftrfjt be« Berufungsgerichte« feine«toeg«
51t entnebmen, ba& man 6ei bem Bertrag«'
fdjluffe ben SBitlcn geöabt fyabe, Slbmeicbenbe«
bon ber narf) § 622 &. B. beftimmten
Siegel, narf) ber bie t$xad)t nad) boüen Sagen
ju bereebnen ift, feftaufcfccn. Sanad) mar bic
Klägerin bciedjtigt, 3at)lung ber für 12 ttoHc
Sage — nicht ettoa nur für U Sage <»' s
©tunben — berechneten grarfjt ju forbem.
§ttinfiurßif(Se vKuöfütjrung^cfCric
ttitb ^etorHitungen.
9Rit furjen Slumcrfuugeu unb Sa«bregifter
berauSflegeben oon
Dr. SBÖ i 1 1> c I m ® i 1 1 1 1
9t<4t*anroalt in .'pamburfl.
$reU: ©ebunbtii X 4.50.
Sa« Bua) fod bie aus Slnlafe be« Bürger(td)(n
©eifßbiid)«, be« ^anbeUcjefefebucb« unb ber Neben,
gefe&e ergangenen §amburflifd)cn ^udfübmucjdgcie^e
unb Beroibnnngen in bon^t^ Sortu für bie
BebÜrfniffe ber ^Jraftifer enthalten. Rnr je Bemcrfungen
unb BcrtDCtfungcn foroie ein ©adjrcgifter erböten
bie Broucbbarfeit be« SSJetf*.
Otto SRei^ntr« Berlog in Hamburg.
Cit« »liimt« •Fftljj. ■SamtuM, *«tm.iii*ftr,i»t 4t. g»«frr«i6« I «8-,. 9?Kant«crtl. Wcwfieut Dr. *. %. *< r a n t i * . »amtuw
Trtirf ten 3 c t » » » * i • 1 1 dl Sl I V t r . *nmlmr;.
Digitized by Google
So. 8.
13
No. «.
|att5eUred)tlid)e lalle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sta&rgang bct $anbel«a.erie§t*.;8eitunfl.)
frei» fir ben 3n(,rgang: «anpt- nnb BeiMatt mit »egifter 80 A - 4au»lblatt allein nii Wegijter 15 A
Veibfatt allein mit Kegifter 15 A
e&xüts $itarfflf. #ambnrg, ben 17. Januar. 1907.
3nbalt : 1) gobrifont fiubroig $ottd>el, 2) S>eutf<be «terolt-
gefeflfa>aft tn. b. tu $ambuig gegen bie «9befl< unb
»ummiwerfe «lfreb «almoii «.•<&. in Hamburg. —
§einri<b $eibtmann Sipe, iu Hamburg gegen ben Cnwr>
fübtet ZI). Utpiu in Hamburg. — ©auer & SBotff tn
«ntoerpen gegen (Krage <Sc graut in Hamburg.
6. 3ft bct Serfäufer in ber 8ornai)mt eint« Stlbf*
t&lfenerianf» an« § 878 $. 0. 8. befd)ra«lt, mcan e«
fi<b nat patentierte ©egenftänbe banbett nnb bcrSertanfer
«rtrag«w8jig nur an ben fänmigen ftiufer »erfnnfen
»nrf? — $er 3nbaber eine« latentes bat ein 9ie«)t
baranf, ba§ nnr »ertragüniäfeige, bra patent entfpredjenbe
Söart in ben 8erfc|r gebraut wirb; nenn ber fatent'
inbabtr baö 3nfe<nt>erftb,rbringrn Btrfdjriftättiibrigtr SBart
bnrd) einzeilige Verfügung »erbinbern »in, fa b»> «*
ber 8arf4rift#»ibrigfcit glanbbaft }n maajtn.
5>ie etrafnnbr»tnn| an« § 890 «. *. £. barf A 1500
■idpt iberftbreiten.
1) gabrifant Subruig #atfcbef,
2) fceutfdje (SternttgefeUfdjaft tn. 6. $.
in $am6ucg
gegen
bie Häbeft: unb ©ummitoerfe
SUfreb (Xalmon 81. = ©. in Hamburg.
SRadj einem im %uni 1904 jtoifcben beut
SVlöger .fcatfdjer unb ber VeMagten gesoffenen
Vertrage, bem bie 3>eutfd;e ©termtgefeQfd)aft,
bie Klägerin ju 2, beitrat, f»at bie »eHagte bie
im § 5 bei Vertrages be&eicbneten SBoren nadj
einem (bemnädjft in $>eutfdjlanb patentierten)
Söerfafjrert beä Äiögeri $atfcbet unb naefj beffen
Ängaben für bie Klägerin ju 2 ju beftimmten
Vreifen berftuftetten unb barf biefe SBaren —
mit Huflnafjme be« im § 10 be* Sertrage«
bebanbelten QSjborte« nad> batentfreien Sanbern
— „an niemanb anberä toerfaufen unb liefern,
al« an bie ©temitgefenfdjaft". $>tefe gab ber
Vertagten unter bem 20. Hbrü* 1905 Huftrag,
etwa 500000 dm <£ternit;<Sdjiefer in toertrag«*
mäßiger Vefdjaffenbeit unb in beftimmtem ©orti*
ment in ber 3eit oom 1. %\xni 1905 bi« jum
31. SRai 1906 berjuftetten unb auf Hbruf in
tnonatlidjen Katen ju liefern. JRa^bem bie
Klägerin ju 2 bie nadj bem 1. Januar 1906
üon ber Vertagten Ijergeftettten ©cffieferblatten
biegen niebt erfolgter Huäiegung $urüdgewiefen
unb in betreff ber Hbrilbrobultion nod) befonbere
Mängel gerügt blatte, lieg bie Vertagte am
29. $uni 1906 78042 Dm unb am 4. «uguft 1906
104000 Gm ©dbjeferölatten auf ©runb be«
§ 373 be« ©. V. Oerftetgern. 8m 28. ^uni 1906
batte bai 2. &. in Hamburg auf Slntrag ber
Ätäger eine einfttoeilige Verfügung erlaffen,
wonach gegen 6ia)erbeittleiftung ber Äläger
toon 20000 a ber »ellagten bei ©träfe Oon
1000 X Oerboten huirbe, bie im Huftrage ber
Deutzen ©temitgefeUfcbaft nacb bem ^atfebeffeben
patent ^ergefteateu unb toon ber ©efteDerin
niebt abgenommenen Häbeftäementfdjieferplatten
in 3>eutf(blanb jur öffentlichen Verweigerung ju
bringen, ©egen biefe Verfügung erb.ob bie
Digitized by Google
114
wo. *.
Vertagte 9Biberfprud). Da« S. ©. in Hornburg
beftätigte fie burd) Urteil bom 13. <$uli 1906 mit
ber SJto&gabe, baf» ber Veflagten feber Verlauf
ber platten in Deutfdjlanb verboten tourbe.
©S nar)m an, bajj bie Veräußerung ber bon ihr
rjergeftettten platten in $eutfd)lanb nad) ben
©runbfäfeen beS Patentrechte« unjuläffig fei.
Die Verufung ber Vertagten tourbe bon bem
gerien=©ibilfenat beS D. 8. @. laut Urteil bom
11. Sluguft 1906 mit ber ÜRafjgabe bertoorfen,
baß ber Vertagten berboten tourbe, bie in ber
einfttoeiligen Verfügung bejefdjneten, inSbefonbere
oud) bie am 29. $uni 1906 unb am 4. Sluguft 1906
bon il)r berfteigerten unb felbft erfteigerten
Slsbeftjementfdjieferplatten in Deutfdjlanb $u
berlaufen. Slufjerbem erhöhte baS O. S. @.
auf bie Hnfdjlujjberufung ber Älager bie ©traf-
anbrot)ung bon 1000 4L auf 10000 X für {eben
^all ber 3uwiberb>nblung.
©rünbe:
3Äan wirb bem .9ted)tSftreite ber Parteien
nid)t gerecht, wenn man eine fct)arfe Unter:
fdjetbung mad)t jtoifdjen ben £Red)t«ronfequenften,
bie fidt> aus bem SieferungSbertrage ergeben
unb ben JRed^t«tonfequenjen, bie ftd) aus batent=
rechtlichen ©runbfäfcen ergeben, fonbern ju prüfen
ift, in toeld)er 9Bed)felbe&iehung ftonfequengen
au« beibeu 9ted)t«tnaterien auf ©runb bts jtoifdjen
ben Parteien abgefdj (offenen Vertrages gu ein»
anber flehen. Diefer Vertrag ift auszulegen
unb jtoar in ©emäfjfjett § 157 V. ©. V.
@s bietet batyer borliegenb feinen Slnhalt, toenn
Siofjter in feinem $anbbud) beS beutfcfjen patent;
red)ts auf pag. 522 Iet)rt: „SBer eine ©ad)e
tjerftetten barf, barf fte aud) beräufjern, nafybem
pe bcrecfjtißtertttapctt t)ergefteüt ift", benn, toenn
biefer ©ab, richtig fein fottte, toaS babingeftettt
bleiben fann, fo toürbe er bod) ftetS uur infotoeit
©eltung r)aben, als Parteien nid)t ettoa 916=
toeidjenbe« bereinbart haben.
(Sbenfotuenig Slnhalt bietet bie feljr allgemeine
Vemertung bon ©taub, Kommentar jum ©. 93.
Slnm. 29 ju § 373 : „Der Verläufer barf nid)t
jum 3toect ber ©elbfthülfe berlaufen, toaS er
übertäubt nietet berlaufen barf", benn borliegenb
barf 5. 93. bertraglid) bie SlntragSträgerin bie
orbnungSmäfng b^rgefteüte SBare im SBege bei
(Sports im Dtabmen be« § 10 oe« Vertrages ber*
taufen. Vorliegenb fommt es allein barauf an,
toaS beftimmt ber Vertrag unb aus biefem
©eftd)tSpunlt ift eS ertlärlid), baß bie 9Siffenfd)aft
fein SJlaterial für bie borliegenb ju rreffenbe
Sntfdjeibung bietet. Da& in ber ^ubifatur ein
ät)n(id)er gall abgeurteilt toorben ift, ift bem
©eridjt nidt)t befannt. Die bon ben Parteien
angebogenen ©ntfdjeibungen in 91. ©. Vb.51 p. 139
unb in Vlatt für Patent, EKufter* unb 3eid)em
toefen 1905 p. 142 betreffen Sötte jtoifcben
Parteien, bie gerabe in reinem lontraftlid)en
SRejuS mit einanber freien, toäfjrenb borliegenb
ber Vertrag sedes matoriae ift.
Ucacfc} biefem Vertrage b,at bie Salmon*
@efeUfd)aft ^erjuftellen, bie ©ternitgefeEfdjaft
hat allein baS £ftect)t, ben fraglichen ©djiefer in
Deutfc&lanb $u bertreiben; expressis verbis be-.
ftimmt ber Vertrag, baß bie <Salmon--©efetlfdjaft
an niemanb anber« in Deutfdjlanb berlaufen
barf, als an bie ffiternitgefeUfdjaft. Jttd)t gefagt,
aber felbftberftanblid) ift, bafj ber SieferungS*
berbftidjtung ber (£almon=@eielifrf)aft eine 8lb=
narjmepflicrjt auf (Seite n ber (SternitgefeDfc^aft
entfprict)t; felbftrebenb unter ber VorauSfe^ung,
baß bie bon ber £almom@efelIfa)aft b,ergeftellte
2Sare lontraftlid) ift.
9BaS ju gefegeb^n bat, toenn bie (Jalmon-
©efetlfdjaft baS ^dbxxlai fontraftlich b^ergeftellt
hat, bie (Sternitgefeafajaft aber nid)t abnimmt,
ift im Vertrage nicöt auSbrüdlid} geregelt, ift
ba^er aus bem Vertrage heraus burd) Auslegung
ju Rnben. Diefe %za$t ift aber für ben bor*
liegenben ©treit nur nadj ber einen ©eite hin
ju erörtern, nämlid) hat ^ foldjem ftaüe bie
©almon = ®efeUfdjaft baS Dtedjt, nad) § 373
§. ©. V. ju berfahren, benn nur blefeS 9ted)t ift
braten biert.
6s mag barauf bertoiefen toerben, baß nad)
bem ÜBortlaut beS Vertrages mandjes bafür
fpred)en mag, baß bie (5almon=@efeIIfchaft lebiglidj
auf baS 0ted)t ber abnähme, auf ein Verfahren
nad) § 326 V. @. V. unb ebenrueU auf ©djaben«*
erfafr befdjränft fein foUte, toeil fd)arf betont
I ift, baß fte in $eutfd)lanb nur an bie (Sternit:
gefellfchaft berlaufen barf; nad) ber anberen
©eite aber ift ju betonen, ba| ber gabrilant
rationellertoeife für fein S0^'0* ©rtb b.dben
toitt unb toenn er fid) aud) bertraglid) binbet,
I nur an einen ©egenfontrat)enten ju liefern, bie«
Digitized by Google
bodj tu ber Snnafjme gefdjie^t, baß auct) bet
(Segtier feine «crtoflidjtung jur Slbnabme uttb
Se^a^lung erfüllt.
grolgt man bem erfteren ©ebantengange, fo
bat bie e*lmon*@efellfrf)aft nie ba* SRedjt, nad)
§ 373 $• ®- 33- ju »erfahren; folgt man bem
jtoeiten ©ebanfengange, fo würbe bet ©almon=
©efeUfdjaft ba* Otedjt, nad) § 373 ©. 89.
verfahren, einzuräumen fein, aber, Wie au*
bem Vertrage folgt, nidjt fdjledjtljin, fonbem
nur unter ber 93orau*fefeung, bafj fie fidj burdj
ben ißadjwei* ber Stonrraftlidjfett ber SBare bai
SRedjt jum ©elbftljüfeberfauf erftreitet. 5)er
£ieferung*auftrag, ber in Verfolg ber Slnl. C
erteilt unb jebenfafl* jum Seil ausgeführt ift
— »wenn aud) ftreitig, ob fontratilidj — lagt
ftrfj, toie bereit* eingangs betont ift, nidjt bom
Stammen be* ©ertrage« Slnl. C Io*löfen unb
e* Wäre falfd), ibjt toie einen gewöhnlichen
£teferung*bertrag ju beljanbetn unb auf iljn
§ 373 @. 93. anjuWenben, toie auf geWöbnltdje
£ieferung*berträge. ©onbern e* bleibt al*
93ertrag*regel, bog bie ©almon:©cfe(lfrfjaft nur
an bie (Sternitgefellfdjaft bertaufen barf unb toenn
man ber (Jalmon * ©efeUfdjaft unter getoiffen
$orau*febungen nad) Sreu unb ©lauben bai
9tedjt au* § 373 $. ©. 99. gewähren Will, fo
toSre bie* eine SluSnaljne bon ber Siegel bei
«ertrage* unb nur bann jusulaffen, toenn bie
©almon*®efeEfdjaft bie Äontraftlidijfeit ber SBare
nadjtoeift; eine blofje ©laubljaftmadning toürbe
nidjt genügen, benn brinjibieH ift babon au*jus
gehen, bafj auein bie ©ternttgefellfdjaft ba*
^abrifat bertreiben foff unb barf unb toenn
biefe* Sled)t burd) gufbredjung ber SJefugni*
nad) § 373 ®. SB. ju berfa^ren überhaupt
auf bie ©almon*©efeUfd)aft je übergeben fann,
fo ift ba* minbefte, toa* al* 93eWei* berlangt
Werben mujj, bafj bie ©almon*@efetlfd)aft ben
Stadjtoei* ber ftontraftIid)feit ihre* $abrifat*
erbringt.
liefen 9cadjtoei* bat fie nidjt erbracht unb
bab>r ift e* gleichgültig, toeld)em bon ben beiben
oben erwähnten ©ebanfengängen man ben 33or&ug i
gibt. 2>tefen Siadjwet* fann aud) bie (Simons I
©efeUfdjaft, toie febon ba* S. ©. jutreffenb
berborgeljoben §at, in biefem fummarifdjen 33er*
fahren gar nidjt erbringen.
U_
S)a& bie 3»onituren über ba* Slbrtlfabritat,
toie fie in Jini 2 erhoben ftnb unb nadj beflagtif db>r
3kbaubtung burd) bie Ausführungen ber Slnl. 4
miberlegt fein foUen, berart tedjnifdjet Statur
finb, bafj nur ©adjberftänbigen * »etoei* ben
©treit über bie ftontrattlicbjteit entfd>eiben fann,
ift ofjne Weitere* t(ar. 5)a* ©erietjt ift nid)t
fadbtterftänbig unb toerftet)t nidjt* bon ber %abvi=
fation bon (Sternitfd)iefet. «Iber aud) bie (frage
ber Auslegung, bie in erfter Sinie für bie
anberen 3KonatSquanten ftreitig ift, ift gerabe
in bem relebanten 33unlte, ob bie 8(u*Iegung
juin gabrifationSberfaljren gehört ober $u einem
nidjt mehr ^um ftabrifationSberfaljren gehörigen
Stadjberfahreu, 0rage be* ©adjberftänbigen*
beweife*. 5>ie borgelegten ©utacrjten bon ©djulft
unb ©of>n finb böüig belanglo*, benn e* fteht
babjn, ob fie ba* $atfdjelfctje ©erfahren übertäubt
lennen. $>afj nad) SIntoeifung öon ^»atfctjef
^eriufteQen ift, ift unftreitig, fte^t aud) im SBer*
trage. SKüfete ba* ©eridjt auf ©runb ber
SInweifung Slnl. B unb ber Äorrefbonbenj bie
©ad)berftünbigenfrage, ob bie SaImons©efeQfdjaft
jur Slu*Iegung berb^idb^tei ift, entfdjeiben, fo
toürbe e* toabrfd)einltd) biefe &rage bejahen,
beim in Slnl. B fdjrribt ^Kttfdjef, bag er bi*$et
mit ber 9(u*Iegung nidjt ben getoünfcfjten ©rfolg
gehabt ljat unb am S(u*brobieren eine* anberen
©Aftern* fei; biefe* bat fldj aber fdjeinbar nod)
weniger bewäfjrt unb ba^er ift e* bei ber
Stu*Iegung berblieben; aber bafür, ba| nun aud)
bie 91u*Iegung unterlaffen Werben fönne, toeil
bie anberen aSerfudje feinen befferen ©rfolg
gehabt, fet}Ct e* an jebent Ün^alt.
S)ie ©ad)e Hegt ba^er fo, bafe babinfte^t,
ob bie SBare fontrattlid) ift unb ba& bie ©almon»
©efeUfd)aft ben »etoei* fd)ulbig geblieben ift,
bog bie SBare fontraltlidj unb ba^er bleibt e*
bei ber fixierten Siegel be* ©ertrage*, baf) bie
©almom©efetlfcr}aft fein Stecht r)at, nad) § 373
©. 33. oorjugeben. 3|n loeiterer Äonfequenj
biefer ©adjlnge fteb^t bem 9tid)tred)t ber &almon=
©efellfd)aft ba* Serbietung*red)t ber @ternit=
gefeüfdjaft gegenüber, e* folgt bie* au* bem
SJertrage ob^ne Weitere*, benn bie SJefugni* jum
alleinigen Vertrieb be* 3ternitfd)iefer* ift uout
Patentinhaber ^atfdjef ber ©ternitgefeüfdöaft
übertragen. ÜKber auc^ bie Slltiülegitimation
Digitized by Google
16
No. «.
be« #atfdc)ef ift auf ©runb bei Sertrage« gegeben;
ber Settrag ift einheitlich abgefafjt unb eins
Zeitlich aufoufaffen unb nach <hm 'ann J&atfc^el
al« Kontrahent bon ber ©almon:©efellfchaft al«
©egcnfontrahent bedangen, baß flc ihre Scrtrng«*
»Picht, nur an bie ©ternitgefettfchaft ju berfaufen,
einhält.
@3 fragt fich enblich, ob bie brojeffualen
Sorau«fefcungen für ben ©rlafj einer einfttoeiligen
Verfügung gegeben finb.
3)afj ba« Serbot einftWeiten bi« jur geriet) U
liehen ©ntfeheibung, ob bie ©ternitgefettfehaft
jur Abnahme berbfUcrjtet ift, nicht ju berfaufen,
3 um 3toecf ber Siegelung eine* einfttoeiligen
3uftanbed in Sejug auf ein ftreitige« OTedjt«-
tferhältni« erfolgt unb fomit bie eine Sorau«?
fejjung bon § Si40 ©. S- D. erfüllt, ift nicht
ftreitig. Aber biefe Siegelung ift auch nottoenbig,
um toefentliche Nachteile bon ben Antragftettern
abjutoenben. 3)enn mit {Recht machen Antrag«
fteller geltenb, bafe bie 28are bauemb in 9ßi&=
frebit lommen fann, noch bebor ber Sertrieb
bon ber ©ternitgefettfcf)aft in bie $anb genommen
ift, wenn bie G^lmon^efellfchaft bie Stare an
ben SJtarft bringt, noch baju, toenn fie in ber
Xat minbertoertig fein foQte. S)ie einfttoeiiige
Setfügung ift aber ferner nötig, toeil bie ©almom
©efettfcljaft offenftdt)t(tdt) redjt«Wibrig berfahren
Will; ihr Anwalt hat felbft erflärt, bie <Ealmon<
©efettfefjaft Wolle bie SBarc an ben SRarft bringen,
toeil bie ©tcrnitgcfellfchaft e« nicht tue. $te
©almon:©efettfchaft toill bon ber Sertrag«*
beftimmung Io«fommen, ba& nicht fie, fonbem
bie ©ternitgefettfehaft ben Sertrieb tjat unb baher
ift ber ©rlajj einer einfttoeiligen Serfuguug
erforberlich, benn biefe« Segehren ift bertrag«*
toibrig unb fäjäbigt bie Antragfteller.
Soin 91. ©. (1 406/06) mürbe bie ©ntfdbeibung
be« O. 8. ©. am 29. ©ebtbr. 1906 aufgehoben
unb bie (Sache jurüdbertoiefen.
@ntfcheibung«grünbe:
3>et ©treit ber Scirteien betrifft bie ftrage,
ob bie Seflagte, toenn bie Klägerin $u 2 bie
Abnahme ber bertragdmäjjig t)ergeftellten©fhiefer=
blatten bertoeigere, nach § 373 ©• S. berfahren
bürfe. ©runbfäfee bei Satentrect)t« ftetjen an
fich ber Anwenbung jener hanbeliredjtlichen Sor*
fdjrlft nicht entgegen. «Räch § 4 be« Satent*
gefe$e« t)at ein Sotent bie SBirfung, bafj ber
Scttentinhaber oudfcr)(ie^Itcr) befugt ift, geWerb«*
mäjjig ben ©egenftanb ber ©rfinbung herjuftcHen,
in Serfehr 51t bringen, feil$ut)alten ober ju ge=
brauchen. Scad) § 6 beffelben ©efefee« (ann aber
ba« Stecht au« bem Satent befdjränft ober un*
befchränft burch Sertrag auf anbere übertragen
toerben. ©efcöieht bie«, fo ftnbet bie bisherige
SIu«fd)lie6Iichfett bei Stecht« bei Satentinhaber«
ihre Abgrenzung in bem Inhalte bei SertrafleS.
3)er Au«gang«bunft in ber Segrünbung be«
angefo<htenen Urteil«, bog nämlich bie Antwort
auf bie obige fjftage mangels einer au«brücfltehen
Siegelung im Sertrage burch Auslegung beffelben
gefunben toerben müffe, ift baher ju bittigen,
bagegen fann im (Ergebnis ben ©rtoügungen be«
D. S. @. nicht beigetreten toerben. ffi« ertoägt :
Stach bem SBortlaute be« Sertrage«, worin
betont fei, baß bie Seflagte in $>eutfcf>lanb nur
an bie ©ternitgefellfchaft berfaufen bürfe, möge
manche« bafür fbrechen, bajjj jene auf bai Siedet
ber Abnahme, auf ein Serfaljten nach § 326
bei S. ©. S. unb (in aweiter Sinie) auf ©«haben«-
erfafr befchränft fein folle; anbererfeit« fei aber
ju berüetfichtigen, baß ber gabrifant für fein
ftabrifat ©elb haben tootte unb toenn er fich
auch bertraglich binbe, nur an einen ©egen*
fontrahenten ju liefern, bie« bodj in ber Annahme
gefchehe, bafc auch ber ©egner feine SerbPidfjtung
jur Abnahme unb Sejatjlung erfülle. 3folge
man bem erften ©ebanfengange, fo habe bie
Seflagte nie ba« Siecht, nach § 373 bei §. ©. S.
ju berfahren, toäbrenb fie e« nach bem ^Weiten
©ebanfengange nur unter ber Sorau«fefeung
beflfre, ba& Re fich burch ben Scadjtoei« ber ber-
trag«mägigen Sefchaffenheit ber SBare ba« Siecht
jum ©elbfthülfeberfauf erftreite. liefen Stach:
toei« habe fie nicht erbracht. $e«balb fei e«
gleichgültig, welchem ©ebanfengange man ben
Sorjug gebe unb c« bleibe bei ber Rjiertcn
Siegel be« Sertrage«, baf) bie Seflagte fein Stecht
habe, nach § 373 bei ©. S. borjugehen.
Allein bie Seftimmung im § 7 bei Ser*
trage«, Wonach bie Seflagte bie im § 5 bezeichneten
Sparen an niemanb an ber« berfaufen ober liefern
barf, al« an bie ©ternitgefellfchaft, frfjlie&t ba«
Digitized by Google
»ed)t aum Selbfthülfebertauf au* § 373 be«
®. 83. nid)t au«, fciefer Vertrag*bflid)t ber
Vertagten entfbridjt bie gletd^faUd im § 7 jum
Üudbxud gelangte Verpflichtung ber ©ternit*
gefeUfdjaft, ihren SBarenbebarf in bestimmtem
Umfange bon bet Vertagten ju beziehen. $)te
©ternitgefeltfd}aft ift bab>r jur Abnahme ber
beftettten SBare, wenn biefe tum bertrag*mäjjiger
Vefdjaffenheit ift, berbflid)tet, bie VeHagte aber,
Wenn bie ©ternitgefeüfd)aft mit ber Sinnahme
ber SBare in Verzug gerät, olme Weitere* jum
Selbfthülfebertouf au* § 373 be* ©. 93. be-
rechtigt. $ätte ihr biefe* gefefclidje 9ced)t —
\vai im belieben ber Parteien ftanb — entzogen
»erben follen, fo f>ätte ba* un&Weibeutig im
»ertrage jum »u*brud lommen mftffen. 3>er
SBitle ber Vertagten, auf baffelbe ju berichten,
tann aber um fo weniger borau*gefefet Werben,
al* fte bie Sd)ieferblatten für bie Seit bei Ve=
ftanbe* ber (Sternitgefellfdjaft ju liefern b^at unb
bie ©rfüllung biefer Vflid}t bie »ufwenbung fet)r
bebeutenber ©elbmittel erforberlid) mad)t, ju
beren ©rfafr im gaHe bei 8tnnahmeber$ua.r« bei
Äaufer* gerabe ber Selbfthülfebertouf bai Wirk
iainfte, unter Umftänben fogar bai einzige SRittel
bilbet. SHit biefen Verhültniffen Ratten bie
Singer ju rennen unb wollten fie gleichwohl
ba* Stecht jum Selbfthülfebertouf au*gefd)loffen
toiffen, fo toäre ei it)re Aufgabe gewefen, auf
eine entfbredjenbe Kare Stbfaffung bei Vertrage*
&u bringen. Somit führen jene ©ebanfengänge
bti 0. 2. @. bei richtiger SluSlegung be* Ver*
trage* ju bemfelben £iel, ba* Stecht au* § 373
bei $. ©. 99. ber Vertagten einzuräumen. %ie
Äügc bet Stctoifiott, welcfje ftdc^ gegen bie bon
bem 0. 8. ©. bertretene 2lu*legung be* Verträge*
rietet, ift bat)« begrünbet. Mud) jwifetjen ben 1
Parteien ift jebod) ba* 9ted)t jum ©el6ftr)tilfe=
berfauf an feine gefe{}lid)en Vorau*fefeungen
gebunben, beren Vortjanbenfein ber Siegel nad)
im Streitfälle ber Verfäufer betoeifen f)at.
3t)m liegt in*befonbere ber VeWei* bafür ob,
bafj bie iöare in bertrag*mäfjiger 99efcr)affent)eit
bem Jraufer angeboten ift. allein t)ierau* ift
nid)t* ju folgern für bie Verteilung ber VeWei«=
Iaft unb bie Hrt unb SBeife ber Vewei*füt)rung
in bem borliegenben Verfahren. 3n beiben
Stiftungen berieft ba* angefochtene Urteil nad)
17^
ber jutteffenben Stüge ber Sftebifion ba« ©efefc.
S)ie Jtläger beanfbrudjen, ber Vertagten ben
Selbfthülfebertouf ot)ne 9tfidfid)t auf bie Ve=
fdjaffenheit ber angebienten SBare au* batent*
red)tlid)en ©rünben fdjledjttjin unterfagen ju
bürfen. $)iefer Stnfbrud) ftetjt ihnen nad) bem
©cfagten nid)t ju. Sie ftüfeen ba* Unterfagung*;
red)t, bie Slottoenbigfeit be* einftWeitigen Sdjufce*
unb it)r Sntereffe on ber Snorbnung einer einft*
»eiligen Verfügung weiter auf bie 93efiaubtung,
bafi ba* 3nberfe$rbringen mangelhafter SBare
it)nen einen unerfe^lidjen Schaben jufügen Werbe,
Weil e* geeignet fei, ba* latent in SJciftfrebit
ju bringen. (Sin auf bie 55He be* üngefcot«
bertrag*Wibriger SBare befd)räntte* Unterfagung*«
red)t ift tijnen einzuräumen, Weil bie 93eIIagte
burd) bie SurüdfWeifung fo!d)er SBare junt
Selbftfiülfeberfauf nid)t berechtigt Wirb unb,
Wenn fte i$n bennod) bornimmt unb bamit bie
SBare in Verfeljr bringt, ben Vertrag, Wie ba«
Vatent* unb Sfjenjredjt ber Älfiger berieft.
5)enn ber ^fnb^iber eine* Vatent* t)at ein ^ntereffe
baran, ba§ nur borfdjrift*m&jjige, bem Vatent
entfbredjenbe SBare in Verfet)r gebraut Wirb.
Kläger t)aben be*t)alb, Wenn bie angebiente SBare
borfd)rift*Wibrig gewefen ift, flnfbrud) barauf,
bajj ber SJerfauf, au* bem i^nen Wefentlic^e
92ad)teile erWad)fen Würben, ber Vertagten ber«
boten Wirb. $ie tatfad)Iid)en Vorau*fe^ungcn
biefe* Slnfbrud)* haben bie Ä lag er bargulegen.
3)ie« berfennt ba* £>. 8. ©. unb berieft bie
§§ 920 (»bf. 2), 936 ber <£. V- D., inbem e*
ba* Verbietung*red)t ber SÖäger ot)ne Weitere*
burd) ben Vertrag be*t)alb für gegeben erad)tet,
Weil bie Vetlagte ben it)r obliegenben VeWei*
ber bertrag*mäftigen Vcfdjaffenheit ber Söavc
nidjt erbracht habe. Älfiger haben bielmehr bie
Vertrag*wibrigfeit ber ihnen angebotenen SBare
glaubhaft ju machen, ^{nbem ba* D. S. ©.
ben boDen VeWei* für bie al* (SinWenbung fid)
barfteHenbe Vehaubtung ber bertrag*ma6igen
Vefdjaffenheit ber SBare bon ber Vertagten
forbert, berftdjjt feine @ntfd)eibung aud) gegen
ben in ber 9ted)tfbred)ung be* 9t. ©. anerfannteu
broje6red)tIid)en ©runbfaft, bafe ber Vertagte im
Verfahren über eine einftWeilige Verfügung,
feine (SinWenbungen nur glaubhaft ju machen
hat (bgl. ©ntfd). bei JR. ©. in dibilfachen Vb. 27
Digitized by Google
18"
Ho. 6^-7.
©. 428; ©euffert*« »rdjito 93b. 59 «Rr. 172).
©eine ©ntfdjcibung berieft enblid^, toie bie
9tebiRon mit SRedjt rügt, burdj bie @rij&ljung
ber ©trafanbroljung auf lOOOO Ji. für jeben
gfaH bcr 3utoiberljanblung ben § 890 ©. £).
©enn ba« 3tot>»9dm'tteI bcr ©elbftrafe ift aud)
für bie einfttoeilige SBerfügung an ben in biefem
SJJaragratoljen »orgefefjenen £ödjftbetrag toou
1500 M. gebunben (togl. ©ädjfifdje« Stroit)
39b. 15 ©. 622). dagegen ift bie gegen ben
3nljalt ber einfttoeiligen Serfügung gerichtete
5Rüge ber SRetoiRon nidjt ju beerten, ©ofern
bie gefefelidjen SorauSfefeungen für bie (Srlaffung
ber einfttoeiligen Serfügung borliegen, beftintmt
bai ©eridjt nadj freiem ©rmeffen, meiere S(n-
orbnung jur ©rreidjung bei 3toerfe« erforberlidj
finb. 3fm (Rahmen biefeä an Rdj bem Angriffe
ber SRetoiRou entzogenen freien ©rmeffens ^alt
fidt) bie toon bem D. SS. ©. getroffene Slnorbnung.
©afe babei eine SHedjtäregel berieft wäre, ift
nidjt crfirtjUid).
7. $ar bcr «Riet« einer i«m £rau«»«rt oon ft ibten
neMMnbten Sdjnte f*r SJrfdjäbtflutnen aufjatommen,
wt(d)t bie Schute nid) ber (Fnttffdjnna unb oorben fte
»tu bem Söfajbtdb. fortje^I» werben Tonnte, erlitt?
#einrirf) #eibtmann 9Btoe.
in Hamburg
gegen
ben (Stocrfüljrer % lj. 2 c j a it in Hamburg.
35er »eflagte fyatte am 23. 9totoember 1905
toon ber Klägerin beren ©djute SRr. 1540 ge*
mietet, um mit lljr Äoljlcntransporte au$aufüf>ren.
»m gebauten Sage liefe ber Seflagte mit blefer
©djute ftoljlen für bie ftirma & <E. JRofenbaöl
it ©o. transportieren, ©ie tourbe toon Seuten
biefer lefoteren ftirma unter einem Stcafyn am
ftat ber Senloer 58at)n feftgemadjt nnb cntlöfdjt.
SRadj ber gegen 6 llijr nadjmittag& erfolgten
©ntlöfdjung liegen bie Seute toon 3. ©. 9tofcn*
bat»l & ©o. bie ©dmte an biefem 9$la&e liegen,
toon too Re bie JBeflagte burdj einen ©djlepper
abholen (äffen wollte. »I« ber JBije be« Seflagten
jum Slbbolen mit bem ©djlcpper fam, fanb er
bie ©djute ftarf befdjäbigt im Oberfjafenfanal
treibenb toor. ©ie mar bon einem (5toerfü(jrer
] ber girma & Sotenj £armS & So. injwifcfjen
lo&gemadjt toorben, weil biefer in eine ©djute
#ol$ cinjulaben blatte unb bon bem betreffenben
Sabemeifter beauftragt toar, feine ©djute unter
benfelben Jtraljn ju legen, unter toeldjem bie
ber Klägerin gehörige ©djute leer lag. SJ2arf=
mann bradjte, um Slafc ju befommen, bie lefctere
©djute an ein in ber <Räb> gelegene« £olaflo&
I unb toerfudjte, fte an biefem feftjuimadjen, ei
I entglitt aber baS Xau ber ©djute feiner £anb
unb jtoar nad) feiner ReuQtnantfaQt , toeil ein
©toer gegen bie ©djute Riefe, ©ie ©djute ift
in'£ Xreiben gclommen unb nodj am felben
91 ben b auf ©etjeift bei bellagtifdjen S3ije ©treloto
geborgen, ber, ali er mit bem ©djleptoer jum
Slbb^olen fam, untermegä bie ©djute ftarf be^
fdjäbigt unb balb boü SBaffer beim äRe&berg
treibenb antraf, ©ie Klägerin beanftorudjt mit
bcr toorliegenben Älage @rfafc ifire* ©djaben«
mit M. 993,40.
%ai O. 8. ©. IV entftorad) am 2. SRoto. 1906
ber Ätage.
6ntf tbetbungfigrünbe:
©ie SSefdjäbigungen, toeldje bie ©djute ber
Klägerin mäbrenb be« 9Kietcber^ältniffetS ber
Parteien erlitten ^at, finb auf fdjulböafte 83er--
legung ber bem 93ef(agten ali Sermieter ob»
liegenben Db^ut jurüdjufübren. ©er 93eflagte
tjat, toic e$ im ÜJiietcberrrage unbeftritten
borauögefeben toar, bie ©djute für einen Äoljlens
| trandbort benufet, inbem er Re ju bem Qtoede
ber girma 3. <£. Stofenbabl & ©0. überliefe, bie
Rc burdj itjre Öcute unter einem ßraljn am
Äat ber Senloer Sa^n feftmadjen unb bort ent*
I8fd)en liefe. 9Iad) ber (Sntldfdmng ift Re an
biefer ©teßc, toon ben beuten ber genannten
(Smtofängerin berlaffen, liegen geblieben, trofebem
Re nad? § 12 Sl bf. 3 be« $afengefe$eg biefen
Slafr fofort nadj 2Beenbigung ber @ntlbfdjung
ju berlaffen fyatte. ©ie ^olgc toar, bafe ein
mit feiner ©djute neu anfommenber ©toerfüljrcr
bcr gritma ^armd & ©0., toeldjer jtoed« ©in=
nannte toon Sabung unter bemfelben &raljnc
anlegen foUte, Rd) ju ©clbfttjülfe tocranlafet
fanb unb bie aufRcbtdlofe ©ebute toeglegte, um
; Re an einem in ber SRäfje liegenben ^oljfloffe
Digitized by Google
*u befeftigen. Sri biefem Serfud)e ift ihm bic i
©cüute — nadj (einet SluSfage, Weil ein borbei=
fommenber ©wer gegen fie [tiefe — entglitten
unb in'« treiben gefommen, toobei fie fid) bie
Sefdjäbigungen jugejogen bat- ©twa eine halbe
©tunbe nad) ber 0 Uljr uadjmittagS am
23. SRobember beenbigten ©ntlöfcbung ift ber
Sige beS Sefiagten mit einem ©d)lebber ein*
getroffen, um bie ©djute abjufjolen unb bat
fie, als er fie unterwegs treibenb eintraf, bergen
Iaffen.
Die ©djute mar Währenb ber #eit, als fie
ohne Sfufftdjt unter bem Strahn lag, ob,ne
8Weifel gefäljrbet. Denn wenn audj ber Ser=
feljr ju ber fbäten SftadjmittagSftunbe weniger
lebhaft toar, fo fonnte fid) bennod) leidjt er*
eignen, WaS tatfädjlid) gefdjefjen ift, baß nämlich
biefer fiiegeblafc für Sabe* ober SöfdftWede
anbetWeitig beanfprudjt mürbe, baß in foldjem
3raHe bei ber Steigung ungebilbeter Arbeiter ju
eigenmächtigem #anbeln ein beS SiegeblafceS
bedürftiger frember ©djutenfüljrer, fldj ftüfeenb
auf baS Serbot beS ^mfengefe^eä, ju ©elbft*
hülfe fdjritt unb babei ohne bie in eigenen
8lngelegenb>iten geübte Diligenj berfutjr ober
bo<h fdjäbigenben 3ufäH?n begegnete, bie im
regelmäßigen Setriebe bermieben Werben. Daß
bie (Salute an ber verbotenen ©teile obbutloS
liegenb in foldjer unb anberer 8Bcife gefäljrbet
fei, mußte bei gehöriger Sldjtfamfeit ber Setlagte
ober fein mit ber Sluffidjt ber unterwegs beftnb«
lidjen ©acuten betrauter Sije ftdj fagen, baß
man bennodj bie gemietete ©djute ber ©efaljr
auSfefete, war ein Serftoß gegen bie ber Ser*
mieterin gefdjulbete Obhut, ber nidjt gerechtfertigt
wirb burdj baS Sorbringen, es fei t»afenübli^,
mit Jtoljlenfdjuten in ber gefdjebenen SEBeife ju
berfaljten. SBenn bie ©Werfüb>er bei Rollern
tranSbotten ihre ©deuten ben Seuten beS
ISntyfäugerS ju überlaffen Pflegen unb ei üblidj
ift, baß biefe bann bie ©deuten am Söfdjblafr
liegen Iaffen, bis fie ber ©Werführer abholen
(äßt, fo würbe barauS nur folgen, baß im afc
gemeinen bie ©wcrfüfjter jur Erleichterung
it)re* ©efdjäftSbetriebeS baS mit folgern Ser*
fat)ren berbunbene IRififo ju übernehmen Pflegen.
Daraus folgt aber nia)t, baß, Wenn es pdj um
gemutete ©acuten tjanbelt, ber jur Obhut ber; ]
i bflidjtete Sftieter bie ©djute audj an einem
Orte liegen (äffen burfte, ber als Siegeblafc, wie
ausgeführt, berboten War unb befonbere @e*
fat)ren bot. ©S fann nidjt allgemein üblich fein,
audj an folgern SöfdWlabe ©djuten ohne Stuf-
fidjt liegen ju Iaffen unb fd)on beShalb tönnte
ber bem Sefiagten berftattete ©ebraudj bie
SefugniS b>*i" nid)t einfdjließen, felbft Wenn
im übrigen anzunehmen Ware, baß ber SRieter
einer ©djute mit Se&ug auf biefe bon jeber
Obhut entbunben fei, bie mit Ser$ug auf bie
eigenen 2rahrJcufle nidjt üblich ift.
8. Straf Mit fc«r St(a«f«(: „QnUiBtpttmitx Ort-
»•rtvnfl".
£>a« ber ftiufcr, wein ker Scrlinfrr nidft reQtjcifif
liefert, ju«a<J,fl aod, rinc griff }« fr*«.?
Genf, ^ptbf. 1WMS «r. Ml.
Sauer & 8BoIff in »ntwerben
gegen
®rage & ftranf in Hamburg.
»m U. Styril 1904 berfaufte bie Klägerin
ber Sefiagten 25 £onS &rgenttnifa)en Quebracbo»
©Straft Sßarfe ©afabo „^|uli/©ebtember ©r*
Wartung" netto Äaffe gegen Swfumente in
Hamburg. Äligerin biente ber Sefiagten bie SSare
anfangs 0lobember 1904 an. Setlagte lehnte
jebod) bie Slufnabme ber Dotumente unb bie
Annahme ber SBare ab, Weil fte niebt ber Ser*
einbarung „3uli/©ebtembcr ©rWartung" ent*
fbredje. Die SBare ift fobann öffentlich ber«
fteigert unb Alagerin flogt bie Differenz bon
789 Ji. ein.
Das D. 8. ®. UI Wies am 25. Stob. 1906
bie ßtage ab.
©ntfdjeibungSgrünbe:
Das 2. ©. erflart am ©ingang feiner
©rünbc unb aud) fbäter, baß nach ber Älaufel
„3«It/©«btember ©rWartung" Klägerin eine
ißare fjobe liefern müffen, bie in ©übamerifa
fo jeitig abgelaben fei, baß man nach °*nt
gewöhnlichen Serlauf ber Dinge ihre 5Hnfunft
] in Hamburg in ben ÜJlonaten <$uli bis ©ebtbr.
Digitized by Google
20
babe cttoarten fönnen. Darin ift ibm unbebenf»
lieb jujufttmmen. Denn biefe Suffaffung entfpricbt
bem Haren SBortlaut ber Klaufel unb Wirb
offenftdjtlidb, auet) bon ben beiben Sacfjberftäm
bigen geteilt, bon benen SJuliuSberg angibt, bie
SBare müffe fpäteften« mit einem im 3>uli bom
ftabrtfationägebiet abgeljenben Dampfer nacb,
Hamburg bi«poniert Worben fein, ba mit einer
acfjtluörfjigett Iranöportbauer gerechnet Werben
müffe, unb ©ennerict), bafj ber Verfäufer bafür
auffommen foBe, bafj bie SBare fo jeitig ber*
laben hierbe, bafj fie nadt) menfcf)lict}er Vorau«;
fidfft in ber angegebenen 3eit fjier erwartet
»erben bürfe. 3ft bie Klaufel aber fo ju ber:
fte^en, fo ergibt fid^ barau« oljne SBeitere«, bafj
bie Klägerin ber Vertagten jur ©rfüDung irjre«
Kontrafte« nidjt im Siobember eine SBare an-
bieten burfte, bie fo fpät abgelaben War, bafj fie
bi« (Enbe September Hamburg nidjt erreichen
tonnte. Denn biefe SBare war nidjt bie SBare,
bie Vertagte bon ber Klägerin gelauft blatte.
Sie toar nidjjt „!3ult/Septeniber ©rtuartung" unb
brauste als Vertragserfüllung nierjt angenommen
ju werben. Dafj bie beteiligten faufmännifdjen
Streife bie recfjtaeitige Stblabung für fpäteften«
(September = ?lnrunft al« einen Wefentltctjen Ve«
ftanbteil ber Seiftung be« Verfäufer« in bem
Sinne anferjen, bafj bie« Angebot ju fpät ab=
gelabener unb in gotge beffen ju fpät an-
gelommener SBare niebt bie Seiftung ift, bie ber
Käufer bon bem Verfäufer ju beanfprudjen tjat,
ergibt ft$ audfj au« bem ©utnd)ten bon
©ennertet). tiefer Sartjberiränbige fteßt bie b,\tt
fragliche Klaufel in eine Sinie mit ber Klaufel,
bie bie Slblabung ber SBare bi« jum Seeluft
eine« bestimmten SDlonat« fripuliert, eine Kon«
traft«art, bei ber, ben Hnfdjjauungen be«
$anbel«berfebr« folgenb, bie ftedäjfpredjung
löngft anerlannt bat, bafj bie berfpätete Stb*
Iabung al« bertrag«toibrig gurüctgeWiefen Wer*
ben barf.
SBenn ba« 8. ©. $u einem anberen SRefuItat
getommen ift, fo ift baS in ber Stnnarjme ge»
fdjeben, bajj bie Klägerin lebiglict) mit ber
Sieferung im Verzuge getoefen fei unb bafj
Vertagte bom Vertrage nidjt eljer fyabe jurütfe
treten fönnen, al« bi« fie ber Klägerin für bie
©rfüHung iijrer Seiftung bergeblidj eine Statt)*
frift gefegt b°be. Set bfefer Sfnnaljme betjanbelt
e« aber bie Klaufel %nii September (Erwartung
genau fo, wie Wenn Sieferung innerhalb ber
3eit bom 3uli bi« September bereinbart unb
Klägerin mit Slblauf be« Septbr. in Sicferung«*
berjug geraten wäre. Seiner Grntfdjeibung fann
bafier nidjt beigetreten Werben, jumal e« ©nbe
September feine«Weg« feftftanb, bafj bie Klägerin
im £teferung«berftuge fei, febenfall« tonnte
Veflagte ba« nidjt wiffen unb War gar nidjt in
ber Sage, ber Klägerin eine SWadjfrift gu fefeen.
Denn bie SBare fonnte rechtzeitig für Septem ber =
Slnfunft abgelaben fein unb bodt) erft fpäter
anfommen. 3n biefem Tratte mufete aber S3ef(agte
bie SBare al« (Erfüllung annebmen, audt) wenn
ßcb, ib^re Slnfunft bi« in ben 92obember ber*
jögertc. Die berfpätete »nfunft einer reajtjeitig
abgelabenen SBare ging ju Saften ber Vertagten
unb nidt)t }u Saften ber Klägerin. Da aber
lein Streit jwifdjen ben Parteien barüber ift,
bafj bie im ^ouember angebiente SBare erft fo
fpät abgelaben Worben ift, ba& fie Hamburg im
September nic^t me^r erreichen fonnte, fo mugte
bie Klage abgeWiefen werben.
3n meinem Verlage ift erfrfjienen unb burdj
alte Vudt)banblungen ju begeben:
über
bom
StanÖ|>unht ber (8efd|id>te
und ber Xunft.
©in Veitrag gur V^ilofop^ie ber Verfönlidpfeit.
Vrei« X 2.—.
Otto 9Reifiner« Verlag iu $am6itrg.
hierbei ein ^rofptft ber ftirma % 6^ meiner
Verlag («rtinr Seflier) 3Ränd|cn betreffenb
£eipii$er ^citfe^rifr
für ^anbe(«> fiontnr«> unb ^crfnbernng#rea)t,
»eldjer ber Vcad)tung empfohlen toirb.
OlltWlifnitl «iri^j, ^jmJurg, ötrnunnftraft 44, ««rafcttdKt ) t»s. «eranlwotU. *»bjrt«nt Dr. •. *. • » « ■ fc i « . *>amliutli.
trerf ich 3oMn 4litl« 9<<»lt, *
Digitized by Google
No. 4.
21
jbauptßfatf.
lan&elsrediUtdje falle.
XXVIH. Jahrgang. (40. 3a&rgang bet $anbcl8p,cri$t8«,Beitung.)
frei» für bta 3i|rgang: $aa»t> uk Seilt«» mit »egifttr 20 X — $an»tb(ntt afleia mit ttegifler IS X
Ikiilatt allein mit »egifler IS X
^rfles ©ttartaf. Homburg, ben 24. Januar. 1907.
3«f|att : 9RetaH-&fftlIfdjaft in ftrautfurt a. SR. ßf neu
$. ?I. Kt'tjcr unb niemann in $annoDer « Sinben. —
ftäffelborfrr HUgemeine 3rrfid>rrungd ■ (Befcflfcbaft für
6ee«( giufe' unb Sanbtiandport unb Gknofjrn Qrgcn Slaa«
2B. $3roiu* in ^i.imbnrg.
9. 8remif4c eftiffaftrtdalgabe ; ifi birfeibe »am
stänfer »bet »am 8ertäufer »u tragen, wenn „frei ©d)i|f«.
brif Cremen" getanft war?
SÄ c t a II © e f c II f d) a f t
in granffurt a. 9». S.-®.
gegen
81. SR e i) e r unb tft i e m a n n
in $annobe r^S i nben.
Sne SJeßagte als Äfiuferin Ijat toon ber
Magerte als SBerfäuferin ®nbe 1905 toon 3>ed
bes bamol« in SBremen toon ©ee eingetroffenen
StomtoferS „SRajagan" genriffe Quantitäten
gdnfie« emtofangen.
Äonnoffementäinbyaberin toar unb jtoar als
Vertreterin ber Klägerin, bie Hamburger girtna
©rtel, «ieber & So. gewefen, bie an 2>ect be«
©djiffcö bie Verteilung unb SBeitergabe ber
toerfdjiebenen ©rje an bie mehreren @mbfanger,
barunter bie SBetlagte, toorgenomnten blatte. ®ie
Vertagte Ijat toon 3>erf burdj Vermittelung iljrer
«reiner ©toebiteure $elmfen unb Stanbermann
abgenommen. 3)iefe t)aben für bie Vertagte, bie
ben ©egenftanb beä gegenwärtigen iftccfjtöftreit*
bilbenbe 93remifcf>e ©djiffaljrtSabgabe begabst
(gemäfj 93rcmif(t)cn ©efefce« toom 29. aWdrj 1895
betreffenb bie Aufbringung ber ERittel für bie
Srorreftion ber Untertoefcr), bie bann bie Vertagte
toieberum toon ber flägerifdjen gaftura toom
2. Januar 190C gefürjt $at.
©egentoärtig {traten fidby bie Parteien
barüber, ob biefe Angabe toon ber Klägerin al$
Vertöuferin ober toon ber Vertagten a(* Käuferin
ju tragen ift. 3m ftauftoertrage toom 7./9. 2Rai
1904 befinbet fidj nämlidj eine befonbere Ve*
ftimmung t>inficr)tltdf) ber Prägung biefer ©ff>iff*
fat>rt«abgabe nicf|t. ftn Verrad>t fommt aber
bie folgenbe VertragSbefttmmung :
„baS (grj wirb frei ©chjffäbecf Vremeu in
Seillabungen bi« ju 800 Sonnen geliefert."
Sa* D. S. ©. VI h>ie* am 17. «Robember
1906 bie fflage ab.
©r ün bc :
Ski* 9tei($«gefefr toom 5. Abril 188G (Meia>
gefefrblatt toon 1886 9?o. 8 ©. 67), ba* bem
Vreinifdjen ©efefee toom 29. aRärj 1895 (®ef.
JBI. »remen toon 1895 9lo. 12 ©. 47) ju ©runbe
liegt, t>at beftimmt, bafj — faü« bie freie #anfe:
ftabt SBremcn eine ftorreftion ber SBefer in ber
©treefe toon Bremen bis 93remerb^atoen ausführt,
hJelö^e ©db,iffcn bis ju 5 ÜJteter Siefgang bie
gat)rt auf biefer &lu&ftrede etmöglia^t, biefelbc
toon ben Labungen ber bie torrigiertc SBaffer«
ftra&e benu^enben aud ©ee naä) ©remifa^en
£>äien oberhalb SBremergatoend ober toon benfelben
Digitized by Google
22
No. V.
nad) ©ee gehenben ©d)tffe bon bestimmten 9taunu
gemalte eine Slbgabe nad) SPfaßgabe ber für
fünftlicüe SBafferftra&en im Slrt. 54 Slbf. 4 ber
9teid)Sberfaffung getroffenen Vefthnmungen er*
heben fann.
9tad) entfpred)cnb erfolgter Äorreftion ber !
Untermefer (jat Vremen bnrdj baS vorgenannte
©efefe eine fold)e ©dnffafnrtSabgabe eingeführt
unb im § 2 bie näheren Veftimtnungen barüber
getroffen, wer im ©injelfafle jur Safjlung ber
Abgabe berpflid)tct ift.
92adt) 91 bf. 1 bafelbft ift eS bei einfomuietu
ben ©crjiffen, Wie borliegenb, ber „£abung$=
empfänger", bei auSgehenben ©Riffen ber
„Hblaber".
Mad) Slbf. 4 fott bei ©pebitionSgütern,
b. h- folgen (Sutern, bie für auswärtige 9ted)nung
nad) einem auswärtigen VeftimnmngSorte unter
Vermittelung einer im Vremifdjen Staate Wof>n*
bnften Verfon (beS ©pebiteurS) burrf) baS
Vremifd>e Staatsgebiet geführt werben, ber
©pebiteur im ©inne biefcS ©efefceS als
SabungSempfänger ober als Slblaber gelten.
Slbf. 5 beftitnmt, bafe für ©üter, Welche ber
©cfjiffer ober fonftige mit bem ©d)iffe fafjrenbe
Verfonen für eigene 9ied)nung ober nid)t an
beftimmte im Vremifdjen Staatsgebiete wolm=
hafte Verfonen mitbringen ober weld)« ohne
Ermittelung einer im Vretnifdjen ©taate Wofm*
Raffen Verfon burdj baS Vremifche Staatsgebiet
geführt Werben, ber ©djiffer als Slblaber
ober als £abungSempfänger gelten foU.
Sabungen in ©Riffen, bie Bon ober nad)
©ee fahrenb Rd) nur borübergehenb in einem
£afen ber Unterwefer aufhalten, foDen nad)
Slbf. 2 baf. nur Wegen bcSjenigcn Seils ber
Sabung für bie Slbgabe Ijerangcjogen Werben,
ber nad) bejw. bon Vremen ober Siegefad (ben
in Verradjt tommenben beiben bremifd)en $äfen
oberhalb VremerljabenS) bon bejW. nad) ©ee
„angebracht" Wirb — refp. nad) ©ee „mit
genommen" Wirb.
©nblid) finb nad) § 3e baf. eingeljenbe
©üter, bie entWeber in bemfelben ©djiffe ohne
borgängige Söfdjung ober, nadjbem Re bor ober
bei i£>rem „Eingänge" als $ur SBicberberfenbung
auf bem ©eeWege beftimmt bezeichnet worben
waren, in unberanbertem #uftanbe Wieber nad)
©ee ausgeführt werben, bon ber Slbgabe befreit,
alfo obwohl Re fogar jweimal bie forrigierte
SBafferftrafje benufet hüben.
frür ben tyex ftreitigen gaH fommt nun
nur bie (£ingangS*Slbgabe in 93etrad)t.
SBirb ber Slbf. 1 beS § 2 bafür als maß«
gebenb angefehen, fo hatte bie Klägerin bcjto.
als beren Vertreterin bie Hamburger Jtrma
@rtel, 93ieber & So. bem Vremifdjen ©taate bie
Slbgabe ju &abjen. 3>enn Re War .ftonnoffementS:
Inhaberin, bie bem ©dn'ffe gegenüber auf ©runb
beS Äonnoffements als (Empfängerin auftrat,
©ie War alfo SabungSempfängerin im ©inne
fenes erften SlbfafceS. SBirb aber. Wie eS ^ier
gefd)eb>n ju fein fdjeint, ber Slbf. 4 als bie bem
Slbf. I gegenüber fpcjiellere Veftimmung, in
Vcrracht lommenb angefehen, fo entfiel bie Slbgabe
im Verhältnis jum Vremifdjen ©taate oon ben
Parteien auf bie 93 e 1 1 a g t e bejW. bereu
©pebiteurin bie Vrcmer t$\rma #clmfen <fc
SRanbermann. Stuf biefe traf ber fragliche Slbf. 4
in feinen ©injelbeftinunungeii $u.
Stamit ift aber, Wie audj im erften Urteile
ausgeführt, bie ffin jn entfdjeibenbe grage, bie
bahtn lautet: Wer im Verhältnis ber Parteien
ju einanber, b. h- als Vcrläuferin unb
Käuferin mit ber Slbgabe belaftet Werben bejw.
bleiben foQ, nid)t etwa bereits erlcbigt; bielme^r
entfdjeibet barüber ber Vertrag.
immerhin tdnnen bei ber VeantWortung
ber gfttige bie maftgeblidjen ©efe^eSbeftimmungen,
Wie Re angeführt Rnb, feljr Wefentlidj mit in
Vetradjt fommen, unb ber erfte 3lid)ter hat Re
aud) boju herangezogen, inbem er bie grrage
auS bem ©eRc&tSpunfte beantwortet hat, in
Welcher 3«it — b. h- ab folange bertragSmäfeig
ber Verfäufer bie SBare nod) unter Rdj harte
unb auf Re entfallenbe Äoften ihn trafen, ober
ob erft fpäter — berjenige Xatbefranb Rd)
öoQetibet hat, an ben ber ©efefcgeber bie Slbgabe =
pfiidjt angefnüpft Wiffen miß. — ®r ift babei
ju bem SRefultate gefommen, bag aus bem
©efe^e ju folgern fei, ber ©taat Wolle erft bie
©ingangSWare bei erfolgen ber Söfdjung, genauer
bei Trennung ber SBare bom ©djiffe mit ber
Slbgabe belegt Wiffen; biefe Slbgabe felbft foDe
alfo als erft im gleidjen 3citpunfte berfaKeu
gelten; folglich treffe bie VfÜcht, bie Slbgabe im
Verbaltniffe jur Älägerin als Verräuferin tragen
ju müffen, bie VeHagte, Weil bie Älägerin in
Digitized by Google
Änbetrac^t ber 9Jcrtrag*f laufei: $u liefern frei
3ct)iffdbesf SBremen" Don jeglicher &oftentragung**
Pflicht, bie nid)t nod) bei äntoefenbeit ber SBare
an 2>ed entftanb, alfo bi* fie über bie Sleeling
gebe, ffabe frei bleiben [offen, in tiefem Stugenblid
ober ber fragliche gefefeUcbe Xatbeftanb, ber ^ier
bie 3lbgabenbflid)t begrünbet ffabe, nod) nidjt
noffenbet gewefen fei.
@* wirb nid)t erforberlidj fein, für bie Dom
erften Stifter an fid) richtig gef teilte grage,
wann benn bie abgabebflidjt nadj aJiajjgabe
be* S8remifa>en ©efefce* Dom 29. «Dlarj 1895
al* eriftent geworben anjufeben fei, bie einzelnen
für unb Wiber fbredjenben SRomente, Wie fie
aud) Don ben $arteibertretern für ibre beiber=
feitigen Meinungen angeführt Werben, E>ier $u
würbigen, Wenn fdwn bie befonbere SBelegen*
beit be* borliegenben gaffe* bie ©ntfdjeibung
ergibt.
3)a* aber ift bter ber gaH unb jwar muji
bie ©ntfdjeibung barnad) abWeidjenb Don bem
Mefultate, ju bem ber erfte Stifter gelangt ift,
ju (fünften ber SBeflagten, al* Käuferin aud*
au*faffen, felbft Wenn trofc ber bagegen fbredjenben
SBebenten bie obige grage im Sinne be* erften
Urteil* &u beantworten Wäre.
3>ie Skflagte f)at im borliegenben gaffe
„frei Sd)iff*bed SBremen" gefauft. — Sie Wofftc
alfo Soften, bie ber Xran&bort ber SBare bt*
jur Uebernabme iljrerfeit* an 3>ed im $afen
oon Bremen berurfacr)t haben foflte, nid)t tragen.
$>a* fann nur babjn tierftanben Werben, bajj,
totnn fpegieff aud) für SBenufeung ber forrigierten
SBefer burdj bie Sabung ftoften erWudjfen, nadj
Sbficrjt ber 33ertrag*fdjliefjenben fotdje bie
«ertäuferin treffen follten. SRadj bem 9teirib>
gefefc unb bem Sinne be* SJremifdjen ©efe$e*
war aber bie bie <£üngang*abgabe beranlaffenbe
Seiftung be* SJremifdjen Staate* eben bie
Qhcmöglidjung ber SJenufcung ber üertieften
SBefer auf ber Strede bi* jum $afen in ^Bremen
2Rit bem geftmadjen be* Sdnffe* am &ai War
biefe Seiftung beenbigt, ju einer ftät alfo, a(*
bie SJerbfltdjtung ber SBetlagten, bie SBare ju
übernehmen unb bamit aud) Äoften für fie ju
tragen, nodj ntdjt begonnen haften tonnte. 2)enn
fie begann erft mit ber @mtofangnaf}me ber
^i*are Dom ^ct)irf«Decr tn cremen, vaajt etiua
mit ber entgegennähme be* Äonnoffement*.
23
No. »-lO.
1)afe fie felbft fid) bem Sdjiffer gegenüber al*
£onnoffement*tnbaberin legitimiere, fj&tte bie
SeMagte, fall* bie* Don ber Klägerin Der langt
Würbe, jurüdweifen fönnen, fo ba& fie — au&er
im Spezialfälle be* Slbf. 4 § 2, wie Dorliegenb
— nidjt einmal bem 99remifdjen Staat gegen:
über in bie Sage ju fommen braudjte, bie
abgäbe für bie Älägerin audj nur berau*Iagen
ju müffen. Vielmehr tonnte fie berlangen, baß
bie Klägerin bie Stoffe al* Äonnoffcment**
Inhaberin unb bamit a(* Sabung*embfängerin
im Sinne be* »bf. 1 § 2 Wahrnehme. — Äam
fie au*na<jm*weife gemüg § 2 Hbf. 3 in bie
ftoQe be* bem Staate gegenüber jur Slbgabe
SerDflidjteten bejw. be*jenigen, ber bemSDebiteur
befien »uSlagen für bie abgaben au erftatten
blatte, fo gefdjab foldje 3°^ung im Sinne be*
Sertrage* immer nur au* bem ®eficbt*Duntte
ber nüfclicfjcn @efd)äft*fübrung.
10. Sd)tjfifaUifton. — Jroge, ab 9er[4nlbfB tiat«
grofeen, in eintm $afcnctafd)iiift na^ (ctirn Siegcyla^
faljrenkeii I)«w»f«rd »frltg, >er |iertct mit MW«
r»Uifcierte, wd^e tot* «ufforberong M £*tfrn Rt«t
Mtrtioltta.
S)üffeIborfer
Slllge meine SJerfirfj er ung**©ef eil fdjaft
für Seer, glu6= unb Sanbtran*port
unb © e n o f f e n
gegen
© l a a * 28. 99 r o n * in Hamburg.
Urteil be* O. S. ©. I Dom 7. $)ejember 1906,
burd) weldje* bie Silage abgewiefen Würbe.
©rünbe:
$urrf) ba* 33eWei*berfafiren ift ber Sad}=
Derbalt flargeftefft; ber „9Br>ite £rofj," ein
I groger SeebamDfer Don 100 m Sänge unb
ca. 3000 Ion* Srutto JRcgifter Xon*, fanb bei
feiner einfabrt in ben Segelfd)iff*bafen am
19. Sebtember 1904 bie 3)urd)fabrt ftart beengt.
SU* Siegeblab. War bem „SBbJte SrogM ber $Ia^
hinter ber „SBanana" angehliefen. 2Bie nad) ber
«u«tunft be* Dberhafenmeifter* nid)t ftreitig ift,
lag bor ber „33anama" ber „3>uart", biefem
gegenüber ber „Sftanbingo". Sieben ber „93anama"
lagen, Wie aud) nidjt ftreitig, anbere gahrjeuge.
Db „Slbeofuta" beim ©ntommen ber Mite
Cro&" fd)on Derholt hotte, ift ftreitig. 3)er
Digitized by Google
24
No. 10.
»unft ift ober nid^t Don ciusfcfilaggebenber j
SBebeutung. Sieben ber „aWanbingo" lagen ;
ebenfalls gahtgeuge; toie biete, ift ntd^t mehr ;
feftguftetten. ?>er $afen!otfe ©djtoarj, ber ba* '
Srommanbo auf bem „SBfjite ©roß" führte,
erachtete, baß er mit bem großen ©eebamDfer
tei^t ÄoUifton haben tönne, toenn bie ftaljräeuge
fo liegen blieben, tute fte lagen unb er »erlangte,
baß ©ngel unb fBollt}orn Derfjolen foHten.
3)aä ©erid)t betrautet al* ertoiefen, baß fotootjl
wSBb,ite ©roß" toie ber borbere ©thlejtoer be*
„ffiijite ©roß", „gatr^Iab 3", toiebertjolt
SBarnung&fignale gegeben b^aben, um ©ngel
unb SBotlljorn jum SBerfjolen ju Deranlaffen;
ba* ®crtd)t betrachtet auch al* ertoiefen, bnfj
ßotfe ©djtoara bie* Verlangen burd) ßuruf
toieberljolt t)at. @ngd unb 5Boüt)ont b^aben
nicht berholt, toeil fic bie« nicr)t für nötig breiten.
ff3B^ite ©roß" tjat baljer, toie Sotfe ©ajtoarj
befunbet, 9iecht*ruber gegeben, bei gal)rt gerabe*
au« Ijätte er ©efat)r gelaufen, ben &at)n Don
©ngel ju berühren. S)ie flagerifd)en Slnto&Ite
halten biefe SJefunbung Don ©djtoarj ntd)t für
glaubtoürbig, toeil er angeblich in erfter ^nftanj
ftd) anber* geäu&ert fyabe. (Sin SEBiberfprud)
&nrifd)en ber 81u*fage be* Sotfen in erfter unb
^weiter ^nftanj liegt aber nicht Dor, fonbern
ba* »rotofoll erfter ^nftanj ift offenfidjtlidj
ungenau gefaßt, ^ebenfatl* ftellt ba* ©ericfjt
feft, baß auf „SBbite ©roß" 9techt*rubcr gegeben
ift, um nicht mit ben gabrjeugen neben ber
„Manama" ju foßibieren unb bog bann Sinf**
ruber gegeben ift, um ben „SBfjtte ©roß", toie
ßotfe ©chtoarj fdjon in erfter 3n!^anä ßcfagt
t)at, Don ber Kaimauer freihalten unb gleia>
zeitig toon anberen $aE>rjeugen, bie bort lagen,
mag bie*, toie ßotfe ©d)toar$ befunbet, ein ober
mehrere Ääljne getoefen fein, ober tote Steflagter
betjauDtet, bie „»beofuta". Um lefotere* SManöDer
ju unterftüßen, taute ber ©djlebber Dorne nach
»adborb au*, ber (untere ©rit}leDt>er ftopDte auf.
hierbei berührte „SBr)ite ©roß" mit feinem
Söadborbljintcrfdjiff ben Äatjn oon ©ngel unb
burd) biefe SJerüfjrung fiitb bic eingeflagtcn
Stäben entftanben. 3r8fno e'n ^ßerfrfjulbcit
ber gütjrung be* „SBfjite ©roß" ift hierbei nid)t
crftajtlia). Der „©bite ©roß" fubr fo Dorfidjtig
wie möglich; er t)at nur ganj langfanie 5at)rt
gehabt; t)at jur Stffiftenj Dorne unb hinten je
einen ©d)lepber gehabt; er t)at bie Ääfjne, bie
it>nt feiner Ueberjeugung nach im ffiege lagen,
aufgeforbert ju Dertjolen; biefe feine Ueberjeugung
toar nicht ettoa eine frioole Anmaßung, fonbern
e* toar tatfächlid) fo eng, baß bie 3)urd)fat)rt
DieHeid)t gut gehen tonnte, DteOeid)t aud) nidjt.
@* toar baljer ridjtig unb borfid)rig bie Ääbne
jum Dermalen aufjuforbem unb ba ba* ^»afen-
gefe^ Dorft^reibt, ba& j^ät)ne unb ©d)uten auf
Hnforbem Don #afenIotfen Dertjolen müffen, fo
burfte $afenlotfe ©d)toarj aud) bantit red)nen,
bnß feinem 93efet)Ie 3foIge gegeben mürbe. @*
ift bab,er unberechtigt unb gegen ba* $afengefefe
Derfto&enb, toenn bie ftät>ne Don ©nget unb
SoHtjorn nid)t tierbolt r)aben unb unberechtigt
ift ba* Serlangen, baß „SBtjite ©roß" früt)er
al* gefd)et;en, hätte ftop^n müffen. „9Bh^
©roß" mußte an feinen SiegeDlafr; bie gab>
jeuge, bie it)n baxan fnnberten, mußten Dert)olen,
ba* fdjreibt ba* ^afengefe^ Dor unb jtoar mit
gutem ©runb; benn toeldje ©efat)r für anberc
©djiffe toürbe entftehen, toenn Äöt)ne ba*
Stecht tjötten, ben ©eebam^fern ben 2Beg jum
angetoiefenen ßiegepla^ ju DerfDerren. freilich
gibt ba* ©efefe ben ©eebampfern aud) nidjt
ba* 9ted)t, auf bie Ä8t)ne feine 9tüdficht ju
nehmen, aber fo liegt biefe ©ad)e nidjt. ©on*
bern tro& ber äußerften 93orftd)t t)at „SBt)ite
©roß" ben Äat)n Don ©ngel berührt unb
jmar nachbem er it)n rechtzeitig unb au*reid)enb
getoarnt hatte.
3n meinem »erläge ift erfdjienen unb burch
aüc a3ud)b,anblungen ju begehen:
über
Dom
Stanöjronkt öer (§cfd)irt)tc
unD Der Sunll
©in Seitrnfl jiir «Pfnlofoülne bev ^cifönlichfeit.
^reie A 2.-.
Otto SOTtifjntr* »erlag tu ^ambttrej.
Otie SBf.8t.tti «sitln». «am(iirt). ««ttttuntiftuit 4i. 8rt«f»rt*«t I MS. «nantaeRl. «rtaffntr Dr. •. %. «rankt!.
Itatf »on 3 c s n n »jari* SHr»«r, *>awbur<.
UIQIIIZ60
by Google
No. 5
25
No. II.
$anfe«H?tljt öteifljtöjetiimg.
jbaupfßfatl
laniiel^redjtltdie falle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sa^rgong bet $anbel*fieric$«-SettHug.)
?rci« fAr ben 3«|rgang: $«n»t' nnb «eiifatt mit Hcgiftrr 30 A — «outitMitt aSein mit Megifter 15 A
Beiblatt afein mit Mcgifer IS A
Jrdes Quartal tfauumra., ben 31. 3«nnar. 1907.
Jnbalt : (s$tn*t4gner dar! tBoIlen^aar in Xangennunbe
gegen bie giroia Äob. 9R. ©toman |r. iu Hamburg. —
London- & Northern Steamibip Co. Ltd. in Sonbon gegen
2out* Sireufu« de So. unb »enoffen. — 92. $. 8. Sdjulbt
in Hamburg gegen ©laaefmann & $orfd>ifr in Hornburg.
II. Qfft eis Sttbampfer für ben ©$aben »trautmart-
litb, ben eil jMifdjen Samufcr unb ffainiaucr lirgenber
Rnb,ti bakurd) erleibet, bajj bie Hbbäummia. be« Dampfer«
eine* 6tnrmr uitbt ft«nb>^Aft?
6tc0nng beftGtanert; gebärt er jur ©d)iff«befa*wng
«*b haftet bet Stceber für fein »erfdjniben ?
2>irfen im 9tad)»erfabre* über bie $3be be« Hnfyrudi«
neue ftnfprud)t geitenb gemannt »erben?
9er Vnfnruft eine« Jtnbne« barauö, bajj er bon einem
neben Um liegcnben ©eefdjiff gebratft mnrbt, ift ein
«nfprart) auf 3«faBiratBfto(j Don ö<t)iffrn.
©d)iff*eigner © a r l ©olfenljaar
in Xangermünbe
gegen
bie ftirma 91 o b. SR. Sloman j r.
in Hamburg.
S)er Kobn be$ Stläger* fcjat am 21. 9cobbr.
1903 am Krabnböft fltoifdjen bem abgebäumten
Dampfer „atteffina", ber Beilegten gebörig, unb
bet Kaimauer gelegen, Slu* ber „SDtefftna" fcjatte
ber flägerifdje Äa|n JBabung eingenommen.
Slbertbö 81/« U&r brad) infolge ©türme« eine ber
jletten, mit benen bie jum tlbbäumen bienenboit
Spieren befestigt Waren unb ber !lägerifd)e
&ab« rourbe jtoifdjen Kaimauer unb Dampfer
gequetfdjt.
4««fiattf«< »trHbHltitittti «inlHtlt.
Kläger bat junädjft ben flnafofajaben in
$öbe bon 920 X eingeklagt.
SBom S. ®. Hamburg K. V f. §. Würbe bie
Älnge am 10. Dejember 1904 abgewiefen.
© r ü n b e :
9lad) ben 3*ugenau*fagen «fliebt fidt), bafe
bie Urfadje bei SBredjen* ber »bbäumung be*
Dampfer* in bem (Sinfefcen eine* ftarten böigen
©türme* gelegen t)at. SSn unb für ftd) unb für
normale 93erc)ättniffe waren bie Ketten ftarf genug.
9tun fragt fi$ freilid), ob e* niajt ©adje be*
©eebambfer* mar, auet) für aufjerorbentlidje
f$rälle, Wie fylet einer eintrat, Storforge ju treffen.
DaS mufj jeborfj im allgemeinen berneint werben.
Denn im allgemeinen treten b>r ©türme nid)t
fo plöjjlid) auf, baf| nidjt, Wenn ber Drud be*
Dampfer* in ber Stidjtung auf bie Sorfefcen bin
ju ftar! Wirb, bie ba0Wtfd)en liegenbeu gabr0euge
nod) reid)Hd) #eit ^aben, fidb au* ber ©nge
berau*$ubegeben unb fidt) fo in ©tdjerfjeit ju
bringen. 9lnbernfaü* freilia), toenn ber dampfet
bie löfct)enben ober laben ben {Ja befuge nidjt
fortlaffen toiH ober toenn biefe auf irgenb eine
8ltt unb SBetfe bureb ©a)ulb be« Dampfer*
tatfädjlid) tierbinbert waren, fortzulegen, bann
ift aurb ber -Dampfer bafür beranttoortlidj, ba|
feine abbäumeborriajtungen bem ©türme ©tanb
ju galten toermögen. (Sin foldjer $aü lag rjier
aber nid)t bor. 3toar bebauptet ber Kläger, er
babe toeg legen tooden, fei aber junäajft baran
Digitized by Google
26
»©. II.
bcr&Jnbert, unb al* man it)n bann fdjlie&Iid)
fortgelaffen habe, ba habe er fid) ohne ©efaljr
nicht mefjr in ba* freie SBaffer am ftai neben
ben ©aml>fer begeben fönnen. ©ein ftefjt aber
entgegen, ba& &unäd>ft ber 3*uge 9Keter glaub:
würbig belunbet, ber ©tauer habe furj nadj
6 Ufjr ben ©Ziffer beranlaffen wollen, fortzulegen,
©er ©djiffer habe flc^ beffen aber geweigert unb
einen ©cf|lebber bedangt. @S ift ohne Weitere*
flar, ba|i bie* Verlangen unberechtigt War unb
bafj ber ©djiffer felbft für ©djleW>erhülfe ju
forgen hatte, fall« er foldtje brauchte. Unb Wenn
ferner richtig fein mag, bafc an ber einen Seite
jwei ©acuten ben 3lu«gang fberrten, fo ift bodj
nidjt erftd)tlidj, We«halb er nid)t entWeber an
ber anberen Seite l»erau«ge^oIt bat, ober bie
©acuten beranlafjt bat, ihm auf lurje Bett Sßla^
jju madjen. ^nfofern lommt man auch nidjt ju
einem anberen (Ergebnis, toenn ber ßaljn, Wie
SBeu bezeugt, an ber einen ©eite Wegen eine«
$onton* nicht be?au*fommen fonnte.
©ntfdjribenb ift, bajj e* ©adje bei ftläger*
mar, toie unb Wot)in er fortlegen Wollte, foWie
bafj er bom ©eebamfcfer nidjt am fortlegen
ber^inbert ift. Unter folgen Umftänben fann er
bem ©eebambfer leinen Vorwurf barau« madjen,
bafj bie orbnung*mäf)ia,en Slbbäumeborridjtungen
einer blöfrlidjen SBöe nidjt ©tanb gehalten
haben.
©a* O. S. @. IV hob auf Uägerifaje öe*
rufung am 14. ^uli 1905 ba* Urteil be* 2. ©.
auf, entfbradj bem Älagantrage bem ©runbe
nadj unb toie« bie ©adje an ba* S. ©. jurüif.
©rünbe:
©urd) bie erneute ^Beweisaufnahme f)at fidj
ein ganj anberer Satbeftanb l)erau«geftellt, al*
ba* 8. ©. auf ©runb bei ihm borliegenben
Setoei*material* al* borljanben annehmen
fonnte.
3imädjft bat ber ©teuerbije 93eu jefrt zu-
gegeben unb es ift nunmehr unbeftritten, bafj
ber Äatjn be« Äläger* bon oben her jmifdjen
ben ©antbfer unb bie Kaimauer gebogen ift unb
bafj er fomit, abgefeben bon einer etwaigen
sSeöinberung burdj ©acuten, auf bemfelben SBege
au« ber gefährlichen Sage hatte ^erauSgeboIt
werben Kirnen. Slnbrerfeit« ift ben übereilt*
I ftimmenben Angaben ber JBootSleute Starl UReJjer
unb fteege tote audj bei ftläger« felbft ju glauben,
bajj fie nadj borne — flufjabwärt« — nidtjt ber*
holen fonnten, Weil ber Stobn baburd) an bie
äufjerfte ©bifre bei ftratjnljöft« gelangt Wäre unb
bei bem orf anartigen ©türme, ber bamal* £jcrrfc^te,
fidjerlidj burdj SBinb unb SBelten ©djaben ge*
litten hätte, ©afj er am nädjften SRorgen flufc
abwart* bereit ift, betoeift nidjt* bagegen, Weil
ber SBinb über 92ocr)t abgeflaut mar.
<&i ift fomit fi<J>er, baß ber Äatm allein
auf bem SBegc flu&aufwärt* in ben SÄoIbauljafen
au* ber gefährlichen Sage jWifdjen ©ambfer unb
Slaimauer entfernt Werben Tonnte unb e* fragt
ftdj, ob biefer SBeg eben burdj 5Berfcbulben ber
©cbiff*befa|ung berfberrt Worben ift. ©ie* ift
ju bejahen.
9Werbing* hot ber 3^uge SBeu babei beharrt,
baß er feine ©deuten an ba* ^ecl be« ©ambfer*
beorbert habe unb baß bort leine gelegen hätten.
$ie* mufj aber auf einem ©ebächtni*fehler
beruhen, ©enn feine 99ehaubtung Wirb burdj
bie SluSfagen aller anberen Beugen miberlegt.
3cid)t nur ber ffläger felbft unb feine 58oot*leute
3Ket)er unb geegc, fonbern audj ber an Sufe 3
befdjäftigt geWefene ©tauer SBrage Wiberfbredjen
ihr. ©ie befunben im Wefentlid)en überem?
ftimmenb, ba& neben bem #cd be* ©arn^fer«
jwei ©djuten gelegen haben, bie bem Äaljn ben
SluSgang berfberrten unb ba§ ber ftläger ben
©tauerbije barauf hingewiefen hat- ©ie« gilt
baher bem ©eridjt al* erwiefen. ©en genaueren
Inhalt bei ©efbradje* haben bie 8eugen aller«
bing* nidjt gehört, aber Wa* ber ÄlSger jKrfön*
lidj barübcr beridjtet, entfbridjt fo burd)au* ben
Umftänben, ba& ihm unbebenflidj geglaubt Werben
fonnte. SRadj feiner Slngabe hat ber fttäger ben
©tauer, ber bie Arbeit an Sufe 3 leitete, auf:
geforbert, bie ©djuten $u entfernen, ift aber bon
ihm in grober SBeife abfd)lägig befd)ieben worben.
©o lange ber Äaljn Sabung au« bem ©djiffc
fibernahm, fönnen bie ©djuten nidjt jWifdjen
ihm unb bem ©ambfer gelegen haben; e* mug
alfo aud) wahr fein, bafj fie crft fttoifdjen beibc
gah^eufle hinetfflei°flen $nt>, al* ber Äaljn
etwa um 5 Vi Uhr ^eierabenb gemacht hatte,
unb nun ber Kläger ihn nach oben in ben
SDxolbauhafen berholen Wollte, ©ajj bie* ihm
unmöglich gemadjt würbe, gereicht bem ©tauer
Digitized by Google
jum 93erfdbulben unb tft bon ber Steeberei bes j
Dampfers gu oertreteri.
$)ie ©tauer, benen bie ©ntlöfdjung beS
©Riffes übertragen tft, gehören betanntltd), fo |
lange Re auf bem ©djiffe arbeiten, jur ©djiffSs
befa&ung. fcurdj fte übt bie SRceberei meiftenS,
unb fo auch in bem borliegenben $aHe, bie
Verfügung barübet, Welche gfcbr&euge jtoecfS
Uebernabme ober Uebergabe bon Sabung an
©djiffsfeite liegen bürfen unb ju ber im 93er=
fe$r erforberlidhen ©orgfalt gehört e«, biefe
Verfügungen fo $u treffen, bafe bie §rabr$euge,
bie, hrie ber &at)n be« ftlügerS, auf Slnorbnung
ber ©djiff«leitung an be« Stampfer« ©ette liegen,
nidjt burdb bie neu bjttjubeorberten galjrseuge
gefdjäbtgt ober gefätjrbet Werben. %ai tft aber
im ftreitigen gaHe gefdjeben, inbem ber ©tauer,
möge e« nun SBeu ober ein anberer getoefen
fein, jtoei ©acuten an bie ^nnenfeite be« $ecfS
beS Stampfers beorberte, fte audj mit ber Stampf*
toinbe borten jieben lieg, ohne borget bem Äafmc
©elegenbeit ju geben, ftd^ au* ber unftreitig für
it)n gefährlichen Sage 51t entfernen. S>er ©tauer
bat bie« trojj JßrotefteS bei ftlägerS in ber
fabtläfRg fallen äReinung getan, baft ber Stabn
cbenfotooljl nad) borne herausholen fönne, toaS,
wie oben bargelegt, burcfj bie ©röfte ber bnmit
uerbunbenen ©efaljr aulgefrfjloRen toar. @r bat
alfo burefj feine berfefjtte Slnorbnung ben Äaljn
genötigt, in ber gefäljirlirfjen Sage ju bleiben
unb tft fnerbureb an ber alsbalb eingetretenen
9ef$äbigung beS jfohneS fdjulbig getoorben,
Weshalb bie 93ef(agte gemäß § 485 bei ©• 95-
für ben ©chaben ^oftet.
Huf bie Vorwürfe betreffs ber $altbarfeü
ber SIbbäumung, bie übrigens allem Slnfrfjeinc
narb unbegrünbet Rnb, fommt cö hiernach nicr)t
mehr an.
Kläger fa,at fobann in elfter 3nftan$ auger
bem &asfofd>aben bon 920 X ©rfafc bon
18 X an ©djleppfoften unb 1200 X an ent=
riangenem ©eWinn geforbert.
StaS 2. ©. Ä. V f. errannte am 6. ftebruar
1006, bajj berÄläger mit btefen neuen Slnfprüdjen
ab$u Weifen fei.
©rünbe:
3m ©treite ftnb nod) 1218 M, bie Kläger
als Weiteren ©rt)nben*erfafc, unb jtoar in X für
27
Na. 11.
©djlepplobn, 1200 X für entgangenen ©etoinn
bom SBeflagten forbert.
Sta biefe »nfbrüc^e erft nad) <Erla& beS
$toifdhenurteils beS $anfeartfd)en D. 2. ©. bom
14. Januar 1905 erboben Worben finb, fo Rnb
bie ©rünbe biefe« Urteil«, Wie bereit« in bem
fltoifdjenurteü biefe« ©eridjtS bom 21. Ottober 1905
ausgeführt, aurf} für biefelben nidb)t maßgeblich-
®S toar bielmebr ben Parteien erneut ©ehör ju
geben unb erneut ju entfe^eiben, wenn audj bie
gleiten Xatfacben unb bie gleiten ertoagungen
ju ©runbe ju legen finb.
5>a« O. S. ©. fyatte in feinem Urteil bom
14. 3uli 1905 ben Hägerifdjen «nfprutb bem
©runbe nadj für berechtigt erflärt, toeil ber
©rbabe auf eine fdjulbljaft falfa^e Slnorbnung
bei ©tauerbijen Seu jurüdjufübren fei unb bie
IBeflagte bierfür bafte, ba ber ©tauer betanntlicb
jiit ©ebiffsbefa^ung geböte, ©runbfäfelieb gebört
nun aber gerabe nadj ber $ubifatur ^er ^>am=
burger ©eridjte (ugl. ^anf. ©er *8*0- J&btbl. 1887
«Rr. 221, 1892 SWr. 95, 1901 9lr. 51, bgl. ferner
©djab« ju § 481 ©. 93. 8lnm. 3 unb Seo
bafelbft «nm.), ber ©tauer nicht jur ©djiffSs
befafeung. 92ur au«nabm«toeife fommt e« bor,
ba& bie SHrt ber bem ©tauer jugetoiefenen 'tStv-
ridjtungen unb ein 8lbbangigfeit«berbältni« bom
Äabitän ober ben ©djiffäofftjieren, ihn ju einem
HJUtgUeb ber ©djiff«befatung madjt (bgl. ^anf.
®er.=3tg. ^btbl. 1889 SRr. 78).
S)a« ©ericht bat baher auf Hntrag ber
»eflagten nodjmal« ben ©tauerbijen »eu über
bie Mrt feiner S3efdjaftigung auf ber „SRefpna".
fotoie barüber bernommen, ob er berpHicbtct
getoefen ift, ben Slnorbnungen ber ©d)iff«offtjicrc
nachiufommen.
9cach bem ergebni« ber JBetoe^aufnahmc
fann nun nad) Slnficbt be« ©ericht« ber ©tauers
bije 83eu fcineSfaü« al« jur ©rbtffsbefa^ung
gehörig betrachtet toerben, benn toie S3eu befunbet,
hat er bie ©efamtentlöfrbung beS „9Kcfftna" bor=
genommen unb feine bteSbejüglichen Slnorbnungen
felbftänbig getroffen, ohne baft er ben SBeifungen
beS an 93orb beftnblid}en ^weiten Dffijier« ju
gehorchen hatte- ®«<b bamit, baft 93eu bie
5)ambftoinbe benufcte, ift er nadj SInfidjt bei
©eridjtS noch nicht ^tiit aflitglteb ber ©djiffS^
befn^ung geworben.
Digitized by Google
28
Ko. 11.
3nfotoeit alfo bfe öeflagte für ein angebliche*
93erfd)ulben beä Stauer* al* SRttgüeb bet ©d)iff**
befafcung beranttoorttich gemocht toirb, ift fic
bon bet Haftung freisprechen. (Sine Haftung
ber 93eHagtcn au* § 831 93. ©. 93. ift bont
.ftiäger nicht erneut beraubtet toorben, bon einer
folgen mürbe aber auch nicht bie Siebe fein
fönnen, ba 93eu, »ie er erflärt b>t, feit 188G im
©tauerbetriebe tätig ift, beinnach bie genügenbc
(Erfahrung befifrt unb ber 93eHagten ein 93ortourf
toegen ber 9u*toaht biefe* ©tauer* nicht jut
Saft fällt, ©inet nochmaligen Sßrüfung, ob bem
93eu ein 93erfd)ulben beijumeffen ift, bebarf e*
bemnact) nicht mehr.
&ucb, barauf, ob ber ©traben bieHeidjt burch
fdjulbhaft falfdt) aufgeführte Slbbäumung ober
burdt) ben mangelhaften guftanb ber gebrochenen
Stette entftanben ift, pnb bie Parteien nicht
gurücfgefommen. $>a* @eridr)t hat geglaubt,
bezüglich biefe* fünfte« ebenfo, tote in bem
Urteil bom 10. Stejember 1904 jur Verneinung
ber ©eranttoorthehfeit ber 93etTagten (ommen ju
müffen. ®enn bie £eugen 93eu, ÜJiet^er unb
Äopitan Sfibde haben übereinftimmenb auägefagt,
ba& bie Slbbäumung burct)au* borfctjriftSmä&ig
unb bie gebrochene Äette bon normaler ©tärre
unb burebau« nicht fcfmbhaft, in*befonbere nicht
berroftet getoefen fei, ber 93rucf) ber Jtette biet*
mehr burch bie orfonartige 93öe ^erBeißefar)rt
toorben fei.
3)a* borftehenbe Urteil be* 8. ®. tourbe
bom ©. 8. ©. I am 16. 9cobember 1906 toieberum
aufgehoben unb erlannt, ba& bie Stnfprüehe auf
©rfa& bon ©chlcpploljn unb entgangenem ©etoinn
bem ©runbe nach berechtigt feien.
©rünbe:
®a* 9t. ©. h«t im 93b. ö8 9er. 10 bie ftrage,
ob im Jiachberfahrcn noch toeitere ©djaben**
erfa&anfbrüchc gcltenb gemacht toerben fönnen,
babjn entfehieben, bafj bieg projcffual juläffig fei,
bafj aber ba* über ben ©runb be« urfpnlnglidjen
Älaganfbruche« abgegebene Urteil fich nur auf
biefen, nicht auf bie im 9cadjberfahren über bie
#öb> weiter geltenb gemachten ©djabcnSerfafc
anfprüdje bezieht. 3n beiben fragen folgt biefe«
@eridjt ber ©ntfeheibung be* SR. ©. unb bertoeift
auf bie Ausführungen be* gitterten Urteil«.
SBie fchon in ber (Sntfdheibung 93b. 28 p. 425
au*gefprocben toar, bezieht fich bie ®ntfd)eibung
bei 3toifcc)enurtcil* über ben ©runb be« ?I nfprudje*
nicht auf bie erft fbftter erhobenen toeiteren Mn=
fprüdje; für bie &ragc ber Verjährung toar
gleiche* au*gefprod)ett fchon in ber ©ntfeheibung
bei 9t. @. 93b. 57 9lr. 82.
(5* ift bähet für bie im 9cacb>erfabren neu
geltenb gemachten «nfprüche auf ©rfafr be*
inbireften ©dbaben*, be* entgangenen ©etoinne«
unb bei ©ctjlepplohne* ber gefamte Vrojeflftoff
nachzuprüfen.
9Ba* bie grage ber Verjährung angeht, fo
hanbelt c* ftdt) um Stnfprüdje auf ©d)aben*erfafe
bie au* bem 3ufamtnenftof} bon ©djiffen hcr*
geleitet toerben. Die Vertagte trat aüerbing*
behauptet, ba& nur ein 3ufammenfto& atoifdjen
©djiff unb Äai borläge, toeil ber ttögerifche Äaljn
jufammen mit ber „Weffina" gegen bie 5raimauer
getrieben fei. 3)a* ift aber unrichtig; toenn ein
Srahn neben einem ©eefcbjff liegt, um ju laben
ober ju Idfchen, fo liegen bie beiben ©chiffc nicht
hart nebeneinanber, fonbern e* ift ftet* ein
3toifchenraum borhanben, toenn biefer auch gering
fein mag; ftet* toirb barauf geachtet, ba& ber
Äatm ober bie ©djutc tunlichft frei fchtoimmt,
fei e*, ba| ^enber ba^toifchen gebunben toerben,
fei ei, bag man burch bie 8lrt ber S3ertäuung
ben gleichen (Srfolg ju erzielen fudt)t; babon ba&
ber Ilagerifche Äahn an ber „SDleffina" gelegen
hätte, toie jtoei polterte ^oljftücte raumlo* aufs
einanber paffen, fann gar feine 9tebe fein unb
toenn, toie nicht ftreitig, ber Hagerifche Äaljn
jtoifchen Äaimatter unb „9J?effina" gequetfetjt ift,
fo ift ber flägerifche Äohn auf ber einen ©eitc
mit ber Kaimauer, auf ber anberen Seite mit
ber „SDcefftna" jufammengefto&en. @* greift baher,
ba bie „9Jlefftna" ein ©eefchiff ift, nach § 901
9ir. 2 ©. 58. bie jtoeijährige 58eriährung«frift
Sßla|>, beginnenb nach § 003 9er. 3 ©. 93. mit
bem Sblauf bei 3|ahre* li>03. 3)a bie Slnfprüche
im Saufe be* 3tahrc* !006 geltenb gemacht finb,
fo ift bie @inrebe ber 93erjährung bom 8. ©.
mit Olecht surüdgetoiefen.
2Ba* fobann bie %vaa,e bei faufalen 93er=
fchulben* bei ©tauerbije 93eu angeht, fo bertoeift
biefe* ©ericht auf bie3utreffenbc93etoei*toürbiguug
I bei 0. 8. ©. IV im Urteil bom 14. 3uli 1905
| unb macht fiefj bie gleichen fteftftcQungen ju eigen.
Digitized by Google
(?* banbelt ftd^ fobann nod) um bie §rage,
ob bet ©tauerbqe 33eu al* $erfon ber ©djiff*=
befafoung an$ufef)en ift ober nid)t. SBenn man
bie $}ubifatur burrijfieK fo ftnben fid) abWeidjenbe
Urteile über bie tfrage, ob ein Stauer al* $$erfon
bet SdnTfsbefafrung an&ufeljen ift (cf. #anf. ®er.=
3tg. $ptbl. 1887 Kr. 121, 1901 3lr. 61, 1889
9er. 78, 1892 9tr. 95, 9t. ©. 13 p. 117). 3Ran
fann ben Ausführungen biefer Urteile entnehmen,
bafj man ber $rage nid)t gerecht wirb, Wenn fie
au allgemein gepellt wirb. ©* gibt 6>r in
Hamburg Stauer, Weldje ba* Söffen toon See»
idjtffen al* felbftänbige ©eWerbctreibenbe über*
nehmen unb e* gibt Stauer, bie im feften S)ienft*
toerf)ältni* einer einzelnen Seeberei fteljen; aud)
bie Xätigfeit ber Stauer ift fpäufig eine 00114
toerfdjiebene. SuWeilen befdjränfen fie fld^ auf
bie eigentliche Xätigteit eine* Stauer*, tun nidjt*
weiter, al* ba& fie bie Slnorbnungen treffen unb
Sir betten ausfuhren, bie erforberlidj jtnb, um ein
@d)iff leer machen, $u weiten toerridjten fie
arbeiten, bie gan$ jWeifello* Sadje ber ©djiff«:
befafeung finb, Wie ba* 83ertöuen. Qe nad) bcr
Stellung be* Stauer* unb je nad) ber £ätigfeit,
bie gerabe im (Sinjelfaü in ^rage fommt, b,at
man bie ftrage ju beantworten, ob gerabe biefer
Stauer bejüglid) gerabe biefer Xatigfeit a(*
$crfon bet Sd)iff*befafeung anjufetjen ift ober
nidjt unb bie ftrage fo geftellt, fommt aud) biefe*
©eridjt $u bemfelben ©rgebni«, wie ba* D. 2. ©. IV
in feinem Urteile toom 14. $uli 1905.
$8eu ftattb im ÜBodjIoljn bei ber SBeflagten,
toie et felbft au*fagt, er ift alfo fein felbftänbiger
©ewetberreibenber, fonbern Slngeftellter ber SBe^
flagten unb bie fraglidje 2ätigfeit rrfp. bie
fragliche SInorbnung, bie toon 93eu getroffen ift,
unb bie für ben SdEjaben faufal War, ift eine
fold)e, Weldje bie Sd)iff*Ieitung ju treffen fjat.
Hudj bie*begüglid) Tann auf bie Ausführungen
be* O. 8. ®. IV lebiglidj toerWiefen Werben.
Sebient bie Sd)iff*Ieitung fid) be* Stauer*, um
berartige Änorbnungen ju treffen, fo ift infoweit
ber Stauer al* temporär HngefteHtcr aud) $erfon
ber Sdjtff*befa(>ung.
99
no it-ia.
18. ®Ut tlic fiakang 9t trtifct, wnu t$ \u »et
^)HBptfniI)e lafc ftltkta bbb nt ib (inm fteints Zeil
Abbi ^wtrft ftd)trtr Stanunfl in ScrfcB war, in Sinn«
bcr IjBmbttrgifdjtnSifdiDfrprknBqB al« eine „left ©rtrci»r<
London- & Northern Steamship Co. Ltd.
in Öonbon
gegen
Soui* Srebju* & (So. unb ©enoffen.
Sie iBeflagten ftnb fonnoffementSmä feige
Empfänger einer Sabung toon 3906000 kg 2Rat*,
Weldje mit bem Stampfer „^ßenboWer" öon Sa
^(ata in ben biefigen $afen fam. Ser Sampfer
Würbe in ber Seit Pom 22. September bi*
3. Oftober 1905 gelöfdjt. $a* Söfdjen nab^m
10 S(rbeit*tage in «nfprudj. SU* «öfd)jeit foQ
nad) bem gradjtbertrage bie im £5fd)ung*$afen
geltenbe in SlnWenbung fommen. Ueberliege^eit
fo(I nad) einem beftimmten Safe für ben Xag
berechnet Werben. Sie ©mpfänger b.aben pdb im
jtounoffement, ba* auf ben ^rad)tnertrag 58ejug
nimmt, biefen Seftimmungeu unterworfen. $ie
Parteien finb ftd) bementfpred)enb barüber einig,
bag bie »öfdjjeit nad) § 2 ber Hamburger Ser«
orbnung toon 1889 betreffenb 8öfd)jeit für
Seefd)iffe im f>amburgifd)en ^afen für einen
iRaumgefiaU toon 1709 iRetto JReg.^Son« ju
beredten ift. 9?ad) 81nfid)t ber fttögerin hf-
trägt banadj bie Söfdjjeit 9 Xage, Weil bie
Sabung unter bie SRubrif „lofe* dVetreibe" fade,
Wäb^renb bie iBeflagten nad) ber SRubrif „Slfl«
gemein" für ben 5)ampfer bie elft8gige Siegejeit
beanfprud)en, ba bie Sabung nid)t au*fd)Iie|lid)
au* lofem ©etreibe beftanben b^abe unb fie Wollen
be*b,alb ben im Orrad)ttoertrage toorgefef)enen Sa ^
für ben 10. 20fd)tag nid)t bejahen.
Sur näheren 93egrünbung ber Älage ift
toorgetragen :
SIKerbing* feien toon ben 3906000 kg^Hai*
178000 kg in 3300 Säden toerlaben gewefen,
wäb^renb ber Oteft in (ofer Sabung beftanben
b>be. ©leidiWo^I mfiffe bie Sabung im ganzen
a(* „8ofe* ©etreibe" gelten; benn man b,abe,
entfpred)enb ber im ^radjttoertrage sub 3 au«;
bebungenen 2Ba^I, ba* ©etreibe lofe ober in
Säden ju berfd)iffcn, (ofe* ©etreibe toerlaben
Wollen, unb fo fei aud) nad) bem Äonnoffement
bie öabung al* lofe* ©etreibe toerlaben Worben.
Sie Verlobung toon 178000 kg in Säden fei
mir auf ©rnnb ber «eftimmung sub 29 be*
Digitized by Google
30
No. IS,
ftrachtbertrage* gefdjeljen, Welche für ben gall
ber Berfdjiffung in lofem 3uftanbe bcm Slblaber
auferlege, auf Verlangen be* Äabitän* bi* jju
15 Brogent ber Sabung in ©aden $u laben.
Siefe Beftimmung fei be*halb normen big, Weil
anbernfaD* ein liebe r f et) tefjen ber Sabung unb
baburdj eine ©efätjrbung be« ©dn'ffe* eintreten
fönne. Surdj biefc BorftdjtSmajijregel, bie alfo
nur «Wittel ju bcm 3wed fei, eine Sabung Iofen
©etreibe* über ©ee beförbern ju tünnen, Werbe
natürlich bie einmal gewählte Slrt ber Berlabung
nic^t geänbert. hierfür fbredje in*befonbere auch
bie «hrwägung, ba& bie erforberliche fixere
©tauung ebenfogut auf anbere Seife al* gernbe
burrf) ©äffen ber Sabung felbft, etwa buref) mit=
guberlabenbe Fretter herbeigeführt Werben Iflnne,
woburdj aber bie Sabung Iofen ©etreibe« leine**
foIXö ju einer „allgemeinen" Sabung im ©innc
be* § 2 be* Söfchgefefre* werbe. Slnbernfaß*
laffe fid) überhaupt (eine Sabung betreibe al*
„lofe* ©etreibe" berftfnffen. Sie* fei aber gerabe
burdj ben grradjtbertrag beabfichtigt unb jwar
auSfcbliefjlicb im ^ntereffe ber Berfenber, benen
baburdj bie erheblichen Soften be* ©infaden*
erfbart blieben.
Sie Beflagten trugen bor:
Sa* Berhältni* ber im § 2 be* Söfdjgefefee«
aufgeftellten Slubrifen $u cinanber fei fo ju
berfteben, ba& bie Berechnung ber 8öfrf>jeit nach
ber Stubrif „Slllgemein" al* Siegel, nach ber
Slubrif „Sofe* betreibe" al* ShiSnafjmc für
einen gang befrimmten gall in Betracht fontme.
treffe biefe $(u«nahme nicht genau ju, Weil ein
Seil ber Sabung, möge er auch noö) fo gering
fein, nicht in lofem (betreibe beftehe, fo habe bie
Sabung alö „Allgemein" ju gelten; beim für
foldje 3meifel*fäße müffe eben bie Siegel gelten.
Ob biefer anbere Seil ber Sabung au* ©etreibe
in ©äclen ober fonftigen ©tüdgütern beftehe, fei
gleichgültig, ®benfoWcnig fomme e* barauf an,
au* n>elchem ©runbe nicht au*id>Iie&lid) Iofe*
©etreibe berlaben Werbe.
Sa* 8. ©. Hamburg VII f. cntfbradj
am 6. Februar 1VKX> ber auf 3ahl««9 bon 912 M.
gerichteten Älage.
© r ü n b c :
'Sie hamburgifche Berorbnuug betreffenb
Söfchjeit für ©eefchiffe im t)amburgifd)en $afen
ftettt im § 2 bie Stauer ber Söfchieit berfdjieben*
artig feft, je nadjbem bie Sabung unter (bie
Slubrif „lofe* ©etreibe" ober „Sittgemein" fällt.
Sa ba* @efe& aber nur bi*bofttiber Scatur ift,
fo fönnen Serfrachter unb Befrachter, etwa burch
j Vereinbarung einer befrimmten Siegelt, bie
| Slnweubung biefe* ©efe&e* überhaupt auÄfdjHefjen
ober bereinbaren, ba& bie bort gegebenen Bor»
I fchriften über bie Söfdjjeit in abweichen ber gform
i jur StnWenbung gelangen fotlen unb fie Können
bähet auch beftimmen, bajj eine beftimmte Slrt
ber Sabung, auch wenn auf fie an fid) ber gefefr*
liehe Begriff „Slllgemein" ober „lofe* ©etreibe"
nicht böflig zutrifft, unter eine biefer Slubrif en
fallen foff.
Slun fteht aHerbtng* in feiner SEBeife feft,
bafi bie Slblaber ober ber Berfrachter bei gefts
fteHung ber ©bortebartie ober be* ftonnoffement*
an bie folgen gebacht h°bcn, Welche au* ber
Berlabung*art für bie StnWenbung be«$amburger
Söfdjgefe&e* entftet}cn würben. »Hein barauf
fommt e* auch m einzelnen nicht an. ®* genügt,
bog au* nertjiffen grunblegenben Bereinbarungen
rechtliche folgen entftehen tonnten unb ba& biefe
folgen nicht au&er aller Berechnung lagen.
Öfür ben borliegenben $aU mujjte unb tonnte
mit folcher SRögltchfeit gerechnet werben. Sie
normale Söfchjeit ift je nach ber Slrt ber Sabung
eine berfchiebenc unb e* entfbrid)t ber gefdjäft«
liehen ©adjlage, wenn eine Sdfchberorbnung bie
Söfdjjeit je nach ber Slrt ber Sabung normiert.
SBenn e* baher auch richtig fein mag, bafj bie
Kontrahenten be* ftrachtbertrage* junächft nicht
i an bie SSirfung ber in ber Älage aufgeführten
Stlaufeln auf bie Beftimmung ber Söfchjeit gebacht
| h«ben, fo bjnbert bie* boch nicht, bnfj bie Sabung
I berrraglicl) ju einer Bulflabung geworben ift,
': bafe fie bementfprechenb im jtonnoffement auch
I al* Bultlabung bezeichnet ift unb bag fie al*
folche überall ba ju behanbeln ift, Wo e* auf
biefe ©igenfehaft rechtlich anfommt.
®* faun auch hiergegen nicht eingeWanbt
werben, bajj bie ©harafterifterung ber borliegem
ben Sabung al* Bulflabung begrifflich ober boch
mit Slücfjtcht auf bie Technologie ber ha»«bur=
gifchen Söfchberorbnung finnwibrig fei unb bafj
I e* baher einer au*brüct(ichen ^nbejugnahme ber
I lefrteren beburft hötte. Sie in ©äden ber^
I fchifften H.SUOOkf? bilben noch nirtjt 4 bGt. ber
Digitized by Google
gefamten SRaiSlabung. 2>iefer Sßrozentfafe ift
ein fo geringer, bafj man im 3ufammenba(t mit
ber unbestrittenen Seranlaffung jur teilmeifen
(Sinfactung eine berartige auf ©barterbartie ein-
bei t lieh berlabene Sabung ofme Siebenten als
lofe* ©etreibe bejeidjncn barf.
Stafj enblid) ben (Smpfängern burd) bie
Dom ©eridjte gebtUtgte Sluffaffung eine bon
bornberein nicht in ^Betracht gezogene erbeblicbe
SRebrbelaftung aufgebürbet wirb, fann nicb,t an«
ertannt werben. 3Wit größerem Oted^te mürbe
fich bai ©djiff barüber beflagen fönnen, ba& ei
einen weiteren Söfdjtag nur beSbalb bewilligen
mu&te, »eil ber 22. Seit ber Sabung in ©äden
entlaßt mirb.
SBeflagtifche Berufung Würbe om 18. 9?ob.
190T> bom D. S. ©. VI verworfen.
CfcntfcheibungSgrünbe:
Ob eine Äobung ©etreibe, mie bie bter in
Orroflc ftefjenbe, bon ber ein berbältni&mäfug
fleiner Seil (4 b$t.) tot safe stowage in ©öden
oerlaben ift, im ©trme ber bamburgifeben Söfd)*
berorbnung bom 29. Stejember 1899 al« eine
„lofe ©etreibelabung" ober als eine „allgemeine"
Labung gilt, fann für ben borliegenben %aü
bafjingeftellt bleiben, weil ei l)ier nid)t auf bie
SBebeutung biefer SJeftimmungen an fid), fonbern
barauf anlommt, Wie bie Äontrabenten bei
2lbfdjlufj ber ©harter bie Sabung angefeben
wiffen Wollten. Stenn ben Slu&fübrungen bei
8. ©. ift barin jujuftimmen, ba| bie gebaute
SJerorbnung, bie auf ©runb bei § 7 bambur-
gifchen ©efefee« betr. auiffibrung bei ©. 99.
unb bei § 595 ©. SB. erlaffen Worben ift,
burdj «ertrüge ber SBarteien über bie Stauer
ber Söfcfjjeit abgeänbert werben fann unb bafe
ei babei (einen Unterfcfjieb macht, ob biefe
»bänberung unmittelbar ober inbireft burdj I
^Bezeichnung ber Sabung ftatt in ber harter
beftimmt toirb. Sefrtere* ift bier burd; bie |
£t)arterllaufcl:
should charterers elect to load in bulk |
they must supply a sufficient quanty of
cargo in bags for safe stowage as required
ge[cr)eben, Wie bei näheren in bem angefochtenen
Urteil jutreffenb erörtert ift unb biefer 8 b*
maebung baben Rdj bie SBeftagten als (Empfänger
burd) »nnab^me ber Äonnoffemcnte, in benen
31
No. lt-lf.
auf bie Charterpartie SBeftug genommen unb
bemgemüB bie Sabung auch ali eine Sabung
„in bulk" bezeichnet toirb, unterworfen. Starnacb
War bon ibnen bie ©ntlöfcfaung be« unftreitig
1709 %oni netto register meffenben ©ebiffeä in
ber nad) § 87 ber Charter aecording to the
custome of the Port of discharge zu beftimmen-
ben Seit, mitbin nad) ber infoweit mafjgebenben
bjefigen Söfchberorbnung binnen ber für lofe*
©etreibe borgefdjriebenen grift bon neun Sagen
ju bewirten unb ift, ba biefe grift um einen
Sag nicht innegehalten Würbe, bafür Siegegelb
gemäß biefer Sbarterflaufel jU entrichten. Star
Umftanb, baß ©adlabung Weniger rafdj als lofeä
©etreibe entlöfcbt werben fann, fällt in Anbetracht
ber bon ben Parteien gewollten geftftellung nicht
in'i ©eWicht.
93on SBebeutung würbe ei jeboeb geWefen
fein, Wenn e« bierort« gebräuchlich Wäre,
Äabungen ber borgebadjten 8lrt anber« $u be*
hanbeln, audj toenn bie Sbarler Re ausbrüdltdj
ali SBulflabung bezeichnet. (S* r)ätte bann am
genommen werben fönnen, bafe biefe ^Bezeichnung
nicht fo Wie oben gefche^en, au^ulegen fei unb
ei erfebien beifyalb angemeffen, tyexübet noch
©achberftäubige ju hernehmen. Diefe SBeWete=
aufnabme b^at jeboch ein bötlig negaribcö ©rgebniö
gehabt, bie brei auf Borfchlag ber ^anbel8=
fammer ernannten ©aebberftänbigen ^aben über
einen SBraud) ber gebachten 9lrt nicht* befunben
fönnen. ®Ä ift bamit erwiefen, bag ein folcher
93rauch nicht beftebt.
18. VcteHhMfl Ut 0c{Hn«nng, bo§ ju ifk
„ab rmat m the cnstoin of the port will »dmlt". —
Turi^ kieft RUnftl ifk ti*e »crtragSmiiigc ^cfifr^ung ber
i'öf^jfit Im ©inne »«n § 5»5 W. ». gtlroffen.
92. $. ©d)ulbt in Hamburg
gegen
©taadmann & ^orfdjifr in Hamburg.
%ai O. 2. ©. V entfbrach am 14. fcejember
190G ber auf 3ablung bon jWei 8iegeta,ien ge=
richteten Älage.
© rünbe:
Unbeftritten fyatte bie SBeflagte nach ber
(Starter, auf bie ba8 Äonnoffement berWeift, „as
fast as the custom of the port will admit' ju
löfchen. 3)ie SBeflagte glaubt, bag burdj biefe
Älaufel eine bertrag«mä&ige gefrfefeung ber Stauer
Digitized by Google
32
Ko. IS.
ber Söfdjjeit im ©inne be* § 595 $. ©. 99. nidjt
getroffen unb bog beÄ^alb bie bamburgifdje ^öfdj«
orbnung für biefe 3rrage entfdpibenb fei. SJicfer
Huffaffung ift inbeffen nidjt beijutreten. ©d)ab«;
führt aderbing« im „Seutfdjen ©eeredjt" § 595
Sin in. 1 au*, bag eine Otftfefeung ber Stauer ber
Söfdjjcit im ©inne bicfe* 83aragrabhen nur bann
borliege, wenn au* ben getroffenen Abmachungen
erfidjtlid) fei, nadj melier 3'»* (fjf Söfc^frift)
ober an Weldjem Sage (pjer Söfdjtermin) bie
fiöfdjjeit ju ®nbe fein foDe unb bog beSttalb eine
fötale t^eftfejung nidjt borliege, wenn nur eine
mdglidjft fdjneUe (Sntlöfdjung bereinbart fei. gür
feine Slnftdjt beruft er fid) auf eine Gntfdjetbung
bei 9t. O. ®. »b. 25 9lr. 37. SJiefe ©nt=
fdjeibung befaßt fidj aber gar nidjt mit bem
§ 595. fonbem mit § 569 $. &. 93. (Hrt. 570
alte« ©. 93.), ber torrefbonbierenb mit § 569
borfdjreibt, bog bie lleberliegejeit ohne weitere«
beginnt, Wenn bie Steuer ber Sabejeit (§ 696
ber Söfdjjeit) ober ber lag, mit welkem bie
Sabejeit (§ 596 ber Söfdjjeit) enben foll, burdj
Vertrag beftimmt ift, Wätjrenb anberafaU* ber
99eginn ber lleberliegejeit toon einer entfbredjem
ben Srtlärung be* SJerfradjter* gegenüber bem
anbern Seil abfängt. Sta« 91. 0. $. ©. führt
aus, bag eine ©tflärung bei Serfradjter«, bie
Sabejeit fei abgelaufen, nur für bie gfäUe bor*
ßcfd)rieben fei, in benen bie Stauer ber Sabejeit
entWeber übertäubt nidjt ober nia)t berartig
beftimmt fei, bog lb> (Snbe nidjt burd) einfache
33eredjnung unb burdj blogen ffiinblitf in ben
Äalenbec ermittelt werben fönne, fonbem nadj
ben Umftänben be& einzelnen graue* ju arbirrieren
fei, Weil in foldjen fallen bie Slnfidjten ber
99eteiligten über ben Hblauf ber Sabejeit au&
einanber gehen fiJnnten. ©ine foldje Unfidjerbett
über 93ered)nung ber ftcit fei nur auägefdjloffen,
Wenn eine „fire Sabejeit" ober ein „fixer Äabung**
termin" feftgefteßt fei unb nur in foldjen gäHen
bebürfe ei baljer einer ©rflärung bei 83erfradjter*
nidjt. S)iefe an ber ^anb ber &ntftebung«*
gefdjid)te be« @. 33. gegebenen ©rünbe treffen
boHauf du für bie §§ 569, 596, nid)t aber für
bie §§ 508, 595 $. &. 99. Siefe $aragrabb>n,
bie fidj aud) in ihrer gaffung bon ben §§ 569, 596
unterfdjeiben, beftimmen lebiglid), baß, foweit
bertraglidje »bmadjungen nidjt borliegen, bie
Srtlidjeu 93erorbnungeit, ebentueO berDrtägebraud)
unb, Wenn aud) ein foldjer nidjt beftebt, bie
9lngemeffenheiteutfd)etbenf ollen, eine33eftimmung,
bie audj für anberc 93crbältniffe gefe&lid) häufiger
getroffen ift (bgl. j. 93. 93. ©. 99. §§ 612, 682).
£$n gleichem (Sinne bat aud) bereit* ber Hl. ©enat
biefe* ®eridjt* in ©ad)en 9teinho(b c. 9teitu-cfe
unter bem 31. Januar 1891 (#anf- ©«• 1 8*0-
$btbl. 1891 9tr. 79) errannt. Stag ba« bie 99e=
beutung biefer 93aragrabtjen fein foüte, (offen
aud) bie Beratungen bei ©efe&enttourfe« erfeunen
(cf. 33roto!otte 6. 2078 fg., 2115). $ie ^ambur^
ajfdje Sdfd)orbnung lommt benuiad) nid)t jur
SlnWenbung, wenn burd) 93ertrag feftgefefet ift,
bog bie Söfd)ung „as fast an tlie custom of the
port will admit" $u erfolgen babe. 3n borliegen=
ber ©adje b^at nun bie 93ef(ogte am 16. unb
1 7. ^ebruor nidjt geI3fd)t, obwohl fie baron burdj
örtlidje 93orfd)rifteu ober burdj ben £)rt*gebraudj
im Hamburger ^afen nidjt berb^inbert War, in
Jolge beffen ift bie jum @ntlüfd)en erforberlidje
8eit um jWei Sage ob^ne SJerfdjuIben bes ©djiffer«
überfd)ritten unb 93ef(agte barum nad) § 602
^. ©. 99. berbflid)tet, für biefe 3eit Siegegetb
ju bejob^Ien.
3u bem gleidjen Grgebui« Würbe ei übrigen«
führen, Wenn bie b^amburgifd)e Söfdjorbnung jur
Mnwenbung ju bringen wäre. S)ie im § 2 unter A
unb B bafelbft aufgeführten Söfdjfriften fommen
fetneämeg« ob^ne Weitere* bem (Smbfänger ju,
fonbem fie gelten nur „al* 9legel" unb mit ber
in Hbf. 1 fidj fiubenben „SRaggabe". Hbf. 1 aber
fd)reibt bor, bag bei ber @ntlöfd)ung ©d)iffer unb
@mbfönger mit tunlidjfter 99efdjleunigung
ju berfabreit b^aben. ©teb^t be*b>lb feft, bag ber
(gmbfiinger biefer SBorfd)rift entgegen jWci Sage
unbenufet b^at berftreid)en laffen ob,ne burdj Um«
f täube, bie er nidjt ju beitreten ^ot, ber^inbert
ju fein, fo Wirb er audj bei ©eredjnung ber
8dfd)jeit nad) ber b^imburgifdjen Söfd)orbnung
^iegegelb ja bie n müffen. S)er bon ber 99e!lagten
angeführte ©runb, bog fie bon ifjrem 21bnct)mer
leine Orber gehabt babe, ift für bie bjer jur
(£ntfd)eibung ftebenbe grage bebeutung*lo«. S)e*=
Wegen mag fie bielteidjt ©d)aben*erfa^anfbrüdje
gegen ib^ren abnehmet haben, bie 9ted)täberhält*
niffe jwifd)cn ihr, als ©mbfänger, unb bem Älager
al« 93erfrad)ter werben baburd) nid)t berührt.
Ott» Weif *ttl
44, Bcrafrrtifer 1 SM. ffl«46t»»rtl, «ebafuu* Dr. «. t. •» r a »» 1 1 ,
m* 3«taaa 4>Uil« •Ihm, 4>am»«rt-
Digitized by Google
Mo. 6. iL
No. 14.
$anfeatifd)t ®tü$t%titm$.
jbaupt&fatt.
lanöeUreiMlidje lalle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sktygang ber f>anbelegeric^tft-3eituiiQ.)
*rti# fit Um JMrgaag: Mab Beiblatt Hit «tgiptr 90 A — ftaBbibfatt altin mit Negifter 15 A
Beiblatt eKeia mit Sttgifier 15 Jt
efrfles ^nctfit Hamburg, ben 7. ^ebrnar. 1907.
tt. »on ber ßinbfii & So. in Homburg
«flen 1. bie «orbbtutfäo Jarbeniabrif öoljnpfcl, G) m. b.
in Hamburg, 2. St. fflnb. 3ol>. Sooft. 8. fc. S. « SB.
14. IfilMtmr ©titbtmrb; barf eime ftlbftdnbigt
Xaa)tergefcBf4aft, Melker c* gefuttet lf», Suren n«ib
>>(■ $attatca ber WnitergeftOfetaft in fabrigierea, bit
»•■ letterer tratarbeaea Va6gcid|anagea aaf Htm
«riffttftrn anbriagta a|ae ^iaattid bnraaf, bat Hefe
*lai<*etajnBBgfB aidjt »an tyr felbft, faabera »aa ber
«calttrgtfeBfd>nfi »rworbea ftnk? — $Mrfea b«tgtei4ea
•bae »eiterca $iatati« ttagabra über bie «rljt be*
Uatfatjt« aab ber 0ef(|a|t»aa4bc|aaag bce 9Hutier|aafe«
ia biefrafpeltt bcrSoa)terteftQfd|ttft aafgcntmmcn »erb«?
ft. St. ©. Bon ber ttinben & ©o.
in Hamburg
gegen
1. bie 9?orbbeutfd)e $arbenfabrtt
#oIjabfel, ©. m. b. in Hamburg,
2. ©I. 3lub. 3ob. Sooft,
3. ©. ». SB. Rummel.
3)ie #oIjabfer« ©otnbofition* ©o. Sitb. ju
3?etocaftIesons£tyne fabriziert unb bertreibt aufjer
anberert Sacf-utibStttatllefctrbcn bie ifjt Jx>tfiitiertcn
fogenannten $oI&abferfdj)en ©rf>iff«farben. ©ie
unterbält Vertretungen unb 9iieberlagen in
oQen größeren #afenbtöfcen unb tyitte früher
auefj eine Vertretung in Hamburg, ^irfe
©iefellfcfjaft übertrug buret) Vertrag Dorn
23. 3»ni 1902 ba« Siecht ber Sabritation unb
bes Vertriebe« iljrer ftarben an bie äHitbeflagten
3oo[t unb Rummel, „für Rd) ober eine bon ibnen
Oinfurtfdif »rrtifciljritaim. ««attMalt.
in Hamburg ju grünbenbe t^efcUfdfaft." Sooft
unb Rummel grün beten mit ben übrigen in ber
borgelegten Sifte bejeidjneten SeUnebmern, pmeift
?lrifleböngen größerer Steebereien, bie unter
1) beflagte ©efellfa>ft mit befd&rönrtcr Haftung
„SRorbbeutfdje garbenfabrif #olaabfeI", meldbc
bie an Sooft unb #ummel bon ber engltfdjen
©omban^ übertragenen SRedjte übernabm. ©egem
ftanb be« Unternehmen* biefer neugegrünbeten
©efeüfdbaft ift bie gabrifation unb ber Vertrieb
ber 4?ol$abferfcben ©dnff*farben unb ber anberen
Vräbarate ber engufdi)en©ombanb, in$)eutfd)(anb
unb in ben beutfdjen ©djufogebieten. 2>ie br*
Wagte ©. m. b. bat nad) ib^er Vegrünbung
in einer in Hamburg bon iljr emdjteteit §abt"it
bie färben ber englifdjen ©ombanb,, fbejiefl bie
$oI&abferfdb,en <Sd)iff«farben bergeftedt unb ib>e
^abrtfate bon Hamburg au« bertrieben. 3"*»
3mede ber 9te!Iame finb bon i^r, loö breit b bie
ÜUfttbcflogten Sooft unb Rummel ibre gemein:
fdjaftlicben @efd^äft«fü^rer toaren, bie borgelegten
Älageanlagen 1 bi« 3 in Sn^effentenfreifen
(Üteebereiett, .^anblcrn bon ©djiffvjniflterialien ic.)
berbreitet. 3>ie Anlagen 1 unb 2 enthalten
Siften bon Sdjiffen, bie in ben Sßonaten Sanuar
unb aRärj 1905 mit fcofoabfer« Vatentfarben,
mie unbeftritten, gemalt toorben finb, aber nur
jum geringeren Xeile mit ben in ber bef(agtif(ben
gabrif betgeftellter färben, jum größeren Xeile
mit folajen, mela^e bon ber englifa^en ©oinpanu
ober anberen Xoo^tergefcflf^aften berfelbett
Digitized by Google
34
K5TI4T
fabriziert tourben, tuäbrenb auf bem Umfcfjloge
beiber giften nur bie ^irma ber beflagten
©. m. b. angegeben ift. Huf ber erften ©eite
ber öifte pnben fi<h unter ber girota „Korb«
beutfdje ^arbenfabrtf Holzapfel" brei als „tjöcbfte
Auszeichnungen" bezeichnete SWebaillen ber&uS*
fteUungen ©rbjtal Zoloft 1884, VariS 1900 unb
©alcutta 18H3— 84 abgebrucft unb ferner bie
Vemerfung: „Vertretungen unb 9iieberlagen in
aaen #äfen ber Seit". $n bem Sirfular ber
beflagten @efeü*ftf>aft m. 6. §. — Anlage 3 —
finbet ficf) unter ber Vemerfung „böcbfte AuSs
Zeichnungen" ferner angegeben baS @t)renbiplom
Don Vergen 1898 unb finb eigene Käufer aufs
geführt in SRetucaftle, Sonbon, (Sarbiff, Stoerpool,
©laSgoto, ©enua, Äopenbagcn, ©ebaftopol, <Ren):
$orf, enblid) finbet ftdr> in biefem 3*rfuI^r bie
angäbe „Agenturen in allen bQuptfacblicben
$afenpläfcen ber SBelt". Das ©hrenbiplom ber
Aufteilung in Vergen bat bie engltfcbe Sompagnb
für Qoltftp'tVH Vatentfarbe erhalten, bie aufs
geführten „eigenen Käufer" finb nicht folebe ber
beflagten ©efeafebaft, fonbern tatfäcblicb finb
unter biefer Ueberfcbrift bie engltfcbe Sompagnto,
unb bereu mehr ober minber rechtlich ftelbftänbige
Xodjtergrunbungen angegeben unb Agenturen
unterhielt nicht bie beflagte ©. m. b. £. in a0en
hauptsächlichen #afenplä$en ber SBelt, fonbern
foldje beftehen nur, unterhalten teils Don ber
englifchen Sompanb, teils Don ben mit ihr jus
fammenhöngenben ©efeQfcbaften, für baS allen
genteinfame {^abrifat.
Die Klägerin ift ber Anficht, ba& bie brei
oben aufgeführten gebrueften Mitteilungen gegen
baS ©efefc jur Vefämpfung bes unlauteren SBett»
betoerbeS üerftofjen, toeil alle hervorgehobenen
angaben mit bejug auf bte zu 1 beflagte ®e*
feilfdjaft unrichtig unb geeignet feien, ben Anfcbetn
eines befonberS günfttgen Angebots bcrborSurufen.
Die Klägerin hat beantragt, ben Vertagten
Zu oerbieten:
1 ) in tton ber SRorbbeutfdjen garbenfabrif tgofa
apfel ©. m. b. £. ausgehoben girfulären unb
Vrofpetten ober fonftigen, für einen größeren
ShreiS öon Verfonen befrimmten Mitteilungen
Zu behaupten, bte genannte ©efettfefjaft
in. b. höbe tjöcbfte Auszeichnungen in
©alcutta 1883/84, in ©rbftaE Valace 1884,
in Vergen 1*98, in V«ris 1900 erhalten,
ben Vertagten auch Z" verbieten, in folchen
Sirtulären, Vrofpeften unb fonftigen
Mitteilungen auf bie genannten Au**
Zeichnungen bezüglich« VreiSmebaiflen an*
Zubringen,
2) ben Veflagten ferner zu oerbieten, in folchen
Strfulären ic. z" behaupten, bie «Rorb--
beutfehe grarbenfabrif Holzapfel ©. m. b. §.
habe
n) eigene Käufer in ben oben angegebenen
Orten,
b) Agenturen, Vertretungen, 9tieberlagen unb
Sager in allen hauptf Schlichen $afenpläfeen
ber ©clt ober in allen §äfen ber SBelt,
3) ben Veflagten ju berbicten, in folgen
Vefanntmacbungen unb Mitteilungen auch
folebe «Schiffe aufzunehmen, toelcbc nicht
mit oon ihr hergeftedten ober oon ihr Oer=
triebenen garben gemalt finb.
Die Veflagten haben ausgeführt, bafe bei
berfönbeitliebteit beS Unternehmens ber englifchen
(Sompanh unb ihrer Xocfjtergrünbungen, unter
biefen ber tnitbeflagtcn ©efeUfchaft, eS nicht
gegen baS SBettbetoerbSgefefc Oerftofje, toenn bie
Veflagten bte gerügten, für ihr gnbrifat unb
baS ©efamtunternehmen zutreffenben SRitteilungen
in ber gefebebenen SBeife erlaffen habe.
3)aS S. ®. Hamburg Ä. VIII f. £. enrfpracb,
burch Urteil bom 30. Df tober um ben Klage*
! antragen.
©r ünbe :
Die Veflagten haben burch Verbreitung oon
Vrofpeften unb 3irfularen, lote ben in act. 2—4
probuzierten, gegen § 1 bes SBettbemerbgefefreS
ttora 27. aJiai 189Ü oerftoßen.
1. Die ermähnten gebrueften Mitteilungen
tragen als Ueberfcfjrift bie ^firma ber Veflagtcn
ZU 1 unb meifen in ihrem Sejt mit feinem SBort
auf bie „^olzapfel'S ßompofitionS (£o. Stb." in
«Retocaftle ober auch nur negatio barauf hin, bafe
nicht bezto. nicht nur bie Veflagte zu 1 bie Oer«
Zeichneten @rfolge unb Seiftungen zu SBcge
gebracht hat. ^nsbefonberc fann ein folcher
^intoeiS nicht, mie bie Veflagten meinen, in ber
SBortfaffung „Siftc ber mit ^olzapfel'S Vatents
färben gemalten Schiffe" gefunben toerben. Viel-
mehr mujj biefer unmittelbar unter ber Lintia
I „Slorbbeutfchc garbenfabrif Holzapfel ©. m. b.
ftehenbc VaffuS bei borauSfefeungSlofer 3nter=
Digitized by Google
öretation ju ber Annahme fütjren, bog biefc
Schiffe mit oon ber SBeflagten ju 1) bergefteQten
ober bod) »Ott ib> felbft gelieferten garben
gemalt feien.
$n S5Jat)rbett aber ftnb bie in ben äßttteilungen
regtftrierten ©d)iffe $um mettau* gröfjten Seil
nicht oon ber Seflagten sub 1), fonbern Oon
ber #olaabfer* SonHJoffrion* So. Stb. bebient,
cbenfo bie aufgejagten bejW. abgebilbeten Sluö*
fteUung*>nebaiUen nur oon ber englifdjen ©efeH*
idjaft erworben unb aud) bie oerjeidmeten ßweig*
bäufer, Agenturen ic. lebiglid) oon biefcr lefcteren
eingerichtet worben. SBon einer ^bentität be«
englifdjen unb bei beutfeben $aufe* ' (ann trofc
riod) fo enger fommerjieHer unb inbuftrieüer
^Beziehungen aud) im taufmännifd)en ©inne fdt)on
be«balb feine Webe fein, weil bie$ef(agte ju 1)
ihre SKaren getrennt fabriziert — wenn aud)
itadj gleichem Verfahren toie bie englifdje <&efefc
idjaft — unb oertreibt unb bie englifdje girma
ben ©laubigem ber S)ef tagten ju 1) nidjt haftet.
5)ie im Klageantrag fbejialifierten Angaben
ber IBeflagten über it)re gewerblichen Seiftungen,
it)ren Umfang unb ihren 5Beflfc oon 9lu*jeidj=
uungen ftnb folglich, objeftib unWafjr.
2. 3>iefe Angaben Waren ferner fraft it)re*
3nt)alt* geeignet, in ben ©mbfangern ber
3ÄitteiIungen aHjubobe SJorfteÜungen Oon bem
ftunbenfrei*, ber ©röfje, bem Sllter, ber Seiftung*:
jät)igfeit ■ ber befiagtifchen ©efeQfd)aft unb ber
9£rämiierung itjrer SBrobuftc ju erWeden, alfo
ben Slnfdjein eine* befonber* gfinftigen Angebot*
beroorjurufen. SKögen aud) bie großen Sleebereien
welchen bie inkriminierten SRitteilungen jugebett,
im allgemeinen über ba* Siertjältm* ber SBefiagten
ju ber englifdjen ©efellfdjaft orientiert fein, fo
fdnnen fie bod) nicht Wiffen, auf Welche beiben
Weiellfdwften bie fraglichen Anbreifungen in
SBafjrbeit jutreffen, auch fie werben alfo in biefer
33ejiet)ung — unb ba* ift oorliegenb bie mafr
gebenbe — getäufdjt. Studt) fie fbnnen, Wenn fie
in biefer Sejieljung bie Anbreifungen it)rem
SBortlaute gemäfj auffaffen, baburdj oeranlagt
werben, bei ber SBeflagten ad 1 ju faufen, Weil
fie glauben, bafj btefe fidj fdjon in tfjrem felbft«
ttänbigen ^Betriebe bewährt habe, Wäfjrenb fie
fonft bietteidjt bei einer anberen b e u t f dj e n
<&efettfd)aft gerauft hätten, ^m übrigen fann
aud) nid)t angenommen Werben, bafj bie fraglichen
35
No. 14.
»erhältntlfe j e b e m befonnt finb, ber ffiebarf
in ©d)tff*farben bat- SRitbtn finb bie Zat-
bcftanbimerfmale ber burdj § 1 bei SBettbeWerb*»
gefefce* oerbotene #anblung gegeben.
Auf beMagrifdjeSBerufung hob ba« O.Ä.&.IV
am 23. Klara 1906 ba« Urteil bei 8. ®. auf
unb Wied bie Klage ab.
@ntfdjeibung*grünbe:
S)ie Klage ftüfrt fid) auf ba* SBettbetoerb*-
gefefc. 3)ie Oorgelegten, oon ben Vertagten er«
laffenen SWitteilungen oerlefren aber beffen
SSeftimmungen nidjt.
8?ad) bem Vertrage jWifdjen ber ^olftatofeT*
©ombofition* So. Stb. $u 9leWcaftle»onsIhnc
unb ben SRitbeflagten ^ooft unb Rummel, foWie
nach Dem ©cfellfd)aftSOertrage, Welchen bie Se^t-
.' genannten mit einer fRe'xfjt oon dleebereibeteiligten
| jWecfd @rünbung ber unter 1) beflagten ©efeflr
; fd)aft m. b. gefdjloffcn haben, hat bie englifd)e
| ©ompant) an ^ooft unb Rummel bie gabrifation
unb ben Vertrieb ihrer ®d)iff*boben», Sad- unb
I ©maiHefarbcn, alfo fbejiell ber unter bem Kamen
$olaaOfeP*$atentfarben gangbaren 6d)iff*farben,
für 5)eut|chlanb unb bie ©eutfdjen ©d)uj>gebiete
übertragen unb ift bie in Hamburg gegrünbete
©efeüfchaft m. b. alfo bie Seflagte ju 1) in
famtltche Oon 3ooft unb Rummel burch beren
Vertrag mit ber englifdjen CTomOaM) über
nommenen Stechte unb ^fttdtjten eingetreten. 3>ie
in Hornburg gegrünbete ©efeUfchaft trat baburd)
in enge rechtliche unb Wirtfchaftliche Sejiehung
ju ber in ÜfeWsGSaftle beftehenben ©ombanb-
©ie burfte nach t^c °on biefer funbgegebenen
$erfteQung*Orojeg bie angegebenen garben
brobujieren, hatte bie baju nötigen ©toffe nach
näherer SSeftimmung ber greife ic. bon bem
englifd)en ^aupthaufc ju beziehen, etwaige neue
(Srfinbungen ber lefeteren ju Oirwerten unb bie
Oon ihr angefertigten garben nur innerhalb bei
ihr jugeWiefenen JRahon* ju Oertreiben, unter
SBenufeung in*befonbere aud) ber Oon ber englifdjen
<8efeßfd)aft erworbenen Seidj*nred)te. ©oweit
bie SBeflagten auf ©runb biefe* 3"fantmenhange*
ihre* Unternehmen* mit bemjenigen bei englifdjen
^aufe* gefchäftliche 9Ritteilungen erliefen, welche
ihr gabrifat al* bie unter bem Kamen $ol&abfel'e
Jßatentfarben ober ^oljatofer« Sombofiriondgang:
baren ©orten h^tfteaten, oerle^ten fie in feiner
Digitized by Google
36
No. 1«,
SBeife bie flBabrbeit. • (Sie ^abcn e* gerbet in
ben borgelegten 3i*fu(aren fttoot nicht bewenben
laffen. €>ie haben bie Oon ber englifcrjen
£ombanh ben Vrobuften ertoorbenen ÜJfebaillen
in ben ©cbiffältften unb bem borgelegten
&mp\ e^Iung*fc^reiben — Slnlage 3 — fo angebracht
ober ermähnt, bog ber Sefer, wenn er mit ben
gefeHf$aft(i$en »erbältniffen ber VeHagten nicr)t
genau oertraut tft, ben (Sinbrucf geloinnen tann,
als hatten föezieü" oon ber benagten ©efenfdjaft
fabrizierte $olzapfeUgarben biefe Auszeichnungen
erhalten, ebenfo toirb — auch bjwin ift ber
Klägerin !Rect)t zu geben — ber Slnfdjcin ertoceft,
al* halte bie betlagte hamburgifdje ©efedfehaft
bie in ben 3irfulären angeführten eigenen Käufer
unb Agenturen. 3ujugeben mag auch fein, bog
gegenüber ben Oerfanbten ©cb,iff*liften bie §lu8=
legung möglich ift, bag bie barin bezeichneten
Skiffe mit bem beHagtifcfc)en betriebe ent*
ltammcnDcn ryaroen ge|trtciien leien, roiciuopi
Me9loHzbe*Umfcf)[age* „Sifte bermit^olzabfel'*
^atent»gfarben gemalten Schiffe" folcfje 8lu*s
legung nicht nahe legt. — «He biefe Unricrjtigfeiten
finb aber nicht geeignet, ben »nfebein eine*
befonber* gfinftigen Singebote* beroorzurufeu unb
oerlefcen au« biefem ©runbe nid)t ba* 9Bctt=
betoerb*gefefc. alle angaben, toclcbe bem
Sabritate jur ©mbfebjung gereichen, burd)
$erOori)ebung feiner 3lu*zeicfmungen unb feiner
Verbreitung finb jutreffenb. ^rrefübrenb finb
bie Angaben nur, inbem fte unter Verfcblcierung
be* oon bemenglifcben#aubtgefcr)äfte eingeführten
oielgliebrigen Vertriebe* ben änf(t)ein ertoeefen,
al* ob bie $amburgifct)e ©efeQfctjaft bem ftabrifare
feine &u*zeicr)nungen erworben unb ihrem Untere
nehmen bie gerühmte Slu*bebnung oerfetjafft babe.
aber biefe Säufctjung ift belanglos für bie
Äaufer unb Äonfumenren ber färben, liefen
liegt nur baran, über bie ©igenfdmften ber
gabritate richtige Slufflärung ju ert)alten unb
biefe ju bem eingeführten greife in gutem
3»ftanbe z" erhalten, $n biefen Veziebungen
ober toirb ntemanb irre geführt. SBebcr toirb
ein Vrobuft unter einem ihm ttidjt beifonnnenben
Hainen angeboten, noch toirb ber Vrei* befonber*
billig geftellt, noeb toerben unritt)tig bem ftabrifate
(figenfebaften ober ©rfolge nachgerühmt, bie ibm
tiictjt jufommen. 3fn*befonbere toirb aueb bie
#erfunft nidjt oerbunfclt, ba bie bellagte ©efells
fct>aft nur innerhalb be* ihr vom $aubtbaufe ju*
getoiefenen tRatjon* bie 9te(Iamefcr)riften Oerfanbt
bat unb au*brücflidj nur Oon it)r felbf! fabrizierte
Jarben offeriert. 3)a* beteiligte Vublitum aber
nimmt nur ^ntereffe an ben objeftiOen Vorzügen
be* gabrifäte«. SM« ba* feiner gabrifation unb
feinem Vertriebe bienenbe Unternehmen orcjanifiert
ift unb welcher Hnteil an bem ©rfolge be* ©efamt-
unternehmen* auf bie einzelnen ^abrifation*:
unb Vertrieb*frätten fällt, ift gleichgültig für
feine ßutfcbliefjungen betreffenb ben Unfauf ober
bie Vertoenbung ber garben. 6ie (efen be*balb
bie Oon ber Klägerin beanftan beten SJittteilungen
nur baraufhin, toeldje Vorzüge ihnen zufolge
befi|en mögen. $n °kf« ^Beziehung aber toüre
e* ben !$ntereffenten bebeutung*lo* zu Riffen,
toelchen Änteil an ber Verbreitung ber gabrifate
unb ihren »u*zeicfmungen ba* Hamburger
©efcr)äft h«t unb toie toeit Reh biefe* befonbere
Unternehmen erfrreett. SBenn bie SBeflagten zu
einer Ueberfcbäbung ihrer Sebeutung in bem
©efamtunternehmen Slnlafe gegeben haben, fo
finb ihre in biefer ^Beziehung irreführenben
SRirtetlungen alfo nicht zugleich geeignet, ihrem
Singebote ber ^>oljapfel=5arbcn inirgenb toelcher
Beziehung einen befonber* günftigen Snfchein
Zu oerleihen unb biefe 8Ib{ict)t liegt auch ben
unrichtigen SRitteilungen nicht zugninbe. 6ie
gehen nur barauf au*, unter SSertoifcbung berrecht*
liehen ©elbftänbigfeit ber einzelnen ^abrifation*=
unb SJerrriebÄftättcn ein einheitliche* ©efamt=
unternehmen rjiti^uftellen, Oermutlich um nicht
ben tatfaeblid) unbegrünbeten Slrgtoohn auf=
fommen zu (äffen, al* ob dualitat«unterf(t)iebe
Ztoifchcn ben gabrifaten ber ©inzelbetriebe bt-
ftänben, üieHeicht auch «ur, um bem 99ebürfniffe
nact) ^»eroorhebung ber 8lu*zeichnungen unb
Verbreitung ber färben genügen zu fönnen, ohne
breite Darlegung ber ber Bereitung unb bem Ver-
triebe bienenben Organifationen.
(^a* inztoifchen ergangene nufhebenbc Urteil
be<5 iW. ©. toirb bemnachft abgebrutft toerben.)
Ott« UtiMtti StitUj.
4>{murnftra|s( 4». Stniftti
I rnrf m 3 » • « n ■ 9
&x 1 «85. ««out»«rU. Hiufttur Dr. «. t. * t a n t i I .
lad* !N<»fT, 4ya»t»T£.
Digitized by Google
No. 7.
37
^aufeattf^t ©eridjtgjeiiung.
<Sbaupt6fatt.
|atti)eUred)tltd)e falle*
XXVIII. 2>ah*3an3. (40. Solang bet $anbeu30eri$t*..8eitiiiiaj.)
$rti* für bcn ^nlirfloiiH: «ott|it< unb »eibfntt mit 9Ugi|»er 20 A — $«untbt«tt
Beiblatt allein mit JRegifter 15 X
Mit Hegiftet IS x
$attt6nrg, bcn 14. fttbruat.
1007.
aWjrtti 1) Werber unb SdiipmaM« ibeobor 6d»tff in '
Hamburg, 2) ftirma $*inrcfe & Co. bofelbft, 3) Strma
"öergeefi & @iemer* in Harburg al* Streber be« ©dbtffe« |
„3nbufirie" gegen ba« »urrau „«erila«", 3ntrrnationa(e !
Öcfr Ujdjaft für Sduffeflajfififotiou in Hamburg unb $ari*.
- «llljelm fcebebranb in (Slberfrlb gegen bie Soc\M :
FrencaUe de Coton» & Coudre in HJori«. — iooib SEBcil j
in SRefc gegen 3). SKüDer & So. in Hamburg.
16. Raffet ein ^iffe-öloiiifif ations.^nfiitut Sritt»
gegenüber, wenn c0 unter Verlegung ber eigenen ßlaffift«
fntionc- erf rtirtf (eii unb anf ©rnnb einer ungenigenben
£eiid)tigung be« Sdjiffe« ein naridjtigr« Sltaffiftfation«'
QßttißH au efte Ut-
IJ Steeber unb ©djiff«mafler 2b e ob or ©djiff
in Hamburg
2) girma # e t n e tf e & (£ o. bafelbft,
3) fjtrma SBergeeft & ©ietner* in $ot»
bürg al« JReeber be« ©djiffe« „Snbuftrie"
gegen
ba« SBureau „JBerita«", 3nternationale ©efeH=
fdjaft für ©d)iff«flafRftfation in Hamburg
unb 5ßoii*.
2>er äRitfläger ©d)iff bat für Dtedmung ber
biet Kläger burrfi SBermittelung bei ©djiff«:
mafler« ^eineefe am 10. Slugttft 1900 bie tjölaente
©djoonergaliote „^nbuftrie" toon bem Stifter
^eintrieb, #arm« für 6500 JH fäuflidj ertoorben.
%ie brei Kläger tjnbcn in ber Solgejcit al«
Sieeber ba« ©djiff ju ©eefaljrten benufct unb
jtoar junäd;fr, bi« SInfang Df tober 1900 ttodj
unter jftiUmutg be« (Schiffer« §arm«, tun ba ab
ba6en f« bie gfi$ntng bem ©djiffer ^ungclau«
«iuvtfctalt.
überlaffen. 8luf ber erften ftafytt, toeldje ber
Sefetgenannte mit bem ©djiffe marfjte, ift ba«
©djiff am 22. Oftober 1900 in ber SRorbfec Iedf
gedrungen, fo ba& e« (Jujbaoen al* SRotljafen
anlaufen mujjte. 8lm 29. Oftober würbe ba«
©djiff nadj Harburg bugfrert unb nadj Söfdjung
fetner ©aljlabung auf bie 2Berft be« ©djiff*
bauer* 9tenrf gebradjt. ©ort ift e« einer
SBeRdjtigung burrij ben Gierten ber ©eflagten
2 oo« h:r.) unb fbäter burdj bie Don ber #anbel«=
fammer in Harburg ernannten ©adjöerftänbtgen
^afeninftoeftor 2Rampe unb ©djiff «bauingenieur
Grober unterzogen. 2)iefe »cfidjtigung ergab,
bafj ba« ©djiff in böUtg feeuntüdj tigern, weil
jum gröjjten Seil berrottetem, 3uf*Qnbe fid)
befanb. 3>ie bret Kläger bflben in einem bor
bem 8. ©. «uridj unb bem 0. 2. ©. Eeße ge*
führten ^rojeffe i^ren Käufer #arm« auf
©d)aben«erfa^ belangt, ©ie matten gettenb,
bag ber in Harburg bei ber ermäbnten ^ritrfi-
tigung beobadjtete guftanb be* ©djiffe« bereit«
&ur Seit be« Kaufabfd)luffe« beftanben Dafac unb
ba% ^>arm« burd) unroal)re Angaben über ben
3uftanb be* ©djiffe« ben SRitfläger ©djiff, al«
biefer im Auftrage unb al« Korrefponbentreebcr
ber bret Kläger mit it)m über ben Slnfattf
untcrtjaubelte, getäufdit unb baburd) ju bem
Kaufabfd)lttffe Oerleitet tyabc. 3n*befonbere
babe ^arm* bei ben Kaufoerbanblungen, um
feine unhjabren Slngaben über ben guten guftanb
be« ©djiffe* glaubtoürbig ju madjen unb um ©ebiff
Digitized by Google
* !
88
No. 1&.
bon einer etngefjenberen eigenen Prüfung abju*
galten, ein 3ertififat ber jefct beflagten ©cfcll*
ftijaft für ©djiff«flaffipfatton borgelegt, bemgu;
folge bem im 3abre 1868 erbauten Skiffe ob
$uni 1899 auf 4 gafjre bie Älaffe 5/6, 1, 1 er=
teilt toar, ba« ift bie jjtoeite Älaffe, toeldje bie
©efeUfdjaft nad) tljren Borfdjrtften erteilt. Ser
Borbro^ef) enbete baniit, ba| $arm« redjt«fräftig
bcrurteilt tourbe, ben Älägern A8554,48 ©d)aben«*
erfafc ju jagten. $arm* ift bei ber verfugten
3toang«boQftredung unbfanbbar befunben unb
bat ben Dffenbarung«eib geleiftet.
3m borliegenben Brojeffe nehmen bie Äläger
ba« Bureau „Berita«" auf 3aljlung ber iljnen
in iljrem Brojeffe gegen $arm« jugefbrodjenen
(5tf)at>cn«fumme unb ferner ber bon iljnen in
bemfelben Bro$effe aufgetoanbten Äoften in
»nfbrudj.
3före iefcige ftfoge grünben bie Kläger auf
bie Behauptung, bafj bai ermähnte, bon ber
Beflagten im ÜRai 1900 au»geftettte Älafftfifation«*
Sertiplat ben 2Rttfläger ©djiff jum »nfaufe be«
gänjltdj feeun tüchtigen ©djiff e« berleitet Ijabe,
bafc biefe« 3crt'P'at untcc Bufjeradjtlaffung ber
bon ber Beflagten beröffentlia^ten Älaffififation«*
borfÄrtften auf ©runb einer burdjau« unge*
nügenben Befidjtigung bei «Schiffe« erteilt fei
unb bem toabren 3uftan&e be« Skiffe« nidjt
entfbrodjen Ijabe, bog bie Beflagte be«ljalb in
einer gegen bie guten ©Uten berfto&enben SBeife
ben Älägern borfctylfdj Schaben zugefügt Ijabe,
inbem fie bie Älaffe in Äenntni« bei Umftanbe«,
bafj fie tljren Borfdjriften nidjt entfbredje unb
bem ©djiffe nidjt jufomme, erteilt Ijabe, bamit
ber ©djiffer $arm« mittel« bei 3^^ctftfated britte
^ntereffenten unb fo aud> bie Äläger ju tauften
bermöge.
Sa« 0. 8. ©. IV »ie« am 26. Dftober 1906
bie Älage ab.
@ntfdjeibung«grünbe:
Sie Äläger ftü&en iljren »nfbrudj auf § 826
IB. ©. B. unb eine anbere Beftimmung fönnte
audj ntctjt für bie Begrünbung ber Älage in j
Betradjt fommen. ^nbefj berfagt aud) § 826,
toeil eine borfä&lidje ©d)aben«jufügung nid)t
borliegt.
3toar ift e« nidjt ju billigen, bajj bie ©es
flagte ber böl^ernen ©djoonergaliote „Qnbuftrie"
unter ben obtoaltenben Umftänben im 9Wai 1900
ab Suni 1899 bie Älaffe 5/6 1, 1 erteilte, ©ie
ift ein Älafftfifation«inftitut, toeldje« ftdj in
öffentlichen Slnfünbigungen bie Aufgabe gefteüt
Ijat, SJeubauten unb ^Reparaturen bon $anbe(«=
fdjiffen, fotoie ben Unterbaltung^uftanb foldjer
ju übermalen unb ben ^ntereffenten, in erfter
Sinie ben SJffefurabeuren, burd) bon ifjm erteilte
Älafftfrfation«s3ertiftlate bie Beurteilung ber bon
ib, m übertoadjten ©djiffe ju ermöglidjen. SRadj iljren,
bem ©eridjte borgelegten, in ben 3fntereffenten=
freifen berbreiteten „Borfdjriften" bejcidjnet
bie Beflagte ben ©rab bei Bertrauen«,
hielte« ein ©djiff berbient, burdj bie Brüdje
3/3, 5/6, 3/4, 2/3, 1/2. ©ie bilben „bie in
Uebereinftimmung mit ben Borfdjriften für ben
Bau unb bie Befidjtigung fteb^enben Älaffen ber
©d)iffe". 3ebe Älaffe totrb burd) jtoei jtoif^en
1 unb 3 fdjnjanfenbe Qafylen ergänzt, bon benen
bie erfte ben 3uftanb be« Sfiumbfe« unb bie
jtoeite bie ©üte ber Salelage unb bei übrigen
3ubeb,öre«, wie fletten unb Slnfer, bejeidjnet.
Semgemäjj bebeutete 5/6, 1, 1 bie jtoeite ber
fea^* Ulaffen unb brüdtten bie neben bem 5Brurf)e
ftefyenben beiben ©in«:3a^en au^ Kunibf
unb 3ubeb,ör erfter ©üte feien. Sa« Sertififat
toar beftimmt, bem ©djiffer gegenüber jebem,
ben e« anging, al« 9?acb,tuei« über ben $uftanb
be& ©c^iffe« ju bienen, beanfbrudjte boöfte«
Vertrauen aßer Sntotffanten Unb foüte in«^
befonbere fid) biefe« Vertrauen baburä^ ertoerben,
bafj e« al« in Uebereinftimmung mit ben 9Jor=
Triften ber Beflagten au«geftettt aufjufaffen
toar, alfo al« erteilt unter ^nneljaltung ber in
biefen Borfdjriften angeorbneten Äautelen für
eine jutreffenbe Beurteilung. Sie im ^atjre 1868
erbaute rjßljerne ©djoonergaliote „3nbuftrie"
toar bon ber Beflagten bereit« im gebruar 1888
in bie Älaffe 5/6, 1, 1 ab Sibril 1888 gefegt,
©ie fjatte nad) ib^rer ©rbauung im %af)te 1868
auf 9 %af)ve bie Älaffe 3/3 1, 1 erlangt, toeldje
ib^r fbäter jtoei mal berlangert toorben toar.
4?ierna<f) toar fie gemäB $lrt. 15 § 2 ber ge«
bauten Borfdjriften, al« bie 9leu = Älaffipfation
1900 in ftrage fam, am ®nbe ber 5/6, 1, 1 Älaffe
angelangt, fo bafj it)r nad) § 5 bafelbft biefc
Älaffe nur au«natym«toetfe r)ätte au«geber^nt
toerben bürfen auf ©runb einer bon jtoei ©yberteu
ber Beflagten borgenommenen ©bejialbeftdjtigung,
Digitized by Google
meiere mit ber in Hrt. 12 borgefdjriebenen be*
fonberen ©rünblichfeit au*$uführen getoefen m8re.
S)a« bem ©djiffer bct „Sfabuftrie" im Iguni
1900 erteilte 3ertififat befogte nlfo, baß bie borin
bezeichnete Klaffe auf ©runb eine« guten Unters
6altung«juftanbe« bti ©cbjffe* erteilt worben
fei, »oelc^er burd) eine bem 8rt. 12 entfpredjenbe
©pe£talbeficbtfgung jtoeier förderten Reh, ergeben
habe. 3>iefe SJebeutung foHte ihm nad) ber bon
ber Seflagten felbft in SM. 1 ihrer JBorfdjriften
gegebenen ©rflärung beigemeffen ioerben unb
jtoar nicht bon bem ©Ziffer, fonbern bon ben*
jenigen, welken er ben guftanb be« ©c^iffeö
mittel« be« 3ertififateS au«$uroeifen unternahm,
gür bie getoiffenbafte Slntoenbung ihrer SJor*
fchriften bei 3lu«ftellung be« 3crt'PfateS **** oie
©eflngte mit ganjer Autorität ein.
SBerüdficbtigt man bie {jternacb, bem Klaffi*
fifation« = Sertipfate jufommenbe SBebeutung, fo
bat bie 93eflagte bei 8lu«fteßung beffelben ben
Sntereffen be* auf fie angemiefenen SJerfehr«*
freife« ntdt)t ^Rechnung getragen.
3br ©jpert Wamme« hatte im SRai 1900
bezüglich be« im ^aljre 1868 erbauten 4?oI$:
fdjiffe«, ba« bamal« überhaupt feine Klaffe mehr
befaß unb ba« ber ©Ziffer mit Klaffe ju ber?
feb>n münfdble, telegrapbifdj bei ber SBeflagten
angefragt, meldhe Klaffe ba« ©djiff Wohl be*
fommen fönne, „which class may said vessel
obtain". $ie SJeflagte mar über ba« Älter be«
Skiffe« unb beffen bisherige Klaffißfationen burdj
fie genau orientiert. 5)e« ungeachtet fefcte fie
fidj über ihre „Sorfäriften" bintoeg, inbem fie
bem ©jperten jurüdbepef chierte : „Industrie
4 years 5/6, 1, 1 openings arl. 11 mitigated"
unb inbem fie in einem nacbfolgenben SJriefe
ibre Slntoeifung ba^iu ertoeiterte: „The openings
recommanded in our telegramm may be mitigated
or reduced, if the first openings allovv you to
judge of the good condition of the framing1'.
3u biefen Sleußerungen ift $u bemerfen, ba|
bie in Slrt. 11 ber SJorfcbriften georbnete SBe*
ftdjttgung burd) nur einen @jrperten erfolgt
unb an ©rönblidjfeit hinter ber in Slrtifel 12
angeorbneten Speaialbefichtigung jurfufftebt. (Sie
finbet nach Slrt. 9 § 6 ber SSorfcbriften bespiel«;
meife bann ftatt, wenn nach Slblauf ber erften
Stauer ber Klaffe 5/6, 1, 1 ein bor ber erfts
mnligen ©rlangung birfer Klaffe bex ©pe.tial«
39
Ho. IS.
oeyK^ttgung oerette unrerroorfene» toaun, Die tom
bi« jur SRarimalbauer biefer Klaffe nodj jur
ftebenben 3a$re iu «langen toünfrfjt. ?)ie
SBeflagte mich alfo fdjon bon ihren 9Sorfcr)riftcn
bebnitfam ab, wenn fie, ohne ben SBorfchlng tbrcö
förderten abjutoarten, biefem al« bie in ?lu*ficf)t
ju neljmenbe Klaffe bie 5/6, 1, 1 Klaffe begeidmete,
bie nad) ben SSorfdjriften bem ©c^iffe bamal«
nur noa^ au«nabm«meife nacb günftigem 8u8faKe
ber ©pejinlbefta^tigung r)ätte erteilt werben
bürfen unb fie bergrbfjjerte bie Slbtoeidmng nwb
baburd^, bag fie ben ®gperten nodb befonber«
ermächtigte, aueb bie in «rt. 11 borgefdjriebenen
Oeffnungen bann nicr)t ftreng borjunebmen, toenn
bie erften Oeffnungen eine günftige ^Beurteilung
julaffen foüten. Siaerbing« finbet ftdr) in 8rt. 12
legtet Slbfofj ber Sorfdjriften bie 99eftimmung,
bag auf befonbere« Verlangen ber ©jperten bte
SBertoaltung biefe ermScbtigen fann, bon ben für
bie S3efia)tigung borgefa^riebenen ^nftrutrionen
e t to a « abjumeidjen. j>a| biefe übrigen« bon
ber IBeflagten aud) ntdt)t bertoertete ©efugung,
meiere nur mäßigen ©pielraum bei 8(u«fübrung
einer bem SSrtifel 12 entfpreebenben Specials
beficbHgung gebjöf>rt, nidt)t bie gefcb>b!enen Stb=
meidmngen bon ber SBorfdjrift rechtfertigen fbnnte,
liegt auf ber $anb.
SDlamme«, ber ©jpert ber ©eflagten, bat
nadj empfang feiner Qnftruftionen bann ba«
©djiff befiebtigt unb in feinem bonad) ringe«
gangenen in« einzelne geben ben SBeria^te bie
©rflärungen abgegeben, baß bie iöeficbtigung in
llebereinftimmung mit Slrtifel 11 ftattgefunben
habe unb baß ba« ©duff Slnfprudj macben fönne
auf Klaffe 5/6, 1, 1 für 4 %af)te bom Sunt
1899 ab. $>arauf bin ift ba* Scrtififat erteilt.
Stoß biefe« 3evtififat benjenigen Sorfcbriften
nicht entfprid)t, melcbe bie SBeflagte berbreitet
hat, um ba« Vertrauen ber beteiligten Serfehr«;
freife ju getoinnen, ift nact) bem obigen flar.
®« befagte im ^ufammenbalte mit biefen SBor*
febriften, baß bem ©djifie bie betreffenbe Klaffe
auf ©runb ber eingebenben, bi« in« einzelne
georbneten ©pejialbeficbtigung be« Slrtifel 12
erteilt morben fei, njäbrenb e« tatfädilicb gegeben
mar, auf ©runb einer aSeficbtigung nur be«
@jpertcn 5D?nmme«, unb jmar einer foldjen,
bereu Umfang nort) baju gemiffen Umfange«
feinem (*rmeffen übcrlaffen gemefen mar. lnt=
Digitized by Google
40
Brnr
fndjtidj bat, wie bei; (Srfolg jeigt, bte bem I
©Jetten erteilte ^nfttuftton boju geführt, bau
biefer feinen burdjweg künftigen ©eridjt auf |
®runb einer ganj oberflächlichen ©epdjttgung
erftattete; benn, narfjbem bai ©d}iff ont 22. Oft.
1900 in ber 9iorbfee led gedrungen war, bflt
ftdj berauSgeftellt, bag ei fi<§ in jum grogen
Seile berrottetem ßuftanbe befanb, unb biefer |
3uftanb tann fldj nicht erft in ber fttoifdjeitjett
fett ber im Sftai 1900 burdj SHammeä bor*
genommenen Unterfudjung gebilbet ^oben. 3U
ber Oberflädbjidjfeit, mit ber ÜJtamme« »erfahren
ift, bat tljn möglidberWetfe bte oben befbrodjene
^nftruftion ber ©eftagten mitbestimmt; benn er
mag ifjr ben SBunfdb, ber ©etlagten entnommen
haben, auf Äoften felbft ber SBabjheit feine«
©eridjteft bem ©rfjiffe bie (Erlangung einer nodb,
guten Älaffe nidfjt ju ferner 51t machen. 3>n
feinen Stugeii fonnte ja bie ©eflagte baran
intereffiert fein, ben SBfinfdjen ihrer Äunbfdjaft
burdj läffige $anbbabung ihrer eigenen ©or*
fdjriften m&glidjft entgegenkommen, um pdj in
ben Streifen ber ©duff&eigner ba« Renommee
ju berfdjaffen, bag fte biefen gegenüber weit*
getjenbe Äulanj übe. ©efot man einmal boraud,
bag bie Jtläger beim Slnlaufe bei ©dnffe« fid)
Wirflidj ihr Urteil über beffen Suftanb aus bem
AIafPpfation«<3"tififate ber ©eftagten gebilbet
hätten, fo märe nad) bem borftebenben fabrläfpge
©ermögen$fdjäbigung ber jtläger bieüetdjt gegen
bie ©eflagte feftjuftetlen, ba foldje aber für bie
@ntfd)äbigung4berbfli<htung unter 3ugrunbe=
legung bei § 826 58. ©. 93. nicht genügt, fonbern
nur borfäfelicbe ©djaben&jufügung nad) biefer
©eftimmung erfafebpiebtig marfjt, fo lägt pd> eine
Haftung ber ©eftagten nid)t be^rünben, benn
borfäfrlidbe ©djabenfyufügung ift bem ©adj=
berbältniffe nidjt ju entnehmen.
SUle ber ©eftagten ju madjenben ©orWürfe
geb>n bod) nur bab«n, bag fie bie Älaffe ber-
liefen bat, obne in einem genügenben unb fbe^ieU
ihren ©orfd>riften entfbredjenben Umfange für
bie OreftfteHung beä guftanbe« bei ©ebiffe«
geforgt ju haben. SlnbererfeitS aber ift ju er*
wägen, bag pdj aud) bon einer bem Slrt. 1 1 ber
©orfebriften cntfpredjcnben ©epdjtigung eine
erfdjöbfenbe Grfenntniä bei Buftanbeö bed
©d)iffe« ertoarten lieg, ba nueb in biefer ©e=
ftimmung eine fo grünblirfjc unb inä einzelne I
gefienbe Unterfudmng angeorbnet ift, bog Pe bei
getoiffenljafter SluSfübrung mit ©egug auf bie
Ermittlung ber ©efdbaffenbeit be« ©djiffe« faum
hinter einer gemäg Slrt. 12 erfolgten ©bejial»
bepdjtiguug jurüdpetjen wirb. Slnlangenb aber
ben 3>i*ben* aud) bon ftrifter Einhaltung beö
Slrt. 11, fo ift flu ©unfteu ber ©eftagten in
erfter ^inie Darauf hinjuweifen, bog fie i^ren
©jberten nur für ben gfaö bon ftrifter 93eob=
adjtung be« Slrt. 11 entbunben tjatte, bog bie
bon biefen gemachten erften Oeffnungen i^m ben
©cblug auf gute 5Befa>affenb,eit geftaiten mürben.
®ö ift aber ridjtig, toenn bie ©eflagte borge»
tragen fyat, bag bie erften Oeffnungen 6ei einer
©d?iff#beprt)tigung immer an benfenigen ©teilen
erfolgen, loelcfje erfahrungsgemäß ber IBilbung
bon Fäulnis am meiften audgefe^t pnb, alfo
5. 58. unter ben ftüften uub unter ben Älüfen,
toeil bad ©a^iff bort am meiften bom SSaffer
ju leiben bat. Ergab eine einge^enbe Prüfung
bureb Oeffnen ber gefä^rbetften ©teilen bort
einen guten 3uPflnb, fo lag barin eine grofec
®cnjöbr bafür, bag bai ©dbiff aud^ fonft Pcb
gut gehalten Ijaben toerbe, unb fo lieg pdj an*
nebmen, bag für bie ffirfenntni* be« ^uftanbe«
ioefentlicbe Unterfudjungen nidjt berabfäumt
mürben, ioenn im Sluätreiben bon 93oljen unb
$oljnägeln unb im Deffnen ber fonft in SBetrad&t
tommenben ©(biffdteile Weniger ftreng berfa^ren
Werbe, ali ei Slrt. 1 1 ber Siorfdjriften erforbertc.
2>ie ^Beflagte tonnte alfo, wenn nur ber ©jbert
SRamme« al* gewiffenbafter 9Kann bie gegebene
^nftruftion berftanb unb aufführte, immer nod)
barauf rennen, bag if>r ber ä)cria>t bei Egberten
eine treffen bc Beurteilung be* ©a^iffdjuftanbei
ermöglichen werbe, tro^bem nidjt bie ©orfebriften
färntlid) eingebalten feien, beren SBeobadjtung
fiaj bie Vertagte bem Sßublihtm gegenüber jur
5Bpid?t gemalt batte, um beffen ©ertrauen in
bie unbebingte ^uberläfpgleit i^rer ÄlaffiPjierung
31t gewinnen. Unb bie SBeflagte burfte bai
©ertrauen bem Slnfc^eine nadj in ibren Egberten
fe^en, bag biefer in feinem ganj in bie detail«
geb,enben S8ertct>te feine Angaben macben werbe,
bie nirfjt auf getoiffenbafter, Wenn aud? nid)t
gerabe ber ©orfebrift bei Slrt. 11 bollftänbig
entfbredjenber Unterfucbuug berufnen. üJiamme«,
ein früherer Äabitän, ^atte feit ^abren für bie
©eflagtc, Ivic biefe unbeftritten borgetrngen bat,
Digitized by Google
ol« (Egbert fungiert, offne ju SBefd)toerben anlag
gegeben au ^aben unb bog er aud) in weiteren
Kreifen Vertrauen genoß, jjeigt ber Umftaub, bog
er baö Amt eine« fteübertretenben ätorfifcenben
ber ©eftion I ber ©cc* Beruf Sgcnoffenfdjaft be^
tlcibete. Söenn aud), wie oben ausgeführt, bic
^nftruftion ju mtlber ober gemäßigter Sinkens
bung beS Art. 11 bie ©efabr ber Auslegung in
pdj fdjloß, baß eS ber Beflagten um grünblid)e
gfeftfteHung bes 2rf)in«juftanbe8 nidrt ju tun fei,
fo mag bod) einer Sßerfönlid)fett bon ber ©ad)s
lunbe unb bon bem Anfeljen beö (Sterten
aRamme« gegenüber bie SJetTagte Rdj überzeugt
gehalten haben, baß biefer folriber ©efnhr nidjt
unterliegen, fonbern bie Unterfudjung immerhin
nodj fo eingefjenb bornehmen werbe, bafj es Rd)
für ihn ermöglichte, einen ber 2Bahrheit ent*
fbred)enben SBcridjt ju liefern.
S(uf ©runb biefer (Erwägungen ift borfäfe*
lidje ©d)aben«$ufügung nicht anzunehmen, weil
bie SRöglicblrit sujulaffen ift, baß bie »eHagte
barauf oertraut hat, ei werbe, wenn ber Bericht
ihre« ©Teerten, Wie gefchehen, fo ausfalle, baß
ba$ Schiff bie in Au*Rd)t genommene Klaffe
berbiene, auch wirflidj ber UnterhaltungSAuftanb
fo befd)aRen fein, baß bie Irlaffe fich rechtfertige.
1>enn fo lagen bie Umftänbe nicht, baß bon
bornljerein bie 8ftöglid)feit eine« ber KlaRe 5 6,
1, 1 entfbrechenben 3uftanbe« hätte auSgefdbloffen
fein müffen, ober auch Mut befonberS fernliegcnb
gewefen Wäre. SBenn jtoar bie „^nbuftrie"
fchon im %ai)tc 1868 erbaut, alfo beim 9caaV
fudjen ber Klaffe bereit« 32 Sah« alt War, fo
tonnte fie be«halb bei fortbauernb forgfältiger
Unterhaltung fich noch in gutem £uftanbe be=
Rnben unb bie Erwartung, baß fich °°S ®fh«ff
gut gehalten hoben Werbe, würbe burd) ben
günftigen le|teu Seridjt, Welchen im Söhre 1895
ber ©tralfunber (Egbert ber Beflagten erftattet
hatte, noch befonber« gerechtfertigt. 3n tiefem
Spricht noch beißt eS unter ber ffiubrif : „Befunb
beS ©anjen". ,,©d)iff unb ^nbentar bepnben
fich in einem fehr guten 3uftatibe".
<E« ift alfo Wohl bentbar, baß bic «eflagte
angenommen hat, baS ©chiff werbe einen für
bie fragliche Klaffe genügenben Unterhaltung*:
juftanb haben, Wenn Rcb, ihrem (Egberten 9Jtomme$
bei gewiffenhafter Ausführung feiner ^nftruttion
feine ju einer nnberen Beurteilung iübreubr
4^
©djäben aeigen Würben, #ot fie in biefer Auf*
faffung gefjanbelt, fo hat fie jwar bie bon ihr
bem ißublifum gegenüber eingegangenen Pflichten
al« KlafRpfattonSbureau beriefet, inbem fie bie
befonbere SBorRdjt nicht Walten ließ, bic Re in
ihren Anfünbigungen berfbrodjen hatte, fo r)ctt
fie aber nicht borfäfelid) ben ©d)aben jugefügt,
ber ben Klägern barnue erwachfen ift, baß fich
biefe auf bie borfd)riftSmäßige (Erteilung ber
Klaffe berlaffen hoben.
3)er borliegenbe gaü unterfebeibet fich bon
bem burd) ba« SR. ®. entfehiebenen, in ©euffert'S
Ard)ib61 Kr. 109 abgebrudten wefentlfdj barin,
baß bort bie BorauSfcßungen ber ©djabenderfafe:
bflicht gegen einen ^riiijibnl angenommen finb,
weil er in bem bon ihm auSgeftcüten 3euflniffe
bewußt unwahre Angaben ju ©unften eine«
Angeftefltcn jum 3*bede ber $äufd)ung über
beffen gübrung gemadjt hatte, währenb im bor:
liegenben JaHe eben nidjt bewußt falfdje Angaben
hinRd)tlid) ber 38ürbigfcit bei Sdjiffe« für bie
Klaffe gemadjt Rnb, fonbern bie Bctlagte nur
ber Söorwurf trifft, baß Re ihr in (Erteilung ber
Klaffe abgegebenes Urteil nidjt mit ber ©orgfalt
fid) gebilbet hat, ju beren AnWenbung fie ber-
bfiid)tet War.
Bezüglich fpe^ieü ber Kläger fotnmt ^trt^u,
baß bie SBeflagte fdjwerlid) mit ber 3J?öglid)fett
gerechnet hoben wirb, e« lönne R^h ein Käufer
Rnben, ber ohne eingehenbe eigene Unterfud)uug
bei ©djiRe« lebiglid) auf bie biefem erteilte
' Klaffe hin baö ©djiff erwerbe. SBenn fie fld) bie
3Birfungen ihre«; 3ertiRfate« bergegenwfirtigt
i haben fodte, fo wirb Re fich gefagt haben, baß
. ei beftimmt fei, ben Affefurabeuren unb ebentueü
ben &abung&betciligten bie Bilbung eine« Urteils
', über bie Sicherheit be« ©dufteS ju ermöglichen.
Slber baß ber beseitige ©djiRev $armS an ben
SJerfouf bente, Wußte Re nicht. 9>edhalb unb
ani bem febon angegebenen ©runbe Wirb ihr
ber ©ebanfe an ber ajiögltdjfcit ber ©tüöbigung
eines Käufers nid)t gelommen fein. SBärc nidjt
bie Annahme jeber borfäfeltcben ©djabenS^ufügttng
nad) bem oben Ausgeführten überhaupt aus-
gefdjloffen, fo würbe betreffenb fpejieü bie «läger
\ aud) nod) ber Umftanb jn berüdfid)tigcn fein,
| baß ber bon ihnen gezahlte geringe s4JreiS bon
j nur (iöOÜ M- ^u ber ohnehin naheltegenben SJer=
mutung führt, bnß ber Witreebcv Sdiiff, Welcher
Digitized by Google
49
No. 15-16.
für fle getauft bat, ben £uftanb be« ©djiffe« im
®ro&en unb ©anjen auf ©runb eigener Pe*
urteilung fannte.
Aber e« bebarf eine« eingeben* fbejietl auf
bie eine Haftung ben Klägern gegenüber ettoa
auöfdjliefienben Umftänbc nidfft, toeil nadb. bem
Slusgefli^rten tiorfa^Iic^e ©dfjäbtgung irgenb
melier an ber borfärift«mä&igen ©rteilung ber
fttaffe 3ltttcrcffiertcn auf Seiten ber Peflagten
ntdjt bnrliegt unb fdjon bamtt iljrer 3nanfprudj=
nannte au« § 826 99. ©. P. bie PorauSfefruug feljlt.
16. 3Ü >er «rt. 28 M $«n>efe»trtr«t« «nif*™
bem B'lvercia unk $raafrei4j vom 2. Hngnfl 1862 Itlr.
btn negcnfciligdt Sdw* 0»n ftobrifjttrfKn nodj jefct in
OJcItaag?
9BiIb,eIm .fcebebranb in ©Iberfelb
gegen
bie Sociote Franchise de Cotons k Coudre
in Paris.
3för bie t^irnta Les fils de Curtier-Bresson
in pari«, bie SRcrfjttborgfingerin ber Peflagten,
finb am 18. ^uli 1896 in bie Seidjenrolle be*
Patentamts für ©tidbaumtoofle brei 2Baren$eidr)en
unter 9ir. 18051 C. 922 Älaffe 14 eingetragen
werben. 9tad) ber Pefdjreibung toirb eine
golbene ©tifette auf biefe ©cfjadjtel, eine bunfel*
grüne ©tifette auf ben einzelnen giften unb eine
IjeDgrüne ©tifette auf ben Pafeten angebracht.
$)a« toefentlicfje an ben $et(r)en ber Peflagten,
ba« auf allen ©tifetten toieberfeb>t, ift ein Jrreuj
mit allerlei Peitoerf.
3)er Äläger Ijat am 4. ^uli 1895 in bie
Seicfjenroüe be« Patentamt« ebenfalls ein ein
Streng barfteUenbe« Seiten für baumtooUene
$SdeIgarne, ©tid= unb ©tobfgarne unter 9?r. 7959
H. 888 .Waffe U eintragen laffen.
3)urd> redjtsfräftige« Urteil be« 2. &. £am= *
bürg bom 21. ©ebtbr. 1901 ift auf »erlangen I
be« ftläger« ber Peflagten bie £öfd)ung ifjre«
©intrag« toegen Xäufdjung«gefafjr gemäß § 9
Abf. 1 9er. 3 be« 9Barenieidjnung«gefe&e« aufs |
gegeben toorben. $ie SÖfdmng fjat am 19. $an. j
1904 ftattgefunben. Xro&bem berftefit Peflagte j
ir)re SSBaren nad) tuic bor mit biefem geierjen
unb $toar, toie fte behauptet, mit Siedjt. $a«
3eidt)en be« Kläger« mar uämlicfi bereit« am
29. ©ebtember 1**4 in bn« 3eirfjfiuegifter be«
Amtsgericht« ©Iberfelb eingetragen unb ift am
4. 3uli 1895 nur in bie $eia)enroae be« Patent«
amte« übertragen toorben. 5)ie 93eflagte früfct
ifjr 5Recf)t nun auf bie Pefjaubtung, baft fU ba«
Stteujjeidjen bereit« bor bem 29. ©ebtbr. 1884
in ^rranfretdj gefübrt Ijabe ; beSljalb fei fie bürde)
Art. 2H be« #anbel«bertrage« gefdjüfct, ber
jtoifcfjen ben ©taaten be« beutfcfjen 8otfc unb
$anbel«berein« unb ftranfreidj am 2. Auguft 1862
abgefdjloffen, burdj Art. 11 ber äufä&Iidjen
Uebeteinfunft ju bem ftriebenSbertrage jtoifdjen
3)eutfd)Ianb unb gfranfreicü Dorn 12. Dftbr. 1871
mieber in Äraft gefegt unb burdj bie Steflararion
biefe« «rt. 11 bom 8. Dftober 1873 aut&entifdj
interpretiert toorben ift.
81 bf. 2 be« gebad) ten «rt. 28 lautet:
„SBegen be« ©ebraudj« ber ftabrtfjeict)en
be« einen Sanbe« in bem anberen foü eine
Verfolgung nidjt ftattfinben, toenn bie erfte
Slntocnbung biefer ftabrifjeidien in bem Sanbe,
au« toeldjem bie Au«fuljr ber ©rjeugniffe er:
folgt, in eine frühere Qeit fäüt al« bie burdj
9cieber(egung ober auf anbere SBelfe betoirfte
Aneignung biefer Seidjen in bem £anbe ber
©infuljr."
3)er Älüger f>at, toeil bie 93ertoe$felung«;
fäb.igfeit beiber 8eiien feftfte&e, beim 8. ®.
Hamburg bie iBeflagte berflagt, Pe §abe e* ju
unterlaffen, baumtooBene ^ädtelgame, ©rirfgame
unb ©tojjfgarne mit bem früher eingetragenen
SBarenjeia^en 9lr. 18051 C. 922 Älaffe 14 au
öerfeljen.
Pom 91. ©. II 168/06 tourbe am 20. 9ioD.
1906 bie Stettifion be« Kläger« gegen bie Nag«
abtoeifenbe ©ntfd)eibung be«0. ®. I V bertoorfen.
©ntfdicibungSgvünbe:
®a« Perufung«geridjt gefjt bon ber fort=
bauernben ©eltung be« Art. 28 be« $anbel«>
oertrage« jtoifrib,en ben ©taaten be« beutfcfjen
3oU= unb ^anbelStoerein« unb ^ranfreidt) bom
2. Auguft 1862 (Preugifc^e ©efe^fammlung 1865
©. 333) aus, toeil Re außer ©treit fei. 3)e«^alb
lügt ba« Perufung«gericf>t bie ©ntfe^eibung babon
abhängen, ob bie Peflagte bor ©tntragung be«
Äreujjcidjcn« be« Kläger« in ba« ,3«djcnregifter
be« Amtsgericht« ©Iberfelb, b. t. ber 29. ©ebt.
1H84, ba« bon it)r benufete, t>om Äläger bean=
ftnnbcte ^etcfjen als Snbrif^eictjfit geführt Ijabe.
Digitized by Google
Stuf ©runb 6er SBetoeiSaufnolmie fouimt ber
Skmfuugdrictyter fobann ju bem ©rgebni*, 99e*
flagtc Eiobe ba* beanftanbete ftreUjfteidjen für
iljre SBaren lange bor bem 29. ©ebt. 1884 nirfjt
allein in granfreid) benufet, fonbern fogar in
Deutfdjlanb für Derartige (Eintragungen gehabt,
©o gelangt ba* S9erufung8gerid&t jur Stieg*
abtoeifuhg.
Äläger pnbet biefe Ausführungen rerljt*irrtg
unb meint, bie fortbauernbe (Geltung be« $anbe(äs
bertrage* bom 2. Huguft 1862 bürfe nirfjt bem
Partei 6elieben fiberlaffen bleiben, tote ba*
5Berufung*geridjt annehme.
3>er ftläger bßt barin 9tedf>t, bog ber gebaute
Vertrag bon Slrntttoegen auf feine fortbauernbe
Spftena ju prüfen ift.
Hrt. 28. bei §anbel*bertrage* bom 2. Slug.
1862 (Sßreu&ifdje ©efefrfammlung 1865 ©. 333)
ift burdj «rt. 11 ber aufäfrlidjen Uebereinfunft
ju bem ^riebendbertrag oom 10. 2Rai 1871
toieber in Straft gefefrt toorben (9teicf>3gefefrblatt
1871 Seite 363). SMefer »rtifel 11 ift burdj
^eflaration beiber ©taaten oom Ottober 1873
©. 365) baljin erläutert toorben, bog alle 93c=
frtmmungen, meldte in ben cor bem Äriege
jwifdjen einem ober mehreren beutfdgen ©taaten
einerfeit* unb §r?antreid) anbererfett* abge*
fdjlöffenen Verträgen über ben ©djufe ber gabrik
unb $anbe(*Aeid)en getroffen ftnb, bureb Slrt. 1 1
toieber in Ärafi gefe|t toorben ftnb. Dtefe
©taatöberträge ftnb toeber in bem 9Rar!enfrf)u&=
jefefr bon 1874 noä) in bem ©efefr jutn ©cäufc
ber 2Barenbejeid)nungen bom 4. SRai 1894 auf*
gehoben, nod) aurf) ftnb fte ettoa burdf} anbere
SBeftimmungen biefer ©efefee hinfällig getoorben.
Der Umftanb, tag biefe ©taa Überträge iljre
©ntfteljung bem geljlen einer beutfdjen 3Rarfen*
fdmfcflciebfle6mtg ju berbanten b>ben, benimmt
benfelben iljre $ebeutung nidjt fdjon baburd),
bog in ber grolge eine beutfdje SRarlenfctju^
gefefcgebung ju ©tanbe gefommen ift. SEttit biefer
©efefcgebung fteljt ber Ärt. 28 bei gebadeten
$anbet*bertrag* aud) nidjt in SBiberfbrudj.
Der § 23 be« aBarenjetdjengefe&e« berfagt bem
8hi*länb«r allerbing* bie (Eintragung unb beren
©djufc. wenn ba* $eidfjen ben Hnforberungen
bei SBarenjeidjengefefee* nid^t entfbridjt. ©ei*
fjalb tourbe audj ba* Äreujjeidgen ber SBeftagten
toegen $ertoedjfelung5rä£)iflFeit mit bem früfjer
43
No. 1«.
eingetragenen Äreujjeicb,en be* Äläger« gemäg
§ 9 be* ©efefee* infolge redjtdfräftigen Urteil*
bei J8. ©. Hamburg bom 21. ©ebt. 1901 gelöfdjt;
bgl. 9t. ®.«@ntfdjeibung »b. 3 ©. 75. $ier
Ijanbelt e* ftdj aber nidjt um Stedjte, toeldje bie
SBetlagte au* bem SBarenAeidjenredjt ober einer
Eintragung herleiten tflnnte ober toottte, fonbern
nur nodj barum, bog eine Verfolgung
gegen fie ntdjt ftattftnbe, toeil fie ifjr
geidjen nad) Slrt. 28 gebauten »ertrag* früher
in ftranfreidj führte al* ber Äläger fein Seiden
i in Deutfdjlanb.
Die fortbauernbe ©eltung biefe* 8rt. 28
unterfteüt aud) ba* Urteil bei erfennenben
| ©enat* oom 15.9Rära 1898 II 369/97 i. ©. ber
! girma 9i. 9R. to. 28. ©. ^n ber Sitcratur
toirb biefelbe »nftdjt bertreten bon ÄoB,Ier, baä
SRed^t bei 3HarfenfaSujje* ©. 474 unb bon Äent,
ba* 9leia>*gefe^ jum ©d^u^e ber 9Baren=
bcaeidjnungen bom 12. 3Äai 1894 Dir. 940.
2)ie 99eflagte barf alfo ibr Äreujieicb.en
tro^ ber Söfdjung ib,rer (Eintragung toeiterfüb^ren,
toenn fie baffelbe al* gabrif jeid^en im ©inne
be* Slrt. 28 bei $anbel*bertrage* bor bem
29. ©ebtember 1884 in ftranlreid) für ib,re
©tidtbaumtooDe geführt bat.
2>icfe Xatfarf>e fteüt ba* »erufung*gericb,t
aber eintoanb*frei feft.
%ai SBerufung*geri4>t legt ben SJegriff be*
Srabrif^eid^en* al* eine 8(u*nat}m*beftimmung
enge au*. <E* nimmt be*balb ®Ieic6,artigfeit
ber beiben 3^<d^en ntdjt fd^on im gaüe einer
Qertoed)felung*gefa^r (§ 20 9Barenjeid§€ngefete*),
fonbern nur bann an, toenn nad) ben S3erfeb,r«=
anfc^auiuigen be* I)ier fraglichen ©efi^äft^jioeig*
eine Uebereinftimmung borbanben ift, ob^ne ba&
gerabe eine genaue ©lei$$eit in allen <&in&U
breiten ju forbern toäre. ©egen biefe Auslegung
ift nidbt* ju erinnern. <Si ift bogegen audb
nicfjt« borgebracfjt.
Sin biefem 3Äa|ftab nun fteEt ba* {Berufung**
geriet feft, bog aüerbing* fleine Unterfd^iebc
in ben geietjen borbanben finb, baß biefe aber
felbft bem Äuge be* funbigen ©efa>äftdmanne*
entgegen. Die* füf>rt ba* ©erufungigerieb,! bei
näheren au* mit bem ©d)lug, bafj bureb, biefe
SIbänberungen ber d^arafteriftifd^e Seil ber
^abritmarfe, nämlid^ ba* Äreuj, niebt berührt
toerbett.
Digitized by Google
44
No. 16-17.
3>iefe ©rtoägungen tragen ba« Urteil.
$iernad) folgt bie $urücfweifung bcr 9tebifton
unter 93elaftung bei SlägerS mit ben Soften.
$er 93erufung3rid)ter bat feine ©ntfdjeibung
allerbing« aud) nod) in ber 2Beife bcgrünbet, bajj
bie Stlage gegenftanbSlo« fei, toeil fic ber 93et tagten
bie ftüljrung eine* Jrombination&jeidjenS Verboten
toiffcn rooffe, bie 93eHagte töre Srreujjetchen aber
uidjt alt S?ombination$jeid)en, fonbern ali ©injel*
^eichen fü(jrc.
Sluf bie gegen biefe 93egrünbung gerichteten
9tebifion3angriffe toar nidjt einzugehen, weil ber
oben erörterte tfueite ©rtoagungggrunb bie ©nt=
fcf)eibung tragt.
17. UngBlliitcil cm« r HbftMMc»crf"f«f Kf
indji \n genau benftlbcn KkbiagNnge« «•rgenommen wiirbt,
bie für bt0 fltiifgefdjäfi galten.
Serbinbxna. bcS «lufpruA,$ auf 3<t)abtiidtrfaQ mit
bem «nfprudj au* btr btiw SclbfHIIfti»erf«iif fid) trgtbtn.
brit Efferen*..
«•nf. «»ttl. 1006 Mr. 102.
$aöib ÜBeil in 9Kefo
gegen
QJtttUet 4 ©o. in Hamburg.
Urteil bei 0. S. ©. VI bom 1. ^ejbr. 1906.
© n t f d) e i b u n g i g r ü n b e:
3>te Ääger bedangen bon bcr 93eflagtcn
Satjlung be8 93etrage8, ber fid) ergibt, toenn bon
bem ätoifdjen ben Parteien bercinbarten Staufpreife
ber ©rlöS ber gemäß § 373 §. ©. 93. erfolgten
93erfteigerung ber Stauffadje abgezogen toirb.
3>ie 93orau$fefcungen be« § 373 ©.58. ftnb
erfüllt. 2)ie Stlager hoben jebod) bie Stauffadje
itnter anberen 93ebingungen berfteigern laffen, als
biejenigen be* jtoifdjen ben Parteien gefdjloffenen
Äaufbertrage* pnb. SBä^renb bie Stauffadje biefem
Vertrage jufolge nad) SDiufter ju liefern toar, ift
bie 93erfteigerung „ofjne ©arantie" erfolgt. SBenn
biefe 93ebingung überhaupt redjtlidje 93ebeutung
haben foU, fo toirb fie nid)t toot)I anberä berftanben
toerben !5nnen, als ba^itt, baß bie Kläger bie
©etoärjr für bie 93efd)affent)eit ber Äauffadje,
inäbefonbere bafür ablehnten, baß bie Srauffad)e
#anbel*gut mittlerer Strt unb ©fite barftede
©. 93. § 360). $>ie Stlager müffen alfo naa>
toeifen, bog bae ©rgebnis ber bon ihnen beranlaßten
93erfteigcrung burd) bie .§injufügung ber be--
jeidjncten 93erfteigcrungäbcbingung ni<fjt beeinflußt
toorben ift (9t. ©. in Surift. 9Bod)enfd)r. 1904
9tr. 561 unb fcani. ©er.^tg. bptbl. 1906 ©. 220,
5t. ©. bei #olbl)eim 1006 6. 166, £>. «. ©.
SWarientoerber in O. S. ©. 9t. 93b. 1 1 9tr. 30).
, ©ie ^aben bie* jebod) nid)t einmal behauptet,
fonbern fid) auf bie unjutreffenbe 33emerfung
befd)ranft, baß bie bejeidjnete 93ebingung infofern
aud) eine fo!d)e be« mit ber 93cflagten gcfdjfoffenen
Saufbertrageö fei, a(& bie Kläger aud) biefer gegen:
über eine ©arantie nid)t übernommen
©« fann tjiernad) bat)ingefteüt bleiben, ob bie
9.?erfteigcrung am rid)tigen €rt unb jur richtigen
^eit erfolgt ift, ob bie Äauffadje in geeigneterer
©eile nl« gefdjetjen jur 93efid)tigung unb Prüfung
burd) Äauflicbhnber t)5tte bereit gefteHt toerben
muffen unb ob ei juläfftg toar, bafe bie Äläger
in bie 93efanntmad)ung ber SBerfteigerung über
bie 93efcfjaffent)ctt ber Stauffache unb über ihre
33efid)tigung unb Prüfung burd) Moufliebhober
nicht bai geringfte haben aufnehmen laffen (bgl.
9t. ©. bei ^olbheim 1906 ©. 1(J5).
l'u- Kläger haben in biefer vs«itanj erHaren
laffen, ba& fie ben mit ber Ätage geltenb gemachten
Slnfbrud) auch auf bie ÜtichterfüHung bei Stauf:
bertrageö burd) bie 93ef(agten ftüfeten. Ter Sier^
fäufer fann ben änfprud) auf ©rftattung bee
Unterfd)icbeä jtoifd)en bem Äaufbreife unb bem
beim ©elbftfjülfcberfauf erhielten ©rlöfe unb ben
Stnfbrud) auf ©d)abeuderfa^ toegen Nichterfüllung
bergeftalt mit einanber berbinben, baß er junöchft
•5d:ocictivcrfnn toegen 92id)terfüQung unb nur für
ben %aü, baß bie iBorauöfe^ungen hierfür fehlen,
(Erfüllung in ber gorm ber ©rftattung bei Unters
fd)iebe« jtoifchen bem Äaufbreife unb bem ©rlöfe
bei 3)edungeberfaufd berlangt (9t. ©. 67, 10t»,
bei 4?olbheim 100B 6. 166). Sin einer berartigeu
93etbinbung fehlt ei im borliegenben ^aüe. 2)ie
Kläger haben iui) für (Erfüllung entfehieben unb
fönnen fich bat)er nicht mehr „ebentueQ" auf ben
©tanbpunft ber 9licbterfütlung fteden (bgl.O.ä.©.
ajfaricntoerber in 0. S. ©. 9t. 93b. 11 «Kr. 29).
UcbrigeuS fteQt bie ©eltenbmad)ung bei Slnfprudjä
auf ©chabcnäerfnjj lucgcu 9iidjterfüHung in bcr
93erufungdinftana auch eine bei bem SBiberfbrud)
ber 93eflagtcn unjuläffige Slenberung ber Älage
bar (9t. ©. bei #olbl)eim 1906 ©. HJti) unb i. 6.
93runou ifc 9tothe gegen 1 ) 9Baltt)cr 2)clbanco & do.,
2) 3Balther ^elbanco, 3) ©rnft ©alomonfohn II
550 1905).
Otto«)ttfn<r< e«rlag.
Oirmann»Tj»e 41. gmifrte*tr 1 ««5. «cfaBlwortl, Krtjftnif Dr. 9, %. 9xantil,
Ift *•« 3«baaa 4>(nf(d) 9t««<t. 4am»it(.
Digitized by Google
Äo. 8.
45
No. 19.
Jxiuptßfatt.
iattöebredjtlidjc fülle.
XXV1IL
für Im äaftrgaag:
^ahr£<m0. (40. Solang ber $anbel*gerid)tt.8eihmg.)
. «ab Beiblatt mit Heglfler 90 X — fcanbtbtatt alein mit ttcgifter 15
Beiblatt alei« mit 9tcgiftrr 15 M.
^rftes $uarfaf.
£nmbnrg, ben 21. &ebniar.
1907.
3stalt: €. 3- Ba&tn & So. in Cibenburg gegen ;
©omperg in Hamburg. — ffiubotf SRettid) & So. g'flf«
«. SBtnf in Hamburg.
18. ®i(t ber Vuttionater, ber ab,ne Wenuang feioed
»üftragatbert aeranltioniert, brm Sinfcr gegenüber ali
»rrautwortlidiftil be« Stultionatorfi für «rglifttgt»
8erfa>nicigcn Den Settern ber öttanftianiertcn iföare.
6. 3. 93allin & (So. in Dlbenburg
gegen
£. ©omperfc in Hamburg.
3n biefer£ptbi. 1905 3lr. 122 abgebrudten
Garf)e Wied bnS D. 8. ©. III burd) Urteil toom
27. 92ooetnber 190G bie Älage Wieberum ob.
© r ü n b e :
2>ieÄlagegrünbetftd) in red)tlid)er93e£iebung
auf ben § 403 93. ©. 93. unb jwar foWoIjl
batauf, ba& ber »erfauften 6ad)e eine jugeftdjerte
©igenfdjaft (nömlirfj bie ©tgenfd)aft bei 83ienen«
wadjfeS) gefehlt, al$ aud) barauf, bajj 83eflagter
ben tJeb^ler ber SBore (näm(id) bie 93erfälfdjung
be« 9Bad)fe«) argliftig oerfdjwtegen b°be. 3n
ber uor biefem Senate erneuten SBerfjanblunß
bat ber nägerifdje Vertreter auSbrüdlicb, barauf
bingetoiefen, bafj Klägerin teineäWegä — wie ber
IV. Senat biefe* D. 8. ©. in feinem Urteile
Dom 21. Oftober 1904 angenommen babe —
ben äHangel einer jugeficfjerten Gigenfdjaft au*
iljrer ftlagebegrünbung au£gefdjieben baben wolle,
«caftattM« 0)rti*M)tituR«. * t u » i k 1 a 1 1.
benn ein in io bof»em ©rabe mit Paraffin ober
#erefin berfälfdjteä Brä>arat lönite ali 93ienen=
WacrjS nicfcjt angeft>rod)en werben.
93on Seiten be« Vertagten ift ber Älage in
erfter Steide bie — audj oor biefem Senate
aufredjt erhaltene — @inrebe ber feblenben
Vaffiölegitimation entgegengefteHt, Weil bie
SlufrionSanaeige beutltd) erfennen laffe, ba& ber
Slultionator ntdjt als Selbfroerfäufer aufgetreten
fei, fonbern in frembem Kamen unb für frembe
9ted)nung gebanbelt fyabe.
Srofe ber im Urteile bei IV. Senats biefe*
0. 8. ©. ausgekrochenen gegenteiligen 3ted)tS*
meinung ift biefem ©imoanbe beS 93etlagten bie
93ered)tigung infoweit nidjt ju oerfagen, als
ntdjt Vertagter — toie öon ber Klägerin bebautet
wirb — argliftig jit SBerfe gegangen ift. ®S
ift jWar richtig, ba& VeHagter ben Verlauf nidjt
auSbrüdlidj im tarnen feiner Sluftraggeberin,
bergirmaStibbed, Scbatf)t&(£o. abgefcbloffen bat;
aua) ergeben bie $• 3t. ber SJerfteigerung
befannt geworbenen Umftänbe nod) nidjt,
ba& SBellagter gerabe im Kamen btefer ^irma
unb ba& bie girma ©uttentag ä 60. gerabe
mit ber girma 9libbed, ©djadjt & ©o. ben
SBertrag fyxbt abfd)Hef}en toolten. ^»ierburd) Wirb
jebod) bie SlnWenbbarteit bee § 164 93. ©. 33.
nidjtauSgefdjloffen. 3ur2Birffamfeit be«83ertragee
für ben 83ertretenen forbert ba« ©efe^ nidjt, baß
ber ÜRame beS Vertretenen oon oornb^erein funb«
gegeben werbe, ober aud ben Umftänben obne
Digitized by Google
46
Na. IM.
Seite«* ^ertoorge^e; $u biefer SBirtung genügt
oielmefjr, baß ber SBitte beS Vertreter«, in
frembemSJtamenau fjanbeln, beutlidj erfennbar
geworben ift (ogl. Wernburg I, '>. Sfufl- <5. 48l>,
2lnm. 6 ; Kommentare oon Steumann, ©taubtnger,
©olbmann unb Silient^al ju § 104 93. @. 99.).
$>aß aber UJeffagter bei ber 93erfteigerung in
freut bem 9iamen fjanbeln wollte, ergiebt fidj
un$weibeutig aus ber SluftionSanjeige. in welker
ei tjeißt, baß „bioerfeSBaren" fflaplet, 9Kanufaftur,
Hufnägel, ©ummi, Kali, Kainit, ©olbleiften,
Konferben, #onig, 93iencnwad)£ ic. ic.)" für
9t e rfj n u n g, b e n e ä angebt, b u r d) £.
©ompertj" oerauftioniert werben foQcn. "2>em=
gemäß lautet audj bie ber ftivma ©uttentag & (So.
feiten« bei 93eflagten ii6erfanbtc g-afturn: „Sin
in Stuftion getaufte* .... ftreilidj Wäre S3e«
flagtcr ber Käuferin ber SBareu (ber gtrma
©uttentag & (So.) jmeifeQoä |>erfönlicr> üerbaftet
gewefen, wenn er iljr ben SRamen feiner Sluftrag*
geberin üorentbalten Ijätte. Stoß bat aber oon
ber Klageriii nidjt behauptet Werben fönnen ; ber
feftfteljcnbe ©adwerbalt ergiebt oielmetjr, baß
93eflagter auf befragen benStamen feiner Sluftrag*
geberin betannt gegeben fjat. 9113 »ertrage
fdjlteßcnber Xeil ift bab>r gemäß § ] 04 93. ©. 93.
nid)t 93eflagter, fonbern bie Jtrma 9tibbcd,
©djadjt & ©o. anjufcfjen.
9Benn aber audj baoon auöjugetien märe,
bnß 33eftagter als üerrragfdjließenbe Partei in
ftrage fäme, fo märe bie gegen iljn angeftellte
Klage bennodj nid)t begrünbet.
Klägerin b>t iöre urforünglidje 33ef)mu>rung,
baß „reineö 9BadjS" ober „reines UMenentoadjS"
jur SBerfteigerung gebradjt Worben fei, nidjt auf*
redjt erfjalten fönnen. 3>er SRangel ber ju=
gefidjerten ©igenfdjaft wirb oielmcljr nur barin
gefunben, baß nadj ber SluftionSan.yigc „93ienen;
WadjS" äur SBerfteigerung Ijabc gelangen foHen,
Wäfjrenb bai öerfteigerte 2Bndjö jebcnfaHS nidjt
93icnenWad)S geWefen fei. $ier muß ber Klägerin
— in Ucbcreittftimmung mit beu Ausführungen
bei TV. (Senats bicfeS D. 2. ©. — entgegen^
ge^altin werben, baß ber SluSbrurf „93ienen=
wadjS" faum me^r enthält, als eine 9Baren=
bejeid)nung unb baß in biefer Sejeidjnung bie
3uftd)crung ber llntterfälfdjtfjeit nidjt gefunben
werben tan». SBenn aber audj bas in ber
iMuftionSaujeige gebraudjte SBort „93ieuenmad|S"
I (im ©cgenfafce ju SBadjS überhaupt) barauf Ijim
< weifen iollte, baß ei fidj um bie SBerfteigerung
oon reinem unoerfälfdjtem 9Badjs Ijanble, fo
tann fidj Klägerin auf bie juigefidjerte
©igcnfdjaft ber Steinzeit unb Unöerfälfdjttjeit
bennodj nidjt berufen. Sluf eine Anfrage ber
| ^irrna ©uttentag & ©otat bat 93ef(agter unter
I bem 8. Januar 11H)4 jur Stntwort erteilt, baft
bie ^roöenienj be« jur »uftion rommenben
„SBadjfe*" Style fei, obne ba« tyev bai
9Bad)d ald rein ober unoerfälfdjt bejcidjnet Wor=
ben Wäre. 3"8Icidj b.at bie ^irma ©uttentag
& <3of>n eine 9Jrobe bei 9Bad)fee jugefanbt
erbatten. 3Tt 0er 8luttion«anjeige fmb bie Kauf-
liebfjaber aufgeforbert, bie 9Baren am Montag,
ben 11. Januar 1W4, 51t bcfidjtigen. 93or unb
bei ber »uttion bat bai UBadjd nad) bem
3cugniffe Oon Dtodttro^n in aufgefdmitteneu
©äden gelegen unb tonnte oon ben Otefleftanten
in Slugcnfdjein genommen unb geprüft werben,
©nblidj beißt ei in ben üblidjen Sluftion»:
bebingungen, baß bie 9Sarcn „obne ©arantic
für 93cncnnung unb Qualität" jur Slutrion
langten. 2)ie Klägerin beftreitet jwar, baß biefe
auftionSbebingungen oor 99eginn ber Slufriou
oerlefen feien. 3)aS erfennenbe ©eridjt b'alt ei
aber fürganjauSgefdjloffcn, baß biefe 93ebingungeu
nidjt oerlefen ober ben JRefleftanten unbetannt
geblieben fein foüten. 3)er Seuge 9todftrobn bat
betunbet, baß bei allen Stuftiouen immer nur
ofine ©aranrie für Benennung unb Qualität
Oerfteigert Werbe unb bat in Sßeaiefjuttg auf bie
tlier in gragc fteljenbe Sluttion binjugefügt, baß,
als ein 9teflcftant geäußert fyabe, bai 9Badie
fdjeine nidjt rein ober gut ju fein, er (3cugc)
jum Sluftionator ©omper^ — mit 9tüdfidjt auf
bie »uftionsbebingungen — gefagt baben tonne,
e« fei ja einerlei, „ob c« überbauet
9BadjS fei."
SIuS allen biefen ©rünben ergiebt fidj o^ne
3Weifel, baß ber »uftionator ©omper^, aud)
Wenn er al« 58ertäufcr angefebcu Werben fönnte,
eine ©arantie für bie Qualität ber 9Bare feben=
faH* abgelehnt b,at, fobaß ftdj Klägerin auf eine
ftugeftdjerte ©igenfdjaft nidjt berufen tann.
#iernad> fönnte eine SJerautWortlidjfcit bc^
33eflagten nur bann in ftrage tontmen, wenn er
fidj bei ber SBerfteigerung eine Slrglift fdjulbig
gemadjt bätte. Stuf ©ruub ber aUgcmeincu
Digitized by Google
■öeftimmungen über ben ©d)aben*erfa& (§ 823
58. ©. 95.) Ware SBeflagter im gaUe femer Srglift
felbft bann fcbaben*erfafebflicbtig, Wenn er nfdjt
al* fßertäufer ber SBore in SBetradjt fäme, fei e*
bafe bie Srglift nur in feiner SSerfon feftjuftellen
wäre, fei c«, baß er an ber Srglift ber gfirma
iRibberf, ©djadjt & (So. teilgenommen b^ätte.
(Sine orgüfte $anblung*meife be* JBeflagten
bat aber audj nad) ber Süerne^mung ber in
Snlaß be* reidj*geriajtltd)en Urteil* oom
4. $uli 1905 oerbörten Stufen Stodftrobn,
3Rün<bme^er, #obobn unb Scatbau nidjt fef>
gefteflt werben fönnen. SBäbrenb 3euge9todftrobn,
ber bei ber Suition felbft tätig gewefen ift,
baoon überzeugt fein Will, baß ©omberfc Weber
bor nodj bei ber Suftion bon ber SBerfälfdjung
be* 2Bad)fe* Äenntni* gehabt babe, baben bie
$ur 3eit ber Suftion im Sienfte ber gtrma SRibbed,
©rfjaebt & So. fteöenben 3cu0cn #obo&n nnb
9catt)an i^re Meinung ba^hi au*gefbrodjen, baß
«omberfc um bie 3eit ber Suftion oon ber SBer*
iälfajung be* SBadjfe* Äenntni* gehabt baben
müffe. Sie beiben letztgenannten Beugen grünben
ibre Meinung bnrauf, baß bie girma fRibbed,
©djaajt & <£o. ein Simitum oon 180 M. für
100 Äilo gefteüt batte, Wöbrenb ber «ülarftbrei*
für reine« gHenenWad)« ca. 280 bis 285 JA.
betragen babc. Sie beiben legten 3eu8mfie
reichen jebodj nübt f)in, um eine Srglift be*
«enagten nadföuweifen. Sie Äaufrefleftanten
baben bamit reebnen muffen, baß e* fid> bei ber
Suftion einer fo nambaften Partie SBadj«, jumal
eine jebe Garantie für bie Qualität auftgefcbloffen \
war, nur um eine befdjäbigtc ober fonft minber-
tuertige SBnre Banteln tonnte. Sud) bie mit
ben 33rei«berbältniffen offenbar betannte girma
©uttentag & <£o. tonnte nidjt ber Meinung fein,
baß fle reine* unberfälfajte* SMenenWadjö für
200 JA. per 100 Ätlo erwerben fönnte, wäijrenb
ber äJtarftbrei* bafür 280 bi* 285 JA, für 100 Äilo
betrug. ©* fragt ftd) alfo, Wa* bem bie Suftion
unter ben angezeigten SJebingungen julaffenben
Suftionator befannt fein mußte, bamit ibm feine j
Sanblung*weife al* argliftige unb borfäfclidjc !
Sdjäbigung ber Ääufer angerechnet Werben fönnte?
$ie ©renjen bafür, Weld)en@rab ber SSerfälfrfmitg
ober Unreinbeit ©omberfc gefannt, bie ^trma
©uttentag aber mdjt gefannt baben mußte, um i
eine argliftige Xaufe&ung ber fieberen annehmen
47
No. 18-1«:
$u fönnen, laffen fidj jWar fdjtoer jiefjen. ftür
ben borliegenben gall reidjt e* aber au«, baß
ber Suftionator bie Suftion oon SBienenwadj*
jebenfaü* mdjt bätte abbalten bürfen, Wenn er
gewußt bjttte, baß ba* SBadj* — Wie burd) bie
Snalbje feftgefteUt ift — ca. 60 bi* 65 b©t. an
f rem ben ©etmifdjungen enthalten bot- Saß aber
©omberfc biefen fyotyn ©rab ber JBcrfälfcrjunp
ober audj nur einen annäbernben ©rab einer
folgen «erfalfdjung gefannt bätte, ift burdj bie
93eWei«aufnabme nid)t bargetan.
Ser Seuge 9Jcündjmeber, Seil6aber ber
girma JRibbed, ©djadjt & @o. bat nur befunben
fönnen, baß er an ©ontyerfe bie teletfonifcbe
aRitteilung bobe gelangen (äffen, baä 2öa^* fei
toon ber güneburger 9Badj«bleid>e als unrein,
„bieüeidjt berfalfd)t" jurüdgewiefen. SU 3euge
3Wüncbmebcr ba* 2Bad>* jur SJeraufHonierung
übertrug, botte er Oon ber 93erfälfd;ung unb —
wie er annimmt audj — oon ber Snaloje bereit«
Äenntni*; 3euge Sßündbmeber bat aber nidjt*
9cäbere* barüber angeben fönnen, Wa* er bem
Suftionator ©ombet$ über bie 93efd>affenbeit
ber SBare gefagt babe. (£# ift aud; burdjau*
glaublicb, baß 3f"0C 3Ründ)mcber, ber an bem
günftigen 58erlauf berSufHon ein eigene* ^ntereffe
gebabt bat, feine Skranlaffung genommen baben
wirb, ben Suftionator ©omperfc über bie 93er-
fälfc^ung ber 3Bare genau ju unterriebten. ffi*
folgt bierau*, baß bem 93eflagten ©omber^ ein
argliftige* SkrfdjWeigen nid)t jur Saft gelegt
werben faiiu unb baß baber bie Wiber ibn
gerid)tetc ftlage mit Diedjt jurüdgeWiefen ift.
1». $öfre tti ^filf£Hal)iid fir kic Srrctti»t ri»w
mit jarfer btUbcncn Stibnä burd) ^umptn.
JHubolf JRettirf) & 6o.
gegen
©. SBinf in Hamburg.
Ser flägerifd)e ©(fileober „Slice" bat am
ii. Suguft 1905 bcmÄabn be* ©d)iffer* ©ir,borf,
al* biefer im Sltonaer £afen wäbrenb be*
Söffen* feiner 3"derlabung Ied geworben War
unb ba* »on unten auffteigenbe JBaffer bereit*
bie gabung ju burd)nöffen anfing, auf Snrnf
bcö ©djiffer* #ülfe geleiftct, inbem er fi<b läng4=
feite bc« Äabn« legte unb ba* 28affer b«aii'5=
Digitized by Google
48
pumpte. »efloQter ^ot bie felöftfc^ulbige SBörfifc^aft I
für bie ber ftlägerin ju jaf>lenbe Vergütung
übernommen unb 300 A nad) 3uf^un9 oet
Älage gejault. Klägerin forbert mit ber ftlage
weitere 1200 X 3>a« D. S. ©. VI fprad) bem
«läger »eitere 700 M ju.
<Sntfdieibung«grünbe:
9lad) ber 93ewei*aufnaf|me in erfter 3nftaiij
fonn barüber fein 3toetffl obwalten, bog ein
goß ber $ülfeleiftung au« einer ©d)iffaf}rt«:
gefaxt im ©inn be« § 93 * 99. ©d). @. vorliegt.
5)er eiferne, bem Schiffer ©tjborf gehörige jrabn
mm 4400 Str. Sragfä&igfeit, ber 4000 Str. Surfer
in ©öden geloben fjatte, war am äJlorgen be«
0. Sfaguft 1905 beim Sbfdjen feiner Sabuug im
Wltonaer #afen lerf gefprungen unb füllte fid)
mit SBaffer, ba« halb über ba« ©treef ftieg,
trojjbem ©ijborf eine geliehene #anbpumpe neben
ber feinigen jur S3ermenbung bradjte. 911$ e«
bereit« ben unteren Xeil ber Sobung ju burdj*
nöffen begann, furfjte ber ©d)iffer bei ber Hofens
poli^ei um $ülfe nad) unb er War im Segriff,
nad) einem $cH)rbampfer um weitere SlfRftenj
ju telefonieren, als bie „2tltce" fam unb frei=
willig iljre #ülfe anbot. $er Stafyn lag bamal«
bereit« frfjief im SBaffer unb brobte 311 fentern.
3Me „Sllice" legte fid) be«fjalb an bie tiefere, bem
ftai pgewanbtc (Seite bc« Änljne«, bie fid) nur
nod) 1 3ru& UDCr ocr 2Bafferfläd)e befanb unb
begann, mit ifjrer für foldje 3tocrfe eigen« ein-
gebauten S)anipfpumpe ben ftafjn auszupumpen,
©rft würbe ba« ©treef leer gepumpt unb bnvnad)
ber barunter befinblidjc ©d)iff«bobett, an ben
man erft nad) Slnboljrung be« ©treef« gelangen
fonnte. $>ie Slrbeit bnuerte bi« gegen 3 lltjr
nadjmittag«, ca. <» ©tunben, bie „Silke" blieb
aber neben bem &a(m nod) bt« gegen 7 Uljr
abenb« liegen unb titelt fid) bie jur Sjeenbigung
be« Söfdjen« unb jur 33efeitigung ber ©cfaljr
bem ©dnffer $ur Verfügung. Sieben ber „Sfllice"
bat be« SJlorgen« etwa 1'/« ©tunbe lang aud)
eine SJarfaffe ber Slltonner .^tafenpolijUM am
pumpen fttt) beteiligt, fie bat aber nad) Angabe
be« 8eugen ©rf)ul* mit ibrem ©d)laurf) nicfjt Biet
geidjafft. ®er SBert ber Sabung, bie au«
•JOOO ©äden 3urfer beftanb, War 42HGO .H. ; baoon
haben fid) 300 ©ad al« burd) SBaffer bcfd)äbigt
erwiefen, 1700 ©ad baben unberfebrt gelöfcfjt
Werben fönnen. $>er SBert be« Äab.n« Wirb auf
8000 M. angegeben, #ätte bie „Slliee", bie ber
Seit bon ©d)leppbampfern allein jur ©teile War,
niebt rechtzeitig $ülfe gebraut, fo Ware borau«*
ftd)t(id) ber Äa^n gefunlen unb jebenfaü*« bie
Wertbolle Sobung ganj verloren gewefen.
9tedjtfertigt ftd) fonad) nid)t blo« ein Slrbcit«;
lofm, fonbern ein #ülf«loljn im ©inne ber
§§ 93, 94 83. ©d). ®., bei beffen SBcftimmung
nad) Slbfafc 4 cit. § 94 bie geleifteten 3>ienftc
unb Slufwenbungen fowoljl, Wie ber beWiefcne
©ifer unb bic bcrWenbete 3eit unb ferner bie
ben geretteten ©egenftänben brobenbc ©efafcr
neben bem SBerte ber (enteren in Slnfd)lag $u
bringen jinb, fo erfdjeint bod), aud) unter SBerüd*
fid)Hgung aller biefer Umftftnbe, ber beanfprud)te
$ü(f«loI)n »on 1500 JU ju fjod), Wä^renb aller:
bing« bie 300 JA, weldje Sjeflagter nur zubilligen
wiü, eine oiel ju geringe Vergütung barftetlen.
$n Slnle^nung an bie ©ä^e, bic in früberen
fällen non biffigen. ©erid)teti für ^ülfcleiftungen
zugebilligt finb (ogl. ba« Urteil be« J^anf. O. S.©.,
.^anf. @er.=3tg. 1904 #ptbl. 9lr. 11, ©. 23,
fowie ba« Urteil be« III. ©ibilfenat« wom
25. SUlai 1H<J5 in ©adjen ©ugfiergefeüfd)aft gcßt'n
9leuc SJlagbeburger SBaffer^Slffefuran j unb Äirften)
muß oielme^r ein SSctrag oon 1000 Jti al« ein
angemeffener £ülf«loljn nad) ben Umftänben be«
oorliegenben ^aü« crfd)einen. %abei ift al«
wefentlid) in SBetracbt gebogen, bog ber SBert ber
geretteten ©egenftanbe (ca. 45000 Jl) ein Oer«
pltni«ma6ig bebeutenber war unb baß ber
Dampfer ein eigen« Ijcrgeridjtete«, für 9tcttung*=
jwede befonber« geeignete« ^umpwerf befaß,
aud) baß bie Slrbeit mit ©ifer unb Umfidjt oon
ber a3efafeung ber „»Iice" gelciftet Würbe unb
bag bie ©efabr, in Welcher ber Ratyi mit feiner
Sabung fidj befanb, für biefe red)t erbeblid)
War, anbererfeit« aber aud), ba& bie Slrbeit in
toerbältnt«mäßig fur^er 3eit getan War unb eigene
©efaljc für ben 3)ampfer ober feine ©efafeung
nid)t mit fid) gebrad)t b,at.
Ollintiincrl Tirla«, ^«nittttfl. $«rmannftrn»i U, RrrefonAn 1 B«i. Itcrantwotlf.
Itn.f rcr. 3f4omi «incidi "
Dr. «. 5. *ra»»il. «amkiir«
Digitized by Google
Wo. 9. ÜL
Mo. »O.
$ßitfeattföe Grrtyjtögcttmg.
«Äauptßfatt.
$anöeUrcd)Utd)e fälle.
XXVIII. ^ahrgan«* (40. Solang bet $anbel«gerier,t*..3eituna..)
frd* für ben 3«ljrgang: $ant*. unb 8eib(«tt mit Megifier 20 A — $auptWatt allein mit »egiftcr 15 M.
»eibtntt ««ein mit ttrgifter 15 JL
oSrftes tyurftL fcambnrg, ben 28. Oftbriwr. 1907.
3«l»alt: Ulorbntfftbtutidjt $CTft$eruiigt ■ ©ffftlfdjaft. Ä..®.
in £wmtmrg flCfleit bie „<Slbe~ &roerfüljrerei, 91-®. tu
fyimburfl. — bereinigte ttfbfdjlffofyrlS-Ökfctlfdmften
ilfflrn Sdjormeri Xcicfimorm in Hamburg. — 9Rannb,etiner
Hfrfi^cnniQ«gf|enittiaft ßffjen 91. «rojjmanii In Hamburg.
90. $aftung be« QFwerfub,rer0 Jflr bie 6tabl(itlt
ftiaer ©t|nte«. — Hicgt Serftnlben beft (Smerftitrert
filbft »ber feiner Benfe »or, nenn feine ©d)n»e reuterte?
$ie Salute mar mit GotorabnUtn betartig belaben, bo§
jie bei einer fKtiflung otn nnr 6 (Urab fentern mußte ;
Ctnrabatfeu ift eine nnflcio3f)iilii$e Endung, meinte in
biefem QrmerffitjrereiSetriebc s*m crfte 9R«fe uatfam.
ü»or &ttJeftbcutfdje SBerf irf»etungö=
©efellfrfjaft, 81.*©. in Hamburg
gegen
bie „<Slbe" ® wer f üftrer ei, =
in $ am bürg.
3m 3>cjember 1903 rourbe bie SBeflagte bon
ben Öelmerfen Teutonia &. m. b. in Horburg
mit bem Sranäbort einer au* 375 Sailen be*
fteljcnben Partie (£obra bon Hamburg nad)
Harburg beauftragt. 3>er SranSbort mürbe bon
itjr unter ben in 8lnl. A enthaltenen allgemeinen
?Bebtngungen übernommen. 2)ie SBare mürbe
bon ben bef(agtifdt)en beuten am Sdjubben 29
in bie bon ber SBeflagteu jum Sranäbort be=
ftimmte eiferne $aftenf$ute Dir. 4521 eingelaben.
S)iefe ©dmte tft, al* 372 ober 373 Sailen eins
genommen waren, blöjjlidj gelentert unb mitfamt
ber Babung gefunlen.
3)ie Klägerin, bei ber bie SBare berfiebert
mar, Ijat ben Ba bungtfntereffenten ben Sdjaben
««■(«««(•« vctiibttjtlraiu. « « ■ * l > t • 1 1.
bejaljlt unb pnb bie »nfbrfidje berfelbeu gegen
bie SSettagte in fjolge beffen auf fte übergegangen.
Klägerin beraubtet, bafj ber Unfall burdj
Serfdjulben ber SBeftagten refb. bon beren Beuten
Ijerbeigefüfjrt toorben fei. Den entftanbenen
©djaben beziffert fte auf ca. 16 500 A 3>ie Haftung
ber SBetlagten befdjräntt Ret) nad) ben Zrangbort?
bebingungen auf 10000 M. ^»ierbon Ijat bie
Älägertn mit SRücffldjt barauf, ba& bie JBeflagte
mit 25 p(£t. bei itjr berfidjert mar, 75 bföt. mit
7500 jK. tlagenb geltenb gemacht.
9iadj ben 93ebingungen sub 3 fjnftet bie
JBeflagte nur bann, menn tljr ober iljren Beuten
ein Serfdjulben nadjgetoiefen mirb.
S)aS B. ©. Hamburg St. I f. §. erljob SJetoet«
unb Ijolte ©utadjten bon ben 6acf)berftänbigen
<Sd&litf, ©ebrenb unb $enrb Bürgen« ein.
©djlicr erttärte, bie Schute twbe mit biefer
SBetabung bei einer Neigung bon nur 6 @rab
lentern müffen; 23et)renb unb Bütgen& ber«
neinten ein »erfdjulbcn ber »erlegten felbft,
legten aber ben Beuten ber S9efTagten ein SBer*
fdjulben jur Baft.
®a§ B. &. erfannte iunäc^ft bureb, Urteil
bom 27. 9Kärj 1900 babin, ba& bie »eflagte
iebenfaü« in ber SBefajränfung be*58.©clj.@. bafte.
©rünbe:
SRacf) ben «ebtngungen ber »nlage A ift
Klägerin bafür ben>ei$bflirf)tig, baj» ber Unfall
auf ein S3erfefi,ulben ber Seflagten ober beren
Digitized by Google
50
Ko. *».
Seute jurürfaufüfjren ift. $m erftercn gatl
haftet bie Sellagte bis 511 15 Ä br. 50 kg unb
nicht über 10000 M. hinaus, im leiteten gatt
haftet bie Seflagte in ber Sefchränhing beS
89. ©dt). ®. mit ©djiff unb gradljt. $>aS Set-
fdmlben, faHS borhanben, ift ferner ju prüfen
nad) ber objeltiben unb noch ber fubjeftiben
«Seite.
gur ©eantwortung biefer großen ift baS
©ertd)t im SeweiSberfabjren bon ber ©labilitatS*
beredjnung ausgegangen unb geht auch jefct im
Urteil bon ber ©tabilitätsberedjnung au«; nidt)t
in ber SIteinung, baft bon ber Seflagten ober
gar bon beren Beuten ©tabilitatSberechnungen
geforbert Werben lönnten — eine berartige
gorberung mürbe Rd) bon ben tatfädtjlichen,
reaten Serljältniffen beS SebcnS himmelweit
entfernen — fonbern um eine obieftibe Rdjere
StaRS in ber ^Beurteilung ber gragen ju haben,
ob aufjergewdhnlidt)er ©og, riefenljafte SBetten
eine« Safetfahttfd)lebberS baS Hentern berurfadjt
hoben, ob bie Stabilität eine berartige geringe
mar, bafe nurf) einem (gioerfüljrertagetöfjner zu-
gemutet werben barf, bafe er bie« erfennen
mu&te. Dberiert man nid)t grunblegenb mit
einer ©tabilitätsberedjnung, fo entbeut man beS
Inhaltes, ob bie Urteile bon Beugen jutreffenb
ober gefärbt finb, benn ob ein ©og auger:
gewöhnlich ober ob bie SBeHen eine« ©dblebberS,
ber borbeifäljrt, ungewöhnlich grojj finb, finb
Urteile unb ber allein als $euge hierfür in
Setraajt fommenbe ebentuell felbftfrfjulbige Seier
ift gewijj fein unbarteiifa>r ©achberftän biger,
auf beffen Setunbungen ein ©eridt>t auöfdjlag:
gebenbeS ©eWid)t legen barf. 8tud) fei gleich
hier auf ben beflagtifd)en Srugfdjlufj au« § 30
bei $afengefefee« b^tngetoiefen. SBie foll ein
borbeifaljrenber ©djlebber Kenntnis bon ber
Stabilität einer irgenbmo labenben ©cfjute
haben? 3)ie Sragfäfjigfeit ber ©d}ute betrug
nadt) bem SUdjatteft ca. 10 SonS me£jr als baS
©eWid)t ber Kobralabung, gür borbeifa^renbc
©djlebber mar alfo nur ju fehen, baß bie ©dmte !
hod) beloben mar, aber trofebem nod) genügenb
gretborb blatte; ob im SRaum ©ut, baS fbejipfd)
fdt)Werer mar, lag ober nidjt, tonnte fein borbei*
fahrenbeS ga&rjeug roiffen, fonbern Re burften
Rd? barauf berlaffen, baft SBeier bie ©d£jute ttidt)t
unbernüuftig beloben mürbe; bätte aber im
9laum ©ut gelegen, baS fbejiRfd) fdjtoerer als
bie 2)edSlabung mar, fo lag feine ©efahr beS
Henterns bor.
2BaS bie ©tabilitätsberedjnung angebt, fo
folgt baS ©eridjt bem ©utadjten bon ©ablief,
ber heutigentags einer ber beften Senner biefer
gragen ift unb bermeift für (Sinjelbeiten auf
bas ©utad)ten. ©omeit brattifd) ein fträngungS:
berfudj notWenbig ober bod) wünfdjenSwert ift,
Bat bie SBeflagte eS ftcr) felbft ju^ufd^reiben,
Wenn biefer Öerfud) unterblieben ift, Weil fie
pd) geweigert hat, bie ©d)ute ju einem folgen
33erfud)e jur Verfügung gu fteDen. Stach ©djlid
mujjte bie ©djute bei einer Steigung bon nur
6 0 rentern ober wenn man ju ©unften ber 93e=
Klagten auf ©runb beS ©utadjtenS bon SütgenS
annehmen Will, bafj bie Sailen im Slaum bis
jur SBorbmanb gelegen haben müffen, mufjte bie
©chute bei einer Steigung oon bietleidjt 1 ©rab
fentern. %\e ©dhifferfbradhe beS h'cftgen ^afenS
hat für eine berartige Selabung ben braftifchen
SuSbrud: baS gaüjrjeug tentert, menn man eS
fdhief anguett. ©0 barf fein gahrjeug fyiev im
$afen beloben werben, benn eS tonn nidjt ba=
mit gerechnet Werben, bog ein belabeneS gahr=
jeug im jpofen ober auf einer ©dhlepbtour im
$ahn unb na<h Harburg ftetS genau lotredjt
bleibt. Sine fo geringe Steigung, Wie co. 7 ©rob,
ift burdh bie SBellen eine« jeben borbeifahrenben
@d)le))berS ju erwarten ; ja, eS genügt baju ein
ganj müßiger SBinbftojj, bieHeidjt aud) baS
©emid)t bei legten doCo, Wenn eS ungefd)idtt
aufgelabcn wirb. Cbieftib liegt alfo ein Scr*
fd)ulben bor, inbem bie ©d)ute tro^ auSreidjenber
Xragfähiflteft ju flein War für biefe Sabung,
beren einzelne Kolli berhältniSmäfjig ju boluminöS
unb bon ju geringem fbejipfdjem ©eWid)t Waren.
Slud) fubjeltib liegt ein Serfchulben ber beftagtifdjen
Seute bor; in biefer ^>inftd)t fd)lie|t Rd) baS
©erid)t bem an, Was Sebrenb unb $enrb,
SütgenS gegutad)tet hoben.
®a& baS Serfchulben für ben Unfall faufal
geWefen ift, betrachtet baS ©edd)t als nicht
zweifelhaft, ©in ©chlebber ift borbeigefahren
unb mad)te Wie immer SBellen; eS tom, mos
fotnmen mugte; bie ©chute neigte Rdj burch bie
SBeöen junöchft um ein geringes, berlor bei
0—7 ©rab Steigung bas aBiebernufridhtungS*
bermögen unb fenterte.
Digitized by Google
%ie Srrofle, ob »eflagte ein eigen«* »er*
frfjulben nadE> fubjettioer «Seite Ijiti trifft, ift
noct) nid)t fbrudjreif. 3>a« ©ericht möchte bot*
erft nodj in ber ffletoeteaufnafjme geflärt haben,
ob »eflagte bie »elabung fontrotliert bat.
Unrichtig ift ferner bet beringttfrfjc ©eRdjtÖ*
punft eine« ttägcrifchen fonhtrrierenben »er*
frfjulben«. S>er »eflagten toaren aufgegeben,
cf. fflnl. C, 375 »allen ©obra; bie Äonnoffe*
mente toaren, toie SJnL C ergiebt, beigefügt.
91 h« ben Äonnoffementen toufjte »eflagte ba«
©etoirfjt minbeften« annäfjernb, felbft bei ber
toabrfdjetalid) im Äonnoffement enthaltenen
Ätaufel weight unknown. Sie tou&te alfo
fotootjl bie Slrt ber »erbadung, toie bie Än^n^l
ber Äotli, toie bai ©etoictjt, enentueH märe cd
ihre ©actje getoefen, ju fragen.
©« ift nicht erfinblicf), toa« bie Deltoerfe
nodj befonber« hätten unterftreidjen foQen; tootjl
aber toürbe e« für bie »frage eine« eigenen be-
flagtifcfjen »erfdjulben« unb ber Don if)r ju
forbemben «uffidjt ihrer Scute in SBerractjt
fommcn, ob bie Ladung in »allen eine unge*
toöbnlidje ift.
SRacfj toeiterer »etoei«erb>bung erfannte
bai 8. ©. fobann am 27. Sfuni 1906, bajj ber
»nftrcudj ber Älägerin bem ©runbe nadj be-
rechtigt fei.
© r ü n b e :
$)a« Urteil biefe« ©erid)t« Dom 27. 2Wära
1906 bat lebiglirfj über einen ©runb be« Älag=
anfbrucf)«, näntlidj bie Haftung ber »eflagten
nadj bem ». 6(6,. ®. toegen »erfdjulben« ber
beflagtifdjen Slngeftetlten entfrfjieben. Nunmehr
ftebt ba« eigene »erfdjulben ber »eflagten refb.
if}rer SanbangefteKten jur ©ntfebeibung. ©in
foldje« »erfdjulben toürbe bie »eflagte über jene
in § 4 bei ». ©rf). ®. normierte »efdjränfung
tjinau« bi« ju ber im Älagantrag gezogenen
©renje jum ©djaben«erfafe berbfttctjten. SBirb
ein foldje« »erfdjulben feftgeftellt, fo ift bemnadj
ber Älaganfbrud) bem ©runbe nadj berechtigt,
wnfjrenb nur nodj fein »etrag ftreitig bleibt.
3m »erfahren über ben »etrag ift bann and)
bie Äoitipetifotionseinrebe 511 erörtern. 2)er
gegenteiligen Slnfidjt ber »eflagten fann nicht
jugeftimmt toerben. 3)ie »eflagte rechnet mit 1 1
ber llngertfdjen ©cbaben«erfatyforberung gegen
51
No. SO,
I biefe auf. Stfefe ©egenforberung, toie aud) immer
bie #ölje bei tatfädjlidjen ©rf)aben« feftgeftellt
toirb, fönnte niemal« jur »efeitigung ber ge*
famten Älagforberung führen, ba bon ber
©djabenSerfafcfumme ftet« V* ber Älägerin ber?
bleiben toürben, fie toürbe an ber »credjtigung
bei Älaganfbrudjc« bem © r u n b e nadj nidjt«
änbern.
«Rur toenn bie SHöglichfeit beftänbe, bajj bei
guerfennung ber ©egenforberung ber ganje
Älaganfbrudj böHig befeitigt toerben, alfo bie
©egenforberung einen gleichen ober l)ör)ecen
»errag al« bie Älagforberung au«madjen fönnte,
toürbe nadj ber tjerrfchenben 9techtsauffaffung
ber Älaganfbrudj nid)t al« bein ©runbe nadj
berechtigt erflärt toerben fönnen, bgl. ©ntfdjeibung
be« 9t. ©. in ^urift. ÜBochenfrfjr. 1895 ©. 294.
©benfo toürbe e« fiefj verbieten, bie beflagtifdje
©egenforberung im Urteil«tenor bem ©runbe
nadj al« berechtigt ju bezeichnen, ba bie ©. ». £).
eine foldje ©ntfdjeibung bei ©inreben nidjt fennt,
cf. ©aupb-Stein «nm. 1 ^u § 340. 3u betonen
ift übrigen« gegenüber ben beflagtifdjen Slu«-
fübrungen in tatfädjlidjer »ejiebung fdjon ^ier,
baB bie Älägerin felbft bereit« bei »nfteüung ber
Älage non ber beanf tmtcfjten ©umme 2500 X
— ben bbdjften »etrag, ben eine ©egenforberung
ber »eHagten ausmachen fönnte — geKirjt hat.
SBa« nun bie grage nadj bem eigenen
»erfdjulben ber »eflagten anlangt, fo banbelt e*
fidj barum, ob bie »eflagte ihren ©djiffer au«*
reidjenb übertoadjt hat.
3)a& ber ©dnffer »eier bei ber »erlabung
fdjulbbaft berfahren ift unb bafj bie fehlerhafte
»erlabung bie entfdjeibenbe llrfadje bei Unfall«
toar, ift bereit« burd) ba« gtoifchenurteil feft=
gefteHt unb erfrfjeint bem ©eridjte auch in feiner
ledigen »efefcung ertoiefen. 3)urdj ba« ©utadjten
bei ©acfjberftänbigen, 5)ireftor ©röfeer, ift nun
bargetan, baß ©opra in »allen eine ungemöbn*
i lidje Sabung ift. ©« toäre be«halb »flicht ber
! »eflagten getoefen, ihren ©chiffer bei ber »cr=
ftauung ju fontrollieren. 3nMonbere muftte fie
bie »erftauung ber legten »allen übertoadjen,
um eine Ueberlabung ju berhinbern. ®urch bie
8lu«fage be« ©djiffer«, be« ^eugen »eier, ift
nun feftgeftellt, bnft al« ber »ije ber »eflagten
I ihn am läge ber ©inlabung toerlief), noch circa
■ HO »allen ju berftnuen lunren, »uährcnb bie
Digitized by Google
62
No. JIO.
Sabung im fcinterfdfjiffe fdfjon über bie Äummtng
binau«ragte, baß obet bem ©Ziffer be$ügli<b ber
SBerftauung biefer Sailen leine SIntoeifung erteilt
tourbe. 2>em ©Ziffer bätte, toenn ber 58i$e
nidjt bis $ur SBeenbigung ber ©inlabung bei ibm
bleiben tooIIte,&um minbeften bie ftrilte!3nftruftion j
gegeben toerben müffen, baß er einen Seil ber j
fReftlabung nicr)t mebr in bie ©djute einnehmen
foHe unb für bai Steftquantum ^ätte ein anbere«
gabrjeug befdjafft toerben müffen. 2)ie« ift ntd^t
gefdjeben. @« toar felbftberfiänblidj nicr)t er=
forberlidt), bog ber Seiter bei beflagtifdjen Unter»
nefjmcn« ^>cs:fi5nltcf) ben ©djiffer übertoadjte
(cf. ©utadjten ber ©adtoerftänbigen Sfitgen« unb
SBelfjrenb), er tonnte einen gubertöffigen SMjen
mit ber Uebertoadjung beauftragen.
Stoß bie SEBare in SBallen b e r b a d t toar,
toußte bie SBenagte (cf. Slnl C). S>ie »eflagte
bat nun enttoeber bem SBijen gar nidjt ben
Auftrag gegeben, bie fragliche (Sinlabung mit
befonberer ©orgfalt ju fontrolliercn, ober ber
aSije b,at, trofc ber ibm gegebenen »ntoeifungen,
bie Uebertoadjung nadjläffig gebanbbabt, in beiben
fräßen l)aftet bie SBeflagte, bie für ba« 58er*
fdjulben ibrer Sanbangeftelltcn obne bie 58e*
fdbranfung bei SB. ©dj. ©. (§ 4) in gleirfjer
SfBeife einjufteben b]at, toie für eigene« 83er--
fdjulben (§ 278 39. ©. JB.).
SBom 0. 8. ©. I tourbc bie Älage burdj
Urteil bom 9. 3?obembcr 190H nbgetoiefen.
©rünbc:
Sluf Qkunb bei @rgcbniffc« ber 5Betoei«=
erbebung I. ^nftan^ erfdjeint ei jtoar toabrfdfcins
lid), baß bie ©djutc 9?r. 4521 bei SBcrüdficbtigung
ber SBefdjafrenljeit ber in ftragc fonunenben
Sabung ju ftarf beloben unb in frolfle beffen
nidjt genügenb ftabil getoefen ift, jebod) bietet
bai borliegenbe £Betoei«material feine genügenb
fidfjere ©runblage, um feftfteüen ju fönnen, baß
bejto. in toeldjem 2Jfaßc ber ©dmte bie erforber«
Iid)e Stabilität gefeblt r)at.
5>ie JBcredjnungen bon ©djlid fönnen um
be«toiHen al« juberläfflg nidjt angcfel)en toerben,
toeil firfj nidjt genau refonftruieren laßt, toie bie
SBallen berftaut getoefen finb. Sludj ftebt nidjt
feft, ob bie Stollen famtlidj bai gleidje ©etoirfjt |
gehabt baben. ©« toftrbe beif)alb eine toeitere
SBegutadjtung audj fein juberläffige« ©rgcbni«
baben fönnen. 3m übrigen lägt ftdj audj au«
bem SBerlauf be« Unfälle« fein Stüdfdjluß auf
ben Örunb ber Stabilität Rieben, toeil bie SBe--
baubtung ber SBeflagten, ein borübergebenber
Stombfer bflbc ganj außergetoöbnlidje Dünung
berurfadjr, untoiberlegt geblieben ift. Unter fo
betoanbten Umftänben fann ber SBetoei«, baß bie
SBeflagte ober ibre Beute, in«befonbere audj ben
©djutenfübrer ein SBerfdjulben treffe, al« erbradjt
nidjt angefeben toerben. 3m einzelnen ift folgen»
bei in SBetradjt gebogen:
3)er Sran«bort mittel« ©djute ift bon ber
Klägerin nidjt moniert. Sia im SBe'rfebr jtoifrfjen
Hamburg unb Harburg ber Sran«bort bon
©ütern ber fyiev fraglichen Slrt mittel« ©djuten
bie allgemein gebräud)Iidbe SBeförberung*toeife ift
unb bai ^aubtgefeböft ber SBeflagten in bem
^Betriebe ber @toerfübrerei beftebt, mu| auger:
bem angenommen toerben, bajj bie Deltoerfc
Teutonia, inbem {ie bie SBeflagte mit bem Xran«?
port beauftragten, fidj ftiüfd;tocigenb mit ber
Sdgutenbeförberung einberftanben erflftrt baben.
3)e« toeiteren toar c« audj an fid; juläffig, bag
ein Seil ber $u beförbernben SBare auf 2>ed
untergcbrad)t tourbc. @« gefd)iebt aügeinein unb
mufj al« unbebentlidj angefeben toerben, baft
j¥aftenfd)uten infotoeit mit $etflaft bclaben toer=
ben, al« ibre Sragfäljigreit bie« julafet unb bie
genügenbe ©tabilitat befteben bleibt.
3tafj bic bertoenbete ©djute an fieb fabr--
tüdjtig toar, fann nad) bem ©rgebni« ber
5Betoei«erbebungen nidjt jtoeifelbaft fein, ©ie toar
audj geeignet, eine Sabung bon bem r>ier in
$rage fommenben ©etoidjt ju tragen, benn nad)
bciu Slid)atteft toar ibre Sragfä^igfcit ettoa
10 %om größer al« ba« ®ctoidjt ber Sobro:
labung. ftcmcntfbredjenb Ijatte fie mit biefer
Sabung aud) nod; böHig aiwreidjenb 5reiborb,
nämlid) lü'/t cm. ^ft fie nidjt genfigcnb ftabil
getoefen, fo toirb bie« nad) ben borlicgenben
©utaebten barin feinen <54runb fjaben, bag cnt=
fpredjenb bem nur mäßig großen fpejififdjcn
©etoidjt ber SBare unb ber einer böüigen 8lu«=
nu^ung be« 9laume« unter 3)ed ungünftigen
Slrt ber Sicrbadung in boluminöfen SBallen im
SBerbältni« ju bem unter ®ed untergebradjten
Seil ber Sabung ju biel 3)erf(aft borbanben
getoefen ift. 2)aß in biefer SBcjicbung bie Sßeflagtc
Digitized by Google
ober iljre Seute ein 83erfd)utben treffe, ift jebodj
nidjt betoiefen.
$ie SBeflagte b°t im Saufe ber 93etabung
int allgemeinen eine Kontrolle burdj tbren Sßije
ausgeübt, bat bjerüon abgefeben aber ben
©djutenfübrer in betreff ber 33etoirtung ber S8e=
tabung oöltig fetbftänbig tjanbeln [äffen. $)aju
toar fie berechtigt, ©ie fiotte für bie %ab,xt
rü(^tigfeit ber ©d)ute aufeufommen (§ 8 SHbf. 4 >
99. ©dj. ©.), bogegen botte ber ©djiffer für bie
gehörige ©tauung ber Sabung, fotoie bafür ju
forgen, bafj ba* ©djiff nidjt fdjtoerer belaben
tourbe, at* bie Sragfätjigfeit beffelben es gemattete.
9lur bann fönnte in festerer 33ejiebung neben
beut ©djiffer audj bie 93eflagte alz bireft oex>
anttoortlid) angefetjen werben, Wenn fic bem
©djiffer beftimmte »nWeifungen in betreff ber
Sirt ber SBclabung bejW. bc* mitjunebmenben
Quantum* erteilt, ober aber e* unterlaffcn Ijätte,
ben ©djiffer auf befonbere ibr befannte ®igen=
febaften ber 2Bare, bic bei ber Sielabung in
»ertirffldjtigung ju jieben unb inäbefonbere für
bie Stabilität oon Skbeutung Waren, bin^utoeifen.
Äeine* bon beiben ift jebodj ber ftall. SBie ber
©djutenfübrer 93eier befunbet, finb ibm niemal*
»on ber 93eNagten ober beren 93ijen Slnmeifungen
bejüglidj ber 3(u*fübrung ber Sjetnbung gegeben
unb ift bie* audj im toorliegenben gälte nfdjt
gefdjeben. SlHerbing* bot ber 83ije h>ät)renb ber
93elabung Wiebcrbolt gefragt, ob er — ber
©djutcniübrer — bie ganjc Sabung gut in bie
©djute hineinbringen fönne, Wa* biefer bann
bejabt bat(91u*fage »on Söeier), aber eine foldjegrnge
be* 93t$e fnnn bo<b tcinerWcg* nie Slnweifung, alle
Statten in ber ©djute unterzubringen, aufgefaßt
werben, toietmebr erfolgte bie grage augcn=
fdjeinlidj ou* bem ©ebanfen tyta\\4, bnß er»
forberlidjenfalt* Stnorbnungen Wegen anber*
Zeitiger SBeförberung be* oerbteibenben SHeftc*
getroffen toerben müßten. Hit Weitere grage
anlangend ob bic SBetlagtc e* fdjulbtjaft unter»
laffen tjat, ben ©ebiffer auf befonbere ©igen*
febaften ber SBare aufmerffam ju uiacben, fo ;
fönnte in biefer 93ejiebung nur in 33etradjt
fommen, ob fie eigen« auf bie 93erpadung ber
©opra in Stallen bötte ^intoeifen müffen.
$ter$u lag aber, obgleidj &opra meiften* ntdjt
in Stallen, fonbern in ©äden berpadt toirb, I
allein fdjon be^alb fein ©runb bor, weil 93c-. I
53
No. *0.
nagte it)rer unbefrrittenen 8ngabe jufolge nodj
nie ßopra in Stallen beförbert botte, alfo felbft
nidjt barüber unterridjtet toar, ob bejto. in toeld)er
Schiebung bei Unterbringung einer au* (Eopxa-
balten beftebenben Sabung in ber ©djute
befonbere Starfidjt ju beobaä)ten toar. 3m
übrigen burftc fie firf) aber borouf toerlaffen, bafe
i^r erfabrener ©djiffer, ber bamatd bie ©d^utc
- beinahe ü 3abre lang führte unb fie infolge^
beffen beffer tonnte, als irgenb einer ber Singe*
fteQtcn ber SSertagten fie rennen tonnte, bei ber
Unterbringung ber SBare im ©djiff mit ber
gebbrigen 83orfid)t ju SBerfe geben unb nidjt
mebr einnebinen toerbe, ald bie ©d)ute, obne bie
nottoenbige ©tabitität ein^ubügen, tragen tonnte.
93iet ju toeit würbe ei fetbfttoerftänblid) geben,
Wollte man in berartigen gatlen bon ber
SJcftcigtcn toertnngen, bafe fie junädjft cingebenbc
tbcoretifdje SJeredjnungcn barüber anftetteu
ließe, wie toiel »on ber ju tranSfottiereuben
SSarc ba* berreffenbe gabrj«»8 cinnebmen rönne,
obne bie nötige ©tabitität ju berliercn. 3ur
Beantwortung biefer Srage allein Dorn praN
t i f d) e n ©tanb^untt au* War aber ber
©d)utenfübrer auf ©runb feiner ©rfabrung unb
feiner genauen ftcnntni* ber ©djute am meiften
befähigt. 3)amit erlcbigt fidj aud) ber SorWurf,
ba& bie 33ertagte bie 93etabung nid)t genügenb
bcauffidjtigt fyabe. ©ic bot ibrfn SJerbftidjtungen
baburd) üottnuf genügt, baft fic burd) ibren 93i^e
Wiebertjolt bat naebfetjen (äffen, wie bie 33elabung
toon ftatten ginge. 9lud) ber 83ije felbft b°t
nidjt fdjutbbaft gebanbett, in*befonbcre nidjt
baburd), bnjj er bie S3e(abung, inlbefonbere in
ibrem legten Xeile, nid)t einget)cnber oerfotgt
utib fid) gelegenttid) feiner testen SlnWefenbeit
bei ber (Srtlfirung bc« ©djiffer*, er tonne bic
nodj reftlidjcu HO S3aüen fämtlid) in bie ©djutc
tnneinbriugcn, berubigt bot. ©ine ©enebmigung
refp. StnWeifung, bie* ju tun, ift bem Damaligen
SBcrbalten be* 9iije jebeufatl* nid)t ju entnebmeu,
im übrigen burftc bevfelbe aber babon auggeben,
• baß bei- ©djiffer beffer al* er 511 beurteilen
toermöge, toic Diel Sabung unbcbentlid) in ber
©djute untergebradjt toerben burftc.
SBaS fdjlicfelid) ben ©djiffer felbft anlangt,
fo erfdjeint c* jtonr toabrfdjeinlid), ba& ber=
I felbe fid) in betreff ber ©tabitität ber ©djute
I geirrt unb mcör SJabung refp. mebr 5>cds*laft
Digitized by Google
54
Mo. »O-ll.
eingenommen $at, als bie Scf>ute, ohne bie er:
forberlidje Stabilität $u toerlieren, tragen tonnte.
Daraus folgt aber nod) nid)t, bag ihn ein SBer*
fdjulben trifft. Ztyotetiföe Äenntniffe über bie
Stabilität unb bemgemäg Berechnungen barfiber
tonnen toon einem Sdjutcnführcr nid)t berlangt
Werben, ©r urteilt (ebiglid) auf ©runb ber
toon iljm gemalten Erfahrungen. 9tun ift Beier
ein erfahrener ©ct^utenfctjiffer, ber bie t)ier
fragliche Schute beraeit beinahe G %af)xt lang
geführt harte, fie alfo genau fannte. ©r fyatte
mit ihr auch luieberholt Bartieen toon grögerein
©ehud)t als bie ^ter fragliche beförbert unb
barunter auch \»l(f)e, too baS fpe jififche ©etoiefit
ber SBare fdjtoerlidj größer fein burftc als bat--
jenige toon ©opra, fo j. B. Baumluollfaatmehl.
»Qerbing« war im toorliegenben gattc bie Ber=
toactung ber 2Barc in BaOcn ungünftig für bic
Unterbringung berfelben im Sdjiffe. Bcicr fngt
ba rüber golgenbeS au«:
3ch hotte bislang (Sopraballen nod) nie
bcrlaben. Dicfclben laffen fid), ba fie fet)i*
umfangreich finb unb niefil nachgeben, bebeutenb
fdjtüercr toerftauen als ©acte, Die Bcrftauung
ift insbefonbere be*halb nicht fo feft, weil fid)
bic SBinfel unb ©den nicht ausfüllen laffen."
Diefer toom 3e"0e<» gefchilberte Umftanb
bat hwhrfcheinlich *ur ftolge gehabt, bag baS
ajerhältnis ber Dedlaft $u ber unter Ded toer=
ftauten Sabung gegenüber früheren Transporten
toon in (Baden toerpadter SBare ftcr) ungünftig
geftaltet unb bamit bie Stabilität beS Sdjiffes
fid) toerringert hat- 3« toeldjem Wage bieS ber
PS-all mar, lägt fid) jebodj, wie bereits fyertiot'
gehoben, mit Sicherheit nicht fcftfteKcn. Unter
biefen llmftänbcn fann auch nid)t angenommen
werben, bag ber Sdjiffer auf ©runb ber toer=
änberten Slrt unb SBeife ber Belobung, Wie fie
bie Bcfdjaffenljeit ber SBare mit fid) brachte,
hätte ertennen tnüffen, baß bic Stabilität bcS
gahrjeugeS in unjuläfflgcm SRafee toerringert fei.
Dafür, baß er ohne Ueberlegung gehanbelt habe,
liegt nidjtS toor. Der Umftanb, bag er, als nod)
80 Sailen nicht eingenommen Waren, bem Bije
auf beffen $ragc geantwortet §at, er tönne bie
ganje Sabung gut in bie Schute hineinbringen,
lägt im ©egenteil ertennen, bog er nid)t gebanten:
los, fonbern auf ©runb pflidjtgemäger @rs
Wägung fo gcfmnbclt hat, Wie grftfjchrn. Dafür,
I bog er toon ber Stabilität ber Schute überzeugt
geWefcn ift, fpridjt aud) ber Umftanb, bog er
J ftd) eigener SebenSgefaljt ausfegte, wenn er mit
; einer überlaftigen, nidjt genügenb ftabilen Sd)ute
bie Jah^t antrat. Das ©eridjt bermag hiernach
barin, bag ber Sd)utenfd)iffer angenommen h<*t,
I bie Schute werbe mit ber fraglichen Gotora?
! labung unb bei Unterbringung berfelben in
j gefd)ehener SBeife nod) genügenb ftabil bleiben,
j ein Berfrfmlben beSfelben nid)t 511 erblidcn.
(©« ift SRetoifion eingelegt.)
21. 3>tr »tfroäjltr tincS üa^nci f*a t nid)l für »er-
frf|Htbcn ker Gtancr bei ncbttlatttuo. ktr ®fller vtm
etefdtfjf in bca Hat,n j. t«ftca.
Bereinigte ®lbfd)iffahrtS = ©cfell:
fdjaften «.*©.
gegen
Schövmcr & $eid)mann in Hamburg.
3h)ifd)cn ben Parteien ift ein ftrachttoertrag
gefd)loffeu, Wonach Klägerin eS übernommen hat,
1000 XonS Ouebradjo^olj, Weldje in Hamburg
aus bem Seefdjiff $u übernehmen Waren, nad)
gBaamifehafcn mittels Äalme* J« beförbern. Stach
ber Behauptung ber Klägerin ift beim Ueberlaben
beS ^oljeS aus bem Seefd)iff in ben Äaljn legerer
baburd) ju Schaben gefommen, bag eine orbnungS«
mibrig hergerid)tete .frietoc fich auS bem Berbanbe
löfte, fo bag baS £o!j auf ben Äahn hminter*
fiel. Sic beanfprucht ©rfa^ beS SdjabenS in
^öhc toon 1000 JH
Die Seflagte oermeint, bag fie ben mit ber
@ntl5fd)ung beS SecfdjiffeS befagten ^erfönlid>=
teilen gän^lid) fernftche unb für ihr SBerfdmlben
nidjt aufjufommen h«bcn luürbe.
DaS ©. bot bie Älage abgehjiefen, rueü
burd) bie SelueiSaufnahme bie Behauptung ber
Beilegten, bag Klägerin toon ihr ba« Äonnoffe*
ment erhalten unb fomit bem Seefd)iff gegenüber
als ©mpfängerin aufgetreten fei, nid^t roiberlegt
morben fei.
Born D. 8. ©. V würbe bie flägerifdje SBe=
rufung am 12. Dejember KKH> toertoorfen.
©rünbc:
Dct ffluffaffung beS £. ©., mclcheS ent=
fdjeibenbes ©cluidjt barauf legt, ob Klägerin ober
Digitized by Google
BeHagte bem ©Ziffer ba* Konnoffement prüfen*
tiert Ijat, fann nicht beigepflichtet Werben. SBenn
Weiter md}t* gefdjeben wäre, al* bafj, wie bie
Beflagte behauptet, mit bem Slufgabefdjein ber
Klägerin äugleid) ba* abgeftempelte Konnoffement
übergeben Worben ift, bamit biefe e* burdj ibjre
Kahnfdjiffer bem ©eefdjiffer präfentieren Joffe, fo
Würbe barau* nodj nic^t einmal or)ne Wettere*
ju entnehmen fein, bafj Klägerin bem ©eefdjiff
gegenüber al* Empfängerin ber Sobung auf*
getreten ift. ©ie fönnte bamit einen reinen
ißotenbienft übernommen unb ausgeführt t)aben.
91 ber felbft Wenn Klägerin burd) Entgegennahme
be* in blanco girierten Konnoffement* unb burd)
feine Bräfentierung bie 9toDe be* Empfänger*
übernommen hätte, Wäre ba* bod) nur für ba*
9ied)t*berhältnt* jum ©eefdjiff bon Bebeutung
gewefen. SWangel« au*brüdlid)er Berabrcbungen
unter ben Parteien toäre baburdj an Den gegen«
feitigen Stedjten unb fßfCid^tett au* bem abge*
fdfloffenen Sradjtbertrage nichts geänbert morben.
3n*befonbere ging baburcr) Klägerin in Bejug
auf bie Uebernahme ber Sabung in ihrem Kahn
weitere Verpflichtungen, al* ihr nach ihrem %vaä)U
bertrage oblagen, nicht ein. E* hängt fomit bie
Entfdjeibung babon ab, ob nach ^raa^tbertrag
bie Beflagte al* Befrachter für ba* Berfdjulben
ber mit ber lleberlabung ber ©üter bom ©ee*
tcfjiff in ben Kahn befaßten ^erfonen ju hoften
hat. 9cadt) § 25 ber borgelegten Verfrachtung*;
Bebingungen hat ber Befrachter lofe ©üter, um
welche e* Reh h'cc hanDe"t *n ©djiff 5U
liefern, bie ©efeQfdjaft ba gegen bie weitere Ber*
labung ju bewirfen. SBenn aber bava\x& Klägerin
folgern &u fönnen bermeint, ba| ber Befrachter
fid) ber mit biefer Lieferung in baS ©djiff betrauten
Berfonen bebient „$ur Erfüllung feinet Ber*
binblichfeif unb baß er bementf brechen b für beren
Berfdjulben nach § 278 99. @. 33. aufeufommen
hätte, fo erfcheint ba* nicht jutreffenb. $)ie
Lieferung ber ©üter an ober in ba* ©dt)iff ift
überhaupt feine Berbinblidjfeit bei Befrachter*,
fonbern fein {Recht. 5)ie Seiftung, bie er bem
anberen Seile &ufagt unb fchulbet, ift bie Bezahlung
ber Stacht, nicht bie Anlieferung ber ©üter.
Severe fann ber »erfragter nicht eigentlich
forbem, fie ift bielmehr nur bie Borau*fefeung,
unter welcher feine Seiftung fällig wirb, bergl.
B. ©. B. § 642.
55
No.»l.
Sä&t fleh baher eine Haftung ber Bellagten
für ben auf bem ©eefchiff angefteUten ©tauer unb
feine Seute au* § 278 B. ©. B. niebt herleiten,
fo fann auch § 831 B. ©. B. nicht jum %Me
führen, auf ben Klägerin fich auch flo* nicht berufen
hat. Ulicht fowohl fcheint hie« ber nach § 831
jugelaffene Exkulpationsbeweis ohne Weitere*
burd) bie Sa lfachen felbft infofern geführt ju fein,
al* Beflagte überall gar nicht in ber Sage ge*
Wefen ift, eine »u*wahl bon Berfonen ju treffen,
al* bielmehr führten bie bei ben Seilen beim
BertragSabfdjlufe Wor)lbefannten Umftänbe be*
^alle* baju, baß Beflagte überhaupt nicht in bie
Sage fam, ju ben crforbcrlidjen Berrichtungen
ihrerfeit* jemanben ju befreiten.
Enblid) aber ift auch Kor, bafj Wenn ber
©tauer unb feine Öeute ba* ihnen borgeWorfeue
Berfehen begangen haben, wenn fie bie in Betracht
fommenbe $iebe fdjledjt gepadt unb ungenügenb
umfettet fyahen, biefe* gefdjer)en ift auf bem
©eefdjiffe unb bei (Gelegenheit nicht ber ber Be*
flagten obliegenbenSieferung in ben Kahn, fonbern
ber ber Beflagten gefchulbeten Auslieferung au*
bem ©eefchiff. 3" biefec Xätigfeit War ber
©tauer nicht ®er)ülfe ber Beflagten, ber ©üter
ju empfangen hatte, fonbern be* ©djiffer*, ber
fie auslieferte.
3u einem anberen Ergebnis bermag auch bie
Berufung auf § 88 ber Bcrfradt)tung*bebingungen
nicht ju führen. Unberfennbar hat ber ©afr biefe*
Barographen ben $all im Äuge, Wo ba* (Sin;
unb 8Iu*(aben nicht bom Verfrachter, fonbern bom
Slbicnber ober Empfänger ber ©üter beforgt wirb.
$afür fpricht nicht nur bie Hu*brud*Weife biefer
Beftimmung felbft, fonbern auch ber au*brüd(iche
$inWei* auf ben § 83 III bafelbft. 8ubem Wirb
in biefem § 88 jwar bertrag«mäf$ig eine Haftung
übernommen, bie über ba* 2J!a& ber bom ©cfe&
borgefdjriebenen Haftung hinau*gehen mag. 3>a&
aber an ben allgemeinen gefeilteren Borau«*
fe&ungen, unter benen überhaupt für ba* Ber=
fdjulben eine* dritten gehaftet wirb, hat geänbert
Werben foßen, ergiebt ber SBortlaut be* § 88 in
feiner SBeife. Enblict) bleibt aud) gegenüber biefer
Beftimmung Wahr, bafe baSBerfchulben, aufweiche*
Klägerin ihren ©ajaben jurüdführt, Weber bon ber
Beflagten felbft begangen ift, nod) bon einer Ber*
fönlid)feit, Welche man al* einen Beauftragten
ber Bellagten ju bezeichnen berechtigt wäre.
_B6
No. SS.
23. ©trfttft btr ®»ebüf«r bie ©»rgfuH, wenn er
eiaen grod»tfnl>rer anaimmt, ber nadp bca Sebinguagen
ber Oberreebereica fif|rt, naaj »eigen bie $aftnng für
in 6a>nitn fitergelabeue ©fUtr abgefeimt wirb?
Gnuf. $*tbl. 1006 Sr. 7.
3Hannt>eimer 33erfid)erung$gefellfdjaft
flegen
91. ©rofjmann in ^omburfl.
Urteil bei 9t. ©. (I 1&4/06) bom 7. 9to=
bember 190G.
$er Staufmann 3ofef Stober in »reSlau,
toeldjer im ftebruar 1904 au3 beut im #anfa;
bafen in Hamburg liegenben 2)ambfer „Slotjal
3)ane" 45 ^ag SRennig ju empfangen blatte, b>t
bamats ber Vertagten ben Auftrag erteilt, biefe
45 Safe nad) 9tatf|enoto ju fbebicren. 2)ie 99e=
tlagtc bat bie 93eförberung ber ©fiter ju ben
5Bcrfrad)tung$bebingungen ber Ober * iReebereten
burdj bie gtrma 93orou)icj & ©ittermann in
Hamburg beforgen laffen. SHefe Sirma lieg am
29. Februar 1904 bai ©ut im $anfat)afen in
eine toon ifjr gemietete Salute übernehmen, bie
am Stacfjmittag an ben Dberfaljn gefdjlobbt
werben foUtc; »uäbrenb aber ber (§iuerfüb>erj
tofllöfjncr fidj bon ber am Svat bei $anfa*
bafenä bertauten ©djute um bie SHittag^eit
entfernt $atte, ift bie ©djute gefunten unb bai
ftoäter tuieber geborgene ©ut berart befdjabigt
morben, bafj Aober feinen ©djaben auf 4711 Ji.
beredb.net. ©r Ijat feinen ©djabenSerfafeanfbrudj
an bie Klägerin abgetreten unb biefe bedangt
in ber Silage bon ber 93eflagten ben ©rfafe jener
Summe auf ©runb bcS § 408 be« ©. 93.
mit ber 93eb>ubtung, bog biefelbe bie if»r al«
©bebtteurin obliegenben 9Jertoftid)tungen burdb
ben Abfdjlufj bei SradjtbertragS mit ber ftirma
SSoromicj & ©ittermann beriefet tjobe, weil nad)
tiefen SBebingungen ber grad)tffibrer für in
(Stuten gelabene ©fiter, fo lange fid) biefelben
in biefen ftaljraeugen bepnben, nid)t haftete unb
bie Vertagte ju iljrem Auftraggeber fo ungfinftigen
Vebingungen nidji Ijabe abfdjliejjen burfen.
3)ie Stloge hmrbe abgemiefen.
(£ n t f d) e i b u n g 3 g r fi n b e:
S)ic 9tebifton mad)t geltenb, baf} bai 83e«
rufung*gerid)t ben § 408 bei £. ©. 93. beriefet
fiabe; fie bebaubtet, bie 93eflagte fyabe im bor=
liegenben Salle bei ber SluSroaljl bei Sradjtfübrcrö
bie Sorgfalt bei orbcntlidjen SvaufmanneS nid)t
angebjcubet; bei Slntucnbung biefer Sorgfalt b,ätte
fie ei bermeiben müffen, einen gradjtbertrag ab=
jufdjliefjen, burrfj melden bie Haftung bei %vad)t'
füljrers für bie Stauer bei ©djutentranäborteS
im Hamburger ,f>afen au$gefd)loffen ift, tbie bie«
burdj bie 93erfrad}tung^93cbingungen ber Ober*
reebereien gefdnebt, nad) roeldjen für bie in
Sdjuten übergelabenen ©fiter eine Haftung nidjt
übernommen wirb, fo balb unb fo lange fie fid)
in biefen ftabraeugen befinben. 3>er 9tebifion ift
jitjugeben, bafj bie Eingebung biefer Vebingung
ffir ben SBerfenber feljr mi&lid) ift, weil fie ib^n
ber ©efabr einer SBermögenSbefdjftbigung nuöfe fet,
loelrfje bei ber Seb^aftigreit bei ^afenberrebr«,
ber 93efd)affenbeit ber Srfjutenfaljr&euge unb ben
Sigenfdjaftcn ifjrer Sö^cr gar nidjt fo fern liegt.
3>a ber ©bebiteur bei ber Äudmabl bei Stacht:
ffib,rer« 5o«3|ntereffc be*9JerfenberÄmabrjuneb;men
bat, tbfirbe an it)u bie Slnforberung 511 ftetlen
fein, bog er jene ©efoljr bon feinem Sluftraggeber
fern l)ält, folueit i^m SJiittel jur $anb finb, fie
ju befeitigen. Ob bie« ber Satt ift, lägt fidj
aber immer unr unter 9Börbigung ber gerabe
ffir ben gegebenen föatl borliegenbeu Sran^bort-
ber^ältniffe beanttuorteu unb bemgemäg ift bie
angefangene @ntfcbeibung ergangen. Unftreitig
gefdjieljt bie 93eförberung nad) 9tat^euom regeU
mägig mit Dber^Sräbnen unb aQe Dberrecbeteicn
unb Srad;tfu^rer berlabcn, mie bai 93erufungS=
geridjt feftgeftefit fyat, nur unter ben in 9tebc
ftebeuben S8erfrad)tungebcbingungen, roeld)en bie
93et(agte ftd) uid)t nadj i^rem ^Belieben ent^ic^eu
fonnte. ferner ^at baä 33erufung«gerid)t tatffidj»
lid) ertoogen, ba& 83eflagte nur unter «ufmen^
bung au&ergetoßb.nlidjer ^Bcmübungeu einen
einzelnen ©djiffer ^ätte auöfinbig machen fönnen,
ber au*nab,m«meife bereit gemefen mare, bie
Haftung für ben Sd)utentran«bort $u fibernebmen,
bann aber audj h>abrfdjeinlid) geringere ©ia^er=
beit geboten ober t)öt)ete Smdjtfäfee bebungen
blatte. 3m #inblid btcrauf lafet fid) bai an=
gefodjtene Urteil redjtlid) nidjt beanftanben
Ol<»Wtiin<r< Drrla«, ^jmtutj). «irm.innftrjf e 41. gfmfmAlt 1 tt»S. «trantogttl. tttkaftivr l)r. «. 't, » t a n k ( t , «imbtrg.
Digitized by Google
Mo. lO.
57
No. SIS.
§anfeatifd)e (Scridjtöjritiuia.
£aupt6fatt.
iauöeUredjtltilje falle.
XXVIJX &«kra<m& (40. Sah^m ber $anbetegeri$t*.8eitunö.)
«teil fir be* Mtt*nt. «m»t- i«b Betttett Bit flegi|ter 20 X - trantblatt «lein Mit Megijfer 15 X
Beiblatt allein mit Meaifter 15 X
^rttes $uartof. $ominrg, ben 7. SRatj. 190
3«t«U: 6d)iffl«igiter Obeatat in Hamburg gegen We
(Ejport- unb Üafler^auä-Äejefljdjatt in §aiiibnrg. — JJ. H.
tt. Dan ber Statten de Co. in fwimburg gegen l. bie
«orbbeutiäje Scrbenfabri! $otja|>fet, 9. m. b. in
«aniburg. 2. OJI. »ub. 3ob. Sooft. 8. $. II. « «.
28. iBeepflinVuna. ein Jim Anlegen feentber {Jal|r>
}ewge Ufiimmttts Vi Omni in einem f«14bc« gaffenbe }n
ufraUra, ka| biefe £a$ejenge bort angefl|rbet liege«
flauen nnb j. ». ntdjt «tfeljr Unfcn, irgenb»» cnf}n^B(m.
©djtffseignet Cbemar in Hamburg
gegen
bie fcjbort* nnb 8agetbau««®efellfdjaft
in Hornburg.
?lm 7. ^ejembet 1903 ift bei berjeit mit
8ucfer belabene Äaljn bes Äläget«, toäljtenb et
be^uf Söfdjung bet Sabung an bem SBoHtoerf
bor bem betlagtifd)en ©feilet „SDlercur" ber*
tj&ttt lag, baburdj befd)8bigt toorben, baß er bei
faaenbem SBaffer auf einem in bet ^fabjtoanb
befinblicfjen UsCifen aufhalte unb lett tourbe.
SHäget mad)t bie ©eHagte als (Eigentümerin beä
^BoUmerfs füt ben entftanbenen ©traben bei«
antmottli«.
Sta* C. S. ©. I befteHte bie Ingenieure
§agn unb »eder ju ©adjoerftanbigen; bieie
äußerten ftcf) münbltd) lote folgt:
„SBenn ein ©d)iff mit bem Seil, too ei eine
getabe glatfie bilbet, an ba« »otlwerr anlegt,
«aaftatif* ««rtüMjcihio«. « • a » t k l ■ 1 1.
mufj e« fic^ batauf berlaffen fönnen, baß
feinetlei Seile bei ©odtoerf« übet bie getabe
Sinie bjnau&ragen. Hnber& ift eS natürlidi,
toenn ba* ©d)iff mit bem ©teben obet bem
#ed anlegen roiH. Stann bat bet ©Ziffer
batauf jit adjten, baß bie borfbringenben Seile
be« ©djiffed nidjt auf Seile bei SJoHroerfä auf-
ftojjjen bejio. Rd) auflegen rönnen.
3m borliegenben galle fteljt auf <&runb
bet UnfaUftede unb be* 8od}3 im Äat)n feft,
baß leitetet mit bet getaben glädje an=
gelegen t)at.
3>ie »auboliaei brüft bie Sßläne in »ejug
auf bie ©id)erljeit unb ©tabilitöt be* »aue«,
hingegen nidjt in Sejug auf bie »ehrte b*-
flajetbeit.
(5* fann üafpeten, baf; ber Ingenieur, ber
bie ißläne augarbeitet, in einem $aHe knie bem
ootliegenben bie fonoeje Sinie bei SoQroerf*
übetfie^t. Ob in biefem Uebetfeb>n ein SJer=
fdjulben liegt, ift fä)toer ju fagen.
SJfl) — $«gn — glaube, ba& man toobl
ein S3etfd)ulben toheb annehmen müffen, jutnal
hjenn man bebenft, bafe an einem foldjen 83oll
n>er! aud) ©djuten anlegen, bie an ben ©eiten
eine meb,t gebogene ^orrn baben.
3dj — SJeder — glaube, bafe mau bem
Ingenieur, ber lebigltd) bie $(3ne ausarbeitet,
motjl feinen Vorwurf mad)en fönnte. ^at er
aber bie «u#fübtung bei IBaue«, fo mu| er
ben SRangel feben.
Digitized by Google
58
No. »3.
SBenn innerhalb fed)« fahren aucf) fein
Unfall paffiert ift, fo beftanb infolge ber mangel*
Soften Slnlage bodj immer eine ©efabr.
$>ie tieinen ©leitftücte, bie mau nacr) bem
Shifftfeen be« Äahn« bon Sangermifcr) auf ben
@leitbfäf)len befeftigt hat, maren ttngenügenb
unb befeitigten nicbt bie ®efa^r. ©« ^Stte
nach bem Unfall bon Äangermifcü aucfj ein
neuer Wolfen eingeführt merben müffen, um
ba« C=®ifen *u galten."
$a« 0. 2. ©. etufbradj fobann burcf) Urteil
bom 23. Wobembcr 1900 ber Älage.
& r ü ti b e :
3>nbetreff ber (Sntftetyung bes Unfall« ftetjt
feft, baß ber &at)n am 7. $>c5embcr 1903,
mührenb er am Stottmert ber Stoflagtett lag, bei
ftnfenbem SBaffer auf ein am SJfahlmerf bei
Stottmert« bennbliches UsQjifen feftgeljaft ift unb
jtoar nacfjbem er ftdt> junäa^ft auf ben ba* ©ifen \
befleibenben Stohlenbelag — ben §olm — gefegt |
unb biefen bermöge feiner Schwere nbgefbrengt ■
hatte.
3ta toeiter al« feftgeftellt anjufeben ift, baß
ber Äa^u orbnung«maßig, nämlich geftredt mit
bemienigen Seile, ber eine gerabe 2 inte btlbet,
am Stottmert bertäut gelegen r)at, fo ift in
Ueberetnfttmmung mit ber Sinnahme ber Sadh*
oerftänbigen Stocfer unb $agn ein SSerfcfjuIben
refb. 3ftitberfd)ulben bei Äaljns bernetnen.
©ine Sferbflichtung, ben Siahn mittel« ^enber
ober ©abriefen bom Stottmert fernzuhalten, tag
— felbft hjenn bie« ausführbar getoefen märe,
ma« nicht auger 3meifel fteljt — nicht bor. Stenn
bai fragliche Stottmert ift eine fettend ber Stetlagten
utm Stnlegen bon 2rahr4euflc,t/ bie ©üter bringen
ober abholen, errichtete, alfo junt öffentlichen
SJerfeljr befttmmte Slnlage unb ber Schiffer
Obemar burfte, folange er nicht etma au«brücflicf;
auf bie Scotmenbtgfeit irgenbroeldier 8torficf}t«s
maßregeln aufmerrfam gemacht würbe, babon
au«gef}en, baß er ungefährbet mit feinem Statut
an bem Stottmert liegen fönne.
3m übrigen roirb nicht behauptet, baß feiner»
feit« irgenb etma« gefchehen fei, roa« jur $erbei=
führung bei Unfall« beigetragen hat.
gür bie $rage, ob SJellagte für ben burefi
ben Unfall entftanbenen Schaben berantroortlirf}
gemacht merben fann, fommt e« barauf an, ob |
«eflagte bei ©rrichtung bejto. Unterhaltung bei
Stottmert« bie im Skrtehr erforberliche Sorgfalt
beobachtet t)at. Ston Stobeutung für bie 33eroei«=
laft tonnte e« ebentuett fein, ob § 830 ober
§ 823 8bf. 1 89. ©. JB. «nmenbung ju pnben
hat. Ob bie Storauäfe&ungen bei § 830 al«
borliegenb angenommen merben tönnen, erfetjeint
einigermaßen gmeifelhaft. 2>ie &rage fann aber
unentfehieben bleiben, raeil ber bei Slnroenbung
bei § 823 ben Klägern obliegenbe SJetoet«, baß
iöeflagte bie im Sierfeljr erforberliche Sorgfalt
nicht beobachtet habe, al« geführt annifer)en ift.
SBelcfjc Sorgfalt berjenfge Sierfehr erforbert,
ber bei bem fonfreten SBerhältni« in Sietracht
fommt, ift im (SinjelfaQe ju brüfen (cf. ^urtfttfehe
SBochenfdjr. 1902 SJeil. S. 203 unb 5Reich«gertdjtfi:
©ntfäeibungen SJb. 54 S. 59). 3m borltegenben
t^aUe ift ein feljr ftrenger 3Raßftab anzulegen
mit Stücfftcht etnerfett« barauf, baß Skflagte bie
Snlagc in eigenem 3ntcrefff errichtet hotte unb
onbererfeit« auf bie erheblichen Schöben, melü>
burch eine nicht oerfehr«fichere Slnlage für bie
anlegenbeu ^ahrjeuge unb beren Labungen
entftehen tonnten.
Sin bem Stottmert berfch"n botjugsmeife
Schuten unb Oberlanber Äähne unb bie S)etlagte
mußte ohne meiterc« miffen, baß bie Slnlage
berartig eingerichtet fein mußte, baß bie an tljr
liegenben Äähne bei faflenbem SBaffer ungehinbert
unb ungefahrbet mit ihrer geraben Seitenfläche
an ben Streidtpfti^lcn refb. Streichbalteu
heruntergletten tonnten. 3)ie ^ugeuteure, bie fie
mit ber «u«arbeitung ber SJläne unb ber Sus;
führung ber Slrbeiten beauftragte, hatte fie hierauf
aufmerffam ju machen, auch hatte fie bei Prüfung
ber $Ianc unb ber Slnlage ihr befonberc«
Sugenmert barauf ju richten, ob bie Slnlage in
angegebener 9tidjtung ben ju fteflenben 8ltt=
forberungen entfbredbe.
3)aß le^tere« jur Reit bei h'cr fraglichen
Unfall« nicht ber gatt gemefen ift, ift bom ©.
jutreffenb angenommen unb ift bon ben in biefer
3nftan$ bernommenen beiben Sachberftänbigen
überjeugenb nachgemiefen morben. S)er SOZangel
ber Slnlage beftanb barin, baß \i<f) bor ben
©leitbfählen leine genügenben Streichbalfen bc-
fanben, mie bei ber lonberen ^orm ber S)c
grenjung«(inie bei Stottmert«, ber überau« fchräg
geneigten SJorberfläche unb ber großen Entfernung
Digitized by Google
bec WtcUpfäfjle bon einanber erforberlirb. geWefen
töärc. infolge biefeS Sttangel« beftanb für bie
am Qodwerf liegenben ga^r^eugc bic ©efaljr,
bo6 fie fi<h, nad^bcm fie bei Ijoljem SBafferftanbe
ftdj über bem SBobJenbelag ber U*©ifen befunben
bitten, bei fattenbem Ataffer auf benfelben auf*
fefeten, ilm abfprengten unb fo auf bie barunter
befmbliajen Us©ifen gerieten. 3)iefer ©efabr
festen fieb, bie ga^rjeuge fbejiell an ber ©teile
aus, wo bie SBegrenaungSlinie bes SBoHWerfS
eine fonbere gorm hat.
SWit bem ©inwanbe, baß bie Ausbuchtung
ber SegrcnzungSlmie außerorbentlicb gering fei,
nämlicf) auf 7 m nur 6 Vi cm betrage unb mit
bloßem Auge gar nicht bemerft werbe, ift bie
«Beflagte nicht ju bören. 2Rag aud) bie fonbere
gorm mit bloßem Auge nicht gleich bemerft
werben, fo mar ihre 3feftfteHung bodj leicht
möglich, auch für einen Saien, j. 58. burdj
Sntlangfbannen einer Seine. 3>er SJtangel h»ar
alfo febr Wohl für bie SBeflagte erfennbar, toobei
bann weiter angenommen Werben muß, baß ba«
$etanntfein mit ber Ausbuchtung ju ber Schluß*
folgerung geführt bätte refb. geführt haben müßte,
bag Wegen biefer Ausbuchtung bie Anbringung
ftarfer ©treicfjbalfen bor ben ©lettpf fielen er*
forberlid) fei, um ein ungebinberteS Abgleiten ber
Ora^rjeuge $u ermöglichen.
S)aß bie SaiWoli&eibefjörbe bie Sßläne gebruft
unb ben *Bau abgenommen bot, ift ohne SBelang,
ba biefe SBebörbe nur inbetreff ber baulichen
Sicherheit ber Anlage eine Prüfung bornimmt,
nicht aber inbetreff ber J8etrieb*fict)err)ctt. Co
bie ^Släne, Wie SBeflagte beraubtet, audt) bon ber
SBaubebutation, Abteilung für ©trom* unb ^afen»
bau unb bon biefer auf bfe »etriebSficherbeit ber
Anlage gebrüft unb genehmigt Worben ftnb, lann
babütgeftettt bleiben, weil aud) im %aüe ber
9ticb;ttgfeit biefer SBebauJrtung bie SBerantWort*
liebfett ber SJeflagten befielen bliebe, ©ie tonnte,
wie oben bargelegt, felbft erfennen unb ^ötte
erfennen müffen, baß bie Anlage in ber bezeichneten
»iebtung mangelhaft fei unb ift nid)t baburd)
gebedt, baß etwa bie Abteilung für ©trom= unb
Hafenbau ben SRangel niebt bemerft hat.
59
No. ss-a4.
24. ttafaulcrtr Sütifbfisfrb; barf eine felbflSnäuir
Xp4tergefcafa)aft, »elfter e* geflattet ift, ffBarta ata)
bea Talenten ber Watternefelfaofi |« fibrijim«, bie
osn festerer erambeaea 9u{tjeiif|niiflgeB aaf i|rca
$rafae(tea aabeiagea otmt $in»ria bartaf, baf blefe
«««jei^nungen aidjt aea Ujr fclbß, faabera aaa «er
9»uttergeTc(lf*aft enaarbea (lab? - 3>irfea befg(eia)ea
obne taeiteren $iawel0 Vngabea ftlcr bie <9rafe M
Umf«eje0 aab ber 9efd|af»«auiibeb>BBg bei Stattcrtaafc«
ia biefrafaef te berZ«aVewfedfa)tftaafgeaaanara»Krbea?
ft. A. <£. bon ber Sinben & So.
in Hamburg
gegen
1. bie 9corbbeutfd)e $arbenfabrif
#oljabfel, ©. m. b. in Hamburg,
2. ©I. JRub. 3oh- Sooft,
3. ^. <£. A. SEB. Rummel.
3n biefer #btbl. 1 907 9co. 14 referierten ©a#e
| bob ba* SR. ©. (II 229/06) am 7. Stoiber 1906
baä Urteil be* D. S. ©. auf unb berWie* bie
©acbe an ben V. ©enat jurücf.
®ntfdjeibung3grünbe:
9iaa) ber bom 5Berufung«ricf)ter getroffenen
^eftfteHung finb in ben borgelegten ©cbjff&liften
unb @m))feblungdfrbreiben ber SBeflagten bie
SRebaillen fo angebracht unb erwähnt, baß ber
mit ben gefeUfcbaftlidjen JBerhältniffen ber be*
flagten ©efeüfchaft nicht genau bertraute Sefer
ben Sinbrucf gewinnen fann, als hätten fbe$ieü
bon ber betlagten @efellfdjaft hergeftedte
^ol)abfel<$atentfarben bie Auszeichnungen er:
halten unb erweefen bie fraglichen JBeröffent-
licf)ungen beu 9(»fcrjein, atö holte bie beflagte
(Sefellfcbaft bie in ben ^i^fularen aufgeführten
eigenen Käufer unb Agenturen unb als feien bie
in ben ©cfuffSliften bezeichneten ©chiffe mit in
ihrem ^Betriebe entftanbenen färben gefrridt)en.
S)aS O. S. ©. bat ausgeführt, baß bie in biefem
©inne gemachten Angaben unrichtig unb irre*
führenb feien, ba fie unter JBerfdjleterung beS
bon bem englifchen ^aubtgefchäfte eingeführten
bielgliebrigen Vertriebes ben Anfchein erweeften,
als ob bie beflagte hamburgifche ©efellfchaft
für bie f^abrifate bie Auszeichnungen erworben
unb ihrem Unternehmen bie gerühmte AuS=
behnung berfebafft hQbe, währenb folcheS in
9Birflicf|feit für bie englifcfje ©ombanh zutreffe ;
eS b"t aber ben § 1 beS SBettbeWerbgefebe*
Digitized 6y Google
60
beifyilb nicht für anWenbbar erfuhrt, »eil bic i flcfe Hfcbaft ber englifcben ©ombanh, fonbern eine
täufdjenben Unricbtigtetten nicht geeignet feien,
ben Slnfdjein eineä befonber« günftigen
Angebote« berborjurufen unb b°t hierfür ou«s
geyuort. „a)em Jtaufer oet ^yaroe liege nur Daran,
übet bie (Sigenfdjaften ber gfabrifate richtig
aufgeflart ju werben unb fle ju bem eingeführten
greife in gutem 3uftanbe ju erhalten. 9htn Werbe
weber ein Vrobuft unter einem U}m ntdtjt bei*
fommenben Staaten angeboten, nod) werbe ber
tyreii befonber« billig geftettt, noch mürben bem
gabtifate ihm ntdbt jufommenbe ©igenfebaften
oberßrfolge nachgerühmt. 3k>* Vublifum nebme
nur Sntereffe an ben objeftiben Vor&ügen bed
gabrifatä unb Iefe bie beanftanbeten Mitteilungen
nur baraufbin, welche Vorzüge ihnen jufolge
befügen, nicht aber baraufbin, Welchen Slnteit an
1brer Verbreitung unb ihren Auszeichnungen bie
beflagte ©efeUfdjaft tyxbe." S)iefe Vegrünbung
ift jeboeb in fidj wiberfbrucb«boll unb bermag
nicht, bie Änwenbung bei belogenen § 1 au«=
$uf djliefjen. SBenn, toie feftftebt, ba« beteiligte
Vublifum bie qu. Veröffentlichungen in bem
Sinne berftebt, bafj bie SluSjetdmungen ber
benagten ©efellfehaft für ibre §oljabfel=
Vatentfarben erteilt Worben finb, fo fann nict)t
angenommen Werben, bem Vublifum liege nur
baran, über bie ©igenfdjaften bei g a b r i f a 1 5
richtige SuSfunft ju erhalten; jene gefrftellung
betoeift im Gegenteil, bafj ba« Vublifum beachtet,
melier Verfon, welchem ©efdjäf t«6etrtebe
bie »uSjeicfmungen juteil geworben finb, Wie
benn überbauet ^rctdmcbaitlen unb SluS-
Zeichnungen nur an eine beftimmte $erfon ober
an ein befttmmte« ©efebäft für ibre SBaren,
Seiftungen ic, nicht aber benSBaren nl« folgen
berlieben werben. Unb ebenfo berbält e« ftcr)
mit ben Mitteilungen über bie Sluöbebnung bei
(ÜVef(t)öftd unb bie bielfadje Verwenbung ber
Hfarben; fafjt fie ba« Vublifum, Wie ba« C. S. ©.
angenommen r)at, in bem ©inne auf, bafj fie
fidj auf bie beflagte ftixma belieben, fo ift nicht
einzuleben, Wie ba* Vublifum nur ^utereffe
baben fönne an ben objeftiben Vorzügen be«
t$abrifat« unb ir)m gleichgültig fei, Wober bie
färben flammen, ^ierju fommt noch, bafj bie ,
beflagte ©cfettfctjaft nicht etwa eine $wetg= !
felbftänbig für R<h beftebenbe ©efeflfdjaft ift,
Welche bie $ol$abfels=V<itentfatben in eigener
gabrifarlon berftellt, Wenn fie babei auet) bie
9tejebte ber englifcben (Sombanb. benufcen unb
beren Materialien bertoenben mag unb rueldjc
fie als eigene g-abrifate bertreibt. 3)te Ääufer
ftcHen aber in ber Siegel bie SBaren berfct)iebener
Vrobujenten, auä) Wenn fie au« benfelben Stob}*
materialien unb nach bemfelben Verfabten b\tz*
geftettt finb, einanber nicr)t gleidb; um annehmen
ju fönnen, bog bie qu. eingaben nicht geeignet
feien, ben Slnfcfjetn eineä befonberS günftigen
9lngebotft t)ertoorjuirufctt, war baber borerft feft=
aufreden, bafj ber Verfef/r ben $ol$abfel=Vatent5
färben ber englifrfjen ©ombanb, bie ber benagten
©efeüfcbaft böüig gleich, bewertet. $n biefer
Dtitbtung feblt jeglidje Erörterung. 3>em <5a^e :
2)a* beteiligte ißublifum nimmt nur ^ntereffe
an ben objeftiben ÜBorjügen beä ftdbritatei, feblt
um erbeblicr) ju fein, bie Unterlage, bafj bie
färben ber beiben ©cfetlfa^aften in ibrer
Cualit&t efnanber gleirf) fteben unb Wenn ber
SBerufungSricbter bann Weiter gefagt fyat: „5Bie
bai feiner gabrifation unb feinem Vertriebe
bienenbe Unternebmen organifiert ift unb Wcltöer
Anteil an bem ©rfolge be* ©efamtuntemebmen*
auf bie einzelnen gabrifationS: unb ©etrieb*«
ftätten fällt, ift gleichgültig für feine, b. i. be*
^ublifumü @ntfcb(iefjungen betrrffenb ben Slnfauf
unb bie VerWenbung ber (färben," fo ift babei
nietjt beaebtet, bog ba« ©efcr)Sft ber Veflagten
niebt ein 3weiggefcf>aft ber englifdtjen Comban^,
fonbern ein für fid) beftebenbe«, felbftänbige«
Unternehmen ift. Slber auch Wenn im Verlebt
bie ^oljabfel'Vatentfarben berfrf)iebener ©efebäfte
in ber Qualität einanber gletcbgefteat fein fönten,
fo ift bamit immer noct) nicr)t bie Snnabme ge=
geben, bafj bie ^erborbebung bon angeblichen Vor«
jügen, wie bie in ben in Siebe ftehenben Steflamen
enthaltenen, ohne ©influfj auf bie ©ntfchlie^ungen
ber ftäufer feien unb Reh benfelben nicht al« ein
befonber« günftige« Angebot barftetlen, e« beburfte
ba« Verufung«urteil auch tu biefer 9Hchtung
unter Verüctftchrigung ber ©eWohnbeiten be«
einfctjlägigen Verlebr* einer nöberen Vegrünbung.
Ott«
Nif nttf 9;frUj, ^am^utj. ^tnninnftwff 4», 8mftitt«R I 61«. «erannecrtl,
»reif »r« 3«t«"n4l>ri«4Mt»ic.
Dr. «. X. V t * ■ » 1 1 .
Digitized by Google
JNo. 11. 61_
§ttnft!itifdje ©eri^töjeitimg,
$aupt&fatt.
lan&eUteditlirbe lalle.
XXVIII. ^ahr^an^. (40. 3a$to,aiig b« $anbel«geric$t«.3eitunQ.)
frei« fir Nu datrgng: «m»t« «rt Sciblatt «it Kegifkr 20 X - $flo»lbtatt allein mit Megifkr 16 A
Beiblatt aHein mit 9tcfl(frer 16 X
$ambnra, ben 14. ®lär$.
1907.
^rfles ®uariaf.
^n^alt: 5trf & $ouß> in flntrocrpcn affltn W. Viefmann
@bt)ne 9?ad)flg. in $ambura. — Sdnffer ®. SJ. fiotfeti at$
ftübrtr be# norrotfliidicn SDampftrfl „Ctbtn" gegen bie
ijiamburg-Sübaimrlfaiitfdjf lanUJfWltabrt«-©« fttlicbaft In
Hamburg. — &irma Dr. Weürlanber A Bergmann in
ftamburg g<gtn SEulfew & Cornelfen in Hamburg. —
Iljonw* ftuniffc & So. Lim. in Hamburg gegen ben
ÄbntflI. ^reu&ifdjt» i1«ubnl)uft»ru#.
28. Unter Mellen U«j»in>e« ifl btr ftlnfer »tr<
J>fl(d)tft, «uüfallBufltr )■ prfifen »nb jn ragen?
fta* »elften tteftt rlftten fi<b bie BerufUftrnngen
bei fianferS?
3fJ ein Sänfer lerefttigt, eine f$ artie 60 »oUtn
5H»tflct flnnj gar Serfflgung ju ftelle«, «eil 4 fjatttn
nitftt funtraftlid) pnb?
©erf & goulb in Sintberten
gegen
9t. Siefmann ©öfjne 9iad)flg. in Hamburg.
Seflagte Ijat bon ber Klägerin 50 Sailen
belgtfdjen 9tot!(ee fob »nttoerpen gelauft. 9tadj
Ermangelung ber if>r gefanbten HuSfaHmufter
Ijat fte burdj tbre SInttoerpencr Vertreter au£
f amtlichen Sailen groben jieben (äffen unb nadj
fömpfang berfelben am 2. gebr. 1905 getrieben,
bafj fie biefe Sroben „conformes" befunben unb
bementfpredjenb ibren Vertretern Verfanborber
erteilt Ijabe. Hm 0. gebruar 1905 fct)rieb bann
aber Seflagte, ba§ fie bei ber Prüfung ber
SÄufter amerifanifdje Unfrüuter in bem SRotflce
gefunben $abe unb ei ifjr baljer unmöglich
gemefen fei, bie if)r präventierte Statte ber
Klägerin $u bejahen unb bie SBare ju empfangen.
*nf«attf4« •ntotijc imng * i ■ » i k 1 • 1 1.
Seflagte bitte fie, iljre Sanf telegrapfjifdj ju
erfudjen, i§r, ber Setlagten, Vrobenjieljung ju
geftatten. gralfö ßdj ifjre Ännaljme betätigen
follte, würbe fie ba* ©efdjäft annullieren, anbern*
faß* aber bie bereit« in Hamburg angelangte
SBare abnehmen unb bejahen. Sluf biefen
Vorfdjlag ift Klägerin nid)t eingegangen, Ijat
bielmeljr unter 3urberfügungfteQung bei an bie
©teile bei Konnoffement* getretenen ßagerfdbeinS
Sejaljlung ber 50 Sailen mit 6512 M. bedangt
unb auf biefe Seträge Klage erhoben.
S)a« S. ©. f)at nad) Vernehmung eine«
©adjberftänbigen bie Klage »wegen unlontraft«
lieber Sefctjaffen^eit bon 4 Saßen in ^öb^e toon
Ji 530,20 abgewiefen, bagegen im übrigen bie
Seflagte jur ga^Iung bei Kaufpreife« für
46 Sailen berurteilt.
Som O. 8. ©. VI mürben am 25. Oftober
1906 bie Serufungen beiber Sarteien jurüd«
gemiefen.
©rünbe:
S)er Sellagten unb bem 8. ©. ifl junfi^ft
barin beizutreten, bag Klägerin burd^ i^re ®r*
flärungen »om 2. Februar 1905 eine ©enetimigung
ber 50 Sailen 9lott(ee nia^t borgenommen §at.
$n bem angebogenen Schreiben fyat fie nur mit*
geteilt, ba§ fie bie groben „conformes" befunben
unb bementfpredjenb Serfanbtorber erteilt b,abe.
9iun fann unter „confortne" bei einem Kauf
nam Srobe nur biejenige SigenfÄaft t>erftanben
Werben, bat) bie SBare bejnj. ba« biefelbe präfem
Digitized by Google
No. »ff.
tierenbe flJiufter mit ber Kaufürobe übereinftimme.
21 Hein auf bie llebereinftimmung jtoifdjen SBare
unb Kaufmufter fommt e* im Vorliegenben gaffe
ntc^t an. Streitig ift lebiglid), ob bcr al*
Erfüllung angebotene SRotllee belgifdjen UrfVrunge
fei. (Sin folget UrfVrung toar beim Kaufabfd)luffe
jugefagt unb Klägerin 6,atte — toie ba* S. ©.
jutreffenb ausgeführt hat — biefe iljre ßufage
auger ber probemäßigen Lieferung ju erfüflen.
Ob ettoa bie bem Kaufe ju ©runbe gelegte
$robe T von affer SBeimifdjung mit amerifanifdjer
©aat frei mar, ftefjt völlig bahin.
hiervon abgefeljen beftanb aber aud) feine
Verpflichtung ber 93ef(agten, bie 50 groben nad)
SBorfdjrift be* § 377 ©. 83. au unterfudjen.
Die Klägerin irrt, toenn fie biefe groben al*
Sluäfaßmufter bezeichnet. Aufefaffmufter im Sinne
ber Klägerin pnb nur foldje, toeldje ber Sertäufer
bem Käufer al* SRepräfentanten ber SBare bebuf*
au*übung be« Unterfudjung** unb SRügeredht*
überfenbet In concreto aber hanbelt e* fidj um
groben, bie S3eflagte freiwillig felbft ju
ihrer vorläufigen Orientierung gebogen hat.
allein ba* ©rgebnt* märe baffelbe, menn
eS ftä) ^ier um mirtlid)e au*faffmufter Ijanbeite.
3m allgemeinen befielt bezüglich biefer (eine
Prüfung«* bejto. 9tügepflid}t nad) SKa&gabe be*
§ 377 ©. SB. Unter llmftänben (ann afler*
bing* eine Verpflichtung bei Käufer* jur
^Bemängelung ber au*faffmufter vorliegen unb
in ber annähme ber SKufter unb im ©d)toeigen
bie ©enehmigung liegen. Die* ift bann ber
gaff, toenn nad) bem ©efdjäftsverfehr unter ben
Parteien ein foldje* Verfahren als getoofft an«
Zufehen ift, ober toenn ein bezüglicher $anbel*=
gebraut befte^t, ober toenn nach ben ©runbfäfcen
von Xreu unb ©lauben bem Käufer im ^ntereffe
be* Verfäufer* bie Verpflichtung jur ©rflärung
obliegen toürbe; j. SB. toenn bie Ablieferung unb
abnähme ber SBare an einem weit entlegenen
überfeeifdjen Vlajje erfolgen foff, ober toenn ber
Verfäufer bie SBare, au* welcher bie Vrobc
entnommen ift, jur (Erfüllung be* Vertrage* erft
anfehaffen foff unb bie* bem Käufer berannt ift,
ober toenn ber Verfäufer burdj bie unterlaffene
SRonitur Veranlagt totrb, mit ber begonnenen
Anfertigung fortzufahren — furz, toenn burd)
rechtzeitige ©rflärung be* Käufer* ber Verfäufer
vor erheblichem ©droben bewahrt toerben fann."
Sgl. bie &ttate in Abraham, $anfeatifd)e
Stechtfpredjung 58b. I ©.185; ferner #anf.
©er.sfltg. £ptbl. 1900 9er. 132; 1902 9lr. 86;
1904 3lr. 47, 92.
Von a Hebern liegt f)iev nid)t* Vor. Die
Verfenbung ber SBare von Antwerpen nad)
Hamburg fann al* eine in'* ©etoid)t faffenbe
©djäbigung bcr Klägerin nid)t eradjtet toerben.
3m übrigen ift e* aber auch nidjt rid)tig, bafj
fidj Veflagte gleid)fam felbft bie Verpflichtung
auferlegt hat bie Von ben eigenen Vertretern
gezogenen SJtufter unter bem Vräjubiz be* § 377
®. V. ju prüfen bejto. ju bemängeln, ©er
Vertagten hatten °<e «ften Von ber Klägerin
überfanbten Au*faffmufter nidjt gefallen, ©ie
Wollte ftd) baher cor Prüfung neuer bingä gezogener
SRufter nid)t jur (Erteilung ber Verfanborber
entfd)ltef)en. SSenn fie bann fd)liefj(idb nad)
vorgenommener Prüfung biefe SScrfanborber
erteilte, fo lag barin nod) feine*toeg« eine
©enehmigung ber SBare felbft. Die ©rteiluttg
ber Serfanborber nad) vorläufiger Orientierung
unb bie ©enehmigung ber SBare, toeld)e eine
enbgültige Prüfung berfelben Vorau*feftt, finb
begriffiid) jtoei Völlig Verfdjiebene Dinge unb e*
erfdjeint niä^t gered)tfertigt, in ber erftgenannten
^anblung einen VräfumtiVen 9Jerjidjt auf bie
gefe^lid)en SRedjte ju erbliden. (5* lag auf ber
$anb, ba| Klägerin auf eine balbige SJerfenbung**
orber rennen burfte unb bafe 53etlagte bie
Verzögerung berfelben begrünbete. 3" fold>er
SBegrünbung lag aber eine 9ted)t*aufgabe nur
bann, toenn bie (Erteilung ber SBerfanborber an
fld) geeignet toar, bie 93eflagte mit allen Siecht*«
behelfen toegen unfontrattlidjer Sieferung au**
jufd)lic6cn. Klägerin hat nun eine bahingehenbe
iBehauVtung toirflid) aufgeftefft unb fid) jur
Rechtfertigung berfelben auf eine in AnttoerVeu
beftehenbe Ufance berufen. Allein ihr ©tanbpunft
ift ein Verfehlter, ©otoeit fie ein anttoerVener
©etoohnheit*recht im auge §at, fann baffelbe
nad) ben ©runbfäfeen be* internationalen Sßrivat:
recht* bie Söeflagtc nidjt binben. „Die grage,
ob unb unter welchen 9Jorau*fe$mngen ber
Käufer toegen Langels ber SBare bie ^Befreiung
Von ber 93erbinbltchfeit jur 3ah(u,t8 oeö Kauf:
Vreife* ober eine ©infdjränfung biefer äierbinb;
lid)feit verlangen fann, ift eine gragc ber
©rfüffuugavflicht be* Käufer*, bic nad) bem
Digitizso by
iTlcdjte be« Orte« jit beurteilen ift, ber für ben
Käufer (Erfüllungsort toar."
»gl. #anf. ®er.*#tg. £btbl. 1898 9tr. 40;
1899 9ir. 110 (©euff. Slrd). »b. 55 9?r. 61);
1900 9tr. 29; 1902 9fr. 50; 1904 9er. 74
unb 100;
©ntfd). be« 9t. ©. SBb. 46 9ir. 50;
deutfdje 3uriften=3ettung 1906 ©. 704.
©oll eS ftc^ ober nad) Snffcftt ber Klägerin um
einen blojjen ®efdjäft«gebraudj ^onbeln, fo ift
bem S. ©. barin beijubflid|ten, bog bie »eflagte
nidjt ofme toeitere« an benfelben gebunben erfdjeint.
©benfotoenig ift eine foldje »inbung burdj ben
Itmftanb erfolgt, bafj bie im Saufe bei jtoifdjen
ben Parteien beftetjenben ©efdjäftÄberfebr« ber
»eflagten jugefanbten gfafhtren fortgefefct einen
entfbrcdjenben »ermerf trugen.
»gl. fcanf. ©er. 8*0- $btbl. 1901 9tr. 83.
©nblfd) ift bem S. ©. aueft barin beizutreten,
baf) — bon ben bisherigen ©rtoägungen ab*
gefeben — eine Genehmigung ber SBare burdj
Unterlaffen rcdjtjeitiger SRängelanjeige um bei'
toiflen ntrfjt angenommen toerben fann, toeil I
biäfjer eine Hblieferung ber SBare im ©inne
be« § 377 £. ©. 93. nirfjt erfolgt ift. da
Klägerin ali ^Inhaberin bon Konnoffement unb
Sagerfdjem fortbauernb unb audfrfjliefeltrf) über
bie 50 Satten berffigt, »eflagte aud) iörerfeit«
bie abnähme berfelben bertoeigert fi,at, ift bie
tarfädjliefte »erfügungSgetoalt bei ber Klägerin
Verblieben, demgegenüber ift cd unerljeblid),
bog »eflagte ben »erfanb ber ftrettigen Partie
burdj ibre Slnttoerbener »errreter in bie 28ege
geleitet fnU-
»gl. #anf. @er.=8tg. £btbl. 1904 9ir. 100.
3für bie fernere Streitfrage, ob Klägerin
fontraftlidj geliefert bat, trifft biefe bie »etoei*laft.
SWit jRedjt ift aber ba« 8. ©. auf bie toeiteröin
bon ber Klägerin angebotenen »etoeife nidjt
eingegangen. Sludj ba« »erufung*gertcht ift
ber Ueberaeugung, ba& burdj »ernebmung ber
belgifdjcn ^"fl™ ba« burdj bie llnterfudjungen
bei ©adjberftBnbigen »rofeffor »oigt erhielte
»etoeiäergebni« nid)t befeitigt toerben fann. SBenn
Klägerin geltenb madjt, bofe bie 9Höglidjfeit
offen bleibe, baf} bie ©amenf örner, toeldje »rofeffor
»oigt al« ameritanifdjen Urfbrung« nnfbredje,
audj auf belgifdjem »oben erzeugt feien, Klägerin
ober niajt bie ©arontie für ftreibrit bon llnfvnut- I
68
inmen uoernommen tjaoe, io |tenr Dieser isrroagung
bai ©utadjten »rofeffor »otgf« entgegen. der
©adjberftänbige erflärt, ba& fold>e (grjeugung
amerifanifdjer ©amen auf belgifdjem »oben
bisher nidjt nadjgetoiefen fei unb ba& ber »erteljr
biefe Xatfad)e accebtiere. $ierau£ geb^t ein
babbelte* bcrbor: einmal, bog bie Slnna^me ber
Klägerin auf einer rein tbeorerifdjen unb nadj
bem ©tanb ber SBiffenfdjaft bogen 3»öglid)reit
beruht unb fobann, bafj fie ber Sluffaffung bei
^anbelSberfeb^rS toiberftreitet. 9fad) allebem toar
fomit bie »erufung ber Klägerin jurüdjumeifen.
aOem audb bem bon ber »eflagten eingelegten
9led)t«mittel mußte ber (Erfolg berfagt bleiben,
die 50 »allen 9totftee finb jtoar ju einem
©efamrbreife berfauft, bitben aber im übrigen
reine einheitliche, im ©inne bei fcanbeiaberrefjr*
untrennbare »artie, fonbern finb quantitatib
teilbar, die »eflagte fann ba^er an Rdj nur
bie SSanbelung bejüglid) ber 4 ali unfontra!tIirf)
befunbenen »allen beanfbrudjen. ». ©. ». § 469.
»gl. $)ürtngers$ad)enburg, Jtomm. »b. III
©. 148; ©taub, Äomm. ©. 1376 Hnm. 142 ff.
©elbft bann, wenn bei Erinreidjenber Unter»
fudjung bie fontraftlidje »efd)affenbett eine«
Xeil* ber SBare nid)t feftgefteüt toorben ift, fann
bem »erläufer in einem foldjen gaffe ein baffin»
ge^enber »etoei* nidjt abgefdjnitten toerben.
»gl. »olje »b. 8 9hr. 502.
9tun hat jtoar »eflagte behauptet, bag bie
mangelbaftcn ©acr)en ni(öt ohne 9fod)telt für fie
bon ben übrigen getrennt toerben fönnten, ba
bie ganje »artie burdj ben Snfjalt ber 4 mit
9tedjt jurüdgetoiefenen »allen biSfrebitiert toorben
fei. diefer ©tanbbunft fann aber nidjt ali
berechtigt angefehen toerben. die »eflagte h.at
burch bie in ber erften ^nftanj borgenommene
»etoeisaufnafraie bon autoritärer ©eite Jlttefte
bahin erhalten, baß 46 »allen feine »ermifd)ung
mit amerifanifdjen ÄBrnern enthielten, ©ie
hatte felbft biefe« ©rgebni« bon Slnfang an
bcfdjoffen fflnnen, ba fie au« aüen 50 »allen
»roben gebogen hatte. ©« ift aber nidjt erfidjtlid),
wie fie mit foldjen Sltteften beim SSeiterberfauf
irgenb toelchem URiötrauen begegnen fönnte.
9lun fteht aHerbing« in ber Dtedjtfbredjung
feft, baß bem Käufer, ber n cid) orbnungämSfjiger
Unterfutftung SWängel entbedt, toeldje auf bie
nnfontrnftlirijfcit bor i?artir frölifften lafien unb
Digitized by Google
64
batauffjin biefe al« ©anjc« jurüdftorift, ttid^t
zumuten ift, bie guten Seile burch eine Fofts
Stetige unb jeitraubenbe Aufforderung Don ben
mangelhaften Seilen zu fonbern. ©« ift bielmeljr
in folgern gafle ©adje bc« Serfäufer«, biefe
Sdjeibung borzunet)men unb bem Käufer bie
nuägefc^iebenen mangelfreien Seile anzubieten.
Sgl. ®ntfc6. bei K. ©. in fflolje Sb. 2
Kr. 980, Sb. 5 Kr. 662, Sb. 7 Kr. 587.
3uriff. SBodjenförtft 1896 ©. 437 Kr. 22,
1897 ©. 13 Kr. 36 (auch Sotyc Sb. 23 Kr. 520
unb $anf. ©er. * 8tg. $btbl. 1897 Kr. 93),
3urift. SBochenfchr. 1898 ©. 16 Kr. 40.
Aüein nach, Sluffaffung bei Serufung«gerirf)t#
Hegt ein foldjer gafl nicht bor. 3)ie Attefte
be« ©adt}berftänblgen ^rofeffor Soigt ftnb für
jeben einzelnen, befonber« gemarften Saßen unb
unter Angabe ber betreffenben Sftarfe au«gefteßt.
3)ie Au«fonberung ber 4 unfontraftliche Sei«
mifcbung entfjaltenben Saßen ift ba^er eine
Überaus einfädle.
©8 fommt fjhtju, ba fj nach ©abläge ber
Umftanb, bafj bie Seflagte bi« jur Setoet«*
aufnähme über bie Sefchaffenheit ber einzelnen
Saßen im Unflaten toar, ju iljren Saften ju
acfjen t)at. SEBäre bon bomberein bie Annahme
gerechtfertigt getoefen, bafj bie Partie eine burch?
au« einheitliche Sefdjaffenbeit auftoeifen toürbe,
fo lönnte ei juIäfRg erfcbeinen, auf ©runb be«
(Srgebniffe* bon ©tichbroben bie ganze Partie
aufzufdjiefjen.
Sgl. ©taub, Äomm. ©. 1350 f. Änm. 15.
©ürtnger=$achenburg, Äomm. 99b. 3 ©. 278 d.
fcntfth. bei 3t. C. ©. Sb. 7 Kr. 110
©. 427, Sb. 12 Kr. 29 ©. 92.
«dein eine folche annähme toar nicht
ofme toeitere* berechtigt. Klägerin felbft toar
£änblerin, nicht Srobujentin. Seflagte mufjte
borauSfefeen, ober boch bamft rechnen, bafj ein
fo erbebliche« öuantum, toie ba« berfaufte, nicht
au« einer einzigen {Bezugsquelle ftammte, fonbern
bon berfcfjtcbenen Lieferanten ober Srobuzenten
belogen toerben toürbe. Satfädjlich toar fie aber
auch »« ber Sage, eine folcbe Prüfung bon
bornberetn borjunet)men. Da fie au« aßen
Saßen Sroben gezogen blatte, fonnte fie bie
llnterfucbung auf aße 50 au«bebnen. ©bentueß
toäre fie jeberjeit in ber Sage getoefen, bie
SBare felbft ju embfangen unb ju unterfuchen.
©in Stecht barauf, ba& ifjr bie Älägerin bie
Seficbtigung bor ber Abnahme geftattet, befa&
fie nicht. Sereitelfe fie bie normale Abtoicfelung,
b. b- bie Ablieferung unb bie barauf erfolgenbc
llnterfucbung, fo tonnte fie jtoar bem Sräjubiz
beä § 377 ©. S. nicht berfaßen ; im übrigen
aber ging ifjr ©erfahren auf ifjr eigene« Ktftto.
©benfotoenig tann aber Seflagte ihren Kücf*
tritt auf einen Serzug ber Klägerin flögen.
2Rag ber Serzug in ber teittoeife untontrattluhen
Lieferung
bgl. 3urift. 2Bocbenfcbr. 1904 ©. 198 Kr. 7,
1905©. 17 Kr. 10 (©cuff.Ärcb. Sb. 60 Kr. 8 15)
gegen Kechtfbr. ber D. S. ©. Sb. IV ©. 52 f.
©euff. Arcb. Sb. 60 Kr. 29
ober in berUnterlaffung einer febaratcn Änbienung
bon 46 mangelfreien Saßen gefet)en toerben; in
feinem 2fafle hat bie Seflagte zu irgenb einer
3eit, fei e« Kachlieferung fontrattlicher 28a re,
fei e« bie Änbienung ber mangelfreien 46 Saßen
berlangt. Sielmehr hat fie ftet« auf bem ©tanb-
bunft geftanben, bafe bie ganze Sattie unfontraft*
lieh M unb &a& Pe batyt biefelbe nicht abzunehmen
unb zu bezahlen brauche. SBenn ztoar Seflagte
in ber Anlage A fchreibt, bog fie bie Stare
abnehmen unb bejahen toürbe, faß« fich bie
Äonttaftlichfeit berfelben h?rou«fteßen toürbe,
fo hat fie boch baxan bie Sebingung gefnübft,
ba% ifjr geftattet toerbe, au« ber Sartie Klufter
Zu zieh««; unb al« Älägerin fich ^ietauf — toie
fie burfte — ablehnenb berhielt, ift Seflagte
ibrerfeit« auf bem alten ©tanbbunfte berbliebcn.
$at aber Seflagte niemal« Kachlieferung mangels
freier SBare bezto. bie Anbienung bon 46 fontratt-
lichen Saßen berlangt unb noch toentger ber
Älägerin eine Kathfrift gefegt, fo fann fie nicht
nach Ablauf bon 7 ÜRonaten bläulich ben Kücftritt
bom Sertrage unter ber Segrünbung erflären,
ba| fie je^t fein 3"tcreffe mehr an ber inztoifcheu
ftarf enttoerteten SBare habe. 3>er Umftanb,
ba& fo biel Seit berftoffen toar, ift um be«toißen
Zu ifjren Saften, toeil fie — toie bereit« oben
j ausgeführt — nur zur teiltoeifcn SBanblung
, berechtigt toar unb bie mangelfreien Seile fofort
abzunehmen hatte. 3>iefe Serbflichtung ift auch
bureb ba« Ser^alten ber Älägerin nicht befeitigt
toorben. S)enn toenn biefe auch &i« Jum heutigen
Sage Abnahme unb Sa&lung oer ^mai^en
50 Saßen beanfbrucht, fo hat fic boch in feinem
Digitized by Google
3eitöunft jU erfennen gegeben, ba& fie einem I
SBunfdje ber IBellagten, 46 Stalten atyunebmen
unb ju bejahen, nidjt SRedmung tragen toürbe.
2lu* ben gleiten ©rtoägungen fann aber
aud) ber SBeMagten nidjt geftattet werben, gegen*
über bem Stnfbrud) ber Klägerin mit ©rfafes
anfbrüdjen toegen berfbäteter (Erfüllung auf«
juredjnen. $)ie berfbätete ©rfüßung toäre eben
burd) bai able^nenbe «ermatten ber SBeftagten
berurfadjt toorben. $ätte btefe bon toornljerein
nur ben untontrattlidjen Seil ber Partie &urüd«
getoiefen, tooju fte bei orbnungSmafjiger Prüfung
in ber Sage getoefen toäre, fo bJUte ba* ©efdjäft
bejüglidj ber 46 Sailen bereite in einem 3ettbunfte
jur 81 6t»i cfelung gelangen fdnnen, al* nod) auf
Seiten ber Seflagten ba* boKe 3ntcreffe an ber
Sieferung beftanb.
i
26. 6A)i(ff foQiftou. — 3*' ViiltfHng be# § 14 ket
|ombnrgifd|Cii ferorbnnng uom 20. Slpril 1904 bclrcffcub
64iffa*ri auf bet Ha (treibe. — Btonf»ru(b,i»«g btc Uöege»
tt^ti eint- Htfgeteaic« «trifft.
Schiffer ®. S. Surfen at* ftüb*« be«
nortoegifd>en Stombfer* „©Iben"
flogen
bie $amburgsSübamerifanifd)e
$ambffd)iffa$rt«*©efellfd)aft in Hamburg.
$er flägerifdje Stombfer „©Iben" unb ber
beflagtifdje Stambfer „©orboba" finb am 1 . 3uli
1904, abenb* gegen 97« Uljr, auf ber ©Ibe gegen«
über bem 2Reumüf>lenerftai mit cinanber^ufaminrn«
gefto&en unb b,aben beibe ert)eblict>e 93efd)äbigungen
babongetragen.
«u* bem Urteil bei O. S. ©. I bom 14. fcej. 1 1KK5.
© r ün b e :
^ofl erfennenbe ©eridjt nimmt al* betotefen
an, ba| beibe Skimbfer ein JBerfdjulben an beut
3ufammenftojj trifft.
2Bo« pnädtft bie „©orboba" anlangt, fo
rann bem iljr bom Sadjberftänbigen SBabJcn
gemachten JBortourf, bafj fie fdmlbljaft bon ber
tr)r burdj § 14 ber SJerorbnung bom 20. Slbril
1904 eingeräumten Sefugni* feinen ©ebraud)
gemalt habe, ntd)t jugeftimmt toerben. S>er
Eingang bei 14 lautet:
„$luf ber Strede oberhalb be* ©Ibfeuer-
fcbjffe* III fönnen Sdjtffe, toelcfje toegen ibreö
liefflnngeS ober toegen ibrer Sänge gezwungen
finb, bie tieffte Sfrljrrinne für ftrfj in Slnfbrud;
65
No. 95-99.
ju nehmen, fofern fie bon einem Sotfen geführt
merben unb biefer e* für erforbertid) bält,
auf beffen Stnorbnung nacl) SJiafwabe ber tym
erteilten 5)ienftantoeifung ba« nadjfolgenbe
Signal führen" u. f. to.
3» ber ben Sotfen erteilten $ienftanroetfung
toirb befttmmt, ba% bai 2Begered)t gemäfi § 14
nur für foldje ©rfjiffe beanfbrudjt merben bürfe,
bie eine 3bentttät*länge (Sänge atoifdjen hinter,
fante SBorberfteben unb ^interfante $interfteben
auf bem oberften, ber Sänge nad) böütg burd):
geb>uben ©cfnff&bed) bon mebr al* 150 m ober
einen mittleren Jiefßartß (Qurdn'rfjuitt au* bem
borberen unb Hinteren Tiefgang) bon meljr al*
6,5 m baben. %ei weiteren follen bie Signale
nad) § 14 nur geführt merben, toenn e* unbebingt
erforbertid) ift unb mu| ein Sotfe, toenn er auf
einem ©djiffe bie gebauten ©ignale geführt bßt,
unmittelbar nad) bem Serlaffen bc« ©d^iffed ber
ibm borgefefeieu 3Jet)örbe in betaiüierter SBeife
anzeige bawn madjen.
SBenn tyexnad) bai Signal bei § 14 geführt
n>erben fann, ber Sotfe bie* für erforbertid)
bält unb toenn bem Sotfen in ber2)ienftantoeifung
ferner $ur $flid)t gemadjt toirb, bai Signal nur
ju führen, fad« e4 unbebingt erforbertid)
ift, fo fafjt bai ©erid)t bied bab^in auf, baß in
Ratten, too ein Sotfe auf ber fraglid)en ©trede
ein Sd)iff bon ber in ber Sitenftantoeifung an^
gegebenen Sänge ober bem bort angegebenen
Tiefgang füjjrt, bai Signal eiuerfeitd nidjt g a n $
nad) ^Belieben angetoanbt toerben barf unb
anbrerfeitö aud) nid)t, um feinerlei SBorfidjts-
maferegel ju berfäumen, gefübrt toerben m u fj,
bog ei bielmebr in bai bflidjtgemäfie ©rmeffen
be« Sotfen berftellt toerben fott, ob ein galt bor=
liegt, too bie llmftänbe ein pb;ren be« Signal«
nottoenbig mad)en. Q>i ift be«bolb ftet* ^rage
bei einjetnen ftaUei, ob bie Sad)lage bebuf«
SJerbütung bon ©efa^r fotoobl für bai eigene
wie aud) für frembc Sdjtffe ba* gübiren be*
Signal* nottoenbig mad)te unb nur im &aKc ber
Sejabung biefer $rage fann, toenn bon bem
Signal fein ©ebraud) gcmad)t toorben ift, bie
toeitere grage in actrad)t fommen, ob ben über
ba* gü^ren ober 9?id)tfübren be* Signal* enU
fd)eibcnben Sotfen ein SBerfdfuIbeu trifft.
3)ie „Sorboba" b^ot jtoar feine Sänge bon
mefjr al* 150 tu, Ijatte aber ^ur fraglid)en 3eit
Digitized by Google
66
No. — 97t
einen Siefgang toon met)r al« 6,5 m. Sie butfte
alfo, toenn bie Umftänbe e* erforberlich motten,
ba* Signal bei § 14 fügten, liebet bie ©rünbe,
Weldje bcn Sotfen ber „©orboba" beftimmt haben,
toon bem ©ebrauch bei Signal« abjufeljen, trat
er fid) bei feiner Vernehmung nicht au*geftorocb,en.
&1* ob>e Weitere* fefrfteljenb barf nach bcn 3Rit-
teihtngen bei Sadjtoerftänbigen Stahlen über ba*
Vefanntgcben ber »crorbnung in ben beteiligten
Greifen unb in*befonbere auch bei ben Sotfen an*
genommen Werben, bafj ber Sotfe bie Verorbnung
gefannt unb um ba* ^nfrafttreten berfelben am
1. 3uli 1904 getoufet Jjat. %ie Sachlage War
nurf} eine foldje, bafj Daraufhin bat führen be*
Signais Wohl gerechtfertigt geWefen märe: es
War etwa* nad)$ochWaffer unb für bie „©orboba",
bie bei if>rem Siefgang toon 23'/« Wicberljolt
ben ©runb berührte, toon grö&ter SBichtigteit, nicht
auf ©ruub feftjugeraten, fonbern bor ftärrer ab*
(aufenbem Staffer noch ben #afen $u erreichen,
anbrerfeit* würbe fie burch bie bei Sceumühlen
freu^enben Segelfahr^euge — aufjer ben ßmern,
benen bie „Corboba" ausgewichen ift, befanben
fid^ im bortigen ^b.rttiaffer auch noch eine 2J?ena,e
Segel* unbSRuberboote(Uu*fage bei gengen Seeth
unbVertlarung ber^orbobn") — in ber ungeftörten
Verfolgung if}re* Shirfe* beeinträchtigt. Sticht«*
beftotoeniger toermag ba* ®erict)t in bem Sticb>
führen bei Signal* bei § 14 ein Verfchulben
nid^t j)u erbliden. %\e ©ültigfeit ber Verorbnung
toom 20. Htoril 1004 begann erft am UnfaHdtage.
<£ü hatte fich mithin eine Vrarj* in Ve£itg auf
bie «nwenbnng be* Signal* noch fjerau**
bitten fönnen. Stach bcn Vefunbungen be* Sach*
toerftänbigen SBahlen fcheint fich injwifdjen, ohne
bafj bie* feiten* ber toorgefefeten Vetjörbe bean*
ftanbet Wirb, bei ben Sotfen eine Vrarj* in ber
Stiftung b>rau*gebi(bct ju haben, bafj bn« Signal,
fall* ba* Sd)iff ben nötigen Tiefgang ober bie
nötige Sänge hat, ftet* geführt Wirb, fobalb nur
eine SDtöglicbJtcit, bo& bem Schiffe .fctuberniffe in
ben 2Beg treten fönnten, toorhanben ift. glätte
eine folche Vrajci* fchon jur 3eit be* Unfall«
toorgelegen, fo Würbe man aOerbing* Wohl fagen
rönnen, bafj e* fchulbhaft geWefen fei, im toor-
(iegenben gälte ba* Signal nicht 51t führen. 51m
1. $uli 1904 ftanb jeboch bem Sotfen al* ©r*
Iennung*mittel bafür, wann ba* Signal be« § 14
gebraucht Werben biirfe, nur bie Verorbmtng
fetbft unb ferner bie ben Sotfen erteilte «fcienft*
anWeifung jur Serfügung. Stach beren SBort*
laut, in«befonbere nach ber Angabe in ber
©ienftanweifung, bafj ba* Signal nur geführt
I Werben bttrfe, Wenn e« unbebingt erforberlich fei,
lag aber bie Sluffaffung nahe, bafj bie Rührung
be* Signal« nur im aufjerfien Notfall, Wenn fich
ba* Schiff fonft nicht helfen fönne, erlaubt fein
folle, bei einer folgen «u*legung tonnte aber im
toorliegenben gatte ohne g^^rläfftgFeit angenommen
Werben, bafj bie Vorauefetyung be* § 14 refto.
ber bezüglich ber Slnwenbung beffelben erlaffenen
Dienftanwetfung noch nicht gegeben feien.
27. :8trpflirf|htu0 be* ftradiifü^rere, ber ba« «ut
für feilen Slnftraaatber bri ber Grifeiibnljn übernimmt, bei
änftrrlidicr *eiHäbi8un| bei «nie« »efien «nnatjme «K
»erweigem. — »an« »oa^tc^t fidj bie «nnnb,nie be* Wnie«
bei ber «Fifenbab,» ?
gtrnta Dr. SJcehrlänber A SBergmann
in Hamburg
gegen
SBulfoW & ©ornelfen in Hamburg.
?)te Parteien ftehen fett fahren mit einanber
in ©efchäft*toerbinbung. . 3)ie üBeflagte führt auf
©runb einer Abmachung für beftimmte ein für
allemal feftgefefete Sä^e bie Xran*toorte ber
Klägerin au*, gür etwa entftanbenen »ruch=
ober Sedtage - Schaben foü* fie auffommen, Wenn
er „nachweisbar burch ihr, ber SBellagten, SBcr^
fchulben" entftanben ift. „®Ia*batton* foHen
hiertoon au*gefchloffen fein."
3m 3anuar 1900 hat bie 93eHagte im Sluf«
trage ber Klägerin toier für biefe toon Seitojig
angefomutene jriften, Welche JBlechFannen mit
Saocnbelöl enthielten, toon ber (Sifenbaljn ab»
j genommen unb ber Klägerin an beren 93ehaufung
I jugeroüt. 9?adf) sBehautotung ber Klägerin foS
' währenb biefe* Sran*toort* burch Schulb ber
Seute ber »eflagten — nämlich tSfalge unfach*
gemäßer ©ehanblung ber Äiften — ein Serfage*
f chaben entftanben fein.
$a« D. 8. ©. VI wie* burch Urteil toom
12. $anuar 1907 folgenbe (ginWenbungen ber
tBetlagten jurütf:
1) bie Klägerin fei ihrer $lnftorüche gegen bie
@ifenbahn baburth toerluftig gegangen, bafj
fie ber Xran^toort-?l.=©. Dorm. #etoc(fc ben
Digitized by Google
Abis quittiert jurüdgefanbt unb jugleieh
an biefelbe bie $rad)t be&ac)U t>ob>,
2) bie Klägerin fei it)rer Anfbrüd)e gegen bie
Vertagte burd) bie borbchaltlofe Quittung
berJÄollfarte burd) ihren Angeheilten £eImS
betluftig gegangen.
®ntfd)eibung8grünbe:
3)ie Klägerin hatte bon ber XranSborbA.*©.
borm. $ebede Ijier ben „Abis" befommen, bajj
bie b^ier fraglichen bier Äiftcn für fie auf ber
föfenbahn lagerten unb jur Abholung bereit
[täuben.
Stuf ben bon it)r quittierten Abis t)'" unb i
bie #at)lung ^S 'hr Dtm #ebede augleid) aufs I
gegebenen Bradjtbetrage« hatte fie bann bon j
#ebede eine entfbredjenbe fdjriftlidje AnWeifung I
an bie ©üteregbebition Ii tjier befommen.
Auf ©runb biefer fd)riftlid)en AnWeifung
bat nun bie 99ettagte, bie mit ber Klägerin in
bem VertragSberhältni« ber Anl. 1 freljt, ben .
Auftrag entgegengenommen, bie bier ftiften für
bie Klägerin $unäd)ft bon ber (Sifenbab^n ab*
junerjmen unb fie fobann ber Klägerin an beren
»e^aufung jujurotten.
5)amit fdjlojj bie Vertagte einen ftradjts
bertrag ab, für Welchen nur, abweictjenb bon ber
»etoei«rcgel bei § 429 ©. V. gelten fönte,
bafj bie Klägerin bei etwaiger Vefdjäbigung
beS ©ute« burd) Vrudj ober Sedage ic)r, ber
Vertagten, nad)Weifen muffe, bafj bie Vefdjäbigung
burd) ib>, ber Vertagten, bejto. it)rer Seute
»etfcfjulben berurfadjt fei. $>ie Veflagte übers
nat)m aber aud) zugleich bie Verpflichtung, ba
fie bie Vertretung ber Klägerin bei ber Annahme
bei Frachtgutes bon ber ©ifenbafm übernahm,
aüe biejeuigen Obliegenheiten Wahrjunehmen, bie
eine foldje Empfangnahme mit fid? brachte unb
bie aud) bie £läoerin felbft Wahrgenommen haben
mürbe, Wenn fie felbft bie Itiften empfangen hätte.
Statun gehörte natürlidj bor »Hern, bafj fie ftclj
babon überzeugte, in Welcher Vefdjaffenr)eit bai ,
©ut toar unb bafj fie, toenn äufjerlidj eine Söe= j
fcfjäbtgung ober SRinberung bei ©uteö erfennbar 1
war, Wie foldje« bon ber Klägerin jur Vegrün*
bung ihre« ebentuatanfprudj« behauptet Wirb,
bie Annahme berWeigerte. 2)enn bie grradjt War
ja bereit« befahlt unb mit Sinnahme bei ©uteS i
ging anbernfaH« gemäfj § 438 @. V. ber !
67
Ho. »7.
Anfprud) gegen bie ©ifenbahn (ber Ausnahmefall
be« Abf. 5 borber)alten) für ihre Auftraggeberin,
bie Klägerin, berloren. 6« fann nidjt in Vetradjt
foinmen, Wie bet erfte fftidjter Will, bafj eine
auäbrüdlidje Veftimmung, bie fold>e« feftfefcte,
abmeidjenb bon ber entfpredjenben, für ©pebiteure
geltenben Veftimmung bei § 407 $. ©. V., für
ben Frachtführer im ®. V. nid>t enthalten
fei. 8cegelmäf»ig Wirb ber Brautführer bai bon
ihm ju tranSportierenbe ©ut bon bem Abfenber
bireft entgegennehmen, nicht in feinem Auftrage,
Wie $iet, bon einem dritten. Aud) mag im
©injelfaHe ein gradjtfüljrer, j. 58. etwa ein ge*
Wöhnltdjer Fuhrmann, jur SBahrnehmung ber
nad) § 438 ©. V. notwenbigen $anblungen
bc« ©mpfänger« für feinen Auftraggeber nicht
berpflidjtet erfdjeinen. Sine entfpred)enbe Au**
(egung be« hier }Wifd)en ben Varteien laut Anl. 1
gefd)loffenen Vertrage«, ber aQe Transporte ber
Klägerin betraf unb ber bon ber Vertagten al«
einer gro&en ©pebitionSfirma gefdjloffen War,
fann hier aber nicht in Vetrad)t (ommen. 3)enn
eine foldje Auslegung Würbe ber SJertragöabficht
beiber Parteien nicht gerecht Werben (ju bgl. auch
§ 488 Abf. 1 <£. 5ß. O.).
9cun hat aber bie Vertagte auch erft burdj
ihre Uebernahme ber bier Ätfren bon ber
©üterejbebition gegen Auslieferung ber fdjrift=
liehen Anweifung bie „Annahme" be« gtadjtgute«
im ©inne bei § 438 $. ©. V. bewirft unb um
richtig ift ihre Vehaubtung, bie Älügerin fei
ihrer Stechte bnburd) bereit« berluftig gegangen,
bag fie borher an ^ebede ben quittierten Abi<s
au«gehünbigt unb bie bracht befahlt fabe. 3)enn
bie bier ftiften Würben babei bon ber Klägerin
nidht übernommen, ja nicht einmal beRdjtigt;
ihre Annahme blieb bielmehr unb jWar aud)
nad) Slbfidjt bon ^ebede, ber mittel« ber „An*
weifung" bie Klägerin al« Empfängerin behuf«
„Annahme" an bie ©üteregbebition berWie«, bi«
bahnt hinau«gefchoben, bag biefe, alfo bie ju=
ftänbige (Sifenbahnbehörbe, ba« ©ut in natura
an bie Klägerin bejW. für fie an bie Veflagte
herausgeben Würbe. Grft bamit boU^og ftd) bie
„Annahme", unter ber, wie e« j. V. in ber
(Sntfch. bes JR. ©. Vb. 22 ©. 146 tjei&t: „biejenige
Uebernahme beS ©uteS $u berftehen ift, mittels
beren eine Aneignung beS (SrgebniffeS bei übet-
nommenen unb ausgeführten XranSbortS erfolgt."
Digitized by Google
68
No. »7-*8.
(gbenfoWcnig ^ot bie Klägerin firf} aber
auch ihrer SRct^te au« etwa fdjulbljaft burd) bie
Seute ber Beftagten, alfo Wäbjrenb beten Xran«=
l>ort« berurfachter Befdt)äbigung bejjw. 2Rtnberung
be« ©ute« baburdt) etwa begeben, ba& iljr An*
gefreuter $elm* bie fog. „Dtollfarte" ber Beflagten
quittiert b>t. 2tuc& Wenn batnit bie „Annahme"
ol« boHjogen befunbet fein foQte, gehörte boef)
(gemäjj bem § 438 $. ©. B.) jum »u«fcr}lu&
ber Setzte ber Klägerin noch bie $ab(ung bei
$ra$tbetrage& an bie Beftagte. S)iefe Satzung
hiirb aber bon ber Beflagten felbft nict)t beraubtet.
28. .£>aftunß ker Sifcoboljn ffir 19cfd)iifctgiittg ber
i&üttt bntib, ftroj* uom «ugtnbli* be« diatreffeaf ber
«fiter am Hamburger 8ab>b>f Ii« gar UuSlUfcrnng ber
»iter tm ftai; »erjigtriing ia ber »cfirbtrnng ber
Bluter nnrf) btm Bai.
Sfjoma« gurnefe & So. Lim. in Hamburg
gegen
ben ftönigl. Breu&ifchen ©ifenbafjnfisfu«.
3n biefer #ptbl. 190« 9er. 57 referierten
«Sache mied ba« 91. ©. I 213/06 am 15. 3>e=
jember 1906 bie flägerifdje Stebifton jurfief.
©ntfchetbung«grünbe:
Stu«Wei«licr) ber borliegenben internationalen
Frachtbriefe 9lr. 14, 15 unb 20 r)nnbe(t e« ftrf)
int borliegenben $aU.e um ©üterberfenbungen,
Welche au* bem ©ebiete eine« nirfjtbeutfrfjen
Staate«, ber bem internationalen Uebereintommen
äber ben 0£i fen bah nf räch tberf ehr in ber Raffung
be* 3ufa&übereinfommen« bom 16. JJuni 1898
beigetreten ift, in ba« ©ebiet bei benign
9teirf)e« borgenommen toorben finb. ©emäfj
Art. 1 bei erwähnten Uebereinfommen« haben
auf berartige ©üterberfenbungen, bie auf ©runb
eine« burrfjgctjenben Frachtbriefe« erfolgen, bteBe=
ftimmungen bei internationalen Uebereinfommen«
?Intuenbung ju pnben unb biefe Beftimmungen
b^aben für biebon bem Uebereinfommen bet)errfdjten
3ratf)tberträge audfct)liegltcf»c ©cltung. $eim
getnäfj hat aurf) bie (Sifenbabnbcrfefiröorbmuig
bom 26. Of tober 1899 in ihren (Eingang«:
beftimmungen I 9lr. 1 erflärt, bafj auf ben
internationalen Berfebr bie Berfeljr«orbnung nur
infoWeit AnWenbung ftnbet, a(« berfelbe nief)t
bmd) befonbere Beftimmungen geregelt ift. 9?un
tann aber nach Art. 41 be« internationalen
Uebereinfommen« ber ©rfafc be« bo0en ©rfjaben«,
ber Ijicr in ber Klage beanfprucfjt Wirb, nur
bann geforbert werben, Wenn berfelbe infolge
ber Arglift ober ber groben galjrläfflgfeit ber
®ifenbab,n entftanben ift. $a Ärgtift hier nicht
in grage ftebt, mürbe ber ($rfafeanfbrudt) nur
bann bie erforberlicbe ©runblage hoben, wenn
eine grobe galjrläffigfeit bei Beflagten erWiefen
Joäre, wie benn aurf) bie Klage felbft ein grobe«
Berfrfjulben bei Beflagten behauptet hat. 3>a«
Berufungsgericht h°* bie&rage, obin ber erwiefenen
mehrtägigen Berjflgerung ber Beförberung ber
beiben erften SBaggon« nach bem Kai ein grobe«
Berfcijulben be« Beflagten ju erblicfen ift, nicht
entfehieben unb ift au« ©rfinben, toelche bie
Subftanjtierung ber Klage inbejug auf ben
geitbunft ber JJroftbefchäbigung betreffen, jur Ber*
neinung ber ©rfafrbflicbt bezüglich ber Befähigung
ber Sabung ber beiben erften SBaggon« gelangt.
Ob biefe ©rünbe auSreicbenb finb — toa« bte
9lebifion beftreitet — fann babingefteHt bleiben,
benn jebenfafl« liegt nach ben ^eftfteDungen ber
SBorinftan^en bie Sache ^ier fo, ba^ ein grobe«
Berfchulben be« S3ef tagten in ber mehrtägigen
SJerÄÖgerung ber Belieferung be« ©ute« au bie
©mbfängeriu nicht gefunben werben fann.
ift ermiefen, bag auf ben Bahnhöfen in Hamburg
bamnl« augerorbentliche 93erfehr«fchn>ierigfeiten
herrfchten, bie burdj ba« Sufammentreffen eine«
anbauernb niebrigen SBafferftanb« in ber (Elbe
mit bem gegen alle (Erfahrung früh einfefcenben
groft unb bie baburch auf ben Bahnhöfen
berurfachte Snljäufung ber ©uter herbeigeführt
toorben Waren unb nur burrfj SRa^regetn aufjer;
gewöhnlicher 81rt befeitigt Werben tonnten. Senn
bie im ftejember 1902 in Hamburg au« ben
berührten ©rünben eingetretene Berfehr«fto<funfl
auch nicht einen gall höherer ©eWalt barfteHt,
fo bereitete fte boch ber orbnungömägigen
Ablieferung ber ringe t)enben ©üter tatfächUcf)
berartige ©chwierigfeiten, bog bie mehrtägige
Verzögerung ber Auslieferung ber ©üter nicht
a(« auf einem groben Berfchulben be« Betlagten
betut)enb bezeichnet Werben fann. ®« beftefjt
bemnach fein (Srfa^anfbruch bejüglich ber beiben
SBaggon« ber erften ©enbung a« Stecht.
' »Mi 9«|«*i «isil« Ki«tr
tttkflfttH Dr. •. t. »r»1i»H , tfamt.Btj.
Digitized by Google
So, 12.
69
No. *».
$iwfcQti)'djt ©eriipjettimg.
jöauptßfatt.
lan&eUredjtlidje falle.
(40. Sahrgana, bec $anbet«a,eri$t*-,Beitunfl.)
frei» fir ben Sarong: $««bt- ut Beiblatt mit »egiflcT 20 X — $a«»tbtatt «Hein mit «cgif»« lö X
»eibl.tt «Od« mit »egifter 16 A
^rfles ©narlef.
t>nnibiirg, i»cn 21. SDlärj.
1907.
Ctnbalt : Zuntrr, ©rtfltjtman & Co. in Bonbon gtflen
ISoiiriib Jpinricb, Tonnre in Qaraburg.
29. Srojc, oft «am Vcfrad)ttr ^icgtgelb ja jat)Itn
t, mca« bi« £«bua| bt* &ajifft8 in $«fge faagaabaaerabtr
Utb«rf4»<mma«g im $afea »» «olaftiac ftlbft namifllidj
M b auf btm $arana*etTtme fl«rt brb>bcrt mir.
Xurner, «rtgfitman & ©o. in Sonbon
gegen
Gonrab $ in rief) Bonner in Hamburg.
3m 2JZai be£ 3af>re8 1904 ift in Hamburg
jttrifdjen bcc ttlügerin unb ber Compufiia Forestal
del Chaco Sociedad Anonima ju SBueno* Stire*
ein SJertrag gefdjloffen roorben, 3n&°(t£ beffen
bie Klägerin ben Stampfer „fyfipfja" an bie
Compania Forestal del Chaco Sociedad Anonima
für ben £ran*port einer Sabung Q,uebradjobolj
oon (Eolaftine noch einem „safe port on the
Continent between Havre and Hamburg, both
inclusive (Rouen excluded) or so near thereunto
aa she can safely get" toerdjortert bat.
3)er Stampfer „Rtjlpfyx" ift am 8. SRärj 1905
oormtttag« in (Jolafrinc angetommen. Sil« bie
„ä^lpba" in GEolafrine eintraf, beftanb bort eine
lleberfdjtoemmung oon febr bebeutenbem Umfange.
5>ie Ueberfcbroemmung mar bereit« int Januar
1905 enrftanben unb bat noch äber SRitte 3>uni
beä 3af)re3 1905 hinaus angebauert. ©djon
am 8. SKärj 1905 bat fld) ber Äapitän bed
Dampfers „SWfa" 6ei bem Vertreter ber
«ort»l«M.
^Betrachterin labebrreit getnelbet. (Sr tjat barauf
ba« ^reiben uom 8. ajfar$ 1905 erhalten, in
roetchem es beißt:
that in view of the inundation
of Colastine Port, we must refer us to clause
23 of Charter Party; and lay days shall
not count as long as things will reinain in
the same state.
©ie Selabung ber „SWba" ift erft am 20. 9Jtat
1905 beenbigt roorben. %ev Dampfer „Sblpba"
bat nach SScenbigung ber oertragSmafiigen Sobejeit
bis jjttv SBeenbigung ber SBelabung noch 50 Sage
in (Solaftinc gelegen. 2)ie Klägerin beanfprudjt
für 50 Uebcrliegetage Siegegelb in #öl)e Don pro
lag £ 48, 12, 8, bemnach aufammcn £ 2431, 13, 4.
3)ie SJcflagte bat für bie Compania Forestal
del Chaco bic fclbfrfchulbtge Bürgfchaft über*
nommen.
Som O. ©. II würbe burth Urteil oom
27. 91oöember 1900 bie Silage abgeroiefen.
Qi x ü n b e :
(Gegenüber ber flägerifeben ^orberung auf
I gablung oon Siegegelb beruft fitb bie 33eHagte
auf bie Älaufel 23 ber maftgebenben Charter:
«JJartrj oom 13. äßai 1904. $icfe Älaufel bat
ben folgenben Wortlaut:
If the cargu cannot be loaded or discharged
by reason of a strike or lockout of any
class of workmen essential to the loading
Digitized by Google
70
or discharge of the cargo or by reason of
fog, frost, floods and breakdown of niachine-
ries, the days for loading or discharging
shall not count during the continuance of
such strike or lockout. A strike of the
shippers' or receivers' meu only shall not
exonerate him from any demurrage for
which he mav bo liable under this charter,
if by the use of reasonable diligence ho could
huve obtained other suitable labour, and
in cuse of any delay by reason of the
hefore-mentioned causes no claini for damage
shall be made by the reciever of the cargo,
the owners of the ship, or by any other
party under this Charter.
Sin bcr Raffung biefer Älaufel fällt auf, baß
am ©djluffe bes erfteu ©nfecs nur toon ber
continuance of such striko or lockout, nicht
auch öon ber Stnbaner bes $uftanbe£ bon fog,
frost, floods ober breakdown of machineries
bie Siebe tft. Stach betu 3"^nl^ »orber*
fafcee $u fdblie&en, foHte irgenb etwas für bie
$äüe bon strike or lockout ober bon fog, frost,
floods ober breakdown of machineries beftimmt
werben. 3m Siacbfabe ift bann lebiglich beftimmt,
ba& the days for loading or discharging shall
not count during the continuance of such strike
or lockout. StaS »erufungSgeridjt bat au« bem
Inhalte ber Älaufel 23 bie Ueberjeugung gewonnen,
baß ber Uutftanb, baß am ©djlufj bei erften
SafeeS ntc^t geborig jum SluSbrucf gelangt ift,
baß im galle bon Stichtausfübrbarfeit berSBelabung
ober Söfchung Wegen fog, frost, floods etc. bie
Sabe= unb Söfchtage wäbrenb ber einbauet üon
fog, frost. floods etc. nicht jäblen foflten, auf
einem »erfetjen bei bcr Stebaftion beruht unb
baß es als bon beit Parteien beim »ertragS*
ichluffe gewollt anjufeben ift, baß im gälte ber
JtidjtauSfübrbarfeit ber »elabung ober Söfchung
wegen fo gearteter Umftänbe, bie Sabes unb
Söfchtage wäbrenb ber Slnbaucr bei betreffenben
binbetnben Umftanbes fo. 58. UeberfcbWemmung)
nidjt $äblen fönten.
@S fonnte babingefteOt bleiben, ob nach
ben pofitiben Stechten S)eutfchlanbS ober @nglanbS
ober ber argentinifeben Dtetoublif ber Slnfprucb
auf Zahlung bon Siegegelb als eine Unterart
bes SlnfprudjeS auf ©chabeitSerfafc aufeufaffen
ift, fo bafc ber Slnfbruch auf ©chabenSerfafr auch
[ ben Stnfbrucfi auf Siegegelb mit umfaffen Würbe.
' <Bi banbelt fleh im borliegenben Salle um bie
; Auslegung ber in Älaufel 23 ber Göarter^artt)
{ jum SluSbrucfe gelangten SBertragSbeftimmung.
3n ber Älaufel 23 aber finb bie »egriffe
demurrage unb claim for damage in einen
©egenfafc gebracht, in bem ©inne baß ber
Slnfbrucb auf Siegegelb als etwas bon bem claim
for damage qualitatib berfcfnebeneS angefeben
Werben foü. — »ei bcr Siebaltton ber Älaufel
baben offenbar bie ^ade bei ©treifS unb ber
HuSfperrung im »orbergtunb beS ^ntereffed
geftanben. $)aber traben bie »eftimmungen ber
Älaufel 23 mit »ejug auf bie gälte bei ©treffe
unb ber SluSfperrung eine Wefentliche fchärfere
SSu&geftaltung gefunben als mit »e^iig auf bie
anberen borgefebenen gäHc ber ^»inberung bei
SabenS ober SöfchenS. 3fn bem erften ©afce
| bcr Älaufel 23 unb im erften Seile be* ^weiten
©afeeS bii ju ben Sßorten „other suitable labour"
finb nur »eftimtnungen über ben Hnfprucb auf
Siegegelb — unb jwar unter befonberer Betonung
ber gäfle bon ©rreif unb SluSfperrung —
getroffen, Wäbrenb im legten Seile beS jweiten
©afceS für bie fämtlicben bort)er ausgeführten
4?tnberungS*galIe beftimmt ift, baft fein «nfbruch
auf Seifrung bon ©cbabenSetfab, im ©inne eines
anberen SlnfprudbeS als beS SlnfprucbeS auf
Siegegelb, befreien foll. galls bie Parteien an
fleh ben SKnfprudj auf Siegegelb für eine Unter:
art bei Stnfpruchs auf ©cfjabenSerfafe gehalten
baben füllten, Würben fie burch bie Slufnabme
iene« ©<hluftfa|eS in ben »ertrag beftimmt haben,
bafj in ben gebuchten gäßen ber £inberung bei
SabenS ober SöfchenS aud) fein anberer 8ln=
fpruch auf ©chabenSerfafc als ber Aufbruch auf
Sicgegelb befteben foüe. ?luf ben »affuS ber
Älaufel 23, welcher mit ben Starten ,.and in
case of any delay" beginnt, fann ba^er bie
©eflagte fleh jur »erteibigung gegen bie Älage,
mit ber bie 3Q^un0 °on Siegegelb geforbert
Wirb, nicht mit ©rfolg berufen.
Kach Älaufel 23 ber ©harter^arth erfcheint
banaefi bie Äfagforberung unbegrünbet, Wenn
ber gall fo liegt, ba% Wäbrenb ber 2>auer bon
inSgefamt50 Sagen bon berfenigen fteit, wät)tcnb
beren ber ©atnbfer „S^lpfya" in Golaftine fjot
\ liegen müffen, the cargo could not be loaded
1 by reason of floods.
Digitized by Google
SJon Seiten bei ©eriagten ift eine bon Dem
4?afenmeifter be« $afen« bon Santa %t unb
©olaftine, namen« ©buarbo datballo, amtlid)
erteilte Skfd)einigung bom 26. %vmi 1905 bei:
gebrockt. Sie Urfunbe ift burd) ben ftaiferlidjen
Äonful ju Stofario be Santa ge tcßaliftect toorben.
Bon Seiten bet Klägerin ift eine gleichfalls bon
bem $afenmdfter ©buarbo SarbaDo amtlid)
erteilte SBefd)etnigung bom 31. SRärj 1905 beU
gebracht toorben. Sluf ®runb be« Ehalte«
biefer SJefdjeinigungen b>t ba« ©erufung«gerid)t
folgenbe« für ertoiefen erachtet:
3n ber 3eit »on ber Stafunft ber „8bJbbo"
in ©olaftine (8. SWärj 1905) bi* jur SBeenbigung
ihrer Selabung (20. SRai 1905) bat in ©oloftine
eine Ueberfdjtoemmung, bie bom SBarana=Strome
ausging, beftanben. Ser Reifen bon ©olaftine
toor bodfommen überfdjtoemmt, er ift aber tiirfjt
etwa für bie Schiffahrt gefdjloffen toorben.
Unter normalen Umftänben toirb in ©olaftine
bie Selabung ber Seebampfer in ber SBeife
oorgenommen, baß bie Sampfer an ben $nis
unb SBiere anlegen, bon benen au* bie Sabung
mittel« SBinben ober birelt burd) Arbeiter an
SBorb gef cfjaff t toirb. infolge ber lieber fdjtoemtmmg
mar e« aber toäbrenb ber 8eit bom 8. SRärj
bi« 20. SRai 1905 unmöglich, Sdjiffe auf biefe
©eife ju belaben, ba bie Äai« unb fBier« unter
28 äff er ftanben. ©« toar bamal« überhaupt
unmöglich, ©fiter, bie fid) feit ber 8eit bor
bem Beginne ber Ueberfditoemmung in ©olaftine
an Äanb befanben, in irgenbtoie in Betracht
touimenber ÜJienge ju berlaben. Sie Stampfer
tonnten ntctjt tm ^ayen betauen toetoen. (öte
tonnten nur auf bem offenen Strome liegenb
belaben hier ben. Sie Belobung tonnte nur in
anormaler SBeife ausgeführt toerben, inbem man
bie ©fiter in Seidjtem bon Santa ge ^erbei>
füt)rte. ©« ftanb im Serbältni« jur anjaf)! ber
ju belabeuen Secfd}iffe nur eine geringe Slnjabl
bon Seidjtern jur Serfügung. Siefe« SJliß*
berfjältni« hatte jur golge, baß bie Serfdjiffung
ber ©üter nur mit ftarfer Berjögerung erfolgen
tonnte.
©S ift banad) toäbrenb ber 5Barana=Ueber-
fdjtoemmung im grübjabr 1905 gelungen, mit
ber Belobung ber in ©olaftine eingetroffenen
Seefcbiffe fortzufahren, e* ift aber unmöglid)
getoefen, bie Belobung in berfelben SBeife xtttb
71_
No. *».
in bemfelben SRaße toie früher fortjufefoen. Sie
Belobung bat in golge ber lleberjd)toemmung
nur in anberer SBeife unb nur in ftarf rebujiertem
9J?a&e bor fid) gehen tonnen. ®8 erfdjeint Dar,
baß bei foId)er Sachlage, toenn einige ber
laoeoereuen 'aeciajifie yonifluyeno oeiaoen roeroen,
anbete labebereit baliegenbe Scefdnffe —
toegen ber 58rfd)tänftbeit ber 3uffibrung«mtttel
— junad)ft nid)t mit Sabung bebaut toerben
tonnten. Saljer entftanb für ba« Berufung«--
geridjt bie Srage, ob ettoa bie Conipaflia Forestal
del Chaco, toeld)e eine 9teib> bon Sambfern
ju belaben hatte, berbflid)tet getoefen fei, bie
fbärlidj betangeffibrte Sabung gleid)m5gig auf
bie ju belabenben Sambfer ju berteilen ober
bod) bie Sampfer genau nad) ber 9teit)enfolgc
ihrer Slnfunft ju belaben. ©anj abgefehen
babon, bafe e« al« fehr untoahrfd)einlid) anjufehen
ift, bafe eine gleichmäßige Serteilung ber in
ungenfigenber Spenge herangeführten Labung
ohne große Unjutraglid)leiten ausführbar getoefen
fein toürbe, toar aber nid)t einjufehen, au« toeld)ent
JRed)t«grunbe bie l'ompaflia Forestal del Chaco
berb fliehtet getoefen fein fodte, bie toartenben
Sambfer, fei e» gleichmäßig, fei e« gerabe nad)
ber 9leihenfolge ihrer Slnfunft mit Sabung ju
bebenfen. ffi« erfcheint flar, baß man bei bem
Sbfrfjluffe be« Vertrage« ber Parteien in erfter
Sinie ben gatt im Sluge gehabt h<*t, baß $ur
8eit ber SJelobung in ©olaftine bie normalen
SSerhaltniffe beftehen toürben. Seim Seftehen
normaler Srrhültniffe tonnte in (Solaftine ein
SRangel an 3»fühn,n0Sl"'tteln nid)t eintreten.
Saher toar aud) unter ben Parteien weber
au«brüdlid) nod) ftiQfd)toeigenb bereinbart toorben,
baß bei ber Selabung in ©olaftine ber Sambfer
„8bIbbo", e« gleichmäßig mit anberen Sampfern
mit Sabung berfehen toerben foUte, fei e« nach
einer beftimmten ^Reihenfolge an bie 9t ei he tommen
fodte, belaben ju toerben. 3ft nun in golge be«
Scaturereigniffe« einer großen Ueberfd)toemmung
bie Unmöglid)feit eingetreten, bie gleichzeitige
Selabung einer Üteibe bon Sampfern in ber
getoohnten SBeife au«juführen, fo tonnte ber
(Eintritt biefer Unmöglid)feit für bie Stlägerht
nid)t ein 9ied)t auf gleichmäßige ^Belobung ober
auf SJelabung nad) Siethenfolge ber Slnfunft
begrünben, mo bod) ein foldje* Stecht ber Klägerin
burd) ben Sertrag toeber fd)led)thin nod) für
Digitized by LaOOQle
72
Na*».
ben gott be* Eintritte« einer Ueberfdjtoemmung
eingeräumt worben toar. Der gall lag alfo
anbciü, al* toenn ein Dampfer Sabung in
einem $afen einnehmen fofi, in meinem bie
SJelabung nach einem regulär turn ortsüblich
xSt. «Radjbem in ftolge be* (Eintritte* ber Heber*
febtoemntung eine fo reichliche 3ufübrung bon
Sabung, baft alle toartenben ©eefdjiffe gleichzeitig
(jätten beloben toerben Wnnen, unmdglidj geworben
toar unb nadjbem bann bie Compafiia Forestal
del Chaco burd) SJntoenbung auftergetoöbnlicber
«Kittel e* maglidj gemalt blatte, aunädjft einigen
ber toartenben ©eefdjiffe Sabung jujufübren,
toat bie Compafiia Forestal del Chaco rechtlich
in ber Soge, fidj nach ibrem freien ^Belieben
barüber ju entleiben, nadj welker SReibenfolge
bie toartenben ©eefdjiffe bie jugefübrte Sabung
erhallen füllten, obne bog fie burdj fotct)e SBer»
ffigung über bie berangebradjte Sabung irgenb
neldje Stechte ber SReeber ober Serdjarterer ber
jun&ajft noch, nidjt bebauten ©chiffe bcrlefrt
bätte. SBar fo an einem bestimmten Sage Aber
ba* Verfügbare Quantum bon Sabung ju (fünften
einiger ©djtffc biäponiert, fo beftanb infolge be*
burdj bie Ueberfdjtoeinmung berurfaa^ten 9Jiangel«
an auSreidjenben 3ufübtungsuuttelu — alfo
infolge ber Ueberfdjtoemmung — eine lln=
möglichfeit, bie anberen ©djiffe an biefem Sage
ju beloben. 28enn bie Compafiia Forestal del
Chaco in ber 3eit bom 8. SWärj bi* 20. 3Rai
1905 geittoeife anbere, fpäter angetommene
©eefdjiffe bor bem Kämpfer „gtjlpba" bejüglidj
ber 3ul^i(ung bon Sabung bebor&ugt f)at, fo
bat Rc baburd) nadj bem borftebenb Slu^gefübrten
fein Stecht ber Klägerin berlefct. Dafür, baft
etwa bie Coinpaflia Forestal de) Chaco bieponible
Sabung auä anberem ©runbe, als weil fie
biefelbe anberen ©djiffen $ugcben lieft, bem
Dampfer „^kjlpfja" borentbalten hätte, lag nicht*
oor. Da* ^Berufungsgericht bat nach aHebem
bic Ueberjeugung erlangt, baft in ber Sat bie
©acbe fo gelegen bot, baft bie Sabung, bic ber
Dampfer „3blf>ba" erbalteu follte, luäbrenb eine*
Seile* ber 3e'r feiner Slnrocfett^eit in ©olaftine,
unb jtoar toäbrcnb eine« Seile«, ber im ganzen
Sage gebauert fyat, could not be loaded by
ie;iüon of floods. Die flägerifdjc ftorberung
auf 3o&to"8 Don Siegegelb erfdjien banaef) um
begrünbet.
Dtadj ber maftgebenben ©barter:$artb, oom
13. SRai 1904 follte bie Sabung at one or two
safe loading places at Colastine and
balance at Puerto Borghi eingenommen toerben.
Slbgefeben oon ber oorgefebenen ©inmibme einer
balance at Puerto Borghi follte bie ^Belobung
erfolgen at ©olaftine. 8Bäb"n& bn in JBetradjt
toinmenben 3eit Oom 8. «Dlärj bi* 20. 3Rat 1905
fonnten ©eefdjiffe überbaupt niebt i nt # a f e n
|bon (Sola ft ine beloben toerben. ©eefdjiffe.
bie nacb ©olaftine gelommen waren, tonnten
bamal* nur auf bem offenen Strome bor ©olaftine
beloben toerben. ®* toar bamal* ntdt)t möglicb,
©üter, toelcbe fid) in ©olaftine an Sanb befanben,
in irgenbwie in »etradjt fommenber Wenge
Don bort jur ^Belobung ber auf bem ©trome
liegenben ©eefdjiffe auf biefe ©djiffe ju fdjaffen.
Die ^Belobung ber ©eefdjiffe erfolgte in ber
SBetfe, baft bie ®üter bon einem anberen Ort,
nämlich bon ©anta %t au* auf Seichtem ju
beu auf bem ©trome bor ©olaftine liegenben
©eefdjiffen b'nflefübrt unb bort übergelabeu
tourben. ©ine fo geartete Belobung ift al« eine
33elabung at ©olaftine ni(ht anjufeben. Darau*,
baft in ber 3eit bom 8. 9Karj bi* 20. Üttai 1905
bie Belobung ber in ©olaftine eingetroffenen
©eefdjiffe nur auf folche SBeife au*gefübrt toerben
fonute, baft bie ^Belobung als eine Söelabung at
©olaftine im ©inne ber ©barter^artb bom 13. Wai
1904 nia^t anjuietjen toar, ergiebt fidj, baft innere
balb ber bejehhneten ?Beriobe in gfolge ber lleber=
febtoemmungeu eine ^Belobung bon ©eefduffen
at ©olaftine (im ©inne ber ©barter:$artb bom
13. SJeai 1904), alfo eine ^Belobung, toie fte naa>
ber maftgebenben ©barter*$Bartb, j" erfolgen
batte, unmöglich toar. 91 u <fy au* biefem
© r u n b e toar e* als jutreffenb anjufeben, baft
bie Sabung, bie ber Dampfer „3tylbba" erbalten
ioHte, toäbrenb 50 Sagen au* ber 3eit oom
8. «Diärj bi* 20. 2Rai 1905 could not be loaded
by reason of floods, unb erfdjien banad) bie
gorberung ber Klägerin auf 3ablung bon Siege=
gelb unb Sinfen unberechtigt.
Clf Wiitntrl 31«Uj, ««m»nc|, «itmanndraji M, 9rrafm«R I «*». Cnaumcrtl. «infie« Dr. *. t. »r«ii»i» .
Digitized by Google
Bio. 13.
73
No. SO.
$oifcnti!#e ©etiipseitiing.
Jbaupf 6[ait.
gatt&eUredjtltdje lalle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Solana, bcr ^aubelggmdjW-Scttong.)
frei» fSr ben 3ab>B«iig: Qaupt- unb Beiblatt mit Hegifter 20 Jb. — «aaptbfott allein mit »egifter 15 X
BeiWatt «Kein mit «eglfler 16 A
Quartär. $awbart], icn 28. Wär*. 1907.
^uljflU: S?ene Xaiimfer • (äompafliiie in Stettin gegen bie
Bereinigte Biig.fi«- unb grtndjtjdjiffabTt* ■ (VefeQfqaft in
Öamburg. — Sdjrabrr & SBrebe in Hamburg flegeii t.B3«Ifon
Son & So. Ltd. alt ftrrberei M Saniert* „Cito". —
ÄQufmaan I. in Hamburg gegen bie Steuer-Deputation in
£ia mburg.
SO. #bl)t bt» ^ülföloIinH» für «Meistern unb Mb-
WtMKB eine« onf kern Böft^rücTt« fejtgeratenen Dampfer«
birft fünf 2>A)ltpptt.
9leue Kämpfer = ©ombagntc in Stettin
flegen
bie ^Bereinigte SJugfier* unb
grad)tfd)iffabrt«*®efellfd)aft
in Hamburg.
<§et ber Jtlägerin gehörige Stombfer „Königs*
berg", hieltet 1881 gebaut unb 593 netto Stegifter
Xon« grofi ift, berlie&, auf ber Steife bon Stettin
nad) Sonbon begriffen, am 23. IJlobember 1905
bei bteftgem regnerifd)em SBetter um 11 llbr
15 SRinuten abenb* bie SBrunSbütteler <Sd)leufe
unb lief um 11 lU)r 50 äRinuten mit boUer
5a fytt bei £od)toa ffer auf ben SBöfd)rürfen ber
©Ibe jtoifdjen Sonne b unb c auf. 8luf feilte
üßotfignale fam ber ©djlebbbambfer ber SBeftagten
„<Stmfon" gegen 1 lUjr nad>t« b^rbei. 3b>
beauftragte ber Äabitän bei Stambfer« „Äöntgis
borg" fd)riftlid), biefen Stombfer, fall« erforber*
Iid) unter gubülfenabine mehrerer 3)ambfer ber
benagten ©efettfdjaft. abzubringen. Sa „Äönig«*
berg" bei £od)waffer mit boöer Straft fa^renb
feftgefoinmen toar, ffielt fid) ber Äabttün be«
6«aftatlf«< «tri*!! (tltan*. « • ■ » l k t ■ 1 1.
©rf)lebbbambfer« „©imfon" überzeugt, bafc ein
Sterfud) bei 8bfd)tebben« mit nur feinem ©d)lebber
au«fid)t«lo« fei. ©r bambfte befi^alb "nad) fflruni*
bfittel unb gab toon bort au« 9tad)rid)t an bie
Sirettion ber Vertagten nad) Hamburg. 3«
Hamburg djarterte ber l^nfbeftor ber ÜBeflagten,
^biegen, einen $afenfd}lebber unb fu$r mit
biefem unb bem 150 %oni grogen Seidjter
„Quinta" um 9Vt Ub> bormittag« nad) bcr
UnfaüfteQe ab. <5d)on gegen 4 Ub,r mar eben:
fall« bon Hamburg au* Drbre nad) (Juxjbaben
erlaffen, toeldje bie bort liegenben großen 6ee=
fdjlebber ber SBetlagten jur $ülfe herbeirief. 3n
Srolge beffen fuhren bie in ($uxjfjaben liegenben
beflagtifd)en ©djlebber „©eoroulf, „Zell", „®naf"
unb „(Eentauer" jur Unfallstelle, wo fie um 6 Uf>r
morgen« anlangten. Sil« #od)toaffer eingetreten
toar, begannen biefe bier ©djlebber gemeinfd)aft=
lid) mit bem toieber eingetroffenen ©djlebber
„©hnfon" gegen 9 Ub,r bormittag« mit bem 8b*
fdjlebben. Sin bem Sierfudje beteiligten fid> nöd)
unaufgeforbert fünf ©djlebber anberer Steebereien,
bie fid) nad) Verbreitung ber 9?ad)rid)t bon bem
Unfälle gleirfjfall« eingefunben bitten. 2>iefer
Serfud), ben „Königsberg" abjufd)lcbben, blieb
böttig erfolglos unb lourbe um 12'/* Ur)r mittag«
aud) bon ben beflngtifrt^en ©djlebbern eingeteilt,
nad)bem ftcb bie fremben ©djlcbber fdjon entfernt
batten. »ei biefem äbfdjlcbbberfucjje ift bem
©d)lepper „ZetL" ber Roller borne abgeriffen.
9?ad) ©infteQuug bc« angeblid)cu Verfuge« rubren
Digitized by Google
74
No. SO.
„SeH" unb „(Sentauer" nad) <SurJt)aben jurüd,
toährenb „Beotoulf", „©imfon" unb „®nar" bei
bent geftranbeten Stampfer blieben, (liegen 4 Ub>
nachmittag« traf ber ^nfpeftor Söjefjen mit bem
Seiltet „Quinta" ein, ber längsfeite be«
„Königsberg" gebraut tourbe. Xöie&en fut)r nadj
Brunsbüttel, um bon bort Zollbeamte unb
©dwuerleute ju holen unb bann bie 3lbletd)terung
boqunehmen. ©« toaren aber leine ©djauerleute
ju betonttnen, bafjer fuhr um 8 Uhr abenb« ber
©djlepper „Beotoulf" nad) Hamburg, um toon
bort einen jtoeiten Seichter unb bie nötigen
©djauerleute ju ^olen. $n [einer Slbtoefentjeit
tourbe toährenb ber SRadjt bon ben Schleppern
„©imfon", „©na!" unb bem in&toifchen bon
Guthaben &urüdge!ehrten ©djlepper „Zell" ber
Berfudj, ben „Königsberg" olme Seidjterung
abaufdjleppen, toieberljolt unb jtoar bon 11 bis
1 Ut)r, inbefj toieberum ohne Srfolg. SIm
©onnabenbmorgen gegen 5 Uhr traf ©djlepper
„Beotoulf" mit bem 250 Son« großen Seidjter
„SBiltjelm" unb 14 ©djauerleuten bon Hamburg
ein. St« 11 Ut)r bormittag« tourben circa
100 Sonnen Sabung enttöfdjt. S>ie Sabung bt-
ftanb gemäfj bem borgetragenen Berjeidjniffe au«
©tüdgütern, barunter 500 SonS 8uder, 400 Son«
Blei, 1000 Kiften Bflaumen, 60 Son« Kartoffeln.
(8« mufjte eine grofje Bartte bon ber leichteren
8Barc entlöfdjt werben, um an bie Bietblöde ju
tbmmen, bon benen bann ein Seil entlöfdjt tourbe.
©egen 12 Ubr mittag« tourbe bann burd) bie
fünf großen ©djlepper ber Beilegten „©tmfon",
„Seil", „®naf", „Beotoulf unb bem inatoifdjen
nodj an ber UnfaUfteHe eingetroffenen „Ätla«"
ba« 8lb[rf)Icppen toieber aufgenommen. 9cadj
halbftünbiger Arbeit tourbe ber geftranbete
Stampfer abgebracht unb burdj bie ©djlebper
„ÄtlaS" unb „©tmfon" nadj ©ugtjaben bugfiert,
toobjn audt) bie beiben Seichter mit ber gelöfdjten
Sabung bon „®nal" gefdjleppt tourben. SRadj
SBiebereinnahme ber Snbung unb borläufiger
HuSbefferung fefrte ber Stampfer feine SReife nadj
Sonbon fort. ÜJcitte S>ejember ift er nad) feiner
9tüdfef)r in (Stettin gebodt unb au«gebeffert.
©eine ©djäben haben Sfteparaturen im Betrage
17000—18000 X nötig gemadjt, bie Klägerin
beftreitet inbefj, baf3 biefe in ©tettin tyxtoov*
getretenen ©djäben fämtlidj burdj bie ©tranbung
herbeigeführt toorben feien.
S)ie bem ©djlepper „Seil" beim Abfdjlepbcn
ertoadjfenen ©djäben haben AuSbefferungSfoften
bon Ji. 768,75 nötig gemadjt, bem ©djlepper
„©imfon" ift eine ©taljltroffe geriffen, beren
(fcrfafc einen Auftoanb bon X 570,30 erforberte.
Sin 8lu«Iagen für Seidjtermiete, ©d)auerleute,
©djlepplotjn ic. hat bie Beilegte X 1355,80
gehabt.
S)en SBert be« Dampfer« „Königsberg" haben
bie Barteien auf 90000 X angegeben. 3)en SBert
ber Sabung hat &ie BeHagte auf 448,162 X
gefdjäbt. Klägerin behauptet, bafj ber SBert nur
ca. 260000 X auSgetnadjt habe.
2>a« ©tranbamt &u Scibebüttel hat am
14. 9Rär& 1900 ben ber IBellagten jufommenben
^ülf«lohn auf 15000 Ji. feftgefefrt.
S)a« 8>. ®. Hamburg K. K f. erhöhte
ben $üIf«lohn auf 20000 JU
$>ie« Urteil tourbe bom 0. S. ®. IV am
19. $e$ember 1906 beftätigt.
Sntfd)eibung«grünbe:
Sludj bem S3erufung«gerid)t erfdjeint ber
bom S. ©. jugebilligte ^ülfslohn bon 20000 Jt
angemeffen.
(£« ift &unäd)ft bem ©tranbamt in ber
Ausführung feiner ©rünbe nid)t beijuftimmen,
baß bie ©efahr, ba| ber geftranbete Stampfer
„Königsberg" fidt) begab unb ledfprang, nidjt
unmittelbar nahegerüdt getoefen fei. 3)er Stampfer
toar bei 4?od)toaffer, mit Dotier Kraft fahrenb,
auf ben 93öfd)rüden aufgelaufen. @r hat nadj
ber ©tranbung an bem auffteigenben »oben in
ber SBeife feftgefeffen, bag ba« SBorbetfdjiff
beutenb r)öt)ec lag, al« ba« $interfd;iff. Slatt)
bem bor getragenen Berichte be« ^jnfpeltor« ber
Bettagten, Xtyefan, hat bei niebrigem SBaffer
ba« Borberteil faft troden gelegen, toäljrenb am
^ed feth« 3rufj SBaffer gelotet tourben. S)iefc
Angabe ift nad) ber 9iefc^nffent)eit ber Dertlidjfeit
unb ba ba« ©djiff bor bem Auflaufen born einen
Siefgang bon 13' 7" englifdj, tynttn aber bon
17' gehabt hat, burdtau« gtaubtoürbig. 3n ber
hiernach an^unehmenben Sage aber toar bie
©efahr, bafs ber boübelabene Kämpfer fid) begab
unb ledfprang, b rohen b, unb ba bie Sabung jum
nroyen Xeile fehr toofferempfinblid) toar, nament»
lief? bie an Borb beRnblichen 500 Son« 3uder
unb 101 ©ad Kteefaat, fo fonnte fajon bei
Digitized by Google
geringem Secffpringen groget ©droben entftehcn
unb bie ©efat)r be* Secf f^rittgeti* lag um fo
naher, al* ftdjer anzunehmen ift, bag ber Stampfet
fdjon burd) ba* auflaufen mit boHer Äraft
bebeutenben SJobenfdjaben erlitten fjatte. SBei
fetner Reparatur in Stettin mußten 18 neue
augenbautplatten angefefct werben, unb ba ber
Stampfer nadj ber ©tranbung feine neue Ifyfoexie
gelobt bat, fo rechtfertigt Ret) bie Einnahme, bag
Ret) biefe ©djäben bei bem heftigen auflaufen
auf ben fjarten ftieieboben gebilbet haben. $ür
ben bei bieRgem, regnerifcrjein SBetter feft*
geratenen Stampfer beftanb audj, wenn er ofme
#filfe blieb, bie ®efa$r, bon auger 5hir* ge*
ratenen ober Heineren 3rabr£eugen angerannt
ju werben.
S>ie ©efat)r, in ber Rd) ba* geftranbete
©djiff unb befonber* feine Sabung befanben,
ift tyernaä) als eine unmittelbar brofjenbe anjus
feljen. 8« i^er SBefeitigung War möglidjft
f(t)nelle unb energifdje #ülfe nötig, unb jmar
tunlidjft fdjon wät)renb ber nädhften ftlut, ba
bie gleicr) nadj bem auflaufen einfe^enbe Ebbe
Warjrenb ihrer S)auer bai abfctjteppen unmöglich
madjte unb bem Stampfer baburdj befonber* ge=
fäbrlidj würbe, bag fie bem SBorberfdjiffe burdfj
Entziehung bti SBaffer* ba* ©egengeWidjt naljm.
2Senn bie nödjfte Xibt offne Erfolg berftridj, fo
hatte ba» ©crjiff eine jtoeite Ebbe Ijinburd? bie
Saft feine* SBorbertetlS ju tragen unb fo wudja
bie ©efafjr be* SectfpringenS mit ber Stauer
folcfjer $eanfprucrjung.
S>ie »eflagte bat mit größtem Eifer ba*
$ülfsmerf begonnen unb ausgeführt. 3br juerft
am 24. SRobember gegen 1 Ut)r nodjtS jur (Stelle
gelangter ©djlepper „©imfon", ber allein ba*
Hbfdjleppen nidjt unternehmen Tonnte, forgte für
Weitere $ülfe, inbem er nadj Brunsbüttel lief
unb bie S)ireftion in Hamburg benadjridjtigtc,
bann jur afpftenj Wieber an bie llnfaüftetle fut)r.
Bon Hamburg au* würben gegen 4 Ut)r narfjt*,
in ber richtigen ErfenntniS, bag au* ben oben
angeführten ©rünben in ber nädtjften £ibe ein
energifdjer abfchteppberfudj angebrannt fei, bie in
©umhaben liegenbcn ©eefdjlepper ber »eflagren
nact) ber UnfaQfteüe beorbert, unb fie trafen,
biet an ber 3afjl („BeoWulf", „Enaf", „Seil"
unb „Eentauer") bort ein, unternahmen aud)
gemcinfdjaftlid) mit „©imfon" gegen <> Ul)r bor-
75
Ho. *<».
mittags ba* SBfdjleppen, an welchem ISerfudje
Rdj zeitweilig bie nach SBerbreihmg ber ÜRadjridjt
öon bem Unfälle Ijrcbeigefommenen 5 ©djlepper
anberer ©efeUfctjaften beteiligten. S)iefer bf*
12 Uhr mittag* fortgefefrte, bergeblidje SJerfucr)
war burdjauS gerechtfertigt, ba bei feinem ®e*
lingen bie ©efarjren bermieben Wären, Weldas
längere* tjfeftfi^en namentlich Wäfjrenb ber nädjften
(gbbe mit Rdj braute, ba Ret) bie ErgebniSloRgfeit
bamal* nodj nict)t borau*fehen lieg unb ba eine
Slblcidjterung erft nadj bem Eintreffen ber baju
nötigen 2fah^««fl< u"& Arbeiter möglich war. E*
war auch gerechtfertigt unb zeugte nur bon großem
Eifer ju l)elfen, bag alle bier bereiten ©djlepper
herbeibeorbert Würben; benn, Wie ber Erfolg
jeigt, Wäre mit geringeren Äräften nicht an ein
So*bringen ju benlen geWefen. S3ar alfo ber
?lb|cf)lcbpberfucf) bor erfolgter Slbleichterung
Währenb ber nädtften Sibe eine SRagregel, bon
ber fidj ^ülfe erwarten lieg unb bie im ftaHe
be* ©elingenö eine immer fid^ fteigembe ©efnfjr
am fdjnellften befeitigt hätte, fo hot bie Älögerin
burdjau* Unredjt, wenn fie biefen ganjen SBerfuct)
al* ^nfeenefe^en bon hödjft überflüffigen SÄags
icgem ju lenn^eic^nen juegt.
%\c ©eflagte t)at aber auch gleidh nact)
©rfjalt ber bom „©imfon" gegebenen Stadjricbt
bie 9blei(hteruug al* möglicher SBeife notwenbig
Werbenbe OTaßregel in'* »uge gefagt unb ge*
förbert, inbem ihr ^[nfpeftor Xhiegen felbft um
97t Uhr morgend, am Freitag, ben 24. 3?obbr.
mit einem gemieteten ^afenfdjlepper unb bem
150 Son* grogen Seidjter „Quinta" bon Hamburg
nach ber UnfaQftede abging. S)ie Klägerin ift
ber Anficht, e* jeige Langel an Eifer für ba*
^ülfswerf, bag nicht gleich &k nötige Sln^ahl
oon ©djauerleuten angeworben unb mitgenommen
fei. Diefe SWagregel h]at fleh aüerbingS nad}=
träglich °^ nötig erwiefen, Weil fict) herauöftellte,
bag wiber Ertoarten in Brunsbüttel feine ©djaiter-
leutc ju haben waren, »ber SRangel an Eifer
ift in ber Uuterlaffung ber 9Jiitnahme bon
©djauerleuten beim od) nidjt ju Rüben. SMe Er--
Wartung, bag man Ret) ohne SBerjug bie ^>ülf*=
f räfte in «runSbüttelfoog werbe berfdjaffen f ötmen,
War berechtigt ; benu boit finb notorifdj größere
©tauereiunternehmer unb Wie bie vBef(agte burdi
58efd)einigungen nad)geWicfen hat, hatte Re fchon
bei einer gröftercu Uln^alil von früheren .friili«:
Digitized by Google
76
leiftungen 6t* ju 55 SJiann bort antoerbcn fönnen.
©S mußten alfo fd^on $inberung£grünbe befon«
bcrer Slrt befteljen, toenn eS titelt gelingen foHte,
bie in btefem ftaH erforberlidjen 15 Slrbeiter $u
gewinnen. 3)aj} man ffe ntc^t erhielt, foll nach
ber Eingabe ber Sieltagten barem gelegen tjaben,
bog jufäaig fämtlühe berfügbaren ©djauerleute
mit ber ©ntlöfcfjung großer Äob,Ienbam)jfer U-
frfjaftigt waren — ein getoijj für 58run*bütteIfoog
feltene* (SreigniS. SBenn e* jtoar borstiger
getoefen toäre, gleich bon Hamburg Slrbeiter
mitjuneljmen ober ftdj bor ber Slbfahrt burtö
relegrabh'fthe ober telebhonifdje Stnfrage bei ben
Stauern ju bergetoiffern, ob flauer auf ©djauer?
leure ju rennen fei, fo erfdjeint boef) bte SRidjt*
antoenbung foldjer S3orftrit>t nicht oljne SBeitere*
al* SRangel an @tfer; benn bie 3Ritnal}me ber
Slrbeiter berteuerte bie $ülfeleiftung, über bie
Anfragen berging Seit, unb frfjliefcltcf) toürbe
Langel an umfaffenber lleberlegung in ber ©ile
beS $anbelnS nicht Säffigfeit im ©ifer jur
ftörberung ber $ülfeleiftung bebeuten.
Stadt) bem eintreffen beS ^nfbeftorS Stießen
mit bem Seichter unb nachbem fiel) ber JBerfucf),
Slrbeiter in ber 9täi)e ber UnfaHfteüe $u erhalten,
al* auSfichtSloS ertoiefen blatte, finb jebenfallS
alle für bie $ülfeleiftung nötigen SJtn®eln mit
gröjjter Umficf)t unb golgertchtigfeit fortgefefcr.
5)er ©djlebber „93eotoulf" bambfte nach Hamburg
unb holte einen atoetten Seichter, fotoie bie nötigen
Slrbeiter bon bort. SBäfjrenb feiner Slbtoefent)cit
tourbe in ber 9tadjt, um nichts unberfudjt $u
Iaffen,bon ben an berUnfaflfteße jurürf gebliebenen
©rfjlebbern „©imfon", ,,©naf" unb ,,XeH" bon
11 bis 1 Uljr bor £ochtoaffer ein 3Ibft^lepp=
berfud) ofme ©rfolg toieberljolt, bermutlich tocil
ber ^nfbeftor XEiieffen ftth felbft überzeugen
wollte, ob auch unter feiner Leitung fiaj nichts
weroe ausrichten laffen unb weil man, ba an»
bauernb toeftltdje SBinbe getjerrfdjt Ratten, auf
einen t}öheren SBafferftanb, als bei ber borigen
t£lut, regnete. %a biefer jtoette Serfudj) bie
Slbleichterung als unumgänglich ermied, fo mürben
nach bem SBiebcreintreffen beS „»eotoulf" mit
ben Slrbeitern ca. 100 XonS Sabung abgeleidEjtert
unb banadg tourbe bon ben jefct fünf an ber 3aljl
jur ©teile beftnblidjen großen ©djlebbern ber
Seflagten am ©onnabenb, ben 2». Mobember,
mitlag*, in halbftünbigcr Hrbeit ber geftranbete
Stambfer loSgebracht.
Heber bie gefamte $ülfeleiftung finb alfo,
bom erften eintreffen beS „©imfon" am 3f"itag
um 1 Utjr nachts geregnet, ca. 35 ©tunben
bergangen. SBätjrenb biefer 3eit ift ber ©djlebber
„©imfon" unauSgefefet, finb „SJeotoulf" unb
„©nat" 30 ©tunben, au&erbem bie beriagttfthen
■ ©djlebber „Seil", „©entauer" unb „SltlaS"
ftunbenlang mit ©infefeung afler Sträfte an bem
$ÜIfStoerf beteiligt getoefen unb jtoar, toie naa>
getoiefen, toenn man bon bem feljlgefdjlagenen
SSerfud), in 33run£bütteltoog ©djauerleute ju
erhalten, abfielt, immer in einer SBeife, bon ber
fidt) nad) ben Umftünben bie görberung ber
fcülfeleiftung ertoarten Hefe, «ufeerbem Ijat bie
JBeflagte in faa^bienlia^er SBeife Seidjter unb
©d^auerleute gefteQt, jur 99eförberung bei einen
Seid^ter* einen $afenfdjlebber gemietet unb nach,
bem Slbbringen ben S)ambfer „Königsberg" unb
beffen geleichterte Sabung nad? ©uj^abeit in
©id^erb^eit gebraut. %ut fie f>at fidj alfo bie
^ülfeleiftung fe^r jeitraubenb unb fdjtoierig gc*
ftaltet unb fte bat in gro&er Sab,l 5ab,rjeuge
unb 2RaunfdE)afteu bem SBerfe toibmett müffen.
Sin Sluägaben b,at fie M. 2694,85 gehabt. 3)abon
entfallen auf bie SRebaratur eigner 3JiateriaU
fdjäben M 1339,05; benn „%eü" f)at bei Slb*
fd^lebben feinen ©d^lebpboüer jerbrodjen unb
fonftige iBefa^äbigungen erlitten, fo bog eine 3n'
ftanbfe^ung einen Slufmanb bon M. 768,75 tu
forberte unb bem „©imfon" ift eine ©tabjtroffe
geriffen, bereu ®rfa^ M. 570,30 foftete. Sluger
biefen fbejieüen Sluftoenbungen ift 411 berü(f=
fid)tigen, bafe bie 93el(agte i^re großen @d)(ebber
bortoiegenb aud^ ju 93ergung«= unb ^>ülfe-
Ieiftung*ztoeden b^ält unb (eine*toegS ibre ©cneral-
unfoften, toie bem ©erir^te au* früheren Sßrojeffen
betannt ift, burdj ©d?lebplöb,ne einbringt, baß
fie bed^alb biefe Unfoften teiltoeife al* auf bie
ausgeführten ^»ülfelciftungen bertoenbet betrachten
barf, fo baß bie Sluftoenbungen beträchtlich böb^er
al* bie obigen JU 2694,85 $u beranfa^lagen finb.
Slnlangenb fobann bie ©efahr, toelcher bie $abr*
jeuge unb SKannfchaften ber Q3eflagten untere
jogen getoefen finb, fo toar fie für bte ©chlebber,
toa* bie Klägerin mit Unrecht beftritten §at,
I toaljrenb ber SlbfchlebbungSberfitche in nicht un=
Digitized by Google
bebeutenbem SWa&e borljanben; benn bie ©djlebtoer
riSfierten bebet StoQifionen untereinanber unb,
menn beim @infe|en ber bottcn Sftafcbjitenfraft
ibre Sroffe rijj, audj ÄoQifion mit borbeifaljrenben
©Riffen, bo fle folgen gaHe* o$ne 3>freftion
in ba$ galpmaffer gefdmffen mären.
JBetüift^rtG1 llian ,lun ttoeb^, bafj ber Dampfer
„ÄönigSberg" feI6ft einen 9Bert bon immerhin
90000 M. Blatte unb ba& feine, mie bemerft *um
Xeil befonberi mafferempfitiblicrje Stucft^utlabung
bei $ugrunbelegung aud) nut ber Slngabe ber
Klägerin einen SBert bon 260 000 M $atte, fo
entfbridjt ber Dom Sanbgeridjte jugebiHigte
^>üIf<8lo§n bon 20000 M ben bteber bon ben
©erirfjten bei ber SluSmeffung bon #ülf»Iöt)nen
beachteten ©runbfäfeen in billiger 93erüdPd)tigung
aller burd> §§ 744, 747 $.©.33. borgcfdjriebenen
©efid|t«bunlte.
5)ic Vebaubtung ber Klägerin, bajj, toenn
bie Vertagte nidjt in ber flefcr)er)enen SBetfc bie
$ülfeleiftung übernommen bätte, genügenbe
©djlebber anberer ©efeüfctjaften pd) eingefunben
unb $ülfe geleiftet rjaben würben, mag jutreffenb
fein, ba für pe bie SEatfadje fbridjt, bafj jeittoeilig,
roäfjrenb bei erften Scfjlepptievfuc^e*, fünf frembe
Sdjlebber nad) Verbreitung ber 2Radjrid)t bon
bera Unfälle pdj an ber ©tranbung&fteüe ein»
gefunben unb per) an biefem erften Verfudje be*
teiligt Ijaben. Sie fann aber nidjt baju führen,
ben $ülfäiobn ntebriger ju bemeffen, ba pe bie
Seiftungen ber Vertagten unberührt läfet unb
aud) beren SBert für bai geftranbete ©djtff nidjt
fjerabmhtbert. ©ie fdjliefjt inäbefonbere nict)t
au$, bafj per) ber flägerifdje Stombfer in ber
gef Gilberten, brofjenben ©efafjr befanb, menn fie
audj aDerbmgö jeigt, maä oljneljin burd) bie
©rbältltdjfeit ber bettagtifdjen $filfäträfte fid;
ergiebt, bog nämlidj biefe©efab,r ttid^t nodj baburdj
öergrößert mürbe, bnfj parate #ülfüfräfte nidjt
jur ©rede maren. Sftöglidjermeife märe ber
Vertagten ein nodj böserer #ütfalobn jujufpredjen
gemefen, menn Pe bie einzige gemefen märe, bie
£>ülfe ffitte $u bringen bermodjt. 2>a& biefe
©adjtage nicr)t beftanben bat ift oben bei 93e=
urteilung ber ©efabrlage unb bei ShtSmeffung
be* $ülf«lobne* berüdfitfjttgt ruorben.
77
No 4Ö-*1.
81. $ä(f*fi>(jit. — (httlo^nnng etat«- fät baä (Rettung«-
uerf nngtnammf ntn 3d|let>per£, auf befff« »rittet 2>imftr
D»n l<« in Kot tcfinblidKi» Skiffe »afjrenk irr $mcr
ber #ülfeitiftunß nitber orrjidjttt wirk.
©djrabcr & SBrebe in Hamburg
gegen
%. SBilfon ©on «fc ©o. Ltd.
a(* JReeberei bei Stampfers „©ito".
9lm SRorgen bc* 31. 3)ejember 1904 fanb
ber ber 5tloflertn gehörige ©cfjlepper „58orrum"
| in ber 9iäbe be« britten (SIbfeuerfdjiffeä bei
1 ftfirmifebem SBetter unb (Sbbe ben ber SBetTagten
I gebörigen ?>ambfer „Cito" auf ®runb p^enb
bor. Sin Ort unb ©teile befanben Pdj bereits
bie ©djlebber „@nat" unb „Xitan" ber SJer*
einigten 93ugfier« unb gracbtfft)iffabrt-©efellfcbaft
unb bie ©crjlebber „2llbatro6" unb ^JReib^r"
bei ißorbiftfjen fBergungäberetitS, beren Äabttane
mit beut Äabitän be* „ffiito" unb beffen Äotfen
©teibel über bie abfdjlebbung berbanbelten.
SBäbrenb ber SIbenbttbe madjten bann fämtlidje
fünf ©cr)lebbergemeinfam einen etma fünfftünbigen
31bfd;Iebbungdberfu(b, ber leinen ©rfolg fyatlt.
SIm 1 . Januar mürben bie Strbeiien bon ber Ber»
einigten S3ugper= unb graa)tfa)iffabrtgefeafcbaft,
mit meldber in&mifcben ©bejialbereinbarungen
getroffen maren, mieber aufgenommen. Unter
Slufmenbung bon fünf ©djlebbern unb brei
Seidjtern mürbe bon ifjr bai 9tettung«merf bi*
jum Nachmittage bei 5. Januar erfolgreicb burdj=
geführt. 3)er SBert ber geretteten ©egenftänbe
beläuft prfj unbestritten auf 414000 X
2)ie Vereinigte 99ugper> unb gfracrjtfdjtffabrta»
j '©efeHfd)aft, ber IRorbifdje VergungSbercin unb
bie Klägerin öaben fid) behufs ^eftfe^ung t^rer
| ^ülfälobnanfbrücbe an bai ^iefige ©tranbamt
gemanbt, melcbe« am 8. Sßai 1905 einen »efc^eib
erlaffen bat, burd) njclrfjen ei ber Vereinigten
Vugfier: unb grad)tftt)iffa^rt« = ©efellfd^aft
; 72000 M, bem 9torbifcr)en Sergungöbcrein
; 2000 Jt unb ber mägerin 1000 Ä jufbrad).
3Jlit ber borltegenben Älage beanfprud)ten
Äläger 3«^un8 fernerer 5000 Jü
Äläger trugen jur Vegrünbung i^rer Älagc
golgenbeS bor:
Qct ©djlepper „Vorlum" fei ebenfo mie
bie übrigen $raf>rjeuge bom Äapitän unb
öotfen be* „©ito" jur SIbbringung be« „©ito"
I angenommen morben. Starfj bem bergeb»
Digitized by Google
78
No. tl.
liehen SlBBringungSberfud} bom 31. SkjemBer
hätten alle ©djlepper t^re Xroffen eingeholt unb
feien nach SugBaben gefahren. Sil« am SDrorgen
be* 1. Sonuar ber „SBorfutn" mieber an ber
Unfallstelle eintraf, feien feine Suenfte trofr aHen
$rotefte* jurüdgewiefen Worben. $iernad) müffe
ber „58orfum" für feine Slrbeit fo geftellt Werben,
Wie er gefteüt fein Würbe, Wenn er bie $ülf**
leifrung bertrag*mSf)tg mitbetoirft hätte, ftraglicf)
fei nur, ob biefer Slnfprud) nad) ben Untftänben
be* gälte* al* $üIf*IoBnnnfpruch ober al* reiner
<£ntfdjäbtgung«anfpruch wegen 9f idjterfüßung be«
»ertrage* anjufeBen fei. Auf beibe @epc6t*punfte
werbe bie ftlage geftüfet. ^n ocm e'nen roK! in
bem anberen gallc beziffere fie bie iBr jufommcnbe
Sergärung bejm. ®ntfcfiäbigung auf ben SRinbeft*
betrag bon 6000 M.
SBeflagte trug bor, ber Stampfer „SJorfum"
fei nidjt für ba* ganje 9tettung*werf, fonbern
nur für eine £ibe jum ©eiftanb angenommen
toorben. 92adt) bem erfolglofen Slbfcrjleppung**
berfud) fei er fortgefahren unb ba mit fei bie
©ac&e erlebigt gcWefen. SJabon, bafj ber „Sito"
berppidjtet gemefen märe, ben „SJorfum", al*
berfelbe am näcfjften Zage pef) Wieber einfanb,
bon neuem anzunehmen, fönne leine Siebe fein,
iffiäre iBm — wa* beftritteit werbe — etwa*
berartige* jugefagt, fo Wäre bie* boburef) r)in>
fällig geworben, baf) er am 31. Steftember bie
UnfaUfteflc berlaffen unb ba* gelb anberen
©djleppern überladen fyabe. Staju fomme, bafj
am 1 . Januar ber „SBorfum" gar nicht in Slftton
Bütte treten tonnen, Weil Wegen be* Dftwinbe*
bie ©tranbung*ftelle troden lag unb fein #eram
lommen an ben „©ito" nicht möglicf) War. SJebor
bie 3lbfchleppung«berfuche aufgenommen würben,
fei eine Sblefrfjterung erf orber lief) gcWefen. ©omit
fei ein ©djabenerfajjanfpruch wegen entgangenen j
#üIf*lobn* nicfjt gegeben, gür bic Wirflt<r)e
Sätigfeit be* „SJorfum" währenb bev einen übe
feien bie bom ©tranbamt zugebilligten 1000 A
fdjon biel jit biel.
®a* S. ©. Hamburg Ä. VII f. $ fprad)
ben Älägern burd) Urteil bom 8. 9»ai liK)ß nodj
1500 Ji. 3u.
& v ü n b e :
3)ttt bem ©tranbamt f)ält ba* ©eridjt für
erwiefen, ba& ber Stampfer „$wrfum" bon bem
Srapitftn be* ,,(£ito", ^jubfon, unb j»wir nidn nur
für eine übe jur #ülf «leifrung angenommen
Worben ift. ÜRadj ber glaubwürbigen eiblidjm
3lu*fage be* unbeteiligten Sotfen ©teibel Wollte
#ubfon anfang* überhaupt feinen ©djlepper an:
neBmen, fonbern Drbre bon Hamburg abwarten.
Sluf 3u*eben be* Äotfen erflärte er bann, er
Wolle e* junädjft mit ben bier ©djleppern ber«
futfjen. SRachmitlag« aber, al* ©teibel iBn
barauf Binwie*, e* fei nodj ein fünfter, ber
„SBorfum" ba, fagte er, aud) biefer foOe bor*
fpannen. ©teibel Bat bie* burd) ein berabrebete*
glaggenfignal bem „»orfum* übermittelt unb
biefer ift baraufBin in Slftion getreten.
2Bät)rcnb bie 2lu*fage be* #eugen »alfen
mit biefen Slngaben im Wefenrlirfjen übereinftimmt,
Wiberfpredjen benfelben bie SBefunbungen ber
3eugen ^>ubfon, $ewfon unb 2Boobf)eab. Warf)
iBnen Bat $ubfon bem Sorfen gefagt, er Wolle
nur nier ©rfjlepper engagieren. 5)er fünfte möge,
Wenn er Wolle, babei bleiben, er Wolle iBn
brauchen, Wenn er feiner bebürfen Werbe. Sllle
brei 3cußc" fögen Bin^u, ber „Sorfum" fei fofort
WeggefaBren, pe Bütten iBn nie meBr gefeBen : er
Babe bem w<5ito" feinerlei S)icnfte geleiftet.
tiefer 8ufaft ift für bie ftrage, welche ber
Beiben 3eugengruppen meBr (BlauBen berbient,
au*fchlaggebenb. Jtafj ber „©orfum" nicht fofort
wieber Weggefahren ift, fonbern ßcf> an bem
erfolglofen 9lBfd)leppung*berfuch bom 31. $ejbr.
Beteiligt Bat, ift unter ben Parteien unftreirig:
wenn bie brei engliftBen 3fll9fw Bie* Beftreiten,
fo fagen pe objettib bie UnWaBrheit. G* mag
bie* barin feineu ©runb haben, bag pe infolge
Begreiflicher (Srregung anläßlich ber ©efahr, in
ber pd> ihr ©djtff befanb, bie burdj bie 8inwefen=
heit fo bieler ©d)leppcr bielleicht ettoa* lomplijiertc
©ituaHon nicht richtig in ihr ©ebadjtni* auf*
genommen haben, ^ebenfaü* Wirft biefe %m
forreftheit ein Schlaglicht auf ben SBert ihrer
gefamten SluSfage. diejenige ber 3«"fle« ©teibel
unb SBalfen berbient alfo ben &or&ug. gfür Pe
fpricht audj Bie innere SBahrfcheinlichfeit ; benn
ber „SBorfum" ift tatfachlid) in Slftion getreten.
Äapitän $ubfon, bem bie* nicht Wohl unbemerft
geblieben fein fann, Würbe, Wenn er feine Sb=
lehnung aufrecht erBalten hätte, bie« pdjerlicf)
inhibiert haben.
3ft aber ber „SBorfum" nid)t nur für eine
Brftimuite Xibc engagiert Worben — bafj bieff
Digitized by Google
ber gatl geWefen, Wirb bon (einem ber &eviQ.en
befunbet — fo ift er eben, wie bai ©tranbamt
richtig auäfüljrt, für bai ganje SRettung*toer!
angenommen Worben. Sog et nbenb« nad)
©ujhabcn gefahren ift, ftellt fich nic^t al« 93er=
trag£Wibrig(eit bar: feine Slnwefenheit an ber
Unfallftclle wäljrenb ber ©bbe mar nufclo«. $afj
er fld) am nädjften borgen jum 99eginn ber
«r6eit rechtzeitig Wieber eingcfteHt 6,0t, ftel)t burd?
bie «u«fage ber beugen JBefi,nfe unb 93alfen feft.
5)af» er jurüdgeWiefen morben ift, ift unftrritig.
ftabitän $ubfon ift alfo Don bem gefdjloffenen
Vertrage jurüdge treten. ®* fragt ftdj, Weld)e
rechtlichen Folgerungen fjierauS ju jieben ftnb.
3)er Vertrag Ober eine #ülfeleiftung in
(Seenot ift, ba e£ nid)t auf bie 5>ienfte bei
Reifer« ali foId)e, fonbern auf baS 9tefultat an»
(ommt, ein 9Bet(bertrag ; ei lammen alfo, fotoeit
(eine ©bejialborfchriften bei ©. 99. borliegen,
§§ 631 ff. 99. ®. 93. jur «nWenbung.
SRadt) § 649 33. ®. ©. (ann ber 93efteHer
bis jur 93oHenbung bei 9Ber(e# jcber^eit ben
Sertrag (ünbigen, mit ber SRecbtSfolge, bog ber
Unternehmer berechtigt ift — ali 93ertrag8=
anfbrudj, nicht etma al« @ntf<habigungSanfbruch
(D. 2. ©. Celle bei SJtugban unb galfmann VII
6. 480, Der tm ann, Eftecht ber ©djulbberhält--
niffe 2. Hufl. 1906 ©. 663) — bie bereinbarte
Vergütung ju berlangen, bon ber er fich aber
getoiffe abjüge gefallen Iaffen mu&. S)er ber*
einbarten S3ergütung ift nach § 632 99. ©. 99.
bie tajmäfjige bejto. bie übliche Vergütung gleich-
aufteilen unb bai ift im gatte bei ^filfSlohn»*
bertrage« ber nach SHaBgabe bon §§ 742, 744
®. 99. feftjufteOenbe $ülf*lob>.
2>ev „99orfum" $at fonach benienigen #ülf8*
lohn ju beanfbrudjen, ber ihm jugeftanben hätte,
toenn ihm bie 99eteiltgung an ber Weiteren erfolg*
reichen #ülf*leifrung nicht berWebrt toorben märe
— abjüglich ber im ©cblupfafc bei § 649 99. @. 99.
genannten ftürjungen. gfir bie lederen ift
prinzipiell ber 99eftetter bewei«pflichttg (bgl. SR. @.
$anf. ©er.«8tg. 99eibl. 1904 «Rr. 101). 3>a& ber
„93orrum" toährenb ber in grage (ommenben
Seit burch anbertoeitige SJertoenbung feiner
»rbett*fraft etwa* erworben ober böswillig ju
erwerben unterlaffen fyabe, hat 99e((agte nicht
einmal behauptet, Stnlangenb aber bie (Srfparung
an ^ufwenbungen, fo beburfte e* einer 99eWeiä*
79
No. 81-8«.
antretung ber 99eflagten nicht, ba biefer 35un(t
nach § 744 ©. 93. bei ber 99emeffung be«
^ülfälofjna felbft &u berficfftchtigen ift.
99ei biefer 93emeffung ift babon auszugehen,
bafj bie Stolle, Welche ber „99orfum" im gaHe
feiner aRitwirlung gefpielt hätte, nur eine fehr
felunbäre geWefen fein Würbe. 3)ie Hauptarbeit
fiel ben ungleich größeren unb (rafrigeren fünf
©chlebbern unb ben brei Seichtem ber ^Bereinigten
93ugfiers unb gratf>tfchiffahrt« * ©efenfdjaf t ju;
bem „99orfum" Wäre ei, wie bie 99e(lagte ohne
SBiberfprud) behauptet, am 1. Januar bor Mb»
leichterung bei „Sito" garntdjt möglich geWefen,
an benfelben heranju(ommen. $>ie bom „99orrum"
im gaHe feiner ^Beteiligung geleifteten S)ienfte
Wären mithin nicht fehr erheblich getoefen. 5)a§
er auf feine 3>ienfte tatfächlich biel Weniger Qe\t
berWenbet hat als bie gahrjeuge ber bereinigten
99ugfier> unb 8frachtfchiffahrt*»©efeaf£haft barf
nicht in 93etracht gebogen Werben, ba feine 99e*
teiligung an ber 9tettung bii ju beren ffitfolg
ju fingieren ift unb 93eflagte, wie oben betont,
nicht behauptet hat, bog er bie 3eit in anberer
SBeife gewinnbringenb auägenu^t ober böswillig
nuäjunu^en unterlaffen hflt- dagegen muß
berücffichHgt Werben, ba& burch bie faWfche
fRichtweiterbeteiligung am JRettung^toert bie Huf?
Wenbungen, Welche er gehabt halten würbe,
Wenigften« wa* Äohlenberbrauch unb SRateriafe
abnu^ung betrifft, ganj erheblich rebujiert worben
finb. SSeiter ift, Wie ber @tranbamt£befcheib
jutreffenb h^rborhebt, ju beachten einerfeit« ber
gro&e SBert ber geretteten ©egenftänbe unb bie
erhebliche ©efafjr, in ber biefelben gefchwebt
haben, anbererfeit* bie ©eringfügig(eit ber ©efahr,
ber fich bie Sftetter au«fe^ten.
Unter 99erüdfichtigung aller biefer UmftÖnbe
hält bai ©ericht für ben „99or(um" einen ^ülf«--
lot)n bon 2500 Ji für angemeffen. 8luf ben»
felben Rnb 1000 Ji. gejahlt.
(Eftecht«(räfrig.)
83. 3H eiae Äbfinbunflijiiiniwe fir oar|{itifrn Ämitritt
eincü 7ttlt|nb(r0 on« ciacr »ffcBtn ^«nbclegcftllfdiaft jnr
Kaufmann in Hamburg
gegen
bie ©teuers2)eputation in Hamburg.
3)er Kläger ift für bai Sah* 1905 bon ber
93c(lagten jur SSerfteuerung eineö@in(ommeni Hon
Digitized by Google
80
NÖTüT
M 227 255,59 herangezogen, toätjrenb nad) fetner
änfidjt fein ju verfteuernbe* ©infommen nur
X 77!
9 betrug unb be*hnlb ber ©teueranfafo
um 11 124 Ä ju hodj fein foH. 3)ie Differenz
ber Parteien ift bie folgenbe:
$er Kläger unb toaren bie SRttglieber
ber offenen <&anbet*gcfeüfchaft .f. unb ?). in 4?om=
bürg. 3)iefe ©efeDfdjaft toar nad) bent ©efeUfifjaft*«
vertrage auf ben 31. Dezember 1905 lünbbar, ift
aber burdj ben vorgelegten ©ertrag Vom 13. Quli
1904 oufgelöft unb nadj bem SHuflöfung* Vertrage
erhielt ber Äläger außer bem ihm nadj ber
Bilanz Vom 31. Dezember 1903 zuftebenben ©ut*
haben „für bie vorzeitige Suflöfung bei Vertrag**
mäßig erft auf ben 31. 3)ejember 1905 fünb*
baren ©efeüfdjaftSVerhältniffe* bie Summe Von
150000 X" vergütet. SJiefe 150000 M. behanbclt
bie Bcllagte al* fteuervflidjtige* ©infommen, toeil
e* Rd> um eine antikisierte $af>lung beSjenigen
© in ro muten* h°nbele, ba* ber Äläger Vorau*«
ftc^tlidr) erzielt fyaben mürbe, toenn er bi* jum
Slblauf bei ©efenfdjaft*Vertrage* Seilhaber ber
offenen $anbel*gefeüfchaft geblieben märe.
Born 0. 8. @. IV mürbe am 15. Cftbr. 190(5
bie Älage abgemiefen.
©rünbe:
f)a* bem Äläger bei feinem Vorzeitigen 8lu«=
fdjeiben au* ber ©efeafdjaft X. unb außer bem
bilanzmäßigen ©uttjaben gejagte ÄaVital mag
infofem ©rfafo für ©eminnbeteiligung gebilbet
fta&en, ali ei eine Vergütung jebenfaH* audj bafür
getoäf)ren foüte, baß mit feinem SluÄfrfjeiben aui
ber ©efettfdjaft ber Äläger bie Chance aufgab,
burdj ben gefeßfdjaftlidjen ©emerbebetrieb fortab
nod) ©infommen erzielen z« (önnen. ©* fteltt
aber nidjt in bem Sinne ©rfafr für ©etoinnanteil,
ober gar vorausbezahlten ©eroinnanteil bar, baß
ei ali Slbfinbung für ein getoerblidje*
©infotnmen bei Äläger* aufgefaßt toerben
fönnte. S>enn roenn bai ÄaVital beftimmt mar,
ben Äläger bafür zu entfdjäbigen, baß er feine
Beteiligung an bem 4?onbel*gctoerbe ber ©efeH*
fdjaft aufgab, fo gemährte ei u)m eine ©nt=
fdjäbigung eben bafür, baß er von nun ab ©etvinn
in bem ©efeöfd)aft*betriebe nidjt mehr erzielte,
alfo nicht eine SHbfinbung für Von it)tn, ober
nod) unter feiner Teilnahme gemachten ©etuinn.
SWit 9tüdftd)t hierauf unterfd)eibet fid) ber Vor«
liegenbe ftaü toefentlid) von bem in ©adjen be
^reita* gegen bie Beflagte befjanbelten.
$anf. ©cr.^tg. 1 900 Beibl. 9?r. 153.
Slber bennodj erfdjeint bie bem Äläger für
feinen Vorzeitigen Sludtritt au* ber offenen $anbel*;
gefeüfdjaft gezahlte Vergütung ali fteuerVflid)tige*
©infommen au* .§anbel*getoerbe — 9lr. G be*
Sln^ange* zu § 6 &e* @lnfommcnfteuergefe&e*.
3>a ber Äläger ba* it>m znftefjenbe ©efeUfdjaft*:
guthaben außerbem voll ausgezahlt
erhielt, fo bilbete ba* ÄaVital von 150000 JA.
au*fdjlicßlid} bie Vergütung bafür, baß er mit
Aufgabe feiner Beteiligung an ber ©efeüidjnft ber
Teilnahme an bem $anbel*gefdjäft ber (enteren
Zu ©unften feine* 9Jcitgefefffdjafter* pd) Vorzeitig
entäußerte. SZBie ba* ©efdjüft be*©inzelfaufmann*
megen ber mit ihm verfnüvften Beziehungen,
in*befonbere zu bem Äunbentreife, aud) abgefehen
Von ben bazu gehörigen Slttiven feinen beim
»erlaufe be* ©efdjäfte* im ©anjen hervortreten^
ben ©elbtoert hoben fann, fo fann auch bie
Seiltja berfdjaft am ©efdjäf t*betriebe
einer offenen £anbel*gefellfdjaf t ihren
bai ©efellfdjafUgutljabeit überfteigenben
Bermögen*toert befifeen, toeil fie in befom
berem SKaßc bie Sftögltdjfcit bieten fann, ÄaVital
unb 8(rbeit*traft getoinnbringenb z" vertoerten.
3m Vorliegenben galle aber ift bem Äläger bie
Von ihm aufgegebene gefdjäftlidje Bofition, ber
Sßert feiner Seilhaberfchaft ali einer nodj für
längeren Seitraum nufobaren ©infommen*quelIe,
mit ber ftrettigen ©umme vergütet unb ber bezahlte
Betrag bilbet ©etvinn au* $anbel*getoerbe, toeil
bie entgeltliche Slufgabe bei ©efd)äft*anteil* ein
#anbel*gefdjäft toar, toeldje* ba* gefeüfchaftlidje
Unternehmen abfd)loß unb ben im bisherigen
©etoerbebetriebe allmählich hctau*gebilbeten ÜJer«
mögen*toert bei Anteil* in ©elb umfe^te. 3)er
bem Äläger foldjer SBeife zugefallene ©etoinn
ergiebt ftd) aud) au* ber ver 3 1 . SDezember 1904
Von ber ftixma 3i. unb ?). aufgemachten Bilanz,
toeil in biefer bie bem Äläger gezahlte 8lb*
finbung*fumme verbucht ift.
OH» »fti*netl «fHq|, ^arnNrn, ^ernunndra |« 4i, Rcnfor«««! I «85. ®w*nliB»rrt. 9tt
Digitized by Google
I
Bio. 14-15. ?L
No. 83.
$anfeatifdje ©eri^tgjcWung.
Jbaupfßfatt.
$anöeUred)tüd)e fälle«
XXVIII. Jahrgang. (40. 3af>rftang ber $anbel«9cri$tt.3eihmfl.)
Vre» flr »CK $an»t« nnb Beiblatt mit «eslftcr 20 X - ^anatbUtt adeln »il Wegifter 15 X
Beiblatt afein mit Stgtftcr 15 X
Jjpfü«« OJuarfaC. $«mb«rf„ ben 11. «brtt. 1907.
3«I)«U: Vereinigte Vugfir< utib grad)tfibiftatirt#fi<Iljcf)aft
in fiantburg gegen bie jjirma Äubolf fteugebauer & Co.
in cwmburg. — 3°^- ©erenfenn, Woplrr & (lo.. ol* (Bürgen
bt* cngüjctien $am|>feri „(Ebenbnll" in fiamburg gegen
ben 9(otbütficii Skra.mia,$i'frein, bie Qugfjr- uub gracfjt-
fditffaljrj.CJMfnididt, ftirma 6d)taber & fBrebe unb Sari
Xiebemann tn Hamburg. — ttarl tRof)bc & tto. in 9)ofof)arno
gegen bie fiamburg • Hmeritantja>r $o(fetfabrt • W. —
Kritjur edjiuorj m Hamburg gegen S». Wingromm in
V<i in bürg.
83. 9i(d)tli(b,e 9t atnr rinrä 2*crtrngcä auf BtrbringMnß
einr* onf Ylbbriirtj getauften Tampfertf bor CFnglanb nad)
brra fftnttnent Mittelft eine» «d)(e»er«. - Siegt gfrd«)t-
»ertrag »ar; taiin ein grofjer $am»fer, ber gefdjlebbt
wirb, alo ^radjtgut bejeid|net werben V
SSrr |at bie in einem angelaufenen ftallafeu ge>
matten tlnfweabnngen nnb bie Haften eine« »weiten
6«}le»»er* §■ tragen, brffen Annahme jnr fluftfltyrang
ber Keife erfirberlid) nmrbr?
ajerciniflte 89ugf ir*
unb 8rtac$tfcbiffabrt*®efeUf(baft
in $ a m b u r 0.
gegen
bie ftiruia JRuboIf Sieugebauer & (£ o.
in Hamburg.
S)urd) »ertrag bom 29. Sanitär 1904 bot
bie Ätögerin e* übernommen, ben toon ber aSe=
flagten in $It)moutf} auf SBbbrudj getauften alten
Äabelbampfer „S^Utern" bon bort nadj Harburg
ju berfjolcn
„inttuftbe ©djlepptroffen unb influfibe 58c=
fteCung ber ^Bemannung mit ber ftiaufel „no
eure no pay" jur State toon £ 135 in füll."
•asfutktt» •(rt*M|elt«M « • n » l » l • 1 1.
2>ie Ätögerin bat ben Dampfer burdt) irjren
Schlepper „StfomebeS" am 4. Februar 1904 in
^Itjnioutb inS lau genommen, iiadjbem fie auger
einer »efafeung bon [ed>* Sftann nodj einen
3Jtaf(f)iniften jur »ebienung be« 2>onrer^feffeI*
für bie pumpen ber „Htyltexn" engagiert batte,
ben SBeNagten ejtra bejaht fyal 8(m nädjften
Xage geriet g(eidE}roob( auf ber %af)tt ber
„%onUv)u in Unorbnung, ber „©bittern" markte
fetjr biel SBaffer unb man lief, ba febr fcfjle(f)te$
SBetter mar unb ber Stampfer $u ftnfen brobte,
^ortlanb alä Siotbafen an. Sfcortfelbft ergab bie
Rettung ber Sßumpen 27t gufj 95Baffer, nacfjbem
fie ooeber 5— 0 gufj ergeben fyatte.
^jn ^ortlanb tourbe bann ber „<lf)ütexn"
repariert unb babei nad> flägerifeber SDarfteflung
bas in bem 3ournaIau8jU0 SBiebergegebene
geleiftet unb jtoar auf SInorbnung ber Klägerin,
nac^bem bie 93ef(agte eine telegrapbifrf) erbetene
3nftruftion«erteiIung abgelebnt fyatle. 5Raa^
©eenbigung ber Steparatur ließ Klägerin ben
Kämpfer befic^tigen unb erhielt ein ätteft, in
meinem eine ©jtrapumpe mit 3)onIe^Ieffe( für
ben „©bUtern" unb femer ein jtoefter ©d^Iepper
jur Slffiftenj empfoblen loirb, für ben gatl, ba&
ber „(Sbiltern" auf ber ferneren Steife mieber in
Slot geraten foQte. ©ntfprerbenb btefen ?(n=
ioeifttngen bot ftlägerin bon ber girma <£ofenä
&. (So. in SBcbmoutb eine SJSumpe mit „S)on!eb"
für ben „©bütern" gemietet unb nacb it>rer
©ebouptuug an SJitetc M ltit»0,r»0 unb an Stüd=
Digitized by Google
82
No. SS.
fradjt JA. 43,30 bejahU. gerner ^at fic ifircn
in ber SRäbe Scfinblic^cn ©djlepper „©labiator"
Sur ^Begleitung unb eto. Hfpftenj beS ©djlepp*
juge« beorbert unb in Sätigfeit gefefct. hierfür
fotbert pe eine Vergütung toon £ 100 *» 2048 jK.
gerner forbert flc ©rfafe ber imSRotfjafen $ortlanb
erwachsenen ©jtraunfoften, Welche pd) im ganzen
auf A 717 belaufen. Klägerin begrünbet ifjre
gorberungen unter bem ©efichtSpunft ber nüfc
litten ©efd)äft#f üljrung; bie Slufwcnbungeu feien
gemalt, um ben „©füttern" wieber in eine Sage
ju bringen, bafj Klägerin ihren ©djlepptoertrag
habe erfüllen fönnen. S)ie Koften gingen audj
beö^alb ju Saften ber 33eflagten, toeil biefe bie
Klägerin barüber im Untieren gelaffen %abe,
ba& ber „S^iltern" SBaffer mache.
Segen ber bem „Cnjiltem" in ©eenot burdt)
gjerbringung in ben #afen toon SBortlanb abfeiten
bei „ftiomebefc" geleifteten $ü(fe hat Klägerin
bei bem ©tranbamt Hamburg einen $ülf£lohn
toon M. 10000 in Antrag gebraut, e* tft iljr
ein foldjer in #ölje toon A 2500 jugefprodjen,
ber Sefdjetb beS ©tranbamt« ift red&töfräftig
geworben. %n bem Befd&eibe be3 ©tranbamtS
ift auSgefprodjen, ba& bie burdj benfelben entlohnte
Sätigfett ber »efafcung bei „fciomebea" per) nicht
nur auf ba8 ©infdbleppen in SBortlanb, fonbern
aud) auf ben Aufenthalt im bortigen $afen unb
bie bortigen Seiftungen ber llägertföen Seute
bis jur SBiebererlangung ber ©eefähtgleit be«
„©filtern" erfttedte.
$le SSetlagte erblidt in bem mit ber Klägerin
gefchloffenen Sertrage feinen ©dfjleppbertrag,
loitoern entert ^roititoenrag uno oe|trettetr eine
nüfelidje ©ei'c^äftöfä^rung ber Klägerin. %ie
toon biefer für ben „©fjUtern" angenommene
SBefafeung feien Seute ber Klägerin geWefen,
tuenn pe audj ben nachträglich angenommenen
SJcafdnniften ejtra bejaht t)abe, berfelbe fei ot)ne
ir)re 3uftimmung unb auet) nid)t burdj it)ren
Agenten angenommen. 2>ie Arbeiten jur
©id)erung bei „©filtern" feien im eigenen
^ntereffe ber Klägerin gemalt, bamit fie bie
toereinbarte gradjt toerbiene. 3)ie SBeftimmung
„no eure no pay" Ijabe bic SBeflogtc nur gegen
Berechnung toon fciftanjfracht fdjüfeen foDen.
33er ,,(£bjltern" fei ein alter, jum Abwraden
getaufter Kabclbampfer geWefen, ber jebodj fcc=
fähig geWefen fei. 93eftritten Werbe, baß ber
I „©filtern" fo ftarf geledt b>be, wie Klägerin
behaupte, er fönne nid)t auf ber Steife 5—6 gufe
SBnffer gemacht hoben, wenn er im £afen nur
2 gufj jeigte. Auch fei ber Stumpf in ^Bortlanb
ja garnicfjt repariert unb trofrbem fei ber 3>ampfer
ot)ne err)eblid)eS aHachen toon SSaffer in Hamburg
angetommen. fei anjuneb^men, bag bie Seute
bei „©filtern" ben 35onfe^feffel ob,ne SBaffer
geb^etjt Ratten unb bog batjer bie Ißumtoen nid^t
I fjötten gebraust hjerben lönnen ; in Sßltnnoutfj fei
ber Äeffel in tabeltofer Drbnung geluefen, tyiet
aber toößig unbrauchbar angetommen. $ad
Serfd^ulben ib,rer Seute fyabe bie Klägerin
oertreten.
®ie SBeflagte er^ob ferner SBiberllage auf
©rfatf bei butd) bie flagerifdjen Seute an bem
S)onfe^feffeI burd^ bai ^eijen o^ne SBaffer
entftanbenen ©djaben« in ^ö^e toon M. 3200.
S)a« S. ©. Hamburg Ä. M1I f. erflärte
burtt) Urteil bom 30. Sltoril 190G foh>ob;i Klage
roie 9Sibert(age bem ©runbe nadj für berechtigt.
© r ün b e:
%ai Bericht fafet ben SBertrag ber Parteien
ali gradEjttoertrag, nieb^t a\i ©djletotobertrag auf.
anafjgebüdj für biefe Unterfdjeibung ift, ob ber
„&bjUern" in ben ©etoafjrfam ber Klägerin
übergeben ift unb in biefem ©ewab^rfam bid jur
Slblieferung bleiben foHte. SBefentlidb, bem fttadjU
toertrage ift, ba& bai ©ut nirfjt nur jur S3e*
färberung, fonbern auet) jur Ablieferung nad)
beenbetem Xranötoort übernommen ift. (Sin
gfraebttoettrag liegt toor, tuenn ber Iranätoort
burd) bai ©djletotofajiff aüein, nid)t toon bem
«bfenber mit ^ülfe bei ©djletotofdjiffe« bewirft
roirb.
93gl. ^anf. ©er.=3tg. 1900 Wr. 103,
1903 „ 126.
©ntfd). bei m. ©. 58anb 6 ©eite 99.
93orliegenb war ber „©bittern" auSfdjlie<dj
in ©emahrfam ber Klägerin bejto. ib,rer Seute,
hield>e ben Dampfer übernommen hatten unb
hier abliefern foQten. %ie Klägerin fyatle
nadj ocm Vertrage bie 93emannung bei
„filtern" ju fteQen, bie toon ber Klägerin als
93emannung bei „(IfyiUevn" angenommenen Seute
Waren baher Seute ber Klägerin. $>ie Klägerin
hat bie 4?euertoerträge nut itjncrt in eigenem
üftatnen abgefdjloffen, uidjt etwa ali ÜBertreterin
Digitized by Google
6rr »etlagten. HDerbingS hat bie Vertagte
bafür, bog bie Klägerin biefe Vefafcung fteHte,
bet Klägerin eine f)ö(jere gracf)t PerfprodEjen, als
ohne biefe Sciftung ju jaulen getocfen märe, roie
inSbefonbere aus bcm <5rf)retben ber Vertagten
Pom 11. 3°-nuar 1904 herborgeljt, aber barauS
folgt nidjt, bafj biefe Vefa^ung bon ber Klägerin
für bie 93 ef tagte angenommen »erben foßte,
oaS ift nirgenb* jum AuSbrucf gelangt. Auch,
bafj Verlagte für ben juc Vebienung beS Tontet^
teffelS angenommenen Sftafdfjiniften, ber urfprüngs
Itdj nicf)t oorgefe^en mar, nachträglich 7 £ be&abjt
hat, änbert fjieran nichts, benn biefem für einen
<Spe$ialbienft angenommenen Spanne mar ber
C^emabrfam beS TampferS in tetner üBeife an:
oertraut, fonbern hienn nid)t bem Äapitän bei
„TiomebeS", fo ^öct)ftertS bem bon ber Älageriit
angenommenen Äapitän beS „(S^iltem". Ter
„©filtern" ift bon ber Klägerin nicht nur jum
Transport, fonbern inSbefonbere $ur Ablieferung
an bie Veflagte in Harburg übernommen. Starauf
roeift bie SMaufel no eure no pay Inn unb für
bie Veflagte mar ber Stampfer überhaupt fein
2fa^rjeug, fein Transportmittel, fonbern (ebiglich
ein ©ur, fle tooDte ihn, loie ber Klägerin befannt
mar, nur als alte« ßifen naef) Abtoracfung
oertoerten.
@s foüte nidjt bon ber S3ellagten mit
$ülfe ber Älägerin ein Transport bemirft toerben,
fonbern ben Transport fönte bie Älägerin allein
ausführen.
3ft hiernach mit ber Vertagten anzunehmen,
bafj ein ftrachtoertrag toorliegt, fo ift it>r ferner
aut§ barin beizupflichten, bafj biefer Vertrag
nicht fpejieü auf einen Transport per Taiupfer
„TiomebeS" ging. SJcarif) bem Vertrage, Kulane 1,
mar es allein ®aa> ber Klägerin, mie fie ben
übernommenen Transport ausführte, SBenn cS
in bem Schreiben, Anlage 1, bet&t:
„Stach ber getroffenen Vereinbarung trifft
it)r Schleppet „TiomebeS" beute jur Abtwlung
beS ©Riffes in Vlhmoutb, ein;"
fo fann man barauS nicht mit ber &lägerin
entnehmen, bafj ber gracfjrbertrag auf eine Ve= !
förberung per „TiomebeS" ging, fonbern bie !
©rroäfmung beS 9?ameitS biefeS Schlepper* ift j
eine nebenfädjltche unb unöerbinbltche. $n oem
©abreiben finb bie VertragSbebingungen ein*
gerüdt mottgetreu miebcrgegebeit, bev weitere
88
No. **.
Inhalt beS Briefes foH nicht VertragSinhalt
fein; auch in bem Schreiben bom 11. Januar
1904 ift ein beftimmter Tampfer nic^t namhaft
gemalt.
Tiefe OterfjtSlage führt aber nicht, roie Ve*
flagte meint, jur Abroeifung beS ftlaganfprurhS,
fonbern lagt benfelben in feinen toef entliehen
Teilen bem ©runbe nadj berechtigt erfdjeinett.
Ter „©filtern" toar j. 8t. feiner Abfahrt aus
Vortlaub auSmeife beS AttefteS, Anlage A, fee=
tüchtig, mie ja Veflagte aud) felbft behauptet.
Unter biefen Umftanben b^anbelte bie Klägerin
burdrjauS in pflichtmäfjiger Erfüllung beS Vcr=
trageS, menn fie, mie in bem Schreiben Anl. 1
Pon ber Vertagten felbft als befprodjen erhmfmt
mfrb, ben Transport beS „©filtern" mit bem
„TiomebeS" allem unternahm, ffialjrenb biefer
PertragSmäfjigen Ausführung beS Transportes
ift bie Sabung bann in ©efaljr geraten unb eS ift
bem Äapitön beS „TiomebeS" in bem toegen biefer
©efat)r angelaufenen Stotljafen Oon Sadjoer»
ftänbigen geraten roorben, für bie 2Beiterfat)rt
eine (Sgtrapumpe auf bem „filtern"' unb einen
Ztoeiten Schlepper jur Afftftenz mitzunehmen.
Tie fflebeutung beS ©tranbamtSfprud&eS für bie
je^ige Erörterung ber ^rage ber ©efab^r fann
ganj baf)ingefte(lt bleiben, bie Tatfacb^e, bog bie
©arfjoerftänbigen in Jßortlanb naefj a9eRdt)rigung
beS mieber reifefäbig gemalten TampferS bie
ermähnten aRagnabmen für bie SBeiterreife er»
forberlicf) erad&tet haben, lägt baS Verhalten beS
ÄapftänS »unbt nadt) § 535 £. ©. 83. iebenfaflS
geredjtfertigt erfcfjeinen. Tiefe Tatfachc recb,t*
fertigt, bog ber Kapitän einen 9?otfjafen an«
gelaufen fyat, benn menn bie ©achberftänbigen
nact|trägltdc) bie SBeiterreife offne Affiftenj gefahr-
OOÜ gefunben b,aben, burfte 93unbt fte oorljer
gcfahrboB ftnben unb oljne roeitereS gerechtfertigt
ift es, menn ber <5dt)iffer ben 9iatfcf;lägcn ber
Sadjoerftänbigen nachher folgt.
Tie f)iex buref) baS 93erhalten beS Schiffers
gemäf} § 535 ©. 53. ertuadfjfenen Slufmenbungcn
fallen aber naefj § 021 &. 93. nicht bem
Verfrachter jur Saft, benn es maren ausidjlicßlich
Aufmenbungeu gur <Srr)aftituß ber Sabung um
bie Steife fortfefcen ju fötme», nicht gemöljnltche
ober ungeiuötjnlia'je Soften ber Schiff af)vt.
hieran änbert auch nichts bie Silaufel no
cur« no |>.i>, beim babitrd) Juuibc bev Vertrag
Digitized by Google
84
No. »4.
nicht ju einem aleatorifdjeu. $er Kapitän Vunbt
hanbelte im ^jntereffe ber Veftagten, obet burfte
jebenfatl« annehmen, bag et e« tat, wenn er jur
(Erhaltung be* in bem Verfahren bor bem ©tranb*
amt auf At 38000 bewerteten „©hiltern" ?lufc
Wenbungen machte, meiere jc&t in £öfje bon
ca. A 4500 geforbert Werben.
Unberechtigt Wäre ber (Srfafeanfpruch aller*
bing*, toenn, wie Vertagte behauptet, bie ©ee*
gefaljr burcf> Verfdtjulben ber flägerifchen Seute
be« „filtern" herbeigeführt wäre, toeldt)c ben
^ülfÄfcffel ohne SBaffer gehest haben follcn. %at
ift aber nicht erWiefen.
hiernach ift ein Verfdjulben ber flägerifchen
Seute an ber IftotWenbigfeit ber gemachten Sluf=
Wettbungen nicht erWiefen. Db bie Vumpen bei
„©filtern'' bon »nfang an berftopft geWefen
finb, ober ihre Verfchmufeung erft unterWpgä
burd) ba« fchledjte SBetter eingetreten ift, ift
einerlei, beim in betben ftäüen bleiben bie
flägerifdjen »ufwenbungen folcfje jur @rl>altung
ber Sabung.
$>er Klaganfpruct) ift be«6nI6 bem ©runbe
nach berechtigt:
©benfo Wie bie Klage im Wefentlichen, ift
aber auch bie 3Biberflage bem ©runbe nact) be=
redjtigt, bai ergiebt fidt) ohne Weiteres au$
§ 606 ©. 93. Klägerin felbft behauptet unb hat
burdj it)ren beugen Vinne aud) beWiefen, ba&
ber Stonfetjfeffel bei berfradtjteten „filtern" in
Vortlanb noch gebrauchsfähig War, in #ar6urg
War e* nad) bem Sitteft ber ©adjberftänbigen
Ulrich unb fcreber unb bem ©utadjten be*
©adjberftänbigen nicfjt mehr, llmftänbe, Welche
ir)re Haftung hierfür auSfdjlieijen, fjat Klägerin
nidfjt bargelegt, fie haftet bat)er für ben ©droben.
Vom O. 8. ®. I Würbe burd) Urteil Dom
19. «Robember 1906 bie beflagtifche Berufung
berworfen unb baä Urteil be* 8. ©. infoWeit
aufgehoben, als ei bie SBiberflage für bem
®runbe nach berechtigt erflärt hatte; bie SBiber--
flage würbe abgeWiefen.
©rünbe:
9cad) ber Änlage 1 follte bie Klägerin ben
alten Kabelbampfer „©filtern" bon Vlbmoutb
nach Harburg »erholen, ©fe foHte bie bafür
erforberlichen ©d)lepptr offen felbft befchaffen, eine
Vemannung bei „©fjütem" „gcftellcn" unb im
©anjen 135 £ be^tt erhalten, ffi« War ber»
einbart: „no eure no pay."
$>er Vertrag ging bar nact) bahin, bajj bie
Klägerin ben „dif\Uexn" nach Harburg fchaffen
follte. 3>fe Ktaufel „no eure no pay" änberte
baran nichts, befagte bielmehr nur, bag bie
Klägerin feine VejaDIung erhalten follte, wenn
fie ben Stampfer nicht nach Harburg fchafftc unb
iWar auch bann nicht, Wenn fie nach ®«s
ftimtnungen ber ©efefce (wie etwa bem §645 ©. 93.)
bie Verfang ber Vergütung ober eine« Xeil*
berfelben trofcbem berlangen fönnte. — ^er
»ertrag ging nicht bahin, bag bie Klägerin bie
Verfjolung mit ihrem ©d)Iepper „$)iomebeS"
auaführen follte. $>ie Vertagte erwähnt
in ber Anlage 1 aüerbingS auch, bag ber
©eblepper „5)iomebeS" nach getroffenen
Vereinbarung an einem beftimmten Sage in
Vltamouth eintreffen foßte. ©ic erwähnt bai
aber, nachbem fte borher in einem befonberen
Slbfafc ihre« «Brief* bie 93ebingungen beä 93er*
trage* jufammengeftellt unb beftätigt f)at, ju
biefen 93ebingungen fontrahiert ju haben. ®«
ergiebt fidt> baher beutlich, ba& bie 93eflagtc mit
jener Vereinbarung nicht einen $eit be8 ge»
fchloffenen Vertrage*, fonbetn eine neben biefem
getroffene Verabrebung im Sluge gehabt bat-
QU liegt auch ^\<S)ti bafür bor, bag bie ©eflagte
ein SSntereffe baran gehabt hätte, gerabe biefen
einen ©chletofeer berWanbt ju fehen, ober bag bie
Klägerin ein 3ntcrcff£ baran gehabt hätte, ihre
bertragliche Seiftung auf bie 93enufeung gerabe
biefe« ©chlebper* abstellen. SBelchen ©chlepper
ober wiebiele ©ctjlepper fte benu^en Wollte, blieb
ber Klägerin überlaffen. — .^infichtlich ber 93e=
mannung bei „f&fßtetn" befchtäntte fich bie
Verpflichtung ber Klägerin nach bem gebrauchten
Sluäbrucf barauf, bie erforberliche Vefa^ung
be*felben $u heuern unb ju befahlen. 5)ie Seute
ber Vefa^ung Waren feine fogenannte @rfüüung£:
gehülfen ber Klägerin im ©innebe« §278 V. ©. V.,
b. h- f^ine Verfonen, beren fich bie Klägerin
jur ©rfüKung ihrer Verbinblichfeit bebiente.
3)ie Klägerin fonnte fich vddc)( berantwortlich
machen, Wenn fie bertrag*wibrtg ungeeignete
Seute heuerte. Sin fich hatte fie ein Verfchulben
ber äeutc aber nicht $u bertreten. ^afür, baft
ber wirfliche 2BtDe ber Varteten Weitergegangen
I Wäre, al* ber gebrauchte Mutbrud befagt,
Digitized by Google
ba für liegt nidjt« bor. — ausgegangen finb
bei&e ^arteten nadj bem eigenen Vortrage ber
93eflagten beim 93ertrag«fd)luf) babon, bog ber
„©filtern" jtoor ein alter $)ambfer fei, ber ab*
getoradt merben foßte, bafj er ober trofcbem für
bie beabfidjtigte Skrljolung nod) ieetüdjtig fei,
mie ba« bon ber Vertagten befdjaffte unb nad)
tfjrer 93et)aubtung ber Klägerin gezeigte Jlttcft
au« Vft>moutfj befagt r)atte.
$ie Parteien ftreiten barüber unb ba« S. ©.
Ijat bie grage erörtert, ob ic)r Vertrag ein
gfradjtbertrag ober ein ©djlebbbertrag fei. $)te
— übrigen* nur für bie (Sntfdjeibung über bie
2Siberftage in Vetradjt fommenbe — t^rage tann
nidjt für ridjtig gefteHt erachtet merben. gradjt*
berrrag ift ber bom ©cfefr gebrauste Ucame
einer im ©efefc befinierten unb geregelten 83er=
trag«art. @d)Iebbbertrag ift ein SRame, ber ben
®cfefcen luenigften« in it)ren bjer in Vetradjt
(ommenben Seilen unbefannt ift. Ob e« über=
b>ubt angezeigt ift, eine beftimmte 83ertrag«art
als Scfttebbbertrag ju be$etd)nen unb fo au«
ber §üQe ber möglichen Verträge au«jufonbem,
fann baljingefteHt bleiben. Un&meifellfaft ift nur,
bafe ein ©djlebben bon ©djiffen unb bon ©ee*
frfuffen auf ©runb bon Sertragen berfdtjiebener
Strten, in«befonbere auf ©runb bon SJienft« unb
bon SBerfberträgen im ©inne be« 18. ©. 89. ftatt*
ftnben fann. — ftür bie »nmenbung ber in
Vetrodjt f ommenben gefe&lidjen Veftimmungen
ift e« {ebenfalls gleichgültig, ob man ben Vertrag
al« ©djlebbbertrag 6ejeidt)net ober nidjt. 3n
fjrage tommt nur, ob er ein 3ftad>tbcrtrag im
Sinne ber Veftimmungen ift. $iefe grage ift
ju berneinen.
3>a« ©. 95. giebt im bierten Slbfdmttte
be« fünften Vud)« Veftimmungen über ba«
gradjtgefdjäft jur Vefärberung bon ©ütern. 3>a*
SBort ©ut ift ein bem Verfet)r geläufiger Slu«*
brud. Slucfj ein Schiff fann ein ©ut fein. Veü
fbfel«metfe ein Heinere« Voot, ba« al« ©anje«
auf bem $ed eine« Stambfer« über ©ee beförbert
mirb. 6« mag audj gäHe geben, in benen
Storifel barüber befreien fönnen, ob ber 3lu«=
brud ©ut nod) antoenbbar ift ober nidfjt. ©inen
gefdjlebbten bemannten $)ambfer bon ber ©rö&e
be« „©filtern", alfo bon 1391 Vrutto JRegifter !
Ion« al« ©ut $u bezeichnen, märe mit bem j
©brad)gebrauch be« Verfet)r« nidjt bereinbar.
85
NÖT5F.
©* toäre aud) mit bem be« ©efe&e« nidjt ber-
einbar. $>a« £• ©. 33. untertreibet bie begriffe
Sdjiff unb ©ut beifpie(«meife aud) im $e$nten
Slbfdjnitr, ber bon ber Verfldjerung hanbelt
(t>gl. § 770). ©« unterliegt feinem £meifel, ba&
eine Verftdjerung be« „©filtern" für bie
feiner Vert)olung im ©inne biefe« SIbfdjnitt«
eine foldje eine« ©d)tff« unb nid)t eine foldje
eine« ©ut« gemefen märe. ($ßr ben Veginn ber
©efat}r märe ber § 823 unb nidjt ber § 824,
für bie grage, meldte ©d)äbcn bem 93erfid)erer
nidjt jur Saft faDen, märe bie 9tr. 1 unb
nidjt bie 9Jr. 3 be« § 821 ma&gebenb getoefen.)
2>er ganje bierte Sbfdjnitt be« ©efe^bud>« fe^t
meiter borau«, bag bie ©üter in ba« ©d^iff
eingelaben ober abgelaben merben (§ 661, § 643)
unb, bafj naä) ber »nfunft im 8öfd)ung«b^>fen
gelöfdjt ober au«getaben merben (§ 592, § 593),
mobei nur nadj § 506 eine ©inlabung unb eine
9lu«labung aud) bann angenommen merben, menn
bie ©üter auf ba« 93erbed berlaben ober menn
fie an bie ©eiten be« ©d}iff« gelängt merben.
SRun mag ber Slbfdmitt aDerbing« unter Umftänben
aurf) bann anmenbbar erfdjeinen, menn eine
©ad)e, etma ein 93oot ober ein gifdjfaften einmal
nachgezogen mirb. ^mmer tann ba« aber Ijödjften«
bann ber ftaü fein, menn eine ©inlabung im
engften ©inne be« SBorte« an fidj benlbar märe.
©« Tann nid)t ber gall fein, menn ein ©djiff
gefdjlebbt mirb, bei bem eine ©inlaöung niemal«
in $rage fommen fann Nebenbei bemerlt mürben
bie IBcftimmungen be« bierten Slbfdjmti« für
einen %aü mie bem borliegenben audj nidjt
geeignet fein. $>ie »eftimmungen über bie Sabe*
jeit unb bie Ueberliegejeit, bie Seftimmungen
über bie S3erbPid)tungen jur Slu«ftellung eine«
Äonnoffement« mürben faum boffen. 3)ie 93«=
fttmmung über bie Haftung be« Verfrachter«
(§ 606) mürbe ungeeignet fein. 3ft ba« gefdjlebbte
©d)iff bemannt unb befte^t an ftdj (eine Haftung
für bie ^anblungen ber »efaftung, fo Tann bie
im § 606 borgefefyene Haftung für bie unoerfefjrte
Slblteferung be« ©djiffe« bem Ueberneljuier nid)t
mob^l auferlegt merben.
23on ben angebogenen gerid)tlid)en Urteilen
betjanbelt ba« Urteil 5H. ©. 33b. 6 ©. 99 einen
auberen gall al« ben borliegenben, nämlidj bie
5)eförberung bon glo^öljern, bie ber Unternehmer
erft iufainmenäuftellcii unb ju befcfttgen blatte,
Digitized by Google
_86
No. SS.
auf einem fBinnengeWäffer. S)a« Urteil be«
bierten Senat* biefe* ©eridjt* ($anf. ©er.*8tg.
#j>tbl. 1900 «Wr. 103) bebanbelt bie SSeförberung
eines mit jWei „gewöbnlicben Arbeitern" befehlen
tJfloffe« Don Hamburg nad) ©lüdftabt. 5)a« Urteil
beffelbcn Senat« (£ptbl. 1903 Mr. 12ü) bebanbelt
bie SSeförberung offener, unbemannter ©djuten
Don Hamburg nad) Bremen. 3>a« erftere Urteil
betrifft einen gatt, ber nad) früherem SRedjt unb
nad) bem SRedjt ber SBinnenfdjiffabrt ju beurteilen
mar, ba« teuere einen %aü, ber ftd) bon bem bor*
liegenbeu baburdj unterfdjeibet, ba& bie gefdjlepbtcn
©djiffe feine Sefafeung batten. ^mmeröin ift
jujugcben, bafj bie ben Urteilen ju ©runbe
liegenben Slnfdjauungcn mit bem borftebenben
nid)t in Einflang fielen. 5>a* erfennenbe ©eridjt
bermag benfelben infoWeit nidjt beizutreten.
ÜRad) bem $lu«$ug au* bem Xagebud) be«
„$)iomebe*" uttb nad) bem ©eebroteft fter)t ba*
©eridjt al* bemiefen an, bajj nad) ber «bfabrt
bon Sßltymoutb bi* jum (Srreidjen be* .ftafen«
bon $ortlanb fyaxtex bi« ftürmtfdjcr unb böiger
©übWeftwinb unb grobe ©ee geberrfdjt baben,
ba& bie (giuridjtungen jum $umben auf bem
„(Stiftern" in Unorbnung geraten finb, bafj bie
Bemannung be« „©filtern" beäbalb bie Notflagge
gefegt bot unb bajj ber ©Ziffer be« „3>iomebe$"
nadj ber ibm bon ber »efafcung be« „©bilteru"
geworbenen 9lit«funft uerftänbig geftanbelt bat,
inbem er benfelben in Den .@afen bon tßortfanb
fdjlebbte. $>ie SBeftagte bat bagegen angefübrt,
bafj bie Sßumpenpeilung nad) bem Xagebud) im
$afen bon $ortlanb nur 2'/* gujj SBaffer begeben
babe. 5>ie Eintragung fommt jebodj nidjt in
Setradjt. 9?acb ber Slrt, wie bie (Eintragungen
gemadjt finb/ ift e* bem ©eridjt nitbt ameifelbaft,
bafj ber bie (Eintragungen be« 5. ftebruar fdjliefjenbe
SSermerf, Wie bie Klägerin ba* bebaubtet, fid)
auf einen 3^""^ beliebt, in Weizern ba«
unmittelbar borber ertoäbnte Arbeiten ber ÜDtanu:
fdjaft be« „Stfomebe«" auf bem „Htyltexn" fdjon
ftattgefunben r)atte. $ie SBeflagte bat weiter
geltenb gemannt, baß ber „©biltern" nadjber bod)
nadj Harburg gefdjlcbbt fei, obne erbeblidj SBaffer
ju madjen. 9lud) ba« fommt jebodj uid)t in
J8etrad)t, Weil nad) bem Jagebucb in Sßorttanb,
wenn aud) nidjt am Stumpf be« ©djiffe*, fo
bodj an ben ©inridjtuugcn jum pumpen gc*
arbeitet ift.
9tadj bem Zagebudj bat bie Sefafcung bei
„SMomcbe*" in ber 3^it bom ö.bi* jum 9. ftebruar
einerfeit« biefe arbeiten au*gefübrt, um bie
(nad) ber Hu*fage befi 3(ugen SBinne ganj ber:
ftobften) $umben mieber gebraud>«fabig ju madben,
anbererfeit« ba« SBaffer au« bem <Sd)»ff b«au*=
gebumbt.
5ür ba« ©djlepben in ben ^afen bon
Sßortlanb unb für biefe Arbeiten bat bie Älägerin
bom ©tranbamt einen $&[f«Iobn zugebilligt
erbalten. 9tad) ben ©ränben be« ©brud)« beftebt
fein 3meifel, bafe audj bie julefrt erh>abnten
Arbeiten mit baben bergolten Werben foHen.
Unftreitig bat bie Jtlägefin unb burd) biefe
bie 93ef(agte bon ber Sage ber ©inge Äenntni«
erbalten. SBeldjen Qnbalt bie jwifdjen ben
Parteien gepflogenen Serbanblungen gehabt babeti,
ift ftreitig. 3l> ©unften ber 93ef (agten fann
babon ausgegangen werben, ba% ibre ©arfteHung
ridjtig ift, baf» fte alfo erflärt bat, fte tue nidjt*
in ber ©adje; e« fei ©adje ber Klägerin, ben
„©biltern", ber feetuebtig fei, nad) Harburg ju
ftbaffen ; fic bejablc nidjt mebr al« ben bereinbarten
«ctrag.
3)ie ©adje lag fo, bag eine ©ntfdjeibung
barüber getroffen Werben mugte, Wa« ju gefebeben
babe. ®i fonnte eine Weitere «u«fübrung ber
SSerbolung unterbleiben. 3)ie SJerbolung fonnte
Weiter au«gefübrt werben, fei e« unter Ergreifung
befonberer SRagregeln, fei e« obne foldje. 2)ie ®nt»
febeibung war bringlid), Weil umfomebr unnötige
Soften an Sobn für bie SBefafeung unb an anberen
S(u«gaben erwudjfen, je länger ber „(Stiftern"
im ^afen bon ^ßortlanb tag. (5« entfbrad) ben
burd) ben Vertrag begrünbeten 5ßerbflid)tungen,
bafe bie SScflagtc fidj ju ber $rage äußerte.
SBfirbe fie jebe Seugerung abgelebnt unb lebiglid)
abgewartet baben, Wu« bie Klägerin tue, um
nadjber aud beren etwaigen unrid)tigcn ®nt=
fcblicfeungen Vorteile ju Rieben ober Slnfbrüdfe
bcrjuleiten, fo Würbe ba« ibren J8ertrag«bflicbten
bei einer Auslegung be« Verträge« nad; ben
©rforberniffen bon Ireu unb ©tauben unb unter
93erüdftd)tigung ber »erfebr«fttte (§ lö7 58. ©.58.)
nidjt entfbrod)en boben. ^>at bie IBeftagte fieb
fo geäuftevt, tote fie bebauptet, fo ift ibre Erflärung
unter biefen Umftänben babin anzulegen, baf}
fte eine ftortfe&uitg ber SBerbolung nad) Harburg
Wiinfibe, bafe fic bie Gntfcbeibung ber %raw,
Digitized by Google
toaS ba&u ju gefebeben bebe, berÄIägerinüberlaffe,
baß fte aber auf betn ©tanbtounft fte^c, toaä biefe
audj hic, e« gebe für beren eigene unb nic^t für
if)re SRerfwung.
S)te Älägerin bat eine 33efid)tigung be«
^ß^tltcrn" burd) einen Slgenten toon Slot)b$ unb
Statine ©urtoetjor unb einen ©btytorigbt ©urtoetjor
au« SBetomoutlj berbeigefübrt — feie angenommen
toerben mag, träfe bei entgegenftebenben SJermerte
in bem ©utarfjten obne $utun e'ne<ä Vertreters
ber 83ef(agten. 3>te beiben SJefidjtiger baben
bai toorltegenbe ©utadjten ermattet, ©ie baben
barin — abgefeben toon einigen anbeten SDiafc*
nahmen — empfohlen, baß eine $umpe beftimmtet
Sltt gemietet, ein ERann ju ibjrer SJebienung
engagiert unb ein jweiter ©djletober angenommen
toerben fotte. SBie bie Slu8fage be* $eugen
SBinne unb bie 9tact)fdt)rtft ber SJefidjtiger unter
itjreut ©utadjten ergeben unb toie audj bei- toon
ber SJeflagten eingereihte ©rief ber ftirma
Sojen* & (5,0. beftätigt, bat bie Klägerin tat:
fädjiidj toon biefer eine $umbe gemietet unb einen
9Rann ju ibrer SBebfenung angenommen. SBie
bie Stadjfdjrift unter bem ©utadjten beftätigt,
teie im befonberen nidjt Beitritten ift, tote
barnadj unbebeiiflidj ali feftfieijenb angefe^en
toerben fann, bat bie Klägerin ali ben toon
ben ©utadjtern empfohlenen jtoeiten ©djlebtoer
ibren ©djUtoper „©labiator" jur Verfügung
gefteüt.
$ie Vertagte bat geltenb gemalt, biefer
jttjeite ©dbletotoer fei nur beSbalb nottoenbig
getoefen, weil ber ©djlebbet „S)iomebe8" für bie
?lu«fübrung ber Verbotung nidr)t ftarf genug
getoefen fei. $ßadj bem ©utadjten ift feine
Stnnabme mit «üdfidjt auf ben #uftanb bei
„(gittern", bie 2Bitterung£berbaltniffe unb bie
2)auer ber ©djlebbfabrt für nötig erarfjtet toorben,
allem Stnfdjein nadj, um im Notfälle ju #ütf8=
(eiftungen jur #anb fein §u tönnen. Stafür, baß
ber „SJtomebe*" bei ben toorliegenben SBitterungS*
betbältniffen für bie Verbotung audj bann nidjt
ftarf genug getoefeu toäre, wenn ber „©biltern"
in einem befferen atd bem toon ben Vefidjttgern
feftgefiettten 3uftQnbe flftoefen märe — bafür
liegt nidjt« toor. dagegen ftoridjt, baß er ftdj
auf ber ^fo^rt toon Vtb,moutb bis jum #afen
bon Vortlanb ttoß bei im Sagebudj gefdjilberten
SSertert ali ftarf genug ermiefen bat.
87
No. **.
Stbgefeljen toon ben toom 2. ©. abgefbrodjenen
92 M, toerlangt bie Klägerin 625 M. für berfdjiebene
Vetröge, bie Re nadj ibrer Vebaubtung bei ber
$incinbrtngung in ben $afen bon Vortlanb unb
tonbrenb bei Stufentfjalt* bafelbft für ben
„Kaltem" aufgetoanbt ^at — M. 1703,50 für
Beträge, bie fie nadj t^ren Angaben für bie
SHiete unb bie Stüdfcnbung ber Vumtoe bejablt
bat, unb 2048 Ji ali Vergütung für ben $ur
Verfügung gefteüten ©djlebtoer „©labtator". %ai
£. ©. bat bie Slnfbrüdje bein ©runbe nadj auf
©runb be« § 535 §. ©. ». für bereebttgt eracfjtet.
3)a« »erufungSgericbt toermag ben ißaragratoben
nicfjt für antoenbbar ju eradjten. Sbgefeben
batoon, baß bie Klägerin felbft fi<jt) auf ein (Sin*
greifen tbreS ©a>iffer* tticrjt berufen bat unb
abgefeben batoon, bog ber „S^Utern" nacb bem
©torudje bti ©tranbamtd einen eigenen ©djiffer
gehabt ju baben febeint, fann bie Seftimmung
beibalb feine Hntoenbung ftnben, toeil ber
„Kbiltern" niajt al« öabung bei wS)iomebe«</
bejeidjnet toerben fann. 3)aö iBerufuitgigeriä^t
eraebtet bie Slnftorüa^e jebo<r) auf ©runb ber
aügemeinen ©eftiramungen über ©efo$afWffibning
obne »uftrag (§§ 677 fg., § 683, § 670 83. ©. ».)
gleidjfatts für begrünbet.
©rforberlidj ift barnatb, baß bie Klägerin
©efajäfte für bie »eflagte beforgt bat, obne ju
glauben, bafj ei ftet) um ibre eigenen ©eftbäfte
Ijanbele (§ 687), bafj biellebernabme ber ©efdbäft&:
fübrung bem ^ntereffe unb bem toirflidjen ober
bem mutmaßlicben SBiQen ber S3eflagten entf|»ra(b
(§ 683), unb baß bie Klägerin bie 3lufioenbungeti
ben Umftänben nacb für erforberlid) galten burfte
(§ 670). Sitte biefe SSorauäfefeungen fmb gegeben.
SBei aüen Sluftoenbungen banbelte e* fi(6
um ©efc^afte ber 93etlagten, nidjt um folct>e ber
Klägerin. S)ie Klägerin toar berpfti^tet, ein
©djiff $u toerbolcn, bai für folct)e SJerbolung
feetücbtig toar. ©erict bai ©duff in einen
3uftanb, bag &ie 8f°rtfefrun0 bet 93erbolung
gefäbrlidb tourbe unb tourbe ei nötig, ei in
einen 9lotbafen ju bringen, fo toar bie Klägerin
nidjt toertofliebtet, bad für bie toereinbarte S}er'
gütung ju tun. SSurben toegen biefe« 3uftanbed
befonbere SDtaftregeln nötig, um bie ^ortfebung
ber 93erbolung ^u ermöglidjen, mußte gearbeitet
toerben, um bai ©ebiff toieber feetüdjtig ju
machen, mußte feine SluÄrüftung ergänzt, mußte
Digitized by Google
88
No. »8-84.
toegen be* 8uftanb8 bei ©cfiiffs ein $toeiter
©dhlebber angenommen toerben, fo toar bic ®ts
greifung biefer aJtafcregeln ©adöe ober, loic baä
©efefr e8 nennt, ein ©efcfiäft ber »erlegten.
Dafür, bafj bie Klägerin irrtümlich ans
genommen hätte, e$ habe pcö bei ben SRaftregeln,
ober bei einer ©rubbe ober einzelnen bon ihnen
nm ifir eigene« ©efdhäft gebanbelt, bafür liegen
feine Hnbalt«bunfte bor. ©* Ift auch niefit
beraubtet.
Stafc bie Uebernahme ber ©efcfiäftäführung
beiu Sntercffe ber Seflagten entfbracfi, inbein pe
ber Sicttung bei ©cfiiffe* nnb — in ihren ferneren
Seilen — feiner $infdbaffung naefi Harburg
biente, ift bon ber SJetlagten felbft nidt>t in
gtoeifel gejogen. ©Ä fragt pefi, ob pe auch,
toenn auefi nie^t bem toirfliefien fo boefi bem
mutma&lieijen SBiHeu ber SBeflagten entfbroefien
bat. Hucfi ba8 ift ju be[afien. ©otoeit e« pefi
um Huftoenbungen hanbclt, bie gemalt pnb,
ehe eine ^nftruftion bon ber SBeflagten eingegangen
fein fonnte, toirb e* naefi ben obigen Huäfübrungen
feiner toeiteren (Erörterung bebürfen. güt bie
fbötere Seit ergiebt e* fitfi au8 ber Auslegung ber
bon ber IBeflagten naefi ihrer DarfteUuug ab?
gegebenen ©rflärung. ©* toar barnaefi minbeftenä
ju mutmafjen, bafj bie Sief lugte ba mit einberftanben
fei, bafj bat für bie ftorrfefrung ber Serbolung
©rforberlicfie für Stecfinung toen ei anging, bon
ber Klägerin beranlafjt toürbe. SBenigften« galt
boS infotoeit, als Pefi bie Huftoenbungen in
berftänbigen ©renken hielten. Da& biefe ©renjen
überfefiritten feien, ift niefit geltenb gemaefit unb
niefit ju erfennen.
Stofe bie Klägerin bie Hufwenbungen ben
llmftänben naefi für erforberlicfi galten burfte,
ergiebt pefi binficfitlicfi ber SBefcfiaffung ber »umbe,
ber Hnnabme be8 SRanneS ju ihrer Sebienung unb
binpcfitliefi ber Hnnabme bei jmeiten ©cfilebber«
aus ben oben angeführten Satfachen. #tnpcfitltc6
ber ferneren Slufioenbungen ift c8 im gau$en
niefit ju bejiueifeln. SBietoeit ei im einzelnen
ber gaU ift, fann ber SBerbanblung über ben
Setrag be$ KlaganfprucfiS borbcbalten bleioen.
Ob bie Secinlräcfitigung ber ©eetücfitigfeit
be« „©hiltern" burefi ein SJerfcfmlben feiner
Sefafcung herbeigeführt toar, ift gleichgültig.
28ie oben aufgeführt ift, mürbe bie Klägerin
ein folcfic« »erfeöulben ntefit ju bertreten haben.
Dafj ein Seil ber ^ter behanbelten ^Beträge
burefi ben bom ©tranbamt feftgefc^ten $ülf6lohu
mit bergütet toäre, ift naefi ben Hngaben ber
Klägerin niefit anzunehmen ©ollte ei pefi bin=
pcfitlich einzelner ber fleineren »öften ergeben,
fo toirb ei auefi noefi im »erfahren über bie
$öbe beä Hnfbrucfif berüefpefitigt toerben (önnen.
©benfo toirb auch bort noefi berüefpefitigt toerben
fdnuen, toenn eine nähere Prüfung ber fleineren
$dfte ergeben foHte, bafe einzelne berfelben 8luf*
toenbungen betreffen, für toelcfie bie obigen
©epcfiWbunfte nitfit $la^ greifen, toeldje bielmefir
ju ben bon ber Sttägerin im »ertrage über*
nommenen Seiftungeu gehörten ober fonft bereit
©eftfiäft toaren. ©benfo toirb enblirh bort erft
fcftjufteDen fein, intoietoeit ber naefi obigem nur
uttAtocifelbaft angenommene jtoeite ©cfilebb^r
nachher tatfäcfilicfi ben ©cfilebbiufl begleitet bat
ober fonft im 3|nterePe ber »erholung K'nu^t ift.
3ur $öbe bon 92 M. ift bie ftlage bom
ö. ©. mit {Reefit aud ben bon ihm angeführten
©rünben abgetoiefen toorben.
3)ie SBiberflage grünbet pdt) nadr) bem 8ior=
trage in biefer 3nftanj barauf, ba& ber „©filtern"
auf ber ftfabrt bom $afen bon $ortlanb naefi
Harburg befcfiäbigt toorben fei. ©ie ift auf ben
§ GOr» $. ©. 95. unb auf ein Sßerfcfiulbcn ber
»efa^ung bei „Chiltern" gegrünbet. Die erftere
58efttmmung pubet feine SJntoenbung. ©ine
Haftung ber Klägerin für ein »erfcfiulben ber
JBefa^ung beftefit niefit, toie bai beibei fefion
oben aufgeführt ift.
Die SBiberflage ift barnaefi unbegrünbet.
84. $Ht M $U\il»1)n» für Cf rrrltung eint« |ri|f reo
I>oni»ftr» UrQ (cd)« JumjpffT, Pon btnen «wtl &rgmifl6.
b n m t> f *r wartn.
3oIj- Serenberg ©o&ler & So., nlö »Argen
bc« englifefien Dambfer« „ffi ben ball"
in Hamburg
gegen
ben 91 o r b i f db e n 58erguitg« = SSereiit,
bie S u g f i r unb % r a tfi t f cfi i f f a h r t -■
©cfellfcfiaf t, ftirmn ©cfiraber & SBrebc
unb (5 a r l Siebe mann in Hamburg.
Hm 1. Dejember 1905 furj naefi 2 Ul)r a. m.
geriet ber englifcfie Sambfer „Sbenbad" auf ber
gab1* ^on Sonbon uaefi Hamburg bei biepgem
Digitized by Google
SBetter auf ber ©djeelblatt bor Sttmcum auf
©runb. ©ine Slbbringung mit eigener SRafchinen;
fraft unb eigener SJefafcung erWie« fid) al*
erfolglos. ©s finb bcäbalb bie fcicnfte ber bon
ber ©Ibe jur #ülfeleiftung herbeigeeilten fecb«
$)ambfer ber IBetlagten, nämlich bei „Steider"
unb „©ecabler" (bom 92orbtfdt)en 93ergung«:
SBerein) „©entaur" (bon ber bereinigten
93ugftr= unb ^rac^tfc^tffar) rt * ©efetlfc&af t), „Ser«
fdjelling" unb „©ujfjaben" (oon ber ^irma
©grober & SBrebc) unb „gfairblab V" (oon
Carl Xiebemann) angenommen, beren bereinten
SBemübungen e* in ber jmeiten übe nach etwa
löftünbiger Arbeit gelungen ift, ben 3>nmpfcr
„©benfjall" Wicbcr flott ju machen, Worauf
Stampfer „Steider" benfelben nach Hamburg
gefdjleppt bat.
3)ie Parteien haben Seftftetlung bc« ^>ülf«-
lobn« beim ©tranbamt beantragt, SBeflagte in
£5öe bon 180000 .K, Klägerin al« Bürgin für |
ben Dampfer „©benhall" auf öOOOO A. $urcb |
©prud) bei ©tranbamt« ift ben 3)eHagten ein
.fcülfslobn bon 120000 Ji. jugefprochen.
$a« S. ©. Hamburg beftätigte biefe ©nt=
febeibung. SBom 0. 8. ©. I mürbe bureb Urteil
oom 30. Januar 1907 ber $ülf«lof|n auf
100000 jH fjerabgefebt unb mürben 5 gSrojent
3infen auf biefen betrag bom 15. «Kai 1906
augefprodjen.
© r ü n b e :
«m 1. ®ejembcr morgen« ift ber „©benhall"
auf ©runb gefommen. 9tad)bem er bergeblid)
berfudbt batte, mit eigener EJcnnnfcbaft unb
aRafa^inenfraft, fomic mit Slffiftenj bon 8if<*ern
abjiifommen, ift bom 9iorbifd)en ©ergungs^erein
.§ülfc requiriert unb im Saufe bei 2. $)cjcmbcr
finb fedrjd ©chleppcr be$W. ?8ergung«bampfer bon
©uxjaben gefommen, welche jurftülfeangenommcn
finb unb fämtlidj bei ben ÜHettungearbeiten
mitgewirft haben. 3)iefelben fjaben junädjft am
2. J^jember bon 2 bi* ö1/» Uhr p. m. berfuebt,
ben „©benhaH" abzubringen, jebodj ohne ©rfolg.
Dann mußten fte Wegen eintretenber (Ebbe bie
Arbeiten einftellen, fie haben lange Seinen auf
bie Troffen geftedt unb finb Wetter feemärt«
gebampft, toeil in ber Stabe be« <Sdr)iff* nidjt
genügenb SBaffer mar. 33ct ber nacbftcu Stbc
am 3. 5>e$ember nw«» 2 Uhr a. m. fjaben fte
89
■ N«. »4.
bie troffen Wieber eingeholt unb bie Äbbringung«*
berfudje fortgefebt, mit bem ©rfolge, bag gegen
5V* Ubr ber „©benfjall" bom ©runbe abgezogen
tourbe. 3>erfelbe ift bann bon ben ©djleppern
nach ©ujbaben gelotft unb unter Slffiftenj be«
„Dteiher" nach Hamburg gebambft, too er am
4. ©ejember 8 Vi Ufjr a. m. eingetroffen ift.
ftacb ben berichten ber bei ber §ülfeleiftung
mit ihren ftabrjeugen tatig gemefenen SJerfonen,
ferner bei Beugen Ämant unb bei gan j unbeteiligten
©tranbbogt« Oueben« bat fidj ber „©benfjall"
ganj unzweifelhaft in großer ©efabr befunben,
au« ber er nur burdj bie bereinigten ^Bemühungen
einer genügenben Slnjabl fräftiger unb mit ben
nötigen SBorrid)tungen nuagerüfteter ©chlepper
befreit merben tonnte. Durch bie Teilung ber
SBaffertiefen runb um ba« ©djiff ift feftgeftellt,
baß ber Dampfer nur mitfe^iff« auf einem ©anb=
rüden feftfafe, baft bort bei SRiebrigioaffer nur
ca. T SBaffer ftanb, toä^renb born unb fjinten
in ben Iriebfanb ein 58ett gemacht mar, fo bafe
b^ier ca. IV* 9Äeter SBaffer meljr ftanben. 3)iefe
Xatfad)en ftnb aud) bon bem ^abitan bei
„©benfjall" im mefentlidjen alü rid)tig jugegeben,
in feinem ©djreiben bom 12. Dt tober 1900
erfennt er ouäbrücflid) an: „the ship certainly
hung amidships, but the differenc« of water
between the ends and amidships was about
4 feet."
@« leuchtet ein, bajjj unter biefen Umftänben
bie ©efabr beftanb, bog bai ©d)iff früber ober
fpäter burd)bred)en merbe — eine äugen blidlidje
unmittelbare ©efabr ift nidjt erforberlid) — .
©in böberer SBafferftanb, melcber bai ©djiff
ofjne <t>ülfe ©rittcr mieber flott gemacht hatte,
mar nur bei ftarfem auflanbigem SBinbc ju
erwarten, in biefem %aüe aber beftanb bie ©efabr,
bafj bai ©d)iff, bebor c« fid) au« feiner Soge
befreien fonnte, weiter auf Stranb geworfen
Worben Wäre, bon Wo ein Slbbringen überbaupt
nicht mcb^r möglidj War.
Jlber aud) bie ©cfaljr, welcher bie .ftülfe-
leiftenben ihre ^af)v^eu^e au«fcbtcn, ift feineswea«
gering ju bcranfchlagen. 3u»8d)ft War c« febon
nicht ungefäbrlirfj, bei bem biefigen UBcttcv über
bie Sanbbäufc tjmWefl in bie Wäbc bc« „©ben^
fyatt" $u gelangen, fo bafi bie Xroffcn binüber-
gegeben Werben Tonnten. Xann aber war namentlid)
beim ^Weiten 3lbbriugung«berfurf) bn-> Sefilcppcu
Digitized by Google
90
Ho. M-85.
in buntler *Racr)t mit fed)* Dampfern ohne
Stocifel ein gefahrboHe«, gro&e SRufmerffomfeit
unb ©efdjidlidjreit erforbernbe« Unternehmen,
»ei bem ftarf aufloufenben Strom rannten bie
nafje neben einanber arbeiteten ©djlepper leitet
foQibieren, bie Jroffen tonnten in bie Schrauben
fomtnen unb bie al«bann manöorterunfähigen
©djlepper felbft auf ©tranb geworfen unb rorad
werben. Xatfädjltd) ftnb benn audj eine ganje
Slnaahl bon Eobanen borgefommen, „ftairplab, V"
blatte bie ftnferfette be* „(Eentaur" in bie ©Traube
befommen unb fdjwere ©runbftöfje erlitten;
„Keiner" ift auf feinen eigenen Sinter geraten,
bet gebrochen ift unb ben ©d)iff*boben befrfjnbigt
hat, Wa* allein Hufwenbungen bon 2872 X
berurfadjt $at', „Kentaur" mu&te »nfer unb
Äette robben unb flippen (äffen ; „XerfdjeBing*"
Xroffe ift bon ber Schraube be« „Seeablcr"
abgefdjtogen, auch er ift mchrfadj fyatt auf ©runb
geflogen, ©eminbett würbe bie ©efaljr baburch,
bag währenb ber ganjen Seit ba* SBettcr ruhig
unb bie ©ee glatt war.
Der (Erfolg ift ein boflftänbiger geWefen,
inbem ©chiff unb Sabung im angeblichen 2Bert
bon 678300 M. unberfehrt geblieben ftnb.
3n (SrWägung atter biefer Umftänbe erfdjeint
bie ©djäfcung be« ©tranbamt* unb Sanbgeridjt«
reichlich fw*) gegriffen, unb ein »etrag bon
100000 JU allen berechtigten Slnfprüdjen *u
genfigen.
Vertagte halten eine hohe Vergütung nament-
lich, auch ow« bem ©runbe für geboten, weil
SRüdfidjt ju nehmen fei barauf, bog fich unter
ben £filfe leiftenben Dampfern bie Sergung«?
bampfer „Steuer" unb „©eeabler" befunben hätten,
unb auch „Derfdjeöing" unb „3rairplab V" mit
33ergung«einrid)tungen berfehen feien, ©ie haben
unter $ejugnahme auf frühere @ntfd)eibungen
geltenb gemacht, baß bie für bie ©djiffahrt fo
nfifcUcf)en SBergung«gefel(fchaften mit großen Äoften
arbeiten, bog ber SBerbienft nur in ben berf>ältniä=
mäßig feltenen 9tettung«fällen liege unb bog, I
Wenn berartige Unternehmungen beftehen foflten, I
hohe #ülf«löf|ue befahlt Werben müßten.
Slber auch wenn man biefen Uinftänben bi« \
ju einem gewiffen ©rabe Stedmung trägt, erfdjeint
ein §ülf*lohn bon 100000 .K liberal bemeffen.
Uebrigen« ift auf bie Umftänbe be* einzelnen
goß* Mürfficht ju nehmen, unb im borlicgenben
gaHe rann nicht anerrannt Werben, bag bie ftänbig
in @u£haben boftierten 9ergung«bampfer nur
auf ben SBerbienft au* 9tettung*= ober SBergung«;
fällen angewiefen ftnb unb bog fte nicht auch jeben
tfdj ihnen fonft bietenben Serbienft mitnehmen.
Der bon ben SBeflagten beantragten 3in«:
erhähung bon 4 auf 5 Vrojent War ftattjugeben,
in Uebereinftimmung mit früheren ©ntfdjeibungen
biefe« ©eridjt« — ju bergl. $anf. ©er.*3tg. 1902
9tr. 129; 1904 9lr. 19 - auf Welche ber*
wiefen Wirb.
35. «tfdjäkigting »»■ Sparen im S4)ifftfraii»i kakard),
bng inftfge Qf«^fra# tlitr S^xanbt ki» VtmM riatt
ft(»fetrt|ri nit^t fejl frf)(o| unb Stt wnfftr in bea fiubtraiim
eUbronfl. — Qfft ba« tinlRanatl, »frtrotj ftnuenbaag. b«r
Sorgfalt eint« •rbcatliftea «rrfro^lcrl tidjt }H tatbrifea
war? (§ 559 $. Q». ».)
Karl SR o h b c & (So. in ?) o r o h a m a
gegen
bie $ainburg:&mertrauifche gartet:
f a h r t * 31. r ®.
Die Klägerin hatte auf ©runb bon Äonnoffe*
menten au* bem Dampfer „Voruffta" ber SJetTagten
1335 Würben ©ohKeber ju empfangen, bie in
Hamburg bom 9. bii 12. Sluguft 1905 in ben
Dampfer nach ?)orohama berlaben Waren. Um
frreitig ift bie SBare ftarf feebefchäbigt angetommen
unb Klägerin b,at auf Zahlung bon 20000 Ä
gcflagt, ein Setrag ber unftreitig ben Wirflichen
Schoben bei Weitem nicht erreicht. Der ©djaben
ift, Wie ebenfalls nicht beftritten, baburch ent=
ftanben, bog infolge fehlen* ober 3erbrechend
einer ©djraube bae SJentil eines Älofetrohr«
nicht feft fchlofe unb ©eeWaffer in« 3wifchenbecT
unb bon bort in ben fiaberaum einfträmen lieg.
Diefer 2J?angel ift fchon anberthatb Xage nach
93erlaffen be« Hamburger $afen« entbecTt unb
abgeftettt Worben. Älägcrin erblidt barin einen
3/cangel ber ©eetüchtigreit be« ©chiff«, währenb
SBellagte behauptet, ber 9Rangel fei
„trofr Slnwenbung ber ©orgfalt eine«
orbentliajen Verfrachter« nicht ju entbetfen"
geWefen, in Welchem gaüe nach £>• ©. 3. § 559
al« nach Älaufel I ber jtonnoffemente ihre Haftung
wegfalle. Da* ü. ©. Ijat bem Älaganfbrudje
ftattgegeben.
Die betlagtifche ^Berufung Würbe am 22. Ka-
mine HM>7 bom O. 2. ©. III .jurüctflcwicfcn.
Digitized by Google
©rfinbe:
i
S)ie mit § 559 $. ©. IB. fibereinftimmenbe
Älaufel I ber ftonnoffemente ift teine«meg« fo
ju berfte^en, bafj olle folgenben SBefreiungdflaufeln
fidj audj auf bic Unterfudjung be« ©d)iff« auf
feine ©eetfidjtigteit mitbejieljen foUten unb bie
9teeberei alfo j. 99. für 83erfef»en ifjrer SIngefteUten j
bei folget Unterfudjung nirt)t einjufteljen l>ätte. ,
93ielmet)r feilen nad) bem ©crjlufjfafe bon I ent* l
gegenftef/enbeSüaufeln nichtig fein. 3)ie 83ebcutung
ber ftlaufeln II— XX wirb baburdj garniert
berührt, fie liegt auf anbetem ©ebiete. »ber fo*
toeit ©eetfidjtigfeit in grage fteljt, fomntt ti
lebiglid) barauf an, ob ber 3Rangel
trofr Slnmenbung ber ©orgfalt eine« otbent--
liefen Serfradjter« nidjt ju entbeefen mar.
SBie S3ob,en« II 6. 102 fg. richtig feftfteUt,
enthält § 559$. ©.93. fdjon gegenüber ff. @. 83.
ffrt. 560 eine Heine 9J?ilberung ber ftrengen
Haftung für ©eetfldjtigfeit. 83or 1900 mar ber
9fod)roei« erforberlidj, bafj ber SRangel tro|
aller Sorgfalt, alfo trofr ber ©orgfalt eine«
jeben beften ©adjfunbigen auf aUen ©ebieten,
nict)t ju entbedeu mar. $efct genfigt bie ©org*
falt be« orbentlidjen SSerfradjter«. 5)iefe umfajjt
aber genaue ftenntni« aller (Einrichtungen feine«
©effiff« unb ba rooljl faum ein fReeber ©peflial*
fenner auf allen ©ebieten fein fann, erforbert
biefc Sorgfalt umfaffenbe 3uA'e^unÖ ©adj=
berftänbiger jur Prüfung aOer einjelnen ®in=
ridjtungen be« ©djiff«. $e«fjalb ift ber faftifrfje
Unterfdjieb beiber ©efefre«beftimmungcn nur
fefjr gering.
3)a« ©ntfdjeibenbe ift, ba& c« nidjt barauf
anlomnit, ob trofr Unterfudjung burd) geeignete
©adjberftanbige ein fbäter fjerbortretenber Langel
tatfadb)licr) uneutbedt geblieben ift,
fonbern ob e« unmöglidt) toar, iljn bei fotrfjcr
©adjfunbigenbrfifung ju entbeefen (verbis „nidjt
ftu entbeefen toar"). Unb ba« mufj im bor: j
Itegenben galle entfdjieben berneint merben.
$>ajj bie ©djraube am Skntilberfdjlujjfaften
be« Ätofetrotjr« gefehlt Ijat (einerlei ob bon j
Anfang an, ober weil fte al« ju Mein t)erau«=
gefallen ift) unb fo ba« ffiinftrömen be« Seeroaffer« I
möglid) warb, ftebt feft. $a bie« ©inftrömen |
fdwn IV» Sage nad) ber abfahrt entberft mürbe j
unb bamal« fdjou ftunbenlnng ftattgefunbeu bauen
91
No »5-36.
muft (fonft hmre ber ©d>aben nidjt fo grof», fo
eradjtet bie« ©ertdjt ben 83emei« für erbracht,
bajj ba« beflagtifdje ©djiff fdjon bei ber flbfafprt
nidjt feetfidjtig mar. ©enn feinerlei Unfall ift
ifjm roäljrenb ber 1 Vi Xage augeftojjen unb bon
felbft faßt eine orbnung«mäfeige neue ©djraube
nidjt tyerau«, Ijält bielme^r bieie Qafytt lang.
Stafj bei einer forgfaltigen Unterfudjung ba«
geilen einer berartigen ©djraube ijatte entbedt
merben fönnen, liegt auf ber $anb. <£« tjätte
fogar entbedt merben müffen. ©dtjtaieriger mar
biefe (Sntbedung, menn bie ©djraube nur ju
ftein gemefen fein foKte. Uber ba nur ein Seil
einer ©djraube fbäter in ber 9?ä$e gefunben
i^, fo b^at entmeber bie baju gehörige ©crjrauben:
mutter gefehlt ober ba« ©efunbenc b.at gamidjt
in bem leeren ©etuinbe geftedt. ^ebenfaa« ift
ber ber 93ef(agten obiiegenbe JBetoci«, ba§ biefer
SRangel unmbglidj bei entfbred)enber ©orgfatt
ju entbeden mar, mißlungen.
(58 ift nidjt erforberlieb, bie {frage ju
beantmorten, mann ein ©eeftfjiff jule^t auf
feine ©eetfid)tigfeit nod) bor ber Slbreife unter*
fudjt merben mug. @« ift ber 93ef(agten zugeben,
bafe nadt) erfolgter 93e(abung eine nodjmatige
Untersuchung oder ©duff«tei(e untunlid) ift.
Steinenfatt« genfigt aber bie im borliegenben %aUe
erfolgte 5Jeftd)tigung ge(egentlid) ber ^robefafirt,
benn e« fte^t in feiner SBeifc feft, bog biefe ftc^
übertäubt fbe^ieU auf bie &lofetrol>rc unb ib^re
93erfd)(ugfaften erftredt habe.
Dljne bafe e« bat)er eine« eingeben« auf
anbere ö^nlicf>e gölle au« ber ^ubifatur biefe«
©erid)t« (bon benen übrigen« Qptbl 1886 ©.19
al« ganj onber« liegenb au«fdjeibet) beburfte, ift
bie beflagtifdjc ^Berufung iurfidjumcifen.
9tt. titm 6d)H(kHr, welker >ic CrrfiHuRA t>crwci|trt
aber von 9trtragt ft^fagt, brautigt oem nirt)tfäumi(itn
Ollaibiflrr bie ^rift br# § 82« 8. 0>. 0. aia)t gcft|t )■
»erben.
Slrttiur ©djmarj in Hamburg
gegen
S. 9ningramm in Hamburg.
Slu« einem Urteil be« D. S. ©. VI bom
9. Dt tober 1906.
'Sa« 33erufung«geriajt bermag pd) ber »uf*
faffung bc« S. ©., bajj nuc^ eine ernftlirf)c (Sr=
Digitized by Google
92
No. 86.
füBungstoeigerung be« ©chulbner« ober eine '
8o«fagung bom Vertrage ben nichtfäumigen
©laubiger ju ber in § 326 58. ©. V. bor*
gefdjriebenen Friftfe&ung nötige, nicht anju=
fdjließcn. Da« 9t. @. hat in fonftanter 9tedjt=
fbredjung unb natf) roieberboltcr Prüfung ber
Frage auSgcfprocfieii, bog ber nid)tfäumige Teil
untet ber oben bezeichneten Vorau«fe$ung jur
Friftfefrung ntct>t berbflichtet fei,
bgl. außer ben ©itaten be« Ü. ©.: ©ntfeh.
be« 9t. ©. Vb. 57 ©. 113,
Zutrift. SBod&enfär. 1903 Seil. ©. 7, 43;
139; 1904 ©. 171,
©euffert'« »rdjib Vb. 57 9tr. 58; 208,
9tecf>tfbrechung ber O. 8. @. bon SRugbon
Vb. 4 9er. 16 (a. 3Ji. ©. 14),
£anf. ©er.^tg. #btbl. 1904 Sir. 59.
Sin biefem ©rgebni« wirb jefrt allgemein unb
mit boQem 9tecfct feftgeljalten. Die entgegen*
ftchenben ©rörterungen be« Vorbcrrfcf>ter« fönnen
nicht al« überjeugenb erachtet merben. Stenn
ba« 9t. ©. au«fflhrt, baß ber ftcf) bom Sertrage
lo«fagenbe ober bie (SrffiOuug ernftlid) hjcigernbe
©djulbner auf bie ^riftfe^ung tierjidjte, fo fann
biefe« jutreffenbe Slrgument nicht mit bem #in*
weie Darauf entfräftet werben, baß ein ©chulbner,
ber möglicher Steife bie Vorfdjrtften be« § 326
58. ©. V. gar nicf>t Tenne, atidj ntd)t auf bort
gegebene 9tedjte berjid)te. Da« 9t. ©. null
natürlich nur fagen, baß ber ©djulbner, ber ein
für allemal erflftrt, bem Vertrage unb ben barau«
für ir)n entftehenben Spickten feine Slnerfennung
ju berfagen, bamit imblicite auf weitere 9tüdficht:
nähme unb Anregung im ©inne nochmaliger
Slufforbcrung jur Vertragstreue unb bergleidjen
feinen Stert legt, ja bafj er burtf) fein Verhalten
bobingcfjenbe SDcaßrcgeln be« anberen Teile« jur
bloßen Formalität, jur ftarce macht. Diefe
SIu«führung entfbricfjt ber »uirflichcn ücbeu«s
erfaljrung unb es bebarf feiner Erörterung ber
Frage, ob 3>emanb prafumtib auf beftiinmte, ihm
gar nicht befaunte 9tcchte berichten fann.
6« ift auch nicht richtig, baß aus ber Vor*
fdjrift be« 81 bf. 2 be« § 32«; 58. @. 58., monad)
bie SBflicht $ur Friftbeftimmung mit bem ^ntereffe |
be« nichtfäumigen Teile« an ber Vertragserfüllung
htntoegfällt, mit .irKumentum a <oiitrurio ju
fließen ift, baß anbere Sluenatjmen al« biefe
Ctl««WeiiPirl «ttljj. ^.itnVurj, «irm.inn(lTa»t ii. gnmfjjna
$>ni<f »ei 3 c | a « » 4 1 1
; befonber« im ©efefre ermähnte nicht borhanben
fein foOen. Der ©efefegeber ift babon au«:
gegangen, baß bie einfehlägigeu Fra0fn n°d) bem
Vorbilb ber früheren hanbel«redjtlid)en Xfyeotie
unb Vrarj« Weiter beurteilt Werben foltten,
bgl. Denffajrift jum ©ntw. e. ». ©. 58.
(Ochmann) ©. 75,
Denrfchrift jum ©ntw. e. £. ©. 58. ©. 221.
Daß tatfächlich jur #tit ber ©eltung be* alten
,<q. ©. 58. bie fytxfäenbe Meinung bahin ging,
baß bie So«fagung bom Vertrage ober ernftltche
©rfüßung«toeigerung bon ber JBeftimmung einer
«Rachfrift bi«benfiere, jieht ba« S. ©. mit Unrecht
in 3we'fcl- gutem ©runbe burfte baher
bie Aufnahme einer befonberen 58orfchrift für
ben fjicr ftreitigen unterbleiben.
Da« fernere Slrgument be« S. ©., baß § 634
»bf. 2 58. ©. 58. eine foldje JBorfchrift befi&e,
hat fchon ba« 9t. ©. in feiner ©ntfefi. 58b. 51
©. 350 berfieffichtigt.
®« ift barauf ^u bertoeifen, baß ber § 634
58. ©■ 58. eine anbere 5D?aterie orbnet,
für mclchc eine cntfbredjenbe 9techt«enth)itfelung
im früheren 9tedjte nicht erjftiert hotte. ©«
fommt hinjw» baß in § 634 bon einem befonberen
Falte ber Steigerung megen unberhältni#m8ßigen
Sluftoanb« gehanbelt roerben mußte unb e« fomit
nahe lag, auch bie Steigerung überhaupt ju
ermähnen.
58g(. über biefen au« ber@ntftehung«gefchühte
be« § 634 58. ©. 58. folgenben ©eficht*bunft:
»tomeief, jur Technif be« 58. ©. 58. ©. 98 ff.
©üblich betont ba« £. ©. mit Unrecht, baß
bie Sfluffaffung be« 9t. ©. bie Slbficht be« ©efe&=
geber«, ben faumigen ©chulbner nochmal« ju
toarnen unb jur Vertragstreue anzuregen, ber»
eitele. Der ©chulbner, welcher nicht blo« im
Sßerjuge ift, fonbern fich bom Vertrage lo«fagt,
ober bon bom herein bie (Srfüüung meigert, be=
barf folchcr Sffiarnung nicht mehr, ©r nimmt
burch feine ^anblung«meife aüe Svonfequen^en
berfelben auf fich- 3n«befonbere fann fid) auch
ber ©chulbner, ber e« bi« jur Silage fommen
laßt, nidjt barüber befchweren, baß ber Äläger
j in feinen 9techt«behelfen mcifjfelt. ©r §at auf
ba« gefaßt ju fein, ma« ba« ©efefe feinem ©egner
an @ered)tfamen uerlcitjt.
(er I 0*3. 8tTant»nM. «rtaftrur Dr. •. S. » t a n t i I , ^amtmig.
» t i « SN « »I r , ««wt«tc
Digitized by Google
No. 16.
93
No. 87.
§anfeatif$e ®eridjtö$eitttng<
Jbaupf 6f alt.
lanöeUredjtltdje falle.
XXV IH. Jahrgang. (40. ^a&rgang bct $anbel*geri($tt.ÄeitUii8.)
frei« fflr ben Surfing: $<mpt< unb Beiblatt Mit Megifter 80 Jt — $tn*tbtatt ■Dein mit »egijltr IS j*
Beiblatt •Urin mit Segifter 15 X
§ombnrfl, ben 18. StyiU.
1007.
^nt|ali : ©einfcJnWfr (Emil Sdjmibt gegen SB. ®. Sdjmibt
in $atnburg. — ©djuteuDermieter l£. $. Sredwolbt in
Homburg gegen bif glbr(Ewerfityrerei « in $amburg.
87. Unter wetzen Umftünben (ann üöfdjitnfl eint«
SSnrcn^eidjcne (ÜBeinfdjmibt) beantragt werben, weit ber
«efdiäfWtettleb, j« bem ba« 8Baren}eid)en gebart, nid»»
■tbr fortflcfr«t wirb?
3Betnl>änbler (Smil Sdjmibt
gegen
SB. ©. ©djmibt in ^ambutg.
gür ben «eflagten ift unter 9tr. 314Ö5
bec sjeirijentoüe beä Äaiferlidjen Patentamtes
ba* SBertjeidjen „3Beinfdjmibt" unter ber Sngabe
bc* ©efa)äft*betrtebeÄ: 3Beingro&f>anbIung unb
bor SBarengattung, SBeinc unb ©(fjaumraeine am
17. $uni 1898 eingetragen. 2>cr Kläger be:
Rauptet, ba& ber ©efeijäftäbetrieb, ju meinem
ba* 3Barenjeid)en gehört, oon bem »eflagten,
nadjbem er im ^afjre 1900 in Äonlur* geraten
ifl, nidjt mefir fortgefefct merbe unb fjat auf
©runb beffen gegen ben 93eUagten auf Söfdjung
Jene« SBarenjeidjena in ber 3eidjenroUe Klage
erhoben. $)er 93ef(agte, ber nodj im SBeingefcfjäft
tätig fein, aud) in ben ^aljren 1902/3 ein SBein:
geföäft gehabt traben rottt unb behauptet, ein
neue« Unternehmen unter ber 33e$eidjnung „SBeiiu
fdpnibt" toor ju fjaben, b,at um SIbroeifung ber
Älage gebeten unb jugleid) mit bejug barauf,
baß ber Stläger fidt) im gefd)äftlid)en SJerfefjr
ttulltliH.
ebenfalls „SBeinfdjmtbt" nennt, auf ©runb ber
§§ 12 unb 14 beä 3Barenbe$eidjnung8gefe$e3 unb
bei § 8 bei ©efc&e« jur ©efamjifung be* un=
lauteren SBettbemerbe* im SBege ber SBiberflage
beantragt, bem Äläger bei ©träfe 51t »erbieten,
fitf; beö «Kamen« „SBeinfdjmibt" im gefönftHttjen
SBerfebr ju bebienen. fter Äläger tuenbet ber
SBiberflage gegenüber ein, ba& bie «ejeidmung
„3um SBeinfdwiibt" bie Don iljm — frfjon feit
öielen 3a^ren — benufcte S'rnw fei, fobafj ber
s-8ellagte, auch, menn fein SBaren^eicfjen befreien
bliebe, fein Dtectjt Ijabe, ben Äläger gu binbent,
fta? im gefcljftftlidjen SSerfebt bei Tanten« „9Beiit=
fdjmibt" $u bebienen.
ä. ©. Hamburg unb ba« D. S. ©. IV
Ijaben bie .filage obgeroiefen unb bem 2Biberflage=
antrag entfprer^enb erfannt. 3ur Älage halben
beibe Urteile nur eine, bie Älage nicf)t redjt:
fertigenbe Unterbrechung in bem ©efcfjfiftöbetrtebe
be* SBcIlagten, aber nic^t eine enbgültige Aufgabe
biefed 33etriebe§ für bargetan erarfjtet. ^ie
SBiberflage Ijat ber 93erufung*rid)ter mit ber
SBegrünbung jugefproc^en, ba& bie flägerifrfjc
girma („®mil St^mibt, gBeingroö^anblung jtim
SSeinfdmiibt") erft am 25. gebruar UHU in bai-
^anbetöregifter eingetragen fei unb bem Älöfler
bab^er bie Priorität in ber 58enu^uug bc* 9Borte*
SBeinfc^mibt bem bereit« feit 1898 gefctyifitrn
SBaren^eia^en bc« S3ef(agtcn gegenüber fe^le.
IBom 9t ©. (II 270/00) rourbe ber ätnge
ftattgegeben unb bie SSiberffage abgetoiefen.
Digitized by Google
94
No. sr.
©ntfdjeibungdgrünbe:
©emäf$ § <> 9lbf. 1 Sir. 2 bei Waren*
bezeidmung«gefefee« fann ein dritter bie Söfdjung
eine« 2Barenzeidjen« beantragen, „wenn ber ©e>
fdjäfttbetrieb, zu Welchem ba« Warenzeichen
gehört, von bem eingetragenen 3nDaDer
mehr fortgefefct wirb". @« ift bem SBorberrichter
barin beizutreten, bafc nicht fdjon bann, Wenn
eine Unterbrechung bei ©efdjäft«betriebe«
bei 2Baren&eidjem3ni)aber£ — fei e« infolge
Äonfurfe«, be« Abbrennend ber ftabrif, ber jsit»
toeifen 9ctd)trentabilität be« ©efehäft« ober au«
ähnlichen ©rünbeu — eingetreten ift, babon bie
Siebe fein fann, bafj ber betreffenbe ©efdjäft«*
betrieb nid)t mehr fortgelegt Wirb. Slber e«
mufj Ad), um § 9 2lbf. 1 9er. 2 tmanwenbbar
erirfjetnen ju laffen, immer nur um eine Unter:
b rechung, ein einftwetlige« Stufen nid)t jeboch
um ein (Srlofdjenfein bei ©efd)äft«betriebe«
hanbeln. SefetcrcS liegt b>r nad) ben geft»
ftellungen ber SJorberrichter bor. SMefe gehen
baljin, ba& ber IBeflagte nad) ber Stbnfur«*
er Öffnung über fein Vermögen im SJa^re 1900
junädtfi nodb, für bie &onfur«maffe Waren unter
2Benu$ung be« ftreitigen Qeidftnfi bertrieben habe,
ba& er bemnächft nur SIgent für bie SBeinfirma
(§,. S. 3<ben* geWefen fei, bann in ben fahren
1902/1903 einer SBeinftube, berbunben mit einem
©ngroSlager, borgeftanben t)abe, aber beibe« —
Weinftube unb Säger — ba e« ftdj ntd)t rentierte,
fjabe aufgeben müffen; bafj er feitbem ©efdjäfte
in eigenem tarnen übertäubt nicht mehr gemalt
t)abe, oielmet)r nur noch flI* Hgent bon 3eben«
tätig geWefen fei. 3" Änfnübfung an biefe
geftfteflungen füfjrt ber erfte Stifter, bem ber
$erufungärict)terin aQenSBezielmngen auebrihflid)
beitritt, au«, bog bai Unternehmen be« iBeflagten
(für bai bai Warenzeichen eingetragen mar) ju=
nächft n t ch t fortgefe&t fei, ba e« a I « e i n e g o r t *
f e $ u n g nicht angefehen werben fönne,
toenn ber Seflagte jefet al« Weinagettt tätig fei;
bnfe ba« ©efdjäft bei IBeflagten jeftt ein ganz
anbere« fei, Weil er nicht mehr feine eignen,
fonbern frembe Waren unter au«brüdtid)er SBe*
Zeichnung al« foldtje oertreibe; bajj ber SBeflagte
be«halb gar nicht mehr in ber Sage fei, bai
ihm gefdjüfcte Warenzeichen feiner »eftttnmung
getnäfj — jur Äennjeidjnung toon in feinem
©efdjäft«betriebe hergeftetlten ober oertriebenen
| Waren — ju berWenben. Xrofc biefer $eft-
ftedungen unb Ausführungen finb bie SBorbers
richter ber SReinung, bog bennoch nicht fchon
eine enbgültige Aufgabe, fonbern nur eine
borübergebenbe Unterbrechung be« ©cidjäfta--
betriebe« bei IBeflagten al« Wetngrofjt)anblung
für bargetan erachtet werben fönne, toeil ber
JBeHagte in ben fahren 1902/3 bereit« einen
SBerfuch, einen eignen Weinhanbel toieber ein=
Zurichten, gemacht habe; toeil bie Wiebertjolung
biefe« 93erfud>e« nicht au«gefd)loffen fei unb hjeil
— toie ber 5Berufung«rid)ter auf ©runb ftatt-
gehabter $BeWei«aufnabme ferner feftfteüt — be*
grünbete &u«fid)t befreie, bog ber fBeflagte in
nbfehbarer fteit, etwa ffinbe bei Iaufenben 3at}re«
(1906) ober anfang« 1907 wieber ein größere«
Weinreftaurant nebft bamit oerbunbenem 2Bein=
hanbel eröffnen Werbe. 3>iefc Schlupf orberungen
erfcheinen nicht jurreffenb. 3)ie obigen geft=
fteflungen unb au«führungen tun bar, baß, wenn
e« bem Seflagten, ber feit 1903 eigene ©efrfjäfte
irgenb Welcher Slrt nicht mehr gemacht unb einen
SBeinfjanbel nicht betrieben b\at, auch Wirtlich
®nbe 1906 ober «nfang« 1907 gelingen follte,
nunmehr Wieber ein eigene« SBetngefchäft zu
grünben, nidjt mehr bon ber gortfe^ung feine«
(alten) ©efchäftsbetriebe», fonbern nur bon ber
©rünbung, bem ffleginn eine« neuen ©efchäft«
bie Siebe fein tönnte. $a« alte ©efehäft ift fdjon
feit 1903erlofchen; e« befteht in feiner 3Bejiehung
mehr fort unb fann in feiner tEBetfe mehr in
bie Qfrfcheinung treten. 3)er S3ef legte fyat feit
fahren tue ber eine SBeinftube noch ein
Sager; er hat beibe« bereit« 1903 aufgeben
müffen, er hat feitbem fein ©efehäft in eigenem
Flamen mehr gemacht; e« fann bab>r auch feine
Siebe babon fein, ba& er nod) irgenb welche
Äunbfchaft hätte. ®« ift nicht« mehr bon
einem ©efehäft unb bem ©efajäft« betriebe ba.
$)er 99ef(agte hat ferner auch gar nicht mehr bie
SRöglichteit, feinen ®efd)äft«betrieb al« 2Bein=
hänbler unb bamit fein Warenzeichen auf einen
anberen zu übertragen, ba er fein ©efehäft mehr
hat. SBenn ber 58erufung«rid)ter tro^ oUebetn
nur eine Unterbrechung, nicht eine enbgültige
Slufgabe be« ©efchäft«betriebe« auf Seiten be«
iBeflagten tn«befonbere auch um be«widen an-
nimmt, weil ber ©cflagte ein neue« Unter*
Digitized by Google
nehmen grün ben toi II unb SUiSfidjt borbanben
ift, bafj et in abfebbarer Seit toieber einen
v.Seinbanbel eröffnen toirb, fo legt ber 33erufung«*
ridjter bei ber ftrage, ob ein ©efd)3ft«betrieb
„nidjt mebjr fortgefefet wirb" einen ju fubjeftiben
SRa&ftab an unb überfielt ba« objeftibe Moment,
ob eine grortfefeung bei @efd)3ft«betriebe«, ju
loelcbem ba« 3Barenjetd)en gehört, nid)t nur in
bem SBiuen be« 3efd)eninbaber« liegt, fonbem
überbauet nod) möglid) ift. $a« ift b>r nidjt
bet t$aH. (Sttoa«, toa« erlogen ift unb nad)
feiner Stiftung bin mebr irgenb toeldjen 33eftatib
bat, fann nidjt fort gefegt toerben.
«ergt. ßntfd). bei St. ©. in ©ibtlfadben
93b. 1 ©. 261, 33b. 30 ©. 1/2.
38. $">aft»na bc6 aMittcrÄ einer Sd)ute für Bcfd)ablflung
kerfetbea. — ffctntyatiaBMrwdl M Mieter«. — 3>er
Weier }•( fit) egtaftiert, wen er kar«Rt»n »erwog,
ba| lle 6a)*te •rknungämäijig oerlaut unb aidpt »erfeir«.
tjtnkemb If tngefegt mar.
(fo ift vitbj fcki(bv«0, eine briabrat Schutt auf fnrjt
Ütit aftae «afftyt )u (äffen.
©d)utenbermieter <£. 33 r e d to o l b t
in Hamburg
gegen
bie @lbe*@toerf übrerei 81. *©.
in Hamburg.
©er 33eflagte fjat botn fcejentber 1905 bi«
Januar 1906 Dorn Äläger eine bcmfelben gebörige
©(bitte in SÄiete gebabt. 33ei ber Otücflteferung
bat fid) bie ©d)ute al« befd)abigt ertoiefen. Kläger
madjt bie 33ef(agte für ben ©djaben bon M. 865,90
beranttoortlid). ©ie 93ef(agte beftreitet ben
©d)aben«anfbrud), fte babe bie ©d)ute orbnung««
mäfjig benupt 6ejto. burd) ibre Seute benufeen
(äffen. 3)ie $3efd)3bigung fei erfolgt, als ber
©d)utenfübrer $eterfen bebuf« Ablieferung einer
Ätfte au 33orb be« Stampfer« „Stada" am SKorgen
be« 6. Januar 1906 fid) für für je Seit bon ber
©d)ute entfernt babe. SBäbrenb feiner borüber*
gebenben Abtoefenbeit fei bie ©d)ute, bieorbnung«;
mäßig bertäut unb nid)t berfefjrSbinbernb neben
nrtberen ©djuten I3ng«feite ber „Stada" gelegen
babe, bon einem anberen ftab.t&UQe angerannt unb
befd)äbtgt toorben. SBer ben ©djaben berurfad)t
babe, fdnne er mit ©idjerbeit nidjt fagen; ber?
mutlitt) fei e« ein ©djlebber ber #amburg:8merifa=
üinie getoefen.
95
Ha 87— «».
Sta« 8. ©. Hamburg 6. Ä. VII bat, obne
ben bon ber Benagten angebotenen ffijfuIbaHon«=
betoei« ju ergeben, ben Jtlaganfprnd) bem ©runbe
nad) für beredjtigt erflärt; eine ©jfulbation fei
nad) ©adjlage unmöglid), ba IJJeterfen, auf ben
33eflagte Ad) berufe, nad) bem ^nbalt bei bon
tbm erftatteten 33erid)t« nur «Dhitmaftungen über
bie Urfadje ber 33efd)äbigung augern fümte, eine
toirftidje ÄlarfteHung aber nidjt au geben bermöge.
Slbgefeben babon babe 33eflagte aber aud) be«balb
för ben ©djaben aufcutommen, tocil e* infolge
ber jeittoeifen Slbiocfenbeit S3eterfen'£ bon ber
©d)ute bem jNäger unmdglid) gemattet fei,
gegen ben toirflid)en Urbeber be* ©d)abeni
borjugeben.
93om O. 8. ©. I tourbe bie beflagtifdje 33e*
rttfung am 1. Februar 1907 jurüctgetoiefen.
©rünbe:
Sta$ 33erufungdgerid)t bat ben SlutSfübrungen
bei a3orberrid)ter« nid)t beitreten fönnen. 5Rid)t
barauf fommt ei an, ob bie 33eriagte nad)ineifen
fann, unter toe(d)en Umftanben bie ibr mietetoeife
überlaffene flägerifdje ©d)ute befd>äbigt toorben
ift unb toer fie befdj&bigt b]at. ©onbern bie
33eflagte bat &'e \f)t obliegenbe ®sruU)ation«s
bftirf)t erfüllt, toenn fte bar^utun bermag, ba fj
bie 33efd)äbigung eingetreten ift, obne bajj ibr
eine orbnungStoibrige 93enubung ber ©d)ute jur
Saft fäüt. ©ebt man b»erbon au«, fo toar ei
eine auöreid)enbe 33etoei«antretung, toenn bie
S3efiagte burd) ba« geugni« ibre« (Stoerfübre«
gJeterfen unter 33etoei« berfteßte, ^eterfen Ijabe
bie ©djüte orbnung«mögig bertäut unb nidjt
berfebr^binbernb Eingelegt, bann fei er be^uf«
Slblieferung einer Äifte an 33orb ber „SJacia" für
furje Seit fortgegangen, bei feiner SRÜtffebr fyxbe
er bie borber unbefd)abigte @d)ute befdjäbtgt
borgefunben, er babe aber biöber nid)t ermitteln
Tönnen, toer benn eigentlid) ben ©d)aben ber=
urfafbt hßbe. 9lamentlid) fann biefer 33etoet«:
antretung aud) nid)t mit ber SIrgumentation
begegnet toerben, bafj $eterfen burd) fein 33erlaffen
ber ©d)ute unb bie baburd) berurfad)te En-
möglid)feit, ben ©d)aben«ftifter ju ermitteln, ber
33eflagten bie Verfolgung ibrer Slnfbrüd)e gegen
ben ©d)aben«ftifter abgefd)nitten babe. Senn,
toie ba« D. 8. ©. bereit« toieberbolt au«gefbrod)en
b^at, ift e« bem ©djutenfübrer feine«toeg* fd)led)t=
Digitized by Google
96
No. »8.
hin berboten, fein — fei eS aud) mit SBaren
belabene* — tjfa^rjeug gelegentlid) für für je
Seit ju berlaffen, aud) toenn eä infolge beffen
oorübergebenb nid)t betoadjt wirb. 58on ben
Umftänben be* ©injelfalls b,ängt e« ab, ob bem
©djutenführerau« einem folgen borübergebenben
Sterlaffen feiner ©dmte ein SJortourf jui machen
ift; unb menn nad) ben Umftänben bei ßinjeU
falle* ein berartiger SJormurf gegen ilm ntdjt er*
boben merben fann, fo gereift es ibm aud) nidfjt
junt 83erfd)ulben, menn mäfjrenb feiner %b>
mefenljeit bie ©djute eine $abarie erleibet, ot)ne
bnfe ber Srfjabeti'Siriftex ermittelt ober auch nur
feftgefteüt werben fann, ob ber Stoben auf
einem SSerfdjulben britter Sßerfonen ober auf
einem bon ißiemanbcm ju oertretenben 8ufaß
beruht.
$iernad) waren bie bon ben Parteien ans
gebotenen SBeweife unb ©egenbeweife 511 erbeben.
3)ie 9)etoei8aufnal)me hat nun freüidb ben ber
SeHagten obliegenben «cWeiS nid)t erbracht.
5>enn SBetiagte fürt niefjt bar&utun Demi od) t,
baß bie ©djute orbnung&mä&ig bertäut unb
nidjt berfet)räbtnbernb gelegen hat, al« Sßeterfen
fic berliefj, um bie bon tljm erwähnte ÄVifte an
SBorb ber „Stacta" $u bringen. $eterfen felbft
bermag hierüber nidjt« SBeftimmte« ju befunben.
©c fann nidjt beraubten, bafj er bie ©djute
längafeit« bon ber ©tein'fdjen ©djute Eingelegt
unb ju beiben ©nben an biefer ©dritte bertäut
bat. 3a er glaubt fogar, bie ©djute habe fo
gelegen, bafj fie etwa in ber 3Kitte it)rer
©teuerborbfeite mit bem nad) bem Slugufte
Siictoria = Utax liegenben Gnbe ber ©tein'idjen
©djute bertäut gewefen fei unb mit ihrem
©teben fdjräg in bie (Sde jwiidjeu SMugufte
Victoria s Äai unb 9teif>erfat bineingejeigt höbe.
Sollte bie« richtig fein, fo mü&te eine foldje
Sage unb äJcfcftigung ber ©djute — jumal im
$>mblid auf bie bamaligen (Sii- unb 3Sinb=
berljältniffe unb auf bie HJaffagc ber Dampfer
und) unb Don bem Ponton am 9ieif)erfai —
als orbnungömibrig unb faljrläffig bezeichnet
merben. Db bas ftaljrwaffer für bie $affage
- fei es aud) nur teilweife — gefberrt mürbe,
ift Dabei nid)t entfdjcibenb. 5>ie ^aubtfadje ift,
bafj bie ©djute bei foldjer iiage unb SBefcfrtgung
allen feitlidjcn ©inwirfungen auagefefct war
O»»o Wlifnni JlirU«. $<init>«fl. $<rmaita(lt«f « 44, gtrafortftn
Xrutf reo Srbinn^iar
unb in 2folge beffen audj mit ihrer ©teuerborb*
feite gegen ba* #ed bejW. bai ©teuer eine«
ber läng«feite ber „Stada" liegenben Oberlänber*
fäljne gebrfidt merben tonnte, ©o ober in
ähnlicher SBeife ift benn ja audb^ aller SBab^r*
frf;einlid)feit nad) bie biet fragliche $efd)äbigung
erfolgt.
S)ie SBeflagte fann ficr) aud) nid)t barauf
berufen, bag $eterfen wegen ber bamaligen
®i£oerbältniffe bie ©d^ute nid^t an ber« b^abe
berufen fönnen. 9Bar bai bamalS in ber Zat
unmöglich, wie ^eterfen e« beraubtet, fo ergab
pd) barau« für i^n bie unabroeiÄli^e $flid)t,
bebor er bie ©dnite oerlieft, bafür ju forgen,
bag einer ber Seute auf ben benachbarten
^a^rjeugen bie ©djute mit unter 3luffid)t na§m.
fteineäfalt* aber burfte er bann bie ©dmte in
it)rer ejbonierten unb gefährlichen Äage eine
©tunbe lang bällig unbemadjt liegen laffen.
5)ie SBeflagte berfud^t enblid) nod) au*=
jufübren, ba& bie ©djute aud) bann befdjäbigt
fein mürbe, nienn Sßcterfen barin geblieben
märe; bai berlaffen ber ©djute fei baljer für
ben entftanbenen ©d)aben nidjt faufal. 9lud)
biefer ©inmanb ift unbegrünbet. ®crabe meil
bie näheren llmftänbe, unter benen mä^renb
ber Äbmefenbeit bei ©d)utenführer§ bie ©d)ute
befd^äbigt ift, böüig unaufgeflärt geblieben finb,
ift nidjt ju entfebeiben, ma* gefd)eb.en märe,
menn Meierten bie ©djute nid)t Derlaffen hätte;
bie in biefer SJcjieljung beftehenben 3ß,c'fcl
aber gehen ju Saften ber «eflagten, al« ber
bemetebflichtigen gartet.
^n meinem Berlage ift crfdjtenen unb burdi
aüe sJ3ud)hanblungeu ju beziehen:
über
2lt*ral unb ZUluxttn
Dom
Staitöputtttt der C$efd)tdjte
und Der $unfl
ISiu 'öoilrng jur ^J^tlofopljic ber ^crfönlidjfeit.
Sßrei« M 2.—.
Otto 9)lti§utr« Serlag in Hamburg.
I 685. «rtontfflcol. atebafrtur Dr. •. 1. « r a b » ( « ,
14 iliitir, «oni(»(.
Digitized by Go
So. 17. 97_
Ne Jl».
§a»featifdic ©criipjeihinB.
Jbauptßlatf.
ian5eUred)tlidje lalle.
XXVIII. 3>ah*;gan0. (40. Sajrgana, ber $anbel«fleri<$».3eitung.)
frei« ffir bea 3dtrgnng: $nn»t nab »tibfatt mit Meglfter SO X — «tnbtbfatt allein mit tteglfter lß A
»eiMett adeis mit Megifter IS X
}»rites Quartal. $amintg, kcn 25. «prü. 1907.
>b«It : 1] gabrifnirt Subroig 4>atf4cr. 21 $fiiti*e titeruit.
gefetlfajaft m. b. in Hamburg gegen bic «Ubfft< unb
«limmiroerte Wlf«b Salmon «. in Hamburg. — fr
Hl. C. mn ber Üinbcn & Co. in fiamburg gegen l. bie
?!orbbeut|'<f)e Sarbeiifabri! .tioljapfel, «. m. b. $. ilt
fcaniburg. 2. dl. »ub. 3ob,. Sooft, 3. (J. «I. fB. $untmel.
- Penreth 8t««ruthip Co. Limtd. in Seiwoftfe C/Sune
d<Bf" 8- •Cifbrid) in «Itono.
!M. (finftmrilige Cerfigang auf (Jinfitüung beä utt-
befagttn Berfnnfl eine« »nteariertea BrtifeW. — 3f» bcr
»erfanfer in bcr »prnabme eine« Selbftb^lfenerftnfcl
an« § 878 <S. 9. befa^rinft, nenn ef fiitj um paten-
tierte (Begeaftäabe bankett anb ber Berfiufer »ertrank ■
mä|tg ur an ben finnigen ftinfer »erfanfen b«rf? -
3>cr 3nlaber eine« latent« bat ela »tftt bnraaf, bafc
aar wttrngäntäjjtge, beai $eieat catf»ret)cabc BJarc in
btn Serfrtyr gebradfl wirb; Dor|ö)rif [f ititrig ifi nitfjt nur
eine gegenlter nertragli<f|er Ware «inberwertige Wart,
fanbera an* ciae fafefte, bie akweiib.enb t>an bert im ^ateat
entfjalienen fjnrf^riften angefertigt ift.
1) gabrifant Subwig $atf*ef,
2) 2)eutf*e <EternitgefeUf*aft m. b.
in $ o m 6 u r g
gegen
bie SUbeft = unb ©ummitoerte
51 1 f r e b <£ a l m o n Sl. ©. in Hamburg.
$n bieder $btbL 1907 9?o. 6 referierten <Sa*e
erfannte ba« 0. 8. ©. II am 20. $>ejcmber 190t!:
$ie ©erufung ber »ntragSträgcrin gegen
bas urteil bei» S. ©. Hamburg Ä. IX f. <q. \
bom 13. 3uli 1906 wirb mit ber SHafegabe
jurüdgetoiefen, bog ber 9ntrag$trägerin «erboten
hrirb, bie im Auftrage ber gtcrnitgefenf*aft na*
««Bhalif*« •rrObttttfeuaa. »ndHan.
bem £atfd)ef'|*en patent in ben SRonaten
Januar 6id Shtguft 1906 tjergeftettten unb bon
ber SBefteHerin ni*t abgenommenen Sttbefoement:
f*ieferblatten, inäbefonbere au* bie am 29. 3uni
1906 unb am 4. Jluguft 1906 bon ber Antrag«-
trägerin berfreigerten unb felbft ersteigerten
3l4&eftäementf*ieferblattcn, in S)eutf*(anb ju
berfaufen.
®ntf*eibung«grflnbe:
fflät(renb bei ben früheren 9Serb,anbIungen,
inöbefonbere au* na* bem bem rei*dgeri*tli*en
Urteil bom 29. ©ebtember 1906 K\u ©runbe
Iiegenben Xatbeftanbe, bie Parteien überein*
ftimmenb bon bcr Ole*t*beftanbig!eit ber unter
ifjnen im äJtarj 1904 gef*Ioftenen SJerträge
ausgingen, b^at bie (^almongefeQftrjaft in ber na*
3urücfweifunfl ber ©a*e an bai 99enifungdgeri*t
ftattge^abten anbertoeitigen 93erb,anblung unter
anberem au* geltenb gema*t, ba& jene Serträge
bom SBärj 1904 aud einer SRe*e bon ©rünben
für ffe ni*t re*tdberbinbli* feien, ba& fle
namentli* an bem im § 3 bei $[u*glei**öertrnge«
au«gefbro*enen SJerji*t auf tt)r SJorbenu^ung«-
re*t nt*t gebuuben fei, bag fie bielmefyr nuf
©ruub be4 bon *r bebattpteten Sorbenu^ungä:
re*tö na* § .r» bti ^atentflefefeed i»tr £erfteüung
unb jum Serfauf ber in bcr einfttoeiligen S>cr=
fägung crluöfjnten 9(dbeft^ementf*icfcrb(attcit
befugt fei. 2Bürbe bie <SaImongefellf*aft biefc«
neue Sorbringen na* beiben 9tt*tungcn (Utu
Digitized by Google
98
berbinblidffeit ber unbeftrittenermafjen formen
abgefdjloffenen Verträge unb 83orbenufeung bcr ;
für 4?atfdjef patentierten ©rftnbung im Sinne
bei § 5 iBatentgefefee«) glaubhaft matten, fo
Würben bie SlntragfteKer ficfi ihr gegenüber
tueber auf ein bertraglidje« fRedjt nodj auf it)r
Jßatent^ unb Siftenjredjt berufen fönnen. $)ie
©almongefeUfdjaft würbe befugt fein, bie @r*
ftnbung für bie jeweiligen S3ebürfniffe ihre« auf
bie ^erfteHung unb ben Vertrieb von St«5eft=
fabritaten gerichteten 83etriebe« auSaunu&en, alfo
Sldbeftaementplatten nadj ben patentierten S3er=
fahren h«*jufteHen unb gu berfaufen (bgl. ©ntfcfj.
bei 9t. ©. in ©ibilfad)en 58b. 26 ©. 64, in
©traffachen 83b. 5 ©. 362, 83b. 6 ©. 107; Sttotibc
jur SßatentgefefmobeHe, ©tenographifdje 93erid)te
be« 9teid)8tage« 1890—91, Slnlagebanb II ©. 964;
Surift. SBochenfdjr. 1902 ©. 533, ©eligfohn,
Slnmerfung 8 unb 9 ju § 5 Siatentgefe&e«; gtfah,
Slnm. 30—34 ju § 5 SBatentgefefce«; Stohler,
$anbburfj bei «Patentrecht« §§ 189, 190). $ie
auf ba« Verbot be« Vertauf« gerichtete einft*
meilige Verfügung müfjte aufgehoben toerben.
<£« befreien feine projeffualen ©rünbe, bie —
gehörige ©laubhaftmadjung ber tatfdd^Hd^en
83e$au&tungen borau«gefefet — bie 93erüdftdt)tigung
biefe« neuen Vorbringen«, foWeit ei ftdt» auf in
ber Vergangenheit Hegenbe Satfadjen, in«befonbere
bie unbeftrittenermaffen am 16. üftobember 1906
ertlärte 8tnferf)tu ng ber Verträge ftüfct, au«fchltef}en
mürben; aud) erfd)ien ei in einem Verfahren
über eine einftWeilige Verfügung nidt)t geredb>
fertigt, bie (Sntfdjeibung über ben SBiberfprudj
ber S(ntrag«trägertn bl« jur (Sntfdjeibung be«
auf Slnjeige ber SlntragdtrSgerin gegen $atfdjef
eingeleiteten ©trafberfahren« au«jufe|jen.—
StaS O. 2. ©. erftärt fobann bie ©rünbe,
au* benen bie ©almongefeUfdjaft glaubte, bie
im SKärj 1904 gefdjloffenen Vertrage anfechten
$u fönnen, al« nicht ftidjhaltig unb fahrt fort:
©« ift bielmehr nunmehr ju prüfen, ob bei
gugrunbelegung ber im Sttärj 1904 gefdjloffenen
Vertrüge, ba« 9led)t ber Slntragfteder, ber
6almongefetlfd)aft ben Verf auf ber frreitigen Sl«beft*
platten ju unterfagen unb ber ©rlafj einer bied=
bezüglichen einftmeiligen Verfügung begrünbet ift.
3rür bie 93eurteilung ber 8te<ht«berhaltniffe
bei 83eftehcn bei «u8gleidj«berrragc$ finb gemafj
§ 505 Slbf. 2 <£. V. 0. biejenigen GrWngungen
,}u ©runbe ju legen, welche ba« 9t. ©. in feinem
Urteil Dom 21». ©eptember 1906 ber Aufhebung
be« früheren oberlanbe$geridjtlidjen Urteil« ju
©runbe gelegt hat.
2>a« 9t. ©. hat in feinem Urteil ausgeführt:
SMe SuSfdjliefjlichreit be« 9ted)te« be« Vatent*
Inhaber« finbet in bem Inhalt bei $lu«gleid)S:
bertrage« ihre Slbgrenjung. $>er § 7 be« Vertrage«
fdjliefjt bamach ba« Stecht ber ©almongefeUfdjaft
jum ©elbftljülfeberfauf für ben ftaü bei Annahme:
berjuge« ber ©ternitgefeüfchaft nicht au«. Staljer
fteht ben Slntragftellern nidjt ba« Stecht ju, ber
©almongefeEfdjaft ben ©elbfthülfeberfauf ohne
SRQcfftcht auf bie Vefdjaffentjeit ber angebienten
SBare au« patentred)tlid)en ©rünben fchlechthiu
ju unterfagen. dagegen ift ben Slntragftellem
ein auf ben OfrÜ bei Slugebotö bertrag&mibriger
SSare befchrSnfted UnterfagungSredjteinjurüumen,
toeil bie ©almongefeUfdjaft burd) bie3urüdmeifung
foldjer SBare jum ©elbfthülfeoerfauf nidjt be*
redjtigt totrb unb toenu fie ihn beunod) bornimmt
unb bamit bie SBare in 83erfeljr bringt, bamit
ba« latent* unb Sijeniredjt ber Slntragfteaer
beriefet. 'Hex Inhaber bei 33atent* §at ein
^ntereffe baran, bajj nur borfd)rif«mSgige, bem
patent entfpredjenbe SBare in SSerfehr gebracht
wirb. Slntragfteller hoben beifyalb, wenn bie
angebiente SBare borfdjriftswibrig geWefen ift,
Slnfprudj barauf, bag ber SJerfauf, au« bem ihnen
toefentlid)e Nachteile erwachfen Würben, ber
Slntrag«trSgerin berboten wirb. 3)le tatfüchlid)en
83orau«fefeungen biefe« Slnfprud)«, inSbefonbere
aud) bie 83ertrag«Wibrigfeit ber SBare, finb bon
ben SlntragfteOern glaubhaft ju machen.
$a« jefet erfennenbe ©ericht fafjt biefe
Sludführungen bei 9t. ©. baljin auf, bog jebe
SJertrag«Wibrig!eit ber SBare, bie bie ©temit=
gefeQfchaft jur Verweigerung ber Sinnahme
berechtigt, ben SlntragfteHern ba« 9tedjt giebt,
ber ealmongefelIfd)oft ben SJerfauf ber angebienten
SBare ju unterfagen. ftür ba« materielle
Unterfagung«red)t ber Slntragfteller fommt e«
be«halb nicht barauf an, ob bie 93ertrag«Wibrigfeit
barin beftetjt, bag bie angebiente SBare ihren
@igenfchaften nach gegenüber bertraglicher SBare
minberwertig, ober ob fie (Wa8 aud) ohne ben
9fad)Wei« ber SÄinberWertigfeit jutreffen fanu)
abweid)enb bon bem — im latent ober in fonft
für mrtfjcjeb>nb jtt erachtenben SJorfchriften bei
Digitized by Google
5öefteöer$ — angegebenen Verfahren hergeftellt
ift, ober ob fie lebiglic^ in ben Wagen unb ber
ftarbe ber VefteHung nid^t entfbricht.
Dag bie ftreitige, bon ber ßalmongefellfchaft
t)crgeftclltc SBare minberWcrtig fei, bertnag
baS ©ertcfjt nicht als glaubhaft gemalt anjufct)en.
©achberftänbigengutachten über bie 3Rinber*
Werttgteit beS ©altnonfchen gabrifats haben bie
Antragfteller nit^r beigebracht.
3ur Glaubhaftmachung ber 3Rtnber*
Wertigfeit ber angebienten 2Bare tann eS nidt>t
genügen, Wenn bargetan Wirb, bog einzelne
Vorfdjriften, bie #atfd)ef für bie #er Rettung
beS eternitfdueferS gegeben bat, nicht beachtet
finb. SSenn auch im allgemeinen angenommen
Werben barf, bag ber (burd) Vatent anerfannte)
GrRnber eines Verfahrens regelmäßig am beften
barüber unterrichtet fein wirb, wie baS Verfahren
mit beftem ©rfolg gefianbbabt wirb unb bag
bie bon it)m gegebenen unb im eigenen Verriebe
beamteten Vorfdjriften $Wedntngig fein werben,
fo ift cS boch fc^r wot)I benfbar, bag unter ben
bon il)tii gegebenen AuSfübruttgSanWeifungen
fidj audj folche finben, bie für ben SBert bei
(£nbbrobuftS ot)ne (Sinftttg finb. Da bas (Bericht
bie ®rt)eblichfeit ber cinjetnen Vorfdjriften für
bie Vraucbbarfeit bei (SnbbrobuftS aus eigener
©adjfunbe nicht £u beurteilen tiermag, fo mürbe
ei für bie Darlegung ber ÜDhnbcrWertigfeit ber
befonberen ©laubhaftmadmitg biefeö ©influffeS
bur<h überjeugenbe Gutachten unbefangener <Zafy
berftänbiger fetten* ber Antragfteller bebürfeu.
SBie bereitd oben ermähnt, fie^t baS ©cridtjt
aber eine SBare, auch h*»m bie 3)iinberwertigfeit
nicht glaubhaft gemacht ift, als b e r t r a g S
lu i b r i g im <5inne ber rcicr)ögerict)tlict)en
Ausführungen an, fofern fie unter Augeracf)t=
Iaffung t>on Vorfdjriften rjerßcfteltt ift, bereit
Beobachtung nach ben befonberen Bcftimmungen
bei Sertrage« ber AntragStrngerin oblag. {Jfür
ben Jaü, bag cS fid) um Söorfdbriften tjaubelte,
bie Reh alä Wefentlidje Bcftanbtcile beS baten =
tierten Verfahrend bnrftellen, ift bie» auch in
bem rcidjSgertdjtlichen Urteil nuSbrüdlidj ans
erfamit; benn bas SR. @. hebt herbor, ber Inhaber
beS latentes babe ein Sntereffe baran, bag nur
borfdjriftsmägige, bem patent entfbrcdjcube SBare
in Skrfcfjr gebradjt werbe. Das es Ritt um Vcr*
_99
No. 99.
lefcung foldjer, in ber Vatentbcfchreibung
enthaltenen Vorfdjriften hanbele, erhebt hier
freilich nicht.
Da* Berufungsgericht fiet)t aber mit SRüds
ficht barauf, bag bie (SalmongefeUfdjaft in bem
Vertrage (§ 7) cd auSbrüdlid) übernommen hat,
bie gabrifation genau nach ben Angaben §atfd}ef S
aufführen, auch oie ihr im SRai 1904 erteilten
unb bamalS bon ihr ohne SBiberfbrud) entgegen
genommenen Angaben, betreffenb bie #er*
ftellung bon Gter nitfehiefer für baS
SieferungSberbaltniS ber Varteien in
gleichem SWage als binbenb an, wie bie im latent
enthaltenen Vorfdjriften.
Die Ausführungen bei reidjSgericbtlicben
Urteils ftehen niebt — Wie bie AntragSträgerin
meint — ber fyiet bertretenen Auffaffung ent*
gegen, eine bofitibc tatfächlichc gcftfteUung,
ob unb in welchem Umfange bie Vorfdjriften
ber Anl. B für bie &almongefelIfdjaft binbenb
feien, war in bem früheren obertanbeSgeridjtlidjen
Urteil nicht enthalten unb 6adje beS SR. ©.
Würbe eS nicht geWefen fein, felbft eine tatfächliche
geftfteHung nach b\e\et (Richtung &u treffen.
Deshalb fann auS bem Umftanbe, bag baS SR. ©.
— obwohl Antragsträgerin in einzelnen fünften
Abweichungen, bie #atfcbel als Verlegungen ber
gabrifationSborfdjriften bezeichnet hatte, an unb
für fid) zugegeben hatte — nicht ohne Weiteres
auf Verwerfung ber SRebiRon errannt, fonberu
bie ©aette an baS Berufungsgericht jurüdge Wiefeit
hat, nicht gefolgert werben, bag baS SR. ©. 816=
Weichungen bon ben gabrlfationSborfdjriften,
bie nicht erweislich bie Qualität ber Vlatten
beeinträchtigen, für unerheblich erflärt höbe.
Die hier boin erfennenben ©triebt bertretene
Sluffaffung erfdjeint um fo met)r gerechtfertigt,
als bie ©rfahrung letjrt, bag bie (Jrflnber biel=
fad), »'» Dritten baS Arbeiten unter Bcnu&ung
tl)reS Vatents möglidjft jtt erfchwercit, non ben
VerfaljrcnSborfdjrtftett nicht mehr, als Unten $ur
Erlangung beS Vatents unbebingt notwenbig
erfdjeint, in bie Vateutbefchreibung aufnehmen,
WaS fie fonft als jwedmägig für bie ^abrtfation
erprobt haben, aber für bie eigene SluSnupnng
geheim halten.
©el)3rte bie Auslegung ,ut ben und) bem
si>ertrngc uon bev Palmougefdlfrlrnft übcr=
Digitized by Google
100
No. SV.
nommenen SBerbfUchtungcn, fo tont eine SBare,
bie nicht ausgelegt war, bertragSWibrtg. S)ie
©tcrnitgefellfchaft war jut Abnahme folcher
SBarc nidjt bcrbflfchtet unb bie ©almongcfellfchaft
bei Verweigerung ber Abnahme nicht $um ©elbft=
hülfebertauf berechtigt. Sie Üiotmenbigfeit ober
3Wedmä|igfeit ber Stillegung brausen bic
AntragfteHer nidjt glaubhaft 511 machen; benn
bie Sertragsmibrigfeit folgt aus ber 9ficb>
befotgung ber $erfteDungSangabe fdjledjthin.
Aber auet) bie Antrageträgerin fonn mit bem
(Sintoanbe, bafj bie Auslegung für bie $erfteQung
boQwertiger platten nicht nötig, bog bie AuS*
legung bielmehr jWedloS fei, in biefem Verfahren
nicht gehört Werben. Stenn Wenn bie &almon*
gefeflfdjaft ffcfj fchleebthin berbflicrjtete, genau
naa) oen Angaben ^atfdjet'S ju fabrizieren unb
biefc Angaben wibcrfbruchslos entgegen nat)m,
fo mufj fic biefelben auch &ann befolgen, Wenn
fic fie für jWedloS erachtet unb toenn fte —
objeftib betrachtet — jWedloS Waren. (SS fommt
au« biefem ©runbe auf bie bon ber <Jalmon=
gefeHfchaft beigebrachten (Gutachten nicht an,
Welche ergeben foQen, bajj bie Auslegung jur
Sitfttrodnung — {ebenfalls bei ber ftabrtfation
in ber b>fig*n $abrit ber &almongefellfchaft —
jur SBermetbung beS in ber Anl. B erwähnten
AuSfri)lagS unb jur ^erftettung einer bem
SBödlabruder gabrirat gleichwertigen SBare nicht
erforberlich ift. 3iur bann würben bic Antrag*
fteaer fid) auf bie 9lichtbefolgung ber ftreitigen
.^erftellungSborfchrift nicht berufen fönnen, toenn
glaubhaft gemacht würbe, bafj bas Verlangen
ber Antragftetler nach Auslegung lebiglidj ben
3wed hoben fann, ber ©almongefeßfchaft Schaben
jujufügen, § 220 58. @. 58. $>aS aber würbe
bas (Bericht gegenüber bem llmftanbe, bajj ^atfehef
felbft baS AuSlegungSberfahren in feinen ^abrifen
im größten Ilmfange ausübt, bureb, bie bou ber
Antragftellerin beigebrachten (Gutachten nicht als
glaubhaft gemacht anfeben fönnen unb bie ©in=
holung eines (Gutachtens burch einen gerichtSfeitig
411 benennenben ©adjberftänbigen ift in biefem
fummarifchen Verfahren auSgefdjloffen.
Unbeftrittenermafjcn war bie 2Barc au« ber
Januar-, gebruar;, 3Hnr(^ unb SlbriU
^robuftion als fic bor ber öffentlichen Ver*
fteigerung im %uni unb Auguft 190ü ber
(£tcrnitgeicß|dMft angebient würbe, nicht ausgelegt.
i£eSf)al& War bie<Jalmonpefeüfd)tift nicht berechtigt,
auf ®runb blefer Anbienung jum Selbftbülfe*
berlauf $u fehreiten. $>er öffentliche Verfauf
bon 78042 qm unb 104000 qm, ber am 24. ^uni
unb 4. Auguft imi ftattgefunben hat, ftetlt
fich als Eingriff in bas Vatetit* unb Stjci^recht
ber Antragfteüer bar. $ie (Salmongefeßfcbnft
erfcheint beShalb auch nicht befugt, biefc gegen
ben 2Bißen beS Vatent: unb SijenjinbaberS burch
bie Verweigerung unbered)tigterweifc in Vcrfeljr
gefefcte erfteigerte SBare in fceutfdjlanb weiter
ju beräufjern.
3ft für ben %aü ber gugrunbelegung be«
AuSgleichSbertrageS ber matcriefle UntcrfagungS»
anfbruch ber Antragfteßer als glaubhaft gemacht
anjufeljen, fo erfcheint auch unter 3uBrunoCs
legung ber in bem reichsgerichtlichen Urteil cnt=
haltenen Ausführungen bie p r 0 j c f f u a l c
VorauSfe&ung für ben erlaß einer cinftWeiligen
Verfügung als gegeben.
3)er unbefugte Verfauf ber borfchriftSWibrigcn
unb beSb>lb bertragSWibrigen SBare feiten« ber
Antragsträgerin Würbe fleh als eine Verlegung
beS latent* unb 8i$engred)teS ber Antrag»
fteHer barfteüen. 9?uu gelten jWar in rechtlicher
Schiebung für ben (Srlafc einer einftweiligen
Serfügung jum ©chu^e bon Patentrechten leine
bon ben allgemeinen tBefrimmungen ber §§ 935 ff.
(S. Iß. D. abWeichenbcn Sorfchriften. ®S mufe
bat)«, auch wenn ber aus bem patente aus=
fchlicfelich ^Berechtigte Schüfe feines UntcrfagungS*
rechts burch einftWeilige Verfügung erbittet,
geprüft Werben, ob glaubhaft gemacht ift, baß
biefe einftWeilige Siegelung jur SlbWenbung
luefentlidjer Nachteile ober aus auberen ©rünben
notwenbig ift (§ 940 <£. % £).). Slber mit
ÜRücfficht auf bic befonbere 5Ratur beS zeitlich
befdjrönften «Batentrechts (§ 7 $at. ©ef.) muß
bei ber tatfachlicheu SBürbigung in ber Siegel
ein Wefentlicher Nachteil für ben $atcntberech=
tigten barin gefunben Werben, bofe er Wahrenb
ber bei ber in AuSfirfjt fteljcnben umfangreidjen
unb fchwierigen ^Beweisaufnahme oorauSfichtlid)
langen Sauer beS ^aubtbrojeffcS in ber Ausübung
feines SHechteS geftövt Wirb (ugl. «Siafe in % 9Ji. 3.
5BI. 1 ©. 26U; ©eligfohn 9iotc 24; 3fat) 9lnm. 170;
Attfclb Anm. 13 e ^u § 4 ^at. = ©cf.; Äoljlcr,
^onbbudj beS iBatcntrcchtS S. uor-
Digitized by Google
licgenben Salle hoben bie AntragfieQer mit Slecfjt
Darauf htngetbiefen, bafe eS Rd) um eine bisset
in 3>eutfdjlanb (alfo in bem gefamten ®eltung«=
Hebtet be« bereit« feit 28. SKatj HKX) laufenben
patente«) überall nod) nid)t in ben SScrfefjr
gebraute SBare bonbelt. Unter btefen Umftänben
erfdjeint e« burdjau« glaubhaft, ba{j ibnen ein
toefentlicber Stachteil babureb erroadjft, toenn,
beöor fie felbft mit bem 3nber Uf) r bringen ber
Stare beginnen fönnen, bon unberechtigter Seite
grofje ÜIRengen ber nad) bem patent hergestellten
SStaren auf ben 9Jtar!t gebracht toerben unb
jroar ohne fRüdRcbt barauf, ob bie Äonfurrenj*
toare gegenßber ber orbnung«mä&fg in Serfebr
gebrauten minbertoertig ift ober nicht. @8 er*
hellt o^ne toeitere«, bog ihnen burd) bie fo
gefchoffene ftonturrenj bie SKßglicbfeit genommen
wirb, auf bie $rci«baltung ber SBare Denjenigen
Ginflufj auszuüben, ben ba« ©efe& ihnen burch
bie (Srteilung be« au8fd)Ue&licb,cn Siecht« jjum
3nberfeb>bringen toährenb ber $atentbauer ein-
räumen totH. (Gegenüber biefem glaubhaft ge=
machten Stadtteil für bie in biefem borläufigen
Verfahren al« bie materiell berechtigten anju*
feheuben Antragsteller lann auch (Erwägung
nicht burdjgreifcn, bog au« ber Aufredjthaltung
ber einfttoeüigen IBerfugung ber Antrag«trägerin
Nachteile ermaehfen, bie, fall« fie im #aubtbrojefj
obfiegen foDte, al« unberechtigt erfebeinen mürben.
2)afi bie ©almongefeüfrhaft, toenn fie borläufig
nübt ju anbertoeitem «erlauf in $>eutfdjlanb
fchreiten barf, borläufig leine 2>ecfung für bie
auf bie SBare bertoaubten 3$robuftion«foften
erhält, fann b'er ut" f° weniger in Betracht
romraen, al« bie Antrag«trägerin unbeftrittener--
mafjen fidj ber (Eternitgefellfcfeaft gegenüber jur
Ginräumung eine« ffrebit« bon lOOOOOO Jü
berbflidjtet hotte, be«baib auch bei Abnahme ber
ffiare feiten« ber (gtemitgefeafdjaft ©elb nicht
erhalten mürbe. 2)a« JRiRfo, baft wäbjenb ber
Dauer be* 9tecbt£ftreit£ ber ©ternitfdjiefer burd)
eine neue ©rpnbung übermunben ober ba«
#atfd}et'fche latent mit (Erfolg angegriffen Wer=
ben tonnte, trifft für bie Antrngfteller in gleichem
Hiaöe ju mie für bie Antrngöträgerin.
2Bar hiernach bie bom S. ®. erlaffene etnft=
toeilige SBerfügung binpajtlid) ber bi^öer tatfädj=
lid) angebienten unb nicht abgenommenen platten
ju beftätigen, fo erfdjieu c« bodj mit SRiirffidjt
101
No. 8»-4*.
barauf, bafj ben Slntragftellern nicht ba« Diecöt
jufteht, ber Antrag«rrägerin ben Selbfthütfe*
berfauf ber bon ihr nach bem patent hergefteDten
unb ber eternitgefeUfdjaft angebienten, bon biefer
aber nid)t abgenommenen platten fehlest hin
ju unterfagen, ihr Unterfagung«recht fich bielmchr
nur auf foldje SBtare bezieht, t>tnfic^tltc^ berer
bie Äoutrafttoibrigfett glaubhaft gemacht
ift, geboten, bie Raffung ber einfttoeüigen Ber*
fügung in ber au« bem £enor erpdjtlicben SBeife
abjuänbem. S>urdj ba« gegenwärtige Urteil
toirb ber (Entfcbeibung für ben %nU nidjt bor=
gegriffen, bajj bie Salmongefellfchaft nach bor*
fcbrift«mäfjiger Auätroctnung bon Steuern anbient.
40. Unlauterer Stellt« wert ; barf eise felbfiinbigt
XadMcrarftOf^aft, »etnjer t» aeflattrt ifr, fBarcn nncti
ben ftafenten ber WMttrrgrfcaf4«ft ju fabrizieren, bic u»n
teuerer erworbenen flutieia>nan«en «uf ibren ^rofprftea
anbringen orjne .£>iiimcitf boranf, ba§ bic f c fln^jcii^nungcn
nid)t Don Ujr felbf), f*nbern »»n ber VIiit(er|efeBfd|aft
erwarben finb? — Dlrfen be«a(dn)en a^ne weitere«
(itnkufiä tflngnbcn fiber bit (Brä|c br# Umfa^fS unb ber
0efa>£ft#aafibe4nnnfl bet 9Iattcrb.anfr0 in bic ^rafaeTtc
ber Ja^teriefeift^aft anfornamnicn werben?
%. SI. ©. ban ber Sinben «fe Go. in Hamburg
1. bie Jcorbbeutfdje ^arbenfabrit
^olaabfel, ©. m. b. ^. in Hamburg,
2. dl JRub. 3oh- Sooft,
3. £. G. «. 2ß. Rummel.
^n biefer jule^t^btbl. liK)7 9er. 24 referierten
©aeüe bestätigte ba« O. S. ©. V am 13. SDcärj 1007
ba« berurteilenbe ©rfenntnis be« S. ©. bezüglich
ber erften beiben Älaganträge (alfo bezüglich ber
! Äu«ieidjnungcn unb ber SRicberlaffungen), toic«
aber bie Älnge tocgen be« brüten ftlagantrage«
i (alfo bejüglid) ber in bic giften aufgenommenen
\ «Schiffe) ab.
& r ü n b e :
Vlud) ber erfennenbe Senat fteHt in lieber:
einftimmung mit ben Ausführungen be« Urteil«
bom 23. SDiärj 100(5 feft, ba& bie Skflagten uns
; rid)tige Angaben tatfätftlicber Art gemad)t haben,
1 ) über beu befi^ bon Au^eidmungcn, inbem
fie auf bem „9iorbbcutfd)c gnrbenfabvif ^oljapfel
, ®. m. b. übeibrudten 5°rmular (Aul. 3) bie
SJcmerfung einrürftcu: „$ödjfte Autyeicönungeu:
Digitized by Google
102
©ilberne SJtebaifle (Salcutta 1883—84. ©olbenc
SRebaille ©rhftall « Valaft 1884. ©^tenb^lom
SBergen 1898. ©ilberne STcebaiUe Vari« 1900"
unb inbem pc ouf bcn ebenfall« mit ber girma ber
beflagtifd)en ©efcllfd)aft iiberbrudtcn $irfularen
(Slnl. 1 unb 2) unter ber Ueberfchrift „hödjfte
Su«ieid)ttuug": SHbbtlbungen bec ber cnglifdjen
©efellfchaft ^oljapfel'« Compositions Co. Ltd.
berliehenen ÜÄcbailten anbrachten.
löiefe 9lu«geid)nungen lonren nidjt ber be=
Hagtifrfjen ©efenfdjaft bedienen. SBenn fte ftd)
berfelben trofebem auf ihren $irfularen berühmte,
fo machte fie bamit unrichtige STngoben tatfäd)lid)er
Art über ben SJefty folget SluSjeicfinungen. SSuch
ba« in ^Betrac^t fomnicnbe Vublifum fonnte tiefe
eingaben nicht anber« berfteben unb b^ot nach
lleberjeugung be« ©ericht« fic nicht anber« ber=
ftouben als baljin, bofe bic beHagtifchc ©efcllfdjaft
felbft jene 5Hu«aeid)nungen erholten habe;
2) über ifjre gefd)äftlid)eti SBerhältnfffe, iubem
fic auf ben mit ber girma ber beflagtifdjen
©efeflfdjaft überbrudten 3ir'uloren ben SBermerf
aufnahmen: „©igene Käufer : Siewcaftle on Stjne,
Sonbon, (Sarbiff" u. f. tt>., „Agenturen in
nTlcn b,(uu>tfärfjli(^en ^»afcnplä^en ber ÜBelt",
„Vertretungen unb Scieberlagen in aßen §äfen
ber SBelt". llnbefrritten befifrt bie beflagtifche
(^efellfchaft felbft biefe eigenen Käufer, Slgenturcn
unb Vertretungen außerhalb 3)cutfchlanbs nicht,
^enc Slngaben finb bafjcr untuahr. "Sie fonnten
aber Don bem Vublifum nicht anber« berftanben
loerbcn unb finb bon if)m auch, nidjr anbei* bei*:
ftanben, nl« in beut bovfun erörterten ©inne.
©Icichgfiltig ift babei, ob einzelne, mit ben ein=
fdjlägigen gefd^äftltcrjen S3ejier)ungen befouber«
bertrautc Verfönlichfciten jenen Slngaben eine
aitbere £ebeutung beigelegt fyaben, ba für bie
ftrage, ob eine Zugabe objeftib unrichtig ift, ittcfjt
bie Sluffaffung einzelner, mit befonberer Sadjfunbc
au«geftattetcr Verfonen auäfdjlnggebcnb ift, fon=
bem biejenige ber ©efamtheit ber ^ntcrcffeiiteit;
rreife im ©rojjcti unb ©anjen.
SJidjt bagegen b,at ber ertennenbc ©enat
fcftjuftellen bcrmodjt, bajj bie Veflagteu nud)
baburd) unridjtigc Slngaben iatfäd-lid-cr Slrt
gemalt haben, baß fic in bie bon ihnen berfanbten
©d-ifföliften auch ©djiffe aufnahmen, iueldjc mit
färben geftridjen n>atcn, bic nid)t bon ber be;
flagtifit)cn ©cfcUidjaft hcrgcftcllt ober brrfauft
»baren, benn bie Beflagten haben nid)t bie JBe«
Ijauptung aufgcftellt, baß bie Siften nur foldje
©djiffc enthielten, bie mit färben ber beflagten
©efeflfcfjaft gemalt feien. Sluf bereiften ©eite ihrer
3trfu(are, meiere aOcrbing« ben Slufbrud trägt
„SNorbbeutfche ftarbenfabrif ^oljabfel ©. m. b.
Hamburg", ftnbet fid) in ©ejug auf bie angelangte
©duff«lifte ber£into>ei« : „Sifte ber mit#oIaapfel'«
Sßatentfarben gemalten ©djiffe im SDionat" u. f. tu.
Jjrgenb tocldje Vehaubtung, bafe nur färben, bie
bon ber beflagten ©efcllfdjnft geliefert feien, jum
analen jener ©dbjffe Vermenbung gefunben hätten,
fehlt. Saft ein ^oljabfel'fdje* latent für ©d)iff*=
färben befteht unb ba& bie fämtlid)en in ben Siften
aufgeführten ©djiffe mit nach biefem latent her=
geftedten Starben gemalt finb, ift bon ber Klägerin
nicht beftritten. ^»rgenb ein anhält bofür, bafe
ba« Vubltfum entgegen bem SBortlaut ber Singabc
angenommen haben foOte, oöe jene ©djiffe feien
mit garben allein ber beflagtifd)en ©efeUfchaft
gemalt, liegt nicht bor. $ie bon ben JBeflagten
gemachten Sllitteilungen enthalten bc^halb in biefer
SRichtung feine untuahren Slngaben. ^nfotoeit
mußte barum ber Berufung ftattgegeben unb bie
Älage abgetoiefen toerben.
ffi* ift bed meiteren ju prüfen, ob bie oben
unter 1) unb 2) miebergegebenen untoahren »n«
gaben geeignet finb, ben Slnfctjein eine« befonberS
günftigeu Slngebot« ^erbor^utitfett. 91n fid) ift
ba$ getoig ber %all. 3)afj in biefer ^Richtung für
ba« Vublifum nur bie objeftiben SSorjüge be*
gabrifat« bon ^Jntereffe feien, ift fdjon in bem
reid)$gerid)tlichen Urteil bom 7. 5)ejember 1906
luiberlcgt worben. $at ein bestimmte« ©efchäft
ffir feine Sctftungeu auf SludfteUititgen 8lu«jeid)-
nungen bor Äonfurrenten erhalten, fo bieten biefe
auf ©ruub eiitgehenber Prüfungen burd) ©ad):
berftänbige berliehcncn Slu*jeid)nungen bem
Vublifum eine gemiffe ©ernähr unb berfchaffen
ihm bic llebcrjeugung, baß jene« ©efchäft hi"s
fichtlich ber prämierten Seiftungen beffer unb ju^
berläffiger liefert al« anbere gleichartige ©efct)äftc.
Sie unter 58cjugnahme auf foldje 8lu«$eid)nungen
gemadjten Singebote erfcheinen bcöhalb geeignet,
al« befonber« günftige bom Vublifum angefehen
ju »oerben. $>affelbe trifft ju, menn ein ©cfdjäft
bon fich behauptet, in biclen großen ^äfen bei*
berfrf)iebenen SBelttcile eigene Käufer $u befi^eu
unb in allen hauptfächlidpu ^afenpläften ber
Digitized by Google
103
No. 40-41.
SBelt burtfj Agenturen bertreten au fein. Sluö einer
foldjenSRitteilung entnimmt ba«33ublitum einmal,
ba& ba« ©efdjäft fief) in locitcften Greifen ber 1
SBelt ba« Vertrauen bei Sßublifum« erworben unb
Abnehmer für feine SBaren gefunbeu hat, benn
nur in biefem Salle ift e« möglidj, an ben jab>
reiben Orten eigene Käufer ober Agenten $u galten.
3)a« Angebot eine« folgen weit renommierten
unb bcr$toeiflten ©efd>äfi« erfdjeint aber bertrouen*
ertuedenber, juberläffigernl« ba«anberer, fleinercr
(Sefdjäftc unb [teilt fidj fdjon barum al« ein
befonber« günfttge« bar. ®e« toeiteren ift aber
erfahrungsgemäß ein ©efdjäft in ber Sage, um
fo bißiger feine SBare abzugeben, je grö&er fein
llmfa.fr ift; mit bem SBadjfen bei Slbfafce« biegen
fid) bie $erfte(luug«: unb bie allgemeinen ®e*
fdjäft«unfbften für ba« einzelne SBarenquautum
ju berminbern. 35a« Betonen eine« befonber«
grofjen ©efd)äft«um fange«, be«8lbfafee« berSBnren
an ben berfdjiebenften Sßläfren aller SBeltteile ift
be«£)fllb aurf) geeignet, bei bem 93ub(ilum ben
©lauben herbor^urufen, bog ein fo grofte« ©efdjäft
billiger al« anbete Heinere ©efdjäfte ju liefern
in ber Sage fei unb liefern werbe. Sludj in biefer
Stiftung erfd>eint be«halb ein Angebot unter
(Bezugnahme auf einen aufierorbentlidj grofjen
©efdjäftSumfafc geeignet, in ben beteiligten ©e=
febäfWfreifen ben »nfdjein eine« befonber« günftigen
herborjurufen. ^rgenb Welcfje Umftänbe, weldje
troö biefer (Erwägungen ba« b^ier in ftragc ftehenbe
Angebot ungeeignet erfdjeinen liefen, al« ein
befonber« günfiige« angefehen ju werben, b,abcn
bie SBeflagten nidjt borgebradjt, obwohl fic burrf)
ba« reidj«gertdjtlidje Urteil barauf ^ingemiefen
waren, ba& ba« erforberlidj fei, um ben § 1 bei
3BettbeWerb«gefefce« unanWenbbar erfd}einen ju
laffen. 3>a« 8. ©. i)at fomit jutreffenb baljin
errannt, baft bie oben unter 1) unb 2) fcftgeftellten
eingaben in ben bellagtifdjen $trfularen nidjt
nur tatfäd)lidj unrichtig, fonbern aurf) geeignet
feien, ben flnfdjein eine« befonber« günftigen
Ölugebot« ^erborjurufen unb bafj biefelben be«=
fjalb ben SBeflagten bei SBermeibung einer Strafe
ju unterfagen feien. $>ie (Berufung gegen biefen
Seil bei angefochtenen Urteil« mar barum ju
berwerfen.
41. Bei ciRtr ©t<rtU>tfa»oaa QtnAft t«i (Smpfaug
*u «Baffer in $omknrfl, hkhu »et (iwerfitrtr >a« btin
Cfinpfnn« Uafiatierfe «Jf»i<fct aaf Um ftaanaffeaent »et«
rnttft, fe »afp fi<4 bei Kctglriajaiig mit itm »•naoffemnit*-
fflewirtjt »a» (VJtwidjlSmanfp tt|ic»t.
P e a r e t h S t o a ni s h i p Co. L i m t d.
in ÜRewcaftle D./Snne
gegen
6 . # e b r i d) in Altona.
2)ie SRuffian @£port ©o. in 9?oWoroffi«f b,at
mit bem ber Klägerin gehörigen Dampfer (ßontop
eine Snbung ©erfte, nad) bem Äonnoffement
3050 ©tjetwert = 30500 $ub an berfdjiebene
(Smpfönger in $amburg:8Utona, barunter aud)
bie beflagte ^rima berfanbt. 3)fefe behauptet,
bei ber Söfdjung bei ©d)iff« bom 7. bi« 18. Oft.
1905 b^abe fidj foWobJ eine 93efd)äbigung eine«
Seit« ber ©erfte (18 840 Äilo) burdj ©intoirfung
ber £ifre bei Äeffel« unb ©djornftein« b,erau«=
gefteKt, al« aud) infolge beffelben Umftänbe« ein
@eh)id)t«manfo bon 11818 Äilo. ffirfteren
Sdjaben in ^öb,e bei SRinberwert« bon 10 pßt.
= A 188,40 unb 58end)tigung«roften ic. bon
11« JH. hat ba« (Sdjiff bergütet, jebod) mit »u«*
nannte jtoeier Beträge bon jufammen X 122,50
für Smerfühverlohn, Bearbeitung unbSagerloften.
3)en ©djaben in ^ö^e bon X 1099,10, ber nad)
Slb^ug be« regelmäßigen ©emid)t«fd)munbe« bon
V* p&t. infolge be« ©eroict)t«berlufte« entftanben
fein fofl, locigert ber Kämpfer [xd) ju erfeben,
ebenfo obige X. 122,50. »eflagte, meldjer bie
übrigen (Smpfänger if>re Stnfprüdje abgetreten
baben, fyat JL 1221,60 bon ber ju jahlenben
%xa<S)t gefflrjt unb ^inteclegt. Sie fiagenbe
JHeeberei beantragt, fie jur ©r^ebung biefe«
(Betrage« $u befugen unb ben gleiten Slntrag
berfotgt bie bon ber SBeflagten erhobene SBiber^
flage. Die SReeberei hat unter anberem geltenb
gemacht, bie JÖöfdjung ber ©erfte fei auf bem
938 a f f e r in ©djuten erfolgt unb be«ha(b habe
nadE) § 8 be« ^amb. »u«f.=©ef. jum ^. ©. 93.
in bie jurüdgegebenen jlonnoffemente ein SBor=
behalt hjegen be« ©emid)t«berlufte« aufgenommen
toerben muffen, toenn nicht bie (5rfa$anfprüd)e
untergehen füllten. Huf ©ruub biefe« @inuianbe«,
fotoie ferner bei Umftänbe«, bajj bie S(u«(agen
bon Ji 122,50 nidjt bor Äonftatierung bei
SWinbermert«, ber aQein ju erfeben fei, gemocht
Digitized by Google
104
No. 41.
feien, bat ba* 8. ©. ber Älngc cntfbrodjen ttttb |
bic SBiberflage nbgetoiefcn.
$)a« 0. 8. ©. III errannte am 1. 3)ejember |
1906 burd) 3wifd}enurtei(, bafj ber GinWanb ber !
Klägerin, nad) § 8 be* #nmb. ©efefee« bom
29. Stejcmbbr 1899 babe bei ber Quittung be«
ftonnoffement« ein au«brüdlidjer SBorbeljalt Wegen
be« 3HinbergeWid)t« ber ©erftelabung gemadjt
Werben muffen, tili unbegrünbet jurüdjuWeffen fei.
©rünbe:
Huf bie ftrage, 06 im borliegenben gatle
bie @d)aben*anfbrüd)e ber 93etlagten burd) bie
ftormborfebrift be* § 8 be* £amb. »usf. - ®«f.
jum ®. SB. bom 29. $>ejember 1899 au**
gefdjloffen finb, färne e* bann gar nid)t an,
wenn, Wie Klägerin au*£ufübten berfud)t, bie
Gmbfänger ber ©erfte aud) gegen @. 83.
§ 609 berftojjen bitten. 2)enn bie Ijier jur Gr*
baltung ber Sdjaben«anfbrüd)e gegebene 5öor=
fdjrift fod nadj «bf. 2 be* § 8 aud) bei äu&erlidj
ntdjt erfennbarer iBefdjäbigung ober Söerluft
SlnWenbung finben. Slttein bie Söfdjung ift für
bie brei Gmbfänger laut Quittungen auf ben
Äonnoffementen am 16., 17. unb 19. Ott. 1905
beenbißt geWefen. %'\t SBefid)rigung, bei ber
aud) fdjon bai ©etoid)t«manfo für Atoeifeüo«
borbanben erflürt tourbe, ^atre bereit* am
13. Oftober ftattgefunben unb brieflieb ift ber
Scbaben&anfprudj am 18. Oftober erhoben mors
ben, toäbrenb fogar bie Skftcbtigung bi* $um
jtoeiten SBerftagc nad) ber Uebernaljme Seit
gehabt bätte, alfo bis jum 18. bejto. 21. Oftober.
Gin SJerfrofj gegen § 609 läfjt Rd) ^n Gmbfängern
alfo niebt bortoerfen.
^inpebtücb erfennbarer SBefdjäbigungen
unb SJerlufte ift bei Gmbfang ju SBaffer ba*
bamburgifcbe 9ted)t, wie e* fdjon feit ber
SBerorbnung 00m 27. aRär$ 1786 betr. ©d)iffer
beftanb, fbfiter im § 51 be* Ginf. = ©ef. jum
Slttg. SJeutfdjen ®. 58. bon 1865 unb neuer:
bing« im cit. § 8 feftgelegt ift, infofern ftrenger
al« ba* ©. 93., al* e* fajon beim Gmbfang
einen Sßorbebalt in bem ^urfia^ugebenben mit
Quittung berfebenen jtonnoffeinent Oerlangt.
3>a|j im borliegenben ftaüt biergegen berftofcen
fei, fann aber nid)t mit bem 8. ®. angenommen
werben.
Gin ©etold)t*manfo an einer ©etreibetabung
fann an fid) ebcnfogut 9J e f d) ä b i g u n g toie
teilmeifer 93 e r l u ft fein , lebtere«, toenn
untertoeg* eine Quantität ber Äörner abbanbcn
getommen ift, erfterc« toenu bie fämtlicben cin=
gelabenen Äörner nocb borbanben finb, aber
infolge Äudtrocfnen* Weniger Wiegen. Ob ba*
eine ober ba* anbere bie llrfadje ift, fann ber
embfangenbe Gtoerfübrer bem ©etreibe gar nid)t
anfeben unb fdjon au* biefem ©runbe Würbe
er im 93orbebalt, ber bie Slnfbrüdje „tunlidjft
genau bejeidjnen" fod, nict)t einmal fagen fönnen,
ob SBefdjabtgung ober 93erluft gerügt Werbe. G«
mufj baber al* burdjau« genügenb, aud) im
©inne ber gormalborfojrift be« § 8 angefeben
Werben, toenn ber Gtoerfübrer in ber Quittung
ba* beim Gmtfang fonftatierte ©ewid)t Oermerft.
2>adn liegt jugleid) bie Grflärung, nicbt me^t
empfangen ju bQben unb bei Söergleidjung mit
bem 5tounoffcment*geWicbt crgiebt Rcb — eöentueD
nacb Umrecbnung beffelben in beutfrbe* — für
^ebermann obne Weitere« ba« ©eWicbt*manfo
al« „tunlidjft genau beieidjnet".
3m oorliegenben ftatte lag jWeifeüo« nicbt
teüweifer Serlufr, fonbern 93cfrbäbigung be«
^racbtgute« infolge GinWirfung bon ^i^e bor
unb jWar eine aujjerltcb n i dj t erfennbare SBes
fdjäbigung. 2)enn man fann e« ben Äörncrn
niajt anfeben, ob fie Wegen $eud)tigfeit«gebalt«
fcbwerer ober infolge ber 8(u«trocfnung leichter
Wiegen. S)e«balb ift ber § 8 überbaubt
auf ben Sali nicbt antoenbbar. SBöre
er e*, fo toürbe, toie fdjon au*gefübrt, burcb bic
Äufnabme be« ©etoicbt« in bie Quittung nurb
ein genügenber 9Jor bebalt nl« gemacht anjufeben
fein. G* fommt aber ferner nod) b»"i«/ bog
bier nad) bem ©taublan au« minbeften« brei
Öufen entlöfdjt toorben ift unb erft nad) tW*s
fteUung be* für ade GmbfSnger gemeinfam be=
ftimmten Quantum« überbauet fonftatiert toer=
ben fonnte, ob bcnu an 3050 Gbettoert ettoa*
feble. ©a bie 8öfd)ung erft am 18. Oftober
beenbigt unb bie lebte Quittung erft am 19. Dftober
erteilt ift, fonnte bann erft bie erforberlidje
SBerglcidjung ftattfinben, um einer ÜRonitur fidjeit
Unterlage ju geben. ®ie Grbebung be« ©d)aben«-
anfbrud)« am 18. Oft. 1905 toar alfo reebtjettig.
Out Wlif nii 4
(ho»» 4«, «trnfrriibir I WIÄ. 49<tann»»rH. »iMhiur Dr. ». t#ta»>U, *am>.ra.
Digitized by Google
Ho. 18.
105
So. 4».
jbauptßlatt.
ianöeUred)tlid)f fälle.
XXV HL Jahrgang. (40. 3a&icjang bct $anbefogcri$tt-3citimg.)
frei« fflr I» 3aftrgug: f>«npf. an» Beiblatt mit Segler 20 X —
8cibl«tt aleiu mit tttgiflcr 16 X
«aabtblatt aOein mit Negifrer 15 X
Weites Quartal.
#amlmtg, ben 2. SJJni.
HK>;.
^nbaJt : San ben Sergb/* ii!ara.arine»efrtlfd>att ai. b.
in diene gea.eu «. fi. UHo^r «fttett • (UffcOfdiaf» tu
£iamburg.
42. 9crfti§t <i gegen bae (Se(en btlr. unlauteren
f?r nbtrocrb, neun (int einer girtna früher erteilte Sioatö'
mebatflr nad) Umnanbfuug ber $irna in eine tlfiicn<
gcfelftaft kiefer weiter bennbt wirb?
1
SJan ben SJergh/« 3Äargariue;©efcnfchaft
m. b. in ©lebe
gegen
*. «. SRo^r 8lfticu = ©eiellfc&aft
in .fcamburg.
3m 9iobember 181*2 berlieb, ber SJJreu&tfäe
üRinifter für §anbel unb ©etoerbe ber Orirma
91. 2. 3Rob>, ÜKRargacinefabrif in SBafjrenfelb,
bie URebaiue „für gewerbliche Seiftungen" in
'■Broitje. ©erteil würbe bon ber girma ba«
SRargarinebrobuft „SRofira" nod) nidjt fabrigiert
unb vertrieben. 5)iefe' gabrifation unb gemerb»
lidje SBermertung begann erft in ben legten
3a$ren bor 1900. Mm 2i>. 3uli 1!K)2, narfjbem
injtotfcben bie genannte $irmn in bie 9l(tien=
SefcHfcfraft 81. £. SKobr umgemanbelt War,
fdjrieb ber beseitige äRiniftcr für .fcanbel unb
©ewerbc ber (enteren, mit bem geitbuntte ber
UmWanblung feien bie fid> au« ber SBerleibung
ber ©taatämebaiüe für gewerbliche Seifrungen
Stechte erlofcfcen gewefen; ba aber
»ittitNii.
ba« Unternehmen noch jefct ben 3tornu«fefeungen
entfbreche, bie für bie Söerleibung feinerjeit
ma&gebenb gewefen, werbe hiermit „ber ^irma"
bie Fortführung ber ©taat«mebaflle für getoerb*
liehe Seiftungen geftattet.
3in Sjabre &at mm bie Stftien=
ÖJefellfcfjaf t in einer Dteibe bon 3p'umflfn e'nc
Annonce erfcheinen laffen, in ber bie erften
©orte lauten: „Ausgezeichnet burch bie Äönigl.
$reuBtfcf)e ©taat«mebaiüe 9Äobra." Sllabann
folgten Angaben über bie angeblich bcrbor=
ragenben ©igenfehaften ber 3Robra=9J?orgarinc,
über $erftelluug unb SBerfaufdgelegenljcit. 3)er
9tame ber fabrijierenben ©efeHfcrjoft ift in ben
Annoncen ntct)t erwäbnt.
ftie Klägerin, eine ©efeüfchaft, bie mit ber
Sefctgenannten fich in lebhaftem Äonfurrenj»
tambfe befinbet, audj bor einigen 3>a^rett biefer
in einem ^atentbro^effe als ©egnerin gegenüber:
geftanben bat, erndjtete bie Hnnoncen für eine
uu^uläffige Sfteflame unb bat im borliegenben
JRecht«ftrcite beantragt, ber SBeflagten ju ber=
bieten, in Öffentlichen ^efanntmarfmngen ju
beraubten, ba& ib^re SRargarinemarfe „3Kobra"
burd) bic Mgl. ^rcuöifdje ©taat«mebaillc au*=
gewidmet fei.
Klägerin führte aus, bie Anträge »uürben
auf §§ 1, 13 beä ©efe^ctf jur Sefämpfung bes
unlauteren Wettbewerb« geftü^t. S)er 9Jforfe
„SRobra" fei niemal« bie ©taatsmcbaiüe erteilt
worben, bcsbalo feien bie Annoncen irrefü^renb.
Digitized by Google
106
No. 4t.
9?ur in ber ^ffung, in ber Äufyetdjnungen ber*
liefen feien, bürften biefelben für Dteflamezwede
oerwertet »erben; im bor liegen ben 3faüe fei
aber bie Webaiüe ber Firma nur „für geteerte
lidje Üetftungen" berliefjen. 3>er SRinifter habe
im 3at)re 1902 nid)t auf bie Qualität ber nun*
met)r betriebenen UBare, inSbefonbere ber
„9Roljra", fonbern nur barauf SBert gelegt, ob
nod) ber SBegrünber ber Firma 9Rot)r fen. unb
bcffen jtoei ©ööne in bem Unternehmen tötig
feien; er tjabe biefe $erfonen bernebmen (offen
unb, als fid) jenes beftatigte, lebiglicr) Daraufhin
bie Fortführung ber SRebaiUe geftattct.
449eflagte führte au«, in ber ©rflftvimg beS
aRiniftcr« bom 29. ^uli 1902 fei eine 9ceu*
bcrleihung ber 9RebaiKe, nad)bem bie Steckte au«
ber erften Verleihung erlofcbeit, ju erbliden unb
biefe Auszeichnung treffe bie bereit bon ber
aftteu:<Mefellf(f)aft in ben .§anbel gebrndjten
Vrobutte 11 a. bie „Wohra".
StoS S. 04. Hamburg it. I f- $ entfprad)
burrf) Urteil bom 3. $u(i 190<! ber Silage.
© r ü n b e :
SBic bie $erleibung«urfunbe bom 25. SRos
bember 1892 erteeift, ift bie ftgl. *lireu&ifd)e
©taatSmebaillc nidjt für ein beftimmte« Sßrobuft
ber Wohr'fdien Fabrif, für eine beftimmte Warfe
bcrliehen Werben, fonbern, Wie aud) bie Umfcbrift
ber WebaiQc felbft funbgtebt, füllten ganz all:
gemein bie gewerblichen üeiftungen ber ^inna,
ohne 4>erborbebung eine* ber (Srjeugniffe ber
Fabrif, burd) bie WebaiÜe nu«gezeid)net werben.
Derzeit war aber, wie unbeftritten ift, ba«
Wargarineprobuft „Wohra" überhaupt nod) nid)t
im .fcaubei; bie #erfteü*uiig beffelben begann
erft in beu legten 3>°hrcn toor 1900; bei ©rs
tetlung ber Auszeichnung tann alfo bie Warfe
„Wohra" gar nidjt in Seriidficötigung gezogen
worben fein, #emad), al« ber Winifter für
.^anbel unb ©etoerbc ba« ©djreiben SJnl. A an
ba« inzWifd)en in eine Aftiengefeüfcrjaft um=
gewanbelte beflagtifdje Unternehmen richtete, c)at
er feinesmeg« ber AftiengefeHfcbaft (auf ®runb
ber bon biefer betriebenen neuen (irjeugniffe)
bie ©taatsmebaiüe jum jmeiten Wal berliehen,
fonbern nur erflärt, er wolle bie Fortführung
ber 1892 erteilten äÄebaifle geftatten; es h°nbelte
fid) nidjt um eine SReuberleiljung, fonbern bie
alten SRedjte, bie bei ber Umwanblung beü
Unternehmend in eine AfttengefeClfdjaft erlofdjen
waren, füllten Wieber aufleben, ber frühere
3uftanb, wie er bis jur UmWanblung beftanben,
foüte Wieberhergeftcüt werben.
Folglid) (ann mit nidjten behauptet Werben,
bajj 1902 gerabe bie Warfe „Wohra" mit ber
Webaitte ausgezeichnet fei; bei ber ^Bestätigung
ber alten 9ted)te tarn biefe Warfe überhaupt
nidjt in SJerradjt. 3)af» ba« ©djreiben »nl. A
nidjt ben ©harafter einer neuen SerleiljungS:
urfunbe hat, fonbern lebiglid) bie frühere S$ec=
leihung bestätigen Will, ergiebt fid) aus ber
ganzen gaffung berfelben im Vergleidj 51t beut
Diplom bom 25. SRobember 1892, ba« fid) felbft
al« Verleihung« u r t u n b e bezeichnet unb aud
bem Umftanbe, bajj jugleid) mit ber Anl. A
eine beglaubigte Abfdjrift ber alten Urfunbe
überfanbt würbe, ohne weitere«. 2>aS alte
Diplom füllte bieAftiengefeflfdjaftweiterbenufcen.
%n ber Änl. A ift Wieberum nur bon „gewerb:
liehen Seiftungen", ohne ffirWäbnung irgenb*
Weldjer ^robufte, bie SRebe. Ob ber SRinifter
jur 3cit ber ©ntftehung ber 9CnI. A überhaupt
bie Warfe „SRohra" gefannt unb ob er biefe
auf ihre Qualität geprüft hat, ftet>t bdQig Dahin.
$ic Älägerin behauptet, ber SRinifter hnöe nur
SBert barauf gelegt, baß nod) biefelben ^erfonen,
Wie früher, al« Seiter an ber ©ptye be* Untcr=
nehmen« ftanben.
SBic bem aud) fei, jebenfnll« mu6 e« bei
ber obengefd)i(berten ©ad)lnge al« unjulüfftfl
bezeichnet werben, Wenn nunmehr bie Slftien--
gefctlfdjaft, wie fie bie« für eine 3teihe bon
Fäden jugiebt, Annoncen erliefe, in benen fie
au«brüd(id) behauptete, bie „Wohra" fei „au«:
gejeichnet burd) bie Ägl. $reufe. ©taatcmebaille",
ohne babei bc« «Rainen« ber fabrizieren beu
©efeafdwft, weldje in SBafjrheit bie ausgezeichnete
War, auch nur (Erwähnung zu tun. Staburd),
bafe gerabe bie SRarfe „SRohra" al« burcü bie
SRebaiüe ausgezeichnet erjarafterifiert würbe,
mufete in grofjen Steifen be« ^Sublifum« ber
(glaube erWedt Werben, ber SRinifter h«be fpczieü
biefe Warfe fo borzüglicü befunben, bafe er fie
bor anberen $robuften ähnlicöcr «rt burch bie
Digitized by Google
Uccbatfle rüfjmenb b,abe ^erbot^eben Wollen.
2>ie Seflagte hat nad) obigem toiber § 1 De*
©efefeel $ur 93efämbfung bei unlauteren 9Bett«
bewerbt berftofjen, inbetn ffe Aber bie 8Ui&
^eidjnung eine unridjtige Angabe machte, weinte
geeignet War, ben Unfdjein eine« befonbetS
künftigen ftngebotä btrborjurufen. S)ojj flrofjje
Greife bei ^ublifume gernbe ©etaidjt barouf
legen, ob ein beftimmteä Slkobuft eineägabrifanten
prämiiert ift ober nidjt, bajj eis aber für fie
bon in eniger grofjer Sebeutung ift, ob ber
betreffenbe gnbrifant einmal bor bielen fahren
roegeu feiner allgemeinen Stiftungen eine
3lu*jeid)iiung erhalten f>at, liegt auf ber #anb.
3)enn wenn früher einmal eine Shtajeidwung
wegen ©cfamtleiftungen erfolgte, fo fann ficr)
bie gewerbliche Seiftung*fäb,igfeit inaloifdjen ber«
tddechtert fyaben unb bem Sßublifum ift feine
(Garantie bafür geboten, bog ein Sßrobuft, meiere
bie Jabrif längere $eit nad) ber ißrämiierung
in ben SJerfefjr gebraut hat, biefelben b^erbor»
ragenben (Sigenidjaften, wie bie früheren Oft:
^eugniffe in it)rer ©efamtb^eit, befifce. $er § 1
bei genannten ®eUbei, foweit er ftd) auf SluS*
Zeichnungen bejierjt, wollte gerabe bem oft bor*
fommenbenSReflameunfug, ber in falfdjen eingaben
über ben 3 n h a 1 1 unb © e g e n ft a n b ber
■2lu«äeicfjnungen beftcht, entgegentreten. 2Bie bai
:H. ©. in einem in ber Surift. SBochenfchr. lOOr»
3. 403 abgebrudten (Srfenntuiffc ausgeführt
liat, fann für bie ftrage, weldje Äu^eidjuung
unb wofür fte berlieljen ift, nur ber SBortlaut
ber SBerletljungöurfunbe felbft unb t^r fid) au*
biefem ergebenber Sinn ma&gebenb fein; nur
auf ©runb biefeä Äiortlauts unb bei fid) hieraus
ergebenben Sinne« ber Urfunbe läßt ftd) mit
Sidjerheit fontrollieren, ob eine 9leflameangabe
über Auszeichnungen richtig ober unjurreffcnb
ift, mä^renb mau, wenn mau ben ©rwägungcu,
*-8eweggrünben, Weldje bie eine Auszeichnung
oerleibenbc $erfönlid>feit etwa geleitet §aben
fömtte, fid) auf ben böHig unfidjereit SJoben bon
Kombinationen begeben mürbe. 5)esljalb barf
in SReflamcn eine Auszeichnung ftetö nur in
berjenigen Sfaffung, in ber fte tatfäd)lid) erteilt
ift, namhaft gemacht werben.
93om £>. SS. ©. VI mürbe bas Urteil bei j
S. ©. am 5. Januar 1907 aufgehoben unb bie :
51 läge abgetoiefen.
107
Ho. 4».
© r ü n b e :
$ur (Smtfdjeibung fteljt bie Frage, ob S3e-
flagte burdj bie in ben Annoncen enthaltene
(Srflärung, bafj „aRofjra" burdj bie ftöntglidi
Sßreufjifdje ©taatSmebaiüe ausgezeichnet fei,
infofern gegen § 1 beS 3BettbemerbSgefe|c6 ber=
flogen B,at, al« fie bamit eine unroafjre Xatfadje
beröffentlidjt Ijat, welche geeignet ift, ben Sinfdjein
eines befonberS günftigen Angebots fprbor;
jurufeu.
ÜJcit biefer Auszeichnung §at ei folgenbe
JBewanbntS. %xn Stobember 1892 berlteh ber
preuftifdje SKinifter für $anbel unb ©e Werbe
ber Firma A. 8. SRo^r, SRargarinefabrif iu
SBahrenfelb, bie 2RebaiHe „für gewerbliche
üeiftungen" in Sronje. ®rft ipätex, nämlid) in
ben legten ga^ren bei borigen ^n^unbert*
begann bie $erfteHnng unb ber Sertrieb ber
SRarfe „SDcob,ra". 9m 29. 3ult 1902, nadjbem
injmifajen bie genannte ftixma in bie Üftien-
gefeüfdjaft 91. 8. SRobr umgemanbelt mar, fdjrieb
ber beseitige SRinifter ber (enteren, bog mit ber
Umwanblung bie fiaj aus ber »erleiljung ber
©taat«mebaille ergebenben JRedjte erlofdjen feien,
bog aber mit 9iüdftd)t barauf, bag bie girma
audj jefrt nod) ben SSorauefefeungen entfbred)e,
bie für bie ißerleib.ung ber SWebaiCe feiner Seit
mafjgebenb gemefen feien, biefer bie Fortführung
ber ©taat«mebaille für gemerblidje Stiftungen
geftattet werbe.
Senn baä %. ©. in Auslegung biefee
©abreibend — «nl. A — ausführt, ba& e» fid)
uid)t um eine 9?euberleiljung get)anbelt babc,
bielmehr bie alten 9led)te, bie burd) bie
UmWanblur.g ber auÄgejeidjneten ©efeUfd)aft
in eine Slltien = ©efeQfduift erlofd)en feien,
hätten Wieberaufieben, ber frühere 3uftanp'
wie er bis jur Umwanblung beftanben höbe,
Wiebcr hergefteüt werben foöen, fo rann
foldje Argumentation nidjt als jurreffenb er-
achtet Werben. 3)er SRinifter b.at ber Seflagten
unter ber auäbrüd(icr)en @rf(ärung, ba| bic
SJorauSfefcungen für bie frühere Verleihung
auch Kfct nod) borlägen, bie Fortführung ber
aJcebaille für gewerbliche Seiftungen geftattet.
@3 ift fomit bie Slu^eid)nung aua^ auf bie im
Söhre 1902 erfolgten gewerblichen Stiftungen
Digitized by Google
108
Ho. 4».
ju begehen, mag man im übrigen bon einer
«euberleihung bet «DlebaiHe fpredjen ober
nid)t.
®ö fann fidj baljer au*fd)liefjlidj barum
fjanbeln, ob mit ber Slufyeidwung ber getoerb;
liehen Seiftungen ber SeHagten auch, bie Hu**
jeidmung be* bamal* bereit* hergestellten uub -
vertriebenen ^abrifat* „SDlohra" gegeben mar.
9luu mufj gunächft für bie ^Beantwortung biefer
gfrage bie ©rtbögung, bog gemerblidje Seiftungeu
ftcrj nad) 3<>hren beraubern fönnen unb bober
au* ihrer Vrämiierung nid)t* für bie Vefdjaffen*
heit ber einzelnen Vrobufte b^erborgeb^e, um
be*wiHen au*fdjeiben, toeil gan$ berfelbe
©eftdjtspunft aud) auf bie 8fii*jeidnuing
eine* einjelnen ftabrifat* jutrifft. Ülud) fbejieüe,
burdj SRebaiDen ausgezeichnete Vrobufte rönnen
ficr) mit ber Seit in ber $abrifation ober
infolge beränberter S8efcr)affenr>eit be* 9tob>
material* berfd)ted)tcrn. ®a* ift aber eine Uns
äulönglidjfeit, bie naturgemäß jeber berartigen
au*jeicf>nung anhaftet.
$ierbon abgefehen bertennt ba* Berufung*:
geridjt feinesmeg*, baäftroifdjen ber $lu*aetd)tiung
ber geroerblidjen Seiftungen einer girtna unb
berjenigen eine* beftimmten gabrifate* berfelben
ein Unterfd)ieb beftehen fanit, ber im galle ber
9iid)tbead)tung tu öffentlichen 93efanntinad)ungen
tum ©infdjreiten auf ©ruttb bc* SBettbctuerb**
gefefre* Slnlatj geben toirb. @* ift aiict) bem
1R. ©. in feinen bom S. ©. zitierten Slu*=
führungen barin jujuftimmen, bog für bie
Jrage, meiere 8lu*3eid)nung unb moffir fie uer=
liefen ift, nur ber SBortlaut ber Verleihung*^
urtunbe fdbft unb ihr fid) au* biefer crgcbcnbcr
Sinn mafjgebenb erfdjeint. Sllein im bor=
liegenben galt famt in ber ftreitigen Slnnonce
eine irgenbtoie erhebliche Slbmetchung bom SBort;
laut unb offeiificr)tltrt)en ©tun be* 3Äittifterial=
fdjretben* nid)t gefunbett tuerben. $ic Warfe
r,3Rohra" ift, tute bie Klägerin jugiebt, bie
teuerfte, alfo bod) tuobl bie niertboUfte
Wargarinemarfe ber Veflagteti. 5kt aber bie
iiemerblidjen üeiftungen einer gabrif uor=
uefjmlid) in tfjren ro c f c n 1 1 i d) e n unb j
b e ft e n Jabrifatcti berförpert finb, fo muß .
bie 8u«jeid)nung ber erfteren notmettbig aud)
bie le&teren mitbegreifen. 3)er bom M. ©.
QtKHttfncrl Sirlag, 4r™<»n1ttaf< 44, 8«tt>fu«*<i
tnuf »na
bebattbelte gaH (ag infofern anbei*, al* bie
„Verbienfte" einer girma auf irgenb einem
©ebiete ber Vrämiierung böd)ft tuürbtg erfdjeinen
fönnen, ohne baß bamit gefagt ju fein braucht,
baß ein beftimmter für fie patentierter ©egenftanb
aud) nur irgenbmie für eine Vrämiierung in
Vetrad)t fommt. ©benfotoenig mürbe Veflagtc
berechtigt fein, irgenb ein beliebige* ibrer gabritate
öffentlich al* mit ber SftebaiUe prämiiert jn
bejeidjtten. »Hein We „aHobra" barf ffc al*
in biefer SEBeife auägcjeidmet befanutgeben. 3)iefe
«Warfe beftanb bereit* am 29. $uli 1902 unb
e* erfdjeint unbenfbar, baß ber ÜDiinifter bie
Fortführung ber 9RebatOe, jumal unter ber
©vflärung, baß bie SBorau*fe^ungen für beren
Verleihung aud) je^t nod) beftänben, geftatten
fonnte, menn bie bornchmfte gemerblid)e Sciftung
ber SSeflagten, b. b- bic .f>erftettung unb ber
Sertrieb ihre* mcrtboüftcn ^abrifate*, ber
„äRohrn" al« nid)t au*jeid)nuttg*toürbig ober
al* bon ber Äu*jeid)nung nidjt mit betroffen
f(cbncht tuerben fattn.
3n meinem Verlage ift crfdftencu unb burri)
ade Viuhhaubiungeu 511 beziehen:
über
bom
Standpunkt der töcfdjidjtc
unb btt Sunft.
Sin 53citrafl jur ^^ilofophie ber ferfönlidjfett.
^rei* JL 2.-.
Otto SNcifjucr* Verlag iu Hamburg.
vom 10. 3«ti 1902
nebft ben übrigen bfii öfTcutltcfjeii i(Jcrtet)i in ^amburij
regelubfit «or^riftm, mit Ctlmilcrungen Ofrjffjtn ooit
Dr. jur. ü. DWffauftn,
!Hat bei brr ^oliyihcb,örbc.
USrei« : 3 .M, geb. 4 JA.
Hamburg. Otto SReijjncr* Verlag.
I «85. S8«tawt»ftti. K»»ahiur Dr. *. X. * r an t i« , *ami»ra.
Digitized by Google
So. 19.
109
^onfcatifdjc ©critfjt^citmiii.
3>aupi6fatt.
ianöeUredjtltdje falle.
XXV III. ^ahr^ana. (40. Sa&rgang bet Srnnbelggeri^W-Beitiiufl.)
*rti« fflr brit 3akrgai|: uab Beiblatt mit 9te0iftcr MX - $au6tb(.tt «Heia mit Hcgifter 1& JL
Beiblatt allein mit SHegifitr 15 A
$n>eiie$ Quartaf. $amfarg, btn 9. SRat. 1907.
3«^«lt : $amburgfcmeritanifc$e »jiadetfaljrt.W.-®. gegen ble
fttnanjXieputation. — „Xeutfaje «aifer-CofliiacBrtitnerei
iHourtte A 6ie." in Siifjelborf gegeu ben Raufmann (E.
®. 91. ». »aifer. — $lnbiu« rvnierlöfdjer ®efetlfd)aft
m. b. v- in Hamburg gegen 1) bie i1; in ima r • Apparate
Baugefrditfjaft m. b. §. in Berlin, berrreten biirc^i ben
g»ef*äil«füb.rer fBtlfplm Oraoff in Berlin, 2) ben ötiter
ber bieftgen Bneigniebertaffung ber Besagten ju 1) Bern«
fcait Urlaub in Hamburg. - Bereinigte „Gtbe" Scfjiffatjrt-
«efeUfdjnlt 91 •©. gegen bie Seutj*e fieoante-üinie.
43. Stellung ber U«rt«»ener ü ■ 1 f e n : finb biefelben
irlbftänbiae Wewerbeireibenkt ober @taot»beamtt?
"JJ welkem <Re(b.f0»er^ltni6 ftet,» bie «atfen »um
Haftel ber Staat ffir Sit) üben au« «erfrtjulben btr
Üotfen?- ffir wrldje Beamte fint ber Ijoraburgifdje Staat
i« b,afte«?
$amburg=$merifanifd)e$adetfal)rt=Sl. = ©.
gegen
bie Am an v X cputation.
Slm 4. Haimar iy05 morgen« bei @bbc ifl
ber im ffiigentuut ber $.=8.=©. )"tet)enbe
3>ambfer „93rt«gabia" unter i>;Uirutnj be« bom
äotfenfdjoner 3 übernommenen Sotfen ©eelbinf
auf ©rofjbogelfanb geftranbet. Vlad) bem Sbrudj
be« ©eeamt« ift bie ©tranbung burdj ben fiotfen
berfdmlbet.
Äläger tjaben geltenb gemarkt, burd)3lunal)me
eine« ©taat*lotfen bor ber (Slbmünbuitg fei ein
bribatredjtltdjer üot«fontraft mit bem ©taat
gefd)Ioffen, ber giäfu« Ijafte be«f>alb für 93er=
fdmlben be« üotfen. 5>erfelbe fmfte aud) nad)
§ 831 83. ©. 83. faU« er nid)t nadjtoeife, ba&
er bei ber 8lu«h>afjt unb Uebermadjung ber
Sotfen bie im Serfe^r erforberfid)e Sorgfalt
beobachtet Ijabe.
Klägerin Ijat ben it)r ertoad)fenen ©djaben
eingeflagt.
Tie SJeftagte iint borgetragen, ein bribat»
redjtlidje« 93ertrag«ber!jältui« liege nidjt bor,
ber ©taat fei nidjt ©etoerbetreibenber, fonbern
beauffidjtige nur ba« 8ot«tuefen im öffentlichen
^ntereffe, eine Haftung fflr 33erfdjulben eine«
Sotfen merbe be«b.alb bcftritten. § 83 t 83. &. 33.
fei nidjt aniuenbbar, mcil e« fid) um eine öffent-
lia>redjtlid)e ^nftitution Ijanble. 2)ic SJormürfe,
roeldje ba« ©eeamt bem Sotfen um die, ftänben
nirfit jur 83eranttoortung be« ©taat«, namentlich
cntjietje ftdj bie bem Sotfen borgeroorfene Um
adjtfamfeit ber Kontrolle ber Se^örbe unb Ijabe
mit ber angeblid) untertaffenen ärjtlidjen Unter:
fud}ung nid)t« $u tun. 3)er Sotfe fei ferner
nur Berater nidjt gflOrcr be« ©djiffe«, bie
»uadj^abenben OfPjiere bitten ben geiler be«
Sotfen bemerten unb eingreifen mflffen.
93om D. S. ©. I tourbe bie f (ägerifdje 33erufung
gegen ba« f lagabroeifenbe Urteil ba« S. ©. Hamburg
St. VI f. am 2i>. Oftober 1900 jurödgetbiefen.
& r ü n b e :
93on ber in ber 93erufung«bcrl)anblung nidjt
nobler erörterten 5rnflc/ °^ ocr Sotfc ©eelbinf
bie ©tranbung ber „^Bri«gabia" auf ©rofsbogel;
fanb berfd)ulbct f)at, lann abgefeilt toerbcn,
beim aud) wenn biefelbe ju bejaben mäve. iuu&
Digitized by Google
110
No. 45.
bic Äfoge au« bem SRedjtSgrunbe abgewiefen
Werben, Weil ber ©taat für ein SJerfcfjuIben be«
Sotfen nirfjt baftet.
Sejüglicb bei SotfengeWerbe« im allgemeinen
macf)t bie ©eWerbe=Orbnung im öffentlichen
$ntereffe unb au« ©rünben be« ©emeinwobl«
eine befdt)rän(enbe Su«nabme bon bem ©runbfafe
be« freien ©ewerbebetriebe«, tnbem fie borfdjreibt,
ba& Äotfen fidj über ben JBefifc ber erforberlidjen
ftenntniffe burdj ein ^Befa^igungdjeugni« ber
juftänbigen 93erWaltung«bebörbe au«Weifen müffen
(§831 ). 5>ie öanbe&gefebe fönnen femer beftimmen,
baß ber Setrieb be* SotfengeWerbe* bon einer
befonberen ©enebmigung abhängig fei (§343bf. 3).
2>ie gleiche SBefrfjränfung bat w» Hamburg
oon jeb^er ©eltung gebabt. 3m einzelnen ergtebt
fidj bie Stellung ber bjer in SJetracbt (ommenben
fogenannten Äreujerlotfen — Weldje fi<$ übrigen«
fefct bon ben frütjer fogenannten ©aBtot«; ober
abmiralitäWlotfen nidjt mefcr unterfd&eiben —
unb tfjt SfccbtSberbaltni« jum bamburgifrfjen
©taat au« ber ©ujbabener Sotfenorbnung bom
20. fcejember 1838, ber Snftruftion bom fte
jember 1838, ber JBetonntmadjung bom 9. gfonuar
1855, bem rebibierten Reglement unb ^nftruttion
bom 27. 3uni 1856, bem Steglement bom 5. ©eb*
tember 1861 unb ber SSerorbnung betreffen b
»bänberung ber JBeftimmung be« § 15 ber
SurJ^abener Sotfenorbnung bom 5. SWai 1893.
Hu« biefen Serorbnungen ftnb bie folgenben
»eftimmungen berbor jub>ben : ®ie Sotfen müffen
funbige, unbefdjoltene, rüftige SRänner fein ; jur
«uÄübung bti ©ewerbe« ift ein SBefäljigungS=
uacfjwei« erforberlid}, nad> boraufgegangenem
©jotnen Werben bie Sotfen bon ber $ebutation
für£anbel unb ©$iffabrt erwägt unb beeibigt;
fie fönnen gefünbigt, im gatle eine« Sergeben«
fofort entlaffen Werben; Wenn ein ©djiff unter
ibrer Leitung an ©runb gerät, foOen fie fofort
fu«benbiert unb wenn bie Unterfudjung ergiebt,
bog bie« au« Unadjtfamfett gefdjeben, beftraft
unb ebentued entlaffen werben; fie 6a6en fidj
allen befteljenben unb nodj ju erlaffenen ^n*
ftruftionen ju unterwerfen, finb aber, wie au«:
brüdlidj ber»orgeljoben Wirb, feine ©taat«biener;
fie erbalten fein ©ebalt, fonbern teilen fid) nadj
ber 3flf)l ber ©djiffe, Welche fie bebient baben,
in ben Weinertrag be« Sot«gelbe« — bie Tarife
erläßt bcr ©taat; fie beföftigen fidj felbft unb
aueb bie SDtonnfdjaft ber Äreujcr, Wabrenb bie
Sotsfdjoner unb bie neuerbing« audj eingefübrten
Sot«bambfer bom ©taat gefteüt unb audj unter?
galten Werben; fie b<*ben eine gemeinfcbaftlicbe
$enfton«= unb Äranfentaffe, Welche mit 5 ^rojent
be« SBruttoloWgelbe« au«geftattet ift, finb aber
aufjerbem SRttglieber ber $enfion«faffc für bie
SBitWen unb SBaifen ber bamburgifdjen 8m
geftettten, ju Welver bie Beiträge au« ibrer
borerWöbnten gemeinfdjaftlicben Äaffe bejaht
Werben; bon bem iBruttolotSgelb Wirb einbebalten
40°/o für bie ftinanjbebuiation jur teilweifen
Jedling ber bom ©taat für ba« SotStoefen,
j. 95. für ©teUung unb Unterhaltung ber Sot«*
fabr&euge ic. aufgewenbeten ftoften, 5 % für bie
SjSenfion«* unb Äranfenfaffe, 1 % für ©infaffierung
unb Serteilung be« £ot«ge!be« burcb bie SWarine-
tnfbeftion, ferner bie üu«gaben für Srobiant
unb Neuerung.
3uf ©runb ber angefübrten SJeftimmungen
ift, abtueicfjenb bon ber Slnftdjt ber Äläger unb
besS 8. ©., anjunebmen, baß bie Äreujerlotfen
felbftänbige ©eWerbetreibenbe finb, mit au«:
fcbliefjlid&er SBerecbtigung, Welcbe i$r bribilegierte«
©ctoerbe unter ftaatlirtjer üHufficbt au«üben.
SRit biefer Sluffaffung ftebt feine ber bor:
erwähnten IBeftimmungen in SBiberfbrua). S)ie
Prüfung, bie »u«Wabl ber Sotfen unb bie
©rlaffung bon 3"ftruftionen für biefelüen gefcbiebt
ju bem Swec'/ utn m allgemeinen ^ntereffe ber
©cfnffabrt unb bei ben großen auf bem ©biel
fte^enben SBerten ungeeignete (Siemente bon ber
Sluöübung bei ©ewerbe« au«jufcblie&en. Um
biefen $metf ju erreichen, mu| bem ©taat
anbererfeit« als Korrelat aucb bie 9Röglid}teit
ber Äünbigung unb fof orrigen (gntlaffung ber
Sotfen gegeben fein, Wenn biefelben fitö eine«
SBerfto^e« fcbulbig macben ober al« ungeeignet
erWeifen. @« finb bie« bie notwenbigen folgen
ber jur möglichen »bwenbung bon ©efa^ren
unb 3lacb teilen für bie ©ct)ino[)rt8rreibenben
ausgeübten ©taat«aufftdj|t. t)ie SBeftimmung be«
dot«gelbe« ift wobl überall ber freien Vereinbarung
entzogen, bie Slufftellung bon Sarifen ift ebenfatt«
SluSflufe ber bom ©taat ausgeübten Slufficbt,
Welche e« ibm jur Sflicbt tnadjt, barauf ju
adt)ten, ba& feine Ausbeutung, Weber übermäßige
»elaftung auf ber einen ©eite, nodj übermäßige
Sereiajerung auf ber anberen ©eite ftattfinbet.
Digitized by Google
31 urf) ber Umfianb, bafe bie Sorfen SRitglteber
ber ^enftonafaiTe für bie SBÜWen unb Stoffen
ber hamburgifchen 9lngefteöten ftnb, beWetft nfd)t
ohne weitere«, bog fte im ©taat«bienft fte6en,
benn aud) anbere Verfonen al« ©taat«angefteu*te
fönnen, Wenn ihre Xätigfett bie Erreichung
anerfannter öffentlicher 3h>ecte jum ©egenfianb
pnt, in tue !pcn|tonoiai|C aufgenommen roeroen
(§ 22 bei Venfwn*faffcnorbnung). Stafj aber
bie Gehobener Sotfen feine ©taat«biener ftnb,
ift in ben angeführten Verorbnungeu au«brüe!lieh
bemerft, wie fie benn auch fein ©eb>lt begehen,
fonbern auf ba« burdj ihre Sätigfeit berbtente
Sot«gelb angewiefen ftnb.
Vei biefer ©abläge befielt aud) fein Vebenfen,
bie öon ben Parteien erörterte ^rage, in tucldjcm
rechtlichen Verhältnis bie Sotfen 511 ben Schiffen,
Welche fte ju lotfcn übernommen hoben, unb ju
ben SReebern bejw. Verfrachtern, meiere ba«
SoMgelb ju entrichten hoben, fteljen, bahin ju
beantworten, bog ein Vertrag«berbältni« jtoifcfjett
Sotfen unb ©d}iff begrünbet Wirb (ju bergl.
#anf. ©er.=#tg. 1871 9tr. 248), mag man ba«*
felbe al« SRanbat, Snenftmiete ober SBerfbertrag
0 uff äffen, wo* für ben borltegenben ftall bahin*
geftellt bleiben tann. tiefer Sinnahme fteljt nicht
entgegen, bafj rein ^mang jur Sinnahme eine«
Sotfen beim Einlaufen au« ©ec in bie ®Ibe
befteht, ba& aber Sottgelb bom ©chiff in allen
fallen bejaht Werben mujj, einerlei ob bie
$>ienfte be« Sotfen in Slnfbruch genommen werben
ober nicht, unb bafj ba« Sot«ge(b fonach bie
Üßatur einer öffentlichen Abgabe annimmt, benn
auch im %aüe ber 9tidjtannafnne eine« Sotfen
Wirb ein bertrag*ähnliche« Verhältnis awifäen
Sotfen unb ©chiif begrünbet, auf Welche« biefelben
©runbfäfee anjutoenben ftnb, Wie beim gewöhn;
liehen Sotfenbertrage; anbererfeit« berlieren bie
Sot«gelber nicht ihre ©igenfehaft als öffentliche
Slbgaben, Wenn btefe ©elber nicht bem ©taat,
fonbem ben einzelnen Sotfen jufaüen (fo auch
UBagner, Beiträge jum ©eerecht ©. 68 ff.).
?luf ©runb be« angenommenen Vertrag«*
oerhältniffe« erlangen bie Sotfen gegen ba« ©chiff
Snfbrud) auf S°^ung be« SotSgelbe«. SBenn
gleichwohl ba« Sot«gelb für ©inlotfeu in bie
(Sibc nicht bon ben Äotfen, fonbern bom ©taat
einfafftert unb berteilt Wirb, fo ift baraus fein
Argument gegen bie ©tettung ber enthobener
111
Ho. 4t'.
Sotfen al« felbftänbiger ©eWerbetreibenber $u
entnehmen, fonbern biefe 2Rafjnahme ift Wieberum
nur eine ftolge be« Sfaf ficht«-- unb Kontrollrecht«
be« ©taat«, foWie be« Umftanbe«, bafj ber
©taat jur tetlWeifen $erfung ber bon ihm für
bie getroffenen ©inridjtungen, bie Vefcbaffung
unb Unterhaltung ber Sotfenfab>$euge ic. auf»
gewenbeten Koften einen Vrojentfafe be« Sot«*
gelbe« einbefjäU. %m JRefultat fommt ber Rein-
ertrag bed SotSgelbe« lebigtief) ben Sotfen ju ©ute.
5)a bie Sotfen feine ©taat«beamten finb
unb ber ©taat auch feine ©arantie für ihre
tabeHofe SImt«führung übernommen tyit unb
übernehmen fann, fo haftet er auch für
©c^äben, Welche einzelnen ©chiffahrt«intereffenten
bon ben Sotfen fulbofer SBeife jugefügt werben.
3)te 5rläger ftü^en aber ihren Stnfbruch
ferner auch barauf, bag ber ©taat bie im SBerfefjr
erforberliche ©orgfalt nicht beobachtet habe,
infofern bie ftaatfifeitig bem SotfenWefen bor*
gefejjten Vetiörben unb Organe, nämlich bie
3>ebutation für ^anbel unb ©chiffahrt unb ber
Sot«fommanbeur, e« an ber nötigen 3luffidjt
unb Kontrolle hätten fehlen laffen, ob bie Sotfen
fortgefe^t im 93efi&e ber jur S(u«übung be«
©ewerbf« erforberlichen ©ehfehärfe geWefen feien.
SHefe fchulbhafte Unrerlaffung fei für ben Unfall
faufal geWefen, Weil auf bie ungenügenbe ©eh=
fcfjarfc be« Sotfen ©eelbinf ba« an ©runbgeraten
ber „©rUgabia" jurüeljuführen fei.
»Hein auch biefe Vegrünbung ift nicht
geeignet, ben Alageanfbruch ju rechtfertigen.
93orau«fefeung für bie Raffung be« ©taat«
au« unerlaubten ober fonftigen ju ©chaben«erfa^
berb^ichtenben ^anblungen feiner Organe unb
berfaffung«mäf|ig berufenen Vertreter ift nach ben
§§ 80,31 V. ©. V., ba& ber ©chaben in -Um-
führung ber ben Vertretern guftehenben Vers
rtchtungen berurfaajt ift, foWie ferner, bafj e<$
fich um bribatrechtltche Verrichtungen ber
Vertreter tjaubelt. 2)ie Haftung foü eintreten,
Wenn ber ©taat fict) al« p«falifche ^erfon in
bribatwirtfdhaftlichen Verfehr begiebt, al«bann
Wirb er Wie jebe anbere bribatrechtlirbc Körper*
fchaft behanbelt, ift in gleicher SBeife belift«fähig
unb für Schöben, welche feine Vertreter bei
3lu«übuug ber ihnen übertragenen Verrichtungen
anrichten, erfa^bflirhtig.
3-nbetreff ber ftaat«feitig für bat SoWWcfc«
Digitized by Google
112
No. 43.
getroffenen Einrichtungen ift aber ber Staat
unzweifelhaft nicht als Privatunternehmer an«
Aufer)en. Die Einrichtungen ftnb im allgemeinen
Sntereffe ber Schiffahrt vorgenommen, ber (Staat
verfolgt babei leine ©rWerbSjWecfe, er behält,
Wie oben erwähnt, nur einen Seil ber £otsgelber
jur teilweifen Decfung feiner Soften ein. ©r
mürbe auch nach § 54 ber SteichSVerfaffung für
bie IBenufeung von SchifTahrtSeinriehtungen unb
llnftalten, bie jur Erleichterung beS 93erfeb,rS
beftimmt finb, feine Abgaben erheben bürfen,
welche bie jur $erfteDung unb Unterhaltung ber
©inridj hingen erforberüdjen Ausgaben überfteigen.
©s hanbett fid^ fomit um eine SfaatSfuntrion
Oon rein publfjiftifchem (Jt>arafter, aus ber bem
Staat nie Vorteile, Wob,l aber erhebliche Untoften
erWadjfen tönnen unb tatf3dr)(icr) erwachsen. Ob
ber Staat auch für Schaben au* recfjtSWibrigen
£anblungen ober Unterlaffungen einfielt, ben
feine Organe unb Vertreter bei SluSübung ber
ihnen anvertrauten öffentlich-rechtlichen gunf Honen
anberen bireft ober inbireft zufügen, barfiber
hat baS 93. ©. 93. nicht« beftimmt. Die $afrung8*
berbinblichfeit nach öffentlichem SRedjt ift fomit
nach ben t&runbfäfeen beS Staatsrecht* ju
beurteilen. Stach § 77 0f* ©inführungSgefefccS
jum 93. ©. 93. ift bie ©ntfdjeibung über biefe
ISerpfüchtung ber SanbeSgefefcgebung vorbehalten.
Das 8. ®. h°t bei biefer Sachlage mit
Stecht bie grage aufgeworfen, ob folche Ianbe8=
gefefclichen Sorfchriften in Hamburg erjftieren,
unb ba feit 1900 eine gefe&lidje Slenberung nid)t
eingetreten fei, ob nach bem vor 1900 gelteubcn
SanbeSredtjt eine folche $aftbarfctt beftanben
habe unb eS beantwortet bie ftragc bahin, bafc
ber Staat für folche 9Bi(tenSorgane bafte, bereit
.§anblungen er als bie feinigen gelten laffen
müffc, baS fei im oorliegenben %aüe bie Deputation
für £anbcl unb Schiffahrt unb ber Sotsfomman:
beur. ©S verneint bann aber baS 93 or liegen
eine* für ben Unfall faufalen 9}erfrt}ulbenS ber
ermähnten staatlichen Organe.
HHein cd fehlt für bie Vom 8. ©. angenommene
$aftbar!eit bei Staats an jeber pofttiuen gefefo*
liehen ©runblage, ein anertannter 9lecr)tdfa^,
auf ben fleh bie Haftpflicht grünben ließe, er.iftiert
nicht unb ebensowenig fann fleh ein ©eWohnbeitS:
recht gebilbet haben, Weil bie ftrage in Xheoric
unb 93ra$iS bis auf ben ^ruticjeit Jag ftreitig
ift (ju Vergl. 3Btnbfcf)cib III § 470 Ii tun. 4 tinb
bie bortigen Sitate).
Die hamburgifche $anbcsgefefegebung enthält
f auf bic Staatshaftung bezügliche 93eftimmungen
nur in 8rt. «9 ber Sierfaffung, Wo eS f)c\^t:
bajj bie SerWaltungSbetjörbcn von jebem brr
ftch burch ihre amtlichen $anblungen in feinem
$rivatrecht Verlebt glaubt, auf ©ntfehäbigung
belangt Werben f önnen.
Daneben beftimmt baS ©efefe betreffenb baS
93erhäItniS ber Verwaltung zur Rechtspflege in
ben §§ 24—31 : baß wegen Verlegung Von 93rivat*
rechten burch SJerfügungen Von S3er>
WaltungSbehörben gegen bic betr. 83ehörbe
Älage erhoben werben tönne unb bafj alles,
was bie 93et)örbe infolge rechtsträftigen Urteils
ju erfejjen §abe, auS ber allgemeinen Stncits-
raffe zu jahlen fei; unb femer bag berjenige,
Welcher ftch burch baS von einem SRitgliebc
einer SBerWaltungSbetjörbe ober einem
93eamten beobachtete Verfahren in feinem
$rivatrecht Verlebt fühle, bie 93ehörbe *ur ©r-
tlärung aufforbern fönne, ob fle baS Verfahren
Vertreten Wolle unb im t$°He ber 93ejahung
nur bie 93ehörbe Verflogen fönne, nnbernfaüs
bie Älage gegen ben Schulbigen richten müffe,
Wobei bie ftrage, ob bie ©ntfdjäbigung aus bem
StaatSVermögen ju leiften fei, in ©emä&heit
allgemeiner 9tedt)tSgrunbfätye unb ber
Umftänbe bcS gfallS ju entfeheiben fei.
Diefe 93eftimmungen geben feinen llnrjnU
für bie Beurteilung ber b,ier ftreitigen ftragc,
birfelbe ift beShalb nach gemeinem Stecht ju
entfeheiben, aber auch biefeS enthält feinen
StechtSfafr, Wonach ber Staat allgemein für
Schaben aus frhulbvollen Unterlaffungen feiner
Organe etnzuftef>en hat (ju Vgl. $anf. ©cr.^tg.
1H79 Str. H).
Die Haftung rann nicht von bem ©efichts^
punfte aus begrüubet werben, bafj cS Kufgabc
bes Staats fei, für einen abfolut geficherten
9iechtS$uftanb ju forgen, benn barauS folgt nicht,
bafj er jebem einzelnen gegenüber bie Verpflichtung
übernommen ifittc, für bie ©rfüQung biefe«
$mecfS einzugehen unb für jebe Störung unb
93efdjäbigung, welche burch rechtswibrige unb
fchulbvolle $anblungeu ober Unterlaffungen
feiner Organe verurfacht ift, ©rfafe ju leiften.
I ©S fann auch nidjt als richtig anrrfauut werben,
Digitized by Google
baß redjt*wibrige $anblungen unb Unterlaffungen I
bet fogenannten 2öiflen«iörgane be« Staat« al*
$anblungen unb llntcrlaffungcn bei Staat«
fctbft ju gelten Ijätten, benn eine recht«Wibrige
.fcanblung, eine fdjulbbolle llnterlaffung ftefjt
offenbar in SBiberftmid) mit bem SBtHen be«
Staat«, unb bem (Staat felbft fallt in foldjcn
fällen fein SBerfdjuIben juc Saft, au« bem eine
rechtliche Schaben«erfafrbflicht abgeleitet werben
fdnnte, e« fei beim, baß if}m eine Sdjulb bei
SuStoahl unb 39eaufftchtigung feiner Beamten
borfturoerfen märe, Wa« ^ier nicht in §rage
rammt unb überall nicht geltenb gemalt ift.
Such fonftige befonbere Umftänbe, meldte im bor»
liegenben galle bie Haftung begränben Idnnten,
liegen nicht bor.
Sie brinjibale ftrage ber $aftbarfeit be«
Staats für angeblich fdjulbboHe Unterlaffungen
feiner Beamten unb Organe ift Deshalb abweichenb
bom 8. ©. iu berneinen.
@bentueU ift aber auch bem 8. ©. barin
beyuftimmen, bog ein für ben Unfall faufale«
SBerfdEjulben ber in Betraft tommenben obrig»
feitlichen ©ebörben überall nicht borliegt. ES
fann in biefer Begebung auf bie ©rünbe bei
8. &. berttriefen werben, ©ebt man bon ben
ali jutreffenb erachteten ©runbfäfeen be« 8. ©.
au«, bog bie bom Sßhhflfa* bei bem Soffen
©eelbinf feftgeftcüte Seljfchärfe für flabitäne unb
Steuerleute nach ber Serorbnung beS SBunbeSratS
bom 9. 2Wai 1904 genügte, unb baß eS fein
SBerfdjulben ber SBeljörbe begrünben lönne, toenn
fte biefe Setjfd)ärfe auch für bie ihrer WufRrfjt
unterfteüten 8otfen für auSreidjenb erachtet hätte,
fo bebarf es ber Erbebung ber bon bem Äläger
beantragten ©utadjten Sacbberftänbtger unb ber
erbetenen SlusfunftSerfudjen nict>t.
(<Recht«rräftig.)
44. Storni biird) fcic i'triucnbuiig bcc< CHßrnnanuiiC
„ffaifer" jmr S^ortnbcjtiri)nuag k>0 !Hfd>t auf ein ein«
getragen«» «artii}«*» uerlc^t »frtt«?
„Seutfdje Äaifer = Eognacs5Brennerei
ttouette & Ete." in Süfjelborf
gegen
ben Kaufmann E. ®. 81. SB. Äatfer.
Stuf ©runb einer SInmelbung bom 2. SJlärj
1895 ift für bie $irma JRouettc & £enbrtcf in
©üben ba« aBortjeidjen „Äaifer^Eognac" in bie
113
No. 48-44
Setchenrolle bei Patentamt* eingetragen. Siefe«
Seiten ift im $a$re 1900 auf bie Klägerin
umgefebrieben, bie Rdj be«felben, tote ihre Siecht«:
borgängerin, jur Bezeichnung einer bon ihr
fabrizierten Eognflcforte auf jylafrf)cnctifettcn
bebient. Ser »eflagte, E. ©. 81. 3K. Äaifer,
bertreibt unter fetner gtrma Earl jfaifer ebenfall«
Eognac, ben er mit Stiletten berfteht, auf benen
bie Bezeichnung „ffatfer*Eognac" in augenfälliger
SBeife angebracht ift.
$a« 8.©. Hamburg Ä. VI f.#. berurteilte
ben Beflagten antragsgemäß, eS ju unterlagen,
Sognac mit ber Bezeichnung „Jralfer»Eognac"
Zu berfeljen ober in ben Serleljr ju bringen.
Sic beftagtifche Berufung würbe bom
D. 8. ©. IV am 1. gebruar 1907 bertoorfen.
©utfc^cibung«grü»bc:
Sie in erfter 3nfta"j angeregte 5ro9e> bb
bie Eintragung ber HBorte „Äatfer^ognac" al«
9Barenjeidt)en juiaffig geroefen fei, bebarf nieb^t
ber ©ntfdjeibung, weil bie 9iecb,t«beftSnbiglcit
einer erfolgten Eintragung nur im 89fd^ung«r
»erfahren angefochten werben fann.
Sie 8tu«führung be« SBeflagten, bafe bie
mittel« ber Eintragung bei flägerifcben 2Barcm
jeicb,en« erfolgte 93efd)laglegung auf bai ©ort
„ffaifer" eine bom SBarenjeictjengefefre nia^t ju>
gelaffene unb ben Iofcalen SBerfe^r fc^äbigenbe
Slnma^ung einer in mancher unb befonber« auch
ber Sbirituofen-SBrancbe gebräuchlichen Qualität«:
bejeichnung fei, fann alfo, Wenngleich tfe jutreffenb
fein mag, bie IBirffamfeit ber Eintragung nicht
hinbem.
3ft fomtt babon auszugehen, ba| ba« auf
©runb ber »nmelbung bom 2. SWärj 1895 für bie
9le(ht«borgängertn ber Klägerin jur fflejeichnung
bon Eognac eingetragene, im 3ahrc 1900 auf
bie Klägerin umgefchriebene SBortjeichen „ftaifers
Eognac" bie im &ici)enWebe borgefdjriebenen
Siechte gewährt, fo erfcheint bie Älage begrünbet.
Sie Klägerin b]at nach § 12 be« ©efefce«
bom 1 2. 9Kai 1 904 ba« auÄfchliefeltche Siecht, Eognac
mit bem eingetragenen SBortjeichen ju berfehen
unb e« ift ihr jujugeben, ba& ber 58eflagte auf
feinen Etifetteu burch ben augenfälligen Slufbrutf
„Slaifer-Eognac" fich biefer «ejeichnung al« eine«
Schlagworte« für bie gleiche SBare bebient. Wuf
bie SBeftimmuug in § 13 be« ©efefre« fann Reh
114
No. 44-4».
brr Vertagte ju feinem ©$ufee nicht berufen;
benn in ber bon ir)m benufeten SBortfompofitton
hiirb feineStoeg« Scbermann ben abgeformten
©ebraud) feiner ftirma erfcnnen, toenngletch biefe
auch in boüftän biger form auf ben benutyten
©Metten in übrigen* rueniger beutlich leferlidt)er
©djrift angebracht ift. Vei bec ©eioöhnung bei
Vublifum* an ben ©ebraudf} bon ©chlagtuorten
toerben bie Slbnet)mer nur ein foldje* in ber a(*
einheitliche* ©anje* toirfenben 3ufainmenfte0ung
beiber Sorte erblicfen unb Wer bie girma be*
Vertagten tennl, toirb hödjften* biefer ffenntni*
eine ©rftärung für bie 9Bar)t bei ©chlagfcorte*
entnehmen. Vei foldjer ©adjlage rjanbelt e* fidt)
ntdjt um ben ©ebrauef) ber girmn in abgefürjter
©eftalt, fonbern um bie Vilbung einer SBort=
fompofition, beren ©ebraud) ali SBaren^eid)en
unjttläffig ift, toenn er eingetragene Seidjen berieft,
»gl. Vlatt für Vatent=3Hufter: unb 3eidE)enroefcn
1905 ©. 261.
Da* fjiex fragliche Sßarenjeidt)cn ift für bie
9techt*borgängerin ber Klägerin überbie* %afyxe
lang eingetragen getoefen, betoor ber Vertagte fidt)
feiner Vejeidmung bebient unb ©ognac* unter
ifjr bertrieben b^at. ©cfjon biefer Umfranb für t
ftdt) allein mfifjte bie Vegugnatjme auf § 13 bei
©efefee* au*fchliefjen, ba biefe Veftimmung nidt)t
jeben beliebigen ©ebraud) ber abgefürjten girma
geftattet, fonbern nur ben girmenintjabet gegen
eine $u toeitger)enbe (Einengung feine* ^nbitoibuaU
redfjte* burch Vermenbung bon SBortjeichen fdjü^en
toill. Um biefen bom ©efe&e beabfiajtigten ©djufr
aber ^anbelt es fidt) bann nldjt met)r, menn ein
3firmenint)aber barauf »erfaßt, eine bi* bal)tn nodt)
nidb)t bei feinen &bnet)mern gebräuchlich geworbene
Sbfürjung feiner ftirma tniOfürlidt) fo in Ver==
binbung mit einem anberen 3Bort ju bringen, bog
er genau ein bereit* eingetragene* 3eidt)eu nach*
bilbet. 2Ber nod) in ber SBaljl feine* ©d)Iagruortc*
burdj ©etoßr)nung feiner Abnehmer nidjt beljinbert
ift, ber fann fidt) otme 92adt)teil fo einrichten, baft
er eingetragene Seichen nicht nachahmt,
bgL ©ntfd?. bei 9t. ©. 56 ©. 421.
Vertrieb feiaer Knt bie ¥*ttalc etati oabera, ifl latfAoV
U4»rr «atar sab fABt aatcr § 6 kt« fBcttbe»eTbgcfc4«#.
2ü?aaa lirgt ei« bcred|li(]ttä Ofatcrtffe ob ber Str.
breitang brr Witteilaag im Siaae aaa Vbf. 2 bt* § 6
le*. eil. aar ?
Vlubiu* 3rcuerlöfd)cr ©efeüfctjaft m. b. £.
in Hamburg
gegen
1) bie tntmar. = Slpparate VaugcfeDfdjaft
m. b. in Verlin, bertreten burdb, ben
©efchäft*füt)rer Silhelm ©raaff in Berlin,
2) ben Seiter ber bjefigen gtoeignieberlaffung ber
Vertagten ju 1)
Verntjatb Urlaub in Hamburg.
3)ie girma SB. ©raaff * Co. ®. in. b.
in SRcurupbin b>t am 29. SRobember 1902 beim
Staiferlichen Patentamt ein ©efud) um ein ©r=
fiubuitg*patent für einen themifcfjen f$euerlöfd)er
mit fegelförmigent ^-liifftgfeitübetjälter hinterlegt.
§evb\t 1905 begann bie Klägerin bie
^erfteQuug unb ben Sertrieb bon fteuexlöfä*
abbaraten unb machte aisbalb ber 93eflagten
ftarfe Äonturrcnj. 3)iefe Äe|ftere warnte bie
^ntereffenten bor bem Anlauf flägerifdjer Apparate,
ba beren geilt)altung unb Veräußerung ihre$atent-
unb fonftigen ©dfjuferechte beriefe. Klägerin er^ob
Älage auf Verurteilung jur Unterlaffung ber»
artiger Sefjaubtungen unb beantragte eine ent»
fprerfjenbe einfttoeilige Verfügung.
3>iefe einftmeilige Verfügung tourbe bom
O. S. ©. berftattet unb ber bagegen erhobene
SBiberfbrudj bom O. S. ®. VI am 2. gebruar
1907 jurüdfgetöiefen.
©rünbe:
SJlit Unredt)t bestreiten bie Veflagten bn«
Vor^anbcnfein ber rechtlichen Vorau*fe^ungen
für bie »nfoenbung be* § 6 be* ©ettberberb*-
gefe&e*.
3unächft ift bie Vehaubtung, baB Klägerin
burrf) ba* feilhalten unb ben Vertrieb ihrer
Slbparate bie Ißatentt unb fonftigen ©djufcrechte
ber VeHagten beriefe, auch bann eine Vehaubtung
tatf Schlichet Slrt, menn bie behaupteten Siechte in
SBirflichfcit beftehen. Die geftftellung, ob bie
behauptete Verlegung beftimmter Sßatente unb
©ebrauch*mufter burch $erftetlung 6ejto. Ver»
äufeerung beftimmter ftabrifate begangen ift,
Digitized by Google
hängt nicht bom fubjeftiuen Chrmeffen 06, fonbem
ift objeftib ju befdjaffen, gleichgültig, ob baju
aud) met)r ober Weniger fcbWierige terfjmfcbe unb
rechtliche (£rWägungen erforberlid) finb. 3)tefer
«uffaffung ift neuerbing« auch ba« 9t ©., Welche«
früher anbetet Meinung war,
f. Sur. SBodjenfdjt. 1899 ©. 749 M (809 ");
1901 ©. 658", »gl. bjerjit #anf. ©er. = 3tg.
»eibl. 1901 «Rt. 104,
in einer <Sntfd)eibung Dom 28. 2Bär<j 1905 i. ©.
ber §anfeatifcben Heesten ©a«inbuftrie 91. ©.
gegen 2Berner (II 315/04) gefolgt.
3n biefem, ber b.iex borliegenben ©acbe feljr
ähnlichen gatte §otte fid) ba« $anf. D. 8. @.
III. ©ibilfenat (93f. III 280/03) im ©egenfafc jur
bieberigen reicb«geridjtUcben $ubifatur babjn
nuöflef^rocfjen, ba^ bie SBehaubtung, ^cnmnb
beriefe bürde) ben Sertrieb feiner SBare bie latente
eines Slnberen, auch, bann tatfädjlicher Statur fei,
wenn biefe Vatente Wirtlich beftänben, unb ba«
9t. ©. bat bie hiergegen erhobenen Siebenten für
unbegrünbet ertl&rt. ®« fommt aber im bjer
ftreitigen gaöe Ijinju, bafj ber SBeflagte ju 2
nadj ber eibe«ftattlichen Verftcberung fteuerberb«
hinzugefügt bat bafj e« bie angelötete SUigflufs*
röhre gegenüber bem $anbgriff bei 3Rinima$*
Apparates fei, Welche ben Vatentfchufc ber9Rinimaj=
®efetlfa)aft bilbe. $n foldjer Äonfretifierung ber
Sleufjerung mürbe aber jmeifeldfrei ein au**
reidjenb tatfädfjlicheä Moment für bie SHnWenbung
bei § 6 leg. cit
SWit Unrecht fudjen SBeflagte Weiter geltenb
ju machen, ba& im Saufe bei ©efbräcb« gefallene
?(eufjerungen bertraulidjer 9tatur nicht unter ben
§ 6 bei 3BettbeWerb«gefefce* fallen. Sunädfjft ift
ei nicht jutreffenb, bog SBeflagte fich auf ein
betartige« Verhalten befchränft tyiben. S)a« ton
ber Klägerin beigebrachte SRateriat unb bie
eigenen ©chriftfäfee ber Vertagten laffen beutlfc^
erfennen, bafj fie ficf> mit ihren „SBarnungen"
allgemein an bie Äunbfd&aft unb tn«befonbere
an bie ^ieffgen (Egborteure geWanbt haben.
$ietbon abgufelpn aber erforbert ba« ©efefe in
§ 6 teine«Weg« eine 28irlung für bic ©effentliajreit.
Vielmehr genügt bjer mefentlich bie blofje Sfluf=
fteüung ober Verbreitung unwahrer Veljaubtungen
ju gwerfen bei S&ettbewerb«.
®afj bie Vellagten ib,te Vebaubtungen ju
2Bettbeu>erteälue<fcn aufgefteflt haben, tann ebenfo;
115
Ho. 4».
Wenig jWeifelbaft fein, al« bafj biefe geeignet
finb, ben Vetrieb be« ©efrffäft« ber ftlägerin $u
fdjäbigen. 9Rag felbft bie Vertagte ober iur
Vertreter bie Slbfidjt gebebt haben, einen angeb-
liefen unlauteren SBettbewerb ber Älägerin ab-.
juWebren ober itjre eigenen Siechte ju fdjüfeen.
(Sine folc^e Hbfia^t fa^Iie&t nid^t au«, baf) bie
aufgefteUte SBeb^aubtung ju gWeden bei 3Betts
bewerb« erfolgt ift.
gu ogl. $anf. ©er.^tg. ^btbl. 1900 9tt. 131,
3ut. 2Bodjenf*t. 1899 ©. 53",
3)ie 93eflagten Idnnen abet audb nia^t ben im
»bf. 2 be« § 6 gewährten ©(^uft berechtigter
^ntereffen für fidj in Snfbrucb nehmen.
blo&e tEBettbeWerb«intereffen nicht untet ben
Hbf. 2 bc« § 6 fallen, ift Hat unb Witb aU--
gemein anetfannt.
8u bgl. ^anf. ®er.=8tg. *gtbl. 1900 Kr. 131,
Sur. SBochenfchr. 1902 ©. 594 ,l,
ajiüHer, Äommentar 4. 8ufl. ©. 135,
finget „ ©. 167,
Dinner „ ©. 99.
3)a« betechtigteSntereffe fann aber iu concreto
nicht in ber SBabrung ber eigenen 9techte ober
in ber 81b Wehr frember 9led)t«eingriffe gefunben
Werben. %ai ©efe^ giebt bem tyatenU unb
9Kufterfchu^ « Inhaber, Welcher fein 9tabt für
berieft fyält, au«reiajenbe 37?ittcl jur SSahrung
feiner Siechte an bie $anb. 2)iefe blofee 93e=
haubtung, ba| ber anbere patent; ober SRufter:
fcfmferechte beriefe, ift nicht geeignet, biefe Siechte
ju wahren,
ügl. bie ©ntfeh- be« 91. ©. bom 28. SKarj
1905 (II 315/04).
(Sbenfowenig aber liegt ein berechtigte«
3ntereffe ber Äunbfchaft ober ©jborteute bor,
benen bie SBeflagten ihre SBamungen haben ju*
gehen laffen. 3rgenb welche bertraglichen SBe=
Rehungen beftanben jWifchen ben VeHagten unb
ber ftunbfdjaft nicht unb reine«faU« Waren jene
um eine 9u«funft angegangen Warben,
togl. bie oben cit. @ntfch- bei 91. ©.
$>ie 93eWei«laft für bie SBahrheit ber auf*
geftellten »ehaubtung trifft bie «eüagten. 9Sarum
bon biefer Siegel um be«WiOen eine S(u«nabme
ju machen ift, Weil e« fid) f)\ex nicht um ba«
Verfahren in ber ^>aubtfache, fonbern um einen
SBiberfpruch gegen bie erlaffene einftweilige Ver-
fügung honbelt, ift nicht erfichtlich- 9iur b>*
Digitized by Google
116
Mo. 45-4«.
felbftberftänblich an ©teile beS SemeifeS bie
Glaubhaftmachung ju treten,
bgl. $ur. äBochenfdjr. 1901 ©. 86
SBeflagte haben banadj glaubhaft ju machen,
einmal baß fie bte behaupteten patent; unb
ü J i u i" t e v »" d ) u ^ r c d ) t c befifoen unb fobann, baß biefe
Stedjte bon ber Klägerin beriefet morben ftnb
bejm. »erlefet merben.
(StaS Gericht führt bann meiter au-?, bau
ben SBeflagten eine folt^e Glaubhaftmachung
nicht gelungen fei.)
49. 3rragt, ob ein pldblidjcä, Bfrmiiilid) auf ti*t
Uacbm^cit im $Uf|brtt ^m,rf wiihrcntxf «»#(<*,«««
eint* Dtrholuihcii JSambftr» bemfrlbrn jum Scrf^ulbtn
«ereilt.
bereinigte ,,©lbe" Schiffahrt*
Gefellfchaft
gegen
bie 3) e u t f c$ e 2 e b a n t e * 8 i n i e.
8tm 19. Sunt 1905 mürbe ber beflagtifcfje
Dampfer „Ttjerapia" im Hamburger $afen ber=
holt; „Xherapia" tuitio (einen eigenen 3)ampf; baS
SJerholen gefdjah burdj jtoei ©d)lepper: „§ector"
borauS, „Saftor" hinten. „ Jt;erapia"' hatte am
©djuppen 29 (Sßererfenfai) gelegen unb foQte nach
bem ©cgelfd)iff«hafcn. Ziemlich in ber SRitte ber
eibe fdjeerte bie „Sberapia" nach &er ©üb unb
fodibierte mit bem .Halm ber Cefterrcic^ifdjcii
9torb:2Beft S>ampffchiffahrtS:GefeIIfchaft 9fr. 411
unb befdjäbigtc biefen. tiefer Mahn lag längSfeit
beS Kämpfer« „©appfm". 2>ie „©appljo" tofl
beimÄrahnhöft abgebäumt. 8mifdjenber„©appho"
unb ber Kaimauer lag bie Kaftenfdmte „$au(a".
S)urdj ben ftoüifionsftoß tourbe ber Äahn gegen
bie „©appfjo", bie „©appho" gegen bie „Sßaula"
unb biefe gegen bie Kaimauer gebrängt. 8lud)
bie „$aula" ift befchäbigt. Tie ©djäben ber
„^aula" unb beS Kahne« 9tr. 411 ftnb eingefügt.
Tic .Miage mürbe Dom ß. 8. G. I am
25. gebruar 1907 abgemiefen.
81 u S ben G r ü n b e n:
©e fommt barauf an, ob bie Rührung ber
„Xfyvapia" ba« «uSfdjeeren borherfeben Tonnte
unb ob fie bamit rechnen mußte. 3)ieS ift /ui
berneinen. Sil« Urfache für baS ShtSfdjceren eines
©duffeS fönnen bem Gutachten bon Mencr jufolge
in Betracht Tommen: SBinb, Strömung unb
Unebenheiten beS »oben«. 3Binb fdjeibet bor*
liegenb als mögliche Urfache aus; eS toehte 2 — 3
nach SJeaufort'S ©fala, mar alfo fcfjön 3Better.
Strömung fdjeibet als mögliche Urfache ebenfalls
au«: eS mar lefete Stunbe bor £od)maffer, in
ber nicht Diel ©trom mehr läuft unb bor allem
mirft, mie Mfyn gutachtet, biefer ©trom in ber
SJfitte ber 6lbe, tuo bie „Xherapia" auSgefdjeert
ift, auf ben ©dnffaförper gleichmäßig. 3)0* Gericht
erachtet biefe «nfidjt bon 3Jieher für richtig unb
überjeugenb. @S bleibt baher nur bie britte
9Ä3glid)feit: Unebenheiten bes Flußbettes, bie
fotoohl SHetoer mie ©chreiner als Urfadje bee
SluSfdjeerenS annehmen.
©olche Unebenheiten tommen in ber (Slbe
ganj miütürlicf) bor unb häufig berfchtoinben fie
mieber ohne menfdjlicheS &utun allein burd) bte
Strömung ; befannt merben fie in ber SRegel erft
burd) ©chifföunfäüe unb bei öfteren Unfällen au
berfelben ©teile mirb gebaggert. 9htn ftet)t tat-
fächlid) feft, baß bie „Iherapia" Dorne 21' 0",
hinten 22' 3" englifd) ging. 9iach ber »udfunft
ber Saubebutation mar an ber fraglichen ©teile
in ber 3eit bom 13. ajfäv.j bi* 11. »pril 1905
bie @lbe bis auf 4 m unter Hamburger Jfuil
ausgebaggert; umgerechnet ergiebt bieS bei ^od)-
maffer eine UBaffertiefe bon 2(5' englifd). ©omeit
menfd)lid)e%orauSfid)t reicht, fonntebie„Xhetapia"
alfo ben Grunb nicht berühren ; bon einer ftnoQen:
bilbung mar nichts befannt, bad behaupten auch
Kläger nicht. ®S lag bal)er für bie Rührung ber
„Sheropia" feine SBeranlaffuug bor, mit ber
sJJiöglid)feit eine« SluSfcfjeerenS ju rechnen.
i'ln biefer ^Beurteilung fann and) baburdj
nichts geänbert werben, menn man bie flägerifdje
Behauptung unterftellt, bafe 29' SBaffer jur ^eit
beS 9lusfd)eerenS ber „Xherapia" in ber ($lbe
gemefen fei. 9Jlit bem SluSfdjeeren brauchte bann
gemiß nicht gerechnet ju merben unb anbrerfeits
mare bie burchfdjnittlid)e ©affertiefe bon 29' fein
Gegenbemeis bafür, baß nicht Unebenheiten fog.
Knollen bamalS borhanben maren, benn über bie
#öhe ber ÄnoDen fteht nidjts feft unb fann nichts
feftgefteüt merbeu. @S ift aud) rein Gegenbemeis
gegen bie Sinnahme, baß Unebenheiten beS t$luß=
betteS bie Urfache beSSluSfdjeerenS ber„Xheirapia"
maren, menn Kläger barauf hinmeifen, baß an
ber fraglichen ©teile nachher nicht mieber gebaggert
ift, benn ber Knollen fann ftch berlaufen hoben.
@S bebarf baher feiner meiteren Bemeiserhebung,
ob bie ^Berechnung ber bamaligen SBaffertiefe 29'
englifch ergiebt refp. ob fidj bie auf Grttnb ber
amtlichen SluSfunft erfolgte ^Berechnung mit 2ü'
englifdt), ber baS Gericht folgt, miberlegen läßt.
hiernach ift baS Sluäfdjeeren ber „Sherapia"
ein fafuelleS itttb ber güh^ung ber „Xherapia"
gereidjt meber baS SluSfdjecrcn felbft, nod) irgenb
eine.^anblungbiSjumSluSfcheerenaumBerfchulben.
OtM fJttif ntc« «f tU|. «»»»«4, OfnwnM « U, gtmfM«*« l «W. Vtramroertl. ««Mfltn Dr. «. «. ■ r I ■ 1 1 • , O*«»«*.
Kn« mi 3t*«i« «iatl« «ic»«t, «amtmrt.
Digitized by Google
So. 20.
117
So. 47.
jbauptMatf.
ianieljredjtltdje lalle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sa^flQng bet $atibel!geri$t*.aeitimö.)
¥m< für bc« 3ab>gang: $ta»f <*■>» »ciHatt Mit Scaifter 20 X — «aaatblatt allein «it ttcaiflcr 15 A
ifriMatt aOtin mit JHegifttr 15 JH.
Hamburg, bett IG. 3Jioi.
1907.
CtnMIt : Sontinrnialt ««bewt «. ■ ®. in fcamburfl flrgoi
bit ISocrmanit-üinie in Hamburg.
47. .€>ulf<«Uljnf»rbernag fir $llfi, wt(4t da
beutfdier Tanafcr tiaem aaberen b<atfd|tn $am»ftr an
brr afrifaaifdKa fifißc gefeificl bat; amft outb in folgen«
$aQ i«näd)fi ba« gtranbaait angegangen wrrbtn?
«igt bt« $ilf*tabnt*; «rrtrtlnag irr froj^rofltn
in f ülf«(ob>taibcn.
kontinentale SReeberei 9. = ©. in Hamburg
gegen
bie Soermonn^Sinie in Homburg.
«m 19. 9coö. 1905 ftranbete bet ber Seflagten
grätige Stampfer „©ertrub SBoermann" 7 ©ee*
«teilen ttörbtirf) öon ©mafopmunb. $)erfelbe
batte ein $nöentar int SBerte öon co. 10000 Ji
an »orb, ferner ©üter im SBerte öon 186838 X
unb $ferbe im SBerte öon 284050 X
3m auftrage ber ©eflagten begab fitb am
20. 9?oöember 1905 morgend 9 Vi Übt ber ber
Älägertn gehörige, einen SBert öon 450000 X
repräfentierenbe Stampfer „#eimfelb" mit jtoei
glöfjen unb jwei tBöten nadj ber UnfallfteDe unb
ging in einer Entfernung öon ettoa 500 m öon
ber „©ertrub SBoermann" öor fcnfer. ®« berrfrbte
bi« SJtittag bitter Siebet, fo bafe „$eimfelbM,
ber übetbie« untertoeg« ein ftlofc öerloren blatte,
»ebbe« er nrieber aufiueben unb neu befeftigen
mu&te, unter fottgefefetem Soten brei ©tunben
brauchte, bi« er fein Siel erreirbte. 3Äit bem
„^eimfelb" finb bie „3rma SBoermann", brei
e««(«*tt(4« •criailMituM. ^<urt blau.
©(blepper, amei «etdjter unb eine «artoffe —
fnnitlirf) (Eigentum ber SBeflagten — natb ber
UnfaQftede abgegangen, um bie Sabung be« ge=
ftranbeten Kämpfer« ju bergen. Sta« Ärtegfrbiff
„SSineta" fotote ein fernere« ©d)iff, bie „#i«pania"
befanben ftcf) in ber SRabe, obne einzugreifen.
„.fceimfelb" gab fünf fieute jur #ülfe an bie
„©ertrub ©oermann" ab. ©obann mürben bie
*4iferbe iuecefftöe auf bie g-lö&e gebraut unb biefe
mit Innen an« Sanb gebogen, too ©olbaten ber
©ebufetruppe bie Siere in ©tnpfang nabmen unb
nadj ©nwfopmunb brauten, gerner rourben
ba« ^ntoentar unb ber gröfjte Zeil ber übrigen
Sabung — lefeterer im 9Berte öon 140000 X
burtb bie ©djlepper unb Seichter an SBorb be«
Stampfer« „$eimfelb" öerbradjt. »m 23. 3?ob.
war e« infoige be« ©eegang« nitbt mebr mdglicb,
einen Seidijter Iäng«feite ber „©ertrub JEBoermann"
$u bringen. SRan mufete fi<f» ba^er barauf be=
fa^ränfen, mit einem SSoote bie notb an S3orb
befinblicben Seute abjubolen, toobei infoige ber
ftarfen SBranbung jttjei Seute öon ber „©ertrub
2Böermann" unb aHe JRiemen bi« auf einen über
SJorb gingen. ®« gelang aber, «Kenfcbcn unb
Material ju retten.
„^eimfeib" bampfte noeb am felben Xage
(23. 92oöember) natb ©tuatopmunb jurüct unb
entlöfcbte bie iijm anöertrauten ©üter bi« jum
2»>. 5Roöember.
Klägerin »erlangte öon ber beilegten al«
©ntgelt für ibre S)ienftc einen ^ülf«Iobn öon
Digitized by G
118
No. 47.
50000 Ä. «eflagte jab^e barauf 10000 X
unter ber Erflörung, bog fie fidj bic ftüdforberung
biefe« ^Betrage« öorbebalte, faß« Klägerin an
ihrem wcitergebenben81nförucbe feftbalte. Klägerin
erhob nunmehr Klage auf 3<>hfong »on 60000 JL
nebft 3<nfen/ «tmäfjigte aber tt)rm Snförud} um
10000 X, nad)bem SScftaflte erflärt blatte, auf
Stüdforberung ber bezahlten 10000 A öerjidjten
$u wollen.
$>a« 8. ©. Hamburg K. III f. $. b,at bie
SBeflagte jur 3°^unS Weiterer 10000 JH »er«
urteilt, bie Klage im übrigen abgeWtefen unb
ber Klägerin *h, ber SBeflagten Vs ber Koftcn
auferlegt.
<Bom O. S. ©. VI würbe bie beflagtifcbe 5Be=
rufung am 23. gebruar 1907 jurüdgewiefen
unb bie Koftenentfdjeibung ber erften üjnftanj
babin abgeänbert, bafj biefe Koften gegen ein?
anber aufgehoben tourben.
©rünb e:
Hei Etnwanb ber SBeflagten, bajj bie Klägerin
verpflichtet gewefen fei, $unäd)ft baä ©tranbamt
anzugeben unb eine fofortige Klagerhebung bei
ben orbentlicben ©eridjten unjuläffig erfdjeine,
ift nicht begrünbet.
3>aü 9t. ©. hat in Entfeh. 53b. 51 5Ro. 57 ©.237
mit SRecfjt au«gefbrod>en, bafe ber SJereid) ber
lätigfeit ber auf ©runb ber ©tranbungäorbnung
eingelegten ©tranbämter nd) auf foldje Sliw
gelegentjeiten befdjränft, Wcldje mit ben beutfdjen
Küften in räumlicher 83e$iefmng ftehen. ©iefer
©runbfab b,at in ben §§ 1 unb 2 bei genannten
©efe^ee beutlidjen $lu$brurf gefunbcn unb Wirb
burrf) bie (Sntftefjungsgeidjidjte beffelben beftntigt.
3>ie 3)iotiüc föredjen im Anfang ihrer Einleitung
öon ©tranbungSfaHen, Wcldje fidj an ben beutfd)en
Küften ereignen unb ber SJotroenbigfeit, gemiffe
fjicr öorfommenbe Unjuträglidjfeiten unb 2JM&«
bräudje im ^ntereffc be* ©eebanbel* unb be*
©eebcrficbcrungdmefen* ab^ufteUcn. ©ie legen
ferner bei Erläuterung beü SUbfdjnittcS, „öon ben
Stranbbebörben" bar, baft öon ber Einfefcung
eigener ffieicbäbebörben für bie Erlebigung ber
Straubungsangelcgenheiten abgefehen Warben fei,
weil ei bei ©efdjäften biefer ätt öorjugSWeife
auf eine genaue »efanntfebaft mit Örtlichen
SJerbältniffen unb ©ebraudjen anfomme, Welche
bei ben in ben betreffcnben Küftenlänbern
fungierenben 93et)örben am öoöftänbigften an=
jutreffen fei.
f. Stenograph. Berichte über bie SJer«
banblungen be« beutfdjen 9teid)ätage« 2. SegiS;
latur^eriobe 1. ©effion 1874 3. »b. ©. 12f.
unb bie Raffung be* § 39 bei ©efefre**
entwurf*.
S)anad) mujj al& erfte« $rinjib bie SJer^
Wertung ber lofalen Erfahrungen für bie Ste
urteilung Don $ülfdlohn: unb 93ergungefnHeri
angefeben werben; nicht aber ift bie Slbfidjt be«
©efejjgeber* bafjin gegangen, für ade ftäDe, in
benen beutfdje ©dnffe auf ©eWäfjrung eine*
^ülf«1: ober 93ergelobn* belangt Werben foüen,
eine JBorinftanj in ben ©tranbamtern ober 8luf=
fid)Wbehörben ju fdjaffen.
Sergl. aud) ©djapö, Komm. ©. 74H.
$anf. ©er.>3tg. ^auötbl. 188H «Ro. 92.
$ie gegenteilige Suffaffung bon Surdrarb,
Bergung unb ^ülfeleiftung in ©eenot ©. 223
oerbient feine SiEigung. Ebenfowenig aber tann
bem 5. ©enat biefe« @erid)ta beigeftimmt Werben,
Weldjer
^anf. ®er.=3tg. ^aubtbl. 1906 9Jr. 1
bie SKitwirtung be« ©tranbamtä bei ber $ep
fefcungbedttofjnä allgemein öon berSInWenbbarfeit
beutfd)en 9ted)te« abhängig mad)t unb aU SBiHeit
be« ©efebgebcr* unterftellt, biefe «Dlitwirfung
bei ber auf b^ob^er ©ee einem beutfdjen ©d)iffe
geleifteten J&ülfe nid)t au*jufd;lieBen. %ai er
lennenbe ©erid)t ift ftd) Wob,l bewußt, bafi biefe
»uffaffung in ber ^rarifi eine weitöerbreitete
ift unb bajj öor allem ba« bamburgtidje ©tranb-
amt in berartigen fallen feine Äombetenj nidjt
in grage ftettt. Sllleiii biefe ^rarid, Weld>e aud)
bei ^ülfeleleiftungen unb Bergungen in frembeu
SerritorialgeWäffer Ißlafr greift, Wofern fldj bie
Parteien mit ber in § 38 ber ©tranbungäorbnung
oorgefcbriebenen Hnwenbung bei einljeiinifdjen
JReajW einöerftanben erflären, fann nidjt ba^in
führen, bie Anrufung bei ©tranbamt* für
obligatorifd) ju eradjten. Ob in berartigen fallen
bai ftranbamtlid)e Verfahren al* ein fd)iebö-
ridjterliajea anjufeben ift, ober ob bie Parteien
berechtigt fmb, nad)träglid> mit ober ohne 31m
Wenbung ber 8formalöorfd)riften ber ©tranbung«-
orbnung bie orbentlidjen ©eridjte anzugehen,
fann hier unerörtcrt bleiben. Steiue*faaä fann».
Wenn ba* ©tranbamt bei einer §filfeleifrung
Digitized by Google
ober Bergung in aufjerbeutfdjen ©ewäffern ober
auf Ijoljer ©ee ntdjt angegangen Worben ift,
biefer llmftanb bcr tlagenben gartet entgegen:
gehalten Werben.
S)a in concreto bie angebliche $ülfe(eiftung
im ^Bereiche bet Äüfte be* fübroeft * afrifanifdjen
@d)ufegebiete* ftattgefunben bat, fo mürbe oder*
bing* beutfebe* 9ted)t in ftnwenbung ju fotnmen
haben. ©d)ufcgebiet*gefe& § 3 (9teid)*gefe&blatt
1900 6. 813); ®ef. fiber bie Äonfulargerid)t*bar*
feit § 19 (91. ©. »latt 1900 ©. 207). 2>ie Sin*
menbung ber ©tranbung«orbnung Würbe aber
nad) ben obigen Sluefübrungen ba* SBefteljen
eine* ©tranbamt* im Sdju&gebiet ttorau*fefcen
unb ba notorifdj eine fotehe ober abnlicbe mit
ben einid) lagigen SJefugniff en au*geftattete SJe&örbe
bort nidjt ejiftiert, fo entfällt nad) %orfd)rift
be* § 20 be* ©efefee* über bie &onfular*
fleridjtflbarfeit bie Slnwenbung jene* ©efefce*
überhaupt.
SKit Unrecht beftreitet nun aber femer bie
*£ef(agte, bajj eine $ülfeteiftung in Seenot üor=
gelegen bat. 3)ie „©ertrub SBoermann" war in
unmittelbarer Käbe ber Äüfte 7 Seemeilen
nörbltd) oon ©Watopmunb geftranbet. ©te hatte
bereits SBaffer im 9taum unb tonnte jeben
Slugenblid, fofern fd)Ied)te* ÜBetter eintrat, in
«Stüde gehen, womit natürlich, aud) für ba«
^noentar unb bie ©üter Xotalberluft oerbunben
mar. 3>er Umftanb, bajj eine SBerbinbung mit
bem Sanbe beftanb ober berjufteüen mar, be=
leitigte biefe <Red)t*s unb ©adjlage nidjt. 3war
mar e* möglich, auf ben glöfjen bie Sßferbe and
Sanb ju retten, allein eine Rettung ber Übrigen
Labung unb bei $noentar* in Scidjtern unb
Stöten mar nur burd) SBeförberung nad) ©mnfot>=
munb ju befdjaffen unb biefer 2Beg mar bei ber
beftebenben (Entfernung, ben totalen ?Branbung*:
oerhaltniffen unb ber jeberjeitigen aßöglidjreit
bei (Sintritt* fcbledjten Setters nidjt ober borf)
nidjt lange gangbar.
3>amit bangt $ufammen, bajj bie Xätigfeit be*
„$eimfelb" a(* eine $ülfeleiftung im ©inne bei
§ 740 $. ©. b. b- al* mirflidje {Rettung
anjufefjen ift. @* entbehrt ber ©rtjeblichfeit, ob
bie gleidje Sätigfeit aud) toon anberen, in ber
Siäfje befinblidjen unb jur §ülfeleiftung bereiten
unb geeigneten gabjrjeugen t)ätte geleiftet merben
lönnen. Stfefe Xatfadje fönnte böd)ften* baju
119
No. 47.
führen, bie ©efaljr, in ber bie geretteten ©egen»
ftänbe befangen Waren, niebrtger einjufd)ö|en;
bie Qualität ber $ü(feleifrung al* foldjer beteiligt
fie nicht. SatfadjUd) Wäre ba* gnoentar ober
bie Äabung menn nidjt ganj, fo bod) ;um großen
%eii Oerloren gegangen, wofern nid)t bie #ülfe,
melcbe ber „fceimfelb" geleiftet bat, eintrat. ©*
War unbenfbar, ba* 9lerrung«Werf oor bem Hufs
fommen fdjledjten SBetter* ober bem (Eintritt
fonfriger Unjuträglid)teiten fo $u förbern, bafj
e* gelungen märe, bie ©üter fuccefpoe nad)
©Wafopmunb ju fdjaffen. SRur ber llmftanb.
bajj bie Sabung in fdjneüer geitfolfle nad) einer
in größter Stäbe beftnblid)en ©teile gebracht unb
bort Oor Weiterem ©d)aben bewahrt Werben
fonnte, fdjloß bie {Rettung ein unb ber hierfür
unbebingt erforberlidje ©ifer ift bon ber SJc=
fa^ung bei „$eimfelb" in burd)aud anertemten*:
werter SBeife bewiefen Worben. 2Benn Seflagte
bemgegenüber geltenb ju mad)en fud)t, baß pd)
„^eimfelb" gänjlid) pa\fio oer^alten unb eigentlich
nur ba* aufgenommen Ijabe, wa* ib^m übergeben
fei, fo Wirb eine fold)e ^Beurteilung ber ©ad)lage
natürlich niebt gerecht, »bgefeb^en Don ber »n*
näberung be* 3>aitWfer* unb ber $eranbringung
be* für bie Slnlanb Raffung ber $ferbe un--
entbehrliajcn Orlöjje b^at „^eimfelb" bie geborgenen
©üter übergenommen unb fo bie 8eid)ter ju
Weiterer fBergung*arbeit befähigt. Stojj aber in
biefer Sättgfeit eine ^ülfeleiftung liegt, fann
füglid) nidjt bezweifelt werben.
lieber bie ber Sabung unb bem ^noentar
ber „©ertrub SBoermann" bro^enbe ©efa^r be*
Untergang* ift fd)on oben ba* 9totWenbige gefagt
Worben. Slniuerfennen ift, bafj biefe ©efa^r
er^eblid) burd) bie Änwefenbeil ber „%tma SSoer;
mann", ber „^ifoania" unb ber „SBineta" t»erab--
gemiubert ift. 3)a§ biefe gahrjeuge aud) i^rer:
feit* jur ^ülfeleiftung bereit unb geeignet gewefen
fein Würben, fann unbebenflid) angenommen
werben.
Unbererfeit* barf bie ©efabr, in welcher ftd>
ber „$eimfelb" befunben bat, nid)t unterfdjä&t
Werben, tiefer Dampfer, ber einen JBert oon
460000 .H. befag, begab fid) bei bid)tem 9cebel
in ein* ber notorifd) branbungdreidjften gabr*
waffer, welaje erjftieren. (5* War aud) ein
fdjwierige* Unternehmen, bie glöfee f)exan-
jufdjleOpen unb fall*, Wa* leiefit gefcheöen fonnte,
Digitized by Google
120
bie Stoffe in bic ©d)raube geriet, fo brobte aud)
bem „$eimfelb" bie ©tranbung.
©efäbrlid) war aud), fo nalje bei ber
„©ertrub SBoermann" bor Hitler ju flehen, wie
„§eimfelb" bies getan bat. SBenn SBellagte jefet
bie ju große Jlnnäberung be* „#eimfelb" als
unnötig unb untoorftd)tig tabelt, fo tann biefer
Muffaffung nidjt beigetreten Werben. S)er »orteil
möglicher 9läbe bei Stampfer* lag auf ber #anb
unb ti ift bejeidwenb, bog mäbrenb ber $ülfe=
leifrung 9?iemanb ben „4?eimfelb" barauf bin*
gewiefen bat, bafj er Wetter ablegen fönnc. %m
übrigen fefjlt jebei Slntoß, ber eiblicben Belunbung
beaftapitän« ®i«felb in ber Berflarung, in^altUd^
beren jid) bie ©runbfeen am 22. ÜRotrcmber bid)t
beim Stampfer brauen, leinen ©lauben ju
fdjenfen. ®be niowenig bebarf e* eine« befonberen
BeWeife* ba für, bafj bie Bertfiuung ber Seidjter
unb Böte läng»feite be* „#eimfelb" wäbrenb ber
91ad)t JtoUtRon*gefabr für biefen einfdjloß unb
beim Steigen ber eigenen Sinter eine Stranbung
brobte. 3mmerlnn erfd)eint aber bie ©efabr, in
melier fid) ber rettenbe Stampfer befanb, nidjt
al* eine au&ergemöbnlid) b°be; öielmebr burfte
bei fortgefefetem Soten unb groger Sufmerffamfeit
bie SBab^djeinltcbteit guten ©elingen* als eine
crbeblidje angefeben werben.
Sistig ift, baß „$eimfelb" fajon am 23. 9?oö.
nnd) ©mafopmunb jurüdgebampft unb bannt bie
eigentliche 9iettung*arbeit beenbigt war. Sta*
8. ©. überfielt jebod), baß ber Stampfer aud)
bie eingenommenen ©üter Wieber löfdjen ntufjte
unb für biefe Xätigfeit weitere brei Sage gebraucht
l)at. S)te Xatfadje, bajj „§eimfelb" unmittelbar
Dotier ein dtartergeinäße* fiiegegelb oon 800 A
pro Xag ftipuliert batte, ift nidjt beftritteu. 3m
übrigen aber barf unbcbenflid) angenommen
werben, bafj er eine anberweite angemeffene
Berwenbuug gefunben batte. Berfeblt ift ferner
bie Snnabme ber erften SRid)ter, baß „£eimfelb"
mir 42 $ferbc gerettet babe. ßb>c 3rlö&c fonnten
bie Xiere überbauet nidjt an 2anb gebrannt
werben. Sta nun „#eimfelb" bie ftlö&e jur
©teile gefefjafft bat, fo finb aueb burdj ibn bie
igferbe gerettet worben. S)er Umftanb, baß ba*
weitere 9tettung*werf, b. b- bie Sluflabung ber
'4ifcrbe, ber Sram&port unb bie Äanbung obue
bie Befafeung be« „$eimfelb" befdjafft worben
ift, befeitigt ben Äaufaljufammenbong niebt. Sin
ber $ülfeleiftung waren eben mebrerc beteiligt.
S)le toon ber Klägerin gemaebten SUifWem
bungen befteben im Sroffenberluft unb in bem
äßebroerbraud) an Stollen. SRag e« feibft richtig
fein, bajj ber Dampfer aud) auf ber dteebe bon
©Wafopmunb unter Stampf gewefen wäre, fo
erfd)eint e« botf) obne hjeitere« flar, bof» bei ber
^ülfeleiftung, wo ieberjeit »oQe 9Ranabrierfabig=
feit Dorbanben fein mußte, ber Aoblenuerbraucb
ein erbeblirf) ftärferer nxtr.
@nblid) ift ber SBert ber geretteten ©egem
ftänbe auf ca. 450000 X ju frf)äben.
SBenn ba« 8. ©. nacb ffiinjiebung eine« ©ut*
ad)tend über bie Slngemeffenbeit ber flägerifaien
^otberung ba^u gelangt ift, ben .tmlfälofju auf
10 t>©t. bei iBerte* ber geretteten ©egenftänbe
feftjufc^en, fo bat ei bamit nid)t nur oerfannt,
bafe bie SJemeffung bed ^ü!f«(ob»Ä audfcblieBlifb
ber riebterlidjen Beurteilung unterftebt unb <Sad>=
toerftänbige nur für teebnifebe fragen binju jujieben
finb, fonbern e* bat aud) offenfid)tlid) gegen bie
»orfd>rift bei § 74<5 Hbf. 2 ©. 5J. öerftopen.
Sro&bem ift aber aud) bai 23erufung«(gericbt ju
ber Ueberieugung gelangt, baß unter Be=
rücrfid)tigung aller mefentlidjen Ülioniente, wie
fie oben im ©injelnen bargelegt finb, ber #üli«-
lobn mit 20000 X angemeffen unb liberal bc-
Wertet ift unb bafj e* fid) Weber empfieblt, biefe
Summe ©uuften ber Klägerin ju erhöben,
nodj bieielbe ju ibren Ungunften ju ermäfeigen.
Kur bejüglid) ber Äoftenentfdjerbung war eine
5lbäitberung geboten. Sßenn aud) bie Klägerin
mit brei Vierteln bei fd)lie&lid) nod) ftreitigeit
Betrage* unterlegen ift, fo muß bod), abgefeben
»oii ber Satfacbe, ba& bejüglidj ber bejablten
10000 M. butd)©d)ulb ber Öcflagten eine ^rojeß=
gebubr erwaebfen ift, bem Umftaubc SRed)nung
getragen Werben, baß bie Bemeffung bc» ^ülfö=
lobn« oorn rid)terlid)en ©rmeffen abbängt unb
bei Bezifferung beä Slnfprudjd in ber Silage
ba* ©rgebni* ber ridjterlidjen ©rWägungen nid)t
leidjt oorber ju beurteilen ift. 6* erfdjien
babet angemeffen, bie Äoften ber erften Snftauj
ju teilen.
n«t» «Ittf B(t< SPftlag,
-.fr
Dr. *. X. »ta»»U.
Digitized by Google
So. 21.
121
No. 48.
§ttttfeatifdje ©eridjtöjettitng,
Jkanpftfatf.
$atti>el*red)tü<be lalle.
XXV
$reU ffir bei
$wt\U* ©uoriol.
Jahrgang. (40. 3a$ro,cmg bct ^onbertgeri^tt-ÄcthiHfl.)
■inb »tibLtt nit ttegiper 20 Jt — «auntbintt alleia mit Kegifter 15 X
«ribtalt aDfitt mit «egifrer 15 iL
Hamburg, Un 23. 9)1 ot.
1907.
Ctnfcdt : UlfDil« «tttebolog in Ulfolf bei $eru4fanb gegen
Woftnwnn A Jürgen* in SJübecf. — Forenede Daatpakipt
Sehkab V. ' 9. in Kopenhagen gegen V. $eterfen in
ftleutburg. — Sirma Otto SBeber in «abebeul gegen bie
Lintia ® SBeber, 9. rn. b. $. in Hamburg.
48. $at ber JHnfer, obfllridj >b.m anfonrrnttlia)«
$t*nrt geliefert i f* , bennod) )unäd)fi ju jaulen, wenn ber
Jiauffoarrntt bie ftUnfel enteilt: bei ©treitigftite« btrf
etf \»U, nad)btm fuldje erfolgt ift, jtbe $iriei einen
Srt)itb»rid|l(r roit)ten ; bie (fntfdicibutig ber Sd)ieb«rid)tcr
«ft fir beibe Seife tbfolnt binbeab ; bie fttflen ber «rbirragc
tragt jeke farrri |tc $*lfte?
«nf Hrtlit bt# Serfinferi ift oa» ber Zatfotfje
allein, bi§ er wfit?lid) scrtrng*wibrige ücBnre lieferte,
ii od) nid)t ju fdjlicfen.
Ulfbif* Sftiebolag in Ulfbif
bei $ern5fanb
gegen
© o fj m a n n &$ürgenain SübeA
3n biefer julefrt tfaubtbl. 190G 9er. 08
referierten Sadje erfannte baß £>. 8. ©. III am
23. ftebruar 1907 auf »uf Hebung be« Urteil*
beö 8. ©. Sübed unb Verurteilung ber SSetiagten
nad) bem ftlagantrage.
©rfinbe:
3>er Streit ber Parteien betoegt fid) um itoet
toefentlid) bon einanber berfdnebene fragen,
um bie redjtlufje, ob überhaupt unb grunbfäfrlid)
tniltlgii,
bie Seflagte ber unter allen Umft&nben, alfo aud)
bei SRängeln ber SBare, $af)lung untec 83°r'
behalt fbäterer fdnebSgeridjtlidjer ©ntfdjeibung
f orbernben 8Jerrrag*Haufcl bamit begegnen tonn,
ba& flc S(rg(ift ber Klägerin behauptet unb
betoetft unb um bie tatfäd)Iid>e, ob im borliegen:
ben gaUe ber JBeflagten, bie biefe Sefjaubtung
aufgestellt unb ben SBetoei« für fit angetreten fjat,
ber iBetoeiä gelungen ift.
1) 3m Sertrage bom G./23. $>ejember 19Ü2
toar bereinbart S^lung gegen (Smpfang ber
Sedabungäbofumente. 3>a3 bjefj: SBorauSjablung,
toenn bie SBare bei SInbienung ber Stotumente
noch, fdjtoamm. 3>iefer gaU ift nidjt eingetreten.
$)er Stampfer „SCmrum" mit bem in Ulfbil ber*
labenen $o(&e traf in Sübed ein am 17. ÜRobbr.
1903; aud) nad) SBebauprung ber Vertagten ift
nidjt bor bem brüten Sage nad) Veginn ber
©ntlöid&ung bie Hägerifdje Xratte ber »eflagten
jum Slccept borgelegt; nad) Slngabe ber Klägerin
fott bie* erft unb jtoar notariell am 8. 3>ej. 1903
gefdjeijen fein. SRittlertneile toar bie Veflagte
fo^on bei «ntunft be* Dampfer« tatfäa^lid) in bic
Sage berfefct, über bie SBare ju berfügen, nämliit)
burd) ben &abitän bei Kämpfer*, ba ftc ben
3>ambfer in 3ettrf)arter blatte. ®tne 3«blung ber
*eflagten, bebor fie in ber Siage toar, bie SBare
£u feb,en unb eine 83orleiftung$bfIid)t ber Vetiagten
in biefem Sinne tarn ba^er überhaupt nid)t meb^r
in ^rcage. Sie batte bie SBare gefeben unb bie
Ännabme be« Ötotbolicd fd)on getoeigett. «ei
Digitized by Google
122
No. 48.
btefer ©adjlage hatte bic Älaufel „Äaffa gegen
S)ofumente" für ffd) allein i^re 93ebeutung ber=
loten. 3>enn fie ift an fid) nur ba^tn ju ber=
ftefjett, baß fid^ ber Ääufer, bon bem 3a£|lung
berlangt Wirb, ntd^t barauf berufen fann, er
habe bie 3Bare nodj niebt gefeljen unb geprüft,
nidjt aber baljin, bajj er aud) trofe Mängel ber
bereite eingetroffenen SBare junädjft einmal jaulen
mfiffe unb auf bie Stüdforberung be* ©ejablten
im ^rojefjtoege angewiefen fei.
Parteien haben im borlicgenben gaHe aber
nodj SBeitere* berabrebet. „Sollten ©treitigfeiten
Wegen biefe* Äontrafte* ober ber (Erfüllung be*=
felben entfielen, fo barf Weber 8fnnaljme ber
Store, nod) bie ftibulierte gafjlung berWeigert
werben, fonbern e* foü, nadjbem fold)e erfolgt
ift, jebe ißartei . . . einen ©djieb*rid)ter Wählen,
... bie (Sntfdjeibung ber @dr)ieb#rt(jr)ter refb. be*
Obmanned ift für beibe Seile abfolut binbenb".
Stafj hierin ber »bfd)lufj eine* eigentlichen
©djteb*bertrage* liegt, ift Mar unb Jefct aua) bon
tetner Sßartei mehr in 3rocifel gebogen. Älar ift
bamit aber aud) weiter, ba& felbft für ben gatt,
bog bei Snbfenung ber 83erlabung*babiere unb
bei $räfentierung ber Xratte jum Slccebt bie
SBare bereit* eingetroffen fein unb bie eingetroffene
SBarc nad) Meinung be* Ääufer* Mängel auf:
weifen Würbe, ber Ääufer bennod) junäd)ft einmal
jur Sab"u»fl berpfltdjtet unb erft nadj 3a^u»g
in ber Sage fein foHte, ba* ©djieb*geridjt an»
jurufen, um auf ©runb feiner ©ntfdjeibung ba*
©ejab^Iteiurücf juf orbern. S)ic oben Wiebergegebene
Slbmadjung ift fo allgemein unb anbererfeit* fo
febarf gehalten, bafj ihre 93efd)ränfung auf ben
gaü, in welchem bie SBare nod) frfjwimmt, mit
ihrem SBortlaute fdjledjterbfng* ttid)t ju ber*
einigen ift.
$>a& bie* 311 garten für ben Ääufer führet!
fonnte, Wenn ber Mangel ber eingetroffenen
SBare erfidjtlidj ju Xagc lag, ift nidjt ju ber=
fennen. SrWte* fidj ber Ääufer in foldjem Salle
aud) bereit, burdj Ernennung be* eigenen
©djiebSridjterS unb auf jebe anbere SBeife eine
befd)leunigte Äonftituierung unb @ntfdjeibung
be* @d)ieb*gerid)t* berbei^ufit^ren, fo Ijatte e*
fein ©egner tatf8d)Iid) in ber #anb, fdjon allem
bnrd) Ablehnung ber Ernennung feine* ©d)ieb**
rid)ter* eine Anrufung be* orbentlidjeu ©crtdjt*
jur $erbeifii&rtmg bc* ©djiebefprudjrä notwenbig
ju machen unb b'«burd) Weiterungen ju ber=
anlaffen, bie e* beut Ääufer unmöglich mad)ten,
bem SInfbrud)c auf 3ahlung fofort eine ifjm
günftigeßntfdjeibung be*©d)icb*geridjt*entgegen=
jitfefrcn. £>a ber ©runb berartiger Weiterungen
ßbifane ober fonftiger Mifjbraud) be* Vertrag**
red)te* feiten* be* Serfäufer* fein fann, Wirft ftdj
bie grage auf, ob e* nicht genügen mufe, Wenn
ber Ääufer in foldjem gaü*e ba« ©einige tut,
ben ©d)teb*fprud) herbeizuführen, bor aOem alfo
feinen ©d)ieb*ridjter fofort benennt. 2>a* 91. ©.
bat benn aud) in feinem Urteile bom 1(J. Januar
1906 hierauf bingeWiefen unb e*, atlerbing* nur
für ben ftaH, baß ber Ääufer bem SBerfäufer
Slrglift in (Erfüllung be* ©ertrage* borWirft, für
nid)t au*gefdjloffen etflärt, bajj bie fragliche
Älaufel im £olifjanbel jWiftbeu ©djweben unb
£eutfd)lanb bejw. Sübcd eine fo!d)e, bem Ääufer
günftige Sebeutung fyabe. 9Iber bie Parteien
haben bem 58erufung*gerid)t in ber erneuten
SSerljanblung übereinftimmenb erflärt, bie Älaufel
befifec biefe SSebeutung nidjt, e* beftelje fein fie
redjtfertigettber $anbel*gebraud) unb bie 93etlagte
felbft hat fid) nid)t auf ben @tanbbunft gefteHt,
bag e* bei 9bfdjlu& be* Vertrage* bie Wahre
9Bißen*meinung ber Parteien gewefen fei, bie
fofortige Ernennung be* ©djieb*rid)ter* abfeiten
ber S3e«agten foOe al* folebe genügen unb
anbererfeit* erforberlid) fein, ben SInfbrudj auf
3ahlung ju befeitigen, Wenn bie SBare bei Sin«
bienung ber Softtmente febon eingetroffen fei
unb ftefjler aufWeife, fei e* aud) nur unter ber
83orau*fefcung, bag »eflagte ber Älägerin Slrglift
borWcrfe unb fie unter SBeWet* berfteHe. SBeHagte
hat ja aud) tatfäd)Iid) in ben erften fahren
be* ©d)Weben* biefe* ^rojeffe* niemal* ttjren
©dEjiebSridjtet benannt unb nie auf Äonftituierung
be* ©d)ieb*gerid)t* hingeWirlt. ^>a* ift erft bor
Wenigen SRonaten auf SÄnregung be* 58?rufung«=
gerid)t* gefd)efjen unb bann hat S3eflagte felbft
bie 9hi*fe&ung ber S3er()anblung in bem uad)
§ 1029 ß. 5ß. O. eingeleiteten SBerfahren bor bem
2. ©. Siübed beantragt unb im SBefdjWerbeWege
burd)gefe^t, alfo ba* ©egentetl bon bem getan,
wa* je^t nod) ju einer fdjleuntgen fd)ieb*gerid)t:
lid)en (Sntfd)eibung über itjrc Mängelrügen hätte
führen fönneu. Slngeftdjt* ber übereinftimmenben
(grflärungen ber Parteien aber unb Weiter im
£tnblirf bnrauf, ba6 in biefem ^rojeffe fdjon bie
Digitized by Google
berfdjiebenften ©adjberftünbtgen bernommen ftnb,
feinet babon aber aud) nur angebeutet hat, bog
in ben intereffterten #anbel*rretfen einer St laufei,
toie ber hier borliegenben, bie erwähnte *8ebeutung
beijumeffen fei, fei e« aud) nur bann, toenn
Ärglift bei tßerfäuferä behauptet toerbe, faf) baä
@crict)t feine SJeranlaffung, nadj biefer 9tid)tung
hin ©rhcbungen burd) bon SlmtStoegen 511 ber*
nehmenbe ©adjberftänbige ober in anberer SBeife
an&uftetlen, bie« um fo weniger, alt ber bor*
liegenbe Streitfall erft ber jtoeite ift, in bem
ba« ©eridjt mit einer Älaufel, toie ber ^ier
erörterten, befaßt toirb, fo baß angenommen
toerben fann, baß fie neueren Urfbmng« ift unb
fid) ^anbetägemo^n^eiten ober ^anbelSgebräurfje
in Slnfeb,ung ihrer nodj nic^t gebiibet höben.
Stu« bem SBertrage allein aber lonnte aud) unter
SBeadjtung be« § 133 ». ©. 58. nid)t gefolgert
toerben, baß ber Ääufer unter irgenb toeldjen
SJoraudfc&ungen bitrcf) bie bloße ©eftctlung bei
©d)ieb«rid)tcr« bem Slnfbrud) auf 3ahhtn8 bors
behaltlid) fdjicb«gerid)tlid)cr ©ntfdjeibuug follte
begegnen bürfen.
3)a« S. ©. Sübed unb ber zweite ©ibilfenat
bei Berufungsgericht« finb nun übereinftimmcnb
ber 9tcd)t«anfid)t getoefen, baß bei toirflidj er*
toiefener SIrglift ber Klägerin ei feine« befom
beren Verhalten« ber SBeflagten, alfo aud) nict>t
ber fofortigen ©eftcüung ihre« ©d)ieb«rid)ter«
beburft babe, fonbern baß bie Stiege bann über*
tjaubt ber SBcredjtigung entbehre. SluS biefem
©runbe ift bie ScHagte mit ihrer Behauptung
ber SIrglift gehört unb bie Silage ift nbgetoiefen,
tocil Klägerin, ioie für feftgeftcllt crad)tct toerbeu
mßffc, tolffeutlid) SBarc, nämlid) 9tott)olä, geliefert
t)abc, bie fo bertragStoibrig getoefen fei, baß fie
mit beren Slnnabme abfeiten ber Bellagten nid)t
habe rechnen fönnen unb bürfen, toeil Klägerin
alfo berfudjt b>be, unter bem ©djufce ber Stlaufel
ber BeMagten eine SBarc jujufdnebcn, beren
£urüdtoeifung fie b^abe borauäfehen müffen. 9tod)
§ 565 »bf. 2 ©. B. D. h«t ba« Berufungsgericht
bie rcrfjtlid)e Beurteilung, mit ber ba« 9t. @.
in feinem Urteile bom 16. Januar 1 l»OG biefc I
Begrünbung ber Stlagabtoeifung mißbilligt b]at, '
feiner nunmehrigen ©ntfd)eibung ju ©runbe ju \
legen. 3n biefer Bejiet)ung toirb nun bon ben !
Barteibertrelern ben reich«gerid)tütfjen (SntfdjcU ,
bungSgrünben ein berfdjtebencr ©in» entnommen.
123
No. 48.
Klägerin ift ber SRetnung, baß fefct, nadjbem bie
bom 91. ©. als möglich unterfteEte Bebeutung
ber Ätaufel für au«gefd)loffen eradjtet toerben
muffe, ihrem SWagantrage ohne SBeitere« ftatt*
gugeben fei. ©em Hegt ber ©ebanfe ju ©runbe,
baß ber oberfte @erid)tä|of bie Snfidjt ber
SSorinftanjen nur für ben %aü ber 9?adjlcei«barfeit
jener «ebeutung ^abe biOigen, für ben gegen»
teiligen 0aH aber angefidjtd ber bom 91. &. ju
IBeginn feiner ©rünbe felbft ^er bor gehobenen
brajifen ©d)Ürfe ber ftlaufel unb ib^rer betougten
«btoeirfjung bon ber blo&en Ketto flaffaflaufel al*
unberechtigt Ejabe jurüdtoeifen tooQen. SSeflagte
i^rerfeit« ruft umgefeb^rt bai geilen eine*
4?anbel$gebraucf>8 unb einer anbertoeit nadj»
jutoeifenben feften Slnftdjt in ben 3ntereffenten»
freifen für fidt) an, toeil bie ©ntfdjeibung bei
9t. @. offenbar befage, bie Slnfidjt ber SBorber*
rid)ter fönnte bann, aber aüerbing« audj nur
bann unrichtig fein, toenn nad) ber unterteilten
Bebeutung ber Älaufel bie Käuferin bei 93e«
Ijau^tung bon SIrglift iijrcrfeit* fofort i^ren
©djiebSridjter benennen fönne unb bann müffe,
toibrigenfad* fte bai 9ied)t, bie $al}lung 511
toeigem, bertoirfe; ba biefe 9Jlüglid)fett abtoeid)en=
ber au*legung ber Älaufel nid)t meb^r gegeben
fei, greife bie ber bamaligen SerufungSridjter
aus § 157 «8. ®. SB. JBlafe, auf ©runb beren
bie Älage faden müffe. 7)ai ©erirfjt muß
befennen, bag ei aud) feinerfeit« gefdjtoanft f)at,
toie ei bai reid)«gerid;tlid)e Urteil auszulegen
b^abe, fic^t ftd) aber toeiterer SBebenfen baburd)
überhoben, baß e« 511 einer anberen tatfadjlidjen
ÜBÜrbigung bc« Q3etoci«ergebniffe* gelangt unb
bie bon ber IBeflagtcn behaubtete Ärglift nidjt
für ertoiefen crad)ten fann.
•2) ^ier honbelt ei fidj bor allem um bic
Jrage, toclche Satfadjen bie iBeflagte ju betoeifen
bat, um bon SIrglift ber Klägerin fbredjen ju
bürfen. 2>er erfte Stidjter ift ber 3Wcinung, e*
genüge ber 9tad)toei$, baß bic mangelhafte
Lieferung „auf SJorfaft beruhe", baß Srlflgerin
„borföfelidj bertrag«toibrige SBare geliefert" hnbe.
3)iit 9ledjt jieht bai Urteil bei 93erufung«gerid)t*
bom IS. Februar IM5 bem 5Begrtffe ber SIrglift
engere ©reujen. 3)eun ei ftellt feft — unb h«lt
offeuftdjtUd) biefe Jcftfteüung aud) für erfoeberlich
— baß Älftgerin nidjt bamit habe rechnen Föunen
unb bürfen, «cflngtc toerbe, toenn ftc bor ber
Digitized by Google
124^
©inlöfung ber Rapiere ba« $olz ju ©eßdjt
befommen fotlte, fo mangelhafte« #olz annehmen
unb bejahen. 3>a« Reifet, ba Klägerin bod)
Sinnahme unb Bezahlung be« #olze« erftrebte,
bog fic batauf bertraute, Vctlagte Werbe bie
Rapiere einlöfcn, o^ne bai §oIj gefehen ju
haben. 2)tefe Annahme erfdjeint nun aber bem
jefrt erfennenben Senat nid)t berechtigt. Vcflagte
t)at in ber münbltdjen Vertjanblung auf Befragen
felbft vortragen laffen, ba& bie Slnbienung ber
Verlabung«babiere etwa brei Sage nach »eginn
ber Sntlöfdjung — wie fie im borlfegenbeu gafle
erfolgt — etwa« bon bem gewöhnlichen Verlaufe
in früheren gälten AbWeidjenbe« nicht geWefen
fei. 3)a* Schiff fei oft faneHcr in Sübecf als
bie ftofumente, beren Ausstellung, Verfdjirfung
unb Abfertigung auf ben Vanten einige Sage
mehr leid)t in Anfprud) nähme. $a« Wufjte
Älägerin minbeften« ebenfogut Wie bie Veflagte.
Klägerin nutzte, Wa« ben borliegenben gaü" ans
langt, meiter, bafe Veflagte ben 2)atnbfer
„Amrum" in 3eitdjarter b>tte, ba& fie fdjon
bedtjalb ©influfc auf ben Äapitän befa&, ber it)r
bie Vefldjtigung ber ©arc gewifjj nidjt ber.
niedren unb fie über beren Vefdjaffenljeit auf
Verlangen genügenb unb rechtzeitig unterrichten
werbe, §atte Veflagte bod> aud> felbft ben
Stnpitän SöWe mit Anweifung berfetjen, ihr fdjon
bor Abfahrt au« $ernöfanb telegrabhifdj über
bie 9Sare 9?adjridjt ju geben unb ber Äabitön
auch öiefe AnWeifung befolgt. <5« ift alfo nicht
ju erlennett, Wa« bie Klägerin ju ber Erwartung
hätte bringen tönnen, Vertagte Werbe bor ©in*
löfung ber Vabiere ba* #otz nicht ju ©efldjt
befommen. $>a{? ber flägerifche fcireftor Speer-
mann bic bon ihm geforberte Verfidjerung, ba«
£otz fei berfdjiffuttg«troden abgclaben Worben,
ablehnte, „Weil eine Vrinzibienfrage borliege",
lä&t fich angefleht« biefer Vcgrüttbung nicht gegen
bie Klägerin berWerten. %n einem nach Sdjtufj
ber münblichen Vertjanblung unb nad) geftftellung
biefe« Seile« ber ©ntf d)eibung«grünbe eingereichten
Sd)riftfafce hat Veflagte freilich nod) eine Weihe
bon ^Behauptungen aufgeteilt, bie teilweife bon
ihrem Sorbringen in ber münblichen Vertjanblung
abweichen unb beWeifen fotten, bafj bie Klägerin
im borliegenben gälte mit einer Vefdjteunigung
berfabren fei, bie e« nach bem gewöhnlichen
Saufe ber 3)tnge habe auggefcfjloffen erfdjeinen
I laffen, bafj bie SBeftagte ba« ftreiricje 5Rotf)oI§ bor
träfen tation De« ftonnoffement« §u <Skfldjt befam.
©leichjeitig ift, fall« ba« (Skript auf biefen
Vunft SBert legen fottte, bie SBiebercröffnung ber
Vertjanblung beantragt. Auf fola>e SBieber«
eröffnung fmt bie SBeflagte lein 9tedjt, auch nicht
ein Stecht auf bie ©ntfdjeibung über ben Antrag,
3urift. SBochenfchr. 1902 6. 543, Seuff. Ardub
99b. 41 9?r. 231. 2)a« Vorbringen be« Schrift*
fafoe« hotte ba« Bericht bei feiner ©ntfdjeibung
auch ni<ht ju berüetfichtigen. (Sieichwohl hat ba«
©cridfcjt geprüft, ob e« ber Viöigfeit entfbrodjen
hatte, bon § 156 (5. 93. 0. ©ebraudj ju machen
unb bie Vertjanblung wieber ju eröffnen. ©« ift
aber ju einem bemeinenben ©rgebni« be«hatb
gelangt, Weit auch t>a« neu Vorgebrachte, einzeln
unb in feiner ©efamttjeit, ben Schlug nicht
rechtfertigt, ba{j Klägerin bamit ha*>e rechnen
fönnen, ba« $olz Werbe erft nach Vorzeigung
ber $)ofumente in Sübecf eintreffen ober boeü
erft nach biefem 3eitpnnlt bon ber SBeflagten
befid)tigt Werben fönnen unb am aüerWenigften
gar ben Weiteren Splufe, bafe Klägerin bic*
burdj befonbere ®ile herbeizuführen berfuct>t
habe.
SBeflagte felbft fpricht benn aud) nicht bon
argliftigen SRachcnfchaften ber Älägerin, fonbern
hält e« für genügenb, baß fie beWugt unbrauch-
bare« unb bertragWibrige« $ol& geliefert höbe.
Sie fteht bemnad) auf ; bem Stanbbunft, eine
Slrglift ober bod) ein jur Slu&erfraftfe&ung ber
ftreitigen Älaufcl au«reid)enber Verflog gegen
Xreu unb ©lauben liege fdjon barin, bog ber
Verfäufer ben Käufer burch bie ftlaufel zwinge,
bie SBare erft einmal z« bezahlen, obwohl er
fich bewufjt fei unb fdjon bei bem Verfudj ber
Vertrag«erfüHung — hier foflar fdjon bei 8lb=
labung ber SBare im Verfd)iffung«hafen — beWufet
gewefen fei, ber Ääufer werbe unbeftreitbar bor
bem Schieb«gerid}t ben gezahlten Äaufbreiö mit
Urfolg znrüdforbern fönnen. @« möge einmal
unterfteüt Werben, biefc 9ted)t«anfidjt fei rid)tig,
fo liegen hier bic 5>inge bodj leine«Weg« fa, bafe
ihre tatfachlid)en Vorau«fe^ungen gegeben Wären.
2)a« beWeift bie ganze erftinfta gliche 3eugen^
unb Sachberftänbigen=Vernehmung. ®« mag fein,
bafe ber erfte Stidjter burd>au« mit Kedjt au«
ihr ben Schlug zieht bie SBare fei feine«Weg«
berfchiffung«troden, bielmehr fägefrifrfj unb be«-
Digitized by Google
hnlb bertrag«tmbrig geh)efen. ^mrner bleibt
biefe 31nftd)t fo feljr ba« ©rgebni« ritterlicher
Prüfung auf ©runb tuiberftreitenber Gutachten,
ba& bie fteftftellung, ber ttägerifdje Direttor
«Speermann fei fleh, ber 5Bertrag«tmbrigfeit ber
,'jur Slblabung gebrauten SBare bchmftt getoefen.
biefem ©eridjt unmöglich erfdjeint. Souberlidjrn
3»oecf blatte ja eine berartige SJerfchiffung auch
bom Stanbpuufte ber Klägerin faum gebebt.
Stdj blo« in ben einfttoeiligen SBefifr bti Kauf*
preife« fefcen, hatte für fie, ba fie feine un*
lauteren SRachenfchaften bcrfolgte, wenig Sinn.
Cor allem aber fann man bodj nidjt baruber
htntoegfommen, bafj nid)t nur Aber ben Begriff
wberfdjiffung«troden" felbft fidj bie anfitfjten bon
efdjenburg, Äud, ©rube unb ©djlie einerfeit«,
bon ©uftätoel unb ©cfmann anbrerfeit« recr)t
fdjroff gegenüBerftehen,fonbern aud) bieüRcinungen
biefer fadjfunbigen Äouftcure baruber, iueldjen
©rab ber Erodenheit bie SBarc bei ihrer Slblabung
— nach bem fpöteren SJefunbe &u urteilen —
gehabt Ifaben mufj, toefentlid) bon einanber ab-
weichen. Sdjon allein bie beeibigte unb bod>
ofrenfldjtHch nad) beftem SBiffen unb ©etoiffen
abgegebene ©rflärung ©dmann'«, bem bie 93cfIaQtc
auäreidjenbe ©adjfenntni« ohne genügen ben ©runb
abftreitet, er fei ju ber Uebergeugung gefommen,
bie SBare fei bcrfdjiffung«troden getoefen, fleht
ber Annahme im SBege, ber Sftangel biefer
©igenirfjaft habe fo flar 51t Sage gelegen, bafj
ber flägerifdje Direltor ©djeermann bie SBare
felbft nicht für berfdjiffung«troden gehalten habe.
Sann aber hat fid? ba« ©eridjt, ba e« bie 3fcft=
ftedung ber Slrglift auch im (Sinne ber SBeflagten
nicht bornehmen fann, weiterer Prüfung ber
S3ertrag«mäjjigfeit be« £oIje* ju enthalten, weil
hierüber nach oem Sertrage ba« ©ct)iebägcrict)t
erfennen foH unb jwar n a ch 3a^unÖ 0fS
ftaufpretfe«, ben bie ©eflagte hiernach nicht ber*
weigern oary.
125
No. 4»— 4f.
49. 6d)iff*f»Uiflon M @r(rgrn^ei> fcf« gtri^tiiigttt
$fronft$rtn9 fMeier 2>i«t*ftr m tat gcacrfd|iff, n« i%n
Sttfes n«»«fe«en. — Wie fftitn jid| 2d»iffe ja »ettaft»,
»ran bie «K»wti4*uf4riftei her ftaifcrlia)ro Scwfeflnng
ni<t)t i»«ffe« ?
Foronede Dampskips Selskab 31. s®.
in Kopenhagen
gegen
«. Setcrfcn in Flensburg.
»eim „©Ibfeuerfdjiff II" finb am 10. Dejbr.
1904 morgend ca. 5 Uhr fottibiert ber flägerifche
$ a tnbf er „ £ fjnftianlX " unb ber bef lag tifdje Dampfer
„93run«ni8". ©eibe Dampfer finb burdj bie
JtbUifion befd)äbigt. Die Parteien al« ©igner
ber beiben Dampfer ber langen flagenb unb miber-
flagcnb ©rfajj bei ihnen erWadjfencn Schaben«.
Beibe Dampfer lamen bon Brunsbüttel au« ber
©djlcufe; beibc Dampfer brehten beim „ftcuer:
fdjiff H" gegen bie ©bbe bei, um ihre Sotfcn
ab^ufe^cn; bei biefem Slbfe^en ber Sotfen unb
bei ben ju biefem Stoecf gemachten SRanöbern
finb fie jufammengefto6en.
Hai S. ©. hat beibe Dampfer für fdjulbtg
eradjtet; ben „(lf)ti)tian IX" ju '/«, ben „BrunSniö"
ju '/*.
Da* O. 8. ©. I erfannte am 3. «pril 1907
auf Slbroeifung ber Klage unb erHärte bie ^Bibers
flöge für bem ©runbe nadj beredjtigt.
© r fi n b e :
$n tatföchlichet 93ejiehung erachtet ba«
©eridjt folgeube« al« ertoiefen: h)ie bie Sotfen
Slüer* bom „Shrifrian IX" unb Äahl bom
„SBrunSni«" übereinftimmenb befunben, ift
„©hriftian IX" bem „»runöni«" ^uifr^cn ©uj=
haben unb bem Damaligen ^euerfchiff „Glbc IV"
; borbeigefahren unb früher auf ber ÜRorb beim
geuerfchiff w©lbe II" eingetroffen al« „5Brun«ni£".
! gfft fteht ferner, ba& beibe Dampfer gegen bie
©bbe beigebreht hahen, um ihren Sotfcn an ba«
Sot«boot be« „©Ibfeuerfchiff II" abzugeben unb
j ba& „©h^iftian IX" einen größeren Sogen gc=
macht hat al« ,,SJrun«ni«".
Streit ift, toer juerft auf ber Süb ftromrecht
gelegen hat. Die $(u«fagen ber beiben Sduff«--
befa^ungen ftehen ftch in biefem fünfte ftrift
gegenüber. 3}ebcö Srfjiff bjia juerft bagetoefen
fein unb lauge Seit ruljig abtoartenb gelegen
Digitized by Google
J26_
fjaben, ali bai anbete anfam; in biefem fünfte
Pnb audj bie SluÄfagen ber Sotfen Äaljl unb
9ICerg nidjt ju bereinen; nur ba« folgt mit
©idjerfjeit aui ber ganjeu Situation, baf» nidjt
bie SRebc babon fein fann, bng cd fid) über*
fjaupt uin eine längere $eit fjanbelt; fonbern bie
Äoßifion fjat fid) ereignet nidjt lange, nadjbcm
„SrunSnte" feinen Sogen boßenbet fjattc. Sei
ben entgegengefefcten SluSfagen ber geugen, bie
auf „Cfjriftian IX" refp. auf ber „Srundmä"
toaren, legt bai ©eridjt befonbere* ©eloidjt auf
bie 8lu«fagen ber 3eugen ©ngel, 3HBflcr unb
. ÜBenbt. SRadj SluSfage bon ÜBenbt unb ©ngel
betrachtet ba8 ©eridjt als erlöiefen, baß baä
Sotdboot an „©Ibtng II" (jeranfabren tooßte unb
bafe ei biefe SIbfidjt nitfjt ausführen fonnte, meil
„(Sbriftian IX" mit bofler ftabrt 9?orb ber
„©Ibing II" (Seefeite) auffam; bamalö lag
„SrunSitie" annafjernb neben „©Ibing II", jcbeiu
faß« fceiter an „@lbe II,, fjeran als „©fjriftian IX",
benn ©ngel fagt: tttäljrenb mir mit beut Sotfeu-
boot ium Dampfer „©Ibing" fahren tooßten, fah.
id), bafj „©(jriftian IX" jhjifc^en „©Ibing" unb
„SrunSniS" mit jietnlidjer JaFjrt auffam. hiermit
überein ftimmt bie Slusfage bei Sotfen 9)iöfler
uon ber „©Ibing II", ber bon ber „©Ibing" au*
gefe^en fjat, bog „©(jriftian IX" in bie Süde
jnjifdjen „SrunSniS" unb „©Ibing II" Ijinein=
jeigte unb immer natjer fam.
hiernach fteflt bai ©crid)t feft, bojj
„©tjriftian IX" unb „SrunSniS" in ber Söeifc
gebrefjt fabelt, bafj „©fjriftian IX", ber früher
auf ber 9iorb bom geuerfdjiff anfam als bie
„SrunSniS", burdj ben größeren Sogen, ben er
madjte, fo meit ftromab gefommen ift, bafj er
fu'nter bie „SrunSniS" fam, bie im Heineren
Sogen beibrebte.
Semerft mag nodj merben, bafj bai ©eridjt
feinen 2Biberfprudj in ber SluSfoge bei Kapitän
SJiöfler bom „©bnftian IX", ber bon „SrunSniS"
rot gefc(>en traben miß, fiefjt unb ber SHuSfagc beö
Sotfen SIBerS, ber ftänbig grün bon „SrunSniS"
gefefjen fjaben miß. Diefc SluSfagcn laifcn fid)
auS einer jeitlidjen Differenz bercinen, wenn
man annimmt, baß 3/Jößer rot gefeljen tjat, als
„©fjriftian IX" meiter ftromab ben Sogen am
nafjernb boßenbet blatte unb ber „SrunSniS"
nodj ftromredjt ftromab fufjr, loafjrenb Silier*
grün fatj, fobalb „SrunSniS" bretjte.
Die ftoßifton fjat fid) bann in ber Seife
ereignet, baf} „©fjriftian IX" unter SinfSruber
mit boUer Äraft borauS fufjr — bieg SRanöber
ift nidjt ftreitig — unb bafj „SrunSniS", bie
bcS SotSbooteS tuegen rüdnrärtS ging, mit ifjrem
Sarfborbbug ben „©fjriftian IX" hinten an 93arfr
borb getroffen (jat.
9Bad bie redjtlidje Seite angebt, fo Iicgl
einer ber ^ätte bor, auf ben bie 9lud)ueid)=
borfdjriften ber Jtaiferlidjeu Serorbnung nidjt
baffen. Ibab ei überhaupt fo(d)e 2pätte giebt, ift
unjmeifelijaft; man benfe j. 99. an gäQe, in benen
nid)t ein 3?id)tberü^ren, fonbern ein Berühren
ber ©d)iffe beiberfeit* geluottt ift, menn ^. S3.
bai Sotöboot an einen Dampfer ^eranfaf)ren
will, ober wenn burd) bie Ocrtlidjfeit unb ben
3b>ed, ben ein Sdjiff erreichen luiQ, bcranlnfjt,
ein ©dnff gezwungen ift, an einem $unfte
^eruiiiiumaitöbricten, j. ÜB. ujeiin ein ©d)Iepper
einem anberen Skiffe eine Sroffe übergeben toiß.
3« berartigen $ößen fönnen unb müffen lebig=
lid) bie ©runbfä^e feemännifdjer ^ragi« jur Sün^
toenbung fommen (S(rt. 27 Äaiferl. SBerorbnung).
Satfrage bleibt, ob ber gafl fo geartet ift, bafj
feine ber SluSroeidjborfdjriften ber ,taifcrlid)en
Serorbnung amoenbbar erfd)eint.
3m borliegenben gaße fönnte man baran
benten, ob nidjt 9rt. 24 Äaiferl. Serorbnung
jur Slnmcnbung ju bringen ift, inbem „SrunSni*"
ben „©^riftian IX" bnburdj überholt f)at, bafj
er einen rieincren Sogen, mithin einen fürjeren
ffiJeg gemocht t>at. Das ©eridjt (e^nt biefen
©ebaufeu ab, einmal nieil ei fraglid) erfdjeint,
ob man bon einem Ucberljolcn fprcdjen fann,
hjcnn bie ©djiffe berfrbieben grofee Sogen fahren
unb fobann, toeil fidj tatfädjlid) nidjt fcftfteflen
läfit, mie biel fpäter „SrunSni«" auf ber 9?orb
uom „fteuerfdjiff II" gemefen ift ald „©Ijriftian IX"
unb mie gro& bie Differenz ber beiben Sögen
mar. Slnberc SHuSmeidjregcIn ber Äaiferlidjcn
Scrorbnung fönnen nidjt in ^rage fommen.
Die Srtifcl 18, 19, 21, 22, 23 Äaiferlidjcr
Serorbnung bejie^cn fid) auf Jäßc, in benen
Dampfer fafjrcn unb toeitcr fahren tooßen, toä^renb
im borliegenben ^aß bie Dampfer beijubte^cn,
ju ftoppen unb 51t hjarten batten, um ibreu
Sotfen abjufeteu. Die ©ntfdjcibung fann baljer
nur in ©emäfjbcit Slrt. 27 staiferl. Serorbnung
barauf geftü^t merben, bafj man fragt, loeldjea
Digitized by Google
©cfjif? hat bie gehörige «Rüdfuht auf alle ©efahren
ber ©chiffahrt unb be« Bufammenfto&e* ge*
nommen, fo Wie fie burch bie befonbereu Um*
ftänbe be« ftatle« geboten Waren,
Som ©tanbpunftberborRd)tigen feemännifchen
$raji« aber lag für ben ,,93run«ni«" bie (Sache
wie folgt: er fom beim gfeuerfchiff an unb fah
weit ftroinab ben „(£(jriftian IX"; er Wu&te, ba&
,,©$rifrian IX" cbenfo, toie er fclbft, feinen äotfen
abgeben Wollte unb mußte ftch fragen, ob er
ohne „©fjriftian IX" ju gefährben, ben Stoßen
jum SBeibrehen Heiner machen fonnte; biefe I
grage hat er bejaht unb er hat fich tarin auch
nicht geirrt. 2)er ©adjberftänbige hat gegutaefitet,
ba& feine SSorfdjrift befteljt, baß ber fpäter beim
Seuerfctjiff anfommenbe Stampfer fid) an anbere
Stampfer hinten anzufchliefjen hätte; ob er fich
bor biefen Einlegen barf, lägt ftch nur bon bem
Stanbpunft au* beurteilen, ob er bjerburd) bie
anbern ©chiffe gefährbet; bie« nimmt ber
©adjberftänbige an, inbem er annimmt, bafj
,,33run«ni«" bie gefährliche fßofition gefd)affen
habe, hierin bermag ba« ©erfdjt bem ©ad)*
berftänbigen nicr)t ju folgen; hotte, toie oben
tatfachlich feftgefteüt, ,,93run«ni«" ben Bogen
bereit* boHenbct, fo ba& „(&hriftian IX" hinter
„(Slbing II" unb „9)run«ni8 ju liegen fam, fo
War'biefe $ofirion burdjau« ungefährlich unb
gefährlich würbe fie erft baburch, ba§„©htiftian IX"
nicht hinter „@(bing II" blieb, fonbern zwifdjen
„Glbing II" unb ,,$Brun«ni«" hineinfuhr.
S)ie« hätte „®h«ftian IX" baburd) ber»
meiben fallen unb bermeiben muffen, inbem er
rechtzeitig rfidwärt« ging. 3>a eine ganze Dteifje
bon Schiffen auf ba« Sot«berfe|jboot Warteten,
fo mußte „eh«ftian IX" ohnehin feine gohrt
ftoppen unb nichts ^inberte ihn, bon bornherein
bon ber „Qlbing II" fotoeit abzubleiben, bafj
er jeberjeit bon ber „©Ibing II" frei blieb,
auch wenn „©Ibing II" infolge be* SBarten«
burch ben ©trom zeitweilig jurürfgetrieben
Würbe, ©elbft Wenn man annimmt, baß bem
„©htiftian IX" eilte SroHifion mit „©Ibing II"
brohte, faß* „Sbriftian IX" liegen blieb, fo
hätte er biefe burch IRüdWärtdfahrcn bermeiben
muffen. 2Rit boKer ftraft borwärt« jWifrfjen
„Slbing II" unb „33run«nl8" hineinzufahren
War h^chft unborfichtig, jumal „eijriftinn IX"
bei biefem SJlanöber ßinfsruber geben mujjte
127
No. 4 »-MI.
unb fo fchräg jur ©trömung ber „*Brun«ni«"
bor ben 99ug fam. 5)iefe« SRanäber be«
„®hriftian IX" War bie unmittelbare Urfadje
ber Äoßifion, benn nun trieb „Shriftian IX"
gegen bie ,,99run«ni«". $te« hätte bie Rührung
be« „©hriftian IX" borauäfeljen müffen unb bajj
fie fid) in biefe Sage begeben, gereicht ihr zum
»erfchulben. ©ine SRitfdmlb ber „©run«ni«"
liegt nicht bor. ©ie fonnte, al« „Shriftian IX"
ZWifchen „©Ibing II" unb „33run«ni8" fnnein=
fuhr, nichts tun, al« rüdmärt« gehen, ba« Iwt
fie getan, ©leichgültig ift, bog ba« SRüdwärt«*-
gehen in erfter Sinie nicht wegen brohenber
ÄoÖifion«gefahr mit „©hriftian IX" erfolgt ift,
fonbern bei Sotäboote« Wegen. 8lu« bem Stück
Wärt«geljen bei ,,33run«ni«" unb bem baburch
herborgerufeuen Abfallen 'be« „33run«ni8" nad)
©teuerborb erflärt fid), baf» auch bei 33adborb=
anfer bei ,,«run«ni«" ben „©hriftian IX" ge*
troffen hat.
50. S»«8 ift ®t|cnfitii» ber Nr^ US 9tarfen{(4»^
H[tt( gefdifl^tcn «fn^ftaltua« ? — 9ft bie g^rmnag ber
CBare (fl«ff«|t»ürj) }u »flrfttn tbtr bit 3«famm(af«ffmi|
bieftr IBirfti 511 Stangen (in Womtnt bfr Hn«ftittua|?
girma Otto SBeber in JRabcbeul
gegen
bie g-irma @. SBeber, ©. in. b. ^.
in Hamburg.
3n biefer .§btbl. 1906 Sit. 122 referierten
©ache Wie« ba8 SR. ©. (II 327/06) am 17. SWärz
1907 bie 3lebifion bei Äläger* zurücf.
<£ntfcheibung*grünbe:
3>a8 SSerufungSgericht h«t bie »bweifung
be« bie SluSftattung ber ftaffeegewürzWareu
ber 99eflagten betreffenben itlageautragd unter
93iüigung ber herauf bezüglichen (Erwägungen
be« Urteil« erfter 3"ftanz unb unter eingehenber
SBürbiguug ber äußeren unb inneren tBeftanbteile
ber beiberfeitigen ©efauttaudftattungen im Wefent»
liehen burch folgenbe für bie Stebifiou Imubtfächlich
in ©etracht fotnmenbe ?lu*fithrungen begrünbet:
S)ie beiberfeitigen ©efamtau«ftattuttgen — Wozu
bie ber braftifchen SSerWenbbarfeit bienenbe
Normung bei ©toffe« zu einzelnen SBürfeln nicht
gehöre, Währenb e« bezüglich ber Umhüllung ber
*4Sortiou«ftücfe mit Rapier unb ber fo entfteben-
Digitized by Google
128
No. SO.
ben ftangenförmigen einbetten jtoeifel&aft fei, ob
bie« überhaupt SRomente bei 91u«ftattung feien
— buchen fo ertjeblidj Don einanber ab, ba&
eine ©efaljr ber Siermedjfelung nidjt beftefje,
audj bann nicht, toenn fie nie^t gleichzeitig bem
Sfcfdjauer bor äugen liegen unb audj nidjt trofc
©leitfjflanß tut Stamen ber £$abrtfanten unb trofo
Uebereinftimmung in ber S3e£etdmung ber SBare.
Stuf bie (näljer bargelegten) Ster)nIicr)teUen ber
fog. inneren Sluäftattung allein fönne e« nicr)t
anfommen. SJetradjte man bie © e f a m t
auSftattung ber beiberfeitigen SBaren aujjerljalb
unb fobann innerhalb bei Karton«, fo müffe
bielmeljr ba« Stbftedjenbe ber äußeren äu«ftattung
bei Karton« atö bie llebereinftimmung ber Stuf*
madjung im Innern in bie äugen (bringen unb
}um SJehmfjtfein fommen. Unb toenn audj ber
Käufer bielleicht bunt) bie lefctere llebereinftimmung
fidj befrimmen laffe, bie SBare nidjt }urürf&utoeifen,
fo nehme er fie boerj nidjt in ber SWeinung, bog
e« bie SBare ber Klägerin fei, bie er erfjalte.
2)ie 9tebifion«Uägerin hat biefe 9tu«fütjrungen
baubtfädjlich be«balb angefochten, weil ba« S5e«
rufung«geridjt ben burdj § 15 be« SBaren jeidjen;
gefefce« begrünbeten ?lu«ftattung«fdjufe ju eng
aufgefa&t unb namentlich, bie bon iljm felbft
angenommene Stefjnluhfett ber inneren Slu«=
ftattung ber beiberfeitigen SSaren mit Unrecht
al« nidjt au«reidjenb für bie Slnroenbung be«
§ 15 cit angefeljen (jabe. tiefer Angriff ridjtet
fleh im toefentlidjen gegen bie tatfädjlidje S3e=
urteilung bei S3erufung*geridjt«, 5a« trofc mehrerer
in ben Urteilen ber erften unb jmeiteu $nftan&
{jerborgebobener Sletjnlichfeiten ber inneren,
b. b- nact) JDeffnung bei Karton« ftdjtbar werben--
ben SJeftanbteile ber beiberfeitigen SSarenau«*
ftattungen bennodj nidjt angenommen f)at, bafj
bie frafllidjc ©cf amtaudftattung ber Sjeflnßtctt
innerhalb beteiligter Sierfebräfreife al« Stenn*
jeidjen ber Hägerifdjen SBare gelte ober bafj bie
beiberfeitigen@efamtau«ftattungenbern>ed)fetung*;
fäfjig feien. 3>iefe Beurteilung, beren rechtliche
93egrünbung auet) im einzelnen mit ber feft*
ftetjenben ffiechtfbrechung be« errennenben ©enat«
im (Sinflang ftet)t, beruht nidjt auf einer ju
engen Sluffaffung ber §§ 15 unb 20 be« SBaren:
ieidjengefe&e«; benn bie bloße Slebnlic&f et t
einzelner 9Komente ber rechtlich aüein in
93etracb/t fommenben ©efamtau«ftattung
ber einen ober anbereit Partei begrünbet nidjt
nottoenbig bie Slnnaljme, bafe bie bon ber
SJellagten bernjenbete ©efamtau«ftattung inner-
halb ber beteiligten 5BerfeIjr*rreife al« Kennzeichen
gleichartiger SSaren ber Klägerin gelte ober bafj
beibe ©efamtau«ftattungen bermedjfelung«fähig
feien. SBielmetjr lommt baneben bie bon bem
Berufungsgericht mit Stecht geprüfte grage in
S3etracht, ob neben ben Uebereinftimmungen
SRomente gegeben finb, toeldje nadj ber 3abl
ober nach ber S3ebeutung für bai ©baraftertftifdje
ber ($rfdjeinung fo erheblich fmb, ba% eine 93er*
toedjfelung audj bann auSgefdjloffen ift, Wenn
Seute au« ber Klaffe be« bie SBare faufenbeu
unb fonfumterenben 33ublifum« obne änftrengung
ber »ufmerffamfeit bie ifjnen borliegenbe »u«*
ftattung mit bem <£rinnerung«bilbe Dergleichen.
3>iefe ftrage, beren tatfäcr>licr)e Beurteilung
ber Scadjbrüfung bei 9tebifion«geridjt« nicht
unterliegt, t)at aber ba« 93erufung«gericht für
ben gegebenen 3falt ohne rechtlichen SJerftofj,
in«befonbere ohne babei bie 93ebeutung ber §§ 15
unb 20 cit ju berlenncn, bejaht, toorau« fich bie
Sßidjtanmenbbarfeit biefer S3orfd)riften ber 83e*
{tagten gegenüber obne Weitere« ergiebt.
©ine 33erlefeung biefer SBeftimmungen ift
namentlich auch nt$t m bem üon ber 9tebifton«;
flägerin befonber« beanftanbeten legten 6afee
ber oben ntiebergegebenen ©rünbe be« Serufung«-
urteil« ju ftnben, auch infotoeit nicht, al« barin
bie «Wöglichleit unterfteHt ift, bog ber Käufer
burdj bie llebereinftimmung ber beiberfeitigen
inneren 3Barenau«frattung fidj bielleicht bestimmen
laffe, bie SBare nicht jurüdjutoeifen ; benn baft
ba« SBerufutio^flci'iiht tro^ biefe« Uniftanbe« —
ber in ber bon ibm an einer anberen Stelle
feine« Urteil« ^erborgehobenen beafttfehen QiveA-
mägigfeit ber bon ben beiben Starteten ber=
menbeten SBarenb er badung feinen ©runb
haben fann — bie allein entfdjeibenbe
$rage ber S3ermechfelung«fäb,igleit
ber beiberfeitigen ©efamtau«ftattung
beftimmt unb allgemein bat berneinen wollen,
ergiebt ber 9tad)fa$, bag ber Käufer bie SBare
ber 93eHagten bod) nicht in ber SReinung nehme,
bafj e« bie SBare ber Klägerin fei.
0 1 1 ( VI 1 1 in 1 1 1
. 4«. *«mf»t»Att 1 ««5. «<rant»ctt>. ««Mftnif Dr. •. t. «ran»!«,
vra 3i>»a«»*lRil4 4Nm»r, Tambur«.
Digitized by Google
No. 22.
129
No. 61.
£aupt&fatt.
ianJ)eUredjtlidie lalle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sktyrgang bet ^anbettgm^tt'Scüunß.)
frei« fir brn 3fa|rgaag: $ra*t- «ab Beiblatt wit ffiegifter SO A — $aa»tb(att alein mit Strgifler 13 X
SetbU« alein Hit Wtglfltr 15 M.
$n>eües ®narta[.
•§nmb»rg, ben 30. 2)iai.
1907.
3«MH : Worbbeiitfdjrt filotjb in Srmmi gegen bie 6djiff«'
maller X. f). 8- Hornburg.
61. Vafsradi gegen ben Waflrr wrgca Vrgltfl, wnm
tr fid) argliftig gegenüber btm ^egcnlontra^tntcn ftintS
fUftraggebcrg Mcr|altea fyU; ber Waller battt fcc« (Segen'
faairateatea Iber ben Betrag, *ela)en fein Äaftraggtbf r
al# fUnfaret« fir eine« Damafer gebaten ftatte, geta*fa)t.
haftet ber $anbelamafler nnr feinem Suftraggeber
aber btiben fartrien, bie er gafanmea fn$rf, nag Str.
Malben nnb «rgltft?
«Rorbbeutfdjer Slo^b in SBreinen
gegen
bie ©djiffamafler JE. in $am6utg.
»in 11. $uli 1905 Ejat bie beflagte girma i
bem ©d)iff3maf(er SaueUberg in SBremen
getrieben, fte fyabe Käufer füt einen Stombier
Don circa 1000 Zorn brutto mit 3toifdjenbed,
Lieferung: ^a)Kin, Oftober. Sog* barauf er;
hjtberte $)aueldberg, bie Hagenbe aftiengefettfebaft
wolle einen äbnlirf)en Stambfer „Äebab" für
8000 '£ berfaufen. hierüber »ourbe fdjriftUdj
roeiter berljanbett unb bon ber SBeftagten, bie
ftd) ftet« auf bie SBeifungen „i^rer Sonboner
gteunbe" bejog, am 25. 3uli 7000 unb bann
7500 £ geboten. 8m 29. $uli mürbe ber Äauf*
abfeblufj ju biefem ißreife minus 6'/i b©t.
(nämliöj 2'/* b(5t. ©conto unb 4 b(£t. (Courtage,
„mobon 2 b<£t. an $>auel«berg jurüdgeben")
beftärigt unb am 31. 3uli ber Äaufbertrag unter;
«tartfclctt.
fajriebeti. <£ä jeidjnete bie beflagttfcrje JJirma
„as purchasers'- unb fct>rieb Darüber:
„leiber toiffen mir augenblidlid) ben Tanten
beä jabantfeben ftäuferä nodj nidjt",
„im Slujtrage unferer Sonboner ftreuube
treten mir ai» waufer ein .
3)a ber Stampfer bei »ntonft im Cft. 1905
gemiffe SKängel batte, ift bamatö — roteber unter
SBermittelung ber beflagtifdjen finita unb
Staucteberg - - ein »-ßretenacijlafi bon 1000 £
Oereinbart roorben. Slurfj babei mürben mebei
„bie Sonboner ftreunbe" ber SBeflagten nodj bie
ben S)ambfer faufenbe gtrma in $aban genannt.
S)iefe - es ift SJobmeH & <Jo. Simiteb in ffobe,
meiere aud) in Sonbon eine gtrma bat — bat
aber am 10./22. 9?oü. 1905 birett an „Captain &
Owners of SS Kedahu eine SJbredjnung erteilt,
au« meldjer firf) ber Äauforei« niajt mit 7500,
fonbern mit 8250 £ ergab. 3)ie SMfferenj oon
750 £ mirb narf) anftdjt ber Klägerin ibr oon
ber 99et(agten mit Unred)t oorentbatten unb fie
bat unter Slbfefeung ber 2 V» p(£t. ©conto unb
ber beflagtifcben (Courtage Oon 2 p©t. auf Saljlung
Oon £ 71G.5 geflagt, inbem fie it)rc ÄInge
red)tlid) auf ben 3Raf (eroer trag, befonberä § 98
©. eoentuett auf ein ber Äommiffion
äbnlicbei JBerbältni« (§ 3*7 $. ©. JB.) unb ganj
eoentuett auf eine ben guten ©itten jumiber»
laufenbe ©rfjäbigung (58. ©. 93. § H2(?) ftüfcte.
S)ie SBellagte §at Älagabtoeifung erbeten, »oeil
fie felbft Ääuferin be« Samofer« gemefen fei
Digitized by Google
130
No. 51.
unb iljrerfeit« ju einem beeren greife ^o6c
toeiterbertaufen fönnen. gerner t)at Vertagte
ehtgetoanbt, fie fei ntc^t 37lafler be« Storbbeutfdjen
Slorjb getoefen, fonbern nur einfeitig im Auftrage
ber Ääufer tätig geworben unb ba^er nur biefcn
gegenüber berpflidjtet.
S)a« 2. ©. Hamburg VII f. mied am
12. $uii 1906 bie Wage ab.
©rünbe:
9iad) ©. 18. § 98, auf ben fidj bie Klägerin
in erfter lRett)e ftüfct, baftet ber 4?n«bel«mafler
jeber ber beiben Parteien für ben burdj fein
Verfdnilben entftanbenen ©rfwben. 2)iefe Vor=
fdvrift tjat jur VorauSfefrung, bafj ber SKafler
ju beiben Parteien in bie gleiten »erträglichen
Vejiefjungen getreten nub fomit beiben jur
5>ilfgenj toer^fltctjtct ift. ©te fommt nidjt jur
Anwenbung, toenn ber «Kafler nidjt ba« Sntereffe
beiber Parteien matprjuineljmen Ijat, fonbern in
beut ©eguer erfennbarer SBeife Icbiglidj al«
Vertrauensmann ber einen Partei auftritt
(Düringer unb ftadjenburg 1 ©. 301;
©taub, Anm. 2 ju § 98; Anm. 4 ju § 99).
3m borliegenben gafle ift bie Vertagte, toie
bie Sorrefbonbena ergiebt, aßerbing« toon Anfang
an als SRafler aufgetreten: fie bot, unb amar
„getoerbSmäfjig", für anbere Verfoneu, ofjne bon
ibnen auf ©runb eine« Vertrag«berr)ältniffe«
ftänbig bamit betraut ju fein, bie Vermittlung
eine« Vertrage« über Anfdwffung eine« ©duffe«
übernommen ©. 58. § 93). $)af} fie fcijlicBlidt)
im eigenen ÜWamen abgefdiloffen r)at, „als Säufer
eingetreten ift", fte^t ibrer ©igenfdjaft als Uftafler
prtn^tptcCI nidjt entgegen (©taub, Anm. 3 ju
§ 93) unb fteüt fidj im borliegenben gaß al«
eine gorm bar, bie nidjt im ©tanbc ift, bie
materieüe ©igenfdjaft ber Vertagten al« SJcafler
ju alterieren. Aber bie Vertagte ift üon üom=
bereut in f(ar erfennbarer SBeife al« Vertrauen«^
mann ber einen Vartei, ber ungenannten jcu>a=
nifdjen Säufer, tätig gemefen unb r)ot als folrfjcr
mit $auel«berg al« bem Vertrauensmann ber
Klägerin berljanbelt: fie mar ber SKarter iljrer
Auftraggeber, Wie StauelSberg Derjenige ber
Klägerin, ©o Wenig SfcauelSberg bas 3"^reffe
ber beflagtifd)en Auftraggeber Waf>rjunel|men
batte, fo wenig lag es ber Vertagten ob, im
3ntereffe ber Klägerin tätig $u fein: r)ättc fie
bie« bodj gerabeju in Stonfltft mit iljren Winten
gegen it)re Auftraggeber gebraut! Staran änbert
nidjt« ber Umftanb, bajj bie Vertagte audj bon
ber Slägerin „©ourtage" gejagt erbielt. @S
banbelt fid) bjer um eine ©ratififation, bie bie
Klägerin bem gegnerifdjen Vertrauensmann bafür
jarjlte, bajj er gerabe eine« iljrer ©djiffe pm
Anfauf mäblte, roie m ettoa« Aßtäglid)e« in
Hamburg ift, bafj ein ©runbeigentümer, tro|bem
er fid) gleidjfaß« eine« SKafler« beim Abfdjlujj
eine« SRietbertrage« bebient t>at, audj bem ÜJiafler
be« Bieter« „boße ©ourtage" jaljlt. ©benfo
ift belanglo«, bajj bie Vertagte nadj Abflug
be« Vertrage« ber Slägerin iljre guten Dienfte
jur ©rlebigung bon ©ifferenjen jur Verfügung
gefteüt ^at.
^ierau« ergiebt fidj, bajj bie Vertagte, toenn
i^r ein Vertrauen«brud) jur Saft fäüt, fidj eine«
foldjen (ebiglid) ibren Auftraggebern, nidjt ber
Klägerin gegenüber fdjulbig gemadjt $at unb
ba& fie nur ben erfteren au« § 98 ©. V.
Ijaftet. ©ine Haftung beiben ©egnern auf
biefelbe Vrei«bifferenj bon 750 £ ift unbenlbar.
©benfo toürbe, fall« in bem Abfd)Iu& be« Ver=
trage« Anl. B ein Auftreten ber Vetlagten al«
Äommiffionär ju feben fein foHte, eine Haftung
ber Vertagten au« § 387 ®. V. nur ben
Säufern be« ©d)iffe« gegenüber begrünbet fein:
nur fie toaren ibre Kommittenten.
©nblid) liegt ein Verftofi gegen bie guten
©itten, men igften« ber Klägerin gegenüber
nid)t bor. Von bem Vertrauensmann ber ©egen:
feite fonute fie toaljre Angaben über ben §örf)ft=
| prei«, ben ber ©eguer anlegen mürbe, nidjt
| berlangen (bgl. Düringer unb ^adjenburg 1
©. 301 suh I). Alfo aud) eine Haftung au«
§ 826 V. ®. V. Ibmmt nidjt in Vetradjt
Vom C. ©. III tourbe am 14. gebr. 1907
ba« Urteil be« Ü. ©. aufgeboben unb bei;Älag=
anfbrud) bein ©runbe naa? für berechtigt erflärt.
© r ü n b e :
3n feinem legten Abfab berneint ba« Ä. ©.
j einen Verftoft gegen bie guten ©itten unb alfo
eine Haftung naa> V. ©. V. § 826, toeil bie
Klägerin bon ber Vertagten, bie nur Vertrauens-
mann ber ©egenfeite (be« Säufer«) gemefen fei,
Angaben über ben ebentueü anjulegenben ^ödjft=
! brei« nidjt b,abe berlangen (önnen. ©efe&t,
Digitized by Google
93cflngte wirflieb nur „SSertrauenemnnn", alfo
wobl 8Jertreter ber ©egenfeite gewefen Wäre
(Wa*, wie nodj au*jufübren, bem wahren Sadj*
»erhalt nidjt geredjt Wirb), fo Würbe bennotfj
ibr niemal* ba* SRedjt ^ugeftanben werben tbnnen,
ftatt 9Babre* für ftdj ju behalten, llnWabre*
ber ©egenpartei $u f abreiben, benn barin
liegt 31 r gl ift, für bie man audj mangels jeben
vertraglichen SSer^ältniffeö auf Srfmbeu baftet
(Düringer*#arf>enburg S. 302 3eMe 5 bon oben).
Die 93eflagte bat aber, Wäbjtenb fie in »nl. 8
getrieben batte, e* feien möglicher SBeife gar
8000 £ ju erjielen, bie* Sag* barauf als „ftrrtum"
wiberrufen unb erflärt:
e* foH beiden, bog toicQeidrt untere ^reititbe
7500 £ bewilligen Werben.
Da* war eine Unaufricbtigfeit, benn Dob==
!oeii <fc ©o. finb toon ber 93ef(agten an ibrem
©ebote bon «250 £ feftgebalten werben, Wie
jefct ntdjt mebr ftreitig unb 93eflagte fann gar
nidjt behaupten, baß jwifeben 26. unb 29. $uli
(laut SInl. 10 bem Sage bei Slbfajluffe*) etwa
Dobtoell & (So. ibr ©ebot für ben Stampfer
von 7500 auf 8250 £ erpfct bätten. Die 93eHagte
bat alfo burtb Unterbrücfung ber Wabren 2at-
faebe, baß DobWeü* & (Eo. bereit« für Dampfer
„Äebab" 8250 £ geboten batlen unb burtb »or=
fpiegelung ber falfdjen Satfadje, ba& bie Käufer
in 3>aPan Ul,r f)dd))ten$ 7500 £ geboten
bätten, in ber Klägerin ber 3*r*um erregt, ba&
für ben Dampfer mebr als 7500 £ momentan
ntdjt $u erzielen fei unb fie fyat beten 83er»
mögen baburetj gefdjäbtgt, ba offenbar ber 9torb=
beutfebe Slotjb ben Dampfer nidjt um \u billiger
bergegeben baben würbe, wenn er bie Wabre
Xatfadje getannt r)ätre. Dabei fommt e* nidjt
barauf an, ob er einen Slnfprud) barauf befaß,
bie Wirflidj gemachten Offerten ju erfabren.
Den »nfprud) befaß ieber Dritte, baß ibm, Wo
fogar 8250 £ geboten waren, nia)t gefdjrieben
werbe: 8000 berubt auf Irrtum, e* ift nur
7500 äußerften %aM geboten.
Sdjon biefe SluÄfübrung genügt, um eine
außer tontrattlicbe Haftung ber beflagten &irma
für if)re Urglift feftjufteHen unb Wenn man ba:
gegen einWenben wollte, bajj e* einem gefdueften
93eboHmäcfjtigtcn, Wie bem Käufer, felbft erlaubt
fein mfiffe, bie ©egenpartei über bie #öbe bei
eventuell ju erjielenben greife* irre^ufübren
131
No. ftl.
(1, 16, § 4 Dig. 4, 4 „in emptionibus et ven-
ditionibus naturaliter est se circumvenire"), fo
burfte er bai bodt) böd&ften* im gntereffe feine*
Auftraggeber* tun unb banbelte fogar gegen
§ 263 Str. ©. 93. (um f i d> einen red}t*toibrigen
83ermogen*borteil ju berfdjaffen !), Wenn er Über
ben gebotenen $rei* täufdjte, um bie Differenz
felbft ju bebalten. Denn biefe ftammt entWeber
au* bem Vermögen bei ju teuer 83ietenben ober
au* bem be* ju billig SBertaufenben. Somit
baftet bie 93eflagte foWobl au* § 823 93. ©. 83.
auf Sdjaben*erfa$, Wie au* § 826, benn fie bat
gegen ein jum Sd)u|> Stnberer gegebene* ©efefc
(Str. ©. 93. § 263) unb bat aWcifeHo* aud? gegen
bie guten Sitten berfto&en.
Diefe Snftanj ift aber audj bartn bom 8. ®.
abmeidjenber Änftdjt, baß fte bie Haftung ber
SeHagten aueb al* SRaHer gemäß § 98 $. ©. 93.
für gegeben anfiebt. Dem S. ®. ift unbebenHht;
in bemfenigen Seil feiner ©rünbe gu^uftimmen,
Wela^e bartun, bajj 93etlagte bureb bie Unter'
jeidmung be* jtaufbertrage* „as purchasers",
wa* pe al* „Selbfteintritt" bejeiebnet, (eine*Weg*
aufgehört bat, in SBabrbtit äRafler ju bleiben.
Slufb ift bem Kläger barin jujuftimmen, baß
felbft Wenn folcr)er Selbfteintritt bei SRader*
mebr al* eine gorm unb ernftlidj SU nebmen
Wäre, er bodb baftbar bliebe, Weil er bi* ju
biefem Moment al* SRafler aufgetreten ift.
Dagegen reichen bie ©rünbe be* 8. ©. nfdjt
au*, feftjuftellen, baß 93e!lagte nur einfettig
93ertrauen*mann ber Käufer (fei barunter nun
ba* japanifdje $au* ober „unfere Sonboner
greunbe" ju berfteben, wa* aüem Slnfcbein naö^
beibe* DobweH & So. in Äobe unb ßonbon waren)
gewefen fei. Düringer * $acr)enburg S. 281,11,
S. 288, 3 a. ©. unb S. 301, 1 (ebren mit Stetbt,
bafj im 3"tereffe eine* ebrlicben ©cfcbnft«sberfebr*
^emanb, ber al* $anbel*mafler auftritt, beiben
Parteien, bie er einanber jufübrt, baftbar Wirb
unb ftWar nadt) §98 für burdb SJerfcbulben
entftebenben Sdbaben, alfo erft reebt fürÄrglift.
Da* alte ©. 83. Art. 81 fpradj ba* nid?t fo
beutlicb au*, bie ©eri(bt*praxj* bat aber bon
jeber barauf beftanben unb bie Dentfdjrift jum
©ntWurf bei neuen ©. 93. § 87 S. 76 betont
bai auabrüdudj. ®* fann alfo nicr>t barauf
antommen, ob ber SRafler nur bon einer ber
in 93ertrag*berbanblungen eintretenben Parteien
Digitized by Google
iip
N«. 51.
beauftragt luorbcn ift, ober ob bie Don ihm an*
gegangene Vartei fich ihrerfeit« toieber einer al«
ättaHer bezeichneten 3mifdjenperfon bebient, auch
nidb;t barauf, ob er feine äRaUercourtage bon
beiben Parteien ober nur einer begießt.
SMe auibrüdlicbe Vorfdunft be« § 98 $. ©. V.
„haftet ieber ber beiben Parteien" märe ja gang
jioectio«, toenn ber einfeitig beauftragte ober
bezahlte äRafler baoon aufgenommen märe,
toenigften« bann, menn bie ©egenfeite auch einen
taflet bat. ®em Urteil be« Cibilfenat« IV bom
3. gebr. 1905 SRugban^altmann, ^chtfpredjung
be« 0. 8. ©. 10 ©. 238 fg. fann a(fo nicht zu*
gefrimmt werben. <S8 fott gerabe um ber ©icher*
t)eit im Verfchr mitten jeber # a n b e I « inaHer
(ber ja toett mehr ift al« ber SRatier be«
V. ®. 99.) beiben Parteien b^aften. ?>cr il)n
beauftragenben Vartei gegenüber märe ba« nicht
nötig gemefen au«juftomr)en, gerabe ber anbem
gegenüber tritt bie Vebeutung biefer gefeblirfjen
Haftung ^eitoor, metl mit ihr (ein Vertrag«*
berr)ältni« begrünbet roirb, fonbern nur ein
bertrag«ähnlicher ©efchäftäberfehr, ber Vertrauen
erforbert. Slnber« märe e« nur, toenn ein ein:
feitig Beauftragter an bie Gegenpartei mit einer
Offerte fo herantritt, bafe biefe erfennen mufj, er
banble nur als Veboümächtigter be« Offerenten
unb nicht al« Vermittler (SRatler). 3)a« ift
ein Ausnahmefall unb Vertagte, bie fi<$ ftet« al«
©dnffämatter bezeichnet, b,at nict)t unternommen,
biefe 8u«nab>e ju fubftantiieren unb ju be*
meifen. ©ie fonnte ba« auch nidt)t. 2>enn b^ier
bat obenbrein bie Vertagte t>om Äläger 4 pCt.
©ourtage geforbert unb erhalten unb hat Rrf)
nur berpflichtet, bie $älfte babou an 3)aucl«berg
ali befonberen SKafler bti Stläger« „jurüdgeb^en"
Zu (äffen. $a« mar ärmlich, frfjon am 13. $ult
geforbert: „minus 2 pCt. jur Xeilung zioifcfjen
S^nen unb un«". Obne «üdficht auf eine
etmaige meitere Courtageforbcrung gegenüber
ihren Auftraggebern, ben Sonboner „ftreunben"
unb bem japanifeben Ääufer fächerte Vetlagre
birett bom Storbbeutfchen Slorjb Courtage erft
in $öbe oon l pCt., bann bon 2 pCt. 3>em=
entfprechcnb gerierte VeHagte fich and) im
Ottobcr 1905 bei ben Verljanbluugen über ben
Vrei«nachla&, trofcbem fie ali ©elbfrtontrabenrin
unterzeichnet hatte, metter ali Matlex unb über»
rote« enblich an 3)auel«berg feinen Courtage:
ante«. C« ift nicht richtig, bajj ein Ääufer eine«
©djtff« ober gar beffen „einfeitiger Vertrauen«*
mann" fid) jemal« Courtage berechne, toai ber
teefmifehe AuSbrud einer Vergütung für Ver*
mittlertättgteit ift. „Vrobißon" unb namentlich
bai noc&, mehrbeutigere „Äommiffion" merben
mot}! einmal für folcfte ©rrraoergürungen ge*
braucht, bie in bie Xafdje bei Jräufer« unb feiner
VeboIImächtigten gießen, nicht aber Courtage.
2Bar fomit Vertagte ali SKaHer nicht ju
$auel«berg, fonbern auch ju bem oon biefem
g(eicr) als Verfäufer genannten ÜRorbbeutfchen
ßlorjb in oertrag&äbnliche Sejiehung getreten,
fo mar fie jmar bamit noch nia^t oerbflichtet
alled ju offenbaren, ma£ fie bon ihren Sonboner
greunben härte (toeifyalb bem Cbitionäberlangen
j. JB. nicht entfbrochen merben fönnte), aber fie
haftete für jebe* SJerfchulben, bai einen Schaben
berurfadhte unb bie oben aufgebeclte Slrglift ift
mehr ali bai.
Vertagte b]at in biefer ^nftanj fich noch
bamit entfct)ulbigt, bog fie boefc} am 11. Sluguft
1905 (8lnl. 14) ein deposit-reeeipt überfanbt habe,
auä bem, ba nur 10 bCt 3)ebot geforbert feien,
erftchtlid) gemefen fei, ba& ber Ääufer menigften*
8000 £ ju jahlen hätte. S)a8 ift richtig, änbert
aber nichts an ber bereit« berühren Slrglift unb
ihren folgen. 5)enn biefe mar am 2b. %uli
begangen unb fyattc am 29. 31. ^juli ju einem
feften Vertragäabfchluf) geführt. 3)ie Slnl. 14
liegt 1 1 Sage fpäter. 9Bie fie offenbar auf einem
berfehentlichen Offenbaren ber Vertagten beruht,
fo hat fttäger unb 3>auel$berg auch überfehen,
ba& au* bem receipt auf einem 7500 £ über*
fteigenben Vrei« ju fdjliejjen mar. 5)a* gereicht
feinem Älaganfbruch aber nicht jum Üiachtetl.
git biefer 3nftonJ W Vertagte beftritten,
bie 750 £ felbft ganj erhalten ober behalten ju
haben. $)icfe gragc gehört in bie bem ü. &.
iuftchenbe Verhanblung über bie ^öhe bei
©chaben« ebenfo mie bie grage, ob bem filäger,
ba er nie über 8000 £ für feinen Stampfer ge*
forbert hat, Stile« b"au«$ugeben ift, toa« Vellagte
fich zugeeignet r)ol ober nietjt.
($ie ©ache ift fobann bergltchen.)
CiltVltiimt« VtrUf,
Qr.mz«nltrw <4 »cmfrrrdMt I -*5^ «tuntecrtl. S(tar„ut Dr. «. J. etlitil, ««in»«!.
Digitized by Go<
No. »3. 133
Mo. 51
§anfeaiifdje <$eridjtö$ritung.
jbauptßfatt.
$ani)el*rtjHH4e falle.
XXV IJX %ahvßan$. (40. aa^tgang bet $anbel«aeri$t*3eihui£j.)
*rd« fflr ben {Mriang: *«»t. aab Beiblatt mit Kegifter 20 iL - «aubtbUtt «Otia mit Mcgifter Iö X
»eiMatt atfetm mit 9)egi|)tr 15 A
§nml« Quartal. .fcamlmeg, ben 6. 3uni. 1907.
3n I) alt: 6tabtgemeinbe Berlin gegen ben 6d)iff6eiguer
tfrteberid) «Bebet in Äfeu. — 93remifd)er ©taot gegen
bie 8t. • 0. ©eorg ttgeflorR'« ©o(|ioerte in fiinben bei
Hannover.
SS. Om giiiBtnfii|if?al)ri«»erfeljr Qaftet bat gt[d|ltppte
Sdjiff nidjt fir 9djabcn, ber anefd|tit|(idj bard) bie
tkfataag be# e4)(e»»er0 »erfdjnlbet ift.
©tabtgemeinbe Berlin
flogen
ben ©cf)iff«eigner $ r t e b c r i dj SB e b e r
in »rcn.
3)08 9t. ©. (I 278/06) Wie« am 28. 3Kärj
1907 in obiger ©adje bic Ilägerifdje SHcbifion
gegen ba* Urteil be* 19. Sibilfenat« be« Cammers
geriet« bom U.^uni 1906 surftet; an ber ®nt-
fdpibung be« 9t. ©. fyaben folgenbe Stifter
tnitgetoirft: $räftbent Dr. Blanf, {Räte Dr. Steh*
bein, 3e{j, Dr. $agen«, Dr. ©preeher bon SBernegg,
Dr. «Düringer, ©erenbe«.
3Me gro&e prinzipielle SBebeurung ber nach*
fteljenben (Sntfdjeibung rechtfertigt ben »bbruet
biefer nicht b>nfeatifdjen ©ad)e.
»m 27. SDcarj 1902 Würbe ber Jtabn be«
Beilegten bon bem Stampfer „$erolb" in «erlin
jWifdjen Schilling«: unb <Dcid)ae(brürfe bie ©peee
abwärt« gefd)leppt. $)er ©cf)Ieppsug fco* nnfang«
in ber Stiftung auf ben rechten SBrüdenpfeiler
gefahren, in ber 9cübe ber »rüde ging jeboch
ber Dampfer mit 99adborbruber unter ba« rechte
SBrüetenjodc). 5>er Äa^n bermodjte bie SBenbung
nicht fo rufd) mit&umad)en unb rannte ftunädtft
auf ben rechet« vom Sßfeiler beftnblic^en ©djufr*
Pfahl, Welcher brach, unb bann gegen ben Pfeiler
felbft, wobei bie ©tfenfonftrultion ber $8rüde
befdjäbigt würbe. Klägerin behauptete, bog foWohl
ben SBeflagten, al« ftührer be« Äahne«, wie auch
ben gührer be« Stampfer«, eine ©djulb bei ber
flollifion jur Saft falle.
@« ift auf Ballung be« ©djaben« bon
X 3595,67 geflagt Worben.
5)er 19. Stütlfenat be« Stammergericht« in
Berlin bat burdj Urteil bom 11. 3uni 1906 bie
fllage abgewiefen, Weil er annahm, bafj ben
Beilegten unb beffen Beute lein Berfcfjulben treffe
unb ba& ber gütjrer be« Dampfer« nad) ben
Umftänben be« %aüe& ber Befafcung be« Äabne*
nict)t jujureebnen fei.
$ta« 9t. &. Wie« bie Stebifiou au« folgenbcn
©rünben jurüd:
Bei Beurteilung ber ©adje ift ju unterteilen,
bajj bie ftollifion auf einem fct)u(bf)aft unrichtigen
2Kanöüer be« Führer« be« ©djleppbampiers
„4?eroIb", be« 9cebeninterbententen Renfert bc=
ruht. 2ta« Berufungsgericht tyat fid) in biefer
Schiebung ber ebentucQ erforbcrlidjcn tatfädjlidje»
geftfteüung unb rethtlirhnt SBürbtgttng enthalten,
Weil ei ber Meinung ift, baf) bie SJeflagtcu nad)
Sage be« &ade« nur für ein S3erfd)ulbeu ber
unmittelbaren «Jefabung bc« gefchlepptcn ilohnco
Digitized by Google
134
No. 6».
b>ftbar gemalt Werben tonnten unb ein foldjc«
nidjt gegeben fei, eine StedjtSauffaffung, bie ben
§aubtangriffSt>unft ber gegenwärtigen 9tebifion
bübet. Döne Weitere« barf fobann angenommen
werben, obWoljl eS audj in biefer 93ejieljung on
einer auäbrüdlidjen gcftftellung feijlt, bog bie
33ugfierung auf ©runb eine« jWifdjen bem Äalm*
eigner unb ben Kebcnmterbenienten al« ©ignern
be«„#erolb" abgefdjloffenen ©djleptobertragcs
erfolgt ift, ba ein anbereS StedjtSberljältniS
£Wifd>en beiben nad> ben tatfädjlidjen Umftänben
uidjt Wobl benfbar ift. SUnfdjluß fjieran ift
baoon auszugehen, baß ba« regelmäßig für
bie 33ugfterung bon Ääljnen auf glüffen unb
Kanälen geltenbe S3crtrog§t>erE>äItniö borgelegen
hat, monadj bengütjrer be« Dampfer« bie allgemeine
Leitung bei ©djlebpjugeS oblag unb ber Äaljn=
fdjiffer berbflidjtet War, ben ffirfolg bei Unter«
nehmend burdj richtiges 9?adjfteuern unb 3Bab>
nehmung ber ihm fonft ju ©ebote fte&enbcn
äWerfbienltdjfn SRaßnaljmen nach Gräften ju
förbem (ÜJtittelftein 93. ©dj. ©. 2. Slufl. § 3
Kote G. V 1 ©. 55; Sovens in ©olbfdjinibt
Seitfärift 93b. 50 ©.81 ff.) 2>afür, baß ba« bei
ber 93ugfterung bon ©eebambfern regelmäßig
obtoaltenbe 93erhältni«, Wonadj ber Rührung bei
gefdjlebpten ©djiffe« bie Seitung $ufteht — gemäß
ber englifdjen Sßarömie: the tug is the servant
of the tow — gegeben mar, liegt nidjt nur nidjt«
bor, fonbern eS mürbe bie« audj ber SJerteibißung
ber 33eHagten, gegen bie in biefer 9tid>tung nidjt«
eingeWanbt ift, birett Wiberfbredjen. (Snblidj ift
nad) ber etnWanbSfreien, bon ber SRebifion nidb)t
beanftanbeten $eftftellung bei ^Berufungsgerichts
ber unmittelbaren 93efa$ung bei ÄabneS ein
93erfdjulben an bem Unfälle nid&t jur Saft ju
legen.
Sief biefer ©abläge muß ber 9tebifion p=
gegeben Werben, baß geWiffe in früheren ©nt=
fdjeibungen biefeS ©enat« — (Sntfdj. 93b. 13
©. 117; 33b. 20 ©. 84; 58b. 46 ©. 42; 33b. 50
©. 33 — enthaltene ©äfce in ihrer tonfequenten
Stnwenbung unb SBeiterberfolgung Wobl baju
führen mürben, bie 93eflagten audj im borliegenbcn
2raHe für bai in Sftage tommenbe SJcrfcbulben
bes 33cnfert berantWortlidj 51t machen. 6« gilt
bie« befonber« bon ben Urteilen 33b. 4G ©. 42
unb 93b. 50 ©. 33, in benen fid) ber ©enat im
Weientlidjen ber in einer Gntfrfjeibung bei
£nnfeatifdjen O. 2. ©., abgebrudt #anf. ©er.=3tg.
1900 Kr. 1 (f. befonber« ©. 3), jinn »usbrutf
gelangten StecfttSauffaffung angefchloffen bat. %ovt
tourbe auSgefprodjen :
1. S)ie ©runbfäfce, nadj benen bie grage ju
' beantworten ift, Welche Sßerfonen im gegebenen
ftaUc ju ber 93efafcung be« ©djiffe« gehören,
bleiben trob ber S3eftimmung im 93. ©dj. ©. § 4
Slbf. 3 für bie 93innenfc&iffabrt bie gleiten, Wie
für bie ©eefcfiiffabrt.
2. 93eim ©djlebbjuge ift bie 93efafeuug be«
einen Schiffes bann unb infotoeit juglcirf) al«
bie bei anberen anjufeben, toenn unb infotoeit
bic eine eine ®ienftberrirf)tung ausführt, bie
bem anberen ©djiffe bient ober für baffelbe
©eltung ^at.
3m gegenwärtigen SJfaQe mürbe bai etmaige
93erfdjulben bei 93en!ert barin beftanben tyaben,
baß er bem ©djlcbb^uge eine vlöfolidjc SBcnbung
nad) rcd)ti gab, ob^ne ju bebenfen, baß ber Äabn
berfelben nidjt fdjned genug, um einer Äoüifion
mit 9ifat)I unb 93rüdcnbfeiler 311 entgegen, ju
folgen bermodjte. ®« fann toob^l nidjt bejtoeifelt
toerben, baß nadj ben borftetyenben, für ba«
3)eutfdje ©eeredbt ju unbeftrittener ©eltung ge?
langten ©ruubfä^en 93enfert in 93ejug auf jene
5)ienftberridjtung, ba „iljre SluSfüb^rung audj
bem Äab,ne ju bienen beftimmt mar unb für iljn
©eltung ^attc", ber 93efa^ung bei teueren ju^
juredjnen fein würbe (ogl. ©ntfd). 33b. 20 ©. 84),
womit bie Haftung ber 93eriagten al« ©igner
bei flaljne« gemäß 93. ©d). &. § 3 Hbf. 1 be*
grünbet Wäre.
JKadj nodjmaliger Prüfung bermag ber ©enat
inbeffen an ber früheren Sluffaffung nidjt feft*
ju^alten, Weil nad) feiner jefeigen Ueberjeugung
bie einfadje Uebertragung ber feeredjtlidjen Korm
auf ben 93innenfd)iffabrt«berte^r Weber ben 93e=
bürfniffen bei lederen geredjt Wirb, nodj mit
ber 93eftimmung in § 4 Slbf. 3 be« 93. ©d). ©.
in ©inflang 31t bringen ift.
93ct ber gewöbnlidjen 93ugfierung eines ©ce*
fdjiffes, bei ber bie ©efab^r biefeS Unternehmens
für anbere Wefentlidj burd) bie ©röße bei
gefdjlebpten ©d)iffeS beftimmt wirb unb ber
©djlebbcr nur als ein untergeorbneteS Organ
beffelben erfdjeint, erforbert es bie 93illigfeit,
einen gefd)äbigten dritten bei einem 93erfd)itlben
ber 93cfnfcung beS ©djlebberS nid)t auf biefen
Digitized by Google
allein ju toertoeifen, fonbern ihm auch ba« ©eefdnfT,
als ben eigentlichen Präger bei jugleid) toon ihm
aus geleiteten gefabrbringenben Unternehmens
als #aftungSobjcft jitjuerfennen. 58ct ber %l\xfc
fc6Jeppfd)iffabrt finb bagegen in ber Siegel eine
ÜDcet)r$abl bon Schiffen mit beut Schlepper $u
einem ©chlepp^uge bereinigt. 3)cm Schlepper
Hegt bobei bic Rührung ob. 3ni großen unb ganzen
Wirb fein JBert ben ber einzelnen gcfcfjleppten
&äfme überft eigen. @S ^onbelt ftdj nicht um
eine toorübergebenbe 3>ienftleiftung bei einem
rcgelmä&ig mit eigener ftraft fid) fortbewegenben
©djiffe, fonbern um einen felbfränbigen ©ewerbe*
betrieb, bei bem häufig Weite ©treden in Wodjen*
langer Jn^rt ju überWtnben finb unb bei bem
bic Sätigfett beS bie SBctrtct)*fraft liefernben
©djlepperS in ben Sorbergrunb tritt. ©S ift
fein rcrfjtepolijcilicfjer ©runb crfidjtlidt), WcSljalb
r)ter bei einem ©djaben, ber ausfdjlicfjlich burd)
ein 2Jerfd)ulbcn ber SBefafeung bei ©d)lepperS
angerichtet Wirb, bie {amtlichen im ftntyange
6efinbltfr)cu Schiffe (@rt)Ie^>pf<f)iffe) au* bem
©runbe haftbar gemacht werben follen, bajj bie
betreffenbe S)ienftberridjtung auch tfjncn bienen
fodte. 3)ie ftonfequenj eines folchen ©runbfa^eS
würbe bie fein, bafi fämtliche ©d)iffe im Slnljange
auch für ben <&d)aben haftbar mären, ben ber
Schlepper bei Ausführung bei ©djleppbfenfte*
burch feine eigene fdjulbbafte ÄoHtfion mit einem
fremben ©d)iffe oerurfad)t. 2Ran fönntc biefe
Haftung allenfalls nur bamit rechtfertigen, baß
fämtlichc ©lieber bei ©chleppjugeS fich baS für
dritte gefahrbringenbe Unternehmen ber Schlepp*
fcfjiffatjct jufammenwirtenb ju Stufte machen unb
bcifyalb für jeben burch 93erfd)ulben eine« baran
beteiligten für dritte eutftehenben Sdjaben
folibarifch einzutreten hätten. (Sine fo Weitgefjenbe
©efäf)rbebaftung unb bie ihr $u ©runbe liegenbe
Sluffaffung bei ganzen Sd)lcpp$ugcs ali einer
nautifchen unb rechtlichen Einheit ift aber auch
uon ber bisherigen 9tedjtfprcchung ftets abgelehnt
worben. Slucb, bie englifchc ^uridpruben^, bic
im übrigen in biefen fragen für bie ©ntwirfclung
bei beutfehen Dtedjrcs borbilblid) gewefen ift,
untcvfcheibet bezüglich ber Haftung bc3gefd)lcppten
©chiffe« für 83erfehen berSBcfnfcung bei Schlepper* ;
fcharf ittjifdtjen ben Shtgficrbtcnften, bic einem Sec^
fchiffc bontbergehenb burtfi ben Sdjlcppcr gclcnfrt
werben unb ber eigentlichen Srfjlcppidnffahrt,
135
No. 5*.
wie |tc insoeionoere tm iöinneniaitnanrtsSDerteqr
in bie ©rfdjeinung tritt. (9KarSben, CollLsions
©. 172; bergl. »ohenS, ©eerecht »b. I
©. 159 ff.)
3ft ei hiernach geboten, borfidjrig *u prüfen,
inwieweit bic bon ber ©eridjtSprajiS für bic
SBugfterung bon ©cefchiffen gewonnenen SRedjtS»
fäfce für bie SBinnenfdEjiffahrt anwenbbar finb, fo
ift ferner anjuerfennen, bafi bie banfeatifdje
Auslegung beS § 4 SIbf. 3 beS 83. ©dj. ©., ber
bai 9t. ®. bisher im toefentlichen gefolgt ift,
biefer ©eie$e3bcftimmung nicht gerecht wirb unb
ihr bie beabftd)tigte SBirfung borenthält, 3n ber
StegierungSborlage War aufgeführt, bafi nach °cc
tftedjtfpredjung bei 9t. ©. jWar fämtliche ge=
fchlcppten ©chiffe für ein SBerfdntlben beS
©d)leppcrS haften würben, bafj inbeffen, wenn
ber Unfall lebiglich einem gefdjlcppten ©chiffe
juin SJerfchulbcn gereiche, nur biefe« haftbar fein
Würbe, darauf würbe aus ber Äommiffton
erWibert : „ber ©chleppjug fei in 93ejug auf ben
Umfang ber Haftung feineSWegS als ein unteil*
bare« ©anje aufjufaffen. Qti Ibnne foWohl ber
©chleppbampfer allein, Wie jebe* einzelne im
©chleppjug hängenbe ©chiff dritten einen ©chaben
jufügen. 3)er Führer bed ©chleppbampferÄ fei
nicht im ©tanbe, ben ©chleppjug fo ju führen,
bafj ©djäben bermieben Werben müffen, Wenn er
babet nicht bon allen Führern ber angehängten
©chiffe burch richtiges SRanöoerieren unterftü^t
Werbe, Wie ebenfo umgefehrt bic gühf^ ber
gefcbjepptcn ©chitfc biefe nicht im richtigen &ahr*
waffer erhalten fönnten, wenn ber ©chleppbampfer
nicht richtig geführt Werbe. 9iad) reichSgericht:
licher ©ntfdjeibung fei bie IBefaftung bei ©djlcpp;
bampferS als jur 99efa^ung ber gefd)Ieppten
©chiffe gehörig ju betrachten, nach biefem ©runbs
fa^e alfo, Wenn zufällig bie am ©chlepp^ug
hängenben ©djiffc bemfelben Schiffseigner gc=
hörten wie ber fcl)leppenbe Dampfer, ber 58cfi|>cr
bed3)ampffd)iffcs für einen Don biefem ocrurfnrijtcn
Schaben nid)t nur mit bem ©nmpffchiffe, fonbern
mit fämtlichen angehängten ^ahrjeugen oerl)aftct.
?>ai inboloicre eine grofje Ungerechtigfcit. —
9cad)bcm aisbann ber StegierungSbertretcr an-
erfauut hatte, bafj ber Daraufhin beantragte, bem
jefcigen Slbf. 3 bes § 4 entfprcchenbc ^ufnfo «"'«c
SJerbcffcrung ber ^{egiriungeuovlrtge cntbnlte,
Würbe bcrielbe ciuftimmig angenommen.
Digitized by Google
136
Ko. ftft.
($8 mag fein, bafj in bcr SWdjtagsrommiffion
ber 3tttum obgehxtltet hat als hätte baS 5R. ©.
ben ©rfjlebbjug unter allen Umftänben
als ein unteilbare« ©anje in bem ©inne be=
fjanoelt miffen motten, ba& jebes gefdjlebbte
©djiff für bie gehler bei ©djlebbers haftbar fröre.
Aud) ift cS nid)t rcdjt bcrftänblid), h>eSb,alb eine
fold)c StedjtSauffaffung gerabc bann ju bcfonberS
unbilligen Srgebniffen führen foH, toenn (amtliche
©lieber beS ©djlebbjuges bemfelbcn Aigner ge*
hören. 3"&ugeben ift jebod), bafj au« ber (Sntfd).
SBb. 20 ©. 84 folgen mürbe, baß bie gefdjletobten
©d)iffe menigftenS in ber #aubtfad)c bie gehler
beS ©d)lebtoer8 ju Vertreten haben. (58 laffen
fid) bielteidjt gälte benfen, too ber ©djlebber
burd) einen eigenen geiler einem dritten ©djaben
zugefügt, ofjne bafj man fagen fann, e$ fei babei
in Ausführung ber mit bem ©djlebbbertrage
bcrbunbenen $>ienftberrid)tung geljanbelt toorben.
©s mirb ftcr) babei aber um ganj feltene AuS*
nahmen hanbeln. 3>aS £anf. O. S. ©. lonftruiert
in ber oben ermähnten ©ntfdjeibung ben gall,
ba§ ein 3Rafd)inift auf bem ©djlebber eine
Äeffelejblofton berurfadjt unb baburd) etne in
ber 9iäf»e befinblidje Ißerfon befdjäbigt. ©S
föunte inbeffen barübcr geftritten werben, ob
ber ben Äeffel bebienenbe SJlafd)inift nidjt eine
pm ©djlebbbienfte gehörige SBerridjtung au8=
fii^rt. ^n einer anberen ©ntfdjeibung ($anf.
©er.=3tg. 1905 9?r. 70) hat baffelbe DberlanbeS*
geriet bie 93erantmortlidjfeit beS ©djlebpfdjiffes
für eine fdjulbljafte #anblung beS ©djlepperS ber»
ncint, meil biefer babei btegahrtberlangfamt habe,
um ein jmeitcS ©djiff in %au ju nehmen, toai
nid)t ju feiner $ienftberrid)tung gegenüber bem
bereit« im Sau befinblidjcn gehörte. GS fann
bahtngefteltt bleiben, ob fid) nidjt aud) hiergegen
oom ©tanbpuntte bei D. S. ©. ©intocnbungcn
ergeben liegen, ©emifj ift, bafj bie 9teidjStag3s
lommiffion, als fie ben Abf. 3 bei § 4 befd)lofe,
an berartige Ausnahmefälle nidjt gebadjt bat
unb fidj fciiteSloegS bnmit begnügen hiollte, nur
infotoeit bie Haftung ber gefdjleppten ©d)iffe
für ein SBerfdjuIben beS ©djlepperS auSftufdjliefjen.
%n ber SBegrünbung beS Antrages mar bielmehr
barauf ijingetbiefen, bafj bie ©d)leppfd)iffc nidjt
im richtigen gafjrmaffer gehalten werben tonnten,
menn „ber ©djleppbampfer nidjt ridjtig geführt
Werbe", ©erabe für biefen ÜRormalfatl alfo, too
bie güfjrunß beS Kämpfers für ben ÄurS beS
©dj[fppfd)iffes beftimmenb ift unb erfterer in
Ausführung beS ©djleppbienfteS ijonbelt, mürbe
eS als unbillig empfunben, bie ©djleppfdjiffe für
baS fdjulbbafte «erhalten beS ©Kleppers haftbar
ju madjen. ©erabc für biefen SRormalfaH foHte
ber fcercd}tlid)en Auffaffung für ben ©djlcppbtenft
auf Sinnengemaffern entgegengetreten merben.
S)iefe Abfid)t beS ©cfefegeberS fyat aud) im
©efe^e burd) ben AuSfprud), bafe bie Haftung
fid) auf baSjenige ©d)iff (nebft gradjt) befd)rünlen
folle, me!d)eS ben ©djaben berurfad)t f)at, einen
genügenb Haren AuSbrud gefunben. (Sine
unbefangene Auslegung, bie nidjt non ber
Xenben) beeinflußt ift, bie feered)tlid)en ©runb>
fü&e mÖg!id)ft auf boS 99innenfd)iffahrtSred)t ju
übertragen, mug ju biefem Ergebnis gelangen.
Aud) baS ^anf. D. S. ©. ho* <n 0€r etften
(Sntfd)eibung, bie bie grage betraf, ftebe $anf.
©er.=3tg. 1897 9?r. 104, biefclbe Auslegung als
jutreffenb für ben gatt anerfannt, bog ein Seil
beS ©djletWjitgeS einem ©ritten ©d)aben jufüge;
bod) müffe, meil biefe Ausnahme nid)t ejtenfib
angemanbt merben bürfe, für ben ftaü, ba| ein
fd)abenftiftenber dritter fid) bem tlagenben @igner
beS ©d)leppfdjiffeS gegenüber auf 9Rittoerfd)uIben
beS ©djlepperS berufe, ber feercd)tlid)e ©runbfa^,
ba% bie »efafeung beS ©d)let»perS als »efa^ung
bei ©d)Ieppfd)iffeS gelte, mieber in feine JRcdjte
treten. 58on biefem unhaltbaren, meil infonfe^
quenten ©tanbpunfte ift man bann baju über»
gegangen, bem Abf. 3 jebe SJebeutung für ben
SBegriff ber ©d)iffsbefa^ung abjufpred)cn unb
ihn baburd) ber beabfid)tigten iEBirffamfeit ju
entfleiben. 3Kit 9ted)t meift aber 9ßittelftein,
93innenfd)iffahrtSgefe^ 2. Aufl. ©. 61 unb 02,
barauf ^in, bafj ber Abf. 3 überhaupt nidjt oon
ber „©djiffsbefa^ung" fpred)e, fonbern oon bem
,,©d)iffe, me(d)eS ben ©djaben berurfad)t hot",
momit baS ©d)iff bejeidjnet merben fotte, a u f
bem etmaS berfehen fei, ohne bag es barauf
anfomme, ba& bie betreffenbe $erfou fid) gerabe
an 93orb befunben fyabe. 3" ocr Söt M't es
unberfennbar, bajj baS ©efeb. einen ©egenfa^
mad)t jmifdjen ben IBefafeungen ber einzelnen
©lieber eines ©d)lebp^ugeS unb jebeS ©lieb nur
für feine SBefafcung unter Ausfd)lug bcr ^efa^ung
beS anberen ©liebes, mag biefelbc audj in anberer
SJejiehung als feine «efafeung *u gelten hoben,
Digitized by Google
haftbar magert will. 3>ab>r ift e« burdt) bfefed
©efefc au«gefcf)loffen, ben (Signet bei gefdjilebbten
Schiffe« für irgenb eine fdt)ulbhafte $anblung
ber eigentlichen 93efa&ung bei ©d^eb^er« — j
im ©egenfafee ju einer etroa auf bem ©djlebber ]
pd) beftnbenben, $ur unmittelbaren 33efa$ung ;
bei gcfdjlebbten ©cfn'ffe« gehörigen fßerfon —
berantwortlich ju machen, mag biefe $anblung
auc^ bie Bewegung be« gefchtcbl>tcn ©chiffe«
bireft ober inbireft beeinflußt unb Ijierburch ben
©traben berurfacht haben.
Stfefe üuffaffung wirb nicht nur in eingeben«
ber Erörterung bon 83oljen« in ber »btjanblung
in ©olbfdjmibt, fleitfdjrift 99b. 50 ©. 81 ff., Wo
juerft auf bie große 99ebeutung ber grage für
bie 33innenfdt)iffat)rt t)ingemiefen ift, foroie bon
SRtttelftetn a. a. D. bertreten, fonbern fie wirb
auch fonft in ber Siteratur, foweit erfichtlich,
geteilt.
3rörtfcf>, 33. ©dj. ©. 2. aufläge, Sanbgraf,
33. ©dj. ®. ju § 4, a. E. Sco, ©eet)anbel«rcd)t
©. 142 «bf. 2.
2k» im borliegenben Qfaöe ein 33erfd)ulben
ber unmittelbaren 33efafeung be« SBeber'fdjcn
Jtahne« an bem Unfälle nidit feftgefteflt werben
fann, fonbern nur ein 33crfd)ulben be« ©djiffer«
be« ©djlebber« hierbei in ftfrage fommt, ift mit«
hin bie Älage mit Stecht abgeWiefen.
68. Xie flefttinnmiifl bc* § 26 ber Stranbangü
Crbnnng, nud) wetdper fia) bie Beerbe wegen i(rer ftoften
fir Stfcitigung Don ed|iffaf)rtijfjinberniffen nur an bie
beteiligten «egenftiabe galten faaa, cjelit al« 9(ei4«reit)t
tiein anberajeitigen i'anbeärra)!, äff« j. 8. bem § 10 ber
beemtfn)ea $afenorbnnug oor. — Sie Brftiumung biefe«
§ 16 ber bremifd)ea $ofen«rbnung, nott) weldjer im #nfen
gefunfene #atjr\tng« anf JI oftrn bei? (figcntfimer3 entfernt
merben, ift iffrntlid)en iHe^te«: fte wirb bab,er bnrd)
«rt. 66 befi <Eiaf..«ef. gnm ». 0. ». ni*t berührt.
33remifd)er ©taat
gegen
bie St. = ®. ©eorg Egeftorff'« ©aljrocrfe
in Stnben bei £annober.
3n biefer $btbl. 1906 9ir. 35 referierten
©ache Wie« ba« 9t ©. (I 112/06) am 20. Dltober
1906 bie flagerifthe Stebifion aurüd.
137
No. 53-511.
Entfdjeibung«grünbe:
33etbe ^nftanjen gehen babon au«, bafj ber
Slnfbrudj be« bremifthen ftiäfu« auf botlen Erfat)
ber #ebung«foften gegen bie 33eflagte als Eigen*
tümerin ber beiben ©<h(ebbfät)ne an ftdt) burch
§ 16 ber bremifchen $afenorbnung bom 14. Oftober
1888 gerechtfertigt Werbe. Zrofebem berfagen fie
ber 33eftimmung bie Ärafr, ben eingejagten
Slnfbrudj ju erzeugen, weil ber ^nt)oIt bei Sleicr)«*
rechts ihm entgegenftehe. 2)a« 8. ©. nimmt an,
bafj ber § 25 ber ©tranbung«orbnung in ber
Raffung be« ©efefce« bom 30. 3)ejember 1901
(<Retch3gefefeblatt 1002 ©. 1) mit ber bremifchen
SJorfdjrtft in SBtberfbrudj ftefje, weil er bie
33et)örbe für bie $>edung ber bei 33efeitigung
eine« ©chiffahrt«hinbcrniffe« erroachfenen Äoften
audfchlicßlich auf ben äierfauf ber befeitigten
©egenfiänbe berweife unb bamit eine berfönliche
Haftung be« Eigentümer« au«frhliege. S)a«
0. S. ©. mißbilligt bie«, gelangt aber ju bem
gleichen Grgebniffe, roeil e« annimmt, baß bie
burch § 16 ber $afenorbnung geregelte ©rfo^
Pflicht eine bribatrechtliche SJorfchrift fei, bie nach
»rt. 55 be« ©inf.;@ef. jum 33. ©. 93. mit bem
3nfrafttrcten be« 33. ©. 33 al« befeitigt *u gelten
habe.
3)ie ledere Anficht, gegen bie fiefj bie
9lebiRon toenbet, ift junüchft ju brüfen.
3)ie 93orfchrift, baß bie ^afenbehörbe ges
funfene gahrjeuge auf Äoften be« Eigentümer«
entfernen unb in 93erroahrung nehmen bürfe, ift,
roic ba« D. 8. ©. felbft annimmt, an ftch öffentlich'
rechtlicher Statur, ©ie bejroectt bie 9Bat)rung
be« allgemeinen öffentlichen ^ntcreffe« an ber
3?mt)altung ber ^Ȋfen bon $inberniffen, bie bie
©d)iffahrt unb bie mit ihr in ^nfammenhang
ftehenbe 93enu^ung ber ^afenanlngen ftöreu unb
gefäljrben. 3)a« €>. 8. ©. meint aber, baß bie
SJorfchrift infofern bribatrechtlichen <&f)avaltex
habe, al« fie bie Entfernung eine« Schiffahrt«*
hinberniffe« auf Äoften be« Eigentümer«
julaffe. ©amit fei ein bermögen«rechtlicher Slns
fpruch gegeben, ber ftch als ©cf|aben«anf)>ruch
barftelle, bem ©ebiete be« bürgerlichen 93erfehr«
angehöre unb ber Siegelung burch ba« 93ribat=
recht unterliege. 2)a« ift fehlfam.
^aß ein 3te<ht«fn$ bcriuögen«rechtli(he folgen
hat, ift für feine Einorbnung unter ba« öffentliche
Digitized by Google
138
No. ÖS~
ober ba* bürgerliche Sfled^t ot)ne SBebeutung. j
©benfo ift bie SBorfteöung jurfidauWcifen, bajj j
ein Slnfbrud) fdjon bc*wegcn al* b rioatrcchtlicher
anpfchen fei, Weil er auf ben ®rfafc eine*
Schaben* abfiele, ©iefe Satfadjc tft für bie
©inorbnung an fid) ohne SBcbcutung. ©* fommt
barauf an, ob ba* Stedjt*berfjältiii*, au* beut
bic Sdjabcn*erfafoi)flicht ermädjft, bem öffentlichen
ober bem bürgerlichen Stcdjtc angehört.
£icr honbelt e* fidr> um einen Stedjt*fa&,
burrf) ben bie jur Sßa^rnef)utitng be* öffentlichen
SJntereffe* berufene SJeljörbe ju gewiffen ©in--
griffen in ba* «ßribateigentum ermächtigt Wirb.
$ie 93ef}örbe foQ Sadjcn, bie im Privateigentum
ftehen, unter gcWiffcn 3}orau*fe|>ungcn auf Soften
bc* ©igentümer* entfernen bfirfen. ©igentum*=
bcfdjrnnfungeu aber, bic im öffentlichen ^ntcreffe
auferlegt ftnb, gehören in ba* ©ebiet be* öffent«
liehen Siecht* unb nicht in ba* ©ebiet be*
Pribatrcdjt*. $a* ift aud) ber ©tonbpunft be*
«. ©. S8., ba* in ben fad)enred)tlid)en SHor--
fchriften über ben Inhalt be* ©fgentum* (§ 003 fg.)
jwar eine Sieic)e bon ©igentumSbefdjrönfungcu
51t ©unften anberer, in*befonbere beim ©runb*
eigentumc jt,u ©unften ber Scadjborn, enthalt,
ba* ©ebiet ber ©igentum*befd)rünfungcn im
öffentlichen ^ntcreffe n*fy regelt. ^m
^ufammenbange hiermit fteht e*, wenn SIrt. 109
be* ©inf.*©ef. — um etwaige 3roeifel ab=
jufchneiben — auöbrüdlidj berfügt, bafj bie lnnbc*=
gcfcfelid)cu 5ßorfd)riftcn „über bic im öffentlichen
^ntereffc erfolgcnbe ©ntjicbung, *Befd)äbigung
ober SBenufoung einer Sache, 3)efd)ränfung be*
Eigentum* unb ©ntjieljung ober SBefdjränfung
Don Stechten" unberührt bleiben.
9BiC man aber auch annehmen, ba& bie
Sluferlegung bir ftortfrijaffuugäfoften über ben
Stnf)incn einer bfofjen ©igcntum*brfd)rrtufung
hinau*geht, fo barf bie 5?orfd;rift bod) aud)
infoweit nicht al* eine pribatrcchtlidje gelten.
©* t)0110^ ?'<h Oicrbct um eine 3lrt bon bolijci=
licher 3wang*Dollftrcdung. 5>ie ^unäd)ft beut
(Eigentümer fclbft obliegenbc §aublung Wirb Don
ber SBcbörbe bewirft, ähnlich Wie im gnllc be*
§ ss? ber 6. D. Don bem ©laubiger unb
Wie in biefem ftatte ift ber SBflidjtigc aud) hier
fdjulbig, ben burch bie ©rfa&bornnrjmc crWachfcncn
Bufwanb ftu erftatten. ftn* ift fein cibilrerf)tlid)er
?lufbruch, fonbern nur ba* lefotc Stüd in ber
j {Reihe ber boliseilidjen 8wang*ma&nahmcn jur
j Durchführung be* ©rfolge*, ben ba* ©efefc im
öffentlichen ^fntereffe anftrebt. ©ine ähnliche
U3eftimmung, bic für bic Schiffahrt auf ber Dber
ergangen War, Im* ba* 91. ©. benn auch bereit*
in biefem Sinne aufgefa&t: ©ntfdj. SJb. 43 S. 2fl3.
3)nfj e* ftdj bamal* um eine breujjifdje, jefct um
eine bremifche SScrorbnting hoi'belt, ift unerhefo
lid). 2Bie ba* 93erufung*gerid)t feftfteßt, enthalt
ba* bremifche Stedjt feine SBeftimmungen über
bic Slbgrcnjung be* öffentlichen Siecht* bom
pribaten. ©* fommen baher Icbiglid) bie all:
gemeinen, in SBiffetifdjaft unb Stechtfbredjung
anerfannten ©runbfäfye in 99etrad)t. Stur biefc
aber — unb nicht befonbere SBeftimmungen be*
preufjifchen Stecht* — Waren auch bei jener
©ntfdjeibung für bic »uffaffung ber »orfchrift
al* einer DoH<idlid)en mafjgebenb.
hiernach erfcheint c* nicht angängig, bie
erwähnte SJon'chrift ber ^afenorbnung mit bem
0. S. ©. in eine bem öffentlichen unb eine bem
bürgerlidjen Sledjte anger)örtgc ju jcrreijjjen. Sie
ift einheitlicher 5Ratur unb gan$ bem öffentlid)cn
Stechte einjuorbnen. Unb baher Wirb fie burch
Slrt. öö be* ©inf. - ©cf. jum 58. ©. ». nicht
berührt.
2)a hiernach ber ©runb, au* bem ba*
O. S. ©. jur «bweifung ber Älage gelangt ift,
nicht haltbar erfcheint, fo bleibt ju brüfen, Wie
e* fid) mit bem bon beiben ^nftan^en berfdjicbcn
beurteilten Sterbältni* bc* § 25 ber ©tranbung*=
orbnung ju ber S3orfd)rift ber ^afenorbnung
bcrl)ält.
Saft bie 93orfrf)rift ber 6traubung*orbnung
auf bie ^>öfen be*3onau*fchlufjgebietcS inlöremen,
weil Secfdnffc in ihnen berfchren, an fi<h Sl»:
weubung ftuben, wirb bon ben ^nftanjen untere
ftellt unb fnnu einem 3we'fel nie^t unterliegen,
©benfo un^weiiclbaft ift, bafe ein S^ll borliegt,
ber unter § 2h fftttt: in einem ^afeu war ein
Sdjiff fo gefüllten, baß bic ©djiffaljrt baburdj
beeinträdjtigt Würbe, ©in ©eefd)iff — wa* nidjt
feftgeftellt ift — braucht ba* gefunfenc ©d)iff
nicht ju fein. Skrgl. St. ©. ©ntfeh- «b. 38
©. St>.
Sfadi § 2ö faun firfy bic 33et)örbe jur
Dcrfuug ber Siäumung*foften nur an bic be-
feitigten ©egenftänbc halten; ein Stecht, ben
©igentümer berföulid) in Slnj'Vrud) ju nehmen —
Digitized by Google
inSbefonbere für ben ftall, bafj bic Soften burrfi
ben Erlös ber befeitigten ©egenftänbe nicht
gcbccft Werben — fte^t it)r nach biefct @efetye£=
ftcUc nicht ju. $er Inhalt beS § 16 ber #afen=
orbnung aber ift nad; bec Auslegung bec Bor*
inftanjen gcrabe ber, baö. für bie bon beiben
Beftimmungen gleichmäßig umfaßten $ällc bem
fttSfuS ein bom 9Berte ber befeitigten ©egem
ftänbe unabhängiger Erfafcanfbrucfj gegen ben
Eigentümer gewährt Wirb.
ES fragt Ret), ob biefer lanbeäredjtlicfje
3tcd)tsfa{j gegenüber ber reirfjSrcdjUirfjen U?ov=
fajrift SBcftanb bat, ober ob er nach ber 9tegcl
bes Srt. 2 ber SReidffSoerfaffmtg, wonach „bic
9teich«tgefefrc ben SanbeSgefefcen borgeben", als
befettigt ju gelten habe.
99ei Prüfung biefer gragc ift babon auS=
Zugeben, bafj Wenn baS 9teichSgefefc eine SJlaterie
bottftänbig regeln WoQte, Sanbcsgefcfcc jur Er-
gänzung beS JReicfjägefefceS unjuläfRg finb. 3nbem
baS Stteidj eine beftimmte 9techtSmatcric normiert,
entrüeft eS biefe 9Jtaterie ber einjclftaatlicr)cn
Autonomie.
3)emnacr) ift ju fragen : ÜBoHtc bie ©tranbung*=
orbnung bie ©tranbungSangelegenheiten, unb
inSbefonbere bura) § 25 bie behörblichen Befug;
niffe in Bezug auf bie Beteiligung bon ©chiff5
fahrtshinberniffen, namentlich auch gegenüber
ben Eigentümern, bollftänbig unb abfdjliejjenb
regeln ?
$iefe grage mufj bejaht Werben.
$ie ©tranbungfiorbnung ftrebt eine boH=
ftänbige Siegelung ber ©tanbungSangelcgenheiten
an unb lagt — abgefeljen oon ben gälten, wo
fte auSbrüdlidj auf bic SanbeSgefefcgebung ber=
Weift (§ 2 «bf. 1, § 22, § 35 Slbf. 4 unb § 45),
ober Wo Re ben SanbeSregferungen geWiffe Er*
mädjrigungcn einräumt (§§ 17, 24, 40) - inner-
halb ihres örtlichen unb fachlich™ »ntoenbunflfe
gebietet leinen 9iaum für lanbcsgefc|jliche
Ergänzungen. 3)ie 2Hotibe beS ©cfcfccntwurfS,
ber im Saufe ber gefefcgeberifcfjen Beratungen in
biefem fünfte eine Slbänberung nicht erfahren
hat, geben als feinen gtoeef an:
„3Me bisher mafrgebenben bartilularrcd)t=
lidtjen Borf driften bollftänbig ju befeitigen
unb Re im 2Bege ber 9tcia>gefefrgebung burrfj
einheitliche« 9ted)t ju erfefcen."
139
Na S3.
(3)rurffarf)en beS ^Reichstages 2. SegiSlatur*
beriobe 1. ©efpon 1874 Bb. I 9er. 5
6. 13.)
®ic hi^ in JRcbe ftehcnbe Borfdirift bcS
§ 25 mar fo, Wie fie im ©efefre bom 17. 3Rai
1874 lautet, bereits im erften Entrourf enthalten
unb ift bamals unberänbert geblieben. SDlit auf
Rc bezieht Reh bie weitere Bemerfung ber 9Jiotibe,
ba& ber Entwurf bie £enben$ berfolge:
„ben einzelnen Beteiligten in ber freien
Verfügung über feine Berfon unb fein Eigen:
! tum nur infoWeit ju befchränfen, als eS jur
Slbwcubung erheblicher unb bringenber ©efahr
uuerläfjlid) ift; Weitergeljenbe Eingriffe in bie
Freiheit ber Berfon unb in beftehenbe Bribafe
rechte hat er bermieben, weil ber 9cufren foldjer
aJlajjnohmen burch ihre 9?arit)teifc überwogen
wirb" (bafelbft S. 15).
Slls Reh in ben 90er fahren bei Hamburg
mehrere ©tranbungdfälle ereigneten, burch bie
baS gahrroaffer ber Unterelbe beeinträchtigt
rourbe, ermieS Reh bie Sorfehrift bes § 25 in
ihrer urfbrüuglicfjen Raffung oielfadh als ju eng.
^nSbcfonbere infofern, als Re ba« Etnfchreiten
ber Befjörbe babon abhängig machte, bag bie
beteiligten Eigentümer nicht befannt ober jur
»Segfchoffung nicht bereit feien unb ferner infofern,
als Re eS zweifelhaft liefe, ob bei einem gefunfenen
©chiffc bie Sabung bon beren Eigentümern allein
entfernt unb bamit ber Haftung für bie Äoften
ber »efeitigung bcS ©racfS burch bie Behörbe
entjogen toerben formte. Obtooljl bie lefetere
grage aus Slnlafe eines Einzelfalles bom 9t. ©.
Zu ©unften beS ftisfus entfcfjieben toorben toar
(Urteil beS I. EibilfenatS bom 14. »bril 1894
Entfd). öb. 33 ©. 61), fah Reh bie 9teid»Sregierung
auf Anregung Hamburgs boch beranlagt, im
gebruar 1901 eine anbere Raffung beS § 25 in
SSorfrfjlag zu bringen, um ben Ijerborgetretenen
Uebelftänben abzuhelfen, »gl. bie SBegrünbung
Zum Enttourfe eines ©efe^eS zur »bänberung ber
©tranbungSorbnung, S)rudfachen beS 9leichStageS
10. Segislaturberiobe II. ©cfRon 1900 Ol II. 58b.
9?r. 149. 3)er borgelegte Entwurf würbe bem-
uächft als @efefc am 30. ®ezbr. 11)01 publiziert
(9teichSgefe&blatt 1902 ©. 1). abgefeben bon
anbereu nebenfächlichen Scnberungen Würben
burch bie neue 3-aRung bic SBorauSfe^ungen unb
3-olgen beS beljörblirfjen Einfd)rciten* anberi
Digitized by Google
140
normiert unb bor aöem berbütet, bafj etwa bie
Sabung«=3ntctcffentcn bie in ber Siegel leidjter
fortjufdwffenbe unb roertbollere Sabung au$ ben
geftranbeten ©Riffen gegen ben SBiöen ber
99ef)örbe entfernen unb baburd) ben 9Bert bei ber
»etjörbe berbleibenben ©egenftanbe* fdmtälern
fönnten. Stamit mar ber — au$ in ber aui-
länbifdjen ©cegefefegebung jumeift anerfannte —
fRedjtggrunbfafe, bafj ©djiff unb Sabung allemal
ale ein einl}eitlid)e£ ©djiffabrtSbtnbemi* ju be=
trauten unb jufammen für bie 3Begfd)affung$s
foften haften, SBeftanbteil bei 9teicb>redjt*
geworben. 9lur bie £abe ber Srfjiftäbefafcung,
baä JReifegut ber JReifenben unb bie Jßoft würben
Don ber $aftung aufgenommen.
geftgeljalten aber tourbe an bem ©runbfafce,
bog für bie SBegfdjaffungätoften nur eine Haftung
mit ben befeitigten ©egenftönben Sßlafc greift,
eine ©adjljaftung, feine berfönlidje Haftung ber
beteiligten (Eigentümer. $>ie« ift um fo bcadjtens*
werter, als auSSlnlafj ber ermähnten ©tranbung**
fälle auf ber ©Ibe, bei benen bem Hamburger
3idfu3 in fteben Saljren 395000 JH ungebedte
SBcgräumungSfoften entftanben waren, in ber
Literatur bie «uffteüung beS 9tedjt«fafceS
embfobjen unb mit SBitligfeitägrünben unb ber*
roanbten JBeftimimtngen ber aufjerfeeredjtlidjen
©efefrgebung, unterftüfet mar, bie Sfteeber, bie ja
hiergegen SBerüdjerung nehmen fönnten, foltten
unbefdjränft für berartige folgen if>re«
flefa^rboOen ©eroerbebetriebeS haften, »artet«
in ber #anf. ®er.*8tg. 1895 £aubtblatt 9lr. 42
©. 118 fg. demgegenüber betont bie Siegrüm
bung ber Stobette, bog ei bie Aufgabe bei ©efefee£
fei, bie S9ef)örbe
„in betreff ber Sedung ber Stimmung«*
foften a\xi ben ju befettigenben ©egenftänben
fotueit fidjerguftellen, a l i biei mit ben
Sutereffen ber (Eigentümer bertraglirfj
erfd)ien".
SRad) adebem fann ei feinem S^eifel unter:
liegen, bafj in ben fällen bei § 25 ber ©tranb.»
Orbn. bie fianbesgefefrgebung nadj 9iefd>«red)t
nid)t in ber Sage ift, bie burdj bai 9teia>8gefe&
abgelehnte Slu«betmung ber Haftung ber beteiligten
(Eigentümer auf beren gefamte« Vermögen if)rer=
feit* einjufübren unb ba& 8anbe«gefefre, bie bie«
tun, alfo nad) ber Auslegung ber JBorinftanjen
ber § IG ber bremifdjen #afenorbnung, Weil fie
mit bem Steid)«red)te in SBiberfbrud) fteben, feine
©iiltigfett beanfbrudjen fönneu.
3n meinem Berlage ift erfribieneu unb burdj
alle 93ud)fjanblungen au begeben:
5rtebrid? 33ofcen
über
211***1 un^ ttcligbn
bom
Stantynsttkt ber «efdMte
unb Der Swift.
©in öcitrna, $ur ^^itofop^ie ber «Perfönlidjfcit.
il^vei« M. 2. — .
Otto aWcijjnert Vertag iu $antbnrg.
Sistig ffw Surifteu, »anhäufet, Jtaufleiite,
QanbelSfaumicrn, ©ecömter unb $erfi$eniiigS-
Oefellfdjaften.
Sie ianfeatifdje $tti)tfpxtü)M%
auf bem @ebiere beä $aubel4>,
t»erfid)erima>, ©Jedjfel- unb ^eeredjtS.
ftepertorium
ber t>ciöffenilitt>teit Urteile
Ijanfeaiifdjer ®eri<f>te
ntbß ben
iiigel^rigen €ttifd}eftiingen ber (jödjjreii
<5ertd)tsty)fe
jufommengefileOt bon
Dr. $an( «Ibra b, am.
2 ttäitbe: brofdjtri 86 9»f\, fleb. 44 8»f.
Hamburg. Otto 9Rcißner« »«(ag
Oll« 'Wcifiiif I «rrla«.
■ ti A IN c »i i , d
Dt. •. «. «ta.»l«.
Digitized by Google
51©. 24.
J141
So. J
§Mfratif4t («criditfjfitiiuii.
jbanpt6ratt.
$andeldred|tltil|e lalle.
XXVI3X 'Sbahvßanfr (40. 3a^toang ber Ganbertgcrit&tfräatuiifl.)
*ret# fir kta Ofling: «»fit- >nb Ct. Matt mit Wf|ifltr 20 X - «aaattlatt alcia mit »ctiflcv 15 X
Ctiblatt flUtin mit IHtgtfttr 15 Jt
Jm«iif5 Quartal
$ambnrg, feen 13. 3un'-
190;
^nbolt: l) gf6ftÄ(ialmnitoinRr«Hffurto. W. a)1JJ«ttnt.
anmalt Dr. 8*. Sötrtb, boftlbfl, 3 ftatfiitaiircalt SB. Saint
in SBetlin. 4) ^atrntonnwlt «. »eilK in ffronffnrt e IV.,
6) $atfntanu>att Dr. $. Stil trafelbft fltfltn Sari ptndtü
in $amburg. — Th« Haifcur Stcftmthip Co. Ltd. in
3. $. fcodjmann in ~
64. fliegt «af £ifft)aag ciagttragtatr fBartagticftta,
»dl »er 3ata»tr ktr 8"*« <«»'■ «»UMfMietriek tatier
1) gc&e* & ©almano in granrfurt a. SR., J
2) Vatentanmalt Dr. 9t. SBirttj bafelbft,
3) Vatentanmalt SB. Some in 83er l in,
4) «atentanmaItß;.2Beif>e in gronffurt o. SR.,
ß) «atentnnmalt Dr. 9Beü bafelbft
9«flen
Sari $ endeil in Hamburg.
$>er IBeflagte, welker bamal* bei einer
biefigen girma al« $anblung£gebülfe in (Stellung
mar, melbete om 2ß. »bril 1904 40 berfdjiebene
SBarenaeidjen unb am 11. 3Hai 1904 ein meitere*
SBarenjeidjen („ftlammenfturj") für fld)
(Eintragung in bie S^djenroOe be* Ißatentamt«
an. «I« <&e)d>äft8betrteb, in meinem bie Seidjen
bermenbet merben foQten, mürbe „®Ebort= unb
^mportgefdjäft" angegeben unb ein SBerjeicbni*
einer großen SlnjabJ »on SBaren, für meldje bie
Beiern beftimmt feien, beigefügt. $>er Hnmel*
bung gemäfj mürben fSmtlidje 47 fttidftn für
ben Seitagten in bie SridjenroUe eingetragen,
barunter 12 im 3a$re 1904, 28 in ber erften
$SIfte bon 190ß, fed|« in ber jtoeiten fcälfte
« • ■ r i ► I a 1 1.
Bon 1905 unb ein« Anfang 1906. 3m SWärj 1906
erhoben bie 8ftrma &efcer <fc (Salmano in grant*
furt a. 9)}. unb bie bier im SÄubrum genannten
93atentanmälte beim 2. ©. Hamburg Älage mit
bem Antrage auf Verurteilung be* Vetlagten jur
(SintuiUigung in bie göfdjung ber für iljn ein:
getragenen Seieben; ber »nftorudj mürbe bamit
begrünbet, baß ber l&etlagte niemal* ben SBillen
gehabt Ijabe, einen eigenen @efd}äf tibetrieb ju
beginnen unb fid) in bemfelben ber angemelbeten
Seidjen ju bebienen, mie er benn aud) über bat
für bie Vegrünbung eine* (J$bort= unb $mbort*
gefd)&ft* erforberlidje ftabital nidjt berfüge. 3>te
Anmelbung fei allein ju bem 3b*de erfolgt, um
Slnbere burrf) (grljebung bon 2Biberfpriid>en unb
Unterfagung ber Venufeung bon iEBarenjeidjen
ju 5n>ingen, bem Vetlagten 9bftnbung*fummen
ju jafjlen, mie bie* aud) in einer SReljrgabl bon
gällen gefdjeljen fei. 3>er »eflagte beantragte
Klagabmeifung; bie Älage fei restlich, nirfjt ju»
Iäffig; in tatfädjlidjer ^inftdjt fei amar richtig,
bag ber SBeflagte bie bei ber »iimelbung ber
Seiten gehegte SIbRdjt, ein @sportgefd;äft naa)
©Üb = Slfrifa ober ©Üb -- Stmerifa ju begrünben,
biäfyer nitf)t b^abe au*füb,ren Idnnen. fSnc fei aber
narf) feiner gefrftfftlidjen SJorbilbung ju ibrer
SIu*fübrung völlig geeignet, babe ein Vermögen Don
10000 JL unb merbe, fobalb ba* (gjbortgefa?äft
eröffnet fei, über bebeutenbe Äopitalien berfügen.
5)a* O. S. ©. III entfbrarf) am 13. «bril
1907 ber Älage.
Digitized by Google
142
No. 54.
Cgntfd)eibung&grünbc:
1. 2)ie rechtliche 3ulöffigfeit ber erhobenen
fflage beruht auf bem § 9 Hbf. 1 3iff. 2, Hbf. 3
unb 5 beS ®efe$eS vom 12. SRai 1S94. danach
fann ein dritter, b. h- jebe SBerfon, abgefeben
toon bem 3e«^cttin^aber, ohne SNadjWei« eines
befonberen ^ntereffe« im 2Bege einer ?lrt populär*
flage bieSöfdjung eines äBarenaeidjenS beantragen,
wenn ber ©efdjäftsbetrieb, ju meinem baS
SBarenjeidjen gehört, toon bem eingetragenen
Inhaber nicht mehr fortgefefrt wirb, allgemein
wirb anerfannt, ba& bem eingeteilten 5Bctriebe
ber überhaupt rt t df) t begonnene bann
gleich fteht, wenn ber ©efdjäitöbetrieb in 2ßat)rb,eit
nidjt beabfidjtigt würbe, ju bgl. bie Äommcntarc
toon SlUfelb (1904) ©. 534 Mb| 2, ftent (1*97)
9hr. 301, ©eligfofm (1905) ©. 130, femer derm
bürg, Bürgerliches 9ted)t I (1902) ©.310 sub 3 b
unb Seitfärift für gewerblichen $Hed)t«fch»& IV
©. 53. fteijUe jene Slbftdjt, fo bat ber Inhaber
bei 3eidjenS ebenfowenig wie im Tratte ber
SJidjtfortfe&ung beS iBetriebe« ein rechtlich, an-
erfannte« ^ntereffe an ber Slufrechterhaltung be«
3eicbenS; eS fällt bann unter ben begriff ber
Slrglift im weiteren ©inne, wenn er ftd) auf ba«
formal beftebenbe 9ted)t ftüfcen will, um Slnbere
an bem ©ebraudje bei eingetragenen Seidjen« ju
fnnbern (fo 5R. ©. 33b. 30 ©. 2).
2. 3uftänbig für bie Klage aus § 9 finb bie
or ben Hieben @erid)te. ^freilich fann bie fiöfdntng
nad) Sbf. 5 bei § 9 junädjft bei bem Patentamt
beantragt Werben, eine Verpflichtung baju
bcfteljt jeborf) niajt (SlUfelb ©. 541). § 8 Slbf. 2
9lr. 2 finbet auf alle gäöe ber toorliegenben Strt
leine Slnwenbung, Weil ei fid) nidjt um einen
VerfagungSgrunb b,anbelt; Welche Slbfidjten
ber SJeflagte bei ber Slnmelbung ber Qe\d)en
nerfolgte, fonnte baS Patentamt jur Qeit ber
Eintragung noch nicht beurteilen, weil ftd) bie*
mit ©idjcrljeit erft auS feinem fpäteren Verhalten
ergab; bamals hätte bie (Eintragung nid)t toerfagt
werben fönnen unb Wenn fie erfolgte, fo lag
barin fein 58 e r f e h e n be* »Batentamts, beffen
Berichtigung nach § & 3'ff- 2 burch üofdjung bei
3eid)euS toon SlmtSWegen 511 erfolgen hätte.
SluS bem Verhalten be« Veflagten nach
Eintragung ©d)lüffe ju jiehen, ift nicht ©adje
be« Patentamt«, fonbern be« im SHege ber
Söfdjungsflage be« § 9 Sbf. 3 anjurufenbeu
orbentlichen ©cridjt«.
3. 3n ber ©adje felbft mu&te ben Qk-
Wagungen bei 2. ©. beigetreten Werben, »udj
biefe 3n1toni ift überzeugt, bafc ber Vertagte
Weber bei ber Slnmelbung ber 3ei$*n nc<h *n
irgenb einem fpäteren 3p'tf>unft bie Venu$ung
ber 3e'd)en innerhalb eine« toon ihm ju errichten«
ben ®efdjäftsbetriebe8 Wirtlich beabfiebtigt bat.
©chon ba& ei nicht Weniger als 47 3eid)en Waren,
bie ber Vetlagte faft an bemfelben läge an-
melbete, fd)lie&t bie Sinnahme, bog er fte ju
einem fünftigen Gkirfjäft«betriebe habe eintragen
laffen, nahezu au«; e« fommt h'nJu* ie0<ö
biefer Seifyn für runb 1000 SBaren ber öer=
fd)iebenften 5lrt, Wie fie aud) ber größte ejöorteur
in feinem ©efchafte gar nicht führen fann, an:
gemelbet würbe, fo bog auf ber $anb liegt, bog
ber SBeflagte fich ber $e\i)en nicht, wie ei ber
§ 1 be« SBarenjeichengefefce* norfieht, in bem
fünftigen betriebe „jur llnterfcheibung feiner
äBaren bon ben 58aren Stnberer" bebienen wollte;
enblich bie öom S3eflagten jugeftanbene Satfache,
ba& er nachher in einer größeren 3ahl öon
ftällen oon anberen ©eWerbetreibenben eine
@ntfd)Sbigung in ©elb bafür Verlangt unb er^
halten hat, baß er gegen bie oon ihnen beabfidjtigte
3eidjeneintragung entWeber feinen SBiberfprud)
erhob, ober ben SBiberftorud) iurüetnahm, woburch
in SJerbinbung mit ben fdjon erwähnten fonftigen
Umftänben bie ^eftftedung gerechtfertigt Wirb,
bag e« bem SBeflagten toon Anfang an nicht um
bie Senu&ung ber 3ridjen im loyalen ©efd)äft«=
betriebe, fonbern (ebiglid) um bie ©rmöglid)ung
eine« unlauteren ^anbel« mit Sicenjen ju tun
geWefen ift.
demgegenüber hat fich ber SJeflagte in erfter
^nftanj barauf befd)räntt ju behaupten, baft er
beabfid)tigt f)abe, ein (Sjportgefchäft nad) ©üb=
Slfrifa ober ©üb=Slmerifa ju begrünben, an ber
Ausführung biefer Slbfid)t aber bie bahin ge*
hinbert geWefen fei, obwohl er nach feinem
faufmännifchen SBilbungSgange bie für bie Rührung
eines foldjen ©efdjäftS erforberlichen ©igenfehaften
beft^e unb, fobalb nur baS ©efdjäft eröffnet fei,
über bebeutenbe Kapitalien ju toerfügen haben
Werbe. $n oiefct 3nfton3 weiter ausgeführt
I unb unter SBeWei« toerfteüt Worben, ba& ber
i »eflagte beabfidjtigt habe, im ^ahre 1904 ju=
Digitized by Google
fammen mit feinem Sruber ©ottfrieb $endeß
ein ©jport-. unb !3mJJort=©efd}äft ju begrünben,
baß ficf) bicfer $lan aber im Oftober 1904 jer*
fdjlagen Ijabe, baß bann SJerbanblungen megen
gemeinfamer Segrünbung eine« ©efdjäft« jmifdjen
ifmt unb einem gemiffen SJertfyolb gepflogen feien,
bie im %uü 1906 jur Sluffefeung eine* Vertrag«:
©ntmurf« geführt hätten, aber im Dftober 1906
gefdjeitert feien, ba 5Bertb>lb ba« ju befdjaffenbe
Äatoital ntdft fwbe aufbringen fönnen. ferner
miß ber iBeflagte im ©omni er 1906 in gleicher
JRidjtung mit einem bjefigen Kaufmann »lum
über ben (Eintritt in beffen 6jöort= unb ^mbort*
geftf)äft oerljanbelt baben. 2)iefe 2atfadjen ftnb
Don ben ftlagern beftritten morben unb e« mürbe
einer 2iernef>mung ber für fie öorgefdjlagenen
Seugen bebürfen, toenn fie für erb>blid) ju
erachten mären. 5)aS ©eridjt Ijält fie aber
iämtlidj für unertjeblidj. SBerben fie al« richtig
unterfteüt, fo änbert ba« bie ©adjlage nicrjt.
6« mag fein, baß ber Seflagte $eitmeüig geglaubt
bat, ein eigene« ©efdjaft ju erridjten unb baß
er mit Slnberen über bie gemeinfame <£rritf)tung
eine« folgen uerljanbelt Ijat. ®* mürbe barau«
aQein nict)t folgen, ba| er bie 47 3eidjen in ber
8bftd)t angemclbet fjat, feine SBaren bamit ju
bejeidjnen, ober baß foldje Slbftdjt fpäter bei tfnn
oorljanben gewefen fei. #inju fommt, baß ber
Seftagte felbft nidjt bebautet, bog jene 83er:
fjanblungen megen ber SJegrünbung eine« ©efdjäft«
idjon ju einem &bfd)Iuß geführt Ratten. <5r
giebt alfo ju, baß e« jur 3eit ber Hnmelbung
ber Sc^en not$ flanä ungewiß mar, ob unb
mann ber SBeflagte in ber Sage fein merbe, ben
Setrieb, für meldjen bie 3c'^cn angemelbet
maren, ju eröffnen unb baß btefe Ungemißljeit
audj fpäter beftanben Ijat. ©oroeit, baß barauf
gerechnet merben fonnte, ber Setrieb werbe in
nüdjfter Seit beginnen, finb bie SJerrjanblungen,
menn man oon ber eigenen $)arfteUung be«
SBeflagten audgefjt, niemal« fortgefctjritten. 3>ie
blofee Hoffnung, fpäter einmal einen ©efdjäft«:
betrieb eröffnen ju fönnen, giebt aber nod) fein
ftedjt, 2Baren jeid?en an jumelben unb beizubehalten,
fonbern e« ift erforberlidj, baß ibjre 93ermirflid)ung
unmittelbar bettorfteljt.
3n biefer gnftanj beruft fid) ber »eflagte ;
oor Slttem barauf, baß er am 9. Januar 1907 j
— ettoa brei 3ab> nad> ber Hnmelbung ber !
143
"SZ~3T.
3eidjen unb faft adjt SHonate feit ©rlaß be«
lanbgeridjtlidjen Urteil« — eine ^irma „Sari
£endeQ" jum t)iefigcn $anbel«regifter angemelbet
unb 3ivful«re bcrfanbt Ijat, in benen bie
errtdjtung eine« QfätotU unb 3mt>ortgefd)äft«
unter Jener gtrma ben beteiligten Irreifen an*
gezeigt mirb. Starau« miß er gefolgert miffen,
baß bie Äbfidjt ber »egrünbung eine« folgen
©ef$äft« fdjon $ur 3«*1 ber änmelbung ber
3eidjen beftanben Ijabe. Ob eine foldje Folgerung
nidtjt fdjon megen ber langen Stauer be« feit ber
Slnmelbung berfloffenen 3eitraum« unberedjttgt
ift, mag unerörtert bleiben. 3>enn ba« ©eritfjt
ift nact) bem ganzen fonftigen SSer^alten be«
93eflogten mit ben Klägern ber Slnftdjt, baß bie
Eintragung ber neuen ftirma unb toa« mit t^r
in 3ufammen^anfl ftanb, eine bloße Äoinöbie
gemefen ift, bie ber JBeflagte, narfjbem er burrf)
ba« lanbgerirf^tlirfje Urteil über bie SRecfjtölage
belehrt mar, nur ju bem 3mede in ©cene gefegt
Ijat, um per) im Sro^effe auf jene Zatfarf^en
berufen ju fönnen. 3)er SBeflagte erflärt e«
felbft für möglidj, baß bie neue ^irrna mä^renb
ber brei SRonate i^re« ©efte^en« nod) fein
einzige« ©efdjäft gemadjt b^abe. ©in toirflidjer
©efcr)üft«berrieb t)at alfo offenbar nod) gar nic^t
begonnen unb ba« ©eridjt ift aud) ber Ueber^
geugung, baß er ju feiner 3eit beabfidjtigt mürbe.
3)aran mürbe aud) feftjuljalten fein, menn e«
ridjtig märe, baß ber Seflagte über Kapital
oerfügt unb oon einer Sanf einen Jhrebit bereinigt
erbalten f)<xt, fomie baß bie girma, meldje jc^t
jugeftanbenermaßen ein eigene« ©eidjaftäloW
nid;t befi^t, ein foldje« eine 3C'* wn8 <n 0(01
^aufe ^ob^e 93leid>en 11 gehabt r)at unb baß
bier 8lngeftellte für fie tätig fmb- 3>w füt
biefe Zatfaa^e oorgefdjlagenen 3eu0en j" ber=
nehmen, ift alfo nidjt erforberlid). Uebrigen«
mürbe, felbft menn bie gfirma einen @efd)äft«=
betrieb begonnen b^aben foHte, nod) nid)t feft=
fielen, baß e« fid) babei um ein ©$bort= unb
3m))ortgefd)aft, für meiere« bie 3e><^(n o"5
gemelbet finb, ^anbelt. Unb jum minbeften mürbe
ber 9?ad)tt>ei« fehlen, baß in folgern ©efdjäft
bie SBaren, für toelaje bie ^eidjen eingetragen
finb, bertrieben merben. 3)er SBeflagte fann
nid)t befrreiten, baß er ba«ienige, ma« oben al«
„$anbel mit Steeden" bejeidjnct morben ift, bi«
in bie neufte 3eit iortgefefrt ^at; er legt alfo
Digitized by Google
144
ouct) fefct nodj offenbar feinen 2Bcrt barauf, bog
anbete ©etoerbetreibenbe ihre SBaren nicht mit ben
für ib> eingetragenen 3*i4en »etfeb>n, will fidj
alfo berfeloen auch jefrt nod) nidjt jur Unter»
Rettung feiner SBaren »on ben SBaren flnberer
bedienen. Unter biefen Umftänben ift aber aud)
ein legitime« ^ntereffe an ber 3(ufred)tbaltung
ber 3eidjen für tfm nid)t oorbanben.
Der Veflagte fyit bann nodj angeführt, baft
er, neben bem angeblichen @$ports unb Imports
gefd)äft in finita (Sari $endeü, &uf am men mit
bem Äaufmann griebrid) SRüHer ^ierfelbft eine
offene $anbel«gefetlfd)aft unter ber Örirma
SRÜHer & $cndcfl am 1. SKärj 1907 errietet
habe unb jwar jum fttoede bei fyanbel* mit
$äuten, ©erbfroffen unb ähnlichen Vrobuften.
„ftäute" unb „Stelle" beftnben fid) nun aderbing«
unter ben im Vetyeicbniffe aufgeführten SBaren.
Der Vertagte bat aber nidjt behauptet, bog bie
ghcma aWüUer & $endeÜ fid) für biefe ober anbere
SBaren ber für ihn eingetragenen £eidjen bebienen
Wolle unb ba« ©erid)t würbe einer bahingehenben
Behauptung aud> (einen ©lauben gefdjcnft haben;
ob bie offene $anbel£gefeflfchaft wie ber Veflagtc
behauptet, ftet) überhaupt mit bem Import unb
Sxport Don SBaren ber bezeichneten Slrt befajjt,
unb ob fie berechtigt wäre, fid) ber nicht für fie,
fonbern für ©arl $encfetl eingetragenen geilen
ju bebienen, lann baljer unerörtert bleiben.
U. $tt Ui 64iff bei ler ßoaniffc «unttflaafel :
ool liable for the ob) Iteration, error**, inanritclciicjr
or abflence of narks, namb*rn, a4dre*s or dw»erlpt
•a» tttaK »etlta «bat «ärl aafiatt btt ai«t aar.
arfnnkcaea Coltn mit ken im ftannofftaicnt ongcfltbcntn
Wirten afe}alitfrra?
The Hathor Steamship Co. Ltd.
in Bonbon
gegen
3. »achmann in Vremen.
$n biefer fcptbl. 1904} 9tr. 117 referierten
©adje Wie« bat ». ©. (1 340 06) am 9Jcärj
1907 bie Ilägerifche Steöifton jurüd.
©ntfrfjcibung«grünbe:
Der (Streit ber Parteien ift nach beutfrfjem
JRcdjt ju entfeheiben.
«gl. @ntfch. be« 9i. ©. in ©iüilfaajen Vb. 34
6. 78.
9hir auf bie für ihn abgelabenen ©üter hat
ber Äonnoffement«inbaber Slnfprud). Durch Ver*
toeifung auf bie im Äonnoffement angegebenen
Warten liefert er inbefe ben Vetoei«, bafc ©üter
mit foldjen ÜDtarfen für ihn abgelaben Worben
finb unb bemnad) oon ihm beanfprud)t toerben
fönnen. Der Verfrachter mufj ben Vewei* burd)
©egenbetoei« entfräften, Wenn er fid) be« Sln^
fprud)« ermehren Will. Durch geeignete Äonnoffe?
mcntfttlaufeln (ann fid) aderbing« ber Verfrachter
bagegen fd)üfcen, bog bie Äonnoffement«angabe
über bie SRarfen gegen ihn al« Vewei*mittel
toerwertet wirb. (Sine baju geeignete Älaufel
ift bie Älaufel „Starten unbetannt", „marks
unknown"; burd) fie wirb erflärt, bafj für bie
9lid)tigfeit be* im Äonnoffement enthalteneu Ve*
tenntniffe* über ben (Smpfang oon SBaren mit
ben angegebenen SRertjeicben nicht eingeftanbeu
werbe. Diefer Älaufel würbe 00m fe|t erfennen=
ben ©enat in Uebereinftimmung mit bem 3. ©.
unb bem £). S. ®. Hamburg in ihrer SBirfung
gleichgeftellt bie Älaufel wit is specially stipulated
that no claim is to be made by the sliipper
or reeeiver for any loss arising from difference
in marks, numbers or contente".
Urteil oom 2. San. 1904; {Rep. 1 348 03, ab»
gebrudt in ber $ani. ®er.-3tg. 1904 unter 9lr. 52.
Diefer filaufel gingen aber unmittelbar
oorher bie SBorte „said to be marked as per
tnarginu, bie fie aU eine foldje fennjeichneten,
welche bem auf beftimmte SJlarfen Oerweifenben
(Smpfangdbefenntni« feine fflebeu tung nehmen follte.
©anj auber« liegt bie Sache im oorliegenbeu
$aü. Die Älaufel, um bie c« ficr) gegenwärtig
banbelt, bennbet fich mitten unter Älaufeln, Welche
nur bie Haftung für bie ©djidfale bcS über=
nommenen ©ut« befchrdnren. Sie öerweift in
feiner 2Beife attf ba« junächft im Äonnoffement
enthaltene ©mpfangsbefcnntni« über VaumWollen-
baüen mit befiimmten Dtatfen unb biefe«
®mpfang«befenntni« felbft fdjränft fid) nur ein
burd) bie ©infchaltung „contents and coudition
of contents of packages unknown". De«holb
fann bezüglich ber SDlarfen in ber Älaufel mehr
nicht gefunben Werben aii bie ftudfcblie&ung ber
Haftung für bad Vorhanbenfein ber angegebenen
Warfen an ben richtigen Valien. Sollte fte auf
bas @mpfang«befenntni« belogen werben unb
biefe« hmfid)tUd) ber äßarfenangabe unwirffam
machen, fo mufete ber Äonnoffement«au«fteÜer
ba« beutlich jum SIu«brud bringen.
I WS.
Dr. •. X. #t0H»il.
Digitized by Google
So. *5. 145
No. 50.
^attfeaäfdje ©erifpjd hing-
J^auptßf att.
iatt&eUredftüdje falle.
XXVIJX Jahrgang. (40. 3a$rgang bct $anbcl8geri<$t«.Äeituna,.)
«rei« fir ke» 3airgaag: $aa»t> aab 8etb(«t< mit Hrgifler 20 Jt — «aabtMatt alein mit Slegifler 15 M.
«eibtott adeia *tt Kegifter 15 X
|n>eites Quartor. $amt>uxq, ben 20. 3uni. 11)07.
3nl)all: ftegUaniMli Dr. Stramm tu Bremm gegen bie
m ® Crlfabrif öirc& ÖMou in «kernen. — Rinna 3of.
©ü&finb in Homburg gegen biegiriii<i StiMfliam* & 6o. in
*ari«. — Mnncherter Linor» Limited in aJtoiidju'tfr M
Stetber bei eugliföeii Stampfer« „ffltnn^efter Spinner"
flfflen bie ftmna CSottft ü<f. fxrinje & So. in Hamburg.
— ftertfinb & Co. in *ikit-$mrttctii>ol gtßcn Sßkber <t Qhirjl
in Hamburg.
6«. 3tt)ISfll gegenüber ber «nftditiingenoge, weil in
ber (geaernlterfnutMlnng einer Wttengefetlfdiiift entgegen
ber «irfdjrift ke« § 252 Hbf. 8 $. «. 0. «ftionarc Kit*
geftimrat hatten, ker CHuwmik kurd), fcaf; kiefe Stimmen
fir b«« ffrgebniiS ktr Wbfitmmnng uner^eklfa) getteftn
waren?
Oft eö gt(f^tid) nn juläffif, (in einjefneft ÜNitgfteb
bei «»rftnnke« »ber «affl<b,t«rite« einer Mtiengefelfdjaft
»•n ker (fatfeftaag «a*jaae|aiea ?
5Hedjt«antoalt Dr. Sdjramm in »remen
gegen
bie Oelfabrir ©ro&*©erau
in ^Bremen.
£fn ber ©eneraltoerfammlung ber besagten
Sftiengefellfdjaft toom 14. September 1905 fam
folgenber 3Reljr$eit8befcf)lu& }u Stanbe:
2>em HuffidjtSrat wirb ©ntlaftung erteilt,
ebenfo bem ÜBotftanbe, mit SluSnnfjme toon
$errn $bj(ipb Sdjneiber, toe(d>em bie &nU
laftung toerfagt totrb. 3)ie ©eneraltoerfammlutig
beauftragt ben Sorftanb tute $diffi$tärat, bie
bec ©cfetlfd)Qft gegen $errn ipfnlitoto Scfineiber
jufteljenben gnftorüdje in geeigneter SBeife
geltenb ju matten.
94t(«4t4(4« •eri«M)eUm4- * • ■ » < H « i ».
$>er ftläger, melier al* ^nljaber toon toier
Äftien an ber (Sleneraltoerfammlung teilnahm,
bat gegen biefen SBefdjlufj burdfj feinen SBertreter
2Btberftorudj ju SßrotofoII erftärt. SWit ber redjt*
jeitig erhobenen S(nfecr)tvtng«Hage beantragt er,
benfelben für nichtig ju erflären, toeil entgegen
ber »orfajrift bti § 252 8bf. 3 ©. 18. «ftionäre
mitgefrimmt tjätten, toeldje burefj ben JBefdjlujj
entlaftet feien, toeil über ben ©egenftanb ber
2age8orbnung hinaufgegangen fei, toeldje nur
SBefdjlu&faffung über ©ntlaftung beS »orftanb«
unb 8luffid)t8rat« im ganjen angefünbigt b^abe
unb toeil überhaupt nur bie Qmtlafrung toon
SBorftanb unb 9uffid£)t3rat im ganjen ali Organen
ber @efeüfct)aft redjtlidj möglidj unb juläffig fei.
3)ie SBettagte gab ju, ba|t 98 Stimmen au« bem
angegebenen ©runbe ungültig getoefen feien,
madb,te jebodb^ geltenb, bafc biefe Stimmen für
ba« ©rgebni* ber «bftimmung uner^eblia^ feien.
%ie Klage tourbe toon öden brei ^nftanaen
abgetoiefen, Dom SR. ©. (I318/OG) am 23. $ebr.
1907 auf folgenben
© r ü n b e n :
1. &üerbittg$ fyat bie 23ef(agte felbft zugegeben,
ba& minbeftend W Stimmen toon StuffKbtdrat«:
mitgliebcrn für ben imSatbeftanbtoiebergegebenen
©uttaftung«befdE)lu6 abgegeben toorben ftnb, toa«
ber 3?orf$rift bed § 252 fflbf. 3 $. ©. «. bireft
toiberftorad}. 3)ie IBeHagte fyat aber jugleid) bie
einfluBtofigreit biefer Stimmenabgabe auf bau
Digitized by Google
146
No. 5«.
©rgebniS ber Slbftimmung bargelegt unb baS
D. 2. ©. bat biefe (Stnflugloftgfeit oljne erlenn:
boren 9tedjtSirrtum feftgefteüt. %n ber Siteratur
wirb bcftritten, baß biefer (Sintoanb gegenüber ber
»nfecbtungsflage überbauet mit ®rfolg geltenb
gemalt toerben fann; eS toirb bie Slnfidjt ber*
treten, baß bie Slnfedjtung auch, bann burdjbringen
müffe, toenn bie Verlegung bon ©efefc ober
©tatut für ben gefaßten SBefct)Iug fidjer einfluß»
los toar.
©o Sebmann'Sting, Kommentar § 271
Str. 3, ferner für ben IBilan&genebmigungS:
befdjluß 9tebm, JBtlanjen § 183.
2>ie gegenteilige SJteinung, toeldje bon
©taub = IBinner § 271 Slnm. 4,
SJtafotoer § 271 III b,
Sebmann, Stecht ber »ftiengefellf haften
93b. II ©. 225
vertreten toirb, fyat baS 9t. ©. toieberbolt (bgl.
»olje, «BrapS beS 9t. @. JBb. 17 Str. 531, 58b. 23
Str. 583) jule&t in ber ©ntfdjeibung bei ©enats
bom 9. Januar 1897 9teb. I 406/90 (mitgeteilt
in $oIbl)eim'* 3JtonatSfd>rift S3b. VI ©. 121)
gebilligt. 3>er erlennenbe ©enat bat feine JBer«
anlaffung, bon biefer Muffaffung abzugeben.
StnfecrjtungStlagen finb nidt)t ju begünftigen; bicl*
mebr finb bie Äautelen ju beachten, unter benen
fie bat ©efefc juläßt. JBerubte ber angefochtene
JBefdjluß in leiner $tnfidjt auf ber ©efefceS*
berlefeung, liegt audj tein SJtangel eines abfoluten
SrforberniffeS feiner ©ültigfeit (bgl. § 259 bei
$. ©. IB.) bor, fo ift nidjt einjufeben, toarum
er gleidjtoobl aufgehoben toerben foH. »nberS
toäre unter UmftSnben bann ju entf Reiben ge*
toefen, toenn Äläger bargelegt botte, baß burdj
bie unjuläfftge Stimmabgabe ber ÄuffidjtSratS*
mitglieber anbere beftimmt toorben feien, „ent=
toeber gar nidjt ju ftimmen ober ibre Stimmen
im ©inne ber SJtajoritat abjugebett". SlHein
Äläger r)at in biefer JBejieljung ntd^t nur leinen
IBctoeiS erboten, er bat ntcf)t einmal irgenb weldje
tatfad^Iictjrn SlnbaltSbunfte ju erbringen ber:
modjt, roelctje eine berartige Sltinaöme rechtfertigen
fönnteu.
II. Die weitere ^Bemängelung beSSlbftimmungS:
ergebniffeS ertoeift fict) nadj ben eben bargelegten
©efidjtSbunf ten unb ben tatfädjlidjen geftfteüungen
be« O. *J. ©. gleichfalls als unbegrünbet. Äläger
beb>ubtef, e* feien nodj toeitere 553 ©timmen
unter Sßerlebung beS § 252 Hbf. 3 für ben im
Xatbeftanb toiebergege benen (£ntlaftungsbefd)Uiß
abgegeben toorben. £$n biefer ^infic^t fteQt baS
0. S. ©. feft, baß bon biefen angeblich un*
gültigen ©timmen 160 bon bem SBrofuriften ber
$)eutfdjen Stationalbant für im fflefty ber teueren
befinblidje unb ic)r gebärige 160 SIfrien abgegeben
tourben. SJtit Stecht nimmt baS D. S. ©. an, baß
bie $>eutfdje Stationalbanf ntcr>t beSbalb gebinbert
toar, fidj an ber Slbftimmung ju beteiligen, »»eil
ein SJtitglieb ibreS IBorftanbeS, 3)ireftor ©trübe,
9Jtitglieb beS ffufpdt)t«rats ber beflagten ©efetU
fdjaft toar. S)ie 2>eutfdje Stationalbanf bat nidjt
baS ©timmrecht beS $>ireftors ©trübe, fonbern
ibr eigenes unb jtoar burdj einen SBrofuriften
ausgeübt unb S)ireftor ©trübe foüle nidjt in
feiner ©igenfdjaft als SJtitglieb beS JBorftanbeS
ber genannten »Bant, fonbern als SJtitglieb beS
SlufftdjtSratS ber SBeflagten entlaftet toerben. 3"
SBejug auf bie nad) Sbjug ber eben ertoäbnten
160 ©timmen nodj berbteibenben angeblich. un=
gültigen 393 ©timmen bat baS O. S. ©. baejin-
gefteüt gelaffen, ob fte nad) § 252 Slbf. 3 beS
©. IB. ungültig waren ; nadi IBebaubtung bes
Klägers finb fte für artien abgegeben, an toeld>en
SJtitglieber beS SluffidjtSratS als offene $anbelS=
gefeüfd)after ober komplementäre bon Stommanbit^
gefeafdjaften beteiligt toaren. 3)aS D. 8. ©. bat
audj biet auf ©runb tatfäd)lid;er ©rtoägungen
feftgefteüt, baß biefe 393 ©timmen für baS
(Ergebnis ber SHbftimmung unerbeblidj toaren, ba
fict) audj nad) SSbjug berfelben eine erbeblidje
SJtajorität für bie (Sntlaftung ergiebt.
III. SBenn StebifionSdäger toeiter rügt, baß
ber angefochtene ©eneralberfammlungsbefdjluß
nidjt im Stabmen ber SageSorbnung geblieben
fei, toeldte SBefctjlußfaffung über Sntlaftung beS
SotftanbeS unb beS SUiffidjtsratS im ©anjen
anfünbigte, toäbrenb nunmebr biefe ©ntlaftung
nur unter gleidjjeitiger IBertoeigerung ber &nU
laftung beS IBorftanbSmitgliebeS IßbüiW ©djneiber
erfolgt fei, fo ftebt biefer Singriff in IBerbinbung
mit ber weiteren Sti'ige, baß es überboubt gefeb-
Iid) unjuläfftg fei, ein einzelnes SJtitglieb beS
SBorftanbeS ober StuffidjtSratS bon ber @ntlaftung
ober ber IBeranttoortlidjmadjung auSjunebmen,
baß bielmebr nur ber SBorftanb unb ber ?luf=
ftcbtSrat als foldje, als Crgane ber ©efeUfctjaft,
alfo ungeteilt, entlaftet ober jur »eranttoortung
Digitized by Google
gebogen derben tönnten. gür biefe fftedjt««
auffaffung beruft ftdj Stebifioitsfliiger auf ba«
Urteil be« ©«tat« bom 6. Iguni 1903 Sieb. I
45/03, mitgeteilt in ben (gntfdjetbungen be« 8t ©.
in £ibilfad)cn >8b. 55 ©. 75 ff. S)amal« lag
bem ©enat bie §rragc Jur ©ntfdjeibung bor, ob
ei, wenn über bie (Sntlaftung bei Stuffic^tdrotd
SU befdjließen ift unb 3Ritglieber bei SCuffidbtdratd
aurfj Slftionäre ftnb, julöfftg fei, baß über bie
©ntlaftung jebe« einzelnen Sluffidnörotöinitgltebc*
gefonbert abgeftimmt unb babei jebe«mal alle
übrigen S!ufjid)t8rat8mttgHeber (mit »u«nabme
allein be8jenigcn, über beffen Sntlaftung ab«
geftimmt Würbe) Rdj bei ber Slbftimmung be*
teiligten. 3)er ©enat bat bie« berneint unb
babei ausgeführt, baß in bem gegebenen gaHe
nur über bie ©ntlaftung bei 8uffidjt«rat« im
©an^en hätte SJefdjluß gefaxt werben föitnen.
$n ber JBegrünbung wirb aufgeführt, baß, wie
e« regelmäßig gefd)icf>t unb audj bamal«
gefd)cben War, bie burd) bie Vorlagen ber
©eneralberfammlung bor 3(ugen geführte 83er*
wa(tung«tätigteit übertäubt, bie in bem
berufenen ©efdjäfWjaljr entfaltete ©irrfamfeit
ber burd) bie Vorlagen Dtedjenfd>aft ablegenben
Organe ber ©efeüfdjaft burd) ben beantragten
<$ntlaftung«befd)luß für einWanb«frei erftärt wer*
ben foüte. $ür biefen regelmäßigen gaU trifft
bie ©ntfdjeibung be« Senat« in jenem Urteile
$weifeÜo« ju, baß über bie 1BerWaItung«tättgteit
be« Organe« (Huffidjt«rat ober SJorftanbe«) al«
folcfjen bon ber (Mcneralberfammlung entfdjieben
Wirb unb baber aKe einzelnen SRitglicber be«
Organe« bei ber 83efd)lußfaffung beteiligt finb.
Die« änbert fidj aber, fobalb, fei eä burcr) bie
Vorlagen felbft, fei c« burd) bie in ber ©eneral*
berfammlung gefteQten Anträge, ^inflc^tlidr) ber
$BerantWortlid)teit für bie Xätigfeit be« Organe«
unter ben einzelnen SRitgliebern unterfd)ieben
wirb. Stoß eine foldje Unterfdjeibung gefefelidj
unjuläffig fei/ hflt Der ©enat in bem Urteil bom
ß.^uni 1903nid)tau«gefbrod)en. 3)iefeÄonfequen$
würbe erft in ber Sitcratur au« ber SJegrünbung
jeuer ©ntfdjeibung gebogen unb mit SRedjt in
ihrem ©rgebniffe befämbft.
Sgl. in«befonbere$i nner, $eutfd)e ^urtften*
Leitung 1903 ©. 470, ©taub<$fnner§ 2ß0
9nm. 10.
«DlafoWer XIII. Stuft. § 2W) IV d.
147
No. 56-57.
$nbem jene (Sntfdjeibung fld) au«brüdlid)
auf ben regelmäßigen unb aud) in concreto
gegebenen gab* befdjränft, gab flc jugleid) ju
erfennen, baß in anberen al« ben regelmäßigen
Jollen aud) bie (Entlüftung eine« einzelnen
2ÄitgIiebe« be« 8uffid)t&rat8 ober SJorftanbe« in
$rage lommen lann. 3)ie (Sntlaftung ber Organe
be« »orftanb« ober Huffid)t«rat« mit »u«nabme
beftimmter einzelner ©lieber berfelben ober um»
gelehrt bie SBerantWortlidjmadjung berfelben,
wieber unter 8hi«naljme einzelner SRitglieber, ift
jWeifd«obne gefefettd) jutöfffg unb entfbriajt,
wie aud) in ber Literatur b^rborgebüben, einem
braltifd)en SBebürfniffe. S)ie SInfünbigung ber
SJefdjlußfaffung über öntlaftung bei JBorftanbe«
unb $tuffid)t«rat« bedt aber foWobJ ben regeU
mäßigen ftaH, in Weldjem Sorftanb unb Suffid)t«*
rat al« Organe ber ©efeüfd)aft entlaftet ober
berantwortlid) gemadjt Werben, al« autb bie*
jenigen 81u«nabmefäHe, in weldjen bie ©eneral;
berfammlung Seranlaffung nimmt, au« befonberen
©rünben funftdjtlid) ber Xätigteit ber einzelnen
SRitglieber ihrer Organe ju unterfcfjeiben unb
einzelne unter «u«fd)luß ber übrigen ju entlaften,
anbere jur SBerantwortung ju jieben.
67. $<r Wrt. 28 M Q mbrlt»ertra|t3 juiifdgcn htm
3«Utcr(in nnb Jfranfreid) vom 2. Huguft 1M5Ä bclrtfftnfc
ben eegtnfcttlfK ®^u^ bbb gatrilgti^C" *f ""4
ia (BeJtnng.
Stbcututig bts liuihtudi ^abrtt.||ciil)fii.
•girma 3of. ©üßrinb in J&amburg
gegen
bie ftirma Sßilliam« & (So. in $ari«.
Urteil bei O. S. ©. VI bom 11. ?lbril 1907,
burdj Weldjc« bie Älage abgewiefen Würbe.
G n t f d) e i b u n g « g r ü n b e:
$ie Klägerin hat am 24. ^ebruar 1905 bn«
3eid)en „2)riba" für 2;enni«fd)läger jur ©iiu
tragung in bie 3^d)enroUe angemelbet. ?lin
15. ?Ibril 1905 ift ba« 3«ä>n eingetragen.
5)ie »eflagte bertreibt unter berfelben *e=
Seidjnung in 3)cutfd)Ianb Ienni«fd;Iäger unb
glaubt h'crAu frofo oc« opr Klägerin juftebeuben
3eid>enred)t« beredjtigt ju fein, Weil fic ba«
3eid)en in 5ranfreidj, bem $frftcnungg(anbc ber
Sennidfdjläger bereit« benu^t fyat, bebor bie
Älägeriit e« firfj in ^cutfdjlanb ()at frf)ü&fii laffcn
Digitized by Google
148^
(Art. 28 »Bf. 2 be« beutf » f ran^df ifd^m $anbet**
bertrage* Dom 2. Auguft 1862, Art. 11 ber ju-
fä glichen Uebereinfunft ju bem 3rriebcn«bertrage
bom 12. Dftober 1871).
3>a* S. ©. B,at bie »eflagte bcrurteilt, bie
»enufeung be* 3eitf)et,3 in S)eutfd)Ianb zu unter*
loffcn unb ber Klägerin ben burd) bie bisherige
»enufcung ertoacJjfenen ©a^aben ju erfefeen. ©*
hat fid^ bobci t>on ber ©rtoägung leiten (offen,
bah ber Art. 28 Abf. 2 burcf) ba* ©efefr über
SRarfcnfdjufc bom 30. Stobember 1874, toenn
nidjt hierburct), burdj ba« ©efefc jum ©djufr ber
SKarenbezeichnungen bom 12. 2Rai 1894 unb,
toenn audt) nidt)t hierdurch, burd) ben ^Beitritt
S)eutf<hlanb« jur JBarifer Itebereinfunft jum
©dt)ufce be* getoerblicfjen ©igentum* bom 20.*DWrz
1883 aufgehoben fei.
darüber, bafj ba* 2Jlarfen[djub' unb ba*
3Barenzeidjengefefc ben tHrt. 28 Abf. 2 unberührt
gelaffen haben, beftetjt in ber StechtSlehre toie in
ber Stedhtfbredjung Uebereinftimmung. S)a« 9t. ®.
hat e« julefct in einem in ber Sur. 2Bodjenfd>r.
1907 ©. 20 abgebrühten ©rfenntniffe*) anerlannt.
Auf biefe« fann infotoeit bertoiefen toerben.
%n Seitritt fteutfrfjlanbs juv »arifer Union
hat an bem bisherigen 9ted)t«zuftanbe nicht«
geänbert (©eligfohn, ©efefr jum ©rf)ufce ber
SBarenbezeichnungen II. Stuft. ©. 153 f., abto.
Ringer, ©efefe jum ©dt)ufcc ber 2Barenbezeidj=
nungen II. Hüft. ©. 496). 3n Art. 15 ber »arifer
Union hoben fidj bie bertrag«fchliefjenben ©taaten
borbehalten, einzeln mit einonber befonbere
Abmachungen jum ©djufoe be« getoerblichen
©igen tum« ju treffen, fofern biefe Abmachungen
ben »eftimmungen ber ^arifer Union nicht ju*
toiberlaufen. 3)a« S. ©. nimmt an, bafj bie
bertragdfchliefjenbcn ©taaten ^iernac^ jtoar ba«
Siecht jurüdfbehalten hatten, gleichseitig mit
bem Abfdjluffe be* »ertrage* ober mit bem
^Beitritt ju bem »ertrage ober auch f b ä t e r
Vereinbarungen ber in Art. 15 bezeichneten Art
Zu treffen, bajj aber bie borher getroffenen auf*
gehoben feien, ©olcfje Auslegung haftet am
SBortlaut be* ©efefce*. AQerbing* beftimmt
Art. 3 ®inf.-©ef. jum 93. ©. 93. au*brüdlich
bog, fotoeit im 93. ©. 93. ober in feinem ©ins
führung*gefcfee bie Siegelung ben Äanbe*gefefeen
borbehalten ober beftimmt fei, bafj lanbc«gefefr=
" ») $pib!. 1907 «r. 1«.
iirfjc 58orfdf)riftcn unberührt bleiben ober erlaffen
toerben fdnnen, bie beftefjcnben lanbe«gefeblidf)en
»orfdjriften in Kraft bleiben unb neue lanbe«;
gcfefcliche »orfdjriften erlaffen toerben tönnen.
Aber toa* hier auSbrüdflich beftimmt ift, hat ba«
9t. ©. (91 ©. 7, 348 unb 399) in anberen fällen
mit Stecht angenommen, auch ohne bafj e* au«=
gefbrodjen ift unb bafür bafj ettoa gerabc im
borliegenben gatte au* befonberen ©rünben bie
93ertrag*ftaaten, bie ber »arifer Union angehören,
eine anbere Auffaffung haben jum Au«brud
bringen tootlen, fehlt e* an jebem Anhalt.
©a* S. ©. hält ferner bafür, bog Art. 28
Abf. 2 ber »artfer Union zutoiberlaufe unb auch
au* biefem ©runbe aufgehoben fei. Sunädjft
bem ©runbfafe, bafj ber Au*Iönber jtoar ebenfo
gut toie, aber nirfjt beffer al* ber ^nlänber
gefteHt toerben foHe. 3>iefer ©runbfafe toirb au*
Art. 2 ber Union abgeleitet. Art. 2 beftimmt
aber lebiglidj, bog ber AuSlänber benfelbcn
©djufe geniegen foHe toie ber $nlänber; ber
Abfdjlujj bon »ertragen, bie unter getoiffen
»orau*fefcungen bem Au«länber grdgere Stechte
einräumen al* bem $n(änber, toirb nirgenb*
unterfagt. Al*bann aber lornrne, fo führt ba*
8. ©. au*, in Betracht, ba| ben 8cichenrecht*=
inhabern bie ©rlangung be* geichenrechtS auch
in ben %ertrag*ftaaten in Art. 4 ber Union
innerhalb getoiffer 93riorität*friften anheimgeftellt
fei; bie* Ioffe erleunen, ba| bie Union ben bon
Art. 28 Abf. 2 betroffenen ©egenftanb erfdjöbfenb
habe regeln, alfo ©taat*berträge bon ber Art
be* Art. 28 Abf. 2 habe befeitigen tooQen. 2>a*
S. ©. berlä&t bamit ben »oben be* Art. 15 ber
Union. Stabon, ba& Art. 28 Abf. 2 einer 93e=
ftimmung ber Union jutoiberlaufe, fann feine
Siebe fein. 3>a* 8. ©. glaubt be*halb annehmen
ju follen, bog bie Union ben ©egenftanb berart
fobiftfatorifch fyabe regeln tooUen, bafe für
©onberabmachungen ©injelner ber »ertrag*^
floaten fein Slaum mehr fei. 3)a* anzunehmen,
toürbe freilich an fi<h bieHeidjt nahe gelegen haben ;
bie Annahme auszufliegen, ift aber gerabe bie
»orfchrift be* Art. 15 ber Union beftimmt.
Art. 28 Abf. 2 getoöljrt ben Inhabern bon
„frabrifzeidjen" ein Siecht au* ber »orbenufoung.
©S bebarf baher ber Unterfucftung, ob ber
»eflagten in ftranfreirf) ba* SBort „3)riba" al«
gabrifjeidjen gefchü^t ift.
Digitized by Google
®ci* ©eridtjt errichtet junöchft für erWfefen,
ba| ber &eflagten ott bem SBorte „Britta" ein
Seichenrecht ^uftebt, beffen fic fich bebicnt 6ol,
bebor bie Älügerin bas SBort „«Britta" jur ©in*
tragung in bie Reichen rolle angetnelbet fjat.
Sticht ftreitig ift, bafj ein folcbeS Stecht einem
gemiffen ©. ©brbberb ftuftebl. 3>abon, bafe
biefer ©bebberb ber SUleininhaber ber 2firma
SBitliamS & ©o., ber SBettagten, ift, ift baS ©ericht
auf ©runb ber beigebrachten SBefcbetnigungt-u
überzeugt.
©rebt alfo ber IBellagtcn in ftranfreich baS
3eicb«nrecht an bem UBorte „3>riba" ju, fo ift
bocb bamit noch nicht entfcbieben, bafj bie
SBeflagte in ©eutfchlanb bon ibrem $eicbenrccbte
neben ber Älfigerin unbefchränft ©ebrouch machen
barf. $enn nach SCrt. 28 Hbf. 2 foß nur ber
©ebraucb eines „gabrffjeichenS" ftattbaft fein.
8mtfchen ben »uSbrürfen „gabrifyeichcu"
unb „$anbel&£eicf)eu" befielen ohne Swcifel
begrifflich« unb gefrbicbtlicbe Unterfchiebe. %n
ber ©efebgebung ber beteiligten Sftnber aber
beftanb biefer ttntcrfchteb bereit« jur ^eit beS
SlbfrbluffeS ber Union fo Wenig tote er gegen«
toärtig im beutfeben, fotoot)! Wie im franjöfifchcn
Steckte befteht. SJnSbefonbere fbricht fchon baS
franjöflfcbe ©efeb bom 23. 3uni 1867, obne ju
unterfcheiben, bon wgabrif* ober §anbelSmarfen".
Sfflenn beSfialb in 9lrt. 28 »bf. 1 bon ber „SBe*
Zeichnung ober ©titettierung ber SJBaren ober
beren SBerbarfung, ber SRufter unb ber %ahxib
ober 4>anbelSjeichen" unb im unmittelbaren
Sflnfchlufj hieran in SIrt. 28 Slbf. 2 bon „gabrif=
Zeichen" bie Webe ift, fo wirb angenommen werben
burfett, baß hier ber SluSbrud „3rabrifzcichen"
als ber eine« Sammelbegriffs für bie in SIrt. 28
Slbf. 1 angeführten „ftabrif* ober #anbclSzcichen"
SBerWenbung gefunben hat.
UebrigenS toürbe, auch toenn biefe 9luS=
legung unrichtig Wäre, bie Silage abzuweifen fein.
3)cnn teitä ift unftreitig, teils ift erWiefen, bafj
bie SBeflagte XenniSfchläger fabriziert, mit ber
^Bezeichnung „2)riba" berftebt unb alsbann in
ben $anbel bringt. 2Jlng fie alfo auch, Wie bie
Klägerin behauptet, SEenniSfchläger, bie fie nicht
hergeftellt bat, mit ber SBezetcbnung „$riba"
berfehen unb in ben ßanbel bringen, unter feinen
Umftänben fann bie Klägerin berlangen, bog bie
SBeflagte unterlaffe, SEenniSfchläger unter ber
149
No.
Zeichnung „35riba" in $eutfcbtanb feilzuhalten
ober anjuffinbtgen unb ber Klägerin brn ihr
bureb bie Slnfünbigung unb 2rcilbattung ent=
ftanbenen ©(haben ju erfefaen. 3n biefem Slntrag
Wirb man auch nicht ben Sin trag cingefchloffen
finben fönuen, ber SBeflagten bie freilbaltung unb
SJlnlünbigung folcher XenniSfchläger in $eutfä>
lanb zu unterfagen, bie nicht in ihrer ^abrif
hergefteüt finb unb ber Klägerin ben burch bie
geilftalhtna. unb ttnfünbigung folcher XenniS;
fcbläger entftanbenen ©chaben ju erfeben. Gebens
fall« h«t bie Klägerin bisher nicht einmal
behauptet, bajj bie SBeflagte folrhe XenniSfchläger
in X)eutfchlanb feilgehalten ober angefünbigt
habe, gefrbWeige benn unter SBeWeiS berfteHt.
Stuf bie (SibeSjufchiebung über bie bon ber
Klägerin behaubtete Xatfache, ba& bie bon ber
SJeflagten in ben ^anbel gebrachten ©chläger
nicht auSfchlieglich bon ©hebt)crb ftammten, baS
SKort w3)riba" bielmehr bon ber SBeriagten auch
für folcöc SenniSfchlager benu^t Werbe, bie fie
nicht bon ©hebherb belogen h«be, Tann e« allem
nach nicht anfommen.
68. etkcmtHHg M W&nM b«rr«(rj na^ c«nlifd)(r
«nk ktutf^tr HaffoffiiBg (c«»f. f yitt. 1008 Mr. 81). —
Sifflt barratry Dir, nnn Ut tttpitiu ©itfe mit (Bctrcikc
4«rfd)«tlkt« nak kertn 3n|al» ■««Itufca liefe ?
£Bt(d)tö %ti)t ift aajaivrnken kti tiatm ca|lif<hca
floDBofftmrat fir tia eaglifd^rae^iff, ktffea VrfNnaiaaglort
^•mbiirfl war?
84akea kara) ibtr|)Brjlc Sifd^aag; grrcijtiitnung
titrbOB kard) kie ueclliroace-fttaaftl.
Manchester Liners Limited in SWancheftcr
als Sieeber beS englifdjcn SambferS
„SRanchefter ©binncr"
gegen
bie girma ©olbftücf, ^ainje & do.
in Hamburg.
'Sie ©cflagtc ift (SmbfSngerin bon 567 1 ©aef
; Scinfaat, Welche mit bem ber Klägerin gehörigen
' englifchen 3)cimbfer „9J?anchefter ©binncr" am
I 7. ©ebtember 1905 bon ©an Sorenjo berfchifft
j Waren unb im IRobember 1905 hier eintrafen.
®S ift ber Steft ber %vad)t eingeKagt, gegen
Welchen SBeflagte mit einer ©chabcnSforberung
aufrechnen Wiü; bie Seinfaat fei teils lofe (ftatt
in ©arten), teils befchäbigt abgeliefert Worben, Weil
| ber Äapitän ber „2Rancf)efter ©binner" bie in gutem
Digitized by Google
150
No. 5*.
$uftanbe berlabenen ©öde teil* fyabe au*Iceren,
teil« jerfdjneiben laffen, fo baß fidj bic 9Bare
bermengt tjabe unb burdj 93crübrung mit bem
fdjmufeigcn ©djiff*raum bcfdjäbigt Worben fei.
SBergrößcrt fei ber ©djaben baburd), bog bie
SBare bei ber übereilten unb Saftigen (5ntI5fd)ung
auf ben ebenfaQ« nidjt fauberen tfaifdjuppeu lofe
entlöfdjt unb jum Seil auf bic fdnnubigc &ai*
ffiampe gelaufen fei.
2>a* D. 8. ©. III entfprad) am IG. Hpril H>07
ber Jvlnge.
<$ntfdjeibung*grünbc:
SBenn ber ftapitän ber „SRandjcfter ©pinncr"
jur Sabung gehörige ©öde ^at öffnen ober
jerfrfjneiben unb ben Snfyalt bat auslaufen laffen,
um burd) Slu*füuung ber ^itgen ber Sabe*
räume biefe beffer ouönu&en ju fonitett, fo fann
bic Älägcrin ibre Haftung für ben baburd) ben
£abung«*@mpfängern entftaubenen ©djaben aller*
bing* nidjt fd)on auf ©runb ber Älaufel „ship
not responsible for condition of bags or looso
grain" abiebnen. 3>enn bann würbe bie fefjler=
^afte Ablieferung ber 9Bare in lofein ober
befdjmu^tem 3uftan°c Aum SKinbeftcn auf ein
93erfdjulben be* ©djiffer* jurüdjufiibren fein,
für weld)e* ber 93erfradjter, wenn er fid) nidjt
burd) anbere ftlaufeln aud) bircbon freigcjeidjnet
bat, nadj bem im § 657 ©. 93. &um Slu*brud
gebrauten ©runbfn^e ju haften bätte.
@* ift nun aber bem «. @. barin bei-
zutreten, baß ba* borfäfclidje Oeffuen unb Ser=
fdjncibcn Don berlabenen ©etreibcf ade n unb ba*
9lu*Iaufen=Saffen ü)rc* 3nb<>lt* nidjt ein bloße*
SBcrfdjuIbcn bei Änpitan* barfteßen würbe,
fonbem unter ben 93egriff ber „barmtry of
master" fönt, bon Weldjcr fid) bie Klägerin unter
1 ber Älaufeln freigejcidjnet bot. Cb bai bei
gugrunbelegung ber in dnglanb borberrfdjenben
9(u*(egung be* 98 orte« „barratry" (bgl. hierüber
$anf. ©cr.=3tg. $ptbl. 1903 ©.77) autreffen
mürbe, ift aßerbtng* jweifelbaft, bebarf aber
feiner (Sntfdjeibung, ba aud) biefe ^nftanj babon
ausgebt, baß im beutfdjen 93cfrimmung*bafen
für ba« 9tedjt*berböltni« flWtfdjen ben 2abung*=
empfangern unb bem 93erfradjter bie bcutfdjc
Sluffaffung ber Äiaufel entfd)eibet. hierfür mürbe
freilidj ber ©efidjt*puntt nod) nidjt auäreidjcn,
baß für bie im 93cftimmung*orte $u erfüßenben
93erpßidjtungen be* SBerfrarbter* au* bem
Äonnoffement nadj beutfdjen 9tedjt*gtunbfäfren
ba* 9ted)t be* 9Seftimmung*ort* al* bei Orte*
ber ©rfüßung a(* maßgebenb an£ufef}cn ift
(91. @. entfd). 93b. 34 ©. 78, 93b. 6 6. 130 f.,
93b. 25 ©. 107). 3)enn in Slnwenbung biefe*
Stcdjtc* fönnte man bei einer bem § 157 83. ®. 93.
ftedjnuug tragenbeu Stillegung baju gelangen, bie
englifdje Vluffaffung ber Älaufct für maßgebenb
ja ertlären, Wenn bie* burd) bie im 93efrimmung*>
bafen b^rrfdjenbe 93erfebr*fitte geboten mürbe,
©erabe bie (entere Slnnabme trifft aber b«cr nidjt
ju. 6* banbelt fid) nid)t etwa um eine fpcjinfdj
englifdbe, bon englifdjer SRed)t*auffaffuug untrenn»
bare 93ertrag*beftimmung (bgl. 2etoi*s93o^en* I
©. 63 9iote 55), fonbern um eine SUaufel,
mcldje aud) in $>cutfdj(anb unb anberen Sanberu
feit langer 3«t üblid) ift. 2)a fidj für fie in
Deutfdjlanb ein befonbere*, bon ber cnglifd)cn
Sluffaffung abmeid)cnbe* SJerftänbni* cntmidelt
bat, fo fann nur biefe* für ba* 9tedjt*berbältni*
jmifd)en bem beutfdjen (Smpfänger unb bem
93erfrad)ter maßgebenb fein unb ber Umftanb,
bnft ba* Äonnoffement in englifdjer ©pradje ab-
gefaßt unb ba* ©djiff englifd) ift, fällt hiergegen
nid)t entfdjeibenb in'* ©etoidjt. SRad) beutfdjer
Sluffaffung gebort aber, Wie ba* Ä. ©. autreffenb
annimmt, eine borfäfetidje 93efd)äbigung ber
Sabung, roie fie bem Kapitän be* ©djiffe*
„9Randjefter ©pinncr" bon ber 93eflagten jur
Saft gelegt wirb, unter ben 33egriff be* „93aratterie
be* ©djiffer*", ba biefe „jebe* Wiffentlid) unreb*
Udje ^»anbeln obne 3Kttfdjulb be* 9leeber*M
umfaßt (Sewi*=93otjen* II ©. 224); für ben äter*
burd) ben Empfängern berurfad)ten ©d)aben Ipl
a\\o ba* ©d)iff nid)t auf^ufornmen.
3>ie 93ef(agte behauptet, it)r ©djaben fei
burd) eine übcrftürjte (Sntlöfd)ung be*
©d)iffe* an ben Äai ; ©djuppen nod) bergrößert
Worben, ba biefe jur ^olge gebebt babe, baß bie
SBare auf bem 93oben be* ©djuppen*, fowie
teilweife auf ber ftai^Stampe befdjmu^t unb ba»
burd) befdjäbigt worben fei. »Oein aud) bierfür
Würbe fie ba« ©djiff — beffen Seranttoortlidjteit
übrigen* nad) 5Rr. 7 ber Älaufeln beim 93erlaffen
be* ©d)iff*bed* („whero the shipowner's respon-
sibility shall cease") enbete — nid)t baftbar
madjen föniten, Weil ba* ©djiff fid) unter 9ir. 3
ber Älaufeln unter Slnberem audj bon ber Haftung
Digitized by Go
für jeben ©djaben „occasioned by or from any
act or Omission, negligence, default or error in
judgment of the pilot, inaster, mariners, engineers
or other persons in the service of the shipowner's,
whether on board of the said ship or
othorwise howsoever, for whose acts they would
otherwise bo liable" freigejeidjnet bat. %ai
übermäßig rofd&e ©ntlöfcben bei ©dufte« Würbe
eine SRacbtöfRgfeit bei ©Ziffer« ober ber JBefafeung
barfteHen, beffen folgen bai ©dbiff ber borfteben=
ben ftlaufel jufolge nldjt ju oertreten hätte. 5>em
fte^t nidjt entgegen, bajj bai Äonnoffement au&er*
bem bie Älaufel enthält „discharge as per custora
of the port, other printed conditions notwith-
standing" ; benn Wenn borin beftimntt Wirb, bnfj
bie ©ntlöfdjung „trofe ber übrigen gebrochen
SJebingungen" fo erfolgen foH, wie es im SSe*
frhnmungSbafen bed ©djiffeS gebraueblicb ift, fo
begeben jene SBorte fidj offenbar nur auf $8e=
ftimmungen bei ÄonnoffcmentS, Welche bie Hrt
unb SBeife ber ©ntlöfdjuug regeln, [äffen aber
beffen anbere SBeftimmungen unb barunter bie
oben mitgeteilte „negligence-Älaufel" unberührt.
SBeldje gtedjtäfolge bemUmftanbe beizulegen wäre,
bog bie ©mpf&nger Rdj bie befcbleunigte (SnU
(öfdhung, bie ia auch in intern ^ntereffe Ing,
rubig haben gefallen laffen, fotoie bureb Slnnabme
ber Sabung baju mitgewirft boben, fann bei
biefer ©abläge unerörtert bleiben.
69. Sßr^We Sra^ttereftnnng iß bic Vngate bt»
RomufftMtut* f»ie«l)l atd) turfaicm »ie n«4 eagtifdjem
Wtd(t ettffleitenk, »m »ic %taty nnd» bem fienn*ffcwcnt
btjo^Ct werbe« f»B au«) actual gross measareiuent
ithipped.
tf«af. $fttM. 1898 »r. SO unk 190-3 fit. 90.
$erdfinb & So. in aBeft*$artlepool
gegen
SBeber & ®u$l in Hamburg.
5)ic SBeflagte bat auf ©runb aWeier Äonnoffe=
mente ani Stampfer „fRoWena" 133 $abbelblöde
empfangen unb bie ^raebt bafür, bie nach bem
$nbalt ber Sonnoffemente „on actual gross
measurement shipped" mit 22Vt sh für 50 cb.
feet berechnet werben foüte, unter ftugrunbe?
legung ber SRagangabe in ben ftonnoffementen
bon 82234 superficial feot = 6853 cbf. mit
A 3127,60 bejaht gene Sütafeangabe beruhe
auf ber in 9Äobile angeWanbtcn scribner doyle
151
Na 69-5».
SBermeffung (^nnemnafi). 5)a bai ©ebiff ein
englifcbeä ift unb nad) ben Äonnoffementen (SRr. 13
ber 93ebingungen) ber gfrachtbertrag nach bem
SRedjt ber flagge beurteilt Werben fott, fo ^ält
Älügerin jene JBermeffung für unrichtig unb bte
in ©nglcmb übliche SBermeffung nach (SaHiper:
SRetbobe (Slu&enmafj), für mafjgebenb, fle bat
beSljalb bie Sabung bei it)rer Slnfunft in $am-'
bürg nodjmals, unb jtoar nad) biefer SWetl)obe,
hermeffen laffen, Wobei fid) ein $nbalt bon
11891 cbf. ergeben fyat Älägerin berechnet bor«
nadt) bie ihr jufommenbe gradjt auf A 5472,65
unb begebrt nad) Stbjug ber gejagten A 3157,60
nod) A 2315,05 nebft 336 A SJceffungSfoften,
jufammen A 2651,05. Settagte bat aufgeführt,
bafj bie SRafjangabe in ben Äounoffementen allein
in ^Betracht fomme unb aufterbem unter 9Biber=
fprutfc ber Klägerin bebaubtet, baft bie tHnWenbuncj
bei scribner doyle äßafjes jwifchen ber Slblaberin
J. H. Gomila & Broth. Lit., bie ihre SRedjte laut
Slnl. A ihr abgetreten habe unb ber Vertreterin
ber ftagenben SReeberei ©Iber 3)empfter & ®o.
borljer auSbrüdlid} bereinbart Worben fei.
SBom 0. S ©. VI Würbe burch Urteil bom
16. gebruar 1907 bie Älage abgewiefen.
® n t f cb e i b u n g i g r ü n b e :
Saut ber über bie Sabung ber „Slowena"
auSgefteüten Sfrmnoffemente foH bie graebt nach
bem abgelabenen, b. i. bei ber Slblabung bor:
banbenen Dtaummafj ber 58löde obne Stbjug ge»
sablt Werben. ®ie« ift ber ©inn ber öeftimmung:
paying freight — on actual gross measurement
shipped wie bei ber 93ebeutung ber SBorte
shipped s abgelaben unb actual = obne etwaige
H6jüge nicbtjWeifelbaft erfebeint. Diefe JBebeutung
ber Sffiorte finbet Rd} eingetjenb erörtert in bem
Urteil bei 1. (SibilfenatS biefe* ©eridbt« bom
15. 2Rai 1893($anf. ©er.*8tg.»b.U$ptbl.«r. 50),
in Welctjem infibefonbere barauf bingeWiefen Wirb,
bog bie SBorte feinefweg* einen ©egenfa^ ju
ben Angaben in ben Stonnoffementcn bilben,
bielinebr baju beftimmt Rnb, biefe — ba« SKafi
ober Wie in bem bortigen galle ba* ©ewicht
betreffenben — Slngaben ncifyet ju erläutern.
SJgl. Urteil bei IV. Sibilfenat* ^anf. ©er.^tg.
1902 $ptbl. 9er. 90.
3n ben boiliegenben Äonnoffementcn Rnb
nun bie 3Ra&e ber abgelabenen «löde auf 20184
Digitized by Google
J52_
Ho. 6».
unb 62050 sup. feet, juf. 82234 s. f., angegeben
unb barnad) tytt 93ef(agtc unter gugrunbelegung
ber bebungeneu SRate bon 22'/* sh. per 50 cbf.
bie 3ftac^t mit jK 3157,60 richtig bejaht, inbem
fie babon ausging, bog eben biefe äRafjangaben
für bie 93ered)nnng ber ftvadjt allein mafjgebenb
feien, obfdjon fte «ur ouf ben Angaben beS
AblaberS (said by shipper) berufen unb bie
&erfrad)terin burd) bie Älaufel measurement,
quantity etc. unknown ei abgelehnt b^at, bie
9tid)rigteit biefer Angaben jujugeftehen. 3)afj
biefer ©tanbpunlt bem beutfchen JRedjte entfprtcht,
ift nach § 656 $. ©. 93. au&er Zweifel. 3m
norltegenben SfoD entleibet aberntet baS beutfetje,
fonbern baS englifcbe lRedb;t, Weil nad) ber 93e*
fUmmung 13 ber Äonnoffemente baS gonjc Skr*
tragSberhältniS fid) nadb, bem 9ted)te ber flagge
richten foO unb bie „Stowena" ein engltfcheS
©d)iff ift. @S fragt fid) alfo, ob nad) englifd)em
9led)t bie SJcafeangabe, bie bie Äonnoffemente ent*
halten, für bie ^Berechnung ber gradjt fchlechtljin
entfcheibet, ober ob bie Klägerin, Wenn fie beweift,
bafj bie abgelabene Partie mehr gewogen §at,
bie gradjt nach bem Wirtlichen ©eWidjt Oerlangen
tann. 2)tefe Srage b^aben bereits bie beiben
borerWäfjnten Urteile beS D. S. ©. in Anlehnung
an (£ntfd)eibungen englifd)er ©erfaßte, Welcher
bei ©arber, Treatise on carriage of goods by
sea ©. 578—583 mitgeteilt werben, in bem
©inne beantwortet, bafj bie englifffje tßrarjd mit
ber beutfchen ©efefceSborfchrift fibereinftimme unb
fte hoben Weiter ausgeführt, bafj jene Siegel ficb,
gWingenb burd) bie Auslegung bei ÄonnoffementS
ergebe. 2>enn ba bie Eingabe bei ©eWid)tS —
um baS eS ftd) in bem bamaligen ftalle bonbelte
— Wegen ber Älaufel weight unknown bei ber
Auslieferung bom ©Ziffer nicht ju Oertreten fei,
fo fönne u)t in ber Zat eine anbere SBcbeutung
nicht beigemeffen Werben, als bie eines enU
fd)eibenbeu gattorS für bie $rad)tbcrechnung.
3Mefe (SrWägung trifft bier, wo eS fid) nid)t
um baS ©eWidjt, fonbern um eine SRafjangabe
banbelt, in gleicher SBeife ju. Auch mod)t es
babei (einen llnterfd)ieb, Worauf Klägerin grojjeS
©emid)t legt, bajj nicht eine unnötige SBermeffung,
fonbern eine anbere aJlajjmetfjobe in Ofrage ftetyt.
S>enn wäbrenb bei ber Ablabung baS in Amerifa
gebräuchliche scribner doyle 9Jcajj — baS ^nneit*
mafj ber SBlöcte — bei geftftellung 5f$ «Raum=
gebalts angeWanbt ift, Win Klägerin wegen ber
SDia&ßcblidjfeit beS englifd)en 9tecr)tS bie in eng*
lanb übliche (5aßipcr-3Jletbobe (baS Aufjenmafj)
als bie richtige ju ©runbe gelegt Wiffen, nad)
ber fttt) ber Oerlangte ^öt)ere gradjtfafe ergeben
Würbe. Allein barauf tann eS nid)t antommen,
auf Welchem Umftanbe bie SBerfdjiebenheit ber
üDtafjergebniffe beruht; Wefentlid) ift lebiglid),
bog bie Äonnoffemente eine äRafjangabe enthalten,
ba auf btefe ber (Smpfänger fid) berufen (ann,
eS fei benn, bafj bie Äonnoffemente eine ab*
Weidjenbe SBeftimmung enthalten. ScfctcreS ift
hier nicht ber gaU. ^nSbcfonbere enthalten bie
Älaufeln 2 unb 5, auf bie fid) Älägerin berufen
hat, berartige Abweichungen nicht, fte begeben
fU$ lebiglich auf bie Auslieferung beS Frachtguts
unb befagen, bafj für biefe bie Angaben im
Äonnoffemente, foferu rein offenbarer Irrtum
oorliege, ma&gebenb fein folleu unb ferner ba&
bei Auslieferung nad) 9Jlaf} ober @ewid)t bie
Äoften ber SSermeffung ober SSerWägung Oom
(Smpfänger getragen Werben fallen. 3>arauS lafet
fid) für bie Oorliegenbe ^rage nichts folgern.
hiernach ift es ohne SBebeutung, ob — Wie
JBeHagte behauptet — bereits bor ber Ablabuug
jwifcheu bem Vertreter ber flagenben SReeberei
unb bem Ablaber abgemacht ift, bajj baS scribner
doyle ÜÄaö ber Siermeffung ju ©runbe gelegt
Werben foüe. SeWiS»JBohenS meint freilich (baS
3)eutfd)e ©eeredjt II. »b. ©. 262 Anm. 2), ba&
nad) englifd)em Stecht bie ÄonnoffementSangabe
über baS 3Wa& ober baS ©eWidjt nur bann ente
fd)eibe, wenn eS auSbebungen fei, bog fie jebod)
für eine foldje Abmachung bie Sebeutung eine«
prima faciesSJeweifeS habe, ber burd) ben SeWeiS
einer anberweitigen %erebung Wiberlegt Werben
tönne. ©oUte bem beijufrimmen fein, fo mürbe
barauS ein anberes Ergebnis für ben borliegens
ben fjaü" nid)t fyetootQetyn. 3>enn bie über
bie erwähnte Abmachung bernommenen 3eu0en
©omila unb JÜBatermann, weld)e als Vertreter
ber Ablaber unb Uleeber mit einanber berhanbelt
haben, hoben fid) gerabe gegenüberftehenbe An-
gaben gemacht, Weld)e n<h utctjt bereinigen laffeu
unb ba fie gleich glaubhaft finb, einanber aufheben.
Digitized by Go<
153
-No ttO.
£attptßfati.
latiieUreditÜdie fälle.
XXV3XL Jahrgang. (40. 3ab>gano, bet $anbel8gcrid>t*3eitutig.)
frei« fflr Um 3ah,rgong: Qaupu unb Seilt«« Kit Megiftct 20 X — $«i|itblott «Hei« Mit Sttflifltr 15 JC
«elttett «Od« mit gegiftet 15 A
Jaetf« ©MriaC $ambHrg, ben 27. 3nwi. 1«©7.
3"*oM : ©dreabtr 4 »rebe in Hamburg gegen bie girmo
g. fiaei«j in feamburg. — Kaufmann Otto »ewna In
fcaraburg gegen bie Ißorjfllonfabrit Wieb,, i.'ubrotg Ifngel k
6ot(n in Sieb, in ©öfjmeii.
«0. $l*,e bc* $älf«(»*n« für Crnttttng eint» taf
>tr (Elfte feftgeraieven großen Segler».
© d) r a b e r & 33 r c b e in Hamburg
gegen
bie girtna S a e i « j in Hamburg.
3)aä ber $8ef(agten gehörige SJoUfcfyn
w$arcf/tm" fegelte, mit einer boü>n gabung
Salpeter Don $ifagua tommenb, am flbenb be$
26. Öfooetuber 1905 unter bem ftommanbo etneö
(frlbelotfen in bie (Slbe ein. ÜRadjbem e* baä
fölbfeuerfdjiff 3 baffiert blatte, berlor e$ bei bem
8erfucf>e, eine Äoßifion mit einem Stampfer ju
bermeiben, feine beiben faQengelaffeuen Sinter unb
geriet bann um 8 Uljc 30 p. m., Ijülfloö treibenb,
ndrblicr) uom (Slbfeuerfcfjiff 4 auf ©elbfanb an
©runb. S)ie ©egel bei ©diuffeä waren bereite
bor bem SÄnferwerfen aufgegeit geroefen, weil ba8
Srfnff hinter bem 2feuerfd]iff auf [üben unb bor
»nfet ge&en foflte. Satjer fam ti, mit bem
JVlutftrome treibenb, nur mit bem SBorbetenbe
auf ben ©anb. 3)er au« ©üben wefjenbe SBinb
tyatte bie ©tärfe 6 unb toeljte gegen bie 33rcitfeite
bei feftgeratenen ©cbjffeS; bie ftlut Ijatte um
7 U$r 23 bei ©urjjaben eingefefrt, fo bafc erft
um 12 Ufjr 43 nadjtS 4>odjroaffer eintrat. ®cgen
9 llrjr bafjtcrte in ber 9rid)tung elbaufwärts ber
ben Klägern gehörige Heinere ©cfjletobbambfer
„«orfum", Welver bei (llbefeuerfdjiff getrieben
blatte, um ©rfnffen feine §ülfe anzubieten unb
meiner nun bei ©Ibefeuerfrfjiff 4 Ijatte bor SInfer
geljen Wollen. Slufmerffam gemacht burdj 9tafeten
ber „$artf)im" bambfte ber ©djleüüer an bie
Unf aQftelle unb bot feine $ülfe an, bie an:
genommen würbe. $>ie ©djlebbtroffe beä ,,55or«
fum" mürbe hinten an SBacfborb auf ber
„S^arrfjtm" feftgemarfjt, loaä gegen 10 Uf)r- ge*
lungen mar. S)ann jog ber ©djlebber mit boHer
Äraft unb in lö bii 20 TO muten gelang e$ itjm,
baä ©d)iff flott ju machen. 6r fd)lepbte es
aufwärt« bii geuerfdjiff 5, bermodjte aber nidjt
bat über ©teuer gefdjleppte ©djiff entgegen bem
ftarfen SBtnbe in bai füblid) bedaufenbe ^atjrs
maffer ju bringen, fonbern mußte fi(t) barauf
befdiränfen, e* bom ©anbe freiju^altcn. SBei
geuerfcb,iff 5 tarnen gegen 1 1 Ufjr nacfyts ber ben
Älägern glet^faöö gehörige ftarfe ©djletobbambfer
„®ebr. ffirebe" unb mehrere anbere ©cfjlebber
b,inju, bie in (Xugljabeu gelegen unb bort bon
iBootdieuten bie 92ac^riff)t bon ben gezeigten
Slotfignalen erhalten b>ttcn. 3)ie bom „©ebr.
SBrebe" angebotene ^ülfe rourbe angenommen
unb bie mit tfjm getommenen ©cb,Ieppbampfer
fuhren in Solge beffen nacb, ©ujb,aben jurüd.
92acr)bem jnjeimal bergeblidb, berfua^t mar, bie
©cfjlebptroffe bon „Scbr. SBrcbe" mittel« SButf»
leine bem ©a^iffe jujufü^ren, glüdte ber SSerfucb,
Digitized by Google
154
No. 60.
beim britten SDlale unb Würbe nun bie Iroffc
Dorn an Steuerborbfeite bei Seglers festgemacht.
,,©ebr. SBrebe" brachte bann, Siodfraft an«
fdjlebbenb, bie „tßarrfnm" mit beut Sfobf auf ben
SBinb. darauf toarf „^öorfum" feine am $ed
bei Segler« befestigte Sroffe lo« unb machte fie
Wieber bornc an Stacfborb be« „^ardum" feft.
S)en »ereinten Äraften beiber Sd)lebber gelang
e« hierauf, bie „SJardjim" in bai tiefe gab,rn»affcr
ju bringen. Sie fdjlebbten bai Schiff ohne
weiteren Unfall nadj $ambnrg, Wo ber Schlepp*
$ug am 27. 9fobember, nachmittags 2 Ubr 30
eintraf.
3>er Siefgang ber „Sßarchim" betrug Dome
20' 8", hinten 20' 11".
$>a« Stranbamt Hamburg b,at auf Stnrufen
ber Äläger in feinem SBefdjeibe bom 1. sJJ?är$
1906 einen #ülf«lof)n bon 14000 M für bie bon
ben beiben Schleppern ber „SJarrijim" geleiftete
#ülfe in Seenot feftgefe&t.
3>a« 8. ©. Hamburg ft. IX f. £. beftätigte
biefe ©ntfeheibung.
23om O. ä. ©. IV mürbe ber £ülf«lo&n
burd) Urteil bom 5. Slpril 1907 auf 17 000 X
erhöht.
© r ü übe:
.3>aj? beibe Schleppbampfer ber Klägerin ba«
Schiff „^ardjim" au« Seenot gerettet traben, ift
unter ben Parteien nicht ftreitig unb (ann audj
nicht zweifelhaft fein.
5>a« Sodfdjiff mar nach Serluft feiner
Sinter, wäbrenb ei bei aufgegeiteu Segeln faft
nur noch, mit ber ^lutfrrSmung trieb, auf ©elb=
fanb feftgeraten unb ri«ficrte, burdj ben au«
Sübeu mit Stärfe (5 gegen feine süreitfeite Wehem
ben SBinb weiter auf ben Sanb getrieben ju
werben. ©« fonnte mit eigener Straft nicht flott
fommen unb hätte, Wenn nicht injwifchcn £ülfe
fam, ftd) bei fadenbem SBaffer im Sanbe feft:
gelagert. Slu« biefer ©efahr baben bie Schlepp*
bampfer ber Klägerin ba« Schiff gerettet, inbem
*unäd)ft ber borbeilommenbe Stampfer „SJorfum"
ba« Schiff rücfwart« abfdjleppte unb e«, ba feine
Äraft nicht au«reichte, ba« fchwerbelabene S3ods
fdjiff gegen ben SBinb in bai füblid) berlaufenbe
«J-afjrwaffer ju bringen, bis juin (Eintreffen
Wetterer #ülfe bom Sanbe freihielt unb inbem
bann ber infolge ber SWotjtgnale bon ©usbaoen
herbeigeeilte *8ergung«bampfer „©ebr. SBrebe"
bai Schiff im Sierein mit „SJorfum" au« ber
bei ber 9iähe be« Sanbe« unb bem berrf eben ben
junehmenben SBinbe noch immer gefährlichen
Sage betau« in ba« $ahcn>affet fdjleppte.
Sluf $ülf«lobn bat alfo bie Stlögerin Slnfprud?,
unb biefen bemtjjt bai S3erufung«gericht in
SBürbigung ber nach §§ 744, 747 ©. 33. in
ajetradjt tommenben ©efid)t«punfte auf 17000 jH,
alfo um 3000 Ji. höher, ali in Uebereinftimmung
mit bem Stranbamte ba« S. ©. ihn zugebilligt
hat.
SJeibc Schleppbampfer b>ben fidj mit größtem
Sifer bem 9tettung«merfe f)in9egebett. 3)er
Dampfer „Siorfum" ift, al« er im '-Begriffe war,
elbaufwärt« 511 fahren, um bei Slbfeuerfrijiff 4
bor Sinter ju gehen, beim (£rblicten ber 0011 ber
„SJarchim" aufgeftiegenen Stafelen fofort an bie
Unfadftede geeilt unb bat alle Äraft an bie
Dtettung gewanbt, inbem er feine Xroffe am §ect
ber „SJardum" feftraachte, ba« Sduff über Steuer
abfdjleppte, Wa« ihm in lf» — 20 SJlinuten gelang
unb bann, ba er mit feiner 9ßafdnne bon nur
270 inbizierten H. R ba« Schiff nicht gegen ben
ftarfen Sübwinb in bai fiafyttoatfev ju bringen
bermochte, c« etwa eine Stunbe lang bom Sanbe
freihielt, bi« gegen 1 1 Uhr nacht« „©ebr. SBrebe"
jur $ülfe fam. Such biefer 3)ambfer b,at bett
größten (Sifer bewiefen, inbem er fofort nach
erhaltener Äunbe bon ben gegebenen dfotfignaleu
bon ©ujt)aben nach ber Unfallfteüe gefahten ift
unb bort ohne SBerjug eingegriffen bot.
5Bie ©efahr, au« ber bie „iJJarchim" gerettet
Worten ift, fchäfct ba« 83erufung«geria)t größer
ein, al« e« in Uebereinftimmung mit bem SaaV
berftänbigeu ^ilgenborf ba« 8. ©. getan bQt
unb ift namentlich au« biefem ©runbe 31t ber
höheren Söemeffung bei $ülf«lohne« gelangt.
5>a« grofee, fchWerbelabene Sodfchiff Tonnte
felbft nicht« tun, um flott ju werben unb wäre
unter bem $rucfe be« auf feine S3actborbfeite faft
quer Wehenben ftarlen SBinbe« bei fieigenbem
SBaffer, Wie auch &er Sachberftänbige ^Ugenborf
angenommen b]at, Weiter auf ben Sanb gebrängt
unb jWar ftunbenlang, ba e« um 8 Uhr 30 abenb«
bei glut auf ©mnb geraten war unb erft um
12 Uhr 43 $ochwaffer eintrat. 93ei finfenbem
SBaffer Würbe fich barauf ba« Schiff im Sanbe
feftgelagert hoben unb bann hätte fidr) ba« fLb-
Digitized by Google
fdjleppen äußcrft fcfjwierig gestaltet, Wäre {eben*
fad« nur möglich gewefen nad) Slbleidjterung,
ober, wenn fole^e nicbt tuntic^ gewefen fein foHte.
nad) SKerfen bon Sabung. Sann Wäre ba« Sdjiff
auch ber ©efaht be« Serffpringen« au«gefefet
getoefen unb in folgern (Jolle Wäre ftdfcjer ein
Xeil ber Salpeterlabung infolge einbringenben
SBaffer« Weggefdjmol^en. Sie ©efat)r, au« ber
ba« ©djtff gerettet ift, mar olfo eine redjt
bebetttenbe unb beftanb al« foldu? aud) nod) fo
lange „Sorfum" allein ba« ©d)iff an ber Xroffe
blatte, ba bei bcm junefmienben SBinbe unb
©ccgange bie 3Rafdjinentraft biefe« ©d)lepper«
fcbWerlidj ausgereicht haben würbe, ba« bon ihm
rüdwärts gefdjleppte unb beSbalb am Steuern
oerbinberte ©dnff bon bem nahen ©anbe frei«
jubalten, ©eminbert mürbe bie ©efaljr, wie
fdjon ba« ©tranbamt bcrnorgeb^oben bat, nur
baburcb, baß bei <£u$baben hilfsbereite ©djlepper
in ber 92ör)c lagen unb burd) 9?otfignale gerbet;
gerufen Werben fonnten. Äber ba ber ©djlepp*
öampfer „©ebr. äBrebe" erft gegen 11 Uhr bon
&ur,baoen eingetroffen ift, |"o wäre jebenfatt« ba«
©dnff bi« bahtn weiter auf ben ©anb gebrängt
gewefen unb baburdj ba« 21 bf d) Uppen erfdjwert,
be«balb mit größerem dtifito be« SecffpringenS
»erbunben unb alfo namentlich für bie Sabung
gefährlicher geworben. Sie berhältniSmäßig leiste
©rbnlUidjfeit bon ©djlepperhülfe ift alfo ein
§aftor, Welver ber fonft fet)r fd)limmen ©ituation
bie ©efäbrlichfeit in großem SRaße nah,m, aber
bod) immerhin nod) recht beachtliche ©efatjren
befte^en ließ, bie namentlid) burd) ba« fct>neUc
unb cnergifdje Singreifen be« jufäUig borbeU
gefommenen Stampfer« „Sorfum" bermieben
finb.
Siefer Heinere ©djlepper bat baburd), baß
er fidj or)ne 3?er$ug an'« 28er! marfjte, trofe be«
SRififo«, baß ftd) feine SRafchine al« ju fdjWacb.
erweifen unb er fdjließlid) ben ©djleppem
an ber er 9teebereien bie Ausführung ber Stettung
Werbe überlaffen muffen, e« bewirft, baß ba«
ilbidjleppen nod) in ber für ba« ©djiff gfinftigften
Sage erfolgte, als biefe« nur erft mit bem SBorber*
enbe feftfaß.
Mbgefeb>n bon bem hieraus fid) ergebenben
©erte ber #ülfeleiftung für ©djiff unb fiabung,
fommt für bie ©emeffung be« #ülf«lotjne« in
93etradjt, baß bie auf bie eigentliche #filf«leiftung, i
ir,5
No. 60.
alfo bi« ju beren Uebergang in eine gewöhnliche
©djleppfatjrt berWenbete Seit nicht fehr lang War,
ba fie, gerechnet fcom Eingreifen bei „SBorfum" bi«
etwa jum Staffieren bon <5ur,baben 2 Vi ©tun ben
ausmachte unb baß ferner bie diefa^r, benen bie
beiben ©chleppbampfer mit ihren Bejahungen
bon auf bem „SBorfum" 7, auf „©ebr. ©rebe"
8 9Rann auSgefefct geWefen finb, nicht fet)r ba«
SOlaß bon %&fftlid)Uiten überftiegen hat, benen fid)
berufsmäßig bie Sefafeungen bon ©eefdjleppern
mit ihren Sampfern auSaufefeen pflegen, Wenn
fie auf ©ee ©djiffe in'« ©djlepptau nehmen. Sie
©efahr, baß „SBorfum" beim geftinneben feiner
Sroffe am $ed ber „SPardum" bie Xroffc in bie
Schraube belam ober felbft auf ben ©anb feft-
geriet, fann nicht al« groß angefet)en Werben unb
ebenfoWenig ift anzunehmen, baß ber ©djlepper
„©ebr. SBrebe" bei ben SBerfudjen, feine Xroffe
mittel« ber Surfleine überzuwerfen, ri«Rert hat,
unter bem Sugfpriet be« ©djiffe« mit feinen
9ßaftcn unb ©djornfteinen feftjufommen, ba bei
bem SBerfen ber Seine pd) ein jur Sermeibung
foldjer Äoaifionen genügenber »bftanb einhalten
ließ. Sie bon ben ©djleppern gelaufene ©efahr
War alfo nid)t groß. 31 ud) finb feine befon beten
Slufwenbungen gemacht.
Unter biefen llmftänben War bie ^ülfeleiftung,
trofebent ber SBert be« ©djiffe« unb feiner Sabung
fehr bebeutenb geWefen ift, nidjt mit einem
höheren ^Betrage al« 17000 A ju belohnen.
Siefer ^Betrag aber erfdjien anbererfeit« auch
augemeffen bor allem mit ?Hficf fietjt barauf, baß
ba« energifche unb fchnelle (gingreifen be«
©<hlepper« „iBorfum" fehr baju Beigetragen hat,
bie bem ©chiffe brobenbe ©efahr nicht Wadjfen
ju laffen unb baß bie fadjfunbige Surdjlführung
be« 9lettung«werfeS burd) bie für berartige
^ülf«leifrungen befonber« au«gerüfteten Schlepper
bie »eflagte bor fdjweren Schöben bewahrt hot.
Digitized by Google
156
Mo. «1.
61. ©iak, «tan da aaf nattfriaiaUf gtit fltf4Ufftn<«
«gtatarmiaitni« gttaakigt, oktr fller kta ftgaktgungetag
t)i* an0 »icber fartgtfrtyt markt, fir kttft fp<rt >)til
kie »cr»taglid)ea Btftimmungti» über Sünbigungdfrifl anb
Kaufmann Otto Äemna in $amburg
0*8*b
bie Sßorjellanfabrif 8lid),
Submig (Engel A 6obn in Slidj
in 89 dornen.
Urteil bc* O. S. ©• I bom 10. Slbril 1907.
©tünbe:
?Xr Vertrag jtoifcljen ben Parteien mar
auf unbeftimmte $eit gefebjoffen. ©r enthielt
atorfcfjriften über ben Jrünbigung*termin unb
bie Jrunbtgung*frift. 3" Uebereinftimmung mit
biefen SSotfdjriften mar er bon bet 89eflagten
auf ben 31. Sejember 1905 gefünbigt morben.
Xatfäd)lid) ift bat agenturtoerbjiltni« jmifdjen
ben Parteien über ben 1. Januar 1906 b,inau«
fortgefe&t morben. 2)a* Slgenturberljältni* fteOt
ein Sienftberljältni* im Sinne ber §§ 611 fg.
SB. ©. 83. bor. Utad) § 625 galt e* bemgemäß
Horn 1. Januar ab auf unbeftimmte 8«! ber*
längert.
gür ba* 93erbältni* blieben grunbfäfelidj
bie 83eftimmungeu be* bi*bertgen Verträge*
maftgebenb. graglid) fann fein, ob aud> bie
83efiimmungen über Äünbigungöfrift unb Äüits
bigung*termin maftgebenb blieben. S)ie ^rage ift
jeboeb, ju t>erneinen. SBirb ein Sricnftberbältnie naaj
bem Slblauf ber Dienftjeit fortgefefrt, fo fingiert
dos ©efefr, baft bie ^arteten erllört bitten, He
»»Otiten e* auf unbeftimmte 3e't verlängern,
©diiebt ba* ©efefc ben Parteien bieie Grftärung
unter, mä&renb fie fie in 2Ba(jrljeit nia^t ab-
gegeben fyaben, fo mu& angenommen roerben,
baft e* ber (Ertlärung biejenige 83ebeutung fjat
geben moDen, bie es überbauet für richtig er:
oo^tet fmt, »wenn Parteien in einem $icnft=
berbältni* auf unbeftimmte $eit mit cinanber
fteben, baft alfo bie bon ifrat oerorbneten, im
übrigen freilidj biepofitiben 23cftimmungen fiber
Äünbigungäfriften unb Äünbigungötermm $lai>
greifen. 83ei ber Srortie&ung eine* auf beftimmte
iJeit gcidjloffenen S8etr)altniffe^, bem regelmäßigen
gälte ber Slnmenbung be* § 625, oerftebt ftcb,
bon felbft, baft infoioeit lebigltcr) bie gefeftütfjen
SBeftimmungen $la& greifen. S3ei ber ftortfe&ung
eine* auf unbeftimmte Reil gefdjloffenen unb
bureb bertrag*mäftige Jrünbigung beenbeten 83er»
bältniffe* muß bat gleiche gelten. Sei anberer
8u«tegung mürbe, fobalb bie vereinbart gemefene
Äünbigungöfrifr, mie t)ier, länger mar al* bie
gefefylidje, bai (Srgebni* fein, baft bie Parteien
bura> bie Xatfadje ber Orortfefeung eine« 3)ienfts
berbältmffe* über feine Seit binau* länger an
einanber gebunben mürben, al* burrb, bie Sats
fad)« ber (Eingebung eine* folgen. Dljne befonbere
33eftimmung be* ©efe&e* fann ni$t angenommen
merben, baft ba* bie SÄeinung fei. Sffite bemetft
merben mag, bat benn aud) bie jtoeite ftommiffion,
nad) ben fßrototoüen ju urteilen, ifjren (Sntlourf
in biefem Sinne berftanben feben motten. Sei
ber Beratung be* — in bem b>r in SBetradjt
(ommenben fünfte inbaltlid) gleichen — bon ber
SRiete b,anbelnben § 524 beß erften (Sntmnrf«
(§ 568 bei ©efefre«) mar ein Sntrag gefteüt, ber
u. a. auäbrüdlid) gefagt feben tooltte, baft bie
Hünbigung be* berlängerten 9Serr>ältniffcs nur
nacb, SKaftgabe ber gefe&lia^en 83orfa>riften be«
§ 522 »bf. 2 bi« 7 be* erften Gntmurf* (§ 564
Slbf. 2, § 565 bei ©efefce*) erfolgen fönne. ®ie
Äommiffton mar nadj ben Srotofoüen (83b. II
©. 217) ber Meinung, baft ber ftntrag mit bim
®ntmurf fatf)ltcty übereinftimme. SRöglid) märe,
baft eine anbete Steibe oon ©rmögungen baju
fübren tännte, bie bereinbart gemefenen Äün=
bigungdiriften unb ÄünbigungStennine bodj bann
meiter gelten ju (offen, menn fie eine frühere
Sluflöfung be* berlängerten S)ienftber^ättniffe*
ermöglicbten al* bie gefe^tio^en 93eftimmungen.
3)ie 3frage bebarf ^ier feiner (Erörterung.
3iacb bem maftgebenben § 92 ©. 83. fonnte
bai oerlängerte Slgenturber^ältni* mit einer
$rift bon fetf)ä 8Bod)en auf ben Sdjluft eine*
^alenberbierteljabrc* gefünbigt merben. Sie auf
ben 31. SKärj 1906 erfolgte Äünbigung ber
83eflagten, bie ber ftläger uidyt gelten laffen miQ,
ift in Orbnung. Sie ftlnge ift unbegrünbet.
P»< *)«itn«tl 9Stxl<n, «amtng. ^umiinnftr.iit Ii, «craftrtifttt I «ss. iPitanracnl. Smaftjut Dr «. I. SuiHl, *»mtur8.
Xro<f ?r« Soim «tnti* SHc«lt. "
Digitized by Google
Mo. »7.
157
No. 6*.
JtaitpfHati
Iaitöelj5ted)tlid|e falle*
XXV111- ^ahr^anja. (40. Sa^tgang bcr |>anbe(Sgcrt<^tft-3eittinQ.)
frei« fftr ben (Moorig: $b»|>|. unb Beiblatt «lt »tfliptr 20 X — £fln»lblart tUtia Mit Wcftflcr 15 A
»eibloü aOciu mit »egtfier IS X
1907.
Qürgtn $eter< in fcamburg gegen $ugo $eterl 4
^0. ill Hamburg. — Formt 0*k Sleum Shipping Co. Ltd.
in fionbon gegen itunfi & Wbni in Hamburg. — $ar*
bürget & So. tu granffiirt fl. SR. gegeii Sieiio Stffautt
in Hamburg.
02. ftafifian eine« cingeiragtnrn nit einem
eine« ttnbern Barver benuljren ober ntdjt eingetragenen
JStrenjeinjen.
ftrnge »er 9crt«([f)f(timg»fät)ig(eit einer Wirte, toed^e
j»ri gegen einanber rennenbe SBibier jtigt, mit einer
einen fvringtnben ©Her barjteOenben Warfe. — föie
»eit fpmnt 22nfa>ntinöob|i(t|t in »tlrnrt)t?
3fft ba£ Anbringen einer ni<V er.iftierenbcn ftirmo
■nf tiner (f «fette Derbsten?
Surgen $eter£ in Hamburg
ßcgcn
$ugo Sßeter« & ©o. in Hamburg.
gür bie Älägerin ift im %a§re 1886/1897
unter 9tr. 27997 bcr 3eichcnroQe bei Svönigl.
Patentamt* ba« in Anlage 1 toorliegenbe, einen
fyringenben (Stier barfteOenbe SBarenjeir^en eins
getragen.
Mm 8. 2)ejember 1905 ift für bie Seflagte
unter 9er. 83527 bafelbft ba« in ber ^auptfache
jtoei gegen einanber rennenbe SSibber barftellenbe
SBarenjeichen eingetragen, 33eibe 3c^en Ft»&
für ©pirituofen beftimmt.
Sei ber ftlägerin tjanbelt e« ft<h um jtuei
(Stiletten, tueldjc baö ©tierbilb in bcr 9Hitte
jeigen, oben bie SBorte: Fine Old Brandy, unten
bie SBorte: LaMarque Taureau unb an ben beiben
(Seiten bie ©orte: Trade-Mark enthalten. Stuf
ber einen (Stilette ift ber fpringenbe ©Her, tuie
in Slnl. 1, berwanbt, auf bcr jroeiten (Stifette
befinben fi(f> jtoei gegen einanber rennenbe ©tiere.
3>ie IBeMagte benufrt ihr 8eidjen, »ie bie in
Slnl. A beigebrachte ©ttfette auSioeift. 3° ber
SRitte befinben fidj bie beiben gegen einanber
rennenbe SBibbcr. »IS Ueberfdjrift figurieren
bie SBorte: Fine Old Brandy; unter bem Silbe
ftebt bie ^irma: $ugo 33eter& & ©o.; barunter
bie SBorte: Hamburg Germany; an beiben ©eiten
bie SBorte: Trade-Mark.
$ie Parteien, beren Inhaber S3rüber finb,
eskortieren beibe ©pirituofen. ©eit einer Steide
toon ^a^ren leben biefelben in frfjarfem Äou*
furrcnjlampfe unb führen äRarfenfdmfeproieffe mit
einanber. Slu« biefen ©treitigleitcn interefficveii
b^icr bie folgenben SJloutente:
gunächft hatte Klägerin ber 93erlagten bie
SSeuufeung ber in Slnl. 1 uiebergelegten ©tier=
marfe geftattet. Sichrere benufcte barouf ben
©tier „ur S3cjeidjnung ihrer ©pirituofen fotuot)!
in einfacher, al« aud) in S)oppelgcftalt. 3>ann
aber unterfagte bie Älägerin ber SBcfTagtcu bie
93enu$ung unb erlangte ein bemcntfpred)cnbe3
rerhtdfräftigeä Urteil bc8 §nnf. D. 2. ®. ^n
einem fpätcren 93rojcffe mürbe bcr S3cf(agten
berboteu, ©pirituofen be^tu. beren Scrpadmig,
Umhüllung u. f. \v. mit bem 3cid)cn bcr Klägerin
ju oerfcheu unb in ben SJcrfehr ju bringen -
fotoett ei [xd) nicht um Serpatfungcn u. f. lu.
al« fclbftänbigc SBaren hn"OcHe- ©Icidijcitig
Digitized by Google
158
No. 6».
Würbe baS Perbot auf bie Penufeung bog fogen.
S)obbelftiereS ctftrccft; Urteil biefed ©eridjts bom
20. Siobember 1906 Pf. VI 261/06.
$ie Pefiagte fudjte nunmehr eine anbete
SRarfe als ©rfafr für baS ©tterjeidjen *u fdjaffen
unb lieg pd) baraitf baS 3)obpelmibberäeidjen
eintragen. S)er bon ber Klägerin gegen bie
©intragung erhobene 3Biberfbrudj würbe Dom
Patentamt abfdjlägig Belieben. SBeiterhin hat
tfdj »eflagte unter 9ir. 93399 ber 3eid}enrolle
baS 2Bertjeidjen „Cattlo - Fight" alt» generellen
SluSbrud beS SDtotibeS eine« Kampfes unter
Haustieren fdjüfren laffen. 3>er Sßiberfprud)
ber flägerifdjen SijenjtrSger (Sociedad Vinecola
©. & 8. 3)utladjcr, Hamburg) gegen biefe (Sin:
tragung Würbe burd) Pefd)lufj beS Patentamts
bom 23. Februar 1906 berfagt. 31$ fid^ barauf
bie Klägerin ben „Stoppelftier" eintragen laffen
Wollte, lourbe biefer Slntrag burd) Pefdjlufj beS
Patentamts bom 18. Januar 1907 wegen ber
PerWedjfelungSgefaht biefeS Seitens mit bem
aBertaeidjen Cattle-Pight abgelehnt.
Klägerin b^at bon ber Peflagten Äßfdjung beS
28ibberjeid)en8 unb llnterlaffung feiner Penufeung
oenangt, oa e» intt itjreuj tonerjetajen üer=
Wedjfelungsfäfjig fei. Sie, bejw. ihre Si^enjträger
Ratten ben „3)oppelftier" feit §al)ren als SBaren*
$eid)en benufct, fo bafj berfelbe in ben tytx in
Petrad)t fommenben Slbfafogebieten — Siam unb
Straits Settlements — allgemein als Kennjeidjen
ber SBaren ber Klägerin bejW. ihrer Sijenjträger
gelte. Klägerin nehme baljer aud) ben SluS*
ftattungSfdjufr für biefe SWarfe in Slnfprud).
Stbgefehen Ijicrbon befiele nod) PertoedjfelungSi
gefaxt gegenüber ber Anlagen 1 unb 2. ©aß
SBeflagte nur auf Säufdmng beS PublifumS
ausgebe, erhelle aus ber Xatfadje, bafj flc bie
©Uferten mit ber Unterfdjrift Xaureau & ©0.
berjelje. Klägerin b^at inSbefonbcre * aud) auf
©runb § 37 £. ©. P., § 14 SBarenjcidjengefefreS,
§§ 1 unb 8 SöettbewerbgefefceS, § 826 P. ©. 99.
bie llnterlaffung ber SJertoenbung biefer SBorte
beanfprud)t.
SBeflagte hat bie PerWedjfelungSfäljigfeit ber
beiben 8eid)en in Slbrebe genommen unb aus*
geführt, bog bie SBorte Xaureau & (£0. nur
infolge Perfefjens bes Sithographen auf ein paar
Probeetitetten gelangt feien, bafj aber bie tat*
fnd)lid) angefertigten ©tifetten bie ftreitige Pe»
jeidjnung nidjt enthielten unb niemals enthalten
mürben.
S. ©. Hamburg unb O. 8. @. VI wiefen
bie Klage ab; teueres am 2. SJcarj 1907 ouS
folgenben
©rünben:
3)er urfprünglid)e Slntrag ber Klägerin auf
$urüdjiehung ihrer Stnmelbung beS Stoppel*
WibbersetdjenS,
bgl. ^ierju Kent, Kommentar 429,
ift burd) bie in$Wifdjen erfolgte Eintragung biefeS
3eid)ens gegenftanbSlo« geworben. ©S (janbett
fld) jefet nur nod) um bie 3fragc, ob Klägerin
bie Söfdmng beffelben forbem unb bie Per*
toenbung berbieten tann.
©otoeit nun Klägerin i^ren Slnf^rud; auf
bie langjährige güb^rung beS 3>obbelftterS ftü^t
unb geltenb mad»t, bag biefeS Pilb eine SluS-
ftattung barfteUe, h>eld)e in ben mafegebUdjen
SSerfe^rSlreifen als Kennjeidjen i§rer SBare gelte
— § 15 aBarcnbejeidjnungS^öefefe — , fo fdjeitert
biefer Singriff, tute bereits baS 8. ©. ^utreffenb
ausgeführt fyat, an bem burd) baS ©efe(> fanttio-
nierten ©intragungSbrinjib. $a baS Seiten,
tocldjeS Klägerin befeitigt feb> mitt, für bie
Söeflagte eingetragen ift, fo ift eS ohne jebe
SSebeutung, ob baS 3eid)en 3ahrc lQng bisher
bon ber Klägerin oenufet ift. SBer Sfnfpru^ auf
ben ©d)u^ eines geidjenS mad)t, mug baffelbe
eintragen laffen. SlnbernfallS hat er ju gewärtigen,
ba| eS ihm irgenb ein dritter burd) eigene
©intragung fortnimmt, ©s befteht aud) feine
aÄaglidjfeit, fid) a«? bie Unlauterfeit ober bie
SIrglift eines folgen UfurbatorS ju berufen.
3)aS ©efety ift vigilantibuB scriptum!
»gl. ©eligfohn Kommentar 2. Stuft. § 12, 2
©. 148,
Kent 374,
«llfelb @. 558. 4; 560. 5.
güt bie toeitere ?5rage, ob bie Reichen ber
Parteien bertoedjfelungSfähig finb— § 20 leg. cit.
— inug ber $obbelftier auSfdjeiben. SKaggeblid)
ift Iebiglid) baS eingetragene 3«d)en, nid)t aber
bie gorm, in Welcher bie 3Warte tatfädjlid) jur
PerWenbung gelangt.
»gl. ©eligfohn § 12; 13 ©. 166,
Äent 836,
SlOfelb ©. 557; 3
Sur. 5Bod)enfdjr. 1906. 402 s\
Digitized by Googl
etwa bie 2>obbelfriermarfc baS ein*
Betragene $ei$en mit unWefentltdjer abweidjung
barfteOt, fann nic^t anertannt Werben. aUerbingS
bat biefeS ©cridjt in feinem Urteil bom 20. Stob.
1906 auSgefbrodjen, bafe ber Stobbeiftier mit bem
einfa^en Stier im Sinne ber §§ 12, 20 leg. cit.
bcrmedjfelungsfäbig unb batjer beffen SJenufcung
ber Eeflagten ju berbieten fei. »nein aus biefer
©ntfdjetbung, toeldje baS ©erict)t audj nod) jefct
für jutreffcnb erachtet, folgt nidjt, bog nunmehr
Klägerin berechtigt tft, anbere i$r $eid)enxe<$t
berlefrenbe SRarfen als akrgleidjSobieft für
bie Prüfung ber SerWedjfelungSfärjigfrit ifjreS
3?i<$en£ mit einem britten ju präventieren.
93ergleidjt man ober baS $eid)en ber SInl. 1
mit bcmjenigen ber Setlagten, Wie eS in ber
ißatcntatte ober in anläge A wtebergegeben ift,
fo fann man nidjt wöbl jur 9tnnar)mc einer
SerWedjfelungSfäbigfeit beiber gelangen. $er
eine fbringenbc Stier unb bie beiben gegen
einanber rennenben 33öde gewähren bottftänbig
berfdjiebene Silber unb ©inbrürfe. ©abei legt
baS ©eridjt feineSWegS ben eigenen äßafjftab
fritifdjer Prüfung ju ©runbe, fonbern eS erwägt,
bafj bie SRarfen aud) für ungebilbete ©inWoijner
überfeeifdjer Sänber beftimmt finb. Sobiel näm«
lid) mujj aud) bei biefen Äonfumenten borauS=
gefefct Werben, bog fte bie 9Rarfe, baS SMlb
übertäubt beachten. anbernfaüS tjätte eS über:
baubt feinen Sinn, bie ©titetten jum 3toede ber
Unterfdjeibung mit Briden $u berferjen.
9Benn aber bas 83ilb überhaupt beamtet Wirb,
bann fann eine S3erWed)felungSgefabr nid)t feft»
gefteHt Werben. 3*°^ flc8cn einanber rennenbe
SBibber ftnb etwas ganj anbereS als ein fbringen«
ber Stier. 3f* nu(^ °§ne Weiteres jujugeben,
baß bie jroei SBibber ber iBetlagten mit bem
Stobbeiftier berwedjfelt Werben fdnnen; ift eS
audj ferner richtig, ba& nadj auffnffung bei
©crietjt* bie Senufcung beS 2>obbelftterS eine Wen
Ic&ung beS 3eidjented)ta &er Klägerin inbolbiert,
fo folgt bod) aus biefen beiben tßrämiffen mit
nid)ten, bog nun and) ber Stobpelwibbcr mit
bem einfadjen Stier ju berWedjfeln ift.
SBenn Klägerin barauf btuweift, baß beim
glafdjenauSfdjanf nidjt fo genau auf bas 93ilb
geadjret werben Wirb, fo ift bamit nichts ju
ibren ©unften gewonnen, ©nttoeber ift bnS SJilb
foldjenfallS überfjaupt nidjt genau ju erfennen;
169
bann Würbe aud) ein Sögel ober ein JRebtil
feine UnterfdjeibungSwirfung erzielen, ober aber
eS ift eine — Wenn aud) nur ofcrpdjlidje —
JBeobadjtung inöglidj. foldjem ftalle aber
wirb bas biet längere JBtlb ber SJeflagten fdjon
an fid) bie SertoedjfelungSgefabr auSfdjliefjen.
©benfoWenig ift bon Sebeutung, bafj bie aHarfen
aud) in biel fleinerem gormat auf flabfeln ober
bergleidjen jur SJerWenbung gelangen fönnen.
Soweit foldje Äabfelbilber an glafdjen übertäubt
irgenb weldje unterfdjetbenbe Sebeutung fyxben
fönnen, utufc baS foeben ausgeführte aud) b>r
gelten.
©ine Wirflid)e SerwedjfelungSgefafjr beftel)t
nur ba, Wo ber 9>obbeIfrier, baS Stiermotib,
in grage gejogen wirb. 5)iefeS Stiermotib ift
ber Sern ber flägerif<t)en Slusfüljrungen; mit
ibm ftefjt unb fällt ba^er ber gefamte angriff.
3taS Stiermotib, Weld)eS als fold)eS für bie
Klägerin nitt)t eingetragen ift, bilbet nad) ifjrer
I SSebaubtung baS Äennjeid)en ibrer SSaren unb
beSboJb wiÜ fie eS gefd)ü^t Wiffen.
tiefes S«l ift aber nad) ben frfiber gegebenen
ausfübrungen nid)t erreid)bar. ©S ift bnber
aud) o^ne jebe Sebeutung, ob SBeflngte t)icr
offenficrjtlid) auf Säufdjung beS SublifumS aus»
gebt. 3nw* mug im aügemeinen bei anWenbung
beS § 20 leg. cit auf bie SäufdjungSabpdjt
aud) jum 3toede ber geftfleHung bloS objeftiber
S5erwed)feIungSgefabr ®eWid)t gelegt Werben;
bgL Seligfobn § 20, 5 S. 250 f.,
Stent 839,
aafelb S. 602, 5.
allein bie Säufdjung&abfidjt ber Seflagteu
bat fid) jum Dbjeft nid)t ben ©cgenftanb beS
eingetragenen 3eid)enS ber Klägerin genommen,
fonbern biclmebr ben Röbbel frier, wcld)er nun
einmal, mag er aud) nod) fo febr als Jtcnn^eidjen
«ägerifd)er ©are gelten, nidjt gefribfi^t ift.
Älägerin fann aber ebcnfoWenig — Wie mit
ber 3iffer 1 beS § 9 leg. cit. — mit ber 3iffcr
beSfelben ^aragrabben jum 3«dc gelangen. ©«
genügt nad) biefer 2*orfd)rift nidjt, baf» ber
: |$nt)a(t beS SBarenjeirfjenS bie ©efatjr einer
j STäufdjung begrünbet; eS mu§ b'nÄl,ri,,nwen, bag
berfclbe ben tötfä(t)ltd)en SBcrbältniffen nidjt
cntfbridjt. inwiefern Stlägeriu aud) biefe Icfrt*
genannte *ornu«|e{!iung in bem ber SMlagten
eingetragenen ^cidjen gegeben annimmt, ift nidjt
Digitized by Google
160
uerftänblicr). ©S ift auch hierbei erwägen,
baß bie erften bciben Slnfjjrüdje nur baS ein:
getragene Reichen betreffen, bie etwa toerleit=
lieben ober ntcr)t eingetragenen SBorte Xaureau &
©o. alfo b^ier feinerlet 9loQe fielen.
2>er »on ber Klägerin ju 2 erhobene Unter:
fagungSanfpruch ift aber auch aus fRcdjtSgrüubcn
abjunjeifen. 60 lange bie 93eflagte im 93efifce
ihres geichenS ift, beftet)t für fte bie ^Berechtigung,
baffelbe ju beiluden. ®er eingetragenen 3Rarfe
gegenüber ift nur ber 2öfchungSanfl>ruch
gegeben.
Sgl. ftent 281,
»Ofelb ©. 560 f. SRote 4 a. ©..
a. 37c\ ©eligfo^n § 12 3lr. 3 «5. 149.
Sogifcbcr SEBeife fann mit bem SöfchungS;
anfpruefie ein UnterfagungSanfprucö nur infoWeit
berbunben toerben, als berfelbe auf bie #ufunft
nach burcfjgeführter Söfcfjung gerietet ift. SlHein
fo ift borliegeub ntc^t getlagt. 3ludj fommt
b,inju, baß es an Jebem ©runbc für bie Sinnahme
fer>It, baß 93ef(agte auch für ben ftatl ber 93er*
urteilung jut Sdfdjung baS Seiten benufeen
würbe.
©n blich fann auch ber Aufbruch auf Unter-
fagung ber SJerWenbung ber ^Bezeichnung ober
„girma" Snureau & ©0. niebt als begrünbet
erachtet werben. ftür bie Slntoenbung beS § 37
©. 93. ift fein Staunt, weil in bem SJerfeben
ber ©tifette mit einer ^irma ntdt)t beren ©ebrauet)
ju erblicfen ift,
bgl. 6taub 6. unb 7. Stuft., 337 Sinnt. 20
©. 182,
Surift. SBochenfcfir. 1901 6. 309 f.,
Siecht 1905, 683.
§ 14 beS SBarenbeacicbnungSgefeheS fcblägt
nid)t ein, Weil nicht bie finita eine« Sin bem in
ftragc ftcr)t. § 8 beS SBettbeWerbSgefcfoeS berfagt
ebenfalls, Weil tjier itict)t bie »erwcrbfelung mit
einer britten Ofirma, einem britten ©rwerbs*
gefdjäfte bejWctft Wirb. Sluf § 1 leg. cit. fann
fidr> Klägerin umbeSWillen nicht berufen, Weit
bie #eftagte, Wenn ftc einem jmnben nnter ben
bon ben 3flIflcn begrünbeten Umftanben einen
©tifettencntWurf jufanbte, nicht in (Mitteilungen,
Welche für einen größeren 9ierfonenfreiS beftimmt
finb, unrichtige Slngaben gemacht bat, Weiche
geeignet finb, ben Slnfchein eines befonberS J
günftigen SlngebotS ju erwecten. (Snblirt) fann 1
auch § 826 99. ©. 93. nicht jur SlnWenbung
gelangen, ba es an bem SBeWeife einer bewußten
©cfiäbigung ber Klägerin fehlt. 3Äit Unrecht
nimmt bie Klägerin an, baß 93eflagtc bie ©tifette
31 nl. 4 gebraucht bat ober auch nur hat gebrauchen
motten. 3)ie ^Beweisaufnahme fyat, wie baS
8. ©. jutreffenb ausführt, bie bahin geheitbe
99ebaubtung ber ÄIngerin nicht beftotigt unb
fdjon aus biefem ©runbc muß ber Slnfpnich
berfagen, felbft Wenn eS möglich Wäre, ibn
trgenbwie rechtlich ju fonftruieren.
63. 8«bebereitfd)flft ci«e« 6g)lffcf ift fem 0 1)1 na$
bca(fd)cm mit nadj englifdjeni 1Hcd)t uld)t barQanbeu, nenn
e* erft am festen £age ntdjt« gegen 12 Hbr jur CHnnatyme
»on Snbnng im $afcn eintrifft unb btrt nidjt nt^r
amilid) abgefertigt werben fann.
Forost Oak Stcam Shipping Co. Ltd.
in Sonbon
gegen
Äunft & Silbers in Hamburg.
$)ie Parteien hoben im Januar 1905 bie
vorgelegte (t^atteu^atüf gefchloffen, ber jufolge
ber im ©igen tum ber Klägerin fteheube ^>ambfcr
„Forest Brook", welcher am 6. beffclben ÜDlonarS
uon $ufon nach ©h6"'"^0 abgegangen War,
nach Söfdjung feiner Sabung jur ©innahme uon
93unfertohIen nach ""ö »on ba Weiter in
93aQaft nach ©cattlc gehen fotltc, um für bie
93ef(agten eine UoÜe Sabung 3Jicl)I ober anberc
9ia hrungSftoffe einzunehmen unb nach 28labiWoftof
ju bringen. 3)ie ©harter beftimmte:
„Tlmt the said Steam Ship .... being
stuunch and strong, and every way fitted for
tlio voyage shall be made ready not later than
the 20. February 1905, but lay days not to
commence before the 25. January 1905, to
reeeive and take on board in Seattle . . .
at such safe loading berths (Dock or Hiver) as
Charterers may appoint, and in aecordance with
the custom of the port, a füll cargo of Flour
and.'or other Foodstoffs as the said freighters
may send alongsidc, and if not ready by
the appointed time, Freighters to havo
the Option of confirniiiig orcancelling
thi.s Charter-Party when the Ship is
ready . .".
Digitized by Google
9fad) eigener Sittgabe bet Älägerin ift ba«
(Sd^iff toährenb bet Steife uon ben Veflagten
unter Aufgabe eine« beftimmten SabeplnfeeS
beorbert, nach Seattle ju gehen unb Ijat bort
am 20. gebruar um 1 1 Ur)r 43 Minuten abenb«
feinen Sabeplab. erreicht, aber erft am nächften
borgen, ba baS ftoüfyam njäbrenb ber Stacht
gefcfjloffen getoefen fei, bei biefem fich $ur joUamt=
litten Abfertigung angemeibet. Am 21. Februar
traben bie Vertagten bie (Starter aufgehoben,
toeil ber Stampfer nicht ju bem iu ber Starter
beftimmten Sermine labefertig getoefen fei. S)cr
Kapitän bei Stampfer« b^nt biefe VertragSaufs
bebung jurüdgetoiefen, aber eine ©tnneSänbernng
bei ben Vertagten nicht erreicht unb fcblicfjlich
nach längerem Aufenthalt in ©catric ben Stampfer
für eine anbere Steife uerfraebtet.
9Rit ber toorliegenben Älage beansprucht bie
Klägerin ®rfa^ be« ihr bind) ben nach ihrer
SReinung unberechtigten Stücftritt uerurfachten
©dbaben«, ben fie auf £ 5314,2 bcmi&t.
StaS O. 8. @. IV toie« am 7. Siej. 1906
bie Älage ab.
ßntfdjeibungSgrünbe:
Stard) bie Vcftimmung ber (£harter;Varth,
bajj ber Dampfer ber Älägerin nirr)t fpäter als
am 20. gebr. 1905 foüte fein: ready to roeeive
and take on board a füll cargo of Flour . . .,
berpftidjtete fich bie Älägerin, fpäteften« an bem
gebauten Sage, itjrcn Stampfer in bem Ablabe;
t)afen jur (Sinnahme ber Sabung bereit 411 fteflen
unb burdt) bie fernere Veftiinmung, if not ready
by tho appointed time Freighters lo have the
option of confirming or cancelling this Charter-
Party when the Ship is ready, berechtigte fie
bie Vertagten jur Aufhebung bc« Vertrage«,
toenn ber Stampfer nicht bi« ju bem feftgefefrteu
Sage labebereit geftellt würbe. 2BaS bie Parteien
im ©inne biefer Verttagsbeftimmungen unter
Sabeberettfchaft berftanben, ift mit beutlichen
Sorten barin gefagt, bafj fie ben Vegriff babin
umfehrieben fyaben, ba« Schiff foUe bereit fein,
bie Sabung an bem ihm uon ben Vcflagten
angetoiefenen Sabeplafec bem Vrauchc bes Ablabe;
bafenS gemäjj ju empfangen unb an Vorb 51t
nehmen. StaS ©chif? mußte alfo fo jur ©teile
fein, bafj eS in jeher Vejiehung jur Sinnahme
ber Sabung fertig mar, bafj alfo meber tatfäcb-
161
Ko.
I liehe noch rechtliche #inberung«grünbe auf feiner
©eite ber Velabung entgegenftanben. 9Burbe
biefe Verpflichtung nicht erfüllt, fo Ratten bie
Vertagten ba« Stecht bei StüdtrittS.
#iec hanbelt eS firf) in erfter Sinie barum,
ob bai ©chiff nicht labebereit im ©inne ber
©harter Qetocfen ift, »wenn es noch °m tfr&r.,
bem legten Xage ber grift, au« bem ©runbe
feine Sabung t)ai einnehmen bürfen, toeil e«
infolge feiner fpäten Antunft im Ablabehafen
©eattle um — nach Angabe ber Älägerin — „
1 1 Uhr 45 SRinuten nacht«, nach &*m SRafchinen*
journal 11 llr)v 50 SRinuhm — nicht mehr im
gotthaufe abgefertigt toar. SBenn biefer recht*
licljc £inberung«grunb bef tauben b.at, fo toar
bei #ugrunbelegung ber obigen Auslegung ber
©harter=Vartu ba« ©chiff <>m beftimmten Xage
nicht labebereit. 3)ie oben bem Sertrage felbft
entnommene Veftimmung bc« begriffe« ber Sabe*
bereitfehaft ift aber um fo ficherer richtig, nl«
fie ber in S>entfchlaub unb @nglanb herrfchenben
übereiuftimmenbeu Verfeljrsanfcbauung entfpricht
unb batton ausgehen ift, bafj bie Varteien beim
Abfchluffe ihre« Sertrage« bon biefer Anfchauung
beherrfcht getoefen ftnb, ba bie 93erhanblungen,
toelche ju bem Abfchluffe jtoifchen ber Sonboner
Steeberei unb ben bamburgifd)en ^Befrachtern
geführt haben, unter Vermittlung bamburgifchcr
©chiff«mafler in Hamburg unb in Sonbon geführt
finb unb bie über ben Abfchlufj auf einem
gormular ber SÄaflcr ausgefertigte ©ttarh'r^flrth
unter bem Ort«batum Hamburg unterfchriftlich
unb jioar bon ber Klägerin in Sonbon, bon ber
Scflagten in Hamburg, bolljogen ift. Stafj bie
Parteien bei ihrer Vereinbarung, ba& ba« ©chiff
labebereit ju bem beftimmten Termine ju ftellen
fei, Uon einer anbern als ber ihnen geläufigen,
fpcjieQ uon ber im Ablabehafen ^crrfct>cn beti
amerifanifchen Anfchauung ausgegangen fein
füllten, erfcheint auSgefchloffen, jumal fic ben
„customs of tho porta ihre ganj beftimmte 23e=
1 beutung bamit jugetoiefen b.abcn, bag fic biefe
al« entfeheibenb erriärten, für bie Art unb SBcife
| ber Anbringung unb Uebernahme ber Sabung.
i 3taö Siecht ber Vereinigten ©taaten bon 9torb*
nmerifa toürbe auch felbft für bie Auslegung
bei bier fraglichen Vertrages lebiglid) auf ben
©prachgebrauch ber VertragSfdjlicfjcnbeu »>er=
toeifen.
Digitized by Google
162
Sgl. ®6eeler, Modern Law o( Carriers©. 187 :
„The constructton of the language used in a
contract is to be determined by the law of
tho State in which it is made".
3)a& aber in 3)eutfchlanb unb ebenfo in
(Englonb allgemein unter 8abcbcreitfchaft bie
bolle Sereitfcbaft be* ©rfnffe* jur einnähme bcr
Sabung bcrftanben Wirb, fann nicht bezweifelt
Werben. £ierbon gebt fpejieQ auch ba* bon ber
fttänerm für ihre abweicbenbe Slnftcht Verwertete
Urteil be« 91. ®. bom 1. Stob. 1905 in ©acben
Sureau $rere* SaiUergeau gegen ftölfch & (Eo.
au« unb ebenfo ba* Urteil bei $anf. O. 8. ®.
Dom 18. SDlai 1895 in ©acben Sinbfab, ©racie<ft(Eo.
gegen bie#amburg»8lmerifamfcbeSafetfahrt 81.*®.
£btbl. 1895 9tr. 56. SBenn ba* ». ®. in feinem
ermähnten Urteile betont, ba& ba* Sorbonbenfein
bcr Sabebereitfcbaft nach, ben Umftänben ju ent*
(Reiben fei unb einen bie Sabebereitfcbaft au*«
fchlic&enbcn Umftanb nicht ohne Weitere* annimmt,
Wenn ba* im SeftimmungShafen angefommene
©chiff ben ihm angeWiefenen Slblabeblab, noch
nicht eingenommen Ijat, fofern e* fich nur im
©tanbe befinbet, auf SlnWeifung unbehaglich
borten gehen ju fönnen, fo ergiebt biefe ?lu**
ffit)rung nicht ein abtoeiebenbe* Serftönbni« be*
begriffe«, fonbern fo tritt fie nur beffen
formalifttfeher SlnWenbung entgegen.
Stafj auch nach englifcber Serfehr*auffaffung
jur Sabebereitfcbaft begrifflich gehört, bog ba*
©duff nicht allein fätn"g ift, bie Sabung ein:
zunehmen (hersolf ready to lond), fonbern auch
c« felbft angefjenbe behörbliche unb rechtliche
.ftinberungen befeitigt bat, zeigt jur ®cnäge bie
bon ben Parteien befprochene (Entfcbeibitng betr.
.,Thp Austen Friare",
Maritime law cases 1895 ©. 505,
in welrfjer ouSgcfprodjen ift, bah Sabebereitfcbaft
auf ©citen bc*©d)iffc* bie Slbwefcntjeit auch hebürb*
lichcr #inberungcn (impediments of authoritics)
einfchliefie.
Ob in Storbnmcrifa bie allgemeine Sluffaffung,
Wie bie Klägerin meint, in biefer Sejietjung
eine abweicbenbe ift, braucht nicht uuterfucht ju
werben, Weil es, Wie oben au*geffit)rt, für bie
81u«legung ber hier fraglichen Shartcrbeftimmung
auf bie bortige SerfchrSauffaffung nicht an*
fommt.
®ebt man biernach aber mit bem 8. ©.
babon au*, bah bie ©bartersSarib, bie Setlagten
jur Sfuffjebuug be* Sertrage* berechtigt, Wenn
nicht ber flagerifch« Stampfer fpäteften* am
20. gebruar 1905 im $afen bon ©eattle auch
bor ben bortigen ®efcfeen bereit War, bie Sabung
einzunehmen, fo berechtigte fchon für fleh allein
ber bom 8. ®. jugclaffene ®runb ben atütftritt
ber Seflagten.
$>cr in 93aUaft bon Sapan fommenbe Stampfer
ift frühsten* um 11 Uhr 45 SÄinuten nacht«
im $afen bon ©eattle angefommen, nadjbem er
bem borgelegten 3ournalau*juge jufolge am
Stachmittage um 5 Uhr Port Townsend, ben
(Eingangshafen ber Sucht, an Welcher ©eattle
liegt, erreicht unb bon bort um 5 Ut)r 45 SRin.
nach erhaltener pratique, b. i. (Erlaubnis ber
Q,uarantaine*©tation, Weitergefahren war. Um
in ©eattle lanben ju fönnen, mufjte borher ber
Stampfer im bortigen Zodbaufe abgefertigt fein,
Wie ber Deputy Colloctor be* Custom-House in
feiner borgelegten Sefcbeinigung bezeugt hat.
SBenn fich bie Älagerin jum ®egenbeweife auf
ba* 3eugni* be* beittfdtjert ftonful* in ©eattle
berief, fo beburfte e* einer (Erhebung biefe*
SeWetfeS nicht, Weil fich bie Stfchtigfeit ber bon
bem erftgenannten Seainten erteilten »uSfunft
au* bem amertfanifeben ®efefre ergiebt. Stach
ben revised Statutes 2774 unb 3988 hat jebe«
in einem ^afen ber bereinigten ©taaten an»
fommenbe Schiff zur (Erlangung ber (Erlaubnis,
to make entry or break bulk, bem Collector brä
SMftrtfte* bie für SBareneinfubr borgefchriebenen
Slngaben jit machen.
Sgl. SlnbreW«, United States Cnstom Uws
©. 12 unb 14.
Ü&afj ein anfommenbe* ©chiff nicht ohne
Soliabfertigung feine Sufen öffnen unb löfchen
ober laben barf, Wäre ja auch ohne Weitere*
felbftberftänblich. SBenn im borliegcnben ^aHe
ber Stampfer nur SaKaft hotte, fo befreite biefer
Umftanb nicht bon ber Zollabfertigung, Weil baä
SRichtborbanbenfetn joUbflichtigerSBaren in legaler
9Beife feftjuftellen War. ffibcnfoWenig befreite
bie in Port Townsend erhaltene pratique, Weil
fie nur bie allgemeine (Erlaubnis ju lanben gab.
3)aft eine enbgillrige Zollabfertigung bort nicht
erfolgt War, ergiebt ber borgelegte 3ourna(au*$ug,
inbem er folcher in feiner SBeife (Erwähnung tut
Digitized by Go
unb folflt aus ben citierten amerifanifchen ©cfc ^e«= |
toorfdjriften, bie bicfe Abfertigung bem SBorftanbe
beS Custom House übertoeifen.
3>urfte f omit bai ©djiff toor ber 3oÜabfertigung
feine Sabung einnehmen unb fonnte eS ferner,
Wie unter ben Parteien feftftetjt, wegen ©djluffeä
beS 3oUt)aufe8 in ber 3fad)t nad) feiner Anfunft
um 1 1 Ut)t 45 «Minuten abenbs am 20. gebruar
feine Abfertigung nid)t met)r erlangen, fo ift eS
an biefem Sage nicht labebereit im $afen toon
©eattle geWefen, weil ei an einer toon tym ju
erfüttenben SJorauSfebung für ben SJeginn ber
SBelabung noch fehlte.
2Bcnn bie Klägerin le&teres mit bem #ins
toeife barauf beftritt, bog bas ©djiff nur eine
©elbfrrafe rttfiert habe, aber beSbalb nod) nidjt
getjinbert gemefen fei, Sabung einzunehmen, fo
ift biefer (Sinroanb nid)t toon tBebeutang. S)a&
bai ©djiff in ©elbftrafe toerfatten fein mürbe, ift
nad) ben angezogenen ©efetje*borfd)rtften richtig,
»ber aucf) bie Ablaber hätten fidr> ber SKöglicbMt
fernerer Stadtteile ausgefegt, menn fie ftct) barauf
eingeladen b>ben mürben, toor ber Abfertigung
bed ©djfffe« im custom house Sabung z" toer*
abfolgen, ba fie datiert t)aben mürben, bafs bie
SJebörbe bat toon it)nen eingelabene @ut als toom
Stamtofer angebrachte, bem (Sinfuhrzoll unter»
liegenbe SBarc bet)anbelte.
3ft fomit bai ©djiff nid>t am 20. Februar,
bem toerrraflSmäfcigen Termine, labebereit in
©eattle gemefen, fo Waren nach ber 9lüdtritt6>
flaufel bie »eHagten berechtigt, am nadjften Sage,
fo Wie fie e* getan t)a6en, fid) toon ber (Starter
loSftufagen, ot)ne bajj ei irgenb barauf anfäme,
ob ba« ©djiff mit ober ot)ne ©dfjulb bie Sabe*
bereitfdjaft nid)t rechtzeitig erlangte unb ob bie
iöeflagten bei rechtzeitiger Sabebereitfdjaft ab*
geloben haben mürben ober nicht. £>enn bai in
ber ©hörter»$arth eingeräumte 9ftüdtritt8red)t
mar unbebingt gegeben, fobalb bai ©djtff an
bem beftimmten (Smbtertnine nicht labebereit im
Slblabehafen »ar, fo ba& bie berührten ©efidjt^
tounlte nicht beachtet Werben bürfen.
163
No. •S-«4.
64. 3)hi|; bie Unterfndiuag tiatr fob ■C'amburfl
grl)oiifecliea Ätarc (elteö IVetaD) auf itre Ä»nrra!(lid|fnt
nort) in Hamburg an Sorb bei) Seef djtffeö »orgenetnnien
werben, i»«r korf bic Uatcrfaibnai feil $ar flnfunfi in
Öberfeeifdifii SBtflimmuti(,«Brt oufncfdjobtn werben?
31» eine in Wentorf (Inf Sage ni* «atuafl ber
Maxe »orgeiiMiment Unttrfnd)anfl nad» red|t|titig?
$arburger & <£o. in t?ro«'f"tt a. SR.
gegen
ÜDleno Äiffauer in Hamburg.
3n biefer #autotbl. 1906 referierten ©ache
Wied ba« 9t ©. (II 436,06) am 9. Atoril 1907
bie Stetoifion bei SBeflagten jurüel.
(Sntfdjeibungggrünbe:
2>ie Angriffe ber SRetoifton befdjfiftigcn fich
au3fd)lie&lid) mit ber IJrage, ob § 377 $. ©. 83.
beriefet fei.
©eine (Srtoägungen anlangenb ben Ort ber
Unterfudmng fa&t bai Berufungsgericht bal)in ju=
fammen, ei tjabe bem orbtuuifj^fieitiägeti ©eidjaftSs
gange, Wie bem ju toermutenben JBiUen ber
Parteien entftorochen, bafi bie Unterfud^ung ber
SBare inSIeW^ort — am überfeeifchenSBeftimmung^
orte — ftattpnbe. 3« &er Au«füt)rung, e« t)abe
bem ju toermutenben SBtHen ber Parteien ent«
fprochen, ba^ bie Unterfiidjimg ber 28are am
überfeeifchen 93eftimmungdorte ftattfinbe, liegt bie
Annahme einer fHUfchweigenben IBereinbarung
be« 3nt)alt£, ba| bie Unterfuchung ber SBare
nicht untoerjüglidt) nach oer Ablieferung, fonbern
erft am überfeeifchen 93ejiimmung3orte ju erfolgen
habe. 3>arnach toemeint ba« S3erufung«gerid^t
au» j m e i felbftänbigen (Sntfcheibungdgrünben,
baö bie SBare noch >n Hamburg ju unterfuchen
War unb bie Angriffe ber Steöifion, naa) benen
Hamburg Ort ber Unterfuchung mar, pnb fchon
bann erfolglos, Wenn nur einer biefer (Ent*
fdt)eibung*grünbe frei toon 9cccht£toerletjung ift.
5)a* ^Berufungsgericht fam bei gfcftfteaung
toon Ort unb #eft ber Ablieferung auf ber
©runblage beS urftorünglichen Vertrags ju bem
(Srgebniffe, bag bie Ablieferung erfolgt Wäre
burd) Uebergabe ber ftonnoffemente be« toom
©toebiteurberein bem »erfäufer bezeichneten
©chiffeS. @S t)at bann toeiter erwogen, bajj burd)
bie n a dt) bem SertragSfchluffe getroffene Aenberung
bie Ablieferung erfolgte burd) Uebergabe ber
jraüReceipte für bai toom ©toebiteurberein bem
ffjerfäufer bezeichnete ©chiff. «on biefem Au*=
Digitized by Google
164
No. 6*.
gnngc fam es an ber $onb bcr erhobenen ©ut*
achten unter befonberer Verfidfid)tigung bcr
eigenartigen Vefd)affcnheit bcr in ftrage fte(jcn=
ben SBare ju bem oben bezeichneten ©rgebniffe,
bog fowot)l nac^ orbnungSgemäfjcm ©efd)äftS-
gange als auch nat$ ocm ftitlfdjtoeigenben SBiÜen
ber Parteien bie Unterfudjung nicht mehr in
Hamburg, fonbern am überfeeifdjen VeftimmungSs
orte ftattjufinben hatte.
®ie SRebifion regt junächft an, ob nicht ber
rechtliche Vegriff ber orbnungSgcmäfjcn Unter«
fud)ung nach <5ad)lage baburch berlefrt fei, bajj
baS Berufungsgericht bie llnterfuchung a ( I e r
gäffer baju erforberte unb bie llnterfuchung
ein je In er gäffer nicht als genfigenb erachtete.
3)ie f)\n in grage ftehenbe SBare — alter
gebrauchter Stotgufj — bei ber unter Umftänben
fein ©Huf bem aubern gleicht Iäjjt fnbefj bie
Sluffaffung beS Berufungsgerichts nicht als
red)tSirrig erfcheinen. 9Md)t überfetjen blieb babei
bie Satfache, bog in 9ceWt)orf f<hon nach Unter*
fuchung bon fechsgfäffern bie SDtängelrüge erfolgt ift.
5)er hierher erhobene 4?aubtangriff ber Stebifion
ffitjrt auS: cS fei bie ftrage, ob eine llnterfuchung
nad) orbnungSgemäfjeut @cfd)äftSgauge tunlich ift,
nach objeftiben ©efidjtSbunften ju entfeheiben,
nicht nach ben Dom Ääufer über bie SBare gc*
troffeneu Verfügungen. ftürbieamStai abgelieferte
SBare fei baher Wegen ber ftrage, ob nicht im
orbnungSgemä&en ©efchäftSgange bie SBare noch
am Stai ju unterfuchen fei, unerheblich, Wie ber
Käufer Ober He bereits biSbouiert fyat, fo im
gegebenen galle, bajj fie alSbalb auf ben Stampfer
berlaben unb über See transportiert werbe.
$>icfer Singriff fann {ebenfalls feinen (Srfolg hoben
gegenüber bem ©ntfdjcibungSgrunb, bog nach
ftillfdjwcigenbcr Vereinbarung bie llnterfuchung
erft am überfeeifd)en VeftimmungSorte ftottftnben
folle. $n 0Cl,t urfprfinglid)cn Vertrage mar
Vereinbart, bajj ber Verfäufer bie nad) ben
VerfanbbiSpofitionen beS ÄäuferS an Vorb beS
bon legerem bejeidmeten Schiffes gebrachte SBare
alSjumXranSport fceWärtS bereits übernommenes
©djiffSgut — fob burd) Ucbergabe bcr Äonnoffe=
mentc — abliefere. Slbliefcrung unb Einleitung
beS Transports feewärtS mit bem ©d)iffe, auf
bem bie SBare berlaben mar, fielen hiernach ju=
fammen. Sluf bcr ©runblogc beS utfpriinglid)cn
Vertrages fonnte baher, namentlich bei Verüd;
fichtigung ber befonberen ©djwierigfeiten, bie
eine Unterfuchunß ber borliegenben SBare bot,
rechtlich cinWanbsfrei als ftiafd)meigenb bereinbart
angenommen Werben, bajj bie llnterfuchung erft
am überfeeifchen 33eftimmungSorte ju gefchehen
habe. Sebiglid) aus äujjeren ©rünben — um
ben Vanfier beS ftäuferS früher in Vefty ber
ftonnoffemente ju fetyen, bie nach ^ietutjorf jur
ffiinlßfung burd) ben Slbrtefjmer beS ÄäuferS ju
fenben maren — mürbe nachträglich Vereinbart,
bafj bie SBare nicht erft gegen bie Äonnoffc*
m ente beS bom Käufer beftimmten Kämpfers,
fonbern fchon gegen bie Don ber $>ampfergefelU
fchaft auSgefteütcn Äai*Receipte für jenen
Stampfer befahlt toerbe. Siefe Vereinbarung
hatte bie jufäUigc weitere 3foIge, bog bie ber
3tanipfergefcüfd)aft jum Transport auf einem
beftimmten ©d)iffe aufgegebene unb ju biefem
$Wede auf ben &ai teuerer lagernbe SBare fchon
am Äai abgeliefert mürbe. Von biefer ©runb*
läge aus hat baS VerufuugSgerid)t red)tlid) unb
projeffual cinmanbSfrei ermogen, bie Vartcieu
hätten erftdjtlid) nidjt baran gebad)t, baß Käuferin
bie SBare nunmehr am Äai, nicht am über«
feeifdjen VeftimmungSorte ju unterfuchen fyabe.
Stautit ift bie Sinnohme ber ftiüfchweigenben
Vereinbarung, bajj bie llnterfuchung ber SBare
erft am überfeeifdjen VeftimmungSorte ju gefchehen
habe, bem bargelegten #auptangriffe ber Siebifion
entzogen unb erübrigt eine Vrüfung, ob ber
anbere ©ntfd)eibung«grunb, bajj bie SBare auch
nad) orbnungSgemäfjem ©cfdjäftSgange erft in
SReWborf ju unterfud)en mar, bem gebauten
StcbifionSangriffc <Stanb holte» fönnte.
5)ie Diebifion rügt noch Weiter, bie Klägerin
habe auch >hrcr 2tarlcgungSpflfd)t, bafj bie Unter:
fud)ung ber SBare in SieWtwrf unuerjüglid) erfolgt
fei, nid)t genügt. $>em fteht inbeS bic (Erwägung
entgegen, bajj in ben ^nftanjen nur gerügt War,
bie Unterfud)ung hätte an Vorb bei Slufunft iu
9teWk)orf ober bei bem SluSlabeu bort gefchehen
müffen unb fei um beSWiBen nicht unberjüglid)
erfolgt unb bofj biefe OJügen mit einwanbsfreicr
Vegrünbung befeitigt fiub. 3>m übrigen fonnte
fid) bie Klägerin, menn nid)t nähere ©pejialifierung
berlangt Würbe, auf bic bon ihr gegebene 3>ar--
legung befd)räufen.
Ott* ttttitnttl *t»U|, «aiiitii»«,
Dr. «. %. BttBtil,
Digitized by Go
So. 28.
165
No.<
§ttnfea£l!dje StfM^eitmtfl.
J>aup 1 6 f ai t.
ganöclsredjtltdje falle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sa&rgang ber ^anbelGgeridjtfrBeitana,.)
$rei« für ben dflfergnng: Qaupl- nnb fjeiblttt mit Wegifler 20 X. — fouplbLtt allein mit »egijter 15 X
»etblott allein mit Megifter 15 X
griffe« 3>uarfa[.
$ambnrjj, bcn II. Juli.
1907.
3*b>lt: 6<f>ufit>etein Ttuti'Aer 3ieebet in ^Himburg gegen
bie girnto «OBmann & Jürgen« in Sübed. — Xeutfdjc
Iran#port'8tn*i$«uufl«.<»eieni<J)aft gegen bett «»erführet
K. Uniotit
Üö. "Jlnfpr istt) ba (finpfänfltr'j totflen fKinfccrtoctt«
be* gelieferten $ol)C0 infolge Unterm«|eö gegenüber ben
im Sonuiffement enthaltenen Waffen. — 3ft falber ««•
fprnd) gegenüber einem in 9iiga grjeiajncteu ftannoffement
berechtigt, »eil narlj bem in 9iiga geltenben 9)ed|te Snfättc
im ftannoffement nid)( erlaubt |inb? — (9enägt eine in
Gegenwart be« Sapilin* erfolgte 8efi4ttaang bnrdi
8ott)t>erifänbt9e ben Sorfftriften ber §§ «08 nnb G09
3ft bie anf ber 9)ficf feite be« Stnnafiement« enthaltene
@pe§ifiratian, anf meld|e auf ber Sorberfeite nermiefen
wirb, ein Pom Sitfff jn »ertrrtenber »eftnnbtetl be«
6d)ußberein $ e u t f rf) e r 91 e c b e r
in Hamburg
gegen
bie %ixma ©oßmann & Jürgen«
in 2 üb ed.
3n biefer #btbl. 190(5 9ir. 139 referierten
6adje Wie* bad 0. £. ©. II ben Äläger mit
Urteil bom 23. Slpril 1907 mit einem Slnfprucr)
bon X 702,78 ab.
© r ä n b e :
9iad)bem burrfj baß Seilurteil biefes ©erid)t«
über einen SBetrag bon X 2219,95 erfannt ift,
banbelt es naj je&t nod) um reftlidje X. 702,78
3Me (Sntfdjeibung bierüber bangt bon ber Jrage
ab, ob bie SJeflagte gegen ben 9ted)t*borgänger
be« Stögers, bie Dteebcr bes Stampfer« „JHbcin--
lanb", einen Slnfprud) auf M. 702,78 bat wegen
SJtinberwert» be« gelieferten fyoltfi in 5£olge
bon Untermaß gegenüber ben im Äonnoffcmeut
entbaltenen 3Raßen ©. 93. § 652, § 655).
Sias Äonnoffement lautet über „63373 <5tüd
38ei|}f)olj unfortierte Fretter entbaltcnb 833230
laufenbe englifdje ftufj. Saut ©pe^iftfation auf ber
ffiüdfeite". 9luf ber ÜRürffeite be« Äonnoffcment«
beftnbet fid) ein mit „Sbejinfation" bejeidjncte«
Sdjema, Wellie* bie JHubrifen: „SJimenfioncn",
JHubrif „5—38", „Stüd" unb „guß" enthält,
eingetragen nnb 5 „©imenfionen" ; auägefüüt
ftnb bie ütubrifen 10 biß 30, ferner bie beiben
legten JKubrifeu. §iemad) ift für jebe« einzelne
33rett angegeben, weldje 3)imenftonen es bat:
Side ftet« 1', »reite 5-9", Sänge 10 biß 30'.
2)ie 2lbbition ber SRubrifen „©tüd" unb „guß"
ergiebt wieber bie im Äontcjt be« Äonnoffement*
genannten 63373 Stüd mit 833 23»; ^u&.
2)ie Söeflagte bat bebauptet, baß bau ben
nad) beut Äonnoffement in ben Sttmenfionen
1,7", 1,8", unb 1,9" ju liefernben 33rettern je
50 p(£t. um 1 * — Vi 3<Jfl untermaßig, nämlid)
ju formal geliefert feien, woraus fidj ein 3Hinber=
wert bon A 702,78 gegenüber bem SBerte boü=
maßiger Fretter ergebe. 'Süiefc Slngaben unb
SJcrcdjnungen %at bie 93eflagte auf ©runb eines
©utadjtens ber beeibigten Sarfwerftänbigen Äud
Digitized by Google
166_
No. «5.
unb ^taixd Dom 31. Suli 1004 aufflcftcOt unb
bie geridjtlfdje Vernehmung ber ©adjtierftänbtgen
hat bie 9iid}tigfeit biefe« Satbcftanbe« ergeben.
$a« 2. ©. Sübed bat, bem Stöger folgenb,
bie Vertagte mit tiefer gorberung jurüdgewieien,
weil e« fich nid^t barum ^anbete, bafe einzelne
Vrctter gefehlt Ratten, fonbern nur barum, baß
fid) bei jahlreidjen Vrettern geringfügige
SlbWeidmngen Oon ben in ber ©pejififation be«
Äonnoffement« angegebenen 2)imenfionen gejeigt
Ratten, Welche nid}t ohne weitere« vom Kapitän
Ratten wahrgenommen werben tönnen. 2>em
Äapitän rönne nicf»t jugemutet werben, bie Sabung
bi« in'« Sinjelne auf ba« SJtajj ju prüfen unb
ber (Smpfänger bürfe aud) gar nidjt oorau«fefcen,
baß ber ftapttän ba« fdjlechthw unterfdjriebene
Äonnoffement auf bie SHdjtigfeit ber 9Jla&e ge*
prüft t)abe.
3)a« Verufung«geridjt oermag aud) in biefem
fünfte nid)t bem erften Stifter beijurreten,
welcher ber Vebeutung be« Äonnoffement« al«
einer ©fripturobligarion nid)t geregt wirb.
$)er ftläger t)at junächft in 3tocifel gebogen,
ob es fid) bei ber ©pejififation auf ber 9tütf feite
be«Äonnoffement« überhaupt um einen Veftanbtcil
be« Stonnoffement« hanbelt. $>em ©ericht erfd)eint
ba« nid)t jWeifelbaft. 3m Äontejte be« Äon=
uoffement« auf ber Vorbereite ift juföfclid) ju
ber Slngabe ber ©tüdjahl unb ber ^Bezifferung
ber laufenben &ufj erflärt: „Saut ©pejififation
auf ber Stüdfette". Stamit ift biefe ©pejififation
— welche offenbar nur Wegen {Raummangel« be«
gebrauchten Formulars auf beffen ^interfeite
angebracht ift — ju einem integricrenben Ve*
ftanbtcil be« bom ©d)iffer gejeichneten fionnoffe*
mentd geworben. 3ft ce fdjon geftattet (oergl.
©. V. § 651 Slbf. 2) im Äonnoffement auf
anbere llrfunben ju »erWeifen mit ber Tragweite,
bafj beren in Vejug genommener 3>nf)alt °l«
^nfjalt be« Äonnoffement« gilt, fo mujj ba« erft
recht gelten Oon Srflärungen, meiere ftd) auf
bem ftonnoffement«formular felbft, Wenn aud)
au&erbalb be« Äontejte« befinben.
Slad) ®. V. § 052 ©afc 1 ift aber ber
Verfrachter für bie Dtidjtigfeit ber im Äonnoffe*
mettt enthaltenen Vejeid)nung ber übernommenen
©üter bem Smpfänger oerantwortlid). 9E8ie fid)
inübefonbere au* ©. 93. § 655 ergiebt, hat
ber Verfrachter bie 9tid)ttgcett ber angaben be«
Äonnoffemcnt* über 3ahl, SBafj ober ©eWid)t
ber übernommenen ©üter ju oertreten. SBiQ ber
Verfrachter folche Angaben nidjt berrreten, fo
tann er bie«, fofern ihm bie ©fiter nicht jus
gejohlt, jugemrffen ober jugewogen ftnb, baburch
erreichen, bog er ba« ftonnoffement mit bem
ä"fa$ „Sahl, Wag, ©eiuicht unbelannt" oerneht.
^m sorliegenben galle toar ba* ©olj bem
©chiffer, jebenfaH« fotoeit e* fidj um bie »reite
ber Vretter hanbelt, nicht jugemeffen. Gr tonnte
fich baher oon einer Vertretung ber Slngabe be#
Äonnoffementö freijeichnen. 6r mufete bie« aber
auch wenn er bem Smpfänger gegenüber
bie Sirgabe be« Äonnoffement« über bie Vreite
nicht Oertreten tooüte. 3)er Empfänger, welcher
ein ftonnoffement erworben hat, ift berechtigt,
fich auf öie reinen Slngaben be« Äonnoffement«
ju oerlaffen. ©elbft Wenn er annehmen mufe,
baß ber Schiffer bie Slngaben nicht auf ©runb
eigener SBiffenfdjaft gemacht hol» fo erfieht er
bod) au« bem Äonnoffement, ba& ber ©djiffer
l bie Slngaben Oertreten Will. 9Bie ber § 651
Slbf. 1 ©. V. mit Haren «Sorten fagt, ift ba*
Äonnoffement für ba« 9lecht«oerhältni« jn>ifa>cn
bein Verfrachter unb bem Smpfänger mafegebenb
unb hat in«befonbere bie Ablieferung ber ©üter
an ben Smpfänger nach bem Inhalte be« Äoiu
noffement« ju erfolgen. 3)iefe butch bie Seichnung
be« Äonnoffement« begrünbete fog. ©friptur*
Obligation bulbet leine Sinfchränhing au« Oer:
meintlichen Vitligteit«rüdfichten, benn e« hanbelt
fid) nidjl um bie Vatteien be« ©eefradjtoertrage«,
fonbern um bie Siechte be« Smpfänger« au« bem
jtonnoffement gegen ba« ©chiff. Sine ©renje
finbet bn« 9icd)t be« Smpfänger« nur barin, ba&
er fid) burd) bie ©eltenbmachung feine« formalen
9ted)t« nicht ungerechtfertigt bereichern barf. 2)afj
bie« hict ocr Wäre, ift jtoar behauptet,
aber in einer fo wenig beftimmten SBeife, bafe
fdjon bie üRöglichteit für eine »emei«erf)ebung
nicht gegeben war.
3)er Kläger hat weiter geltenb gemacht, baf)
ber ©djiffer in SÄiga, Wo er ba« Äonnoffement
gejeichnet habe, nad) ben bort geltenben Ufancen
fid) öon ber Vertretung ber Slngaben be« Äon-
noffement« nidjt habe freijeichnen bürfen unb
bafi be«ha(b nicht entgegengehalten werben fönne,
baß ber ©d)iffer ein retne« Äonnoffement gejeidjnet
habe. 2>ie Vellagte hat ba« »eftet)en einer
Digitized by Google
berartigen Ufatice in Stiga bekrittelt unb barauf
bingemtefen, bog in ber 3urift. SBodjenfcbr. 1 888
©. 247 5Rr. 13 bebanbelten Sache au*toeife be*
Urteil« be* O. S. @. <£eUe ber ©cbiffer in {Riga
ba* Konnoftement mit bem 8"fa& „Qualität
unbefannt" gezeichnet habe. 3)ie in erfter ^jnftan)
oernommenen ©achberftänbigen ^aben befunbet,
bog in Oltflo bie Konnoffement*befcbetnigung bie
SBare „gut unb tooljl befdjaffen" empfangen ju
haben, nicht burcb, 3ufö^c im Konnoftement
etngefcbränft »erben burfe unb ba& ber ©Ziffer
Rcb, bagegen burcb ©rbebung eine* Vrotefte*
gegenüber bem Slblaber fcf)fifeen mfiffe. %ai
mar für bie burd) ba* Xeilurteit biefe* ©ericbts
erlebigte f^rage nad) ber baju bon bem erften
Stifter eingenommenen Stellung bon Vebeutung
(bgl. auch ba* 9t. @. im $ptbl. 1892 9cr. 47).
Vei ber jejjt ju treffenben ©ntfdjeibung banbelt
e* Rcb, aber nicht um ben § 668 @. V., um
ben Vertnerf norbanbener SRängel im Konnoffe*
mcnt, fonbern um bie eingaben Oed Konnoftement*
über ba* ÜDiaft ber ©fiter, ©elbft menn ber
©Ziffer burcb bie 9tigaer Ufancen berbjnbert
worben fein foüte, bie Klaufel „äJtan unbefannt"
einzufügen, mürbe ba* erfennenbe ©ertdjt barau*
feinen fflnla& nehmen fönnen, bem Verfrachter
eine ©inrebe gegen ben ©mpfänger im beutfcben
Veftimmung*bafen ju getoäbren, benn bem
©mpRinger fleht bat beutfc^e SRec^t zur (Seite,
toonacb ber Sfnbalt bei Konnoffement* unb
lebtglirb ber Inhalt be* Konnoffement* barüber
beftimmt, toa* bem (Smpfänger abzuliefern ift
(ogl. £anf. O.S.@. »om 25. (September 1903 im
$ötbl. 1903 9lr. 118). ©acbe bei Verfrachter*
wirb e* bielmebr fein, menn »frflicb bie angebliehe
Ufance in Sliga beRehen foHte, fleh, fofera er
bort eine 8(blabung net)men »iE, in geeigneter
UBetfe, fei e* burd) Stadjmeffeu, fei e* burd)
Slbmadjungen mit bem Vefracbter, gegen bie
©efabren ju fäüfren, meiere bie 3eicf>nung eine*
reinen Konnoffement* mit Rcb bringt.
©nblieb b«t ber Kläger geltenb gemacht, ba&
bie Veflagte ihren »nfprud) bertoirtt habe, toeil
fie ben §§ 608, 609 ©. 83. nicht genügt babe.
Ob biefe Vorfcbriften bier überbauet Vlafc greifen,
ift niebt jtoetfeflo*, benn ber SHnfprutb. ber
Vetlagten ift nicht „toegen Vefcbäbigung ober
teilmeifen Verlufte*" erboben, fonbern, toeil bie
SIngaben be* Konnoffement* über ba* empfangene
167
©ut niebt erfüllt pnb. Ob aueb bann teegen bei
gleichen gefe^geberifdjen ©runbe* bie §§ 608, 609
$. ©. V. Vlab greifen (moftu ogl. 9t. ©. ©ntfeb.
83b. 46 Kr. 2), fann #er babingefteflt bleiben,
toeil mit bem erften Stidjter anzunehmen \%
bafe eine bem ©efefc genügenbe ^feftftellung „be*
guftanbe* ober ber Spenge ber ©üter" ftatt-
gcfitnben bot. 3toet beetbigte ©aebtierftänbige
ber $anbeldtammer Sübecf baben bie ßabung
rechtzeitig beRcbtigt unb ibren 3«ftanb feftgefteHt,
toie bai barüber ausgefertigte ©utaebten
nom 31. 3uli 1904 beftätigt. $)er Klüger be«
mangelt biefe* Verfahren beityalb, meil bie
©egenpartei niebt bindugejogen fei (§ 608
Hbf. 2 ^. ©. 93.). 2>ie Sabung ift aber „in
©egenmart be* Äapitan*" be* befraebteten
Stampfer* befiebtigt toorben. SRag aueb ber
Kapitän, toie Kläger behauptet, nicht au*brücflicb
aufgeforbert fein, an ber Veücbrigung Seil ju
nehmen, fo b,at er boeb jebenfaU* getoufet, baß
©achoerftänbige erfrhienen toaren, um bie <Bd>\fj^-
labung ju beftchtigen unb bie Vefichtigung ift in
feiner ©egentoart erfolgt. SBenn ber Kläger
au* bem ^nbalt be* über bie 93eRcbtigung cr=
ftatteten ©utaebten* entnehmen toiH, bag fie nur
bie geftfteüung ber fontraftlicben 93efchaffenheit
be* ^olje«, alfo ba« Verbältni* be* ©mpfänger*
al* Käufer* jum SJerfäufer jum ©egenftanbe
gehabt ifabe, fo trifft ba* nicht ju, benn im
©utaebten toirb auch öonbergfeftfteüung bergerabe
hier intereffierenben Vreite ber Vretter gefproeben.
(£* fommt aber nicht fo fefjr barauf an, toas
in bem SJericht ber ©achberftänbigen ftebt, al*
barauf, toie ber tatfächliche Vorgang bem Kapitän
ücb barfteden muftte. SBenn in feiner ©egentoart
bie Sabung feine* ©dbjffe* bon jtoei beeibigten
©achberftänbigen befiebtigt tourbe — »eiche feben»
fall* unb in erfter Sinie bom ©mpfänger gefanbt
toaren, um bie Stechte gegen ba* ©ebiff ju
luaören — fo mu& ber Kapitän erfannt haben,
baft e* Reh nicht um einen für ihn gleichgültigen
Vefuch, fonbern um bie VeRcbtigung ber Sabung
hanbelte, ju ber er nicht noch befonber*
„hinjugejogen" ju totrben brauchte, toeil er
fchon ba toar.
Digitized by Google
168_
No. 66.
6«. $er (rwerfibrer, »er na* ben Choerfilirer.
0cfri«|Hfca »on 1886 fibet, tau nid|t gelten» maaje«,
»a§ feint Haftung nur auf 3d)iff unb $raa)t befdjräuft fei.
Genf. $fttbl. 1898 »t. 96.
$>eutfd>e Xran$port:23erfid)erung3*
®efellfd)aft
gegen
ben ©merfüfjrer ©. Unlanb in Hamburg.
Urteil be« 9t.©. 1 360 06 »om 13.aRärj 1907.
Slu* ben ©rünben:
©er § 4 beä 58. ©d>. @. ift nicr)t »erlebt,
©er 93erufung8rid)ter nimmt mit 9ted)t an, baß
bie 29efd)ränfung ber Haftung auf bie Haftung
mit ©d)tff unb §rrad)t baburd) »ertragömäfjig
au£gefd)(offen, baf) ber &radjt»ertrag auf bie
©merführer:93ebingungen »on 1889 abgeidjloffen
ift. ©iefelben machen unter 4 ben ©merfüfjrer,
b. lj. ben ©merfdnffdeigner im Sinne beä je$igen
93trtnenfd)iffabrtsgcfe&e*, für S3erluft unb 33e*
fd)äbigung beä gradjtguteö perfonltd) haftbar,
aber mit ber bebeutfamen, »on bem Slrt. 396
bc* bamalä, 1889, für baä 3rrad)tgefd)äft auf
SBinnengemäffern geltenben allgemeinen ©eutfdjen
$anbelägefefybud)e£ abmeid)enben ©infdjränfung,
baf) bei ^Berechnung be« ©traben« ber gemeine
$anbel£mert beä ©ute« in feinem ftalle t)'öb,et
aii 15 X pro 50 kg angenommen merben barf
unb für meljr als 10000 Ji. ber gefamten Labung
beffelben ^a^r^euged nie gehaftet mirb. 3)ic
9iefd)ränfung ber Haftung bei a3innenfd)iffrad)ts
führerS auf bie Haftung mit ©djiff uitb ftradjt
beftanb bamal*, al« bie ©tuerführerbebingungen
»on 1889 für ben #inncnfdjiffrad)t»crfchi" ent-
worfen unb übltd) mürben, gefejjlid) nidjt. ©te
ift für eine 9ieibc »on gällen erft burd) bas am
1. Januar 1896 in Äraft getretene ©efep. uoin
15. ^uni 1H<^ eingeführt unb ber § 4 Slbf. 1
9er. 2, 3 biefeä ©efefceä mürbe auf ben tiorliegen*
ben tjaü »iimenbung Rnben. aber c* ift red)t=
lid) unbebenflid), baf} burd) Vertrag aitbcra
benimmt merben fann unb wenn nad) ©infübrung
biefeS ©efefced ein ^radjtücrtrag auöbriuflid) auf
©runb ber ©toerfübrer * SJcbiugungcn »on 1*89
gefd)lof)cn mirb, wcldje bie iBefd)vänfung ber
Haftung auf bie Haftung mit ©cfnff unb ftrarfjt
nid)t tennen, fonbern bie perfönlidje Haftung
bei ©dnffäeignerd tiorau«fefcen unb ju feinem
©dju& nur bie $öfje bed ©d)abeneerfafce4 ab=
toeidjenb fomoljl »on SIrt. 396 bei alten, mie
»on § 430 bei neuen $. ©. 93. unb »on § 26
bei 93. ©dj. ©. etnfdjranfen, fo ift bie annähme
berechtigt, baf) bie SBeflagte fid) neben biefen
SBebingungen ali SBebingungen bei %tad)U
»ertraged nidjt nodj auf bie gefe^Iid)e33efdjränfung
i^rer Haftung auf bie Haftung mit ©djiff unb
gradjt berufen fann. 3m »orliegenbcn §aüe,
mo ber 5rad)t»ertrag 1 903 abgefd)loffen, ift biete
annähme um fo mehr berechtigt, ali bai 9t. ©.
fdjon in feinem Urteil »om 13. aprü 1898 in
Uebereinftimmuiig mit bem #anf. 0. 2. ©. ani-
gefprodjen hat, baf) bie ©merfübrerbebingungen
»on 1889 burd) bai ©efefc bom 15. ^uni 1895
ihre urfpriinglid)e IBebeutung nid)t »erloren
haben unb ba& be*hol&, *»enn unter ber §crr--
fdjaft biefeS ©efefce* auf ©runb ber ©merfübrers
93ebingungen fontrahiert ift, neben ber 93e=
grenjung ber Haftung auf bie 33eträge ber
SJebingungen nidjt nod) bie iöcfdjräufung ber
Haftung auf ©djiff unb gradjt beanfprudjt
merben fann. %ai Urteil bei 9t. ©. ift aud)
in ber ^anf. ©er. s^tg. »om 6. Dftober 1898
befannt gemacht. SBenn tro^bem bie ©merführer-
iBebingungen nicht geänbert finb, fo fann nur
angenommen merben, baf) bie auelegung, toeldje
bie 33ebingungen burd) ben b.od))ten ©eridjtähüf
unb eine ftänbige 9led)töübung beö $anf. D. 2. ©.
gefunben hoben, ben anfdrauungen unb Ü8ebürf=
niffen ber beteiligten 23crfehr«treife entfprid)t
unb biefe feine ©cranlaffung gefunben fyaben,
»on bem burd) bafi ©efety »om 15. ^unt 1895
nuägefprodjencn ©ruubfa^ ber auf ©djiff unb
grad>t befchränften Haftung burd) aenberung
ber Söebingungen ©ebraud) ju madjen.
OltrSQtiinct« Stria«, «amtut«, *»rnann»T«ie ♦«. flmiftnAti I M5. 9»rtant»f«t 8S«»ah«t Dr. *. I. » t a « » i « , *ot«fc«ti
Digitized by G
No. Ä9. 169
No.
ganfcetifdje ©mrltöjdtttttjj-
i>aupfßfatf.
lanöeUredjtlidje falle.
XXV IJX 'Zahvßan<3. (40. Solang bet $anbel«gcri<$t«.3eitunß.)
Drei» flr ben 3«|r9aB8: $mpo u»b Beiblatt wit Megifttr 20 Jt — $an»tbtatt «Hein mit Meglfter 15 X
Beiblatt «Oti« mit Kegifter 15 X
Prüf» Quartal $Bmb«g, ben 18. 3«Ii. 1907.
3nl)4ft: *ltitn-«efeajd)ü|t Befterhowt aU Weeberei be»
Stampfer« „Wobt" in (S*bjerg gegen öle SReeberei«B!lien-
töcjrüfctjaft Don 1890 in Hornburg. — National Bank of
South Afrika Ltd. in Sonbon gegen Sdirdber Gkfcrilber <k
Co. in Hornburg. — fjirmci Otto 3ona*fol}n in Hamburg
gegm bie 8firma 3f. fi. ©lomon & Co. in Hamburg.
67. «ib,e be» $älf#t»b,n* fir ffmttung einer in
!Pi»loi)iftb,en SReeTbnfen in 9tot gerateneu beatfdjni SHet'
mafifcarf unb Scrbringung bcrfrlben nod| (tnglanb biud)
einen binifd)» Dampfer. — «Btlnjt» 9)ea)t ift fir biefe
$ulfc(eiftnng mafgebeab, wenn fi*l •«« Parteien ju»äd)ft
an ein beutfa)e8 6traabaat nanbten?
bei UcmefTiing bt« .§Nlfd(ol)Bä ju berürffidjfige«,
bafi burd) bie ^aifcltiftung bet weitere Serfauf ber Weife
be« rettenben $amtfer» infolge fa)(ea)ien Wetterl »er.
jogert «mebe?
$ülföIaljiiforberHuge* finb mit 5 »Ct. jh »erjinfeu.
8trttens©efcllfd)aft 88efter$abet aU
Steeberet bea fcambfer« „Stiobe" in ©Sbjerg
gegen
bie !Reebereh8lItien»@efellfd)aft bon 1896
in Hamburg.
3n ber 9iadJt bom 22. auf brn 23. gfebruar
1906 geriet bie ber SBettagten gehörige, auf einer
Steife nad) «Melbourne begriffene SSiermaftbarf
„J&ebe" im SMSfatyifdjen SÄeerbufen in einen
fdjtveren ©turnt, roobei fie nafjeju tljre gefantte
Xafelung unb fdjliejslidj audj iljre 3Kanöbrier=
fäbigfeit berlor. »m 24. gebr. morgen« firfjtete
ber ber Klägerin geljörenbe 3>ambfer „SWiobe",
toeldjer mit einer Sabung Äoljlen bon ÜRetobort I
«aa(<attt«M •rrt*lljti««a. * • ■ » « »I « « '.
nad) ©ijilien fufjr, bie SRotfignale gebenbe „#ebe",
fiedle, nadjbem biefe um Slbfdbjebbung nad)
tJ-almoutfj erfudjt Ijatte, bie SBerbinbung jtuifdjen
beiben ©d)iffen b>r unb fdjlebbte bie „#ebe"
glüdlidj nad) $lb,mout$, wo man am 27. gebr.
bormtttagä anlangte.
Klägerin forberte für bie $ülf«leiflung einen
$ülf«lo$n bon 225000 <K
5)ie ^Parteien famen überein, loegen
fefcung be& 4?ülf8loljneä ba£ ©tranbamt Hamburg
anjugefien. 3)iefe Söefjörbe ift aud) tnrfäd)lidj
in Xatigleit getreten unb Ijat ben #üIföloljn auf
100000 jH. feftgefefet, nadjbem jubor Klägerin
fidj mit ber Slntoenbung beutfdjen 9ted)t& —
borbetfältlid) bofler greifet in biefem $unft für
bad SBerfaljren bor ben orbentliajen ©eridjten —
einberftanben etflärt blatte.
Klägerin erfjob fobann beim S. ©. Hamburg
Klage auf 3a^Iung eines $ü(fälo6,ne* bon
225000 iL nebft 5 b<£t. 8>"fen feit 1. 3uni 1906.
3>a« S. ©. erfannte auf 80000 M. unb 4 bßt.
Sinfen, ba§ O. 8. ©. VI am 5. aHörj 1907 auf
70000 Ä unb 5 b©t. 3infen.
©rünbe:
®ie Satfadje, bafe bie „9Hobe" ber „§ebe"
^»ülfe in ©eenot geleiftct l)at, ift 3loifd)en ben
Parteien nid)t ftreitig. ©tranbamt unb il. ©.
b,abcn benn aud) oljne 98eitere« ba« Vorliegen
eines #üIf3lof>nfatle3 bejaht unb biefer {Jeftftellung
I ift nad) ©adjlage unbebent(id) ju folgen.
Digitized by Google
170
No. 67.
©onadj Jjanbelt e« ftcfi, nur um bie £öfje
be« ber Klägerin ju bemiüigenben #ülf«lotjne«,
mobei junadjft ju prüfen ift, roeldje« 5Red(jt bet
©ntfdjeibung ju ©runbe ju legen ift. 2>a«
fflerufung«gericr)t jmeifelt ntdtjt, bog beutle«
Sicdjt jur Slnwenbung )u gelangen Ijat.
Sfraglidb, fann junäcfjft erfdEjcinen, ob fidfj
bie Parteien nid^t baburef» bem beutfdjen Nedjt
unterworfen baben, bafe fie auf ba« ©tranbamt
lombromittierten, welche« nad) S3orfd)rift be« § 38
ber ©tranbungSorbnung nur beutfct}e« Siecht
antoenben barf. ©8 ift an&uneljmen, bafj ben
Eacifyenten biefe 9tetr)t«folge nidjt unbefannt
fleh)efen ift. Srofcbem (ann eine Unterwerfung
unter ba« beutfdje Stecht nidfjt angenommen
»erben, 2)a« ©tranbamt mar für bie geftfteHung
eine« #filf«Io&ne« im borliegenben $alle nidf}t
juftänbig, ba bie #ülfeletftung nidb^t im SBereid&e
einer beutfdjen Äüfte erfolgt toar.
SSgl. Urteil biefe« ©eridjt« in ©adfjen
Kontinentale JReebetei 81. = ©. c SBoennann-
Sinic ($btbl. 1907 Nr. 47).
ÜRodjte alfo ba« ©tranbamt auf bie Anträge ber
Ißarteien eingeben unb gteidjjfam einenbrobtforifdjen
©dt)ieb«fbrud? abgeben; ba« »erfahren bor ben
otbentlidt)en ©eridtjten mar jebenfaU« ein bom
ftranbamtlirfjen Verfahren böllig unabhängige«,
fo bajj aud) bie Parteien für i$re Anträge unb
Su«füb>ungen in jeber JBejieb,ung freie $anb
behielten, ffis lommt $inju, bafj Klägerin auf ben
£>iiuuei« bei ©tranbamt«, baft e« nur beutfdje«
Siecht jur Slnwenbung bringen lönne, erflärt
§at, hiermit einberftanben ju fein, fidj aber für
ba« Verfahren bor ben orbentlirfjett ©eridjten
bie ^Berufung auf ein anbete« Stecht borbeljalten
ju wollen.
Nun ift junüdjft bie Slnwenbung bäntfd)en
9ied)te«, al« be« $eimat:9ted)te«, bem ba« rettenbe
Sctjtff unterftefjt, nad) ben ©runbfätyen be«
internationalen Vribatredjt« au«gefd)loffen. gtoor
toirb bie gegenteilige Slnfidjt bon
b. SBar, ^ntern. Vribatr. 58b. 2 § 329
berfodjten. SMefelbe $at fidr) ieboer) in Sljeorie
unb Nedjtfbredmng leine« VeifaH« ju erfreuen
unb entbehrt audb, ber inneren SBegrünbung.
©benfowenig fdjetnt e« richtig, au« bem
©efidjttbuntte be« Serritorialbriujib« englifdje«
9ted)t anjuWenben. 3)ie #ülf«leiftung b>t in ber
$aubtfad&e auf tjo^er ©ee ftattgefunben. 3>a&
bie ©d)lepbfab>t fdjliejjlidb, in einem englifajen
#afen geenbet ift, ift ein aRoment bon fo äujjer=
lieber 99ebeutung, bafj e« nidtjt gerechtfertigt ift,
jtoifctjen jtoei Parteien, bon benen bie eine
beutfdjer, bie anbere bänifdjer Nationalität ift,
ein brittc«, ib>en frembe« Nedjt mafcgeblict) fei«
ju laffen.
SBgl. ©djab«, Seeredjt ©. 709 Slnm. 47,
$anf. ©er.=Stg. fcbtbl. 1891 Nr. 1 unb 54,
1893 Nr. <>9 unb in«befonberc 1899 Nr 55,
1902 Nr. 5
oqL aud) ©ntfd). be« 9t. ©. «b. 3 Nr. 40,
fraglid): £anf. ©er.-ßtg. ^>btbl. 1889 Nr. 112,
M. 3R. »o^en« 5Bb. I ©. 587.
llnjutreffenb erfd§eint, toa« ba« S. ©. unb
58ob^n« a. a. £). über bie maßgebliche 93ebeutung
bei $afen«, in bem bie ^ülfeleiftung enbigt, al«
®rfüUung«ort ausführen. (Snttoeber ift ba«
Xerritorialredjt, b. fy. ba« Nedbt be« nationalen
SBereidjeS aumenbbar, innerhalb beffen [x<fy bie
$ülf«leiftung boHjiebt — ober aber ber Qx*
füHung«ort beftimmt ba« maf»geblidje Neajt. 3n
le^terem galle aber lommt für bie ££rage, toeld^en
8ot)n ba« gerettete ©djiff ju jat)len bat ber für
biefe Erfüllung befteb,enbe Ort in SJetradjt,
nidtjt aber ber Ort ber $ülf«leiftung.
pr ba« JRed&t be« @rfüDung«ort« in bem
eben gelennjeid^ncten ©inne entfd^eibet fid^ audj
biefe« ©eridtjt. ®« lommt übrigen« für ben
borliegenben g°Ü t)inju, bag bie $ülf«leiftung
auf ©runb eine« 9lblommen« erfolgt ift. $ie
„Niobe" t)at nadj Vereinbarung mit ber „$ebe"
biefe nact) einem englifdjen ^afen gefdt)lebbi-
S)er Umftanb, baß nier>t gleidb^eitig eine SBbrebe
über bic $)öl)e bei ju ja^lenben Sobne« getroffen
ift, benimmt bem Vertrage nierjt feinen GHjaralter
al« folgen. 9Raggebenb für bie obligatorifdtje
5Berbfltdf)tung eine« JBertrag«teil« ift aber regele
magig ba« am Orte ber ©rfüöung geltenbe Nerf)t
— unb audb an« biefem ©runbe erfdjeint bie
SInmenbung beutfd^en Nedtjte« geboten.
Sfluf bie SReinung SBagncr'« unb SBur^arb*«
f. SBagncr, ©eerect)t ©. 142,
93urd)arb, SBergung unb 4>ülfe(eiftung in
©eenot ©. 35Ö,
toeldt)e ftet« bie lex fori entfdjeiben laffen moQen,
braucht nidjt eingegangen ju toerben, ba biefelbe
iu concreto jum gleiten ©rgebni« füt^rt.
Digitized by Google
(gbentuetl ift mit bem S. @. anjuerfennen,
baß ba« beutfdje unb englifc^e 9tedjt auf bem
hier in 93ctrad)t fommenben ©cbiet übereilt*
ftimmen,
bgl. .fcanf. ©cr.*3tg. #btbl. 1889 9er. 112,
1899 Str. 11, 37.
^ntfbcfonbcrc ift aud) in ber beutfdjen SRedjt=
fb redjung bec ©runbfafe allgemein anerfannt, baft
ber £ülf«lotjn nidjt nur ein genaue« Slcquibalent
für bie gcleiftcten S)ienfte fein, fonbern fo liberal
bemeffen merben foü\ baß er gleichzeitig jur
eifrigen unb tatfräftigen .fcülfe in ©cenot aneifert.
2Ba« barüber fjinau«Iiegt, finb 93eHcitäten, meldje
für ben beutfdjen Stifter nidjt maßgebenb fein
fönnen,
»gl. ba« lanbflcricr>tltc^e ©itat: #anf. ©er.*
3tg. #|>tbl. 18K9 9?r. 112.
3» ber Beurteilung ber nad) 23orfdjrift ber
§§ 744 ff. £. ©. 95. für bie 23emeffung bc«
§ülf«lot)nc« maßgeblichen Satteren ift bcm 2. ©.
im roefentltdjcn beijuftimntcn. ©er bon ber
„9Mobc" bemiefenc ©tfer berbient bolte Sln=
erfennung. SBätjrenb anbere gn^rjeuge fid) ber
£ülf«leiftung entjogen haben, t)at fte bei ftürmifdjem
2Better ihre JReife unterbrochen unb flc^ einem
9tettung«h>erfc gemibmet, beffen ©rfolg mit SRficf*
ficht auf ben ©eegang unb bie J3at)re»äeit feine«*
wegö gefiebert mar unb meldje« bem Stambfcr
unb feiner »efafcung bod) jebenfatt« SJcütje unb
Sttftfo bradjte. (£« ift aud) barauf ^injutoeifen,
baß nad) ber 9lu«fage ber 3uigen bie 93efafoung
ber „9eiobe", al« fte bei 3unaljme beä ©turnte«
befürchten mußte, baß bie ©urdjfüfjntug ber
#ülföletftung feljr gewagt unb gefäfjrlicf) fein
mürbe, bennodj ben 93cfdjluß gefaxt bat, ba«
SBerf ju @nbe ju führen.
®ie Slbfdjlebbung bat bom 24. bi« 27. gebr.
gebauert unb fmb ca. 2 Xage auf bie Stüctfatjrt
bid jutn Slu«gang«bunft ber £ülf«Ieiftung ju
rechnen. 5)er Umftaub aber, haß bie Sicrjögerung
ber Steife ben Weiteren Verlauf berfelben un=
günftig beeinflußt fjat, baß inäbefonbere fbätcr
ber 3)ambfer in fdjlcdjte« SBetter geraten ift unb
burd) toeitcreu Sluffdjub (Schaben erlitten bat,
fann toeber bei 58erüdndjtigung ber für bie
SRcttung aufgewanbten $eit nodj ber gefdjehenen
Sluftoenbungen in üBetradjt gejogen werben. $icr
feb.lt e« an ber Äaufalität im 9lcd)t#finne. Söcnn
jmar bie SReifeber$ögerung fbeiter nachteilige folgen
171
No. 67.
gehabt fjaben mag, fo toftre ba« bodj eint fo
entfernte SBirfung, baß fte bon unmittelbarer
23ebcutung nidjt met)r eradjtet merben fann.
5>ie $erftcQung ber Serbinbung £mtfd)en
beiben 3fatjräci,ßen ra«c eine Sußerft fdjwterige
unb ift bon ber 33efafrung«ber „9ciobc" mit
aner!enncn$merter ©c^d)trflid)fcit unb SuSbauer
bch>crfftelligt toorben. ©ie na^m 3 — + ©tunben
in Slnfbrud) unb mußte, al* furj nad) 93egtnn
ber ©c&,lebbfahrt bie Xroffe bradj, neu gefdjaffen
merben, toa8 toteberum eine Slrbeit bon brei
©tunben erforberte.
3)ic ©efaljr, in ber bie „$tbt" befangen mar,
ift bom S. ©. jutreffenb gemfirbigt. ®* beftanb
atterbing£ bie anöglta^feit, baß bie SJarf, meldte
burdj bie überb^ängenbe lafelung gefft^rbet unb
bei bem fdjlimmen ©etter nid^t in ber Sage mar,
bie Stotfcgel iitnerbalb furjer JJrift anzubringen,
burd) ben SBeftfturm au« bem 3)ambfertrad
geriet unb an bie franjöfifdfe Äüfte bertrteben
mürbe, »nbererfeit« mirb bie ©efaljr, in toddje
ftd) bie „Stiobe" begab, mit Unredjt bon ber
93ef(agten geleugnet ober bod) untcrfdjäftt. %ie
?lnnä Gerung bei S)ambfer* an bie „$ebe" unb
beren Umfreifung mar jebenfall« bei bem ftür*
mifdjen SBetter gefa^rlid). ©aß bie 93erbinbung
fo, mie bon ber „9ciobe in bie SBege geleitet,
gelingen mürbe, ftanb bSüig bafjin unb felbft
menn jmifdjen ben ^nfjrjeugen ein getoiffer
3mtfd)enraum frei geblieben ift, fo tonnte bod)
biefe Situation jeben Hugcnblid beranbert uub
außerfte ÄoßiRonägefa^r herbeigeführt merben,
mie benn aud) jebe« Unflarmerben ber ©djraubc
burd) bie Zroffe ftarle« 9tififo fd)uf. SJiit JHecr>t
mad)t bie Klägerin geltenb, baß bai <5ct) (ebben
eine« fo großen ©djtffe« auf hober ©ce unb in
fd)toerem Sturm ftet« ein mtßlidje« unb gcföhr=
lid)e« 5)ing ift. ©« fann nicht nuäblribrii, baß
ber fleine 2)ambfcr im Mur« tfaltcn bebinbert
mirb unb bie 93emei«aufnabme bat ergeben, baß
gerabe biefer Umftanb in Skrbinbung mit ber
©efahr, baß ba« überfdjlagenbc 9Baffcr iu bie
Sitten einbrang, in ber 3(it fdjlimmftcn
Unmetter« bie ftortfejjung ber ©djlebbtour über-
haupt in ftrage gefteßt hat. Sludj ift bie „ftiobe"
nod) in ber 9tad)t bom 2(J. auf» ben 27. Februar
in ©efaljr geraten, mit ber „£ebc" ju foQtbieren.
3lubererfeit^ ift ermägett, baß fid) bn<S Detter
nad) bcm -T). Jcbr. gebeffert fjnt unb fd)Iirßlidj
Digitized by Google
172
Na. 87— «8.
bie „$ebe" bei bem $etrf$enben künftigen SBinbe
gut gefolgt ift, fo bog bie 2Beiterfat)rt oftne
erhebliche Scf)mierigfeit gelang. Slucb, fc^cittt bie
©efatjr, bafj bie „9ciobe" infolge einet in ber Sabung
ber „4?ebe" entftebenben ©jblofton Sclmben erlitt,
nicfc)t befonber« grofr gemefen ju fein.
2)er 2Bert ber geretteten ©cgenftänbe ift
auf ca. 900000 A ju fajäfeen. $te Äabung ber
„Sliobe" ^atte einen 9Bert bon 925 ü; über ben
SBert be« ©ambfer« felbft t)errfcf)t Streit, ^ebodj
bebarf e« bezüglich biefe« fünfte« feiner »emet«*
aufnähme, ba bie tarierte Police einen ungefähren
Stn^alt gemährt, ©er SJerfidjerungStoert Beläuft
flct) auf 225000 A.
SRit SFtäctfidc)t auf alle im einzelnen oben
bargelegten SRomente b>at ba« ©eridjt einen
$ülf«lohn bon 70000 A für angemeffen erachtet,
darüber, bafj im borliegenben gaff nicht über
ben bom S. ©. fcftgefefcten Setrag toon 80000 A
binau«$ugeben mar, beftanb (ein 3h>eifel. graglicb
(onnte nur fein, ob biefe Summe nidjt noch
$erab)ufe£en mar. ©a« ^Berufungsgericht ift
fchlie&licb. biefen SBeg Bau^tfäctjUdj mit Sdürffiajt
auf bie bisherige Vragt« gegangen, togl. über
bie SBebeutung biefer ftenntnidqueffe ©ntfcfc). be«
9t. ©. in $anf. ©er.*8tß- 1891 Mr. 54 £btbl.
S. 151 Unre Stalte, ©ie %&Ut, in benen höhere
Söhne bewilligt morben finb, lagen ecBcblidj
fernerer: ©inerfeit« mar bie ©cfaljr eine erheb»
• liebere, anbererfeil« ftanben größere SBertc in
grage unb mürbe bie $ülfe toon mehreren bro*
fefftoneffen Oettern geleiftet,
togl. $anf. ©er.^tg. §btbl. 1895 91r. 47
go^Ie unb SBröhan 120000 A,
$totbl. 1899 9er. 11 Sootb, 80000 „
( „ „ „ 37 9Jcaritime 70000 „)
„ 1905 „ 6 ©olo 100000 „
„ „ „ 17 Seritoho« 175000 „
( „ „ „ 24 SHarieSKofe 70000 „)
„ 1906 „ 1 SKneme 100000 „
„ „ 40 93ri«gabia 360000 „
©ine ähnliche Situation mie biejenige, in
ber fict> bie „£cbe" befanb, figuriert in ben
ftäßen:
$anf. ®er.=8tg- 1899 Kr. 55 „SJcarie SRidmer«"
80000 A,
1902 „ 98 „Harbact"24000 „
„ 1903 „ 10„Sl(^roite"30000 „
Jßon biefen brei gäffen mieberum bietet ber
erfte eine befonber« grofje Slefmltcbfett mit bem
b^ier befjanbclten. ©ort blatte ein groger ©ambfer
mit jahlreidhen Vaffagieren bei ftürmifdjctn SBetter
auf bem atlantifdjen Ojean bie SBeffe gebrochen
unb bie Schraube toerlorcu, fo bafe er toöffig
manöbrierunfäbig umbertrieb. ©r mürbe toon
einem nach ©änemarf beftimmten 3rract>tbambfer
angetroffen unb in bier Sagen nach $aufaS
gefcfjlebbt. ©ie 99efeftiguug ber Sdjlebbtroffe
mar infolge hohen Seegänge« unb Sdjneefturmc«
äu&erft befct)merliaj unb gefährlich. Untcrmeg«
bractj bie Xroffe unb mufjte bie Vcrbinbnng
mieberum unter febmierigften Serhältniffen neu
hergefteQt merben. ©er rettenbe ©ambfer mürbe
6efcf)äbigt unb ^atte einen 3eitberluft toon circa
10 Sagen.
Vergleicht man mit biefem Xatbeftanb bie
Vorgänge bei ber ftettung ber „$cbe", fo fatm
nicht imeifelhaft erfdjeinen, bafj lefrtere erheblich
leichter ein^uferjä^en finb. SRecfmet man bem=
gegenüber mit ber Satfacr)e, ba§ in ben legten
^ahcen ber SBert bei ©clbeä geftiegen ift unb
bie ^ülf*I3hne im aüjemetncn h\öb]et bemeffen
merben alä früher, fo mirb ein ^Betrag toon
70000 A als burdjauS h»n««ö}cnb erachtet merben
Idnnen.
8tnfen auf biefe Summe finb nur toom
jtlagctage
togl. Schab« S. 716 Stnm. 3
unb ^mar — abmeichenb bom ü. ©. — in ^öhe
toon 5 b©t. ju bemifligen. SBeibe Seile finb
Äaufleute. ©ic Sinnahme unb ©emäbrung einer
^ülfe in Seenot aber ftellt ftch al« — beiber=
feitige« — $anbel£gcfcbäit bar,
bgl. Schab« a. a. 0.
68. flänkberftit eint« fdafmänaif^fi jlrcbit« (tintt
figtnannten rorolTingr credit).
Sor^citigt ^äiibigHng tintfi firckiti Wtgtn Mcfent-
tilget 8tr[d|lcd)t(ning ber ScTnSflenMtr^iltniffe tti
ffrtbimtb.mttfl.
National Baak of South Afrika Ltd.
in Äonbon
gegen
Sttjröber ©ebrüber & ©o. in Hamburg.
3n biefer £autotbl. 1906 9Zr. 84 referierten
Sache hob ba« SH. ©. 1 293/06 am 16. gebr. 1907
bo« Urteil bc« 0. 8. ©. auf unb fteffte ba« Urteil
Digitized by Google
be« 8. ©. toieber Ijer, toeldje« bie »cffogte nach
bem brinjtbalen Älagantrage Verurteilt hatte.
©ntf d)eibung«grünbe:
3>a« 91. ©. fonnte bcr rechtlichen SBürbigung
ber 93orinftanj nicht bettreten, erachtet bielmchr
bie ©nrfdjribung be« S. ©. für gerechtfertigt.
28a« juitächft bie Sluslcguug be« ©runbbertrage«
bom 7. 3uli 1904 betrifft, fo ift mit ben 93or*
tnftanjen babon auszugehen, baß 93ef(agte jeben*
falls unter normalen Umftänben bon ber t^r
borbehaltenen 9tücttritt«befugni« in bem Zeiträume
jmifdjen fltehung einer Tratte unb Slccebtation
betfei ben nicht mit ber SBirfung ©ebrauch machen
tonnte, baß fic fid} biefer Slccebtation entjog. 2Bat
einmal eine neue Xratte bor SluSübung bc«
5?ünbigung8re<f)te« gebogen, fo mußte ftc auch bon
ber 89eflagten accebtiert toerben. 2>ie« folgt
nottoenbig au« bem Stoede be« Vertrages;, ber
barin beftanb, ber Strcbitnchmcrin mittel« be«
jugefagtett SlccebtfrebUe« für einen längeren
3eitraum ©elbmittel ju berfd^affen. ®a 93eflagte
bie ©elbmittel nicht felbft ^ergeben, fonbern ber
firebttnehmerin nur in ©cftalt bcr in ber Slccebt-
jufage liegenben Sicherheit ein SRittel gemäßen
wollte, fie fich anbertoeit ju berfdjaffen, fo mußte
ba« 9Kittel, um bie gewollte SBirtung ju cr=
jeugen, auch effeftib fein, b. h- bie Ärebttnehmerin
mußte in ber Sage fein, fidj bem Ääufer ber
Statte gegenüber auf bie SHcccbtjufage al« eine
totrfliche ©tdr)crr>cit ju berufen. Offenbar mar
fie bie« aber nur, toenn fie eingehalten toerben
mußte unb für ben gegebenen ftaH nierjt burefj
SluSübung eine« ÄflnbigungSrecr/te« tCCuforifct)
gemacht »erben fonnte. 23ar 33eflagte berechtigt,
ba« 93crtrag«berr}ältni« jeberjeit mit fofortiger
ÜBirfung $u löfen, fo fehlte e« für ben Äaufer
bcr Statte unb eigentlichen ©elbgebet an jeber
Sicherheit neben ber 83erbftichtung ber SluSftelterin
felbft unb e« lonnte bann bie dvrcbitjufage für
bie ftrebitnebnterin leinen erftchtlichen 9tu$en
haben. fcafjer ift ber Vertrag fo aufaufaffen,
baß eine Äünbigung jtoar jeberjeit ausgebrochen
toerben fonnte, baß fie jeboer), toenn nach
bertrag«mäßiger ^ietjung einer neuen Statte
au«gefbrodjen, ba« SJertragSberhältniS erft JU
Serfatt berfelben löfte, fo baß SBcflagtc ins*
befonbere noch jur Slccebtierung biefer Sratte
berbfltchtet blieb.
173
N.. 4».
©chon hierau« Idnnte bieUeicht gefchloffen
toerben, baß SJeftagte, nadjbem einmal bertrag««
mäßig eine Tratte auf fie gebogen unb bisfonttert
toar, ohne baß fie borher bon ihrem jlünbigungd-
rechte ©ebrauch gemacht hotte, bie Slccebticrung
biefer Statte auch bann nicht bertocigern lonnte,
toenn bie Ärcbitnchmcrin injtoifchen in2iermögcn«?
berfatt geraten toar. 6« ift jtoar in Slntocnbung
ber in § 346 be« £. ©. 33. unb § 157 be«
U3. ©. 99. au«gefyrochenen ©runbfäfee mit bem
ÜHcichSoberhanbelSgerirbt ©ntfcöetbungen 99b. 23
S. 137 unb bem 9t. ©. entfd)eibungen S8b. 60
S. 60 burchau« anjuerfennen, baß bie Jrrcbit*
jufage regelmäßig unter ber ftillfchtoeigenben
33cbingung unberänberter Ärcbittoürbigfeit be«
anbetn Seile« fteht; e« fommt babei aber immer
auf bie llmftänbe be« einzelnen gaüe« an, nach
benen ju prüfen ift, ob bcr Strcbitgeber nach
Sreu unb ©lauben au feiner 3"f«ge feftgchalten
werben fann ober nicht, ftm gegentoärtigcn gnUe
fbricht manche« bafür, baß bie S3eflagte bie
Ärebitnehmerin hat in bie Sage fefccn wollen,
bem jebe«maligen Ääufer ber Tratte bie bolle
(Sicherheit ju getoähren, bie in ihrer eigenen
3Jtitb>ftung lag unb baü c« nicht auf eine
Teilung be« Siififo« jtoifchen if)r felbft unb bem
Ääufer in ber SBeifc abgefeijen toar, baß Se^terer
bie ©cfahr einer jtoifchen 3)i«fontierung unb
Slccebtierung eintretenbeu 3ohIun9Sunfä^'dIcit oet
Strebitnehmerin lief, mäfjrcnb bie 99cflagte nur
bie ©cfahr einer jtoifchen Slccebticrung unb
SfäHigfcit einttetenben 3ahlung«unfähigtcit ju
tragen hotte, ^»ätte 33eflagte bie £ufage jtoifchen
| 3)i«fontierung unb Slccebtierung bei eintretenbem
9Jermögen«berfatl ber Ärebitnehmcrin frei toiber^
tufen tönnen, fo toürbe ber Ärebit für bie
i bi«fontierenbe 93anf unb fotgetoeife auch fur 0>c
Ärebitnehmerin unberhältniömäßig enttoertet fein,
auch wäre bamit eine Äomplijicrthcit unb Un=
berechenbarfeit in ba« 33ertrag«bcrhältni« hincin=
j getragen, ber faufmännifche Äreife im allgemeinen
nicht juneigen. @« fann aber bahingeftcQt bleiben,
ob fchon auf ©tunb biefer Slu«lcgung be« ur=
fptünglichen »ertrage« ju einer (Sntfrheibung im
Sinne ber Älagc ju gelangen ift, ba weitere
llmftänbe botliegen, bie nach Stnficht be« 9t. ©.
biefc ©ntfcfjeibung ohnehin gebieten.
®a« O. S. ©. rjatt c« jur Slntoenbung ber
Sllaufel „rebus sie stein tibus" unb jurSlnerfennung
Digitized by Google
174
No. «C~
bcr Peredjtigung ber PefTagtcn, ba« ©ertrag«»
bcrbältni« mit fofortiger SBtrfung ju löfcn, für
ausrcidjenb, baß nad) Slbfdilicjjung bc« ©runb=
» bcrtrage« bom 7. $uli 1904 eine mcfcntlidje
SSerfcfjlrdjtcntng in ben 5Bcrmi)gen«bcrbältniffcn
ber Ärcbitneljmcrin eingetreten ift. Darin ließt
aber ein Serfennen bc« 3Bcfcn« jenes Vertrages
unb bcr 58cbcutung bcr fpätcren 3tcd)t«f>flKblungcn.
$cr ©runbbertrog mar lebiglid) ein Planfett=
bertrag, benn c« beburfte »weiterer SBißcnonftx
auf beiben Seiten, um bie in $tu«fidjt genommenen
SBerpflidjtungcn ber Parteien au«julöfen. 2)ie
3>edung«berbinblid)fcit ber Svrebitncfjmerin in«=
befonbere entftanb nur bann unb infomeit, als
fie bcmnäd)ft auf bic Peflogtc 50g. SBann unb
meldte SScträgc pc $tcf)cn mottle, bjng initcrrjnID
ber gezogenen äHajimalgreujc Icbißlid) bon ibrent
SBiflcn ab. Slbcr aud) bcr SIBiflc ber Peflagten
blieb für bic (Sntftcbuug ber Pcrpflid)tungen
maßgebeub. 9citr lucnn fic h"* erften 28ed)frl=
ftieljung nid)t miberrufen fjattc, entftanb infomeit
bie Scrpflidjtung jur Slcccptation unb Jedling.
9lurf) im mettereu Sfrrlauf mar bie ©ntftefjunfl
meiterer Skrpflidjtungen, mit anberen SBortcu
bie Prolongation bc« gongen $Bcr[)ältniffe« jemeilig
bon neuen 2Bißcn«öußerungen auf beiben Seiten
abhängig. $>ie 5rrcbitneljnicrin ^atte ben SBißcn,
ba« 93crfjnlüii« fortjufe&en, burdj flieljung neuer
Tratten, bie Peflagte benfeiben SSiflcn burd)
9tid)tau«übung be« Äunbigung«rcd)tc« ju erHaren.
Slud) im gegentoärtigen gafle bau bei t cd fid)
nid)t um bie crftmalige ®ntftcbung bcr SIccept*
unb S)crfung«berbtnbHd)feit, fonbern um bie
Prolongation einer bereits beftc^enben. SScflogtc
blatte bor bem 28. September 190» jinit boHcn
betrage be« bemifiigten Shebit« accebtiert; bie
Ärebitnetunerin mar bemnadj jur 3>cdung ber
fjicr in SHebc ftel)cubcn Tratte bei SSerfafl, am
17. Oftober, berpflirfjtct. Tantal* mar bie 5Bcr=
fdjledjterung in ben Perm6genaberi)filtniffen bcr
ftrebitnebinerin, auf meldje »Beflagte jid) jefet
beruft, bereit« eingetreten. 2)ie Stontrafumten
berfjanbelten über eine Stunbung ber 3>erfuna«=
berbinblid)feit auf 3—6 3afjre, mit ber »eflogte
offenbar, roeil ibrer Meinung nad) mcljr nidjt
ju erreidjen mar, fid) unter geroiffen SBcbingungen
einberftanben erflärte, mobei ber Jtrebitncbmcrin
eine ftrift, um bie sJ3ebingungen ju realifieren,
bi« 511m 31. Dezember 1905 bemilligt mürbe.
Pci ben Pcrljanblungen mürbe aud) befprodjen,
baft alle (Gläubiger auf gleidjcm guße 51t be=
l)anbclu feien unb feiner bor bem anberen beborjugt
merben bürfe. £ätte SBeflagtc bamal« ba« Srrebits
berf)ältm$ gefünbigt, fo bätte fic, »bie aud) ba«
O. S. @. als atoeifeßo« unterfteflt, fclbft für ib>e
Slcceptberbinblidjfcit eintreten muffen. Sie r)atte
aber feine Pcranlaffung ju fünbigen, ba eine
Prolongation ifjr nad) Sage bcr Sad)e nur
ermünfd)t fein mußte: Rc f parte ba burd) ginfen
für etroa bier SDionate unb erbjelt ben Slufprud)
auf meitere Slcccptprobifion. Slud) bie Ärebit^
nefjmcrtn Ijatte ein gehriffe« Sntcreffe baran,
burd) eine Prolongation Unbrquemlid)teiten bcr
SBcflagten toabrenb bc« Sd)roebenö ber 5lccorb=
beil)anblungen ju bermeiben.
S)a mm bic Prolongation in bcin ©runb=
bertrage borgefetycn unb in ben mefentlid)en
Pcbingungen ba^in geregelt mar, baß fte juftanbe
fam, meun bic Ärcbitncbmcrin, o^nc ba& SBeflagte
bortjer gefünbigt ^citic, bei »erfaü bcr alten
Tratte unter ©inbedung berfelben eine neue 50g,
fo muft aud) für ben borliegenben gall in bem
btefen Pcbingungen cntfprcd)enben 58erbalten
beiber Parteien ber Hbfd)lu& eine« ProIongationS^
beitrage« erblidt merben. ®S ift möglid), einen
Vertrag in ber SBeife ju fd)IieBen, ba& bie
cmpfongSbebürftigen SillenSernarungen bor ber
Perfeftion mit bcr Perebung au*getaufd)t mer=
ben, baß bie Perfeftion erft mit etmaigen in
bcr 3"t"bft liegenben nid)t empfangSbebürftigen
SBiflenSäuBcrungcn eintreten foll. $n einem
fold)cn ^aüc mare es miberfinnig, bei Slnmcubung
bcr Älaufel „rebus sie stantibus", ben 3ritpunft
ber erften nod) gar nid)t binbenben 56erebung
als mafjgebcnb für bic g-rage ju bel)anbeln, ob
ein Äoutrafjent megen injroifd)cn berftnberter
lliuftänbc nad) Xreu unb ©lauben an bem Ver-
trage feftgcbaltcn merben fann. bie Pet*
anberung ju einer Seit eingetreten, mo er nod)
nidjt gebunben mar unb I)at er aisbann au«
freier ®ntfd)Iie&ung bie Pinbung fid) boüjiebcn
laffen, fo fcfjlt ei an febem ©runbe, ifjn bon ber
»ertragserfüßung freijufpredjcn. So liegt bic
Sacöe t)icr unb bfefi berfamtt b/iben, bilbet
ben 9tcd)tSirrtum bes Scrufung«gerid)t«i. Peflagtc
muftte fid) fagen, baß roenn tr)r bei Pcrfall ber
alten Srattc beren betrag remittiert merbe, bic«
nid)t gefdjebe jur entgültigeu ©rlebigung be«
Digitized by Google
^erbälniffeS, fonbcrn nur jwerfs Prolongation
unter $iebung einer neuen trotte. Stoß bieS
aud) bie SHeiuung beS »erufungSgeridjtcS ift,
ergibt pdj aus feiner SBemcrfung: eine jtünbigung
beS ftrebiteS glcirf) narf) bem 28. (September 1906
ober WenigftenS bor ftäfligreit ber laufenben
SEratte würbe eine äRabnung an bie Strebit*
nehmen» bebeutet haben, fidj ber »erträglichen
SJerbfüchtuug jur Jlbbedung ber laufenben Tratte
ju entgehen. $Jn ber Sat Wufjte SBeflagte au«
ben Perbanblungen mit poKtyer, bafj bie Ärebit=
ne^merin eine einfadje ©inlöfung ber laufenben
Sratte ob>e Prolongierung Weber benbfiehtigte,
noch ohne Perlefeung minbeftenö moralifdjer
Pflichten gegenüber ben anberen ©läubigern
bewerffteEigen tonnte. ©S fann aber burdjaus
nidjt gebilligt werben, wenn baS ^Berufungsgericht
Weiter fagt: ein foldheS Verfahren, b. h- ftünbigung
uor Verfall ber laufenben Xratte, t)ätte man einem
berftänbigen JBanficr nicr)t jumuten fönnen. 2)a
nämlich nad) bem ©runbbertrage bie Unterlaffung
ber Äünbigung bie *8ebeutung hatte, bafj Peflagte
baS ÄiebittoerhaltniS fortjufefcen beabftd)rigte, bie
borläufige §fortfefeung bis jum Hbfdjlufj ber
l'djwebenben Slccorbberhanblungen aber auch, im
beiberfeitigen ^ntereffe, jebenfaHS in bem ber
Petlagten lag, fo bafi bie (Sachlage in feiner
SBeife bie ©egenfeite ju ber Sinnahme ju bringen
geeignet war, SBeflagte münfdje nidjt ju brolom
gieren, fo war eS für biefe nadj Xreu unb ©lauben
geboten, falls fic trojfbem nicf)t prolongieren
Wollte, bie ©egenfeite hierüber aufeuflären.
(Sollte SBeflagte barauf ausgegangen fein, einen
3rrtum ber ©egenfeite unb ber biSfontierenben
JBanf über ihre 3ufrimmung jur Prolongation ju
bem 3wede auSjunufcen, ftd) burd) Einbehaltung
ber ProlongationSbaluta unb Sübleljnung ber
bagegen erwarteten »ccebrierung bie entgültige
$)edung ju berfdjaffen, fo Würbe ifjr Verhalten mit
2reu unb ©lauben ntdt)t bereinbar geWefen fein.
3ft bjernadj babon auszugehen, bajj beibe
Seile nad) ©tntritt beS PermögenSberfalleS ber
Ärebitnebmerin in boller Kenntnis ber (Sachlage
ben ProlongattonSWillen erflärt hoben unb hatte
aldbann bie jrrebitneljmerin jWedS Ausführung
beS ProlongationSabtommenS bie alte Tratte
getilgt unb bie neue gebogen, fo war auch klagte
berbflidjtet, baS ihrige jur Ausführung beS Ab*
fommenS ju tun, inbem pe ein neues Accebt
17 5_
No. *H.
erteilte unb baburd) bie 3)edungSberbinblicbfeit
ber ©egenfeite Wieberljerfteate. SBenn baS £>. «.©.
meint, auch unter biefen tlmftänben fei SBeflagte
Wegen beS PermSgenSberfallS ber ©egenfeite ju
einer neuen Ärebitgemährung nicht berbflichtet
geWefen, fo ift jui erwibem, baft eine neue Ärebit»
gewährung nid)t geleiftet ift. 3>er ftrebit war
fdjon bortjer gewährt unb bie Tilgung ber laufen^
ben Tratte tonnte nicht als enbgültige Seetang,
fonbern nur als Porleiftung für bie erwartete
Sieuaccebtierung aufgefaßt werben, ju Welcher bie
SBeflagte unmittelbar burch ©ntgegennahme ber
fftimeffe berbflichtet würbe.
©incr ©rörterung ber grage, ob baS Ärebit*
abfommen ein gegenfeitiger Vertrag war unb ob
beSWegen entgegen ber Anficht beS D. Ä. ©. ber
§ 321 beS SB. ©. SB. SlnWenbung ftnbet, bebarf eS
nicht. Senn auch Wenn biefe ftrage ju bejahen
Wäre, müßte ©unften ber Klägerin entfehieben
Werben, weil nur in bem PerfeftWerbeu ber
Prolongation, nicht aber in bem IBtanfettbertrage
bom 7. 3uli 1904 ber 8lbfd)lu& beSjenigen Ver-
trages erblidt Werben tönnte, Welcher für bie
SlnWenbung beS § 321 auf ben gegenwärtigen
gaa in Betracht Fäme. § 321 beS 58. ©. «8.
beruht ebenfo Wie bie im älteren JRedjte all-
gemeiner angeWanbte Älaufel „rebus sie stantibus"
auf ber ©rwägung, bag es unbillig ift, eine
SSertragSbartei an Serbflichtungen feft^uhalten,
bie fic unter ben neuen böllig beränberten Sier»
hältniffen leinenfallS übernommen hoben Würbe.
$)iefe ©rWägung würbe SBlafc greifen, wenn
IBeflagte bei eintritt beS PermägenSberfalleS ber
Ärebitnehmerin ben ftrebit nodh nidt)t gewährt
gehabt hätte. Sie berfagt aber ber gegebenen
Sachlage gegenüber burc^auS, weil S9e!lagte bei
Eintritt ber $erfd)ledjterung in ben PermögenS:
berbaltniffen beS anbern XeilS bie ihr oblicgenbe
Seiftung bereits bewirft halle unb fie nunmehr
in ber Sage War, unter boller Stenn tniS ber
eingetretenen Skrfrfjlerijterung burch Ausübung
bes borbehaltenen SrünbigungSrechteS baS SBerfeft»
Werben ber Prolongation beS JtrebitberhältniffeS
auSjufchliefjen. ©S lie^t nicht im Qtocde bei
§ 32 t, ben SöertragSinhalt mit SRüdRcht auf eine
eingetretene Slenberung ber Sßerhältniffe ju ©unften
beS einen XeilS umjugeftalten, wenn unb foweit
biefer bei bem ©intritte ber Slenberung über ben
SJertragSinhalt noch M berfügen fann.
Digitized by Google
176
No. 6V.
60. 3ft fetr 4amtmrgifd)e <fmj>fnngcr cngf if(f|cr ftotflcn
btrtdjtigt, von ©dpfff jn »trtdagen, baft cd in bie ß»m
ffmpfAager gepellt«. $elt»(ttcr-ftSrbc «ntiafdjt?
3ritma Otto 3ona3foljn in Homburg
gegen
bie girma g. S. ©loman & (So. in Hamburg.
3n biefer $auptbl. 1906 9?r. 76 referierten
©adje mied baä 9t. ©. (I 365/OG) am 20. SKärj
1907 bie beflagtifdje Dtebifion jurüd.
(Sntfdjeibungägrünbe:
3)o« D. S. @. legt feiner (Sntfdjeibung ben
9tedjt8fab ju ©runbe, ba& bie Ablieferung ber
Sobuitg an ben (Empfänger in ber im ®ntlöfdjung3=
bafen gebräudjlidjen Seife ju erfolgen habe. $>ied
gelte foWoljl nadj beutfdjem wie nadj englifdjem
Steckte. $>a bie AnWenbung eine« anbern Stents
als bc« beutfdjen ober bei englifdjen JcbenfaU«
nidjt in $frage fommen fann, für bai beuifdje
Stecht aber ber ©a& als ridjtig anjuerfennen ift,
folgt au« § 649 <£. % D., ba& biefe ©runblage
ber (Sntfdjetbung ber Stebifion feinen ©runb jur
93efdjWerbe geben tann. 9tadj ber bon ber Stebifton
nicht beanftanbeten tatfädjlidjen geftfteüung
beS D. 8. ©. aber entfpridjt bie Art ber Ab-
Iieferung, bie ber ftläger bier bertangt, bai ©djiff
aber berweigert bat, ber allgemeinen Uebutig im
Hamburger §afen: tfohlenlabungen werben bem
(Smpfänger an JBorb in beffen $eltolitertbrbe
gefdjüttet unb biefe fförbe läßt ber Smbfänger
in ©djuten ausleeren. 3>iefer Hebung Ratten
fidj bie Stampfer bemnadj anjubequemen unb ba
fie fidj beffen geweigert haben, müffen fie bie
folgen tragen.
3)ieS würbe nur bann anberS fein, Wenn
bie für baS StedjtSberbältniS jwifdjen SBefradjter
unb (Smbfänger maftgebenbeu Jtonnoffemente
(§ 651 Abf. 1 ©. SB.) etwa« AbweidjenbeS
feftfetoten, fei e$, ba| fie bie Uebungen bei Söfdj=
plafeeS für bie Art ber Ablieferung ber ©üter
aügemein befeitigten, fei eS, bajj bie« für bie
ljier in grage fommenbe Hebung im befonberen
gefdjeben Wäre. S)en beiben itonnoffementSflaufeln
aber, auf bie ftc£> bie SBeflagte berufen f)at, fann,
Wie bai D. 8. ©. barlegt, eine foldje fBebeutung
nid)t beigelegt Werben, fciefer bon ber SRebifion
oeramptten Vui|ut}t ift beizutreten.
S)ie erfte Älaufel: the goods laken from
the ship's takles eh-, berpftidjtet ben (Smpfänger
ju unberaüglidjer unb ununterbrochener Abnabme.
SBeibeS ftebt hier, Wo e* fid) nur um ben 3RobuS
ber Ablieferung, ob in SDcdfjförbe ober unmittel:
bar in Seidjter, tjanbelt, nidjt in &rage. Auf
bie bon ber SRebifion jur &ergleidjung ljeran=
gezogene Srlaufel:
Cargo to be reeeived as fast as the steamer
can deliver
braucht nidjt eingegangen ju Werben, bafj fie in
ben Äonnoffementen nidjt enthalten ift, beibe
Älaufeln aber nidjt gleidj geftettt Werben fönnen.
2)ie jWeite Älaufel: if goods are weighed etc.
bejiel)t ftdj auf bie Haften ber SBerWiegung ber
Sabung. ©etbftberftänblid) aber nur auf eine
jWifdjen ©djiff unb Smbfänger ma^gebenbe SSer=
Wiegung, alfo 5. 93. auf eine SSerWiegung bie für
bie 93ered)nung ber gradjt entfdjeibenb fein foll,
ober auf eine ju fonftigen gwetfen borgenommene
g e m e i n f a in e fteftfteQung bei ausgelieferten
©eWicbt« (um ein „3uWiegen" im ©inne bei
§ 655 £. ©. 58.). 2>ie Äoften einer folgen 5Ber=
Wiegung treffen an fidj nadj englifdjem Dledjte
ben, ber iljre Sßornaljme bedangt.
©arber, carriage by sea. Sect 582.
Unb audj nad) beutfdjem Stedjte fönnen fie unter
Umftänben bai ©djiff treffen.
©djab«, ©eeredjt ju § 593 bei 9?ote 1.
2)a8 Will bie Ätaufel au8fd)He6en unb in jebem
berartigen %aUe bie Äoften ber JBerWicgung bem
Empfänger aufbürben. SBiberfinnig aber Wäre
ei, bie Älaufel baljin ju berfteljen, bag bem
(Smpfänger bie Soften einer SerWiegung auferlegt
Werben follten, bie er bei ober nad) ber Slb*
lieferung für fid) bornimmt. 3)a& er foldje
Soften gu tragen Ijat, ift ganj felbftberftänblidj.
55m borliegenben fäaUe aber Ijnnbelt ei fid),
Wenn überbaupt, (ebenfalls nidjt um eine ge =
meinfame SBerWiegung, fonbern nur um eine
Slrt ber Slbliefemng bei $radjtgutd, bie bem
©mpfänger mittelbar alSbalb ©eWigljeit über bai
©eWidjt bei Abgelieferten berfdjafft. 3)iefe Art
ber Ablieferung ift ortäüblidj unb baber barf
fidj ilje ber SJerfradjter nidjt wiberfe^en, aud)
nidjt beSWegen, weil fie eine iljn nidjts angeljenbe
SSerWiegung bon felbft mit fidj bringt.
Od* Dilti »erl «Wag,
• 011 3sia*a «1
f*,8i'.>cv«r"
Dr. •. %. «r««»i«.
Digitized by Google
Mo. SO.
177
Ho. ?o.
jbauptßfatt.
ianielsreditltdie falle«
XXVUL Jahrgang. (40. 3a&tgang bet $anbel*geri<$t«-Ätüung.)
*rel* ftr ben 3«b,rga<ts: «ab BeibUtt mit Megifter 20 JL - «au|>tblatt «Hei» mit «cflifier 15 J
Setbtart oUtin mit ftegiflrr 15 X
Griftes OJuariaf.
Hamburg, ben -45. 3«li.
1907.
CtnbAlt : Brau 3Rorif Sleiii&er SBiw. in Hamburg grgen
3ob^. llcfermonn in Jjpamburg. — Sdjute neigner S. fmiiinga
in Hamburg gegen bic Ctorrfutjrer Carl Cdelmann Sob,ne
in frtmburg.
70. $aftang be4 SRietcrt einer &<h"tc bem Vermieter
gegenüber fnr Sa)nbcn, roelrt|et> bie Srfjute baburib erlitt,
Inf? fic nadj erfolgter IBelabnng .^tuiferjen einem abgebäumten
$«myfcr in» ber flaimtner liegen blieb.
ftrau 9tt a r t e l e i f d) e r
in Hamburg
gegen
3oh>. Urtcrmanu in Hamburg.
Slm SHorgen be$ 19. Januar 1900 jtotfdjen
8 unb 9 Ut)t ift bic ber Klägerin geftfrige, eine
Xtagjatjigfcit Don ca. 100 Jon« beftyenbe offene
eiferne ©dmte 9ir. 5723, bie bamalä bie beflagte
gtrmn don jener bejw. tljrem Siebenten % ©röffn
in SRtete batte, im ^nbtafjafen unb jtoar un=
mittelbar am 2luftralta=$tat gefunlen. ®te SJabung
tton ca.90 %om Salpeter ift baoei oerloren gegangen.
®ie Schute, bie baburd) jum ©tnfen gebradjt ift,
bafe fic ätotfe^en bem beim ©ntlöfdjett bcfinblidjen
Kämpfer „(Sötte" unb ber .Stnitnauev gebrürft
tourbe, ift in erbeblirf) befdjäbigtem Suftanoe
toieber gehoben morben.
3>er ©ampfer t)attc am 3luftralta=ftai ab*
gebäumt gelegen. 3)ie jur Sbbäumung btenenben
Spieren, Dorn jtoct unb t)tnten eine, finb bann
aber gebrochen unb jwar infolge SturmroinbeS,
ber bamalä aut Sübtoeft, alfo gerabe gegen bie
ganje 58 reit feite be& ©ampferS met)te. ©benfo
finb bie jur SJefeftigung ber ©pieren an ber
Äaimauer unb ben $fäb>n einerfett« bejm. an ben
©djiffäpollern anbererfeit« bermenbeten Letten
geriffen unb ber Stampfer ift auf biefe SBeife
gegen bie Kaimauer gebrängt morben.
SSom D. 8. @. VI mürbe burdj Urteil ttom
9. gebruar 1907 ba$ Urteil beS 8. ©. Hamburg
bestätigt, nach, meldjem bem Älagantrag ftatt*
gegeben mar.
©rünbe:
©iner 58emei«aufnat)me bebarf es nid)t metter,
metl fdjon am bemjenigen ©adjbcrfmlte, ber
jmtfajen ben Parteien unftreitig ift, bie Haftung
ber SJeflagten al* SJtteterin ber flägerifdjen Staute
im Sinne ber Silage folgt, eine Haftung, bie nidjt
nur biejenigen Soften betrifft, bie ber ftlägerin
burd) bie 93eid)äbigungen an ber ©dmte felbft
erruadjfen finb, fonbern aud) bie burd) bie
.§ebung ber Sdjttte, burd) beren 39efidjtigung
unb bie SSnljracljmung bcS SJcrflarungätermins
ermacuienen jio)ten.
t)anbelt ftd) b^icr barum, toeldjeö SJer^nlten
ein orbentltdjer unb forgfältiger Srfjutenjübrcr
alöbann ju beobadjtcn ^at, menn bic uon ifjm
gefütjrte ©djutc ibrett iiicgeplat in bem 3wtfd)en=
räum ^mifdjen einem abgebättmten Dampfer unb
ber Kaimauer genommen (>at unb nunmebr ftürs
mifdjcö aSettcr eintritt, toobei im fcorltegenbcn
«•«Kktttt.
Digitized by Google
178
No. 70.
3faHc auger SJetrarfjt bleiben fann, ba& bic be--
treffenbe Sd)ute, ba fie bereit» am 9cad)iuittagc
bor bem Unfall fertig beloben Worben war,
entgegen bem § 12 bes ^tafcngcfcßcö an Ort
unb ©teile liegen getanen war unb Wobei
ferner babingeftettt bleiben fann, ob ber Schuten*
fübrer etwn auch gegen ben § 22 bafelbft ber*
ftoßen bat.
(Sine gegen bie letztgenannte 58eftimmung
berftoßenbe Unterlaffung be* bicr mit ber ftübrung
ber flägerifd)en Schute bon ber ^Beilegten betrauten
SBicrueufjel würbe obne folgen geblieben fein,
weil er bie Sdjute am ÜDiorgen bcö 19. Januar
in böllig unberfebrtem guftaubc wieber bor-
gefunben bot- ©a£ Siegenlaffcn ber Sdjute an i
Ort nnb Stelle über bie $cit ber Belobung
hinaus Wnrbc hier erft burd) bic befonberen
llmftänbe beä %aüe* unb burd) bic fid) bnrauf
grüubenbc befonbere fd)ulbl)nfte Skrfclilung bes |
ÜUierneußel faufal für ben l)icr eingetretenen j
Schaben. freilich lagt ba* »erhalten bes «{er*
neußel in »ejug auf jene beiben 58cftimmuugen ;
be<* #afengefeßes barauf )d)ließen, wie nod)läffig j
er überfjaubt gebanbelt bat.
SJicrneußel, für beffen »erhalten bie SScflagtc
gemäß § 278 58. ©. SS. cinfteben muß, bat nun
bnburrf) fdjulbbaft, b. b. gemäß § 270 58. ©. ».
bie ihm obliegenben 5£flid)tcn berieft unb fo ba*
SBegfinfen ber Schute berfdjulbet, baß er auch
nod) am SWorgen be« 19. £tanuar nad) feiner
SRürffebr jur Schute ei unterließ, biefelbc aud
ber fd»on an fid) gefährlichen, fyitv aber burd)
ben herrfdbenben Sturm nod) ganj befonbers
gefaljrbrobcnb geworbenen Sage, in ber fie fid)
^wifeben ber abgebäumt liegenben „Gsne" unb
ber Äaimauer befanb, fofort ju bcrbolcn. ©er
SBinb traf bamals, au* Sübweft Weljenb, bie
gauje »reitfeite ber im ^nbialjafen abgebäumt
liegenben „©sne".
Sdjon jWeimal, am Slbcnb borher jwifdjen
10 unb 11 Uhr unb in ber Stacht jWifdjen 3 unb
b Ul)r blatte ferner ber 2Binb eröcblicrj zugenommen,
ma« bem »ierneußel bättc befannt fein müffen,
wenn er fid) j. SJ. bei bem &aftenfdjutcnfübrrr
barnad) erfunbigt bättc. 3u foldjer ©rfunbigung
nad) bem »erlaufe ber 9tad)t unb inßbefonbere
nac^ ben 3Binbberf)aItniffen Wäbrenb berfelben
hatte er im £inblitf auf baa ©d)idfal ber ihm
anbertrauten Salute nebft Rabling umfomebr [
Slnlajj unb »flidjt, als c« -- gan$ abgefeb>n
bauon, baß ibm ba« luftige SBeben be« SBinbe«
am borbergebenben SMbenb unb in ber 9fad)t
nicht entgangen fein Wirb — nach feiner Slusfage
bei ber »erflarung aud) am 9Jtorgen, öl* er
Wieber jitr Sd)utc tarn, fdjon Webte, ©er Sßinb
fonute aber feberjeit wieber ftärfer Werben unb
bann beftanb bie ©efabr, baß bie Sbieren, wenn
fie aud) gut unb träftig waren, brachen ober baß
aud) bie Stetten riffen (ein nicht ungewöhnlicher
Vorgang im Hamburger $afen bei ftürmifd)em
28etter). ©a« aüe« mußte »ierneußel, wenn er
bie im »erfebr erforberliche Sorgfalt anwenbete,
fid) lagen unb barnad) fofort hanbeln. @« genügt
im Uebrigen, ma* bie ftragc ber gcfabrbollen
üage eine« ftabraeuge* jwifdjen abgebäumtem
©ambfer unb Äaimauer anlangt, ». auf bie
in $anf. ©er.=3rg. .fcptbl. boii 1890 9ir. 2 unb
l.s'.Xi mv. U) in ähnlichen gäUen ergangenen
(Srfenntuiife *u berweiien.
bem erften biefer (Srfenntntffe beißt es
binnchtltd) bei bort bon bem ^afenmeifter cr=
ftatteten ©utaa^tens:
„©er .^afenmeifter bat bie ihm $ur »egut=
aa^tung borgelcgte grage, ob er bie Sage ber
Schute unb jWar aua) unter ber 9Jorau«fcßung,
baß ber ©ambfer gehörig abgebäumt war, aia
eine gefäbrlid)e erlernten mußte, unbedingt unb
mit großer SSeftimmtheit bejaht"
unb ei heißt bafelbft weiter:
baß ei alfo nicht erft ber 9lüdfid)tnahme auf
eine mögliche Steigerung be« ftürmifchen SBettcrs
beburfte, ba für jeben berftänbigen Schutenführer
bie ©efahr fchon eine augenfd)cin(id) gegenwärtige
aua^ ohne foldje Steigerung war.
©ie Berufung JBierneußefä barauf, baß bie
Schute, fall* ffc bon ihm neben bie „©*ne" an
bic Kaimauer gelegt wäre, borausftd)tlid) boü
gefchlagen, alfo bod) gefunfen wäre, fann ihn
nidjt enttaften. Sr hätte eben rechtzeitig, woju
er auch Seit genug gehabt hätte, am borgen
be« 19. Januar bie Schute an einen folgen tylab
bringen müffen, etwa an eine fiebere Schuten;
wachtftation, Wo aua^ nicht bie ©efaljr be« SJoUs
fchlagen« beftanb.
SBeiter hat hier aber aud) hie ©eflagte felbft,
wie aud) fchon im erften Urteile angenommen,
ihre eigene Obt)utbftfd)t aU Mieterin ber Schute
fchulbhaft berleßt unb baburdj bai Sinfen ber=
Digitized by Google
felben mit b^beigefüljrt. ©ie 6a t e* nämlid)
unterlagen, obmohl it>r burd) bie 9Mbung be«
SMerfleußel auf bem beflagtifdjen Kontor am
Slbenb be* 18. Januar bie Sage ber ©djute
jmifdjen „<E*ne" unb Kaimauer betannt gemorben
mar, iomobl an biefem Slbenb barauf ju befreien,
baß bie ©djute bon ibm nod) bon bort berbolt
merbe, als aud) am folgenben äRorgen bem ftct?
mieberum bei tr)r melbenben SBierneufjel ent=
fpredjeube SBeifungen $u erteilen. Sltle*, ma*
oben £jinficr>tlicrj ber befonberen Umftänbe be*
gafle* unb be&üglidj ber tum SBierneufjel ju
oerlangenben STcaßnabmen auSgeffibrt ift, gilt aud)
für bie SBeflagte felbft. ©ie mußte im borliegenben
JaH au*brüdlid)e Slnorbnungen treffen, meil fie
fid) fagen mußte, bau anberenfaü* SBterneußel
unb ebenfo ber gleidjfall* am SJtorgen bei 19. %an.
im beflagtifdjen Kontor erfdjienene Orübrcr ibre*
©djleppcr* „#eIio*" (ber bort bie bon ibm
au* jufü^renben ©cfjlepptouren angemiefen erhielt,
aber ebenfalls feine befonberen, burd) bie Umftöjibe
gebotenen Reifungen mitbcfonimen bat) annehmen
mürben, bie SBeftagte fei mit ber Sage ber ©djute
einberftanben unb baß fie bemnad) tbre $flid)t
nidjt barin fe^en mürben, bie SJerfjolung ber
©djute fofort oorjunebmen. §ätte bie SBeflagte
bem ©inen ober bem Slnberen bie beftimmte
SBeifung erteilt, bie ©djute fofort ju berbolen,
fo märe fie aud) nodj rechtzeitig in ©idjerbeit
gefommen.
©tatt beffen naf>m bic ©adje bann tatfädjlidj
ben Verlauf, baß SBierneußel bie ©djute fogar
berliejj, um an S)ett ber „®*ne" ju frübftüden
unb baß oud) ber ftüfyvev bei „#elio*" junädjft
nur bie Kaftenfdjute allein bon ber ,,©*ne" ber*
t)olte, meil biefe erft nod) im $anfabafen boD*
belaben merben foüte. (Srft bemnädjft mollte er
aud) bie r)<ec fraglid)c ©djute, bic mit jener
&ufammen nad) Harburg meiter geben foHte, bon
ber „@Sne" berbolen. 3njmifd)en b]atte fidj bann
aber ber Unfall bereits ereignet.
17 9_
No. 70—71.
71. ^*ft(t ber Wietel einec 9a)ate, »e(<|e er bara)
feiten «Klepper fdiltw« tief, fie »ttääliguag Mefee
6djate »feige Berfdjatbea« ber Seate be« ®d)(eft»ert?
Oiaf. «atbt. 1904 »r. »5; 1905 Kr. 14 aab Rr. 88.
©d)uteneigner SB. $utfinga in Hamburg
gegen
bie ©roerfübrer ©arl ©delmann ©3bne
in Hamburg.
3>er Kläger fyatte bie ibm gehörige ©djute
9tr. 4921 im Sttjember 1904 an bie »eflogte
oermietet. 91m 24. $>e£ember 1904 ift bie ©djute,
belaben mit 100 Kiften (Sifen, jmei Kiften #olj*
maren unb fünf Kiften SBoHgarn, im lau bei
beflagtifdjen Stampfer* „gaborit" auf ber gabrt
bom SBIod nad) bem 9Ifrifafat mit bem Dampfer
„©onfequent" ber ftitma Sittgen* unb Weimer*
im biefigen ©d)iffbauerbafen jufammengefto&en.
3)a* S. ©. Hamburg ©. K. III mied am
5. Oftober 1905 bie auf 3<*b(ubß bc« Srtjaben*
bon 417 X gerichtete Klage ab.
© r ü n b e:
Sie flägerifd)e ©djute mar bon ber Vertagten
gemietet, um fie ju einem mittel* ©djlebber ju
befdjaffenben Sran^port bon &anbel«gütern ju
bermenben. @* fragt fid), ob bie Sdeflagte für
eine auf bem Iraneport fid) ereignenbe, bem
gübrer be« ©djlepperd $ur Saft foOenbc fde-
fd)abigung ber ©cfjute auf ©runb § 278 5B. ©. 99.,
! alfo fdjledjtbin, ober nur nad) SRaßgabe § 831
58. ©. 18., alfo bann nid)t ju boften fyabe,
menn fie bei ber Sluäroabl be* ©d)lepperfübrer*
bie im SJerfcbr erforberIid)e ©orgfalt beobad)tet
batte. 3)iefc ^rage fpi^t fid) babin ju, ob man
fagen fann, baß fid) bie SBeflagte, bie Mieterin
ber ©d)ute, be* ©djlepperfübrer* jur Erfüllung
einer ibr bem Kläger gegenüber obliegenben
j «erbinblid)feit bebient babe (§ 278 58. ©. S9.).
3fn 58etrad)t fommt bie *Berbinblid)feit bei SDlieter«
ju einem bem Vertrage ntd)t miberfpred)enben
; ©ebraud) ber 9Rietfad)e unb jur Dbffut in «n^
febung berfelben.
Vertragsmäßig ift ber oben näber bejeid)nete
©ebraud) ber gemieteten ©d)ute jum 3mede be*
©Qtertran*porte*. SBenn aber auf biefem $ran*'
porte burd) bie ^abrläffigfeit bei 3Äieterö eine
i 58efd)äbigung erfolgt, fo b>nbelt e* pd) nid)t mehr
I um eine «erfd)ledjtcrung ber gemieteten ©adje,
Digitized by Google
J_8Ü_
No. 71.
bie burdj ben berttagSmäfjigen ©ebraudj berbeU
geführt toöre unb bic bafjer bet SRieter jufolge
§ 548 93. @. 99. nidjt mefjr ju toertreten fjötte.
fSi liegt oielmeljr eine mangelhafte Dbfjut
^inftc^tlic^ bet fötietfadje oor, füt meiere bet
9J?teter aufeulommen fjat. Surdj ba£ SajWifd)en=
treten einer Sßerfon, Weldje bie ©djute im Stuf trage
beS 3RieterS burdj ben 4>nfen fä(jrt, geftaltet fid)
bie ©adjlage nad) Sluffaffung biefe« ©eridjts
redjtlidj nidjt anberS. 2Jiögen norliegenbenfaDS
aud) auf bet ©djute felbft $u iljrem ©djufee bem
§ 35 be£ $afengefe(e6 entfpredjenb, Seute poftiert
getoefen fein, fo lann bod) fein flweifel barübet
obwalten, baß bie ©djute im roefentlidjen bec
Dbljut beS mit ifjrem Standort beauftragten
©djlepperS anvertraut mar. Sie 93erpflidjtung
jum SranSport fdjlofj bie S3flid)t $ur ©orge bafür,
bog berju tranSportierenbe©egenftanb unberfeljrt
fein $iel erreichte, in fidj. SJlit eben biefer 93er*
pflidjtung fiel aber füt bie Stauer bei Transportes
bic 93erpflfd|tung bet 93eflagten, im ^ntereffe bei
93ermieterS bie ajtietfadje in Obfjut ju galten,
tatfädjlid) jufammen. gür bie Sauer beS XranS*
portS mar bie Don bem ftüljrer bei ©djlepperS
ausgeübte ©orge füt bie ©djute eine bet 93ellagtcn
in intern 93erf)ältnis jum Kläger obliegenbe, burdj
jenen ftfifjrer ootljogene ©rfüÜungSljanblung;
t a t f ä dj Ii d) bat fid) bafjer bie 93etlagte bei
©djlepperfüfjrerS jur ©rfüüung einet t^r bem
ftläger gegenübet obliegenben 23erbinblid)feit be*
bient. Sied muß abet jur SlnWenbung bei § 278
93. @. 93. genügen. Saß bie gWifdjenperfon
in einem befonbeten StedjtSöcrljältniffe ju bem
©djulbner fteht, aui bem fid) bie 9iflidjt jur
Obfjut biefem gegenübet felbftänbig ergibt, fdjüefjt,
iofern nut ber ^nfjalt ber Obfjutspflicfjt fidj mit
berjenigen beS ©djulbnerS bedt, feine Slnwenbung
nidjt auö. Semnadj erfdjeint ei aud) gleichgültig,
ob bet ©djlcppcrfüljrer ein SlngefieUter ber
93eE(agten ober eine frembe 9?erfönlid)feit tft.
3iidjt etforberlid) tft ei aud), baß bie 3mifdjcn=
perfon fid) etwa beffen bewußt fei, baß fie burd)
©rfütlung ifjrcr 93crpjlid)tung gegen tt)ren §crrn
gleichzeitig bic SRoHc eines ©rfüttuugSgefjülfcn
beffelbcn gegenüber feinem ©laubiger ipielc ; ber
3fall märe offenbar nid)t anberS ju entfdjeiben,
wenn bet ©djlcpperfül)rcr bic ©etntte etwa für
ba£ Eigentum ber 93eflagtcn gcljaltcn hätte. @s
Ott» IN ci§ mil a;<r[jg. $amfrurn, $irmaim«rafi 4t. üimfrm
1 tuif »c» 3 k b c n -n $ i
fann bjetnadj ben oon bet 93eflagten angeführten
(Jnrfdjeibungen beS IV. unb 1. ©enats beS #anf.
0. S. ©. ($anf. ©et.-3tg. 1905 $ptbl. 9?r. 14
| unb 9lt. 38) nidjt beigepflichtet Werben. 9iid)tig
i erfd)eint oielmefjr bie bisherige gratis, wie fie
I namentlid) aud) in bem Urteil bei III. ©enateS
| bei 0. 8. ©. (#anf. ©er.=3tg. 1904 £ptbl. Kr. 95)
i unter 93ejugnabme auf SJland (ju ögl. aud) geber,
9JerantWortlid)feit für frembeS58erfd)ulben, 93erlin
' 1902 ©. 46) begrünbet ift; fo aud) Urteil bei
I IV. ©enate« $anf. ©er.-3tg. 1901 §ptbl Str. 84,
i «ölittelftein, bie «Wiete pp. 145/6; $u ögl. ©euff.
| «rd). 93b. 60 IKr. 72 a. <S.
92 o<^ ein weiterer ©efidjtäpunft bürfte bie
Slnwenbung beS § 278 93. ©. 93. rechtfertigen.
Ser tiägerifd)e 93ertreter bat mit Stecht befonberS
barauf bingeWiefen, bafj ber Kläger jum minbeften
frillfdjwetgenb bamit einoerftanben war, ba§ bic
Obt)ut über bie ©d)ute toäfjrenb bes ©üter^
tranSporteS nidjt oon bem 93eflagten petfönlicb,
fonbern non ber 93efafeung be« ©cblepperS, in
beffen Xau fie üd) befanb, ausgeübt würbe. ®S
befanb fid) bafjer oon toornt)erein, foweit bet
©ütertranSport in ^vaqe fommt, lebiglid) bie
Ausübung ber €bt)ut burd) bie 93efa^ung beS
©d)IepperS in obligatione unb bie 93e!iogte
banbelte baf)er mit 92otWenbigfeit aud) infofern
jur ®rföüung biefer i^rer 9ierbinbl:d)feit, als
fie bie ©djute burd) ben ©d)lepperfüf)rer fd)leppcn
lieg. Sag nad) gemeinem 9ted)te ber ©dntlbncr
getabe bann, wenn et befugt wat, fid) britter
9ierfonen bei 93ewirfung ber Seiftung ju behielten,
nur für culpa in eligendo haftete, trifft Weber
in tatfädjlicbcr $infid)t genau bie angenommene
©acblage, nod) fämc es bei ber beränberten
©efe^gebung überhaupt in 93etrad)t (ju bgl.
SKotioe II ©. 29).
Set Kläger ift mittjin nidjt barauf bcfd)rriittt,
bie 93cflagte als ©tgertümerin be« angeblid)
fdjabigenben Schleppers nad) §§ :i unb 4 beS
93. ©d). ©. in Slnfprud) ju netjmen, Wobei ber
Kläger beweispflidjtig Wäre, fonbern er tft in ber
Sage, audj aus bem äMictbertragc ju flagcn,
wobei er ben Vorteil bat, baß bic 95cflagte bie
©SfulpatiottSpflidjt trifft (f. ÜJiittcIftctn a. a. 0.)
Siefer für ben Mlägcr giinftigen Sicchtslage
uncradjtct, mußte bie Älage abgewiefen Werben,
i ba ber 93etlagten bie ©jfulpation gelungen ift.
itt I *iTantircrtl. -Vetahiut Dr. «. I. Ütmifl. C»mbiiia-
nri« WiXtt. ■O'Jnil'"!«-
Digitized by Google
No. 31.
181
No. 7*.
ganfcatifdje ©eridjtöjettmig.
«Äaupfßfatt.
lanöeUredjtltdie lalle*
XXVIU. ZSahvaan* (40. So^goiifl b« $anbel«geri$t*.3cihma.)
frei» fir ben 9atr«aaf : «a«9t* unb BtiMutt mit »egifier 20 X — $«n»ttlatt allein mit Segifler 15 X
Beiblatt olleiu mit «eglfter 15 X
3>rtff<s QanftL
Hamburg, ben 1. «ugiift.
1907.
3ai)a(t: Bauunternehmer Sl. 3. §. Säjlüter in Hamburg
gegen 1) ben Kaufmann ®uftao ©djraber in Hamburg,
2) ben Kaufmann ülbert Soriirtmann in ftnmburg, 8) bie
®(a«bötien»erte «bterbürien «. — 6. $orn in
SaVeätvig ötßot Conrab $inri<t> Donner in Hamburg. —
«ticüicfiaft m. b. fi. $enie( k $aenert in fwmburg negeit
bie SdjmeUe be* ^entiat • Sdjlaa)tljofctl Hamburg, War-
garine-SSerf, ©petfeinbuftri», targjdimiiljt. ytimburgcr
Staat gegen bie $eui|<be t>ompfid)tffai>rt3 ■ ©ejetlicbaft
,.$an[n" in Bremen.
72. Serjibren Stb,abeo*trfat}«uf»rfinjr an» SRlngeln,
bie fid) innerhalb ber xuieijaljridea (Saraatiejeit jeigen,
gcmftfc § 47? 8. ®. 8. in fed)* Monaten, ober läuft bie i
ia £ 477 befUmmte 3rrift jar <Belicabmad)aiig »an Hn'
f(>rüd)cR crfi »am Ablauf ber «arauttefrifl au?
Bauunternehmer 81. fr ©djlüter
in $amburg
gegen
1) ben Kaufmann ©uftab ©Treiber
in Hamburg,
2) ben Äoufmann SUbert S8orftelmann
in Hamburg,
3) bie ©lafiljfittentoerle Slblerljütten 8l.<©.
Sie ©lelirijität«--».:©., Dorm, ©pudert & ©0.
übertrug bem Stöger im Januar 1900 bie üieferung
unb Verlegung bon ca. 1 150qinÄeramo=gu&boben=
belog im 5Ce[fcIr)aufc ber elcftrifdjcn (Zentrale
ber bamburgtferjen 6leftri£itätöu»erfe; Äläger Ijnttc
für borjüglidjc fadjgeutajjc äuöffifjrung eine
©arantie bon jtrjei 3ar)ren bom Sage ber lieber^
nomine $u leiften unb jtoar in ber SBeife, bafj
er alle toäfjrenb ber ©arantiejeit an ber Arbeit
fidj jeigenben Mängel fofort auf feine ftoften,
«llttkUll.
innerhalb fur&er, iljm belannt ju gebenber grifr
ju beteiligen, bejto. fehlerhafte Seile burd) neue
tabeHofe ju erfeben t)atte. Äläger bejog bie
statten bon ber SBeflagten ebenfalls unter jtoei*
ialjriger ©arantiesllebernaljme berfelben.
$)te platten erroiefen per) als fdjledjt unb
Äläger rourbe in einem Borbrojefj berurteilt, ber
©lerrriäitat^a.:©. bie 3at)lungen, ibeldje biefe
il>m für bie platten geteiftet hatte, $urüd*
jubergüten. %n biefein Borbrojef} Blatte Äläger
ben 93e!lagten im SJejember 1902 ben Streit
berlünbet.
Kläger flogt jebt gegen bie SBeflagten auf
Vergütung ber bon ihm im Sorbrogef} gezahlten
Beträge.
Sie Älage rourbe bom D. S. ©. VI am
8. SKai 1906 abgetoiefen.
©r ün be:
Unftreitig ift ber jtoifehen bem Äläger unb
ben SBeflagten abgefdjloffene Vertrag ein Äauf=
gefitjäft unb tomntt banad) au£fd;lieglidj § 477
58. ©. 58. für bie 5Berjär)rung in S9etrad)t. 9?arf)
«orfdjrift biefe« ^aragrabben berjäbrt ber »n*
fbrud) auf ©djabenöerfafe biegen SRangeld einer
jugeftd>ertcn ©igenferjaft bei behieglicben ®ad)en
in fedjs ÜDlonaten bon ber Ablieferung an. 5>ott)
fann bie SJcriäbrungäfrift burd) »ertrag ber=
längert toerben.
9?un waren im borliegenben 2rafle bie lebten
»Blatten am 10. ÜJiai 1901 abgeliefert. Sie gefefc--
Digitized by Google
182
No. 7».
tidje VerjäljrungSfrift toäre baljer fdjon am
10. 9tobember 1901 abgelaufen geroefen. ©3 fragt
pdj aber, ob mit 9tüdjidjt auf bie bon ben
Parteien bereinbarte $n>eijährige ©arantiefrift bte
in bcn erftcn Sagen beS SJeaember 1902 erfolgte
©treitberfünbung an bie Vertagten bte Vottenbung
ber Verjährung berljinbert hat
Sa« S. ©. b>t unter Berufung auf baS
Urteil beS SR. ©. in
(gntfdj. beS 9t. ®. 58b. 37 ©. 79 ff.
ausgeführt, baß eine berartige ©arantieberebung
nicht einfach be}toede, an ©teile ber gefeilteren
Verjährungszeit bie bertraglidje $u fefeen, fonbern
nur bie ©eltenbmadjung aller bis jum «blauf
ber Vertragswert entbedten Mängel ermöglichen
motte, im übrigen aber bem Ääufer für biefe
©eltenbmadjung nur bie gefefrlidje fedjSmonatltdje
3tfft bom Seitbunfte ber ©ntbedung ber SRängel
ab gerechnet gemähte-
9lun ^aben aber baS cirierte Urteil wie bie
weiteren in bemfelben ©inne ergangenen ©rfennt;
niffe bei «Reichsgerichts,
f. Surift. 9Bodjenfdjr. 1901 ©. 40 9tr. 18,
©. 61 9lr. 12, ©. 189 Sir. 9 unb ©. 407
9?r. 28,
ntdjt baS neue bürgerliche 9tedjt, fonbern Slrt. 349
Slbfafc 5 beS alten ®. V. jur ©runblage.
3»utfdjen beiben befteljt ein Unterfdjieb. Slrt. 349
äbf. 5 bei alten ©. V. fbridtjt bon einer
ticrtiagemnBigen '.Verlängerung oei ^yrtit tur ote
fcaftbarfcit be« VerfäuferS; § 477 93. @. 93. aber
bon einer Verlängerung ber VerjährungSfrift.
S)aS alte $. ©. 93. hat abfidjtliclj nur bie @r?
ftredung ber im Slbf. 1 beS § 349 normierten
$aftungSfrift jugelaffen, nidjt aber bon bem
bamals herrfdjenben ©runbfafc, bafj Verjährung^*
friften ber Varteiroillfür nidjt unterliegen, eine
SluSnaljme fdjaffen motten,
bgl. 2ufr, Vrotofotte ©. 633 f., 1391.
$)ementfbredjenb hat baS 9t. ©. in einer
feiner oben citierten ©ntfdjeibungen
Sur. 2Bod>enfd)r. 1901 ©. 190 9ir. 9
auSgefbrodjen, baß feine SluSleguttg ber Vor=
fdjrtft beS Slrt. 349 Slbf. 5 £. ©. 93. entnommen
fei, hjeldje nur bon ber Verlängerung ober Ver=
fürjung ber #aftbarfeit bei VerfäuferS rebe,
aber ein 9tedjt jur felbftänbtgen Verlängerung
ber VerjährungSfrift nidjt fenne. Qti fragt fid)
baljer, mie bie Streitfrage natf) neuem Stedjte,
I toeldjeS in § 477 93. ©. 93. btefe VefugniS erteilt
hat, $u beurteilen ift.
©S haben fid) auf ben ©tanbbunft be«
früheren 9iedjtS geftettt:
SRafotoer, Äomm. 12. Slufl. 1. 93b. II. Seil
©. 1224 f.,
©taub, Äomm. ©. 1378 Sinnt. 152,
©euffert, Sfrdjib 93b. 58 9?r. 71; 9led)tfpr.
ber D. 8. ©. 93b. 8 ©. 72,
bgl. aud) 9tedjtfbr. ber 0. S. ©. 93b. 8
©. 73 (9tr. 7, s. /*), fcanf. ©er. ; 3tg. ^btbl.
1904 9*r. 132.
dagegen erbliden
Düringer unb Hachenburg, Äomm. 93b. 3
©. 161
in ber (Einräumung einer längeren ©arantiefrift
im S^eifel eine Verlängerung ber Verjährung**
frift in bem ©inne, ba& ber Äättfer toährenb
ber ganzen ©arantiejeit ohne 9tüdftd)t auf ben
Seitbuntt ber ©ntbedung ben SRangel berfolgen
fann.
S^er ©nttourf jum V. ©. V. hat fid) abftd)t=
lieh e*ner Veftimmung über bai Verhältnis bon
©aranrie- unb Verjährungdfrift. enthalten, ba
ber ©inn einer fotdjen ©arantieübernahme ein
fehr berfchiebener fein tonne,
f. Sttotibe jum V. ©. V. Vb. II ©. 240 f.
3>abei ift ei in ben toeiteren VeratungSberhanb;
lungen berblieben,
bgl. SÄugban, aRaterialien jutn V. ©. V.
Vb. U ©. 681 f., Vlond, ftommentar § 477
Slnm. 5.
©8 fommt baher für bie Veantmortung ber
Sfrage, ob bie Varteien burch Verebung einer
©arantiefrift biefe an ©teile ber gefefclichen
Verjährungäfrtft haben fe^en iuollen, auf bie
Umftänbe bei einzelnen ftaüei an. gfir eine
Vräfumtion folcher »bftcht ift fein 9laum.
9Jun mag in concreto bie bom Kläger be*
haubtete unb unter VetoeiS berfteüte Satfache,
bag er bie jmeijäbrige ©arantie unter ber Ve»
grünbung bedangt b,abe, bafe er fie felbft habe
übernehmen müffen, als wahr unterfteüt toerben.
Steffen ungeachtet toirb nicht angenommen toerben
tönnen, bag bie Varteien, toeldje einer toeiter-
gehenben Slbfidjt fo (eicht hätten SluSbrud berleihen
fönnett, mit ber ©arantiefrift einen anberen als
ben üblichen ©inn haben berbinben motten, b. t)-
alfo, baf} Mängel, toeldje Hd) innerhalb jtoei
Digitized by Google
^afyte nad) Ablieferung jeigen toürben, geltenb
gemocht toerben bürften. 3toar toürbe auS bet
bom Kläger behaupteten Art ber ©arantiefeft=
fefrung auf feine — ben 5BelIagten — erfennbare
Abfid)t gefdjloffen toerben rönnen, fo gefteQt ju
toerben, toieeS ber eigenen Rechtslage mit 9tüdftd)t
auf baS Vorliegen beS SBerfbertrageS mit bec
©[cftrijitätS-.©efeUfchaft entfbradj. Allein bafür,
bafj bie bom Kläger felbft jugeftanbene ©arantier
frift ettoas anbereS bebeutete, als Ina* üblicher;
mafjen unter foldjer ©arantie ju berfteljen toar,
lag nid)ts bor unb ift nod) bleute nichts bom
Kläger borgebradjt. ©ie 58e!Tagten brauchten
baber, als bon ihnen bie zweijährige ©arantie
berlangt tourbe unb fie biefelbe betoißtgten, ntd)t
auf bic Vermutung 51t fommcn, bafj Kläger eines
heiteren beburfte, als beut $toede berartiger
©arantiefibernafjmen entfbrad).
©onad) toar jur $eit ber ©treitberfünbungen
an bie Vertagten im Dezember 1<J02 ber ©rhabcnS;
crfafcanfprud) beS Klägers berjäljrt, toofern eS
richtig ift, bafj er bie in 58etradjt fommenben
SJtängel fbäteftenS am 6. gebruar 1902 entbecft
hatte.
Das SR. ©. (II 265/06) mies am 25. Januar
1907 bie Berufung beS Klägers jurüd.
©rünbe:
$er Kläger hatte, toie er felbft angibt unb
tooran ein ,3tx»cifel aud) ntdt)t befielen famt, bie
Keramoblatten getauft, ©ein Anfbrud) auf
5B3anbelung ober auf ÜDtinbcrung ober auf
©d)abenSerfajj toegen äHangelS einer jugcfie^erten
©igenfdjaft, toorum eS fid) hier Ijanbelt, berjährte
bntjcr — ba argliftigc 5Berfdjtoeigung beS SKangelS
feitenS ber SBerfäufer nid)t in ftxaQt fteljt — an
fid) in fcdjS SJlonaten bon ber Ablieferung
(§ 477 beS 58. ©. 58.). 9tun ^aben f|ier bie
SSerfäufer eine jtoetjährige ©arantie übernommen
unb Kläger ift ber Meinung, ba& beSljalb bie
fed)Smonatlid)e grift beS § 477 nad) Lieferung
ber SBaren SHai 1900 bis $uni 1901 jur Seit
ber, anfangs ©ejember 1902 in bem SSorbrojeg j
erfolgten ©rreirbertunbung an bie 58eflagten nid)t
abgelaufen getoefen fei unb infolgebeffcn aud)
überhaupt nocf> nirf)t abgelaufen fei. Dem tanu
gegenüber ben ^eftfteüungen bes SBcrufungSs
ridjterS nicht beigetreten toerben. 3)aS 58. ©. 58. 1
183
enthält (einerlei 58efrimmungen über bie bei
SBertragsaofdjlüffen beteinbarten ©arantiefriften;
eS ift ©ad)e ber Auslegung auS ben Umftänben
beS einzelnen ftaös, toeldjer ©inn ber 5Berein=
barung ber ©arantiefrift beijumeffen ift. (SJlotibe
ju bem ©nttourf eines 39. ©. 5B. 58b. 2 ©. 240/41 ;
5Bland Anm. 5 51t § 477 beS 58. ®. 58.) 3>er
58erufungSrid)ter fteHt feft, bic Parteien bätten
im borliegenben OftQe mit ber ©arantiefrift feinen
anberen als ben ü b I i d) e n ©inn berbinben
tooüen, biefer aber fei ber, bog SKängel, toeldje
fidj innerhalb jtoci fahren nad) 31 Lieferung
geigen toürben, geltenb gemacht toerben bürften
unb er hält an biefer Auslegung auch unter ber
Annahme feft, ba& ber Kläger bie jtoeijäfjrige
©arantie bon bem 58el(agten gerabe unter ber
58egrünbung berlangt habe, bog er fte felbft tjabe
übernehmen müffen, benn fei biefeS aud) ber gaü
getoefen, fo liege bod) nid)ts bafür bor, bog bie
bom Kläger felbft ber ©leftrijitätS ©efeUfdjaf t
jugeftanbene ©arantiefrift einen anbern als ben
bezeichneten üblichen ©inn hätte haben fotten.
$>iefe 3feftftettungen beS 58erufungSrid)terS betoegen
fidj auf tatfädjlid)em 58oben; fie finb frei bon
9ted)tSirrrum unb Angriffen in ber 9tebifion8=
inftanj baher endogen. S)er 58erufungSrtd)ter
geht bei bem borliegenb feftgefteHten ©inn ber
©arantieabrebe toeiter babon auS, bog ©djabens^
erfafcanfbrüdje aus SRängeln, bie fidj innerhalb
ber ©arantiefrift aeigen, in fed>S SKonaten nad)
ihrer ©ntbedung unb nad) (Sntftehung beS Ans
fbrudjS auf ©djabenSerfa^ geltenb gemacht toerben
müffen. Auch biefeS (ann entgegen ben AuS:
führungen beS 9tebiftonStIägerS für rechtlich uns
jutreffenb nicht eradjtet toerben. 3ft bie SBebeutung
ber 5Beftimmung einer ©aranrieleiftung bie, ba|
SKängel ber ©ad)e nidjt, toie fonft getnäfj
§ 477, nur binnen fed)S SDconatcn nach ocr
Ablieferung, fonbern auch bann geltenb gemacht
toerben fönnen, toenn fie fi<h innerhalb einer
längeren bertraglid) feftgefe^ten 3eit
nach ber Ablieferung jeigen, fo ift bamit nur ber
iBeginn ber 58erjät)rungSfrift beS § 477 anberS
beftimmt unb bis ju bem 3eitpunlt tynaufc
gefchoben toorben, too ber ben Aufbruch auf
SSanbelung ober SHinbcrung ober auf ©d)abcnS:
erfafc begrünbenbe 9RangeI entbedt toirb. ©S fann
fidjer im einjelneu gallc, fei eS auSbrüdlid), fei
es ftiU|chtocigenb, nudj bereinbart toerben, baß
Digitized by Google
184
Mo. 7«— 7S.
bie in § 477 beftimmte grifft jur ©eltenbmadmng
bon 9lnfbrüdjen erft bom 31 b l a u f ber
©arantiefrift att laufen foße; biefe« f)at aber
hier nad) ben gcftfteflungen be« SBerufung«ridjter«
nidjt stattgehabt unb an fidj tft eS au« ber j
Skftimmung ber Garantiefrist nidjt ju entnehmen
(bgl. Entfä). be« 91. ©. in ©ibilfadjen S3b. 37
©. 81). $er 3toed einer folgen ift, bic 2Röglid}feit
ju geben, {Rügen bon Mängeln, bic fid) erft nad>
ber furj bemeffenen gfrift bon nur fed)* SRonaten
nadj ber Slblieferung herau«fteßen, nodj erheben
unb geltenb madjen ju Wnnen; ber gtoed ift
ofjne toeitere« nidjt, bie jur ©eltenbmadjung
- ber erlannten SJtäugel burd»au« ^inreidjenbe %xi$
bon fedb>ö SRonaten toeiter b^inaudjufrfjieben.
Sem Kläger, ber bie platten nadj feinen
eigenen ^Behauptungen unter ber gufidjerung
getauft haben miß, bafj fte tabeßo« unb geeignet
feien, einen SjJflafterbelag im Äeffelhaufe ber
hamburgifd)en (Sleftrijitätgtoerfe ju bilben, finb
bie «Mangel ber bon SRai 1900 bi« 10. 3uni 1901
gelieferten platten — bog fie in bem SBelage
in grojjer »njahl fprangen unb abblätterten —
fdjon bor bem 6. ftebruar 1902 berannt
gemefen; er b^at ftdr) an biefem Sage audj bereit«
feiner »eftefierin, ber @Iertrijität«*9l.s©. borm.
©dmdert & ©o. gegenüber berpflid)tet, aße riffigen
unb fdjabhaften platten be« gufjbobenbelage«
bi« jum 1. ÜDlat 1902 unter ©rfafc burd) neue
au«jutoed>feln, aud) fofern ftdj jura 1. SRai 1903
toieberum ftehler jeigten, ben ganjen SBelag ju
entfernen unb bie bafür empfangenen gelungen
jurüd juerftattetu ©r fyat am 10. Februar
1902 aud; bereit* ben SBettagten ©djraber unb
»orftelmann gefdjrieben, ba& bie ©efeflfrihaft ihn
unb fomit er bie SBellagten für [ e b e n
burdj bie mangelhafte Lieferung ents
fteljenbcn ©d)aben beranttoortlidj madje,
inbem er bie »eflagten sugletdj aufforberte, für
©rfafr aßer fdjledjten fehlerhaften statten burdj
nun enblidj fehlerfreie« 2Raterial bi«
jurn 1. Slpril 1902 ju f argen, ©eiten« ber
«ettagten ift ba« ©erlangen be« Äläger« auf bie
umfaffenbe {Reparatur im SRSrj unb mieberEjoIt
im «pril unb im SRai 1902 au«brüdlidj
a [gelehnt taorben. 3Rit Stedjt fyat banad) ber
ä3erufungSrid)ter feftgefteßt, ba& bem Äläger bie
SRängcl ber platten unb fotoofjl bie ©ntftefjung
be« ©droben« al« (fofern e« barauf überhaupt
anffime) ber Umfang be« ©droben« — bafjj Kläger
nämlidj bei ber bon ben IBeflagtcn abgelehnten
unb bon ihm felbft nidjt borgenommenen Um*
toedjfelung aßer fdroblroften platten bie cnu
bfangenen SBeträge nebft 3inf*n werbe ^urüd^ahlcn
muffen — länger ai« fedj« 2Ronate bor ber erft
im Seflcmber 1902 erfolgten ©treitbertünbung
befannt gewefen feien. ©« mufj bem Scrufitug«?
ridjter ferner aud) barin beigetreten werben, baß
e« bem Sorftefjenben gegenüber unerheblich
erfdjeint, baß bie Parteien bi« 5U ber ©etoei«*
aufnähme im SBorbrogefe barüber geftrttten hoben,
toeldhen Urf ad) en ber SJlangel jujuf (^reiben
unb ob berfelbe bom Kläger (feiner Auftrags
geberin gegenüber) ju bertreten fei; bie (Sntbedung
ber SRüngel ber platten — bie ju bem $u§=
bobenbelag geeignet fein foßten, aber SJlängel
offenndjtlieh aufmiefen — ift in ber %att luie ber
SBerufung«rid>ter mit bem erften SRidjter bemerft,
nidjt mit ber (Sntbedung ber U r f a dj e n ber
SRängel ibentifd); Äläger tou&te nad) ben ftcfU
fteßungen be« 58erufuug«rid)tcr« bereit« bom
6. Februar 1902, ma« ihm bei einer nidjt bofl*
ftanbigen Hu«loc(hfelung aßer fd>abhaftcn platten
beborftche unb er nutzte bei ber SBeigerung
ber ©edagten, bie 9u«h>eehfelung bor^unehmen,
bereit« im Slbril unb SWai 1902, bafe er bie
im 3lbfomtnen bom 6. gebrnar 1902 auferlegte
SBerbflidjtung nidjt erfüßeu Idnne unb bem:
cntfbredjenb bon ber ©leftriiität«: ?l. = ©. auf
Zahlung ber empfangenen «eträge (nebft ginfen)
in SSnfbrudt) genommen hierbcn mürbe.
78. Jffir (ct)uTI>D«IIe Un(erUff«ng teeriger SctcuAtunn
M S^ifftd laftet ber Kecker aud} kann, wenn bafl
Sdjiff (inen ,Swo"fl*'i»fftn ^atte.
»«IrieMorbnnnfl für ken »ai(tr Wi^tlm »anal § 41 fg.
©. ^orn in ©chle«toig
gegen
©onrab ^inrid) Sonner in Hamburg.
8m 8. 9?ob. 1904 hat im Änifer 38ilhclm=
Äanal unb jtoar in ber ffieid>c be« ©djirnaucr
©ec« ein 3ufammcnftoB ftattgefunben jmifd)en
bem bon ber ©Ibe fommenben Sübeder Sambfcr
„Helene £orn" unb bem an ber ©übfeite in ber
«Rahe ber ©ignalftation bor Slnfer Iiegcnbcn
fa^toebifchen Stampfer „9ian", toela^cr 3ufammcn=
ftoß bic Solfle gehabt hat, ba& bie ,,.§elcne ^orn"
Digitized by Google
bann aud) nod) mit bem an ber 9?orbfeite bor
Sinter licgcnben Äönigsbergcr SDambfcr „Jrober*
nifuS" jufammcngefiofjcn ift. 2>ic bon SDften
fommenben ©ambfer „SRan" unb „Äoberoifu*"
Ratten 51t Slnfcr gehen mfiffen, Weil burd) Signal
angezeigt War, baß bon 28eften rommenbe Stambfer
in ber 3Beid)c paffiercu foUten unb lue» famtliche
{^cftmad)ctonnen (3)albcn) bcfefyt Waren. Klägerin
nimmt bic JRcebcrci bc* „9ian", für Welche SBeflagtc
bic 5Bürgfd)aft übernommen bat, auf ©rfafc bc«
©traben* in Slnfbrud) mit ber 83et)aubtung, baß
ber „Alan" ben Sufammenftoß berfdjulbet habe, I
h»eil er entgegen ben SJorfdjriften ber 93etrieb*-
orbnung für ben Äaifer g8ilbelm*Äanal mit bem
£cd in ba* ^fabrwaffer hineingeragt habe unb
nid)t borfd)rift*mäßig beleuchtet geWefen fei, fo
baß er bon ber Rührung ocr »£ei™e $orn"
nicht rechtzeitig Wahrgenommen werben Tonnte.
3)er Sufammcnftoß mit bem „Äobcrnifu*" fei
bic notWenbige Sfolge be* erften gufamiucnftoßc*
mit bem „SRan" getoefen.
SJeflagter r)at ausgeführt, „JRan" h«bc an
erlaubter ©teile geanfert unb fei borfd)rift«mäßig
be(eud)tet gewefen. ®ie Slnorbnungcn feien burd)
ben ÄanaDotfen getroffen, ba bie ©d)iffe bem
SotfenjWang unterworfen feien, fo feien jic für
bie Slnorbnungcn bei Sotfen nicht bcraniwortlict).
3>a* Si. ©. Hamburg nahm beiberfeitige*
gleich große* SJerfdjulben an unb entfbrad) ber
Älage jur Hälfte.
3>a« Urteil Würbe bom £>. 2. ®. I am
17. SHbril 1907 beftätigt.
©rünbe:
Sßit 9ted)t Baten ©ecamt unb 2. auf
beren SluSfübrimgen Skjug genommen wirb, nl« j
erWiefeu crndjtct, baß ber Stampfer „iHan", gegen
ba« »erbot ber ffictricbäorbnung für ben Äaifer
SBilbelnuStanal § 41, 1, in ber SBcifc bor Sinter
gelegen bat, baß er mit einem erheblichen %cil
bei £intcrfchiffe« in bai ftafyttoaficx bei Stanal*
hineingeragt fyat, Wa« bem StanaHotfen unb bem
©d)iffer nicht unbefannt fein tonnte unb auch
nidjt unbetannt geWefen ift, weil bai ft-abrwaffer
burd) ©a*bojen an beiben ©nben ber 2Beid)e
gefennjeidmet ift.
©* ift aber ben beiben ^nfta^en auch barin
beijuftimmen, baß biefe llebertretung allein unter
ben borlicgenben llmftänben nod) lein 58erfd)ulben
185
No. 73.
Begrünbet, Weil bem bon Dften tommenben „fRan"
ba* ©ignal jum galten unb fteftlegen in ber
98eid)e be* ©chfrnaucr ©ec« gegeben War, um
bon SBeften fommenbe $ahr$euge baffleren ju
laffen; Weil femer bie 38eid)e berartig mit
Schiffen befefet war, baß feine Stalbe jum $cft*
mad)en jur Verfügung ftanb, fo baß ber „SRan"
p Sinter geben mußte, unb Weil bei ber
Schwierigfeit, in bunller SRacht ©ntfernungen jut
fchäfecn, bie Rührung bei Stampfer« lein S3or=
Wurf trifft, baß ber Slnfcrplafc nidjt nod) näfjer
I an* ©übufer al* gefdjeben berlegt ift, Wenn
bie« aud) Wohl möglich geWefen Ware.
dagegen war ei bei ber erfennbaren unb
erfnnnten gefährlichen Sage be* „SRan" unbebingt
notwenbig, bafür ©orge ju tragen, baß bie Sage
unb ba* in* gahrwaffer bineinragenbe Linters
fthiff für bon SBefteu fommenbe ©djiffe, mit
beren ©intreffen Wegen bc* auf ,,.^alt" gefteKten
3Beid)cnftgnal* gerechnet Werben mußte, beutlirh
tenntlid) gemacht Würbe. 5)a* ift nicht in genügen«
ber unb borfchrtft«mäf}igcr SBeife gefdjehen. 9?ad>
§ 42 Kr. 6 ber »etriebSorbnung bom 3. SJtarj
1899 haben ©chiffe, bie in benSBeidjcn feftmnchen
müffen, baffelbe ©ignal, Wie beim g-eftfommen
(§ 45) 511 b«&««/ namlid) ^Wei rote Öid)ter
ttbereinanber im ©roßtobb, bon born unb hatten
gut Rdjtbar, aläbann finb bie ©eitcnlid)ter ju
löfdjen unb je eine Wei&c Satcrne born unb
hinten an ber bem gabrroaffer äugefchrten ©eite
m ö g l i d) ft tief au*pbängen. ©ine fo(d)e
Sntcrne ift hinten an ©tciterborbfeitc nicht am-
gebängt, obwohl üe im borliegenbcn gallc um
ben infolge be* SSW SEBmbeS fdjräge jur Brc
bc* 5n0rh,°ffcrä Hegenben mit bem ^intcrfdjiff
) in baffelbe bineinragenben 3)ambfer für bon
2Bcftcn fommenbe Schiffe tenntlid) ju machen,
bon befouberer SBicfttigfeit unb Unentbehrlich-
teit War.
3n biefer llntcrlaffung liegt (Voeifeüo* ein
9?erfrf|ulben, fie fann aud) uidt)t bamit cntfd)ulbigt
Werben, bafj ja bic .f»edlatcrncn am ftlaggcnftod
gefegt gewefen feien, benn biefe bcfcöcincn regcls
mäßig nach feitwärt* feinen boüen SRabut* unb
ba ba« ©chiff cjuer im ^abrwaffer lag, fo War
nicht borauf 31t rechnen, baß fie auf ben bon
28cften fommenben Schiffen gefehen werben
Würben, Wie fie benn aud) tatfäd)lid) nicht gefehen
I Worbcn jtnb.
Digitized by Google
186
Mo. 71-74.
(SbenfoWenig fann 99eflagte bamit gehört \
Werben, baß auf ber „#elene #orn" ba« ©roß*
Wnntlidjt wahrgenommen Werben mußte unb baß
man fir^ fagen mußte, baß fid) ba« ©d)iff nod)
ein erheblid)e« Stücf hinter bcr ©roßmant cr=
ftredc, beim mit 3lcd)t Wirb bagegen geltcnb
ßemad)t, baß bie große 3°^ oon S»d)tern auf
ber t»od befehlen 2Bcict}c blcnbcnb unb oerWirrcnb
geWirft Ratten, fo baß e« unmöglich geWefcn fei,
aufmachen, Weld)e Siebter ju ben einjelnen
©djiffen gehörten. @« ^ätte bcSfinlb unbebingt
ba« in« gatyrwaffer ^ineiulicgenbe #intcrfdnff
gehörig unb fo, baß e« ben »on SBefren ein»
fa^tenben ©d)iffen nidjt berborgen bleiben tonnte,
beleudjtct werben muffen. ®a man auf ber
„Helene #omw innerhalb ber ©renjeu be« &af>r=
Waffer« fein fiidjt crblidte unb mit Ocrbot«=
wibriger Sage eine«! ©d)iffe« nidjt ju redjncn
brauste, fo fonnte bie gahrt al* unbcljüibertc
fortgelegt werben.
Mit 9tcd)t fcat aber bas 8. ©. ferner an=
genommen, baß bie SHceberci be« „SRan" für bie
fdjulboofle Unterlaffung gehöriger SJcIcudjtung
be« ©dnffe« haftet unb fid) ju ir)rer ^Befreiung
nid)t barauf berufen fann, baß ba« ©d)iff fid)
unter ber güfjrung eine« 3tU(^0d(otfen befunben
habe (§ 738 £. ©. ».). Smar finb bie ÄanaU
lotfen als 3wang«totfen im Sinne be« § 738
anjufefjen ($anf. ©er.^tg. 1896 SKr. 60). «Hein
bie ungenfigenbe Beleuchtung gereicht audj bem
Äajritän jum SJcrfdjulben unb in biefem galle
ift audj ber {Reeber für ben ©djaben berantwort*
lidj. @« fann bafnngeftettt bleiben, ob ber
Äopitän bie Söorfdnriften ber 3Jetrieb«orbnung
über bie Signale gefannt fjat ober Tennen mußte,
mclrf)c bon ©djiffen, bie in Söeidjen feftmadjen,
gefefrt werben muffen, benn bie Stenn tlidmiadjung
bc« im gafjrWaffer (iegeuben ©d)iff«tcilc« burdj
2id)ter, Weldjc für bie oon ©tcuerborbfeite r)cr
ju crWartenbcn 2Bcid)enfd)iffe ftdjtbar Waren,
war aud) abgefefjen oon ben SBorfdnüften ber
58etrieb«orbnung burdj bie befouberen Umftönbe
bc« garte« geboten. @« ift fd)on oben bemerft,
baß ber Äaöitän, roa« aud) bon bcr 93eflagten
gar nidjt beftritten ift, gewußt b>t ober Wiffen
mußte, baß ba« #intcrfd»ff in« gatjrWaffcr
hineinragte unb baß biefe Sage für bafjterenbe
Sdjiffe eine ©cfaljr bilbetc. ©r mußte be«b.alb,
wenn ber Sotfe c« bcrföumte, nad) SIrt. 29 ber
Äuiferlidjen SSerorbnung feinerfeit« für gehörige
Söeleudjtung fozgen.
$>aß ber 9teeber fid) bon ben golgen einer
SBerfäumni« im ©ebraud) Oon Sidjtcrn unb einer
Unterlaffung bon 5Borftdjt«maßrcgeIn, Weldjc
burd) bie befonberen Umftänbe geboten Waren,
nidjt burd) ^Berufung auf bie Slnnabmc eine«
3wang«(otfen befreien fann, ergibt aud) Strt. 33
ber Äaiferl. SGcrorbnung, bem jufolge bie 3wang«-
lotfcn bie in ben Slrt. 16 bi« 27 gegebenen
33orfd)riften ju erfüllen b^aben, Währen b im
llebrigen bie SInorbnung ber nötigen SRaßregelit
bem ©d)iffer ober beffen Vertreter obliegt. Ob
ber Slrt. 33 aud) in ©djweben ©cltung erlangt
l)at, fann ba^ingefteQt bleiben, ba bei einer unter
beutfdjer Serritorialljoljeit erfolgten Äoüifton ba«
b^ier geltenbc 9lcd)t anjuwenben ift (JR. ©. ab. 21
9ir. 24; 58b. 29 5tr. 2ö unb öfter).
71. «ett^tigang jiit 8t«ri(t)nHiig oon »art», fid|
htt ^«Mbnrgrt aBnppcpä ju btbit«tn.
©efeüfdjaft m. b. |>enfel & fcaenert
in Hamburg
gegen
bie©d)melje be« 3entral*@d)lad)tf) ofe«,
Hamburg, aKargarine=aBerf, ©betfeinbuftrie,
^algfdjmelje.
gür bie Klägerin ift ein SBarenjeidjen
9lr. 35422 eingetragen unb jWat für eine
Slnjab;! oon SBarengattungen, unter benen Ijier
©peifcölc unb etwa nod) ©djmalj in grage
fommen. Bcflagte, ein oon ber ©d)lad)terinnung
auf ©nmb be« § 81 b 5 ©eW.sJDrbn. untere
nommener ©eWerbebetrieb, fteüt SRargartne her
unb oerpaeft tt)re SBare in Karton«. Klägerin
oermeint fid) burd) bie auf biefen fturton« bcRnb^
lid)e bilblicrje 3)arfteHung, ein Weiße« breitürmige«
©tabttor auf gelbem ©runbc in fchWar^em Ärei«,
in ihrem 3et^cnred)t Oerle^t. ©ic beruft fi(tj
auf §§ 16 unb 12 be« SBarenäeid)engefefce« unb
hat beantragt:
ber SSeflagten ju unterfagen, aKargarinc ober
beren SBerpadung ober Umhüllung mit bem
3eid)en ju oerfchen, welttje« in ber SHnl. 2 jur
Älage ju erfehen ift.
5Bom €. 8. ©. V würbe bie SHage am
17. 3Hai 1907 abgewiefen.
Digitized by Google
©rfinbe:
•2Rit irgenbWcldjen anfprüdjen au« § 16 best
SBarenjeidjengcfefeeS fann Klägerin fdjon barum
nidjt gehört werben, Weil eS il)r für foldjc an
jeglidjer Jiegitimation gebridjt. SEBäfjrenb im $alle
eine« SBerftogeS gegen § 14 unb gegen § 15 beS»
felben ©efefeeS auSbrüdlidj bem SBerlefeten ein
anfbrud) auf ©ntfdjäbigung berlieben ift, fagt
ber § 1(5 baf. babon nidjts, ftellt bietmehr bie
bort bejeidjneten #an blutigen lebiglid) unter
(strafe, 3ft bannt aud) ntdt)t auSgefdjloffen, bag
mit einem Sierftog gegen biefen HJaragrabljen
cibilredjttidje folgen berbunben fein fdnnen, Wirb
man bielmeljr unter Umftänben aus allgemeinen
9tedjtSgrünben, etwa aus § 823 abf. 2 ©. ©. 58.
einen anfbrudj auf ©djabenSerfafc anjuerfennen
haben, fo ftfinbe aber bfxf^ ein folget anforud)
eben nur bemfenigen ju, ber einen ©djaben er«
litten b>t unb teer flogen Will, mügte baber bon
fidj beraubten unb tatfädjlidj begrünben, bog baS
ber 2faU fei. 9SoDte man felbft fo Weit gehen,
unter Umftänben, alfo namentlich, toenn »»eitere
9tedjtSberlefeungen $u befürchten finb, eine Silage
auf Unterlaffung jujulaffen (bgl. (Sntfdj. beS 9t. ©.
in ©ibilfadjen »b. 38 9?r. 43), fo ftfinbe bodj audj
eine foldjc Älage felbftberftänblidj nidjt jebem
dritten, audj nic^t jebem beliebigen Stonfurrenten,
als meldjen im aSert)älrtii* ju ber SBeflagten man
im borliegenben %aü bie Klägerin übrigens nidjt
betrauten fönnte, fonbern eben toieberum nur
bem mit einet Beeinträchtigung feiner SBermögenS*
läge SBebrofjten ju.
3m übrigen aber ift aHerbingS ber Klägerin
barin beiftufrimmen, bag baS bon ber SBeflagten
für bie Staäftattung ihrer SBare benu&te 93üb baS
hamburgifdje SBabben ift. fltoar befielen einige
abweidjungen. S)ie $a$l ber SRauerjinnen ift
geringer unb baS in 93erbinbung mit bem geljlen
ber Sülauerfugen gibt bem 93ilbe gegenüber bem
auttjentifdjen ©taatSWabben etwas toiüfürltd)
©djematifdtjeS. aber biefe abweidjungen finb
nidjt fo ert)eblid), bag fie einen ^Wetfel an ber
«abfingt ber Storfteüung auflommen liegen, ©8
ift bai »ilb beS bawburgifdjen SBapbenS, wenn
audj leidjt ftilifiert.
aber eS fann nidjt augegeben werben, bag
hier bai ©taatSWabben fälfdjlidj berwenbet
Ware. ©S liegt fein ©runb bor, ber SBeflagten
bie SBefugnlS, itjre^robutte mit bem hawburgifdjen
187
No. 74.
©taatSWabben ju betfeben, abjufbredjen. aber
audj Wenn bem onber« wäre, ftünbe bie unbefugte
fQerWenbung bei 3BabbenS nodj nidjt ber fälfdj;
liefert SBerWenbung gleidj. ©S ift anerfannt, bag
ber § 16 lebiglid) barauf abhielt, einer, fei eS
befugten, fei ei unbefugten SßcrWenbung bon
Söapüen borjubeugen, Weldje im SBerfeljr einen
Rectum über ben $erfunftSort ber SBare
fjerborrufen Würbe (bgl. ©ntfdj. bei 9t. ©. in
©traffadjen 58b. 30 ©. 304 ff.). $abon fann,
Wie aud) unter ben Parteien nidjt beftritten ift,
b^ier feine Dtebe fein.
SBenn Klägerin ausgeführt fyit, bag bie
5Beftagte fid) einen tarnen beilegt, Weldjer ben
anfd)ein erWecfen fönnte, bag ei fid) bei iljrem
©efdjaftSbetriebe um einen ©taatsbetrieb Robbie
unb bag bab^er bie SBerWenbung beS hamburgifd)en
Sßabbend tyer ganj befonberS bie ©efa^r einer
Süufdjung bei ißublifumS fjerborrufc, fo mag
bai nidjt unjuttcffcnb fein, fann aber nad) bem
©engten niemals ju ber ^eftftcDung fügten, bag
eS fid) bei ber SBerWenbung beS SBappenS um
eine falfd)Iid)e 5BerWenbung fjanble.
S)ie na^eliegenbe grage, ob nid)t ein 5Ber=
ftog ber 99etlagten gegen bie 18eftimmungen beS
©efebeS jur 5Befämbfung beS unlauteren 2Bett;
betoerbeS, inSbefonbere gegen § 1 abf. 4 borliegt,
ift bon ber Klägerin nidjt berührt. Sie Älage
ift nad) biefer 9Hd)tung Weber tatfädjlidj nod)
redjtlid) begrünbet Worben, aud) hätte, Wenn bas
gefdje^en Wäre, ein gaiij anberer Älagantrag
geftetlt werben müffen. ©erabe nur bie SBerWen=
bung beS b<"nburgifdjen SEBabbenS ber IBeflagten
ju berfagen, Würbe unter allen Umftänben fldj
redjtlid) nidjt begrünben laffen.
©benfoWenig ift aber an^uerfennen, bag baS
bon ber tBetlagten benu^te hantburgifdje ©taatS;
Wabben mit bem UBarengeidjen ber Älögerin
übereinftimmt, audj nidjt im ©inne beS § 20
beS SBarenjeidjengefe^eS. SBeber gilt bai bon
bem Ijßmburgifdjen SBabben an fid) — Was Wegen
§ 4 giff. 2 leg. cit. felbftberftänblidj ift, ba fonft
baS flägerifdje geidjen nidjt tjötte eingetragen
werben bürfen — nodj bon bem SBabben gerabe
in ber StarfteHungSlueife, Wie bie QJeflagte e*
berWenbet, b. b- mit ben oben bezeichneten un=
wefentlidjen abweidjungen, femer weig auf
gelbem ©runbe, bon einer fdjlichten fdjwarjen
Kreislinie cingeratjmt.
Digitized by Google
188
No. 74-7S.
3unadjft ftünbc fdjon baljin, ob bic 9eflagte
SBaren ber t>oit ber Klägerin augemclbeten Slrt
mit bem SBabben berfeljen l;at. Sie t)at Max--
garine fo bejcidmet, wafjrenb Älfigerin fid)
barauf beruft, bafc fie i$t 3eid)en u. St. für
Sbeifeöle füt)re. S)a8 finb aber jwei ganj ber»
fdjiebene ©tnge, nad) Subftanj foteofjl tote nad)
9ertoenbung im Scrfeljr unb fic werben baburd)
nod) nidjt gleichartig, ba& bie Margarine in
einem befttmmten Stabium ihrer &erftellung eine
ölige glüffigfeit bilbet unb bafj fic bei 9erwen=
bung im £auät)alt ju beftimmten 3l"cdeu ju
einer foldjen g-lüffigteit jurüdgebilbet wirb.
Hör allem aber lägt fid) nirfu anerfennen,
bafj Ijier bie 2Jiöglid)feit einer 9erWed)felung
borliegt.
75. aBinn wirk hiin* etrtitvcrtinbnng kic 8«
jä^rnng «nterbr»d>en?
6«f. «»tb(. 1004 Kr. 70.
Hamburger Staat
gegen
bie $ e u t f dj e $> a m b f f d) i f f a t) r t
©efellfdjaft „#anfa" in Bremen.
3n biefer £ptbl. 1900 9{r 110 referierten
Sad)e f)ob bai 9t. @. I 462/06 am 1. 2Roi 1907
bai Urteil beS D. 2. ©. auf unb berwie* bie
(JntfdjeibungSgrünbe:
©rgen bie Snnabmc beS 9crufung«gerid)tS,
ba& ber eingetlagte Slnfbrud) berjäi)rt fei, fmt
bie SRebifion berfd)iebene ©inWenbungen erhoben.
Ob biefe ©inWenbungen im übrigen begrünbet
fein mürben, fann unerörtert bleiben; beun
jebenfalU greift ber Vorwurf burdj, ba& ei auf
9erlefrung bei § 209 »bf. 2 3iff. 4 beS 9. @. 9.
beruhe, wenn ber Streitberfünbung im 9orbroaeffe
bie SBirfung ber 9eriSt}rung$unterbred)ung ab-
gefprodjen Werbe. Stajj bann, Wenn biefe Streit»
berrünbung bie 9erjät}rung unterbrodjen t)at, bie
Älage redjtaeitig erhoben ift, ftefjt aujjer Zweifel.
i'uid) ber angeführten 9eftimmung be39. ©.9.
bewirft bic Unterbrechung ber 9eriäfjrung u. a.
„bie Streitberfünbung in bem 9n>jeffe, bou beffen
»Umgänge ber Slnfbrud) abfängt". ®a* 0. 8. ©.
Wim: bie Slnwenbung biefer ©efe&bcftimmung ab,
Weil ber ftlaganfbrudj bou bem SluSgange bc«
9rojeffe3 gegen Saeiäj bßllig unabhängig fei.
Stamit Wirb aber einesteils bic 9cbeutung br»
§ 209 3tff. 4, anbererfeitä baä rcdjtlidjc 9er»
fjältni* berfannt, in Weldjem bic beiben 9rojeffe
ju cinanber fteben. ^n bem Urteile I 23/04 baut
27. Slbril 1904 (©ntfd). bed SR. ©. in ©ibilfaeöen
9b. ö8 S. 76) bat ber erfennenbe Senat bem
§ 209 3iff. 4 bie Sludlegung gegeben, ei Werbe
für bie Unterbredjungätoirfung ber Strcitberfün»
bung nidjt bcrlangt, „bafj bie ©ntfdjeibung bei
9orbrojeffeg für ben in ber Streitberfünbung
bejeidjneten Slnfbrud) „bräjubijierlid)" ober baj$
bie tatfädjlidjen geftfteüungen bei 9orbrojeffeö
für ben fbäteren 9tojeß maBgebcnb fein müßten".
9ielmet)r genüge bicjenige5äbt)ängigfeit beö fbiiter
ju erljebenben Slnfbrud)^ bou bem Slu^gange bc3
9orbrojeffe«, Weldje ber § 72 ber ©. 9- D. für
bie Streitberfünbung borfel)e. Sin biefer cin--
getjenb begrünbeten Jlu^leguttg beS ©efe^eö ift
atuh iejjt feftjuljalten. SU« ein gaü ber Streik
berfünbung aber, wie er in § 72 ber (£. 9- D.
borgefct)en ift, mug aud) in ber oorliegcuben
©adje bic Streitberfünbung be« Äläger* im
9orbro£effe gegen ben 9ieeber ber „9angani"
angcfetien Werben. 9on ben 9orau6fefcungen, unter
weldjen biefe ©efe^eSftcde bie Streitberfünbung
julößt, lommt tjicr nur bie erftc Slltcrnatibe in
9etradjt, uämlid;, bafj für ben &a(t bei Ult>
günftigen Sludgangd bei 9ied}t«ftreitd ein Slnfbrua^
auf ©ewät)rleiftung ober Sdjablodtialtung ju
ergeben ift. 9on einem Slufprudj auf ßemain--
leiftung fann freilid) nid)t bie 9lebe fein, wuljl
aber bon einem Slnfbrudj auf Schablodt)aItuug.
S)ie „9angani", um bereu Haftung ei fia^ im
9orbrojeffe fjanbelte, War baäicnige Sdjiff, Weld)e«i
äußerlich unb unmittelbar ben eingeflagten Sdjabcn
t)erbeigefüt)rt blatte; fie fonnte ifjre 9erurteilung
nur abWenben, Wenn unb fofern iljr bie ©jfuU
pation gelang, baf) fie otjne eigene Sdmlb nur
burd) ba* 9erfd)ulben be« Dampfer« „$»oi)enfeI*"
in bie frfjabcnftiftenbe Sage gebradjt Worben fei.
S)ie Älage, weldje ber Äläger je&t gegen ben
«Reeber bed Sambfera „^otjenfclÄ" anftvengt,
mad)t biefem gegenüber bot Sdjabcn gcltenb,
beffen ©rfajj er infolge bei ungünftigen Slusgang*
bei 9orproicffc« nid)t bon bem JRccber ber
„9angani" berlaugcn fann. 3m fllcidjcn Sinne
tjat ber erfennenbe Senat fid) aud) fdwn in ber
Sadje 1 200/04 — Urteil bom 17. Sept. 1904
— auögeibrod)en.
OlltWliMctl 4)itUj, 4)Jin»ur4, «irauuiluii U. %tru\mtut I («5. UtrannecTll. !Ki»a(liur l>r. ». 4. « f a n 6 U . 4)amhurg.
' 3«i*ia «Cuil* Wiltt,
Digitized by Google
SO. 3«. 189_
No. 76.
San&eUreditltdie fälle»
XXVIZL ^ahr^ang. (40. 3aht80.no. bet fcanbefegcric^Beitung.)
ftt« ffir kca JMrgong: Qaapt- aa» SciMatt mit «egifter 20 X — $aa0tp(art aflcia mit Mtgifter IS j»C
BeiMott allda mit Ktiiftrr 15 X
.fximbnrg, bcn S. Sluguft.
1907.
Jnüiw $itorfaf.
3»t)alt: (iia>enbttg & Co. in frtmburg. grfitrt «. SB.
iiofftiritn hi jpamburfl. — Ctrf & JJouIb in VntDeprn
gegen SR. Sielmonn Söf)iie Seadjfg. in Hamburg.
76. Scrtaiaang >t* aegatiaca Strtrageiatrrtff«. —
Sinn ber ftäafer geaiif § 179 «fcf. 2 0. 9. 8. aar kann
ettjabtacerfii; fsrfeera, ajcaa tr feie contraftiertt ©art
»«reitB meiter »erfaufte?
Sickenberg & do. in Hamburg
gegen
3. 95*. #offbeinz in Hamburg.
»m 26. 9Rai 1904 bat ber gnbaber ber
benagten girma al3 Vertreter ber ©cfeüfdjaft
The Aspegren <fc Sanchez Co. Limited in Meto*
Orleans namenä biefer ©efeOfdbaft ber Klägerin
200 %on& 5Baummottenfaatmef|l bertauft. Unter
ben 5?erttag«beftimmungen ftttbet ftd) bie Sie*
ftimmung, „Shipment 2luguft/©ept. o. er
3>ie ©efeßfehaft The Aspegren & Sanchez Co.
Limited bat bie Erfüllung be$ Verträge« geweigert,
©ie vertrat bie Wuffaffung, bafj ber SBeflagte
nicht berechtigt gewefen fei, SJerfcbtffung Sluguft/
©epttmber ju oertaufen, ba ber bem Seflagten
bureb Äabeltelegramm bezeichnete SBerfchiffungg;
termin niebt 8uguft,©ept., fonbern Suli/Suguft
1904 gewefen fei. 3" Dcm betreffenben im «Kai
be« 3aljre« 1904 oon ber Sapegrcn - ©efeafchaf t
an ben ?BcHagten geridjteten &abe(telegramm
»naren baä Quantum unb ber SBerfchiffungStermin,
auf Welche ber SBeflagte fottte abfc&liefjen bürfen,
mit bem 9lu«brucfe „ifed" bezeichnet. ©3 ift
unter bcn Parteien unftreitig, baf} ein SBuchftabe
(c) auSgelaffen ift unb bafj e& richtiger ju beifjen
blatte „icfed". $er SluSbrud „icfed" bebeutete
nach bem Code, ben bie amerilanifdje ©efeHfchaft
unb ber SSeflagte ju ber in SBetracbt fommenben
Qeit in ibrem telegrapljifchen SSerfebr miteinanber
benufcten, foötel wie: „200 tons third month or
fourth month". %m ©inne ber gebuchten 93e*
jeiebnung mar unter bem britten ÜKonat nach
ber SJuffaffuitg bei 39e!(agten ber Sluguft bei
3ot>rc3 1904, bagegen nach ber im ©ommer unb
$erbft be* 3ahre* 1904 öon feiten ber «8pegren=
©efcHfcljaft Vertretenen unb im gegenwärtigen
Stecbtäftreite ebenfo auch oon bem ftläger Oer«
tretenen Sluffaffung ber 3uli be« ^abreS 1904
ju Oerftehen. 3)ie Klägerin forbert bon ber
'-Setlagten ©cbaben&erfafc, Weil biefelbe leine
SJertretungömacht jum Slbfchluffe mit ber 33e*
ftimmung Serfcbiffung Sluguft ©eptember gehabt
habe unb zwar als folchen bie Differenz jiDtfchen
bem SJcarfttorei* oom 20. September 1904, ber
fich auf 135 A pro 2ons gefteHt habe
unb bem »ertrag*preifc bon 121 JH. $iefe
Differenz betragt nach berStarfteÖung ber Klägerin
2800 JK
©. Hamburg, forme O. @. II toiefen
bie Älage ab.
58om 9t. ©. II 273, OG mürbe bie Sadjc burch
Urteil bom 1. SJcbruar 1907 an baö JD. 8. @. IV
Zurücfoerwiefen.
Digitized by Google
190
Wo.
(Sntfdjetbung«grünbe:
5)a« 0. S. ©. bat in Uebereinftimmung mit
bem 8. ©. angenommen, bafj bie Veflagte jum
Hbfdjlufj be« ftaufbertruge« mit ber Klägerin
über 200 Son« VaumWoHfaatmebl, Verfdnffung
81uguft/©ebtember 1904, feiten« ber Vecfauferin
bec ©efellfdjaft The Aspegren & Snnehez Co.
Limited in 9?ew=Drlean« feine Vertrctung*mad)t
gehabt fyabe, bafj fte baber infolge ber SEBeigerung
ber amertfantfeben Vecfauferin, bie ©are ju
liefern, ber Älägerin gegenüber aOcrbing«
fdjabenäerfa^fliditig fei; fte fjafte ober, ba fic in
bem ©lauben, bie Vertretungemadit ju beft^en,
mit ber Älägerin abgefcbloffen fyabe, nidjt für
ben ffirfüllung«fdjaben nad) § 179 Hbf. 1 be«
V. ®. V., fonbern gemäß Slbf. 2 bafelbft nur
für ben ©djaben, ben bie Älägerin baburd) er=
litten b^abe, baß fie auf bie Veriietung*mad}t
oertraute. ©leidjWobl ift bie Älagr, loa» btefeu
allein in bec ütebifion«inftanj ftreittgen Sllages
gtunb anlangt, um be«Wiüen abgewiefen worben,
weil ein foldjec Vectrauensf d)aben für bie
Klägerin nidjt nadjgewiefen fei, bie erbotenen
VeWeife audj ju unbeftimmt unb nict>t geeignet
feien, benfelben barjutun.
3*00 O. S. ®. gebt bei biefer ^Beurteilung
babon aus, ein foldjer ©djaben fei nur bann
al« bem Ääufer entftanben nnjufcben, wenn
biefer, bebor er bon bem fttfjkti ber Vertretung«*
utadjt Äenntni« erlangte, toeil er auf bie @r*
füüuug be« ftaufbertrage« rechnete, mit Vegug
auf bte Lieferung oon Sffiare gleicher ober äbn*
lieber Slrt ftdj nad) anbrer ©eite bin gebunben
unb a(«bann loegen be« erwarteten 3lu«fa(Ie«
ober infolge be« bereit« eingetretenen 8lu&faQe«
ber bectcag«m8fjjigen Sieferung entweber genötigt
gemefen fei, (Srfa&Ware ju ungünftigeren Ve*
bingungen einkaufen ober feinerfeit« redjtlidj
fdjulbig geworben fei, bemjenigen, bem gegenüber
er ftd) gebunben ^atte, ©djabeneerfafc ju leiften.
<3>icfe Sluffaffung ift inbeffen red|tlid) nidjt $w-
treffenb, Weil fte ben im § 179 3lbf. 2 bor*
gefdjobenen©d)aben«ecfafoanfbrud)iU eng begrenzt.
3>m ©egenfafe gu § 179 Slbf. 1, nacb Weldjem
ber Vertreter, ber obne Vertretung«madjt banbelt,
im lyaQe ber Verweigerung ber ©enebmigung
bem anbern Seil für ba« ©rfüllung«intereffe
baftet, befebrünft ber § 179 Sief. 2 biefe #aft*
barfett im gatle be« guten ©lauben« be« bec*
meintlidben Vertreter« auf ba« negatibe Vertrag«;
intereffe mit bec SRaftgabe, ba% biefe« nid}t über
ba« ®rfüöung«intereffe binau« gefdjulbet Wieb.
®« bat ba«, äbnlidj Wie im § 122 be« V. @. V.,
| babin Hu«brud gefunbeu, baß ber ©djaben bem
i anbern ju erfe^en fei, ber biefem baburdj ent*
; ftanben ift, baft er auf bie Vertcetungämacbt
j bertraute (Vland, V. ©. V. 2. 81. ju § 179
\ Vem. 2; Vem. 3 c ju § 122; bon ©taubinger,
V. @. V. 2. S. ju § 179 Vem. 5, ju § 122
Vem. 1 Sbf. 3; Vrod, ba« negatibe Vertrag«*
intereffe ©. 82 ff.; Vrot. ber IL Äommiffion 1
©. 160 ff.). Unter bem negatiben Vertragfiintereffe
ift aber im aDgemeinen berjenige ©djaben ju
berfteben, ber bem anbern Seil burdj ben Slbfdjluß
be« nidjt jur 9(u«fübrung gelangten Vertrage«
unb bie babureb entftanbene ©abläge entftanben
: ift (®ntfcb. be« 9t. ©. in Gibilfarfjen Vb. 59
©. 157); e« mujj ber anbere Seil ber mögen*;
I redjtlidj in biejeuige Sage gebradjt Werben, in
1 ber er fidj beftnben Würbe, wenn er ben Vertrag
nidjt abgefdjloffen unb feine gefcbaftlidjen 3)i«s
pofttionen nacb biefer ©aä^lage getroffen bätte
; (V. ©. V. § 249, bgl. Vrod a. a. O. ©. 204).
©eljt utan aber bon biefer »uffaffung au«,
j fo ift nid)t anjuerfennen, bafj bie bon ber Älögerin
j in ber Verufungdinftanj jur Vegrünbung ibre«
©(baben«anfbrud>e« angetretenen VeWeife, wie
fie im Satbeftanb be« angefodjtenen Urteil«
beurfunbet ftnb, Wegen Unbeftimmtbett unerbeblicb
feien. SBenn ber &efd)äft«betrteb bec Klägerin,
' wie jum VeWeife berftellt war, e« mit ftd) bcadjte,
i baß fie, um ben Slnforberungen tbrer Äunben
i gereebt ju werben, febeegeit in ber Sage fein
mugte, übec angemeffene SRengen bon Vaum:
' woüenfaatmebl ju beefügen unb fte bementfbredjenb
] reebtjeitig Änfäufe macben mußte, Wenn fie ferner
I in SBicflidjfeit infolge be« ibr erft fbäter mit«
geteilten 8lu«falle« bec Vertcag«ware fidj, wenn«
gleid) niebt gerabe mit berfelben, fo boeb äbnlidjec
| ÜBare eingebedt unb entfbrecbenb au<b fdwn ju
! fbätecer Lieferung „im borau«" berfauft boMC/
fo fann jebenfaü« au« biefen Umftänben je nacb
ber ÄlarfteUung ber einfd>Iagenben Verbältniffe
ein bem negatiben Vertrag«intercffe entfbreebenber
©d)aben«erfaßnnfbrudtj ftd) ergeben unb bie frag;
i lieben Vewel«erbieten burften baber mit ber
! bierfür gegebenen Vegrünbung nidtjt abgelebnt
Digitized by Google
191
No. 7<J-77.
werben. Db gerat* bie Differenz jtotfa^cn bem
Äaufprei« unb bem 9Rar!tprei« im ©ept. 1904,
Wie bie Älägerin beanfprudjt, ali negattt>e*
83ertrag«intereffe geforbert toerben tonn, mag
zweifelhaft feitt; bie grage Wirb erft natr) geft*
freüuug ber einfdjlagenben Umftänbe im SBeWet*»
berfabren ju entfcheiben fein. $>ajj im gälte be«
Zur Stnwenbung fommenben § 179 Slbf. 2 bie
abftrafte ©chabenSberedjnung ntt^t grunbfäfjlich
au«gef<hlofTen ift, hat ber erfennenbe Senat bereit*
früber in ber ©ntf Reibung bora 14. 3uni 1904
liep. 477/03 (©ntfcij. in Sibilfadjen 99b. 58 ©. 326)
au«gefproft)en unb näber begrünbet. St ber auch
wenn nach ber in ben borliegetiben hätten fich
ergebenben Sachlage ein abfrraft §u beredmenber
©chaben«erfaj>anfprucf) nicht al« gerechtfertigt
follte anerfannt werben tonnen, fo tofirbe au«
bem Umftänbe, ba& bie Älägerin it)ren ©droben
bi«t)er nur in ber SBetfe berechnet hat, ein hin*
länglicher ©runb zur SbWetfung ber Älage ot)ne
»ewet«aufnahme mct)t herzuleiten fein, ba immer«
bin bie SRöglidjfeit be« atadjWeife« auch eine«
fonfreten ©droben« in »etraebt ju Rieben ift,
beffen £öbe ebentueü nach § 287 ber <£. ». D.
(jetchäfct werben Idnnte.
77. Uuttt »e(4<> Umsänken ift acr ftiafer »«•
Vflid|tct, HadfaUmnfter ja arftfen uafc ja ragea?
Meiern »ed|t ria)tea fio) fte Straflidjiungea
be« Siafer*?
Oft eil »oafer beredMW. eine $«etie oon SO «allen
Sattlet gaaj j«r Scrftgaag ja ftelea, weil 4 «oüt«
aio)t ftatraftüdj fini?
©erf <fc goulb in Antwerpen
gegen
9t. Siefmann ©ohne 9cachfg. in Hamburg.
$n biefer fcptbl. 1907 9Zr. 25 referierten
©ache Wied ba« 9t. ©. (II 449/06) am 23. April
1907 bie SHebifion ber »eflagten jurüct.
©ntfcheibungSgrünbc:
SSon ber 9tebifion«nägerin finb folgenbe
Aufteilungen erhoben: $)er iBerufung«ri<hter
habe bei feiner Abweichung bon bem, bon itjra
anertannten ©runbfob, bog regelmäfjig ber
»erfäufer bie fehlerhaften Seile ber SBare au«*
jufonbern unb bie fehlerfreien anzubieten höbe,
überfeinen, ba& bieSeKagte fich nach bem Schreiben
ber Älägerin oom 23. Januar 1905 barauf habe
bertnffen tonnen, ba§ alle ©ädc burch grünbliche
»ermifebung böttig gleichmäßig gemacht feien.
S)eäbalb habe für bie SJeHagte auch au«nahm<«
Weife nicht bie Verpflichtung borgelegen, bie au«
50 ©tücfen gezogenen 50 AuefaUmufter ober bie
©are felbft auf ihre ©leic&mäBigfeit ju prüfen.
3)ie »eflagte fei bielmehr, fall« fie bie in Anx*
Werben gezogenen Slusfallmufrer prüfen Wollte,
Woju fie nicht berbftichtet geWefen fei, berechtigt
geWefen, bie 50 groben zufammenzufchütten, um
burch »ergleidntng ber »efd)affent)eit be« einen
ober mehrerer großen SRufter fich eht Urteil
betreffenb Uebereinftimmung be« Ausfalle« mit
bem Äaufmufter au bilben. 3>ie weitere geft«
fteöung be« »erufung«riehter«: ebentueü Wäre
bie »eflagte jeber 3*'r '« bei Sage gewefen,
bie SBare ju empfangen unb ju unterfuchen. fei
unerheblich, benn nur barauf tbmme e« an, Woju
fte nach Sreu unb ©lauben unb ber »errehr«fitte
berpflidjtet geWefen fei. 2>a$ Verlangen ber
»eflagten, in Hamburg bon ber ihr in Antwerpen
noch nicht genehmigten SBare SRufter ^u ziehen,
fei ein berechtigte« gewefen; fie bßbt bamit nicht
eine unjuläfnge Söebingung ber Sinnahme ber
SBare aufgeteilt, fonbem ba« ^robejiehen fei
lebiglich al« »ejeichnung be« SBittel« in »erratht
gefütnmen, burch beffen SlnWenbung ©aaten
unterfucht würben; ba« ©orderen ber Äörner
jum 3wede ber Prüfung im ©aef fei untunlich.
S)a bie Älägerin mit ber Eigentum«'
berfchaffung bon 50 93a üen StotHee ht Serjug
gewefen fei, fo fei eö unerheblich, rucffichtlictj
wie »tele r biefer »allen bie fflef lagte SBanbelung
ju oerlangen berechtigt geWefen Wäre. 3)ie
Älägerin, bie bi« auf ben heutigen Zag 3Jlit*
abnähme unb 3a^l"n9 ^on bier nicht bertrag«>
mäßigen 93aUru beanfprucht f)abe, fei baburdj
auch toegen ber 4ü bertrag«mä|igen in Serjug
geblieben. Um bie Älägerin wegen ber 46 Sailen
in £ieferung«ber$ug ju fe^en, höbe e« feiner
SRahnung beburft, Weil bie Älägerin, auch nach'
bem bie Slu«fonberung im $ r o z e fj erfolgt
geWefen fei, ba« ihr obliegenbe Angebot ber
bertrag«mäj$igen 46 »allen nicht borgenommen
bezW. ihre Äaufprei«forberung nicht ermäßigt
habe. SDtangel« eine« Stecht« zum 91 üd tritt
bom »ertrage habe aber bie 93ef tagte einen Aiu
fpruch auf ©rftattung bei ihr buret) ben »erzug
ber Älägerin enrftanbenen ©chaben«. gu aüebem
Digitized by Google
192
HhPffT
fei bie »eflagte begüglidj aller 50 ©öde
gu toanbeln berechtigt geroefcn, ba it)r jau
gefächert getoefen fei, baß bie SBare boltfommen
gleichmäßig gemalt fei, bie Stare aber nicht
böHtg gleichmäßig gemacht getoefen fei. %ie
gegenteilige 8tnnat)me bei »erufung«ridjter« (nur
bejüglid) ber bier fehlerhaften »allen fei ein
2Banbelung«red)t begrünbet) berlefce§469».©.».
®n blieb, fei, fotoeit bie »eflagte gur Gablung bon
3infen berurteüt fei, § 298 ». ©. ». berlefct,
ba bieÄlägerin al« Äaufbrei«gWubigerin fid) nod)
immer im »erguge befinbe.
SMefe 8lu«fübrungen unb Stügen finb nicht
geeignet, bie Aufhebung be« »erufung«urteil«
herbeigufüfjren. Staffelbe wirb bielmebr burd) bie
narfj Sage ber ©adje gutreffenben ©rmägungen
getragen, baß bie Älägerin fid) gegenüber bem
»erlangen ber »eflagten, bor Sinnahme unb
»egat)lung ber SBare erft nod) au« ber Partie
SRufter gu gießen, mit Stecht abletmenb bert}alten
hat unb baß, roenn bie »eflagte fo bie Slbmidelung
be« ©efdjäft«, b. t)- bie Slbliefevung ber SBare
($u ber 3eit be« Angebote) bereitelte, biefc« it)r
»erfahren auf if)t eigene« JRifilo gegangen ift.
®ie »eflagte b.attc, ioorüber gwifchen Parteien
fein ©treit befielt, ben Stotflee netto Äaffa
(franto Starb Slntroerben) getauft unb 3fl^u,,fl
be* »reife« bei Slu«anth>ortung ber SBare gu
leiften. gn ber Siegel mag freitia) aud) bei
jfaffatäufen ber »erfäufer bem Äöufer eine Unters
fudjung ber Don biefem tioct) nidjt genehmigten
SBare bor bereu Annahme unb »ejal)lung gu
geftatten t)«ben unb ein »erlangen be* »erfäufer«,
ber Ääufer foOc bie SBare unbenchtigt unb un=
geprüft abnehmen unb begabten, unberechtigt
erfdjeinen (®ntfd). be« 9teid)«oberbanbeI«gcricht«
»b. 18 ©. 321?; Surift. SBod)cnfd)r. 1893 ©. 311
Sir. 20; bgl. aud) ©ntfdj. be« 9t. @. in ©ibiU
fachen 33b. 31 ©. 10(5, 107). ©ie ©adje liegt
hier aber anber«, ba bie »eflagte fid) faon
»orber bon ihren Vertretern au« j e b e m ber 50
in 3fragc ftebenbeu eingelnen »allen eine »robe
hatte gieljen unb ftbcvfenbcn lafien unb fie und)
©mbfatig bteirr 50 groben auebrürflid) ber
Klägerin Crber erteilt hatte, ihr jene f>0 »allen
gu fdjiden. SJtit Stüdfidjt hierauf fonntc
tue Älägerin in ber tat bei Slnfunft ber gegen
»argabjung »erfautten 5itare fofortige Vlb*
nähme berfelben unb »egaljlung be« ftaufbreife«
ertoarten unb beanfbrudjen unb ba« »erlangen
ber »eflagten, nun erft nod) toieberum gum
gleiten SHale, »rohen au« ben Statten gu gießen,
ablehnen. 3)ie naturgemäße Slbmidelung bei
©efdjäft» t)atte ftdj bei ber gegebenen ©adjlage
fo gu ooügieb^en, ba§ bie SBeflagte, toenn aud)
unter »orbe^alt itjrer 9ted)te, bie »allen abnahm
unb ben Äaufprei« erlegte. 3>ie »eflagte, bie
anber« t)anbelte, tat biefe« auf eigene ©efa^r
unb geriet minbeften* in bem Umfange in
»ergug, in toeldjem bie Lieferung ber bertrag*»
mäßigen »efd)affent)eit entfbradj. S)iefc« mar
aber in »etreff ber 46 »atten ber gaK unb nur
bie übrigen öier finb lontraftmibrig getaefen.
^ierauö tecr)tferrtgt fid) bie oon bem
»erufungeridjter getroffene ©ntfdjeibung unb er=
fdjeinen aße bie Slufiftellungen ber 9tebifion«=
flägerin b^infäQtg, bie barauf berufnen, baß fie
gu ber llnterfud)ung ber 50 SJuöfaHmufter, fomie
inebefonbere gu ber Slbnab^me ber SBare unb
©rlebigung beS Äaufbreife« nidjt berbflidjtet
gemefen fei, baß fidj Oielmeb^r bie Klägerin im
»erguge befunben fßtte unb nod) befinbe unb
bcib.alb bie »eflagte gum Stüdtritt bom »er=
trage berechtigt fei ober bod) ©djaben*erfa^
bedangen fönne. SInlangenb nod) bie meitere
SRüge ber »eflagten, fie fei, ba ifjr eine boD^
fommen gleichmäßige SBare gugcnd)crt gemefen
fei, begüglid) aller fünfgig (nid)t nur ber
bier mangelhaften) ©äde gu toanbeln berechtigt
unb ber »erufungsridjter höbe mit ber gegen;
teiligen Slnnabme ben § 469 ». ©. ». berieft,
fo hat ber »erufung«rid)ter tatfächlich feftgefteat,
baß e§ fidj bei ben 50 »allen u m eine
guantitatib teilbare »artie geljanbelt
habe unb ohne 9i a d) t e i I für bie »eflagte
bie bier mangelhaften ©äde bon ben übrigen
mangelfreien getrennt toerben fönnten. ©in
9ted)t«irrtum unb in*befonbere aud) eine »er=
le^ung be« § 469 ». ©. ». ift hierin nicht
ernchtltd).
Ci'i »tilnet«
■Ö«tmjimllti>t« 44. 8rmftr«ehtr 1 «M. $nanl»eti!. SiraftruT l>r. *. 4. ■» t a n t • * . eunNM,
Irmf »cn 3 f Sa n ■ ( n t i * i*. int, ^rniK-u.
Digitized by Google
So. 33.
193
No. 7H
^auptßfatt.
lan&eUredjUtdje fälle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sa&igang bet ^anbel«9cri^te«Seihmg.)
fttl* fir bea 3«brgong: «a«<^ «nb »tifctatt mit iHegifiet 20 X — $«abtbt«tt «Heia mit gegiftet 16 X
©tiblott aOtin mit SHcgtfttr 15 X
,4>rtfit<5 fi)uaiiaf.
Hamburg, bcn 15. «uauft.
1907.
3a|alt: ftonebif A <£o., 0. m. 6. $. in $ombntfl gegen
bit Ceilerreidjifäe »orbroeft - SamufWff a$r« • »efe Üf*aft
in Hornburg. — Qerttjolb unb traft Körting in vamburg
gegen bie girrao Sub. Otto SWeljer. 0. m. b. $>., jefct
Strebeliorrf, 05. m. b. $• in Staitntyctm.
78. Ocf^AbiflUMg be» gr«fb,tgatt», bie bataaf jarfitt
juföbrtn ift, bog }a b«m im SHater an0|tfib,rtea Xraaf*
(»ort aaßatt ciaef 8«b«t4 etat &iHt genommen mürbe. —
.^nabelt (4 jio) am tiaea aaltr § 87 bor 8erfrad)taag*>
«ebiagaagea ber groftea fflbe-SranSsort «efeOfd)aftca
fofrabea eWffatrtgaafafl, für befie« folgen bet ßrodjt.
fiiljrft aia)r tyaftet?
Säfit jio) fia fotd)tr im hinter müictft 3'*'* 011 *
jufubrcaber £raatyort aater «erfidjentng briagca?
93enebir, & (£o., ©. m. 6. in Hamburg
gegen
bie Defterreidjifd)c St o r b to e ft =
S)amt>ffd)iffabtt*»@efellfd)aft
in Hamburg.
Hm 11. Stotoember 1902 fdjlof» bie 83etTagte
mit ber Klägerin einen 3rrad)tbertrag, bureb, ben
fie ben Erantyort bon ca. 6000 (Jentnern JBrud)«
eifen ab frei ftafjn $ammerbroot bis frei Stof;it
SBalltoifrfiafen jum gradjtfafce bon 31 $fg. für
100 Kilo übernahm.
SBäfjrenb ein Seil ber Snbung in einen
Äaljn »erlaben tnurbe unb bie Steife glüdlidj
beftanb, tourbe ber anbere Ztü (141093 kg) in
bie 3 i 1 1 e be8 ©Ziffer* ©udroto Sir. 175 ber=
laben. $te ftblabung mar am 15. Stobember
beenbet unb am 18. Stobember tourbe bie Steife
e««»tM«ft.
angetreten. ®er ©djiewjufl mußte am 19. Stob,
toegen eingetretenen grofte« bei Sauenburg liegen
bleiben unb tonnte erft am 31. 3>ejember fid)
anfdjiden, bie Steife fortgufefeen. Seim Stangieren
bei ©djleWjugeS fant bie 3iQe Str. 175. SDie
Sabung tourbe bi* auf 10513 kg geborgen unb
in einem anberen gatprjeug nad) ib>ein 93e*
ftimmungftorte gebraut.
2für ben burd) ben Unfall entftanbenen, bon
iljr auf Ä 6714.83 bezifferten ©droben mad)t bie
Klägerin bie SBeHagte beranttoortlidj, toeil fie
bns (Jifen ftatt in einen Äab> in eine $\üe, bie
für bie fdjtoerc Sabung in ber in fBetradjt
fommenben 3aljre«äett ein ungeeignete* fSaljrjeug
getoefen fei, berlaben Ijabe.
$ie Söeflagte beftreitet bie ©rfafrpflirfjt unb
beruft fiel) inSbefonbere barauf, baß fie nad) ben
§§ 82 unb 87 ib>r s3erfrad)tung8**Bebingungen,
auf toeldje leitete in bem gefd)(offenen gradjt;
oertrage auäbrudüd) 83e$ug genommen toerbe,
für ben entftanbenen ©erjaben nidjt b>fte. 3>er
§ 82 gibt bie JBefttmmungen be« § 58 be*
99. ©et). ©. toieber. Der § 87 lautet:
„tJür 93erlufte ober ©djöben, toeld)e bttrdj
©djiffa&rtäunfäHe, j. 58. Slnfab^rcn, Sluffabren,
Sufammenftoß üon ©djiffen, Sedfpringen,
3öcUenfd)lag ober burdj 93ranb, @rj)lofton ober
bösere ©ctoalt, toäf»renb ber 99eförberung in
©djiffen ober £eidjterfd)iffen, ferner für 83er*
lüfte ober ©djäben, toeldje beim @iu-, S(ud-
ober Ueberloben entfteben foUten, übernimmt
Digitized by Google
J94_
Na. 78.
bie ©efetlfdhaft, Wenn bie Serfidjerung beS
©uteS mit ibr bereinbart ober bei if>r beantragt
Werben ift, bie Haftung gemäß Änl. C § 3 auf
©runb eine« SerfidherungSbertrageS, Welchen
fie mit angelesenen SerftcherungSgefenfdjaften
abgefdjloffen bat. tiefer Serficf)erungSbertrag
berft auch folctjc gülle, bei Welchen ein S3er-
fdjulben ber bon ber ©efellfdjaft Beauftragten
ober itjrer Unterfrad)tffihrer ober ber bon
äefeteren Beauftragten borliegt. 2Birb bon
biefer Serfidjerung burd} Sermittelung ber
©efetlfdhaft lein ©ebraudj gemalt, fo ift jebc
Haftpflicht ber ©efetlfdhaft für 93crlufr= ober
©djabenSfäHe ber borbejeidmeten Slrt, meldte
auf ©runb beS 8rrad)tbertrageS gemäß § 82
«bf. 1 beanforudjt Werben tönnte, foWie für
etwaige #abareifoftensBetträge auSgefdjloffen."
Bom 8. ©. Hamburg 58. III f. §. ift burd)
Urteil bom 18. gfebruar 1904 ber Älaganfbrud)
bem ©runbe nach für berechtigt erHürt.
©rünbe:
5>ie allgemeine, burd) § 429 18. ©. 33. be=
grünbete Haftung beS gradjtfüIjrerS fyat bie
Seflagte für fflüe, wie es ber borliegenbe ift,
too ber Befrachter bie Serfidjerung bei 3fradb>
gute« nidjt mit ihr bereinbart ober bei tt>r
beantragt ^at, burd) § 87 ber SerfrachtungS«
bebingungen auSgefdjtoffen. 5)ie Klägerin ftüfct
benn audj ihren ©d)abenSanfbrudj — ali folget
djarafterifiett ftdj bie ganje Älagforberung —
auf bie Sefjaubtung, baß bie Seflagte baburdj,
baß Re juut IranSbort nict)t einen ftatjn, fonbem
bie Siüe 9lr. 175 geftetlt habe, fdjulbbafter SBeife
gegen ihre SertragSbflidht berftoßen habe.
S)aS ©eridtjt hält biefe Behauptung burd)
bie Beweisaufnahme für bargetan.
Swar lann eine Serbflidjtung ber Seflagten,
ben SranSbort mittels eines ftaijnS unb nid)t
mittels einer 3iHc ju beWerfftcltigen, ntdjt barauS
gefolgert Werben, baß in bem Sertrage wieber=
holt baS 9Bort „Äahn" gebraudjt toorben ift.
3)ieS Söort fjat in bem Sufawmcnhange beS
ganjen SBortlautS lebiglidj ben ©tnn bon „3fat)r*
0eug" unb ftetjt nidjt im ©egenfafc ju gab,rjeugen
anbcrcr «Qualität, als eS Ääljne finb.
Sl ber burd) bie Vernehmung bei ©adj=
bcrftänbigcn in Scrbinbung mit ben Sartei:
oorträgeu ift fcftgeftcllt, baß Sitten infolge ber
SerWenbung meinen (Sannen unb liefern) £>oljeS
ju i^rern Sau minbcrtoertige gabrjeuge im Ser=
hältnis ju eifernen ober eigenen Ääbnen ftnb,
unb baß namentlich ein* ©efafjt für 3iß«i
Crife befteht. Snfolgebeffen werben Stilen nicht
mit JRcbiftonSatteften für Steifen berfeben, Weldjc
in eine 3dt faden, in Welcher ftetS mit foldjer
eiSgefabr gerechnet Werben muß. SluS biefen
©rünben burfte bie Beilegte, wollte fie als
orbentliche unb forgfältige ^cadjtfüfjrerfn hanbeln,
einen Sranbort bon Brudjeifen, welches befonbere
Slnforberungen an bie geftiglcit unb 9BiberfranbS=
Iraft beS IranSjwrtfahrjeugeS fteflt, in ber hier
fraglichen ^ahreSjeit nicht ohne ein ©inberftänbnis
ber Klägerin einzuholen, mit einer 3iüe auS;
führen. $enn ber gradjtbertrag würbe am
11. 9tobember gefdhloffen, bie Belobung begann
jebenfaÜS nicht bor bem 13. unb ber XranSbort
felbft fiel alfo in eine Seit, welche für S^e"
als bebenflidj angefehen Wirb. S)ie SSeüagte
mußte alfo mit ber Sttögliegfeit einer für baS
Frachtgut eintretenben ©efahr redjnen, wenn
fie eine Siüc Wühlte unb War beShalb burch
bie SorgfaltSpflidht oerbunben, einen £ahn ju
nehmen.
freilich befunbet dovbi, baß toahrfct)etnlich
in concreto bie S'ffc t« ber Seit iWtfdjen bem
7. unb 15. jRobember, alfo, ba ber gradjU
berrrag am 11. Stobember gefd)loffcn War, ju
ber maßgeblichen Seit ein SRebifionSatteft aud) für
ben hiet fraglichen Transport betommen haben
Würbe. Slber felbft wenn baS als erwiefen an=
genommen Würbe, Würbe baS für bie h'*r äu
entfdheibenbe Ofcagc ohne Sebeutung fein. 3)enn
hier hnnbelt eS fidt) lebiglict) barum, ob Skflagte
ber Klägerin gegenüber auf ©runb beS Vertrages
jur Senufeung einer &\üe berechtigt war. Sbai
SIteoinonSattcft ^at aber für baS bertraglidje
SJerhalrntS jwifdhen bem Befrachter unb Vers
fradjter weber eine birefte ÜBirtung, noch eine
auSfd)laggebenbe Bebeutung, bielmehr ftnb bie
fogenannten atebiftonSfommifrionen bon einem
Serba nb bon Serfidjerungsgefcllfchaften eingefe^t,
um bie ^ahroeufle baraufhin ju brüfen, ob Ser-
fidherungen für SranSporte in ihnen angenommen
Werben fönnen unb über baS Stefultat biefer
Prüfungen bie 9tebifionSattefte auSjufteüen (bgl.
bie bon bem Sadjberftänbigen überreichte 3>ttular:
infrrurtion bom ^ahre 1902).
Digitized by Google
©erftractytbcrtragftcbt unter ben SBorfdjriften
ber §§ 1Ö7, 242 58. ©. SB. ©er «ertrag ift
alfo au«julegcu unb jit erfüllen, mie %ten unb
©lauben mit Dtüdftdjt auf bie 3$erfef)r«fitte es
erforbern. SBenn ©orb« befunbet, er glaube
nid)t, bajj bic Älägerin, toenn fte mit ben ein*
fdpgigen SBerIjaltniffen befannt getoefen märe,
fid) mit ber 3Bal)l einer Siüe einberftanben er=
Hört fiätte, fo ftimmt ba« ©crid)t mit biefer
Slnfidjt burdjau« fiberein unb ift aufjerbem ber
Ikbcrjeugung, baß fid) bic 93eflagtc ba« ebenfo
gut fagen mufjte unb gefagt b>t, mie Korb«,
©ann aber erforberte e« Xreu unb ©tauben mit
SRüdffcfjt auf bic SBerfc^röfittc, bajj fie ba« ®ifen
nic^t, oljne SHägerin ju fragen, in eine 3iflc
berlub.
©er (Sinttanb ber SBeHagten, anbere 3ra&r=
jeuge als $itfen Ratten nidjt an ba« flügerifdjc
Säger gelangen fönnen, ift baburdj mtberlegt,
bajj ein %c\l be« @ifen« bort in einen $ai)n
bcrlabcn ift.
Slurf) ber 93cmct«, bafj Klägerin bic $cnu$uug
ber ftiüe genebmigt habe, ift ber SBcflagten nid)t
gelungen. ^rcilid) Irat 0flS Sübrjeug am Sagcr=
blafc ber Klägerin gelegen unb menn nidjt bie
Snbnber ber Jtlägerin (ba« ift nidjt bewiefen), fo
bat bodj ber $Beboflmäd)tigte ber Jtlägerin Stadium
bei ber »elabung baffelbc gefefjen. ©a aber ber
Untcrfdbieb jtoifdjen einem Jtabn unb einer $Uk
nidjt fomofjl in ber SBaitart, als biclmefjr in ber
#oljart bcfteljt unb ein mit ©cf)iffabrt«berf>ält=
niffen nidjt genauer bertrnulcn ©efd)äft«mann
nidjt barauf adjtcn h)irb, au« mcldjcm #oIj ein
^fab^eug gebaut ift unb aurf) felbft bann, menn
er bic« .fcolj eine« ftabr^eug« al« Janncnftolä
erfennen mürbe, barau« nod) uirfjt ju folgern
brauet, bajj burd) bic SScrhJcnbung biefe« #oljc«
eine (Srbityung ber ©cfatyr bebingt ift, erfdjeint
ber ©djlujj nirf)t gercd)tfertigt, bofj Stadnuu bic
SBabt einer 3iUe al« foldjer gebinigt bätte; ba&
bie Snbnber ber flägcrifd)en ftirma mit ben ein=
fdjlägfgen SBerljältniffen genau befannt feien, ift
ätnar bebaubtet, aber nidjt bemiefen.
EBettn fomit feftjufteUen ift, bajj bie SBeKagte
fdnilbbafter SBeife bie 58ertrag«bflid)ten nid)t
erfüllt bot, fo folgt barau« ibre Haftung für
ben babnrd) ber Klägerin ermarfjfcnen ©dwben.
$ur Slblcbnung biefer Sßflidjt fonn fie fich nidjt
auf § ST ber SBcrfrad)tuug«bcbingungcn berufen,
195
No. 79.
ba biefer Sßaragrapb, offenbar ©djiffsunfäüe im
Sluge bot, meldje nidjt mit einem narrjßemieienen
fori traf ttutbr igen £Bert)alten in SBerbinbung fteben.
Sin fid) mürbe efi nun Oad^e ber Klägerin
fein, barjutun, ba§ ber ©djaben, beffen (Srftatrung
berlangt roirb, urfädjlid) auf bieÄontraftberlctung
jurüdjufüb^ren ift. Klägerin beraubtet biefen
Äaufaljufammenbang, inbem fte nortragt, bie
3iHe fei burd) ba« @i& jerfdjnittcn morben unb
bie« mürbe einem ftafjn nidjt baffiert fein, ©ie
$Bet(agte befdtfränft fid) barauf, bie ©arfteüung
ber Älägerin ju beftreiten unb gibt nur 51t, bog
bte Sitte in Sauenburg, mo ber ©djlebbjug fef>
gefroren mar unb fidj nad) eingetretenem milberem
33etter mieber in ©emegung fe^en moDte, gefunfen
fei. SBei biefer ©adjlage ^ält ba« @erid)t, ju»
nfidjft prima facie, ben SBemei« für erbracht, ba&
bie 3iÜc infolge be« ®ife« gefunfen ift unb baß,
ba naa^ ben 2lu«füf}rungen be« ©aa^berftünbigen
gerabe 3'OPn gegen ©iö menig miberftanb«fäbig
pnb, ber Unfall auf biefe geringere SBiberftanb«*
fäfngfeit jurüdju führen ift. ©emgegenüber mürbe
e« ©adje ber ^Beflagten gemefen fein, ben ©egen*
bemei« ju führen, bag bic $abaric burd) anbere
Urfad)en beranlafet morben ift. ©inen foldjen
kernet« b°t Seflagte nia^t angetreten.
©a« D. 8. ©. V mie« burd) Urteil bom
6. 3uli 1904 bie beflagtifdje IBerufung jurüd
& x ü n b e :
GE« fonn feinem Sweifel unterliegen, bafj ber
©d)aben, meldjen bie Jtlägerin baburt^ erlitten
bat, ba& bie ©udrom'fd)e 3iüc, in ber ibr 58rud(--
eifen bcrlaben mar, uutermcg« bei Sauenburg
gefunfen ift, barauf ^urftdjufübrcn ift, baß bic
SBeflagtc für biefen Sronöbort ftntt eine« Äat)ne«
eine 3'üe mäblte.
28ie auö bem ©utadjten bc4 ©adjbrrftänbigcn
unb au« ber Stellung, meld)e bte Slffcfuiabciirc
biefen 3iöen gegenüber cimiebmen, tjciborgebi,
banbclt e« fta^ bei ibnen um Prnbrjeuge bon
geringer SBiberftanb^fäbtgfeit unb iniitocrcr Wc-
fd)affenb^eit. 3n {b«f» »»erben nur folrfjc ininber-
merttgen, b. I). 9)iaffcnmatcn jur S*crfid)crung
angenommen, meiere an unb für fid) burd) Sönffcr
nia^t befdjäbigt merben. 9Jlit 5Riidftd)t auf ibre
geringe SBiberftanböföbigfeit unb fcfjitclle 2lb*
uu^ung forbern bie SBerftdjcrcr eine llnterfud)ung
burd) ©ari)brrftänbigc bor jeber Steife, auf ©ruitb
Digitized by Google
196
No. 7».
bereit ein Stebtfion«atteft ot)ne Jllaffe für bie
beborftebenbe Steife auSgeftellt Wirb. Slamentlid)
aber finb biefe gafjrfteuge ganj ungeeignet für
Steifen im SBinter. ©o fagt ber ©ad&berftängige
Horb«:
für ba« go^ren im ©ife ift ba« (für SiDen)
berWenbete «ölaterial (Sanne bejto. ftirf/te) abfolut
ungeeignet,
femer :
ba« Staumaterial ber ftiüen gefloatet ein
Scfjlebben im (Sife nidtjt; e« ift biefe« Wetrfj unb
bei groftWetter ftoröbe.
SBenn unter biefen Umftänben ber Strom*
meifter in Sauenburg berichtet, ba& bie 3ifle
baburdj gefunten fei, bajj fie, wäbrenb fie bei
SBinbftiQe, in bem ©cblebbaug Setfrfjen einrangiert
bor Snfer lag, bon einer treibenben ®i«fcf)oGe
angerannt iourbe, bann ift e« Mar, bafj bie Urfarfje
be« Unfälle« auf jene geringere fflefrfjaffenbeit be«
SRaterial«, au« welchem 3iHen gebaut werben,
Aurüctjufübren ift unb bajj ein Äaljn au« ©ifen
ober (Sicfjenfjolj ben ©tojj einer lebiglirfj mit ber
Äraft be« ©trbme« anbrängenben ©ißfrfjoüe be=
ftanben haben mürbe.
®« ift be« ferneren aber aurf) flar, bog bie
SJcflagte jWar nirfjt, wie ba« Si. &. jutreffenb
ausgeführt fjat, frfjon im Vertrage au«brfid!licb
bie ©teHung eine* Äab,ne« jugefagt ijat, Wot}l
aber mit ©eftcüung Jener 3iüe ihrer SBerbflidjhmg
ein für ben übernommenen Sran«bort geeignete«
ftaijrjeug gu fteUen, nicht nacbgefommen ift. ^ür
biefe {frage ift nirfjt oijne weitere« entfdjeibenb,
ob ber 8$erfid>erer bie 83erfidjerung ber SBare in
ber ßiHe übernommen haben mürbe, nodj Weniger
fetbftberftänblirf), bafe ber SBerflrfjerer bem SBer*
fidjcrtcn gegenüber au* biefer SBerlabung in bie
8iuc feine ©inwcnbungen erhoben unb ben
©droben bejaht f>at. 3>ie !8erbflicbtung be«
JBerfradjter«, ein tauglirfie« gabraeug ju fteüen,
frctjt begrifflich aufier aüem 3ufat»«'f»ba«9 mit
ber $rage, inwieweit ber Sßerfidjerer im aü-
gemeinen ober im einzelnen gaü — elWa unter
(Srböfjung ber Prämie — bie ©efafjr eine«
Sran«borte« ju übernehmen bereit ift unb aü-
gemein berft, Wenigften« bei ber ©eeberftdjerung,
nur 83crficberung bon ©<biff unb grradjt, nicht
bie @efat)r ber mangelnben ©eetüdjtigteit be«
Schiffe« (#. ©. 33. § 821 3iff. 1). @« ift baber
jclbftänbig ju brüfen, ob eine $iüe für biefe
Steife gefteüt Werben burfte unb ba« ift &u ber«
neinen. 9Bo ber ©arfjberftänbige mit folrfjer
©ntfdncbentjeit bie abfolute UntaugUdjfeit ber
Siüen für gat)rten im ©tfe betont, Wo alfo bie
«Dläglicbfeit, mit bem gfahrjeug in ©i« ju geraten,
bie bringenbfte ©efafjr für ©rfjiff unb Sabung
in ftdj fdjltejjt, ba burfte $eHagte, Wollte fie ntc^t
©chiff unb Sabung gerabe^u auf« ©biet fefeen,
biefe« Ofabrjeug nicht jur ©rffiHung eine« ftraebt«
bertrage« berWenben, Welcher am 11. Slobember
gefc^Ioffen Würbe über eine Spenge bon SBaren,
bei Wethen na<b § 29 93. ©dj. ©. eine Sabe^eit
bon fünf Sagen galt unb für bie Steife bon
Hamburg nacb SBallWi&bafen, alfo nad) einem
Sßla^e, Welver ni<bt, Wie SBetlagte meint, unters
b>(b, fonbern oberhalb SDtagbeburg liegt, für eine
Steife, weldp tatfäd^Iicb — oljne bag bon einer
93erjögerung etwa« berlautet — am 18. JRobbr.
angetreten ift unb bei Welver bie SBeftagte bon
bornljerein bamit reebnen mufete, bafe fie mög=
lieber SBcifc bor @nbe Stobember niajt beenbet
fein Würbe. $anbette e« fieb um eine Seit, für
Wel<be man nadj ben örtlia^en SQerbältniffen bamit
reebnen tonnte, ba| örroftwetter unb Sreibei«
auf bem gluffe nid^t eintreten Würben, bann
Ware e« bem Serfradgter nirfjt gujurerfmen, Wenn
aüer (Srfat)rung juWiber biefe Sererfjnung einmal
nirfjt eintrifft. $ier liegen bie ©Inge aber anber«.
3n unferem Älima mu& für bie jWeire ^älfte
be« Stobember mit gfroftWetter unb aurf) mit
Sreibei« — in«befonbere auf ber Oberelbe —
unter alten Umftänben gerechnet Werben. 3m
borliegenben gatte frfjeint ber groft fogar frfjon
eingetreten ju fein, al« bie Steife angetreten
Würbe, ba frfjon am folgenben Sage bei Sauen^
bürg ber Stott)afen angelaufen Werben mufete.
SBie bem aber aurfj fei, für eine Steife, welcbe in
ber jWeiten ^»dlfte be« Siobember jur 9lu«fübrung
gelangt unb welrf)c unter allen Umftänben al&
eine SEBinterreife ju bejeirtjnen ift, burfte SBeflagte
eine 3iüc nirfjt wählen, morfjte audb jur 3^'f/
al« ba« ©rfjiff an ben Sabepla^ gelegt Würbe,
^roftWctter norfj nid^t berrfd^en.
darauf rann nirfjt« anfommen, bag biefer
erfte $roft, ber al«bann fc^r heftig eintrat unb
ben ©rfjlebbjug Setfrfjen jum Sluffurfjen be«
Sfothafen« ^Wang, ben ©a^aben nodj nicht an=
gerichtet fyat. StfeOeicbt Wäre e«, al« man am
31. 3)ejember fieb anfebiefte, bie Steife fortjufeften,
Digitized by Google
borfidjtiger geWcfen, bie fltHe nidjt bem ©ife auf
bem Strom au«gufefeen, fie bielmeljr in Sauen«
bürg jurüdjulaffen unb fät ein SBerfdjuIben,
Weldje« in biefer ^ejte^ung ben fttyztt be«
©djleppjuge« Xetfdjen etwa treffen foüte, würbe
bie SBeffagte nadj § 87 ihrer SBerfradjtung«:
Sebingungen bieüeieht nidjt haften. 86er audj
Wenn ein bon ber {Betagten nicht ju bertretem
be* »erfdjulben be« ©Ziffer* mitgetoirft Mafien
foöte, fo Würbe ber ©djabcn in erfter Sinie
bod) immer barauf jurüdjufü^ren fein, bafj bie
iBetlagte überhaupt ein untaugliche« 3fat)r*eu0
getoätjlr blatte.
SBellagte fann fidj ferner barauf tiictjt berufen,
ba& bie Klägerin ober tt)r $rofurift bie SBelabung
ber 3iQe felbft an ihrem Sagerplafr beforgt unb
baljer bie ©eftellung biefe« 9aEjrgeugeä genehmigt
$abe. ®« ftctjt batjin, ob bie in JBetradjt fom=
menbe ^erfönlidjleit überhaupt im ©taube war,
eine giQe bon einem Statjn ju unterfdjeiben, jumal
nad) ber SRitteilung be* ©adjberftänbigen biefe
8rt von Ritten im Hamburger £afen nur fpärlidj
beriefen unb feiten bis bjerljer herunter Kommen.
gebenfaD* War e« nidjt JJJflidjt ber ftlägerin, ba«
gefteDte gar)rjeug auf feine Sraudjbartett in
®ejug auf bie ©efaljren ber Steife ju prüfen unb
fidj bie ftrage bor$ulegen, ob 93orficf>t gebiete, ein
anbete« ©djiff ju wählen. 6« liegt in bem SBcfcn
be« gfradjtbertrage«, bafj fidj in btefer StejieEjung
ber SJefradjter auf ben — in ber {Regel — faa>
oerirnnoigen #tarrjtninrri ücrlo||cu Darf.
©nblid) ift e« audj Har, bog fidb> bie SBeflagte
in ber bjer in Siebe flehen ben IBe^ietjung audj
nidjt burdj ihre 93erfradjtung«bebingungen frei«
ge$eidjnet b>t- ©oWeit e« f>ter bon Sntereffe ift,
ftnb bie §§ 82, 87 biefer SJebingungen nidjt mif>--
juberftehen. SlHerbing« t)<*t ficb, bie SBeflagte für
ben b^ier borltegenben $aü, bajj ber SBefradjter
bon ber ihm angebotenen SJerfidjerung burdj fie
felbft nidjt ©ebraud) madjt, bon ber Haftung für
<Sd)iffahrt«unfäüe alter SRrt — unb um einen
Sc^iffaljrtSunfaH Ijanbeli e« fid) gegenwärtig —
freigejeidjnet. 5Hber biefe greijeicfjnung ift auf
bie#aftpflidjt befdjränlt Worben, Weldje auf ©runb
be« ftradjtbertrage« gemäß § 82 Hbf. 1 beanfprudjt
werben lönnte. fcamit ift beutlidj jum 8lu«brud
gelangt, bafj fidj bie ^reijeirfjnung auf bie
©djabenfifätte nidjt bejietjen foH, welche jWar an
unb für prf) Wegen ber allgemein gehaltenen
197
No. 7H.
I gaffung be« SfbfafceS (rectius giffer) 1 autfj unter
biefen Slbfa^ fallen Würben, Weldje aber in bem-
felben § 82 al« f&ejielte gaDe unter giffer 2
unb 3 befonber« unb teilweife abtoeidjenb geregelt
Werben. 3)er SSorWurf, Weld>er im ge^en>uörttgen
gall bie »ellagte trifft, be^ie^t firt) auf bie Haftung
nad) giff. 2 biefe« § 82. 9lid)t ob^ne Weitere« ber
©ortlaut, wo^l aber ber ©inn biefer SBeftimmung
trifft $ier *u.
8ln unb für ftd) mag bie 8We tn etnWanb«:
freiem guftanb fidj befunben fyaben, fonft b^ätte
fie Wofjl nid)t am 7. SRottember ba« Sittel für
eine Steife mit Petroleum nad) ^aüe erhalten.
Slber bie 3^e War überhaupt i^rer ganzen
93efd)affenb;eit nad) nidjt ein taugltd)e« ga^rjeug.
5)ec an fidj mangelfreie $uftanb be« ©djiffe« war
relatib, in 93ejug auf bie au«$ufül}renbe {Reife,
nidjt au«reidjenb. ^aftet bie gradjtfü^rerin nad)
bem gefdjloffenen S3ertrage bafür, bag ba« Der;
wenbete galjrjeug leine SRängel aufweift, Weldje
bei Slnwenbung ber ©orgfalt eine« orbentlidjcn
gradjtfü^rer« hätten entbedt Werben (ännen, fo
rnufc fie boQenb« für einen fo groben OTifegriff
berantwortlidj gemadjt Werben, baft fie ein gab^r»
jeug fteüt, Weldje« überall für bie Steife nidjt
tauglidj \\t.
$orfte(jenbe« Urteil Würbe bom 81. @. I
483/04 am 11. SRärj 1905 aufgehoben unb bie
©adje gurüdoerWiefen.
(gntfdjeibung«grünbe:
©a« 9erufung«geridjt hat ben ©inWanb,
ben bie ©eflagte auf ©runb ber §§ 82 unb 87
ber 93erfradjtung«bebingungen bem fttaganfbrudj
entgegengefeftt hotte, berWorfcn, e« beruht aber
biefe (Sntfdjeibung auf einer Sluölegung ber ge«
nannten Paragraphen, bie bon ber Slebifion mit
Stedjt al« unridjtig belämpft wirb.
Slad) bem §87 ber S8erfcadjtung«bebingungen
übernimmt bie ©efeUfdjaft, Wenn bie SBerfidjeruug
be« 3rtad)t«gut« mit ihr bereinbart ober bei ihr
beantragt Wirb, bie Haftung für bie in näher
bezeichneten gäüen entftehenben »erlufte unb
I ©djäben unb anbererfeit« foü, wenn bon ber
! ^erfidjerung fein ©ebraudj gemadjt Wirb, jebe
| Haftpflicht ber ©efeüfdjaft für „Serluft* unb
< ©djabensfäüe ber borbejeidjneten Slrt", Weldje
auf ©runb be« gradjtbertrage« gemäg § 82
I Slbf. 1 beanfprucht Werben lönnte, au«gefdjloffen
Digitized by Google
198
Vo. fr».
fein, #ier Ijanbelt e« fid) um einen ©droben, j
beffen @ntfteljung«urfad)e, rein objeftib bt~
trottet, ein ©djiffafn;t«unfafl im ©inue be« § 87
ber 5öerfradjtung«bebingungen mar, bie Haftung
femer, bie, an unb für fid) mit Sledjt, bon ber
Klägerin in Slnfprud) genommen mirb, ift eine
^oftung gemäß § 82 9lbf. 1 ber 58cbingungcn,
toeil ein @ntlaftung«bcn>ei« bon ber Söeflagten
nid)t gefübtt morben ift ttnb cnblidj britten« mar
bie SScrfidjerung be« frrad)tgute« meber bereinbart
nod) bon ber Klägerin beantragt morben. SBers
feljlt ift bie SluSfüfjrung be« ^Berufungsgericht«,
bie frrei&etdjnung fönne fid), ba in iljr nur auf
§ 82 8bf. 1 ber iBcbhtgungcn berwiefen merbe,
auf bie al« fpejieUc fräße in ben Slbfäfoen 2
unb 3 befonber« geregelten ©d)aben«fäfle nid)t
bejieljen. Skr § 82 gibt bie SBorfdjrtftcn be«
aud) am ÜHanbe angebogenen § be« SB. ©d). 0.
mieber. ©er Mbf. 3 fdjranit für bie bort auf-
geführten ©egcnftänbc bie au« 2lb). 1 fid) er;
gebenbe Haftung ein unb ber 9lbf. 2, ber aüein ,
Ijier in JBetradjt fommen fönnte, freflt in feiner
©eftimmung, bie unter angegebener ?Borau«fe&ung
bie Haftung nuöfcfjliefjt, nur einen ©a|j auf, |
ber frijon mit ber im 91 bf. 1 ftatuierten SBc^ j
grenjuug ber Haftung be« frrad)tfübrer« für
SJerluft unb 23efdjäbigung be« frradjtgut« gegeben
mar. (£« Ijätte baljer, lote bie Slcbifion jutreffenb
geltenb mad)t, feinen ©inn gehabt, in bem § 87
ber SBebingungen aud) auf bie Slbfäfce 2 unb 3
be« § 82 ju berroeifen. ®er SJbf. 1 umfaßt
alle fräße ber Haftung be« frradjtfüljrer« für
SBerluft unb Scfdjfibigung be« frrad)tgut« unb
bflvum fdjticBt nud) bie auf iljn '-Bejug nebmenbc
©djluftbeftimmung be« § 87 für bie in biefem
Paragraphen bejciiijucten Sßcvluft= unb ©rfjabcnS-
fälle jebe Haftung be« frrnrf)t«fübrer« au*, fotocit
fic burd) Vertrag au«gefrf)loffen tuerben rann.
$iernarf) fd)cint ber Oeinmanb ber SBcMagten
bered)tigt ju fein. 3ube« 'f* em bom Vertreter
ber 9tebifion«beflagten berübrte« ÜJiomcnt bi«b,cr
nid)t beamtet, ba« für bie Sragmcttc be« § 87
ber SHcrfradjtung«* SBebingungen bon SBebeutung
ift. 5)urd) bie Söeftimmungcn be« § 87 miQ bie
©efcflfd)aft erreichen, baß fic für gemiffe näf>cr
bezeichnete fräße gegen iBcrmögenScinbußen ent=
meber burd) SSerfidjcrung beä frradjtgute« ober
burd) 31u«fd)ließung ber Haftung au« bem frradjt;
bertrage gefdjityt ift. Baratt« ift ju folgern,
baß mit ben „SBerluft unb ©djaben*fäflen bet
borbejeidjneten Slrt", bon benen ber ©djlußfafe
be« § 87 fbridjt, nur bie fräße gemeint finb,
für meld)e bie 3JlögIid)teit eine« folgen ©dju&e«
burd) S8erfid)erung bei frradjtgut« heftest unb
baß mitbin aud) nur auf biefe fräße bie bebingte
3lu«fdjließung ber Haftung au« bem frrad)t=
bertrage Rd) bejieljcn foß. frür bie ©ntfd>eibung
fommt c« be«fwlb nod) barauf an, ob, toenn bie
SBerftrfjerung be« frradjtgut« bereinbart ober bon
ber Klägerin beantragt morben märe, bie SBe?
«agte fid) Wtte in ben ©tanb fefcen rönnen,
aud) für ben eingetretenen ©djabettffaß burd)
einen SBerfid)erung«anfprudj gebedt ju fein. 3n
biefer SRid)tung feljlt e« nod) an ber erforber*
Iid)en Slufflärung be« ©ad)berl)ältniffc«, auf bie
aber ba« 33erufung«gerid)t gem&ft § 139 ber
©. % O. bntte f)inmirfen müffen. ©« ift babec
ba« angefod)tene Urteil aufzubeben unb bie ©ad)c
an ba« iflei'ufung«gerid)t jurüdjubertueifen.
Sei ber nod) ju treffenben freftfteßung mirb
nad) bem, ma« bi«bcr bereit« in projeffualifd)
nid)t ju beanftanbenber SBeife feftgefteßt ift, ju
berüdfidjtigen fein, baBbic©ntftebung be«©d)aben«
barauf jurüdjufü^ren ift, baß mit SRüdftdjt auf
bie Sabung, bie cinjuneljmen unb auf bie %ai)xt&
jeit, in lueldjer bie frabrt ju madjen mar, ba«
beut Unterfradytfübrcr ©udrom gebbrenbe fral)r-
jeug megen feiner ju geringen 5Biberftanb«fraft
jur Seförberung eine« Seil« be« frrad)tgut*
nidjt r>5tte bermenbet toerben bürfen.
$>a« D. Ü. fö. V mie« fobann burd) Urteil
bom 14. frebruar 19(M5 bie Älagc ab.
© r ü n b e :
ftte 51'lagcrin fyal ben geltenb gemadjten
©rfa^anfbrud) auf ©runb be« mit ber Seflagten
abgefdjloffencn frrad)tbertrageß erboben. S)ie in
ber ©djluftberljcinblung gemachte SIu«fübcung,
baß Söeflagte nur 58ermittlerin be« SJcrtrage*
gemefen fei, ftebt mit ber tatfäd)lidjen IBegrünbung
ber Älagc, an meld)er fcftbalten ^u moüen Klägerin
jubem anöbrüdlid) crflart ))at, in SBibcrfbrud)
unb crfd)eiitt baber abmegig. lieberbte« r)aftet
aud) ber SBertuittlct eine« Jßertrage« nid)t obne
meitere« auf beffen ©rfüßung ober megen beffen
9Jid)tcrfüßung.
3}m übrigen ift für bie gegenmärtige @nt=
fd)eibung maftgebeub, ba& ba« SH. 04. bie in § «7
Digitized by Google
ber Vcrfrndjtung^Vebingungcn enthaltene frcU I
jeidjnung bohtn ausgelegt t)at, bog jcbe Haftung |
für bie in § 82 Slbf. 1 bcc Verfrndjttmgeb 1
»ebingnngen genannten Sdjäbcii ausgefd)loffen
ift, fomeit nur für bic Vcrfrad)tertn bie 3Jiöglid)feit
befte^t, fid) iljrerfeitd burd) Verfid)erung ju becfcn.
®& fommt bemnad), Wie cS in bcm Urteil bei
Dt. ©. Wörtlid) tautet, im borliegenben %aü barauf
an, ob bic Veflagtc fidj hätte in ben ©tanb feiert
fünnen, aud) für brn eingetretenen ©rfwbenftfatt j
burd) einen Verfid)erung<5anfprutf) gebedt ju fein. !
©urd) bie Vetunbungen Vofjnhoff'ä ift er*
miefeu nidjt nur, bafj für bie 33cflogte im all-
gemeinen bie 2Köglid)feit Vorgelegen tjätte, gegen
ben f)\n eingetretenen ©d)aben«fau" Verfid)erung
üu nehmen, fonbern aud), bog if>r ba& ohne febe I
©djwierigfett im 2lnfd)lufi an ihre (aufenbe Police
auf ©runb einer ganj mäßigen unb bittigen
Vrämienerhöfmng gelungen Wäre.
©omit fyat fid) Veflagte bon bcm ©cüaben,
beffen (Srfafe tu>r beanfprud)t mirb, freigejeichnet
unb bie tf läge mar abjuweifeu.
79. 3fl »«" Änfbrud) auf Untrrfagnng fernem
$«lentwlcfeuagta unb Sdjabentferfatp bcgrfinbrt, nenn
Irr Sktlagte nur einmal bae fragilste $ateut verfemt unb
er taj»if4|cn feinen betrieb berartig »eränkerl |)it, baff
er ben Hrtifel, bei beffen Anfertigung bat» patent jnr
ÄnmenSnna tarn, nid)» me|r fabriziert ?
5Öertf)olb unb ©ruft Äörting in Hamburg
gegen
bie girma Dtub. Otto 2Hc)jer, ©. m. b.
jefrt ©trebelwerf, &. m. b. in «Mannheim.
Ätäger ftnb 3nhabcr eine« VatentS betreffenb
eine 2tampfhci4ung; fte behaupten, ihr Vatent
fei Don ber Veflagten beriefet unb flogen auf
Unterfagung meiterrr Verlegungen unb ©djabenä*
erfafr.
3)ie Veflagte trug bor, eS fünne bahingeftcllt
bleiben, ob fie fid) einer ^atentbcrlcfcung fd)ulbig ]
gemacht habe; bie Unterfagungätlage b]abe um
bestritten ihre Veredijtigung berlorcn, Weil bie
Veflagte 5)nmpfhcijung8anlagen überhaupt nidjt
mehr fabriziere; fie b,abe fid) überbieS bereit j
erflärt, biefe Verpflichtung aud) ben Wägern j
gegenüber unter Äonbentionalftrafc einzugehen. ■
Qfa fehle baljer an jebem SJnlafj jur VcforgniS ,
fernerer Vatentberlcfeungen.
199
Ho.?*— 39.
Vom O. S. ©. VI mürbe am 7. 2JIai 1907
bie Veflagte nad) bcm Älngantrag verurteilt. @£
Wirb bom D. %. ©. zuuä rijft feftgeftellt, baft bic
Veflagte burd) ftuiführung einer Anlage in
Vremen baä flngerifdje Vatent berieft habe; bad
0. 2. &. fährt bann fort:
5)a$ SJerufung«gerid)t eradjtet aber aud) ben
Unterfnguiigäanfbrudj nod) bleute für geredjtfertigt.
ßsi ift ,V»<>1* nd)t'9, bo& SöeHagtc i^r ^nftallation«--
gefd)äft berfauft unb fidj bem Ääufer gegenüber
berbfliiljlct b,at, in 3ufunft Teine ^nftattationä^
gefd)äftc meb,r ju betreiben. Slllein biefer Umftanb
bietet feine Garantie bafür, bog ÜBeflagte ib^ren
früheren ©efd)äft«bctrieb nid)t mieber aufnimmt.
SJeflagte tjat n'\d)t ettoa ib^re gfabrifation übers
^aubt aufgegeben, fonbern nur biefclbe geänbert.
9lid)t£ Ijinbert fie, bat frühere ©efdjäft loieber
aufzunehmen, menn unb fobalb ber ©ertrag mit
i^rem fiäufer mieber gelöft toirb, ober Seflagtc
f«d) mit bemfelbcn über bie Slblöfung ihrer
Unter(affung«bflid)t einigt.
92uu ha* atterbingä iöcflagte bisher nur
einmal bem Sßatent jumibergehanbelt. aßein
jur 99egrünbung ber Sinnahme einer fünftigen
Sfortfctyuug bei rerijt^mibrigen Verhaltens bebavf
e& nidjt notmenbig einer 2ßeb,rheit bon 3umibcr^
hanblungen,
bgL ^wtift. 2ßod)enfdjr. 1901 @. 808 i0.
®« genügt, toenn nad) ben Umftänben be« ^aDe«
bie einmalig erfolgte SfJatentberlcfeung bie Beforgniä
toeiterer Snwiberhanblungen redjtfertigt. 3)icfer
Satbeftanb ift aber im borliegenben Jade um beä*
mitten gegeben, weil SBcflagte bie $atentber(e^ung
tro^ 2Btberfbrud)$ befi Äläger* borgenommen unb
erflärt fyat, bafc fie ju ihrem Vorgehen befugt
fei, ja weil fie nod) heute im Vrojefj bie Vered)tigung
bei Slnfprud)« ber ftlager aud) nad) ber objeftibcu
©eitc hiu anjuerfennen fid) Weigert. ©« ift fonad)
ju beforgen, bog SBeflagtc, Wenn fie überhaupt
wieber 3nftattation$gefd)äfte betreibt, in ber
hier ftreitigen Angelegenheit bei ihrem ©tanb=
punfte berharrt, wenn berfclbe nidjt burd) ein
gerid)teifettigcS Verbot befeitigt Wirb.
SBnrc jwifd)en ben Parteien ein Stbfommen
51t ©tanbe gefommen, inhnltlid) beffen f«d) Veflagte
unter fyofyet Äonbcntionalfrrafe berppid)tet,
luiberftanblungen gegen bad Vatent ber Älngcr ju
unterlaffen, fo würbe allerbingsi ju einer Veforgni«
lünftiger Vateutberlebungen foum mehr anlofe
Digitized by Google
200
No. 71».
borfjanben fein. 91 Kein btc Kläger führen mit |
5Red)t au*, bafj Vertagte fic jur ©duMegung eine*
foldjen Slbrotnmen* nid)t jtoingen f dune. 35ft einmal
ber Unterfagungäanfprudj gegeben, fo tann bet
fontrabenierenbe ©egner bem Slnfprudj3bered)rig=
ten nidjt jumuten, auf biefen Slnfpruch ju öer-
$id)ten unb fidj mit einem Surrogat ju begnügen.
$a« ben Unterfagung*anfprudj redjtfertigenbe
Verhalten bc* gu toi bergan beln ben f djaff t a l* f oldje*
gleidjjeitig unb im 3toeifel*falle ein ^ntereffe be*
Verlebten am ritterlichen Verbot,
bgl. ©ntfrf). be* St. ©. Vb. GO 9tr. 35 ©. 154 f.
3m [j biefe* ^ntereffe in concreto nicf)t gegeben
fei, rann nidjt anerfannt werben. ©* muf3 ben
Klägern baran liegen, einen richterlichen 8lu*fprucb
ju beftyen, ber ba* Verfahren ber Vertagten al*
Vatentberlefcung tenn^eic^net, aud) um bor äljn*
lieben Verlebungen bon anberer ©eite gefdjüfct
ju fein. ©* liegt nahe, bafj aud) dritte fo ber*
fahren, tote Vertagte e* getan r)atr unb bem einen
Stiegel borjubauen, bient ben Klägern ba* geridjt«
(idje Urteil, für beffen Verbreitung in «Berufe
(reifen notorifdj fdmeU unb grünblidj ©orge
getragen ju toerben pflegt.
(Snblicb ift ben erften Stidjtern aud) barin
jujuftimmen, bafi Vetlagte fid) buret) ihr Vor»
geben erfafcpfltd)tig gemacht bot. Unftreitig toar
bic Vertagte im ^eijungdfacbe trcr)uifdj färb»
berftänbig. SBenn fie baljer, toie fie jugibt, ba*
latent ber Kläger gefannt hat unb einbringtid)
bor ber Durchführung ber Vremer Orber al*
patentberlefcenb getoamt toorben ift, fo mufi tb>e
Ueberjeugung, bafj fie trofebem ju ihrem Vor*
geben berechtigt toar, eine funbierte getoefen fein,
um ben Vortourf toiffentlicf)er ober grob fab>
läfflger 3utoiber^anblung au*jufd)liefjen.
SBenn Vertagte fid) junäcbft barauf beruft,
bafj bie grage be* Vorbenutzungsrecht* bon
Käuffer <fe ©o. eine fer>r jtoeifelhafte getoefen fei
unb bier 3nftanjen befdjüftigt habe, fo ift biefe*
Vorbringen umbe*totllen bebeutung*lo*, toeil bie
3toeifelf>aftigreit be« Käuffer'fdjcn Vorbenufcung**
redjt* ein fernerer ©runb für fte fein mußte,
borfidjtig ju fein, im übrigen aber bie« Vor*
benubung*redjt befinitib ju 9tect)t befteljt unb
baber überbauet nidjt mebr in ftrage fommt.
8u prüfen bleibt, ob Vertagte — jene* Vor*
benufeung*rcdjt als beftebenb borauggefefct —
I annehmen burfte, bog fie Reitanlagen narfj bem
latente ber Kläger bcrjufteüen berechtigt toar,
toenn fie bie 3uIeitung«rohre bon ber Jirma
Känffer & ©o. bejog. Vertagte behauptet, über
biefe $rage ben Slntoalt ber Umgenannten, fotoie
ben Verliner Vatentantoalt §armfen (onfultiert
unb bon beiben eine für bie Kläger ungünftige
Slutfunft erlangt ju haben, allein toenn fte
fidj mit biefem @rgcbni* begnügte, fo banbelte
fie nach Sachlage mtnbeften* grob fahrläffig.
Sie mujjte fleh fagen, bafj ber Vertreter bon
Ääuffer & So. nicht uuparteiifd) toar unb bafj es
überhaupt tu erfter Sinie geboten toar, einen
autoritären tecrjnifdjen ©adtoerftänbigen 511 be*
fragen. $)tefe nächftliegenbe Pflicht ju erfüllen,
bat fie berfäumt. Rinpfommt aber, bafj ber
Inhalt bei Vatentanfbruch* ber Kläger fo einfach
unb Mar erfdjeint, bafj fie bei ihrem eigenen ©ach»
berftanb recht tuot)I in ber Sage toar, eingeben,
bafj ihr ©tanbbunft minbeftenä recht fragtoücbig
toar. 5)afj 58crufung«gericht nimmt baber an,
bafj Vertagte fogar bie SRöglichfeit, in einem
ettoaigen — ihr unmittelbar brobenben — 9tcd)t*=
frreit ju unterliegen, mit in ihre Vorfteflung
aufgenommen unb infotoeit mit dolus eventualis
gehanbelt hat. ^n^befonbere (ann e£ nidjt in*
©etoidjt fallen, bafj Vertagte benfelben ®ffe«
auch auf anberem 9»ege, ohne bie SRedjte ber
Kläger ju berlefeten, erreicht häüe. 6« genügt,
bafj fte e£ ri*Hert h«t, bon ber ©infdjtagung
biefe* anberen SBegeö abjufeben.
Kläger haben in biefer ^nftanj erHärt, ihren
©rfafranfbrud) lebiglid) auf bie %at\ad)t grünben
ju tooden, bafj Vertagte mit ber ftu&fübrung ber
Slnlage für ba& Vremer ©djulhauS einen ©etoinn
erjielt habe unb fte machen geltenb, bafj Vertagte
berbfüdjtet fei, ihnen biefen ©etoinn beraudjugeben.
einer foldjen Klagbegrünbung ftehen reine Ve*
beulen entgegen,
bgl. ©eligfohn, Komm. 3 Hüft. ©. 381 Sir. 12.
Slllerbing* bestreitet VeHagte überhaupt einen
©etoinn erjielt ju haben. Allein einer Vetoeiä=
führung herüber bebarf e* in biefem ©tabiunt
bei Verfahren* nidjt, ba nad) ber allgemeinen
©adjlage anzunehmen ift, bafj irgenb ein Verbienft
erhielt unb Vertagte (einerlei SRomente angegeben
hat, au* benen auf ba* ©egenteil für ben (antreten
gaü ju fchliefjen toärc.
Oltc a'Jfiinirl 4'irUg, *4mb«t9. vctn"iin(lt«|« U, ffmif»M4« ' «8. 4)tt4»t«D»tÜ, M«»ariiar Dr. %. «iiilil.
1>f«>t von 3oSj««6l«H4l»tc»«r. «amiur«.
Digitized by Google
Mo. 34.
201
Wo. 8tf .
§ttttfeaiifcf)e
.idltsjcitmifl.
j&attptßlatt.
$anl>eU«djtltdje falle«
XXVHL ^ahr^cm^. (40. 9a&rganß bet $anM«8eri$tt.3eitun8.)
Urti« für be« 3<*r|H|:
nak Beiblatt bU tteiifter 20 X — $>an»tbtatt «Heia mit »taifltr 16 X
Beiblatt «nein mit Wegifttr IS X
prittes $uarfaf.
Hamburg, ben 22. Auguft.
1907.
3«balt: Änijfltr A Mou in CiDwärber flfflen ©riin^wria, &
frartmanit. ®. m. b. Jp. in SRanni)cim. — 1) gäbrifont
£ubiotg $atfd)ef. 2) t!rutid>e €tentitgefellf<*aft m. b. fc. in
frambiira flfgen bie *Wbeft> unb ttnmmiroerfe tUfveb
fealmon 9t.-®- in fwmbura.
80. Serletjnag fotMty be« $atentgefeb;e8 at« and)
brfl 2Bettbetaerbgefe«e6 burd) »tjtid»aitnfl eine« nidjt
patentiert«* Qkgen|tanbe* ailat patentiert.
3ft bie U«laf}«nfl«no|e an« § 40 fatcntgefete« unb
§ 1 be» SJtttbtwerbaefeite nur bann gegetca, wenn eine
SSirbertalang >a befird|ten ifl?
SRafager & 9tau in ©illmärber
gegen
©rünjroeig & §artmann, ©. m. b.
in 9Kannb>im.
*Betbe Matteten fabrijieren unb oerfaufen
fcortfteinc. »t« jum 1. ^uli 1906 befafj »eHagte
für ü)r t^obrifat ein beutfcfyeSdtetrfiäpatent, roelcbeä
an biefem Sage erlogen ift. 81m 13. guli unb j
am 10. Auguft 1906 erfaßten in Hornburg, wo=
felbft bie SBeflagte eine $roeignieberlaffung bcfi^t,
in ber Hamburger ©runbeigentümers Leitung
folgenbe Annonce:
„Äorffteine 5). 9t. im SJacuumuerfabren
toafferbic^t imprägniert, fyabtn ficf) Dorjüglicb,
jur Srotfenlegung non feuchten, falpeterbaltigen
SÖänben betuäljrt.
©rüngroeig & #artmann @. m. b.
Äorffteine unb mrmefäju&mttteliabrif
Hamburg."
Äläger behauptet, mit biefer Annonce b,abe
SBeflogte ftd? ben Anfcfjein gegeben, bafj fie f"t
«. «•■El kl« II.
ibre ftorfftcine nodj ein bcutfdjeS 9teid)*t>atent
bcftfce. $)amit berftofje fie gegen § 40 beä patent*
tieferes, ©je fei ocrtoftidjtet, fold)e Annoncen ju
unterlaffen.
®ie S3cf lagte machte geltenb, bog bie
Annoncen nidjt ton ifcr, fonbern toon bem Seiter
i^rer bieftgen Filiale 9taft>enegger ausgegangen
fei. tiefer ba&e Don bem Ablaufe bcS patent*
nichts gettwfjt unb infolge beffen bie Annoncen
mit ben SBudjftabeu ©. 8t % bt« jum 10. Auguft
öerfcb,entli(f) nod) Weiter erfahrnen (offen. Sobalb
Söetlagte unb ifn: SBertreter bon bem ^rrtum
erfahren fjätten, fei bie Annonce fogleid) ricbtig
gefteöt. Uebrigenö fei bie Silage fd)on um beS=
megen abjitmeifen, roeil e« an jebem Anhalte
bafür feble, bafj Seftagte in Sulunft bem § 40
be« Sßatentgefe&eS jutotberf)anbeln werbe. (Sie
babe burd) i^r 83erb>lten beutltd) ju erfennen
gegeben, bafj fie niemals biefc Abfielt gehabt b,abt.
5)aS S. ©. Hamburg entfprad) ber Älage.
%it betlagtifc^e Berufung hjurbe am 1. %uni 1907
uom €. ü. ©. III jurüefgemtefen.
© r fl n b e :
9cacb § 40 Abf. 2 bc* ijjatentgefe&efl mirb
mit ©elbftrafe biö ju 1000 X beftraft, »oer tti
öffentlichen Anzeigen ic. eine Söejetcbnung an^
tuenbet, bie geeignet ift, ben Qrrtum ju erregen,
bafe bie barin ermähnten ©egenftänbe burd^ ein
Sßatent nad) 3Jcaf3gabe beS beutfeben ©efebe«
gefcä,ü6t ftnb. Au« biefer ftrafredjtlicben »e=
Digitized by Google
202
No. 80.
frimmung ift bon bem SR. ©. in fonftanter SRecbtS*
fpretfjung auct) ein cittilredjtlidjet Unterlaffung«*
anfpruci) für jeben abgeleitet toorben, ber an bet
Unterlaffung ber Patentanmajjung ein ^ntereffe
bat, cfr. gurift. SBocIjenfchr. 189(5 p. 709 9tr. 56;
1901 p. 13 fflt. 18. »ucb, in ber SBifienfchaft ift
biefe Sluffaffung allgemein bertreten, cfr. ©elig-
fotjn, Patentgefefr Sluflagc III p. 399, Sltlfelb,
Patentgefefc P- 304 Slnm. 8, Köhler, #anbbuch
be« Patentrecht« p. 923. »ucf> ift für bie Unter-
laff ung«Efoge borfäfeliche« ober fabrläffige«#anbeln
nicht erforberltcb, fonbern e« genügt, bafj bie
Patentberühmung objeltiD unrichtig ift, cfr. $ur.
ffiodjenfchr. 1901 p. 13, SWfelb unb ©eligfobn,
Stoßet loc cit. 9cun ift jtoifdjen ben Parteien
tatfäct)litt) unbeftritten, bajj ber Seiter ber Diepgen
giliale ber SBeflagten am 13. ^uli unb 10. Huguft
1906 in ber ©runbetgentümer$eitung bie SInnonce
^at erfdjeinen laffen, worin unberechtigter ffieife
für ba« Korffteinfabrifat ber SBedagten mit ben
99uct)ftaben t>. 8L p. ein beutfdjeS 9tcidj«patent
in Slnfpruct) genommen wirb. 3>amtt ift objeftib
ber Xatbeftanb be« § 40 8lbf. 2 be« Patentgeie&c«
gegeben unb für ben Kläger, ber gleichfall«
Kortftetne fabrijiert, jebenfaü« gegen ben 2luf;
geber ber Annonce, 9iappeneggcr, ein Slnfpruct)
auf Unterlaffung gegeben, toenn bie ©efatjr ber
SBieberholung befteht. Ob Slappenegger bon bem
®rlofct}en be« Patente« Kenntni« batte, al« er
bie Slnnonce aufgab, ift für biefen Snfprud}
unerbeblicb,.
©crfelbe »nfpruch laßt fldtj trofe ber ab*
toeichenben Meinung beiber Parteien aber auch
auf ben § 1 be« ©efefce« betr. ben unlauteren
SBettbetoerb ftüfcen, ber jebem Igntereffenten einen
Unterlaffung«anfprucb auäbrüdtich gibt. Senn
toenn in ber öffentlichen üBefanntmacbuug ba«
2fabrifat ber Klägerin unrichtiger 28eife ati unter
bem ©cbu& bei beutfehen 9teicb«patentgeie&ee
ftehenb bezeichnet wirb, fo toirb bamit eine un-
richtige Angabe tatfäcblicber 21 rt, über gefct)äfts
liehe Serhältniffe gemacht, bie geeignet ift,
ben Slnfchein eine« befonber« günftigen Slngebot«
ju ertoeden, biefer Slnficfjt ftcht auch feine«toeg«
bie bon bem Kläger citierte ©ntfdjeibung be«
9t. ©. in ©traffachen 93b. 38 p. 246 ff. ent;
gegen. 5>enn fie erörtert lebiglidj bie ©traf*
barteit einer Patentanmafjung au« § 4 be«
©efebe« über ben unlauteren SBettbetocrb, bie
fie unter anberem au« bem ©runbe berneint,
toeil in ber gSejeicbming eine* ©egenftanbe« al«
eine* patentierten toeber eine Slngabe über feine
93cfchaffentjcit noch über ben Pefty bon
Auszeichnungen gefunben toerben fönne.
©te fpricht fict) aber barüber, ob bie Patent*
anmagung nicht eine Slngabe über gefdjäftlicbe
Perbältniffe enthalte, nicht au«. ©« befteht benn
auch bei ben Kommentatoren be« Patentgefcfce«
unb ©efefee« über ben unlauteren SBettbemerb
fotoeit erftchtlich (eine 9Jceinung«berfcbiebcnbeit
barüber, baß bie öffentliche Patentanma&ung auch
unter ben § 1 be« 2Bettbetoerb«gefefce« fallen
rönne, cfr. SWfelb, Patentgefefe p. 304 Slnm. 8 b,
©eligfofjn, Patentgefefc Sluft. III p. 399 9er. 2,
Kohler, $anbbucb be« Patentrecht« p. 923,
ginger, unlauterer ffiettbetoerb p. 69 »bfafc 3.
3)er bon ber SBeflagten berborgebobene unb unter
93etoei« gefteötc Umftanb, bafj fie unb ihr
Vertreter nicht- bie Slbftcbt gehabt hätten, mit ber
^Bezeichnung 9t. p. ben Slnfdjein eine« be*
fonber« günftigen Slngebot« ju eriuecfen, ift
gleichgültig, ba auch ber § 1 bc« 2Bettberoerb«=
gefe^e« für ben Unterlaffung«anfpruch nieber
Slrgltft noch t^a^rlafftgfeit forbert. Sluch fommt e«
nur barauf an, ob bie unrichtige Slngabe geeignet
ift, bei bem Publifum ben Slnfdjein eine« be-
fonber« günftigen Angebot« ju ertoeefen. %a$
ift aber unbebenflich anzunehmen, meil biefe« (ob
mit 9tect)t ober Unrecht fann batjingeftellt bleiben)
babon au«jugehen pflegt, bag ber patentamtlich
gefct)ü$te ©egenftanb, bem nicht patentierten an
üBrauchbarfeit überlegen ift unb regelmäßig in
bem Slngebot be« erfteren ein günftigere« Slngebot
fieht al« in bem be« lefeteren.
9cun ift richtig, ba& ber au« ber Peftimmung
be« § 40 Sübf. 2 be« Patentgefe^e« ab^uleitenbe
Unterlaffung«anfpruch nur bann gegeben ift,
toenn eine ©efahr ber SBieberljolung befteht. Ob
hierbon aber auch ber Unter(affung«anfpruch be«
§ 1 be« 2ßettbetoerb8gcfcfceS abhängig ift, mu| jum
minbeften jmeifelhoft erfcheinen. ®enn er wirb
lebiglich an ben bort mitgeteilten Satbeftanb
gefnüpft unb biefer Xatbeftanb enthält bon einer
2Bteberholung«gefahr nicht«, ©o f)at benn auch
ba« Kammergericht in ber im 9techt S8b. 8 p. 534
9lr. 2352 mitgeteilten (Sntfcheibung au«gefprochen,
baß bie Unterlaffung«nage au« §§ 1, 6 unb 8
be« ©efefre« betr. ben unlauteren SBcttbetoerb
Digitized by Google
aud) bann ju$ulaffen fei, Wenn bie SBeforgni«
Weiterer Störungen nidjt befiele, liefen ©tanb«
punft fdjeint aud) ba« in ©euff. Slrdjib 18b. 54
p. 38 abgebrucfte Urteil be* D. S. ©. Äiel ju
teilen. 3ebenfaD* aber toirb man nidjt fehl
gehen, wenn man mangels einer befonberen, bie
3Bieberholung«gefabr forbernben 93eftimmung bei
§ 1 bei 3Bettbewerb«gefefce8, babon ausgebt, bafe
bei einer unter biefen Paragraphen faüenben Xat
bie 2Bieber(jolung«gefabr präsumiert wirb unb
bajj ed Sadje be* ©egner* ift, ben 92ad^toeid $u
erbringen, ba& fie auögefdjloffen fft, cfr. 9*ettjt=>
fprcdjung ber O. S. ©. 58b. 1 p. 368 i. f. unb
bie einen galt be« § 12 be« SSaren&eidjen«
gefe&c* beöanbetnbe ©ntfrfjeibung be«9t. @.Sb.60
p. 154. ®iefen 9fad)Wei* b>t aber bie $8eflagte
feinenfatl* geführt. Senn einmal begrünbet ber
llmftanb, bajj mehrere Annoncen ber bicr frag*
litten Slrt bereit« erlaffcn waren, bie Vermutung,
bafc aud) fernere Annoncen gleicher Slrt folgen
mürben unb aud) ber Umftanb, bafj nad) ©rljebung
ber Silage in ben folgenben Annoncen bie Söudj*
ftaben $). 9t. % weggelaffen fein follen, mürbe
nidjt au«fd)lie&en, bajj fte fpäter wieber hinzugefügt
Werben. Satfädjlidj ift benu aud) nad) ©rtjebung
biefer Älagc im Slbrefjbud) bon 1907 wieber eine
annonce erfd)ienen, bie für ba* flögerifd)e gabrifat
ein beutfd)e« 9teid)*patent in Slnfprud) nimmt.
3>er ®inwanb, ba| biefe Slnnonce bereit« im
Slpril 1906 aufgegeben fei, ift nidjt bead)tlid).
%enn e« barf unbebenflid) angenommen Werben,
bafj ber Vertreter ber SBetlagten, al* biefe im
September 1906 Don Dem Äläger mit biefer St löge
in Slnfprud) genommen Würbe, ba* ©rfdjeinen
ber Slnnonce mit ben allein beanftanbeten SBud)*
ftaben 9t. % im Slbrefjbud) für 1907 nod)
Ijinbem fonnte. @* beftanb alfo aua> nod) Währenb
be« ^ßrojeffe* bie 3£ieberholung«gefa!jr. $)e«ljalb
ift e« unerijeblidj, wenn Seflagtc behauptet, bafj
fie bereit« bor Erhebung ber Älage Snorbmuigcii
getroffen b>be, bafj bie beanftanbeten SBudjftaben
fßnftig in ben Annoncen nid>t mehr erfd)einen
würben. Ob nidjt aud) barau«, ba§ 93eflagte
ib,re Verpflichtung jur llnterlaffung nidjt fofort
anerfannt, fonbern SlbWeifung ber Älage beantragt
unb ferner fidj barauf berufen bot bafj fie fdjon
bon neuem ein patent angemelbet habe, bie
SBieberboIung«gefabr ju folgern fein Würbe, fann
bab.ingefteüt bleiben.
203
No. »«—»1.
SBeflagte beftreitet nun, bafj fie wegen ber
Sat ihre« gtlialleiter«, ber nidjt ihr SBrofurift
fei, auf llnterlaffung in Slnfprud) genommen
Werben fönne. SWein aud) bamil hat fie Unredjt.
®cnti nad) ihren eigenen SCngaben bat fie geWufjt,
baß 9tappenegger annonciere unb bat bagegen
(SKnfpradje nidjt erhoben. Ueberliefj fie aber
biefem bie Steflamc, fo War e« ihre ©adje, ihn
bon bem »blauf be* Ißatente« am 1. guli 1906
in ftenntni« ju fefcen, bamit er feine Annoncen
mit bem berSnberten guftanbe ber Singe in
©tnflang bringe unb feine SBefugni« nid)t jum
9iad)teil anberer mißbrauche. Sa fie bai nid)t
getan, fonbern fidj um nidjt* gefümmert hat, fo
muß audj gegen fie bie Unterlaffung*flage gegeben
fein, cfr. 9t. ©. in ber Surift. gjjodjenfdjr. 1903
p. 128 9ir. 16 unb aud) Surift. 3Bod)enfd)r. 1899
| p. 545 9er. 47 i. f.
81. (Finftmtilige Serffigniifl auf (finftflUng btä un^
aefagtea Sertaaf« tinrt patentierte« «rrtte». — 3* aer
»erfäuftr in ha SorBoime ttnt« 3tIbfH)ftlffDtrfcufS aH0
§ 878 ß. 0. 8. lefojräatt, tacaa t# ftd) >■ »atenHerte
tfeflcafkaavc qanlelt naa aer Strtänffr otrtrBflOmäftig
aar o« »en fiamigea Siafer aertaafea aarf? — 2)et
3a|oaer elaea $ ntcüt« t)ot ein lHed)t Sotoaf, ka| aar
»etJrtiflomii^je, bem $ateat e«tfprtd)tn6f äöare ta aea
Serftar flftr.dit wirk. - ftaaa aer 3abaacr aec ^atentö
den Serfertiger »er »atraHertea Ware aea e<IbfJbülft-
»erfaaf aer »are fdjon Sonn nnttifofltn, »tna bie ffit ib,re
^erftcOung gegeataen 8arfa)rifrea aidj» be«a)iet fiaa?
1) Jabrifant Subwig ^atfd)c!,
2) f)cutfd)e @ternitgefellfd)aft m. b. ^.
in Hamburg
gegen
bie Slsbeft- unb ©ummiwerle
Sllfreb (Salmon Sl. = ®. in Hamburg.
3n biefer fcauptbl. 1907 SRr. 39 referierten
©adje h»6 öa« 9t. @. I 22/07 burd) Urteil bom
6. 3Äai 1907 ba« Urteil be« 0. «. ©. bom
20. $ejember 1906 unb gleidjfaü« bie bom S. ©.
| erlaffene einftweilige Serfügung auf.
@ntfdjeibung«grünbe:
Sa« O. 2. ©. eradjtet bie »eflagte jum
■ ©elbfthülfeberlauf ber in ber ^ormel be« an;
! gefodjtenen Urteil« bezeichneten Sdjieferplatten
: nid)t für befugt unb bie ftläger jur Unterfagung
biefe« SJerfauf* für berechtigt. ©* erwägt nämlich :
9tad) bem Urteil be« 9t ©. bom 29. <Sep=
tember 1906 gebe jebe $Bertrag«wibrigfeit ber
SBarc, bie bie Älägerin 2) jur Verweigerung ber
Digitized by Google
204
Na Ml.
Annahme berechtige, ben Ätögern ba« Stecht, ber
©eflagten ben ©erlauf ber angebienten Säte ju
unterfagen. (5« fomme nicht barauf an, ob bie
$ertrag«toibrig!eit barin beftehe, baß biefe SBare
ihren $igenfrf)aften nach gegenüber bertraglicher
v»are minoeriüerng ooer aoröetroeriD von oent tm
patent ober in fonft tnafjgebenben S3orfcbriften
angegebenen 83erfat)ren t)ergeftellt fei ober lebig«
lieb, in ben SRajjen nnb ber ftarbe ber SBefteQung
nicht entfprecbe. $toar W nid^tglaubbaft gemacht,
baß bie SBare minbertoertig fei. <£« erhelle auch
nicht, bafj bei ihrer $erfteüung bie in ber ©atent=
befrfjreibung enthaltenen Qorfchriften Beriebt feien.
SBobl aber fei bie SSellagte nad) ben it)r im
äRat 1904 erteilten Angaben betr. bie $erftettung
bon (Sternitfcbiefer, jur Auslegung ber platten
jum gtoerfe ber Sufttrodnung nach ber Ablagerung
im feuchten Abbinberaum berpfüdjtet getoefen.
5)ie Anwetfung habe fte nidjt befolgt. Staber fei
bie nid)t ausgelegte SBare bertragStoibrig, bie
ftlägertn 2) jur Abnahme nidjt berpflidjtet unb
bie SBetlagte bei 83ertoeigerung ber Abnahme nict)t
jum Selbfttjülfeberfauf berechtigt. 3>ie Äläger
brauchten bie Sßotwenbigfeit ober QtoedmäBigfeit
ber Auslegung nidjt glaubhaft $u madjen, weil
bie 93ertrag«toibrigfeit aus ber JRicbtbefolgung
ber #erftellung«angabe fid) ergebe. ©benfotoenig
fdnnte bie 93eflagte mit bem ©intoanbe, baj? bie
Auslegung für bie #crftcllung boUtoertiger platten
jtoedlo* fei, in biefem ©erfahren gebort roerben,
toeil bie S3eUagte ficr) fdjled)thin verpflichtet habe,
genau nach jenen Angaben ju fabrijieren unb
nietet glaubhaft gemacht fei, bafj bie ^orberung
ber Auslegung lebiglich ben $n>ccf r)obc, ber
SBellagten Schaben jujufügen (§ 226 be« 33. ©. 33.).
3>ie Kebifion rügt mit «echt bie Sßerleßung
be« § 565 Abf. 2 ber ©. ©. O. 3cad) bem Urteile
be« erfennenben Senats bom 29. September 11)06
ift bie Klägerin 2) jur Abnahme ber befteüten
SBare, toenn biefe Don Vertragsmäßiger
33 e f ch a f f e n t) e i t ift , oerpflichtet unb bie
33eflagte, toenn bie Klägerin 2) mit ber Annahme
ber SBare in 33er$ug gerat, jum Selbftbülieberfauf
nach § 373 be* $. &. 33. berechHgt, tiefe« «Recht
aber an feine gefefclicben ©orauSfefcungen, ins»
befonbere an ben 33etoei« gebunben, baß bie
SBare in bertragSmäfjiger 33efcbaficnbeit
bem ÄSufer angeboten ift. SBenn im Anfdjlufj
| hieran ben Älägern ein auf bie gäHe be« An*
gebot« bertragStoibriger SBare befdjränfte« Untere
faßiutgörecht be« Sclbfthülfeberfauf* eingeräumt
toirb, fo ergeben bie borau«gefd)idten Sä$e, baß
babei ba« Angebot bon SBare in nicht »ertrag«*
mäßiger JBefchaffenheit borau«gefeftt ift. Äeinen:
faQ« hat ba« angejogene Urteil ben Älägern ein
Unterfagungärecfjt bei ©clbftbülfeberfauf« auch
bann eingeräumt, toenn bie angebotene SBare bon
bertrag«mä&iger SJefdcjaffenheit ift unb bie Surücf s
toeifung nur be«halb erfolgt, toeil bie U3ellagte
irgenb toeldje SBertrag«bflicht nicht erfüllt hat.
®S genügt baher jur SBegrünbung be« Unter*
fagung«recht« nicht, toie ba« O. S. ®. annimmt,
bie bloße Xatfad)e, ba& bie 33eflagte bie angebotene
SBare nicht au«gelegt hatte, obtoohl bie Auslegung
ju ihren SSertragSpflichten gehörte.
3rüt)rt hiernach bie S3erle^ung bei % 565
Abf. 2 ber £. D. jur Aufhebung be* an-
gefochtenen Urteils, fo mar ba« ftt. &. in ber
Sage, auf ©runb be« bon bem C. 8. ®. feft«
geftetlten Sachberhältniffe« in ber Sache felbft
ju entfeheiben. Stach bem Urteile bom 29. Sep*
tember 1906 haben bie Äläger bie 93ertrag«--
toibrigfeit, b. I). bie nicht bertragdmäßige We=
fchaffenheit ber ihnen angebotenen SBare glaubhaft
ju machen. 3>ie« ift nicht gefdjet)en. 5)enn ba*
D. S. ©. erachtet nicht für glaubhaft gemacht,
ba& bie ftrettige SBare minbertoertig unb unter
Außcrachtlaffung bon 93orfcf}riften hergefteKt fei,
bie nch al* toefentliche SSeftanbteile be« patentierten
©erfahren* barftellten. @S hält auch nicht für
bargelegt, bafj bie in bem Schreiben be* äRitflager*
#atfcbef bom 22. SRai 1906 unter 1 bis 7 auf*
geführten Bemängelungen [ich auf 93orfchrtfteu
begehen, bie in ber „neuen SBefcfjreibung" be«
S3erfahren« bom 24. SRobember 1902 ober in ber
93atenturfunbc felbft nl* toefentliche Xeile ber
patentierten (Srfinbung gefennjeichnet feien. 9?acf)
biefen greftfteüungen be* D. S. ©. haben aber
bie Äläger gerabe nicht glaubhaft gemacht, baB
bie ihnen bon ber SSeflagten angebotenen SSare
ihren ©igenfehaften nach, alfo in ihrer 83efd)affcn=
heit bem «ertrage nicht entfprochen habe. SJcangel*
biefer Glaubhaftmachung fehlt bem bon ihnen
beanspruchten UnterfagungSrecht be* Sclbftbülie=
berfauf* bie ©runblagc.
ott» <rici(ii<ti
flraie U, gtnifmttct 1 M». Sautvtrtt. älrtafnar Dr. %. » t a ■! 1 1 . «imdua
••■ 3«»<«ti «iBClft Vitt
mit, Qamhvii.
Digitized by Google
So. 35. 205
No. 8».
^auptBfatt.
lan&eUrcibtltdje lalle*
XXVIII. asahr^an^ (40. 3a$tg<mfl bet Sanbettgeri^tt-Seituna,.)
«retä für K» ^gong: Qaupt. «nb BeltUtt ttit »egiftrr 20 A — $M»tM«tt «Hein mit Segiflcr 16 X
»eiMett adeia mit Gegiftet 16 X
drittes Omcctet $ambat|, >eu 29. «09^7 1907."
Sntnlt : SRenfc, fceäer & So. in tyroburg gegen 1) bie
Sorkkeutfäe «erf«$erung*.»e|ellf<$aft in $ttmburg, 2) bie
9k piunu* ffffcluranj • SomjMgnit in fcamburg. — fjerb.
B. Jreefi gegen ben Sdjiffer von SRitan in ftrautfanb.
— W. JRambobr & ff«, gegen ü. donja in SRarfeifle. —
lüifelborfer SHIflenKiiie 93r rficfjrrunfl« ■ öStfeDWoft gegen
ben ©c^iff<maner Cfug*- ttedlet in {Himburg.
82. S((«erfid)(rnn(i; SJfhtuinng ber ßlniifel: „ade
SerSnkerangen ber Weife *nb kc« 9HRfa« bleibe» mit.
gekeift gegen «oni »illigfeit rtgulirrmbe $Timic". -
SetUtits. — «njeigeoflicbt. — £tei:bignng ket *tf
Merten Steife.
SWenfr, SJeder & <£o. in Hamburg
ßCßCtt
1) bie Ucorbbeutfdje 8Jerfidjerung3 =
©efellfdjaft in $amburg,
2) bie 9*ebtunu« Sf feluran j*<Jombagnte
in Hamburg.
Saut Police bom 15. Oftober 1904 mar bie
Klägerin bei ben beiben tBellagten berfidjett für
üjren Regler „SiganeHa" für eine fReife „bon
SBriftol nadj GaOao unb juröd mit
(Salpeter, &u&ex, 28eijen unter Slugfrfjhtjj ber
adjt fdjledjten $äfen, (Jrj ober ©uano nadj einem
ober mehreren SBläjjen be« United Kingdom ober
be« Kontinent« jtotfdjen JBorbeauj unb Hamburg
beibe eingefdjloffen ober nadj ben ^Bereinigten
©taaten bon (Rorbamerita ober nadj SBeftinbien
in burdjfte$enbem 9ttftfo" mit ber Klaufcl: „»He
unb jebe «bweidjung bon ber Steife unb/ober
«aafeattT« •trfAtfjittH«. «iiiltlilt.
Sabung unb/ober anbete SBefttmmung bei (Skiffe*
unb/ober fonftige Seränberungen bei 9tififo«
bleiben ftiUfdjtoeigenb unb o$ne Unterbrechung
bei 9tififo« gegen ebentuell nadj SiDigfeit ju
regulierenbe $r&mie ftet* mitgebedt" „5)0*
©djiff b>t ^rei^eit in öaHaft ju fegein"
2Kafjgebenb roaren nadj au«brüd(idjer SBereim
barung bie »Hg. ©eeberfldjerung8=58ebingungen
bon 1867.
3>a« ©djiff fegelte gun&djft nadj (Saüao unb
bon ba in SBaüaft nadj ©an %\\an bei ©ur in
Nicaragua. $ier naljm ei auf ©runb $xad)U
bertrag« bom 13. 3J2är) 1905 eine Sabung ein,
nadj bem Konnoff ement bom 26. $uli 1905 be»
ftebenb au« 798 ©tüd <£ebern$o!a, 510 £on«
©elbljolj, 140 Son« Stofenljolg, beftimmt an
3>obib SRibgleb, & ©on« nadj einem bireften ober
burdj Orber ju beftimmenben #afen bon ©rojj»
btitannien obet auf bem Kontinent jtoifdjen $abre
unb Hamburg, beibe eingefdjloffen. llntertoeg«
mürbe bem ©djiff als !Beftimmung«fjafen $abre
aufgegeben, #ier traf e« ein am 13. San. 1906.
Die gefamte Sabung würbe geldfdjt. 2>odj ftnbet
fidj auf bem 9ifiden bei Konnoffement« Quittung
ber (Empfänger bom 30. Januar nur über Sofern
bolj unb ©elb^olj, nidjt über ba« Gcbetnbolj.
^infidjtlid) bei ©ebern^olje« Ratten bie3)eftinatäre
S)abib äßibgleb, & ©on« laut it|re« SSriefe« bom
17. Januar 1906 ber Klägerin angezeigt, bog fte
e« möglidjertoeife mit bem ©dftff naa) Hamburg
tueiter beförbert ^aben tooüten unb hierüber !am
Digitized by Google
206
No. t*S.
laut ifjre8 tBtiefe« bom 20. Januar 1906 eine
SSerembarung mit ber Klägerin juftanbe, Wonach
bie %vaäjt hierfür auf 5 sh ber Xon bestimmt
Würbe. StamalS War nacr) Sehaubtung ber
Älägerin baS ©ebernljolj, baS obenauf gelegen
unb um SRofenholj "n& ©clb^olj lüfdjen ju f3nnen,
juerft ^abe gelöst werben müffen, noch ntd^t
boKftSnbig gelöst toorben. $>aS fei erft am
22. Januar 1906 gefd6ec)en. 3)onn nach boU%
ftänbiger Söfcrjung ber gefamten Labung unb
galjlung ber ganzen gratet für bie Weife bis
$abre Würbe baS ©ebernljola wieber ins ©djiff
eingelaben für Hamburg, barüber auch neues
Äonnoff erneut erteilt bom 2. gebruar 1906.
Unterwegs nach Hamburg erlitt baS ©djiff
$abaric. hierfür ber langt bie Älügerin ©dfjabenSs
erfafc au« ihrer SJerfiajerung. 2>ie SBellagten
beftref ten, bafj ber ©dtjaben burä) bie SBerficherung
gebeeft feL
3>ie SeRagte 1) Wenbet ein: mit ber SöfdEjung
ber ganzen Sabung in §abre fei bie 83erftd)erungS=
reife beenbet. Sudt) ^abe baS ©cfjiff nad) bem
gradjtbertrag nur einen, aber nidjt jWei
SJeftimmungShäfen, $abre unb Hamburg, gehabt.
5£>ie Eigentümer SRibgleb, & ©onS Ratten ber*
geben« berfudjt, baS ©ebeniöolj in #abre ju
berfaufen, bann geglaubt, in Hamburg einen
befferen 3Rarft ju finben unb nun erft bie
SBiebereinlabung unb SBeüerbeförberung nacf>
Hamburg beranlaßt.
2>ie SBeflagte 2) Wenbet in erfter Sinic ein:
bie SBerfidfjerungSreife fei fdjon in (SaOao ebentueD
aber in ©an $uan bei ©ur beenbet. ffiine #oIj*
labung bon Nicaragua auf einem ©egelfdjiff fei
ein btel fchledjtere« tRtftfo als eine Steife bon
©übamerila mit bortigen ^robulten unb Werbe
grunbfäfelid) bon ber Scflagten 2) niemals über*
nommen. SBenn fie in einem einzelnen gaU
bennodt) irgenbwie baju genötigt fei, fo neunte
fie ftets 9tütfberftd)erung unb jwar aurfj ju höherer
Prämie als bie ihr $ufommenbe, nur um biefeS
fdjledjte 9üftfo Wieber loS ju Werben, (SbentueH
tjättc bie Klägerin bon ber Slbweidjung bon ber
Police ben SBerfid)erern Änjeige madjen müffen.
3)aS fei ber SBeflagten 2) gegenüber nicht gefdjehen
unb bamit fei jebe Haftung ber SBeHagten 2) für
ben ftreitigen ©djaben auSgefdjloffen.
S)ie Klägerin entgegnet: bie SJerfidjerungS;
reife enbige mit botlftanbigcr «öfdjung im SBe*
ftiinmungSfjafen: Allgemeine ©eeberfidjerungS*
JBebtngungen § 72. gür ba« ©ebernbolj fei
$abre nict)t SieftimmungShafen gewefen, fonbern
Hamburg, ©djon bor SInfunft in #abre Ratten
SRibgleb, & ©onS ber Klägerin mitgeteilt, baS
<£ebernI)o(£ foHe wotjl nidjt in #abre getöfdjt,
fonbern foHe mit bem ©djiff Weiter nadj Hamburg
beförbert Werben. geft bereinbart Worben fei
baS am 19. Januar. StaS ©cf}iff fei in £abre
angefommen am 13. Januar, bie Söfdjung unb
jWar bie beS obenauf bcrlabencn ©ebern^oIjeS
fei begonnen am 17. Januar. 3)effen Söfdjung
fei beenbet am 22. Januar, bie ber gefamten
Sabung am 30. Januar. $aS ©ebemfwlj fei
nidjt eigentlich gclöfdjt worben, fonbern einftWeilen
umgeftaut, um Sßla& ju madjen, umgeftaut nur
wegen «Raummangels, nidjt im ©djiff felbft,
fonbern unter 8uf>ölfenatmte eines SagerblafceS
am £anbe, bie SluSfteDung eines neuen Äonnoffe*
ments für Hamburg fei biege Formalität unb
fei erfolgt, Weil bie alten Äonnoffemente für
4?abre fidj in ben ^änben ber 3°übe^örbe be=
funben unb bort hätten berbleiben müffen, bis
bie übrige fiabung burdj ben gegangen fei.
Ob unb wann berfudjt worben fei, in ^abre baS
(Eebem^olj ju berfaufeu, Wtffe [\t nia)t, jebenfatts
fei baS gleichgültig.
^nSbefonbere gegen bie 99elfagte 2) bemerfte
bie Klägerin: 3)ie SBattaftreife nach ©an 3uan
bei ©ur unb bie Sfradjtreife bon bort nade) @uroba
falle bermbge ber SlbänberungSllaufel unter bie
Police. 3>ie angeblidje ©efdjaftSgebflogenheit ber
2Beflagten 2) wegen Slble^nung fold>er 9tififen fei
ber Klägerin unbelannt, fei aber auch angeftdt)ts
ber bon ber Seflagten 2) gezeichneten Sßolice
gleichgültig. Sie »njeige fei tatfächlich erfolgt
auch an bie SBeflagte 2) unb jWar ju §änben
beS Vereins Hamburger Slffefurabeure, beren
aRitglteb bie »ellagte 2) unftreitig ift. llebrigens
habe bie Siichtanjeige feinenfattS jur ^olge, ba|
bie SBellagte 2) nicht r^oftc, fonbern befdjrünfte
höchftenS ihre Haftung nach allgemeinen ©ee*
berficherungs^ebingungen § 60 Slbf. 4. 3n biefer
SRidjtung aber fehle jebe beftimmte SBeffaubtung,
boHenbS jeber ffleweiS: bgl. 83oigt ju §§ 60, 61
©. 316, 353, 347.
©aS D. S. ©. I entfbrach am 27. 2febr. 1907
ber Älage.
Digitized by Google
© r ü n b e :
Sie $lbättbcrung*flaufel ber Police bedt aud)
bic ftahrt be* ©d)iff* „JBiganella", beffcn Äa*fo
berfidjert ift, Don #abre nad) Hamburg. Sic
Berufung bec 39eflagten ift baljer unbegrünbet.
$lDe IStntoenbungen ber Seflagten ftnb ber
ftlaufel gegenüber unhaltbar.
(S* hanbelt fid^ um bie Steife bon GSaÜao
jiiriid. Unter bie in ber Sßolice bezeichneten
Seftimmungg^afen ber Stucfreife fallen $abre unb
Hamburg. SBäre bie „SiganeUa" bon 6aUao
bireft nad) $abre gefahren, blatte b^ier einen Seil
ihrer Sabung gelöfd)t unb tuäre mit bem Steft
ber gabung nad) Hornburg Weiter gefahren, fo
tuürbe fdjtoerlidj ein Smetfel erhoben toorben fein.
(Sin (Sinwanb richtet fidj aber zunädjjft ba*
gegen, bafe bie „SBiganeüa" nict)t fo bireft, fonbern
bon GoHao in SBaCaft nad) San 3uan &*l ©ur
in Sticaragua unb bon ba erft mit einer £olj*
labung nad) ,$abre gefahren ift. Sa* höbe zur
ftolge, baft bie SJerfidjerung enttoeber fdjon in
(Saüao unter Stornierung ber S3erfid)erung für
bie Slüdreife ober bo$ in ©an 3uan bei ©ur,
wo bann bie Steife bon (£aüao borthin bie ber*
fieberte jtoeite Steife fei, geenbet fyabe. SlHein
bie Sttaujel lagt SJeranberungen bei Stififo* in
jeber Stiftung unb im meiteften Umfang ju.
äud) fteHt überbie* bie Police au*brüdlidj frei,
in 3toßaft ju fegein. (5* ift baljer ntct)t berftänblich,
Warum bie „Siiganefla" nidjt unter ber 5ßolice
Wie gefdfjeljcn nad) Gaßao unb bon ba nodj $abre
hätte foflen fahren föunen. Sic SBeflagte 2) U-
ftreitet aud) felbft nid)t, ba& bie „SJiganeüa" bon
©aflao junadjft in »aflaft nad) einem anberen
4?afcn unb bon ba mit Snbung nad) ffiuroba
bcrfegeln burftc. ©ie meint aber, biefer Sabungä*
bofen fyabe nur ein ffibanierifanifdjer, nid)t ein
mittelamerifanifd)er fein bürfen. gür biefe SBe*
fd)ränlung bietet bie Police {einerlei 3lnt)alt,
Weber burd) ben 9u*fd)lu& ber fübamerifanifdjcn
„ad)t fdjlcdjten £äfen", notf) burd) Bezeichnung
ber fübamerifanifd)en?|ßrobufte: „©albeter, 3ucfer,
SBeijen, ©rz ober ©uano" als Sabung. Senn
bie Älaufel geftattet eben bie Slbmeidjung bon
biefen SBeftimmungen ber Police felbft bann, toenn
man barau* ob,ne bie Älaufel fdjliefjen lönnte,
bie „SBiganeßa" müffe ihre Stüdlabung in einem
fübamerifanifdjen $afen einnehmen. 9lud) ge=
207
No. nt.
ftattet bie Sßolice afle unb jebe Hbtoeidjung bon
ber Sabung. SCoüenbS gleichgültig ift ei, ob bie
93eflagte 2) nadt) iären ©efctjäftdgebflogenheiten
grunbfäfelidj nidjt ba* Stififo bon Steifen mit
^oljlabung bon mtttelamerifamfd)en #äfen über«
nimmt, ©ie beraubtet toeber, baf) fte bas bei
3etdjnung ber Sßotice jum 8lu*brurf gebracht
hatte, nodj bajj e* audj nur ber Klägerin befannt
getoefen fei. Gegenüber bem Haren SBortlaut
unb ©inn ber bon ib^r ge&eidmeten Police fann
fie fid) bab^er auf folrfje aSefdjränfung nirfjt berufen.
Unbegrünbet ift audj ber jtoeite ©intoanb ber
®eHagten 2): bie &I3gerin ^abe bie flbtoeid|ung
bon ber berfidjerten Steife anzeigen müffen, fie
b^abe bieg gegenüber ber SSeriagten 2) unterlaffen
unb jtoar abftdjtlidj unterlaffen; bai habe jur
golge, ba| bie SeOagte 2) nid)t bafte für bie
Steife bon Kalla o ober bod) bon ©an 3uan bei
©ur. ®ine foldje S(njeigebfHd)t ber Älögerin
beftanb nidjt. ©ie lönnte nur au* § 60 ber
SJebingungen abgeleitet Werben. »Hein § 60 trifft
nidjt ben borliegenben $all. § 60 trifft nur
Slbtoeidjungen bon ber „berfidjerten Steife", bie
unter befonberen Umftänben auSnahmätoeife ber
Serftdjerer ju tragen f)at unb bie, ä^nlid) toie
§ 65 «Hg. ©ee*»erf.-93eb. für Unfütte befrimmt,
angezeigt Werben müffen. Sagegen fjanbelt ei
fid) h^r um eine 8lu*führung ber berfidjerten
Steife felbft, bie nidfjt jufammenfäHt mit ber in
ber Police junädjft bezeichneten Steife, fonbern
bie eine jebe au* ber SlbnjefdjungSflaufel fidj
ergebenbe bemnädjft tatfädjlid) unternommene
Steife „ftidfchtoeigenb" mit einfdjlie&t gegen
ebentueü nach SiQigfeit ju regulierenbe Prämie,
^tier ift für bie anjeigebRicht au* § öO fein Staum.
Uebrigcn* mürbe, Wenn bie* bennodj ber 5faü
märe, beren 93erle^ung nid)t bic golge haben,
ba& bic Seflagte 2) gar nicht bafte, fonbern nur
bie $oIge be« Slbj. 4 § (»0. Sie an biefer ©teile
eingeräumte SBefugni* jebod) fyat bic Seflagte 2}
nicht gcltenb gemacht. Stur in anberem Sufamme
hang, um nachzutoeifen, ba& bic Steife ber
„«iganeßa" mit £oIzlabung bon ©an ^uan bei
©ur nid}t unter bie Police falle, §at fie au*=
geführt: fie nehme grunbfäglich fein foldje* Stififo
unb Wenn *8 ein einzelne« 9J?al bod) über»
nehmen müffe, bede fte fid) fogar mit SJerluft
burd) Stfitfberfuherung. ^ebenfad* $at bie 93e«
flagte 2) in ber Stidjtung bon § 00 Slbf. 4 fetncrlei
Digitized by Google
208
beftimmte flSeljaubrung aufgeteilt ober Setoei«
angetreten, fo bog bie bort borgeferjene SJHnberung
ber @ntfd)äbigung«fumme im gegenwärtigen SBer*
fahren jebenfaü« nic^t in SBerradjt lommt.
(£« bleibt nodj ber bon beiben SJeflagten
übereinftimmenb erhobene ©intoanb ju erörtern:
bie berfid)erte Steife fei in #abre beenbet, beStjalb
faüe bie Steife bon $abre nadj Hamburg nid)t
unter bie tßolice.
ßunädjft tonn babfngeftcllt bleiben, ob ber
grradjtbertrag nur einen S8eftimmung«bafen
feftfefrt ober ob er j to e t fuccefftbe #äfen, bon
benen ber jtoeiie alfo SBefrimmung«bafen fein
toürbe, juläjjt. Stenn aud) toenn ber %tad)t-
bertrag nur einen Söeftimnuingßljafen feftfefcte,
fo toürbe eine bor Seenbigung ber Steife erfolgte
©ubfrttuierung bon jtoet fucceffiben $äfen, $abre
unb Hamburg, {ebenfalls burd) bie $oltcenflaufel
gebedt fein.
SBeenbet ift bie berfidjerte Steife mit bem
3eitbuntt, too bie Söfdmng ber Sabung im JBe*
ftimmung«Bafen beenbet ift: § 72 SUlg. ©ee*
83erf.*5Beb.
Xatfac^Iidt) ift unftreitig, bafj bie gefamte
Sabung ber „8Sigauetfo" in $abre geläfd)t, bom
Scfjtff an Sanb unb bafj erft bann ein Seil ber
Sabung, ba« ©ebernljolj, luieber in« ©djiff
gebtadjt ift. SBenn bei Seenbtgung ber Söfdjung
ber gefamten Sabung $abre 89eftimmung«ort
mar, |0 touroe mit cteiem #ett$>unrt ote Derftcfjerte
Steife beenbigt getoefen fein unb bie „SBiganella"
mürbe mit bem triebet eingelabenen Sebernbolj
eine neue, nidjt unter bie 58erficöerung faüenbe
Steife und) Hamburg begonnen Ijaben.
Stun mar ber „SBiganeHa" untertoeg« bon
©an 3uan bei ©ur, ebe fte #abre erreidjte, #abre
al« »eftimmungÄbafen für fic unb iljre gefamte
gabung aufgegeben toorben. Starf) ber 3 n fünft
in $abre mürbe juerft ba« obenauf liegenbe
(Sebernljola, nad> Slngabe ber Klägerin bom 17.
bi* jum 22. Januar gelßfdjt; bann bie übrige
Labung beftebenb au« Stofetujola unb ©elbfjolj.
Stuf bem Konnoffement ift nur über ba8 Stofen=
bolj unb ©elbfjolj quittiert am 30. San. Sarau«
ift ju fd)liejjen, bafj an biefem Sage ober an
ben nödjftbergangenen Sagen bie Äöfdjung ber
gefamten Sabung beenbet morbcn ift. Starker
aber, nadj Angabe ber Klägerin am 19., fbäteften«
jebenfaü«, tote ber «rief bon 3Wtbgleb. & ©on«
bom 20. Januar ergibt, am 20. Januar, toar
jtoifdjen ben Seftinatären SRibgleb, & ©on« unb
ber Klägerin bereinbart, bafj bie „SBiganella"
unter getoiffen näber beftimmten Sebingungen
ba« (£ebernbol$ toieber einlaben unb toeiter und)
Hamburg bringen foHte. ^ierau« folgt obne
toeitere«, bafj, al« bie Söfdjung ber gefamten
Sabung beenbet toar, am 30. Januar ober ben
nädjftborbergebenben Sagen £abre nidjt mebr
99eftimmung«bafen ber „Siganeüa" toar, bog alfo
beren berficberte Steife nodj nidjt in #abre
beenbet toar, fonbern toeiter unter ber83erfid)erung
bon #abre nad) Hamburg fortgefe^t tourbe.
hierfür ift e« gleichgültig, unter toeldjen <8e=
btngungen ber SSeiterrranöport be£ Gebern^oljesi
nad) Hamburg bereinbart, aud) bafj barüber
neues Äonnoffement au«gefteHt toorben ift, nad)
Slngabe ber Klägerin nur au« bem gufäüigen
©mnbe, ba§ fid) ba« alte Äonnoffement in ^änben
ber 3oüber)örbe in ^abte befanb unb bon biefer
jurücfbebalten tourbe, bog enbHdj fdjon in ^abre
bie balle $rrad>t bi« $abre bejablt toorben ift.
Sludj ift e« gleidjgültig, ob, nad) Slngabe ber
Klägerin, fdjon ebe bie „SiganeHa<y$abreerreid)te,
tebenfaD« aber tm ©d)reiben bon SRibglet) & ©on«
bom 17. Januar, eb^e bte Söfd)ung be« (£ebern=
bol^e« am 22. Januar beenbet toorben fei, bie
ättöglidjteit erörtert toar, bafj ba« (Sebernbolj nid)t
in ^abre bleiben, fonbern mit ber „JBiganeüa"
naefi Hamburg toeiterbeförbert roerben fotle unb
bamit fdjon, al« bie 2öfd)ung be« (Jebernbolje«
beenbet tourbe, ttngctoig getoorben fei, ob $abre
99eftimmung«c)afen für ba« ßebernbolj unb alfo
für bie „«iganeOa" fein foüe. ©nblid) ift e«
gleidjgültig, ob SRibglerj & ©on«, toie bie SBe*
flogten beraubten, jun8d)ft berfud)ten, ba«
©ebernbolj in ^abre ju berfaufen unb ob, toie
bie SBeflagten ferner beba übten, ba« Sebernbolj
in $abre fdjon an ©iffr) al« Vertreter ber
©mbfänger SRibglerj & ©on« „ausgeliefert" toor*
ben ift. 3>a« ift ofine toeitere« flar, toenn nur
gu borläufiger Lagerung „ausgeliefert* toorben
toare, toie beim SDtangel einer Quittung toabr-
fd)einlidj fein toürbe. ©« toürbe aber aud)
gleidjgültig fein, toenn bie ,,«u«lieferung" al«
enbgültige Auslieferung jur Erfüllung be« ^rad)t=
bertrage« unb ber8Jerbflid)tung au« bem Konnoff e>
ment gemeint fein foHte. 2)enn immer toürbe
I für ba« ©d)iff, um beffen Ka«foberfid)erung e«
Digitized by Google
fttfj fjattbelt, in betn ^eitbunft, too bie Söfcfjung
ber gefamten Sabung beenbet toar, nicht $abre,
fonbern Hamburg 93efrimmuna*f)afen getoefen
fein. Unb barau* folgt ftet«, toenn nidjt ettoa
au* befonberen Uuiftänben eine 33crlc|jung bon
2reu unb ©tauben Ijerborgehen foflte, toofür
hier nicht* borliegt, bog bie SSetterreife nach
Hamburg gegen nach 83iUigreit ju regulierend
5$rämie bttrdj bie Police gebeett ift.
88. «Bfe^hiH« eist» füt SrrettüBi eine! 8rr«ff*)iffffl
Btrtinbartcn $aif#lp*nr« »egtn Ucbtrmo§«8.
gferb. 28. Sreefj
gegen
ben ©Ziffer bon SRönn in Krautfanb.
8m 18. S^ember 1904, abenb* jtoifdjen 5
unb 6 Uhr, brach beut beftagtifriben ©toer „J-Jonnh"
infolge eine* heftigen SBinbftofje* ber ©roßmaft
unb ein ©c^toert. SBäbrenb er ben 33erfudj machte,
ben gebrochenen Sßaft famt ©egel ju bergen, trieb
er fttoifdjen Sonne 9 unb 10 auf ßfit)fanb unb
geriet, bo ber ünler, ben er getoorfen hatte, nicht
fa|te, auf ©runb feft. Um 9 Ul>r ettoa bafRerte
ber Ftögerifäe ©dt)lebber „gerb. SB. %xtt%u bie
UnfaRftette unb bot bem 83eHagten feine #ülfe
an. JRacb, längerem $in< unb £erbanbeln einigten
Reh bie Parteien auf einen 83ergelot)n bon 2000 A,
naebbem Kläger anfänglich 6000 JU geforbert hatte.
$>er f läger ifebe $>ambfer bat barauf feine ©tauten,
bie er fd&leflrte, an Sanb feftgelegt unb bat bann
bis 1 Ut)r gearbeitet, ben ©wer h>*gubrtngen.
Stacfjbem ihm bie« gelungen toar, bat er ben
©toer nach ©törort, too er um 47t Uhr eintraf,
oefcnlebbt
Kläger behauptet nun, bog ber ©toer Reh in
bebeutenber ©efat)r befunben habe, ferner er felbft
nur mit groger ©efabr für feinen Stampfer ben
©toer höbe flott machen fännen, toobet er fleh
noch ben ©chraubenfdraft berbogen habe.
SÄit ber Klage finb bie Oereinbarten 2000 iL
eingenagt.
Sta* 8. ©. Hamburg K. IV f. $. fbradj bem
Kläger burdj Urteil bom 15. SRai 1907 1000 X
§u unb toie* im Uebrigen bie Klage ab.
©rünbe:
9Jadfj ben ©rflärungen be* 99eftagten über
bie Vertoenbung be* ©toer« „3onnh" ton»*
209
No. t*-*t.
nicht jtoeifelhaft fein, bog baS Scfjiff al* t?ta6£
fchiff unb nicht al* ©eefchiff im ©inne be* § 474
$. ©. SB. anjufet)en ift. S)enn ba* ©djiff ift im
3ahre 1904 nur ju glußfabrten auf ber ©Ibe
unb beren ÜRebengetoäffern bertoenbet toorben.
JBon einer 39eftimmung jutn gewerbsmäßigen
©rtoerb burd) ©eefahrt ift alfo nicht bie Webe.
Sann aber fommen auf bie borliegenbe fcfilfe*
leiftung bie JBorfdjriften be* 99. ©dj. ©. unb nicht
biejenigen be* ©eerecht* jur Slmoenbung. ©rftere
tennen eine $3efugni* be* Seichter*, ben berein-
barten $ülf*Iobn auf ben angemeffenen Setrag
berabftufefcen, nicht. Stach finben bie aOgemeinen
Sorfchriften be* 83. ©. 53. über bie anfeehtbarfeft
unb 9lichtigfeit bon SBiQenSerflärungen natürltch
auf folebe $äOe «ntoenbung (bgL $btM. 1901
«Rr. 103, ©chab* § 710 Hnm. 1). ©* fragt fich
baher gunäcbft, ob ber 93ef(agte befugt ift, bie
Vereinbarung toegen Drohung anzufechten ober
ob er gemäfe § 138 33. ®. 8. bie Slichtigteit ber
SJereinbarung borfdjö&en fann.
Pr ben § 123 33. ©. 33. ift hier fein {Raum.
SJuch toenn man annimmt, ber ftläger h«be ben
93eftagten burdj bie Drohung, er toerbe fonft
I toegfahren, berantagt, bie SSereinbarung ein:
pgehen unb toenn man hierin eine Drohung im
©inne be*§ 123 93. ©. 33. erblicft, fo entfäUt
boch bie SBiberrechtlichteit. Kläger toar burch
nicht* betbflichtet, bem 93eflagten $filfe ju leiften
unb er berfrlefc nicht gegen bie 9tedt)t*orbnung,
toenn er ben 93cftagten feinem ©cfncffal überliefe.
SBohl aber hält ba« ©ertd?t ben § 138
33. ©. 39. für gegeben. ,3unäcbft befanb fich ber
©toer „3onnh"# toie auch ocr Kläger betont, unb
jtoar mehr al* ber 99ettagte, in einer recht
prelären Sage. Dhne frembe $ülfe tonnte er
fautn barauf rechnen, toteber freijtifominen. 3>nnn
aber befanben fich bie Vorteile, toelebe ber ftftfjrer
be* flägerifchen 3)ambfer* fich für bie ^>ülfe=
leiftung berfbrechen lieft, in auffälligem sHcife=
berhältni* ju bemjenigen, toa* ber flägerifche
5)ampfer leiften mußte. 3unac^ft ift tyrbot-
juheben, bag nach ben Sluf^eichnungen ber <5ee=
toarte bon einem berrftynben ftünnifchen 3Beft=
toinbe, bon toelchem ber Kläger fpricht, nicht bie
9tebe toar; bielmehr ^errfc^te blo* ein fchtoadt)er
ober mäßiger SBinb. ©obann b>t ber Kläger
bie Bemühungen, toelche er leiften mußte, offen*
bar übertrieben. 3Rag man auch nidb^ mit bem
Digitized by Google
210
No. 8S-84.
3euflcnX^oIBorg annehmen, baß ba«3nfdjlepptau;
nehmen be« ©»et« ganj glatt bor fidj gegangen
ift unb mag aud) ber flägerifdje Stampfer mehrere
©tunben gearbeitet baben, um bcn ©»er loi-
jubelommen, fo ift bod) nid)t erftdjtlid), inwiefern
ber Stampfer fidj einer befonberen ©efabt Qui-
gefefct baben foll. Sta« SBctfanben ber pumpen
mag bie Arbeit erfdjtoert baben, aber eine un=
mittelbare ©efabr entftanb baburdj für ben
3)ampfer nidrjt. 8lud) ba« angebliche Verbiegen
bei ©cbraubenfdmft« fann nidjt bon befonberer
5$ebeutung getoefen fein, ba ber Dampfer nadlet
nodj frunbenlang mit bem berbogenen ©djaft $at
fahren rönnen. 3Senn ber flägerifdje Stampfer
im ©anjen 24 ©runben lang in feiner regulären
Sätigfeit geftört toorben ift, fo tann ba« nicfcjt
befonber« in« ©e»id)t fallen, ba feine Xätigfeit
nad) bem So«bringen be« ©»er« in einer ein--
fachen ©djleppleiftung beftanb. 3iebt man nod)
ben SBert be« ©»er« unb ber Sabung, in«=
gefamt 10200 X unb X 3812,50 cinerfeit«, fotoic
ben SBert bei flägerifdjen Stampfer« mit 13500 X
in IBetradjt, fo erfdjeint unter SBerütfficbtigung
ber Sage be« ©»et« unb ber Seiftungen be«
flägerifdjen Stampfer« ein SBetrag bon 1000 X
al« febr angemeffenc Vergütung für bie Sätigfeit
be« flägerifdjen Stampfer«.
©er flägerifdje ©djiffer bat aber bie Notlage
bei 5Beflagten aueb ausgebeutet, um einen be»
fonber« ^of)en 93rei« für feine Snenfte $u erlangen
(»gl. ben ©djluß ber ©ntfdjeibung bon #ptbl. 1901
Str. 103). Huf biefem fubjeftibem ©ebict liegt
im »efentlidjen ber Unterfcbieb j»ifdjen ben gatt
be« § 741 £. ©. 58. unb bemjenigen be« § 138
58. ©. 58. ©« wirb eben ein befonberer SBorfafc
erforbert, fidj bie Notlage bei anbern $u Shtfoc
ju inaeben (bgl. Wernburg, 5Bürgerlidje« 9ted)t I
§ 127 I). Siiefen SBorfafc bat ber flägerifdje
© djiffer gebabt, toic fidj fdjon nu« feiner eigenen
Starfteüung ergibt, 1 baß er juerft 6000 X für
feine Seiftung geforbert babe, beutlicber fann bie
abprfjt, einen übertriebenen 9hifcen au« einer
9Iotlagc ju gieben, fidj faum offenbaren, al«
inbem man junädjft 0000 X bedangt unb bann
fdjließltdj auf 2000 X berunterge^t, babei aber
immer nodj 1000 X böber bleibt, al« angemeffen
ift. SBenn Kläger angefübrt ljat, bafj bie Sin*
fidjten über bie angemeffene £öbe eine« £>ülf3=
lobne« ftarf au«einanber gingen unb betyalb ein
99etrag bon 2000 X fubjeftib nidjt al« über*
trieben gelten lönne, mdge audj ba« ©eridjt
objeftib einen geringeren SBctrag für angemeffen
eradjten, fo fann bie« nidjt in 5Betrad)t fommen.
Stenn ber flägerifdje ©djiffer bat eben burd) fein
ganzen Serbalten gezeigt, baß e« ibm barauf
anfam, au« ber beUagtifcbcn Notlage einen un=
berbältni«mäßig großen 9? u freit berauäjufdjlagen.
S)emnadj ift bie Vereinbarung nidjtig unb
bat Äläger gemäß § 93, 94 58. ©d). ©. Snfprud)
auf ben angemeffenen #ülf«lobn. S>iefer beträgt
1000 X
(9tedjt«fräftig.)
84. 2>«rf ber ftiufer, btr tcni| 8. «. 8. § 480
fltf. 2 Mtgen fctytn» einer iiiotfidterlen Sigfaf^aft ber
Stare e^atenAcrfa« f»rbert, bie Ware fturitoeifeti?
^trf ber Äittfer in biefem SfflBc bie g o n j e S^ort
jurfiitofifen, nenn nur tt« Seil naagellfaft ip?
9t. Olambobr & (So.
gegen
S. Sonja in SWarfeillc.
Äläger bat im gebruar 1904 bon bem
5Be(lagten 15 tins (ungefäbr 600 Äg.) Sa^iti
5BaniUe, gefunb, „premiÄre qualiW courante" bon
beftimmter $urdjfd)nitt8länge gefauft unb naa>
bem bie SBare auf bem SDampfer „Sielefelb"
berlaben toar, ben 58ertrag«bebingungen gemäß
gegen SIu«b&nbigung be« ftonnoffement« am
25. SJtärg 1904 bem JBetlagten 90 p©t. bei Äauf=
preife« mit 3319,85 X gejagt. S(I«baIb nad)
SInfunft ber 28are in Hamburg ffat Jtläger bie
SÜBare unterfudjt unb fte bem 93eflagten jur 58er=
fügung gefteüt, »eil fic nid)t „prämiere qualit^
courante1, bielmebr ber größte Xeil ber ©djoten
au«gefrnnjt unb feudjt fei. Älägcr berlangt
9tüdj}ablung ber flejnblten 90 pKt. be« Äaufpreife«
unb (Srfafr be« »eiteren ©djaben«, inbem er
behauptete, er babe bie 28are fd)on »eiter ber--
fauft gehabt, fie aber tocgen ber llnfontraftlicbteit
feinem Slbneljmer nidjt liefern Idnnen; be«balb
fei ibm ber auf X 283,50 beregnete ®e»inn
entgangen.
©a« O. S. ©. U entfprad) am 2. SKärj 1907
ber Älage.
Su« ben ©rünben:
3)a« 2. ©. bat einen ©d>aben«er|afoanfprud)
toegen 57tid)terfüUung, toie ibn ber Äläger erhoben
Digitized by Google
hat, für unbegrünbet erachtet, Weil e« (unter I
»erufung auf ©taub, Slnm. 80 ju § 377 ©. 83.)
annimmt, bag bcr Ääufcr fid^ im gatlc be* § 480
Slbf. 2 93. ©. 93. nicht oijue Weitere* auf ben
©tanbtounft ftellcn bürfe, ol* habe bcr SJerfäufer
überall nicht erfüllt, alfo nicht bie SBare jurücf=
weifen unb ©djabenScrfafo Wegen Slicfjterfüllung
forbern lönne, bielmehr, wenn nicht ber ©mbfang
ber 28are ohne febe* ^ntereffe für ilm fei, nur
ben ifjm burd) ben ©mbfang ber mangels
haften SBare erWachfcnen Schaben erfefct ber*
langen tönne. Ob, wenn biefe Sluffaffung richtig
wäre, bie* ohne wettere* $ur bölligen SbWeifung
ber ©chabcn*erfa&flage führen müfjte (bgl. § 287
©. SS. £).), fann ^ier bahingefteüt bleiben; beim
ba* S3erufung*gericht oermag fleh ber Slnfidjt be*
8. ©. nicht anjufchliefien. ©* ift bielmehr in
Uebereinftimmung mit ©ntfcf>. bei 9t @. 02
©. 352 ff., ©taubtnger 93em. 8 ju § 463 unb
S3em. IV c ju § 480 ber Slnpcqt, ba& im pralle
be* § 480 Slbf. 2 ber Äöufer berechtigt ift, unter
3urücfweifung ber SBare ©djabenierfafc wegen
Nichterfüllung be* 83ertrage* fdt)ledt)tb^in ju ber«
langen.
Gr<$ fragt ftrfj bann aber Weiter, ob ber Äläger,
Wenn bie einheitlich getaufte, generifd) beftimmte
9Bare nur teilweife manflclfjaft ift, wegen geilen«
ber jugefldjerten ©igenfdjaft bie g a n j c SBare
jurüeftoeifen unb ba* auf ben Äaufbrei* ge$at)(te
o o 1 1 jurüdforbem fann, ober ob er nur bie
mangelhaften Zeile gurüdmeifen unb ben barauf
entfaüenben Zeil be* Äaufbreife* jurüdforbern
barf. 3n öiefer 93egiet)ung geht ba* erfennenbe
(Bericht in Uebereinftimmung mit ber in ©eufferf«
«rrf)ib 83b. 59 Str. 222 abgebrudten ©ntfdjeibung
babon au«, bog regelmäßig ber Ääufer Weber
befugt noch berbflichtet ift, bie mangelhaften Seile
ber SBare au*5ufcheiben unb fie unter Sinnahme
bei Stefte« bem Skrläufer jur 93erfügung ju
fteHen. ©* fann, ganj abgefehen bon ben bamit
berbunbenen Äoften, bem Ääufer nicht jugemutet
Werben, auf feine ©efafjr eine berartige 8lu*:
fdjeibung ber mangelhaften Seile borjunet)men.
ftnbcr* fann bie ©adje bann liegen, Wenn ber
SRangel fic£| unbertennbar auf einzelne beutlich
getrennte Seile ber SBare befdjränft (bgl. Stecht**
fbredjung ber O. 8. @. 13 ©. 416). $m bor*
liegenben gaHe aber ergibt fid) au* bem ©utadjten
bei ©arfwerftänbigen Fachmann, ba& fidj bie
211
No. »4— »»6 .
I Wegen zahlreichen 93orfommen* ftarf ausgefranster
©choten ju beanftanbenben 93unbe auf ade 15 tins
berteilen. 9BiQ bcr SJerfäufer fleh gegen ba*
Sluffchicfjen ber gefamten SBare wegen SJtängel,
bie nur einem 93ruchteil ber SBare anhaften,
fdjüfecn, fo ift im SJerfehr bie Slbrebe üblich, bafj
bie SBare, foferit ber mangelhafte Seil einen
geWiffcu SSvojcntfafe nicht überfteigt, nicht jurüd=
geWicfcn werben, fonbern nur eine burch Arbitrage
feftjuftellenbe 93ergütung für ben burch bie tciU
Weife ©chabhaftigleit herbeigeführten SMiuberWert
geforbert werben fflnne. (Sine folchc 93eretnbarung
fteht hier aber nicht in fttage.
Unter biefen Umftänben mufj ber Kläger
für befugt erachtet Werben, feinen ©chabenSerfafe-
anfbruch Wegen Siidjterffillung bei Lieferung ber
bie jugefidjerte ©igenfdjaft ,,premiire qualite
courante" nicht befifcenben SBare in ber SBetfe
geltenb ju machen, baft er unter gurüefmeifung
ber ganjen SBare äurücfforbert, Wa* er auf ben
Äaufbrei« befahlt hat uno ba neben beuienigen
93etrag erfe^t bedangt, ben er infolge SBciters
bertaufd ber SBare berbient haben würbe, Wenn
ihm bie SBare berirag*gemäj$ geliefert Worben
Wäre.
85. »ektiitiiii bt» «PiW3: e*»tu* im § 3^
Ue Hornburg« .^Bfengefc^te.
3)üffelborfer Stilgemeine
2*erftcherung8*©efellfchaft
gegen
ben ©chiff^mafler ®ugf- Sellier
in Hamburg.
Urteil beS D. 8. ©. I bom 8. SÄÜrj 1907.
© r ü n b e :
3n rechtlicher S3ejiehung ift bem Urteil be*
8. ®. barin beijubflichten, ba& ber 3)ambfer
„$aut 93rionM gegen § 32 $afengefefee& baburch
berftogen hat, ba% er Währenb be* ©chtooienä
in ber Stahe bed ^edi fein fyeüti Sicht berart
auf unb nieber bewegt hat, bafe e* bem SBarfaW«
©chlebbjug ftet« fichtbar blieb unb bafj er nicht
bie im gleichen Slbf. 2 bei § 32 bed ^afens
gefefee« borgefchriebenen ©ignale mit ber Stampf*
bfeife gegeben hat. 2>ie« nimmt auch ber al*
©achberftänbige bernommene SÄarine*3nfbeftor
goffe« an.
Digitized by Google
2 19
Skr § 32 bei #afengefefreS gibt eine
S|>e(}iaItoorfcf}rtft für jtoei SDfonöber, bie im
Hamburger $afeu häufig bortommen, bie beibe
an fid) nicht nur berechtigt, fonbem nach ben
totalen SBerbäÜiiiffen notWenbtg finb. ©eibe
äRanöber bringen es mit fic^, ba& baS 5af»r=
Waffer wäb>enb ihrer Ausführung eine Seit
long, wenn nidt)t gefberrt, fo bocb ftarf bebJnbert
ift unb hierauf beruht bie befonbere Starfdjrift
beS § 32 bei $afengefefreS. 3)urcb, bai am
§ect auf unb nieber ju bewegenbe Wei&e Sicht
unb burdj baS befonbere Signa I mit ber
$ambfbfeife foQen anbere Schiffe gewarnt
Werben, bafc baS ga^rtoaffer nid)t frei ift, weil
ein» ber beiben SKanöber ausgeführt wirb.
Sktfe es fidj um jtoei beftimmte SRanöber
hanbelt, folgt junöc^ft aus Hbf. 1 bei § 32
■pafengefefceS, in Welchem bie beiben ftälLe
betrieben finb unb ferner au« Hbf. 2 beS
§ 32 $afengefefceS, ber lautet: in jebem ber
beiben borerwähnten gfäde u. f. W.
3>aS ©efefr bezeichnet bie bctreffenben
äRanöber beibe mit fcb>oien. $>er erfte gaH
betrifft Seefdjiffe, welche im go^rrtjaffer bor
Sinter liegen unb bann fdjwoien unb ber jweite
gatt betrifft Seefdjiffe, welche im gahrWaffer
fdjwoien wollen, um an ben £iegepla$ ju
gelangen. Ob ber SluSbrud fchwoien ganz
glüdlidj gewählt ift, lann baljingeftellt bleiben.
3m engften Sinne berfteht man unter fdjWoien
nur baS Schwingen eines Schiffes um einen
feften $unft, ber ihm $a(t gewährt infolge ber
Strömung. ®afj ber »uSbrud fchwoien im
§ 32 beS $afengefefces in einem Weiteren Sinne
gebraucht ift, geht auS bem ©efefee herbor,
inbem bai ©efc^ rä für gleichgültig erllärt, ob
bie beiben als fchwoien bezeichneten SRanöber
unter SBenufrung beS Sinters ober mit $ülfe bon
Sdjlebbbambfern ausgeführt Werben. SdjWoit
ein Seefchiff, um an feinen Siegeblafe ju ge-
langen, im gfahcwaffer mit $ülfe bon Sdjlepb*
Dampfern unb ohne Sinter geworfen $u haben,
fo liege fich biefeS 9Ranöber, Wie ftottei gut»
achtet, auch »IS drehen bezeichnen. »ber eS
fommt bei Auslegung beS § 32 beS £afen-
gefefceS nicht foWohl barauf an, ben SBegriff
beS SdjWoienS gegen ben begriff beS 3>rehenS
abzugrenzen, als baran feftzubalten, bei 6 ba«
sub 2 aufgeführte Sßanöber eben ein ganz be*
ftimmteS unb im r)ieftQen $afen fehr gewöhn«
licheS äßanöber ift unb bag eS als foldjc*
burchauS flar bezeichnet unb auSgebrücft ifr.
<&S ift hier im $afen burdjauS gewöhnlich, ba&
bon See fommenbe Stampfer am Äai ober ben
5)uc b'Slben fo bertäut Werben, bog fie mit
bem Steben ftromab z« Hegen tommen; um
bieS zu erreichen, müffen bie Schiffe gebreht
werben unb gehen bann über Steuer an ihren
Siegeplafr. SBer biefeS 3)reh«nanöber im ftafyv-
Waffec ausführt, ber hat § 32 $afengefefe z«
befolgen. Sag ei fich beim zweiten galt beS
§ 32 $afengefefee$ eben um biefeS beftimmte
SKanöber fycmbelt, folgt auch <"'S bem 3"fa&
„um an ben Siegeplafe ju gelangen"; beim
ber $wed, Weshalb ein Seefchiff baS ^^Urir-
Waffer fperrt, ift für bie Kenntlichmachung beS
Sperrens ganz flleicbgültig; ber #ufctfr beWeift,
bafe er gax näheren »efchreibung, Welches
SDcanöber gemeint ift, bienen foQ.
$)afj nun „#aut SJrion" gerabe biefeS
befonbere ÜRanöber ausgeführt b«t, batm ift
bem S. ©. jujuftimmen; tann auch, wenn man
bie Sorfdjrift beS ^tafengefefceS fo interpretiert,
tuie ausgeführt, gar nicht befrritten
3)a „$aut »rion" Währenb be*
im gahrnaffecr baS borgenommen Würbe, um
an ben Siegeplafe zu tommen, Weber baä
borgefchriebene Weij»e Sicht am #ett gezeigt
hat, nod) bie borgefchriebene Weihe auf einanber
folgenber furzer Xöne mit ber 3)ambfbfeife
gegeben bjit, fo liegt objeltib ein %erftog gegen
Hbf. 2 beS § 32 $afengefefeeS bor. SBiefer
SJerftog gereicht auch fubjeftib ber Rührung bes
„^aut JBrbn" zum ©erfchulben. f>er Sotfe
mu& baS $afengefefe. rennen. S>a& er bie
»orfchrift beS § 32 $afengefefceS jemals anberS
aufgefaßt höbe, als oben bargelegt, behauptet
er felbft nicht; ob ihm geglaubt Werben tonnte,
Wenn er eS behauptet hätte, braucht alfo nicht
erörtert zu Werben.
Sie 9Hchtbefolgung beS »bf. 2 beS § 32
^afengefe^eS ift auch für ben Unfall taufal
geWefen.
Ott» Diiiml
ron^S^i ^Ti^lT« ' '<6*W tat:
Dt. •. S. •taatil, «mtairg.
Digitized by Google
So. 36.
Jbaitptßfatt.
jan&eUredftltdie lalle.
XX VDX Jahrgang. (40. Sa^rgang bct $anbelSp,m$t*«.8ettung.)
fztii f*r bca 3tl>rflfl.g: ««s»t. Mb Beiblatt arl» ttefliftet 20 X - $au*tUa« aleia «it Keiftet IS A
»etbUtt «lein Hit »tfifter 16 A
drittes ftnarlaf.
Hornburg, best 5. Stpttmbtt.
HH>7.
3nI|aU: ftanftatc TamW * «djulfc in Hamburg gegen
öen aRüb,lttibfftSfr 3. g. ©rrtb, ta SBoblborf. — «nbr.
«bnftianfeii in »rtbftfbt «ffltn fcermann «über« in
$>aniburg.
86. Beredtnang »an Satfmiete int 0etrelbeb,aabtl.
- Torf (in Jlnfpmd) auf £fa<fmtete, non bem, fo lange
bit ®efd)äft(t»erbiiioiing säuerte, nid)t bie Webe nad)
beM abbraft bct «efrfjiftbmbtabaa« tclteab «em^t
■erbea?
3fa Meldtet JJ'i fl oerjäbren bie «nfpefidie auf Surf miete?
Äaufleute $)abib« <fc ©d>ul$ in Hamburg
gegen
ben 3Rütjlcnbefi&cr fr ©tröb, in 2Bof)lborf.
Urteil be* D. 2. ©. IV bom 8. Februar 1907.
<£ntfd)etbung«grünbe:
3unäd)ft ift betn S. ©. barin beizutreten,
bog ber Uägerifdje Slnfbrudj auf SBejaljlung \
Sogenannter ©admiete, wenn bie bem SBeflagten
mit ber getauften gBeijenHeie gelieferten ©öde
nidjt innerhalb befttmmter 2frift fturüdgegeben
ioorben ftnb, an fid) beredjtigt ift. 2Bte bie mit
fadjfunbigcn Stiftern befc&te Cammer für $anbel«*
fadjen beftätigt unb aud) au« ja$lreidjen ©nt*
(Reibungen ber (Berichte fjerborgef)t (bgl. (Smtfcf).
be« 8t. O. ©. Sb. I 9lr. 28, »b. XIX <Rr. 88,
©euffert'« «rdjib »b. 50 Kr. 156, ab. 54 *Rr. 161,
S3b. 55 9tr. 88, SBolje'S ®nrfd|. be« SR. ©. 33b. 18
9tr. 434, $anf. ©er.* 3*8- $t>M. 1893 SRr. 3),
ift bie SBeredmung bon ©admiete im ©etretbe*
tjanbel allgemein üblid>. S>a« S. ©. nimmt be«*
r)aI6 mit Stedjt an, bafj bie toiberfbrudjdlofe
Entgegennahme ber mit bem SBorbrud über
bie ©admieteberedmung berfetjenen flägerifdjen
Stedjnungen fetten« be« SBeflagten beffen ftiE*
fdjtoeigenbc Unterwerfung unter biefe «ertrag«*
bebtngung enthalte. S)ie SSeftimmung biefe«
fBorbrud« :
„$ie leeren ©ade finb unter Aufgabe an
uns innerhalb 14 Sagen franto unb in gutem
3uftanbe, jebodj nur gegen Quittung, ju
vetournieren an: ftür bann nidjt
retournierte ©ade berechnen mir eine ©admiete
bon V» Sjjfg. bro Sag unb ©tüd"
ift bcotjalb al« bei jebem einzelnen Iraufgefdjäfte
ber Parteien bereinbart anjufefjen unb für SBe*
Hagten binbenb. SBenn Kläger ifjm ftatt 14 Sage
4 fflodjen leir)frete 3eit gelaffen unb ibjn ftatt
V* $fg. nur V* $fg. ber Sag berechnet Fjaben,
fo wirb baburö) an ber bertrag«mäfugen
©runblage ber flägerifdjen Slnfbrüdje nidjt«
geänbert.
6« fragt fid) Weiter, weldjen (Sinflufj e« Ijat,
ba§ bie Älüger, fo lange bie ©efd)äft«berbtubung
ber Parteien beftanb, niemals jur ©inforberung
bcrfaüener ©admiete gefcrjritten, mit biefen Sin*
fbrüd)en bielmeb,r erft fierborgetreten ftnb, al«
SBeflagter ®nbe SJlärj 1901 aufgehört ^atte,
Sßaren bon i^nen ju begießen. Man fönnte in
ber fortgefe^ten 9?idjtgeltenbmad)ung ber ber*
Digitized by Google
214
No. M6.
fnlleuen ©admiete bie ftUlfebttieigenbe (Jrflärung
bcr Älägcr fe|e», bafc bfe in ben gafhwett ent*
baltene ©mfmietebebingung im SBerfjältniffe ber
Parteien feine ©eltung b>ben foHe, toorin bann
äugleid) ein Sierjidjt auf bie bereit« berfallenen
SBeträge liegen unb tuoburdj aud) für bie 3^**
nad) Seenbigung ber ©cfd)äftSberbinbung ben
8lnfbrüd)en ber Stläger bie bertragämäjjige
©runblage endogen fein mürbe. 91 dein bie
Söerbfnbung ber Parteien bat laut ber borgelegten
SuffteHungen nur 2V« 3al)re lang beftanben unb
biefe 3^it ift ju furj, um einen ftUlfdjmeigenben
93er$id)t ber Kläger auf bie in ben Siedntungen
immer bon neuem n)iebcrf)olte Sadmtetebebingung
anjuneljmen. ©in foldjer SSerjidjt ift aud} iu ben
bem ©cridjte befannten früheren ©ntfcbeibiuigeit
ähnlicher ftällenid)! lebtglid) behalt) angenommen,
meil bie SBeredjnung ber ©admiete bis jum
Abbruche ber ©efdjäftSberbinbung unterblieben
mar, btelmef)r b>t man je nad) Sage bes gatle«
cntfdjieben. 60 legt baS Urteil beS 9t. @. bom
9. Februar 1894 («Bolge »b. XVIII 9fr. 447)
©eroidjt barauf, bafj ber Sieferant in bem bamals
entfdjiebenen gaHe bierteljäbrlidj Slbredjnungen
über feine gforberungen erteilt fjatte, ol)nc jemals
bie ©admiete mit aufzunehmen. %n ber ©nt=
fdjetbung bom 23. «Robember 1 893 (»olje S9b. XVII
9lr. 468) hatte ber Ääufer bei (Singefmng ber
©efd)äft»berbinbung erftärt, bafj er auf bie in
ben Jafturen beS bainaligcn ÄlägerS enthaltene
jfrmbition über ©admiete nidjt eingebe unb bann
mar in 7 jähriger ©efd)äft$berbinbung niemals
©admiete beanfbrud)t morben. 3n ocr ®nts
fd)eibung bom 1. gebruar 1895 (Seufferf* Slrdjib
t8b. f»0 9fr. lf)0) enbltd) hatte ctma in bcr 9JMttc
ber im (Standen faft 8 Söhre umfaffenben Skr*
binbung eine förmliche 9Ibrcrf}mmg über bie bis
baljin nidjt jurüdgeltefertcn ©ade ftattgefunben
unb bcr Äaufer bie rüdftänbigcn ©ädc bejaht,
ohne bog feilend beS Lieferanten etmas bon
©admiete gefagt mar; auf ©runb beffen tjnr baS
SR. @. aud) für ben JReft ber SSerbinbung trojj
ber auf ben gafturen immer toieberbolten ©ad*
mieteborfd)rift feine ©admiete jugefbrodjen, meil
„bie gegebene ©adjlage ju ber Annahme führt,
ba& bie Klägerin bei ber fortgefefcten ©aumfcligfeit
beS 93eflagten nid)t fdjmeigen burfte, menn fie
einen Slnftorud) auf ©admiete erbeben tooQte".
©0 liegt bie ©nrf>e hier jebod) nicht. 9Beber
I über einen Sßroteft beS Söcflagten gegen bie
flägerifciie jyaftureubebiitgung nodt über ftatts
gehabte ©efanttabredjnungen, bei benen bie
©admieteanfbrfid)e unerwähnt geblieben mären,
ift etmaS befannt gemorben, bielmehr banbelt
eS firf) (ebiglid) barum, ba& bie Äläger
erft nad) 91 uf hören ber 2,, i jährigen 33erbinbung
©admiete geforbert haben. SSon einem fHBL-
fdjmeigenb erflärten Serjidjt auf bie ^Berechnung
bon ©admiete ein für alle 3Ral fann bcSlmlb
feine Stehe fein.
dagegen ift bem in ber jule&t angebogenen
@ntfd)eibung auägebrüdten ©ebanfen, ba& ber
Sieferant bei fortgelegter ©aumieligfeit feines
SlbnehmerS nicht fdjmetgen bürfe, menn er ©ad«
miete forbem moQe, auch für ben gegenwärtigen
gatt in gemiffem Umfange 9ted)nung ju tragen.
3n ber lat berftö^t es gegen bie Vertragstreue,
ba& ber Sieferant feinen Abnehmer burch fort'
gefe&tc 5?idjtgeltenbmaainng ber berfallenen <Batt-
mietebeträge ju ber Sinnahme, eS toerbe bamit
nidjt fo genau genommen Werben unb baburd)
ju immer meitergehenber ©aumfeligfeit berlcitet.
®« ift bielmehr aus bem ©efichtSbunfte, bog —
jumal im faufmännifeben Verfehr, mie er fyitx
borliegt — jeber Äontrahc»! bem anbern jur
SBahrung einer gemiffen Orbnung berpflidjtet ift,
für bie 3cit, fo lange bie Matteten in lauienber
@efchäft«bei'binbuiig mit etnanber geftanbeu haben,
in ber 9cid)tgeltenbmachung ber berfallenen Be-
träge innerhalb angemeffeuer &rift nad) 9iüd;
lieierung jeber einzelnen Partie eine Söertrag^--
berlebung ieitenS ber Älägerin ju erbliden, bie
ben 2lu$frfjluB beS Mcd)teä auf ©admietc für
biefe Partie jur r$olQC hat.
Sic .Sllägcr bchanbten nun felbft nicht, bafj
1 febon mährenb beftcheuber ©cfcfiäftjberbinbung
jemals mirflid) ©admiete geforbert fei, fie moüen
nur öfter unter Slnbrofiung bon Sadmicte*
j bered^nung jur Siüdgabc fälliger ©adpartien
I gemahnt haben. 9tad)bcm 33ellagter mit ©nbe
3J£ärj 1901 aufgehört hn"e» SBarcn bon ihnen
1 ju bejiehen, haben fte ihm am 24. 3uli 1901
, gefchrieben, eS feien nod) bie unb bie Partien
1 bon ©öden rüdftänbig unb mit bem ÜJermerf
I „©admiete borbehalten" um beren Stüdgabe auf=
| geforbert. ®rft am 29. Sejember 1902 ift bie
j jflagredmung an ben S-Qeflagten gefdjidt unb fo
I mirflid) ©admiete geforbert. §teroad) fdjeiben
Digitized by Google
bie 16 erftett Soften ber ÄlagauffteHung, Weil
alle biefe ©äde bi« jutn »bbrudje ber ©efd)äft«=
berbmbung bereite jurüdgegeben waren, ohne
bog SMägcr ©admiete beregnet blatte, als un=
begeünbet au«. 2)ie fed)« übrigen ißoften finb
bagegen borbefjältlich ber ©inrebe bet Verjährung
al« begrünbet anjttertennen. 3)enn mit bem
9Ibbrud)c bec ©efdjaftSbcrbinbuttg hörte btc
?lnnabme für Veflagten, bafj btc Äläger e« mit
bcr ©ndtmeteberedjnung nirfjt fo genau nehmen
würben, frfjon bon felbft auf, begrünbet ju fein
unb e« erwuch« jefct bielmefjr für ihn bie Sßfltdjt,
feinerfeit« auf bromptefte Slbnridelung aller nod)
fd)Webenbcr VerbinbHdjfeiten bebaut ju fein,
^nsbefonbere fiel jefyt bte Wcfentlid) auf bem
Verhältnis bcr beftebenben ®cfd)äft«berbinbung
laufenbe Verpflichtung für bie Älöger, ihre geltcnb
äu madjenben Slnfprüdjc fofort ju erbeben, fort
unb ba« bcrtragämäjjige 5Red)t auf ©admiete
ijtng bcibalb nid)t mebr von ber rechtzeitigen
2luiftellung einer ©admieteredjnung ab. 3>ie
©admiete für btc beim Abbruche ber ©efcirjäftS-
berbtnbung nod) md)t jurfidgegebenen ©ade ift
ben Älägcrn be«bulb $ujufpred)en unb jwar aud)
für bie Vergangenheit, ba bejüglirf) biefer Partien
bie nur Wäbrenb ber ©efdjäftäberbinbung bc=
ftebenbe Vflid)t rechtzeitiger Slufgabc nid)t ucr-
narfjläffigt ift.
98a« fobann bie grage ber anjttwcnbenben
VerjährungÄfrtft anlangt, fo fann ba« Vemfmtg«*
gerid)t bcr Sluffaffung be« 2. ©., ba fj e6 fid) um
SUcictjinSanfprüche im ©tnnc bon § 19(5 9ir. 6
V. ©. 99. Imnble, nid)t beipflichten. 5)er bon
ben Parteien für bic fragliche ©ntfdjäbigung
gebrauchte SRame „©admiete" genügt für fid)
allein nicht, um bte Slnwenbung biefer Vorfdjrift
ju begrünben (bgl. aud) SR. O. $. ©. 93b. XIX
©. 307, Volje 33b. XVIII <Rr. 435, #anf. ©er.*
3tg. £ptbl. 1893 9lr. 3); btelmebr fommt e«
barauf an, ob Wirflid) anfprüdje auf 9Rietjin«
für bie Vermietung beweglicher ©adjen borltcgen.
*3ei {Beantwortung biefer tjrrage ift auf bie
Veftimmungen über bie 9Riete im |2. Vudje,
Slbfd)nitt 7, Xitel 3 V. ©. V. jurüdjugeben.
2)anad) liegt SRiete bor, wenn ber ©ebraud) einer
bermieteten ©ad)e wäfjrenb ber SRietjeit gegen
Sat)lung eine« bereinbarten SRietjinfe« gemährt
wirb (§ 535) unb e« ift eine bcr au« biefem
Verbältntffe entipringenben Verpflichtungen, ba&
215
NöTW.
ber 9Rieter bie ©adje nad) Veenbigung ort V««
bältniffc« jurüdgeben muß (§ 557). ©ei ben
©äden aber, in benen ber Verfäufer bon ©etreibc
bie SBare liefert, bonbelt e* fid) nidjt um bie
©ewäbrung be« ©ebrand)« ber ©äde für eine
beftimmte Seit unb gegen bie Veaaljlimg bon
aRictjin«, bielmeb> gibt ber Verfaufer bte ©5aV
lebiglid) beäfjalb au« ber ^anb, weil ba« ©etreibe
barin tran«bortiert wirb unb ein foforttge« @nt«
leeren nid)t immer tunlid» ift. 3)ie ©ehwljriing
ber ©äde jum ©cbraud)e bilbet alfo nid)t ben
eigentlidjen fltoed 5^ ^ergäbe unb e« feljlt,
jttnädjft teettigften«, nn ber Verbflidjtung jur
Vejablung eine« aÄietjtnfe«. (Sntfteljt aber auf
©runb ber Vmragäbebtngungen fbäter ber Sin*
fbrud) auf äabjitng ber fog. ©admiete, fo fann
nidjt mcb,r bon einer SRietjeit btc 9icbe fein, ba
bcr ^nbaber ber ©äde bon fefet an gerabe nidjt
mefjr berechtigt ift, bie ©ade nod) für beftimmte
3eit ju behalten, biclme^r auf Verlangen bc«
Verfäufer« jeben Sugenbhd entmeber bie er*
ljaltenen ©äde felbft ober eine gleidje Slnjab^l
anbercr gleichwertiger ©äde l)erau«geben ober
enblid) [k bejahen mug. 3)arin aber, ba% ibm
biefe betben jule^t gebadjten Vefrehutg^möglirf}:
feiten nod) neben berfenigen burrfj 9tüdgaBe ber
©ade felbft gewährt ftnb, liegt eine weitere widjtige
Slbwcidjung bom gefe^lid)en Vegriffe ber 2Htete,
bie ben SRictcr eben nur burd) iHüdgabc ber
3Rictfad)e felbft bon feiner Verrrag«pfltd)t frei
Werben läfjt.
3>er Vegrtff be« SRietjinfc« bagt alTo nidjt,
bielmefjr müffen bie flägerifdjen Snfbrüdje afe
Unterforberungen au« bem ber Vergabe ber
©äde ju ©runbe Hegenben Äoufbertrage aufgefaßt
Werben, ffiamit aber weifen fte fid) al« unter
bic Siff. 1 bc« § 196 V. ©. V. faüenb au«, burd)
Weldjc bie Slnfbrüdje ber Steufleute, gabrifanten,
^anbwerfer u. f. w. „für Sicfcrung bon 2Barcn"
in ber JRegel einer jweijäfaigen Verjährung, faU«
aber bic Seiftung für ben ©ewerbebetrieb be*
©d)ulbner« erfolgt ift, laut § 197 einer bier?
jährigen Verjährung unterworfen finb (bgl. aud)
ben Huffa& bon SBolf, 5)eutfd)e Sut.^tg. 1905
©. 1159). ©a nun im borlicgenben Solle btc
flägerifdjen äciftungen unzweifelhaft für ben
©ewerbebetrieb be« Vertagten erfolgt finb, fb
ergibt fid), bajj fic einer bierjährigen Verjährung
unterliegen, wonad) bie (Binrebe ber Verjährung
Digitized by Google
216
Ho. H«-37.
bezüglich ber oben allein als begrünbet an*
«fannten fed>S legten Sofien ber Älagrecljnung
jurüdjutoeifen ift.
87. 3{l ktt «blaket btm Sd»iffer gesengter 1»tt#
•19 Sertrettr be« Befrachter? anjafetjen inäbefonbere
|iifid)tlia) »er Cfrl<ub«ifi, »al gratygat aaf 2>t* *«
»crltknt?
»nbr. (J^riftianfen in Brebftebt
gegen
^ermann Süber« in Hamburg.
J$n biefer ^>ftbl. 1906 Str. 85 referierten
Sache Wie« bat St. ©. I 323/06 am 6. gebr. 1907
bie «Retoifion be« Ätöger* jurüd.
©rünbe:
2)aS Berufungsgericht ftetlt tatfäc^Iict) feft,
baß HWKl&>gen ber Slblaber für ben Kläger
gewefen fei unb bafc er feine 3uftimmung jur
Serlabung beS §oIgeS auf 3>ett be« Seichter«
gegeben b/ibe. S>a« ift ganj unbebenflict) unb
auch Oon ber Steotfton nict)t befonber« angefochten.
Shtgejochten ift nur bie Sinnahme beS ?Berufinigv5-
geridjts, baß bie 3uftimmung ocd 2tyi>elhagen
auch für ben Äläger al« Befrachter im Verhalt*
niffe jum Beilegten al« 83erfradjter binbenb
aetoeien fei. S)a8 Berufungsgericht ftüfct feine
Sinnahme barauf, baß nach (onftanter SRettjts
fpreduing ber ©erichte, ber Slblaber, WaS bie
Serlabung ber 3Bare anlange, bem Schiffer unb
auch bem Verfrachter gegenüber als Vertreter
be« Befrachters anjufefyen fei. ©egeu biefe
rechtliche ©runblage befterjt fein Bebenfeii. S)ie
SteoiRon felbft will an Deren Südjttgfeit im
allgemeinen nicht &Weifeln, fie macht nur geltenb,
baß eS f/icb, babei Mo« um eine ber regelmäßigen
©eftaltung be« VerhältmffeS entforeetjenbe Be»
urteilung, nid)t um einen für alle gäfle burd}-
greifenben StechtSfafe ^anbele. ©ie Uiirft bem
Berufungsgericht Verlegung be« § 566 ©. B.
öor, weil e« unter Verfenming biefer Sebeutung
ber Siegel iljr ot)ne Stüdficht auf bie fonfreten
Umftänbe Stlgemeingeltung beigelegt unb jte
auch in einem gaße, Wie bem oorliegcnbcn, an=
geWanbt Ijabe, Wo bie Slrt ber Verlobung
©egenftanb ber Vcrhanblung unmittelbar jWiidjen
SBefratjb,ter unb Verfrachter gewefen fei. Sarin
nun ift ber Stebifion unbebenfttch Siecht ju
geben, baß, im Verhältnis oon Befrachter unb
Verfrachter, nicht toon einer gefefclid) Oerliefjenen
feftbefttmmten Vertretungsmacht beS SlblaberS
bie Siebe fein tann. Vielmehr beruht bie Sin:
nähme, ba§ er ber Vertreter be« Befrachter«
fei, wie auch Umfang ber ihm b>rnach
eingeräumten VertretungSbefugniffe, auf einer
Folgerung au« ber bem Slblaber al« folchem
obliegenben Zätigteit ht Verbinbung mit bem
llmftanbe, bajj ihn ber Befrachter bem Ver*
frachter al« feinen Slblaber bezeichnet fyat. ©3
ift baljer freilich nicht auögefrfjloffen, baß biefe
Vräfumtion ber Vertretung unter ben befonberen
Umftänben be« einzelnen ^atleS ©infdjränlungen
ober fonftigen SNobipfationen unterliegt, ©o ift
bie ©teüung be« Slblaber« auch in ber bi«*
herigen Stedjtfprechung ftet« aufgefaßt Worben.
Stur „an fict)", nur „in ber Siegel" fofl er als
ber Vertreter beS Befrachter« gelten (Urteil 1
180/91 öom 24. Oftober 1891 in ©euffert'S
Slrchio Bb. 49 Str. 36). 3>er Stettifion fann
auch eingeräumt werben, baß Verhanblungen
über bie £rr08c ber Sectlabung, welche un»
mittelbar jwifchen Befrachter unb Verfrachter
gepflogen Worben finb, einen Sncjalt fpben
fdnnten, Welcher bie Sinnahme ausfließt, baß
baran bom Slblaber noch etwas geänbert Werben
bürfe. Seicht gerechtfertigt aber Ware es, biefen
©chiuß fchon bann ju jiehen, wenn biefe grage
nur irgenbwie berührt War.
2)afe nun in ber Oorliegenben ©ache oon
bem SHägcr folche latfachen, Welche bie Slb=
weichung Oon ber Siegel bebingen, in ben
gnftanjen oorgebracht Worben feien, ift ebenfo=
Wenig ju erfennen, wie bafj er pch auf bie
auSnatjmSWeife befchranfte Vertretungsbefugnis
feines SlblaberS berufen habe.
Ott» ■»
tat. •BttmOccnl. Smlliut Dr. ». i. » r a » Ml . «antf-i».
Digitized by Google
No. 37.
217
No. 8*.
§anfcat(f(f)t ©eriipjettiinii
j&auptßfatt.
lanöeUrediUtdie fälle.
XXVIII. Jahrgang. (40. Sa^tganfl bct $anbel«geti$t*-3eitmig.)
frei* für beu 3abrgang: 6«K*t> rab Beiblatt Mit «cgiflrr 20 X - «auntbtatt afein mit Hegiffer 15 M
Beiblatt aadn mit »egiftet 15 X
Grifte? «nurrfaf.
Hamburg, fccn 12. St^tcmbcr.
1907.
3nb>lt: U^lmann & Co. in Hamburg gegen bie ffleeberei
£. Sogemann in Hornburg. — Rtrrno 3ürgcn $eterl in
Vombutg gegen bie girnia fcugo Srtert &<So. in Hamburg.
— dotl Setter gegen bie ftorbbeutföe Sitte • Sninneret
unb SBeberei in Hamburg.
88. BJen trifft bie BeweWUft, Mein ber dmufSngtr
btliniiplet, et feien tym anberefBaren auf fein ttennoffr»
tueit abgeliefert, ai» US Sdjiff empfangen Utt? (ffonf.
«ptbl. 1890 »r. 18.)
teihveifer Serlnft im Sinne »an § 8 btä £>amb.
'Jluöf.-Öef. jum CS. 8. liegt nia*M nor, wen« nan brei
einjelnen Senbnngen, Uber bie nnr ein ftaanaffement ouo-
gefielt war, eine ganje «enbnng febjt.
Hamann & (So.
gegen
bie SReeberei SJogemann in Hamburg.
Saut Äonnoffement fjatte bie Klägerin au*
bem beNagtifrfjen 3)ambfer „SBaron Salfour",
ber bon ©abannafj f)ierb>rgefommen mar, unter
onberem 13 Soden (G. S.) 91r. 2 8 P W {Baumtooll*
abfülle, beren 2Bert bie Älägerin auf M. 3320,90
angibt, $u empfangen. 3)ie Älägerin behauptet,
ba& t$r bon bem ©tbjff nidjt biefe »allen,
toeldje in ©abannab, für fie abgelaben loorben
feien, fonbern ftatt beffen 13 Saßen, toeldje
F 0/4 W P gemarft toaren, ausgeliefert warben
feien.
9lacfjbem abfeiten ber Seflagten erflärt loar,
e* fei it)r unmöglich, bie fraglirfjen 13 Sailen
ju liefern, Ijat Älägerin auf galjlung bon
Ä 3320,90 gefingt.
«JBMUitt.
3>a* S. ©. Hamburg Ä. II f. errannte
am 28. Slobember 1906, bog bie Älage bem
©runbe nadj beredjtigt fei.
© r ü n b e :
(£3 fragt ftdj junädjft, ob bai ©djiff bem
©mpfänger für bie Stidjtigteit ber in bem
Äonnoffement angegebenen SRarf&eidEjen ber ©üter
aufoufommen Ijat. 3ta bie harter Set, beren
Seftimmungcn nadj bem ]^nl)alte bei fjicr bor*
liegenben Äonnoffement* SInnienbung ju finben
fjaben auf ba« 9terf)t*berf#Itni« jtoifrfjen »er^
freister unb ©mpfänger, biefe grage nidjt ent*
fdjeibet, fo ift für bie (Sntfdjeibung bat beutfd>e
9tetf)t al* ba* SReajt be* Seftimmung*6afen* be*
©djfffe*, mit meinem bie für bie Älägerin bc
ftimmten ©üter Ijierljergebradjt mürben, jur
Shitoenbung ju bringen. SRadj beutfrf)em 9ted)te
aber ift bie obige ftrage ju berneinen. (5* barf
| hierfür auf bie in ber $anf. @er.=Stg. bon 1 890
unter 9lr. 18 im $auptblart abgebrachten ®nt=
Reibungen bertoiefen merben. 93efteljen bleibt
bann aber immer nod) bie SJerbflidjtung be«
©djiffe* au* bem reeeptum, fo ba& ba« ©d)iff
abjuliefern ^at, toaZ c* empfangen trat. 3m
borliegenben gaüe beftreitet bie Älägerin, bafj
bie ifjr abgelieferten 13 fBaüen für fie abgelaben
finb. Sei biefer ©adjlage fragt ei fid), men bie
Setoetelaft trifft, hierfür ift prüdjugreifen auf
bie ©eftion 4 ber harter 8lct, meldje befttmmt,
ba& ba* bom ©djiffer ju untcrjeirf)nenbe Äoitr
Digitized by Google
218
ho. ni».
noffement shall be prima facie evidence
of the receipt of the merchändise
therein described. %m borliegenben gatle
liegt olfo burdj ba« Konnoffement ber prima
facie Setoei« baffir bor, bafi bet „Saron
Salfour" ntdjt bie an bic Klägerin auslieferten
13 SaHen F 0/4 W F, fonbern 13 Sailen (G. S.)
Str. 2 S T W empfangen hat. demgegenüber
lag ber Seflagten ber Setoei« ob, bafj für biefe«
©djtff ntdjt 13 Sailen biefer 3Jtarte, fonbem bie
ber Klägerin ausgelieferten 13 Sailen abgelaben
toorben finb. 3U bemfeI6en Stefultate müßte
man übrigen« fommen, toenn nid}t bie obige
Scftnnmung ber harter Stet in Setracht fämc,
wie Rd) ba« ebenfalls au« ben oben citierten
©ntfdjeibungen ergibt, die SeElagte fjat nun
ben hiernach ihr obliegenben Setoei« rtic^t allein
nicht erbracht, fonbern e« ergibt fidr) fogar au*
bem ©abreiben iljre« Sabannah * #aufe« an fie,
bog bie bon ihr an bie Klägerin abgelieferten
13 Sailen nicht für bie Klägerin abgelaben
toorben finb.
Qfo fragt fidr) bann toeiter, ob bem Anfbruche
ber Klägerin bie »orbebaltlofe Quittung auf
ber Stüdfeite be« Konnoffement« entgegenfteljt.
da« tuürbe nad) § 8 bei ©efefce« betreffenb bie
Ausführung bei $. @. S., ba bie ©fiter au«
bem „Saron Salfour" bon ber Klägerin ju
SBaffer übernommen toorben finb, bann jutreffen,
toenn ei ftch im borliegenben ftaüe um teiltoetfen
Serluft banbelte. da« fann inbeffen nicht ju«
gegeben toerben, ba bie fraglichen 13 Sailen in
bem Konnoffemente al« getrennte Sartie neben
anberen fßartieen aufgeführt fhtb unb tiefe
getrennt aufgeführte Sartie ganj nicht jur Hb*
lieferung gelangt ift.
Siun hat jtoar bie Settagte beftritten, bog
bie Klägerin anbere al« bie in bem Konnoffe»
mente bezeichneten 13 Sailen erhalten habe. den
Setoei«, baß ba« ber #all ift, bat aber bie
Klägerin erbracht. $toar hat ber ©toerführer,
meieret bie SBare bom Schiff abgenommen f)at,
hierfür nicht« fachbienliche« au«gefagt, ber al«
fteuge bernommene Sagermeifter bon Nathan,
SbiKpb & ®o., h°t jebodj befunbet, ba& er nicht
aUetn auf bem Sager bie 13 Sailen F 0/4 W F
habe liegen fehen, fonbern bafj er biefe Sailen
auch fdjoit in ber ©cfjute be« @toerfubrer«, ber
bie Sailen bom Sdjiff abgenommen hat flefehen '
unb auch fdjon ba toahrgenommen habe, baft bie
Sauen nidjt bic ridjtige SJtarfen trugen.
Stach § 611 ©. S. ift bie Klägerin be*
redjtigt, ben 9Bert ber für fie berloren gegangenen
13 Sailen nach SJtafjgabe ber näheren Sc*
ftimmungen biefe« Sarograbben ju berlangen.
dagegen hat fie bie ihr abgelieferten 13 Saüen
ber Sctlagten jurödjugeben. diefe Stürfgabe
hat fie offeriert, der bon ihr geltenb ge=
machte Anfprud) ift hiernach bem ©runbe nach
berechtigt.
die bellagtifche Serufung mürbe am 5. Abril
1907 bom 0. 8. @. IV bertoorfen.
<Sntfd)eibung«grünbe:
Sunächft lann e« reinem groeifel unterliegen,
bafj bie SUnfbrfidje ber Klägerin al« ber legitimierten
Konnoffcment«inhaberin über in Hamburg al«
SöfchungShafen au«juliefernbe Frachtgüter gegen
bie ebenfall« in Hamburg toofjnenbe Sleeberei
be« berfrachteten ©eefriblffe« nach beutfdjem Stechte
ju beurteilen finb. denn ba« Konnoffement foü
feiner Sefrimmung nach über bie Auslieferung
unb (Smbfangnahme ber ©üter im 8öf<f)ung«:
hafen Sefrimmung treffen, ba« hier borliegenbe
alfo im ©ebiete bei beutfeben Stecht« erlebigt
toerben, mithin mujj e« al« Abficht ber Kontrahenten
angefehen toerben, bafj beutfdbe« Stecht über bie
hierbei entftehenben ©trettfragen entfeheibe. Sn*
folge beffen lommt auch bie fog. $arter Stet, bereu
Seftimmungen bie borliegenbe Serfchiffung nach
einer befonberen Klaufel bei Konnoffement«
untertoorfen fein foü, nidjt al« geltenbe« Stecht,
fonbern nur al« Sertrag«abmachung, bie gleich5
berechtigt neben allen anberen Abmachungen fteljt,
in Setracht (bgl. #anf. ©er.^tg. $btbl. Oon 1905
Str. 101).
Stach § 645 be« deutfdjen ©. S. ift nun
ber Schiffer berbflichtet, im Sdfchung«hafen bem
legitimierten Konnoffement«inhaber „bie ©fiter"
auszuliefern, die Ablieferung erfolgt nach bem
Inhalte be« laut § 651 Abf. 1 für ba« Stecht«;
berhältni« jtoifchen bem Serfrachter unb bem
®mbfänger „ber ©fiter" ma&gcbenben Konnoffe;
ment«, bodj folgt e« au« ber Statur be« auf
Seförberung berabgelabenen ©fiter gerichteten
§frarhtbertrage« unb entfprid)t e« ber Au«brud«-
toeife be« fotoofjl tyet toie im § 645 bon ben
„©fitem" rebenben ©efe&e«, ba& bic Ablieferung«^
Digitized by Google
berbflidjtung nid)t generifrijer Statur ift, fonbern
bie bcftimmten, auf biefe« jfonnoffement ab«
gelabenen ©ütcr jum ©egcnftanbe fyat. 9tur
muß bcr ©d)iffer uac^ § 652 für bie Sticht igfeit
ber im Äonnojfement enthaltenen Sejeidjnung
b. b- bex Senenmtug nadj Sltt unb ©attung,
einftefjen, er fann fidj alfo, Wenn bte ©üter biefer
Scjcidjnung nicht entfprcchen, nur feinerfeit«
burdj ben StacfjweiS befreien, bafe ba« angebotene
©ut ba« abgelabene fei. 3)ie Auslieferung««
bcrpflidjtung beruht aber nidjt, »nie biefe« bi«
jum Snfrafttreten be« 33. ©. SB. bex gatt War,
auf bem gemäß L. 1. pr. D. nautae cauponee
tt. f. W. (4,9) Weientlidj bie Satfadje ber Ablabung
jur SorauSfefcung tjabenben unb eine außer*
gewöhnlich ftrenge.§aftung normierenben reeeptum
be« gemeinen Stents, fonbern, ber Raffung bei
§ r»ll ©. 95. entfpredjcnb, auf ben burdj ba«
ftonuoffemcut unb gemäß beffen Sefiimmungen
auf ben jtonnoffementSinljQber übcrgcflancjenen
Stechten au« bem ^o^^^^fle.
Stadj Sorftctjenbem fann ber Äonnoffement«;
inljaber bom ©Ziffer junädjft auf ©runb be«
ftonnoffement« btejenigen ©üter ausgeliefert ber«
langen, ju beren Uebernaljme unb Sudlieferung
ber ©Ziffer fidj im Äonnoffemcnt befannt bat.
©r fann aber, barüber binauSgebenb, Wenn baS
Äonnoffement Swcifel bezüglich ber 3bentität ber
jur Auslieferung angebotenen mit ben nach feiner
Sebauptung abgclabenen ©ütern offen lagt, auf
©runb beS |£rachtbertragcS biejenigen ©tücfe
forbern, bie für ihn abgelaben fmb, nur muß er
in biefem gaOe bie ©runblage feinet Anfpruch«,
baß alfo anberc ©üter al« bie angebotenen für
it)n abgelaben feien, beWeifen.
3m ^ier borliegenben Äonnoffement f>at nun
ber ©Ziffer fidj jur Uebernabme bon 41 bales
factory sweopings befannt unb er bat bnrdj ben
3ufa$ „Haid to be tnarked and numbered as
per margin" ju erfennen gegeben, bog er für
eine beftfmmte SRarfierung biefer Sailen nicht
einftetjen wolle. $rofrbem fann er fidj nicht
burdj bie Auslieferung bon 41 beliebigen Staden
sweepings befreien, fonbern feine Serpflidjtung
gebt auf eben bie gegen biefeS Äonnoffement
abgelobenen 41 Sailen. 3>a Klägerin aber bon
ben ihrem ©Werführer übergebenen 41 Sollen
bie hier fraglichen 1 3 mit ber Sebauptung $urüa%
toeift, ba& biefe« nicht bie für fie abgclabenen
219
Satten mit ber SRarfe (G. S.) Sir. 2 S P W 2008/2020
feien, fo muß fie beWeifen, baß tatfädjlidj anbere
13 Satten mit biefer SJtarfierung auf ihr ffcoxu
noffement abgelaben warben ftnb, #ur Rührung
foldjen SeWeifc« fann fie ftdj nicht, wie ba« 8. ©.
meint, auf bie $arter Act berufen, ba beren
Seftimmung, baß ba« Äonnoffement einen prima
facie SeWei« für bie Ablabung ber barin be*
zeichneten ©üter erbringe, für ben borliegenben
2faII burdj bie gleichwertige Älaufel, bog ber
©djiffer bie Haftung für bie angegebene SRarfierung
ablehne, infofem gegenftanbslo« geworben ift.
$>ie Klägerin hat nun junächft, Woju fie beim
Seftretten ber Seflagten ber borbehaltlofen
Quittung ihres ©WerfüfjrerS gegenüber in erfter
8inie berpflichtet ift, nadjgetoiefen, baß fie bie
13 Sailen mit ber auf bem Stanbe be« Äonnoffe«
ment angegebenen SJtarfierung bisher nidjt er*
halten bat. 3n biefer Sejiefmng fann auf bie
jutreffenben ©rtnägungen be« 8. ©. bertoiefen
Werben.
(Sbenfo ift es mit ber 3urü<fWeifung bes
auf biefe Quittung in Serbinbung mit bem § h
beS hömburgifdtjen 3luSf.?@ef. jum ©. S. bom
29. i)ejember 1899 geftü^ten ©inWanbeS, beim
mit Stecht führt ba« 8. ©. au«, baß e« bei
ber Siia^tablieferung ber fraglidjcn 13 Saüen,
Weil fie im Äonnoffement neben $Wei anberen
Sartieen bon 17 unb 1 1 Sailen, beren jebe burd)
befonbere äRarfierung getennjeidjnet fein foQ,
gefonbert aufgeführt ftnb, nidjt um einen teil*
Weifen Serluft im ©inne be« § <K)9 $. ©. S.
unb be« § 8 be« tjamburgifetjen 8lu«f.-©ef., fon^
bem um ben Serluft einer al« einheitliche«
©anje anjnfehenben befonberen ©enbung hanbclt.
®« ift eben (ebiglidj ein gemeinfdjaftlid)e« Aon=
noffement über brei einzelne ©enbungen ouö-
gefteüt, bie Weiter nidjt« gemeinsame« hnben, nl«
bag fie bon bemfelben Slbfenber herrühren unb
ju gleichem JJradhtfa^e an benfelben ®mbfänger
abgelaben ftnb.
Sergeblictj beruft Seflagte ficr) aud) auf eine
llfance beS^nha^^ ^6/ Wenn mehrere (Smpfanger
bon SaumWoUe ober sweepings au« bemfelben
©djiffc borljanben fmb, jeber einen ÄonrroQeur
ftelte, ber bnrauf achte, baß nur bie richtigen
Sailen empfangen Werben. 3lbgefehen babon, baß
e« fidj hierbei offenbar nur um eine lebiglidj im
$ntereffe ber ©mpfeinger eingeführte, rein tat*
Digitized by Google
220
Ko. »»-8».
fad)ltdje Hebung b>nbelt, liegt aud) nit^t* bafür
bor, bafj bie 9RitWirfung eine* bon ber Klägerin
befiettten ÄontroüeurS bic Auslieferung ber
richtigen Satten an bie Klägerin jur ftolge gehabt
b>ben Würbe. Sta bielmebr, tute glcidj ju er«
örtern fein wirb, bie ridjtigcn 13 Sailen offenbar
überhaupt nidjt im Stampfer „Sarott Salfour"
geWefen, fonbern mit 13 anberen, für ben Stampfer
„3nbernefj" beftimmten Sailen berwedjfelt werben
finb, fo ift eS Mar, bafj eine forgfättigere Seadjtung
ber an ben auSgelabenen Sailen befinblidjen
SKarfen nur baju geführt fjätte, bog bie bem
Hagerifdjen ©merfüljrer tatfadjlidj übergebenen
13 Sailen mtt falfdjer SKarfierung fofort jurüd*
gewiefen toorben wären.
©benfo unbegrünbet ift bte erft in biefer
3nftanj auf bie Älaufel „The Ships responsability
to cease imraediately the goods are discharged
from the ships deck" geftüfete ©inwenbung.
S)enn hiermit ift weiter nichts gefagt, als bafj
bai Schiff für alle bie 3Bare nadj bem Serlaffen
beS ©djiffsbedes treffenben 3ufütte nidjt meljr
berantWortlidj fein Witt, eine Seftimmung, bie
lebigtidj eine $eitltdje Bcgren&ung ber $aftbarleit
beS ©fl^iffcS jum ©egenftanbe, mit ber grage
aber, Weldje ©üter ber ÄonnoffcmentSinb>ber
t»om ©djiffe ju »erlangen beredjtigt ift, nidjt*
ju tun bat.
©djltefjltdj fieljt baS ©eridjt es als erwiefen
an, bafj tatfädjlidj 13 Ballen mit ber am 3tanbe
beS ÄonttoffcmentS angegebenen SKarfieruug (G. S.)
9lr. 2 S P W 2008/2020 gegen biefcS Äonnoffement
angeliefert Werben finb. hierfür fpridjt einmal
fdjon in gewiffem Umfange bie Angabe beS
ÄonnoffementS felbft, benn eS ift an ftdj un=
Waljrfdjeiulidj, bafj ber Ablaber barin bte SDtarfen
ber ftreitigen Sartie unrichtig angegeben baben
foOte. S)em tritt baS SDIanifeft be« Stampfer*
jur Seite, baS unter Str. 59 ebenfalls bie 13 Sailen
mit ber richtigen ^Radierung aufführt.' ©inen
Weiteren SeWeiS Würbe baS in bfeftr Snftanj
bon ber Älägerin beigebrachte Afftbabit bilben,
in Wcldjem ein Stomas ©Win eiblitfj- crflärt,
in feiner ©igenfdjaft als shipping clerk ' ber
Riverside Milk (ber Ablaberin ber 200 Saßen
factory sweepings für ftrieblänber & Dliben per
Stampfer „Snbernefj"), bafj er am 1. ©ept. 1905
für bie Riverside Mills 200 Sailen factory
sweepings mit ber SWarfe F & 0 9ir. 4 W F
an grieblänber & Düben unb am 15. ©ept. 1905
13 bales factory sweepings mit ber 9Rarficrung
(G. S.) # 2 B P W für ©atomon SvoS & ©o.
Siewtjort (bie Ablaber unb erften ^nboffauten
beS an Orber geftellteu Ilägerifdjen Äonnoffemcnts)
abgelaben ftabr, bodj fann biefcS SeweiSmittrl
nidjt berWertct Werben, ba ber beflagtifdjc Anwalt
ftd) barüber nidjt bat erflären fönnen. ©nt*
fdjetbettb fommt aber ba*©djrci6en beS©abannalj=
#aufeS ber Seflagten bom 31. Januar 1906 ^injii,
in Weldjem eS b>tfjt, bafj bie Setlagte „in regard
to the 13 bales of factory sweepings evidently
made a mistake, as the 13 bales marked
F 0/4 W F belong to the steamer „Inverness'*
unb an anberer ©teile: „There is not the slightest
doubt in my mind but that Mssrs. Friedländer &
Oliven got the more valuafole 13 bales". $iernad)
ift eS für baS ©eridjt nidjt tnebr jWcifclbaft, bog
für bic Klägerin in ber S:at 13 Satten mit ber
richtigen SRarficrung abgelaben Waren, bafj biefe
aber burdj ein Serfet>cn mit 13 anberen Sailen
für ftrieblänber & Oliben berwedjfelt Worben unb
infolge beffen nidjt an bie Klägerin gelangt finb.
Stanadj ift ber Älaganfprudj mit Stedjt bom S. ©.
für begrünbet erftärt.
88. 3(1 eine »tage ob« § 12 be« SBorensetdieBgefe^c«
»ereftiigt, wenn mit einen für einen $ritte» im Antonie
nrfrfiü^ten Beiden »erfttjCHe 9er|»at7>n«#Mitte( na* kern
Hntflan» «n ^tmaaten geliefert weTkcn, für ben ba«
Seiten bart gefd^fibt ift?
girma Sur0cn ScterS in Hamburg
gegen
bie finita ^ugo SeterS & ©o. in Hamburg.
5ür bic Klägerin würbe ein fpringenber
©ticr als Sfflarcnjeidjcn für ©pirttuofen am
25. Aug. 1886 angcmelbct unb am 3. ©ept. IHM
beim S. ©. Hamburg eingetragen. S)iefcS geidjen
würbe am 27. ©eptember 1897 in bic geidjcnrollc
beS SatentamtS übertragen. StaS nämlidjc3eid)en
tff feit 7. üKärj 1900 in Argentinien ber gtrma
SetcrS ^ennanos, Weldje in SuenoS Aijrc»
bomijiliert ift unb beren 3"baber bic Srübrr
ber Sarteien ftnb, für Äognaf unb beffen Ser=
padung gefdjü^t. genier würbe bie gleidje SDiarte
am 31. 2ßai 1899 für bte Setlagte unb jWar für
leere ftlafdjen, leere ÄHftcn, Äiftenbretter, ftlafdjem
lapfeln in baS 3e\d}enxtQi\tti beS Satentamt«
Digitized by Google
eingetragen. 3)ie Skffogte oerfah nun nidjt nur
leere glasen unb anbereS SJerpaefungSmaterial
mit bcm Reichen beS fpringenben ©Her« unb
oerfanbte bicfelbeu nadj SiuenoS AtjreS an bie
girota SJkterS §crntanoS, obgleich jie Wußte, baß
(entere girma bic 3flafd)en unb bergleidjcn für
ben öoii it)r in Argentinien bertrtebeuen Äognal
oerwenbete, fonbern fi« gebrauste nud) felbft
beim ©jport Don ©piritnofen baS geichen ber
itlägerin, beu fpringenben ©tier.
Klägerin erb>b ba^er Älage baljin, ber
Seflagten ju Verbieten, ©pirituofen ober bereit
SBerpadung ober Umhüllung u. f. h). mit ber
«Warfe ber Klägerin ober überhaupt mit einem
fpringenben ©Her $u toerfehen unb berartig
gefennjetchnete SBaren in ben SSerfeljr ju bringen
ober feil £it galten.
3)ic SJetlagtc beantragte Abwcifung ber Älage
unb mittet« SBtberflagc, feftjuftelleii, baß
Älägcriu nid)t berechtigt fei, ber Anbringung ber
2Rarfe „fpringenber ©tier" auf Staffen fabeln,
(eeren grfafchen, leeren Ätften, .ftiftenbrettern als
felbftänbigen SBaren burd) bie Sieflagtc 51t Wlbers
fpredjen, audj wenn biefe fo gewidmeten SBaren
an !ßeter6 .^ermanoS oerlauft mürben unb biefe
bie oon ilmcn gelauften SBaren als SBerpacfungen
von in Argentinien Oon ihnen bertriebenen Kognate
benagten. 3)ie SBeflagte führte au«: ©ie bejifre
ein bertraglid)cS9ted)t jurgüfirutig ber ftägerifdjen
9Rarfe für ©pirituofen. ©oweit es fiel) aber um
bie 33enufeung bei 3c\d)eni für ftlafdjen u. f. m.
hanble, fei fic burdj baS eigene Qc'ufycn gebeeft.
Außerbem fei fie berechtigt, glafd)en unb anbereS
!8erpadungSmateria( mit ber ©tiermarle jtt Oer-
fef|cn unb an bie girma SBetcrS $ermanoS ju
überfenben, ba fte bie SSarc felbft nidjt ejportiere,
ber Äognaf biclmchr erft im Attölanb eingefüllt
toerbe unb leftterc finita berechtigt fei, in
Argentinien ihren Äognaf mit bcm ftreitigen
Seichen jut toertreiben.
8. ©. Hamburg unb €>. ü. ©. VI gaben ber
Älage unb ber SBiberflage ftatt.
SJejüglid) ber ©ntfdjeibung über bie S8iber=
flage legte Älägeriit SRebifton ein; biefe hnirbe
am 4. Sunt 1907 bom SÄ. @. II 43, 07 berworfen.
© r ü n b e :
StaS Berufungsgericht hat feine eittfcheibung
über bie SBiberflage im mefentlidjen folgcnber=
221
No. 89.
maßen begrünbet: $>er $ur Beurteilung ftebenbe
gaC fei mit bcm bom SRcidjSgericht in feiner
93b. 45 ©. 143 abgebrudten ©ntfeheibung *)
behanbelten Satbcftanb in allen mefentlichen
fünften ibentifdj. 2)te Beweisaufnahme babe
ergeben, baß Sücflagte an ber (Einführung bei
mit ber flägerifchen 3Karfc ucrfeljenen ÄognafS
nicht a n b c r S beteiligt fei, ali baß fic ben
argentinifchen Importeuren bie ba* Nägerifche
Reichen enthaltenben 3rlafd)cn, Äapfelu. ©tifetten
unb Äiften berfaufe unb überfenbe. AnbererfcitS
fei ei nicht met)r bestritten, baß bie Ääufer, Meters
.§crmano3, bie SRarfc ber Klägerin für Äognaf
in Argentinien eingetragen erhalten bitten, fo
baß eine Beihilfe ju einer rechtSWtbrigen
£anblung nicht borliege. 5)ic gegen bai Urteil
bei SÄ. ©. borgebrachten ©rWägungcn feien nicht
ftid)f)altig. Cb jWifdjen Argcnttntcit unb ©eutfct)=
lanb cin©egcnfeitigfcit«r<erhältnte auf beut ©ebietc
be<t 9Äarfcnfchu^eö beftche, fei gleichgültig. ©*
hanbie ftch tjicr nicht um bic grage, ob bai &eid)en
ber Klägerin auch «« Argentinien fdiu^bcredjtigt
fei ober ob bic girma $eterä $ermano£ mit ihrem
in Argentinien eingetragenen 3"$™ in 3>eutfd)*
lanb ©chu^ genieße, fonbern lebiglith barum,
ob ber beutfdjc Ditchtcr berechtigt fei, bie in
Argentinien borgenominene Ausübung eines in
unb für Argentinien erworbenen Üiect)t* für
re<ht8toibrig ju erflaren unb bamit bie Seflagte
ittr ©etjülftn bei SBcrübttng einer redjtStoibrigen
^anbhtng ^tt ftcmpcln. %ie\e tVrage fei in Ab:
fehung bou einem etmatgen ^Re^ipro^itätSberhält:
niffe im einzelnen mit bem SÄ. ©. ju berneinen
unb bamit erfd)eine bic SBiberflage berechtigt.
Auch fänne ei bahingefteDt bleiben, ob ntd)t
berart unlautere aKantpulationcn, toie fie ©clig=
fohn in einem 51t ben Alten gcbrad)teit ©utad)ten
1 im Auge b^abe, burd) § 82t> bei 58. ©. 99. getroffen
mürben; beim Klägerin ijabc nicht behauptet, baß
bic©intraguitg ihreSSöarenseichenS in Argentinien
überhaupt, gefcr)roeige benn burd) bic SJeflagte
auf eine gegen bic guten ©itten berftoßenbe SBeife
bewirft Werben fei. 5Btelmef)r ftet)e feft, baß
^cterS $ermanoS baS ftreitige 3eidjen legal
erworben tjätten unb ju fetner 93enufeung in
Argentinien auSfdjließlich berechtigt feien. 3>aher
fehle es and) ber Klägerin an jebem 3ntereffcf
ben bloßen Smport bei mit ihrer Warfe ber=
•) *Dtbl. 1«W »t. 23.
Digitized by Google
222
Ho.
fernen SerbacfungSmaterialS nach Argentinien
ju berbieten. SßeterS #ermanoS Würben fld^ bie
ftlafchcn, Äabfcln u. f. w. auch auf irgenb einem
anbernSBege berfefjaffen fönnen, ofenc bafj Klägerin
bie* jtt betfjinbern im ©taube wäre.
SBon ben gegen biefe Ausführungen gerichteten
StebiüonSbefchtocrben fommt junäthft btejenige in
^Betracht, burd) meiere ber grunbfäfeU<he,
ber ©ntfcfjcibung beS erfennenben ©enat* bom
7. Scobembcr 1899 SR. @. ©ntfee}. 58b. 45 ©. 143
entfbrcchenbe ©tanbbunft angefochten warben ift,
bon bem au* ba* ^Berufungsgericht ben SBiber*
flageanfbrueh beurteilt t)at. 9Me StebiftonSflägerin
bat nämlich in biefer $tnpcht folgcnbe* ausgeführt:
$ta* Stecht be* beutfet)en 3etd)emnhabers fei an
ftet) räumlich unbcfec)ränft. STud) im Au*lanbe
borgenommene eingriffe unterlägen feinem SBcr=
bictttngSrcchtc. SMefe* Stecht berfnge freilich i n
feiner b r a f t i f d) e n 2)urchführbarfeit
gegenüber bem au«länbifd)en ©törer, foweit bie
au*länbifd>e StechtSorbnung ba« Stecht be* S)eut=
fehen nicht anerfenne ober ihm eine ^Berechtigung
be* ©törer* innerhalb feinen eigenen Sted)t*gebiet«
entgegenftede. es berfage aber, foWeit jWifdjen
ben betreffenben ©taaten nicht bie ©egenfeitigfett
berbürgt fei, nur be*t)alb, weil bie 3Rad)tmittel
bc* ©taat* unb bie 3uftänbigfeit fetner (Berichte
nicht über ba* eigene ©ebiet hinaufreichten. SBenn
mangel* beftefjenber ©egenfeitigfett ein beutfdjer
3etchentitt)aber au* ber beutfehen (Eintragung bor
argentinifchen ©erichten Stechte nicht herleiten
fönne, auch gef»inbert fei, ba« Reichen in
Argentinien jur ©intragung $u bringen, bann
ein in Sirgentinten anfäffiger Kaufmann ba*
Reichen beffelben fid) in Argentinien fd)üfeen laffe,
fo beftehc für ben beutfehen Stichler feinerlci
Anlafj, ben in feinem #errfihaft3gebiete bor--
genommenen SJtitbetätigungen ober 33eit)ülfen
jener Störungen nicht entgegenjutreten.
3>od) ftnb biefe Ausführungen nicht geeignet,
ben ©enat jum Abgehen bon ben in bem Urteile
bom 7. Stobember 1899 bargelegten StedjWgrunbs
fäfcen ju beranlaffen, welchen ba* ^Berufung*»
gericht in bem angefochtenen Urteile gefolgt ift
unb beren Wefentlidjer !$ntyxlt bahin geht,
baö wer im AuSlanbe ba* beutfehe SBarenjeithcn
eine* anbern ber tuen bet, wenn er nach bem Sted)te
be* auSlänbtfdjen ©taat* ber au*fd)ltefjlich jum
©ebrauche be* 3etct)enS berechtigte tft, hierburrf)
auch nach beutfehem Stechte feine Wiberredjt Hefte
$anblung begeht unb baft baher auch e'nc
im ^nlanbe in SBejug auf einen folchen
eingriff berübte Xcilnahmebanblung
nicht gegen ba* inlänbifche 3c^cnrC£^t berftö&t.
Stamentlich ftcät bie tyet'm Iiegenbe SBcrücfc
ffchttgung ber rechtlichen ©ültigfeit unb 9Birffam=
feit eine* au*(änbifchen SBaren^etchenS in bem
StechtSgebiete, für ba* e* eingetragen tft unb bie
bierau* gezogene Folgerung, bog auch eine im
3nlanbe gefchehene SBeihülfe ju bem feiten* be*
Berechtigten in bem auSlänbifcften Staatsgebiete
erfolgten ©ebrattch eine* folchen &e'\ä)tn& auch
bom ©tanbbunfte be* inlänbtfcften Stecht* au*
nicht reefttswibrig fei, mit bem auch in bem
bie*feitigen Urteile bom 7. Stobember 1899 an*
erfanttten ©runbfafce, bajj ein im Sfnlanbe bc=
grünbete* 9BarenjUMcftenrecht fich auch auf ba*
AuSlanb erftrede, nicht im SBtbcrfbrucft. Vielmehr
J fann hierin nur eine burd) bie Stüdfichtnahme
j auf bie ©elbftänbigfeit unb @leid)bercchtigung
be* betreffenben au*Iänbifchen ©taate* gerecht*
fertigte ©infehränfung biefe* ©runbfafceS erblicft
werben, eine Stecht*anfdhauung, welche burch
ben bon ber StebiftonSflägerin herborgebobenett
©ejidjWbunft, bafj bie Verfolgung eine* im
AuSlanb auf ©rttnb ber bortigen ©efefcgebung
berübten eingriff* in ein inlänbifche* Seichen*
recht im $nlanbe braftifch nicht burchführbar fei,
nicht Wieberlegt, fonbern nur unterfrüfrt wirb.
©nblich h«t Me StebiftonSflägerin noch bie
Stacftbrüfung ber bie 3frage ber Anmenbbarfeit
be* § 820 be* SB. ©. $B. betreffenben ©rörterungen
be* Berufungsgericht* angeregt unb babei nament;
lieh hcrborgehoben, bafj ein Verftofj gegen bie
guten ©itten wenigften* barin liege, baj} bie
Vertagte ba* mit bem fraglichen SBarenjeicften
berfehene VerbadungSmaterial in ber Abftdjt an
bie girma VeterS 4?ermanoS fenbe, bamit btefe
c* in Argentinien für bie Verladung bon
Äognaf berWenbe. $>oct) fann Weber in ben er»
wät)nten Ausführungen be* ^Berufungsgerichts
eine ©efefreSberle&ung noch in bem bon ber
Klägerin herborgehobeneu Umftanbe ein Sterftofj
gegen bie guten ©itten feitenS ber SBcflagten
gefttnben Werben. $n ie^terer ^tnficht fommt
namentlich in ^Betracht, ba& nach ben recht»
lief) nicht ju beanftanbenben geftftellungen be*
Digitized by Google
^crafimg«gcricf)t« bie ftivma Sßeter« ^ctmanod
in «rgentinien ba« fro0lid>e #eidjen in gefefclicher
unb nid^t gegen bic guten ©itten berftofjenber
SBeife erworben bat unb ba§ fie bort ju beffcn
au«fchlte|(icher SBenufeung berechtigt ift. Unter
biefen Umftnnben fehlt e« bafjer an iebem
©runbe, bie b>* in SRebe fteljenbe »elhülfe
ber Seflagten ju biefer 28enu$ung al« gegen
bie guten Sitten berftofjenb anzufefjen, jumal
bo biefe SBeihfilfe lebiglid) in bem «bft^Iuffe
unb ber (SrfüUung bon £onbeI«gefd)äften be*
ftebi, bie ju bem ©efdjäft«betrieb ber »erlagten
gehören unb abgelesen bon ber nadj borftehcnben
Su«fübrungen rechtlich nicht ju beonftanbenben
SerWenbung be« fraglichen SEBarenjeidb^n« feine
Sefoitbetfjeit zeigen.
90. «rangt t9, »cn« in ber «ntfinbigun«. ber
Xngeeerbnung »er (SencrnlnrrftHMlung darr «tflirn<jcfci1>
f(f)aft nur angegeben wirb, meldte ^aragrapben be*
<JkfrlIf4aff0ftcrtragr0 gtanbert »erben f»Ben, o|ne big
brr 3Bbalt btr in «Höfntit genommenen flcnberuiigen M
mt>«e* ingegebrn wirb?
©arl SBecter
gegen
bie 9c orbbeutfehe Sute* ©binnerei
2Beberei in Hamburg.
Urteil be« £). S. @. I bom 10. Suli 1907,
burd) welche« bie Äloge abgewiefen würbe.
& r ü n be:
Scr 3toect ber Ijier fraglichen ©eneral;
SBerfammlung ift bei ihrer Berufung betannt
gemalt Worbeu. Die «nfünbigung lautet in
ihrem in SBetradjt tommenben Seile:
£agc«orbnung :
©tatutenänberungen.
Sorftanb unb 8ufftcht«rat beantragen, bie
§§ 8 bi« 10 unb 16 (betreffenb «uffteüung ber
Jahresbilanz unb 9temuneration be« Slufßcht«:
rat«) abzuänbern.
Der Kläger, ber in ber ©eneralberfammhtnQ
nicht erfcfjiencn ift, fldfc)t bie gefaxten, ben
Anträgen be« Sorftanbe« unb be« 8lufficht«rate«
«ntfbred>enben SBcfchlüffe ber SBerfammlung an,
Weil bie »nfünbigung ber SSorfdjcift be« § 274
m\. 2 $. ©. 58. nicht entfbrodjcn habe.
223
N0. Htf— »O
Ob ber nicht erfchtenene SUtionär au«
| folgern ©runbe jur Anfechtung berechtigt ift
| ober nicht, ift in ber Literatur beftritten. SRach
ben majjgebenben gefe&Iidjen 93eftimmungen
mufj bie grage bejaht Werben. Der § 271
»bf. 3 ©. «. läßt bie »nfedjtung ju, wenn
bie JNnfünbigung be« ©egenftanbe« ber Sefdjlufs:
faftung nicht gehörig erfolgt ift. Der § 274
Slbf. 2 enthalt eine »orfdjrift baröber, tote eine
beabftd)tigte SRcnberung be« ©efellfchaft«bertragc«
in ber Slnfünbigung erfennbar gemalt werben
fotte. $ft biefe Sorfchrift nicht beamtet, fo ift
bie «nfünbigung be« ©egenftanbe« ber fflefdjlufc
faffung unzweifelhaft im ©inne be« ©efefee«
nicht gehörig erfolgt.
Die Parteien haben baräber bertjanbclf, ob
im borliegenben gfaUe bie £aubrfacfje nid)t
burd) bie in einer fbäteren ©eneralberfammlung
gefaxten ©efa^lüffe erlebigt fei, in bem bort bie
gleiten Slenberungen be« ©efettfdjaftSbertrage«
mit rörfwirfenber Äraft befd)loffen feien. 3>ie
t^rage ift ju berneinen, Weil pdj bie Slnfeajtung
be« Stläger« naä^i § 271 cit nifyt gegen eine
»enberung be« ©efeüf<$aft«bertrage«, fonbern
cjegen bie 93efd)lüffe einer ©eneralberfammlunfi
richtet. 3U e'ner Unterfua^ung ber $rage, ob
ber Äläger ein berechtigte« 3nt^effe Qn oct
Durchführung be« $rc%effe« fyxt, liegt fein
Slnlai bor.
Sie »eftimmung be« § 274 Hbf. 2 gibt §u
3wetfeln »nlaf».
SBenn — Wie im borliegenben gaOe — bie
Slenberung einer 9fcifje bon 93efrimmungen be«
©efeQ|d?aft«bertrage« beabfidjtigt Wirb, fo ift
zweifelhaft, ob im ©inne ber Seftimmung eine
ober ob meutere bcabftrfjtigte Slenberungen an^
Zunehmen finb. Gbenfo ift zweifelhaft, Wie
jwifchen einem wefentlidjen unb einem un-
wefentlichen Inhalt unterfchteben Werben fott.
2>iefc 3weifel fönnen jeboch auf ßdj beruhen
bleiben.
Die ©ntfeheibung be« Sßrozeffe« hö"fl* <n
erfter öinie babon ab, ob e« genügt, Wenn
angegeben Wirb, welche Sßaragrabfjen be«
©efedfchaft«bertrage« unb Welche SRatericn burch
bic bcabftchtigten Slenberungen betroffen Werben,
ober ob e« nötig ift, bag angegeben wirb, in
| welcher SBeife bie SWaterien nunmehr geregelt
! werben foüen. Da« Berufungsgericht ent»
Digitized by Google
224
Xu. 9».
fdjeibet fdjon biefe ginge m Uebereinftimmung
mit bem Ü. ©. ju ©unftcn ber Seflogten in
bem erfteren Sinne.
#ätte bai ©efefc gewollt, bog bor ^uljalt
ber beabfidjtigtcn Slenberuugen angegeben Wers
ben falle, fo Würbe nidjtS einfacher geWefen
fein, alt bai beutüd) jutn SluSbrud1 $u bringen.
3)a3 ©efefe Ijat aber nidjt getagt, bafc ber
3nf>alt ober ber wefentlidje 3nf)alt angegeben
Werben, fonbern bafj bie Slenberung nadj ifjrem
Wefentlid)en 3>nljalt ertennbar gemalt toerben
foHe. ®i mufj angenommen toerben, bafj mit
ben SBorten geringere Slnforberungen fjaben
bejeidjnet werben foffen.
S)te SBeftimmung pnbet fid) nod) nic^t in
bem Dom Steid^Ä^ufitjamt aufgehellten, fonbern
erft in bem bem 8teidj8tag toorgelcgten @nt*
Wurf (§ 266). $n ber 3>enffd)rift ju biefem
©ntwurf wirb bemerft, bafj Älagen geführt
mürben. ^nÄbefonbere richteten fid) bie Sie*
fdjWerben bagegen, bafj in ben Slnfünbigungcn
bielfad) Weber ber Snfjalt oet beabfidjtigten
Slenberungen nodj ber Snljalt ber betroffenen
Paragraphen bei ©efellfdjaftSbcrtragea, fonbern
nur bie &a$l ber betroffenen Sßaragrnpfjen an=
gegeben merbe. ©ine berartige Slnfünbigung
oerfeble if»ren 8*oed, tnbem nidjt babou ani-
gegangen werben fönne, bajj jeber Slftionär ein
Statut beftfee. ©eSljalb enthalte ber ©ntwurf
ben § 266 »bf. 2. 2Bie ber SInWalt ber 33e=
flagten mit SRedjt bemerft Ijat, mufj barnadj
angenommen werben, bafj Wenigften« ber
SBunbe&rat nur ben 2Jiitj)tanb t)at abfteaen
motten, bajj bie Slnfünbigungcn feine von beiben
Angaben enthielten, bafj er aber eine Slm
fünbigung, in ber Wenigfienä ber $nb>lt ber be*
troffeuen Paragraphen best @efeüfd)aft8bertragc3
angegeben Wirb, nidjt für mtfjbräudjlidj ober
bebenflidj gehalten f>at.
SBürbc bai ©efefr Oer langen, bafj ber Wefent*
Itdt)e 3nb>lt ber beabftdjtigten Slenberungen mit=
geteilt toerbe, fo mürbe bai in Dielen galten
barauf bjnausfommen, bafj ber ganje 3nf>alt
— nur bieüeidjt nidjt in gönn bon <3ä$en —
mitgeteilt Werben mfifjte. @ö Würben leidjt mt;
berljältniSmäjjigc Äoften entfteljen.
Sßraftifd) genügen Slufünbigungen Wie bie
fticr borlicgenbe boüftänbig bem PcbürfniS.
i ©er Slftionär crfieljt au$ ifjnen, um Wa8 e*
fid), wie bie $enffd)rift fid) auebrutfr, bei ber
in SluSfidjt fteljenben 93efdjlufjfaffung fyanbelt.
$at er ein ^ntereffe baran, baft bie in ber
Slnfünbigung angegebenen <D2aterien nidjt anberS
ali bisher geregelt Werben, fo lann er in ber
©eneratbcrfammlung erfdjeinen. $at er ein
SSntereffe baran, ben ^nljali °bex ben SSortlaut
ber S3orfdjläge beS SJorftanbcd ober beä Sluf^
jldjtsrat* fennen ju lernen, fo tann er firfj nad)
§ 256 Slbf. 1 eine SIbfdjrtft ber Slnträge erteilen
laffen — eine 9ttoglid}feit, auf bie er, nebenbei
bemerft, in ber borliegenben Snfünbtgung au«i=
brürftiet) bingewtefen ift.
3u beadjten ift aud), bag ber Slftionär,
ber ben ^n^alt ber beabfidjtigten Slenberung
aus ber Slnfünbigung erfä^e, im 3rrtum fcin
Würbe, Wenn er annähme, ba& nur biefe
Slenberung in grage fämc. ©elbftoerftänblid) ift
ei melmc^r möglid), bag bie ©eneralberfnmm=
lung eine Slenberung in entgegengefe^tem ober
fonft in anberem Sinne befd)lie&t. 3)aS ^ntereffe
bei SUtionärS gcl)t baljer in erftcr Üinic
bab^in, ju erfahren, über Welche Söeftimmungen
bea ©efeafd)aftöoertrage« ber^anbelt Werben
foü. ©inc Slnfünbigung, bie ben ^n^alt ber
beabfid)tigten Slenberung angäbe, fünnte fogar
geeignet fein, einen unfunbigen Slftionär irre*
jufüljren.
3>t meinem Sicrlage ift foeben erfd)ieneu unb
burd) aße Sudj^anblungeu ju beziehen:
la* 5eutfd)e leerest
(mit SluSfd)(uB bei Seeberfid)erungdred)teö).
ein praftifd)c8 ße^rbud)
bon
Dr. Alfred Sieveking.
prei«: ©et)eftet 20 IL
3n ^albleber geb. 23 X
Ottt ^eigner« Sierlag in ^atnburfl.
Oll» *(<! »•)««< *»rla„, Öainbm«, «.tmaunriraH 41 ii»rm'r« flwr 1 MS. 4)ita»l«;rtl. 9nt
terf 3»»a*i «litl« INcvti, ««m»«!..
Dr.«, t.*nniU, «anOmir«.
Digitized by Google
No. 38. _925_
So. «1.
§anfcatifd)e ©triitjt^cüMfl-
jbauptßfatt.
|atti>eUred)tlid)e falle.
XXVIU. 3JahrB<mB. (40. Solang ber $anbel*9eri$tt.Äeüun0.)
frei* für Im 3atr|Mf: $»pt< «ab »eiMatt mit ttegifier 20 X — $«nyt»(att aOeia mit Seiner 15 X
Betblat« «Hein nit Megifter 15 X
Piütw QmfiL £ambt«g, ben 19. Sebteinber. 1907.
3o!|fl!t: ttutf(d • a«ftrolt|*e Xnnipfirfiiji* ■ ©deUfc^oft in
Hamburg gegen bic Xtutjcfft 2tompffd)ifla^rt« - Qtefedftbaft
fym\a in »remen. — geller, »Mler, Millinger & do. in
«ninwrpen gegen bie leutidre $anipf|<f|iffaljr«-®efenfifiaft
„8o«mo** in Hamburg.
91. 3)ioniotr finffl ouf einem §>feiieinfd)nitt ^(taui
falptnben Dampfer«, menn bie SRiinbiuig gletdueitia. »on
einem anbeten Kämpfer getjuert »itb.
S>eutfdM$Iuftralif d>e $>ambf fdjiff«*
©efellfdjaft in Hamburg
gegen
bie $eutfd)e $ambffd)iffahtt«:@efellfd)aft
#anfa in Sternen.
3n biefer fyptbl. 1906 9?r. 107 referierten
©adje tote« ba« 31. ©. 1 47606 am 22. ^uni 1907
bie beiberfeitigen Stcbijionen jurüd.
©ntfrf)eibung«grünbe:
$a« 9t. ©. ift ber Seurteilnng be« Sorbers
ridjter« int ©rgebniffe, wie in ben $auptbunften
ber Segrünbung beigetreten.
SRadj ber fteftfteHung be« SBorberrichter«
befteben feine bon ber Äoiferl. Serorbnung bom
9. 3Rot 1897 abtoeirfjenbe Iofale SBorfdiriften, nadj
benen ber gegen toärtige gaß ju beurteilen träte.
Stanad) beftanb auf ©runb be« Srt. 19 biefer
Serorbnung, tote aud) bon ber UJeflagten jus
geßeben toirb, bie SSerbflidjtung ber „Siebenfei»",
ber „Duisburg" aus bem 28ege ju gehen. 3>afür
toaren nun nad> Sage ber ©adje geniäfi ben
«aal«uif«t a«Ttd)il|tJraiia. «loiblait.
»rt. 22 unb 23 redjtlidj nut bie beiben 2Röglidj*
feiten gegeben, enttoebet nadj ©teuerborb au««
jutoeidjen unb hinter bem #ed ber „$>ui«burgw
herumzugehen, ober bie gafjrt ju minbem unb
nötigenfalls ju fiobben unb rüdtoärt« ju gehen.
3)a« tatfädjlidj unternommene SWanöber, ba«
barauf abhielte, bot bem 5Bug ber „3)ui*burg*
borübetjugeljen, toäljrenb biefe ftobbte unb ba*
Staffieren ber „Siebenfeld" abmattete, war über*
fjanbt fein „aud bem SBegc gehen", bielmeljt
tourbe bamit bem ©egenbambfer biefe Obliegenheit
jugefdjoben. ©« berftiefc fomit gegen »rt. 19
unb jugleidj gegen Slrt. 22, ber e« bem au«=
toeidjebfltdjtigen ©djiffe untetfagt, ben SBug be«
©egenfduffe« ju freujen, fofern bie« nidjt burd)
befonbete Umftänbe geboten ift. ©erartige Unu
ftanbe lagen nidjt bor. $toar toar bie „Siebentel«*
gehinbert, toefentlidj mef|t nadj ber ©üb (nadj
tedjt«) ju gehen, fte toat abet nidjt gehinbert,
in ©emäftheit be« Slrt. 23 ju Ijanbeln. Jpätte
fie bie« getan, fo toäte bie Äoüifion nad>
ber tatfäd)lidjen ^ftftettung be« Sorberttdjter«
unfehlbar bermieben toorben. 2>ie „Siebenfei«"
bat ba^er bitrdj einen ganj offenbaren unb
fdjtoeren Serftog gegen bie »rt. 19, 22 unb 23
bie Sollifton in erfter Sinie herbeigeführt. Sie
®rgänjung ber urfptünglidjen S3orfd)tiften bet
Äaiferl. SJerorbnung burdj ben Slrt. 22 hat für
ben Slrt. 19 bie Sebeutung, ba& ba« au«toeidje=
bflidjtige ©d)iff, menn e« nidjt baju gejtoungen
ift, niemal« nadj Sadborb auetoeidjen barf
Digitized by Google
No. 91.
(SRarSben, Collisiona 5. Stuft. ©. 385; SKoore,
Rules of the Road ju Slrt. 19 unb 22). <S«
fommt ^tnju, bog auf ber „Siebenfei«" aud) gegen
Slrt. 28 bet Staiferl. Serorbnung berftofjen tft,
inbem ba« bon i^t Rgnalifierte Sint«ruber nid)t
fofort ausgeführt, fonbern hiermit bi« jur Slnttoort
ber „Duisburg" gewartet Würbe, Was jur gotge
hatte, ba& ber ÄurS ber „Siebenfei«" Rd) bis jur
Moltiflon nidr)t nennenswert nnberte.
SBaS baS Verhalten ber „Duisburg" ans
langt, fo bat ber 93orberrid)ter Re lebiglfdj
au« beut ©runbe für mitfdjulbig erfannt, Weil
Re nad) beut SintSruberRgnal ber „SiebenfelS"
nidjt fofort geftobbt bat, fonbern aud) ihrerfeit«
Sint«ruber gelegt hat. dagegen hat er e« un=
entfdjieben gelaffen, ob ein Weitere« Serfdjulben
barin ju erbltden fei, ba& bie „Dui«burg" beim
©iahten be« ©egenbambfer« 9ted)tSruber gelegt
unb bie« Rgnalifiert bat. Dies Verfahren bc«
93orberrid)terS ift an pdj nicht $u billigen, ba
eine Abwägung be« beiberfeitigen SerfdjuIbenS
nur unter erfdjöbfenber SBürbigung fämtlidjer
in 93etrad)t tommenber ©treitbunfte mögltdj ift.
Sin bem (Srgebniffe wirb ^ierburd) inbeffen nichts
geänbert, ba bie grage ju ©unften ber „Duisburg"
ju entfd)eiben tft unb fomit in biefem fünfte
ein SSerfdjulben berfelben nietet in 93etrad)t fommt.
Die „Duisburg" befanb fid) in einem engen
ftarjrWaffer, fie War bafjer nadj Slrt. 25 berechtigt
nnb berbflidjtet, fid) tunlichft an ber redeten
(Seite ber ^^rrinne ju galten. Dies um fo
mer)r, al« es bon ihrem ©tanbbunlte au« nic^t
ausgefdjloffen erfdjeinen tonnte, bog ber ©egen=
bambfer in biefe« felbe gahrwaRer einlief, für
melden gaH fie iljm bie für fie linfe ©eite
tunlidjft freizuhalten hatte. ©S tann bafjer an
Rd> nicht al« unrichtig erachtet werben, ba& fie
bem an ber SDcüntmnfi nach, recht« abfaKenben
Ufer ihres gahrwaRer« mit SRed)tSruber folgte,
jumal ba tjierin im ^inbltct auf Slrt. 21 nur
eine ganz unerheblidje fturSänberung lag. Se&tere
war aber aud) im gegebenen SDlomente bedbalb
unbebenflid), weil nad) ber Karen ©adjtage
red)tlid) ba« ©egenftfjiff feiner 3tu«weia)ebflid}t
nur in ber SBeife nadjlommen fonntc, bajj es
entWeber nad) ©teuerborb, foWeit bie« nod)
indglirfj war, abfiel, ober Robbte unb bie „DuiS:
bürg" bafperen liefe; in beiben Sailen aber Wäre
ba« SluSmeidjemanÖDer ber „SiebenfelS" burrfj
ein geringe« 21 bf allen ber „Duisburg" nad) rechts
nur unterftüfet warben. CrS tann ber „Duisburg"
nidjt junt Vorwurfe gemalt werben, bog fie Rd)
burdj ba« 9te$t«ruber bie 9Rbglid)teit entzog,
bemnädjft mit boQer SBirtung ba« 9tuber Im!«
ju legen; benn biefe 3KögIid)feit tonnte für fie
ZU ber 3eit, Wo fie ba« ffluber redjt« legte, gar
nidb^t in SBetradjt tommen. (Sin Slbfaüen nad)
Sadtborb Wäre an firf) ein burdj nia^t« gered)t=
fertigter SSerftog gegen ärt. 21 gewefen, ber
bei torreftem Ser^alten ber „Siebenfcl«" bie
^oOifiondgefa^r wefentlid) berftärft fjätte, e«
Würbe aber beinnädjft aud) nur baburd) bernnlagt,
ba| „Siebenfei«" im offenbaren Söerftofj gegen
bie 93orfd>riften Sinf«ruber Rgnaliperte, Womit
I auf ber „Duisburg" in feiner SBeife gerechnet
! werben tonnte. Slnbrerfeit« War e« eine burdpiu«
jwedmägige 9Ragna^me, bag bie „Duisburg"
beim ©idjten be« grünen SidjteS ber „SiebenfelS"
an i^rer 99adborbfeite berfua^te, biefe in irgenb
einer SBeife auf fidj unb bie jener obliegenbe
SluSWeidjebflidjt aufmertfam ju machen, Woju
ba« 9led)tSruberügnal ein geeignetes ÜDtittel bot,
baS aud) feinen gWed erfüllt tjätte, wäre bie
„SiebenfelS" ib^rer 93erbftia^tung gemäß barauf
eingegangen. SBenn ba^er aud) baS anfanglidjc
9ted;tSruber ber „Duisburg" fidj burdj beu
Weiteren Serlauf als ein ungünftigeS, für bie
Stoütfton möglidjer SBeife taufaleS SRoment
^erauSgefteHt ^at, fo farni e« ber „Duisburg"
bod) nidjt jum S3erfd)ulben geretdjen; aua^ bem
©adjberftanbigen ift e« nidjt eingefallen, in feinem
ausführlich begrünbeten ©utad)ten einen Säorwurf
barau« herzuleiten.
©anj abwegig ift bie SluSfü^tung ber 9tebiRon
ber 93eflagten, baß „Duisburg" nad) Sage ber
©nd)c üerpflid)tet geWefcn Wäre, ib,re ftafyzt p
mäßigen ober ju ftobben, um ba« £3erljalten beS
anberen Seils abzuwarten unb fid) nach biefem
ju richten. Vielmehr ftanb ber „Duisburg"
unbebingt baS SBegered)t ju, fie hatte alfo nad)
Slrt. 21 ÄurS unb ©efd)Winbigfeit beizubehalten,
Währenb bie SRagnahmen, bie bie 93etiagte je^t
bon ihr berlangt, gerabe bem ©egenbanwfer
oblagen. 33ei torrettem Verhalten be« le^teren
wäre bie mutmaj}lid)e golge jener ber „Duisburg"
angefonnenen SJcagnahmen bie gewefen, bal beibe
©chiffe geflößt hätten unb gegeneinanber getrieben
wären.
Digitized by Google
Sagegen lägt e« fldj nicht beanfranben, bafj
ber 93orberricf)ter e« für fdjulbhaft erflärt, menn
bie „Sut«burg" auf ba« unrichtige Sinteruber*
fignal ber „Siebentel«" ibrerfeit« mit £inf«ruber;
ftgnal unb bent entfbrechenben Umlegen bei
Stuber« antmortete. <5« ift jutreffenb, bafj ber
©rfolg biefe« äftanöber« bon bornfjerein babunfj
in grage gebellt mürbe, bafj borfjer JRedjt«ruber
gegeben mar, auch lag bamal« bereit« eine
ÄolliRon«gefa&r bor, ber jtoar noch fidler burd)
©toppen unb 9cüctmärt«gehen, nicht aber mehr
burdfj ein Stubermanöber begegnet merben tonnte.
©« mar bar)er unborfichtfg, bafj nicht ber fixere
SBeg gemäfjlt, fonbern auf bie fehlerhaften
Intentionen ber ©egenfeite eingegangen mürbe.
Sag biefe eine foldje Sßafjnahme ermattete,
gereicht ber „Sui«burg" nicht jur ©ntfrfmlbigung,
benn biefe mar allein in ber Sage, bie SBitfung
be« unternommenen SRandber« im £inblid auf
ba§ tjorangegangene iftecfjteruber ju beurteilen.
Gbenfotoenig fäßt e« in« ©etoidjt, bafj fte in
3folge bei ftgna(ifierten, aber nicht fofort au«*
geführten Sintörubermandber« ber „2iebenfel«"
auf ein ftärfere« Slbfatten biefe« Sambfer«, al«
e« tatfächlidj erfolgte, rechnen mochte, benn ba«
SDtafj biefe« abfallen« mar ftet« ein ganj unfut)erer
ftaitor unb überbie« erbettt nidjt, bafj bie ÄoIIifion
bermteben märe, menn „Siebentel«" etma« mehr
abgefallen märe.
92. {jruijetdinting im Sonnoffctncn» von £icbftat|[
burd| robbers or tbleTes unb mu barratry. — Briaeia,
ba| ein »erfiottr 2ietftafr,( auf $erfoaen aagetlialt »er
3d|ifftfmontif$eft )«rM)affibrta ift.
3eIIcr, 9tö«Ier, Millinger & (So.
in Slntmerben
gegen
bie Seutfrfje Sampffchiffahrt«:©efcllfchaft
,,Äo«mo«" in Hamburg.
91m 12. ©eptembet 1904 f»at bie 99eflagte
in Slntofagafta (S^ile) 51 ganje unb jmei halbe
Augein ©ummi jur SBeförberung nadj Sink
merben in ben Sampfer „©efoftri«" eingenommen
unb ein Äonnoffement barüber gejeidjnet, beffen
legitimierte Inhaberin bie tlagenbe girma ift.
Sa« ©cfjiff ift Anfang STCobember in Hamburg
entldfdbt morben. SBä^renb 43 Äugeln mit bem
Sampfer „Sorbelia" nach Slnttoerpen toeiter
327
No. 91— M.
berlabeit tourben, finb 10 nictjt abgeliefert. Safür
berlangt Klägerin mit ber Älage gftanc« 3081,25
©ribaben«erfa&. {Benagte hat borgerragen, ber
Sampfer „©efoftri«" fei bom 22.-23. ©eptember
im #afen bon SSalpatatfo gemefen unb bort fei
in ber Sufe 4, in ber ba« ©ummi gelegen fyxbe,
ein Siebftaljl eine« Äofferinhalte« borgefommen.
Sag« barauf auf ber galjrt nach Xalcabuana
^abe man bie ©ummihtgeln nadjgegäbjt unb ba«
geilen bon 10 berfelben entbeeft, bie ftdjer auch
mit geftorjlen morben feien. Sa bie Äonnoffe:
mente fotoobl bie Älaufel:
not responsible for pirates, robbers or
thieves by land or sea
rote auct) bie auf etmaige Unteblicbfeit ber
ffllannfdbaft bejügliche Älaufel:
not responsible for barratry, neglect etc.
of master, marinere etc.
enthalte, hafte bie i&eflagte nicht.
58om O. S. ©. III mürbe bie Älage am
4. guli 1907 abgemiefen.
©cünbe:
tRidjtig ift aOerbing«, bog, mie in ben
Urteilen $btb(. 1899 3er. 27 unb 1903 9h. 31
näher ausgeführt ift, bie Älaufel not responsible
for robbers and thieves unb ähnliche, fich auf
©igentumdberlefeungen befdbranft, bie auf Sritte,
nicht auf b i e ©cr)iff«mannfchaf t jurütf»
juführen Rnb, mährenb bezüglich biefer bie grei?
jeichnung burdj bie barratrysÄIaufel ju gefchehen
pflegt, über beren 9u«Iegung feine Ueber«
einftimmung in ber beutfehen unb englifcfjcn
^raji« hcrrfdjt («Rähere« f. »ob^n« n ©. 224,
©d)ab« ©. 430). Sem S. ©. fann aber bartn
nicht jugeftimmt merben, bag jene Siebftahl«-
flaufet Reh aufterbem auch noch barauf befd)ränfe,
bog Seile berSBaren au« einzelnen
ÄoIIi« gcftohlen merben unb bafi bie
Älaufel au«gefdjIoffen fei, fobalb ganje Äoüi«
geftohten merben. Sa« 8. ©. beruft fich bafür
auf einen „beftebenben ^anbel«gebrauch4i ohne
anzugeben, ob er in Hamburg ober etma in
Snglanb (tooher ja bie in englifd>er ©brache
au«gebrüdte SBeftimmung ftammt) befter/en fod.
| Sie jablteicrje ^ubilatur über bie Siebfrabld'
I flaufel berrät nicht« babon, ebenfotoenig finbet
fich babon eine Slnbeutung in ben ^Begriff«;
I befHmmungen ©ebfter* ©. 1291, 1371, 1375
Digitized by Google
228
Ho.
$u ben Sßorten „steal, tbeft unb thief" unb
©. 752 bei „larcency", too überall gerabe ba*
nicht getoaltfame heimliche Xun im ©egenfafc
juin violent taking be* ,jobW* betont toirb.
#toar. ertoäbnt SC B b o 1 1 (Spinal) Law of
merchant ships and seamen, SSuft. 14 (1901)
©. 629 ein Urteil Taylor c. Liverpool and Great
Western Shipp Co. bon 1874 wonach:
thieves having acquired a technical meaning
restricted to thefts of violance,
loäbreub in anbcrn gälten bie Älaufel gerabe
auf 2Bcgnat)mc ganzer Sliften unbebenflich an=
getoanbt toorben ift,
©teinmann * Sngier bei Harber Carriage
by seaEd.III 1900 ©. 313 unb »bbott o. a. O.
©. 629. gemer befonber* SRotbfchilb gegen
Royal Mai), Maclachlan Law of merchant
shipping Ed. 4 (1892) ©. 568.
2>a& nunboOenb* ba* beutfehe Serftänbni*
bei SBorte thieves unb theft ein anbete* fein
tönnte, al* ba& baruntet auch SBegnabme gantet
Sachen toie biet einzelner unberpacfter ©ummis
fugeln ju begreifen fei, erfcbeint biefem ©ericht
böHig cmügefehloffen.
<S* fragt fich alfo, ob hier ein 3)iebftabl
al* ertoiefen gelten fann unb ob berfelbe auf
«ßerfonenaufjerbalb beräRannfchaft jurticfjuführen
ift. SSeibe* ift auf ©runb ber erfolgten 58ewei*s
aufnähme ju bejahen, wenngleich an$uerfennen
ift, baf» ber geführte »etoei« fein abfoluter ift,
fonbern nur eine ber ©ctoifjbeit nahe fommenbe
grojje SBabrfcfaeinlicbfeit für bie Starfteüung ber
Seflagten erbracht bat.
3m 12. ©eptember 1904 ift im Äonnoffement
d. d. Sntofagafta bie ®innabme bon 53 ©ummk
fugein im ©eWicht bon 1157 Stiio befcheinigt
ntorben unb e* ift nicht &u bezweifeln, bajjj eine I
fo toertboOe SBare (jebe einzelne Shigel foü circa
300 gfranc* wert fein!) bamal* auch burcbgejäblt
toorben ift. Slm 22. ©eptember mürbe im §a\en
bon »alparaifo bie ^Beraubung bon jtoei Äoffcrn
unb bie SBegnabme einer Stifte mit 6ffeften
gerabe au* berfclben Sufe 4 entbeeft, in ber bie
©ummifugeln lagen. Sie* gab ben Sünlafj, biefe
%clq$ barauf nachjujählen unb e* ergab fich ein
ÜRanto bon 10 Äugeln im ©eWicht bon 122 ftilo
(mäbrenb alfo bie eingenommenen Äugeln im
©urchfehnitt ca. 22 jftlo mögen, Rnb gerabe bie
fleinftcn, am leiehteften ju berbergenben im
$urchfchnitt*getotcht bon ca. 12 SNlo entwenbet
morben). $>ie SBahrfcbeinlichfeit, bafc biefelben
unreblichen $änbe am gleiten Ort unb ju gleicher
Seit fich an bie Äoffer unb Äiften toie an bie
©ummifugeln herangemacht haben, ift eine fo
grofte, baft bie* ©ericht biefe ©rflärung für
richtig hält. «Run märe ei ja freilich nicht un-
benfbar, bau mäfjrenb be* futjen Aufenthalt* in
SBalparaifo, too jene Äoffer erft an SBorb gebracht
toorben pnb, nnrebliche Seute bon ber 2Rann=
fchaft alle* enttoenbet unb an Sanb gefdbafft
hätten. Mein ba* ift ju toenig toabrfcbeinlicb,
beim bie SJtannfchaft Würbe beim ©elaben bes
fdjäftigt, tonnte fich nicht obne aufjufaden an
Sanb entfernen unb fiätte natürlich erft recht
nicht rUfieren bürfen, ©eftoblened an 9)orb ju
berfteefen, too jebe grünbliche Slebifton e£ ju
Sage gebracht bötte. Unen blieb biet glaublicher
unb barum unbebenflich teft^ufteHen ift ei, baß
biefe ©iebftähle bon Seuten au* Salparaifo
begangen ftnb, fei e* nun bon fleteros (®epäct=
trägem) ober journaleros (©chauerleuten), beren
am Sfbenb bor ber JRüctfaört nach Slntofagafta
mehrere an JBorb toaren. 2>afj biefe bie SJcftg«
lichfeit befagen, in Sufe 4 ju gelangen, felbft
toenn beren 2)ecfel, nachbem ber bie «elabung
übermachenbe äßatrofe toeggeganßen mar, ber»
fchloffen morben ift, ift gleichfalls feftgeftettt:
3>enn e* toar burch eine Mappe bei $robiant=
räume* bon Sufe 3 au* möglich, in Sufe 4
einjufteigen. ÜKan mag ba* Dffenlaffen biefer
Stlappe al* eine iRachläffigfeit ber SJcannfchaft
charafterifieren, babon bat bie »eflagte fich freü
gejeichnet.
©a biefe ^nftan) alfo überzeugt ift, bafe
' ber 5)iebftab,l ber ©ummifugeln noch am
22. ©eptbr. 1904 im £afen »alparatfo« burch
fleteros ober journaleros begangen ift, fo fann
fich bie betlagte SReeberei alfo mit Stecht auf ben
SKrt. 1 ihrer Conditiotis of shipment:
not responsible for robbers or thieves by
land or sea ....
ju ihrer ^Befreiung berufen.
Odo gtttilttftf »tttüj. ^«Ml-itTg, ^rrmanftrofi 44, 8<nifcit<tir I «»5. SDttannefrü. 9tr»aft«ni Dr. X. Snitt«. ««otbiirg.
ttarf «ra 3 c- kann «iattit Wnii. «jmt«ti.
Digitized by Google
Mo. 39.
229
J>aupt6fatt.
$anöeUred)tlid)e falle.
^ahrgamg. (40. SaljrgaiiQ ber $anbcttgeridjt*3titunQ,.)
Ürei* fir ben 3af>rg«g: $M»f unb Beiblatt mit Gegiftet 20 X — «auptblatt aOcln Mit »e|ifter 15 X
Beiblatt allein mit «Cflificr 16 X
3>rtft« Quartal.
•fcam&urg, bat 26. September.
1907.
3ub,olt: 3. Staümti jr. gegen bie J raniport (oortn.
3. $coede) in $amburg. - Jauojer SK. «. fttiut in
Hamburg gegen bie Bereinigte ©ugfier. unb 3ra($t}<biffab,rt*-
(Sefetlfäofi in fyimburg. — Korbiidjer Bergung« • Sirrin
unb Venoffen grgrn SR. SW. SBarburg & (Co. aU Bürgen
für ben Stampf« „ßwlj Sab/.
96. Bered|uaag bei vom Snterfitrtr nad) ben
btt btr (fwtrfibrer bie SNerguiigaiafteit nnb bie Ronen ber
Aufarbeitung btr Watt unb ber riovartiieruno. bw 3rb.nben>J
gniij jn erftatten?
3. Äallme« jr.
gegen
bie Standort ».--©. (norm. 3. £ebecte)
in Hamburg.
Sie Söellagte I>at für Äläger einen Xran**
bort bon gelten mtttelft ©djute ausgeführt. Sie
nad>ts o$ne Slufftdjt gelaffene ©djute l)abarierte.
Sie SJeflagte wirb für ben ©djaben nadb, 2Raßgabe
ber $amburgs3Utonaer ©merfütjrer'SBebingungen
in 8lnfbru$ genommen. Älftger berlongt außer
bem nad) biefen Sebmgungen beregneten ©traben
an ber SBare felbft boHen ©rfafc ber S3ergung«s
lüften, ber burdj 93el?anblung unb SBerftetgerung
ber befcfyäbigten SBare entftanbenen Unfoftcn,
fotoie ber Si*bacf|efoften.
Sa* S. ©. Hamburg Ä. VII f. £. fbra#
biefe Beträge burdj Urteil bom 14. Sejember
190ii bem Äläger ju.
«•afutltoi *«ri*»«,»ttuiu « « « r 1 » l a t r.
©rfinbe:
„jn ueDetetri|timnntng mtt oer yteajtiprecgutig
be* £anf. D. S. ©. ift in bem Stegenlaffen ber
belabenen ©djute ofjne Sluffidjt eine grobe Saljr*
Iüffigfeit be« beflagtifdjen (Smerfü^rerd ju feljen.
Sa bem SBeförberungeberrrage bie $amburg«
SUtonaer ©roerfüfjrer = IBebingungen ju ©runbe
lagen, ift &u prüfen, inwieweit burdj biefe bie
Haftung ber SJetlagten für ba* Sierfdjulben ifjre«
SJertreters beeinflußt wirb.
@s Reifet bort unter 9h. 2:
„Ser Swerfüljrer Ijaftet für SBerluft unb
SBefdjäbigung bei gradjtgute«, einerlei au«
weldjem ÜtedjtSgrunbe ober in Welcher ©igen*
I ctjnft , nur mit ber Segren jung, baß bei
Seredjnung bei ©trabend ber gemeine £>nnbel£=
wert bei berlorenen ober befdjübtgten ©ute«
in feinem gatte b,ö(jer al« 15 X ber 50 kg
angenommen werben barf."
3n ber Hudlegung biefer $Bertrag4beftimmung
ftimmt bie ^ubifatur nic^t überein.
yiact) einem Urteil be8 II. ©enatd bed ^ani.
D. 2. ©. ($anf. ©er.=3tg. ^ptbl. 1Ö00 JRr. 57),
auf ba* firfj bie Scflagte berufen bat, finb
25ergungÄ= unb Si*bad^efoften in ben ©efamt«
fc^aben etnjubejief)en, fo baß audj fie berbältni«=
mäßig berteilt roerbeu. 3m ©Cßenfafe b^ierju
gelangt ein Urteil be« I. Senat* (#amb. ©er.=
3tg. ^btbl. 1002 9lr. 88) ju bem «efultat, baß
bie (Sloerfüb^rer'Sebingungen lebiglid) bie Haftung
bei 5r04tfüb,rerö aus bem reeeptum regeln,
Digitized by Google
230
Mo. 1»».
Wäljrenb für bie Haftung auS 58orfafc ober grober !
Fabrläffigteit bie allgemeinen ©runbfctye geltenb
bleiben.
SRit ber (enteren ©ntfdjeibung ifi anjuneljmen,
bog bie angebogene SBeftimmung ihrer Raffung
nad) — Wenigstens in erster Sinie — bie Haftung
au* bem receptum im Singe bat. ©enn nur
hier gibt ber allgemeine $anbeiswert beS Fradjt=
gutes bie 58aftS für bie ©djabenSbcredjnung,
nur Ijter fommt als ©d)aben auSfdjlieglich ber
SBerluft unb bie 5Befd)äbtgung beS Frachtgutes in
»etradjt. SlnbrerfettS foHte Wohl ber 5ßaffuS
„einerlei aus welchem 9ted)tsgrunbe ober in
melier ©igenfd)aft" nach, ber Slbfid)t feiner SJer«
faffer bahnt berftanben toerben, bag aud> bie
Haftung aus ga^rläfpgfeit unb fogar auS 5Borfafc
(f. 2RitteIftetn, 58innenfd)iffahrtSrecht 58b. II ©. 649
sub III) biefer Siegelung unterworfen toerben
foH. ©iefer 5Baffu8 bagt aber logifd) gar nid>t
in ben übrigen ©ajj hinein. ®enn bei 5Borfafc
unb grober ^ab^rläfftgfeit haftet ber Frachtführer
nach bem ©efefr (JB. ©. 58. § 276) für ben Döllen
©djaben. 3)er gemeine $anbclStoert beS ^xad)t-
guteS fpielt feine Stolle unb auger SBerluft ober
5Befdjäbigung beS 3rad)tguteS rommen nod)
anbere ©djäbigungen ber SabungSintereffenten
in 5Betrad)t.
S)a feber gtoeifel über ©Inn unb Umfang
einer greijeia^nungSllaufel ju Saften beffen ift,
ber fid) bamit freijeichnen Wollte, fo toürbe ben
HBorten „einerlei aus Welchem Stedjtsgrunbe ober
in Welcher ©igenfdjaft" überhaupt feine ffltrfung
beizulegen fein, b. h- bei SBorfafc unb grober
Sfa^rläffißfeit toürben auSfchlieglich bie gefefrlichen
5Beftimmungen 5Bla& greifen.
3u einem bermittelnbcn Stefultat gelangt
man inbeffen burd) bie ©rwägung, bog in ber
weiteren Haftung für ben DoÜen ©d)aben bie
engere Haftung auS bem receptum inbegriffen
ift: foweit bieS ber ftall ift, alfo binficbtlitb
beS ©adjfrfjabenS, tritt bie burd) jene SBeftimmung
beabfidjtigte $aftungSmtlberung ein, im übrigen
aber nicht.
liefen ©tanbbunft, Welchen biefeS ©erid)t
billigt, fmt ber Äläger eingenommen, inbem er
ben ©rfa& für bie burrf) bie 5Befcbäbigung
berurfadjte SBertminberung beS Frachtgutes nur
anteilig unter 3ußru,,ocIcflun9 ocr fraglichen
SBeftimmung, bctijeniflen für bie Weiteren llitloften
aber in bollern Umfang geforbert bat. ©er
Umfang ber 58efd)äbigung ift in ber ©iSbad)c
feftgcftettt als bie Differenz beS tarierten ©efunb=
Werts, b. t). gemeinen #anbeläwerts ber gefunben
£äute unb ihres burd) bie Sluftion ermittelten
52BerteS in bcfdjäbfgtem 3lIfran^e- SnfoWeit
liegen bie in ben ©Werfüfjrer - 58ebingungen
borauSgefe&ten ^aftoren bor. 3" beut boü „u
erfefecnben Weiteren ©djaben gehören als abäquate
folgen beS bon ber 58eflagten ju bertretenben
SBerfchulbenS beS «Koje foWobl bie SMSbadicfoften
Wie bie SBergungSfoften.
#infid)tlfd) ber lefcteren f»at JBeflagte aus*
geführt, es fönne iljr botler ©rfafo unmöglich im
©inne ber ©Werführer^Bebingungen liegen: benn
baS würbe jur ^olge baben, bag bei einem
Wertbollen ©ut, ba bie Haftung für ben SotnU
bcrluft bodj auf 15 M. ber 50 kg befdjränft fei,
fein ©diiffer aud) nur ben JBerfud) einer Bergung
ntadjen Würbe.
hierauf ift einmal ju ermibcrn, bag eS
brinjibieü gleichgültig ift, ob ber gradjtfüljrer
bie boüen ober, Wie 58eflagte felbft wiü, nur
einen Seil ber 58ergungSfoften erfcjjen mug.
$>ann aber fann bie 58efürdjtuug eines
neuen bftfd)tWtbrigen SBer&altenS beS F*ach>
füljrerS bejw. feiner Seute, baS ifm nad) 58. ©. 58.
§ 276 aufs 9?eue fdjabenSerfa^flidjtig madben
würbe, feinen ©runb $u einer il)m günftigeren
SluSlegung ber fraglichen JBefttmmung bilben.
%ai D. S. ©. II Ijob am 13. ^uli 1907 baS
Urteil beS 8. ©. auf unb Wies bie Älage wegen
Jü 807,56 ab.
© r ü n b e :
©er erfennenbe II. ©enat beS #anf. D. 8. ©.
bermag nidjt ber SluSlegung, Weldje bie ©Werf übrer=
5Bebingungen bon 1889 in bem Urteile beSl.©enatS
bom 16. 3Äai 1902 (^btbl. 1902 $h. 88) gefunben
haben, beizutreten. 3n liefern ©rfenntnis Wirb
ausgeführt, bag bie Sefrimmuhgen ber ©Werführer=
SBebingungen ftd), ebenfo Wie §. ©. 58. Slrt. 395
bejw. $. ©. 58. §. 430, befdjränfcn auf iöerluft
ober JBefdjSbigung beS grad)tguts, wofür ber
Frachtführer ex reeepto haftet, bag fte aber nid)t
bie allgemeine Haftung beS Frachtführers wegen
58erfd)ulbenS ober Slrglift treffen. 3>ie®Werfübrer=
^ebtngungen finb ju einer 3C^ aufgefteöt —
unb feitbem unberänbett geblieben — Wo bie
Digitized by Google
Slrt. 395, 396 £. ©. 39. in ©cltung ftanben.
SBäbrcnb ber Hrt. 396 £. @. über ben Umfang
bcö ©dmbenSerfafce* aSeftimmungen gibt, „toenn
auf ©runb bei borbergebenben »rtüel* bon bem
5ract)tfüf)rer für Serluft ober SBefd)äbtgung be*
©ut* ©rfafc geleiftet toerben mujj", oertoeift bie
3iff. 2 bet iBebingungen nidjt auf bie in SBejug
auf ben Slu*gang«iJ)unft i. 91. bem Slrt. 395
cntfbredjenbe 3iff. fonbern fagt im Abf. 1:
„^cr ©toerfübjrer tjaftet für Serlufte unb SBe*
fdjäbigung be* ftradjtgute*, einerlei aus
toeldjem 9tedjt*grunbe ober in toeldjer
©igenf ct)a f t, nur mit ber (Begrenzung . . .
©ntfbtedjenb Reifet e« im «bf. 2 ber Siff. 2,
bafj ber gradjtfübrer niemal* für meljr al«
10000 M. für bie gefamte Labung eine* unb
bcffelbcn gab^euge*, einerlei au* toeldjem
ftedjtsgrunbc ober in toeldjer ©igenfdjaft,
in Slnfbrud) genommen toerben bnrf. ©iefe
5*u*brudötocife ber ©toerffiljrer * SBebingungen
fcbließt ei au*, fie auf bie fog. Haftung bei
Jradjtfübrerö ex reeepto ju befdjranfen; fie jeigt
bielmebr, baf$ bie ©toerfüijrer bem nalje liegenben
©rbnnfen Stu^brucf gegeben Reiben, bajj alle
ftällc ibrer Haftung für SScrluft ober Sefdjäbigung
be« gradjtgut* boben geregelt toerben follen,
in«beionberc aurf) bie Haftung für eigene* 93er*
fdjulbcn unb für 33erfdju(ben unb SJorfafe ifjrer
iieute. $>n* tritt baburdj um fo ftärfer bertior,
nl* im 9bf. 3 ber £iff. 2 bcfHntmt ift: „ftür
1)iebftnbl fiaftct ber ©toerfübrer nadj toie bor
imbebingt unb unbefdjränft".
S)er Äläger oertritt bie 2Jtetnung, baß er
aurf) bon obigem ©tanbbunft au* ben DoUen
©rfafe ber 93ergung«Ioften ( X 52,50), ber burdj bie
beljanblung unb 5öerfteigeruug be* befdjäbigten
©uta entftanbenen llnfoften (X 716,16) unb ber
$)i«pacfjeroften (X 156,50) beanfprudjen !3nne,
toeil ein grobe* SBerfdjulben be* beflagtifdjen
©toerfüfjrertagelöbner* borliege unb toeil bie
©toerfüljrer:93ebiugungrn nur ben unmittelbaren
©djaben am ©ut felbft, nidjt aber bie bejeitrjneten
Unfoften träfen.
©elbft tuenn biefe Sluffaffung grtmbfä&licfjc
^Billigung berbiente, toürbe ber Äläger nidjt
beredjtigt fein, ©rfafc ber S>i$bacf)efoftcn bon
bem beflagten ©werfübrer ju bennfbrudjen. ©ä
fann bem erften SRidjter nid)t in ber Slnnabme
beigetreten toerben, baß bie beflagte biefe ftoftcu
231
Ho «8.
al* abüguate golge be* bon i§r ju bertretenben
Serfdjulben* bei ©toerfübrertngelöbner* bem
ftläger ju erftatten t)abe. ©* Ijanbelt ftrf) fjfer
nidjt um einen %aü, toie er im Urteil biefe*
©enat* bom 31. SRarj 1900 (fcbtbl. 1900 0er. 57)
befjanbett ift, bafe eine 3>i8badje aufgemadjt toar,
um bie 4?öf}e bei bon bem gradjtfübrer nadj ben
©i»erfüljrer=93ebmguttgen ju erfefcenben betrage«
ju ermitteln. 3m borliegenben pralle ift bie
$i*badje bielmebr nur aufgemadjt, um feft*
aufteilen, toeldjen SBetrag bie beiben 93erfid>erer
bei ftläger* nadj ben maggebenben Sßerfld)erung«=
bebingungen ju erftatten Ratten unb bie 3)i*padje>
(often finb bem Älfiger bon feinen Serftdjerern
ju bofl erftattet ©* toar baber für bie Serau*;
lagung foldjer Äoften buretj ben Äläger nidjt bie
SBefdjäbigung bei gradjtgute* urfädjlidj, fonbern
ber llmftanb, ba^ ber Äläger iBerfidjerung ge»
nommen rjattc nnb auf ©runb ber 3ierfid>erung
SInfbrüdje geltenb gemadjt ^atte gegen feine
93erfidjerer.
Slber audj im übrigen bermag ba* erfennenbe
©eridjt nidjt bem ©tanbbuntt be* Äläger* bei»
jubflid)ten. 9lidjtig ift, bog Slrt. 395 toie § 430
$. ©. 93. nur bon ber SBefdjäbigung be* ©ut*
felbft Ijanbeln unb bafe bem entfpredjenb hn %aüt
ber JBefdjäbigung ber Unterfdjieb jtoifdjen bem
SJerfaufStoerte be* ©ute* im befdjäbigten 3uftanb
unb bem gemeinen $anbel*toert, toelcben ba«
©ut ofjne bie acfdjäbigung am Orte unb jur
3eit ber Ablieferung gehabt b^aben toürbe, ju
erfefyen ift. 5)ie ©toerfübrer-Sebingungen ^aben
aber biefe SBeftimmung nid)t toiebert>o(t. SBoHtc
man bie ©merfübrer - bebingungen burd) bie
gefe^lid)e SBeftimmung ergangen, fo toürbe bem
ba* SBebenfen entgegcnfteb,en, ba% ba* ©efeft eine
berartig bemeffene ©ntfd;abigung nur für getoiffe
gäüe auffteOt, baneben aber unter Umftänben
b o II e n ©d)aben*erfa^ gemeiert, tofib^enb bie
©toerfübrer^ bebingungen, toie oben au*gefübrt,
für alle %äüe bei SJerlufte* ober ber SBc--
fd)öbigung bei gradjtgut« erfidjtlidj eine eins
fj eitlidje Siegelung be* Umfang* bei ju lelftenben
©rfafee* getoollt b«ben. Um fo auffadenber toäre
e«, toenn bie ©tocrfüb.rer^SBebingungen trofc foldjen
^inau*gcben* über ba* ©efefc, für Unfoften
unb ©befeit, toie fie fyiet in tJrage ftcljcn, einen
; felbftftnbigen lebiglid) nadj ber Siegel be* bürgere
lidje» 9ted)tiS 31t beurtetlenben ©rfa^anfbrudj
Digitized by Google
232
No. tt-94.
gegen ben ©toerfüf>rer hätten aufregt galten
tooQen. $aS mürbe gerabe in ben ^fällen, mo ber
SBert beS ©uteS ben #öehftfafc ber Bebingungen
Don 15 X für 50 kg überfteigt, ju bem auffälligen
(Ergebnis führen, ba& ber Slbfcnber Dom ©mer=
füfjrer für bie Befähigung beS ©uteS felbft
nur berhältniSmäfjigen (Srfafe erhält, baft
er ober b o 1 1 e n ©rfafc aller auf bie 9tettung
unb ©rb/alrung unb Veräußerung beS ©uts
bertoanbten Beträge beanfprudjen fönnte. 3m
bor liegen ben $atte betrug ber SBert ber befchäbigten
gelle im unbefchäbigten 3uftanb A 19052,55,
toäfjrenb ber gemäß ben Bebingungen rebujierte
SBert nur X 1732,05 beträgt. Stach ber S>iSbacf>e
ift ein ©chaben am ©ut bon Jü 7441,60 entftan*
ben, toorauf bie Beflagte nach ben Bebingungen
nur M. 676,51 ju erftatten b>t. 2>ie Unfoften,
beren boHen (Srfafc ber Äläger beanfbrudjt —
toät)renb Beflagte hierauf nach bemfelben Ber*
hältntS mie beim ©traben am ©ut Ji 65,10
bergßtet hat — belaufen flc^ auf X 716,16, alfo
auf mehr, als Beflagte bon bem eigentlichen
©achfdjaben ju erftatten hat. Äaffen frfjon tiefe
(£rtoägungen eS al* im hohen ©rabe toahrfdjeinlich
erfdjetnen, ba{$ bie ©merführer^Bebingungen aud)
bie Ijier fraglichen Unfoften jufammen mit ben
©djäben am ©ut felbft einheitlich haben regeln
»oOen, fo jeigt bie gaffung beS »bf. 2 ber ^iff. 2
tlar, baß jebenfalls bie Begrenzung ber ©rfa&*
bfUdfjt auf 10000 A für eine Sabung als eine
a b f o l u t e aufgeteilt ift, meiere auch 9ceben=
forberungen, toie bie f)in fraglichen, mitumfafjt.
3ft ba£ aber flar erfennbar, fo erfdjeint es bem
Berufungsgericht angefleht* ber übrigen 8b=
toeiebungen ber Bebingungen bom ©efefe unb
angefleht ihrer Haren Senbenj, bie Haftung beS
©toerfüljrerS auf einen $öchfttoert beS ©ut« ju
befchränren, gerechtfertigt, bie Bebingungen bai)in
auszulegen, ba& „bei Berechnung beS ©djabenS"
berartige Unfoften als „Befdjäbigung beS 2rracb>
gut«" ju betrachten finb. SJteljren Re auch &«n
©chaben, fo bringt anbererfeits ihre Bertoenbung
es mit fich, baß balb, mie bie* bei ben BergungS*
foften ber gatt ift, baburch ber Berluft beS ©utS
abgetoanbt mürbe, balb ber BerfnufStoert bes
befchäbigten ©ut« erhöht mürbe, ©erabe biefen
©efidjtSbunft t)at nicht nur ber erfennenbe ©enat
im angeführten Urteile betont, fonbern auch b«
IV. ©enat biefeS ©eriajts hat feine Berechtigung
anerfannt (f. §btbl. 1896 3h-. 33). 3Senn ber
Äläger bagegen folche Unfoften bon bem „Mufttons*
erlös" trennt unb nur bei legerem bie bert)ältni«=
mäßige SWinberung beS Betrage* nach SJcafjgabe
ber Bebingungen Blafc greifen lägt, fo überfielet
er bei feiner Rechnung, baß, um ben angegebenen
SluftionSerlöS flu erzielen, bie fraglichen Unfoften
aufgemenbet merben mußten. 3)er nach £• ®- B.
§ 430 maßgebliche Berfauf*mert beS ©uteS im
befchäbigten $uftanb ift ber SBert, melchen bae
©ut im befchäbigten guftanb nach SRarft*
läge hat (f. SKafotoer ju £. ©. B. § 430 unter
III, »), nicht ber Setrag, toeldjer nach gehöriger
Betjanblung ber geborgenen ©üter bei einer
nachfolgenben Berfteigerung aus ihnen tatfächlicfj
erlöft mirb. SBürbe ber ftläger ben ©chaben
am ©ut felbft — ben er audb im gaCe eines
bon ber Beflagten ju bertretenben Berfdjulbens,
toie oben bargelegt, nicht bofl erfeftt berlangen
tann — nach ^. ©. 53. § 430 fflbf. 2 unter
öerücffirrjtigung eines fich nach bem ©n$ von
15 X für 50 kg ergebenben ^»öchftwerts für baS
©ut im unbefchäbigten guftanb berechnet haben,
fo mürbe er jebenfaüs auf ben eigentlichen
©achfehaben nur einen erheblich geringeren Betrag
erhalten als baS nach ber jefrt borliegenben
(für bie ber S8erfia>erung aufgemachten!)
{Rechnung ber gaH ift.
Sllle biefe (Srtoägungen, welche ber flar er=
fennbaren lenben^ ber ®werführer=Bebingungen,
bie ©rfafefrage einfach (bg(. baju auch ^btbl.
1903 5fr. 20) unb einheitlich unter ©efcung
einer ©ren&e ber Haftung nach oben 51t regeln,
am beften gerecht merben bürften, führen ju bem
©rgebniä, bafe ber Berufung ber Benagten im
toefentlidjen ju entfbrechen ift.
M. Vergltung für ritte »%ut «uftra« »srgtnommrnc
SergHttg titte« ^Ittlfitrjcagt«. — Brbcntaiig eint» Hont
digtntimtr M ^a()Mt¥flco an ben berget »Iftrfnk Jttr
9trgttng#arieiten crlaffenrn 9txM», »ic Strgtiugi»arb(itcii
fsttjufctjcn.
Saucher 3Ji. 81. glint in Hamburg
gegen
bie Bereinigte Bugfier; unb
grachtfchiffahrtss©efellfchaft in Hamburg.
9lm Slbenb beS 22. 3uli 1906 ift bie S)onferj
©chute ber Beflagten, bie neben bem Seichter
„©ejta" im ©Uernholihafen an ben 3>uc b'ffllben
Digitized by Google
bertäut lag, bon bem einfommcnben Stampfer
„SCaffanjo" $toifcr)en ben $>uc b'aiben unb bem
&idt)ter gebrücft. infolge babon ift fie Ietf
gedrungen unb untergegangen.
Slm 23. 3uli früf> morgen* ift bie „©erta"
fortgefchlebbt, ohne bog ber Sßtafr, an bem bie
3)onfet) (Schute am ©runbe be* #afen* lag,
gefcnnjeidmet mar. ©er Kläger, ber bon bem
Unfall Kenntni* erhalten blatte, frot um V»7 Uhr
morgen* feine Sieute au*gefanbt, um bie Schute
f,u heben unb miO ^ierbon, Wa* bie Veflagtc
beftreitet, furj nact) 7i9 Uhr ber Telephon bem
Vureau ber Vertagten SRitteilung gemalt haben,
Worauf bie antwort erteilt fein foH, baß ber
Direftor unb Snfoertor nid>t anWefenb feien.
$>ie Seute be* Kläger* baten mit ber $ebung
ber Schute begonnen unb Wäfjrenb fie bamit
befdjäftigt waren, ift aunächft ber Xaiufjer Vecfe=
borf mit einem ftahrjeuge an ber HnfaHftelle
erfchienen, Weil er injtoifchen bon ber Veflagten
beauftragt toar, bie ©djute ju 6,eben. $11* er
bie Seute be* Kläger* bereit* bei ber Arbeit fanb,
ift er Wieber fortgefahren, hierauf ift, ebenfall*
nodj am Vormittage, ber fcireftor ber Verlegten
in einer Varfaffc an Crt unb ©teile erfchienen.
@r b^at bie Beute be* Kläger* aufgeforbert, bie
arbeit einstellen, hat aber bie antwort erhalten,
baß fie hierüber erft ben Kläger felbft befragen
müßten, tiefer hat fie angemiefen, bie Hebung
ju boltenben. Um 3 lU)r nachmittag* mar ba*
ftafjraeug gehoben unb Kläger hat e* bann an
feineu Vlafo fdjlebben (äffen. %üt feine arbeit
b,at er eine Vejahlung bon 1 20 Jt geforbert unb
a(* Veflagte bie* ablehnten, bie $erau*gabe be*
gfahrieu0e* bertueigert.
9tachbem bie Veflagte wegen $erau*gabe
ber ©et)ute ein gerichtliche* Verfahren, ba*
.H. 41,75 an Koften berurfarfjt fat, eingeleitet
hatte, hat er iebodt) bie ©ctjute unter Sorbehalt
feiner Siechte ausgeliefert.
9iunmet)r flogt er auf 3ar)(ung ber 120 JL,
bie ihm fomohl nach ben pejefolirtjen Vorfdjriftcn
al* Vergelofjn, Wie nach benienigen über freiwillige
Veforgung frember Angelegenheiten julämen.
5)ie Veflagte hat abtoeifung ber Klage beantragt,
toeil ein ftaH ber Vergung nicht borliege, außerbem
ber Kläger feine ^ülfe aufgebrängt nnb bie
arbeit miber Verbot ber Veflagten ausgeführt
habe, ©ie forbert jubem Wiberflagenb ©rftattung
233
H57»T.
ber Ji. 41,75, beren aufWanb burch unberechtigte*
3urü(Tha(ten ber ©djute berurfacht fei.
$>a* JD. 8. ©. IV entfprach am 7. Sjuni 1907
ber Klage unb toic* bie SBtberflage ab.
, ©rünbc:
3>a* 8. &. geht in feinen ©rünben infofern
. fehl, al* c* bie Vorfdpiften be* ©. V. über
j Vergelohn für anmenbbar erllärt. SMe Vor»
fünften be* ©. V. im § 740 fg. hanbeln nur
bon ber Vergung unb $ülf*leiftung bon ©ee*
fchiffen, mähren b über Vergung bon 3flufeftf)iffen,
ju benen bie gefunfene $onferj ©chute gehört,
ba* V. ©<h. @. im § 93 fg. bie maßgeblichen
Veftimmungen trifft.
2)ie ©tranbung* -- Orbnung ift aöerbitig«
grunbfä&lict) auf ben tytt ftreitigen #ebungöfaü
anjumenben, benn fie gilt für ben Hamburger
#afcn, Weil ©eefchiffe in ihm bertehren unb, toic
ba* SR. ©. in »b. 38 ©. 8'J unb neuerbing* in
Vb. 64 ©. 200 entf (hieben hat, müffen bie §§ 4 ff.
auch auf 92 ichtf eefchiffe angetoenbet toerben.
Hit Vorfthriften ber ©tranbung^Crbnung
flehen aber bem ^ier eingetlagten auf § 93 ff.
be* V. ©ch- ©• gegrünbeten anfpruetje nicht
entgegen.
©er anjeigebfUcht be* § 21 ber ©tranbung*«
Orbnung ift genügt, toeil ber $afenmeifter
©chmecn, ber ftellbertretenber ©tranbbogt toar,
noch toährcnb be* Fortgänge* ber Vergung*:
arbeiten bon ihnen Kenntni* erhalten hat.
Sine* Dorgängigeu angehen* be* ©tranb=
amte« beburfte e* aber nicht, benn eine Vor=
entfeheibung biefer Vehärbe ift gemäß §§ 3H ff.
ber ©tranbung*:Orbnung nur für anfbrüche auf
Verge* ober ^ülf*lohn im ©inne §§ 742 ff. be*
©. V. ober auf Vergung*s unb ^>ülf*foften im
Sinne ber §§ 4, 5, 9, 10, 20, 21 ber ©tranbung**
Orbnung erforberlidj. Kläger hätte aifo ba*
©Iranbamt anrufen müffen, toenn er feinen
I anfbruch auf § 21 ber ©tranbung* ; Orbnung
hätte grünben Wollen, Wa* bieüeicht benfbar
gewefen wäre. Satfächlich ftü^t er aber feine
ftorberung nur auf § 93 ff. be* V. ©tfi- ©• unb
eoentueü auf ©cfrt)äft*fübrung ohne auftrng.
%bx foldje anfprüche fteht aber ber 9techt«weg
ohne weitere* offen.
@* fragt ftd) baher in erfter Sinie, ob bem
Kläger gemäß § U3-101 be« V. ©<h- ©• ein
Digitized by Google
234
Ko. »4.-
Slnfbruch auf Bergelohn äuftcljt. hierfür fommt
eS junädjft bnrauf an, ob bie gefunfene Donteb,
©djute, al« ber Stläger feine Arbeiten begann,
bon einer unmittelbaren ©efaljr bebroljt mar.
Die Xatfache, ba& fic gefunfen mar, genügt nicht,
benn ba bie Beflngte am Blatye anmefenb mar
unb binnen mäßiger 3e»f bie jttr Hebung erforber;
lidjen SRaferegeln felbft treffen fonntc, fo beftanb
eine unmittelbare ©efaljr für bie ©djute nur
bann, toenn fie ficf> in foldjer Sage befanb, bajj
fie (eben Slugenblid bon baffierenben ©Riffen
getroffen unb weiter befdjäbigt merben fonnte.
Die« mar nad) ben SluSfagen ber vernommenen
3e»flen ber gaü\ SBie bie beiben bom Äläger
mit ber $ebung beauftragten ©djiffSjtmmcrlcute
befunben, hat fte nid)t etma ihrer ganjen Sänge
nadj jwifdjen ben Duc b'Stlben gelegen, mo fte
bor Befdjäbigung abfeiten ber baffierenben Schiffe
fid)cr gemeiert Ware, fonberu quer, fo baft nur
Vi be« ©djiffsförper« fidj aWifd)en ben Duc b'9Ilben
befanb, waljrenb bie Hinteren ' s in ba« %at)X'-
hwffer hineinragten unb nad) bem SWoendcberg*
Äai ju gerietet toaren. Die« mirb audj boit
bem #afenmeiftcr ©djmcen beftätigt, ber bie
UnfaCfteDe am 23. «Juli um 9 Ut)t befud)t unb
feftgeftedt bat, baft ber Donfet) berfebrSbinbcrnb
lag. f&i ift jmeifeflo«, bafj er unter biefen
Umftänbeu jeben Slugeiiblid bon baffierenben
©Riffen getroffen toerben fonnte unb fomit einer
eminenten ©efaljr, ju becen Slbmenbung fofortige«
(Singreifen erforberlid) mar, au*gefefct mar.
Deötjalb lagen alfo bie Borau«fefcungen, unter
melden für bie glüdlid) aufgeführte Bergung
be« gobrjeuged Bergelohn geforbert merben fann,
bor. Der (Sinmanb, baft ber Slnfbrud) gemäß
§ 9fi au«gefd)Ioffen fei, meil ber Äläger feine
Dienftc aufgebrungen habe, ift unbegrünbet. ®r
bat junäd)ft bie Bergungsarbeiten begonnen, ohne
bon bem gegenteiligen SBillen bei beflagtifdjen
Direftor« erfahren gu haben. Sil« biefer r)tn^u=
fam unb bie gortfefeung ber Arbeiten unterfagte,
innren ]te i erjott ) oruett gejoroert, cor minDenens
eine ffette unter ben Stoben ber ©djute burcf)=
gebogen mar. Kläger hatte berjeit audj fdtjon
tatfäd)lid)e ©etoalt über bie ©dritte erlangt, mie
ftd) barau« ergibt, baß er ohne &nWenbung bon
©emnlt an ber Weiteren Verfügung über fie nidjt
geljinbert toerben fonnte. Unter biefen llinftanbeu
lounte nidjt mit Utecht bon ihm geforbert merben,
baft er ofjne Bezahlung für bie geteifteten Arbeiten
ba« Jabrjeug mieber au« $änben gäbe, hierüber
ftnbet ftdj jwar im B. ©dj. ©. eine au«brüdlidje
Beftimmung nidjt; jebod) unterliegt cd feinem
Bebenfen, ben § 8 ber ©tranbung« - Drbnuug
entfpreefienb anjumenben, benn bie Statur ber
©acb,e unb bie SBiüigfeit erforbert ei offenfid^tlid)
baft berjenige, ber bercdjttgtermeifc eine Bergung
unternommen ^at, uid)t burd) miHfürlidjc* Ein-
greifen beS ©d)iffdeignerd um ben So^u feiner
Bemühungen gebracht merben barf. 'heitfaib
mare ba« ©erlangen bei beflagtifdjen Direftor«,
I Äläger foüe bie Bergung aufgeben, nur berechtigt
| gemefen, menn er jugleid) Bejaf)lung ober für
| bereit« gcleiftete Slrbeit ©idjerljeit angeboten
i hätte. SRangel« foldje« Slnerbieten« mar ber
Älägcr berechtigt, bie Bergung ju bodenben unb
ba« %ah,x&euQ bi« jttr gahlung be« angemeffenen
Bergelohn« jurüd^ubehaltcn. Da nun bie $öbe
ber geforberten ©umme bemängelt ift unb ju
Bebenfeit feinen 9lnlag gibt, fo ift bie SHog*
forberung berechtigt. 3)a Beflagte, bebor fie
biefe forberung befriebigte, bie ^erau«gabe ber
©djute nidjt forbem burfte, fo mu& fte auch oie
Äoften be« ju Unrecht eingeleiteten Berfahren«
auf Verausgabe ber ©chute, bereit ©rftattung
mit ber SBiberflage beanfbrucht mirb, felbft tragen.
Da« gleiche SRefultat ergibt ftch aud) nad)
ben ©runbfä^en über ©e|'d)nft<$ftibrung ohne
Auftrag. 9cadj biefen Borfdjriften (§ 681) mar
aHerbing« jrläger berbfüd)tet, bie Uebernahme
ber ©efdjäft«führung fobalb mie tunlich ber
Beflagten anzeigen. Die telebhonifche 9Kelbung,
burd) meldje er bie« etma um V»9 Uhr morgen«
getan hnben WiQ, mirb bon ber Beflagten beftritten.
I ©ine @ntfd>etbung biefe« ©treitbunfte« ift aber
i nidjt erforberlid), benn Wenn Äläger mirflidj bie
Mitteilung unterlaffen haben follte, fo mürbe bies
ihn nur für bie Unterlaffung fdjaben«erfa$bfltchtig
machen, ma« gleichgültig ift, meil ein ©d)abe
nidjt entftanben ift. Bei Beginn ber Bureaujeit,
' ju meldjer früheften« bte SRitteilung erfolgen fonnte,
Waren nad) Sftenbt'« 9lu«fage bie Bergungsarbeiten
, fdjon eingeleitet, ba er balb nad) 0 Uhr morgen«
mit bem 2aud)erbambfer nad) ber Unfaüftellc
! gefahren ift. Damal« bie ®ntfd)tief}ungen ber
! Beflagten abzuwarten, war nid)t juläfftg, weil,
I wie ausgeführt, mit bem Sdtffdjub ©efabr ber^
bunben gemefen märe. Ob nun aber bie 2Jlit=
Digitized by Google
tfihuig bon bem bereit» gcfchetjenen SBeginn bet !
Sltbeiten um Vi 9 Ut)r ober einige ©tunben fbüter |
an bie S3eflogte gelangt ift, mndjt für ben SBcrlauf
ber ©ad)e feinen Unterfdueb. 9lud) bie Satfadje,
bajj ber beflogtifcfie ©ircftor SJöger bem Stläger
verboten hat, bie Bergungsarbeiten fortjufefcen,
tvai nad) ben Slu«fagen 3Jedeborf'* unb ber
flägerifcäen Seute erft nad) 1 1 U(jr gefd)et)en ift,
ftet)t bem Stnfbrurfje bei ftläger* wegen @efd)äfts= I
füfjrung oljne Auftrag nicht entgegen. ®r beruft
fid) bemgegenäber mit dtedtjt auf ben § 679 bei
28. ®. benn au*toei*Iid) ber SSuftfage be*
$afenmeifter« ©d)Ween log bie Sofortige #ebung
bei ©onfeh« im öffentlichen gntereffe, Weil er
ein ©d)iffnt)rtat)inberni* bilbetc. ©ie &ebung
bei gahrjeuge* War aud) eine 33flid)t ber 99e=
flagten, h>ci( § 7 ber £afenorbnung bom 30. ^uni
borfchreibt, bafj mit berfelben fofort begonnen
werben fott, we*halb gemöfj § 679 ber entgegen*
ftetjenbe ÜBille ber Seflogten nicht in $Betrad)t
tarn, ©er (SinWanb, bn& SBeflagte ebcnfatl* bereit
gewefen fei, bie §ebung fofort ju beginnen, ift
tatfächltd) unnötig, toeil ba* bon if»r beorberte
Jaljrjeug SBedeborf'ö laut beffen eigener Sluäfage
erft nad) 10 Ufjr an bie UnfaDftelle gefommen
fein lann, toä^renb bie Seute bei Äläger* bie
Arbeit fdjon etwa um 7 Ut)t begonnen haben,
©emnadj fann ber Äläger auch nad) ben 33or=
fd)riften über ©efd)äft*führung ohne Auftrag
angemeffene S3ejahlung fetner Sirbetten forbern.
©ab ber geforberte SBetrag bon 120 M. nidt)t
überfefct ift, ergibt fid) fd)on au* bem Umftanbe,
bafj bie 58e(logte mit SBetfeborf bie gleite Summe
Vereinbart blatte.
»5. «ifte M $>üiW*ht>4 für flbfd>Umn eine* fr j».
«crat(H(n flro|«n Dampfer« b»rd) arnn ®d»ttpper.
9?orbifc^er aBergungd'Sereinunb ©enoffen
gegen
3». 9JI. SBarburg & ©o. al* «ürgen für ben
Dampfer „Sod) Sab/-
©er englifche ©ampfer „Socö Sab/ geriet
am 19. aiobember 1905 um 12 Uf)r a. m. am
SRittelgrunb feft: er nahm Die ©cblelWer „9ieiher",
„SRöwe" unb „ftalfe" Dom 3torbifd)en SBergung*--
JBerein, bie ©rf)lebbcr „«orfutn", „©lüdftabt" unb
„Storberuet)" bon ©Araber & äBrebe, foWie bie
235
No. »4-V6
©dtfefcber „Seil", „©not" unb „Selegrablj"
ber Jßeretnigten SJugRer* unb grad)tfrf)iffaE)rt--
©efeüfdwft jur #ülfe an. Um 5 Ul)r b. m.
beffelben Sage* gelang e* btefen ©d)leb)>ern, ben
©amtier abiufdjlepben.
©a« ©rranbamt Hamburg ftorad) burdj
red)tefräjtig geworbenen ©brud) öom 1. älifirj
1906 oem 9torbif(fien SSergung« = herein unb
©Araber & SBrcbe jufammen 70000 JH. unb ber
^Bereinigten 93ngfier: unb grac^tf^iffa^rt^efeQs
fdtjaft 50000 X atö ^ülfSlobn ju.
© r ü n b e :
3)ie Parteien finb barüber einig, ba& ei fieb
um einen gnü ber ^ülfelciftung in ©eenot
Ijanbelt. 9iur bie #öf>e eine* angemeffenen
$ü(f*lob^n* ift ftreittg.
hierfür fommt öor allem bie gefäbr(i(^e
Sage bei „Socb Za\)u in ©etra<f|t. 3toar ^at
er toaörenb ber ©tranbung (eine ernftlidb^en
93efd^äbigungeu erlitten, fo baü er mit eigener
aKafc^inenfraft nad) Hamburg fabren unb bon
bort feine Seife obne ju boden fortfefcen fonnte.
3Kan Wirb barau* aber nid)t folgern bürfen, bog
er in temer erheblichen ©efa^r ftd) befunben habe.
®ine Steide bon 3Romenten toeifen auf ba*
©egentetl hin. ©er „Sod) Sah" h<" t»|> fteigenber
glut mit aller Slnftrengung feiner SRafchinen unb
mit Rieben auf ben Mnfer allein nicht toieber
abfommen fönnen, fonbern ift fogar höh« auf bie
©änbe aufgetrieben. (&* mar ber febr gefährliche
SRittelgrunb, auf bem er feftgeriet, nahe ber
©teile, too ber ©amufer „Sebe" bor einigen
Sohren in turjer ftrift ou*einanber gebrochen
unb total berloren gegangen toar. ©er „Sodj
Sah" lag h^r quer jum ©trom, fo bafe biefer
ben ©anb am S9ug unb $>cd toegfymlen mugte.
©ie ganje Saft be* ©djiffe« ruhte fonadj auf ber
SRitte. ©a* brachte bie brofienbe ©efahr mit
ftd), ba& ber ©amt)fer innerhalb furjer 8ett burd)=
brechen fonnte. ©iefe ©efahr ergibt [\df barau*,
bafe nad) ber «erffarung ber Siefgang be« ©djiffe*
bei niebrigftem SBafferftanb um 11 Uhr a. in.
toorne 13 5ujj 11 3oü, hinten 12 gfuft 6 Sott
betrug, n)öt)renb nad) Sotung be* 3"fbett|>rö
^>ein mittfd)iff* nur 10 bt« 12 g-ufc SBaffertiefe
gebeilt tourbe. ©ie 3uber(äffigfeit le&terer Sotung
toirb nicht ju beanftanben fein im ^inblicf barauf,
ba& bie cbenfaC« bon ^nfpeftor $ein eine ©tunbe
Digitized by Google
236
No. »5.
nad) Jylutbeginn oorne uttb hinten am ©d)iffc
gemeffene SBaffertiefe uon 13 bi* 14 gfufj burd) |
bie Teilungen be* Äatoitän* toom „Sod) Sab/ al« !
rtd)tig beftätigt mirb, »nenn man berüdfid)tigt,
bafj (entere eine ©tunbe früher aufgenommen
finb. 3)te ungleiche Verteilung be* 3)rude* auf
äRitte unb ©üben be* ©d)iffe* machte ftcfi, aber
um fo fühlbarer, al* bie Selaftung an fid) bei
üftiebrigtoaffer ungetoöljnlid) ftarf mar. 9Jiit Stecht
führen bie*b«jüglid) bie ©adjberftänbigen Xtmm
unb »efjrenbt au«, baß bec Siefgang be* „Sod)
Sah" nad) bec Verflarung minbeften* 22 gufi
im SRittel betragen hoben muß, toährenb er bei
jRiebrigtoaffer auf Stranb ettoa 12 &uß im Littel
betrug. 3n Änfeljung ber SSafferberbrängung
be* ©djiffe* mürben barnad) bie unteren ©djiff**
berbänbe be* 9KitteIfd)iff* übermäßig in Snfbrud)
genommen. ©* erflärt fid) barau« $ur ©enüge,
ba{3, tote bie SSerflarung angibt, ba* Schiff fid)
unten fd)toer begab, bie platten ber ©d)anj«
bertleibung unb bie fReeling hinter bem 93rütfen=
bectaufbau jerriffen unb nach Hu*fage be* erften
SDtafdjiniften bie $aubtfeffel ftch ganj bebeutenb
gehoben haben müffen. 3)aniit ftimmt ber fflefunb
ber ©a<f)berftänbigen bei ber Vefidjtigung in
Hamburg überein. Sie hoben feftgefteüt, baß
ba* eiferne Querfd)ott jtoifd)en 9Hafd)ine unb
iteffel ftarf burdjgebogen mar unb bie Vlatten
ber ©djanjfleibung unb bie SReeling hinter bem
S3rücfenbectaufbau bon oben nach unten eingeriffen
waren. 3^r Urteil, baß in furjer 3*<t ber
©djiff*I8rber mittfd)fff* burcfjgebrochen fein toürbe,
berbient barnad; 93ead)tung. Sebenfall* toar fdmeUe
$ülfe nottoenbig, toenn ba* Mbbringen nidjt be.-
beutenb erfdjwert toerben foHte. ffi* fommt babei
in Sktradjt, baß, toährenb nod) am Vorabenb
SBinbftiUe ger)errfd)t ober leichter SSW getoeljt
hatte, frfjon am 9Rorgen bei 19. SRobbr. 8 lifjr
bie 28inbftärfe 4 erreicht toar unb ber SBinb aus
jDften toehte, fomit ber Söafferftanb ju fallen
broljte. SÄan toirb nad) allem bem Äabitän bei
„Sod) %oty" nur 5Hed)t geben rönnen, toenn er
in ber Verflarung bie Sage feine* ©d)iffc* al«
fetjr gefährlich bezeichnet unb auf JHat bei Slotjb*
Agenten eine größere 8n$ab,l ©d)lebper annahm.
Ob aud) toeuiger ©d)Iebper genügt haben toürben
ober toiebiel toeniger, toirb fdjtoer au*$umadjen
fein. SSebenfall* >ft e* ihnen trofc ihrer großen
ftnjaljl erft furj nad) $odjtoaffer gelungen, ba*
©d)iff abjufdjlepben. $)a* Vorfbannen bon
©djlebbern bor anbeten Sdjlcbbern, bie ihre
Xroffen an 5öorb be* „Sodj lat)" felbft feftgentadjt
blatten, toar be*toegen nid)t überflüfftg, toeil ti
indbefonbere bei bem quer laufenben ©trom baju
biente, ben Äopf ber anberen ©djleWer feftjub>lten
unb fic bor AoUifionen untereinanber ju betoab^ren.
Sta* günftige ÜBetter erleichterte bie SJlettung«*
arbeiten, ©ine ©efa^r für bie ©djlejtyer fann
bab,er nidjt anerfannt toerben. ^ödjften* hätten
fte ftd) leichtere 33efd)Sbigungen jujie^en fönnen.
©te haben aud) nur ungefähr £toei ©tunben
gcfdjleppt, famen meift Dom naljen ©uj^otoen unb
Ratten fomit nur unbebeutenbe Slufwenbungen ju
madjen. 5)ie Qafyl ber auf ihnen tätigen $erfonen
toar nid)t erheblid), einer ©efahr hoben aud) fte
fid) nid)t au*gefe^t. 2)er ©tfer, mit bem bie
©d)lebber ihre #ülfe anboten, ift bei berufsmäßigen
VergungebamDfern nicht ju hoch ju beranfd^Iageit,
bagegen toirb ber ^ülfdlohn be*toegen rjö^er
feftjufefecn fein, toeil für al* beruf*inäjjige
5Bergung*bamöfer mit befonberem ©admtrftanb
unb fadjgemä&er Süu*rüftung bie 9lettung*arbeit
oontahmen unb fie rafd) unb rechtzeitig jur
8lu«führung brachten.
©nblid) finb große 3Berte gerettet toorben.
9lad) Angabe ber Slntraggegnerin h«tten ©d)iff,
Sabung unb gradjt bei „Sod) %a\)" einen SBert
öon 1400000 iL 2>te 3)ienfte, bie bie «ntrag.
fteQer mit ber ooDen ©idjerung biefer SBerte
geleiftct ^aben, finb unter Serüdfichtigung ber
gefamten Sachlage mit 120000 Ji. ju betoerten.
«ei ber SBerteilung biefe* »etrage* unter
bie Slntragftefler ift baoou au«jugehen, baß bie
Slntragfteller ju 1) fedj* ©chlepüer mit ^ufammen
1440 ^ferbefräften unb einem angegebenen SBerte
bon 3(32000 Ji. gefteüt ha^en, toährenb bie brei
©djletotoer ber Vereinigten ©ugfiers unb ftzadjU
fd)tffahrt*@eieafchaft 1300 Jßferbefräfte unb einen
angeblichen SSert bon 200000 JL befajjen. 81 b=
gefchen hi««on toeichen bie SMenftc ber einzelnen
©chlebber nid)t toefcntlich oon einanber ab.
Ott* Riüxti
*tm«nnlJra*» «4, 0mftn«rc I «M. «mnlvortl. SIlMf (tut Dr. •.«.«) t j »» Ii ,
t>n4 »*» S«taai«iaii*W(«<t. «dmtyt«..
Digitized by Google
1
So. 40.
237
piff
in . .»
U
e
Jyauptßtatt.
ganbeUreditltdjc lalle.
X"XVÜEr.'.^yÄKrgan^. (40. 3abr«ona brr $nnbcl^frid)t8-.3eiruita,.)
tfrti« f#r ken >brM«i: Q*«Pt na» tkltUti mit ttegiflcr «l A £ouptMati allein mit Kcfliftcr i:. x
... «ctblaii allein mit «egifiee I» X
i — - - -III,-
3» irrt« $uartaf.
^aaibnrg, ben 3. Cftobtr.
l'H)?.
3«MIr «i «. Sauft in öefl$ofcit a. b Sub.r gegen
Ulbert »an» in fcambiirg. — «orbifdjer »ergMngf-«erem
ans Qleitoffnt g<arn bic Zrtnt{cb-9liiftca(ifdK'3)ainpf$(f)iff«'
«eieflidiaft — ©djiffarigner (f. «rüoigam in . Wübjbtrg
o. <£. gegen bic 6ac<rjannrobrtl «.•©.,
«ift & So.
96. Slrfenlermingcfdiäfre; feine Slütfferfecriiiiß gentaf;
§ «6 S»f. 4 »e*8»rfengrfr*e0, weil eine »Iiiige «bwirfelnog
kc» Wefd)iflO »uro) erfolgte Prolongation oorlog.
AR. 8. Sauer in SBeftbofcn a. b. 9tubr
gegen
Albert ©an$ in Hamburg.
<X>ai O. S. ©. III mied am 13, 3ult 1907 bie
auf Scudjabtenß »on 7000 Ä gc.ridjtete ftlage ab.
©ntfdjeibungSgrünbc:
9tadj ben vorgelegten Abrechnungen tarnt e*
reinem 3toeifel unterliegen, bafj b<er 93örfentermin=
gefdjäfte im ©inne be« SJ&rfcngefefceS in &rage
tommen.
©emö& § 66 Abf. 1 be* 93örfengefe$eS mürbe
burd) biefe SBörfentermingefdjäfte allein ein Sdmlb*
toerbältntä ^mar nidjt begrünbet, roetl Hläger um
bie Seit ber ©efcba^tSabfrfjIüffc in einem ©örfen«
regifter nidjt eingetrageu mar. ©ennodj ift bie Älage
unbegrünbet, meil bie Auönabmebeftimmung be*
§66 Abi.4bea93örfengefefceS ^lafc greifen mufj,
nad) meldjer bie SRüdforberung beffen auägefcbloffen
fein foQ, maä bei ober nadj völliger Abmidelung
bei ©efdjaftd ju feiner ©rfüUung geleiftet roorben
«•■»tklatt.
| ift. ©ine üeiftitng jur (Erfüllung be$ abgetuidelten
i ©efdjöftä ift felbftoerftanblicb aurf> bann anju*
; tiebmen, tuenit bic Sciftung (bie Eingabe ber SBerte)
ber Abmidelung geitlictj borauögegangeu ift unb
ftet) aud ben — bie' Abmidelung barfteüenben —
J Vorgängen jugleicf) ergibt, ba& ba« früb>r @e*
i (eiftete a(* auf betä abgemicfelte ©eiefjaft geleiftet
| ju gelten fyat.
®iefe SBorauöfcfoungen ber Anroenbbarfeit
I beä § 66" Abf. 4 besi »drfengefefce« finb tyet
I jtoeifelloS gegeben : ftläger bat, mie er felbft an-
j füt>rt, ben 35et(agtcn bamit beauftragt, für itni
$örfenterntingefd)äfte abjufcblie&en unb fyat an
ben SJeHagten ju biefem 3toedc 5un5d)ft 3500 Jt
in bar ge^lt.
Diefe SBarjaJjlung in brei Soften (1500,
1000, 10<XJ A) ift bem Äläger (gnbe 9lott. 1904
in ber 9lbre(r;nung per ultimo ©ejember 1904
gutgebrad)t. ferner fyat Äläger bie in ber ftlage*
fa^rift unb in ben Abrechnungen naber bejeidjucten
©otbmtnenattten bem 58eflagten in ^bepot gegeben.
3n ber Älagefcbrift tjeißt e«, ba& «cflagter mit
©enebmigung beöÄIägerä ba& 3)epot
fpäter »erfilbert unb barauf minbeften« 3ä()0 A
erbalten b«be. ^n ber Solge tyat Äläger bie|e
— al«$ Swß'ftänbnid ju beurteilenbe — Angabe,
bog er nämlicb jum SSerfauf feine ©enebmigung
erteilt babe, jurüetnebmen tooQen. Safe Seflagtcr
ben Verlauf ber Offelten obne ©enebmigung be«
Äläger« Doüjogen boben fodte, ift inbeffen nadj
ber Satf)Iage unb nad) ber Äorrefponbenj faum
Digitized by Google
238
No. ••—97.
anjuneljmen. SBenn bat aber bennorf) getdje^en
fein foHte, fo toftre ber 93erfouf burdj nadjträg»
lidje gufrimmung,, jtbenfaQi. gutgeljet&en. »[§
hie Seelüfte bei Äläger« fid> fteigetten, tote bie
Sbredjnungen auitoeifen, bat SBeflagter bie ju*
nädjft in S)epot genommenen ©ffeften im Januar
1905 berfauft unb ben ©efamtetlöi mit X 2623,85
unb 46 £ 18 sh 6 d, jufammen mit {ebenfalls
meljr als 3500 X bem Älager gutgefdjrieben.
Kläger bot bon «Robember 1904 bii SRarj 1905
nUmonatlidje SIbredmungen erhalten, gegen beten
redjnerifdje JRidbtigfeit @intoenbungen nidjt er*
boben finb. %it ©ebteiben be* Älägeti bom
8. 9»&q 1905 unb bom 29. «pril 1905 Können
bielmer)r nur 'ali anerfennnngen ber ber 2Lb-
red)nungen ber gebtuar unb ÜRär^ 1905 angefefjen
toerben. 9?adj ©mpfang ber legten Vbredjnung
per ultimo SRäri 1905, toeldje nadj aufaefcrung
aller empfangenen SBette (bei • baren ©elbei unb
bei (Brldfei ber Offelten) mit einem ©albo bon
X 1334,61 )u ©unften bei »ef lagt en fdjliefrt,
(jat Affiger bem Setlagten unter bem 29. Hpril
1905 gefdjrieben : „8ui ber abredjmung per ultimo
a»arj erfe^e idj, bafj ein ©atbo bon X 1334,61
ju gljten ©unften beftanb. ©leidjjetrig teilt mir
#err ©djmaff mit, bog für ultimo Äpril nodj
nidjt prolongiert ift, beirjalb mödjte idj (Sie
böfüdjft bitten, meine ©adje- nodj bii ultimo Sftai
ju prolongieren unb bie Kbredjnung mir gefäfligft
$u!ommen ju Iaffen. Senn ei mir irgenb m&glicfi,
ift, toerbe idj gegen SRitte 9JJai nadj Hamburg
Kommen unb bann bie ©adje in Crbnung bringen."
2)irfeä Schreiben fann nur baljin berftanben
toerben, bafj Stöger gegenüber bem ©erlangen
bei 99ef tagten, bafj iljm ber ©albo bon X 1334,61
bejafjlt roerbe, bie lebte Hbrecrmung für richtig
befunben, bie Eingegebenen ffierte ali Seiftung
auf bie bemnadj abgetoidelten ©efdjafte anerfannt
unb unter bem ©erfpredjen, feinen 3aijlungi;
berpflidjtungen nadjjufommen, neue ©efdjäfti*
abfdjlfiffe („Prolongationen" per ultimo SKai 1905)
in ©orfdjlag gebradjt bat. »Ii SBeflagter oljne
Sedung auf biefe neuen ©efajäfte nidjt einging,
bat ftläger jtoar in feinem SBriere bom 21. «Kai
1905 bamit gebrof>t, bog er ben ffleflagten an
geeigneter ©teile jur ©eranttoortung gießen
werbe, immerhin aber audj — ber ©adjlage
entfpredjenb — jugegeben, bafj er bereiti circa
7000 X an ultimo Differenzen bejabjt Ijabe. I
2Bai bon Seiten bei Stögers unter ©er
rufung auf bie ». ©. (Sntfdj. 9b. 36 ©. 69
borgebradjt ift, ift nidjt geeignet eine anbere
Beurteilung eintreten- ju (äffen. Si mag richtig
fein, bafj ftalle bortommen tonnen, too bei Ultimo*
gefdjäften bie „Prolongation" (ebig(id) bunt?
$inauifdjiebung bei ©tidjtageS bewirft unb auf
biefe SBeife bie CfcnljeitUdjfeit bei ©efdjäfts ge»
toabrt nxrbe. $ier aber ift, roie bie Umftänbe
nnb inibefonbere bie für ridjtig befnnbenen «b=
red)nungen erfennen (äffen, bie ©rfüQuag bec
abgefcf/loffenen ®efct)öfte nidjt bon SRonat ju
SRonat b^inau^efc^oben, fonbem ei finb nad)
Hbmtdeluug ber ©cfdjäfte bei einen SXonati
immer mieber neue ©efdjäfte juftanbe gelommen,
bie fd)(ie^lid) ju bem ©rgebniffe geführt l^oben,
ba& bie bom Äläger Eingegebenen SBette unter
ali Setftung auf bie abgetoidelten ®efcr/äfte an--
ju(eb,en finb.
97. $3tt »t* {>ilf9ltl|ic< fir (frrtttaaf eUe« auf
5djflBrl|irn frftfltnttmt* fr»H> Sfckm^fert mit Mrt<
••«er »mr^ im Sd|Iqi»«.
9lotbif$et SergungisSerein unb ®enof fen
gegen
bie $eutftf)>gufira(ifd)e »arnpf fdjif fi*
©efellfdjaft.
9m 25. gebruar 1906 geriet bei btflagttfdje
Stampfer „»ielefelb" auf ©djaarböm feft unb
tourbe bon ben flägerifd)en©cfilet)bern„©eeabler",
„aibatroi", ^SRatoe", „®ebr. JBtebe", ^aorfum",
„Cujbaben*, „»tllet", „«eotoulf* unb ^gatr-
plab V" abgefdjleppt.
S)ai ©tranbamt Hamburg fprad) burd)
redjtircäftig geioorbenen ©prud) bom 17. Ottober
1906 ben Älägern 60000 X ju.
® t Q n b e:
llnbefttitten Ijanbelt ei fid) um einen gaa
bet ^filfeleiftung in ©eenot. ftür bie ^>5^e bei
^filfilob^ni tommt ei bor ädern auf bie ©efab^r
an, aus ber ber Dampfer „2He(efe(b" gerettet ift.
2>er ©<rjaatb;örnfanb, auf bem er aufgelaufen ift,
bietet j»ar nidjt bie gleidje ©efab^r, toie ber
äu^erft gefährliche ©r. Siogelfanb ober audj ber
3ßtttelgrunb, ba er fefteren ©anb r)at unb gegen
füblidje bii 411 rein »eftltdjen SBinben ge^üftt
ift, er gehört aber bod) nodj ju ben gefätirlidjen
Digitized by Google
©änben, bcfonber* toenn ber SBinb nörblidjer
alt SBeft ift. Die SierFlarung gibt ferner felbft
ju, bafj ber „SBielefelb" in 5er SRitte, fri et auf
einem SBrod, fei et auf einem feften ©anbrfiden,
tjö&er auffai alt tjinten unb borne, ba nadj ben
Rötungen beim geftfommen mittfdjitfi nur 2*/«,
borne 3 V» unb binien 3 $aben gefunben tourben.
0t fommt bjttyu, bafj bet Dampfer bei $odjtoaffer
ober furj Enterbet feftgetbmmen ift unb bei
IRicbrigtoaffer, too jtdpit&n fttoant fogar nur
8—9 Sfug SBaffer bon born bit mittfdjifft gelotet
baben toiS, borne unb hinten bebenQiä) bjng.
Denn nad) ber SBetftarung betrug fein Ijödjfttr
Ztefgang binten 19 fjfufe 3 3o0. 9lacb bem «erlebt
bet ftvfyttvi bom Dampfer „Ätztet", ber gegen
10 Hfjr bei ber Huf aufteile eintraf, fafe bamal«
fogar bat $ed 5—6 gu& tiefer wie oorne unb
ber Äapitäii Sttoant berichtet, bog ftd) am £ed
bet „»telefelb* ein Äodj gebilbet batte. 3Bie
bem aud) fei, jebenfattt bing ba« ©djiff auf einet
©rbdljung. Dura) bai Rängen mürben aber
bte Sängt« unb Querberbänbe „gaity bebeutenb
gefdjtoädjt", mie Rdj bie nauttfcben ©adjberftän«
bigen auibrüden; ba« Schiff bat in ber Zat
begonnen, Per) ju begeben. Die ©dnffstajatoren
belieben fl<jt) hierfür auf bie fernere SSefääbigung
bei ©dnffsbobenä, fotoie ber über dtaum III
liegenben Ueberbouten unb ber 3tobrleitungen,
bagegen finb bte Sufjenbaut an ben ©djtfftfeiten
unbiämtlt$e,fonftigen Seiten« unb ftimmft&ngen
unbef(t)äbigt geblieben, fötag bie Sax^rareit eine
unmittelbare ©efoJjt für baft ©djiff nidjt an«
nebmen. Unbebeutenb fönnen bte 58efd)äbigungen
nidjt gemefen fein, ba ibre Sutbefferung 160000 A
getoftet t)at. 3ebenfaüt toirb man mit ben
nautifdjen ©adjoerftänbigen fagen müffen, bag,
toenn ber „89ielefelb" nidjt bei bem nädjften
$oa)toaffer flott getoorben märe, fieb. bie (Befab/r
bei Durdjbredjent für ib> bebeutenb bergrögert
Ijätte. Die ungünftige ftab^retjeit fü&rt jubem
(eict)t einen SZBecr)fel ber SBitterung berbei. ©o
ift bie äufjerft fctjneDe $ülfe bunt) bie ©djlepper
befonberä attjuerfennen.
3Rag et audj fein, bag eine geringere $a$l
Schlepper, alt angenommen tourbe, genügt fyatte,
um ben ©rfolg ju erzielen, ba fdjon über eine
balbe ©tunbe öor $oa)»affet bat abbringen
gelang, fo oerbfirgte boeb gerabe bie groge gab"
ber ©djlepper ben ertoünfdjten fdjneden unb
239
N«. 97.
I fieberen (Erfolg. Die ©djlepper b«ben fidj aueb
nicx)t aufgebrängt, fonbern finb bieQeiit)t auf
Snraten bei Sotfen, jebenfad* auf Seranttoortung
bon Sfapitan Ätoant, bem allein bie Kettung
fibertragen mar, in Xätigfeit gefebt. Der Sifer
ber ©d>lepper unk, beeren . umjidjtiget Serfab. ren
bei ber ftülfeleiftung baben bebt „93telefelb" ben
toitrjtigen Dienft geleiftet, bagerob>e©efcfjäbigung
ber Sabung mit eigener 3Rafdjinenfraft nad)
Hamburg fabren Fonnte. Obne ©cblebberbülfe
märe er jebenfaß* nidjt frei gefommen, ba bie
gfluttibe beim Stbftblebben ungefähr gleitr) bod)
mie bie borbergebenbe gelaufen ift.
abgefd)toä(bt tourbe anbrerfeit* bie ©efabr
für ben wStclefelb" babura?, ba& er ttict)t mit
boSet Sfab^rt aufgelaufen ift unb ber SBinb günftig
minb, alfo Sanbminb, ber bei ffugbaben in
©törfe 3, bei $elgo!anb in ©tärle 6 mebte,
möbrenb bei Su$b)aben fein ©eegang, bei ^elgo>
lanb Seegang in ©tärte 4 gemelbet toirb. facti
ftimmt überein mit ber Setflarung, bie bon
ftarfer ©rife fbridjt, tofi^renb bon ben ©djlebber»
f&brern einer „garten", brei mit ein menig boHem
SRunbe „frürmifeben" SBinb bezeugen, gür bie
©cblebber felbft lann (aum bon einer ©efabt
getebet merben, toenn aud) ber ©djlepber „§ait>
blab V* einige Scale aufgeflogen fein mag. Sftt
©efamtmert tommt banad) wenig in SBetradjr,
ebenfotoenig naci) obigem i^re 3ab^ ba bon bem
■ ©rtaaoasit nur bte ©efamtleiftung ju betoerten ifi.
S)er ©djlebber „Cujbaben" toirb aber bon ber
Selotjnung nidjt au^gefctjwfTen toerben tdnnen,
toenn er aud) nur a\i 2)epefcr)enboot gebient bat,
ba feine 3)ienftleifrung jur Stettung inbirett bei*
gerragen bat, inbem er ben Seiter ber Arbeiten,
Äapitän Ätoant, öon (£ur,bot>en an Sotb bei
I „SHelefelb" gebracht bat unb im begriff toar,
; «eute unb Seidjter b!erbeijubolen, alt ba« Hb«
bringen fdjon gelang.
Sie 3^* °*r eigentlicben ©d>Iebt>arbeit
bauerte nur oon ca. 10V* a. m. bi* 1 llb^r p. m.
Die «ufmenbungen ber ©djlebber tooren gering.
Die gerettetrn»9Serte finb bebeutenb unb belaufen
Rdj nad) Angabe ber ^arteten auf ungefäbr
l1/« SRillion SRarf.
Sei S8erüdfld)tigung fämtlicber Umftfinbe
erfd)etnt ein (^efamtbülfllobn bon 60000 X an«
gemeffen.
Digitized by Google
240
No.
98. Seeednwag »e< tfr*4t0t»iant£, >en ein Snl)n,
wi^rcafc et'|at repariert »Irrtet ntfifftu, genoßt taten
, • .» .* t • ■■■■■:■ ■■!
©<$iffSeigner fflrübigam
in 9ttüt)i)6er0 a. OL
flegen
bie ©accfcarinfabrit 81«©., toormals
8ra&lberg, Sift & Go.
Urteil beS 0. S. ®. V bom l9. 3}uni 1907,
burtfrweM&es bem Äläger 1800 Ä juejefproetjen
würben.
.•••):
© e u'n b'e:
2)ie SBetlagten ftnb »eranttoortlidj für bie*
jenigen «Stäben,' welche bie ^Reparatur bc*
rtögerifcf)en &aljnS in ber Seit wom 26. SRoö. 1902
bis 14. gebruar 1903 erforberlicb machten. $>ie
SeMagten haften alfo aud) für ben graebtgeminn,
Weldjer bem Äläger in 81nla& biefer ^Reparatur
entging. ÜRaturgemäj} fefjlt eS für eine genaue
Berechnung biefeS ©eWinnS an Derläfjlichen
Unterlagen, jumal es p<h banbelt um eine !8ett
nach 6chlu& ber Schiffahrt. @S ift bcSbalb gemäß
<£. D. § 287 bte $3fje beS ju toergütenben
3ntereffeS nach freiem ©rmeffen ju bestimmen.
Slucr) baS Berufungsgericht erachtet mit ber S8or=
inftanj eS für abwegig, in einem gaße, mit bem
Borliegenben, auf ben Betrag beS gefe$(icben
SiegegelbeS bei Bemeffung ber ©ntfcbäbiguug
Stütfftcht ju nehmen. $enn bafür, WaS mut-
matMicfj ber Äläger in ber Ijier in Betracht
fommenben 2Binter$eit mit feinem Äaljn ftätte
toerbienen fönnen, ift.auS ber #öfje ber gefcjjlicheu
Siegegelber garnichtS ju entnehmen. ©S bleibt
mitbin nicht* weiter übrig, als auf ©runb ber
öoin ©acfWerftänbigen §eef<h gemalten Angaben
über bie §öbe ber grasten unb bie 2BittcrungS=
oerbältniffe in bem fyiet in Betracht fommenben
Seitraum, bie mutmajjlidje $öbe ber ju erzielen
gewefenen grasten ju beftimmen. ÜRad} £eefch'S
Hngabe war bie ©cfuffaljrt am 26. SRoübr. 1902
jWar bereits gefdjloffen, tfabnraum aber würbe
bamalS gleichwohl jur grachtrate oon etwa 25 SJSfg.
pro 100 kg gefud)t unb &äbne würben belaben
unb entlöfcbt. 3lm 15. Dezember trat Sauwetter
ein unb am legten Xage beS ©ejember gingen
bie erften ©djleppjüge öon tyex. elbaufwärts.
C£rft 9Ritte Sanuar trat wieber groft ein, aber
fdjon pom 5. gebruar ab festen fich, bie <5djlepps
jüge aßgemein Wieber in Bewegung. Bermutlid)
t)ätte nun ber Äläger, Wenn er fidj, mi* *babr=
fcheinlid}, genügend bemüht Ijätte, ein gracb>
engagemenf für SRagbelnirg'am ober gleich nach
bem 26. tRonember erlangen, bie Belobung bis.
jum eintritt beS gfrofte* um Sföitte ®eiember
bewirfen unb bie Xonr nad) äRagbeburg etwa
ultimo 5)e$ember antreten fönrien, in Welchem
Ja II er etwa am 6. ober 7. 3<*»«wr ober etwa*
fpäter' in 9Ragbe6urg eingetroffen Wäre unb bis
jum 5. gfbruar öermutfirf) 3e'* gf«wg gebabt
^ätte, um bie angebrachte Sabung in 3D?agbeburg
5U löfdjen unb neue Sabung für eine 9lü<ftour
naaj Hamburg etnjuneb,men — beim wenn audj
etwa oom "15. Januar bis 5. Februar ftroft
^errfo^te, fo würbe bieS eine ffielabung be* Äabn«
in 9Jfctgbcburg nermutlidb nicfi,t getjinbert fyabtn
— ünb ptte in ber Seit bis 2Ritte Februar bie
Xalretfc ooüenbet unb aud) bie Söfa^ung ber
Sabung in Hamburg gan^ ober boefj {ebenfalls
ju einem großen Seil bewirft fein fönnen. ©S
ift b«ernact) als Wat)rf(^einlid6' nnjuuebmen, ba&
Kläger jwar nidbt, wie in ber Älagc angegeben,
brei SR.eifen, wobl aber eine SÖergreife unb eine
Snireife in ber Seit tiom 26. «obember bis
14. Je bruar fjättc auSfübren fönnen, wenn er in
ber Sage geWefen Wäre, feinen 5labn ju bemtfcen.
2)ie in ber Älage für eine Vergreife unb eine
Xolreife angenommenen gracfjtfätc oon 25 Sßfg.
refp. 16 5(Jfg. laffen fid) mit ben Angaben beS
<3ad)berftänbigen über bie giaa^traten in ^janu
bürg refp. 3Ragbeburg im SDejcmber refp. jebruar
bereinigen unb rechtfertigt fieb mitbin bie ^ßer^
mutung, bajj Kläger für bie ©ergreife brutto
1200 .H. unb für bie Salreife 880 A, total alfo
brutto 2130 M., oerbient Ijätte. SBerben fyiexxton
bie in ber Älage beregten erfparten Seutelöbne
für bie S^'t »on ca. 2*/» üRonaten mit 480 4L
abgerechnet, fo Würben ftcb als mutmajiiieber
©ewinn einige hunbert 9Jcarf weniger als ber
oom Äläger beanfprueftte 93etrag ergeben.
Ctr»#lutMtl U1»tlaj, ^amburs. <KTmditn9rci»i ii. «et«(rt«lHT 1 tt«. ««anls'fnl.
Xc«(f >•■ 3ttaa* «litt« 9R«»«t. *
Dr. X. »t.mil,
Digitized by Google
No. 41.
241
Ko. »V.
fxwfcoüfilje («cri(1)t«y,citiiH(i.
^attptBfatt.
lanöebreditli^e fälle,
XXVIII. Jahrgang. (40. Solana, bet $anbeteo,eri$t«.<8e.tuTiß.)
«m* fir ben Sabrfl.ng: $uu»it. «k «cillttt wU Stjlfler 20 A - «««»tUttt rieiu mit »egifler 16 Ä
SnMait allein mit Se„ifl« 15 A
Viertes ®uartaf.
^autbnrfl, btn 10. Cftobtr.
1907.
3nb.lt: 1) $omburg • 6ubameri!<iniftt)e Sanipff^iffa^rt«'
gefeflfnjoft, 2) ©grabet & SBrtbe, 8) 9torbi|d)er Bergung*-
ttcrtin unb 9eTgning<< od) Xpferi -Aftiebolaget „Weötun"
in 6tocfpolm gegen bie Hamburg • Wmerita • öiuie. —
6toontoaort SWaatfd)<u>p&, »eberlonbfäe filonb gegen
€teinbaibt & So. in Hamburg. — ftirma 3. &■ Boajmann
in Seemen gegen bie girma flbbiett in Bremerbaoeii.
— €<£iffieigner ttorl ttenbin in Hornburg gegen bie
tJirmo «uguft Wann in fioBe o. b. S., giliale Hamburg.
09. #8l)c b« ^iilfololm« flr (Errettung eine« grofecn
in «rnnb geratenen $omsfer« mit wertvoller £ab*ng.
1) $amburg:Sübameritanifr$e
S)ampff ctyif fafjrtSgefellfdjaft,
2) Sd&raber & SBrcbe,
3) SRorbifttyer SBergungäberein unb
93ergning8= od? S>bJeri = äf tiebolaget
„Sßeptun" in Stodljolm
gegen
bie #amburg*8lmerifas8inie.
S)er Stampf er „Lugano" bec £amburg=8l media«
Sinie ift am 26. Slpril 1906 im englffdjen Äanal
furj nadjbem er am $ead)rj $eab borübergefatjren
mar, in Sranb geraten, eine 3eülang bom
Stampfer „©anta £ru£" ber SlntragfieHerin ju 1)
gefdjleppt, bann bon bem englifa>n Stampfer
„Columbia" querab bon #afring« ju Sinter ge=
bracht unb fpäter näfjer nadj bem Sanbe ju
gelegt. 5)er Dampfer „Solumbta" unb bom
27. »pril ab aurf) bie Stampfer „®ebr. SBrebe"
unb „©eeablcr" ber Slntragftefler ju 2) unb 3)
««artHatt.
Ijaben mit iljren pumpen bat geuer ju Ißfdf>cn
gefugt unb bat ©djiff am 27. Sprit 11 U&r
bormittagS auf ben Straub gefegt. 8on ba ab
finb nur bie beiben jule&t genannten Stampfer
beim Söfdjen be« geuer* tatig getoefen. «I*
bai geuer bemültigt war, baben am 30. »pril
3 Uljr p. m. beibe Stampfer unb ber in&nrif(f>en
tjerbetgefommene SSergung&bampfer „SfreXloi" ber
HntragfteHerin ju 3 b bai SBaffer au* bem
©djiff ju pumpen begonnen unb bem „Lugano"
am 5. 2Äai bormittag& beim Slbfdjleppen unb
am G. SJlai toäljrenb ber tjaljrt nadj Staber
SJeiftanb geleiftet. 8Jm 8. SÄai nadbmittag« bat
ber Kämpfer „Sugano" im ©djlepptau be«
Stampfer« „#elio*" Staber berlaffen unb am
11. 9Rat 6 Uljr p. m. Hamburg erreicht.
Sta« ©tranbamt Hamburg fteHte burdj red)tö=
frSftig getoorbenen ©prut^ bom 7. 3>ejbr. 1906
folgenbe ^ölfälo^ne feft:
1) für bie #amburg*©übameri!anifd)e S)ampf=
fdjiff=©efellf<$aft 5000 X,
2) für ©Araber & SBrebc 50000 X,
3) für ben 9torbifrf)cn ^Bergung* herein unb
bie „Neptun" 100 000 X
©rünbe:
Unbeftrttten ift bem Stampfer „Sugano" bon
ben ©cfjleppern ber SlntragftcIIer ju 2) unb 3)
^ülfe in ©eenot geleiftet toorben. Söeftritten
totrb nur, bafj aueb, bem S)ampfer „Santa (IruV
^ülfdlobn gebüfjrt.
Digitized by Google
242
No. »».
3>er Sambfer „(Santa ©ruj" ift aber bom
Äabitan beS SambferS „Sugano" jur $ül\e an*
genommen, hat ben „Sugnno" swei Stunben
lang nact) ©ober ju gefcfjlebbt, geuerlöfchabbarate
an SBorb gebracht unb mar bamit bcfct)äftigt, als
baS fteuer junahm, ben Sambfer in bie un*
mittelbare SRär)c ber Sfüfte au bringen, als ber
Dampfer „Eolumbia" Farn unb bom jfabitän beS
„Sugano" an fetner Statt angenommen mürbe.
S)ie „©olumbia" fefcte mithin nur baS bon ber
„Santa ©ruj" begonnene StettungSmerf fort, als
fic ben „Sugano" nach bem Sanbe fcfjlebbte unb
ibrerfeitS mit it)ren Sßumben baS geuer ju löfdjen
unternahm. Sie lätigfeit ber „Santa Gruj"
fteHt alfo einen Seil beS mit ©rfolg gefrönten
gesamten SlettungBroerfS bar unb ift baljer fo
gut toie bie ber übrigen Sambfer als #ülfe in
Seenot ju djarafterifieren.
Um bie #öt>e ber 4?ölf«löt)ne feftfefcen ju
tdnnen, wirb junädjft ber SBert ber ©efamtleifrung
p fünften bei „Sugano" ju ermitteln fein,
fotoeit fte ber Beurteilung bei StranbamtS
unterliegt.
grür bie #öhe beS ©efamthülfSloljnS fommt
im einzelnen golgenbeS in Betracht: Ser
Sambfer „Sugano" ftanb in ber ©efaljr, burd)
baS um ftd^ greifenbe fteuer gänjlidfj verloren
ju gehen. 9iur baS fdjneHe unb enerflifriEjc (Sin:
greifen ber facfjgemäf} auSgerüfteten Sdjlebber,
unterftüfct bon gutem SBetter, hat ihn babor
bewahrt. (Sine £eit lang fdjienen felbft bei bem
günftigen SBetter alle Bemühungen umfonft.
Sie @efat)r für ben „Sugano" toar mithin eine
gto&e.
Safj bai SBetter feljr günftig mar, ergibt
pdf» barauS, bafe bie SCntragftcHcr 511 3) felbft
als fdjledjtcS SBetter nur ^erboriub^eben ber=
mögen :
am 28. Slbril SW 6 Seegang 5,
„ 30. „ OSO 4 „ 3,
„ 2. 3Rai SSW 4 „ 3.
SBon ben £>ülfe leiftenben Sambfern haben „Santa
Kruj" unb ,,^>cltoS" fid) feiner ©efaht ausgefegt,
erfterer hat nur gefcfjlebbt unb jtoar, als bas
fteuer noa) ntctjt feinen boßen Umfang erreidjt
blatte; lefeterer hat erft eingegriffen, als bai
geuer fd)on gelöfdjt mar. Ser Sdjlebber ,,©ebr.
SBrcbc" hat ^war unmittelbar neben bem brennen?
ben Sdjiff an Subfette gelegen, ift babei audj
bem SBinb unb Sergang auSgefefot getoefen, bie bie
#filfeleiftung jcitmeilig gu unterbrechen zwangen;
er mar aber jeberjeit in ber Sage, baS Sd)iff in
Stid) ju Iaffen unb fid) in Sicherheit ju bringen.
(Sine größere ©efaljr lag mithin aud) für it)n
nidjt bor. Sagegen toar ber „Seeabler" an ber
Seefeitc bei „Sugano" ntdtjt: nur gröfjerer #ifce
unb Branbgefafjr auSgefefct, fonbern er mar
aud) toäfjrenb ber ©bbe nid)t in ber Sage, fein
Sdjidfal bon bem beS „Sugano" ju trennen unb
befanb fldr> mithin in ©efab,r, baffelbe ju teilen.
SaS Slufftofjen auf bem Sanbbobcn unb ba«
3ufammenfto0en mit bem „Sugano" fann bei
ben Sdjlebbetn mä)t als mit befonberer ©cfab^r
berbunben betrautet merben.
2>er (Sifer ber 93efa^ung ber Ijülfeleiftenben
SJambfer ift befonberS ^erborjub^eben. 5)ie ^Qlfe»
leiftung bei einem brennenben ©djiff ift mit
erheblichen IBefa^merben berbunben. ^jnSbefonbere
b,aben bie SBefafeungen beS „®ebr. SBrebe" unb
„Seeabler" bom 27.-29. ä^ril in ber glülpenben
^i^e beim Sßumben aufobferungSbolt unb un=
ermüblicfj ausgeharrt.
2) ie geleifteten 5>ienfte beftanben in %oh
gen bem :
3) ie „Santa Kruj" hat ben „Sugano"
mährenb groei Stunben ca. 10 Seemeilen weit
gcfdjlepbt. Sie „©olumbia" hat ba<$ Srfjiff bem
Sanbe jugeführt unb ju SInfer gebracht unb
baburch ermöglicht, ba& mit ber eigentlichen »rbeit
ber Rettung auS ©efat>r, bem Söffen beS geuerS,
hat begonnen merben fönnen unb bie Scf)lebber
„©ebr. SEBrebe" unb „Seeabler" ha&en ben
„Sugano" bann &ufammen mit ber „Columbia"
auf einen gefdjü&ten $la^ auf Stranb gefegt,
mo genügenb SBaffer jur SBeioaltigung beS ^euerS
in ihn hineingebumbt merben fonnte, ohne ba|
ein Stentern ober SBegfinfen ju befürchten toar.
Sie haben femer, anfänglich bon ^ct „Columbia"
unb ben SdjiffSbumben beS „Sugano" unterftü^t,
baS geuer gelöfcht unb bann jufammen mit bem
„^elioS" ben „Sugano" toieber fotoeit Ifrr
gebumbt, bis beffen eigene 93umben gebrauchs-
fähig tourben unb jufammen mit bem tranS;
portablen 5ßumbengcfchirr beS „#elioS" ben 9teft
beS SBafferS bewältigen tonnten. Sen brei
93ergungSbambfern ,,©ebr. SBrebe", „Seeabler"
unb „^elioS" gebührt bai SSerbienft, ben ein-
gebetteten „Sugano" abgefchlebbt ju haben, toobei
Digitized by Google
beffen eigene 9Rafd)ine fie unterftü^te. 3>et
Dampfer „$elio&" $at nod) bei $afting£ einen
9lnfer auägebradjt unb fbäter geborgen unb bem
„Sugano" auf ber galjrt nad) 5)ober jur Seite
geftanben, mätjrenb ber ,,©ebr. SBrebe" einen
Seiltet bortljin fd)lebbte unb jufatnmen mit bem
„Seeabler" ben „Sugano" in ben #afen bon
$ober bugfierte. $er ,,&elio«" ift fd^Iteglid^ mit
bem fd)led)t fteuernben „Sugano" nad) Hamburg
gefahren. 3)ie toefentlid)cn $>icnfte ber Sergungä*
bambfer beftanben fomit barin, ba& fie baS greuer
in bem auf offener See liegenben Sdjiff mit ben
jur Verfügung fteljenben SJlitteln in bertyältniS»
utäfug furjer Seit löfdjten unb fbäter baS SBaffer
miebcr auöbumbten, eine Slrbeit, bie jtoar als
foldje nirt)t atlaufjod) bemertet »erben tonn, bie
aber in borliegenbem gaü bon erf}eblid)er Se*
beutung mar, als baburd) ber Serluft mcfentlid)
verringert mürbe.
$er Slufmanb ber Ijülfeleiftcnben griffe
ift abgefefjen bon ifjrem Äofjlenberbraurt) unb
ibren fonftigen Sageätoftcn für ben Dampfer
„@ebr. SBrebe" auf 3200 M. au Snftanbfefrungö*
foftcn angegeben, aud) ben Stampfern „Seeabler"
unb „$eltod" ift SJlatcrial an Sd)Iäud)en ic.
bcfdjftbigt, bem „Santa Cruj" ein 9Jianifla=Sor=
läufer geriffen.
S)ie #ülfelciftung bauerte für ben „Santa
Cru^" einige Stunben, für „®ebr. SBrebe" neun
Xage unb 14'/» Stunben, für „Seenbier" einige
©tunben meniger, für „.fcclios" 1 1 £age, abgcfeljen
bon ber 3f»t, meiere bie legten brei Dampfer
für $infaljrt jur UnfaQfteQe unb iRüdfatyrt bon
bort gebraud)t traben, ättaftgebenb für biefe
58ered)nung ift, bajj bie Seenot mit bem Söfdjen
bei f^euerS nod) nidjt beenbet toar, ba ber
„Sugano" of)nc frembc Jgülfe toeber leer gebumbt
merben, nod) üom ©runbe abtommen fonnte.
$ie brei SergungSbambfer tjaben nod) -Vi ©tunben
gefdjlebbt, el>e ber „Lugano" frei fam. Slber
aud) nod) mäljrenb ber %af)tt nad) Hamburg
beftanb ein Dteft bon ©eenot fort. S)er tran£<
portable Sambffeffel be* ,,#elio«" befanb fid)
toäb^renb ber 2raf>rt an Sorb be$ „Sugano" unb
erft, als am 9. Mai 11 Uljr bie 58orrid)tung
Ijergeftellt mar, um bom ©cd au« fteuern ju
rönnen, gelang es biefem beffer, bem ,,#eIio«"
ju folgen; inbeffen erfolgte aud) bann nod) bie
Äoflifion mit einer Soje.
243
gu ermägen ift roeiter, ba& „®ebr. SBrebe"
„Seeabler" unb„#eltoi" berufsmäßige Sergungfc
bambfer finb, beren fd)nette ^ülfe infolgebeffcn
befonber* groedentfbred)enb einfejjen tonnte unb
um fo mertb oller mar.
S)re geretteten SBerte finb bon ber Antrag--
gegnerin auf 215800 X für ba* Sdjiff, 1 1 08000 X
für bie Sabung, 53518 X für bie 3rrad)t ans
gegeben, betrugen mithin jufammen 1377 318 X,
mäljrenb fie in bem englifdjen »erfahren auf
1495760 X angenommen finb.
5?ad) bem allen erfd)eint e« nngemeffen, einen
®efamt§filf8lol)n bon 155000 JH, abgefeb>n bon
bem ber „Columbia" jugefbrod)cnen 35000 M.,
feftjufe^en.
S)ie Slngemeffenb^eit biefer ^eftfe^ung ergibt
fid) aud) burd) einen SSergleld) mit bem Urteil
bei High Court of Justice oom 3. Sluguft 1907.
S)ie „Columbia" fiat bie erfte fdjncße ^>ülfe
gcbrad)t; burd) fie ift ber fd)led)t fteuernbe
„Sugano" junädjft an einen fid)ercn 5ßla& ge*
fd)lebbt unb fbäter mit $ülfc bon „©ebr. Srcbc"
unb „©eeabler" auf ©tranb gefegt. S)ie SBaljl
bei ^la^e8, mo ber „Öugano" in ©id)erb>it
gebradjt mürbe, mar mid)tig, bamit ber bambfer
bort ofjne ©efab,r boü Saffer gebumpt werben
tonnte unb bod) nid)t ©efa^r lief, fbäter nid)t
mieber abfommen ju lönnen. 5)ie „Columbia"
tjat ferner juerft bei bem Söfd)cn be* geuerö
geholfen. $)ie erfte ^ülfe aber mar bor altem
mertboü. Slnbererfeitä tjat bie „Columbia" nur
etmaä über 24 ©tunben bem „Sugano" bei=
geftanben, ift feine ©cfaljr gelaufen unb tjatte
nur eine äu|erft geringe 5ßumb!raft. ©ie b^at
banad) nur Slnfprud) auf geringeren ^ȟlfdlo^n
aU jeber ber brei fbäter tommenben ©ampfer,
immerhin aber nid)t ein fo mefentlid) biet geringere*
SBerbtenft an ber Slettung, ba^ bie ^»ülfälöbnc
ber festeren ben irrigen adjumeit überfd)reiten
bürften.
Sei ber Verteilung bei ©efamtljülfaioijn«
unter bie Stntragftetter Tann für bie Üeiftung ber
„Santa Cruj" nur ein Setrag bon 5000 X
feftgefe^t merben. 2)ie „Santa Cruj" b,at febr
geringe »uftoenbungen gemadjt, nur menige
J Stunben ir)rc %af)tt unterbrod)en, menig mefent;
I lid)e 2)ienfte geleiftet unb feine ®efa^r ju befteb^en
I gehabt.
Digitized by Google
244
No. «19—100
Sie Seiftungen bet brei iBergung«bampfer
baflea.cn ftnb toefentlidj gleid^ b>d|j ju ftfjä^rn.
%f)tt SBerte unb tljre 5Bumpfraft, auf bie et
borliegenb befonberä anfam, pnb „mar ungleich.
Sie 2Berte fteü*en fief) für „©cbr. SBrebe" auf
120000 A, für „©eeabler" auf 150000 JL, für
„Helio«" auf 221000 Jeronen. Sie Slntragfteller
haben als Straft ber $auptpumpe ber Stampfer
bingefteEt:
für „©ebr. SBrebe" 60 Eon« pr. ©tunbe,
„ „©eeabler" 600 „ „ „
„ „$eIio*" 3900 „ „
Ser „©ebr. SEBrebe" war aber juerft jur ©teile
mit feinen Söfcöborridjtungen unb batte fdjon
einige ©tunben gepumpt, e$e ber „©eeabler"
eingreifen tonnte. Ser „©ebr. SBrebe" §at audj
nadj feiner SarfteHung Ijöbere iBefdjäbigungen
erlitten ali bie beiben anberen Sainpfer. Sie
93ebauptung bagegen, bafj gerabe burdj baö
SBumpen be« „©ebr. ©rebe" beim Heijraum
infolgebeffen bad SBaffer nadj Dorne lief, baä
treuer toefentlidj getöfrfjt fei, flnbet in ben 93e*
rieten ber ©djlepperfüljrer unb ber SBerflarung
feine »eftätigung. ©er „©eeabler" bat fidj Wie
oben ausgeführt, befonberer ©efaljr aufgefegt,
ibm unb „©ebr. SBrebe" ift bai Hauptberbienft
am Söfajen beS fteuer« jujufpredjen. JBeibe Ijaben
audj beim »nftranbfefren geholfen. Ser „Heliog"
enblidj fam erft, als bie $auptgefa$r, bie geuerSs
gefafjr, befeitigt mar. Safür Ijat er mieberum
beim £eerpumpen bie Hauptarbeit getan, ift beim
Bbfdjleppen in gleid&er ffieife wie „@ebr. SBrebe"
unb „©eeabler" tätig geworben unb rjot ben
„Sugano" bi* Hamburg gebraut. (Sr ift audj
1 Vi Sage länger al« bie beiben anberen Stampfer
in Stnfprudj genommen toorben.
®« rechtfertigt fidj baber, ben Sampfern ,,©ee=
ablct" nnb „Reilos" jufammen boppelt fo biel
Wie bem Stampfer „©ebr. SBrebe" unb le&terem
50000 M. alt SpüIf«iob.n sujueriennen.
iuu. c(P(ntuRg otr mau\t\ nnts in ttn otrrtntgieti
Staaten gejieidineten &snit0ffemtxt#, the shipment herein
descrlbed (»Bt btn »fftimmunatn btr parier tlct unter-
fte^f«, in »ertinbuitfl mit Ut ?(«Kll|rence J»tan|tl.
©tooutbaart SWaatf djappty, 9Jeber=
lanbfehe Silobb
gegen
©teinljarbt & (£o. in Hamburg.
Klägerin beanfprudjt bon ber SBeffagten .gabjfang
bei Steftbetrage* ber {Jradjt für StaummoHfaat'
mebl, meldbe£ mit bem Stampfer „9teberlanb" nadj
Hamburg gebracht unb auf ©runb ftonnoffementd
bon ber SBeflagten empfangen ift. tBeflagte rennet
mit einem SInfprud) in gleidjer Höbe (561,15 A)
auf, ben fie wegen 99efdjäbigung ber ©üter
geltenb madjt. SRad) SBeljauptung ber 58e!lagten
ift ba* 9WeIjI baburtt) ju ©traben gefommen, bo&
bie ©ädfe auf ^b^oÄpb^at uerftaut toorben finb,
ob^ne bafe man Re oon bcmfelben burtt) SBatten
getrennt fyat.
Klägerin b,at fidj auf bie Älaufeln be*
Äonnoffement« berufen, nad) benen f«f fld) frei«
ge^eidjnet b^abe.
3)a8 O. S. ©. V entfpradj am 5. $uli 1907
ber JWage.
©rünbe:
Sie Klägerin ift an unb für fl$ burd? bie
Stlaufel bed Jtonnoffement*:
not liable for any loss or damage arising
from stowing or contact with other goods ....
and the owners also not to be rosponsible
even if such loss or damage is caused by . .
any act, neglect . . etc. of raaster, mariners . .
stevedores or others in the service of tlie
shipowner
gebedtt. StaS 2. ©. erndjtet aber biefe Ätaufcl
für untoirffam. ®* wirft bie gragc auf, ob i^r
nidjt fdjon be*toegen ©ülrigreit abjufprcrfjen fei,
meil ba* fronnoffement in ben ^Bereinigten Staaten
unter ber £errfcöaft ber Hat,er let gcjcicbnct
fei. 6« Reb^t Rdb, aber ber ©ntfdjeibung biefer
grage überhoben, toeii im 5ronnoffemcnt felbft
Vereinbart fei:
the shipment described herein is made
subject to all the terms and provisions of,
and all the oxemptions from liability containod
in the Act of Congress of the V. St. etc.
(Harter SCct).
Digitized by Google
345
$>tefe Sereinbarung foff mit ber obigen
gretyeidjnung in unlöSlicbem SBiberfprurf) fteben,
beibe beben fidj gegenfettig auf unb baber ftflnben
bie Parteien fo miteinanber, al« fei niebt« ber*
einbart. Klägerin ^afte lebiglidj nacb ben Se*
ftimmungeu be« 3)eutfcften $anbct«gefebbucb«.
3)iefen Ausführungen fonn niebt beigepflichtet
werben unb aueb jene etftcte fttage ift ju ber*
neinen.
<$« banD*It P«$ b^iet Icbiglieb um ba«
9teebt«berbältni« jtoifc^en bem SReeber unb bem
(Empfänger, bet bic Stare onf ©runb eine« für
Hamburg beftimmten ftonnoffement« ausgeliefert
erhalten Ijat. SBenn nad} feftftefjenber Srarte
biefe« 9ted}t«berb8Itni«, Wa« ben Umfang, ber
Haftung für Serluft ober Sefcbäbtgung be« ©ute«
angebt, bem t)eimifct)en beurfeben 9tect)t unterftetjt,
fo folgt barau«, bafj aud) Sebeutung unb £rag=
weite ber getroffenen Vereinbarungen, unbefct)nbet
natürlich einer im flonnoffement jum Sluäbrud
getommenen entgegenftel?enben Stbpd)t ber Vertrag:
fdcjliefjenben, nadj beutfdjem Sterbt $u beurteilen
finb, tuoraud oljne Weiterei unb — wie gegenüber
ber ^Berufung auf SBittmaad in ©olbfdjmibt'«
3eitfct)rift Sb. 52 ©. 95 (jertwrgefjoben fei —
obne jeben Serftofj gegen bie conti tas gentium
folgt, bafj eben niebt ameritonifdjc« 8tedjt unb
a(fo audj nict)t bie Serbote ber harter »et traft
©efefee« anjuWenben finb. SBenn Setlagte au«=
geführt tjat, e« banble ftd) t)ier um eine grage
nadj ber 3uläffigfeit beftimmter Serctnbarungen
unb biefe müffe entfebjeben Werben nacb bem
9tedjre am Orte, Wo bie .§anb(ung borgenommen,
bie Sereinbarung getroffen ift, fo ift ein foldjer
9tedjt«fa& eben nidjt anjuerfennen. 2>a« Sterbt
bei Drte«, Wo eine $anblung borgenommen Wirb,
ift im ©ebict be« ©ibtlrccbt« Wob( mafjgeblicb
für bie gorm ber #anblung. %üx bie inbaltlicbe
Sebeutung be* 3tedjt«gefcbäft« ift ba« Stecbt ba«
mafjgeblicbe, bem ba* StcdjWberbältnf« fetbft
unterliegt.
®« fragt fitb baber, Weltbe Sebeutung bem
Umftanb jufommt, bafj im Äonnoffement au«=
brfictlirb erflärt ift, bafj bie Sefrimmungen ber
$arter Stet gelten foQen.
gunädjft Mnnte jWeifelbaft fein, Wdfi, rein
fbracfajidb genommen, bamit gemeint ift, bafj
,,the shipnient, herein described" unter ben
Sefrimmungen ber $arter Slct fteljen folt. ($«
No. UM».
Wftre möglicb, bafj ba« Aonnoffement jugleteb bat
bienen füllen, ba« StedjWberbaltni« jWifcbcn «er*
fraebter unb Befrachter $u beurtunben, bafj mit
shipment nur bie Slbtabung felbft gemeint ift,
bie man — aüerbing« fet)r überflüffiger SBeife —
noeb auöbrücflicb bem am Orte ber SIblabung
geltenben ©efefo fyat unterteilen Wollen.
Slber aueb abgefeben fyextion, bot bodj biefe
ganje ftlaufel Iebiglid) bic Sebeutung unb Xrag*
weite, bafj man alle« bereinbart, Wa« bie harter
Slct über ben ^nbalt ber Äonnoffement«;
Obligation beftimmt. SJtan tann nicht bie abpaßt
gebabt b>ben, ju bereinbaren, bafj bie Serbote
— ober gar audj bie ©traffanftionen — be«
©efefee« al« foldtje gelten foHen. Unb Wenn man
eine folebe Stbpdjt gebabt bätte, fo Wäre e« ein
Wiberfinnige« Unterfangen geWefen. S)cnn man
lann niebt burch bribate Vereinbarungen öffentliche
Serbote einfübren.
9Ba« aber bie fachlichen Seftimmungen ber
harter Stet angebt, fo bcrftöfjt ba« 2. @. gegen
anertannte ©runbfätye ber Stillegung, wenn e«
ben gcftiffentlidj genauen, an fidt) tiaren unb
anfcbaultcben eingeht aufgefübrten greijeidjnungen
bie ganj allgemeine Sejugnabme auf bie Sc»
ftimmungen ber #<irtcr Stet al« gleich, bebeutfam
gegenüberfteüt. ©elbft Wenn e« richtig Wäre,
bafj ben übrigen Seftimmungen be« ftonnoffement«
bureb bie harter SIct niebt« mebr binjugefügt
werben tonnte, fo würbe man boeb immer nur
ju bem Scbtuffe fommen, bafj bie Parteien etwa«
Ueberflüffige« gefagt beben, aber niemal« baju,
bafj fie in ber Älaufel ba« ©egenteil bon bem
flfiooöt boben, wa« pe unter 9?r. 3 eben erft fo
geftiffentlicb pcb au«bebungen Ratten.
©« ift aber aueb niebt ricf)tig, bafj burd) ba«
Äonnoffemcnt ba« ganje 9teebt«berbältni« fo
erfebBpfenb geregelt War, bafj für bie harter SIct
fein Staunt mebr blieb, ©o entbält j. S. ba«
ftonnoffement niebt« über Serfeben im „manage-
ment" be« ©ebiffe« (oou bem manager ift nur
in einer einzelnen beftimmten ^infiebt bie 9tebe).
®ie ©ect. 4 ber harter Stet regelt ®inge, bon
benen im Äonnoffemcnt niebt« ftebt. Setanntlicb
bebingen ferner gerabc bic Wortreichen Jtonnoffe=
mente nacb englifebem ÜDluftcr mit ibren Stuf«
jäblungcn ber ©injclbeitcn bic ©efabr, bafj trob
aller Umfirbt Siücfcn bleiben, bie im einzelnen
2faü entfe^eibenb Werben tünuen. demgegenüber
Digitized by Google
246
Mo. lOO— 101.
bietet bie gartet «et mit iljter, frciltt^ nur unter
beftimmter £orau*fefeung gclteuben gan$ aQ-
gemeinen Befreiung be* SRecber* bon ber Haftung
für bie ©d»ff*bcfa&ung einen guten ©dmfc.
©oinit erfc^cint bie ^Berufung ber Älägerin
auf bie ^rei^eii^uung im Äonnoftement begrfinbet
unb ber Älage ift ftattjitgeben.
101. f*«H$e StrWtitaag M ®$iff<Jmatttr« $ur
gkridjtigBitg *«n 9cr|»flid)(aiigeB M ttaa tym »trtrtttitd
Skiffe«.
$irma 3. Bochmann in Bremen
gegen
bie ftirma abbfrt* in «remerljabcn.
Älägerin bat ben Stampfer „©^riftion «Rebe"
ber StanftsSRufRffe ®ampfffib*felfifab in Äopcn»
bogen für eine Steife Don üBremen nach ©bnrlefton
gemartert. $ie ©harter ift burrf) JBeflagte, toeldje
ein ©<t)iff*maflcrgefcbäft betreibt, jtoifo^en ber
Älägerin unb ©läfcte unb Penning« für bie
SReeberei vermittelt. Älägerin bat an Sabefoftcn
auf 4225 Xon* ©üngerfalj ä. 60 Ißfg. 2535 jK
berau*lagt unb bedangt mit ber Silage ©rfctfo
bei SBetrage* bon ben Beilegten mit ber 93es
bauptung, bog ber beflagtifdje Sßrofurift {Ratbjen
gabjung besprochen b«be.
SBctTagte ^aben ba* 8ablungebcrfprechen
bestritten unb ferner geltenb gemacht, bafj buret)
ein etroaige* SablungSDerfpredjen n*W b*5
flagtifct)c girina perfönlict), fonbern nur bie buret)
Re Vertretene SReebcrei, beren ©djiffsge)\f>äfte ftc
beforgt habe, berpflict)tct roorben fei. 2)a* 2. ©.
Sremerhaben bat naefj £Ben>ei*erbebung an=
genommen, baft ber ^rolurift SRatbjen bie bom
©Ziffer abgeleitete 33ertretung*befugni* über--
frfjritten habe unb bcSfwlb ber Älägerin au* bem
nriberredjtlicb abgegebenen S3eriprect)en eventuell
jebenfatl* barau*, baß fie bie ifc)r ol* ©ct)iff*maUer
obliegenbe Sorgfalt aufjer SIct)t gefegt b^abe,
haftbar fei. 3>emgemä& finb Vertagte bem Älag*
antrage gemäß Verurteilt.
$>a* O. Ö. ©. I wie« am 12. ^uli 1907 bie
beflagtifcfie »erufung jurüd.
©rünbe:
S)afc bie fiabe* unb ©tauung*foften, beren
#öhe nict)t beanftanbet ift, bon ber SHeebcrei $u
tragen finb unb Älägerin mithin (Srfafe ber bon
| ihr berau*lagten Äofren ju beanfpruct)en hat, ift
unftreitig unb beflagttfcherfeit* au*brücflicb ans
erfannt.
Älägerin nimmt jeboct) bie SBeflagten, toelct)e
al* ©rfufi«mafler bie ©cr)iff*gefcbäfte ber {Reebcrei
beforgt t)at, perfönlict) in Stnfpruch, e* fragt Ret)
be*t)alb, ob bie perfönlict)e Haftung be* ©d»ff*=
mafler* begrünbet ift.
3)ie SJorinftanj bält bie Vertagte be*halb
für beipflichtet, weil ber Vrofurift 9tatt)jen burrb
bie $ufage, 9eßen ®rteilung eine* $interlegurtß<$
febetne* feiten* ber Älägerin über bie bon ber
Vertagten beanfpruchten Siegegelber, ber Älägerin
bie Äoftcn ber Velabung ju befahlen, bie Vefug=
niffe ber Vertagten jur Vertretung ber SRecberei
Übertritten, Jcbenfall* bie Sorgfalt eine* orbent-
lichen Äaufmann* auger ä(t)t gclnffen b^abe, inbem
er e* unterlieg, ftcb borb,er burrfj Sftüdfbradje
mit bem Äabitän über ben Snijalt 5^ abzugeben:
ben 9Serfpred^en* auSeinanberjufefcen.
3)iefe SBegrünbung fefet fic^ mit bem ©rgeb*
niffe ber SetoeUaufnalmtc in SBiberfbrudb, beim
bie Slbmatf)ung ift in ©egentuart be* Äabitän*
erfolgt unb nacr) bem Beugni* bon SR^obemann
^at Statten bem Äabitän au*brücflict) erllärt,
ba* äiegegelb werbe bebontert, bie {Rechnungen
ber Älägerin, unter benen ftdj auaj bie auf tarnen
ber 58ellagten au*gefteQte unb SRat^jen beb^änbigte
Stectjnung über Sabefoften befanb, müftten bar
bejaht merben unb ber Äabitän, melier ber
beutfrr)en ©brache mächtig ift, b^at barauf ge»
fernliegen unb (einen SBiberfbruct) erhoben, erft
nad)träglict) t)at er, tt)ie Statten betunbet, i^m
JBormürfe gemaetjt, ba& er Ret) auf ein 3>ebonat
eingelaffen babe.
^amacb, b^at fRatfjjen nict)t gegen ^nftruttton
gebanbelt unb bie ber SBedagten al* ©ct)iff*mal(er
juftebenben »efugniffe nicr)t überfct)ritten, er fann
mithin niebt al* falsus procurator in Slnfpruct)
genommen hier ben.
$>ennocr) ift bie ^Berufung unbegrünbet, tuetl
nac^ ^en herrfetjenben ©ebräucfjen unb nacr) bem
au* ber 83etoet*aufnal}me Ret) ergebenben JBerlauf
ber 18erf>anblung jh)ifcr)cn STOabrian unb {Ratt)jen
anzunehmen ift, ba& Statbien bie Seflagte perfön=
lieh berpRirhtet hat.
®* ift üb«4 bafe ©läubiger, roelche auf bie
Slu*führung ber {Reife bezügliche gorberungen
an ben 9teeber haben, pch an ben ©ct)iif$maiicr
Digitized by Google
Ijollcti, bcr bie ©eHiff$gefrl)äfte be* fReeber*
beforgt; jit ben ©cHiff«gefcHäften gehört bie
Steridjtigung berartiger unjweifelHaftcr unb am
erfannter grorbcrungen, Wie fic biet in grage
fteHen unb bie Stellung be* ©cHtff*mafler* bringt
e* mit fitf), folrfje gorberungen jit bejahen, wofür
er regelmäßig in ber Sage fein wirb, ftdt> ju
betten. D^nc 3<>f)tunfl ober genögenbe ©idjcrHeit
in ber Sßerfon be* ©djiff*matler* Würbe ber
©laubiger, um ju feiner Siefriebigung ju gelangen,
genötigt fein, ba* ©d)iff mit Slrreft ju belegen,
tooburri) ber Antritt ber Steife öerjögert Werben
unb ber JReeber in UngelegenHeiten geraten
fönnte.
S)emgemaß Tonnte Ätägerin bereeHtigterWetfe
annehmen, baß SBeflagte iHr für gab^Iung ber
Sabefoften tocrfitalidj auffommen werbe unb au$
Seüagte, auf beren tarnen bie Segnung au*»
gefteüt War, oljne bog fie bagegen bemonftriett
Hat, fonnte nidjt in &weifel barüber fein, baß
man fie öerfbnltdj in S(nf))rucr) nehmen Wolle.
$er beflagtifrHe ^rofurift Watten Hat aber
burdj fein SterHalten unb feine Ghrfförungen bei
ber SterHanblung unb 9lbmadjung mit bem
flägerifcfjer ^rofuriftenSRabrian beffen Sluffaffung
über bie berfönlidje Stertoflidjtung ber Steflagten
nodj erHeblidj »erftärft. SRadj ?lu*fage t>on
iRtjio bemann unb $emfe Hat SRabrian audbrüdlid)
{Rathen gefragt: „Sie »erbfüdjten ftdt) bodj, ba*
©elb ju bejahen?", worauf Statten bejaljenb
geantwortet 6,0t. Sarau* ergab fidj für Statten
War, baß SRabrian i^n perfönlicf) haftbar machen
Wollte, er Hätte beSfjalb, Wenn er nic^t bamit
eiuberftcinben toctr unb nur für bie SReeberei bie
Stertoflidjtung anerfennen wollte, bie* jum Slu*»
brud bringen müffen.
Staran Hat RcH bann nodj folgenber Vorgang
gefnüöft: beim SBeggeHen fagte Watten ladjelnb
unb angeblich jum ©djerj ju SRbobemann, „bt-
jaljlen tue idj ba* ©elb bodj nidjt, feb^en ©ie ju,
Wie ©ie e* friegen", unb al* SRHobemann er=
Wiberte: „machen ©ie feine ©efdjidjten, nur bn
mit bem ©elbe, ober fagen ©ie e* SRabrian",
rief er SRabrian ju: „3dj fd)ide ba* ©elb gleirf»
Herum".
®amit Hat Kattien in unjWeibeutiger Steife
feine perfönlidje Sterüflidjtung beftätigt.
darüber, baß SRatb, jen bei ber ganzen Ster«
Hanblung in feiner ®igenfdb,aft al* Sßroturift ber I
247
beftagten grirma aufgetreten ift unb baß beSfalb
feine (Srflarungen biefe girma toeröfHd)ten, befreit
fein 3fc>rifel.
103. 9U0lirfertiiig M djtgutrtf uat gabjung ker
?rad|t traben 3»g 3»fl J» erf»tge»; ktr <34iffer %*t
rcinr» Hitfyrud) baravf, baft i|)m *«d) XsMicftriiag ei«*
leite* »f» ^ra^rgntc« ti-t *tf4(ag«jab,liiig bit
gradlt srlciftrt »erbe.
©djiffäeigner UarlSBenbin in Hamburg
flegen
bie girma Auguft Wann in £>alle a. b. ©.,
Filiale Hamburg.
Urteil be« D. S. ©. VI öom 23. SRai 1907.
Äläger hatte für bie »eflagte eine Sabung
©türfgüter oon $aDe nac& Hamburg beförbert;
gegenüber ber graefitf orbetung rechnet ber 58ef lag te
mit einer ©rfjabemBforberung Wegen Steigerung
ber ©ntlöfdiung auf. S)a« D. S. ©. erachtete
biefen ©egenanfprueb, für gerechtfertigt.
2Rit Stecht Hat ba* 8. ©. angenommen, baß
Rc6 Älägcr burdj feine Steigerung, ben 9%eft ber
im Äabn befinblirHen SBaren ju löfd^en unb au*^
juliefern, erfa^jfttajtig gemarkt fyat.
SluSlieferung be* ^radbtgute* unb $racb>
jab,lung Haben 3ug um 8u0 ju erfolgen, SB. ©. 18.
§§ 631, 641 ; ©. S8. 435; 99. ©cfi. ©. § 26.
SRarf) bem SBortlaut be* ©efe^e* Hat fomit ber
©Ziffer einen Slnfprud) nur barauf, baß iHm
nacr) Seenbigung ber ganjen SdfcHung gegen
Auslieferung be* ganjen t$radHtgute* 3aH(ung
ber ganjen ^racHt ju Seil Werbe. 6inc aIlmäH=
lidtje Auslieferung be* gradjtgute* nacH ©idjer:
ftettung ber gracHt ober gegen aHmäHlidje
3aHlung berfelben ift bem ©efefee unbefannt,
bgl. Urteil be* O. 8. ©. erfter ©enat toom
12. gebruar 1904 unb 10. gebruar 1905 in
©arf>en ©djulfe gegen 8fifrf)er & ©oHn 5Bf. I
391/03; 91/04.
Segt man mangel* bef onberer Ü3ereinbarungen
jwifdjen ben Parteien biefe gefe&licHe SBeftimmung
ju ©runbe, fo ift e* oHne Weitere* flar, baß
Älager red)t*Wibrig geHanbelt Hat. SBorfcHüffc ober
a conto 3aHIun6en ^atte er nidjt ju ber langen.
®r mußte junäcHft ben ganjen ftaHn entlöfcHen
unb Hatte bann bie entldfcHte SBare gegen
3aHlung ber %taä)t anjubieten. Siefen ©tanb=
punft Hat er naä) ber fBeWei*aufnaHme un=
jweifel()aft nic^t eingenommen. (Sc Hat bielmeHr
Digitized by Google
248
Mo. 10*.
nad) Ablehnung feine« Verlangend auf 3ah'ul1fl
bon 200 X Vorausbezahlung ber ganjen tjftadjt
beanfbrudjt unb fid) auf bie fdjließlichen (Segen?
borfdjläge Seißner'S, bie Seifhing 3«G um 3«0
borjunehmen, nidjt eingelaffen.
3n SBirflidjfeit ift eS aber nicht möglidj,
bie oben genannte gefefelidje Vorfdjrift braftifdj
burdjjufühten. SSenn ber erfte ©enat biefeS
©eridjts in ben citierten Urteilen bie Vflidjt beS
©chifferS, junödjft alle« ju löfdjen unb fobann
feine Verewigung ftatuiert, nichts von bem ge*
li))d^ten Quantum „auszuliefern", Wenn ni(f)t
gleichzeitig bie gradjtjablung angeboten werbe,
fo fdtjcitcrt biefe Otegelung an ber häufigen Un*
möglicfjfeit, alle* ju entlflfdjen unb bodj nichts
aus $änben ju geben. Vebentlicf) ift fdwn bie
«nna^me Jener Urteile, baß ber ©Ziffer bei
(gntlöfdjung ber Sabung auf baS ©runbftüd beS
(SmbfängerS bie Vefifeergreifung burdj biefen
berlunbern tönne. Unlösbar aber Wirb bie Sluf=
gäbe, toenn ber ©djiffer in* ©eefchtff ober fonftige
ga^rjeuge ju entlöfctjen hat. (Sine foldje Söfdmng
ift naturgemäß nur fuccefftoe ju bewerffteßigen
unb ber ©djiffer hat feine SRögtichteit, baS cnt*
löfdjte Xeilquantum auf neutralem »oben z«
lagern, um bie Vefifrergreifung beä Anberen ju
ber Innbern.
Xatfadjlid) finb alfo ©djiffer unb ©mjjfänger
barauf angewiefen, ftd) in Anlehnung an bie
fontreten Umftänbe ju berftänbigen. Allein, audj
Wenn man bie Vorgänge ber §iet ftreitigen ©nt*
löfdjung unter biefem ©eftdjtSbunfte beurteilt,
muß man ju bem ©rgebniffe gelangen, baß ftlägcr
redjtswibrig getjanbelt hat.
AßerbingS hatte berfelbe einen Seil ber
Sabung nidjt nur gelöfcfjt, fonbern audj aus*
geliefert, ©ein Anfbrudj barauf, baß ihm Ve*
flagte einen Seil ber gradjt auszahlte, mar batjer
um beSWißen nidjt unberechtigt, Weil Vertagte
fidj auf f oltt)e teilweife Auslieferung ein*
gelaffen hatte. Äläger trat fidj aber beS 9ted)ts,
bie Weitere Auslobung wegen Verweigerung ber
k conto ßatjlung jurüdzur)alten, begeben, inbem
er nunmehr nidjt bloS Anfbrudj auf Voraus«
bejah lung ber ganzen grradjt erhob, fonbern
auch ben Vorfcfjlag bei fchließlidj einlenfenben
Seißner, gegen Auslieferung ber einzelnen Äofli
ju jahlen, abgelehnt hat.
darauf, baß ber bon Meißner mit ber 3ablung
beauftragte unb mit ben crforberlidjen ©elbmitteln
bcrfehenc Sabemeifter JRjejntyed tatfädjlid) bie
3at)lung nicht borgenommeir hat, fann ftd) Älager
aus bobbeltem ©runbe nicht berufen, ©inmal
hatte er XagS jubor bem ^ejni^ed gebroht, ihn
bom Äat)n zu Werfen unb fobann toäre es jefct,
nad)bem Kläger ben Vorfdjlag SeißnerS, Sufl um
3ug ju erfüllen, abgelehnt hotte, feine ©adje
geWefcn, ju erflären, bafe er bereit fei, fldj auf
ben gefefelichen »oben ju ftetten unb ben SReft
ber Sabung gegen 3at)lu"ß °er flanjen bracht
auszuliefern. Audj baS hat aber ftläger nicht
getan. @r fyat, obgleich er bon ber SBeigerung
beS SabemeifterS nichts toufjte, einfach feinen
©tanbbunft aufrecht erhalten unb ift bei feiner
SBeigerung auch bann geblieben, als ber Anmalt
beS SBellagten bie Auslieferung beS SabungSrefteS
gegen 3ahlungSangebot brieflich fotberte. Sur
biefes Verhalten fehlt es an jeber SHed)ts
fertigung.
einer griftfe^ung nadj Vorfdjrift beS § 326
V. @. V. beburfte eS für bie ®eltenbmactjung
bon (Srfa&anfbrüdjen nid)t. Veflagte hat — wenn
auch auf bem 2Bege gerichtlichen S^angeS — bie
Sabung erhalten, ©ie bedangt nidjt unter Ab-
lehnung ber ©egenleiftuug ©djiabenScrfafe Wegen
Nichterfüllung, fonbern begehrt ben ©rfa^ beS«
jenigen ©chabenS, ber ihr auS ber berfbäteten
bejW. nicht freiwilligen ®eWät)rung ber Sabung
erWachfen ift. SBenn biefer ©dwben im Verhältnis
jum 0rad^tbetrage erheblich geworben ift, fo hat
baS lebiglich ber ©tarrfinn beS ÄlägerS ber=
fchulbet. (Siner SBarnung hinfidjtlid} beS UmfangS
ber aus ber SBeigerung borausftchtlid) entftehenben
folgen beburfte es nicht. Sie ©djiffer wiffen,
baß bie bon ihnen angebrachte Sabung bom
(Smbfänger benötigt Wirb; fie rechnen auch aH=
gemein bamit, baß foldje Sabung für bie Ver-
fdjiffung über ©ee beftimmt ober fonftwie brompt
geliefert werben muß. 3U emer Verteilung beS
©chabenS nach Vorfdjrift beS § 254 Abf. 2 V. ©. V.
liegt baljer fein Anlaß bor.
DtitWcftiiiT« «lirUg, *«"«»OTi. ««rmaimltj»! H, *tmfm<lKr 1 «SS. ««taatawrtl. ateMfltar Dr. •. ü. * t • n b i$ . «aimhit4
X>ni<f *•■ 3o)jii ftlaii« Wimi. ««mlurt.
Digitized by Google
Mo. 42.
249
§ttttfeatifdjc (ikndjtSjcitumv
JyauptßCaf f.
gattieljjre^tltdie falle.
XXV HL Jahrgang. (40. Sa&tgang b«r $anbelS8erid>t*«Äeitang.)
frei* fflr bea 3a|rgao|: $«a*t- «ab Beiblatt Mit Wcglfier SO A — $a«9tbl»tt ■Ocin mit (Hegifrer lft JL
Beiblatt aflrin mit »eg.fter 15 X
•fcomiinra, ben 17. Cflob«.
1907.
Inhalt: Httiebolagft Swolfparolont in Sto<ff)clin gefeit
ba« »trgeborfer ttiiemoerf ». «ergner. — 1) «orbifdifr
©rrp,utig*-8rrcin. 2) Cor( Itebemonn flcflen bit Srrrin«-
ba»t al« Bürgin ffir ben rngl. $am»ftr .(über*.
108. 2Rarfcafift,a*. — üeatet ba« Kort „6»»" aaf
«tflcnftänht ftbwcbifqer $trfaaft aab barf e* aar jar
Vejeiainaag v»a an* Sojaiebea flaniaieabea «rgtaftaabtn
braabt aierbrn?
»eitere gerweabaag eiarä 93areajeio>ra*( »tlditö
•ertritb fiberaeaunen mar, ned| ■itnflöfun« btö Strtragce
übtr bca flUeiaoertrieb.
SBftiebolaget Söcafeparatom
in ©totf^olm
gegen
ba« Vcrgeborfer @ifenwerf 3B. Vergner.
S)as beflagtc Vergeborfer Sifenwerf ftanb
bis jum 3flbrc 1903 in oertraglidjen Verteilungen
ju bev Slfttebolaget (Separator in Stodljolm,
bercn äRücfoentrifugen (Separatoren) e* in
3)eutfd)lanb Der triff». 8lm 28. September 1903
bat ba« Vcrgeborferioerf mit ber Klägerin, ber
Sftiebolaget Soeafeparatorn in Stodboltn, einen
»ertrag gefcfjloffen, %n$dtt* beffen ba* SBerf für
5>eutfd)lanb ben SlHeinöerfauf ber flägerifeben
Separatoren für &anbbetrieb — melcbe in bem
»ertrage als S o e a = Separatoren bejcidjnet
locrben — ab 1. Januar 1904 überoabm. $OT
§ 11 beä »ertraget fjeifjt H: „®a« Vergeborfer
@ifentt>ert OerpfUdjtet ftd), fämtlidje Separatoren
als „Soea"=Separatoren ju oertaufen unb biefen
SRatnen nicfjt burd) einen anberen ju erfefecn".
Slm 21. 2Rai 1904 bat bie Veflagte bie «intragung
beä SBarenjetcbenä Soea für ftd) beantragt; am
12. 3M» 1904 ift if>r ba* geirfjen eingetragen
toorben für „Mferei^aWafdunen unb »©eriite,
tn«befonbere SDlilcbjentrifugen". 9?ad)bem auf Ve*
treiben ber Htttebolaget Separator ber Vetlagten
roegen angeblidjer »atentoerlefeung ber Vertrieb
ber Soea - Separatoren burd} einzeilige Vers
füguug be« S. ©. Verlin oom 25. $ult 1904
oerboten mar, bat bie Veflagte fid) oon bem
Vertrage mit ber Klägerin febon am 8. ffliigujt
1904 loägefagt. ©ie Klägerin miß erft furj oor
bem 15. SJcärj 1905 erfahren baben, ba§ Veflagte
fid> baö iSarcnicicben Soea babe eintragen laffen;
ne bat an biefem Sage bie Veflagte jur Söfdutng
be« fteityns aufgeforbert unb ba Veflagte fte
meigerte, S\lage erhoben. 3)a& 8. ©. Hamburg
b,at bureb Urteil oom 4. Januar 1907 ber Silage
infoweit entfprodjen, bafj e$ bie Veflagte oerurtcilt
bat, ba* SBarcnjeicben Soea, fotoeit baffelbe fid)
auf 9Kild) je ntri fugen beliebt, löfeben ju laffen.
Vom O. 8. @. II mürbe ba« Urteil be* S. ©.
am 25. ^uni 1907 aufgeboben unb bie SUage
gänjlicb abgemiefen.
©rünbe:
®a« 8. ©. bat ber Silage auf «flfebung beä
für bie Veflagte eingetragenen 23aren$firben4
Soea entfproeben — jebodj mit ber ©infdjränfung
Digitized by Google
250
Mo. lOS.
auf 2Rild)jentrifugen — Weil ber § 9 Slbf. 1 Dir. 3
bed 38aren&eidjengefe$ed ber Klägerin jur ©eite
ftebe. Stad S. @. nimmt an, bafe infofern „Um;
ftftnbe borliegen, au« benen fid) ergibt, bajj ber
3nf>alt bei SBarenjeidjend ben tatfädjltdjen 93er=
bältntffen nid)t entfbridjt", Weil bad 2Barenjeid)en
©bea „ben #aubtbeftanbteil einer fremben ^irrna
(nämlidj ber flägerifdjen) bilbct, ju beren ftüljrung
bie 93eflagte nic^t berechtigt ift", unb weiter er»
adjtet bai 8. @. auf ©runb ber SJeWeidaufnabme
aud) bad &meite ©rforbernid ber cit. 3tr. 3 für
bewiefen, bog ber ^ubalt bei SBarenjjcidjend „bie
©efabr einer 2äufd)ung begrünbet". Stuf leßteren
$unft einjugefjcn, erübrigt Ret) für badtBerufungd;
geriet, toeil ei bie erftgenannte 93oraudfeßung
ber citterten 3iff. 3 bed § 9 nidjt für gegeben
erachtet.
9tad) bem § 9 9lbf. 1 SNr. 3 SBarenäeidjen*
gefeöed fommt ei borauf an, ob ber 3 » b a 1 *
bed Sßarenjeit^en« ben tatfädjlidjen 93er;
r)ältriiffcu ntd)t entfbridjt. S)ad borliegenbe
SBarenjeidjen ift ein SS ort, Weldjed bie alter:
tümlidje lateinifdie 33ejeidjnung für ©djWeben ift.
fciefed 2Bort bat ein beutfdjed ©ifenwerf fid) als
SSarenjcidjen für SKoirereisSBafdjinen unb ©eräte,
indbefonbere SJcUrfjjeutrifugen eintragen laffen.
inwiefern in SnWenbung auf fold>e ©egenftänbe
bad SBortjeid)en ©bea ben tatfäd)lid)en 83erbält=
niffen nidjt entfpredjen foüte, ift nidjt erfinblidj.
5)ie 5ca9e 'ann überhaupt nur infofern auf:
geworfen werben, ald man annehmen fönnte, bafj
„©bea" auf ©egenftänbe fdjWebiuber 93robenienj
binbeute, wäfjrenb Seflagte bad 3eidjen für
©egenftänbe j. 93. aud) beutfdjer Sßrobentenj
beanfbrudjt. <Sd fann aber nierjt einmal btefc
©rwägung als richtig anerfannt werben — weldie
crficrjtlidj aud) bom erften JRidjtcr anrürfgewiefen
ift — weil berartige lateinifdjc Sänber, Stäbte;
unb bcrgleidjcn tarnen wie £>elbetia, SBabaria,
#anfa, nidjt feiten ald JBarenjcidjen ober ald
99e$etdjnung für SBnren unb ©djiffe ober ald
firmen gebraucht werben, ofjne baß bamit eine
2lbftammung ober $erfunft aud einem beftimmten
Sanbe ober Orte angebeutet fein foll. SBenn bai
2. ©. in bem SBarenjcidjen ©bea ben SBeftanbteil
einer fremben girma ftnbet, berläßt ei mit foldjer
v43etrad)tung ben ©oben ber SJorftfirift bed § 9
9tr. 3, inbem ed außerhalb bei 3ei$en*
liegenbe Umftänbe fieranjicbt, ftatt fid) auf eine
j ^Betrachtung bei §nfyalti bed 2Baren$eid)end
. a" befdjränfen (f. 8t ©. ©ntfdj. 39b. 54 ©. 128,
I aud) 93b. 55 ©. 242). 2Bie im Urteil bed 9t. ©.
bom 13. Januar 1903 9Sat.:33l. 1904 S. 22)
betont wirb, fommt ei lebiglidj auf bie objeltine
Unrid)tigfeit bes 3eidjeu8 an. ©ine foldje
befte^t f)\ex nidjt unb bamit aud) fein 3ted)t ber
Älagerin aud § 9 Slbf. 1 9?r. 3 2Barenjeidjen=
gefe&e* bie Söfdjung bei 3cid)en« ©oea ju
begehren.
S)er @ntfrf)cibung*grunb bcö S. ©.: l>ai
9Barenjeid)en ©oea bilbe ben §aitytbcftanbtei[
einer fremben girma, ju beren gübrung bie
SBetlagte nidjt befugt fei, greift lunüber in bie
Weitere Älagbegrünbung, baß bie 33eflagte bai
girmenrea^t ber Klägerin baburdj beriefe, bag
fie bai 2Barenjeid)en ©oea fü^re. Slud) bai ift
nidjt begrünbet. 3)urd) bie (Eintragung bei
SBarenjeicbenÄ ©oea für fid) bat bie 53eflagte
nad) § 12 be* äBaren^eicbengefe^eg ba» au3=
fcbliefiltc^e SRecbt erlangt, SSaren ber bejeidjncten
Slrt, indbefonbere alfo ©ebaratoren, b. i). Mild)--
ijentrifugen mit bem SBorte ©oea ju bejeidmen.
©aburd), baß bie 93eflagte fid) eine« foldjen
9Barenjeid)en« befugt bebient, bebient fte fid) nod)
nidjt ber gtrma ber Klägerin, wie anbererfeitö
biefe bura^ bie Eintragung beS 9Barenjeid)enö
©oea für bie 83eflagte nid)t in ber SSerwenbung
ibrer girma bebinbert ift (f. § 13 2Barenjcid)en=
gefebe«, »gl. SÄ. ©. (gntfd). S3b. 55 ©. 242).
fommt bin^u, baß baä 28arenjei(^en ber 93ef tagten
(©bea) mit ber girma ber Klägerin («ftiebolaget
©beafebaratorn) nietjt ibentifd) ift, fonbern nur
mit einem SBort ber flägerifajen gtrma
übereinftimmt. $>afj biefe« SBort aber bai
(Sbarafteriftifum ber flägertfd)en ^ixma Wäre, fo
baß bamit oöue Weitered erfennbar bie ^irma
in abgefür^ter Raffung Wiebergegeben Wäre (ogl.
SR. ©. in Sunft. SBodjenfdjr. 1899 ©.311 9?r. 27),
lagt fid) nid)t mit ©runb bebaubten; erft burd)
bie ^injujiebung bei 9Borted ©eparator wirb
bie flägerifd)e girma unb ibr Unternebmen
djaratterifiert. ®ad 23erufung«gerid)t berncint
baber, baß bie üBeflagte mit i^rem 28arenjcid)en
©bea bie jjtrma ber Klägerin gebraust, in«;
befonbere bie §§ 1 4, 20 SBarcn jeidjengefebe« ber=
lebt b]dbe.
3n britter Sinie bat bie Klägerin geltenb
| gemarijt, ba| bie SJeflagte bertragdwibrig
Digitized by Google
fjanbele, toenn fie ihr SarenzeiriEjen ©bea nicht
löf^en loffe unb bafe bie Älagerin auf ©runb
be* mit ber Vef tagten am 28. September 1903
gefchloffenen Sertrog« bie Söfdjung beanfbruchen
fönne. Ziffer Vertrag enthält nid^td über Sarens
jeidjen. ®r machte e* ber Veflagten jur Vflirf)*,
bie ©ebaratoren ber Klägerin al* ©beafebaratoren
$u berfaufen. $>a* hat bie Veflagte, fo lange
ber Vertrag beftanb, getan. S)ie Veflagte hat
aber noch ein tocitere* getan; fte fjat ba* 28ort
©oea als Sarenjeicben eintragen (äffen, aHerbing*
nicht für bie Klägerin, fonbern für ffdt). ®« be=
ftanb jeboef) feine Vertrag«beftimmung, toelcfje ihr
ba* unterfagte. 3>er Klägerin toar ba* SBort
©uea, felbft toenn fie es tatfächlid) für ibt gfabrifat
benujjte, niebt gefeblicf) gefcBü^t. 3nbem bie
Veflagte biefe* SBBort fich al* SBarenjeichen ein*
tragen liefe, nahm fte ber Älagerin feine SRedjtc,
fonbern braute originär ein 9tedjt für fich jur
(Sntftcbung, toic bie* jeben Slugenblitf feiten«
eine* dritten ^ätte gefcheben fönnen. 3>a bie
^eflagte nicfjt Vertreterin ber Älagerin, fonbern
ein äRoitopolt}anbler für 5)eutfrf)[anb mar, fo toar
c* erflärlidj, toenn Re &a* 3Bort ©bea, toeldje«
fie für bie bon ber Klägerin ju be^iebenben
©ebaratoren ju »ertoenben Ret) berbflirfftet (jatte,
für Reh al* SBarenjeichen für SRtlcfijentrtfugen
eintragen lieft. 3>afe fie hierbei in erfter Sinie
ober auch nur gleichzeitig bie $ntereffen ber
Klägerin al* ©efdjäftdfübrer ot)ne Sluftrag toabr-
genommen habe, ift nicht erRchtlirh, bielmehr
ipridjt ba* »erhalten ber Veflagten, roelcrje über
bie Eintragung be« ÜBtarenjeichen« ber Klägerin
itfeutal* irgenb toelcfje Mitteilung gemalt bat,
gegen eine foldje Slnnaljme. ErRdjtlid) mad}t
bie Älagerin ber Veflagten aud) ntdjt jum Vor;
tourf, bog fie R<h ba* 9Barenjeicb,en ©bea fmt
eintragen laffen, fonbern nur, baft fie e*, nad);
bem ber Vertrag gelöft ift, behalt. (Sin folrbeä
Verfaären halt bie Älägerin „gegen Xreu unb
©tauben", für „tQo^al" unb „unlauter".
SWit btefer Vegrünbung hat bie Klägerin
fict) bon bem ©tanbpunft, lebiglicö auf ©runb
bei (aufgelösten) Vertragberbältniffe* bie äöfdjung
&u begehren, entfernt; fie erblieft in bem Ver«
halten ber Veflagten, nach beenbigtem Vertrag«*
öerfjältniffe ba* 9Barenjeicf)en ©bea ju behalten,
cd alfo namentlich für nicht bon ber Klägerin
belogene ©ebaratoren ju bertoenben, ein recht**
251
No. lOS.
toi br ige« Verhalten ber Vertagten, toeldje« bie
Klägerin ju bem »ntrag auf Unterlaffung in
i ©eftalt ber «öfchung be« SBarenactehen« be*
rechtige.
3>te Veflagte b>t ber Älögerm feine 9terb>
genommen, inbem pe Rcb ba8 2Barenjeicb,en ein*
! tragen liefe. ®S ift nid^t beraubtet — unb
offenbar auef) nid^t ber fiati. — bafe ba* Vertrag*^
berb^ltni« ber Parteien erforberlicb; toat ober
benu^t toorben ift, um bie ©iittragung ju erlangen.
3>ie Eintragung toiberfbracb auc^ n\<f)t bem
Vertrag6berf)ältni3. (Si ift tociter nidjt behauptet,
ba^ bie Veflagte fieb ba* 3eicb,en fyabe eintragen
laffen, um firi) bann unberechtigt bon bem 83er«
trage lodjumad)en. 28a3 indbefonbere ben bon
ber Älagerin in ber Verufungdiuftanj audbrücttld)
, angebogenen § 8 be8 SBettbetoerbgefe^e« angebt,
fo ift nicfjt bie Veljaubtung aufgeftellt, bie Ve=
flagte toerbe Reh be* SBarenjeiehen* ©bea in
einer Seife bebienen, toelrf)e Darauf berechnet
unb geeignet fei, bafe bie bon ber Veflagten ju
bertreibenben, nicht bon ber Klägerin ftammenben
©ebaratoren mit ben ©ebaratoren ber Älagerin
bertoechfelt toürben. Älägerm hat nicht einmal
eine berartige Befürchtung au*gefbrochen, für
toelche übrigen* auch nicht* borliegt, ba bie
SJeflagte utelmefn: umgefehrt ftet* bemüht ge-
toefen ift, aUe bon ibr tiertriebenen ©ebaratoren
al« V er geb orfer ©ebaratoren in ben Verfehr
Au bringen.
@* bleibt baher nur bie Xatfad}e, bafe bie
Veflagte, meldje früher ©ebaratoren ber »ftie;
bolaget ©oeafebaratoren al* ©bea ■ ©ebaratoren
in 3)eutfchlanb bertrieben §at, jeftt nach be«
I enbigtem Vertrage auf ©runb ihre*Saren)eichen«
< ©bea beanfbrudjt, ©ebaratoren anberen, in«:
j befonbere auch toohl eigenen gabrifat* mit ber
Vejeichnung ©bea in ben $anbe( $u bringen.
3)afe bie* ein bertrag«toibrige* ober fonfttoie
recht*toibrige« Unternehmen fei (bgl. namentlich
auch § 826 V. ©. V., auf ben bie Älagerin fid)
nicht belogen hat), welche* gar ben Eintrag, ba*
^ciairn ju iüiiTien, reanfernflen tünnte, oerntoajtf
ba* Verufung*gericht nach bem ihm unterbreiteten
Satbeftanbe nicht anzunehmen. Verüctfichtigt
man bie Verfdjiebenljeit ber girmen ber Parteien
unb bafe bie Älagerin burch bie Eintragung be*
3eidjen* ©bea für bie Vertagte an bem ©ebraueb
ihrer g-irma nicht behinbert ift, in*befonbere
Digitized by Google
252
No. 1OÄ-104
audj nic^t in bet Slnbringmtg ifjrer gitmo auf
äBaren (§ 13 SBarenjeidjengcfcfoe« in Serbinbung
mit ber 8efanntmad)ung Dom 22. ©ept. 1894 im
9t ©. 8b. 1894 ©. 521), fo Iä&t ftd) nidjt ein*
mal feftfteüen, bafe objeftib bie ©efab> einer
SJerWedjfelung bec Separatoren bec Parteien
beftefjt.
104. $8^c »tö $filf«IaM für ffr««u«g tinco anf
1) »orbtfdjer SBergung8:»erein,
2) ©arl Xiebemann
gegen
bie JBereinSbanf als SJürgin fär ben
engl, Stampfer „(gib er".
®er Stampfet „©iber" War am 24. Oftober
1904 auf 8angeoog=iBanf an ©runb geraten; er
mürbe am 26. Ottober burdj ben ©djlepper
„Steider" freigefdjleppt unb bann Don biefem mit
$ülfe be* ©djleppet« „gairplab, V" nad) einem
fixeren SUiferptafo bugfiert. 8lm 28. Ottober
würbe bie Steife nad) Hamburg im lau ber
beiben ©djlepper fortgefefct unb am 29. Oftober
beenbigt.
S)er 2Bert be* Stampferä „©iber" mit ber
Sabung betrug 500000 X
Staä ©tranbamt Hamburg fprad) burd)
red)täfräftig geworbenen ©prud) bom 7. Januar
1905 100000 Ji. an #ülfälobn ju.
©rfinbe:
•Safe ein goß ber #ülfäleiftung in Seenot
borliegt, ift unbeftritten unb unbeftreitbar. ©«
banbelt firt) nur um bie £ßb,e be« ju gewäbrcnben
#ülfälofjneä. Sei ber SJemeffung bcffelben ift
jjunäcbft in 93etrad)t ju jiefjcn ber befonberc ©ifer,
ben bie Sfapitäne bc* „9tciber" unb „gairtolatj V"
baburd) jeigten, baß fie nod) am 24. Oftober
naebt« bie gefährliche SJarre paffierten. ©« fann
nierjt uerfannt werben, bog lebiglid) biefem Um«
ftanbe e* ju oerbanfen ift, ba& bem „©iber"
überbautot $ülfe geleiftet Werben tonnte, benn
bei bem an ben foigenben Sagen berrfdjenben
überaus fd)led)ten Setter wäre für ^tülfsifrfjiffe
nid)t mef>r baran ju benfen gewefeu, über bie
«arte ju fommen unb in bie 9täbc bei „@tbcr"
ju gelangen.
die ÜMttfntTl *eiU(, 4amtaT<;. vmnjimftroM 4i. Attnftt«
©3 ift ferner anguerfennen, bafj „Steider"
unb „gairplab, V", obwobl $unäd)ft bom Aapitän
ber „©iber" abgewiefen, bodj in ber Stäbe blieben,
ba nad) bem Sorfteljenben alle etwa fpäter ge-
tommenen ©djleppbampfer ber „©iber" nidjt
meör bätten belfen fönnen, bai gefä^rbete ©djtff
alfo lebiglid) auf bie ^ülfe bet beiben genannten
Stampfer angewiefen blieb. S)ie beiben erften
Sage, nämlid) ber 24. unb 25. Ottober fommen
babet für bie $Bered)nung ber Stauer ber £>ülfä=
Ieiftung unb bamit aud) ber baju gemalten
«ufwenbungen fe&r wobt in Setradjt, wäbrenb
aflerbing* bie bom 27. bis 29. Oftober geleiftetcn
2Baa> unb ©djletopbtenfte bon geringerer SBe*
beutung ftnb.
©ö tann aber bor allem teinem $Weifel
unterliegen, bafj bie „©iber" na) in einer äufjerft
gefährlichen Sage befanb unb oljne #ülfe öfter
SBorau8fid)t nad) boütommen bcrlorcn gegangen
Wäre. S)iefe ©efaljr Würbe befonber* burd) ben
llmftanb tyerborgerufen, bafj ba« ©d)iff feine
SRafdjinentraft mef)r batte, alfo böttig manöbrier;
unfähig war unb ferner baburd), ba& e* fia)
ftarf auf bie ©eite legte. 9Bäre bie „(Siber" nid)t
alöbalb a\x4 biefer Sage befreit worben, fo lag
bie (Stefafjr nalje, bafe fie pd) burdj bai Weitere
ffiegmabten beö ©anbe« gang auf bie Seite
gelegt (jätte unb au«einanbet gebrochen wäre.
2)ie ^ülfäleiftung burd) bie ben 2lntrag=
ftellern gehörigen 3)aintofer ift fomit bon erbeb:
üdjem 28erte für bie „®iber" gewefeu. <&& fommt
b^inju, bag bie SBeQautotung ber üntraggegnerin,
nad} bem Ucberfdjreiten ber 58arre feien „Steiber"
unb „gairpia^ V" einer ©efab^r überhaupt nidjt
meb,r au^gefebt gewefen, unridjtig ift. iöei bem
fyofjen ©eegange war, wie aud) au« ber SJcrf (aruug
b.crborgebt, bie Xötigfett ber beiben ©cblepper
aud) t>inter ber «arre, befonberö bei ben »n*
näberung«berfud)en an bie „©iber" aufeerorbentlid)
mübfam unb bura^auS nid)t ungefäörlicö.
Unter biefen Umftänben, fowic unter Serüd^
fidjtigung bei geretteten SBerteä, Weldjer un=
beftrittencrmafjen minbeftend 500000 Ml. betragen
fjat, erfdjeint ber berlangte .^ülfelobn bon
100000 .Vt angemeffen.
I WS. *tr«nnrcTtl. S»»aft»ut Dr. «. t. «n«»il. Onm^iirj.
in« 9>(«»»t . ««nib.in.
Digitized by Google
No. 43.
253
§<mfcalif(I)e ©eridjtöäettimg,
J^anptßfatt.
lanöeUreifctiiifee falle.
XXVIII. 3*aHvgang. (40. Sa^tgano, ber f>anbel8flcrid)t*-3eituMfl.)
frei« für ben 3i|rgan8: $a*»|. «ab Beiblatt nit »egifler » A — #an>tHatt allein mit Mt|tj»tr 15 X
Seibtatt allein mit Siegiftor 15
Viertes Quarlaf.
^nmbnrg, ben 24. Cftober.
1907.
3ni)att: Söm. <N. (Reo in 'Öelfcifi ale Steeber be# enfllifd)eii 1
Xampfert „füllet)" gegen fe.SB. Sange & So. in Vltoua. — j
£wm* fctaer A tto. In Xrammen (9?orrt>ege n) gegen Suqöne
Sedier in fiamburg. — 3ben ÜJebrilber & iio. in ^ainbutfl
gegen ben SJlübleiibefi&er &. Üöeiibclftorf in 6$afi)au< bet
rtabveiifmg. — SB. $au»t in Hamburg gegen bie ~
Staun Navigation Company in SJonbon.
10j. ^toonrie ©roRe. — Smgt, »t> eine gemeinfe
tte|aipr für Scbiff *»b Sabtaig bnrift) gcjtgerate« eiltet
Tomufer» anf bem ^nranu giufie uurgelegcn bat.
6-nf. flbibl. 1M8 »r. IIS.
2Bm. 91. Stea in 99elfaft al« Sieeber be*
englifa)en $>amtofer8 „fflfbjeb"
gegen
9B. Sange & So. in fflltono.
«Die SBeüagte ift ffimbfängerin einer öabung
©etwibe, bie bet S)amtofer „Slfbleto" im grübiafjr i
1904 ton Solaftine nact) Hamburg gebracht fyat >
2>er DamOfer ift toäfjrenb feinet Steife im ijSarana;
gfluffe auf törunb geraten unb erft natb, Seidjterung
eine* XeiU 5er Sabung toieber flott geworben.
S>ie bierbnrä}, burrf> formiertes arbeiten ber
SWafdjine unb burdj herangezogene SIfftftenj Oer»
f4jiebener Slrt oerurfadjten Unloften finb in ber
5)i*pad}e über ©ebiff unb £abuug in $aoarie:
<&roffe oerteilt unb ber auf bie Sabung entfattenbe
SJertag Oon Ji. 17092,23, über beffen £öbe lein
©treit befiel, toirb mit ber Klage geforbert.
S)ie SBeflagten weigern bie 3a£|lung, toeil ehte
gemeinfame ©efabr für ©djiff unb Öabung nidjt
beftanben fyabe.
2>a* 8. ©. Hamburg Sf. IX f. $. eutfpracb,
am 13. gebruar 1907 ber Klage.
««««IM. M
©r ünbe:
3>ie beiflebracijte $>tÄOac^e ift nadj SJorf*
Sbittoetpenet Siegeln oott 1890 aufgemacht, bie
SUJoBgcbüf^feit biefer Siegeln ift Oon leinet
Partei angefttoetfelt (Sft tonrmi banad) im bor«
lieaenben gallo tote in ben grollen »QS&lRbe" unb
„Stwtljia" barauf an, ob eine gemeinfame ©efaljr
für ©<fjiff unb Sabung beftanben I)at.
Stad) ber Serflarung bat ber Stampfet
MW am 26. Januar 1904 Solaftine erreicht,
ber Siefgang ift feftgeftettt auf 20 $ug 11 %oü
Oome unb 21 gufj 3 Soll binten. Scodj au beut:
felben Sage ift ba$ ©dbjff im Sirabero - $a&
feftgeraten, aber nadj einer halben ©tunbe toieber
flott geUwrbeu. Slm 27. Januar 1904 öomtittag*
ift ba& ©ebiff auf ber Stent oon $afo bc lo«
Sie0^4 auf ©runb geraten. Teilungen ergaben
eine SBaffertiefe oon 17 unb 18 gufe an ©teuer*
borbfeite unb Oon 19 unb 20 gujj an 9)a<fborb^
feite, ed lief eine ftarle ©ttöraung, man Uefi bie
SRafcbine mit Dotter Kraft bor= unb rüdfwärtä
arbeiten, aber o^ne Srfolg. SIL» am 28. Januar
nachmittags eine Sartaffe mit einem Scidjter oon
Slofario beraufgelommen mar, lonnte man Sinter
aufbringen, fflaä) längerem bergeblid&em Arbeiten
gelang H am 29. Januar 2 Ufjr narbmittagd,
inbetn matt auf beut Sinter ^tebte unb bie
3Kafd)tne mit oofler Äraft rücttoärtfli arbeiten
liefe, baö ©ebiff flott ju maajen, aber noch, el>e
man bie Sinter aufbieten tonnte, faß ba* ©a^iff
toieber feft unb nun in einer nodb fdjlcdjtcrcn
Digitized by Google
254
no. 10»;
Sage al« bisset. SBeim feilen fanb man 15
unb IG grufj SBaffer unb nadj bem SBug ju
bertiefte fldj ba« SBaffer bi« auf 20 unb 21 gu&.
Slm 30. Januar fonb man beim Rieben, ba&
beibc SInfer fdjlebtoten. $>er am JBuganfer be*
feftigte ©tromanfer ging ber loten. 2>er ftabitän
gab Orber, einen fdjWeren Slnfet bon Stofario
fi,erbeijufdjaffen; geseilt würben an SBadborbfeite
hinten 14 gufj, am SJug 23 gfufj, an ©teuer=
borbfeite hinten 19 3fujj. Slm 1. gebruar brachte
bie SBarfaffe bon Stofario einen fdjweren ©tod*
anfer. 3)iefer SInfer würbe auSgebradjt, aber
nud) bamit gelang e« nidjt, ba« ©djiff flott $u
madjen. .ßugleidj würbe bamit begonnen, Sabung
in ba« Seidjterfdjiff ju löfdjen. Srofrbem gelang
e« audj am 2. gebruar nodj nidjt, bai ©djiff in
Bewegung ju bringen, bie ftarfe, auf bie
SBreitfeite be« ©djiffe« fteljenbe Strömung war
tjinberlidj. S)et Kapitän beorberte mehrere
SJeidjterfafjrjeuge toon Ötofarfo fjeranautjolen. 3)ie
SInfer mürben nadj borne unb hinten au«gebradjt,
aber beim Rieben fdjletobten fie. Slm 3. Februar
nachmittag« brfingte ein toon Stegen unb ©eWitter
begleiteter ©türm toon orfanartiger ©tärfe bai
©cfjiff ferner auf bie SBant Slm 4. gebruar
morgens famen bie bon Stofario beorberten
Seidjterfaljraeuge unb ein Steferbe * SInfer an.
3)a« Söffen ber Sabung au« Sufe 4 Würbe
fortgefefct. 2Ran Siebte auf allen bier Slnfern.
Slm 6. ftebruar um 3 lUjr a. m. fing man an,
auf ben SInfer ju tjieben, Wobei bie SRafdjine
nadj SBebarf afpftierte. Um 5 55 h a. m. würbe
bai ©djiff tolöfolidj flott unb tonnte in ber Witte
bei gafjrWaffer« berfjolt Werben. Sladjbem bie
Sabung Wieber eingenommen War, Würbe bie
Steife fortgefefct, beim ©djwofen f}alf bie 58urfaffe,
ba bai gafitWaffer feljr eng War unb eine ftarfe
©trömung lief. Sin bcmfelben Sage um 7 50 h
würbe Stofario erreicht. $>er flatoitän fügt in
ber SJerflarung ^tn^u , beim SJerlaffen bon
(Jolaftinc fei genug SBaffcrtiefe borlfanben ge=
Wcfen, bie SBaffcrticfe in ber gafjrrtnne fei 27 gufj
gewefen ; beim Sluflaufen auf ber S3anf bon $afo
be los Steves am 27. Januar babc eine ©trömung
bon etwa fünf Sfnotcn gelaufen; ber Stampfer
fjabe auf ftlumben (Srbreidj gefeffen, ei fjabe
infolge be« ftarfen bon ber Labung ausgeübten
Krudes unmittelbar ©efatjr erftanben, ba& bai
©d)iff auäeinanber brechen Werbe.
Stuf ©runb biefer 3>arfteHung fommt ber
©adjberftänbige Otjlerid), ber bai gatjrWaffer
j bei Sßarana au« eigener langjähriger ©tfaljning
j fennt, ju bem ©djlufj, Wegen ber ©nge bei
i gatjrwaffer«, ber ftarfen ©trömung unb Wegen
I be« gflugfanbe«, ber fid) je nadj Sage bei ©djiffe«
unter bem ©djiff«boben flaue, t)abe für ben auf
ber 93anf feftfifrenben Stampfer „Slftjleb/' bie
©efatjr bei ©urdjbredjen« beftanben, ferner audj
Wegen ber burdj bai tJeftftften berurfadjten un*
regelmäßigen ©trömung bie ©efatjr ber ftollifion.
2ta« ©eridjt Ijält biefe« ©utadjten für jutreffenb.
©« Wirb nidjt erfd)üttert burd) bie Sleußerungen
be« JDberlotfen ©idt)e8 in S3ueno« Slireö. ber
Slnl. C fagt ©idjeö, in ber Sße^rtjeit ber gäQc
fei mit ber ©tranbung im Sßarana unb im
Äanal 3Rartin ©arcia für 3)ambfer feine ©efat)r
berbunben, weil fie lebiglid) bai ©teigen bei
SBafferS abzuwarten brausten. ©« ift nidjt
erfid)tlid), ob t)ierbei übertäubt an bie ©tredc
bei S^arana oberhalb Slofario gebad)t ift. ©ort=
t)in, Wo ber „Slffjleb/' gefeffen b,at, reicht bie
glutwelle ntd)t unb ber 2Binb bermag bort aud)
ein ©teigen be« SBaffer« nidjt ju beWirfen.
Satfödjlidj ift „Slfbleb" burd) bie fortgefe^ten
SRafdjinens unb Slnfermanöber in S3erbinbung
mit bem Seid)ter flott geworben; bafür, bafe
bai SBaffer geftiegen ift, liegt gar nidjt« bor.
£$n bem ©utadjten Slnl. F bemeinte ©idje« fpejteö
für ein geftgetaten auf ber SJanf bon ^afo« be
lo* 9teb,eS eine ©efat)r für ben 3>ambfer, obfdjon
er bie ^eftigfeit ber ©trömung anerfennt; er
fagt, ber $>autbfer fönne, aud) Wenn ba« SBaffer
nidjt fteige, baburd) Wieber flott Werben, baß
man einen SInfer au«bringe. 3)afj e« bamit im
borliegcnben ftaUc nidjt ob,ne Weitere« getan
I War, ergibt bte Söerflarung; fd)on am 28.
Ijat man SInfer au«gebradjt, aber trofo fortgefe^ter
58emüb.ungen ift ba« ©djiff erft am 5. ftebruar
! flott geworben. 3)ie ©efatyr eine« 3ufamn,en=
! ftoße« nimmt ©idje« nidjt in Slbrebe, er fagt
nur, biefe ©efatjr fei bei ber Stauf bon Sßafo«
be lo« Steves nidjt größer al« bei jeber anbeten
5)urdjfar)rt mit Wenig SSaffetttefe im Sßatana. 2Ba«
übrigen« bie tßcrfönlidjfcit bei ©idje« anbetrifft,
fo fagt Äabitön Sangerb^anfe mit ©e5ug auf i£»n:
„Sluf in bortiger ©egenb au«geftellte Sotfcn=
I attefte gebe idj nadj meiner (Srfaljrung nidjt
biel, fie fhtb unfdjWer im geWünfdjten ©iuue au
Digitized by Google
ehalten" (331. 29 ber Stte „(SfrRbe" c. «ron)
unb ba* O. S. ©. ftcHt in feinem Urteil in
Sachen „©ffftbe" c. SHron*) feft, bog ©idje* jtoei
einanber entfebieben mibecfbrecfaenbe ©utadjten
nbßCQt'ben Ijabe.
38a* bie beiben jum SJergleidj b,eran=
gezogenen §äUe „©ffftbe" unb „Stmtljia" angebt,
fo toar „(Sffftbc" bei ÜJiartin ©arcia, alfo m
einer ganj onberen ©egenb al* „Sfbleb/' auf*
gelaufen unb bie ©rroägungen, bie im ftäüt
„tfffftbe" jnr Slbmeifung ber ftlage geführt Ijaben,
treffen ^ier nidjt ju. ©ngegen Ijot bie ©tranbung
ber „©tyntljia" grofje Slebnlidjfeit mit bem ftaH
fcer „SJfbleb,"; „Sijntljia" toar jhrifdjcn ftofario
unb ©an Sticola* aufgelaufen. ©a* ©eridjt
gebt bon ben ©runbfäfeen au«, bie in bem Urteil
be* O. 8. ©. in ©adjen Sßidjol* & ©on* fleßen
J^öfjrtmann <fe 33eljne für mafjgeblidj erflärt ftnb.
gür bie geftftellung, bog ber ftabitan ber
„Äfblcb," ob>c Sierlefeung ber ifmt Obliegenheit
©orgfalt berftänbiger Sffieife ofjne übertriebene
9tcngftlid}feit angenommen Ijat unb annehmen
burftc, bafj eine gegenwärtige ©efahr für ©ebiff
unb Äabung beftanben bat unb bafj für bie
Rettung bon ©djiff unb Sabung au* biefer
©efafjr bie Don iljm getroffenen äRafjnaljmen
notmenbig genxfen finb, ftnb befonber* folgenbe
SDlomente midjtig: 2>a* ©djiff lag quer im
©trom, bei einem Tiefgang bon 21 $ufj 3 3«>Q
bjntcn log c* berort auf, baß am 30. Januar
hinten am Sndborb 14 gufj, am ©teuerborb
19 gepeilt mürben, borne lag e* tiic^t auf;
ber ©turnt bom 3. ^ebruar batte ba* ©djiff
itodj heftiger auf bie SJanf gebrängt ; bie SJerfudje,
ba* ©djiff burdj Rieben auf bie aufgebraßten
Sinter flott ju machen, Waren tagelang fefjl»
gefrfjlagen. Heber bie Seb^aftigfeit be* ©djiff*:
berfeb,r* mufj ba* gelten, Wa* Sfabitän ©cbulb
im &aü"e „©üntbja" fagt. 2)iefe Momente rerf>t»
fertigen e*, mit bem ©adjberftanbigen Kapitän
Oljlertdj eine gegenwärtige ©efahr be* ©ttrdjs
brechend unb ber ÄoHifion mit anberen ©Riffen
unb bamit eine gemeinfome ©efabr für ©djiff
unb Sabung an$uneb,men.
Ob ben Kapitän ber „Sfljleb/' ber SBorWurf
trifft, bafj er fein ©djiff ju ferner belaben babe,
bebarf nidjt ber Prüfung. 3m Äonnoffement
fteljt: „Negligenco clause as per Charter- Party''
^T&ptbt. 1900 Hr. 113.
255
No. lOÖ.
unb in ber Charter fteljt: „Collisions Stranding
and other Accidents or Errors of Navigation
also excepted oven when occasioned by tbe
Negligence, Default or Error in judgement of
the Pilot, Master, Mariners, or other servants
of the shipownors". ©aburdb ift eine 23erufuni|
ber 23ef tagten auf § 702 @. SB. au*gcfdjloffen.
83om 0. Ä. ©. IV mürbe am 21. ^uni lt>07
bie benagtifdje SBerttfung Verworfen.
©rünbe:
3)a* ©erfdjt fonn ben Ausführungen be&
angefochtenen Urteil* nur in allen fünften ju*
ftimmen. Ob bie ©tranbung bc* „Slfb^let)" burdb
ju tiefe Sefabung öcrurfadjt unb ob biefe* bem
ftabitän jum JBerfdjulben an^ured)nen ift, fotnint
j für bie Sntfdjeibung be* 5ßrojeffe* niebt in »e»
tradjt, benn bie 9ieeberei bat fidj im J?onnoffement
unb in ber (Starter bon febem nautifßen 93er-
fcbulben ber ©ßiffSbefaftitng frefgejeidjnet. ©*
toürbe ba^er bem SÜnfbrud) be« Äläger« auf
Vergütung ber iljm entftanbenen Unfoften in
£at>arte = @roffe nid)t entgegenfte^en, toenn bie
gemeinfame ©efaljr für ©djiff unb Sabung burß
ein 93erfd)ulben ber ©djfffSbcfafoung berurfaßt
fein follte. 5)ag aber folche gemeinfome @efab.r
für ©djiff unb Sabung in biefem gatle borgelegen
bat, bat bad S. ©. auf ©runb ber burdj bie
93erflarung betoiefenen Satfadjen unb be* ©ut»
artend bc* Äaöitän* Ob^lericb mit Sledjt am
genommen. 3n bem gatte ber „©fffibe", auf ben
bie SBeflagten fidj berufen, maren bie Jöer^ältniffe
nnbere. 2)ort mar ber Dampfer in bem unteren
Seile be* 3jarana-gluffe*, mofelbft ber SBaffers
ftanb wegen ber IBemegung bon Jlut unb @bbc
erb^eblidj toedjfelt unb augerbem bureb bie fet»r
häufig au* öftlidjer jRidjtung fommenben SBinbc
mit ©id)erb,eit ein ©teigen be* SSaffer* Ijerbei-
gefübrt mirb, feftgeraten. %ie Sadiberftanbigctt,
bie bort bie ©rjftenj einer ©efabr für ©djiff unb
Sabung berneinten, begrünbeten bic* bauptfäd)lid)
bamit, bafj ber Äabitän ficö, barauf ^nbe nerlaffcu
fännen, bemnäcbft bösere* SBaffer ju befommen
unb bann oljne meitere Slnftrengung flott ju
Werben; fte erflärten ferner, bog am Orte ber
©tranbung ber SJoben au* Weidjem ©anb beftebe
unb gnnj gefahrlos fei.
3)ie bier ftreitige ©tranbung bagegen b^at
fid) im oberen üaufe be* 0luffc«, ber bon ber
Digitized by Google
256
No. 1 OS— 106
gluttoelle nid^t mehr erreicht totrb, augetragen. I
©in ©teigen bei ©affer« finbet bort nur ftatl,
toenn ber ©dt)nee in ben Slnben fcfimitat. @« ]
beginnt erft im Januar unb ift §u gering, al«
baß e« für bcn ftrcitigen Unfall etma« ausgemacht
hätte, ©er Kapitän tonnte bat)er nict)t barauf 1
rechnen, baß feine Sage burdt) Slntoachfen bei
SBaffer« berbeffert toerbe. 3>m ©egenteil mußte
er fidj fagen, bog jeber 3eitberluft bie Sage be«
Stampfer« berf$lec$tern toerbe, toeil er mit bem
©trom auf ©runb geraten mar unb bürde) bie
toeitere ©intoirfung be« ©ttome« borau«Rd)tIitf)
immer weiter hinauf getrieben merben mußte.
3)a er gegen ben Strom abgebracht toerben mußte,
fo toar auef) borau« ju fef)en, baß ei eine müb>
fame unb Iangtoierige »rbeit fein toerbe, ihn flott
ju matten.
©in mehrtägige« fyeftftjjen am Orte ber
©tranbung brachte aber für ©dt)iff unb Sabung
ber „Slfhleb/' eine gemeinschaftliche unb unmittel*
bar broljenbe ©efatjr mit Ret). gunädjR fommt,
toie ber ©acfjberftänbige befunbet, in bem bjer
fraglichen Seile bei ftlußlaufe« fogenannter
glugfanb bor, ber Ret) je nadt) Sage be« ©djiffe«
unter beffen ©oben ftaut unb bie (Gefahr bei
S>urdjbruche« berurfadjt. Storch einen folgen
Unfall toaren bie Sabung ebenfo toofjl toie bai
©drjtff untergegangen. SBann aber foldje ©tauung
bon ftlugfanb unter bem SBoben be« ©drjiffe^
beginnen toürbe, toar nicht borau«$ufehen. (S<$
toar be«öalb, um Sabung unb ©dt)iff ber ©efafjr
be« brotjenben Untergange« ju entziehen, burd)au«
nötig, alle erreichbaren SÄittel anjutoenben, um
ben Stampfer fo fd^ned toie möglich toieber flott
ju machen. ©dfjon biefe ©efaljr begrünbet ben
Satbeftanb ber ^abarie » ©roffe. #injuIommt
nodt) bie ÄoHifion«gefahr.
SBic ber ©acfjberftänbige beftätigt, toar bai
(»ajtn tn einem engen (yni)ritianra iritgcraten.
©erabe um bie hier fragliche 3fahre«aeit &efteht
bort toegen bei ©gporte« ber ©rnte ein atemlich
lebhafter ©chiff«berlehr. @« fonnten alfo jeben
Mugenblicf abto&rt« fabrenbe Stampfer bort er=
fcheinen. Sta ber ©trom reißenb unb unregel*
mäßig ift, fo fonnten biefe fet)r leicht bie „Slfljleb/'
anrennen. Sludt) biefe ©efahr ber KolliRon toar
erheblich unb unmittelbar brot)enb. ©ie genügt
jur IBegrünbung bon 4?abarie=©roffe ebenfotoohl,
toie fie fdfjon h8»P9 in anberen fällen aur Slm
I nähme be« SSorhanbenfein« bon ©eenot geführt
I bat. SBenn ber Stntoalt be« Seflagten eintoenbet,
| bie ©efahr ber ÄoQifion fei {ebenfalls nicht für
©dt)iff unb Sabung gemeinfam getoefen, toeit bie
Subung burdt) ©ntlöRhen feparatim hätte gerettet
j toerben fönnen, fo geht bie« fehl; benn fo lange
pe im ©dt)iff toar, mußte auch Re burdt) eine ettoa
eintretenbe ÄoHifion gefdjäbigt toerben unb toenn
ein Seil entlöfcht tourbe, fo fchtoanb bie ©efat)r
auch für ben Stampfer, toeil er, toie ber Verlauf
bei Unfälle« gezeigt hat, bann toieber flott tourbe.
99eibe ©efatjren, bie bei Storchbruche« fotoofjt
toie bie ber KoüiRon, toaren alfo nach Ueber*
jeugung bei ©eridt)t« gemeinfame unb unmitteU
bar brohenbe ©efabren für ©tt)iff unb Sabung.
hierüber noch toeitere ©achberftänbige ju hören,
toar über^üffig, toeil ber bernommene Kapitän
Ohler idt) fadt)!unbig unb juberläfftg ift unb gegen-
über feinem 3lu«fprudc)e bem ©utachten über:
feeifdjer ©achberftän biger, beren 8icrtraucn«=
toürbigteit ba« ©eridt)t nicht fontroüieren fann,
fein ©etoidtjt beijumeffen toäre.
gut Errettung bon ©chiff unb Sabung au«
ben erörterten ©efafjren mußte ber Kämpfer mit
mögtichfter ©chneüigfeit flott gemacht toerben.
$>ie hierfür gemachten Stuftoenbungen Rnb baher
mit Siecht in ^abarie-.©roffe über ©chiff, ftracht
unb Sabung repartiert toorben.
106. SRJel4)e ^tac^t ift mnnfltl* Sertinlnrurtg sa
)a(lcK fir ©flttr, »tlty eiaem für kic Seife Hon
9(HtM<iy<« »o4 2Plabinwj»of «rr^arterten Xomvfcr aad)
■njjcrtcM »ta flnlwtrpcn n«d) j&ombnrg »tfStbet» finb?
^an« Äiaer & ©o. in ©rammen
(Siortoegen)
gegen
(Sugcne ©c liier in Hamburg.
8lm 27. april 1!»06 charterte ber SBcflogtc
ben ber Klägerin gehörigen Stampfer „^rofper"
für eine Steife bon Hamburg unb/ober Slnt-
toerpen, (Reihenfolge nach ©härterer« 3Bat)l, nach
©labitooftof unb/ober 9lifolajef«f. »I« bracht
tourbe für ben ftaU, baß beibe Sabeljäfen unb
beibe Söfchhäfcn benufet toürben, ber SBetrag bon
56000 X feftgefeftt; faü« Slnttoerpen nicht al«
Sabettafcn benu^t toürbe, foüten 1000 X abgehen,
fad« SBlabitooftof nidtjt al« Söfchhafen benuftt
toürbe, 1500 A. Slm 7. 3Äai 1906 tourbe bem
58eflagten auf feinen 9Bunfch toeiter bie ©efugni«
Digitized by Google
eingeräumt, gegen eine ©jrtrctberf|ütung bon
2000 JH. aieranbrotoff anzulaufen. Der Stampfer
naf}m im ÜÄat 1906 juerft in anttoerpen 10602onf
fttbung ein unb fuljr bamit nad) Hornburg.
#ier tourben bon biefer Sabung 374 Sons, bie
nach SBlabimofto! beftimmt toaren, auf ein anbete«
©cfnff übergelaben. ©obann ging ber „5JSrofper",
nad^bem bie Sabung in Hamburg bcrboflftänbigt
mar, nach aieranbrotoff unb ÜRitolaiefff. 91 11
©^atterfraa^t tourben 56500 JH beregnet, nämlich
56000 JH. abzüglich 1500 M. für Stichtanlaufen bon
©labitooftof unb zuzüglich 2000 M. für ?lnlnufen
t>on aiejanbrotoff.
JDtit ber borliegenben ftlage berlangt bie
ftlägrrin graajt für bie bon anttoerpen nad)
Hamburg beförberten 374 £onf ju bent in
anttoerpen jur Slblabejeit üblichen, nad> ihrer
Angabe 9 sh per Ion« betragenben ©nfce, in*»
gefamt £ 168.6.
JBeflagter beftreitet, Daß Klägerin neben ber
£fjarterfrad}t irgenbtoeldje befonbere Vergütung
für bie bon anttoerpen naä) Hamburg mit»
genommenen 374 Eon« forbern fönne. SbentueU
mact)t er geltenb, baß bie bracht bei 99ef3rberung
mit ben ©Riffen ber regelmäßigen Sinie ant*
toerpenc$amburg nur 120 JE betragen b>&en mürbe,
baß aber Älfigerin ficr) babon bie ©elbftfoften
abziehen laffen müffe, bie bem Steeber bei aus«
füljrung eine« berartigen Xranfporte« ertoüdjfen
unb bie nur einen Stufeen bon 9 d per Xonf
ließen.
$ta« S.©. Hamburg tjatte burd) Seilurteil bom
3. Januar 1907 ben SBeWagten jur gabjung non
120 £ berurteilt. @« tritt ber Klägerin barin
bei, baß JBellagter für bie »eförberung ber
374 £on* uon anttoerpen nad) Hamburg gemäß
§ 632 «. ©. § 619 ©. ». bie am 8b=
labungforte jur ablabejeit übliche %xad)t ju
jaulen b>be unb b^ilt, unter 3urürf»eifung be«
bom Seflagten berlangten abjuge«, bie ftfage;
forberung jur §öb,e befjenigen fBetrogef, ben
»eflagter al« regelmäßige %tad)t jtigeftanben hat,
fdjon jefct für berechtigt, b,inftd)tlicf) be« Sieft*
betrage« SBetoeiferfjebung für erforberlid}.
Staf O. Ä. ©. II mie« am 2. 3uli 1907 bie
beflagtifdje ^Berufung toegen eine« Xeübehatie*
bon X 971,80 jurücf unb erfannte im tlebrtgen
auf ©etoeif über bie im SJlni 1906 in anttoerpen
übliche %xad)t ber Stampfer nad» Hamburg.
_J257
No. lüC
©ntfdjeibung«grünbe:
grür bie (£ntfd)eibung ber ^rrage, ob 2Beflagter
für ben Xranfport ber 374 Xonf bon anttoerpen
nach Hamburg neben ber €b>rtcrfradjt noch eine
befonbere gract)t zu jaulen hat, fann, mie ba« 8.©.
jutreffenb aufgeführt fyat, ber § 562 $• ©•
nicht herangezogen toerben. 4>ier ftnb nicht bem
Serfrachter ftatt bertragf mäßig beftimmter ©üter
anbete, an fid) nicht vertragsmäßige, nach bems
felben tBefttmmungfhafen übergeben, fonbem cä
finb an fid) vertragsmäßige ©fiter nach einem
anberen al« bem bertragfmäßig beitimmten 89e*
ftimmungfhafen berfchifft.
anbrerfeit« ift auch au« bem § 632 ©. 8.
bie @ntfcheibung über bie grunbfä^liche ©treit»
frage nicht ju entnehmen, ^ier hnnbelt e« {ich
in erfter Sinie nicht barum, ob überhaupt eine
Vergütung für bie 93eförberung al« — ebentueü
ftiüfchtoeigenb — bereinbart ju gelten h«* «"&
melcher ©a^ für eine ohne jene Vereinbarung
über bie $8b,e ber bracht aufgeführte Seförberung
ju zahlen ift, fonbem e« ift ftreitig, ob bie für
lleberlaffung be« ganjen ©cf>iffe8 ju einer
{Reife bon anttaerpen unb Hamburg n a dj
a(e£anbrom«t unb Scilolafefff bereinbarte Ser^
gfitung auch c««e ~ '«* »erlaufe biefer Weife
aufgeführte — »eförberung bon ©ütern (bie
nadj SBIabiwoftof beftimmt toaren) bon ant=
merpen n a ch Hamburg mit umfaßt.
Sn Ermangelung befonberer gefe^Iicher 99e=
ftimmungen ift bie (Sntfcheibung Iebiglich buref)
aufiegung bef ©hetrterber trage« nach Xreu unb
©(aubeu unter Jöerücfftdjtigung ber Sertehrf ütte
Zu getoinnen.
S)abei gelangt baf IBerufungfgericht zu beuu
felben (Srgebnif toie baf 8. ©. ®« geht babon
auf, baß ber (Jhartcrtoertrag, ber Hamburg nur
al« 2 a b e h«fen, nicht al« 88fcf>hafen uorfah,
bem SBeMagten fein Siecht gab, baf gecharterte
©ajiff zur Serfchiffung oon ©ütern nach #am*
burg zu benu^en unb baß ber Kapitän, toenn
ihm in anttoerpen ©üter zur SJeförberung nach
Hamburg angebient tourben, beren SRitnahme
hotte bertoeigern tönnen. 3)aran änbert ef auch
; nichtf, baß ef f"u*j im borliegenben gaüe um
I ©üter r>ant»e(te, bereit (Srtbjiel SBlabitooftot mar
unb baß in bem urfprünglid)en ©harterberrrag
I SBlabitooftot alf Söfchhafen in auf ficht genommen
Digitized by Google
2&8
toar. Stenn beboc bie Belobung in Slnttoerpen
Begann (mag baS nun am 16. 3ftai getoefen fein,
toie Veflagter behauptet, ober erft am 23. SJiai
1906, toie Älägerin behauptet), hatte Veflagter
pd) entfdjloffen, baS Sdnff nidjt nad) SBlobitooftof,
fonbcrn (aujjer nad) 9?ifolajcf$f) nad)8lleranbrotoSf
gefeit ju laffen unb toar bemcntfpred)enb bcr
urfprünglid)e©harterbcrtrag burd) baß Slbfommcn
bom 7. SRat 1906 geänbert. Unter biefcn Um:
ftänbctt fann Veflagter fid) nid)! barauf berufen,
bafj er bic 374 SonS bereits $ur Verfrachtung
mit bem Stampfer „Vrofper" nad) SBlabitooftof
gebucht gehabt fyabe. (gr b"tte, nadjbem ber
Kfjarterbertrag geänbert unb SBIabitooftof als
ftöfd)Ijafen aufgegeben mar, ©üter, bie nad)
28labitooftof beftimmt toaven unb nur bis #am=
bürg mitgenommen toerben foütcn, auf ©runb
ber ©horter nur bann jur Verlobung bringen
bürfen, toenn er fid) bieS bei bcr Slenberung beS
ßbarterbcrtragcS toorbefjalten ^ätte, toaS nidjt
gefdje^en ift. 2>afj ber Äapitäu nid)t bereit toar,
©üter, bie in Hornburg umgelaben toerben fotlten,
bon Slnttoerpen au« borten auf ©runb ber
Charter ot}ne befonbere Vergütung ju befdrbern,
bat er als Vertreter bcr Klägerin bor Slbfaljrt
bon Slnttoerpen in feinem Schreiben bom 1. ^uni
1906 beutlidj jum SluSbrud gebracht. S)ie Ve=
bauptung beS Veflagten, ber Äapitän tyabc mit
feinem Vriefe nur jum SluSbrud bringen tooQen,
bafj er fein Vfanbredjt wegen ber ©barterfradjt,
Ueberlicgegclbcr ic ebentucH aud) an ©ütern,
bic in Hamburg umgelaben toerben fotlten, geltenb
machen tooüe, ift mit bem SBortlaut be$©d)reibenS
nidjtbereinbar, toenn aud) anbrerfeits baS©d)retben
beS Veflagten bom 2. Sunt 1906 bic 2Röglid)feit
einer SluStegung im Sinne ber jefot bon ihm
bertretenen SJuffaffung, bafj er nur bie burd)
@in= unb SluSlabcn ber 374 Song cntftcfjenbcn
©Straf often ju tragen habe, offen lägt unb beS*
halb als SlnerfenntniS beS flogerifdjen ©tank
punfteS nid)t ju bertoerten ift.
pat bie Vcförberung ber 374 Sons nidjt
unter ben ©Ijarterbertrag, fo £>aitbett cS fidj um
eine Veförberung, bie ofmc Slbrebe über bie
#öbe ber $rad}t ausgeführt ift; bcSbalb ift in
Slntoenbung beS § 619 ©. 58. hierfür bie am
SlblabungSorte jur Slblabejeit üblidje gfrarfjt Su
berechnen. S)ie Sluffaffung beS Veflagten, bajj
biefe Veftimmung nur bann Slntoenbung finbeu
fönne, toenn auSbrüdlid) ein Vertrag über biefe
Veforberung abgefdjloffen fei, findet im ©efebe
feinen Slnfjalt (bg(. aud) § 564 ©. V.)- ©S
fommt beS^alb nidjt barauf an, ob bie ©d)iffs*
maller beS Veflagten in Slnttoerpen unb ber
Änpitan beS ©djiffeS fdjon bei ©hilabung ber
©üter getoufjt 6a6cn, bafj Veflagter biefelbcn
nidjt nad) ben in ber ©harter borgefehenen
oftafiatifdjen Söfdjpläfcen, fonbcrn nur nad)
Hamburg befdrbern toodte.
SRadj Slnftdjt beS VerufungSgeridjtS madjt
es aud) feinen Unterfdjieb, bog baS ©djiff bie
ftafftt bon Slnttoerpen nad) Hamburg o^neb^in
jur ©rfüQung beS ^artcrbertrageS auSftibren
mußte unb baß bie Klägerin baS @d)iff in aQcn
feinen Seilen für biefe &aljrt jur ©iSpofttion beS
Veflagten gefteüt blatte. %enn bie SiSpofttion
toar bem Veflagten nur für ben beftimmten Sto«ff
bcr Vciörberung bon ©ütern nad) 9?ifoIajefsf
unb SllejanbrotoSf eingeräumt. %n$btfont>txt
rechtfertigt biefer Umftanb nidjt, bon bcr üblid)en
§rad)t biejenigen ©elbftfoften abjujteljen, bie einem
JRecbcr bei ber Vcförberung einer folgen ©üter=
menge ertoadjfen.
dagegen erfennt bie Klägerin felbft an, baß
ber Veflagte berechtigt ift, bon ber geforberten
üblichen gradjt biejenigen, burd) bie Verlobung
unb Söfdjung ber 374 £onS entftanbenen, in bem
regelmäßigen $rad)tfab inbegriffenen befonbere n
Sfoften abziehen, bie er felbft in Slnttoerpen
unb in Hamburg berauslagt bat.
Uitbeftrittcn Rnb in biefer Vejie^ung A 405,20
©taufoften in Slnttoerpen unb 36 M. SaQhfoftcn
in Hamburg, toäbrenb bie ^öf(e ber — bom Ve*
flagten auf JlL 431,10 angegebenen — ©djauer*
löb^ne in Hamburg unb ferner bie Vered)tigung
beS SSbjugS beS für brei Ueberliegetage mit 30 £
gejagten, nad) Ve^auptung beS Veflagten burd)
bie 8öfd)ung ber 374 SonS entftanbenen Siege»
gelbe« ftreitig ift.
2Benn bie üblidje gradjt, toie Älägcrin
beanfprudjt, auf £ 168.6 ä ü. 20,49 = X 3448,47
angenommen toieb, fo toürbe, toenn nur bie bon
ber Klägerin anerfannten iL 441,20 abgezogen
toürbcn, nod) mcljr als ber in erfter ^nftan^
ber Klägerin jugefprodjene Vetrag bon 120 Jß
übrig bleiben. SBürbe bagegen bie übliche
t^radjt (toie Veflagter behauptet) nur mit £ 120
k M. 20,49 = JA. 2458,8 anjufe|>en fein, fo toürbe
Digitized by Google
nad) Slbjug ber getarnten bom SeRagten in
©egenredjuung gestellten 1487 JU bic &tage|"or=
berung immer nodj jut §ßbe bon JH 071,8 unb
3infen berechtigt bleiben. <£* erfdjien bcäljalb
angemeffen, ju biefer $öbc bie ^Berufung be*
ÜBcf tagten burdj Xeilurtcil jurüdjuWcifcn, wäbrenb
Ijinfidjtlid) be* Steftbetragc* in ba* Beweis
berfatjren einzutreten War.
107. Stiafdjwcigen auf bic eingefanbte Sd)lniit»ft,
nad» ircld)tr $arteieu fid( bem 8d)icb0ferid|t be« Serein«
ber am $uiterl)atibel beteiligten Jirmeii unterwerfen, als
>{ufiimainnß ju einer folgen Seetragdbeftimmung.
Sben ©ebrüber & So. in £n in bürg
gegen
ben 2Jlüblenbefi&er SBenbelftorf in
S rf; a f Ij a u 3 bei $ a !j r e n f r u g.
Urteil be* D. S. @. VI bom 6. 3ult 1907,
burdj meines bie beflagtifäe Berufung jurüd*
geWiefeu mürbe.
Unftreitig Ijat Klägerin bem SBeftagten im
Sunt 1906 100 Zentner SRaiSfuttec bertauft. 5>er
Verlauf ift münblidj jwifdjen bem Vertreter unb
äfiitinbaber ber flagenben $anbcl*gefellfd)af t gran j
3>ben unb bem SBeftagten juftnnbe gerommen,
nndjträgltdj fjat Klägerin bem SBeflagten einen
©djlufjfdjein überfanbt, in weldjem ftd) ber borfcer
nidjt befbrodjene SBermer f pnbet, bafj fidj bie
Parteien ben Ufancen unb IBebingungen fowie
ben ©djieb*geridjt*beftimmungen be* herein* ber
am gfuttermittel^onbel beteiligten firmen untere
Werfen. SBeftagter f)at ben ©djlufjfdjein mit bem
^Begleitbrief ber Klägerin empfangen, in bem er
um Unterfdjrift unb SRüdfenbung be« ©djein*
mit bem Semerlen erfudjt Wirb, bafj Klägerin
iljr ©inberftänbni* annehme, falls SBeflagter ben
©djein nidjt jurüdfenbe. SBeflagter l>at ben
©djein nidjt jurüdgefanbt, audj gegen beffen
gntjalt nidjt ©infpradjc erhoben, jebodj nadj
©mbfang ber SBare beren SBefdjaffenljeit gerügt,
ba er weiße* 3Rai*futter befteUt, foldje* aber
nidjt erhalten $abe. Älägerin tjat barnadj ba*
faufmännifdje ©djtebSgeridjt angerufen, ba* ben
93e!tagten jur 3a^un9 oed Äaufbretfc* bon
Jl 603,96 berurteilt Ijat. SBettagter will bie
©ültigfcit be* ©djieb*fprudj* au* bem ©runbe
nidjt anertennen, toeil er fid) bei bem münblidjen
9bfdjlufj einem fdjieb*geridjtlidjen SBerfaljren nidjt
unterworfen fjabe unb bie SBeftimmuugen be*
259
Mo. IÜ6-1U7.
©djlufjfdjein«, »eil bon ibm nidjt genehmigt,
nidjt in tBctradjt fomtncit tonnten. $iefe 8luf«
faffung be« 93eflagtcn ift unridjtig. 9Bie ba«
9t. ©. netterbing* mieberljolt nnerfannt Ijat,
(©ntfdj. iöb. 54 6. 176, Söb. 58 ©. 69) fann audj
nad) bem neuen Sicdjte im #anbel*berfebr ba*
• ©tiüfdjwcigen eine* Kaufmann* auf ein iljm bon
| einem anberen Kaufmann gemadjte* bertraglidje*
Hnerbieten im £inbltrf auf bie im .§anbel*bertef)r
geltenben ©ehjobnbeiten unb ©ebräudje unter
Umftänbeu al* 3uftimn,ung anfgefa^t werben,
©in foldjer %atl liegt Ijier bor. öetbe Seile
finb ^aufteilte; audf iBeftagter tnöbefonbere, ber
ajcüfjlenbefi&er unb ©afttoirt ift, mufe al* Äauf=
mann angefeben toerben. 2Bie au* bem ^ier
fraglidjen bom SBeflagten abgefdjloffenen ©efdjäft
berborge^t unb Wie fidj weiter audj au* ben bon
jflägeriu beigebradjtcn gleichartigen ©djlußfdjeinen
bon2ßaltb,erS>elbanco&(£o.bom 25.unb26.flufluit
1905 ergibt, fauft SBeftagter audj große Quantitäten
Futtermittel ein, offenbar um fie weiter ju ber«
äugern; ba* lägt fidj au* ber Wenge ber ein>
gerauften duantitäten (100 C&entner) o^ne Weitere*
erfennen. @r betreibt bab^er jweifeßos ein $anbel*^
geWerbe. £>tjne 3b>etfel ift ferner im gegebenen
gaCe ber in bem ©djlufjfdjein ber Klägerin
enthaltene Söorfdjlag, fid) ben Ufancen unb
©d)ieb*geridjt*beftimmungen be* herein* ju
unterwerfen, al* «ein bertraglidje* 31 ner bieten
an&ufeben, Weldje* beim münblidjen Slbfdjlug nidjt
erörtert War, aber jur a3erbollftänbigung bejfelben
nadjträglidj gemadjt Würbe. 3m SBerljältm* ju
ben wefentltdjen SBeftanbteilen be* ©efdjäft* (2öarc
unb $rei*) War biefe iBeftimmung nebenfädjlidjer
Statur unb bafjer — Wie e* in ä^nlidjen gälten
ju gefdjeljen pflegt — bei ber münblidjen SBe*
fbredjung nidjt erwähnt, Weldje SBedagter mit bem
Hägerifdjen Vertreter batte. Klägerin fyanbtltt
ba^er in Uebereinftimmung mit ber allgemeinen
©etoobnöeit im ^anbel*berlebr, inbem fie bem
auswärtigen Käufer nadjträglidj einen ©e^lugs
fdjein fanbte, ber bie ©injelbebingungen be*
Verträge*, wie fie nadj i^rer Sluffaffung bon
i^rem Vertreter berebet Waren, jufammenfaffen
unb ben bodftänbigen 93ertrag*inb,alt urfunblidj
feftlegen foHte. ©adjc be* «Jeflagten, ber al*
Kaufmann mit ben ^anbel*geWobn^eiten ju
redjnen t>atte unb bem überbie*, Wie bie bon
i^m unterfdjriebcnen ©elbanco'fdjen ©cblufefdjcine
Digitized by Google
260
No. 1»7-1©8.
jeigen, gerabe berartige Schlußichcine tuohlbefannt
waren, toar ei batoer, bie ihm überfanbte Urfunbe
gu prüfen unb wenn ün ^ninttt tum md:-t genehm
War, feinen 9Biberfpruch funbjugebcn. SaS ent-
fprad) nid)t nur bct $anbelSgetoofmtjcit, fonbern
auch Zteu unb glauben (ogl. 5R. ©. ©ntfch. *Bb. 58
6. 70). Unterlieg er es, fo mar anauncbmen,
baß er mit bem ^nbalt beS ©djlußfcbeins ein-
berftanben fei unb jtoar umfomebr, als er bon
ber Klägerin hierauf in bem »nfcbreiben nod)
auSbrütflid) tjinaeWiefcn mar. Unter biefen Um=
ftänben muß mit bem S. &>. bafür gehalten werben,
baß SBeflagter bem faufmännifchcn SdjiebSgericbt
fid) unterworfen im t unb fomit an bcn ergangenen
©chicbsfpruch, burd) ben er antragsgemäß ber=
urteilt toorbcn ift, gebunben bleibt.
108. ,)]'( ker Herker fcered|ti|t, kir Sakttng kern im
Wonnofftmcnt Benannten, ol)ne ka| kirfer fid) eur.1i ein
Monnoffcmtniscirciiiplor (rgitinicrl, auf)ulirferu, wenn
heilen flkrrjfe fcaö i>sn domlclle |injug«fiifli ift?
SB. #aupt in Hamburg
gegen
bie General Steam Navigation Company
in Sonbon.
.Klägerin hat am 13. Sluguft 1006 eine Stifte
Unterjeug bon 1 75 Jtilo W. H. 1 1 06 im angeblichen
SBerte bonX 1388,25 mit einem ber beflagtifchen
Skiffe ejpebiert unb jWar, »nie baS barüber
ßejeichnete Stonnoffcment ergibt:
„to be forwnrded to London E. for delivery
to D. Yellin London E. 75 Plumbers Row
Commercial Road domicile or to bis or their
assipns"*
83ebor Klägerin nod) bie Stonnoffemente bom
biengen SSertreter ber «eflagten $ott abgeholt
tjattc, ift bie Stifte in 2onbon bem 2)cQin in feiner
SBobnung abgeliefert ioorben. Stfefer bat bie
Älägerin nicht bejaht unb foll nach bereu J8e=
hnuptung ein zahlungsunfähiger ©cbwinblcr fein.
%in ihren Schaben macht Älägerin bie SBeflagte
bcranttaortlich. 3>iefe berteibigt fid) bamit, baß
ber Sermerf „domicile" fie berechtigt habe, bie
Stifte bem Rellin, ohne baß biefer fid) burd) ein
StonnoffementSeremplar legitimieren fonnte, au«=
jjuliefern.
»om D. 8. 6). III mürbe ber Älaganfptud)
burd) Urteil bom 28. September 1907 für &e=
red)tigt erachtet.
© r ü n be:
Sicfc ^nftanj t»alt cS mit bem 2. ©. für
auSgefrhloffen, baß bie Wichtigftc ©runblagc beS
StedjtSiuftituteS beS StonnoffetncntS, nämlid) ba«
felbftanbige Stecht beS mit einem Stonnoffe;
mente fid) legttimierenben ©mpfängerS auf
Auslieferung ber SBare einfad) burd) baS SBort
„domicile" für bcn SBelttjanbelSpIafc Sonbon be;
feitigt worben fein fönne. Senn barauf läuft
bie ^Behauptung ber 33cflagten Ejinaus, baß fie
berechtigt fei, bie Sabung bem im tonnoffement
benannten ohne ©ntgegennabute bei ihn erft
legüimierenben SfconnoffementS auszuliefern, fobalb
feiner Slbreffe „domicilo" hinzugefügt tuorben fei.
28a« in ben brei SlffibauitS befunbet toirb — bon
benen übrigen« ein« bon einem fflngefteflten ber
SBeflagtcn felbft berrührt — ift nicht* Weiter, als
baß bie 9teebereien offenbar migbrSud)lid)er SKcifc
in foldjen 3fäHen bie SBaren bem Empfänger ins
#aud ju fdjiden pflegen. S)a& borau« bereits eine
aUe uad) Sonbon Sßerfdjiffenbe binbenbe Ufauce
gekoorben fei, ift gan$ auSgefdjloffen, fo lange in
Hamburg, bem größten mit Sonbon berfeljrenben
i»afen bei ÄontinentS, babon fo toenig berannt
ift, baß bie erfahrenen taufmännifd)en Seifiger bei
#anbel8gerid)t8 bon biefer Ufance nirfjtS miffen.
®S ift batier nid)t nötig, hierüber in eine Scr*
netimung fpejieOer ©adjberftanbiger einzutreten
3)aju lag um fo toeniger Seranlaffung bor,
als bier gar fein :Hecta-, fonbern ein Orbrc:
tonnoffement bodiegt: „to Yellin . . . . or to his
assigns". 5ba Söeflagte garntdjt miffen tonnte,
ob Rellin bie etn>a empfangenen Äonnoffemcntc
nid)t bereits meiter inboffiert hatte, burfte fie ihm
bie Stifte nie, obne baS tonnoffement einjuforbern,
ausliefern. #ättc „domicile" bie ganj abnorme,
bemSBort bon berSJetlagten beigelegte iöebeulung,
fo to'ixe bie Urfunbe xUni. 1 überhaupt fein
itonnoffement mel)r, fonbern eine bem Sabe-
fd)eiu ober Frachtbrief analoge, als SegitimationS-
papier mertlofe Urfunbe. SBoDte bie iBeflagte
fie baju umgeftalten, fo mußte fie ber fid) an fte
menbenben Klägerin imeifelloS flare SluSfunft
barüber geben, maS nicht gefcheben ift. Sie
ÄenntniS ber Älägerin bon einem folctjen befremb*
liehen 3n&altc ocS bermcintlid)en ÄonnoffemenU
läßt fid? nid)t allein barauS eutnebmen, baß fie
telephonifd) noch ejtra bor Auslieferung ber Stifte
an t)eOin geinarnt fyat, obftbon fie bie Äonnoffe=
mente nicht an ihn abgefanbt hatte.
Olli V-t
«ruif to* So«««* ♦♦■«•• »c»«t, tuiSm*,
Digitized by Google
So. 44.
261_
So. 109.
§anfeatifrljc @eri4tö}eitag.
Jbttttptßfatt.
8attbel0redjtitdie fälle.
3*ah*g<m0. (40. Sa^cgang bet ^anbel«fleri*t*-Scttunfl.)
«reift fir ben 3a^|ang: Saunt- »ab Beiblatt mit «cgifter 20 JL — flanntMatt allein mit fleaifler Ifi X
Beiblatt afltiit mit Mrgificr 15 K
^teries (Jjuarfaf.
gmnforg, ben 31. Oftobtr.
11107.
Jnbalt: folRraoc SRuipty) & <Eo. in XuMiit gegen 3. «.
Striitede in fcamburfl. — 3. Ä. 5. lied ht Cttenfen gegen
ben Seberfabrifanten $>einr. SB. «. 6djmibt in Hamburg.
10«. $arf ein <£<kUwm •« »« «Bcife bar Unter
«.tljen, ba* obne VBfunn t>cr 3d)lc»»treffen «*t brr 64)le»»er
Snlcr wirft?
«Jrlihc Sinter bat ein bor «nfcr gegangener 6d)Ut>»
gua. *n führen?
Ws «djlfbpffljiff mn| in einem berfe|r*reidjeii Wcwäffer
bereit fein, in jebem ^Ittgcnb lief bit 3cb,leppoerbinbiuig
löten.
^algrabe 9Jiurbhh & ©0. in Dublin
gegen
3. 91. IRcinede in Hamburg.
$n biefer £bt6l. 1906 9er. 121 referierten
Sache toieS bas 9L ©. (I 507/06) am 9. SDcär*
1907 bie beflagtifche JRebiRon jurüd.
& r ü n b e:
9BaS bas SJcrfdmlben auf Seiten bes
„JlmanbuS" betrifft, fo roirb eS barin erblidt,
baß ber Sdjlebbaug, in bem er ftcfj befanb, or)ne
Äöfung ber Sd>Iebbberbinbung in boQer Siänge
bor SSnfer gelegt tuurbe unb bann ungelöft nur
bor bem Snfcr beS SdjlebberS fdjrooite, meil
biefe ättanöber mit ber SBorfiajt, bie nach ben
Umftänben beS #alleS burrf) bie feemännif(t)c
Sßrajt« geboten mar, nicht vereinbar maren. (SS
ift unrichtig, wenn bie Stebifion beraubtet, bas
^Berufungsgericht laffe eS unentfehieben, ob ein
Schlebbjug ungelöft in ber Slrt h)ie gefd)eb,en
bor Sinter liegen bürfc. S)aS ^Berufungsgericht
enthalt Ret) nur ber ©ntfehetbung ber Sfrage, ob
baS SJoranfergcljen unb Sdjtooien eines gangen
Sd>lebb§ugeS unter allen Umftänben mit bem
Sadjberftänbigen Joffes, meil gegen bie Sßors
fdjriften ber Jfaiferlidjen SBerorbnung bon 1897
über bie Sidjterfüfjrung berflo&enb, unjuläffig fei.
@S nimmt aber mit ben bei ben gerichtlichen
Sadjberftänbigen an, bajj biefe 2Jlanöber i m
borliegenben §nl(e ben Sufammenfroö
berurfacr)t hätten unb unjuläffig getoefen feien,
meil ber ©egenfegler nicht §abt ertennen fönnen,
baß bie Schiffe, jmifdjen beneu er h'"burcfc>
äufteuern ücrfucfjte, burch eine Sroffe miteinanber
berbunben, mit anberen SBorten Seile eine«
SdjlebbjugeS waren, (Siegen biefe 93egrünbung
ift rechtlich nicht« einjuroenben. SBenn man
überhaupt babon ausgehen mill, bog bie bon bem
Gchlebpjugc unternommenen SRanöber unter
Utuftätiben nicht $u bea nftanben mären, fo burften
fie Doch in einem fo belebten ftahrwaffer, tuie
es bie @lbe bei SJrunshaufen tft, {ebenfalls nur
bann unternommen nierben, roenn man ficher
mar, baßauffommenbe Schiffe, mit beren Staffieren
forttoäbrenb ju rechnen mar, bie 58erbinbung ber
Xcile be« SchlebbjugeS untereinanber erfennen
unb il)m bemgemäj) aus bem SBege gehen mürben.
2)icS tonnte aber, mie baS ^Berufungsgericht mit
9ted)t annimmt unb bon ber SRebifion auch "'"h*
beftritteu toirb, auf ber „Sith of Bresben" nid)t
erfannt toerben. ^iernad) mar es im hädjften
©rabe unborfichtig, baS gahrluaffcr auf etma
130 SJceter breite gemiffermaßen abjufperren.
*.i<«mi<t>t
. «IIHbUII.
Digitized by Google
*62
Mo. 10».
daß ber ©dhleppjug fidj bei bem ©cfjmoien etwa
fo tocit am Weftlidjen Ufer gehalten ^ätte, baß
bort ein Staffieren bon auffommenben ©chiffen
nicf)t ju erwarten war, ift nach ben geftftettungen
be« Berufungsgericht« nicht anzunehmen, da«
Berufungsgericht hält es fogar für Wabrfcheins
li<f>, baß ba« ©nbe be« ©chleppjuge« in benjenigen
mittleren Xeil be« galjrluafferS hineingeraten fei,
ber nad) § 38 abf. 3 ber Berorbnung für bie
©auffahrt auf ber Unterelbe bom 20. april 1904
bon anlemben Skiffen freibleibcn muß. ^eben-
falls liegt nicht« bafür bor, baß bie „Sitto. of
Bresben" ju Wett red»t« gefahren ift. Sttadj bem
@utad)ten toon $offe« fdjneibet fogar ber von
ber Behörbe für auflommenbe ©djtffe empfohlene
Stur« ben anferplafe bei Brun«t)aufen. die
„©üb, of Bresben" mar aber burd) feine Bor«
frfjrtft gefunbert, nodj weiter red)t« ju fahren.
Berfebjt ift ber Berfudj ber SRebtfton, barjulegen,
baß eS glefdjgültig gewefen fei, ob man auf ber
„<£itb, of dre«ben" bie ©egenfegler al« ©djleppjug
^ätte erfennen fönnen, toeil man audj jwifdjen
anlernten ©Riffen nid}t hätte burdjfteuern bürfen
ober bie* bodt) nidt)t unternommen hätte, wenn
man nur ba« 8idt)t auf ber „©opljie" gefehen
hätte. daß ba« durdjfteuern wegen ber SRög*
Itdjfeit be« anfahrend an bie Sinterfette unjuläffig
gewefen Wäre, ift in ben Borinftanflen nicht
geltenb gemacht unb fann in biefer 3nftanj nicht
gewürbigt Werben, ba babei alle« auf bie fonfrete
Sachlage anfommt. 3m übrigen fteHt aber ba«
Berufung«gerid)t feft, baß ber Staum jWiidjen ber
„©ophie" ««b bem „amanbuS" ein durchfahren
burdjauS geftattete. ©« ift auch nie behauptet
werben unb entbehrt be« genügenben Inhaltes,
baß ber Sotfe SBahlen, wenn er ba« Sicht ber
„©otohie" ebenfo jeitig Wie ba« ber beiben linf«
fahrenben ©djleppfduffe erfannt hätte, nicht bie
durchfahrt unternommen, fonbern fid) linf« bon
bem ©djleppauge gehalten hätte.
da« Berufungegericht t)ot auf ©runb ber
©utadjten ber beiben ©achberftänbigen feftgefteüt,
baß ein allgemeiner ©ebraudj ber ©(hleppjfige,
fo ju berfahren, Wie eS h^cr geliehen ift, nicht
beftehe, baß bie« Verfahren btelmehr nur öfter«
mißbräuchlich au« Bequemlid)feit angeWenbet
werben möge. Huf biefen $all trifft bie Be*
grünbung in ©ntfehetbungen Bb. 31 ©. 62 a. &.
nicht au; auch lag ber bort entfdjiebene ßfatt
infofem Wefentlich anber«, Wie ber borliegenbe,
al« e« {ich bort um einen rein formalen Berftoß
gegen eine bielfach mißberftanbene unb injWtfdjen
im ©inne ber mißoerftänblichen Auslegung ge-
änberte Borfdjrift fyanbeitt, währenb cjter ein
offenbarer Berftoß gegen bie elementarften Siegeln
ber feemännifdjen Borfidjt gegeben ift. die auf
©runb ber ©utachten getroffene geftfteüung be«
D. £. ©., baß ein allgemeiner Brauch nicht
borliege, fonnte burch ben angebotenen Bemei«,
baß einzelne benannte $eugen regelmäßig fo oer=
fahren feien, nicht erfdjüttert werben, ber @r=
hebung btefe« Beweife« beburfte e« alfo nicht.
Ob bie ©chleppfchiffe (b. h- bie ©d)iffe im
Anhange) im borliegenben gaHe gemäß ber
Staiferlidjen Berorbnung anferlidjter ju führen
hatten, ift unerheblich, ihr Berfchulben ift nicht
barin erblidt worben, baß fte bie unrichtigen
Sichter führten, fonbern barin, baß fte gegen bie
gebotene Borficht im ©cfjlepp)uge bor Sinter
gingen unb in ungelöstem Berbanbe fcfjwoieten,
obwohl ber ©djleppjug al« folcher nicht ertennbar
War. ©« fann aber auch nicht gugegeben Werben,
baß fie im ©inne ber ftaiferlidjen Berorbnung
bor anfer lagen, al« fte beim ©chwoien einen
Bogen mit einem 9tabiu« bi« ju 130 SOleter über
bie @lbe befchrieben (bgl. über ben Begriff
be« „Bor*anferliegen8" bejW. „gn-gahttfein«"
(Äaiferlidje Berorbnung I abf. 4) 3Rar«ben
Collisions at sea, 4. aufl. ©. 334 abf. 6, SÄoore,
Rules of the road at sea ©. 30).
©« fann ferner unbeben flieh n»t bem ©ach-
berftänbigen goffe« (ebenfo Bramalöw) au«=
{ gefprochen Werben, baß jebenfaü« ba« ©chwoien
1 eine« ganzen ©chlepp^uge« auf einem berfefjr«:
i reichen Sfluffe bei 9lad)t unter aüen Umftänben
\ ohne Stüctficht barauf, ob er al« folcher ertennbar
; ift, un^uläffig erfcheint. da ba« ©chwoien ber:
hältni«mäßig langfam bor ftch geht, wirb baburd)
ba« tJahrtooffe* auf eine große ©treefe unb für
geraume 3p'* fßc anbere ©djiffe unpaffierbar
gemacht, ohne baß biefen fd)Wcreu Nachteilen ein
berechtigte« Bebürfni« gegenüber^änbe. die
einjelnen Seile eine« ©chleppjuge« fönnen
regelmäßig einjcln bor ihrem anfer fchWoicn,
fchUmmftenfaQ« fann ftch ber ganje ©chleppjug
in gohrt begeben unb fleh gegen ben Strom legen,
die Behinberung be« gahttmffer* Weit über
Bebarf bittet an ftch eine Äollifion«gefahr unb
Digitized by Google
bie Katferlidje Serorbnung ift barauf berechnet, l
ntdjt nur bie Koüifion felbft, fonbern fdjon
bie ©efal?r einer folgen ju behüten, ©er baljer
o$ne 9?ot eine foldje ©efafjr berborruft, berftö&t
gegen biete Serorbnung, Hrt. 29. ©8 fommt
binju, bog bie Kaiferlirfje Serorbnung eine be*
ftimmte Slrt bon Sintern für ben galt be*
©djWoien* eine« ©djlebbjuge* nidt)t borfiebt unb
bamit erfenntlid) mad)t, baf) biefer 3fott für fie
nidft ejiftiert. Üttag man biefleicfjt annehmen
fönnen, baf) ein ©djlepbjug, ber nur bor bem
«nfer be« ©djlepper« füll liegt, mit ben SSor*
fdjriften bereinbar ift, weil ba* an einem antern«
ben ©d)iff befeftigte ©djiff, fo lange e* fid) in
Stube bepnbet, einem anfernben gleich ju adjten
ift (bgl. 9Äar*ben a. a. 0.), fo trifft bie« bodj
nidjt ju für einen ©djleppjug, bei bem ber
©djlepper um feinen Slnfer fdjWoit, toä&renb
ba* ©d&leppfdjiff einen meijr ober Weniger großen
Sogen um ibn berum befdjreibt. 3m übrigen
fennt bie Kaiferlidje Serorbnung uitr Sinters
fübrung für f a b r e n b e ©djleppjüge (Slrt. 3
unb 5). ©anj unrichtig mürbe e« fein, ben
Sdjleppjug in Sejug auf bie Sidjterfüljrung als
ein ©djtff ju befjanbeln, bielmetyr finb bie für
einzelne ©dnffe geltenben Sorfdjriftett nur in
gewiffen ©renken auf ©djleppjüge analog an*
juwenben, wa* aber gerabe bei ber Sid)terfül}rung
teil* burd) befonbere Sorfdjriften bireft aus*
gefdjloffen ift, teil« bem £wede be« ©efefee«
jumiberlaufen mürbe (bgl. 9Rar*ben a. a. O. ©. 1 <>6,
'4*appenf)eim #anbbud) bei ©eeredjt* ©. 5).
Sujjerbemift unbebenflid) ein Serftofj auf ©citen
be* „Slmanbu*", ber aud) nad) ber gefrfteüung
be* O. 8. ©.*) für bie Koltifion faufal mar, bar in
$u erblicfen, baf] er nidjt bereit mar, fein Xau
lo*juWerfen unb bie* Demzufolge im entfdjetbenben
Sugenblide unterlief]. SJtit JRcdjt nimmt bie
englifdje SRedjtfpredjung an, bafj ba* ©djleppfdjtff
*) Ta« C. £ ®. f»atte über bitfen $untt 8rolgenbe«
aulgtfüfjrt :
Xer löcioeutiR be* Seidjtert „vlmanbu*" wirb oor<
geworfen, bog (4 unterlofjeu ift, bei broljenber Gkfobr, ba&
,(£ttl) of $«*ben* jwifdjeii ben Ueidjtern b'nburdifaljmi
werbe, bie ben „flmanbu*" mit ber „Sophie" Derbinbrubf
Profit toJjuroerfen. ÄDern rt ift onpneljmen, bofj bei
ben metyrfo<f)en iKubermanöoem be* ICompftrt etft im
legten Vugcnblid ertennbai war, reo er bie S)urdjfotut
tietjiiifti toerbe, ba& bie ©efafung bann aber nidjt bie
®nfk*aeflrnw«t gebebt tat, fpfort bie Sroffe p fliwen,
tuat aQrrMng« ben Stoben, wenn nidjt floiy absen>enbet,
1o bo<4 »eraiutli* toefcntltcti »erringert fyibra würbe, tonn
itjr nid)t »um 8erfd)ulben angered)net werben.
263
No. 10i»-llO.
in berfebr«retct)en ©etoäffern fteti mit biefer
0cotmenbigfeit rennen unb ba&u bereit fein mufj
(f. «Marsben a. a. C. ©. 189 bei Kote u & x;
»gl. Sovens in ©olbfd^mibt'd Settf^rtft Sb. ö()
©. 82). ©enn ba* 0. 2. ©. bie Unterlaffung
bamit entfd^ulbigt, ba§ e# fidj um eine Waf]na^me
im legten Moment oor ber Äollifion gebanbelt
babe, fo fann bem nid>t beigeftimmt Werben.
Sie „(Sit^ of SJreÄben" blatte junSdjft bie SRia^tung
auf ben „Stmanbud" unb gab bann Stafjtöruber,
toomit fie einen Stur« auf bie für fie buntle
„©ofcbi«" crbielt. Sluf bem „SlmanbuS" mußte
man baber nidjt nur mit ber HJlögltd^feit rerfjncn,
baf) fie überbauet burd) bie Sinie be* ©djlcpp-
juge* b^inburdjfabren, fonbem fogar, baf} fie
awitdjcn „©oö^ie" unb „Ümanbu*" baffieren
Werbe. 9Man mufjte fid) baber für alle %hüe
bereit galten, bie Sroffe lo«juWerfen, unb Würbe,
Wenn man bjerauf borbereitet war, nidjt fibev=
rafdjt worben fein.
$iernad) lann ein für bie Äollifion (aufale*
Serfcbulben auf ©eiten ber SeHagten nitf)t bem
geringften 3weifel unterliegen.
110. Serwirtt ber SSnfet fein 9iei|t tnf fiieftrasg
burd) Strjöflcrang bto 'Äbrufö'.''
3. a. g. Siecf in Cttenfen
gegen
ben Seberfabrifanten ^einr. ©. H. ©djmibt
in Hamburg.
Älägertn (jat oon bem Setlagten am
8. Sanuar 1906 100 S)uftenb box-veals getauft,
ju liefern in je 20 2)u|enb 3onuar» J^bruar,
9Rär&, Sfbril unb Knfang SRai. Sie ganuar»
unb gebruarbartteen fhtb geliefert, ©rft unter
bem 26. SRooember 1906 bot Klägerin fobann
weitere Lieferungen oerlangt, Wa^renb Seflagter
fid) nidjt me^r für berpflidjtet ^ielt, ju liefern
unb Lieferung ablehnte. Klägerin beanfbrud^t
©d)aben*erfa&. Sa* S. ©. Hamburg bot fie mit
ib^rer Klage abgewiefen.
Sie »erufung ber Klägerin Würbe bom
0. Ä. ©. V am 27. ©ept. 1907 jurürfgewiefen.
©rünbe:
Sem 8. ©. ift barin betjubflidjten, baf)
Klägerin im Slobember 1906 nid)t mebjc berer^rigt
War, bie Lieferung ber 60 Su^enb box-veals
ju f orbern. Slüerbing* ift in ben füllen be*
Digitized by Google
264
No. HO.
SieferungSfaufS auf äbruf bie Ausübung ber
JRec^tc beS Käufer« an eine befrimmte grift nid^t
gebunben, aber barum tieftest fein SRedjt bod)
nidjt bis in bie (Stoigfeit. Vielmehr toirb man
anzunehmen haben, baß bet Käufer, ber eine nad)
ben llmftänben beS galles als übermäßig ju
bejeidjnenbe grift Derftreidjcn läßt, ohne auf
Lieferung ju bringen, baS ^ntereffe an ber
Lieferung Derloren unb auf bie Lieferung Der jid)tet
bat unb baß er iüotjal Ijanbelt unb baf>er nidjt
ju b,ören ift, toenn er nadj Slblauf fo langer
Seit auf einen Sl6fc^Iu& jurüdfommen miß, Don
bem aud) ber anberc Xeil annehmen mußte,
bafj er burdj beiberfeittgeS ftilleS ®inDerftänbniS
längft ©rlebigung gefunben habe. <5o liegt eS
hier. ©S ift ju beachten, baß ber Käufer nid)t
$änbler, fonbern gabrifant ift, Don bem ber
Vertagte annehmen mußte, baß er bie gefaufte
SBare für feinen gabrilbetrieb Dertoenben motte,
Don bem er bafjer aud) annehmen mußte, baß
er barauf rechnete, baß er beS nict)t unbebeutenben,
auf DerIjältniSmäßig furje Sieferfriften gelauften
3RaterialS in gleidjer Seit jur Vertocnbung in
feinem gabrifbetriebe bebürfe. SBenn bei biefer
©abläge fdjon nad) Lieferung ber jtoeiten —
gebruar — 9late ber toeitere Vcjug in baS
©roden geriet, toenn in ber ganjen foigenben
3eit bis ©nbe 9}oDember bie Klägerin nidjts Don
fidt) hören ließ, obroofjl eine bebeutenbe VreiS*
fteigerung eintrat unb if>r ©djtoeigen augenfdjein=
Udj nid)t barauf ettoa äurürfjufu^ren mar, baß
fie (Gelegenheit blatte, ihren Vebarf anbertoeit
Dorteilhafter ju bejieljen, bann lag für ben Ve»
Wagten nidjts näher unb liegt aud) jejjt nodj nichts
näher, als ber ©djluß, baß Klägerin fid) in ber
Veranfdjlagung ihres VebarfS getäufd)t hatte unb
auf Vejug ber reftierenben Vartieen, für bie fie
Vertoeubung nidjt battc, feinen SBert mehr legte.
JSenn bas SR. &.
©ntfd). Vb. 36 9ir. 21
in einem äbnlidjen gall, too fogar eine ftrift Don
mehr als einem Sabre in biefer SBeife oerftridjen
mar, anberö entfdjieben bat, fo bat es babei
bod) baS ausfdjlaggebenbc ©etoidjt barauf gelegt,
baß ber Kläger au« einem tooljlDerftänblidjen unb
triftigen ©ruube fo lange getoartet hatte unb baß
aud) ber aubere Seil, toenn nidjt biefen ©runb
bireft gemußt, fo bod) mit ber ÜDiöglidjieit unb
äöabrfdjeinlidjfeit beffelben gerechnet haben mußte.
Von allem bem ift hier nidjt bie Siebe. Vielmehr
hat aud) jetyt Klägerin tt>r Verhalten nur bamit
erflärt, baß iljr ju einer Seit, als baS getarnte
SReftquantum längft hätte abgenommen fein muffen,
bie 9bnai)me aud) nur eines SeileS nidjt gebaßt
habe unb fpäter ber Sibfcljluß tc)r überbauet
gänjlidj aus bem ©ebädjtniS gefdjtounben fei,
um if)t anfdjeinenb gerabe in bem SJloment toieber
einzufallen, in toeldjem bie eingetretene #odj;
fonjunitur einer toeidjenben Senbcnj toieber Vlafc
ju madjeu fdjten.
©o toäre bie ©adjlage ju beurteilen, aud)
toenn Vertagter ben Vrief Born 9. 3uni 1906, in
toeldjem auf toeitere abnähme gebrängt toirb, nidjt
gefdjrieben hätte. Staburdj aber, baß Klägerin
biefen Vrief unbeantwortet ließ, E>at fie DoüenbS
fidj iijrer 9ted)te begeben. ©S mag fein, baß ber
SBrief nad) feiner ganjen Raffung nid)t genügt
hat, um bie Klägerin in ©djulbnertoerjug ju fe^en.
Vlber febenfalls gab er ber Klägerin flu öerftehen,
baß bem SJeflngten, follte überall auf toeiterer
Sieferung beftanben toerben, bei ben obtoaltenben
aJiarftberhältniffen an unticrjögcrter ©rlebigung
ber ©adje lag. SBenn Klägerin hierauf nidjt
einging, toeil eS bamalS nad) ihrer 5)arfteDung
ihr nidjt gefaßt t)nt, fidj mit bem großen
Cuantum Don 2?are, für bie fie aar Seit (eine
Scrtoenbung hatte, feft^ulegcn, fo mar eS (ein
loyales SSerhalten, toenn fte auf bie Slufforberung
beS ©egnerS einfad) fd)toieg, DollenbS ntd)t, wenn
fie in ber Slbfidjt gcfdjtoiegen haben follte, ju
einer fDäteren, ihr beffer üaffenbeu 3?it auf ben
2lbfd)Iuß zurüdju(ommen. 5)aß fie fo gar nidjts
Don fid) hören ließ, fonute ber anbete Seil nur
fo auffaffen ~ bau mußte aud) Klägerin fid)
fagen — baß fie auf toeitere Lieferung Derjidjte,
eine entfd)ließung, mit toeldjer ber *eflagte
unter ben obtoaltenben Uiuftäiiben nur ein-
Derftanben fein (onnte. ^ft eS bamit aud) nidjt
jit einer auSbrüdlidjen Aufhebung bes 58er=
tragci« buidj contrarius eonsensus ge(ommeu unb
toollte man felbft ^ebenfen tragen, feftjuftetlen,
baß eine foldje Vereinbarung burdj ftillfd)iueigeube
©rflärung ju ©tanbc gefoiuiueu ift, Dgl. ©ntfd).
beß 9t. C. ©. S8b. 14 ©. 3%, fo erfdjiene bod)
baS Verlangen ber Klägerin, baß ber ^Ibfdjluß
im ^ioDcmber nodj jur Ütealificrung (omme, unter
biefen llmftänben als ein Verftoß gegen Sreu
unb ©lauben.
Ott« «ItifBtr«
I rurf »OH $ o e ' « • « i
Dr. *. «. * ra«»ll . «aniiMiij-
Digitized by Google
No. 45. 265
No. tll.
$a«f ta i l f dj t ©eridjtöjeüu n g.
jbauptßfatt.
$an&ebred)tlid)e falle.
XXVIII. ^ahr^an^. (40. 3a$rgang ber fcanbertgeri^tt-Äeitung.)
frei* ffir ben 3a$rgtng: «nn»t- nnb Ikibtctt Mit Segifter 20 X — «<ra»tbfatt «lein Mit Hegifttr 16 X
Viertes Quartal. Hamburg, Uu 7. ftittenrict. 1907.
3ul)alt: Äönlgl. tfüfrnbafpi • I>ireftion «ltonn gegen ben
Kaufmann JB. Bort ber S<balf in Hamburg. — (Beorg
6d)5nbao) & (So. in ßetpjig gegen ^ermann trjier in
Hamburg.
111. SHe*t ber ffifesbabn anf ttaduabjnng, »cm
im 3e«d|ibrief »eefeb,e«tlld) ei« jn «lebrigtr graditfab;
angegeben mar, aurtj gtuenöber htm CFmofänger unb nnd)
bann, »tnn ber (Empfänger wegen ber }u niebrig bereit)'
meten gr«d|< in Sdjtbrn geraten ift> — ffBirb biefl
9}a4firbcTang0rc4t ber CHfenba^n aufgehoben, wenn
Ben einem (>ifenbal|iiengcfteUcn Bor 9tbfd)lit$ bes XttnS' \
psrtbertrtgeO auf befragen bes l'erfenbero tiad) ber $«V
ber 3rran>t biefeM bie 3rracf|t ja niebrig angegeben wnrbe?
Königl. ©ifenbahn*$>ircftion Slltona
aegen
ben Kaufmann 38. Dan ber © rf) a l f
in Hamburg.
$er SJellagte hat am 16. unb 17. $uni 1905
bon SBerfhouber in #oog KarSbel (§oHanb) je
eine SBagenlabung Kartoffeln ju je 10000 kg
erhalten, 9Jom JBcflagten finb an gradjt 532 X
eingebogen. Stach bem ma&geblichen 2arif beträgt
jeboef) bie richtig berechnete tjradjt mef}r unb
jtoor naä^ ber SJueredmung ber Klägerin 1090 X
Sie 3abJun8 oer Äifferenj bon 564 X Wirb mit
ber Klage berlangt. Klägerin frü^t Tut) auf Slrt. 12
be« internationalen UcbereinfommenS über ben
©ifenbahnfradjtberreljr boni 14. Oftober 1890.
ffleflagter manbte ein, ber Ghnbfänger fönne
für bie {Radjjahlung nict)t in Slnfprudj genommen
04sft<iiififec (JtTia«ll|«irBM. -0 t » i< i k ( « 1 1.
Werben; er ^afte nur nadj Mafaabe bei $racb>
briefe*. (SbentueH rechne SBeflagter mit einer
©egenforberung auf. Sil* SBeflagter in Suäßdjt
genommen habe, bie Kartoffeln ju taufen unb ald
(Eilgut hierher fenben ju laffen, fyabt er burch
feinen Serfäufer ©crrijouber bei bem ©tationSdjef
ber SBerfanbftation ^oog Kardbel nach oet &öhe
ber bracht anfragen laffen. 3h«n &'e Stach*
auf 258 X bro SBaggon angegeben. 9uf ©runb
biefer Sluäfunft b,abe SBeflagter ben Kauf ab=
I gefcbloffen. Sa« ©efcfjäft fyabc einen Slu&en bon
X 95,80 abgeworfen. 2Jcüffe SJeflagter jejjt bie
berlangte Sifferenj jabjen, fo gerate er in einen
©chaben bon X 468,20. 3Jttt biefem ©chaben,
ber burch baljnfeitiges Sierfchulben entftanben fei,
rechne er auf. Ser ©tationädjef fei jur ©rteilung
berartiger SuSfünfte amtlich berechtigt unb ber--
pflichtet.
Klägerin ermiberte, bie dcachforberung bom
(Sntbfänger fei juläfftg. Sie ©egenforberung
werbe bestritten, gür eine falfche Sufifunft
bei ©tationächef* fei bie Sahn niajt berant--
bjortlich.
®ai 8. ©. Hamburg St. V f. erfannte
junächft burch 3wifchenurteil bom 20. Oftbr. 1906,
bie ©inrebe, bag bie ju Wenig berechnete bracht
bom (Smbfänger nicht erhoben Werben fönne,
Werbe berWorfen unb orbnetc SJeWeie barüber an,
ob 2)cflagter fidt> bor (Singehung be« ©efchäftö
auf ber ©tation $oog Kartei nach ber {Jracht
bon Kartoffeln höbe erfunbigen laffen unb ob er
Digitized by Google
266
Na III.
bort bie bon ib,m behauptete unrichtige 8lu«lunft
erhalten hätte.
Örünbe:
2>ie ©ntfdjeibung ber F"flf/ ob, Wenn bie
©ifenbahn für einen gradjttranStoort bie F™$t
nach bem maßgebenben Xarif ju niebrig beregnet
6at, bie S)ifferenj nachträglich uom Empfänger
verlangt tuerben fann, ift jtoeifelhaft.
Siicht ju bezweifeln ift bagegen, bafj, Wenn
bie ©injicljung ber 2)iffcrenj Dom (Smpfänger an
ftdb, auläfjig fein foQte, bie ©injiehung boct) bann
nicht erfolgen lann, wenn fie einen bofitiben
©traben bei ©mbfängcr« herbeiführen würbe,
alfo 3. 89. wenn ber ©mbfänger nach ber <ju
niebrig berechneten bracht feinen 83erfauf«brei«
faHultert unb ju biefem Weiterberlauft b,at,
bergl. ©ger, Snternationale« llebereinrommen
über ben grachttoerrehr, SBerlin 1894 Slrt. 12, 84
©. 221 ff.
3>ie 3raeifelt)aftig!eit ber erfterwäljnten
prinzipiellen $rage entfpringt au« ber fdjwanfen:
ben 2lu«brucf«Weife be« internationalen lieber?
einlommen«. Staffelbe beftimmt im Slrt. 17:
$)urdj Sinnahme be« ©ute* unb bei Frachtbriefe«
Wirb ber ©mpfänger Verpflichtet, ber ©ifenbahn
bie im Frachtbrief erfichtlich gemachten 33eträge
ju befahlen. ©ntfpredjenb berpflichtet Slrt. 16
Slbf. l bie ©ifenbahn, ba« gradfc)tgut gegen 33e-
jahlung ber im Frachtbrief erfichtlich gemachten
Seträge abzuliefern, lieber ba« biefer 93er-
t>fltd)tung ber ©ifenbatjn torrefponbierenbe Stecht
be« ©mpfänger« beftimmt aber berfelbe Slrt. 16
Slbf. 2, ba& ber ©mpfänger bie Auslieferung be«
©ute« nur forbern tann gegen ©rfüllung ber
au« bem Fracht ber trage fich crgebenben 93er-
pflicbtungen — alfo auch, fomeit bie SBerpflichtungeu
im Frachtbrief nicht erfichtlich gemacht finb. Slrt. 20
beftimmt, bajj bie ©ifenbahn bie au« bem Fracht^
bertrage hcrtorgehenben Foroe,:u,,flen
jujiehen unb wegen biefer Foroerunßen e'n
$fanbrecht am ©ute habe, Slrt. 21. SBenn ju=
nächft bom Slrt. 17 abgefehen Wirb, fo ift ein
Sßrtnjip für ben ffiechfel ber Slu«bruct«weife nicht
erfichtlich, bgl. ben franjöfifchen Sejt, in Weichem
e« im Slrt. 20 unb 21 betgt: Creunces resultant
de la lettre de voiture. sUicm mufj Deshalb al«
©runbgebanfen be« ©efefce« annehmen, bafj ber
©mpfänger, wenn er bie Siechte au« bem Scr=
trage in Slnfprucb, nimmt, auch bie gefamten
j Pflichten be« Vertrage« ju erfüllen hat unb bog
ber Frachtbrief nur be«halb angeführt ift, weil
in ber Siegel bie gefamten 93ertrag«pflichten au«
I bemfelben erfichtlich finb. SBcnbet man biefen
©runbgebanfen be« ©efefee« auf einen %aü, Wie
ben borliegenben, an, fo tonnte fich Siebenten
erheben, bafj ber ©mpfänger fich unter llmftänben
burch bie Sinnahme be« ©ute« in weitgehenbe,
ihm gänjlid) unbefannte 33erpflichtungen bestritten
rönnte. SlDcin biefe« Siebenten fällt fort, Weil,
! Wie oben erwähnt, bie nachträgliche ©inforberung
I nie jum ©chaben be« ©mpfänger« er*
folgen bar f. Slufjerbem ift barauf hinjumetfen,
bog bei ben 93orberatungen abfeiten FranfreicfjS
unb ^Belgien«, ohne SBiberfpntcf) ju finben, au&-
brücflich geäußert ift, baß bie ©iit)iet)ung be«
Fracf)tjufchuffe« in erfter SReihe bom ©mbfänger
ju gefchehen tyxbc. ©ger ©. 223.
Stach Slttem fommt e« barauf an, ob bem
SBeflagten burch bie ffiinjiehung be« Älagbetrage«
ein ©chaben erwachfen Würbe.
©in in Sktradjt tommenber ©chaben liegt
foWohl bann öor, Wenn iBeflagter fich bor ©in=
gehung be« ©efchäft« nach ber %tad)t erfunbigt
unb eine falfdbje Slu«funft erhatten b,at, bei ©rt)alt
einer richtigen Slu«funft aber ba« ©efchäft nicht
unternommen hätte, al« auch bann, wenn SJeflager
feinen 83erfauf«prei« nach ber ju niebrig berechneten
Fracht lalluliert, bei Forberung ber tarifgemäßen
Fracht aber einen holten $rei« geforbert hätte
unb foldjen auch tatfächlich fyatte erzielen
lönnen.
Scacf) erfolgter 93ewei«aufnahme nahm ba«
8. ©. an, ber 93ewei« fei geführt, baß bem
^Beauftragten be« IBettagten auf ber SSaljnftation
$oog 5?ar«pel eine falfchc Slu«!unft erteilt fei
unb gab bann ber jtlage nur jur $öt)e be« bom
©eMagien erhielten ©ewinne« ftatt.
58om O. S. ©. V Würbe bie« Urteil am
2. Oftober 1907 aufgehoben unb ber Älage
j ganjen Umfange« entfbrocfjen.
©rünbe:
9cach § 7 ber $>eutfct)en 93erfehr«orbnung
bom 28. Dltober 1899 (St. ©. «I. 1899 ©. 557
unb ff.) erfolgt bie Sicrei'hnung ber Sran«bortpreife
nach aJca&gabe ber beröffentlichten Tarife unb
beftimmt Slbf. 3 bafclbft: „3ebe iUreidermäßigung
gegenüber bcn Zarifen ift Perboten unb nichtig".
Die 93erfehr*orbnung b^at gcgen»t)8rtig in F°'8e
bec in bem je&igen § 454 £. ©. 83. enthaltenen
Bezugnahme auf biefelbe ben (£barafter ber
9tecfjt«orbnung erhalten (ju bgl. Denffdjrtft be*
JHetdjöjiiftijatntfi jum (SntWurf be« jc&igen#. ©.93.
6. 271 ; (Sgee, (Sifer.bahnPerfe&r*orbnung 2. Aufl.
(Einleitung XXXVI unb übereinftimmenb bie Äoim
ntentare zum ©. 95. toon ©olbmann, ÜJfafoWer,
Staub unb Düringer u. .$ad)enburg ju § 454
rcfiJ. 453 ©. 33.) Die 93erfehr«orbnung ftnbet
zwar ttach§ 1 Abf. 1 bo fclbft auf ben internationalen
Berfrtir im Sinne be« Art. 1 be« internationalen
ferner Uebcrcinfommen« über ben ©ifenbabn-
frachttoerfebr (St. ©. 931. 1892 ©. 793 unb ff.),
— unb ein foldjer 93erfebr ftebt fixier in gn*0C —
nur Anwcnbung, infoweit nidjt biefer anberWeitig
geregelt ift. Aber auch Art. 11 be« 33erncr
llebereinfontmen« beftimtnt im 9lrt. 11 ebenfall«:
Die Berechnung ber %vad)t erfolgt nach SJcafjgabe
ber zu Stecht beftebenben gehörig Veröffentlichten
Tarife unb: ,,3ebe« Briwatabfommen, moburch
einem Abfettber eine BreiSermä&igung gegenüber
ben Tarifen gemährt »werben fo0, ift Perboten
unb nichtig". Damit foflte nuSgefprocben werben,
bajj tariputbrige Abmachungen über bie $tad)t
unbeachtlid) ftnb unb trot) ihrer ber Anfprudj auf
bie Tariffradjt beRcht (@ger, internationale«
Uebereinfommen ©. 205 unb (Sifenbabnwerfebr«:
orbnung S. 33 zu § 7 [2. Auflage]), wa* alfo
angepcht« be« Stedttacbarafter* ber Berfebr**
orbnung als eine bem ©ifenbafmfradjtuerlcfjr
eigentümliche StechtSnorm anertannt werben muß.
6« folgt hiernach ohne mettered ba« Stecht ber
Balm auf Slachzablung, Wenn in bem ^radEjtbrief
uerfebentlid) ein j« niebriger Ftad)tfa|} bahnfeitig
uermerft mar. Die 5*age nun, ob bei einer un-
franfierten Settbung biefe 9tad)jablutig«forbcrung
gegenüber bem (Smpfanger, »welcher ba« ©ut
angenommen unb ben im Frachtbrief angegebenen
Sa») bezahlt hatte, geltenb gemacht werben fann, i
märe nach ber Deutfcben Bertefjr«orbnung ohne j
»weitere« Z" bejahen auf ©runb § 61 ?lbf. 4 bafelbft
lautenb: „mürbe ber Tarif unrichtig angemenbet,
fo ift ba* ju menig ©eforberte nachzuzahlen.
#ur 9lachjahlung ift nach Auflieferung
be* ©ut« berjenige uerpf lichtet, »Deichet
bie gradjt befahlt hat" fomie § 67 lautenb:
„Durch Annahme be* ©utö unb bc<3 Frachtbriefe
267
No. 111.
wirb ber empfanget verpflichtet, ber (Sifenbaljn
nad) SRafegabe bei Frachtbrief* 3afjlung ju leiften.
93gl. jebodj § 61 Abf. 4 wegen Berichtigung
ber gfrachtanfSfee". Da aber biet ein
internationaler Berfebr worlicgt, fragt fict), ob
au« bem Berner Uebereinfommen ba« ©leidje fleh
ergibt. Die« ift nicht jweifel«frci. Der SBottlaut
be« Art. 17 be« Berner Uebereinfommen* lautenb:
„burch Annahme be« ©ut« unb be« Frachtbrief«
Wirb ber (Smpfänger Perpflichtet, bie im Fracht»
brief er ficht lieh gemachten Betrüge (Ie
montant des creance* resultant de la lettre de
voiture) gujahlen", beutet fdjeinbar barauf hin«
bafj ber (Smpfänger nur für ben im Stacht«
brief angeführten Betrag haften foff. <§«
fommt hin^u, bag in bem Porhergehenben Art. 16
Abf. 2 Pon ben „burch ben Frachtvertrag
begrünbeten Stechten" bie Siebe ift unb
feine«Weg« ohne weitere« tlar erfcheint, bag man
unter biefen perfebiebenartigen Au«brud«Weifen
ba« ©leiche habe verftnnben Wiffen Wollen. %m
beffen lägt pd) au« Art. 12 Abf. 1 unb 4 folgern,
bafj auch ber Art. 17 ungeachtet feine« 3Sortlaut«
nid)t blo« auf bie im %tad)tbvte\t notierten,
fonbern generell auf biejenigen Fcadjt betrage Reh
beziehen foD, Welche tarifgemäfj auf ©runb be«
Frachtverträge* gefdjulbet Werben. Denn Wenn
Abf. 1 be« Art. 12 befagt:
„^Serben bie %rad)tQelbex nicht bei ber
Aufgabe bei ©ut« berichtigt, fo gelten pe al«
auf ben ©mpfänger angemietet»"
unb hieran aitfchliegcnb ber Abf. 4 anorbnet:
„würbe ber Xarif unrichtig angeWenbet, fo
ift ba« zu Wenig ©eforberte n a ch zuzahlen",
fo fann unter bem 9?achzahlung«pflichtigcn bodj
eben nur ber (Smpfänger gemeint fein. $n biefent
Sinne wirb benn auch °cr ®tr- 1 " in ber Literatur
öerftanben (f. (Sger, Internat. Uebereinfommeit
Zu Art. 17 Antn. 114, zu vgl. auch SBameher'*
Jahrbuch ber ©ntfeheibungen 93b. 5 ©. 280) unb
hat biefe Auflegung auch unzweifelhaft bie
(Srtoägung für Rd), ba& anbernfaH« bie JRedjte
ber Deutfd>en ©ifcnbabntoerWaltungcn gegenüber
bem Empfänger »erfchieben fein Würben, je nach"
bem e« pd) um eine im ^ulanb obn um eine im
AuSlanb zur 93efi5rberung in« ^nlanb aufgegebene
©enbung hanbelt, währenb für eine fo!ct)e ber;
fchtebennrtige ©eftaltutig ber Stechte gar fein
innerer ©runb borhanbcti »wäre unb c* boiti
Digitized by Google
268
gernbe ba* 93eftreben ber bei bem internationalen
Serner Uebereinfommen beteiligten ^Regierungen
getoefen ift, bie 9ledr) töttc r t>ä 1 1 it i ff e jtoif^cn ben
93aljnen unb Empfängern gleichförmig in aßen
93ertrag*ftaaten ju geftalten. ©* ift mithin am
Zunehmen, baß in bem 83eraer Uebereinfommen
baffelbe beftimmt ift, toa* im § 61 unb § 67 ber
Steutfdjen 93erfebr*orbnung mit Haren SBorten
angeorbnet wirb unb folgt fjierau* bie Haftpflicht
bes (Smpfönger* auch für ben internationalen
SJerfebr. $)a* gleite iRefultat folgt aber für ben
borliegenben Fall aud) au* § 436 ©. SB. unb bem
©ortlaut be* in ben 8lu*fübrung*beftimmungen
Zum SBemer Uebereinfommen feftgefefcten Fracb>
brief*formular* für ben internationalen Serfehr
lautenb:
„Sie empfangen bie nadjfteljenb bezeichneten
Witter auf ©runb ber in bem internationalen
Uebereinfommen über ben gwdjtberfetjr, fotoie
in ben Steglementen unb Sarifen ber betr.
Staunen, toeldje für biefe ©enbung in
Slntoenbung fommen",
bgl. bat in ©. 910 in {R. ©. 931. bon 1892 bor=
liegenbe Formular, mit toeldjem ba* hier ber«
toenbete Formular übereinftimmt. IWacb bem mit
bem § 67 ber 93erfehr*orbnung übereinftimmens
ben § 436 ©. 93. lautenb:
„burdj Annahme bei ©ute* unb bei grad£jt=
briefe* toirb ber (Smpfänger berpflicrjtet, bem
Frachtführer nach SKafjgabe be* Fracht»
briefe* galjlung ju leiften",
toirb ber Empfänger burch bie Sinnahme be*
©ute* unb be» Frachtbriefe* gefefrlid) obligiert,
biejenige bracht ju entrichten, toeldje nach ben
im Frachtbriefe angeführten 93eftimmnngen ge*
fcfuilbet toirb, er toirb alfo bei bem hier in F™ge
ftehenben Fradjtbriefformular berpfliebtet, ben*
jenigen Fradjtbelauf ju fahlen, toelchcr au* ben
im Frachtbrief au*brücflich in 93ejug genommenen
Zarifen ftdj ergibt (zu bgl. bie übereinftimmenb
hiermit entfdjiebenen püe in 83b. 21 9lr. 57
ber ®ntfch- bei «. £>. £. @. unb $auptbl. ber
^anf. ©er.^tg. 1891 9tr. 36, fotoie Äommentar
Zum H- ©• ®- bon Düringer unb Hachenburg
Stnm. 3 jum § 40« £. ©. 93.). $er 2lu*fprucb
be* 93orberridjter*, bafj ba* Stecht auf 9cadj:
Zahlung ftet* cefficre, fotoeit ber (Smpfänger einen
poßtiben «Schaben erleiben toürbe, finbet in feiner
Allgemeinheit toeber im $. ©. 93. noch in ber
| jefeigen 93erfeljr*orbnung noch 'ni 93ernrr lieber»
einfommen eine ©tfijje, e* fann bielmehr nur in
Frage fommen, ob auf ©runb be* mit bem § 9
ber 9?erfehr*orbnung unb bem Art. 29 be*
$. ©. 93. lautenb:
„bie @ifcnbahn haftet für ihre fieute unb
für anbere SJcrfonen, bereu fic fich bei ber
Ausführung ber 93eförberung bebient"
ober au* fonftigem 9tecbt*grunbe enttoeber au*
ber fetten* be* b>öänbifchen ©tatfon*beamten
angeblich erteilten irrigen »u*funft über ben
Ftachtbetrag ober au* bem berfehrten Fradjt»
anfafr auf ben Frosttiefen 93eflagter einen
©djabenSerfafranfprudj b«leiten unb mit bem--
felben aufrechnen fann gegenüber ber Hagen ben
93ahnbertoa(tung, beren aftibe Segitimation zur
Einziehung ber Fracht au* SIrt. 20 bei 93erner
Uebereinfommen* lautenb :
„bie @mpfang*bahn (le chemin de fer deroier
transporteur) hat aüe burch ben Fradjtbertrag
begrünbeten Forberungcn, in*befonbere Fracht,
8lu*lagen unb fonftige 93eträge einzuziehen",
fich ergibt.
Slnlangenb zunadjft 1*"* irrige Su*funft, fo
behauptet ber ©tation*borfteljer ban 8eben, ba&
er, abgefehen bon einer ettoa einen SRonat nach
bem 83erfanb bon ihm an 93erfhouber gerichteten
I fdjrtftltdjen 8u*funft, überhaupt feinerlei 8lu*=
fünft erteilt habe, dagegen bezeugt ber Sieferant
ber Äartoffeln, 93erfhouber, er habe auf ©rfucbcu
bei 93ef(agten, ehe (euerer mit ihm abfdjlofj,
auf ber ©tation toegen be* Fradjtfafce* fich er=
funbigt unb bie fragliche Slu*funft „bon einem
ber antoefenben 93eamten" — ob biefer 93enmter
i ibentifch ift mit bem ©tatiouSborfteher ban 8fben,
ift n i dj t erfiebtlicb — erhalten. 3>iefe Slu*tunft
toar alfo, toenn bie Slu*fage 93erfbouber'* al*
toahr zu ©runbe gelegt toirb, {ebenfalls erteilt
Zu einem $eitpunft, in toelchem ein Xran*port;
antrag noch überall gar nicht an bie 93ahn gerichtet
toar. ©djon be*halb berfagt zunädjft ber § 4f>K
H. ©• 93. unb bie analogen 93eftimmungcn ber
93crfchr*orbnung unb be* 93erner Ucbercin--
fommen*. 3»ar ift nicht ohne toeitere* ent=
fdjeibenb, ba& nach SIrt. 8 bei 93erner Uebereiiu
fommen* ebenfo toie nach § ^ ber Seutfdjeit
j 9Jerfehr*orbnung ber Frachtbertrag erft al* ge=
I fdjloffen gilt, toenn ba* ©ut mit bem Frachtbrief
Digitized by Google
bon ber 83erfanbftntion §ur 93efÖrberung übet*
nommen ift, benn eine Haftung bet 93at}n lägt
fich unter Umftönben auch fchon für einen früheren
3ettt>unft aud § 458 abfeiten, j. 93. bann, toenn
auf @runb § 55 bet 93erfehr«orbnung ©fiter
borläuftg bei ber 93af>n bor bem Slbfchtug be«
Fradjtbertrage« auf Antrag be* Äbfenber« etm
gelagert toerben. gmmerbjn aber jeigt ber
9Bortlaut be« § 458 „bei «uäfüljrung ber 93e*
förberung", bog nur gebaut fein fann an eine
Xärigfeit, toeldje fidt) auf bie 8Iu«füt)rung eine*
beantragten ErnnSborte« bejicljt, alfo über»
baubt ntdbjt auf 83erfeben belogen »erben fann,
»eiche begangen flnb, ehe ber SIbfenber über«
baubt einen £ran«bortauftrag gefteflt blatte (»gl.
auch ©taub ju § 458 «nm. 3 unb bie bafelbft
angebogene 9lnm. 4 ju bem bem § 458 ent»
f brechen ben § 431). ©onftige 9lecht«grünbe für
eine Haftung ber Sahnen, »eiche borliegenb
fämtlich ©taatSbafjnen finb, liegen nicht bor.
3)ag Derjenige 93eamte, welker jene Sluäfunft
erteilt hatte, $ur (Srteilung bon »uSfünften
baönfeittg im ©inne be« § 831 93. ©. 93.
beftettt getoefen fei, ift $»ar in erfter
üjnftanj beraubtet, aber in leiner SBrifc betoiefen
unb erfichtlich umforoeniger ju ertoeifen, a(« bie
OSerfon beffen, ber bie 8lu«funft erteilte, n t ch t
feftfrebt. Stuf bie Fa&rläffigreir, rael^e in ber
(Erteilung einer berfefjrten SluSfunft gefunben
»erben fann, fann auch nicht au« bem § 823
33. ©. 93. ein (Srfafeanfbruch abgeleitet toerben,
Weil feine ber bort bezeichneten 9ted)te berieft
ftnb unb »eil aufjerbem ber fubalterne 93abn*
beamte nicht ju benjenigen Organen gehört, burdj
beffen augerfontraftliche« 93erfchulben ber Ft«fu«
nach 93. ©. 93. §§ 31 unb 89 haftbar gemalt
toerben fann. Staffir, bag nact) ftoflänbifchem
Stecht ein anbere« Stechten« fei, ift nicht« bei*
gebracht. ©« fann mithin auf bie Satfache ber
(Srteilung jener irrigen SluSfunft bor bem
Frachtbertrag«abfchlug feinerlei ©chaben«erfafr=
anfbrudj ber 93ab.it gegenüber hergeleitet toerben.
Unlangenb fobann bie Slnfe&ung eines un=
richtigen F™chtfa$e« in ben Frachtbriefen, fo
toirb ber Fradjtanfafc baljnfeitig auf bem F*adjt*
brief nach bem Frachtbertrag«abfchlu& bermerft.
5)enn lefcterer tommt, toie fchon bemerft, $u
©tanbe burdj Xlebeinatjme beä Frachtgutes mit
bem bom Äbfenber übergebenen Frachtbrief (f. auch
269
No. Iii.
©taub »nm. 5 ju § 453 ®. 18.), toobet laut
§ 52 «bf. 6 ber 93erret)r«orbnung toie nach § 2
2bf. 4 ber Su3ffi$rung*bcftimmungen jum 93ernct
Uebereinfommen (9t. ©. 931. 1892 ©. 876) ber
SIbfenber bie ftart umrahmten Xeile bei Fracht*
j tarifformular«, »eiche u. 5H. für ben Änfafc ber
ju berechnenben %vad)t beftimmt finb, leer ju
(äffen bat, inbem beren 8lu«fülluug auafcblieg*
Cidt) ©ache ber 93ahn ift. SRun mag bem 93eflagten
zugegeben toerben, bag irrtümliche Frachtanfnßc
bei ber bahnfeitigen 9u«fütlung be« Fracht*
briefe« ein Serfchulben ber amtierenben 93abn*
bebienfteten inbolbieren. ©leidjtoot}! berfagt bie
Argumentation, »eiche ber 93eflagte laut obigen
Satbeftanbe« hierauf grfinbet. ßunächft ift,
»a« ben juerft befteüten unb juerft ab»
gegangenen SBaggon betrifft, burchau« nicht gefagt
unb auch feinerlei 93e»ei« baffir angetreten, bag,
»enn ber ben F™<ht&"ef au«füßenbe 93eamte
j ben richtigen Frachtfa|j bann bermerft Ijätte,
bie« notmenbig jur ftenntni« bet 93erfhouber
blatte fommen mßffen. ©enn biefe 8Iu«ffi(Iung
geflieht ofjne SRittoirfung bei »bfenber«. Sa
nicht ermittelt ift, toer jene 9Iu«funft erteilt hatte,
I alfo gar nicht feftfrebt, bog ber ©rteiler jener
. 2lu4funft berjenige 93eamre toar, welchem fbätrv
bie »uÄföaung be# Frachtbriefe« oblag, fo lagt
fich auch nicht fagen, bag ber le^tere S3eamte,
! »enn it)m bie »irtliche $dt)e bei Xariffafee« jum
93e»ugtfein gefommen »Sre, not»enbig blatte
Slnlag nehmen mßffen, ben SIbfenber barüber
auf juflaren, bag eine it)m früher erteilte 9lu*funft
irrig getoefen fei. Senn ob ber leitete 93eamte
bon jener Sudfunft überhaupt ettoa« tougte, fteht
bollig bab^in. ©obann beftanb bamal« ein
83ertrag8bert)ältni« nur jtoifchen 93erft)ouber unb
ber 93abn, »eil nur j»ifchen biefen 92erfonen
ber F^achtbertrag gefchloffen »ar. 2>er 93eflagte
»ar bamald alfo außerhalb jebe« bertraglichen
nexus ju ber Sn^n, ein et»aiged Serfchulben
ber 93ab.nbebienfteten bei «uSfüUen bei Fracht*
briefe« toäre alfo i 1) m gegenübet eine auger=
I fontraftliche Fah^affigteit, für toelche auch ^<cr
! eine bab^nfeitige Haftung nicht ju begrünben ift.
1 ©ine folche liege fich feineßtoeg« ableiten au«
bem § 458 §. &. 93. unb ben entfbrechenben
, 93eftimmungen ber 93erter)r«orbnung unb be«
; 93erner Uebereinfommen«, obfehon beren allgemein
lautenber UBortlaut auf eine allgemeine Haftung
Digitized by Google
270
No 111-11«.
gebtutet »erben fönntc. 2)cr § 45X, h>eldjer in
bem je&t gelten ben §. @. 93. in bie befonberen
93eftimmungen über ben (Si\enba^n-^xad)U unb
9Jerfonenberfehr aufgenommen ift, entfpricbt bem
für ba« Fradjtgefchäft allgemein geltenben § 431
(Hrt. 400 be« früheren @. 93.). »rjöfllfa^
be« leiteten ift aber unbc$iucifelt, bajj er nur
auf bie bertraglicbe Haftung be* Frachtführer*
fich bejicbt, dritte alfo niemal« auf ©runb
biefe« Paragraphen einen Slnfpruch gegen
ben Frachtführer au« unerlaubten $anblungru
feine* SJerfonal« herleiten fönnen (Düringer unb
Hachenburg Kr. 3 9tote III ju § 431 ©.93.)
unb mufj beSt)oIb auch bcr § 458 unb bie bicfem
cntfprecbenben 93eftimmungen ber 93erfehr*»
orbnung unb be* 93erner Uebereintommen* in
bem gleiten Sinne aufgelegt merben. 2)er
93eflagte fönnte batjer einen ftnfprueb nur auf
bic ©runbiafre be* 99. ©. über Haftung für
unerlaubte .fcanblungen ftütyen. @* berfngt
aber auch hier ber § 823 unb ber § 831,
erfterer beöbalb, roefl feine ber in § 823 be-
zeichneten SRcrhte berle&t finb, auch bie bei Sit«:
füffung be* Frachtbriefe* amtierenbeu 93eamten
nicht ju benjemgcn 93crfoucu jäblcn, für bereit
au&erfontraftliebe* 93erfcbulben ber $i*fu« Reiftet
unb legerer be*balb, rocil, lucnn mich biefe
^Beamten bei ber Ausfüllung ber Frachtbriefe
Verrichtungen wahrnehmen, ju benen fie bahm
feitig befteEt toerben, glcicbroobl borau^ufefoen
ift, bafj ftefalifcbc 93abnberroaltungen nur quali:
gierte 93erfönlicbfeiten bermenben, ©egenteilige*
hier auch nicht behauptet tuirb. 5>afür, bafc
ba* boüanbifche Siecht anbermeite bem 93eflagten
günftigere 9teribt«grunbfäfee enthalten, ift niebt*
beigebracht, Anlnngenb fobann ben nachbeftellten
^weiten SBaggon, fo gilt t>infift)tltct> beffen
©Epebition ba* eben erörterte auch fjier. 3m
übrigen märe freilich bie\ct zweite SBaggon nicht
naebbefteßt toorben, wenn ber Frachtbrief ber
erften ©enbung ben tarifmäßigen Frachtanfab
aufgemiefen hätte unb ift alfo infofern burch bie
9Jräfcntation be* Frachtbriefe* ber erften ©em
bung mit ber barin enthaltenen berfebrten
Frachtangabe ber 93eflagte mittelbar gefchäbigt.
Slbcr i h m gegenüber mar bie 93abnberwaltung
jur 93erichtigung jene* falfdjen Slnfahe« nicht
bertraglid} verpflichtet, i h m gegenüber mar alfo
auch bjer °"e Unterlaffung einer 93erichtigung
| ebenfo mie bie Präsentation be* Frachtbriefe*
mit einem irrigen Fradjranfa&e bei Slnfunft ber
erften ©enbung ein au&etfonrraftliche« 93er:
fdmlben, ba ebenfotoenig wie im Seitpunft ber
babnfeirigen au*füflung be* Frachtbriefe« — in
bem geitpunfte ber Snfunft ber erften ©enbung
jmifchen ihm unb ber Sahn ein Vertrag*«
berhältnt* beftanb unb mürbe beabalb auch
ljier au* ben borbtn erörterten ©rünbrn eine
Haftung ber ftöfalifdjen Satjnberhjaltungen au«
einem aufjeroertraglicben 93erfcbulben ber Sin:
gefteüten nicht abzuleiten fein, ^ntuietocit eö
ein eigene« Serfcbulben eine* Aaufmannc« be:
beutet, toenn er bei größeren Importen bejüg-
lich be* Frachtfa^e* ftcb lebiglich mit ber
| »u*funft eine* fubalternen angefteflten begnügt,
j obfehon er bo<h b>eif}, ober a(* ©efchäft«mann
I bodj miffen mufete, bafj bei 93ahntran*porten
bie beröffentlichten Tarife unbebingt maßgeblich
finb unb biefe Zarife boch von ^ebermann ein:
gefehen »werben fönnen — fanu bahingcfteHt
bleiben, toeil ohnehin biejenigen ©rünbe ber:
fagen, au« benen ber 93eflagte einen aufrechen;
baren ©chaben*erfafeanfprucb herieiten loia.
IIS. »ebtniuBi ktr filaafcl: „8U1tnng I«(kmöflli4fi"
beim j)aufflrfd|8ft; ktr SerfivfcT |at fa kalk )■ litfrrn,
«16 d ciarw Sctfäuftr m4 ktn in Vctrad)t fiHncKkta
(aiikcMvtrbiltRifftn mi«(ia) ift.
©eorg ©chönbad) & Co.
in Seipjig
gegen
^ermann @£ner in Hamburg.
3m Quni 1905 t)at Äläger bom 93cflagten
ein Quantum Cape grease SBoüe gefauft. 3)cr
9lbfd)luf3 be« ©efchäft« mürbe beiberfeit« burch
93riefe bom 5). unb 10. ^unt 1905 beftötigt.
$>ie Parteien ftreiten barüber, melche 93e:
beutung ber in bem 99eftätigung«fcbrciben be*
93eflagten enthaltenen Älaufel: Lieferung
balbmöglid)ft jufomme.
Kadhbem ber 93eflagte nidjt geliefert hatte,
hat bie Älägerin ihm auf ©rnnb be* § 32«
93. ©. 93. eine 9totf)frift Sieferung' ober
genauer jur Anlieferung in Hamburg gefegt, bie
fie frf)liefelich bi« jum 30. September 1905 er=
ftredt hat.
Digitized by Google
3>er »eftogte bat in ber grift nid)t :
geliefert unb erft am 7. SWärj 1906 bie SBare ;
mtnebient. Sie Älägerin bot bie Slnbienung ]
äurücfgcmiefen.
Sie Klägerin bebaubtct, fte babe burdj bie !
9?id)tlieferung einen ©djaben erlitten, bcn fte
etnflagr.
Sie Klägerin behauptet, bei ber oben be*
jetdjncten fflaufe! fyabe ber S9etlagte ba« ©efdjäft
fo mie gefdjefjen nur abfct)(ieBen bürfen, toenn
er bie SBare minbeften« brfiben jur Verfügung
gehabt babe. ©r fjabe für bie Lieferung nur
fo triel ^eit gehabt, al« erforberlirf) gemefen fei,
um bie SBare bon ftfrifa nad) ©uroba unb —
toenn fie im Innern gelagert babe, als er;
forberlid) gemefen fei, um fie t>on bort an bic
ftüjte unb bon ba nad) ©uroba ju beförbern.
Sa« feien im (enteren galt bödjften« ad)t
SBodjen gemefen.
Ser SSeflagte behauptet, er (>abe nad) ber
ftlaufel mir ba* feinige tun mfiffen, um bie
SBare balbmöglidjft ju liefern, ©r l)abe, al« er i
ba« ©efdjäft abgefdjloffen, bie SBare ju gleiten
Sieferung«bebingungen bon bem in ffiuropa
anioefenben ^nljaber ber ftirma 9t. 3JZüQer in
ftabftabt getauft gehabt. Siefe girma Ijabe f bäter
nidjt geliefert. Uebrigen« babe er audj berfaufen
fönnen, oljne ftdt) gebetft $u fjaben. ©r babe für
bie Sieferung jebenfaE« foöiel $tit beanfbrudjeu
fönnen, al« erforberlidj gemefen fei, um bie SBare
im Innern bon Farmern aufjufaufen. Sabei
fei ju beadjten, baß bie SBoOfaifon brüben bon
SRobember btd SNärj bauere. Sarauf folge nodj
eine SRadjfaifon bom Äbril bi« $uni, in ber bie
©ommerfdjur ftattftnbe, bie aber für ben Jßerfauf
bon ^nlanb^SBoüe nidjt in 93etrad)t lomme.
SSom D. S. @. I mürbe am 27. September
1907 burdj 3toifdjenurteil ertonnt:
Sie Klägerin ift berechtigt, bom S9eflagten
ben ©rfab be« ©djaben« ju berlangen, ber tfjr
ettoa baburcr) erroadjfen ift, baß ber 93etiagte
ben fraglichen ftaufbertrag bi« jum 30. ©ep=
tember 1905 nid)t erfüllt bat.
©rünbe:
Saß ber Vertrag unter ber SSebingung
„Sieferung balbmöglidjft" abgefdjloffen fei, ift
bon ber Klägerin nidjt in 3"«ifel gejogen
uioioen.
271
No. 1**.
©pradjlidj föntitr bie Älaufel jmeierlei be-
beuteu. ©ie fönnte bedeuten, baß ber 93erfaufer
fo balb jii liefern babe, al« e« i t) in möglid)
fein merbe. Unb fie rann aud) bebeuten, baß
er fo balb ju liefern Ijabe, al« e« einem 83er;
taufer nad) ben in 93etradjt tommenben
^»anbeUDerbältniffen möglidj fei. SBürbe
bie Älcmfel bie erfterc »ebeutung baben, fo
toürbe bie Sange ber Sieferfrift bon llmftänben
abbängeii, bie für ben Ääuier regelmäßig unb
aud) im borliegenben gaüe jrber Berechnung
entzogen fein mürben. 9iad) allgemeinen @r=
fabrungeu ift nidjt anjune^men, baß ein Käufer
getoiüt ift, fid) auf ettua« Serartige« f injulaffen.
SBenigften« bann nidjt, menn e* f«d) um eine
SBare b>"belt, bie einen regelmäßigen ©egen=
ftanb be« ^anbelebrrfeljrä bilbet unb ali foldje
naturgemäß fortgefefot $rei«fd)mantungen unter«
liegt unb menn bic SBerfjanblungen, bie jum
Slbfcbluß be« Vertrage« gefübrt beben, mie im
borliegenben ftaüe nidjt« befonbere« an fid)
boben. ^at bie Älaufcl bie lebtere S3ebeutung,
fo bat fie meber bom ©tanbbunft be« Ääufer«
nod) bom ©tanbpunft be« S3erfäufer« au«
betradjtet, etma« Auffällige«. 3n Ueberein>
ftimmung mit bem ©utadjten ber beiben gerid)t=
lidjen ©ad)berftänbigen ift ba« ©erid)t babon
überzeugt, baß bie 5tlaufel fyiez bei einer 8u*=
leguttg be« ißertrage« mit 9lüdfid)t auf bie
93erfebr«fitte in biefem lebteren ©inne ju ber^
fteben ift.
3n gragc ftebt aldbann nad) bem 93or=
bringen be« SeHagteu nod), ob er fo »iel &e\t
für bie Sieferung ju beanfprud)en fjatte, mie
ein SSerfäufer nötig fyatte, ber ftdj bie Sßore
erft nad) Slbfdjluß be« S3ertrage« berfdjaffeit
mollte, ober nur fo biel 3«tt» b»ie ein SJerfäufer
nötig ^atte, ber bie SBare bei bem «bfd)luß be«
»ertrage« bereit« jur Verfügung fyattt. 9?ad)
aflgemeinen ©rfabrungen ift aud) infomeit an:
junebmen, baß ein Ääufer fid) regelmäßig auf
bie Älaufel nur bann einlaffen roirb, menn fie
bie lebtere S3ebeutung l>at. 3m borliegenben
goBe ift foldje Slu«(egung um fo mebr geboten,
menn man bie Sarftedung be« SSetlagten ju
©runbe legt, nad) meld)er bie Sieferung einer
bon ben fßrobujenten gefauften SBare beabfid)ttgt
mar unb nad) meld)er ber Anlauf be« ju
liefernben Qucutum« bei biefen um bie $eit be*
Digitized by Google
272_
No. 11».
«erfauf« fdjwierig War, um erft nadj ber fünf
äJtonate fpäter beginnenben neuen ©cfmr ber
©djafe wieber leistet ju werben. 5)ie «Ridjtigfeit
ber Sluttegung wirb betätigt, wenn bie 83et=
Ijanbiungen berürtficbtigt werben, bie jum Slb«
frfjlufs be« Vertrages geführt baben. $)er
SJcflagte ftellt bie SBare mit ber »nlage 5 an,
inbem er ein SRufter überfenbet. @r erbält
ein ©ebot mit ber Slnlage (i unb antwortet mit
ber %n(age 7, er b>be injWtfdjen 9fa$rtd)t au«
bem UrfpruugSlanbe erholten, ba& bie »orräte i
fnapp feien, f>abe aber bie Orber hinüber
gefabelt. SSier Sage fpäter teilt er telepijonifd)
mit, bei einer beftimmten @rljöljung bc« ©ebot«
fei ber »bfd)lufj möglid) unb fdjliefjt ben »er*
trag ab. (Einerlei, ob er bie »ebingung
„Lieferung balbmöglid)ft" fdjon in biefem ©es
fprädj jur ©protze gebracht, ober ob er fte
erft in bem »eftötigungäbrief aufgenommen (jat.
2)ie Klägerin mufjte in beiben J^äQen an:
nehmen, bafe ber »eMagte ba8 ju liefernbe
Quantum brüben jur Verfügung fjabe. 2)a8
©erid)t beftnbet ftdj aud) bei biefer Sluäleguug
ber Älaufel in Uebereinftimmung mit ben geriet:
litten ©adjberftänbigen.
(StWaige »efonbertyeiten bee SBoUbanbel«
rommen infoweit nid)t in »etrad&t.
©old)e finb nur für bie grage mafjgebenb,
meiere 3^t ber Seflagte bei ber obigen %u&
[egung ber Älaufel für bie Lieferung ju
beanfprud)en blatte. 9lad) ben ©utactjten ber
gerid)tlid)en ©adjberftänbigen, bie ba£ ©eridjt
für beweiafräftig eradjtet, genügte es, wenn
bie ffiare beim Sbfdjlujj be« «ertrage« an
einem ber in »etrarfjt tommenben »läfre im
Innern »frita« lagerte. 5>er ffleflagte lonnte
bie ^eit beanfprudjen, bie jum Transport Don
bort ber erforberlid) war. ®ie ©adwerftänbigen
fd)afcen biefe Seit auf ad)t SBodjen ober jwei
Monate.
$er »eflagte madjt geltenb, bafj er bie
Älaufel au«bebungen, alfo burd) biefelbe feine
Sage Ijabe uerbeffern wollen. 2)o* mag richtig
fein, ift aber gleidjfaU« otjne »ebeutung. ©ä
war für ben SJellagten fd)on uorteilb^aft, Wenn
im »ertrage tlargeftetlt war, bajj bie Lieferung
erft in ber oben befjanbelten grift $u erfolgen
braudje.
2>er »etlagte mndjt cnbltd) geltenb, bafj bie
Älaufel nid)t, wie ba£ S. ©. annehme, biefelbe
»ebeutung fcjabe, wie bie Älaufel „Lieferung
prompt". 2)a* fann aud) richtig fein, brauet
aber ntdt)t erörtert $u Werben. $ie Älaufel
„Lieferung prompt" fann nad) ber gemör)nlid)en
Sebeutung ber SBorte unb nad) bem münblid)en
©utad)ten be» ©ad}t>erftanbigen©tatoenljagen aud)
nad) ber «erteljrsfitte bie »ebeutung fjaben, baß
bie SBare bei bem abfrfjluB be* «ertrage« fd)on
in einem £afen (abebereit fein mujj.
$n meinem »erläge ift erfrtjieneu:
Pa* fceutfdje leerest
(mit Sludfdbjlug be« ©eeberfid)erung*red)te«).
©in prattifc^ed fie^rbud^
Don
Dr. Alfred Sieveking.
tßretd : ©e^eftet 20 M. %n ^albleber geb. 23 JC
Otto SWci^ntr« Striag in Hamburg.
Sistig für Suriflen, Santyäufer, Äaufleutc,
$anbe(8fanjinern, ©eeämter unb SJerft^cnitig«-
©efellf^aften.
5ie $anfeatif(t)e Mtfpxttyuw
auf bem ®cbitit be^ fianbeldv
^erft(^rruu(|d', 9Bco^fel> uub <&tete<t)t&.
9tepertoriutn
ber berdffeittüdjten Urteile
^anfeatif^er ©eri^te
ntbft ben
Sii^eljörigcn €ntfd?cibungcit ber fjödjftcn
<5crid?tsljöfe
jufammengefteüt Don
Dr. $aul 91 b t a b, a ui.
2 ©änbe: brofdjiert 8« 9»fv geb. 44 ÜNf.
Hornburg. Ort» SWeirjoer« Strlag.
Cut «lillmt«
nftraje U, gmifpwittt 1 OU. »mnlwctt«. ««»ahm Dr. «. C « > • n k I « .
Digitized by Googl
So. 46.
273
No. IIS.
^auptßfatt.
|anbel0ted)tltd>e falle.
XXVIII. Jahrgang. (40. 3ahrga.no. ber $aitbe[«gerid)t»-3eitung.)
frei« fir be« Oabjrgaag: $«ubt< nmb ScibTatt nit Stcgifter 20 A — $a«ptb(«tt «Kein mit Wegifttr lö A
3>icrfcs ßuarfaf.
^arabtug, bett 14. Uiobctnbtr.
i:m>7.
Jnboit: epebiteure Rampe & Co. in fcamburg gegen bie
ftdnigtid>e (£ifenbab,n-X'ireftion in Altona. - «. Stifter &
tto. in Hamburg gegen bie Dranien burger Sd)n>f f c [•» o Ii I e n f t eft
Sabril Ctto & Co. in Crnnienburg. — Utinten & Stern
gegen bcn Snwrfütjrer ftmirid) Srobne tu Hamburg.
IIS. Öitt bie Keftiaimnng, ba$ unit) lt<r,^al|[nna ber
3rMd)f unb Snnabme be* öuftö alle flnfnrürt)« gegen ben
^rad)tfnb,rer erU(d|en finb, im Cfrijenbalinöcrfcfjr and) fir
franfierte Seabangeu? (Eiieabab,tt-9ert'.*Crba. §90.
©pebiteure Änmpe & ©o. in Hamburg
gegen
bie königliche @ifcnbahn*$)iref tion
in SUtona.
Urteil be« D. 8. ©. II bom 1». «Juli 1907.
® rünbe:
S)ie Klägerin forbert bon bet ©ifenbatjn
©cf}aben«erfa& biegen SScrfäumung ber Siefen
frift (©üenbabn • %exl. Crbn. Don 1899 § 87;
internationale« ©ifenbahnübereinfommenSlrt. 40).
3)ie ©ifenbabn hält foldje 8nfprüd)e für erlogen,
weil Klägerin bie erforberlidje SReflamationSfrift
Don 14 lagen (®ifenbaijiuSJerf.=Orbn. § 90 Slbi. 2
5Rr. 2, ©. Ö. Slrt. 44 ul. 2 9tr. 2) nicht
eingehalten t)abe. lieber ben ©ingang ber
DteHamation tjerrfc^t Streit, S)ie Klägerin bat
am 23. SJejembcr 1902 ber ??oft in einem ein*
gefrtjriebenen $afet ein Sieflamationäfdjreiben
nebft beigefügten Frachtbriefen für bie ©ifenbabn*
birefrion «Iiona übergeben. %\e Älägerin be-
hauptet, ba& bie ©tfenbafmbireftion Altona, meiere
ihre Sßoftfadjen abt)olt, am 24. S>ejember 1902
bie ^afetabreffe erhalten fjobe, hm« bie ©tfenbafm
O lafcartf A< *frt»tli«iniM. p ■ s r I b I • 1 1.
beftreitet; fie n>iU erft am 13. 3«nuar 1903 ba«
Watet erhalten Gaben.
(Selbft unter 3ugrunbefcgung °er Älag*
barfteüung ertueift fid) bie Älagforberung fdjon
jefot für einen Seilbetrag bon A 358,61 al« nid)t
begrünbet. SMc ©ifenbai}n;9?err.-0rbn. § 90 unb
ba« ^ntern. ©ifenbabnübereinfommen Slrt. 44
fteUcn übereinftimmenb ben ©runbfafc auf: ift
bie 3rrad)t bejaht unb ba« ©ut angenommen,
fo finb alle Slnfprücfje gegen bie ©ifenbafm au»
bem graebtberrrag erlofdjen; aufgenommen finb
bieröon jeboefj @ntfd)5bigung«aniprüd)e wegen
SScrfpätung, wenn fie fpateften« am 14ten Sage,
ben Sag ber Sinnahme rttctjt mitgerechnet, bei ber
in Slnfprudj ju nebtnenben 5Bafm fdjriftlich an--
gebracht werben.
3)ie Klägerin b,at mit ber Slbicnbung ihre«
(Schreiben« Dom 23. 5)cjcmber itjre Steflamation
bei ber ©ifenbatmbtreftion Sil tonn noch nicht
angebracht. Slngebracht mar bie SReflamation
nach ber S)arfteUung ber Klägerin frü heften«
am 24. 2)ejember. 9lerf)nct man bon biefem
Sage ab bie gefeftltche J^rift, fo ift bie 9leflamation
für folchc ©üter, bereit 31 n n n t) m e bor bem
10. Sejember erfolgte, nicht mehr eine rechtzeitige
genjcfen. 9Zun hat aber bie Klägerin, ihrer eigenen
©rflarung nach, in 7 gätlen bor bem 10. S>ejember
ba* ©ut tatfächltch erholten. S^te für biefe
fieben ©cnbungen geltenb gemachten Slnfprüche
megen berfpäteter 8ieferung im ^Betrage bon
jttfammen .H. 308,61 finb fomit crlofchen, toenn
Digitized by Google
274
No. 118-114.
bie fernere gefefclidje 93orau«fefrung erfüllt ift,
ba& biefe ©üter angenommen finb unb bie gfradjt
bafür bejaht ift. 93eibe« ift ber gfaU nadj ber
fiberetnftimmenben ©rflärung ber Parteien.
©8 entfielt babei aber nodj eine 3n>eifel«frage.
SBäbrenb bie gradjt für bte ©enbungen Shr. 28,
30 unb 31 bom ©mpfänger (ber Klägerin) bejaljU
ift, banbclt e« firir) in ben bter anberen gäQen
um fronfierte ©enbungen. ©« roirb nun aber
bon mehreren ©djriftfteflern (f. biefelben bei
Meinen in ©ger'« 3eitfdjrift ab. 19 ©. 363 Kote 3)
gelebrt, bofe bie für bat alte £. @. 95. Srt. 408
allgemein unb mSbefonbere audj bom St O. ©.
93b. 13 <S. 414 unb St. ©. 93b. 25 ©. 32 ber*
tretene Sluffaffung, ber Slrt. 408 gelte nidjt für
granfofenbungen, audj für ba« neue ©. 83.
unb ba« ©ifenbabnredjt ju gelten babe. $>er
Wortlaut be* @. 93. § 438 ift {ebenfalls nidbjt
geeignet, foIdb)e SReinung ju begrünben, benn er
fagt ganj Har unb uneingefdjranft: „3ft bie ftradjt
bejab^t "no @ut angenommen, fo
finb alle Slnfprüdje gegen ben gradjtfü^rer au«
bem gradjtbertrage erlofdjen". ©* mtrb alfo
fogar bie gablung ber Srradjt juerft unb bann
erft bie S!nnafjme be* ©ut* genannt, ruäbrenb
ber Slrt. 408 ©. 93. bagegen lautet: „$>urdj
bie $1 n n a b. m e be* ©ut* unb 93e$afjlung ber
Orradjt erlifdjt jeber Slnfprudj gegen ben gradjb
fübrer". SBie aber audj biefe §rage für ben
Slrt. 438 ©. 93. ju beantworten fein mag,
für bat ©ifenbabnredjt entfdjeibet ba* er*
fennenbe©erid?t fie baljin, bafj atoifdjen franfiertem
unb unfranfiertem ©ut fein Unterfdjieb ju
madjen ift.
SBäbrenb ber Slrt. 408 $. ©. 93. in feinem
Slbf. 1 ben erniäbnten ©runbfafc unb baran ans
fdjliejjenb im Slbf. 2 eine 8lu*nabme für bei ber
Ablieferung nidjt errennbare SJlängel auffteHt,
bat ba* Snternationale ©ifenbaljnübereinfommen
oon 1890 in feinem Slrt. 44 ben ©egenftanb fo
georbnet, bog e* jtoar aud) im Slbf. 1 bie ermäbnte
Siegel auffteHt, bann aber eine ganje Steibe bon
Dingel beftimmungen folgen lägt, 3n*befonbere
enthalt ber Slbf. 2 unter bier Siffern eine genaue
Umgrenzung ber Slu*nabmen bon ber Siegel bei
Slbf. I. ©ine berartige umfaffenbe Siegelung bei
ganjen ©egenftanbe« geftattet nidjt, inSlbmeidjung
bon bem (laren SBortlaut anjunebmen, bafj eine
gro&e ©ruppe bon gailen — nämlid) alle bie=
I jenigen, in meldten bie gradjt bom Slbfenber
bejablt mar — offen bleiben foUte. ©elbft menn
bei ber 93eratung bei Slrt. 408 §. ©. 93. bie
SReinung jum erfennbaren Slu*brud gelangt
toäre, ba& nur im gall einer 93e&aljlung ber
tjrradjt burdj ben ©mpfänger bon ber Billigung
bei £ran«port« unb feine« ©rgebniffe« bie Siebe
fein Kinne (f. 8L D. ©. 83b. 13 ©. 415 fg.),
mirb nidjt in Slbrebe genommen »erben fönnen,
I bafj bai an fidj berechtigte 93eftreben, bte au«
einem grachtbertrag mBglidjertoeife cntftcfjenben
©trettigfeiten nidjt lange offen ju laffen, fdjon
— ganj abgefeljen bon einem ju unterftellenben
SBiÜen ber 93eteiligten — babin füfjren lann,
bog ber ©efe^geber berlangt, bafe bie ^Beteiligten,
nadjbem bie beiberfeitigen Seiftungen: Slblieferung
bei ©ut« unb 3<#una. erfolgt ftnb,
mit ettuaigen Slnfprüd)en in furjer grift b^erbor^
treten, hubrigenfall* fie bamit au«gefd)(offen finb.
3)iefe Slnfdjauung bat nad) ber Sluffaffung be*
93erufung*gerid)t« in bem cit. Slrt. 44 — meldjer
in ber neuen Stiftung bon 1898 (31. ©. 931. 1901
<5. 295 fg.) nur unwefentlidj gcanbert ift — einen
erlennbaren Sludbrud gefunben unb bedbalb tann
e* (mit ©erftner, <Bd)toab, Slofentbal unb Steinet!
gegen ©ger unb anbere) nidjt für berechtigt er-
adjtet merben, bie SBenbung be« Slrt. 44: „le
paiement du prix de transport et des antres frais
a la Charge de la marchandise" bejto. „ift bie
gradjt nebft ben fonft auf bem ©ute baftfnben
gorberungen bejatjU" auf ben %aü ju befdjränfen,
bog ber Slbfenber e« mar, meldjer jablte.
Sft aber ber Slrt. 44 cit. fo ju berfteben,
fo fann ber i^m faft h>3rtlid) nad)gebitbete
§ 90 ber ©ifenba$n:8Jerf.=ßrbn. bon 1892 bejto.
. ber §90 ber jefct geltenbcn @ifenbal)n=93erf.=£)rbn.
I bon 1899 nidjt anber* aufgefaßt merben.
114. f r t d> t e t T o f 1 c k , lucldic batiurd) culftönöcu, ba|t
| fe» 2et>amtifct bic Wart in Ucid)trr werfen lief, weil ni^t
1 Ttd^tjeiti» ^Mr«cn|e $ne <tin»fimgnal|m« gefieUt »«ten.
91. Stitter & ©o. in Hamburg
gegen
bie Oranienburger ©djroefel = Äoblenftoff =
gabrif Otto & ©o. in jDranienburg.
3)ie SH8gerin, eine ©pebiteurfirma, bat im
Stob. 1905 für bie 93eflagte 100 Son* ©djtoefel
ex ©ambfer „Stom" abgenommen unb für JL 0,58
pro 100 Äilo nad) Oranienburg transportiert.
Digitized by Google
S)er ©treit ber Varteien betrifft JU 287,70
Unfoften für Seidjterung. S)iefe entftanben, al«
ber am 23. SRobember nadjmittag« in Hamburg
eingelaufene Stampfer „fRom" ben obenauf her:
(tauten ©djwefel am 25. OTobember morgen« in
üeidjter Werfen lieg, Weil nod) fein ^a^eug
£ur iS-jinnauflimijmr läng«feite mar. Klägerin
hält bafür bie Vertagte berantwortlid), weil fie
ju fpät bafür geforgt Iwbc, baß ba« Äonnoffement
in Hamburg ju $änben ber Klägerin gelange
(e« ift erft 25. 9cobember mit ber erften Voft
eingetroffen). Veflagte bagegen gibt an biefer
Verzögerung ber Klägerin fdjulb, weil biefe trofe
einer früheren 3uia8e mt an| 23. 9lob. abenb«
itn bie änfunft be« Dampfer« „9tom" gemelbet
habe unb aud) erft nad) eintreffen be« Stonnoffe*
mentö ttnfjnrnuni engagiert habe, llnftreitig ift
e« ju einer beftnitiben (Sinigung über Veforgung
be« Xran«port« jum ©afce bon X 0,58 erft bei
einem telcpf)oni|rt)cn ©efpräd) am 25. Jlobember
morgens gelangt, ba am Sage borher nod)
Snfferenjen barüber beftanben, Wa« Klägerin für
©pebition«bebingungen ju ©runbe lege.
S)er ftreitige Setrag ift bei ben beflagtifdjen
Anwälten hinterlegt warben unb ber Alagantrag
rtdjtet ffd) auf einwifligung in erfjebung biefer
Summe.
Sta« O. S. ®. UI Wie« am 3. Oftober 1907
bie beflagtifdje Verufung gegen ba« Urteil be«
3. ©. Hamburg, weld)e« ber Stlage ftattgab, jurüd.
©rünbe:
3Ber fo oft Sabungen im Hamburger $afeu
entgegen $u nehmen gehabt fmt, wie bie Veflagte,
ber weiß unzweifelhaft, h)ie feljr bie großen
©eebampfer auf Vefdjleunigung ber Abnahme
brängen unb baß fte fid) im u einer Verzögerung
ba« Stedjt, in 2etdjter ju Werfen, ftet« bebingen.
Uebrigen« ftanb baffelbe f»ier in bem ber Ve=
tlagten befannten Äonnoffement. Stann ift e«
aber ein gefdjäft«mibrige« Verfahren, ruf)ig auf
eine Stepefdje bon Snfunft be« Dampfer« auf
ber ®lbe ju warten, um bann erft bei ber Vanf,
bie ba« Äonnoffement — bermutlid) be« gegebenen
Vorfdjuffe* Wegen — in #änben hatte, Stritte
ju tun, bie^erfenbung biefe« 8egitimation«papter«
nad) Hamburg ju beWirfen. S>enn felbft bei ber
geringen Entfernung Verlin« bon Hamburg
müffen burd) biefe SranSafttonen immer bleibe
275
114.
ober wie ^irr gar ganze Sage berloren gehen
unb baß b>ie hier ein Tampfer met)r al« einen
ganzen Sag auf bie Slbnaljme martet, ift nod)
relatib günftig. ^Regelmäßig Werben baljer aud)
j biebonVanfen beborfdjußtenÄorwoffementeborher
; an befreunbete Vanfen in Hamburg gefanbt, um
bei Eintreffen ber Labungen fofort präfentiert
werben ju fönnen. Sta« Verfahren ber Vertagten
War fo wenig ju erwarten, baß Klägerin gar
nid)t benfen tonnte, bie Anzeige bom einlaufen
be« Stampfer« in ber eibe fönne ben 3wed fjaben,
erft bie #erfenbung be« Äonnoffcment« bor=
june^men.
SJitt Stedjt nahm biclineljr Klägerin an, bie
3>epefdje, nun fei ber Dampfer hier, fei zugleid)
ju berbinbeu mit ber bi« baljin im Sntereffe
ber Vef legten fjinau«gefd)obenen befinitiben
Uebemab,m«offerte ju einem feften einb,eit«preife.
Unb e* ift bem ©eridjt cinleudjtenb, baß biefe
Offerte tunlidjft biOig erft im SKoment be« 6in=
treffen« be« Stampfer« im Hamburger #afen felbft
gemacht werben tann. S>a bie« 4% IT h r nach-
mittag« am 23. IRobember erfolgte unb außerbem
mit bem ©d)iff«protureur über ben Mabupcei«
ge^anbelt werben mußte, Wenn ntd)t gar biefer
aud) erft nod) mit bem 6d)iffer ijanbeln mußte,
fo fonnte Klägerin bie bon ber Veflagten ticr-
nünftiger SBeife $u erwartenbe S)epefd)e mit
gradjtofferte gar ntd)t früher al« 6 Uljr 40 SRin.
abfenben. ein Verfdjulben be« ©pebiteur« liegt
alfo nid)t bor.
SBob^l aber blatte Veflagte am 24. 9{obember
rafd)er fjanbeln müffen. SSenn fie am 23. abenb«
Wirflid) bie berliner Vanf ntd)t me^r an weifen
fonnte, ba« &onnoffement fofort an Klägerin
ju fenben, fo mußte fte ba« te(epf)onifd) ober per
S)raf)t am 24. ÜRobember fo früb, al« irgenb
möglid) tun. S)enn f)ätte fie ba« getan, fo wäre
bie Vanf im ©tanbe geWefen, bor 10 Ub,r ba«
Stafument mit eilbrief ju fenben unb ftdjer hatte
Klägerin e« bann bi« 4 Uhr nachmittag« in
Hamburg gehabt unb wäre nad) 9nftd)t be«
©erid)t« bann audj nod) im ©tanbe gewefen, ben
Äabn für 25. Slobcmber 6 Ul}r früh Iäng«feite
be« Stampfer« ju befommen.
Ski« fyat aber Veflagte offenbar nid)t getan,
fonbern, tro^bem fte bie beutlid) fpredjenbe 9nl. 1
in^änben hatte, überflüffigerSBeifeerftbepefdjiert,
ihr fei ba« „unfere Vebingungen" in 31 n läge K
„unberftänblid)". erft al« hierauf feine S)rab>
antwort einlief, alfo fid)er nad) Verlauf einiger
©tunben, am 24. 92obember mittag«, Wenn nidjt
gar erft nachmittag« fchrieb Veflagte bie %nl. O
I unb barin: „Sta eine Äntwort bon Ehrten nid)t
Digitized by Google
276
So. 114-115.
eingetroffen ift ic." unb ferner: „oon unferem
SBanf häufe geht Sb»™ mit gleicher Sßoft . . .
baS Sonnoffement ju".
9cur fo erflärt eS fidj, baß bieS ecft am
2ö. SRooember bei ©efdjäftSbeginn in bie .frönbe
ber Slägerin tarn. SBeflagte bot eS olfo weiter
fclbft oerfdjulbet, bafj, tro&bem fte bie Mägerifdje
3>e nci it erft 23. Mooember abcnbS erhalten blatte,
baS Sonnoffement nidit boiuio.1i nod) rechtzeitig
oorgelegt werben lonnte. 3)ie Seidjterfoften finb
bes^alb berSBeflagten mit9ted)tangered)netmorben.
115. Sie Ciarebe he« § 6t be« B. 3*. »er
odjaben fei nidn burd) amllidje 3ad)Derflinbtgc feftgeflelli,
ift iMibtqnnihf t, nemn ber Xranfpori infe-tge be« Unfall«
ja einer ftbliefcrarg ber »ore turtit gefib.r( hat.
SKinten & ©tern
gegen
ben ©werführer ^einrieb, Srotjne in Hamburg.
2>er SBeflagte führte im Sluftrage ber ginna
#aralb SBeterfen & (So. ben Transport oon Sohlen
mit telit einer Schute au«; Währenb besSranSportS
würbe bie ©djute letf unb fant, Woburdj Schaben
an ben Sohlen entftanb, welcher bon ben Klägern,
an welche bie Slnfprüdje cebier t finb, eingef tagt Wirb.
SBeflagte berief fidtj auf § 61 «. ©dj. ©., Weil
ber 3uftanb ber Sabung nid)t burd) amtliche
©achoerftänbtge feftgefteUt fei.
SaS 8. ©. Hamburg S. VI f. errannte
am 3.3uli 190(5, ber ®inrebe, bafi ber ©djabenS=
erfa&anfprud) gemäfj $ 61 SB. ©dj. ©. erlofdjen
fei, fei unbegrftnbet.
© r ü n b e :
9cad) ber SluSfage bes $eugen Sipp in girma
#oralb SJJeterfeu & (So. liegt bie ©acfje Wie folgt:
SBellagter fodte im Sluftrage oon $aralb
Sßeterfen & (S.o. eine SBartie Sohlen in fetner bejw.
einer öon ihm gemieteten ©djute nad) ©eljrdenS
beförbern.
tiefer Transport ift nid)t ausgeführt, ba bie
©djute wäl)renb bes XranSportS mit ben Sohlen
gefunfen ift.
©rft fpftter, als bie ©d)ute nebft ^nfjalt
gehoben War, bat $aralb SBeterfcn ä ©0. bie
Noblen ftu einem beftimmten greife bon ber
SBerftdjerungSgefellfrfjaft wieber übernommen.
9cun hat £aralb SBeterfen & So. SBeflagtcn
bon neuem beauftragt, bie Sohlen in einer anbern
©djute und; ©eljrdenS jut bringen.
tiefer Transport ift ausgeführt unb finb
bie Pohlen oon ©cfjrdenS angenommen.
ftaüs ber SBare beSbalb wäfjreub biefeS jur
Ausführung gelangten JranSportS ein ©djaben
jugeftofjen wäre, fo Würbe SBeflagter für benfelben
nur bann haften, wenn bie in § 61 SB. ©d). ©. auf=
geführten befonberen SBorauSfefeungen borlagen.
Um einen folgen ©djaben fjanbelt eS fidj
hier aber gar nicht.
#ier wirb ber ©djaben geltenb gemadjt, ber
baburd) entftanben ift, bafj bie SBare mit ber
©djute Wäb^renb bei erften nidit tnrd; Slblieferung
beenbeten Sranüports gefunten ift.
SHit ben burd) biefen Unfall oerurfad)ten
Mängeln war bie 2Barc fdjon behaftet, als fic
bem SBeflagten jum ^weiten SJcal jum SranSport
übergeben Würbe.
Tic Haftung für einen fd)on Oor @mpfaugr
nähme jWedd XranSportS oorhanbenen ©d^aben
wirb aber burd) § 61 SB. 6dj. ©. nidjt berührt,
gleichgültig, ob biefer ©d)aben in SBeranlaffung
eine« früheren nidjt gur SuSfübrung gelangten
!Jran«portd ober in anberer SBetfe entftanben ift.
®nä S. ©. oerurteilte ben SBeflagten in ber
t^olge ber Jrlage entfpreebenb.
Sie beflagtifche SBerufung Würbe am 15. gebr.
1JH37 00m O. 2. ©. IV berworfen.
Hui ben ©rünben :
SBc,viglid) ber auf § 61 bei SB. ©dj. ©. ge^
ftü^ten @inwenbungcn nimmt bae %. ©. mit SRedjt
an, bog ber SranSport, auf bem bie Ätohlen be-
fdjäbigt finb, nid)t ju einer Slblieferung geführt
hat, Weil baä ©infen ber ©djute bie Stabführung
oerhinberte. ^Jnfolflebcffcn braudjt ber 3"ftanb
ber Labung nidjt gemäfj § 61 SB. ©d). ©. amtlich
feftgefteUt au Werben. Slle SBeflagter aber fpäter
nad) ber $ebung ber ©djute bie Pohlen gemäß
SBeifung oon ^>arolb Sßeterfen & £0. wieber über=
nahm unb mittelft einer anberen ©djute 51t bem
urfprünglid) in Sltt^ftc^t genommenen fceftinatär
brachte, honbelte er auf ©runb eines neuen
gradjtOertrageS, ber Weber bas urfprünglichc
gradjtgut nod) benfelben XranSport jum ©egen-
ftanbe hatte. ®er urfprfingliche XranSport betraf
unbefdjäbigte Äohlen unb foUte Oom ©eebampfer
„SDcartho ©auber" ^ur Sreibriemenfabrif 0011
©ehrdenS gehen, Währenb ber neue Sranöport
beim Sßla^ beS XaudjerS gltnt am @demholjbamm
begann unb eine Sabung burd) SRtaffer befdjäbigter
Sohlen betraf. SBeflagter hötte ja bie Sohlen
ohne einen neuen Auftrag ber ^irma ,t»aralb
Sßeterfeu & ©0. aud) gar nidjt bon bem laudjer
55Iint ausgeliefert befommen. Sluf bem neuen
XranSport ftnb bie Sohlen bann nidjt befdmbigt
worben unb eine amtlidje geftfteHung ihres
3uftanbeS oor ber SHnnahme hatte Teinen ©inn,
ba ber Transport burd) Sffiaffer befd)äbigte Sohlen
jum ©egenftanbe hatte, ber ©mpfänger aud) nichts
anbereS als fo befdiäbigte Sohlen gu erwarten
unb abjunehmen hatte. $>er SBeflagte beruft fidj
bcshalb mit Unredjt auf baS Unterbleiben ber
im § 61 oorgefchriebenen SBeftdjtigung.
Ct><> «)«i<n<tl 'l'frlaj, ^amtati, $trman»«rj*t 4» *tr«frt»4tt I ms. PlWtnWIll. •ti«ijfre»r Dr. *. t. * t* « » I • . eomdufo.
Digitized by Googl
No. 47.
277
Norrie;
§ttnfcatifdje ©ericpjcittmg.
^auptßfatt.
lan&eUreditUdie falle.
XXVIIL Jahrgang. (40. 3a|rgang ber $anbel89crid)t8'3eitun0.)
tSrtttf ffir ben 3«&rga»fl: $ou»t. nnb »tibtntt mit «egifter S» X - $n«ptMott «Hein «it »egifier IS X
Btibtntt alel* »il «egifler 15 X
Viertes (Jiuariaf.
Hamburg, ben 21. tRoftetnber.
190
3n|aft: Cugfene CeQier in Hamburg gegen Ob. Slumen-
itlb in Hamburg. — Sdjiffet «16 ftuQne in $ambnrg
gegen ^ermann 92oü)enbüdier in Hornburg. — Fargrove
Steam Navigation Co Ltd. in Sonbon gegen bie ®ttb<
unb JJarb|»offwerfe fc- Wroner * Co. «.•«. in Hornburg.
— 9. SJobe in Soirerobe gegen l) bie offene $ai(beU.
gefettföaft iRöfener 4 Co. in Sternen, 2) bereit XeiHMber
9. «■ 3reefe, 3- C. ffwefe, 3- »• Stferenbed.
116. 99 fle^t bem (?msfäti[jcr ballig frei, nie er bie
ibjm <ur Öerfiigung ftctjenbe üöidijcit niitfnntytii unk ab er
unb wie viel er an ben cinjelnen Xngt* lifgen »iX.
(Eugene (Sedier in Hamburg
gegen
93 b. SJlumenfelb in Hornburg.
$)ie Sellagte tvar (Smtofängeriu ber gefamten
mit bem ©egelfdjiff bei Äläger* „SHanfenefe",
gro& 1477 netto SRegtfter=5onÄ, Ijier eingetroffenen
2521328 kg betragenben ©altoeterlabung. Slm
2. »uguft 1906 mar ber 93eHagten bie Süia>
bereitfdjaft be* ©d>iffe* angezeigt. $>ie SBellagte
§at am 3. Sluguft 1053 ©acf, am 4. Sluguft
1644 ©ad, am 6. Sluguft 1G98 Bad, am 7. Sluguft
1662 Bad, am 8. Sluguft 1560 ©acf, am 9. Sluguft
1707 Bad, am lO.Siuguft 1326 Bad, am 1 1. Sluguft
aber nur 495 Bad (etma 50 Xons) abgenommen.
5)er 9teft ber Äabung ift in ber $eitnom 13. bis
24. Sluguft mit merttägtidj 1090 bt* 1512 Bad
entlofät.
Ätöger ift ber Slnficijt, ba& bie »etlagte,
nadjbem fte in ber Seit Dom 3. bi« 10. SJiifluft
•«■(«<it(*« •ittateitituM. « < « * i » t ■ 1 1.
burdjfdjnittlidj 165 Ion* täglicfj entlöfrfjt ljabe,
nadj § 2 SIbf. I ber b>mburgif<f)en S3erorbnung
öom 29. Stejember 1899 audj am 11. Sluguft 1906
bie gleiche SRenge blatte entlöfdjen müffen. $a
ftc nur annaljernb V» biefer SRenge an einem
Sage entläfdjt $abe, müffe fle ffir V» Sag eine
SBergütung, fei e* al« Ueberliegegeib, fei et al*
SctjabenSerfafe leiften, ber nacb, bem in ber
Starter mit 4 d bro Sag unb netto JRegifter*
Xon« feftgefefcten Ueberliegegeib auf X 336,16
ju beregnen fei. ©a)aben fei il)m in biefer §ölje
baburdj entftanben, bafj bie für ben 11. Sluguft
tooH bejahten ©afauerleute be* ©dnff* nidjt voll
audgenufct feien.
3)te SBetlagte ttertritt ben ©tanbbuntt, bafj
fte narfj § 2 ber angeführten SBerorbnung berechtigt
geiuefen wäre, eine 8öfd)jeit bon 21 SBerttagcn,
enbenb mit bem 27. Sluguft, für fidj aufyunufcen.
äiegegelb fönne überall nur für bie nodj Slblauf
berSöfdjjett inSlnfbrud) genommene Seit geforbert
merben, für ben ©cfjabenderfafranfbrudj feljle e*
an einem SJerfdmlben ber SBeflagten.
SJom 8. ©. Hamburg Ä. 1 f. §. würbe bie
Silage am 23. 9Zobember 1906 abgemtefen.
©rünbe:
3)er flagerifdje Slnfprudb, erfajeint nic^t be=
grünbet. ^iegegelb fann überall iiif^t in $rage
fommen, ba folc^e* nur nach, Slblauf ber ööfdjjeit
für tteberliegejeit beregnet merben fann (cf. § 594
©. bie Söf^eit (21 Sage) ober im ttor*
Digitized by Google
278_
Mo. 116.
licgcnbcn ^atle nidjt überfdjritten ift. aber audj
al« ©djaben«erfa|jforberung lagt ftdj ber anfprudj
ber Klägerin nidjt redjtferttgen. Sie Klägerin I
erblidt ein Jöerfdjulbe n ber IBeflagten barin, baß
biefe an einem ber Söfdjtage (11. Slußuft) iticr)t
meljr al« 50 Son« ber Sabung, alfo ein geringere«
Quantum, als an ben früheren Sagen burdj=
fdjnittlidj entlöfdjt mar, abnahm. Ser flägerifdjen
9lnfidjt, baß in biefem S3erf)alten oljne toeitere«
ein SBerftoß gegen § 2 ber Ijamburgifdjen 2öfdj=
berorbnung enthalten fei, bermag aber ba« ©cridjt
nidjt äujufrfmmen. Sie SBeHagte Ijatte nadj ber
Serorbnung anfprud) auf bie Söfdjtage unb e«
mar iljrem (Ermeffen anljeimgeftetlt, welche Söfdj*
quanten fie, in ©emäßl)eit ber getroffenen Si«:
pofitionen, auf bie einzelnen Sage »erteilen toollte.
SBenn fie mit 9tüdftdjt auf biefe SiSpofitionen
einmal meniger, als fonft, abnahm, fo gereichte
ib^r bie« nidjt ju einem Serfdjulben, ba« fie
fdjaben«erfa&pfltd)tig erfdjeinen Hefe. atlerbing«
fdjreibt bie genannte SBerorbnung bor, baß
ber (Empfänger ber Sabung mit tunlidjfter 99e«
fdjleunigung bie ©ntlöfdjung bor$unel}men Ijabe,
allein burdj biefe SBeftimmung foH nur ein
djifanöfer, bejto. ein friboler, unter 2Rißadjtung
ber toirtfdjaftlidjen Sntereffen be« 9teeber« er*
folgenber 3Rißbraudj ber Söfdj&eit bermieben
toerben: roenn ber (Empfänger, um ba« ©djiff ju
einem längeren Sertoeilen im t)iefigen $afen ju
jtoingen, bie abnähme ber Öabung toä$renb ber
Siöfajjeit befonber« läffig betreibt, inibefonbere,
menn er, nadjbem er fdjon faft bie gange Sabung
entlöfdjt Jjat, ba« übrigbteibenbe geringe Quantum
oljne triftigen ©runb toäbrenb ber nädjften Sage
im ©djlffe liegen läßt, um e« erft am legten
Sage ber Söfdjjeit ab&uneljmen, menn alfo burdj
bie bolofe refp. einen SRißbraudj feiner Stedjte
barfteüenbe $anblung«toeife be« (Empfänger« ber
JReeber gcjtoungen mirb, nufrlo« Sage lang ba«
©djiff im #afen liegen $u laffen unb bie baburdj
ertoadjfenben bebeutenben Soften taglidj $u tragen,
— fo foH nadj bem ©inne ber JBerorbnung
ein berartige« 58er fahren unftatttjaft unb ber
(Empfänger berpflidjtet fein, ben burdj boffelbe
entftanbenen ©djaben ju erfefcen. 3m Uebrigen
aber ift ber (Empfänger in feinen Si«pofitionen
burd) § 2 ber Serorbnung nierjt ungebüljrlidj
eingeengt unb nidjt ofjne toeitere« berpflidjtet,
täglid) minbeften« bie au« bem Quantum ber I
ganjen Sabung unb ber 3af>l ber SBfdjtnge
refultierenbe Surd)fdjnitt«rate abjunefjmen. Sic
I borfteljenbe Sluffaffung liegt audj bem ©djrciben
ber Scputation für #anbel unb ©djiffaljrt, in
toeldjem biefe fid) mit ber S(u«Iegung ber feiner
3eit bon iljr felbft erlaffenen Sflfdjberorbnung
befaßt, ju ©runbe. Sgl. aud) ©djap«, Sentfdje«
©ecredjt fflnm. 10 311 § 594 ©. »olje
SBraji« bei 9t. ©. »b. 21 3Zr. 450, #anf. ©er.>
3tg. 1903 ^btbl. die. 18/130 (Urteile be« ^anf.
O. S. ©. unb 9t. ©.). 5)ie Klägerin b;at fid) für
iljre 8uffaffung auf ein Urteil ber Ä. IX f. ^. ©.
be« Diepgen Sanbgeridjt« Dom 20. ^nnx 1906 in
©adjen ©d)u(bt gegen ©taad)mann & ^orfd)ip
(^. IX 279,06) berufen. 35er oorlicgenbe gaD
ftimmt mit bem Satbeftanbe, ber jenem Urteile
ju ©runbe (ag, infofern jtem(id) genau überein,
al« bei le^terem bie Charter bie Älaufel enthalt:
bie Sabung fei ju Iöfd)en „so fast as the
custom of the port will admit". Sagegen mag
erro&Ijnt toerben, baß in bem jenem Urteile 5U
©runbe liegenben gatle ber (Smbfängcr ro&brenb
jtoeier »oller Sage überhaupt jebe abnähme Don
SBare uuterlajfen Ijatte. Ob in jenem golle ettoa
ein bolofe« ober mißbcauriglidje« SSeripalten ttorlag,
muß bn^ingefteüt toerben. aEerbing« fdjeint
ba« genannte Urteil in ber i&egrunbung — un*
abb^öngig bon ber obenertoS^nten filaufel — ganj
allgemein babon auszugeben, baß ber ©mpfänger
unter allen Umftanben toä^renb ber S5fd)jeit
täglidj ein bebeutenbe« Quantum ent(dfd)en
müffe unb baß er fid) nur bann bon ber
©ntfd)5bigung«bflid)t befreien lönne, toenn er in
jebem ©tnjelfaüe nad)toeife, baß e« i^m überhaupt
unmöglid) gewefen fei, an ben fraglid)en Sagen
SBare bejt». ein größere« Quantum SBare ab:
juneijmen. Sa« b^ier ertennenbe ©erid)t bermag
biefer anftd)t in i^rer aDgemeinljett, fotoeit bie
Söfdjberorbnung in ftrage tommt, nidjt bei=
jupflid)ten, fonbern erad)tet nur in ben oben
bargclegten göüen eine ©d)aben«erfa^pflid)t für
gegeben. Stallte man in allen gäüen, in benen
ba« Surd)fd)nitt«quantum nidjt einzuhalten ift,
ob,ne toeiterc« einen ©d)aben«erfa^anfprud) an
fid) jugeftetieu unb bejügltd) jeber berartigen,
toenn aud) nod) fo geringen Siffereng bem
Empfänger, toenn er feine ©ntfdjäbigung leiften
toiH, ben 9?ad)toei« auferlegen, baß er tatfädjlid)
I nidjt be^to. nidjt meö,r b,abe entlöfdjen fönnen,
Digitized by Google
fo Würben in bad 9ted)t6berhä(tni6 jWifdjen JÄeebcr
ttnb Empfanger äußerft große ©djwierigfeiten
hineingetragen, es Würbe bet Slnlaß ju unenblidj
Wielen Differenzen unb ^rojeffen gegeben fein
unb bcrJSmpfänger wäre garnidjt mehr in ber
Sage, in 9tut)e bejüglidj bet SBare bie ntc^t feiten
fdjwicrigen SKdpofitioncn ju treffen. Er muß fidj
bielmehr im allgemeinen barauf Derlaffen fönnen,
baß ifjm bie oofle, burd) SSerorbnung normierte
Söf^eit jur Verfügung freljt unb nur gegen
djifanöfen ober fribolen *Diißbraud) in bem oben
angegebenen ©inne fann fidj, wie bargelegt, be*
SHeeber mit Erfolg Wenben. •
3m borliegenben galle nun hat bie Klägerin
ritt berartige* Verhalten ber Seflagten garniert
behauptet, fonbern Iebiglid) bie Satfadje, baß
an einem Sage baS früher eingehaltene Durd)«
idwittequantum beim Söffen nidjt erreicht tuurbe,
iitr ©runblage ihre« Shifprudja gemalt. 3)ie8
ift nidjt geeignet, bie Älage ju ftüben. 9Benn
man ben bon ber Klägerin aufgeteilten ®runb=
fafc ftreng burd)für)ren Wollte, fo würbe man
*u folgenber weiteren Debuftion gelangen: Die
58etlagte, bie ein Durdjfdjnittäquanrum ton
165 Sond habe Idfdjen fönnen unb mfiffen, habe
biefeS IQuanrnm nidjt nur am 11. Sluguft, fonbern
aud) in ben Sagen bom 13.— 23. Sluguft nidjt
annäijerub erreidjt unb fie mürbe bei Slbnatjme
bc* richtigen Quantum« nidjt nur am 11. Sluguft
*'s Sag, fonbern in ber #eit bom 13. bi«
23. Sluguft, in melier ba* gefamte Söfdjquantum
nur 12923 ©ad, alfo bie Durdjfdjnittsratc pro
Sag nur 1292 ©ad betrug, einen ober mehrere
Sage zu fünften bei ©djiffeä erfpart haben, ba«
©dnff blatte alfo biel früher Hamburg berlaffen
fönnen, bie 2ötjne für bie ©djauerleute wätjrenb
lebterer $eit hätten nidjt berauSgabt ju werben
brausen unb ber Empfänger r)aftet für bie ganje
Differenz- DiefeS Stefultat Wäre, ba bie SBeflagte
felbft 165 Son« al$ eeforberlidje SDtinbeftabnahme
pro Sag ju ©runbe legt, unabWeialidj. Daß
bie« aber ntdtjt bem ©inne ber »erorbnung ent=
fprcdjen Würbe, fann nadj Slnftdjt be« ©eridjtS
einem 8weifel nidjt unterliegen. $m borliegenben
galle ift bie 5ßellagte bei ber Slbnabme ber Sabung,
wenn man bie ganze Söfdjzeit betrautet, feinet
weg« läffig geWefen. ©ie r)ot fogar, obwohl if)t
nad> bem ©efebe 21 Söfdjtage ^ufnmcn, fdjon
am 24. Sluguft, alfo am is. Jage, bie Eutlöfdjung
279
No. 11«.
beenbet, fonadj bem ©djiffe ed ermöglicht, bor
Slblauf ber Söfdjzett ben $afen Wieber ju ber«
taffen. ©ie b)at fomit meljr getan, al* unbebingt
it}re $flidjt war unb bemgegenüber !ann fie
lebig lidj be&megen, Weil fie einmal Weniger ©äde,
al£ fonft, abnahm, ftdjerlidj nidjt jum ©a^aben«=
erfa| herangezogen Werben.
S)ie flägerifdje Berufung Würbe am lö.^uni
1907 bom D. S. ©. II berworfen.
®ntfrf)eibung«grünbe:
Stuf bie in ber <£§arter enthaltene JBeftimmung,
baß bie Sabung ju Iöfd)en fei, „so fast as the
custom of the port will admit" fann fid) Klägerin
ber »eflagten gegenüber nidjt berufen, ba biefe
zugegebenermaßen nidjt S3efrad}terin, fonbern nur
burdj Ironnoffement legitimierte Empfängerin War
unb in bem Äonnoffement eine jener ©öarterf laufet
entfbredjenbe SSeftimmung nid)t enthalten War.
3n Ermangelung einer für bai Serbältnid
ber Parteien maßgeblichen bertrnglidjen geftfefcung
beftimmt fid) bie Stauer ber 8öfd)$eit nad) ber
bon ber Deputation für $anbel unb ©d)iffobrt
erlaff enen SBerorbnung bom 29. Dezember 1 899.
3cadj ber im § 2 biefer 83erorbnung unter A
enthaltenen SabeQe betragt bie regelmäßige
SSfdjaett für ein ©djiff bon ber ©röße ber
w99lanfenefe" im ©ommer 21 SBerttage. S>er
Kläger meint aber, baß, Weil in Slbf. 1 be* § 2
gefagt fei:
99ei ber 6ntl8fd)uttg haben ©djiffer unb
empfänger mit tunlichfter Sefchleunigung *u
berfahren u. f. W.
unb ber Slbf. 2 mit ben SBorten:
Wit biefer SKaßgabe gelten al« «Regel
bie nadjftebenben Söfd)friftcn
auf jene SBeftimmung beS Slbf. 1 bcrWeife, ber
Empfänger bie Söfd)ung nidjt WiÜfürlid) geftalten
unb baü Empfangsquantum innerhalb ber ößfcb=
tage nidjt nad) feinen Steigungen einrichten bürfe,
bielmehr im 3n*creffe be& 93crfradjter$ bie Ent«
löfdjung ununterbrodjen tunlicb't fdjneU ju Enbe
führen inüffe. Er folgert barau« Weiter unter
Berufung auf bie in $anf. ©er.sglg- 1907 5Wr. 19
abgebrudte Entfdjeibung be« V. ©enatä, baß ber
Empfanger, wenn er ohne burdh llmftänbe, bie
er nidjt ju bertreten h^t, berhinbert ju fein,
innerhalb ber 21 Sage Seit berftreidjen laßt,
audj bei 33ered)tuing ber fiöfdjjeit nac^ ber ifam*
Digitized by Google
280
Ko. 1 14-117.
burgifdjen Sbfdjorbnung Siegegelb joblen müffe.
3)iefer anficht betinag fidj ba* bier erfennenbe
©eridjt nidjt anaufdjüefjen. ©* bielmeljt in
llebereinftimmung mit ber bon bcr Stebutation
für #anbel unb ©djiffabrt in bcm 33rotofoHc
bom 12. JJfuni 1900 betretenen $luffaffung bafür,
bog bet ©mbfänger nidjt gebunben ift, täglich
ba« fidj aus bet ©röfje ber Sabung unb ber al*
Siegel borgefdjriebenen 8ab,I ber Söfdjtage fidj
ergebenbe $urdjfdjnitt*quantum ju löfdjen, biek
meljr an bem einen Sage me$r, an bem anberen
Jage weniger löfdjen barf, toic ba* feinen
fonftigen S)i*bofitionen entfbridjt; bgl. 99otjen*
Kote 9 ju § 567, ©djato« Hnm. 11 ju § 594
©. 99. ©* fann nidjt ©inn unb Slbfidjt ber
bon ber ^Deputation für $anbel unb ©djiffabrt
auf ©runb § 595 $. ©. 99. unb § 7 bambur;
giften Hu*f. *©ef. juin ©. 93. crlaffenen
93erorbnung fein, ^infidtjtlic^ ber nadj SReidj*red)t
ju beurteilenben Sfrage, in toeldjer SBeife ber
©mbfänger bie iErat gefegte Söfdjjeit benufeen
barf, für ben Hamburger #afen befonbere S3e*
ftimmungen ju geben. ©8 fann be*balb in ben
angeführten 933 orten be* § 2 Slbf. 1 nidjt inebr
gefunben toerben, al* ein #intoei« auf ben nudj
anbertoeit anerrannten ©runbfafc (bergl. #anf.
©er.»3tg. 1903 $btbl. Kr. 18,130), ba jj ber
©tnbfänger fein Stecht auf SluSnujjung ber ööfdj*
jeit nidjt obne alle Küdfidjt auf bie Sntercffen
be* 93crfradjter* lebiglid) jitr ©b»fane ausüben
barf. 3m borliegenben grafle ift bafür, bafj ba*
93erbalten ber 33eriagten bejüglidj ber Söfdjung
am 11. Huguft 1906 nidjt ibren fonftigen flefctjöft-
Iidjen 3)i«bofitionen entferodjen babe, nicr>t ba*
geringfte erbracht; ber SWager b°t nid^t einmal
99ebaiü;tungen nadj biefer SHdjtung aufgefüllt.
117. Bei Sffrodititng mit nnaicatlld|cr Wenunna M
Xampftr«, an« htm ber 8a)ijfrr feine Sabuna. erhalten
fall, geginnt bie £abc|eü erfe mit bem eintreffen befl
Dampfer*. — {Bann gilt ein 5raa)t»ertraa M mit »et
Serfcflisjrunfl, an» einem befrimmteu Kämpfer ju laben,
nbgefd)(affen?
©djiffer »Ib. Äübne in Hamburg
gegen
Hermann Stotbenbüdjer in Hamburg.
3>a* 0. Ü. ©. VI errannte am 8. Oft. 1907
für SRedjt, ber Älaganfprudj fei bem ©runbe nadj
berechtigt, wenn Rläger ben ©ib Icifte, baß 99e*
flagter, al* ftläger am Sbenb bei 13. gebr. 1906,
nadj 9I6fcr)Iug be* gradjtbertrag* mit Srricbeberg,
auf fein Äontor fam, U>m nidjt erflärt §abc, ber
JBermerf : „au* Stambfcr ,,^rgo«" ju laben", fei
nodj in ben ©djlufjfdjein aufgenommen.
©ntftfjeibung«grünbe:
$)ic Parteien geben übereinftimmenb bon
ber Sluffaffung au«, toetdje aueb ba* Oberelbifrfjc
©djieb«gerid>t al* feiner 9)raji* entfbredb,cnb jum
SluSbrucf gebraut bag bei 93efradjtungen mit
namentlid^er Kennung bei SJambfer*, au* bem
ber ©djiffer feine Sabung erbalten foD, bicSabrjeit
niebt nacb ber gefe^Iicben 93otfcf)rift, fonbern erft
mit bem ©intreffen bed SambferS beginnt. 3)iefe
HuSlegung berubt erücbtlicb auf ber jutreffenben
©rtbSgung, bag, toenn ber ©djiffer fld) ber^flidjtet,
bie Sabung aui einem beftimmten, nod) ju
ermartenben ©eebombfer ju nebmen, bann bie
Sbfirfjt ber Parteien babfn gegangen fei, bie
gefefrlidje 93orfdjvift über ben 99eginn ber Sa bereit
abjuftnbern unb bem ©djiffer bat {Riftfo einer
berfbäteten SIntunft bei 5)oinbfer* aufzuerlegen.
S)iefe SBirfung fann aber nur bann al* getvoDt
angefetjen toerben, toenn ber ©djiffer bie 93er:
bfüdjtung, au* einem beftimmten ©eebanu;fer ju
laben, im Sertrage übernommen böt. Ob unb
mann nun ber graebtbetttag in biefer SSeife
unter 99ejug auf einen beftimmten Stampfer a(*
gefdjloffen an$ufeben ift, fommt auf bie Umftänbe
be* Salle* an. Sud) toenn bem ©djiffer bor
2l6|(t)hifj bei 93ertrage* ber 3)ambfer genannt
toirb, ift nidjt obne toeitere* ein babtngebenber
9iertrag*toiHe anjune^men. 99ei ben burdj
$rofurcure bemittelten ^radjrberträgen, bei
beren ?lbfd)Iu6 regelmäßig @djtu|fdjeine (©djifftf=
| befradjtung*fdjeine) au*gefteQt ju toerben bpegen,
toirb man inbe* babon ausgeben bürfen unb
müffen, bajj jener 93ertrag*toiüe bann borgelegen
bat, toenn ein entfbredjenber 93ermerr, „in ben
©djlufjfdjein" aufgenommen ift, toabrenb beim
%e$Un eine* berartigen Sermerf* bie gegenteilige
SInnabme fldj tedjtfcrtigt.
3m borliegenben gall ift nun unftreitig
bom Stlöger ein ©d)iff*befradjtung*fd)ein au*-
gefteüt, toeldjer eine berartige ftlaufel nidjt
enthielt. 99eflagter aber b«t biefen ©djein bem
SBertreter be* 99efradjter* griebeberg überlaffen,
Digitized by Google
nadjbem fr für feinen Auftraggeber, ben Äläger,
bie Verpflichtung: ju laben au* Dampfer „VtnrU0*"
übernommen ^atte unb ein bcmentfpredjenber
Vermerr in ben ©djlu&fd&ein aufgenommen war.
Vertagter batte bomit auftrag*Wibrig gebanbelt.
Slu* bent Umftanbc, bajj ftläger ben ©djein obne
SSIoufel au«gefteQt Ijatte, ging bcröor unb Ve*
flagter al« fadjtunbiger ©djiffeproforeur mußte
ba* ertennen, bog Kläger ben gradjtbertrag auf
bie Gntnaljme au* einem beftimmten ©djiff nidjt
abfdjliefjen moKte. Vertagter behauptet $war,
er babe bem Äläger borber auf Vefragen ba*
Schiff „$p^rgo*" mit bem SJcmerfen genannt,
bafc ba*felbe nadj angäbe bei 21 biober* fHmbltcr)
eintreffen muffe unb er Will fid) be*balb jur
(Einfügung biefer Älaufel für befugt eradjtet
baben. ©oüte jene Vcbauptung nun aueb, Wa*
Kläger beftreitet, auf SBabrljeit beruben, fo ift
bennod) bie barau* gezogene Folgerung burebau*
unjutreffenb. S)tc obige angebliche Vemertung
bei Vertagten toar bielmeljr geeignet, bem Äläger
bie Meinung beizubringen, bafj bei« ©dnff uod)
an bemfelben Xage ^icr fein unb baf) bie Sabung
alabalb beginnen mürbe; ei lag bemnad) für
ifjn gar (ein Slnlaf) bor, ftdj auf bie ftnlunft
be* Stampfer* ju binben. ©ing bennod) Vertagter
ale fein beauftragter Vertreter einen babingetjen*
ben Vertrag mit griebeberg ein, fo bedeute er
feine ^Ridjt ali Vermittler unb er mujj be*balb
für ben barau* bem Äläger entftanbenen ©droben
baften. Vertagter meint $War, e* träfe ibn fein
Verfdjulben, weil tatfädjlid) auf ©rfunbigung bei
ber &ebante?£inie — ber SReeberei be* Stampfer*
„%\)XQ.oi" — ber Vefdjeib gefommen fef, ber
Stampfer fei ftünblidj fällig unb er im Vertrauen
bierauf bie Vebingung obne ©efnbr babe eingeben
bürfen. Slflein Sterin irrt ber Vertagte, ©ein
Verfdjulben liegt fehon barin, bafj er obne ©in=
mültgung bei Äläger* eine $tenberung be«
©eblufjfdjcin* jutieg. lleberbie* aber tonnte unb
mu&te er fieb fagen, bafj bie Slnfunft be* Stampfer«,
aueb wenn er ftünblidj faltig War, nodj im lebten
Slugenblid burdj £nbarie fidj berjögern (onnte,
Wie benn aud) tatfäcblirf) ber „Vbtgo*" infolge
$abarte 14 Sage über bie 3"* ber galligfeit
&inau* (bi* 3. 3Rärj) ausgeblieben ift. Vertagter
banbelte alfo äujjerft unborfid)tig, inbem er bai
JRififo für Äläger übemabm.
281
nöTTTT.
SJennodj fönnte er biefe ©d)aben*anfprüdje
gegen ben Vertagten mit gug ntdjt ergeben unb
bie Älage märe mit SRedjt abgeWiefen toorben,
»oenn Äläger nadjträglidj, nadjbcm er bon ber
Slenberung bei ©djein* erfahren blatte, biefe
genebmigt ^ätte. Unter ben obmaltenben Htm
ftänben müfjte eine foldje (Genehmigung aud)
fdjon barin befimben toerben, Wenn Äläger auf
eine entfpredjenbe ffirHänmg bei Vertagten, burdj
bie ibm bie SIenberung bc* ©djlu&fcfjein* (unb
gegeben mürbe, nidjt* ermiberte ober bod) ftdj
nidjt bagegen bertoabrte. ^a* 8. ©. fiebt eine
foldje ©euebmigung fdjon barin, ba% ftläger, al*
er am Sbenb nad) bem Slbfcblufj fieb beim Ve>
ffagten Vefcbeib bolte, gegen ben abfdjlufj nidjt
proteftierte, obmob,! er beim (gmpfange be«
©d)tuftfd)cinä — b. i. bie Slnl. 1, meldje bie Älaufel
nidjt cntbalt — bereits gemußt bnbe, ba& er au«
bem ftünb(id) ju ermartenben Kämpfer „Vbtgo*"
bie Sobung empfangen follte. 3>abci roirb über«
feben, bafjÜläger beftreitet, bomnlöeineSRitteilnng
über bie Slufna^me ber Ätaufel in ben ©d)tu|>
fdjein erbalten ju baben. hierauf (ommt ei
aber gerabe an. $af) er ben Flamen beS 5)ambfer«
fieb fagen unb auffdjreiben lieg unb baf) er erfuhr,
berfelbe fei fällig, toar gänjlidj obne Vebeutung,
menn nid)t ber gradjtbertrag auf entnähme au*
biefem Sambfcr gefd)loffen mar. 5)a& Äläger
ben Vertagten nadj au«bünbigung ber 9nl. 1
gebeten fyat, ibm ben SRamen be* Stampfer* auf
biefen ©djetu ^u fdjreiben, errtart fidj obne
Weitere* au* bem ^ntereffe, ba* Älager baran
batte, ben Kamen bei Stampfer*, au* bem er
laben Werbe, $u Wiffen unb ju bebalten, lä|t
aber (einen ©djlufj auf ben ffiiUen be* Äläger*
ju, bie Vertrag*tlaufel gu genehmigen, Wenn fie
ibm nidjt mitgeteilt Worben war.
Digitized by Google
282
No.
118. Sei lltberfdireitung ber £iftf))eit tim tincn fjalbtn
Xan * ft aucfi bona far ein« aalen Sag Iteaerfiegegelb ja
Heim He £ifa){eit »CTtinbar*iigegemi{j um eines
fyribea Tag »erloagert war.
Fargrovo Steam Navigation Co. Ltd.
in Sonbon.
gegen
bic ©erb: unb ftarbftof fwcrtc
SR c 11 n c c & (Jo 8. = ©. in Hamburg.
Veflagte hat al« Konnoffement«inhaberin au«
bcm Stampfer bcr Klägerin „Suingenefj" eine
Sabung Cuebradjoljols empfangen, Ve^üglid) bcr
8öfd)jeit beftimmt bie !onnoffement«gcmäfj mafj*
geblidje (Spartet:
„the time for discharping at dostination
shall be aecording to the custom of the port
for steamers at port of discharge".
S>cr Stampfer fam am 12. Mai 1906 an.
Siad) Vereinbarung bet Parteien fottte ber l4.9Wai
— ein äRontag — für bie Söfdjjcit nur al«
halber lag jäljlen. 3)ie Söfdjjeit lief unbeftritten
am 28. 2Wai 1906, 12 Uljr mittag* ab. S>er
Dampfer mürbe aber erft am SIbenb biefe«
Sage* leer.
Klägerin bedangt Wegen Ucberfdjreitung bcr
Sflfdjjeit Siegegclb für einen boüen Sag mit
J& 938,20.
3)a« 2. ©. Hamburg K. IV f. entfprad)
ber Klage.
8ur ffledjtfertigung ber Verufung führten
Veflagte folgenbe« au«:
Sia« 8. ©. b;abe ber Klägerin ju ttnredjt
ba« Siegegelb für einen boHen Sag §ugefprod>en.
#Wnr werbe mangels befonberer Vereinbarung
bie Ueberliegejeit nad) Sagen berechnet. SlQein
bie boüen Sage regneten natürlich bon SJtitter*
nad)t ju äKitternac^t. ^m borliegenben {JtaEe
liege aber aud> eine abtoeidjenbe Vereinbarung
bor, welche bie 3<>fjlung nad) falben Sagen ein:
führe. 8lu« ber Korrefponbenj ber Parteien geb^e
herbor, bafj beibe Seile ftd) beWufjt geWefen feien,
bajj Söfet)* unb Ueberliegejeit nad) halben Sagen
berechnet Werben fällte. ©in au«brüd(id)cr
Verjidjt ber Klägerin auf ©eltenbmadjung be«
Sicgegelbanfprudj« für mehr al« einen b,alben
Sag foQe nidjt behauptet Werben. $ic Ueber--
liegejeit nad) boflen Sagen &u berechnen, gehe
übrigen* aud) um beSWißen nidjt, Weil bn« ©djiff
in concreto nidjt einmal bie SRacht berloren blatte,
Wa« im SRormalfaue ftet« eintreffe, bn bann ber
fc^enbe Sag angebrodjen Werbe.
Vom D. S. ©. VI würbe bic Berufung ber
Vertagten am 24. September 1907 jurürfgewiefen.
©r ün be:
SBürben Veginu unb @nbe ber Söfdföcit
lebiglid) nad) SRafigabe bei Konnoffement«, b. b-
alfo nad) ben hierorts geltenben ©efe$en unb
©ebräudjen, ju beftimmen geWefeu fein, fo blatte
bie Säfdjjeit mit 3nbrud) bei 14. «Kai ihren
Anfang unb mit Sblauf be« 28. 3ttai ü)r ©nbc
nehmen müffen. ÜÜcin burd) Vereinbarung ber
©djiff«ma!ler ber Klägerin mit ber Vertagten,
welche infoWeit aud) bon bcr Klägerin fclbft
genehmigt ift, ift bcr Veginn bcr SBfdföeit auf
ben 14. 3Rai 12 Uhr mittag« unb bementfpredjenb
if)r ©nbe auf ben 28. Sßai 12 Uljr mittag« feft-
gefefrt worben. ©ine Vereinbarung über bie
Veredjmtng ber lleberliegejeit ift nid)t erfolgt.
Offenbar finb beibe Seile baoon ausgegangen,
bafj biefe Veredjnung ftd) wie im SJlormalfafle
ohne Weitere« al«Konfequenj be« über bieSöfdjjeit
getroffenen Slbfommen« ergäbe. SBenn bie SRafler
bcr Klägerin ^unäd)ft in ber Korrefponbenj bon
einem falben Sag Siegegelb fpred)en, fo fann
biefe Sleufjerung jur «u«legung bei ftreirigen
SIbtommen« nidjt berWertet Werben. Sie Würbe
lebiglid) bie Vebeutung einer 9tedjt«auffaffung
l)aben, an weldje Weber ©läfcte & Penning«, nod)
gar bie Klägerin gebunben fein Würbe. Sne
&djiffSmaHer ^aben auf ©runb ber 9teIlamation
ber Vellagten biefer bie Konjeffion gemadjt, bafj
ber ofPaicÜe erfte S5fd)tag erft ab 12 Ubr mittag«
rennen unb bamit bie Veflagte berechtigt fein
foEte, nod) ben Vormittag be« 28. SMat bi« jur
9Kittag«ftunbe unentgeltlid) jut ©mpfangnabme
i^rer Sabung ju benufren. ^rgenb etwa« Weitere«
ift Weber geforbert, nod) jugefagt. S>er VeWei«
für eine ber Sluffaffung ber Vellagten ent=
fpredjenbc 8lbfid)t ber SKafler ift nidjt erbradjt
unb Wenn bie 3Jtofler meinen, bafj bei einer nodj
am 28. 3Hai abenb« boüenbeten ©ntläfdjung nur
ein falber Ueberlicgetag in Snfafo gebracht werben
lönne, fo ift ba« eben eine Änftdjt unb nidjt bie
nadjträglidje authentifdje Interpretation eine«
früheren unbottfommen aufigebrüdten Vertrag«;
willen«, ©afj aber bie ©djiffömafler gar gewillt
gewefen wären, erworbene Siechte ihrer 5Reeberei
Digitized by Google
aufzugeben, behauptet auch bie Vertagte garnidjt.
©« bebarf baljer auch feiner (Srörterung bcr
grage, ob bie 3Äafler ju folget SRechtSaufgabe
bie erforberlicfjc Ermächtigung befcffcit hätten.
Somit fragt fid), welche folgen bie ber*
tragliche gefrfefcung ber Söfchjeit bom 14. 3Kai
12 Uhr mittag« bi« jum 28. 3Rai 12 Uhr
mittag« für bie Verecfjnung ber Ueberliegefteit
haben mußte. SBährenb Älägerin bie Sluffaffung
bertritt, bajj aud^ jefot noch bie SiJfehjeit nach
botlen Sagen ju beregnen fei unb fich nur oer
Slnfangäjettbunft ber einzelnen Sage bon ÜRttter=
nad}t auf Mittag berfdjtebc, ift Veflagte ber Sin:
ficht, bafj bie Söfdjjeit nach, falben Sagen ju
beregnen fei. allein biefen ©tanbbunlt bermag
ba« ©ericfjt nicht al« gerechtfertigt ju erachten,
©ie Veredjnung nach, geringeren Seitabfchnittcn
al« nach boüen Sagen bilbet bie 9u4nafjme; fie
mufe befonber« bereinbart fein, ffiine foldje
Vereinbarung fann aber in bem Slblommen über
ben »eginn ber Söfchjeit mit bem 14. 9Rai 12 Uf>r
nicht gefunben werben. 2)ie Vereinbarung geht
lebiglidj baljin, bafj an ©teile be« Snge«=
anbrach« bie 9Rittag«ftunbe gefegt Werben fodte
unb barau« folgt naturgemäß, bog nadj Slblauf
ber Söfdjjeit bie etwa weiter in »nfbrueb,
genommenen Ueberliegetage entfbredjenb , b. fj.
gleichfall« bon 12 U§r mittag« bi« 12 Uhr
mittag« fortgurerfmen finb. Slücrbing« ift e«
richtig, bafj bei ber [Rechnung nach boüen Sagen,
b. !)• alfo bei ber computatio civilis, im SRormaU
fade unb jWar fowofjl bei gefefclicher al« auch
bei berrragltcrjer Siegelung ber Veginn be« Sage«
auf Mitternacht fällt, »ber gerabe biefe Satfache
unb nur biefe ift burdj bie Vereinbarung mobifi&iert.
Stafüt, bafj bie UeberUegegeit nad) falben Sagen
beregnet Werben foHte, liegt fein Inhalt bor.
3toar ift nfdjt $u berfennen, bafj ba« ©djiff im
borltegenben gälte nicfjt bie Stadjt berliert, waö
allemal bann eintritt, Wenn bei Veredjnung nad}
boUen Sagen ab Mitternacht ber nädjfte Sag
angebrochen wirb. »Hein biefer Umftanb ift fdwn
um be«WiQen ohne Velang, Weil Veflagte auch
ben nächsten Sag, alfo ben 29. Mai bi« 12 Uhr
mittag« hätte in Stnforudj nehmen fönnen, ohne
bafj Klägerin berechtigt geWefen Wäre, um be«=
willen mehr al« Stegegelb für einen Sag ju
forbern.
283
Ho. 119-119.
1 19. Uebcrgang bcr «tcrbisb(id)!eUen bei Urttwohmc
etneä €«nbeldflcfd)äftä; ei«c «.bii>cirf)enbe Vereinbarung
bcjii(|lid| »er '.PrrbintiliilffcitCH einer ,S)ocignirber(n||uiig ift
dritten gegenüber mir bann uirtjam, »tan bie* nun) in4
$anbri*rrgiftcr bcr äveignicberUffuag eingetragen ift.
®. Vobe in Volferobe
gegen
1) bic offene £anbelSgefeafdjaft »öfener&So.
in Vremen,
2) beten Seilhaber ©. ©. ftreefe, 3- ©. ftreefe,
3. @. ©djierenbed.
Urteil be« JH. ©. (11109 07) bom 17. ©eb*
tember 1907.
®ntfd)eibung«grünbe:
5)a« Verufung«gericht r)at ba« berurtetlenbe
ßrfcuntni« ber erften ^nftanj aufrecht erhalten,
inbem c« annimmt, bog bie Verpflichtungen au«
bem Mietebertrnge bom 1. Januar '900/ °en
ber frühere Inhaber ber girma SHöfener & do.
mit bem Jtläger gefchloffcn ^citte, fowoljl bon
©efe^e« Wegen gemäß § 25 be« $. ©. V. al«
auch burch Vertrag, nämlich burft) ftiÜfchWeigcnben
(Eintritt ber neuen Inhaber ber $irma in biefen
SRietberrrag auf fie übergegangen ftnb.
9lach bem unftreitigen ©achberljalte fyaben
bie itaufleute (Srnft ©milgreefe, Johann ©hriftobh
t^reefe unb Johann ©erharb ©chiereuberl, bie
unter ftch eine offene $anbel«gefeUfchaft bilben,
im ^erbfte 1903 ba« $anbel«gefdjäfl ber girma
Släfener <fe £0. in Vremen mit allen SIfriben,
abgenommen bie Immobilien unb 9u«ftänbe,
aber ohne bie Vaffiben übernommen unb famt
ber &irma fortgeführt. 2)er Uebergang bon
©efd)äft unb $irma ift nebft ben über bie SSftibo
unb Vafftba getroffenen Sbreben am 1. Skjbr.
1903 in ba« $anbel«regifter be« H. ©. Vremen
eingetragen unb betannt gemacht worben. Sieben
ber $aubtnieberlaffung in Vremen beftanb eine
3weignieberlaffung in Volferobe; ber ÜRietbertrag
bom 1. Januar 1900 betraf bie gabrifräumc für
biefe gweigniebcrlaffung. Sediere würbe ebenfaD«
übernommen unb fortgeführt. Sin hietauf ht-
jüglicher ©intrag in ba« ^anbel«regifter be«
juftänbigen $1. ©. ^eiligenftabt, Worin bie 3^eig=
nieberlaffung feit bem 11. Januar 1B99 eingetragen
War, Würbe jebotf) nicht bewirft.
3)a« Verufung«gericht ift ber Meinung, bag
biefer ©intrafl in ba« Oiegifter ber gweignieber--
Digitized by Google
284
Na 11«.
laffung gema& § 15 Slbf. 3 unb § 25 Slbf. 2 be«
@. JB. erforberlidj getoefen fei, um für bie
SBetlagten bcn Uebergang bec 5öerbinblidjfeiten
auä beut SRietbertrage au«jufdjliej}en, ba eine
befonbere äRitteilung ber betreffenben Verein =
barung an ben Älager nidjt beraubtet toetbe.
Die SRebifion befämbft bie« mit bet Hüft?
füljrung, bog bet (Eintrag in ba« Gegiftet bcr
$aubtnieberlaffung mit nadjfolgenber SBefannt'
madjung jum 8to«fdjluffe bet Haftung genfige,
benn bet SRtetebertrag fei nidjt im ©efdjäft«;
berfeljre mit bet 3toeignieberlaffung, fonbern bon
bet bamal« in Steint fefjljaften %ivma SRöfener
& Ko. füt bie in Volferobe ju eröffncnbe 8toeig*
niebetlaffung gefdjloffen toorbeu. Da« Urteil
beruhe bemnadj auf einet unrichtigen Slntoenbung
bet §§ 15 unb 25 be* ©. 99.
Die JRüge ift nidjt begtünbet.
§25 Slbf. 1 be« $. ©. 99. lägt ben ©efdjäft«--
überneljmer, bet ba« $anbel«gefdjäft untet bet
btfljerigen gitma fortführt, füt bie im betriebe
be« ©efdjäft« begtünbeten 93er bmblidj feiten be«
friUjeten 3nb>betö f>aften. Slbf. 2 fdjteibt bor,
bog eine abtoeidjenbe Vereinbarung einem Dritten
gegenübet nut toirrjam ift, toenn fte in ba«
$anbel«tegiftet eingetragen unb betannt gemacht
ober bon bem (Erwerber ober Veraujjerer bem
dritten mitgeteilt toorben ift. Da ljier nur bon
„bem ^anbeWregtfter" gefbtodjen loirb, fo entfielt
bie gfrage, toeldje« $anbel«regifter, toenn neben
bet $aubtnieberlaffung Stoeignieberlaffungen be*
fteljen, ma&gebenb fei Da« 99erufuug«geridjt
toiü ben § 15 Slbf. 3 be« $. ©. 99., ber beftimrat,
bafj für ben ©efdjöftSberteljr mit einer in ba«
£>anbel«regtfter eingetragenen gtoeignieberlaffung
bie (Sintraguug unb SBefanntmadjung burdj ba«
©cridjt ber 3rocf8twc&crfoffm,fl maggebenb ift,
auf ben gaH be« § 25 unmittelbar antoenben.
Diefer unmittelbaren Statoenbung fieljt aber
entgegen, bafj fidj § 15 Slbf. 3, tute fein ©ort*
laut ergibt, nur auf bie gäfle be« § 15 Slbf. 1
unb 2 erftreett unb bog § 25 Slbf. 2 eine felbffc
ftänbige SRorm übet bie SBirtuug bon SRegifter*
eintragen auffteüt, bie burdj bie Vorfdjriften ber
Slbfajjc 1 unb 2 be« § 15 nidjt ergänzt toerben
Tann (Surift. SBodjenfdjr. 1903 ©. 401,15). ©leia>
tootyl mujj man ju einer entf toredje nben Sin«
toenbung bc« § 15 Slbf. 3 im gaue be« § 25
Slbf. 2 gelaugen. Sefetere S8orfct>rift bient bem
Qtocrfe, ben Dritten im ©efdjäftSoetfeljre möglidjft
ju fdjüfeen. Vefteljt eine 3toeignicberlaffmtg, olfo
ein ©efrf)äft«mittelbuntt, bon bem au« ein fclbft=
ftänbtger ©cfdjäfWberfeljr ftattfinbet, fo tofitbe
biefet 3«ed nut unboUfommen erreicht toerben,
toenn ber Dritte nidjt ba« iRegifter ber Stoe'fl;
nieberlaffung audj im ^inblict auf bie au« § 25
Slbf. 1 fidj ergebenben iRed)t«6e$ieljungen jur
©runblage feiner gefdjäftlidjen 9Rafjna$men
nehmen bfirfte. ®« beftefjt für § 25 Slbf. 2 ba«;
felbe Scbürfui«, ba« IRegifter ber 3b»cignieberr
laffung mafjgebenb fein ju taffen, toeldje« für
bie bertoanbteit ftällc be« § 15 Slbf. 1 unb 2
baju geführt b>t, bie Sjorfcörift be« § 15 Slbf. 3
aufjufteüen. De«fjalb fann b^nfidjtlidj bcr im
©efd>äft«berlcljre mit ber eingetragenen 3toe'fl5
nieberlaffung begrünbeten ftorberungen unb 83er=
binbttdjfeiten eine bon ber gefefclidjcn Siegel be«
§ 25 Slbf. 1 abtoeidjenbe Vereinbarung bem
Dritten gegenüber nur toirffam fein, toeitn fte
in ba« $anbe(«regiftcr ber 3n)eiOn'eDcriaffung
eingetragen unb betannt gemacht ober bon bem
©rtoerber ober bem Veräu&eier bem Dritten
mitgeteilt toorben ift.
SRit Unrecht beftreitet bie JRebifion, bag e«
ftd) bei ber eingefügten 3Rietjin«forberung um
eine im ©efd)äft«bcrfeb,re mit ber 3toetgnieber;
laffung begtünbete »erbinblia^fcit tjanble. Die
3toetgnieberlaffung in SSolfetobe ift am 11. Januar
1899 in ba« #anbel«tegiftet eingetragen toorben.
93on biefem Xage an mufj Re al« ein felbftänbiger
©ef^äftsmittclbunft gelten (ffintfa^. be« SR. ©. in
(£ibilfad)en 93b. 50 6. 429). Der SRietbertrag
mit bem Äläger ift am 1. Januar 1900, alfo
faft ein boüe« ^abt naa)^er, gefc^loffen. ffir
betraf ein neue« ©efcb,äft«lofal für bie 3»eig=
nieberlaffung unb ift nidjt nur bon Stdrim, bem
bamaligen ©i^e ber ^auptnieberlaffung, fonbern
audj bon 93olferobe batiert. Stu« biefen Urnftfinben
ergibt fid), bafj ber Vertrag bom jllöger mit
ber 3tt,*ignieberlaffung Volferobe gefc^loffen
toorben ift.
Ott* «litf nttl
Mtr,
Digitized by Google
Bio. 48. 2s5
So. 11
§tttifeattWje ©eridjtöjeitiinj-
^auptßfatt.
lanöelsrt^tltdie falle.
Stahrgcmg. (40. 3at)rgang bet $anbet8gerid)tl'3eitung.)
«tri* fir be« ^riM!: ««■»•• BciUttt »it »tjif»tr 2» X — $nm>tbIaU alri« Mit tteftper 16 A
^ierl<5 $uarfaf. ^ombatg, btn 28. ftoütmbtr. 1907.
3»b,alt: 9}ab« unb Ufdi'rfinrf« in fcomburi! flcqcn ben
*tcbrr palmar »Hnt tn 8i<bn in S^nxbtn. — siaftinift
Ouliui 3Kei>tr in gif ««bürg gegen Hie njcD A So. in $atnburfl.
120. StKimmunfl btr öl)«rttrparttt, halt »it Belobung
brt Sdiiff«* na« tfiittrcRtn fd)nfflmeflli*fi )u trfalgen
b^bt; Bann beginnt bie flflbfjtü?
flblaitf b«t Sabejcit.
Stabe & 9?eufd)aefer in Hamburg
gegen
ben Sieeber # j a l m a r Ä 1 1 n t in S? i « 6 ^
in Schieben.
Sfa«meife Charterpartie hat ber ©pebiteur
5- SR. »öbm in Sübed am 25. Höril 1906 ba«
bnn 93eflagten gehörige fdjmebifdje ©egelfcbjff
„Ämijalane", toeldjr« jur Seit &e« 93ertrag«s
abfdjluffe« fidj in $ubif«nxtn befanb unb für
eine Weife »>on bort nadj Sübed toerdjartert mar,
ju einem Zran&port bon 250 Ion« ©alj in
Gärten toon Sübed na dt) Uleaborg gechartert.
Heber ben 3eit)>unft be« ©eginnen« ber Charter
enthält bie ßfjarter&arHe ©efthnmungen nidjt,
jebodj bie 99efttmmung : „S)a« Saben gefdjieht
narf) eintreffen ber SBare, Setter bienenb, fdmeCU
mögtidtft". 3>a« ©djiff ift am 3. Suli 1906 in
Sübed eingetroffen, toobon bem CTbarterer burdj
bie Scfnffämarier Sarfen & ©tofe Mitteilung
gemadjt roorben ift; am 12. $uli blatte baffelbe
bie einfommenbe $olglabung entlöfdjt unb tourbe
bei bem Smarterer labebereit gemelbet. 9lad)
'-Behauptung be« ÜBcllagten mürbe bem Kapitän
auf biefe äftelbung mitgeteilt, bafj bie Sabung |
friiiianftt «cnitilitinn«. «am» ikl.it.
am 15. ober 16. guli 1906 in Sübed eintreffen
toerbe, fomie femer am 16. 3uli mitgeteilt, bafe
jtoet <$ifenbahntoaggon« mit 60(5 am 17. 3uli
1906 in Sübed anlommen mürben. 31 m 18. 3uli
1906 b>t ber ftafcitän burd) notariellen Sßroteft
bem (Smarterer anzeigen laffen, bog bie Sabejcit
abgelaufen fei unb er fidj alle Steckte auf Steges
gelb unb burdj bie Verzögerung entftet)enben
©djaben vorbehalte unb bafe er gemäß feiner am
16. $uli 1906 abgegebenen (Srflärung auf bie
Slblnbung nidjt länger, ali wie er gefe&lid) ber:
pflidjtet fei, märten roerbe unb hierauf bon bem
Vertreter be« Gearteter« bie Slntroort erhalten,
bafe er ben Vroteft nidjt anerlennen fdnne, ba
ber tfapitän nad) bem SBortlaute ber Starter
ju marten b>be, bi« bie SBare eintreffe. 33er
©härterer ffat ba« ©d)iff am 21. ^uli nad) bem
Äai fdjlepben unb bemfelben bort au« jmei
@ifenbahntoaggon« 32'/« Zon« ©alj al« Sabung
geben unb bann baffelbe am 23. 3uli (öng«feit
eine« mit ©alj belabenen Äabne« fd)le^en unb
bort bemfelben bt« jum 26. ^|u(i bie Vereinbarte
Sabung übergeben laffen. 3)er Äapitän hat bie
Äonnoffemente „unter $roteft megen 8 Siegetage
& 110 M. pev Sag" gejeidjnet unb bie Sabung
am $efttmmung«orte nur gegen 3ahlunfl bon
880 X Siegegelb feiten« be« Vertreter« ber ftläger
ausgeliefert.
9Rit ber Älage forbern bie Alager (Srftattung
biefe« ^Betrage«, fomie bon X 47,28 ©tiefen,
meldjc i^nen burd; ba« ihrer Sinnahme nat^
Digitized by Google
286
No. IftO.
unberechtigte Verlangen be« ftapitän« nach Sets
gütung be« Siegegelbe« entftanben finb.
5)a« S. ®. Sübed tyit burdj Urteil nom
7. Februar 1907 bie Älage abgemiefen.
Vom 0. S. ©. IV mürbe ba« Urteil am
21. <$vmi 1907 aufgehoben unb Beflagter unter
Abmeifung ber Älage im Uebrigen jur Gablung
Don 4t 347,73 oerurteilt.
©rünbe:
©ie Charterpartie nom 25. April »906 ent=
hält feinerlei Beftimmung barüber, ju melcfjem
#eitpunfte ba« ©ctjiff bem Befrachter jttr Belabung
für bie Steife toon Sübecf nach Uleaborg ju fteOen
ift, auch (eine Angabe barüber, mann bie Anfunft
be« <5cr)iffeö in Sübecf ju ermarten fei unb er*
mahnt lebiglicf), bafj ba« ©djtff jur Qeit be«
Vertrag«abfct}luffe« fich in #ubif«mall befinbe
unb uad] Sübecf beftimmt fei. ©benfomcnig
befagt biefelbe etma« über ben Beginn bcr
Sabejett unb bercn Svmec unb ermähnt nur,
baß ber Äapitän jutn Saben unb Söfctjen an
gehörige Vlä&e, mie bie liefe be« SBaffer« e«
erlaubt, $u legen hat, mo ihm bie Sabung nach
©tntreffen frei Säng«feite be« ©d)tffe« geliefert
unb frei öon Sanb abgenommen mirb unb bafj
baß Saben nach (Eintreffen ber SBare, Detter
bienenb, fchneUmöglichft ju gefcheheu hat. Au«
biefen Beftimmungen, meiere nur bie Art ber
entgegennähme ber Sabung ju regeln beftimmt
finb, lägt fich nicht« für eine Vereinbarung über
ben Sritpunft be« Beginne« einer Sabejeit unb
iu«befonbere ntd)t eine Vereinbarung barüber
entnehmen, baß ba« ©djiff bie §crnitlieferuitg
ber Sabung erft nach bereit Eintreffen in Sübecf
falle beaitfprucben fönnen unb cuentueH eine
unbeftimmte &tit auf ba« eintreffen ber Sabung
in Sfibecf ju metrten habe. Surf) bie »om Beflagten
behauptete, oon ben Klägern beftrtttene Unter:
rebung jmifdjen ben Vertretern bes Verfrachter«
unb be« Befrachter« über bie mutmaßliche Stauer
ber #eranfchaffung ber Sabung nach Sübecf unb
ben ^iernaer) ju mählenben 3ct[f unft fät eine
SJielbung be« norau«fichtltchen eintreffen« be«
Schiffe« tu Sübecf fann al« ©runblage für eine
Vereinbarung über ben #eiipunft be« Beginne«
ber Sabejeit nicht nerroertet merben : e« l)anbelte
fich 6et btefer Unterrebung auch nach ben Be= i
hauptungen be« Beflagten erfichtlidb nur um eine I
Sahrnehmung ber !$ntereffen be« ©chiffe« feiten«
ber ©cfnff«mafler burch eine Orientierung übet
bie Verfügbarfeit ber Sabung für beit Befrachtet
unb bie Veranlaffung rechtzeitiger ^eranfeejaffung
ber Sabung jmeet« Vermeibung eine« Aufenthalte«
bei ber Belabung be« Schiffe«.
3n ermangelung »ertragltcber Bcftimmungen
über ben $eitpunft be« Beginne« ber Belabung
be« ©chiffe« hat bie Beftimmung be« § 507 be«
@. B., baß bei ber Verfrachtung be« ©chiffe«
im ©anjen ober eine« oerhältniamäßigett Seile«
beffelben bie Sabejeit mit bem, auf bie Sinnige
ber Sabebereitfchaft an ben Befrachter folgenben
Sage beginnt, jur Slnmenbung ju fomnten unb
begann im norliegenben %aüe, ba unbeftritten
bem Befrachter am 12. 3uli 1906 SJielbung Don
ber Sabebereitfchaft be« ©chiffe« gemacht morben
ift, bie Sabejeit am 13. 3uli 1900. 3>a bie
Varteien barüber einnerftanben finb, baß ein
#eitpunft uon fünf Sagen al« eine angemeffene
^rift für bie Uebernahine ber 250 Son« ©alj in
ba« ©chiff an^ufehen ift, mie benn auch bie
Belabung be« ©chiffe« mit biefem Snbungeqitantum
fünf Sage in Anfprud) genommen f)at, fo lief bie
Sabejeit mit bem 17. ^uli 1906 ab. SRad) ©• B.
§ 570 märe ber ©duffer öom 18. 3uli ab nicht
met)t Verpflichtet gemefen, auf bie Ablabung noch
länger ju marten, benn eine Ueberliege$eit ift
nach Inhalt ber (Sharterpartie Dorn 25. April 1906
für bie Belabung be« ©chiffe« ebenfomenig oerein=
bart, mie ein Siegegelb, au« beffen greftfefoung
nach ©. B. § 568 Abf. 3 bie Vereinbarung
einer Ueberliegejeit öon unbeftimmter S)auer
gefolgert merben fSnnte. ffiie ^ejtfe^uiig einer
Söfchjrit unb bie Vereinbarung eine« Siegegclbeö
für eine Ueberfchrettung berfelben in bcr ©batter=
Partie fteQen aber auch a«B« 8*»eifel, baß ent*
fprechenbe Vereinbarungen für bie Sabejett nicht
getroffen merben füllten. SBollte ber ©chiffer
nach bem Ablaufe einer angemeffenen Sabejeit
nicht länger auf bie Slblabung marten, fo hatte
er nach § ^70 Abf. 1 biefen SBiden bem Befrachter
fpäteften« brei Sage öor bem Ablaufe ber Üabejett
ju etflären, unterlieg er eine fokhe erflärung,
fo lief nach § Abf. 2 bie Sabejeit nicht eher
ab, al« bi« bie erflärung nachgeholt mürbe unb
feit bem Sage bcr Abgabe berfelben brei Sage
| nerftrichen maren. Saß ber ©cf»ffer öor bem
I Vroteft wom 18. 3uli 1900 bem Befrachter eine
Digitized by Google
©rllörung über ben Slblauf ber Sabejeit unb
übet feinen (Sntfdjlufj, ntdjt länger auf bie 81 b*
labung »»arten ju Wollen, gemacht habe, behauptet
bcr Vertagte nid)t, e* fann mithin erft in beut
Vrotefte eine foldje (Srflärung erblidt werben
unb e« lief bemnad) bie Sabe jcit refj>. SBartegeit
erft mit bem 21. 3""' 1906 ab. g-ür biefe SBartejeit
fann aber ber Verfrachter, Worüber bei Serahmn.
ber gleidjlautenben Veftimmungeu be« ärt. 671
be« Slüfl. 3)eutfd)en $. ©. V. (t>gl. Vrotofblle ber
Stommiffion ©. 2489 90) ein einfthnmiger Vefd)lu&
erhielt mürbe, Siegegelb nicht beanfpntchen. 9cur
bei Vereinbarung einer Ueberliege$eit, Welche aber,
»nie erwähnt, in biefem $aüc nid)t oorliegt, Würbe
Siegegelb nud) für bie brettögige 9Barte&eit ju
entrichten feitt. ^ieritad) erweift fid) bie gorberung
oon Siegegelb für brei Sage, nämlid) bem 19.,
20. unb 21. 3uli alö unbegrünbet unb b,at ber
Schiffer au Unrecht einen Vetrag bon 330 X
uon ben Sabnng«empfängern erhoben.
$)ie ftorbermtg »on Siegegelb für bie ferner
,$ur Velabung be« beflagtifdjcn 6d)iffes berWen^
beten fünf Sage mufj aber a(« begrünbet erachtet
werben, trofrbem in ber Charterpartie eine Ueber-
liege&eit für bie Velabung be« <Sduffe« nid)t
nereinbart, aud) ein Siegegelb für bie $eit ber
Belobung nict>t feftgefefct ift. 2Bie bie Stläger
nirf)t in Slbrebe fteden, bat ber Vefracöter Vßhm
am Sage nad) ber (Erhebung bc« borerWäbnten
Vrotefte« bem ftapitän be« bcflagtifdjen ©djiffe«
brieflich, mitgeteilt, baß bie Sabung am 20. £juli
nachmittag« in Sübed eintreffe, er hat am
21. 3uli, bem legten Sage ber 2Barte0eit, ba«
©d)iff an ben Äai bugficren unb bort mit circa
32 Son« ©nlj beloben laffen unb er hat bann
am näd)ftfolgenben SBJerftage, bem 23. 3}uli, mit
ber Slnliefcrung be« Dtefte« ber vereinbarten
Sabung begonnen. S)er güljrer be« beflagtifdjen
©rf)iffe« ljut infolgebeffen Bon ber Ausführung
be« in feinem Vrotefte erflärten (5ntfd)luffeS, auf
bie Slblabung nicht länger warten ju Wollen, als
er gefefclid) berpflidjtet fei, SKbftanb genommen,
bie Velabung feine« ©djiffe« aud) nad) Slblauf
ber SBartejeit jugelaffen unb ben gradjtbertrag
ausgeführt. Sie nad) ben Vrototbllen ber
Äommtffton jur Beratung beS 811g. $>eutfd)en
§. ©. 58. ©. 2492 in ber ftortfefcung ber »b»
labung feiten« be« Vefrad)tcrS unb ber Abnahme
ber Sabung feiten« be« Verfrachter« nad) »blauf
287
Na. ISO— tJbl.
ber SrünbigungSfrift be« § 570 eine friHfd)Weigenbe
Vereinbarung einer Verlängerung ber Ueberiiege*
Seit unter Verpflichtung be« Vefradjter* jur
Zahlung uon Siegegelb ju erbliden ift, fo mufj
aud) in einem $aHe, wo Weber eine ttcberliege^eit
j nod) ein Siegegelb beim Vertrag«abfd)luffe ber:
einbart War, au« ber Sieferung ber Sabung unb
I beren Abnahme nad) Ablauf ber SBartcjett ba«
| ftiüfdjweigenbe (Sinberftänbni« be« Vefradjter«
unb be« Verfrachter« über eine, ber Ausführung
bcr Velabung entfpredjenbe tteberliegejeit, für
Wellie bem Sdjiffe Siegegelb ju bergüten ift,
entnommen werben.
3)te ferner mit bcr St läge geforberten jK. 47,28
Spefeu, Weldje burdj bie Steigerung ber Sluö^
lieferung bcr Sabung an bie Sabung«embfänger
toor Vegleid)ung be« geforberten Siegegelbe«
entftanben finb unb beren Verausgabung ber
Vetlagte nad) bem Satbeftanbe be« angefochtenen
Urteile« nidjt beftritten hot, fmb, ohne bog e«
einer ^ftfteüung über bie Vefanntgabe be«
Vrotefte« oom 17. Sluguft 1906 an ben Vetlagten
ober ben ©djiffer ber „Slmb^alane" bebarf, nadj
Verhältni« be« berechtigter SBeife eingegangenen
Siegegelbe« ju bem jutoicl erhobenen Vetrage auf
bie Vf^'cien ju berteilen unb hat bemnad) ber
53ef(agte ben Klägern X 17,73 0u erftatten.
Iii. ^liiiprurt) 6to ÄfemunncS, tirffcn Siftiff t>et(»r«ii
gtgaHgen ift, a»f Ä8(fbef»t6tta«g nod) ken Ätfea »er
' ».luärtife >e* Sa)ifffO unk nidjj nur notf; htm $ofm btt
Vnniitficrimii M &*«BienacS.
3Jlafd)inift 3uliu« 3»eher in glen«burg
gegen
aRen0ell & ©o. in Hamburg.
Urteil be« O. S. ©. VI bom 15. DItober 1907.
®ntfd)eibung«grünbe:
2>er Äläger war erfter 3Rafd)inift be« ber
Vetlagten geh^renben Dampfer« „©hina". ?lu«=
reifehafen ber „©hina" (©. O. § 14 »bf. 2) war
Hamburg. ®ct Kläger War in Saigon geheuert
unb angemuftert. Von bort fuhr bie „&b,\na"
nad) 3)iu auf Sachalin, nahm hier Stöhlen ein
unb fuhr bann nad) 2Blabtwoftot Weiter. Äurj
bor SBIabiWoftof ift bie „<5htna" auf eine Seemine
geraten unb gefunfen. $ie gerettete ©djiff«*
befa^ung ift junädjft in SBlabiWoftof berpflegt
I Worben. ^ier ift ihr 3tüdbef5rberung nad)
288
Na 1* i.
£ongfong mit bcm Stampfer „©ermanicuS" ans
geboten. Ter ftläger bat bieö SIngebot ab«
gelernt. $u e'net anberweiten S9cförberung beä
.Hinge« War bie 93eflagte nicht bereit unb hält
fic fn-l) aud) jefct nidjt für berbfttdjtet. Ter
Äläger ift bann mit bor (5-; ich bahn nad) Hamburg
gefahren. ©r berlangt bon ber »cflagten ^aljlung
bon 620 X, bie er für bic «Reife bon ffilabiwoftof
nad) Hamburg habe aufwenben müffen. $ie
93eflagte ift jur ^atituun biefeä 93etrageä ber-
bfUdjtet. IRadjbem bie „(Ebttw" bor SBlabtwoftof
berunglüdt war, tonnte ber Äläger gemöfe § 69
»bf. 2 6. O. freie gurüdbeförberung nad) bcm
$afen ber »udreife ober nad> SBBatjI be« Sabitän*
eine entfbred)enbe Vergütung bedangen. Slud-
reifefrafen war Hamburg. Obne ©runb betrautet
ba* 8. ©. Saigon al« 9lu*reifehafen. te* meint,
ein ©runb bafür, ben $afen, in bem bie SJcufter*
rolle auegefertigt fei, für bie ganze SJcannfdjaft,
find) bie unterwegs angemufterte, als 8hiSreife=
Ijafen anjufe^en, beftehe nicht. Unb e* fei nirfjt
ju erfennen, ttxifyalb einem unterwegs an«
gemufterten ©chiffSmann ein Slnfbrud) auf 5Rüd=
beförberung nad; einem #afen jufteb^en foQe,
ber für ihn gar feine Bebeutung habe. 3)a«
ftnb inbeffen lebiglid) ©rmäguugen do lege ferenda
unb $war fold>e, bie bem auf bie göröerung ber
toirtfd>aftlid)en ^ntereffen ber ©djiffSleute bf
badjten ©efe&geber fern lagen, ^nbern bai
©efefc in einer großen 9teibe bon fällen aud)
bem au&erhalb beS SuSreifehafenä geheuerten
ober angemufterten ©d)iff«mann einen Slnfbrud)
auf Stüdbeförberung nad) bem #afen ber HuS*
reife gewährt, bat ti allerbingS ber beutfdjen
Steeberei erhebliche «aften auferlegt. S)afj in
biefen gälten unb insbefonbere im galle bei
©duffSoerlufreS ber ©djiffSmann einen SHnfbrud»
auf 9tüdbeförberung nad) bem §afen ber »u«»
reife be« Schiffe« hat, fann aber feinem
3weifcl unterliegen. 5>a« ©efefc unterfdpeibet
ben 9lu*reife(jafen, ben $euerung«hafen unb ben
8lnmufterung«hafen (6. 0. §§ 14, 28, 29, 45,
59, 60, 66, 69, 72, ©. 93. §§ 547, 550, 553).
SJuSreifefjafen ift ber $afen, ber nie- foldjer in ber
aRufterrolIe bezeichnet ift (6. O. § 14 SRbf. 2),
alfo ber £nfen ber SluSreife bc« ©d)tffe*. ®afür,
baß in irgenb einem ber bezeichneten ftäüe bai
©ciefc unter bem ÄuSrcifebafcn einen anberen
$afen berftanben Wiffen will, fehlt ei an jebem
Anhalt. $>te ©ecmann«orbnung bom 27. 2>ejbr.
1872 f brach in biefen gälten bon bem §afen,
„oon meinem bai ©cbjff feine SluSreife angetreten
hat" unb gewährte insbefonbere bem ©chiffsmanu
be« beruuglüdten ©d)iffe« einen »nfurud) aui
freie ^urüdbeförberung >imA) oeR1 ^afen, bon
welchem bat ©chiff feine Slu&reife angetreten
hat" 56). $>er ©eje^geber hat nicht beabftchtigt,
in bieier iöejiehung eine Slenberung eintreten §lt
laffen. @r hat im ©egenteil erfennen laffen, bah
er beabfichttge, in biefer SBejiehung an bem Siechte
ber <5ecmann4orbnung bom 27. f)e^ember 1872
feft^uhalten. ©r hat iuöbefonbere erwogen, bnn
für beutfdje, in oftaftatifcher Jtii[tenfab)rt bauernb
befchäftigte Schiffe ale Sludreifehafen berjenige
beutfehe ttu^gangÄhafen gelte, in bem bie ÜDtufter=
rolle ausgefertigt fei, ba| ei aber unjwedmägig
fei, bem (Sduffämann au«fd>lie&[id) einen Slnfbrucb,
auf 9tüdbeförberungjum8lu«reifehafenbeÄ ©chiffes
.ju gewähren, bog gerabe bie währenb bei ^Betriebö
ber Khinefifdjen atüftenfahrt angemufterten SRanns
fchaften, felbft wenn ei SJeutfdje feien, bielfach bie
Siürfbeförbcrung nach einem oftafiatifchen ^afeu
borjiehen würben unb bag ei barunt richtig fei,
Vereinbarungen ju^utaffen, benen jufolge ber
©chiff^mann ben »nfbruch erheben fönne, nicht
foWohl nach bem &afen ber SluSreife bei ©djtffee,
ali bielmehr nach einem anberen §afen, tnÄbefonbei e
nach bem $euerung£s ober Slnmufterungdhafen
jurüdbeförbert ju werben (SJegr. ©. 68 ©. D.
§ 60 Slbf. 1 ©a& 2). Tie Veflagte hat fid) t»em
Kläger gegenüber erboten, ihn nad) ^ongfong
beförbern unb bamit bem Kläger gleichzeitig
erriört, bag fie nid)t bereit fei, ihn nach Hamburg
Zu beförbern. Unter foldjen Umftänben beburfte
ei Weber jur Herbeiführung ber Hin feit bei
bem Kläger juftehenben ^nfbrucb/S einer Sltahnung
(3ur. ®ochenfchr. 1902 9er. 28 »eil. 252) nod)
jur fBegrünbung eines Slnfprud)d auf ©d)aben*;
erfa^ Wegen Nichterfüllung einer ftachfriftfefeuna.
(5R. ©. S3b. 51 ©. 347, »b. 52 ©. 150, »b. 53
©. 11 unb 161). 5>er bem Äläger entftanbene
©chaben aber befteht in ben Hufwenbungen, bie
er für bie 9tüdreife nad) Hamburg zu wachen
gehabt hat. 3U bemfelben Ergebnis gelangt man,
Wenn man annimmt, baf$ bie ber Benagten
obliegenbe Dtüdbeförberung bc* Äläger« bon
SBlabiwoftof nad) Hamburg unmöglich geworben
ift. Tui fie infolge eined UmftanbeS, ben bie
»eftagte zu bertreten hat, unmöglich geworben
fein Würbe, fo würbe ftdj bai ©djulbbertjältnf*
auf eine entfbredjenbe Vergütung befd)ränft haben
(«. ©. 93. § 265). 811« eine entfbredjenbe S3er=
gütung Wirb ber 99etrag bon 620 Jl unbebenflid)
Zu bezeichnen fein. <£$ fann baher bahingeftellt
bleiben, ob bie Seflagte aud bem einen ober aui
bcm anberen ©cfid)tSbunfte berpflid)tet ift.
Tu» «Itifscr«
Cirrr..n«(t:aj( 44, »»mfrtldjtt 1 W5.
trnif *>* )•(!■• «ini«
Dr. 9. X. «toikif .
Digitized by Google
Mo. 49.
289
No. U
jbauptßlatt.
gauiuUredjtltdje lalle*
Jahrgang. (±o. Sa^rgang bet fcanbetegeri^rj-JBeituug.)
Vre» fflr ben ^abrgong: $ou|t< nnb Setttatt nit «egiflcr 90 JL — QauptMttt alfein Mit Kegifte? 16 JL
IS X
Viertes Quartal.
Hamburg, bin 5. Srjembtr.
1!>07.
3al)«tt: 8fl9emtiiit 8erftö)crung* • QefeUftfmft für 6tt>,
Slu6- unb Sanblranlport in S>re*ben gegen 1) ben
Sdiiffieißner $erm. fBeber jr. in SRucrena a. 6., 2) Jrau
3- fBfßfr »Inf- unb Jtinber. — ©tegmann A ©uflau bi
Hamburg gegen Silbeint Heinde in Hamburg. — $ugo
»noble* A Co. in Hamburg gegen SRflUer A $ul« in
Hamburg. — ffanfmaiin fBtlb- Äottjmann gegen Stifter A
»obert in Hornburg.
122. 3nr 9(n#(cgung bt<j § 87 ber $erfrml)tiiiig4
«rtiingMitgen ber (Hbtfd)iffol|rtMtJeJrUf(baften. — f}r*fe,
•b tiefe $erfraa)tnogi • Bebingnugen jnr ftnvenbmng ja
tammen battea, »enn anf bicfetben in ber Srraibiafferte,
nidtt aber im SabefAtiu 8e$«g genammeti aar.
Allgemeine SBerfidjerung£«©efellfdt)aft
für©ee*, 5lujj = unb 8anbtran*bott
in S)re*ben
gegen
1) ben ©djifföeigner $erm. 28eber jr.
in äRucrena a. ©.,
2) ^tau 3. SBeger 2Btoe. unb ßtnber.
2>ie Setbjiger ©oMammerei b>tte burd) ben
Agenten $einemann ben $alle'fd)en ©bebition**
Setein beauftragt, eine gradjtofferte für ben
Xran£bort einer Sartie SBotte bon §aüe nadj
Hamburg an 91. (Brokmann ju madjen. $er
©bebitionft * Serein menbete flcb, ju bem 3"*«*
an bie JReeberei ber Seeeinigten ©aalefä)iffer
unb erhielt bon biefer eine Offerte auf ©runb
ber »erfradt)tung«*»ebingungen ber ffilbfebjffaljrt**
©efeüfdjaften — Sormular A — wetdje er unter
«..elkl«tt.
SBemtfeung bei gformular» B unb unter gurüd*
betjaltung ber Offerte bet ©aalef Ziffer unb
Serfa)meigung, mit wem ber »ertrag abgefdjloffen
toerbe, an $einemann unb ©rofjmann weitergab.
$einemann accebtierte bem ©bebitionä c Seretn
gegenüber unb teuere ben ©aalefdjiffern gegen*
über. $)te JReeberei ber ©aalefdnffer lägt ben
Xranäbort ber 9teir)enfolge nadj burdj tljre äJHt*
glieber ausführen, toaS bem ©bebitionS -- Serein
befannt mar, fie teilte bem ©bebittonS Serein
bemgemäfj mit, bog bie fiabung bem ©dnffer
Sßeber übergeben werbe, beffen Äafm bom ©djiffer
©teHfelb geführt mürbe. $cr ©bebitionfcSerein
Ijat fid) bann bon ©teUfelb einen Sabefdjein
audfteßen laffen, toeld)er leinen $inn>ei£ auf bie
Serfradjtungä = Sebingungen ber ©Ibefduffafn-t«:
©eieüfdjaften, toie bie Formulare A unb B,
enthält, fonbern im Sorbrud bie ©dwbem&ljaftung
nad) »mnenfdjiffaljrts * ©efefc ftatuiert. 9lad>
Slnfunft fjierfelbft ift ber ftat)n bon bem ©djlebber
„äRagnet", ben SBeKagten 2 gehörig, bon feinem
Siegeblafc ©ntentoarber abgeholt, um nad) bem
93iQt)afen bugfiert ju Werben. Äuf biefet Orabet
ift ber Äar)n bei ber (Sinfaljrt in ben Oberhofen:
Äanal gegen Sfäljle geftofjeu unb infolge ber
erlittenen Rabatte gefunfen. 2>urd) ben Unfall
ift bie Sabung ber Setpjiger SBollIammeret ftart
befefjabigt, Klägerin, bei Uieldjer bie Labung
betftdjert mar, bat ben Schaben bfjjab.lt unb ift
baburdj in bie JReajte ber SJerfid)erten eingetreten.
WX ber Älage nimmt fie bie Eigentümer bei
Digitized by Google
290
No. 1*».
Äahneä unb ©chlepperS in Slnfprud) mit ber
'-Behauptung, baß beibe ein 93erf<hulben treffe, bert
«Schlepper, toeil er 5U ftarfe gab^rt gehabt unb
ju nahe an'« 33aumt)au« herangehalten b,abe;
ben Äaljn, toeil er nicht rechtzeitig linfS Dtuber
gege6en unb nicht rec^tjeitig ben $interanfer
getoorfen b>be.
Seflagte haben jebe* SBerfdjuIben beftritten, fie
Robert ftdj ferner auf §87 ber nach ib>er93ebauptung
maftgebenben Serfradjtungä = 33ebingungen ber
©lbefchiffahEt&©efeIIfcf|aften berufen, toonadj jebe
ftaftpfü^tauSgefchloficnfei, toenn bieBerficherung
ber ©üter nicht bei ber Schiffahrt* ©efellfchaft
gefchloflen fei
Klägerin hat beftritten, bajj bie SJerfrachtungS*
»ebingungen ber ©Ibefdhlffahrt« = ©efeßfdjaften
majjgebenb feien unb bafi ©dfjiffer SBeber in ben
oon ber Oteeberei ber ©aalefdjiffer gefdjloffenen
gradjtöertrag eingetreten fei (§ 432 §. ©. ».),
nach bem Sabefchein habe er ba8 ®ut auf ©runb
ber SBeftimmungen bei 33innenfchiffahrt8=©efe&e8
Zum Transport übernommen, ©ie bot bie ftlage
ferner barauf geftüfet, baß ifjre ©ebentin, bie
Seliger SSotttömmerei, 'auch ©mpfängerin fei,
©roßmann habe nur al* ©pebiteur für fle
empfangen, Übrigend auch feine Brechte au& bem
Sabefchetn ber SBoütammerei abgetreten, ©ie
bat ein SJerfefmlben bei 93etlagtcn 1 (SBeber)
audj barin gefunben, baß er in ©tettfelb einen
ungeeigneten, toeil fcfjtoerhörigen Vertreter gefteüt
b^abe. tiefer Umftanb fei faufal getoefen, toeil
er bie ©rflarung bei ©chlepperffihrer«, baf» er
ben 93afRerfchein auf ber tRüttfat)rt beim 8ott=
ponton abgeben tooüe, toaS üblich fei, rtidbjt gehört
habe unb in ftolqe beffen, um ben ©tfjcin ab-
zugeben, ju nafje an ben Ponton berangehalten
habe.
S)a« 3. ©. Hamburg ha* bie Silage gegen
ben 93eflagten 1 (SBeber) abgetoiefen, gegen bie
«eflagte 2 (SBeger SBtoe. unb Ätnber, ©igentümer
beä ©djlepperä) bem ©runbe nach für berechtigt
crtlärt. ©ä hat angenommen, ba& jtoifajen ber
riägerifcheu ©ebentin, ber SBoÜfämmerei, unb
bem SJeflagten 1 ein gracbtoertrag auf ©runb
ber SJebingungen ber ©lbefchiffabrt$=©efeüfcfjaften
ju ©tanbe gefommen fei unb ba& nach § 87
biefer S3cbingungen bie Haftung nuSgefchloffcn
fei. $>ie «egrünbung be« Slnfpruchd auf ben
üabefcfjein bat ei ali Srlnganbcrung jurücfr
getoiefen. Sie ©cfi>erb3rigteit beä ©teüfelb bot
ei nicht ali faufal erachtet, ©ine Haftung beö
93et(agten 1 für SJerfdmlben bei ©cblepperS fyit
ei berneint. S)ie Haftung ber ^Beilegten 2 ift
bamit begrünbct, ba& ber ©d)lepper er.tulpation«=
pflichtig fei unb ba& ber ©ntlaftungSbemei« nicht
geführt fei.
Klägerin unb SBeQagte 2 legten ^Berufung
ein; bai 0. 8.©.Itoie8 burch Urteil t>om 2. Dftober
1907 bie '-Berufung ber Klägerin ab uno be-
fdjlojj 93etoeiäerbebung barüber, ob ben ©cblepper
„ÜHagnet" ein Scrfdjulben treffe.
© r ü n b e :
Klägerin macht bie Ötedjte ber Seidiger
SBoIlfämmerei, al« ©igentümcrin toon 238 »allen
SBoffe geltenb, toelche im Äa^n bei Seflagten 1
auf bem Transport bon #aQe a. ©. nach Hamburg
an ben ©mpfänger 91 ©rofjinann bcfäjäbigt finb.
%ie fllage richtet Reh in erfter Sinie gegen ben
ftahueigner unb verlangt auf ©runb §§ 3 unb 4
99. ©ch- ©■ ©rfa^ be« burch Serfchulben ber
JBefa^ung bei ÄaljnS augertontraltlich ber Sabung
Zugefügten ©chaben*.
99ef(agter 1 hat eingetoenbet, bie 93eförberung
bei ©ut8 fei auf ©runb fttadjtoet traget erfolgt,
toeldjer ju ben ^erfrachtungd * iBebingungen ber
©lbefd3iffahrt«*©efeaf(haften gefchloffen fei, nach
§ 87 biefer 33ebingungen fei bie Haftung bei
s-öeflagten 1 für ©dgäben burch ©chiffahrttSunfdlle,
j. 99. Anfahren, 3uf«ntmenRo6 ic. im borliegenben
2raüe au*gefchloffen, toeil bie 83erfta>rung bei
©ut8 nicht mit bem SBerfrachter toereinbart über
bei ihm beantragt toar.
2)er ©intoanb ift begrünbet.
©ie Seipziger SBoüfämmerei fyat ben ^aUe«
fchen ©pebitiondberein beauftragt, für ben Trans-
port ihrer SBare grachtofferten einzuholen. 2)er
^aQe'fche ©pebitiondberein fyat fidj an bie
Sieebcrei ber ©aale * ©chiff er getoenbet unb nach
©ntpfang ber auf ©runb ber 9Serfr ad) tung«>
Sebingungen ber ©Ibefchiffahrtd - ©efedfehaften
gemachten Offerte, ibrerfeits ber SBoQIäminerei
Offerte gemacht unter 93enufcung eine« gormulnr«,
in welchem bemerft ift, bag bie Offerte beruhe
„auf ben Xran8port593ebingungcn ber beteiligten
93ertebrä=2lnftalteit, mit »u*fchlu6 jeber toeiteren
Haftung". 5S)iefe Offerte ift angenommen, bamit
hat bie SBollfämmerei alfo ben Slbfdjlufe e\\\ei
Digitized by G
ftiadjtberttage« »Iber bic SüefÖrberung ber bc-
treffenben ©ütcr burdj ben ©toebition« herein
genehmigt unb fid) ben S3cbinguugcn bet beteiligten
33erfchr«-$lnftalten, tyev ber SReeberci ber ©aale*
©d)iffer, unterworfen, mit toeldjer ber ©bebition«;
herein, ohne Slu«ftcUung eine« grad)tbrief«, ju
ben Ukbtngungcn ber ®lbcfd)iffahrt«s©efenfd)aften
abgcfdjloffen Iwt. Sie 9teebcrei ber ©aalcSdjiffer
ücftyt aber feine eigenen Skiffe, fie ift eine
©enoffcnfdjaft, hielte au«roeife ih«« Statuts
nur ben groed b>t, £ran«bortc burd) it)re SKit*
glieber ber ^Reihenfolge nnd) ausführen ju laffen,
mabrenb bie äRitglieber bcrbflfd)tet ftnb, ibren
tfabnraum nur allein ber SRecberet jur Verfügung
ju fteUen.
5)emgemäjj ift bie Slugfütjvung be« Iran«*
bort« im borliegenben gatle bem ©enoffen SBeber
übertragen unb tiierDon bem ©bcbition«=93erein,
bem biefe »erbältniffc befannt toaren, Mitteilung
gemalt.
'-Jtajj Sütitglieber bie SJeförberung au«*
führen auf ©runb ber üon ber ©enoffcnfdhaft
vereinbarten SBebingungen, fann an ftd) nicht
Amcifelhaft fein.
SBa« für bie JReebcrei ber ©aale ■ ©Ziffer
gilt, mufo bc*h<db aud) für SBeflagten I gelten,
mag feine ©tctlung nun bic eine« ©el)ü(fen ober
Beauftragten ber JReebcrei ober eine« bom
©bebitionö=23ercin in ©ubftitution ber JReebcrei
angenommenen graefytfübrerö angefeheu werben
unb Klägerin mujj fid) be«halb aud) Don bem
Beflagten 1 bie 2Jerfrad)tung«:83ebingungen ber
©lbefd)iffahrt«:©efeafd)aften entgegenhalten laffen.
Klägerin beruft fid) bagegen auf ben üabe=
fdjciu, meldjen ber Haßc'fdje ©bebition«:58crcin
fid) bou bem Äaljneigner SBeber, richtiger bon
bem ©Ziffer ©teüfelb für ben erfranften SBeber
bat aufteilen laffen, in welchem Weber auf ben
ftradjtbertrag Sejug genommen ift, nod) bie
33errrad)tung«:5Bebingungen ber Glbefdjiffabrt«*
©cfeUfd)aften ju ©runbe gelegt finb, bielmefjr
bic ©djaben&b^aftung laut 83. ©d). ©. erflärt ift.
Jtlagerin folgert barau«, bafj mit SBeber
nid)t &u ben 93crfrad)tung« -- 33ebingungen ber
eibefd)iffabrt« = ©efeafa^aften fontrafjiert fei unb
fie grünbet bie Älage aud) auf bie 9ted)te ber
SBottfäutmerei al« ©mbfängerin auf ©runb be«
£abefd)ein«, fowie auf bic cebierten 9ted)tc be«
Guibfänger« ©lo&maiiu.
291
Na
9?un ift allerbtng« benfbar unb möglich, ba&
e« bem $at(e'fd)en ©bebition«*93ereiu gelungen
Ware, im Sfntereffe feiner Sluftraggeberin, ber
Seidiger SBoHfämmerei, mit SBeber ju günfrigeren
SSebingungen jii fontraljieren, al« mit ber JReebcrei
ber ©aale=©djiffcr, bergeftalt, ba&, mäljrenb ber
le&tereit gegenüber jebe Haftpflicht für ©djaben
burd) ©dbiffahrt«unfätte aud) bei bor liegen bem
SJerfdjulben au«gefd)loffen mar, SBeber ber 9Bol^
fämmerei, fall« er fid) nicht ejfulpieren founte,
haftete.
Mein offenbar ift ei nid)t bie tl&fid^t getoefen,
burd) ben Sabefdjein bie mit ber Sleeberci
ber ©aales©dnffer berein barten S3erfradjtung«-
Sebingungen, Weldje bon ber SBoIIfämmeret bereit«
genehmigt unb angenommen Ibaren, ju änbern
unb bamit ben mit ber JReeberet ber ©aalc-©d)iffer
gefdjloffeuen &rad)tbertrag gegenftanbSlo« ju
mad)en. 2>er SBollfäinmerei ift auch bon foldjer
SIenberung nidjt* mitgeteilt, ferner fyat aber
aud) ber al« 3*uge bemommene Sireltor beö
©bebition«=Seretn« llUrid) erflärt: „roenn aud)
bai Formular be« Sabefdbein« feinen ^iutoci«
auf bie @(befd)iffahrt«:33ebingungen enthält, fo
haben bod) burd) bie SJcrtocnbung biefe« gormulni«
bie SBebingungen nid)t abgeänbert toerben foden,
ba« Formular ift ein alte«, au« ber 3<it bor
©rünbung ber ©enoffenfajaft ftammenbe« unb
berüdftd)tigt be«hatbim33orbrud nur beneinielnen
©d>iffer, au« Slnlag biefe« 9led)t«frceit« h°l>en
mir bie 93ermenbung be« gormular« unters
laffen".
Hudj ber Vertreter ber Stecberei ber ©aale^
©djiffer ©djmarj ift ber Slufidjt, ba& bic 33c=
bingungen ber ©Ibefdnffahrt^öefcÜfdjaftcn, unter
benen ber grad)tbertrag ju ©tanbc gcfommeu
fei, maggebenb fein mujjjtcn.
3)er Umftanb, ba& ein altes Formular
bermenbet morben ift, in h>eld)em ber äiorbrurf
— Haftung laut 33. ©d). ©. — au« 93erfehen
ntd)t geanbert ift, fann gegenüber ber fonftigen
©ad)Iac]c ber SBoüfammerei feine 9tcd»te geben.
@« fommt h»n5u/ ba& SIbfenber unb ©mbfänger
hier eine unb biefelbe 33erfon, nämlid) bie SBotl;
fämmerei ift unb e« ift nid}t anzunehmen, bag
berfdjiebene 93ebingungen gelten foHtcn, je nad)=
bem biefelbe al« Slbfenberin auf ©ntnb be«
Jradjtbertroge«, ober al« ®mbfängerin auf ©runb
be« Siabefdjctiiö bem Jrndjtfflhrer grgenübertvitt.
Digitized by Google
292
No. IM— 1*3
®s fann audj wirfst babon bie JRebe fein, [
bajj au« eebfertem SRecljte bon ©rofemann geftagt
Werbe, benn ©rofjmann War nur ©pebiteur für
bie SBoQtämmerei, er b>tte mithin leine anberen
SRedjte ol* bie SBoHfammerci.
SBenn biemad) bie93erfrad)tung*:99cbingungen
ber (glbefd&iffab^t*gefettfdjaften gelten, fo ift ber
§ 87 bcrfelben burdjfdjlagenb unb ber SBeflagte 1
bon ber Haftung für ba* »nfaljren unb ben
£ufammenftofj mit ben $f3Ijlen beim 3ottbonton
im Qberljafentanal frei.
Unjutreffenb ift audj ber (Sinwanb ber
Älfigerin, ba| bie $rei„eidjnung nadj § 87 nur
für nautifdje& Sßerf Bulben gelte, rtid^t aber für
fdjledjte8lu*rüftung beS ftafjnä, treibe anjunebmen
fei wegen ber Stellung be* fdjtoerf>örigen ©tfjifferä
©teltfelb.
3>afj ber Unfall Ijfer aber burdj bie ©djtoer; |
börigfeit be* ©Ziffer« ©tellfelb berurfadjt fei,
ergebe fid) barau*, weil er bie ©tflärung be£
tocqieppctninrerc, Oer ^5oupfl)|ter|ctjetrt rönne oet
ber fRücffafjrt abgegeben werben, nidjt berftanben
unb beSbalb ju na$e an ben 3oü>onton beran*
gehalten bobe.
9iun ^at aber ©tellfelb au*gefagt, er b«be
gar nidjt gewufet, bafj fein %oot*mann SReiberg
ben $affierfdjein abgeben Wolle, folglidj audj nidjt
iu bem fttoede ben $otIbonton angefeuert. Unter
biefen Umftänben fann nidjt mit ©idjerfjeit feft*
gefteüt Werben, bog eine ftaufalität jwifrfjen ber
©djwcrbörigfeit be* ©tellfelb unb bem ©djiffabrt«:
unfaa bcftefjt.
2>er ©htwanb ift aber audj fonft unbegrünbet.
Warf) § 87 foa bie $aftj>flid)t für ©djfiben burrfj
©rfnffaljrtS - Unfäfle, welrfje auf ©runb be«
ftradjtbertrage* gemäfj § 82 »bf. 1 beanfbrudjt
werben tonnte, ausgefrfjloffen fein. § 82 Sbf. 1
umfaßt aber ade ^Aüe ber Haftung, einerlei
woburdj ber Unfall berurfadjt ift unb § 87, ber
bierauf SBegug nimmt, fdjliefjt jebe Haftung au*,
foWeit Re burdj ©ertrag au*gefdjloffen Werben
fann. (£* fönnte betyalb nur in ^rage tommen,
ob e* fidj um einen %aü fjanbelt, welker burdj
ben 3?erfid)erung*bertrag be* SBerfradjtcr* nidjt
geberft ift, ba* ift aber gar nidjt beraubtet.
iso. z<ttantioerti(qitit it« sptButure |ut ipciniavtauitA
M Skefeittaatfatfl. — fe<* Cbefelttar*, feit aa lt>
akreffierte Stnknat an feer &iftatak> ai)aacl|M(a; feer
Satkittar b^at cia tri feer batyafeittg »orgmamBUBea 9In#-
Ukaaa. crfalgtcf Berfdjalfeea feer 0ab>teaaitea ja «errretea.
©tegmann & Suffau in Hamburg
gegen
SBilbelm fteinde in Hamburg.
Urteil bei D. 8. ®. VI oom 8. Dftober 1907,
burrfj Weldje* ber Älage bem ©runbe nadj ftott-
gegeben würbe.
®r ünbe:
3>ie Klägerin bedangt mit ber bon tt)tr er«
bobenen Älage benjenfgen ©rfjaben erfc^t, ber
i^r auf ®runb eine* bem »eflagten erteilten
I ©bebition*auftrage* gemäß ben §§ 407 unb 388
©• 9. gegen biefen erWarfjfen fein foD. 3)er
IBellagte foH burrf) frfjulbbafte 33erle^ung feiner
©bcbiteurbfürfjten eine erbebliä>e SBefrfjäbigung
I be« fraglirfjen ©bebition*gute* berfrfjulbet boben
unb bie (folge foQ nirfjt nur bie (Sntftebung
eine* erbeblirfjen SRinberWert* ber fraglirfjen, bon
ber Klägerin narf) ^alle a. ©. an Slubolf ©eü<
beim belauften JEBare geWefen fein, fonbern
aurfj bie Stufwenbung bon Äoften für Lagerung,
SBiegegelb, ©ortierung ber fraglirfjen ©tifte
u. bergl. in.
<&4 ift nun 0unärfjft binfirfjtlirfj be* ©rfjidfal*,
baS bie fraglirf>e ©enbung Drabtftifte auf ber
Steife bon SBefel am JRbein über Hamburg nad)
$aüe a. ©. gehabt bat, ba* golgenbe a(* feft=
gefteUt anjufeben:
@ine gewiffe, nidjt febr erbeblidje Slnjab^I
ber einigen Xaufenb Ratete mit i)rabtftiften (e«
mögen, Wie ba* erfte ©erlebt angenommen bot,
etwa 40 $afete geWefen fein) ift bereit* auf ber
(Sifenbabnfabrt bon SBefel nadj Hamburg teil*
jerriffen unb jerftreut, teil* ganj berluftig ge=
gangen. Offenbar War irgenb ein Unfall be*
fraglirfjen dnfenbabnwaggon«, ber be*balb audj
öur Slebaratur bat 9«^« foDen, bie Urfadje
geWefen. 3n &o!ge beffen fyat aber audb bie
gefamte übrige ©enbung bamal* bereit* eine
geWiffe SJefdjäbigung erlitten, bie barin beftanben
l>at, bafe äße $afete, wie ber ©a^utenfübrer
©untrer befunbet bot, im 3Bnggon burribeinanber
gelegen boben.
Digitized by Google
5>aburcf) crflärt e« pd) benn aud), bafj btc
33efdjäbigung ber ©enbung burd) Socterung ober
Serreijjung immer weiterer 83afete bei bem
2Scitertran«borte mehr unb met)r zugenommen
Im t. ^unädjft PnD wieber eine ganze Anzahl
Ratete in biefer SBeife befdjäbigt worben, al«
bie ©enbung am ©anbftrang ^icr au« bem
Grifenbafyuhjcißgon birett in bie ©d)ute ©üntfjer'«
übergetaben ift, obwohl btefe Arbeit an pd)
fachgemäß toorgenoniinen Würbe.
2)ann aber ift ber §aubtf traben §erbor*
gerufen, al« bie ©tifte au« ber ©d)ute heran ö
unb in ben 3)ampfcr „Wernburg" b^ineingelaben
Würben, jumal babei nad) ©üntb,er'« Au«fage
nod) aiemucfj leichtfertig Oer f obren zu fein fct)eint,
inbem bie Ratete bielfad) geworfen mürben.
$afe aud) Wäfurenb ber ftdfyvt oon Hornburg
nad) #alle ber ©d)abcn normal« mieber Oer*
gröfjert Worben märe, bafür ift fein Anhalt
tjcrborgetreten.
©« fragt ftct) bat)er, ob ber 93et(agte für
alle biefe 93efd)abigungen berantwortlict) ju
madjen unb ebentueü* ob al« bie Srolge feiner
93fltct)tbcrle&ung berjenige ©djaben anzufetjen ift,
ber fcier geltenb gemalt toirb.
$)ie erfte ftrage ift ju bejahen unb jtoar
toirb bem 93eüagten mit 9tect)t oon ber Klägerin
a!« 93fltd)tberle}ung oorgetoorfen, baß er e« nicr)t
für nötig gehalten fjabt, bie an it)n felbft
abrefpcrtc ©enbung überhaupt oon ber ©ifem
bfiffn abzunehmen unb bog er e« in $o!ge beffen
auch unterlaffen habe, bie nadj § 388 ©. 93.
borgefd)riebene äRitteilung Oon ber auf ber 83al)n
ftattget)abten 93efd)äbigung an pe ju machen.
gu Unrecht beruft ftdt) hier ber 93eflagte
barauf, bog, ba bie Auslobung ja bacmamtlid)
unb jtoar bireft in bie ©djute erfolgt fei, er
eine Ablieferung an pcf) felbft unb zwar juläffiger
SBeife unnötig gemacht t)abe, bafj aber aucb, in
anbetraft, bn& e« pd) bei ben §§ 307 Abf. 2
unb 388 ©. 93. um bi«boptibe« 8ted)t hanbele,
iljm eine r)iefige Ufance ju ©ute fornme, nod)
Welcher foldje lleberlaffung ber Aualabung an
bie ©ifenbaljnberWaltung felbft — in Anbetracht
in«befonbere aud) ber 93eftimmung Oon § 71 ber
93erfehr«*£>rbnung — al« fad)gemä§e ©rlebigung
be« ©pebitton«auftrage« angefeljen toerbe. ©ine
folcfje Ufance, bie übrigen« aud) nid)t ejiftiert,
würbe niajt in 93errad)t fommen fönnen, toeil
293
No. I*».
fie bem $Wede, ben bie ©bebltion ju erfüllen
bat, loibetfbvedjen würbe. 2Bie fdjon ba« erfte
©eridjt mit Sled)t ou«gefüf)rt Bat, bebient pd)
ber Kaufmann eine« ©bebtteur« gerabe ju
SWeden, wie beren einer b,ier in 3rrofle
anbernfall« Würbe Pd) bie 93eauftragung eine«
foldjen überhaupt bielfad) erübrigen. $ie 91 b=
lieferung an ben 93ef(agten ift aber aud) burd)
bie bahnamtlidje Ablieferung übertäubt nicht
umgangen worben, fonbem ber 93cflagte bat pd)
bei biefer Ablieferung, bie tatfädjlirf) erfolgte,
nur ber ©aljnbeamten al« feiner ©rfüu"ung«:
geholfen bebient, beren 93erfdjulben er nad) § 278
93. ©. 93. ju bertreten bot. Stofj ein foldje«
abfeiten ber 93at)nbeamten oorliegt, fann aber
i nad) obiger geftfteüung be« bamaligen 3uftonbe«
ber ©enbung nidjt zweifelhaft fein. Aud) fann
ben 93eflogtcn nid)t entlaften, bnfi jn bie Älägerin
iOrerfeit« al«balb bind) ir)ren AngefteQten, ben
3eugeu Äeil, bon ber ©adjlage unterrichtet
Worben fei. S)iefer ganz junge SDcenfd) War nur
ganz 3lÜäüig unb au« anberem ©runbe an ber
fraglid)en ©teüe geWefen, Wo ber (Sifenba^ns
luaggon mit ben 5)rot)tttjnren zum $wede ber
Au«labung aufgefteDt War. ®r hatte aud) nur
ganz oberfläd)Hd) beobachtet. Klägerin burfte
aber erwarten, bafj ber 93eRagte tro|bem fOHU
tetlung mad)en werbe. Wenn eine in 93etrad)t
fommenbe S3efd)Sbigung borliege, Währenb hier
ber 93eflagte fogar nod) im 9Brozeffe beftritten
hat, ba& überhaupt auf ber ©ifenbahn eine
93efd)abigung ftattgefunben habe. 3>ie Älägerin
ift barnad), al« einige Sage fbäter ber ©mpfänger
in $at(e ihr oon bem bamaligen 3uPanbe ber
©enbung Mitteilung machte, aud) nicht in ber
Sage gewefen, zu beurteilen, an wen pe pd) nun
halten müffe, foweit nod) 9tegre&ppid)tige au^cr
bem 93ef(agten in 93etrad)t fommen foQten. ®«
fonnten al« foldje au|er ber 99ab>bertoaltung
bie ©werführerei ©delmann = ©ähne unb bie
9teeberei ber ©aale = ©djiffer in ftrage fommen.
93eftagter, ber red)enfchaft«ppid)tig War unb
ebentued bie Uebertragung feiner Anfprüdje an
biefe ber Älägerin hätte anbieten muffen, h»t pd)
ftatt beffen barauf befd)ränft, jebe 93erantWortung
bon fid) abzuWeifen, ba bie ©ifenbahnoerwaltung
foWohl al« aud) bie genannten anberen beiben
3ran«bortführer (ebiglid) al« feine Frachtführer
I in 93etratf)t tönten, h'«f»^tlid) beren er nur
Digitized by Google
294
ito. Ifta.
gemäfj § 408 ©. 58. (alfo für culpa in eligendo) \
hafte. Sefetere* tft an fld^ richtig. So finb aber
bie etwaigen 9tegre&nnf bräche, wenn fie nicht
Bereite berjäfjrt finb, injwifchen {ebenfalls nicht
geltenb gemacht morben; nach Vorftehenbcm auch
atiein burdj Sdjulb bei Vertagten.
3Benn ber Söcflaßte ftdj cublid) auch noch
auf ben § 3 ber Slllgemcineti Vcbingungen be*
Verein* Hamburger Sbcbiteure in bem ©innc
berufen hat bajj barau« folge, er ^afte nur
gemäfj § 408 ©. V., alfo auger für 93er:
fdjulben bei eigenen $anb(ungeu, nur für Ver*
fcfjulben bei ber »u*WahI bon Frachtführern,
Verfrachtern n. f. W., fo hanbelt cd fidt) ja nach
Vorftehenbem gerabc um eine ifjm al* Sbebiteur
obliegenbe Verpflichtung ber Ghitgcgeunahme be«
@ute« unb ber ^Benachrichtigung. Ob biefe
Vebinguugen be* Verein* Hamburger Sbcbiteure
im übrigen, alfo boiau«gefefct ba* Vorliegen
be* im § 3 angebogenen § 413 jg. ®. V. im
Verhältnis ^rotfdheit ben Parteien in anwenbung
ju bringen waren, ober ob fie gar nicht mal
Atoifchen ben karteten bereinbart ftnb, fann
Darnach bahingeftellt bleiben.
Vci ber Beantwortung ber Weiteren ftrage,
ob ber Vertagte Wegen bet ihm nach Vorftehen*
bem jur Saft fattenben Vflichtberlc&ung für bie
Vefchäbigung nur eine* Seile* ber Vatete ober
für bie Vefchäbigung, fo wie fie fich fchtie&lid) in
#atle berauSgefreQt hat, haftbar $u machen ift,
ift babon ausgeben, baf? bie Klägerin, Wenn ihr
bom Vertagten Mitteilung bon ber Vefchäbigung
ber Senbung Währenb ber ©ifen bahn fahrt bflicb>
mä&ig gemacht Warben wäre, bie gefamte Sem
bung hätte umbarfen laffen unb fo — abgefehen
bon ben bereit« erwähnten nicht wieberherjuz
ftellenben 40 Varetcn — weiterer Schaben über=
haupt verhütet worben wäre. Sarau« ergibt
fich aber bie $afrung be* Vertagten auch f&*
bie Weiter auf bem Sraneport eingetretene Ve=
fchäbigung ohne SBcitere«. (Sine folche Wäre,
Wie anzunehmen ift, bei VfüchtcrfüHung bei
Vertagten unmöglich geworben. 35a mit ergibt fich
bann Weiter auch, bafj bie Klägerin ben Schaben
unbebenrtich fo hat lignibicren rönnen, Wie fie
laut ber Klaganlagen getan tyxt. 3)enn ber
Vertagte tmt "«« gemäfj § 249 V. @. V. ben
Suftanb Wiebcr herjuftetten, ber beftetjen Würbe,
wenn er bie fragliche Mitteilung nicht unter--
laffen hätte, Wenn alfo bie Senbung, abgefehen
bon ben ca. 40 Vafeten (0je aocr gegenüber ben
bieten Xaufenben bon Vareten nach ber eigenen
©rtlärung bei beNagtifchen Vertreter* eine nur
ganj unWcfcntliche JRoQc fbielen ronnten unb
baher für bte Betrachtung überhaupt austreiben
rönnen), unbefchäbigt, weit neu berbaeft in £atle
angerommen Wären. $Me Klägerin bätte aläbann
reinen Slbjug bon ber KaufbrciSforberung er*
fahren unb ei wären ihr auch Soften erfbart
geblieben.
2Ba« fchliejjlich noch ben ©inWanb be*
Vertagten anlangt, ben er au* ber Veftimmung
bei jWifdjcn ber Klägerin unb ftubolf Sclfheim
Wegen ber hier fraglichen Senbung gefchtoffenen
Kaufbcrtrage*: „frei Wnfunft Scbiff-^attc" ent*
nimmt, Wonach jWar bie Verfcnbung auf ©efaljr
bei Käufer* erfolgt fein möge, Hamburg aber
@rfüttung*ort für bie Klägerin geblieben fei, fo
rann e* bahingeftellt bleiben, ob in ber 3at
in biefem Sinne bie ftrage be* @rfüUung«=
orte* in jenem Vertrage geregelt geWefen ift
ober nicht.
®enn nach Vorftchenbem Würbe ja biejenige
Untertaffung, wegen beren ber Vertagte fdjabenS*
crfafcbflichtig ift, noch immer bor Demjenigen
3eitpunrte liegen, in bem bamach bie ©efahr bon
ber Klägerin bereit* auf ben Käufer übergegangen
Wäre (§ 447 V. ©. V.). ®* tbmmt aber auch
barauf nicht an. Denn bie Klägerin ift jur
Klage fchon be*halb berechtigt, Weit fie ja im
Sntereffe be« Käufer* ben Huftrag jur Sbebition
an ben Vertagten erteilt hat, mit bem auch fle
allein in bertraglidjer Vegtehung fteht. SBeil fie
nur im ^ntcreffe be* Käufer* mit bem Vertagten
abfehtofj, hält fich biefer auch wieber an fie. ©*
Wäre nur ein anberer, aber nicht notwenbig
einjufchlagenbcr SBeg, Wenn ber Käufer fich bie
Slnfbrüche gegen ben Vertagten bon ber Klägerin
hätte übertragen laffen, um bamach felbft gegen
ben Vertagten bor$ugetjen.
Digitized by Google
134. Strlnft einer Hille, »tldje beim ftsi ikininrnn
werben f«Ute, nad)btm bie Stifte faifritlg j»«rf* !lbl)«(iino
•n ben 9ia«b beö ©puppen« geftear mar; tpaftcl btr mit
ber «»^Aftiafl beauftragte 3r«djtfat)rer für biefen Serhifi?
$ugo Änoblod) <fc 60. in Hamburg
gegen
HRüIler & Vul« in Homburg.
Urteil bei 0. S. ©. VI bom 19. Oft. 1907,
burd) toeldje« bie Älage abgetoiefen tourbe.
©ntfdjeibung«grünbe:
$)te Veflagte toar bon ber Klägerin beauftragt
roorben, eine Äifte, bie im Verteilung«fd)ubben
ber Äaibertoaltung lagerte, nad) bem ©cmmeU
fcEjubben 0u beförbern. ©ie erfjielt ju biefem
3toerfe einen Xeilembfang«fd)cin. %ez Äutfdjer
ber Vertagten $orn ift bann mit bem quittierten
XeilembfangSfdjein nad) bem Verteilung«fd)u|>pen
gefahren, fjat fjiet ben ©djein an ben Sngefteüten
SRebentifdj au«gefjänbigt unb biefen gebeten, bie
Ätfte nidjt bei gadj 8, n>o firf) bie Äifte befanb,
fonbern bei 3radj 13 Ijerau«ftufe$en; bon fjier
tooHe er bie Äifte, toenn er bom ©djujtoen 13
fomme, tyolen. Stebentifdj fjat barauf bem Hn«
geftettten ber Äaibertoaltung ßljler« aufgetragen,
bie Äifte bei gaefj 13 fjerau«jufefcen. ©fjler« ^at
bie Äifte nad) %a<f) 13 gebraut unb fie auf einen
bor biefem gadje fteljenben SBagen geworfen, ba
er biefen SBagen für benjenigen bjelt, für ben
bie Äifte beftimmt mar. 3>iefe SKeinung mar
irrig. %et Sagen ift nidjt ber ber Veflagten
getoefen. (Er ift mit ber Äifte babongefaljren.
Von bem Verbleib ber Äifte fjat man nidjt«
gehört. $ie Älägerin »erlangt bon bem Veflagten,
al« ifjrem ftradjtfüljrer, ©djaben«erfa$.
2)a« 2. ®. eradjtet ben ©djaben«crfai}anfbrud)
ber Älägerin für begrünbet, ba ber Verluft ber
Äifte nadj ber «nnafjme burdj bie Veflagte
entftanben fei unb bie Veflagte audj bei ber
»uelöfung ber Äifte »on ber Äaibertoaltung
bie itjr obliegenbe «Sorgfalt au&er «djt gelaffen
%ai 8. ©. fjält junädjft bafür, bafj jtoifdjen
bem Äutfdjer ber Vertagten unb ben SIngefteUten
ber Äaibertoaltung eine Vereinbarung getroffen
fei, iufjalt« bereu, in »bänberung be« § 15 8bf. 3
ber f>amburgifdjen Verrieb«» unb ©ebüEjren;
orbnung für bie Äaianlagen bom 22. fcej. 1893,
295
Mo. 1*4.
bie Äaibertoaltung bie Äifte nidjt an bie IRambe
j be* Sd^uppeni, al\o an ben „regulären 8b*
üeferungSort" ju ftellen, fonbern an einem anberen
Orte abzuliefern gehabt fjabe. $>ie «bfidjt bei
biefer Vereinbarung aber fei bie getoefen, baff
bie Äaibertoaltung biefen Iransport (bom
„regulären" jum irregulären 8blicferung«ort)
nidjt meljr al* Vertreterin bei ©djiffer« (gemeint
frfjeint bie (Jtfenbalju ju fein), fonbern bereit* für
bie Vcflagte bejm. bie Älägerin al* beren Auftrag:
geberin au«füfjren foüte, eine Sluffaffung, ber
8orn burd) bie Uebergabe bei quittierten Seih
fdjeiu* un^meibeutigen $(usbrurf gegeben fjabe.
3)en Slbfrijlujj einer folgen Vereinbarung
i fjaben au*toeife beSXarbeftanbe« be« angefochtenen
| Urteil* bie Parteien nidjt beraubtet unb aud)
j bie #eugen toiffen bon foldjer Vereinbarung
nidjt*. 8?adj § 15 a. a. 0. Ijatte bie Äaibertoaltung
bie Äifte auf ben 9tanb bei ©d)ubben* ju liefern,
«n biefer Verbflidjtung tourbe baburaj nid)t*
geänbert, ba& itjre flngefteütcn bie Äifte ftatt bei
$adj 8, wo fie ftdj befanb, bei $ad) 13 an ben
9lanb be« ©djubpen« ftedteu. 3n*befonbere fann
baraud, bag ber (Smbfünger bor ffimbfang ber
gefdjulbcten Seiftung ba« @mpfang«betenntni*
au«Ijänbigt, nidjt auf bat Vorfjanbenfein einer
VertragSabfidjt gefdjloffen toerben. Äber aud)
toenn bie Slngeftedten ber Äaibertoaltung unb
3orn bie Slbftdjt geljabt bitten, einen Vertrag
mit einanber, einerfeit« für bie Äaibertoaltung,
anbererfeit« für bie Veflagte, über bie Vefdr*
berung ber Äifte an ben bei gad) 13 belegenen
9lanb be« ©djubpen« ju fdjliefeen unb foldjen
Vertrag mit einanber gefd)loffen Ijätten, fo toütbe
foldjer Verttag, ba bie Äontraljenten jum abfd)lufj
bon Verträgen nidjt ermädjtigt toaren, untoirtfam
getoefen fein. 3)ie Veflagte toürbe bemgemäg
aud) nid)t bereit« burdj Vermittelung ber Sin»
geftetlten ber Äaibertoaltung bie Äifte im ©inne
bei § 429 ®. V. „angenommen" fjaben. 3)er
Verluft ber Äifte toürbe bietmeljr nodj ju einer
3eit erfolgt fein, toäljrenb toeldjer fid) bie
Äifte im ©etoafjrfam ber Äaibertoaltung befanb.
„eingenommen" toürbe alfo in allen fällen bie
Veflagte bie Äifte erft bann geljabt fjaben, toenn
fie in bie tatfädjlidje Verfügungsgewalt be« 3orn
überführt toorben toäre.
%ai 8. ©. meint aber toeiter, e« fomme
I hierauf nidjt an, metl ber Veflagte audj ber-
Digitized by Google
296
ifeTnU-isft.
pflichtet gemefen fei, bie Kifte in orbnung*mäfjiger
SBeife bei ber Kaibermaltung au*juliJfen, bet
Kutfcher &oxn aber bie iljin obliegen be (Sorgfalt
außer 8ld)t gelaffen unb bie Beflagte bie* ju
vertreten habe. Ob 3orn faljtläffig gehanbett
hat, al* er bie Slngefteüten ber Kaibermaltung
erfudjte, bie Stifte bei gadj 13 jur bemnädjftigen
Slbtjolung burdj ihn auf ben Stanb be* ©djuppcn*
ju fejjen, fann batnngefteQt bleiben. Dann auch,
menn e* ber gaH fein foUte (ma* feine*roeg*
ofjne weitere* angenommen werben fann, jumal
nicht* barfiber feftfteht, bafj er finmeifung gegeben
r>ot, bie ÄKfte am Stanbe be* ©djuppen* unbewacht
fielen ju laffen), fo mürbe e* bodh für bie $aftung
ber »etlagten ob>e »ebeutung fein, weil jroifdjen
ber angeblichen t$ahrläffigfeit bei 3orn unb bem
eingetretenen Schoben ber Dom Siechte erforberte i
urfädjlidje 3ufamment)ang fehlt. Slidht burcr) bie
»nweifung be* &oxn unb burdj ihte Befolgung
ift ber Sdjabcn entftanben, fonbern bielmehr
gerabe burdj bie Siicijtbe folgung biefer SnWetfung,
nämlich baburdt), bafj ber Sngef teilte ®b,Ier« bie
Stifte n i rf) t an ben Slanb be* ©djuppen* bei
3fad) 13 gefteüt, fonbern bielmehr bie Kifte auf
einen SBagen geworfen $at, auf ben fie nietet
gehörte. Dafür, bafj ber ©djaben aud) bann
entftanben märe, Wenn ®b,ler« bie ihm erteilte
Snwetfung befolgt hätte, fehlt e* an jebem 8n»
halt. ©* inu| atfo angenommen merben, bafj
ntrfjt burdj bie ©djulb bei 3orn, fonbern bielmehr
burd) bie be« f&bleti ber ©djaben entftanben ift.
MS. •« (frfaM»l>«d)* »t« |« Uare*t »c
tuakialCK tttiftubtn mtgea ttalerMeiaea« ker<lkfdjdf<«rt»fe.
Kaufmann SBilb,. 9lot bemann
gegen
Stifter & Stöbert in Hamburg.
Klager mar bei ber Beflagten als ©efdjäft**
fübrer ihrer giliale in Breslau, namentlich für
bereu äujjercn Dienft ju 7200 X $ahre*gehalt
unb einer fpäter noch ju bereinbarenben Umfafc»
probifton, fomie gegen halbjährige Künbigung in
Dienft; Beflagte hatte ihm jum 1. Oftober 1904
getünbigt.
Kläger flagte junädjft auf geftftellung ber
Unmirffamfeit ber Künbigung unb »erlangte u. a.
390 X <£ntfd)äbigung für bie entzogene Sätigfeit
Oll" «nintil 4*trU(, «arnkmg, $trauaatr«t< 44. tcraftrrt
al* Stetfenber für bie geit bom 1. Oftober 1904
bi* 15. gebruar 1905 für 65 Soge & 6 X.
Da* O. 2. ©. VI fpracb, burd) Urteil bom
29. Oftober 1907 bem Kläger bie ^äifte bie|es
Betrage* ju.
Hui ben ©rünben:
Dem S. @. ift barin nidjt beijuftimmen,
baf) e* bem Älöger ben 93etoei* auferlegt, mann
unb miebiel er gereift fein mürbe.
$>er mit SReifen befa^aftigte $anblung«gef|ülfe
hat prinjibiell Hnfprua^ auf ®rfa& für nia^t ge»
jaulte Steifegelber
»gl. ©eufferf* «rrf|ib «b. 52 Sir. 29; 54
Sir. 157,
#anf. ©er.«3tg. ^ptbL 1900 Sir. (55; 89,
Stedjtfbr. ber O. 8. ©. fflb. 2 ©. 311; Ii
S. 464; 7 6. 148.
Der fo bebienftete ©eftülfe bat alfo ein Sted)t
auf Steifetätigfeit. Die Dauer berfelbcn ju be=
ftimmen, ftet)t im (Srmeffen be* $rin^ipal*, aber
nicht in feiner SSidtür,
f. auger ben obigen Sitaten noa^ $anf. ©er.«
3tg. $ptbl. 1900 Sir. 71.
Die blo&e Behauptung, bafj ba* Sieifen
wegen ber (Srfolglofigfeit bei Slngefteltten ben
boten fei, genügt nid)t. mufj hinjufommen,
bafj ber SJlifjerfoig berfo^ulbet ift,
bgl. Sledhtfprea^ung ber O. Ä. ©. »b. G
@. 464,
Ste$t 1904 ©. 256.
Sine brauchbare Unterlage gemährt ber
Durdjfdhnitt früherer
«gl. ©euffert'» Srdjib *b. 52 Sir. 29.
3n biefer ©ejiehung ift aber bie Beregnung
be* Kläger*, melier 65 £age al* Durchfdjnitt
angibt, nicht angefochten. Da ferner feftfte£»t,
baf) Kläger aSertrauen*fpefen bejog, fo ift ihm
ba* ju erfeb^n, roa* er infolge Unterbleiben* ber
@efchäft*reifen für feinen Unterhalt au* eigener
lafaje hat aufmenben mfiffen. Diefen JBetrag
bemifjt ba* ©eri<ht mit Stürfficht barauf, bafj
Kläger Familie unb eigenen $au*ftanb beftftt unb
»etlagte felbft für biefen $aü 3 M. angemeffen
erachtet, auf 3 X pro Xag. <$* ergibt fi^ fo-
mit für 65 Sage ein Betrag bon 195 X
1 «46. «{iintoortl. *«»aft«ur Dt. •. «. «J r « » » 1 1 , «4«<tur,i
Digitized by Google
Mo. 50.
297
So. 136.
§anfe<rttfd|t ©rrititögeitaft.
<Äaupt6fatt.
iatt&eUudjtltdje lalle*
XXVIII. Jahrgang. (40. 3afjtganß bet $anbel*gerid)t«.3eihmg.)
f«t» fir ben 3«^r|fl«|: $fln*t* aab Beiblatt arit Slcffflcr SO JU — $ant»tblart aOeia mit Kcgifler 16 X
»eiblatt «Bein mit »tflifttr V, M.
gierte« Quartal.
Homburg, ben 12. Stjembtr.
1907.
3nf)olt: 6b. jpoljapfet in Hamburg gegen bit $eulid)e
INwipftöifjabri* • ÖWedfdjafi Soimo« in Hamburg. —
6d>n>et$erifd>e Unfadoerfubeninge • V. • 0. in SBintertbu»
gegen bie «ftien ■ »ietbrouerei Wariembol in SBonMbed.
12*». Sernntwortlidifeit be« 6a)iffe6 für 64abea
burrfj teilweifeti 9ttt*fd)meljC!i «an Salpeter bei Ocltaag
ber neifllirence-ftlanfeir t»cnn btr Stäben wabrfdjeinlid»
butrtj Uiibidjtiafrit eine« tanU eatjtanb.
6b. ^oljabfel in Hamburg
gegen
bie Sieutfdje 3>ampf fc^if f a&rt«=©cfellf c^af t
fto«moä in Hamburg.
Klägerin bedangt »on ber »öeflagten al« ber
(Siaentümerin bei 2>ampfer« „9ttcaria" ©rfaty be«
©djaben«, ber ifjr al« ber burd) Äonnoffement
legitimierten ©mbfängerin einer mit ber „9ficaria"
»on ©oleta 93ucna nad) Hamburg ncrfd)ifftcn
©albetcrlabung nad) ib,rer töeljaubtung burd)
teiltoeife« 9lu«fd)meljen oon 2f>0 ©ftden ©albeter
in beut Soberaum 4 an ber SBadborbfeite ent=
ftanben tft.
$ie SBeflagte bestreitet, bog ber SJcrluft auf
ber Steife entftanben fei, ebenrueH baß pe bafür
Ijafte, unter Berufung auf bie im Äonnoffement
enthaltenen ^reijeicbnungstlaufeln. ©ie bot bor:
tragen (äffen: Älägerin fönne überall nitöt nad)s
kneifen, baß tfjr ein <&enrid)t«berluft an ©alpeter
entftanben fei, ba ba« Jronnoffement bie Älaufel
trage: Woight unknown. SBeiter fei fte gefdjüfct
«mntli 1,
burd) bie Ätlaufel: „not responsiblo for broken
bags, all on board to be deuvered'. ©er @runb
ber ?lu«fd)meljung fei nidjt mit ©id)erf)eit feft*
geftellt. Sil« mögliche Urfad)e fei in bent Sitteft
ber nautifdjen©adjberftanbtgenbom lö.^uni 1906
angegeben, bajj beim Stoffüllen ber Xante ober
burd) Seden bcrfelbcn SBaffer an bie ©albeter--
labung gefommen fei; möglirt) fei aud), bafj fid)
ba« SJilgenmaffer geflaut fyabc unb an bie Sabung
gelangt fei. $n beiben fällen fei fie burd) bie
ftrci$eid)nung bon ©eegefaljr unb bon »Jabr=
ISffiflfeit ber 99efa$ung gebedt. 3)ajj bei eintritt
ber Steife bon Hamburg im ©ebtember 1905 ba«
©rfjiff in allen Seilen feetüd)tig, in«befonbcrc audj
bie Xanfö boßfommen bidjt gemefen feien, ergebe
ba« Sitteft 00m 22. Oftober 1906. $er ©cbaben
fönne aud) burd) ©albcterjaudic entftanben fein
ober baburd), bajj ber &eudjtigfeit«geb,alt be*
ftifd)eu Salpeter« burd) ba« ©igengeioidjt nad)
unten gebrüdt unb baburd) bie unteren ©äde
gcia^moljeu feien; aud) für foldje, auf bie 58e=
fd)affenbeit ber 5Bare äurüdjufübtenben ©djäben
fei fie nid)t bnftbar.
©ie Klägerin l)at barauf bingeroiefen, baß
auSiueteltd) be* Slrtefte« bom 27. Df tober 1906
nad) ©ntlöfdjung be« Stampfer« „9iicaria" ein
offene« 92ietlod) be« in bem Saberaum 4 an ber
2)adborbfeite beftnbltd)en tBobentanf« feftgefteQt
fei, ba& bie »efäcintgung ber ©eetüd)tigtcit in
bem Sitteft ftd) nur auf ben S^i^unft ber Slu«s
reife öon Hamburg, nid)t auf ben be« antritt«
Digitized by Google
298
No. 1*6.
ber (bier allein in SJetradjt fommenben) Stüdreife I
bon ©übamerifa be&iebe unb baß nadj bem in
ber Verdatung gefdjilberten Verlauf bec Sluäreife I
bie aRöglidjfeit, baß bie Unbidjtigfeit auf ber
Slu&reife entftanben, alfo bor unb bei bem Antritt j
ber fyev in Söetradjt fte^enben gradjtretfe bon
(Saleta 83uena nadj Hornburg fdjon borbanben
geWefen fei, fe$r nab^e liege.
3)a& S. ®. Hamburg B,at burdj Urteil vom
7. Februar 1907 ben Älageanfbrudj bem ©runbe
nad) für berechtigt erflärt.
»om D. S. ©. II Würbe bie beflagtifdje
Berufung am 6. 3uli 1907 äurüdgemiefen.
©ntf d)eibung*grünbe:
auf ©runb bei StrtefteS ber nautifdjen
Snrfwcrftänbigen bom 15. %wm 1900 ift (in
Uebereinftimmung mit bem lanbgeridjtlicfaen
Urteil) babon auszugeben, bog Bon ber ^ter
fraglidjen, im fiaberaum 4 an ber SSacfborbfette
untergebrachten ©albeterlabung bie unteren Sagen I
©äde trofo genügenber ©arnierung mebr ober
weniger auägefdjmoljen waren unb baö bamit baä
SSorbanbenfein eine« ©djabenä für bie Älägerin ]
bargetan ift. Stuf ben Umfang be£©d>aben6 fommt i
ei für bie gegenwärtige, nur auf ben ©runb
bei (Entfd)äbigung«anfbrud)3 $u bcfdjrönfenbe
®ntfd)eibung nidjt an. Sluf bie Älaufel : „Weight
unknown" fann fid) Seflagte, foWeit ei fid; um I
ben ©runb bei SlnfbrudjS ^»anbelr, betyalb nidjt
berufen, weil Älägerin ben 99ewei§, baß if>r ein
Xeilöertuft aus beftimmten (Baden entftanben
ift, nirf)t aui ber im Äonnoffement enthaltenen
@eWid)t3angabe, fonbern in anberer SBeiie, nänu
lid) burtfj ben in bem Sitteft Wiebergegebenen
Sefunb ber ©adjüerftänbigcu nadjWeiien will unb
nadjgetoiefen bat. ©benfowenig fommt liier bie ,
Ä'laufel: „Not responsible for broken bags" ju
©unften ber »ellagten in 58etrad)t; benn ei
banbelt fid) nidjt um einen Serluft, ber burdj
^latyen ber ©äde entftanben ift, fonbern um
einen Schaben, ber bie in ben ©äden befinblidje
SBarc in anberer SBeife ali burrf) Slawen ber '■
©ade betroffen "bat.
Sern 8. ©. ift ferner barin beijuftimmen, J
baß ber Söeflagte für ben wäbrenb ber Steife
entftanbenen «erluft gemäß § 600$.©.$. baftet,
wenn fic nid)t beweift, baß ber Serluft auf Um:
ftönben beruht, bie fie nad) bem ©efefc ober nadj
ben befonberen iBeftimmungen bei ftonnoffementd
nidjt $u bertreten bat unb baß, Wenn bie ©djabenft:
urfadje nidjt aufeuflären ift, bie »eflagtc bin*
fidjtlid) aller nad) ©acblage al* möglid) in
SBetradjt fommenben ©djabenSurfacben ibre S9e*
freiung bartun müßte, liefen S9eWet& eradjlet
aud) baä SBerufung&geridjt nidjt ali gefügt.
3>ie nautifdjen ©adjberftänbigen hoben in
ihrem Slttefte bom 15. $uni 1906 ald nidjt aui-
gefdjloffen bezeichnet, ba| burdj Sedage bei
(wäbrenb ber ga^rt jeitweilig gefüllten) Xanf*
SBaffcr in ben 9taum gebrungen ift. 8lu3toei«lid)
be$ bon ber *8ef Jagten felbft beigebrachten Slttefteö
bom 22. Dftober 1906 b,at fieb nadj ber @nt-
löfdjung be* 3)ambfer8 im %nni 1906 berauS-
gefteüt, baß gerabe in bem JRaum, in bem ber
befdjäbigte ©albeter oerftaut gewefen war, fid)
auf ber 3>ede bei Sobentanfä ein offene« 3Jietlodj
befanb. 2)urcf) biefen Umftanb gewinnt bie Sin:
nabme, baß bie Sefcbäbigung infolge Unbidjtigfeit
bes %ant& eutftanben ift, fer)r au 3Babrfd)einlid)feit
(bgl. ben är)nlirt) liegenben gaU in $an|". ©er.=
8tg. 18i.»8 §ptbl. 9Zr. 95). Äiefer möglidjcn
©djabenäurfadje gegenüber genügt ei nidjt, wenn
S3eflagte fid) barauf beruft, baß fie fid) bon ber
Haftung für bie ©efal)ren ber ©eefabrt unb für
92ad)läfftgfeiten ber Sefa^ung freigcjeidjnet §abe,
ebenfoWenig genügt ei, Wenn fie fid) barauf
beruft, baß ba$ ©djiff bei ber Stuäreife oon
Hamburg im ©ebtember 1905 ali feetüd)tig unb
bie Xanti ali bidjt befunben ftnb.
3)ie f^reijeiebnung bon ©eegefabr Würbe bie
sJ3cfIagte nur fdjü^en, wenn bie Unbidjtiglcit erft
wäbrenb ber bier in ^rage (ommenben (im
SJearj 1900 angetretenen) Steife bon ©übamerifa
nad) Hamburg burdj ©reigniffe, Weldje auf bie
eigeittümlidjen ©efabren ber ©ee unb ber ©ee=
fdliffaljrt ^urüdjurübren Rnb, entftanben wäre.
&i ift aber leineswegd audgefdjloffcn, baß bie
ba* ©djiff $ur SBeförbcrung bon ©albeter im
Saberaum 4 an ber Sadborbfeite untüchtig
madjenbc Unbidjtigfcit am lanf fdjon beim
Slntritt ber Slüdreife bon ©übamerifa borbanben
War, jumal audtoeiälid) ber Serflarung ba«t ©d)iff
fdjon auf ber SluÄreife bon Hamburg Wilben
©eegang gehabt r>atte unb außerbem im 5>ejember
1905 auf ber Steebe bon ajfejilloneö bon einem
Xorbebo getroffen war, fo baß im ganzen ©djiffe
eine ftarfe ©rfdjütterung berfbürt Würbe.
Digitized by Google
SBenn bie Unbidjrigfeit am Sanf bei Antritt
bcr Sftüdretfe bon ©übamerita borljanben war,
fo haftet bie 99eMagte, ba biefe StQctreife eine
felbflänbige unb jwar für bie 33eförberung be*
©alpeter* bie adeln in 93etradjt tommenbe
ftradjtretfe War, gewäfj § 559 ®. 99. $n biefem
SraDc wirb bie 99et(agte audj burdj bie99eftimmung
in Art. 1 ber Conditions of shipment: „Not
responsible for lossea or averages
occasioned by defects in hull, tackle,
boilers or machinery or tbis appurtenances"
nirbt gefdjüfet. $enn berartige Älaufeln fefcen,
wie 93oljen* (9?ote 10 ju § 559 $. ®. 99.) mit
fRedjt au&fübtt, borau*, baft bei Antritt ber
Steife alle* in orbnung*mäf$igem 3uftan*>c tfdj
befanb. Unter biefen Umftänben fann e* für
ben borliegenbcn $aH babingefteKt bleiben, ob
(wie anfdjeinenb in bem bereite erWabnten Urteile
bei O. 8. ®. #anf. ©er.^tg. 1898 $ptbl. Ufr. 95
gefdjeben) ein fdjabbafter «ttiet in ber $ede bei
99obentanf« al* defect in hull ic. anjufeljen ift,
ober ob (wie bat 8. ©. in bem angefochtenen
Urteile annimmt) £anf* nidjt al* ju bem „bull"
ober beffen „appurtenances" gebörig ju betrauten
ftnb. $>en 93eWei* bafür, ba& ba* ©driff bei
Aujnaljme ber Sabung in feetüdjtigem 3uftanbe
War ober baf» ber 9Rangel audj bei Anmenbung
ber Sorgfalt eines orbentlieben 93erfrad)ter* nief^t
entbeden mar, müßte bie 99ef(agte führen.
tJür ben ©tüdgüterberfebr — unb um foldjen
fjanbelt e* ftdj b'er — fann ber ©a& nidjt
gelten, bajj bie borbebnltlofe Ablabung unb
©eftattung ber Abreife ein 3u8eitänbni* &er
©eetücbtigfeit enthalte (bgl. Sio^en* 9Iote 2 a
ju § 559 ©. 93.). Audj toenn eine lieber*
tjolung bei ©djiffe* t»or Antritt ber 3tüdreife
ntdjt foüte Oerlangt toetben fönnen, mufj bie |
99etlagte bie folgen einer ©eeuntüdjtigfeit ,
tragen, bie bei einer — jebenfaQä möglichen —
Unterfudjung bti ©djiffe* bor Antritt ber
9tüdreife, wenn bamal* bereit* borljanben, audj
blatte entbedt werben müffen.
299
No, i»*-m*.
12". Oft ber Serfiajerte }ttm ^flrf tritt «am 8er-
£4crungf»ertrage fetrt^ttgt, wenn ba« 9H{U» »etftttfrt
ifl inl kern Berfiiftcrer na* kcrfalkc i* fiUttst g«0c ■««
Ä«d)t auf ttuffjrbung brS Otrtragei ftuftefet, fett 8trfid|ttet
Do» fciefem Sitdjtt aber feinen (tfel>raud| flemattjt Ijat?
©djtoeijerifdje Unfalloer fieberung*: A.=®.
in SBintertljur
gegen
bie Äftien-93ierbrauerei SRartentljal
in 9Banb*bed.
2)ie93ef tagte bat auf ©runb eine« SJerfidjerung*:
antrage« eine 93eruf**$aftpflid)tberfidberung auf
bie Stauer bon 5 ^abren genommen mit 93eginn
oom 15. Januar 1!»02. Saut getroffener Ber*
einbarung Würbe bie $rämie für bie 5 3abre im
borau« bejaht. Gs« war weiter bereinbart, baß
bie 93erfidjerung al* ftiUfdjmeigenb für bie gleite
3?itbauer erneuert gelten foHe, fall* fte triebt
brei STtonate bor Ablauf gefünbigt werbe. (Sine
foldje Äünbigung bat nidjt ftattgefunben. Älügerin
bat auf bie 93rämie für bie nädjften 5 %af)xe
Älage erhoben. Sie 93etlagte weigert ßo^lung,
tnbem fie einwenbet, bafe fle bom Verträge jurüd=
getreten unb bierju beredjtigt geWefcn fei, weil
ba* SRififo fieb geänbert unb bie Klägerin Uebers
nabme bei beränberten 9tififo« ju ber alten
Prämie berweigert, Dtelmebr eine 9Jrämien=
er^öbiung geforbert babe.
$)a* O. 8. ©. I entfprad) am 11. Dttober
1907 ber Älage.
örünbe:
®* berrfdjt ©inberftänbni* barüber, ba& ber
urfprünglidj für bie 3«* *>om 15. Januar 1902
bi* 15. Januar 1907 abgefdjloffene S3erfidjerung«>
bertrag auf ©runb bei § 13 ber Allgemeinen
93erftcberung* * 93ebingungen für einen gleichen
3eitraum bon 5 3a§ren baburdj erneuert warben
ift, bag Söeflagte ib^n nidjt brei SRonate bor
Ablauf ber 93erfidjerung gefünbigt bat, audb ift
nidjt ftreitig, bag btc Prämie auf bie ganje
'Hauet ber Süerjtdjerung im borau* ju jaulen
war. 3)er flagenb geforberte 99etrag War fomit
bereit* fällig geworben, al* am 18. %an. 1907
bie 99etlagte bie Anfdjaffung eine* 2ran*port=
Motorwagen* anzeigte unb um Anerfennung bat,
bafj berfelbe obne 9kämienert)öbung mit unter
bie S3erftcberung falle.
©treit berrfdjt nur barüber, ob bie 99etlagte
babutd) ein 9ted)t auf Aufbebung bei 93erpcberung*s
Digitized by Google
300
No. 1»?.
bertrage* erlangt fjat, baß fetten« ber Älägerin,
nadjbem eine (Sinigung über bie Sahlung
SWeljrtorämie nicfjt erhielt toorben toar, ber
©tanbtounft oertreten toorben ift, baß nunmehr
bie JBerfieberung in bisherigem Umfange, alfo
unter 9u*fchluß be* mit bem 3Rotor oerfnätoften
SHfifo«, toeiterbeftef>e.
SKaßgebenb für bie ©ntf Reibung biefer ftrage
ift ber § 4 f ber einen Zeil be* jtoifchcn ben
Parteien Vereinbarten Sertrage* bübenben SlQg.
8erftcherung«*5Bebingungen. fcerfelbe lautet:
„Unterläßt ber JBcrftcherung*nehmer bie 8n-
jcige bon ber Seränberung in feinem ^Betriebe,
ober toeigert er Reh, bie tarifmäßige 9Jiet)c-
orämie ju jaulen, fo fteht e* ber ©efellfchaft
frei, bie UJerRdjerung rüdtotrfenb auf ben
SBeginn ber Seränberung al* erlogen ju er-
flärcn, fo baß bie ©efellfchaft für bie feitrjer
eingetretenen ©djabenSfälle nicht einjuftehen
hat. 3)er SSerRdjerte bleibt aber jur 3afjlung
ber Prämie bi* $u bem Qe'ity unft, in »welchem
bie ©efettfdjaft bie Stufhebung ber SBcrfidjcrung
au*fprid)t, berpflidjtct."
Unju treffen b ift bic bon ber Klägerin ber*
tretene SlnRcfjt, baß bie unter § 4 f enthaltene
Seftimmung nur für lanb= unb forftwirtfcf)aftUd)e
«Betriebe gelten foCe. Vluf ben für biefe SlnRajt
angeführten llmftanb, baß in ben bem § 4 f
boraufgcfjenben SBeftimmungen nur unter § 4 d,
ber fi<f) auf lanbs unb forftioirtfet)aftlicr>c ^Betriebe
bejiebt, bon einer & n j e i g e gebrochen toirb,
fann — jumal bei SJerüdftchtigung ber ganj
generell lautenbenUeberfchriit be*§ 4 : „Prämien*
beredmung unb SSeränberung ber SBerfidjetung"
— ein entfdjcibcnbc* ©ewidjt nid)t gelegt, biefc
mehr muß angenommen toerben, baß bie unter i 3luffaffung 5lu*brutf gegeben, baß beim §ort=
§ 4 jufammengefaßten sJ3ebingungen, infotocit I beftetien ber SJerRcherung nur ba* 6i^t)ert0e
nid)t a u « b r ü d ( i et) etwa« aubere* gefagt toirb, i SHififo berfidjert fei.
anberen SBortlaut b,at al* § 4 f ber hier maß*
gebenben SBebingungen.
2)em 2. ©. ift nun barin beizutreten, baß
ber § 4 f {einerlei «nfjalt bafür getoährt, baß
bann, toenn bei einer SBeränberung im ^Betriebe
be* SBerfidjerten eine (Einigung in ^Betreff einer
ju jahlenben 3J<ehrbrämie nid>t erhielt toirb unb
bie Serftcherung*s©efeüfchaft bon bem für biefen
0aU ihr juftet)enben Stechte, bie SBerRcherung für
erlofchen ju erflären, feinen ©ebrauch macht,
nunmehr bem ajerfidjerten ein foldie* Otecfjt ju*
ftehen foü. ©ie Siefrimmung ift ihrem SBortlaut
nach nur fo ju berftehen, baß lebiglich bie
93erficherung*:©efetlfchaft im gebachten ftalle jur
Suflöfung bei a3erpdjerung*bertrage* berechtigt
fein fott. fOladft fte bon biefem Stechte feinen
©ebrauch, fo befteht ber Vertrag toeiter. 3toe*fcI=
haft erfcheint allerbing*, ob bann ba* beränberte
ober nur bat bisherige SRifif o unter bie aSerRdjerung
fällt, ©iefc ^rage bebarf hier aber nicht ber
©ntf (Reibung, ba e* Rd) jur 3eit um bie Zahlung
bcr SBerfidjerung*|>rämic hanbelt unb biefe beim
SBeitctbeftehen be* Verträge* unter allen llmftäm
ben befahlt toerben muß. 5)ie ©ad)e fünnte
bielleid)t ju ©unften ber SBeflagten einer anberen
^Beurteilung bann unterliegen, toenn Älägerin
ftctj au*brüdlid) geweigert hätte, ba* neue 9tiftfo
mit ju tragen. $n liefern gaüe fönnte möglicher^
toeife bon einem 9tüdtritt*redjte ber SSeflagten
bann bie JRebe fein, toenn man annähme, baß
ba* beränberte SHifito bei nicht erfolgtem «Rüdtritt
ber Klägerin unter bie 33crfid)erung fällt, ©iefer
gall liegt hiev aber nicht bor; Klägerin hat fo=
toohl in ben bem $ro$effc boraufgegangenen
»riefen al* auch im 53rojeffe fclbft lebiglich ihrer
fich ohne 3tücfftcht auf bie Srt beö «etrtcbe*
aQgemein auf alle SBerficherungen beziehen foücn.
3)ie unter f enthaltene »eftimmung muß baher
auf ben boiliegenben §aD Stntoenbung ftnben.
Sei Siu*lcgung biefer Sieftimmung muß bn*s
jenige, toa* bic iBeflagte unter 5Bejugnah»ne ber
Sebingungen ber 9thcnania unb ba* in Sachen
9thenania c. 9?eue ©barfaffe ergangene Urteil
ausgeführt hat, ganj au*frheibcn, weil ber § 8
ber SBebingungen ber Sthenania einen torientlich
SBiU bic JBeflagte SUarfjeit barüber hoben,
toie toeit nach erfolgter Slenberung im ^Betriebe
bic Haftung ber Klägerin reicht, fo toirb ihr
nidjt* anbete* übrig bleiben, al* bie Erhebung
einer gcjtftcllungöflage. ein ^ntereffe auf al**
balbigc gcftftcUung befteht für fie ganj offenbar,
ba c* für fic bei SJerneinung ber Haftung ber
Älägcrin über ba* bi*herigc JRinfo hinau* felbft=
berftänblich bon SBidjtigfcit wäre, ba* toeiter--
gehenbe SRififo anbertocitig 511 berfichern.
Ott« Vltit «eil «««lag, «ambar». «enntanftrai« U. «naf»rti»a I t*5. *<Taittirml. »»»jftiut Dr. «. S. »t a n » 1 1 . ©imbiiri.
1 ni<f to» 3 «titi4 •)'( uu. t>jmtiii;i.
Digitized by Google
So. 51. 301
No. l»t».
§ttttfei!i!fdje ©crWjtöjeitmijj,
«ÄauptBIatt.
|an)eUredjtltd)e falle.
XXV IH. ^ah^an^. (40. 3a^tgang bet $anbel*geri$tt.j8eihmg.)
frei« fflr lc« Seegang: Beiblatt mit »efliflcr 80 X - $in>tblatt «Oda mit Kefifkr lfi A
Beiblatt aflela mit fttgißer IS A
$ierfe* fcUtttof. Hamburg, ben 19. Sejembtr. 1907.
3*|ait: 3folatorljülie „egner", «. m. b. $. - Wefüng-
i?rrf 3ifiitfrffiiborf iH. '£eit><! in Sierliu ^geu bif ijtnanj-
»«putoHon in Hornburg. — 3ebb 8rotb>» in Wlajflotu
Hegen jp SNrtjer & Co. in «üb«!.
128. Sic »erfajrift be« 6 8 Hbf. 8 beö (s»*f«ljti
betr. (ttefeQfdiafteii mit beffbränttcr Haftung, bafj in ber
ftnuietbung bie Serfidieruiig abzugeben fei, bie Horn Wefetf
erforberten fieiftungea feie« auf bie Starameinlagen be»
wütt uab btt (Segenftnnb ber Seiftanges beftabe f«4l in
ber freien SJerffigung ber WcfdjäfKJfübrer. belieb,» fid| nur
auf bie ©elb. Mab aiftjt auf bie 6a4ein(ages.
Sfolatorljülfe „Egner", ©. m. b.
3n ©adjen betreffenb Eintragung obiger
ftirma in« $anbel£regifter befdjlofj ba£ 9. ©.
Hamburg am 25. ©cbtbr. 1907 8blebnung bet
(Eintragung.
©tünbe:
SRadb; § 7 Slbf. 2 be* ©efefce* betteffenb bie
©efellfdjaften mit befdjtänftet Haftung barf bie
Hnmelbung bet ©efeQfdjaft jur Eintragung in
ba& ^»anbelSregifter nur erfolgen, nadjbem bon
jeber ©tammetnlage, fotoeit nidjt anbete alä in
©elb ju leiftenbe Einlagen auf baä ©tammtabital
gemadjt finb, ein SBierteil, minbeftenS aber bet
Vertag bon 250 M. eingeölt ift unb nadj § 8
Stbf. 2 bei gcnannttn ©efefceg ift in ber 9Ln-
melbung bie Serfidjerung abzugeben, bajj biefe
im § 7 Slbf. 2 bejeidjneten Seiftungen bewirft
finb unb bog ber ©egenftanb berfelben in ber
freien Skrjügung ber ©efdjiiftefüljrer ftdj befinbet.
3>icfer leiteten Sorfdjrift entfbtidjt bie
botlicgenbe Snmelbung infofern nidjt, al« ber
©cfdjäftßfüfjret bie borgefdjriebene 83 crft Gerung
[ebtfllid) in bejug auf bie in ©elb ju leiftenbe
©tammemlage unb nidjt audj in bejug auf bie
übrigen, nadj § 5 bei ©efeUfdjafttbettrage« burdj
©adjeinfogen ju begleidjenben ©tammeinlagen
abgegeben bot.
SRadj ben SRotiben bei ©efefceä min biefe*
im 3nt«fffe dritter berfjüten, bafj bie ®efett=
fdjaften oljne jebeä greifbare Vermögen in«
Seben treten unb be£ljalb bedangt baffelbe bor
ber »nmelbung ber ©efeüfdjaft eine «DlinbefU
ein^ablung auf jebe in ©elb ju leiftenbe ©tamm?
einlage unb forbert in ben SBorten .... „fotoeit
nidjt anbere alä in ©elb §u leiftenbe Einlagen
auf ba8 ©tammtobital gemadjt f*nb" unter
allen Umftönben bie botle Seifrung ber ©ad>
einlagen.
3Kit biefem SBiOen be% ©efefee* unbereinbar
ift bie »u«legung, feie ffc in ©taub'« Äommentar
jum ©efe^e betr. bie ©efeQfd)aft mit befdjrantter
Haftung II. Slufl. SInm. 13—28 jum § 7 gegeben
ift, toeldje barjutun berfudjt, bafj eine ©adj»
einlage bot bet Eintragung bet ©efeQfdjaft toeber
boQ geleiftet tocrben nod) jur freien Serfügung
ber ©efd)äfteführer fte^en mu§ unb ba& beSb^alb
bie im § 8 be* ©efe^e« geforberte S3erfid>erung
auf ©adjeinlagen fid) nidjt erftredt. S)ie Äon=
fequeni biefer Sludlegung mürbe fein, bafe eine
SSerfidjerung ber anmelbenben ©efdjättJfü^rer
übetbaubt nidjt gefotbett metben fann in ben
ftatten, too bai gefamte ©tammlavital burdj
Digitized by
302
Mo. in».
©adfjeinlagen aufgebraßt Wirb, ffittt aber bie I
SJicrfidjerung fort, fo gefjt bamit aud) bie natt) j
bem ©efefee burd) bie Serfidjerung ju fdjaffenbe
©eWüfjr bafür berloren, ba& bie ©efellfdjaft auf
materieller ©runbtage in« Seben tritt, ©o(d)e
$tu«legung berftö&t aber fo offcnfidjtlid) gegen
ben ©efefce«wiUen, baf» ba« ©erid;t tfjr ntdjt
beiäurreten bermag. E« berweift bieÄbejügltd)
foWoljl auf bie bon ©taub in feiner bon tfcm
felbft befdjafften erften Auflage feine« Äommentar«
ju ben §§ 7 unb 8 gemadjten Stu«fübrungen,
h)ie in«befonbere auf ben bem 9teid)«tage bor*
gelegten Entwurf nebft IBegrünbung be« ©efefee«,
JBerlin, ©arl Lehmann'* Verlag 1892 ©. 44:
„©ei ©adfjeinlagen fann eine nur teilweife Seiftung
natürlidj nidt)t in grage fommen. Ser ©egen*
ftanb einer folgen Einlage mujj bielmetjr unter
allen UmftSnben ber ©efeHfd)aft fdjon bor bet
Eintragung unberfürjt jur Verfügung gefteQt
Werben, wenn aud) unter Umftanben bie Weiter
jur Erfüllung ber Einlageberbflidjtung nod) er-
forberlidjen JRcdjtSaftc, Wie namentlidj bie
grunbbud)tnäf}ige Ucbertragung be« Eigentum«
an Immobilien, junädjft nod) borbebalten bleiben
müffen. Sie Seftimmung im § 7 Slbf. 2 ift
bementfbredjenb gefaxt!" Siefer flaren
Segrünbung gegenüber, mit Welcher ba« ©efefo
unberänbert angenommen Worben ift, fdjWinbet
jebe« ©eWidbt ber S(u«füljrungen be« Äommen*
tatorö ber ^weiten ©taub'fd)en Sluflage.
(£e erbaut flar, baf) ber ernannte ©efdjäft««
führet ebentuefl mittel« SBorbertrage« fid) bie
Verfügung über bie ©adjeinlagen berfdjaffen
muß, bamit er bie im § 8 Slbf. 2 erforberte
Ertlarung aud) be&üglicf) ber ©adjeinlagen unb
jwar in ifjrer Totalität abgeben fann. Erfotbert
Wirb bjer bom ©efefee nidjt bie binglidjeXrabition,
fonbern bie „Verfügung" über bie „©egenftänbe",
b. b- SRedjte, SWobitien ober Immobilien. ©oWeit
ein foldjer „©egenftanb" jur Einbringung geeignet
ift, b. b- im ©efeQfdjaftSbertrage fefigefefet ift,
Wie § 5 etforbert, läjjt fid) aud) bie Verfügung
über benfclben berart auf ben befteüten ©efd)äft«=
fü^rer übertragen, bafj biefer bei ber Slnmelbung
bie Erflärung abgeben fann, baf) ber ©egenftanb
fid) in ber freien Verfügung ber ©efdjäftÄfübrer
befinbet.
Sa« S. ©. Hamburg &. II f. Wie« am
9. Dftobcr 1907 bie Sefötoerbe ab.
© r ü n b e :
Sa« 5Beirf)Werbegerid)t bermag fidt) ben 8u«=
Führungen uon #adjenburg nidjt anjufdjltefjen.
Ser § 8 be« ©efejjc« betreffenb bie ©e feltfd)aften
mit befrfjränftcr Haftung beftimmt u. a., bog in
ber Slnmelbung ber ©efellfdjaft bie SBerfidjerung
abzugeben fei, ba& bie im § 7 Slbf. 2 bezeichneten
Seiftungen auf bie ©tammeinlagen bewirft finb
unb bafj ber ©egenftanb ber Seiftungen ftcb, in
ber freien Verfügung be« ©cfellfdjafter« befinbet.
E« fann nietyt zugegeben werben, ba& in biefer
SBeftimmung bie SBorte „bie im § 7 Slbf. 2 be=
jeidjneten Seiftungen auf bie ©tammeinlagen"
lebiglicb bon ben in ©elb ju leiftenben Einlagen
ju berftefjen feien. Ser § 7 fbridjt in feinem
jweiten Slbfafee bon ben ©tammeinlagen über-
täubt, inbem er berborbebt, baf) bie Slnmelbung
nur erfolgen barf, „foweit nidjt anbere al« in
©elb ju leiftenbe Einlagen auf ba« ©tainmfabital
gemadjt finb", nadjbem bon feber ©tammeinlage
ein Viertel, minbeften« aber ber idetrag bon
250 JL eingejagt ift. Er ftatuiert alfo gegenüber
anberen al« in ©elb ju leiftenben Einlagen
lebiglicb. bei ben in ©elb ju leiftenben Einlage n
bie bürde) i^n borgefeljene Slu«nabme. Sarin
liegt imblicite bie SBeftimmung, bog etwa« ent=
fbredjenbe« für bie ©adt)einlagen nic^t gelten foH.
9?un ift allerbing« nicfjt au«brüdflidt) im § 7 eine
S3eftimmung getroffen, Wie e« benn mit ben
©adjeinlagen gehalten werben foße. $ier fommen
aber ergün^enb bie SRotibe in SBetradcjt, Weldje
betlangen, ba§ ber ©egenftanb einer ©acbeinlage
unter allen Umftanben fetjon bor ber Eintragung
unberfütjt jur Verfügung gefteHt Werben müffe,
Wenn aueü, unter Umftanben bie Weiter jur ©rs
füüuug ber Einlageberbf(icr)tung noeb erforbet*
lieben 9tecbt«afte ^unäd§ft nodt) borbebalten bleiben
müffen unb befagen, baft bie 93eftimmuna beö
§ 7 Hbf. 2 bementfbrect)enb gefaxt fei. Sa«
93efcbwerbegeridjt geb,t bxetnad) babon au«, baB
bie obige JBeftimmung be« § 8 fict) audt) auf bie
©adjeinlagen bejiebt. ©oWeit biefe in SBetradtjt
fommen, mufe e« allerbing« ebentueü genügen,
Wenn bie nad) § 8 ab^ugebenbc JBerfidjerung
bie Erflärung cnüjält, bog bie ©tammeinlagen
foweit bewirft finb, al« e« bon ben SDiotiben
geforbert wirb.
Sa« D. S. ©. I Wie« unter SHufbebung ber
«efdjlüffc be« S. ©. unb 8. ©. ba« Icfctere am
Digitized by Google
28. Oftober 1907 an, bie ©intragung borjuneljmen
fall« bem fonft nfd)t« entgegenftelje.
© r ü n b e :
$)ie gragc, ob pd) bie «orfc&rift bc« ©efe&e«
berreffenb bic ©efeHfdmften mit befdjränfter
Haftung § 8 SHbf. 2:
„$n ber SInmelbung ift bie 93erpd)erung !
abzugeben, bafj bie im § 7 Slbf. 2 be&eidjneten
Seifhingen auf bie ©tammeinlagen bewirft pnb
unb bafj ber ©egenftanb ber Seiftungen fidj in ber
freien Sierfügung ber ©efdjäftsffi&rer befmbet",
aud) auf bie anber« al« in ©elb auf ba« ©tamm»
fabital ju leiftenben ©inlagen — bie fogenannten
©adjeinlagen — bcjie&r, ift ju verneinen.
Sunädjft tyridjt hierfür ber SBortlaut bei
©efe&e«. ©ine SJerpctjerung, bafj Seiftungen auf
bic ©tammeinlagen bewirft pnb uub bafj ber
©egenftanb ber Stiftungen pd) in ber freien
Verfügung ber ©efd)äft«füljrer bepnbet, fann
felbftberftättblid) bon ben STnmelbenben nur ber=
langt werben, Wenn ba« ©efefe boifdjreibt, ba&
bie Seiftungen bor ber SInmelbung bewirft unb
bafj it)r ©egenftanb bor ber SInmelbung pd) »»
ber freien Verfügung ber ®efd)äft«fft&rer bepnben
mufj. (Sine folrfje S3orfdbrift ift aber im § 7 Slbf. 2
be« ©efefee« nidjt enthalten. 3>erfelbc fffareibt
nur bejüglid) ber in ©elb ju leiftenben (Einlagen
bor, bafj bon ibnen ein Vierteil, minbeften« aber
ber SJetrag bon 260 A bor ber SInmelbung ein*
gejablt fein mufj. SejUigUd) ber Sciftung ber
©adjeinlagen fefareibt er nichts bor. ®er SBorts
laut be« ©efefee« ergibt bc«t)alb, bafj unter ben
im § 7 Slbf. 2 bezeichneten Seiftungen in § 8
Slbf. 2 nur bie ©clbeinlagen berftanben pnb.
Sleugerungen in ber SJegrünbung bei im
ftebruar 1892 bom »unbe«rate bem 9teid)«tag
borgelegten ©ntwurf«, welker bie borerWäbnten
gefe<djen SBeftimmungen in bemfelben SBortlaut
enthielt, in welkem pe peft im ©efe|j bepnben,
fönnten bem gegenüber nur berWertet Werben,
wenn eine anbere Stillegung bei ©efe&c« mög=
liefe wäre unb au« ber Siegrün bung gefolgert
werben fönnte, bog fie bon ben gefefegebenben
gafloren geWoüt fei. Su einem foldjen ©d)Iu&
berechtigt aber bie Segrünbung nicht, ^n ber»
felben beijjjt e«:
99ei ©adjeinlagen fann eine nur teilweife
Seiftung natürlich nidjt in ftrage fommen.
303
Mo.
$er ©egenftanb einer folgen mufj bielmeör
unter allen Umftänben ber ©efettfd&aft fc&on
bor ber (Eintragung unberfürjt §ur SBerfügung
gefteUt Werben, wenn auch unter Umftänben
bie weiter jur (Erfüllung ber ©inlagebcrbflidjtung
noch erforberlidben 9ted)t«afte, Wie namentlid)
bic grunbburfnnäfjige llebcrtragung be« @igen=
j tum« an Immobilien, £unäd)ft noch borbefialten
bleiben mufj. S)ie SBeftiminung im § 7 Slbf. 2
ift bementfbrechenb gefaxt.
3>cr Serfaffer ber fflegrünbung ift pd) hier»
nad) — Wie etwa« anbere« aud) unbenfbar ift —
barüber flar geWefen, bafj bei ©ac&ctnlagen eine
— einer ©injablung bon ©el beinlagen analoge —
Uebertragung, Seräufjerung an bie bor ber
SInmelbung nod) nicht egiftente ©efeßfehaft un«
möglich ift. ©r bat aud) ber SHeinung 2lu«brurf
gegeben, baß unter Umftänben SBeitere«, al« ba&
ber ©egenftanb ber ©acheinlage ber ©efellfchaft
bor ber ©intragung unberfürjt jur Verfügung
gepellt fein mufj, nicht bedangt Werben fann.
©twa« weitere« Wäre e« fchon, Wenn ber ©egen*
ftanb ber ©adjeinlage Pd) jur ßeit ber SInmelbung
in ber freien Verfügung ber ©cfd)äft«fübrer
bepnben tnu^. ©dwn bc«b)alb Wäre e« bebenf»
lid), bie S3orfd)rift be« § 8 Slbf. 2 aud) auf
©adjeinlagen ju belieben. @« fommt aber Ijinju,
bag burd) bie SBeftlmmung be« § 5 Slbf. 4 be«
©efe&e«:
„©ollen bon ©efellfd)aftern ©inlagen, weldje
niefet in ©elb ju leiften Pnb, auf ba« ©tamm=
fabital gemad)t ober foQ bie Vergütung für
»ermögenSgegenftänbe, Wcldje bie ©efeflftöaft
übernimmt, auf ©tammeinlagen angerechnet
Werben, fo mu| bie $erfon be« ©cfeQfcfeafter«,
ber ©egenftanb ber ©inlage ober llebernab,me,
fowie ber ©elbwcrt, für Wcld)cn bic ©iulagc
angenommen wirb, ober bic für bic über*
nommenen ©egenftanbe ju gewäbrenbe SJer-.
gütung im ©efeUfdjaftäbertragc feftgefc^t
werben",
bafür ©orge getragen ift, bafj ber ©efeHfd)aft«i
bertrag bei ©acfeeinlagen bic Ucbernaljme ber;
felben buref) bie ©cfeUfcfiaft unb ben SBert, für
Welchen bie ©inlage angenommen Wirb, enthält.
3)arau« ergibt fid), bnß fefion ber ©efedfehaft««
bertrag bei ©acfieinlagen au«fbrecöen mujj, baü
bie ©inlage ber ©efeDfcftaft ^ur Verfügung
gefteüt «nb ^u einem befHumUen SBnt non ii)t
Digitized by Google
304
angenommen toirb. SBenn fidj aber bie* au* I
bem ©efeu"f<f>af Überträge, toelebcr ja (§ 8 Slbf. 1,1)
ber Hnmelbung beigefügt fein muß, ergibt, fo ift
nidjt einjufeben, »e*balb nodj bie ©cfcr)äft*fü^rer
bei ber Stnmelbung bie Serftdjerung abgeben
müßten, baß bie ©adjetnlage jur Serfügung ber
©efeüfcbaft ftebe, ober gar nodj bie Serpdjerung,
baß bie ©adjeinlage ftdj in ibrer, ber ©efebäft*;
fübrer freier Serfügung befinbe. $ie Segrünbung
fann be*b>Ib feljr »obl fo berftanben »erben
unb fie muß fo berftanben »erben, baß fte
bem ©ebanfen «u*bruct gibt: Sei ©adjeinlagen
fann eine nur teiltoeife Eeiflung nidjt in
t^rage (ommen, audj nidjt, toenigften* unter
Umftänbeu nidjt, bie Setoirfung ber jur Erfüllung
ber ©inlageberbfttdjtung erforberlidjen 9ledjt*a!te.
StRe^r (ann nidt)t »erlangt »erben, al* baß eine
Csinlagcberbflidjtung nadjgetoiefen toirb, »eldje
ben ©egenftanb ber ©adjeinlage unberfürjt jur
Serfügung ber ©efeafdjaft fteUt. $>iefer 3taa>
»ei* toirb aber burdj ben ©efeHfdjaftöbertrag
erbrarfjt. S>e*balb ift § 7 «bf. 2 fo gefaßt, bafe
er nur bon einer fön&abjtang auf ©elbeinlagcn
rebet. Unb bierau* ergibt ftd> toeiter, baß unter
ben im § 8 8bf. 2 bezeichneten Seiftungen nur
©elbeinlagen unb unter bem „©egenftanb ber
Stiftungen" ebenbafelbft nur ©elbleiftungen »er*
ftanben finb.
Söctin baä 9lmt*geridjt auifü^rt, bei foldjer
Auslegung bei ©efefee* geb> in ben $äüen, too
ba* gefamte ©tammfabital burdj ©adjeinlagen
aufgebraßt »irb, bie ©etoäbt bafür berloren,
baß bie ©efellfdjaft auf materieller ©runbiage
in* Sieben tritt, fo toirb babei überfein, baß
bie materielle ©runbiage bei €>adjeinlagen eben
traft ber Sorfärift be* § 6 »f. 4 getoäbrleiftet
ift. Stickig ift freü'dj, baß ber SBert ber (Sin-
läge nid)t gctoribrleiftet ift. Slber biefer toürbe
audj burdj bie Serfidjerung ber Slnmelbenben,
baß bie ©adjeinlage fieb in ber freien Serfügung
ber ©efdjäft*fübter befinbe, ntctjt getoäbrleiftet
fein. Unb e* ift audj mit Hbfidjt toon Sors
febriften betr. bie ftontrottierung be* SBerte* ber
©adjeinlagen, toie fie j. S. ba* £. ©. S. bejüg=
lieb ö*r Slftien = ©efeüfcfjaften enthält, abgefeben
toorben. 3)ie Segrünbung ber Sunbe*rat*borlage
fübrt in biefer Sejiebung au*, baß bie 8lrt,
toie ba* ©tammfatoital aufgebraßt toirb, audj
für britte Setfonen ertennbar fein mfiffe, bafi
aber in biefer Schiebung toefentlidj anbere
©effdjttyunfte maßgebenb feien, al* bei ber
Slltien:©efeüfcbaft, bei toeld&er erfahrungsgemäß
bie ©rünber ber Serfudjung au*gefe^t feien, ba*
Sntereffe ber ©efeüfdjaft in bejug auf bie un*
gefdjmälerte Sefdwffung be* ©runbtabital* ju
©unften ibre* Sribatborteil* bintan£ufefcen. Sei
ber ©efeüfdjaft mit befrfjräntter Haftung genüge
bie ftonftruftion berfelben fdjon an fieb, um
berartigen ©bentualitäten borgubeugen. S>er
©dmj>, toelcben ba* ©efefr ju getoäbren babe,
beliebe fieb be*balb im »efentlidjen nidjt auf bie
©efeüfdjaft, fonbern nur auf biejenigen, »elcbe
ibr Ärebit getoäbren unb fo fönne baö ©efefc
fieb barauf befebränfen, einerfeit* bie Serants
toortlicbleit für bie ffiidjtigfeit ber Angaben ju
regeln, »eldje bei ber Slnmelbung ber ©efeüfdjaft
jum $anbel*regifter btnfidjtlid) ber $>e<fung be*
©tammfabital* unb ber @in$ablungen auf ba**
felbe gemaebt »erben (§ 9) unb anbrerfeit* bafür
ju forgen, baß e* brüten ^ntereffenten mcr)t
berborgen bleiben fönne, toenn ba* in ©elb feft-
gefegte 6tammfcu>ital ganj ober teiltoeife nidjt
in ©elb, fonbern burtb ©acbeinlagen aufgebraebt
toirb 3« ber lefcteren Schiebung enthält § 5
»bf. 3 (gleicblautenb mit § 6 »bf. 4 be* ©efebe«)
bie nötigen Sorfcbriften, inbem bort in Slnlebnung
an ben Hrt. 209 b be* »ttiengefe&e* befHmmt
fei, baß im %aüc ber ©acbeinlagen fotoobl »ie
in bem gleicb^uftellenben $aüe eine* felbftänbigen
Sertrage* toegen Ueberlaffung bon Sermügen«*
gegenftänben, benen bie Setgütung auf bie
©inlage angerechnet »erben foü, bie entfbreebens
ben ^eftfe^ungen in ben ©efellfcbaft*bertrag aufs
genommen »erben müffen.
S)iefe Segrünbung, inSbefonbere ber ^in=
»ei* auf Slrt. 209 b be* Slttiengefe^e* (§ 180
be* ^. ©. S.) bient jur Seftärtung ber Slicbtigfeit
ber im obigen bargelcgten $u*legung be* ©efe^e*.
«Denn toenn ba* ^. ©. S. bie 0eftfebungen betr.
©acbeinlagen im ©efeüfcbaftfibertrage in berfelben
SBeife forbert toie ba* ©efe^ betr. bie ©efrQ=
fehaften mit befcbrönlter Haftung unb baneben
Sorfcbriften betr. bie Jtontroüierung ber 81 n*
gemeffenbeit ber geftfebungen entbält, be^ügltcb
ber bei ber Stnmelbung abjugebenben ©rflärung
(§ 195 Slbf. 3), aber nur rüctftcbtlicb ber ©elb«
einlegen bie Srflärung forbert, baß ber ein*
geforberte Setrag bar eingcjablt unb im Sefi&e
Digitized by Go
bc* »orftanbc« ift — baö ©efefc betreffenb bie
®efellfchaften mit befd)ränfter Haftung bagegen
bonKontroIIborfchrtften betreffenb bieSlngemeftens
l»eit bet für ©adjeinlagcn angenommenen SBerte
abpehtltdj Slbftanb nimmt unb pd) mit ber 83or*
fd)rift begnügt, ba& bie ©adjetnlagen unb ihr
2Bert im ©efeDfchaftäbertragc feftgefefet fein
inüffen, fo ift bie Folgerung berechtigt, ba| ben
SJnmelbeitben eine befonbere ©rflärung betreffenb
bie SBetotrfung ber ©adjeinlagen unb bie Stellung
berfelben jur Verfügung ber ©efd)äft*führer uid)t
hat jur 93fUdjt gemalt »erben fotten.
3n ber Literatur ift bie grage beftritten.
©ffer }u § 8, Simon (in #olbt)eim'* 9Bod)en«
fctjrift Sotjrgang 1 1892 ©. 225) unb £od)en*
bürg (in ber jtoetten »uftagc bon ©taub'«
Kommentar ©. 98 fg.) teilen bie t)ier bertretene
anficht, ©taub'* Kommentar (1. Slupage ©. 63)
bertritt bie Slnftcrjt, bafj ©ad)einiagcn bor ber
Slnmelbung boüftänbig geleiftet fein muffen, b. t).
nid>t nur jur Serfügung gefteHt ju werben
brauchen. <Er begrünbet bie« mit ber Raffung
be* § 7. Dafj biefe SSegriinbung nicht jutrifft, ift
oben bargelegt toorben. ©ine britte Snfutjt ber=
treten Sleufamb ju § 8 Slnm. 3, ftörtfeh (übrigen*
mit ber SBemerfung, bog ba* ©efefc untiar gefafjt
fei) ju § 7 Slnm. 4, fiiebmann &u § 7 flrnn. 5
unb 8, Slnm. 5 unb 93irfenbif|l ju § 7 8lnm. 7
unb ju § 8 Slnm. 6. Darnach fou* ber ©egen=
ftanb ber ©adjeinlagen ftroar nid>t bor ber Sin*
melbung in baä ©igentum ber ©efeHfchaft über»
gegangen, aber boüftänbig ber ©eirüfctjaft jur
Verfügung gefteüt fein. Die SInftdpt ftüfct fitf)
auf bie Segrünbung be* ©efefcenttourf* unb
»iberlegt pd) burd) ba* oben bezüglich ber 5Be=
grünbung ©efagte. SBenn SSirfenbiljl aud) barau*
ein »rgument entnimmt, baf» pd) im erften
(5nt»urf ftatt ber SBorte „ber ©egenftanb ber
Seiftungen" bie SBorte „ber eingezahlte SBetrag"
befunben haben, inbem er tjiernu« folgert, bafj
bureh biefe Slenberung auet) bie ©adjeinlagen
mit haben einbegriffen »erben foüen, fo ift ba=
gegen ju bemerlen, ba& au* feiner Steuerung in
ber 93egcünbung bei bem 9teid)*tage borgelegten
©nttourf* auf eine fo!ct)e Sibpdjt gefdjloffen »erben
fann unb bafj bie oben bargelegte SReinung be*
Sierfaffer* ber 33egrünbung aud) foldje Annahme
au*fd)llef}t.
306
Ko. l»H-l*Ä.
129. 3"r *««*giw9 beS § 326 ©. 0. 9.; naa) Htfaaf
ber 9taa)frifl ift and) hol 9)t^t kr« Säumig««, jm
trfilloi, flnftgcftloffen. — $ie Geling einer ftarfifrij)
itnifc § 826 ift nngntrig, wenn natti £itfera*g in «nkerer
alt ber f ontrof 1 1 i et) cn SBJcift Bfrl«ngt wirk.
SMeffingtoerr SReinedenborf 9t. ©eibel
in 93er l in
gegen
bie 3rinanj*Debutation in Hamburg.
Die Seflagte ift bon einem »ertrage mit
ber Klägerin über Lieferung ungebrägter SRünj*
plätteten jurüdgetrecen. Klägerin tjÄlt biefen
SRüdtritt für unberechtigt unb forbert ©d)abcn*»
erfafc.
Klägerin moniert, bie ©efeung ber 9?adjfrtft
fei nirt)t in Drbnung, foiootjl t)inpd)tlid) ber
Quantitäten al* t)inpd)tlid) be* 3nt)alte« ber
Seiftitng; ber @rfüüung*ort fei für Klägerin
Berlin geioefen, e* fönne bal)er leine Jiarfjivtft
in ber ftorm gefegt »erben: „»enn bic 92ad)«
lieferung uid)t bt* SBitte 3Härj l)ier eingetroffen
ift". Klägerin beftreitet, baß pe im Serjuge
gemefen fei ; eine S3erbPid)tung für Januar unb
gebruar 1906 20000 kg SRünjblöttdjen fei pe
nid)t eingegangen; Klägerin betäubtet ebentueü,
ba% pe ben 93erjug rechtzeitig purgiert t)abe.
3u le^terem Ißuntt ift folgenbc* 51t bemerfen:
eine SRinberlieferung gegenüber ben geforberten
20000 kg für Januar unb Februar liegt nur
bann bor, »enn erften* 1500 kg, bie im Dezember
geliefert finb, nidjt auf bic 200(X) kg angerechnet
»erben unb »enn man &»eiten* 4250 kg $Iättct)en
nid)t einrechnet, bic am 16. SRärj 1906 t)icr ber
tSettagten angebient pnb, angeblich nad) Slbfenbung
ber Slnl. 8, ber bct(agtifd)en 9tüdtritt*erflärung,
aber bor eintreffen ber StnI. 8 bei ber Klägerin.
Die »nl. 8 toifl Klägerin am 17. SRärj bormittag*
in ^Berlin erhalten hoben. 3?ad) SlnPcht ber
iBeflagten ftfjeiben bie 1500 kg Dejemberlieferung
au*, »eil Klägerin Pdj im Kobern ber in Hamburg
ju einer Dejemberlieferung berbpichtet habe. 92ach
Slnpcht ber Klägerin liegt für bie De^emberlieferung
(eine SerbPichtung ber Klägerin bor, fonbem bie
Sieferung toar eine ©efäüigfeit ber 99e(lagten
gegenüber. Die 4250 kg fdjeiben nach anfidjt
ber Söeflagten au*, »eil nad) Slblauf ber 9}achfrift
geliefert; nach (lägerifcher 5Rnpcf)t barf ber
©äumige nach SS. ©. ®. §§ 326, 327, 349, 130
feinen SBerjug burgieren, bi* bie 3tÜdtritt*erflärung
Digitized by Google
306
No. 1*».
toirffam getoorben, b. h- borliegenb bis fic ber
Älägerin jugegongen ift.
$>aS O. 8. ©. I erfannte am 1 1. Ortober 1907,
ba& ber flägerifcfye Slnftorurf) bcm ©runbe nacf)
berechtigt fei.
Sus be« ©rünben :
©S ift mit bent 8. @. für crtuiefen ju er=
achten, bafj Älägerin berjjfUcr)tct toar, ob Januar
1906 ber fceflagten monatlich 10000 kg äSlättcrjen
in 2 Waten SRitre unb ®nbe {eben SRonatS 511
liefern.
Ob bie 1500 kg SJejcmberlieferung auf ©runb
einer SBerbfUdjtung geliefert finb, ober ob fie auf
bie Sanuarlieferung anjuredjnen finb, läfjt baS
©eridjt bahingeftedt, rocil cS criuünfdjt erfdjeint,
borgängig äireftor Äeller als beflagrifdjen SCUQC^
ju ()ören.
dagegen finb bie am 15. SRärj angeblich
abgefdneften unb ber 9CnI. 9 jufolge am 16. 9J?är$
1906 hier eingetroffenen 4250 kg nidjt auf bie
20000 kg fürSanuar/gebruor 1906 ju berrcd)iien.
Witte SRärj ift ber 15. SRärj, 58. ©. 58. § 192.
Unterteilt man, ba& bie Slachfrift rechtsgültig in
ber «rt ber 2lnL L bal)iu gefefet merben burfte,
bafj 5Bcf(agte beftimmte : „wenn .... bie SBare
nicht bis SRitte SRärj t>icr eingetroffen ift", fo
mar nad) fflblauf be« 15. SRärj für bie Älägerin
feine 3R8glid)feit, ben SBerjug — beffen SBor*
b^an benfein unterließt — ju burgieren unb irrig
ift bie 9ted)tSauffaffung ber Älägerin, ba§ fie
bie« nod) bis jum #ugehen ber bet(agtifd)en
IRÜrftrittSerflärung gefonut hörte. 2)ie flägerifdje
Suffaffung Pfct fid) auf SB. ©. 58. §§ 130. 326,
327, 349; jebod) mit Unrecht. iRach §326 SB. ©. 58.
ift nad) »blauf ber Stachfrift ber »nfpruef) auf
ffirfüöuug auSgefd)loffcn. ©ibt eS aber feinen
Slnfbrud) auf (Erfüllung mehr, fo fann aud) ber
©äumige nicht met)r burd) Seiftung biefeu nidjt
mehr ejiftierenben »nfbruet) befriebigen; ift ber
Änfbrud) auf (Erfüllung auSgefdjloffen, fo ift aud)
baS fRedjt beS ©egnerS, nod) ju erfüllen, auS=
gefd)Ioffen. $ie 5Borfd)riften §§ 327, 349, 130
58. &. 58. behalten baneben ihre bolle SEBirfung
infofern, als baS SBar)Crecr>t be« $Rid)tfäumigen
nad) SIblauf ber Stadjfrift toirffam erft bann
ausgeübt ift, toenn bie StücftrittSerflärung bem
anbern Seil jugegangen ift, b. h- bis ju biefetn
SRoment fann er bie JRücftrittSerflärung toiber--
! rufen unb ©djabenScrfafr toegen 9cid)terfüflung
f orbern. Stad) 8"flan9 ber StficrrrtttSerflärung
fann nidjt mehr ©djabenSerfafo toegen 9cicb>
erfüDung geforbert toerben; aber bie SRöglichfeit
ju liefern ift mit Sttblauf ber Stadjfrift erlebigt.
9BaS fobann bie in »nl. L gefegte Scadjfrift
angebt, fo ift biefe bezüglich ber 5000 kg, bie
aud) nad) beflagtifdjcr 8nftd)t erft SRitte SRärj
ju liefern waren, swrifelloS ungültig. SRit bem
Quantum, baS erft SRitte SRär£ ju liefern mar,
toar Älägerin am 6. SRärj 1906, Statum ber
Slnl. L, nid)t im 5ßerjuge unb fd)on beStoegen
toar 58ef(agte nid)t berechtigt, ber Älägeriu eine
<Rad)frift ju fe^en; feiten« ift aber e* feine
£Rad)frtft, toenn man im üorauS bie Sieferjeit
gleid)jeitig als 3?ad)frift fe$t; bie 5Rad)frift fann
fprad)lid) unb begrifjlid) erft nad) »Wauf ber
Öieferfrift beginnen.
98egen ber 4104,2 kg tag am 6. SRarj 1906
58er jug ber Älägerin, jebenfaUS tciltoeife, bor;
am 9. SRära 1906 Rnb bann 2600 kg geliefert.
Dralls bie 1500 kg 3>ejemberlieferung auf bie
20000 kg 3anuar/$ebruarf oDieferung anjuredjnen
finb, mären bie 4100 kg als geliefert ju betrachten.
Ob bieS ber $atl, lägt baS ©erid)t baQingefteHt,
toie oben ertoäbnt, Weit felbft bei 92id)teinred)nung
ber beflagtifd)e JRüdtritt infoige ungültiger 9ladi»
friftfe^ung unberechtigt erfd)eint.
3)ic JRadjfrift ift nad) § 326 58. ©. 18. ju
fe^en jur 5Betoirfung ber Seiftung, baS f)ti%t
jur 5Betoirfung ber fontraft!id)en Seiftung.
3u letften aber l>atte Älägerin in 5Bcrlin. 58c=
flagte t)at in SInl. L Nachlieferung bis jum
15. 2Rärj bedangt unb l)at erflärt, toenn bie
9cad)Iieferung nid)t bis SRitte 3Rär$ 1) i c r ein=
getroffen ift, fo treten toir bom 58ertrage jurüct.
3)urd) biefe Srt ber iBeftimmung hat bie 5Beflagte
bon ber Älägerin ettoaS bedangt, tooju fie
fontraftlich nidjt berbflid)tet mar; fie bürbete ber
Älägerin bejüglidj ber ©rfünung«seit baS Stififo
ber {Reife bon ^Berlin nad) Hamburg auf; bnju
hatte 5Beflagte fein 9led)t unb baber tritt auch
nicht baS an § 326 5B. ©. 58. gefnübfte 5Bräjubii
in Äraft. ®S erfd>eint auch "i^t angängig, bie
bon ber 5Bef(agten beliebte ©e^ung ber SRadjfrtft
fo ju berftchen, bag Älägerin fo rechtzeitig bie
SBare in 5Berlin abfehteten müffe, baB biefelbe
bei ©inhaltung ber regulären Sieferjeiten ber
58ai)n bis SRitte SRärj tyex einträfe unb bann
Digitized by Google
cttoa bie &rage ber SIngemeffenheit ber grift
ju prüfen märe unter SJerüdfichttgung btefer
regulären SJarjnlicferjeit bon SJerlin nach, Hom-
burg. SBoßte mau biefem ©ebantengang bei
Auslegung be« § 32(> SB. ©. 99. folgen, fo mürbe
eine unftct}ere SJafi« gefdjaffen unb bei beut nad)*
teiligen uub fdttueren Sßräjubi&, ba« auf 9cidjt=
eint)altung ber 9lacf>frift Dom ©efefe ftatuiert ift,
utuß bedangt merben, bafj bie 9tachfrift fo gefegt
toirb, bafj bom ©äumigen nicht« anbere« bedangt
wirb, al« bafj er bie fontrattlidje Seiftung
bemirtt; eine Xätigteit, bie er ju überfein ber*
mag unb bie er überfein mufj.
3ft fonadj bcr beHagtifctje Städtritt Dom
Vertrage unberechtigt, fo mar ju ermägen, ob
bie« in ©emä&heit § 303 $. $. D. burefj 3toifd)en*
urteil au«jufo>redjen fei, ober ob in ©cmäfjheit
§ 304 (£. % D. über ben ©runb bei flägerifdjen
Änfbrucrjea erfannt »erben tonnte. Sa« ©eridjt
hat fid) für Untere« entfdjieben, meil e« überzeugt
ift, bafj Klägerin irgenb einen ©djaben erlitten
hat; ei ift juin minbeften anzunehmen, bafj bie
$ran«bort', aber auch bie $crfteUung«foften ber
4250 kg, bie abgefchtrft morben ftnb, beren an-
nähme aber bon ber 33eflagten bermeigert ift,
unnü$ aufgetucinbt finb unb jebenfaü« infomeit
ein ©traben ber Klägerin gegeben ift; ob auch
ein ©djaben megen entgangenen ©eroinne« bor*
liegt unb toie hod) ber ganje ©d)aben ift, lann
fid) fbäter pnben.
130. $cr Maiftonb, bafi bie Bote jat faf artige«
SStiterterfenbung beftimmt i f* unb bie Rtaatai* beS Ber»
fiafert }ier«»fl eatbiabta be« Mafer nio^t •» ber
8er»fti4ta«g ber orbnaag<Ma§igea ttaterfad^aag bei SBate.
$er Sertaafer %at bie bttrigerifaje $arfang eiaer mit 7
$e|lcra beQoftetea SBare baaa nidjt ja »ertrefea, weaa
biefe Saifang ntd)t »aa ibai, foabera in feiaen gieferaate« I
o^nc fein SBijTea bewirft ift.
Sebb 93rott)er« in ©IoSgoro
gegen
$. «Weher & <£o. in Sübcd.
Urteil be« 0. S. ©. VI bom 24. Cttober 1907,
burdj roeldje« bie beflagtifrfje Berufung bermorfen
mürbe,
ffintfdjeibungögrünbe:
Sie bon ber Klägerin an bie Setlagte ber*
taufte SBare (40 Eon« geteerte aRaniUa^Saue in
307
No. ltw-iao.
Dioden) ift in Hamburg abgeliefert, ©ie mar
baher b>r in ber burdj § 377 ©. 58. bor*
getriebenen SBeifc ju uiiterfurf^en. Sa« ift, mie
ba« S. ©. mit Stecht angenommen Ijat, nid)t
gefdjehen. ©ie ift Ijier nur fo unterfudbj morben,
mie SBare, bie unmittelbar bom Stai nach bem
SBinncnlanbe berlaben mirb, unterfutfjt ju merben
bHegt. ©ie b,ätte aber fo unterfudjt merben
muffen, mie ber biunenlanbifdje Abnehmer fie
unteijucfjt hat. Sa« geht audj für biefe« ©eridfjt
au« bem ©utad)ten be«©ad)berftänbigen©alomon
fjerbor. 6« bebarf bab^er einer abermaligen
^Begutachtung nid)t. S)ie im SBinnenlanbe erfolgte
Unterfurfjung mär für ba« 9ied)l*berb,ältni« ber
©treitteile $u einanber berfbätet. 2>enn fie haben
nirfjt bereinbart, ba& ber binnenlänbifdje 33e*
ftimmungSort al« Ablieferungsort gelten folle.
®ine folcr)e Vereinbarung tann fid) freilich auch
au« ber ©efamtbeit ber bem S3ertäufer betannten
llmftänbe bei gatle* ergeben (bgl. 9L O. 2,
I 237; 11, 307). Sber an folgen Umftanben fehlt
I e« im borliegenben Ofaße. ^r llmftanb allein,
ba§ bie SBare jur SBehevberfenbung beftimmt
ift unb bie äenntni« be« 9ieitäufer« bon biefem
llmftänbe genügen nicht (91. D. 24, 259).
Ueberbieö märe e« ©ad}e be« Ääufer« gemefen,
biefe Äenntni« nadjjumeifen. (£r hat e« hieran
aber fehlen laffen. $>ie «u«fage eine« ©ad)*
berftänbigen, baß ber Klägerin bie Veftimmung
ber SBare jur SSeiterberfenbung in ba« Sinnen-
lanb hätte betannt fein muffen, mürbe nicht
genügen. Senn fafjrläffige 9cid)tienntni« bon
foldjer SBeftintmung ber SBare tönnte bei Äenntni«
hierbon nicht gleichftehen.
freilich tann fich ber SBertäufer auf bie S3er=
fbätung ber Unterfuchung unb SÄängelanjeige
nicht berufen, menn er ben 9RangeI argliftig
berfchtoiegen hat ©. 83. § 377 «bf. 5). Untere
fteEt man, bajj bie bon ber Klägerin gelieferte
SBare mit ben behaupteten %ef)letn behaftet mar,
fo bat bie 93ettagte auch junächft ben ihr obs
liegenben 9cachmei« erbracht, bafj bie Klägerin
biefe gehler argliftig berfdjmiegen hat- Senn
ber ©achberftänbige ©alomon h<tt betunbet, bafe
bie Slrt ber Sjetbadung ber fehlerhaften SBare
nur ben ©chlug auf eine Säufchungäabficht ju=
laffe. Sie Klägerin hat aber ben ©egenbetoei«
erbracht, bog fi« bie 83eflagte ju täufchen nicht
beabpehtigt habe. Sie bei ber Älägerin angeftettten
Digitized by Google
308
Nim«;
3eugen fyaben eiblich befuubet, bafj unter ben
bon i^nen bearbeiteten unb an bie 93et(agte Der;
feiibeten 34 Stötten naffe ober foljlengeteerte laue
nicht getoefen feien. 93on ben übrigen 226 Stötten
aber ftnb 144 bon einem ungenannten Lieferanten
ber Klägerin geliefert, bon bem Sngeftettten ber
Klägerin Slrmftrong unterfudjt unb bon biefem
als feuerfrei befunben. 3>er Steft ber Stötten ift
Don bem Lieferanten ber Klägerin unmittelbar
an bie 93ettagte berfenbet. $toax bleibt auch
hiernach immer noch bie 2Röglia)feit, baf» bie
Klägerin bie angebliche fteljlerbaftigfeit ber 9Bare
gefannt unb in £äufchung«abftcht ber 93eflagten
berfdjtoiegen hat. Slber ber burdj ba« Gutachten
bei ©adjberftänbigen Solomon erbrachte 93etoei«
ift jebenfatt« enthaftet. <£« tuäre nun toieberum
Sache ber 93et(agten getoefen, 93etoei« bafür an*
jutreten, bafj bie Klägerin bie ^eljler ber SBare
argliftig berfdjtoiegen habe. (Sin foldjer 93etoet«
ift nicht angetreten, ^näbefonbere ift ber Klägerin
nicht etwa ein (Eib barüber jugefdjoben, bafj fte
bie ftefylez gefannt hat.
$)ie argliftige Verfdjtoeigung eine« SDtangel«
fann fotooljl beim Kaufabfchlufj als bei ber (Er*
füttung bei Kaufs borfommen (St. ®. 39b. 55
©.214; $ürmgcr*4?adjcnburg @. 95. III ©. 295).
#at beim Kaufabfcljlujj ober beim (Erfüllung«*
gefdjäft ein Vertreter bei 93ertäufer« ben SJtangel
argliftig berfdjtoiegen, fo wirb ber 93ertäufer bie«
gegen fidt) gelten laffen müffen (93. ©. 33. § 166).
dagegen wirb flc^ nicht auch ber allgemeine ©afr
aufftetten laffen, bafe ber Verfäufer gegen fich
gelten laffen mu&, toenn eine Verfon, beren er
Rdj jur Erfüllung feiner 93erbhtblichteit bebient,
ben SRangel argliftig berfchroeigt (bgt. 83. ©. 93.
§ 278). S)a« mürbe nur bann anzunehmen fein,
toenn ber Sertäufer ettoa bie Verpflichtung über=
nommen blatte, ben Kaufer über bie (Eigenfchaften
ober bie 93eljanblung ber gelieferten Kauffache
ju unterrichten, er fleh jur (Erfüllung biefer 93er:
binblidt)teit eine« <&el)ülfen bebiente unb biefer
©ctjülfe nunmehr einen SRanget ber Kauffache
argliftig berfd&toeige. <S« tann bie« inbeffen
babingeftettt bleiben, toeil (Eoultbarb, ber Sin*
geftettte ber Klägerin unb bie Lieferanten ber
Klägerin nicht beren (Erfüttungägebülfen toaren.
(Soultljarb mar allgemein bamit betraut, alte«
Sautoer! für ben Jßerlauf unb 93erfanb ju fortieren
unb ju Stollen jufammenjulegen. 5>ie Klägerin
bebiente (ich alfo feiner nicht, um eine ifyt ber
93et(agten gegenüber obliegcnbe Verpflichtung ju
erfüllen unb fte toQrbe bie« nicht einmal bann
getan haben, toenn fte (Eoultfjarb bamit betraut
hätte, bie jur Lieferung an bie 93e!tagte beftimmten
Xaue ju Stötten jufammenjulegen, ba ihre 93er-
binblichfeit gegenüber ber Vertagten nur barin
beftanb, biefer in Hamburg 20 Son« geteerte
2Jianitta=£aue in Stollen ju übergeben unb ihr
ba« (Eigentum baran ju berfdEjaffen, bei ber
Erfüllung biefer Verpflichtung aber (Eoultbarb
nicht mitgetoirft hat. (Ebenfotoenig toaren bie
Lieferanten berKlägerin beren (ErfüttungSgeljülfen.
Shidj fi« bei ber (Erfüllung ber ber Klägerin
bem 93etlagten gegenüber obliegenben Verbind
lidjfeit nicht mitgetoirft unb auch toenn man ettoa
annehmen toottte, ba& bie Klägerin (ich ifyter bei
(Erfüllung ber ihr obliegenben Vcrfenbung«pflicht
bebient hätte, toürbe eine Slrglift ber Lieferanten
berKlägerin nicht entgegengehalten toerben fännen,
toeil bie Lieferanten fich ihrer nicht bei (Erfüllung
ber UeberfenbungSpflicht fajulbig gemacht haben
toürben. allein auch bie« tann bahingeftettt
bleiben, ba auf ©ruitb ber beeibigten 3iu«fagen
bei (Eoulthatb, bei Slrmftrong unb be« Slarftab
für ertoiefen ju erachten ift, bajj toeber bem
ßoultfjarb noch bem Lieferanten 9larftab eine
argliftige £anblung«toetfc jur Laft ju legen ift
unb bie oon einem ungenannten Kunben ber
Klägerin gelieferten Stollen nicht ettoa bon bem
Kunben für bie 93ef(agte an 93orb be« Stampfer*
gebracht, fonbern gunädtjft ber Klägerin geliefert
unb bon iljr unterfucht toorben Rnb. — Sie Ves
flagte fann fiefj mithin auch nicht barauf berufen,
bog bie angeblidjen SJZängel ber ihr gelieferten
9Bare, toeil in SäufdjungSabftdjt berborgen, at«
heimliche anjufeben feien unb beSb>lb unb gemäfj
§ 377 Hbf. 3 ©. 93. bie SKängelanjeige rechte
jeirig getoefen fei. — ©ie fann fich mithin enblid)
auch ntct)t barauf berufen, ba& bie Klägerin toegen
ber ihren (Erfüttung«gehülfen jur Laft ju legenbeu
»rglift gemä& ben §§ 27«, 278 93. ©. 93. unb
ber baran anfnübfenben Stechtfbredr)ung be« St. ©.
(St. @. 93b. 52 ©. 19, 93b. 53 ©. 200) fchaben«*
erfa^bflichtig fei.
Oll» Vlutatt* *<fUi, ^ud»ul|. ^«munndriiH 14,
«rn« m« )ok«a* ♦Utl« «Die
Dr. «. %. «rutil,
Digitized by Google
No. 52.
309
No. Hl.
^anfcfttifdje ©cnrfit^eUMg.
jaauptßfaft.
ian&eUredjtltdje lalle«
XXVIIL Jahrgang. (40. Sabjgang ber ^anbelagcric&tfrSeituiig.)
frei* für be» (Mrgang: £«n»t> nnb Beiblatt mit ttegifkr 20 X — $a«ptb(«tt aleiu mit Megiftetr 16 X
»HtUtt «Itta Hit 9te|ifkr 15 X
3?ieric-5 Quartaf.
^»ombntg, b(R 27. !£cjcmbet.
1907.
3nl)aU : fcarbrr, S3lair & So. in lunbee gegen George
Welling in fcamburfl. — »ereinigte ShigRer- unb ftradjl.
6d)iffab,rt# • ®eieQid>aft St. • (9. in Hamburg gegen Sari
fBinter« in Wremen.
131. Seifte« 9i«bt ift anj>»enb<» anf einen fla.f
j»if<tjen einen eaglifdieu Serfäufer Mb einem Hamburger
Säufer, men* fob $ambnrg }n liefen mar?
Urbergang ber «efob,r beim Sonf nad» cngti[<b,em
ftt*t.
.ftarber, U3tair & So. in 3)unbcc
gegen
©eorge Petting in Hornburg.
3)ie Parteien fjaben im Sluguft 1906 einen
©ertrag über ben «erlauf öon b »allen $anf*
©rj-©ä(fen (jju liefern Don ber Klägerin „für
ben circa SUiitte September 190G bon Hamburg
au*gebcnben ©cgier „^Sfnlabelpljia" „fob £>am=
bürg") miteinanber abgefcr)loffen.
Slm 31. Sluguft 1906 bat bie Klägerin bem
SJeflagten eine ftaftura überfanbt be« ^nljalt«,
bafe fte »er Stampfer „©arbinia" bie 5 »Ballen
jur Ueberfüljrung nacb, Hamburg auf ©efafjr
unb Soften bed 58eflagten an $errn 9t. .§arber
in Hamburg abgefenbet l)abe unb bafc von tt>r
bie 5ßerftcf>erung ber SBare bis Hamburg gebeeft
morben fei.
tiefer 91. Harber ift naefj ©rtlärung ber
Klägerin ein SRitinbaber ber tlägerifdjen in
fcunbee anfäfftgen ftirma, an ben ftcf) audj bie
Orbre be* »eflagten gerietet fwtte. 9lad} «nfunft
ber SBare in Hamburg ift btefelbe, noch betoor
fie au« Seichtem an SJorb be« ju ifjrer Slufnatjme
öon bem tBeflagten nacfjträglid) beftimmten
Dampfer« „SBabbon" gelangt ift, ju ©runbe
gegangen.
Um bie *Bcjablung bei Äaufpreife« Ijanbdt
eS fidj im gegenwärtigen Stcctjtöftreitc.
5ta« S. ©. Hamburg b,at bem Älagantrage
ftattgegeben, inbem ei angenommen fjat, ba§ jwar
ausbrüdlicö. über bie Xragung ber ©efabr nidjt«
oerrinbort gewefen fei, ba& aber nad) ber fjier
jutreffenben Siegel, baß bie Klägerin in 3)unbee
511 erfüllen gegabt fjabe, bie Xranäportgcfaljr
bereite auf ben SBeflagten übergegangen gewefen
fei, als ber SJerluft ber SBare eintrat.
23om 0. S. ©. VI mürbe bai Urteil am
24. Oftober 1907 aufgehoben unb bie JVlage ab»
gewiefen.
© r ü n b e :
2)ie beiben »on ben Parteien gewedjfelten
©ajriftftücfc, b. b. bie Crbre beä «eflagten an
91. Harber Ijier Dom II. Sluguft 1906 unb bie
alö Antwort erfolgte sale-note ber Klägerin de
dnto $unbee ben 14. Sluguft 1906 [äffen nidjt
erfennen, wie foldje« ber SBeflagte meint, baf?
über bie Jrage ber (Gefahrtragung eine befonbere
Vereinbarung getroffen fei ober b^abe getroffen
werben follen. 3n*Monbere ba]üx nidjt ber
lefote $affu# ber Crbre be* ©eflagten ju Dcr=
i teerten, ©ureb, bie barin enthaltene S3eftimmung,
Digitized by Google
310
Ho. 1S1.
baß ber ©egler „fßbilabelpbio" bon bcr SBare
noch erreicht Werben muffe unb 93ejafjlung erft
bann erfolge, wenn bie JBerfcbiffung bon bi« bor
ftdj gebe, bat ebenfotoeuig eine „SJebingung",
von beren (Eintritt ber Stauf abhängig fein foUe,
gefegt Werben foöen, wie ettoa bamit $um SuS*
btud gebraut Worben ift, baß ben QJeflagten bie
SBare oorfjer überhaupt nidjts angeben fotte.
23telmebr mürbe bamit nur ein Setmin für
bie abnähme* unb ßablungfipflidjt Dom SJeflagten
gefefrt.
$>ie vereinbarte Älaufel: „fob Hamburg"
ferner wirb jftmr, abweid)enb bon bcr ibr in ber
beurfdjen 9fte<$tft>redjung ju Seil geworbenen
Auslegung, Wonadj fic fidj nur auf bie bis jur
Ablieferung ber SBare an SJorb crwadjfeubcn
Äoften bejiebt, im englifdjen 9iedjtc babtn Der*
ftanben, baß bis jur Ablieferung au Swrb aud)
bie ©efafcr ben SJerfäufer treffen foO,
(ju bgl. 91. Softnbeä, the law of marine
insurance, second edition ©. 8 § 5: he who
buys a cargo „Free on board" does not become
owner of it, and is not liable to pay for it,
tili it has become on board; therefore. as
he loses nothing, if part be lost in a lighter
comming off to the ship, he can inake no
claim on his policy, though that policy by
its terms undertakes to cover the risk of
lighterage in loading).
®Ä muß aber jweifelbaft erfdjetnen, ob laut
bei fytv fraglichen »ertraget bie Älaufel al« in
biefem englifeben ©inne bon ben Parteien über*
einftimmenb gewollt ongefetjen werben faun, ob
niajt bielmeljr gerabe ber SBeflagtc, ber biefc
Älaufcl juerft in feine Drbre aufnob»», biefelbc
aueb nur im beutfdjen, alfo wie oben bavgelrgt,
eingefebränftcren ©inne fyat uerftanbeu wiffen
wollen.
(ginen ©djluß auf bie ftiafd)Weigcube »ertrag**
abfielt ber Parteien r)infic^tlicx> ber^efabretragung
burd) bie Klägerin au« ber $ ö b c b c * o c r--
einbarten Stauftoreif e* $u jictien, wie ber
SJeflagte weiterbin wifl, erfdjeint cnblid) ebenfo*
wenig lnöglictj, {ebenfalls bann, Wenn ber 58er--
fid)crung*betrag ein berbältniSniäjjig io geringer
ift, wie bcr flägerifdje Vertreter bebauptet.
©* fann aber babingefrcKt bleiben, ob unb
Weldje* ©rgebniä bie in biefet SJc^tebung beiberfeit*
angebotenen Sieweife r)aben würben, ba ohnehin
fdjon bie gefebliche Regelung, bie beim 9RangeI
einer auSbrüeflicben ober ftillf Zweigen ben Siegelung
ber grage burdj bie Parteien »laß ju greifen
bat, bie ftrage im ©inne be* Settagten ent*
febeibet.
©s fann bier aber ntdt)t mit bem erften
9ticbter ba* beutfdje, fonbem es ntuß baS engltfdje
9tedjt angewenbet werben.
S)enn eS muß babon ausgegangen Werben,
baß e* non ben Parteien {ebenfalls juuäcbft bie
Älägerin als Scrtaufertn gewefen ift, Weldje, weil
fic bie SSare lieferte, aud} bie ©efabr trug bis
babin, baß fic fidj babon befreite unb bie ©efabr
auf ben Stauf er abwägte. S)aS englifrbe 9ledjt
ift barnacb aber maßgebend fei cS nun als 9iecr>t
be* ©tfiillungSorteS, b. b- beS SBobnfiße* ber
©cbulbticrin jur $cit ber ©ntftebung bc* ©djulb*
berbältniffeS, ober al* 9tedU bc* £eitnatsftaat*
ber Älägerin,
ju bgl. b. »ar II <B. 9, 13, IG; SBinbfajcib I
§ 35 9fr. 3, Sitelmann U 6. 403 fg.).
<Si ift niebt richtig, wie ber flägerifdje S3er=
treter fyet meint, ba& infofern Hamburg al«
©rfüHungsort bejw. 28obnftt> bon 91. Harber in
93etracbt foiumen muffe. 3)enn biefer War
jwar Slbreffat ber Crbre beS Seflagten; ©egen^
fontrabentin bei 99cfiagtcn War aber niajt*
beftoweniger bie in f)unbce wobnljafte Klägerin.
9tun beftimmt bai englifaje ffttd)t in ber
auo^ für ©djottlanb ma&gebenben sectio 20 ber
aale of goods act bon 1893, ba&, wenn uidjt«
anbered abgemaebt ift, bie ©efa^r beim ^Berfäufer
berbleibt, bis baö Eigentum am Änufgcgenftanbe
auf ben Ääufer übergegangen ift unb baß in
biefent ^aüe bie ©efabr ben Ääufer treffen
loa, einerlei ob bie Uebergabc erfolgt ift ober
nidjt,
(ju bgl. Ker and Pearson-Gee, coimnentary
on the ,.sale of goods actu 1893 ©. 143).
SBonn foldjer eigentuntÄübergong erfolgt,
! beftimmen ferner bie in ber seotio 1 8 entbaltenen
; Ütegelu, insbefonberc bie Siegel 9er. 5 (©. 129 baf.)
i für ben bier fraglichen ftall, baß ©atrungsfacben
| ben ©egenftanb bei Slaufbcrtragcä bilbrn. $ann
j foü ei barauf anfommen, wann SBare ber im
| Vertrage bejeiebneten 2lrt unb bon bcr barin
borgefeb^enen Söcfcbaffenbcit fpejiftjiert Worben ift
(unconditionally appropriated to the contract).
i 35amit, ba& foldjc ..appropriation" erfolgt uni
Digitized by Google
jtoor entmeber burc^» ben93erfäufer mtt3uftimmung
be« Käufer«, ober umgefebrt, foll ba« Eigentum j
auf ben Käufer übergeben.
9lad) »bf. 2 ber Sieget 5 fott ferner an«
genommen werben, bog ber Sßerläufer ht ber
angegebenen ÜBetfe ba* (Eigentum übereignen will, !
Wenn er delivers the goods to the buyer or to
a cariier or other bailee or custodier whether
named by the buyer or not for the purpose of
transmission to the buyer and does not
reserve the right of disposal. Qbi fragt
ficb baber, ob le$tere« im borliegenben galle
feiten« ber Klägerin etwa gefrheben ift, benn bie
guftimmung be« SBeflagten, bie auch bor ber
Appropriation erfolgen fann, tofirbe in beffen
borangegangenen Erbte, ibnt bie \)ier fraglichen
5 Sailen Säcfe jujufcnben, ju erblicfen fein.
(Ker and Pearson-Gee S. 113.)
9lun bat tri" °°cr bie Klägerin in ber %at
fid) ba« Stecht, über bie fraglichen 5 83aUeu ju
oerfügen, borbebalten, trofc erfolgter Spejifi jierung
unb Ueberfenbting.
3)a« folgt einmal barau«, bafj fte ja felbft
bic Sßerficherung ber SBare oorgenommen unb
jtoar in ber — menn auch angeblich irrtümlichen
— Annahme, baju berpflicbtet gu fein. 5>ie
Klägerin, bie bei biefcr irrtümlichen 8lnnabme
offenbar Don ber englifdjen Sluffaffung ber ber*
cinbarten Klaufel ,,free on board*' ausging, fann
baruach aber felbft nicht bie Slbficht gehabt Gaben,
ba« Eigentum auf ben SJellagten übergeben ju :
laffeu, fo lange fie felbft, Klägerin, noch bie S8cr= i
ftrf)erung ju tragen bätte, bie ba« (Eigentum auf !
it)rcr Seite borau«fefcte. Sobann ergibt c« bie ,
9lrt ber Slbreffierung ber Senbung: Sie erfolgte !
nicht etwa an ben SBcflagten, fonbern an beu
Hamburger äßitinbaber ber Klägerin. S5u« ber
Verfügung ber Klägerin ift bie SBare bis ju
it)rcm Untergang auch barnach tticr)t gefommen.
Stafj bei folcber Sachlage auch bie einfeittge
forinularmäjjige (Erflärung ber Klägerin in ber
Jyaftura: ,,on your aecount and risku nicht i
weiter in ^Betracht fam, ift felbftberftänblich (ju
»gl. aud) Ker and Peareon-Gee Sectio 19. 1
lefrter Abf. S. 138.
311
No. lSt— ixx.
1S2. StrMItni« bei SdjlepperÄ jtt ftqpilis axb
finifen be« »tWtppttn «d)ifft«; »<c »eil mm% ber $i*rrr
M Schlepper* felbftinbig Rubeln? - Siegt 9»f4»lbea
be« Schlepper« vor, neun er tu tim {fairwaffer ferit, u
bat er bei StefDigiing ber befttbenbta SegeUnweifnngen
«id)t btuei*h»wm btrf? — 6djNfbl)afre# fH4tttr}eii btr
Sr»ffe fäat ftweb.1 ben 3*(epper, at« «neb, be« leffllcwteR
6^iff Sur £af».
bereinigte JBugfier* unb bracht*
Scbiffabrt«:@efellfchaft a.;@. fn Hamburg
gegen
Carl 2Binter«in 33remen.
»u« einem Urteil be« D. 8. ©. I bom
16. OKober 1907:
$ er eigentliche ©treit ber Parteien bret)t fid)
um bie §rrcge ber ©chulb im internen Serbältni«
be« Schlepper« jum gefchleppten Schiff. $n biefem
fünfte get)en bie Ausführungen ber Sacbberftän;
bigen üDtarren unb $i(genborf im wef entliehen
babin fonform, bog ber fiotfe be« gefchleppten
©chiffe« tefp. ber Kapitän be« gefchleppten Schiffe«,
beffen ©ebülfe ber Sotfe ift, bie nautifebe Dber=
leitung f)at, baf} er jtoar bem Führer bei
©chlepper« junächft bie Slu«fübrung ber t^obrt
überlaffen barf, bafj e« aber feine »ufgabe ift,
einzugreifen, fobalb ber Schlepper in einer ffieife
hanbelr, bie ber Sotfe al« unrichtig ertennt refp.
bei gehöriger ©orgfalt al« unrichtig ertennen
mufj. 'Safe hierbei ber Jütjrer be« Schlepper«
bi« ju einem gemiffen ©rabe felbftänbig ju
hanbeln bat, liegt in ber 9tatur ber Sache. $er
Schlepper ift bem gefchleppten Schiffe meit
worau«; ber Rubrer be« Schlepper« fennt ba«
Siebter unb e« ift j. 33. überfluffig, bem Schlepper^
führer Slntoeifungen über bie ju fteuemben Kurfc
ju geben. Sollte aber ber Schlepper falfcheu
Kur« fteuern, fo mufj ber Sotfe ihn forrigieren.
$a« ©(eiche gilt bon ber SBermeibung bon
^inberniffen, j. 93. bon JJat)ricu8cn, bie ju Änfer
liegen; auch h«« fommt bem Schlepperführer eine
gemiffe Selbftänbigfeit ju; benn einmal fieht er,
namentlich nacht«, biefe ^inberniffe früher al«
ber Sotfe be« gefchleppten Schiffe«, anbrerfeit«
hat ber Schlepper eigene 93e»oegung«fraft, toäbrenb
biefe beim gefchleppten Segelfchiff nur eine b<t-
fchränfte ift, befchränft burch bie bent gefchleppten
Schiff burch ben Schlepper gegebene gab"*
gefefitoinbigreit unb beemflufit oon ©rrömung,
ffiinb unb ber burch bic ©cbleppberbinbung be^
bingten gabttriebtung.
Digitized by Google
312
No. I**.
Diefe allgemeinen ©efldjtSpunfte b,at audj
9lofal«lb, ntd>t berfannt, toenn er faßt, id) fyattt
bie Leitung be« ©djleppzuge«, aber ich hätte ben
^Befehlen be« Äapitän« ober be« Sotfen be« ge*
fdjleppten ©rfjiffe« gehorchen müffen, toobei biet*
leicht nur richtiger bat SBort Seihing burdj ba«
SBort gfübrung ju erfeften toäre. dagegen hat
ber Sotfe ©erb«, ber glaubte, er täte genug,
toenn er bem „SHla«" nadjfteuerte, feine ©teüung
ööCig berfannt, toie bie* bon ben ©adjberftänbtgen
ZUtreffenb unb fc^arf gerügt Wirb.
äfn bireftcr Mntoenbung biefer ©runbfäfrc
gelangen beibe ©adjberftänbige ju bem ©djluffe,
baft e« bei ben ©Riffen jum 83erfdm(ben gereift,
bafe ber ©djleppjug auf bie 9teebe bon 93run«=
büttel gefahren ift; bie Oteebe barf bon ©cfiiffert,
toeldjc nidfjt nad) .bem ftanal beftimmt finb, nicht
benufet toerben (Hamburger ©ef.e©anunl. 1899 II
pag. 30 fg.). JRad) ber ©egelantoeifung haben
clbaufmärt* faljrenbe ©<6iffe nad) $afftcren ber
©pierentonne B im einblifeigen Weißen ©eftor bes
©djcelenfublener geuer« aufjufteuern (Hamburger
©ef.*6ammlung 1897 II pag. 116). #ält man
fid) im weißen Sli&feftor bon ©djeelenfuhlen, fo
bermeibet man bie Sfteebe; ber ©eftor bon
3rf)relenfuhlen, ber über bie SReebe fdjeint, ift
Weiß unb feft (£amb. ©e|. » ©ammiung 1900 II
pag. 168). SBic oben feftgefteüt, ift ber ©djlcpper
im feften ©eftor aufgefteuert unb „SBiÜfommen"
ift i^nt nachgefteuert. Da« gereift bem SRofalSfb,
jum $erfdmlben; bie Sofalborf Triften unb bie
©egelanwetfungen für bic ®lbe muß er als
©djlcpperführer temien unb e« gereift gleichzeitig
bem „Sffiillfominen*' zum SBerfdndben, beffen Sotfe
refp. .Kapitän c)ärtc eingreifen muffen. Daä ©ertdjt
fann aud) bie Slnftdjt be« flägerifd)en Slnwalte«
nid)t teilen, baß es jitoiel oerlangt ift, toenn man
forbert, bafj 5Roial*fb c)ötte bemerfen muffen, baß
er auf bie JReebe gefomnten toar. ©S toar
feuerfidjtig, toenn aud) ab unb ju SBöen mit
Siegen einfetten, SiofalSfg unb ©erb« befunben
aueb beibe, baß fic ba« Reiter oon ©d)eelenfuf)len
gefehen haben unb toeber ba« beabfid)tigte 8ot«=
abfefemanöber, nod) fonft ein llmftanb nötigten
ben ©c^Ieppjug, auf bie Steebe ju fahren. Ilm
ba« «bfe^en refp. SBcdjfeln be« Sotfen au«*
Zuführen, batte (,2BWtommen„ nad) ^affteren ber
Cfte »laufeuer gezeigt, ba« ©ignal toar bor.
93run«büttel ertoibert unb ber Sotäberfefcbampfer
fuhr bem ©djlcppjug entgegen; e« liegt fein
aßaterial bor, nid)t einmal bie {Behauptung ift
aufgefteüt, baß ba« SBedjfeln be« Sotfen ntd)t
auf bem ©trom erfolgen tonnte. ®« ließe ftd)
nod) bie gfrage auftoerfen, ob ©erb« toegen ber
Sänge ber Iroffe unb be« SBinbe« in ber Sage
toar, auf ben Äur« einjutoirfen. ^ierju ift
§folgenbe« ju bemerfen: erften« erachtet ba«
©ertdjt bie Jcommunitatton«tndglidjteit a(« ge-
geben, ber SBinb tarn auf ber 9teebe bon SJrun«*
büttel ziemlich bon hinten, hätte alfo ben ©djaü
beö Spradjrobr« nad) born, bem ©djlepper ju
getragen, jtoeiten« gab e« aud) fonfttfle Äommunt=
fation«mdglia^feiten, toie bie ©ad)berftanbigen
ausgeführt haben unb britten«, toenn bie Sänge
ber Xroffe bjnberlld) toar, fo beruht ba« 92id)t»
fürjen ber tröffe felbft auf einem $erfd)u(ben
refp. 9Ritberfd)ulben be« gefd)Ieppten ©djiffe«.
3n toeitercr Sntoenbung ber oben feftgelegten
allgemeinen ©cftdjtspunfte ift ba« 3?i(^tfürjen ber
Sroffe beiben ©djiffen jur Saft ju legen. Sk>r=
über, baß bie Iroffe für ba« JRebier ber ©Ibe
ju lang toar unb baß ba« 3?id)tfürjen bem Sotfen
jjum %erfd)ulben gereicht, fotoie barüber, bag ber
Sotfe bie SRöglidbfeit hatte, ein Äürjcn ber Sroffe
rechtzeitig ju betotrfen, barüber finb bie ©ad)--
berftänbigen ftd) einig unb ba« ©ertdjt fdjliefet
ftd) biefen Darlegungen an. Die ©adtoerftänbigen
SÄarjen unb ^ilgenborf finb aber berfdjiebener
Slnfidjt über bic grage, ob au« bem Sfia^tfürjeu
ber langen ©eetroffe, al« ber ©djleppjug auf bie
(Slbe fam, aud} bem ©djlepper ein Sortourf ju
madjen ift. SRarjen berneint bie ftragc unb
^pilgenborf bejaljt fic 3)a« ©eridjt fdjlie&t fid)
ber 21nfid)t unb ben Ausführungen bon #ilgeitborf
an. @« ift überjeugenb, baß ber ©djlepper fo
fd)leppen mufi, baß toeber ba« gefdjleppte ©d)iff
not^ Dritte gefährbet toerben unb toenn bic
©icheröeit be« gefdjlcppten ©Riffes ober toenn
Dritte burdj bie Sänge ber ©djlepptroffe gefährbet
toerben, fo barf ber ©djlepper mit einer un*
geeignet langen ©djlepptroffc, mag fie ju lang
ober f,u furj fe'n» bie $at)tt uidjt fortfe^en, fonbern
auch " hat bafür zu Jorgen, baß ba« ÜJcoment
ber ©eiährbnng befeitigt toirb. Die SDlöglidjfeit,
eine Äürzung ber Iroffe ^erbet^ufü^ren, war
aud) für ben ©djlepper gegeben, cfr. bie ©uts
adjtcn ber ©adjberftänbigen.
Oi' - IN 1 1 i s « r 1
Digitized by Google
)um ^auplblatt 5er jflanfeattfd)™ (Sert^tsjettniia 1907.
Mttnttntz Seil.
Onternationaleo Brltf«trtd)t.
Blarienfd)ufe. fcanbetiMrtrag jWtfdKii bem flotl-
oercin uitb granfreidj üom 2. fluguft 1862 betr. brn gegen-
feitlgen 6$ub Bon „gobrifjeidjen". 67-
28aren jeid)tn. Berwenbung bei beutfdjen »aren-
jeictyeiti einet anbern im fluilanb. 89.
Äauf. Verlauf einer SBare burd) einen eitglifdjen
BerHufer an einen Hamburger Käufer mit ber Beflimmung.
bog „fob Hamburg" &n liefern fei. 181.
£ü1filofyn. (Errettung einer im biifat)ifd)en SHeer«
bufen in 9iot gerateneu beutfdjen Biermaftbarf unb Ver-
bringung nod) (gnglanb buraj einen bänifeften Dampfer. 07.
^aabelsredpi.
«aubetftftaab nnb $aibrli(iefd)aft.
S i r m e n r e dj t. $erf e&uttg bei girmenrrdjti eine« anbern
burd) Beuu|}ung eine« an bie girota auftingeuben S8ort
jrirfjeni. 108.
Uebernofcme eine» fcaubeligefdbäf ti. fcafiung
bei Ueberneb,meri für Serbiiibliajfeiteti einer 8rotignteber-
taffung. 119.
Watlern ertrag. €teUuug bei $anbetimafleri jum
fjläfter nad) B. teJ.-B. — Haftung gegenüber ber Partei,
Die beu Wätler nifljt angeuonuneu bat. - Ärgliftigei Serbelten
bei bec Vermittlung bei Wntauf« eine« Seebampferi. öl.
Agent, ftünbigung eine* auf unbefttmmte geil
gefd)lofieneu «genrurterWliMifie* unb fiillfdjmeigeiibe gort-
feftung beifetben uad) Ablauf ber «ünbigungifrifi. «elttu
für biefc fpätere 3*'' bie geiebltaVn ober bie in bem urfprüug-
Hajen ttbtommen oorgefe^enen oertraglidjrn Jrüubigniigi-
termine? 61.
SReifenber. «nfprud) bei ju Unredrt gefünbigtcii
»eifenben auf ©djabenerfab; wegen unterbliebener ©efdjäft*-
reifen. fcöfr bei «nfprud)i. 126.
ihJnreujeidie« unb Batent.
Kuitanb. Berweubung rinei für einen Silbern ein-
getragenen SBarenjeid)ru* im Muilanb. gragr, ob eine
nribencd)tlid)e $anblung oorliegt, wenn berienige, ber ba«
8eid)en im «uitanbe nerwenbet, nadj bem auitönbifaVit
j Siebte ber auifdjliefjlitb, jum ökbtaudj bei ßeidjeni bered)-
; rigte ift. Beurteilung ber im 3ntanb begangenen Seilnabme-
tianblung. 89.
granfreirf). $anb<(i»ertrag aroijcbtn bem goDoerein
! unb granfreidj »om i. «uguft 1862 betr. beu gegenfeitigeu
I Stfmfc oon »gabrifaeid)cu\ 57.
fflortjeidjen: „Sv«»\ Xarf biefei JBort nur j»ur
Brjeicbuung von öegeuftänben fdjwebifdjer $erfunft ange-
roanbt werben? 103.
SBortjeid)en „Äaifer Cognac". Bermenbuug
biefei für einen Unberu eingetragenen 8Bort}eid)eni burd)
einen Wann nameni Ralfe r. 44.
flniftattnng. gragr, ob in ber goren ber «are «u
«Jürfeln (ftafftegeroütj) ober iu ber ^ufammeufaffung biefer
SBürfel eine „«uiftottung" ju erbliden ift. 60.
Bermed)ilung£fäi>igteit jmeier Warfen: Sprin-
genber Stier unb jwei (ämpfenbe IBibber. 62.
Hamburger »Joppen. Berweubung bei Hamburger
©appeui in leidjt ftilifierter gorm. 74. Begriff ber
„filid»lid>en" Berweubung bei Staatiwappeni 74.
)lttibfegitimationfüreiueftlageaui§ IC SB. ®. 74.
Aufgabe bei «ef *äf tibetriebei. ttutrag auf
Söfd)ung gemäfj § 9 SB. 37.
^lloualer Raubet mit Sicenjen. Die Eintragung
ton SBarenjeicben, mit beueu ber lutragfteuer lebiglid) burdj
| «Beiterberaufiernng <Befä)äftc Bad>n wiK, ift uu^uläffig. 64.
Batent. tluilegung rinei Btrtragi, nad) tutlaym ein
gabrilunteme^mcr gewiffe oon i^m ^erguftellenbe — paten-
tierte — Söaren (Sternit-&d)tcfer) nur an beu ^ateutinb^ber
bejw. an eine beftimmte mit bem Bertrieb ber Stare beauf-
tragte «efeUfcbaft liefern barf. 6. «9. 81.
SBieber^oIung Don Batentoerle(uugen unb
Wufprud) auf Unterfagung fernerer Berle|ung bei einmaliger
Berfebjung gegen bai B«entred)t eiuei onbern. 79. 80.
^ttnbelsgeCfllfiTjttften.
ftrtirugcfelljdinfmt.
%nfünbigung ber Xagriorbuung einer 9er-
; fa mm hing, läenflgt ei bei einer beabfidjtigttn Statuten-
änberung anzugeben, meldje Beftimmungen geinbert werben
falle», ober mufj bie brabfid)tigte SQeuregelung mit angegeben
werben ? 00.
Digitized by Google
314
«ünbigung eine« SS orflanblmitgliebel. 3ft
bif ftünbtgung gültig, wenn bei bem jii «runbe liegenben
4kfd)liifj nid)t aOe SliifficfitratiSmttgiieber binjugeftogeu werben?
(finflitfi ber naebrräglicbfii (Einroilltgung bft ntd>t fnnuuge.
sogenen «Dittglieber. 4.
fedjtung Bon SB ef djlflffrn ber ffleneraloer-
fammlung. S3tr[epimg bei § 262. Hbf. 3. 0. SB. 66.
(En Haftung. SSerweigerung ber (Entlafiuiig gegenüber
einem einzelnen Witglieb bei Huffi^tlratl. 56.
®efeflfeW»e« mit befdirinfter Haftung.
§ 8, Hbf. 2. b. «ff. betr. bie ©. m. b. 3nbalt
ber »on ben ©efellfalKiftern objngebenen ©erfid)erung. 128.
^auoelßgrl'djttfle.
I. HOgemeinel.
§ 926 83. 0. SB. faiftfebung ni$t erforberlio}, nenn
(ErfuOnug verweigert wirb. 36. Sein Btrctj! bei Säumigen
nadj Hblauf ber 9>ad>frtft ju erfflOen. 12«. JJei ber ftrtfi-
fefcnng borf nur Steferung in tonlrohIid)er SBeife »erlangt
»erben. 12«.
Sermögenltterf <$le<f>terung bei ftrebit-
nebmerl. 68.
Stefloertretung. $erfönlid)e S3erpflid)tung bei
Sdvnimatferl aul (Srflärungen bie er — unter lieber«
febreitung feiner SSerrretunglbefugnil — für bat grfiiff ab.
gibt. 101.
6titlfd)Weigen. ©ritlfcb>eigenbe Unterwerfung
unter eine ©cbteblgeriebtlfloufel bunt) »orbebaftlofe Hn>
natjme einer fol<t)e SSeftimmung fiitbottenben ©d)lu6note. 107.
Hultionator. «ilt ber Hufrionator, melier bie
ÄuTtion abhält, eljue feinen Hnflraggeber ju nennen, felbft
oll SSerfaufer? 18.
Hbftrafte ©# obenlberedjnung auf «ninb § 179
Hbf. 2 C. «. ». 76.
n. «tnjeliic .ftanbel-Jgefdjifte.
A. Häuf.
gnternotionole* $rit>atred)t: SSerfauf riner S?nre
ton einem euglifcben SSerfaufer an einen beutfdkn SSerfaufer.
Uebtrgoug ber ©efobr nact) englij<$tm iRedjt. 131.
«auf mit ber SSebiugung „3ult/©eptember (Erwar-
tung*. S9ebarf el einer 8rriftfefcung um ben fflnmigen «jerlaufer
in «rrjug «u feben? 8.
Selbftbtt feberfonf ju anbern all Den für bal
»aufgefdjaft felbft geltenben SSebingungen. 17.
ft 1 a g e. 83erbinbnng einer Stlage auf Erfüllung mit
einer Ätage auf ©d>abenlerfab. 17.
Hu« f all muff er. SBeflebt bejüglicb. ber Huifafl.
mufter eine Prüfung«- unb 8iügrpflid)t? 26. 77.
$olltjanbrl. Kauf mit ber S9ebingung: gablung
gegen Äonoffemente. 48. Hbwei$en bei gelieferten $olje*
ton ben auf ber SHucffeite bei ftonoffementl aufgeführten
äRafeen. 66. farm ber Sdeft^tigung bunt) ©oeboerftanbige. 66.
«etreibcbaubel. SSeredmung ber ©admiete. 86.
gutterbonbel. Uiancen unb ©djifblgerid)tibe.
ftimmungen bei SSereiitl ber am fatlerbaubel beteiligten
firmen, lo".
SKoUrjanbel. Hullegung ber Sf laufei: „Stefemno
bolbmogltdjfT. 112.
S3rcmlfd)e @d)ifiabrtlabgaben. Sailen biefelben
bem SJerfäufer ober btm Käufer jur Saft, wenn „frei
©djifflbed SSremeu* getauft ift? 9.
91 nftionator. Haftung cel Hufrionator! für roifient-
lid) Mrfdjwirgene Wange! ber SSare. 16.
Kauf auf Slbruf. SSerjdgerung bei Hbrufl. SSertuft
bei fHedjtl auf £iefernng bei äbermagiger SSer}5gerung bei
Hbrufi. 110.
©arantirfrift. SSrrbätrnil öon twrrraglid^m
©arantiefriften ju ben gefe^licbeu 8erjäbrunglfriften. "2.
Unterf uetju n glpf liebt bei Lieferung fürehtm Aber.
1 feeifdjen Ceftimmunglort. 64 ; mit SJejug auf SBaren bie jur
! fofortigen SSeittrverfenbung befttmmt fiitb. 130. Hieebtl'
folgen ber Ärglift bei Ver'fiufrrl mit S3«jng auf bie »er.
»flidltuug bei Äiuferl jnr Unterfucbung. 130.
fluruerfügungfieanng ber gongen SBare, non
ber nur ein »erbfiltnilmägig geringer Zeil mangelbaft
ift. 26. 84. 77.
»egatinel SSertraglintereffr. HbftraTte S<babenl-
bereebnung. 76.
)Bau(> unb Oirfenoefdiäfte.
ReTolving credit. SSrgriff- KAnbborteit einel
laufen ben ftrebitl roegen 8ermbgenloerfd)le(bteruiig. 84.
S3örfentermingefd>aft. $a>iongarion. grage, ob
im fonfreten falle ein neuer Hbfd^IuB ober nur eine $inant.
fd)iebnng bei ©mtagel oorliegt. 96.
B. Wiete.
<5d)uteumirte. Haftung für SSerfdjulben bei
edjtepperl. 71. Hufridjtlpflidjt bei Scieterl. 28. faty-
lafrigteit mit 83ejug auf bie Saty bei Siegeplafjel. 7. 70.
C. l3fetoittoni?gef ttjdft.
tmefangnabme bei «utel. Beantwortung für
fsttfltt bei ber babnamtUdjen Hnllabung. 123.
Haftung fflr beu 8 ra<f/tfübrer. fcaftet ber
©Cfbitrur, wenn ber oon ibm augenommrne t^raebtf ilrjrer in
CBtmä&beit ber ^3e^illflllnge^ ber Cberrbebereien bte fyiftimg
fflr in ©djutrn flbrrgelabene ©fller ablebnt? 22.
SR i 1 1 e i 1 11 n g an ben Huftraggeber Don einer fir
fdjablgung bei ftrad)tgutl. 123.
D. £anbfr«HtreH)t.
Sorgfalt bei gradjtfflbrerl. Huftrog eine am
Reit (agrmbe Äifte auf ©ruub Zeilempfauglfcbeinl au
empfangen unb an eine Snmmelftetle au beförbern- Haftung
für SSerluft in bem fonfreten falle, bafe ein Hngeßedtrr
bei »ail auf ffrfudjen bei ftutfo>erl bei faadjtffibrerl bie
ififte an ben »anb bei ©djuppenl gefteOt t>ottr, oon wo fie
»erfajwnnben ift. 124.
Hnnatjme bei ©utl. gritpunft ber Hnnabmr.
Hnnabmeoerweigerung bei au6erlid>er 93efd)Abignng bei
«utl. 27.
%\ fen bat)n. ©ef(r)dbigung leidjt Derberblidjer SBare
— tfier — natt) bem (Eintreffen auf bem Hamburger
SJabnbof. 2S.
Digitized by Google
315
(Etfenbahnoerf et)r*orbnnng. ®i(t bie Befttmmung,
bog nad) Bejahung ber 3rrad)t unb Annahme bei •utei
aOc Unferfl^t gegen bcn t5rod)tfü.hrer ertöfcben, aud) für
franfierte Senbnngen? IIS. fflcd)t ber ©ifenbaljn auf
Wacijjahluitg, wenn im grad)tbrief oerfeheutlid) rin jn
niebriger 2rta4tfob angegeben war. 111.
Unlauter« »Jettbewert.
Benufeung einet Auijeiehuung ju JReTlame-
4 werfen. Darf eine Auijeid)nung, nad)bem bie aui-
gejeirfmete 3rirma in eine A!timgcfellfd)aft umgewanbelt
wotben ift, Bon biefet beitubt »erben? 42. Dürfen in ben
Brofpeften uub 3ittttlaren einer ^iefigen "Jirma Aui-
jeidjnungen unb (Erfolge, bie bie in (Engtanb aufdffige
Wuttergefellfchaft erjielt bat, ali eigene Auijeid)nungen nnb
«rfolge bargefleOt werben. 14. 24. 40.
Behauptungen tatfaehtid)er »otur. § 6 Wert-
bewerb«gefebe*. 46.
3eerei|l uno Krdjt in ßinntnfdjiffaljrt.
A. Algemeine*.
Ätalfififation oon See[a)if fen. Raffet ein 3nftltut,
wetd)e« fid) mit ber StaffifUariott Bon Schiffen befafjt, britten
gegenüber für unrichtige Ausführung ber ftlaffiftlatioit ? 16.
8 o t f e. Bcfleiben bie Curtjaoene r Sotfen eine öffent-
liche ober Bribatred)tlia)r Stellung? 43.
Staner. Wechlliche Stellung bei Siaueri. fcaftet
ber ffleeber für fein »erfchulbeu? 11.
Schlffimaller. $erf 5nlid>e Berpflicbtung bei Sdjiff*
maller* aui Srflärungen, bie er für bat Schiff abgibt. 101.
B. etbifföiefo^nB.
Sürfbef örberung ber SRannfrfjaft bei 8rrtufi bei
Sdjiffei. Der Seemann bat einen Anfprud) auf fflürf-
beförberung nad) bem fcafen ber Auireife unb nid)t nad)
bem $afcn ber Anmufterung. 121.
C. ftraaVreoy.
l. Seerrdjt.
Ablaber. Berhaltni* jum Befrachter. 87.
^raa)t oertrag ober Sd)(eppoertrag? Zraniport
eine« anf Abbruch, pertauften Dampfer* oon (Englanb uaa)
Hamburg. 38.
Dedlabuug. SRu& bai <Ein»erftanbnii be« Be-
frod)teri eingeholt werben, um eine Ware auf Derf ju
brförbern, ober genügt ba* (Einoerfiänbni* bei Ablaber*? 87.
6eelüd)tigfett. (Einbringen oon Seewajf« in ben
Sabcroum infolge UnbicbHglett eine» Rlofetrohr*. 86. Un-
bid)tig(eit eine« Zanf* unb Befcbäbigung be* ftrocbtgut*
infolge Au*fä)meljen* oon Salpeter. 126. Bflid)t be«
ffleeberi, ba* Sd)iff burd) Sadjoerftanbige auf feine See-
tüchtigreit ju unterfndjeu 36
Stauung. Haftung für fehlerhafte Stauung oon
9Hebl in ©Seien auf $h">*»lKrt- 100.
Charterpartie. Beftimmung ber C bo& bie Belobung
ata »ajtus iiüd) oem urmtrerten ictjrteumcquctiit rrrolfien
io«. 120.
8eitd)arterung. 3fk ba* (Entgelt nad) ooHeu Sagen,
ober — wenn im Saufe eine» Zage« ber Dampfer wieber
abgeliefert Wirb - nad) Stunben ju beregnen? ö.
$9h< ber Stacht. Bemeffung ber $&he ber f^rcictjt
mangeti Vereinbarung für »flter, we(d>e oon einem oon
Antwerpen bt< Wlabiwoftotf gee&artrrten Dampfer bis nad)
Hamburg mitgenommen werben. 108. Bemeffung ber fcöbe
ber Sradjt, wenn fie nad) .actual grw« mea*urement"
gu beregnen ifi. 69.
»onnoffement. Negligence {(laufet, gartet
Act. 100. Haftung für überflflrjte« Söfd)en. 6H; bnrratry
68. 02 „not liablo for tha oblileration " 66.
?freijeid)nung Don Diebftab,! burd) „robben or thieve*". 02.
. Dom i eile*, berechtigt bai $ingnfflgen bei Sortei
.domicile" hinter bem Warnen bei Äonnoffementlempfangeri
bie dteeberei, bai Sracbtgnt in ber Wohnung be* gmp[ängrri
anigultefem ohne bie Legitimation unb Borlogt be* Kon*
noffementi ju forbem? Befiehl in Sonbon eine foId)e
Ufanee? 108.
«uilieferung anberer Waren ali ber eingeladenen,
harter Art. 88.
§8 $amb. Änif. «ef. jum 0. ® QEroerführer.
qnittung. 40. 41. 88.
aabebereitfd)aft. Änfunft bei ®d)iffei für} »or
9RUtemad)t ju einer ^eit, in ber e« nicht mehr ioDcmtlidi
reoibiert werben fann. 68.
Hamburger Söfd)oerorbnung. 3ft eine Qktreibc-
labung nod) ali .lofeS Vetretbe* anjufehen, wenn fie jum
Dell — »um 3wecb fiä)rrcr Stauung — in Sarfen oerlaben
War. 12.
«ntlöfd)ung. „DUchurgo na p«r cuttom of the
Port". 68. .A» fa*t m the cuitom of tbe port will
«dinit*. 13. Cntlöfehen Bon Äobleii. 3'age, ob Sohlen
ungemeffen in Sd)nten ober in $eftolitcrförbrn auijuliefern
finb. 69.
Söfchjeit. Berjbgerung ber (Empfangnahme. Soften
ber hierturd) bebingten t'eichterung. 114. Hamburger Ber-
orbnung nom 29. XII. 1899. Der ttmpfcingrr barf bie
gern je ihm ju ttebote ftebeubt £bfchjeil aninuQen wie er
wilL 116. 3ft bei Bertrofl'SmiiBiflrr Beelfingerung ber
fiöfd)jeit um einen halben Zag aud) nur für einen balbeu
Zag Ueberliegegelb ju jahleu? 118. ^rage, ob oom Be-
frachter Siegegelb ju jahlen ift, wenn bie Sabung bei
Schiffe* infolge langbauernber Ueberfd)wemmung im $afen
oon Qolaftine felbft unmöglich unb auf bem Barana-Strome
ftarf behtnbert war. 29.
2 Bta»e*f*)iffalm.
^aftet ber ftahnbefrad)ter für 8erfd)u(brn ber
Stauer bei Ueberlabung ber (ftüter oom Seefd)iff? 21.
Berfrachtungibebingungen ber (El befa)if fahrt*,
gefellfchaf ten. (Bellen bie Bebinguugen al* oereinbart,
wenn fie jwar ber ^ftad)tofferte ju ÖJrunbc gelegt finb. nicht
aber im Sabefthein erwähnt finb? 122. Auilegung be*
§ 87 ber «ebiiigumjeu. 78. 122.
Digitized by Google
316
Drau«port in i 1 1 e n. $aftuug für ©djäbeu, bie
baburtf) entftrlpn, baft ba« gracfetgut »itbt in ftäf)nen.
fonbent in 3*0«" beförbett würbe, »erfidierung gegen
Sdjäben, bie burd) ba« erbäte Hiftlo eine* Dran«pott« tu
Stilen entfielen. 78.
@ad)Oerftä'ibtge. Ciiirr geflftcUuiig be« Sdjabett»
burd) Sadjberflänbige bebaif e» iiidft. wenn ber Iranc-port
titd)t jur Ablieferung geführt bat. 116.
<StocrfüI)rer. Haftung für bic Stabilität einer Sdmte.
SBercdjnung brr (Stabilität. -'0. Haftung für beu burdj ju
^o%t Belobung einer Sdjute rutftrbenbru Sdpben. 1.
«werf fl&rerquittuug. 40. 41. 88.
«werfübrerbebingungeu. »eredjnuug be» nad)
beu <£werfül)rerbrbingungrn infolge einer $abaric ju
erftattenben Srbaben». grogt, ob 0ergnng<loflen,
Ti«)Jcid)ifrunfl*foftfn, fioflen ber Aufarbeitung ber SJcue
ba** gehören. 08. »ertrag«mätige Abweisung bon ber
gefefcllo>en Siegelung be« §4 0.®.®. burd» bie «roerfüb,rrT-
bebiugungen. 66.
8ug um 8«8 fietftung. Auslieferung be« ftra<b>
gut* unb grodjtiabjung baben tfug um 3ug ju erfolgen.
Der Sdjiffer b,at (ein SRrdjt auf ©idjerfjeit für bie ganje
3rodjt, bebor er bie Sabuitg aufliefert. Srattiftbe (Befiatlung
ber öeltenbmadjung be« $3fanbredjt«. 102.
5Ramentlid)e Nennung be« Stampfer«, au» bem
ber J?a&nfd)iffer feine üabung jtt empfangen fror, beginn
ber Sabejeit. 117.
»rotureur. »errrag»mibrige Aufnaljme einer bem
Sdjiffer ungflnfttgen »efrimmuug in ben bon ibm ber-
mitteilen grodjtrjfrtrag. 117.
D. ©refje $a»arei.
© c m e i n I a m t ®ef aljr. $at eine gemeinfame Gefahr
für Schiff uub Labung beim geftgeraten eine« Dampfer»
auf bem ^anamaflufj vorgelegen? 106.
E. »erguna unb $i(feleiftu«g.
1. 5eered)t.
internationale» »ribatredjt. (Errettung einer
im 33i»fabifd)en SReerbufeu in iNol geratenen beutidjen *ier-
ntaftbarf unb »erbringung und) Snglanb burd) einen baiti-
fdjen Dampfer, «ertrag über bie jpülfrleiftung. 67.
«rfüllung«ort. 3Ba» ift als (Erfüllungsort für bie
$ülf«tof|nforberung anjufeben? 07.
©tranbomt. 3uftänbigteit. 67. 9Ru§ bei ber $nlfe,
roeldje fidj jwei beutfdje Sdfiffe an ber afritanifd^en Stufte
leifteu, wegen be» ©ülfelob>« junädfft ba» Stranbamt ange-
gangen werben? 47.
SJerjinfung von $ülf«lo$nforberungen 67.
$öb,e be» ^ütf»(obn» für Ableidjtern unb Abfdilcppen
be» auf bem S3 ö f rf niicTcn frfigerateucn Kämpfer» „König»'
brrg" 30; für bie Errettung be» Dampfer» „dito" burd) einen
angenommenen Sdjlepper 31; für Crrertiing be» feftgeratrnen
Dampfer« „ (Ebenda IT burd) icdj» aubere Dampfer 84; für
Grrettuug be» grofjen in »ranb gerateneu Dampfer» „i!u'
gano" 99; für Abfdjlrppen be» „i'od» 2an" burd) neun
Sdjlepper H5; für Vtb|d)Ieppen be* Dampfer» „«telefelb" 97-,
für Abfd)leppen be» auf Langeoog »auf fenjieratenen
Dampfer« „«tber' 104; Errettung be« bor ba <£lbm«nbtmg
jeftgerotenen grefern Keßler? „^ardjim". 60.
2. flintte«fd|tffab,rt.
Grretluiig eine« fJluBföjiff»- Stfotgreiaje «nfedj.
tung be« über bie $öb^ ber Vergütung vor ber ^ülfeteiftung
getroffenen Vtblommcu«. 83.
3uftrag»Iofc fflcjdjaf t»f übrung. Bergung eine»
c$lu&fal>rjeugr» oljne «uftrag uub Jortfebnug ber «rbeit tro»
eine» »erbot« be» Eigentümer«. 94.
^o^e be« £ülf »lofjn« für bie Crreltung eiue» mit
3udcr belabenen frab.it», wrldjer im rtltouaer ©afen plö^lid)
led würbe. 19.
F. €d)leppoertr«§.
JJänge ber Sdjlepptrof fe a(« Urfadje eine» Sdraben».
. «crbiltni» be« Schlepper» p JfapitSn unb Sotfen be»
j gefebteppten Sdjtff«. 182.
i'idj terf übrung eine» bor hinter gefjenbfii Sdjlepp-
I *ug*. 109.
€d)(eppbertrag ober gradjtöertrag ? Dran«port
eine« anf «bbrudj bertauften Dampfer«. 83.
»erfdjulben be« Sc&tepper«. Da« geft&leppte
3ct>iff fjaftet nidjt für ba« alleinige Serfdmlben be»
Sd)lepper». 62.
G. &d)iff»uafäHe (floOtftonen).
Siebe and) ttbteibmg B unb F.
Kollifion zweier Dampfer, bie beibe an ein
Seuerfdjiff b^eranfabren, um itjrert flotfen abjufe^en. 49.
Sid)terfüb.rung im Äaifer ?Bilb.elm »anal. »id)t-
befolgung ber b>ranf bejüglidjen »orfcb,rifteu. Haftung be»
»apitäu« trotKntoefeu^eit eine»RanaIlotfen(3wang»(otfe). 73.
§ 26 ©tranbung»orbnung. »ejeitiguug eine« im
fVaprwaiicr PC* .yaiciis giimiieutn i'anipfere- a<Ca;t?DCr'
bältni» stoifd>en ber 8eb,örbe unb ber «eeberei be» befeitigten
©djiffe«. SBab.rung be» öffentlia)en 3ntereffe«. 2. Der § 25
Stronbuitg»orbnnng geb.t bem § 16 ber bremifdjen ^afeii-
orbnung bom 14. Dftober 1888 bor. 53.
Säegeredjt. »(edjt ber tiefgebtnben Sdjiffe burd) Sin-
wenbung gewiffer Signale ba« SBegeredu für fid) au brau-
fprud)en. 26.
Streitberfünbung al» Unterbrechung ber »er-
jäbrung. 76.
Sdjiff «unfätle im Hamburger $afcn. »eraut*
wortIid)feit für ben — burd) borfpringenbe Delle eine« »od'
werf« — aulegcnbcn Rabrjeugen erwad)fenben Sdjaben. 23.
SRanöoerieren beim QHnfab.ren eine» großen Seebampfer« in
einem $Mfrneiufdjnitt. 10. 91. 9(ii«legung be» § 28 9lbf. 2.
fcafengefebe» 3; be» § 32 fcafengefeee«. *8errf)c ©d)iff»'
manöoer finb unter bem fluibrud „Stbwoien" «u berfteben?
Kf>. Diivcf) 11 nebenbei teti bei glufibett« berttriadite« 9(u«-
frbrren eine» oerrjolenben Dampfer«. 46.
fcöb> be» Sdjaben» infolge Ausfall« be« Hfradtt-
berbienfte* nad) Sd)lufj ber edjiffabrt. 9«.
Digitized by Google
317
t)rrftd)eritnj)0red)t.
Seeverfic&eruug. 9rbeuruug t>er fitaufel: „ÄOe
«eränberungeii ber Steife unb be« 9tiftfo« bleiben mitgebe«
gegen noef) Qidigteit ju regulierenbe Prämie". Qeeubigung
ber wrftdjerten Steife. Ttoiation. Hnjeigepflid^t- 82.
$aft»flialMoerft Gerung. Ortung be« «ififo*.
3ft ber 9$erftd)crte junt JHucftritt Dom tSerftdjcnuip^öettrQa.c
beredjltgt, neun fein fflififo fid) eriföljt tyat uub bie 8er-
ftd)ernng«Atfe(!fd)aft fid) roeigert bo« eilige SRififb p brn
alten »ebingungen jn trogen? 127.
projfftredjt.
Strettberfänbung atf Unterbrerfmng ber Skr-
jftljrung. 7».
Sfageänberung. 3» <Beltenbmad)ung eine«
<Sd)abertetfa&anfpru<W wegen 9cio}terffiHung liegt eine unju.
ISffige «logeflnberung gegenüber ber auf Ballung bei Unter-
fdneb« jwifdjen JtaufpreU unb <5rlM auf bem SJrtfung«.
Berfa » f geridjteten jtlage. 17.
©trafanbrof(ung au» § 800 <£. % ß. 6.
9cadjDerfab,rcn über bie $öf}e bei flnfprudjf
erf)öf)iwg be* €<b^benerfabanfpnia>} im Wadjberfaljren. 11.
$amburgifdje (giniommenfteuer. ©rrttdfidjriaung
ber ftbfinbnngftfumme, roeltfje ber Xeityabct einer offenen
$anbet*geftaf(bflft für feinen «uitritt ermatte« b,at. 82.
Digitized by Google
)um f)anptblait Der Jjanftatirdieu <8erid}fejC!tong 1907.
«bbänmen. II.
3(bbrM|, traii«|>ort eine« auf H. getauften $am»fer« 33.
9fbfink»iigd{ttnime für ben an«tretenben Xril&aber einet
b. $. «. 32.
ttblaber unb Befragter. *ea;)t«»ert)fillni« jh eiuanber. 87.
Sbltefernng aU Segiun ber Berjaijrung. 72.
ttbnf, »erjögcrter. HO.
Hbjtrafter ®ä)abrn«erfa<f. 76.
TTgeniiimcrbnlinifi, ftünbigung. 61.
Hrti«tgcfcflfff»«ftr f. ©öftem. »egifter.
Stmllidir ^rfrftcQuna bei ©gaben« an ffradjlgut. 115.
Hnfeifttang eine« $ulflob>t>crlrage«. 83.
Unter* eine« ©djte»bjuge#. 109.
HnfiRbigBBg einer ©metnl»cr|ainm(imn- 90.
ftBBabjnevertteigctvBg be« Jradjtgut« burdj bic Cifenbabii. 27.
ftrgentiaiea (SBarenieid)enre$t). 89.
«tglift eine« TOatter*. 6t.
Slnf(id)t«Mt. 4.
«nfrraglafe Wef4*ft*ffitr»xfl- 5>4.
«uftiaaator. 18.
«MfffaUmufter, Begriff- $rüfung«DfIic6,t. 26. 77.
Hu^faaft, irrige, eine« difcnbabnangeftefltrii Iii.
Halliefernag be« fttadjlgut« 3ng um Qug. 102.
flnoftstraag einer SBare (ftaffeegetoflra). 60.
Hn#jein>nti»|, Sernenbung einer H. ju SReftameinKcfen. 42.
Barratry. 68. 02.
SecabiguBg ber oerfidVrteii Sicijo. 82.
Kfefmditer. Serlpltni« jum Hblaber. 87.
Belobung einer Sd)ute, §öbe ber 1.
ScleaftlRBg im «aifer ffliltjelm Sanol. 73.
SergUBg unb fcülfeleiftung. f. ©nftem. »egifler.
iHcrauag oljne Auftrag. 94.
Sergaagätaften. 93.
Sefatptng be« ©tbjenuer«. 62.
Sefcbäbignug ober Serluft? 41.
iSeittiäbiauag ber Stare im Sdjtffiraum. 36
Vefeitignng eine« gefnnfenen ©<f|iffe«. 2.
Vefi4|tignng, amtiidje. burd) Sarftoerfifänbige. «6.
Sefargui« iuteberl>olter $ateul»erleeung. 79. *o.
9e{tiBnanug»b,afen. 82. 88.
9etrieb#erbBang für bra ftoijer SBtlbdm »anal 73.
Vollmer!, fdjabbaftr«. 23.
«•rfenterningefdiifte. 9a.
9reatifd)e SidtffaSrtfabgab«. 9.
$rfmif4)e $afenorbnung. 63.
Gbarteraertrag. 63. 106.
GaUifioncn, f 2i)ftcm JRcgtjlet.
GauBoffement, f. Supern. SRegifler.
Grebit, »ünbigung eine« G. 68.
Cuatou of tfce port. 68. 63.
Gatbafeaer Uarfe. 48.
i
£eif£labuag. 87.
teaiatien {©eeberfid>erung). 82.
tiebflBbl an ber Sabnng. 92.
SienftaniDfifuna für Sotfen. 26.
Ti«*part)icrungiJfofit!i. 03.
„Doaalelle" Sermerf auf bem Jfonoffement. 108.
t>nfy»n, al* Wittel jur «rjielnng eine« Oberen fcfltf«.
lolm«. 83.
GtnfaainieafteBer, Qamburgifd)e. 32.
| ftifeBbaba, UnnaQmc be« 5>ro<f|tgut« eon ber €. 27.
; Gifenbaba, ftedji ber G. auf 9M*ab,lung. III.
GifeatatBfraä)tbrief. III.
Gifeabab,aarrfebr«9rbBBBg. III. 113.
I Glbef(b,iffa$rt«gefelfä)afteB. Sebingungen. 78. 122.
| GniBfangBO|Me be« ®ut« burä) ben ©pebileur. 123.
Gntgangraer gradtlfleniin« eine« Kabnfcf»iffer*. 9h.
Gntlaftnag. S$er|agung ber Gntlaftung. 6G.
GrffiUnagegel)Blfe. 71.
GrfBÜungeinterejfe. 76.
Grfflanag*ort für $fltf«l»tmforberungen. 67.
GtcraUfftjiefer. c. 89. 81.
Gwerfabrerbebingnagea. 66. 93.
Gu»erf*fcrerbafrnng. l. 20. 06.
Cfmcrffitjrcrqnittnnq 40. 41. 88.
J«brit)eitt>en. $anbet«bertrag jum Sdjufc brr R. 16. 67.
^nbnvaffcr. $inberni« im 3- 2.
Rälfd)lid|e $erwenbung eine« Staat*raa»i>eii*- 74.
»eftfieUBBg be« ^uftanbe« be« groajlgute«. 115.
■ JfeftftellBBg^nagc. 127.
Seuerlöi'rtiappurate. 46.
ffenerfdjiff. «oaiHon beim S. 49.
afirmearedit. loa.
Digitized by Google
319
„Fol»««. 64. 181.
ÄlnSbetr. UuebenbeHen im &. oll llrfodje eine r ÄoHifton. 46.
|yraa;tbtrcd|nung beim {Jc^len einer Bereinbarung. 106.
Sradjtberedjaaug uadj actual groM measurement. 59.
3ra*tbrief ber IKfenbabn. III.
5raaVgetaian, entgangener, eine* »a$n«. 98.
ftralfctofferte. 122.
ftraufierte gtfenbabnfeubung. 110.
„frei Sa»iff*>**"- 9.
3frifrfe*ung ua<b § 326 B. <B. B- 36. 120.
3roft. ^efdiätigung be* Sratfjtgut* burd) jjrofi. 28.
ftutterbanbel. Berein ber am 3. beteiligten girmen. 107.
ffirgeafeitlgfeitätorblttui« jrotier Staaten mit Bepg auf
ba« Btarcnseidjenrrdjt. 89.
Gkneraloerfamtnlnug einer vTfliengefeOfdjaft. 90.
(tJtfd|äfti>bctricb, 23nrenjeid)en ob,ne dt. 54.
«efife&ftereifen, «nfnrucb, be« Sleifeuben wegen unter-
bliebener ®. 126.
lütfunftutfl 2rt|if? im Sria^npa^er. 2.
(Hetreibelabang, $mj>fang einer 9. 41.
$afen, e^iffiuiifoOe im Hamburger f. ©hftem. »egifter.
$tfefleinfdmttt, fRanöoerieren beimSinfabren eines fcambfer«
in einem 91.
Qnfengefe*, bamburgifdje«. 8. 7. 86.
$afeaorbauag, brrmifdje. 58.
ftamburgtr StaatÄwa»)Ku. Sterroenb al« SBartnjeidKu 74.
#itnbeWregrfler, 119. 128.
$aubel0»ertrtg jrotfdjen SodDereiu nnb ftratitreid). 16. 57.
$aabel«mafter, Haftung be*. 61.
„$aabet#9el*|ea" unb „Sabritjeidjen". 67.
$arteract. 88. 100.
.§asorit, Wrofje. Iö6.
#e!toliterWrbe (»ob/Ienb,anbeO- 69.
#errunft8beiet<b,nung. 108.
$er'unfti>ort. 74.
.fcobt be« «nfaraeb,«. «erfahren. 47.
.(Soljlianbel. 66.
«ifftlobn, f. Softem »egifter.
3«linbif<b,e3 «Bareajeidieu. Benoenbung im Slu«lanb. 89.
3ateraatieaale« Ueberrinf. im (StfenbabnfTaditberte^r. 111
irrige llnShiaft eine« (Sifenbafmbeamten. 111.
Saffeegtwörj, tlrt ber Berpadung ton R. 60.
Kaianlagen, Betrieb*, unb »ebflbjrenorbnung fürbte*. 124.
iini receipt. 64.
ftoi(rf)iiH»en, Abnahme tom &■ 124.
„Sotfer Gognae" fflortielcfren. 44.
Saifer BHtyetM «anal, BrtrieWorbnung. 73.
Haaallotfe 78.
Slaffifi!ntiou*toHd|riftea. 16.
ftonaoffement, f. Softem, ttegifier unter Seefracht.
ftrebit, Sütibigung eine* tauftnanniidjeii K. 68.
Viünbignvg eine* «genturterb^ltniffe«. 61.
itfinbiguag eine* BorftanMmitgliebe« einer 4.
I 8«brberfi!id)«ft. 68.
| fiobefdiein. 122.
£etd)terfoftca. 114.
fiitenjeu, fcanbel mit £. 64.
„fiiefemng baibmoglidift". IIS.
fiiegegelbnnfsrndic bei anbauernber Bebjnberung ber
Sabung. 29.
üonbouer Ufanee '..Domiclle" Ätaufel). 108.
Soften, ,,«» f»rt a» tlie emtoni of tbe port will adtnit". 116
Uäfcbea, überftürjtr*. 68.
l'Sidjung eine* fBareujeidjen*. 37. 64.
g8f<fj»rrorbnnng, bamburgüdie. 12. Iis. 118.
gjfdjaeit, 9tu«nubung ber 2. HO.
\io\t» (betreibe. 12.
Uatfe, Ber^ältoi* »um Sd)tepper. 182.
üotfe, Curtafencr. 48.
Ifotfea, S)ieiiftann>eifnng ber 8. 25.
£gtfenfignale. 26.
Wflrt&bcsfidiming oon $ol}(abuugen. 65
Vtöngelrfige, f. SufUm. iHegtfter unter »auf.
iHargarinc, SBarenjeidjen für SÄ. 74.
Warfierang be* Sracbtgiit«. 8«.
Webaiflen, Berwenbung ton 3R. ju «efiameiweden. 42.
4Hiete ton öetreibefäden. 8ß.
Wirte, f. Suftem. «egifter (©rfjutenmiete).
Wufttrjitben. 26. 77.
4Udff«rberuag*rcd|t ber «iftnbab,n. III.
< 9tad)frift. 86. 129.
tarnen t (i(be Weunung be* Zuinofer*, au* bem entl&fd)en
ift. (Binnenfdjiffabrt*redjt). 1 17.
Wegatixe« üertragtintereffe. 76.
Neg-UseDce-ftlaufel 68. 100. 120.
Oblltt«ratlon, «rrors, in»uffloiencjr of marke. 65.
Cbcrreebcrciea, BerfrodjtLingS[>ebinguugeu. 22.
Barfnag, betrügerifd>e. 123.
^aranafluj;, Seftgeraten eine* 2>im|ifer* auf bem $ 106.
patentierte BJare. SelbfipifeBerfauf. 6. 39.
$ateat»erfe<Kiig. 46. 79.
Berfinlio>e Berpflidttung be* ©djtff «maller*. 101.
Prolongation 0e* Börfeutermingefd}Aft*. 96.
Brojetfoften in $ifllf*lob,nfadjen. 47.
Brifaag*aflia)t, f. 6öftem. »egifter unter «auf.
»eifeaber, ftunbigung eine* 8). 126.
lUvolTiDf credit 68.
ttiftto, erb.öb,te* ». 127.
„9toU(arte" be« gradjtfflfjrer*. 27.
«ürfbefirberaag be* Seemann«, 121.
»fldfeite be* «onnoffement*. 65.
Std)eialoge (0. m. b. 128.
Saalmiete. 86.
; ©aleeter, «u#fd)me($en ton ©. »dbrrnb eluer Seereife. 126.
3d)icb*ridjter im ^olgfjonbel. 48.
3d)iffabrt«i«bg«be, birmifrfje. 9.
Digitized by Google
320
3d)ifföbccf, „frei S4iff«becf*. 9.
SeW«!faffifilatiou»a«eft. 16.
3djtffe«tafler. 101. 61.
Styeppnertrag, f. Softem, fflegifler
SftluftuDte, Dorbefcoltloje «Tmia^mr btr 6. 107.
3d)ute, «ufficbtfpflidjt. 38.
3d)uteurairte. 7. 38. 70. 71.
Sibwoien. 86. 109.
3elbft|ulfe»«rt«»f patentierter «aren. 6. 39.
3elbftb,flfe»erfauf, Uniulfiffiger. 17.
3eeritb,Hgfeit, Unterfudjung auf ©. 86.
3pebitUu. 22. 128.
Staatswappen. 74.
Stabilität ber 6cr)ute. 20.
Stabtgemrinbe ttcritK. 62.
3tnmniciulage. 128.
Statutenäubcrung ein« 90.
Stauer, rrdftlic^c Stellung. II. 21.
Stauung, icljlerfjofte. 100.
Stichtag. (»Jörfeiiterminfle|c$äft). 96.
StillfHweigeu. 8«. 107.
Stimmrecht auf einer «kiieratberfommlung. 6G.
Stranbamt, Saftätibißfeit. 60. 94.
Stranbuiiaoarbanna. 2. 63. 94.
StteitBertunbang. 76.
„S«*a" unb „S»eafe*«r«««ea". 108.
lauf, Unbigtroerben eine* %. tptyrenb einet Seerrije.
Xeilweife, 8"rwrfügungfte1Inng. 26. 84.
Seilmetfer Berluft be« ftractitgut«. 41, 88.
Thlaves- unb Robbera-ltlaufel. »2.
Sraffe, £änge ber I. 182.
Ueiergang ber Qefabj nad) euglifä)em »edjt. 131.
Uebermaftige $ülf«rob>forbenmg. 88.
Ueberuat,me eine« $anbellgefrbäft«. 119.
j Ueberf reifet) er »tfiiiiimungeart. «4.
Urbtrf4»c»mungr Öei)int>f rang ber Siniabtmg burd) U. 29.
j Unlauterer Wettbewerb, f. Softe« Wegifter.
j Untrrfarecqiiaf ber Serfilpung. 76.
Unterfagungttlage. 79. 80.
Unterfd)eib»ng*merhna4e fifyiliajer »arenjei^e«. 62.
Unterfa*)*ng auf Seetflcb,tig!eit. 36.
Seriuberuug ber Seife unb be« Htfilo« (Berfiä>eruug). 82.
*erfran)rBngebt>iiinniifle«ber«lbefd)iffab.rt»flefeafd) 78. 122.
Verjährung, Unterbrechung ber tJ. 76.
' Serlufl, teilroeifer einer «etreibelabung. 41.
, 8erm»8f"*»«rf*led»lemng, «üdtrttt t-om »ertrage wegen
8. 68.
| Verfirtjernug, f. Soften. IHegifter.
| Verrrauenefpefeu. 126.
' $erae(b>(ung«falpigfeit einer 4tu«ftaltu»fl. 60.
$erx>rd|«lung£fabigftit praeter SBarett&eia)en. 82.
. $rrjiuiuna von $ü(f«loI)nforberungen. 07.
, narftanb«nitg(ieb einer Ä •©. ffünbignug. 4.
Wappen, Serroenbung oon Staattu». al« »arenjeicheu. 74.
2Baren)eia)eu, f. Softem. Hrgifter.
Welfht ukiiwi. 126.
Wettbewerb, unlauterer, f. Softem, »egifter.
2Biebtrb,a(uug oon Satenroerlepuugen. 79. 80
1 «Sartseiaien. 44.
geitftarter. 6.
BiOen, Transport in 3. 78.
3vu(e« bei $üIf«(olniferberungen. 67.
Ballantliaje Abfertigung. 03.
i 3ngeficb,crte (gigeafdjaft. 72. 84.
Bug um Bngleifrutig im grad)ti>erfebr. 102.
^wanfldotfe. 73.
i S»eia»iebeTlofynnB. 119.
Digitized by Google
jum jfjauplblaft brr ijanfeatifaen (frerid^eiimig 1907.
«bbirf#, !&. 101.
«Me^atten, ®la«büüe «werte. 72.
«ieb,, ^orAcDonfobrif. 61.
Vttiebolagrt Stienfeparatoreit. 108.
"flfriaibranerei SiorifutJjol. 127.
«Oaemeinc SSerf.-@rf. für £«■, Stuf* uitb
üaiibiranäport 122.
SUbeft- itub ©ummintertc Ulfreb Colinen
«..«. 6. 39. 81.
Snajmaun, 3. $
c. $att>or Stramfoip (Co. 65.
c. Bbbidä. 101.
»aflin, S. 3 * Co. 18.
»au« & SBolff, 8.
SSeder, Carl 90.
SSenbin, Carl. 102.
Senebir & Co. ©. 111. b. V- 7g.
©erenberg ®o6ler, 30b, & Co. 34.
©ergeborfer Cifenroert SB. ©ergner. 103.
©ergeef» & Stemrr«. 10.
Siergb,, oan btn, 3Kargarine ö. m. b. $1. 42.
©erlitt, Qtabtgrmeinbe- 62.
»tumenfelb. 16b. 110.
»obe. C. 11».
©orflelmann, «Ibert. 72.
©redwolbt, C. fc. 38.
©remiidjrr Staat. 63.
©roa#, Claas 38. lu.
©zubtgam, ©. 08.
Gcllier, Cttgfcne
c. fcüflelborfer «. ©.». 85.
c Hiaer. 100.
c. ©tumenfelb. 116.
Ccrf & Soulb. 2.r>. 77.
«b,ri(tian|en, «nbt. 87.
Conttnentale »eeberei 47.
Con^a, 84.
Same, SB. 64.
HaoiW 4 Sdjul&. 86.
J)eritid).«HftroI,fd)c 5!anipffcr,..®ef.
c $anfa. gl.
c Slorb. ©. 8. 97.
Xeul(a>e ©an!. 2.
Seurfdje S>ompffaV®ef. „Santa*
c. Hamburger Staat. 75.
c. $eutfd(.«uftr. J) 91.
TeulMe 2)Qmpff<b -«e )'. „Äo#mc4" 92. 126.
!Eeutfd)e CtermtflefeOi^aft. 6. 30. 81.
Xeutfdje Raifer Cognac ©rennerei
ffiouerte & Co. 44.
$eutfdje l'eoante i'iute. 4a.
3>eutfdje Iron«portt>erfidjernng$gef. 06.
Deutfdie tBeftafrtfantiäe $anbel#gej. 4.
£onner, Contab §tnrid)
c. lurner, ©rigtyman 4 Co. 23.
e. §orn. 73.
Dretjfu«, fioni* & Co. 12.
Iflffelborfer «Ugem. 8frf.«ef.
c. »ron«. 10.
c. Ceflier. M.
| (Edelmann, Carl Sblme. 71
j Cggrflorfi, Weorg, Sa^merte.
, Ciebruberg <V Co. 70.
(£ijrnbal)iibirchion
c. tun ber ScrjoU 111.
c. itampe & Co. 113.
Ciienbab,nfi8tu«, fgl. preufj. 28.
„Clbe" Cioerfürjwei
c. Cwa». 1.
c SJortroeftbeutfcfce «crf -Skf.
c ©redtoolbt. 38.
(Engel, Submig * Sotjn. 61.
Cwalb. Carl. 1.
Ciner, fcerntann. 112.
Crporl & SJagertjauegeieaidiaft.
öS.
20.
23.
r?ab,lberg. üift & Co. 98.
ftargrooe Steam «aoigatton Co. 118.
freier * Calmono. M.
ginanjbepulatioii
c. Seulfdje »auf. 2.
c. SXeiftngiDerf Meinedenborf. 129.
c. $apag 4ü.
Sleifdjer, TOarie ©tu. 70.
Slint, 9». «. 94.
Sorenebe tampiftb Seitab « 49.
: Joreft Cat Sttamjfjipplng Co. 68.
jSreefe, C. nnb 3. C Iis.
SurneB. Xt>oma* * Co. 28.
«aiii, «Ibert. 96.
Öeneral Steam SRaBigation Co. 108.
»erb- 1111b Öarbftoffroerfe
Menner & Co. 118
0la«buHenroerfe «blerbfltten. 72.
»olbftfld, $aiuA< & Co. 58.
fflomperp, $. 18.
fflofemonii & 3ürgen«
c. Ulfrif 48
c. Sebuboerein beutjdjer ffleeber. <'ö.
ffirage <Sc granf. 8.
©ro6 «eran, Oelfabrif. 6«.
(Srobntatin, 8). 22.
©ränjroelg & 4>artmamt ®. m. b. 4>. >*o.
^»amburg-Ärtierif. $ Ä.-6S.
c. 9iob,be. 85.
c. ftinaiijibeputation. 43.
u. §bg -Sübam. $.-(8. 99.
Hamburg Sübamerit.
c. Sarfen. 26.
c. .«..«. 99.
Hamburger Staat. 76.
^arburger & Co. 64
fcarber, Blafe 4 Co. 131.
$>atbor Steamibtp Co. 65.
^atfdjet, Subwig. 6. 39. 81.
$aupt, SS. 108.
^ebebranb, SBilfjelm. 16.
^ebrid», C 41.
Veitmann. fceinrid) Wim. 7.
^etnede 4 Co. 15.
Rendel, Carl. 64.
Geniel & ^«enert O. m. b. 74.
Vetjne & £iet|enmütler. 6.
$iofft)einj, «I. SS- 76.
^oljiapfel, Cb. 126.
4)oUapfel, »orbb. rrarbenfabri!. 14. 24.
iioru, $. C. 73.
feuifinga, 8j. 71.
Rummel, C. «. *. SS. 14. 24. 40
Digitized by Google
322
3ben, fflebrflb« 4 Co. 107.
3ebb, Srotljer«. 130.
gonolfobn, Otto. «9.
Sooft, Ct. SHub. 3ol>. 14. 24. 40.
SfoIatorfiMte „Cgner" 0. m. b. J&. 128.
«oifer, C 0. «. Hb. 44.
«aümrt, 3. Jr. 93.
Kampe & Co. Iis.
Kemna. Otto. «1.
Kiaer, ©an« & Co. 108.
Klint, Colmar. 120.
ftuoblodj, $ugo & So. 124.
Körting., «3ertb,olb unb (Srnft. 79.
Krob,ne, (jeinrid). 116.
Stütine, Ulbert. 117.
Kunft Sc «Iber*. 68.
Saeiftj, 5. 60.
Sange, & 48. & Co. 106.
Sarfeii, (8. S. 26.
Serau, Xt). 7.
Siefmomi, «. Söb^ne & Co. 14. 24. 40.
fiifjauer, Weuo. 64.
Sonbon & nortfyern gteamibjp Co. 12.
ijflbfr* & ^ermann. 87.
Manchester Liner» Ltd. 68.
Wann, «iiguft. 102.
Wamif|<imer »erf..0ef. 22.
Weljrlanbet, Dr. & Bergmann. 27.
Wen&. Itdet & Co. 82.
WcnaeB & Co. 121.
Wetaagefenjdjaft granffnrt 0. W. 9.
Steuer, «rnft Otto. 4.
fflleDer, Sutiu». 121.
Weber, SHub. Otto. 79.
Wetter, $. & Co. 130.
Welver, «. unb Wiemann. 9.
Weffirtg»ert ffleinectenborf. 12«.
Wetting, «eorge. 131.
Wingramm, fi. 86.
Wiuimar. Apparate
S9augefenfa)a(t m. b. 46.
Winten & ©tertt. 116.
Wot|r, «. S. SI.-0. 42.
Wütler, 3?. & Co. 17.
Wüller & $11». 124.
Wurpb,u & Co. 109.
«afoger & SHau. 80.
National Bank of South Afrika. 68.
9leberlanb|d>e £toob. 100.
Sieptunu« tlfteturang Comp. 82.
Äeue Stampfer Comp. 30.
»eugebauer, «ubolf & Co. 83.
»orbb. Sarbenfobrir fcoljapfel 0. m. b. $.
14. 24. 40.
»orbb. «lopb. 61.
Sorbb. 3utefpinnerei u. ©eberei. 90.
Sorbbeutfdj. Serfid>erung«gefellfcb,aft. 82.
üMorbifcber 93ergung«oeretn
c. Merenberg (Boiler. 34.
c SBarburg. 96.
c <Deut[d|. «uftr. 2>.'0. 97.
c. &.-9X-9.-9X-®. 99.
c. Sereinftbant- 104.
91orbroeftb. $erf.-0ef. 20.
3)ampffd|.<B. 78.
Cbemor. $>. 28.
Ceftert. SJotbnxft
Oranienburger Sdjioefel
fobrif. 114.
fearclf). ©leanifhip Co. 41.
feiere. $ugo. 62. 89.
Zetert, 3flrgen. 62. 89.
iielerfen. «. 49.
«(uotuS SJeuerlöfdjer 0. m. b. 46.
«Habe & fteutftfifer 120.
ffiamboljr & Co. 84.
SRea, SBm. SR. 105.
! ffleeberet 9Jftien-0k{. 0011 1896. 67.
fteineie, SBilbelm. 123.
Stetncde, 3' 109.
fflettidj, fflubolf & Co. 19.
fflljein- unb ScefdjiffaljtWgef. 6.
JRidjtcr & Slobert. 126.
SHitter, «. & «. 114.
«ebbe, Carl & C. 85.
Wönn, 0011. 88.
ffldfrner A Co. 119.
ffiotfK-nbädiei, Hermann. 117.
Sotymaiin, SBity. 126.
' Sacdjarin Sabril Stadlberg ck Co. 98.
jiSauer, W. Sl. 96.
I Sdjall, SB. »an oer. III.
I @d)iff. if>eobor. 16.
:<sd)lüter, «. I. f». 72.
: <Sd>mibt, Gmil. 87.
j Sdtmibt. fceinr. SB. «. 110.
Smmibt. SB. 0. 87.
I Scbönbadj & Co. U2.
| S^ormer A iei(b,mann. 21.
©diraber, Quftao. 72.
Stfjraber k SBrebe
c ÜBilfon. 31.
c. »ofeler. 34.
c ßaetfj. 60.
c. $apag. 99.
Srliramm, Dr. in Cremen. 6G.
Sdiulbt. *. % 18-
Sd)ii8»erctn Seutfd)er ffleeber. 66.
Sdjnwrj, Hrtb^ur. 86.
ed»»etaertfme Uiifanoerfidjemitg« «.-«. 1 27.
Stomou, ft. SJ. & Co. 69.
Sloman, «Hob. 9». 11.
©oeiüte Fran^aUe de Cotocu ö Coudre. 16.
etaaeftman & ^ori^i^. 13.
Stegmann & tSuHau. 133.
Steintjarbt & Co. 100.
Stetterbeputalioit. 32.
etoomooart Watja>appt) «eberlanbfdje
yiopb. los
6rrebel»erf 0. 111. b. Wannb/im. 79.
©tröt), 3. 5. 86.
Süfthnb. 3o(. 67.
Soeafeparatoren. 103.
Xfj&fion & Comp. 8.
Jtect. 3- « «T- HO.
Itebemaun, Carl. 34. 104.
lraii«port «.'0. (norm. 3. $e0erle). 93.
treefe, Serb. SB- 83.
tnrner, »rigtjtman & Co. 29.
lUfermann, %ct)i. 70.
Ublmann & Co. 88.
Ulfif* «fttebolag. 48.
Unlanb, C. c«.
Urlaub, ©ernljarb. 46.
Vereinigte SJugHer- &
c. JBinteri. 132.
c. ftlint. 94.
c. Seugr bauet. 33.
c. Ib,q|jon. 3.
c. 9Jeuc Dampfer Co. 30.
«ereiuigle Clbfd)iff.-0ef.
c Scfjörmer & Jeidjmanu. 21
c. Se»ante<2inie. 46.
«erein«banf. 104.
„8erita<" »Jureau. 15.
»Jogemann, 86.
©arbnrg. W. W. & Co. 96.
SJBeber, C, 0. m. b. ^. 60.
SBeber, ftriebrieb,. 62.
Silber, jpermanu. 122.
JJeber, Otto. 60.
«Beger, 3rau X. 122.
SBeib.r, C. 64.
SBeil, tJüDib. 17.
jffieil. Dr. $. 64.
«Benbel^orf, 4>. 107.
«Brftertjaoet «. ©. 67.
SBiDiam« & Co. 67.
fflilion, Sou & Co. 31.
fBinf, ®. 19.
tBhtterg, Carl. 132.
SBorrmantvßinte. 47.
SBolteuljoar, Carl. 11.
SBnltoro & Cornelfeit. 27.
BeOer, WMler, »iahtget & Co. 91.
Sentrat @d)lacb.tb,of Sdjmelae. 74.
Digitized by Google
Queffen-'glegiliei
jum fjnuptblatt btx Jjftnfeattföett C&erid)t0jcitung 1907«
A. ItttdjBrcdjt.
i.
£aitt>el«flefe$budj.
8 5»r.
15 119
26 119
37 62
»2 «1
98 51
209 76
262 66
256 4
274 90
821 68
846 68
878 , 6. 17. 89
377 26. 64. 130
878 51
888 123
407 27
408 22
413 123
429 124
480 98
486 102
438 27
536 33
669 36
666 87
668 13. 120
669 13
596 13
696 13
606 83
608 66
609 41. 66
611 88
621 38
622 6
682 106
8 *r.
702 106
788 73
740 47
744 60. 67
746 47
747 80
903 11
$bg. «u*f. 0ef. jum $. 0. S.
§ 8 41. 88.
II.
SfirgcrlüQc« @cfe(?M.
§ »r.
123 83
138 48
138 88
157 48
164 18
179 76
184 4
196 86
270 70. 71. 99
298 77
326 36. 129
463 18
469 77
477 72
480 84
625 61
631 102
634 36
641 102
642 21
826 16. 61. 62. 89
881 11. 21. 70
in.
§ 9h.
72 .75
287 77. 98
S Kr.
649 69
566 48. 81
890 6. 89
920 6. 39
986 6. 89
1029 48
IY.
9inntnfrf)iffaiirt«atfeb.
******** I **f •ii,*^j>*"'H* i *
§ ttr.
2 I
3 1
4 1. 20. 62 66
8 1
26 1
68 78
61 116
9» 19. 94
94 19
y.
§ «r.
6 6. 89
40 80
TL
©efetj äum Sö^nljt ber
§ «r.
8 64
9 87. 64. 108
12 44. 89. 108
13 44
14 62. 74
16 50. 62. 74
16 74
20 74
Digitized by Google
324
VII.
©eft$ jur Bcfämpfuufl beö
xn.
Staiferltc^c Serptfcmuift
oon 6. TOoi 1897.
§
1
e
8
IS
14. 24. 40. 42.
62.
Tin.
Kr.
flrt.
Kr.
80
46
22
91
108
23
91
42
24
49
27
(fiftnbab,uöcrfcb,r«orbnung
öom 26. CHobrr 1899.
©eftfc; *ttr. bie ©tfcUfdjafteu mit
bcftfträttfttt ^»oftuitg.
§ Kr.
7 128 Kr. III uiib Kr. 113.
8 128
B. Allgemeine 3eeoerft4ieni]!90-
liebiitgungen.
§ 89 «ttr. 121
§
21
26
86
Kr.
. 94
68
. 94
XI.
«Brfeitgefcl?.
66 Kr. '.»6|
60
65
72
Kr.
. 82
. 82
. 82
C. JjamlwrgirdMs ttedjt.
I.
Safenaefelf.
28
80
32
Kr.
. 3
. 20
. 8G
II.
$amburfjifrfje üBerottannfl betr.
£Sf4*eit für 6eef4iffe.
Kr. 12 unb Kr. 116.
in.
$amburßifdje Serorbuimg betr.
Sdjiffaljrt auf bet Unteren*.
Kr. 26.
IT.
Ginfommenfleiiergefcfc.
Kr. 32.
D. firemiftbes Äedft.
I.
Sremtfdje ^afcnorbtinng.
§16 Kr. 53
II.
Srcuifte« ©efefe. betr
StyffnbrMnbgabe»
29. SRär» 18M.
Kr. ö.
Digitized by Google
^dßfatt
€tt>ilred)tlidie falle.
(ttter^igfter 3al)rgan$ ber JjauMsiimdjtf -3eitnn9)
Hamburg
Ctto Meifcner« Verlag
1907.
Digitized by
No. 1
No. 1.
9Jctßfttft.
ftitnlredftltdje fälle.
XXVIII Jahrgang. (40. 9a^tflanfl ber $aiibel«aeii4t*3eihmg.)
«rti0 für ben 3a|rgang: «<n>pt- nnb tIrfMatt mit ttegifter 20 A - «auplbiatt alltia mit gfgifttr IS A
Beiblatt antin mit SKtfliftcr 15 A
^rftcs Quartal".
Hamburg, btn 3. Januar.
KK)7.
3«b«H : ®. ü. tropfe SS8rot. unb £. ff. fc. tropfe in
£><inrt'tirfl gegen bit ftinaiij • Deputation in {Himburg. —
KfjtiniiAc Traf)ttitbn|trit ©Äcfcr £ So. in Wmcrti grflrn
f. fc. 3. »oii «mein in Bremen unb fc. Stbröber.
3ro}aber br# (Stjeiiroerf* Baffum 3Rarr ft gdiröber
Nebenintervenienten- — ffrau Catbarine fcrnrirtte ßt b.
C. in Bremen «fflen iljren Sijrmann 9(. ©. fc. in
1. Vi« j« »elditm Bttrogt ift 3ntmabilituabgabe in
•Qanbarg Von einem Mmniifriiif jn bc^a^lcn, bnfi Don btr
Kvitat mäbrtnb bcr fartgefetpten ®fittrgeairiafd)aft er-
warben wirk unb bann einem btr baren Beteiligten aBein
übertragen »irb? $er Cfrwerb brr fiberlebcnbrn Wttwt ':
fiOt »bne ©eitere* (aftne bo|>« eine« Uebtrtragang'arttb I
brbfirftr) in ba$ Samtgnf. — 3» »eitler Keift iß btr |
Berjii^t auf ein QrrbttÜ formen" gfiltig an«)ufprta)tu ? —
$nt btr Ommabilitnobgabt forbtrnbt Staat ba« 9ied>t,
Urfanbtn Brinater »argelegt gu »erlangen, in bentn an*
ncblictj ^crjidjte auf rint Srbfd)aft nuagef proben fein
faß«?
©. S. «ßrotoie SBtoc. unb £. £. Sßrobfe
in Hamburg
gegen
bie ftinan js®eputatton in Hamburg.
Satbeftanb:
$>ie Älägerin $u 1 bat nodj bem Zobe i&red
(Seemannes, ber im %afyve 1KW obne hinter;
laffung eine* Jcftamente* geftorben ift, mit ifjrem
einigen 6ot>ne, bem Stläger ju 2, in fortgefefcter
©ütergemeinfd>aft bamburgifcfjen 9ted>teS gelebt.
911$ alleinige ^ntjabcrtn ber non bem ÜJianne
geführten (Sinjelfirma £. Kröpfe tfc (So. ift nadj
feinem lobe bic SBitioe in bat* #anbel«regiiter
eingetragen, luäfjrenb ber <Sof)n in ©emeinfdmft
mit einem ®cfd)äft6fflt)rer StoHeftibprofura erhielt.
1>ie ftirma, alfo bie Klägerin, bat im %ab]rt H>04
ein ©runbftiirf criuorben, bafj ber SSitivc Kröpfe
al* alleiniger ^nbaberin ber girma§. tropfe <VGo.
im ©runbbudj jugcfdjricben ift. Slm 1. $uli 1005
ift bie forlgefefotc ©ütergemeinfdjaft aufgehoben,
toobei ber ftläger 2 ba« ©efd)ärt mit allen Slftiüen,
alfo and) bem erwähnten ©runbftüd erhalten bat.
S)ie Sieffagte tiot nun bon ben beiben Klägern
al« 3mmo&i»f,inbgabe je I y(£t. bon beut öoücn
Serte be§ ©ntnbftüdvS alfo je 7818 Ä eingejogen.
5)ic SJeflagten machen bagegen geltenb, bafj ba$
© r u n b ft n rf )um © e f a m t g u t e ber f o r t -
gefegten ©fttergemcinidjaft gehört bnbe,
baö ber Äläger 2 ali Seilb,aber biefer ©üter=
gemeinfdjaft fd)on jttr ^alfte an bem ©runbftürfe
beteiligt gehjefen fei, bafj er bemnadj bei ber
8luäeiuanbcrfej>ung nur ben onberen baI6en
SInteil ö.inju ertnorben b.abe unb bo& folglid)
gemäß § 6 be$ ©efe^ed, betr. bie Immobilien«
abgäbe aud) nur oon bem b a 1 b e n SBerte
be« ©runbftudo bie Abgabe »on je l p6t. ;u
^ab,Ien fei.
^[)rer Älagc auf SRiidaafjlung uon 7-18 .H
fjat bne S. ©. Q. St. VII am 21. 9J?ärj Ü'OC.
unb batf D. 2. ©. IV am s. Dftober VMU\ rut--
fprod)en, leitete* au* folgenben
Digitized by Google
2
No. 1.
©rünben:
Die neue 93ehaubtuug bei beflagtifc^en
SlnloaltS, baß ber Kläger ju 2 auf feinen Slnteil
am ©efamtgute ber fortgefefcten ©ütermeinfd)aft
b e r j i d) t e t fyabe, mürbe ^mar, Wenn Wat)r,
relebant fein. Sie entbehrt aber nid)t nur aller
inneren 9Bahrfdjeinlid)feit, fonbern ift aud) un--
fubftantiiert unb iiidjt bind) juläffige 39eh>ei«!=
mittel unter 93eWeiS geftcllt. ©emäß § 2491
SB. ©. 93. muß ber »erficht eine« Slbfömmling*
auf feinen Anteil am ©efamtgute enttueber bem
juftänbigen 9fad)laßgcrid)te in öffentlich
beglaubigter ftonn erflärt werben, ober burd)
gerichtlich ober notariell beglaubigten
Vertrag mit bem überlebcuben ber ©Regatten
erfolgen. 9)tange(S einer biefrr formen ift
ber 93erjicht ungültig, Slue fonflubenten #aub=
hingen, j. 93. barau«, bnfe Kläger ju 2 nicht
wiberfbrodjen hat, als Klägerin ju 1 baS ©runb=
ftücf auf ihren alleinigen SRamen fchreibeit liefe,
läßt fich olfo auf einen SSeratdjt bei ÄlägcrS
ju 2 auf feinen Slnteil am ©efamtgute feiues=
farki fcfjlieficn.
Der angetretene 93eWeiS, nämlich baS©bitionS«
bedangen bejüglid) eines augeblich ejiftierenben
93erjicht«Dertrageß ift unjuläffig. Um biefes ju
rechtfertigen, hätte bie 93eflagte gemäß § 424
(£. 93. €. glaubhaft machen muffen, bog ftläger
jur Vorlegung ber Urfunbe berbflidjtet
feien. Da^u hätte fie in erfter Siinie glaubhaft
machen muffen, bajj bie borjulcgenbe Urrnnbe
jemals erjftiert hat, WaS im höchften ÜDlafje um
wabrfdjeinlid) ift. SBcun eine pro^effital beachte
lidic 93el;aubtung borlogc, mürbe fie alfo wegen
Langel« juläffiger 93ewei*antretung ju berWerfen
fein, ohne baß eS noch e'ncv Prüfung ber Jrage
beburfte, ob bem Gbitionsantrage eine 93orfd)rift
bcS materiellen ÜRed)ts jur Seite ftanb, Wie
S 422 ber <S. 93. JD. fie forbert unb als weld>e
wobt nur § 22 Slbf. 2 beS ©efefces, betreffenb
bie ^mmobilienabgabe in $rage fommen fönnte.
Die 93eljaubtung ber 93eflagten, bafj ber Kläger
ju 2 auf feinen Slnteil am ©efamtgute ber*
t i d) t e t hß&e, fdjeibet alfo aus.
3m übrigen War bem Urteile bcö ü. ©.
uöüig jujuftitnmen ; bie beiben Allägcr haben in
einer fortgefefeten ©ütergemeinfdjaft gelebt, bie
jjumr bor H'OO ihren Stnfang genommen hatte,
j auf bie aber gemäß § 21 beS hamburgifdjen
©efefeeS über ben ©üterftanb bie Sßorfdjrfften
I beS 93. ©. 93. anjuwenben ffnb. Die SBitWe hat
nun atlerbingS im 3ahre HKH baS fraglid)e
©runbftüd auf ihren alleinigen tarnen
getauft unb hat es fich auch auf ihren alleinigen
bürgerlichen unb f aufmännif d)en tarnen jufd) reiben
laffen. Xrofcbem fiel baS ©runbftüd fraft ber
jtoingenben «orfdjrift bei § 14*5 bei 93. ©.93.
in baS ©ef amtgut, benn $u biefem gehört
SlüeS, WaS ber überlebenbe (Ehegatte nad) (Eintritt
ber fortgefefrten ©ütcrgcmeinfdjaft erwirft, (r*
beburfte fnerS" au<h '»cht etwa einer Heber«
tragung bei ©runbftüd«! an bie ©ein ein«
fdjaft, fonbern ei mürbe gemäß bem im § 148.r>
angebogenen § 1438 Slbf. 2 unb ipso jure mit
3ufd>rift an bie SBitWe ihr unb ihres ©ohne*
gemein fdjaftlicheS (Eigentum. %ut bie
93eurtunbung biefer Xatfadje im ©runbbudje
märe nicht bie Hmfdjreibung beS $aufe$, fonbern
bie 93erid)tigung bei ©runbbud)S ber im § 1438
Slbf. 3 auSbrüdlid) getniefene 98eg gemefen.
Demnad) ift alfo bai ©runbftüd burd) 3»-
fchrift an bie Älägerin sub 1 in bai ©efamt
eigentum ber beiben Kläger gelangt; eine
Quotenteilung beftanb mährenb ber Dauer ber
©ütergemeinfehaft nidjt, aber gemäß § 25 bes
©üterftanbägefefceS mußte bei ihrer «uf =
löfung jebem ber beiben Kläger bie
$älfte 5 u fallen. Danach liegt jmeifedosi
ber gaH bor, baß ber Äläger ju 2, alö er bei
ber »uSeinanberfetung bai ©runbftüd über-
nahm, nur ben halben Slnteil erworben b,at,
mährenb bie anbere 4?älftc ihm fdjoit
b o r h e r j u ft a n b. ©3 ift bedroegen gemäß
j § 6 bei ©efefceä audj nur bon bem halben SBerte
I be* ©runbftüd« bie ^mmobilienabgabe ju be-
fahlen.
Sluci bem SJorftehenben erhellt ohne weitere*,
baß bon einem Sreuhänberberhältni« feine Siebe
fein fann, bie Älägerin $u 1 fyat nicht als Xreu=
hänberin ber ©ütergemeinfehaft bai ©runbftüd
in ihrem alleinigen (Eigentum gehabt, fonbern
fie ift niemals alleinige (Eigentümerin getoefen,
ba bie 3uf$rift auf ^ren aQeinigen Siamcn
unrichtiger SBeifc erfolgt ift unb fraft ber
jtoingenben 9?orfdjrift beS § 1485 83. ©. 93. bie
SBirfung hatte, baß baS ©runbftüd in baS ©efamt=
eigentum ber beiben Kläger gelangte.
Digitized by Google
2. ftiitroß btü tMctieninterDcnienten, eine (?ntfd)cibung
Uber btc ftoften bct HrbtninlerBentton ju treffen, wenn
bie $aaatpartrita fid) aergltdien boben. — flann ber
^rbmintervf niriit be$ Vertagten nn(J)träfilidj aurt] kern
(graaer ber »eu iljra unterftä^ten Sartri beitreten, bawit
biefer ia eiarm eiajeteea 6trrlt»aaf»e (Senacrfnag btr
Giarebe maagefaber f affialcgitivatlaa) »bfiegeV
Nbeinifcbc $>rabtinbuftrie S9äder ife 60.
in Sintern
gegen
% 3. Von Slmeln in SBremen unb
S>. ©gröber, Inhaber bei @tfentuer!a »off um
301 arg & Schöbet, Ncbeninterbenienten.
Satbrftonb:
Klägerin bat auf 3a^un9 eine« Seile* he«
Äaufpreife« für eine Mnjabl ©itter nebft Nahmen
geflagt, bie ihrer 93el)auvtung nach ber l&eflagte
bei ihr befteüt unb Don ihr geliefert erhalten
bat. SMlagter hatSlbtoeifung ber Klage beantragt,
inbem er einmal feine Sßaffivlegitimation beftrttt,
ba er lebiglid] im Auftrage unb Namen ber
#irma @ifentucrf UJaffum Ncarj & ©gröber
befteßt f»abe unb au&cibein auf ©runb materieller
©inwenbungen. @r bat bereit« in erfter $nftan£
bem Sanbmann unb Kaufmann ^einrieb ©(gröber
nie alleinigen Inhaber ber ftirma ©ifenroerf
«affum SRarj & Sdjröber ben ©treit verfünbet,
ba er im ftaüe feiner Verurteilung fid) an biefein
fdjablo« galten tuerbe, worauf ber©treitverfünbete
bem Nedjtäftreite auf ©eiten bc« SBeflagten bei»
Getreten ift unb ebenfalls foftcnbflicfitigc Klags
abtueifung beantragt Etat.
3>a« 2. ®. Hamburg hat burd) Urteil vom
29. 3uli 1904 auf Klagabtueifung erfannt. Klägerin
hat 93erufung eingelegt unb nunmehr aud) ihrer*
feit« bem ©cöröber ben ©treit Verfünbet, ba fie,
faQd fie mit ber Klage gegen ben Söcflafjten ab:
gemiefen tuerben follte, fid) toegen ber fäuflid)
gelieferten ©itter an ihn halten tooHe. 3n ber
SBerbanblung bor bem 33erufung«gerid)t hat ber
Nebenintervenient beantragt, bie ^Berufung als
unbegrünbet ju bewerfen. Slu&erbem hat er
aber erflärt, auf bie ©treitberfünbung ber
Klägerin hin nunmehr aud) b i e f e r jur 58er*
teibigung be« ©tanbpunftc«, bafj ber 93eflagte
unb nidjt ein dritter bie Klagforberung fdjulbe,
beitreten ju mollen, unb hat ben Slntrag
beriefen laffen,
3_
Na».
unter Aufhebung beS erftinftanjlirihen Ur*
teil« burd) 3trjifcöenurteil bie ©inxebe beS
fBeHagten, bafj er nidjt paffib legitimiert fei,
foftenpflidjtig jurüerjumeifen.
Nad) SBerhanblung hat bai 0. 2. ©. burd)
Stoifdjenurteil Dorn 27. gebr. erfannt, bof» bie
beflagttfche ©inrebe ber mangelnben ißafftblegiti=
matton bertoorfen tuerbe.
hierauf haben ftd) bie §auptparteien ber-
glichen bahin, baß SBeflagter nOOO M. bezahle.
Nunmehr bat ber Nebenintervenient beibr
Seile jur Serhanblung gelaben, in toeldher er
unter ^intoetä barauf, bafj er bem Sergleidje
nidjt beigetreten fei unb bafj auf ©runb beffelben
bie ^auptparteien bie gefamten Äoften ju tragen
hatten, ben Antrag gefteüt hat,
bie Klägerin etocntuell bie Äl8gerin unb ben
93eHagten je jur ^älfte in bie Äoften ber
Nebenintertoention ju berurteilen.
S)a« D. S. ©. VI hat am 15. Dftober 190Ü
erfannt :
3)ie Soften ber Nebenintcruention ju ©unften
bed iöeflagten fallen jur ^alfte ber Klägerin,
jur Hälfte bem Nebenintervenienten jur Saft,
bie Äoften ber anbem Nebeninterbention $u
©unften ber Klägerin fallen ganj bem Neben=
interbenienten jur Saft.
(SntfcheibungSgrQnbe:
9Bie bai N. ©. in einem bi<$ auf bie hier
borliegenbe 99efonberheit, ba6 ber Nebeninter»
benient ©cöröber nid)t blo« bem SBeflagten,
fonbern nadjträglid) aud) ber Klägerin beigetreten
ift, ganj gleidjliegenben galle — bgl. (Sntfd).
»b. 5<l ©. 113 auf ©runb ber §§ 308
3bf. 2, 101, 98 unb 321 ©. % D. aufgeführt
hat, fteht bem Nebeninterbenieuten
aud) im ^ a 1 1 e ber (Srlebigungbes
Nedhtöftreit« burd)9}ergleid) ber
$aubtbarteien ba« 9t ecfitju, eine
gertd)tli d)e ©ntf djeibung über bie
Koften herbeizuführen, für bie jebod)
lebiglid) ber ^nbalt bc« Vergleich« mafigebenb
ift. J&ier toie bort ift burd) ben bon ben
^aubtbarteien juIäfRger SBetfe abgefchloffenen
I ^Bergleid) bai Ianbgertdjtlidje Urteil mit fetner
! Koftenentfdjeibung hinfällig getoorben unb ber
1 SSergleid) an beffen ©teüe getreten unb hier rote
i bort bilbet ber SJergleid), obtoohl er We Koften
Digitized by Google
4
No. »-*.
ber Scebenütterbentton nidjt jum ©egenftanb
fint, bod) gemäß §§ 101 9lbf. 1, 98 G, 0.
bic etnjig maßgebenbe ©runblagc für bie (Snts
fdjeibung über biefe Äoften. #ier toic bort
finb enblid) bie Soften ber junädjft in
ftrage fteljenben erften SRebeninterbention beS
©djröber, burdj bie er bem Setlagten mit bem
Antrage auf Sbtoeifung ber Älage beigetreten
ift, fo baß ber auf gegenfeitige ?luff)cbung ber
.Hoften lautenbe Sergleidj ber $aubtbarteien
braftifdj jur $o(ge f>at, baß bie Klägerin unb
©egnertn ber bon bem Nebenintervenienten unter:
ftüfeten $auptpartet bie §al\lc ber ftedjtäftreitä:
foften tragen muß, gemäß § 101 jur #älfte ber
Klägerin, jur anbern £älfte bem SWebenfnter*
benienten aufzuerlegen.
3toeifeIIjaft fann nur fein, toic e* mit ben
burdj bie gtoeitc SRebeninterbention ©djrßber'S,
burdj bie er ter Klägerin jur Scrteibigung bei
©tanopunfte*, baß Sefiagter unb nidjt ein
dritter ber richtige SeHagte fei, mit bem eintrage
auf „foftenpflidjtige" Sertoerfung ber ©inrebe
ber mangelnben Jßnffiblegitimation beigetreten
ift, gehalten werben muß. Sei biefem 5Ked)tsafte
©dnröber'ä aber (janbelt e* fid) gar nidjt um
eine 9?ebeninterbention im ©innc ber $rojeß=
orbnung, bcmi © dj r ö b e r t) a 1 1 c fein
Sntercffc am ßbfiege ber Klägerin
im Sßrojeffe, fonbern nur baran, baß ein
einzelner ©treitpunft ju beren (fünften ent^
fdjicben toürbe. Db bc*f)alb bie «Rebenintcrbention
auf erhobenen SBiberfprud) ber Parteien gemäß
§71 ©. ty. D. jurüdjutoeifen gewefeu toare,
bebarf feiner ©ntfdjeibung, jebenfaflö ober fann
auf biefe Stebcninterbention, obtoobl e<5 mangels
Antrages ber Parteien nidjt 51t einer ©ntfdjeibung
über iljrc .ßulnffung ober SRidjtjuilaffung ge*
fommen ift, nidjt bad 5$rinjip beä § 101 ©. % D.
angetoenbet toerben, 6a es fidj eben um eine
SRebeninterbention im eigentlichen ©inne überall
nidjt tjanbelr. £>icrnadj finb bie Äoften biefer
9?ebeninterbention bem ©djröber felbft auf:
juerlegen.
St. $irforge für tine Rodder ante? fedj« Qjtf)ttn
wäfircnb ker ©IitfrtitibHnnsflnflc ber fflltrn. — fmt kte
äWtttier nao> 8 1686 8. 0». 8. ein «Hed)t auf kle f »*ttr,
f» Inngr bic SrliHlbfrnge nid|t eatfdpieken ift, sker tana
M 0Jcritf|t an4 »ei <Erla| cintttoriliqrr sBtrfiiflunfltn He
aa?o6rf«tirintitfifeit, ka$ kie Wutter fdjulkig fei, kenirf
fto^tigett ?
grau ©atfjarinc Henriette geb. S.
in Sternen
gegen
ifjren ©fjemann 91. @. in Sr einen.
'Sie Klägerin, toeldje im ©fjefdjeibungsprojeß
mit bem SeHagtcn liegt, bat Verausgabe ifjrer
nodj nidjt 6jäljrigcn Sodjter begehrt, baß S. ©.
Ijat aber ben ©daß einer einfttoeiligen Verfügung
abgelehnt. 3)a« D. S. ©. VI bertoarf am 14. $uli
190G bic Serufung ber Klägerin.
© r ü n b e :
MIngerin f)at bortragen laffen, baß cinft=
toeitige Mnorbnuugcn locgen ber ©orge für bie
$erfon gemeinfdjaftlidjcr minberjä^riger ftinber
im 3roeifel bon ber SSorfdjrift be3 § l<?35 SIbf. 1
©a& 1 bei S. ©. 23. auögefjen mü&tcn, »uonad^,
wenn beibe ©Regatten an ber ©djeibung ber
©bc fdjulbig fein, bie ©orge für einen ©ofjn
unter fcdjä 3n^ren 00er föv eine £od)ter ber
Sflutter, bic Sorge für einen ©ofjn über fedjs
^abren bem Satcr juftef)e. .^iernadj müffe bic
©orge für bie auä ber ©f;c ber Parteien berbor*
gegangene Sod)ter ber Klägerin übertragen
toerben. 9tidjtig ift aber nur, baß bie SBorfdjriften
be« § 1G35 Stbf. t Sn& 1 bed S. ©. S. al«
91 n a 1 1 s p u n f t für bic rirfitcriidjc ©ntfdjeibung
bienen fönnen unb aud) bice nur fotoeit, nl«
fid) bereit* mit einiger ©icber^eit feftfteflen läßt,
toeldjer ber ©Regatten für fdjulbig an ber
©d)eibung ber (Sbc erflärt toerben toirb. ^[nt
übrigen toirb in erfter Üiuic ba£ 2öob,l
ber Äinber für beu Subalt ber »norbnuug
toegeu ber ©orge für itjre ^ßerfon unter Serürf;
| fidjtiguug ber 93orfd)rift bei § 940 ber (£.5^.0.
maßgebeub fein müffen (D. S. ©. %ena im
JHedjt JX, G49). Son biefeu ©eridn«punftcn gebt
offenbar aud) bie nugrfod)tene ©ntftücibuug au»s,
unb baß fie bie ^Berbältniffc ber Parteien unb
ibrer Äinber rid)tig getoürbigt b,at, mirb aud)
burd) bie in biefer ^nftan^ borgeiegten ©i-
Körungen lunt>rfrf}ciitlirf; gemad)t.
C(t»Wfi«E«r# >r-itUi «an»«a. ^tritiannftrH, *i. ?ernfm*« 1 (Vi.-.. <J!cioBiirfril. ««iififcr Pr. C.«t««Ht,
Srurt trr 3 r t n 11 r « i n t ( & IV i « « r .
Digitized by Google
No. ». 5
§aeiHaff.
Ätotltedjtltdie falle.
XXVIII 3>ahr£<m£. (40. 3a&rganfl bet $anbel8geri$t8.3eihmg.)
9rti« fir »tu 3«brgang: £au»t. unk Beiblatt Mit Kegifler 20 X - $an»tblatt aSeii mit Hegifttr 16 A
Beiblatt adeln mit »egijler 16 X
Erltes Quartal. Hamburg, btn 10. Januar. 1907.
Onfialt: 3ft bie Ontaffoflebfl^r (§ 87 0. 0. «. «."» Dom
|ab,lung<pfiidjrtgen ©rfliicr ju erftatten? Don Dr. ». ».
— guQriDrrtebcftttr 2\ vilbc bronb in Bremen gegen ben
»äcfermrifict b. Grimburg in ftemelingen. — StctjtSonmalt
Dr. f). in Hornburg gegen bie OrWfrnnlenfafte für Sureou-
ongefteDt« in fcamburg. — «uftau Roftr» in JReitbroo!
gegen bie Steuer • fcrputntion in $amburg. — GL 2. JR.
CAtriBinäh} in Hamburg gegen bie Steuer .tetoutotion in
Hornburg. — C«car ©omtne rmrqrr in Baben-Baten gegen
bie S$e»rtoti«!afif beä Serein« fflr ©onblung« • ftümmi *
Don 1868 in Homburg. — ©äderte SSoUgarnfabrif Slffien
®e|eflirf)ii«t, formal* Sittel 4 «rüget In Öei^ig UlaßroiO
gegen »ifd>off & «obof, SBoUgarnfabrit in Hamburg.
4. 3fl bit Oiiroffogcbütjr i§ 87 <S. O. 9). «.) »am
4«b,lniigepflict|tigen Otogner $« erftatten?
1) 2>ie Snfaffogebüljr gefjört nidjt ju ben
„Soften be« 9ted)t«ftreit*" im ©inne bei § 91
<£. £)., »eil bie (Srljebung unb Ablieferung
ber ©treitfumme feine Süornafjme einer ^rojefc
b,anblung ift.
S3eteinjelt ift ba« jtoar befttitten:
©ei*ler, 3ur. 2Bodjenf<$r. 1892 6. 442 ff.
Übet im n>efentlirf}en finb fidj barübet
Siteratur unb SterfjtSfpredjung einig:
©aupp r ©tein, Sommentat jur ©. Sß. 0.
§ 91 »nm. VI ©. 270 (StufC. 6/7);
©euffcrt, Äommentar jur d. iß. O. § 91
Abf. 2 ©. 154 (Aufl. 8);
©trudmann & jtorfj, Äommentat jur ©. iß. D.
§ 91 Anm. 2 ©. 118 (Aufl. 3);
©ülter^oad^im, ftommentargur©.£>. 91.81.
§ 87 Slote 15 a ©. 172 (Aufl. 4);
fotoie überhaupt ade Kommentare ju § 87 I
JH. ©. O. 9t. A.;
Sur. SBorfjenftfjr. 1884 ©. 170, 1886 ©. 1 13
unb ©. 230, 1889 ©. 168 (®ntfcfj. bei 9t. ©.);
©euffert'S Ardjto »b. 37 9tr. 248/1 (D.S. ®.
3«na);
#anf. ©er.*8tg. JBeibl. 1883 9h. 44 (0. 8. ®.
Hamburg IL ©cnat), 1900 Str. 140 (C. 2. ©.
Hamburg I. ©enat);
3Rugban:3alrmann, 9tedjtSft>r. 1901 58b. 3
©. 123 9tr. 33 a (Äammergcrtdbt 83erlin);
©euffert, SBIätterfür9tedjtaann>enbung 1900
©. 132 (OberfteS üanbgeriajt SKündjen).
2) grfolgt bie (Erhebung unb Ablieferung ber
©treitfumme mittelft 3h)ang$öollftreo!ung,
fo cntfteijt bie grage, ob bie Qnfaffogebü^r ju
ben „Soften ber StoangSOoEftredung" im ©inne
bei § 788 (£. 0. gehört unb ebentueO, ob
fie als nottoenbige ftoftenauftoenbung im ©inne
§ 788 cit ju gelten Ijat.
%ai 9t. ©. ^at bie erftere grage bejaht, bie
le^tere aber unter ^inmeid auf bie billige unb
fidjere Uebermittelung burdj bie Sßoft für ben
9tege(faü oerneint.
®ntf4 be« 9t. ©. »b. 22 ©. 324.
3) SHucb, aui bem materieOen ^riöatrerfjt ift
ein (Srftottung^anfprucb bei ©läubigerö gegen
ben ©d)ulbner nid;t ju begrünben.
»ereinjelt ift ba« jwar »erfua^t für ben
§aQ, bafj ber ©rf)ulbner f r e i to i 1 1 i g an ben
empfangäberedjtigten Anmalt bei ©laubiger^
! jab,lt, meil ber ©tf)ulbner bann bie ®ntftelntng
] ber ©ebübr „bcranlalt".
Digitized by
6
Mo. 4-6.
aBalter^oo^iin a. a. ö. § 87 9tote 17;
SJlättee für 9tect)td^fIeQe be« Stammergericht«
1900 SRr. 6 ©. 60 (93efchlu& ber C. Ä. VIU
be« S. @. I S3erlin).
8ucfj in ber oben citierten ©ntfcfjeibung bei
Dberften Sanbe«gericr)t« Sftündjen (©euffert'S
»lätter für 8t 81. 1900 ©. 132) toirb ein foldjer
materiell - rechtlicher @rftatruna.s>anfpntcr) ot)ne
nähere Erörterung ali möglich ertoöfmt.
llebertoiegenb ift aber in ber 9tecr)tfpred)ung
toe meint, bog au* materiefcrechtUchen 8Jor=
fchriften ein Hnhalt für bie ©rftatrungSpfltcht
be« ©djulbner« $u entnehmen fei.
©euffert'« Hrchiö S3b. 43 ©. 225 (ö. S. ©.
3)re«ben);
$anf. @er.*3tg. SJeibl. 1900 Str. 140
(D. Ä. ©. Hamburg ©ibilfenat I).
Db Ijiemacfi ein Sfotoalt überhaupt fich
berechtigt hatten fann, bie Snfaffogebfiljr Dom
©egner ju forbern, toirb möglicher Steife
jtoeifelhaft fein lönnen;*) jebenfaU« aber
bürfte e« geraten erfdjeinen, borfommenben
3raHe« auf bie Stoeifelhaftigfeit ber ©rfiattung«*
piticht auSbrücflich hinjutoeifen. Dr. ».
5. flnrtnncn tinti flitlftttgeabcn Saugend al<* Urfad)«
M t)«t4gel|cnö fct« fcoron ai|efnannien ?fetbe», n»d$e*
bsnti ttsttn onbcrn (ncfäljTt 3(f)Qbcn jufägt, baä brtnfclticit
(Aigner gttjdrt tpie >«• gncrft bei ftinfttl)cnbtn Wagen
«nrtnncnbt $nt)roerl. — Alan ftldjrS einrennen als
anfjcrfltmafcnliäjr* ffreigni« angef<|cn »erben, ba* auf
ba* ftiOfltbubt JSferb einen Sniang auilbt?
gut)rtoert*beRfcer 3). #ilbebranb in S3remen
gegen
ben SJäcfermeifter $eimburg in
Hemelingen.
Satbeftanb:
«m 25.€rtobcr 1905 ift ein SJferb be« älager«
baburch getötet toorben, bog ein $toeigefpann
bei ftläger« mit einem ihm entgegenfommenben
füljrerlofen burchgehenben (Stnfpanner be« »e-
flagten, einem SJrobtoagen, jufammengeriet, toobei
bem Kägerifchen SSferbe ba« eine $eichfelenbe bei
beflagtifchen Sagend in bie JBruft brang. Äläger
•) «um.: Sicbtrem «ernetimen nad) $at au* bie
fcanffütifdj« SliirooltMammei turjticb, in gleiten» Sinne
au*flfiprprf)fn. 'S», Meb.
verlangt 600 X erfefrt. <5r ftüfet fldc) babei auf
ben § 833 99. ©. 9)., behauptet aber auch ein
93erfct)ulben bei Skflagten. SHefe« finbet er
barin, bog SJetlagter fein ©efpann entgegen ben
| SJorfdjriften ber bremifchen ©tragenpoltjeiorbnung
ot)iie ^lufficht auf ber ©trage bobe fielen laffen.
Sbai fyabe er nicht bürfen, toeil baS Spferb bereits
früher einmal burchgegangen fei. «ugerbem
aber f}obe S3et(agter fein SSferb nicht abgeftrangt
unb auch Dcn 8öflel nl$t orbnung«mägig am
SBagen befeftigt, toie ba« bie ©tragenpoliaei*
orbnung ebenfalls borfchretbe.
$er 33eflagte beftreitet feine Haftung für
ben (Schaben, ebentueH bie $öf>e bei ©chabend.
6r beftreitet auch, ba& fein Ißferb früher bereit«
burchgegangen fei unb macht geltenb, ba& fein
Sßferb, toährenb er in ein $aui 9)rob abgetragen
habe, orbnungSmäfeig abgeftr&ngt unb mit am
SBagen befeftigten 3u0e^ toor tiefem $aufe ges
ftanben höbe. $ier fei ei tion einem au« ent=
gegengefetfter Dichtung führerlos einhergehenben
Omnibudgefpann bei ÄlägerS angerannt unb
in golge beffen burchgegangen. 9iach einem
Äaufe »on 4—5 äJletem fei ei mit einem jtoeiten,
hinter bem erften herjagenben Omnibudgefpann
bei Stläger« juf ammengeraten, toobei bann atter*
bingd bad eine 2)eichfelenbe feine« SBagen« bem
einen flägerifct)en 5)3 f erbe in bie 93ruft gebrungen
fei unb e« getötet fyabe. 3)ie ©chulb an bem
Sorfaüe treffe ben Äutfcher bei erften
Ilägerifchen guhrtoert«, ber in eine
SBirtfchaft gegangen fei unb fich um fein ©efpann
nicht gelümmert 1)dbe. S)urch ba« Stnrennen
feine« ©efShrte« burch biefen SBagen fei auf fein
JBferb ein untoiberftehlicher 8toang
ausgeübt, fo bafj e« h«be burchgehen mütfen.
%et ©dtjaben fei alfo nicht burch fcta $fc^b,
fonbern burch bie tlägerifchen SSferbe angerichtet.
Äläger gibt ju, bafe bor feinem gefchäbigten
©efpann ein anbere« ihm gehörige« £>mnibu«=
gefpann führerio« burch bie ©trage gefahren fei.
(gr beftreitet aber, bag e« burchgegangen fei unb
beim Staffieren bd« betlagtifche ©efährt berührt
habe, ffi« fei im langfamen Xrabe gefahren unb
habe ba« durchgehen bei beflagtifchen Siferbe«
nicht toerurfacht. $ür *in ettoaige« SJerfchulben
letner Knechte brauche er nutjt etn^uite^en, oa
er bei ihrer 8u«toahl bie im SJerfehr erforber«
liehe ©orgfalt beobachtet höbe.
Digitized by Google
$as 8. ©. Srenten <£. Ä. II fpt nad) 93er=
nehmung einer Dteilje bon $eugen mit Urteil
bom 21. Slbril 1906 bie ftlage abgemiefen.
2>a« O. 8. @. III hat am 6. Siobbr. 1906
bie 83erufung bei Älagcr« bcrWorfcn.
© r ü n b e :
Stfefe« @crtct>t erachtet mit beut 8. @. für
feftgeftetlt, bog ba« ruhig bor ber Sfjfir be«
ftoloniatwarenh&nbter« Ä. haltenbe ©efbann beä
93eflagten bon bem erften ilägerifchen guhrWcrl
angerannt unb baburdj jum durchgehen gebraut
ift. ®« ift allerbing« richtig, bog Stiemanb bie«
Slnrennen gefehen b>t. StUein fdjon ber Umftanb,
baß, wie bai 8. ©. in feinen ©rünben befunbct,
bie Silientfjalerftraße nur fdjmal ift unb für
jwei fid) bafperenbc SBagen gerabe SRaum bietet,
macht e« im t)o^en ©rabe Waljrfcheinlich, baß
ein füljrerlofe« ©efbann ben ^altenben SBagen
ohne Äoöifion nicht baffieren fonntc. 8Ju« ber
8u«fage be« 3eugen 93. ergibt firf} nun, baß bie
beiben Omnibuffe, bie i(jm auf feinem SBege
begegneten, unregelmäßig Ijin* unb hergefahren
finb. denn fte fuhren fo, baß ber geuge ihnen
aufbiegen mußte. #ält man batnit bie HuSfage
bon &. jufammen, baß er in feinem Sa ben bai
©rrüufdj eine« fchnett heYQnfahrenben SBagen«
unb bann ein Alabbern gehört habe, al« Wenn
biefer SBagen ben 83ä<fcrWagen angerannt hätte
unb berfidftchtigt man femer bie SBefcfjäbigungen,
bie am folgenden Sage nach ber 8lu«fage bon
93. unb ber SBagen bei 93eflagten geigte, fo
ift baran, baß ein gufammenftoß jWifdjen ben
beiben SBagen ftattgefunben hat, nicht ju jWeifeln.
die S3e!unbungen einzelner 3eugen, baß fie am
Slbenb bon 93efdjäbigungen be« SJaderWagen«
nicht« gefehen hätten, faücn bemgegenüber nicht
in'« ©enüdjt, ba bie 3*ugen feinen Slnlaß hatten,
barauf ju achten, ob ber SBagen befchäbigt fei unb
ba bie herefcfjenbe dunfelhcit bie 93efdj(ibigungen
auch "»cht ohne Weitere« in bie Äugen fallen
Heß. der bon 93. befunbete Umftanb, bnfr
©djrammen auch an ben ©beidjen ber Stäber
toaren, fchließt ferner bie SJtöglichleit au«, baß
bie 93efchäbigungen erft bon bem ^ufammenftoße
mit bem jWeiten 9Bagen bei ftläger« herrühren,
ba bei biefem 3ufammenfI0&e °'c deidjfel bei
bellagtifchen SBagen« bem flägerifchen SJferbe in
bie 93ruft fuhr, fo baß bie 9Bagen felbft nicht mit
einanber in 93erührung getommen fein rönnen.
7
No. 5.
der Slnbrall be« Dägerifdhen SBagen« an
ben SBagen bei 93eflagten muß, ba bie S5ferbe,
Wie nicht nur au« ben Sluäjagen ber flägerifcfjeti
Unechte, fonbern auch au« ben 81u«fagen bon
4?. unb Ä. h?fborgeht, butcfjgingen, ein außer*
orbentltdj heftiger gewefen fein. Staat fbrieht
99. babon, baß bie beiben Ilägerifchen SBagen,
bie ihm in ber ©ommerftraße begegneten, nicht
fefjr fchnell im drabe gefahren feien. Allein bi«
ber erfte SBagen ben in ber Silienthalerftraße
ftehenben SBagen be« 93e!(agten erreichte, ift fein
Xcmbo offenbar ein immer fdfjnellere« geworben,
denn ei ift eine befannte Satfache, baß ftdb, bie
im Anfange noch nldjt fehr rafche ©angart
burchgehenber SJferbe allmählich fteigert, bi« fte
ihren $öhegrab erreicht hat. demgemäß erflärte
benn auch *** in ber Silienthalerftraße
wohnt, alfo ba« ftuhrWerf fbäter fah al« 93.,
baß ber SBagen, beffen laute« ©eräufefj ihn au«
bem $aufe lotfte, fo fct)neH gefahren fei, baß er
angenommen habe, bie SJferbe gingen burch unb
St., ber ba* ©efätjrt unmittelbar nach bem 3"=
fammenftoße fah, fagt, baß e« in bollern ©alobb
gefahren fei Unter biefen UmftSnben ift bem
8. ©. unbebentlich barin beizutreten, baß ba«
durchgehen bei bellagtifchen jßferbe«
lebiglich burch °a« einrennen be« erften
Ilägerifchen SBagen« beranlaßt ift unb
baß bie SJferbe biefe« SBagen« iebenfaü« ben
%ob bei bor bem ^Weiten SBagen gehenben
fISgerifchen SJferbe« mitberurfacht haben.
5)ie« ö)erirf)t glaubt, Wenngleich e« bie 3weifeU
haftigleit ber $rage nicht bertennt, aber auch noch
Weiter gehen ju foHen al« ba« S. ©., inbem c«
in bem 93erhalten ber flagerifchen SJferbe bie
alleinige Urfadje be« Sobe« be« bor bem
jtoetten SBagen gefbannten SJferbe« fieht. %ai
SJerhalten be« bellagtifchen SJferbe« muß, Wenn:
gleich e& unmittelbar auf ba« getötete SJferb
eingewirrt hat, al« mitwirfeube Urfache böüig
au«fcheiben. 5)enn ba« Slnrcnnen bei flägerifrhen
SBagen« War, Wie bie Slrt ber baburef) h^bor*
gerufenen 93efchäbigungen jeigt, fo außerorbents
lieh heftig, baß ihm bie Statur eine« außer:
gewöhnlichen (SreigniffeS beigelegt Werben
muß. SBenn bai SJferb be«halb in $olge bei
Slnrcnnen« burchging, fo folgte e« nicht
feiner tierifchen Statur, fonbern bem
3 Wange, bem e« nicht wiberftehcii fonnte.
Digitized by Google
8
JNo. 5 —
©eine Satigfeit fällt baber als Urfadje be« an:
geridjteten ©djaben« fort unb ber eingetretene
fdjäbigetibe dhrfolg ift lebiglidj auf bie eigenen
burdjgebenben 93ferbe aurüdjufübren. Unter
biefen Umftänben fann aber Don einer ©djaben«*
erfaf^ftid^t be« 93eflagten gegenüber bcm Äläger
auf ©runb be« § 833 93. ©. 93. nidjt bie Siebe
fein unb eS fann babingeftellt bleiben, ob bie
Slnmenbung, bie ba« S. ©. im borliegenben
gaUe bon bem § 840 93. ©. 93. gemadjt bat,
um bie alleinige Haftung be« Äläger« im 93er*
b^ältnii ber Parteien au einanber ju begrünben,
ju billigen ift.
SRun bat fidt) Äläger freilieft, audj nodj auf
ein SJerfdjuIben be* 93e(Iagten berufen,
Weldje« er barin finbet, baß 93eflagter fein
$ferb nidjt orbnungSmäßtg abgefträngt
unb ben Süqel nidjt orbnung«mäßig befeftigt
ty.be. ©ofern in biefer 93e&iebung bem 93e!lagten
ein 93orWurf ju madjen fein follte, ift unbebenfc
ltdj mit bem £. ©. angunet)men, baß e« für ben
eingetretenen ©djaben nidjt faufal geworben
ift. SBeber bae Xlbfträngen nodj ba« ftnbinben
be« Bügel« mürbe bei ber Unwiberfteblidjrrit
be« auf ba« SJJferb ausgeübten 3lDanflcg fein
$urdjgeben berljinbert baben. 5ta« gleidje muß
aber audj bon bem ferneren 93orWurfe gelten,
baß 93etTagter fein 9Jferb obne »uffidjt auf ber
©traße babe galten laffen, obWobl e« bereit«
einmal burdjgegangen fei. $)enn audj Ijier ift
ba« ©eridjt ber SSuffaffung, baß bei ber #eftigreit
be« Snbrall« unb ber ©djtoere ber auf ba«
9Jferb baburdj ausgeübten ©inwirfung, bie :
SluffidjtSberfon ba« 5)urdjgeben be« 93ferbe« nidjt
berbinbert blatte. Ä. unb ber 93eflagte finb,
Wie fidj ou« Ä.'S Slu«fage ergibt, fofort nadj
bem einrennen bei bem ftufirwerf, beffen SJferb
nodj bor bem $aufe quer über bie ©traße
fbrang, erfdjienen, baben e« aber nidjt anhalten j
fdnnen.
$iernadj mußte bie 93erufung be« Minger« j
jurüdgeWiefen merben, obne baß es nodj einer
Charterung barüber bebarf, ob ben Äläger ein
3Jiirberfdjulben treffen mürbe, ober ob er für
ein etwaige« 93erfdjulben feiner Äuedjte, bie bie ;
tßferbe obne Sluffidjt auf ber ©trage ließen, nadj
§§ 831 ober 254 93. ©. 93. berantwortlidj gc=
madjt werben rannte.
6. Tie ffnlfAciknng ker Starbt für fco« S?crfirt)f rungOi
»efea »lt b, kveaa baicara bie <9trUM< amgmfe« werben,
btnfäatg unb taaa, aud} wen« berea Sntfdjctbuag tbenf»
ttatet, Hidpt all ber jar 3waag£voafrrcifang biratabt
litel aagefeljcn werbea.
9ledjt«anWalt Dr. ?J. in Hamburg
gegen
bie OrtSfranrenraffe für 53ureau-
angeftellte in Hamburg.
S)a« O. S. ©. II fteüte auf 93e[djWerbe ber
Älägerin am 8. 9lobbr. 1906 unter S(uf bebung
be« S. ®.*93efdjluffe« einen 93efdjluß be« H. ®.
8lbt. XVII bom 28. ©etotember 1906 Wieber Ber
unb orbnete bie ftortfefrung ber SwangSboa*
ftrerifung an.
©rünbe:
$urdj bie ©ntfdjeibung ber 93eb8rbe für ba«
SerßdjerungSwefen in Hamburg bom 8. aßärj
1906 ift ber 9ted)t«anwalt Dr. auf ©runb be«
§ 50 be« Äranf.--93erf.:©ef. berurteilt Worben,
ber OrtSfranrenfaffe für 93ureauangefteüte 56 X
ju jablen.
93on bem ibm nadj § 58 Slbf. 1 biefe«
©efefce« juftebenben 9ledjte, bie (Sntfdjeibung
binnen bier SBodjen mittelft Älage im orbent»
Heben 9tedjt«Wege anjufedjten, ©ebraudj madjenb,
bat 3tedjt*anWaIt Dr. ?). ©nbe SWärj 1906 beim
2(. ©. gegen bie Drt«rranfenfaffe Älage erboben
mit bem Slntrage, bie @ntfdjeibung toom 8. Sflärj
Wieber aufzubeben unb ben Slnfprudj ber93eriagten
roftenbflidjtig abjuWeifen. 3)icfe Älage ift burdj
Urteil be« «. ©. bom 19. »bril 1906 roften^
bflidjtig abgeWiefen unb bie bagegen eingelegte
93erufung ift burdj Urteil ber I. ©ibilTammer
be« S. ©. bom 4. $uli 1906 unter 93elaftung
be« Ätäger« mit ben Äoften ber 93erufung«inftanj
berWorfen. ?II8 bie Ort«rranrenraffe baraufbin
bie 93eb3rbe für ba« 9ierfidjerung8Wefen
um @rteilung ber 93oIlftredung«riaufel
erfudjte, erhielt fie am 31. 3uli 1906 ben
93efdjeib, baß für bie Erteilung ber 9?ollftrerfung«=
riaufel nidjt bie 93eb3rbe für ba« 93erRdjerung«i=
Wefen, fonbem bie ©endjtSfdjreiberei juftanbig
fei, ba burdj bie (Srbebung ber Älage
bor ben orbentlidjen ©eridjten ba«
93erWaltung«berfabren binfällig Werbe.
5)a« Urteil be« 21. ®. bom 19. Hbril 190C ift
hierauf am 16.»uguft 1906 mit ber 93olIftrcdung«=
Digitized by Google
flaufei berfeb>n. ?ll« ber mit ber Sßfanbung
beauftragte ©eridjt«bou&ier)er auf ©runb bet
ergangenen @ntfcr)eibungen am 20. ©ebtbr. 1906
im 83ureau be* Dr. 2J. wegen ber #aubtforberung
unb Wegen ber 3wang«boIlftretfung«foften bie
3Wang«boüftrectung bornebmen Wollte, t)at ber
83ureauborfter)er bie $aubtforberung mit 56 X
bejaht, bie JBeaafjlung ber Äoften aber ber*
Weigert. $ierauf tyit ber ©ericr)t«b0ll£ieber —
wegen ber nidjt bejahten Äoften — ein SUten*
regal gebfänbet.
©egen biefe SJfftnbung b>t 9ftedbt«anWalt
Dr. SJ. unter Berufung auf § 766 G. O. beim
91. ©. al« SJoIIftretrungdgericrjt (SinWenbung er«
tjoben, toeil lein bodftredbarer Xitel borgelegen
$abe, ba bat mit ber aSoIIftrecrung«riaufeI ber*
febene amt«geridjtlicr)e Urteil jur $fSnbung wegen !
ber $aubtforberung bon 56 X nicbt geeignet unb
bie ©ntföeibung ber Skfiörbe für Serftcb/crung«*
wefen bon einem — bie SJoOftrerfungfiflaufel
erfefcenben — @rfucbung«f<breiben nid>t begleitet
geWefen fei. $>a« 91. ©. tjat am 28. ©ebt. 1906
bie (EtnWenbung be« ©djmlbner« al« unbegrünbet
jurflrfgewiefen. Huf bie bagegen erhobene fo«
fortige SJefdjWerbe tyit jebocr) ba« S. ©. (neunte
GibilTammer) burdj SSefdjlufj bom 10. Oft. 1906
ben nnitägcrictjtlidjen s.öefd}lufj aufgehoben unb
bie am 20. ©ebtbr. 1906 beim ©djulbner bor«
genommene $fänbung für u n j u 1 3 f f i g
er Märt, ©egen biefen SBefcbJufs bei 2. ©.
ridjtet Ret) bie Weitere fofortige Söefdjtoerbe ber
Drt«franfcnfaffe, mit ber beantragt wirb, ben
SJefdjlufc be« 8. ©. aufauljeben unb bie gfort*
fefeung ber 3bmng«boüftrcd'ung anjuorbnen.
©ie Weitere ißefdjwerbe ber DrtSfranfenfaffe
ift reajtaeitig eingelegt unb juläffig (§§ 56*, 793,
577 £. D.). $>ie 93efct)Werbe ift outr) für |
begrünbet ju eradjten. 5)iefe« 93efdjwerbe*
geriet muj} nämlicr) ber 9tedjt«meinung ber
ffleljSrbe für ba« 23erft<r)erung«Wefen, bie audj
bom ©eridjt«bo0jieberamt befolgt ift, beibflicrjten :
Staburdj, bafe ber SRedjtSanWalt Dr. bon bem
iljm nadb, § 58 Hbf. 1 be« Äranf.-9Serf--©efefre«
juftebenben SRedjte ©ebraud) machte unb ben
orbent!i(x)en 9ted)t«Wcg befdjritt, ift bie @nt*
f(t)eibung ber 53 e b b* r b e für bat 93 e r *
fitfjerung&wefen hinfällig geworben,
grür bie (Srlebigung ber Streitfrage War nun*
mefjr allein ba« gcridjtlidje Urteil unb nid)t
9
mefir ber ©btud) ber 83erWaltung«be$ötbe —
autf) Wenn biefer mit bem geridjtlidjen Urteil in
©htflang ftanb — entfdjetbenb.
3>ie Älage im orbentlidjen 9tedjt«Wege gemäfj
§ 58 be« Äranr.=93erf.*@efefae« ift nt(t)t al« ein
9tedjt«mittel im ©inne ber ©. O. au«geftaltet,
nad) beffen S3erWerfung bie angefochtene 6nt*
fdjetbung ber ©eljörbe für ba« »erfidjerunG«:
Wefen Wieber ©eltung erlangt $ätte
unb nunmehr eine geeignete ©runblage für
b a * 93ollftre<fung«berfal)ren bilben
Fönnte; burdj bie Älageerljebung gemäfj § 58
bc« angebogenen ©efe&e« ift btelmebr bie ganje
©treitfadje ber $uftänbigfeit ber 83erWaltung«*
bewerbe gänjlid) entjogen unb ben orbentlidjen
©eridjten überwiefen.
3>a ba« in ber $o!ge ergangene geria^tiid^e
Urteil — Wenn autr) fadjlict) in Uebeteinftimmung
mit ber 93erWaItung«beb,0rbe — bie Älage abs
wie«, fo bilbete biefe« Urteil bei ©eridjt* bie
©runblage für bie Stoang^boaftrecfung. SRit
SRedjt ift ba^er ba« rccbt«trfiftig geworbene Urteil
be« 8. ©. bom 19. »bril 1906 am 16. «uguft
1 906 mit ber 83olIfrretf ung«Haufel berfcljen Worben.
3rreili(t) l>ätte e« fidj embfo^Ien, Wenn 91. ©. unb
S. ©. im Xenor it)rcr Urteile bom 19. SIbril
unb 4. 3EuIi 1906 bie unmittelbaren folgen ber
ÄlagabWeifung (bag namlitf) 9ftecbt«anwalt Dr. %
nunmebr ben IBerrag bon 56 X ju yofylen $abe)
beutlidjer, al« e« gefdjeben ift, jum Stu«brucf
gebraut Ratten. S)iefer Langel madjt inbeffen
ba« geriajtlicbe Urteil jur gwangÄbonfrredung
nidjt ungeeignet, jumal e« am ©cr)luffe ber
amt«gerict)ttid)en 93egrünbung t)eigt, bag ber
Sorbefcrjeib (b. f). bie <Sntf(i)eibung ber Seb,ötbe
für ba« 93erjtdjerung«Wefen) lebiglidj ju beftätigen
geWefen fei. Hex ©ericf)t«boÜ5ie^er burfte mithin
auf ©runb bei mit ber SJollftredungSflaufel oer^
febenen Urteil« be« 21. ©. bom 19. Hbril 1906
am 20. ©ebtember 1906 jur ^fanbung fd)reiten
unb — nadj IBejablung ber ^Kiuptforberung bon
56 X — Wegen ber berweigerten Äoften bie
$fänbung borne^men. 2Bie ba« $f&nbung«=
brototoü bei ©eri(r)t«boHjieber« bom 20. ©ebt.
11K16 natt)weift, t)anbelte e« ftdt) hierbei um bie
Äoften ber 3roang«bollftreo!ung, bie
gemüfe § 788 g. 5ß. JD. jugleid) mit bem jur
3Wang«boHftrerfung fteb^enben Hnfbrudje bei*
jutreiben waren unb niebt um bie 33oOftrerfung
Digitized by Google
10
Mo. •
ber amtSgerirfjÜidjen ftoftenentfdjeibung, Wie bai
9f. ©. irrtfimlidjer Seife angenommen tyat. SBegen
ber teueren Soften Tonnte am 20. ©ebt. 1906
eine $fänbung aHerbingS nidjt borgenommen
Werben, weil ein bollftredbarer Äoftcnfeftfcfcungö;
befähig nid)t borlag. $)as Ü. ©. Ijat jWar mit
9fted)t barauf bjngewiefen, bog bie gemSf} § 724
ju erteilenbe bollftredbare Ausfertigung brn
SBetrag erfennen laffen mfiffe, bet auf bem SBcge
bet SoUftredung beijutretben gewefen fei. liefern
©rforberniffe War abet aud) fdjon baburd)
genfigt, bog im ausgefertigten Urteil beS St. ©.
bie ©ntfdjeibung ber 33ef)örbe für $3erfid)erungS:
wefen in Sejug genommen unb biefe @ntfd)eibung
bei S3ornaf)me ber $fänbung borgelegt War.
7. (HntomnciifituKltfli^t b(4lg(id| b(« bind) StVerf
cr()ö^nnft eia(»$af(0 6« »efftn «crtonf (rjiclifn «(»im«,
»tun bcrfdbc ttiltorife brn <8(fdj»if)(ra br» 8((t9af(r6
a(0 flbfiabnag ffir Itpt (Jrb«nf»rfidje *afli(§i. — Off be«
(in (tajrine« gdoiaabriagtabr* ©t(i^8ft »»er ritt baut,
2B(rt(rb,pbjiai| bc« ttCTln|(rt(a @rgcaf)nabr0 atrnnlagtfr
nu(f) §0 Hbf. 1 br# <EinI«Mtti(afi(a(r=<S([(b.r# *a Mrfkarra'
b(r (9rn>(an ? — da romml nid)! bornuf an, ob ber Ottfltn-
fianb v« bem S»(rf( btr W(it(r»(raaf(ruag mit 0J(M>ian
oaKfi^offi ift. - «nd, »id>t baraaf, ab bit «afd«affaa0
bnrdf b(a ®t(aert»fHdjtig(a feffeft ob(t b(ff(a (Frbloffrr ab(r
fonßigrn 9t(4i6aorgaag(r erfafgt ifl.
©uftab Äo$rS in JReitbroof
gegen
bie ©teuer = $ebutation in Hamburg.
Xatbe ftanb:
T»er SBatrt beS ÄlägerS [jatte 1891 beffen
älterem SBruber Subwtg feinen $of fibertragen
mit ber SBerbfltdjtung, bei fbäterem SJerlauf feine
©efdjwifter abjuftnben. #u biefem SBerfauf ju
einem ben Uebernaljmebreiö Weit überfteigenben
greife ift eS 1905 gefommeu unb SubWig ftoljrS
ljat einem ifym fbejiell eingeräumten SRedjt ent*
fbredjenb fdjon 1904 feine ©efdjwifter mit je
30000 X abgefunben. Äläger t)Qt fid) einige
Äbjügc gefallen laffen unb 28400 Ji. erhalten.
£ierbon fjat bie 99ef(agtc (£infommenfteuer ein:
gebogen. 3)er Silage auf fHucf jaljlung erhobener
1840 X $at baS S. ©. G. St. III am 13. aRfit*
190fi entfprodjen. 2)aS €. 2. ©. IV bagegen Ijat
am 8. Dftobet 1906 bie Silage abgeroiefen.
©rünbe:
3>er angefochtenen ©ntfdjeibung ift barin
beijuftimmen, baf? bie bem Äläger bon feinem
«ruber SubWig ÄoljrS auSgefeljrten 28400 jH
als ein burd) ein einzelnes gewinn*
bringenbeS ©efdjäft erhieltet ©eWtnn
nidjtangefeljen Werben tSnnen. ©s
mu§ abet abtoeic^enb bon bem £. ©. angenommen
roetben, ba% biefer bem Älaget jugefloffene
SBetmögenSjubja^S einen butcb, ein 58er*
ä u{jjetung£gefcf)äft in ©clb umgefe^ten
butdj bie feit bet 5lnfcf)affung eingetretene
aBcrter^ö^ung bei betöu&erten ©egen«
ftanbcS beranla^ten ©etbinn bilbet unb
als folget gemfiB § 6 »bf. 1 beS ®in!ommens
fteuergefe&eS bom 2. gebruar 1903 unb 3iff. 10
beS anfange« ju biefer ©efefreSbeftimmung
fteuerbflic^tig ift.
®ie 59eftimmung beS § 6 Slbf. 1: w§u bem
(ju berfteuemben) ©tnfommen ift aueb, ber burdb^
ein SJeräufeerungSgefr^äft erjielte ®r!5S ju
rennen, foroeit biefer 6rI3S ben Slnf^affungS«
breis aujflgltdj ber feit ber »nfc^affung jut
bauernben SJerbefferung beS ©egenftanbeS ge*
matten S3erh)tnbungen fiberfteigt", toirb in ber
Sijf. 10 beS 81n$angeS intern ^n^alte nac§ n86,er
babjn erlüutert, ba| ein jebet bur<f| ein 83et*
äufeerungSgefdbSft in ©elb ober in einem fonftigen
SermögenStoert umgefe^te ©etoinn, toelc^et
bie golge einet feit bet Mnf^affung
eingettetenen 2Ber ter f|öl)una, beS
beräufeerten ©egenftanbeS ift, als
fteuerbftia^tigeS Objeft anjufeben ift, bog eS nicb,t
barauf anfommt, ob fa^on bie »nfa^affung h u
bem 3b>cde erfolgt ift, ben ©egenftanb naa^
(Eintritt einer erwarteten SBerterijöIjung mit
©etoinn toieber ju beräugern unb ba& eS auc^
feinen llnterfa^ieb begrfinbet, ob bie «nfa^affung
burcr) ben Steuerpflichtigen f e I b ft ober burd)
eine ^erfon erfolgt ift, beren ©rbe, ©rbeSerbe
ober fonftiger ©efamtnacb^folget ber ©teuer«
bfHdjtige geworben ift. 2>arauS ergibt fidt) bie
äbfidjt beS ©efe^geberS, ben SUeräitrierungSgeWinn
als fo!cr)en für fteucrbflicr)tig ju erflären unb
bie SJerbflia^tung jur (Srri(t)tung ber ©teuer
bem jenigen aufeucrlegen, Welkem ber Wirt-
f ä) oft Iia^e ©rfolg bei SBeräufterungSgefö^äftS
aufliefet, mag berfclbe felbft ber Jöcraufeercr
Digitized by Google
fein ober nur an bem Erfotße bei Veräußerung**
gefthöft« eine* dritten partijibteren. (5* f»ot
nun in bem tjier jur (Sntfdjeibung ftet)enben
Stalle ber Vater be« Äläger* burdj ben Vertrag
Dom 24. Sunt 1891 fein ©et)öft feinem ©ohne
Subtoig gegen einen Vrei* bon 50000 X unb
©etoät)rung eine« Altenteile* übetlaffen, babei
ober unter Verüdftdjtigung be* Umftonbe*, baß
atter Vorau*fid)t nact) in abfetjbarer Seit eine
erbebliche 28erter^ö^ung be* ©egenftanbe* ber
Ueberlaffung eintreten unb bei einer Veräußerung
be* ®et)öfte« ein ert)ebli(t)er ©etoinn ju erjielen
fein werbe, bem ©rtoerber auferlegt, b e f f e n
©efchtoiftern einen Seil foldjen ©etoinne*
jufommen ju Iaffen. ©aß e* fid) hierbei
um eine Verteilung be* bei einer Veräußerung
be* ©efdjäft* ftd) ergebenben ©etoinne« jtoifdjen
Subtoig Äobr* unb feinen ©efdjtoiftern hanbelt,
fteHt ber SBortlaut bei § 3 be« Vertrage« bom
24. 3uni 1891 außer grage unb bie fbäter
vereinbarten unb bem Vertrage al* ÜRachtrag
angefügten Abänberungen ber Veftimmungen be*
§ 3 enthalten aucr) nur einen anberen SJiobu«
ber Verteilung biefe* ©etoinne«, bie
au«brü<Nicr)e (Ermächtigung bei Subtoig Äot)r«,
bei ©rjiehtng eine« Äaufbreife« bon getoiffem
Vetrage ba* ©et)öft ju berfaufen unb bie bjer
in grage fietjenbe (Ermächtigung, innerhalb eine*
Zeiträume* bon 15 fahren nad) bem Vertrag*«
abfdjluffe aucr) offne eine Veräußerung
bei ©er)öfte« feine ©efdjtoifter burd) ©ins
tragung bon $b,botbefen im Vetrage bon 30000 M.
für jebe« berfelben toegen it)rcr Anfbrüdje auf einen
Xeü be« Veräußerung«getoinne« abjuftnben.
$urd) biefe bem Subtoig Ko|r* eingeräumte
Vefugni«, feinen ©efdjroiftern an ©teile be* it)nen
bertraglid) gefiederten Anteil« an einem bei einem
SJerfaufe beö ©eööfte* ju erjielenben ©etoinne
eine beftimmte Abfinbung*fumme gu bergüten,
tourbe an bem ©harafter ber ben ©efdjtoiftern
juftießenben Vergütung al« einer Quote be* au*
einer Veräußerung bei ©etjöfte* erhielten ©es
toinne* ntcr)t« geänbert, bielmetjr nur ber
©etoinnanteil auf einen beftimmten Vetrag feft*
gefegt.
11
No. 7-8.
8. 35te Bcrjitrnagifrifl flr StrjuflSjinfeii ift ni*t
aiiweabbur auf bit Kacbjtrktrang äinfe* für »ifccr«
rftbjlid) fpiB(er§pgrnc Sttitrbcirfiar. — $itfe fUi iffcitlliöV
rtd)t(id|c «nfprfi^t M SttattS nab anttrlicgtn »er
30 jd f}rig rn i'trjätjrutig.
®. S. 9t. ©jertoin«!!? in Hamburg
gegen
bie ©teuer*3)ebutation in Hamburg.
Au« einem Urteil bei €. S. ©. VI bom
12. Oltober 1906.
© n t f d) c i b u n g « g r ü n b e :
$>te Anfdjauung bei Äläger«, baß ber bon
ber ©teuer s 5>ebutatton erhobene Aufbruch auf
Verjtnfung ber bom Äläger für eine längere
9teir)e bon ^ja^ren ju toenig gezahlten unb
be«t)alb nadjjujablenben ©teuerbeträge
Iebig(td) Verjug« jinfen im getoö^nlidjen bribat«
rechtlichen ©inne jum ©egenftanbe $abe unb
beShalb gemäß Art. 169 ©tnf. = @ef. unb § 197
V. ©. V. einer bierjäbrigen Verjährung unter«
liege, ift irrig. SBie ber Anfbruch bei ©taate*
auf Steuerzahlung felbft, toa* Kläger nicht be«
ftreitet, öffentlich » rechtlichen ©tjarafter* ift,
fo ftnb e« aucr) biejenigen 3at)lung*anfbrüctje, bie
für ben ©taat bann begrünbet finb, toenn bie
Steuerzahlung gatij ober teiltoeife unterblieben
ift. gür einen foldjen %aü beftimmt ber § 17
Abf. 1 be* jefrt geltenbcn ©efefre«, fachlich über*
einftimmenb mit ben früheren Veftimmungen,
baß bie ber ©taat«faffe entzogenen Veträge
„nebft 4 bom tjunbert jährlicher 3infen" nach»
jujac)Ien feien. Stamit ift bie Verjinfung«bflicht
traft öffentlichen Stecht* al* eine berjenigen folgen
borgefchriebeti, bie ben Steuerpflichtigen treffen,
oer ju mentg ooer gar reine Steuer enrrtc^tet
t)at unb bon einer Antoenbung ber für ben
3at)lung«berjug beftehenben Veftimmungen bei
Vürgerlichen Stecht« fann feine Siebe fein. Ob
bie fragliche 3in*forberung, ebenfo toie ber »n=
fbrud) auf 9{ad)jat)Iung bon ©teuern, überhaupt
oerjährt, ift bielmehr lebiglid) nach bem laut
SIrt. 55 be* @inf.:©ef. jum V. ©. V. bon bem
neuen SReich^redjt ungerührt gelaffenen öffent=
liehen Siechte ber beutfehen ©in^elftaaten, h'et
alfo Hamburg«, ju entfd>eiben. 3« biefer Ve=
jtehung fann, toie ba« 8. ©. jutreffenb annimmt,
nur ber Art. 2 ©tat. I, 21 in Vetracht fommen,
ba ba* (Einfoinmenfteuergefefr felbft nur für ben
Digitized by Google
12
No. *-l©.
3rau* bei Xobei bei ©teuerbflidjtigen eine ent=
fbred)enbe »eftimmung trifft (§ 17 Slbf. 2 ©afc 3),
bie angebogene 93eftimmung beä tyamburgifdjen
©tabtred)teä aber, inbem fie für bie gorberungen
bei „©emeinen ©uteS" eine 30jäfjrige 93erjäfjrung
borfd)reibt, fomob,! öffentlich redjtlidje toie bribat=
red)tlid>e?lnfprüd)ebe3©taate8äum©egenftanbb>t.
9. Berfa«««!« her griff jnr &(agcib,cbna| i« einem
8trfi<iKna«6ftrrtragc infolge «fifttMrantVit M Vtt
(inerten. — ftomait t* bnroiif un, ab b»r Serfitfpcrtc afynt
fei« «frfdjnli«« an b«r gnatlalinng ber Qrrift »cr|inbert
««?
£)«car ©ommermetyer in 93abens93aben
gegen
bie 93enfion«taffe be* 93ereinS für
.$nnbluttg3=Äommi8 bon 1858 in Hamburg.
Mltf einem Urteil bei D. 8. ©. III Dom
11. Df tober 190G.
Äläger bat ausgeführt, er fei toäbrenb
bei gangen 3eitraum& bon ISnbe Februar bis
©nbe »uguft 1905 in &olge bon ©eifte$ =
tranfbeit aufcer ©tanbe geioefen, feine
Sterte au« bem 93erf id)erung«bertrage
geltenb ju madjen unb Ijat fid) hierfür auf bai
fadjberftünbige 3eugni$ ber Icitenben Äerjte, in
beren Slnftalten er bainalä Slufnaljme gefunben
batte, foroie bei früheren 93ertt>alter« be« #oäbijc3
in ©obesberg belogen. 3>ie 3uI8fPgfeit 5|efed
©intoanbe« folgt gtoar nidjt aui ber 93eftimmung
im § 206 93. ©. 93., auf meld)en Äläger fid)
aud) nidjt ftoejieü berufen Ijat, ba bie 93orfdjriften
über bie gefcfclidje 93erj8fjrung auf bie 93er=
fäumung einer 93ertrag8frift aud) nidjt analog
anmenbbar pnb, ju bgl. bie ©ntidj. bei 9t. ©.
bom 4. fcegember 1903, 3ur. SBodjenfdjr. Kr. 33
6. 55, tootjl aber ergibt pe pd) aui ber 9tatur
beö 93erfid)erung3bertraged unb ben ben=
felben beljerrfdjenben ©runbfäfeen ber 93ertrag«=
treue unb 93iüigreit, mit rceld>en ei nidjt
im ©inflang fteljen toürbe, wenn ber 93erfidjerer
gegenüber ber ftlage aud bem ^erfidjerungS-
bertrage mit bem ©inroanbe ber SJerfäumung
einer für bie Älager&ebung beftimmten grift aud)
in bem galle burdjbringen fönnte, toenn ber
33erpdjerte an iljrer gmiefjaltunfl o $ n e fein
93 e r f d) u l b e n geljinbert würbe. S5a8 9t. ©.
bat benn aud), nadj bem 93organge be£ 9t. £>.§.©.,
in ftänbiger 9tcd)tfbredjung angenommen, ba& bie
93erhürrungäflaufeln in 93er fidjer ung«berträgen
im 3toeifel mit 93orbetjalt ber ©jfulbation bce
93erpdjerten ju berftetjen pnb unb an biefer
SlnRdjt audj unter ber £errfdjaft bei 93. ©. 93.
feftgeljalten, ju bgl. ©ntfdj. 93b. 10 ©. 160; 19
©.134; 26 ©. 64; 28 ©. 392 unb neuerbing*
3urift. 9Bod)enfd)r. 9tr. 4 6. III.
SDer b>rnad) bem Äläger nadjjulaffenbe
93en>eiS, baft er loäfjrenb ber gange n 93er:
jäljrungsfrtft in golge geiftiger ($rfranfung an ber
®rb,ebung ber Älage ber^inbert getoefen fei, tanu
nun aber nidjt ali geführt gelten.
10. 3ß bo« («eridji an «in 3"gtN"kni0 gebunbtn,
faOd baS ^ngcfianbcne unmüglia) richtig fein tann?
©äd)fifd)e 9BolIgarnfabrif 21 f t i c n -
©efellfdjaft, bormald Sittel & Ärügcr
in Seibjig*33Iagmii>
gegen
93ifdjoff & 9toba&, 2Bo0garnfabrif
in Hamburg.
Viuö einem Urteil beä O. 2. ©. II bom
3. 9tobembcr 1906:
5S>ie @rt(ärung ber 93e!(agten, fcof? [ie o^ne
meitere« gugebeu moüe, „bag bad, toai bie 5llage
(unfidjtiid) ber 93ermed)felungSm5g[id)feit bed
Ilägerifd^en unb be£ betlagtifd}en 93ilbed borträgt,
ridnig ift", fann gegenüber ber borfte&enben
93eurtei(ung ber 93ern>ed)felungSmögIid}feit nid)t
in 93etradjt fommen. ©otoeit in ber ltcrinn •
gehobenen ©rflärung ber 93cflagten bai grridjt-
lidje 3"geftänbni« einer Satfadje ju Rnben
ift, ift baffelbe für bie ©ntfd}eibung bei ©erid)t&
nid? t binbenb. 3)ie borlicgenben 8lu8ftattungSs
bilber ergeben ob^ne tocitere«, baft pe nidjt ber;
roedjfelungSfä^ig finb. 2)a« ©erid)t ift burd)
bad 3"geftänbnid einer Satfad)e, bie un =
möglid) richtig fein tann, nid)t genötigt,
fie für richtig ju galten (bgl. 33eterfen Slnm. 5
ju §§ 288, 291 <£. 93. C, ©aubb Slnm. III ju
§ 288 (5. 33. O., ©euffert »nm. 3 a ju § 288
&. 93. O.). SIuS melden ©rünben 93e!(agte
bie 93ern>ed)felung«möglid)feit gugegeben fjat, ift
unerb,eblid). 5)ie ©rljebung ber SBiberflage hjegen
bei 9Barengeid)eng lägt erfennen, hau pvr
bolitifdje ©rünbe maggebenb maren, bie ,V»t-
fteüung ber 93ertoed)fe(ung«mögIid)reit ber 93i(ber
follte anfdjeinenb nur al« ©runblage für bie
geftftetlung ber 93er»ed)felung2gefal}r jtoifdjen
bem 9Barengeid)en ber 93eflagten unb ben )Rui=
ftattungdbilbern ber Älägerin bienen.
«ermaimfSrafce t*. B«t»frrrdif r I C&i. »itannrBrtl. St»jifitut Di.C.SniHI,
tnd »en ;. c t c n » *Uri* Vli«ir, ♦amturj.
Digitized by Google
No. 3.
13
HoTTY.
§atifeatifdje ©ertdjtöjettmiti
9ßetßf atl
Cia ilredi tlidi e lalle«
XXVIII Jahrgang. (40. Sahtflcma, ber C>anbcl8flcri^tt-3citunfl.)
«rei« für ben 3at,rgaa|: *om»t. «nk »eiMrtt mit »cgiftcr »0 A - «auptblatt aleia mit fleaifter 16 a
Beiblatt allein mit (Regifter 15 X
<^6rfles Quarfaf. §ambnf(j, btn 17. Januar. 1907.
^nf)alt: (£arl irjobrnfjeimer in Hamburg gegeu bie Steuer-
Deputation in Hamburg. — Wtenteger A So. in (Enger
i. SB. gegen Wuli fconer tu Wremen. — ftrau SHaria
W- $cterfeu, geb. 3ben in Hamburg gegen ben QoOftrrrfer
br« leftament« ber grau Sophie ft. fö. ^etetfen, geb.
Starte, «er». SSagner in fcamburg.
11. 3f< hi« <f infoiüincnfitutr lf intrtjäiiiiiig einefl wnljrtnb
eiacti Stenerjaiirrtf erft aart) Hamburg S>crjogcnen and)
kern „autmafiliaiea" 3al>reeciatoraaiea (ine kejtnitivc
•bet ift fic Ret« nur al« eine barliufiae aaftafeb,en nnb
lana, wrna kaft (Finfaairaeu fid) ale l|ö!|cr tjcrautfteli, kie
Steuer nadigtforbert merken?
(latl ^obcit f)eimer in Hamburg
ßcgen
bie Stcucr = Detoutatton in ^ampurß.
Satbeftanb:
Der Äläger ift am 1. SWärs 1904 nad)
Hamburg gebogen unb fteuerpfüdjttg geworben,
ter bnt ftrf) bei einet nen begrünbeten ginnn
mit einem Äommanbitrapttal beteiligt, wogegen
er 4 p(£t. 3«nfen auf baS ftapttal, foweit fic
öerbient mürben, unb ferner einen (Gewinnanteil
bon 60 b©t. erhalten follte.
3fn feiner Steuerbeflaration fyat er fein
mutma&lid;eS Snhrcäcinfommen für 1904 auf
.H. gefragt unb auf ^Befragen angegeben,
bajj ei unftcfjer fei, ob ba* neue ©efdjäft im
elften %at)xe feines SBeftefjenä aud) nur bie ginfen
oon 4 b©t. berbienen werbe unb bafj er be*halb
üunädjft nur mit einer SBerainfung Bon 3'/« b(5t-
rechnen fönnc. hierfür tjat er bie Steuer bejab.lt.
Söet ber Defloration für baä %afyx 1905 jeigte
$ infcatlfAc (M<ndii*ui»uu. Beiblatt.
e« fidj, bajj ba« ©eftf)äft einen erheblichen ©e-
winn abgeworfen unb ber Äläger im %attve 1904
ein mehr ate fünf mal gröjjereä Ginfommen
gehabt t)ot. Die SJcflagte r)at nun nachträgliche
SBerfteuerung biefeä einfoinmenS für basi 3nf}r
1904 geforbert unb ben 58etrag bon beut Älciger
eingebogen.
Die Silage auf SHiicf jar)lung biefes SBetrages
ift bom 8. ©. St. VII am 4. Slbril 190« ab»
gemiefen Werben. Da* £>. S. ©. IV bagegen bat
ir)r am 19. Oftober 190«5 enrfbrodjen.
& rünbe:
Daä Urteil be* i*. ©. beruht auf 9tcd)tö=
irrtuui, Wenn cd annimmt, baß bie im § 7
9lbf. 2 Safe 2 unb $ angeorbnete ©eftä^ung
ber laufenben mutmaBlidjen einnahmen immer
nur eine oorlaufige SBebeutung f»abe
unb itadjträglidj gemaf} ben roirflicfjen @innaf)mcn
be« Steuerpflidjtigcn ridjtig geftellt werben fode.
^m SRegelfalle toirb allerbing* bie Steuer
nad) feftftetjenben Üatfadjen, nämltd) nad) bem
©infommen, bad ber Steuerpflichtige in bem
vergangenen %af)xe belogen Imt, bemeffen. 3»
ben SluetnahmefäUcn aber, wenn ^emanb erft
mit beginn ober im %au\c beö ©tcucrjafyreS
fteucrpflidjtig geworben ift, foQ bie Steuer nidjt
nad) ajiafegabe be« »ergangenen, fonbern be«
laufenben (Stnfommcn* , b. ö. be«3 in ber
laufenben Steucrperiobe bejogenen unb nod) ju
be^tehenben ©infonimen« entrichtet werben. Da
bie ©innahmen, nad) benett in btefem Jyalle bie
Digitized by Go
14
No. II.
©teuer ju beuteten ift, ,jum Icil noefj in ber
3ufunft liegen, fo rönnen fie natürlich nid)t
immer äiffennäftig feftgeftellt, fonbern rnüffen
notwenbig im 2Bege ber äRutmaßung ermittelt
werben. Sies ift für beu JoQ, baß 3fOTnno
mit bem 93eginn eines ©teuerjabres fteuerbfUd)tig
Wirb, auäbrüdlid) gefagt, inbem angeorbnet ift,
ba& ein fold)er bie ©teuer nach SKaßgabe ber
Iaufenben, nötigenfalls mit bem mutmciftlichen
Sabresertrage in »nfaß ju bringeuben ©innabme
ju entridjten ho*- ftür $crfonen, bie erft im
Saufe beS ©teuerjabres fteucrbflid)tig werben,
ift bie« etwa« fürjer amjflefprodjen : fic foflen
nad) ben SBorten bes ©efeße* für beu Srteft bes
Saferes einen entfprcdjenbcn Teil ber ©teuer
unter 3ugninbelegung eine« nad) Skrfeältni* ber
Iaufenben einnahmen ju ermittef nben Gtnfommrns
beS Saferes entrichten. ©* fefjtt hier alfo bie
Siorfdjrift, baß bie iaufenben ©innafemen nötigen:
falls mit bem mutmaßlichen ©rtrage in
SHnfaß ju bringen finb. S)ics ift aber felbfts
berftanblicfe, weil laufenbc ©inuabmen, b. 1). niebt
wie bas ü. ©. meint, regelmäßig Wieber ;
fefetenbe einnahmen, fonbern einnahmen
eines Iaufenben, teil weife iioch nicht
berftrtefeenen 3 e i i r a u m e e , foWeit fie
ungetoiffer Uiatur finb, unmöglich rechnungsmäßig
feftgefteüt, fonbern notwenbig nur im SEBcge ber
SRutmafjung beranfdjlagt werben fönnen. SHußer-
bem ift biefe aus ber ©adjlagc fid) als notwenbig
unb felbftberfränblid) ergebenbc SJorfdjrift aud)
obne Sdjwierigfeit aus bem borbergebenben ©aße
ju ergänzen.
©eljt man bon biefer bem ©eriebte als
jmeifellos erfdjeinenben SRecfetsjuffaffung aus, fo
ergibt fid) für ben Kläger, ber am 1. SJiära 1904
in bie ©teuerbfücht eingetreten war, bas SRcdjt
unb bie Pflicht, jur 3ett &er ©teuerbcflaration,
alfo im Qfrübjing 1004, feine einnahmen ber
leßten 10 SJionate bes ^obres 1904 mit ibrem
mutma&lichen betrage in ^Rechnung ju ftellen
unb biernad) feine ©teuer befinitib ju entrichten.
3u einer Vorläufigen Defloration unb {Bezahlung
ber ©teuer, bie nad) Ablauf bes Saferes bem
wirtlichen ©rgebniffe gemäß richtig ,ju ftellen
gen>efcn Wäre, war er roeber berbflicblet, noefj
aud) berechtigt, (yr bat nun fein ©infomtuen
unter boüftanbiger Darlegung ber 9$erbä(tmjfe,
auf bie er feine ©cfeäßuug grünbete, auf 1 1 f>r>0 Ji
beflariert unb bie SJcflngte f)at ibn bemgemäft
$ur ©teuer herangezogen. S)er ©teuerjettel ent=
hielt feinerlei SJorbebalt, mußte alfo bem ©efeßc
gemäß als eine befinitioe ©teuerberanlagung
gelten. Smrcfe biefe ift ein Siecht ber 5ttad)=
forberung ausgefdjloffen. SBoQte man hierin
anberer ^Reinting fein, fo mürbe fid) als unab>
meisbare Konfequenft ergeben, baß in fallen, in
benen bas Wirtliche ©infommen bes ©enftten
hinter feiner fcbäßungeWeifen Defloration jurüd*
bleibt, er jjur nachträglichen IRüdforberung be=
rechtigt fein müfjte, was Wegen ber Weiterungen,
bie »s ergäbe, unannehmbar unb in bem ©efeße
auch nirgenbs jugclaffen ift.
53uf ben § 17 fann bie Q3eflcigte bas 9ted)t
ber 9tad)forberung nidjt ftüßen, benn biefer uer=
tofücfjtet nur Genftten, bie entgegen ben
SSorfcfjrif ten bes ©efe^es eine ju niebrige
©teuer entrichtet hoben, jur SJad^abluug. ®s
Würbe banad) aDerbiugS ber Kläger, Wenn er
bösgläubig ober auch fahr Iii ff ig feine einnahmen
511 niebrig gefd)äßt hätte, jur 9?ad)jahlung ber-
bflid)tet fein. 3>as roirb aber bon ber 58eflagteu
nid)t behauptet; fie f)at bielmehr jugegeben, baß
ber Äläger jur Seit feiner SDeflaration unter
5$erüdficbtigung aOer bamals befannten Umftänbe
in forrefter SBeife gefchä^t höbe unb macht nur
geltenb, bajj fein (Sinfomtnen wegen einer bamals
nicht borausjufehenben ©ntWidelung ber 9Jer*
hältniffe ben gefchäßten Setrag Weit übcrfdjritten
hat. 3)ies giebt aber ber J8ef tagten {ein 9red)t
jur 9lad)forberung, Weil eben nad) § 7 Slbf. 2
©aft 3 ber SBeüagte im ^abre 1904 nur bers
bflid)tet war, gemäß einer bernünftigen ©djäßung
fein laufenbes ©infommen ju berfteuern unb
bemnad) nid)t ben Sorfchriften bes ©efefees
juwiber ju geringe ©teuer befahlt bot-
hieran Würbe nur bann etwas geänbert
fein, weun ber Kläger jur 3eit ber $)eHaration
fein ©tnfommen nid)t befinitib gefcfjäßt unb bie
Skflagte ihn nid)t befinitib 5iir ©teuer beranlagt
hätte. Sann würbe eine wirffame geftlegung
ber ©teuer überhaubt nicht beftehen unb bie
Seflagte Würbe natürlich berechtigt fein, ben
Äläger jeßt gemäß feiner nunmehr befannten
einnahmen ju bcranlagen.
SBenn bie SRebiftons^Äommiffton entfehieben
hat, baß bie ©eflaration bes Klägers „unter
Digitized by Google
Vorbebalt" ju beftärigen fei, fo ift biefer Vor=
bebalt wirfungSlo«, benn er ift bem Kläger nicb.t
mitgeteilt, ©et Äläger bat toielmetjr einen
Steuerhebel erhalten, ber fifb in nidjt& bon ben
getoöfjntidjen Steuerjetteln unterfd)ieb unb fomit
als eine ben ©efefcen entfbrerfjenbe befinittbe
Veranlagung gelten mufe.
12. «Bf bit tiuafatiic 6d)Rlbi>t.cn.ib»t tft bk
»•rfdirift ». ©. ». § 7«6, big 8B)riftltd)ttti erftrkert
werte, anjuivenbcn.
«JHeineljer & (So. in ©nger i. SB.
gegen
9?iel$ §oi)er in Vremen.
©a« 8. ©. «Bremen bat am 24. ^nn. 1906
bie Silage abgemiefen, bai C. 8. ©. VI am
6. «Jtobember 1906 bie Berufung ber Klägerin
beworfen^
©rünbe:
©te Klägerin bebaubtet, ber Sater be«
Vcflagten f)abe ibr bei feinem Xobe ©elb ge*
fdjulbet unb ber Veflagte bafce fowobj im ftebruar
mic im 3Jtai 1905 ber Klägerin erflärt, ba& er
einen möglid)ft großen Zeil, minbeften« aber
jroci drittel biefer ftorberung ber Ätägerin_bc.s_
jnblen motte. ©er Vertagte bot beftritten, bajj
cr eme foldje ©rflärung abgegeben fyabe. Db
bie Vebaubtung ber Klägerin ober bie bei
Vertagten jutreffenb ift, fann inbeffen oabin*
geftettt bleiben, ba, autfj menn biejenige ber
Älägerin richtig fein fottte, ber mit ber Älage
geltenb gemalte Slnjbrucb uidjt begrünbet ift.
$n ber ©rflärung be£ Vertagten mürbe eine
Sd)ulbübernaf>mc im Sinne bei § 414
58. ©. V. nirfjt ju erbliden fein. (Sine fold)e
Sdml&übernabme fe$t borauS, baft ber ©ritte
an bie Stelle bei Sa^ulbner« tritt,
©ie Parteien baben bie« aber nitfjt auSbrfitflidj
erflärt unb eS fc^It an auSreirfjenben 2lnbalt«=
bunften für bie Stnnaljme, bafj ei intern ^Bitten
entfprodjen fyabe. Sludj menn, morauf bie
Klägerin befonbereS ©emidjt gelegt bat, ber Vater
be* $etlagten ©elber ber Älägerin untetfdjtagen
baben unb bie* ber ©runb bei SlnfprudjS ber
Klägerin gegen ü>n gemefen fein mürbe, mürbe
aroar ein Sölotib für eine Sdmlbübernaljme, nidjt
aber gerabe für eine bribatibe Sdjulbübernabme
burd) ben Vertagten nadjgemiefen fein. SSürbe
bie angebltdje Verbflidjtung bei Vertagten fidj
15
No. 11-1*.
| aber ali eine Sdjulbübernabme im Sinne bei
V. ©. V. nidjt barftetten, fo mürbe fte toegen
tJormmangel« nidjtig fein.
Sie mürbe barnad) als eine fogenannte
fumulatibe Sdjulbübernabme erfdjeinen. $n
ber 9ted)tft>red)ung aber ift bie Hnfid)t bor*
miegenb, ba| bie fog. fumulatibe Sdjutb;
Übernahme, menigften* menn fie bie flroede
ber Vürgfdjaft berfolgt, entmeber eine Vürg=
fdjaft ift ober bodj „bie gröjjte $5ebnlid)reit
mit ber felbftfdmlbnerifdjen Vürgfdjaft bat" unb
ba& besbalb aud) bie Vorfajrift bei § 766
V. @. V. auf einen folgen Vertrag an$uroenben
ift (91. ©. 51, 120, D. 8. ©. ©efle in 9ted&tS:
fbretfi,ung 4, 53, O. ü. ©. SKüncben in StedjW*
fpreebung 6, 449 unb 9, 284, £). S. ©. Äarl«»
rube in Vab. m. 03, 33S, 0. 8. ©. Vtaunftbmeig
in ©euffert'S Slrcb,ib 04, 397, 0. 8. ©. Sloftotf in
3Ke(f[enburg3.03, 206, Va^r.O.8.©.JRflg.4,330,
D. 8. @. Hamburg ©. ©. V in £anf. ©er.=3tg.
1904 Veibl. fSlt. 144 6. 232, abm. O. 8. ®.
©Otmar in 3. für ®If..-8otbr. 03, 626, f. aud)
0. 8. ©. min in 9tb- Slra^. 04 »bt. I, 212 unb
in SRedfjtSfbredjung 8, 84).
3u bem Ergebnis, bap bie fumulatibe
©a^ulbübernabme ber fa^riftlicfjen gorm bebarf,
mürben aud) folgenbe ©rroagungen führen:
Vei ber Sdjulbübcrna^ne bei V. ©. V.
fteben fidj bie Vefreiung bed alten unb bie Ver^
bflidjtung bei neuen Sdjulbnerd ali 8eiftung
unb ©egenleiftung gegenüber. 3)ie eine ift um
ber anberen mitlen ba. 35er unmittelbare 3n>e(f
bei 9tcd)t3gefd)aftd ift jum Veftanbteil bei
©eftfjäft« gemorben. S)ie Sd^ulbübernabme bei
V. ©. V. ift baber ein taufaler Vertrag (abm.
Vtancf V. ©. V. III. Slufl. IL Vud) @. 293,
1. Vud) ©. 185) 3)a6 fie bie bon i6c bejmedfte
9led)tdänberung unmittelbar erzeugt, mirb bieran
offenbar nidjt* änbem fdnnen. %ie fogenannte
fumulatibe ©djulbübemabme bagegen ift gar
feine Scbulbübernabme (5R. ©. Vb. 51 S. 121),
fonbern ein abftrafte« ©a>ulbberfbred)en im
Sinne bei § 780 V. ©. V. 2>ie abftrafte 9Jatur
bei SdjulbberfbredjenS mirb nidjt etma baburd)
beeinträdjtigt, bafe ber Verfbredjenbe erflärt, nur
infomeit berbflidjtet fein 511 motten, mie ein
«nberer berbfüd)tet ift. ©enn bie wSelbftänbig=
feit'' be£ Sd)ulbberfbred)en«i, bie Trennung be«
SdlmlbberfbredjcuS bon feinem 9ted)t«grunbe
Digitized by Google
Jl6
So. 191— IS.
cuforbrvt nur, bajj öon bem SierpfliditungSgrunbe
abgefeljen, „abfrrabiert" roerben foH, ba& cinft=
roeilen babingefteüt bleiben foH, toarum ber
Scfjulbner ftcf} Oerpflidjtet Dat. SRicfjt ber
(Gläubiger tft beweistofltd)ttg, fonbern ber Siljulb-
net fott beweifen müffen, ba& ber ©runb, um
beffen toiUen ber Sdjulbner ftd) berpflidjtet fyat,
Um jur @rfüCungätoeigcrung berechtigt. SBeiter
reidjt bie 93ebeutung ber „Selbftiinbigfeit" bei
ScfmlbberfbredjenS nid)t. SBie biefe« oon 33e*
bingungen überbauet, fo fann ei aud) baoon
abhängig gemadjt werben, ba{j unb roicroeit ein
Anbeter aus einem Sdntlboerbältniä iicrpflidjtet
ift. Scr ©laubiger mujj aläbann im Streitfälle
betoeifen, baß unb toietoeit ber Slnbere oertoflidjtct
ift, ber Sdmlbner, bafi er nadj bem feinem
!öerf|>redjen ju ©runbe liegen ben 9ted)taoerbält=
niffe nidjt öerpfUajtet ift unb eben biefer Umftanb
lagt bie fog. fumulatioe Sdmlbübernabme, b i e
ben ©runb ber SJertoflidjtung bei neuen
Sdjulbncrä niajt ertennen lägt, alfoabftraft
gewollt erfdjeint, als ein fclbftänbigeS Sdjulb:
berföredjen im Sinne bei § 780 93. ©. 93. erfennen
unb bamit als ein SdmlbDerfprcdien, ba* ju
feiner 93egrünbung ber fdnriftlid)en gorm bebarf
(ebenfo fceHbarf) im „SRedjt" 03, 335).
13. il-icimli jüc Wflftnbmadjuitfl einen tcrettö rtdM*:
triftig )iig(fprod)cutit fliifprudjo ntt SlcOc beä t<orgct)cBö
im ätflt ber <{»attg4voUfirtifiing ift nur bei Warfjweie»
eine« btftBbtrtn Onterelft» ftuiäffig.
grau SJiaria SJt. 93eterfen, geb. 3bcn
in Hamburg
gegen
ben SBoüftrcdcr bes leftaments ber grau
©o|)f)«P g- SB. s4i e t c 1 1 c « , geb. Starre,
ferro. SBagncr in Hamburg.
<$>ai £). 8. ©. VI bob am 23. Dftober L906
ba« Urteil be« 8. @. Hamburg Oom 3. Sluguft
liMMi auf unb roieS bie Älage ab.
© r ü n b c :
grau SBagner ift burd) Urteil »am 30. Cftobcr
LAOS redjtefräftig oerurteilt roorben,
ber Klägerin 4S0 JA. jäljrlid) in monatlidjen
Waten öon 40 JA, juerft jabl&nr nnt 1. Sioo.
1902, ju ^ableu.
Sie Älägerin »erlangt numuetjr, bafe ber
Seftamentsoollftrcder ber grau SBagncr verurteilt
roerbe,
berSüägcrin für ibre 8cbcnsbaucr Dom
I. Stull 1906 ab uro ÜJionnt 40 M m jnblen.
3)a* 8. ©. Hamburg bat bieiem Verlangen
burd) Urteil öom 3. Sluguft 190ti ftnttgcgcbcn.
Tu« Verlangen ift inbeffen unbegrünbet.
Säe SBcien ber materiellen ÜHeditsfraft er*
idiöpft fid) freilief) in bcm Safee, baß bie formell
C Iii Wtiinct« VaU*. 4}.iuiburii, «itmannAtaii «4, Mtnjrndtr I «M.. $(raBtnrrtl. *c»4litur Dr. C. BttRtl«, 4)jmFut,(.
Irurf reu 3 c t « u h $ i n r i it *. i b c t , "
red)t«ifraftige ©ntfdjeibung ben 9Hdjter, ber jum
anberen tUfott mit bem recrjteträftig entfcrjiebenen
Vluii'nid) befaßt roirb, binbet unb biabert an fid?
nidjt, bag ber redjtsiträftig feftgeftellte Slnfbrud?
roieberbolt burd) Mloge geltenb gemacht roirb.
2rot)bem ift bie JJrdäffigfeit ei„et roieberbolten
©eltenbmadiung batron abbängig, bag ber Mlägcc
an ber roieberbolten ©eltenbmad)ung
burdj Älage ein bereebtigte» 3 eref ( e
bat, bafj für ibn ein SJebürfniä nad) roiebers
bolter ^nanfbrudjnabme ftaatlidier $ülfe, ein
9led)töfdiut)bebürfni« bcfteljt.
JR. ©. 16, 435 unb 3ur. 3Bodjcnfd)r. 91, 310,
0. 8. ©. $cna in O. S. ©. 9tedit*!>r. 5, 62
(a. ©r. 93. ©. 93. § 226),
0. S. ©• SreSben in O. 8. ©. 9ted)t*fpr. V»,
136 („(Sinrebe ber Dreditfifraft"),
D. 8. ©. 9Sofen in D. 8.©. 5Red)Wf|ir. 10, 375,
0. 8. ©. Hamburg S. S. IV in #anf . ©er.=3tg.
93eibl. 1900 9?r. 181 S. 300:
abro. iR. ©. bei ©rudjot 42, 1129;
ögl. audi 3t. ©. 39, 5; 46, 304; in 3|urift.
9Bodjenfcfjr. 97, 110.
3m Dorliegeuben gaQe fcblt ei an einem
9tedit<5fd)ut)bebürfniffe ber Älägerin. %\e
Klägerin tjätte gemäß § 749 ©. 9J. 0. berfabren
fönnen unb foDen. SBürbe ei riditig fein, baö
fie, toa« ir>r airojeßbeoollmädjtigter beljauptet bat,
nid)t in ber 8age ift, in ber burd) § 727 (S 93. D.
beftimiuten gorm nad)jutoeifen, ba& ber 9iad)laB
ibrer reditöfräftig oerurteilten Sdjulbnerin burd)
ben 53cflagtcn ali JeftamentdOollftrerfer üerroaltet
roirb, fo tjätte iljr obgelegen, auf ©rteilung ber
SjoUftrcdungeflaufel Älage ju erbeben ((S. 9J. D.
§ 731). Die ©rbebung biefer Silage fct>t in*=
befonbere nid)t etwa öorauä, bafe bie Ällägerin
aufjer Stanbe ift, ben in § 727 e. 9J. D. be=
ftimmten 9?adjroei«i ju fübren, fonbern nur, bafj
fie tatfad)lid) nid)t im SBeft^e ber für ben 9indi=
roeio crforbcrlii'ben Urfunben ift (oergl. ^urift.
9Bod)enfdir. 19(M>, 155).
3>a» 8. ©. leugnet mit Unredjt, bag ber
mit ber »orlieanibciT. ittage geltenb gemadue
Stnfimidi berfelbe ift, über ben rcdjtsträftig
cntfdjicbcn ift. He* fann feinem Zweifel unter«
liegen, roenn mau ben ©egenftanb ber red)t*:
fräftigen 9.<erurteilung mit bcm 8 n trage ber
oorliegcnben Mlagc oerglcid)t. UBftbrcub bie grau
SBagner jeitlid) unbcfdjränft $ur 3«bluug oon
monatltdjen 93eträgcn au bie Klägerin toerurtcilt
ift, roirb mit ber oorliegcnben Älagc baffclbe nur
mit jeitlidjer S3efd)ränfung, nämlid) mit 93c=
üfjriinfung auf bie 8eben#,^eit ber Mlagerin, ab'o
gegenüber bcm ©cgeuftaubc ber Verurteilung jebens
fall« niditö anbereö ober mebrered Der langt.
Tie Mlagc ift baber abjuroeifen.
Digitized by Google
No. 4. 17
§anfeatifdje ®aitißmim§.
gSeißfatt.
€itiilred)tlid)e falle.
XXVIII ^ahrgand. (40. 3ahrgana, ber $anbcl*gcricb>Beitung.)
$«i« für bca Oaftrgaag: «tu». nn> »tlbUtt Mit Kegipcr 20 A — $aaatllatt afleis Mit Regtfttr 16 X
Setblatt aOria mit Heftiger 16 X
Riffes Quartal. Hamburg, >en 24. 3««««. 1907.
3nb«lt : 3ff ein „®t. $auli, b<n 16. Januar 1900" batttrttl
rtflciibaiibigcä leftantfiit ßiilrig? Kon Dr. fyun, Canb-
rirtittr. — grau Clflo Soltou in Hamburg gegen btn
Wußtet Otto lietüner unb »»ei «enofje», foiote btn
«entrolBttbanb ber (JiBtlmufifer $eutfd)lonb« in Hamburg.
— 3- S. ». tn fcamburg gegen ftrau Inno ge6. SB.
in ffltfinefcn. - tticbarb Scmon «antl unb bie tfrbtn
feiue* »erftorbenen »tubtrt fi. $. 9t. (tauet in Hamburg
Segen btn ^omburflifrfifii Staat, tiertreten burtf bie
finanj-Dcpiitation.
14. 3ft ein „6t. faali, bta 16. daaaar 1900"
batiertt» eigeaQaabige* Zrfiaacat giltig?
Stfefe &rage tourbe fürjlfdj in einem bor betn
hieftgen Sanbger ictjt über ein in Hamburg errichtete«
Xeftament geführten ißrojeffe unter ben Parteien
rtreitiß, tarn aber fci>[te&Hc^ nict)t jur ®nt*
ftfjeibung, toeil ein fbätere« notarielle« Xeftament
beffelben 3nt)alt«, beffen ©filtigfeit auch jtoeifel*
haft toar, pdj al« recht«beftänbig t)etau«fteüte.
XMefe tjfraße — bie nämlich, ob bie »ngaben
eine* ©tobt teil« al« Drt«batierung im Sinne
bei § 2231 * ». ®. $8. bei einem eigenfiänbigen
Xeftament genfigt, ju erörtern, bfirfte nicht ohne
braftifdje« l^ntereffe fein, ba fie hier öfter« auf:
tauchen fönnte unb fie anbrerfeit«, toenigften«
in Veröffentlichten $rä)ubtfaten, bon ben ©eridj teil
noch nicht entfdjieben ju fein fcheiitt. (Ein in
Hamburg errichtete« unb „$orn, ben 14. 1903"
batierte« eigen^änbige« Xeftament hat nach ben
bom Amtsgericht Hamburg jufammengefteßten
unb Veröffentlichten ©ntfebeibungen in bei ben
hamburgifchen Amtsgerichten anhängig getoor*
benen Angelegenheiten in ©runbbuchfachen u. f. I»
(3ahrg. 1904 (3. 171) aüerbtng« fchon einmal
©egenftanb ber ftognirion ber ©. St. IV be«
bjefigen Sanbgericht« gebilbet. 3>iefe* Xeftament
tourbe aber fchon toegen be« ungenfigenben 8«***
batum« für nichtig erflärt, ohne bog ein SRangel
in ber Ort«batierung jur ©brache gefommen märe.
SMe Anrtoort auf unfere &rage wirb aber
bemeinenb ausfallen mfiffen. Ob bie Angaben
be« Orte« unb be« Xage« ber (Errichtung eine«
holograbhifchen Xeftament« bei SJermcibung ber
Siichtigfeit beffelben genau unb richtig fein muffen,
ift in ber Literatur a&crbing« ftreitig. Unb in
ber 93ra$i« liegt e« nahe, bafj ber dichter ben
burch § 2084 93. @. «8. für ben Inhalt be«
Xeftament« fanrtionierten favor testamenti auf
bie gönn beffelben au«behnt. 8Bie $faff unb
#offmann in ihrem ffiommentar jum öfterretehifchen
Allgem. 89. ©. SB. mit 9lecht bemerfen, foftet e«
einem toohttoottenben Sticbter in ber Xat nicht
geringe Uebertoinbung , einem Xeftament toegen
eine« fcfjeinbar nur geringen fttfyleti bie Sin?
erlennung ju berfagen, toenn er bie Ueberjeugung
hat, bajj baffelbe toirHich ben legten SötCen be«
@rblaffer« enthalte. Unb fo betoeift ber Umftanb,
bafe faft ade htefigen fünften, mit benen unfere
grage gefbräch«toeife erörtert tourbe, bie ©ftltigs
feit eine« faltbcn Xeftament« ju bejahen fidt>
geneigt jeigten, bog in Hamburg le^ttmQige
Verfügungen getoohnheit«mägig mit SSohltooQen
betrachtet toerben. Solche« SBohltooQen toirb
aber ben in biefer 4>infid)t ftrengen Slnforberungcn
Digitized by Google
18
No. 14.
bei ©efetye* bei näherer 93etrad)tung nid^t Staub
galten fönnen. Denn e* fyanbelt ftdj f)\et um
eine JJrormborfcbrift, auf bic Beb, bcr favor testa-
menü ntd^t bejieht, bielmebr bcr ©a& be* § 125
©. 1 99. @. 9. anjuWcnben ift: „ein Stecht**
gefebäft, bai ber borgefdjriebenen fjrorm ermangelt,
ift nichtig". „Sagt man bei foldjen §formbor;
fdjriften ba* geringfte nach, fo ift fein ©runb
einjufeljen, warum man nicht noch mehr Weg*
laffen foHte" (*4Jfaff unb $offmann a. a. £).)• 9Bie
ba* DteidjSgericbt (®ntfa^. 83b. 7 ©. 294) fdjon
im $inblicf auf ben bie 99eftimmung übet bat
bolograpbifcbe Jeftament entbaltenben SSrt. 970
Code civil ausgebrochen bat, ift mit Stüctficbt
auf bie geringen, für biefe* Seftament aufgehellten
tjormerforbemiffe bie ftrengfte unb genauefte
(Einhaltung berfelben ju oerlangen, toie ei auch
ba* SBefen ber ©adje unb bie SBidjtigfeit bei
Slfte* ber £eftament*errid}tung erforbert. Die
©efefee*Worte bei 99. ©. 99. laffen aber binRdjt*
Hd) ber Datierung eher noch eine ftrengere S(uf=
faffung al* bie bei Code civil $u. Diefer fd)reibt
im Slrt. 970 cit nur bor: le testament olo-
graphe ne sera point valable, s'il n'est ecrit en
entier, datö et signe" de la raain du testateur.
Diefe ©orte Iaffen bie Deutung ju unb haben
fie auch mehrfach, j. 83. in ber fragte be*
belgifdjen ÄaffationShofe* unb bei preufjtfcben
Obertribunal* (bgl. u. a. Urteil bom 28. Januar
1873) gefunben, bafj fie bie 9tid)Hgtett ber ge*
forberten Datierung nicht borau*fefcten. SBenn
bagegen ber § 2231 1 99. ®. 99. bedangt : bie
21 n gäbe bei Sage* unb bei Orte*, fo fann
biefe gegenüber ben SBorten be* Code civil
fdjärfere Raffung nur bebeuten: bie Eingabe be*
Sage« unb bei Orte«, an bem bai Xeftament
errietet ift, b. h- bai wahre Datum (bgl. «Dtanteh,
bai (Srforberni* richtiger Datierung bei b,oU>'
grapbifd)en Seftament*, bei ©rucfc}ot 99b. 43
©. 643). #fnfldjtlidj ber Slngabe ber Seit fdjeint
ftd) bie ^rajid je&t audj überWiegenb auf biefen
©tanbpunft ju fteOen (bgl. 9L ©. ©ntfdj. 93b. 51
©. 169, Suriftifdje SBocbenfcörift 1902 ©. 232,
Ä. ©. in ^oboto 83b. 31, ©. Sl. 103). Daffclbe
mufj aber ^tnftcf)tlicb ber Slngabe be* Orte*
gelten; audj biefe mujj alfo richtig unb genau
fein. Der «Keinung bon ©trobal (Deutfd)e*
©rbreebt ©. 19 91. 3), bajj Ungenauigfetten, ja
felbft Untidjtigfeiten ber Slngabe bon Ort unb
3eit ber SluSfteHung ba* Xeftament nid)t ungültig
matten, ber Xränlner (6ädjf. Slrcfüb 99b. 7 ©. 354)
fidj angefdjloffen bat, Tann baljer niebt jugeftimmt
werben. Sticbtig lehren ©nbemann (in feinem
Sebrbudb), Jtommtjolb ((£rbre<t)t be* 93. ©. 93.
Slnm. 2 b ju § 2231) unb ©taubinger (Kom-
mentar ju § 2231 Slnm. V), bafj unboüftSnbige,
unbefrimmte unb unrichtige Slngabe be* Orte*
bie Ungültigfeit be* Seftament* jur golge baben
müffen.
3Jluf$ alfo eine genaue unb richtige Slngabe
bei Drte* ber XeftamentSerridjtung geforbert
to erben, fo fragt ed Rdj weiter, loa* ba* ©efefe
unter bem „Ort" ber ©rridjtung berftebt. Denn
ber Studbrudt „Ort" ift in ber beutfd)en ©bradje
an Rdj ein binfidjtlidj ber raumlidjen Slu*be^nung
mehrfacher Slu*Iegung fähiger 99egriff, ber fomohl
eine ganj beftimmte ©teüe ohne jeben ^I9d)en=
inhalt, alfo einen Sßunft im mathematifdjen
©inne, al* eine Dertiidjfeit bon größerer Slu*«
Dehnung, al* auch eine Drtfcbaft in geograbhifdjem
©inne bebeuten fann. Diefe 3Rebrbeutigfeit
berfdhhJinbet aber in ber hier fraglichen Slntoen^
bung ohne weitere* angefiebt* ber latfache, ba&
bie Slngabe be* Orte* fyet im ©inne einer
Datierung be* Xeftament* geforbert Wirb.
SBie ein ©djriftftüct batiert Wirb, ftcht burefj
aagemeine Uebuug feft. Sil* Ort ber «Bieber*
fdjrift einer 9Biüen*erflärung pflegt im SJerfehr
biejenige Drtfcbaft bezeichnet ju Werben, inner:
balb beren fie ftattgefunben bat, bei Kieberfchrift
innerhalb einer ©tabt ober einer polttifrijen
©emeinbe alfo ber geographifd)e Slame ber ©tabt
ober ber 9lame ber politifchen ©emeinbe.
gweifetto* bebeutet „Ort" im § 2231 * baffelbe
Wie ber „Ort" im § 2241 >, beffen Slngabe bai
über bie Errichtung eine* öffentlichen Seftament*
errichtete $rototoÜ enthalten mug, unb Wie ber
„Ort" be* § 176 ft. ®. ©., beffen Slngabe neben
bem Xage ber Sierhanblung für bie gerichtliche
unb notarielle 93eurfunbung eine* 9techt*gefchäft*
(§ 168 baf.) allgemein borgefdjrieben ift Äein
Ülichter unb fein Stotar, ber bei (Errichtung
öffentlicher Urfunben jur Slngabe bon Ort unb
3eit berpftid)tet ift, Wirb im S^eifel barüber
fein, baf}. Wenn biefe, wie gewöhnlich, in einer
©tabt gefdjiebt, er im Datum ben Kamen biefer
©tabt angeben mu& unb baft bie 93e$eid)nung
aüein be* Seile* bcr ©tabt, in bem bie 9cieber=
Digitized by Go
fdjrift gefdjiebt, ben Slnforberungen bei ©efefceS
nid^t genügen Würbe.
(Eine bjnfidjtlidj ber 93ebeutung be« „Orte»"
berwertbare Sinologie bietet Slrt. 4 SRr. ti SBec&feU
Drbn., bec bie Slngabe be« Orte» bet SlufifteHung
al» eines ber Wefcntlidjen (Srforbemiffe bei qe»
jogeneit SBecbjel» bejeidjnet. Sludj Ijier bejeidjnet
„Ort" bie bolitifaje ©emeinbe, innerhalb beren
bet 9Bedjfel au»gefteUt ift (bgl. ©taub, SBedjfeU
Orbn. Slnm. 37 ju Slrt. 4). 9lt<$t jugefrimmt
werben Fann $i)lber (ba» eigenfjänbige Xeftament
in ^bering'« 3aljrb. f. X>ogm. 41 ©. 308), Wenn
er ausführt: Xer Ort Ijabe jWar im ffrUe bei
SBedjfel«, wie beim SBoljnfife bte 93ebeutung eine*
93ejtrf» unb $War in ber Siegel bei ©ebiet»
einer ©emeinbe, unb eine foejiettere Ortsangabe
fei Ijier nidjt genügenb, Wenn fic ben entfdjeibcn;
bcn93ejirf nidjt ertennen laffe; beim eigenljänbigen
Xeftament genüge im ©egenfafe baju eine Ort»*
angäbe wie bie: wenn idj bon meinem, in einer
beftimmten ©tabt gelegenen, einen beftimmten
SRameit tragenben ^aufe batiere, oljne bie ©tabt
ju nennen. SBenn #ölber bjernad) bei bem
SBedjfel ftrengere Stnforberungen an bie Angabe
bei Orte» ali beim eigenfjänbigen Xeftament
fteDt, fo fielen SBiffenfdjaft unb 9$ragi» gerabe
auf bem umgefeljrten ©tanbbunfte. SBeim 95ßecfjfe[
wirb bie 9lid)tigfeit bei angebogenen 8lu«ftcllung»=
Xatum» nidjt ali <£rforberni» feinet ©ültigfeit
angefeljen, weil ba» Saturn, aud) ba» Drtsbatum,
nidjt ali Xatfadje, fonbern ali SBiHenSerflärung
gilt (bgl. Xböl, 2Bed)felred>t S. 154); bie ©ültig*
feit ber an fidj unnötigen Datierung Wirb
barnuf aurtidgefüfjrt, bafi ber ben SBet^fel mit
einer foldjen Slnne&menbe pd> biefer 28tIIen3*
ertiärung unterwerfe (»gl. 9t. ©. @ntfdj. 93b. 32
©. 117). Sie Datierung beim Xeftament ift
aber feine SBillenSerflärung (f. 9t. ©. ©ntfd).
83b. 52 ©. 281) uub bie Unterwerfung unter ein
falfdje» Saturn feiten« eines anberen fann beim
Xeftament ali einer ftteng einfettigen 28iHen»*
erflärung nidjt in grage fommen. @S trifft
audj ber ©runb, ben &ölber für feine Slnfidjt
anführt: ei fommc beim eigenljänbigen Xeftament
tttc^t barauf an, bafj ber angegebene Ort für
3ebermann ali biefer beftimmte Ort erfennbar
fei, feineSWeg» ju. SBielmebr fdjreibt ba» ©efefc
bor, bajj ber Ort angegeben, nidjt nur, bajj
er erfennbar fein mufe. @S ift bedfjalb unertjcb-
Kdj, ob ber Ott ber Xeftament»ertidjtung au»
bet S3eietcf)nung bet ©teile, wo ba» Xeftament
gefdjrieben ift, entWeber allein ober in Serbin;
bung mit bein übrigen Sn&alt feftjuftetlen ift.
Uni biefen ©rünben Ijat bai Ä. ©. (91. & 21.
(Sntfdj. g. ©. VII, 15) ein in »erlin ertidjtete»
etgenbänbige» Xeftament, bai ali Ort»batum
(ebiglidj bie 93ejeidntung ber ©trage unb bet
$au»nummer trug, mit 9tedjt für ungültig er=
Hört. (StWa bon ©riefen, bie an Slbreffaten in
bemfelben Otte gerietet finb, abgefe^en, bilbet
bie Statietung au« ©tragen ober au» ©tabtteilen
nid^t bie im SBerfe^r allgemein üblidje Ort»»
batierung. @benfo wie ba» S>atum im ©inne
\ bei § 2231 bie 99ebeutung b,at, bie i^m bie
! Slnfc^auungen unb ©eWob^n^eiten bei täglid^en
I Beben» ber «Regel nadj beilegen (bgl. bie an;
geführte 9t. ©. = ©ntf*. SBb. 52), fpt aud) nad)
Obigem bie Angabe be» Orte» in ber nacb, ben
lofalen »er^ältniffen für bie Datierung bon
9BiQen»erfl&rungen allgemein üblichen SEÖeife ju
gefa^eb.en. S>a» ift aber bei SRieberfd^rift innerhalb
einer ©tabt bie Slngabe bei 9?amen» biefer ©tabt.
3ft ba» Xeftament nia)t innerhalb einer
Crtfdjaft gefa^rieben, fo b^at bie Slngabe be»
Orte» fo genau ju gefajeben, al» biefe» nad|
Sage ber ©aa^e möglia^ ift. $n biefem ©inne
ift auä^ bie im übrigen leidet mi&juberftetienbe
Semerfung bon Wernburg (»ürgerlia^e» IReo^t V
§ 29) richtig, bog für ba» Ort»batum bie 81m
gäbe eine» beftimmten geograbbjfrfien fünfte«,
j. 9. einer ©emeinbe, nidjt uner(äglia^) fei. %ai
foQ offenbar nitfjt, wie e» fdjeinen fönnte, feigen,
bie Slngabe bei geograbb,ifa)en SRamctt» bei
Orte», innerhalb beffen ba» Xeftament gefrfjricbcn
fei, fei unnötig, fonbern, wie bie barauf bon
Wernburg angeführten Seifbicle jeigen, (ebtgltcf),
bie Datierung bon einem beftimmten Orte fei
bann nidjt uuerläglid), Wenn bai Xeftament nid)t
im ©tabium be» tBcfjarren» au einem, eine
bolitifa^e ober geograb^ifdje Giuljeit bilbenben
Orte, fonbern im ©tabium ber ^Bewegung jWifajen
jWci berfcb,iebenen Orten, alfo 5. 93. auf einer
Oceanfaljrt an 93orb eine» ©eefd^iffe», errichtet
ift. 3n folgen Jäöen werben Datierungen Wie
„?f. 93. ber „3)eutfd)lanb", auf ber ^aljrt bon
Hamburg naä) 9?eW^orf " ober „^m D=3ufl Wt. 70
auf ber %ab\xt jwifrtien Hamburg unb Berlin"
allerbing» genügen. Wernburg fogt alfo — mit
Digitized by Google
20
Ha. J4-15.
Wetfjt — nur, baf» ein eigenbänbige« Xe ftament,
um gültig ju fein, iticfjt innerhalb eine« be-
stimmten Orte« gefrfjrieben ju fein brauche, unb
bajj in einem foldjen %aüe bie Dotierung au«
einem beftimmten Orte triebt erforberlitr) fei.
3Benbet man biefe ©rgebniffe auf unferen
%qü an, fo ergiebt firf), baf} bei einem in $am=
bürg errichteten Xeftamente „St. 9iauli" feine
genügenbe Eingabe bc« Orte« im Sinuc be«
§ 2231 1 93. ®. 93. barftellt. ©t. 95auli, früher
eine S3orftabt Hamburg«, ift buref) ba« ©efefc
bom 22. 3uni 1894 ebenfo wie bie früheren
93ororte mit ber ©tobt Hamburg bereinigt unb
bilbet jefrt lebiglüfj einen ©tabtteil. ,,©t. SJauli"
bebeutet alfo nirf)t bie Angabe bei Orte«, fonbern
nur eine« X eil ei bei Orte«, an bem ba«
Xeftament errichtet ift. 2)a ba« Xeftament inner«
halb einer ©tabt gefdfrieben ift, fo ift bie Angabe
biefer ©tabt, alfo „Hamburg" al« allgemein
übliche Datierung einer liier aufgefegten fdjrift:
lidjen 2BiHen«erflarung für bie ©ültigfeit bei
Xeftament« erforberlicf). 3)aj$ au« ber 93egetrfjnung
,,©t. 93auli" etwa ohne Weitere« für jeben er*
fennbar wäre, ba& ba« Seftament in Hamburg
errietet fei, ift gleichgültig. Uebrigen« erfdjeint
ba« auch jmeifelfjaft. ©t. Sßauli bebeutet an fid)
nur bie 93enennung einer ftrdjlichen ©emeinbe
ober eine« jrirdjfbiel«, bie and) an anberen Orten
borfommen fann unb borfommt. $)iefe Datierung
entbehrt alfo aud) ber genügenben 2>euHirfjfeit.
9Bürbe „©t. SJauIi" ber Datierung „Hamburg"
hinzugefügt fein, fo mürbe ba« ber ©ültigfeit
be« Seftament« felbftberftänblirf) nid)t« gefdjabet
haben. Nähere 93eäeidjnung bei Orte« ber
9iieberfd)rift burdj 93enennung bei ©tabtteil«,
ber ©trage unb $au«nummer neben ber ber
Drtfdjaft ift Weber fdjäblidj nod) erforberlirf).
©benfoWenig toic bie Datierung au« ber
früheren 93orftabt ©t. qjauli mürbe bie au« einem
ber früheren 9Jororte, mie #arbeftef)ube, ©toben=
borf u. f. ». genügen. 3)a« oben ermähnte, au«
bem früheren SBorort „^orn" batierte eigen*
hänbige Seftament märe alfo aueb megen mangel-
hafter Ort«batierung für nichtig ju erfiären
geroefen.
®iefe« ©rgcbni« lehrt ebenfo mie bielc fchon
in ber 93rar,i« entfehiebene &älle, baft bie in ber
Denffdjrift ,uim ©ntWurf be« 93. ©. 93. öinficf)t-
lieh bergulaffung bc«93ribatteftameut« geäußerten
93cbenfen, ba& fic bie bie ©üüigfeit be« Xefta*
ment« in grage fteüenbe ©efaljr bon 2fornu
mängeln in firf» berge, burchau« nicht unbegrünbrt
Waren.*) Dr. #euer, Äanbridjter.
15. äUnfutt einer föirtf^aft, weil kerrn 3ukaker
bie gorkerungen ker bieder korin kefekäftigten ÜNnfifer
\n erfüllen fid) weigert. — ,lft kie öffentiidie Hnfforkrrnng
ankere Vinftfer, in kieftm liafal tiidjt ga arbeiten,
erlankt? - «erf»B§t r» gegen kie guten Sitten, ka|
iffentlidi oor kern tfrfurtic kr« JMoU wegen kiefer U*kn
1 kifferrngen gewnrnt wirk nnk rntfbrrrkenke Bettel um
ket SVMrtfcbaft an kie $aff«ntrn »erteilt werken? — CH<
ker ©ewerfcrfcetrtefc ein uad) § 828 ». ßt, ». geftküfetr«
9trrk.t«gnt? — «Birk kic SJiberrrdjtlid|feit ke« ttiogriff«
in ken (Jewerkeketriek eine« ankern baknrdj kefeitigt, kftf
ken VJrbritern in § 162 ajewerke-Crknung ka« 4Kc4i ker
fltalition gegeken ift? — Scmmi r« karanf an, »k ker
eekaken ein mefir sker weniger grofjer ift?
2frau Olga ©oltau in Hamburg
gegen
I ben 9Kufifer Otto Scifener unb jmei ©enoffen,
fomie ben ©entralber banb ber
©ibilmufifer 5)eutfchlanb« in Hamburg.
Satbeftanb:
Älägerin, 3nha&erin einer SBirtfchaft, ha^e
einen 93ertrag mit bem mitbeflagten 9}ercin über
regelmäfttge ©tellung bon eioilmuftf gefchloffen.
Wady einigen Monaten münfrf)te fie ftatt 93le^=
©tretchmufit« ber 93erbanb forberte 3 X für jeben
ättufifer unb 9Ibenb mehr, worauf Klägerin ben
93ertrag orbnung«mäjjig fünbigte. 9?un beröffent*
lichten bie 93ef (agten im „Hamburger ©cho" mehrere
Slnnoncen, bie anbere SDiufifer aufforberten, nicht
bei ber jrlägerin ju fbielen unb aufterbetu äße
fflrbeiter aufforberten, ihr Sofal ju meiben.
Settel ähnlichen ^nfjoltd würben auf ber ©trage
bor ber 9öirtfchaft bcrteilt. 5>er Älage auf
Unterlaffung biefer 93ubIifationen unb Schaben««
erfafe hat ba« 8. ©. ©. St. X am lö. SRobembcr
*) « n m. : Sie IRekaRioit Dermafl fi(b autfc, burd) kie
Dorftebenktn bearbtriidrorrten «u«fät)nnt«en tiidit baoon
flker^eugen, bafj bic XBorte „ber" Xag unb „ber" Crt etwa«
anbere« al« ba« ,,d»tp" M Code civil bebrüten foOrn.
G* wirb alfo lebiglirb barauf anlommen, ob ba« Crt«batum
t(ar gennfl angrneben ift. SSie r« jiticifrllo« (irnilßt, wenn
ber (SrHofjer [rfjreibt „9?cuftabt". obwohl e« beren Rimberte
gteüt, fo muffen aua) Ort«kejeirbnungen genügen, bie n(l
gemein flblid) finb, meungleitf) fie infolge Cfingcmeiubung
bie fr(i>fltiitbtge botitifebe Scbeutung eingebflfjl Laben. $amit
ift nori) niebt gefagt, bog 6traf}enbejeid)nungen, felbft menn
; fie Unic» wären (wie „SdilumD", „Dorgefet)" tc), gcnQgon
tönuteu. "Hhtt bie Hamburger Sororte i>aben ihre ^nbt-
uibualilät al« „Crte* uo<b ntdjt eingebüfet unb 6t. IJJauIi
muß baber ebenfo wie ^amm ober Gilbert jnr Crt#batierung
be« Xeftament« au#rei<ben.
Digitized by Google
1905 entfbrodjen. Da« D. S. ©. m bat am
27. Dftober 1906 bte Berufung ber Benagten
bertoorfen. 9htr infotoeit bie fßublifationen Rd)
an 3Ruflfer toenben unb biefe auffotbern, nidjt bei
bet Klägerin ju arbeiten, tourbe bie Klage auf
Unterlaffung abgetolefen.
©rünbe:
3n beiben Bublifationen ber Beilegten Reifet
e§, bafj ba« Sofa! ber Klägerin gefberrt fei.
Daran toitb in ben 8eitung«*8lnnoncen an bie
Kollegen, b. t). an bie übrigen aRuflfer, bns
(Srfudjen gefnübft, bort nidbt et)cr in Hrbeit ju
treten, al« bi« bie ©ad)e bon ber Kommifflon
für geregelt erflärt toerbe. ^nfotoeit fann in
ben anzeigen eine unerlaubte $anblung
n i er) t gefunben toerben. Denn mit ben
^ubtifationen tourbe be&toedt, ben bei ber
Klägerin befdjäftigten äRufifem einen befferen Soljn
$u berfdjaffen unb toenn nad) § 152 ber ©eto.*
Orbn. ben Arbeitern ba« Stecht getoäijrleiftet ift,
fldj jum 58ef)ufe ber Erlangung günftiger Sobju
unb Hrbeit«bebhtgungen ju berabreben unb ju
bereinigen, fo fann e& toeber toiberredjtlid) fein,
nod) gegen bie guten ©itten berftofjen, toenn bie
Seriaflteti anbete SKuftfet aufforbern, i^nen ba*
burd) beijuftet)en, bog fie Ret) bcr Svbeit bei ber
Klägerin enthalten, ^nfotoeit ift bafcr ber
Klaganfbrudj nidjt begrünbet.
Die Beringung ber ©berre Ijat aber audj
bie Bebeutung, bog Arbeitern, bie nidjt
SRufifer finb, berboten toirb, ba« SofoI ber
Klägerin ju befudjen. Da« toirb in beut %Iuq-
blatte mit ben SBorten jum 8lu«brud gebraut:
„SBtr bitten bie Arbeiter un« baburd) ju unter«
ftüfren, bafj biefelben ba« Sofal meiben". Den
gleichen ©inn f>at e«, toenn in ben anbern
Bublifationen nad) SKitteilung bon ber ©berre
gefagt toirb: „©etoerffdjaften unb fonftige flr-.
beiterbereine erfudfjen toir auf obige« Bejug ju j
nehmen", ^nfotoeit unb femer aud) infotoeit,
at« in ben Flugblättern beraubtet toirb, bafj
toegen 9tid)tanerfennung ber Organisation bie
©berre bertjängt fei, liegen unerlaubte $anfc I
lungen bor, bie ber Klägerin einen Hnf brutto, auf
Unterlaffung unb ©djabenäerfaft geben.
3Ba« junBdjft ben legten Bunft anlangt,
bog bie ©berre toegen ißtdjtanerfennung ber
Drganifation erfolgt fei, fo fynt ba« S. @. bic
21
Hntoenbbarfeit be« § 824 B. ®. 99. be«§alb ber»
neint, toeil bie SBorte batjin ju berfteljen feien,
bafe bie jtoifdjen ber Klägerin unb bem beflagten
Berbanb au«gebrod)enen Differenzen unb bie
Söfung be* Bertrage« burdj bie Klägerin ben
&ntafe jur ©berre gegeben gärten unb bog, fo
berftanben, bie Befjautotung nidjt untoafjr fei.
3iun mag jtoar ber ettoa« unllare Begriff
„Organifation* meljrfadjer Deutung fiiljig fein.
81 Hein toenn Beflagte bamit nidjt ettoa« anbere«
bitten fagen tooDen, at« bai 8. ©.* annimmt, fo
toürbe nidjt ju berfte$en fein, toe«fjalb fie nidjt
in ibrem Flugblatt Rd) berfelben SBenbung be«
bient traben, toie in ben 3eiru"fl* - Annoncen,
toorin e« Ijeifjt, bafj toegen entftanbener
Differenjen bai Sofal gefberrt fei. Die*
©eridjt fann bab^er unter ber Be^aubtung, baft
Klägerin bie Organifation nidjt anerfenne, nur
berfteben, ba& Klägerin Rd) getoetgert ^abe, bte
(5inrid)timgen anjuertennen, bie bie bereiniflten
SRuRter $ur 3Ba^rung i^rer gemeinfdjaftlidjen
3ntereffen getroffen fyaben, inibefonbere ben
ärbeit*nad)toei* unb bie iBermittelung be«
Sentralberbanbe« bei bem ©ejuge bon aRuRtern,
toie benn audj fagt, ba| bie Organifation
rebräfentiert toerbe burd) ben ?lrbeit^nadb,toei«.
92un toar e* aber untoabr, baft Klägerin
biefe Drganifation ber attufifer nid)t
anertannt $atte. 3m ©egenteil ^atte Re
mit ber Re bertretenben Kommifflon ben Sertrag
gefdjloffen unb bamit Rd) ber Einrichtung ber
SeHagten für bie ©teüung bon SWuRfern gefügt,
©efberrt ift nid)t, toeil bie Klägerin biefe (Sin*
rid)tung fernerhin nid)t anerfennen, fonbern
toeil fie fid) ben erl)öt)ten ftorberungen
bedSBerbanbe« n i er) t fügen toollte.
SBürbe ber 93er6anb it)r annehmbare §orberungen
geftellt t)aben, fo toürbe Re feinen Slnftanb ge=
j nommen haben, bon neuem mit itrat abjufd)Ucj»cn
! unb it)re SRuRfer burd) it)n ju bejiet)en.
fann bat)er nid)t bie 9tebe babon fein, ba§ bie
Klägerin bie Organifation bti ®enrral=
berbnnbei nicf]t anerfannt t)ätte.
2Ba« fobann bie mit ber ©berre berbunbene
Slufforberung an anbere Arbeiter unb Bereine
anlangt, ba£ Sofal ber Klägerin &u meiben, fo
berftö&t biefe nad) bcr «uffaffung biefe« ©erirf)t*
Digitized by Google
22
No. ii-i«.
nicht nur gegen ben § 826, fonbern aud) gegen
ben § 823 «bf. 1 93. ©. 33. ®a* S. ©. ber-
neint bie äntoenbbarfeit be* legten Paragraphen
toefentlirf) au« bem ©runbc, baß ber ©etoerbe:
betrieb nicht ju ben fjier gefc^ü^ten DlecbtSgütern
gehöre. Studj bie enrfcbeibung be« V. Senats
biefe* ©eridjt* bom 2. Dezember 1904 (.fcanf.
©er.=8tg. 1905 93eibl. 9co. 39 p. 66) brüdt fid)
jtoeifelnb barüber au«. SlQein in ber Utecht:
fprecfiung be* SR. ©. ift aUuiahliil) ber 2ajj jur
Slnerfennung gelangt, baß ein bereit« eingeridjteter
unb ausgeübter ©etoerbebetrieb ju bem nadj
§ 823 Hbf. 1 gefahren ©ütern gehöre (cfr. 3t. @.
99b. 51 p. 372; 33b. 56 p. 275; $Jur. SBodjenfdjr.
1904 p. 292 9lr. 15; 1905 p. 430 ©palte 1;
1906 p. 595). fciefer Safe ift aud) bereit« bon
bem jefrt erfennenben Senate in feiner ®nt»
fdjeibung bom 13. 3uli 1905 (#anf. ©er. i £tg.
1905 33eibl. 9cr. 180) befolgt toorben. $te Slnfidjt
bat aud) neuerbing« nod) toieber «nerfennung
gefunben in bem 33efdjluffe be« Qrcirienf ctio com
4. September 1906 in ©acfjen 93obtottberein
3>cutfd)er Brauereien gegen ?lftton«=$iomite be*
3Birteberein* bon Hamburg u\ 83on tt)r ab*
jugeljen liegt feine 9*eranlaffung bor. 5>a e« pd)
bei bem Stabliffement ber Klägerin um einen
eingerichteten unb ausgeübten ©etoerbebetrieb
banbelt, ber burcb bie 93ub(ifationen ber 33eflagten
Atoeifeüo* geftört unb gefdjäbigt wirb, nidjt aber
um eine bloße ertoerbSmöglicbfeit, fo fann c«
Tief) nur nod) fragen, ob bie 93ef legten toi ber»
rcd)tlid) banbelten, inbem fte biefe Störungen
bornaljmen.
$>a* toirb jtoar in äbnltd) Hegenben grüßen
bon bem V. Senat biefe« ©eridjt* in feinem
oben eitierten Urteil, fotoie aud) bon bem SR. ©.
Sur. SBocbenfffjr. 1906 p. 595 berneint. $)a«
©eridjt bermag fid) bem aber für ben borliegen=
ben 2faü niebt anschließen. SUibeirecbtlid) ift
ber fcfjäbigenbe eingriff ber 93eflagten, toenn
niebt ein befonbere« 93erbältni* borliegt, ba« ben
eingriff al« einen berechtigten erfrfjeinen lägt,
Plane! 33b. IV p. 609. 8n einem foleben 58er*
bältni« feblt e« tyex aber. 3n*befonbere fann
ber eingriff niebt mit bem ben Arbeitern im
§ 152 ber @eto.=Drbn. getoäbrleifteten Stecht, ftdt)
bebuf« erlangung günfttger 8ob,nbebingungen
jufammen ju tun gerechtfertigt toerben. $enn
e« liegt auf einem böllig anberen ©ebiet al«
bem ber &oalttion*fretbett, toenn bie ©eHagten
ba« Sofa! ber Klägerin für berfebmt erflaren
unb ihm bermöge be« einfluffe«, ben fie auf
bie »rbeitermaffen haben, ben 33efuch ber ©üfte
abpfchneiben, auf toelche e« ju feiner SjUtenj
angetoiefen ift. eine fo(ct)e borfäfcltdje Störung
be* ©emerbebetriebe«, um einen anbereu jum
»bfdjluß eine* SJertragc« ju jtoingen — unb
barum allein banbelt e* pd) b>* — berftößt
nicht nur gegen bie guten Sitten,
fonbern ift auch toiberrechtlich im Sinne
be* § 823 »bf. 1 33. ©. 93.
9Benn ba« 8. ©., um bie »ntoenbbarfett
be* § 826 93. ©. 33. ju begrünben, gemeint f)at,
©etoicüt barauf legen ju foQcn, ob ber ber
Klägerin jugefügte Schaben ein mehr
ober toeniger großer fei, fo Tann bem
nicht beigepflichtet toerben. $enn ob eine £anb=
lung gegen bie guten Sitten berftößt, fann nur
nach biefer #anblung felbft unb ihren 33egleit»
umftänben, nicht aber nach ihrem erfolge
beurteilt toerben. Sind) fann e* nicht für erbeb*
Urb erachtet toerben, ob bie 33eflagten eine
größere ober geringere Schäbigung ber Klägerin
beabfichtigten, ba j e b e abiiitulicbc um
berechtigte Schäbigung gegen bie guten Sitten
berftößt. 5)ie SDleinung ber 33eflagten, baß fte
ju tgrem vorgenen gegen Die jtiagerw ocrecBnfjt
getoefen feien, bermag ihre Haftung für ihre
! toiberrechtlichen panblungen nicht ausschließen.
3)a bie Klägerin nach ben »uSfagen ihre*
ehemanne* jebenfall* trgenb einen Schaben er=
I litten ha: unb e* jur Seit auf bie $öb> be*
Schaben* nicht anfommt, fo ift auch ba* an-
gegriffene Stotfrbenurtri1 gerechtfertigt.
16. Sann btr d^enann, ber and bem Samtfliil
{ $d)ulkca ber $r«n beja^tt, biefe aa* berea Sprbrtalt«-
Hut ermattet «erlangen, wenn fte im 3a>eibttngepro)r|j für
ben i di Li Ii inen Xeil ertliri wirb? — ^ft t» €ao>c ber
j RUgebeorHnbnnfi, ba« !8orb.anbenfeia aa«reid|enben 8>r<
; be|all«Aulc# barjHtun aber mu§ bie Setlagte gegen bie
■ änangMaUftrcifuttg ba« «ia^tvtr^anbenfein eine« folgen
ein wen ben?
3. S. 9t in Hamburg
gegen
^rau « n n a 8t, geb. 93. in 9JI ü n d) e n.
% a t b e f t a n b :
Die Parteien finb ebeleute unb leben in
hamburgifcher ©ütergemetnfchaft miteinanber.
Digitized by Google
23
3kftagte fyat flehen ben Äläger einen ©Reibung*«
btojfö geführt unb Imt baju Äoftenborfdjütfe in
§ö(je bon 571 .H bon ihm empfangen. Äläger
forbert jefet biefen Setrag bon ber 93eHagten
jurüd, inbein et ebentueü beraubtet, bajj bie
Sieftagte fotooht ans rinetn eigenen C£rtoerb8*
gefdjäft tote auch, au« einer ©rbfdjaft, bie fie in
^5^e bon 21 OOO M. an« bem Scadjlaffe ibrer Sante
erlangt b>be, 83orbebaIt«gut befifre. 33ellagte
bestreitet bie« Sorbringen.
2>a« 2. ®. <£. Ä. VII bat nad) stattgehabter
SetoeiSaufnaljme über bie ftreitigen £atfad)en
am 11. 8Rai 1906 ber Älage ftattgegeben.
$a« 0. S. ©. VI bagegen Ijat am 6. 9?obbr.
1906 bie Älage abgetoiefen.
@ntfdjeibung«grünbc:
3>a& Äläger au« bem ©efamtgut Äoftcn*
borfdjüffe für bie 93etlagte geleiftet B,at unb ba&
biefe, bie in bem ©djeibung«broae& unterlegen ift,
ben unstreitigen ^Betrag biefer SJorfdjüffe ju bein
©efamtgute jurücfjuerftatten bot, ift um
ftreiftg. $>a bie Parteien in f>iepger ©ütergemeim
fdjaft leben, toeltfce gemafe § 1 be* ©efefce« bom
14. 3uli 1899 ben SBorfdtjriften be« 33. ©. 93. unter=
fteht, fo ftnbet auf ba« borliegenbeSRedjtSberhältni«
§ 1467 biefe« @efe$bud)«&ntoenbung, naa) meinem
©Bulben eine« ©begatten jum ©efamtgut erft
nach 93eenbigung ber ©ütergemeinfehnft ju Ieiften,
©Bulben ber grau jebodj bor^er ju berichtigen
finb, fotteit baju bereit 93orbef>aIt«gut ausreißt.
3>ie Parteien ftreiten barüber, toie in bem Unteren
ftalle, ber nach ber fBebaubtung be« JUäger« biet
borliegt, biefe 93eftimmung in 9Birlfamfeit tritt.
SRad) tlägerifdjer 8lu«legung giebt fie ber ©dwlbs
nerin nur eine ©intoenbung gegen bie
ßtoangSbollftredung, fo bajj biegrage, ob
Sorbefjalttgut borljanben ift, im 9tedjt«ftreite
felbft überhaupt nicht ju erörtern fei; nach ber
SKemung ber 83elTagten jebod) ift e« ©adje ber
Älagbegrünbung, ba« 33orljanbenf ein
eine« für ben Älaganfbrud) au«reidjenben
8}orbehalt«gut« barjutun. ©rfteret Huf*
faffung ift ber I. ©enat be« #anf. D. 8. ©. in
ber ffintfdjeibung bom 5. San. 1906 (93ed c. 93ed
£anf. ©er.s3tg. Seibl. 1906 9?r. 57) gefolgt,
toä&wnb ber IV. ©enat biefe« ©eridjt« am 26. $uni
1903 (9tecr}t«fbr. ber D. S. ©. bonÜJtugban 1903
©. 404'5) fidj ber jtoeiten SJceinung jugetoanbt
hat. S>a« Berufungsgericht fdjlie&t fid) ber lederen
SHuffaffung an. Stach ber gaffung be« § 1467 ift
e« offenfidjtlid), ba& für ben im erften $albfafe
georbneten JRegelfaH bie Seifrung«bflid)t erft mit
ber 93eenbigung ber ©ütergemeinfdjaft beginnen,
bie Seiftung erft bann fällig toerben foff; gegebenen*
fall« mu& alfo Äläger biefen (gintritt ber gäüigfett
jur 93egrünbung feiner Älage barlegen unb nach*
| weifen. Siegt ber 9tegelfaU niebt bor, weil
S3orbeholt«gut borhanben ift, fo gehört e« benu
gemäß, um bie Älage fchlüffig ju machen, ba$u,
bajj Äläger biefe Satfadje borbringt. S>enn
aubernfatt« ftänbe bie Seftimmung im erften
,f?albfa& ber Älage entgegen.
Äläger fajjt bie frühere @efefce«borfdjrift
lebiglid) al« eine #aftung«befcr)ränfung auf, fo
toie fie in getoiffen gäUcn bem @rben unb bem
Überlebenben ©hfflatten bei fortgefefeter ©ütcr=
gemeinfehaft gegeben ift. 3)ie Unrichtigfeit biefer
«nftcht ergiebt fid> jeboch, wenn man bie Su«=
bruefdmeife ber bieSbejüglichen 93eftimmungen
(§§ 1990, 1992, 1973, 1974, 1989, 1489 33. ©. 93.)
in'8 Huge fagt unb in ©rtoägung jieht, bag in
biefen Jäüen nadj au«btüdlidjer ®efe^e«borfchrift
(§§ 780, 786 S. 3J. D.) bie ©eltenbmadjung ber
$nftungdbef(f)ränfung bon einem Vorbehalt bers
felben in bem Urteil abhängig gemacht toirb.
Sin bergleidjen 93efrimmungen fehlt e« burdjau«
für bie gäüe ber borliegenben Slrt. 3>afe biefe
%erfd)iebenheit in ber gefefelidjen 93ehanblung
Teine iufäßtge ift, ift offenbar; bei ber forgfältigen
St bfaff ung be« je feigen § 786 ©. D. mu& ba« gehlen
be« § 1467 in bcmfelben al« gemoüt angenommen
toerben.
ÜRSglidj ift immerhin, ba& ber bem Äläger
nach °ec bie«feirigen 8(u«legung obliegenbe S9etoei«
nicht leicht ju führen fein toirb, toie riägerifd)er
antoalt bargelegt hat: aber biefer rein tatfäcbjiche
Umftanb fann umfotoeniger für bie anbere Huf»
faffung in'« ©etoid)t fallen, al« anbererfeit« ju
ertoägen ift, ba&, toenn man biefe ju ©runbe legte,
bie grau ber ©efahe au«gefe&t fein toürbe, ohne
9lottoenbigfeit mit ^rojeffen überwogen £u toerben
unb Sßrojefefoften jablen ju muffen, toenn fie
93orbehalt«gut überhaubt nidjt ober nur in gering-
fügigem Umfang beft&t. S)a fie in jebem gatl
berurteilt toerben müjjte unb erft in ber S^ang«*
boüftredung nachtoeifen fönnte, ba| ihr SSorbehalt«;
gut nidjt ausreichen b fei, fo toürbe fie — toie audj
Digitized by Google
24
Ho. I*-17.
ber I. ©enat in bcr cit. ©ntfdjeibung annimmt —
nicht anber* gcftetlt fein, Wie ieber anbere©chulbner,
abgefehen babon, bafj nur eine Haftung au* bem
«orbehalt*gut ftattfinbet. SBäre bie* richtig, fo
mürbe bie »eftimmung im § 1467, bajj bie ©djulb
ju berichtigen fei, fomeit ba* SBorbehalt*gut
ausreicht,, über i Iii] [ ig fein, benn e* berftebt
fich bon felbft, tmö eine ©cfjulb nicht mit meb>
al* bem S3ort)nnbenen berichtigt toerben fann.
Äläger hat nun auch ebentuell behauptet, bafs
bie SBeflagte au*reid}enbe* SBorbehalt*gut
in$änbenhabe. 3)ie bie*bejüglicf)en SBe=
bauütungcn ho6«" MI ie00(j& in &w »e»*'**
aufnähme nicht bewahrheitet.
(SBirb aufgeführt.)
17. 3mm»bi(Uuabgabe in Hamburg. - Sann bie
3ina*j • SeyaUliM «ngt ben Iber btn Wert beS (Srunb.
ftürfa jn Ukuabe legen, obmorjl bieftlbrn »ort btn «bgobf
»(listigen Ottübraiflirt) oU nid)t matjgebenb bejtidjnct »erben
«üb bieft «bfd)it"l b»rd> S«aj»etf»änbige »erUngt«?
ERidjarb SRauton ©anel unb bie @rben
feine« beworbenen »ruber* g. SR. ©ancl
in Hornburg
gegen
ben #amburgtfchen ©taat,
bertreten burd) bie 8rinanj = S)etoutation.
Xatbeftanb:
©er erfte Äläger ju V* unb fein bon ihm
unb ben beiben mitflagenben ©efchwtftern beerbter
©ruber 9t. ©anel ju V* Waren bi* 1905
Inhaber ber girma ©anel & ©oljn, bie jefct bom
erften Äläger allein fortgeführt mirb. Auf SWamen
berfelben fleht ba* ©runbftüct Saumwall 13/14.
©er Beflagte berlangte Angabe be* SBerte*, ju
bem baffelbe bei ber AuÄeinanberfefrung ber ©rben
mit bem erften ffläger angenommen fei. ©er
(entere frhlug Sajierung bor unb benannte
einen ©adjberftänbigen. ©ie 8rinanjs©etoutation
berlangte aber nochmals 9Ritteilung,
„mit welchem Setrage 3b>n SRiterben ihr
©runbftücfSanteil ju Such geftanben hat ober
bon 3bnen übernommen ift".
hierauf hat ber erfte Kläger am 1 1. Oft. 1905
einen »rief gefchrieben, Wonach e* bon ber Saje
abhänge, Wie er ba* ©runbftüct übernehmen werbe,
©a* müffe ©egenftanb einer Vereinbarung fein;
e* liege alfo reine beftimmte Stauf* ober lieber
nahmefumme bor unb er bitte wieberholt
um Sajatton. $u Sud) ftehe ba* ©runb*
ftücf mit M>
hierauf hat bte »eflagte, ba Vi biefe* AJerte*
bon ben brei (Erben be* fr 9t. Cond burch
Clti»elt»«tl <P«rU9. ««mtur», 4)«moti»nr*ti
»ertrag auf ben erften Äläger übergehe, bon ben
Anteilen bei Albbon* &anel unb ber grau §anffen
(je Vit) 2 b©t. ^mmobilicnabgabe erhoben unb
jroar bon biefen mit JH unb bont erften
Jtläger al* ©rwerber in gleicher $öb>. 3Rit ber
Silage werben biefe Beträge aurüctgeforbert. ©n«
S. ©. <£. St. IV hat am 9. $uni 1906 ber Älage
entfprochen. S)a«D.S.®.IU hat am 17.9iob. 1900
bie Berufung ber beflagtifchen »ehörbe bcrWorfen.
©rünbe:
®« ift bem SBellagten in biefer 3«ftanj nicht
gelungen, bic erfchöbfenbe unb jutreffenbe »e=
grünbungbeä angefochtenen Urteil« ju Wiber--
legen. 2)ie ©ntftehung ber 93eftimmung be*
81 bf. 3 be* § 15 bei hQwburgifchen ©efe^e* bom
1. 2Jcärj 1882 ergiebt auch für biefen ©enat un=
jweifelhaft, ba& er jwar bie SBehörbe befugen
foltte, auch ohne Sojc anberWeitige ihr i u m
$mec!e be* SBertnachtoeife* borgelegte
SB e lege für genügenb anzunehmen, nicht aber
ihr ba* JRccht beilegen follte. i r g e n b Welche
SBertangaben al* genügenbe Siachweife ju ©runbe
ju legen. 3)abei ift e* ganj gleichgültig, ob biefe
SBertangaben bon ©ritten herrühren ober — wie
fj{cr _ DOn bem abgabepflichtigen unter au*=
brüdlicher «erWahrung gegen ihre iDcafegcblichfeit
gemacht Werben. SSolIcn bie Abgabepflichtigen
ihrerfeit* f einerlei berbinbliche SBertangabe machen,
fo ift nach »bf. 1 be* § 15 ju berfahren unb
nach Wf- 2 h°t bie 58ehörbe mit ber ©rnennung
eine* ©achberftänbigen boranjugehen. ®in fixerer
SBoben für bie ju erhebenbe Abgabe foll eben
fein, entWeber eigene mit einem bcr Sehörbe
genügenbeii SRachWeife berfehene SBertangabe
ober Sanierung burch ic einen ©achberftän=
bigen (bic ebentueU einen Obmann Wählen).
Sie Zweifel über bie ©ültigreit ber ftlaufel :
{Räumung be* ©runbftücf« faß« bic ©tabt feiner
jum gemeinen Deumen benötigt fei, fann fefjr Wohl
ben »nla& baju gegeben haben, ba§ bie Stläger
in biefem galle c* bermeiben WoOtcn, ihr ©runb=
ftücf felbft einjnfcbä&en unb fic^ al* »eleg auf
bie girmenbücher ju ftüfeen. gür bie ©ntfeheibung
ber in biefem SBrojcfe ftreitigen grage, ob man
ben Iflägern ben Buchwert be* $aufe* an ©teile
ber berlangteu Xasation al* ©runblage für bie
Abgabe aufoftrohieren fann, ift jener Sl n l a f?
aber ohne jebe ©ebeutung.
Tne Berufung be* 99eflagten mu§te alfo
foftenbpichtig bcrWorfen Werben, ba, fo lange bie
^öhe ber ju erhebenben Abgabe nicht orbnung**
mäßig feftgeftcüt ift, nur eine theoretifdje
Abgabebfltif)t ber Älägcr beftcht, nicht aber eine
fällige ©cfjulb berfriben.
■flr«ir 44, gitnfttediff 1 i
r.r. J i t i ii r, c -i M i*
lfS»r,
1 Sf»aH«t Dt. O. «tan» II,
Digitized by Google
Mo. 5. 25
§ttnfeattfd)e (Serfcppmifl,
fttinlreiliUtdje fälle.
XXVIH ^ahrgans. (40. Sa&rgang ber $anbel«9eri$l*3etrung,.)
«reit flr »es 3«brg»ng: «m»t« »eiM«tt mit Wegtfler 20 * - $M»tM«tt alfin mit Megifter 15 Jfc
Beiblatt •leta Mit Wegifter 16 Jtt
ben 31.
1907.
3alMlt: $ut. TOarcu« wnr. in $ambnrg gegen ben »er-
roalttr im Sronfurfe über ben Sadjlnfe brt fB. ©rode in
»ffbfiiliofiel. — ©tfäwifter Sanber in Berlin gegett
(tarl Semaire in $amburg. — Sctramm in gritbrtcW-
bogen bei Seclin gegen $aut voftf) Sfcefrnu in Bremen.
— SB. (f. ©ob,n in vnmburg gegen ben Sermalter ber
9. 3- «. «om'i^en Äonfurtmaffe in Hamburg.
18. »•■Inre-Crbsnsg § IM Hbf. 4 »erlangt
be« GJrunbea beö angemelberen «nf»rnd)e. — ftann,
ei« tUfBrnd) anf (Srnnb eine« ergangenen S'rrfäumnti-
HTitilfl aoitcmrlbct worden ifi unb biet (meil ber Stnrurt)
fä)on eriffnrt war) nuflältig ift, ber «ufSrncb, nod) aaf
G|arafter ber ^nbifatf prbrranfl. — Rann tine gefh
ftelunaäflage im Urfnnbenbra|e| ergeben merben? —
Sann eine im ttrfnnbenttrafteg erhabene ftfage anf S*|l"ng
nad^trägltit) in einen ^e(tfteOung^an(prud| nmgrnianbrlt
i?
3ul. 3Jiarcu* senr. in Hamburg
gegen
ben 93ertoa(ter int Stonfurfe über ben Sforbiafj be*
933. 3)raUe in 93eebenboftel.
«u* einem Urteil be* O. 8. &. fterienfenat
toom 30. 3ult 1906.
© r ü n b e :
3)er im Urfunbenprojefj Hagenbe fttöger bat
nad) Eröffnung be« Stonfurfe* über ba* Vermögen
feine* ©djulbner* ein SSerfäumni*urteil erroirlt
unb bann Äapital unb Stoffen auf ©runb biefed
Urteil« jur Tabelle angemelbet. 2Benn ba« 2. ®.
ben nunmehr auf ^eftfteßung ber SBedjfet* unb
ftoftenforberung $ur $tonfur*tabeIle genuteten
«tiklai t.
Antrag bei Stläger* mit ber SBegrünbung ab;
gcroiefen b«t, baf» nur ber ^ubifateanftjrudj an*
gemelbet fei unb beffen geftfteüung an ber $Reri)tö=
unroirffamfeit be* &erfäumni*urtei(* f(f)eitern
müffe, fo fann fötaler Argumentation nid)t bei=
getreten werben.
©* ift jmar richtig, bafj ba* nadj Eröffnung
be* Äonfurfc* erlaffene Urteil bem *8eflagten
gegenüber re($t*unroirrfam mar — ©. % D. § 249
Äbf. 2 — ; e* ift audj ferner jutreffenb, bafc bie
geftfteüung nur auf ben ©runb geftüfct werben
tarnt, ber in ber SInmelbung ober bem 93rüfung*=
termin angegeben ift — Äonfur&Drbnung § 146
Slbf. 4. — 31 Hein ba* „Subüat" bilbet nad}
beutigem Siebte nidjt wie im früberen rbmifdjen
SRed)te einen burrfj 9Io»ation gef rljaf f enen
neuen unb felbftan bt gen ©ntfte^ung«;
grunb be* änf^rucfj*, fonbern befi^t b(o*
beHaratorifeben Sbarafter, b. b- & fteUt ben
Älaganfprud), b^ter aifo ben äfnftJrurb au* bem
SBerfjfel, al* begrünbet feft,
ögl. ©aupp i Stein , Stommentar 4. SHufl.
§ 322 II ©. 713.
Somit enthält bie Slnmelbung be* Slnfprurb*
1 au* bem Urteil ttom 17. gebruar 1906 gleicr)»
jeitig bie Slnmelbung ber ^or&erung fclbft unb
roar eine ^ueite Slnmelbung biefer lefetcven
überflüfftg.
3u bem gleichen Srgebni« mirb man gelangen
muffen, toenn man bie tatfä d)licf)en Vorgänge
im 3ufamment)ait mit ber jtuifdjen ben Parteien
Digitized by Google
26
No. 1t»— 19.
gebflogenen Irorrefbonbenj einer unbefangenen I
Prüfung unterwirft. ©5 mufj sunädjft fdjon im
3Weifel«faHe al« bie »bfiajt be« ba« „^ubifat"
anmelbenben ©laubiger« angefehen »erben,
gleichzeitig auch bie ftorberung felbft
an jumelben,
bgl. b. SBilmoWSfi , Äommentar 6. Slufi.
§ 146 «Rote 15.
Sie« trifft im borliegen ben ftaHe umfomebr |
Zu, nl« ba« Urteil redjt«unWirtfam War unb j
biefer Umftanb bem flägerifeben Vertreter jur
3eit ber Slmuelbung bereit« befannt fein mufjte.
Slnbrerfeit« f»at aber aud) ber Beilegte bie
Slnmelbung junädjft in bem f>icr berborgebobenen
©inne aufgefaßt.
$ft fonad) eine geftfteüuug im ©inne be«
§ 146 Äonfur« Ordnung an ftrf» julaffig, fo ift
weiter ju erörtern, ob biefe 3reftftcllung im
9taf}mett be« Urfunbenbrozeffe« begehrt
Werben tonnte, ober ob bic Silage ,,al« in ber
gewählten ^rozefjart unjuläffig" abgewiefen Wer*
ben mujj, Weil ber Vertreter be« Äläger« bie
©rHärung, bom Urfunbcnbrozefc jurüd^utreten,
unterlaffen b^at.
3cun berrfdjt jwar ©treit über bie 5ro0*/
ob unter ber Borfdjrift be« § 146 »bf. 2 ©a& 1
cMonfurÄ=Crbnung, bafj auf bie geftftellung
im o r be n 1 1 i d} e n B er f a h r e n & la ge ju
erbeben fei, ba« orbcntlidje ©ibilbrozefj*
berfahren unter 8lu«fd}lu& be« Urfunben^
örojeffe« ju berftehen fei.
bgl. b. SBilmoWöti a. a. £>. 9iotc 6 unb 12,
©ntfdjeibung be« 9t. ©. in Bb. 50 ©.412,
Säger, Äommentar § 146 3lote 5.
21 Hein einer ©ntfcfjeibung biefe« fünfte« bebarf
e« im borliegenben galle um beSWillen nidjt, Weil
e« fid) tytx "idjt um bie ©rtjebung einer Sflage,
fonbern um bie g o r t f e (j u n g eine« bereit« j
anhängigen Urfunbetwrojeffe« tyanbelt. 28ie ba« I
9t. ©. in ber foeben citierten ©ntfebeibung bie |
Beibehaltung be« Urfunbenbrojeffe« in einem \
SlnWenbung«falle be« § 146 31 bf. 6, b. b- bei |
SBiberfprucf) be« fton!ur«berWaIter« gegen einen :
bor Äonfur«eröffnung erlangten Sitel für julaffig
erachtet, fo bermag ba« errennenbe ©eridjt aud> !
h,ier, wo ber ©laubiger zum geftftctlungöangriffe
übergebt, ben Borfdjriften ber 146Slonfur«* .
Crbnuug, 592 (TB.©, fein prinzipielle* Bebenfett i
gegen bie Beibehaltung be« Urfunbenbrojeffe« ju
entnehmen unb bic« um fo weniger, a(« ber
ttonfurSberWalter in concreto fid) burdh ®infbrud)
gegen ein gegen ihn ergangene« red)t«unwirffame«
Berfäumnidurtetl 51t Wehren b\at
3ft aber ber Urfunbenbrozeg beizubehalten,
fo tann ber ©inwanb be« Beflagten, bafe ber
©emeiufdmlbner ba« Slccebt im guftanbe ber
BeWu&tlofigfeit ober borübergehenben Störung
ber ©eifte«tätigfeit abgegeben ba&e — SB. ©. SB.
§ 105 SHbf. 2 - nicht mit ben in biefem Ber*
fahren juläffigen Beweismitteln bewiefen werben.
©« muf) baher bem auf bie 2ßed)felforberung
gerichteten Jeftfteßungftatttrag unter Borbeljalt
ber Sterte be« SBeHagten für ba« orbentlidje
Verfahren ftattgegeben Werben, dagegen fällt
ber jWeite, auf bie BerfäumniSfoften bezügliche
$eftftellung«antrag hinweg, einmal, Weil ba«
unterltegenbe Urteil recht«unwirffam War, fobanu
aber, Weil bie ftoften ber Berfnumni« bom
Beflagten ai« unterliegenben Seil narb, § 91
(S. B- O. ju tragen ftnb,
bgl. ©aubb^Stein, ttommentar 4. ÄufL
§ 344 I 2 9tote 6,
^anf. ©er.^tg. Beibl. 1898 9tr. 7s a. ®.
19. ®ie weit if» (ine Vfänbunu aK#iBbt(n(o, wenn
ant eiaer gtpfinketeti gforktrung feine Qefriekignni }■
ctwnrtes ift, »eil jie fdjtn ankerncit atpfänbet tjl? —
«»uff feer ^finbenke ©läiibigtr kie Uneiatreibbtttett ker
gfnrkerang glnubb^nft njad)«n?
©efdhwifter ©anber in Berlin
gegen
<£arl üemaire in Hamburg.
Slu« einem Befdjlufj be« gcrienfenat« be«
.fcanf. O. 8. ©• bom 21. $uli 1906.
© r ü n b e :
Sie ©läubigerin fyat gegen ben ©chulbner
ein boOftrecfbare« Urteil be« ^fefigen S. ©. bom
7. gebr. 1906 auf Zahlung bon 1200 iL nebft
3infen unb Äoften erwirft. Sie aßobtliarbfönbung
in ba« Bermögen be« ©chulbner« ift frudjtlo*
ausgefallen. ©läubigerin hot al«bann eine
gorberung be« ©«hulbner« gegen bie girma
©ebr. 9tobinfohn in §öbe bon 1200 M. nebft
3tnfen unb Äoften bfänben unb fid) jur Gins
Ziehung fiberweifen laffen. Sie Srittfdjulbncrin
hat gemäß § H40 6. % 0. bie ©rflärung ob»
Digitized by Google
gegeben, bofj ber ©ßulbnet bei t^x mit 2180 M.
im 93otfßujjj fei unb bajj aufterbem burß
trübet aufgebraßte 33fänbungen X 10544,80
unb X 2768,50 feftgelegt feien, fo ba& es bon
ber 'Sauer be* Stenftbertrage* gwifßen if)t unb
bem ©ßulbnet abhänge, ob bie neue 93f8nbung
ber ©läubigerin gu einem ©rgebnt* führen Werbe.
Sie lefcterc bat ben ©ßulbnet am 2. ^uni
190i> gut Seiftung be* £)ffenbarung*eibe* geloben.
Sa betfelbe nidr)t erfßfen unb fein SJertreter,
obne weitere Slnttäge gu [teilen, bie SJerpflißtung
gur ©ibe*leiftung beitritt, erlte& ba* «1. ©. auf
Antrag ber ©läubigerin ben $aftbefeb(. Stuf
bie fofortige 93efßwerbe be* ©ßulbner* bat ba*
y. ©. burß S3efßlu& bom 4. ^uli 1906 ben
^aftbefe^I aufgehoben, ba bie ©läubigerin nietjt
naßgewiefen babe, ba & fie auf bet gotberung*;
pfänbung feine 33efriebigitng erbaiten fönne,
anbererfeit* aber nuß nißt auf bie bureb ^fäit=
bung unb ileberweifung gur ©tngtebung er=
worbenen Siebte bergißtet bobe.
Sie gegen biefen 33efßlu& eingelegte fofortige
93eißwerbe erfßetnt begrünbet. #War barf naß
ij «03 6. 9J. £>. bie 33fänbung nißt weitet au**
gebebnt Werben, al* gur 33efriebigung be*
©laubiger* unb gut Setfung bet Soften bet
3wang*boUftrcdung erforberlieb ift. 81llcin im
^ntereffe be* Gläubiger*, Weißem infoweit ba*
^jntereffe be* ©ßulbner* naßgufteben bot, genügt
bie U n f i ß e r b e i t be* ©riolge* bet etften
9$fänbung, um gut SluSbebnung betfelben gu
beredjtigen,
bgl. 9teßt*fbr. ber D. 8. ©. 18b. 3 ©. 153 fg.
$at ber ©laubiger ^rorberungen ober
anbete 33ermögen*reßte be* ©ßulbner* Vfän*
ben laffen, ober ift ibm ba* 9}orbanben =
fein folßeröteßte befannt, foiftet
aQetbing* naß 93orfßrift be* § 807 (£. 93. D.
berpflißtet, beren Uneinbringlißfeit
obet UnberWertbarfeit glaubbaft gu
maßen,
»gl. StcßtSfbteßung ber O. 8. ©. 93b. 3
S. 334 fg.,
©euffett'* Sltßib 33b. 58 9?r. 153,
©aubb*©tein, Äomm. Kote 2 gu § 807.
3ft aber — wie im botliegenben galt — bie
gebfänbete ftorberung fßon anber weitig
gebfänbet, fo b a 6 bem näß ft teilte 93 e ;
ftiebigung erwartet Werben fann, fo ift
bie Ofocbetung nißt al* ein gut 58efriebtgung
be* ©läiibigerö geeignete* S8ermögen*objeft an-
gufeben. Senn bet ©läubiget bot ein 9teßt auf
nlsbalbige SBefriebtgung,
bgl. 3teßt*for. ber O. 8. ®. 33b. 3 ©. 335.
Sem gläubiger ift aber auß in einem
foldben ftaüe nißt gugumuten, bajjj er auf bie
ineente aus oem ipinnoung»- uno ueoerwet|iingß=
befßluffe o e r g t ß t e. ®r Würbe fonft feine
93rioritäi*teßte füt bie Sulunft aufgeben müffen,
ob>e gu wiffen, ob fonft noß pfanbbare 83er*
mdgen*objefte borbanben finb. Sie Äenntni*
aber oon bem 93or$anbenfetn ober geilen
folßet 33efriebigung*objefte fann er Wieberum
nut naß 33ewittung bet ©ibe*leifrung be*
©ßulbner* etwetben.
©omit War bet angefoßtene 93efßlufj aufs
gub>ben unb bet ^aftbefe^I be* H. ®. Wiebet
bergufteUen.
80. Wut 8» "a4 *« «cwciflOBfiiolm« >••
«mtCBcgm anfccrnMt» unb ben $arteiaa»llt«i feefust
gcraiid)ttri neuen Xermin gelaben merbea, nenn man in
btmfclben ein ^erfäumniöurttil bcautrogtn wiU?
®. ©ßramm in g tiebtiß*b^agen
bei 33et(in
gegen
3Saul ©ofß ©befrau in Sternen.
31u* einem Utteil be* O. S. ®. II öom
22. «Robember 1906.
©tünbe:
Sem 31 n trag ber 33erufung*beflagten auf
foften^fltßtige Verwerfung be* Steßtdmittel*
Würbe gemä6 <&. 3J. O. § 542 «bf. 1 in SJer^
binbung mit § 330 unb § 97 ©. ^. D. o^ne
weitere* ftattgugeben fein, ©in 33ebenfen fonnte
nur barau* entnommen Werben, ba% gum S3et=
banbtung*tetmin am 15. Slooembet 1906 eine
8 a b u n g webet oom Äläget noß bon ber
Vertagten au*gebraßt ift (©. 9?. O. § 335 «Ibf. 1
9lr. 2).
©* bonbelt fiß um einen gafl, auf Weißen
bie 93orfßrtft be* § 370 31bf. 2 ©. 2 ©. % 0.
Slnwenbung leibet. Semgemäl ift ein Sennin
gut Weiteren SBerbanblung bon 8mt*Wegen bt-
ftimmt unb ben — burß Anwälte bettretenen
— 9?arteien befannt gemaßt worben. Sag bann
noß eine 3Jartei bie anbere gu ben bei ben
Digitized by Google
28
Parteien fdjon a nt t ( i dj berannt gegebenen
Xermin laben mü&te, ift in bet (£. O. nic^t
beftimmt. Hudj allgemeine ©rtoägungen fbtedjen
nidjt für, fonbem gegen foldje »nnabme. Sine
ißartei, toeldje in einem bon i^r $u ertoirfenben
Xermtn ben)anbeln will, b^at foldjen Sermin bom
SSotfi&enben ju ertoitfen unb i$n bann im Sßege
einet Sabung bem (Segnet befannt ju geben
(<E. Jß. D. §§ 214 fg.). HüeS bfeS ift übetflüffig,
wenn baS (Bericht, wie b.ier, ben Sennin bon
SmtStoegen beftimmt unb ben Spotteten belannt
madjt. gn einem folgen gaUe toütbe bie
Sabung eine übetflüffige gotmalität fein, toelc^e
baS ©efefc erfidjtlidj nid)t gewollt Ejat.
©egen biefe »uffaffung fönnte allenfalls bet §2 18
£. C. angeführt toetben, toonadj ju Setminen,
toeldje in betfünbeten (Sntfdjeibungen be-
ftimmt finb, eine Sabung ber Sßarteien nidjt
erforberlidj ift. hieraus fännte bie golgetung
gebogen toetben, bafj ju Setminen, toeldje in
nidjt betfünbeten ©ntidjetbungen beftimmt finb,
eine Sßarteilabung erforberlidj ift. Sktgegen
fbtiajt abet fdjon bei § 339 »bf. 3 ©. 5ß. 0.,
toonadj nirfjt betfünbete ©efdjlüffe ben Sßatteien
bon SlmtStoegen jupfteDen finb. &Hgcftd}tS
biefet ganj allgemeinen, nidjt auf Sennin*
bcjtimmungen entbaltenbe SBefdjlüffe befdjränften
*L-ftimmung erfdjeint eS bielmeljt richtiger, ben
§ 218 (£. O. babin ju oerfteben, ba&, obtoobj
bodj bie $8erfünbung nidjt bie gleite ©idjerljeit
toie eine amtlirfjc ©efanntgabe bejto. guftedung
bafüt gemeiert, bafj bie Partei ben Sennin
fennt, bennodj bie 93erfünbung beS SenninS eine
Sabung erübrigt, ©er § 218 ©. 93. D. ift bab>t
mit ein »eleg bafüt, bafe baS ©efefr bie Sabungen
einfdjränfen null unb beftätigt fomit bie Stuf?
faffung, bafj eS in einem gfaüe, auf ben § 370
«bf. 2 ©. 93. O. »ntoenbung leibet, einet 93artei=
labung nidjt bebatf, eine Stedjtsauffaffung, toeldje
audj als bie jefot toeitauS borberrfdjenbe ju be-
fteidjnen ift (bg(. ©aubb 8ufl. 8 unb 9, bot
§ 214 untet III unb ©itate in «Rote 10, ins*
beionbete f. am bet Sßrarte D. S. ©. $>amburg
im 33cibl. 1K9* 9?r. *<>, £>.«.©. Älönigeberg bei
SWugban unb galfmann 2 6. 301 unb D.S.©.
ÄBln bafelbft Sb. 5 S. üü).
S>eingcinä& war ba« beantragte *Berfäumni*=
urteil ju etlaffen.
81. 3>ie aMffsewädmnflä^fltdit bti flnf^Lng im
»oafnrfe gttjt nur anf ttäifgabt be? ins bem «cniiSgtB
kc« «<w«iaf4nlkntr8 Sr^allrnra In natnr» aker auf
©erierp<ntiia|. — Sit ergreift «fcrr ni*i (Btflrnpiifcc,
W([*t bec Haftdihingegcgnec mit bem «elbt it» (BtmtiB-
fd)«lbntr* dBgtfdjafft bat.
SB. C ©obn in ^ambutg
gegen
ben Settoaltet bet ©. 2. ?l. Äorn'fdjen
ftonfurämaffe in Hamburg.
Älägetin toat ^auS^ältetin be« ©emein=
fdjulbnet« unb fjat fid) füt eine angeblid) xüd>
ftanbige So^nforbetung gorberungen beffelben
übertragen (äffen. 3Wit bem batau« (Sinfafpetten
bat Re bann ein gebfänbeteS ^nbentat bed
©emeinfdjulbnets gegen ben Sanoett gemäfe
eines 9. ©. - JBefdjIuffeS bom 27. Dftobet 1905
ertoorben. 3)et JhmlutSbetmaltet fidjt obige
Seffion an unb betlangt aufjerbem Verausgabe
beS 3nbentatS obet 3)ulbung bet SttJangSboÜ=
fttedung in baffelbe.
%aS 2. ©. wie audj baS D. S. ©. fterien-
fenat (festere« am 30. ^uli 1906) boben ben
Sfntrag auf Verausgabe abgetoiefen.
© r ü n b e:
§ 37 S?onfurS=Drbnung betfagt um beSmiüen,
toeil bie 9iüdgetoäbtbflidbt nut auf baS aus bem
Vermögen beS ©emeinfd)ulbnerS (Sc^altene i n
natura obet auf SBer terft a ttung gebt,
n i d; t abet audj ©egenftänbe etgteift,
toeldje bet Slnf etrjtungSgegnet mit bem
©elbe beS ©emeinfdjulbnetS angefdjafft
bat. liefet ©runbfa^ gilt inSbefonbete fdjcm
füt ben Slbf. 1 beS § 37; eS fann bobft auf bie
ben Slnfedbtungdgegnet nod) günftiget fteüenbe
SBotfdjrift beS »bf. 2 nid)t anrommen. (Sbentueü
toürbe aber audj bier baS gletdje @rgebniS feft--
jufteüen fein,
bgl. !ßland, Äommentar 1. 2. Hüft. 93b. 2
§ 818 ©. 592,
b. SBitmoroSfi, Kommentar jur jtonfutS:
Orbnung 6. Hufl. § 37 9lote 14.
$abei fann es feinen Untetfdjieb mannen,
ob ba* ^nbentat bon einem ©ritten ober bem
©emeinfdjulbner felbft berrübrt. Senn ber Sln-
fauf ift buxd) JBermittelung beS SS. © erfolgt
unb als Serfäufer nidjt ber ©cmeinfdjulbner,
fonbem bet 93 f ä n b u u g S b f a n b g l ü u b i g e r
ju cradjten.
0 l«o 3N(iin«t» $«rU$. «a^urj. *(tifnnnfttaj( n gtm*«*tT I «A. Utiranlvortl. Wclaflcar Dr. C. » r a n t i • , ♦awt'iirg.
UtBd res 3 c b a a » 4 i n r i * Vi « » « r . -
Digitized by Google
No. 6.
29
No. »».
^anfcatifdje ©eri^t^ettung.
9ßei6fafi
tttuUedjtltdje fälle.
XXVIII %ahv3an$. (40. 3ahra,ana, ber $anbel*geri<ht*3eih»ng.)
t<rti? fir ben ^"(irflonfl: fiaupt
■nfe »ciblatt mit Hegifter 20 A
Beiblatt allein mit fRegifter 1& A
cSrftfs (Juarfaf.
$ambntg, ben 7. gtbrnar.
1907.
3"balt: 9Jotar Dr. be (Hiapeauroufle gegen tBroe. 3.
$ope, geb. Stern unb jtoei QJfiiofjen in Hamburg. —
1} Söontottfei,u6&erein Xeutfcbtr Brauereien, Berfiajerung«
Deren; auf W<CKnfetlta.Ieii in Berlin, 2) SraucreiBerbanb
für tDirtfd)aftlid)t Jlnttrefien oou Hamburg unb Umgegenb,
Ö)f (e Ofctiaft mit beidjräiiftf r Haftung in Hamburg, 8) Witten-
bierbrauerri in Hamburg unb 10 OJeuofien gegen 1) bat
SUlioni-ftomit* ber BKrteoereine bon Hamburg, Altona,
SBantobecf unb Umgegenb, 2) bic Qtaftmirte B. 81e*gen
in Hornburg unb 21 ®enojfen. — $. Xf)iefj in Ham-
burg gtgtu ftamenjer tttyamette Cftn unb Ifionwareii.
fobrif ®cbr. »tiff in «anienj i. @.
22. Bergitung ber ftamtmroifrfjen 9t (tare für beratenbe
tltigfelt «ab Hnfertiging »an 8ertrag*e«t»örfen. — 3ft
ci feie «bßibt ktr (Jebnfcrenarfeming für »ptare »om
£ tjeafeci 1899 geMefen, (eben in ber BeglanbiguugfgefeibT
fecn (Entgelt fir folrtie Zfitigteit gl erb liefen? - Oft »«e
onebriirflirbe 8orfdjrift be« § 24, ba§ eine „tefanbere
Bergntnng" fir folrtjr litigiert nur anf ©rnnb an«brü(f.
§ «18 8. ©. 8. gültig?
Jtotar Dr. V. bc d babeaurouge
gegen
ffiwe. 3. $obe, geb. ©tetn unb jtoei ©enoffen
in ^ambutfl.
$>a« 8. ©. SIbt. VIII ^ot bic auf Verurteilung
in 40 M. als angemeffenen Vetrag für Vcratung
unb Anfertigung bon Vertragsentwürfen gerichtete
Älage am 11. ^juni 1906 abgewiefen. %ai S.©.
<S- St. III f»at am 22. SRob. 1906 bie Berufung
be« ÄlägerS bertoorfen.
© r ün b e :
Äläger Wiß feine S\ läge n i d) t in e fo, r in
erfter Sinte auf § 24 »bf. 2 ber «otariats*
•fTtftUpttsiM) «ciktati.
ge6üt)renorbnung ftiijjen. @r fann fie hierauf
aber, wie ba« 8. ©. jutreffenb ausgeführt
bat, überhaupt nicht ftüfren. ffi« Ijanbelt
fidt) bei ber Älagforberung um eine »om Älfiger
neben ber ©ebüfjr für bie Veurfunbung eine«
Vertrages beanfbrudjte befonbere Vergütung für
ben ©nttourf beffelben, bie nach § 24 Hbf. 2 cit.
nur auf ©runb auSbrficflicher Vereinbarung
geforbert Werben lann.
3>a eine folcfje Vereinbarung nicht getroffen
toorben ift, ergiebt fich bei gugrunbelegung 5^
bambürgifdjen ©efefce« oljne wettere«, bafj bie
ftorberung bei Jtläger« unbegrünbet ift. SSenn
Stläger in feiner SReblif bie ju entfdjeibenbe
grage ba^in formuliert b>t: ob ber onorar--
anftorudt) be« SiotarS babura? ^infftOtg gemacht
toerben fdnne, bag bie bai Honorar fdjulbenbe
Partei nachträglich beuSIbfr^Iug ber Vereinbarung
uertoeigere, fo ift biefe gragefteHung al« fdbief
ju bejeichnen. 2>a bie nötige Vereinbarung nicht
getroffen ift, ift ein §onoraranfprud) niemate
jur @ntftet)ung gelangt, eS fann alfo toeber bon
einem gefdjulbeten Honorar, noch »on $infäüig=
machen eine« SlnfbrucheS barauf gefbrochen werben.
?t ti ^auptangriff gegen bie amtögerichtliche
@ntfcheibung grünbet Stöger auf bie Vebaubtung,
baß ber § 24 2l6f. 2 ber bomburgifchen SRotariatSs
gebufjrenorbnung gegenüber bem § 612 ©. ©. V.
ungültig unb bie jtlagforberung nach ber (enteren
Vefrimmung berechtigt fei. 2)iefe Vebaubtung
bon ber llngültigfeit bei fKunburgifthen ©efe^e*
Digitized by Google
30
aber entbehrt ber Vegrünbung unb ift nur
möglich, toenn SBortlaut unb ©inn fotoofjl
biefer lanbe«gefefelid>en, al« jener reicb,«gefe&=
liefen Veftimmung berfannt toerben. 3unäd)ft
mifjberftebt Äläger ben § 24 Abf. 2 cit tiefer
fdjreibt nidjt bor, bog tiberb>ubt eine Vergütung,
fonbem nur, bafj eine befonbere Vergütung
ofjne au«brüdlid)e Vereinbarung nidjt geforbert
toerben fönne. Au« biefem SBortlaut, fotoie au«
ber ©ntftef)ung«gefdjidjte be« ©efe$e« (»gl. Ver*
tjanblungen jtoifdjen Senat unb Sürgerfdmft 1899
©. 119) folgt, bafj ber ©efeggeber bie in ber
®ebüf>renorbnung borgefebenen ©äfce an ficr) at«
Vergütung nidjt nur für bie formelle Veurfun»
bung ber bon bem Auftraggeber bereits formulierten
©rtlarungen, fonbern audj für bie ridjrige, ben
Anforberungen ber ©efefce in formeller unb
materieller Vejiebung genügenbe fdjriftlidje
Formulierung ber bon ben Varteien münblidj
abgegebenen 33illen«erf(3rungen, alfo für ben
fdjriftlidjen ©nttourf be« Vertrage« anfielt, ©djon
ba« ®ort „beurfunben" befagt, bafj biefe Satigfeit
barin befte^t, münblidj abgegebene ©rflärungen
in eine urfunbtidje Form ju bringen unb wenn
ba* ©efefr mit foldjet Xärigfeit redjtSgelebrte,
bie g^^tgfeit $um SRidjteramte beftfeenbe Veamte
betraut, fo betoeift e« bamit, bafj fte babei audj
eine iuriftifaje Siätigfeit ausüben, alfo fotooljl
ben materiellen ^nbalt, al« bie gorm ber Urfunbe
ben SInforberungen ber ©efefce entfbredjenb ge=
ftalten follen. SBenn ba« „Veurfunben" im
©inne ber ÜRotariatSgebüljtenorbnung lebiglidj
barin beftefjen fottte, bafj bie aBeamten iljnen
bon ib^rem Auftraggeber borgelegte ©djrtftftüde
in eine notarielle Qrorm brauten, alfo fte borlefen
unb mit Unterfdjrift unb ©iegel berfäben, ob,ne
fid) um ben materiellen Qnbalt ber beurfunbeten
31 fte ju tümmern, fo mürbe ba« ©efefe für foldje
Beamte toeber 9ridjterqualität ju erforbern, nodj
tynen bie borgefebenen, immerhin borf) nidjt ganj
unbetradjtlidjen ©ebfit)ren au«$utoerfen brausen.
S)ie bamburgtfdje Notariat« = ©ebüljrenorbnung
gebraust ba« SBort „beurfunben" jtoetfetlo« in
bemfelben ©inne, toie bie 9ieid)«gefefee, befonber«
ba« V. ®. V. unb ba« ©efefr betreffenb bie
freitoiOige @erid)t*barfeit. 9f ad> §§ 168, 175, ITC
biefe« (enteren ©efefee« uuifj bei ber Veurfunbuug
burtfj ben Urfunbdbeamten ein VrototoÜ auf*
genommen toerben, unb biefe« mufj enthalten
„bie ©rflärung ber beteiligten", bie in ber Siegel
I natürlidj münblidj abgegeben toirb unb fdjriftlidj
! aufeufefcen ift. ©er $aK bei § 176 Abf. 2
| bilbet bie Auänafjme. $ie Notare lönnen alfo
j fraft ber iljnen bon ifjrem Auftraggeber über*
tragenen Veurfunbung unb i^rer Amt«bflidjt
ftd) nidjt ber Verbftidjtung entheben, bie münb=
lid) abgegebenen ©rflärungen ber beteiligten ju
. VrotoloU ju nebmen unb fadjgemäfj ju rebigieren
(bgl. SRotibe a. a. O. ©. 1119). $ic in ber
föebülnrenorbnung für bie 93eurfunbung bor-
gefeb^enen ©a^e uinfaffen fyiemad) aud) bie ÜBer*
gütung für ben f$rifttid>en ©nttourf ber ju
beurfunbenben ©rflärungen an ficr) mit unb bie
flägerifdje Anficht, bai fyambutQifäe ©efe^ ber=
lange biefe Sötigfeit mangels Vereinbarung einer
Vergütung bon ben Notaren unentgeltlidj, ift
unrichtig. 9lur eine befonbere Vergütung,
alfo, um ein üblidje« ^rembmort 51t gebrauchen,
ein © j t r a b\ 0 n 0 r a r ift oljne au«brüdlicf)e
Vereinbarung nid)t ju beanfbrudjen. ginbet ein
Ißotar in ber gefefclidjen ©ebü^r fein genügenbe«
©ntgelt für feine bei ber Veurfunbung betätigte,
beratenbe unb enttoerfenbe Arbeit, fo bot er e«
ja in ber £anb, ftdt) ein foldje« ©jtrabonorar
au«brüd(id) au«jubebingen. 2Ba« Älager über
bie llnmSglidjfeit unb Veinltdjfeit einer im
b 0 r a u « ju treffenben ^onorarbereinbarung
borrrögt, trifft umfoweniger ju, al« bie befonbere
Vergütung nad) § 24 Abf. 2 na$ beffen SBort--
laut (bergt, aud; SBuIff, bamburgifd^e ©efe^e
2. Aufl. III ©. 379 Anm. 6) toeber im borau«,
nodj in beftimmter $öb> bereinbart ju toerben
braucht unb an feine %ovm gebunben ift.
^iernadj befielt ber bom 5tlager lonftruierte
SBiberfbrud) jloifdjen § 24 Abf. 2 Notariat«:
©ebübrenorbttung unb § G12 V. ©. V. fd)on
be«t)alb nxdjt, toeil erfterer nid)t ben it)m bom
Kläger beigelegten, eine unentgeltlidje Särigfrit
be« JRotar« forbernben ©inn fyat. ©« liegt f)iex
bielmebr eine 5>ienftleiftung bor, für bie eine
Vergütung in ©emäjjjljeit ber gefefelidjen Ve=
ftimmungen fdjon beja^lt ift. S)er ftaU bei § 612
V. ©. V. liegt be«balb nidjt bor.
Aber aueb au« einem anberen ©runbe treffen
bie bom Äläger au« biefem Varagrapb^n gezogenen
Folgerungen nidjt ju. 3)iefe« ©efe& ift feine«;
toeg« eine im ©inne bei ftläger« jtoingenbe,
anbertoeite Ianbe«red)tlidje Vorfdjriften au«^
Digitized by Google
fdjliefjenbe Ned)t«norm ba&in, bog für alle
$ienftleiftungen ©ntgelt bejaht Werben tnfiffe,
fottbettt faßt nur, bog eine Vergütung al«
ftiUfdjWeigenb vereinbart ju gelten Ijabe, Wenn
bie S)ienftleiftung ben Umftänben nadj nur gegen
eine SSergütung ju erwarten fei. $)en Umftänben
nad) £u erwarten ift aber eine Vergütung — in
wnferem %aüe eine befonbere Vergütung —
bann nidjt, wenn ein ©efefc in juläffiger
Seife feftfefet, ba& ber Slnfbrudj auf eine foldje
Vergütung in bem beftimmten oorliegenben gaü*e
nuSßefdjloffen fei.
©benfowenig toürbe bie 8nfid)t berechtigt
fein, bie Umftänbe, nadj benen in foldjeu gälten
bie Satzung einer befonberen Vergütung ju er«
warten fei, fei im oorliegenben gaUe bie 58er«
fet)r«fitte, alfo bie Stnfdjauungen ber beteiligten
Äreife. 3)afj hierfür nidjt allein bie in ben
irreifen ber bjefigen Notare etwa fierrfdjenben
SinfdMiiungen mafjgebenb fein fönnen, liegt auf
ber #anb. biefe aber auch, öon ber ©egen»
feite, ben bie $filfe ber Notare bei ibrem redjt«;
gefdjäftlfdjen SSerfefjr in Änf^rudt) nebmenben
Ijiefigen S3oI(öfretfen geteilt mürben, ift feine«*
weg« fidjer. ©« mürben aber audj, um foldje
„Umftänbe" im ©inne be« § 612 93. ®. 58. feft*
Aufteilen, nietjt bie in einem geograpijifdj fo
befdjränften Ärcife wie Hamburg etwa gelten ben
ftnfidjten al« genügenb angefeljen Werben fönnen.
3>op bflrfte erforöerltdt) fein, bajj foldje 81ns
fdjauungen fldj aud) über Hamburg bjnau« in
größeren 58ejirfen be« <$)eutfd)en Neidje« Geltung
berfdjafft bitten.
$)enn ba e« ficf> um bie Vergütung für eine
<tteurfunbung fianbelt, fommt ei barauf an, Wie
ber reirf)«gefefelirf) feftgelegte SJegrif? be« S3eur=
funben« im ©eltung«gebiet be« ©efefce«, alfo im
$>eutfdjen Steide aufgefafjt Wirb. Stajj bjer aber
bie üom Äläger uertretene VJnfdjauung flcfj alt=
gemeine ©eltung berfdjafft bätte, fann nidr>t
behauptet Werben. %a& ift fdjon be«tjalb au«:
gefdjloffen, weil bie bier frreitige ?5raÖc großen
©ebieten lanbe«gefefelid) geregelt ift. 2Ba« f^ieH
ben Nadjbarftaat Greußen betrifft — biefe« mag
audj im £inblirf auf bie flägerifdje ffietjauptung,
§ 24 8lbf. 2 ber fmmburgifcfjen Not.--@eb.:ßrbn.
frerje in ber ganjen beutfdjen 8anbc«gefefogebung
öereinjelt bn, bemertt Werben — fo fdjreibt bie
breu&ifrör ©ebiihren -. Crbnung für Notare bom
31
Mo. »*.
6. Oftober 1899 im § 8 bor, oa& ber Notar für
erforberte Entwürfe an fidj Vio ber für bie
SBeurlunbung beftimmten ©ebübr erhält, bafc
aber, Wenn auf ©runb folgen ©ntwurf« bem:
nädjft bat 9tedf)tdgefcr)aft beurfunbet Wirb, im
©anjen nietet meljr al« bie für bie SBeurtunbung
bei Ned)t«gefd)äft« beftimmte ©ebüljr erboben
Werben barf. Nadj § 26 be« ©efefre* ift eine
bon beffen 83orfdjriften abweieftenbe bertrag«:
mäßige fteftfefcung ber Verfügung nur bei
beftimmten Slrten bon Ned)t«gefdjäften, unter
Weldje bie fjier frreitige Stufnabme einer ©djulb*
urfunbe nidjt fällt, a"läffa unb für ben «uftrag*
geber nur bei fdjriftlidjer ©djliefjung binbenb,
aufjerbem aber audj no«^ bei Ueberfdjreitung ber
©renken ber 3Rä§igung burc^ ben 92otar ber
^erabfefrung burd) rid)terlid>e« Urteil unter:
Worfen. $)iefe Seftimmungen finb alfo offenbar
Weit entfernt baoon, bie Notare günftiger ju
fteHen c)trtficr)tlier) ber ÜJiöglic^feit, eine t)öb^ere
Vergütung al« bie tajmä&ige für einen 93ettrag«:
entwurf ju erhalten, al« ba« t)atnburgif<f)e ©efe^.
gu bem borfte^enben Urteil geb^t ber Nebaltion
fotgenbe 3"fd>nf* 8«:
©« fei mir geftattet, einige JBemerfungen ju
bem oorftel)enb abgebrudten red)t«fräftigen Urteil
ju machen, bie fid) nidjt gegen bie gefällte ©nt:
fdjeibung, fonbern nur gegen einen Seil iljret
JBegrünbung ridjten. § 24 ber ©ebüljrenorbnung
für bie Notare lautet:
„Srfir bie 9bb.altung bon 33erfteigerungen,
iBeftd)tigungen unb SBerloofungen, fowie für bie
l 93eurfunbung be« Hergänge« beiS3erfammlungen
fann in Ermangelung einer SSereinbarung eine
angemeffene Vergütung geforbert Werben,
gür eine beratenbe Xättgreit, foWie für bie
: Anfertigung bon ©ntwürfen ju JBerträgen
I unb anbereu red)t«gefd)äftlid)en ©rfläntngen
(§ 6 be« ©efefee«, betreffenb ba« Notariat)
fann eine befonbere Vergütung nur auf
©runb au«brüdlidjer SSereinborung
geforbert Werben.
gür ben ©ntwurf einer SBoHmadjt fann
jebod) ber 9?otar, fofern il)m Ijinfidjtltd) ber=
felben bie JBeurfunbung«* ober bie ©eglaiu
bigung«gebü^r jufteb,t, ein weitere« Honorar
nur beanfprud^en, Wenn bie Slnferttgung be«
©ntwurf« eine befonbere «NüljeWnltung cr=
forbert."
Digitized by Google
32^
3it ben ©rünben be* borliegenben Urteil*
ftnbet |lcf) bie 2Iu*füljrung, baß au« bem »ort*
laut, fotoie au* ber ©ntftebungdgefdjtdjte be*
§ 24 folge, bog ber ©efefegeber bie in ber
©ebüljrenorbnung borgefeljenen <5ä&e an fid) al*
Vergütung nidjt nur für bie formelle Veurfunbung
ber bon bem Auftraggeber bereit* formulierten
©rflärungen, fonbern auef) für bie richtige ben
Anforberungen ber ©efefce in formeller unb
materieller Ve^iefjung genügenbe fdjriftlidje %ou
mulierung ber bon ben Parteien münblirf) ab«
gegebenen SBitten*erfIärungen alfo für ben
fdjriftlidjen ffinttourf be* Vertrage* anfefje.
hierbei Ift junädjft leine Orürfpdjt auf ben
g-aH genommen toorben, baß ber 9totar bei
SRotariattgefdjäften, für toeldje nidjt eine Veur*
tunbung, fonbern nur eine Beglaubigung bon
Unterfdjriften gefefclidj borgefdjrieben ift ober
bom Auftraggeber oerlangt toirb, eine beratenbe
Xätigfeit ausübt ober ben ©nttourf ber Urfunbe
anfertigt. (Sine berartige Xätigfeit bei Veglau*
bigungenübt berSlotar täglirf) bei »eitern häufiger
au*, al* bie gleidje £ätigfeit bei Veurtunbungen.
3)o* ©efefr mad&t im § 24 jttrifcfjen Ve*
glaubigungen unb Veurfunbungen feinen Unter;
fdjieb. »enn e* alfo richtig fein mürbe, baß in
ber ©ebübr bei ber Veurfunbung bie Vergütung
für bie Anfertigung be* ©nttourf« unb bie
beratenbe Xätigfeit enthalten ift, fo müßte bie«
felbe Vergütung audj in ber Veglaubigung*gebüf)r
ber Unterfdjriften enthalten fein, mit anberen
»orten, ber SRotar müßte Verträge, Antrage
für ba* ©runbbudjamt, Anmelbungen jum
.^cmbelärcgifter, überlpuibt bie mannigfaltigen
red)t«gefdjäftlidjen ©r Höningen be* Verfef)r*, für
bie eine Veurfunbung nid)t erforberlidj ift unb
nict)t oerlangt wirb, beifbiel*toeife bei einem
SSertgegenftanb toon 20000 JH. für bie ©ebüfjr
bon 4 JH. anfertigen. ©r mürbe brin^ibieü feine
Vergütung nad) bem borfteb>nben Urteil in biefer
©ebüljr bon 4 Jt bejto. bei ber Veurfunbung
bon 12 X finben müffen. 3)aß bie* bie Abfidjt
be* ©efefcgeber* nid)t getoefen fein fann, ift an
Rtf) fc§on meljr al* toabjrfdjeinlidj. Stoß e* aber
audj im SB ort laut be* ©efe&e* nicr>t liegt, baß
ber Sfotar bie Vergütung für ben ©nttourf unb
bie beratenbe £ätigteit in ben in ber ©ebüfjren;
orbnung feftgefcfcten ©ebüljren finben fofl, gef>t
au* 2folgenbem fjerbor:
3)er britte Äbfafc be* § 24 fagt, baß ber
SRotar für ben ©nttourf einer Vollmacht, fofern
I it)m bie Veurfunbung** ober ^Beglaubigung*:
gebüfjr juftebt, ein toeitere* $onorar nur be=
anfbrudjen fönnte, loenn bie Anfertigung
be* ©nttourfe* eine befonberc 5Dtüljc =
mattung erforbere. 3>ieferAbf.3bilbet&toeifel:
lo* eine Ausnahme bon ben Veftimmungen bc*
2lbfa|e*2. Argumetito e contrario folgt barau*,
baß für bie beratenbe Jätigfeit, fotoie für bie
Anfertigung bon ©nttoürfen ju Serträgen unb
anberen redjWgefdjäftlidjen ©rflärungen eine
Vergütung felbft bann geforbert toerben fann,
toenn bie Anfertigung be* ©nttourfe* eine be«
fonbere 3ftüb>toaltung n i cb t erforbert, mit
anberen »orten, bie Veglaubigung*^ unb Ve«
urfunbung*gebfi|r — benn einen Unterfdjieb
£roif$en beiben ju machen bietet ba* ©efefe
feinertet $anbljabe — ift lebigitcb für bie Ve*
glaubigung bejto. Veurfunbung feftgefefet, bie
Vergütung für ben ©nttourf unb bie beratenbe
Xätigfeit ift nidjt barin enthalten, ©o bot e«
ber ©efefcgeber gewollt.
Stoß biefe Vergütung nur geforbert toerben
fann, toenn eine au*brüdlidje Vereinbarung
borliegt, ift bon bem ©efefegeber einmal auf
»unfdj ber 9tecf)t*antoä(te unb jtoeiten« al*
ftautel gegen ettoaige mögliche liebergriffe ber
Notare in ba* ©efeb, aufgenommen tootben. $u
ertragen toäre biefer 3uftanb nur, toenn, toie
bie* in Vreußen ber %atL ift unb toie ba* bor*
(iegenbe Urteil aud) für Hamburg annimmt, bie
Vergütung für ben ©nttourf unb bie beratenbe
Zätigfeit fcfjon in ber Beglaubigung*: bejto.
5Beurlunbung«gebflf)r enthalten toäre. S)a bie*
aber nicf)t ber gatt ift, fo müßte ber 9?otar na*
bem ©efe^e für ben gaß, baß eine Vereinbarung
nietjt ju Stanbc gefommen ift, für ben ©nttourf
bejto. bie beratenbe Xätigfeit eine angemeffene
Vergütung $u forbern berechtigt fein.
©inen toefentlid)en ©runb für bie Siidjtigtcit
feiner Vetoei*füf}rung fict)t ba* borliegenbe Urteil
barin, baß ba* ©efefe bon einer befonberen
Vergütung fbriajt. $a* »ort „befonbere" ift
nun nur burdj eine Unacbtfamfeit in bafi
©efefc f>ineingefommen. 3)a« läßt fiefj betoeifen.
3)iefe llnaa)tfamfeit ift erflärlicb, burtfj bie
©cb,neaigfeit, mit ber am 27. $)ejember IhJHt
ba* ganje ©efe^ abgetan toorben ift. 2)a* »ort
Digitized by Google
„Betontere" fteljt toeber in bem (Entwürfe bei
©enat* (bgl. bte SRitteilungen bei ©enat* an
bie SJürgerfchctft), noch fteht ei in bem ©nttourf,
ben ber bon ber »ürgerfc&aft niebergefefcte »u**
fd^ug auf ben Slntrag be* ©enat« feinem SBeridjt
betgelegt bat. 92ad^ bem ftenograbbifchen 93eric^t
übet bie ©tyung ber Sürgerfdtjaft bom 27. $>ejbr.
1899 lag ein »ntrag be« Serichterftatter« bor,
in meinem fich biefe* SBort „befonbere" juerft
finbet. 5)er Stntragfteüer hat nun in ber 5Be*
grfinbutig feine* Anträge« unter ^Berufung auf
ben SBortlaut bei $aragrabten in bem ©nttourf
bei ftudfdjuffe*, in meinem fich, tofe gefagt, ba$
SBort „befonbere" nic^t finbet, au*brücflich gefagt,
baß fidt) ber SBortlaut feine« Slntrage* bon bem
SBortlaut bei ©nttourf* be* «uäfchuffc« ber
SBürgerfdjaft nur in atoei 99ejiehungen unter» j
fdjeibet :
1) fei bte ^arenttefe (§ 6 bei ©efcfres, betr. !
ba« Notariat) an eine anbere ©teile ge*
fommen unb
2) feien bie 98orte „eine beratenbe Sätigfeit" |
hinzugefügt toorben.
@« wirb alfo bie $ingufügung be« 9Bortc« 1
„befonbere", bai fich in feinem ©nttourf finbet,
gar nicr)t ertoäijnt. $a« SBort bat fid) alfo
offenbar ohne jjebe Slbfic^t, nur burcb, eine uns
genaue SRebaftion feiten« be« Stntragfteüer« in
bai ©efefe b^ineinge^Iicfien. 3)arau« tonn batjer
genug (ein ©runb hergenommen werben bafür,
baß bie S3ergütung für ben Entwurf unb bie
beratenbe Xätigteit in ber 33eurtunbung*> unb
sJ3rgIaubigung«gebühr enthalten fei.
©ö fei mir, al« bem Stommiffiondmitglieb
ber bamaligen 9totariat*fammer bei ben 58er*
t)anblungen jtoifdjen ber Suftijbertoaltung, bem
58ürgerfd}aft*au*fdjufj unb ber 9?otariat*tammer
über ba« SRotariat&gefefc unb bie ©ebühren?
orbnung noch geftattet, mit einigen Sorten auf
bie <Srotftebung«gefchichte be« § 24 hinjutoeifen :
Urf brünglich mar bon ber Suftijberwaltung
ein ©nttourf einer ©ebübjenorbnung geplant
toorben mit außerorbentlicb biet fytyexen ®e*
bührenfäfeen, in toeldjem bie Vergütung für ben
©nttourf unb bie beratenbe Xättgfeit regelmäßig
in ber ©ebür)r enthalten fein follte. SRefe*
$rinjib ift au« vrnrtifct>en ©rünbcn fet>r halb
fallen gelaffen toorben. 3>ic SBafi« ber fämtlidjen
»erfjanblungen ift alebnun immer bie getoefen,
33
. No. ss.
baß bie fe^r biel niebrigeren ©äfce ber jefrigen
©ebft^renorbnung brin^ibied nicht bie Vergütung
für ben ©nttourf unb bie beratenbe Xärigteit
enthalten foHten. 5Ke* cnrfbradj einmal bem
$ertommen in Hamburg. ©* entfbracä aber
femer auch ber ©eredjtigfeit, toeil, toie ohne
SBejtere* flar ift, bie SRübetoaltung bei Hm
fertigung bon ©nttoürfen, man bente nur an
Seftamente, ©rünbungen u. f. to. eine berartig
berfdjiebene ift, baß eine Schema tefterung burdj
fefte ©ebühren nur &u Ungerechtigfeiten unb
fürten teil« gegen ba« Sßublifum, teil« gegen bie
Notare hätte führen müffen. Seiten* berfdjiebener
SRitglieber ber ©ürgerfdjaft tourbe bann berfucht,
bebeutenb ty&tyxe ©ebüljrenfä&e einzuführen,
bafür berlangte man aber, baß bie ©ebfifjr auch
bie Vergütung für bie beratenbe Xätigteit unb
ben ©nttourf mit umfaffe. 3Refe SJerfudje ftnb
ofjne ©rfolg geblieben. 2>ie jrfetgen ©ebühren
ftnb nun fo niebrig benteffen, baß fie ben Slotaren
in Hamburg nach SIbjug ber bei Ausübung ihre*
^Berufe* entftehenben %u«gaben faum einen
lleberfcfjuß für ihre Sätigteit getoähren mürben,
©rft burch bie Vergütung be* § 24 erhält ber
ü?otar ben ©ntgelt für feine Arbeit. ©« braucht
jur 93egrünbung hierfür nur barauf hingetoiefen
ju toerben, baß bie ©ebütjrenftala mit bem ©a&
bon 50 A für Obfefte über 500000 A al* $öchft=
betrag fchließt. Stfefe einzig bafteb>nbe Anomalie
macht ba* für jebe ©ebüt)renorbnung nottoenbige
©rforberni«, einen »u*gleich für bie niebrigeu
Xeile ber ©fala in bem Wrexen Seil berfelben
bem ©ebührenberechtigten ju geben, unmöglich.
5)iefe Slnomalie ift ein außerorbentlicher Vorteil
für ba* $ub(ttum, benn bie höh«" ©ebühren
für große Dbjette ftnb au Reh ftet« eine $ärtc
für ben ©ebührenbflichtigen. 3)iefe Slnomalie ift
bei ber ^Beratung ber ©ebüfjrenorbnung toeber
bon ber Suftijbertoaltung noch bon ber Notariat*-
Cammer berfannt morben. ©erabe au* bem
©runbe foüte bie Vergütung für ben (Snttourf
brinjibiell in ber ©ebüljr nicht enthalten fein,
©o haben toiv in Hamburg eine 9lotariat*=
gebührenffala bie für ben ©ebührenbHichtigen
außerorbentltch biet günftiger ift, al« bie in Jebem
anberen iBunbeäftaate unb bie unter ber SBorau«-
fe^ung, baß ba* ©efe^ eine »bäitberung bahin
finbet, baß für ben (Snttourf unb bte beratenbe
Xätigfeit mangel« einer S3ereinbnrung ber 9totar
Digitized by Gc
34
No. 88— ÄS.
eine ottgemeffeite Vergütung ju forbern
berechtigt ift, auct) bie üßotare nicht beeinträchtigt,
darauf aufmerffam ju matten, bot bie borliegenbe
Stlage ben Siotaren bie gewünfcf>te (Gelegenheit.
<5d fann au« ben borfretjenben ©rfinben
hiernach trofe be« borliegenben Urteilt feiten«
ber Notare Wot)l baran feftgehalten Werben, bog
nach, beut Sinn unb bem SBortlaut unb ber
(Sntftefyungägefdjidjte be« ©efefce« Weber bie
Beglaubigung«; nodj bie Bcurfunbungägebuhr
bie Vergütung für bie beratenbe Xätigfeit unb
bie Anfertigung be« ©ntWurf« umfafjt. Sta«
SBort „befonbere" im ©efefr ift jwar berleitlidj,
fann aber für bie Auslegung be« ©efefee« ntc^t
cntidjeibenb fein.
©ewifj berlangt bie Beurfunbung im Sinne
ber9tei(f)«gefe^e nicht nur bie fortnulare3ftebaftion,
fonbern auch bie Sorge für ben materiellen
3nt)alt ber Urfunbe bon bem Slotar. Sterin
liegt aber fein #inberni« für ben Ijamburgifchen
©efefegeber ju beftimmen, bafj ber Sfotar, fobalb
er berbflidjtet ift bei ber Beurfunbung met)r al«
blo* formal ju rebigieren, aufjer ber ©ebüt)r
einen Anfbrudj auf Vergütung für feine Sorge
um ben materiellen 3>nt)alt ber Urfunbe, b. t)-
für eine beratenbe Xätigfeit, für bie Anfertigung
be« ©ntWurf« hat. Bon ben Notaren al* un=
geredet embfunben wirb nur bie $atfacr)e, bafj
oljne au«brücflii^e Vereinbarung biefer Anfbruch
nach ber ©ebfi^renorbnung nicht erhoben, bie
Vergütung nicht geforbert werben fann. $)iefe
©efe&e*befrimmung §at ber Kläger al« im
BJiberfbrud) mit § »U2 be« B. ©. B. ftetjenb,
angefetjen.
3n bem borliegenben ftall tmnbelt c<$ ficf>
um einen $iarlcl)n«ücrtrag Don 99000 .H ®er
SRotar hatte bafür jwei (Entwürfe angefertigt,
erft ber britte ©ntWurf mar boOjogen Würben.
$>ie BeurfunbungSgebiiljr betrug 35 M 3Jtet)r
ju jaulen weigerten fleh bie Parteien unter
Berufung auf § 24 Abf. 2 ber ©ebflhrenorbmwg.
@ine Vereinbarung war borljer nicht getroffen.
Sic fam nachher nid)t ju Stanbe.
©« ift ju hoffen, bafj fid) bemnädjft eine
©elegenfieit finben Wirb, bie borftetjenbe grage,
bie für bie Notare bon aufjerorbentlicher
ÜBidjtigfett ift, aurfj burdj baS Oberlanbe«gerfnjt
cittfdt>cit>crt laffen. Dr. D SBeber.
SS. Ot t* *c» BMrtca crtault, dfftnilid) »(■
Stfa<b, folget $Birifa)afCta «bju|atie«, lic ka« 8itr bon
»raatrtit« anhäufen, bic ben »terbrti» n^t |ak«?
1) Bobfottfchufeberein $eutfdt)er
Brauereien, Verfid)erung«berein auf
©egenfeitigfeit in Berlin,
2) Brauereiberbanb für^wirtfdjaf tlichc
^ntereffen bon Hamburg unb Umgegenb,
©efcOfrfiaft mit befdjränfter Haftung
in $amburg,
3) Aftienbierbrauerei in .fc a m b tt r g
unb 19 ©rnoffen
1) ba« Aftion«; ftomitl ber SBirtenereine
bon Hamburg, Altona, 58anb«bctf unb
Umgegenb,
2) bie ©aftwirte B. Ble*gen in Hamburg
unb 21 ©enoffen.
% a t b e ft a n b :
$te im »rubrum aufgeführten Brauereien
haben bie Breife ihrer Biere unter Berufung auf
bie Verteuerung ihrer Brobuftion burch bie neue
Brauerfteuer, bie neuen 3öfle unb anbere Saften
um 2 M. für ba« fceftoliter, nämlich bon 16 X
auf 18 X erhöht, dagegen haben fi<^ bie
organifierten 3Birte jur SBehr gefegt. @* ift ba«
im Bafftbrubrum benannte Aftionö - Äomite in
lätigfett getreten, Welche« burdj flffentlidje Äunb=
gebungeu in 3eitungen unb Bolf«berfammlungen
ba$u aufforbert, ba« bon ben flagertfcf)en
Brauereien hctgeftellte Bier nid^t ju
trinfen, ferner betreibt, bafj in ben SBtrt=
ffhaften, Wo Bier au« ringfreien Brauereien - ■
im©egenfat> ^u ben flagenbenBerbanbdbrauereien
— au«gef(hänft wirb, bie« burdj ein angebrachte«
Blafat fenntlich gemacht Wirb unb enblich in ben
erwähnten Äunbgcbungen jum Au«brucf bringt,
bafj fie mit #ülfe be« Bublifum« burd? ihre
SRafjnahmen bie Brauereien pr 3urücfjiehung
ber Brei«erhöhung ju beranlaffen hoffe.
$ie Äläger machen geltcnb, bafj burch ben
gegen fie in'ö SBerf gefegten „Bohfott" ba«
Stecht ber Brauereien auf itngehinberten
©ewer bebe trieb auf« Schwerfte angegriffen
unb ihnen ein ungeheurer Schabe ftugefügt werbe.
Unter Berufung auf bie «23, S2fi B. ©. B.
Digitized by Google
hoben fie Klage erhoben unb ferner eine einftr
weilige Berfügung beantragt, bie Benagten
ju berbfüdjten, eS bei Bermeibung bon Strafe
ju unterlaffen, einzeln ober in flememfdjaftlidjer
Betätigung 1) in öffentlichen Äunbgebungeit baS
Bublifum ober Xeile beffelben aufjuforbern, fein
Bier ber BerbanbSbrauereien, fonbem nur fog.
„ringfreieS" Bier ober anbere ©etränfe in ben
@nft* unbSd&anfmirtfchaften oberBierljanblungen
ju forbern unb ju trinfen, 2) burefj folc^e Kunb*
gebungen ©aftwirte unb anbere Berfonen, meiere
Bier Herlaufen ober auSfcbenfen, jur Anbringung
bon $(afaten ober ähnlichen »nfünbigungen auf*
ftuforbern, meiere auf ben StuSfchanf ober Bertauf
bon „ringfreiem" Bier b^intoeifen, 3) ficr) alter
fonftigenBo^fottfunbgebungen gegen bieBerbanbS*
brauereien $u enthalten.
2>aS 2. ©. Serien = (Sibilfammer fjat am
4. September 1906 ben Slntrag auf ©rtofj ber
einftweiligen Verfügung abgelehnt. 3>ie bagegen
eingelegte Berufung ift als nicht begrünbet bom
O. 8. ©. gerienfenat am 8. September 1906
bermorfen Worben.
ötünbc :
©ie im Stubrum aufgeführten Berbänbe, ber
Bohfottfchufcberbanb, beffen 3wed in ber Ber*
ftdjerung feiner ÜUcitglieber gegen bie ihnen burdb,
BerrufSerttärungen unb BobJottienntgen ent*
jtehenben Schaben befielt unb ber Brauerei*
berbanb für bie Wirtfchaftlidjen Sntereffen ber
Brauerei = ^nbuftrie erfcheinen n i dj t a f 1 i b
legitimiert. gweifefloS erheblich burd) bie
«Jftagnahmen ber Bettagten gefchäbigt werben
bagegen bie mitflogen ben B e r b a n b S b r a u e r e i e n.
JBürbe ber Xatbeftanb ber §§ 823 unb 826
B. ©. B. borliegen, fo h>ürbe auch ein Änfbrud)
ber Brauereien auf Unterlaffung ber fcfjäbigen*
ben SKn&nahmcn gegen bie Beflagten begrünbet
fein.
3War ift nun auch baS 9tecf>t auf 8luS*
Übung eine* felbftönbig betriebenen ©eWerbeS
burel) ben § 823 »bf. 1 B. ©. B. gefdjü&t; ju
bgl. 3urift. SBocljenfchcift 1904 S. 292, (Sntfaj.
bei 9t. ®. Bb. 51 e. 373, 374. <£s ift aber
bisher nid)t bargeian, bafj bie Besagten biefeS
SRec^t Wiberrechtlid) borfä&lid) ober fahrläffig
berieft, noct) baß fie ben Brauereien in einer
35
No. »1.
j gegen bie guten Sitten berftofjcnben SBeife bor;
fäfelich Schaben jugefügt haben.
Stafj bie SBirte pef) ber nach 'hrcr SJleinung
grunblofen (Erhöhung ber tlägerifdjen Bierbreife
erwehren unb es burd)fefcen Wollen, bafj bie flogen*
ben Brauereien bon ber BreiSerböfjung abfteljen,
ift an fidt) etwa« ©rlaubteS unb berftöjjt nicht
gegen bie guten Sitten. SHuch ift eS ihnen nicht
berboten ober burch bie gute Sitte berfdjränft,
I ihren ermähnten 3wect gemeinfam ju berfolgen
unb baju bie Unterftüfeung beS Bier trinfenben
Bublifumd burdh öffentliche Befanntmachungen
anjurufen. S)ies Wiberfbricht fo wenig ber
9techt£orbnung, wie ben ^er rfcfjenben fittlidjen
Slnfdjauungen. ©rWägungen folget Slrt treffen
auch nicht nur jw, Wo eS fich um Kämpfe jur ©r*
langung günftiger Sohn* unb Srbeitsbebtngungen,
alfo um baS SlnWenbungSgebiet ber §§ 152, 153
©eW. *£>rbn. hanbelt; ju bgl. baS Urteil beS
VI. Gfbilfcnats beS 9t. ©. bom 12. 3uli 1906
in ber Sache ber Äieier Bäcfermeifter gegen bie
Inhaber ber „Schleswig = ^olfteinifdhen BoIfS«
jeitung" unb bai ©etoerffchaftSfartell bafelbft
worin ausgebrochen ift, ba& es nicht gegen bie
guten Sitten berftofje, wenn Arbeitnehmer jur
@rringunggünftiger2ohn*unb9irbeitSbebingungen
unb jur Befeitigung fie befchwerenber 3"ftänbc
unb Einrichtungen, bie SRitWirfung Weiter Areife
bes BublifumS burch bie Breffe unb Flugblätter
anrufen.
SlnberS wäre es, Wenn Kampfmittel an«
geWanbt Würben, bie in an fich rechts*
Wibrigen $anbtungen beftehen, ober
Wenn 9}ta§nahmen getroffen wären, welche nach
allgemeiner fttlticher Snfchauung fct>led^tt)tn ober
boch unter ben gegebenen Umftänben unbillig
ober ungerecht Wären, inSbefonbere eine frtbolc
BermögenSbefchäbigung beS ©egncrS bejwectlen
ober gar ben 3toe^ un° °en ®tfo!g hätten, bie
gewerbliche (Snftenj beS ©egnerS böüig unb
bauernb gu untergraben; ju bgl. (Sntfch. beS
9t. ®. Bb. 51 S. 384, 385, Bb. 57 S. 427.
Bon btefer-Slrt finb bie Kampfmittel ber
Beflagten aber bisher noch fletoefc«. 3nS*
befonbere ift auch eine BerrufSerflärung in ihren
Beröffentlichungen nicht ju finben.
36
Mo. »4.
24. BffliaR b»b ftriftm imd) ttt G. ¥• O. — 31*
brr lag, an nicld)em ein $fönbuBgäbefd)(u^ jiigcftcDt wirb,
initjurrdinta, wenn bie k)retn>dd)tntltd)r Jrift ttt) § S4«
ö. % D. i> {fragt ift? — Birgt la brr HJtitndjriilitiflnus
gemSf ä 84« rint «mfhwI»H|M|?
SfjitÖ in Hamburg
gegen
Äomcnjer Klamotte Ofen unb
Sfjontoarenfafctif
6*c6r. Oteiff in Äomcnj i. ©.
Au* einem Urteil be« O. «• @. VI bom
14. 3uli 1906.
(&ntfcheibung«grünbc:
5>o* S. ©. Hamburg ^at am 31. SKärj 1905
ben Arreft in ba« 93ermögen be« SNefrmann auf
ba« ©efudj be« Äläger« angeorbnet. $>er Äläger
t)at auf ©runb be« Ärrefte* am 31. 9Rär$ 1905
bem fttefemann unb beffen ©djulbner bie in § 845
g. 93. Q. bezeichnete SBenadjrtchtigung juftetten
laffen. Am 22. Abril 1905 hat ba* S. ©. £am=
bürg buret) 93efchlujj bie gorberung bei Äiefcmann
auf ©runb be* Arrefte* gebfänbet. 3)iefclbe
gorbetung ift auf Antrag ber 93etlagten burch
©erichttbefchlufc bom 21. «Juni 1905 gebfänbet
tuorben. Unter ben karteten ift frreittg, ob bie
9$fanbung ju ©unften be« Jtl&ger* recht«mirffam
ift. $>er 83orberrtchter $at bie* berneint, Weil
bie in § 845 Abf. 2 ©a* 1 <£. 93. D. bezeichnete
breüodchtge grift mit bem 93 e g i n n e be«
31. 9Rärz 1905 begonnen tjabe unb bem-
gemSf» am 20. April 1905 abgelaufen fei. $ie
grift ^at feboch erft am 1. Abril 1905 ju
laufen begonnen unb ift, ba ber 21. Abril
1905 ein gefefrlictjer Seiertag getoefen ift, erft
am 22. Abril 1905 abgelaufen. 2)er 93fanbung«*
befdjlufe bom 22. April 1905 unb bie buraj feine
8ufte0ung erfolgte 93f8nbung ftnb bab,er recht«*
mirffam.
$)ie ß. 93. O. bebtent fldj, um ben Seit*
bunft be* 99 e ginne« einer grift ju
bezeichnen, nietjt überall ber gleichen Au*brucf«s
toeife. ©o beginnen 5. 93. bie grtfien, innerhalb
beren ^Berufung, Stebifion ober fofortige 93e*
f(r)merbe eingelegt Werben fann, mit ber 3"s
ftellung ber entfcfjeibung, bie mit bem
SRMfjWmittel angefügten werben foU (§ 516 Abf. 1,
§ 552 Abf. 1, §577 Abf. 2 ©a& 2). $n anberen
ptten aber beftimmt ba« ©efefc, bafj bie grift
mit bem Jage, an bem ein ©reigni« ein?
getreten ift, z" laufen beginnen fott unb jtoar
in«befonbere im galle be« § 845 Abf. 2 ©a& 2
©. SB. O. (f. ferner ©. 93. D* § 234 Abf. 2, § 586
Abf. 2 ©ab 1, § 958 Abf. 1 ©a& 2, §1044
Abf. 2 Safe 2). SBürbe bie &. 93. 0. etwa
gleichzeitig mit bem 93. ©. 93. erlaffen fein, fo
mürbe freilich mit bem 93orberrict}ter anjune^men
fein, ba& bie bezeichneten Abmeic^ungen too^l»
überlegte feien unb in ben ftulefet bezeichneten
fallen nia)t fotoot)! bie Anmenbung ber SJors
fa^rift be« § 187 Abf. 1, al« bielmet)r beseitigen
be* § 187 Abf. 2 93. ©. 93. in $rage fommen.
%ie 93orau«fe^ung trifft aber nidjt ju; e« ift
bat)er lebiglidt) an ber $anb ber ©. 93. O. zu
brüfen, ob bie in ber Au«brucf«*oeife be« ©efe^e*
Zu Sage tretenben Abtoeictjungen beabfichtigte
ftnb. 3>ie Prüfung ergiebt, ba& bie* nicht ber
3ratt ift. Kach § 200 Abf. 1 <£. 5B. C. a.
fonnte feinem gtoeiftl unterliegen, bafe bei ber
93erechnung ber in § 744 Abf. 2 ©a& 2
®. 9?. D. a. Qc&t ©. <B. D. § 845 Abf. 2
©a& 2) beftimmten grift ber Xag, an
toeldjem bie 93enachrichtigung jugeftellt
mirb, nicht mitgerechnet würbe. S)afür,
ba& ba« ©cfe$, betr. Aenberungen ber C 93. D.
bom 17. 9Rai 1898 hieran etwa« fyat Snbern
tooüen, liegt nicht« bor. Auch bie 83eftimntunfl
bei § 222 Abf. 1 ©. 93. 0. nötigt nicht bazu,
hinfort ba, tuo bie & 93. €. bon einem §r'ft-
beginne mit bem Xage fbricht, an bem ein
@reigni« eingetreten ift, f<hon ben 93eginn
b i e f e « Sage« al« ben für ben Anfang bei
griftlaufe« ma&gebenben 3eitbunlt (§ 187 Abf. 2
93. ©. 93.) anzufeben. Auf ben 93eginn ber im
§ 845 Abf. 2 ©afe 2 £. 93. 0. beftimmten grift
finbet mithin bie »orfet>rift be« § 187 Abf. 1
93. ©. 93. Antoenbung (im (Srgebniffe ebenfo
93efchlu6 bei O. S. ©. Äicl bom 6. ^an. 1906,
©euffert ©. 93. O. § 222 9lr. 1 b).
SDa6 bie 93enachrichtigung gemäfe § 845
@. 93. O. eine Arreftbolljiehung im ©inne bei
§ 929 Abf. 2 ©. 93. D. barfteüt, ift mit ber
9iccht«fprect)ung (©euffert'« Archib 46 ©. 149,
9techt*fpr. ber O. «. ®. II ©. 358, III ©. 445,
0. 8. ©. Ittel 93efchlu& bom 6. San. 1906) gegen
bie Siteratur (bgl. bei ©euffert zu § 929 9fr. 2
Abf. 1) anzunehmen.
SDie z« ©unften be« Äläger« erfolgte 93fän=
bung ber fraglichen SWietzinSanfbrüchc ift baher
reci)tött)irffam erfolgt.
CtttWilt«<f< «l»riag. «anbir«.
nftra»( u, giTnfMulKT I W. 'Jctamrecttl. !R(MW«r Dr. O. Crai»H, 4*ml>9r4.
»«3»b««»*liitl4»«i»«r, "
Digitized by Google
No. 7.
^anfttttff^c ©cridjtöjeitunfi.
$eißfatt
€tt>tlred)tltil)e lalle.
XXVIII Jahrgang. (40. da^rgang bcc #anbelr)geri<l)t*JBritung.)
frei* fir ben (Mrgasg: nnb IMbUtt ail IRcfllflrr 20 A — $na»tblatt «Iris mit Stegifter IS A.
Oeibdtt allein mit SRcgiflrr 15 JC
cSrßfs Q?uariaf.
Hamburg, btn Ii. fttbruar.
1907.
3nb,«lt : fcint * ©gröber gegen 81. «R. ««lad & <|0. in
Hornburg — SRaria JBieb in Hamburg gegen bie
6tT0&fntKil>n-«fffnfd>oft in ^Himburg. — «ninbbncbjac&e
$ob«kIbe «r. 1016. — $. Sieker * Co. in Hamburg
4 Sknbola in (Benno.
SS. $«ftet btr »erpfösbrr ben äffrntlid>rn f fanb
ldl)I)äifmi in Hamburg für ca« grn»äi|rie Tiarle^x per-
fSaltd* ober tanu her f(onbteU)er fidj nnr an ba*
Unterpfand fyalttn ? — fiann tr wegen an btr er Jurbeniigtn
benfclben Crrpfaribrr ben Uebtrfeb,uij an» btm tfrllft
eine« SManbrS einbeulten aber maf er i|n btr *olijei
•««liefern? - Sgl. 8eit1. »ur«aaf. ®er..3l|.l»t««r.208.
£inf & ©gröber
flCßcn
Ä. SÄ. JBolad * <£o. in Hamburg.
©rünbe eineis in ber SBerufungSinftanj er:
aangenen Urteil« bei 8. ®. Hamburg C Ä. X
bom 22. Dejember 1906:
2>te Klägerin bat ftd> gegenüber ber Stuf:
redjnungSeinrebe ber JBetlagten auf bad
Urteil bei D. 8. ®. bom 7. $unt 1906 in ©adjen
Sftoliaeibebörbe gegen Jßolacf berufen, in toeldjem
auSgefübrt totrb, baß bem getoerblidjen JBfanb*
letber gegenüber bem JBerbfänber fein Snfbrudj
auf (Srfafc bei 8u*faUe* bei bem $fanbr
öertnuy jujteDt.
$a£ ®erid)t tann pd) Don ber Stidjtigfeit
ber ©rünbe beS D. 8. @. nidjt überzeugen.
<fcurdj »rt. 94 be« ©inf.--©ef. jum JB. ©/JB.
pnb bie Ianbe*gefe&lid)en JBorfcfjriften, lueiaje
ben ®efd)äft*betrteb ber getoerbitdjen *fanbleil)er
betreffen, aufrecht erhalten toorben. ©emeint
pnb foldje JBorfdjriften, wie jum JBeifbiel bie-
jenige bei breufHfdjen ©efebee bom 17. ÜJtärft
1881, bafj bie JBegrünbung be* SBfanbrerfjtS an
bie (Eintragung in ba$ JBfanbbudj gefnübft ift.
2für Hamburg ift biernaä) bie Jßfanbletljcrs
Orbnung bom 10. 2>ejbr. 1880 audj in brtbat:
rechtlicher JBejiebung mafjgebenb geblieben. ®S
fann nun feinem ßtoeifel unterliegen, bafj aud)
biefeä ©efefc babon auagebt, bafj ber Sßfanb^
(eitjer beut $fnnbgeber ein Marleben
giebt, n)eld)e£ berjhtdlidb innerhalb beftimmter
Seit jurürfjttjablen ift. JBon berfel6en 5Borau&=
fe&ung gebt aud) ber Don ber «eflagten aus
gefteQte ißfanbfcfjein au«. %ai Urteil beÄ
C 8. ©. Oerfennt nidjt, ba& bad ^fanbleiber-
gefe^ nid)t auSbrütllid) au^fbricfjt, bafe ber
Jßfanblei^er für einen «uSfall beim JBerfauf bei
JBfanbed nidbt h.a\te. 6« fonftruiert öielmefjr
einen befon beten $fanb(eil)bertrag mit obiger
©onberbeftimmung au* einzelnen Sluäbrüden,
bie bai ©efe^ gebraust unb barau«, ba& n\d)t
au^brüetlicb bie JBerbjlidjtung bei JBerbfänber«
jur SluSgleidjung ^erborgeboben fei.
S>a« ©eriebt ift ber SReinung, ba& beim 51t
©runbe liegenben DarlebnSbertrag eine JBe:
fr^rSnfung ber 6^aftbarfeit bei $ar(ebnSfrfntlbner$
auf bai ißfanb, ettoa nadj Analogie ber ©runb=
fctjulb im 3n,mobiIiarpfanbrecbt, im ©efe^e
befonberd jum »uSbrucf t>ätte fommen müffen
unb bafe eine fo meitge^enbe «broeiebung bon
Digitized by Google
38
No. «5—96.
bem auch nach früherem Siechte feftftehenben
©runbfafce ber acccffortfcben 9latur be* ftauft*
bfanbrecht* (bgl. Vaumeifter I @. 262) nicht auf
bem SBege, ben ba* D. S. @. einfchlägt, feft-
geftellt Werben tonn.
§m einzelnen ift golgenbee berborjubeben :
1. $ie »eftiutmung in § 9 Slbf. 2 ber
Vfanbleiber Drbnung, baft bei zufälligem
Untergange ber Vfanbfache fcer Vfanb-
leiber bie ©rftattung be* Starlehn* nicht »er-
langen fonne, lagt ftd^ jum SBeWeife ber JRichtiglett :
ber 61er befämbften Anficht nid^t beranjieben,
benn, Wenn eine berfönlidje Haftung be* Vers !
bfänber* überbauet au*gefchIoffen, ber V f an bleibe r j
auf bie bingliche Haftung befdjrönft fein foH,
fo ift biefe Veftimmung überflüfftg, weil felbft= '
berftänblich. Vielmehr liege fid) biefe Veftimmung
uäherlicgenb in bem Sinne einer im 3"tereffe
be« al« bei wirtfchaftlich Schwächeren oorauis
gefefcten Verbfänber« ftatuierten 2lu«nabme bon
ber JRegel beuten, bog neben ber Haftung ber
Vfanbfaaje eine berfönlidje Haftung be* Ver=
bfänber« borau*gefefet Wirb.
2. ©er Umftanb, bafj bas ©efefc bie bon
ben Vfanbleibern eingegangenen ©efdjäfte al*
„Vfanbgefchäfte" bezeichnet unb bom Verleiben
bon ©elb „auf Vfänber" fbriebt, bermag, Wie
auch bai O. S. ©. jugiebt, feine Anficht nict)t
auSreichcub £u begrünben. ftüx bie entgegen;
gefefete Anficht fann mit bemfelben Diente auf
bie Vejcidjnung „Seihhau*", bie fict) im ©efe&c
finbet, bingewiefen Werben.
3. Auch ber Umftanb, baß nach, § 0 ber
^Sfanblei^cr ■ Orbnung bie Eintragung be« J
Samens b e « Verbfänber« in b a * |
V f a n b b u dj unb ben Vfanbfchein n i dj t bor: i
gefdjrieben ift, ift feine genügenbc Stü&e für bie
Anficht be« D. 8. @.
4. ©a* ©leirfje ift bon ber Berufung auf
§ 18 Abf. 2 ber 8eib,bau& = Crbnttng bom
29. ©ejember 1882 ju fagen. (5« ^anbelt ftd)
bort lebiglicb um ein Sntcnium für bie
Verrechnung ber St Unfälle auf berfaufte
Vfänber, bie natürlich ouaj bann ttid^t ausbleiben '
fiJnnen, wenn ba* Seih/bau* an fldr) ein 9tecf)t auf
(ürfafe bce Ausfall* gegen bie ^faubgebet bat.*)
*) fluni, be* (Sinitii&r r« lück «nfid)t ixt 2. 0».
ilbcr bie ^rbrutuiii} beä Abfaßt* 2 be* § \b brr iltibhauiä'
Crbnuna, finbet nodj eine Beftätigung batin, ba§ bieier
Sbfafe friifjrr norb ben 3,|'fl6 fyaitt, „iiifoR'tit bie yefctfren,
ifflenn hiernach bem ^fcrnbleiber, er fei
gewerblicher ober nicht, nach bem hierfür mafr
geblichen bürgerlichen Stecht ein Anfbrud6 auf
©rftartung bei 8fusfalled beim ^fanbberfauf gegen
ben 3>arlebn*nebmer ^ufte^t,
Wernburg III § 272, 4,
fo barf bie SBeflngtc gegenüber ber an ftch un*
beftrittenen Jorbcnmg ber Klägerin auf bie
^hperocha au« ber Verweigerung bei VriQant=
ringe« mit benfenigen ©egenforberungen, bie fie
nach fcn 99etunbungen be« 8cu9cn 9ted)t«antoalt«
Slle^anber gegen it)ten ?)arlet)nenet)mer ©Ifan
bat, gemäg § 4W> V. ©. SB. aufrechnen.
26. $aftnag ker 3trafg(«bal|n für einen Unfall, »er
baknrä) entftanken ifr, »nf nie renkte Sornernerrnntfir nee
Hntiingtniiigeiiä nbgtid)ajft wnrbe, ker kiefen $ernn tem
inneren föagen fter betretenke ^atirgafi kiefe Wenkcrnng
•ber nod) nid|t fnnnte.
ajiaria ©ie$ in Hamburg
gegen
bie S t r a ß c u b a h n = © e f c 1 1 f ch a f t
in Hamburg.
3n biefer SBeibl. 1906 9?r. 156 abgebruefteu
Sache erging am 13. 1906 folge nbe* Weitere
Urteil be* D. S. ©. IV :
© r ü n b e :
5)ie bom flägcrifchen Slnmalt jejjt geltenb
gemachte Ausführung, baö bie SJeflagte baburch,
bofj fie ber Klägerin einen 9Bagen obne bie
früher oorbanben gewefenen Seitentür be«
SSorberberron« $ur 5«brt fteüte, fchulbboH ge=
hanbelt habe, ift jurücfjiuWeifen. ^eoer Stra&en-
ba t)nbe trieb ift mit gewiffen ©efahren für bie
Jahrgafte unb ba* üßublifum berbunben, bei
beren tunlichfter Venneibung burch geeignete
SBorfehrungen bie berechtigte JHüctficht auf bie
©chneKigfett bei Verriebe« unb bie Vequemlichteit
bei Vublilum« bielfach mit berjenigen auf bie
Sicherheit in ftonflitt tommt. SBenn eine
b. b. bie Uebcrjc^üiie bior^u nidit nii4rcid)tn, bleibt ker
Setluft ju Soften iti 2ombarb '^nftiettord utib muß oon
jfim allein getragen werben"; bteier Safe Ift biird) ®rfrfe
oom 1.'. Februar 1802 gefaOeit unb swax aui prafrifdjni
Qtrütibfii. rctil ftd? bei bem Umfange, beti ber Betrieb ii:
ben berfd>iebenen i'ombarb Solaleu angenommen hotte, bie
Seftimmung niebt mrfir burdwlbmi lieg, aitßerbem bie
Stetluitfl be* i'ombarb 3n(pettor? fitft in manener Wrt aeSnbeit
hatte.
Digitized by Google
©trage tibabttsSBertoaltung bei ber üöfung biefe«
ftonflifte«, lote bic Seflogte e« in ber grage bec
Beibehaltung ober Befeitigung bet borberen
Berrontür unbeftritten getan bat, nad) forgfältigen
Ueberlegungen unb im ©inberftänbni« mit ben
Organen ber ©id)erl}eitÄboli$ei borgebt, fo fann
bon einem Berfdjulben feine Webe fein, felbft
wenn infolge ber neuen, mit früher nid>t bor«
fjanbenen ©efaljren berbunbenen Einrichtung ein
Unglüd«faü* borfommt, ber bei Beibehaltung ber
früberen (Sinricbtungen nidjt eingetreten märe.
^m übrigen mag e« babingefteüt bleiben,
ob bie Klägerin, toie fie früber bat bortragen
(äffen, burd) einen bon ibr ju meit nadj bet
rerijten Seite be« Botbetberron« flu getanen
Stritt ober burd) meldu* .ftanblung ober Unter«
laffung ifjrerfeit« fie fonft bom SBagen bjnab*
geftflr^t ift. Unfttoeifelbaft bietet ber fraglidje
fßlab neben ber feit Befettigung ber Xür un»
gefdjüfeten ©eitenöffnung be« $erron« an fid)
für ben borfidjtigcn Jabrgaft einen genügenb
fixeren Aufenthaltsort. 2)ie« muß inäbefonbere
aud) ongefid)t« be« wäbrenb ber gat)rt nament*
lid) bei grofter ©dmeUigfeit be« SBagen« unb bei
Steigungen ober ©enfungen ber ^abrbabn
borfommenben 9luf= unb Stteberfdjtoanfen« bei
Perron« auäflefbrodben Werben, benn gegen bie
bjerburd) erboste ©efabr fann ber ^atjrgaft fid)
fd)on burd) ba« ©innebntcu etner feften Stellung
unter ilnlefmung an bie SBagenWanb, ganj
gewiß aber burd) fteftöalten am ÜBagen, j. 58. an
ben al« #anbgriffe jur Erleichterung be« Ein*
unb Slu«ftetgen«, foWic al« ^enftcrfdjuft an*
gebrad)ten 2Wcffingftangen boflftänbig fidjern.
Slud) bie .Klägerin bätte fieb alfo gegen ba«
$erau«fallen febüfoen fönnen unb jWar umfomebr,
weil al« Urfadbe ibres ©turje« ein ©djwanfen
be« Sffiagen« nirifat in SSetradjt fommen fann, ba
ber Unfall auf einer ebenen, gcrabeau« geljenben
©trede boffiert ift unb ber foeben erft in 5Be:
wegung gefegte SBagcn nod) ganj (angfam fubr.
Sluf ber anberen ©eite War bie 58etrieb«gefabr
für fie allerbing« be«ljalb eine gefteigerte, Weil
fie unbeftrittenermafjen bon ber gortnaljme ber
Xiit neben bem 58orberberron nidjt« Wufite unb
be«6alb mit bem SBorbanbenfein biefer £ür bi«
ju einem gewiffen ©rabc rennen burf te. ^inmer;
hin aber berftiefj fie, toie aud) bai 9t. ©. in
bem ba« erfte Urteil biefe« ©eridjt« auffjebenben
30
Na.
Urteile bemerft, gegen bie- im Serfebr erforber-
Hd)e ©orgfalt, taeil fie ibren Sßlab auf bem
SJorberberron eingenommen ober fid) bort bewegt
Ijat, o$ne fid) gehörig umjufefien unb übet bie
mit ibrem SBetljalten etwa berbunbenen ©efabren
ju betgeWiffern. §ötte fie bie« getan, fo mürbe
fie, toie im 8&ibctfbtud) mit ben 8u«fÜfjrungen
i&re« SÄnWalt« feftaufietten ift, ba« tjebjen ber
Jür bemerft baben. 9Rag aud; bie ®rleud)tung
bet SBagen ju fener 3e^ nod> nid^t fo b«D toie
^eutjutage getoefen fein, jebenfoD* berrfdjte aud)
bantalä infolge bei au« bem SBagen fdjeinenben,
buidf bie ©trafjenbeleud)tung bermeb^rten Sidjt*
genügenbe ^eßigfrit auf bem 58orberberron ber
©ttagenbab^nnjagen, um einem au« bem SBagcn
^erau«tretenben fßaffagier, ber fid) ben ©eboten
ber im SBerfebr erforberlid)en ©orgfalt gemäB
I bei ©innabme feiner Stellung umfab, ba« geilen
ber £ür bemerflidj merben ju laffen. «n biefer
SJorficbt aber b>t Klägerin e« fehlen laffen unb
e« trifft bed^alb al« Urfadje i^re« Sturje« ein
eigene« %erfd)ulben mit ber bor^anbenen 5Betriebß=
gefafjr jufammen.
SBei ber biernadj gemäß § 254 53. ®. 99. in
SJerbinbung mit § 1 be« ^aftbflid)tgefe^e« bom
7. 3"nl 1871 borguneljmenben Slbidjäöung ber
»ebeutung biefer beiben Unfall«urfad)en fommt
ba« ©eridjt baju, ber öeflagten Vs, ber Jrlägerin 's
be« ©djaben« aufzuerlegen.
37. Sine £i|Mttcf t«nn jwnr fir ciac ttft tünftig
tutf)«l)enke $«tbrrun| ciagttT*g(« werbtn, ni^l «ler 4»
(9tiafl<K ttnaiflcr (änfügtr flb(9mMliigt ci«rr %tt\*n.
©runbbud)fadje ^»obenfelbe 9?r. 1016.
3>er Jerien=eibilfenat be« ^anf. D. ». ©.
ju Hamburg bat am 18. ^uli H>tXj bie toeitcre
»efdjmerbc be« Dr. SR. 3Ji. al« Pfleger« ber
fünftigen etmaigen Slbföntmlinge be«Ä. Äiefetoettet
gegen ben 93efd)luß ber Sibilfammer IV be« 8. ©.
Hamburg bom (i. Suli 190« al« unbegrünbet
jurüdgetoiefen.
©rünbe:
93ei ber Eintragung einer ^bpotbef muß
nac^ § 1 115 58. ©. 58. bet ©laubiger eingetragen
merben. ©laubiger fann nadj bem SRedbt nur
ein 9i;djt«fäf)iger fein. Sluf ben ÜJlamen bon
etma« nidjt redjtdfä^igem barf feine ^botbet
eingetragen werben.
Digitized by Google
40
Ho. »7-88.
3)te ettoaigen Künftigen SIbtömmlinge
eine« SÄenfdjen fönuten an ftdj bieüeiä)t auf
©runb einer g'iftion al« retfjtöfäfiifl nnerfannt
toerben. ^m geltenben SRedjte toerben fte e« aber
jebenfaE« nüfjt. ©S feblt an einet bezüglichen
iBeftimmung. Sa« 8Hed)t erfennt lebiglidj an,
ba& ÜKenfcben mit ifyttx ©eburt Steckte ertoetben
Können unb trifft für beftimmte gfäEc SSorforge,
bajj biefer JRedjtSertoerb nor ibxer ©eburt gefiebert
toerbe. Utafc ein niebt ejifiierenber unb nur
möglicher SBelfe einmal jur ©jiftenj gelangenber
äJtenfdb, iRetbtc ^aben fönnte, totrb nirgenbtoo
anerlannt.
SBenn ber »efdjtoerbefübrer auf bie «Wög*
liebfeit f)intoetft ibn in feiner ©igenfebaft al«
Pfleger als ©läubiger einzutragen, fo ift bas
obne 93ebeutung. $)ie Eintragung toürbe nidjt
ben Sefcbtoetbefübrer al« ©läubiger bezeichnen,
fonbem bieienigen, für toeldje er jum Pfleger
befteEt ift unb bie nid)t ©läubiger fein Idnnen.
$toeifel (önnte an fldj bieEeidjt nur ertoetfen,
bog nacb § 1113 93. ®. 99. eine $r#otbef auef)
für eine Künftige gotberung befteOt toerben
fann. ©8 Kann ftd) fragen, ob barnadj ni«f)t aueb
eine (Eintragung für eine ^orberung möglich ift,
bie erft mit ber ©eburt eine« äßenfeben ju beffen
©unften entftebt. $>ic ^rage fann aber babjn*
gefteQt bleiben. 5>ie Eintragung einer #rtootbeK
für eine in biefem Sinne lünftige Jorbetung ift
nicht beantragt, ©ie mürbe auetj jtoeifeflo« ben
vom !öe]a)iucrocTuörer fertretenen ^nteiciun ttutit
gerecht toerben. ©8 toürbe fid) fragen, ob bie
.frttootbcK nicht bi« jur ©eburt eines SlbKömnu
ling« auf ©runb be« § 1163 93. ©. 93. al« fog.
Eigentümer* ©runbfcbulb bem ©runbeigentümer
Auftänbe. JebenfaE« toürbe fic ba« tun, fobolb
feftftünbe, bafe ein Slbfömmling niemals üorbanben
fein toerbe, tnöbefonbere alfo in bem ftnflc, ba{$
Ä. Ä. o$ne #interlaffung oon Slbfömmlingen
fterben foüte. 92adb) bem, toa« ba« S. ©. über
bie 93eranlaffung be« Anträge« fcftgefteüt fyat,
ift ba« erfiebtlich nicht bie Slbfirbt be*
fehtoerbefübrer«.
28. (f. C. § 848. - IWbb kae «tri«*», »«I«t0
bte ¥fä«b»ng «intr ^arbtrniig aucijttftirrdjtn ^af, aueti bti
btr :H8rfgangi8in«d)Bnfl fgldjrr ffönbenfl milwirrts ?
ÜDlerjer & Eo. in Hamburg
gegen
$agnino * 9Jenbola in ©enua.
»u« einem 93efcblu& be« gerienfenat« be«
$anf. O. 8. ©. bom 29. »uguft 1906.
© r ü n b e:
$)ie (J. D. f<f>reibt öor, bag ba« ©eridbt
bei ber 32fänbung einer ^orberung, nidjt aber
aueb,, bafe e« bei ber ^üdgangigmaa^ung ber
^fänbung mtyutoirten ^abe. 9Biü ber ©läubiger
auf bie ibm au« bem ißfänbung«bef$luf3 er--
waebfenen JRedbte oerjidjten, fo giebt iljm § 843
<E. Iß. O. ben etnjufo^lagenbeu SBeg an. ^|nbem
ba« ©efeb biefen SBeg borfdjreibt, fagt e« friU*
ftijtoeigenb, bafe ein anberer ju bem gleichen 3nx(t
niebt juläffig ift. 3m borliegenben $aü toiü bie
a9efcbtoerbefüf>rerin aber, um toeiter ju bfönben,
burä^ eine gerichtliche Slufbebung beö
$fänbung«befcr)Iuffe« ibcen fflerjicfjt auf bie
barau« ertoorbenen SHecbte jum Sludbruct gebrarbt
toiffen. Sa« ift biernacb gefe^licb titelt mbglid).
3>er ©ebanfe be« ©efe^geber« ift eben ber, baß
JRcrfjte, bie ber ©läubiger auf ©runb be« $fän=
bung«befcbluffe« bem Slrreftbefiagten gegenüber
ertoorben bot, aurt^ nur burd) eine bem 8trreft=
beilegten gegenüber abgegebene ©rtlärung
foüen toieber aufgegeben toerben bürfen. 2)aber
ift in btefem gaüe für einen gertcrjtlidjen SSefcblufe
fein JRaum. ^nfotoeit bieSöefcfjlüfie biefe« ©erid^t«
bom 26. 3uni 1888 6euff. «Ircb- -45 9tr. 66 unb
oorn 2. Störi! 1903 — i. ©. aob>« & «mmti
gegen 9Jiüaer & £o. 93«. 3- III 14/03 einen
anberen ©tanbpunft »ertreten, fann tljnen niebt
beigetreten toerben, toobei bemertt toerben mag,
bajj bie in bem lefetgenannten 93efdr)lu& angebogenen
©ntfebeibungen be« 9i. ©. in Scuff. Sirebito 48 <Rr. 7f»
unb ©ntfdj. 93b. 15 »r. 113 ©. 408 fg. ben biet
borliegenben %aU, bafe bie geridjtlicbe Slufbebung
be« 9Jfänbung«befebluffe« ben Serjidjt be« ©Iäiu
biger« nacb § 843 6. 0. erfe^en foü, niebt
treffen, ^n bem gaHe entfd). 93b. 15 9er. 113
toor ber Slrreftfläger bureb 8abIu,,9 feiten« ber
»rreftbef tagten befriebigt ; in bem gaüe ©eufferf«
Slrrbio 4« 9ir. 75 aber toar ber nacb bem bamaligen
§ 742 ©. 93. O. erfiärte 9?erjic^t borau«gegangen.
C III »lüntl Jlrtlaj. t«».*«». «trnunnfir^c «. 8»tnfrrc«J(« I «RS. «P<ctiiig«rll. S«»of1f«t Dr. C. »tubH,
trsd rnt Jtt jn« <i«tl« aK«s«t, 9<na»ur»
Digitized by Google
Ko. 8.
41
No. »9.
^anfrattf^e ©trirfitSjeirmig.
Vbtibtatt.
«ioilteditltrfie fällt.
XXVIII ^ahr^anB. (40. So^rgonfi bft $anbcI*0eri$W.3eitimfl.)
«rci« flr bca 3a)rgaag: $aa»t. anb »clbfatt Mi( 9*egtpcr 20 X - £au»tb(att afleia mit 9tcflif»cr 15 X
«tiblatt aleia mit »rgifter u x
$ambnt|, ben 21. getrnar.
1907.
fabelt: * $«flO ©$ul|> in tyrntburg gegen ben $am-
L'urfltiAni Staat, Wirrten burcb, bie Öinonj • Imputation.
- KeditJanroalte Drea. $et» unb SBaRermonn in $wm.
bürg gegen ben «edu^aiuoolt Dr. Ute iu Hamburg. —
- Vau «Nie $irfa>felb, geb. Seit in Cambnrg arg'»
bie Sirmo Woiel-Cognac JSrnmerei in trier. — Hebert
fflorm«! in Homburg gegen Ii» i Iii »öttcfjer tu Gurtjaöen.
- 0«far Sranji Goun in »ergeborf unb (Sbuorb Senn
in Jwnibura. a/gen grau TOarte SBilman* in flltenburg.
- Worit äürtber in aSürjburg gegen bm tcftamcnw-
luUlftreder bon Sacob ÜNattjtnfon tn Hornburg. — <S. SB.
Xöbtrr & Co. in Hornburg gegen Äoefoeb A 3foo»{on in
fr nm bürg.
29. Dann eine Sicaflbartelt Sffentlio) . rrftUidie-
3a4«It» («■■btfdjrintadfl na* bcr Strafte ja) bar*
friaataertrag begrlnbet werbea? — (Fe (aaatt tiar
$riaialfervitiit ned) rämifdjfm SHed|t nur \n Wanfitn
einet »cfHataitca öritnkftüiftf btgruabet werben; bie«
war and) bambargifditat Wcd)t anbtr*. - ffa rannte aucb,
Xienftbarfeitcn 311 (Bunffcn beS Staaten nua anberer
Srllit^cn abtr ^ßerf atetenffreife. — Blaßte eiae f old^c
Sieaftbarfeit bit Defrieblgaag riae» befliaiaiten Btbitf.
niffrS )«m ©egtnftank b,o*«a?
V. $ugo ©c^ul^ in Homburg
gegen
ben fcnmburgifdjen Staat, bertreten burd)
ble 8rinanj«$ebutatton.
Satbeftanb:
$em ©runbftüd be« ÄlägerS ©armbed 93b. 1
®l. 44, belegen jhufdjen bcr $amburgerftrafje
(früher ©armbetfer Sanbftrafje) unb ber Ober«
altenaüee, ift in bem Vertrage bom 4. Slug. 1823,
burd) ben e$ bon ben bamaligen Sanbljerren bei
jum fceiligengeift • £ofbital geljBrenben 2anb-
Beiblatt.
gebiet«, al« Borgern be* $ofbitaU, an 3. SR.
Ve^möUer berfauft hmrbe, bie »efdjrfinfung
auferlegt Horben:
„2>afj bie — tote bei ber obrigfeltlidjen
©eRdjtigung befttmmt — auf biefem Vlafc
an^ulegenben SBoljngebäube 10 gu& bon ber
Vorbereite ber Sanbftra&e jurüdgefe&t bleiben
unb fo(dt>e 10 gufj ald ©berrmafee anjuneljmen
unb bon feinem Sanbe Ijerjugcben finb."
Sil* Jtlöger im Saljre 1903 bauen wollte,
berlangtc bie $inan3-2)ebutation al* Vertreterin
be* ^amburgifc^en ©taate« bie ©intjaltung biefer
99aubef(^räntung unb einigte ftd) mit bem 5l(8ger
babtn, ba§ er 5000 X als SBert biefed bom
©taat beanforudjten 9flecb,t« bi* jur @ntfrl)eibung
bei barüber ju ffl^renben 9te<^t*ftreit« einjujal|len
b^abe. S)er Älägcr b^at bie ©umme gejault unb
forbert flc je^t mit 3<nfeu bom E>amburgifc^eit
©taate jurüd, inbem er geltenb mad^t :
®d ^anbele ftr^ nidjt um eine bribatrer^ts
lir^e ©erbitut, fonbern um eine öffent(icb,=rec^tUd)e
99aubefrf>ränfung, bie in ffiegfaD gerommen fei,
feitbem ber SBebauungäblan für S3armberl bom
14. Slugitft 1903 feftgeftettt worben fei, ber für
bie $amburgerftra|e feine ©aulinie borfdbreibe.
©oDtc ettoa in ber SJertragdbeftimmung nidjt bie
geftfefeung einer »aulinie, fonbern ber ©tra6en=
linie unb bie Verpflichtung jtir ^ergäbe ber
10 gufe an bie ©trage ju finben fein, fo fei
nudj ba8 erlebigt, benn bie ©tra&enlinie fei eine
anbere unb bie §ambttrgerftra&e fei bereit« im
Digitized by Googfe
42
Ko. »9.
übrigen in ifirer ganzen »u«bebnung bi« au bie
©trage bebaut. S)er SJeflagte fiabe barum übers
baubt fein ^ntereffe mefir an ber frreitigen
Sefcfirönfung.
©a« D. 2. @. II bat am 11. 3Rai 1905 bie
Älage abgetoiefen.
3>a« St ®. V berfcarf am 2G. SJlai 1906
bie Stebifion be« Äläger«.
@ntfcr)eibung«grünbe:
$ie ©ntfefieibung bei £Jerufung«gerier)t«
grünbet ffcfi auf bie 8lu«ffifirung, bog in bem*
felbcn SJertrage bom 4. Sluguft 1823, burefi ben
bie Sanbberren be« jum ^eiligengeift^oftoital«
g c porigen Sanbgebiet« bai ©runbftüd bei iefetgen
SUftger« al« bribatrecfitlicfieSJertreter bei §ofbitaI«
an Sefimöüer berfauften, ftugleicfi burefi bertrag:
ltdt)c Abmachung &mifcfien ben Sanbberren in
beren ©igenfefiaft al« Vertretern bei bertlagten
bamburgifefien Staate* unb bem Ääufer SJebmöüer
bai berfaufte ©runbftüd mit ber in grage
ftetjenben baubolijeilicfien SSefcfiränf ung
b i n g l i cfi belaftet toorben fei. S)a«
S)erufung«gericfit fagt biefe SJelaftung redjtlicfi
auf al« eine ju ©unften bei SJeflagten int ^ntereffe
ber Stttgemeinbeit begrünbete ßffentli(fi=recfitlicfie
SJräbialferbitut, bie — toeil auf einem bribat=
recfitlicfien Sertrage berufienb — burefi bie im
gafire 1903 erfolgte anbertoeirige gefefclic&e $eft=
fteQung ber in Starmbed ju beobaefitenben bau*
boliieilidjen SJorfcfiriften nidjt berührt toorben fei.
$>ie 3Jtögltdjleit ber JBegrünbung
einer ©erbitut bon an fidj öffentlicfi*
recfitltcfiem ^nbalt burefi J>ribatrecfitlicfien
SJ ertrag lägt fid) niefit beanftanben unb barau«
folgt toeiter, bag bem Skrecfitigten au« folefiem
Sertrage aud) ein SJribatrecfit ertoäcfift. ©ben*
fotoenig lägt fiefi ein Siebenten bagegen ergeben,
bog bai Sierufung«geri<fit in bem SJertrage bon
1823 eine bertraglicfic ©egrünbung ber in Siebe
ftebenben ©erbitut gefunben l>at, benn ba ei bei
bem Käufer SefimäQer ftanb, ob er ben Stauf
unter ben im SJertrage feftgeftettten SJebingungcn
abfefiliegen tooüte ober nidjt, übernahm er mit
bem Sbfcfilug auefi bie im Öffentlid)en ^ntereffe
fiinjugefügte SJertrag«bebingung. SBenn bie
Stebifion eintoenbet, bag bie Unterwerfung«*
ertlärung be« «JJribaten unter eine ibm in öffent=
lidjem ^ntereffe obiigfeitlid) auferlegte «au*
befdjränrung recfitliefi bebeutung«lo« fei, fo ift
bai aüerbing« ridjtig, aber e« fianbelt fiefi Ijier
niefit um eine bon ber Skfiörbe berfügte S)au-
befdjränfung. 2>a« 99erufung«gericfit lägt au«*
brüdlidj bafiingefteüt, ob bie Sanbberren befugt
geroefen fein mürben, bem Ääufer biefe SJefcfiräntung
in ber SJenufeung feine« eigenen Sanbe« bon
Obrigteü«toegen aufzuerlegen; ei fteHt bielmefir
fefi, bag bie« niefit gefdjeben, fonbern bag bie
Auflage mit bertrag«mägigcr guftimmung be«
SJerbflidjteten erfolgt ift.
3)ie Stebifion beftreitet aber bor Slüetu, bag
biefe bertraglicfie Slbmadutng einen recfitliefi ju=
läffigen 3nbalt gebabt fiabe, meil ber bom
93erufung«gericfit angeb>anbte 33egrtff einer
I Sräbialferbttut auf ben borliegenben \$aü berfage.
©ie errennt an, bag ba« fiier maggebenbe gemeine
iHecfit ben römifefi=reefitltefien ©runbfafe, bag eine
©runbbienftbarfeitnur ju©unften eine« beftimmten
©runbftüd« befteben fönne, niefit feftgefialten,
fonbern ©runbbienftbarfeiten auefi ju ©unften bei
©taate« ober eine« anbereu örtlicfien ober
Serfonenlreife« jugelaffen fiabe, immer aber fei
babei — abgefeben bon bem ©rforberniffe ber
3)auer — berlangt toorben, bag bie 3>ienftbarfeit
bie SBcfriebigung eine« fonfret beftimmten 93e=
bürfniffe« jum ©egenftanbe fiabe,
bgL ffintfefi. bei St. ©. »b. 4 ©. 132, SJb. 14
©. 214; ©tobbesSefimann, 3)eutfcfie« $ribot*
reefit SJb. 2 * § 132 Str. 3
unb gerabe barüber fefile e« fiier an einer
geeigneten tatfäcfilicfien ^eftfteDung. Äuefi biefer
SJortourf gefit fefil. 3)ie bermigte greftfteHung
erübrigte fiefi im ^»inbltcf auf bie Kar bor Sugen
(iegenben tatfäcfilicfien SJerfiältniffe, bie leinen
3h)eifel julaffen, bag e« fiefi bei 8Iu«bebingung
ber SJaubcfcfiränfung, abgefefien bon ber ©r*
jielung eine« angemeffenen ©tragenbilbe« unb
mirtfefiaftliefier SJorteile für bie bortige ©tabt^
gegenb, um bie SJeförberung ber öffentliefien
©efunbbeit«bflege unb geuerfiefierfieit, fomit um
3toede fi^anbelte, bie bie ©tabt felbft unb bereu
S3eujobner angeben unb mit Steefit bom Berufung«:
geriefit al« bem ^ntereffe ber SlCgemeinfieit
bienenb bejeiefinet nierben.
5>en SJormurf ber ©b,ifane toeift ber Sie*
rufung«riefiter mit ber jutreffenben ^erborfiebung
be« bon betben Parteien anerfannten erfiebliefien
©elbmcrte« ber flreitigen SJefefiränfung jnrüd.
Digitized by Google
2Bi rtn ber JBebouungäplan für IBarmBed für 1903 j
übertäubt feine SBaulinie borfdjreibt, fo ergieBt
fid) fdjon Borau«, ba& ber Staat ein gntereffe
baran fjaben fann, ba« ftreitige 5Bertrag«redjt in
ber $anb $u behalten, bafj alfo bie 93orau«=
fefrung be« § 226 58. ©. JB. fefjlt: ba& btc
»u«übung be« 9ledjt« nur ben 3Wed b>ben
fönne, einem «nberen ©traben gujufügen.
30. Rann blt (Frtytbmng itn b ftbltcfcntngügtbütyt hti
Anwalts Dom iinlcrltfleitcn Gegner (rftarrtt •crltugt
werben ? 4?aft) Vmtbtguiig ber ^niangeuollffrttfung fann
tai Sodflrr(f«ngf geriet ni^t mc^r rnlfttibrn, ift fo!$«
Otrbtifcr mit Nrd)t in «iif«(j gebraut ift.
9lcd)t«anwälte Pres. $e(« unb SBaffermann
in §amburg
gegen
ben 5Red)t*nnWaIt Dr. i'eo in Hamburg.
SBeHagter blatte A 10,50 ©rljebung«:: unb
9lbliefcrung«gcbübr gegen ben unterlegenen
©egner feine« Sttanbanten jur SBoUftredung ges j
bracht. 2>er ©djulbner trat feinen anforud) auf j
9tüderftattung ben Magern ab unb SBeflagter
berfpraeft 9tiid£aBlung, fall« jene ^Beitreibung
ungerechtfertigt gewefen fein fönte. S)a« S. ©. |
©. St. X Wie« aber am 29. «Dtärj 1906 bie Älage
ab, weil ba« SBo[lftredungSgerid)t erft über bie
^Berechtigung be« Vlnfa^e« fjabe entfdjeiben müffen.
2)a« D. S. ©. IV bagegen Bat am 15. Oftober
1906 ber Älage entfbrodjen.
© r ü n b e :
1)em 8. &. fann in feiner SBuffaffung, bafj
bie fflage gegen ben »eflagten auf ffiüdjabjung
ber bom flägerifdjen ©ebenten bei ber Sloang«-
bollftrcdung 511 biel bejahten Äoften fo lange
nidjt julaffig iei, a(« nidjt bn« juftnnbige SBoü*=
ftredung<»geridjt barüber entfdneben öabe, ob bie
bom ®eridjt«oo0jieb,er in Slnfafc gebrachten
SBoUftredungägebübren $u Unrecht angefefet feien,
nidjt gugeftimmt werben. Senn unftreitig war
fdjon jur 3eit ber Ätagevfjebung ber fragliche
SBetrag Don bem @erichl«boügie()cr an ben
©laubiger ober an feinen embfang«beboUmärhs
tigten tBnWalt abgeliefert, bie 3wangsooüftrerfung
alfo bcenbet, unb bie iBeftimmung be« § 766
©. £}., Wonad) bem i8oUftredung«gerirf)te bie
©ntfdnubung ^uftebt, wenn in Slnfetjung ber bom
©erirf)töbolt,iieb,ct in 3lnfa|j gebrachten Moften
43
No. *9— 21«.
(Erinnerungen erhoben Werben, Begießt fid) nur
auf Währen b be« 8tanfrretfungäberfab,ren« ju
treffenbe (gntfdjeibungen. S)a8 SJoDfrredung«*
geridjt ift ein Organ be« SBoUfrre<htng«berfafjren«,
mit beffen SBeenbigung naturgemäß feine grunftion
erlifdjt. ©« ift berufen, bie« SBerfaljren entWeber
felbft ober im »uffid)t«Wege (§ 766 ©. SB. £).)
gemajj ben Sßrojefjgefefeen ju geftalten, nidjt aBer
rein bribatredjtlidje Sflnfbrödjc, bie au« einer
unrechtmäßigen SBottfrredung unter ben Parteien
entfielen, Wie in«Befonbere foldje auf ©chaben«*
erfafc ober au« ungerechtfertigter ^Bereicherung
ju entfdjeiben. $>em entfbridjt audj bie all:
gemeine SRemung (bgl. ©aubjj*6tein ju § 766
C. $. O., 9t. ©. in 3urift. SBodjerifdjrift 1896
©, 32, ©euff. Ärdjib 5Bb. 46 5Rr. 77, 54 9er. 264
(Hamburg). Sind) ba« bom 2. &. für feine
«uffaffung citierte Urteil be« 91. ®. in ®ntfdb,.
»b. 40 6. 367 nimmt bie guftanbigfeit be«
58oüftredung«gerid)t« nur für bie jur fttit nodj
fd)webenben ^fünbungen, nidjt aber für bie fdjon
beißcttiebetien 33eträgc an.
S)ie Älage ift mit 9led)t gegen ben SBeflagten
gerichtet. 3)enn unftreitig Bot er für ben gaü,
ba| bie grirma 92eumann & ©0., für bie ber
frngltdje betrag bot! beut Gcbentcn ber Kläger
burdj ben ©erid)t«boÜ)ieB^r eingeforbert War,
jur iHftcfja^lung ber|)ftidjtet fein foüte, gegenüber
ben Klägern fidj jur 9tüdjablung berbflidjtet.
(5« mag auf Rd) Berufen, oB bamit, Wie aüer»
bing« nad) ber gangen ©adjlage Wo^l anju nehmen
ift, eine b^tbatibe ©rBulbübernaBme im ©inne
be« § 414 58. %. SB. ober nur eine tumulatibe
gemeint gewefen ift, ba bie für bie lefrtere bon
ber b,errfd>enben Meinung — cfr. 9t. ©. Sntfdj.
in ©euff. »rdjib 58b. 58 9tr. 138, Sntfcr). ?Bb. 59
©. 232 — geforberte fdjriftlidje %t>vm burd) bie
©rllärung be« iBcflagten bom 23. 9Kärj 1906
gewahrt ift. — — — — —
Sie fBebingung biefer ©djulbOberna^me, bie
fidj farr)lidt> übrigen« fd)on bon felbft berftanben
tlätte, ba aud) in ber bribatiben ©djulbübemaBme
nidjt oljne SBcitere« jugleid; ein ©dmlbanertenntni«
liegt, ift gegeben, ba in ber Zat bie ^Beitreibung
ber ©rtyebimg«gebüt)r be« SlnWalt« ber bamaligen
Klägerin, alfo be« jc^igen SBefiagten, ju Unredjt
gcfd)eBen ift. 3» i^wr 9ted)tfcrtigung beruft
ftd) bev ^cflngtc Icbigltrf) bnrnuf, ba6 bie ®r-
Digitized by Google
44
No. SO— Sl.
tjcbungSgebüljr $u ben nacf) ben SBro^efsgefefcett
bom Verurteilten ©cfntlbner £u erfetyenben Äoften
gehöre, fo bafj e« einer Unterfuchung barüber,
ob fidt) bie ©inforberung ebentueH au« bem
©eficfitöpunft be« SBerjuge« rechtfertigen liege —
in Welchem galle bie ^Beitreibung jebeufaH« nicht
in biefer gorm hätte gefd)et}en bürfen — nicht
bebarf.
$>ie 6. SB. 0. unterfdtjeibet jWtfdjen ben
Äoften be« 9techt«ftreit« (Sßroje&loften), bie grunb*
fä^Iid^ ber int 5Bro$effe unterliegenben Sßartei
jur Saft fallen (§ 91) unb ben Äoften ber
8wang«bolIftrecfung, bie grunbfafelich ben im botfc
ftrecfbaren Sitel genannten ©cfmlbner treffen
(§ 788). Unter erfteren finb im allgemeinen bie
jur ©rWirl ung, unter festeren bie floften
berjenigen $anblungen ju berftetjen, bie jur
SoIIfiredung einer gerichtlichen ©ntfdfjeibung
borgenommen hier ben. 2>ie bem 9iecht«anWalte
nae^ § 87 9techt«anWaI«=@eb. = Drbn. juftefjenbe
©ebüfjr für Erhebung unb Ablieferung bon
©elbern fällt Weber unter bie einen noch unter
bie anberen, fca bie (Empfangnahme ber ©elber
feiten« be« ©laubiger* ober eine« (Smpfang««
beboHmächtigten $War ba« erftrebte 8^1 be«
ganjen »erfahren« ift, aber Weber ju ben auf
©rtoirfung nodj ju ben auf SJoEftrecfung einer
(Snlfcfjeibung gerichteten $anblungen gehört.
SBei ber 3toang«boItfrrectung in«befonbere ift ber
lefrte brojeffuale Aft bie Ablieferung ber bei=
getriebenen ©djulbfumme burdt) ben ©ericht«*
boHjM>her, beren Soften bemgemäfj ber ©djulbner
auch «o«h 8« tragen hat; bie Empfangnahme ift
aber ein rein cibilredjtlidjer alt, ben ber ©laubiger
auch °5ne »rojefjberfahren bornehmen mufi unb
ju beffen Vornahme e« leiner projeffualen Äcnnh
niffe, alfo auch feiner recf)t«runbigen $ülf«fraft
bebarf. fcajj bie« auch bie Auffaffung be«
©efefce« ift, geht flar au« § 81 G.SB.D. herbor,
wonach bie SBrojefjboHmacbt Wot)l jur Rührung
bc« 9techt«ftreit« unb ber 8b>ang«boIlftrecfung,
nicht aber jur Empfangnahme ber ©cfmlbfumme
(fonbern nur ber Äoften) ermächtigt unb au«
ben SDtatiben $u bem cntfprechenben § 77 ber
alten K. D. (bgl. auch ©aupp ■ Stein VI ju
§ 91 unb bie bort in Kote 46 ©enanntcn).
81. ItntfrWeb «nif^en Sorfectalffgut unk $mn»»9*t.
— echtere« f »0 kaaerak kea Bwetfen ker Cfk> kieata. —
3fl kir Umnaakelaac cingckra^ten Witte« ia 8arkc^aIM>
gut oker aatgctc|rt ktr ajiaabigeraafed}raaa tntgtara?
grau Elife #trfchfelb, gcö. 9Bcil
in Hamburg
gegen
bie girma aJtofel = Eognac = 93rcnnerei
in Trier.
AU Klägerin Auguft 1902 heiratete, erhielt
fie bon ihren 83erWanbten 50000 JU alt 93or*
behalt«gut, in #bbotb>fen anzulegen. 3m
5)ejember 1903 fchlofc fle einen «ertrag mit
ihrem SKanne, wonach, ba bie Anlegung in
.fctjbothefen unterblieben fei, ihr anbere SJer*
m5gen«ftacle be« SÄanne« (barunter auch ber
#au«ftanb) betrieben mürben, um hinfort ihr
Sorbehaltgut ju bilben. 5)ie beflagte $irma
hat ben $au«ftanb pfänben (äffen unb gegenüber
ber 3nterbention«flage anfechtung be« Sertrage«
bom S)ejember 1903 eingetoenbet.
$a« O. S. ©. III betätigte am 29. ©ebtbr.
1906 ein Urteil be« 8. ©., ba« ber Klägerin
einen @ib anbertraute, bafi fte bei bem »ertrage
bon einer !Benachteiligung«abficht ihre« Spanne«
gegen feine ©laubiger feine Äenntni« gehabt habe.
©rünbe:
$>a unftreitig ber Sertrag bom 29. $)ejbr.
1903 innerhalb be« legten ^o^red bor ber An=
fechtung gefchloffen ift, fo ift ber § 3 Str. 2 be«
anfechtung« = ©efefre« auf ben borliegenben Sali
anjumenben. 5Benn ba« S. ©. feine anmeub*
barfeit berneint hat, fo fann ihm barin nicht
beigetreten toerben. @« beruft fidt) für feine
Anficht auf eine nach früherem Stechte, unter
welchem bie innerhalb ber legten jtoei 3ah« *<>t
ber jfanfur«eröffnung (9techt«hängigfeit be« An*
fechtung«anfbruch«) bemirfte Sicherftetlung ober
9tüdgeroär)r eine« £ e i r a t « g u t e « tc. in ber
SRegel ohne SBeitere« anfechtbar war, ergangene
SR. ©.=©ntfch. (93b. 31 p. 123 ff.) unb führt au«,
bafi auch biefe jefct noch Antreffe, nachbem bie
betreffenbe SSeftimmung befeitigt fei. ®« fann
aber bahtngefteßt bleiben, ob ba« bann ber 2faH
fein würbe, Wenn e« fidj um bie ©icöerung ober
Stücfgewafjr bon ^>eirat«gut hanbelte. 2)enn hier
fteht ein ^>eirat«gut nicht in ftrage, fonbern
Digitized by Google
borbefialtene* ©ut ber ©befrau, auf Weldjeö
nach § 1371 S3. ©. SB. bie bei ber ©üterrrennung
für ba« Sermögen ber grau geltenben 5Bor=
fdjriften entfbredjenbe Snwenbung finben. 2>er
Umftanb, bag bie grau, bie ifjr 93orbebalt«gut
bitbenben 50000 Ä ihrem SRanne gegen t)hbotbe=
farifrbe Sicherung, fei e« jur SBerWaltung, fei
e* al« Darlehen (biegen 20000 M. ift ba« Ic^te
im Settrage bom 4. Sluguft 1902 au«brücf(icfj
ausgebrochen unb etwa« an ber e« bebeutet e«
aucf) fdjwerlid), wenn gefagt wirb, bog fte
30000 X in mit minbeften« 4 b(£f. befindlichen
.£>tjbotbefen im Sbotbefengruiibftüd ihre« 9Ranne*
anlegen foDte) Eingegeben hat, bermftgen ba«
borbeljaltene Vermögen nicht ju einem $etrac«gut
im Sinne bei früheren § 3 Str. 4 be« SlnfecbtungS;
©efefce« (§ 25 9ir. 2 ber Äonrur&Orbming) gu
machen. Staburcb, wirb e« nicht ben .Sweden
ber ®fje g e w i b in e t. 9tur ein burdj SBer*
einbarung b a u e r n b ben $weden ber @bc
gewibmeteä 83ermögen hmrbe aber al« $eirat«gut
angefeben, cfr. Sieger Hufl. II p. 299 unten,
tBilmotoäft) Äonf.-.Drbn. SKufl. 5 p. 145, 91. ®.
3urift. 28o^enfa^r. 1901 p. 517 9ir. 6.
91 ber auch ber Klägerin fann nidjt ERecfjt
gegeben Werben, wenn fte bie Unanfeef)tbarfeit
be« hier borüegenben Verträge« für bic ©laubiger
be«balb bertritt, Weil bie (Seeleute ba« etielirije
©üterredjt beliebig regeln unb and) ber %xau
iljr 93orbebalt«gut beftimmen fonnten. Scbon
bie (allerbing« bou Wernburg SBfirgcrI. 9ted)t
SBb. IV p. 132 unter II, 1 bejahte) grage, baß
bie UmWanbtung bon eingebrachtem
©ut in SBorbebaltSgut unb umgefebrt,
fcfjledjtrjin ber 9lnfed)tung ber ©laubiger ent=
Zogen fei, ift zweifelhaft unb bon bem 91. ©. in
feinen (gntftfj. %uxi\t. 2Bochenfcf)r. 1901 p. 385
unb 1904 p. 183, ©ntfeb. bei 9t. ©. 33b. 57 p. 81
berneint Worben. £ier banbelt ei fid) aber
nidjt lebiglicb um bie UmWanbelung bon ein«
gebrachtem ©ut in SBorbebaltägut ober umgefebrt,
fonbem barum, bag ber SRann a u 8 feinem
93etmbgen ber grau 93ermögen«ftüde über=
tragt, bie bann allerbing« gleichseitig für SJors
be&altfigut ber grau etflärt Werben.
Die SlnWenbbarfeit bei § 3 9er. 2 be« Sn*
fedjtungöflefejje« auf ben borüegenben Xatbeftanb
ift bat)er gegeben. $u bezweifeln ift aucf) nicht,
bag bie ©laubiger bei SHanne« burch ben 2?cr=
45
No. Sl-33.
I trag unb bie baratt Reh, anfdjlicftenbe ©tgentum«;
Übertragung benachteiligt flnb.
(Söirb aufgeführt.)
$>a bie 91 b f i dj t be* ©bemanne* ber
Klägerin, feine ©laubiger ju benachteiligen, nach
§ 3 9er. 2 bei 8lnfecbtung«gefefee« bennutet wirb
— cfr. 9t. ©. 83b. 51 p. 77 — übrigens aber
auch bei feiner &ugeftanbenermafjen fcrjlechfen
93erm5gen«lage, bie Rd) bi« jum Vertrage bom
23. Dezember 1903 feit ©ingebung ber ©he
fortbauernb berfchtechterte, unbebenflid) als er*
Wiefen anzunehmen ift, fo fragt ei Rcf) nur noch,
ob bie ftlägertn ben 9?adjWei# erbringen fann,
bag fie bon ber JUbftcht ihre* SDlanne«, feine
©laubiger z« benachteiligen, feine Äennrni*
gehabt habe. Da« ©ericfjt glaubt, bag Klägerin
biefen 9fachwei* infoweit erbracht h«»t, bag ihr
barüber ber im erften Urteil für fie normierte
@ib al« richterlicher @ib auferlegt Werben fann.
(2Birb aufgeführt.)
wenn brr ^fSnbcnbt brn 9<ad|B)tiä itt fflgtntiime abwartet?
9tobert SBormed in Hamburg
gegen
2Biih. 335ttcher in fXujhaben.
93efd)lug be« D. 8. ©. II bom 15. 9Iob. 1906 :
99eflagter hot bei 9. ftönnede in Cujbaben
am 26. Slpril 1006 pfänbeu laffen, obwohl an»
gegeigt Würbe, bie ©ad)en feien laut borgejeigter
SBerlaufäafle Eigentum bei Äläger«. tiefer
fd)rieb, bie Sachen feien ihm auf ©runb eine*
unbezahlten 3)arlebn$ übertragen unb forberte
freigäbe. Sil« bem nicht enrf brechen Warb,
flagte er unb bann lieg 93ellagter bie (Sachen
frei. Die Parteien ftreiten, Wer bie Äoften ju
tragen hat. 3>ad S. ©. ©. Ä. 1 f)at Re am
15. ^|uni 1906 bem 93eflagten, bagegen baä
O. S. ©. II am 15. 9tobember 1906 bem Äläger
auferlegt.
© r ü n b e :
5>a* SBefcbwerbegeridjt geht in Ueberein=
ftimmung mit feiner in 9techtfpr. ber O. S. ©. 5
<B. 40 mitgeteilten (Sntfcheibung i. ©. SÄatthu«
gegen Äod & (So. bom 22. SÄärj 1902 babon
au«, bag ein ©laubiger, ber im 93eft|e feine«
Schulbner« befinblictjc Sachen pfanben lögt, bic
Digitized by Google
46
Wo. IIS -SS.
©igen tum eine« dritten finb, burd) biefe« fein
Verhalten ntd^t ohne Sßeitere« bem dritten ;
im ©innc be« § 1)3 ©. B. £>. Beranlaffung
jut $n terbenttonäf läge giebt uttb bog e«
beut bfänbenben ©laubiger nirfjt jujumuten ift,
ber blo&en ©rtlärung be« ©djulbner« ober
be« ©tgentümer«, bafj bie ©adjen bem ScfeJcren
gehören, o h n e 3B e i t e r e « © I a u b e n 5 u
fdjenfen. Diefen ©eftdjt«j>uttft bat aud) 6a«
8. @. nicht berfonnt. ©« tft aber ber Slnfldjt,
bafe int borliegenbcn galle ber ©laubiger fid)
auf bie ben ©igentum«crwerb«gninb be« &(nger«
mit genügenbet Beftimmthcit bezeichnete ^freigäbe*
aufforberung n i d) t ganz a ff i b t) ö 1 1 c
b e r h a 1 1 e n börfen unb bafj ber Kläger, weil
Bcflagter aud) nadj ©rlafi be« amt«gcrid)tlid)en
©tnfte[(ung«befd)Iuffe« bei feinein ©tiüfdjWeigcH
bcrlwrrte, bic« al« Ablehnung aller Untcrhanb» |
lungen betrachten tonnte. Dem bermag ba« !
Befd}werbegertd)t nid)t beizutreten, ©erabe Weil
burd) ben ®inftellung«befd)lufi be« 91. ©. ber [
Älöger borläufig gegen bie Durd)füt)rung ber
3toang«bo(lftrcdung geficr)ert war, burfte ber
BcHagtc erwarten, bog Kläger innerhalb ber it)m
bom 81. @. für bic cbentuclle Beibringung ber
©ntfd)eibung be« Broze&gerid)tö gefteUten bier jet)n=
tägigen grift aud; otjne au«brüdlid)e Slufforberung
feinerfeit« b a « j c n i g e tun würbe, Wa«
normaler SEBeife berlangt Werben mujj, um
ben bfänbenben ©laubiger babon ju |
überzeugen, bog bie © a d) e n n i d) t j
(Eigentum b e * ©d)ulbner« waren, in
beffen Brfi& flc bon bem ©crid)t$oollziel)cr be=
troffen Würben, ©« fnnn aud) nicht onerfannt
Werben, bafo bie bem Äläger $at Verfügung j
fteljenbe Jrift ju furz War, um bei ber ©nt» |
fentung zwifdjen Hamburg unb ©ujbaben bem
Beflagten ober feinem Brozeftbebollmäd)titt,tcn ben
©ertrag, auf bem Srläger feinen ©igeutum«:
anfbrud) ftü&te, in llrfdjrift ober in beglaubigter
Slbfcörift zugetjen z» toffen. Unter biefett Um»
ftänbcn fann nidjt gefagt werben, baß Beflagter
im Sinne be« § 93 ©. V. 0. Vcranlaffung zur |
tftageerhebung gegeben b,atte unb ba er nadj
Stlageerbebung aber bor bem Vcrbanblungötcrmin
ben Slufprud) bcö flläger« befriebigt bat, fo
muffen bie Äoften nad) ber angeführten ©efebc«»
beftimmung bem .Kläger &uv Üaft fallen.
Uli. Oft bie bt[d|rÄntte $flfruna bei tthefra» nad)
9. 9. 0. § 1480 tinc materielle QHarebe |(flealbet Ber
fttagc, aker iß fte aar oU Cfiarebe gtfltn bie B*»*"8**
»•Oftrecraafl (eatt|aft?
C«far ftranz ©own in Bergcborf unb
©buarb ©onu in Hamburg
gegen
Jrau sJDlaric SBilman« in Slltenburg.
»Ii* einem Urteil be« D. 8. ©. VI bom
25. Dftober 190«.
© r ü n b e :
$>er ©treit brefjt fid) lebigliaj barum, ob
bie beflagte ©hefrau, nad)bem fie bie ©inrebe
ber befchräntten Haftung in ©emägheit
bc* § 14H0 59. ©. ©. geltenb gemacht fyat, mit
bem in tj 7H0 ©. ^ß. 0. beftimmten Vorbehalte
Zu bcrurteilen, ober ob bic Älage ohne Weitere«,
wie ba« 8. ©. getan h<U, abzuweifeu war, nad):
bem fid) {»erau^geftellt §at, ba& bic 93ef(agte
au« ber ©ütergemeinfd)aft mit ihrem
erftinftanzlid) mitberflagten ©hemann überhaubt
feine bfanbbarcn 2Jcrmögen«ftüde
ertjalten t) « t.
Die Sfrage, ob § 1480 35. ®. 93. nur eine
©jefution«einrebe gewährt, ober eine materiell
red)tlid)e Befd)ränfung ber Verpflichtung be«
anbereu @f>egatten begrünbe, tft, wie ba« 8. ©.
mit JRedjt erörtert 1)at, ftreitig. 8Iuf ber einen
©cite bertritt ©cciu« in ©rudjot Beiträgen
Bb. 43 6. 617 ben ©tanbbunft, ba% ber ©rbe
— unb analog ber nid)t urfbrünglid) b;aftenbe
gütergemeinfd)attlid)e @b>gatte nad) 9. ©. ©.
§ 14H0 — wenn bie ®rbfd)aft erfd)öbft, bezw.
bie 9lu«einanberfe&ung für ib^n ergebni«lo« ge-
wefen ift, fid) nidjt erft eine roftfpiclige 58er»
urteilung unter «orbehalt befdjräurter Haftung
gefaüen zu laffett braudje, fonbern oljne weitere«
foftenbfUd)tigc »bWeifung ber Älage erbitten
fönne, eine Anficht, ber zwar nidjt, Wie ba« 8. ©.
meint, $lanrt 3. Slufl. z» § I-Wü 9ir. 2, Wohl
aber bon ben Vrozeffualiften ©trudmann unb
Äod) Z» § ©hÖo»» = *ufth i« §
Slnmerf. 3 (X. Sluflage) unter Berufung auf
bic 9flotibc unb bic in Bb. »4®. 413 beftätigte
©ntfdjeibiing bc« sJt. ©. Bb. 34 ©. 277 zuzuneigen
fd)einen. Sluf ber anberen Seite ftel)t bic Änfidjt,
bafe bie ftrage ber Haftung gemafe g 14S0 B. ©. B.
eine buuhaue prozeffualifd)e unb in ©emnö^eit
Digitized by Google
ber §§ 780, 781, 786 nad) ©rlafe eine« Urteil«
mit SJorbcbalt in ber 3iocing«bollftredung«inftana
unb niebt bor bem Urteile ftu erörtern uiib ju
entfdjetben fei.
3)em [ei toie tfjm tooüc, jebcnfall« ließt für
bic 83erufung«inftanä bann, toenn fdjon ber
SSorberridjter, unb jnmr wie (jter, anjuerfennen
ift, auf ©runb bei eiblicfjen 3enaniffe« be« ber:
nommenen ®erid)t«boIIaief|er« mit überäeugenben
©rünben 9cirf)t&uteilttng bon © e g e n «
ftnnben be« ©efamtgut« an bie 83cflagte
unb batjer bereit 92irr)t^aftung feftgeftellt f)at,
fein jtoingenber ©runb bor, bie be«f)alb erfolflte
Älagabtoeifung aufjutjeben unb an iljre ©teile
ein Urteil mit S3orbefjcilt ber Haftung auf bie
ber 83eflagten au« ber ©ütergememfd)aft jus
geteilten ©cgenftänbe ju fefren. 35a« märe bei
ftnerfennung ber erfrinftanjlidjen geftftellung,
bafj foldje übertäubt nierjt zugeteilt getoefen feien,
ein SBiben>rucb in fid) felbft ober minbeften«
ein grunblofer garmaliemu«.
84. 9. 0. ». § IfOSS. - 3ft ber nnfrtu* gtge«
ben XeftauenräDoUprcitrr anf ttuffnnft unb 9ied)auag£'
Irguag ein felbjttnbige* 8eruiigea!)red|t unb a(0 f »Id)cd
übertragbar? — 2Jtr Hnfbrad) anf 9ttd)nnng«(rgnng if»
burdj ben Cftboufartta) bebingt unk wit tiefen a!« beffea
3ni<|lr fbtrtragbar.
Sfiortfc gürtber in SLU'trjburg
gegen
ben Xeftamentäbollftreder bon
Sacob 9Jcatf)iafün in Hamburg.
Äläger al« (Sebent be« 9K. 8M« bedangt
9ted)nung«legung über ein ©rbteil (ein 3n)0lftel)
biefe« am 9cad)laf) feine« ©ro&bater« SJcatljiafon
unb ferner Slu«februng biefe« Erbteil«. S3eHagter
toenbet ein, roeber ber ©rbanfbrud) felbft nod)
ber Sfaftmid) auf 9ied)nung«Iegung fei cefpbel.
S>a« 8. ©. unb ba« 0. S. ©. VI fjaben jebodj
ben Beilegten berurteilt, lefrtere« am IG. Oftober
1906 au« folgenben
© r ü u b e n :
©« (janbelt fid) nod) um bie $rage ber
Slbtretbarfeit be« juerfannten Slnfprudj« auf
«uffteUung be« 9tad)Iaf$beftanbe«. «Run tft ob>e
8Bcitere« anjuerfennen, baf} ber 8lnfprud) auf
9tedmung«leguug ober Slu«funft an unb für fid)
47
No. SS— 94.
fotooljt nadj altem knie nad) neuem Stecht lein
I felbftänbige« SJermögen«red)t btlbet,
: ba« beliebig unb lo&gelöft bon bem iljm unter:
I liegenben 9ted)t«berbältnt« au« bem ber Slnfbrud)
; ertoad)fen tft, übertragen werben fönnte,
| fonbern ber Stnfbrud) ift burdj biefe« 5Red)t«=
j berttältni« bebingt, ein Slccefforium beffelben
unb ftebt nur bem nad) SRaftgabe biefe« 9ted)t«:
berbältniffe« berechtigten ju. $)arau« folgt
fotoobl nad) altem toie nad; neuem 9tedjt, bafj
e« einer gefonberten Abtretung bei Slnfprud)«
auf 9ted)nung«legung übertäubt nidjt bebarf,
toenn im übrigen bie 9ted)tc cm« bem iljm ju
©runbe liegenben 9ted)t«berr>ältni« übergegangen
finb, bafj b^ier alfo, toenn burdj bie ©effton bom
28. «Woi 1905, 20. gebr. 1906 ber ©rbanfbrud),
b. b- ber ©rbteil ober toie e« in lefeter Urfunbe
I fogar b>ifjt, ba« ®rbred)t felbft redjttgülrig an
! ben Kläger abgetreten mar, barau« ber Slnfbrud)
auf 9iedmung«legung bejto. «uffteDung bei
Scadjla&beftanbe« fid) bielme^r al« ©elbftfolge
ergab. $>enn buret) Uebertragung biefe« bon bem
1 Sebenten erworbenen ©rbenredjt« edjielt ber
i ßeffionar auf ©runb bei § 2038 «bf. 1 bie
j redjtlidje ©tettimg be« ©rben unb bamtt gemü6
! §§ 2027, 2215 58. ©. 93. ben bter fraglid>en
j Slnfbrurf), bgl. einerfeit« 5)ernburg § 173 ©. 356
i 9lt. 2, § 125 9rr. 4 ©. 259; anbererfeit« 83. ©. 93.
! §§ 2027, 2215.
3>a6 aber ber ©rbanfbrueb, b. b- bei Slnfbrud)
eine« ©rben au« einem ©rbfdjaft«anfaQ, an fid)
n\d)t red)t«gü(tig abgetreten toerben fönne, lägt
fid) toeber nad) altem nod) nad) neuem Stedjte
befiaubten. 2>a« ©egenteil ift in betben 9led)ten
au«brüd(id) anerfannt (bgl. Wernburg fßanbetten
83b. III §§ 167, 168 83. ©.83., § 2033) unb ba«
83. ®. 83. ftellt in §§ 2033, 2371 nur anbete
gormborfd)riften gegen früher auf, bie im bor*
liegenben 3faHe erfüllt finb. Sie Berufung be«
83etlagten auf bie ©ntfdpibung be« 9t. ©. im
61. 83anbe ©. 76 beruht offenbar auf Irrtum,
ba e« fid) in berfelben um bie grage b/tnbelt,
ob ®rbanfbrüd)e auf 83eftanbteile be« «Rad)Iaffe«
I red)t«n)trffam berlauft ober abgetreten toerben
j fönnen, toa« auf ©runb be« § 2033 »bfab 2
; 83. ©. 83. berneint toirb.
2Kit 9ced)t ift ber 83eriagte baber unb jtoar
burd) Seilurteil - bgl. hierüber bie 9i. ©..©ntfd).
1 #b. 5C 9er. 29 6. 117, 33b. 58 9er. 45 S. 174,
Digitized by Google
48
No. *4-85.
Surift. SBodjenfdjr. 1905 6. 84; bei SRuborff
Bb. 3 9fr. 1652 fg. — Äu bcr Slufftetlung be*
9fad)Iagbeftnnbe* berurteilt.
86. (Eiafeiriger ff|«rafltr fctr »ürgfdjaft «fk rege!«
migig aiijHttc^mc«. — Sie 8er*flid)fKageit »e« QMäirtigertf
fön »tu j»flr @egc«fcipaitfl, ober au4 aitr »eaealeiftunn,
fein. — OHafTag >e# tarn (SOntiger »crfoWketen «ite>
jal« einer $»»ottet lein 3t»aagf»rrfaafe auf He 6er> ]
pfUditung t>e0 fir folojtn «»«fall taffrnbcn Bürgen.
®. SB. $öbler & ©o. in Hamburg
gegen
Stoefoeb & aa(f ort in Hamburg.
SM einem bie ©ad>e an ba* Berufung*« I
geriet jurüdberroeifenben Urteil be* 8L ©. VI
Dom 10. 9Rai 1906.
© r ä n b e:
$ie ©ntfd)eibung*grünbe be* D. 8. ©. er*
geben, bag e* bie Berbflidjtung ber Klägerin,
bie Baiuta bec $i)botfjet in erfter Sinie an
gemiffe Berfonen au*&u&af}ten, al* bie ©egen*
leiftung für bie Ueberna§me ber Bürg =
fdiaft feiten* be* Beflagten anfleht, mitbin
einen gegenfeitigen Vertrag annimmt. $a* ift
recr)t*irrtümticr). 3)ie Bürgfdjaft ift ein ein*
feit ige r Bertrag $roifd)en bem ©laubiger unb
bem Bürgen; e* ban&elt fld) bei tyt nidjt um
ben HuStaufd) jroeier Seiftungen. 9tun fönnen
atterbing* audj bei einem, nadj bem abftraften
®ei'd)äft*tbtou* einfeitigen Vertrag burd) Ber*
einbarung ber Bertrag*fd)liegenben aud) bem
©laubiger Berbflidjtungen auferlegt werben unb
e* mag zutreffen, bag jener Vertrag foldjenfaü*
ju einem bollfommen &roeifeitigen , ju einem
gegenteiligen, tuerben tonn, bann nämlicr),
menn bie Dom ©ISubiger übernommene Hier«
bflidjtung im 9ied)t*finne eine ber Berpflidjtung
be* ©djulbner* äquivalente ift. 3>a* ift aber
bier nid)t ber goß, mo nad) ber Hnnabme be*
Berufung*geridjt* bie Klägerin gegenüber ber
Bürgfdjaft*bert>flid)tung be* Beflagten fief) ber*
bflidjtet bot, ben bem #auj>tfdjulbner $u ge*
loäbrenben Setrag nid)t biefem felbft, fonbern
für ibn an beftimmte anbere Berfonen au*»
jujablen. $ierburd) fyat bie Klägerin nidjt eine
©egenleiftung übernommen ; bieliuefjr
banbelt e* ftd? nur um tm* 92 e b e n leiftung ;
e* liegt nur ein fogenannter unboßfommen
jmetfeitiger ©ertrag bor unb auf einen folgen
ftnben bie §§ 320 ff. be* B. ©. B. leine Kit*
luenbuug. S)tc nietet woQftänbige ©rfüQung ber
bon ber Klägerin übernommenen Berbflid)tung
berechtigte baber für fid> allein ben Beflagten
meber baju bie ©rfüttung ju bertueigern, nod)
, baju, bom ©ertrag jurüdjutreten. (S* ftebt ibm
junädjft nur ber ©inmanb ju, bag er nur
infoiueit ju $afjlen brauet, al* bie Klägerin
vereinbar ung*gemäg bie Statuta ber
$bbotbef geleiftet bat. Stamit erfdjöbfen fidj
aber nidjt feine Stechte, loie bie Stebifion meint.
I 3unäd)ft mürbe er berechtigt fein, einen %n-
forud) auf ©rfa^ be* @cr)aben*, ber ibm
burdj bie SlidjterfüHung ber Berbflid)tung etwa
entftanben, gettenb ju madjen.
6* fommt aber ein toeiterer ©eftd}t*bunlt in
93erradjt. 3)er «eflagte b«» ««« ©ürgfd&aft
„für bie ^^botbcl" übernommen, eine Huefafc
bürgfdjaft. 0iad) feiner SJebautotung mürbe
biefe ^tjöotbef ber Klägerin bei ber 3>"«»g^-'
oerfteigerung nidjt au*gefallcn fein, toenn bie
Klägerin ber bon if)t übernommenen SJer-
bftid)tung boQftänbig nad)ge!ommen märe. Wie
nun ber 93ürge nad) § 776 be* $3. ©. 9J. bann,
menn ber ©läubiger eine für bie gorberung
befter)enbe Qtyotfyet aufgiebt, infomeit frei mirb,
al* er au* bem aufgegebenen 9ted)te bon bem
©d)ulbner bätte ©rfafc bedangen fönnen, fo
mug erft redjt in einem gaüe ber borliegenben
9rt, mo — nad} ber SHnnabme be* Berufung*:
gerid)t* — ber ©läubiger fid; bem Bürgen
berbftid>tet bat, burd) Bornabme gemiffer $anb*
lungen bie ibm für bie Öforberung bcfteUte
^ptjbotbct ju einer fixeren ju madjen, biefe
^anblungen aber gan$ ober teilmeife unter*
lägt unb baburd) ben 81 u * f a 1 1 ber
$t)botbet herbeiführt, ber Bürge bon
feiner Bürgerfd)aft*|)ftid)t frei merben; ift bcr
gaü, für ben ber Bürge $abjung jugefagt r)at,
infolge bertrag*mibrigen Berbalten* be* ©läiu
biger* eingetreten, fo fann biefer 9ted)te hierauf
nid)t ftü^n.
Ott»»n|n«tl <Bti\»i. «amkac«. «frm»iiikraii 44. 8««fjre*tt I ««5. «crmneMI. »rtaUcur Ur. 0. » n n* 1 1 , «a««.«*.
titut M«3*b«*"«<i>r(diW«»ti. 4>«m»yig.
Digitized by Go
H©. 9. 49
No. S6.
$ei6fatt
€tütlredjtltd)e fälle.
XXVIII ^ahrjganfl. (40. 3ahra,anp, ber fmnbelfifleri^W-SeitiiHg.)
freie fir ben 3a(>rgaag: «ra»t> anb Beiblatt mll »egifler 20 A $an»tb(att «Urin mit Megifter 15 *.
Beiblatt allein mit fflegifler 1.» A
^ifles (Juarlaf.
J&araburg, Den 2S. fttbructr.
1907.
3nbait: g. $>. g- Siagel $»itwe imb «inbfr in fconiburg
oegro bir Jinanj • Deputation in ipamburg. — Qtoftioirt
% SJoI)lf in Bremen gegen ben S3reniifd)eit Staat,
oertretrtt butd) bte ©teuer • Deputation. - «Ibett <äWet)er
in Sübed gegen $». ffbaiifl in «übtet.
90. $at ber $«mbttrgcr Staat ben (ijemina an«
Uatteriefpiel ol# üiegal betanbett? — SaajeffioaSerteiliing
A«m Vertriebe au«»irttgtr Salterirlofe gegen eine jüb,r»
liäjc „Stcfignitian" an ben bemburgifajen Staat gemafc
S§ 4 nnb 86 be«J liainburgifd)en «e»erbrgefebe# «ein
7. ftavember 1SIM. — Oft in fotdjen bebingten
fitnjeffioa eine „SerfAgnag" aber „BNa§regeIM ber Ser.
»a(t«ag«beb.»rbe na* § 24 bee tamburgifften «tr^illni«.
gefefed ju crbliifen?
3. $. fr <Hagel fflJitmc unb Äinbcr
in Hamburg
gegen
bie 5 i n a n j = 3> e ö u t o t i o n in Hamburg.
Stlägerifcher ©rblaffer war Öotteriefoüeftrur
unb $at bis 11K)1 für ben Vertrieb braun
fthtoeigifcljer Sofe an bic SBeflagte eine SRefognition
Bon ia^rücf» M. 28,80 bc jablt. Sie Silage ber Sinanj--
Deputation auf ^a^Iung für 1902 ift abgewiefen
warben. SRun flagten bie (Srben SiageF* auf
«üdjafftung ber bis 1901 non ihm bejahten
JRefognitionen, Würben aber uom S. ©. ©. Ä. VIII
nm 1H. Dftober 1904 abgetutefen. 2>aS 0. 8. ©. I
oertoarf am 24. Oftober 190« bie Berufung ber
Kläger.
©rünbe:
©inen anbereit rechtlichen Stanbpunft in
betreff ber Ijier ftreitigen grage als in ber
«mftatlf«! »«riitmfit b?. 0 1 1 b I « 1 1.
:
| gegenwärtigen ^roje&fadje t)at bie nämliche
3it>ilfammcr beS Si. ©. neuerbingS in ihrem
Urteil i. S- ber ginan^ - Deputation c. Schnee*
milch bom 30. Januar 190« vertreten, nämlich
ben, bafe ber Staat auf ©runb eine« beftehenben
8otterterega($ baS ÄoHeftieren für auswärtige
Sottcrien Verbieten ober aber non SBebingungen
abhängig machen fßune unb ba& bte fteftfefcung
einer OtefognitionSgebühr in ber SfonjeffionSs
urtunbe als ein jwifchen bem Staat unb beut
Äollefteur gefchloffener ürtuatredjtlicher Vertrag
an$ufet)en fei, infmlts beffen jene ©ebubr bie
Vergütung bilbc für ben Dorn Staate gewährten
(Singriff in fein SRegal.
Diefer Sluffaffung fanu nicht beigetreten
werben. ©S fehlt an febem SInhalt bafür, ba&
hier je angenommen toorben fei, bie fluänufeung
bei Sotteriefbiel« ald ©innahmequeüe fei ein
Stegal beö Staate«. 3n bem im IH. unb ju
Anfang be« 19. 3ahrt)unbert« mieberholt er=
gangenen ÜJlanbaten gegen ba« Sotteriefbiel unb
ba« ÄoQeftieren für frembe Älaffenlottericn Wirb
niemals ausgebrochen ober auch nux angebeutet,
bng burch bai Spielen in auswärtigen Sotterten
unb baS ÄoUeftieren bafür bie Siechte bed fyanu
burgifchen Staates in SJeflug auf ein ihm p=
ftetjenbeS Sotterieregol berieft Würben, fonbern
bteSJlanbatc entfpringen offenfichtlich ber aüeinigen
Slbficht bem hier eingeriffenen übermäßigen
Sotteriefuiel Sinhalt ju tun, ju welchem ©nbe
man bann namentlich auch bas unerlaubte
Digitized by Google
50
No. 8».
.STolleftieren mit Sofen für auswärtige Lotterien
bei ©träfe üerbot. ftür bie (£r(aubni* $um
Äoüeftieren für frembe Älaffenlotterien würbe
öor 1808 aud) feine ©ebühr erhoben, was gleich'
faß« gegen bie Annahme eine« illegal* fprid)t.
3)cr weitere hWorifcfie Söertauf ber Aiu
Gelegenheit war im übrigen ber, baß ber (Senat,
fdjeinbar weil bie erlaffenen SWonbate nid)t
genügenb beachtet Würben, bie Angelegenheit
burd) ben ©enat*befd)lu& bom 1 *. Cftober 1 80i>
neu regelte unb in*befonbere beftimmte, baß bie
28ebbe, unter beren ftoejielle Aufficht bie
Äollertierung für b>rfelbft $uge(affcne frembe
Sotterien gefteHt Werbe, bie .Stün&effion ^ur
A&otlef tierung nur gegen eine j ä b r 1 i et) e
5R e f o g n i t i o n bon 1 50 .Hamburger ©our.^l
erteilen ioöe. S)iefc SRefognitionsgebühr Würbe
auf 24 6-our.r.H. fjerabgefe&t burd) eilten fväteren
Senat*befd)luß Dom »5. 9?ob. IKl». Veranlagt
war bcrfelbe burd) eine ©ingabe bes fceraoglid)
i8raunfd)Weig - 2üncburgifd)cn iJ>ott - ©ireftor*
£>ennebcrg, ber fid) borüber bcflagte, baß ber
Vertrieb ber S3raunfd)Weiger Sofe nur gegen
eine an bie Svammer ju jahlenbe iRefognttion
erlaubt werbe, Währenb er in SBraunfdiweig frei
fei. Au* ben 24 Hamburger Gourant - M ift
bann tyätcr burd) Umrechnung in 5Reid)*münje
(1 (four.^H. = 1\ 5 X) bie jeßt *ur Erhebung
gelangenbe Stefognitionägebühr bon .M. 28,80 ge=
luorbeu unb ift im übrigen bie Steigerung ein=
getreten, baß bie Auffidjt über bas Sotteriewefen
ber ^oliieibeljörbe unterteilt ift unb bon it)r
bie .SVon&ef Ronen erteilt werben. daß bon 1809
bi* 183f> bie iRefognitiondgebühr bau löO&our.^A
unb fbäter abgefel)en bon ben neuerbing* ftreitig
geworbenen Jällen bie ©ebühr bon 24 gour.r.H
reib. .K 28,80 ftet* bon ben SVoücfteurcn ent=
richtet toorben ift, ift nid)t ftreitig.
$)cm erfennenben ©erid)t erid)eint es ntd)t
zweifelhaft , baß in einer in Befolgung ber
Scnatsbcfcülüffe bon IKK' unb 1 s:5f> ftattgehabten
ÜonjefRon*cricilung unter Jeftfeßung einer
5Hcfognition«gebütjr nid)t ber Abidjluß eine*
priüatrecfitlidjen Vertrage* erblidt werben fann,
baß öielmebr — wie ba* 2. ©. tu feinem in
ber gegenwärtigen ^rojeßiadie abgegebenen Ur=
teile auch annimmt — bie Erteilung ber Äonjeffton
5tt einem nur auf erfolgte .fton*eifionierung ger
gematteten ©ewerbe ale ein Aft ber Staate
r)ob>it anjufetjen , alfo öffentlich = rechtlichen
(£barafter* ift.
Schon et)er f turnte bie Jrage ju 3Weifeln
Einlaß geben, ob bie ©rteilung einer Äon^efRon
gegen Auferlegung einer 9lefognition*gebühr bejW.
bie (Erhebung ber (enteren bann, wenn bie ®r--
t)ebung einer 9le!ognition*gebühr rechtlich un-
begrünbet »öftre, al* eine Verfügung ober
SJiaßrcgel einer $crwaltung*behörbc
gemäß § 24 Abf. 2 SJerl). = @ef. anjufetjen ift.
3>a* (Bericht glaubt biefe grage unb bamit bie
^uläifigfeit be* 9lerf)t*wege* bejahen ju
foOen. 3»oeifel in biefer TBe^iehung fönnen
umfomehr auf fid) beruhen bleiben, als an=
genommen loerben muß, baß bie geftfejjung unb
Grhebung einer StefognitionSgebtibr bööig be=
rechtigtet SBeiie ftattgefunben hat. 9JJaögebenb
bafür ift ba« folgen be:
3)a bie SReichö = ©eroerbeorbnung, abgefchen
bon einigen hier nicht intereffierenben Spejial=
| borichriften, in ben :}ö, öO, 50 a 9lntoenbung
I auf ben Sertrieb bon Sotterielofen nicht ftnbet
| (©enJ.^Orbn. § 6), fo fommen bafür bie ifanbc«=
' gefeße in 9)etrad)t. %üt Hamburg ftnb bie* ba*
©etoerbegefefe uom 7. 9?obcmber 1864 unb ba*
©eiefc betr. 3umiberhanb(ungen gegen ^otterie--
nerbote bom 20. ^an. 189i«. ije&tcre* ift au*fchlie§=
lieh ftrafrechtlicher 9?atur unb für bie borliegenbe
Jrage ohne Sebeutung. 3Ba* hingegen ba* @ett>.-
©ef. betrifft, fo beftimmt baffelbe in § 4:
„üie nachfolgenben Öetoerbe ftehen unter
öoUieilicher Äontroüe unb finben für biefelben
aud) hinfid)tlid) ber 53efugni*, fie ju
betreiben, bie bar über gelten ben
ober im 9iad)ftehenben enthaltenen Üiorfdjriften
Slnwenbung"
unb mirb unter ben aufgezählten ©emerben bann
auch ber Setrieb ber Äollefteurc für erlaubte
au*märtige Sotterien genannt, ferner Wirb in
§ 36 ©eni.*®ef. Jolgenbe* beftimmt:
„diejenigen ©etoerbetreibenben, melche jur
3eit, tno biefe* ©efeß in iQJirffamfeit tritt,
toegen Ä\onjeffionicrung ober SJelehnung
jährliche Sief ognitionen ju jahlen
haben, finb mit Ausnahme ber unter
ben §§ .1 unb 4 g e h o r e n b e n 5 ä 1 1 c in
^ufunft bon ber 3ohl"»fl bcrfelben befreit."
Jpicrnad) foüten alfo, foiocit bie in § 4
aufgeführten ©emerbe, alfo oud) ba* «ollcftiercn
Digitized by Google
für au«toärtige Sotterien, in 93etrad)t famen,
fotoobl binftdjtlidj ber SBefugni«, fie ju betreiben,
al« audj tjinficfjtlid) ber für bie ftonjefjionierung
4U&abIenben jährlichen 9tero,initionen bic gelten^
bcn 93 orf Triften toeiter ftntoenbung
finben. Äbgefeben bon ben oben angeführten
SSefcaiüffen be« Senat« bon 1809 unb 1835 be*
ftanben nun aber bamal« feine Sßorfrfjrtften
beaüglicr) be«Äotleftiercn& fürau«toärtigc2otterien
unb gemfifj biefen 58orfdjrifteti toar ftet« ber*
fahren, oljne bafj je bon Seiten ber SBürgerfdjaft
refb. ber Oberalten ober be« S3ürgerau«fd)ufte«
»ebcnfen gegen bie ©ültigfcit biefer bom ©enat
erlaffenen 9iovfct)riftcn erhoben toaren. Unbetannt
fonnten biefelben unb fpejieö bie Erhebung ber
9ieIognüion«gebübren allein fdjon be«f}alb nidjt
geblieben fein, toeil leitete in bie ©taat«foffe
floffen unb bedbalb im ©taat«bubget in ®r*
frf)einung treten uiu&ten. Unter fo betoanbten
Utuftänben ift anzunehmen, bafj ber burd) bie
©cnat«befd>lüffe öon 1809 unb 1835 gefdmffene
3uftanb, mag man nun über bic bisherige
9ted)t«gültigfeit ber 9Jefdjlüffe benfen, roie man
toill, burd» ba« ©ctoerbegefefc fanftioniert
toorben unb b a « toeitereftortbefteben
biefe« ^uftanbeS gefe&lidj angeorbnet
wo r ben ift. ©afür, bafj biefe Annahme
ridjtig ift, bieten auef) bie Sörotibe juni @eh>.-@cf.
Cöerfjanbl. jtoifcbcn Senat unb SJürgcrfd)aft 18»J3
3. 402 ff.) inbireft infofern einen getoiffen Slnbalt,
al« in ihnen ba« Seftel>en bon S8orfcr)riften über
bic Äonjeffionierung unb bie Xatfadje, bafj bi«=
ber nur gegen Äonjefftonäerteilung ber Vertrieb
bon üofen gebulbct toorben mar, al« betannt
bornu«gefefct toirb (Sö Reifet in ihnen $u § 4
©. 406:
„#ier b^nbelt e«s ftd» »•» foldje ©etoerbe,
meiere unter poli^eiUdber Kontrolle fteljen; e«
mar jebodj im (gingange nufjerbem b,ert>ou
jubeben, bafj audj t)inftc^tlid^ ber Sefugni«
jur Ausübung be« einzelnen ©etoerbe« bic
beftebenben ober neu eingefügten S3orfd»riften
bis auf toeitere« mafjgebenb fein foücn"
unb ©. 408:
„3>a« debitieren für au«toärtige Sotterien,
bon benen jur &it nur bie 9kaunfd)toeiger
Lotterie infolge beftebenben 9te<ubrojttät«;
»ertrage« erlaubt ift, ift nur ben bierju
fonjeffionierten ftoHefteuren geftattet."
51
Mo. BS-S7.
SDer Umftanb, bafj nad) ©rlafj bei ©etoerbe*
gefefee« in bötlig unberänberter SBeife wie bi«b,er
ber Sertrieb bon Sofen auswärtiger Sotterien
bon einer ftongeffiomerung abhängig gemalt
unb für bie ©rteilung ber Äonjeffion eine jäb>
li*e ftelognition erhoben toorben ift, ob>e bafj
| bie« Verfahren je bon ber SJfirgerfdroft ober
bem 93ürgerau«fduifj al« mit bem ©etoerbegefetj
nidjt in (Sinflang fteb>nb beanftanbet toSre, barf
al« toeiterer IBetoei« bafür gelten, bafj bie gefefo*
gebenben ^aftoren bie angeführten 93eftimmungen
be« ©etoerbegcfefce« bahnt berftanben baben unb
ba^in berftanben toiffen tooQten, bafj ber in ber
hier fraglidhcn ©ejiebung jur 3*tt bei @rlaffe«
be«@efe|e« faftifc^ befteb>nbe3uftanbunberänbert
toeiter befteben foUe.
^iemaa^ pnb bie mit ber angefteHten Älage
jurüdberlangtcn 93eträge ju SRe^t erhoben.
87. Srmifd|( Veficvtrung eon St gclbadncs, IBiOarM K.
— Vitt ift unter btw „Ritten" tincr $fcjtclbal|u Dtr-
fit|tn? — $äDt We Sltntr f»rt, »til bic 9af>n nid|t
Jim fttgeln gekraust wirb?
©aftroirt 3. §. SJoble in »remen
gegen
ben SBremifdjen ©taat, bertreten burt^i bie
©teuer*5>ebutation.
Siom Älager ift für jtoci Äegelbabnen 15 Ä
©teuer auf ©tunb be« ©efeße« bom 22. SHär*
189»; erhoben toorben, bie er jurüdforbert, toeil
biefelben langft nur al« Sa^ief3ftanb benufct
toürben.
5>a« S. ©. Söremen §at feine Älage ab=
getoiefen, bagegen b.at ihr ba« D. S. ©. IV
am 9. 9tobember 190(> entfbrorfjen.
©rünbe:
3u red)tlid)er 5öc,üehung ift bem S. ©. im
Allgemeinen jujuftimmen :
$>a« brcmifdje ©efeft bom 22. SRarj 189t»,
betr. berfdjiebene inbirefte abgaben beftimmt u.Sl.,
baft berjenige fteuerbflidjtig fei, ber getoiffe liere
(u. 81. 5pferbe, .^unbe) ober getoiffe ©ebraud}«-
gegenftänbc (Suftfuhrtoerfe,»iaarb«, Äegelbahnen)
„hält". SBahrcnb ba« galten bon Xieren mit
bem 3t. ©. (93b. 52 ©. 118) al« ein ntdjt blo«
borübergehenbe« Unterhalten im eigenen
Sutereffe 411 beftimmen ift, fäat bei leblofen
©egenftanben (anber« bei ©ad>gefamtheiten) ba^
Digitized by Google
52
Ho7i7-38.
„Unterhalten" fort unb tritt baS an feine ©teile
erforberlidje „(Erhalten", „3nftanbf)alten" als
bai Wirtfdjaftlid) unerheblichere gegenüber bem
„#aben" in ben $intergrunb. SHerbingS
genügt ein blofieS „£ctben" nid)t; ber #änbler,
ber in feinem Saben ober auf feinem Sager
SillarbS ftetjen hat, hält fein SBiflarb. ®benfo=
wenig ber »ribatmann, ber fein 33illarb auf ben
»oben gefteüt ftat. ©S fdjlie&t bielmehr bei
©ebraudjSgegenftänben ber ^Begriff beS faltend
baS §abtn j u r 33enu$ung ein (bgl. auch
&rimm'S SBörterbud) unter galten bei 10).
Siefer SBÜle jur SBenufcung braucht allerbingS
nur auf ein gan$ gelegentliches »enufcen 311 gehen.
3>er SBefifrer eine* SuruSwagen«, ber nur bei
befonberen, bielleicht jahrelang nicht Wieberfet)rens
ben Gelegenheiten benujjt Werben foü, „halt"
ftd) ihn nid)tSbeftoWeniger. ©in ta tfächlidjeS
»enufcen ift nicht erforberlich, Weber nad) bem
gewöhnlichen noch f^e^teU nach bem ©pradj-
gebrauche beS ®efc^e«; bai jeigt beutiieh ber § 9
Stbf. 3, monach auSnaf)mSWeife ber «kalter eine*
SufifuhrWerfeS, Wenn er nidjt jugleirf) $ferbe=
befifrer ift, bon ber ©teuer befreit ift, Wenn er
nad)weift, bafc er ben SBagen fdjon mtnbeftenS
ein 3fahr wng nicht benu$t habt*.
darnach würbe baö .galten einer Stegelbahn
als bai bauernbe $aben mit bem
SBillen, fie ju beiluden, 511 befrimmen fein.
*3>iefer SBille braucht aber nicht erft befonberS
uad)geWiefen ju Werben, ift bielmebr bis jum
SeWeife beS ©egenteite ju bermuten, benn ein
v4iribatnianit ober 2Birt, ber eine Kegelbahn in
'-Sefifc hat» beWeift nach bem gewöhnlichen Saufe
ber Sunge eben baburd), ba& er fie beuufyen Will.
$emgemäjj ift es hier ©ncfje bei «eflngten, ber
in bem fraglichen ©teuetjatjr, Wie bai S. ©.
jutreffenb ausführt, trob ber Süden im Äugeis
rüdlauf noch immer eine Stegclbahn gehabt hat,
nachjuweifen, bajj er ben SBiHen, fie ^11 benufcen,
nicht gehabt rjat. Stabei ift allerbingS ber
9Iad)WciS ju forbern, bog er aud) ben ffiiüen,
iie nur gelegentlich 5« benufcen, nidjt gehabt habe,
nicht aber aud) mit bem S. 6). ber 9tad)Wei*,
tiafe er biefen Üöillcu ein für allemal auf:
gegeben habe. ©* genügt vielmehr, baß er ihn
Iii« auf 28eitere& bis jju einer Slcnbcrung
ber bamaligcn, nicht blos oorübergehenben,
fonbern in ihrer Stauer unüberiehbareu SJcr*
tjältniffe aufgegeben hatte.
(Sin folcher 9cad)WeiS ift &toar ftreng ju
nehmen, ba er fich auf eine innere Satfache
beliebt unb Wirb nur bann geführt werben fönnen,
Wenn ihm ein unbrauchbarer 3uftanb ber ftegel=
bahn entfbrid)t. $m borliegenben ftafle erfcheint
er bem Gerichte aber geführt. S)urd) bie Errichtung
einer mit ©ifenblech befdjlagenen $ol£Wanb einige
9Reter bor bem Äegelftanbe ift ber jur ftegelbalju
gehörige SRaum ali ©djie&ftanb eingerichtet.
(SBirb näher aufgeführt.)
Unrichtig ift bie ©rWägung bei Seflagten,
bafj Äläger bod) aud) jefct noch bie Äegelbahn
benufce, es aber bei bem Segriffe beS „Raitens",
Wie in bem Urteile bti 1. ©ibilfenatS bicfcS©erid)tS
am 23. 3uni 1884 in ber ©adje einiger »reiner
Slerjte gegen ben ©taat bei Prüfung ber 3frage,
wann bei S u ftf uhrwerfen ein „galten" vorliege,
auSgefprod)en fei, nicht auf bie 81 r t ber SJenufcung
anfomme. ©S wirb hier nidjt bie itegelbafju 51t
einem anberen aii bem beftimmungSmäfjigcn.3wede
berwanbt, fonbern nur ber $u ihr gehörige SRaum;
fie felbft ift bem ©chiefeen in feiner SBeifc bienlich-
9H. Bur Hn«((gnii| nan Q. % C. § v60. — tit
Sroflt ker ^ftnbbarteil if» für jcktn >tt b«rt anfgtfi^rtta
«nffrfidic gtfsafetrt gn urüfco.
Ulbert «Weher in Sübed
gegen
Sebang in Sübed.
SluS einem »efchluffe be« D. S. &. IV vom
20. ©ebtember 1906:
S)a8 S. ®. nimmt mit 9ied)t an, bay bie
«Ufonbbarfcit öou »nfetücfjcti, Wie fie fid) in
(£. % O. § 850 in 2lbf. 1 unter 1 — 8 unb in
Slbf. 3 ausgeführt finben, für jebeu gefonbert
nach ben bafür gegebenen gefefclidjen Söeftimmungen
ju beurteilen ift, fomit bie Unvfanbbarfeit ber
nur 972 A betragenben ^ßenfion beS ©dmlbnerS
(tj 850 2lbf. 1 9ir. 8) unberührt baöou bleibt,
baß bem ©dntlbner a u ch eine gleichfalls unbfanb*
bare Uufallrentc oon 948 jl auf @ruub
». &. «. § 843 juiteht (©. s4?. O. § 850 Slbf. 3)
unb umgefehrt (bgl. aud) bie übereinftimmenbeu
äusführungen oon ©eorg ÜJieher in ber ©cutfrfieu
3uriften«3citung bon 1902 ©. 450/451).
0 U« Ktii Ott t <*<tl.vi, ^nmkurfi, *«rm«nnfttoi< 14, ütrufpridH» I «&5
Tturf ren 3 c I) a n« * i n t i * 4» e B c t , flammt,}
3i»*«r»ut I>r. C. Üianbl», 4.im»UTg.
Digitized by Google
Mo. 10. 63
§anfetitifd)e ©eri^tgjcitnng.
^»etßfatl
CtatUeditlidie falle.
XXVIII $ahr<9<mg. (40. 3a&rganQ bet ^anbettgeri^tl-Äettunfl.)
*rtl# fit ben 3«b,rgang: $a*pt- nk Beiblatt mit dicgificr 20 K — $a*ptb(att allein mit «etiler 16 M.
Bttlhtt allein mit Heglfler 15 X
jErßes ßuarfuf. $ambntg, beu 7. <Diärj. 1907.
3afca(t: ©tbr. $«upt in fwmbura gegen fjfrou B. Sefjrt
S?ror. tn {Himburg. — Spar- unb Xarlelmtrafle ber unteren
9Jcufiabt ton 1886 in Hamburg gegen bie ttoQftreder Don
Dr. med. 3ofjann Reinritt) Xeftament in fiomburg. —
Stau giibo $ilbegarb $entcr, geb. Woaef in Seiwifl flffl"'
Jfliiatj Burnl iii Hamburg. — 83. 3en|en in ^nibiirg
flfnf« W« Birma Sing. 2ondi>al* & So. in Subed. —
Verwalter im Kontur fe bti j}ermaun SR. Genfer in Bremen
Stgen $. 3nnge unb 3- 3. 3«rgenfen in Bremen.
8». Berabrebung einer Beratung, welnje aa bie-
(enigen Submittenten bei einem Baa, beaen biefer nia)t
übertragen mitb, feiten« btffea ja begatten ift, ber ans
ber Sttbrnlfflon fiegreiö) bervorge^t. — 3f falr^e Bercia«
bnrung argtiftig ober »trftigt fie gegen bie guten Sitten?
- ftaun ber Banker, ber f*14j« Berabrebang erfahrt,
$erabfefcaag be& SubmiffionSpreife* auf benjenigtn Betrag
fnrbera, ben er (ei etyrHo^er Soufarrenj nur aujalcgcn
gebraust %ltte? — 3ft ber Barel einer Oubmiffion bie
örmUtelnng be« aagemeffenen «reife»?
©ebr. #aubt in Hamburg
gegen
grau ©. Öerjr* ffitte. in Hamburg.
Satbeftanb:
©etlagte bot ber Klägerin einen Neubau
übertragen, ber SKörj 1906 fertiggefteüt toorben
tft. ©ie $iebt bom bereinbarten SjJreife 28 900 .H
ab, toeil bie Äläger auf eine ©ubmiffion ber SBe=
Nagten bin imSHuguft 190f>ibre ftebenÄonfurrenten
überrebet ptten, mebr als 180000 JL ju f orbern,
fo bafj Älager, trofcbem bie ftoften nur auf
151000 A beregnet tourben, mit 179900 A bie
biüigfte geblieben feien, Stafür feien Sebent jener
««»da« f*i •eritwiiclraafu « e i » l a 1 1.
fiebenÄonfurrenten je 3000 Ji berftorodjen toorben.
2) urdj biefe« betrügerifdje Serbalten fei ©eHagte
um bie fejjt abgezogene S)ifferenjgefdjäbigt toorben.
3) a* 8. ©. <£. St. X bat am 12. 3uli 1906 ber
SJeflagten bie Äörjung von 19900 M. geftattet
unb ba8 O. S. ©. IV bat am 7. 5>ejember 1906
biefen ©errag nodj um 1100 M. erhöbt.
©rünbe:
Unberea)tigt ift bie »nnabme ber SBeflagten,
bafj fie bei Slufforberung einer SKebtjaljl bon
SBauuntewebmern jur (Sinreirfjung bon Offerten
für bie 8u&füEjrung bei fSauei fyale ertoarten
bürfen, nur »ufgaben ju erbalten, toelcbe „einen
für bie $erfteüung eined berarrigen 8?aue8 an*
gemeffenen 9ßzei&" forberten, roorunter bieSBe?
flagte anfr^einenb einen bie ©elbftloften bcö
betreffenben Untcrnebmer« bedenben
unb eben tu eil nodj einen geringen
©ctoinn für ben Unternebmer ab«
toerfenben IBetrag berftebt. GA ftanb
an pd) in bem (Srmeffen eine« j[eben ber
jur (Sinreidbung einer Offerte aufgeforberten
Unternebmer einen beliebig b^ben Settag
unb bamit aua? einen beliebig b°ben ©etoinn
für fia) ju forbern unb ei toar ©adje ber JBe*
Hegten ju beurteilen ober fiaj burdE) ©aeboer--
ftänbtge barüber ju bergetoiffern, ob bie geftellte
gorberung eine angemeffene Vergütung für bie
ju Iiefernbe arbeit bilbe unb je nad) bem ^iuü-
faQe biefer ^Beurteilung refb. ©egutad)tung it)rc
Digitized by Google
64
No. a».
©ntfdjlie&ung barüber gu faffen, ob pe ben ge*
forberten Brei* bereinigen toollc ob« nicht,
gmect ber Veranftattung einet ©ubmifRon über
bie £erfteCung eine* Baue* ift auch ni(t)t bte
©tmittelung bei angemeffenen greife« für
bte Ausführung ber betreffenben Arbeiten, eine
Aufgabe, roelcher feber ©adjberftänbige biefer
©efdhaftöbranche, in*befonbere auch ber mit ber
Ausarbeitung bei (Sntrourf* unb ber Ueber*
toacfmng ber Ausführung bei Baumert* betraute
Arrfjtteft, unter $ugtunbelegung ber augenblid*
licr}en SRateriatyreife unb Arbeitslöhne leidet unb
guberlafpg löfen fann, fonbern bie ©rlangung
eine* mögltdjft n i e b r i g e n Angebot*, in ber
©riuarrung, bafc beut einzelnen Bauunternehmer
befonber* billige Bezugsquellen für bie SRateriaU
lieferungen gur Verfügung ftehen, ober ba& ber*
fette Rdh mit einem möglidjft geringen eigenen
Verbienft begnügt.
9Benn eine foldje — audb, bei ber iBetlagten
borau*gufefcenbe unb au* ber bei ber münbltdjen
Verb>nblung mieberb>lt herborgeljobenen abfielt
ber Betlagten, bem äRinbeftforbernben ber
(Submittenten bie Susführung bes Baue* gu
übertragen, Rdj ergebenbe — ©Refutation auf
bie ©rlangung eine* möglidgft niebrtgen Angebote*
burdj eine Vereinbarung ber gur
©inreidjung bon Offerten Aufgefor»
berten über bie unterfte (Brenge ber
eingureidjenben Offerten beteitelt
unb bie Beflagte gut BemtHigung eine* beeren
Uebernahmepreife* beraulafjt tourbe, fo mürbe
in ber ©inreidjung ber gum Seil auf einer gum
Stadtteil ber Beitagten getroffenen Vereinbarung
berufen ben Offerte für fleh aüein leine auf
läufrfning, auf Vorfpiegelung falfdfjer ober
Unterbrücfung magrer SatfadEjen gerichtete unb
fomit argltftige $anblung*meife ber
Inhaber ber flägerifdjen girmaober
ber übrigen Offerenten erblicft werben
Idnnen, »eil biefe bon ber Veflagten lebiglitf
gu einer ©rflärung barüber aufgeforbert maren,
gu toeldjem Vreife fle bie Ausführung be* Baue*
gu übernehmen bereit fein mürben, nidr>t aber
gu einer ffirttärung über bie $flb> ber für bie
Ausführung eine* foldjen Baue* angemeffenen
Vergütung. Sine begüglid)e Vereinbarung ber«
fiöjjt auch nidfjt gegen bie guten ©itten,
benn toie bem ©ingeinen bie SRormierung feiner
§forberung für eine bon t(jm gu befrfjaffenbe
Seifrung freifteljt, fo fann audb, einer SBehrgahl
bon Offerenten nidjt vermehrt fein, burdj Verein:
barung bie (Brenge feftgufefeen, meldte ein %ebet
Don ihnen bei feinem Singebote einzuhalten hat.
©* liegen bie Verh&Itniffe tyttbex nicht anber*
al* bei Vereinbarungen bon ^abrifanten unb
$änblern über Vreife bon beftimmter #öhe bei
bem Abfabe ihrer gabrifate ober Btaren unb bei
.Konbentiouen uon wecoettt, Joerfraajtent ouer
©bebiteuren über bie gorberung beftimmter
©a&e bon Xrantyortgebühren ober ©pefen, beren
gemeinfame* Vorgehen gur ©rgielung eine* ihnen
angemeffen erfdjeinenben ©eminne* bielleicht
bon ihten gleidhfaü* auf einen möglidjft Rotten
eigenen ©eminn bebachten ©egenfontrahenten
tüftig em^funben mirb, aber gu einer Beanftan*
bung auch nicht im ©eringften Hnlafe giebt.
3m borliegenben gaUe hanbelt e* fidjj aber
auch nach oem Vorbringen ber Klägerin n i dt) t
um eine berartige, eine SRinbeftforberung
für bie 4?erftetlung be* Baue* feft*
fe^enbe Vereinbarung ber gur GHnreidjung
bon Offerten feiten* ber Betlagten aufgeforberten
Unternehmer, fonbern um bie Betaftung
ber Betlagten mit benjenigen Vergütungen,
m eiche bie ©efamtheit ber 3ntereffentcw
gu ©unften berjenigen bon ihnen feft =
gefegt hatte, benen bie 81u*führung bei
Baue* infolge eine* niebrigeren ober ber
Beftagten annehmbarer erfdheinenben Singebote*
eine* anberen Offerenten entging, hierbei
fteht nicht in ftrage bie (Srgielung eine* unter
ben gegebenen Verhältniffen ben Seiftungen ent*
fprechenben ©eioinne* für ben, ben Bau au*«
führenben Unternehmer, auch nicht eine Hu*s
gleichung be* Reh au* bem ©ubmifRon*berfahren
für ben eingelnen ©ubmittenten ergebenen 9ca<6=
teile*, bie eigene gorberung mit Dtütfftrfjt auf
bie ^orberung anberer ©ubmittenten möglich ft
niebrig bemeffen gu müffen, um Hu*Rc&t auf
Ueberrragung ber Ausführung bei Baue* gu
fyaben, fonbern bie (Srlangung eines
Vorteile* für bie im ©ubmtfRon*berfahren
unterliegenben Konturrenten, eine entfdffö*
bigung berfelben für bie ihnen cnt=
gangene (Usance ber (Srgielung eines
©etoinne* burch bie Ausführung bei Baue*
ihrerfeit* unb groar auf Äoften be«jcnigen, ber
Digitized by Google
55
ibre Offerte aU feinen gnteteffenten toiberftteitenb
nid)t annahm.
Ob einer berartigen Vereinbarung im Vetr/ält=
nifTc bet an berfelben ^Beteiligten ju einanber bie
ted)tlid)e SBitffamteit ju berfagen ift, fte$t
biernid}tjur©ntfd)<ibung unb e4 fann bt&tyüb fixier
aud) uncrörtert bleiben, ob Ijinfidjtlidj ber &Wifd)en
Oer Jtingcrin uno Den übrigen Submittenten
getroffenen Vereinbarung Diejenigen tatf8d)lid)en
VorauSfefeungen vorliegen, Weldje nad) ben
Urteilen bei Äammergeridjt« Vom 30. SWarj 1903
unb beÄ 91. ©. bom 24. iRobembet 1903 in einem
foldjen gfoDe baju geführt $aben, bie ^otberung
einer für bie (Einreibung einer b e *
ftiutmten Offerte feitenä e i n e i b e r
Submittenten Vereinbarten <$ n t s
f d) ä b i g « n g bem au< ber Vereinbarung Vers
bflidjteten gegenüber für tedjtlid) unanfechtbar
ju erllären (bgl. übrigen« fnerju bie Slbbanblung
bon 6 d) n e i b e r in Jpolbb^ine'« 9Ronat*fdrrift
für .§anbel3recbt unb VanfWefen Vb. 13 6. 222 ff.
unb bie Urteile bei O. £. ©. ÄarlSrube bom
13. 3uli 1903, SRed)t#fbredjung ber O. 8. ©.
Vb. 7 ®. 457 unb bei D. 2. ©. Bresben bom
2. Oftober 1902, SeufferT* ?lrd)ib Vb. 59 5Kr. 81
©. 144).
#ier ftcr>t in ^fl«/ 06 °«rb «ne
bejüglidje Vereinbarung Vetroffene bie bon ibm
übernommene Verbflidjtung jur Seiftung ber für
bie 8tu«fübrung be* Vaue* 311 gewäbrenben
Vergütung infoweit ju berWeigern beredjtigt ift,
ali biefe Seiftung nidjt jur Vejablung
b cä gelieferten SBerted, fonbern jur
Vefriebigung ber anberen Submittenten
wegen ber biefem bon feinem ©egenfontrabenten
jugefagten (£ntfd)äbigung für bie Sbletjnung i£)rer
Offerteu ju bienen beftimmt ift, ob ber
Vetroffene bieVrettbereinbarung auä bem©runbe
anfechten unb ©djabenSerfafc bafflr beanfbrudjen
fann, bafj ber Unternehmer tf>n jur VeWiüigung
nid)t nur ber für bie £erfteüung bc« Vaueä
beanfbrud)ten Vergütung, fonbern aud) ber an
bie Äonfurrenten ju bergütenben ©ntfdjäbigungen
für ibr Unterliegen bei bem SBettbemerbe infolge
ber @inreid)ung einer fjöfteren aU ber fiägertfdjen
Offerte beranfafjt bat. ©ine argiiftige Xäufdjung
ober ein betrügeriidjea Verhalten ber Älägerin
jum SRadjteile ber Vetlagten fann atterbing«
infotoeit nid)t al* borliegenb nngenommen wer;
ben, al* bie bon ber Älägerin geforberte unb
bon ber Vefiagten jugeftanbene Vaufumme bie
eigentlichen #erftenungSfoften bei Vaue* unb
ben bon ber Älägerin für Rd) felbft in Änfbrud)
genommenen ©eWhm übersteigt, benn e3 ftanb,
tone bereits erwähnt, ber Älägerin, too fie unb
bie übrigen Vauunternebmet bon ber Vertagten
lebiglid) aufgeforbert Waren, auf ©runb ber
ihnen überfanbten Vauriffe unb be* Vaufontrafteä
ein Angebot für bie Shtäfüfjrung be$ Vaue« ju
macfjeu, frei, fidb einen beliebigen Vre« aui*
jubebingen, felbft toenn berfelbe burd) eine S3er=
einbarung mit ben übrigen Unternehmern über
bie^ugrunbelegung einesgetniffenlRinbeftbetraged
bei iEjren Offerten über benjenigen Vreiö fynaufc
ging, toeldjen bie Älägerin für bie ÄuifÜbrung
be« Siaucä ju forbern bea bfid)tigt fynttt.
©4 tonnte aud) bie Veflagte nidjt, tarfe Re uns
rid)tiger SSeife toieberbolt berborgeboben bot, bei
©ingang ber Offerten bie Aufgabe ber für eine fQtr*
fteüung bei VaueS in bem ©inne angemeffenen
Vreifeerhiarten, bafi auf bie €elbftfoften nur ein
mäßiger Verbienft für ben Unternebmet felbft
aufgefd)lagen toar, fonbern nur bie Hufgabe
berfenigen Vreife, gu welchem bie Offerenten bie
3lu*füb,rung ju überner)men bereit waten. ©0
Wenig in bet gorberung eines übermäßig tyfyxr
eigenen ©ewinne« eine argiiftige 73ufd)ung ber
Seflagten über bie $erfteHung£foften bei Saue*
ober bie ©rregung eine« Sfrrtum« ber Veflagten
über biefe Äoften in ber »bfidjt einer redjtl*
wibtigen Verm&gen8fd)äbigung für bie Veflagte
burd) bie Vorfbiegelung falfd)er ober burd) bie
©nrfteüung ober Unterbrücfung wabrer Xatfadjen
erblidt Werben fann, fo Wenig fdnnte eine fo!d)e
XSufd)ung ober ein betrügerifd)ed Verbalten
fdjon barin gefunben werben, Wenn ber injWifrfjen
berftorbene SRitinbaber ber tlägerifdjen ftirnxa,
gfri^ ^>aubt, bei ©nreid)ung bet Offerte ber
Älägerin am SIbenb bei 9. ©ebtember 1905 ber
5kflagten, Wie biefe beraubtet, etflatt boben
foHte, ber geforberte V*ei* bon 179900 M. fei
fo niebrig bemeffen, ba& er bon bemfelben aud)
nid)t baS ©eringfte ablaffen fönne unb bafj er
feinen Vrei& niebriger a(£ nur irgenb mdglid)
falfuliert fyabe, um au* ber SubmifRon al« ber
ViHigfte berborjugeben. (Sine VerbRidjtung ber
Älftgerin ju einer Sufflärung ber Veflagten übet
bie ©mnbingen ibrer V^'^beredjimng beftanb
Digitized by Google
Ji6
Ko. 44-40.
nidjt, fie fonitte an fidj jeben beliebigen ihr
ridjtig erfdjeinenben Vrei* forbern uitb e* tonnte
audj bie Vertagte bie erfidjtlidj jur ©mbfeblung
ber Offerte ber Klägerin gemachten Steuerungen 1
be* grtfc $aubt ntd^t al* eine befonbere 8u*
Rdjerung beffelben auffaffen.
©3 enthält ober einen Verfto& gegen bie guten
Sitten, toenn fidj bie Klägerin bon ber Vertagten
nidjt nur ben bon ihr berechneten $erfiellung*brei*
juififlltcit) be« bon ihr für bie Ausführung be* Vaue*
oeaniprucnten 5ueroten)tee, lonoern aucn nocu oie
it>rcrfeit« auf ©runb ber mit ben übrigen Unter«
neuntem getroffenen Vereinbarung an biefe ju
jot)lenben Vergütungen bon ie 3000 A au**
bebang, nadjbem fie juc (Sicherung btefeö ©rfolgeä
ben übrigen (Submittenten ju einer entfbrecben;
ben ©rbö^ung ihrer Offerten gegen bie^ufidjerung
einer gleiten Vergütung im gaHe be* eigenen
Unterliegen* bei bem SBettbetoerbe beranlajjt
ober btxfc) einem foldjen Vorfdjlage jugeftimmt
r)atte. Sfcie Klägerin tonnte nidjt barübet im
gtorifel fein, bog bie Vertagte ihr ben gefor«
berten Vetrag nicr)t betoilligen toerbe,
tuenn berfelben berannt fei, bafj biefer
betrag nidjt nur bie bon ber Klägerin
felbft beanfbrudjte Vergütung für bie
&u3fü$rung be* Vaue«, fonbern audj
ffintfdjäbigungen ber übrigen Subs
mittenten bafür, bafj ihnen ber Sufdjlag
nidjt erteilt toerbe, enthalte, audj nidjt
barüber, bafc bie Verlegte, toie fidj ob>e toeitere*
au* beren Slufforberung jur ©tnretcfjung eine*
Angebote* für bie Hu*fübrung bes Staue* ergab,
nur ben bon ber Klägerin für bie Ausführung
geforberten Vetrag ju jaulen bereit toar. $ic
Klägerin täufdjte audj argliftig bie VeHagte
über ben ^nljalt ihrer Offerte, toenn fie ber*
felben einen ^xtiü aufgab, ben fie nidjt nur für
bie #erfteHung be* Vaue* gemäfc ben Vauriffen
unb bem Vaufontrafte cinfdjliefjlidj ihre* Vers
bienfte«, fonbern in Qäfyt ber an bie übrigen
Submittenten ju gatjlenben Vergütungen nidjt
für fidj beanfbrudjte, fonbern in ©rfüßung ber
mit ben anberen Submittenten getroffenen Vers
einbarungen für bie bei bem ÜBettbetoerbe unters
Iiegenben Äonfurrenten.
$er angefochtenen ©ntfdjeibung ift übrigen*
auct) barin beijuftimmen, bafj bie Vereinbarung
ber Submittenten, burdj toeldje bie Veftagte pr
©etoißigung eine* höheren Vreife* an bie Klägerin
befrimmt tourbe, eine illoyal e, gegen bie
guten Sitten berftofjenbe #anblung**
toeife inbolbiert, für beren folgen bie
Ätägerin ber Vertagten aufjufommen bat unb
toeldje bie Klägerin nidjt burdj eine Verufung
auf entgegenftebenbeanfdjcniungen iinb<g>ebftogens
Reiten in ben Greifen ber Vauunternebmer ju
einer erlaubten madjen tann.
3)er ber Vertagten burdj ba* Verhalten ber
Klägerin augefügte Sdjaben bcfdjränft fidj aber
nadj ben borftehenben Ausführungen nidjt auf
bie 3)ifferenj jtoifdjen bem Vetragc ber Hägerifthen
Offerte unb ber angeblfdj al* ©runblage für bie
Söemeffung ber einjureidjenben Offerten ans
genommenen Summe bon 160000 JU, fonbern
auf benjenigen Vetrag, toeldjen bie Klägerin auf
©runb ber getroffenen Vereinbarung an bie
anberen Submittenten bon bem \f)t
feiten* ber Vertagten ju jafjlenben Uebernabme;
breife auäjufebrcn bat. Sie beanfbrudjt
ihren eigenen CSrriärungen nadj einen um
21 000 X höheren Vetrag bon ber Vertagten, al*
fie für ihre Lieferungen beanfbrudjt haben toürbe,
toenn fie nidjt auf ©mnb ber getroffenen Ver*
einbarung biefen Vetrag an anbete Submittenten
au^ulehren hatte: $)er Vetrag be* ber VeUagten
burdj bie Klägerin zugefügten Schaben* beziffert
fidj mithin auf 21 000 X unb e* ift be*hfllb auf
bie Verufung ber Vertagten bie ftlägerin mit
einem ferneren Vetrage ber Älagforberung bon
1100 X abjutoeifen unb bementfbredjenb ba*
angefochtene Urteil abjuänbern.
4«. 3f» «« tiner Sif^lrrti nit Dampfbetrieb
tttrMtnbttcr fitffcl nur 3n|(Mr CUrnnbfliicfö ober ift
er Bcflaabttü beffelben gentrbe«? — Wa^t e» ciaen
Unterfdjieb, >b ber »effel ntm Wieter aber oam ffiflen.
tflaier auf ba» Q»m«bf»Q(f gebraut wirb?
Sbar> unb S)arlehn*faff e ber unteren
Sleuftabt bon 1H85 in Hamburg
gegen
bie VoUftreder bon Dr. med. Johann
^einridj Sdjlemm leftament in Hamburg.
Veflagte haben 3toang*ooÜftrerfung in ein
©runbftüd ber Slnfelmannftrafie betrieben, toorin
I Sifdjler Sdjmibt eine Jifdjterei mit Dampfbetrieb
I hatte, ©r hat ba« Eigentum am Dambffeffet
Digitized by Google
ber Sttägerin übertragen. Sfttet Stlage auf
Öfreigabe be* Steffel* Ijat ba* 8. ©. Hamburg
unb bai 0. Ä. ©. V entfbrodjen, ledere« am
5. fcejember 1900 au* folgenben
© r ü n b c n :
»Senn bie 93eftagten meinen, bie Älage fei,
möge ber Steffel ffleftanbteil bei ©runbftfid* fein
ober nidjt, in beiben fällen unhaltbar, fo ift
ba£ nur richtig für ben gaH, ba& er roirflid)
93eftanbtetl be* ©runbftfid* ift. 2>enn nad>
§§ 55, 20, 21 be« Sro. « 93erft. « ©ef., §§ 1120,
1121 9.©.®. umfafjt bie gtoangäberfteigerung
notroenbiger SBeife bie mit bem ©runbftfid Oer«
bunbenen 93eftanbteile beffelben, mdgen lefctere
audj bor ber 93erbinbung einem Änbem al* bem
©runbeigentfimer gehört ijaben. dagegen ift
ben 93eflagten nidjt jujuftimmen, roenn fie aus«
ffifjren, bafj bie Stlage audj bann unbegrünbet
fei, wenn ber Steffel nidjt 93eftanbteil be« ©runb=
ftüd* fei. ©« ift nidjt richtig, rote 93eHagte
bortragen, ba& in biefem gatte ber Steffel über*
Ijaubt nict)t bon ber 3toang*berfteigerung ergriffen
toerbe. Äudj wenn ber Steffel nidjt 93eftanbteü
ift, fo tann er bodj 3ubefjör bei ©runbftfid*
fein, unb bai ift er fogar nadj ben §§ 97, 98
9lr. 1 bti 93. ©. 93. 9todj § 55 »bf. 2 bei
3». s SBerft. s ©ef. erftredt ftdj aber bie 3n>attflä:
berfteigerung audj auf Subefjßr unb jroar felbft
bann, wenn biefc* einem dritten gehört; ei fei
benn, bafj biefer fein SRedjt narfj 9Rajjjgabe bei
§ 37 <Rr. 5 geltenb gemadjt $at. 5E>ie Stlage ift
baljer teine*meg* oljne jebe* redjtlidje ^[ntereffe
unb e* ift be«$alb bie grage $u brüfen, ob ber
Steffel 83eftanbteil be* ©runbftfid* im Sinne ber
§§ 93 ff. 58. ©. 93. gctoorben ift. 9Birb btefe
$rage bejaht, bann ift ba* befonbere ©igen tum
ber Stlägerin an bem Steffel nadj § 940 JB. ®. 95.
untergegangen unb Stlägerin Ijat gemäfj § 051
93. ©. 93. nur berfönltdje Slnfbrödje auf 93er--
gütung ober 93efdjäbigung. (5in bie Swonß*1
boflftredung (jinbernbe* SRedjt t>ot fie bagegen
nidjt meljr.
$)ie Ofrage, ob unb inroieroett 9Jt a f dj i n e n
93eftanbteil eine* ©runbftfid* roerben,
in bai fie gebraut finb, ift befanntlidj eine biet
umstrittene Streitfrage. 3)a* 9t. ©. f»at ftdj in
einer Steide bon (Sntfdjeibungeit, bgl. 93b. 50
S. 241, 93b. 5H 6. 310, 93b. «»2 S. 40<;, 410
57
No.40.
ber Slufredjterfjaltung be* Sonbereigentum* an
ben SRafdjinen nidjt günftig gegenüber geftellt;
bei biefen @ntfdjeibungen Ijanbelte ei Pdj aber
um 9Rafdjinen, roeldje ber (Sigentfimer bei
©runbftfid* felbft mit bem ©runbftüde berbunben
blatte, bei benen fldt) aber ber Serläufer in
©eftalt eine* STCiete* unb »baaljlungaberrrage*
bad (Eigentum bi* $ur böttigen Hbbejablung bor:
behalten blatte. 3" biefen gälten fjat ba* 9t. ©.
angenommen, bafj nadj normalem ©erlauf ber
SJtnge, möge bie ftabrifanlage felbft einen bauern=
ben ober borfibergeijenben (Jljarafter tragen, bie
SBerbinbung al* eine bauernbe unb nidjt al*
eine bon bornljerein jur SBieberaufljebung be*
! ftimmte anjufeb^en fein. 3We§r befagt audj bie
! bon ben SBellagten angebogene, in ber ^Surift.
1 SBodjenfdjr. 1906 6. 418 abgebrudte (Eutfdjeibung
i bei 9t. ©. nidjt. $>er borliegenbe 2raü unter»
fdjeibet ftd> aber bon jenen gällen toefentlidj
baburd), ba^ bjer nidjt ber ©runbeigentfimer,
i fonbent toie iBeflagte geben, ber Bieter bei
j ©runbftfid* ©djmibt bie SRafdjinen mit bem
Äeffel in ba* ©runbftfid eingebradjt unb lederen
in bn£ Äcffeib.au* eingemauert ^al. 9tun ift e*
ja richtig, bafj er bie 93erbinbung nidjt „in
Slu*fibung eine* 9tedjte* an bem fremben ©runb=
ftfid" (§ 95 Mbf. 1 Saft 2) borgenommen Ijat
unb e* ift audj jujugeben, bog nidjt unter allen
llmftänben bie bon bem Sftieter eingebauten
Saasen al* ju einem borfibergeb^enben
3toede mit bem ©runb unb 93oben berbunben
an^ufeb^en finb. SBenn aber, toie b^ier, ein ^anb=
merfer äRafdbinen bon nid)t unerb^eblidjem SBert
in ba* 3Riet*$au* einbringt, fo tut er ba*
fidjerlid) in bem ©ebanfen unb mit ber sJIbfirf)t,
bie 9Jtafdjtnen, fad* er biefe* 9)tiet*^au* berl8|t,
in bie neue 9Bobnung mitzunehmen; er n>iH fie
alfo nur fo lange mit bem ©runbftfid berbinben,
al* er felbft in bemfelben berbleibt unb ba*
! genfigt jur 9fnna^me bei „borfibergetjenben"
; 3wede* im Stnne^be* § 95. £>b ber SRietbertrag
nur auf furje 3eit ober auf längere Seit ober
auf unbeftimmte 3*i* gcW°ff"i ift fommt nidjt
in SJetradjt, e* müßte benn fein, bafj ba* 9Jer=
trag*ber^8ltni* bon Stnfang an auf eine Steuer
gefdjloffen ift, toeld;e bie Seben*bauer ber
9)tafd)ine felbft fiberfteigt. Sefttere* ift bon ben
93ef(agten nid)l bebaubtet. 3b,re Sarfje märe
I e* aber geioefcn, foldjc llmftänbe, luelrfje bie
Digitized by Google
58
Ho. 40-41.
obige auf Erfabrung geftii^te Slnnabme bei
borübergebenben gtoedfeS auSfdjlie&en, gu be*
baubten unb ju betoeifen. 3>er Umftanb allein,
bog bei ber Entfernung be« Äeffel« enttoeber
biefer ober ba« Äeffelb>u« befdjäbigt toerben
rannte, fdjlie&t bie Antoenbung be* § 95 99. @. 93.
nidjt au«. Stenn biefe 99eftimmung fdjränft nfd>t
nur, toie SBeflogte meinen, ben § 94, fonbern
au$ ben § 93 99. ©. 99. ein. $a& bie SBeflogten
biefe IRecbtSlage nic^t bertannt baben, ergiebt
fidb, übrigen« au« itjrem aÜerbingS burct) 93ors
bebalt eingefdjränften *erjicr)t auf bie 8b>°nQ*r
berfteigetung bei ÄeffelS, tote namentlich audfj
oarau#, bag fie bie fonftigen SJtafrfjinen ber
Xifdfjlerei freigegeben baben. Aucb biefe SRafcbincn
waren, toenn ou(f) ntct>t eingemauert, fo bodj
burtf) SBerfdjraubungen mit bem ©ruubftudf feft
berbunben. $)iefe berfebiebenartige 33eteftigung
fann aber einen Unterfd&jeb in ber redE>tlicben
58e banblung be« ÄeffelS unb ber Snafdbjnen nidjt
rechtfertigen.
©djmibt bejto. feine StedjtSnacbfoIgerfn, bie
Älägerin, ift baber Eigentümerin bei Steffel*
nfblieben unb fann bedangen, bog berfelbe bon
ber 3toang«berfteigerung berfrfjont bleibe unb
jtoar obne SRftrffictjt barauf, ob er $ubef)ör ift
ober nidbt. 2)enn au<b toenn ber Jreffel £ubeb3r
ift, fte^t es, toie oben ertoäfjnr, bem Eigentümer
frei, ibn in ©enift&tictt bei § 37 Str. 4 gtoang«:
fflerft. s ®ef. ju reflamieren unb biefe SJorfdjrfft
bat Älägerin befolgt.
41. $M««rttuf«rr4tfterflRittrkeN (». 0. ». § 2094
»bf. 1) fc^t ciirn illligen Vcrtasf b<* Kntril« ht« Mbtrn
Witttttm »trau«. — Auf eint fid) uid|t al« OttUuf bon
ftcHmbc lttbtrtrafluai »incG (frbttilf if) bic 9orfd|rift
8 2084*bf. 1 nid»» aiMcabbsr. QHn a}ibfa)aft6»frUiif
mufc geridHlid) «ber ■«(arid brurtnabtt »»bfn. - «Mite
n«tarlcOc »e»rt«NbKM, bie et an Hu gabt >f« fianfpreift«
fehlen (ift, genügt nidj«.
gfrau ftriba $i(begarb genfer, geb. 5ioad
in Sieibjig
gegen
Ognnfr 99orni in Hamburg.
$>ie Klägerin mit ifjren 93rüberu .fcermann
unb 9tfct}arb bat am 8. Sttai 1905 itjren 93oter
beerbt. SRidjarb bat am 12. ^uli 1905 feinen
Anteil am Wnrfjlnft burrt) i'rfjriftlidjen «ertrag
I bem 99eflagten „berfauft unb übertragen". 3)er
Äaufbrei« foU nadj ber Urhmbe bereits entrid>tet
fein. 9Ba« 3000 X überfteigen toerbe, foUte bem
83erfaufer toteber ausgeleert toerben.
Älägerin madjt bem gegenüber il)r 2}or!auf&>
redjt nad> 93. ©. 99. § 2034 geltenb unb berlangt
gegen Anbieten angeblidj bom 99eftagten gegaster
3000 JL Uebertragung be* Erbteil«.
%ai D. S. ©. II bot jeboeb, am 8. 9cobbr.
190G ibre Älage abgetoiefen.
& r Ü n be:
$er 93ertrag bom 12. gjuH 1905 entbäü eine
Uebertragung be« gefamten Erbanteil« beö
9ti(barb SRoad an ben ffletlagten unb jtoar, ba
ber 93ertrag notariell beurtunbet ift, in red)t«=
gültiger gorin (§ 2033 Abf. 1 @a( 2 99. 99.).
3)ie 9Birffamfcit be« Verträge« toirb babuta^
nict)t in gfrage gefteüt, ba& bie 93ertrag«fa^Iiegens
ben, toie fieb au« bem § 5 ergiebt, bon bom
herein getooüt unb berabrebet b^aben, ba& ber
@rtoerber bei Erbteil« einen Xeil beffen, loaä
bei ber ffirbau«einanberfefeung auf i^n entfällt,
toieber an ben 93eräu|erer audtebren laffen fod.
3)ic t)irrrtacr) begrünbete obligatortfdje 93er:
pflicbtung beeinträ(t)tigt bie bingltct>e 958irfung
ber 93erfügung über ben Erbanteil nitf)t, fonbern
bat biefelbe jur 95orau*fe^ung.
3lber mit ber Satfadbe, ba& eine toirffame
Uebertragung be« Erbanteil« auf 99e!lagten
ftattgefunben b«»t finb bie SJorau«febungen für
ba« bon ber Klägerin beanfbrud^te 99orrauf«re(r)t
nodb, nid>t ev\$bp\t. 9cia^t bei jeber Uebers
tragung eine« 9WiterbenanteiI« an einen dritten
ift ba« 93orfauf*retbt ber übrigen SRiterben bem
©noerber gegenüber gegeben, fonbern nur bei
einer auf einem 99 er f auf be« Erbanteil* be-
rubenben Uebertragung. ES mufj ein gültiger
Ä a u f bertrag borliegen. Ein anberer auf bie
99erau^erung be« Erbanteils gerichteter 99ertrag
genügt ni(t>t. %ai ©egenteil ift inSbefonbere
amt) niebt aus § 2385 99. ©. 99. Abf. 1 p ent*
nebmen. 3)enn toenn es bort audj beifit, bog
bie 93orfct)riften über ben Erbfo^aftSlauf ent=
fbreo^enbe Antoenbung finben auf anbere 95er=
träge, bie auf bie 93eraugerung einer bem
93erau|erer angefallenen Erbfdjaft geriebtet ftnb,
fo beliebt pdf» boct) biefe 93eftimmung nur auf
bie im neunten Ab|"rf)nttt beS fünften 99u(be«
Digitized by Google
(§§ 2371 ff.) bei 93. ®. 93. entgoltenen 83orfd)riften
übet ben Erbfd)aft*fauf, nidjt auf bte über bai
gefeblidje 9}orfauf*redjt ber SRüerben in §§ 2034
bi* 2037 83. ®. 18. gegebenen ©onberbor*
fünften, (Öbenfo im Ergebni*. ©rrofjal, Srbredjt
§ 64 III 1 a. 6. 3. Aufl. ©. 100, 93land «Rote 2
ju § 2034 in 83erbinbung mit «Rote b ju § 604
83. ®. SB., 3rrommb>Ib wote 2 ju § 2034 Einf.=
®ef. jum 83. ®. 93.; Wernburg, 83ürgerl. ffiedjt
83b. V § 193 unter V in SJerbinbung mit 83b. II
§ 196 unter II 3; weniger enrfdjieben: 83inber,
ftect)t*ftellung bei Erben, 83b. III ©. 131).
(Sin gültiger Äaufbertrag aber liegt bjer
nidjt bor. 9Bte ber 93ertrag, burd) ben ber
Sltleirterbe eine itjm angefallene Erbfdjaft ober
einen 93rudjteil berf elben berlauft {§ 237 1 93. ®. 83.),
fo bebarf gemäß § 1922 Abf. 2, § 2385 Abf. 1
audj ber 33ertrag, burdj ben ein SRiterbe feinen
Anteil (ober einen 93rudjteil beffelben) berfauft,
ber geridjtlidjen ober notariellen 83eurtunbung
(bgl. «Bland «Rote 2 ju § 2033 83orbem. 4 bor
§ 2371 unb «Jlote 2 ju § 2371 83. ©.93., gromm*
bolb SSorbem. 2 bor § 2371 83. ©. 93.; 9Rattljia&
93ürgerl. «Jtedjt II ©. 589; Wernburg 83ürgerl.
Stecht 93b. V § 197 IV ©ab 271, ©trotjal, Erb*
redjt 83b. II § 64 II 2 ©ab 4; 83inber a. a. 0.
83b. III ©. 97; Streß, bie Erbgemeinfdjaft ©. 175,
Keumann «Rote 2 ju § 2033 93. ®. 83.). An
biefer notariellen 93eurfunbung aber fel>lt ei im
borliegenben gaCu?. 3n bem notariellen 93rotofoH
bom 12. 3itli 1905 wirb jWar bie bort beurfunbete
83ereinbarung im Eingange au*brüdlidj ali
„Staufbertrag" bejeidjnet. fcer «JRiterbe SHdwrb
«Road erflärt im § 1, er „tier laufe" feinen 91 n teil
am «Radjlaffe unb im § 6 b>ißt ei, ber „Äauf*
brei** fei bereit* entrindet, «ber ei febjt an
jeber Angabe über bie #ölje bei Stauf;
breife*, b. \). ber Dom 83eflagten in ®elb &u
geroäEirciiben ©egenleiftung in bem 93roto(oü.
tiefer «JRangel $infid)tlidj eine« Wefentlidjen
83ertrag*beftanbtetl* madjt bie 83eurhtnbung bei
ita ufbertrage* unjureicfjenb unb ben ftaufbertrag
mangels ber gefefeltd) borgefdjriebenen gorm
nichtig (93. ®. 83. § 125; Wernburg, 93ürgerl.
«Jtedjt 93b. I § 140 II). Stoß ein Staufbrei* (beffen
4?öfje im borliegenben 93rojeffe Übrigend nicrjt
feftfteljt, ba ber öetlagtc bie bieebejüglidj feiten*
ber Älägerin gemalten Angaben al* unrichtig
bejeidjnet, felbft aber feine Angaben herüber
J>9
N«. 41".
gemadjt bat) außerhalb ber notariellen Ur=
lunbe berein bart fein mag (bon einer Anwenbung
ber §§ 315, 316 93. ©. 83. fann nad> ©abläge
nidjt bie «Jtebe fein), fann nidjt genügen, gtoar
ift c* an fid; "djtig, roenn ©troljal a. a. £).
«Rote 23 unter 1 fagt, wenn nidjt erfidjtlid) fei,
auf ©runb Weldjer Causa bie Ueberttagung
ftattgefunben fjabe, fo fei bte Ausübung bei
93orfauf«redjte* bon ber Erbringung bei «Jiadj*
Weife* bebingt, baß ber Uebertragung ein «erfauf
ju ®runbe lag. Aber e* muß ein vedjti-
gültiger 93erfauf nadjgeWiefen werben unb ei
rann tstronai ntajt oetgeftimmt weroen, roenn er
(a. a. D. jrotfdjcn IRote 16 unb 18) in analoger
Anbjenbung be* § 313 83. ®. 93. bie Anficht
bertritt, bag ber rücffidjtltaj be* SRiterbenanteil*
ob.ne 93eobadjtung ber gönn be* § 2371 ge=
fdjloffene Staufbertrag feinem ganzen ^["balte
nad) gültig werbe, wenn ber 93er8ufjerer nad)
SRaggabe be* § 2033 über feinen Anteil an bem
«Radjlafe berfügt b>t. ©er § 313 93. ®. 83. enU
fyält eine ©onberborfdjrift, bie eine 9JeraU=
gemeinerung ober eine analoge AnWenbung auf
ben Ijier borliegenben ftatt nid)t &uläfjt (ebenfo
9JIand SRote 2 ju § 2371, 83inber a. a. O. II
©. 97, aRattbjafc, 93ürgerlia>e* Sledjt II ©. 589).
@* mag übrigen* erwähnt toerben, bafe, aud>
Wenn man abweid)enb bon bem oben ein:
genommenen ©tanbbunft ber Anfidjt fein wollte,
ba* 93orfauf*redjt nad) §§ 2034, 2035 83. ®. 93.
fönne aud) bann ausgeübt werben, Wenn bie
Uebertragung be* Erbteil* nidjt auf einem 93er«
taufe, aber auf einem anberen auf bie entgelt«
lidje 93eräu|erung bei Erbteil* gerichteten 93er*
trage beruhe, an bem SRangel ber notariellen
83eurfunbung biefe* obügatorifdjen 83errrageä
im borliegenben ftaüe bie Au*übung bei Bot-.
fauf*red)te* fdjeitem müßte. S)enn and) foldjer
anberweiter 93eraußerung*bertrag Würbe nadj
§§ 2371, 2385 83. ®. 83. ber notariellen 93e.
urfunbung bebürfen unb aucb binüdjtlid) eine*
fotdjen 93ertrage* Würbe bte in bem 93rototoQ
bom 12. %uli 1905 enthaltene 93eurfunbung
I mangel* 93eurfunbung ber für ben 93ertrag
Wefentlidjen ®egenleiftung be* 93ef(agten al*
un^ureictjenb ju eradjten fein.
3)ie Älage mußte alfo abgeWiefen Werben.
Digitized by Google
60
No. 48— 4t.
42. ^nierurulionpriflflc be£ äMilcigentfimeri1. — iUuff
er jidj gefallen (offen, ba§ ber Qlänbiger eines ankern
TOitugentflnier* feie gange 3 nrfic bfänbet nnb jura 3mang0<
»erlauf bringt? - 8. «. 8. § 1009.
SB. Senfeen in Hamburg
gegen
bie 2firina Slug. Sancffjal« & So.
in Sübetf.
8lu« einem Urteil be* St. ©. VII bom
4. Mai 1906.
®tünbe:
3)a« 93erufung*gericht tinr mdit bofitib ba«
SWÜeineigentuni be« Kläger« berneint, fonbern
lebiglid) bie Möglichfeit eine« Miteigen =
tum* ber ©ebr. ftörtfe $u einem berb,ältni*=
mäßig Keinen 93ruchteile offen geloffen, ©ine
©ntfeheibung über biefen Sßunft, bie eine toeitete
93eroei*erhebung erforbert blatte, hot ba« 93e*
rufungdgericfjt für entbehrlich erachtet, inbem e«
babon au«ging, baß bie Klage auch auf ba*
Miteigentum be* Kläger* geftüfct ift unb buret)
biefe* gerechtfertigt roirb. hierin ift ber 'Bot»
inftanj beizutreten. 2>er Miteigentümer einer
Sache brauet fid) nicht gefallen ju laffen, bafj
ber ©laubiger eine* anberen Miteigentümer* bie
ganje Sache bfänbet unb jum 3n>ang*berfaufe
bringt ((gntfdj. be* 9t. ©. in (Simlfachen 93b. 13
5. 180). $ie 93eflagte glaubt, für ba« jefeige
JRecht ba« ©egenteil au« bem § 1009 be*
93. ©. IB. herleiten ju fönnen. »Hein biefe
93eftimmung gemährt nur bie rechtliche Möglich*
feit, bie ganje Sache ju ©unften eine* Miteigen:
tümer* ju belaften, fie gemährt bagegen nicht
bem einzelnen Miteigentümer ba* SRecfjt, bie
ganje Sache ohne 3uftimmung ober gar gegen
ben SBiüen bcr übrigen Miteigentümer ju be*
laften. Vielmehr ift in biefer ^infidjt ber § 747
be* 93. ©. 93. mafjgebenb, nach meldjer jtoar
jeber Teilhaber über feinen Slnteil berfügen
fann, über ben gemeinfcf)aftlid}en ©egenftanb im
©anjen bagegen bie Teilhaber nur gemeinfd)aft=
lieh berfügen fönnen. ©leichmie hiernach bie
übrigen Miteigentümer bie 93eräujjerung ober
Skrbfänbung ber ganjen Sache burch einen
einzelnen Miteigentümer ju »erbieten unb im
9tcd)t*roege ,\u oerlunbern befugt ftnb, fo fteht
ihnen biefe* Stecht auch gegenüber bem bon bem
©laubiger eine* Miteigentümer« gemachten 83er«
fudtje aroang*roeifer 93eräuf}eruug be* ©cgenftanbe*
\u. 9Ba* bie 93eflagte bfänben Idnnte, ba* ift ba*
VI nteil«red)t bcr ©cbr. Körtfc an ben 93olj(cu,
tuenn fie glaubt, ein foldjc« SlnteilÄrcdjt bartuu
ju fönnen. S)iefe Sßfänbung fönnteaber nicht burch
j ben ©erichteboasieher gemäjj § 808 fi£. 93. 0., fon*
bern müßte gemä& ber §§ 857, 828 ff. ber ©. 33.0.
burch ba« ©ericht erfolgen. 3>ie 9EBiberfbruch«flage
be« Kläger« ift bemnach begrünbet, mag eraOein^
eigentümer ober mag er auch nur Miteigentümer
ber gebfänbeten 93of)len fein.
48. Wacb. «rt. 189 be* ttinf. • ffief. }um 8. «. 8.
rid)trt firti in 8remen bie jnn ,Sf 't»wnft >er Anlegung beü
(#rtiabbnd)£ bie $3citemrBfiinbung einer tyanbfeftarifdien
^arberang nad) g HO ber (f. nnb $. C. — XmranO folgt
ober nidU, ba| bie (frftrberniffe M 8. (9. 8. fir eine
gültige garberungcoerpfänbnng (j. 8. ftngeige gemÄfj
8. ö. 8. § 1280) ..nbeaifatet bleiben bfirften.
Sjcrtoalter im Äonfurfe be«
^ermann M. Genfer in 93remen
gegen
& 3«nge unb 3. 3- ^ürgenfeu
in 93remcn.
Slu* einem bie beflagtifche 93erufung ber:
merfenben Urteil be* O. «. ©. V bom 2. «Jfob. 1906.
©rünbe:
«ui § 189 be« @inf. = ©ef. jum 93. © 93.
folgt nur, baß bi« auf weitere« in 93remen bie
3üeiterberbfänbung eine« hanbfeftarifchen Stechte«
nach § 119 ber (S. unb £>. C. ft<h richtet, baß
alfo hierfür auger brm 9Beiterberfa|e unb ber
Uebergabe ber $anbfefte femer bie gleichzeitige
93erbfänbung ber hanbfeftarifch geftcherten %ov-
berung felbft erforberlich ift, feine*meg« aberfolgt
barau«, bog nun auch bie Gcrforberniffe biefer
f$rorberung*oerbfänbung felbft nach bem
früheren Stechte, alfo beim 93ortjanben)ein einer
Schulburfunbe nach bem § 123, d, 2 ber ©. unb
^. D., — toelcher übrigen* ju ben in § 67 Str. 11
be« bremifchen Su«f. « ©ef. jum 93. ©. 93. bom
Sahre 1899 aufgehobenen Xeilen ber ©. unb D.
gehört — , fid) ju beftimmen hätten, ma« ju bem
eigenartigen (Srgebni* führen müfjte, baft bi* jur
Slnlegung be* ©runbbuch* in 93remen bei 83er*
bfänbung einer gorbecung balb alte*, balb neue*
jRecht anjumenben märe, je nachbem eine hanbs
feftarifd) geficherte ober eine fonftige gorberung
in ^rage fteht, bielmehr richten fich bie <&t;
forberniffc einer ftorberung* berpfanbung in
jebem gatle nach neuem Stechte.
hiernach beburfte e« ^ur ©ültigfeit ber 93eiter:
berbfänbung einer iHnjeige nach 8 !2H0 93. ©. 93.
CiiiWiiiiiti 'VnUi.
ÖtrinaiipjitJüc «4. 8tmfv«»<t I HA Vciiaimorit. <Rct>.ift<HT Dr. C. 8c«Sbtt,
tfl»<f *CI OctilU «illfhl: 1,1' C MMl'.l.,
Digitized by Google
»0. 11
J51
§anfcQtifdje
€iatlted)tlt(l|e falle.
XXVIII ^ahvßanQ. (40. 3a$rgana, ber $anbel*geri$t*3ritung.)
*rti« für ben 3aI|rgonß:
Mb »elMatt alt nefijltr 80 X - «auptblatt «Bei« Mit Megifkr lö
»tiMatt «Dein «U Meglffcr 15 X
cSrfles $uarfaf.
Hornburg, be* 14. SDiar5.
1907.
3ub,nü: $. @tf)mibt in Hltona unb 28 ®rn offen argen
I»r. ®. Kotier al« Pfleger für bie unbefannten »eteififlten
an btm 6var!affcnbiia>c »r. 72165 t>er «Uro e»wrfafle.
44. 9te0)tlid|e 9tarnr btr Ueberieoiiffe ans Beiträgen,
bic bie Arbeiter einer ftabrit jwctftf Gtlangnng biBiflen
fiaffeeö bcjnbjcn. — Smb biefe tteberfdtüffe eine Stiftnag
•ber ein „,^»erf»ermii(Kn" aber »irb aiit beren £tnrfi<f>
Iroang ein iBerrinöaermogen a,efd|affen? — 6iab nnr bic
jewtiliflcn aber aud) bie früheren Arbeiter ber ftabrif
Witfliicber eines foldjrn SereinS?
©rfjmibt in SCItono unb 23 ©enoffen
gegen
Dr. ©. äK oller als pfleget für bic unbefannten
en an bem ©barfaffenburfjc 3ix. 72165
ber SUtcn ©barfaffe.
% a t b c ft a n b :
Seit etwa 20 $al)ren befte^t unter ben
Hrbeitern ber beutfdvamerifantfdjen ^etroleum-
©efellfrfjaft bie ©inridjtung, ftdj auf ber 8lrbeitS=
pütte getneinfam billig Äaffee ju fortjen. gür
jeben JBedjer Wirb 5 <ßfg. be^lt. Kadj ©infauf
bei 9tot)faffeeS bcrblieben Ueberfdjüffe, bie auf
ba* im 9rubrum benannte 33ucf) belegt Würben,
baS jur Seit 6139 Jt auftueift. 2)ie Stläger ftnb
bie jefcigen Arbeiter ber genannten ©efellfdjaft
unb bedangen flagenb Verausgabe bei 93udjeS,
für beffen unbefanntc £|ntereffenten ein Pfleger
befteQt ift, ber bie Verausgabe Weigert. 2)aS
Ä. ©. Hamburg ©. Ä. IV fjat am 9. $uni 1906
ber ftlage entfprodjen. 3>aS £>. 8. ©. VI ber=
toarf am 4. 3)ej. 1906 bie beHagtifdje Berufung.
©rflnbe:
3>«n borliegenben 9tecf)t£ftreite ift bie tfcage
ju beantworten, Welche SHedjte an beut ©bartaffens
guthaben begrünbet finb, baS im Saufe bon 20
unb mef>r Sauren bon ben 2Ritgliebern ber fog.
Slaffeetücrje, Arbeitern ber beutfd)=amertfanifcf)cn
$etroleums©efeüfct)aft fjier, angefammelt worben
ift unb baS jur ^ett ber Älagerljebung ftdj anf
M. 6139 belaufen Ijat. 5)ie genannte ©efell=
fct)aft, auf beren JRamen baS fragliche ©barfaffeu;
budj aud) ausgefertigt ift, Ijatte es bon iljren
Arbeitern bejw. beren Verwalter in 93erwafjrung
befommeu. IJefct beftfct es ber als Pfleger für
bie unbefannten beteiligten an bem ©utf^aben
gemäfe § 1913 >8. ©. 33. bon ber ttormunbföaft«*
bcljörbe fjier befteUte SftedjtSanwalt Dr. 9HolIer,
ber es bon ber beutfaVamerifanifdjen ^etro!eunt=
©efenfa^aft naa^ ®rricf(tung ber ^flcßef**)cift
geb.anbigt erhalten ^at.
JEBenn nun bie 24 Älager als augenblitflidje
Arbeiter ber genannten ©efeflfdjaft biefeS 33ud)
unb baS barin berbriefte ©utb^aben für fia^ bes
aufbrühen unb jWar Weil fie angeblict) einen
„SJercin" bilben, beffen SJereinSbermögen ba«
©utfjaben barfteüe unb Wenn babon abWei(r)enb
baS 2. ©. in bem jefcr angefoa^tenen Urteil eine
„©efeßfe^aft" als borliegenb angenommen ^at,
wö^renb ber ÜBfleger Wieber berfönlid) ber Slnffrfjt
ift, eS Werbe eine „©riftung" in 5ra0e kommen,
ber baS ©utljaben juftct)e, ober eS fönne auetj
ber 33egriff beS an einen beftimmten $toeä gc?
Digitized by Google
62
Ha 44.
bunbeneit Vermögens in 58etrad)t fommen, fo
erfiärt fid) biefe Sbtoeidjung ber 5flnfid)ten bon
einonber im 5Befentlid)en bar aus, bafj trofe ber
Sänge ber feit iljrem 58e{teb>n berfrrid)enen 3*it
unb obtoof>l ber belegte Betrag ein berfjältni**
m&fjig t)ol)er ift, bie „Jtaffeefüd)e" immer mit
einem Sßinimum bon Drganifatton bot auSfommen
fönnen.
Stad) t|*t bad bebeutenbc »ntoarfjfen beS
©parfaffenbetrageS toeniger aus ber eigentlichen
3toedbeftimmung ber „Äaffeefüdje", nämlid) ber,
ben Arbeitern ber beurfd)=amerifanifd)en5Betroleum=
©efeüfdjaft billigen Äaffeegenuf} an ber SlrbeitS--
ftätte ju berfd)affen, ju erflaren, als auä einem
Zufälligen, {ebenfalls nid)t bon bomt)erein bor=
gefefjenen Umftanbe, bem Umftanbe nämlid), bafj
jarjlreidje frembe Srbeitcr, bie auf ber SlrbettS=
iteOe ber ©efeUfdjaft gelegentlich, ju tun Ratten,
fid) aud) für ben billigen ©aft bon 5 $fg. einen
Bedt)er Äaffee erftanben, mit ber „Slaffeefüd)e"
alfo in BertragSbejieljungen traten unb fo beren
Littel bermebren Ralfen. 8US eigentliche 3Rit=
giieber ber Äaffeefücbe finb bagegen nur bie
Arbeiter ber genannten ©efellfd)aft bon jeljer in
Betraft gefommen. Ob einmal ber eine unb
anbere babon fid) nfdjt beteiligte, inbem er fid)
j. 93. feinen Äaffee jur Slrbeitsftelle mit bon
§aufe bradjte, barauf fommt es nidjt an. (Sin
ioldjer «rbetter ift bann auSnaf»m*toeife nidjt
SRitglteb ber „Sraffeefüd)e" getoorben.
Sirofc ber berljaltnismäßig geringfügigen
tatfad)lid)en Unterlagen, bie ber borliegenbe gfall
bei feiner Beurteilung bietet, ift nun aber, toaS
bie redjtlid>e ftonftruftion ber Äaffefüdje anlangt,
als nid)t zweifelhaft anjufe^en, b a f$ eine
„Stiftung" cbenfotoenig borliegt, toie
b e r B e g r i f f be«3toetfbcr mögend in
Betracht fommen fann. 55er lefetgenannte
Begriff ift übertäubt fdjon, toas bie grage nad)
feiner ©runblage im geltenben SRedjte anlangt,
*toeifelhafter 9latur. 3m § 1914 B. ©. 58. ift
jtoar für einen befonberen &aU, bat) nämlid)
burd) öffentliche ©ammlung für einen borüber;
gefjenben 3toed Bermögen jufammengebradjt
morben ift unb nun bie jur Bertoaltung unb
Bertoenbung berufenen Berfanen Weggefallen finb,
befrimmt toorben, bat) jum 3toede ber Bertoaltung
unb Bertoenbung beS BermögenS ein Bfleger
beftellt toer ben fann, unb man bot barauS bie
j ©elbitänbigfeit eine« foldjen Vermögend als
3toedbermögenS gefolgert, ©onft enthält baS
I 58. @. 58. aber über ä^nlidje gälte nitt)tS; in«*
| befonbere ift aud) bie fjier borliegenbe Bflegfdjaft
! beS § 1913 58. ©. 58. eine 5Berfonalfuratel. 3m
j früheren gemeinen JÄedjte ift aber au* baS öffent*
! lief) gefammelte Bermögen immer ber ^aubtfafl
geblieben, ber in ber Siteratur ali &toedr}etmöQen,
■ 3toedfa|jung unb toie man eS fonft nannte, be*
Ijanbelt tourbe. S)ie redjtlidje Äonftruftion foldjer
Vermögen ift toieberum in ber aQerberfdjiebenften
SÖeife borgenommen morben, fo al* juriftifdje
5^erfon (3fatj jur gebore bon ben ©ammelgefdjfiften
in ^^cring'S 3ab>büd)ern 5Bb. 36 @. 404 fg.),
als ©efeHfdwft (fo ©ierfe beutfdje« $ribatred;t I
§ 80), als RbujiarifdjeS ©efamteigentum ber
©ammlcr (fo OtegelSberger 58b. I § 87 unb 3täeri«8
3ab.rbüd)er Sb. 36 <5. 471 fg.), enblid) als eine
ber (Stiftung analoge 58ilbung, bie nur feiner
ftaatlidjen ©ene^migung bebürfe (fo Wernburg,
58ürgerlid)eS JRedjt I § 94) u. bergl. m.
JBeKer in feinem ©nftem II ©. 282 fg. (ferner I
©. 42 I 77 58eil. III) bat fid) mit bem bon ifytn als
„3b>edfat}ung" bejeidmeten an einen beftimmten
Sn>edgcbunbenem»ermagen befonberS eingeb>nb
befdjäftigt. ©r fommt ju bem Slefultate, bog,
toenn bie ganje Set)re bom 3&->edbermögen, 3roei'1
[a^ung ober toie man fold)eS 58ermögen nenne,
aud) nod) toeiterer ÄuSbilbung unb 5Beb,anblung in
ber $o!trin bebürfe, als bas &ljaralteriftifd)e
aüer bab^in gehörigen ©ebilbe jebenfaQS bezeichnet
toerben müffe, bafe eine binbenbe ©afeungS*
norm b^ergeftellt fei. 3>em toirb man beü
ftimmen müffen.
§ier fer)lt eS aber gerabe an einer foldjen.
9lid)t, ba& man baS angefammelte Vermögen, bas
auf ben Ueberfdjüffen ber 5s5Bfennig8beträge für
Äaffee beruhte, übertäubt au^er jebem 58etrad)t
gelaffen blatte unb nun )eglid)e bertraglidje @runb=
läge für baS angefammelte 5Bermögen fehlte. SBSre
bai ber 2faü, fo mürben barauf allerbingS bie
©runbfä^e ber ©emeinfd>aft nad) ben §§ 741 fg.
58. ©. 58. in «ntoenbung ju fommen b>ben (Sflrt. 173
®inf.s©ef. jum 58. ©. 58.), toie fold)eS aud) ber
Vertreter beS «Rebeninterbcnienten toiU. 9ber ei
ift bod) ettoaS anbete*, ob man, toie es frei lid) in
ber adererften 3"t beS 58efre^enS ber Äaffeefüd)e
ber gatl getoefen fein mag, an Ueberfct)üffe über«
I haubt nid)t gebadjt botte, fo bafe man bamal«
Digitized by Google
nücrbuiflS ©cmeinfctjafter binfldjtlid) foldjer erft*
malig gemachten Ueberfdjüffe geworben fein mag,
ober ob man bann beWufttermaften foldje liebet:
fc^üffc fammelte, fte audj in ber ©parfaffe belegte
unb aud) jeweilig barüber berfügte, aber balb für
biefen, balb für jenen, niemals aber für einen ein
für allemal festgelegten $Wed. 3)enn man behielt
ftd) ja bie 33efd)luftfaffung im (Einzelfalle ü6er bie
Slrt ber SBerWenbung regelmäßig bor. ©oldje
Sefcbluftfaffungen gingen freilief) aud) immer nur
in ben aüereinfad)jten gönnen vor Rd). Sott einer
n i dj t * bertraglid)en ©runblage bi«ftd)tli(() ber
(Erfbarniffe ber Jfaffeefüdjc tann barnad) aber
{ebenfalls feine Siebe fein. S)amit fällt aber aud)
bie Sora uSfefeung fort, baß eine binbenbe ©afcungS;
norm borgelegen habe. 3RangelS einer foldjen tann
natürlid) aud) bon einer «Stiftung ober einem
friftung$äljnUd)en ©ebtlbe nid)t bie Siebe fein. $)ie
ganje ©infadjbeit ber äußeren S3erf|ältmffe ber
ftaffeetüdjc ftef)t bem entgegen. ©id)erlidj bat
man an bie ©djaffung eine« felbftänbigen
Siecfjtsfub jef tS nidjt gebadjt, aud) Wenn
j. 3t- «brcr (Sinridjtung bie ftnatlidje ©enefjmigung
jur ©ntftefjung einer ©tiftuug nod) nid)t erforbers
lid) mar, ba man fogar in ber eigentlichen Äaffee»
fßd)e, b. f). in Segug auf bie (Sin rieb, tung, bie j. $8.
bie (Einfammlung ber Äaffeegelber, bie 58efd)affung
beS Stobmaterials, bie ^crfteQung beS ©etränfcS
unb beffen Serteilung betraf (fomeit alfo nidjt
gerabe bie gefammelten (Erfbarniffe in Setradjt
famen), faum einen Stnfafe einer eigentlichen
Organifatton fdjuf, ba man aber in Sejug auf bie
(Erfbarniffe ein berWaltenbeS Organ, baS für bie
5>auer geregelt War, übertäubt nidjt ernannte,
ja nidjt einmal ber gluecf ein für allemal feftgefefet
würbe ober aud) nur im Saufe ber Sfafjre fidt)
bon felbft fjerauäbitbete, ju toeldpm bie (Erfbar=
niffe bertoenbet Werben fottten.
(SS fann ftd) barnad) nur nod) barum tjanbeln,
ju unterfudjen, ob bie „Äaffeefücbe" als S er ein
ober als ©efellfdjaft anheben ift. $iefeS
©ertd)t ift nun abweidjenb bom angefochtenen
Urteil ber SReinung, baft bie „Äaffeefüdje" als
„Seretn" anjufet)en ift, bei bem als ftiüfdjtoeigenbe
SeretnSfafumg ju gelten t)at, baß baS austretenbe
SereinSmitglieb mit bem Austritt jeglidje Siedjte
an bem hier fraglidjen ©barfaffengutbaben berliert
unb baft foldjer Serluft inSbcfonbere aud) bann
63
Mo. 44.
eintritt, toenn bie SHufgabe ber 9Jlitgliebfd)aft nidjt
auf ber freien (Entfdjlieftung beS »uStretenbeu
beruht, toie beifbielStoeife bei»uflöfung besHrbeits=
berfjältniffed feiten« ber Slrbeitgeberin.
3n Uebereinftimmung mit bem erften 9ticf)ter
ift bfefeS als ber bon allen SKitgliebern , aud)
bon 99. unb bem 9cebenin terbent euren fj. (ben
einzigen bon bieten bunberten ausgetretener 8r?
beiter, bie bisher berfönlidje Slnfprüdje übertäubt
geltenb gemacht hoben) bon jeher gewollte unb
betätigte SBitte anjufet)en, ber aud) burd) ben
nad)träglid)en 2Biberfbrud) bon JB. unb nid)t
totberlegt toerben fann. Sludj fie hoben, als
fte in ben Serein eintraten (ebenfo tote bie bieten
hunbert Änberen, bie fonft Rd) aud) längft gemelbet
haben toürbcn), ihre Slnfbrüdjc auf Seiftungen aus
bem jetoeiligen ©utbaben—j.®. in ftorm etwaigen
ftrantengelbeS u. bgL m. ; im 6in jelnen entfbredjenb
ben jeweils ju faffenben SBefdjlüffen ber SRitglteber
— bon bornherein nur für bie 3cit »brec
SKitgliebfdjaft ertoerben Wollen unb ertoorbeit.
©ie erwarben fie aber ohne ein irgenb nennen«»
wertes (Entgelt, nämlich fdjon mit bem erften
5 Sfennig s Setrag für beftetlten Äaffee. ©ie
berloren fie aud) wieber beim Austritt, ohne Wettere
Slnfbrüdje an baS ©barfaffengutbaben erheben ju
fönnen. tßon einem „Serjidjt" auf Snfbrüdje,
Wie 33. unb foldjen für ftd) beftreiten, fann
baher überhaupt feine Siebe fein.
$>aft biefeS ©eridjt ben Sied)tSbegriff beS
„SereinS" im ©egenfafye ju bem ber „©efeüfcbaft'"
als hier jutreffenb anficht, beruht im Ucbrigen auf
ber (Erwägung, baft ein SBedbfel ber aRitgliebfdjaft,
Wie er hier oorliegt, bem maftgebenben Sted|te ber
©efeUfchaft auf bem ©ebiete beS bürgerlichenSiechtes
fremb ift. (Eröffnet ber § 736 «8. ®. ». in gewiffen
©renken bie SKöglichfeit, baft eine ©efeafdjaft trob
beS 9Bed)felS ber SRitglieber fortbefteht, fo War
jur Seit ber ©rünbung ber „Äaffeefüdje", alfo
jur 3eit ber ©eltung beS gemeinen SledjtS, bie
©efeüfd)aft böttig auf bie Serfon ber ©efeUfdrofter
jugefd)nitten unb bebeutete, Wenn bie Srottfefeung
beS©efeüfdjaftSberhältniffeS tro|9Bed)fetS berSRit»
glieber gewollt War, ber Austritt bisheriger unb
ber (Eintritt neuer ®efeUfd)after bie jebeSmalige
Sluflöfung unb Sieubegrünbung ber ©efeüfdjaft.
3m beutfehen Sribatrecbt pnb aber benSebürf»
niffen beS mobernen Bebens entfpred)enb neben ben
gewöhnlichen ©efeüfdjaften aud) freie jur
Digitized by Google
64
So. 44.
berung ber ^ntereffen ihrer SJiitglieber ober felbft*
ftänbigergwedebegrünbeteBerfonenöereintgungen,
bie nad) bem 9BiHen ber Kontrahenten unabhängig
oon bem SBeebfel ber SRitglieber befteljen Jollen,
al* redjtsbeftanbig anertannt toorben (ju t>gl.@nrfdj.
be« 9t. ©. 33b. 7 Str. 53 ©. 168 unb »b. 8 Str. 31,
fonrie betreff« ber hamburgifdjen Sßrajt* Branbt«*
VUiraljam, $amb. Brajt« in $iotlfad)en ©. 63 fg.).
(Sine Art biefer »ereine ftnb genoffenfdjaftlicbe
Bereinigungen, Weldje bie görberung ber ) vi r t fcfjci f t -
lid>en Berbältniffe ihrer SJtitglieber bejtoeden.
SBa« ben mit ber „tfaffeetücbe" berfolgten
3toed anbelangt, fo ift barauf binsutoeifen, bog
es ein gan^ är>nlicrjcr gwed ift, Wie ber gemäg
§ 1 be« ©efebaS betr. bie @rtoerb«* unb 9Birt*
fdjaftfgenoffenfdwften oom 1. SHai 1889 regeU
mäfjig mit foldjen »erfolgte.
3n«befonberc nennt bie Str. 5 be« § 1 &efeQ«
fdjaften oon ntd)t gefdjloffenener 3Jiitgltebericbaft,
iucld)e Seben«= unb 35Mrtfd)aft«bebüriniffe gemein=
febaftlid) einjufaufen bejWctfcn, um fic im Äletnen
roieber an ihre SHitglieber abjulaffen. 93ei ber
„Äaffeefücbe" banbclt e« »idj alfo um eine Slrt
©enoffenfebaft, bie fid) nur nid)t ju einer bem ge=
nannten Steid)«gcfc|}e entfpreehenben entwidclt bat,
■vic ja r. mti fold)e genojfcnfd)aftlid)c Bereinigungen,
bie fpäter bie gefefelidjcn Borbebinguugeu erjüdt
haben, mandunal irtion längere 3eit üorf)cr be-
ftanben haben, ©ae 9t. ©. Bb. 39 ©. 30 führt
infoweit au«, baß bann jWar bie beionberen Steckte,
bie bie (Eintragung in'« ©enoffenfd)aft«rcgifter jur
3folge hat, nod) uUh oorhanbeu ftnb, bie ©enoffen«
fchaft aber aud) im übrigen ferjou oorber beftebt
(ju »gl. ©euffert'« Slrdjit» 33b. 53 Site. 179}.'
Stuf bie nicht rechtsfähigen Bereine (im Sinne
be« 83. ©. 33 ), Weldje jur 3eit be* ^nfrafttretend
be« 33. ©. 33. befranben, finben bic Borfd)iiften
be« 33. ©. 33. feine anwenbung, wie in lieber:
einftimmung mit ber (5ntfd)cibung bc«5t.©.Bb.51
Str. 36 unb ber bafelbft angeführten Literatur
anzunehmen ift. ©a« Si. ©. ift ohne weitere
39cgrfinbung ber abweidjenben anfidjt, baß, »wenn
e« fid) bei ber „Alaffecfüdjc" um einen „Bereut"
hanble, auf biefen ber ij 54 33. ©. 33. anwenbung
finbc unb baft er bcmgeittäß ben Beftimmungen
be« ©eicllfdjafwrcdjt* nad) ben 705 bi« 74(1
33. ©. 33. unterliegen mürbe, fofern nicht ftilt-
fdjweigcnbc ©abuugcn cntgcgcnitänbcu. Betreff«
ber #rage, ob ber nicht rechtsfähige Berein trofc
bev austritt« bisheriger SJiitgliebcr ober eintritt«
neuer ÜJiitglieber ohne Weitcrc« fortbeftebt, erodnet
Bland ft-nl. ;{ k unb l flum i? 54 bie ausbrüdlid)
oberfttüfd)>oeigenbncreinbnrteiSa^ung beeBerctn«
für maftgebenb. ©cm i*. &. ift ober barin $u=
jufrimmeti, be. jj — wie aud) idjon oben aufgeführt
ift — t»orliegenben3raHeä nach ber ungefebriebenen,
aber ftiflfdjmeigenb buret) ftetige, unbeanftanbet
gebliebene Uebung jur Slnertennung gelangten
©a&ung be« SJerein« bie au«geicbiebenen arbeitet
ihre ^ugehörigfeit jum 93erein unb alle Siechte an
bem 3ierein«bermßgen »erloren unb al«3Jcttglieber
be« 33eretn« unb an bem 33erein«oermögen be^
rechtigt nur bie jetociligen »rbeiter ber Betroleum:
©efeüfchaft - ba« finb jebt bie 24 ffläger -
in 33etracht tommen.
9Bürbe mit bem S. ©. nidjt ein Berein, fon*
bem eine ©efeafchaft al« borliegcnb angenommen
werben müffen, fo mürbe aud) bann — au« ben
für biefen (fall für jutreffenb ju crachtenben
©rünben be« SJ. ©. — anjuerfennen fein, ba&
bie Äläger al« bie gegenwärtigen ©efeüfdjafter
unter ausfdjlufj ber früheren äRitglieber ber
I „Äaffeetüche" bie ^>erau«gabe be« ©parfaffen*
buche« Oerlangen fönnen.
©abei mag noch barauf hingeWiefcn Werben,
baß al« nicht berechtigt berjenige (SinWanb an*
jufehen fein Würbe, ben ber be!lagtif(t)e Bfleger
gegenüber ber 9iedjt«fonftruftion ber„Äaffcefüdje"
al« einer „©efeüfcrmft" erhoben hat, baß nämlid)
ba« Beftcbenbleiben ber ©cfcüfchaft unter ben
übrigen ©efcllfchaftern gemäß § 730 B. ©. B
nur für bie brei ^-älle ber ftünbigung, be« ©obe«
ober be« 3n--Äonfur«j©ernten« be« au«fd)eibcn-
ben ©efeüfdjafter« beftimmt werben fönne. ©a=
gegen ift £ii fagen, bag im ^üüc eine» barauf
gerid)teten Bertrag«Wiüeu« ber ©efellfchafter eine
©cfellidmft aud) ben hier in Betracht fommenben,
ohne „.Stünbigung" fid) OoDjiehcnben auftritt unb
ben Sieucintritt oon SUiitglieberu überbauert unb
unb nidjt aufgelöft Wirb. ©« hanbclt fid) bifv
um einen bispofitioen Ütecbtßia^ (ju ugl. hierin
Änofc im J^anbbud) fluni Bribatrecht unb 3ioil=
projeß, oon ^ifdjer Bb. VII S. 127).
llcbrigen« Wären hier bei annähme be«
Borliegen« einer ©efellfchaft bie Beftimmungen
be« B. ©. B. unb nicfjt bie Beftimmungen be«
früheren gemeinen Stecht« auf bie ftaffeetuerje —
trob ihrer jeitlidjcn .^erfunft au« ben 80er Sahren
be« oorigen ^ahrf) mbert«; art. 170 jum B. ©. B.
an fid) anjuwenben. ©enn mit bem ausfdjeiben
bc« erften auftretenben nad) bem 1. ^an. 1900
be$w. bem Gintritt be« erfteu Gintretenben nad)
biefem ©atum Tonnte bie gemäß bem alten 9tcd)te
aufgelöste ©efeOfchaft nur al« eine foldje
neuen 3ied)te« Wicber aufleben, bic bann
entipu-djcub ber obigen @efebe«beftimmung oon
nun au ohne Unterbrechung fortbeftanb.
©oldjem nad) ift ber oon fämtlidicn gegen-
wärtigen 3?erein«initglicbern (bejw. ©efcflfd)aftcrn)
angeftefltcn Mlagc toom S . ©. mit Stecht ftattgegeben.
14. ÄJtnfwdKT I «SS. *»raniBcrt1. 9tct«rt(ir Dr. C. Stantlt,
tta ) f | ■ n ■ ■& i » r i * M i u c r , ^ tata(|i
Digitized by Google
Ho. 12.
65
1ÖTW.
glUißfaff.
€ia tlredytliibe JalU,
XXVIII ^ahraati*. (40. 3a&rflanß bct $anbel«flcri$i*3ettung.)
frei* für ben 3«trgan|: $a*»(. iah fietbfaU ait »egifttr 20 X - ««natbfatt «Dein Mit «niftcr 16 A
«kiblatt oHeia mit Negifter 15 Jt
^nmbntfl, ben 21. SJiärj.
1907.
3nft«It: $einri<$ ftrapf in $ambnrg gegen bie öro&e
Mrbetter-änmfrn- unb Sterbetoffe in Hamburg. — {$. $.
V. 9Icb,r in Hamburg gegen 3. »öttfcb, in Hamburg. —
3riebri$ »tnftlmonn in Hamburg gegen ben fcatnburgifäen
©laot, wrtreten bureb, bie ftinanj-Xfebutation. - 8iHmonn &
legeler in Hamburg gegen fi. Ib,. Stufe in Hamburg. —
flftiebotaget Separator in 6toih)otm gegen bie &irmo
«Bergeborfer«ifenioerf ©«erguer. - Charte» Dierf mann in
Berlin gegen Xb- «rüg in Hornburg. — «I. JfOftermonn in
Hamburg gegen ftenrn ttof)ti in Hamburg.
46. Rr«i«fenoerf»ai«rnng. — $«4 Witgfieb einer ein-
9f[d)rtebtn«n .jJfilfäfafTe, wridjfä fln(prnd) auf 52 2öen)tn
«ranttnnelb |at, erhält bie« Bon ber ftranttnfaffe fir
13 HBodjtn, nadjber aber uid)t metyr, fa04 bie jußlubige
9rrnf4genoffeafrb,aft eingetreten iß usb iaä firaufengelb
A* bejahe« tat. — Sie 8er|injemng foO siettt ju OJewitirt
ffttrea. — »efle|t |U{id)t(id) obiger $rage ein Hnterfd)ieb
jwif*en 3»ang«< unb eiagefa)riebeaen ^ülfof äffen?
$cinrid) Krabf in Homburg
gegen
bie ©ro&e SSrbeiter=Kranf en* unb
©terberaffe in Hamburg.
% a t b e ft a n b :
Kläger ift SJlitglteb ber IBeflagten, einet
eingetriebenen #ülf«!affe, bie ben Slnforberungeu
bei § 75 be« 5rronf.=Serf.=©ef. genügt unb nadj
§ 7 i$rer Statuten ben SRitglicbern im gatte
einer mit ©rwerbsunfäbjgfeit oerbunbenen unb
nad) Sblouf ber 52 SBodjen ber SRitgliebfdjaft
eingetretenen KranKjeit ein roödjentlicfje* Krankn»
«elHJH.
gelb bon 12 JH. bis jur Sängftbauer bon 52 SBodfjen
getoäbrt. Arn 20. «Dlärj 1906 bat Kläger einen
ffletricbaunfall erlitten, nad&bem er länger als
52 2Boajen berKaffe angehört batte; er ift feit*
bem fronf unb ertoerbäunfäbjg. SSäbrenb ber
erften 13 ©odjen nad) bem Unfall Etat i(jm bie
©eHagte baft Kranfengelb bejaht, bann aber
toeitere Sa^lung geweigert, weil mit ber 14. 9Bocf>e
bie guftänbige $Beruf£genoffenfrf)aft eingetreten ift,
für ben Kläger bie ©orge übernommen bat unb
i$m für i^re fterfmung buref) bie SBeflagte
toödjentlidj 19 M. Kranfengelb bat au^a^Ien
(äffen. Kläger ift aber ber Meinung, bafj ibm
burdj bai ©iutreten ber SBerufägenoffenfdjaft fein
ftatutenmäfjiger Slnfbrudj an bie SBeflagte nidjt
babe endogen werben fönnen unb %at gegen
biefe beim £. <SJ. Klage erhoben auf Sablung
bon njödjentlidj 12 X bom 20. $uni 1906 ab
toä^renb ber Stauer feiner ®rtocrb8unfäbigfeit,
längften« aber bii 18. SDlärj 1907. dagegen
bertritt bie Setfagte, toela^e Klagabmeifung be*
antragt bat, ben ©tanbbunft, ba| burr^ baä
eintreten ber »erufägenoffenfdjaft, fo ^"fle biefe
i^re Seiftungen erfülle, ber »nfbrudj be« Kläger«
gegen bie 93ef(agte audgefd^loffen roerbe. 5bai
2. ©. St. IV bat fia^ ber Suffaffung ber
iBeflngten angefa^loffen unb burdj Urteil bom
G. Oftober 1906 bie Klage abgetoiefen.
3)ie Berufung bei Kläger« ift bom D.S. ©. III
am 15. ©ejember 1906 al« unbegrünbet ber^
toorfen toorben.
Digitized by Google
66
©ntfdt)eibung*grünbe:
@ö fragt fidt), ob ber burdt) einen 93ettieb3=
unfall franf unb erWerb*unfat)tg geworbene Äläfier
über bie 13. 2Bod)e nach ©tntritt bei Unfall*
t)inau* ba* fafeung*mäfjtge ftranfeugelb bon feiner
Äaffe bedangen tann, nadjbem bie SJeruf**
genof f enf djaf t bie gürforge für ben
»erlebten übernommen b.at.
8. ©. bemeint biefe ftrage. $er erlennenbe
©enat fdjliefjt fidt) biefer ftuffaffung an, meldje
bie in £efjre unb 9led)tfpred^ung borherrfdjenbe
ift, ju bgl. bie Huffafre bon $at)n in berget:*
fdjrift „$ie HrbeitersS3erf orgung" 1906 «Rr. 15
©. 301 ff., bon Dl* Raufen in ber bolfStümlidjen
geitfdjrift für braftifche »rbeiterberflcherung 1905
9lr. 19 ©. 361 ff. unb bon $ilfe bafelbft
©. 363 f., fotoie bie (Bntfdjeibungen bei Äöntgl
ßanbgeridjt* «Dtagbeburg bom 19. äRär* 1906,
Slrüettet*33erforgung 1906 9?r. 15 ©. 314, bei
Äönigl. »aherifdjen »erWaltung*geridjt*bofe*
bom 8. 3anuar 1906, bafelbft 9tr. 14 ©. 288, bei
ÄÖnigl. Sanbgeridjt« S3odt)um bom 20. Januar
1906, bafelbft 9lr. 16 ©. 337, be* Äöniglid)
© ä d) f i f dj e n OberberWaltung*gericht* bom
5. 3uli 1905, bafelbft 3lr. 23 ©. 491. $ene
Stuffaffung beruht jum Seil auf ber (SrWägung,
bafj es bei ©rlafj be* Unfallberficherung*gefe&e*
bon 1884 nidjt bie SC6ftcr>t be* ©efefrgeber*
getoefen fei, bem Seriellen bie Stnfbrüdtje gegen
bie 99eruf*genoffenfdt)aft neben benjenigen gegen
bie Äranfenfaffe ju gemäßen; e* habe fic^ nur
barunt gehanbelt, bon it)m bie toirtfdfc)aftlichen
sJtact)teile, meldte burdj ben Unfall entftanben
feien, ab&uWenben, nicht, it)m einen ©ewinn
)u ber f cb, äffen. ®edung ber burdj
^Betriebsunfälle herbeigeführten ©ch&ben fei im
©efefee in ber SBeife jwifdjen ben jrranlentaffen
unb ber 83eruf*genoffenfdt)aft berteilt Worben,
ba& Wäbrenb ber erften 13 SSochen bie ftranfens
faffen, bon ba ab traft eigener 93erbftt$tung bie
SerufSgenoffenfchaften bie Unterftityung ju ge«
W&t)ren hätten. Süuf bemfelben ©tanbbunlt fiet)e
ba* ©eWerbesUnfallberftdt)erung*gefe& bon 1900,
nad) beffen § 9 bie ©ntfdjübigung bom IBeginn
ber 14. SBodje nach ©intritt be* Unfall* ber
93eruf*genoffenfdjaft obliege, hieran fei burdj
bie 9tobeüe jum Äranf. * 83erf. * ©ef. bon 1903,
welche bie Sffcinbeftbauer ber Srranlenunterftüfcung
bon 13 auf 26 SBochen erftredl gabt, nidjt«
geanbert Worben.
S)iefe (SrWägungen, für »eiche be» Weiteren
auf bie oben angeführten Äuffäfce bon $at)n,
D l * h a u f e n unb # i l f e berwiefen Wirb, er*
fcheinen jutreffenb unb rechtfertigen begrünbete
Stoeifel an ber bom Äläger in erfter 3nftanj
bertretenen SReinung. $u$aQeben ift bem Äläger,
ba& eine a u * b r ü cl Ii dj e SBeftimmung bei
3nt)alt«, bafe ba* berftcherteÄranfenlaffen=9WttgIieb
fidt) an feine Äaffe nicht mehr galten föntte,
nachbem bie 93eruf*genoffenfdt)aft bie ftürforge
übernommen habe, im ©eW.:Unf.i83erf.=@ef. ober
im 5rran(.s5Berf.s©ef. nicht enthalten ift. Sag
fie bem SSiUen be* ©efrfcöebcrS entfbradj, folgt
aber, bon jenen (SrWägungen allgemeiner Ärt
abgefehen, namentlich barau*, bajj nadj Slbf. 2—5
be* § 25 ©eto. = llttf . = 93erf • - ©e-f- ben im erften
Slbfafe genannten Äaffen für bie bon ihnen ju
leiftenben llnterftü^ungen ein ©rfa^anfbrudt)
an bie 33eruf*genoffenfchaft burdj Uebcrtoeifung
bon Stentenbeiträgen geh)ät)rt toirb, loa« ftch mit
ber Sinnahme einer burctj ba* (Eintreten ber
S3eruf«genoffenf<haft nidt)t berührten fortlaufenben
83erbPtchtung jener Äaffen ntdt)t »oohl bereinigen
lägt unb e* ergiebt fid? toeiter in*befonbere audt)
au* ber SSeftimmung im § 11 ©eto.=Unf.=S3erf-
©ef., meldjer bie 33eruf*genoffenfchaft befugt, ber
Äaffe bie Prforge über ben »eginn ber 14. 83odje
htnau* ju übertragen, wa* toieberum nicht ber«
ftänblich toctre, toenn ber Äaffe für jene £eit
eine eigene gürforgebflicht obliegen mürbe. 3ft
aber hiernach babon au*jugehen, bag nadt) Ablauf
ber erften 13 2Bodt)en bie Seiftung ber QtnU
fc^äbiguiig grunbf&^iich ber 93eruf*genoffenfchaft
obliege, fo toirb hieran audt) burdj bie 83eftimmung
im Slbf. 1 bei § 25 @eto.*Unf.*83erf.*©ef., nach
toelcher bie S3erpftidt)tung ber tfaffcn burdh ba*
©eto.=llnf.=83erf.=®ef. „nicht berührt" toerben foH,
ni£t)t* geänbert. ©te lann nur fo berftanben
Werben, ba& jene S3erbfli(htung nidjt mit Slblauf
ber 13. SBod)e fofort e r l ö f dj e n foü, Woran*
unter Umftänben bent SBerlefeten 92adt)teile ent=
ftehen fönnten, Wenn bie fürforgebflidt)tige 83eruf*=
genoffenfdt)aft ihrer 33erbflid)tung nicht fofort
nadt)fäme; fte barf aber nicht fo berftanben Wer-
ben, bafj ber SSerlefcte, auch toenn bie S3eruf*j
genoffenfdjaft ihrer Unterftübung*bfUdt)t tatfädjlidt)
nadjlommt, fidj noch an bie Äranfenfaffe halten
Digitized by Google
rönne; toenn unb fo lange jene* gefdr/iefjt, ftnb 1
bielmet)r bie Unfbrüdje an bie Äaffe in ifjrer
3)uttr)füt)rung gehemmt; fie toerben erft toieber
toirffam in bem Seitpxxntte, toenn bie Stauf«*
genoffenfdjaft ben »erlebten ntdjt mebr unterftüfct.
Äläger bat in biefer 3nftan$ bie ^Berechtigung
be« hier betretenen Stanbbunfte«, fotoeit e« Rd)
um ilnfbrücrje gegen bie auf bem Äranf.:SSerf.=
©ef. berut)enben 3 to a n g * Jaffen banbelt, nidjt
meljr im gtoeifel jiefjen ju tooKen erdärt, er
roiD aber jtoifdjen ben leiteten unb ben ein«
gefd)riebenen $ülf«laffen, ju toeldjem
bie Seitagte gebort, unterfdjieben toiffen unb
bertritt ben Stanbbunft, baft bie leiteten ifjren
SRitgliebern ba« Äranfengelb in jebem gaUe
fortjujablen t)aben, fo lange iljre ftatutenmä feige
33erbflid)tung bauert. 3>tefer Stanbbunft tt-
fd)eint aber unberechtigt. 2>a« ©efe| untertreibet,
fotoeit ba« SBerbältni« ber $8eruf«genoffenfd)aft
ju ben Äranfenfaffen in grage lommt, nidjt
Stoifä)en freien .f>ülf«faffen unb anberen Äaffen,
ftellt fie toielmet)r fämtlid) einanber gleich, bgl.
§§25, 11 ©eto.sUnf.*93erf.*©ef. 2)a« gilt aud)
in 3nfet)ung ber 9ted)te be« S er fieberten, gegen
feine Äaffe nad) bem ©intreten ber SSeruf**
genoffenfd)oft. Slnber«, toenn bie 93eflagte, tooju
ftc unjtoeifetbaft befugt getoefen tofirc (# a h n
a. a. O. S. 306) in it)ren Statuten ihren SRit*
gliebem aud) für ben (enteren %aü ben gfortbejug
bei Äranfengelbe« neben ber Unfattcntfd)äbia.ung
jugeftdjert bätte. 3>afi foldje« gefa)ct)en fei, er*
atebt aber toeber ber ben Umfang ber $ürforge
regelnbe § 7 ber borgelegten Statuten, auf
meieren Äläger firfj berufen ju (önnen geglaubt
t)at, nod) eine anbere SBeftimmung berfelben.
Seim SRangel einer folrfjen betoenbet e« bat)er im
Streitfalle bei ber gefcfcHdjen Siegelung.
46. tMcrjätjrigc ^crjäljtHnu btx ^Farkcrtanacn fir
SHuiirerartcitfn an rUcm Sa« M Sctlagtci. — Strjtyrt j
in »rrfefbrn 9rrifl «ad) bie ©d|a»en««fa$ferbtruiig für ;
»ertrageaikrige ff«(j(t(n«»g liefer arbeiten?
g. 81. SDlcfjr in Hamburg
gegen
3. ©öttfd) in Hamburg.
Sflu« einem Urteil be« 0. 8. ©. III bom
11. $ejcmber 1900.
67
Ko. 4B-4#.
Xatbeftanb:
Äläger, ber früher gemefnfdjaftlid) mit bem
SBeHagten Sauten ausführte, behauptet, bog ber
SBeflagte ihm im $abrc 1899 bie ffllaurerarbeiten
unb bie {Bauleitung bon bier bon iljm ju er»
rid)tenben Neubauten, belegen an ber ©efe
SlbenbrotbjStoeg unb Steumünfterftrafje, an ber
©efe 2lbenbrotb«»eg unb $etbeftrajje unb an ber
.£>cibejirafte übertragen babt. ©r fyabe aber
bemnädjft bie arbeiten anbertoeit bergeben, fo
ba§ ÄI8ger ben it)m entgangenen ©etoinn forbern
bürfe.
$er ©eflagte bot feinen Antrag auf 916=
toeifung ber Itlage junädjft bamit begrünbet, ba|
bie ^orberung berjä^rt fei ebentueQ aber bie
Uebertragung ber Strbeit beftritten.
2>a* 8. ©. hat bie Serfjanblung auf ben
©runb be* Slnfprucrjä befebränrt unb nad) S3er-
netjmung ber beiberfeiti benannten 3eugen mit
Urteil bom 18. ÜRai 1906 bie ©ntfajcibung bon
einem ©tbe be« 99etlagten über bie Uebertragung
abhängig gemadjt.
3>ie ^Berufung be« Stläger* ift bom D. 2. ©. ni
am 11. ©ejember 1906 bertoorfen toorben.
©rünbe:
jüte '-oeniiung oes jtiaßer» mupte jurua;
getoiefen toerben, toeil bereit« ju günfHg für ibn
erlannt ift, toenn bie Slbtoeifung ber Älage bon
einem ©ibe beö Gefragten abhängig gemacht toirb.
$enn baö Ä. ®. batte fie auf ©runb ber
©inrebe ber 33erjäbrung obne toeitereä
jurüeftoeifen müffen. Äläger ift nad) feiner
Stngabe ÜJlaurermeifter, alfo ^anbtoerler, unb
ftüfrt feine Älage auf einen »ertrag, toonadj
SBeflagter i^m im %ahrt 1899 bie SBauleitung
unb bie SluSfübrung bon SÄaurer arbeiten bei
ber 6rrid)tung bon bier Neubauten für einen
bereinbarten Bo^n bon 26 M. ber 1000 ber»
mauerte Steine übertragen boben foH. ^vätte
Äläger bie SJrbeiten ausgeführt, fo toürbe e*
böüig Ilar fein, bag fein Slnfbrucr) auf $ablung
ber ibm für feine Slrbeit ju leiftenben Vergütung
berjäbrt ift. 3)enn feit bem 1. Januar 1900
unterliegt fein Slnfprua) ben $orfd)riften be*
95. ©. 58. unb nad) § 196 3tr. 1 biefe« ©efebc«
in SBerbinbung mit bem lefcten Slbfafr toürbe er
aud) bann berjäbrt fein, toenn feine Seifhtngen
für ben ©etoerbebetrieb bei JBetlagtfn gemadjt
Digitized by Google
fein fottten. $>ie Älage ift frfib>ften im Januar j
1906 erhoben, alfo ju einer geit, ju toeldjer bie
toterjä^rige 33erjdbrung längft berftrirfjen fein
toürbe. 9htn forbert jtoar Ätäger im borliegen*
ben galle nid)t ben 2ofjn füt feine Slrbeit, fonbern
ben ©etotnn, ber iljm babuxdf) entgangen
fein f oll, bafj SBef tagtet ihm bertrag*«
totbrig bie Slrbeit entzogen unb einem
anbeten übertragen b a b e n f o 1 1. St
madjt alfo einen ©djabenäer fa&anfbr ud?
wegen 9tid)ietf üllung geltenb. St Hein
mit biefem Hnfptud) berfolgt ber Äläget baä
3nteteffe, toeldje* et an bet @tf üllung be*
Sertrage* blatte. $>er ©ntfcfjöbigungSanfbrud) ift
an bie ©teile bei Sohnanfbrudj« getreten unb
toenn e« im ©efefce audb Reifet, bog ber furjen
33erjöhrung bie ttnfprüdje bet #anbtoerfer „füt
Ausführung bon Arbeiten unb frember ©efdjflfte"
unterliegen, fo fhtb biefe Starte bod) nid)t in
bem 2Rafje jit betonen, bafj man annehmen
müfjte, ber ©efefcgeber habe bie furje 93eriät}rung
bann auäfetjürfien wollen, toenn e* mdt)t jur
Slu&fübrung ber Sirbetten getommen fei. ©«
tofirbe ein unleiblidjer guftanb fein, toenn ber
2tnfbrudj auf (Srfüttung binnen jtoet ober bier
3at}rcn, ber Stnfbrud) auf @djaben«erfab toegen
9?tdjterfÜllung au* bemfelben »ertrage aber erft
in 30 Salden berjähren foQte. ©o biet erfidtjt»
Iid), toirb benn audb, in ber SBtffenfdjaft ganj
allgemein angenommen, bafj Slnfbrüdje au* ben
im § 1 96 33. ©. 83.'« ertoäfjntcn 9ted}t*berbältniffen,
ber lurjen 83erjäfjrung felbfi bann unterliegen,
toenn fid} ber Stnfbrudj auf Erfüllung toegen
fBer&uge* ober au* anbeten ©rünben in einen
Slnfbrud) auf ©d)aben*erfab toegen Nichterfüllung
umgetoanbelt bot, cfr. 9tet)bein 33. ©. 33. 33b. I
pag. 326 8bf. 2; Sßland Stuft. UI 33b. I pag. 335
Slnm. 1 ju § 196; ©taubinger 33. ©. 33. S3b. I
pag. 538 9er. 4; 9ieumann 33. @. 33. Stuft. III
33b. 1 pag. 184 Slnm. 1 ju § 196; Wernburg
Stuft. HI 33b. I pag. 583 Slnm. 5; Sofef in
©rudwt 33b. 42 pag. 1 ff.; 33enbi| in S)a* 9ted)t
1902 pag. 544. Stbtoeidjenb bat auf ©runb be*
prcufjifdjcn S3erj5brung«gefebe* ba* 9t ©. am
25. SRat 1892 ertannt (cfr. ©ruajot 33b. 36
pag. 999). Slber aud) biefe« folgt jebt in einem
OfaOc, in bem e« fid) um bie Stntoenbung ber
92t. 3 be* § 196 33. ©. 33. banbelt, bet tue*
betttetenen aHeinung, cfr. 9t ®. 33b. üi pag. 390 ff.
47. Stritt btr 9*H|ti au etat* $erberg«»irt,
meJ>r al* 30 Säfte tiajalaffea. — SBtaa btr 8MH biefe
Serffiguag auangef»d)tta Iftft, (aaa er fid) gegen bie aaf
Qranb berfrltea rriaiitre Straft aid)t baraaf btrafta,
bn& bie jratB» Verbot 6jn$ugefigtt Strafenbrttntig gegen
bad 5trafßefe<jbudj Dtrfisfjt. — Untcrfd)icb einer ftriminat-
flrafr von ber Srgiaiagang btr Befolgaag »alijtiünjrr
ttnorbnangeu. — fiitgt in (taeai »erbat riat Unttrfagung
be* $erbrrg<*getserbr0? — flaa« ber SBIrt fid) baraaf
berufen, tr |abe fid), M tr mei,r als 80 ölfrt jutirf,
bitfta gegeaftoer in tiat« »etftonbt ttfanbea?
§friebtid) SBinfelmann in Hamburg
gegen
ben #amburgifd)en ©taat, bettteten bureb
bie 8rinanj»5)ebutation.
Satbeftanb:
ftläget b^ält auf bem ©ro^en 33arf§of in
Hornburg eine fog. „flafa^emme" unb bebetbetgt
batin näo^tticr)et 2BeiIe attetlei SBoK, uie(fart)
bebenllicbftet Sttt. S)ur(t) eine fo^tiftlitbe Siet»
fügung bom 12. Sluguft 1905 b>t i^m bie 33olijei^
bebötbe auf ©tunb be* § 19 be* b>mbutgifcben
©efefee* Bett, ba* SJetb^altni* bet 33ettoaltung
jut gtec^täbflege bom 23. Hbtll 1879 ben 33efe^l
etteilt, „nio^t mebt al* 30 9Setfonen in
bem ©ebüube iujulaffen unb bafüt
©otge ju tragen, bag biefe $at}I in leinet SBeife
übetfdjritten toerbe" unter SInbrob.ung einer
©elbftrafe bi* ju 300 A für jeben einzelnen
gatt ber ßiinribertjanblung. <J)iefe 93erfügung
bat ftläger unangefochten gelaffen, in*befonbere
b]at er ben bureb § 24 be« ertoäbnten ©efe^ess
borgejeia^neten 3Beg nia^t befetjritten.
3)em 33efer)le gutotber bat Kläger in ber
9iacr)t bom 23. jum 24. Dftober 1905 nidjt toeniger
al* 132 93erfonen in ber Äafcfjemme beberbergt.
S)urc§ SJerfügung bom 28. Cf tober 1905, ju=
gefteüt am 2. «Robember 1905, t>at it)n be«balb
bie 33oIijetbef|örbe auf ©runb ber Verfügung
bom 12. «tuguft 1905 in eine ©träfe bon 20 M.
genommen, ©egen biefe ©traffeftfebung rid)tet
ftdr) bie innerhalb ber ^rift be* § 24 a. a. 0.
erhobene Älage auf 9tüä>blung ber unter 93or*
bebalt entria^teten 20 M.
%ai S. ©. ©. Ä. V bat burd) Urteil bom
24. «brtl 1906 bie Älagc abgetoiefen unb ba*
D.S.@.III batamlö.^ej. 1906 be*ftläger* 33erufung
bertoorfen. Stöger hatte in ber inünblid)en 33er=
Digitized by Google
hanblung ausgeführt, er fyabe fict) 6ei $ufnafc)me ber
132$erfonen in einem Stotftanbe befunben,
»eil bie Seute, falls er ihnen bie aufnähme
bertoeigert hätte, tätlich gegen itjn getoorben fein
toürben unb fold)enfalls pol\&i\id)e £ülfe ntdt)t
fcr)neQ genug ju r)aben getoefen märe, ^abe
boeb, bie Bolijeibeljörbe felbft it)re Servitute
angetoiefen, niemals allem ba« #au8 beS Klägers
betreten, fonbern immer nur ju jtoeien, aus
BeforgniS, bo« ©eRnbel rönnte über bie Beamten
herfallen. (3eugenbetoeiS.) SUuf) in einem ©traf*
berfahren fei feftgefteüt, ba| e« bem Kläger nicht
möglich fei, bie Seute hinauSjutoeifen, ifc)nen ben
berlangten ©djnabS ju bertoeigern ober recht*
jeitig bolfjeiliche #ülfe Ijeranjuholen. Slnbrerfeit«
fei Kläger nicht in ber Sage, burd) Slufgeben
ber Kafchemme, bie er nun einmal befifce, auf
eine wenn aucr) nur geringe ®tnnat)mequeHe —
bon ben meiften 35nfoffen fei überhaupt fein
©elb ju befommen — JU berjirf)tcn ; bie kriminal»
polijei aber toeife it)m fogar Seute ju unb lege
SBeri barauf, bog bie Verbergen biefer Slrt fort:
beftänben, toeil fte bort if)re Serbredjer finbe.
©rünbe be« beftätigenben Urteil beS D. 8. ©.:
ERit ber bolijeilichen Verfügung bom 1 2. «uguft
1905 toar bem Kläger bei SÄeibung einer ©elb*
ftrafe bf« ju 300 X anbefohlen, nidjt mehr als
30 $erfonen in feiner Verberge jujulaffen. (5S
mag batjingeftellt bleiben, ob Kläger, trofrbem er
biefe Serfügung nicht angefochten t)at, gegenüber
ber redjtjeitig angefochtenen ©traffeftfefoung bom
28. Oftober 1905 fich barauf no<t) berufen fönnte,
bafj bie Bolijeibefjötbe nach hamburgifdjem SRect)te
ju ber erften Verfügung ntd)t ermächtigt getoefen
fei ober, falls baS ©egenteil juträfe, ba« ham:
burgif(i)e Siecht mit bem JReidjSredjt in SBiber;
forud) ftänbe. $>enn in beiben Bejieb,ungen ift
ber Kläger fadjlidj im Unrecht. Stafi bie $olijei*
beerbe auf ©runb beS § 19 bei ©efefceS betr.
ba« Bert/ältniS ber Sertoaltung jur {Rechtspflege
bom 23. Sbril 1879 ju ber Serfügung bom
12. «uguft 1905 um beStoiüen befugt toar, toeil
ber Kläger bamit im öffentlichen ^ntereffe ju
einer Unterlaffung angehalten tourbe unb fd)on
bor bem gebauten ©efefee bie Solijeibecjörbe ein
Stecht fnerju befafj, hat baS S. ©. mit autreffen:
ber Begrünbung angenommen. (£S fann aber
auch babon nicht bie Siebe fein, bafe bie in bev
69
Ho. 4*.
Verfügung bom 12. Huguft 1905 angebrohte unb
in ber bom 29. Oftober 1905 für bertoirft er*
flärte ©träfe, tote Kläger meint, mit bem § 2
be« ®inf.=©ef. jum ©tr. ©. JB. nicht in ®inflang
ju bringen toäre. 3unächft h^nbclt es per) bei
bem Serbot übermäßiger Belegung einer Verberge
nicht um eine ÜJtaterie, bie ©egenftanb beö
©trafgefefrbud}S toäre. 2Beiter ftefjt übertäubt
feine criminelle Beftrafung in Srrage, fonbern bie
Slubrotjung unb ^eftfe^ung einer drefutib[trafe
jum 3n>e(!e bet Durchführung eine« bolijeilichen
SBerbots. <&i foü in erfter »inie mit ber »e»
frrafung be$ Slager« nicht eine 9tethtSberIe^ung
gefühnt, fonbern bie fünftige Befolgung
eine« bolijeilichen Befehl« unmittelbar
erjtoungen toerben. 3u folchen 3toang8»
mittein ju greifen, ift bie Bolijei, toie feiner
Sluiführung bebarf, burch ben § 2 bei ®inf.*©ef.
jum ©tr. ©. B. ni(t)t gebjnbert. flurf) auf ben
§ 1 Slbf. 1 ber ©etoerbeorbnung beruft fidj Älager
mit Unrecht, benn ber Betrieb feine« ©etoerbe«
ift ihm nicht unterlagt, fonbern c« ift ihm lebig«
lieh im ^ntereffe ber öffentlichen Sicherheit unb
©efunb|eit berboten, mehr Berfonen in feine
Verberge aufzunehmen, al« berenSlfiumegeftatten,
beionber« im ^inblicf auf bie ajtöglictjfeit eine«
auäbrechenben Branbe« unb einer Banf-
(H fommt baher aüein noch in ßrrage, toie
e« ftct) mit bem fog. ißotftanbe berhält, in
bem fict) Kläger befunben hoben toifl, a(« er in
ber «acht bom 23. auf ben 24. Df tober 1905
anftatt 30 Berfonen 132 beherbergte, «ber auch
bamit ift Kläger nicht ju hören. ©ct)on be«fjalb
nicht, toeil er jeben Slugenblicf bolijeiliche #ülfe
hätte befchaffen fönnen, faü« irgenb gemanb
feine Aufnahme in bie Verberge ju erjtoingen
unternommen hätte. SBeiter ift c« nicht glaub:
fc)aft, bafe ber Kläger auch nur berfud)t hat, bie
über ba« juläffige SKafe aufgenommenen 102 Seute
jurüctjutralten. ^ierju toäre er boch jum
SRinbeften bert>flichtet getoefen. ©nblich toürbe,
fall« firf) Kläger in ber %at ber Seute nicht
ertoetjren fönnte, nur übrig bleiben, ba& er feinen
Betrieb fdjlöffe, nirfjl aber, bag er unter ©C*
fährbung ber öffentlichen Sicherheit unb bei
Seben«, toie ber ©efunbt)eit ber ^erberg«gäfte
bößig fchranfenlo« berfahren fönnte.
Digitized by Google
_70
48. tit Dorfäaflge S>enad}ri<f|tfgnng von btr ^füa
bang dntr grorberang wirft nur Uit, wem eist giltige
ffänbung tiantu brei f8so)en folgt. — $iefe crforbert
bei ,£>tjpal!jciforbmi«ge« (rintrognag im ba* (Snjnbbnrt).
— Sine fald^c i{l »td|t mclir mögliiti, wenn irtjmifdjea
(«arb, brr $sr- unb Der brr ^aubtpfäubmg) bic $b»fib^f>
farberang im Wruubbud) c<hcm Dritten fibtrtragen niar<
be* if».
Sillmann <fe Segelet in Hamburg
gegen
8. £1). ftufc in Hamburg.
Stabtfe b>tte eine am 1. gebruar 1906 au«*
juja^lenbf Q'qpotfyt im ©runbftüd bei SJeflagten.
31 ut 3. $anuar h<*t er fie ber Klägerin übet:
tragen unb bie« ift am 20. Januar im ©runb:
du<X) cingctiaflcti lUüiocn.
Stm 18. Januar baben $Bruno?horft & Eo.
bem SBeflagten bie beborftehenbe Sßfänbung biefet
.^tt^ot^eC angezeigt unb am 1. gebruar ift ber
*ßfänbung*befchlujj gefolgt Er ift aber nicht
in'« ©runbbudj eingetragen Worten. Kläger
Oerlangte liagenb SluÄjaljlung ber ^hPotfcf, ber
SBettagter Reh bt* jum 15. gebruar Weigerte,
weil bann erft »runefhorft <fe Eo. auf ihre Siebte
berichteten. SBeflagter würbe in bie Soften
bc* Sßrojeffe« berurteilt, bom €. 2. ®. IV am
7. fcejember 1906 au« folgenben
© r ü n b e n:
$er SBeflagte beruft Reh ju Unrecht barauf,
bafe er, Weil bie girma JBrunrfljorft A da.
Wegen einer gorberung bon etwa 1200 A
ihm am 18. Januar eine bor läufige 99eiiaa>
richtigung im ©inne be« § 845 E. Üß. 0. unb
am 1. gebruar einen *ßfänbung«= unb lieber*
ioeifung«befd)hif3 habe jufteüen laffen, bis autn
15. gebruar, an welchem Sage jene girma auf
it>re JRedjte au« ber bisherigen 5|ifänbung ber=
jichtete, jur JBerweigerung ber gabjung an
Klägerin berechtigt gewefen fei. 3>ie 3ufieHung
be« ^fänbung«: unb UeberWeifungäbefchluffe«
für fidj allein mujjjte natürlich ftfwn bedbalb
ohne ©trfung bleiben, toeil bic gorberung, bie
bon ber ißfänbung getroffen Werben foüte, bereit«
am 20. Januar in aller gorm auf Klägerin
übergegangen war. Unb bie atoar fäon am
18. Januar erfolgte Benachrichtigung bon ber
beborftehenben Sßfanbung hätte nach § 845 5Hbf. 2
E. % D. nur bann bon materieaer SBirfung
fein lönnen, Wenn ib> innerhalb brei SBoc^eti
eine bem ©efefce entfbredjenbe SBfänbung
nachgefolgt wäre. $>a« ift aber nicht ber gaU,
benn Wie bie §§ 1274, 1153, 1154 99. ©. SB.
beftimmen, bafj $ur recht«gefchäftltchen
SBefteüung eine« Jßfanbrecfjt« an einer gorberung,
für bie eine SBudjljlWotfjet befielt, bie Eintragung
ber Sßerbfänbung im ©runbbue^e erforberlid)
fei, fo erforbert § 830 E. 93. D. SIbf. 1 *ur
IBfänbung einer folgen gorberung auger bem
?ßfanbung8befd)Iuffe (nid^t aueb, beffen gufteaung)
bie auf ©runb be« 5ßfänbung*befdb,luffe« er«
j folgen be (Eintragung ber Sßfänbung im ©runb:
buä^e. X)er 99eflagte beruft fidj bemgegenüber
I bergeblia^ auf § 830 «bf. 2 ©. C, ber be*
i ftimmt: „Wenn ber 5ßfänbung«bcfcb,Iu6 bor ber
j Eintragung ber $fänbung bem $rittfd}ulbner
| jugeftedt ift, fo gilt bie Sßfänbung biefem gegen:
über mit ber gufteHung al« bewirft". ®enn
abgefe^en babon, bog ber § 845 (£. D. jur
SEBirlfamfeit ber SBorbfänbung ba« iRacbfoIgen
einer boQgültigen Sßfänbung, alfo einer foId>en
berlangt, bie Gebern, nidb^t blo« bem fcrttt*
fcb,ulbner gegenüber wirft, ift in jener SBeftimmung
feine«Weg« gemeint, bafj bie guftellung be«
$fänbung«befo^luffe* bie (Eintragung im ©runb:
bu$e erfefce. SBielmeb^r befagt fie nacb, 3U-
fauimen^ang unb gaffung nur, bajj, Wenn bie
3ufteüung be« S8ef$Iuffe« bor „ber" Eintragung
erfolgt, eine Eintragung iljr alfo nao^<
folgt, „bie" SBfanbung, ba« Reifet bic nad) ben
SSorfa^riften beS SIbf. 1 orbnung«m8&ig, alfo
unter Eintragung erfolgenbc ^fänbung fa^on
„mit" ber 3uf^ung, ba« Reifet mit bem
3eitbunfte ber 3uftettung al« bewirft gelte,
bebeutet bemnadj nur eine Sorbatierung ber
$fänbung für ben gaU ib^rer nac^träglid^en
orbnung«mägigen SoUenbung unb bejWedt offene
fiajtlidb, nur — cfr. audb, ©aubb IV ju § 830 —
ber für biefen gaü bebenflid)en Jtonfea.uen) ju
begegnen, bag e« trofe be« gerichtlichen Sa^lung«»
berbote« fonft bem $>rittfd)ulbner freiftc^en Würbe,
nodb, bor ber Eintragung an feinen bisherigen
©laubiger 51t jahlen.
$)a eine orbnung*mägige SBoüenbung ber
*Pfänbung burch Eintragung im ©runbbuche
nicht erfolgt ift, jefct auch gar nicht mehr cr=
folgen fann, Weil nunmehr bie hhpöthefarifche
I gorberung ber Älngerin jufteht fo hat ber
Digitized by Google
*8efIoßte lein 9ted)t gehabt, bie 3<>b>nß a"
Älägerin ju bertoeigern.
49. «. f. 0. §§ 887, 942. - J>te 3»fliiikigfeit kt»
«ertck» ktr $uktfaa)t für bic «norbnung tistr et»»,
»eiligen Verfügung ritfplct fieb, nacb, kern ,St'«P»»'t k«4
(fingnng* btö ffltfM^i» um Srtaffung ber Verfügung. —
Krün aber b>ic eiaftoriligt Serfflgang eine« ««kern
©triebt «f# btn ber $tN»tfa4e eriaffe« ift n«k »•»
ItllttttM snr ffle4tfrrtig«ng berfefbe« gelobt» wirb, kann
ift ftiac 8»päuMgf«t< aa* kein 3eiM>»afte biefer fiabnng
ja beweffea.
Sftiebolagct ©ebnrator in ©tod^olm
flCflen
bie 8firma »ergeborfer (gifenwerf
9B. »ergner.
»u« einem Urteil bei 9t ©. I bom 1 0. 3Rär j 1 906.
@ntfd}eibung*grünbe:
5)a$ D. S. ©. eradjtet bie @fnrebe ber
Un£uftänbtgteit bei ©eridjts für begrünbet, Weil
ba* ©erid)t ber $aubtfad)e im ©inne bei § 942
(E. $. D. bier ba* JB. ©. I in »erlin fei. ©3
erwägt, bajj bie bei biefem ©eridjt am 27. 3uli
1904 erhobene Älage Wegen ^atentberlefeung bie
$au£tfad)e im Serb/UrniS ju ber bom 8. ©. in
SSeimar am 1. unb 2. Quli jur ©id)erung bei-
felben HnfbrudjeS erlaffenen einftweiligen »er«
fügung fei, bie Klägerin ber Auflage, bie SBeflagte
jur Serbanblung über bie 9ted)tmäfitgteit ber
Verfügung bor ba* ©eridjt ber $aufctfad)e ju
laben, etft am 1. »uguft 1904 nadjgefommen,
biefer 3ettbun!t aber unb nid^t ber ber Stnorbnung
ber Verfügung für bie SBeftimmung beö ©eridjt«
ber ^aubtfadje entfdjeibenb fei. S)ie Stebifion
beit rettet nidjt, bafj bie ^auptfac^e burd) jene
itlnge bei bem 2. ©. I in SBerlin anbangig ge*
madjt toorben ift, bagegen greift fie bie Slnna^me
beS D. S. ©. an, bajj fid) bie 3uf*änbtgfeit bei
©eridjtS ber #auiptfad)e jur SBerb>nblung über
bie 9ied)tmäfjigfeit ber einftweiligen Verfügung
nad) bem 3e'töun'te ber Sabung befthnme.
Stllerbing* rietet fid) bie guftänbigfett bei
©eridjt« ber 4)aubtfadje für bie Snorbnung ber
einftweiligen Verfügung (§ 937 &. Sß. O.) nad)
bem 3eittountte bei ©ingange« bc« ©efucf)eö um
©rlaffung ber Serfügung (bgl. 3ur. SBodjenfdjr.
1897 ©. 570, 26, IV. ^ibilfenat bom 7. Dttober
1897). «Kein im borliegenben falle banbelt ei
7J_
No. 48-541.
ftdt^ nid^t um bie »norbnung ber einfttoeiligen
Verfügung feiten« bc« ©eri<bt£ ber $aubrfad)e,
fonbern um bie 9ted)tfertigung ber auSnabmfc
weife bon einem anbern ©eridjte erlaffenen
Verfügung bor bem ©eridjt ber $aubtfad)e.
3toif<x)en biefen betben ©eridjten 6eftet)t an fldt>
fein 3ufQmtnen^°n0- Gingreifen bei in
bringenben fallen nad) § 942 <£. Sß. O. anju=
gebenben ü. ©. berfolgt nur ben gtoed, ben
biSb^rigen 3itftanb jn rtcrjtlicber unb ta tffcrjlidjer
93ejiebung aufredet ju erhalten, bii bon bem
©eridjt ber ^auötfac^e Verfügung erlaffen toerben
fann (bgl. SBegrünbung bei ©nttourf* jur ©. D.
©. 457). ©arum bat bai 81. ©. bei bem ®rla|
ber einfttoeiligen Verfügung eine gfrift ju be=
ftimmen, innerbalb h)eld>er ber ©egner jur
mänbttdjen 83er^anblung über bie 9tetr)tmäf(igfeit
ber einfttoeiligen Verfügung bor ba8 ©erict)t ber
^aiOirfa^e ju laben ift (§ 942 «bf. 1). <&ie
9te^t«bängigfeit bei «erfahren« bei biefem tritt
aber nidjt mit ber Anbringung bei ©efud>ed um
©rlafj ber einfhoeiligen Verfügung, fonbern burt^
bie Sabung ein. $ie 3uftSnbig!eit bei ©erict)td
ber ^autotfadje beftimmt ftä^ baber nacr) bem
3eit^unfte ber Sabung. 3>a biet ju biefer
bie ^aubtfatrje bei bem S. ©. I in IBerlin bereits
anbängig toar, fo würbe baffelbe nao^ §§ 802
unb 943 »bf. 1 (£. % 0. au(b für bai 9lec&>
mägigteitSberfabren be8 § 942 «bf. 1 au*f(t)lie6=
lidt) juftänbig. @S bo^te allein über bie fRedfU
mä|igfeit ber bon bem 91. ©. in SBeimar erlaffenen
einftweiligen Verfügung ju entfdjeiben.
60. Uuflngbirfelt »sn «ufträgtn ju Menntuetien.
C^arle« Wiedmann in Berlin
gegen
Zb,. Ärug in Hamburg.
SluS einem Urteil bed 0. 8. ©. VI bom
15. SRobember 1906.
©rünbe:
3)ie bii ju einer befrimmten ©tunbe auf:
gegebenen SEBettaufträge fottte JBeflagte annebmen
unb audj auSjablen. 9JIfo foüte ber »eflagte,
als Beauftragter bed Klägers einen ©pielbertrpg
abfd)(iegen, bei bem e« fid) jWar nid)t um ein
berbotene* ©biel banbelte, bem aber bai ®. ©. ».
bod) für bie ©bteler felbft ben geridjtlid) ber-
Digitized by
72
folgbaren Anfprud) gemäfj § 762 berfagt (jat,
Wenn eS auch gemäfj Abf. 2 baf. bie gorbcrung
auf 9tüdgewäf)r beS auf ©runb beS ©piels (bejW.
ber 2Bette) ©eleiftetcn auSgefdjloffen bat. 9?un
hat fid) ba* ©efett übet ben Auftrag j)utn
©piel bejw. jur SBette jwar nic^t befon;
ber« geäujjert. ®S Wirb aber ju folgern fein,
ba&, Wenn e* beim ©piel bejto. SBettbertrage
um ben burd) ihn a rohen ben luirtfdjnftlicljcn unb
Rttlidjen ©efaljren borjubeugen (ju bgl. $rotos
f oUe II 31 70) bie gerichtliche $u(fe jur ©rjwingung
ber bon ben ©pielenben bejto. SBettenben gegen
einanber übernommenen Berbinblidjfeiten au**
gefdjloffen hat, e* beim Vorliegen ber gleichen
©efaljren eine Älage auch a"t Ausführung
eine* Auftrage* jum ©fiel bejw. jur SBette
nicht gewähren will, Weil eS infofem ebenfoWenig
wie beim ©piel unb bei ber SBette felbft ein
fdjufeibürbigeS ^ntereffe al* borliegenb anfehen
Wirb. 3>arauS folgt bann aber bie Siidjtflagbarfeit
auch bei Anbruch* auf ba* ^ntereffe, ber au*
ber 9Mdt)lauSführung eine* folgen Auftrage*
hergeleitet Werben foH, ohne Weitere*. Bei burdj-
geführtem Auftrage, wenn ber ©eWinn boin
Beauftragten eingebogen ift, treffen jtoar gleiche
(Erwägungen nicht ju unb e* Würbe bat)er ein
an fich erlaubte* ©biet borauSgefefct, einem An=
fprudje, ber auf Au*fehrung be* cinlaffierten
Betrage* gerichtet ift unb bemgegenüber ber
Beauftragte auch bie gemachten Auslagen ein:
jubehalten berechtigt ift, ber gerichtliche ©djufc
nicht ju berfagen fein. SJiefer $aü liegt fyiet
aber, Wie ju 1) ausgeführt ift, nicht bor.
SRit Anerfennung biefer gtedjtSgrunbfäfoe
folgt biefe* ©ericht benjenigen Ausführungen, bie
in ähnlichen gälten, Wie bem gegenwärtigen,
fdpn Wieberholt bom 91. ©. unb anberen ©eridjten
gemacht worben ftnb,
ju bgl. 9t. ©. Bb. 40 ©. 259, Bb. 61
©. 519; £anf. ©er.^tg. Beibl. 1904 9tr. 5,
9er. 190; 9Kugban unb galdmann Siecht bc*
£>. S. ®. XII ©. 275; ju bgl. aud> Wernburg,
Bürgerl. Stecht II, 2 § 212 unb betr. fbe^ien
ba* ©efcen beim Sotalifator Anm. 2 ju § 2 1 1 baf.
Stamit wirb ber Älaganfprudj ohne Weitere*
hinfällig.
$>enn burch bie bom Äläger im Uebrigen
noch behaupteten ©dnübanerfenntniffe tonnte ber
bom Kläger geltenb gemachte ©d)abenSerfa&=
anfprud) (entipredjcnb bem § 762 »bf. 2 B. ©. B.)
nicht ju einem flagbnren bom Stechte anerfannten
Anfprud)? werben.
51. «. % O. § 266. — ttuej cia ifomnif^t« 3«tf reff c
genagt, um eilt ^tfifteOungiiflagt ju red|f fertiges.
A. Äüftermann in Hamburg
gegen
§enrb, Sohn in Hamburg.
Au* einem Urteil bei O. 2. ©. II bom
20. Ortober 1906:
(§* beburfte eine* befonberen 9iadjweifeS nicht,
bafj Äläger burch bie Behauptung bei Beilegten,
er lönne fich, n>enn Äläger ihn an ber Bermittelung
be* Berlauf* ber fraglichen ©runbftücfe nicht
beteilige, bei biefem auf ©runb § 826 B. ©. B.
fchablo* halten, in feiner Bewegungsfreiheit bei
ben fchwebenben Berljanblungen mit ber &inan£--
Seputation empftnblich beeinträchtigt würbe unb
bajj er ein bringenbc* ^ntereffe baran hatte ju
Wiffen, ob eS wirtlich richtig War, bafj, Wenn er
bei bem al* (Srgebni* ber fchwebenben Bert)anb=
lungen ju gewärtigenben Abfchlufc ben Bef tagten
nicht hinjujog, er fict) ©d)aben*erfa*janfprüchen
be* Beflagten auSfefote. fraglich fönitte aQein
fein, ob biefe* unjtoeifelhaft borlicgenbe ^ntereffe
bei Äläger* an einer alSbalbigen Älarftellung
ber bom Beflagten behaupteten 9ted)tSbejiehung
§n>ifd)en ben Barteien ein blo* tatfächliche*
ober ein rechtliche* war, wie bie* ber § 256
©. B. O. berlangt. $a* Berufungsgericht nimmt
ba* Severe au, inbem e* in Uebereinfrimmung
mit bem 91. ©., bgl. ©ntfdt). beffelben Bb. 35
©. 392 ff. unb bie in ©euffert'S Archib Bb. 54
©. 216 ff. abgebrudte ®ntfd). be* D.S. ©. &eüe,
unter einem rechtlichen ^ntereffe jebe* $ntereffe
berfteht, ba* [ich in irgenb einer SBeife auf bie
9ted)t*= unb Bermögen*lage bc§ Äläger*, auf feine
©teHung im red)tlidjen Berfehr bejieljt unb in*--
befonbere annimmt, bafj auch »ba* öfonomifdje
^ntereffc p wiffen, woran man in Anfefjung
eine* geWiffen 9tect)t*berhältniffe* ift, um fein
Behalten banadf einzurichten^ (f. bie angebogene
reid)*gerid)tli<he entfeheibung), al« ein recfitlidje*
3ntereffe im ©inne be* § 256 ©. B- anerlannt
werben inu|. Ilm einen iyaü ber leiteten Art
hanbett e* H<h h'er "n° S^at um eiucn S^Q» '»
bem ba* bringenbe Bebürfni* nad) einer im
Sntereffe ber Rechtslage unb ber Stedjtsfidjerheit
beS ÄlägerS Iiegenben richterlichen geftfteHung,
Wie oben bargelegt, flar ju Sage tritt.
Oll« JliiiMH Verla
«««r,
Dr. O. » r (in » 1 1 ,
Digitized by Google
73
€tt>tlred)tlidje falle,
Jahrgang. (40. 3a§tflong her ^anbeWgra^tt-Seihtng.)
■Jrei*" für »tu 3a!rgang: $oabt> anb
mit Megifter 20 X 4JauptbIott adcia mit Megifttr 15
aletn mit ftegiftcr 15 J*.
tfamburg, ben 28. 9Rärj.
1907.
3«ft(ilt : iK. vi. Situ* in Hamburg gegen ben fcamburgifdjfii
Staat, bertieten bur^bif ^inoiij-Jitputotton. — 6traffad)e
gegen ben fllmmermeifter «manbu* ©cerbll in «urtotxn
wegen Uebertrerung gegen § 367 6t. Ö. ». - «a^la§-
facfte 3»6n «ort »ff«?-
62. 3(1 ber «nf»r«d, be« «erftaftcten tnf $erau«>
gäbe ber ib> aagtueataienea »ber in feinet 4S*ob,iiuitg
btfdjldgnolmten Saasen irinat »ber offentlid| «redgtlidjen
Gtarafterä? — «na> dffentlidVre4tlia)e$aab(nagea tonnen
»ribatred)tHdie ifafgea brtea. - «■>« ber SeMtagnatme
M Staate« ergiebt ftd) aftne ttertragftfitjaft ein (Inf*
•caMb,Taage«erbJMtni0, aus bcm ber Staat briaatredMlid)
aaf $traitsgiibc an ben ffigcnlinrr Raffet, ff»eit nid)t
ba» ifftatlid)e Oatereffe e« »erbietet. - «ierbri haftet
ber Staat fir feine (frf«unngegetalfen gemag ». 0. 8.
S 278. — (M (tarnt nid)t baraaf an, ab biet fo(d)e
»tarnte finb, bie »rrfaffnag«ma§lg ben Staat ja »ertreten
b trafen finb.
9t. 81. SBibuS in Hamburg
gegen
ben #amburgifdjen Staat, bertreten burdj
bie ginan^SJebutation.
X a t b e ft o n b :
$>er Äläger, ber bom 4. 3ult bi« 8. ©ebt.
1903 in Unterfucbungäbaft mar, betlangt boin
fjamburgifdjen Staate ©ä}abenSerfa$ , toetl ber
&ciminalmaä)tmeifter 93. ©adjen, bie er beim
Äläger befdjlagnabmt fatte unb bie biefer an*
fang« ald (Eigentum feiner beliebten 93., bann
al« fein Eigentum bejeidmet f)atte, ber 93.
*«af«nf*< «frlanitti n»fl . » « it 1 4 1 ■ .
herausgegeben öat unb toeiter, toetf ir)m bier
93fanbfd)cine, um beren 9türfgabe er fofort nadj
feiner gfreifbredmng erfudjt Ijflbe, infolge 83er»
frfmlbenS ber 83ureaubcamten ber Staatsanwalt*
fdjaft $u fbät fturfuf gegeben feien, fo bafe mittler»
weile ber 93 er ja fl ber 93fänber eingetreten fei.
$a« Si. ©. d St. VIII unb ba* O. ü. ©. III
baben bie Älagc abgetoiefen, (efetcreS am
18. 3)e$em6er 190*5 au* folgenben
@ r ü n b e n :
3>a* SJ. @. bot ben Slnfbrud) be« ftlägev«
jurüdgewiefen, toril nad> bem gemäfj 91 rt. 77
be« ffitnf.s©ef. jum 93. ©. 93. t)ier allein ma&=
geblieben 2anbe«re<fu, nämlicb bem bamburgifdjen
fRedjt, bie Haftung be* Staate« für ben
bon feinen 93ea inten in «udübung ber
ibnen anbertrauten öffentlichen ©ewalt $u =
gefügten © d) a b e n nur in 81 n f e t) u n g
foldjer ^Beamten beftelje, bie al* 9BiIIenö =
organe be* ©taate«, b. b- ol* beffen
berfaffung^mäfiig berufene SSertreter,
eine unerlaubte .^anblung begeben
toie bie« bom 9t. &. in feiner ®ntfd>eibung bom
ti. SJlürj 1H93 - ^>anf. ©er.=8tg. »ei6L 1893
SRr. 8t» ©. 146 — audgefbrod)en fei, ein 93ureau=
beamter ber ©taatdantualtfa^aft aber unb ein
ftriminaltaacbtmeifter ber $oHjeibebbrbe nidjt aU
83eamte angefeben roerben fönnten, bie bentfen
feien, SBiaen«erHärungen für ben ©taat ab-
zugeben.
Digitized by Google
JA
So. 6».
$>iefer 93egrünbung ber Älagabtoeifung tonnte
nid^t $ugeftimmt werben. SBenn in einem ©traf*
berfaljren nad) § 94 ber ©trafbrojefj = Orbnung
©egenftänbe, toeldje al* {Beweismittel für bie
Unterfudjung bon Sebeutung fein fönnen, bon
einem Beamten ber ^ol^ei ober ber ©tont**
antoaltfcr)aft in 93erwal}rung genommen ftnb —
biefer %aU Hegt Ijier bor — fo haftet ber Staat
auf SRüdgabe, fobalb ba* ©taat*intereffe bie
töüdgabe geftattet, benn ber ©tant ift c*, ber
burdj feinen ^Beamten ben ©etoatjrfam an
ben Saasen erlangt fjat. Diefe 93füd)t ber Süd*
gäbe folgt freiltdt) n t d) t au« einem 83 e r =
tuafiruugSbertragc, weil bem ©taat bei
feinem jtoang*toeifen (Einfthrciten ntdjt« ferner
liegt, als ber (üebanfe eine* 93crtrag*fd)luffe*
mit bem ^Betroffenen — ogl. aiut) (Sntfdjeibung
bei II. ©enat* biefe* ©eridjt* bom 31. ßftober
1899 $am*. ®er. = 3tg. Söeibl. 1900 9tr. 2 —
loobj aber in einem gaüe toie bem Ijier Oor«
liegenben, in meinem Derjenige, gegen ben bie
3toang*maf}regel gerietet mar, ber (Eigentümer
ber ©aetjen $u fein beraubtet, fdjon au* bem
©ajje, baf3 ber (Eigentümer feine ©adjen
bon jebem f)erau»f orbern fann, ber fie
ihm toiberredjtlidj borenthält, llnb biefer
©afc gehört bem iß r i 0 a t rechte an. 2>ie 83ers
pfli(t)tung bei ©taate*, bem (Eigentümer fein
(Eigentum jurücljugeben , entbehrt bei bribat;
rechtlichen (Eljarafter* auch bann nfdjt, toenn ber
Vorgang, ber ben ©taat in ben ©etoahrfam ber
©ad>e gefefrt Ijat, öffettt(tc^ = rechtlicher 8rt
getoefen ift. Sludt) öffentlict>:recr)tlt<^e
Vorgänge fönnen bribatrethtltdjc
folgen t) a b c n.
Deslmlb irrt ber erfte JRtdjter mit ben
Parteien in ber Slnnafwte, bafj e* ndj im bor:
liegenben gaße um ba* 9lntoenbung*gebiet bei
31 rt. 77 bei (Einf. - ©ef. jum 93. @. 83. f>anble.
Der ^Beamte, ber bie JRüdgabcbfndjt bei Staate* i
in 9lniet)ung befdjlagnaljmter ober fonft in 93er:
maljrung genommener ©adjen ju erfüflen berufen
ift — unb irgenb eine* ^Beamten muf3 fid> ber
©taat tjierju be Dienen, weil er eben felbft nidjt
Oanbeln Tann — Ijanbelt nidt)t, toie ber Slrt. 77
borauSfe&t, in Slusübung einer it)m anbertrauten
öffentlichen ©etoalt, fonbern ali einfacher
<Srfflßung*gef)ülfc bei Staate* bezüglich einer |
bem ©taate obliegenben SBerpflidjtung. Die
öffentliche (Stetoalt fefct ein, toenn bie 9Beg nannte
ber ©adjen erfolgt, für bie blofje 9tüdgabe fommt
fie nicht in »etradjt. 9tadj § 278 85. ©. 83.
aber fjoftet jeber ©dmlbner bei (Erfüßung feiner
93erbinblidjfeit, mag bie 93erbinblfcr)feit einen
9tect)t*grunb tjaben, welchen fie miß, für bai
93erfd)ulben eine* gefefoltdjen 23ertreter* unb für
bai Serfdjulben ber 93erfonen, beren er fetbit
ober biefer gefefcltche 93ertreter fidj jur (Erfüßung
ber SJerbinblicbfeit bebient, tuie für fein eigene*.
$ätte ber ftriminaltoachtmeifter 93. Wirflid) fafjr*
ISffiger SBeife ©adjen bei ftläger* an einen ni(t)t
berechtigten ©ritten herausgegeben ober Ijätte
ein 33eamter ber ©taatSanWaltfdjaft bei $erau*-
gäbe ber 93fanbfd)eine be* Kläger* fdjulbljaft
gejögert, fo mürbe e* fid) audj nict)t um eine
„unerlaubte ^anblung" im 9tecr)t*finne bei SBorte*
b^anbeln, fonbern um bai SJerfefjen eine*
ftänbigen ^Beamten in (Erfüllung einer
bofttiben 93erbf lidjtung be* ©taate* unb
au* biefem ©runbe ßätte ber ©taat ba* 93erfeljen
nad) § 278 a. a. C. ju bertreten. Darauf, ob
bie beauftragten Beamten im übrigen berufen
ftnb, SBiüenderflarungen für ben ©taat abzugeben,
(ommt e* bei biefer ©adjlage nieüt an, mie auch
fd)on ohne toeitere* burdj bie fi<h anbernfall*
aufmerfenbe grage dar toirb, an tuen fidj benn
ber (Eigentümer ber be|<hlagnaljmten ©adjc tuegeu
beren SRüdfgabe foßte holten fönnen unb uieffen
Sierfeljen ihn benn eigentlich ju einer ©d}aben**
erfa^fotberung berechtigen foßte.
SBie Reh bie ©ad)e bereiten mürbe, toenn
nicht ba* 93erfd)u(ben eine* Seamten in (Er=
füßung ber ftaatlid>en 9iüdgabebflid)t, fonbern
| bie unerlaubte .§anblung eine* 93eamten bei
©rffißung biefer Pflicht ober bie unerlaubte
$anblung eine* mit folcher ®rfüflung überhaupt
nicht befafjten ^Beamten in grage ftünbe, ift b>r
nicht ju erörtern, benn biefer {Jafl l'cß* ^ct
| eben nicht bor. 9iur bai fei nod) bemerft, bafj,
felbft toenn bie lanbgeridjtliche Slnfidjt bon ber
Stntoenbbarfeit bei Ört. 77 a. a. D. richtig unb
alfo ba* Sanbe*red)t entfd)eibenb toäre, bie
9techt*frage ber Haftung be* ©taate* nidjt
anber*, al* gefd>ehen, ju beurteilen fein toürbe,
benn bai Sianbe*recht toäre t>ier ba* gemeine
Siecht unb aud) im gemeinen ÜRedjt ging mau
| babon au*, bafj ber ©taat htnftdjtlid) ber SJe=
toab^mng unb SRÜdgabe befchlagnab^mter ©adjen
Digitized by Googl
für bie ©djulb feiner ?>iener ju haften habe
(bgl. bie ©ntfdjeibung be* Ober * »bbellation«*
®erid)t« Äoffei in ©euff. »rd)ib III Sir. 327).
3>em erften Winter ift nun aber im ©r=
gebni« bennod) be*balb betyubftidjten, weil bie
Vorwürfe, bie Kläger gegen bie Veamten ergebt,
bötlig unbegrünbet finb nnb e« fdjon au* biefem
©runbe auf alle* Weitere in tatfüdjlicher Ve*
Ziehung nod) erbebliche nidjt anfommt.
(»irb au*gefüfjrt.)
58. «abcn bic «trifte ba0 »rebj nnb kie 1M>id»t
jH brAftn, tb (Sefefte unk Btrarbnnngru auf Dtrfaffmtg«.
raä{jia.rm Üörat trlnfttn uneben fink ? — Ämb Hrt. 993Mf- 2
her bnmbnrgifcgeu Serfaffnng fielt ben fiaaksemeiaken kic
„fclbftinbige Verwaltung ber (gemetubeangelegeubetten"
*«. — 3ft ber Begriff ber «tMtinftraiiflttrßcntriirn fdjnrf
inugrcnjt u>b i(r tyiftorifdjcr fkftanb burtb bic Scrfiffung
flcwä^rfctflrt? — Sann in Sii^rbfltttl bnrd) I«ubberr1ia)e
StTirbnung emt Sanbeftbranfang anferltgt »erben?
© t r a f f a dj e
geflen
ben 3immermeifter 91 m a n b u * © e c r b t *
in ©umhaben
wegen Uebertretung gegen § 367 '* ©tr. ©. V.
3>a* D. 5S. @. ©traffenat bat am 18. ^an.
1900 auf bie töebifton ber ©taat*anwaltfd)aft ba«
Urteil ber ©traffammer I be* SJ. ©. Hamburg
bom 11. ©ebtember 1906 aufgehoben unb bie
©adje jur anberweiten Vertjanblung unb QtnU
fdjeibung an bie Vorinftanj jurüdberwiefen.
®uutbc:
$er angesagte wirb befdjulbigt, beim 9ieu*
bau eine* #aufe« in ©Urbane« al* Vauljerr bon
bem burdj bie Vehörbe genehmigten Vaublan
eigenmächtig abgewichen ju fein.
$)a* 2. ©. hat ben SIngefiagten freigefb rodjen,
Weil bie Vefanntmad)ttng bom 23. 9iob.
1898, auf ©runb bereit bie Sanbljerrenfcljaft im
borliegenben $aQe bie Vauerlaubni* erteilt hatte,
gegen »rt. 99 giff. 2 ber Verfaffung
berfto&e unb baher ungültig fei.
3>er hiwflcflcn feiten« ber ©taat*anwaltfdjaft
eingelegten SRebifion war ftattjugeben.
Stent 8. ©. fann fdwn barin nict)t beigeftimmt
Werben, bajj mit ber Veftimmung ber Verfaffung
in Slrt. 99 £iff. 2 ein feftumf djriebene*
©ebiet öffentlicher Verwaltung ben
75
No. M-Sl.
©emeinben unberänberlidj jugewiefeu
Wäre, innerhalb beftimmter ©renken freiüd)
giebt e* ein ©ebiet bon Angelegenheiten, welche
fo unzweifelhaft audfdt>(tcglidt> Angelegenheiten
ber einzelnen ©emeinben finb, bafj fte ohne Verftoü
Siegen bie Verfaffung ber ©emeinbeberWaltung
nicht entzogen Werben rönnen. %m übrigen aber
ift Weber im allgemeinen ber Segriff ber
©emeinbeangelegenheiten ein fo fdjarfer, bafj man
annehmen (önute, e« h^tte buref) bie genannte
Verfaff ungsbeftimmung bte©ren$e jWifdjenStaat*
unb ©emeinbeberWaltung audj fachlich ein für
allemal feft gebogen Werben f ollen, noch boUenb*
liege ftdj bie Auslegung ber Verfaff ung*beftimmung
rechtfertigen, bafe ber berjeit berrfct)enbe hiftorif dj
gegebene 3uftanb in feinem boüen SBeftanbe
unter ben ©cfjufo ber Verfaffung hätte gefteKt
Werben foQen.* Vielmehr liegt in bem ©innc
unb bem 3wed ber VerfaffungSbeftimmung, bafe,
Wo eine einzelne Angelegenheit im Saufe
ber biftorifetjen ©ntwidelung tatfädjlich über bie
Qntereffcn ber einzelnen ©emeinbe IjtnauStoädjft
unb fomit aud einer ©emeinbeangelegenheit ju
einer foldjen ber breiteren Oeffentüdjfeit Wirb,
auch ocr § 99 3<ff- 2 cit. fte nun nicht mehr
umfa&t. S)a* S. ©. weift felbft barauf hin, bajj
bie in 9tebe ftebenbe 58e!anntmacf)ung burd) ©r-
Wägungen biefer Slrt fenatäfeitig gerechtfertigt
Worben ift, Wenn gefagt worben ift, bajj bie
©efahr eine* Verbauen« ber Orte SugEjaben unb
5)öfe beftehe unb baß Hamburg ein grofies
^ntereffe au einem gefunben unb rationellen
i Anbau biefe* Drte* höbe, ber al* Vor: unb
Slothafen Hamburg« eine befonbere ©tellung
einnehme. ©* ift nidjt berftönblid), wenn ba«
2. ©. biefe ©rWägung bamit glaubt abWeifen
51t f önnen, bag ein Qntereffe ber © t a b t $am=
bürg, aber nidjt ein foldje« be« ©taate« ht
grage ftehe. SÄögen ftd) aud) in bieten Vejiehungcn
bie 3n*e*cffen be& fyambutQtfdjen ©taate* bon
benen ber eigentlichen ©tabt Hamburg fdjeiben
laffen, fo fann boct) hier babon feine Stebe fein,
fd)on be«halb nidjt, Weil beifbiel*weife bie
i fommerjiellen ^ntereffen in Hamburg burd>au*
I allgemeine ftaatliche Jfntereffen pnb.
%ei femerejt aber ift bor allem ber ©taat*--
• anWaltfdcjaft barin 9led)t ju geben, bafe ben
! ©eriajten bie 9cadjbrüfung ber grage,
1 ob ein bon ben gefefcgebenben galtoren
Digitized by Google
J76
Na.
in ben borgefcbriebenen ^formen er=
laffene* ©efcfr faßlich mit ber Set*
faffung im ©inflang fteljt ober nic^t,
überbauet n i dj t jutommt. (£* ift ba«
freiließ in ber SBiffenfehaft nicht unbeftritten.
Slber hienn be^ttgtidt) ber ganj anber* liegenben
grage nach ben formalen ajoraufifefcungen
eines ©efefecö unb beren Stachprüfung burcr) ben
Stid&ter bie Sfteinungen meniger geflärt fein mögen,
fo ift bodj in Sejug auf bie ^ier intereffterenbe
^cagc unbeftreitbar, baß nadt) bcutföjcm Staats*
recht bie richterliche ©emalt nicht über ber gefefc*
gebenben fleht, fonbern umgefefjrt unb e* $at
fidb, feljr entfdjieben ^erbortretenb eine Slnficht
al* bie ^errfd^enbe baljin gebilbet, baß hienn bie
gefefcgebenben tjaftoren eine Siorm erlaffen haben,
biertn fidt) ber fouberäne SBiHe be* ©taate* eben
nach ieber Stiftung fyin lunbgiebi, fo baß auch
bie Gntfchribung ber grage, ob bie Storm mit
ber Serfaffung im Gintlang fte^t ober nur in
ben formen einer 93erfaffung*änberung befrr)Ioffen
toerben tann, lebiglicb bei ben gef ergeben ben
gaftoren felbft liegt,
bgl. ftatt Sitten ©eorg ajleljer, $>entfche*
Staatsrecht, 6te burefj ©. Stnfcbfib. beforgte
auflnge § 173 unb bie bortigen ©itate, in*=
befonbere ©. 633/634.*)
&4. »KleW« formlafer |»lagranbif$er «adjtrigt
in eiaew farwgfltigea Xeftaweai war nad| Hamburger
91rd)t »uiafjig. — $a« falfte »abtragt galajfenbe Xefta«
mtnt braaa)te niö)t in $awbarg errietet warben gu fein,
wenn aar bte faratfafea »adjiräge barC genadM warben.
Stachlaßfacbc 3oljn ©arl gelij.
»efchluß be« O. S. @. gerienfenat öom
25. «uguft 190(5.
®rünbf :
$>a« 2. ©. ift ben aint«gerichtlicr)cn (§r*
mägungen mit SRect)t nict)t beigetreten. 5)cr I
Xeftator fmt feinen legten 2Bobnft& in Hamburg i
gehabt. Stach hamburgifebem Stecht ift nlfo bte
gragc au beurteilen, ob er feinen lebten SBitleu
am 25. <5)ejbr. 1899 in lebiglicf) t>oloornpfjifcr>er
gorm niebcrlegen tonnte ober nicht. 3)a* Imm*
•) «nm. be« «nfenbert : »gl. ferner »eibl. *ur
Ukt.-8tfl. i«0<5 Kr. 66 unb »od) «ntfefc. be« $anj. C.
in ©rraffaöjen 9b. 8 S. 10] f. 9fr. 68.
burgifdt)e Stecht ließ biefe gorm ju, menn e* fid)
um einen Sladjtrag b^anbelte unb ber Xeftator
fidj in einem gültig errichteten Xeftamente toor =
behalten hatte, ba« Xeftament burdt) Stadjträge
in ber gebauten gorm ju ergänzen. S)a* ift
hier in § 6 be* Zeftamentf oom 8. Oftbr. 1877
gefdjeb>n- $«ß biefe* Xeftament in Slltona er*
richtet ift unb nach &em (Eingänge beffelben bie
teftierenben ©hcleute in $arte*heibe roohnten, ift
gleichgültig. $enn ba* maßgebliche hamburgifche
JKccht forberte nicht, ba§ ba* bie formlofen
Nachträge julaffenbe Xeftament in Hamburg
errichtet toar unb auch nicht, bafjj e* fi<h um ein
Xeftament in Hamburg anfäffiger @b>(cute ban=
belte. <S* fchrieb in*befonbere nicht bor, ba§,
wenn biefe $orau*fefeungen nicht zuträfen, für
bie Srage ber ^uläiftgfeit jener Nachträge bad
ouStoärtige Siecht ju entfd)eiben habe. ®* genügte
jum ÜRinbeften, baß ber Nachtrag in Hamburg,
am nunmehrigen ÜBohnft^ be* Seftatorä, er=
richtet mar unb ba* trifft fyet in Sfnfehung ber
Verfügung öom 25. ©ejbr. 1899 ju. 3)aburch,
baß ber früher angeblich in $olftein anfaffige
Xeftator fein Xeftament in ^olftein errichtete
unb in biefe m Xeftamente ftch ba* Stecht ju fog.
Xeftament*3etteln toorbebielt, blieb er bejüglich
ber ftrage, foIdt>c Settel Slnftmich auf 8ln=
erfennung Raiten, teine*meg* bauernb ober bi*
jur Errichtung eine* hamburgifchen Xeftamente*
bem holfteinUdjen Stechte untertoorfen, fonbern
nur fo lange, al* biefe« Stecht auch feine übrigen
Stechtöbegiehungen regelte unb fj>äter haften*
infomeit, al« ber Stachtrag ettoa außerhalb
Hamburg« errichtet mar unb batjer ber ©a^
„locus regit actum" auf ihn anjutoenben getoefen
märe. ©e*halb ift, meil ju meitgehenb, irrig
bie Slu*gang*ermägung be« amt«gericht liehen
«efdjluffe«: meil nach «Itonaer, nor 1900 in
Geltung gemefenem Stecht in einem in Slltona
errichteten Seftamentc nicht recbt«hür!fam §abe
beftimmt merben tönnen, baß formlofe Stachträge
gültig feien, fo feien bie auf ©runb eine* in
Slltona boQjogenen Xeftament« errichteten fornu
lofen Stach^cttel ungültig. Unb bamit fällt auch
ber au« biefem ©afte gezogene Schluß, ben ba*
SBefchmerbegericbt hiernach mit Stecht jurüdN
gemiefen hat.
Om StiiMtt* 'B«tl*ä, *a»Vurg, ^rrnaanftnit 44, 8««"fr««cr I 483. (B<tamreorfl. Htnstteut Dr. 0. ©r«»bH,
tnirf rtn 3ot*"* «{ntl* »l«««t, *
Digitized by Google
Ho. 14—15.
77
^ttnfctttifdje ®tü^ütm^
3&ei6fatf.
€tt>Ured)Utdje falle*
XXVIII gjahr^an^. (40. 3ab>p,ang ber ^anbelggeri^t^Scitung.)
«rei« für ben 3«hrflonfl: $an»t< ttnb Beiblatt Mit Negiftct 20 X - tanbtblatt ■ttcin Mit Kcgiflcr 16 *.
Beiblatt adeln mit gegifter 15 iL
}D(U« QMitaL Hamburg, bcu II. «»rif. 1907.
3ub,alt: ff. ». 3. »06 Crben unb 3- « Berum* <£rben
in $amburg gegen 1) ben Hamburger Staat, vertreten
burtb bie Seuat*.ffommi|fion für bie £ifenbal)nangelegen.
Reiten, 2) ben Äöntglicb ttreu&tfcben 5i*fu«, »errreten burdj
bie Äönigtia)e Gifenbo^nbireliion in «ltona, 3) bte fiübcd-
SBödjener ffifenbaljn-fflefeafdjafi. — «uftaö fB. TO. TOülIer
ol* Xrftameul*r.oUftreder bet ftrau 6oobie ft. SB. $etcrfen,
geb. Starte, oerto. SBagner unb brren SBtttoer Älfreb
l'etcrfeu in QfKulottenburg gegen ben Simmernermieifr
ttbjer« unb feine grau in Hamburg. — ©tant*anmaltjd)aft
bei bem Üanbgeridjte in Hamburg gegen 3ob,ann 3. TO.
TOöOtr unb brffen Sfyefrau TOotb'lbe, geb. 6)öbecfe in
Hamburg.
65. »lagen ber C? inen tum er an bet \K o 1 bn ftt a fie gegen
ben $amburger Staat nnb bie (Eifenbaba wegen f3eein>
träd}tignng iftrer Ojrnubftndc bnrd) ben Snünbon nnb
gifenbnbnbetrieb. - ». ®. 8. § 007. - 3ft von euer
nab benadjbarten Statin nnb (Hfenbabnbruifett'Hnlage mit
Sidjerljeil gu erwarten, baf ihr 8eftanb aber ihre 8enn$ung
■nf ba* «rnnbfiiif be* Kläger* eine „uniHtaffige" «Ein-
wirfung gar {folge bat? — öenßgt bajn bie negative
(finwirtnng burdj Ontgiebung früher »orbanben gewefenen
£id)t*, ober mu| bofitio etwa! finulid) $3abrnebmbare*
Iber bie GJreoje nt führt fein? — Hann ber Anlieger einer
Iffentlieben Strafte nad) gemeinem 9»ed)t begetyren, baff
•nf berfclbrn feine ihm üirtif nnb ßuft entwichen »e Halogen
errietet »erben? — (gilt in Hamburg für bie Hnmobner
etwag befonbere* wegen beb* biefeu guftebenben grrontred)!*?
— »anpolijeigefeti § 101 bc|w. Gutfdjibigung im fyaUc »an
©rraiennibeauberfinberuugen. — $djabrn«crfanforberung
für Stadtteile iura) einen higher in ber WadjbarffJinft nicht
oorbanben gewefenen Sifenbabnbetrieb, wenn berfelbe auf
einem Vit ber Iiambargifd)ea Qkfebgebung berubt. —
Seht bie «aftnng ein 8erfd)nlbeu bei biefeM ««triebe
boranb? — Sofern eintritt br* Stäben« borauSgufebea
war, ift ber ttnternebmcr nad) gemeinem :))ertit fdjaben*-
erfanefliditig. — Tic .frage, weltbe eingriffe in ba«
«rioatrigentum erlanbt f.nb, entfdjeibet f. 4 nad) 8. <S. 8.
IrnftaUf» •iit«tH(inig «tiHitr.
§ 006. — ßjann ift bie 3mmiffion bin Wand), Qkrinfd) K.
eine fjolge ber grwibnlidjen Benutzung nnb wann über
fd» reit et fie bat TOa§ be« ertriglidien? — Kommt e«
bei blefer Beurteilung nur auf bie Sage be* eingeben
betroffenen «runbftnif« ober überhaupt anf bie «rtlidjrn
er hü Knifft ber gangen Stobt an? — ?9od)teile infolge
be» rafrt) anfeinanber folgenben BJedifel» bon £id)t nnb
Statten beim Boriberfabreu »an eifeubabnguge«.
d. SB. 3) 0 f) Srben unb fr. H. JB e 1 9 c n I
(Erben in Hamburg
gegen
1) ben Hamburger 6taat, bertreten bunf)
bie ©enaigi&otnmiffion für bie @ifenbo^ns
angelegen^eiten,
2) ben Äöniglic^ breufliift^en gUluS,
bertreten burrf) bie Äöniglit^e ©ifenbo^nbireftion
«Itona,
3) bie 8ttbedsS9üdb,ener ©ifenba&n*
© e f e II f <S) a f t.
Satbeftanb:
5>ie Äläger pnb (Eigentümer beS $oufe8
Siorberftraße 79. %id)t an bemfelben borüber
finb feit 1899 bie neuen SBaljnanlagen mit einer
eifernen Skütfe geführt roorben. SBJäbrenb unb
nad) ber $erftetlung foüen am ."öauie SRiffe burd)
(Erfd)ütterung, befouberS beim ©inrammen bon
iPfobten entftanben unb bie SBemo^ner buret)
Särm unb ©taub, foroie 93eeintrSd)tigung bon
^ niit- unb £td)tiufufjr übermäßig beläftigt morben
fein. Äläger bedangen jundi^ft geftftellung,
baß bie »eHagten if)itcn allen burdj ben $Bafm*
Digitized by Google
78
No. 65.
bau unb SBctrieb berurfadt)ten ober noch fünftig
ju ertoartenben ©droben $u erfefeen hätten,
ebentueH aber für bereit« entftanbenen Scfjaben
©rfafr bon 30000 JK.
Hai 8. @. Hamburg ©. Ä. IX B,at burdt)
Xeilurteil bom 1. gebr. 1905 bie fteftfteUungS*
finge gottj unb auch bie SeiftungSflage infotoeit
abgetoiefen, als fie fich auf bie SidEjtentjiehung
burch bie hohc SBaublanfe, auf ben Särm unb
Stauch becSiainmmafcbtnen unbSlrbettSlofomotiben
unb Särm unb ©taub burdf) ben ftbbrucb, von
Scadjbarbäufern bejog.
dagegen bat eS ben Änfbrudt) für ben burch
Stammen entftanbenen Schaben unb bie ©ntjtefjung
bon Sicht unb Suft burd} bie ©ifenbahnbrüdte bem
©runbe nach burch gtoifchenurteil bom 12. $an. I
1900 für berechtigt erflärt.
Hai O. S. ©. II ^at auf beiberfeitige 5Be*
rufung am 16. gebruar 1907 baS Xeilurteil
beftötigt unb baS Stoifcfjenurteil, fotoeit ber ßlag*
anfbrudb, auf ©ntjicljung bon Sicht unb Suft fich
be^ie^t, aufgehoben unb biefen SInfprudj gleichfalls
abgetoiefen. lieber bie ÜJcögliccjleit, beim SBrücfen*
bau bie ©rfdfcjtttterungen bei ben Stammungen ju
bermeiben, ift5BetoeiSerhebunfl angeorbnet toorben.
©rünbe:
{Hai O. S. ©. führt junächft au«, ba& ber
Schabe burch ©rfdjütterung beim Stammen fcb,on
bei ftlaganftellung fdjäfebar getoefen unb infotoeit
alfo bie geftftettungSflage unnötig getoefen fei.
hierüber müffe aber noch SBetoelS erhoben toerben.
58 füglich aller anbem ©chabenSanfbrüdje fei ein [
Sntereffe baran, bajj barüber j u g I e i et) ent=
fchieben toerbe, anjuerfennen unb ei fei beshalb
bie barauf gerichtete geftfteOungSflage juläfRg.
Stonn toirb bargelegt, bie toäljrenb bei
S3afin= unb JBrücfenbaueS burch Särm, Stauch,
Stufe unb ©taub (unb auch ©rfdjütterung, ab*
gefehen bom Stammen) ettoa berurfadjte ©c?
läftigung habe baS bei Umbauten innerhalb einer
©ro&ftabt übliche SWafe unb bai nach ber Sage
beS #aufeS im #ammerbroof ©etoöhnliche nicht
erheblich Übertritten.)
@S bei&t bann weiter: Hie Kläger Verlangen
©cba benScrfafc, toeil ihnen burch bai Sluffteüen
unb Unterhalten einer 58 a u b I a n f e bor bem
flägerifdjen #aufe unb burch °»c ©rbauung ber
eiienbahnbrücfe bor ihrem $aufe S i cö t unb
Suft teil« borübergehenb (burch bie SBaublanfe),
teils bauernb (burch bie ©ifenbahnbrüefe) ent*
j o g e n fei unb Weil barauS für fie ein 93er«
mögenöfchaben entftanben fei. ©S toar als feft-
ftehenb anjufeljen, bafe nach bem beginne ber
^Bauarbeiten auf bem ©trajjengrunbe bor bem
flägerifchen #aufe eine plante gebogen ift, toelcf;e
nachher burch ein ©tafet erfe&t toorben ift. Hai
©tafet ift fbäter entfernt toorben. ©S mar als
getoife anjufehen, bafe in erheblichem 3Rafee burch
bie 5ßlanfe, in geringerem Sßafee auch burch baS
©tafet ber Sicht$utritt ju einjelnen Stäumen beS
flägerifchen $aufeS beeinträchtigt toorben ift. ©S
fteht toeiter feft, ba& eine über bie ©trage bor
bcui flägerifchen $aufe hintoegführenbe ©ifenbaljn=
brüefe erbaut ift, burch beren JBorhanbenfein ber
3utritt bon Sicht unb Suft jum flägerifchen
•fraufe unb ben Stäumen beffelben in f e h r
erheblichem 2ftafee beeinträchtigt toirb.
2>ie Äläger bermeinen, ba& bei ber $erfteüung
ber ©ifenbahnbrüefe gegen bie SBeftfmmungen beS
hamburgifchen Saubolijeigefe^eS berfto^en fei.
Hai ^Berufungsgericht 1)at aus allen Angaben
tatfächlicher »rt, bie bon ben Älägern über bie
$erftellung ber @ifenbahnbrücfe gemacht finb,
nicht ju entnehmen bermocht, ba& babei gegen
irgenb eine S8orfct)rift beS hamburgifchen 58aus
boltjeigefefreS berftogen toäre.
®S toar bann junächft ju brüfen, ob ettoa,
toenn nicht bie ^erfteOung ber plante unb be«
©tafetS, fotoie ber @ifenbahnbrücfe auf ©runb
einer gefefrlidjen Slnorbnung ober (Srmächtigung
erfolgt toäre, bie Äuffaffung begrünbet erfcheinen
toürbe, ba& bie Äläger nach § 907 99. ©. 83.
berechtigt getoefen toären, ju bedangen, bafj auf
ber öffentlichen ©trage bor ihrem #aufe folche
Einlagen wie bie ^lanfc bejto. baS ©tafet ober
bie ©ifenbahnbrüdfe nicht hergeftettt ober gehalten
toürben. Stach § 907 58. ©. 58. fann ber ®igen*
tümer eines ©runbftücteS berlangen, ba& auf
bem Stadjbargrunbftücfe nicht Slulagen t)ergeftetlt
ober gehalten toerben, bon benen mit Sicherheit
borauSjufehen ift, bag ihr JBeftanb ober ihre
5Benu^ung eine unjuläfßge ©intoirtung auf fein
©runbfrücf jur golge §at. ©S toar ju entfeheiben,
ob in bem gfau*e, baß burch ben 58eftanb einer
auf bem öffentlichen ©tra&engrunbe hergefteateu
Slnlage ber 3"tritt bon Suft unb Sicht ju einem
auliegenben ©runbftücfe beeinträchtigt toirb, in
Digitized by Google
ber gebauten SBirfung bei S?orf)anbenfein« ber
Anlage „eine unjuläffige ®inWtrfung"
auf ba* anliegenbe ©runbftüd ju finben ift.
$a« 9t. ©. &>t in ber ®ntfd)eibung 91. ®.
39b. 51 ©. 251 ff. ben Sinn ber SBeftimmung
be* § 907 »bf. 1 ©afr 1 93. ®. 93. erörtert.
Tin« 91. ©. |iat bort u. o. ausgeführt:
^cbenfaüä Werben auch nid^t alle Wirtlid)en
Anlagen bon § 907 93. ®. 93. getroffen, fon*
bern nur foldje, bie, fei e* fel6ftt8tig ober
unter menfrfjlichem Stargutun, mittel«
§tnüberleiten£ it)rer 93eftanbteile
ober mittel* 3"f"^ren* greifbarer
ober bod) finnlid) wahrnehmbarer
Stoffe bie ©rcnje überfcbrciten ober
41t überfdjreiten brot)cn, nicht Dagegen foldjc
Zulagen, bie fldj ftreng auf ber ©runbfläd)e
be« fie ©rrirt)tenben fehlten, ntcrjt unmittelbar
unb bofitib in ba« ©ebiet bei anbern ©runb«
ftüd« hinübergreifen, Wenn fie biefe« aud)
oienetdjt negatib Wirfenb, jum 93eifbiel bürde)
6iitjiet)ung früher jugefloffenen Sirit)te«, bisher
gegebener SHuÄÜcht ober 93equeinlid)teit, beein=
trächtigen.
<&i mag t)ter auf bie weiteren 8lu*führungen
jene« ©rfenntniffe« berwiefen werben, ^ier tann
babjngefteüt bleiben, ob bie borfteljenb Wieber*
gegebenen Ausführungen bei 9t. ©. bieüeicrjt
etwa« ju eng gefagt finb; bai fflerufung*geria)t
bftidjtet ber Sluffaffung be« 9t. ©. bafnn burdjau«
bei, bafe auf bie gälle, in benen auf einem
©runbftöcf eine Anlage errichtet ift, burd)
Weld)e ber 3utritt bon 8id)t unb Suft
jum 9cad>bargrunbftüde beeinträchtigt
Wirb, bie 93eftfmmung bei § 907 8lbf. 1
©a& 1 93. ©. 93. feine AnWenbung finbet.
Stanadj erfaßten biefe ©efefceSbeftimmung nietet
geeignet, ben fiter erörterten flägerifd)en©chabenS=
erfafranforudj ju ftü&en.
©S War toeiter ju erwägen, ob etwa ben
Klägern auf ©runb bei Umftanbe«, bajj ber bor
ihrem #aufe befinblid)e ©runb unb ©oben, auf
bem bie SJaublanfe errietet ift unb über ben
bie ©ifenbafmbrüde t)inweggefüt)rt ift, öffent*
l i dt) e r ©runb ift, ein irgenbwie geartetes
9ted)t juftetjt, ba« geeignet wäre, ben flögerifd)en
Aufbruch ju begrünben.
S)aS 9teid)*recht enthält feine »orfdjrift, nad)
ber ber Anlieger einer öffentlichen ©trojje be-
79
Ho. 55.
I redjtigt wäre, bon Sebent, ber auf ober über
bem ©trafjengrunbe eine Anlage hergeftettt hat,
bie ben $utritt bon Sicht unb Suft jum ©runb=
ftfld bei Anlieger« beeinträchtigt, bie 93efetttgung
ber SInlage ju berlangen.
3>ie 9tedt)t«berhältniffe, bie )Wifd)en bem
Anlieger einer öffentlichen ©trage unb bem
©taate ober ber ©emeinbe mit 93ejug auf ben
©trafjengrunb ober ben Suftraum über bemfelben
befielen, gehören teilweife ober ganj bem öffent*
lidjen 3teä)te an. 93e$üglid) aHet biefer 9tedht&
berhältniffe ift ba« Sanbrtredjt mafcgebenb
(cf. Art. 65, 1 13 @inf.*©ef. jum 93. ©.93.). Säge
bie ©ad)e fo, bog in Hamburg nach Sanbe«redjt
ben Anliegern einer öffentlichen ©trage bem
©taate gegenüber ein 9tea)t barauf &uftänbe, bag
ber ©taat ihnen ben gutritt bon Sid)t unb Suft
nicht anber« al« gegen Sntfdjäbigung
beeinträchtige, fo Würbe im borliegenben f^cttle
aUerbing« ben Älägern ein ©dt)aben«erfafeanfbruch
guftehen. ©iefer ©d)aben«erfaj>anfbrud) Würbe
bann aber nur gegenüber bem Hamburger ©taat,
nicht aud) gegenüber bem SJJreu|ifrf)en ©taat
unb ber Sübed=93üchener <&ifenbahn*©efe(lfchaft
begrünbet fein. 5)ie beiben lejjtgebachtni SSeflagten
Würben bejüglich btefe« «nfbrudje« al« unrichtige
S8eflagte an^ufehen fein.
818 SnnbeSredjt fommt borliegenben %aüe$,
foweit ei fid) um bie bribatred)tliche ©eite ber
©ache hanbelt unb foWeit nid)t befonbere fyam*
burgifd)e iBorfchriften abweid)enben Inhalte«
beftehen, ba* gemeine 9t e dt) t In Betracht.
3)a8 9t. ©. h«t '« (gntfdjeibung $anf. ©er.^
3tg. 93eibl. 18«9 9tr. 93 unter SJejugnafime auf
frühere reich«gerichtliche ©ntfeheibungen ber 9ln>
ficht 8lu«brud gegeben, bai nad) gemeinem
beutfehen 9ted)te bie Anlieger einer öffent^
liehen ©trage fein $ribatredjt auf
gort&eftanb berfelben überhaubt ober
in unberänbertem 3 " ft « " b e haben
unb bafj fie baher, wenn auf ©runb einer
Verfügung ber juftänbigen SBehörbe eine ihnen
nadhtetlige SJeränberung in biefer ©cjiehung
borgenommen Werbe, eine* 9tedjt«anfpruche8 auf
©rfa^ ihre« ©chaben« entbehren. 3)n« je^t cr^
fenueube ©eridjt hat biefer 9luffaffung beigebPichtet.
©oWeit ber 3"f*nnb ber öffentlichen ©trage bor
bem flägertfctjen ^aufe, burdj bie ^»erfteflung
ber 93aub(aufe unb bc« Stofctö borübergehenb
Digitized by Google
8Q
No. Off.
unb buteh bie $erfteHung ber ©ifcnbat)nbrüdfe
bauernb, eine SSeränberung erfahren t)ot, ift
biefe Seränbetung auf ©runb einet burch bie
bamburgifche ©efefcgebung erteilten ©rmäehtigung
unb ^Beauftragung vorgenommen. S)ie ©rmäehs
tigung unb ber Auftrag Rnb burd) ben 23efchlug
Von ©enat unb 93ürgerfcbaft erteilt, burdt) ben
bet jtoifdjen Hamburg, ©reugen unb ber Äübeefc
58ütfjener ®tfenbat)n - ©efeHföaft abgefcbloftene
©ertrag Dorn 30. Dezember 1898 mit ber SBe*
fdjrelbung ber Stauanlagen unb ben ju berfelben
gehörigen S3ertrag«blänen genehmigt ift. SWittel*
biefe« ©efdjluffe« bon ©enat unb 83ürgerfdjaft
ift bie $race ber fcd^Sflleifigen ©trecfe genehmigt
unb frnb bie SJeflagten ju it)rer $erReüung burdt)
bamburgifeheft ©taatSgefefr ermächtigt unb beauf*
tragt toorben. Die Seränberung b e *
3uftanbe& ber öffentlichen ©trage bor
bem flägerifdjen #aufe ift banadt) auf
einen 21 uf trag bei ^amburgifrt^en
© t a a t e * jurücfjuftibren. gfir bie ben
Älägern nachteiligen folgen ber auf eine An*
orbnung be* b<»nburgtfehen ©taate« jurücf«
jufütjrenben Seränberung bei guftanbe« bet
öffentlichen ©trage haben nach bem borftetjenb
Aufgeführten bie Äläger alfi Anlieger nad> bem
gemeinen {Redete ©djabenaerfafr bom ©taate
n i dj t ju beanfbrudt)cn.
5>a« ^amburgifd^e SR e dt) t fennt bai
9tecr)t8inftitut be* grontredjtä. Un^toeifelbaft
ftebt ben Älägern für tr)r ©runbftücf bad 0ront»
recht an ber bor bem flägerifd}en $aufe befind
Iidtjen öffentlichen ©trage ju. Auf ©runb bei?
ftrontrecht« — fotoeit beffen SBirfungen nach
©adjtoge tyet in Setracht tbmmen — Rnb bie
Kläger bem ©taate gegenüber berechtigt, ju
berlangen, bag für fie unb für ^ebermann bie
SJlöglichfeit, über ben SBoben ber öffentlichen
©trage b,intoe$ bon bem Hägertfdjen #aufe au«
nach ber Umgebung unb bon bortber nach bem
$aufe ju gelangen, nidtjt beeinträchtigt toerbc.
Diefe 9nöglich!eit ift burch bie föerfteHung unb
Haltung ber »aublante bejto. beä ©tatet* unb
ber ©ifenbalmbrüde nid)t beeinträchtigt toorben.
Da« ®ertd)t erfter ^nftanj ^at bie Slnftdtjt
vertreten, ei f)abe Reh in Hamburg unter toieber*
tjolter Billigung ber ©eridjte getoobnbeitSrecbtlicb
ber ©afr betauügebilbet, bag bie Anlieger einer
öffentlichen ©trage ein Otccht auf ©rtjaltung
I berfelben in ihrem bissigen SuRflnl)e
h^ben unb bog ttjnen bei SJeränberung be8
ftuftanbeä, unb jtoar fotooljl in ftorm bon
SRibeauberänberung, wie Verlegung, toic 99eehi=
trächtigung bei Suftraume* ein ©ehabenäerfafe*
anfbruet) juftebt. $>a« 2. ©. ^at fidt) babei auf
bie ®ntfd)eibungen #anbel«*©er.=3tg. JBeibl. 1871
9?r. 148 unb 1872 9lr. 106, 159 bejogen. ©er
banach bon bem 8. ©. bertretenen SRechtäanfchauung
ift mit SJiacbbrud entgegenzutreten: 3" ^at
1 hat Ret) in Hamburg für ba* ©e biet ber Stecht«;
be^te^imgen jtotf dtjert ben ?(nliegern einer öffents
liehen ©trage unb bem ©taate ein ©etoot)nt)eit*i
recht beftimmten 3nt)alte« gebilbet. Srtcicö
©emobnheittrecht ging batjin, bag in allen gfällen
bon ftaat«feitig angeorbneten SBeränberungen
be* Ütibeaud einer öffentlichen ©trage ber
anliegenbe ©runbeigentömer berechtigt mar,
©ntfehäbigung megen ber burch bie »eränberung
für fein ©runbftäcf t)»beigeführten SBertbermin»
betung ju beanfpruchen. ©ine bauernbe 9ted)ts-
übung folehen %nfyaltei r)at in Hamburg tuäbrenb
längerer 3^it beftanben unb bie bamburgifehen
©eridc)te haben mährenb längerer 3eit mieberholt
im ©inne biefee 9techtl.fa^c« entfehieben. ©«
mag auf bie einget)enben Ausführungen bkrübet
in bet ©nrfeheibung beS D. 2. ©. in ^anf.
©er.»3tg. »eibl. 1888 Kr. 27 bertoiefen »erben.
®er jur ©eltung gelangte gemot)nheit*reehtliche
©a^ ift in bai homburgifehe SBauboli^eigefe^
aufgenommen, mo er Reh in § 101 niebergelegt
Rnbet. $n bereinjelten ©ntfeheibungen bombur=
gifeher ©erichte ift bie Segren^ung bei bezieh'
neten ©etoohnheitdrechted nidt)t richtig ertannt
toorben. ©o ift ei in ber Zat borgerommen,
bag in ber ^ubifatur ber Sluffaffung SUiSbrucf
gegeben ift, ei ftebe in Hamburg ben Anliegern
einer öffentlichen ©trage ein auch bon ber $rajt«
anerlannted 9cu^ung«recht an bem über ber
©trage beRnblichen Lufträume ju. ©o ift toeiter
in ber fjamburflifdjen ^fubifatuc audt) bie Anficht
geäugert toorben, bag nach hflwburgifehem ©e=
toot)nheit«red)te ber Anlieger fcr)lechtr)tn bei bom
| ©taate mit ber ©trage borgenommenen 93er:
: änberungen, bie ben SBert bei anliegenben
©runbftüefs beeinträchtigen, tSntfehäbigung bc«
anfpruehen fönne. Diefe Aeugerungen, bie bie
©renken bei in ^Betracht lommenben ©etoot)nheit«s
rcdjteö toeiter gejogen haben, ald ci nad) ber
Digitized by Google
Doritetieno Dargelegten ziniterjt oes enemtenocti
©crif^t« hätte gefcheljen foQen, flnb aber burdjau«
bereinjelt geblieben. ©S ifl in $amburg niemal«
ju einer bouentben Stedjt«übung gefommen, Welche
mit jenen bereinjelten Sleu&crungen h«efiger
©ertöte übereingestimmt blatte, ©anadj befielt
in Hamburg lein StcrhtSfafc, nach meinem bem
Sfalieger einer öffentlichen ©trage Wegen jeber
Dom ©taate burrf) eine Slenberung be« beftehen*
ben 3ufto.no** herbeigeführten — fei e« borübers
gefjenben, fei ti bauernben — Beeinträchtigung
bei Zutritte« bon Sicht unb Suft bon ber ©trage
her jum ©runbftüd ein Slnfprudj auf ©ntfd)ä>
bigung juftänbe. 3m borliegenben ftaUe tft eine
ben Klägern nachteilige Beränbcrung be« St i toec n ä
ber ©trage bor ihrem $aufe nicht borgenommen
Warben. $)ie Kläger fönnen baljer ihr Verlangen
nach einer ©ntfdjäbigung Wegen ber ihnen nach*
teiligen folgen ber $erftellung unb Haltung ber
Bauplanfc bejW. bei ©tafet« unb ber ©ifenbafjns
brüete auf ben ^iet erörterten nach Borftehens
bem in Hamburg geltenben 9ted)t£fafe nicht mit
©rfolg ftfifren.
Staet) aHebem hat bat Berufungsgericht bie
flägedfdjen 8tofprüd)e auf ©d)aben«erfak wegen
ber ben Klägern nachteiligen folgen ber §ers
fteOung unb Haltung ber Bauplante unb be«
©tafet«, fowie ber ©ifenbahnbrücte bei bem
3f*l>Ien }ebe« Stert)t«fnfce«, auf ben ein foteher
Hnfprud) gegrfinbet Werben fönnte, für un=
begrünbet erachtet. ©« war bemcntfprechenb
bejßgtidb bes Aufbruch* auf ©ct)aben*eda$ wegen
^erfteOung ber Bauplante unb be« ©tatet« bie
riägerifehe Berufung al« unbegrünbet jurüefs
jutoeifen, bezüglich bei fflnfpruet)« auf ©d)aben«=
erfafr toegen $erfteHung unb Haltung ber
Sifenbahnbrücte ber Berufung ber Beflagten ju
enlfpredjen unb bie Klage bezüglich bfefe« Sin*
fprud)e« abzuwetten.
S)ie Kläger bedangen, bafj feftgefteüt toerbe,
bog bie Beflagten folibarifch berpflichtet feien, ben
Klägern jeben ©chaben ju erfe&en, ben pe burdj ben
©ifenbafjnbetrieb erleiben toerben. &ie
Kläger bedangen ebentualiter auch mit Bejug
auf bie jefeigen unb bie ju ertonrtenben ©dja*
bigungen burcr) ben ©ifenbaljnbetrieb fdjon jefct
Seiftung bon ©ct)aben«erfafr; pe begehren benu
entfpredjenb ebentualiter Berurteilung ber Be*
flagten jur Zahlung einer entfprerhenben ©elk
81
No. SIT.
fumme. S)ic Kläger behaupten, bafj infolge bei
©ifenbabnberriebe« in noch erheblich tytyxem
SRage als fchon jur Seit ber ©rbauung ber
©ifenbaljnanlagen Stauch, Stufj, Särm unb ©r*
fchütterungen bem flägerifchen #aufe zugeführt
toerben toerben, bafj in gfolge beffen bie Benufeung
beg flägerifchen $aufe« beeinträchtigt fein toerbe
unb bafj in toeiterer ftolge babon ber 3Beit beä
£aufe$ fjetabgeminbert fein toerbe. $ie Kläger
behaupten toeiter, bafj 31t ber borftef)enb an:
gegebenen nachteiligen ©intoirfungen bei ©ifen*
bat)nberriebe« auch noch bie nachteilige ©intoirfung
ber intermittierenben Beeinträchtigung bei Sicht*
jutritte« burcö bie borüberfahrenben ©ifenbah"1
jüge (rafajer ©echfel bon Sicht unb ©chatten)
hinjufomme. ©ie fyiben ihren ©cfroben«erfa&»
anfpruch auch auf ben fo berurfadjten ©chaben
erftreeft.
3)a* Berufungsgericht h«t ^unächft geprüft,
ob unb intoietoeit nach bem in Hamburg gelten^
ben Stechte ben Klägern ©chabenSerfafranfprüdje
bann juftehf n toürben, to e n n bie ©ache fo
liegen fotlte, bafj bie Kläger burch ben ©ifenbahn»
betrieb gefdjäbigt toerben unb bafj biefe ©chäbigung
auf ©intoirfungen bon folcher &rt beruht bafj
bie Klaget btefelbe bann nicht ju bulben brauchten,
toenn fie bon einem Betriebe einei beliebigen
Stachbar« (eine* Bribatmanne*) herrühren toürben.
Stach Stt. 105 ©inf. * @ef. jum B. ®. B.
bleiben unberührt bie ianbe«gefe$Uchen Bor-
fchriften, nach toelchen ber Unternehmer eine«
ffiifenbahnbetriebe« für ben au« bem Betriebe
entftehenben ©chaben in weiterem Umfange al*
nach ben Borfchriften be« B. @. B. beranttoort:
lieh <ft- S<1« Sanbeerecht fommt für Hamburg
ba« gemeine Stecht in Betracht.
$>a« gemeine Stecht gewährt bem @runb=
eigentßmer gegen bon frember ©eite ftartfinbenbe
©ingriffe in ba« ©igen tum bie actio negatoria.
3)er ©runbeigentümer ift nach gemeinem Stechte
berechtigt, Befeitigung be« toiberreehtltchcn SUs
ftanbe« unb Berfcfjaffung bon ©ict)crr>eit gegen
SBieberfwlung ber Berle^ung ju bedangen. 3m
borliegenben $aüe finb aber bie Kläger, fotoeit
burch ben regulären ©ifenbalmbetrieb auf ber
fech«gleifigen ©treefe in ba« flägerifdhe ©igentum«:
recht eingegriffen werben fotlte, nicht berechtigt,
Beschaffung bon Sicherheit gegen SSieberholuug
bei ©ingriffe« ju bedangen. Bw«&en unb bic
Digitized by Google
89
Süfaf * Vüdcjener ©ifenbabn * ©efcHfdjaft fügten
ben Verrieb auf bet fedj«gleifigen ©trecfe nach
SKafigabe ber erfolgten ©ntfchliefjung
bex fjantbutgifdjen ©efcfcgebung.
®af>er ift für jeben ©runbeigentümer, in beffen
(SißentumSredjt burch ben betrieb eingegriffen
wirb, foweit nid^t ber (Singriff auf einem 93er-
fdjulben be« Urheber« be« ©ingriffe« beruht, ber
9ltiibruch auf Verfdjaffung Don Sicherheit gegen 1
Sßieberljolung be« ©ingriffe« au«gefct)loffen. Auf
einem irgenb melden Verfdjulben beruf>enbe ©in»
griffe burdj ben Setrieb fielen b>r nicht in ftrage.
9iach einer Slnfchauung, bie früher Welt
oerbreitet toar, Wenn fte auch teine«Weg« Oon
aüett Seiten geteilt Würbe, würbe gemeinrechtlich
im gfaDe eine« (gingriffe« in frembc« Eigentum
ber ©igcntümer im aDgemeinen nur bann für
berechtigt angefeljen, ©chabcn«erfafr $u Oer;
langen, wenn burch bie ©cfjulb be« Urheber«
be« Eingriffe« Schaben entftanben toar. 3»it
Vejug auf biefen Vunft hßt ba« 9t. ©., erfter
©ibilfenat, in einer ©ntfd)eibung au« bem ^ahre
1882 (9t. ©. VI ©. 217 ff.) folgenbe« ausgeführt:
S)er Umftanb aber, bafj ^emnnb burch feine
$anblung objeftib ein frembe« 9letr)t berieft,
begrfinbet Wof)l einen Slnfbruct) auf Vefeitigung
be« ^ortficfttinbe« biefe« objeftio wiberrecfjt;
litten Verhalten«, er reidt)t aber nicht au«, um
eine Vcrbflidjtung be« Urheber« jener 58er*
lefeung $um ©chabcn«crfafc ju begrDnben —
Spring, ba« ©cfutlbmoment ©. 6 fg. — , e«
mufj baju ein Weiterer 9tedjt«grunb Einzutreten,
fei e« eine fubjettioe Verfcfjulbung be« ©djaben«s
ftifter«, fei e« ein Vertrag etwa be« Ehalte«,
baf» bie Oon it)m beabftchtigte #anblung auf
feine ©efabr gehe, fei e« ein anberer ©runb,
Welcher biefen Uebergang ber ©efabr auf ben
$anbelnben rechtfertigt unb bergleicfien. 9tun
ift auch in ben Quellen beutlieb, ausgebrochen,
ba& befonbere £atfact)en Dorliegen muffen,
wenn wegen folget Verlegungen, meiere bie
Negatoria ober bie Confessoria begrünben, au«
ber Seit toor ber Sitt«fonfeftation für ©ct)aben
gehaftet Werben foH, fei e«, bajj eine cautio
damni infoeti geleiftet War — I, 21) 1% de
serv. praed. urh 8, 2; 1, 17 § 5 Dig. si ser-
vitus vindicetur 8, fei ea, bofj eine 9ieu
fdjulbung ber Veflagtett oorliegt — l,öCod.
de serv. 3, .14 „iujuriosi- oxstruxil".
Unter $inWeifung auf biefe ©ntfrheibung
hat fobann Weiter ba« 9t. ©., britter ©ibilfenat,
in einer ©ntfeheibung au« bem Raffte 1886
(9t. ©. XVII ©. 103 ff.), in ber e« fic^ um einen
Vranbfcfwben hanbelte, ber burch ben gunfen*
au«Wurf Oon Sotomotiben entftanben War, au«=
geführt: SBenn auch bie actio negatoria. foWeit
pe auf ©rfafr be« Oor ber Älagerljebung ent*
1 ftanbenen ©chaben gerichtet fei, nicht fchon allein
burdj ben objeftiben Gingriff in ein frembe*
Stecht begrünbet Werbe, bielmehr noch c'n weiterer
9tecf|t«grunb Einzutreten müffe, Welcher bie
Haftung bti ^anbelnben für ben bon ihm ber«
urfachten ©chaben rechtfertige, fo fei bodj culpa
be« $anbelnben «6cn nur einer biefer
9techt«grünbe unb e« fönne ber Uebergang
ber ©cfahr auf ben $anbelnben auch noch au«
an beren ©rünben gerechtfertigt erfdjeinen.
2)a« 9t. ®. fäljrt bann fort:
81« ein folcfier anberer ©runb mufe aber
eine im ©ewerbebetriebe erfolgte Verrieb«;
hanblung gelten, Welche ihrer Statur nach ba«
Eigentum dritter gefährbet, Wäljrenb ber
Eigentümer auf ©inftedung be« mit obrigfeiU
lidjer ©enehmigung unternommenen Verriebe«
nicht flogen fann. S>er jebem Eigentümer
nach gemeinem 9tecf)te gebührenbe 9techt«fchufc
forbert notwenbig bie Slnerfennung ber Ver-
antwortung be« Unternehmer« eine« folcfjen
Vetriebe« für feine Vetrieb«l}anblungen al«
Äorrelat feiner Vefugni« ju ben gefäljrbenben
$anblungen ; bie Ablehnung ber Verantwortung
würbe £ii einer SBefchränfung be« ©igentume«
führen, Welche bem gemeinen Stechte fremb ift.
»nbererfeit« reicht nun jWar bie Verantworte
licfjfeit be« Vetrieb«unternehmer« nicht fo Weit,
bajj er auch haf^c gemacht Werben fönnte
für einen ©chaben, beffen Verurfachung burch
ben gefahrboßen Vetrieb fich nicht hat borau«*
fehen laffen. 8 ber babon fann ^ier, Wo e«
fid) um c'«e Sf^uerSgefahr hobelt, Welche
beranlafjt ift burch eine in ber Stühe bon
©ebäuben angelegte ©ifenbahn, nicht bie 9tebe
fein.
3m 3ahve 1892 ijat berfelbe ©enat be«
9t. ©. (britter ©ibilfenat) in ber ©ntfeheibung
St. ®. XXX ©. 1 14 ff. fidt) folgenbermafeen geäußert:
3n biefer Vejietjung fann nach Soge be«
g-nllc« nur bie actio negatoria in Jragc gejogen
Digitized by Google
Werben. 9tadj ber jefct bcrrfdjenben %fyeot\e
unb 93ra£i« wirb biefe Klage aud) auf erfafc
bei bor ihrer Snftetlung erWadjfenen Schaben«
gegeben, bie« jebodj nur bann, Wenn ju bem
— fte regelmäßig begrünbenben — objettib
red)t«Wibrigen (Eingriffe in frembe« (Eigentum
nod) ein befonberer, bie ©djaben«bfltd)t be*
grünbenber Umftanb, fei bie* ein fubieftttte«
93erfd)ulben bei 93eflagten (1, 5 Cod. de serv.
3, 34), fei e« ein anberec ©runb, f»in^utritt.
93gl.enrfd). bei £R. in (Sibilfarfjen SBb.ü
©. 221.
3>er 93erufung8ridjtcr finbet nun im 9ln*
fd)luffe an bie entfdjeibung bei 9t. ©.'« bom
7. S>ejember 1886,
bgl.entfd).be«9i.©.'« in £ibüfaa>n 93b. 17
©. 104,
einen folcfjeit anbern ©runb in bem eigentünu
liefen redjtlidjen SSerljältmffe bei @tfenba§n=
Unternehmer« ju ben 93eftfeern angrenjenber
Sßribatgrunbfiüde, Wonach ber erftere jwat
burd) feinen ©ewerbebetrieb in bai (Sigentum
ber lejjteren, oljne einer Klage berfelben auf
Unterlaffung ober 93efeirigung ber Störung
auägefefet ju fein, eingreifen !ann, baffir aber
aud) ihnen ohne befonbere« 93erfdjulben auf
feiner Seite jum erfafo bei burd) berartige
93etrieb*bflttblungen berurfadjten ©djaben« ber«
bflidjtet ift, fofern er bei 93ornabme berartiger
$anblungen beffen eintritt borauäfeben tonnte.
$ie ©ültigfeit btefe« ©runbfafre« an ftd) ift
nid)t ju beanftanben I
$m Sa^re 1894 fjat berfelbe ©enat beS
9t. ©. in einer Sfrantfurter ©adje (©euff. 8lrd).
33b. 49 9tr. 236) bie in ben ©ntfö. 9t. @. 17
©. 104 unb 9t. ©. 30 S. 116 aum »u«brud
gebraute anpaßt al« bie feinige beftätigt.
®i fann $ier babingeftetlt bleiben, ob au«
ber bargelcgten 9tedjt«fbred)ung bei 9t. ©. ju
entnehmen ift, bafj bie gemcinredjtlidje 9Jrarj«
in ber ^Weiten $älfte be« 19ten Sa^rbunbert«
bezüglich ber tyex erörterten SKaterie ju einem
befferen unb tieferen 93erftänbnf« ber ©runbf8fce
bei römifdjen 9ted)t« burdjgebrungen ift, ober ob
eine eigentliche SBeiteretttWidelung bei gemeinen
9ted)t« ftattgefunben bot. %ai jefct erfennenbe
©eridjt folgt iebenfall« bem 9t. ©. babin, baß
e« fid) ju ber »npd)t befennt, b a & jur Seit
ber ©tnfüljrung bc« 93. ©. 93. gemein*
88
No. 0».
redjttid) ber ©runbfafe in ©eltung mar,
bajj ber Unternehmet eine« obrigteitlidj genehmigten
©ifenbabnbetrtebe« berbflid)tet ift, für ©djaben,
ber oljne SJerfdjulben burd) in frembe« (Sigentum
eingreifenbe 93etrieb«hanblungen berurfaä)t ift,
erfafc ju Ieiften, fofern er bei 93ornabme foldjet
#anblungen ben eintritt be« ©ri&aben« borau«*
feljen fonnte.
»ngefid)t« ber borftebenb bargelegten 9tedjt«--
lage tonnte bie fdjwierige %vaa,e unentfdjieben
bleiben, ob etwa heutzutage für bai ©ebiet bei
tjamburgifdjen ©taate« aud) auf ©runb atU
gemeinerer unb baneben auf 93orfd)riften bei
9teid)«red)te« geftüfeter erWägungeu, welche bie
SSorfdjriften bei gemeinen Stecht« bei
©eite laffen (cf.bie»u«ffiJjrungen in9t.©.LVIII
©. 130 ff.), ju erachten fein »Ürbe, baß ber
Unternehmer eine« eifenbabnberriebe« für ben
au« bem 93etriebe entftanbenen ©djaben berank
Wortlich ift, wie er nadj ben SJorfajriften be«
gemeinen Stecht« haftet.
3}m boritegenben Tratte hattbelt e« pd> um
ben 93etrieb auf ber fed^ßleiftgen ©trede.
93etrieb«untemehmer ift bort jum Seil ber
tßreu&ifdje ©taat, jum Seil bie Sübed«93ü<hener
@ifenbahn:©efellf(haft. 3)er ©taat Hamburg ift
al« 93etrieb«untemehmer 6ejüglid) Jener ©trede
nid;t anjufehen. ©aber toar ber Älaganfbrud;
auf ©djaben«erfafe megen ©d;öbigung burd) ben
83etrieb, fomeit er gegen ben Hamburger
©taat gerietet ift, fdjon au« biefem ©runbe
für unberechtigt ju eraajten.
S)ie S3etrieb«unternehmer ber fcd)«gletfigen
©trede haften ben Klägern auf ©djabenäerfa^,
wenn bie 93etrie6«hanblungen, burdj bie ber
^(fyiben berurfad)t wirb, eingriffe in ba«
&igentum«redjt ber Kläger finb unb Wenn ber
eintritt bei ©d>aben« borauäfehbar War. S)ie
grage, Wie Weit feinem Qnhalte nad) ba«
eigentum«red)t be« ©runbeigentümer« reicht unb
Wann baher eine einwirfung bon außen fyt al«
ein — Wenn aud) nidjt retht«wibriger — eins
griff in bai eigentumSredjt anheben ift, ift
nadj bem heutzutage geltenben 9ted)te bei 93. ©. 93.
ju entfd>eiben. %ie\e «^rage ift in«befonbere
nadj bem 9ted}te bei 93. ©. 93. aud) bann
ju entfdjelben, Wenn e« ihrer entfdjeibung jum
gwede einer nad| ben 93orfdjriften bei
gemeinen 9ted)t« ju treffenben entfdjeibung
Digitized by Google
84
NÖT55T
über eine ftocberung auf ©thabenäerfafc megen
@igentum«ftörung burd) @ifen6Qf)nbetrieb*f)anb-'
lungert bebarf.
SEBirb im (Sifenbat)nbetriebe burd) eine
93etrieb$hanblung in einer nadj SRafjgabe eines
befonberen ©efefceä erlaubten SBeife auf frembe«
(Eigentum eingemirft, fo ift ein — erlaubter
— Singriff in bai (Eigentumsrecht bann ali
öor^anben angufefjen, menn bie (Einmtrfung von
foldjer Strt ift, bafj ber (Eigentümer nach bem
geltenben Siechte nicht genötigt fein toürbe, bie
(Einmirfung ju bulben, fofern nicht bie ©ad)e
au«uat)m8toeife fo läge, bafj ber Eigentümer auf
©runb einer befonbeten SJnorbnung ber Staate
gemalt jut Smlbung berfcfüdjtet märe. S)ie
Siornt für bie (Stil f Reibung, mann (Einroirfungen
bon äugen alä — wenn auch erlaubte — I
(Eingriffe in bai tßribateigentum an&ufefjen finb,
ift ben JBorfchriften be« Stechte« *u entnehmen,
melcbe beftimmcn, welcherlei (Einmfrfungen bon
äugen fjer fich jeher ©runbeigentümer gefallen
laffen muf}. 3n biefer &inftd)t tommt eS ent»
feheibenb auf bie »orfchrif ten be« § 906
JB. @. 93. an.
Siach § 906 93. ©. 93. ©. tann ber (Eigen«
tümer eine« ©runbftüd* bie $ufüt)rung bon
Stauch, Slu&, ©eräufd) unb (Erfcrjütterungen in*
fomeit nicht verbieten, ali bie (Einmirfung bie
SJenufcung feine« ©runbftüd« nid)t ober nur
unmefentlich beeinträchtigt ober burch eine 93e*
nufcung bti anbern ©runbftüd* t)erbeigefüt}rt
mirb, bie nadj ben örtlichen Sierbältniffen bei
©runbftüden biefer Sage gemöbnlid) ift. ®a&
borliegenben gatle« bie 93eroohner bti fiägerifchen
Raufet infolge bei nid)t nur am Sage, fonbern
aucb, in ber Stacht fid) boQjiet)enben Vorüber«
fahrend )at)(reidt)cr, jum Seit fehr fernerer
<Sifenbar)njüge burd) Zuführung bon Stauet), Stuß,
©eräufd) unb (Erfdjütterungen mehr ober meniger
beläfrigt merben, erfcheint ftmeifeffo«. (Eä fommt
bafcer barauf an, erften«, ob etma bie 93eein=-
trädjtigung in ber 93enufcung bti fiägerifchen
©runbftüd« eine nur u n ro e f e n 1 1 i d) e ift,
Ameiten«, ob etma mit 93cjug auf ben ©runb
unb 93oben, auf bem bie ©ifenbahn gebaut ift,
gefagt merben barf, bog bie SBenufcung beffelben,
burd) meldje bie 93eeiuträd)tfgung herbeigeführt
mirb, nach ben örtlichen 93ertjältniffen bei ©runb:
ftüdten biefer Sage gemöhnlid) ift.
$>ie »u«Iegung ber SBorfdjriften bti § 906
93. ©. 93. bietet eine geroiffe ©djroierigfeit. $a«
93erftänbnf« für bie borhanbene ©chmierigfeit
unb bic Ueberroinbung biefer ©chmierigfeit mer*
ben erleichtert, menn man bie frühere gemein*
rechtliche Sßraji« in 93etradjt jieljt.
Sie gemeinrechtliche 93ra$i« bat neben ber
Stüdftcht barauf, ob bie ^mmtffion bon Slaud),
©eräufd) u. f. m. eine Qfolge ber burd) bie
Statur bti benachbarten ©runbftüde« gegebenen
gemöhntid)en 93enufrung fei, erhebliche« ©emicht
barauf gelegt, ob bie ^mmiffion bai ajtafi bti
(Erträglichen überfehreite (bgl. bie
führungen bei Sanbmann, ©emerbeorbnung ju
§ 26 ©em. = Drbn.). 93eibe SJiomente finb balb
in enger 93erbinbung mit einanber, balb getrennt,
I ein \tbti für pd) allein, bermertet morben. 3n
ber eine holfteinifche ©ad}e behanbelnben (Ent:
fd)etbung bti 9t. ©., britter Cibilfenat, ©euff.
»rdjiti 93b. 46 9lr. 248 (aui bem 3ahre 1891)
heifjt e*: „Stuä bem ©igentumlicdjt bc« Äläger«
an feinem ©runb unb IBoben folgt ohne SBeitere«
ber Slnfbrudh, ba& bie 93e!lagten ^mmifftonen
oon Stauch unb üblem ©erud), mclcöe bai Mab
bti (Erträglichen überfteigen, unterlaffen." (Ed
erfdjeint tlar, baß eine auf fo elaftifcrjer Stedum
auffaffung ruhenbe JRedjtfbrechung fid) mit bem
Stedhtdbemugtfeiu ber 3e't auch *n benjenigen
tSfäüen hätte im (EinHang h°^en lännen, in
melcäen ti fid) um Äoßifionen jrcifdjeu ben
Qintereffen einzelner ©runbeigentümer unb ben
Sittereffen ber Slügemeinheit anläßlich ber fort;
mährenben 93ermehrung oon — für (Einzelne
beläftigeub mirtenben — öffentlichen 93erfehr*-
mitteln, inSbefonbere in ben ©rogftäbten, hanbelt
unb banbeln mirb.
3n § 906 93. ©. 93. ift bauon, ob bie 3u*
führung erträglich ober unerträglich fei, nidjt
bie Siebe. $a& 93erbietungärecht ift bem (Eigen«
tümer berfagt, menn bie 93enufeung feined
©runbftüdd nur unmefentlid) beeinträchtigt
mirb, ober menn bie ftörenbe 3ufüt)rung burdh
eine 93 e n u u n g bti anbern ©runbftüdä
herbeigeführt mirb, bie bei ©runbftüden biefer
Sage g c m ö i) n I i ch ift. (E* erfdjeint flar,
ba&, menn eine enge Snteröretatton biefer 93e^
ftimmungen gerechtfertigt ift, bic 9ie<ht*Iage in
ben früher gemeinrechtlichen ©ebieten eine für
bie (Entmidelung ber mobernen 93er(ehrdmitte(
Digitized by Go
unb bamit für bie ^ntereffen ber Slttgemeinbett
ungünftigere geworben ift al« früher.
liegt ber ©ebantc nahe, bag ber £Hidt)tec in
manchen fällen, in benen er ben fontreten Um*
ftänben be« ftaüei nach eine 3ufübrung noch
für „erträglich" erachten würbe, bodj Siebenten
tragen wirb, bie ^Beeinträchtigung al« „nur
unwefentlicb" anheben, gerner fott e« borouf
anf ommen, ob bie 93enufeung be« ©runbftüct«,
bon bem au« bie 3ufübrung bon Stauch u. f. W.
erfolgt, g e in ö b n I i cb ift. 3)iefe 93eftimmung
legt ben ©ebanfen nab>, bag e« nicht barauf
antoinmeu fott, ob bie Zuführung bon 9raucb
it. f. to. felbft als gewöhnlich an^ufefien ift,
fonbern barauf, ob bie 93enu&ung«art, burch
Welche bie 3uftibrung berurfacbt Wirb, al« ge*
wöbnlicb an^ufeben ift. 3m ©inne folcher äu«»
legung Wäre bieüeicbt im galle ber (Eröffnung
einer (Sifenbabn, bie ein ©tabttoicrtel burdjquert,
ba« bi«t)er ohne ©ifcnbaljit war, bie hier erörterte
93eftimmung fo anguWenben, bog nach berfelben in
ber Zuführung bon Stauch unb@eräufcr) — faUd bie
^Beeinträchtigung nicht unWefentlicb wäre — ein
Singriff in ba« (Eigentum ju finben wäre, ro eil
bie 3ufährung burch eine 93enufeung beä
gßacbbargrunbe« jum (Eifenbabnbetriebe
herbeigeführt wäre unb weil eine
93enufrung jum (Eifenbabnbetriebe
ober ju einem ähnlichen ^Betriebe noch
bei (einem ©runbftüct in ber näheren
ober weiteren Umgebung borgetommen
wäre. 3>ann wäre bie Staucb&ufübrung burch
ben bötlig ungewöhnlichen (Eifenbabnbetrieb
auch bann ein (Eingriff, Wenn bie $ufüh?ung
gleich großer Siaucbmaffen au« nahe«
gelegenen gabrifen gewöhnlich wäre
unb feinen (Singriff barfteflte. (Snblicb bringt
bie SMnbung an ba« „bei ©runbfiücfen biefer
Sage" (Gewöhnliche bie aHöglicbfeit einer engeren
ober Weiteren 93egrenjung be« maggebenben
93ejirfe« mit fidt).
(E« mag an biefer ©teile bon einer (Erörterung
bei Unterfcheibunggmerfmales ber SBefent liebfeit
ober UnWefentlicbfeit ber ^Beeinträchtigung ab:
gelegen werben. SBa« bie 93efrintmung anbetrifft,
nad) ber e« barauf antbmmen foll, ob bie 3"=
fütjrung burch «nc 93enu|ung be« anbem
©runbftüct« herbeigeführt ift, bie gewöhn«
lieh 'ft, fo ftoriebt allerbing* ber SBortlaut ber
85
Na R(T.
93efttmmung bafür, bog e« auf bie ©eWöbnltcbfeit
ober UngeWöhnlichteit bei 93enu$unn$art an*
(ommen foH unb bog e« banach auch bei
©cwöbnlic&fett ber Zuführung bon Wauthmaffen
nicht gleichgültig Wäre, wenn etwa bie 3uführung
weiterer Stauchmaffen burch eine ihrer 9latur
nach toöflig ungewöhnliche 93enufning {(Eröffnung
eine« (Eifenbabnbetriebe« in einem gabriforte)
berurfacbt würbe. 3)a« ertennenbe (Bericht ift
aber ju ber Änficbt gelangt, bag eine folct)e
Auslegung bem SBiOen bei ©efefegeber« nicht
gerecht werben würbe unb bag bie SReinung ber
tBeftimmung bahin geht, bag e« barauf antommen
foü, ob bie 93enufcung be« ©runbftüct« jur
Serurfachung einer fo befchaffenen 3ufübrung
(bon Stauch u. f. w.) gewöhnlich ift, ober —
anber« au«gebrücft — ob bie (Entfenbung fo
gearteter ^mmiffiouen auf bie SRacbbargrunbftücle
gewöhnlich ift. Auf bie (Gewöhnlichreit ober
Uitgetoötjnlicbfeit ber (Entfenbung fo gearteter
^mmiffionen, nicht auf bie ©eWöbnlicbteit ber
Wirtfchaftlichen 93enufeung bei ©runbftücte«, toon
bem au« bie 3ufüf)rung erfolgt, foQ ei an«
(ommen. $>iefer ©ebanfe lehnt ftcr) an baSjenige
an, WaS fchon bor ber (Einführung bei 83. ©. 89.
gegolten $at. (Er entfbricht femer annähernb
bemjenigen, Wa* — nach ben SRotiben jum erften
(Entwurf be« 93. ©. 93. — bie «Schöpfer be» erften
(Entwurf« gewollt hQben. (E« hetgt in ben
«Wotiben (33b. III <5. 267 *u § 850 bei ffintWurfe«):
„3n «nfehung ber örtlichen ajerfebjeben betten ift
ba$ SJlag ber erlaubten l^miniffion bem örtlich
hergebrachten ju entnehmen, fo bag al« erlaubt
gilt, Wa« nach Drt«übung ertragen ju Werben
toflegt." Mtlerbing« enthielt ber erfte (Entwurf
(§ 850) noch nicht eine JBorfchrift, Welche — Wie
§ 906 93. ©. 93. — befagt, bog ein «Jerbietung**
recht bem (Eigentümer nicht ^ufteheu foK, Wenn
bie 93eeinträchtigung burch eine 93enubung bei
anbern ©runbftücf« herbeigeführt Wirb, bie bei
©runbftücfen biefer Sage gewöhnlich ift. 9tacr)
§ 850 bei (Entwurf« foltte beftimmt Werben, bag
ber (Eigentümer bie 3ufüljrung infoweit ju bulben
habe, al« folche (EinWirfuugen bie ©renken
ber Ort«üblich(eit nicht überfdjreiten. ^ier War
alfo beutlich bon ber ©ewöhnlichteit ber (Ein»
Wirfungen, nicht bon ber ©eWöhnlichfeit ber
93enufeung bie Webe. ?Ibcr bie Weitere (Ent«
ftehung«gefchichte be« 93. ©. 93. giebt (einen Hnbait
Digitized by Google
_86
No. A5,
baffir, bajj bic bcränbcrte fflcbaftion ber SBe*
frimmung auf eine Slbfidbt bei ©efefcgeber* jurüd*
jufübren wäre, bejüglirb be* bier erörterten
SBunfte* eine materielle Slenberung be* Spalte*
borgunebmen, bog e* nunmehr ntcfjt mebr auf
bie ©ehjö^nlidt>feit ber ©ntfenbung bon SRaucb
u. f. ro., fonbern auf bie ©eroöbnlicbfeit ber
»enufcung be* anbern ©runbftüd* anfommen
fotle. Sin einem beritanblidjen ©runbe für eine
folebe Slenberung würbe e8 mangeln. %ie tyex
bertretene Stuffaffung, bajj e* auf bie ©eroöfjiu
lidjfeit ober Ungeroöbnlicfireit ber ©inroirfung
felbft (genauer: ber ©ntfenbung) anfomme,
fdjeint audj bom 31. @. geteilt ju werben, bgl.
bie ©ntfdj. bei 9t ©. in Sur. SBocäenfdjr. 1900
©. 890, Sur. SBocbenfcbr. »eibl. 1902 ©. 202,
1903 ©. 86 unb ©. 103.
95ci ber Slnroenbung ber borftebenb bar-
gelegten ©runbfäfee auf ben borüegenben %aü
erbebt fleb fofort bie $rage, roie hjeit bie
©renken be* räumlichen ©ebiete* $u
ftetfen finb, auf beffen Sierbältniffe ei für bie
^Beurteilung ber ©eroöbnlidjfeit ober Ungeroöbn;
lidjfeit ber r)ier in 9tebe ftebenben Sufübrungen
aufommt („bei ©runbftücfeu biefer Sage geroöbn*
lirfj ift"). @* banbelt fidt) um bie 3ufßbrunfl
bon Dtaucb, Stuf}, ©eräufcb unb ©rfebütterungen,
bie al* golge bei ^Betriebe* einer SBoKbabn mit
Stambfbetrteb für bie bem SJabnförber benaebs
barten ©runbftüde eintritt. ©8 banbelt ftcb
ferner um SJBirfungen be* ^Betriebe* einer ©ifen*
ba&>, welche einen Seil einer mobernen ©rofc
ftabt burrfjquert. ©ei fo!df)er ©adjlage erfebeint
an fic^ bie fttaqe ber ©rroögung burebau*
würbig, ob nidt)t im ©inne bei ©efefee* bei ber
Beurteilung ber ftrage ber ©eroöbnlicbfeit ober
Ungeroöbnlid)feit ber 3Hf»&nm9/ wie f'c e*n
©ifenbabnbetrieb mit fidj bringt, al« ba* maß»
gebenbe ©ebiet („©runbftüde biefer Sage") bic
gefamte ©runbfläcbe ber ©rofjftabt —
bie ©tobt in ibrer Totalität — anjufefjen ift.
©* erfdjeint ber ©rroagung roürbig, ob berfebieben
ju urteilen ift, je nacfjbem bie ganje ©tabt, um
bie ei ftd) banbelt, ein ftabrifort mit gablreidjen
SRaurfj unb ©eräufd) berurfarfjenben gabrtfen
ober eine $Jißenftabt mit geringem ©efdjäft*«
berfefjr ift, obne ba& im elfteren ftaüc beifbiel*=
roeife barauf 9iüdficbt ju nehmen wäre, bajj
etroa ein einzelner Bewirf nur mit SiHen bebaut
ift unb bafj etroa bai in bem betreffenben Ja He
in SBetradjt fommenbe ©runbftüd gerabe in
' biefem fflejtrfe liegt. 2Bie biefe fragen ju ent*
febeiben finb, fonnte aber im borltegenben gaHe
bMig babtngeftetlt bleiben, roeil bai flagerifcbe
©runbftürf nidjt etroa in einem mit SBiDcn be*
bauten, befouber* rußigen, bon jeber ^abrifgegenb
weit entfernt gelegenen Xeile ber ©tobt, fonbern
in einem Seile beftnbet, in toeldjem überaus
rege* ©efdjäftdleben unb ftarfer Serfetjr Berrfrfjt
unb in roelcbem jablreicbe ftabrtfen liegen.
Sn bem ©tnbtteilc Hamburgs, in bem bie
Diorberftrafie liegt (J&ammerbro'of), finbet eine
beträebttiebe 8taudjentroirfelung ftatt. Ibai Ott*
tuerbäleben unb ber SJeriebr in jenem ©tabtteile
finb geräufcbboH. 3n maneben ©trafeen jener
©egenb ftnbet ein ftarfer SJerfebr bon Safttoagen
ftatt. 3>ie bin unb toieber auf bem ©tragen:
pflafter borüberfabrenben fdtjrocr belabenen Saft=
roagen berurfacbeu nidtjt feiten laute* ©eräufdb
unb berbältni*mä6ig beftige ©rfebütterungen bei
«oben*. 3)ie 3ufüt)rung bon JRaucfi, 9tug,
©eräufcb unb ©rfcäütterungen, bie burefj ben
SJeriebr auf einer ftarf befabrenen SBoHbabn
berurfarfjt roirb, überfteigt nact) ber Sluffaffung
bei erfennenben ©erirfjt« bem SKafee nacb nirfjt
ba*jenige, roa« bie IBetoobner jener ©egenb ber
©tabt Hamburg an 3ufübrungen gleicher Sit
geroöbnlicb ertragen baben unb \vai bönnd;
„nacb ben örtlicben Serbältniffen bei ©runbftüden
biefer Sage getoöbnlirf) ift". @* fommt norf)
folgenbe« ^iu^u : SBenn aurfj bie JBerbältniffe bon
roefentlid; anber« bebauten ©tabtteilen fyiev auger
SBetrarfjt gelaffen roerbeu foüen, fo beftebt borfj
rein gegrünbeter SRnlafe, al* mafegebenbe« ©ebiet
nur bie beut flagcrifdjen ©runbftüde unmittelbar
benachbarten ©tabtquartiere in SBetracbt ju jieben.
(Bi barf für bie ^Beurteilung ber ©e:
roöbnlidjfeit ber 3«f«fif«n8«« jeben^
fall* aud) bai gnnje jufammenbüngenbe
Slreal ber ©tabt, foroeit auf bemfelben
in ät)nlidt)er SBeife ©rh)erb*Icben unb
«erfebr rjerrfd^t, $um ©egenftanbe ber
mafegebenben ©rörterung unb »er*
gleirfjung gemaebt roerbeu. Sin einigen
©teilen biefe* roeiteren ©ebiete* ftnbgufübrungcn,
rote fie bon einer 58otl6afm au*gebett, fd)on bei-
t)alb burcr)au* geroöbnlirf), roeil bort feit bielen
3nt;ren bcrSifenbafmbetrieb auf ber5Jerbtnbung*=
Digitized by Google
bafm ftattfinbet. 3>nnad) ift für bai ganje ju=
fammenl)ängenbe Slreal ber ©tobt, fomeit baffelbe
im SJereidje be* boüen ftäbtifdjen ©rroerbSs unb
93ertel>rSlebenS liegt, bie ©ntfenbung toon 3"s
füljntngen, luic fic bon einer 93ollbalm mit
Dampfbetrieb auSgeljeu, als geiod^nlic^ anjufefjen.
SöaS ©erid)t $at für felbfttoerftänblid) eradjtet,
baf} bie 3ufüf>tungen bon Olaud), {Rufe, ©eraufd)
it. f. ro., bie infolge be« 99etriebeS auf bev fed)S*
gleifigen ©trede gegenmärtig ftattfinbcn unb in
bec nödjften 3e't ftattfinben merben, nad) Art
unb ©tärfe ba« 3Kaß berjenfgeu 3ufu^cun8en
nic^t überfdjreiten, bic im allgemeinen heutzutage
bei bem betriebe einer fcam^SBoIIbafm entfcnbct
werben. ©S ift toon ©eiten ber ftläger ntd)t
bargelegt morben, baf» toon ber fedjSgleifigen
©trede aus in anberer SBcife ober ftärfer als
fünft fiblirf) Staud), 9lu&, ©eräufdj unb ©r= ■
fdjütterungen entfenbet mürben unb e£ fehlte an !
nuSreidjenbem Mnfjalte bafür, ba& berartigeS |
etma ber gad fei. ©S mag aber b,ier befonberS !
barauf hinperoiefen merben, ba& im galle au&er*
gemöhnlidjer ©teigerung ber 3ufül)rungen bie
SJtedjtSlage eine anbere merben mürbe. ©Otiten
beifbielSroeife im SSetriebe auf ber fedjSgleifigen
©trede fdjriOer tönenbe ©ignale als üblid) ein--
geführt ober 9Rafdnnen, bie ein ftärfer brölnten*
beS ©eräufdj ober ftärfere 99obenerfd)ütterungen
a(« üblid) uerurfadjen, oermenbet merben, fo
mürbe in ben baraus entfteljenben ©inmirfungen
bei ^Betriebes unter Itmftänben ein ©tngriff in
baS ©igentumSrecbt bei Anliegers gefunben mers
ben rönnen.
Die Äläger toermeinen, bafc in ibr ffiigen=
tumSredjt aud) baburdj eingegriffen merbe, bajj,
in einer bie SJemoljner i(jre3 $aujeS beläftigen-
ben SBeife, beim SBorüberfatjren ber 3üge im
©onnenftfjein, eine intermittierenbe S8eciiitr8cf)-
tigung be* Zutrittes bon Siidjt hervorgerufen
mirb (beläftigeuber rafdjer SBecbJel toon Sid)t unb
©chatten). ©S brauet b^ier nidjt erörtert ju
merben, unter meldjen 93orauSfetJungen etma
aud) in ber gufütjrung toon Std)t eine (Sin*
mirlung auf ein ©tunbftüd im ©inne toon § 903
58. ©. 58. ju pnbeu ift. ^ebenfalls mirb mit
ber gernijattung toon © o n n e n l i d) t —
§ertoorrufung bon ©djatten — eine ©intoirfung
im ©inne toon § 903 59. @. 99. nicfjt toorgenommen.
3ft bie toon einem aubern ©runbftfid aus er*
87
Mo. 55— ft».
folgenbe 33erurfad)iing toon ©djatten feine ©iiu
mirfung im ©inne toon § 903 99. ©. 99., fo gilt
baS gleidje, menn bie 83erurfadjung toon ©djatten
in überaus rafd) auf einanber folgen ben 3eit»
abfdjnitten erfolgt. Stanad) liegt in ber #ertoor«
rufung rafdjen 9B«d)felS toon ©onnenlid)t unb
©djatten, ali 8folge bei StorüberfaijrenS toon
©ifenbahn^ügen bei ©onnenfdjein, fein (Singriff
in bai flägerifdje ©igentumSredjt.
«ad) attebem b^at baS 99erufungSgerid)t
erachtet, bafj ben Älägern aud) gegen ben
SSreufjifdjen ©taat unb bie Sfiberf s 99üd)ener
©ifenbaljn = ©efellfd)aft ein ^Inftorud) auf ®rfa|
bei ©tfjabenS, ben fte etma burd) ben ®ifenbaf)n=
betrieb erleiben, nid)t jufte^t.
66. »t*g« 1»« «mnitter« mf Räumung, »eil Ut
Uiim öettiebt eine« »stbel« abgrid,! .nrnr, Witttcrtr«|
ni(t)tifl fei. - »orin bcfitljt bic «»eiiiiitü »cgtii i|rcr
UnfttttttfilcU Bi*t rMfarbrtbarc Utifluiifl M »erwi«(et* :
■ur in >tr (Huriuinung ber SiUlitit ober in »tun Üt
iaffang wS|rcnk ktr UWicdSbaitet?
©uftato 993. Wfl. füllet als SeftamentS*
boüftreder ber ftxau ©otob'e ©• ^ßeterfen,
geb. ©tarfe, berio. SSagner unb beren SHSitroer
Sllfreb 5ßeterfen in (J^arlottcnburg
gegen
ben 3""t»ertiermieter ©b^lerS unb feine grau
in Hamburg.
9lu* einem Urteil bes O. «. ©. I toom
7. 9?oto. 1906.
©r ünbe:
Unftreitig ift ber Vertrag ber ^arteten luegen
ber «rt ber in «uSfid)t genommenen 93erroenbung
ber 9taumlid)feiten nad) § 138 99. ©. 99. nid)tig
geroefen. Qci fragt fid), ob bie Klägerin in folgern
gaöe auf ©runb ib,reS Eigentums bie ffläumung
ber Sofalitäten toerlangen tonnte. SöaS O. 8. ©. I
b>t bie grage in einem gleid)liegenben gfaüe in
bem toom S. ©. angebogenen Urteil i. ©. 93erge
gegen 99anbb;olb (®er.-3tg. 99eibl. 1903 9ir. 65)
berneint. S)aS gegenmärtig erfennenbe ©eridjt
toermag bie Ausführungen biefeS Urteils nidjt
aufred)t ju erhalten.
3e»cS Urteil nimmt an, baf? bei ber lieber*
gäbe ber toermieteten 9läumlid)f eiten in folgern
gälte foroof»! ber Übergebenben tote ber annehmen:
ben 93artei ein 93erfto^ gegen bie guten ©itten im
©inne beS § 817 99. ©. 99. jur Saft faffe unb
bafe beSfjfllb bie Stüdforberung ber Seiftung aus*
Digitized by Google
88
Mo. Atf-A7.
gefdjtoffen fei. 3ta« Urteil nimmt »weiter flu,
baß bie barnad) nid)t rüdforberbare Seiftung in
ber Uebertragung ber l^nnefjabnng ber
Stäumlidjfeiten fiiv bie ferner bei 9Jiiet =
bertrage« beftet)e. Ob bie erfterc Stnnabme
für ben borliegenben goU jutrifft, bebarf retner
©rörterung. 3>a« je&t erfennenbe ©eridjt ber;
mag ber feiten ?lnnaljme nid)t beizutreten. ©ine
Seiftung, bie in ber Uebergobc einer bermieteten
<Sad)e für bie Stauer bei äRietbertrage« beftfinbc,
fann ntrtn angenommen werben. Tic llebergabe
einer bermieteten Sadje ftellt bie gletd)e Seiftung
bar, einerlei, toie lange bie <Sad)e nadj bem
9Rietbertrage bem SRieter überlaffen bleiben foll.
Vi Et fie fdjliefjt fid) al« fernere Seiftung an bie
93elaffung ber bermieteten ©adje, bie ©eWäbjrung
ifire« ©ebraud)« für bie Stauer ber SRietjeit
(bgl. § 535 93. ©. 93.). ©rft biefe Seiftung ift
je nad) bem ^nfjalt bei SDcietbertrage« eine ber*
fdjiebene. 3)ie Seifrungen, bie nad) § 817 cit
nietjt jurüdgeforbert werben fönnten, Wären in
einem gaHe Wie bem borliegenben einerfeit« bie
llebergabe ber 9täumlidjfeiten, anbererfeit« bie
bereit« gefdjebene ©eWäfjrung iljre« ©ebraud)«.
Sta« bjnbert ntdjt, bajj au* anberem 9ted)t«grunbe,
wie bem be« ©igentum« bie 9iüdga6e geforbert
Werben fann. Qsi ftellt ftdj ba« nidjt al« eine
gtüdforberung einer Seiftung, fonbern al« bie
SBetgcruug einer ferneren Seiftung bar.
©er »nfbrud) ber Klägerin auf 9iöumung
ber Sofalitäten War bjernadj berechtigt.
«idttigftil einer ff fce wegen »igamie. - »ieber-
tr niditigrnffbe nid) «efeitiflung fccöff bc t)inbcrniffc«
wirft nur füt bie Snfnufr. — Sonn man »on.,«nfI9fun|"
bee niditigen Cfbe U»red|en, wenn bnrd) biefe 9$ieber!)*iung
6er %id)tigtcit ein ffnbc de reitet wir»? — Hann lud) in
einem fttdjcn tyiUt — ebenf» wie bei «uflifung burd) Xib
•berSdjcibnng nad|G.$.0. »ir(fi»rnid)tigt(itofl<ige
ber ®iaat««»»nltfdnft nicht me|r erb oben werben? —
Cber fann ned) anf jeflftetUng gctlagt werben, bn| bie
(ftit Ii« jnr fBtebcr|«Ung nid)tig gewefen fei?
Staat«anWaltfd)aft bei bem Sanbgerid)tc
in Hamburg
gegen
3 o bann 3. 3H. Üflöller unb beffen ©befrau
9Jcatfjilbe, geb. ©öbeefe in Hamburg.
SMc ©taat«anWaltfd)aft Karte Wegen 93igamie
auf 9Hd)tigfett ber bon ben 93eflagteu gefd)loffenen
©be ßeftoßt. SBäljrenb biefe« 5ßro^effeÄ baben aber
93eflagtc (ba bai i5- h r n i u ts r i nie- burd) Sdjribung
befeitigt war) bie ©beid)liefjung wiebert)olt unb
bie ®taat«anwaltfd)nu t)at bann tr)reti Antrag
babin etngeft^räntt, bie ©be bi« jur 9Biebcr=
bolung für nichtig $u ertlären.
Sta« S. ©. Hamburg bat am 27. 3'»»' »906
bie ©be ber Parteien bi« jur SBiebertjoIung ber
©fjefdjlie&ung für nichtig erflärt. Sta« O. S. ©. \'i
bagegen bat am 1 1 . $e$. 190(5 bu- Mloctc abgeWiefen.
©rünbe:
Sie 93eflagten baben mitetnanber am 18. gebr.
1905 eine nad) § 1320 93. ©. 93. ntdjtigc ©be
gefd)loffen unb bie ©befdjlie&ung nad) 93efeitigung
be« be^eiebnetcu (*:^ebtnbeiittlHv am 17. $ebr. 1900
Wtebcrbolt. 'Tu 6taat«auwaltfd)aft ijat am
5. guni 190Ö bie 3cid)tigfeit««age ertjobett. 2)ie
^lage ift nad) 9lnftd)t btefee ©erid) Ii nid)t begrünbet.
%\e UBieberbolung ber @t)efd)lie^ung Wirft
atterbing« nur für bie Sufunft ($Iancf 93. ©. 93.
III. Sufl. ju § 1309 9er. 2). 2Bar bie ©be bor
ber SBieberb^olung ber @t)efd)liefjung nid)tig, fo
bleibt fie e£ infoweit aud) nad) ber 9Btebert)olung.
Slbrr bie 9cid)ttgfeit«t(age ift nur julctffig,
fo lange bie nichtige (£t)e noeb beftet)t.
9Birb bie niebtige @t)e aufgelöft, „fo fällt bamit
ba« iHetbtdberbältni*, Weldjcä bie ©runblage
unb ben ©egenftaub be« Streite« bilbet, weg"
(93egrünbung jur 3cobeüc jur ß. 93. O. § 028
©. 131). 9öer ein ^ntereffc an ber ©eilend
mad)ung ber 9cid)tigfeit ber @f)e bot, fann bie
9cid)tigfeit ber @t)e nunmebr in anberer SBeife
geltenb madjeu (93. ©. 93. § 1329). 9ion einer
Sluflöfung ber &f)e fann man aber aud)
in einem $a(le reben, in bem ber nidjtigeu
@t)e baburd) ein (Snbe bereitet Wirb, baf}
bie ©begatten eine gültige @fje fdjlieöen.
Sludj in folgern %aüe fäüt ba« 9led)t«berbältni«,
ba« ©runblage unb ©egenftanb be« Streite«
bilbet, eben bie nichtige (St)e, t)iuroeg. 9Jlit biefer
9ied)t«auffaffuug Würbe aud; bie 93orfd)rift bei
§ 632 S. % 0. in ®inflang fteben. SBenn fjier
bon ©b'flfltten bie 9tebe ift, bie gegen einanber
bie 9iid)tigfeit«f[age erbeben fönnen ober gegen bie
bie 9cid)tigfeit«flage erhoben werben fann, fo ftnb
bamit offenbar nidjt ©fjegatten gemeint, bie einmal
in einer nichtigen i^tic gelebt fjaben, fonbern f oldje
l5-tu,.vtt'.en, bie in einer nichtigen (S(k nodj jefct
leben (bgl. aud) 9Rot. jum 93. ©. 93. IV, 59).
3ebenfa(I« treffen alle @rwägungen, bie baju
geführt baben, bie 3uläffigfeit ber 9{id)tigfeit«tlage
nad) $luflöfung ber @t)e burd) lob ober Sdjetbuug
au«jufd)liejjen, auf einen Saß in bem bie
nichtige (Sbe infolge ber SBieberbolung ber ©be=
fd)lie|ung ju befteben aufgebört bot, bgl. aud)
9t. ©. 93b. 28 6. 299 ff.
D Ift Seltner! »rrlag, QamU
^ruif «en 3 o \) o n n Qln
«r t «HS. ■!! .-t.: r. ««.lllfur Dr. C. «< r ■ n II I . tjjnrtiirg.
rl« *i»»«r, (jun*»»*.
Digitized by Google
No. 16.
89
§atifeatifdje ©eriipjeitimg,
«tutlrerJitItdie lalle*
XXVIII %ahxa*nß. (40. Sa&rgang ber ^anbelggeri^te-Seihina,)
frei« flr ben anirgang: «ai.pt- iinb Beiblatt mit Hegifter 80 A - «aubtblatt aUrin mit Sieker 15 X
Beiblatt allein nit ftegiper 15 X
L|tp<it<s Quartal
Hamburg, beu 18. ttyril.
1907.
^ tili alt : Obfrlaubelgeriebtfrat Dr. (hnft «lbr«4t afl «od-
[tvtdtx btt Xeftatnenti 0011 Dr. SKortin 6öb(e in «omburg
gegen bo« grbfcljaft«amt ber freien unb «onjeftabt «amburg.
— «r*itett St. 3. fBolR in «aniburg gegen ben «rebiteften
ffuift 8. 38. Äramp in «amburg. — «ubolpb, fiarftabt
gegen SSanl %t). Xbontfrn in «amburg. — 9t. f). in
«amburg gegen SB. 3. in Hamburg. — «. «. (f. fiaar«
gegen Hear (Sonrabt in «am bürg. — geblattet SRobert
9c. 91. in «atnburg gegen SB. X. in «amburg. — SR. <£.
grambein in «omburg unb «leranber Siubenid in »erge.
JjJ S*beninterMnient gegen «bolf Defterbelb in «annooet-
68. erbftnnitofieuer uon btn (finfänftm ber Staket
an! einem biferlin)tn IrfUment, meldte« ti» gam labe
ber fBUrne fertiefctie Qtutergenieinfibaft euorbnrt. —
»ommt t» baranf an, ab ber (Erwerb *ea Sakelvegen
Firb nntcr bie ftntrf nrien bei nnd) ben 8. ö. 8. ge b ii beten
§ 2 bei tambnrgifdjen Crbfib,aft«f)eaer0efe6el bringen
laffe«?
Dberlanbe«geticf)t*rat Dr. ©rnft »Ibtecfjt all
Soflfttecfer be« Seframentt bon Dr. SÄartin
©dfjle in Hamburg
ßegen
bai © t b f cfj a f 1 3 a m t ber freien unb $anfeftabt
Hamburg.
% a t b e f t a n b :
3)er Xcftator ift unter $interlaffung einet
38ittoe unb fünf Äinbern berftorben. 3n feinem
Xeftament jjat er mit ©inberftänbni« feiner
©tjefrau bie Berroaltung be« gefomten iljnen
gemeinfdjaftlidj gehörigen Setmögen« feinem
leftamentebollfrrccier übertragen unb feiner ffiiitwc
fomofjl loic feinen jtinbern beftimmte {Renten
I. fJtibUti.
jugetoenbet. Bon ben ben irinbern gufallenben
SRenten hat bai ©rbfdjaftSamt eine ©rbfehaft*--
fteuer bon 2 pdt erhoben. $er leftament«*
boHftrecfer beftreitet bie Berechtigung biefet
gorbetung, toeil e« fiel) nicht um einen ©ttoerb
bon Sobeftroegen, ben bie Sri übet machten, banble
unb hat mit ber Sflage bie eingebogenen Settäge
jurütfgeforbert.
©a« S. ©. ©. Ä. VII hat am 26. SRat 1906
bie Älage abgeroiefen unb bai C. 2. ©. IV t)at
am 17. 3)ejbr. 1906 bie Berufung be* Sflöger«
oerroorfen.
@ r ü n b e :
©« erfdjeint bem ©erit^t nict)t jtoeifel^aft,
bafj in bem frreitigen große eine fortgefefcte
©ütetgemeinfa^aft alten 9ted)td botliegt.
3>et Xeftatot l)at bureb, ben ©bebertrag bom
20. ©ejembet 1899 ben ©üterftanb alten SRedtjt«
jtoif(t)en fid) unb feinet ©^eftau aufragt erhalten
unb m für bie ©ültigfeit bei am gleiten Xage
bon ibtit errichteten unb bon feinet ©fjeftau
unterfegtiftlicg genehmigten Xeftament* auebtüds
lid) auf ben § 17 be« ©Ütetftanb* = ©efe6e3 be«
iogen, laut toelcfjem bet ©t)emann für ben %aU,
bag mit feinem %obe bie fottgefe^te ©üter^
gemeinftfjaft eintritt, bie grau burrfj Ie^ttoiBige
Serfügung in bet Bertoaltung bti ©amtgute«
unb in ber Serfügung über baffelbe befdjränfen
[ann. T:\n\i) biefe au«brücflicbe ©rllärung, loic
aueg feinem 3nt)alte gemöfe, ift bai Xeftament
bom 20. $rjember 1899 gebadjt al* eine Iebt=
Digitized by Google
90
Ko. 58.
billige Serfügung, burdfj bie bie fortgefefcte
©fitergemeinfcrjaft aufrecht erhalten, bie Ser*
waltung be« ©amtguteS aber einem XeftamentS*
bollftrccfer übertragen unb bie SerWenbung ber
©infünfte ju ©unften ber SBttWe unb ber Äinber
in bestimmter SBeife georbnet Wirb. 3>ied bebarf
einer näheren Segrünbung nicht, »eil e£ aus
ber ©rftörung bei ©hebertrage« foroor)t Wie au«
bem Snljalte bei XeftamentS ganj Har herbor*
geht.
3)er einmal gebrauchte SluSbrucf : „SReine ©rben
finb meine fünf Äinber" ift offenbar fo gemeint,
bajj fic nad) bem Sobe ber SRutter ©rben
fein foüen. SRit einer anberen ffluffaffung ift auct)
ber toeitere ^uljalt bei XeftamentS unvereinbar.
SBären bie Äinber fofort mit bem 2obe bei
SeftatorS ©rben geworben, fo tönnten fie über
ihr ©rbteil berfügen, mSbefonbere auct)
teftieren unb mürben nidt)t ohne toeitere« au«:
fdjeiben, toenn fie bor ber SRutter berfterben.
2Säb^renb im übrigen bie nürtfdjaftlidjen
^folgen häufig faft biefelben finb, toenn ein Sater
feine Äinber ju ©rben einfefet unb ber SBittoe
ben $in*genu& vorbehält, toie toenn er eine
fortgefe&te ©ütergemeinfcüaft unter SerWaltung
bei ©amtgut« burd) einen XeftamentSboUftretfer
anorbnet, fo liegt ber db)aralteriftifcr)e toirtfrf>aft=
liehe Unterföjieb gerabe barin, bafj Äinber, bie
einmal ©rben getoorben finb, übet ihren ©rbteil
foWot)I unter Sebenben toie bon Xobe«toegen
berfügen lönnen, Wäfjrenb im %aüe ber fort*
gefegten ©ütergemeinfdjaft ihnen bie« nicht jus
ftet)t unb fic einfach au«fct)eiben, toenn fie bor
ber SRutter berfterben.
SBenn bie SluSbrucfSWeife eine« XeftamentS
e« jroeife!t)aft lägt, ob fortgefefete ©ütergemeim
fcfwft ober ©rbeSeinfejjung ber Äinber, belaftet
mit bem 3in«gcnu{3 ber SRutter getoottt ift, toirb
bie Wirflidje SReinung bei ©rblaffer« ba^er am
leict)tefren au« ben Seftimmungen erfannt toerben
fönnen, bie er für ben gaü bei XobeS bon
Äinbern bor ber SBittoe trifft.
3n bem ffiet ftreitigen gaüe nun fyat ber
Xeftator e« offenbar für felbftberftanblicf) erachtet,
bafj bie Äinber, bie ettoa bor ber SRutter ber*
fterben, einfach austreiben.
(SBirb ausgeführt.)
MeS biefe« ift unbereinbar mit ber ?lu«s
legung, bafj bie Äinber be« Xcftator« fdjon bor
bem Sobe feiner SBittoe ©rben unb (Eigentümer
bei S er mögen« toerben f Düren; e« jeigt bielmehr
ganj beutlich, bafj ber Seftator in bem jtoeiten
toie in bem erften Seftament eine fortgefefcte
©ütergemeinfdjaft fjat anorbnen Wollen unter
Weitger)enber Sefdjrünfung ber SBittoe betreff«
SerWaltung bei ©amtgute« unb Serfügung über
feine ©infünfte. S)iefe Seftimmungen wiber*
fbredjen audj nidjt, toie ber SlnWalt bei bef Jagten
31 iure« auszuführen berfudjt ^at, bem SBefen ber
fortgefefcten ©ütergemeinfdjaft unb heben nidjt
ihr Seftehen ber ©ad«: nadt) auf; benn fie Iaffen
ben Äern biefe« 9tedjt«inftitute« unberührt, Welcher
barin beftefjt, bafj ba« gcmeinfdjaftlidje Ser*
mögen ber ©heleute nadt) bem £obe bei einen
bon ifinen im ©efamteigenrum be« lieber (eben ben
unb feiner Äinber ungeteilt erhalten toirb. ©«
ift alfo bem ©eridjt nad) bem eigenen Qnfyalte
bei Seftament« bom 21. Stejember 1900 fotooljl
toie nad) feinem 3ufammenljang mit bem früheren
Xeftament fldjer, bafj feine Seftimmungen eine
fortgefefcte ©ütergemeinfdjaft unter SerWaltung
bei ©efamtgut« burd^ einen SeftamentSbolIftretfer
anorbnen.
3)arauS folgt aber feine«toeg«, ba& bie
^-öejüge, toelcr}e bie Äinber au« bem ©efamtgute
erhalten, ft euer frei wären, ©ie unterliegen
ber <$rbfdb>ftsfteuer laut § 1 be« ©efe&e« bom
2. SRära 1903, toenn fie @rtoerb bon Zobei*
toegen finb unb e« fommt nidbt barauf an, ob
fie in einer ber im § 2 angeführten Slrten bei
ßrtoerb« bon Tobeötoegcn untergebracht toerben
fönnen. S)iefe berfcr)iebenen Äategorien beä
©rtoerb« bon Xobe«toegen finb auf ©runb be«
SJ. ©. fB. aufgefteQt. 3)er ®rbf(r)aft«fteuer unter»
liegen aber feine«toeg« nur biefenigen ©rtoerbe,
Welche au« einem buret) ba« 93. @. 83. geregelten
(SrbfaH herrühren. SBürbe jum Seifbiel ein in
Hamburg anfafftger S(u«Iänber gema& bem ©efefee
feine« ©taate« unter Slrt. 25 bei ©inf.-©ef. jum
S. @. S. in einer 9Bcife beerbt, toeldje nidtjt
unter bie berfrf)iebenen Äategorien be« § 2 unter=
gebracht toerben lönnte, fo toürbe ba« bie ®r- .
hebung einer ®rbfchaft«fteuer nicht hmoeTn*
©benfoWenig fleht e« ber ©rhebung ber ©teuer
entgegen, Wenn in einem ftreitigen gaHe a u f
©runb bei alten hamburgifchen
(Güterrechts bie Äinber bon SobeS ihre«
Sater« Wegen Sorteile erlangen, bie in feine
Digitized by Google
Äategorie bei § 2 bjnelnbaffen. 3tadj § 1518
bes 99. ©. 99. fann aüerbing« an ber gefefes
lidjen Orbnung ber fortgefefren ©fitergemein=
fdjaft toeber burd) SSertrag nod) burd) legten
SBiÜen ettoa« geänbert »erben, gfür bie fort*
gefefete ©ütergemeinfdjaft be« alten ljamburgifer)en
9tecr)t« trifft bie« aber nidjt ju unb ber Seftator,
ber Iraft feine« übertrage« in einer foldjen
lebte, toar baljer befugt, trofe Hufredjterljaltung
ber fortgelegten ©ütergemeinfdjaft feinen Äinbem
$utoenbungen ju Saften feiner ©fjefrau ju madjen.
$>ie« Ijat er getan unb bat, toa« bie Äinber
auf ©tunb biefer g u to e n 6 u n g e n
empfangen, ift be«f>alb für fie ©rtoerb
von lobt «Wegen unb gemäfj § 1 bei
@rbfd>aft«iteuergefe&e« fteuerbflidjtig, toenn e«
fiaj in ben Äategorien be« § 2 audj nidjt unter*
bringen läßt.
3>emnad) finb alfo biefe 99ejüge fteuerliflidjtig,
obtooljl fie au* bem ©amtgute einer fortgefefeten
©ütergemeinfdjaft Ijcrrüljren. SBäre bie« anber«,
toären bie Äinber (Srben bei gefantten Scadjlaffe«
gehiorben unb toären fie nur burdj ben gin«*
gettufj iljrer SJhitter befdjränft, fo toürbe natür-
lich iljrc Steuerbflidjt bie gleiche fein, fie toürben
bann bon bem für Re frei toerben ben (Srtrage iljre«
®rfitci('5 (5rb|"cf}oft<sficuer ju entrichten tyaben.
69. 3(t ft» ttrdjitttt da ,^naflgc»trith'tii««titt"
im «iaae »c0 § 196 «. 9.9.7 - »erj»**««« »er
^•>erar«nfarld)e »er Vr^ittftca.
9lrer)iteft 9?. 3f. SBolff in Hamburg
gegen
ben Slrdjiteften ®rnft <£. 28. Äramb
in .fcamburg.
Slu« einem Urteil bei O. S. ©. IV bom
7. Januar 1907.
©ntfrf)eibung«grünbe:
$)a« 2. @. toenbet bie bierjäljrige 93er=
jäljruHgsfrift be« § 196 Slbf. 2 au, inbem e«
babon au«gef>t, baß bie gorberung bei
Slrdjiteften auf .fr onorar für bie 8lu«s
füljrung bon SJaujefdmungen unb bie 99eforgung
fonftiger mit ber Vorbereitung eine« 5Baue« jus ;
fammcnljängenber ©efdjäfte unter bie im § 19(5 j
?lbf. 1 9ir. I aufgezählten Snfbrüdje ber Stauf*
leute, gabrifanten,.frnnbhjfrfer nnbSfunftgctocrbc=
91
No. 58-50.
treiöenben für 8BarenIieferungen, ShtSfitfjrung
bon Arbeiten unb für bie Söeforgung frember
©efdjäfte falle. Diefer «uffaffung fann ba«
99erufung«geridjtmdjt beitreten. 3)aber »rüttelt
toeber ein Kaufmann nodj ein gabrilant nodj
ein ^anbtoerfer ift, fo fann per) nur fragen, ob
er unter „bie Aunftgetoerbetretbenben"
geregnet toerben mufe. 5)ie Hufjätjlung bei
§ 196 »bf. 1 9tr. 1 ge|t jebod), toie bie SRotibe
ju bem im toefentlidjen unberänbert gebliebenen
§ 156 9lr. 1 be« (Snttourf« jum 93. ©. SB. (99b. I
©. 300) Ijerborljeben, bon bem au« bem §. ©. 83.
ju entnefjmenben begriffe be« Kaufmann« aus
unb ertoäljnt baneben einige ©etoerbetretbenbe
bertoanbter Slrt nur be«Ijalb audbrüdlidj, toeil
„biefe Ißerfonen nidjt immer ÄauReute im Sinne
bei $. ©. 99. finb". SMftdjtlicb. bermieben ift
5a gegen bie ©rfrrecfung auf bie in einer Stnja^I
älterer Sßartitulargefe^e neben ben Äaupeuten,
t^abrilanten unb ^onbioerfern genannten
■ftünftler, toeil bie 99ejeicbynung ftünftler „me^r«
beutig" fei unb „barunter 5|3er fönen begriffen
toerben fönnen, für beren Unf brücke bie furje
SBeriäljrung fidr) nicr)t eignet". @« finb $ter alfo
bie Slnfbrüo^e einer ©rubbe bon ©etoerbetreiBens
ben äufammengefafjt, bei benen, toenn Re aua^
ni<f)t ftet« ÄauReute im ©inne bei ®. 99.
Rnb unb toenn bie Slnfbrüd^e audj nid^t immer
bie ©egenleiftung für gelieferte ffiaren betreffen,
boct) ein ber Aaufmannfd^aft bertoanbter
«Betrieb borliegt unb bei benen eine toie audj
immer geartete 89efaffung mit SBaren, b. ^. mit
(Segenftänben be« 93erlet»r«, bie nidjt bto« al«
einjelgegenftänbe eine SRoDe fbielen, fonbern
ftet« al« ju einer ©rubbe gleicher ober öb,ns
lidjer ©egenftänbe gehörig in 99etrad)t foinmen,
ajararteriftifcf) ift. 93on biefem @eRd)t«bunfte
au« ift aud) ber S3egriff ber mitaufgejäb^lten
„Shinftgetoerbetreibenben" notier ju begrenjen,
toobei man jugleid) in Uebereinftimmung mit
bem biefer 93ejeid)nung bom getoö^nlio^en ®pvaty
gebrauch beigelegten Sinne bleibt. Sknn im
tüglidjen Seben berfteb^t man unter ftunftgetoerbe-
treibenben Seute, bie ©ebraudj«gegenftänbe,
^aubtfädjlid) fo(d)e betoeglittjer Slrt, unter SHuf*
toeubung einer bie getoöfjnlidje gertigfeit ber
^anbtoerler überfteigenben ©efd)idacb,feit unb
eine« auf l)öberer Stufe fteb,enben ©efdjmade«
^erftellen ober bearbeiten, o^ne bod) eigentlidj
Digitized by Google
_99
Na »9-60.
fdjaffenbe Äfinftlet ju fein unb beten 99etdeb,
toodn bie toefentlichfte Abweichung bom Vegriffe
be« Jrünftler« Hegt unb moburcb, ba« SBaren*
mäßige hmdntbmmt, auf eine öftere SBieberljolung
beffelben SBerfc« angelegt ift.
Äße biefe Vorau«fefeungen treffen aber auf
ben HrdjiteFten nid)t ju. ©eine Sätigfett ift bet
be* Jfoufmanne« feljr Wenig berWanbt. (Er bat
faft au«f<f)liejjlicfj mit unbeweglichen ©achen, bie
nicht ju benen be« #anbel«berfebr« foWotjl im
jrreng jurifiifdjen Wie im gewöhnlichen ©inne
be« SBortc« gehören, ju tun unb feine Stödten
finb in ber Otegel nicht auf mehrfache lieber«
holungen berechnet, fie haben nicht im gedngften
etwa« SBarentnäfjige« an ficfi)- ©0 )äf)(t auch
bet ©brachgebrauch be« täglichen Seben« ben
9IrcbJteften nid}t ju ben ftunftgeWerbetreibenben.
Die Mr. 1 be« § 196 99. ©. 99. ift be«halb auf
bie b^iet eingellagten Slnfbrüche nicht anjuWenben
unb e* bebarf mithin auch nidjt ber Unterfudjung,
ob bie fraglidjen Seiftungen im borlic$enben
Salle für ben VeWerbebetrieb be« ©djulbner«
erfolgt finb. 3u prüfen bleibt bielmehr lebig*
lieh, ob eine ber anbeten Mummern be« § 196
in SlnWenbung ju bringen ift.
Hud) biefe« ift ju berndnen. Slu«brüdfltch
erwähnt finb bie ^forberungen ber ?ltrfjiteJten
nidjt, obwohl unter ben Mummeru 11 — 15 bie
SInfbrüche einer Unzahl bon gorberung«beredb/=
tigten aufgezählt finb, bei benen fid} ein Vegdff««
merfmal finbet, 5a« auch auf Aufbrüche eine«
Slrdnteften, toie fie fyitt borliegen, juttifft, bajj
e« fid) nämlid} um bie Vergütung bon Dienften
tjöberer Ärt t)anbelt, ju benen eine befonbere,
hauptfächlich Wiffenfdjaftliche Vorbilbung nötig
ift. ©« fällt auf, bafj nicht ebenfo lote bie 3ln=
fbrüdje ber Unterricf|t«anftalten, ber öffentlichen
unb bribaten ßeb^rer, berienigen, bie Verfemen
Zur Verpflegung obet (Erziehung aufnehmen, ber
Sierße, bet {Rechtsanwälte unb Notare, biejenigen
ber Ard)üeften unb 3"flcnieure für it)re beruf«»
mäßigen Sirbetten genannt finb. Da« ift jebodj
nicht gef<het)en unb fraglich tonn nur fein, ob
nicht bie Mr. 7 anzuWcnben ift, Welche bie Ver=
gfitung«anfprücr)e foldjer Verfonen ber jtori jährigen
Verjährung unterwirft, bie, ohne ju ben in
Mr. 1 bezeichneten ju gehören, bie Veforgung
frember GJefdjäfte ober bie Seiftung bon Dienften
gewerbsmäßig betreiben. Mein bie 3JJotit>c *u
ber gleichfall« im toefentlichen unberänbert ge»
bliebenen entfprechenben Mr. 9 be« § 156 be«
(Entwurf« erläutern biefe Vorfdjdft in einer »rf,
bie bie (Einbeziehung ber »rchüetten al« au««
gefchloffen erfdt)einen lägt. Danach gehören zu
ben in Mr. 9 bezeichneten Verfemen bornehmlich
SÄäfler unb Agenten, fotoeit fie nicht Äaufleute
finb, foWie ©teDenbermittler, ©eRnbebermieter,
Sofjnbebiente, SBäfdjerinnen, Dienftmänner unb
gfrembenfüljrer. Mtan hat alfo an ©eWerbe«
treibenbe niebrigererAtt gebaut. Dag bie
Vorfdjdft in ber $at auf biefe ju befdjränfen
ift, folgt barau«, bog bie Äerjte, MedjWanWälte,
Motare, Sehret u. f. W., bei benen bie Vorau«*
fefrung bet Mt. 7, baß fie ohne ju ben in Mt. 1
aufgeführten Verfemen ju gehören gewerbsmäßig
bie Seiftung bon Dienften betreiben, auch ju*
treffen toürbe, in anbeten Mummern be« § 196
befonber« aufgeführt finb. $ür bie Ablehnung
einer fürjeten 93erjährung«fdft fbtiebt enblich
auch bie (Stmägung, baß dne gat ju fchneDc
93erjährbar(eit bet Slnfbtüche bon Stchitetten,
beren »ertoirflichung {ich i^er Matut nach )■
infolge bon ©auhinbctntffen leicht butch 3°hre
hinziehen tonn, gat nicht einmal al« im ffletfeht«*
intereffe liegenb bezeichnet werben tonn. $iernart)
unterliegt aber bie Älagforberung bet furjen
Verjährung be« § 196 99. @. 89. übethaubt nicht
unb bie fönrebe ber SSerjähtung ift be«halb au«
bem ©rttnbe abzumeifen, todl bie breifjigjährtge
»erjähtung«frift be« § 195 99. ©. 99. anzubjen^
ben ift.
00. SItajtfttiiiMiteietitrai in fSctffltrca «er kca
Vntrafl auf Grlaf tinrr cinfinciligen Verfügung. SJonn
ift U» CtrfoI)u» •(# vtn kein in >tr ^■n»tfad|e artrennt
aiiinfe^tn? — Ti« 3«f»ea«ng bet tlBft»tiIi|rn «irfflguu«
if» nod) leine „8«IIaicQun|" bcrftlvca, f*>brrn nur eine
8otticr(ifungel)iiitMutig, bie eint (Ucbfl^r niii)t rertjtferttgt.
Mubolbh Äarftabt
gegen
Vaul Xh- Shomfen in Hamburg.
«u« einem »efchlufc be« D. 2. ©. II bom
15. Dezember 1906.
& r ü u b e :
Kläger beattfprucht Vis (Prozeß«) ©ebühr für
bafl Verfahren betr. ©rlafe einer einftmeiligcn
Verfügung (Öeb.^Drbn. für Mecht«aitWältc § M)
Digitized by Google
9hr. 2 unb § 20 in Verbinbung mit ©er.»Äoft.s
©efefr § 26 Hr. 9). Sta* S. ©. bat biefe ®ebü$r
geftrtdjen, Weil nidöt ber § 30 SRr. 2, fonbern
bielmebr ber § 29 SRr. 4 jutreffe, benn ba*
Verfahren über ben ©rla& einer einftweiligen
Verfügung fei mit bem Verfahren über bie
fcaubtfadje berbunben geWefen. Staä
%efcbwerbegerid)t erachtet bagegen, bafj unter
ben Umftänben bei borliegenben ftaüei eine
Trennung ber Verfahren in Sadjen bei dt
§ 30 9tr. 2 ftattgefunben bot XMe einftWeilige
Verfügung war erloffen werben, nadjbctn junädjft
ein 6d)riftentoed)fel ber Parteien über ben Antrag
auf Knorbnung be* ©eridjt* ftattgefunben batte.
Wegen bie einftWeilige Verfügung bat bann ber
VeflagteSBiberfbrudj eingelegt, Worauf bai ©rriebt
einen bon ber Verganblung über bie .§aubtfadje
getrennten Termin jur Vcrbanblung
über ben SBiberfbrud) anberaumt bot. ,8"* Ver*
banblung über bcn SBiberfbrud) ift ei ni<t)t
gefommen, Weil Parteien fid) über bie ©rlebigung
bei burd) bie einftWeilige Verfügung erlaffencn
©ebot* gütltd) geeinigt gaben, £iernad) ift bau
Verfabren über bie einftWeilige Verfügung
bon bem Verfabren über bie $aubtfadje burd)
ba« © c r i dj t getrennt Worben unb jwar
jebenfaH* burd) bie »norbnung eine* Termins
jur gefonberten Verbanblung über ben 9Biber=
fbrud}. SBenn ba* 9t. ©. in gabtreidben ©nt*
fdjeibungen (f. biefelben bei 28aUer«3oadb,im 89b. 4
6. 295 ftu § 30) betont tyit, bafj ber ©efefcgeber
für bie «nwenbbarfeit bei § 30 9lr. 2 ©eb.*
Orbn. für 9ted;t*anW&Ite eine foldbe Trennung
bei Verfabren* unterteilt babe, bei Weldjer burd)
eine befonbere mfinblidje Verbanblung eine SJlebr*
arbeit be* 9tcd}t*anWaIt« bebingt Wirb, fo trifft
biefer ©efidjt*bunft audj in einem %aüe ber
borliegenben Hrt ju, Wo bie Vorbereitung einer
befonberen Verbanblung über einen befonberen,
mit bem Älagbegebren nidjt aufammenfaUenben
Slnrrag in tycaQe ftanb.
Hnlangenb bie Sfrtye ber ©ebübr fommt
nidjt ber ©afc ber ©eb.*Orbn. für 9tedjt«anWälte
§ 23 in Verbinbung mit ©er.*Äoft. = ©ef. § 35
Kr. 2 (*Ao), fonbem ®eb. « Orbn. für 9tedjt«:
anWälte § 20 in Verbinbung mit ©er.-Äoft.=©ef.
§ 26 9lr. 9 (Vi») jur Hntoenbung, benn nadjbem
ber Termin jur Verbanblung über bie einftWeilige
Verfügung angeorbnet unb bnmit bie befonbere
93
©ebübr für ben Anwalt erWad)fen mar, mar
— wie ®er.*Äoft.*©ef. § 26 Str. 9 ei abfteHt —
bie ©ntfdjeibung burd) ©nburteil ju treffen,
mag fie aud) Wegen ber fbäteren gütlichen ©r«
lebtgung ber €>ad)e nidjt fo getroffen Worben fein.
dagegen forbert ftläger mit Unredjt eine
©ebübr bon */io für bie Volljie$ung ber
einftweiligen Verfügung (©eb.sDrbn. für 9ted)t*«
anWälte § 36 in Verbinbung mit § 23 9tr. 2),
Weldp er barin erbltdt, baß er bie einftweilige
Verfügung bem ©egner bat aufteilen laffen.
2Bcnn aud) bie gufieffung einer einftweiligen
Verfügung, toeldje lebiglid) ein ©ebot ober
Verbot enthält, gleichzeitig bie Vottfrredung ber
Verfügung barfteUt (bgL ©aubb;@tein ju § 938 II, 1 ;
9t. ©. ©ntfeb. Vb. 21 ©. 418, 40 ©. 383, 51
©. 132), fo ift bodt) bie bon bem «nwalt ent»
Wideite Tätiglei t, ber Auftrag an ben ©eridjtS-
boüaieber jur gufteüung ber einftweiligen Ver»
fügung, Wofür bie SlnWaltSgebübr beanfbrudjt
wirb, leine foldje, toeldje er in ber Voüfrrerfung«;
inftanj entwidelt, fonbem für ibn nur eine bie
VoQftredung borbereitenbe Tätigtet!, wie bie
Veranlaffung ber Aufteilung eine* jeben boH«
ftredbaren Titel*, Wofür ber HnWalt fdjon burefj
bie Vrojelflcbübr entlohnt Wirb.
9(ftrnrin^4t ? — 0c|irt >ie kirnfUi^t Ht«frra«| dar*
ftidlttt» |CMi| ff. *. O. §44 «tf.8 }■ >«■ tottlttttUn?
91. ?). in Hamburg
gegen
ffi. &. in Hamburg.
^n biefer bor bem S. ©. Hamburg fdjweben«
ben ©arfje War ein 9tid)ler abgelehnt Worben
unb trotte fidj $u bem ©efurfj gemäg ©. V- £•
§ 44 »bf. 3 bienftlid) geäußert. 9?ad) ©rlebigung
bei 9!blebnung*gefudj* berlangte bie ablebnenbe
Vartei Stfteneinfidjt. T>a* Ä. ©. gewabjrte bie*
felbr jebod) nur mit Hu*nabme jener bienftlidjen
Sleugcrung. Tiie« Würbe bom O. 2. ©. III in
feinem auf Vefdjwerbe ergangenen Vefd)lu| bom
20. SJejember 1906 für unberechtigt erllärt unb
bem VefdjWerbefübrer boöe «rteneinfidjt berftattet.
© r ü n b e :
3>ic angefodjtene ©ntfd)eibung fefct fid) in
«Jiberfprudj mit § 299 <S. V. O., Weü ei nidjt
Digitized by Google
94
No. «1-6».
richtig fft, bafj bie im ©erfahren betr. Ablehnung I
eine« {Richter« ertoadjfenen ©d^rtftftüde nidfjt
Xeile ber ^rojefearten P«t>. 3« t>cn
©roje&aften gehören, bon ben llrfd&riften ber
©ntfdjeibungen 6Jer abgefebeu, alte ©tfjriftftücfe,
bie au« Anlafj be* 9led)t*ftreite* ermadjfen unb
enttoeber bem ©eridjte übergeben ftnb ober bon
bem ©eridjte felbft ^errö fjren. Auch ba« einen
9tirf)ter ableljnenbe ©efudj einer Partei ift au*
Anla| be« IRechtSftreite« gefteüt. 2)e«balb hat
ba« fflefdfjroerbegericht feine Sefdjlüffe bom
27. Oftober unb 6. fllobembet 1906, ebenfo bie I
bfenftlidje Steuerung bei abgelehnten Oüctjtevd
bom 4. üftobember 1906, ju ben {ßrojefeaften
gegeben unb ber »orfifoenbe hätte fie fdjon
be«tjalb nidjt toieber barau* entfernen laffen
bürfen. SBoUte er folgerichtig herfahren, fo
blatte er ja audf) nid)t blo* bie brei in ber
©efdjtocrbcinftanj erloadjfenen ©djriftftücfe, fon=
bern noct) acht wettere SBlötter ber Sitten abfonbern
laffen müffen, benn audj biefe beziehen fid} au*=
fchlte&lid) auf ba« ©erfahren betr. bie Ablehnung
eines» JHicljter«. — — — — — — — — —
[ Ijmtoirfen, bafj au« bem ©rge&ni« bie richtigen
Folgerungen gebogen werben. Unb ba« gleiche
SRedjt muß ihr auch bann jufteljen, toenn fie
felbft ntcr)t $u bem SBctoei*mittel gegriffen, fon*
bern ba« ©ertdjt bon Amt«ftegen gemäfj § 44
Abf. 3 ©. 0. bie bienftlidje Aeu&erung ein«
geforbert fyat. 3>ie Aeufjerung berliert bamit
i^ren ©baralter in feiner Keife. 3ft eine ©e*
fdjtoerbc julaffig, fo mufj bie Partei audj bie
©efugni« haben, bie eingeholte Aeufjerung jur
©egrfinbung ihrer ©efchtoerbe ju benu&en. Ade«
I ba« toetft mit IRotmenbtgteit barauf hin, ba& bie
Aeufjerung $u ben ©rojefjatten gehört unb
bamit fallt fie auch unter bie ©orfdjrift be«
§ 299 ©. ©. O.
62. Sofurlige 8efd)W(rbe feto Sdtulbatr* |t|t« bw
$«ftbcfcfaj in DffcabaraBfl6cib»nf«4rta. — <M $anbtlt
fid) btvti aidjt am (finmeabaagea gtgta „bie ffrt unb
SftJfife" btr 3**,anfl*DBnfIrcd'aRn, fiabtra um S(nf{d)»nng
ttner «nf fiabnng ergtteabra (Htfa)eibaag btfl <8rria)tl ia
ciana btfaabtrca 8oUflrc<faRflf»trfab>rn.
»ber nudj bie nadj § 44 Abf. 3 ©. ©. 0. ab« 8. ®- ®- Saar*
gegebene bienftlidje Heu&etunß b c * gegen
abgelehnten SRidjter* hat feinen ma% Konrabi in Hamburg.
Anfbrudj auf ©efjetmhaltung gegen-
über ber ableh^enben Partei. ©« ©löubigerin hat ben ©djulbner jur Stiftung
hanbelt fidt) nicht um eine Angelegenheit be« be« Offenbarung«eibe« jum Dermin am 9. Oftober
inneren $>ienfte* ber ©erid)te, nicht um einen 1906 laben laffen. $>ie Sufiettung ber Sabung
amtliche SRedjcnfdjaft gebenben ©eridjt eine« ift nicht in ber SBofjnung bei ©dmlbner«, fonbem
SRirfjter« gegenüber feinem bienftlichen!Borgefe^ten, im ©bbenborfer Jtrantenhaufe erfolgt 3)er
fonbem Iebtglidt) um eine Sleufjerung, bie bem ©djulbner ift im Xermin nicht erfdhienen, toorauf
befdhliefeenben ©erichtc nach 8rt ber »ußfage ba* Sl. ©. auf »ntrag ber ©läubigeriu einen
eine« 3eu9cn Äufflärung über ben bem SIb- Haftbefehl erlaffen hat. ÜHact) beffen 3Hftefl,n,0
Ichnungdgefudje ju ©runbc liegenben ©adgbcrhalt hat ber ©dfnilbner 2Sefcf)Vuerbe eingelegt, »oelrfje
geben foü. Äann fich bie Partei bodj felbft, jur er bamit begrünbet, ba& ihm ärjtlia) berboten
©laubhaftmadgung be« 8lblehnung*grunbe«, auf morben fei, in'* ©ericht ju gehen unb jugefidt>ert
bie bienftliche Heufjerung be« abgelehnten SRichter* fei, bie SBertoaltung be* Äranfenhaufe* toerbe
beziehen, benn ba§ man unter bem „3eugni* ' ba* ©ericht bon ber 3Befjinberung be« ©chulbner«
be« abgelehnten Slidcjter*" im ©inne be* § 44 | benachrichtigen, toa* jebenfaC« nicht gefchehen ift.
»bf. 2 (5. Sß. 0. beffen bienftliche Sleu&erung ju | 3)a« 8. ©. K. 51 IX hat am 23. SRobbr. 1906,
berftehen bat, ba rüber befteht nirgenb Meinung*: inbem e* ben Angaben be* ©chulbner« ©Iauben
berfchiebenheit. 3ft ber Jßartci aber ba* Siedet | fctienfte, ben Haftbefehl aufgehoben, ioeil ber
eingeräumt, ein beftimmte* 93en>ei*mittel ju I ©chulbner nicht fchulbhaft au*geb(ieben fei.
benu&en, fo folgt barau« logifct), ba& fie ba* 2>ie tocitere «efchmerbc ber ©läubigerin ift
Siecht haben mufj, fich über ba* ©rgebni* feiner | bom O. 8. ©. II am 15. fernher 1906 ber=
©enu^ung ju unterrichten, benn fie barf barauf tuorfen morben.
Digitized by Google
© r u n b e :
S)ie ©läubigerin bat bie tntfädjlidjen Slm
gaben best ©chulbner« nicht angezweifelt; fte
erachtet aber, unter Sejugna^me auf ©aubb*
©tein, bog bie 93efcbwerbe be« ©chulbner«
rechtlich nicht begrün bet geWefen fei, Weil ber
©ctmlbner feinen ©inWanb nach, SRafjgabe § 766
6. 0. hatte geltenb machen muffen.
2)em fonnte nidfc}t beigetreten werben. ©«
^anbelt ficr) Euer nicht um bie §trt unb SBetfe
einer bom 83oßftrectuitg«gericbt borgenommenen
3wang«bolIftTeccung, fonbern um eine na d)
8abung ergangene (Sntfebetbung be« ©ericbt«
in einem befonberen SBoÜftredfungSberfabren.
Ob beffen SBorau«fefcungen borliegen, fo ba& bem
eintrage be« ©laubiger« auf ffirlafj eine« $af>
befehl« entfbrocbcn werben faun, t)atte ba« ©ericbt
)u prüfen unb wenn ber ©djulbner glaubt, bafj
ba« ©erict)t nicht faggemäfj erfannt habe, fo bat
er ba« SiecbtSmittel ber SJefcfjWerbe, mag e« fidf)
auch bei ber SBegrünbung bei Steebtömittel« um
ein neue« Vorbringen önnbeln (fo namentlich
©aubb;©tein ju § 901 unter II bei Str. 5 unb
üu § 766 unter I, 4 bei Sir. 21, ben bie ©läubigerin
ju Unrecht für iJjre SReinung anführt; ferner
Sßeterfen 5 ju § 901 unter 2 bei *Rr. 3, 0. 8. ©.
Hamburg im 33eibl. 1896 Sir. 15, II; 8. ©. $re«=
ben in geitfo^rift für £ib.93r. »b. 80 ©. 144).
®er ©chulbner mar baber berechtigt, ben gegen
ifm etlaffenen Haftbefehl mittel« ber fofortigen
©efdjWerbe anzugreifen, ©einer 93efcf>tocrbe ift
aber auch mit ©runb boin 8. ©. entfbrorfjen, benn
ba ba« tatfäd)Iid)e Sorbringen be« ©cfmlbner*
nicht beftritten ift, fo ift babon au«jugeben, bofj
er burct) ftranftjeit berfjinbert mar, im Dermin
am 9. Oftober bor bem St. ©. ju erfrfjeinen unb
bafe er ber SRetnung fein burfte, fein Slu«bleiben
toerbe cntfdjulbigt werben, ©egen einen folcfjcn
©djulbner ift trob, be« allgemeinen SBorttaut«
be« § 901 (l. % 0. ber Haftbefehl n i d) t *u
erlaffen, ba (ein Ungeborfam bejW. feine Steigerung
be« ©djulbner8 borliegt, fonbern Umftänbe, Welche
felbft im frreitigenSBerf obren ben Stidjter berechtigen,
bem Hntrag auf ©rlafj eine« 83erfäumni«urtetl«
Feine golge ju geben (<£. SS. O. § 337).
95
No.
«8. Orfluke fflr bic «blt|iiu«g eiae« Walter*. —
ft»m«f e» bei ber tteurteilaug ker »efergni« einer
8efingen|eit auf bie fabjrftite «nffaffaug kr« «Mrbjtea-
bea aber auf kie objeftiae be« über baS ajefun) enifdieibeu»
ben OJcridM« aa? — $ie fubjettiac Befargai« gegen
nu|arleilid)!(it M 8)ld)(er0 «afi jebcnfnOe au* «„bera
»erftoablidj
©d>Iaet>tec Stöbert SR. 9i. in Hamburg
gegen
SB. X. in Hamburg.
3n einem 93efd)Iufj be« O. 8. ©. HI bom
6. <Rob. 1906 finben fieb. fotgenbe «uftf Übungen :
Stach, § 42 «bf. 2 G. 33. O. pnbet bie «b*
leb^nung eine« 9tiä)ter« wegen IBeforgni« ber
83efangenbeit ftatt, Wenn ein ©runb borliegt,
Weither geeignet ift, SRifetrauen gegen bie Un^
Parteilichkeit eine« fRichter« ju rechtfertigen. Ob
e« genügt, bafe bie gartet biefe« berechtigte
3Rigtrauen §at, ober ob e« erforberlich ift, bafj
e« borou«ficbtI«b Seber teilen Würbe, ber bie
©adjlage (ennt unb ihr obfeftib gegenüber fteht,
barüber fpricht ftch ba« ©efefc nicht au«, ©chon
ber I. ©ibilfenat biefe« ©ericht« hat inbefj in
einem 83efthluffe bom 19. 5>ejbr. 1900 — 0. 8. ©.
Stechtfbr. II ©. 292, £anf. ©er.^tg. 1901 SSeibl.
5er. 103 ©. 156 — ben ©tanbbunft berrreten,
bag e« barauf anfomme, ob bie SSartei, natür=
lieh au« bernünftigen ©rünben, bie IBeforgni«
hegen bürfe, fte fönne bei bem abgelehnten ^Richter
auf eine unbefangene Beurteilung nicht mit
Sicherheit rechnen, ©em fchlie§t fifh biefer ©enat
an. 3>er ©ebanfe be« ©efe^e« ift ber, bafj
9ciemanb gezwungen Werben foD, fein Stecht ba
ju nehmen, Wo er e« au« berftänbigen ©rwägungett
herau« nicht finben ju fönnen bermeint. ©iefer
»uffaffung fteht bie ®ntfcheibung be« 9t. ©. bom
16. Januar 1899 — Surift. SBochenfchr. ©. 87
— nicht entgegen. Senn wenn bort gefagt ift,
es fei nicht entfeheibenb, ob bie ablebnenbe Jpartei
ber äReinung fei, ber Sticbter fei befangen,
fonbern ob o b j e f t i b ein ©runb borliege, ber
geeignet fei, ba« SRifjtrauen gegen ben Seichter
ju rechtfertigen, fo rann ba« nur heiße"/ bafj
bie bloße, auf bieHetdjt ganj ungeeignete ©rünbe
geffüfete Anficht ber Partei aüerbing« nicht genüge,
bafj bielmehr Satfachen borliegen müffen, bie
ba« aRi&trauen ber ?3artei berftänblich unb
bon ihrem ©tanbbunfte au« berechtigt
erfcheinen laffen. SBürbe man nämlich
Digitized by Google
96
No. 6S-«4.
toeitergeljen, fo Kirne man fdjliefelicb ju ber un»
haltbaren golge, bafj rrofc fcbtoertoiegenber
Slblehnung«grünbe (j. IB. geinbfcfjaft au« 9lnlafj
früherer Brogefjführung mit bcm SRidjter felbft,
nabelt nicht unter § 41 (£. $. D. faüenbcn Ber=
hältmffe« jum ©egner) bcm an fic^ berechtigten
SR ig trauen ber Bartei ba* toieQetdjt ebcnfo
berechtigte Vertrauen anberer, in«befonbere
be* über bai Hblehnung«gefuch erfennenben
©ertdjt«, entgegengefefet toerben tönnte, bog
Pch ber abgelehnte Stifter gerabe angefleht« ber
Xatfadjen, auf bie fich bie Partei beruft, al«
getoiffenbafter 9Rann unb pflichttreuer Beamter
ju einer unbefangenen Beurteilung bei Partei;
borbringen mit Srfolg ju jtoingen toiffen toerbe.
Bon biefen ©rtoägungen auäge^enb, mugte
baä Befdjtoerbegericht ba<8 SlblefinungSgefuch für
begrünbet erachten. ©* jtoeifelt nicht bar an,
ba& ber abgelehnte Stifter trofr ber bom Be=
fchtoerbeführer geltenb gemachten Vorgänge ju
einer unparteilichen ©ntfcrjeibutig in bem $rojeffe
be* Befchtoerbefüfjrer« fo bereit toie im <5tanbe
toäre. «ber ber Sefcbtoerbefübro ift feinerfeit*
berechtigt, biefen 8»»<if«l h<0f"-
(28irb naher abgeführt.)
64. formale (Jrfarkcraiffe k<t 9tctt«i«ler««« t i ■> u .
- $al QMertfft bti Jekih-ettakcn mufj angegeben wtrkta.
©tun fia) trglckt, kaf kie IRetcaiatcrBcatUa aa}alBf|ig
iß, fa loaa k>$ Bidjl gltid) ka* dem ^nlcnxntrntta tia«
gelegt« Wtd)i8aiUlri jarMgrarirfta amkea. — ff* atuft
ftp kit &ttj» fir ria« 8ef4a>erke gtgea US kie 3*1«.
»tatiaa jnrfiifmciftBkc StaifdjeBartril BerjW^eB fei«.
9R. ©. ^ramhein in $amburg unb
Sllejanber 9tubenicf in Bergeborf,
9tebenintcrbenient
gegen
Sbolf Oefterhdb in $annober*Sinben.
8ui einem bie fJlebeninterbention für um
juläffig erflärenben 3toifa)enurteil bei £). 8. ©. III
öom 27. iRobember 1900.
% a t b e ft a n b :
Bom Ä. ©. ift bie auf Verurteilung jur
gabjung bon 5000 M. gerichtete Älage abgetoiefen
toorben. «Räch Sufteüung biefcd Urteil« am
3. SRai 1906 hat bie fflägertn am 1. 3uni an
ben 3nflcnieut ttlexjanber fRubcnicf ben (Streit
berfünbet, ba bie abgetoiefene ftorberung ihr
bom ©treitberfünbeten gebiert fei, ber Brojej3
aber in beffen auftrage unb für beffen Rechnung
geführt toerbe. 9iodj am felben Sage hat Sllej.
FJtubcnicf beiben Parteien einen ©djtiftfab ju=
gefteüt, toonach er ber Klägerin beitreten unb
toie biefe Verurteilung be« Beilegten beantragen
toerbe. ©leichfatl« an bem felben Sage hat ber
©treitberlünbete bei ©erid)t eine Beruf ung*febrift
eingereicht, am ö. 3uni bem Benagten jugeftellt
unb bai Urteil bei 2. ©. ganj angefochten.
© r ü n b e :
<S. $.D. § 70 fdjreibt bor: ber Sd>riftfafr,
burth ben ber SRebeninterbenient bem {Rechte
ftreite beitritt,
„mug enthalten 2. bie beftimmte
Angabe bti ^ntereffe*, toeldje* ber SRe6en=
interbenient hat" (nämlich am Obfiegen ber^
jenigen Partei, toclcber er beitreten toid).
S>tefe abfolute JBorfchrift (bgl. SR. ®. ^urift.
38od}enfchr. 1901 ©. 799, 3) ift im borliegenben
5aQe bom Streitberfünbeten berabfäumt toorben
unb be^halb ift ein gültiger Seitritt ali f/Zeben«
interbenient gar nicht erfolgt, f&i genügt nicht,
bog ber ©tgner barauf bertoiefen toirb, er Kinne
au« anbertoeiten Umftänbcn (hier au* einer ber
ßeugenauftfagen in erfter ^nftanj) bad ^ntereffe
bei Seitretenben entnehmen, 9t. ©. ^(urift.
9Boct)enfchr. 1902 6. 213. S>affelbe mug beftimmt
angegeben toerben unb &toar in bem ben
Beitritt erfl&renben ©chrtftfa^e. ^bei^alb
mu6 bie Slebeninterbention ali unjulüffig jurücf*
getoiefen toerben. Stenn fich bar au« auch mit
9cottoenbigfeit ergiebt, bag bie nur bom Sieben*
interbenienten eingelegte Berufung ebenfaüä un*
julaffig ift, fo fann biefe &olge bod) $ur 3«t
noch "<<ht au«gefbrochen toerben, toeil C B. O.
§ 71 «bf. 3 au«brüdlich bie S^iehung bei
interbenienten fo lange borfchreibt al« nicht
„bie Unjuläfftgtett ber ^uterbention recht«:
Kräftig audgefbroeben ift",
b. h- alfo, fo lange nicht bie Befchtoerbefrift
(Slbf. 2 be« § 71) ungenü|>t berftrichen ober eine
erhobene fofortige Befchtoerbe bertoorfen toor«
ben ift.
@l tonnte baher lebiglich burch S^ifthen:
j urteil toie im Senor gefchehen erfannt toerben.
Digitized by Google
No. 17.
97
RoTW.
§anfeaftfd)e ©endjtgjettung-
gSeißTatt.
€itnlred)tltdje fälle.
XXVIII ^ahrsang. (40. Sab^flcma, ber ^anbeWöeri^tt-Scituug.)
«rril fir ben 3abrga.|: «u»t. 0ei»!«rt «U ftciifitr 20 X - $n»r>(atr «ad« ait Wtgiptr 15 Jk
Beiblatt aUri» mit Kraifier 15 X
Iwtilrs Quartal. £amb«rg, ben 25. fljrü. 1007.
3«Mlt: ftutitwerMbefiltrin »Uwe $oljt in flübrd gegm
bat $ofbeftBer tb,. »on Sabigri in Grodeßtorf. —
€d}mrigert A 9iiU)le in $forgi)riin gegen grau 3of>auaa
Cob.n JBttwe in Hamburg. — 9J<i(J)lo6fo(t|t 3oban (ÜoMIteb
flmanb Sdjolj in Hamburg.
05. lob eine* frcmbcn ^ferbcc infolge Strfiolfuc in
rinen «nf einer SBctbe befiiMidK* Gnniftf. — £■( ber
«ernannter ber SBtibe eine Hnfjid)t*1>Bid|t Iber bie bort
KtjiBblicDea fferbe a*«jnnbe»V — Sie|t er fit gefobrUfe
»ffd)offtnl|fit br» «eibearetl* mir b<r in Stricht «rf »rbe r-
lid)tn 3or(|fnIle»flid)t ein?
Öruhrmerfäbefi&crin SBitme £olft in Äfibecf
flCflC»
bcn fcofbefi&er Ztf. Don fiabige*
in ©torfelaborf.
X a t b c f t a n b :
3»n !^iini ll'Oö ift ein ber Älagerin gehöriges
Vferb, bas fie für eine mörhentlidje Zahlung uon
.it. 4,50 auf baS SBeibelanb bes »eflagten in
3>iffau getieft Iwtte, an einer moorigen ©teile
ber SSeibe berfunfen unb berenbet. %üt ben ifjr
barauü enrftanbenen Schaben §at Klägerin ben
Vertagten oerantmortlid) gemalt unb bon ihm
ben SBert beS Vferbeö mit 700 .tt. erfefct oerlangt.
Sa* 8. ©. Zübtd <£. Ä. II Ijat iebodj burd)
Urteil oom 18. gjeat 190« bie Älage abgeroiefen.
Stuf bie Berufung ber Klägerin f>at bat O. 2. ©. III
am h. $an. 1S»07 ben Älaganforud) bem ©runbe
nad) für berechtigt erflärt.
0«m'«.il»fi6« 4)iti4iiri(itiiB|). J'iitlan.
(5ntfdjeibungSgrünbe:
2>er lanbgeridjtlidjen Vegrünbung ift barin
beijubflichren, bnjj eine Verpflichtung beS Vertagten
jur Veauffid)ttßung b e 3 in SB e i b e
genommenen $ferbeä ber Klägerin nidjt
feftgeftellt werben Tann. SBeber aus ber SRatur
beS abgefdjtoffenen Vertrage«, noch, aud) auö
beu begleitenben Umftänben läßt fid) eine foldje
HuffidjtSbflidjt beS Vertagten gleiten. ^n*-
befonbere fann auch bie feftftcfjenbe Satfadjc, bajj
bie SBeibe unter Verfchlufe ftanb unb baß ftcfj
ber ©chlfiffel beim Vertagten befanb, $u ©unften
ber Klägerin nicht bermertet merben, benn biefe
Jatfadjc erflärt fid) einfach barauö, baß fid) auf
ber SBeibe auch Vferbe a n b e r e r Verfonen
befanben, benen ber ieberjeitige Zutritt jur
SBeibe ju geftatten luar unb ba& 95eflagter eine
Kontrolle Darüber auäjuüben bered)tigt mar, baß
nicht Vferbc auf bie SBeibe gelangten, für )oeld>e
eine 3a^""8 fleleiftet ober jugefogt mar.
Slud) barin fann bem S. ©., baö einen
Vad)roertrag nidjt meinte annehmen ju fönnen,
jugeftimmt merben, bajj Veflagter ber ÄlSgerin
{ebenfalls ein mit Vferbcfuttcr beftanbeueö
31 real j u r Verfügung j u ft eilen hatte,
welches für ben ooraitögefcfoten älupd
geeignet mar unb bafj Veflagter bemnach fchon
bei Slnmenbung ber allgemeinen SBeftimmung be«
] § 270 ». ©. V. für eine gefafjrloie Vefd)affcn*
| t)eit ber SBeibe ©orge ju tragen unb Sterbet
Digitized by Google "
_98
No. 6Ä.
biejenige «Sorgfalt aufouwcnben Ijfltte, tt>eldt)e im
Sterk^r für erforberlidj eradjtet Wirb.
33ebenfeu niufe e* bagegen erregen, wenn
ba* & ©. auf ©runb ber S3eWei*aufnabme jum
Sdjluffe gelangt, ba& 33ef(agter - - inbem er ba*
„au*gebadene SOioor" auf fetner SBeibe unetn*
gefriebigt liefe unb trofcbem freutbe Sterbe gegen
gafjlung auf feine SBeibe na^m — fidj feiner
tjaljrläffigfeit fdjulbig gemacht fyabe, weil in
aOcn tooraufgebenben Sauren fein nbnudjer
Unglüd*faH auf feiner SBeibe borgetommen fei
unb Weil bie ©infriebigung mooriger ©teilen auf
SStct)= unb SßferbeWetben in ber fttffauer ©egenb
überljaupt nietjt üblidj fei unb nic^t für erforber=
lief) eradjtet »»erbe.
®* fann nidjt angenommen Werben, bafj
alle auägebarfencn SJtoore auf SBeiben in ber
$iffauer ©egenb genau bon berfelben 33efdjaffen=
tiett ftnb unb bafj ba* betreten biefer SJtoore
für SJferbe immer gleidj gefarjrltcr) ober »tngefäbr-
lidj ift. Dagegen fpridjt fdjon ber Umftanb, baß
auf ber SBeibe be* 33etlagten im Sommer 1905
brei Sßfevbc in ba* Moox eingebrodjen finb,
wäbtenb foldjc Unglürföfätle auf anbereu Reiben
mit moorigen Stetten nidjt öaben fefrgeftellt
hierbei! fönnen. Die angcblidje Sanbe*üblidjfeit,
moorige Stellen auf 3$fcrbeWeiben nidjt ein:
jufriebigen, fann baljer feinen jubcrläffigen SÜlafc
trab bafür bieten, ob 33etlagter fidj einer
ftafjrläffigfeit fdjulbig gemalt bat ober nidjt.
Daju fommt, baß c* einen wcfentlidjen
lluterfd)icb begrünbet, ob iöcft^cv bon Sterbe*
weiben ibvc eigenen Xicrc auf SBeiben mit
moorigen Stellen Weiben laffen unb Sterbet bie
©eiafir be* ©inbredjenß auf ftet) neljmen, ober
ob fie freut be 33ferbc gegen goblung in SBeibe
uebmen. SBcnu 33eflagter bie Ererbe ber Klägerin
uucntgeltiidj auf feine SBeibe genommen Ijfttte,
Ijättc bie &rage aufgeworfen werben föuuen, ob
nidjt S3eflagter bloi für grobem S*erfdjulben
(gemäfo33.©.33.§521) ober bodj nur für biejenige
Sorgfalt ju tjaften r)ätte, weldje er in eigenen
Dingen aujumenben pflegt, Wie in beu füllen
ber (>i»ü, 780 tc. 33. ©. 33. Auf eine foldje
aWilberung ber SJcrantwortungäpflidjt — gegen;
über ber allgemeinen Storfdjrift bes § 27(5
33. ©. 33. — Ijartc aber S3cflagter feinen An-
fprud), ba er für jebe* Wcibcnbc lier eine
Wüdjeutlidje gablung bon JA 4,50 erhoben bat.
Um nun barüber ein Urteil &u gewinnen,
ob fidj S3eflagter einer gafjrtöfflgieit geinafj § 27f>
99. ©. 58. fd)itlbig gemadjt fjabe ober nidjt, muß
fpejiell bie 33efdjaffenljeit bei tDtoore* auf ber
SBeibe bei 33eHagten in'* Auge gefaxt werben.
t#ier folgen Ausführungen über ba« SRefuItat
ber 33emet«aufnabmc in I. IJnftanj.)
hieraus ergiebt fidj unjtoeifeltjaft, bafj ba*
SBeiben öon Sterben auf ber SBeibe be* Seflagten
mit ©efa^ren berbunben n>ar, wie ber ©rfolg
audj beftäHgt bat. ©benfo unimeifel^aft ift —
wie aud) ba* 8. ®. angenommen fyat — , baft
SBetlagter bon ber tatfädjlidjen S9efcxjaffenr)eit be*
SKoore* tootle Äenntni* gehabt bat. liefen
©efa^ren burftc^Beflagterbie in SBeibe genommenen
Sßferbe nidjt au*fe^en, e« fei benn, bafc 2)eflagter
auf bie ©efa^r au*brüdlidj b^ingetoiefen unb bie
JBeranttoortung bafür bon fidj abgelehnt r)ötce.
©a ba* nidjt gefdjeljen ift, blatte er burdj ®in=
friebiguug ber moorigen Stellen bie ©efafjr für
bie fremben $ferbe befeitigen foden.
»eflagtcr fann ftdj nidjt barauf berufen,
bajj bie SBeibenbefi^er in ber Diffauer ©egenb
tro^ befte^enber ©efa^r tfjre eigenen ^ferbe ob,nc
©infriebigung ber 5Koore auf irjceit SBeiben
grafen laffen, weil fie bie ©efafjr für geringer
eradjten, als bie Soften ber ©infriebigung. SBenn
SBeflagter gegen 3f>b'u»Ö f r e m b e $ferbe auf
feine SBeibe nabin unb bei ben ergangenen
Annoncen audj auf pftoftermübe ^ferbe ju
redinen fmtte, fo t>atte er einen f)öf)eten ©rab
bon Sorgfalt aufjumenbeu, al* er in eigenen
Angelegenheiten aufjutoenben pflegte. ©8 fann
baber nidjt gelten gelaffen Werben, bajj SJeflagter
ber Sorfdjrift be* § L'7<3 SJ. ©. «. genügt unb
bie im 83erfef)r erforberlidje Sorgfalt beobadjtct
bättc.
3)a Söetlagter bemnadj fdjon gemaö § 2Hi
ffl. ©. S). berantwortlidj erfdjeint, braudjt nidjt
näber geprüft ju Werben, ob nidjt in SBahrljeit
ein SJJadjtbertrag gemap § f»81 33. ©. 33. —
jwar nidjt über ba* SBeibelanb, wobl aber über
ba* Stedjt ber ©ra*nu^ung auf ber SBeibe —
abgefdjloffen War unb ob nidjt 33eflagter uad)
ben 33eftimmungen ber §§ 581 Abf. 2, 537, 538
33. &. 33. wegen eine* SHangel* be* berpadjtcteu
©egenftanbe* (nämlidj be* 9ledjt* ber ®ra*nu$ung)
audj obne nadjwei*bare* SJerfdjulben bon feiner
I Seite für ben eingetretenen Sdjaben erfnfcpflidjtig
Digitized by Google
ju matten wäre. Stofj ber ©djabe auf bie
mangelhafte SBefdjaffenheit ber SBetbe bejW. auf
bte nacbgewiefene gfahrläfftgfeit be* Seitagten
*urüdjufübren ift, bebarf Feiner näheren
urrmterung.
reiben" im
Sinne »o« ^erpfänbung boii SRatilien in (Slegenfof jnr
Ucbcrmtiwt einer ^»rfinlidien Serpfürtjtang, feie 3uaaa0*
»•flfhretfiaa in biefe 6«a)en ballen gn »tlen nab $nr
(fingetyiag einer £iirflfd]«ft*Mr»flla>raBg.
©djweigert * Küble in Sßforj^eim
gegen
ftrau ^obniina Eo6h SBittoe in Hamburg.
$a* ß. £. ©. 11 beftattgte am 8. $an. 1907
ba« tlagabroeifenbe Urteil be« S. ©. ©. Ä. VI
Dom 20. «bril 1906.
© r fi n b c :
5>er 51 läget fiefjt in ber Slnl. 1 in elfter
Sinie bie Ueberna^me einer berfönlidfyen
«ürgfehaft feiten« ber SBetlagten für bie
©djulb ihre« ©ohne* unb beruft fidj für biefe
Äuffaffung auf bie barin gebrauchten Sluöbrüefe
„toerbürgt ftd)", „anbereSJürgfcfiaft" unb„3Jürgin".
©bentueü" mill er bartn bie llebernabuie einer
perfönlidjcn Verpflichtung ber Sieflagten
erbliden, bie gmangdbollftrecfung in bie
angeführten ©adjen Wegen ber flägerifdjen
ftorberung gegen ihren ©oljn ju bulbcn. $)ie
■sBeflagtc bestreitet bagegen, bajj fie irgenb Welche
perfönlicöe Verpflichtung burdj SJu«ftellung jene«
©rfjriftftüde« ^abe eingeben Wollen, ©ie habe
lebiglitfj — übrigen«, mie fie behauptet, aud)
nur unter einer niefit eingetretenen SJebingung
— eine binglidje ©id>erheit, ein äJfanbrcdjt,
mit ben 2R o b 1 1 i e n beft eilen wollen;
anber« habe aud) Stläger jene (Srflärung nidjt
auffaffen fönnen.
3>ae ^Berufungsgericht tritt mit bem 2. ©.
ber Sluffaffung ber SBeflagten bei. 6« berüds
fiefitigt babei befonber«, baft bie 8n(. 1 jWifrfjen
nicht redjtäfunbigeu ^erfoucn errichtet ift, benen
ber iuriftifd) - tecfinifdje ©inn ber gebrauchten
Slusbrüde niefit geläufig ift. 6« toermag unter
biefen llmftänben auf bie ©orte „toerbürgeu",
„»ürgfdjaft", „Bürgin" fein entfefieibenbe« ©e*
wicht jii legen, Weil bie Parteien ba«, wo« fie
99
Ko. «Ä-s«.
hier unter „betbürgen* berftanben baten, in
bem mit bem SBorte „tnbem" eingeleiteten
Stebenfafre dar jum «uibrurf gebraut haben.
Stabet ^aben bte Parteien lebiglicb eine „»er*
fdjreibung ber SRobilien" für bie ©djulb
be« «Dtarrin Sohn gegenüber bem Äläger getooüt.
$a* bebeutet einmal, bog nur btnftdjtlid) ber
fbejieü aufgeführten 9K o b i l i e n bem «läget
9tedjte eingeräumt Werben füllten, eine barüber
binau*gebenbe Haftung ber Söeflagten mit ihrem
fonftigen Vermögen nidjt in ftrage ftanb. SBeiter
aber entnimmt ba* ©erldjt au« bet mit bem
SBorte „inbem" eingeleiteten Erläuterung, bafe
bie Parteien nur an bie SBefteüung einer bing^
Hajen Sicherheit gebaut hoben; benn mit bem
SKuflbrud „beschreiben" Wirb, Wie bem ©ericfite
au« ber täglichen fßrari* betannt ift, befonber«
in ben niefit reefitöfunbigen Äreifen gerabe bie
93efteüung einer binglicfien ©iefierheit an SRobilten
— fei e« burrf) 5ßfanbbefteQung, fei e« burefi
fibujiarifefte ®igentum«übertragung — berftanben.
3)a| bie Parteien hier etwa an bie 9R5gIi<äteit
gebadjt fyaben foüten — fei e« allein, fei e«
neben einer 5ßfanbbefteüung für frembe ©djulb
— eine »erfönli<fie, aber vertraglich nut auf ö«
Haftung mit ben befonber« aufgeführten äßobüien
befefiränfte 99ürgfcfiaft $u fdjaffen, tann nidjt
angenommen werben, weil foldje bem geWähn«
lidjen Serfehr fernliegenbe 9tecfit«geftaltung al«
atlju gefünftelt für ba« »erftänbni« ber niefit
redjtSfunbtgen Parteien erfefieinen müfete. S)ie
Tragweite ber SBorte „berbürgt Rcfi" unb ber
ffiäter barauf jutüdgreifenben ^Bezeichnungen
„öürgfefiaft" unb „»ürgin* erfdjöbft fid) tyet
boOftänbig in bem folgenben, mit bem SBorte
„inbem" beginnenben Slebenfa^e. S« ift be«^alb
niebt richtig, Wenn ber Vertreter be« Kläger«
au« bem (im juriftifd)=technif(hen ©inne aDerbing«
auf eine obligatorifdje Sietbflidjtung hinweifenben)
SBorte „berbürgen" entnehmen will, bafe h'^1*
neben ber binglicfien SJfanbbefteDung für eine
frembe ©djulb aud) ein obligatorifcfie« Serbältnie
jwifchen ben SJarteien begrünbet werben foßte.
SJeim Langel be« SBiüen«, eine obligatorifcfie
Sierbflicfitung ju fefiaffen, fann, Wie ba* ü. ©.
mit SRecfit annimmt, au« ber auf 33efteüung be«
binglichen 9Jfanbred)t« abjielenben Einigung eine
obligatorifdje SBerbflicfitung — fei e« jur 3>ulbung
ber 3>oang«bollftredung in bie ju berbfänbenben
Digitized by Google
100_
No. 6«-«7.
ßJegenftänbe, fei et jur 83efteüung einet 93fanb»
xedfti ober jur $erautgabe ber Gadjen jum
Pfanbbefifc — nic^t hergeleitet werben. (Eine
93orf<b>ift, toie bie in §§ 107, HO «. 8. ©. I, 20
enthaltene, ift in bat bürgerliche ©efefebucf- nicht
aufgenommen. (Et tann betljalb hier auch, un«
erörtert bleiben, ob, toenn bei einer — mangelt
Uebergabe ber ju beröfänbenben Sact/en rro^
bezüglicher Einigung ber Parteien untoirffauten
— „»erfc^reibung* jum^fanbe eineSerOflicbtung
jur ajefibübertragung beftänbe, bie hier Oom
Äläger gepellten »nträgc gerechtfertigt fein
mürben.
Daher mar bie Älagabtoeifung gerechtfertigt.
67. 9<t»cutuug fttc <£Tbc0etflfc(-uitft ber Cff|t*Ta»
frittai M Mit l|r in 0ftter|eMfi«f4*ft (ctesbtn
m*n*ti, tatutt kcrfelkc fein 89rbcb,altÄ(jHt btfityl.
tytacbla&ffldje
goban ©ottlieb »manb Gcbolj
in Hamburg.
9lu* einem 93efcblu& bet 0. 8. ®. 1 Dom
14. Januar 1907.
© r ü n b e :
SBenn bie eitern ber Slntragfteller, wie et
ben Slnfdjein hat, nach SHafjgabe bet hambur;
gifchen ©efefeet öom 14. 3uli 1899 in ©fiter*
gemeinfehaft gelebt haben, fo befteht nach § 1
biefet ©efefcet unb § 148» 93. ©. 93. atoifcbcu
ber SBittoe unb ben ftinbern fortgefebte ©iiter=
gemeinfehaft. @« märe nur bann nicht ber gall,
toenn ber 58atcr ber »ntragfteller auf ©runb
bet § 17 be« r)ctni6urflifrr)en ©efefcet bic gort*
fefeung ber ©fitergemeinfehaft autgefrbloffen hätte.
Ob bat 8. ©. unb bat S. ©. mit Stecht
angenommen haben, bafj jtoifcbcn ben Slntrag=
ttellerii unb ihrer ÜJiutter leine fortgelegte
©ütergemcinfcfcjaft befteht, mufj hernach jeben*
iaöö zweifelhaft erfchetnen. Die gragc mujj aber
bahingefteüt bleiben. Die gefteüten Slnträgc
feiner alleinigen (Erbin ernenne unb berufe unb
hat int Fortgang bet Paragraphen autgeführt,
toie er bat berftanben fehen tooüe. (Er hat
barnach unzweifelhaft getooüt, bafj batjenige,
mat er ju »ererben habe, an feine grau afe
feine (Erbin falten fotte. #at er bie gortfefeung
ber ©fitergetneinfehaft nicht auögefcbloffen , fo
hat er nach § 1483 93. ©. 93. tatfächlicb nur
bann etmat ju oererben gehabt, toenn er ein
SJorbebaltSgut befeffen hat. Db er bat gehabt
hat ober nicht, rann feboch bahingefteüt bleiben.
Die im Seftament oerfügte <Einfe{*mng ber grau
alt (Erbin bleibt in Äraft, auch wenn fein Slacblafj
oorhauben ift. Gie rann nebenbei bemertt
bei gütergemeinfehaftlichen (Eben infofern auch
braftifet) bon 93ebeutung fein, alt fte et it. a.
ber grau ermöglicht, über bie im ©runbbueb
nicht alt gütergemeinfehaftliche, fonbern aufkanten
bet Wannet eingetragenen Stechte ohne Gcbwierig;
(eit ju oerfügen. Der (Erbfchein, ber bie 2)iutter
ber Sfntragfteüer alt XKeinerbin ihret Sftanneö
bezeichnet, ift teinenfaüt unrichtig. Der Slntrag
auf (Einziehung bet (Srbfcheint ift uubegrünbet.
Die SlntragfteÜer befchmeren fieb weiter
barüber, bafj ihrem Antrage auf Erteilung eine«
geugniffet über bie gortfefcung ber ©fitergemein=
fchaft nicht ftattgegeben fei. «Roch § lö07 93. ©. 33.
ift folcbet 3eugnit jeboer) nur beut übcrlebenben
(Ehegatten ju erteilen. Die Äinber haben fein
Stecht, feine (Erteilung zu beantragen. Nebenbei
bemertt haben fie auch braltiidj fein ^ntereffe an
feiner (Erteilung. Dat3eugnitfottbazubiencn, ben
9?erfüguttgtberechtigten alt folcben auszuweiten.
Die Äittbcr fhtb nicht berfügungfibercebtigt.
SSollen bie SlntragfteHer ihren Sranbbitnft,
baf} fortgefejjte ©fitergemeinfehaft befteht, bcr=
treten unb wollen fte fidj bagegeu fiebern, bafj
ihre 9J£itttcr entgegen ben §§ 1487, 1445 93. ©. 93.
ohne ihre (Einwilligung über bie jum ©efamt«
gute gehörenben ©runbftiicfe oerfügt, fo tuerbeu
fie (eventuell mittel* Slnftettuug einer Älage au«
§ 894 93. ©. 93.) fucfjeit muffen, eine 93erichtigunö
bet ©runbbucht bahin gtt ertuirfen, bog bie jcjjt
finb auch bann uubegrünbet, menn bie »yrage im
Sinne ber Slntragfteller entfehieben tuirb, menn | mahrfcheinlich auf Scatnen bet 93atert eingetragenen
nlfo angenommen wirb, baß bic gortfebuug ber
^fitergemeinfehaft nicht auögefchloffeit ift.
Der 9üatcr ber Slntragfteller h"t § 1
feineä Seftamentt gefagt, baB er feine grau ju
©runbftücte alö 2eilc bet ©cfamtgtttt ber fort:
gefegten ©fitergemeinfehaft eingetragen Werben.
C llt Wcipncr« tPccl .1.1 . *amtut4. *ttmanuflraiic n. "(<rn(rK*(r I r.M. Veronrirml. 9ickafltnr l>r. C. i' t j n f I « , *amtor^
It-j<t «m 3 c l) 4 11 n *> i n 1 1 <t> Di 1 v c r . «am»ut4.
Digitized by Google
No. 18.
_101
No.
^Beißf atf.
ttatlredjtltdfe falle.
XXVIII S5ahr«jan3. (40. Sabona, bet fmnbel«gcri<$t«.3eitun0.)
$rd* für ben CWrgnng
: $aupt «nb Beiblatt mit Wegifter SO A - $an»tblatt
Beiblatt aDein mit IHegifttr l.> X
16
1907.
3nI»flU : öauflfiuerff^fll« Sari $anl Ä. in $anumrg.
oertretrn bnrd) feinen $fleger gegen ben SRaurernieifter |
II fB. ®. 8. in Hamburg. — Qicaelitifdje IBemeiitbe in |
iiflbecf gegen Setnmt) granfmtljal in Üübfrf. — SR. SR.
®<J)ult-iHid)tet# geb. &ro&bn<btner in Hornburg gegen
3. 9. 8. ©djult • WT(f)ter in $amburg. — Boumeiftrr
tfbuarb Singer, vertreten burd) feinen Bormnnb gegen ben
vnmburflif^fn Staat, Drrtreteii burd)bie§inang<$e{ratation.
— Callenberg & $ermoim in Hamburg gegen 3. "
in Hamburg.
68. 3* ein Vater in »effrren 8ermigrn6»ertiltniffea
»erhieltet, feinem Gaftne bie Wittel jum einji||rig<fre<<
willigen $>ienf» ju gewähren? — ftann ber Vater traft
feine« <fcratcb>ttg«rea)t« »cm 3sb,n bie gortfetnag be» i|m
bisher gemährte« BUbnngegangc« Knaeigern? — fBnnn
tat ein ftinb infolgt öfterer «erlefcnng feiner ftinbe*
pflidjien nnr ben notbürftigen Unterhalt »am »nler gn
branfvrnd|en?
Baugemertfdjüler ©arl #anS Ä. in Hamburg,
bettreten burdj feinen Pfleger
fleflen
ben äHaurermeifter (5. SB. ©. Ä. in Hamburg.
Der Beflagte füljrt einen ©(jefdjeibungS*
torojeß. ©eine fünf Äinber ftet)en auf Seiten
ber 9ttutter. ffiin ©ob,n, ber 20jäb/rige Äläger,
fjat auf ber SRealfdnile bie Berechtigung jum
einiä^rig^freitoiDigen $>ienft erlangt unb bann in
$ol&minben unb Hamburg BaugeWerfSfdjulen
befugt, ©ein Sater Weigert ilun bie SRittel
jum (ginjabrigenbienft. S)er iljm beftedte Pfleger
flogt auf Ballung bon 1800 M. fflr baS 3ab> unb
Abgabe ber erforberlidjen (Srflärung gegenüber
ber (Srfa&rommiffion. $)a$ 8. ©. (£. Ä. V fjat
. "lIMlII.
am 26. 3uni 1906 ber Älagc entftorodjen, baS
0. 8. ©. IV am 14. Sanuar 1907 bie Berufung
beä Besagten toetWorfen.
© r ü n b e :
®S mag fein, baß ber Beflagte jefct nur
nod) ein Betmögen bon etwa 28000 JK. Ijat u>»°
bafj bie SRettoeinnaljmen au* feinem ©efdjafte in
ben legten 3al&ren burdjfdjnitllidj nidjt metir
als 4 bis 5000 A betragen Ijnben. Slnbrerfeit«
fteljt feft, baß er (Eigentümer bon brei SHcbenuc=
grunbftüden mit einem eigenen barin ftedenbeu
ftatoital toon 100000 jK., bem aderbingä ©djulben
beS ©efdjäfts gegenüberfteljen, ift unb bafj er ein
größere« Baugefdjäft 6,0t, baß er olfo im Befifec
toon @innat)megueDen ift, bie normaler 9Beifi
tfjm ein weit ausgiebigeres Ginfommen berfdjaffeu
müßten unb bie baS tert)ältni£mäßig geringfügige
@infommen ber legten 3af>re nur als jufallig
unb borübergeb>nb erfc^einen Iaffen. S)a6 ber
BeUagte felbft bie ©adb,lage fo auffaßt, betoeift
bie Satfac^e, baß er bis in bie le|>te &tit r)inetn
einen jäfirli^en Äufmnnb toon 15 bis 16000 M.
getrieben b,at.
Qex Kläger b,at eine gute ©dntlbilbung
genoffen unb fidb bie miffenft^aftlia^e Befähigung
für ben einjftf)rig -. freitoiaigen 2)ienft erroorbcn.
%zx Beflagte ^at iE)n fbäter auf ben BaugehJerf^
fdbulen in ^oljminben unb Hamburg aud)
tfjeoretifdj für baS Baugewerbe auSbilben (äffen,
ifjn nlfo fomo()l und) feiner allgemeinen Wie nad)
Digitized by Google
102
No.
feiner gachbitbung ju einem befferen unb leiten»
ben »erufe beftimmt.
(Biner folgen, fotoolji burdt) bie »ertjältniffe
beS VaterS toie bie eigene Ȇbung unb ben
fbäteren Veruf begrünbeten SebenSftellung bei
.SUngerS mürbe ei nad) ben allgemeinen %w-
fchauungen nidjt entft>red()en, toenn Kläger feine
militärifche S)ienftbflicht als getoö^nli^er ©oltmt
ableiftete.
%a Äläger unftreitig irgenb meldje Wittel
nicf)t befifet unb bie baburdb, begrünbete »flicht
beS Vertagten, ben ffläger nad) feiner Sebent
ftetfung ju unterhalten, auch bie »flicht umfafjt,
it)n in ben ©tanb ju fefeen, bie Saften, bie
©itte unb ©efefc ihm auferlegen, in ftanbeS;
gemäfier SSBetfe ju fragen, fo ift ber Verlegte
berbHidjtet, nicht nur bie Äofren, bie ber einjährig^
freiwillige 2)ienft berurfadjen wirb, auf Ret) ju
nehmen, fonbern auet) burdt) abgäbe ber erforbers
licfum ©rflärungen gegenüber ben juftänbigen
Vetjörben it)m bie $ulaffung jur ftanbeSgemä&en
Mbleifrung ber $>ienftbflicht ju ermöglichen.
S)er »eflagte fann Ret) nicht ettoa barauf
berufen, bafj ber Kläger besfjalb nicht unterhältst
berechtigt fei, toeil er als gewöhnlicher ©olbat
Rcb, felbft ben Unterhalt bom ©taate beschaffen
fönnte unb ber § 1602 83. ©. V. als Voraus*
fefrung ber Untert)altsberechtigung t)inftelle, bafj
ber 93ebürftige überhaupt nicht im ©tanbe fei,
fidj ju unterhalten. 9Beil eS eine mit ber
SebenSftellung be* AlägerS berbunbene
©tanbeSbflict)t ift, baft er feiner fcienft*
bflidjt als (Sinjährig-^reituilliger genügt,
fo fann ber Veflagte, ber it)m biefe 2ebenS=
Rettung gegeben hat, Ret) beren Äoften, fotoeit
nic^t Äläger fie felbft tragen fann, als einer
Äonfeguenj feiner Veftimmung ntd)t mit ber
»egrünbuug entstehen, bog Äläger fie burdt)
unftanbeSmä&igeS «eben bermeiben fflnne, ebenfo;
roentg uiic er ber ftanbeSmäjjigen »efriebigung
ber gcmötmlicfjcn ScbenSbebürfniffe, wie Uleibmig
unb ©rnäl)rung eines ÄinbeS mit ber »egrünbung
aus beut 28ege get)en fönnte, bofe eS ftc^ not=
biirftig aus eigenen Mitteln fleibcn unb
nähren fönne. ®r fann bem Kläger feinen
UnterfjaltSerWerb jumuten, ber beffen bon it)m
felbft getooüter SebenSfteHung nidt)t entfbricht
(»gl. auch »lanef «nm. 1 ju § 1602. «Keitmann
iu § 1602 «. (M. ».). »ei genauer »ctonung
bei SBortlauteS bon § 1602 mürbe eS ja audt)
ein Siecht auf <S)etoät)rung ber SRittel jum
ein)ät)rig:freimitligen $>ienft überhaupt nidtjt
geben.
33eflagter fann fich bei feinem »erlangen,
bafj Äläger jtoeijöijrig biene, auch nicht auf fein
©rjiehungSrecht berufen. Äraft ber it)m
^uftehenben ©orge für bie »erfon beS ÄinbeS
hatte er aKerbingS baS nur ber 8uffidc)t be«
SUormuttbfrijnftöaerichtS unterliegenbe Stecht, ben
Veruf beS ÄlügerS ju beftimmen unb ifjm bamit
bieHeidtjt eine SebenSftellung ju geben, bie ju
ber eigenen nicht harmonierte. 9foct}bem er aber
einmal ben Kläger ju einem befferen tBeruf bes
ftimmt unb borgebilbet hat, fann er {frh ben
gefe^Iichen Jtonfequenjen biefer SebenSfteÜung
feine* 6ot)neS nidtjt nach feinem ®utbefinben
entjietjen. 5)amit erlebigt fich auch ber (Sinmurf
beS 83eftagten, bog bas orbentliche Bericht jur
(gntfeheibung nicht jufteinbig fei unb ber bei ber
ganzen ©acfjlage unb ber SIrt ber SKotiöierung
feines 93erIangenS fich auftoerfenbe 3to€'fc'/ ob
eS fich babei um eine ernftliche ®r5tet)ungS=
mafjreget, baS tyifrt um eine im bermeintlic^en
^ntereffe beS Klägers getroffene unb nicht biet?
mehr nur um eine auf (Genugtuung für fich
felbft berechnete ÜJta®el tjanbelt.
9Benn »eflagter toeiter meint, bafe ftlöger
nadt) § 1611 3f>f- 2 nur berechtigt fein
mürbe, ben notbürftigen Unterhalt ju ber«
langen, alfo, ba er fidt) biefen felbft berfchaffen
fönne, nichts, fo reicht baS jur Sdegrünbung
Vorgebrachte hierfür nicht aus. (Ss foll h'"
ber nadfc) § 1611 Äbf. 2 in SSerbinbung mit
§ 2333 unter 3 93. ©. S3. ju berücffichtigenbe
Satt borliegen, bafe Äläger Reh eines fdfjmeren
borfä^Iidhen »ergchens gegen ben Vertagten
fchulbig gemacht höbe, ber teueren berechtigen
mürbe, ihm ben Pflichtteil ju entziehen, ©er
Äläger fod bei einer äRifthanblung beS Veflagten
burch ben flagerifcheu älteren ©ruber ©. fich in
brotjenber Üöeife fambfbcreit gemacht unb bie
»njeige einer 28itme O. gegen ben »eflagten
megen einer angeblich an ihrer Xoctjter tierübten
Slotjucht beranlagt haben. %ie leitete 83et)aubtung
fcheibet fchon beShalb aus, meil fie <" feinet
SEBeife ermiefen ift; ber borgetragene Inhalt ber
betreffenben ©trafafte ergiebt mcber, bafj Äläger
unb nicht fein «ruber fiel) mit ber 3Bitmc O. in
Digitized by Google
Kerbinbung gefegt b>t, nodj auch, ba§ biei
flcicfjehen ift, um fie ju einer Slnjelge ju ber*
anlaffen unb nid^t bielmehr ju bem 8toecfe, um
üRaterial für ben fdmiebenben (Shefcfjeibung«*
brojeß ber ©Uern ju erhalten. Unb h>a« bie
erftere SBebaubtung anlangt, fo fann bie bloße
brobenbe $altung be« &(äger«, au« ber er
bietleicht wegen ber ©d)eu, bie $anb gegen feinen
Sater ju ergeben, nicht herausgetreten ift, in
einem erregten Slugenblicfe unter bem (Stnfluffe
be« »eifoiel« bei Siteren »ruber« feine«toeg«
al« ein fdjwere« Vergehen angefeben werben.
Safe trgenbwie Xetlnajjmc an ber Zat bei
©ruber« in«befonbere inteHeftuetle S9cf t>ü!fe bor*
liege, fo bofj § 2333 unter 2 in 3rrage fommen
tonnte, ift nicht beraubtet.
Saft ber 93ef(agte o(jne ©efäfjrbung be«
eigenen ftanbedgemägen Unterhalt« jur ©eWnbrung
ber erforberlicb,en «Wittel nid)t im ©tanbe fei, ift
eine SSehaubtung, bie ftdj fdjon buretj bat ®in-
gang« (Srwäfjnte erlebigt. Äann auch toieQeidjt
ber 33eflagte ben erforberlichen Stufwanb nicht
ober nirfjt gauj aus ben laufenben einnahmen
beftreiteu, fo begrünbet boctj bie (Entnahme au*
bem 93erm3gen«ftamm, §umal 93ef(agter ein gut
geben be« ©efchäft f)at, noch tetne«Weg« bie ©efab>,
bog ber Vertagte jefrt ober rünftig baburef) in
feinem Unterhalt beeinträchtigt wirb.
Sie #obe ber geforberten ©umme erfcr)etnt
auch biefem ©cricht angemeffen. C£« finb fixier«
gegen audj feine Sinwenbungen erhoben. Sa
Vertagter eine bon ber regelmäßigen ©elb=
alimentation abweicb,enbe Unterha(t«art nicht be=
ftimmt bot, toic er bie« nach § 16128(bf.2 V.©. V
hätte tun fönnen, er in«befonbere nicht bedangt
b^at, baft Älägcr währenb ber Sienftjeit ju ib,m
Äurficffomme, War auf bie beantragte ©elb=
alimentation ju erfennen. SBenn ber Slnwalt
be« Vertagten — Wenigften« tu ber erften ^nftanj
— bie Slnftcht bertreten b>t, ba& über bie 81 rt
be« Unterhalt« bn« orbentlidje &ex\d)t nicht $u
cntfdjeiben habe, fo ift ba« nur infofern richtig,
al« ba« orbentlirhe ©eric&J grunbfäbjicb, nicht in
ber Sage ift, eine Veftimmung, bie ber 93a ter
über bie 9t rt bei linterhalt« getroffen hat, ju
übergehen ober ju änbern.
103
No. «9-«9
60. Oft in fiilbed btr (Hed)t«tticg für eine Silage auf
3«g<Mri|felt 4* eiver 9tcligioB$geitteiafib>ft aab 9<tr*
yflldptniig, berfetben Hbgabea &u bt)a|tea, tatlffig? —
{längt biet baata ab, ab bitft <$roge natb, iffeatlieV
rco>ilid)(n Saijeu ju entfd>eibea ift? — OJeaftgt eo> nm
eiae birgcrlidic ;Htdj(«iftrtttigfci! nnjimtijmcn, ba| bit
State fit) auf gabjaag beftinaiieB Sarnau rietet?
— (?inflii| beS Umftanbtv*, ba§ bie flagenbi' (tyemriiibe
i^re Gieaern im Senaathtiig^mege einjie^cn taaa. — 4ie
ßuge^tigteit tiner Berwattungebe^Srbc ift ia filbtet für
berattige Stagen uicfpt btfHnnt. — garfiifveroeifaBg an
bie erftc 3nf»«nj nad| (F. f. 0. § 6«8 «r. 2, aieua nio)t
aaf Oraab ciaer QHartbt «bgettirff n ift, faaberu ba» S. 0.
bta 9jcd)l#»tg Dpa flmt^Wf gtn fttr Hn^nfäffig trad)tttt.
^«raelitifche ®emeinbe in Sübed
gegen
©emmh Sranfenthal in Süberf.
X a t b e ft a n b :
Sie fiagenbe ©emeinbe beftyt eine boin
Sübecfer ©enat betätigte unb in ber ©ammtung
ber SSerorbnungen (©. 29 fg.) befannt gemachte
Orbnung bom 5. Styril 1865 nebft einem ebenfo
betätigten unb betannt gemachten Nachtrage
bom 8. Januar 1868 (©ammlung ©. 51 fg.).
Sie SKitgliebfchaft jur ©emeinbe fann nach oem
Nachtrage fomohl auf einer Slufnahme in bie
©emeinbe (Slrt. I b 1) toie auf Sbftammung
(?lrt. I a) unb auf Verheiratung mit einem
©emeinbemitgliebe (9lrt. I b 2) beruhen, «ach
ber Drbnung bon 1865 hat bie ©emeinbe ba«
Stecht, bon ihren «Diitgttebcrn beftimmte flbgaben
ju erheben. Sie ©emeinbe beanfprucht mit ber
borliegenbeu Älage bon bem 93ef(agteu al« ihrem
3Ritgliebe bie Satzung einer ferneren, nach >brer
Meinung alten fich berheiratenben mäunlitijen
©emeinbemitgliebern obliegenbe Stbgabe.
Sa« 8. ©. Sübed hat am 3. ^uli l'.HWi bie
Stlage wegen ilnjuläiftgfeit bea 9ted)tsu»egcö ab^
getoiefen. Sa« 0. 2. ©. I h»b am 1 1 . Februar
1907 bie« Urteil auf, erllärte ben 9techtömcg
für juläffig unb bertoic« bie ©achc au ba«
S. ©. jurücf.
© r ü n b e :
3für bie gragc, ob für biefe Mlage ber
5Hecht«ttjeg juläffig fei, ift in erfter Sinic ber
§ 13 ©er.»93erf.=©ef. enentuell ber9lrt.4Ginf.=©ef.
ijum ©er.^93crf.v©cf. mafjgcbenb.
Digitized by Google
104
N».
Slcdt) § 13 cit. gehören bot bie otbentlicrjen
©eridjte alle bürgerlichen 9taht«ftreitigteiten, für
toelcfje nicE>t enttoeber bie Suftänbigfeft bon
93ertoaltung«bct)örben obet »ertualtungSgerichten
begrün bet ift ober rcich«gefc|>lich befonbere ©erirfjte
befteüt ober jugclaffen finb.
Ser 93egriff ber bürgerlichen SlechtSftreitig*
feiten ift — rote ba« 93erufung«gericht in lieber*
einftimmung mit ben SJtotiben ßjahn'fdje Sluögabe
©. 47) annimmt — junächft nach ben 93eftimmungen
be* {Rei<$*redjt*, fobann nach ben 93eftimmungen
be« betreffenben Sanbe«rect)t*, b^ier alfo nach
benen bei Sübedifcrjen Siecht«, ju umgrenzen.
$a« SteirhSredjt enthält feine 93efrimmungen,
tuelct)e für bie Äntoenbung bei JBegtiff* im bor*
Iiegenben gafle in 93etracht fämen. Sa«
Süt>ecfifct)c Stecht enthält foldje 93eftimmungen
ebenfotoenig. 3n*befonbere enthalt bie flu**
fßhrung8berorbnungjum©ericht«berfaffung«ßrfei>
bom 3. ^ebr. 1870 nicht«, toa« ju berüdficr)tigen
märe, »ei ber ©ntfcf>eibung ber grrage mufj
unter folgen Umftänben bon ben allgemein gelten*
ben Stedjt«anfchauungen ausgegangen toerben.
©« brauet nidjt entfdjteben toerben, mag
aber angenommen toerben, bafj bie flagenbe
©emeinbe nach ihrer Drbnung eine Sieligion«*
gcfettfrfjaft ift, beren Sertjältniffe unb bereu
Beziehungen $u itjren SJlitgliebern burd) ©äfee
be« öffentlichen Siecht« geregelt finb, fo bafj
bie angeblich beftefjenben ©äfce, au« benen ftc
i^ren Slnfbrurf) auf 8ahlun8 oer Abgabe ableitet,
gleichfalls bem öffentlichen Siechte angehören.
$n Uebereinfrimmung mit ber Slechtfbredjung
be« 9t. ©. (©ntfeh. 93b. 11 6. «3 fg., ©.71,
93b. Ii) ©. 70, 58b. 22 ©. 288, 58b. 25 ©. 330,
93b. 57 ©. 352, 353) geht ba« Berufungsgericht
babou au«, baß biefer llmftaub für bie ©nt*
fcheibung ber grage, ob eine bürgerliche Stecht«*
ftreitigfeit borliege, nicht mafjgebenb ift, bafj eine
bürgerliche Stecht«ftreitigfcit bielmehr auch oann
angenommen toerben fann, toenn ber Aufbruch,
um beffen 93eftel)en e« \id) t)attbelt, au«fchlie&lid)
auf ©äfre be« öffentlichen Stecht« gegrünbet toirb.
3m borliegenbeu galle hanbelt e« ficü um eine
©treitigfeit über hie grage, ob ber 93etlagte ber
Klägerin eine beftimmle Summe *u jahlcn
bervflichtet ift. Solche 9lecht«ftreitigfeit ift
grunbfäjjlid) unb auch im borliegenbcn %aüc als
eine bermögcn«rechtlirhe unb bürgerliche an jufehen.
I Sa« ftimmt auch mx* &<r Stedjtfbrechung be«
91. ®. infofern überein, al« barin anertannt toirb,
bafj ©treitigleiten über bie Slüdforberung an=
geblich ju Unrecht eingeforberter ober eingebogener
ftaatlicher ober fonftiger Abgaben grunbfätjlich
al« bürgerliche 9techt«ftreitigfeiten anjufeljen finb
(©ntfdj. 93b. 1 1 ©. 65 fg., ©. 75) unb al« anbrer-
feit« in anbeten ©ntfeheibungen (93b. 25 ©. 306,
93b. 32 ©. 347) anertannt ift, bafj e« für bie
{frage nach °er $uftänbiglett ber orbentlichen
©erichte gleichgüIHg ift, ob e« [ich um bie
gorberung einer Scifrung ober um bie Stiicf*
forberung einer gesehenen ßeiftung hanbelt.
Sag im ©ebiete bei SObecItfrtjert Slet&t« An»
fchauungen mafjgebenb toären, bie mit biefen
©äfeen in SBiberfbrud) ftönben unb ju einer
anberen Auffaffung führen fönnten, ift nicht *u
erfennen.
$n«befonbere ergiebt fleh foldje« nicht barau«,
bog bie Abgabe feit Sängern — urfbrünglicf) auf
©tunb eine« ©enat«befret« bom 7. Sejbr. 1833,
fobann auf ©runb be« § 147 Sir. 2 ber ©. 5ß. D.
bom 28. Abril 1862, enblich auf ©runb be«
©efefre« bom 8. Slobember 1886 unb jefet auf
©runb beSjenigen bom 20. SRära 1899 ohne
©inriagung haben eingebogen toerben fönnen.
Sarau«, bafj ber Ilagenben ©emeinbe biefe
SRögltcrileit gegeben ift, folgt nicht, bafj man
angenommen hätte, fie I ö n n e nicht auch in»
getoöhnlirfjen »erfahren bor ben ©«richten bor*
gehen. Sic bon ber Ilagenben ©emeinbe bei*
gebrachten SJlolibe be« ©euat«antrage«, ber 51t
bem ©efefre bom 8. Slobember 1886 geführt hat,
fbreerjen fich bohlt« au«, bafj bie ©emeinbe, toenn
man ihr ba« Stecht ber Beitreibung im »er*
toaltung«toegc nicht gebe, auf bie »efdjteitung
be« gewöhnlichen ©eridjtStoege* angetoiefeu fei.
©ine ber StuSnahmebeftimmungen be« § 1 3 cit.
liegt nicht bor. 3n &»*agc tommen tonnte nur,
ob ba« Sfibecfifcf)e Stecht für bie Slecht«ftreitigleit
bie guftanbigfett einer 93ertoaltung«behörbe be*
grünbet hätte. Sa« ift niajt ber $afl. Siaaj
bem angebogenen ©efei^e bom 20. 9Rftrj 1X99
toerben bie ©teuem, Abgaben, 93eiträge( ©ebühren
unb Soften, toelche an ftaatlich anerfannte
j Stcligion«gcfeafchaften ju erlegen finb, burch
! 3toang«boflftre<fung im »ertoaltungeioege bei*
I getrieben (§ 1 Sir. 4). Sie Slnorbuuiig be«
I 3toang«berfnhrens erfolgt burch bie SJluffidtts--
Digitized by Google
beljötbe (§ 3). $n Uebereinftimmung mit ber
Sfluffaffung be« beigebracbten SBefdfjeibc« be«
©tobt* unb Sanbamt« bom 14. «uguft 1903 unb
audt) bcr be« SBcfdfjeibe« tom 29. SJejember 1906
ift ba« ©efcb. baf>in ju berfteljen, bafj bic
9teligion«gefeßfdt)aften baburdt) ein Sßrtbileg einer
erleichterten (Beitreibung iörcr gefatnten gor*
berungen erhalten Ijaben — nidjt aber babin,
bog bie 9luffid^t«6er>ör&e für eine 9te<bt«ftreitigrcit
barüber, ob ber9teligion«gefeüfd(j|aft etnebeftimmte
gorberung juftefa>, unter Jlu«fdfjlu§ ber orbent*
liefen (Berichte juftänbig fein foQe.
3)a« SBerufung«geri<bt eraebtet ben fKecbt«*
weg bjernadt) für ftuläffig.
Slodt) § 538 9hr. 2 ©. *ß. 0. mufj bie ©acbe,
beren weitere SBerbanblung erforberlidb, ift, bann
an ba« 8. ©. aurürfberwiefen werben,
Wenn buret) bai angefochtene Urteil nur über
eine broje&btnbernbe ©inrebe entfdjieben ift. Db
bie SBefttmmung in einem %atte Wie bent bor=
Iiegenben jutrifft, ift ftreitig (ogt. bie 9iadf)Weife
in ben Äommentaren, j. JB. bei ©aubb (Stein).
Söoit ber einen ©eite Wirb angenommen, bie
SBefrimmung greife nur bann Sßlafc, Wenn ber
SBetlagte bie brojefjbjnbernbe ©inrebe erhoben
Ijabc, wa« bjer nfd>t ber goH ift. SBon ber
anberen ©eite Wirb angenommen, fie greife audt)
bann SBlafe, Wenn bie Gntfcbcibung ber erften
3nftanj auf einer ©rWägung beruhe, bie ben
3fnt)alt einer bro&e&binbernben ©inrebe bilben
rönne, bie aber audfj Don 8lmt«Wegcn anjufteüen
fei. gür bie erftere SSnftdjt baben Heb u. a.
berfdbjebene ©enate be« 91. @. unb ber britte
«Senat biefe« ©erf djt« au«gefbro<ben (©ntfä. SBb. 27
©. 347, 3urift. SBodbenfdgr. 1892 ©. 14 9lr. 11,
®rudb>t'fcf)e Beiträge ?8b. 30 ©. 161, ®er.;£tg.
SBeibl. 1904 9Zr. 44). S)ie jWeite Slnfirbt liegt
u. a. bem Urteil be« erften ©enat« be« SR. ©.
©ntfcb- SBb. 19 ©. 67 (bgl. ©. 77) ju ©runbe
unb ift bon bem gegenwärtig erfennenben ©enat
in bem Urteil ©eibl. 1898 9ir. 39 bertreten
Worben. $>o« gegenwärtig erfennenbc ©cridfjt
fcblie&t firfj biefem lefcteren ©rfenntni« on.
105
No. •»-*<>.
79. 8>ftra»frf4>t \\%% Wnntarea)t. — Bkma •«»
Gtefraa, bit in •Mtergtratlnföj e|t teli, b«# Vraearea)t
bewilligt ift, if» onjunr^mtn, Dnfj au$ b*r SHon» nidjt
im Staate iß, bic 9r»gcf|to|tea »■ traoea. — IM folojrr
9ad)(igt ip Iria Hnlog gegebca, mittel' eiapmtiligcr Scr-
fügniig bem SKanu jur L'riflKPg tint* Slofttrt»orfd|ufU#
ga »etfeflid)tea, fr(b|i wraa btrfelit feiaerfeit« tri« <•«■
wöbruna btö '-'UitinirfttitO vitht btantraat bat.
501. 9R. ©d6,ult-9tidt)ter,
geb. ©rofebenbtner in Hamburg
gegen
3. 8. ©d§uIt*tRid§ter in Hamburg.
2u* einem IBefcblufe be* €. 8. ®. V bom
16. 3onuar 1907.
© r ü n b e :
SluäWeiftlicb, ber (S^efd§eibung«ofte ber
Parteien r)atte jur Seit ber ®ticfct)lie&ung ber
beHogte (Seemann feineu SEBo^nfib in Hornburg
unb er b«t i^n au<b je^t noer) b<er. <£ä ift
bob^er an^unebmen, bog bie Parteien in ber
©ütergemeinfebaft beö Hamburger fteäjti, jefet
in ber allgemeinen ©ütergemeinfdjaft be«©. ©. 9.,
befebränft bureb ba« ^amburgifd^e ©üterftanb«;
gefe^y bom 14. %uli 1899, (eben. ®« iftaQgemein
anerfannt, bog in biefem ©üterftanb ber ©be-
mann berbf!id)tet ift, feiner ©fyrfrau für bie
Äoften eine« $ro&effe«, felbft wenn er gegen i^n
felbft geführt Wirb, au« bem ©efamtgut SOorfrfjuft
Su Ieiften bat (bgl. § 1460 «bf. 2 SB. ©. SB.)
©treitig ift Dagegen, ob unb inwieweit bic
Äoftenborfdjufjbflirfjt burd) einftweilige SBer«
fügung geregelt Werben fann, Wenn, Wie fjfcr,
ber (Sbefrau bereit« ba« S9rmenred}t
bewilligt unb augerbem ber ©fjemann mitteüo«
ift. $IÜerbing« tyat ber ©bemann felbft noeb
nidtjt ba« Sflrmenred)t für ftrf) beantragt, oudb; in
erfter S"fta"8 bc" $roje& ni<bt int »rntenreebt
geführt, aber, bafe aueb bei i^in bie SBorau«-
fe^ungen für bic ^Bewilligung be« flrmenrecbt«
borliegen, ergiebt tief) fc^on au« ber Xatfad)e, bog
ber ©b^efrau ba« Sflrmenrecbt bewilligt ift. 3)enn
nacb ber {Recbtfbred&ung be« 91. ©. (bgl. jule^t
9t. ©. ©euff. Hrdbjb 1907 ©. 44) bat bie ftratt,
fo lange unb infoWeit für fie bie 9Rdglidt)teii
beftcfyt, Äoftenborfo^üffe bou ibrem ©bemanne
ju erlangen, feinen Slnfbrucb auf SBeWiOigung
be« Slrmenredbt«, fo bog au« biefer SBeWiKigung
ber ©rf)luß auf bic 3Rittellofigfeit be« ©bemann«
Digitized by Google
106
No. 76.
berechtigt erfd)eint. Hujjerbem ergiebt ftd) au*
ber ber ftlügerin erteilten toolijeilicben Se*
Reinigung, ba& ber (Seemann täglich nur 3 M
berbient; enblicr) Ce^auptet Klägerin in ihrem
Antrag auf ©rlajjj ber einfttoeiligen Verfügung
— im ©egenfafy ju beut Xatbeftanbe, toeldjer
ber ©ntfdjeibung beS n. ©. ©euff. «rd). 1907
Sb. 62 <5. 44 ju ©runbe liegt — felbft nic^t,
baß ber bellagte ©bemann im ©tanbe fei, ihr
ben erbetenen Jtoftenborfdjufj $u jaulen.
©el)t man aber babonaus, bajjfotoobl bie grau,
toie ber SRann mitteile* ift, bann ift ba* ©eridjt
ber 8tnRd)t, bajj jum ©rlajj einer einfttoeiligen
Serfügung ein gefefetidjer ©runb nid)t gegeben
tft. 3)a bie 5foftent>orfdt>ugffltcr)t be* ©bemanne*
anerfannterma&cn ntdt)t Slu3flu& ber Unterhalt«»
Pflicht ift, fo ift bie grage ber 3»läffigleit einer
einzeiligen Serfügung nicr)t nad) § 627 ©. S. £>.,
fonbern allein nad) § 940 ©. S. O. *u be=
antworten. 9?ad) § 5)40 finb einfttoeilige Ser*
fügungen jum ßtoedc ber Siegelung eine* einft:
»eiligen 3uftanbe* in SBejug auf ein ftreitige*
9tedjt*berl>ältnia juläfpg, fofern biefe Siegelung,
in*befonberc bei bauernben Stecbtäberbältniffcn
jur SIbtoenbung mefentlidjer 9?ad)teile ober jur
Serl)inberung brobenber ©ctoalt ober au» anberen
©rünben nötig erfd)eint. 5>ajj bie Siegelung be*
Äoftent>ovfd)uffefl burd) einfttoeilige Serfügung
infofern fluläffig ift, als fte ben 3*»ed bat, einen
einzeiligen 3«ftanb in Sejng auf ba« ftreitifle
SlliinentationSberbältni* bon (Seeleuten ju regeln,
luirb allgemein zugegeben. 3m llebrigen fommt
bon ben Soraudfefeungrn be« § 940 nur in Setradjt,
ob bie Siegelung burd) cinfttocilige Serfügung
nötig ift, jur Slbtoenbung toefentlidjer Stadtteile
ober au« anberen ©rünben. Slnbere ©rünbc
ol« Slbwenbung Wefentlidjer 9cad)tei(e ftnb bjer
nidjt erftd>tlid).
Sil* wefentlidn? Siadjteilc, »uelcrjc bev grau
am ber Stichzählung bei Äoftentoorfdmffe*
erwadjfen, toerbeu in ber Siegel angegeben,
einmal bie Unmöglid)feit, firir) einen MuWalt
frei flu Wählen unb ber 3toang, ftd) eine« ir)r
bieUeidjt nnfWnbntbifrfHMi, ober ouef) untüchtigen
ÜHntoalte« bebienen \a muffen, ferner ber Ilm«
ftanb, baß fie ftd) burd) bie freie S8al)l eine*
Anwalt* in Sdjulben ftfir^cu muft, bereu Se*
,\af)lung, öorbctjftltlirf) ber (unteren ehelichen
iMuöeinanbcrfejjiing, junädjft bem ©bemann ob=
1 Hegt. $>iefe ©rünbe mögen geWijj in manchen
gälten ben ©rlafj einer einfttoeiligen Verfügung
rechtfertigen, #ier finb fte aber nidjt burd)=
fd)lagenb. ©* ift ntd)t* bafür borgebrad)t, bafj
bie Slntragfteüerin pdj burd) ben 8u«fd)luf} ber
freien 3Bal)l eine« SCnwalte* unb burd) bie 3Us
Weifung eine* fold)en irgenbtoie in ihrem Sntereffe
beeinträchtigt gefühlt bat, auch fehlt e* objeltib
an einem SlnfjaltBbunft bafür, bag ber ihr bom
©ertcht jugeorbnete Anwalt ihre 9ted)te nicht
nach befren Äräften unb in jtoeefmagiger 2Beife
toahrnehmen toerbe. (Sbenfotoenig liegt etroa*
bafür bor, bog ihre Äoftenfchulb gegenüber ihrem
äntoalt in irgenb einer {Richtung bie ^roje&=
führung unb ba* ^«tereffe ber Älagerin beein*
fluffen fönnte. Unb felbft toenn biefe ^"tereffen
ber Klägerin in getoiffem Umfange anjuertennen
finb, fo ftehen ihnen bod) gleichwertig bie^ntereffen
bei ^Bellagten gegenüber, ber feinen Sebent
unterhalt fidt> felbft berbienen mu| unb ber burd)
eine einfttoeilige Serfügung mit ihren folgen,
3toang*boQftredung, Offenbarungöeib u. f. to.
fd}toer getroffen toerben würbe.
93ietet aber, wie hier anzunehmen ift, bie
einfttoeilige Serfügung feine Stu«fid)t auf Grfolg,
felbft im 9Bege ber 3toang*boüftredung nidjt,
bann hält baS ©erid)t fie — in Uebereinftimmung
mit ben ©rünben be& II. ©ibilfenat« be« $anf.
O. Ü. ©. ©euff. Slrdjib 1907 ©.41 — über»
bautot nicht für nötig.
6« ift bem 9t. ©. (Seuff. «rdj. 1907 6. 44)
jtoar ji^ugeben, baß häufig erft bie 3toangS=
tooüftredung »uffchlufe über bie 3ahlung*fähig(eit
eine* ©djulbner« giebt unb ba.% fid) 3ahlung«s
unfähigteit feineätoeg« mit ben Soraudfe^ungen
be« Slrmenrecht* bedt. 81 ber nach °cm, toa*
hier borliegt, erfd)etnt hier glaubhaft — unb
mehr ift bei bem Verfahren betr. einfttoeilige
Verfügung nicht erforberlid» — nicht nur, bafe
ber ©bemann arm im Sinne be* § 1 14 ©. %. D.
ift, fonbern auch, ba& bon ihm ber SQorfdjufj
felbft im üBege ber 3toang*boUftredung nicht ju
erreichen fein toirb.
Sei biefer Sachlage glaubt bad ©ericht,
bafj feine genügenben ©rünbe ju einer fo ein*
fdjneibcnben »ufiniahmemalregel, tote fie bie einft*
toeilige Serfügung immer ift, borliegen.
Digitized by Google
71. J>ie ffrNiriiRf ein« Btaaitea, Rater $«r}id|t
aaf Qkbatt anb $(iifian cntluffea »trbtn ja »(Uta,
Mcnkigt baft $i<aft»crl>8(tai« nta) aid)t. -■ $tt (fat«
Itffanfl ataf ata bei Beerbt aagtaaanata hperbca. —
»il ja birfrr Manabait (nna bal «atUffunglgcfu^ laib».
rafca »rrbfa.
»aumeifter ©bunrb äWager, bertreten burdj
feinett fBormunb
flcflcn
ben #amburgifdjen ©tont,
bertreten burdj bie ginnna«Deputation.
£ a t b c ft a n b :
Der Äläger, SBeomter ber Söoffertuttft:
Deputation, ift infolge be* lobe* feiner grau
1904 fdjWer nerbenleibenb geworben unb hat
einen Pfleger betontmen. @nbe be* $aljre*, al*
er feine SBeruf*arbeit Wieber aufgenommen Ijatte,
mürbe gegen ihn megen früherer Unregelmäßig:
leiten ein Difyiplinarberfaliren eröffnet. Um
beffen (SinfteHung herbetjufüf|ren, hat er am
7. gebr. 1905 mittel* an bie Deputation geridjteten
Schreiben* auf Xitel, ©ehalt unb $enfion ber*
äidjtenb um fofortige Hmt«entlaffung gebeten.
Huf SBeranlaffung feine« Pfleger« miberrief er
biefe* ©djreiben Sag* barauf. ffirft ®nbe Hpril
erHärte bie Deputation „annähme" be* @nt=
(affung*gefudj*.
Die auf ©efjalt*jaljluitg geridjtete Älage ift
bom 8. ©. ©. Ä. IX am 19. Dezember 1906 ab»
geWiefen Worben. Sluf bie ^Berufung be« 93or=
munbe* bat bagegen ba* O. S. ©. III am
2. gebruar 1907 ben ©taat berurteilt.
©rfinbe:
SBenn Äläger am 7. gebruar 1905 bei ffiin*
retdjung feine* <fntlaffung*gefudje* fidj in einem
bte freie 28illen*befrhumung au*fd)Iicfjenben
ftanbe franfbafter Störung ber @eiftc«tätigfeit
befanb, fo mar er gefdjäft*unfäbig unb fein
©ntlaffungSgefudj War unWirffam. Da* ift auf
bem ©ebiete be* öffentlichen SRedjt*, Welche* hier
in grage tommt, nidjt anber* al* auf bem be*
$ribatredjt*. Die Annahme be* ©efudj* burdj
ben ©taat Würbe ben ftläger baber feine* Hn=
fprudj* auf ©ehalt nid)t haben berauben fönnen,
fonbern e* hätte baju ber einfeitigen (Sntlaffung
burd) ben ©enat nadj feftgefteHter Dienfiunfähig*
feit beburft. (5* fattn nun aber babingeftellt
107
Nömn
j bleiben, ob bem 8. ©. barin beizutreten ift, baß
bie ©efdjäfttunfäbigieit be* Kläger* megen
©eifte*rranfbett zur &eit feine* (Snttaffung*;
gefudje* nidjt nadjgewiefen ift. Denn aud) Wenn
man biefer »uffaffung folgt, läßt fidj bie Hb*
meifung ber Älage nidjt rechtfertigen, »eil ÄHger
fein (Sntlaffung*gefudj fofort nadj ber ©inreidjung
miberrufen unb bamit bie Sttflglichfeir, ihn
auf ©runb biefe* ©cfud)e* $u entlaffen, befeitigt
bat. SBar ba* ©ntlaffung*gefudb im ßuftanbe
ber ©efdjäft*fäbigfeit eingereiht, fo toar e* auch,
ber SBiberruf, ber bereit* am Sage nad} bem
Datum be* <£ntlaffung*gefudje* bei ber Sebörbe
einging. Daß ber geiftige guftanb be* Stlöger*
fidj bon einem auf ben anberen Xag fo ber=
fdjledjtert hätte, baß er am 7. gebrunr gefcbäft*=
fähig, am 8. gebruar aber gefdjäft*un fähig
getoefen fei, mu(j al* au*gefd)loffen gelten. 9?un
ift aber nidjt eingeben, meSb^alb ein Beamter
ba* bon ihm eittgereidjtc ©ntlaffung*gefud) fo
lange nidjt foQte toiberrufen fönnen, al* nod)
res integTa ift. ^anbelte e* ftdj um ein bribat«
red)tlid)e* Dienftberbältni*, fo toürbe ba* ganj
unzweifelhaft fein. (Sin ©efud) um fcntlaffung,
toeldje* zurüdgejogen mirb, bebor e* angenommen
ift, fann nidjt mehr angenommen Werben. Da*=
felbe muß aber aud) ^ier gelten, Wo e* fidj um
bie im öffentlid)en 5Re<fit Wurzelnbe Stellung
eine* '.Beamten hanbelt. Denn ba* Dfenftüer-
hältni* be* ^Beamten jum ©taat hört auch Wenn
er berechtigt ift, jeberjeit feine @ntlaffuttg ju
nehmen, fofem er auf Xitel, ©ebalt unb ißenfion
berjidjten Will, nidjt bereit* mit ber ©inreidjung
be* ©efud)*, fonberit frühsten* ntit ber SIn>
nähme ber (Sntlaffung auf, cfr. 8 a b a n b,
Deutfdje* ©taat*redjt «uft. 4 JBb. I pag. 493
8lbf. 2, 3Äeber:»lnfdjüt, Sehrbudj be*
Deutfdjen ©taat*redjt* Hup. G pag. 53(5 Hbf. 2,
© e r b e r , ©runbjüge eine* ©tyftem* be*
Deutfdjen ©taat*redjt* § 38 Snm. 1, ©arei*
im ^anbbud) be* öffentlidhen IRedjt* »b. I
Slbt. 1 pag. 168 Slbf. 1, ©djuljc, Äebrbudj
be* Deutfdjen Staatsrecht« § 135 pag. 340. Die
entgegengefe^te Hnfidjt Würbe aud) £u beut un=
haltbaren Slefultat führen, baß ber Beamte fidj
nadj Ginreidjung feine* @ntlaffung*gefudje* um
fein Stmt unb feinen Dienft überhaupt nidjt
meljr ju fummern braudjte. S5ebarf e* aber jitv
©eenbignttg ber Seamtenftelluug einer «nnabme
Digitized by Google
108
Na »1-7».
be* ©efudjeS, fo folgt barauS mit Dtormenbigfeit,
ba& baS ©efud) aud) bis jur Snnabnte mufj
jurürfgejogen merben fönncn. $>a3 ift im bor*
(iegenben $afle gefdjeben unb jmar ju einet
Seit, a(S baS ©efud) faum an bie borgefefrte
Söebörbe gelangt mar unb ein 93efd)Iufj megen
bet ©ntlaffung beS ÄlägerS nodj ntd^t gefafjt
fein ronnte. $ie erft am 28. «bril 190ö erfolgte
Vltinanme De« bereite am f>. fjeor. lutoeriufeneii
®ntlaffung*gefurf)$ bet ftlägerS fonnte bafjer nid)t
bemirfen, bafj Kläger nunmehr fo ju bebanbeln
mar, al« ob er auf feinen Hntrag entlaffen fei.
fflenn baS ©ntlaffungSfdjretben barauf berroeift,
baf} baS $i£ftiblinargerid)t bie SRüänufjme beS
©ntlaffungägefudjs für unmirtfam erflärt tjabe,
fo ift baS obue Sebcutung, ba ber Sefdjlufj beä
3>i*ätylinargerid)tS für bie borgefefrte »ebörbe
btü ÄlägerS ebenfomenig majjgebenb mar, mie
er eS für biefeS ©eridjt ift. ©elbftberftänblid)
fonnte ber ©enat ben ftläger, menn bor$er feine
t)ienftunfäbigfeit fcftgefteüt mürbe, entlaffen unb
bamit aud) feinen Slnfbrud) auf ©eljalt befettigen.
Kläger ift aber nidjt megen SMenftunfäfjigfeit,
fonbern auf ©runb feines &urüdgenommenen
&t) ud)S entlaffen. Staburd) rann ib,m fein »nfbrudj
auf ©efwlt nietet entzogen merben. tiefer Slnfbrud)
bört erft auf, menn Jtläger in gefefc(id)er SBeife
nad) feftgefteüter S>ienftunfä6.igfeit entlaffen ift.
72. (9<Hfigt eine Sinfyrnfttfdjrifr btn Narwalen
ffrftrbcnriffrn, »tan baria ciafad) jitr 8er|a«bhtue
„gclaben" Wirb, bie »arte „«btr bir $aa»tfea)t" aber
tvitber auegtßriityrn finb?
Gailenberg & ^ermann in Hamburg
gegen
3. $arm8 in Hamburg.
Satbeftanb:
S)a* 8. ©. ©. Sf. III bat am 24. Januar
1907 ben ©inforud) bei »eflagten gegen ein
s8erfäumniSurteil ali un&uläffig bertoorfen, roeil
in ber ©infbrudjSfdjrift urfbrünglid) geftanben
babe, bafj Klägerin jur mfinblidjen $ert)anb(ung
über bie^auptfadje bor bai 8. ©. grlaben
merbe, bie brei Sorte: „über bie $auptfad)e"
aber foäter geftridjen feien.
3>aS D. 8. ©. III b»t am 28. gebr. 1907
auf fflerufung bei »eflagten bieS Urteil auf;
geboben unb bie ©adje jurßdbermiefen.
GS r u n b c :
2>ie ©ntfdpibung be« 8. ©. läßt fid) nidjt
aufrerfjt erhalten. 3n § 340 ©. «ß. D. ift jronr
unter 3«ff- 3 öorgefd)rieben, baf» bie ©inf^rud)*--
frfjrift bie 8abung bei ©egner« ^ur münblicben
Serbanblung über bie ^auptfadje entbalten muffe.
SBenn aber in bem Sdjriftfafre über ben ©infprud)
jur münblicljen SSerbanblung — o^ne meiteren
3ufa$ — geloben mirb, fo fann bai nur fo
berftanben merben, ba| bie Parteien in bem
anjufe&enben Termine über bie fcnuptfadjc
berbanbeln foüen. 3>em Sa ben ben, ber ba*
$crfäumnt&urteil befettigen roiü, fann nid}t bie
Slbfidjt unterftedt merben, ba§ er ju einem
anberen 3»cde, ali ju bem ber Jßerbanblutig
über bie ^auftfadje geloben fjabe. S)a8 ift aud)
in ber Sbeorie unb $raji* anertanut. 3)a#
8. ©. bat fiaj jur Unterftü|>ung feiner 9tedjt«=
meinung mit llnred^t auf ©aub^ = ©tein ju
§ 340 II unb auf bie ©ntfa^eibung in ber $anf.
©er. = 3tg. 1902 Söeibl. 9er. lfi ©. 20 berufen.
©aiu>to-©tein bevlangt bieSlntünbigung eines 6nd)-
antrage« nur in bem gaHe, menu jur münblidjeu
SSerb^anblung Ober ben 6 i n f to r u d) , nid>t
aber aud) in bem anberen galle, menn über-
haupt $ur inünblidjen Ser^anblung (ob,ne
Beifügung einer ?8efd)rän!ung) geloben ift. $cr
(Snrfdjeibung in ber $anf. ©er. -• 3tg. liegt ber
3-alI ju ©runbc, ba% nur jur 9}erb;anb(ung
über ben ©infprud; gelaben mar. Ob nid)t
aud) in einem foId)eu gatle ber ©djriftfafc bem
©rforberniffe bei § 340 ©. 5ß. O. entfprid)t, meit
bod) nur angenommen merben fann, baft ber
8abenbe aufeer über ben ©infbrud) jugleid) aud)
über bie $aubtfad)e berbanbelt baben luiU, mag
babingefteüt merben, meil tyex bet 8abung jur
münblid)en Serfjanblung eine ©infd)ränfung nid)t
binjugefügt mar. 5)er ^>urd)ftreid)ung ber brei
SBorte über bie .^aubtfad)e ift feine anbere Se-
beutung beijumeffen, als baS jur mfinblidbeu
iBerbanblung übertäubt (obne 3wedbeftimmung)
geloben merben fönte. Qm Uebrigen ift ber
Sin gäbe bei Vertreters beS 93eflagten, bafj er ben
felbftberftänblid)en 3wcd ber 8abung megjttlaffeit
Pflege unb beSimlb bie brei Sorte burd)ftridjen
babe, boüer ©(aubrn ju fd)enfen. 3>aS angefod)tene
Urteil mufete baber aufgeboben merben.
Oll« HiihniOiilil. ««"»«rj,
Niiiiuifiiimiiiii, ♦dmfciitj
I)r. O. 6 r a n b 1 1 ,
Digitized by GoogK
Mo. 19.
109
gftnfratityK <8rrid)t^ritiiiifl.
SBetßfaff.
€iüUred^tlid|e falle.
XXVIII Jahrgang. (40. Sa&rgang bet ^anbertgeri^tt-Seiiung.)
frei! für bei 3«t)rß«nfl : $ra»r. VtibUtt mit fflegifUr 90 X — $a*»tb(«H altin mit Me gifttr 15 X
Beiblatt allein mit (Htgifltr 15 JC
$ambnrfl, ben 9. 3Hnt.
1W7.
3nb*(t: JJrife $omann in tüfiou gegen (Sari fefntffd in
$antburg- — Sdjmibt & fingen in Crttirig i. 6. gegen
SB grübet in Hamburg. — $rrniann Xoraer in Xutt'
(ingen gegen SH. Öfermann in »onu a. Mb,., früher Oitljober
bc* .potel« »ernionia in Hornburg.
78. ©lebt cd eine ©enifnng grgeu bie ftsflentntfdjcibung
•er erften (tjiftt»*, wenn ker fHaganfsrudi teil« bnra)
«rffinuM nnb teil« bin* «nertenntniftirrttf erlebigt wirb?
— trenn bie rinl>eitlid)e 8ofrcacntfa)eibung ber naterta
3nftanj alofcann mit ber Öefa)n»rrbe nnb ber Berufung
«■gegriffen nnb vom 8erafnng0gerid)t «erlegt »erben, fo
b«f fflr einen Xeil bie f3efd)Bjerbc, für ben Heft bie
«ernfung für jataffig tratet »irb? sgl. «tibi. 1891, 118.
ftrifc £omann in $iffnu
gegen
(£arl ^eudell in Hamburg.
Klägerin oerlangt mit ber Älage : SBiQigung
in bie Söfdjung be* beflagtifdjen 9Barenjeid)enö
unb in bie Eintragung eine« Don ber Klägerin
angemelbeten. 3n ber münblidjen Serfjanblung
erflärten bie Parteien ben erfteren »nftorud)
baburd) für erlebigt, ba& Seflagter (einem Urteil
in einem anbern 93roje& folgenb) fein 3eid)en
gelflfdjt ^abe. ®en jmeiten ftlaganfprud) ertannte
«eftogter an unb e« erging barüber SHnerfenntni**
urteil, bie ffoften mürben aber ber Klägerin
auferlegt. Sluf iljre Berufung Ijob ba*D.Ü.<8. III
am 5. gebr. 1907 biefe ®ntfd)eibung be£ 8. @.
teiitoeife auf unb legte bem SBeflagten bie $ä(fte
ber Äoften auf, öermarf aber im Uebrigen bie
Berufung al« unjuläffig.
CciHati.
& x ü n b e :
9*adj § 99 »bf. 2 (£. $. O. fann bie &nU
fdjeibung über ben Äoftenpunft felbftänbig unb
jwar mit bem 9tcd)t«mittel ber Berufung an:
gefönten roerben, wenn bie #auötfadje burd)
eine auf ©nmb eine* Slnerfenntniffe« nu«=
geftorodjene Verurteilung erlebigt ift. %m toor-
liegenben gallc ift bie £autotfad)e, b. I). ba«
fadjlfdje Älagbegetyren, roeldje* au« jroei t>cr*
fdjicbenen Anträgen beftanb, nidjt ganj, fonbern
nucj|umSet( burd) Slnerfenntni«urteil erlebigt,
nämlicf) nur r)iitftd)tlidr) bc« Klagantrage« 2.
ÜSejüglidj bc* Älagantrage* 1 ift eine ©ntfdjeibung
fibertjauöt nidjt ergangen, weil SBeflagter bie
barin geforberte Söfdmng feine* SBarenjeidjen«
nnd) Stlagerljebung unb toor ber erften mi'tnb=
lidjen «erbanblung bewirfte. $ür bie Äoftens
entfdjeibung fommt aber ba& 58erbalten beö
©eflagten ^infirfjtlicf) b e t b e r Sin träge in
SJetradjt, motoon aud} ba* S. ©. mit SRcd)t au«*
gegangen ift.
28ie e« fid) bei foldjer unb äb^nlid)er 5ßrojefj=
läge mit ber Slnmenbbarleit ber Sbfä^e 2 unb 3
be« § 99 ©. 5^. D. »erf)8lt, barüber gc^en bie
SUiemungen au«einanber. SSerroiefen tuerben mag
auf folgenbe®ntfdjeibungen: Jgtanf. ®er.s3*9- 1901
Seibl. 5tr. 118 ©. 181, 1904 3?r. 88 S. 153,
1905 <«r. 92 @. 158, 9tecf)tför. III ©. 43 V
©. 158, 9t. ©. ©imlfadjen 55 ©. 394, 59 <5. 332
5>eutfdje 3uriften=3eitung 1906 @. 492.
Digitized by Google
110
StaS 9t. ©. hat berfdjieben erfannt. ®er
7. ©iotlfenat hält noch tu einem Urteile toom
30. Januar 1006 — 3urift. 2Bocr)enfchr. 1906
©. 169 — baran feft, baf» bie '.Berufung übet*
Ijaupt unjuläffig fei, wenn lebiglid) ein Seil ber
$auptfad)e burd) Slnerfenntniöurteil, ber Dieft
aber burd) fonrrobiftortfdbe« Urteil erlebigt unb
bie Äoftenentfcheibung einheitlich getroffen fei.
Ob biefer bom 1. CTibilfenat beä 91. ©. 511 einem
wefentlidjen Seile nicht gebilligten $lnfid)t —
$urift. SBodjenfdjr. 1906 <S. 170 9cr. 15 a. ©.
unb 1905 ©. 534 9tr. 19 ~ in bem ftatle, ber
jur (Sntfdjeibung bei 7. dtoilfenats bed 91. ©.
ftanb, beizutreten Wäre, mag bafungeftellt bleiben.
S>er biier ju cntfdjelbenbe 3fall liegt infofern
anberä, als ber nid)t a 11er tonnte Seil be$ Älag= 1
anfprudj« nid)t burd) f ontrabtftorif d)c«
Urteil erlebigt ift, fonbern burd) ©r*
füllung abfeiten be8 «eflagten, fo ba& ei
einer ©ntfcfjeibung nidjt mehr beburfte.
$ier jebe« 9ted)t3mittel für au$gefd)loffen ju
crad)ten, märe um fo weniger am $(atye, als bie
Äoftenentfdjeibung, foWeit für fie ba* Verhalten
bei SJellagten h'nfid)tlid) bei burrf) ©rfüQung
erlebigten ÄlagantrageS mafjgebenb mar, bem
Rechtsmittel ber SBefdjWerbe unterlegen hätte,
wenn fie felbftänbig unb getrennt erfolgt Wäre.
SktrauS aber, bafj eine Stoftenentfdjeibung auui
Seil bie SBorauSfe&ungen bed § 99 2lbf. 2 ©. £>.,
jum Seil bie be* § 99 »bf. 3 erfüat, fann im*
möglich bie Folgerung gebogen werben, bafj fte
bem Hkin*jp bei § 9t) Slbf. 1 unterworfen unb
ein 9ted)t*mittel gegen fie überhaupt nidjt au.
gelaffen fei.
Slnbrerfeitä ift bic Berufung nidjt gegen bie
gaiiAC Atoftenentfcheibung Aujutoffen. S>tc burd)
<£. % D. § 99 Slbf. 2 ermöglichte Anfechtung
„ban unter leinen Umftänben über ben Gahmen
ber burd) bai Slnerfenntnieurteil bebingtenftoftetts j
entfiheibung hinausgehen", 9t. ©. 7 unb;
1. (Siöilfenat a. a. £>. .ftierauö aber jieht bai
9t. ©. 1. ©iüilfenat bie richtige ÄonfequenA, ba&
eine Säuberung ber Moftencntfcheibung, info=
weit fte baö Sltterfenntni* Aur ©runbloge hat, !
1
bon bem übrigen Seil ber ©ntidjcibung au er-
folgen habe, foweit fold)c Sonbcrung möglid>
fei. Solche ©onberung ift im uorliegettben Jade '
mßglid), wie fid) überhaupt fd)Werlid) ein gaU
benteit läßt, in weldjem fie unau'Jfübvbctr Wäre.
©rforberltd) ift nicht, bafj fdjon bie angefochtene
©ntfdjeibung au ber ©onberung gefdjritten ift,
alfo j. SB. jeber Partei einen atffermäfjigen
tBrudjteil ber ftoften auferlegt h°t. genügt
oielmehr, bafj ftd) bie oerfduebenartig erlcbigten
Seile oer $auptfad)e felbftänbig bewerten unb
Reh bie Äoften, bie burd) ben einen unb anberen
Seil beranlafjt finb, fajäfren (äffen. $>ad trifft
hier au. SBäre ba* &. nid)t ber 8nftd)t gefolgt,
bafj SBeflagter jum ftlagantrage 2 {eine 9ier=
antaffung gegeben habe, fo hätte ei fchon feiner«
fettS eine Seilung ber Äoften oornehmen müffen.
©ine Seilung nad) Hälften wäre bann angezeigt
gcWefett. 5)ie Seilung aber m u 6 jefct bor*
genommen werben, weil eben bai 9ted)tsmittel
ber Berufung gegen eine ltoftcnentfd)eibung, bie
ba& JBerhalten bei Öeflagten gegenüber einem
nid)t burd) Änerrenntni«urteil unb überhaupt
nicht burd) Urteil erlebigten Seile bei Älag=
begehrend jur ©runblage hat, nid)t gegeben, eine
foId)e ©ntfd)eibung vielmehr nad) § 99 Slbf. 3
nur mit ber Sefdjwerbe anfechtbar ift. 2>ie*
führt freilich baju, gegen eine uttb biefelbe, wenn
aud) tatfäd)Iid) jufammengefe^te Äoftenentfd)ei=
bung bie {Berufung unb bie Sefd) Werbe für
gegeben ju erachten. SIber bai ift an ftd) nid)t&
Unmögliche«! unb ber ^et)let, wenn man bon
einem foldjen fpred)en Wiß, liegt {ebenfalls im
©efeb.
hieraus ergiebt ftd), bafj bai iBerufuttgd:
gerid)t fid) nicht mit ber grage 5U befaffen hat,
ob hinftd)tlid) be* Älagantrage« I bai S. ©.
ben SBeflagten mit 9tedjt für foftenpflid)tig erachtet
hat. ©eine ^Berufung ift infoWeit unjuläffig.
dagegen war bie Stachprüfung r>infic^t[tdt>
bei Älagantrage« 2 öorjunehmen. SJtit Unrecht
ift fyex bai 2. ©. ber SJteinung, ^Beflagter habe
jur Älage feine Seranlaffung gegeben.
(SBtrb ausgeführt.)
^iernad) war bie lanbgerid)tlid)e Stoften-
entfd)eibung bahin ab^uanbern, bajj ^Beflagter
bie Hälfte ber Äoften bei 9ted)t*ftreitd jn
tragen hat-
Digitized by Google
74. tSinltguiifi eine« S«f4l»raitt(l« bar* Utbcraabc j
M 6d)riftfB(ft* nad> 3djlu§ «er Sareanftaabtn bta .
*8cri djttSfdjrri b«r in btffcn ^rioatvoljnung. ftann bariiber
«tieft« tr^olfR »erbta, ob Bel(«|ttr, aad|bcm «r We j
fitagferbrriittg braabjt bat, ibtr bie ftofttatragiina fid)
■it btm Älöfltr »rrglidjtn ^abc? — Ober ntuj} ba» Wtridjt
1|m alt btm untf rliffltnbtn Seilt Me ftiflca aafertrara
ebat 9tiiffid|t anf ben etajaiaen Kaa>bKi« beb* 9cra(eirb>
ab[rt)l»fff«? — Btfcüiaaaa eiae» ffibe«, naril er »»innenbe
9Jcd)»«oorfd)rif«ta »«Übt, ift ftiac Reformatio in pejna.
vSdjmibt & $in$en in ©oStoig i. <5.
gegen
iß. ©ruber in Hamburg.
8lu8 einetn SBefchlufj bed D. 2. ©. III Vom
1»J. gebruar 1907.
@ r ü n b e :
3)ae ©ertcf>t hatte von 9mt£toegen ju prüfen,
ob bie 93efd)toerbe rechtzeitig eingelegt ift. 3)fe
«cfdjtoerbefchrift ift am legten Soge ber grift,
Slbenbö nach 8 Uhr, bem ©eriebtäfchreiber in
beffen 9B o b n u u g fibergeben. erbeben
fid) berechtigte SBebenfen, ob hierin bie @in(egung
bei 9ted)tamittel* bei bem ©eriebt — § 5<»9
<S. ^J. 0. — gefunben toerben (onn. Un jtoeifel*
baft ift ber ©eriebtäfebreiber befugt, ihm
in feiner 2Bobnung außerhalb ber ©efdjäftsftunben
angebotene ©djriftftüde, bie auf ber ©eriebt«*
iebreiberei abzugeben getoefen toären, jurürf=
jutoeifen. SBie ba« 9t @. $ur. SBodjenfcbr.
1904 ©. 211 9er. 27 mit «Redtjt hervorhebt, märe
ei fefion be$fjnlbtoünfcben*toert, toenn bie Beamten
angetoiefen mürben, fid) ber Annahme foldjer !
Sffiriftftüde au&erbalb ber ©efchäftsräume, bie
jebem Stecbtfucbenben jur üblichen unb ein für
aüe ÜDtal befannt gegebenen 3ci* offen fteben, ju
enthalten, ba mit e£ nidjt von bein @nt:
gegentommen eine* Beamten abfängt,
ob ein SRecbUmittel n o d> r e d) 1 3 e i t f g
eingelegt toirb ober nicht. Sludj müffen
bie Beamten felbft baVor gefd)ü$t toerben, bajj i
man fie in ihrer SBobnung mit Entgegennahme
von ©djriftftüden bebeüigt, bie ebenfo gut früher
hätten eingereiht toerben fönnen unb baß fle
fid) fo bor bie grage gefteüt feben, ob fie jur
Entgegennahme Verpflichtet ober auch nur befugt
ftnb ober nicht, ^nbeffen fehlt eis jur #eit an einer
berartigen Slntoeifung für ba* erlennenbe Obers j
laubedgericht unb ba nun einmal ber ©erid)t«= I
fdjreiber im Vorliegenben gaUe bem SJefthtoerbe*
111
führer bad Entgegenfommen betotefen hat, bie
93efd)toerbefd)rift noch fpät am SHbenb bei legten
Sage* in fetner SBobnung anzunehmen, tann bai
JRedjtdmittel noch al* rechtzeitig unb formgerecht
eingelegt angefeben toerben.
5>ie SJefcbtoerbe ift aber nicht nur nicht
begrünbet, fonbem e* hätte noch ungün^iger für
ben Sefchtoerbefühter erfannt werben müffen.
üftaebbem Klägerin imSgechfelprojefe angezeigt
hatte, ©echfelfumme, Sinfen unb SBecbfelfoften
feien befahlt unb nachbem fie beantragt harte,
ben Sefiagten nunmehr noch in bie ftoften bee
Stechtöftreit* ju berurteilen, tnenbete SBellagtei
ein, Klägerin fyxbe biefe Stoften burch einen in»
Saufe bei Hethtäftreit* abgefchloffenen Sergleid)
übernommen. 89ei bem fBeftreiten ber Älägerin
hat bad 2. ©. hierüber im 9cad)berfabren Beugen--
betoeiS erhoben. Stach § 91 ©. % D. hat aber
bie unterliegenbe Partei bie Äoften bei 9lecht*=
ftreits ju tragen. 3f* c* äum Utteil nicht
getommen, tjat bielmefcr ber flagenbe Xeil bie
ftlage für crlebigt erflärt, meil mittlertoeile er»
füllt fei, fo fallen bie Äoften bemjemgen jur
Saft, £u beffen Ungunften hätte e n t =
fcfjieben toerben müffen, toenn über ben
Älaganfprucb nodj ju entfeheiben getoefen toäre.
%ai ftnb ©ä&e be* öffentlichen »ech«, bie,
fotoett überhaupt noch eine (Sntfcheibung be*
©ericht* verlangt toirb, ber ^arteinereinbarung
nicht unterliegen. 3nd^ef°noere 'onn oad ©etid)t
nicht gelungen toerben, mit 9türffiebt auf einen
über bie Soften bei 5ßrojeffea gefchloffenen SSer*
gleich oen § 91 ©. 0. auger Sfntoenbung ju
laffen, toa* unter «nberem baju führen lönnte,
ba| bad ©eriebt nad) jtoei berfd)iebenen Dichtungen
SBctoeiä ju erheben hätte, einmal in ber ^aupt-
fache, fobann im ftoftenpunft. Sie Entfcheibuug
im Softenpuntt ift abüchtlid) bom ©efe^geber al*
©elbft folge behanbelt, toie fie gcrabe be^halb
auch für bie Siegel nicht ben 9tert)t«bebclfen
untertoorfen ift, ju benen ber Unterlegene fonft
greifen fann. 3ft ber SBeflagte ba^er in
fehung bei ^auptanfpruche« Verurteilt, fo barf
er in bemfelben $rojeg hinftchtlich ber Höften-
entfeheibung nitt)t mehr bamit gehört toerben,
bie Äoften habe Älager ju tragen fich verpflichtet.
Unb bai ©leiche gilt auch bann, toenn $ef(ngter
5toar nicht verurteilt ift, aber hätte Verurteilt
toerben müffen, toenn bai Urteil auf bie Älage
Digitized by Google
112
So. 74-75.
fpfort ergangen märe unb Beflagter nidjt im
Äaufe bei IßrojefTe* befahlt ober ftd) anbermett
mit bem ©egner berftänbigt hätte. 3)ie* trifft
hier offenfidjtlid) ju. $amit ift ba« Stcdjt ber
Parteien, bie ftoftenpflicht unter fid) abmeidjenb
oon bem ©runbfafee be« § 91 E. B. O. ju regeln,
nid)t beföränft. ©ie fbnnen foldje Siegelung
juin ©egenftanbe eine* gerichtlichen Serglei dje«
machen, fte aud) mit ber (Jfolge ber §§ 86, 88
©er.*Äoft.*©ef. bem ©erichtc lebtgUd) mitteilen.
Siur eine ©ntf Reibung be« ©eridjt« im ©inne
biefer Siegelung fann nidjt bedangt merben,
bgl. ^ierju St. ©. 30. 3uni 1905, ©euffert'«
Slrdjib 61 9?r. 21.
BeHagter märe alfo ot)ne Beweiserhebung
ju Verurteilen gemefen, bie Äoften be« Stecht«;
ftreit« ju tragen. S)a* 2. ©. t)at ben Beioei*
erhoben unb bann bie Berbflidjtung bon einem
flägerifdjerfeit« ju leiftenben Eibe abhängig ge*
macht. SDie Befeitigung be« Eibe« burdj ba«
Berufungsgericht bebeutet ungmeifelrjaft fßr ben
BeHagten eine reformatio in pejus. S)ie
festere mufj aber trofc ber Borfdjrift be« § 536
<£. B. D. überall ba al« gu lä ff ig gelten, mo
ohne fie Borfdjriften »erlebt blieben,
bie jmingenben Stcdjte* finb unb beren
Befolgung bon $lmt«megcn ju übertuadjen ift
(»gl. 9t. ©. Entfdjeibungen in Eibilfadjen Bb. 53
Sir. 1 a. E., Sir. 10 ©. 37). 3>e$fialb ift bie
tanbgrridjtlidje Entidjeibung aufgehoben unb
Beflagter bebingung*lo* in bie Soften be« Stedjt**
ftreit« erfter Snftanj berurteilt.
?S. St«fftrbit«flak,l in einem $atcl. — Ron« «er
(?in«riagen«c Mt Rfagc auf 3d)a»cnmfn&. aud) eonn
rrltif«, ntan ber Roffer mit >l)aü CJrinctttura eint«
dritten apr?
^ermann Horner in Tuttlingen
gegen
St. 3fermann in Bonn a. Stt)-, früher
3nt)aber be« £otcl« ©ermania in Hornburg.
5 a t b e ft a n b :
Kläger ift Sleifenber be* ^abrifatiten E. #o[j.
Er b,at im §otel ©ermania logiert unb ir)m ift
bort ein SKufterfoffer nbbanben getommen, ber
unftreitig (Eigentum be« gabrifanten mar. Er
forbert Erfafc be* SBerte« beffelben mit 401) .H.
3>a* 8. ©. hat berurteilt unb ba« D. S. ©. III
am 7. ftebruar 1907 bie Berufung be« Beflagten
bermorfen.
Slu« ben ©rün ben intereffiert nur:
allgemein mirb anertannt, bafe bie Klage
au« § 701 B. ©. B. auch hinfidjtlidj f rem ber,
bom ©afte eingebrachter ©a<hen, immer bem
©afte, nicht bem Eigentümer ber ©achen, ju=
fteht, ju bgl. außer Semburg unb Erome a. n. 0.
auch 3rifcher=#enle (1904) Store 6 ju § 701 unb
©taubinger B. ©. B. II (1900) II, 1 ju § 701.
S)er ©aft fann ba« ^ntereffe be« Eigentümer«
al« benjenigen ©chaben liquibieren, „ben er burd)
ben Berluft eingebrachter ©achen erleibet", einerlei,
ob er bem Eigentümer regreßpflichtig ift ober
nicht fou bergt. Snetjer bei ©euffert, Blätter
für Stecht«anmenbung Bb. 67 ©. 367). ©onft
märe im Iefcteren gaUe eine Haftung be« ©oft=
roirt« überhaupt au«gefchloffen : bem Eigentümer
gegenüber, meil er fein Klagered)t hat, bem ©aft
gegenüber, meil er nicht gefchäbigt ift. ®a«
mürbe meber bem SBiaen be« ©efe^e« entfbrechen,
ba« ben ©aftmirt für ben Berluft aller ein:
gebrachten ©achen fchlechthin berantmortlich macht,
noch bem ^ntereffe be« Berfehr« gerecht merben.
E« ift auch, mie SDteher a. a. D. cjerborhebt,
nicht« fo Ungemöhnliche«, baß ^emanb, ber Erfa^
eine« ©chaben« ju forbern hat, babei ba* JJntereffe
eine« dritten al* eigene« in Stecfjnung fteüeu
fann, fo beifbie(«meife ber Äommiffionär ba*
Sntereffe be« Kommittenten (ju bgl. St. ©. Entfeh.
Bb. 40 ©. 175 oben unb ©. 189) unb nad)
Stehbein B. ©. B. (1903) II ©. 50 überhaupt
jeber Kontrahent ba« ^ntereffe be« Slnberen, ju
melchem er in einem Stedjt*berl)ältni« fteht, „au*
bem fid) ba* Stecht ableiten läßt, ba« ^ntereffc
be* ©ritten al* eigene« ju liquibieren, aud)
menn ber Kontrahent für ba* gjntereffc nidjt
aufjufommen hat". SRag nun auch, mie ©tau=
binger a. a. €). bemertt, ein allgemeiner
Sied)t*fa& biefe* Inhalt* au* bem B. ©. B. nidjt
abzuleiten fein, fo bat er buch im § 701 mit
Be&ug auf ben Erfafeanfbruch be« ©afte* un;
jmeifelhaft Slnerfennung gefunben, entfbredjenb
ber ftrengen 4>aft"«g» meldje ba* ©efefe bem
©aftmirt aud) für eingebrachte ©ad)en auferlegt
hat, melaje bem Steifenben nidjt gehören.
Oll«
Iii Mir» tfltlafl, «aatirg, ♦rTinjrnflrj« 4i, Äcrnfriti*« I 6W
trud ten 3 c ( « n * « i n 1 1 4 -1»! « » < t ,
Dr. C. 8r««HI, 6amfcar$.
Digitized by Google
a©. fco.
^anfrutif^c ©eritpscitiing,
€tu tlreditlidie fülle.
XX VIII ^ahr^anB. (40. Solang ber $anbele0eri$tt>3eihtng.)
«Jrri« fär ben 3n*rgang: «an»t< »üb »elktait »it «egiftft 20 X - $auutb(att «(Ina mit We«ift«r 16 X
Beiblatt allein Mit Kegifter 16 X
Profites Quartär.
Hamburg, ben 16. 3Wat.
1907.
3«b>lt: Stempner 3ob>nn lenlgntnr. in Http gegen btn
«rbeilgebtrwrbanb fär ba4 Baugewerbe an brr Unter-
»efer in Bremer&afen. — Befflmtrbe be« öemeinbe-
firä}enrat* in (Eutin jur &ninbbu4fad)e Bteffftenborf
«rt. «. — 6. »o$tel in Hornburg gegen tt- 6a>bert
in Hornburg. — Brf$»erbe bei K. 3. ÄaDmr« nur
»runbbucMadp »euftabt ®flb «t. 62.
J6. BJaan »crflft|t bit Äa«f»rrrung etat« ttrbtiterl
gegen bit guten Bitten ? — I>er eiujeine ttrbcitgeber faan
»iiltärliaj tiaen «rbtilfudjtnbt« »urfi<f»eifen, btr Berbanb
aber, btai aOtia alle Arbeitgeber eint» Brandt bo«( 9ied|t
Arbeiter aui.iiftcaen übertragen baben, |at bit fittlid)t
*(lid)t forgfiltigtr «rfifang btr «raube für tiae Burüif.
■eifuag, »eil baburo) ber ttrbcitfuoVabe bretfa« ga »erben
«efa|r lauft. - Bei bitftr Bfiicb,t ift tinerfeit« btr «in.
griff in ta<S (frtuerbälebrn 6t* Mrbeilfudjenben, anbrerftitö
bit burtb, ftint ftnfnilitng ben Betrieben etma brolienbe
«efnbr abganagta. — 3n Begug anf tebtere« barf aid)t
bit V(n|(t)aBuaa einzelner Arbeiter, fonbern rfl uuifj bat
^{atereffe be* gefamfen Serbanbea tntfd)tibtn. — f^rrner
lonimt eb nidjl auf bit wirtiiäje (3efäb,rlid)feit eine*
Arbeiter» aa, fanbtrn auf bit Itebergeugang be» Seiter»
be* 9tae»,»eMbarea»« »<m berfelbta, btau bitftw fad ja
tiu Berfiat gegen bie gaten «5itten bewiefeu »erben.
Älembner Johann SJebigneur, in £et)e
gegen
ben Arbeitgeberberbanb für
ba* Öaugewerbe an ber UnterWefer
in SBremerhafen.
Satbeftanb:
$>er befiagtifche SJerbonb bermittelt für feine
Sttitglieber bie Aufteilung bon ©efellen unb
Arbeitern. 3>te $etbanb£mitglieber haben fid} bei
ftonbentionaiytrafe berbfudjtet, ©efeüen unb
Arbeiter nur burd) öermittelung be»
SBerbanbeS anzunehmen. 3>er SHäger —
ein ftlembnergefeUe — bat fldc) in ben erften
SKonaten be« $ahw* 1905 fotoo^I bei SJtitglfebern
be« SBerbanbe* als bei bem bom SSerbanb ein=
gerichteten Arbeitsnachweis Wieberholt um Arbfit
bemüht. SBerfcfjiebene bem SBerbanb angebörige
SDleifter hoben fich auch bereit ertlärt, it)u als
©efeüen anzunehmen, faÜS er ihnen bom be-
flagtifdjen 8rbeit*nac§toeiä mittel« «rbeiWfarte
jugetoiefen tourbe. 3)er Äläget l)at inbe& bom
Slrbeit(8nadt)uiei« eine Slrbeitölarte nid^t erb<tlten.
3lb*n ifl fcblieglidb gefagt roorben, ba| er bom
beringtifa)en Arbeitsnachweis feine «rbett be=
lomme, auch "i^t ^ei ben SHeiftern, bie fiefj
bereit ertlärt fyatten, ifyn bei Vorlegung einer
elrbeitsfarte in Arbeit ju nehmen.
Ser Äläger macht nunmehr ben beflagtifchen
SSerbanb für ben ihm angeblich entftanbenen
©chaben bon 588 JL berantmortlich- 3)a« 83ors
gehen be« beflagtifchen «rbeit*na<hweife3 ber«
ftofec gegen bie guten Sitten.
3>er beflagtifche %erbanb beftreitet ben
©chabenSanfbruch nach ©ruitb unb ^>öhe. 5)ie
SJerbanbSmitglieber hätten ihr 9ted)t, ihre Slr^
beiter unb ©efcUen felbft auSjufuchen, auf ben
beflagtifchen SUbeitönacfnoeiä übertragen, fycß
freie ©rmeffen, ob ein Arbeiter ober ©efede
eiugeftellt werbe» follc, ftehe barnad) attSfchltel'
Digitized by Google
114
Na 78."
lief) bem beflagtifdjen Arbeit*nad)Wei* ju. Daher
brause bet Arbeitsnachweis feinen ©efellen ober
Arbeiter einjufteffen, ben er nldjt einfteDen
Wolle; nur ben JBerbantomitgliebern fei er hier*
für berantWortlidj, nicht aber ben Arbeitnehmern,
biefe fönnten bon it)m fo Wenig tote bon ben
einzelnen ÜDteiftern beanfbrudjen, baß ihnen Arbeit
jugeWiefen Würbe unb bat)er au* einer Arbeits
brrWeigerung aud) (eine Sd)aben*erfafeanfbrüd)e
herleiten. %m übrigen ^abe man guten ©runb
gehabt, ben Äläger nidjt einstellen, ba er fidj
auf früheren Arbeit*fteHen fdjtoere Verfehlungen
^abe ju Scr)ulben tommen laffen, namentlich
mätjrenb ber Arbeitzeit trofc Verbot Streifgelber
gefammelt unb im Sntereffe ber Sozialbemofratie
agitatorifdj tätig getoefen fei. Unter fodjen Um*
ftänben ben Äläger au* ben bem beflagtifdjen
Verbanb anget)örigen ^Betrieben fernzuhalten,
liege im berechtigten ^ntereffe aller S3erbanb&
mitglieber auch bann, wenn einzelne JBerbanb**
mitglieber bereit getoefen fein foQten, ben Äläger
in Arbeit ju nehmen. Der Äläger fyxbe enblid)
auch mit Seidjtigfeit anbertoeitige Arbeit finben
fönnen. Der ©cfdjäftäfrci* be* bef(agtifd)en
SBerbanbe* erftreefe fid) nur auf ben Untertoefer-
Sejirf (SBremertjafen, Sehe unb ©eeftemünbe) unb
betreffe auch nur ba* Saugemerbe, toährenb bie
im »ejirf befinblidjen SBerften, Welche nodj mehr
Älembner befdjäftigen al* bie betriebe be* 3tau=
geiuerbes, bem beflagtifdjcn Serbanb nicht an=
gesotten. Außerbem hübe Äläger auch außerhalb
bes llnrerwefer^ejirfä otpne ©djtoterigfeit Arbeit
finben fönnen.
2) er Äläger hat bie ^Berechtigung ber gegen
ihn erhobenen Vorwürfe allen Umfang* beftritten.
Slnberweitige Arbeit habe er im Untertoeferbejirf,
too er anfäffig fei, nicht finben fönnen, ba ber
ähnlich organifierte Verbanb ber SBerften ihn
gleichfalls infolge bon holtlofen Verbädjtigungen
gefberrt habe.
Da* 8. ©. Bremen <£. Ä. I hat am 24. Afcrü
190G nach ftattgehabter ^Beweisaufnahme über
bie ^Berechtigung ber bem Äläger gemachten
Vorwürfe bie Älage abgetoiefen; e* liege nicht*
bafür bor, baß beflagtifcherfeit* bei ber £urüd*
toeifung be* Äläger* bom Arbeit*nad)Wet* gegen
bie guten 6itten berftoßen fei.
Die ^Berufung be* Äläger* ift bom 0. ä. ©. I
am 11. ftebruar 11)07 bertoorfen toorben.
© r ü n b e:
Der beflagtifcrje Verbanb ftet)t in erfter
Sinie auf bem Stanbbuntt, bog fein ©efchäfts*
führer S. nach freiem (Srmeffen barüber
entfdjeiben fönne, ob er einem Arbeitnehmer bei
einem 9Kitgliebe be* Verbanbe* Arbeit zuWeifen
Wolle ober nicht. 9lad)bem bie Verbanb*mttglieber
ihr JRedjt, fich ib*e ©efellen unb Arbeiter
felbft auSjufudjen, im gemeinfamen ^ntereffe
aller ^Beteiligten auf ben Verbanb über-
tragen hätten, ftehe ber ©efdjäftsfütjrer be*
Arbeit*nachtoeife* ben einzelnen Arbeitnehmern
genau fo frei unb felbftänbig gegenüber toie jeber
einzelne Arbeitgeber. 9lur bem Verbanb unb
ben Verbanb*mitgliebern fei ber ©efdjäft**
führer für bie fachgemäße Au*übung ber
ihm gewährten ^efugniffe berantWortlid). Dicfe
Argumentation toirb ber Wahren Sachlage nicht
gerecht.
Sicherlich fann ebenfo wie ber einzelne
Arbeitnehmer, fo auch ber einzelne Arbeitgeber
einen ihm angebotenen Arbeitsertrag ablehnen,
ohne baß er über bie ©rünbe ber Ablehnung
bem anberen Zeile 9ted)enfchaft fchulbig wäre.
©tWa* gan^ anbereS aber ift e*, Wenn bie Arbeit*
geber eine* VejirfS fich $u einem Verbanbe
bereinigen unb bie ©ntfd&eibung über bie Aiu
nähme ober 3urücfweifung bon Arbeit*fräften
unter Verzicht auf jebe fclbftänbige ©ntfdjließung
auäfchliefelict) aud) einen für fie ade gemeinfamen
ArbeitSnachtoei* übertragen, ©in Aufteilung**
äRonobol, baß fich auf einen größeren Vejirf
unb auf eine größere 3al}l in bemfelben befinb*
lid|er betriebe erftredt, begrünbet mit 9tücffid)t
auf bie SragWcite einer Aufteilung* »Ablehnung
nadj bem ©rforberni* guter Sitten für Denjenigen,
in beffen $änbe bie ©ntfdjeibung gelegt rft, bie
unabWei*liche Pflicht ju forgfältiger
Vrfifung. Der einzelne Arbeitgeber mag
Slrbeitfudjenbe nach Velieben jurüdweifen; er
fann bamit rechnen, baß ber Arbeitfuchenbe bei
einem anberen Arbeitgeber Arbeit finben wirb.
(Sin Arbeit*nachwei*, ber wie ber beflagtifdje
ba* ganze Staugewerbe be* UnterWeferbe&irf*
umfaßt, mißbraucht feine wirtfehaftfiche SKacfjt
unb macht pdj eine* Verftoße* gegen bie guten
Sitten fdnilbig, Wenn er ebenfo berfahren
würbe.
Digitized by Google
ttamit ift bie 8rrage, auf bie ei im bor»
liegenben $rojeß anfommt, bereit« baljin for*
tituliert, ob bie Wieberljolte 3urütfWcifung bei
Äläger« burdj ben bettagtifcfjen ©efd^aftsfü^rer ©.
al« ein «mißbrauch ber aRadjtbefugniffe
ju bezeichnen ift, bie bem ©. al« bem Seiter bei
bcflagtifrfifn 5lrbcit«nadjtoeife« anbrrtraut waren.
3>a« 2Bcrufung«gerid)t trägt nach bem Ergebnis
ber Serncfjmung be« 3*"0«n ©• Wn Siebenten,
biefe grrage ju berneinen.
3»ei ©eftdjtäbunfte ftnb e« bor allem, bie
für bie ®ntfdjeibung ber gragc in »etracht
fommen. Sluf ber einen ©eite ift ju brüfen,
mie tief bie 3ut&cttoeifung bei Äläger«
bon ben betrieben ber beflagtifdjen Serbanb«*
mitglieber in fein©rtoerb«Ieben ein*
gegriffen f) a t , mit anbeten SBorlen, ob er
o^ne ©chtoierigteit ober bielmehr nur mit großer
9Äütje anbertoeitige Stellung gefunben h«t ober
boch b^ätte finben fönnen. Suf ber onberen Seite
ift $u erörtern, ob ©. in ber %at annehmen
burfte, bog ei im SJntereffe °*<* beflags
tif dt)en Serbanbe« notWenbig fei, ben
Äläger bon ben S5erbanb«betrieben fern ju
galten.
Dafe beibe fünfte mit einanber in engfter
SBedjfelbcjiefjung fielen, liegt auf ber #anb.
3c fernerer bie ©djäbigungen toaren, meiere bem
Äläger au« einer 3urüdfWeifung bom beftagtifchen
Sli beittnachWei« erWudfjfen, um fo größer mußte
— hjenn bie 3urücfWeifung juläffig fein foßte —
bai $ntereffe fein, meldte« feine gernhaltung
bon ben beftagtifchen SBcrbanbSbetriebcn berlangte
unb um fo forgfältiger hatte ©. bor einer Qarxitt-
weifung bc« Äläger« bie ^Berechtigung ber gegen
ifm erbobenen SSorwürfe ju brüfen unb bie
beiberfeitigen ^ntereffen gegen einanber ab*
$unrägen.
$a« SR. ©. b^at bor einiger 3e** e'ncr
grunbtegenben entfdjcibung
@ntfdj. bei SR. ©. 23b. 57 ©. 418 ff.
bie 8lu«fberrung eine« Söerlincr 3JcetaHarbeitcr«
für unjuläffig erflärt, bem burri> Stuöfberrung
bie äRöglirfjfeit, in Berlin unb llmgegenb
in einem ^Betriebe ber 3Ret allinbuftr ie
übertäubt ©efcfjäftigung 511 finben,
nafje$u böüig genommen mar unb ber auf ©ruttb
biefer Sludfberrung au dj im übrigen
2>cutfd)laub bei feiner ber zahlreichen, jutn
115
' »ö. 76.
©efamtberbanb beutfcfjer SRetaffinbuftriellcn ge»
gärigen Gabrilen Arbeit frätte finben fönnen.
SSergleitfjt man mit bem jener ©ntfdjeibung ju
©runbe liegenben £atbeftanb ben hier borliegen:
ben Soft, fo ift flar, baß bie gurüdmeifung bei
Kläger« burdj ben bettafitifdjen 2lrbeitönart)toet«
auch nicht entfernt fo fdjtoertotegenbe
folgen für bai @rWerb«leben bei Äläger«
gehabt hat, tote fie in jenem bom 3*. @. ent«
fdjiebenen gaUe ju Xage getreten finb. %et
beflagtifdbe SIrbeitgeberberbanb befdjränft fiefj auf
einen f leinen Sejirf; er umfaßt eigentlich nur
©remerhafen, Seb>unb®eeftemünbe; nicht einmal
©remen gehört bem ©erbanb an.
3)aß er nur einen Seil ber Arbeitgeber be«
©e$irf« umfaßt unb namentlich bie SBerftbctriebe
au«fdjließt, mag auger ©etracht bleiben, weil
Kläger behauptet, beim ©erbanb ber SBcrften
gleichfalls au«gefberrt getoefen ju fein. Sagegen
ift es gewiß bon ©ebeutung, baß — wie ©.
befttnbet — irgenb Welche SRitteitungen
über eine bom beflagtifdjen 83er banb bor«
genommene Vu«fberrung an anbere
Slrbeitgeberberbänbe nicht erfolge
unb bie $lu«fberrung Pdr) baljer tatfäd^lidE) auf
ben »ejirt bei befJagtifdjen SJerbanbe« befdjränft.
JRad^ aHebem fann nia^t angenommen werben,
baß bie 3urücfWeifung bei Äläger« burd? ben
beflagtifdben Sierbanb befonber« $art in Äläger«
©rwetbölcbcn eingegriffen Ijat. ®« fommt ^in^u,
baß ber Äläger nod) unberb^eiratet War, al« er
erfuhr, baß er bei ben SRitgliebern bei beflagtifdjen
SBcrbanbe« feine ©tettung erbalten fönne. ®r
b^ärte baffer — Wie er früher al« ©übbeutfdjer
nadj iRorbbeutfdjlanb gefommen unb im Unter:
Weferbejirf Arbeit gefunben b;atte, fo aua> jeftt
Wieber ot)ne ©djWierigfett feinen Slrbcttßbejirl
mci^feln unb — fei e« in JBremen, fei e« anber«wo
— Ärbeit annehmen fönnen.
»uf ber anbem ©eite ift ju brüfen, ob ber
beflagtifcfje ©efcfjäft«fü^rer ©. in ber %at an:
neunten burfte, baß bie ^erntialtung bc« Äläger«
bon ben betrieben ber beflagtifd)en ©erbanb«;
mitglieber ben berechtigten 3Rtercffen bc« !Ber=
banbe« entfbratf). ^n biefer SBejieljung fann e«
nicfjt entfdjeibenb in SBetradjt fommen, baß einzelne
SJerbanbömitglieber bereit getoefen ftnb, ben
Äläger in «rbeit ju nebmen, fei e«, toeil pe
rtidjt wußten, Wa« gegen ben Ailngcv boring, fei
Digitized by Google
116
No. M.
e« trüfr folget Äenntni«. 5)enn übet bem
3ntereffe bei einzelnen IBerbanbamitgliebe« fterjt
ba« ©efatn tintereffe bei SBerbanbe«. ®« tarnt
fefjr Wot)l int ^ntereffc bet Allgemeinheit j
Wünfchcn«Wcrt fein, eine» einteilten Arbeitnehmer, |
ber bie anberen Arbeiter aufhefet unb buref) feine j
Agitation ben ^rieben jtoifchen Arbeitgebern unb
Arbeitnehmern im gangen SBejirf ju gefäljrben
brof)t, bon alten SSetrieben bei SJerbanbe«
auÄjufdjliejjen, auch Wenn ein einzelnes 83cr=
banb«mitgltcb lein SBebenfen trögt, il)n ju
befchäftigen.
©obann ift auch barauf ein entfdjcibenbe«
©etoidjt nicht ju legen, ob objeftib bai SBer»
galten bei Äläger« ein berartige« getoefen ift,
baf» feine SBefdjäfttgung in einem ber betriebe
bei beflagtifcfjen Serbnnbe« mit ben SBerbanb«*
intcreffen in SBiberfbruef} ftanb. %enn ei hanbelt
ficr) ja um bie ^rage, ob buret) bie Au«ft>crmng
be« Äläger« benagrifcherfeit« gegen bie guten
©Uten berfto&en ift. Auf bie Meinung
bei bellagtifchen ©efchäftsfüljrer*, auf feine
Uebergeugung bon ber @r^ebli(t)feit ber gegen
eine Anftetlung bei Äläger« borliegenben JBe^
benlen unb auf ba« SJiafj ber Sorgfalt, mit ber
er ftet) fein Urteil über bie ^Berechtigung biefer
93ebenfen gebilbet t)at, lommt es bafcjer in erfter
Sinie an. @« tann beifalb unentfcfjieben bleiben,
ob ber Äläger tatfädjlicf) — Wie it)m borgeworfen
ift — auf feinen früheren Arbeit«fteHen h)ät)renb
ber Arbeitzeit ©treifgelber gefammelt unb glug*
blätter berteilt, auef) ben Skrfud) gemalt bat,
Arbcit«Iol(egen, welche nicht toie er bem fojtal*
bemotratiftrjen SBerbanb angehörten, ju belästigen
unb ei bebarf reine« ©ingerjen« auf bie hierauf
bejüglidjen 58etoei«erhcbungen ber erften SJnftanj.
dagegen mar ei notwenbig, beu bcllagtifchcn
©efcr)äft«führer ©. über bie ©rünbe, Welche ihn
beranla&t haben, bem Äläger bie Aufteilung
einer Arbeit«tarte ju berWeigeru, obwohl mehrere
äReifter an Ret) bereit waren, ihn nl« ©efellen
gu nehmen, al« Scugen Ju *>ören Mn0 öon ocm
®rgebni« biefer aSernehmung bie ffintfehetbung
abhängig ju machen, ob bie Surticfmeifung bei
Äläger« gegen bie guten ©itten berfto&en b,al
ober nict)t.
$>ie Au«fagc be* ©. ergiebt nun, bafj er
feine«Weg« leichtfertig unb auf einen nur bon
einer ©eite ausgekrochenen Serba cht bju ben
Äläger jurütfgeWiefen fat. SJon begebenen
©eiten Waren ihm Älagen über ben Äläger ju
Db,ten gelommen.
(9Btrb näher aufgeführt.)
9hm Wirb getoijj auch ©. niebt berfannt
haben, ba& biefe ihm über ben Äläger zu-
gegangenen SRitteilungen bielleicht nicht in aßen
@ingelt)eiten abfolut richtig getoefen finb. 3mmer=
hin burfte er, gerabe toeil ihm bon berfctjiebenen,
mit einanber nicht in *Be$iet)ung ftehenben ©eiten
annähernb ba« @lcict)c berichtet tourbe, ba« ihm
9JMtgeteiIte für im Allgemeinen richtig falten,
ohne bafj ihm noch augemutet werben muftte,
felbft Weitere (Ermittelungen anjufteKen ober ficr}
gar mit bem Äläger felbft über bie ^Berechtigung
ber gegen ihn erhobenen SorWürfe au«elnanber*
jufe&en. 3h»" 5U glauben ober fcbenfall«
jum minbeften nicht ju Wiberlegen, bafj er an*
allem, Wa« er über ben Äläger erfahren hotte,
nach geWiffenhafter Ueberlegung $u &er lieber»
jeugung gelangt ift, bie fernere 83 e
fdjäf tigung bei Äläger« in einem ber }um
bellagtifchen SBerbanb gehörigen SBetriebe fei
mit ben SB erban b«interef f en nicht
bereinbar unb jtoar felbft bann nicht, Wenn
ba« eine ober anbere ?Berbanb«mitglieb an fidj
bereit War, ben Äläger bei fi<h Arbeit $u
nehmen.
9?act) aUebem ift nicht feftjufteHen, ba& ber
©efchäftSführer be« bellagtifchen Arbeit«nachWeife«
bei ber 3uröcfweifung be« Äläger« bon ben
IBetrieben be« bcflagrifchen »erbnnbe« gegen bie
guten ©itten berfto&en hat. $er beflagtifchc
83erbanb tann baher für ben bem Äläger au«
feiner Surücfweifung etwa entftanbenen ©chaben
nicht beranttoortlich gemacht Werben, ba nur au«
bem ©eficf)t«bunrt be« § 820 IB. ©. «. eine foldje
Haftung be« bellagtifchen S3erbanbc« rechtlich ju
begrünben fein Würbe.
77. «ertrctaaa. kr« Otairiaferfirftcarat« im B«rflrn>
tumZiM kard) brn Borfttrnbrn ($aftar). — Uatrrfd|itk
j»ifd)ftt Ru<$ear«t nab Aird)rnf»0(ginai (J)ir4eaaa«fa)a6).
— ftür »c(d)e Mia)tiftrra ttnge(rgtat)(Urtt (?QMIiiraagta
••r fem 0Jraakba4rid>ttr) ifc feie Sttkriagaag riac«
UrDtdUOau^Hgc« erfarkcrlt*?
93efd)toerbc be« ©emeinbe(ird)cnrat«
in föutin
jur ©runbburt)fad)c ©Icfdjenborf Sri. 9.
3>er ftird)enrat in ©utin hat &toed« Söfcfmng
ei ner ber 3i ic b i a, c rtoittoen raffe juftelje nben 4? ti l> o t Ijc f
eine ©ntlciffuttgäcrflarung (jeben wollen. $er
toorftyenbe $aftor ^at fic unterjeldjnet, bet
©runbbud)rid)ter eradjtetc bie« aber nid)t für
genügenb.
$ie 83efd)u>erbe toarb toom Ü. ©. Sübedt
toertoorfen. SDa« 0. 8. ©. III bagegen hat ihr
am 14. ^ebruar 1907 infofern entfptod)cn, baft
toenn nod) bie ^Beibringung eine« toom SBorfifrem
ben ju beglaubigenben q$roto(olIau«3uge« erfolge,
ber ©nthaftung«er(Iärung burd) (Eintragung in'«
©runbbud) ju entfbred)en fei.
©rünbe:
3)a« SJ. ©. hat in Ucbcreinfttmmung mit
bem amt«gerid)tlid)en 83efd)luffe toom 6. SRotobr.
1906 bie toom 83orfifrenben be« ©emeinbe*
(irdjenrat« namen« beffelben unter*
jeid^nere unb mit bem Äirdjenf iegel
uerfeljene @nth<iftung#er(lärung toom
15. Dftober 1906 nid)t für au«reid)enb
erHart unb bie Vorlegung folgenber Urtonben
in Urfdt>rift ober in dffentlidi beglaubigter Äb=
fdjrift geforbert: 1) ben bie (Sntljaftung ge=
nehmigenben 93efd)lujj be« ©emeinbe(ird)enrat«
unb 2) ben Sefd)Iu& be« Äkd)enausfd)uffc« über
benfelben ©egenftnnb.
$a« S. ©. führt au«, „ber Äirrfjenrut fei
eine (orboratitoe iöeljörbe unb nirgenb« fei beftimmt,
ba& ber Äirdjenrat burd) ben SBorfifccnben
allein toertreten toerben fönne". Stoar ift
e« rid)tig, baß ba« Drganifation«gefefe ber
etoangelifd):lutherifd)en &ird)engetneinben ©utin,
SKalente unb 9tate(au toom 9. (September 1864
Aber bie löertretung«ntad)t be* Sorftfeenben be«
fttrd)enrat« (eine 33eftimmungen enthalt unb bafj
— nad) ber toon ber ©roftheraoglidjen {Regierung
erbetenen Slu«(unft toom 4. gebruar 1907 —
aud) fonft (eine gefefrlidje 93orfd)rift über biefen
117
No. 77.
©egenftanb befteht. Senn aber mangel* einer
foldjen gefefelid)en aSorfd)rift mit bem eben an*
geführten lanbgerid)tlid)en ©ntfd)eibung«grunbe
au«gebrüdt toerben foDtc, ba& nunmehr in
allen, nad) Srt. 26 be« ©efefre« bem ftirdjcm
rat jugetotefenen Angelegenheiten, alfo aud) in
benen toon geringerer Xragtoeite (tote j. 53.
2Jia Inningen, ftünbigungen, ©tnreid)ung toon
®efud)en unb SBefdjtoerben, Abgabe toon ©r--
(lärungen jeber Art) bem fBorfi&enben be« Äird)en=
rat« bie 93ertretung«mad)t nad) außen mangele
unb be«fjalb ber ganje — in (Statin au«
minbeften* 10 SWitgliebern bcfte&enbe (Art. 14
§ 1 unb 8rt. 16 § l) — Äirdjcnrat in Jätigfeit
treten müfjte ober bafj bie SRitglieber be« Jrird)cn=
rat« ib^rem 93orfi^enben eine 9?oHmnd)t ju erteilen
B.ätten, fo toüre ba« ftajerlid) toerfe^lt. (Sine fo
umftanb(id)e unb fonft ntrgenb toor(ommenbe
©efd)äft«behanblung fanu ba« ©efe$ nidjt beabs
fidjtfgt b,aben, aud) liege ftd) eine fo!d)e mit ber
tatfäd)(id)en Hebung nid)t in ©ndang bringen.
3)ie ©rof}her^oglid)e Regierung in ©utin hdt
fid) in ber bereit« ermähnten 9u«(unft baf)in
au«geftorod)en, bog „feit ©rla| be« 5tird)en=
organifation«gefe(|e« toom 9. ©etotbr. 1864 ber
JBorfi^enbe be« 5tird)enrat« forooht feiten« ber
{Regierung toie feiten* ber anberen 99eh3rben be«
gürftenrum« unb feiten« be« «ßubltfum« ftet«
a(« allein legitimiert jur Slbgabe ber
toon bem Äirdjenratc ober bem Äfrd)en =
Kollegium ju äufeernben SB i 1 1 e n « =
erdärungen angefe^en morben fei".
^ierau« geht fobtel mit Sicherheit h^rtoor,
baf} bem SSorfi^cnben be« Aird)enrat« bie 93er:
tretung«mad)t nad) äugen im Allgemeinen
unb grunbfäfclfd) nidjt abgcfprod)en toerben
(ann. ^raglid) (ann nur fein, ob bem SJorfifcen*
ben be« Äird)enrat« unb be« ÄirdjenfoHegium«
in allen (ird)lid)en ©emeinbeangelegenheiten bie
unbefdjränlte a3ertretung«befugni« nad) aufjen
gefefolid) ^at jugetoiefen toerben fallen. 3n ®rs
mangelung einer au«brü(flid)eu gefefe(id)en 93or:
fd)rift ift bic ©renje in ber 93ertretung«mad)t
nad) au&en nid)t leidjt ju jiehen. ftür
liegenben ^aD genügt inbeffen bie ^eftfteüung,
bag bie 93ertretung«mad)t be« Sorft^enben be«
JKrd)enrat« unb bejto. bes 5lird)eu(olIegium«
nad) außen aud) nad) bertatfäd)Iid)en
Uebung im grürftentum Sübect nidjt al«
Digitized by Google
118
No. 7".
eine unbefdjränfte bezeichnet werben fann. 2>ie
©rofjljerzogliche ^Regierung t)at nämlich ihrer
Shiäfunft bie @infcr)ränfung hinzugefügt, bog in
benjentgen püen, in Welchen ber Äirdjenrat bie
nach »rt. 38 § 2 be« ÄirchenorganifationSgefe&cs
erforbcrlicbc Genehmigung ju Seräugerungen
unbSBerbfänbungenbon unbeweglichem
©emeinbegut u. f. w. einholen muffe, bie
{Regierung regelmäßig bie Vorlegung
einer bom Söorftbenben be« Äirdjenratä
beglaubigten »bfdjrift be« $rototolU
betjenigen ©ifrung ber lange, in Welcher bie
Seräufjerung u. f. tu. befdjloffen worben fei. ^m
»ct. 28 § 2 bei ©efefee* b>nbelt e« fich um
foldp mistige Angelegenheiten bermdgenärccb>
lieber Scatur, bie nicht jur 3uftänbigfeit bei
ftirdjcnrate« , fonbern bei ftirrbenauäfchuffe«
(fttrcbenfotlrgiumd) gehören uttb in benen 51t:
gleich bie ©eneljmigung ber Regierung eingeholt
»werben muß. 2Benn bah/er bie ©roßberzoglicbe
Regierung in biefen Angelegenheiten bon größerer
ZragWeite regelmäßig bie Vorlegung eine« be-
glaubigten ©i$ung«brotofo[ld beanfbruebt, fo fann
ei nicht bemängelt Werben, baß ber ©runbbucb=
richtet — feiner eigenen SSerantWortlicbfeit ein«
gebenf — in ben ber 3uftänbigleit bei Äircben=
au«fcf>uffeS jugetoiefenen Angelegenheiten ba«
gleiche Verfahren beobachtet. Daß ba« A. ©.
in ©uttn in ben legten fahren Wieberbolt bie
bom 93orft£enben bei Aircbenrat« allein ab«
gegebene ©ittt)aftung$erflärung für auftrcidjenb
angefeben bat (roie aui ber .$ufdt)rift ber ©roß;
herzoglichen Regierung berborgebt), fann an ber
Sachlage nicht« änbern.
Die ^ier in grage fommcnbc Sntlaffnng
au* ber SDtttbaft gehört nun, Wie bie llnter=
inftanjen mit Sterbt angenommen haben, niebt jur
Suftänbigfeit bei fluchen rat* (»rt. 2(5 3iff. 4),
fonbern bielmebr jurSuftänbtgfeit bei
Äirrbenauafcbuffeö («rt. 35 Art. 38 £iff. 5).
38enn ber ftirebenrat barüber ja befinben f)at,
ob unb Wie Kapitalien ber Stixdfe in ©runfc
ftürfen anzulegen finb, fo Tann ber ftirebenrat
allein nicht für berechtigt angefeben werben,
bie babei im Äuge gehabte Sicherheit ber ÄubitalS»
anläge ein^ufebränfen. Uebrigen* bat fich ber
Äircbenrat au«brücflicb baju bereit erflärt, ben
betreffenben »u«z"fl aui bem ©ifciingäbrototoll
bem ©runbbud)ricbtcr borjulegeu.
(Sine Weitergeb>nbe Staffage tonnte bem
Ärirdhenrate nicht gemacht werben. 3n«befonbere
erfebeint c« unberechtigt, baß bai A. ©. neben
ber Vorlegung be« ©ifrungSprotofoH« bei Äircben*
ausfebuffe« (ober richtiger be« ftirchenfoHegiumä)
noch bie Vorlegung be* ©tyungäbrotofolld bcö
ftirebenrat« geforbert bat. Qti giebt nach ber
Drganifation ber St'infjengemeinben nicht
Organe, welche unabhängig bon einanber unb
felbftänbig SSefc^Iüffe ju faffen haben. @* giebt
bielmehr nur einen engeren ftirebenrat unb
ben burrfj hinzutritt bes ftircbcnnu$fcbuffe£ er*
Weiterten ftirebenrat, bai ftttcbentoUegium
(»rt. 41 § 1). Der ftircbenau*fchuß berhanbelt
unb befcbließt nur gemeinfehaftlich mit bem
ftirebenrat unb unter Äeitung bei SJorftyenben
bcffelben (»rt. 40). 3Benn ei fich, wie hier, um
eine Angelegenheit honbelt, bie &ur 3uftänbigfett
bei erweiterten Äottegiumd gehört, fo fann ber
engere Äirchenrat über benfelben ©egenftanb
nicht noch einen befonberen ^Bcft^Iuft faffen.
ftach »rt. 26 3iff. 11 hat ber Airchenrat
bie »efdjlüffe bei irirchenau*fchuffe8 (richtiger bc*
Äirchenfollegium«) aufzuführen, gür eine be-
fonbere JBefchlugfaffung bei Äirchenrat« ift hi(c
fein {Raum, Weil er bie SBefchlüffe bei ftirchen-
foQegiumd ausführen muß. Die ÄuSfüfirung
be« @nthaftung«befchluffe« i^ im borliegenben
2faüe baburch erfolgt, ba§ ber jrirchenrat bürde)
feinen »orü^enben bie bon ihm unterzeichnete
unb unterpegelte (5nthaftung«erflärung bom
15. Oftbr. 1906 bem ». ©. borlegen liefe. 3ur
Unterzeichnung namen« be« ftirchenrat«
unb zur Vorlegung war ber Sorfi^enbe
nach Obigem zweifcllo« befugt. ©oWeit
bai ». ©. in eine Prüfung barüber eintreten
mußte, ob bie (Snthaftung bem ©efejje entfbredjcnb
bom jtirchenfollegium befchloffen War, mufete e«
fich an ber Vorlegung bei <Sitoung«brotofoHe« in
Urfchrift ober in einer bom SUorfi^enben be*
glaubigten »bfdjrift genügen laffen, Wie e« auch
— nach ber »u«funft ber ©roßh^&aglichen
Regierung — ber tatfächlichen Uebung im dürften«
tum Sübecf entfpricht. Die Airchenräte unb
jHrchenfoDegien finb IBehörben, bie ihre »u**
fertigungen felbft z» beglaubigen berechtigt
finb. ©leichtoic bie Urfchrift (ba« ©i^ungSprotofoll),
um öffentlichen ©lauben zn berbtenen, nur bom
I »orfitenben bezw. bon biefem unb einem ober
Digitized by Google
mehreren aRitgliebern ber Bebörbe unterzeichnet
gu Werben pflegt — ofine einet gerichtlichen ober
notariellen Beglaubigung &u bebürfen, fo genügt
auch für bie Ausfertigung bie Beglaubigung ber
Bebörbe felbft. Sie S8efdt>lüfTe be« Amts* unb
8anbgerid)t£ mußten ba&er aufgehoben unb neben
ber Vorlegung ber (SntbaftuugderHarung com
15. Oftober 1906 bie Vorlegung be« öom Bor*
fifccnben unter Beifügung bed Äircbenflegel« gu
begiaubigenben Brotofotlau*juged jur ®nt*
baftungSbeWiUigung für auSreidjenb erachtet
lue iben.
78. Crtebiglerflären ber $anptfad)f. Sann feaä
eine Gr ntfd|eibuug ßb« bie ^auptfaitje fein, wenn bie
Parteien nidjt barnbtr einoeiflanben finb, •» ber ^ampt-
anfnrnft. erfebigt ifr? — 8efd}«Krbe Iber bie in eine«
Urteil getroffene ftpfteneutf4cibnng ift »nr julaffig, wenn
ftint (f atf(t)cibnng in ber $ anntfad^c ergangen ift.
©. ©achtel in Hamburg
gegen
<£. ©djubert in Hamburg.
Satbeftanb:
Äläger batte jtlage erhoben mit bem Antrage,
bem Beflagten bei ©träfe ju oerbieten, in einem
$achbtatt Behauptungen aufzuteilen, al£ ob in
ber flagerifdjen gabrif nodj ©treif berrfebe unb
fie unter benjenigen $irmen aufzuführen, oon
benen guzug fernzuhalten fei.
9tadh Berbanblung unbBetoeteaufnabme erflärte
Beflagter hn ©djlufjtermin : er oerpflichte fict> jefrt,
naäfbenx burdb, Befcfjlujj ber $abtfte(Ie Hamburg
bie ©perre aufgehoben fei, ohne ben Jtlaganfprucb
anerfennen ju tooüen, bie beanftanbete 9lotiz in
ben „Äürfdjner" nidjt mehr aufzunehmen. Kläger
erwiberte, baft er bamit, ohne jebodj bie jtlage
Zurückzunehmen, ben $auptanfprucb für erlebigt
anfehe unb er beantrage bie Verurteilung bed
BeDagten jur Jrofrentragung. BeHagter hielt
feinen Antrag auf foftenpflidjrige Slbtoeifung ber
Jtlage aufrecht. Sa« 2. ©. <£. Jr. VIII erfannte
am 9. Cftober 1906:
Ser$auptanfprud) wirb für erlebigt erUart;
bie ftoften bei «edjtdftrei« ha* ber BeHagte
ju tragen.
3n ben ©rünben Ijeifjt e«: „9tacb ben ab:
fetten ber Barteibertreter im ©djlujjtermin ab-
gegebenen Csrflärungen ift zwar ber£auplanfprucb
119
No. 77-7».
al« erlebigt anjufehen, trofcbem wirb aber jtoed*
gfeftftellung, welcher Bartei bie Jtoften aufzuerlegen
ftnb, in eine Brtifung ber Sfrage, ob bie angefteüte
unb nicht gurüdgenommene Jtlage begrünbet ift,
einzutreten fein."
©egen biefe« Urteil bat Beflagte unter
Bezugnahme auf § 99 Abf. 3 IS. B- O. fofortige
BefchWerbe eingelegt mit bem Antrage, unter
Aufhebung bei Urteil« bem Kläger bie Jtoften
aufzuerlegen.
Sa« 0. «. ©. V berWarf am 6. gebr. 1907
bie BefchWerbe als ungulaffig.
© r ü n b e :
Sie BefchWerbe ift nadh § 99 Abf. 3 6. B- O.
nur bann ^ulaffig, Wenn eine ©nifebeibung in
ber $auptfadje nicht ergangen ift. (5* ift bem
Beflagten zuzugeben, bafj ber Auäfprudj:
„bie #a uptf ad} e ift erlebig t" nicht
immer eine ©ntfdjeibung in ber
# a u p t f a dj e bebeutet. Sa« ift nament*
lidj bann nicht ber $aü, wenn Barteien über«
einftimmenb bie #auptfad)e für erlebigt erflärt
unb zur ^auptfadje feine Anträge mehr gefteHt
haben, 3Jn einem folchen gafle bat eben ber
Anfprudj nur ben ßtoetf, eine febon feftfte&enbe
Satfache nochmal« im Xenor zum Au«brud zu
bringen (oergl. 9t. ©. ©nifer). Bb. 46 ©. 347;
©rudjot Beitrüge Bb. 44 ©. 1161, 45 ©. 1091).
Anberg liegt aber bie ©adje bann, Wenn bie
Barteien nicht über bie ©rlebigung ber $aupt:
fache einberftanben finb, bielmehr bribc Barteien
ober auch nur eine Battei ihren Antrag zur
£auptfadje aufrecht erhalten haben. Sann enU
hält ber Au«fprud) : „bie 4>auptfacbe ift erlebigt"
eine (Sntfcbeibung bei ©eriajtä zur ^auptfacbe,
bureb Welche ber abWeichenbe Antrag ber Barteien
abgelehnt ift (bgl. 8t. ©. ^|ur. SBocb>nfchr. 1902
©. 162 9er. 6, 183 9hr. 10, 1903 9er. 238 %
Siefer %aü ift tyex gegeben. 9lur Älager bat
bie $auptfadbe für erlebigt erflärt; Beflagter
aber nacb Wie bor AbWeifung ber Jtlage erbeten.
SBenn ber Borberrichter bei biefer ©ac^lage bie
Jtlage für erlebigt erflärt bat, bann bat er bamit
ben Antrag be£ Beflagten zurüdgeWiefen unb
Zur $auptfadje entfdjieben. Ser Umftanb, bog
er in ben ©rünben unzutreffenb fagt: „9?ach
ben beiberfeitigen erftärungen ber Barteien fei
bie ^aubtfadhe erlebigt", nimmt ber ®ntfcb>ibung
Digitized by Google
120
No. 78-7».
nlc^t bie Sebeutung einer entfdjeibung in ber
^aubtfarfje.
3)ie fofortige UJefcbluerbe War bemnnd) nicht
juläffig unb gemäfe §§ 99 Slbf. 3, 91 (&. O.
foftenbflicbtig jurücfjuWeifen.
79. «ine „Bn\&t*utu >er Snbe8ja(lij»trMalt>nfl in
(*irimbfcui!)fiiii)rn lirgt nud) bann bor, nenn tinrm (frfudjcn
btrfclbo Vom Cfcetflmtüridjter unb ben GJrnnkbiidjrirtjrtrii
tntfprodjtn wirk. - Wtf(tSft?BB»fifM«|, bnft ffir jebe
«riinbnfte geftnberte VntrSge ja fotbtrn fi»b.
SBefcbwerbe be« 9t. $. Äallme*
jur ©runbbuebfaebe Steuftabt ©üb 9tr. 62.
Slu« einem bie SJefdjwerbe $urücfweifenben
«Jeftblufe be* O. 2. ©. 1 bom 6. gebruar 1907.
© rün be:
Stach 9tr. 9 ber SJefannttnacbung betreffenb
ba« ©runbbuebwefen bom U. 2)ejember 1899,
Welche im ©inflang mit ber ©runbbudjorbnung
(bergl. beren § 94) bom ©enat erlaffen Warben
ift, ftebt ber ©enat«f ommif fion für bie
SufrfoberWaltung ba« Stecht ju, für bie (Einrichtung
unb gübrung ber ©runbbüdjer unb ©runbaften
©eicfjäftianweifungen $u erlaffen. 9tun ift jtoar,
Wie ba« D. 8. ©. burdj (Einholung einer 8lu«s
fünft bom 8lmt*gericbt unb bem Dberamt*ricbter
in (Erfahrung gebraut b,at, eine bezügliche „83er;
fügung" ber ©enat*fommifRon für bie ^»uftij-
berWaltung am 16. ;$uli 1902 nicht ergangen.
Sielmebr bat an biefem Sage nur ber beseitige
Sorftanb für bie ^uftijberwaltung ein ©abreiben
an ben Oberamtdricbter gerietet, in Welchem er
bie Herbeiführung einer gleichmäßigen $anb;
babung in bem (Sinne anregt, bafi bezügliche
Slnträge, bie fieb auf berf$iebene ©runbftücte
unb bennmeb. auf berföiebene ©runbaften be*
Rieben, jurücfgeWiefen werben unb ben Obers
amt«ridjter erfudjt, (Sntfbrecbcnbe« ju
beranlaffen. 3)er Oberamt£rid)ter bat auf
biefe* Schreiben unter bem 4. ©ebtember 1902
an ben Sjorftanb für bie ^uft^bertoaltung be*
rietet, bafj bie ©runbbucöricbter bereit« in einer
Hjlenarberfammlung am 2*5. Slbril 1902 befcbloffen
haben, für jebe ©runbafte gefonberte
Slnträge ju forbern, foweit e« neb, nicht um
augerbalb Hamburg* Wohnenbe Slntragfteller
ober um ©ebarationen banbelt. ©r fügt bin*»*,
Clt»WtitR<rl »erlag. «antur«, $ft«i«nnM>« 4«. gernfp»
<$n<t »on 3 e * a ■ ■ « i
bafj er ba« Schreiben bom 16. %uli 1902 ben
©runbbudjridjtern abf<t»cift(ict) jugefteQt fyabe
unb baß gegen bie (Einführung be* angeregten
«erfahren* bon feiner ©eite SBiberfbrud)
erhoben morben fei unb bemerft am ©cblufj,
bafj ber biefige $au«mat(erberein feinerfeit« bon
ber (Einführung be« borftebenben «erfahren« in
Äenntni« gefegt hiorben fei. 5>em entfbrccbenb
bat ber Oberamtdricbtcr auch an bie ©«riebt« =
frfjreiber im ©runbbuebamt bie Verfügung er=
laffen, bafj. Wenn mehrere Slnträge ju einem
Slnträge jufammenge&ogen Inerbeu, ftet« nur ein
auf ein ©runbbudjblatt bejüglicber SIntrag al«
eingereicht gelten foüe unb ber UntragfteQer
barauf bjnsuroeifen fei, ba§ er bie übrigen Slnträge
getrennt einzureichen babe, bafe biefe Seftimmung
feine Slnmenbung ftnbe bei ©eparationen unb in
ben fällen, in beneu außerhalb Hamburg«
mobnenbe ^erfonen mehrere Slnträge ju einem
Slnträge bereinigt fyaben. $n biefen gäCIen
feien Slbfc^riften ber Slnträge für bie einzelnen
©runbaften anzufertigen unb für bie Slbfcbriften
©ebreibgebübren ju berechnen. S)icfe Verfügung
hat fef>t im § 769 ber ©efcbüfWorbnung für bie
©ericht«fchreibereien Slufnabme gefunben.
3n biefen Vorgängen liegt, mie unbebeiiflich
angenommen werben barf, eine Verfügung
ber £anbe«jufti jbertoaltung, inbem ber
Oberamt«richter bon bem ^orftanb ber ©enat«=
tommiffion für bie ^uftiibertoaltung erfucht morben
ift, ber in bem ©djreiben bom 16. ^uli 1902
gegebenen Anregung entfbrechenbe« ju beranlaffen
unb biefem (Srfuchen golge gegeben, auch hic^bon
bie Iguftijbertoaltung in ^enntni« gefefet t^at.
3)ie ^uftizbertoaltung f)at bie ©acbe bamit al«
erlebigt betrachtet unb e« ift au«gefchloffen, bafe
Slenberungen in ber getroffenen (Einrichtung
ohne guftinimung ber ^uftijbertoaltung getroffen
werben.
Slber auch abgefehen hi^bon banbelt e« fidt)
um eine Siegelung ber internen Einrichtung ber
Slftenführung, welche bon bem Oberamt«richter
tiermi5ge ber ihm juftehenben allgemeinen fcienft*
aufficht angeorbnet Werben fann unb mit § 29
be* ©efefce« betreffenb Slu«fübrung ber ©runb;
buchorbnung im (Sinflaug ftetjt.
I t«S. »(roiwcttl. »rtifunr l>r. O. »tu null, 4}jmkut«.
Digitized by Google
So. fcl
121
So. 80.
§anfeiitifd)t ©eridjtöjcttung.
gScißlatt.
€iütlred)tlid)e falle.
3>ahr3cm£. (40. Solang ber $anbel8flerichte-3eihmg.)
*rei« für ben ^nf)rflong: $an»f.
unb Beiblatt mit Megifter 20 X — $onBtblatt allein mit
Beiblatt «Hein mit ffietifter 15 jM»
lö
Hamburg, Uu 23.
1907.
Inhalt : ©ertyub '••Bfbrcna in WIMettwu gegen Slbolf Samelin
in $an£borf. — Sbriftitie Sljriftoff, Beitreten bureb, iijren
SJater & (SbriftoR in lonnborfüolje gegen O.
fceroierfibörfcr in 9Ni<burg bei $annot>er. — Souil War; *
Co. in Hamburg gegen Simon Bert in ftopeiitjageii. —
liebend' unb $rnfioitt-$rrfioVrung0-Gkfeu^a>aft „Sanud"
iu fcnmburg gegen (£. 31. jfrrifeler in ftambmg. — $aut
jpriiirid) SHcuer in Surgbantm gegen lj*inria} ♦ormjatu
in «reuten. — Stau St. «enbijreu in .ftamburg gegen
6. H. Jf raufe fBiltoe in Hamburg.
M». Siegt ein ^roifrbenurieii über ein einjeincl
felbfiAnbigee »ertei&iaitnatfmittel (6. C. § 808) ober
ein f»ln)e* ttber ben (Brnnb be* Slanc o»er SStbrrftoge'
anfprnd)* {tf . *. 0. § 804) m, wenn je nad) «Stbedlciftunn
»btr iffirinerung ein ntifrertincnb unb wiberflagenb geltenb
grma<t)ter tttrgennnfpnidi für iiiibegrünbet »irr Sern Wrniibe
bereditigt erflart »irb?
©erwarb ©ehren« in 9Ut*£e4au
flCflCU
Mbolf Samelin i« $an«borf.
Xatbcftanb:
Äläger hat gegen ben ©eflagten für im Steril
1906 gelieferte 3Jtilrf> eine JHeftforberung in #öhe
bon A 153,57 geltenb gemacht, ©eflagter t)at biefe
©d)ulb nicht beftritten, jebotf> eingetoanbt, bafj
ihm gegen ben Äläger au« bemfelben ©ertrag«;
bertjöUutffc eine @chaben«erfafrforberung in £öt)e
bon 545 JC für 2o«fagung bom SRtldjlieferung«:
bertrag juflet)e, bie er teil« aufrechnen, teil« mit
ber SBiberflage »erfolgen tooQe.
S)a« S. ©. G. Ä. H hat am 6. ^ult 1906
Sie Gntfdjcibung ber Streitfrage über ben er:
neuerten Slbfdjluf) be« ©ertrage« Don einem bem
ftiäger jugefdjobenen Gibe abhängig gemacht. %m
UrtciI«tenor fjeißt e«, bafe im ^atle ber Gibe«:
(eiftung burtfj ben Älägec ber gegenüber ber
Silage geltenb gemalte ©egenanfprudj
unbegrünbet, »uährenb im gaHe ber Gibe«=
bertocigerung ber © e g e n a n f b r u d) bem
©runbe nad) gerechtfertigt fei.
$a« D. 2. ©. III hob am 16. gebr. 1907
bie« Urteil auf unb wie« bie (Sache an bie ©or=
inftanj juri'td.
© r ü n b e :
3)a<s Urteil be« 8. ©. bejeidjhct fid) in ben
©rünben al« 3ioifd)enurtetl; nl« folrfje« fteüt
es fid) aud) nnd) bem Urteitätcnor bar. Db aber
ein 3)uUd)cnurteü gemäft § 303 G. % £>. ober
ein fold)e« gemafe § 304 G. £>. r>at abgegeben
werben follen, ift unflar geblieben.
3n ben Urteil*grünben Reifet e«: „©« mar
bafjer gemafj §§ 303, 461 G. % D. burd) 3ttJtfd)cn=
urteil bem Äläger ber ib,m jugefd)obene Gib
auf jucr legen." ^iernad) mufe angenommen werben,
baß ba& S. ©. über ein jur Gntfdjcibung
reife« einzelne« f elbftänbige« Slngriff« =
ober SBertcibigung« mittel einer Partei
borab eine Gntfdjeibung hat treffen looaen. 3)a«
8. ©. fann hierbei nur bie ©cgenforberung (bejW.
bie Äiiberflage) be« Seflagten im Sluge gehabt
haben, benn über ein flägerifdjeö SIngrtff«»
ober 93ertetbigung«mittel ift überhaubt nicht
entfd)ieben.
3)ennoch erheben fidj gebjtdjtigc 58cbcnfcn
bagegen, bnfi ba« ergangene 3hjifd)enurteil in
Digitized by Google
122
No. 8U-81.
biefer 28eife beurteilt Werben fönntc. GinerfeitS
liegt ein einzelnes felbftänbigeS SIngriffS: ober
SerteibigungSmittet bes SJeflagtcn, bas einer
«orabcntfdjeibung, b. h- einer Gntfdjeibung bor
einem anberen Slngriffs* ober SJerteibigungSmittel
gemäß § 303 G. SB. £>. bebürftig ober audj nur
fällig gewefen Wäre, überhaupt nidjt bor; benn
«eflagter hat, gegenüber ber nicht in 6treit
gezogenen &lagforberung nichts Weiter borgebracht,
als einen ©egenanfbrudj, ben er jitm Seil jur
Aufrechnung, jum Seil als ©runblagc für bie
SBiberflage benufct.
SlnbrerfeitS Weift ber Snljalt oe* Urteil««
tenorS — im ©egenfaß $ur SBegrünbung —
gerabe barouf f)in, baß ba« 8. ©. in SBejiehung
auf ben ©egenanfbrudj ein bebingtes;3wifdjen=
urteil gemäß § 304 G. SB. O. habe abgeben
wollen. 3)enn im ftalle ber Gibesleiftung wirb
ber gegenüber ber Älage geltenb gemalte ©egen--
anfprua) für unbegrünbet, im gaüe ber GibeS* j
berweigerung ber ©egenanfpruch beut ©runbe j
nad) für gerechtfertigt erflärt. Sfum ein j
3wifd)cnurteil gemäß § 303 G. 5JJ. O. in grage, i
fo tonnte eS nad) §§ 511, 512 G. >B. O. nid)t j
jelbftänbig mit ber ^Berufung angeformten werben.
2Bar aber ein 3wifd)enurteil na* § 304 G. D.
ergangen, fo mußte es in »erreff ber 9techtS*
mittel als Gnbiirteilangefehen werben unb unterlag
ber Berufung.
28arum baS 8. ©. im gaße bei Gibesleiftung
fid) barauf befdjräntt hat, ben ©egenanfbrud)
für unbegrünbet ju erHaren, anftatt bie SBiber*
flage abjuwetfen unb bem ftlagantrage gemäß
ju erfennen, ift nirf)t erfidjtlid). ®ie Grwägung,
baß bas Urteil alsbann für ben einen gall ein
(Snburteil, für ben anbern ein 3bj'id)<m"*teil
(gemäß ij 304) geWefcu tuäre, brauchte baS 8. ©.
bon einer folgen Gntfdjeibungnidjt aurüdju halten,
ferner ift auffäUig, baß baS 8. ©. im ftaüe ber
GibcSmeigerung ben ©egenanfbrud) unb nidjt
bie SBiberflage — foWeit ber ©egenanfbrud)
größer ift als ber AUaganfbrud) — bem ©runbe
nact) für berechtigt erflärt bat. 3iuar liegt bie
Sinnahme nahe, bafj baS bcStmlb gcfd)ehcn fei,
lucil es jur $eit nod) ungewiß ift, ob ber ©egeiu
anfbrud) ben Slagcaufbrud) bem betrage nad)
überfteigt. GS befiehl aber aud) bie ÜJcöglid)feit,
baß bas 8. ©. ben ©egenanfbrud) mir infoWett
ebentuell hat anerfennen wollen, als er jur |
Aufrechnung gebracht, alfo bloßes SerteibigungS-
mittel ift. 3für eine foldje Vermutung fbrtdjt
gerabe ber Umftanb, baß baS 8. ©. bad &n)tffyn-.
urteil auf ben § 303 G. ©. hat früßen motten
in SBerbinbung mit ber Ausführung in ©aubb«
©tein ju § 304 G. % O. unter I. grciltd)
hatte bann nicht ber ©egenanfbrud) überhaupt,
fonberu nur infoweit für begrünbet erachtet
Werben fallen, als er jur SBerteibigung gegen bie
Älage biente. Such fommt in SBetracfjt, ba& bie
©treitfache gerabe wegen beS bie #uftänbigfeit
beS 91. ©. überfdjreitenben 9Bibernageanfprud)*
an bas S. ©. gebracht unb bie SBiberflage nicht etwa
ju befonberer JRechtSausführung berwiefen ift.
%it ©rünbe beS (anbgerichtlichen Urteils
enthalten nichts barüber, was geeignet wäre,
biefe SBiberfbrüche unb 3R>rifet iu löfen. %nfc
befonbere bie Ungewißheit barüber, ob ein
3wifchenurtei( gemäß § 303 ober gemäß § 304
G. % O. borliegt, läßt baS Urteil als ©runblage
für bie obergerid)tlid)e Gntfdjcibuiig als uiu
genügenb erfdjeinen.
S>as ^Berufungsgericht fyat baher, ohne auf
bie iBerufungSanträge einzugehen, bon ber Sior»
fdjrift bes § 539 G. 5B.C. ©ebrauch machen mfiffen.
%t. L'abung in anhängigen !Htd)t*ftrtiMro(f «Ibfd) Infi
ei«t« Strgleid)«, foBe kerfttbe Dam üflbrnbo all aiditig
angcied|len wirk. — HBtn« in fclrtitiii Salle im aiibängigtn
Wcdjidftrette gtlaktn »Ith, mn§ >a« (jlcrid)t Zermin ■■•
J't^ca *u% Ipat kaan buro) Urteil jm cntfdftiicn, ob btr
krgltidnu :Htd|t btfttlit- ragenta ift ei»« jytftitcuung«
Nagt in einem «rata $rojtff, bof jtatr Sergltia) aia)t
)u 9tc4t t(frc|(, najaiaffig.
Ghriftine Ghriftoff, bertreten burch ihren
SJater G. ©. Ghtiftoff in 2:onnborf=Sohe
gegen
^. O. ^ermerSbörfer in «Misburg
bei ^>annobcr.
SluS einem bie Berufung ber Älägertn ber=
werfenben Urteil bes 0. 8. ©. III bom y. gebr. 1 007.
Gntfctteibungsgrünbe:
3war ift es nid)t rid)tig, wenn baS 8. ©.
bie 3u(äffigfeit ber erhobenen geftfteltungäflage
um beSwiUen berneint, Weil SUäger bei 91nfechts
barfeit beS gefdjloffenen Sßergleichs bie früher
erhobene SieiftungSflage bon Beuern erheben
fönne. 2>iefcr .Silage würbe bie Ginrebe ber
SR eajtshSn gigfeit entgegengefeßt werben
Digitized by Google
fönnen. 'Stenn nach richtiger. Wnficf)t bewirft 5er
nadj § 794 $iff. 1 ©• D. abgefdjloffene gericb>
Iicr>e Sergleich ba« ©rlöfdjen ber 9tecbt«hängigteit
nicht fdjledjthin, fonbern nur, wenn ein (formell
unb materieQ) gültiger SSergtetct) vorliegt,
»gl. ©aupp=6tein II (1904) ©. 508 unter e, d.
Anbernfall« bauert bie 9ted^tdt)ängigreit fort.
SBenn baber bie Älägerin behaupten will, ber
Siergleidj fei nichtig unb bon ihr Wegen Betruges
be« SJeflagten mit 9ledjt angefochten, fo ftet)t
nid)t« im SBege, bog fie ben SBcflagten
im anhängigen 9ted)t«ftrcit nad) § 214
CT. Si. D. bon Beuern labet unb ba« ©eridjt
be« SBorprojeffe« hat bann burd) Urteil ju
entfdjeiben, ob ber Sergleicr) ben 93roje&
beenbet bat ober uidjt,
ogl. ©aupp=©tein a. a. O. <S. 509 oben unb
9t. @. ©ntfd). «b. 39 ©. 393.
©erabc weil Klägerin in ber üage War,
ben SJorprojcß fortjufefccn, mufe aber bie
©rfjebung ber jefeigen Silage al« unjuläfftg
erarfjtet werben. 3>enn e« läjjt fidj ntd)t ein»
fet>eit, welche« redjtüdjc ^ntereffe ber Klägerin
an ber al«balbigen geftfteüung ber Unwirffamfeit
bes Vergleiche« burd) rid)terlid>e (Sntfdjetbung
hefteten tonnte, wenn bie Klägerin jene Un-
wirffamfeit jeberjeit in bem früheren Sier»
fatjrcn behaupten unb beWeifen unb bort eine
(Sntfdjeibung barüber herbeiführen fann. 3>a*
Vorliegen befonberer Umftänbe, We(d)c jene«
^ntereffe ber Älägerin auch ber gegenwärtigen
JRedjtälage gegenüber ju begrünben vermöchten,
ift ableiten ber Älägerin nicht einmal behauptet
worben.
83. $er (8<riii)tSflaNb bei* $rrmba<s« wirb audj
burdj nid|i pfinbbart $}rrmöflcneaeatnflä«be bearinbet.
Soui« SJiarr. & So. in Hamburg
gegen
(Simon Veit in Kopenhagen.
5)er 33eflagte bat gegen bie bei ben $am*
burger ©eridjten erhobene 9Barenfaufprei«flage
Un^uftänbigfeit eingewenbet, währenb Älägerin
lief) barauf beruft, ba& Seflagter in Hamburg
ißennögen beftfce. 3>a« 8. ©. St. II f. <5. unb
ba« 0. S. ©• IV hoben bie (Sinrebe oerworfen,
lefctere« im Urteil bom 7. Januar 1907 au*
folgenben
123
No. »1-»»
■
© r ü n b e n :
S)er 53eflagte meint, ba§ oon einem in
Hamburg befinblichen Vermögen beöbnlb am
4. April 1906 nidjt bie 9tebe fein lönne,
weil bie $irma $>. SRüUer & So. e* bod)
menigften« in ber$anb gehabt habe, bie 3for=
berung be« SBeflagten burd) Aufrechnung
gegen ihre ©egenforberung gu tilgen;
bie ftorberung fei baljer für einen ©laubiger bei
$et(agten fein greifbare« S3ermögen«objeft
geWefen. t)er einfettigen Aufrechnung feiten«
3). aJtüHer & So. hätte aüerbtng« nicht« im
SBege geftanben, ba bie bieüeidjt attjunebmenbe
Slbrebe, bie 2ßrobtRon«forberung be« SBeflagten
foüe bor ber Abrechnung im SRai nicht geltenb
gemad)t werben, nur ju ihren ©unften bie
Aufrechnung einfrweilen au«fd)loft. Aber barauf
fommt e« überhaupt nicht an. 3>enn bog bie
blo&e SJcöglidjfeit ber al«balbigen Xilgung bie
I ^orberuug ol« bamaligen SJermögen«beftanbteil
nid}t befeitigte, ift flar unb ba« 9t. ©. hat ftd>
in ftänbiger 9tedbtfpredbung — cfr. 9t. ©. (gut»
fcheibungeu IV ©. 408, VI ©. 403, VII ©. 324/25,
XVI @. 392, LVUI ©. 258 — gegen bie fid)
neue ©eRd)t«punfte nicht anführen laffen, auf
ben ©tanbpunft geftedt, baft e« cntfpredjenb bem
I «Bortlaute be« § 23 <£. 3J. O. lebiglid) barauf
j anfomme, ob ber ©d}ulbner im ©erid)t«bejirfe
I SJermögcn fyabe, einerlei ob e« für ben
©laubiger im SBege ber 3wang«*
i bollftredung ju feiner SBefriebigung
Oer Wertbar, in«befonbere ob e« überhaupt
pfanbbar fei ober nicht.
S8. «often ber LHnfidiiRatimc fctö (jliunbbudis «or
9lnftc(lung ber »infllidjcn Klagt out riiier gbpotfeef.
Sehen«- unb 5ßenfion« = Sßerfid)erung«^
©efellfd)aft „ganu«" in Hamburg
gegen
@. A. ^eifeler in Hamburg.
Au« einem 93efchlujj be« D. S. ©. III bom
7. 9Hära 1907.
©rünbe:
3>a« 8. ©. hat 1 JH. bon ber tlägerifd&en
Äoftenredjnung geftridhen, Weil ftoften für ©in»
fidjtnahme be« ©runbbudh« nid)t ju erftatten
I feien, wie ba« ^anf. O. 8. ®. in einem 93efd)lufe
Digitized by Google
124
No. M-t»5.
bom 15. Stobember 1902 in Sachen © (ei frei n
gegen fyaxbtd auägefprodjcn höbe. 3« b'cfem
23efd)luffe fteljt babon nidjt«, e« ^onbelte fid)
bielmeb,r bamal« unt bie Äoften einer Slbfdjrift
be« ©runbbudjblatte«. ©oU auf ©runb einer
£>t)tM)tijet bie binglidje Älage erhoben werben, fo
gehört bie borljerige (£infid)t be« ©runbbud)«
regelmä&ig fdjon be«b>Ib jur jWedenrfprecfjenben
StedjtSberfolgung, »eil ftd) ber ©laubiger nid)t
ber ©efahr au«jufefeen braucht, bafj bie Älage
gegen 3emanben erhoben Wirb, ber nidjt meht
ate (Eigentümer be« ©runbftfid« eingetragen ift.
Siflcrbing« ift bat ©runbbudjamt nad) § 55 ber
©runbb.'Orbn. in ber Raffung be« ©efebe« bom
14. $uli 1905 berpftid)tet, bie (Eintragung eine«
anberen (Eigentümer« bemjenigen mitzuteilen, für
ben eine #t)pothel an beut ©runbftücfc befiehl,
©oldje Mitteilung fann aber au« 9Serfet»en unter;
blieben ober bem ©(äubiger nidjt zugegangen
fein; fie erforbert aud) bei normalem ©efa^äft«;
gange eine gemiffe 3e»t unb e« ift benfbar, baß
unmittelbar bor ftlagerfjebung ein (Eigentum«;
wedjfet ftattgefunben hat, ben ba« ©runbbudjamt
ben SBeteiligten nod) nid)t b,at mitteilen fönnen.
CS« fann baber für bie Siegel nid)t al« über;
flüffig angefeben werben, wenn fid) ber ©laubiger,
beoor er jur btnglid)en Älage fdjreitet, nodj
einmal burd) (Einpaßt in ba« ©runbbud) bon bem
©tanbe ber 3)inge überzeugt.
®ie 1 M war beöb^alb für erftattungdfabjß
ju crad)ten.
M. Baun tln 3t»gtr »tr »»»erheiratet ift, bit 9ntw»rt
aaf bie Srage verncigern, »b er mit einer Unverheirateten
tfeifdiioj DoU|»gen h*be, ba bie Beantwortung it)ni jur
Unehre gereidjeu fönnc? — Rann ber Otegner bc» $emci«>
fii^rer* fteta baräber brfd)»eren, bafj ein Don biefem
benannter Senge (eine «ln#fagt oerwetgert?
5ßaul &cinrit$ iKeücr in SJurgbamm
gegen
£>eiurid) £>nrmjau,^ in '.Bremen.
Slu« einem iBefdjlujj bec 0. 2. ©. III bom
it. ftcbrunv 1907.
© r ü n b e :
Mlägcr ift *ur (Erhebung ber $cfd)Wcrbc
legitimiert. (Ed banbclt ftd) freilief) um einen
3cugen bc« ©egner«. 3" ocm Antrage be«
ftlägerö aber, ba« $eugni« 5" erzwingen, liegt
ftillfdjWcigenb bie (Erfläruug, baß er fid} nun;
mefjr feiner feit« auf ben Seu8en berufe, um
ben nad) Sage ber ©adje gegebeneu SJerbadjt,
bie exceptio plurium fei begränbet, ju befeitigen.
»nbernfaU« wäre, ba ber SBeflagte auf bie
3eugnt«toerweigerung gefdjwiegen f)at, Slnlafc ju
einer geridjtlidjen (Entfärbung troi} § 399 (E. ©.
nidjt gegeben gewefen (bgl. ju biefer ftrage
©euffert'« «rdjib 99b. »50 Wr. 245).
ftn ber ©adje felbft mu&te ber SBefdjwerbc
entfprodjen werben, weil ber Unneraeiratete, ber
mit einer Unberb.eirateten gefd)Ied)tlid) t>erfeb,rt,
nidjt« Unehrenhafte« begebt, e« fei benn, bafe
befonbere Umftänbe, für bie hier aber feinerlei
Slnb/ilt oorliegt, bie gegenteilige &nnafmie reetjt;
fertigen, ©o audj Äammergeridjt 27. 9Kai 1^93
bei Sßerl unb Srefdjner 1893 ©. 76.
k5. ffBer bei 0(attet> anf bem Zrattoir »er feiner
SJiittSiooljiiung, bie er f »eben otrlaffen t)at, fält, tgat flegrn
ben .v<ant<cigtntüinrr Wegen '^f rabfäumunp btr Slrrupflicöt
leinetlei Wnfprud) au» bem Mietverträge, fanbern nnr
anf Ornnb etwaiger nnerlaabter ^anblnag.
Jrau Sl. JBenbi^en in Hamburg
gegen
(E. 31. Jfraufe 9Bitwe in Hamburg.
Slu« einem Urteil be« D. 8. ©. II bom
21. Februar 1907.
"3)er Unfall bot ftd) nitfjt auf ber treppe,
fonbern erft naefj beren 93erlaffen auf bem gufj;
Weg jugetragen. Mit biefer ^eftfteUung erlebigt
fidj ber ^erfud), eine Haftung bc« ^Beflagten
bejw. feiner 9ied)t«nad)foiger au« bem 3Kiet*
»ertrage entnehmen. 9Ku»j aud) bie aüen
SBewofjuern gemeinfdjaftlidjc Haustreppe al« mit;
bermietet gelten (ngl. 31. ©. in 3UC SBodjenfdjr.
1904 ©.141 3tr. 9), fo trifft bas nidjt ju für
ben t»or bem 9Rietl)auie befinblid)en öffeutlidjen
»ürgerfteig (bgl. 9t. ©. 3ur. 28od}etifd)r. 1905
©. 144 9tr. 24).
<5)ie Klägerin tarnt bafjcr ihren ?lnfprud»
nur barauf grüubcn, bau ber 58cflagtc bejw. beffen
(Ehefrau, mit weldjer er in allgemeiuer ©fiter;
gemeinfd)aft lebte, ftd} einer fdjulbhaftcn un=
erlaubten ^»anblung fdjulbig gemadjt hflben
©. 5B. § 823 Slbf. 2), inbetu fie entgegen
ber Süorfdjrift ber homburgifd)eit ©tra&cnorbnung
bom 1. 9iidi 1902 § (59 e« — unb ^War fdjulb=
haft — unterlaffeu haben ju ftreueu.
Qm Weiteren Wirb ein 5Berfd}ulbcn uerneintl.
0 ri« »«inner» »ttl»«.
«a»t«r4. «ttmnnRÄroiie 41. ««mytcdicr 1 f^.
Irml tr« 3rMnn«inii<li!Diit(i.
ütt^aftear Dr. 0. «r.mttl, ^jmtntj.
Digitized by Google
125
No. 8«.
§anfeatif(J)e (iteridjtöjeititnfl
9Jei6Iafi
fttötUe^tlidie falle.
XXVIII ^ahrgana. (40. Safcrßmip, ber $anbcl*a.erid)»-3eUMifl.)
frei» fftr ben 3«bra«R|: $aubt-
unb MlUH mit Sttgifter 2» Jt - «««»rMatt «Hein mit »egifler 16
Beiblatt allein mit iHeuifier 15 X.
Hamburg, ben HO. 3Jto.i.
1907.
Otngalt: «uÄflfboflgette CSJeqcnftönb« alt Aotlpfliajtige*
Srranbgut oon wot ff^r. ©ebr. — fllfreb SVeumann in i
Berlin gegen ffiojenbaum & fBolf in ftamburg. — Bruno
iörrg iit Hamburg flfgen bie gtnanfllrtmtatton in Ham-
burg. — Sor( Siiguft Sedier in Hornburg gegen bie
Wen'ictjerinigiaiiftolt ber fiamburgifdjrn BoHgtioer »beruf«-
genoffen|cb«ft in *
«iiSfltbaßfjtrte (Scgeiiftäubc als $ofl>fIi<f)tiacS
Strnnbgut
oon
fflot eijr. «ebr.
t.
$>em füralidj berlwnbelten 5Red)tSftreite eine«
$robuttenh(inblerS gegen bie IBaubetmtation lag
folgenber £atbeftanb jum ©runbe:
Arbeiter eine* ©taatSbaggerS ^aben 1 0 ©entner
alte* ©ifen, baS beim 93aggern Dom ©Ibgrunbe
aufgefifdjt toorben ift, um 35 Jk an ben Äläger
oerfauft. 3>ie Solle, in bie bet Jtläger ba«
©ifen übergenommen fjatte, ift bon ber £afen=
twlijci angehalten unb baS ausgebaggerte ÜWaterial
ift ber 93aggereU93auinfpettion abgeliefert toorben,
bie es auf Slntoeifung ber ihr toorgefefcten 3*tftang
als ©tranbgut bem ©tranbamte übermiefen b,at.
3>er Stöger Hagt gegen ben £amburgifdjen
©taat, oertreten burdj bie 93aubebutation, auf
Verausgabe ber ©ifenS, ba* als fjerrenlofeS ©ut
bon ben Arbeitern ju Eigentum erworben fei,
ebent. auf Sablung oon 35 JH 93et(agte beantragt
Älagabtoeifung, inbem fie eintoenbet, bafj eS ficr)
um feetriftige ©egenftänbe hanbele, bie nad) ben
93eftimmungen ber ©tranb.=Drbn. {§§ 20 ff.) bem
©tranbamte jur weiteren 93eljanblung anjumelben
toaren unb ba$er ntd)t ffiigentum ber Arbeiter,
nodj beS ÄlägerS getoorben fein fönnen.
5)a3 SlmtSgeridjt E»at bie Älage ab*
getoiefen. ©S fteQt feft, bafj nad) ber Beweis*
aufnähme baS Ausbaggern beS ©Ifens im £anfa*
bafen, jebenfaDS nidjt oberhalb ber ©Ibbrüde,
mithin im @eltungSbereid)e ber ©tranb. ■ Orbn.
ftattgefunben fiabe ($iff. 3 ber 93e!anntmadjung
betr. bie Ausführung ber ©tranb. - Orbn. bom
23. ©ejember 1874 ©.=©. I ©. 97). 3>ie Ar*
beiter feien berbflidjtet getoefen, bie geborgenen
©egenftänbe bem ©tranbbogte jur Verfügung ju
fteHen, Ratten ba^er an ihnen ©igentum Weber
ertoorben nodj übertragen, gleirfjbiel ob baS ©ifen,
als berelinquiert, henrenlofeS ©ut toar ober nidjt.
©ie feien lebig(id) 33efifybiener für ben ©taat
geworben (§ 855 93. ©. 93.). $uj @igentumö=
ertoerb nad) § 932 93. ©. ». fönne fi* Äläger
nidtjt berufen, ba feftjufteüen fei, ba& er fidj jur
Seit beS ©rmerbS in gutem ©lauben nidjt be»
funben f}abe.
S>aS Sanbgeriajt, G. Ä. II, Ijat baS amts*
gcrid)tlidb,e Urteil aufgehoben unb bie beMagte
93et)örbe verurteilt, bem Kläger 35 ©entner
fttteifen herauszugeben ober 35 JH. nebft Hirojefe-
jinfen ju jaulen. S)er Kläger — fo führen bie
UrteilSgrünbe aus — fei im »efi&e unb nad)
§ 100U 93. ©. 93. im mutmafjlidjen ©igentume
beS ©ifenS gemefeu, als eS ib^m bon 93eamten
beS tjomburgifdjen ©taatc« abgenommen Würbe.
Digitized by Google
126
No. 86.
Sie 93effogte Würbe on fid) ju beWeifen b«ben,
bajj iljr ba« (Eigentum an bent ©ifenjeug juftanb
ober ber 93efifc baran burd) berbotene ©tgenmad)t
entjogen fei (93. ©. 93. § 958). Sie Vermutung
be« § 1006 fomie bie 3«öglid)!eit gutgläubigen
©rWerb« be« Äläger« fei nur bann nidjt gegeben,
wenn bie ©adjen ber 93eflagten al« ©igentümerin
toiber tbren 2Biöen foHten abbonben gefommen
fein. #iernadj fei bie grage au«fd)laggebenb,
ob bie 93eflagte burd) bie öon ir)r befd)äftigten
Arbeiter, al« i^rc 93efifcbiener, mittelbaren 93eflfr
unb ©igentum an ber ausgebaggerten ©rbe unb
ben barin enthaltenen ©egenftänben erworben
babe. Sa« S. ©. Verneint biefe 3?rage, inbein
e« unter 4?inwei« auf ba« SRedjt am ©djafce in
redjtlidjer Sejiebung babon ausgebt, ba| bie
93etlagte mit bem ©igentum an ber 93aggercrbe
nid)t aud) oljne wettere« an aßen barin »er*
borgenen, mebc ober Weniger Wertbollen ©egen*
ftänben 93eRfc unb ©igentum erwerbe, in tatfäd)==
lfdjer 93ejiebung aber feftfteHt, bajj bie Surd)*
fudjung ber IBaggererbe unb bie Aneignung ber
barin gefunbenen ©egenftänbe burd) bie Arbeiter
nadj ^eierabenb unb nidjt gegen ben au«brfidlid)
ernärten SSiüen ber 93eflagten — b. i. ibrer
Suffeber ober fonftigen Singefteilten — ftatt«
gefunben b<*be. Sie ben Arbeitern erteilte alt
gemeine ^nftruftion, bie bie SBeftimmung entbält,
bafj „alle $unbfad}en bem Hüffe ber abzuliefern
finb unb nidjt oertauft Werben bürfen", berühre
nidjt bie cttoüredjtlidje $tage, ob bie 93agger;
arbeiter bie in ber Saggererbe gefunbene ©egen=
ftänbe für ben ©taat ober für fid) in Sefifr
genommen b<*ben. Sie Srage nad) ber redjtUd;en
93irtung bcr 93eftyergreifung burd) bie Arbeiter
fei tierfdjieben ju beantworten, je nadjbcm e«
fid) um berrenlofe ©adjen, um einen ©djafc
ober um Sunbfadjen bjmbele. Sedieren Salle«
fei e« unerijeblidj, ob man auf bie gunbfadje bie
SJorfdjriften be« § 985 ff. 83. ©. 93. ober bie*
jenigen ber ©tranb. Drbn. (§§ 20, 21) in Sin:
Wenbung bringe, Weil beibe ©efetye barin über;
einfttmmen, ba§ jebenfall« ba« ©igentum an ben
gefunbenen ©egenftänben erft nadj 93eenbigung
bei gefefclidjen 9Serfabren« auf ben ftinber
be&iebentlidj ben 8anbe«ft«fu« übergebe. 93ei
$lnuabme berrenlofer ©adjen Würben bie Arbeiter
obne weitere« ©igentum erworben b«ben. 93ei
9(nnab>ne eines ©djobe« Würben fie ©igentum
nur jur #älfte erworben boben; allein ber
JWäger, beffen guter ©laube, entgegen ber $luf=
faffung bei 8lmt«gertd)t«, feftjufteHen fei, bobe
©igentum am ©an^en erworben. Um abtjanben
getommene ©adjen im ©inne bei § 935 93. ©. 93.
banbele ei fid) nid)t, ba ber ©taat niemal« ben
93efifr erlangt babe. 511« Srunbfadjen in ©adjen
bei 93. ®. 93. ober ber ©tranb.*Orbn. angefeben,
Würben bie ©adjen in ben 93efifo ber »rbeiter
gelangt fein, bie fid» burd) beren 93erfauf einer
gfunbunterfdjlagung unb einer 3nftruftion«s
Wibrigfeit fd)ulbig gemadjt Ijflben Würben. Sem
©igentum«übergang auf ben Kläger Würbe in
biefem gälte § 935 93. ©. 93. entgegenfiebern
Sa« Würbe aber bie 93e!lagte gegenüber bem
Kläger nidjt geltenb madjen tönnen. %f)r 93or*
geben gegen ben Kläger fei auf tljr ©igentum
an ben ©adjen ober auf Wiberred»tlid)e 93eft^:
entjiebung ibr gegenüber geftü^t. ©ic fönne
ba« {Redjt Sritter nidjt in ibrem rioilred)tlid)en
^jntcreffe oerWenben, Wobei babingeftedt bleiben
fönne, ob etwa bie 93olijei=93cbörbe au« öffentlid):
red)tlid)en ©rünben ftrafredjtlicf)er Statur bie
©ad)en bätte befdjlagnabmen lönnen. ^ebenfaü«
Würbe ein ftrafredjtlidje« ©tnfd)reiien ben Sladjs
Wet« Ooraudfe^en, ba| britte ©igentümer cor*
banben pnb. Sa« ©eridjt fei be«$alb aud) ber
SKeinung, bajj bie ©ifenteile al« ^errenlofe« ©ut
anjufef)en feien, ©in Seil fei geWifj bon toorn«
berein im ©inne bei § 959 93. ©. 93. babmd)
berelinquiert, bafj burd) abfid)tlid)e« Ueberborb^
Werfen ©igentum unb 93efi^ an ibnen aufgegeben
Warben ift. Slber aud) binfidjtlid) fold)er ©egen«
ftänbe, bie oielleid)t junädift ohne fold)e 9BiQen«<
betatigung über 93orb gefallen ober, wie Sinter
ober Süettenteile abgeriffen finb, Werbe bie
Sereliftion«abfid)t be« frieren ©igentümer«
barau« ju folgern fein, ba& fie fid) um bie
foldjergeftalt verlorenen, geringwertigen ©egen=
ftänbe nid)t Weiter gelümmert b«ben.
II.
Dfjne bie cibilred)tlid)en ©d)luB:
folgerungen bc« ©rfenntniffe« irgenb beanftanben
ju Wollen, möd)te id) bod) glauben, bafe ba«
öffentliche Aed)t bei biefem 91 u£ gange be«
9ied)t«ftreite« ju furj fommt. Satfäd)lid) befinben
fid) bie beteiligten öter 93erWa(tung«be^örben —
93olijei*, 93au«, ©tranb« unb 3oU=93eborbe — in
eigentümlid)er «age. Sa« £afengefeö. (§ 9)
Digitized by Googl
unterlagt ben JBetfouf bon gebrauchten ®djiff««
utenfilien, SSarenrcften u. f. to. an Xröbler,
überhaupt ben SBerfauf bon SEBarcn feiten« bet
©d)iff«mannfdjaften. Die SSeamten ber $afcns
bolijei legen SBefdjlag auf bie bon ben {Bagger*
arbeüern berfauften ©egenftänbe, beren ©rmerb 1
ihnen nidjt einroanbfret erfdjetnt unb liefern fie
ben ^Beamten ber 33aggerei, b. i. ber 93aubel}örbe,
au«; biefc erfrnnt fie al« ©tranbgut unb liefert
fie borfdjriftSgeinäfi ber ©trnnbbehörbe ab. Ob
bie ißotyetbehörbe Stecht tat, bie 93efd)lagnat)me
biefer Sadjen ber SBaubchörbe auszuliefern, ob
bie« nur gefdjehen ift, roeil bie SBaubeamten bai
(Eigentum be« Staate« baran behaupteten unb
ob biefer Anfbrud) begrfinbet mar, toirb für bie
ftrage unentfdrieben bleiben fönnen. um bie eS I
pd) b,ier B^anbelt: ob bie iBau = Debutation]
i^rcrfeitd uerbf licfttet mar, bie ©adjen
bem ©tranbamt abzuliefern. 3(n biefer
Sejtelniug mare ein 3wetfel bann nidjt möglid),
wenn bie ©adjen unter ben äugen ber ^Beamten
aufgefifd>t Werben baren. Dajj e« im Geltung««
Bereiche ber ©tranb. Orbn. gefdjeljen ift, fteöt
ber erfte 9tidjter feft unb mar ben ©eamten ber
Staggerei amtlich befannt. Da& e« fid) gegen:
ftänbltd) um ©tranbgut im ©inne ber ©tranb.s
Orbn. Ijanbelt, ift ebenfo gewiß. Der SBert
ftoielt hierbei leine entfdjcibenbe JRoüe; audj finb
IG Sentner Alteifen ntd)t toertlo«. Die 83er«
mutung ber DereliftionSabfidjt bei Eigentümers
ift unerheb(id). Da« Sanbgeridjt überfielt ben
cibilred)tlid)en ^nfjalt ocr ©tranb. * Orbnung
(3Jtanbrb. ©. 312 ff.) Da« eben ift ber ©inn
ihrer iBeftimmungen, baft bie Dereliftion«abfid)t
be« Eigentümer« bei ©tranbgut nicht bermutet
werben fall, Durdj ^nbeftynaljme f>errenlofer
©adjen Wirb nad) bürgerlichem 9tedjte nur ins
foweit (Eigentum erworben, al« bie Aneignung
nidjt gefefrlid) berboten ift (SB. ©. 5B. § 958
Abf. 2). Da« aber ift bei ©tranbgut ber %atL
(Wernburg III §§111, 115, Enbemann III § 86
Str. 16). Da« ©erid)t fonnre fomit ntd)t feft*
ftellen, baft ei fid) um f)errenlofe« @ut Banbelc,
ohne jugleid) feftjuftellen, ba& fein ©tranbgut
borliege.
SBefteb,t t)ieruad) über bie ©tranbguteigenfdwft
fein 3toeifel, fo fragt ei fid) nur, ob bie 9ted)t«=
läge ftdj baburd) beränbert, baß bai ©tranbgut
nicüt unmittelbar bim Beamten bcr23aubcbutation,
127
No. M.
fonbern bon tb>en Arbeitern geborgen ift. SRan
fönnte fagen, bog bie SBaubebutation fid) mit
einer Angelegenheit ber 58erger befafjt %abe,
bic nid)t it)rc ©adje War. hierauf zielt bie
Ausführung bei Urteil«, baft bie JBellagte ben
etwaigen fehlerhaften SBefifc beS Älagers biefem
gegenüber nidjt gelten b machen fönne; He fönnc
ba« SJtedjt dritter nicht in ihrem cibilred)tlidjen
3ntereffe berwenben. Da« Sanbgerid)t ftedt
gunbfadjen unb ©tranbgut in biefer 93ejiehung
gleid). 3d) laffe bahingefteQt, ob bie @ntfd)eibung
für ^unbfadhen zutreffen mürbe, ©etoii ift e«
Sßflidjt bei Arbeitgeber« unb feiner Vertreter
(jumal loenn ber Arbeitgeber eine ©taat«be(}örbe
ift), ftrafbare ^anblungen ber Arbeiter nach
2Höglid)feit *u ^inbern. Ob bietaui in jebem
gaUe bai 9ted)t ber SBefi^entjiehung mit 93ejug
auf ba« corpus delicti hergeleitet! werben fann,
mag jmeifelbaft fein. 3d) bleibe baher beim
borliegenben ^alle. @« b\anbelt fid) um ioIl =
Pflichtige« ©tranbgut. ©elbft menn e« nid)t
im Freihafen geborgen tofire, fo märe e« jebens
fall« im ©renjbejirfe geborgen unb baher joEU
pflid)Hg (JB. S- ©• § 157). ©* ift alfo aud) ba«
joDR«faIifd)e ^ntereffe beteiligt (§ 23 ©tranb.s
Orbn.). $ie Staatsbeamten Rnb reidj«gefe^lid)
jur aKittoirfung bei Durchführung ber Sollbor*
fd)rtften berbfUdjtet (§ 20 SB. 3. ©.). Do aber
ber 3"1anfbrudh bie SSare binglid) ergreift, fo
tonnte bie SBehörbe ihrer 5Bflid)t nur burd)
^nbefi^nahme unb Auslieferung ber 28a re in
ben gemeinfamen ©etoofjrfam ber ftoü-- unb ber
©tranbbehörben genügen (§§ 23, 1 4 ©tranb.-Drbn.).
III.
^n einer nod) anberen SBejiehung ift bic
Satfadje, bog c« fid) um jodbflidjtige« ©ut
hanbelt, bon rechtlid)cm ^ntereffe. Da« 21 int*:
gerid)t glaubte jur 95cgrünbung feiner meine«
©radjten« jutreffenben flagabtocifcnbeu ®ntfd)ei=
bung feftfteüen jit muffen, baft ber Älagcr ftd)
jur 3^it bei ©rtoerb« in gutem ©laubcn nicht
befunben fyabe, mährenb ba« Sanbgeridjt bn«
©tranbgut ben bcrlorenen ober fonft abhaitbrn
Sief ommenen ©ad>en im ©inne be« § 935 95. ©. 93.
gleichfteüt unb cbcntueH ben guten ©lauben für
unerheblich erachten mürbe. m3d)te biefe
3roeifel«frage hier nidjt entfd)ciben. 9Bfire aber
ba« Amtsgericht im Siechte, fo mfirhe meine«
©radjtcucs ber gutgläubige ©rroorbrr bic
Digitized by Google
128
Ko. 86-87.
pflid^tige ©acf)c nicht frei bon ber binglichen
3oHbelaftung erworben haben. Sludj §ier Wirb
ba* bürgerliche «Recht (§ 932 58. ©. 33.) burd)
ba* öffentliche (§ 14 83. 3. ©.) mobifoiert.
83gl. ben Sfitffo^ be* SBcrfaffer* im Mrcf)ib
für öffentliche* Stecht XIV ©. 18« (3eitfd}rift
für 3olIwefen unb 9teich*fteuern I ©.168
«Rote 29); £offmann, 3eitfdjrift für 3olU
wefen unb 9tei<h*fteuern I ©. 69 SRote 9;
^aöen ft ein, 93erein*aoIIgefefe Sinnt. 2 ju
§ 14. Hbweidjenb legerer in ber 2. Sluflage
feine* Stommentar* (1906) unter ^Berufung auf
ba* ©rfenntni* be* 9t. ©. (IV. ©tr.*©enat) bom
18. Januar 1898 (©. XXX 9fr. 133), ba*
jeboch toeber hierher gehört — e* b^anbelt bon
ber Stonfi8Fatlon — noch überaß m. ©. be*
benlenfrei ift.
@* folgt, baß bei fteftfieQung ber ©ufc
glaubigteit be* Sfläger* - i&w @rheblich!eit
borau*gefefct — bem ber Silage ftattgebenben
(Srfenntniffe in jebem %aüe Wohl ein Vorbehalt
Wegen ber 3oöcntdd)tung t)öttc eingefügt werben
tnüffen, ba anbcrnfall* — wie auch beim Urteil
be* Sanbgericht* — bie ftrage offen bleibt, ob
bie jur Verausgabe bentrteilte 99et)örbc jur
zollfreien Verausgabe berbflidjtct ift.
87. 8öann ftnb ßiitStobcflcn utl|tbrrrfd}tliiti gefdjüfctt
5d)riftn»erfe? — ®iab (Ic ba* ^rebnff einer iabiöibntUen
gri^icn Satigteit, fad« »ic tieften aab niebrtgflea «ur|e
für gereifte 3eiiriume jnfaaimengeftelt »erben? — Slot
Weufd)a|fuBg ift aid|t erfarbertid), e* genfigt eine gewiffc
überfirt|tltd)t Slnorbuimg, fclbft wen» bnS Dtnteriaf 3eber>
mann jagaagiid) ift. — S>i« freie Veau*uug eine« fikrfet
ift juliffa, fnll« baburd) eine eigentfiai(i(b.e eajäbfung
tycraorgc&radjt wirb. — Sa* if> ntd| nidjt beftbalt an«
ABnebmen, weil ba£ $robnft bei 9ta$bra<feabcn baneben
noct }abjreiaje aabere Angaben enthalt.
Sllfreb Steumann in Sellin
gegen
SRofenbaum & SBolf in Vamburg.
Satbeftanb:
ftläger giebt feit $ah ren ©our$ = 3:abcllen
ber berliner 2fonb*börfe heraus, Welche in ber
Vauptfacfje eine 3ufami"*nftcHunfl ocr monat*
litten unb jährlichen b,ö(t)ften, niebrigften unb
legten Sturfe aller an ber Berliner Söövfe
gebanbelten SSertpapier -- ©orten unb 2BechfeI,
fowic ber UltimosJÖiquibntiouSfurfe enthalten.
fcie SBeMagte ^at im 3at)re 1906 fjicrfelbft
ein SRachfchlagebud) für 2Ber tpapterc
erfebeinen laffen, meldte* feinem Vorworte nach
neben einem furjen ftücfblict auf ba* %afyt 1905
überfidjtlid) ^ufammengefteüte Stur*= unb CE>it»t=
benbentabelleii enthalt unb außerbent auch bie
I Stapitalien, SRefcrben, Ausbeuten u. f. m. angiebt.
3n biefem Stachfchlagebuch ber Veflagten finben
Per) auf ben ©eiten 40 bis 59 inclufibe an ber
Berliner Vörfe gehanbelte SBertpapiere bezeichnet
unb babei ba* Äabttai unb bie 9tef erben ber
betr. ©efeüföaft, bie 2)ibibenben für bie 3a!)re
I 1899—1904, bie 1) Soften Äurfe für bie glei*en
3a$re unb ber Shtr* bom 15. 3)e}ember 1905
angegeben.
Klägerin f)at beraubtet, bafe bie ^Betlagte
bie XabeKen ^ör^fter St u r f e i 1} r e m 99 u dj e
entnommen t) a b e unb biefe Behauptung
unter ®ib berftettt. ©ie erblidt in foI<her ®nU
nafyme einen unerlaubten ÜRadjbruct unb hat auf
Unterlaffung unb Vernichtung ber t)ec0eftellten
®remplare gellagt.
3)a* S. ©. <£. St. VII hat am 17. Dftober
1906 bie Stfagabtveifung bon einem ®ibe ber
Vertagten, bafj fle bie Xabeüen be* Stläger*
nidb,t benu^t hatten, abhängig gemacht. 3)a*
D. S. ©. VI bertoarf am 23. gebruar 1907 bie
^Berufung ber VeMagten (abgefehen bon einer
SIenbcrung ber GnbeSformel, bie tyev nicht
intereffiert).
© r ü n b c:
2)tit bem S. ©■ finb bie „Souve = Tabellen
ber berliner gonbdbörfe" al* ©chrifttoerf im
©inne be* § 1 be* ©efefee* betr. ba* Urheberrecht
an SBerfen ber Siteratur unb ber Jonfunft
bom 19. 3uui 1901 anjufehen. 5)iefe Zabellcu
djarafterifieren fidt) al* Vrobuft einer inbibibueUen
geiftigen Satigteit. %ie 8ufammenfteDung ber
hixhften Sturfe einer größeren ©rubbe bon SBert:
papieren für eine Snjahl bon^ahren erforbert natura
gemäß ein erhebliche* Quantum geiftiger Slrbcit.
®afj Stläger felbft ober burch feine fflngef teilten
biefe Slrbeit geleiftet hat, barf ihm ohne SBeitere*
geglaubt werben. $lHerbingS rjat SBeflagte biefe
Xatfachc beftritten unb geltenb gemacht, baß bic
gleichen Tabellen mit leichter SRüt)e au* ben
Dr. Vanbt'fdjcn ^Berliner ^ouat*furfen ju=
fammengeftedt luerben fönnten. SlHein Vetiagte
Digitized by Google
behauptet nicht, bafe Kläger biefe Quelle benufet
bat. <E* ftetjt audj feinc*Weg« frft, bog bie
Dr. $anbt'fd)en XabeDen gerabe bie &3d)fren
Kurfe eine* jeben Xage* bringen, ©clbft bann
aber, Wenn biet» ber ftatt unb bie 3ufamnten=
fteüung ber Kurfe für jeben SRonat bejW. jebe*
Saht al* flf'frige Sätigfctt be* Klager* nicht in
SBetradjt tommen föttnte, fo Würbe bod) bie
»etlagte Rdj nicht auf Stechte Sritter berufen
rönnen.
Sie griftige Zätigfeit, welche jur ^robujierung
ber Kur«ta bettelt geführt bat, ift aber aud) eine
inbtbibuette. Süuf ben ©rab ber geiftigen Xätigfeit,
auf ben geiftigen SBert ber Slrbeit fommt e*
nid)t an. Hud) Schriften von gan$ unter«
georbnetetn SBerte Rnb fct}u^fär)tg. (SbenfoWenig
ift bie $robuftion eine* neuen ©toffe* ein wefent*
lidje* (Srforberni* für ba* 58 or liegen eine*
©djriftwcrt«. 9?eu unb eigcntümlidj mit 6 min*
beßen* aber bie &ormgeftaltung fein, fei c* in
5käug auf bie Sarftettung ober aurf) nur auf
bie Änorbnung, ?lu*waljl unb SBerbinbung, ber
einzelnen Seile be* ©anjen.
3? gl. SlDfelb, Kommentar ©. 41 ff.,
«Wütter, Äommentar ©. 15, 17 ff.,
Kublenberf, Kommentar ©. 68 ff.
^m borliegenben OfaHe hanbelt e* Rd) um
bie 3ufammenftellung ber fjddjften Kurfe gcwtffer
SBertbabiere für mehrere Qabre ju einem
Sabetten* unb «Hacbfcblagwerf. @* ift nlfo bie
eigentümliche fi6erficr)t(icr)e »norbnung bc* ©toffe«
belauf* leisten Ueberblid* unb fdmetter Orten«
tierung, Welche ber Arbeit be* Kläger* ba*
inbibibuelle ©ebräge giebt. Scr Umftanb, bafe
bie Unterlagen biefer Slrbcit au* einem SWaterial
befteben, ba* ^(ebermann zugänglich ift unb baber
in 9ttemanbe* geiftigem Eigentum ftcljt, ift un*
erbeblicb- So Rnb benn aud) in ber $ragi*
Katenber, Sarife, ^ormularbücber, 2a bellen Werte,
Ktttsbüdjer, ftatiftifebe 3ufammenftettungcn unb
berflleidjen für Rbubjäfjig erflärt werben,
»gl. bie obigen <£ftate,
unb bem fteljt ba* bon ber SBeftagten angeführte
Urteil be* 91. @. nict)t entgegen, ba möglid)er
SBeife beim einfachen 3:rjeater^ettel bie „^nbibi*
bualiRerung be* ©ebnnfen* burdj Formgebung"
fehlen mag, foldjc ^nbibibualificrung aber bei
einem Xnbeücn=9?arf)fd)logebud) aweifello* bor*
liegt.
129
5a. »7.
Stuf ©runb biefer (SrWägitngcn ift aud) ber
$inwei* ber SBeflagten auf bie Freiheit bon
©ebanfenblagiaten gegenftanb*Io*. Sa* 99urf>
be* Kläger* enthält nicht blo* bie $bec ber
(Srcerbierung aller c)örfjftcn Äurfe jum 3wc<fe ber
Orientierung unb SBergleidjung, fonbem e* giebt
gleichzeitig bie 3ufammenftettung ber ejeerbierten
Säten in uberfidt)tltcf)er Xabettenform unb bamit
ift ber ©ebanfe bureb bas SJttttel ber ©brache
in inbibibuelle %oxm gebracht unb burch Huf*
Zeichnung zur (Srfdjeinung in ber ©innenweit
gelangt, b. b- 'urj gefagt }utn ©ä)riftWert ge*
worben.
Saft enblich bie Tabellen be* Kläger* zur
{Belehrung bienen, fann nicht ioohl bezweifelt
werben. Sie einem braftifchen SBebürfni* ent*
fbrechenbe Orientierung be* intereffierten $ub(i<
tum* über wefentlidbc Kursbewegungen eine*
Rapier* währenb längerer 3eiträumc berfolgt
3wetfe ber ^Belehrung. Sag etwa biefe Selehrutig
rein ibenle, Wiffenfchaftlia^e ober fünßlerifdjc
3iele hoben mu&, ift im ©efeb nicht gefagt unb
auch nach ber Statur ber ©adje nicht anzunehmen.
SJlit Unrecht beruft Reh ferner SSeftagte auf
bie SJorfcbrift be* § 13 leg. eil, wonach un*
bcfifiabet ber auöfcblicfjlidjen Sefugniffe, bie bem
Urheber nach § 12 9bf. 2 juftehen, bie freie
Seuufeung feine* SBerte* juläffig fein
foll, wenn baburdj eine eigentümliche
©djöbfung f)ext>oiQebia<fyt Wirb. ®*
fehrtim borliegenben gaüe an berSieubrobu^ierung
burtr) bie SBeflagte. Sie Säücber beiber Parteien
Rnb Slachfa^Iagwerfe über 3Bertbabiere. Sa*=
jenige be* Kläger* enthält nur Kur*tabeHen unb
ba*jenige ber 93eflagten giebt im SJorWort mit
fettem unb gro&cm Sruct a(* ^aubtinhnlt:
„UcberRchtlich äufammengeftelltc Kur** unb
SibibenbentabeÜen" an. äöeitcrhin bebarf e*
aber auch elR eine* 93eweife* burd) ©ach*
berftänbige, baR gerabe bie 3ufammenfteQung
ber hö<bften Kurfe bon grofter 9Bichtigteit für
berartige SabeUenwerfe ift. Sic JBebeutung ber
r)ödjften Kurfe refultiert au* ber 9?atur ber
©ache unb Wirb gerabe auch burdj bie $erbor*
bebung im Staate ber 9)el(agten iüuftriert. Sa
bie SBetlagte mit ben häuften Kurfen über-
haubt begnügt unb nur bie Kurfe be* lf>. Se^br.
190» hi«M»fügt, fo muR biefe* 3*'h'<'n'"oterial
nud) wol)l bon befouberem ÜBerte fein. (S*
Digitized by Google
130
Mo. 87-88.
lommt ^inju, bog bfefe 3<ifjlen einen erheblichen I
9taum im S)ud)e ber ^Beilegten einnehmen unb
baljcr nid)t Wohl gefagt »werbe« fann, cS b>nble
fid) um eine gonj ncbenfädjlidje, gleicöfam bet
Kombletierung bienenbe ©ntnaljme.
Sie Satfadjc, bajj baS SBudj ber SJeflagten
audj anbere Angaben enthalt als baSjenigc beS
ÄlcigerS unb umgefehrt, ferner bn| bie XabeHen
nic^t in unberanberier ^Reihenfolge ftdr) toieber-
finben, ift bebeutungsios. SBefentlidj ift, ba&
bie Formgebung überbaubt, b. h- bie 3ufnmmen*
fteüung ber t)6<^ftcn Kurfe nach ^ob,ren in
labeüenform mieberholt ift unb bafj nid)t eine
au* befannten (Sinjelgliebern beftehenbe eigen:
ortige unb originelle (Schöpfung (Kompilation)
borliegt, fonbern bafj bie 3"fant,»enftcHung ber
hödjftert Kurfe in XabeUenform nichts anbereS als
einen Widrigen Seil beS ÜRadjfdjIagctocrfeS be«
»eflagten bilbet. Siefen Seil würbe f/tdi bie
Sief tagte - im gaße ber (Sibesweigcrung —
unter ©rfparung ber eigenen geiftigen $öttgfeit
— angeeignet fabelt, oljne ib,n jur ©Raffung
eine* SRcuprobuftS „frei benufrt" ju fabelt —
unb fold)c Aneignung fallt unter ben begriff beS
teil Weifen ÜRndjbrudS, § 41 leg. cit.
SBgl. jur Auflegung bei § 13, SfQfelb
©.133; 253 f., Müller 56, 3; 77 f., Surift.
2Bod)enfd)r. 1906 405»; 798 ".
88. »»tr Ijut in 3wang«DrrftrigerBag«»ttfatrta tili
OJrnBbftte! trfUabf«, btrjeaigr, »rlrfjrr bns Ijödjftt Wrbct
getaa t)»t, aber brrjenige, we(d)e» e* aaditer jagefebjagea
werben ift? — Vi« jnm Sufr^lagt fana ber $3d)f)bicttnbc
ftin SM» einem ttabern abtreten. — Oft fir biefen 8or«
gang bie Smmobtlicaabgaie gn begabten? — $>ie Befrciang
tritt in $anit>nrg nur ein, nteau bit »crfitgelte (?rf(arnug,
bi>6 fir einen Jlnbcrn erfteigert »erbe, fpiteftene im
Termin brm »atar ober Srrftcigtrangebramten jwedü
Weitergabe oa bie ftinaav$eaatatisa übergebca »irb.
brutto 93erg in Hamburg
gegen
bie fti nan$ Deputation >« Hamburg.
Xatbeftanb:
$n ein ©runbftüd bei fRidert in ber ÜJunbcSs
ftrajje liefe ber äiegeleibcftfeer JRetijmeljer bie
3mangSboUftredttng wegen einer £t)potbef üon
45000 X bei treiben unb blieb im Sierfteigerung*;
termin mit Ifl Iflo .4L ftörfjftbietenber. ©r be=
antragte Auefcfcung bc-5 3ufd)lagc«. Siefer
erfolgte am 27. Oftober 1905 an ben Kläger,
nadjbem Stetfjmetjer erflärt f)atte, er b>be für
biefen geboten.
Sie Vertagte f»at gweiutal ^mmobilieuabgabe
bon je 1580 X erhoben für ben Serfauf von SRidert
an SRetb,metjer unb für ben bon biefem an ben
jebjgen Kläger. Siefer (unb fRetljmeaer in einem
SBaraßelprojefe) fmben auf 9tüd£ab,lung geflagt.
SaS ». @. ©. K. Vll b^at am 5. Oftober 1906
ber Klage cntfprocöen, baS O. 8. ©. IV bagegen
hat fte am 18. gfebruar 1907 abgemiefen.
©rünbe:
Sie @ntfd>eibung bei angefochtenen Urteils
beruht auf ber (Srmägung, ba& ber «läger jtomr ein
9terf)t auf bie Sufdjreibung be« ©runbftüdes beS
Widert bureh Abtretung bes Rechtes bei SRetljmeb^r
aus beut ÜReiftgebote im 3roangSberfteigerungS:
üerfahren (an).=»erft.=©ef. § 81 »bf. 2) erworben
habe, ba& biefer DtechtSborgang aber nidjt jur
58egrünbung ber Slbgabebfltd)tigfett beS Klägers
genüge, weil berfelbe bem Klager nicht baS Stecht
auf bie Sufdjreibung b<S ©runbftüdeS im ©runb=
buche, fonbern nur ein SRedjt auf ben gufdjlag
beS ©runbftüdeS im 3*°on0*öwfteiflerunßöt)eri
fahren gewähre unb nad) bem § 1 Hbf. 2 be*
©efe^eS bom LSRärj 1882 betreffenb bie 3m»
mobilienabgabe nur ein tRedjtSborgang abgäbe»
bfltchtig fei, burd) Welchen baS Siecht auf bie
dufdjreibung erworben Werbe, gerner erachtet
baS angefochtene Urteil ben Kläger umbeSWillen
gemäfe § 14 9lbf. 1 beS erwähnten ©efe^eS als
bon ber SkrbfUdjtung jur {Bezahlung ber Abgabe
befreit, Weil ber Kläger baS ©runbftüd in feiner
$ht">thef erftanben höbe.
Sie Annahme, b a 6 ber Kläger baS
fraglidje ©runbftüd beim öffentlichen SBer*
taufe erftanben ober wie baS ©efefr bom
1. 9Rärj 1882 fagt: „baS ©runbftüd beim 5ffcnt«
liehen ^Berfaufe meiftbietenb an ftdt) getauft höbe",
trifft nicht ju. ©rfteher beS ©runbftüdeS im
3wangSberfteigerungSberfahren War JRethme^cr,
welcher auSWeife beS $rotofoüeS über ben, am
20. Oftober 1905 abgehaltenen SBerfteigerungS*
termin ben Kläger überboten unb bann in feiner
®igeufd)aft als (Srfteljer beS ©runbftüdeS in ber
3wangSberfteigerung bie AuSfe^ung ber (£nt=
fdjeibung über ben 3»fd)lag beantragt fyattc.
(So erlangte ber Kläger ba« Dtedjt auf ben
Digitized by Google
3uföfo0 unb bamit ba* Stecht auf bie 3ufcbreibung
be* ©runbftücte* im ©runbbucb,e erft burd)
bie abtretung b e * SR e d> t e * b e *
SRetijmeber out bem SReift geböte an
i (j n , ben Äläger. ©rftanben ober im öffent*
liefen SJerfaufe „an fict) getauft hoben" mürbe
ber Kläger ba* ©runbftüct allerbtng* bann, wenn
Stetbmeber im S3erfteigerung*termine für ben
Älaget geboten ijatte unb (euerer infolge einer
toon 9tetfjmet)er im Dermin abgegebenen ober
nachträglich in einer öffentlich beglaubigten Urf unbe
beigebrachten ©rflärung baljin, bog er für ben
Äläger geboten habe, gemä& 3ttJ.=S*erft.s@ef.
§ 81 Sbf. 3 ba* Stecht auf ben 3ufdjlafl erlangt
6}ätte. (Sine foldje ©rtiärung Hegt aber jebenfaü*
nid)t in ber gfotm, meldje ba* ©efefe bom
1. 2Rärj 1882 in feinem § 19 berlangt, bor.
3m 93erfteigerung*termine oom 20. Dftober 1905
ift au*n>eife bei fßrotofoüe* bon Stetljmeber eine
©rflärung, ba& er ba* SReiftgcbot n i rf) t im
eigenen Stamen abgegeben habe, nid>t erfolgt,
berfelbe b,at beantragt, bie SBerfünbung ber
©ntfdjetbung über ben 3ufd}lag au*£ufefeen unb
e* ift biefem antrage burch SBefrimniung eine«
Sermine* auf ben 27. ßftober 1905 entfbroerjen.
3n biefem Sermine trat bann au*meife bei
^rotofoüe* aHettjmc^cr erflärt, in So Um acht
bei fefeigen Äläger* geboten haben,
ei §at biefer bie ©rflärung bei Stetbmeber
beftätigt unb fidr) jur llebernabme ber $8er*
bftidjrung au* bem üJieiftgebote bereit erflärt unb
e* ift ihm bann ber 3"fätag erteilt roorben.
2>iefe©rflärungen mögen für bie Erteilung bei
3ufdjlage* im 3b><>n08berfteigerung*:
ber fahren genügt haben, fie entfbredjen aber
ben Sorfdtjriften be* § 19 bei ©efefre« bom
1. SWära 1882 nidjt, meldje* bie Befreiung be**
jenigen ber auf feinen Stamen aber für Stedmung
eine* anberen ein ©runbftüct tauft, bon ber
S3erbf(icr)tung jur Bejahung ber Immobilien«
abhabe babon abhängig tnadjen, bog er bor
tinfang be* Betfauf*termine* eine
berfiegette ©rflärung barüber bei ber
biefe Äbgabe erljebenben BeljÖrbe ein?
gereicht bat, in melier ber Slame bei wirf*
ltdjen Ääufer* berjeictjnet ift, ober bodj eine foldje
berüegelte ©rflärung beim 3 u f dj l a g e bem,
ben öffentlichen Berfauf leitenben Beamten ober
Scotar einreicht, toeldjer biefelbe mit einem ent=
131
No. SM.
fbredjenben Bermerfe berfeljen ber bie abgäbe
er^ebenben Betjörbe einzuliefern bot. 9Rad)t ein
bie ©rbebung bon Staatäabgaben regelnbe*
©efe$ bie Befreiung bon ber abgäbe bon ber
©inbaltung beftimmter gormbotfcr)riften abhängig,
fo tritt aurf) bie Befreiung nur ein, wenn biefen
Borfdjriften entfbrodjen ift unb ei tann Rd> ber
Äläger ju feiner Befreiung bon ber abgabebflidjt
nicht barauf berufen, bafj Stetbmeber bai SReift-
grbot für feine be* Äläger* Stedjnung abgegeben,
bie jur $erbeifübrung be* 3uf<hfaße& be* ©runb*
ftüdc* an ben Äläger im 3wang*berftetgerung*:
berfabren erforberlictjen unb geeigneten ©djritte
getan unb tjterburd) ben 3ufäla0 be* @runbftücfe*
an ben Äläger bemirtt b«be.
SRadj bem jur 3ett bei ®rlaffe« bei ©efefces
bom 1. 3Rärj 1882 geltenben 9ledjte mar ber
3ufdjlag eine* ©runbftüdfe« in einem öffentlichen
aSerfaufc audj bei 3roanfl*berfteigcrungen aui'
fcbliefelicr) bon ber geftftellung ber
Abgabe beSSMeift geböte* b u r dt) eine
beftimmte üßerfon abbängig, nidjt bon
einer Slbjubifation burd) ba* mit ber 58er»
fteigerung betraute ©erid)t. @* ffätte beifyalb
bie abgäbe ber im § 19 borgefebenen ©rflörung
fjjäteften* bei geftfteüung bei SReiftgebote* im
Xermine bom 20. Oftober 1905 erfolgen müffen.
9Beil fie bann nict)t unb auet) überbaubt nid^t in
ber borgefdjriebenen gorm erfolgt ift, bat 9tetb=
nieder nacb bem ©efefcc bom 1. SRärj 1882 al*
Ääufer be« JRicfert'frfjen ©runbftüde* im
öffentlichen Verlaufe ju gelten unb e* (ann
fict) ber Äläger für feine Befreiung bon ber
SBerbflidjtung jur (Entrichtung ber abgäbe auf
bie Befttmmung be* § 14 abf. 1 be* ®efefee*
bom 1. SIRära 1882 ni<f)t berufen, hiernach bot
im Sinne biefe* ©efefce* nicht ber Äläger, fonbem
9tetbmeber ba* ©runbftüd im öffentlichen Verlaufe
ermorben ; ei flnb bie au* biefem ©rtoerbe f«h für
SRethme^er ergebenben $Recr)te an bem ©runbftücfe
burch abtretung auf ben Äläger übergegangen,
unb e* ift unter ben gegebenen 9$ert)ältniffen
in ber abtretung be* ^Rechte* bei tRethmeher
auf ben 3ufcf>lag au* feinem SReiftgebote bec =
ienige iRecht*borgang j u erblicten,
burch metchen ber Äläger ba* Stecht
auf bie 3uf<h?eibung be* ©runbftücfe*
erworben bat. ai* unjutreffenb mujj bie
argumentotion beä angefochtenen Urteile« erachtet
Digitized by Google
132
No. »8-89.
Werben, bnfe bie abgnbe*)flfcht ttit^t auf bic
Abtretung ber Steckte au« bem Sfteiftgebote gefttt&t
werben fönne, tuet! bicfc abtretung bem Kläger
nur ba« Stecht auf ben 3ufdjlag, ntd)t aber ba«
Stecht auf bie gufdjretbuna. be« ©runbftüde«
im ©runbbudje gewährt Ijabe, biefer (Srfolg
rüelmetjr erft burdb, ben ©intritt ber 9ted)t«fraft
bei ben gufa^Iag au«fbred)enben »efdjluffe«
herbeigeführt worben fei. 3t»eifeßo« richtig ift, bafj
erft burd) ben ben3ufchlagau«fl)redjenb«n 58efd>Iufe
bei @erid)te* gemöfe § 90 bei 3w.=»erft.;©ef.
ba« (Eigentum an bem ©runbftüde unb bamit
bat »Uedjt auf bie Bufdjreibung be« ©runbftüde«
im ©runbbudjc toom Kläger erworben Wirb,
aber e« ftellt ftd) biefer ©rtoerb unb weiter aud)
bie tatsächlich erfolgte gufdjreibung bei ©runb=
ftüde« an ben Kläger auf ©runb bei ben
3ufdt)lag ertetlenben »efdjluffe« a I i bie u n »
mittelbare ftolge ber Abtretung bei
9ted|te« au« bem SReiftgebote an ben
Kläger bar unb bamit ali berjentge fRedjtä-
öorgang, burd) melden bai Stedjt bei Kläger«
an bem ©runbftüde erworben Würbe.
©« ift b^iernad) unter «ufoebung bei an-
gefodjtenen Urteile* ber Kläger mit ber Klage
auf 9tüderftattung ber üon itjm bejahten abgäbe
abjuweifen.
89. 9tnr bie 0;(Rt(inmenft(Mcr ift in gambarg *(«
„(ijutidubeubgabe" <b,arittertfiert. - Warb bem Sau-
UHfaU»(rftcber»nfl«gefeb. jn ftabjcnbe $ramie« peb,tn ihr
nid)! flic.d). — Weber bie eiie »ort) bie onbern finb aber
im BaangÄorrflrigeriingSüerfobreu über «riinbprfe be»«.
rtdMiul. - «nberfl if» e* mit ben »enerfflffeii., Siet-,
».lege, nnb ^eidjnbgoben, »eldjrn a«»brn<flid) bi«glid)er
abiratler beigelegt ifr.
Sari Sluguft Sedjler in Hamburg
bie »erfid)erung«anftalt ber
tjamburgifdjen »augetoerf« beruf«»
genoffenfdjaft in Hamburg.
au« einem Urteil be« O. S. ©. IV turnt
18, ftebruar 1907.
©ntfd)eibung«grünbe:
$a« 99au:Unfallt>erfid)€rung«gefe& beftimmt
im § 39, bau bie »eftimmungen ber §§ 103
bi« 106 bei ©ewerbe.-UnfaIlDerfid)erung«gefefocä
über bie ©injiehung, »erjäljrung unb Slbfüljrung
ber Beiträge für bie Seftfteltung unb Slu«=
jafjlung ber im »au » Unfaflberfitherung«gefefce
oorgefe^fuen (Sittfd)äbigungen unb bie ©rftattung
ju crfjebenber »orfdjüffe entfpredjeub nnwenbbav
feien unb jwar aud) auf »rämienbetrage. Stuf
bie 6injtet)ung ber fjier fraglid)en »rämieu»
rüdftönbe trifft bjernad) bie »orfdjrift be« § 103
abf. 1 bei ©eWerbe»UitfaHberfid)erung«gefefee&
ju, bafj fte in berfclben SBeife Wie ©emeinbe=
abgaben beigegeben werben. @« ift be«ljalb
noiti 51t unterfua^en, ob fid) au« biefer SBorfcfjrift
ba« oon ber »eflagten in auforud) genommene
»orredjt herleiten lä&t.
»ud) bie« ift febod) ju »erncinen. »I« © e 1
meinbeabgabe lommt für bie <5tabt Hamburg
lebiglia^ bie ©infommenfteuer in 99etracr)t. Ueber
beren ©injiehung beftimmt ber § 28 bei ©efefee*
toom 2. gebruar 1903 in »erbinbung mit 8bf. 2
bei ©efefce« boin 23. april 1879 in ber Raffung
be« ©efefce« 00m 22. fcejember 1899, ba| bie
3wang«tioHftredung in bewegliche ©ad)en auf
bem »erwaltung«wege, biejenige in ba« um
bewegliche »ermögen bagegen itacti ben hierfür
gegebenen »orfchriften ber <£. ». 0. unb be«
«ReidjSgefefce« über bie 3wang«wrfteigerung unb
3wang«berwaltung erfolge, dagegen ift ein
Sorredjt ber ©iufommenfteuer bei ber
3wang«oollftrcdung in ba« unbewegliche
»er mögen in ben bejüglidjen SBeftimmungen
ebenfowenig üorgefeljen Wie im »aus
Unfallocrücherung«gefe^e felbft unb e«
ift ein foldje« alfo auch nidjt au« ber »nWenb»
barfeit be« § 103be«©eWcrbe*Unfatt»crft<herung«*
gefe^e« ju entnehmen.
SBenn ber SlnWolt ber »eflagteu fchlie&lich
nod) bic binglidje 9iatur ber fraglichen »er=
fid)erung«|)rämien au« ihrer inneren »ertoanbt--
fdjaft mit benjenigen abgaben unb Seifrungen
herzuleiten fudjt, benen Wie ben geuerfaffens
<Siel=, 2Bege-- unb J)eid)abgaben nad) t>ambur=
gifdjcm 9ted)t tatfächlid) binglidje Qualität bei.
wohnt, fo genügt e«, barauf hinjuWeifen, baft
biefen abgaben bie gigenfdjaft, baf; fie auf bem
©runbftüd ^aften, au«brüdlidj beigelegt ift —
togl. bie bei SRittelfteiu 3lote 4 jum 3Wang«5
öollftredung«gefefe citierten ©efe&e u. f. w. —
Wa« bezüglich ber beflagtifcfjen »rämienanfprüche
nicht gefchehen ift.
DttiWiiintit l'iil j j «amiut«.
Digitized by Google
133
So. 90.
^anfeatif^e ©erirpjeititng*
$ei6faft.
€iöiltedjtltd)e lallt.
XXVIII Jahrgang. (40. 3a^r(janfl bet ^anbetögeticfftfriJeitimg.)
«reie für kea Jahrgang: faubt. «■» »tibi«« mit Megifter 20 X - $a«Dtbl«tt allein mit Wegifkr 15 Jfc
Veiblatt nOein mit Mtgifter 15 X
Sumtes 2)uariaf.
&aiabura, btn <>. ^nui.
3ni|«lt : 3- §• GMi*mann in ttttoua flegen .{■>. $ofmann
in Hamburg. — Itjeobor {$. 3. A in Jpambitrß gegen
leine (Sb'fron »ertfjn *t. 3K. geb. in Hamburg. —
«Ibert üben «. m. b. in $re*ben • »tejdieit ßegeit
flobett tyriti in Vnmburfl.
IM). ,S»r Hnelcgung >•» 6. f. C § 700 Sa* 8. —
30 kao flmt£gerid)t im 3)<ab,avcrfatrrn 11 ad) (frlnfc eine*
:»0 X aberftrtgenben 3at|(aag«befel)ltf unb bee Soll'
ftrrrfungdbcfrbt» auf (Eiafprudi M Sdwlbuer« befugt, kea
*»llf»rftfunflcbcfcl|t mieber aufzubeben, «ber knrf e« aar
gemäfj § 700 Sab 8 ff. $. C. aucfpredien, bot; ber
(finfsradi in gefeblidicr ftrift nnb ftarm eingelegt fei unb
mu$ ber rrfinlbner auf ben Sieg cinftweifiger Verfügung
»rrwtefen werben? — 99af)reak in amfegerid) titdien Sattitn
aaf ben (ftnfarad) gegen eiaea Sallftrerfnngflbefelil gleid)
materiell entfd)ieben wirb, mnft in lanbgcrid|tlid)rii Saitien
kirfe Q*ntfd)eibang bem Vanbgeriä)lr uberlaffcn bleiben.
3- ©Hamann in Slltona
#. gofmann in Hamburg.
Äläger l)<it beim 31. @. einen 3af)lung$=
befeljl über 330 A unb mangels SBtberfpruffjÄ om
26. 9iot>. 1900 einen SJolIftredungäbefeljl ertoirft.
Skflagter f)at bann ©inftorud) eingelegt unb
Sluffjebung be$ 93ollftredungabefeljia beantragt,
©ementffcredjenb r>at bad 81. @. am 20. Januar
1907 burd) ;>ii*:nr.ivfrii erfannt. $)te bom
Äläger hiergegen eingelegte 93erufung ift boni
8. ©. S. St. III am 23. »toril 1907 alö un=
oegruuoet uerroorfen rooroen.
© r ü n b c :
Sa>n bie ©eichte be* § 700 (£. % 0.
ftoridjt gegen bie Slnfrfjauung beS Älager*. ©er
«> r ■ b t a t •
Siorbbeutfcfjc (Suhuurf einer (£. D. Ijatte in
§ 7i!3 9lbi. 2 gelautet:
„©em ©crjiilbner ftcr)t gegen ben 93oH=
ftredungsbefeljl bai SRedjtSmittel bed ©inftorudjö
ju. ©eljört ber Slnfprud) nidjt öor bie 3lmt&=
geriete, fo »wirb bei bem 3lmtÄgericfjt, meiere*
ben Stottftrerfungöbefetjl erlaffen b,at, nur
barüber berb^anbelt unb entfer^teben, ob ber
Slnfprud) in ber gefe^licb.en ^orm unb ^rift
eingelegt fei. %)t biei ber gall, fo f>ebt
ba* Slmt^gcricb, t ben 93ollftrecfung3=
befeb^l auf."
Ser ©ntmurf $ur beutfetjen ©. % O. enthielt
freilief) ben legten ©oft nicfjt, aber aueb, nidjt ben
uorl)crgef)enben, fat) toielmeljr in lanbgcric^tlic^en
Sactjen bie ©rb,ebung bed ©infprucb,ö öor bem
S. ©. öor. 3>er Äommiffion (^>al)n II 1 S. 788)
mürben namentlich, jtoei Slbänberung«öorfc^läge
unterbreitet, ©er Antrag 93e(fer rnoßte bie
iWicglicfiteit bei ($infprucr)eö ftreicb,cu unb nur
Oteftitutton gegen bens$oflftrecfung6befef)l julaffen,
nlfo nur noa^ Slbfjülfe gegen 93erfäumniS oljne
•3:intD. nicr)t gegen 93erfäumniä aud ^acf^läffigreit
gemäliren. ©abet mürbe betont, bafi ber ©ntftmrf
bem fäumigen Scb^ulbner bie 2Jiöglid)feit gemöb^re,
burrt^ ®infprucr)Scrb;ebung bie ©rlcbigung be«
SJerfa^renS jum ©rfjaben be* ©laubiger« in bie
Sänge ju jie^en. ©er Slntrag Dr. SBolfffon
bagegen befürmortete für ben $all ber Slble^nung
bcö Slntragc« »eefer bie Slufna^me jene« öorlefctcti
©afieö aue bem Üiorbbeutfajen Snttourfe, um
Digitized by Google
134
No. HO.
umgefeljrt ben im SRafmberfafjren Gelangten
nod) gegen ©efaljren ju ftdjern, meldje für il>n
burd) irrtümliche ©Hebung be« SBiberfbrud)«
bor einem nidjt guftänbigeu ©eridjte entfielen
fßnnten. 3)er Sin trag SJerfer mürbe nad) feiner
53efämpfung burd) ©neift abgelehnt, ber Sin trag
Dr. SBolfffon angenommen. SBei ber Senbenj
be« Ic&teren Slntrag« lag es fdjroerlidj in ber
«bfidjt beS SlntragfteHer* unb ber 3Kel)rl>eit ber
Stommiffton, fid) in ©egenfafe ju jenem <3d)Iußfafc
beä Öforbbeutfdjcn ©ntmurf* fteQen ju mollen.
tiefer Sdjliißfajj mürbe offenbar nur be«ljalb
nidjt mit Ijerü bergen onunen , rocil man e« an=
geftd)t* ber ©rflarung ber aKotibe (ju § 593 =
700 Safr 1 unb 2, .fcabu 11 1 ©. -411») :
bem ©nthmrf liege ber ©ebaute ju ©runbe,
baß ber ©infbrud) gegen ben 2$oHftrerfung«=
befeljl ben SBiberfbrud) gegen ben Gablung«:
bcfct)l enthalte; werbe bafjer ber ©infbrud)
juläffig befunben, fo fei in Slnmenbung ber
Jöorfdjrift beä § 297 (jefct § 342) anjuneb^men,
baß ber SBiberfbrud) red)tjeitig erhoben fei,
baß mithin ber 3ab4uug'Sbetcbl feine Straft »er*
loren fjabc (§ 588, jefct § 695),
für felbftberftäublid) fjielt, baß im ftallc ber tfu-
laffung be* ©infbrud)« ber SJollftredung«befeljl
jebenfaü« in lanbgerid)tlicr)en Sad)cn al« auf=
gehoben ju gelten b,abe.
'Surd) ben auf Slntrag bon Strudmann in
ber jmeiten Sefung (#abn 11 1 S. 1018) tyngu«
gefommenen ©djlufjfafc bc« Paragraphen geloinnt
biefe Sluffaffung nod) eine befonbere ©tü$e.
$anbelt e« fid) um eine amt«gcrtd)tlid)C
6ad)c, fo toirb bei ber borgefdjriebcnen 8lnmen=
bung ber §§ 338—346 6. 5JS. O. md)t nur über
bic ^uläffigfeit be« ©infbrud)«, fo n ber n gleid)
über ben Slnfbrud) fclbft entfdjieben.
SBürbe ein 3njifd)enurteil bic 3uläffigfeit bc*
©inümid)« feftftcllen, fo mürbe e« gleid)tool)I erft
mit bem ©nburteil anfedjtbar fein; ein foldjc«
fltoifdjenurteil mürbe bemnad) md)t bic Stuf:
Oebung bc« 2*ollftrcdung«bcfel)l<s jiir ^olge baben
tönucn, cbenfomenig toic nad) beit maßgebenben
^eftimmungen über ba« 3ierfäumni«urteil bic
«oüftredbarfeit eines borlöufig boüftrcdbaren
s#eriäumuisurteilß burd) ein .gmifdjenurteil über
bic 3»läffigfett be« ©infbrud)« aufgehoben mirb.
$anbelt e« fid) bagegen um eine I a n b -
flcrid)tlid)e <5ad)e, fo fann ber 9JiaCmfrfmlbncr,
ba ba« 51. ©. jur ©ntfdjeibung über ben Slnfbrudj
felbft nid)t befugt ift, burd) eine einfache Sabung
einen Fortgang ber ©adje ju feinen ©unften
nid)t ijcfbeifüijren; einem Stntrag auf borläuftge
©infteüung ber änxuigäbollfrrerfung (§§707, 710)
mürbe ba« S. ®. nid)t ftattgeben bürfen, ba
foldjer ©infteüung eine bem 81. @. bermcfjrtc
Prüfung ber ©adje felbft borau«jugeb>n blatte,
©bentueü mürbe biefer SBeg erfd)toert fein,
fobalb ba« ©eridjt <Sid)erbeit8leiftung verlangte,
unb fid) al* ungangbar ermeifen, menn bai ©crid)t
ben Antrag ablehnte. 2)er 9Ra^ngläubiger aubrer=
feit«, ber ben Pollftrerfungätitel befifet unb ber-
merteu fann, b^atfaum ein 3«tcreffe baran,
burd) Älagerbebung nod) bie geftfteUung
ju ermirfen, bafj fein Slnfprud) materiell
begrunbet fei.
3)a£ ©efefe enthält aber aud) anlangenb
bic jur lanbgerid)tlid)en 3uf^nbigfeit gebörigeu
<Bad)e\\ eine befonbere Skftimmung, meld)e für
biefe ©ad)en eine abmeid)eube Sluffaffung red)t=
fertigt, «u« bem Sd)lußfafe bei § 700 ergtebt
fid) näm(td), baß bie ©ntfdjeibung, meldje
beu ©infbrud) für julaffig erflärt, in
lanbgcridjtlidjen Sadjen ein bcr9ln =
fed)tung burd) bic Berufung fäbige*
©nburteil ift, tuclrbeä bie 3nflani abfrfjließt.
2)amit ift § 717 Slbf. I ©. D. auf baffelbe
anmenbbar, tritt alfo bie borläufige S3oflftred:
barteU mit ber Skrfünbung be§ Urteils außer
Straft. 3)enn ba& e« fid) al« »ucitere SJoraud:
fefyung biefeS§717 um eine ©ntfebeibung banbelt,
meldje bic ©ntfdjeibung in ber 9Sotlftredbarfeit$=
erflarung aufbebt, ergiebt eine entfpred)enbe
; Slnmenbung bes bereit« angebogenen bon ben
| iRotiticn in iBe^ug genommenen § 342 in 3$er-
binbung mit § 695 ©. % O. 3>er ©infbrud) gegen
j ben Mftrerfungsbefebl fd)licßt ben 5Biber =
fbrud) gegen ben Sobl^ngdbefebl in fid),
! ber mitbin burdb ben ©infbrud), abgefeben bon ber
bemirften 9ied)täbängig'cit feine Straft berliert.
3m 9Jorfteb,enben ift im Wefentlidjen bie mit
ber ©ntfd). beü 9t. ©rucüot 32 6. 739 in
: ©inllang bcfinblid)e fjerrfdjenbe 9Äcinung miebers
: gegeben, ber beijittreten mar; fie ftnbet fid) in
ben Stommentaren jur ©. % D. unb u. n. bei
2iroll, Skrfäumniflurteil <». 222, ©tebl, ba«
aJJa^nberfa^rcn ©. 141, jum %exl aud) bei
©ol benring, »ujrf)'« 3eitfd)rift »b. l ©. 493 f.
Digitized by Google
5Berfd)iebenheit beftefjt nur infomeit, ali bie
einen ben befonbereu Ausfprud) ber Aufhebung
bei SBoOftredungSbefehlß neben ber £ulaffung
bei ©infprud)« für erforberlid), bie anberen ihn
für entbehrlich halten. Aud) wenn man ber
^weiten Anficht beitritt, bürfte e« roentgften« ftur
SHarfteflung ber Sachlage aroedmafeig fein, bie
Aufhebung noefj befonber« au«jjufpredjen. ©tner
©ntfdjeibung ber 8rrage felbft bebarf e« nicht,
toeil hier bie Aufhebung bei 23o0.ftredung«befehl«
in bem angefochtenen Urteil auSbrüdlid) au«»
geiprocf/en ift.
SBJenn ber tlägcrifdje Anmalt u. n. ausgeführt
hat, ba& in Äonfequena ber borfteljenb entroidelten
Auffaffung ein borfirf)tiger ©laubiger gut baran
tue, in Sachen laiibgeridjtlicher ^uftanbigteit bas
9Jcahnt>erfahren ju bermeiben ober bod) nur
gegenüber nl« $ablung«fäbig befannten Sgerfonen
$u beiluden, fo !ann bie« ali jutreffenb erachtet
loerben.
Ol. 9lnfc(f|lMiig »tr (> b( nad) armeiurm protcftmiiiirticit
Obrrcdit lernt« »ine* btm SManne nnbefannt gebliebenen
fitt(i(b;en 9Rafel6 ber rfrau, gefnnben Sarin, bnft jif mät^rcMb
ibrer frfberen <£t)t nnfirrcliclidjcn Wtfdjtfdjtdumaang ge*
»flogen bat. — Hnd| na 4 tjamburaifdicm 'Jitdit war bie«
ein flnf(d)tung#gruab.
Sheobor 3- »" Hamburg
gegen
feine ©befrau Bertha 9«. 9». X., geb. ?).
in Hamburg.
Aus einem Urteil be« C. 2. ©. V toom
*. iWärj 1907.
©rünbe:
©« ift für erroiefen ju erachten, baß bie
iieflagte nmljrenb ihrer erften ©lje mit bem
Kaufmann 5ßh- 38. fid) be« ©hebruch« mit bem
fchulbig gemacht hat. 3)a bie jefot angefochtene
®he mit bem ftläger 1890 gcfchloffen ift, fo ift
gemäf) Art. 198 bes ©inführungsgefe&e« jum
58. ©. 58. bie Jrage ber Anfed)tbarfeit biefer
©f)e nach bem bisherigen 9tcd)tc ^u beurteilen.
3n mic meit ber ftrrtum eine« ©hegatten über
bai Vorleben bei anberen Seil« be$ro. über
beffen perfünliche SSerhältniffe eine Anfechtung
begrünben fann, mar nad) bem Sßroteftantifchen
tfirdjenredjt lontrober« (»gl. hierüber SHotibe
ium ©ntrourf 1 93. @. 2J. IV <B. 74). ©« fann
aber mit bem 9t. ©. (©ntfd). 58b. 17 6. 248, 249)
unb 9tichter=S)obe, Sehrbuch bes fatholifchen unb
135
No »U-91.
ebangelifchen JttrdjenrechtS (8. Aufl. III ©. 1061)
al« herrfchenbe Sehre angenommen Werben, bafj
grunbfäfclid) nad) proteftantifdjem Srirdjenredjt
bai £>erbortreten fd)toermiegenber moralifcher
S)efefte, beren Äennrni« nad) berftänbigem ©r=
meffen ben anberen Zeil bon ber ©tngelmng ber
©he abgehalten hoben mürben, ben Unteren jur
Anfechtung berechtigen.
tili ein foldjer 3>efeft ift ein früherer ©he*
brud) ju erachten, ba bereit« bai 2. ©. mit
8ted)t barauf bJnroetft, bog toenn auch in nieberen
Greifen ein Sftann, welcher mit einem üDiäbdjen
ober eine SBirtoe bie ©he eingeht, über ben
SWangel ber »irginitöt ber Verlobten ober
barüber, bag fte als 9Bitroe fich einem 2»anne
hingegeben fyat. mitunter hintoegfehen
mag, gleidjroofjl eine 5ßerlebung ber ehelichen
Sreue auch in jenen Streifen ftet« ali fd)toerer
Tlalel gilt. $afj ber Kläger bei ftenntni«
jene* ©hebrud)« bie ©he nidjt gefd)(offen hoben
mürbe, ift mangels gegenteiliger beflagtifcher
fchlüfftger Darlegungen anzunehmen unb ebenfo
ift babon ausgehen, baß ihm bei ©ingehung
ber 1890 gefchloffenen ©he bon Jenem ©hebruch
nidjt« befannt mar, benn bie 58e(lagte, meldje in
biefer $infirf)t betoei«toflid)tig fein mürbe (8t. ©.
58b. 25 <B. 193) hat bi*her nur behauptet, bag
ber Kläger burch ben SBrief ihre« früheren äRanne«
bom 7. ©eptbr. 1904 Äenntni« babon erhalten
habe, ba& lefcterer ihr ©hebruch bortoerfe. ©onad)
mar nach gemeinem proteftantifdjen Äirchenrecht
bie Silage begrünbet.
Da bie iUarteien inbeffen hier bei SJbfchlujj
ber ©he ihr Domijil hatten, fo mürbe fidj fragen,
ob etma bai frühere fjiefige Dtedjt gegenteilige
9tormen enthält. %\ei ift inbeffen ju bemeinen.
3)a« Hamburger Stabtred)t bon 1603 beftimmt
in üßar« II Sit. XI Art. 6 jUtmr nur, ba& bov^
eheliche Defloration eine« al« Jungfrau geheirateten
ÜDcäbchen« jur SJnnußation berechtige unb im
Hamburger ißribatrecht bon JBaumeifter II § 73
ift bie Anficht bertreten, bafe nad) haniburgifchem
Sftechte gr unbfü&lich ein ^rrtum über ben
bisherigen Sebeti«roonbeI eine« ©hegatten
ben anberen ©hegatten nid)t jur An^
fechtung ber ©he befugen (önne, ba§
hierfür bielmchr nur ein SrrUitn über einzelne
gefe&lid) burd) obige SBeftimmung be« ©tabtred)t«
unb burd) ©emobnheit«red|t beftimmte förper»
Digitized by Google
136
No 91-9*.
lidje Qualitäten, nämlid) 5fm^otcni, Uerlorene
Virgmitat auf Seiten ber ©artin unb Slnlage
jut Spileufte nu*reicbenb feien. Stadj ift biefet
Sluffaffung bie $atnburger Vragt* Oielfad) gefolgt,
ögl. j. 58. ©ntfd). be* £>. 8. @. Hamburg in
Sa^en SJrenb* gegen Slrenb* JBeibL jur #anf.
®er.*#tg. 1887 9tr. 87, ©euffert 43, 195. %n-.
beffen bat c* nidjt an Vertretern ber entgegen;
qefe^ten Suffaffung gefehlt. Von ben bieäbejüglid)
in früherer ßeit ergangenen Urteilen ift bie
«ntfdjeibung be* 8. ©. ©. 5t. IV in ©adjen
6. c ©. »eibl. jur £anf. ©er.^tg. 1887 SRr. 64
ju ermähnen, in roeldjer bargelegt toirb, bafj bie
obige »eftimmung be* ©tabtredjt* nur eine
Söiebergabe be* bamaligen Urotefton«
tifdjen 5?ir<fcenrcd)t* barftelle unb aud) bie
fpätere (Sntioidelung biefer SRaterie in Hamburg
berjenigen im übrigen üroteftantifcbeii $cutfd)lanb
gefolgt fei (mie bie* aud) oom 9t. ®. in Vb. V
©. 405 ber ®nt|d)cibunfjen bewerft toerbe). 2Rit
biefer Sluffaffung ftimmt audj bie fpätere Vraji*
be« O. 8. ®. überein, ögl. namentltd) Vetbl. jur
§anf. ©er. »3tg. 1897 9tr. 80 ©. 151 sub II,
in welcher im ©egenfab ju ber in »auuteifter
vertretenen Sluffaffung angenommen wirb, bafj
in Hamburg bie ©runbfäfce be* gemeinen
Uroteftantifdjen ©beredjte* ©eltung haben unb
hiernach ein jur Shtfedjtung einer (Stje b»nreid)en=
ber Saturn nidjt nur in U n f e n n t n i *
förderlicher SJlängel, fonbern aurfj in
ber U n f e u n t u i * f i 1 1 1 i d) c r ÜR a t e I 5 u
finben fei.*) S)a* erfennenbe ©eridjt idjliefjt
fid) biefer Sluffaffung an, inbem e* gleichfalls
nnnimmt, baß in ber obigen ©teile bes ©tabt;
red)ts nur eine gcfefelidjc j£>crborliebiiug eine*
einzelnen Calles ber 9t n tu e n b 11 n g jene*
allgemeinen V r i n $ i l> ö b c * gemeinen
proteftantifeben ©betest* ju ftnbcn ift,
welche* neben jener »eftimmung be* ©tabtrecht*
auch für Hamburg al* geltenbe* 9ted)t an^ufeben
mar, ba, tute in obiger @ntfd)eibung beß 8. ©.
bereit* jutreffenb bargelegt, bie gewöhn bettär
rechtliche Gntwidehmg be* ©herecht* in Hamburg
bie gleid)e wie im übrigen gemeinredjtltchen
2>eutfd)lanb gemefen ift. aititbtn mar ber Älag;
antrag gered)tfertigt.
*J »fll. tmä) 91 ©. 17 «t. 6« S. 24S f.,
94. GJ. 'iß 9lr. 40 S. IS'4 I.
Ctt»Wtiim<r« JUtlj^. <mmbur^, {■«tmasnftiaii 44 gtrnfi'rtdi
Iturf »tu .Ith»« «in
$>cr ©inwanb, bafj ber Kläger uor feiner
@bc mit ber »eflagten gefd)lcd)tlid) mit biefer
toerfebrt hat, ift ohne Gelang, ba nid)t ab*
$ufeben ift, miefo er tyiexbutd) bie »efugni«
uerloren baben foü, fein auf Unfenntni* be*
früheren db>brud)* al* eine* fittlidjen 3Rafele
gegrünbete* Slnfed)tung*red)t geltenb ju machen,
fofern ibm nidjt etma bei biefetn %er(ebr jener
9Rafel betannt mar, mouon aber bem obeu
Erörterten nad) feine Siebe fein rann. SWitbin
toar bie Berufung ber »eflagten ju oertoerfen.
Vi. Stfagc »»r kftn bcntfd)cn Wtri^t tro« SriffnKag
bc« Itenrurfco fiber ki« iBtrmägtu kt0 6d|iiU«tr0 in
ffiifllon». — Wnm(l»M«8 btr Jtrkcniitg in St»nl*te
unitrtrid)! jwar mit kic fttaflcniiiif lluiig ki( Urrjal)tung,
ift ktrfclkea aber ia Vrgng auf kic SBirlaag ker !Kcd)i«'
tjonjigUit ai<b,t gltidjgcfnBI.
8tlbert®bert©.m.b.$.in5)reöbens©iefd)en
gegen
Stöbert ^rie* in Hamburg.
Su* einem Urteil be* D. Ä. ©. VI oom
14. 3uli 190(5.
©r ünbe:
Unter ben Parteien berrfd)t fein ©treit über
bie ^uftanbigfeit be* bieftgert ©erid}t* an unb für
fid), fonbern nur barüber, ob bter eine Älagc gegen
ben IBeflagteti erboben tuerben tonn, tuä^renb,
mie nidjt rnebr ftreitig, in Sionbon ber Äoufur*
über fein Vermögen, tute über bie %'\tma 3)urtnall
unb $rie* in Sonbon, bereit alleiniger ^ubaber
er ift, eröffnet roorben unb in bieiem nod) frtjweben
ben Verfabren bie ftlagforberung angemelbet ift.
2>aran, ba& fie bier erboben werben tonn, ift aber
nicht ju jmcifeln, metl einmal bie Slnmelbung
im Stonfurfe juiar ittfofern ber Älager bebung
gleidjgeftcüt ift, al* fie bie Verjährung unter--
brid)t (V. ©. V. §'JOU s), aber nid)t in Vetreff
ber 9ted)t*bongigfeit C. § ^3).
hierüber r>crrfci)t feine 5Uietnung*berfd)icbenbeit ;
»gl. ©trndmann & S\o<tf, i'.oinmcntar ju 6. % 0.
§ 26» «tun. 1 unb ba* bortige (litat; SR. ©. I
221/0(5 Dom 11. SRou. IHOi; in Staffotu <$: Äünftel
Vb. 41 »eil. 9ir. 143 ©. 1200, foluie ^aeger,
jiommentar ju ij 237 Stonf.-Drbn. ^J)aber fommt
e* auf ben aud) im attgefodjtencn Urteile beratt=
gejogenett § 237 Äonf.rÖrbn. überbanut nicht an.
®enn mie ba* 8. ©. felbft jutreffenb ausgefübrt
bat, ift bie bort au*gefbrod)ene 3nläffigfctt
ber 3tuan(l&D°IIftredung in inlänbifdje*
Vermögen eine* Sdjulbnerd, über ben tm9lu*lanbe
Kontur* eröffnet ift, feine Vornudfetyiing für
bie 3l|ftaubigfrit beä inlanbifdten @erid)t*
^ur @ntfd)eibung über eine bei ibm erhobene
.Silage gegen ben ©cmeinfcbulbner.
r I Mi. (Pft«m»ct«t. Stifte« Dr. C. PntHI, «.imtiuM.
i dl #1 ( » » t . «amtur.)
Digitized by Googl
No. Ä4. 137
Ho. 9».
$anfcatifdje ©eri^t^eitung.
gSeißfaff.
Ciuüredjtlidje falle,
XXVIII %*hvs*na. (40. 3at>t9aiifl ber ^anbclÄgeric^tg-Seitunö.)
*)rei» für ben 3«iirflniifl: «nn»t- »ob »eibfatt nit «egifler 20 X OnuptbUtt «Dein mit iHegifter Ifi X
Beiblatt allein mit Stegifter v, A
|roe««s $MrfgL ««mb»rfl, be« 13. 3«ni. 1907.
Jnbolt : S9ei4n>erbe M HttdaSanmalti Dr. i'hunfjen in
Hamburg alt Pfleger« ic. jur Önmbbud)fad)e £>obenfe(be
Soub XXI IBtatt Mr. loia. — $. Jjinbemonn in Wremen
gegen fcfnricb, &reefe in Cremen. — fforl ftebtng in
•tiambiirg gegen 3- ff. Qarrira' in Hamburg.
03. 3fl bie (fii.ttpflui.fl einer .fcspoiljcr für bie
finflige Wnfl(f»mmenfeJ)oft einer ferfon julSfflg? — 3>tn
•04 unergengten «n dito nimm lammt infpmeit fingierte
Weö)t0Berf6nlid|ieit jh, all fic a(« dritte in einem 8w
träfe aber ale «anjerbrn aber 8ermänjtHiflnel|mer ßültifl
bebaut morben finb. — Oft ber {(■II t>erfd)ieben gn be>
banbttn, je naajbcm bie $ dp t> t h c f fir eine ISnftige
garbernng nach § 1118, 2) »ber eine f*on befteb,enbe
eingetragen »erben f«0? — ttnertennnng ber fingierten
9i(d>i0perfäntid)reit erfl tBnftlg j« Grjeugenber in ben
§§ 881, 1918, 2101, 21«2, 217H ». 0. ».
9Jefd)toerbe be« 9ted>t«anu)alt« Dr. ÜR u m 6 c n
i» # a m b u r g al« Sßfleger« jc. jur ©runbbudjiadje
fco^enfelbe 33anb XXI «Blatt 9ir. 1016.
Satbeftanb:
$er im 9iobember 1901 berftorbene Äauf=
mann @. #ager ju Hamburg fjatte in feinem
Seftamente feinen aufjerebelidjen ©oljn Äurt
Äiefetoetter unb feine brei efjelictyen Äinber ju
gleiten Seilen ju ©rben eingefe^t unb jroar in
ber SBeife, ba& bie #älfte be« 9?ad)laffe« ben
biet Äinbern bei boUenbetem 85. £eben«jaf)re
au«gefel)rt, bie anbere #alfte für bie (Snfelfinber
belegt bleiben unb biefen nadj boUenbetem
25. Gebens ja tu e au«gel)änbigt werben foßte. 2>ocfj
füllten and) an biefer $älfte bie Äinber ben
lebenslänglichen 3<n88?nu& fcaben. S)ie 93or*
munbfdwft« ■ 93ebörbe Ijat ben 3ied)t«anmalt
«anfullfAi »iiltfktluibing « I i k l < t I.
Dr. SDfumfjen jum Sßftcgcr ber fünftigen Slb=
fömmlinge be« Siuvt Äiefemetter befteüt. ffciefer
6,0t au« bem iljm bon ben SBoöfrredern be«
£ager'fdjen Seftament« übergebenen ©rbfdjaft«*
betrag einen Teilbetrag ju 16000 M. bon ber im
©runbbud) bon $oljenfelbe 33b. 21 931. 1016 für
bie offene $anbel«gcfellfdjaft ®an. 4?«& & Üftatj
eingetragenen $arIefin«fjtobotf|ef ju 30000 M. er*
morben. ©urdj S3efd)lufi be« 91. W. Hamburg,
©runbbudjamtsi bom 2H. SDiärj HK)«j, ber bon
ben Dbergeridjten beftätigt mürbe, ift aber bie
Ueberfdjreibung ber 15000 M. auf bie
lünftigen etmaigen Slbfömmlinge bei
Stxxxt ätief etuetter megen ^eb^len« eine«
red)t«fab,igen ©laubiger« abgelehnt
morben. ©ie girma 2>an. ^erfe & ÜJlatj trat
hierauf am 8. Sluguft 1900 biefe $eilt)t)botl)er
an „ben minberiäb.rigen Äurt Äiefemetter al«
Srben bon @buarb ^»ager — 9ladjerbe ift be«
Äurt Äiefemetter etmaige fünftige ©efyenbenj, für
melrfje ein Pfleger befteQt ift" — ab, 50g aber
am 5. 9lob. 1906 nad) «efanntmerben be« in 93b. 6 1
©. 355 ber ®ntfdjeibungen abgebrueften Urteil«
be« 9t. ©. ib^ren bamaligen Ueberfd)retbung«antrag
mieber jurüd unb beantragte nun abermal«,
bafj bie Slbtretung „an bie fünftigen etmaigen
3>e«5enbenten be« Äurt Äiefemetter" im ®runb-
budje eingetragen roerbe. tiefer Slntrag mürbe
jebod) auf« üfteue burd) 93efd)lug be« @runb-
budiamt« bom 20. 9{obember 1906 unter 9?teber-
fd)lagung ber Äoften abgemiefen unb bie IV. SibiU
Digitized by Google
138
fammer bei S. ©. Hamburg ^at burd) SBefdjlufi
bom 18. $>ej. 1906 bie SBefd) werbe be« Sifleger«
Dr. SJiumfjen foftenbfltdjtig jurüdgeWiefen.
S>a« O. S. @. 1 bcfdjlofi am 14. $an. 1907:
bie Don bem pfleget ber fünftigen etwaigen
3)e«$enbenA bon Äurt itiefewetter gegen bcn
58efd)lu& bet Eibilfammer IV be« S. ©. Hamburg
bom 18. $ej. 1906 eingelegte »eitere 93efd)werbe
toirb bem SR. ©. borgelegt.
83egrfinbung:
$>a« t)om 91. ©. unb bom 2. ©. angebogene
Urteil bei 9t. ©. (23b. 61 ©. 355 fg.) betrifft
einen 3fatt, in Welchem im Saljre 1892 eine
4ftbDtb>f für bie $>e«$enbenj 3*nwn&e8 ein*
getragen War. $a« St. ©. bemcrft, bie §rage
ber gültigen Entfte$ung ber 4?b^>otIjef fei junadjft
nad) bem 1892 geltenben Siebte ju beurteilen,
fdjeint in Weiterer gerne alfo aurf) ba« jefet
geltenbe Stecht für anwenbbar gehalten ju Ijaben
unb Ijat fid) jebenfaß« in ben ©rünben bei
Urteil« mit fragen bei geltenben SRedjt«
befaßt unb biefe entfdjiebcn.
iRad) bem mitgeteilten 6ad)berf>alt bat e«
fldj in jenem gatte um eine ßautiondb^potijef
jur ©idjerung bon Slnfbrüdjen geijanbelt,
Weldje ber 3>e^enbenj fernen bei gegen ben
©runbeigentümer erWadjfen würben. SBürbe
jur Reit ber Eintragung ber $b,botf}ef ober aud)
nur jur 3eit bei Urteil« ein Slbtömmling be«
SBetreffenben am Seben geWefen fein, fo mürbe
bie ju entfdjeibenbe grage eine Wefentltd) anbere
getoefen fein, al« bie Ijier bor liegen be. E« fdjeint
aber nidjt, baß bie ©adje fo gelegen fjat. 5)0*
gegen fdjeint e«, baß e« flc§ bei ben burd) bie
§b,botb>f ju fidjernben »nfbrüdjen in jenem
gaQe nidjt um gorberungen geijanbelt Ijat,
bie al« gegenwärtig befteljenbe an =
gefeljen Würben, fonbern um foldje, mit
beren Entfteljung für ben ftaH ber ©eburt bon
Slbfömmltngen gerechnet mürbe. SRöglidj ift, bog
e« fidj bemgemöß au« nad) ber „SuSfüHung"
(„Valutierung") ber #bbotljef um einen Slufprud)
gebanbelt fjat, ber nidjt beftanb, fonbern erft
mit ber©eburt bon Slbtömmlingen
e n t ft e Ij e n f o 1 1 1 e. SKöglid) ift baljer, baß
jene £Wotfjef nad) jefeigem diente als eine foldje
für eine (ünftige gorberung im Sinne bei
§ 1 1 13 SB. ®. 95. aitiufeben gemefen märe, fo
baß ber $a(l be«ljalb anber« gelegen §at al«
ber borliegenbe. ERit ©idjerljeit ift ba« aber
nidjt ju erfennen.
3n bcn ©rünben bemerlt bai SR. ©., bog
bie Eintragung einer fttyottyt für bie jefrige
ober fünftige SRadjfommenfdjaft einer beftimmten
tßerfon nad) (ewigem SRedjte jWeifello« gültig fei.
Skirauf, baß fdjon ein Slbfömmling borfjanben
fein müffe, wirb in bem Fortgang ber ©rünbe
fein ©eWidjt gelegt. S« muß baffer angenommen
Werben, baß audj bie Eintragung einer
£Wotfjef für bie fünftige ÜRadjf ommen*
fdjaft allein für gültig erad)tet Worben
ift. Sluf ben Unterfdjieb jWifc^en einer $b,botljef
für eine fünftige unb einer foldjen für eine
gegenwartige &orberung Wirb in ben ©rünben
fein ©eWidjt gelegt.
Stimmt man ^iernad) an, bag bai ER. ©.
bie Eintragung einer $bjwt(jet für bie fiinftige
5la(blommenfc§Qft einer Sßerfon allgemein für
julöffig erad)tet fyat, fo Würbe bem borliegenben
Sin trag unb ber SBefdj Werbe ftattgugeben fein.
Äann eine foldje ^»bbot^ef allgemein eingetragen
werben, fo muß ber lünftigen 9lad)fommenfd)aft
nad) § 1113 9). ©. 83. eine ftforberung jufteljen
fönnen. ^ft bai möglid), fo mug bie fünftige
9tad)fommenfd)aft fold)e gorberung ebenfoWobl
burd) llebettvngung bon bem btÄfjerifler (Gläubiger
Wie burd) £Red)t«gefdjäft mit bem ©runbeigen«
tümer erwerben fönnen. $arauf, baß ei üd)
b^ier nidjt um bie Eintragung, fonbern um bie
Ueberrragung einer #übotf>ef Ijanbelt, würbe
ei nid)t anfommen fönnen.
$at bai SR. ©. ben obigen 6afe auffteüen
wollen, fo bermag bai £>. S. ©. benfelben nid)t
ali ridjtig anjuerfennen. 2)a« ©erid)t eradjtet
bielme^r in Uebereinftimmung mit bem 93efd)lug
bei gerienfenat« bom 18. ^uli 1906 bie beab*
Rd)tigte Uebertragung ber $bj)otE}et für unmög=
lid) unb bie beantragte Eintragung beäljalb für
unjuläffig. S)en mit ben ©rünben jene« S5e=
fd)luffe« nid)t in Eintlang fte^enben $lu«fübrungen
bei SR. ©.^Urteil bermag bad ©eridjt nidjt jus
juftimmen.
©oWeit bie QWottyt nid)t für eine fünftige
0orberung befteUt Wirb, fefet fie ba& JBeftcben
einer gorberung borau*. Eine Qforberung
fann nur einem red)t&fäljigen Etwa«
jufteljen. Eine ^bpotbef für eine beftebenbe
Digitized by Google
gotbenmg barf bob>r nur auf ben Warnen bon
©ttoa* eingetragen toerben, bat re*t*fabjg fein
fann. ©in no* ni*t ejiftierenber, nur ge*
bautet SER e n f * ift na* bem gefamten
Slnbalt be* 93. @. 93. n i * t r e * t * f a D 1 9.
2)er ©afc bc* § 1 33. ©. 93. toirb im ©efefrbu*
fonfequent bur*gefüf}rt. 9cur ber lebenbe 9LKenf*
Tann na* § 1923 93. ®. 93. ©rbe toerben. ©rft
toenn ein gut $eit bei ©rbfaH« ©r&eugter geboren
toirb, toirb fingiert, ba& er bor bem ©rbfnll
geboren fei. 3ft eine no* ni*t erzeugte 93erfon
jum ©rben eingefefct, fo wirb fie na* § 2101
93. ©. 93. ni*t ©rbe, fonbem ber fonfHge ©rbe
ivirb 93orerbe unb bie eingefefcte 93erfon toirb,
toenn fie geboren toirb, 9ta*erbe. ©ntfbri*t
ba* ni*t bem 9Bitten bei ©rblaffer*, fo ift bie
©infefeung untotrffam. 55f* einer no* ni*t er-
jengten Sßerfon ein 5Berm5*tni* öjnterlaffen, fo
fäat e* berfelben na* § 2178 93. ©. 93. erft mit
ifjrer ©eburt an. ©* toirb na* ben §§ 2162,
2163 93. ©. 93. unter Umftflnben untotrffam,
toenn ber 93eba*te ni*t al* ein innerhalb breifjig
3Eafjren na* bem ©rbfaU ©rjeugter geboren
toirb. 2Ran fann baljer na* 8lnR*t be* O. 8. ©.
ni*t fagen, baß eine no* nt*t erzeugte
9ta*f ommenf*af t erbre*tli*e ©r =
toerb*fäljigfeit fjabe. 3Kan fann bieltnefjr
nur fagen, bafc ber SJtenf* mit feiner ©eburt
na* crbrc*tli*en 93orf*riften 9te*te bon
3emanbem unb 9te*te auf ©runb bon Iefct«
toiQigen SBerfügungen Semanbc* ertoerben fann,
ber f*on bor feiner ©eburt geftorben ift. Nebenbei
bemerft toürbe man na* Slnfi*t bei D. 8. ©.,
toenn man ben 9Iu*brucI „erbre*tli*e ©rtoerb*=
fäfjigfeit" gebrauchen fönnte, bie frftfjtgfeit pin
©rtoerb einer Jgntootljef ni*t ein 8 f> n [ i * e 8
SRc*t nennen fönnen. Siielmefjr toürbe ber
gäfjigfeit, bon einem SJerftorbenen 9le*te ju
ertoerben, etjer bie ga^igfeit gegenüber ju fteuen
fein, fie bur* 9te*t*gef*äfte unter Sebenben
jn ertoerben.
3)ie 93emerfungen in ben feinerjeit bem
erften ©nttourf betgegebenen ÜJlotibcn (93b. III
©. 641), bie ba* SR. ©. an$ief|t, fönnen na*
Slnfi*t be* 0. 8. ©. ui*t entf*eibenb in 93etra*t
fommeu. Slbgefetjcn bon ber ftrage, tocl*e
93ebeutung btefe aWotibe übertäubt fjaben, toirb
bort Iebigli* gefagt, bafe man bei ber bor*
gef*tagencn 99cftimmung über bie gorm ber
139
Ho. M.
Eintragung einer £t)botljef ber {frage ni*t Ijabe
borgreifen tooHen, ob foI*e ©intragung für bie
Slbfömmlinge einer befrimmten S3erfon, b. fj. für
bie Äinber, toel*e fie ettoa no* befomme, ju=
löffig fei unb bafj bat ©runbbu*re*t bie 93e*
fteHung foI*er $tjbotb>f ermöglichen müffe,
fofern na* anbertoeitigen 93orf*riften auf ben
gatt, baf) bie Sßerfon Slbfömmlinge erhalte, für
biefelben eine gorberung begrünbet toerben fönne.
fßraftif* f*eint für eine ©intragung toie
bie beantragte fein 93ebürfni8 borjuliegen. 2)ie
©intragung auf Warnen be« 93orerben unter
ajfiteintragung ber mdgli*en, na* § IUI 3
93. ©. 93. bur* einen Pfleger gef*ü$ten 9?a*=
erben toüre bat ri*tigc. 3)a too tatfä*Ii* eine
.pi)pottje[ ju wuinten etitet nofn niajt flcooicuen
5Ra*f ommenf*aft eingetragen toerben mufe, toie bei
6i*er§eitSleiftungen au« §§ 2128, 232 93. ©. 93.,
fjanbelt e* fi* um ^b.botbefen für $orberungen,
mit beren ©ntftebiung nur für ben 5aU ber
©eburt ber 9ta*fommenf*aft gere*net toirb.
3n foI*em %aüe toürbe bie ©intragung Iebigli*
aud ber befonberen 93orf*rift über bie
gulaffigfeit ber 93efteIIung einer ^bpotb,ef
für eine fünftige gorberung $u re*t*
fertigen fein.
Ob ba* D. 8. ©. bei ber bon i^m beab>
P*tigten ©ntf*eibung über bie ftrage ber
3uläffigfeit ber ©intragung bon ber ©ntf*eibung
be* 91. ©. abtoei*en toürbe, ift jtoeifelf^aft.
$a* D. 8. ©. era*tet ei iebo* für ri*ttg,
au* in fol*em gatle bie 33ef*toerbe na* § 79
Hbf. 2 ©runbb-Drbn. bem 91. ©. borjulegen.
3)er V. ©ibilfenat bc« 9i. ©. Ijat am «J. 2War/i
1907 ben 33ef*luji ber IV. ©ibiirammer be* 8. ©.
gu Hornburg bom 18. S)ejember 1906 unb ben
bei 8. ©. Hamburg alt ©runbbu*amt£ bom
20. Üiobember 1906 aufgehoben unb ba* genannte
©runbbu*amt angetoiefen, fotoeit ni*t anber=
toeitige ^»inbemiffe entgegenftef>en, bie ben
fünftigen ettoaigen SRa*fommcn bc*
5lurt SHefetoetter in Hamburg abgetretenen
Seil^bbot^ef ju 15000 Ji. im ©runbbu* auf bie
genannten Slbfömmlinge 51t überf*reiben. 3)ie
©cri*t*gebüfi/ren ber beiben aufgehobenen 93es
f*lüffc toerben niebergef*lagen.
© r ü n b e :
%ai O. 8. ©. bejtoeifelt ^unä*ft mit Un=
re*t, bn& bat genannte Urteil für bie j c t g e
Digitized by Google
140
©efefogebung bon 93ebeutung fd. $«t jefct
6cfrfjIteBenbe Senat tooHte bamal* au*fpred)en
unb ^at au*brüdlidj ausgebrochen, bog nod^
93. ©. 93. bic ©intragung einer $t)P°l&«t für bte
fünftige, nod) nid)t erzeugte Slad)fommcnfd)aft
eine« beftimmten 3ttcnfd)en juläffig fei. SJBürbe
ber 9?orberrid)ter, toie er offenbar beabfidjtigt,
gegenteilig entfdjeiben, fo toürbe er bamit aller*
bing* bon ber reich*gerid)ttid)cn ©ntfdjeibung
abtoeic^en, ber gatt be* § 79 9bf. 2 ®. 93. O.
ift fomit gegeben, ob>e baß e* barauf anplommen
hat, baß bai St. ©. bamal* ntc£>t in einer
©runbbudjbctdjtoerbefadje, fonbem in einem
orbentlidjen 9Rtedt)t8fttcite cntfdjieben b^ah 5Daä
©efefr mad)t in biefer #infld)t leinen Unterfdjieb.
3n ber Sad)e felbft finbet ber befdjlteßenbe
Senat feinen Slnlaß, bon feiner früheren SReinung
abzugeben, bie er nunmehr unter 93erüdfidjtigung
ber ©intoenbungen be* D. S. ©., »wie folgt, näf>cr
begrünbet.
©* ift bon jeher felbftberftänblidj getoefen
unb in § 1 be* 93. ©. 93. au*brüdlic& au«;
gefprodjen, baß an fid) unb in 9Birflid)teit nur
ber jur SBelt geborene SJJcnfdj redjt**
fähig ift. Slur für iljn unb feine SJlitmenfdjen
ift bic ganje StcdjtSorbnung gefdjaffen, biefe hol
junäd)ft feinen ©runb, leblofen unb nidjt menfd)*
liehen 9Befen bie gleichberechtigte Teilnahme an
tljten (Einrichtungen ju geftarten. ©benfo gewiß
ift aber, baß bie ©eiefcgf bangen bon jeher, gernbc
um bie 9led)t*orbnung für bie SJlenfdjen, al*
eigentliche unb alleinige Sled)t*träger, beffer unb
^Wertmäßiger au*jugeftalten, bloßen ©ebanfen»
gebilben beim Sledmen mit 9led)t*begriffen gleite
ober ähnliche, toenn auch nur in ber SBorfteHung
beftetjenbe (fingierte) Slechtdfäbigfcit jugeftehen
mußten, wie ben SJtenfdjcu felbft. ©* fei ^icr
nur auf bie öffentlich-rechtlichen unb bürgerlich*
rechtlichen ©emeinfdjaften, bie Stiftungen, bie
Schcnä= unb gibeifommißantoärter, bie ruhenbe
©rbfdjaft ber früheren 9tcd)te lungetoiefen. 9Ba*
in«befonbere bic rechtliche 93chanblung ber nod)
nicht erzeugten (nondum coneepti) Sladjfnmmcn
anlangt, fo mar beren Sted)t**, namentlich ®*&s
fähigfeit im gemeinen fechte jtoar fo toie nach
franjöfifrhem Siechte unb fächftfehem 93. ©. 93.
berneint ober boch beftritten, aber j. 93. im
preußifdjen ober baherifdjen Siechte übertoiegeitb
anerfannt.
»ergl. SRotibe jum 93. ©. 93. ö ©.12.
Staubinger 93. ©. 93. I § 1 . Slote III 91. ©.
3. 61, 355, 9Binbfd)eib=Jripp 9Janb. III § 535
Slnm. 6.
$)a* 93. ©. 93. fonntc fich ber ©ntfdjeibung
über biefe fragen felbftberftänblidj nicht entziehen,
eS mußte gleich ben älteren Siechten eine (fingierte)
SleajWfähigfeit ber fog. juriftifdjen ^erfonen au**
brüdiieh anerfennen (§ 89), ebenfo bie ber ein*
getragenen Vereine (§21) unb ber Stiftungen
(§ 80), fonnte auch bem nicht entgegentreten, baß
$anbet&> unb georbnete toirtfdjaftlidje ©efeU'
fünften, toenn auch n>^t gerabeju al* burdjau*
rechtsfähig, al* iuriftifdje 93erfönlid)feiten, erflärt,
borfj al* folcb> in allen nidjt familienrechtlichen
unb bergleidjen Stcdjidbeftiehungen auch fernerhin
behanbelt werben. ©benfo toie in biefem lefrt*
ermähnten ftalle ift e* aud) in anberen fallen
benfbar, baß ba* 93. ©. 93., ohne e* ganj au*=
brüdlid) £u erflären, blo* in ber VorfteUung,
noch nicht in 95Hrflid)fcit beftehenben SBefcn eine
gemiffe Sted)t*fähigteÜ jugeftnnben hnt unb bag
bie* ju ©unften ber nod) nicht ©rjeugten gefcheb>n
ift, tann nicht bejtoeifelt toerben.
Stach § 331 93. ©. 93. fönnen 93creinbarungen
unter Sebcnben aud) 51t ©unften eine* nod) nidjt
®rjeugten ameifetto* gefd)loffen toerben. ?)enn
toenn ber Hbf. 2 biefer ©efefeeifteüe batoon fbrid)t,
ba& ber 93crfpred)en*empfänger bor ber©eburt
be* dritten ftirbt, fo ift bie* allgemein unb
nid)t ettoa fo ju berftehen, bafi ber dritte ftet*
jur 3c»t ber Vereinbarung toenigften* fdjon
erzeugt, im SJlutterleibe empfangen getoefen fein
muß. 3>er § 2101 bafelbft geftattet bie ©itu
fefeung einer nod) nidjt erzeugten Sirrfon al*
Sladjerben unb bic §§ 2162, 2I7H be*9Ü. ©.93.
fcfceu al* felbftberftänblid) tiorau«, baß ein nod)
nid)t ©rjeugter — immer ju unterfdjeiben bon
ber ycibe*frud)t, bem nasciturus — mit 9krr
mädjtniffcn bebnd)t toerben fann. $11 § 1913
aQba enblid) heißt e* wörtlich : „3n*befonbcrc
fann einem Sladjerben, ber nod) nidjt erzeugt
ift für bie Seit bi* jum eintritt ber
Sladjerbfolge ein SJfleger befteüt toerben".
Jragt man nun, toie äße biefe ©efe^e**
beftimmungen redjtlid) ju berftehen unb in
©inflang mit bem übrigen %n$alt be* ©efe^e«,
indbefonbere mit § 1 be* 93. ©. 93. &u bringen
finb, fo fönnte man biellcidjt an eine im toefent=
Digitized by Google
ltdjen nur ben SSertragagenoffen, ben $aubt<
unb SJorerben betreffcnbe, aber bebingte unb
burd) Auflage (§§ 328 ff., 525 ff., 11)40) befdjWerte
SuWenbung brnlen, aber bamit wäre nir^td ge»
Wonnen, ein „GtWaä" ift bo, ju beffen ©unften
bie Auflage gemalt ift, bo* bebingte Anfbrüdje
barouf f)üt, bie Vereitelung ihrer Ausführung
fdjon jefrt berhinbern, bie Sicherung ber Skr*
Wirflidjung ber Auflage fdjon jefot forbern fann.
®* geht aud) nidjt an, ein unb biefeI6e Sßerfon
jur Xrägerin bon dledjtcn ju machen, bie cinanber
Wiberftreiten. S3gl. § 181 33. ©. 33. <S« fönnte
femer angenommen werbe«, baft an ©teile bei
nod) nidjt ©rjeugten Vorläufig ber ©taat fraft
ber SRedjtSorbnung felbft ber Kröger ber betreffen«
ben 5Red)te ift unb biefe burd) bie bon if>m auf-
geftellten 33Heger einftweilen wahren unb vermalten
lägt. ^>ierju fefjtt aber jebe 33eftimmung unb
jeber Anhalt im ©efefec felbft unb es ift nidjt
Aufgabe be« ©taate«, bie 9ted)tögüter feiner
Angehörigen, bie er nur fdjüfyen will, bon $äü.en
gänglidjer Herren loftgteit abgefefien, fid) felbft,
Wenn aud) nur jeit weife, anzueignen unb bamit
nod) baju eine befonbere toribatrcdjtlidje S3erant>
Wortlidjfeit ju übernehmen. 3)a& nidjt etwa ber
Pfleger ber Widjter&eugten felbft Xräger ibrer
IHedjte fein fofl unb fann, ergiebt fid) <"iä aH*
gemeinen ©runbfäfeen ber ©telltoer tretung unb
barauä, bajj er nad) bem angebogenen § 1913
bem (alfo für ben) nod) nid)t ©rjeugten auf:
Aufteilen ift, fomit etwa« 33erfd)icbene$ toon biefem
fein muft. Aud) toerbictet bie SKöglidjfeit fort;
geübten SBedjfelS ber Pfleger bie befämtoftc
2lnna^me. 33gl. aber ©nbcnmnn Seljrbudj 1
©. 119, 719. ©# bleibt fonad) nur bie
aud) nädjftliegenbe unb f olgeridjtigftc
SRedjtSanfdja uung übrig, bafj nod) un =
erzeugten 9tad)fommen fingierte 9tert)t« =
toerfönlidjfeit jwor nidjt an fid), too^I
aber bann toom 33. ©. 33. berlieljen ift,
Wenn fie als dritte in einem Verträge
ober als 9iad)erbcn ober SSermädjtniS?
neljmcr in einer lefctWtlligen Verfügung |
gültig bebadjt Wo r ben fiub. 3ft aber !
auf biefe SSeife einmal ihre SRedjtSfähigfeit Wirf= j
lid) eingetreten, fo ift bie notwenbige golge !
hierbon, bog fie, foweit fid) nidjt bon felbft au« \
ber ©igentümlirtjfeit ihrer Stellung notwenbige j
Ausnahmen ergeben, im StedjtSberfefjr, nament* '
141
No. HS.
lid) im gforberung«* unb ©ad)enred)t ben übrigen
ÜtedjtSfubjeften gleid)gefteüt Werben müffen, in**
befonbere gorberungen unb binglidje Dteefjtc
wenigftenS fiä)erungShalber erwerben, berlieren,
barüber berfügen unb als toartcifäljig barüber
ftedjtsftreitigfeiten führen lönnen.
SBie fdjon in ber mehrermähnten ©ntfdjeibung
beS befdjlie&enben ©enatS bom 14. Dftober 1905
aufgeführt, fbredjen fid) gerabe für $ty>olfyh
befteüung ju ©unften nidjt erzeugter 9?ad)=
fommenfdjaft bie SBotibe jum 33. ©. 33. 33b. 2
©. 641 beutlidj genug in biefem ©inne au 3,
inbem Rc Wörtlid) fagen:
„Der ©läubiger aber ift fjinlärtgltrt) be*
ftimmt, Wenn bat ©runbbud) ergiebt, baft bie
Eintragung für bie fünftigen 8tb!5mmlinge
einer bem üßamen nad) bejeidjneten 33erfon
erfolgt ift. ©ofern alfo nad) anberWeitigen
33orfd)riften auf ben gaH, ba| biefe Jßerfon
»brömmlinge crfjält, für biefclben eine gor=
berung begrünbet Werben fann, mufi ba&
®runbbud)red)t bie 33efteüung für eine fold)e
gorberung ermoglidjen."
55n ben »nmerfungen fyietivi Weifen bie
ÜTCotibe auf bie betr. 33aragratohen be* (Sntwurf*
hin. SBenn ffktnaä) bie Jrage, ob für bie
92id)terjeugten eine gorberung begrünbet
Werben fann, aüerbing* ber 9tedjt*Wiffenfd)aft
unb ber 9ted)tfbred)ung überlaffen ju fein fdjeint,
fo muR bod) biefe Jrage nad) bem oben Slu«=
geführten bejaht werben unb aud) bie
angeführte ©teile ber ©efefcedbegrünbung fpridjt
infofern für ihre 33ejahung, ald, Wenn man fie
berneinen Wollte, bie ganje Ausführung fauin
nötig gewefen Wäre. SDIan fann mit bem D. 8. ©.
Hamburg bie 33ebeutung unb Tragweite ber
33egrünbung be* 33. ®. 33. im allgemeinen hier
auf fid) beruhen laffen, aber fobiel ift bod)
iebenfaü* gewfö, baft Wenn ihr, Wie im gegebenen
grade, bei ben Beratungen bes ©efe^e* nirgenb*
3Biberfbrüd)e entgegengetreten ftnb, He einen
gewiffen Anhalt bafür bietet, bafj ihre Meinung
Rrf) bie fämtlidjen an ber ©efe^gebung mit*
Wirfenben fträfte angeeignet hoben, baft alfo bat
©efe^ felbft in biefem ©inne auszulegen ift.
5>er 33orberrid)ter b e r n e i n t jWar aud)
ein wirtfdjaftlidje* 33ebürfni* für
^hP^thefenerwerb Unerjeugter, aber auf ein
foldje* 33eburfni* fommt junädjft beöhalb nidjt«
Digitized by Google
142
an, Weil nad) obigem ben nad&, §§ 331, 2102, |
2162, 2178 bebauten Unerjeugten fingierte
SRedjt«J>erfönlidgfett jugeftanben Werben mufj unb
flc bann folgerichtig unb ogne 9tücffidgt auf
Wirtfrfjaftlidje 3Wecfmäf;igfeit jum ©rWerb bon
ttrd)t«gütcm befähigt fein muffen, ©obann aber
mu&, Wie gerabe audj ber borliegenbe %aU jeigt,
nadt) allgemeinen (Srfagrungen aUcrbing« ein
33eftteben unb 93ebürfni« bietet ©rblaffer, nament*
lief) ber Altern, anerfannt werben, tn«befonbere
bei jWeifelgafter Sebcn«fügrung igrer nädgften
©rben unb lebenben Slbfßmmlinge, aber audg ogne
foltfjen ©runb, ber festeren, nodg unerjeugten
Kadjfommenfdgaft Vermögen ju magren. S)er
9Bcg be« gamilienftbeüommiffe* ober ber Stiftung
ift hierbei häufig berfdgloffen ober bod) angeftdgt«
ber nur geringen jcitlirfjen SluSbegnung ber
beabfidgtigten 93ermögen«ergaltung nidgt fadg;
cntftoredjcnb.
tfeinrämcg« ift in Slbrcbe $u fteden, ba&
eine ?Re$t«einrid)tung, toic fie gier aticrfannt
mirb, bcrfdjiebene ©djwiertgfeiten namentlich
bnnn im ©efolge gaben fann, roenn im Saufe
ber 3rit bie ©ntftegung ber bebauten Stact)*
fommenfegaft unmöglich ober toenn ungcWif) mirb,
ob foltf)e geboren mürbe ober niebt. $ie« fann
aber nidjt $ur Verwerfung biefer 9tedjt«einrichtung
felbft frieren. Uebrigen« rönnen biefe ©dgWierigs
feiten bei borfiegtigem 93erfagren ber 33ertrag«*
fdglieftenben unb le&ttoiQig Serfügenben Wogl
bermieben Werben unb ber ©efefrgeber gat für
SJermädjtniffe an SRidjter^eugte Wemgften« unb
für bereit SRid)tberWirflidimng«faü' felbft burd)
§ 2162 Slbf. 2 unb § 2178 entfbrecgcnbe ftür*
forge getragen. 93f« jur ©eburt be« nod) niegt
erzeugten 93ermädjtni«negmer« bleibt ba« 83er*
mäcgtni« im 83ermögcn be« ©rben unb länger
als 30 IJagre f00 e« überhaupt nidjt boibcgalten
Werben, 83or biefen 8«**" tonn bon einem
cnbgültigcn ©ad)- unb gorberungSertoerb
biefe* 2Bermäd)tni«negmer« überhaupt nidgt bie
tRebc fein, fonbem nur bon feinem SHcdjte auf
SIu«fd)Iagung ober etwaige (Sicherung be« 93er*
mftdjtniffe«. Slegnlid) bergalt es fi<h nadg § 2100
31 bf. 2 mit bcn &u 9ladjerben eiugefcfeten nidjt
erzeugten SJbfömmlingen. Sludg ignen föttt bie
©rbfdgaft enbgültig erft mit ber ©eburt an,
aber bi« bagin gaben fie jebenfall« 2luSfcf)Iagung«s
unb ©idjerung«rccf|t naa) SJtaijgabe bei ©cfe&e« I
ober be« XeftamenteS. Unzweifelhaft fann böget
ber nod) nidgt ©rjeugte al« fingiertes 9tafjt«*
fubjeft jum minbeften ficgerung«galber
bergleidgen Stechte erwerben, namentlicg bann,
Wenn bie«, wie im gegebenen grolle ber förblaffer
auäbrüdlid) angeorbnet gat. 9tad) bem bor;
liegenben Satbeftanb fott bie Wülfte be« Gxb
bermögens für bie nodg niogt erzeugten ©nfel
„belegt bleiben", fomit gepokert Werben, unb bie«
mu§ gelten, mag man bie ÜRadgfommen be« Äurt
ftiefeWetter, Wie ei ju gelegen fegeint, als
SRadjjerben ober als 83ermSdjtni«negmet auffaffen.
Ueberbie« mu& bai O. S. ©. gemäg § 1113
Hbf. 2 be« 93. ©. IB. felbft anerfennen, ba& eine
$ty>otgef aueg für eine fünftige ^orberung bc=
fteSt Werben fann unb ber ©runb, au« bem ei
biefe 5öeftimmung nidgt anWenbet, nämlidg bai
Regien eine« rcegtöfSgigen ©laubiger«, trifft naä)
bem oben »uSgefügrten eben nirfft ju.
SBa« bie ©teUung ber JRecgtSWiffenftgaft
unb ber 9tedgtfbredgung ju ben befbrodgenen
fragen anlangt, fo gaben fief) biefe, foWeit er«
fidgtlid), bamit ditgetjertbet faiötjec itocf) uicfjt
befdgaftigt, bod^ Wirb megrfadg bie ©intragbarfeit
bon ^»gbotgefen für nodg unerjeugte Sladgfommen
angenommen.
S3gl. 2urnau=58rfter, Siegenf dgaf t«redgt I
©.738. Jlretfcgmar, bai ©adgenret^t ©. 447.
Sßrebari, ©runbb.^Orbn. ©. 639. 93ier =
mann, ©adgenredgt ©. 303, ©ädgf. 9u«f.
83. O. jur ©runbb. = Drbn. § 67. u dg «,
©runbbutfjredgt 93b. I ©. 304. ©ierfe,
©eutffge« tpribatretfjt II ©. 278. SRetgtfbredgung
be« D. S. ©. IX ©. 354, X ©. 72. ©tau*
binger, 93. ©. 83. I § 1 Kote III ©. 31.
$a& ba«, Wa« für 4>gbotgefenbefteHung gilt,
aurfj für jcffion«Weifen ^gbotgefenerwerb gelten
mufe, berftegt fiefj bon felbft. 9tadg ben bor*
ftegenben Slu«fügrungen mu& ber befcglie&enbe
Senat bei feiner frügeren fRecf)t«anfidgt begarren
unb ba bamit bie 33efd)lufjfaffungen ber 93orber=
ririgter nidgt in (Sinflang ftegen, in Weiterer
SInwcnbung ber §§ 79, 80, 81 ©. 33. O., 6, 45
9t. ©. Ä. ©., Wie gefdgegen, entfdgeiben. $er
befdgliegenbc Senat garte fi<^ lebiglidg mit ber
grage ber ©intragungsfägigfeit ber in dtebe
ftegenben £gbotgefübertragung ju befaffen, ben
93eteiltgten unb bem ©rttnbbiufjamte mufe e«
I überlaffcn bleiben, in Weldger Slrt unb 9Beife fie
Digitized by Google
ettoa im #inblicf auf bie oben angebogenen I
©efefee«ftellen (§§ 2162, 2178, 210«) bic ©rbem
unb 3fn«genufjrechte be« Äurt Stiefetoetter berück |
ftcfjtigen unb ftcherftellen tooüen.
»4. «enrtjf beS Xierb,al>crd im § 883 «. «. 8.
Unfall infolfle fluSbredjeittf eine« ^feifcee 6cl egen 1 1 itt| eine*
SÖettrenneii*, wenn baä ^fctfc »an einem !Heitbnl|iibeji#er
oa ben tHrnnffiib jur genutung burdj ke* Starter »er-
mietet ift.
Ätnbemann in Bremen
gegen
J&inridt) ftreefe in 93remen.
$ a t b e ftonb:
S)er ßläger nimmt ben 33cflagten, einen
Keitbat)nbeftyer, al« Sterbe Iter gemafj § 833
93. ©. 95. in «nfbruch auf ©runb eine« Unfall«,
ben er angeblich erlitten hat, al« er am 1. $ult
1905 ein üßferberennen in ber JBafjr bei 93remen
befugte. Der 99eflagte hatte ju biefem Kennen
ein it)m gehörige* SJferb bem „83remer KeitHub",
ber ba« Kennen beranftaltete, betmietet. Der
Kennflub fteQte e« — ba« mar ber mit ber
SHietung berfolgte 3toecf - - bem ©tarier, Kitt*
meifter b. ©dj. jur Verfügung, bamit biefer
fetweHer unb bequemer bei jebem Kennen jum
©tartblafe unb jurücf fommen fönne. 3u biefem
3»etf hielt ein «ngefteHter be« 8SeHagten ba«
Vferb am ©attelblafc jur 93erfügung. Der
©tarter führte e« bann — als ba« erfte Kennen
beginnen fottte — am #ügel jum ©tartblafe.
Dort riß es fidt) beim ©enlen ber ©tartflaggc
lo«, rannte außerhalb ber für bie Kennen be*
ftimmten Saufbaljn in bie nach bem ©attelblafr I
ftet)enbe 9Jtenfcfjenmenge hinein, prallte gegen ben
Kläger an unb ftiejj it)n ju 93oben. Ätöger
behauptet, burch biefen ©turj Verlegungen er*
litten ju haben, bie ihn faft einen SRonat lang
ertoerb«unfäljig gemacht Ratten. @r ergebt nun:
met)r eine @efamtfdjaben«forberung bon 584 M.
35er Vertagte t)at ben ©d)aben«anfbruch nach
©runb unb $öt)e öeftritten. <£r beftreitet in«*
befonbere, juir Seit be« Unfall« mit Vejug auf
ba« Vferb Siert)alter im ©inne be« § 833 89. ©. 83.
getoefen $u fein. Sierljalter fei bielmetjr bamal«
ber „Vremer Keitflub" ober ebent. ber ©tarter
o. ©dt), getoefen.
Da« S. ©. Vremen <£. Ä. I fjat nach ftatt*
gehabter Vetoei«aufnahme am 2. 3uli 1906 ben
143
Mo. 9S-94
I Älaganfbrudb, bem ©runbe nach für gerechtfertigt
erflärt.
Da« D. SJ. ©. 1 ucriuarf am 10. Januar
1907 bie betlagtifcfie Verufung.
© r ü n b e :
Dem Vorberrichter ift barin beizutreten, bafo
jur 3ett be« ^ier fraglichen Unfall« ber Vertagte
bezüglich be« Vferbe«, ba« ben Ätöger umgerannt
unb beriefet t)at, Tierhalter im ©inne be«
§ 833 93. ©. 83. getoefen ift.
Der Vegriff be« $iert)alter« ift im ©efefe
nicht befiniert. ©r bereitet, toie Sraeger in
feinem für bie Verbindungen be« 28. beutfe^en
Suriftentage« erftatteten ©utadtjten
SSerhanblungen 83b. II ©. 146 ff.
au«füt)rt, ber 93ragi& unb Xt)eorie gro|e (5(^)uierifl=
feiten unb ift bieüeidtjt ber am meiften umftrittene
93egriff im § 833. immerhin toirb e« im oQ=
gemeinen 83iÜigung ftnben, toenn ba* 9t. ©. in
feiner @ntfct)eibung
®. 9t. ©. 93b. 52 ©.117
— bem ©brarfjgebraudb, entfbrechenb — benfenigen
al« 2ierl)alter bejeic^net „ber im eigenen Igntereffe
burdt) ©ett>al)rung bon Dbbact) unb Unterhalt bie
©orge für ein Sier übernommen r)at unb $toar
nicht nur ju einem borübergeljenben Qtoed,
fonbern auf einen Weltraum bon getoiffer ®auer".
Äegt man btefe 93egriff«befttmmung auch bei
93eurteilung be« borliegenben galle« ju ©runbe,
fo tann e« nicht jtoeifeltjaft fein, bafj jur Reit
be« Unfaü* ber 83ellagte „^alter" bei Jßferbe«
im ©inne be« § 833 getoefen ift. Slüerbing« befanb
ba& 93ferb fich bamal« nicht im ©etoafjrfam
be« 89eflagten unb 93eflagter toar nicht in ber
Sage, burch irgenb toelche« (gingreifen ben Unfall
ju behüten, immerhin aber toar er e«, ber
bamal« burch @etoät)rung bon Dbbach unb
Unterholt für ba« Eier forgte, ber im
eigenen ^ntereffe — nämlich um e« in feinem
©efchöftäbetrieb al« ffleitftaHbefifeer ju bertoerten
— biefe ^ürforge au«übte unb ber gerabe in
Verfolgung biefe« gefdjäftlichen ^ntereffe« e* am
fraglichen Kachmittag bem 99remer Keitllub
entgeltlich überlaffen hotte.
3)er 93eflagte meint nun, baft bie borfteljenbe
Definition be« 2iert)alter begriff« jtoar für bie
K e g e l f ä 1 1 e jutreffen möge, bafe fic aber für
©renjfäae nicht erfd)öbfenb fei unb bafe e«
Digitized by Google
144
No. »4-95.
fidj borliegenb um einen folgen ©rengfaü fjanble.
©r beruft fid) hierfür auf bie auch vom 93orber*
rietet citier te, in^wifchen
©ntfd). bei 9t. ©. 5Bb. 62 S. 79 ff.
abgebrudte ©ntfd>eibung bei 9t. ®. unb glaubt,
bafj bei SnWenbung ber in biefer (§rtt[d)cibung
niebergelegten rechtlichen ©rw&gungen auf ben
borliegenbcn, f. ®. analogen ftatl nidfjt er,
fonbern ber „SBremer 9teitf(ub" ober ebentueQ
ber Starter b. Sd). als betienige anjufeljen fei,
ber jur Reit bei Unfall* bai $ferb im Sinne
bei § 833 58. @. SB. „gehalten" habe.
©iner Stellungnahme ju biefer, u. a. bon
Xraeger (a. a. O.) angefochtenen ©ntfdjetbung bei
9t. ©. bebarf ei nicht. Stenn ber borliegenbe
galt liegt, Wie fchon ber SBorberrtchter jutreffenb
herborhebt, gerabe in einem Wefentlidjen SBunft
anberi ali ber bort entfehiebene : in jenem ftatt
hatte ber (Eigner fein $ferb unentgeltlich einem
anberen für beffen ©efchäftibetrteb ju borüber«
gehenber Sluiljülfe überlaffen. #ier aber hat ber
SBellagte fein $ferb an ben SBremer 9teitt(ub
bermietet; er berwenbete ei alfo jur #eit bei
UnfaHi in feinem ^ntereffe unb in feinem
©efdjäftäbetrieb unb jwar genau fo, toie er ei
überhaupt gefchäftlich ju berwenben bflegte.
Stach aHebem hat ber fflcflagte baburch, baß
er fein 50ferb für bie Stauer bei SRenneni bem
Sjremer 9teitflub jur Verfügung bei Starteri
mietweife überliefe, nicht aufgehört, „$a(ter" bei
$ferbei im Sinne bei § 833 83. © . 93. ju fein, ©r ift
baher für ben eingetretenen Unfall verantwortlich.
Wt. Cfvtnluolaufrci^nutig mit einer (0egenf»rberun(t,
wenn bie filaftf arberiiHn tciliBcije beftrtltCN vtrb. — Qt
muff bann junädiß bie SHagfarberung (efigrftent werben.
— ttfrivcifnnfl, HKÜ hit Wegenfarbcruno, für begriinbrt
erad)iti wirb, ift na)Mliffig, Mcit biefe bomit »erbraust
Karl Äebing in Hamburg
gegen
3. ©. §arriei in Hamburg.
$>ie Ätagforberung für 3Rediauiferarbeiten
in $öhe bon 2174 M. hat JBetlagter $um ^Betrage
bon 1030 M. beftritten, gegen ben 9teft macht er
aufredmenb ©egenforberungeu geltenb. ©r hat
baneben aber ebentueü noch eine ©egenforberung
auf Sajabenierfa^ wegen mangelhafter Sieferung
aufredmenb ber ganjen Älage entgegengefefrt.
Stuf ©runb biefer hol bai fi. ©. ©. Ä. III
20. »bril 1900 bie Älage abgewiefen.
2>ai 0. 8. ©. III hol" «m äKärj 1907
biei Urteil auf unb Wiei bie Sache an bie
SBorinftanj jurüd.
©rünbe:
$)ai 8. ©. erflärt im ©ingang feiner ©rünbe,
ei fönne, wenn ber JBeflagte einen ber Älagj
forberuug minbefteni gleichfommenben Sietrag
ali Srt)abenierfa& ju forbern höbe, auf bie
übrigen Streitpunkte nicht mehr anfommen, weil
bann bie Älagforberung burch 91 11 Trennung
getilgt fein Würbe, fo wie am Schluffe, bie Älag;
forberung fei, felbft wenn fte in boller £>öt)e
noch beftehen foßte, burch °'e Aufrechnung unter
allen Ümftänben böQfg befeitigt. © i Wirb
alfo bai SBeftehen ber Älagforberung
bahingeftellt gelaffen unb bie Älage auf
©runb ber für Iiquibe erachteten ©egenforberung
ohne Weiterei abgewiefen. SMefei Verfahren
berftöfjt gegen § 300 «bf. 1 ©. 5ß. O. 3>er
33pflagte hatte bie Älagforberung junädjft ganj
beftritten unb beftreitet fie jefot noch *n $öb« Don
1030 JH. SBenn er banebeu bie Aufrechnung mit
einer ©egenforberung erllärte, fo ift bai bahin
ju »erftehen, bafe ei nur für ben Jall
gelten foOte, ba| ber JBerfuch, bie
forberung ohne bie Aufrechnung
ju befeitigen, fch eitern werbe; ei
lann nicht angenommen werben, bog ber SBcflagte
bai Opfer feiner ©egenforberung bringen Wollte,
Wenn er ei nicht nötig hatte (bgl. ©aubb'Stein
(1904) SBb. I ©. 372). SBurbe bie Aufrechnung
aber nur ali ebentuelle erflärt, fo hatte
bai 8. ©. junftchft bai «eftehen ber
Älagforberung feft aufteilen, bebor
auf bie ©egenforberung eingegangen Werben
burfte. Sin biefer SSuffaffung hat bai 9t. ©.
gegenüber abWeichenbe Meinungen (bgl. ©aubb-
Stein I S. 682 9iote 17) biiher feftgehalteu
(©ntfeh. »b. 42 S. 3G4; $ur. äBod)enfcf)r. 1896
S. 691 9tr. 174; ©ruchot'i Beiträge 93b. 41
©. 947, m. 43 S. 209); bie bon StöUel in
ber 3>eutfchen ^uriften * 3eitung 1905 S. 513
befbrochene ©ntfeheibung bei VII. Senati bom
28. Januar 1905 lafet jebenfaüi ein beWu&tei
Wbtoeidien bon ber früheren EReinung nicht er=
leimen. Slud) bai ertennenbe ©ericht ift ihr in
ben ©ntfeheibungen Seuffert'i Slrdjit) 48 9ir. 143,
9ieue golge 1 S7, 4 ,fli, .t>onf. ©er. ^ 3tg. SBeibl.
1905 S. 288 beigetreten unb Will baran auch
ber borliegenben Sndje fefthalten.
5)ai Urteil bei 8. ©. leibet in ber an*
geführten 9tichtung an einem Wefentlid>en Langel
im Sinne bei § 539 ©. 5tf. D.
Olli Kiiiicl ««tUj.
tcnaMiftrafc «4, gmtfjptcdXt i &ir.. »ir«
9t»»4f«»c Dr. O. « t a ■ k ( I .
Digitized by Google
No. Ä5.
145
No. 9 t.
SSeißfaff.
Cintlreditltdje fälle.
• *
XXVIII 3Jahr3onB. (40. Sahraang ber $anbcl8jeri<f)te.3eihtng.)
«reif für ben 3a*rgang: £M»t< nnb Beiblatt mit Wegifler SO JL - «anvtbtatt «lein Mit Megifter 15 M.
SelMait allein mit Megifler 1.1 X
Imtiies $uaiM $a«b«rg, btH 20. 3n«i. 1907.
3nbalt: 2eo ftalt iii {Minburg gegen bie Xeflameiit»-
»oaftretfer oon Martin Salt in fcombnta.. — Srtebridj
2ri«ntr in jtiel gegen ttorl üöroe In fcamburfl.
96. Exheredatio bona raente tonnte na* ijam
bargif<brw ttetbt non ben Cfttern «nb foaar oon htm
ibcrlcbcnben Slternteil ^infieb;tlict| btß ganzen Samtgatel
ber ftrtgefeften Wütergemeinfdiaft on«fltfprid)tn werben.
— 9htr bie tfrritbtuig mb Vnfbebung eine« aar 1B00
geaasten Zefiaaunt« rietet fieb, na* Brr. 214 <f inf.Okf.
gnat 0. 0. 9. na* altem 9ieu)t, ber 3aba(t "*b bie
fBirtfanfeit falcber Irfiitntcnte ift bagegen nad) F. W. 0.
*n brnrteiten. — Manegen finb bie erbre<t)Utd)tn ^Birtlingen
be# «nterftnnbea- »or 1900 nad) «rt. 200 anfreijt erhalten
warben nnb ja biefea ift and) ba» 9te*t auf Enterbung
in guter abfidjt gu rechnen. — <Ko aar 1900 erridjtetee
Trftaweitt iffe trofe ber Befugnis Ui 9rritf)tenben, el
iebergeit gn inbern, ba* eine lefttwitige (weil in biefew
Sinne genullte i «erfügang.
Seo galt in $ainburg
gegen
bie SeftamentsooHfirecter Don SDlartin gfalf
in Hamburg.
Satbeftanb:
&lager, ein ©oljn be« 1905 oerftorbenen
Vertagten, ift in beffen öor 1900 über ben ganzen
Badjlafj errichteten Xeftament in guter Slbficfit
enterbt unb auf ben 3in«genu& feine« Slnteil«
befd)r8nft worben. ©r f)at ben $8oUftretfem
gegenüber auf Anfechtung bti Xeftament« ber=
jidjtet, meint aber, baffelbe bejief>e fid) nittjt auf
««aftanfibi •rrlAMKitaa« StibUti.
bie oon feiner 18*9 oerftorbenen SDlutter t)«s
rfiljrenbe #ölfte be« ©amtgut« ber fortgefefeten
©ütergemeinfcfmft. @r forbert a(« feinen Slntcil
baran 40000 A, ift aber Dom S. ®. <£. Ä. II
am 14. $uli 190(5 unb Dom 0. fi. ©. I am
27. gebruar 1907 abgetoiefen morben, oon
tefetcrem au« folgenben
©rfinben:
5)er ffirblaffer ift fefron ju Sebjeiten feiner
grau batoon ausgegangen, bafj er über ba« (Sange
Oon £obe«toegen oerfügen bürfe, toie it)m nach
hamburgifdjem 9tedjt bie unbefctjranfte Verfügung
über ba« eheliche Samtgut unter Sebenben jus
ftanb. 9lad) bem Xobe ber %xau t)atte ber
©rblaffer offenfid>tlTct> noch ftärfer ben ©ebanfen,
bafj er allein oon SobeSroegen über ba« ju
beftiutmen b.atte, über ba« er unter Sebenben
frei tierfügte.
(SBirb ausgeführt.)
S)ie %bee, bajj man oon einem mütterlichen
Slnteil am ©amtgut reben rönne, mar bem
Seftator fremb unb ift iljm auch °en Weiteren
Anhangen ju feinem Seftamente fremb ge*
blieben.
demnach liegt eine exheredatio bona mente
bed Kläger« Oom ©anjen oor unb ei ift bie
Hügerifche Sluffaffung $urüdaun>eifen, ba& ba«
Seftament ben Kläger bezüglich feiner Slnrechte
an bem mütterlichen Slntcil bei ©amtgute« gar
nicht befcr)tt>ere.
Digitized by G
146
No. 9«.
©ine cxberedatio bona mente , bie tutet) bai i
gemeine Stecht fannte, mar bor einfütjrung be*
39. @. 99. nadj bamburgifdjem 33ribatredjt jus
läffig unb jtoar fonnten nidjt nur bie eitern in
einem gemeinfajaftlidjen Seftamente ein Äinb
bona mento bom ©angen ejberebieren, fonbetn
bie« fonnte audj ber überlebenbe ©arte — fomobl
9Rann al* grau — ocr mil &cm Äinbe ober ben
Äinbern in fortgefefcter ©ütergemeinfdjaft lebte,
cf. 93aumeifter, b/mtburgifdje* Sßribatredjt
58b. II § 112. Falliten ßrbnung Slrt. 31;
bautburgifdje* 8Ju*f.'©ef. 2. Äonf.=£)rbn. § 7.
3)a nun bai 93. ©. 33. nbhicictjenbe 93c=
ftimmungen cntbült, fo fragt es fidj, ob ba* bor
gnfrafttreten bei JB. @. 99. errichtete Seftament
gältig geblieben ift, trofebem ber Xeftator erft
1905 berftorben ift.
9tadj Slrt. 213 einf.;@ef. jum 33. ©. 83.
ftnbcn im ^ßrinjib, toenn ber erblaffer nadj bem
Sufrafttretcu be« SB. @. JB. geftorben ift, für bie
erbredjtlidjen 93ertjaltniffc bie 93eftitnmungen be*
99. ®. 99. Slnroenbung. $ie 93eftintmung be*
Slrt. 214 einf. = @ef. jum 33. ©. 33. bejieljt fidj
nur auf bie bor bem ^ufrafttreten be« 33. @. 33.
erfolgte ®rricf)tung ober Slufrjebung einer 58er-
füguug bon £obe*h>egcn ; bie 33eftiinmung be&ietjt
fidj aber nidjt auf ben ^uljalt unb bie SüBirffatnfeit
einer SBerfügung bon £obe*h>egen. 9?ur auf
erfterc ift alte* Stedjt für mafjgebenb erflärt.
dagegen ftnb burdj ©afc 2 be* Stbf. 1 bei
Slrt. 200 einf.=@ef. $um 33. ©. 33. bie 33orfdjriften
über bie erbred)tlid)en SBirfungen be*
©üterftanbe* aufregt erfjalteit, fotoeit e* fid)
um eine jur 3cit bei Unfrei fttreten« bei 33. ©. 33.
bcftctyenbc etje banbelt.
gür ben ©üterftanb, ber jur geit bei
^nfrafttreten* bei 33. ©. 33. bereit« beftebenben
©ben ba* 9ieidj*gefefo beftimmt, bafc bie
bi*bcrigcn ©efefce majjgcbcnb bleiben. 3)ie
«anbcagefe&gebung ber einjelftaaten f»attc baljer
freie £anb, in weldjer 3Beife fie bon bem alten
in ben neuen 9tedjt*juftanb überleiten wollte.
Sluf ©runb ober in Slnlafj biefer 33eftimmung ift
ba* tjamburgifdje ©efefr betr. ben ©üterftanb
ber bor bem Snfraf ttreten beä 33. ©. 33. gefdjloffenen
efjen bom 14. $ult 1899 crlaffcn. e« betrifft
ben ©üterftanb ber bor bem l. 3a"uar
gefdjloffenen eijen, nidjt nur ber nod) infofern
beftebenben eben, al* bie ebc nidjt burdj Zob
i bei einen Seil* ober bind) ©djeibung aufgelöft
ift. 3)ie* entfbridjt aber audj ber 93orfdjrift be«
Slrt. 200 etnf.5©ef. jum 33. ©. 93., in »oeldjem
ber Sluäbrud „beftebenbe et)e" im ©egenfafc ju
ber erft ju fajliefjenben eb,e gebraucht ift, nid)t
im ©egenfafc ju ber aufgelöften ebe. <3o ba&
ber ©a^ 1 Sbf. 1 bei Slrt. 200 aueb, für bie
güterrea^tlidjen 9Iad)niirfungen einer jur 3e't
bei Snlrafttretena bei 33. ©. 93. aufgelöften e$e
gilt j. 33. für bie fortgefc&te ©ütergemeinfdjaft,
cf. «Bland VI p. 406.
Um eine güterredjtlidje Siadjtüirfuug ber
fortgefe^ten ©ütergemeinfdjaft banbelt e* fieb, aber
im borliegenben gfßH. SBelä^e 93eftimmung al«
rein erbre^tlicber Statur anjufet>en ift unb weld)e
33eftimmung ald eine güterredjtlidje
9lacb,n)irrung ber fortgefe^ten ©üter =
gemein fdjaft, lägt fia^ nur ani bem in &rage
ftebenben SRea^te beantworten. $lad) altem Iranu
burgifa^en 9iecbte gehörte bie exheredatio bona
mente ju ben güterred)ttid)eti 9{ad)mirrungen ber
fortgelegten ©ütergemeinfdjaft; bie* folgt bavau«,
bafc ber übcrlebcnbe parens, ber mit feinen
Äinbern in fortgefefcter ©ütergemeinfebaft fafc
bom erbgut bona mente ej^crebieren fonnte;
eine 33eftimmung, bie fidj namentlid; für
bie überlebenbe grau au* erbredjtlidjen 93e*
ftimmungen nidjt rechtfertigen, ja niebt einmal
erflaren liege.
3)a* bamburgifdje ©efe^ betr. ben ©üter=
ftanb bom 14. 3uli 1899, in Äraft getreten
gleicbieitig mit bem 33. ©. 33., enthält nun folgenbe
33eftimmungen : Sluf ben ©üterftanb berjenigen
jur 3eit be* ^nfrafttreten* bei 33. ®. 33. be=
ftebenben et)en, für melcbc bi*lang ba* ^anx-
burgifcfje Stecht ma&gebenb gewefen ift, pnben in
3ufunft an ©tefle biefe* ÜHecrjtc* bie SJorfcfjtiften
ber 9teicb«gefe^e über allgemeine ©utergemeuu
fdjaft Slnnienbung, fonieit nidjt in bem ©efefe
bom 14. 3uli 1899 ein anbere* beftimmt ift.
gür ben fyiet borliegenben %aü, bag bie ©bc
burdj ben lob eine* e^egatten aufgelöft ift unb
am 1. 3omwt 1900 ber überlebenbe ebegatte
mit feinen tfinbern in fortgcfe&ter ©ütergemein»
fdjaft lebt, ftnb ebenfo kuie für bie am 1. Januar
1900 nodj beftebenben eben, an Stelle bei bii*
berigen bamt>urgifdjen Dtedjte* bie 93orfdjriften
bei 9teidj*gefefre* über bie fortgelegte ©üter=
gemeinfajaft für antoenbbar erflärt, fotoeit ittc^t
Digitized by Google
im ©efefe bom 14. $uli 1899 ein anbete« be*
ftimmt ift. Sann Reifet e«: Slbweidjenbe Sln^
orbnungen, Weldje burdj Verträge ober lefotwittige
Verfügungen bor bem ^nfrafttreten biefe« ©efefre«
getroffen finb, behalten iljre SBtrffamfeit. Somit
finb teftamentarifdje 83eftimmungen i^rem IJJnbafte
nad) aufregt erhalten, toenn biefe bor bem
1. 3auuar 19ÜO getroffen finb unb jWar bem
alten aber nidjt bem neuen Stecht entfbredjen.
dagegen lagt ftcr) nidjt einWenben, bajjj, fo
lange ber (Srblaffer nodj lebt, feine le^ttoiüige
Serfügung borläge, Weil ber er6laffer feinen
Sitten nod) änbem tonne. S a « n i e b e r -
gefdjriebene Xeftament ift ( e t W i l ( i g
gewollt unb e« bleibt bi« ju einer etwaigen
»ernidjtung ober Slenberung als botumentierter
9Bille be« ©rblaffer« für bie 3eit nad) feinem
%obe; ba« nennt man eine lefct miliige 93ers
fügung. 3urürfjuWeifen ift audj bie Sluffaffung,
bafj au« bem äBortlaut „behalten ibre ©irffam:
fett" folge, bafe bie lefottoittige Verfügung
bereit« mirlfam geworben fein muffe.
SBäre bie« bie Sluffaffung gewefen, fo mürben
nur bie gälte getroffen fein, bafj ein gemein^
fdjaftlidje« Jeftament bon beiben (Ehegatten ober
ein leframent be« berftorbenen parens borläge.
SHäre bie 93eftimmung nur in biefer Vefdjränfung
gewollt, fo bötte fie anber« formuliert werben
müffen unb bie »efttmmung wäre nidjt fo alU
gemein gefaßt, wie c« tatfädjlidj gefdjeben ift.
e« fommt bin$u, ba& audj gefefegeberifd) ber
©ebaufe biel na^er lag, bafj man bie alten
Seftamentc aufrecht erhalten Wollte. <5o ftttbet
fid) aud) in ben üDtoriben, bie bem ©efefce«*
entwurf beigefügt waren, ber »affu«: um bie
9tedjt«gültigfeit ber erridjteten Verträge unb
fefctwüligen Verfügungen nidjt in %raqe ju
ftellen, ift beftimmt, ba& bie baburdj getroffenen
Slnorbnungen ma&gebenb bleiben, bie gefeilteren
»eftimmungen alfo nur fubftbiär gelten. Sie
gemad)teSlu«nabme, bafj bie getroffene Slnorbnung
lebiglid) auf ba« beftebenbe Sftedjt ö*erWeift, fommt
im borliegenben gatte nidjt in »etradjt, Weil ba«
Xeftament biefe Slnorbnung nidjt enthalt.
147
No.
!)7. Bei bem flnfanf einer grogen Hnftafil Don
(«oi»trfBtriii«.a»»«rolcB tan* bie SrUubaM ber »«bSrbta
gar ftabriagaag btrfelben a(» eiat fetbfh>trfti«»K*<
Btbiagaag aagefcb>a anrbca. — »gl. #«af. (Ber. «3tg.
Beibt. 180S ttr. 18. — 9tag Uamtglidkreit ber Vertrag*
feiflung feftgefteOt »erben, um einen berarttgen »ertrag
•a|afeeb,lea, «ber genigt bie ttaaatfib>barfeit br« beiber-
feil« «cwoBIen wirtfdioftlidien (Frfrfgtb?
griebrtdj 8ei«ner in Äiel
gegen
©arl Söwe in Hamburg.
Satbeftanb:
Veflagter bat burdj »ertrag bom 19.gan. 1905
bem Äläger für ©tobt, Staat unb gürftentum Sübed
ben Sltteinberfauf be« ©aSerfbarni« * Stbbarate«
„JDeconom" unb ber $u feiner güttung erforber-
lidjen glüfftgfeit „Oeconol" übertragen unb Kläger
^at fid) berbflid)tet, innerhalb ^abre«frift bon
biefem Separate 250 ©tüd im greife bon 75 M.
bi& 305 JH (alfo für minbeften« 18 750 M.) minus
30 b©t. ^Rabatt ju belieben. Sil« ©id)erbeit bafür
Würben fofort 3000 X anbellt. ©d;on in ben
nädjften SBodjen fteßte pd) berau«, ba& bie Sübeder
©a«anftait unb bie iljt borgefe^te 99ebßrbe bie
Slnbringung ber Slbbarate nur unter überau« er»
fdjwerenben iBebingungen geftatten Wollte, jtläger
flagte im Mpril 1905 auf Sluflöfung be« SJertrage«
unb 9tüd*ai)lung ber 3000 A, weil bie ©eftattung
be« Einbaue« ber Slbbarate JBerrragdbebingung
geWefen fei, Weil BeHagter berfdjWiegen b,abe,
ba& in Hamburg bie @rlaubni« jur Slnbringung
gleidjfatt« berfagt Warben fei unb enblidj, Weif
bie Slbbarate in mebrfadjer Schiebung ben 8ln=
breifungen be« Seftagten nidjt entfprodjen bätten.
Sa« Ü. ©. Hamburg Ä. III f. $. @. bat am
10. Ott. 1905 bie & läge abgewiefen. 3)a« £).£.©. III
bagegen bat ifjr am 5. 9Wärj 1907 entfbrodjen.
© r ü n b e :
Sa« Sanbgeridjt nimmt an, bafj nur bei
objeftiber Unmöglicbfeit einer berfbrodjene'n
SBertrag«leiftung, nämlid) ber Sronaeffionierung
in Sübed, ber »ertrag aufjulöfen fei — abgefcfjen
bon bem bom S. ®. berneinten %aUe ber Slrglift
ober ber ntcfjt erfüllten gufagen. Sa« Wirb a6er
ber ©ad)e nidjt geredjt unb auf bie §§ 323, 325
93. ©. 93. braudjt man nidjt jurüdjugreifen.
Senn Weber ift bem 93ellagten bie Sieferung ber
Digitized by Google
148
Apparate an ben ftläger, nod) biefem ihre Abnahme
unb Vejaljlung unmöglich gemacht toorben, toaS
nadS} bem" Settrage bie beiberfeüigen Vertrag«*
Ieiftungen im SBefentlic^en finb. ©onbern e« Ipmbelt
fidj aQerbing« nur um eine Vereitelung beS bom
Äläger mit bem ©efebäfte nngeftrebten mirt«
fcr)aft(icr)en 3h>ecfe«. ©emiß ift nun bie
geroeroitcge soerruertoarreit einer ijrnnoung ittcnt
immer ftittfcfjmeigenbe Vebingung eines über ihren
Umfafc gefdjjloff enen Vertrages (bgl. 9t. ©. (gntfcb-33
6. 104, ©euffert 49, 190). Aber b>r hanbelt
es fidj auch, gar nicht um einen Jgrrtum beS
ÄlägetS über ben ©rfolg ber ju ertoerbenben unb
meiterzuberäußernben Apparate, f onbern um bie
aJtöglidjfeit ber Anbringung überhaupt
unb biefeS ©ericr)t ift überzeugt, baß biefe 9Kög*
li(f)(ett ftiüfcbmeigcnbe VertragSbebingung nach
bem SBiOen beiber Parteien getoefen ift.
$ie Annonce fpricfjt bon einem „an jeber
Gasleitung anzufdjließenben"Apparat, berVrofpef t
uon „in bie Vribatga«leitung eingefdjaltet nach,
erlebigtem Anfdjluß". ÜJit^tS anbere« tann ber
Vertrag § 5 im Auge haben, toenn eS bort Reifet
„in betriebsfähigem Suftanbe".
S)ie ©rlaubni« ber über bie ©aSleitungen
eines beftimmten ©ebieteS berfügenben Veljörben,
alfo in Äüberf beS SHreftorS ber ©aSanftalt unb
ber ihm borgefefeten „©ef Hon für bie @a«anftalten"
mit einem Senator an ber ©ptye mar ein un=
bebingtes (SrforberntS für jeben Veginn eines
Vertriebs ber Deconom=Äpparate. S)iefe ffirlaufc
niS fann nicht burdj ©clbopfer erfauft merben,
fonbern fie t)at einen polizeilichen ©barafter
(fpejieü aus feuerpolizeilichen 9tü<ffid)ten), mie
benn auch bie AuffteQung ber Vebingungen feiten«
be« „VoHjeiamt«" Sübect erfolgt ift. hiergegen
gab es nur bie bom Kläger erfolglos berfuchte
Vefdjmerbe an ben Senat unb eS ift nicht ein=
jufeben, nrie ftläger bie Volijci bura? eine (Sibil=
Hage hätte nötigen fönnen, iljrc feuerpolizeilichen
SRaßnalmten iurüeTjune^men.
Ob in biefem gaüe ctma eine übergroße
Aengftlirbfeit obmaltet ober gar ftefaltfrfje 9tücf=
fixten (bie Erhaltung größeren ©a«fonfum«) ben
(Sntfdjluß ber guftänbigen Vebörben beeinflußt
haben, baS intereffiert für biefen Vrozeß nicht.
'Jfcnn bie Varteien müffen nun einmal mit bem
bom Sübetfer Senat betätigten s43c|d)eib rechnen.
2Bet mie bieS »Bericht bie Sofalberbälinitfe
SübeefS fennt, fann nicht berfennen, baß bie
gefteüten Vebingungen tatfädjlicb einer Ver»
f a g u n g ber Anbringung gleict)flet)en.
(SBirb im ©injelnen bargelegt.)
@S ift böttig begreiflieb, baß Älacjer biefen
(Srfdjmerungen gegenüber ben Vertrieb ber
Apparate in ßübeef aufgegeben hat.
VeHagter fann ihm baS um fo toeniger bor=
toerfen, als er felbft in Hamburg, too jugeftanbener
Wagen äfjnlidje ©cfjtoierigfeiten bon ber ©aS*
anftalt a,entncb)t morben finb, „feine Suft hatte,
fict) mit bem Vertriebe ju befaffen".
Miäger berlangt alfo mit Sterbt, bon bem
Vertrage bom 19. Januar 1905 befreit ju merben,
toeit beffen ftillfajtoeigenbe Vebingung: bie
SJcöglicbleit ber Anbringung ber Apparate an bie
Sfihecfer ©a«leitung nicht eingetreten ift.
Vei biefer Veurteilung ftüfrt Rcb, biefe ^nftanj
namentlicb auf bie Ausführungen be« 9t.®. I. & 6.
bom 15. Oftober 1892 in Sachen Annonecnuljr
Aft.c®ef. c. SReiftner, abgebrurft im Veibl. ber
^>anf. @er.*Stg. 1893 9er. 13 ©. 21 fg., in meinem
galle fogar im Vertrage „bie ©r langung ber
Äonjeffton beS ©tanborts für eine Annoncenu^r
als ©adje beS ÄäuferS" bejeic^net mar. 2>ennocb
tarn bai 9t. ®. baju, bie Erlaubnis ber Vebörbe
jur öffentlichen Aufftellung als felbftberftänblictie
Vertrag« bebingung anjufeben.
®anj abwegig ift ber Verfucf» beS Veflagten,
ben Äläger gegenüber bem SRi&erfolg in ber © ta b t
Sübect, auf ba« Sanbgebiet beS Staate« unb
auf baS ^ürftentum Sübeef zu bertoeifen. 3>enn
felbft menn e« ettoa in Sutin ober Xrabemünbe
©asanftalten geben foüte, fo mürbe bie Sabl ber
?lbnebmer febmerlicb meljr als '/ia berjentgen in
ber um fo biel größeren ©tabt Sübeef betragen
unb fonnte alfo bei bem Vertrage nur ganz
nebenfacblia? mit in Vctradjt gezogen fein. ®er
ÄuSfaü ber VertragSbebingung für " i& be«
VertragSgebiet« muß ben ganzen Vertrag hin-
fällig machen.
$e*bal& ift bie 9lücta(ir>Iung ber angezahlten
3000 JU auSzufpredjen unb ebenfo bie geft-
fteüung, baß ber Vertrag bom 19. Januar 1905
untoirffam ift.
CtKttcüneM ««tl.j. «amkurj. «»mannflr^e 44. 8.rnfm*ci I «Sä. ««mncrrtl. 31
trutf »m 3 o » « b » $ i n « i * «. • b c t , «amtvid-
. 3!i*ah«t Dt. C. » t « n » II , *am»«ti.
Digitized by Google
J49
Ho. «8.
§anfcaiifd)e ©eridjtöjeUtmf}.
SScißfatt.
€itulred)tltd)e falle.
XXVIII ^ahraan^. (40. 3afttflang ber §anbel«gcri^t«-3eitung.)
frei« für ken CWraaRg: «««»t- «nb 8eib(att mit rUrqiftrr 20 A - $«ut>tMatt ««et« mit Ntgifter IS X
»ttbfott «dei« mit »iegijter Ii X
|tt)<iif5 (Duoriaf. ^araburj, ien 27. 3uwi. 1907.
,7nl(flli : Sfaui9(.9(.Wummtin$iantbursui<buieTl9(f(fiiotfter
Stgtii tue minberjäljrigen «brte unb Wartha lUiimmp.
»ertreten burd) ityrrn SJormunb in Homburg. — $erm.
»iofe in Hamburg gegen Jeimann & Ii. Silberftcin in
Hamburg. — SöefrJjtöerbe bei $>einrid) Smil Iljeobor oon
fliiefieim-3Röüer unb ©euofien in Hamburg.
98. fratjiebj bog b,amburgifd)e (MterftanbSgefeb; »om
14. 3uli ISO» rem »flter, ber mit feine« Rinberu i«
fortgefe^ter Wiitrrflnnrinidjnii (rbt, bie Befugnis, Aber
ka» gefamte Sermögc« Ir^twiUifl ju »erfugen? — ffr
tonn bie« Wehl infoweit ttinker «nS titirr früheren ffbt
vom INötterlieben abgeteilt finb, nid)t aber ftneit fflr kie
ftinker ber lernen tr-tjr ieinfrt)iir|lifti ber eingefinbfAofttten
ans eiaer früheren) (frbrrd)te am mfittcrlidirn «nrblnft
beftete«. — Xeftamentartfd)c ^efdjränfuna „ungefcorfomer"
«inber auf kca ^flirtitteil, für ken ««u jic ba« Xeftamenf
«i ufr rtiten . — tiefe «efdjrönfnng mirk betulich, keff uäter-
lid)tn IKadilaffe« mirffam, «en« im Icftnmcrit über ken
ganzen Harbin« oerffigt ift unb kie »inber ib)r 3«trftat<
erbreilit am SWAttei I injen gtltrnk marticn.
Glaus 21. 91. SDZumme in Hamburg
unb bier ©efrfjnjtfter
gegen
bie miuberjabcigcn Stbele unb flJinrtba
SRumote, bertreten burd) i^ren ajormunb
in Hamburg.
% a t b e ft a n b :
3)ie fünf ftläger unb jtuet nicfjt mit flagenbe
©efdnuifter \inb Äinber erfter bei breimal
»erheiratet gemefeuen unb 1906 berftorbenen
SRummt ouä beffen erfter (S&e. Sie finb Dom
attütterltdjen mit SHidjtö abgeteilt morben. 3)ie
beiben Söeflagten finb £öd)ter jiueiter unb britter
©(je. 9lud) bie brüte ©f)e ift bor l'.HM) burcrj
0 Jim jrtfdx «t*rri(»tf t«irut>A * 1 1 1 1 a 1 1.
Sob ber grau gelöft werben. Sie erfte Skflagte
ift mit einem SBorau« bon 3000 M. bei ©ingeljung
ber brüten ©f)e eingelinbfcfwftet loorben. 3)er
legten Xodjter ift im Seftament bed SRumme ein
SSorau« bon 4000 M auSgefefct. SlQe neun
Svinber finb in feinem Seftament im Uebrigeu
und) gleidjen Anteilen ju ©rben bei gefamten
9tad)Iaffe3 eingefe^t morben. 2>er JBormunb ber
beiben ©eflagten beanforudjt für biefe aber bie
#ftlfte als müttcrlidjcn Slnteil am Samtgut bor»
»ueg. 3)ie Kläger Hagen auf je ','« be$ 9?arf)laffeä
unb bedangen ferner 58efrf)ränfung ber beiben
aSeHagteu auf ib.reu ^fl«d)tteil (olfo '/.«), koell
ftc nactj § 7 be« Scftanientd al« gegen ben legten
SBiUen ib^reü Sinter* Ungetiorfame auf brn
^flicf)ttet( gefefct feien.
3)a8 D. S. ©. VI bot am 5. ftebruar 1907
fjinftcfjtlirf) ber ^älfte bei (nad) 9Ibjug bei Boraus
unb ber Segotc ctiua 54000 M betragenben)
9jermßgend \w fünften ber SeHagten, ^infid}t(icfj
ber »efctjränfung biefer auf ben 5ßflid)tteil am
b ö t e r 1 i cfj e n 9?arf)laf3 nad) ben eintragen ber
ftläger erfannt, fo ba& bie SBcflagten alfo an
ber anbern J&älfte nur mit je 7« bereinigt
cradjtet mürben.
& r ü n b e :
Tann $unäd)ft nid)t jmeifel^aft fein, baß,
wenn baS Xeftamcnt beä «aterd ber ^orteten,
auf lue(d)eä fid) bie bon ben Klägern geltenb
gemannten 9tnfbrüd)e grüitbeu, im ganzen Umfange
gültig ift, bie Miuber auci ollen brei (Sben bei
Digitized by Google
150
Vo. 9H.
©rblafferS fid) ju gleiten Seilen in baS Bei
beffen Xobt in feinen #änben bereinigt getoefene
g e f a m t e Vermögen ju teilen haben, bafj ben
beiben SBeflogten als Seilhaber beS gütergemeins
fdjaftlidjen ©uteS ber lefcten ©(je bann alfo
nid)t im Voraus bie ^filfte bicfeS Vermögens
jufommt. 3)enn bet ©rblaffer fyxt burd) ben
SBortlaut beS SeftamentS, inSbefonbere burd) bie
im legten Slbfafe beS § 5 enthaltene 93eftimmung,
toonad) ber SeftamentSboHftreder baS Honorar
nadj bem SBerte beS „©efamtguteS bet fort=
gefegten ©ütergemeinfehaft" beregnet befommt,
audj burd) baS für jebeS berSSvlnber eigenhänbig
aufgefegte Verzeichnis „feines 9?ad)laf feS*
(bai eben jenes gefamte Vermögen enthielt), in
gan£ unjtoeibeutiger SBeife feinen SBillen ba^in
funbgegeben, bafj in biefet SBeife, alfo im ©inne
ber ftläger, feine Stinber teilen foüten. $)amit
berfügte er aud) nur in eben ber SBeife, toic bie
STtachlagregulierung ohnehin, b. f). falls er ein
Seftament überhaupt nid)t ^interlaffen ^örte,
erfolgt toiire, b. h- wenn ber ihm ober feinem
Vcrater offenbar borfdjtoebenbe 9ted)tS£uftanb
au« ber 3eit bor bem 1. Januar 1900 nod)
fortbeftanb. S)enn gemajj Slrt. 4 ©tat. III 1 er*
hielten in einem gafle, toic bem borliegenben,
nadjbem bie erftehelidjen ftinber feiner Seit bon
bem Vater bom SDtütterlictjen abgefunben toorben
toaren, beffen Äinber au« jtoeiter ©lje (ober toie
b^ier aus jtoeiter unb britter ©he bei erfolgter
©infinbfdjaftung) it)r äßütterlidjeS junadjft borab
unb in ben gefamten 9teft teilten ftdj bie
Äinber aller ©t)en ju gleiten Seilen. 3fm
borliegenben gaHe hat ber ©rblaffer aber f)in-
fid)tlid) ber aus jtoeiter ©he ftammenben Vertagten
ju 1 unb ber aus lefcter ©he ftammenben Vertagten
5u 2 ©ntfpredjenbes in ben §§ 1 unb 2 feines
SeftamentS angeorbnet. 3)aS Äinb jtoeiter ®t)e
erhielt fein SJcütterlidjeS bereits in bem bei ber
©infinbfdjaft bebungenen „Voraus".
9lad) früherem 3ted)te beftanb in fold)cm
2roDc, b. h- wenn ber Vater bie lefcte ©befrau
überlebt fyatte, bis ju feinem Sobe fortgefefete
©ütergemeinfdjaft. Den Äinbern ftanben toährenb
ber Dauer biefer fortgefefeten ©ütergemeinfdjaft
{Rechte an bem ©amtgute ber 9tcgcl nach noä)
nid)t ju.
2>ie ftbfinbung bom 3)iütterlid)eu
uub bie bemetitfbredheub im gaüe bei Vor*
berfterbenS ber legten @r)efrau feitenS ber Äinber
ber legten ©he eintretenbe Vorwegnähme aud)
ihres „9Rütteriid)en" (im 3rt. 4 ©tat. III *
eS toörtlidj: „toann biefelben" — b. h- — bie
ftinber „anberer" ©he — „gleidjergeftalt ihrer
SDlutter ©ütcr borauSgenommen haben"), ift im
Ucbrigen eine im Slnfdjlufc an baS römifdje Stecht
eingeführte, gegenüber bem ©tatute regeltoibrige
VefugniS, „aus ber alfo auet) Stüdfdjlüffe auf
baS toäfjrenb ber ©he beftehenbe 9terf)tSbe rhältuis,
toie 9ciemek)er ©. 414 oben ausführt, nid)t
gebogen toerben follten" (ju bgl. audj ©olbfelb
J&amburgifdjeS ehelidjeS ©üterredjt ©. 50 fg).
^|n grage fommt nun aber, ob bem ©rblaffer
ber Parteien bie 93 ef ugnis über baS
gefamte Vermögen, fotoic bon ihm getoodt,
juberfügen, b u r et) baS Hamburger
©üterftanbSgefeft bom 14. $uli 1899
entzogen ober befdjrünft toorben ift.
3)iefe grage ift mit ben SBellagten ju beiahen:
baS genannte ©efe^ toiö nämlid) nach bem § 21
auf alle galle ber jur 3"t feines ^nfrafttretens,
b. h- um 1. Januar 1900 beftehenben fortgefeftten
©ütergemeinfdjaft, alfo fotoeit bamals ©hen
burdj ben lob eines ©hegatten aufgelöft toaren
unb bie ©ütergemeinfehaft jtoifdjen bem über«
Iebenben ©hegatten unb ben gemeinfd)aftlidjen
ober genial § 15 bafelbft gleidjftehenben, ein-
geKnbfdjafteten «blömmlingen fortgefe^t tourbe,
bie 33orfd}riften ber JReidjSgef e^e über
fortgefe^te ©ütergemeinfehaft angetoenbet
to t f f e n . ©S madjt nur ganj beftimmte SSor=
behalte, bon benen tyev aber teiner sutriffr.
93ortoeg ift nur gleid) tyex ju bemerfen, ba| baS
bon ben flägerifdjen Vertretern angeregte 58e=
benten, ob nid)t ber § 21 überhaupt nur auf
galle fid) bejiehe, in benen Äinber früherer
©hen eines ober beiber ©hegatten nidjt in 93etrad)t
fommen, fdjon nach ber 9Sejugnat)me auf ein-
getinbfd)aftete Äinber in Slbf. 1 nidjt berechtigt
erfdjeint. 3>er 2lbf. 2 beS § 21 führt ferner
beftimmte gäüe an, in benen gerabe beim 83or=
hanbenfein bon Äinbern früherer ©hen a u 8 s
nahmStoeife baS früherere 9ted)t audj
fernerhin »ntoenbung finben foll.
Vorbehalten finb nad) § 21 einmal nur bie
befonberen SJefrimmungen beS ©üterftanbSgefej^eS
felbft, toas aber fykv nid)t toeiter in 83ctrad)t
fommt. ©S toill j. 33., toaS ju einer bom 93. ©. 93.
abweidhenben Verteilung (§§ 1494, 1497, 1498,
1476 V. ©. 99.) hier nicht fü^rt — füt bie
Quotenteilung be« ©efamtgut« ber fortgefefcten
©ütergcmeinfchaft ba« frühere SRerfjt auch Weiter*
bin in ©cltung belaffen (§ 25 bc« ©efefcc«).
Stach, ber Vegrünbung ju bem entfbrechenben
früheren § 20 (9Jtitteilungen bei Benati an bic
Vi'trgerfcbaft 9er. 3 bon 1899 Dom 9. $an. 1899)
bnnbelt e« fidt) ba bei um bie SlnWenbung bei bon
bem (Entwürfe auet) fonft wieberljolt bertretenen
©runbfafec«, in einmal begrflnbete {Rechte nicht
einzugreifen.
Vorbehalten fhtb fonft nur nodt) unb jtoar
nach bcmfelbcn ©runbfajje, abWcidicnbe Slnorb*
nungen, bie buret) Verträge ober Iefct=
miliige Verfügungen bor bem^nfraft*
treten biefe« ©efefce« getroffen finb.
Sic foüen it)re SBirffamfeit behalten. Sin bem
gütcrgcmeinf£t)aftlid)en Vermögen ber legten ®be
bei <Sr6laffer« (unb um biefe« fönnte ei fiel) Ijier
bod) nur (jnnbelu) b>ben aber bie föläger als
bom mütterlichen Vermögen f. 3t. abgefunbene
ftinber be« grblaffcr« bis $u beffen Xobe 9tecr)te
übertäubt nicfjt gehabt; fonbem nur bie Snwart*
fcfwft auf etwaige 9ted»te bie ihnen b e i
Veenbigung ber fortgefefcten ©ütergemeinfehaft
eriba<t)fen Tonnten.
Srb>n ff'xexnad) fönnte alfo bie bon ben
flägerifchen Vertretern aufgeworfene grage nach
bem rechtlichen (Sharafter ber bon bem Vater
ber Varteien in ben 80er 3°f"*n borgenommenen
Sbteilung ber Stläger bom SJcütterlichen, in ber
jene einen „Vertrag" erblicfen wollen, auf ftcr)
beruhen bleiben. @« b,at fleh babei aber auch
gar nicht um einen Vertrag get)anbelt, fonbem
ber Vater f)at bamali unb jWar in bem nach ber
VormunbfdjaftSrJDrbnuug bom 14. 5)ejbr. 1882
geregelten Verfahren, ju bem auch — fotocit bie
Slbjuteilcnben minderjährig waren — ber
mütterliche ©ro&bater ber Stlager mit jugejogen
geWcfen fein wirb, bie ein feit ige ®rflärung
abgegeben,
„baij er mit ber grau erftcr ©t)e fein Vers
mögen erheiratet unb eine Abteilung ani biefem
©runbc nicht ftattgefunben habe (Vorm.=Drbn.
Slrt. 30 unter 1 c)".
9cun t)at ba« erftc Urteil, ba« bie Ijicr
borliegenbe grage ani bem ©üterftaubSgefcfoc in
gleichem Sinuc beantwortet, namentlich auch noch
151
auf bie Vegrünbung jum § 13 bei Entwurf*
(§ 16 bei ©efefre«) hinfletoiefen.
gujugeben ift ben flägerifchen Vertretern,
baft biefe auch bon bem beflagtifchen Vertreter
herangezogene Vegrünbung ben borlicgenben gall
aHerbing« nicht unmittelbar cntfchcibct. S)ort
ift nämlich nur für ben gatl, baft nach Shiflöfung
einer am 1. Januar 1900 befteljenben @bc ber
SBitWer fidt) toieberberbeiratet (alfo n a ch bem
1. Januar 1900), auf bie grage, Wie alSbann
unb jtoar beim Vorberfterben fotoot)l bei Vater«,
Wie ber lefrten grau ber gefamte SRacblafi ju
berteilen fei, auSbrüdlicf) eingegangen unb jWar
mit »üdficht barauf, baft für folgen gau* ber
SBieberberbeiratung bem SBitWer ba« SBabJrecht
nach Htt. 4 ©tot. III » gewahrt bleiben foHte.
(3n bem § 22 bei ©ntwurf«, § 27 be« ©efefre*
ift ber entfbredjenbe gall behanbelt, baft fidt) bei
einer am 1. Januar 1900 beftehenben fort-
gefefcten ©ütergemeinfehaft ber SBitwer
Wieber berheitatet, fomit ebenfall« n a ch bem
1. Sanitär 1900.)
@« ift alfo richtig, Wie bie flägerifchen
Vertreter aufführten, baft ber ©efe^fiebcr ftd}
bort über fünftige gälte fchlüffig ju machen
hatte, nämlich barüber, Wie ei bei Sluflöfung bon
erft burch fünft ige SSieberberhciratung be«
3Kanne« neu ju begrünbenber <gb>n gehalten
Werben foU, wätjrenb borliegenb nicht nur biefe
SBiebcrberheiratung, fonbern auch bie Sluflöfung
ber @hc bntd) ben Xob ber legten (Sb>frau bereit«
bor bem 1. Januar 1900 erfolgt ift.
©leidjwohl wirb man bie 91rt, wie jene
gäHe burch °en ©efe^geber geregelt finb unb ihre
Vegrünbung auch für ben borliegenbeu gaü Wohl
berWerten fönnen. 3)cnn bic Sachlage ift im
einen unb anbern gälte eine burebau« entfbreebenbe.
6« heifit nun in ber Vegrünbung:
„$er ©ntwurf enthält fich jeber Vcftimnuuig,
Weil bie Vorfd)riftcn bc« V. ©. V. ju
einem bef riebige üben ^rgebniffe
füljten. 9iach bemfelben finb bic Slbfömms
linge au« ber fbäteren Qf)e gefeftliche Pflichtteil«;
berechtigte ©rben bei üftanne«. ^ft biefer nach
ber ^Weiten grau geftorben, fo bilbet fein
21 n teil am ©efamtgute feinen 9iarhlofi, ber
ftch auf alle feine Slbföinmlingc bererbt (S 1482).
Stirbt ber Wann bor ber ^Weiten grau, fo
gehört nücrbhiß«, wenn bic grau mit beu
Digitized by G
152
No. 9».
Slbfdmmlingen au« ber gWeiten ©be bie |
©ütergemeinfdjaft fortfefct, fein Slnteil am
©efamtgute nirfjt jum SRadjlaffe (§ 1483 Slbf. 1),
aber ba« ©rgebni« ift gleirfjWobl baffelbc, beim
um bie Slbfömmltngc au« früherer ©be bor
SSenadjteiligung ju fdjüfecn, orbnet ber § 14H3
81bf. 2 an, bafj beten ©rbredjt unb ©rbtctle
fid) fo beftimmen, Wie wenn fortgefc^te @üter=
gemeinfd)aft nidjt eingetreten Wäre."
3m lefetgenannten gafle, alfo »nenn ber
9Jtann bor ber jtoeiten grau berftorben ift (b. b-
entfbredtjenb bem bter jur ©ntfdjeibung ftebenben
%aüt audj bereit« bor bem 1. Januar 1900),
wirb alfo eine Xeilung borftunebmen fein, wie
fie bie Äläger bter gerabe Wünfdjen. $n« beruht
aber auf bem befonberen, bier nidjt jutreffenben
©runbe, bafj beim SBorberfterben be« jutn ^Weiten
3Äa(e berbeiratet gewefenen SRanne« bie „SBere",
toeldje bie Äinber ber früheren ©be mit ber
(Stiefmutter unb ben ©tiefgefd)Wiftcrn berbanb,
aufgehört f)at unb bie ©ütergemeinfdjaft nur
jtoifdjen ber SBitWe unb ben I e lj t efjelicfjen
5tinbern, bemnad) audj nur nadj Suäfonberung
ber Erbanteile ber erfteljetidjen ftinber fortgefefct
Wirb (ju bg(. SRieme^er Hamburger 93rtbatrcd)t
©. 436 unter 9 b).
SJemnadj ift bon bem ©efamtgute, über ba«
ber SSater ber Parteien tatfädjlidj berfügt f>at,
bie $älfte al« gütergemeinfdjaf tlidjer
Slnteil ber iBeftagten au«jufdjeiben unb
iWar nadjbem borweg bie Scgate, bie 93egräbni«=
unb 9tegulierung«foften abgezogen finb, ba fjier;
Über unter ben Parteien Gtnberftänbnf« ^etrfd^r.
2)a« üeftament ift, foweit bie $?älfte ber
Seflagten in SBetradjt fommt, al« nidjtig an=
pfeben.
©« fragt fidt) aber nod), ob bie SBeflagten
nidjt bem lejjten Antrage ber Kläger entfpredjenb
auf ibren Pflichtteil gu befebränfen finb, nadj
bem SBorftcbcnben aber auf ben Pflichtteil bon
i^rem Anteile an ber 4?älfte be« Pater« (alfo
je Vis be« ©efamtnadjlaffe« für jebe ber beiben
Vertagten, Wobon biefelben je bie £älfte al«
ifjren Pflichtteil ju beanfprudjen bitten, fo ba&
in«gefamt '/»» be« ©efamtnadjlaffe« fjerau«=
gugeben Wären unb öiertoon an jeben ber fünf
Äläger je Vt).
$er auf bie $erau«gabe be« Ueberfdjuffe«,
Wie er nad) bem ©tanbpmifte ber Äläger beregnet I
| ift, gerichtete Weitergebenbe Antrag ift banarfj
fdjon obne SBeitere« unbegrünbet.
9Jfit jener SBcfdjränfung erfdjeint aber biefer
Slnfbrud) ber Älägcr atterbing« al« begrünbet.
6« fommt in einem #aöe, Wie bem bor:
liegenben, Wenn bei fortgefefoter ©ütergemeiniebaft
ber Pater Ic&tWiHig nid)t über feinen Slnteil,
fonberu über ba« gefamte in feiner $anb ber-
einigte Vermögen berfügt, fei e« nun, bajj Wie
im borliegenben gälte, ba« Permögen bon ibm
felbft fjerrübrt 05ct &a£ jejnc ®^cfrflu tym 5Bcr-
mögen jugebrad)t hotte, barauf an, Wie eine foldje
lejjtwillige Peftimmung, — Wie f)itt ber § 7
be« Seftament« — ju berfte^en ift. 9?ad> biefem
§ 7 ift ber ©rblaffer, wie e« bafelbft Reifet, babon
überzeugt, bafj er bem SRedjte leine« Stinbe« ju
nabe getreten fei, fonbern in liberaler SBeife für
fte geforgt tjabe. S)e«balb erwartet er aber aud),
bafe fein legtet SBiCe refbeftiert Wirb. SBelcbe«
Äinb feinen legten SZBiffen aufterjt, alfo ungebor»
fam gegen feinen SSater ift, foü be«ba(b auf ben
gefe^lia^en Pflichtteil gefefct fein.
%a& fann aber nur baljin berftanben Werben,
ba& ber ©rblaffer feinem legten ffliaen unter
alten Umftänben, alfo au<b wenn feine
Slnorbnuitgen j. 95. mit ben gefefolidjen 33c*
ftimmungen über ben Umfang feiner 93erfügung«=
befugni« in SBiberftreit fteben follten, ©cltung
bei feinen Äinbern toerferjaffen Will. $>iefe foüen
fic^ eben babei genügen Iaffen, bajj e« ber lefcte
98ille ibre« S3ater« ift, fo ju beftimmen.
SBer biefen SBiHcn niebt refpeftiert, mag
ba« Xeftament nichtig ober nur anfedjtbar fein,
erbalt nur ben gefe|)licben SBflicbttcil unb jwar
al« ©träfe für ben Ungeborfam. 93orau«fe|jung
ift bafjcr nur noeb, bafi audj folcber Ungeborfam
bei ben löcflagten feft^ufteQen ift, alfo ein
bewufjte« 3un,i^rbanbeln gegen ben legten
SBiHen.
darüber fann nun aber fein 3weifel befteben.
3)er 33fleger, beffen :)tc(bt«b,anblungen ben 93e«
flagtcn, al« Wären e« ifjre eigenen, jiijurcdjncn
finb, t)at ben 9Biüen be« ©rblaffer« foWobl in
93e}ug auf bie 8rt ber Verteilung be« ©efamt=
nncblaffe« al« aueb auf ben ©inn be« § 7 nid)t
im SDiinbeftcn miftberftanben.
2>ajj bie 2Biberflngc auf 33cfd)tänfuitg ber
Äläger auf ben Pflicbttcil unbegrünbet ift, bebarf
1 feiner näfjeren Darlegung. %k Älftgcr ^aben
Digitized by Google
ftef) bem 9BiHen bei ©rblaffer« nidjt nur nidjt
roiberfcfct, fonbern mit ifjrcr Älage bemfelbcn
ibrcrfeit« ©cltung ju öcrfd^affeit gefud)t.
9». $tr 8ermieter bat ncmmt ». W. *. § 501
'.'Uif 2 ftin $f«nkrteb,t an ben 3Kaien >ce 9Mieter#, fall;
kiejelben infolge Smangevcllflrerfung aiio kern .{»aufc cm
fernt merken, binnen ättouatsfrifi gtrid)tlid| grltcak *u
raadien. — (Sr fann Hnk Uraudjt nirl)t bei ker JVcafd|affung
)ii protefticren. — Tagegen ftehl i!i:u ein SHberfpritd)
ajfflcn 7v u r t * d) ii ihu.it kurd) bc* Stiettr felbft am unk fall*
fald}t kenntd) (itfd|itt,t, l)at er ka» 9ied)t, Ueberlaffung
kr* Öefitie* an ken Qtlateu ju »erlangen. • Sink kic
Sadien bereite gepfänket, fo bleibt ker Sdiulbner (Wirrer)
kerb, tUi'iurr nnk fnnn km Sefitt nnbefdiabet ker Menne
Tritter .kern Sermieter ßbertrage«. — $a# ^fanbrcdjt
ke« Sermictcr« rr(ifd|t niest knrd) «blonf ker ftrift kr«
§ 561 Hbf. 2, wenn es knrd) «finkung ker CtOatcu bereit?
gerid|tlid) geltrnk «tmurtji ift. — reicht n it et) eine
flnfdHnfjiifänbMng an«. — J>ieft ift fiel« jugleid) tbcntneUe
#erm. 9tofe in Hamburg
gegen
.Jeimann & G. ©ilberftein in Hamburg.
Äläger l)at bei ^i\d)c r einem ÜDlictcr ber 93eflagtcn
bfänbeit Ioffen, bereit SorwcgbefricbigungSrcdjt
ober anerfannt. Diefe l)nDen am 31. 9Jiär$ 190(5
im Slnfdjlufj an bie 3?fänbung bc« 5tläger« bie
5|Haten ftifdjer'« roegen iljrer SJticteforbcrung
pfänben laffrn unb eä bann gebulbet, bafj Or'fä"
mit feinen ©adjen in eine anberc SBobjtung jog.
VI»--? biefer fittb bie Sargen abgeholt unb Dom
©eridjtäboQjieberberftefgertroorbcn. 8luf$erau«=
gäbe bc« ben 93cttagtcn au«gercbrten Grlöfe« bon
103 Jli ridjtct fid) bie fllage. Da« 91. ©. 9lbt. VD
bat am 9. Ortober 1906 ben Kläger abgeroiefen.
© rün b e:
Die Älage ift unbegrunbet, benn ba« 9?cr=
mietcrbfanbred)t ber SSeflagten ift burd) bie
Gntfernung ber ©adjen au« ben SJiictsräumcn im
borlicgenben Salle nidjt berührt morben.
Denn biefelben ©runbfätye, meldte in bem
JRegelfatl, bafj bie gebfänbeten ©cgcnftnnbc im
3roangSbollftrerfung«roegc aus ber
9Jiieteroobnung entfernt roerben, 51t ber Slnnaljme
geführt fwben, bafj ber § ößi 9lbf. 2 93. ©. 93. auf
ba« Sierbältni« be« Sermieter« jum 9?fänbung«=
pfanbgläubiger reine Slnmcnbung ftuben fötine,
»gl. O. 8. ©. Hamburg IL G. ©. in 9ted)t=
fbredjung 93b. IX 6. 298 unb bie bei £>etU
mann bort angefübrtc Literatur,
biefe ©runbfafee beanfprudjen ©eltung aud),
»wenn, luic tjier, bie ^laubftude feiten« bes
153
No.
9Jtieter«, in beffen ©eroabrfam fte öom ©erid)t«=
öoHjtebcr beloffcn pnb, entfernt hierben.
Denn burd) bie ^fänbung ertoirbt ber
©cridjtöuoßiicbcr 93 e f i berart, bafj ber ben
ök-mafjrfam bcbaltenbc ©dmlbner nun in einem
rein tatfädjlidjcn, ganj tum bem SBiQeu beä
befi^enben ©iäubigerd abbängigen 93crt)ä(tnid gu
ben ©ad;en berbleibt, bie 91 c dj t i fteüung bce
aScrmictcrg aber bleibt ganj bie gleidjc, fei e«,
bafj bie ©ad)en bom ©eridjt^boajieber entfernt
toer ben, fei ei, bafj fte bei bem ©djulbner berbleiben :
bai 0 1) n e Sßfänbung iljm gemäti § 56 1 3lbf. 1 93.©.93.
im gaOe bei Shidjugc« bc« aKieter« juftebenbe
9led)t, bie ©adjen in 93 e f i % }« nebmen, ftebt
it)m im ^alle ber $fänbung nid)t ju,
bfll. O. S. ©. Hamburg II. ©. ©., SRed)t=
fbredjung IX ©. 29* Slbf. 2 am ©djlufj.
#at aber ber Vermieter fdjon nid)t einmal
bai Stedjt, bie gebfänbctcu ©ad)cn, bie ber
©djulbner in ber 2Jtictcluobnuug juriidläjjt,
fo in 93efifc ju \icbmen, fo ift nidjt cinjufc^cn,
miefo ihm bai 9ted)t be^üglid) ber üom ©dnilbncr
entfernten IßfanbftOde jufteben fodte: bie
bura> ben ©djulbner erfolgenbe ©ntfernung ftellt
ftd) redjtlid) eben als eine jeber felbftänbigen
93cbeutung im 93oQftrcdungäberfabren entbct)rcnbc
93eränberung ber tatfßdjlidjen 93crbaltniffc bar —
fte entbefjrt binfidjtlid) bei 9JoHftrerfuiig«berfabren«
ebenfo ber felbftänbigen 93cbeutung, mie bie burd)
ben ©erid)tSboHjiei)er erfolgenbe gortfdjaffung
ala foldje, f. ba^u ©aubb H § 539.
Dann aber ift au« ben gleidjen ©ruubcn,
loie im fiatte ber J5or*fd)affung burd) ben
©erifbtdbotljieber, bai 9itermieterbfanbred)t ber
93eflagtcn im borliegenben ftatte burd) bie Gut;
fernung ber ©ad)cn nidjt berührt, bie Älage
mitbin ungcredjtfcrtigt.
91 ber felbft luenu biefe Sluffaffuug ntif)t
gcrcdjtfcrtigt märe, fo mürben bie 93eflagten bod)
it»r 93ermietcrbfanbrcd)t burd) bie am 31. III
erfolgte 9lnfd)lufjbfänbung gewahrt fya ben — beim
fie baben burd) fie, auf ©runb it)rer boHftrerf=
baren 9Jlieteforberung, ben 93eftfc an eben jenen
©egenftänben erlangt, an benen iljnen ba« 93er=
mieterbfanbredjt juftanb: ba nun bei ©nt=
fernung ber ©ad)en biefe« 9Jfanbred)t gemäfj
i; 501 Slbf. 2 jiuar erlitt, aber nur, roenn nidjt
bor Sblauf bc« 9Konat« ber SBermicter ben au«
biefem Sifanbredjt entfbringenben Hnfbrud) auf
Digitized by Google
154
Verausgabe ober Ueberlaffung bei
99 e f i b c i gerid)tlfdj geltenb madjt, fo erhellt,
bafj biefe für bic ©eltenbmarfjung bc$ Slnfbrudjs
gcftelltc SluSfdjlu&frift bonu überbaubt nidjt in
33ctrad)t fommt, nienn ber SRcdjtSjuftanb, beffen
93ertoirt(id)uug ber ilnfprud) - - ali „Stcaftion
beö IRedjte«" — bient, bereits bern)irflid)t ift;
baS aber ift ^ier ber gatl, benn ber Vermieter
bat auf ©runb feiner SHteteforberung, beren 1
©id)crung ba« 93ermieterbfanbred)t accefforifd)
bient, im SBege ber 93fänbung ben 33efifc ber
30aten unb bamit gcrabe bie ©icberung erlangt,
auf bie ber unter bie 8lu«fd)lufjfrift bei § 561
gefefrte 8lnfbrud) fällt.
©inet anberujeitigen gerid)tlid)en ®cltenb=
mndjung bcS 93ermietcrbfanbrcd)tcS als foldjen
bebarf ras bab>r nidjt.
$as 2. ©. E. Ä. III bot am 15. $an. 1007
bie Berufung bes 5tlfigcrfi bcnuorfen.
© r ü n b c :
$)cin $1. ©. ift im Ergebnis, roenn aud) nicfjt
burrf)u>eg in beffen 93egrünbung beijupflidjten.
3n ber junädrft in 33ctrad)t Tommenben
ftrage, ob bie im §561 3lbf. 2 ©. 2 93. ©. 33. für
bic ©cltenbmadjung bcS 9jcrmictcrbfanbrcd)tS bei
(Entfernung ber ©adjen bes HWietcrS borgefdjricbene
53räflufibfrift aud) auf bie Entfernung ber Saasen
im SBege ber SroongSboQftredung unb bie bem
Vermieter nad) § 805 E. 93. O. juftebenbe Älage
Jlnroenbung finbet, fd)Iiefjt ftd) baS 93erufung$s
geridjt ebenfo wie bas 81. ©. ber berneinenben,
bom S. ®. Hamburg in £nnf. ©er.^tg. Söcibl.
PJ03 9?r. 4 unb vom £anf. O. 8. ©. in ber
SHcdjtfbredjung ber D. S. ©. 0 ©. 2i>8 f. ei»u
gebenb begrünbeten Slnfidjt an. 3Bcnn nad) § 805
E. 53. D ber 3Jfietbianbg[äubigcr bet 33fänbung
Don feinem 93fanbre d)te unterliege nben <5ad^en nidjt
toibcrfprcdjcn fann, fo beftimmt biefeS ©efefc
bamit juglcid), bafj ber Vermieter bie Entfernung
ber Sarfjcn au« bem SJfietegrunbftürf jum 3&>cdc
ber 3wn»flöBoßftredung geftatten mufj, ba& ibm
alfo jebes SHedjt jutu SBiberfprud), mag man
biefen im ©ittne einer 9Biber|>rud)Sflnge gernäfj
§771 E. 93. £>. ober im ©innc eines mit blo&en
©orten crtlärtcn 2Btberfbrud)S berfteben werben,
berfagt Wirb. Es mürbe Wibcrfinnig fein, Wenn
bas ©c|cb beftimmte, bei Vermieter muffe tfoar
erlauben, bafj bie ©adjeu entfernt mürben, babei
aber erflären: td) rotberfbreebe ber Entfernung.
2)a& ber ©efefrgeber fo miberfinnige93eftimmungen
bat einfübren luoBen, ift nidjt anjunebmen.
%cbod) bat ber Üicrmieter nur bann fein
iScd)t jutn Söfberfpntrf) gegen bie Entfernung
ber ©ad)rn öon bem ©runbftürf, tuenn biefe auf
©runb ber 93fänbung jum 3tocde ber 3nK>ns^:
öoHftrcdung burdj ben ©eridjtStooüjiebcr erfolgt.
I 5)a8 ergiebt ftd) auä bem ©inn unb bem S^wd
bc§ § 805 E. ?S. D., ber nad) ben Sßotitoen mit
JRüdfidjt auf ben energifdjen 93etricb ber SJotts
ftredimg eingeführt ift, ber eine Hemmung befr
felben burd) bo* $fanbred)t nid)t julaffe. S>em
81. ©. fann be$b«Ib barin nid)t jugeftimmt
»werben, toenn eä ben oben für ridjtig erflärten
©runbfa^ aud) auf ben gaU audbebnt, toenn ber
SJlicter, bem bie gepfänbeten ©adjen bom ©eridjtös
oolljicbcr im ©ehmljrfain belaffen fmb, biefe
»ou bem ©runbftüd entfernt, um fie in eine
anbere 92obnung mitjunefmten. 2k>nn gefd)icbt
bic Entfernung nidjt jum gmede ber Bwang^
hoHftrcdung, ber ermahnte gefe^gebcrifd)e ©runb
liegt alfo in biefem %aüe nidft bor. 9?ad) ber
oben gebilligten Slnfidjt pnbet ber § 561 Slbf. 2
93. ©. 93. Iebiglid) auf baS SBerfiaitni« bc« 93er«
mieterS jum 93fänbung«ipfanbgl5ubiger gar feine
Slnroenbung; bei ber Entfernung ber — toenn
audj gebfanbeten — ©ad)en burd) ben 2Rieter
banbelt ei fid) aber nid)t um ein foldjeS SJcr»
bältniä, fonbern um bai jmifdjen S3ermieter unb
SJlicter, für tueld)e jene 93eftimmung nad) toie
bor Geltung ju beanfbrud)en f)at. 2)a| aud) in
einem folcfjen ^Qe ber 93ermieter nidjt ju bem
Verlangen auf llcbcrlaffung bed 93ef^ed berechtigt
ift, erfd)cint ba^er unjutreffenb. S)ic bom 81. ©.
in 93ejug genommene beiläufige Erflärung be*
^anf. ID. S. ©. in ber oben angeführten Ent=
fd)eibung bejie^t fid) offenbar nur auf ben
Stegelfall ber Slbljolung ber Sadjen burd) ben
©erid)t#boajiel)cr unb ift nur für biefen ridjtig.
$)enn bie Slnfidjl bei 81. ber burd) ben
©erid)tSboKjieber im ©etoabrfam ber gebfanbeten
©adjen belaffcne ©djulbner babe an biefen feinen
33cfifc, fonbern ausfcfiliefjlid) ber ©ericbtSboUjieber,
jener ftebc biclmebr ju ben ©adjen in einem
rein tatfäd)lid)en SJcrtiältniö, ift irrtümlicb. 93icl=
ntcfjr bleibt aisbann bem ©d)ulbner im 93erbältniö
jum ©eridjtSboUjicbcr unb bamit jum ©laubiger
^ugleid) mit bem ©ctoabtiam ber unmittelbare
Digitized by Google
SBeftfo, ber ©djulbner ift jugleirfj ©igenbefUier
unb unmittelbarer ftrembbefifeer (bergl. ©aubb=
(Stein 58cm. IV p §808 £>.). 2>er Slfoglirfjfeit,
biefe SIrt 93eftfc bcm SJermietcr ju übcrlnffen,
ftefjen feinerlei redjtlidje Siebenten entgegen.
Sie «nfidjt be« Sl. ©. Würbe braftifd), wie
felbft bie 33etlagten nidjt berfenncn, ju fjödjft
unerfreultdjen folgen führen. 55er 9Hieter würbe,
Wenn feine ©adjen erft einmal gcpfanbet pnb,
bamit einen greibrief befommen, nunmehr mit
feinen ©adjen ju bleiben Wo er Witt, ©r Würbe
mit feinen, au&er mit bem infolge ber Siegelung
erfennbaren 5J?fänbung«bfonbrcrf)te nod) mit bem
burd) nic^tö erfictytlidjcn JBermieterpfanbredjte
belafteten ©adjen fid) eine neue SBoljmmg fudjen
unb fo ben (ebiglidj mit bem 33eftel)en be«
SßfanbungSbfan bredjt« befannten neuen »er*
mieter auf« ©djWerftc fdjäbigcn tonnen. SRadj
ber »nRdjt bei 91. ©. bürfte ber Vermieter nidjt
einmal, toenn ber SBieter unter 3wriirflaffung
ber gebfänbeten ©adjen au«äieljt, biefe in SBepfc
nebmen, toürbe fie bielmcfir, blo« toeil fie mit
33fanbfiegeln verfemen finb, unberührt fteljen unb
ifjrcm ©djidfal überlaffcn muffen, ©oldjc un-
möglidjen ffonfequenjen fhib abauleljnen unb mit
iljncn bie foldje rechtfertigen be 9tedjt«anfid)t.
3) i e gortfd)affung ber gebfänbeten
© a dj e n b u r dj b e n 9H i c t e r ftctjteben,
wie ba« angefodjtene Urteil mit Unredjt annimmt,
ber burd) ben ©eridjUboll jiefj er in
feiner 93ejieljung gleldj.
fciernadj Würbs, ba SBeflagte ber gortfdjnffung
ber ©adjen au« ifjrem ©runbftfide nidjt toiber*
fbrodjen unb nid)t innerhalb 2Bonat«frift Älage
gemäfi § 5G1 8bf. 2 33. ©. 95. erhoben fjaben,
t^r Sßfanbredjt erlofdjen fein, toenn fie nidjt, toie
fie behaupten unb ba« 81. @. annimmt, burd)
bie $fänbung vom 31. 9Kärj SBefifc au ben fdjon
bom Äläger gebfänbeten ©adjen crtoorben fjaben.
Stenn erwarben bie 93et(agten bamit redjtlid)
5Befij> an ben ©adjen, fo behielten fie biefen audj
infolge ber Siegelung unb be« bamit Qetenn-
jeidjneten 33eft&e« be« ©cridjt«boHaiefjer« trofr
ber Entfernung ber ©adjen unb fic brauchten
Ueberlaffung berfelben nidjt mef)r gemäfc § 501
33. ©. 83. ftu bedangen, um fid) iE>r Sßfanbredjt
$u erijalten. $iefe grage ift aber im ©inne ber
»-Beilegten unb bei Sl. ©. ju beantworten. %ie
^fdnbung bereit* gebfäubeter ©adjen, bie fog.
_156_
' Ko. 1ÜÖ.
Slnfdilufibfänbung, Welche 93ejeid)nung bai ©efefc
(§ 826 6. 3*. C.) nidjt fennt, ift nur in ber
ftorm bon ber erften Sifänbung berfdjieben, jjat
aber im übrigen bicfelbe 33ebcutung unb biefelben
Orolgcn Wie bie ^fänbung uodj nidjt gebfänbeter
©adjen. $te flägerifdje «nfidjt, bie Slnfdjlufc
bfänbung gewähre nur einen Sfnfbrud) auf
SluSfctjrung bc« nadjSedung ber erften ftorberung
übrig blcibenben tEeile« bei Sßfanberlöfe« ift
rcdjtdirrig. Sielmcbr ergreift aud) biefeä JUfanb*
red)t an fid) ben ganzen ^fanbgegenftanb. ©ie
ift ftetä jugleid) eoentueHe ©rftbfänbung, fo bafj
fte SInfürud) auf ben ganjen ©riß« gewahrt,
toenn bie erfte $fänbung burd) 93efriebigung be«
©laubiger« ober Untoirlfamfett Wegfällt (bergt,
©aubb »nm. I ju § 826 ©. % O., 5ßcterfen=
Singer Slnm. 4 ju § 826).
Sud) bie fog. &nfd)Iujjbfänbung, toie fie
b^ier nad) bem 93fünbung«brotofoQ borgenommen
ift, gtebt alfo ein $fanbred)t unb bamit 33efilJ
j an ben gebfänbeten ©adjen, ber bom ©eridjt«*
boUjieljer ber erften 93fänbung (§ 827 S. 5ß. D.)
für fämtlidje bfanbenbe ©laubiger ausgeübt Wirb.
Ratten alfo bie 33eflagten burd) bie tliu
fd)lu&t)fänbung ebenfo Wie ftläger 99eflt au ben
gebfänbeten ©adjen erworben, fo foutmt e«
barauf, bafe bie 9ted)te au« itjrer ^fünbung
benen bei ftlager« al« be« ©rftbffinbenben au
pd), foweit e« fid) lebigtid) um 5ßfänbung«s
bfanbred)t tjanbeln Würbe, nadjfte^en würben,
nidjt an; benn bie ^fänbung ber SBeflagten
beWirfle mit ber ©rWerbung bei 83cn|je« burd)
fie jugleid) bie ©r^alrung ib^re« SJernücter*
bfanbred)t«, ba« bem $fönbung«bfanbred)t be«
Äläger« borgest.
100. 9amt(icnBamc. — «nnatjme tint« %omrn» al<?
aiinamcit. Der ti«(Rttid) aar 0»mtwr if». — UHtnbcf»««»
feit 1815 Utfianh in Homburg hin 9tc(%t auf «cnbrraa|
«6 gamilitnuaiiicn* rae^r.
93efdjwerbe bei ^>cinrid) ©mil J^eobor
bon 8ln«fjelms3Jlöller unb ©enoffen
in Hamburg.
5)tc 93efd)Werbe gegen ben 93cfdjlu6 be«
S. ©. ©. Ä. IV bom i>. San. HK)7, weldjer ba«
9icd)t auf 3rü(jrung be« Tanten« „bon Slu«^e(m
äRöller" ftatt blo« „SKäUer" berfagte, ift bom
0. ü. ©. I am 6. gebr. 1907 al« unbegrünbet
berworfeu Worben.
Digitized by Google
156
No. 10O.
& r ü n b f :
3)a« S. &. bat in Ucbereinftimmung mit
bcm X. ©. tatfodjlid) feftgeftcUt, bafj au«n>eife
be« Xauffdjein« bcr Äird)e ©t. ©eorg Dorn
24. Sltoril 1830 bcr ©rofjbotcr bätcrlid)erfeit« bc«
^efcbroerbcfübrcr« bcn Familiennamen SJlöHer
geführt bat uub baß er aufjer feinem (jüngften)
©ohne ©buarb bon Sinsheim ÜHöllcr nod) brei
weitere Minbor gehabt bat, locldjc famtlidj, tote
bie ©Item, nur ben Familiennamen SHöller geführt
haben. ©« l>at feftgeftellt, bafj ber bcm »ater
be« borgenonnten SJefdjnjerbefübrer« bei ber laufe
im 3abrc 1805 beigelegte 9tamc „Don 9ln«bclm"
n u r e i n 58 o r n a m c \v a r unb bat bie« nod) ferner
bomit begrünbet, bafj ber genannte a3efd)U>erbe:
führcr am 10. Styril 1851 al« #einrid) ©mil
Sljcobor Völler fonfirmiert loorben ift, bog feiner
9)tutter ihre 9Bittoentoenfionen unter bem Hamen
einer iBiitroe ÜJJötter ausgezahlt finb unb bafj feine
eigene ©djtoefter nur ben 92amen 9J2öller geführt
bat. Jerner ift feftgeftellt roorben, bafj bem
iöefd)h)crbefübrer ober beffen iBater ober ©roß*
batcr — famtlid) bamburgifd)en Staatsangehörigen
— bon ber baf ür juftänbigen 93er)örbe bie ©rlaubni«
jur Führung be« 9camcn« „bon Sinsheim 9JiölIer
ober bon $ln«belm-9Röller" nidjt erteilt fei unb
bie« bamit begrünbet, bau eine foldjc JBehautotung
Hon bem 93cfd)Wcrbefübrcr nicht aufgcftellt Werben
tönue unb bafj fid) au« bcm ben Slften beiliegenben
«eridjt be« SIrd)ibar« ergebe, bafj eine auf bie
9tomcnSänbcrung bcjüglid)e obrigfettlidje SBer=
fugung nicht aufjupnben gemefen fei.
3n ber au« biefen eintoanbfrei feftgefteßten
Xatfadjen gezogenen ©djlufjfolgernng, ba§ bie S8c=
fdnuerbefübrer zur Führung be« Fa'»<lümnainen«
von Sinsheim Sßöller ober bon 9ln«belm=9JcötIcr
nid)t berechtigt feien, fann eine ©cfe&eSbcrlejutng
nid)t gefunben werben. 9Jfit Unreajt mndjt bic
iöefcbmerbe geltenb, bafj im Sah" 180i"> Präger
ber Familiennamen biefen Tanten in Hamburg
nod) uad) belieben hätten äubern bürfen.
$)iefc« Slrgument würbe, wenn eS richtig märe,
bie Ft'ftftelluug ber Söorinftanjcn, bafj ber im
Xauffdjcin bon 1805 angeführte 9?amc bon Sin«:
beim nur einiöornnmegewefcn fei, nicht crfdjüttcrn
fönnen. 3" Setradjt fönnte nur fommen, ob bcr
im 3ol)re 1805 getaufte ©buarb bon Sinsheim
Völler beredjtigt gemefen fei, ohne obrigfeit(id)e
©rlaubni« bcn Familiennamen SJiöHcr in bon
Slu«belm SRöIIer ober toon Sinsheim ; ajiöüer $U
änbern. 3)ie« mufj aber toerneint Werben. Freilich
latjt fielt, fo toiel bem D. ii. W. befannt, nicht naa>
Weifen, mann fid) ber jcjjt (bgl. JH. &. Gntfd). in
©itoilfad)cn sÜb. 5 ©. 173) beftcljciibe JHcdjtöfa^,
bafj bie 33alrf be« Familiennamen« uidjt im
».Belieben be« einzelnen fteljt, fonbern jeber bcn
tarnen ber Familie ju führen tyat, mcldjer er
angehört unb bafj bie im römifdjen Sledjt anertannte
Freiheit ber 9{amen«änbcrung nidjt mcb,r ftatt=
nnbet, in Hamburg eingebürgert Ijnt. @croifj aber
fann angenommen nierbeu, bafj feit bcr burd)
9tat unb iBürgerfrfjaft toom IG. 92otoember 1815
beliebten ©inridjtung bcr ©eburt«=, £rau= unb
Sobteuregiftcr (^>nmb. iöcrorbnuugcn toon 1815
(3. lS>4fg.) jener 9ted)t«fafo in Hamburg in ©cltung
ift. 3)eun biefe @inrirb,tung, lueldjc an bie ©teile bcr
bisherigen franjöfifdjeu ©itoiUßtat« ©inridjtungcn
trat (©. 18(5 a. a. O.), bcjiucdte, luie bic ©inleitung
ber bejüglii'bcn Skrorbnung befagt, bie infolge toon
9?ad)läfftg(cit bei ber ©intragung in tiird)cnbüd)cr,
2auf= ober 5Brollaiuationo= unb ©terberegifter
cntftchcnbcn Unfid)erb,eiten in 58cjug auf bie
SBcloeife bcr Slbftammung, bcr eb,elid)en ©eburt
ober be« bereit« erfolgten Slbfterben« irgenb einer
SBerfon ju befeitigen unb al« befonbere« Seifbiel
ber fid) au« foldjen 9?ad)läfrigfcitcn ergebenben
Uu^uträglidjfcitcn mirb bcr FaQ angeführt, bafj
bei einem getauften jtiube bcr Vorname be« Später«
enttoeber falfd) ober bcrftümmclt angegeben ober
bcr 9iame ber Mutter gar nidjt angeführt iuorben,
tuorau« fid) bann ergebe, bafj „ben ^«seubentcii
in ber ?v:U\c uub ju einer i, loo bcm ^chU-r
nid)t mehr abgeholfen iuerben fann, bcr SBctuci«
toon bcr «crtoanbtfdmft bou müttcrlid)cr ©citc
toicncidjt ganj unmöglich unb ber bon bcr oätcr^
lid)cn loenigften« überau« fdjlocr unb foftbar
gcmadfjt unb n»ohl gar beren gnnje jeitlidjc
©lüdfeligfeit baburd) geftört werben" fann. äHit
ber SSidhtigfeit, tueld)e biefe ißerorbnung ber
©intragung in bie ©eburt«*, Srau^ unb Xobtciu
regifter beilegt unb ber ©orgfalt, mit toeldjer fie
bic ©inriefttung bcr Otcgifter regelt, ift e« un-
bercinbar anzunehmen, bafj feit jener 3*'* '«
Hamburg nod) bie Freiheit einer beliebigen
Slenberung be« Familiennamen« beftanben habe.
SBenn bic 93cfd)toerbe ferner geltenb mad)t,
bafj ber 9Zame bon Sln«belm fein SBomame fein
fönnc, fo ift bic g^ftftcHunfl bcr SJorinftanjcn,
bafj er ein Vorname fei, eine tatfüd)lid)e unb
bp«()alb nid)t mit ber loeitcren 9Jefd)iöcrbe an*
greifbar. Uub bafj bou bcr ©rfifeung eine«
Familiennamen« nicht bic Siebe fein fann, bebarf
Teincr lueitcrcn s-öegrünbung al« be« §inh>eifr«
barauf, bafj hierfür jeber gefejjlichc ©runb unb
jeber Slnhalt für bie Slnnabmc eine« ©e»uohnhcit«=
redjt« fehlt.
tMM MI S «| « n » 4 tl*m * «••*! «Jmt«fi.
Digitized by Google
So. %1.
157
Ho. 101.
^anfettftjtlje ©eridjtöjeitung,
35ci6ftttf.
Äiailredjtlidje fälle.
XXVIH 3}ahrd<m£. (40. 3ahrflang bet $anbcl«gcri$W-3eitung.)
«rei« fir bei 3a*rgaag: sab «eibtatt Hit »egijler 20 X - «aabtbfatt «Dein Mit Megifrer 16 X
Skiblatt «lein Mit Regifler 15 X
Priffes ©uariaf. Hamburg, ben 4. 3uli. 1907.
3«balt: Bt&bt Qerfleborf. Beitreten burrfi brn SRdQtftrat
gegen SR. H. ©. S. »ieljl in «ergeborf. — ß. Bolb in
fcombuTB gegen ß. ftrand in ßamburg. — SB. SBnnge in
üübtd gegen 2. «Holte in Üübed.
101. 9tcntc be# alten b,a ni bu r g i f(ti tu Wrrtjte. t?ine
■id|t tiTo ©nmbbudp eingeftageae, bea Wcatcagläutiigcr
•cfdpnntenbe Seteinbaraag ift nawittfam. — 3^ bic
«iarebe, ber 9ieatengl8nbtger (b.itr ber Stabtmagifrrat)
b,abt Die ßcrfteUaag eiatr 6tra|eaanlage aatctrlaffea, flr
meldte Jene JRente bte (ttegenletftitnn ftabe bilbea feien,
al« (finrebe ber „aid)t bejahten Safala" aafcafaffta?
<H banbelt fid) babei aar an «eltenbmaa)aag eine»
jiarf tfbetaltaag0red)t0 aaf (Sraab ». ©. 0. § 278, »eldb,e#
aber gegenüber bem obftrattea Äed)t be0 SUnteagliabigerl,
«it beut t* aidjt aaf bemfelben red|tltd|cn Serltfttni«
feernbt, nanirtfam ift.
©tobt 23 ergebor f, beitreten burdj ben
3Jlagtftrat
gegen
9K. St. ©. 23. «iehl in SBergeborf.
Satbeftanb:
3m ©tobtbucfi für SBergeborf ift Oftcrquartal
1899 für bie Klägerin in be« »ef tagten ©runb*
ftütf %o\. 1406 eine jährliche JRente bon
306 .H. als erfte* ©elb eingetragen.
3)ie SRente ift unftreitig eingetragen toorben
auf ©runb eine« Vertrage*, welchen bie Parteien
mit einanber gefdjloffen Ibaben. %\e Klägerin
behauptet : bie {Rente fei eingetragen ata: Xeil eine*
»etrage«, ben ber 93c! tagte ifjr bereinbarung*gemä§
0u ben Koften ber Herstellung ber S3erbinbung*=
0«if«ari(ai« ««««Micttui j. e e f fc 1 1 1 c
ftra&e ^miferjen 4?olften* unb SBrauerftrajje jit
Ieiften t)flbe; bie 9tente b>be erft toom !£age ber
gcrtigfteüung ber Srra&e, bem 10. <Rob. 1900,
en triftet werben tollen, ©er 93ef tagte bagegen
beraubtet, bic SRente fei al« SBeitrag be« Vertagten
ju ben Koften eine« grofjen ©tra&entorojeft« ein:
getragen, beffen wichtigften Seil aHerbing« bie
bezeichnete 93erbinbung«frra&e gebilbet f)abe, ju
bem aber namentlich noch eine Uferftrafje an ber
SBiüe geljdre, Welche toon ber Klägerin nicht an:
gelegt fei, We«balb ihre gorberung unberechtigt fei.
5)ie Klägerin forbert für bie 3eit ab
10 SRotoember 1900 bis 31. 5>ejembcr 1901 bie
SRentc mit JU 348,50 unb beantragt ben Sieftagten
ju öerurteiten, wegen biefe« SBetrage« unb ber
^roje&foften bie 8wang*botlftrecfung in ba« be-.
jeicrjnete ©runbftüd ju bulben.
$»a« S. ©. ©. Ä. I ^t am 11. Slöril 190tf
bie Klage abgemiefen ©a8 O. 8. ©. II bagegen
hat it)r am 11. 3>ejcmber 190(5 entftorocf)en.
© r ü n b e :
5)ie SRente ift ber Klägerin unter ber £err--
fchaft bee h^mburgifchen ^hpothefengefc^e« eins
getragen. 2Bie biefeö (Bericht in feinem Urteile
bom 14. 3uni 1904 (99eibt. 1904 «r. 145 ©. 236)
aufgeführt fyat, ift an ber JRedjtäfteüunn, bei
Inhaber« einer Stente bei hamburgifrhen Stechte«
burdj bie Einführung be* 8. ©. 58. unb bie
bamit jitfammenhängenbe ©efe^gebung nicht«
geanbert morben. ®ie Klägerin fann baher auf
Digitized by G
158
No. 101.
©runb ber $atfad)e bec Eintragung bie
Diente bon jährlich, 306 it für bie Seit feit bem
Dfterquartal 1899 bon bem Vcflagten als bem
Eigentümer beS belafieten ©runbftücts beam
fbrudjen. 3)ag nadj ber Vereinbarung ber
Parteien bie Diente erft bon bem Sage an laufen
f oüte, an Welchem bie — bem Umfange nach ftreitigen
— ©tragenanlagen fertiggeftellt waren, ift eine
mangels Eintragung in baS ©runbbud) in
©emägheit be« § 19 SIbf. 2 beS ,§t)t>ott)efengeiet>eS
in ber Raffung ber Dtobeltc bom 12. %uli 1880
(welche für ^bpotljefboften unb #bbott)ef gläubiger,
alfo aud) für Dtenteboften unb Dientegläubiger
gilt, bgl. DJlittelftein, #bpothefengefefc ©. 15/16
unb cit) infoWeit rechtlich unWirffame Vers
einbarung, als baburd) bie gefe&lid)en Steckte
ber Älfigerin als ber eingetragenen £>t)tootbef=
gläubigerin eingefdjränft mürben. Äraft ber
Eintragung fann bie Klägerin feit ber Eintragung
bie eingetragene Diente beanfbruchen. 3>ie Dtente
befteljt unb läuft baljer feit bem Dfterquartal
1899, mögen aud) bie Parteien abWeid)enbeS
bereinbart haben. $>er Älaganfprud) auf #n&lung
ber Dtente, weldje bie Älägerin erft für bie #eit
ab 10. Slobember 1900 forbert, ift baljer ot}ne
weiteres begrünbet. ES ta nn fid) nur fragen,
ob unb in Wie weit bie bon bem Veflagtcn au«
ber unterliegenben Slbmadjung entnommenen
Einwänbc geeignet ftnb, bie begrünbete Älagc &u
ftall ju bringen.
$cr Veflagte fwt erflärt, ba& ifnn bie
Einrebe ber mdt)t gejagten Valuta juftebe. Er
t)at bamit Wegen fetner Verweifung auf DJiittels
ftetn #tobothetengefe& ©. 42 fg. offenbar geltenb j
madjen wollen, bag als ©egenlciftung für
bie Dtente bie $erftellung ber fraglichen ©tragen
bereinbart fei, baß bie Klägerin biefe ©tragen
n od) nid)t (fänttlicfj) ^ergeftellt b^abe unb bag fie
beStjalb bie Diente nidjt forbern bürfe. ©o!d)e
Verteibigung läuft fomit auf nid)tS anbereS
hinaus, als bag in anberer SBenbung bie gefetj*
liehen Dicd)te ber Klägerin auf ©runb ber, Wie
ausgeführt, infomeit unWirffamen 2lbmad)ung
geleugnet Werben. ES b.anbclt fidj bjer aber
aud) gar nid)t um eine „Salut a" in bem bei
Dftittelfiein a. a. 0. gebrauchten ©inne, bag
nämlidj bem auf » u s j a b l u n g feines VoftcnS
tlagenben $t)botfjetgläubiger entgegengehalten
mirb, bog er bie bereinbarte (regelmäßig gleid)
hob.e) Valuta für ben Voften feinerfeits nod)
nicht gezahlt habe, fonbern bielmehr barum,
bag ber Veflagte auf ©runb eine« Vertrages
über §erfteHung bon ©tragen einen Veitrag
ju beren Stoffen in ©cftalt ber Uebernahme einer
' Diente geleiftet hat unb bag er, auf 3ahlung
bon Dlentenbeträgen belangt, geltenb macht, ber
^hMhefgläubiger habe bie ber Eintragung ju
©runbe liegenbe bon ihm übernommene Ver*
toflidjtung nod) nidjt ganj erfüllt. 3>a aber ber
Slnfbrud) ber Klägerin lebiglid) auf ©runb ber
Eintragung als a b ft r a f t e r Slnfprud) ohne
weitere« begrünbet ift (bgl. §anf. JD. 8. ©. im
Veibl. 1886 Dir. 127 unb 1890 Dir. 80), fo läuft
bie Verteibigung beS Vellagten barauf hinaus,
bag er einen SHnfbrudj auf eine «eiftung ber
Klägerin ju haben behauptet, bis ju beren Er=
füüung er nicht $u leiften brauche. ES hanbelt
fid) hiernach bei ber Verteibigung beS Vellagten
in Wahrheit nur um bie bon ihm in ^weiter Sinic
erhobene Einrebe eines 3urüdbet)altungS:
rcdjts, meldje nid)t p ber bom S. ©. bor*
genommenen Älagabweifung, fonbern nur jur
Verurteilung gug um 3U0 führen fann.
©oweit ber Vertagte eine fold)e Einrebe
auf bie ber Eintragung ju ©runbe liegenbe
Slbmadjung ftü&en Woüte, Würbe fie mangels
Eintragung nicht Wirffam fein, Weil baburd) baS
gefejjlidje Dted)t ber Klägerin auf 3°h'u,10 be*
fälligen Dientenbeträge „eingefd>ränft" würbe.
ES fann fid) beSljalb nur fragen, ob ber Veflagte
nad) bem © e f e $ Wegen feines angeblichen
8lnfbrud)S bie fdjulbige 3ah^ung jurüdbehalten
I barf. 8US ein foldjcS ©efefe fann h'er nur ber
§ 273 V. ©. V. in ftragc fominen, nidjt etwa
baS jur 3eit ber Eintragung ber Diente geltenbc
hamburgifdje Died)t (f. hamburgifd)eS ©inf.s©ef.
jum ©. V. § 30 in Verbinbung mit ©. V.
Slrt. 313 fg.; bgl. Diiemet)er ©. 42), benn bas
Dicd)t ber 3ucü<{bchnltung ift erft unter ber
$errfd)aft beS V. ©. V. geltenb gemacht unb eS
hanbelt fid) um eine nicht fonneje ^orberung
(bgl. Di ©. Entfch- Vb. 49 Dir. 21). MUerbiitgS
ift bie Diente eingetragen auf ©runb ber gleichen
Slbmadmng, aus welcher ber Veflagte feinen jur
3urüdbehaltung berWanbten Slnfprud) herleitet,
aacin ber Älaganfpruch grünbet ftd) lebiglid)
auf bie Eintragung; er ift, Wie fd)on bewerft,
abftraft. ®er § 273 V. ©. V. erforbert aber
Digitized by Google
gerabe, bafj Slnfbrud) unb ©egenanfbrud) au*
bemfelben rechtlichen Verhältnis ^erru^rcn. 3ft
bie« aud) mit bem 91. ©. ((Sntfc^. 58b. 57 9ir. 1
<S. 7) babtn ju berfteben, bafj bamit bie „natür*
liaje gewollte Gtnbeitlichfeit be« fattifcben JBer*
bältniffeS" gemeint fei, fo barf botunter bocö,
ntdjt ein eigenartiger Satbeftnnb, wie ber bor*
Iiegenbe, gebraut Werben, Wo baS ©efefo ein
ab ftrafte* 9iect)t felbft entgegen ben
Slbmadmngen ber Parteien gewährt, um e« bon
allen unterliegenben tatfäcxjltc^en ^Beziehungen ju
löfen unb möglidjft einWanbfrei ju geftalten.
GntfäUt hiermit bie Ginrebe ber £urüd;
befjaltung fdjon an ffd), fo bebarf e« feines ©in*
get)en« auf ben fadjlidjen Streit ber Parteien.
102. Waxn Urft argtifttgtä 0crfd)n>eiflcii einet
Langel« M ftaafakjtttt» »or?
£. Siolb in Hamburg
gegen
Hamburg.
Satbeftanb:
©er Kläger Ijat im ©ejember 1904 bon bem
Sellagten ein bebaute« ©runbftüd für 107 700 M.
auger SRente gelauft unb es im Januar 1905
augefdjrieben erhalten. Stach bem Kaufbertrag
taufte er ba« ©runbftüd, „fowie baffclbe bon it)m
£u befeben gewefen unb hinlänglich genau befannt"
war. Gr behauptet jefct, ba{j — Wie fidj nach*
träglid) berauSgeftetlt habe — fämtliäje #erbe
be« £aufe« nicht brennten unb bafj bie« auf einer
unrichtigen 8tnlage ber $erbe bejw. ber (Schorns
fteine beruhe. Gr berlangt baraufbin Grfa& be«
angeblichen SJcinberWerte« bcjw. beS burdj bie
orbnungsWtbrige Anlage entftanbenen ©djaben«
ober — nadj be« Seflagten SBabl — SBefeitigung
ber jefot borljanbencn Einlage unb orbnungSmä&ige
^erfteüung bon gerben unb ©djornfteincn. Gr
ftüfot biefen Slnfprudj barauf, bafj ber SBeftagte
ben aKangel gelannt unb ihn arglifttg ber«
fd)Wiegen habe.
$>er SJeltagte beftreitet ba« SJorljanbenfein eine«
irgenbwie erheblichen SRangel«, er beftreitet audj
bie ihm borgeWorfene argliftige SBerfdjWeigung.
$>a« S. ©. G. K. II bat nadj ftattgebabter
Beweisaufnahme am 7. 9tob. 1906 ben ©tano*
punft bei Magien gebilligt unb bie Klage ab-
159
No. 101— loa.
geWiefen. $ie Berufung bcä Kläger« ift bom
0. 8. ©. I am 15. 3Jtärj 1907 al« unbegrünbet
berWorfen worben.
©rünbe:
©er Borberttdjrer hat bie Behauptung ber
Klage, Beftagter habe einen äRangel bei bem
Kläger berfauften ©runbftüd« arglifttg
berfdjwiegen, mit 9ted)t jurüdgetoiefen.
2Bie ba« 9t. ©. in feiner Gntfdjeibung
Bb. 65 ©. 213 fg.
ausführt, ift bn« Berfdjweigen eine« äRangel«
argliftig, Wenn e« erfolgt mit ber »bfidjt, ben
Käufer ju täufdjen. $War braucht eine
folche £äufdmng bei Käufer«, Wie in einer
anberen Gntfcheibung bei 9t. ©. Bb. 62 ©. 302
ausgeführt wirb, nicht gerabe bejtoedt gewefen
ju fein. SBohl aber ift — fo führt ba« 91. ©.
weiter au« — neben bem Grforberni«, bog ber
Berfäufer ben äRangel fannte ober bodj mit ber
SWöfjlichteit feine« Borbanbenfetn« rechnete, Weiter
nötig, bafj ber Berfäufer Wufjte, bem Käufer fei
ber SRangel unbefannt ober tbnne ihm bodj un«
belannt fein unb ber Käufer Würbe, Wenn
bie bem SJerfäufer befannte ©ad)(age auch ihm
befannt wäre, ben Vertrag n i dj t Wie
gefdjehen abfdjlie^en ober bie angebotene
SBare nidjt al« Vertragserfüllung annehmen.
©eht man bon biefer SuSlegung bei Siegriff«
ber argliftigen Verfchweigung au«, ben bai
Berufungsgericht für jutreffenb erachtet, fo fann
e« nicht barauf antommen, ob objeltib bie bom
Kläger gerügten SRängel in ber »nlage ber
$erbe unb ©djornfteine fo erheblich ftnb, Wie
Kläger fie jefet barjufteüen fudjt. SSielmehr ift
bie cntfdjeibenbe 3fra9e Iebiglidt) bahin ju ftellen,
ob bie SRängel bem SBeflagten al« fo erheblidj
befannt gewefen finb, bog er fidj gefagt bat,
Kläger Würbe, Wenn fie aud) it)m in bemfelben
Umfang befannt Wären, ba« ©runbftüd nicht
faufen bejW. nicht borbehaltloS abnehmen. 2)iefe
grage aber ift nadj bem borliegenben S9eWeiS^
matertal unbebenflid) ju berneinen unb e« fann
hierfür im Wefentlidjen auf bie jutreffenbe 93eWei«=
Würbigung be« SBorberricfjter« berwiefen Werben.
Obwohl e« ftch, Wie ber jur Sitte gereichte ©runbrig
ergibt unb Wie audj Kläger felbft borgetragen
hat, um ein bon jablreidjen 9R ietbarteien
bewohnte« Gdgrunbftüd mit fleinen
Digitized by Google
160
So. VW- 10S.
SBor)nungen Ijanbelt, flnb bei« »eflagten lcbig=
lieb, Don jtoei SOtietern fcBefcbtoerben über bie
$erbe ihrer 9Bor)nungen ju Oberen getommen.
(SBtrb ausgeführt.)
Stad} allebem bat ©eflagter beim SJerfauf
unb bei ber gufdjreibung beS ©runbftürfS an
ben Kläger fefjr luobl annehmen fönnen, bafj eS
Rd? bei ben früheren klagen bet SRieter nur
um unerhebliche unb tnjtotfdjen beseitigte
Mängel bei ftauiee geijanbelt b^ibe, wie fle ä\)m
lidj bei jebem ÜReubau anfangs borjufommen
pflegen, ^ebenfalls hat er nicht mit ber ffllöglichfett
ju rennen brauchen unb — toie baS (Berufung«:
geriftjtnacb ber ganzen Sachlage überzeugt ift — tat:
fädjlitf) aueb, nicht bamit gerechnet, bog
irgenbtoie erheblidje, bauernbe Wängel
ber $erbanlagen borliegen fönnten.
$>am{t entfällt aber ohne weiteres nad) bem oben
Ausgeführten ber SSorwurf arglifrigen 93er*
fchtoeigen«. Denn aud) toenn 93eflagter gebaut
haben fottte, bafi bie Staudtolage bieüeidjt bod)
nod) nidjt ganz befeitigt fei, fo brauchte er barum
nod) nid^t mit ber Sßöglichfeit ju rechnen, baß
ber ftlSgcr bei Kenntnis beffen, toaS ihm, bem
Ceflagten über ben ftortbcftanb ber 9taud)blage
befannt mar, ben Kaufvertrag nicht toie ge«
fdjehen abfd)tieften bejto. baS ©runbftüd nicht
borbebaltloS abnehmen mürbe.
103. $trfäuntuii>ucrfal|rr!i. — ^ciuttcantritt im
Termin, obne baft ber aufgebliebene Wrflttcr burtb,
£d)nftfa^ batita naterrifttet tuorben ift, ift jwar meber
ri» teuer Vntrag nad) ein futfättlirticiS Corbrtttflcn
(<L f. O. § «M »r. 8), aber e0 niadjt ein bia l n bin
■iRbeiid)(lid)c3 taifdrtilidjt« Serbringen relevant nnb barf
bober aar aed) erfolgter SRitteltnng an ben GJegner
bfrflrfpd)tiat »erben.
98. 93unge in Sübed
gegen
SRoIte in Sübecf.
SluS einem ben Antrag bei 93eflagten,
burch 9*erfäumniSurtcil feiner ^Berufung ju ents
fbredjen, jurücftoelfenben 93eid)lufi be« C. S. ©. I
bom 4. 3Rrtr^ 1907.
& r ü n b e:
SBetlagter fyat nunmehr in feinem Schrift«
fafr bom 26. gebruar 93etoei« angetreten. ®S
fragt fid), ob biefe 93etoeiSantretung beachtlich
ift. SMefe ftrage ift ju berneinen. Sn ber
Stelebanz ber jur tBcorün bung bei (SintoanbeS
aufgehellten ©etjaubtungen ift nicht ju jtoeifeln,
bie Sehauntungen flnb aud) auSreidjenb fub*
ftantiiert unb bie ffiibe*jufd)iebung ift an Reh
julöffig. Zrofebem fann bie SetoeiSantretung
Zur $eit nte^t berücfftdjttgt toerben, toeü ftc
bem 9)erufungSbetlagten bisher überhaupt nicht
jugefteüt toorben ift. (Sine foldje rechtzeitige
borgängige «Befanntgabe neuer 93etoeiSmittel
aber ift erforberltd), toenn im 9JerfäumniS=
berfahren bor ber 58erufung*inftanj für bie
93etoeiSanträge bie gfittien beS § 542 Hbf. 2
a. ©. (£. 5ß. O. in Stnfbrudj genommen merben
foH. Äüerbing« fann bie Angabe bon SBetoei**
mittein meber al* „tatfädjliche« münblid)e*.
SBorbringen" nod) al« „Mntrag" im Sinne bon
§ 335 3iffer 3 ©. D. bezeichnet toerben.
3)ie befonbere »ebeutung biefer $3etoei«mittel
für bai SJerfäumniSberfabren in ber 23erufungS=
inftanz liegt aber barin, bafj erft biefe
n e u e n 9} e to e i i a n t r e t u n g e n ba« bis
bahin — fotoeit in erfter 3nftanS beftritten —
aud) für bie jtoeite ^nftanj unbeachtliche
tatfäcfjliche Vorbringen relebant
m a d) e n. 2Benn e* ba her für bai Set*
fäumnttberfabren ber erften ^nftanj ©ruubfa^
ift, ba& nicht neue Satfachen, mit benen ber
SSeflagte nidjt ju rechnen braud)t, ber Jßer=
fäumnidentfa^eibung ju ©runbe gelegt toerben
bürfen, fo mug bei „entfbrechenber" Sntocnbung
biefer Siorfchriften auf bai 9$erfSumniöberfabren
in ber StrufungSinftanz bnfür Sorge getragen
toerben, bafj nicht hinter bem 9tüden be* im
Xermin nidjt erfchienenen 99erufung«beflagten
SSehaubtungen, bie biöbahtn für ihn
böllig irrelebant toaren, baburch
blö&Iicb S e b e u t u n g getoiunen, b a &
ber^erufungSllägcr im 93 e r h ci n b *
lungdtermtn 9ietoeid bafür an»
tritt.
2)emgemäft ift in Uebereinftimmung mit ber
entiefj. bei 9t. &. 93b. 30 S. 425 ff.
unb ben Ausführungen bon ©aubb* Stein
©. 9J D. ju § 542, III 2 unb 4.,
bie erft im lernt in erfolgte ©ibe«jufchiebung als
nidjt orbnungSrnfißig ju bezeichnen.
Ol»» «ti^mrl »friag. ^mtur.j, «mnunnftrai, «4. gtmirxiAir t «W. Htt«nrorTti. «ttaftmr Dr. C. «tuHl, «Jintur«.
Xiurf rt» 3cban« -0 1 n t ) * Di 1 S t r . <>jmtur^
so. 28. i6i
No 104.
3&ei6faff. .
€tflUred)tltd)c falle,
XXVIII $ahr£<ro3. (40. 3a^tflonß bec £>anbel8flcri$t*8eitung.)
*rei« fir ben ^atirgang: Qanpi- unb Beiblatt Mit flegiper 20 X - $aaatblatt aDria aait «egifier 16 X
Beiblatt allein mit »egtfter 15 A
PriHfs Quartal $amburB, ben II. 3ult. 1907.
abalt : g. SB5bler unb 3. »ilfen in Hamburg gegen bie
Baupolizei 'BrbÖrbe in Hamburg. — i)tofimilian Sfeiicr,
TOarttn SNetKr unb grau Berta «. 6. 6(bottr Kittot,
geb. 92r«er in erfimalenbed gegen bie Sinaii.v^epiüation
iii Hamburg. — I. »uftao geflert unb «tb. Barte« in
üübeef gegen grau Soroline ßüneburg, geb. $afd) in
Söanb«berf. II. 3gna& «orni in Hamburg gegen If>robnlö
Stornier in Bremen. — <&tunbüud)jai)e Jpamm »ceft «Rr. 68.
- 104. »auvolijeiüdie iHn&iioljraen *« oerbinbern, bat
an enge« £ia)tb*fea oagelegte „6djraaf)iaimer" al«
TirnftbotmyttiaieT benutzt sterben. — Sonn eia f»ld)eö
Verbot aa* Qkftabea ber eOgenetncn 9öoblfal|rt nad) g 8
be« BanaotUeigefete« gerechtfertigt erfd»eiaca? - 3ft bie
Baapofijei befagt, bauliebe «nurbiiungea ju treffen, mcldje
eiaea ja befardjtcabea Wifjbraud) auefdjliefjeu folea,
•ber liegea berartige tfaarbaaagea aar ber Kkbjrbe flr
9äJel)nui:g?öflege ab?
3. SBöljIer unb SBilfcn in Hamburg
gegen
bie $aupolijei*a3ebörbe in Hamburg.
fcatbeftanb:
$antburgifcfie8 SBaubolijeigefcf) § 36, 2 fefct für
#ofräume, on benen ©cfilafjimmer unb Otäume
jum bauernben Sufentbalt bon attenfdjen liegen
fotlen, eine befiimmte IidE»te Seite feft. $er
opofraum im flägerifdjen $aufe an bec Slberboff;
(trage entforiefit bent niefit. @ä liegen nad) itjm
bin aber ©cfirantv unb ©arberobenjimmer, »on
benen SBellagte befürchtete, bafe ftc alä ÜKäbd)en=
ftuben benu$t werben foUten. ©ic berlangte be8=
ijalb mit »efifieib bom 31. aJtärj 1906, bog biefe
Limmer mit bis an bie2)ede reiefienben Deffnungen
«a»lia>tr*l *fndrt«ttt"»«. «»Ulan.
o £) n e % ü t nad) bem Äorribor r)in berfeben
mürben. $ie Älage bedangt gfeftftellung, bajjj
biefe Verfügung ungültig fei. 3>ie Herfen«®. Ä.
be« 8. ©. bat am 30. Huguft 1906 bie Älnge
abgetoiefen, ba« 0. S. ©. II bat tbr am 12. SHärj
1907 entf proben.
©rünbe:
SBenn bie SBebörbe fiefi gut Sledjtfertigung
be« bon ifjr erlaffenen ©ebot* unb JBerbot« auf
ben jtueiten Slbfafc be* § 8 be* SSau^olijeigcfefre«
berufen bat, fo fonnte i^r barin niefit &ugeftimmt
werben. Slllerbing« ift bie SBaupolijei » SBebörbe
nad) biefer iBeftimmung in Stauangelegenbeiteu
befugt, au*©rünben ber allgemeinen
28 o f> I f a b r t audj in (Ermangelung befonberer
gefefclidjer Sorfcfirtften mit Serboten unb ©eboten
einzugreifen. flUein bie fiier angeorbnetc 3Rarj=
regel, burd) toeldje berbinbert tuerben foD, bag
bie an bem ^>ofbIaf^e belegenen ©djranfjimmer
bejto. ©arberoben jum bauernben Slufentbalte
bon 3Äenfcfien benutzt tuerben, fteHt ftd) al« eine
3J(a6regel niefit bar, bei tuelcfirr ein fo bringen-
be« Sntereffe ber allgemeinen SBoblfaljrt in
$rage ftanbe, bog fte, o^ne bag eine befonbere
gefefjlidje Siorfdjrift ffe ju recötfertigeit bemtoefite,
mit ber «efugnt* ber 5Bebörbe, bie aUgemeinen
Ijoli^eilicfien Munitionen au^uüben, gereefitferttgt
tuerben fönnte. Ob an einem ein getuiffeä
äJtinbeftmafj niefit erreiefienben ^>ofp(a^ fitfi jum
bauernben Slufentbalt uon 5Dlenfd)en beftimmte
Digitized by Google
162
No. 104.
Staunte beftnben, ift eine grage, bie bai ©emein*
Wob,I nid)t in bem äßafje berührt, bajj fie auch
beim ÜRichtborliegen gefefelicfjer SBorfdpiften burct)
bie Polizei traft ber ihr nad) gemeinem wie nad)
hamburgifdjem Siebte zuftetjenben Befugni« jum
©djufce bet aDgemeinljeit geregelt »erben fßnnte
(bgl. hierzu ©ntfd). bei 9t. ©. SBb. ?r ©. 205 in
einer Hamburger ©adje).
©« toirb fidt) bat}er nur fragen, ob bie
Seflagte ftd^ zur Stecfjtfertigung bei bon ihr er»
laffenen 93efe6l« auf eine SBefrtmmung be« ©au*
poli jeigefefcc«, beffen aufredpterhaltung ihr obliegt,
berufen tann (§ 8 Hbf. 1 bei» SBauboItjeigefefre*).
«ber aud) bie« ift nicht ber ftaJL ailerbing« ift
ei richtig unb aud) bie Kläger geben bie« zu,
bnü ber #ofölafe if>re« 9ieubaue« in feinen ramm
Iidbyen abmeffungen ben SRinbeftanforberungen bei
§ 3G abf. 2 bei SBauboIijeigefefreS nid^t genügt
unb ba& baljer bie Wintere ftronttoanb bei ©e=
bäube« ftenfter nicht enthalten barf, meldte zu
Staunten gehören, bie jum SBeWoljnen, jum
Schlafen ober jum fonftigen bauernben aufent*
halte bon SRenfdjen beftimmt finb. allein bie
Äläger &>ben in ihren SBaublancn biefer Bor*
fdjrift bei ©efefre« audj JRedmung getragen. Sie
{»oben an ber Hinteren g-ronttoanb nur 83abe*
Zimtner, Älofet«, Befenraume, ©dhrantzimmer unb
©arberoben angeorbnet.
SBenn bie SBetlagte bie @djran!)immcr unb
©arberoben beanftanbet unb meint, bafj biefe
3immer ju ben angegebenen S»«*«" uidjt be*
frimmt feien, fonbern ba& biefelben in 2Birt*
ltcr>f eit ali SRäbt^enjimmer SBerWenbung
finben follten, fo tonnte ibv barin nidjt
gefolgt »erben. ©runbfüfelicr) entfdjetbenb hat
für bie »ebjirbe bie 3toedbeftimmung ju
fein, bie ber Sauen be für bie 9täume angibt
unb biefe 3toedbeftimmung toirb bon ber SJeljörbe
fo lange ali Wahr f|in juneb, nten unb
ihrer Beurteilung ju ©runbe ju legen
fein, aU fidj nidjt zweifelsfrei ergibt,
ba& ber Sauenbe burdj eine unwahre angäbe
bie Wirflidfje, audj bon ihm gewollte gtoetts
beftimmung hat berbeden toollen.
Slo&e« 9ttt&trauen ober bie mehr ober weniger
bringenbe SJefürdjtung, bag nachträglich tro$ ber
bon bem Söauenben angegebenen 3wedbeftimmung
eine mifjbräud)liche »enufoung ber 9läunte ftatt«
finben Werbe, berechtigt bie Saubolijei -«chörbe
nidjt, bauliefje anorbnuugen ju treffen, burd) bie
bie 3ttoglidjfeit einer jufünftigen mißbräuchlichen
au«nufeung au«gefd)loffen Wirb.
©« tann fidj baljer im borliegenben gaUe
nur barum b>nbeln, ob ei Rdj fo berljielt, bog
bie SBeflagte berechtigt War anzunehmen, baf) bie
Släger, inbem fie bie beanftanbeten 3>mmer ali
©djranf jimmer unb ©arberoben bezeichneten, bie
in SBtrlltdjfeit bon ihnen geWoate3toedbeftimmung
ber 9täume ali 9Jtäbd)enjimmer nur berbedt
haben. 3" einer folgen annähme lag aber fein
genügenber anlag bor. ©« mag ridjtig fein,
bafj ei in Hamburg im allgemeinen nicht
gebräuchlich ift, bie $)ienftboten im $adjgefd)ofj
unterzubringen unb ei tann geWifj bie äRdglidjteit
nicht geleugnet Werben, baß nachträglich bie
©djranfjimmer unb ©arberoben trofc ber (ewigen
Eingabe ber Äläger al« 3Räbdjenzimmer benufot
Werben, ober bafj eine anberWeitige mifjbräudb>
lidje $enufeung biefer 9täume, ebenfo Wie übrigen«
auch ber S3abejimmer, ftattftubet. allein objeftibc
SJierfmale, Welche jWingenb zu bem ©djluffe
führen, baß bie Äläger bie fog. ©d)rantzimmer
unb ©arberoben in Sßirtlichfeit nicht zu biefem
3wede borgefehen hoben, liegen nicht bor,
bie ÜDtöglichteit einer bor Angabe entfbredc)enben
93enu^ung tann, zumal nachbeut bie ftläger im
5)acf)gef£hof} orbnungSmägige, zum Bewohnen für
bie 3)ienftboten geeignete 3immer ^erfleftettt
haben, nicht in abrebe genommen Werben unb
ei ift baher bie bon ben Klägern angegebene
3Wedbeftimmung in (Ermangelung eine« ©egen*
beWeife« fo ^injunebmen, Wie fie gegeben ift.
$at ba« aber zu gefdjehen, fo fehlt e« für ba«
Verlangen ber Behörbe, bajj bie ©thrantzimmer
unb ©arberoben an ©teile ber Süren bi« z«*
%ede hinaufreid^enbe Deffnungen erhalten, bie
fie mit ben Äorriboren in offene 93erbinbung
bringen, an einer gefefclidjen Unterlage.
3)ic SBeflagte hat ausgeführt, ba&, Wenn ihr
9tcd)t nicht anertannt Werbe, in einem 3raDe,
Wie bem borliegenben, burtf) bauliche anorbnungen
bie aJIöglichteit einer mißbräuchlichen Benu^ung
ber fog. ©d)ranfzimmer unb ©arberoben au«-
äuitf)lie&en, bie abftdht be« ©eie^geber«, ber ei
nicht aufaffen Wolle, bog Sttenfchen fich bauernb
in SRäumlichfeiten aufhielten, Weldje an zu engen
#ofblä&en lagen, fo gut Wie bollftänbig
bercitelt werbe. 9Zachbem bai JD. S. ©. in
Digitized by Google
Stadien ©aljlmann negen bie SBaubotyeibetiörbe
nm 3. 3ult 1893 SBeibl. jur $anf. ©er.*8tg. 1894
<Wr. 134 (bgl. S. ©. unb ». ©. baf. 1896, 53
unb 1894, (38) au*gefbrod)en Ijabe, ba& gegen
eine bem ©efefc. nic^t entfbredjenbe flu«nu&urta,
ber ©ebäubc nid>t auf ©runb ber SSorfdjrtften
be« SJauboliaeigefefec« borgegangen werben fönne,
f)abe bie Sictjörbe fidj in itjrer $rar.i« biefer
Slnfid)t anbequemt, ©ei biefe Hnftdjt aber richtig,
fo müffe ber SJaubolijeibeljörbe bie 3Jtöglid)!eit
gctoät)rt toerben, eine mi&brihufjlirfje 2Ui$nufeung
bon bornljercin baburd) ju berbinbern, ba| f i «
ba, too fie einen SHi&braudj befürchten
muffe, baulidje Slnorbnungen treffe, bie
bie 2)löglidjfeit einer bem SBillen be«
©efefce« wiberfbredjenben Sluänufeung
ber Stäume au« f ct)Iöffen.
Sin biefen Sht«füljrungen ift {ebenfalls fo
biel ridjtig, bog bei 33iHigung ber in bem an=
gezogenen obcrlanbe*gerid}tlid|en Urteil in ©adjen
©abimann gegen bie SBauboliaeibebörbe nieber;
gelegten SRedjWauffaffung , bie aud) ber jefct
erfennenbe Senat teilt, bie mifjbräudplidje, bem
§ 30 bc« iBaubolijeigefe&e« toiberfbrcdpnbe ©es
nufeung ber Stäume fieb, mit ben burdj ba«
59a ubolijctgefc& gegebenen gefefylidjen
«fjanbljaben ntdjt toirffam betämbfen
lägt. 3)iefe ©rwägung fbridjt aber nidjt gegen
bie 9lid)tig!eit be« ©rgebniffe*, ju bem ba«
99erufung«gcridjt im borlicgenben $ade gelangt
ift. Die Ujefämbfung nadjträglidjcr mifjbräudj=
lidjer unb bem ©efefee Wiberfbredjenber SJenufoung
bon SHäumen ju SBobnjWcden liegt nidjt auf
bem ©ebiete be« SJautooIijeigcfefcc«, fonbern auf
bem ber 2Bofjnung«bflege. ©« mag fein,
bafj audj bie 93cftimmungen be« SBobnungSbflege:
gefefre« jur ^eit eine fcanbbabe nidjt bieten,
mittels ber gegen eine bem § 36 be« SBaubolijei*
gcfc&e* wiberfbredjenbe 2lu«nufcung bon ftäum;
Itdjfeiten borgegangen toerben lönnte. SlHein
toenn bie«, toa« bier nidjt unterfuajt ju toerben
braudjt, ridjtig fein fodte, fo folgt barau« ntdjt,
baß e« pläffig toäre, bie in ber ©cfejjgebung
etwa befte^enbe Süde in ber SBeife ausjufüüen,
bn& man in ba« 93auboliieigefefe. einen ©ebanfen
hineinträgt, ber in biefem ©efefce nidjt jum
Slusbrud geblaßt ift. 2Bie toenig übrigens mit
bem fyicx unternommenen 9Jerfudje, eine ber:
mciiitlirf)c Sude ber ©efefegebung auszufüllen,
163
Ho. 104— 105".
gewonnen toäre unb toie gtoeifeHo« e« ift, bog
bie etwaige Süde ftd) nidjt auf bem ©ebiete ber
93aubolijei, fonbern auf Demjenigen ber 2Bot)nung«=
bflege finbet, erhellt audj barau«, baf$, toenn bie
Snorbnung ber 93et)örbe aufrechterhalten toürbe,
fadjlidj bamit ben Sienufcern ber SBohnungen
gegenüber nidjt« SSefentIidt)e« erreicht toäre, bie
trofe biefer ünorbnung bodj biefe Stäume, aud)
oljne fie buret) baulidje SBorfehrungen ab*
jufdjltejjen, jum bauernben Aufenthalt bon
9Renfdt)en, in«befonbere aud; jum ©djlafen, be*
nufren laffen fönnten, o^ne bafe bie Saubolijei=
bewürbe berechtigt toäre, bagegen ein juf freiten.
92ad) aHebem toar ber Berufung ber Kläger
ftattjugeben unb bie angegriffene bautooHjeilidie
Verfügung aufzuheben.
105. OmiBBbtlttnttbßQbe Ben a3rnnbf»üitm, bic an
rid» aütn ftiabtrn eine» SrbUffer* j«f««tB, naA) btffcn
Xcpument aitr (inem Ut (Jrben «Hein «Hgcfdpriekem
»ceben («Itn. — 9fl babon foweb,! »ttfoufiabgabc ftiteuff
btrjeiiigc«, »tldjc aii^t <Ei|eatfimcr »erbm, •(« aud)
«nfnuföanflobt feit»! b<# (jHgcatlmcr SBcrbtabcn
entridften? — 3|t b,icr0» ber 8ctra| ber gcgnblitn
<Scbfd)nft0fteu(r in Sb^ag ju bring»? — 92adj bem
9. 9. ». faßt» etma^taifle bea etba(|tcB aio|t ab,ac
©tirfTt* ja, faabera gemäbren ifjai aar cia rjarbcrnng«-
rt^t irgea bic 8cfd)Mtrtea. — <S4 btbarf bab^tr riarr
tteberdgnung bei ucrntaif|tcn (9ranbftiirf# an bra Srgatar
feitea« ber ibrigea «rbea. — 2>icl ifl aber für bea 8er-
faO ber bambarjifdjtn Omaiobilitaabgabe ai<f|t wa^rbenb.
— 9iaa) bem ®tft(f »am 1. Wir} 1882 flab (Hgtarain*.
oeraabernagta iafalge Srbdafc^aag aber 8crmftd|tniflc6
bcfliinfligt fa ali ajeaa ba» (figentnm birrft aa ben
8cbad>tea flbergiage. — 8eraaeveraiiB>tni« in «egenfa«
$ar tfa»eiaaaberfcb;aag fttmnf ». ®. 9. § 2048.
SRajimilian SRe^cr, SKartin HJtebcr
unb ^rau 33crta 91. ©. ©d)otte 9BitWe,
geb. 3Ket)er in ©djmalenbed
gegen
bie g-inanä = $ebutation in Hamburg.
% a t b e ft a n b :
Die Äläger finb ©rben ibre« am 27. 9)lai
1904 berftorbenen JBater« gemöfe Seftament. 3)ic
(Srbfdjaft beftanb, bon geringwertigem SKobtliar«
nadjlaö abgefe^en, in brei ©runbftßdcn in
©djmntenbed. liefen ©runbbefife im Xa>;Wcrt
bon 195000 Ä bat ber SHitHäger 3«ar,imilian
9Äet)cr gemftfi bon leftament unter 8uftimmung
I feiner ©ehi)Wi|tcr übertragen crOaltcn, nad)bcm
Digitized by Google
164
No. 1U0.
et burdj SSergleich bom 19. fcejember 1904 ficfj
mit feinem 33ruber SRartin abgefunben ^atte.
35ie 99eflagte ^ot bon 3Rar.imiIian SRe^er
^mmobilienabgabe bon 1 b<£t. auf V» be« %a&
werte« mit 1300 A erhoben tinb ebenfo bon
fämtlichen ©rben, alfo ben brei Älägern, eine
83erfauf«abgabe auf Vs be« larwerte« mit 1300 M.
$ie abgaben finb unter »orbeljalt bejaht. Sin
©rbfd>af tifteuer finb bon ben brei Älögem
2240 M. erhoben, bon meinem Setrage auf
OTarjmilian ÜJietjer 776 JL entfielen. S)ie Parteien
finb baräber einig, bafj ber mit biefet Summe
Dcr|icuenc Joerrag un tue|cntita}cn oen !oer=
mögenSWert rebräfentierte, melden 3Jta£tmittan
Üftehet burch ben ©rtoerb ber ©runbftücfe bei
99erüetRchtigung ber auf biefen laftenben ©Bulben |
unb ber ben SRitHägem $u aaljlenben Abftabung«* j
fummen erhielt.
2)ie Kläger finb ber Anficht, ba| nur ber
SRitfläger SRaxjmilian SRetjer ^mmobtlienabgabe
nach § 4 Abf. 1 unb § 5 Abf. 2 be« ©efefce«
bom 1. aWarj 1882 unb jWar nur mit 1 p&t.
auf '/$ be« Taxwerte« ber ©runbftücfe ju jaulen
habe, bajj aber auefj bon ber hiernach iljn treffen*
ben „Anfauf«abgabc" er in fo Weit frei fei,
a(« er @rbfd)aft«fteuer entrichtet habe,
©ie haben gegen bie Abgabenanfäfee vergeblich
refiamiert unb bann genagt auf Stücfftahlung
bon 776 M. an SRajimilian 3Reb,er unb bon
1300 M. an f ämtliche Mager.
3>a« S. @. 6. St. »I hat am 3. 3uli 1906
bie JMage abgeWicfen, ba« £). S. ©. IV hat am
14. Sfyember 1906 bie Berufung SRajimilian
SReher'« Wegen 776 X bermorfen, im Uebrigen
aber ba« Urteil be« ü. ©. aufgehoben unb bie
33eHagtc $ur Stüdaahlung bon 1300 M. berurteilt.
© r ü n b e :
3>a« 2. ©. hat jutreffenb au«geführt, bajj
ber SRitfläger SRajimilian SReher ba« Allein*
eigen tum an ben ihm im toäterlicfjen Xeftamente
äugewiefenen ©runbftücfen, mag bie unter bem
früheren Stechte erfolgte teftamentarifche 83er=
fügung al« @rbeinfe$ung auf eine beftimmte
©adje ober al« 9Sermächtnt« aufjufaffen fein,
unter ber ^errfdjaft be« 99. ©. 93. (§ 2174 unb
©inf.i@ef. Art. 213) erft erworben hat burdt)
Uebereignung auch ber Anteile feiner
SRiterbcn, alfo feiner mitftagenben ©efrfjwifter,
mit beren Äonfen* bie ©runbftüde ihm ju nun*
mehr alleinigem Eigentum jugefchrieben ftnb.
USährenb nach bem jur gett ber £eftament«=
ertichtung in Hamburg gültigen gemeinen Stechte
SJermächtniffe unb fo auch SMlcgcrte ohne
SBeitere« bem 99cbadjtcn jufielcn, fobalb dies
cedens unb dies veniens borlagen, Wirb nach
bem 93. ©. 83. für ben 93ebacf}tcn nur ein
ftorberung«recht gegen bie 93efchwerten
auf Seiftung bti ©egenftanbe« begrünbet. ©«
tritt alfo nicht, Wie nach früherem Siechte, ein
liebergang be« binglichen Stecht« unmittelbar
bon bem ©rblaffer auf ben 93ebadjten ein, fon*
bern ba« bingliche Stecht geht gemaf» §§ 1942,
2032 93. ©. 93. mit bem Anfalle ber ©rbfrfwft
auf bie ©rben über unb e« bebarf ju feiner
Uebertragung auf ben 83ermachtnl8nehmer einer
befonberen Uebereignung feiten« ber ©rben.
tiefer Abweichung be« geltenben bon bem
früheren ©rbrerfjte fyat aber ba« S. ©. mit
Unrecht 93ebeutung auch fuc 0*c StnWenbung ber
in § 4 be« ^mmobilienabgabegefefee« enthaltenen
Seftimmungen beigemeffen. ^ier finb Eigentum«*
beranberungen mit 93ejug auf bie Abgabe be»
günftigt, welche infolge ©chenhtng, ©rbeScinfefeung,
aSermachtniffc« ober eine« fonftigen Siberalttät«-
atte« gefdjehen.
S)a* S. ©. ift ber SDteinung, hafe in ben Ärei«
ber h'er begünfHgtcn @iftrntum«bercinberungen
bie auf JBermöchtni« unb 93orau«bcrmächtni«
berutjenben feit Einführung be« 93. ©. 99. nicht
mehr fatten, Weil eine bingliche SBirlung
burch bie teftamentarifche Verfügung
nicht mehr erjielt Wirb. 9B5re biefe Anficht
jutreffenb, fo Würbe alfo bie 99eftimmung be«
^mmobilienabgabegefe^e«, foWeit pe infolge bon
93ermächtni« eintretenbe ©igentumdberänberungen
fjinfichtlich ber Abgabe hat begünftigen Wollen,
fchlechthin unanWenbbar geworben fein unb jWar
Wegen einer au«f<hlie6lich bem ©ebiete be«
©ibilrechte« angehörenben Sceugeftaltung be« 33er=
mädhtnisübergange«, Welche biejentgen ^ntcreffen,
benen ba« ^ntmobiliettabgabegefe^ btenen Wollte,
gänjlich unberührt laßt. SSegen be« ihnen ju
©runbc liegenben »iberalitatdafte« fott auf
©igen tum «beranberungen infolge
©rbeinfefoung unb Sßermachtni« bie
niebrigere Abgabe ruhen unb bie ftrage,
ob im ©inne ber fraglichen 93eftimmung unter
Digitized by G
bem 9tedjt be* 9. ©. 5B. nodj bon ©igentumd* j
beränberungen infolge SBermächtniffe* gerebet I
merben borf, ift ju bejahen, tuetl ei bet fteuer*
rcd)tltchcn 58eftimmung um biefer ihrer Xcnbcnj
miHen gleichgültig ift, 06 ft<f| bie ©igentumäs
beränberung mittelbar ober unmittelbar bonjicht.
©ie mid, baß beim ©igcntumäübergangc auf ben
Sßermnchtnidnehmcr nur bom ©rtuerber bie
Slbgabe mit 1 b©t. entrichtet mlrb unb i^r ift
ei gleich, bon hjcm ba« ©igen tum auf ben SBe*
backten übergebt, ob unmittelbar bom ©rblaffer
ober burd) SSermittelung feiner ©efamtnachfolgcr.
3n beiben fallen lägt pch gan* obne Btoang bon
einer ©igentum«beränberung infolge
5Bermäd)tniffe* reben unb in beiben gäüen
ift gleichmäßig Dtaum für bie bcabfidjtigte 58ers
günftigung. ©* beftebj baher lein ^mingenber
©runb, bie §kt fragliche S8cftimmung be«
^mmobilienabgabegefefeeä ali nach Einführung
bei 58. ©. 58. einfach hinfällig gu bct)anbeln.
$ann aber ergibt fidj, bog gcmäߧ48lbf. 1 bei
3mmobiIienabgabegefcfee& nur ber SRitlläger bes
SRarjmtlfan Wlttyn ali ©rmerber bie Slbgabe mit
1 b©t. ju entrichten r)ot unb auch nur auf '/• bc«
Xajtoerte* ber ©runbftüde, weil ba« feiner
^nteftatbortion entfbrechenbe drittel nach § & Dc*
3mmobiliennbgabegefe$e« abgabefrei bleibt, ©in
58orau«bermäd)tni« nämlich ift in ber
teftamentarifchen 3uroenbung in Uebereinfttmmung
mit ber jur $c\t ihrer SBornafnne in Hamburg
allgemein üblichen Beurteilung foId)crSßcrfügungcn
ju erblicfen, nicht eine im .fcinblid auf § 2048
58. ©. 58. erfolgte 8lu«einanbcrfefrung, ba ber
©rblaffer ohne 3weifel unter bcm ©influffe bei
jur 3e*t oct leftamentserrichtung gcltenbcn
Siechte« unb ber bamal« herrferjenben 9ted)t«s
anfefwuungen berfügt hat.
5>er Älage mar alfo ftattjugeben, fomeit fte
Stüdgetoähr ber bon allen Klägern jufammen
erhobenen fog. „58erfauf«abgabe" beanfbruebt.
Slbjumeifen mar aber ber bon bem SRitfläger
SRarjmilian äßeher ferner gclteub gemachte Sin:
fbrueü auf 9tüd$ahlung berjenigen 770 Ji, bie
er als ©rbf et) a f tsftcucr gezahlt ha*
bie nach feiner SRcinung auf bie an unb für jith
ihn treffenbe abgäbe gemäß § 4 Slbf. 4 <ftr. 1 be«
Smmobilienabgabegefefoc« anzurechnen finb.
S)iefe Slnftdjt ift irrig, benn ber genannte WiU
Iläger hat ©rbidmftafteuer nur auf bie ihm am
165
no. las-io«,
gefallene Quote berSrbfdjaft feine« 5Bater« be&at)lt,
alfo nur auf ba« bon ber Immobilien*
a b g a b e b e f r e i t e 2> r i 1 1 c l bei ©r unbftüd«n>ertc«.
Sluf bie ihm bon feinen SWtterben übertragenen
Anteile (*/«), alfo gerabe auf ba* Dbjelt ber
3mmobilicnabgabe, hat er ©rbfdjaftafteuer md)t
bejaht, fo baß ber angebogene 58efreiung«grunb
nid)t zutrifft.
10«. Wann ift eittc (f ttttragung im ftraitkbutfg iiifulfl«
9)id)Hgrcil M i*r gu OJmnbc Sirgcabrn ftaafafgcfd)äft0
9tei4f«l« niditig ?
I. ©uftab geliert unb Sllb. Sartel«
in Sübed
gegen
grau ©aroline Süneburg, geb. 5ßafdj
in SBonbSbed.
Xatbeftanb:
3)cr erfte Kläger hat ber 58eflagten ein jum
58orbellbetriebc benufctc« $au« in ber ©d»"U)en=
ftraße für 104 000 M. außer 25000 M. für ^nbentar
berfauft. 38400 M. bom Äaufbreiö mürben ihm
ali .^hbothef eingetragen. (38egen ber ^»hbotfjet--
jinfen ift ein SBorbrojcß geführt, f. J^anf. ©cr.s
3tg. »cibl. 1004 9tr. 35 II, 1905 <Rr. 48, 1906
9Ir. 10G.) SBon biefer £to*M>thc! hat er 8000 A
bem jmeiten Stläger übertragen. 58eibe hn^cn
gefüubtgt unb Hägen auf 3ahlung ber .^hbothefen:
baluta. <$>ai 8. ©. ©. St. X bat am 16. Cftobcr
1906 nur ber tflagc bc« 81. 58artel* entfptod;cn.
5)a* O. S. ©. IV bagegen entfbrad) am 27. gebr.
1907 aud) ocr Älage geliert'S unb berurteilte bie
SBeMagtc jur »ejahlung bon 30400 X bei 58er-
meibung berSmangSboOftredung inba«©runbftüd.
© r ü n b e :
3)a8 58erufung8gericht beurteilt bie ftreitige
JRedjtafrage, ob bie hhP°thefarifche Älage bcm
Inhaber einer #hto°thct juftcht, menn bie ber
lefrteren ju ©mnbe liegenbe perfönliche Äaufgelb^
forberung toegen Unfittlichfeit bes Äaufgcfchäfte«
nicht beftcht, in Uebcreinftimmung mit bcm bom
9t. ©. in Sadjen bed ÜJiitflögevö geBert gegen
bie 58eflagtc erlaffenen Urteile bom 21. SMbril 1906
58eibl. $ur .^anf. ©er.=3tg. 1906 9lr. 106.
3'oar ift bie ^hpothel ein accefforifches Stecht,
aber nicht in bem Sinne, baft bie 5Belaftung bei
©ruubftüde« nidjt jur ©iitftchung gelangte, menn
Digitized by Google
166
Mo. 104«
bie ftotberung nid^t beftefjt, ju beren 93efriebigung
bie eingetragene ©clbfumme au« bem ©runbftücf
iu jaulen ift. 3>as gef>t au« § 1163 93. @. 99.
Mar Ijcroor, nad) beffen 93eftimmung bie ^potlje!
in folgern gaCc bem ©igentümer jufteljt. SMefer
5Hcrf)t«fafr be« § 1163 erleibet aber eine Sluönaljtnc
burd) § 817 33. ©. 93., bcr bei Seiftungen, bie
gegen ein gcfcfelid)e« 33crbot ober gegen bie guten
Sitten Derftofecn, ba« fRcctjt ber SRüdforberung
au«fd)liefjt, Wenn bem Seiftenbrn gleidjfafl« ein
foldjer Sjerftofj gut- Saft fädt, c« fei benn, bafj
bie Seiftung in ber ©ingcljung einer 93erbtnblid)fett
beftanb, Wa« bei ber binglidjen 93elaftung eine«
©runbftüde« nidjt ber gaD ift. SRad) § 817
93. ®. 93. ift bie in ber binglid)en 93elaftung
be« ©runbftüde« ju ©unften be« ftnljaber« ber
JÜtypotljct gcmad)te Seiftung, ungeadjtct ttjre«
3toedc«, bcr Erfüllung eine« unfittltd)en©efd)äftc«
ju bienen, nidjt nichtig unb fic unterliegt aud)
nid)t ber Stüdforbcrung, Wenn, wie im toorltegcm
ben gaHe, bcr eintragenbc @runbftüd«etgcntümer
burd) bie Eintragung aud) feinerfeit« ritt unfitt- i
lidjc« ©efcfyaft ausführt. «Soll bjernacb, aber
bie in bcr .§b,poH)efbcfteflung Iicgcnbe Seiftung
33cftanb bebaUcn, foH alfo ba« ©runbftüd al«
33cfriebigung«obieIt für bie 3nf)(ung bc« in bem
unfUtlidjcn Staufgcfdjäfte Dereinbarten Äaufprcife« j
t>ctt>oftct bleiben, fo ift für bie Slnwenbung be«
§ 1 163 93. ©. 93. fein 9taum; benn bürfte bie
93ef(agtc bie Don tt)r eingetragene fytyottyt al«
©tgcntümerfH)i>otljcI bcljanbeln, fo würbe fte auf
biefem SBege bem eingetragenen ^n^aber ber
&t)potf>ef bie Haftung bc« ©runbftüd« cntjicl>en
unb bamit bod), entgegen bem 33ringibe beǤ817
33. ©. 33. bie Don iljr gemachte Seiftung aufgeben.
®ie borftcljenben ÄuSfüfjrungen tonnten nur
bann unjutrcffenb erfdjeinen, wenn bie cigentüm* :
lid)c 9intur ber$t)potf)ef, al« eine« acceff orifdjen
9tcrf)tea, bie SlnWenbung bc« § Hl 7 33. ©. 33. auf
fte be«l>alb au«fd)löffe, Weil bie 3«^»'"fl ouä bem
©runbftüde jur 33efriebigung wegen einer nierjt
egifteut geworbenen Staufgelbforberung unmöglirf)
märe, ©oldje llnmöglidjfcit liegt aber nid)t bor;
benn fo gut bie 33cjalj[ung einer nidjt erjftierens
ben Sdjulb, beren 5Rict)tbcfter)cn ber $ai)lenbe
fennt — gleidjgültig unter Weldjem redjUidjen
©efid)töpunfte — 93eftanb behält, fo gut ift e«
benfbar, bafj ein blo« für bie 8af)Uing haftbar
gemannte« Objctt Don beut bingltd) 33cvedjtigtcn
jur »efriebigung einer nidjt beftefjenben, aber
Don iljm in llebercinftimmung mit bem angeblichen
©djulbncr al« bcftefjcnb betjanbclten ©djulb Der*
Wertet Wirb.
5)ie Dorftcljcnbcn 8tu«f Urningen erbringen
oljne SBcitere« bie 33credjtigung ber Don beiben
Klägern erhobenen b,to.potfjc!arifd)cn ftlagen.
II. 38nafc 33orni in Hamburg
gegen
£f>eobalb Stürmer in 33remen.
Kläger unb #cnderotlj Ijaben $ebr. 1904
bem 33eHagten ein ©runbftüd in #o&eufelbe Der*
fauft. Sterin fteljt bem Älager eine $bjJ0tb>!
bc« früheren b,ambnrgifd)en 9ted>t« Don 0450 iL
gugcfdjricben, bie er jur Mu«jab,lung gelQnbigt b>t.
3)cr Älage auf 3ab,Iung berfelben b,at ba« S. &.
© Ä. IX am 30. SJoDembcr 1906, ba« D. S. ©. V
am Jö. 9Rärj 1907 entfbrorfjen, ledere« au«
folgen b fit
© r ü n b e n :
33eflagte beraubtet, ber Kaufvertrag über
ba« ©runbftüd fei Wegen 28ud)erfi unb Slrglift
nichtig; barau« folge, fo Witt er offenbar weiter
fd>lic&en, ba& aud) bie ©igentnm*über =
tragung nichtig fei, alfo fei er nid)t ©igen=
tümer unb folglid) aud) für bie angeftellte btnglidje
Älagc nid)t DaffiD legitimiert. 2>iefe ©inrebe
fd)eitert junäd)ft baran, bafe au« ber 9lid)tigfeit
be« ju ©runbe liegenben ftaufgefd)ftft«
nod) nid)t öon felbft bie 9?id)tigtcit ber
abftratten btnglidjen ©inigung folgt.
3)iefe ^rage ift in ber Sljeoric aQcrbiug« beftritten,
nnmentltd) b^at Wernburg, 93ürgerl. 9lcd)t 33b. III
§ 63 bei bem 93etrug angenommen, baß, nienn
infolge be« 33etruge« ba« Äaufalgefd)5ft nidjtig
fei, ber 33etrug aud) auf bie binglidje ©inigung
beftimmenb fortwirte unb biefclbe nid)tig mad)c.
%ai SR. ©. (jat aber in feinen ©ntfdjeibungcn,
^urift. 32od)enfdjr. 1906 ©. 134, 384 biefe Slnfidjt
al« unjutrcffenb gurüdgeWtefen unb fid) auf
ben ©tanbDunft gefteßt, ba& bie 9cid)tigfeit bc«
Äaufalgefd)äft« nid)t ob,ne Wettere« bie 9iid)tigfeit
ber Don ib,m getrennten binglid)cn ©inigung jur
ftolge tiabe, ba& Dtelmeb^r auf ©runb be« ntd)tigen
Jtaufalgefcb,äft« nur ein 3lnfprudj auf 9lüdgeWeb,r
ber gcleiftetcn ©ndje au« §§ 812 ff. ober, fall«
bie SSorausfetjungcH be« § «23 33. ©. 33. Dor=
liegen, ein Slnfprud) auf »rfjabcn«crfa& entfiele.
Digitized by
©er galt, »ocl^cr ber St. ©.--Entfd). in 93b. 57
@. 95 ju ©runbe lag unb in welchem wegen
9BucherS mit bem Sfaufalgefrfjäft auch bie Eigen=
tumSübertragung für niedrig erllärt ift, ift nur
fcheinbar eine «Ausnahme. 3fn biefem gaQe bilbeten
ber Kauf unb bie Eigentumsübertragung ein
einheitliche« ©efchäft unb in folgen Rotten hat
aüerbing« in ber Siegel nach § 139 83. ®. 83. bie
9tia)ttgfeit be« einen ©efchäft« auch bie Stichtigfeit
be« anbern jut golge. Slber fo liegt bie ©ache
hier feineSWegS. ©er Vertrag bom 6. gebr. 1904
jwifchen Parteien ift ein reiner obligatorifdjer
Vertrag, er ermähnt mit feinem 9Borte, bajj
Parteien fich barüber geeinigt haben, bog bie
93erf8ufer im ©runbbuch als Eigentümer gelöfdfjt
unb ber Käufer als (Eigentümer eingetragen
werben fodte. (Sine foldje Einigung mürbe auch
nach § 925 58. ©. 93. ohne SBirfung geWefen [ein,
ba fle nicht bor bem ©runbbuchamt erflärt ift.
©ie binglictjc Einigung jwifchen ben Kontrahenten,
bie Sluftaffung, ift bielmehr erft am 19. gebr. 1904
erfolgt, alfo 13 Sage nach »bfchluß beS Kaufs
bertrage«, ©ie lann baljer auch nicht gufammen
mit biefem als einheitliches ©efajaft betrachtet
werben unb barauS ergibt fid}, bafc bie SRängel
beS ÄaufgefchaftS nicht bon felbft bie Stichttgfeit
ber Sluflaffung jur golge hoben. 3ft ba« aber
richtig, bann bleibt 93eflagter folange Eigentümer,
bis er auf ©runb ber Bereicherung«: ober
©chabenäerfafeflage feine Söfchung al« Eigentümer
im ©runbbuch erreicht hat unb bi« ju biefem
Beitbunlt ift er auch ©chulbner ber im
©runbbuch eingetragenen $hi>othefen.
3m übrigen fehltest ftch ba« Berufungsgericht
bem Borberridjter barin an, bafe eS Weber SBudjer
noch StrflHft für gegeben hält.
(SBirb ausgeführt.)
107. llaiioanbliing einer tHtate btfl frifyerta fjnm
bmrgif ä|es *JictJ)lS in eine .ftijpotljef (ober tXrunbfrt)ulb (btr
iNcntel tc3 nentn SJtrfjtü auf Antrag betf (9runbcigcntunicrä.
— Wflfftn bit nafljf (Igen ben .fSiipotljtfarier einwilligen ?
— Silegt in Jener Umnanbtung nnr eine Sßceinträd)tignng
btr öüfe festerer $ oft tu ober aneb, bt* tHtctjtcd barait. —
Tmxä) bie Ümnjanbding fann feit biäterige 9)taic flr ben
Wläiibtfttr fünbbar »erben uab tt (aaa btr jjinsfuj; f,tr
ben füiijiigrn .^ppottje Tpofien b,i(|cr werben. - 3f* ttti im
Sinnt br» § 19 btr <gruabt.<Orba. nod) al« ein „getroffen-
»erben" be« tttdji« aa bta nadtfalgtabea f often onjnfeb^en ?
©runbbuchfache £amm ©ceft Str. 68.
©er l Eibilfenat bei $anf. D. 8. ©. ju
Jpamburg hat am 12. ©ejember 1906 befcfjloffeit :
167
No. 10S-IO7.
Sluf bie weitere Befchwerbe beS ©runbeigen*
tümerS Wirb ber Befajluf} ber E. Ä. IV beS
©. Hamburg bom 19. DU. 1906 aufgehoben.
©a« ©runbbuchamt toirb angentiefen, ben
am 30. »uguft 1906 bon »mtStoegen ein»
getragenen SBiberfbruch ju löfchen.
©rünbe:
©er ©runbeigentümer hat beantragt, bafc
eine im $ahre 1858 eingetragene, auf ihn über:
gegangene 9tente in eine jptywthel für ein ©arlehn
in ^öhc ber 8öfung«fumme umgetoanbelt toerbe.
©a« ©runbbuchamt hat bie Umtuanblung einges
tragen, »m 30. «ug. 1906 hat ba« ©runbbudjamt
auf ©runb be« § 54 ©runbb.-Orbn. bon Slmt«*
toegen einen 9Biberfbruch eingetragen
unb jtoar um be«toiDen, weil bie Inhaber
jtoeier nachftehenber Qtypotbelen bie
Eintragung ber Umtoanblung nicht
betoilligt hatten, ©er ©runbeigentümer hat
gegen bie Eintragung bei SBiberfbruch« SBefchmerbe
erhoben, ©a« £. ©. hat bie fflefd&toerbe jurüc?:
gemiefen. ES ift weitere JBefchwerbe erhoben, ©a«
Sefchtoerbegericht erachtet biefelbe für berechtigt.
«Räch ben Hrt. 184 fg. Einf.s©ef . jum ». ©. 93.
ift bie Diente bei bem gnfrafttreten be« Stecht«
bei 93. ©. 93. mit bem ftch au« ben bisherigen
©efefren ergebenben Inhalte unb Stange beftehen
geblieben, ©urch bie hamburgifehe ©efe^gebung
ift ber Inhalt beS Stents bahin IlargefteÜt ober
abgeänbert, bafe bie Stente bie gähigleit erhalten
hat, fich in eine ^hpothef, eine ©runbfchulb ober
eine Stentenfdmlb beS geltenben Stecht« umjutoan?
beln, toie baS im § 60 «uSf.s®ef. $um 83. ©. 93.
beftimmt ift.
Ob bie 3uftimmung ber im Stange gleich^
ober nachftehenben93erechtigten für bie Eintragung
ber Umtoanblung erforberlich fei aber nicht, ift im
SluSführungSgefety nicht beftimmt.
©ie Stottoenbigreit folcher guftimmung fann
nicht aus bem Stechte folgen, nach welchem fich
ber Inhalt unb ber Stang ber Stente beftimmen,
fonbern höchften« aus bem Stechte, ba«
für ben Inhalt beSStedjtS ber gleich» unb
nachftehenben 93erechtigten ma|gebenb ift.
Es fann fich nur barum hanbeln, ob biefe gleich3
unb nachftehenben Berechtigten auf ©runb ihres
StechtS einen Mnfbruch barauf haben, ba^ bie
UmWanblung nicht ohne ihre 8uftimmung ein^
Digitized by Google
168
Ko. 107.
getragen toerbe. $)a& ^amburgifc^e Stecht ^Sttc
über bie gtage bafjcr f)ia)\teni infotoeit eine
9<eftimmung treffen fönnen, als bie {Rechte ber
gleiche unb naehfietjenben 93erechtigtcn naef) itjrem
3nbalt bem fjamburgifdjen {Rechte unter:
liegen, inäbefonbere alfo fotoeit ei fidj um {Renten
tjanbelt. Sotoeit e* fiel) toie hier- um {ßöfte tjanbelt,
toeld)c nach «rt. 192 Einf.:@ef., § 4« »u«f.=©ef.
jum 93. ©. 93. al« $^pot beten bei Stcichärecxjt«
gelten, fonnte ba« ljambucgifdje Stecht feine 93e=
ftimmungen treffen. 5>ie grage ift info*vcit
audfc^Iteglic^ nach {Reidjärecht ju entleiben.
6« fragt fidj lebiglich, ob bie Steckte ber
beiben ^hbottjetarier im Sinne bei § 19 ©runbb.=
Crbn. burch, bie (Eintragung ber Umtoanblung
betroffen toerben ober ntcr)t.
Unzweifelhaft fann bie Umtoanblung einer
{Rente für einen nachfteljenben ^ttoottjefarier
93ebeutung fein, $ür ben Ääufer eine« ©runb*
ftücf« tann ei ein Unterfdjieb fein, ob er eine
(für ben ©laubiger unffinbbare) diente ober ob
er eine ^hbottjef f" 4?öt}e ifjrer SJöfungSfumme
ju übernehmen $)ie Umtoanblung fann bie
§öt)e bei in ber 3toang*berfteigerung ju erzielen*
ben {ßreife* unb bamit bie Sicherhett ber #tto°tr)ef
beeinträchtigen. Sta« ift jebodb leine 93eeinträch=
tigung be* {Recht« bei ^^tjotb^farier«, fonbern
eine Beeinträchtigung ber ©üte feine« {Retf)t«,
toie foldfje auch bei anberen Eintragungen, fo j. 93.
bei ber Eintragung eine« fdjledjter toirtfetjaftem
ben ©runbeigentfimer« eintreten fann.
(Sine ajeemtradjtigung bei {Recht« im Sinne
be« § 19 ©runbb. - ßrbn. liegt nur bann bor,
toenn ba« Stecht felbft, alfo fein 3nt)alt ober fein
Slang buret) bie Eintragung betroffen toerben.
3m borliegeuben gaHe toirb ber Inhalt ber
beiben ^bot^efen in feiner 9Beife beeinflußt: 3hr
{Rang bleibt, toenn man nur ben Äatoital =
betrag ber borgeljcnben {Rechte betrautet,
berfclbe. 93etrachtet man auch öie $bhe ber
möglicher «Seife nach § 10 9ir. 4 #to.=9*erft.»©ef.
borgebenben {Rücfftänbe, fo toirb ber Slang junäct)ft
ein befferer, inbem an Stelle einer {Rente bon
ODO %i)aievn breußifd) Eourant ein ginäbetrag
bon nur X 1087,50 tritt. 9cur infofern toirb ber
{Rang beeinflußt, al« nunmehr, toie ba« fchon bom
S. ©. angeführt ift, nach § 1119 93. ©. 58. bie
SRögliiijfeit befteht, bie3infen ohne Suftimmung
ber beiben $?hbott)efarier bi« auf 5 bEt., alfo
bi« auf mehr als bie Diente ju erhöhen unb
al« fi"h baburch bie in ber #toaug«boIlftiecfung
ben beiben ^>hP"the!en tiorgehenben laufenben unb
rücfftänbigen Beträge erhöhen fönnen.
©3 läßt fich nicht beftreiten, baß biefe SBirfung
folgerichtig aU ein Setroff entoerben ber
beiben {Rechte angefchen toerben muß. ©benfo
toenig jtoeifelfjaft erfeheint ei aber, baß biefe
SBirfung für bie natürliche ftnfcr/auung bei 93er:
fetjr« fo gleichgültig ift, baß fie nicht in Betracht
fommt. ES fragt fid)/ ob fie im Sinne bei § 19
©runbb. ■- Drbn. noch <*1« ein 93etroffentoerben
anjufetjen ift. 2>iefe grage toirb bom 93efchtoerbe*
gericht bemeint.
3>a« {Reich«recht b>* in bem angebogenen
§1119 unb bem§ 1192 93. ©.93. beftimmt, baß
fttjoottjefen unb ©runbfdmlben ohne 3uftitnmung
ber gleich- unb nachftchenben 93erechtigten burch
Eintragung einer 9Jer$inSltchfcit bi« jur $öhe
bon 5bEt. ertoeitert toerben fönnen. E« hflr toeiter
im § 1198 93. ©. 93. beftimmt, baß {Rentenfdjulben
ohne folche Suftimmung in ©runbfchulben um*
getoanbelt toerben fönnen. 9?eibe« ift gefcheben,
obwohl bei ben Vorarbeiten nicht berfannt toar,
baß bie gleich: unb nachftchenben fechte genau
genommen in beiben gäUen burch öie »enberungen
beeinträchtigt mürben, obtoohl iu«befonbere an:
erfannt toar, baß bie Umtoanblung ber {Reuten*
fcfmlb in eine ©runbfdmlb bie 9Birfung fyabe, bie
oben hcrborgef)oben ift (bgl. 2Rotibe 93b. Iii S. 040,
9?rotofoHe 93b. III S. 782). ©rflchtlich hat ber
©efe^geber biefe 93eeinträchtigungeu nun für
braftifch fo gleichgültig erachtet, baß fie nicht in
93etracht &u Riehen feien unb baß 6c«bal0 bon bem
Erforberni« ber 3uftimmung ber gleich3 unb nach5
ftehenben berechtigten abgefehen toerben fönne,
toie ba« fo auch bei ben Vorarbeiten nach ben
angebogenen Stetten jur Sbrache gefommen toar.
E* fann unbebenflich angenommen toerben, baß
barnach auch bie bei ber Umtoanblung einer
hamburgifchen {Rente eintretenbe Beeinträchtigung
ber gleich- u»° nachftchcubcu {Rechte toegen ihrer
braftifchen ©leidjgültigfcit im Sinne bei {Reict)«=
redjtö unb bc« § 19 cit. nicht in 9ktract)t ju jiehen ift.
Oll» WliillTl «HlJj. ^>al•^ur^.
»ttadear l»t. O. iHrjntll. «Ji-Lutg.
Digitized by Google
SO. 29
So. lO
§anfcatifdje ©eridjtöstining.
3$ei6faü.
€tntlred)tltd)e falle.
XX VIII Jahrgang. (40. Sabjganp, ber $anbel6flcrid)tft-3eitunp,.)
*rd# f*r km ^rgeaa: $aa*«. aab Btiblatt mit Ntgiftcr 30 Mk — $anatblatt aHria Kit Kcgiflcr 1&
»tibUtt allcte mit SUaifkr 15 A
J>rificS QntfttllL jpombnrg, ben 18. 11M)7.
3nbalt : 'lirofcfior Gruft i;!uiiüp Jflttidier in UtünAtn argeit
bi« I\irmo (Elfan & (£o. in fyunbnra. unb bit Rtfilinicii'
fiflficrljou* • <DefrDjd)aH in fcomburfl. — ftranj Sfrapl)
lungert in £>omburfl argen bcn ininbrriäSirigen rtian^
Wag«! in SWüiidKn, Dcrtrtten burdj fctnrn Ufleger.
IM. £agetnng fints ftilofTalfltttiflOftf ta (inen
fcuaitcn Spttdjtr. - ©tn trifft bic £c»cielafl bafar, ab
ba9 Otcnilk« jar fleit (fiatagtrung unbc(4äbis<
gcMcfca ifl? — 8Ba0 ifl »an »et Sargfalt tiat* Üagtrbaltcrl
i* »erlangen, wenn iftm (9(«ilbe fibergebea werben?
^rofeffor (Scnft «(S fi 1 1 i bp p gleifcber
in äftfindjcu
gegen
bie girma @[fnn <fc(So. in Hamburg unb
bie 8reif>afen = Sager b>u**©efcllf djaft
in Hamburg.
% a t b c ft o n b :
$er Äläger bot auf ©runb fd)riftlfd)er
Abmachungen ein »on ifjm bergefteßte*, bie ©tabt I
ÜReapel barftetlenbe* 9tunbgemälbe SRitte Januar
1896 ber 93ef Jagten jur Sagerung übergeben.
2)a* ©emälbe, ba* im ^aljre 1895 in Hamburg
auf bem $eiltgengeiftfelbe al* Sanorania au*«
gefteflt getoefen mar, Ijatte eine Sange oon 115 unb
eine ©reite bon 15 m unb mar aufgerollt in einer
tjüljernen Äifte non drea 15 m Sänge, 85 cm
Breite unb 1 m $ölje berpadt. Stfe Seflagte,
bie für einen ©egenftanb oon foldjer ©röfce leinen
Sagerraum trotte, Ijatte iJjretfeits öon ber ^>am=
burger ftreUjafen - Sagcrjjau* -- ©efetlfdwft , ber
«M<«artf4« •cnAliicuui.ä. StiMatt.
je^igen SRebeninterbenientin, für bie Sagerung
einen Sßlafc in beren Äaifbeidjer B angemiefen
erhalten unb in biefen mürbe bie Äifte unter
Seitung be* 3immermeifter* SHfr. 3Rarten*, ber
für ben Äläger ba* aufrollen unb SBerbaden be*
©emälbe* beforgt batte, berbradjt. Unter bie
Äifte ließ 3Harten* $oljtldfre legen, bamit fie ben
»oben nidjt berühre unb Suft burcfolefjen lönne.
$>ie Äifte felbft mar gcfdjloffen, ber $>edel bev^
nagelt unb gugefdjraubt. ©o blieb bie Äifte
4' * 3ab,r bis Hbrü 1900 im ©beidjer liegen; bann
mürbe fie auf Slnorbnung be* Äläger* nad)
93 u b a p e ft gefdjidt, Ujo bu* SJilb gleirfjfaü«
au*gefteßt merben füllte. ^>ter ftettte fid) bei ber
Deffnung ber Äifte unb »broirfelung be* »übe*
fjerau*, baft e* ju einem groften Seile burrf)
©cbimmelbiU uerborben mar; teil* mar
bie garbe berblidjen, teil* bie Seinmanb üerfault,
teil* roaren Söd>er geriffen, roie bei ber auf
nägerifö^e SBeranlaffung am 19. 2ßat 1900
borgenommenen geridjtltc^en ©efictjtigung burdj
©acb,berftänbige feftgefteüt mürbe. $>a* ©emälbe
mürbe barauf, ba Äläger firf) burd) SSertrag &u
beffen 9u*fteQung t>erbflid)tet blatte, einftmeilen
au*gebeffert unb in biefem 3uftanbe au«geftetlt.
Äläger miH für ben entftonbenen Sdjaben,
ber in ben Äoften ber &u*befferung roie in bem
Serberb be* ©emälbe* beftetye, bie Seflagte
berantmortlidt) madjen. (St beraubtet, ber Äai=
fpeidjer B, in bem SBaren ber bnrfcf)ifbcn|tcn
Slrt lagern, fei feudjt unb oljne Ventilation,
Digitized by Google
170
No. 100.
baburdj fei ba* ©emälbe felbft feucht geworben,
berfdnmmelt unb berfault. SBeflagte fyabe e*,
ebentued unter 3ujiehung eine* gfcd>manne*, bon
3ett $u $tit nadjfehen, ^eraudneljinen unb aui-
Iüften Iaffen müffen; ber feuchte 3uftanb hätte
fdjon bei Abnahme be* Sedel* bon ber Äifte
burdj ben ©erudj unb ber ©djimmelanfafc burd)
Einführung eine* ©tod* in bie ^toifc^enräume
ber SSanbungen feftgeftettt werben tonnen, SBeflagte
aber habe in ber langen 3«t ber Sagerimg —
4'/« 3ab,re — ntdjt* jur Äontrolticrung be* i^c
anvertrauten Wertbollen Sagergute* getan, ob?
Wohl fte über ba* Sßafj ber bon ib,r anjutocnbcn=
ben ©orgfalt Wohl unterrichtet geWefen fei. Senn
bei früheren ©elegent)eiten, a(* SBeflagte baffelbe
©emälbe unb nodj ein anbere* SRunbgemälbe (bie
©djladjt bei 2rafalgar) für ihn $u Sager hatte,
habe Äläger bcren AngefteHte barauf aufmerffom
gemalt, bafe bie Äifte Suft haben, ber
Sagerraum gut bentiüert unb ber Äiftcubedel
geöffnet fein müffe. SBeflagte tyabc jomit ihre
ißflicüten al* Sagerhalterin gröblich berieft.
©egenüber ber auf 3ahlun9 bon 4 1 ti'j M
©chabenserfafr gerichteten Älage Wenbct SJctlagte
ein: ber ©beider B fei trotten, gut ventiliert
unb ebenfo beschaffen wie ber Speiser A, in
bem fte früher bie g-Ieifdjer'frfjen ©emälbe längere
3eit unb ohne ©d)aben gelagert habe. Uebrigeiis
fei Warten*, ber 58ertrauen*mann be* Äläger*,
an ben biefer fte bcrwiefen blatte, mit bem 2ager=
räum einberftanben gewefen. Sic Eröffnung ber
Äifte unb eine Söefic&tigung be* Äoloffalgemälbe*
fei in bem Speicher untunlich, if>r aber audj
nicht aufgetragen geWefen, jur Dcffnung ber
berfcbioffenen Äifte t)abe iöcflagtc fich nicht für
befugt galten fönnen, jumal ber Äläger früher
3Bert barauf gelegt habe, ban bie Eröffnung ber
«ilberriften — felbft beim Staffieren ber 3ollgrenje
— nicht ftattfänbe. Ser SJcrberb fei allein
baburcr) berurfadjt, baß ba« ©emälbe nag ber=
padt fei: bermutlich fei e* bor bem Aufrollen
gan$ ober teiltoeife abgeWafcben, ober c* fei borber
burd) 9tegen ober burd) ba* Aushängen in bem
feuchten ^anoramagebäube bei naffcr Witterung
feucht geworben, überbie* habe bie Äifte mit bem
«übe bor ber Einlagerung mehrere läge auf
bem £eiligengeiftfelbe geftanben; als SBellagte bie
Äifte empfangen habe, fei biefe fdjwarj unb ber
Sedel morfch gewefen.
Sa* S. ©. Hamburg E. Ä. II bat nadj
^Beweisaufnahme am 7. l^uli 1905 bie Älage
abgeWiefen unb bie «Berufung be* Äläger* ift
bom O. 8. ©. I am 22. Januar 1906 jurücf=
gewiefen worben.
Sa* 9t. © I bagegen hat am 3. 9fob. 190Ö
bie ©adje an bie SBorinftana jurücfberWiefen.
© n t f et) e i b u n g * g r ü n b e :
$n ber ©adje felbft gebt ba* Berufung*;
geridjt jutreffenb babon au*, baft e* fid) um ein
Sagergefdjäft hanbelt, burd) ba* bie Söeflagtc
fid) jur Slufbemab^rung eine* ©emälbe*, wenn
fdjon eine* in berfcbloffener Äifte ib^r übergebenen
©emälbe*, verpflichtet blatte. Sa* Sagergefd^äft
ift im ^|ab,re 1896 gefdjloffen unb e* ift bab>r
auch barin bem ^Berufungsgericht jujuftimmen,
ba|; ber ©treit ber Parteien nad) bem bor bem
1. %an. 1900 in Hamburg in ©eltung gewefenen
Stecht ju entfcheibcn ift.
3>te wettere ©achbeurteilung be* ^Berufung*;
gericht* mun jeboch in mehrfacher 9rirf)tung für
rechteirrig erachtet werben. Sie karteten ftreiteu
barüber, ob ber ©dmben, ben ba* aufbewahrte
©emälbe erlitten fyat, barauf jurüdjufütjren ift,
baß ber Sagerraum, in bem e* aufbewahrt
würbe, ein für bie Aufbewahrung bon ©emälben
ungeeigneter SHaum War, ober barauf, bafj ba*
©emälbe jur 3^'' ber Einlagerung feucht war.
SBom »-Berufungsgericht ift feftgefteßt, baß ber
Sagerraum, ber Äaifpeict)er B, Wegen nicht böfliger
Irodenhett unb weil er nid)t genügenb gelüftet
Werben tonnte, jur Aufbewahrung bon
©emälben ungeeignet War. ©Ietd)Wohl
weift e* bie Äluge ab unb 3War au* jWei
©rünben : einmal be*halb, weil bon bem Äläger
ber *BeWei*, bog ba* ©emälbe fidj bei ber
Einlagerung in orbnung* mäftigem,
b. h- in trodenem 3 u ft a n b e befuubeti
t;abe, nicht erbracht fei unb e* fdjon barunt
bem erhobenen ©djaben*erfa^anfprudje an bem
erforberlichen SRecht*grunbe fehle, ^Wetten* bei*
halb, weil bie iBeflagte bie ihr obliegenbe ^flicbt
ber Sorgfalt nicht berieft habe.
%on bem erften Slbweifung*grunb ift jjunädjft
^u fagen, ban er allein bie Entfcheibung nicht
tragen fantt. Senn wenn man Wegen Sticht;
erbringung be* bon bem Äläger geforbertett
SBeWeife* ju unterfteüen hätte, ba* ba* ©emälbe,
Digitized by Google
al* c* jur Einlagerung übergeben Würbe, feucht
war, anbrerfeit* aber anzunehmen Wäre, baß bie
93eflagte eS an bet nötigen Sorgfalt t)at fehlen
laRcn, bann müßte bo(t) nott) gefragt werben, ob
nidjt im tjade bRidjtmäßigen $anbeln* bet
93eflagten ba* ©emälbe ungeachtet ber Dorfjanben
gemefenen fteuchtigfeit feinen ©djaben genommen
ober bod) nur einen geringeren ©djaben erlitten
tyabcn mürbe.
E* burfte aber ferner, tote mit Wedjt bie
jRebifion rügt, bon bem Äläger ber 93emeiS, ben
ba* ^Berufungsgericht für ntd)t geführt fyält,
überhaupt nid)t geforbert merben. 3"r $>urct)*
füfjrung feines änfbruet)* brauchte ber Äläger
nur $11 beweifen, baß ba* ©emälbe jur 3eit ber
Einlagerung unbefdjäbigt mar. ©teljt feft,
baß bie 93efct>äbigung Währenb ber fyit fetner
Shifbematjrung bei ber 93c!lagten eingetreten ift,
bann rjaftet biete für ben entftanbenen ©chatten,
forern fic nidjt t b t e r f e i t * bartut, baß bie
93eirf)äbtgung ihre Utfactje in einem Umftanbe
Ijat, für ben pe nicht berantmortltd) ift. 3n oen
SBeretd) biefe* ber 93eflagten obliegenben 93eWeife*
faßt bie $ebung bei groeifel«, ob etwa ber
©ct)aben infolge jur Qeit ber Einlagerung bor*
hanben getoefencr &eud)tigfeit bet ©emälbe*,
wie Ret) alfo Wohl fagen lägt, „bunt) inneren
9krberb" ober „burdj einen äußerlich nict)t er*
rennbaren SRangel ber SJerbadung" entftanben
ift; bloße geucbtigieit be* ©emälbe« madjte
btefcä noch, nicht ju einem befetjäbigten, fonbern
mar nur ein 3uftanb unb jWat ein unregel»
mäßiger 3uRanb, infolge beffen möglidjer SBeife
ba* ©emälbe ju einem befdjäbigten merben
fonnte. 3>aß fo, toie bargelegt, bie 93eWei*laft
Au berteilen ift, mürbe Ret) für ba* beutige 9tett)t
au* ben §§ 417, 390 (bcrgl. aud) § 456) bei
Q. ©. 93. unb au* § 282 bei 93. ©. 83. ergeben
unb ergibt Ret) für ba* früt)ere £Redjt au* ben
allgemeinen ©runbfäfeen bei gemeinen 9tedjt*
über bie 93eroei*(aft unb au* Slrt. 367 (bgl. auet)
2lrt. 39f>) bei »Hgem. $>eutfct)en ©. 93.; maß
nadj biefem Slrt. 367 für ben ÄommifRonär
galt, mußte aud) für ben Sagerhalter gelten.
.Ipertiorjuljeben ift babei, baß ein 93ewei*,
wie er hier ber 93ellagten augemutet Wirb,
gegebenen $aQe* aud) mittelbar burd) ben
*Ract)roet* geführt Werben fann, baß nad) Sage
ber Umftänbe ber ©ctjaben Ret) auf eine anbere
171
Ho. l«»t*.
! al* bie nidjt ju bertretenbe Urfadje nidjt jurüd*
führen iaffe.
3u beanftanben ift aber aud) ber jwette
Entfct)eibung*grunb bei 83erufung*a,erichtä. 2Ba*
bie JHeöiRon t)ier mit SRedjt angreift, ift bie
81nnat)me, baß bie 93eflagre in 93ejug auf bie
9Bot)l be* Sagerraum* bie it)r obliegenbe $Rid)t
jur ©orgfalt nid)t berieft f)abe. 3>a* ^Berufung*:
gertdjt meint, bie 93etlagte t)abe, ba fie nid)t
©emälbe = Äonferbator fei, nidjt bie
gadjfenntniffe eine* folct)en, fonbern nur ben
allgemeinen ©adjberftanb eine* orbentlid)en Stauf»
manne* &u betätigen gehabt. Sftit biefer Entgegen:
fefeung wirb ein faifdjer Waüitab angelegt. 3fn
ber 3)cnff(t)riit jum Entwurf eine* §. ©. 83.
(©. I ©. 251, 2'>'>, %. II ©. 26H) wirb e* ju-
treffenb für felbftberftänblid) ertlärt, baß bei
93eftimmung ber Obliegenheiten be* Sagert)alter*
t)inRd)tlid) ber Erhaltung be* ©ute* nid)t ber
I SRaßftab einer faufmännifd)en ©orgfalt im' aß*
gemeinen anzulegen fei, e* pd) bielmel)r, Wie in
anberen Ratten, fo aud) fjter um biejenige
©orgfalt tjanbele, bie einem Unternehmer
be* betreffenben ©efdjäf t*}Weige* an:
gefonnen werben müffe. ©elbftberftänblid)
war bie* auetj für ba* frühere SHedjt (bgl. Slrt. 397
bei Siagern. 33eutfd)en $. ©. 93. : „©orfalt eine*
orbentlidjen $ract)tfüb,ter*M). Stufjuwenben hatte
hier alfo bie 93ellagte bie ©orgfalt eine* orbent«
liefen Sagerhalter*. 9?un Rü^t aber ba*
93erufung«gericbt feine ^eftftellung, baß ber bon
ber 93eflagten gewählte Sagerraum jur Äuf*
bewahrung bon ©emälben nidjt geeignet War, in
erfter Sinie auf ba* fehr beftimmt lautenbe
©utadjten be* bem Streife ber Sagerhalter
angehörenben ©ad)berftSnbigen 3- nnb beityalb
ift nicht ein$ufet)en, Warum, Wa* biefer Wußte
unb erfannte, bie 93e(lagte nicht *u Wiffen unb ju
erfennen brauchte.
Verfehlt ift bie Erwägung bei 93erufung*:
geridjt*, bie 93et(agte habe, ba ber Stläger ^leifct>er
bon ber «u*Wahl be* Staifbeid}er* B unterrichtet
geWefen fei, babon au*gehen bürfen, baß ber
Äläger bie Eigenfd)aften eine* foldjen ©beid)er*,
ber Wegen feiner Sage, Einrichtung unb 93e-
nu^ung nicht böllig troden ju fein bRege, in
93ettacht jtehen, banad) bie 93erbadung be*
©emälbe* einrichten unb nötigenfalls ihm für
I bie Sagerung bie etwa erforberlidje Slnweifung
172
Sc 1«8— 109.
geben toerbe. 35er Äaifbeid)er A mar, toie bn«
©erufung«gerid)t feftfteflt, ein geeigneter Säger*
raunt unb batte ftd) al« folcber bei ber 2tuf*
betoafjrung eine« anbern gleifcher'fdben ©emälbe«,
boÄ flucf} ber ©cflagten nnbertraut toorben mar,
fdjon betoaljrt, unb bie SWitteilung in bem ©rief
ber ©dingten bom 7. Januar 1895 liefe nur bie
Sluffaffung ju, baß e* ber ©cflagten gelungen
fei, in bem fiaifpeidjer B einen baffenben Säger«
blaß aufzutreiben, anftatt bei früher benußten
©beicber«, in bem jur $eit (ein ©laß fei. 8ief>t
man bie« in ©erracht, bann ift unerfmblid), toa«
ben Äläger beranlaffen tonnte, Btoeifel b»nficb>
lieb ber Saugücbtett be« Äaifbeicber« B für bie
Aufbewahrung be« ©emälbe« ju begen unb loa«
bie ©edagte berechtigte, befonbere ©orRd)t«=
malnahmen unb Sfameifungen bon ber ©egenfeite
ju erwarten.
(Sbenf owenig ju biQigen ift enblid) bie Sluä--
fübrung be« ^Berufungsgericht«, »eil 9Jtarten«
feine ©ebenfcn gegen bie 2Bab,l be« 8uf bewabrung«*
räume« erbeben, babe aud) bie ©edagte (einen
@runb ju foulen gehabt. 2>a« ©erufung«gerid)t
berweift auf bie telcgrabbifdje Antwort, welche
bie ©edagte auf itjren ©rief bom 7. San. 1896
erhielt. 3 Hein wenn biefe babin lautete: „Sagert
9teabel laut ©rief fiebenten unter ©erftänbigung
mit Warten«" , fo würbe mit folcber ©er»
meifung auf eine ©erftänbigung mit Warten«,
ber gimmermeifter mar unb ben Stuftrag
jum Aufrollen unb ©erbaden be« ©emälbeö
erhalten batte, nicht« weiter ju erfennen gegeben,
al« baß bie ©edagte ftct> toegen $infcbaffung be«
&eraälbe« jum Sagerraum mit bem (genannten
in ©erbinbung feßen fode unb nid)t jüglid)
tonnte bie ©edagte biefen für ermädjtigt galten,
an ©teile ber Sinlagercr eine ©rüfung be« bon
ber ©cflagten au«erfcbenen Sagerraume« bor*
juncfjmen.
9Zad) abermaliger ©erbanblung bat ba«
D. S. ©. I am 21. Januar 1907 bie Silage bem
©runbe nad) für berechtigt erdärt. S)ie ©rünbe,
tatfäcblidje Erwägungen bieten (ein befonbere«
3ntercffe.
100. 9. ®. *M 16M «kf. 2. - «tginut kic »ri*
für 9lnfcd)(uug itx (fticliifeftit tnn) kann }U lanfta, wenn
ket Bnttr (aar erfahrt, kafcj feint {freu ein ftink geknren
take, n «ket kcgrtakf tt 3»eifef in ket tti^tigfeit kiefer
W«d)ti«t bcflta t«*n? — Bekenrnng ker begriffe „er-
fttttn" nnk „fteaatait trfaagea".
$ran& ©erabb SRagerl in Hamburg
gegen
ben minberjäbrigen granj 3Kagerl
in 9JI ü n d) e n ,
bertreten burd) feinen ©fleger.
3n biefer $anf. ®cr. = Stg. ©eibl. 190«
3er. 21 ©. 29 f. referierten ©adje berwarf ba«
H. @. IV am 17. ©ebtember 1906 bie Sebifion
be« Äläger«.
©rünbe:
%it geftftellungen be« ©erufung«gericbt«
genügen jur Rechtfertigung ber Annahme, baß
ber Äläger am 12. $uni 1901 bie ©eburt be«
Äinbe« erfahren ober, toa« gteid^bcbeutcnb ift,
baß er an biefem läge bon ber ©eburt be«
Äinbe* Äenntni* erlangt bat (bergt. (Sntmurf I
§ 1473, D § 1490 ©. ©. ©., ffomm. ©rot. 4
(so. 4«o;. x>er söerufutigcnctjter aat ntajt, toie
bie 9tebiüon rügt, feine (Sntfcbeibung auf bie
Slnnabme fleftüftt, Äläger fei ju 9t ad)-
forfd)ungen o c r b f l i d) t e t gemefen,
bielmeb,r ift auf bie Xatfadje, bag (eine <Sr»
(unbigungen eingebogen mürben, nur infofern
©cmid)t gelegt morben, al« ber ©erufung«*
ridjter bie Ueber^eugung, Äläger fyabc bie
amtlid)e ÜJtitteilung für m a ö r gehalten,
barauf ftüfcte. ©a« läßt firf), ba e« fid) hierbei
um eine ©emei«mürbigung tjanbelt, in ber
9tebifion«inftanj nidjt beanftanben. ^>at aber
ber Äläger bie ibm am 12. ^uni 1901 ju=
gegangene 9Jtitteilung über bie ©eburt be«
Äinbeö für toabr gehalten, fo ift mit 9tedjt an:
genommen morben, baß mit jenem 3ei^un^
bie »nfed)tung«frift begonnen hat (bergl. bie ju
§1571 be« ©. ©. ©. ergangene föntfdjeibung
be« 9t. ©. bom 12. Oftober 1905 in ©adben
ber ®beIcute Hertmann au« ©remen IV 181/05.
^anf. ©er.=Btg. 1906 ©eibl. 9tr. 21 ©. 31 unb
©euffert'« Mrdjio ©b. 61 9tr. 197).
Ol»» 9Nti«ncr< Vtflag, ^aakaej, ^crmannllr*fi« u, 8fntfrn*<t I *W. Vtrannrfrtl. Sctahiut Dr. C. StoeHI, #imbiit^.
Iruif rrn 3 1 1 a n ■ * i n » < dl Vi i « c t . ^tn»««.
Digitized by Go
NO. 30
173
No. 110.
§anfcatifdje ©eridjt^eitunß.
3&ei6faft.
Ciatlre^tlidie falle.
XXVIII ^ohrBan^. (40. 3a^rflanfl bet $anbel«pIerttb>8ettuiia.)
frei* fir bea 3al)rgaag: «aa»t< aab BeiWatt «U 9teffft«r 20 A - «aa»tb(att allein «it Weglfter 15 A
Beiblatt aEei* mit Segtftcr 15 A
drittes (Jnarftl $ouibnrg, ben 25. 3uli. 1907.
3ntjolt: Ifrnft UiofcnthaC in «Mona «gm ben «aftwlrt
3. edjröber in Hamburg. — 0. Xeumann in
Vnmbiivrt gegen bcn gabrifciiteu 3*rßen Sotjannfen in
ßamburg unb fflubolf »iemetjer leftament ol* SJcfcen-
interoenienten. — TO. <*olbfd)mibt in Hamburg gegen bie
*olijti-»el|Srbe in Hamburg.
110. § 1147 ».«.»., §§ 1188, 1124. — «ndj nad)
Safteflaag be# eine gforberaag be« Sajalbner« Ibertacifea«
ben SPtfdjIiifftB tonn bie 3ntcn>cniioDi)tIiigc und) ungefüllt
nerben, wenn nur nid|t bard) erfolgte (iin;icl)ung bie
3wang80«nft mfa n g breabigt ifl. — ffine Uerfagung Iber
SMirte ifl, (»weit fte fi* aaf fitere Seit •(» ba« loafenbe
unb bao folgenbe Claartal behielt, ben $haotb,cfariera
gegenüber namirffam (». (J. B. § 1124 Hbf. 2). — $00)
ma| bic BoBßrctfaag aaf Cfranb be« binglitytn iHedtt*
betf fitjbottjcfnrier* erfolgt feia, taeaa ondj uio)t aar eiae
«ennrrrfung in ba* <J9runbf*iirf gemeint ift. — 3a bie
TOietforbcrang erfolgt bie gwungancllftrerfiing nadi ben
#orftt)rifttu fcber SuUftrcd ung in betocg1id)C Snrfjen. —
©«reit }Nifd)en jnwi $«»»tfeef«eicrn, von beaea ber eiae
ftd) bie Wictferbtrungca cebierea, ber anbere aber pe
pf&nben läfjt. — (J4 fomnt nid)t auf bei Wang ber
$nnml)ffcB, foabera aaf bic Priorität brr Abtretung an.
ßrnft Dtofenthal in »Itona
gegen
ben ©afttoirt 3. ©£bröber in Samburg.
5)er ©runbeigner ftammeher b>t feine 9Ket«
forberung gegen (5d)neemild> unb Ximtnann bein
Kläger, einem ^twottjefarier, cebiert. Stenn tjat
ber UJeflagte, ein anbrer $hfotijetarier, biefe
SHictforberungen tfänben loffen. 3>er ©efponor
b>t geHagt unb oor bem 0. 8. ©. IV am
4. aHarj 1907 obgepegt.
©rünbe:
2Rit Unrecht bemängelt bet 83eflagte bie
3ul5fftgfeit bet Dom Ätäget al* Ueffionar ber
fraglichen ÜDcietforberungen gegen bie bom 8Je*
flagten ausgebrachte $fanbung berfelben SKiet»
forberungen gerichteten jrlage bedtjalb, n>eü ber
SBefchlufj, burch ben bein SSeHagten bie SRict*
forberungen jur ©injie^unß übertoiefen looröett
ftnb, jur ftelt ber <$rt)ebung ber Älage fetjon
jugefteüt geioefen fei. Sftterbingg fann bie
2Biberft>ruch«flage be« § 771 ©. O. nur fo
lange erhoben werben, als bie 3 to a n g 8 *
00U ftreefung nochnichtbeenbet ift.
©S ift aber in SBiffcnfdjaft unb SkajiS anerfannt,
bog bie 3Wflng*ö°tt^rC(*u,ig forberungen
nicht fchon mit berenUeberioeifungjur®iniiehung,
fonbern erft mit bereit ©in^iehung it)r Gnbe er:
reicht (ogl. in ©aup)) « ©teilt bie SJorbcmerfung
toor § 704 l£. $. D. bei unb in Slnmerfung 53
unb bort citierte).
3fm übrigen ift bie frage ju entfetjeiben, ob
bie S e f f i 0 n ber SWictforbcrungen feitend beö
^auSetgeurumerd Äammctjer an Kläger bem
«ettagten gegenüber nach § 1 124 Hbf. 2 8». ©. *ö.
beätjalb öom I. ^nnuar l'JOt) ab unluirffam
ift, tueil ber löcflagte $ht>oti)efarier ift
unb bic 3Rietforberungen, wenn auch erft nad)
erfolgter Seffion, tjat i)fönben laffen.
3n bem SBerfäumniäurteile biefe* ®txid)ti
I Dorn 9. 3uli I90G ift bereit* ausgebrochen, bafj
Digitized by Google
174
»o. HO.
Verfügungen eine« ©runbftüdaeigentümer* über
bie ber ShJwtfjef nad) §§ 1120 fg. 93. ®. 93.
mitljaftenben beweglichen ©egenftänbe, foWeit
fte nad) tiefen gefe&Iidjen Veftimmungen bem
§hbotfjefarier gegenüber narr) erfolgter Vefdjlags
nähme Wirfung&loä finb, bie* nur bann finb,
Wenn er o I * 4?ty)ot6e!atier, <*lfo a,tf ©runb
feine« btnglidjen SRedjteS bie Vefd)Iagnat)me aufc
führen lägt; nur gegenüber feinem bingltet)en
Steckte fönnen bie an fidt) gültigen Verfügungen
oi)ne rechtliche Straft fein, ©a nun bie Vefdjlag«
nähme fremben ©ute£ naturgemäß ein ftaat*
lid)e«, inSbefonbere rict)terlic^ed VerfügungSberbot
borauSfefet unb im Gebiete be8 Vribatredjt* ein
fötales fid) nur im SBege bei burd) bie Vrojefc
gefefee georbneten 3mang«boIlftredungSberfahren8
erwirfen läßt, fo ift bie Vefdjlagnahme im ©inne
ber §§ 1120 fg. 93. ©. 93. nichts anbete«, alz
ein Slft ber Vollftredung be* binglid^en
Stecht* be* $ht>othefarier*, mufj atfo unter
ben Vorau*fefcungen unb in ben formen gefd)efjen,
bie für biefe VoEftretfung bon ben Vtoaefjgefefren
borgefdjrieben finb.
®* ift nun atterbing* bem 8. @. unb bem
Vertagten in ber brtnjibietten grage juaufttmmen,
bog bie Vollftredung eine* b^potfje;
fartfd)en SRedjt* in bie ber #tobothef
mit^aftenben beweglichen ©egenftänbe,
wie in*befonbere in bie SHietforberungen nidtjt
notWenbtg burd) 3Wang*bollftredung
in ba* ©runbfiüd — bei SRietforberungen
fommt nur bie Vefd)lagnahme bei ©runbftüd*
jum $Wede ber Stoangabertoaltung ht ftrage
(§§ 21, 148 8m-SJerft.s©ef.) - &u gefd)eben
braucht, fonbern aud) im 9Bege ber für ©egem
ftänbe gleicher Slrt gewöhnlichen <Dcobilten£Wang*«
bollftredung gefdjehen fann.
$>er § 1147 93. ©. 93. beftimmt, baß bie
93efriebiguug be* §bbothefengläubiger* au« bem
©runbftüde unb ben ©egenftänben, auf bte ficr)
bie ^potb^el erftredt, im SBege ber #Wang*=
bollftredung erfolgt, überlägt aber bie $rage,
wie bie S^ongdoollftredung ju erfolgen b^abe,
ben Vroaeßgefefcen. Vinn gehört aber ber
bhlwthefarifd)e Slnfbrudj ju ben ©elbforbcrungen
im Sinne bei bie 3toanö*boüftredung behanbeln?
ben VIII. Vud)e* ber <£. V. O. 2>enn Wenn er
aud) nid)t eine Sabiuug, «U» eine Seiftung bei
Eigentümer* be* ©ruubfliidc* jum ©egenftänbe
I ^at, fonbern auf 3>ulbung ber 3wang«;
bollftredung wegen einer ©elbforberung
fleht/ fo erfolgt bie Vollftredung bod) immer
„wegen1' einer ©elbforberung; bie 93eitreibung
bon ©elb ift bod) immer gwed unb Inhalt bei
Verfahren*. 2)ann aber muffen bie 93eftimmungen
ber £. V. D. über bie ,$Wang*boEftredung Wegen
©elbforbcrungen in ba* bewegliche Vermögen,
in*befonbere bie Veftimmungen über Swaug*--
boüftredung in gorberungen (§§ 828 fg. <£. V. ß.)
aud) auf bie Vollftredung bei hhbotbe-
larifdjen Slnfbrudj* in bie ib,m b^aftenben
beweglidjen ©egenftänbe, inSbefonbere
in SRietforbernngen, Slnwenbung finben.
®afj biefe ©egenftänbe für bie 3toang*boHftredung
nid)t jutn beweglichen Vermögen gehören foKeu,
ift — abgefehen bom ßubehBr eine* ©runbftüd*
— nirgenbö beftimmt.
92ad) Slbf. 1 bei § 865 K. 93. O.
umfaßt jwar bie gWangöboßftredung in
baS unbewegliche Vermögen biefe ©egenftänbe;
allein Ä bf. 2 fagt audbrüdlid), baß fte ber
gwangäboüftredung in bai bewegliche Vermögen
fo lange unterliegen, al* nidjt ihre Vefdjlagnaljme
hn 9Bege ber gWangSbolIftredung in bai un-
bewegliche Vermögen erfolgt ift. Stanadj geht
jWar bte 3mmo6tliewi*bang8bollftredung
in biefe ©egenftänbe ber SRobilienjWang§=
bollftredung bor, fie befeitigt fie aber
nicht; babei mad)t bai ©efefe feinen Unterfd)ieb
jwifcheii ben gewöhnlichen unb ben hhpothefarifdjen
©elbforberungen. ©8 liegt ja auch fein erficb>
lidjer ©runb bor, allen übrigen ©läubigern bie
leidjtere ober Weniger umftänblicheVoIlftredung*art
ju geftatten, nicht aber ben ©läubigern, benen
bie ©egenftänbe nach bem ©efefee fbejieU haften
follen. %üt bie gegenteilige 8nRd)t fdjetnt ber
in ben §§ 1120 fg. V. ©. V. gewählte, nicht
ber &. 93. O., Wohl aber bem ©efefee über bie
3mmobilien^Wang*boHftredung (8w.=Verft.'©ef.)
befannte SluSbrud „Vefchlagnahme" ju fpredjen.
Stüein bamit %at bai ©efe^ nur ben Weitesten
SluSbrud für bie berfdjiebenen 8lrten ber behörb^
liehen, inSbefonbere gerichtlichen Veräu6erungS=
berbote gewählt. Stoß bai V. ©. V. barunter
aud) 93fänbungen unb fbejieU Vfänbungen bon
gorberungen berfteht, geht dar au* § 392 herbor
unb hätte eä nur eine Vefd)lagnahme im 9Bege
ber SmmobilienjWanflSbollftredung gemeint, fo
Digitized by Go
märe ber tedjnifche 3lu«brud „SJefdjlagnahme be*
©runbftüds" getoefen. $)ie §§ 1120 fg. fbredjen
aber oon 93efdjlagnahmen „ber" (Srjeugniffe,
„bei" 93efranbteile, „bet" 8"ochßtftüde, „ber"
3Rietforberungen, niemals bon 33efcf}lag nahmen
be« ©runbftüd«.
3)iefer Sluffaffung entfbridjt bie @ntfter)ung«s
ßcfdjidjte ber jefrigen 83cftimmungen. $>er erfte
©nltourf bei 93ürgert. ©efefebuefj« beftimmte in
§ 1075, bajj bic ^hbottjer ba« Stecht gebe, bte
gorberung au« bem belafteten ©runbftüde unb
ben mithaftenben beweglichen ©egenftänben im
98egc ber $ toang«bollftredung unb bec
äwangSberftcigeruug be« ©runbftüd«
beijutreiben. 2>ie II. Äommiffion — bgl. SJSrotofoUe
in ber Ausgabe bei Steich«iuftiaamte« 93b. III
©. 571 — hat baxaui ben jefrigen § 1 147 83. ©. 93.
gemacht, worin fchledjthin bie 8wang«boUftredung
in bic genannten ©egenftanbe als ba« SRittel jur
93efriebigung be« ^^otb^efengläubiger« genannt
ift, inbem fie erWog, bafj bie Slrt ber Qwang«*
ooUftrcdung ju regeln, ©acf)e ber ^rojelgefe^e
fei unb bafj bie 93cftimmung be« I. Entwurf*,
bafe bem ^potb^efenglaubiger auch wegen ber
tt)m mithaftenben beweglichen ©egenftänbe nur bie
3mmobiIiarbotlftredung freiftehen fotte, gewich'
tigen 93ebenfen unterliege. Sementforechenb ent»
r>ä(t ber bem 93unbe«ratc borgelegte ©ntwurf ju
§ 1054 eine Slnmerfung, bajj ba« ©cfe| über
bie S^ifl^ottftrecfung in ba« unbewegliche
Vermögen über bie Slrt ber ,8wang«boHftredung
bei .fcbbothcfarier« in bie mithaftenben ©egen*
ftänbe bte erforberlic^cn 93eftimmungen enthalten
werbe. 3n Slnlcfmung baran ift ber iefcigc § 865
ß. 93. O. entftanben. $ie SJtotibe ju bem enU
fbrerfjenben § 757 a bc« ©ntWurf« — conf. $ahn=
SHugban, bie gefamten Materialien pr ©. 93. V.
93 b. VIII ©. 165 fagen unb jwar in erfter Sinie
im £inblid auf ben #hbo'hetoner, bajj cS Weber
bem ^utereffc be« ©laubiger« noch bei ©dmlbner«
entspreche, wenn (Srfterem bie 2Kobilicn$Wang«s
boflftredung in bie ber .trtWotljef mithaftenben
©cgenftänbe berfagt Werbe; namentlid) gelte bie«
für bie ^toangSboUftrecIung in bie 2Riet- unb
93acht&inSforbcrungen. 3)er hier Vertretenen
Sluffaffung entfbricht ferner bie übcrwtegcnbe
ÜJteinung ber ©djriftfteHer; bgl. u. a. Vland,
Vorbein. $u 1120—11»! B unter 3 unb 30;
Staubinger Slmu. 1 $u § 1124, Wernburg III
175
Mo. II«.
§§ 227 3 b, 248 2 ; Xurnau & ftörfter Stcgenf djaftS»
redete § 1124 SJnm. 3 unb § 1121 Slnm. 4, 1147
Hnm. 6, ©aubp*©tetn § 865 ©. 93. D. »nm. 3.
»gl. aud) 3t. ©. entfrfj. JBb. 52 6. 139 unb bie
©ntfdjeibung be« II. ©enat« biefe* ©eridtjt« in
©euffert* 8lrrfji» 83b. 58 3h. 238. $)a« O. Ö. ®.
Bresben ^at atterbing« in einer JRedjtfbredjung
ber O. 2. ©. X ©. 122 abgebrurtten ©ntfdc)eibung,
ebenfo toie ba« 8L ©. S9b. 59 ©. 183/184 2Ben=
bungen gebraucht, bie bie nägerifdje 9(nfdc)auung,
baft bie wlBefcb;iagnaB:me" ber §§ 1120 fg. 83. ©. 18.
eine 93efdjlagna(|me bei ©runbfrfid« boraitöfefee,
unterftu^en; beibe ©ntfdjeibungen berühren bie
grage aber nur im Vorbeigehen.
©teilt fitf) jluar banadfj bie Dom Vertagten
ausgebrachte VfSnbung unb bai bamit an ben
Eigentümer Äamme^er erfolgte richterliche Ser»
fügungfitoerbot al« eine j u l ä f f i g e gorm ber
SSoUftrecfung be« binglichen 5Recf)t* be* 33eflagten
unb mithin al« eine 93efchlagnahme im ©inne
be« § 1124 93. ©. 93. bar, fo folgt jeboch barau«,
bag er biefe ihm auch a^ perfönlichen ©laubiger
$uftet)enbe 93oflftrerfung ausgebracht t)at, nod)
nicht, ba% e« ftch um eine auf ©runb be«
binglichen Stecht« borgenommene 93efcf)lag=
nähme hanbelt. @« fteht im ©egenteil feft, bafe
ba« nicht ber SaU ift.
3ft, toie oben ausgeführt ift, bie 93efchlag*
nähme ein Slft ber VoKftredung bei binglichen
Stecht« unb mug fie ftd) als folifje in ben brojeffual
borgefchriebenen formen betoegen, fo fe^t fie auch
einen ba« binglichc Stecht feftftellcnben Xitel
borau«; ohne Xitel ift bic SJoIIftredung eine«
Stecht« unmöglich. @« genügt baher nicht, bog
ber 93eflagte für feine per fönliche Jorberung
einen litel ermirft fyat: auf ©runb ber 93on^
ftredung biefe« Xitel« fann er nid)t bie 93orjügc
beanfbruchen, bie ihm nur bic 9ionftredung eines
binglicfjen Stecht« gemähren fann. 2)aä mag
fonnaliftifcherfcheinen, ift aber eine unabweisbare
Qfolge ber projeffunlcn Statur ber 93efchlagnnhtne.
93eflagter meint nun jtoar, ba§ bie Xitel, auö
benen boOftrcdt ift, ihm für fein bingliche« Stecht
gegeben feien. $)a« ift aber nicht richtig. 2)cr
Slrreftbefchl bom 28. ©eptember 1905, auf ©runb
beffen er bie SPtietforberungen hat bfänben laffen,
berhangt antragSgcmöfe ben 91rreft über ba« ganje
Vermögen be« Srfjuloner« unb ba« Urteil oom
H). Dftobcr 1905, auf ©runb beffen bic Ucbcr--
Digitized by Google
176
Mo. Ilft.
toeifung ber Sttietforberungen gefdjcljen ift, geljt
antragsgemäß fd)tcdjtbjn auf 3ablung; bon einer
ber Vfanbredjtänatur ber #b,botljer ent*
fpredjenben Vefdjränrung ber Vef riebig ung
auf ba« ©runbftürf unb bie mitljaftenben
©egenftänbe finbet fid) nichts. @« gebt
nidjt einmal au« ber Vegrünbung ber Älage unb
be« Slrrcftgefud)« — toorauf c« übrigens aud)
nic^t anfoinmen toürbe — mit (Sicrjerfjeü fjerbor,
baft ber Vertagte fein binglidje« Siecht tjat gettenb
machen toollen, loa« iljm ja bei ber Vollftredung
getoiffe Vefdjränhtngen auferlegt Ijätte. Die
Verufung auf feine „eingetragenen Weckte" betoeift
ba« ebensowenig, wie bte Vegrünbung be« Slrreft*
gefudj« mit bem Umftanbe, bog ber ©djulbner
bie SHietforberungen toegeebiere unb bai mit
bem Strreftgcfudje berbunbene ©efudj um beren
Vfänbung. Die äftietforberungen waren aud) für
bie berfönlidjen ©laubiger bei nad) ber Älag=
begrünbung offenftcf)t[i<i) fonft aafjlungäunfäljigen
(Skijulbner« ba« einzige greifbare Vfanbobjeft unb
in beren Veräußerung burd) ben ©djulbner tonnte
aud) für fic ein Slrrefigrunb liegen.
Slber abgefetjen babon, ba& ber Vertagte
nidjt auf ©runb feine« bingtirfjcn Siebte« bie
Sttictforbcrungcn in Vcfchlag genommen Ijat, ift
ber ©tanbbunlt bei Vertagten aud) materiell
infotoeit unrichtig unb bie Geffton an Jrläger aud)
iftm gegenüber trofc ber Vefdjlagnaljme infotoeit
toirffam, al« fie erfolgt ift jur Vefrtebigung ber
bem .«Inger juftebenben b^botb^rarifcben8Infbrüd)e
unb atoar bc«tjalb, toeil bai b,l)botb>rarifd)e 5Red)t
be« Kläger« bemjenigen bei Vertagten borgest.
Stüerbing« tommt bem tlmftanbe allein,
bajj ber flläger borangeljenber #ljbotfjelarier ift,
feine Vebeutung ju. Senn bie §§ 1123 fg. fagen
gerabe, baft Verfügungen, bie feinem in Slbfafe I
be« § 1 1 23 grunbfä felidj anerfonnten Sßfanbrecl>te
an ben StRictforberungen an Ret) toiberfbredjen,
fo lange iljm gegenüber SBirfung Ijaben, bi« er
Vefd)lag legt. #u folgen Verfügungen gebören
aber nidjt bloß biejenigen bei ©djulbner« felbft,
fonbertt audj Vfänbungen unb Uebertocifungen
burd) bai ©eridjt. Unb ebenfo toie einem
getoötjnlidjen ©laubiger bie ^nbfanbnatjme trofc
ber #t)|)ottjer bei Äläger« freifteljen mürbe, fteljt
ftc audj bem nadjfolgenben #tybotf)erarter, bem
Vertagten, ju. Äläger mürbe baljer, Wenn er
nur al« #ty)Otbefarier ein 9ledjt an ben WieU
forberungen t)ärte, gegenüber ber Vfänbung be$
Vertagten uur bann ettoa« au«rid)ten rönnen,
menn er audj feinerfeit« auf ©runb feine« befferen
binglid)en Stcdjte« Vcfdjlag legte. SRur bann
inü&tc tljm ber Vcflagte ebenfo toeidjen toie jeber
Vfänbung«gläubiger.
Stud) bie Gcffton für fid) allein rann
bem Kläger nidjt« Reifen. Denn Re toürbe eine
Verfügung fein, bie gegenüber bem Vertagten
al« „bem" $äbotb>rarter bti § 1124 V. ©. V.
nad) beffen Vefd)lagnaljme toirfungölo« toäre.
9lber weil Äläger jugleidj ©effionnr unb
borgetjenber $bbotfjereugtäubiger ift, rann ber
Veflagte gegen iljn nidjt« au«rid)ten. Huf ©runb
ber ©effion rann Äläget ftreigabe bon ber
Vfänbung oerlangen unb bem (Sintoanbe bei
Vertagten, ba& bie ®efffon nad) § 1124 V. ©. V.
i^m gegenüber untoirffam fei, toeil er auf ©runb
feine« binglidjen Stedjt« auf fic Vefd)tag gelegt
b,abe, rann er bie 9tepltf entgegenfe&en, ba§ ba«
bingtid>e 9tedjt bei Vertagten gegenüber feinem
befferen 9ted)te toirrung«lo« fei unb bog bie
Vefd)lagnal}me für Rdj allein bem Vertagten
nidjt« nü^cn rönne. Der im Stange nadjfolgenbe
Vfanbgläubiger — aud) bie $ty>otl|ef ift iljrem
SBefen nad) ein Vfanbred)t — b^at jtoar gegen
ben eigentümer unb britte Vetfonen ein Ocrfotg=
bare« bingtid)e« 9tedjt, nid)t aber gegenüber bem
oortjergeljenben Vfan^fllSubiger; für biefen b^at
er biefelbe Stellung toie für itjn ber gctoö^nlirfje
©ISubiger. Ueberau, too Re ronrurrieren, fterjt
er nad).
Stuf einen foldjen 6adjftanb, toie er f»er
toorliegt, trifft ber § 1124 V. ©. V., auf ben
ber Vertagte Rd) bejief)t, nid)t ju. (Sr beftimmt
nid)t ettoa, ba& ba« f>t)potljerarifd)c 9tcd)t an ben
SRtetforberungen erft mit ber Vefd)lagna()mc
entftebt ober ban e« allgemein erft bann öon
gBirfting ift; feine Vcbcutung ift bietmeb^r nur
bie folgenbe:
Der § 1123 V. ®. V. fprid)t ben ©runbfafe
au«, bafj bie anietforberung ber $t)bottjef mit--
b,afte. Die Äonfequenj biefe« ©runbfa^e« toürbe
fein, bag ber Vermieter nur. mit 3uftimmung
ber ^pottjefarier Re einjie^en, ertaffen unb
bfanbfrei abtreten fönnte unb, toenn eine 21 b-
tretung ob^ne jene ^uftimmung borgenommen
toürbe, ba« Vfnnb ber ^orberung folgen toürbe.
Slun beftimmt aber ber § 1124 V. ©. V., bie
Digitized by G
Macht be« ^^Jjot^efarier* einfdjränfenb,
bofe tiefe jene* Vfanbredjt« freie Verfügungen
auch ohne 3uftimmung be« $hi>othefarter« gültig
finb unb bafc im galle „ber llebertragung an
einen dritten bie Haftung erlifcht", bi« ber
$ht>otf)efarier Vefajlag legt unb noch eine geWiffe
Seit barflber b^inaud: bon ba ob finb bie Ver«
fügungen, in«befonbere bie Uebertragung bem
^>t)pot^efariet gegenüber unwirffam. SRad) bem
©ebanfengange ber §§ 1123, 1124 hat § 112
V. ©. V. alfo nur folrfje Verfügungen im «uge,
bie an unb für ficf> bem in ftrage
fommenben $t)potb,ttenttd)tt gegen:
über unwirffam fein unb wenn gültig,
e« beeinträchtigen Würben. $>iefe
werben ihm gegenüber für Wirffam unb erft bon
ber Vefdjlagnahme an wieber für unwirffam
erflärt.
2)er § 1124 trifft alfo foldje Verfügungen,
indbefonbere Gcffioncn nirftt, ertlärt fie alfo auch
nicht al« erft Don ber Vefchlagnahme ab wirf*
fam, bie bem betreffenben .§t)twthefcngläubiger
gegenüber fdwn an unb für fidj n i d? t unwirf*
fam finb, fein Stecht fdwn an fich n i dj t
beeinträchtigen. ©benbc«wegen fdulfet ber § 1124
ntdrjt ben nadjfolgenben ^t)ott;efaricr bor
(Jeffionen bon SRietforberungen an ben Borgehens
ben ^htootljefarier, foweit He jur Vefriebigung
bon beffen f)^pot^efarifdb,en SlnfbrÜchen bienen
unb erforberltd) finb. 2>enn biefe (Jefftonen finb
fo wie fo für ben naöjfolgenben $t)potljcfarier
unanfechtbar unb beeinträchtigen ihn nicf>t; ber
toort)crget)enbe Qtypottytatitt hat fo wie fo fcor
ifjm ben Vortritt bei ber Vefriebigung au* bem
Vfanbgegenftanbe unb e« fann bem nachfolgen*
ben grunbfäfclich gleichgültig fein, ob er ben jur
Vefriebigung feine« ^rj^otr)eIorifdt>en Stecht« er-
forberlidpn Xeil ber SRietforberungen unmittelbar
auf ©runb feine« Vfanbredjt« ober erft auf
©runb einer toorgängigen ©effton einsieht, lln-
Wirfiam gegen ben naöjfolgenben $bjwthefarier
unb für ihn bon Stnchteil fann immer nur bie
(Jeffton eine« folgen Seil« ber SWietforberungen
fein, ber ;utr Vefriebigung be« oorhergehenben
hh^othefarifchen Stecht« nicht erforberlich ift.
3>er § 1124 V. ©. V. ftnbet alfo auf
Verfügungen ju ©unften be« borhergehenben
^h^othefarier« al« foldjen feine SlnWeubung.
Sta« lafjt pch auch fcf»r Wohl mit feinem SBort*
177
No Ii«.
laute vereinen. ©r f bricht bireft nur bon ber
Stellung „bei" $hP°thetarglättbiger« ju Ver*
fügungen ju ©unften „dritter", alfo ju ©unften
bon 92tchthhbothefariern. SBenbet man ihn analog
auf ben %aü an, bog jWei $ht>othetargläubtger
fich gegenüber flehen, fo fann e« nicht zweifelhaft
fein, bog bann ber oorhergehenbe tQtyotbetanet
„ber" $hbottjcfargläubiger unb ber nachftchenbe
$r>bothefarier ber „Störte" ift. Äläger ift hier
alfo „ber" Qtyothttatitx, ber Veflagte „ber"
dritte. @« fann aber nur „ber" $bj>othefarier,
Wenn e r Vefchlag legt, Verfügungen ju ©unften
dritter, nicht aber ber dritte, Wenn er Vefchlag
legt, Verfügungen ju ©unften be« $r>toothefarier«
unwirffam machen.
S>iefe Anficht, bie alterbing« borliegenb nicht
fo Weit führt, Wie ber erftangefüljrtc jur Ver«
werfung bc« ©infbrudj« führenbe ©runb, ent*
fbricht auch au<cin ber Viüigfctt unb bem
braftifdjen Vebürfniffe. ©« Würben fonft alle
uorangehenben £b4>ott)cfaricr eine« nicht foloenten
©igentümer«, um ftch bor ber Vefchlagnahme ber
SRietforberungen burch bie legten ^rjpot^efartec
ju fidjern, genötigt fein, im 28ege ber Älage unb
VoKftrecfung bie SRietforberungen für fich &u
bfänben, ober burch einen uon ihnen bie gwangfl»
Verwaltung be« ©runbftücf« crWirfen ju laffen,
wa« ben ©igentümer mit erheblichen Äoften
belaften unb ba burch i^e Vefriebigung nur noch
mehr gefährben würbe.
Schließlich mag noch bem nahcliegenben
©inwanbc gegen biefe 8nftd)t entgegengetreten
werben, baß, wenn ber ftläger „ber" ^hpothefaticr
unb ber Veflagte „ber" dritte ift, in ber gericht:
liehen Ueberweifung ber äßietforberungen an
Sefeteren eine in ba« bingliche »echt be« ftlager«
eingreifenbe Verfügung liegt, ber gegenüber fein
bingliche« Stecht nur burch Vefchlagnahme jur
©eltung tommen föune. $)ie ©runblage ber
Älage ift bie ©effton unb biefe ift nicht unwirffam,
Weil unb foWett ber Veflagte fein bem ftläger
i gegenüber in Vetraeht fommenbe« bingliche« Stecht
J hol; bie £hl)Othff be« Kläger« bient nur jur •
j UebcrWinbung be« binglichen Stecht« be« Veflagten
unb baju bebarf ÄlSgcr ber Vefchlagnahme nicht.
[ «ufeerbem fefet § 1124 felbftüerftänblich borau«,
1 bafe e« ftch um eine materiell gültige Ver»
j fügung über bie 9Jcietforberung ju ©unften be«
i Stötten honbelt. S)ie Vfänbung unb lieber»
Digitized by Google
178
No. tlW-111.
Weifung finb aber, Wenn fie nud) eine prozeffual
orbnungSinäfjige Pefdjlagnabme finb, materiell
ungültig, fo toett fte eine burd) gültige ©effion
weggegebene §forberung trafen. ©s liegt alfo
infomeit nidjt einmal eine mit ber .§hpothef ju
überwinbenbc Verfügung vor.
3tarnadj War ber ©infprud) bes Pcflagtcn
gegen baS PerfäumniSurtcil z» verwerfen.
III. ». 0. 0. § 1030. - tit to»««btr
„«»safcmnn" riacr QrnftbbUnftaarlcit, wcld|c btm 9c>
rtrtitifltt« obliegt, tann niibt baj» führt«, bc« ocrlrig«.
■i§i|«n brr fienfibarfeit brfitrnarrn.
P. ©. Sceuntattn in Hamburg
gegen
ben ^abritanten Jürgen 3jo$atinfen
in $amburg unb Siubolf 9tiemc\)cr
Xeftament als 9cebcninterVcnientcn.
Satbeftanb:
Sei Parzellierung ber Äätnmercigrunbftürtc
am ÄreuzWeg in <3t. ©corg 1842 ift ben einzelnen
©runbftüdeu bie .Sflaufel auferlegt Worben: bafj
fie nur als 3Bor)nftnuö unb ©artenplab z" bc--
nuben unb ber unbebaute Seil tu gutem ©tanbc
Zu erhalten fei. Peflagter, ber fein ©runbftücf
fdwn ebenfo von ben 3tebenintervenientcn cr=
toorben hat, betreibt barauf eine SRöbelrabmcu*
iabrif, beren Särm ben Ätäger beläftigt. Peflagter
ift vom 2. @. jur Pefeitigung ber &abrif ver=
urteilt worben. 55a« £). fi. ©. V bageflen b,at
ibn am <?. ©ejember 1905 nur zur Unterlaffung
bei ftabrifbetriebe« mit SHafdjtucn verurteilt.
Auf Stcvifion bcö ÄllägcrS fwb ba« 3t. ©. V am
3. Stovern ber 1W(> bicä Urteil auf unb Wies bie
Sarfje an baä C 2. @. jurütf.
© x ü tt b c :
$er»erufungSrid)tergchtinUcbercinftimmung
mit bem erften 9tidjter bavon aus, bafj bie ben
einzelnen ©runbftüden am jfreuzweg bei Par*
Zeüierung biefcS ©elänbeS um bie 1840er %at)xc
von ber verfaufenben Äämmerei auferlegte Pau=
befdjränfung, Wonach fie „nur als SBofmfjaus unb
©artenplab" benubt werben bürfen, f i d) als
eine allen einzelnen ©runbftüden gegen
einanber auferlegte ©runbbienftbarfeit
btefeS Inhalts b a r ft e II e. ©egen biefe —
übrigen« bem SRcviftonSfläger günftige — Auf?
faffung Iaffen fid) redjtlidjc Pebenfen nidjt er«
beben, fie ift audj bereit* wieberljolt von bec
böd)ftrtd)tcrlichen 9tcd)tfpred)ung anerfannt Wor*
ben. $er Perfud) beS Pef tagten, bem von biefer
Paubefd)ränfung hanbelnben § 2 beS ftnufvertrages
bie Pcbeutung unterzulegen, bafj baburd) nur
bie in bemfelben Paragraphen nodj erwähnte
baupolizeiliche Pefldjtigung etwaiger Pauten vor»
behalten Werben fottte, ift mit 9ted)t unb aus
Zutreffenben ©rünben vom PerufungSridjter als
verfehlt bezeichnet Worben. Aud) in ber tveiteren
Ausführung mar bem PcrufungSrid)ter Iebiglid)
beizutreten, bafj eine Aufhebung beS ©runb-
bienftbarfeitSverbälrniffeS ber ©runbftüde ber
Parteien ju einanber nicht barauS abgeleitet
werben tönne, baß, Wie ber 99e((agte menigftenß
behauptet fyat, ber Srreujmeg burd) vielfach vor^
gefommene unb unbeanftanbet gebliebene 3Us
miberhanblungenanbcrer©runbftüddbefi^er gegen
bie Saubefchränfung ben ^avaltex einer ©arten*
ftragc Iängft Verloren habe. 3)urch ^tanblttngcn
obre Untcrlaffungen anbercr ©runbbefi^er hat
ba# jmifchen ben Parteien befteljcnbc MechtSs
Verhältnis nicht beeinflußt werben fönnen.
©ine anbere $rage, auf bie noch jurüdjuf ommen
ift, Wäre es atlerbing«, ob fid) aus bem Perhalten
ber Parteien felbft 3weifel an bem gortbeftanb
ihrer gegenfeitigen Siechte unb Verpflichtungen
rechtfertigen Iaffen foDten. %ex PerufungSrichter
nimmt an, bafj baS gegenfeitige 5)ienftbarfeit«=
Verhältnis ber ©runbftüde ber Parteien nn»
Veränbert fortbeftehe; er hat Qbet bie barau«
vom erften SRirfjter gezogene Folgerung, bafe ber
Slnfprud) bee Klägers auf Pefeitigung beS vom
Peflagten auf beffen ©runbftüd errichteten
SabrifgebäubeS begrünbet fei, als juWeitgehenb
abgelehnt, ©r begrünbet baS burd) eine
bejugnahme ber nach Art. 184 ©. ©. aud> auf
©ruttbbienftbarfeiten älteren 5Red)tS anwenbbaren
Porfdjrift in § 1020 P. ©. P. — bie freilich
auch föon na(h früherem Stecht beftanb — bafj
bei ber Ausübung einer ©runbbienft;
barfeit ber Peredjtigte baS ^ntereffe
beS ©igentütncrS bcö belafteten ©ruub«
ft ü d ö t u n 1 i ch ft j u f ch o n e n h n t. 5)a ber
Äläger alö Anlafj zur Älagcrhebung nur ben
aus bem 3Jtafd)inenbetrieb entftanbenen ruhe*
ftörenben Särm angebe, alfo nur burd) biefen
Petrieb, nicht burd) bas Peftebcn bcs ^abrif=
Digitized by Google
gebnube« an fidj beläftigt toerbe, genüge e« —
fo fübrt ber 93erufung«rid)ter au« — um bem
^ntereffe bei Älager« gerecht 51t toerben, toenn
bem SBeflagtcn 6(06 ber ^Betrieb bet Stfdjlerei
mit mafdjinellcr Ärnft unterfagt n>erbe. Äudj
ber ebentueüe »ntrag, bem UJeflagten bie 83e*
nufcung bei ©runbftüd« ju Sagerjtoeden ju
unterfagen, fönne au« biefem ©runbe für jefct
nidjt berüdftd)tigt toerben, ba ein gegenwärtigem
2(ntereffe be« Äläger« an foldjem Verbot rttc^t
boriiege — unbefdjabet fbüterer 2Bieberb>lung
bei Antrages, toenn au« biefer fBenutyung
Unjuträglidjteiten für bai ©runbftüd bei Ätäger«
entfteljen füllten.
3Wit Dtedjt bejeidmet bie 9tebifion bie SIn=
toeubung be« ermähnten ©runbfafee« au« § 1020
?8. &. 99. auf ben borliegenben %atL ali redjt«*
trrtfimltdj. 3fjr liegt eine JBertoedjfelung
ber Sud Übung mttbem^|nha(tber
$ i e n ft b a r f e i 1 51t ©runbe. $>cr ©runbfa$
fdjonenber 9tüdfidjtnaljme auf bie ^ntereffen bei
belüfteten ©runbftüd« bejietjt fid) nur auf bie
Sudübung ber 2)ienftbarfeit, ifjr ^n&alt ftefit
burdj ben SBegrünbungSaft feft. 3)er ^n^alt ber
ftreitigen ©runbbienftbarfeit beftefjt in ber 83e=
fdjranfung ber SBenufrung ber ©runbftütfe, ba&
fie nur jur (Srridjtung bon 9Bo£jnfjäufcrn ober
ali ©arten benufct toerben bürfen. 3>a« fdjeint
ber 93erufung«ridjter audj nidjt ju Betfennen, er
legt nidjt etwa ben 33er trag babjn au«, bog
jebe SBenufeung ftattljaft fei, bie bai ^ntereffe
be« Sßadjbarn nidjt beriefe — bai märe nadj
bem SSortlaut bei § 2 and) nidjt toot)I möglidj
getoefen — fonbem er folgert bieg au« bem
©runbfafe, bog bie SMenftbarfeit fdjonenb au«:
geübt toerben muß. SKber um bie Slu«übung
ber in {frage fteljenben £>ienftbarfeit Ijanbelt ei
fidj nidjt meljr, toenn bie grage aufgetoorfen
toirb, ob nod) anbere aU bie bei ifirer 93egrün:
bung feftgelegten 93enufcung«arten gemattet feien,
biefe ftrage betrifft bielmefjr eine inbaltliaje
Einengung ber 3)ienftbarfeit. ©ine foldje brauet
ftdj aber ber berechtigte überfjaubt nidjt gefallen
ju laffen, alfo audj nidjt ettoa be«fjalb, toeil ber
93erbflidjtete baran ein Sntereffe ober fogar ein
größere« ^ntereffe fjaben mag, als ber SBeredjtigte
an ber Slufredjterbaltung bei alten 3uftanbe«
— ei mödjte benn ber gaß einer ©djifane bor»
liegen (§ 22G 33. ®. SB.), toobon aber borltegenb
179
no. in— im«
1 feine Webe getoefen ift. SBenu ber ^Berufung«;
! ridjter fogar bai to e dj f e l n b e jetoeilige
j ^ntereffe be« SJeredjtigten barüber entfdjeiben
laffen toiü, ob er biefe ober jene über bie
93ettrag«grenje ljinau«geljenbe 93enu{jung be«
belüfteten ©runbftüd« julaffen müffe, fo müßte
ba« jii toirren unhaltbaren 3uftänben fübren.
S)iefe (Sntfdjeibung bei 33erufung«ridjter«
läßt ftdj baljer nidjt aufredjtertjalten, bie Huf=
fü^rung eine« gabrifgebfiube« auf bem ©runbftüd
bei 93e((agten toiberfpridjt bielmetjr bem %nfyalt
ber Sienftbartcit unb es müßte mit bem erften
düd)ter bai Verlangen bei Klägers ali geredjt»
fertigt angefefjen toerben, bafe aeflagter ba«
Ofabrifgebaube befettige, toa« übrigen« nidjt not:
< toenbig 51t einem Slbbrudj be« ©ebäube« 51t
führen braudjt, fonbern audj burdj einen Umbau
jum SBo^n^aufc toürbe betoerffteDigt toerben
fünnen.
3m SBetteren toirb au«gefü^rt, bie 3urfid*
bertoeifuug an ba« 0. 8. ©. erfolge, toeil
33eflagter beraubtet ^abe, Äläger b^abe f)inftc6>
lidj ber ©rridjtung bei gabrifgebäube« auf fein
SRedjt b e r j i dj t e t.
112. Untcrfiflung bc« Wtwtrltlr triefte« «(« $au«<
ntflerS i9t»nhftM4»ttmittht») »ege« Un}u»crtA|figfeU
oif Qiiuuk % S5 ber <Se».<Crbn. — dagegen ift nur fcer
tfitfure an bie Senalefefliso für <9ewcrteretur«[od)(u
gegeben; ber orbentlii^e Siedjtäuieg gegen bere« (f*tfd)et-
bung ift aK»|ef4l»fjeit.
3M. ©olbfdjmibt in Hamburg
gegen
bie Jßoli jeisSBeb^örbe in Hamburg.
latbeftanb:
S)em Älager, ber feit 1902 Ijier $au«mafler
toar, ift burdj Verfügung ber berflagten S3et)Brbe
bom 9. SÄürj 1906 auf ®runb bei § 35 ©ew.=
Drbnung bai ©etoerbe eine« getoerb«mä6tgeii
93ermittelung«agenten für ^mmobiliarberträge
unterfagt toorben. ©ein 9tetur« an bie ju«
ftanbige @enat«fettion für @etoerberetur«fadjen
ift unter bem 29. Sluni 1906 bertoorfen toorben.
hiergegen tjat ber ftlager ben JRedjtätoeg befdjritteu.
SDlit ber SBe^aubtung, baß in ber 9lelur«inftanj
bie gefe^lidjen ©runbfä^e über bie Oeffentlidjfeit
unb bie Sltünblidjleit be« ©erfahren« berieft
toorben feien, tjat er unter Berufung auf § 24
Digitized by Google
180
No. 11».
beS ©efcfceS betr. baS Verhältnis ber Verwaltung |
jur 9%ec^t«t>nege bom 23. Hbril 1*79 gegen bie
Veflagte Älage mit beut Antrage erhoben,
bie beiben Vefdjeibe (Slnl. 1 unb 4) für nicht
rechtfräftig unb nicht rechtsgültig ju erflären.
2)ie Veflagte f)at bie ©inlaffung jur #aubt:
fadr)r berWeigert, bie (Sinrcbc erhoben, bafj ber
SRechtSWeg unjuläffig fei unb auf ©runb
berfelben um «bweifung ber Älage gebeten.
3)aS S. ©. 6. Ä. VIII ^at am 23. Dftober 1906
bie Älage Wegen Unjuläffigfeit beS ^Rechtsweges
abgewiefen unb baS D. Ä. ©. VI t)at am 23. gebr.
1907 bie Berufung beS ÄlägerS bertoorfen.
©ntfcbeibuugSgrünbe:
Vor bie orbentlicfjen ©endue gehören nach
§ 13 ©er. = Verf.>@ef. alle bürgerlichen Strdji*--
ftreitigfeiten, für welche nicht entWeber 33er-
Waltung«bet}örben ober befonbere ©erichte $u*
ftänbig Rnb. Ob e* fidt) im borltegenben galle
überbaubt um eine bürgerliche JRedc)t«ftreitigfeit
banbclt, mag bei ber Offling beS ÄlagantrageS,
bie angegriffenen Vefdjeibe für nicht „rechtsgültig"
ju erflären, jweifelfwft erfcfjeinen. 23iH man
bie« aber annehmen, inbem man babon ausgeht,
bafj berÄlägcr einen ©ingriff ber VerWaltungS*
bet)örbe in ein Vribatredjt — ben freien
©ewerbebetrieb — behauptet unb mit feinem
Slntrage nur bie geftfteüung beS barauS fich
ergebenben JRe<htSbert)ältniffeS bejWeclt, fo fann
bennodb, ber JRecfjtSWcg nicht für juläffig erachtet
Werben : $ie Vefrimmungen ber §§ 24 ff. beS
tjamburgifchen ©efe&eS bom 23. Sbril 1879 ftnoen
nur SSnwenbung, fotoeit SReichSgefefee nicht im
SBege ftet)en. S)aS ift t)ier ber gatt. $>ie
9teidjS * ©eWerbe = ßrbnung, welche im § 35 bie
Unterfagung gewiffer Setriebe, barunter auch beS
©efdjäfts gewerbsmäßiger VermittelungSagenten
für 3»nmobiliarberträgc, wegen UnjuDerläffigfeit
ber ©eWerbetretbenben für &uläfftg erflärt, t)at
im § 40 in Verbinbung mit 20, 21 Wonnen
bat über gegeben, in welcher SBeife gegen bie
Unterfagung ein SRechtSbeljelf gegeben fei. SDabei
finb bie nötigen Vorfchriften über baS Verfahren
unb bie bafür pftänbigen Vet)örben getroffen,
tiefer ItRechtSbeljelf ift ber iRefurS an bie Ijöbere
Verwaltungsbehörde, b.i. nach &em tjamburgifchen
«usf.=©ef. jur ©eW. ■ Drbn. Dom 3. September
18(39 bie Senatsfertion für ©eWerberefurSfachen.
. $>ajj baneben noch ber jRedjtsmeg juläffig fein
i folle, ift jwar im ©efejjc nicht auSbrücflich auS=
' gefchloffen, bie 5Hnnat)me ©erbietet fich aber au«
bem Umftanbe, bafj eben baS ^Rechtsmittel
felbft, ber ©ang beS Verfahren« unb
bie bamit befaßten Vetjörben f e ft
beftimmt unb georbnet finb. Vgl. barüber
8t ®. ©ntfeh. »b. XV ©. 141. Sabin führt
ferner bie ©rwägung, ba[\ bie ©emerbeorbnung
in berfchiebenen gälten (f. §§ 19, 19 a, 51, 52)
I bie 3"ftönbigfeit für (Streitigfeiten, je nacfjöem
gragen beä öffentlichen ober beä bürgerlichen
Utechts ju entfeheiben finb, ben Verwaltung«;
bebörben ober ben ©erichten jugeWiefen unb bem
{RefurS, mit bem erftere befafjt finb, bie „richten
liehe ©ntfdjeibung" in offenbarer »bftcht gegen=
übergefteQt b>t(§ 19). SSon benfelben ©riuäguugen
auSget)enb ift auch bereits in ber ©ntfet). be«
II. (Sibilfenats bom 9. SKai 1893 (#anf. ©er.=
8tg. »b. 1893 «Rr. 98 ©. 183/4) bie richterliche
©ntfeheibung gegen ein DtefurSber fahren {eben:
faQS bann für unjuläffig erflärt morben, Wenn
eS fich betrum bonbi-lt, ob bie tatsächlichen
Unterlagen für bie SJerfagung eines ©eiuerbe=
betriebS gegeben finb, um tn-mb allerbingS Zweifel
nach einer Slichtung erhoben finb, nämlich für
bie gälte, in benen bie 93erfagung auf ©rünbeu
beruht, welche fie nach ben gef etlichen »eftimmungeu
nicht ju rechtfertigen bermögen . hieran anf nübf enb
meint ftläger, bie bon ihm behauptete Verlegung
ber gormborfchrtften (9J2angel ber Ctffentlichfcit
beS Verfahrens, unrichtige 33efefoung ber 9lelitrs=
behörbe, borfchriftSWibrige ©röff nung beS SReturS;
befcheibeS) laffe baS WachbrüfungSrecht ber
orbentlichen ©erichte als »WeifelloS erfcheinen.
S)iefe »uffaffung ift unjutreffcnb : fte finbet Weber
in ben allgemeinen SJeftimmungen über bie
©erichtsbeifaffung noch in ben befonberen Vor;
fchriften ber SReichSgeWerbeorbnung eine 6tü|>e.
©ache ber ©erichte ift eS nicht, etwaige Vcrftöjje
ber VerWaltungSbehörben ihrer ^Beurteilung unb
Slbhülfe \u unterziehen, ^ft in einer SUerWaltungS;
fache ber borgefchriebene 3nf[anienjng
bor ben juftänbigen VenualtungSbehörben er =
fchöpft, fo ift bamit bie »ngelegentjeit überhaupt
erlebigt unb ein ©ingreifen ber ©erichte ebenfo^
Wenig angängig, Wie eine Äorreftur gerichtlicher
(Sntfcheibungen burch bie VcrWaltungSbe^örben.
(Sie bom Kläger angebogene ©ntfeheibung |>anf.
©er.*3tg. 1905 93eibl. 9er. 1GÖ, Welche bie ©nt=
laffung eines Beamten betrifft, ift anberS gelagert
unb feineSWegS geeignet, bie Sluffaffung beS
ÄlägerS ju rechtfertigen.)
OtltWiiiniit *«tU*, ««aikiiT4. ««tmaullial« 44, g«r«frt»*cr I ftSS. <D«r«»i»cnI. Rm«rttui Dr. C.ütiilll, 4)mA«m.
Xtufl tn 3itii> 4}tRtlA «I ( -j t i ^amkur j.
Digitized by Google
Do. 31.
181
§«tfcatffdjt ©eridjtöjettimg.
^eißfatf.
CbUredjtltd)* lalle.
XXVIII Jahrgang. (40. Satjrflana, ber ^anbelggeriditg-Seihmg.)
«rci« ffir ben 3«brgaug: $a»*t. »eibtart mit Megifler 20 X — §«u»tltatt ulk in mit »cgifier IS X
Beiblatt allein mit SRrstftcr 15 X
drittes Qnartaf.
Hamburg, bttt 1. "fluguft.
11*07.
fabelt: fteau 'Unna Sörenieu in SBlantencic gegen ftrnu
Helene ßfjler* in vamburg. — $ortlanb ■ Scmtntfobrtt
„ftrntiania", VlttidtgefrOidiaft in i'fbrtc gegen Ifbflür
3acobien, in ftirma C£. $ageneft <fe Wriiolb 9tad)f. tu
iiBinburfl unb y. It). $arabie< unb 9lb. Spotjr in Hamburg,
9<ebeninteroenicnten. — ftraiii griefdie & (Eo. in Hamburg
gegen bie fcamburgüd>e $aupolifteibel)örbe.
113. Oft eine finalem Hnwenbung »an § 45» ». ®. W.
betr. bie 3ad)mängel beim Stauf and) auf ben Verlauf
rineo $caftaaatet sujulaffen?
ftrnu Slnna ©örenfen in SBlanfenefe
gegen
grau Helene ©f)ler$ in Hamburg.
2luS einem Urteil bc<s O. S. ©. I Dom
19. SJejember 1906.
© r ü n b e :
9?ncfj bem oorlicgciiben Vertrage tjot bie
Älögerin ber 58eflagten ein alSißenfionat
bezeichnetes 3'n,meri'erniietunflS=
© c f et) 5 f t mit ^nbentar o e r f a u f t.
Ob folcfjer 58er trag als Äauf im ©inne beS
©. 58. anhieben ift, tft beftritten. $>as;
©efejjbuch, fjat feine 58egriffSbeftimmung beS oon
ihm als Sauf bezeichneten 5BertrageS gegeben.
3n bem einleitenben § 433 fpricht es toon jmei
galten, bem 58erfauf einer ©adje unb bem
Serfauf eines SRechteS. 3)af3 ein Söertrag, ber
auf bie Sierfctjaffung onberer ©egenftänbe gerichtet
tft, fein Äauf fein forme, mirb toeber t)ier nod)
in ben folgenben «Paragraphen getagt. $n ben
Jöcratungen Oer zweiten stommitnon ift anertannt,
bafi oueft anherc 5ZBerte als ©adicn unb Siechte
ben ©egenftanb eines ÄaufberlrageS bilben fönnen
(5Brotofoüc 58b. 2 <5. 51). $as Berufungsgericht
frfjlicgt itdi bem an unb hat feinen Slnftanb, ben
hier borliegenbcn Sßertrag mit bem 8. ©. als
Äauf ju bezeichnen.
2XtS S. ©. menbet barauffjin bie §§ 459 fg.
58. ©. 58. auf ben SBertrag an. @S nimmt an,
bie Älägerin tjafte bafür, bafe ber ©egenftanb
beS 58erfaufS, auef) fotoeit er in bem ©eferjäfte
beftetjt, nidjt mit 5e^crn behaftet fei, bie feine
Xauglidtfeit :,u bem geroö()n(idjen ober menigftenS
nicfjt mit folgen, bie feine Sauglicfifeit ju bem
naef) bem Söertrage toorauSgefefeten ©ebraucfje
auftjöbcn ober minberten. ®S nimmt meiter an,
baß bie 58eflagtc tuegen bed 58or[)anbenfeind
foldjer gebier nactj §§ 4G2 fg. ©anbelung beS
Vertrages oerlangen fönne.
Sic §§ 4öy fg. bejietjen fidj, toie bie Ueber--
fa^rift unb bie einleitenben 5|}aragrapr)en beutlict)
ergeben, nid)t auf feben 58erfauf, fonbern nur
auf ben 58erfauf einer Sadje, alfo naefj § 90 nur
auf ben Söcrfauf eines förderlichen ©egenftanbcS.
©ic fönnten tjier inforoeit 3lntuenbung ftnbcn,
alis es ftcf) um bie als 2nDcn*ar bezeichneten mit
uerfauften ©acfjen hanbelt. 3>iefe fommen aber
nicht in ?8etracht. ©omeit eS ftch um baS mit toer--
faufte ©efthäft fjanbelt, greifen bie 5Befttmmungen
nicht Sßlajj.
3n grage fönnte $5r$ftai* fommen, ob eine
analoge 3lnnjenbung ber 58eftimmungen ju*
Digitized by Google
182
Mo. IIS.
läffig Wäre. Slud) ba& fann jeboct) uidjt an*
erfannt werben.
der jioeite (Senat beö 9t. ©. hat in einein
Urteil ©ntfdj. 99b. 63 S. 57 angenommen, ba&
bei einem @efd)äft$berfauf bie §§ 450 Slbf. 2,
463 33. @. 93. infofern analog anjuwenben feien,
alä ber 83erfäufer bafür hafte, baft baä ©efctjaft
bie jugeftd)erten ©igeufdjafteu habe unb al* ber
Ääufer beim geilen biefer Gigenfdjaften einen
Slnfprud) auf Schaben*erinfc habe, da* 5R. ©.
hat weiter angenommen, baß biefer Slnfprud)
nad) § 477 93. @. £. berjähre unb jwar nad)
ben in ber Sadjbarftellung angegebenen daten
offenbar, baft foldtje Verjährung in fedjS SRonaten
eintrete. 21 (ö ©runb für bie analoge Slnwenbung I
ift angeführt, bafj bie 93erfehräanfd)auung unb j
bad 9Serfebrabebürfni§ fie berlangten. Ob bie
analoge Slnwenbung ber §§ 459 Slbf. 2, 463
notwenbig mar, um einen Sd)abenäanfprud) ju
begrünben, ob bie Slnwenbung bei §477 berechtigt |
mar unb ob He burrfj ben angeführten ©runb \
ju rechtfertigen getoefen märe, fann hier babin= j
gefteüt bleiben. (Sine analoge Slnwenbung ber
hier fraglichen 93eftimmungen ift in bem <£t= ,
fenntniS nicht auagefprodjen. ©eine 9ttd)tigfeit
fann bah« auf ftctj beruhen bleiben.
(Sine analoge Slnwenbung ber tyiet fraglichen
93eftimmungen ift fdjon um beemiüen bebciiflid),
iueil eä fid) bei ihnen um pofitibe Siorfdjriften
Uanbclt, um 23orfdjriftcn, bie nach gegenwärtiger
Slnfdrauung nidjt aus ber Statur ber Sache
folgen, bie bielmehr lebiglidj ben bei ber Siors
bercitung unb bem (Srlaft beo ©efc&es cntfdjeibem
ben 93erionen ober ihrer aRehrheit richtig erfdrienen
ftnb, wie fie benn aud) fd)on bou ber erften I
ftommiffion nad) ben SJtotiben 93b. 2 S. 224
nur al* pofitibe unter Hinweis auf ein 9Jerfehrs=
intcieffe empfohlen worben finb. Sie finb au«=
brüdlieh für ben 93erfauf einer Sache getroffen,
nid)t für ben SJcrfauf eine* ©efd)äft$, obwohl
bie eine SJertragäart jur 3eit beä ©rlaffe* bes
©efefce* ebeufo befannt war wie bie anbere.
Ob eine analoge Slnwenbung bon ©efejjefc
beftimmungen nach geltenbem 9teidjsred)t in
foldjem gaUe ftatthaft ift, mujj jum minbeften
iehr zweifelhaft eridjeinen.
(Sine analoge Slnwenbung würbe weiter eine
Prüfung borauSfc&en, inwieweit bie 93eftimmungeu j
nicht nur in ihren grunblegenben 93orfd)riften,
fonbern auch in ihrer feineren Slufcgeftaltung
foldje Slnwenbung überhaupt julaffen. die
93rüfung wäre um fo notWenbiger, al* bie 93er
ftimmungen lebiglich auf ben 93erfauf einzelner
Sachen unb nicht auf eine (bem ©efefebud) nicht
befannte) Sachgefamtheit ^ugefdjnitten finb,
Währenb e« ßd) bei bem 93erfauf eines ©efd)äfW
regelmäßig um ben 93erfauf einer ©efamtheit
bon ©egenftänben (©efdjäft, Sachen, Siechte)
hanbelt. 9Bie fdjon eine durchficht ber 93e=
ftimmungen ergibt, würbe eine analoge Slnwen-
bung ju SwcifeUf ragen führen, bie nur mehr
ober minber Willfürlid) entfdjieben Werben fönnten.
©6 mag genügen, auf ben § 477 hinjuWeifen.
die Slnfprüd)c, welche bem ftäufer juftchen,
Wenn Srctjler borhanben finb, bie ber SJerfaufer
nach bem ©efefc ju bertreten ^at, berjäljren
barnach in furjer 3^it. die #eiten finb ber-
fchieben, je nadjbcm es fid) um beroegliche Sachen
ober um ©runbftüde Ijanbelt. ©efd)äfte finb
feine« bon beibem. ©d fehlt an jeber ©rnnblage
für eine ©ntidjeibung barüber, Welche grift
gelten follte. (S* fann gälte geben, in benen
gar fein Stolaft borläge, bei bem 93erfauf eine«
©efdjäft* eine längere grift jujugeftehen, al*
bie bei beweglichen Sachen gcltenbe bon fedj*
SRonaten. ©£ fann anbere gäHc geben, in
benen ba« SJorhanbenfein eineö gehler« Ren erft
nad) Slblauf bon fed)e Monaten, etwa nad)
21blauf eine« beftimmten gefte« ober einer be=
ftimmten ^ahree^eit herauäfteUen fann, in b:nen
alfo bie bei ©runbftürten geltenbe grift bon
einem %af)te bie berftänbigere Stcgclung bar»
fteflen würbe.
die analoge Slnwenbung ift, foweit bie
grage hier in 93etrad)t rommt, jebenfaü* aber
audgefchloffcn, weil bie 93cfttmmungen infoweit
gar nicht baffen.
93ei einer analogen Slnwenbung ber §§ 459,
460 93. ©. 93. würbe ber 93erfäufer bafür haften,
ba& bai ©efchäft nicht mit gehlern behaftet
Wäre, Welche feinen 9Bert ober Weld)e feine
Xauglichteit ju bem gewöhnlichen ober bem nad)
bem Vertrage borau^gefe^ten ©ebraud)e aufheben
ober erheblid) minbern, fofern biefe gehler bem
Ääufer ohne grobe gahrläffigfeit unbefannt
bleiben, die beiben Slrten bon gehlern Würben
regelmäßig auf baffelbe hinausf ommen : ber SBcrt
eine* ©e|"d)äft« befHmmt fid) regelmäfeig nad)
Digitized by Google
183
bem 3Ra&e feinet (Srrragöfäbigfeit, ber getodbrn
liehe ©ebraueb eine* ©efrihäft« ift eben ber, al«
©rtoerb«queüc ju bienen. ©in geltet im (Sinne
ber 93eftimmung toürbe oorliegen, fobatb biefet
sJBert unb biefe Sauglicbteit buret) befonbere
Umftänbe beeinträchtigt Mären, burdj eine un*
günftige Sage, burd) beraltete Einrichtungen,
burd) eine Schmälerung be« Stufe«, infolge be»
ftimmter Sreigniffe unb ma« bergleictjen Umftänbe
mehr finb. 3>er SSertäufer märe genötigt, ben
Käufer in beffen ^ntereffe unb ju feinem Siachteil
auf ade foüf)e, ihm befannte, für ben Käufer
aber oieltetcljt nidrjt ju erfennenbe Umftänbe auf:
merffam ju macfjen. ©r mürbe haften, fobalb
er einen Umftanb nicht ermähnt hätte, ber nach«
her für erheblich unb für einen ^fehler erflärt
mürbe, Solche Siegelung toürbe auf eine 93e'
günftigung be« Käufer« auf Koften be« 83erfäufer«
i)erau«fommen, bie toeber burch 53erfebr«intereffen
noch fonft ju rechtfertigen märe, bie bielmebr
unoerftänbig erscheinen toürbe. ®« liege fich
auch nicht etwa bafür anführen, baß ba« Stecht
bei bem Verlauf uon Sachen eben foldje Siegelung
beliebt hätte, ©ie SBerbältniffe liegen anber«.
23ei ©efefrüften ift bie ©renje jtoifdjen einem
fehlerfreien unb oielleicht nur toeniger guten auf
ber einen unb einem fehlerhaften auf ber anbern
Seite auch im Stegelfatle toeniger leicht ju Rieben.
s.8ei ber Setocrtung i>ielt auch im Stegelfatle
fubjeftioe Scf)ä$ung eine böHig anbere Stolle.
Sit ba« oerraufte Sßenfionat, toie ba« 8. ©.
ba« annimmt, oon ber Klägerin ungehörig ge*
führt, fo ift eine Haftung ber Klägerin bafür
nicht begrünbet. Ob e« überhaupt ein fehler
wäre, ber ben SBert ober bie Jauglidjfeit im
obigen Sinne minberu mürbe unb ob er ber
»eflagten unbelannt geblieben fein fönnte,
braucht nicht unterfudjt ju toerben.
^u erörtern fönnte böchften« fein, ob eine
2lu«lcgung be« Vertrage« nach ben ©rforber*
ntffen oon Ireu unb ©lauben unb unter SJerücf*
ftchtigung ber 5Berfef)r«fitte (§ 157 8. ©. 93.)
ettoa baju führen tonnte — toenn auch nicht ber
33ellagten ein Stecht jur SBanbelung be« 93er:
trage« ju geben, fo boch fxe für berechtigt ju
erachten, ba« ©efdjäft jurücfjugeben unb fomit
bie ^afjlung bei Kauftoreife« ju oertoeigern. —
Ob e« je einen %aü geben fönnte, in bem man
ba« lebiglid} bc«balb annehmen bürfte, meil ba«
Ko. 11*- 114.
©efdjäft ©igenfehaften bat, bie bem Serfäufer
befannt, bem Käufer unbefannt maren — ob
ba« Oielleicht böchften« bann ber galt fein fönnte,
toenn ba« ©efchäft be«halb ben Stamen, unter
bem e« oertauft toorben, nicht Oerbiente — ba*
finb fragen, bie nicht erörtert ju toerben
brauchen. Umftänbe, toelche jur StnfteQung
folcher (Erörterungen Änlafj geben fönnten, liegen
hier in feiner SBetfe bor.
114. 0tal|t fa)(« bie Zttfadie tiaer StrtUmMabaag,
um ba« Onttrcfie Itt alt Itebefciateneaieat Um Ntdjte-
flreit britreteabrn Strcilorrtfinbctta bariataa, ober m«p
fidl atxi htm 3>>t)<itt« ber SrrtUacrtfiabaag ergebea, baji
bie fraafaraftaabait bt* eircitverftabctta mit 9tcd)t )■
befiraitu ifr? - «HiidjtQt auf ba« ^atereffe bt# Sliger«
barm, big nidjt ob.nt Oraab ibjm mehrere (grgaer anf<
: gebrAagt merken.
$ortlanb:©ementfabrit„©ermaniaM,
Sftiengefellfchaft in 8 ehrte
gegen
©bgar ^acobfen, in ^irma
: ©. $ageneft&9trnotb Stachf. in Hamburg
unb %% $arabie* unb 9tb. Soobr
in Hamburg, Stebeninteroenienten.
«uf »efehtoerbe ber Klägerin hob ba«
D. 8. ©. III am 13. Stpril 1907 ba« Stoifchen«
urteil be« S. ©. K. VI f. S. Oom 18. SRärj
1907 auf unb erflärte bie Stebeninteroention
für juläfüg.
© r ü n b e :
SJtit ber Klage forbert bie Klägerin oom
j Setlagten Schaben«erfa^, toeil er al« ©efchäft«*
! führe r be« „Stambftnörteltoett« ©. m. b. ber
i Klägerin miber beffere« SBiffen falfche Angaben
| über bie Krebittoürbigfeit biefer ©efeQfchaft, bie
im $erbft 1906 in Kontur« geraten ift, gemacht
habe. 3)ie Klage grünbet ftch alfo auf eine un<
erlaubte ^anblung be« SBeflagten. SBenn bem
gegenüber ber »eHagte mit Schrifrfa^ Oom
17. Januar 1907 ben jejjtgen Stebeninteroenienten
ben Streit allein um bedtoiQen oerfünbet, toeil fte,
i fo lange 93eflagier ©efchäft«führer ber ©. m. b. £.
toar, auch ©efchäftaführer berfelben geraefen feien
unb „bähet eöentueQ al« ©efaratfchulbner mit
bem 99eflagten hafteten", fo bag iBeQagter gegen
! fte Stegreg nehmen tönne, fo ift biefe 93egrünbung
ber Streitoerfünbung unb bamit bie Streit=
Digitized by Google
184
No. 114—115.
bcrfunbung felbft, wie Klägerin mit 9ted)t rügt,
nid>t berftanblid). ©enn e* ift nidjt abjufefjen,
wiefo 99eflagter, wenn et verurteilt Wirb, wegen
feiner Wiftentlid) falfdjen angaben ber Klägerin
ben eingellagten Stäben $u erfefcen, Rdj otme
wettere* rüdgreifenb an feine SKitgefajäf «führet
fottte galten (Snnen. tluf eine nnberftänb=
ltdje ©treitberfünbung allein fann fidj
aber ber Sftebeninterbenient jur ©laub*
baftmadjung feine* rerf)tlid)en ^ntereffe*
am ©iege be* ©treitbertünber* nid)t
berufen, fo wenig, wie auf bie 2at fadje ber
©trettöerfünbung al* foldje.
©a* 8. ©. meint, e* genüge bie Snfünbigung
bes 9tegreßanfbrud)e*, um ben dritten jum
Seitritt für legitimiert 511 erachten unb bie gleite
AnRd)t wirb in bem 3mifd)enurteile be* 4. ©enat*
biefe* ©eridjt* bom 3. aJtärj 1902 — äRugban--
galfmann 5Redjt*fur. ber O. 8. ©. 9b. 5 ©. 23
— »errieten, weil e* nidjt barauf anfomme,
welche 8u«fld)t auf (Erfolg bie angebrobje
SRegreßtlage biete, bielmebr fdjon Wegen ber
Iftotwenbigteit, ben Sßroaeß ju führen, für ben
©ritten ein ^ntereffc baran bcftelje, Üjn burdj
Unterftüfcung ber jenen Sßrojeß anbrüfjenben
Partei bon Rd) fern ju galten. ©ein fonnte
nid)t jugeftimntt werben.
«Rad) § 74 Slbf. 1 ©. 5ß. 0. beftimmt fid),
wenn ber ©ritte bem ©treitbcrfünbcr beitritt,
fein %erb,ältni* ju ben Parteien nad) ben ©runb*
fäfcen über bie SReberintcrbention. 3M liefen
©runbfäfcen gefjört ber be* § 71 Slbf. 1, baß
ber ©ritte al« «Rebeninterbcnient nidjt jujulaffen
ift, Wenn er fein ^ntereffe nidjt glaube
baft madjt. Keineswegs fagt ba* ©efefc, baß
e« nad) erfolgter ©treitberfünbung nur bes ^tin=
weife* auf fie jur@laubb,aftmad)ung beä^nterefte*
bebürfe. ©iefe Meinung lägt ftdt) audj bem
©efefce nidjt unterfteUen. ©enn fie Würbe ba$u
fuhren, baß eine Partei burd) eine gänjlicfj will:
türlidje unb t>altlofe ©treitberfünbung einem
beliebigen ©ritten ©ingang in ben s4$r°äcß o«s
idjaRen unb ftet) feine Unterftüftung fiebern fönnte,
jutm — bieUeid)t beabfid)tigten — ©dwbcn be*
©egner*, ber, abgefe^en bon anberen projeffualen
folgen, j. 99. ber, baß ber SRebeninterbenient al*
3euge regelmäßig nidjt $u beeibigen fein wirb,
oudj bie auf fid) nehmen müßte, baß er ofjne
jeben ©runb inebreren ©egnem gegenüberftänbe
unb im gaHe eine* Unterliegen* bie bem SReben*
interbenienten ermadjfenen Ä 0 ft e n mit j u
tragen (jätte, obwohl biefer am Sßrojeffe bielleidjt
in feiner SBeife interefRert ift. ©owobl bie
©eitrittSerflärang bon $arabie* wie bie bon
9b. ©toofjr glaubt bafjer mit Unredjt, ber 5Bor=
fdjrift be* § 70 Slbf. 1 3iff. 2 (£. D. im
borliegenben gaöe mit bem bloßen $mWeife auf
bie ©treitberfünbung genügen ju fönnen. ©tooljr
fügt freilid) nodj f)ix^u, baß ,,Rdj ba* ^ntereffe
ber 9lebeninterbention au* ben Angaben ber
©treitberfünbungSfdjrift ergebe", ©a* ift aber
eben fcine*weg* ber gaU.
©as ©eridjt ift audj Weber bertoflidjtet, nod)
aud) nur berechtigt, Rdj feinerfeit* auf ©runb
gar nidjt in Sejug genommener Ausführungen
in beliebigen ©djriftfä^en ber Parteien ober
au* bem fonftigen Slftenmfjalt ba* red) t lieb, e
^ntereffe, ba* ber ©ritte an bem $rojeß mög*
lidjer SBeife b^ben fann, juredjtjulegen, fonbern
§ 70 Slbf. 1 3iff. 2 ©. O. fdjreibt ebenfo
beutlid; Wie imüeratib bor, baß ber ben 93eis
tritt be* 9?ebeninterbcnienten er-
flärenbe ©d)riftfa$ bie beftimmte Angabe
be* Sntereffc* enthalten müffe, weldje* ber
Kebeninterbenient b^abe. hieran feblt e* unb
be*öalb war unter 3luff|ebung bes lanbgeridjh
lidjen Swifdjenurteil* bie 9iebeninterbcntion für
unjuläfRg $u erflarcn.
115. Serftältnitf >tö § 61 M 4anbnrgifd)tB »au-
yoltjcigcfc^rti ken §§ 16 unb 25 btt Meid)«ßtB»crbe'
•rbauBf. — SiiibbtitvoUseiit^eSingrilfe, um »tläfHflungtn
ber 9tad)barn j« liinbtrn, olfo au< •abern a\e gcwcrtic-
ttpliscili^cn ©rünben «nläffiB, wenn bie @cn(^mignng ber
gtncrblidKn «nloge »otbeb^oltlBÖ crf»(gt ifi?
gran$ gri^fdje & (So. in Hamburg
gegen
bie ^amburgifdjc Saupolijeibebörbc.
3n biefer SBetM. lOOri 9lr. 2H ©. 44 fg.
referierten ©acr)e berwarf ba* SR. ©. VI am
24. ©ebtember 1906 bie SRcbiRon ber SBeflagten.
©a ba« Urteil Sntfrf). «b. 64 SRr. 27 ©.117
abgebrudt ift, Wirb bon einer Scröffcntlicbung
im SSeiblatt abgefe^en.
Dit» Wiitmrl -I?«rla^. ^latbur«, ^ttmann(ir«j« 44, g(titir«*tr I *5S5. ^aannrcrtl. üitMittcur I»r. C. Snntil,
ttai ro» 3 f i o n n 9 i n > t dl i'i « j c t . ^am(?\iT^.
Digitized by G
Jio. 32.
185
No. 11«.
$ei6fatt.
€iaüred)tltd)e falle.
XXVIII 3Sahr3an3. (40. Sa&rgang ber $anbet«0eri$t*3eihm9.)
«rei« für im 3atrgaag: «aabt- unb BfibUti mit »egifter 20 X - «oa»tblatt tili ein mit Ke«ifler Ifi X
8eib(«tt «Dein mit iHcgif.or 15 X.
$aiabnrg, bei 8. Snguft.
1907.
3>rifl<5 tyuattaf.
7? iili" 1 1 : D. 9?. Stofni in Surbaoen gegen bit Sianbgemeinbe
tturliaorn. — Ib. $itfb,arbt in Hamburg gegen ben
„fceamten-fBofcnunggberein Hamburg", (J. ®. jn. b. —
geleite Wienau, geb. Ottenburg in Hamburg gegen £.
Wenn in «lm*h,orn. — 6oralj $arrtet Stobra, Vutt-
befifrfrin in (slocfeWborf bei fiübetf gegen ben Cfrbpa^ter
3. i). §. ^audtnt in (£a4i)agen.
HO. 9ief(«maKtn6»erfa()reB gegen (fintontmenbeßeuerung
(Uiiinff bem boml)iirnifrf)tu iHcfefcc betr. botf tferbaltni« ber
»erwoltang |M !Ncd)t«»fIcgc. — Jfl gegea Serfigaugen
ber Uanbgcmeinbea in Hamburg iberbouot ker 9iedjt0»eg
jnlifji«? - fiötjt Mrti bieö an« *rt. 89 ber «erfaffnag
«u« ber üaabgeateiabeorbuaag ober au» § 24 beö 8er«
b,ä!lni£gefete* herleiten? — 3n [edlerem <Befe*e ift aar
•ob 6taat«be6Jrben bie Webe, e* «Affe« aber bic
$emeiabebc|irben aaa) mit geateiat feia. — Haft bie
ortirwürtKiiriirfit 9ieiliinatioa«frift »tu bem »efdjetbe an.
ber bie Steaer aafrfct, ober erfl ooa ber »blebnung einer
BtruerrutfDergitung aa?
C. 9t. 3tahn in ©ujfjaben
gegen
bie Sanbgemeinbe (Sujljaben.
Xatbeftanb:
%et Kläger ift im Safjre 1905 jur ©enteinbe=
fteuer ber ©emeinbe ©ujcfjabcn auf ©runb eine«
im Raffte 1904 belogenen ©inrommen« bon
25000 x fjerangejogen toorben. 3n biefe« ©in*
lammen war ber ©etoinn eingeredinet, ben er
burrfj ben am 21. Oftober 1904 bolljogenen
SBerfauf feine« £otel« gegenüber bem Slnfauf«*
breife gemalt fjatte. Irr Kaufpreis mar ifjm
fjtybotljefarifcf) eingetragen. ®er Ääufer fjat btefen |
«MfMMf«( •rrtfttittltuig. m < I k U 1 1.
Äauf Der trag burrf) Älage bom 6. Dftober 1905
angefochten unb burrfj 83ergleidj bom 10. Januar
1906 fjnbcn bie Parteien ben Äauf rücf gängig
gemacht. $>ie ©teuerbeb»tation fjat auf bie bom
Äläger gegen bie @ntfrfjeibung ber JReliamation**
Äommiffion bom 26. Sluguft 1905 eingelegte
^Berufung bie 93efteuerung«grunblage auf 3600 Ji.
Ijerabgefefet unb bie fjiernadt) jubiel bellte
©taatdfteuer bergütet. %ie ©emeinbe fjat ftd)
jebod) gehieigert, in gleicher S8eife ju berfafjrcn,
Weil Kläger b a 8 borgcfdjriebene
Oteflamationöberfafjren nirfjt t n n e *
gehalten fjabe. Jtlägcr tun bedmegen auf
JRücfjafjlung be« feiner Slnfirfjt narfj jjubiel er«
t) ebenen Betrages bon M 459,10 geflagt, ift aber
Wegen Unjuläffigfeit bc>? 9ied)t£Wege« am 8. Mai
1906 bon ber ©. ft. X abgewiefen toorben.
©eine Berufung bertoarf ba« D. S. @. IV am
17. fcejember 1906.
© rünbe:
<&i fragt firfj in bem ju entfrfjeibenben
$rojeffe, ob 1) ber ftreitige SInfbrurf) übertäubt
bor bie orbentlirfjen ©erirfjte gebradjt toerben
fann unb ob 2), wenn bie« juläfftg ift, bie ftiage
erft narfj borgängiger (Srlebigung eine« gefc|^Iid)
borgefa^riebenenaieriamation«berfa^rcn«angeftcUt
werben barf.
Heber bie erfte biefer fragen enthält bie
^amburgifrfje »erfaffung feine ajorfdjrift. gtoar
befaßt ber § 89:
Digitized by G
186
Mo. 116.
„$te 93ertoaltung«behörben fönnen, ohne
baß ei ba$u einer befonberen (SrlaubniS be»
barf, bon jebetn, ber Ret) burcf} it)re amtliche
$anblung in feinem Sßribatrechte beriefet glaubt,
auf <£ntfd)äbigung ober (Genugtuung ßcrtcät>t=
Her) belangt toerben. S)aS 91ät)«c beftimmt
ba« ©efefr."
$>iefer $aragrabr) ift aber nicht antoenbbar,
benn er gehört bem 6. Abfajnitt an, ber nur
bie ©taatäbertoaltung betrifft, toährenb bie
©emeinben im 7. Abfdjnitt bet)anbelt werben,
toofelbft im § 98 beftimmt ift, baj» bie ©runbfä&e
für bie SBerfaffung ber Sanbgemeinben buret) bai
©efefe beftimmt werben. SMefe« ©efefc ift bie
Sanbgemeinbeorbnung. ©ie enthält eine bem
§ 89 ber SBerfaftung entfbrechenbe SSorfdjrift nicht,
©ine foIdt>e ift ebenfotoentg in bem DrtSftatut
ber Sanbgemeinbe Sujhaben enthalten unb bie
§§ 16 bid 23, toeldtje bie für bie befonberen
Ausgaben ber ©emeinbe erforberlichen Steuern
betreffen, erftören nicht ettoa für biefen fbejtellen
©egenftanb ben 9te<ht8toeg für juIafRg. ©ine
SBeftimmung ber ©taatS; ober ©emeinbeberfaffung,
bie für gälte ber tjier borliegenben Art ben
9{f cfjtÄitseg für juläffig erflärten, befielt alfo nicht.
S)a nun bie Skrbinblidjfeit, ©teuern ju
bejahen, bem öffentlichen SRect)te angehört unb
ber ©trett über foldje SSerbinblichfeit bemnact)
nicht ettoa nach § 13 bei ©er. »erf. = ©ef. als
bürgerliche ftecht&ftreitigfeit ben orbentlidjen
©ericfjten jugetoiefen ift, fo tann borliegenber
©treit nur bann bor bie orbentlicrjen
©ericfjte gebraut toerben, toenn biefe«,
abgefetjen bon ber Staate unb©emeinbeberfaffung,
in einer anberen ^Rechtsnorm jugelaffen
ift. S)iefe grage ift jtoeifelfjaft; baä SBerufungS;
geriet ift aber im ©egenfafe jum S. ©. baju
gelangt, fte ju bejat)en.
AIS ©efefeeSrecht fann nur ba& ©efefe betr.
baS Verhältnis ber Sertoaltung $ur 9teciftd=
. bRege in 58erradt)t tommen unb jtoar beffen § 24,
ber lautet:
„$anbelt ti Reh um lontraftlictje ober anbere
bribatreehtlic&e Sert)ältniR>, fo fyat in Streit;
fällen jebe ©taatSbetjörbe bor bem ©eridjte
Stecht ju net)men. Au&erbem fann toegen
Serle&ungbon^ribatrechten burch Serfügungen
ober SRaftregeln bon SBertoaltungdbehörben . . .
gegen bie betreffenbe2krtoallungabehörbe Silage
bor ben ©crichten nach 3Jtafjgabe ber folgenben
SBeftimmungen erhoben toerben."
2)iefe SBorfcr)rift ift laut bem Aufbruche ber
SRotibe jur Ausführung bei § 89 ber SJerfaffung,
beffen Inhalt Re toortgetreu toieberholt, erlaffen
toorben. ®S ift bei berfelben alfo nur an bie
©taatSbeljörben gebadjt, toie benn aud)
im erften Abfafe auSbrücftich bon ben ©taat&
behörben unb nur bon biefen gerebet toirb.
SJlan f)at Reh babei aber augenfeheinlich
bei UnterfchtebeS jtoifchen ihnen unb
ben ©emeinbebetjörben nicht erinnert;
benn jtoeifelljaft fann ei nicht bie SÄeinung
getoefen fein, bajj nur bie 23eijörben bei ©taateS
unb nicht auch bie ber ©emeinbe toegen fem traft*
lidjer unb anberer bribatrechtlicher Serbältniffe
bor ben ©erichten Siecht nehmen fotten.
Auch an einer anberen ©teile beS ©efefeeS
ift $toifer)en ©taatSs unb ©emeinbebehörben nicht
flar unterfchieben. 2)er § 16 beftimmt, bajj bie
SBertoaltungSbeljörben (toobei naaj ber fonftigen
Terminologie beS ©efe$e£ an bie SJehörben ber
©taatSbertoaltung gebadet fein mu&) ihre früheren
SJefugniffe behatten unb nach Anleitung ber
folgenben SJeftimmungen berfahren f ollen. $$n§ 17
ift berorbnet, bafj bie SBebörben bie ©teuern
einjujiefjen, beren #öfje feftjufteüen unb bie
SoHftrecfung ju berfügen haben. Saut § 18 foU
bie aSoUftreefung ber bon ben ©emeinben feft*
gefteüten Seiftungen burch bie ftaatlichen&chörben
erfolgen, bajj aber bie Organe ber ©emeinbe bie
Soüftrecfung berfügen fönnen, ift anbertoeitig (in
ber Sanbgemeinbeorbnung ober in ben Orts*
ftatuten) nicht feftgefefet. @8 muft alfo biefe
JBeftimmung in bem borangegangenen § 17 Abf. 1
gefunben toerben, obtooljl biefer nach bem S53ort=
laute Raj eigentlich nur auf bie ©taaWbet)örben
bejietjt.
(Snblich h]at ber ©efe^^eber ei für nötig
erachtet, im § 32 ju erflären, bag unter ^oli$ei=
behörben in biefem ©efe&e nur bie ftaatlichen
Organe ber $olijeibertoaltung ju berfteb>n feien,
nicht aber bie Organe ber ©emeinbe:
bolijei, toaä barauf hintoeift, bajj man im
allgemeinen in biefem ©efefte mit bem Au*bruef
$3et)örbe unb SSertoaltungdbehörbe fotoohl bie
58 e h ö r b e ber ©emeinbe toie bie bei
©taate« t)at bezeichnen toollen, obtool)l
aue ber ©hftematif ber SJerfaffung unb bem
Digitized by Google
Verhältniffe, m bcm ba« (Wefe^ $u bereit § 89
fteht, baS ©egenteil ju fdt)lie&en fein toürbe.
©priest bemnad) ber gefamte 3nfammenhang
beS VcrljältniSgefefeeS fd>on feljr ftarf bofür, bafj
unter ben SluSbrücten Vehörben, Vertoaltung*:
beerben unb felbft ©taatSbehörben überhaupt
unb fo aud) in § 24 bie ©emeinbebeljörben mit*
begriffen finb, fo fommt htn&u, bog bie gegen*
teilige Auslegung ju unleiblirfjen ftonfequenjen
führen toürbe.
©egen Verfügungen ber ©emeinbebehörbe
fteht in ben meiften gälten bie Vefdjtoerbe an
ben Sanbtterrn offen, ber eine ©taatSbeljörbe ift.
©egen feine ©ntfcfjeibung toirb burch, § 24 ganj
itoeifeCoS ber StedjtStoeg eröffnet. SBäre eS
richtig, ba& biefe ©efe^edborfct)rtft ntctjt auch, bie
©emeinbebehörbe beträfe, fo toürbe alfo jtoar
nicöt bie ©ntfdjetbung ber untergeorbneten, toobl
ober bie ber übergeorbneten Vehörben im 9te<f)tS:
toege anfechtbar fein, toasficfjerlich nicht getoDHt ift.
©cbliejjlidj ift aud) bie bei ©rlajj be« ©efefeeS,
toie noch jefet allgemein tyxxfäenbt Stech t£-
überjeugung bei Auslegung beS ©efefeeS ju
bcrüdfidjtigen. 3)iefe ift Dom 9t. ©. Vb. 11
pag. 70 nad) eingetjenber ©rörterung ber 9ted)t&
enttoidelung in ben SBorten jufammengefafet :
,,#temad) ift in 3)eutfd)lanb fdjon in bem
3>abr&el)nt bor ©rünbung bei Steutfdjen
StciecjeS . . . baS . . . Vetou&tfein toadtj getoorben,
bafj im 3fatle ungerechtfertigter Sbgabeerhebung
ber baburd» in fetner inbibtbueüen SRedjtSfpljäre
gegenüber bem ©efefee Verlebte grunbfäfelidj
berechtigt erfdjeint, fein ölecr)t bor ben ©ertöten
51t fuc^en; bafj ber 8luSfdblu& beS 9tect)tS=
toege« in einem folgen gaüe pofitib anormale
©afeung fei."
SDiefeS 9ted)tsbctoufjtfcin, baS aud) bei ben
gefefegebenben gaftoren beS hamburgifchen©taateS
obgetoaltet tjot, fdjliefjt eS aus, baß eS bie Slbfidjt
getoefen toäre, gegen SRafjregeln ber ©emeinbe»
befiörben, bie in bie inbibibuelle 9ted)tsfp&äre
üon Vribatperfonen eingreifen, ben 9tedjtStoeg
ä»t berfagen unb bieS in Verbinbung mit ben
borher bargelegten, ben ^ufammenbang unb bie
SluSbrudStoeiic beS ©efefeeö betreffenben ©rünben
nötigt ju bem ©djluffe, bajj bie ©ibtiriage, fo
toie fic in § 24 beS VerhSltniSgcfefeeS geregelt
ift, cbcnfotooljl ben ©emeiitben toie ben ©taats=
befjörben gegenüber bat ^ugelaffen toerben follcn.
187
No. 116.
@S fragt ft<^ ba^er, ob ein fcatbeftanb behauptet
ift, für toeldjen ber «bf. 2 beS § 24 bie ©ibilHage
geftattet. 2)urdj biefe ©efefeeSborfdjrift toirb bie
©ibilflage in öffentlich rechtlichen Verhältniffen
nicht fdjledjtljin erlaubt, fonbern nur toegen
Verlefeung bon Vriba treckten burrfj Verfügungen
ober SDla®cln bon VertoaltungSbebörben. ©S
muf» alfo in jebem tfcüe eine Verfügung ober
SRafiregel ber Vehörben borliegen, burdt) toeldje
ber Äläger in feinem SRedjte beriefet ju fein
behauptet. $n bem hier ftreitigen gaHc fönnte
als folcrje Verfügung nur enttoeber ber im Raffte
1905 geftfjefjene Stnfafe beS Klägers jur
©emeinbefteuer ober aber ber »efdjeib,
burch ben bie 9tüd£ahtung beS ftreitigen
VetrageS abgelehnt ift, angefe^en toerben.
3)er ©teueranfafe toar aber eine fchriftliche Ver*
fügung ber Vehörbe, gegen toelche gemäfe § 26
bie ©rheoun8 Älage bor Sblauf einer grift
bon acht SBodjen feit 3uf^Qung ber Verfügung
ober feit ©rlebigung beS SteflamationSberfahrenS
erfolgen müfete. Sicfe grift ift föngft berffrichen
unb eS fann auch ni<$t eingetoenbet toerben, bofj
bie Verfügung erft mit ber bcrgleidhStoeifen
Aufhebung beS jtaufgefchüfts ju einer rechts»
toibrigen getoorben fei unb ber Sauf ber ftrift
erft mit biefem ©reignis begonnen habe; benn
eS h<wbelt fleh, toie oftmals erfannt, nicht um
eine Verjährung, fonbern um eine Vräflufib;
frift. Slufterbem ift bie Älage nach *>tm 31. SJlärj
1906, alfo länger als acht SBodjen nach &cm bom
10. Januar 1906 batierten Vergleiche erhoben.
®S berbleibt baher nur bie SHöglichfeit, bie
rechtSberlefeenbe Verfügung in bem Vefdjeibe ju
ftnben, burch ben bie ©emeinbe bie 9tücf jaljlung
ber ©teuer abgelehnt hat- 3)««* toürbe aber
unrichtig fein, benn biefer Vefdjeib toare felbft,
toenn ftlager fachlich im 3tedjle toäre, nicht ein
?lft, burch ben feine Stechte beriefet toürben,
fonbern bielmehr nur eine SBeigerung, bie bereits
borhanbenc 9ted)tSberlefeung aufzuheben. ©S
toürbe auch ööüig gegen ben ©inn beS § 24
berftofjen, toenn man berartige ablehnenbe Ve=
fcheibe als Verfügungen ober äßagregeln ber
Vehörben behanbeltc; benn bann toürbe in jebem
galle, in bcm ein Vribatmann fid) burch ben
©taat in feinem Stechte beriefet glaubt, er bie
#ulöffigfeit ber ©tbilflagc baburch h^rfteHen
fönnen, bafe er feine Slnfprüche ber Vehörbc
Digitized by Google
188
Mo. 11«— 117.
borträgt unb gegen bie able$nenbe Anttoort [
fffage ergebt, Damit toäre alfo bie im § 24 Abf. 2
gefefete IBefdjräntung ber ©ibtlflage gegen ben
(Staat toegen öffentlich red)tlidjer SBertjältniffe
gänglidj aus ber 28elt gerafft, toaS $toeifeDo£
nidjt getoottt ift. ©benfo ift audj bereit« im
^aljre 1889 bon biefem ©erid)te in ©adjen bec
§anfeatifdjen ©eeberfictjerungS:©efellfctjaft gegen
bie Deputation für inbhcefte ©teuern (#anf.
©et.*Stg. »bl. 1889 9cr. 85) erfannt toorben, in
toeldjem gfalle bie fbätere 9Küdf orberung freümöig
gejafjlter ©tembelberräge abgelehnt tourbe, toeil
eS an einet Serfügung ober SRa®el ber ©e*
Ijörbe fehlte, bie auf Sejahtung bet ftreitigen
SBeträge gerietet getoefen toäre.
Demnadj mufjj alfo bie t)ier borliegenbe
Älage toegen Unjuläffigfett beS 9cedjtStoegeS
$urürfgetoiefen toerben, weil eS an einer im SBege
ber Älage anfechtbaren Serfügung ber beflagten
©emeinbebehdrbe fehlt.
hinzugefügt toerben fott nod), baf», toenn
bie Silage an ftd) juläfftg toäre, baS ©ertdjt bie
borgängige Stefdjreitung beS 9teflamationStoegeS
nidjt für erforberlidj galten toürbe, toeil biefer
im ©urfjabener DrtSftatut § 21 nid)t allgemein
in ©teuerfachen, fonbem nur ^inficrjtlictj beS
erften ©teueranfa&eS, ber auf ben ©teuerjetteln
fdjriftlid) mitgeteilt ift, borgefdjrieben ift.
117. Seftiramung einer eingetragenen Qleiioffenftrjaft,
bo§ ein SKitglieb wegen Sdjäbigung ber gcaieinfamcn
^nitreRen burdj Scfi^luf be« «■fWinrl «ab »irfi.nbe«
«negrfd)t»ffen »erben f&unc, n» »gegen ikn Sernfung an
bie («(ncrulocrfamniliiiig jnftcljc. — Oft bagegea ber
^Kcd)ti?nieg .^uläf jtg unb bat bd9 Sendet nur bie Normalien
aber nnu) bie &rage nadigitprufen, »b bat 9crb>liea bef
?lBi?flcf(t)lüücncn bie «en»ffe»fdj«ft farbigen fgnnte? —
Ob bie taifäajüdje 6<b,ibignng au«reid)eabtn „Ualnfj" jnr
«uöfd,tie9«i.fl gab, f)ol bt# Okria)! md)t nadunpräfen.
2t). Sßiclfjarbt in Hamburg
gegen
ben „9}eamtens2Bot)nungSberein
Hamburg", ®. ©. m. b.
Satbeftanb:
Die beilagte ©enoffenfdjaft bejtoerft (Erbauung
bon Käufern unb miettoeife Uebrrlaffung bon
SBolmungen an it)re Sötitglieber. Der ju biefen
gctjörcnbe Älager ift buret) »cfdjlu& beS 58or-
franbe« unb AuffidjtirateS bom 14. Sunt 1906
toegen ©djäbigung ber Stttewff*« ber ©enoffens
fdjaft auSgefdjloffen unb feine ^Berufung an bie
©eneralberfammlung ift am 21. Suni 1906
bertoorfen toorben. ©r flogt auf UngültigtcitS:
erflärung biefe* SBefchluffeS unb ift beim %. ®.
3rerten=(S. St am 6. ©ebt. 1906 burdjgebrungen.
Da« D. S. ®. II bermarf am 28. gebruar 1907
bie Berufung ber «erlagten.
©rünb e:
I. Ob bie bon bem Stläger als ftaruten* unb
gefefetoibrig angegriffenen AuSfdjliefjungSbefctjlüffe
bei SBorfranbe* unb be* «ufficb,t*rat*, fotoic
ber ©eneral Serfammlung beä Vereins unter
{Beobachtung ber buret) ©tatut unb ©efefe bot:
gefcljriebenen go^"»*« i« ©tanbe gelommen
ftnb, ^at baS ©ericfit nictjt nactjjubrüfen, ba ber
Kläger bon feinem 9lectjte ©ebrauet) gemacht ^at,
auf bie iKidjtbeobachtung ber jum ©ctju^e feiner
9tett)te geltenben gormborfctjriften ju berjidjten.
II. SBie in bem bon bem 91. ©. am 3. 2ttär$
1904 entfcf)iebenen 0aüe 9t. ©. 99b. 57 ©. 154
bad ©tatut ber bamals beflagten ©enoffenfdjaft,
fo lä&t auct) ba« ©tatut be* 93eamten=8Bo$nung&=
bereinS e. ©. m. b. ^. Hamburg feinem 9Bort=
laute nad) feb^r toob^l bie Auslegung ju, bafe
jtoar ber aufftdt)tSrat unb ber SJorftanb gemein*
fcr)aftlid} (in bem bon bem 91. ©. entfdtjiebenen
galle ber »ufpchtSrat aQein) iunäd)ft bie «uS-
ftr)Hegung eines ©cn offen ju erflören haben, ba|
aber, falls baS betreffenbe 3KitgUeb hiergegen
rechtjeitig ^Berufung an bie ©eneralberfammlung
einlegt, biefe ©rtlärung nur bann rechtlich tuirlfam
ift, tt»enn fte oon ber ©eneralberfammlung beftätigt
hjirb. fiebere toutbe bann nur baS jur cnb:
gültigen ©rilärung be* «usfchluffcS namens ber
©enoffenfdjaft berufene Organ berfclben fein unb
eS toöre fomit beut betreffenben Üftitgüebe nach
allgemeinen 9tedtjtSgrunbfifyen unbenommen, bie
9tect)tmä&igfeit biefeS »uSfchluffeS au beftreiten
unb biefen ©trett bor ben orbentlichen ©eridjten
jum Austrage ju bringen. Diefe Auslegung ift
aber hier, toic in bem bon bem 9t. ©. entfehiebenen
gaHe, aud) beStoegen bie gebotene, toeil eine
©tarutsbeftimmung mit ber Xragmeite, ba& bie
©eneralberfammlung unter AuSfdjluf} bei 9led)tS=
tocges über einen attJtfdjen ber ©enoffenfdjaft unb
einem auSgefdjloffenen SKitglicbe über bie 9ted)t=
Digitized by Google
möfeigfett beä SluSfc^Iuffe« rntftanbenen 9ted)t«« I
ftrett ju entfdjeiben b>be, gegen ba« ®cfefc
berftoften mürbe.
$ur bie 9Ud)tigleit feinet 99ebauptung: Der
9tid)ter b>be (ebiglid) ba« formgültige 3uftanbe=
fommcn be«Slu«fdi)lief}ung«befd)Iuffe« etnfd)liefjlid)
ber ^frage 511 prüfen, ob bie 2lu«fd)lic&ung au«
einem im ©tatut uorgefeljenen 8lu«fd)lte&ung«s
grunbe au«gefprod)en fei, eine fad)lid)e SRad)*
Prüfung ber Sriftigleit be« ben Slnlaft jum
8lu«fd)Iu& bilbenben ©runbe« ftelje bogegen bem
9ttd}ter nidjt ju, »eil eine foldje materielle
Sküfungöbefugnf« einen (Singriff in bie Autonomie
ber ©enoffenfdjaft barfteHen mürbe, b,at ber
95eflagte fid) auf ben Äommentar bon iariftu«
unb Ärüger jum ©enoffenfd)aft«gefefc, 5. Slufl.
©. 417/418 belogen. Die bon bem 93cf lagten
vertretene Sluffaffung rofrb bort unter 93ejug*
nabme auf bie 99cgrünbung ber Urteile be« S. @.
.§aHe bom 13. 9tobembcr 1002 unb be« D. 2. ©.
Dre«ben, 9ted)tfpred)ung ©. 498, be« Urteil« be«
SfL D. £. ©. 99b. 23 ©. 380 unb ber Urteile be«
9t. @. $urift. 9Bod)enfd)r. 1900 ©. 417 unb 8*. ©.
99b. 49 ©. 150 berteibigt.
Die beiben julefct genannten Urteile führen
au«: gür bie nad) ben 58orfd)rtften be« § 21
93. ©. 89. ju beurteilenben 93 er eine ljabc ber
©efe&geber ba« Siedet ber Su«fd)Keftung nidjt
geregelt, berfelbe Ijabe bielmefjr, toie bie §§ 32,
40 99. ©. 93. ergaben, nad) biefer 9ttd)tung bin
ein autonome« Stecht biefer 93ereine anerfonnt;
bem^ufolge fei anjune^men, baß bie fad)lid)e
9tad)prüfung eine« 3lu«frf)ließung«befd)Iuffe« ber
SKitglieberberfammlung burd) ben Stifter fitt)
al« ein unberechtigter Eingriff in bie autonome
93erfaffung ber Sßereine barfteHen mürbe. Db
biefe ©äfoe eintoanbfrei ftnb, ift ^tcr nic^t ju
erörtern. Denn mit 9tedijt weift ba« 9t. ©. in
bem Urteile 9t. ©. 99b. 57 ©. 154 barauf bjn,
baß eine ©leid)fteKung ber ben 93orfd)riftcn be«
93. ©. 93. unterteilten Vereine, bereu gtoeef nid)t
auf einen toirtfdijaftlid)cn ®efd)äft«berrieb gerietet
ift, mit ben burd) ein befonbere« ©efefr georbneten
©enoffenfdjaften, meldte bie görberung be« @t;
merbe« ober ber 9Birtfd)aft ifjier äRttglieber
mittel« gemeinfd)aftlid)en ©efd)äft«betrieb« be-
jtoeefen, gerabe in bem tjier maßgebenben 33unfte
nidjt ftattf»aft ift. Die beiben bon Sßarifiu« unb
trüget ermähnten Urteile ber fäd)fifd)en ©eridjte
189
Neil».
I berufen fld) ferner auf ba« Urteil be« 9t. C £>. ©■
99b. 23 ©. 380. Slber aud) bie« ju Unrecht.
Die« Urteil bom 16. Hpril 1878 äußert jid) über
bie ftrage: SBerfrfjließt ber § 38 Sbf. 3 be«
©enoffenfd)aft«gefefce« bom 4. «Juli 1868 bem
3lu«gefd)(0ffenen ben 9ted)t«taeg über bie 9ted)t*
mäßtgfeit be« «uSfdjluffe«? mie folgt :
3ft fotnit ba« $u«fd)tießung«red)t ber ©enoffen*
fd)aft, bem 9BiCen be« ©efefee« gemäß, ein
befd)ränfte«, fo ergibt Rd) al« felbftberftänblid),
bog in gäHen, wo ©treit enthebt, ob bie
©enoffenfdjaft bie ©renjen, meldje i^rem
?lu«fd)ließung«red)te gebogen Rnb, eingeölten
habe, biefe grage ntdjt burd) beren eigene
99efd)lüffe erlebigt toerben lann, bielmeljr bom
9tid)ter ju entfdjeiben ift. Diefem muß e«
in«befonbere aud) jufteben, ju prüfen, n>eld)e«
ber ©inn ber bejüßltdjcn ftatutarifd}en 93e=
ftimmungen fei unb ob ein burd) biefelben
feftgefefcter Slu«fd)ließung«grunb tatfäd)lid)
borliege.
9Benn ba« Urteil fortfährt:
ginbet ber 9tid)ter jufolge biefer Sßrüfung,
baß bie befonbereu 93orau«fe$ungen borliegen,
unter benen nad) ©efe$ unb ©tatut bie Slu«»
fd)lie6ung gegeben ift, fo fte^t iljm eine 9tad)s
Prüfung, ob bie ?lu«fd)lie&ung mit ober o^ne
genügenben 9lnla& au«gefprod)en morben,
nid)t ju,
fo gebt au« bem bann folgenben Balje.
Rnbet er (ber föidjter) aber, bafi jene SBorauS*
fr^ungen nid)t borliegen, fo erfd)emt bie 8lu«s
fdjlieftung al« unberechtigt unb ift berfelben
redjtlidje SBirfung ju berfagen,
llar berbor, ba& nad) ber auffaffung be« 9teid)S*
0. ©. bem 9tid)tcr eine 9tad)prüfung nur
nad) ber 9tid)tung entjogen ift, ob beim 93or=
liegen eine« Xatbeftanbc«, auf ©runb beffen ber
©enoffe nad) ©tatut unb ©efe| au«gefd)loffen
merben tann, nad) ben 99cfonberbeiten be«^aüe«
aud) ein genügenber 91 n laß jum SHu«fdjluffe
gegeben ift. Diefe ?lu«lcgung trifft aud) bei ber
neuen Raffung be« ©efe^e« ju.
Da« ©erid)t b,at bemnad) 51t entfd)eiben, ob
in bem borliegenben gaöe ber Satbeftanb be«
§ 7 e be« ©tatut« borliegt, alfo ob bie ©efamt*
beit be«jenigen, ma« bem Kläger borgetoorfen
wirb, fotoeit bie« jugeftanben ober bod) unter
93eh>ei« gefteüt ift, feiner Slrt nad) geeignet ift,
Digitized by Google
190
No. 117— IIS.
bic J3«tereffett ber ©enoffenfdjaft ju fdjäbfgen.
3>iefe graflc ift ju berneinen.
(3m ©eiteren Werben bic einzelnen bem
Äläger gemannten SBortoürfc: öffentliche 2Jti&=
Ifanblung fetner grau unb be« jrnnben eines
SRadjbarn, geljäffige ©ingabe an ben 58orftanb,
ungebütjrlidje« SBencffmen gegen biefen unb
Steigerung, einen unbebeutenben Seil feiner
9Riet«tootmung Ijeraugcbcn, cingetjenb erörtert.
$a« ©erid)t fommt pm Dtefultat, bafj biefe
SSottoürfe übertrieben unb geeignet feien, eine
©djäbigung ber ©enoffenfdjaft feftauftellen.)
IIS. ffintragnngen in« OJülemditprcRifter mäffen
»ifbtrfjiill werken, vena ber SKaan feinen 89otynfit ker»
legt, ». <8. 8. § 1569. Wefdic« <£itemd|t gilt nun
gegenüber @länbigcrn, bic ii>re ftarberung nadj Serltflima
»es SBe|»fi<K8 «der »er irr Eintragung ins Siegifler
biefetf neuen Srjirf* erwarben: kae gcfebjidie Ujfitcrrcd|t
be« 8. ©. V. (»gl. Ärt. «3 be* t>reu|ifd|cn «nSfuirnna*.
(Sefeke*) »ber ba« vor Verlegung be« Sä3e|aji$e« am
früticrtn SßJotjitorte geUtnbc fltfthlid)e @nterrrd)t, alf» in
.finmburg bic aflacuieiar (9nlergemeinfd|aft? — SEBeii«
lekjere mangels Eintragung eine« abweidicnben OJfitetftnnke«
gilt, nn§ kann bei g&irffamwerbcn be« felrfjen »filerftank
regelnken Vertrages kurd) nad)traglid|e dintragnng eine
nene MnSeinaukerfefciiHg ker Regatten erfalgen? —
$>nftunß bco 2*orbetatt0gnte« ber $ran fBr 6d)nlkrn tyre«
CftemauneS. - *lid)t SIBe#, wo« bie gfron ifcrcrfcit« kurd)
Sauf erwirbt, wirb garketaltSgut. — Sailen ki* jur
•Sucitiuütiitrff (juttfl ker OMiterßcmeiiif ct»nf t Samrfliit^fltgcn-
flanke ffr Sa)nlbcn ke« Wanne« kaften, fo mag and) bie
grau jnr $ulknng ker 3wang6»slftreifuug in ka« Samt*
gnt »ernrteilt (ein.
# c l e n e fRienau, geb. D l b c n b u r g
in Hamburg
gegen
3). 9Rei)n in ©lm«I)orn.
X o t b e f t a n b :
$)ic Klägerin lebte mit il)rem SJtannc bis
1900 in bamburgifdjer ©ütergcmeinfdjaft. 1901
liefen bic ©atten ©ütertrennung eintragen, ©ie
jogen Slnfang 190(5 nadj ©ImSfjorn unb trugen
am 19. SJiai 1906 ben ©ütertrcnnung&bertrag
aud) bort ein. £ier würbe im Slbril 1901 5er
(Seemann Ottenau bem SBeflagtcn etwa« fdjulbtg,
WeStjalb biefer am 2. Dftobcr 1906 ein 58itlarb
unb ein ©djreibtifd) pfanben Iiejj. $ie Klägerin
Ilagte auf Verausgabe, Weil fic bie Sachen
Dftober 1901 mit il)rem ©clbc getauft I^abe.
5>a« ». ®. unb ba* S. ©. n (Teuere* am
24. Slbril 1907) Ijaben ber Älage entfbrod)en.
© r ü n b e :
Safe 5Beflagter bon bem ©iitcrtrenmnig«?
beitrage bor bem 12. 9Wai 1906 Stenntni« er=
(jalten b,at, ober bafj er bon ber Eintragung
beffelben in ba« ©üterred)t«regifter Hamburg
erfahren tyat, t)at Klägerin nic^t beraubtet. 9JIU
ber Verlegung be« ©ob.npte« be* STOahne«
3tienau im Sa^re 1906 nadf) ®Im8B,orn berlor
bie (Eintragung in ba« Hamburger SRegifter bon
felbft ibje SBirtfamfeit (§ 1559 58. ©. 95. unb
^land baju Slnm. 1).
®a nun bie SJorberung be« SBeflagten gegen
ben (Seemann Micnau entftanben ift erft nadj
ber Verlegung be« 2Bot)norte« be« ©bemanne«
nad) (Slmäljorn, unbeftrittener SBeife aber bor
(Eintragung be« ©ütertrennung«bertrngc« (§ 1436
58. ©. 58.) in ba« ©ütcrredjtSregiftcr be« 9Imt«=
geriet« ju (SlmSfjorn unb ba bon ber Klägerin
gar nid)t beraubtet ift, bafe ber ©ütertrennung«-
bertrag au« bem 3af)rc 1901 bem 5BcfIagten bei
©ntftclmng feiner ^orberung betannt mar, fo ift
bie ftrage, ob unb toeldjen ©tnflufe bie Satfadje
be« jbjifdc)en ben (Seeleuten 9tienau befteb.enben
©ütertrennung«bertrage« auf bie 2Bir!ungen ber
jmifdjen bem 58ef(agten unb bem (Seemann
9lienau borgenommenen 5Hcrf)t«gefd}äfte (5E3aren=
berfäufe), au« benen bie bjer fraglid)c ^orberung,
auf ©runb beren gebfänbet ift, ftammt, f>at, bat)in
Du beanttoorten, gemäfe §§ 1436, 1435 58. ©. 58.,
bafj e« bejüglid) ber 5I8trhingen biefer 9ledjt«=
gefdjäfte fo an$ufctjen ift, al« erjftierc ber ©üter=
trcnnung«bertrag nid)t, fonbern bic (Seeleute
Sticnau Ratten in Elmshorn nadj bem ©ütcrrcdjt
ib.re« erften 3)omijil« gelebt, b. b,. in allgemeiner
©utcrgemeinfdjaft.*)
•) «ticie «u«füf|ruu(( ift iiidjt beben fctifret. Sie ftrnac,
wie ber ©üterftanb einer alten Clje wä^reub bei 2Bob,nri|e*
ber eijeflotten in ^reufeen beurteilen ift, lann nur nad)
prctt&tfd>em JRed>t beantwortet werben. 9kd| Sirtitel «8
preufe. fluif. «Äef. finbet, wenn ber ©obnfib nod) bem
3nfraf«reten bc* ». ©. ». nad) $ rru&en Berlegt wirb,
§ 1435 V. (8. 9). entfpredjcnbe «nweiibuug ; ein »or bem
acjebltdjen ©üterredjt be« abweidjenber »ntexftanb
ttefjt einem »crtrafl«inä6iflen flleid). Sanadj bürfte aber bie
Rolfle ber 9Jid)teintroflimfl nur bie fein. ba§ bem Dritten
fltgennber im Wnljmen be« § 1436 ». &. ». ber jjefe^lidje
«uterftanb be« ». ®. ». gilt, ntdjt aber fönnte ber ©üter-
ftanb be« erften etjelid)en, aufeerpreu&ifdjen SSotinfitf* 4"
©raube aelegt werben. 3>. 6.
Digitized by Go
Stenn nad) § 1435 finb in biefem %aüe I
©intoenbungen gegen bie Äaufgefd)äfte, toeldje
au« ber Satfache hergenommen toerben, baß bie
(Seeleute Gienau fchon 1901 bie allgemeine ©üter*
gemeinfcljaf t au«gefchloffen Ratten (§ 1436 58. ©. 93.),
au«gefchloffen, ba« fann aber nur feigen, bie
SBirfungen f olctjcr tRec^tdgef c^afte finb ju beurteilen
bei ftugrunbelegung ber Satfache, baß bie att=
genieine ©ütergemeinfchaft nicht au«gefct)l0ffen
ift, fonbern nach toie bor befteht. ©efjt man aber
bon biefem ©tanbbunfte au«, ben auct) 5ßlamf in
feinem Kommentar (3. Slufl.) ju § 1344 in Sin*
tnerfung 3 Slbf. 3 ©. 79 einnimmt, fo gehört e«
nach § 1459 58. ©. 58. ju ben SBirtungen be«
SRechtägefchäfte«, baß ba« ©efamtgut für biefe
#orberungen haftet, bagegen nicht ba« 83or«
icljalt«gut ber ©hefrau (»gl. 5Blancf, § 1435
«Rote 4 sub d (3. Slufl. ©. 235]). SJorbeljalttgut
bei ber allgemeinen ©ütergemeinfchaft ift nun
gemäß § 1440 58. @. 58. nur baäjenige, loa« burdj
©Übertrag für 58orbehalt«gut eine« ©Regatten
erflärt ift ober (gemäß § 1369 58. ©. 58.) einem
ber ©hegatten burdb, ©rtoerb bon $obe«toegen
ober burd) unentgeltliche Suioenbung unter fiebern
ben burdb, einen dritten $ufäüt, toenn ber ©rb*
laffer burd) lefcttoillige Verfügung ober ber dritte
bei ber $utoenbung beftimmt hat, baß ber ©rtoerb
5Borbehalt«gut fein foß, enblidj toa« gemäß be«
©urrogatton«brinatbe« be« § 1370 58. ©. 58. an
bie ©teile bon 5Borbefjalt«gut getreten ift, ba =
gegen ift nicht fäjlechthin alle«, toa« bie
3rrauburd)&auf ertotrbt, i § r 5Bor =
behatt«gut, bielmehr fällt f oldt)er ©rtoerb,
fofern er in 2lu«übung ber ©dpffelgeroalt ber
grau gefdtjehen ift ober bom Spanne genehmigt
ift, regelmäßig in ba« ©efamtgut. Sluf ben
©rtoerb ber Ijier fraglichen ©achen finben bie
angeführten 5Beftimmungen über ba« 5Borbefjalt«*
gut Stntoenbung. 3)enft man fid) ben ©üter*
trennungSbertrag toeg, fo befteht neben ber alt*
gemeinen ©ütergemeinfchaft lein befonberer bem
§ 1434 formett entfbredjenber ©Übertrag, toonad)
gerabe bie hier fraglichen ©tüde ju 58orbeljalt«gut
erflört werben, ©onad) fallen bie gebfänbeten
©achen für bie Reit bei 3al)re8 1906 bor bem
12. iütai 1906 begrifflich unb im »erbältni« ber
©bleute Stienau jum 58et(agten unter ba« I
©efamtgut unb hafteten bt&fyalb bem 58ellagten
für bie ©rfüüuug feiner gorberung au« ben I
191
No. 11».
Äaufbertragen be« Spanne«, 3ft bie« aber ber
gaH, fo fann biefe Haftung unb bamit ba« toob>
ertoorbene Stecht be« 5Beflagten nicht baburch
eingefchretnft toerben, baß bie ©heleute ben ©flter=
trennung«bertrag nachtraglich, am 12. ÜÄai
1906, in ©lm«horn eintragen ließen, ©ibt
man btefer ©intragung bie 5B5irfung, baß bamit
— im Verhältnis jum 58eflagten — bie allgemeine
©ütergeineinfchnft ber ©heleute 9tienau ihr ©nbe
erreichte, eine SBirlung, bie nach ber 9tücfberlegung
be« SBohnorte« nach Hamburg anbauerte, toeil
bamit gemäß § 1559 58. ©. 58. bie SBirfung ber
©intragung in ba« Hamburger ©üterrecht«regifter
toieber auflebte, fo fiel bamit bod) noch nicht bon
felbft ba« ©cfamtgut au«einanber unb bie Haftung
be« ©efamtgute« ^örte nicht auf.*) Slber fo
lange bie nach § 1471 58. ©. 58. nach ffleenbigung
ber ©ütergemeinfehaft in Slnfehung be« ©efamt;
gute« borgefchriebene Slu«einanberfe$ung
n i er) t ftattgefunben t) a t , ift bie 3toang«*
boüftredung in ba« ©efamtgut nur jjuläffig,
toenn beibe ©hegatten ju ber Seiftung ober ber
eine ©hegatte $u ber geiftung unb ber anbere
jur $>ulbung ber 3toang«bolIftredung berurteilt
finb (§ 743 ©. 5fS. D.). £ier hat JBellagter nur
einen Stoang«boßfrrecfung«ritel gegen ben ©he*
mann, nicht gegen bie ©hefrau. ©ine Slu«cinanber;
fefeung ber ©heleute ^Rienau hat aber nach bem
12. 3Rai 1906 nicht ftattgefunben, ba bie« ja
nicht ba« Saturn ber toirflichen ©ütertrennung,
fonbern nur ber ©intragung berfelben in ©lm«=
hom ift. ^ebenfalls hat 58eflagter nicht behauptet,
baß folche ?(u«einanberfe$ung ftattgefunben hat.
©eht man aber einmal babon au«, baß in ber
Sat nach bem 12. SRai 1906 eine Slu«einanber»
fe^ung ftattgehabt hat, fo toürbe bie borgenommene
5JJfänbung nur bann ju Äecht beftehen, toenn
bie h«« fraglichen ©achen bei ber SluSeinanber*
fefeung bem SJianne jugefaEen toären. S)ie grau
toürbe, toenn ihr bie ©achen bei ber 3tu«einanber:
fefcung jugefallen toären, gemäß § 1480 58. ©. 58.
jtoar ebenfall« berfönlich haften, aber eben be«halb
toürbe bie 5Bfänbung nur auf einen 5ßoüftrecfung«=
*) 'Hai) biefrr UuSfü^rung müftte alfo, toenn rotten
Wtiittcintraguns bti öüterrö^t^PcrtTafle^ im nruen ffioiinfi^
dritten fleflenübfr <Bfitcrgemein(^aft gilt, bti fp&tercm
^ittfamnerben bti SBertraged eine erneute ÄiiJeinonbtr-
fe^unfl erfolgen. au<b wenn Sie Sfyegatten f!(J» untereinander
jrficu bei i^rriAiung ttt Verrraged anleinanbergefeftt Ratten.
5)afuc ift aber untere« (Sradjtejtf tein Kaum, g 8 «üter-
itanb*flefct bietet bafür oud> teintn «nb.alt. tt.
Digitized by Google
192
Ko. 118-119.
titel gegen fie, nicht aber auf einen folcfjen gegen
ibren (Seemann borgenommen werben fBnnen.*)
3)afe aber eine 8lu«einanberfe{jung ftattgefunben
bat, bat 93etlagter nidjt nur nicht behauptet,
fonbem bestritten, wäbrenb SHägerin behauptet
bat, e£ fei ba« ©efamtgut bereit« verteilt, bevor
fie im Dttobtv 1901 bie ©adhen erworben b^abe.
Sarauf tommt e« aber überaQ nidbt an.
hiernach War bie $fänbung ber fraglichen
©aebm unjulaffig.
119. 3ß unter „Vutrknung einer {{KanRourrftcigcrung"
(tat Sinne vnn $».-8er|i.-QJef. § 95) nur ker eigtntliifje
$erflcifimiMggt>cfd|lNi! ju »erbeten, ober anftj ker 8efn)(nf,
bie Verweigerung mehrerer Vmabftiirfe wegen 9»rberu«gcn
ftrfielbrn öläiibigtrö gn »erklnkcn?
©arafj £arriet 33lobm, ©utäbefi&erin
in ©todeUborf bei Sübeef
gegen
ben (Erbrachter Räuden«
in Cashagen.
Sa« O. S. ©. III 6,0b am 20. «toril 1907
auf weitere JBefdjWerbe ber ©Iäubigerin ben
«ef^luf} be« S. ©. Sübcd vom 18. SRärj 1907,
burch ben bie S3efchwerbe ber ©Iäubigerin als
unftuläfftg toerWorfen War, auf unb toied bie
©adje an bie Sßorinftanj jurücf.
©rünbe:
Sern 8. ©. ift jioar barin beipflichten, bafj
e« für bie £$rage ber ^ulcifftgteit ber 33efchwerbe
gemäfj § 95 be« 3roonflötoerftcigerung«gefe&e«
feinen Wefentlichen Unterfchieb begrfiuben fann,
ob ba« SBoüfrredungggericbt in einem e r ft e n
93efchluffe bie 3toanßätoerfteigerung mehrerer
©runbftüde unb fobann in einem 5 tu e i t e n
33efchluffe bie Serbtnbung ber SBerfteigerungen 3U
einem SBerfabren gemafe § 18 be« 3w.=33erft.=©ef.
au«ftoricht ober ob (wie c« hier feilend be*
©rofjber&oglicbm 5flmt«gerichtä in Schwartau
gefdb,et)en ift) in einem unb bcmfclbcn
33efd)luffe bie 33erftcigemng ber mehreren
©runbftüde unb bie Sjerbinbung ju einem 'Hiev-
fahren angeorbnet Wirb. Sa« finb in ber $at
*) rlnfifteinenfc abioetdpnb ttibiltaitim« IV, »tibi. 1905
9fr. 7 (oorlefter Hb\. 6. Ii). t>- <S.
jufäQtge unb äufjere llmftäube, toon benen bie
3uläffigfeit ber »cfcbWerbc über bie »erbinbung
ju einem Verfahren gemäß § 18 3w-:3fcrft.;©ef.
nicht abhängig gemacht werben fann.
Sagegen fann bem 8. ©. barin nicht beU
geftimmt werben, bafj ci unter „Stnorbnung ber
SBerfteigerung" im ©ittne Von §953w.s83erft.=©ef.
j Icbiglidt) ben 93erfteigerung«befd}lufe
toerftanben unb ben 93 e f cb l u über bie
SBerbinbung ber 93erfteigerung
mehrerer ©runbftüde toon ber „8norb=
nung ber S3erfteigerung" grunbfäfelicb au«*
gefchloffeu haben will. 9Eöenn btefe Stecht«?
meinung be« S. ©. richtig wäre, fo märe bie
fof ortige 93efcb werbe, bie fieb nicht gegen bic
33erfteigerung überhaupt, fonbem nur gegen
bie befchloffene Serbinbung rietet, nach
§ 95 3». ' 93oüft. s ©ef. aüerbing« unjulöffig
gewefen. Sie Stellung be« § 18 3w.:33erft.s©ef.
im ©efefce (^Wetter litel, I: Stnorbnung ber
SJerfteigernng) unb fein %n$alt müffen aber
barauf Ijtnfüljren, baß auch ber »efdjlufj über
bie SBerbfnbung ber 3wang6toerfteigerung mehrerer
©runbftüde nodb, jur „Slnorbnung ber 93er=
fteigerung" im ©innc bc* ©efe^e« ju redjnen ift.
Hu« ben aJlotiben ju § 95 3to.s93erft.;©ef. (togl.
Kommentar toon 3°erfel ju § 95) ergibt firfj
überbteS, ba& nur folrfjc ©ntfe^eibungen ber Än»
fedjtung bura^ eine befonbere 93efd)toerbe entzogen
fein foDten, welche bie ©djlufjentfrfjeibung über
ben 3uf^Ia0 unmittelbar toor bereiten, wie 3. 93.
bie ©ntfrfjeibung über bie gurütfioeifung ober
3ulaffung eine« abgegebenen ©eboteä ac. Su einer
folgen toorberettenben 33orcntf djeibung
fann ber 58efcb,lu& über bie 93erbinbung nio^t
gejault Werben (toergl. %aedel ju § 18 ©. 87,
SSBolff ju § 18 Slnm. 4 ©. 64, airmann ju § 18
Mnm. 2 ©. 52).
Sie fofortige S3efcf|Werbe ber ©Iäubigerin
über ben 93efd)(u& be« S(mt«geri(^td in ©djWartau
War ba^er nad> § 95 3w. SJerft. * ©ef. julafftg,
fo bafe ba« ü. ©. auf ben Snbalt ber 83efd)toerbe
b,fttte eingeben foüen.
Oll« 'JK < 1 » ■ c t I ««rloft. »j»b«r^, 4<rm<mii<U<i»< u, ««iFi(rtcdnc 1 6SA. ©«MniwotU. Kikaflcut Dr. C. «tau II, «j«»*tj.
t iu.1 fön 5 ü i a ii * 6 i » 1 1 « W i » e t . öamtur«.
Digitized by Google
NO. 23.
JL93
No. ltO.
tynfratifte ^ridjtöjritimg..
3Jei6faff.
€ttnlredjtlid)e falle.
XXVIII Stohrgomg. (40. Sa&rganfl bet ^anbcl«gerid)tt«Settuitg.)
frei! fir ben 3aftrgang: »** WMttt Mit HegJfter 20 A — $a«»tblatt afleln Mit ttegifler 16 Jfc
Beiblatt aBein mit IHcgifter 15 JC
3>riftes <f)uarldf. $ambntj, ben 15. Hngnft. 1907.
3nb^lt: (£. <£. $amefter unb 9t. 9i. $uttforfen in «Uten-
gamme gegen ben {Himburflifdjfn Staat, berttettn bnrd)
bie Öinanj-Teputation. — Sofjanne 8. geb. 6. in
Bremen gegen $einridj 9B. 3- in Seemen. — Dr. Sl.
Jpcijl in ftcmtnirg gegen ben »remif^en ©taut, beitreten
burtb, bie ©lenrr ■3>eoutation.
120. 3nteriM»»irt(d)aft in ^ambnrgtr üanb|tbiet.
— Oft btr 3nterim0n>irt Mangel« Ihm »ertrngUdier
Vefttmmingen bi8 gnr flätfgabe tu ben Snerben aU
Urtfltntimer ber ^»efftcOc anjnfetra? — tkbentang einer
(rintraanng bt* 3ntrrtmfn>irtb ol* (EigtntiMtr in bad
Örnabbad). — «Birb biirrt) brn Snfab „«I* 3ntertM«arirt"
anr bat MaterieBe 9icd|läticri)ältnio angebenret, aber
becintrid|tift biefer 3»f«1f forneDe Btbentnag ber
•intragnng? — GonfHrntibe SBirfnng ber (tintmgnag in
bamburqifdjc @ranbbüd|cr Dar 1900, fo bnf h»g (Eigentum
baburd) btgrnnbet würbe.
<g. <£. #amefter unb 9t. 9t. ^uttfarfen
in Slltengamme
gegen
ben §amburgtf djen Staat, toertreten burdj
bie §inan j:$eputation.
% a t b e f t a n b :
•
Slm 2. Januar 1880 Ijaben bie SBittoe bei
.§ufner£ $etnri$ $uttfarfen in »Itengamme, ifjr
Damaliger SSerlobter ©rnft ©arften #amefter unb
bie ftinber ber ©rfteren auf bem 8mtSgerid)t
SBergeborf einen „Ueberlaffungfe unb SlbfinbungS»
fontraft" gefdjloffen. $er Seftimmung im § 1
biefe« »ertrage* gemäß finb bann Dftern 1880
im Sanbbudje jtoci jum IRadjjlaffe bei $einri$
IJJuttfarfen gehörige, in SHtengamme belegene
*ufa:frd>< «tTi*«ttlt»ag. Beiblatt.
©runbftüde bem $amefter „al* 3ntectm*t»trt"
jugeförieben toorben. $ür biefe Umfdjreibung
fjat bie ginan$s$eputation einen gretfdjein erteilt.
§n bem fpäteren #üpotb>fenbucf}e tourbe unter
ber Siubrif ..series possessorum" ©mft $amefter
toieberum mit bem $ufa$e „alfc %ntet\mito\xt"
aufgeführt unb ber gleite SJermerf ftnbet ftdj
jefot in ber erften Abteilung bei ©runbbud)e&
toon Slltengamme unter ber SRubrif „(Eigentümer*.
9laa? SSblauf ber im § 1 beS Vertrages feftgefefcten
25 3a(jre fjat #amcfter gemäß ber Seftimmung
im § 7 bafelbft ben 99efty ber beiben ©runbftüde
auf ben einzigen 6 o fj n bei igeinxid)
«JJuttfarfen, JRubolf ffleinfjolb «Jjutrfarren, über*
tragen. $ur bic Umfa^reibung ber ©runbftücfe
tourbe bie (Erteilung eines $reifd)einS erbeten,
bie ^inan^^eputation lehnte bieS aber ab unb
erljob vielmehr üon jebem ber ätöger „für ben
Srmerb ber ©runbftüde" eine ^mmobilienabgabe
»on A ö65,60. Kläger b,aben bie Abgabe am
18. (September 1905 be$abjt unb am 30. @ep=
tember 1905 bagegen reflamiert; biefe Sefla*
mation ift aber Don ber ftinanj - Deputation
bur^ fBefc^Iufe oom 17. Oftober 1905 jurüd^
getoiefen toorben. 3Kit ber Älage »erlangten bie
Äläger bie SRürfja^Iung ber bejafjlten Slbgabe
uebft 4 pEt. 3infen Dom 3°^uinfl*tafle» inbem
geltenb gemalt tourbe, ^amefter fei nid)t ©gens
tümer ber ©runbftüde, fonbern nur SnterimS*
toirt gemefen unb bei Sßuttfarfen liege ein $aU
bei § 5 bei ©efefce« betr. bie ^mmobHienabgafae
Digitized by Google
194
No. 1*0.
bor, fo baß et bon ber ©ntrichtung ber Abgabe
befreit fei S)er Vertagte beantragte ftlagabweifung,
inbem er ausführen lieg, $amefier fei burch
bie (Eintragung im ©runbbudje Eigentümer,
minbeften« aber Sreuhänber ber ©runbftüde
geworben unb al« ioldjer abgabepflichtig.
3)a« S. ©. ©. Ä. IV entfprad) am 5. ^uli
1906 ber Älage. 3)a« O. S. ©. III bagegen
toieä Re am 11. S>ejember 1906 ab.
©rün be:
3)a« S. ©. geht gutreffenb babon au«, baß
bie gmmobilierabgabe nach § 1 8lb|". 1 be« ^ams
bitrgifdjen ©efege« Dom 1. SJcärj 1882 auf bie
©igentum«beränberung an ©runbftüden
gelegt warben ift, al« Weldje nadj 81 bf. 2 in Vetreff
ber abgabepflidjt nirf)t nur jcbe Umfdjreibung im
©runbbuche — in«befonbere auch bie bon bem
9tamen be« Sreuhänber« auf benjenigen feine«
Vollmachtgeber« — fonbern jeber 9t e d) t «
borgang gelten foü, burd» toeldjcn ba«
9t e $ t auf bie 3u1^ceibun9 cincö
©runbftüd« erworben wirb. ©« r)äft aber
ben SJtitfläger $amefter nicht für abgabepflichtig,
»eil er jur fttit ber Umfdjreibung bon feinem
9camen auf ben be« ÜDiittläger« Vuttfarten loeber
(Eigentümer noch auc^ nur Ireubänber ber
beiben ©runbftüde getoefen fei, mithin audj nidjt
al« beren „Veräujjerer" auf Sa¥^% °« Abgabe
habe in Slnfprudj genommen toerben bürfen.
©r fei bielmeljr nad> Inhalt be« Vertrage« bom
2. Januar 1880 nur „^nterimStoirt", al«
folcber aber nadj ben gefefolidjen Veftimmungen
über bie 3nterim«toirtfd)aft nicht (Eigentümer
unb ebenfowenig Sreubänber ber
SanbfteQen getoefen, tooran burd) bie (Eintragung
im ©runbbuche nicht« gcäubert werbe.
liefen Ausführungen tonnte in mehrfacher
4?inficht nidjt beigetreten toerben.
3[n tatfächlicher Ve^iehung ift borWeg ju
bemerten, baß bie llmfchreibung auf Vuttfarfcn
noch nid)t erfolgt, auch bt«hcr nicht beantragt
ift. 3)aburch toirb an ber rechtlichen ^Beurteilung
aber nidjt« geänbert. Stenn e« ^errfetjt ©in»
oerftänbni« barüber, baß #ameftcr bem Vuttfarfen
ber bon ihm in § 7 be« Verträge« übernommenen
Verpflichtung gemäß bie ©runbftüde auflaffen
toi II, toie er benn für bie Umfdjreibung auch
bereit« einen greifebein bei ber ginan£=$eputation
beantragt hat- %\t Abgabe muß aber in öden
fallen bor ber llmfchreibung be« ©runbftüd«
befahlt toerben (§ 21 be« ©efefreü). 3>en bie
Abgabcpflidjt nach § 1 Abf. 2 be« ©efefce« be*
grünbenben 9ted}t«borgang bilbet baher im bor;
liegenben ftaüe enttoeber bie nad) borgängiger
©rftärung auf bem ©runbbudjamt gemäß §§ 873,
925 V. @. 58. $u betoirfenbe llmfchreibung
im ©runbbudje ober ber bor bem Amtsgericht
Vergeborf beurtunbete obligatorifrfje Vertrag
auf llebertragung ber © r u n b ft ü d c
bon $amefter °n Vuttfarfen, § 7 ber Slnl. l,
burch toeldjen Seßterer ba« 9tcd)t auf bie $u-
fchreibung ber ©runbftüde erworben fyat.
beiben fällen War bie (Erhebung ber Abgabe
gerechtfertigt, Wenn bie beabfichtigte llmfchreibung
gültig erfolgen fann, ba« ^eifat Wenn $amefter
Gigeutümer ber ©runbftüde geworben ift;
fonft tann er ba« ©igentum an Vuttfarfen nicht
übertragen unb ift nicht „Veräußerer" im ©tnne
be« 3mmobtlienabgabe=©efeße«.
5)a« Vorliegen jener Vorau«feßung Wirb
aber bom Vorberridjter mit Unredjt bemeint,
ättaßgebenb finb, ba ber ©rWerb fidj unter bet
#errfdjaft be« alten Üiedjt« ooüjogen fyaben fott,
nidjt bie ©runbfäße be« V. ©. V., fonbern bie
Veftimmungen be« im^ahre 1880 in Slltengamine
gültigen Jtedjt«, alfo be« homburgi|d>en ©efe^e«
über ©runbeigeutum unb ^»bpothefen bom
4. ■Sejember 1868, Welche« im Slmte Vergeborf,
ju Welchem Slltengamme gehörte, feit 1.
1874 in Äraft war. 9tad) § 6 biefe« ©efefee«
würbe ba« ©igentum an ©runbftüden
burdj 3uirf)rc'bu" 0 i m ©runbbud)
erworben. S>er 5°rmat«ft ber 3uWrejeunfl
wirfte tonftitutib unb ber llmftanb, baß bie
3ufrf)reibung materiell $u llnretfjt erfolgt War,
hinbertc ben ©igeutumäübergang nicht, fonbern
gemattete nur eine Anfechtung gemäß § 3 be«
©efeße« (ju bgl. 5DlitteIftetn, ba« hawburgifd)e
©efeß über ©ruubetgcntum unb ^npotheten [1894]
6. 22 9cote 2).
#amefter ift banad), felbft wenn bie ©rben
be« früheren ©igentümer« ber ©teilen bie« nicht
beabfiefitigt haben foüten, burch Die Dftern 1880
erfolgte 3"fdjreibung int ©runbbuche formell
unb materiell ©igentümer berfelben ge=
worben. 5>aburdj baß bie 3ufchreibung mit bem
3ufa^e „al« ^nterimöwirt" ober „laut Äontraftc
Digitized by Google
bom 2. ^jonuox 1880" erfolgte, toutbe bie
SBirfung ber Eintragung nidjt befettigt. $ener
Sufafe enthielt einen $inWeiS auf bie burd)
ben SBertrag gefdjaffene materielle SfedjtStage,
welker offenfidjtlidj ju bem 3n>erfe erfolgte, um
baburdj jum ÄuSbrud $u bringen, bog ber
Erwerber ber ©teilen Den ißeräujjerern
gegenüber nadj Ablauf beS im Vertrage
feftgefefeten $eitraumS $ur Stüdübertragung
beS Eigentums an ben ©ob> beS früheren
Eigentümers obligatorifdj berbflidjtet War;
er bätte f etilen tonnen, b,inberte aber nidfjt, bafe
baS Eigentum auf $amefter überging.
8tebnlid)e, einen £inweis auf bai materielle
SRedjtSberbältniS enttjaltcnbe $ufäfee pnben ficr)
in älteren £t)botbetenbüdjern häufig, fo nament<
lieb, wenn ber eingetragene (Eigentümer eine*
©runbftüds ober Qnfjaber einer $ty>ottjef als
„^ibujiar" ober „Sreubänber" bejeidmet Würbe
(Su bgl. 3Rittelftein a. a. 0. ©. 86 »bf. 2).
$a& ber als „Sreufjönber" Eingetragene burd)
bie (Eintragung Eigentum an bem ©runbftüde
erwarb, ift niemals bezweifelt worben; bon bem
„al* ^nterimÄroiirt" Gingetragenen bat bai ©leiere
ju gelten.
£atte aber §ainefter nadj SDcafjgabe beS jur
3ett ber Eintragung geltenben 9tedjtS baS Eigen?
tum an ben &anbfteöen gültig erworben, fo blatte
aueb. baS neue SRedjt, weil es iljn bei feinem
^nfrafttreten bereits als Eigentümer borfanb,
ifjn als folgen anjuerfennen unb gelten ju laffen-
ES ift baber nictjt ju billigen, Wenn baS 2. @.
ben ©tnnbpunft bertritt, ba& baS ©runbbuebamt
gemäjj § 54 SHbf. 1 ©runbb. Drbn. oerbflid)tet
gewefen fei, bie Eintragung toon SlmtSWegen ju
löfeben; eS bmbelte ficr) feineSWegS um eine
Eintragung, weldje fiel) „narf» i^rem ^nfjalt als
unjuläfftg" erWiefen t)otte, fonbern um eine nadj
altem ftedjt juläffige, bon bem neuen Sftedjt als
gültig ju refbeftierenbe Eintragung.
»ei biefer 9ted»tS(age bebarf es nidjt eine«
EingebenS auf bie bom S. ©. erörterte ftrage,
ob nad) ben beutfdjredjtlidjen ©runbfäfeen über
bie ^nterimSWirtfdjaft bem ^nterimSWirt baS
Eigentum an ben bon ibm bewirtfdjafteten Sanb»
fteüen juftanb ober nidjt. &u bemerfen ift jebodj,
bafj biefe grage in erfter Sinie aus bem jWtfdjen
ben ^ntereffenten abgefdjloffenen 9S er trage
unb erft, foweit biefer über ben SBiHett ber
195
No. ISO— 1 AI.
Äontrabenten feinen »uffdjlufj gewährt, aus
bem ©efefc ju beantworten ift unb bafj es mit
föüdftdjt auf bie bie ,8ufd)reibung ber ©runbftüde
betreffenben SBeftimmungen in §§ 2 unb 7 beS
Vertrages minbeftenS zweifelhaft ift, ob ber
SJerrragSWiDe nidjt ba^ingegangen ift, ber
$nterimSWirt folle zeitlicher Eigentümer
ber ©teilen Werben; bie bom S. ©. richtig
gewürbigten $wede ber ^nterimSWirtfd)aft Wären
in biefem gaüe burd) bie Serbflidjtung beS SBirteS,
baS Eigentum nadj Ablauf ber 3Äaljaljre an ben
Mnerben ju übertragen, auSreid)enb gewahrt
worben.
3ft bie Slbgabe bem SJorftetjenben nad) bon
§amefter ju JRedjt erboben, fo mufjte feine 9rüd*
forberungSflaae abgeWiefen werben.
121. fiegtlnng be* 9erftfcTä mit einen Meinen Rinke
wät|rcnfe iti C^efd)ei>un8öj>to/iefft# ker (fiter*. — flnd)
ker [djulkige Stil Qat ein 9tr4|t ktrinf, feis itiiii
äcit 5« 3eit )■ \tbtu, tt fei frran, b«f htlaro)
«L»o^t tt» StiuM ttfi^rket »irbt. — Sagcgea rtid)t kie
eefArd)taag neuer etrettigttittii mttr ken Statten nidjt
•u«, biet Wtdjt unbeadjiet jm Ufien.
gobanne ®. geb. ©. in »remen
gegen
^einrieb 938. g. ^. in SBremen.
Xatbeftanb:
?>ie Parteien liegen im ©djeibungSbrogeg.
3)er Älägerin ift baS ©etrenntlebcn geftattet unb
bie ©orge für itjren zweijährigen ©ob^n übertragen
Worben. »eflagter berlangt zweimal wödjentlid)
baS Äinb je brei ©tunben bei pdb ju baben.
SkiS ä. ©. Bremen bat am 23. gebruar 1907
ben Slntrag beS »edagten abgelehnt, Weil bem
I ©erictjte aus bem Ebefd)eibungSftreite befannt
fei, bafe jWifd>en ben Parteien eine grofee Er»
bitterung ^errfdje unb ber Serrebr beS »etiagten
mit bem IHnbe eine ftanbige Quelle neuen
©treiteS abgeben Werbe. Sud) fei nid)t erftdjtlieb,
Wie ber bon feinem ©efd)äft in Slnfbrud) ge-
nommene 39ef tagte baS Äinb Wäbrenb ber 33er=
feb^rSftunben beaufftdjtigen Wotte. 3>aS 0. 8. ©. III
bagegen $at bem »ntrage am 27. Slbril 1907
entfbrodjen.
© r ün b e :
9?adj § 627 E. $. D. fann im EbefdjeibungS*
ftreit ber ^roje^riebter im 2Bege ber einftWeiligen
| Verfügung Slnorbnungen wegen ber ©orge
j für bie $erfon ber gemeinfdjaf tlidjen
196
Ho. l»l-l»t.
Äinber treffen. $>a« ©eriefjt trägt mit bem
8. ©. fein fflebenfen, anjuinebmen, bafc hiermit
bem Stifter auefi bie SBefugni« beigelegt »orben
ift, ben SSerteßr bei Äinbe« mit bemjenigen
©Uerntetl ju regeln, bem e* für bie Stauer be«
9teefit*ftrett* bie ©orge für bie $erfon be« Äinbe«
entjogen fiat. 3Benn anfefieinenb ber V. Senat
biefe« ©eriefit« am ©efiluffe feiner in ber #anf.
©er.*Btg. 1905 8bl. 9lr. 32 abgebrutften ©nt»
Reibung einer anbeten Siuffaffung folgt, fi> tonn
biefe Stoffaffung, bie auefi mit ber ©ntfcfieibung
be« «. ©. Dom 23. Stejember 1901
3urift. ©ocfienfcfir. 1902 »eil. p. 207,
S)eutfefie Sur.^tg. »b. 7 p. 118 3h. 22,
cfr. auefi ^ur. 9Botfienfefir. 1906 p. 392 9ir. 18
in 28tberfprucfi tritt, für richtig niefit eracfitet »erben.
3n ber ©aefie felbft tonnte aber bem 8. ©.
niefit beigetreten »erben, wenn e« bem 93et(agten
toäfnrenb ber 2)auer be« 9lect)töftrettö ben 83erfe£)r
mit bem Äinbe feßleefitfitn oerfagen mitL. 9caeß
§ 1636 ». ©. ». behält fogar ber getriebene
allein für fefiulbig erflärte ©begatte (bem bie
©orge für bie $erfon be« Äinbe« niefit jufteßt)
bie SBefugni«, mit bem Äinbe perfönlicß ju Oer*
teßren. Srtefe ©efugni« tann ifim auefi bann
niefit toSUig entgogen »erben, »enn er einen
fittlicfi bebentlicfien 8eben«»anbe( füfirt. ©«
müßten be«ßalb fefion befonber« »iefitige ©rünbe
oorliegen, »enn man toäßrenb be« ffißeftreite«,
roätjrenb beffen noefi bafiin ftefit, ob e« überbauet
jur ©eßeibung fommen unb ob ber eine ober
ber anbere Seil für fefiulbig ertlärt »erben »trb,
bem einen Seil ben »erfefir mit bem Äinbe
Döflig Oerfagen »ifl. 2)iefc ©rünbe tönnen aber
nur au« ber Sßerfon be« Äinbe«, beffen
2&oßl unb SBefie ju berüetftefitigen ift, niefit
au« ber fßerfon ber beiben ftreitenben
©fiegatten entnommen »erben. $)e«ßalb barf
ber Oon bem 8. ©. angeführte Umftanb, bafj e«
eine Quelle neuen ©treite« jtoifcfien ben
©begatten abgeben »erbe, »enn man bem
Vertagten ben Sertefir mit bem Äinbe geftatte, jur
$erfagung be« SBerteßr« niefit füßren. ©benfo*
»enig ift babei entfefieibenb, »elcbetn ber ©fiegatten
bie größere ober geringere ©cfiulb an bem
beftefienben 3^rtoürfni« beijumeffen ift, eine ftrage
bie oornefimlicfi beibc Parteien in biefer $nftanj )
an ber #anb ber 3cugenau«fagen erörtert fiaben. |
Oll* Diiimit Verlag, «amtnrg. ♦«tmamitra»! «4. ttrufer«»
©« »irb Diclmeßr barauf antommen, ob
buret) ben SBerfeßr mit bem Sater ba« geiftiae
ober leiblicße SBoßl be« Äinbe« gefäfirbet
mirb. $n biefer 28e£teßung ift aber oon ber
Klägerin taum et»a« beßauptet, gefefitoeige benu
glaubßaft gemaefit. $ür bie tflnnaßme, bog
öcflagter ber Klägerin ba« Äinb gänjließ ent=
fließen unb fiefi bamit in'« 8tu«Ianb begeben »erbe,
liegt niefit« bor. «uefi ift au« ben geugen=
au«fagen niefit« bafür ju entnehmen, bog öetlagter
fiefi jemal« bem Äinbe gegenüber unpaffenb be*
nommen fiat, fo bafj auefi für bie £utunft in
biefer Segießung niefit« gu befürefiten fein bürfte.
5) er gegen ifin befteßenbe SBerbaeßt aufjereßeltefien
©efefileeßt«Derteßr« unb gefcfileeßtlicfier ©rfranfung
ift niefit geeignet, bie ©ittließfeit be« Äinbe« ober
feine ©efunbfieit ju gefäfirben. Qn ber erften
SBegießung tommt in Setraefit, bafe ba« Äinb erft
jtoei l^afire alt ift unb in ber legten barf bem
Seflagten jugetraut »erben, bafe er fiefi Oor
folefien tdrperlicfien »erfifirungen be« Äinbe« fifitet,
bie ifim Bdfnbtn bringen tönnen. SBarutn enbliefi
ber 99etlagte ba« Äinb »äfirenb ber »enigen
©tunben be« SSertefir« niefit genügenb foßte be«
auffiefitigen tönnen, ift niefit eingufefien. ffia ber
Umfang be« beanfpruefiten Sertefir« niefit über
ba« 2Ra& be«ienigen fiinausgefit, »a« Seflagter
billiger SBeife ju oerlangen berechtigt ift, fo mufete
feiner 5Berufung ftattgegeben »erben. «Demgemäß
ift ber SSerlefir in ber au« bem Xenor biefe«
Urteil« erftefitlicfien Seife geregelt.
122. S 1 be* iHtirtjegtftijtl ketr. J)eppflbtfttiient«|
»um 13. Tiär\ ls70 gegenüber ber Srttbang von ««Oer
tfinfonuiteufltiicr in einem $unbc«frnate ffir »(njtaiotn
iKonat, ivätjrrn» beffen »er StenerVflii^lige feinen w»b,nfi$
fd|>n anfgegeten l)ol.
Dr. Sl. ^efil in Hamburg
gegen
ben SBremifefien ©taat, oertreten burefi bie
©teuer*S)eputation.
3u biefer »eibl. 1906 9lr. 69 ©. 103 fg.
referierten ©aefie fiob ba« JR. ©. VII am
30. Dttober 1906 ba« Urteil be« 0. S. ©. auf
unb toie« bie ©aefie an bie SSorinftanj jurüet.
2>a ba« 9t. ©. = Urteil ©ntfefi. S8b. 64 9er. 59
©. 241 fg. abgebrueft ift, »irb Oon noefimaliger
SBeröffentücfiung im Seiblatt abgefefien.
t I «85. ecniRtn>«Rl. «rtsftr« Dr. D. Staub <l, ♦awti:c(I.
r 1 (t> >JW e » t r , Oamfearg.
Digitized by Google
fto. 34
197
Ho. 1S9,
■
glcißfttff.
€iotlred)tlid)e lalle*
XXVIII ^ahrgcm*. (40. Solang ber Smibefegcri^tfrSeitunQ.)
frei» fftr ben Onftrgnng: $on>t. mb BeiWatt Mit Megijter 20 X - $an»tbfatt aüti« mit »tfiiptr IS X
«eiblatt aleia mit Mrgißer 15 JC
Prittes eJHuriat $ambturB, ken 22. Suguft. 1907.
3nbalt: 3ob,anne« ©$ubacf & 6ö$ne in Hamburg gcg<-it
bie Mutation für rnbirtlte Steuern unb Abgaben in
Vambiitfl. — JReidiSpofifLIfu«, »ertwten bura) bie fiatfer-
licfje Cberpoftbirehtou vamburg gegen *l. Iii. g. Wuinm
in Hamburg. — J. «dHonotirtfi in $anibiirg gegen «.
»actflc in .önntburg. — 3- 6. TOof|r nt SBant^berf gegen
ben »aiiunlernetjmer 3. 9i. eiaufen in Hornburg. —
gruft ftnörnfäUb in «laucfjan gegen «enterb SKeter rn
128. «tempefpflid)tigfeU eint« ftanfoerrragce über
gewerbllaje Bctriebdmaterialiea. — Söenn nur bie ttityrea
jn einer Leitung befteOt «erben, beren Sufammenfet?itnt)
aber bem »efteder obliegt, fi i|l fein KBertDtrtrag an.
Aunebracn. Ja Hamburg ift ber Kauf Bon (ßcgenftänben,
bie gar 2Biebemra»§trnng bieaea, fit«M>tlfrri. — 3nr
»ermeilnng febe* {tlreabea Bcllfkigaag bei CBarennmfate*
fi*b in Hamburg aflc be» lnnfmännifd)en 9erfet)r an.
gebötenben (Hefrtiäffc ftennelfrci gelnffen werben. — Uw<
cigentlid|e »ebenlnng be* «oS»r«<f#: ftoaiMiffiou0grfd)aft.
SoEiann^ ©djubad <fe ©öfjne
in Hamburg
gegen
bie $ebutation für inbirefte ©teuern
unb abgaben in Hamburg.
Satbeftanb:
2-ie «eflagte Ijat bon ber Klägerin bie
SJejabJung einer ©tembelabgnbe bon 1 bro 2Riüe
bon bent SBerte bon ffloljrieitungen nebft 3ubet)ör
für eine in ber SRälje bon ©anto* in SJrafilien
ju ertöten be tjt)brosele!trifcr)e Äraftftation
bedangt, über beren Lieferung bie Klägerin mit
ber SKriengcfellfdjaft gerrum bornt. Stfjein & ©0.
«aaf««««« »<H«<l«iM»«. ««(Mali.
in 3nlt)0^ä'e bei 5Vattotonfo ben «ertrag bom
14. Oft. 1905 abgef^Ioffen blatte. 3)a* ©tembel*
fontor Ijatte biefen iljr bon ber Klägerin bor:
gelegten «ertrag al* ftembelbfltdjtig gemä§8iff.20
be* XarifeS jum $amburgifd)en @efe$e oont
11. $e$ember 1903 betr. bie ©tembelabgabe
erftört, inbem baffelbe annahm, baf) bie «ertrag*»
Urfunbe einen bie $erftettung einer ©adje jum
©egenftanbe tyabenben SBerfbertrag enthalte;
bie redjtjetttg gegen ben bejüglidjen «efcfjeib best
©tembelfontor* bon ber Klägerin eingelegte «e*
fcfjtocrbe ift burd) «efdjluö ber $>ebutotion für
inbirefte ©teuem bom 16. SJejember 190f» al*
unbegrünbet jurüctgetoiefen, inbem bie «etlagte
ben «ertrag al« einen gemäjj giff. 8 be* Sarife*
ftembelbflidjtigen Äaufbertrag anfatj unb aud)
bie «eftimmungen über bie Befreiung berartiger
«ertrage bon ber ©tembelbflidjt auf ben fraglichen
«ertrag nidjt für antoenbbar erachtete. 2)ie
Klägerin Ijat ben «etrag be* berlangten ©tembel*
beja blt unb forbert mit ber borliegenben Älage
bie SRürfbergütung ber gejagten 1580 ü
2)a* S. ©. <£. Ä. IX ^at am 21. SBärj 1906
bie Klage abgetoiefen. dagegen t)at ib,r ba*
D. S. ©. IV am 28. ©ebtember 1906 entfbro^en.
©rünbe:
gür bie ^Beurteilung ber ©tembelbflicfttigfeit
be* jluifcb^n ber Klägerin unb ber Sttiengefell:
ferjaft gerrum am 14. Oftober 1905 abgefcbloffenen
«ertrage* über bie Sieferung ber bei ©rricfjtung
Digitized by G
JL98__
No. 1*3,
einer ^bro = eIe!trtfd^en Kraftftation ju berWens
benben 9töt)renlettungen nebft $uber)är bebarf e«
junädjft ber geftfrcllung bet rechtlichen SHatur
biefe« Bertrage«, Welchen bie Befragte in erftcr
Sinie al« einen SBertbertrag, ebenrueH aber
als einen Kaufbertrag über bewegliche
Sachen angefeb^en Wiffen Wiö, für »eichen bie
Befreiungen bon ber Berbflichtung $ur Stembelung
ber BertragSurfunbe nach 3ffi- 8 Xarif* jum
Ijantburgifchen ©efefee bom 11. $>ejember 1903
betr. bie Stembelabgabe nicht zutreffen.
Hl« 3Berfbertrag im Sinne ber Sartf«
numnter 20 biefe« ©efefee« tann ber Vorerwähnte
Bertrag nicht angefehen werben. 2)ie Slltien«
gefeüfchaft Ferrum tyit ß$ na$ oem Spalte
be« Bertrage* nicht jur #erftellung eines
SBerte«, einer Stöfjtenleituug al« folcrjer,
fonbern jur tferftettung refb. Lieferung
ber jur £erfteüung einer 3tÖt)renleitung er«
f orber liefen Stöberen nebft 3ubeb^ör nad) ihr
Qbergebenen Zeichnungen berbfltd)tet. 3)ie gu=
fammenfügung ber ju liefernben Stöberen
nebft 3ubet}ör ju einer 9töt)renleitung, einem
felbftänbigen SBerle refb. bie Berwenbung ber:
felben in Berbinbung mit ben bon einer anbeten
gabril her juftettenben refb. ju liefernben äbbaraten
Sur fcerfteüung eine« Serie« , einer hh&r0s
eleftrifchen Kraftftation War aber, Wie ber
Bertrag ergibt, ber Klägerin refb- beren
Sluftraggeberin borbehalten unb au* ber
Konfttultion ber einzelnen ©egenftänbe ber
Lieferung nach fbejieöen 3"<hnungen, Welche bie
Berwenbung biefer ©egenftänbe jur $erftettung
einer ju einem beftimmten 3»«<*e geeigneten
SRöhrenleitung gewäbrleiftete, tann nicht beren
Qualipfation al« Beftanbteile eine« fbejicüen
SBerfe«, beffen ^erfteüung ben ©egenftanb be*
Bertrag«abfchluffe« bilbenfollte, abgeleitet Werben.
(5in Bertrag über bie Lieferung berartiger
©egenftänbe fällt unter ben Begriff eine«
Kaufe«, auch wenn e« ftdt) um bie $erfteHung
einer nicht vertretbaren Sache au« einem bon
bem Unternehmer ju befchaffenben Stoffe hanbelt,
fofern, Wie im borliegenben SaQe, ein $anbe(«s
gefchäft in ftrage ftet)t (B. ©. B. § 651, ©. B.
§ 381) unb e* fann auch ocn Suiäfübrungen be«
SlnWalte* ber Beringten bat)in, ba& burch biefe
©efefcedbeftimmungen nur ba« 9ie<ht*bert)ältni«
jtoifcfjen bem Unternehmer unb bem Befteücr
I geregelt Werben folle, ber Bertrag aber im
übrigen unb fo auch füt bie Beurteilung ber
Stembelbflidjtiglcit ein 2Berflieferung«bertrag
bleibe, nicht betgetreten Werben.
216er auch al« Kaufvertrag unterliegt
bie Bertrag«urfunbe bom 14. Dftober 1905
ber ©tembelbflicht nid)t, ba t)ier bie Be-
ftimmung sub 8 be« Xarif* Blab greift, bafc
bon ber Stempelabgabe befreit pnb Kaufverträge
über ©egenftänbe, Welche jur 93iebcr =
Veräußerung in berfelbcn Befct)affenheit ober
nact) borgängiger Bearbeitung ober Bearbeitung
bienen f ollen. 3)a« S. ©. hat biefe ©efe&eä-
borfchrift auf ben borliegenben Satt nidjt für
anWenbbar erachtet, Weil nach &<n »o« oen
Bertretern ber Klägerin gegenüber ber Betjörbe
abgegebenen (Srllärungen bie Klägerin ben Ber»
trag bom 14. CItober 1905 al« Kommifponär
il)rer überfeeifdjen Auftraggeber mit ber SRftien«
gefeüfchaft Ferrum abgefchloffen habe, mithin fein
@rwerb ber in BefteÜung gegebenen ©egenftänbe
jum 3*vecfe ocr SBieberberäujjerung borliege, e«
Pdj bielme&r bei ber Uebereignung ber getauften
©egenftänbe an bie Kommittenten lebiglidj um
bie infolge be« Sluftrage« ober SBerfbertrage«
erfolgenbe Ablieferung ber getauften
©egenftänbe t)anbele. 28enn ba« £. ©. jur
Beftärtung ber Begrünbung biefer Auslegung
be« ©efefee* ferner noch auf einen Baffu« in ben
SKotiben ju bem ©efefre (S. 520 ber Berrjanb*
lungen bon Senat unb Bürgerfchaft 1901) t)in-
Weift, fo ift e* jtoar richtig, baß an biefer Stelle
bie Befreiung ber Kaufverträge bon ber Stembel«
bflicht nur für bie gälte eine« Kaufe« geWerb«
licher Betrieb«materialien unb eine« Kaufe« jum
SBieberberfauf angeführt ift, nach bem ©efebe*«
tejte foüen aber Kaufberträge über ©egenftänbe,
Welche . . . jur SSieberbcräufjerung . . . bienen
foüen, von ber Stembelabgabe befreit fein unb
e« fann be«ljalb bem ©ebrauche be* SBorte«
„SBicberüerfauf" in ben ÜJcotioen eine entfdjeibenbe
Bebeutuug nicht beigelegt Werben.
2)iefe Befreiung Wirb aber auch femer an
ber fraglichen Stelle ber SJZotibe al« bem gelten«
ben Stechte entfprechenb bezeichnet, Wie benn auch
am Eingänge ber Bewertungen ju Xarifnummer 7 :
Kaufberträge au«brücflich erflärt ift, bafj mit
| Bejug auf bie StembelVfU<htigteit bon Kauf«
i berträgen im aHgemeincu an bem bcftefjenben
Digitized by Google
SRedjte fcftgetjalten fei. SHarf) ber Sartfnummer 15
be« ©efefee« bom 5. 3Jlai 187t» Waren Äauf*
Verträge über SJlobilien jeher 5lrt fiembelbflichtig,
infoferh fein bem faufmännifchen SJcrfefjt
Angehörige« ©efcöäft borliegt unb bie
ÜUiotibe ju biefem ©efe&e (Vertjanblungen bon
Senat unb SBürgerfctjaft 1H74 6. 389/90) heben
ouöbrüdlich fjerüor, bafj jur Vermeibung
jeber ftörenben Skläfttgung be« SBaren»
uinfa&e« ber faufmanntfdje Verfetjr im Weiteften
©inne Don ber ©teuerbflicb,tigfeit ausgenommen
fein fotl, fo baf} alle biejenigen Verträge, buret)
welche SBaren, fei e« im gewöhnlichen ©örfem
bcrfet)r jum SBieberberfaufc, fei e« im Verfefc)r
mit ^(nbuftriellen jum SBiebernbfafe in berarbeiteter
©eftalt umgefefct Werben, auch in gufunft bon
jeber ©tembelbflichtigfett befreit bleiben fotten.
Äommt aber ber 23efreiung«flaufel ber giff. 8
bei Sarif« jum ©tcmbelgefejje bom 11. 2)e$ember
1903 nach &en borftchenb angeführten SÄotiben
ju biefem ©efefee bie Vebeutung einer 8ufrecb>
erhaltung be« bisherigen Siechtet ju, fo mufj
auch angenommen werben, baf} Vertrag«urfunben
über ade bem faufmännifchen Verfetjr anget)3rigen
ftaufgefdjäftc bon ber ©tembelabgabe befreit
fein füllen unb unter ber — ber 3iffe? 32 be«
©tcmbeltarife« ju bem breu&ifchen ©tembelgefefee
bom 31. guli 1895 entlehnten — anfdjaffung
jur SBieberbcräufjerung jebe« einen fäufUcfjen
©rtoerb bon SBaren im faufmännifchen Verfetjr
enthaltenbe 9lecht«gefchäft ju berftehen ift, Welche«
jutn $mcde bei SBieberabfafce« ber erworbenen
SBare im $anbel«berfet)r abgefchloffen Wirb.
3fft aber babon auszugehen, bafj nach °et
SHbficht be« ©efefegeber« jur Vermeibung jeber
ftörenben Veläftigung be« SBarenumfafce« ber
fuufmännifche Verfctjr im Wciteften ©inne bon
ber ©teuerbflicfjtigfcit ausgenommen fein foll, fo
mufj auch — abWcichenb bon ben 9u«fübrungen
in bem Urteile bei II. ©ibilfenate« biefe« ©ericfjteä
bom 3. äRärj 1891 in ©acfjen ftleinWort gegen
bie $>ebutation für inbirette ©teuem (#anf.
©er.^tg. 1891 9fr. 87 ©. 231/32) — angenommen
Werben, baf» auch Vertrag«urf unben über
ben !ommif f ion«wcif en SSnfauf bon
SBaren ber Verpflichtung jur Entrichtung ber
©tembelabgabe nicht unterliegen foHen.
©üblich lonn aber auch nach ben, bon ben
Vertretern ber Sllägerin gegenüber ber Veflaglcn
199
Na 1SS-1S4.
am 6. 3)ejemb<r 1905 abgegebenen ©rflärungen
nicht angenommen Werben, baf} bie Klägerin
ben Vertrag bom 14. Dftober 1905 lebiglich als
ÄommifRonär bei Vrafilhaufc« abgefchloffen hat:
im faufmännifchen Verfebr Werben biclfacb,
©efchäfte, Welche ohne einen ausgebrochen
fbefulatiben ©harafter in ber Slbfict/t gefchloffen
Werben, burdj einen Sluffchlag auf ben ©inftanb«*
brei« getaufter SBaren §ur 3>ecfung ber eigenen
Unfoften unb ber eigenen SRüheberWaltung unb
jur ©ntfctjäbigung für ein übernommene« Siififo
bei ©ingange« bei ftaufbreife« einen ©ewinn ju
erjielen unb jWat namentlich bann, Wenn ei fidj
um bie Hnfchaffung bon SBaren jum flroede ber
©rfüHung eine« bereit« abgefchloffenen ©efchäfte«
ober eine« ficher in SuSfldjt ftchenben ©efchäft«=
abfehluffe« fwnbelt, al« Äommiffion«gefchäfte bc=
trachtet, Wät)renb in SBirflichfeit eine »nfetjaffung
ber SBare für eigene Rechnung unb eine Sßiebers
beräufjerung berfelben borliegt. Um ein ber*
artige« ©efchäft h«nbelt e« fief) nach ben bor*
erwähnten ©rflärungen auch fyiet unb folche
©efchäfte Werben jWeifeQr« auch "on ber S)e=
freiung«flaufel ber 3fff- 8 fee« ©tembeltarife«
betroffen.
hiernach erWeift ftch bie Berufung ber
Klägerin gegen ba« angefochtene Urteil al« be»
grünbet unb ift bem Slntrage ber Klägerin auf
SJerbflichtung ber SJeflagten jur ERürfbergütung
ber nicht gefchulbeten ©tembelabgabe für ben
Sertrag bom 14. Dftober 1905 ju entfbrechen.
124. Raffung It» ^lan^cifltnlümtrd fSr grfä^rli(t)(
^ttDäRgr. — 3fl er tttpfli^ttt, »tnu aebta »er ^«»«tfit
tine oabtre Sur jn einer Xrtppe in •» (sf ^Unatcr
filqrt, beibe )u befeueren ober (rQrcre »trfd|lo(Tcn
(■(trn? — 3fo^r(affigfcit M Verlebten, wenn er einen
bnatlen «i»|infl nabtrfitt)ttg betritt.
9tcich«boftfi«fu«, bertreten burch bie
Äaif er liehe Oberb oft bireftion Hamburg
gegen
31. SEh- ©• SÄumm in Hamburg.
X a t b e f t a n b :
Slm 19. ©ejember 1903 abenb« gegen G'/i Uhr
Wollte ber ^Briefträger auf einem Voten:
gang bem ^tühnerboften Sir. 23 Wohnhaften V.
eine 2>rucffnche fiberbringen. Slnftatt ben (Singang
in ba« ©runbftüc! burch $au«tür ju be-
Digitized by G
200
No. 194
Werfftelligen, fdjritt er burdj eine neben ber
#au*tfir befinblid)e offen ftebenbe ©ittertür, ftürjte
aber gleidj barauf eine abwärt* füljrenbe drebbe
hinunter unb erlitt babei einen fd)Weren Brud)
bei OberfdjenfelS, weldjer eine bauembe Ber*
fürjung be* Seine» jur ^olge blatte.
ftläger bebaubtet, baß ber ©tur$ feine«
Beamten burdj grobe gaEjrläffigteit bei Beflagten
berurfadjt fei, ber ei ali ©runbeigentümer unter«
laffenhabe, für Beleuchtung bei gefährlichen
©ingang* ober für ben Berfdjlufj ber
©ittertür Sorge ju tragen unb be*b>lb
toegen fabrläfftger Störberberlefeung red)t*fräftig
ju 160 A ©elbfrrafe oerurteilt fei. ©r bat ftd)
bie ©rfafeanfbrüdje bei Briefträger* aus bem Unfall
oon biefem abtreten laffen unb sunädjft einen
Betrag Oon 819 A eingeflagt, fotoie um geft*
fteüung gebeten, baß ber BeHagte aud) bie fünf«
tigen Stoften be* $eilberfabren* ju erfefcen habe,
©leichjeitig bat fid) Äläger für ben galt, baß
er ben toegen bauember dienftunfäbigfett
benfionieren mfiffe, Weitere Slnfbrüdje toegen bei'
jenigen ©djaben* borbefwlten, ber einmal in ber
3atjlung einer höheren $enfion auf ©runb be«
Beamten * Unfall sgfürforge • ©efefce* unb fobann
in ber differenj jwifdjen dienftetnfommen unb
Senfion beftetje.
der »eHagte hat bie aftiblegüimation be*
ftläger* unb bie SBirtfamfeit ber ©efflon über
ben Betrag ber $eil!ofren hinaus in gfrage gebogen,
ffleiterbin aber bat er j e b e * Berfdjulben
feinerfeit* in «brebe genommen unb
auszuführen berfudjt, baft ber Unfall Icbiglid)
burdj bie eigene galjrläf f f gf eit bei Ber:
unglürftcn berurfadjt fei, ber in trunfenem
^uftanbe bie #au«tür überfein habe unb in
einen bem allgemeinen Berfebr nid)t bienenben
buntein Staunt of)ne 9tad)benfeu eingebrungen
fei. Beflagter bat ÄbWeifung ber Älage unb
geftfteüung beantragt, ba& bem Kläger unb feinem
©ebenten feine ©rfafranfbrüdje au* bem Unfall
&uftänben.
da* 8. ©. ©. Ä. VI bat am 30. 2Jtai 1906
bie Älagc abgewiefen unb ber SBiberflage ent*
fbrodjen. da« 0. 8. ®. VI bagegen bat am
5. SRärj 1907 bie SBiberflage abgewiefen unb
ben Stlaganfbrud) jur Hälfte bem ©runbc
nad) für beredjtigt erflärt.
© rünb e:
3n ber ©adje felbft fann bem 8. ©., foWeit
e* ein Berfdjulben be* BeHagten berneint,
nidfjt beigetreten Werben, demjenigen, ber in
©ebäuben ober auf SBegen einen Berfebr
für anbere eröffnet — ober offen ^ä!t —
liegt bie $erftellung unb ©rbaltung ber
Bortebrungen ob, weldje ber gefabrlofe
Berfebr erforbert mit ber SBirtung, ba& bie
mangelhafte ©rfüHung biefer »uflage bie Ber=
pflirfjtung jum ©rfa&e bei berurfadjten ©djabcns
nadj 3Jta6gabe bei § 823 B. ©. B. nadj fi$ jiebt,
bgl. ©ntfdj. bei 9t ©. Bb. 58 ©. 334.
©egen biefen ©afr bat ber Betlagte berftoften,
ioie bie ©trafgeridjte jutreffcnb angenommen
fjabcn. @s banbelt fidj um einen ©ingang, meiner
unmittelbar bon ber ©trage in* ^nnerc be*
©ebäube* fübrt, burdj ben man aber nid)t ju
ebener ©rbe fortf djreitet, fonbem nad) $affierung
einer fdjmalen ©d)toette eine Srebbe b^unter:
jufteigen bat. ®a bie ©ingangStür offene
ftanb, ber ©ingang felbft aber un =
beleuchtet mar unb im dunfein lag, lief
jebet bort ©intretenbe, fofem er nid§t mit ben
Berbältniffen be* Orte* befannt mar unb
genügenbe Stufmerffamfeit aufmanbte, ©efabr,
bie Srebbe binab^uftürjen.
der bier fraglid)e ©ingang fübrt aud) nia^t
etwa in ein für wenige funbige Berfonen au*»
fd)Iieftiid) beftimmte* ober nur ibnen juganglidje*
JRebier, auf bem anbere nid)t* ju fud)en batten,
(bgl. ben gaü in Surift. 3Bod)enfd)r. 1905
©. 169),
fonbern er bermitteft ben 3utritt bon ber ©trage
nad) ber SBerfftätte be* 3eu8en SB- unb ber
SBobnung be* fo bog ib^n naturgemäß aua^
brüte Berfonen benu^en, n>eld)e ju biefen beiben
wollen, »udj fonnte er leid)t Oöüig gremben,
Weldje bort eintraten unb nad) ©adjlage eintreten
burften, fowie fbielenben ffinbern oerberbüd)
Werben.
amt9ted)t bat ber@traffenat be*$anf. D.S.®.
bie befonbere ©efäbrlid)fcit biefer bautidjen Sln=
läge betont, die oeranftaltete SIugenfd)ein*f
einnähme bat biefe* @erid)t in feiner Ueberjeugung
bon ber Sticbtigfeit ber ftrafrid)tcrlid)en %ep
fteüungen nur beftarfen fönnen. 3n*befonbere
Digitized by Google
roirb in bem Reh Slnnäbetrtben ber ©inbruct
ermerft, als fütjre bcr (Eingang &u ebener ©rbe
fort, darauf, bafj unmittelbar Dahinter eine in
bie liefe gebenbc Steppe ficr) befänbc, tann man
nid)t berfaHen.
©« fann aber auch in feiner SBeife zweifelhaft
erfdjeinen, baft ben Seflagten ber Sorrourf
berfön(id)en $erfdjulben* trifft. S)te
©rmägungen, bleiche bai 8. ®. jum entgegen*
gefegten Ergebnis geführt fyaben, pnb nid)t
ftidjhaltig. Seftagter burfte nid)t bamit rennen,
bafj ber £ugang „nur bon orientierten unb bor-
fidjttgen JBerfonen benufct" mürbe, ©benfomentg
fann bie Unbequemtidj feit eine Stoße fbielen, meiere
burd) bai SSerfdjloffenhalten ber Zur berurfadjt
mürbe, ober ber Umftanb in« (Skmtcht faden, baß
ei unbraftifd) märe, neben ber — unbeleuchteten
— $au*tür einen meiteren ©ingang beleuchten,
ber eben nid)t al« £au*tfir fungierte. %it SInlage
mar befonber* gefä^rltc^ unb bem mar unter
allen llmftänben {Rechnung ju tragen.
SKit Unrecht beruft fich »eflagter barauf,
bafj er ba* $au* bejro. bie einzelnen Sofali täten
vermietet habe unb bat)er berechtigt gemefen fei,
fidj barauf ju berlaffen, ba& feine SRieter ihre
biedbejüglia^e SBflicht erfußten, ©elbft menn man
biefe SSerteibigung brinjibieu" juläfjt
bgl. 3ur. JBodjenf^r. 1902 ©. 148 ••, 1906
©. 546 '» SR. ©. VI 69/06, Äiefer c. ©dweht
& ©en., 5)eutfc^e ^uriften * 8eitung 1907
©. 67
unb eine Stontrollbflicht berneint,
bgl. h'criu bai Urteil be* ©traffenat*,
fo mirb man bod) im borliegenben gaDe eine
fubjeftibe ©d)ulb be« SBeflagten um be*roiHen
feftjufteHen haben, meil er nach Slu*fage ber
3eugin ©. faft täglich an Ort unb ©teile mar
unb mufjte, mie e* mit ber ©ittertür gehalten
mürbe, bcjro. baf? bie ^Beleuchtung fehlte, trofebem
aber e* unterlaffen hat, feinen äRieter auf biefen
gefährlichen guftanb aufmerffam ju machen unb
auf Slbfjülfe $u brängen.
21 uf ber anberen «Seite ift aHerbing* bem
8. ©. barin beizutreten, ba& fidj ber ^Briefträger
felbft einer groben ^aljrläffigfeit fdjulbig
gemacht fyat. 3n c'ner Sieihe bon Qräüen
hat bai SR. @. mit SRedjt ein Berfdjulben barin
erbltdt, menn ein mit ber Certlidjfeit nidjt 58er*
trauter ftcr) blinbling* in* ®unfle begibt,
201
No. 1*4.
bgl- 3urift. SBodjenfchr. 1902 @. 148 M,
1905 ©. 491 l» 1906 ©. 54 \ 110 • (680 f.
Seutfdjc 3ur.=3tg. 1907 ©. 67, SR. ©. VI 69/06.
3)iefe* SBerfdmlben bat begangen, als er
ohne SBefinnen an ber beleuchteten unb als foldjen
erfennbaren $au*tür borbei in ben buntein
I SRebeneingang t)inetnfcfjrirt. SBei audj nur einiger
> Sflufmerffamfeit mar — mie ftdj ba* ©eridjt burd)
bie borgenommene 58eftd)tigung überzeugt hat —
ber richtige ©ingang nidjt ju überfetjen unb bai
Betreten bei bunfeln Siebeneingang« roar unter
allen llmftänben unborftd)tig unb gebanfertloä.
Xrofebem hat bai ©erid)t bie gahrläffigfeit bti
nicht all fo übermiegenb eradjtet, um bie
Slbmeifung ber Silage ju rechtfertigen, f&i fytt
bielmehr angeftdjt* ber ebenfalls groben ftaty;
läfftgfett bei ffleHagten für angemeffen erad)tet,
ben burch ba8 beiberfeitige UJerfcfjulben er:
machfenen ©djaben nadj Hälften ju berteilen,
hierbei ift ermogen morben, bafe §. erft bor turpem
nacr) Hamburg berfc^t mar unb bie lofalen
©igentümlichfeiten ber S3aulid)feiten nicht fannte,
bafe er naturgemäß feinen $>ienft fd)neH ju ber=
fehen hatte unb fid) mit Prüfung bon ©injelheiten
nidjt lange aufhalten fonnte, bajg er ferner burd)
bie jtoifdjen beiben ©ingängen befinbltct)e ^aui-
nummer irre geleitet morben ift, baß er nicht
rou&te, ob ber »breffat im SJorberhau« ober im
$tntcrhau* toohnte unb ba& ber ©ingang —
menn gmar bnnfel — fo bod) ben ©inbrud er*
meefte, al« führe er ju ebener ©rbe roeiter in*
$interhau3.
3)ie golge biefer ©nrfdjeibung ift bie
I Slbmeifung ber ÜBiberflage. 3roat würbe ein
Slnfbrud) be* ftlägers auf ©rfa^ be* ©djaben*,
ber ihm für ben ftaH bauernber 5)ienftunfähig-
feit be* $. barau* ermüchfe, ba| er auf
©mnb gefeilterer SJorfthrift biefem eine höhere
^enfton al* bie normale $u jahlen hätte, im
IRecht nicht begrünbet fein. »Oein SBeflagter hat
feinen geftfteüung*antrag nicht fbejiüjiert, fonbern
ganj allgemein auS^ufbredtjen beantragt, baß bem
ftläger unb feinem ©ebenten feine 81 rtfpr flehe
au* bem bon £enner*borf erlittenen Unfälle gegen
ben SBeflagten juftänben. S)iefer Slnfbruch ift,
ba bie mit ber Srlnge geltenb gemachten Slnfprücfje
al« ju 50 b©t. bem ©runbe nach berechtigt an=
ertannt roerben, jebenfaU* unbegrünbet.
Digitized by Google
202
No. 1*4.
125. Unter ber 9. ®. 9. g 1630 georbneten Hu«,
fttuer ftak in erfkr Sinic gMftftartftgrgenftfabe »■ »er«
fielt«. — <£« eatbilt aber feine »njuläfftge ftlagiuberung,
wenn cDctttucQ auf ^afclung einer onfltmtfitiitii fttlfcfnmme
jwttf« Uafn)*ffnng einer Knffteucr grtfagt wirb. — {tit»
Urteil ift au* in ber 3urift. ffB»d)fufd)r. 1806 6. 468
abgebrntfi.)
3f. 3Rülanoto«fi in £nmburg
gegen
51. 93aetgc in Hamburg.
3n biefer §anf. ©cr.^tg. 93eibl. 1906 *Rr. 41
©. 61 referierten ©act)e l)ob ba« SR. ©. IV am
21. $uni 1906 bai Urteil bei 0. S. ®. auf unb
rote* bie ©adje an bie SSorinftanj jurfld.
© r ü n b e :
3)ic JRebifion inadjt geltenb : erfter Sinic
toerbe jur IRadjbrüfuug berfteßt, o b b i e nndj
§ 1620 be«S93. ©. 93. ^u getoätjrcnbe SluSfteuer
in barem ©elbe geforbert toerben fönne.
$em ertenntni« bei SR. ©. in 33b. 58 ©. 139
liege, foroett erftc^tlidt), bie 93ejat)ung biefer Slnftdfjt
$u ©runbe. $n \ebem gaQe aber fei mit Unred)t
nidt)t auf ben ©bentualantrag eingegangen. $ie
SInnat)mc, baß infotoeit eine unjuläffige Älag-
änberung borliege, fei un£utreffenb. (Einer ettoaigen
Unbeftimmtt)eit bei Slntrage«, bie übrigen« nidjt
borliegen bürfte, toäre im 9Sege bei § 139 ber
(£. 93. O. aufjutjelfen getoefen.
35er SRebifion war ber ©rfolg nidtjt ju ber*
fagen. 83eijutreten ift bem 93erufung«gerid)t
barin, baß unter ber »uSfreucr im ©inne bei
§ 1620 bei 93. ©. 93. nnet) 9BortIaut unb @nt=
ftefjung3gefrf)i<f}te ber SSorfdjtift junäcfjft unb
unmittelbar bie jur (Einrichtung gehörigen
£au«t)altung«gegenftänbe felbft ber=
ftanben finb (ugl. 9Rotibe $um 1. (Enttourf 93b. IV
©. 717 ff.; 93rotofoflc ber II. Äommiffton 93b. IV
©. 317). Statjer burfte ber Äläger nidjt otjne
toeitered eine ©elbfumme al« Su3fteuer
feiner %xau bedangen. 5)ie (Entfdjeibung bei
SR. ©. in 93b. 58 ©. 139 ftortdjt nidjt« ©egen--
teiliges aus. $icfe ^rage gelangte bamal« über*
Ijaubt nidjt jur ®ntfft)eibung. 9Rit Unrecht aber
fiebt ba« 93erufung«gerirt)t in bem ebentueßen
eintrage, burdj ben in jtoeiter Sinic eine
9laturalau«fteuer im 9Berte bon 4000 M.
bedangt toirb, eine unjuläffige filrigänbcrung.
#at audj ber auf § 1 620 gefräste Slnfbrurf) auf
©etoöljrung ber «u«ftcuer junäefift bie IRatural*
au«fteuer im Äuge, fo ift bodj gemäß ber Statut
bc« SRedjt«bert)äItniffe« hiermit ber ©egenftanb
be« Slnftorudj« auf 8lu«fteuer, Ejtngefetjen auf bai
SRecbt ber Softer ober auf bie 93ftidjt ber (Eltern,
nidjt abfolut unb ein für allemal
beftimmt. ©egenfettige« 93ertrauen unb ©Ute
f ommen botnetjmlid) auf biefem ©ebiete in 93etradj t
unb e« toirb batjer bie grage, wie bie 91u«fteuer
im (Einjelfaße ju getoätjren ift, in befonberem
SDtaße bon bem ©runbfafce bei § 242 bei 93. ©.93.
betjerrfdjt, toonadj ber ©djulbner bie Seiftung
fo ju betoirten r)at, toie Sreu unb ©Iauben mit
DtücfRdjt auf bie 93erfer}rSfttte ei erforbem.
^anadb, gibt ei gemife gäHc, in benen bie Softer
eine angemeffenc ©elbfumme jur
93efc^affung ber Slusft euer bcanfbruc^en
barf, fo im gaße eingetretener gcinbfdjaft mit
ben ©Itern, bei 93erfc^iebenl)eit ber 9BofmungS=
unb Seben*berb;altniffe. äuf ber anberen ©eitc
toerben aur^ ber ^errfc^enben ©itte unb nacb,
Sreu unb ©Iauben bie ©Item regelmäßig fldj
frei entfc^ließen lönnen, ob fie bie SluSfteuer in
natura ober in ©elb getoätpren h>oü*en. Ob biefe
93efugni«, jtoifdjen ber 8rt ber Sludfteuer ju
toäljlen, in bem einen ober anberen ^aHe alfS
9BabIobligation, falultatibe (Srmäd^tigung ober
toie fonft rcdjtlicf) aufeufaffen ift, ftefjt ^ter niebt
in $rage. SRaggebenb für bie $uc @ntfdb,etbung
fteb^enbe S^age, ob eine unjuläfftge Sllaflänberung
borliegt, ift, baß ei fld) in aüen biefen ^äüen
nadb, bem oben (Erörterten Iebfglicfj um ber =
fo^iebene ©tfüIIungSmöglidjfeiten b^anbelt,
bie ficf| in Sluifluß ein unb beffclben SttaQ= unb
9tedfjt«grunbeg je nad^ ber fonfreten ©ad):
läge anber« geftalten rönnen. 93et foletjer
©ad)lage liegt in bem Uebergange bon bem 9In-
fbrua^e auf ©etoät)rung ber 9iaturalauöfteucr
jum ©elbanfbrudje unb umgefetjrt nur eine audj
in ber 93erufung8inftan$ suläffige (Srtoeiterung
ober 93efd)räntung bei $Iaganttagc£ im
©inne be« § 268 9?r. 2 ber ©. 93. D. nietjt eine
unjuläffige Älagänberung ober (Sinfüljrung eine«
neuen 91nftorutf)8 bor (§§ 527, 529 9lbf. 2 ber
| £. 93. £).). 3)aß § 268 9lr. 2 nidtjt au«fci)Iie&lict)
| auf Slenberuugen im Quantum bc« ©cforberten
ju bejieljen ift, ift bom JR. ©. toiebertjolt an?
erfannt (bgl. t)icrju befonber« (Entfdjcibungen bei
9teictj«geri(t)t« 93b. 52 ©. 82 ff., fobann 93b. 14
Digitized by Google
©. 429, ©rudjot, Beiträge 93b. 32 ©. 413
unb 93b. 33 ©. 1164, fotoie 93b. 42 ©. 1183).
06, toenn aufjerfjalb foldjer gätte auf ©runb
eine« befonberen Sntbeftanbc«, fei e« ber ©cfc^äftÄ=
füfjrung ohne Sluftrag, fei e« bei au« ber
9?idjterfüllung ertoadpfenen Stäben«, ©elberfafe
berlangt wirb (bgl. §§ 677, 67t), 286 Sbf. 2 bei
93. ©. 83.), bennod) eine unjulaffige Stlagänberung
gegeben ift, tonn fner auf fidj berufen bleiben.
I3C ftani, wem ei« SdMfWgerid|t jnr Hbre*n»itaS.
criritmtg »erurteitt ffat «üb an« anf <£rla$ bcS 8»fl.
ftretfuRgtarttite geftagt wirb, nod) etugewritbct werben,
narfj grlafc Sc* Srt|icböfprnc^ö fei feie «erlangte Äbren)nuna
%iurcid»tab bef^offt worben? — fiinn biefer ttintaanb
fagar n«$ in ber 8ernfaageiRfian} erhoben werben?
(£. SQlabr in 9Banb«bed
gegen
ben 93auunternehmer 3. 91. ©laufen
in Hamburg.
Xatbeftanb:
Parteien betrieben ein gemeinfame« ©efdjäft,
bi« Kläger austrat, ©r forberte Slbredjnung
für 1902 unb jtoar bor einem bertrag«majjtg
borgefehenen ©d)ieb«gerid)t. 5)iefe« berurteilte,
abgefe^en bon anbeten ©ntfdjetbungcn, ben Söe-
flagten jur ©rteilung biefet 9lbredjnung. $ann
beantragte Kläger ben ©rlafi bei 93ollfrredung«3
urteil« unb ertoirfte beim S. ©. Ä. VIII f. ©.
ein obfieglidje« ©rfenntnt«. Sluf Berufung bei
93eflagten tourbe baffelbe bom D. S. ©. II am
8. Januar 1907 infotoeit aufgehoben, als bte
93oHftredung fidj aud) auf bie Slbredjnung«:
ertetluttg beziehen foflte. Sta« D. S. ©. legte
jebod) bem 93eflagten bie 93roaefjfoften auf.
©rünbe:
3)er 93eflagte toenbet ein, bafj er nad) ©rlajj
bei ©djiebafbrudj« mit ber Klagebeanttoortung
im borliegenben SJcrfaljren bem Kläger bie
9tedjnung«auf ftellung 9Inl. A normal«
mitgeteilt ^abe, ber Kläger fomit jebenfott«
je.fct befriebigt fei. hiermit madjt ber 93ef(agte
eine ben Stnfbrudj felbft betreffenbe ©intoenbung
geltenb, beren ©runblage nad) bem ©djlufc bei
fdneb*gertd)tlidjen Verfahren* entftanben ift.
©oldje nadjträglidj entftanbenen ©intoenbungen
fönnen jtoar uid)t jur Slufhebung bei ©dneb«*
203
No. 12* -1*8.
! fbrudj« nad) § 1041 ©. 93. D. führen, tooöl aber
für bte 3rrnge nad) ber $uläffta.feit bei 93olU
I ftredung«urteits bon 93ebeutung fein (bgl. ©aubb?
Stein 93em. III 9lbf. 3 *u § 1042; 93eterfen -
5. Slufl. — 93em. 2 bei SRote 9 ju § 1042;
©euffert Kote 2 ju § 1042, ©truefmann & Kodj
«Rote 2 511 § 1042; Selbmann in 33ufd)'« Seit*
frfjrift S»b. 21 6. 499; 91 @. in 3»tr. 98orfjenfdjr.
1895 ©. 127; £>. 8. ©. Äarttrufje in ©euffert'«
Srrfjib 93b. 39 9tr. 175 unb für ben analogen
gaU bei § 723: 9t. ©. in (Sntfcb. 83b. 13 ©. 347
unb $ur. 2Bod)enfd)r. 1904 ©.41). 3)a& ber
SBeflagte mit biefer 91 rt ber 93egrünbung feiner
©iniocnbung gegen ben (Srlafe bei Soflftredung««
urteil« erft in jroeiter 3"ftani auftritt, fteb^t ber
93erürffid)tigung im gegentoartigen Verfahren nid)t
entgegen. 5>a« 93erlangen narf) SSerfagung be«
93ol(ftredung«urteil« tocgen einer angeblid) nad)
©rlafe be« ©a>ieb«ft)rud)« eingetretenen 93efrie*
bigung ift nidjt (roie ba« O. S. ©. Äarl«rulje in
©euffert'« Slrdjib 93b. 39 Dir. 175 angenommen
hat) al« „neuer Slnfprud)" im ©inne bei § 529
Hbf. 2 £. 93. D. anjufehen. Sie au«nahm«tt>eife
©haratterifierung berartiger (Sintoenbungen al«
Älagegrunb (bgl. ©euffert'« Hrdjib 93b. 37
9h:. 279, 39 9?r. 172, 9t. ©. ©ntfd). 93b. 55 ©. 101 )
ift eben nur ba unb infotoeit gerechtfertigt, al«
nadj ber befonberen 93efttmmung be«§ 767 ©. $. 0.
bie ©eltenbmad)itng berfelben im 9Bege ber
ftlage geboten ift 9So fidj, toie im gade ber
§§ 723 unb 1042 ß. 93. 0. jtoifdjen ber ®nt=
fdjeibung über ben Slnfbrudj felbft unb ber
93oQftredbarfeit berfelben ein orbentlid)e« 93er;
fahren etnfdjaltet, toelcr)e« bie Erhebung jener
©mtoenbungen al« (Sinreben erm5glid;t, !ann bei
©eltenbmadjung berfelben nac^ Älngcr^ebung bon
einer Älageänberung ober @rhebung eine«
neuen 91 n f b r u dj « nidjt bie 9tebe fein. 9>ev
93 e f l a g t e erhebt feinerfeit« mit bem Slntrage
auf Sbtoeifung bei flägerifdjerfeit« berlangten
93odftredung«urteil« überhaupt feinen Hnfbrud).
3)anad) bebarf e« hier feiner ©ntfdjeibung barüber,
ob ba« 93orbringen be« 93eriagten in jtoeiter
^nftan j be«halb al« „neuer Slnfbrudj}" im
©inne be« § 529 9lbf. 2 an^ufehen ift, toeil in
erfter ^jnftanj jtoar bie 9ted) n ung«auffteQung Slnl. A
bem Kläger toieber mitgeteilt ift, biefe SRittrilung
aber ntd)t im ©inne einer 93efriebtgung be«
Kläger« erfolgt unb brojeffual bertoertet, fonbern
Digitized by G
204
M«. !*• 147.
lebiglidb jur IBegrünbung ber gegen ba« Verfahren
beä ©chieb«gericht« erhobenen ©intoenbungen ge^
fchebcn tft (bgl. ©aubb*(Btein «Rote 16 git § 529;
6^boto & »ufch «Rote 4 ju § 529 ©. <ß. £).).
ffi« ift Demnach meiter ju prüfen, ob in bcc
niieberbolten SRittetlung bet Anlage A mit ber
Älagebeanttoorrung eine Sefriebigung bei in bem
®chieb«fbruch unter 2 anerfannten Aufbruch*
be* Äläger* ju ftnben tft.
(3)ie* toirb auf ©ruttb weiterer Aus-
führungen befaßt.)
127. VttfUfle eint» ridjttrlidjrn Qikc0 on dar $arlti
bara) Bc»ci0»efa)lR6 entgcftn •« Sorfajrift btf § 477
«If. 8 0. 9- £>• — 3f> f»«*«* *«fa|?t« karä) UatcrUffea
riacr Ütfigc btr Q(c0tnsartti btlltar aak taon in folgern
9«0e {«. 0. § 46») burefa, Mc <Hkel(elfraag ».Btr
ertragt nerbea?
©rnft ÄnBrnfchtlb in ©laudjau
gegen
5Bernt)arb SReier in Hamburg.
Au* einem Urteil bei D. S. ©. VI Dom
19. SRarj 1907.
© c ü n b e :
3)er ©eltagte ^at gegen bie Älage bie ©in*
rebe borgefchüfet, bafj bie Parteien ficö im 2Rai
1905 babin berglichen tjaben, ba& SJeflagter fich
weiterhin um ba« ^Enfaffo be« ©rlflfe* au* ben
fommifftonsweifc für ben JtlSger berfauften SBaren
bemühen, ber Äläger bagegen feine (bom 20. Abrtl
1905 botterte) Älage aurücfjiehen fofle. liefen
93erfllei<r> bat bie al« $eugtn bernommenc ©befrau
bei iBeflagten befunbet unb bai S. ©. bat Darauf*
hin bem SBcflagten, welcher bem Jtläger über
biefen Sergleich ben bann bon btefem an«
genommenen ©tb jugefefioben blatte, einen riebter;
liefen ©ib mittel« SBeWetebefdjluffe* auferlegt,
liefen ©ib bat ber »etlagte am 10. Oft. 1906
geleifiet, olme ba& ber für ben Älager erfebienene
unb bertjanbelnbe Sro^efjbertretrr gegen bie narfj
§ 477 Abf. 3 ©. S. D. unjuläffige Auflage biefe*
ritterlichen ©ibe* burefi 5Bewei*befchlu&,
fei e* bor, fei e* nach ber Seiftung, SBiberfbruch
erhoben fjütte. Ob bureb biefe* ©ttflfchWeigen
nar^ § 295 ©. D. bai unjuläfftge SBerfafjren
bei erften Stifter« geseilt ift unb ba 6er auch
burcö ben geleifteten ©ib gemafj § 463 ©. $. £>.
bie befdjtoorene Xatfache, tote bai angefochtene
Urteil annimmt, ali unter ben Parteien feftgefteHt
ju gelten bat, ober ob bie Auflage eine*
richterlichen ©ibe* burtö iBeweiäbefchlujj
Wenigftcn« in bem gaüe, wo wie bier nicht ber
fehwurbftiebttgen Partei, fonbern bon it)r ber
©egenbartei ber ©ib über biefelbe $atfacäe in
ber JRegatibe augefdjoben mar, eine nach § 295
Abf. 2 ©. O. unheilbare SSerle^ung
ber gormborfr^rift bei § 477 Abf. 3 barfteüt,
fann jroeifelbaft fein. ©aubb=©tein ju § 477 ni,
bält bie Teilung biefer SJerle^ung für au«=
gefefiloffen, weil auf bie Befolgung ber SJorfdjrift
eine Partei niebt toirtfam berjicftten rönne,
mäbrenb er anbererfeit« eine SSerle^ung bei
§ 466 ©. gj. O. bureb Auflage eine* jugefdjobenen
©ibeö mittel* S8etoei*befcbluffe*, aua^ wenn bie
9}orau*fe^ungen bei § 461 nicht borltegcn, al*
eine heilbare S3erlefeung bei ©«fefre* anfielt.
3)a* 9t. ©. hat in VI 299/02 bom 12. 3anuar
1903 föurift. SBochenfchr. 1903 ©. 100 «Rr. 13,
bei SRuborf IU IRr. 3130) biefe ^rage, toeil fofort
SBiberfbruth erhoben mar, unentfcöieben gelaffen,
aber freilich au*gefbrochen, bafj ei tro^ § 477
Abf. 1 feinem 3meifel unterliege, bafj „infotoeit",
nämlich infoweit al* § 477 Abf. 3 beriefet fei,
§ 464 feine entfbrechenbe Anroenbung auf ben
richterlichen ©ib finbe. SRan barf barau* fchltegen,
ba& ba« 91. ©. auch § ^ auf e<nen berartigen
gegen § 477 Abf. 3 tiecfto&enoen, nicht ber
fchnjurppichtigen gartet jugefchobenen ©ib nicht
antoenben mürbe. Allein im borliegenben %aüc
bebarf biefe ^frage ber Antoenbbarfeit be* § 463
©. O. feiner ©ntfeheibung, ba biefe* ©eriebt
burch bie Xatfache ber @ibe*leiftung in Süer=
btnbuug mit ber, menn auch unbefchtoorenen,
AuSfage ber 3eufl'n SReier ben SJetoei* ber
bergleich*n)eife eingegangenen SSerbfltchtung be«
Älager*, bie gegenmärtige Älage gurücf&u$iehen,
für erbracht unb baher nach § 446 bie ©ibe«-
jufefnebung bei Älager« an ben 93eflagten für
unjuläffig erachtet. 3)em ©emicht bei ©ibe« bei
58eflagten unb bem Beugni* feiner ©hefrau ftefjt
bie bom filäger beigebrachte &orrefoonbena nicht
entgegen.
(SBirb au*gefüb.rt.)
S)ie ©tnrebe bei Sergleiche« ift ba^er liquibe
unb baher bie Älage mit 9lecht abgetoiefen toorben.
Olt» WcMsirl «Hag. «jm^urj. «<rmaipf»rjg< « gcmfmdKi I 6M. 'Pttanttrettl. Stctohtar Dr. 0. «tiDII, <Mmtura.
1>tui| »»» J»»ani 4}iB(t4 titln, 4amft»r«.
Digitized by Google
No. 35.
205
Ho.
§ttiifeaiif(J)e ©erit^ätimg.
$etßfaff.
€it>tlted)Utdje falle.
XXVHI Jahrgang. (40. 3a&rp,ang ber $anbel8gerid>tfr,8eitung.)
$rel* ffir ben 3«trgang: «nb deiblatt mit «Hcgifter 20 X — $au»tblatt aleiu mit Wegifter 16 A
Griftes Quartal.
Hornburg, ben 29. «nfluft.
1907.
3nl>alt : $cmfa-9nuirrri, Ä. • ®. in fiübed gegen Äug.
üoffljaflcti in Üiibtrt unb brei Qknofirn. — Srau (9.
fcupfelb, geb. Knapper!, oerio. Xöpliitfler in $amburg
gegen Dr. Jlarl $ort& in tfmicfau.
128. »egrefc unter Stttbfirgcn. — Sann »er ben
«laubiger befriebigenbe »nrge elfl 9)e4t«na<b,f*fger M
UHättbigcrf angefeuert werben? — $at er Hnfpratb. auf
(Ertrilnug brr $>IIftre<fRng»flaufeI aaf Urteilen, bie ber
ÜHäubigcr gegen bie übrigen Burgen envirft b,at? — 3ft
bie fllnnfel nnr auf befUüio aber and) anf ovrläufig
naOflretfbar ertlarte Urteile jn geben?
.$anfa = 93rauerci, 91.;©. in Sübed
gegen
Sug. Sofffjagen in Öübed unb Drei ©enoffen.
% a t 6 e f t a n b :
S)ic Parteien fjaben fid) gemeinsam für beu
SBirt »tübberbt beim ©todelaborfer ftrebitberein
berbürgt. $>ie Klägerin l|at bejaht unb nimmt
mit ber &lage Ütegref} gegen bie biet 93eflagten.
2>a ber Ärebitberein gegen biefe 9Jerf8umni«urteil
ertoirft battc, bat ftlögertn Hagenb beantragt,
ifjr auf biefe Urteile 9Jodftredung«flaufeln ju
erteilen. 93cflagte cradjtcn ba« für brojeffual
unjuläffig, ffnb aber mit biefer @intoenbung
burdj Stoifdjcnurteil be« D. S. ©. IV bom
21. Januar 1907 jurfidgetoiefen toorben.
©rünbe:
@« fann beu 93ef(agten barin nidjt jugeftimmt
toerben, ba& bie Älagc, fotoeit fie auf Erteilung
«eiktati.
| ber SBotlftrecfungSMauiel für ba« bom ©todcl«*
j borfer Ärebitberein gegen bie 93eflagten erftrittene
! 3}erfaunuii«urtei(geri(f)teti)t,fd)onaugbrojeffualen
| ©rünben augetoiefen toerben müffe.
«Rarfj § 774 Slbf. 2 unb § 426 93. @. 93.
ftnb SRitbürgen im SJer^ältni« ju einanber ju
gleiten Slnteilen berbflttf)tet unb gefjt, toenn
einer ber SJtitbürgen — toie bjer bie Ä'lagerin
— ben ©laubiger befriebigt, beffen gorberung
gegen bie übrigen 93ürgen in «fcöf)e be« auf fie
faüenben Xcil« ber gejagten Summe auf ilm
über. ^niotoett ift nlfo Älägcrin in bem Slugem
blidc, too fic bcit Ärebitberein toegen ber Urteil«;
fumme bef riebigte, beffen 8ted)t«nad)folgerin
gerabe fo getoorben, al« f)ättc ber SJcrcin iljr
feine 9tccf>tc infotocit cebiert (bgl. § 412 93. ©. 93.).
9?ad) § 727 6. % £). fann aber bie 9SoHftredung«=
Kaufet aueü für ben 9ted)t«nad)folger be« im
Urteil bejcidjnetcn ©laubiger« erteilt toerben.
Sieterfen in feinem ftommentar jur (£. 93. £).
(93b. II ©. 319). auf ben fidj bie 93e«agten
berufen, ift atlerbing« ber 8Iufid;t, ba§ ein
©efamtfdjulbner, ber ben ©laubiger befriebigt,
trofe ber 93eftimmung beß § 426 93. ©. 93. eine
93oüitredung*flaufel für ein Urteil be8 ©laubiger«
gegen feineu 9Nitfd)uIbner nid;t erhalten fönne.
@r beruft fid) jur 93egrünbung lebiglid) auf ein
Urteil be« Äammergeridjt« in SRed)tfbred)ung ber
C. 2. ©. 93b. V 6. 333 unb ein bort in 93ejug
I genommene« Urteil be« 81. ©. in !$urift. 2Borf)en=
| fdjrtft 1896 ©. 58. SIber beibe Urteile fagen
Digitized by Google
206
»o. ist*.
bai nidjjt. S)a$ Äammergerid)t Jagt melmeljr
nur, bag ein SRitbürge, aud) toenn er fid) bom
©laubiger beffen gorberung redrjtdgefct)äftltcr)
boH cebieren lägt, bod) nur immer anteilmäßigen
@rfa$ bon feinen 3Ritbürgen bcrlangen fann —
hierauf bejie^t fic^ aud) nur bai angebogene
Urteil bei 9t. ©. — unb le&nt bann bie ©rteilung
einer SBoflftrecfungsriaufel für einen SRitbürgen
auf ©runb unb in $ö$e feine* gefeilteren
3luSgleid)ung*red)te* im gegenmärtigen
Setf a^ren — nämlid) bem 83efd)tt>erbes
berfaljren — ab, weil ifjm bie 3Jiöglict)fctt jur
^Beurteilung ber #8lje be* 8luSgleid)ung8anfbrud)e*
fefjle unb bertoeift ben Sntragftetlcr auf eine
„befonbere Älage" — nämlid) offenbar bie bei
§ 731 <S. «p. O.
2>a3 ©eridjt befaßt aud? bie beftrittene
grage — cfr. Veterfen II ©. 318 — , ob einem
^Rcrf)tenad)folgcr, ber nid)t, mie ettoa ein ©rbc,
felbft ali ftläger eintritt, für ein nur bor«
läufig bollft redbare* Urteil bie
SBottftrecfunggtlaufel erteilt »erben fann. Stenn
ba* ©efefe ftedt in ben Ijier in SBetradjt fommen*
ben allgemeinen JBorfdjriften über bie 3toang*=
boUftrectung ebenfo toie in bem an bie Sbijje
geftellten <»afce (§704): „bie 8mang*boHftrtdung
ftnbet ftatt au* @nburteileu, toeldje red/tsfräftig
ober für borläufig boüftredbar erflärt finb", fo
aud) in ber fpäteren JBeljanblung, in*befonbere
in ber SJeftimmung, bog bie 3b>ang*botlftredung
auf ©runb einer mit ber SBoüftrecfungSflaufel
berfeljenen Ausfertigung bei Urteil* ftattfinbe
(§ 724) unb bog eine boüftredbare 8lu*ferttgung
für ben 9ted)t*nadj folger bei in bem Urteil be=
^eidjncten ©läubiger* erteilt toerben fönne, beibe
Urtciläartcn ganj gleid), frijränft aud) in ber
lefeterroäfmten Veftiutmung ebenfomenig wie in
ben §§ 7% (betr. Älaufel für ben SSollftredungs*
befe^l) unb 1*29 (betr. Älaufel für ben Slrreft*
befebl) ben begriff ber SRed)t*nad)foIge in fetner
SBetfe ein. $>em nad) feiner «Stellung im ©efefce
nur für ben $aubtbrojeg gegebenen ©runbfafye
be« § 2(35 ©. 3i. £)., toonad) bie Abtretung be*
geltenb gcmadjten Slnfbrudj* feiten« be* Klägers
auf ben Vrojeg otjne ©infiug bleibt unb ber
SRedjt*nad)folger nur mit 3uftimmunfl 0C!» ^es
flagten als 4?aubtinterbenient in ben Sßrojeg
eintreten fann, fteljt für bai ^ttiangäbollftredungÄ-
berfaljren bai entgegengefefcte Vrinjib gegenüber,
j toonad) einem 9tedjt*nad)folger ber eintritt in
; bai Verfahren unabhängig bon ber 3uftimmung
! bti ©cgner* geftattet ift. ffiürbe ber § 265
I <5. 93. O. bie Parteien audj für ba* 93oUftredung*s
berfaljren feftlegen, fo mürbe er ebenfogut für
bie aSottftredung aui red)t*fräftigen, toie für bie
SSoflftredung bon borläufig bollftredbaren Urteilen
53ebeutung Ijaben unb mürben bie §§ 273 fg.
für ade $Redjt*nad)folger, bie nidjt ali Äläger in
ben ^ro^eB eintreten fönnen, gegenftanbsioe fein,
ebenfo bie §§ 796, 929. «ud) mürbe ber 9ted)t*=
na dj folger, ba bie Stellung eines Sieben*
interbenienten, toie fie ifjm § 265 ©. 2J. D. für
ben #autotbrojeg einräumt, für bie 3mang**
boQftredung, mo e* fid) nur um ©läu biger unb
©djulbner fjanbelt, bebeutung*lo« fein mürbe,
im 93ot(ftredung*oerfabren ofme jebe Vertretung
fein, obmoljl ei fid) materiell um feine JRedjte
banbelt unb in*befonbere ba* jur 3^it ber
9tedjt*nad)folgc etwa fdjon erfodjtene ißfänbung**
bfanbredjt nad) §§ 401/412 99. ©. '£. materiell
if)m juftef)en mürbe. 8lu« § 265 ©. D. mürbe
fid) nur herleiten laffen, baß baburd), bog ber
9ted)t0nad)folger bollftreden lägt, bie ©teQung
be« SBetlagten nia^t berfcf)leajtert merben barf.
2>a* toirb fie aber aud) nid)t, meber in mirtfd)afts
lid)er nod) materiell red)tltd)er, nod) brojeffualer
99e&telmng. ?)enn nad) bem ben §§717 Slbf. 2,
302 »bf. 4, 600 unb 945 ®. V- O. i« ©runbe
liegenben ©ebanfen (bgl. $rot. ber II. Äommifpon
in ber Sluägabe bei JReid)«juftijamt* 93b. II 6. 672)
ber, meil er materiell redjtltd)er 9latur ift, un*
bebenflid) analoge 3uloenöun9 äuläfjt, nimmt
^eber, ber eine nod) nia)t enbgültige (Sntfajeibung
ooUftrcden lägt, baäöiififo biefer bietlcid)t materiell
ungeredjtfertigteu S3ollftreduug auf fid) unb haftet
für ben ©d)aben; bemgemäö, wenn er boll-
ftreden lägt, aud) ber SRed)t$nad)f olger bei
Stlägerä. Siefen Slnfbrud) fann ber Söcflagte,
meil ei fid) nadb Slbtretung bei jt(aganfbrud)§
nur formell um einen Srojeg bei Äläger«,
materiell um ben bei 9ted)tönad)foIger3 b,anbelt,
ber .ftläger fid) alfo alle ben Sllaganfbrud) be*
treffenben 9ied)t*bebelfe bei Veflagten gegen ben
9led)t«nad)folger, bie juläffig fein mürben, toenn
biefer ben Skojeg felbft führte, entgegenfe^en
laffen mug — SR. ©. Gntfd). Vb. 40 ©.341 —
unb meil ber Veflagte^ unter bem 3Bed)fel im
materieüen SRedjte unb beffen golgen, alfo audb
Digitized by Google
unter ber BiDcmgabolUttedung bei 9tedjt«naa>
folgert nicht leiben fotl, gemäfj § 717 »bf. 2
(£. S. O. in bem anhängigen $aubtbro3effe gegen
ben Kläger geltenb machen unb ba« ergebenbe
Urteil bat, Weil e« auch wegen be« ©cfjabenS»
anfbrudj« materiell ihn angebt unb bamit ber
BeHagte ntdjt burd) bie SlbrretuwQ bei Slnfbrudj«
unb beffen folgen ju einem jwriten Broaeffe
genötigt Wirb, nad) bem Srin$ibe be« § 325
(£. $. O. unmittelbare Sffiirfung gegen ben 8ted>t«*
nad)f olger (»gl. aud) ©aubb bei unb in »nm. 21
ju § 717 <J. 5ß. C).
3>afj ber geltenb gemachte Snfbrud), jebem
faß* foweit Klägerin ben Ärcbitberein au« eigenen
2Ritteln befriebigt bat, materiell an ftdj begrünbet
i)t, unterliegt feinem gweifel.
(SBirb ausgeführt.)
12!). 'i&ai ift ,,^rrt)QnMung" int Sinnt btr Wtbät\ttO'
orbnaag ? — $araattr iß jtbe aftiae Bett Higaag aa htm
bra ötgtaftan» eiae« Zernia« bllbeabra 3)c4|t*flrrit ja
DtrftcQtn, alfs and) Scrtjanblung über projitftbinbrrnbt
Cfinrrbtn unb aidjl etwa cia Bttbanbtln „jur ^>ouptfad>e".
— Sana, wenn ber IHcrtiteflrtU fiatj aad) eiaer Beibanbliina.
Uber «aagelabe »ollmodii bt« Bertreter* burrf) Strajtid|
rtlcbigt aab fiter bie ftajfca Bcrfinmai«artci( crgt|t, aar
eine ciamalige Brrbaabluag^grbftftr, obtr faaa fflr bit
^eanttognag M gerfiunniftirleU* riae befanbere CJkbübr
gtfarbtri werben?
grau ©. ». #ubfelb, geb. Knabbert,
bcrW. Sulinger in Hamburg
gegen
Dr. Karl Barth in S W i d a u.
$a« C. S. ©. II erböte am 16. »bril 1907
auf Bcfdjwerbe beS Beilegten ben Setrag ber
ibm bon ber Klägerin ju erftattenben Sßrojefj;
foften um X 26,50.
@r ünbe:
3Rtt Unredjt bat baS ä. ©. angenommen,
bafj in bem Sennin bom 19. 3)egember 1906
eine SBer^anblung im «Sinne ber
©ebürjrenorbnung für StedjtSanWälte
ntdjt ftattgefunben habe. S>er Vertreter ber
Klägerin tjot in biefem Sermin bie Serbanblung
baburdj eingeleitet, bafj er au* einem als Slnlage
$u Brotololl gegebenen ©djriftfafce feinen
207
No. llFUJ.
©adjantrag beriefen t)at. $)afj ber Scrtreter
bei Bellagten hierauf unter BerWeigerung
ber Serbanblung jur $aubtfadje bie
] Bollmadjt bei Bertreter« ber Klägerin
beanftanbet unb, ohne feinerfeit« einen bem
©aa>antrage ber Klägerin entgegengefefcten ©adj«
antrag ju fteüen, junädjft berlangt t)at, bafj bie
Soümacbl be« BrojefjbertreterS ber Älägerin
notariell beglaubigt werbe, lägt jwar bie annähme
einer rontrabiftorifdjen Serbanblung ber
Parteien auSgefdjloffen erfdjeinen, fdjliefjt aber
nid)t au«, fonbem beWeift, bafj in jenem Dermin
bon ben Parteien, wenn aud) nid)t fontrabiltorifdj,
berhanbelt worben ift. 2>er Begriff ber Ber*
hanblung madjt e« nidjt erforberlicb, bafj jur
$aubtfache berhanbelt unb unmittelbar fidj
auf biefe ridjtenbe Einträge gefteüt ober Slu^^
fütjrungen gemadjt toerben. Slud) bie {Berbanblung
über eine brojeffuale Vorfrage, ba« Serlangen,
bafj ber Srogefjbertreier bei ftläger« fidj al« jur
Sro^efjführung legitimiert burdj eine notariell
beglaubigte SBoUmadjt au«meife, mufj al« ein
Serhanbeln angefehen merben. 3|n biedern roetten
©inne hat ber britte ©enat biefe« ©eridjt« in
feiner in ber ^anf. ©er.^tg. »eibl. 1896 9lr. 15 1
abgebrudten (Sntfdjeibung fld; au«gefbrodjen, too
ausgeführt wirb, bafj, wenn aud) ein baffibe«
Verhalten ber Partei niemal« al« ein Serhanbein
bejeidjnet werben bürfe, bodj anbererfeit« ein
foldje« in einer j e b e n, wie aud) immer
gearteten aftiben Beteiligung an bem
ben ©egenftanb ber Serminberhanblung
bilbenben 9tedjt«ftreit erblidt Werben
müffe, gleichgültig, ob pd) biefe Beteiligung auf
j bie $aubtfad)e ober blo&e 9cebenbunlte, auf ben
Slnfbrud) felber ober auf nur beribljerifd) fid)
angliebernbe Satumftänbe be$iebe.
Mud) ba« D. S. ®. ©tuttgart hat in einer
©ntfdjeibung bom 7. 3Kai 1897 (3ahrbüd)er ber
2Bürttembergifdjen 9led)t«bflege Sb. 9 ©. 352)
ben nämlichen ©tanbbunft eingenommen, inbem
e« ausgeführt b,at: für ben Segriff bei Ser«
hanbeln« fei nid)t eine materielle ©rörterung
bes 9ted)tSftreit« in bem ©inne ju berlangen,
j bafj burd) tatfäd)lid)e ober rechtliche Segrünbung
ber Sarteianträge unmittelbar eine ©runblage
für ba« Urteil gefchaffen Werbe; e« genüge bieU
mehr auch eine folche Serhanblung, bie auf bie
I brojeffuale ©rlebigung bes StechtSfrreitS abjiele
Digitized by Google
208
SöTIse».
ober eine Jnroieffuale Starfrage jum ©egenftanbe
jjabe.
Ilm bai Slufwerfen einer folgen brogeffualen
SBorfrage unb jwar einer folgen, beren Stellung
für ben angeftrengten $ro£eß bon auäfdjlags
gebenber Sebeutung »erben tonnte, fjanbelt e$
fid) t>ier. ©in ©runb, bem Vertreter bei
©eflagten wegen fetner fo gelennjeidjneten aftiben
{Beteiligung an bem $rojeffe bie falbe ©ebübr
be« § 13 ber ©ebüljrenorbnung ju berWeigern,
liegt nidjt bor.
9lur bos erfdjeint fraglich, ob er neben
biefer ifjm auf ©runb § 16 ber ©ebüfjren*
orbnung bewilligten, bon bem ganjen ©treit*
wert ju beregnen ben ©ebüfjr nod) eine weitere
nidjt fontrabiftorifdje ©ebüljr für feine Sätigteit
im Xcrmtn bom 4. gebruar 1907 berlangeu
fann, in bem er nad) burd) außergerid)tlid)en
SBergleidj erlebigtcr $aubtfad)e gegen bie Klägerin
ein Serfüumnteurteil Wegen ber Soften erwirlt
bat, ober ob ber ©eltenbmaebung biefer weiteren
©ebübr bie JBoridjrift be« § 26 ber ©ebübren*
orbnung entgegenfte^t.
Stoß ber § 25 ber ©ebüljrenorbnung fner
in Orrage fommt, obWoljl er nur bon ben „im
§13 benannten ©cbübren" fbridjt, (jier ei fid)
aber um bie ©ebübr bcS § 16 ber ©ebüljrem
orbnung tjanbelt, ergibt bie ©ntftebungögefdn'djte
be* ©efefceS unb ift aud) bom SR. ©. (©ntfdj.
»b. 9 6. 333) in eingefjenber »egrünbung bar=
gelegt worben.
aBeniger zweifelsfrei erfcfjeint bie ®nt=
fdjetbung ber %xaa.e, ob bie buid) bie 5ßerfianb=
lung bom 4. ftebvuar 1907 an ftd) berbiente
Webübr für eine nidjt fontrabtftori|"rf|e 58er»
Ijanblung über bie Soften bei 9terf)tsftreits als
mit ber ©ebüfjr, bic burdj bie nidjt fontrabifc
torifdje Skrbanblung oom 19. 3)cjember 190«;
oerbtent ift, abgegolten anjuieben ift. Soweit
crfic&tlidj, ift eine (Sntfdjetbung über einen gleidj
liegenben gafl Dberftrtdjterlidj nod) nicfjt er»
gangen. 3)ic ftaüe, in benen getrennt über
£>aubtfadje unb Soften bcrljanbelt mürbe unb
in benen für jebe ber SBcrljanblungen je eine
©ebübr augebilligt mürbe, Waren (bgl. z- sß.
9t. ©. »b. 33 6. 403 fg.) folct)e", in benen ci
fid) um ungleichartige ©cbfifjren, alfo j. 58. eine
n i dj t lontrabiftorifdje ©ebüfjr für bie £>aubts
farfje, eine fontrabiftorifdje ©ebüljr für bie
Äoften Ijanbelte unb in benen bafjer wegen ber
llngleidjartigteit ber ©ebüfjren bie Snwenbung
beS § 25 ber ©ebüljrenorbnung nidjt in 0rage
fam. $ier aber banbelt ei fidj bei beiben SBer=
Ijanblungen um bie gleidje ©ebüfjr unb fomit
barum, ob ber ©treitgegenftanb, über ben am
4. gebruar 1907 berfjanbelt ift, einen Seil bei«
jenigen ©treitgegenftanbeä barfteHt, über ben
fajon am 19. 5>ejember 1906 berljanbelt Worben
War. 3ft ^'efc ^rage ju bejafjen, fo ift in
SlnWenbung beö § 25 ber ©ebüfjrenorbintng bem
SJefdjWerbefübrer nur bie falbe Serfjanblung*:
gebübr für bie erfte S$erb>nblung zuzubilligen.
fRidjtig ift nun auerbingS, baß nad) ©r»
lebigung ber $aubtfad)e bie nidjt
erlebigte Äoftenforberung i Ij r e n
©Ijarafter ali 3?ebenf orberung ber*
loren b,at unb jur ^au^tf orberung geworben
ift, allein biefe nad)traglirfje Slenberung bei
«Xbarafter« ber ftoftenforberung bermag bie ZaU
fadje nidjt ju befeitigen, bag bie ^Berbanblung
bom 19. ©ejember 1906 aud) frf)on biefe
^oftenforberung ali ©treitgegenftanb
mit umfaßte. 2)aß bei ber SBeredjnung bei
DBertcS beS ©treitgcgenftanbeS bie Äoften be*
9tect)t*frreitö, foWeit fic ali 9?ebenforberungen
geltenb gemacht Werben, nad) auSbrüdlidjer
gefe^licöer ^orfd;rift außer Slnfa^ bleiben,
änbert baran ntcbtö, baß biefe Äoften bon 81ns
beginn an einen Seil bei ©treitgegenftanbe*
gebtlbet b^a ben.
3ft bai aber rtd)tig, bann ift in ber SBer=
banblung bom 4. Februar 1907 nidjt über
etwaä 9leueS, fonbem nur über einen Seil
bei ©treitgegenftanbed ber^anbelt, ber bereits
©egenftanb einer SBerljanblung geWefen ift.
3)er § 25 ber ©ebübrenorbnung war baljer
an^uwenben unb ei Waren bemnad), wä^renb
etnerfettß bem ^BefdjWerbefübrer für bie f8et-
banblung oom 19. ©ejember 1906 30 M. ali
balbc 33erl)anblung*gebübr zuzubilligen Waren,
bic bom fianbgeridjt für bic S?erbanblung bom
4. i^ebr. HHJ7 zugebilligten M. 3,50 abjufe^en.
Cm Kdintl ««riayi, ^ambatu. *ttoianit*r«it 44. ff»rn«r«*ct l «M. T«taniB«rrt. S(»afi<ut Dr. C. Stau» II, ^amiur^.
Itutf r»n 3 c 1) a n n 4 i n t i « Ji « » « t . «imbuta.
Digitized by Google
■
No. 86. Jf09
Ho. :
^onfcatif^e (Scriipjctniiig
Ciütlred|tltd)e falle.
XXVIII 3ahrgcm<9. (40. Sa^rgang bet $anbel«geri$tt-8cttung.)
$rel# für ben 3atrg«ug: $au>t. unb »elMatt mit Stcfipcr 20 X - $anbtt(att «Heia mit 9U|ifter 15 J
Beiblatt allein mit «egtfter 15 iL
Hamburg, ben 5. ©ebtember.
1907.
2>riti<5 Quartär.
■t«li; ^einrieb, $faff in Bremen gegen ben S3remtf($icn
©laat. — Ii. 3ul. $etne in $amburg gegen (£. 5- ©•
ftrancf in $amburg. — Äotl unb Rubolf be Hoortcre.
oerrrettn btir* tyrrn Sormunb in fyimburfl gegen bie
flllgenteine Vinnen an Ffalt in Hornburg. — (Ellert & (Sla*clc
in Hamburg gegen $ermann Sridfe in $ambnrg all 8er-
»alter im ftörtfutfe br< »uftan »Jauei in äamburg. —
fc. griffe atä ilcrroalter imRonfurie br3 Jfitorftafc, in ftirmo
Jacob fra|) in Hamburg gegen it. SBeiflftein in iyambttrg.
180. $fli(b,t beä Staate«, bei (Slatteiü bie Umgebung
eine» iffentlidien Brunnen« bnrd) Streuen objuftumvfen.
— OJenfigt er feiner VfHAjt bnrd» Ueberlrtgnng biefer
Arbeit an einen geeigneten Unternetimer, ber am Sonntage
nnr einmal )u (Irenen »ervfü(to,tct wirb?
^einrieb Sßfaff in ©remen
fleflen
ben SBrentifdjen ©taat.
Su* einem baS Urteil beS D. 8. ©. I toom
5. San. 1906 auf ^ebenben unb bie ©acbe }urücf:
üermeifenben Urteil beS 91. ®.Vlt>om 15. 9loto. 1906.
(£ n t f cbeibungSgrünbe:
Selbe Urteile geben toon ber reer)tlic^ un=
bebertllicben Slnnabme au«, bafj ber SJeflagte, ber
nach bem bremifeben Stecht oU ©igentümer
bes fraglichen SrottoirS unb bei barauf
fteb>nben öffentlichen SBrunnenS ju gelten
t)abe, für beren toerfebrSfidjeren $uftanb
ju forgen toer^f tict) tet fei; ein SluSflufc biefer
SBerpflicbtung fei, bajj er bei ^errfebenbem ftroffc
metter jur Sicherung beS SßublitumS gegen
Schaben bureb, ©latteiS bie Umgebung be«
SBrunnenS mit abftumpf enbem 2Raterial
ju überftreuen babe. SBcnn er bie«, führt |
bog Ianbgertd?tlidt)e Urteil auS, einem geeigneten
Unternehmer übertragen, mie feftgefteOt fei, unb
biefen auch regelmäßig burefj feine Organe
lontrollierte, fei er aber entlaftet. SBet äffen t=
lieben ©rannen bie Umgebung anbauernb über:
ftreut ju holten, fei unmöglich; eS müffe genügen,
bog in angemeffenen 3>»if cbenräumen
nadjgeftrcut mürbe. SBenn beSbalb an bem
fraglichen läge, einem Sonntage — an biefen
Sagen folle ber Unternehmer bertragSmäfttg nur
einmal &u ftreuen oerfcfltcbtet getaefen fein —
Nachmittags toon neuem geftreut Joorben toäre,
mürbe jur UnfaHSftunbe, jtoifchen 7 unb 8 Uhr
»benbS, bie ©lätte boch toieber eingetreten unb
ber Unfall nicht berbütet toorben fein, ba ber
«rannen in fortbauernber »enu&ung ftehe. $>afj
eine genügenbe Kontrolle. ausgeübt
morben fei, fei als ertuiefen anzunehmen, ©ine
neue StetoeiSaufnabme, wie fie beantragt morben,
fei nicht erforberlich: toenn auch beftättgt toerben
mürbe, baß ber Unternehmer bertragSmibrig
meber am 18., noch auch am 17. Januar höbe
ftreuen Iaffen, fo folge barauS noch nicht eine
ungenügenbe Äuf ficht; eS fei aber auch oit*s
gefchloffen, baß bie 3cu9e" ftet^ auf bie fragliche
©teile geachtet hätten. 3)aS Urteil beS 58crufungS=
gerichts fügt hinju, bog ber fräftige Oftminb,
ber an bem Unfallstage geherrfcht habe, baS
etma am Nachmittage auf ber glatten ffiiSfläche
neu geftreute SDtalerial leicht meggemeht hoben
' toürbe.
Digitized by Google
210
K«. IM,
S)ie WebiRon rüflt Bertefeung be« § 823
B. ©. B. unb § 286 <£. B. £). 2>er ©idjer&rit
be* BublifumS Werbe nicht buret) ben abfcfjluij
beS Vertrages jWtfcfjen beut Beflagten unb einem
Unternehmet gebicnt; ber Bertrag müffe au er)
ausgeführt unb bie auSf ütjrung übers
wad}t Werben. 3n lefeterer Beziehung (iege
aber ein Söerfrfjulben beS Beflagten bor, wenn
mehrere Sage lang ntct)t geftreut Worben fei, bet
Vertagte bie« nidjt bewerft ober nidt)t für abhülfe
geborgt hätte. 2)aS fei ber 3nb.aU beS abgelehnten
BeWtfSantrageS. $ie bom Berufungsgericht
gebilligte Begrünbung biefer ablet)nung im erften
Urteil, bafj bie beugen nicht mürben befunben
fönnen, ob an ber fraglichen ©teile geftreut
gemefen fei ober nicht, enthalte eine unjuläfRge
Vorausnähme bei BetoeiSergebniffeS; überbieS
fei biefe Untoahrfcheintichfeit gar nicht borhanben.
2Benn aber infolge ber Unterlaffung beS ©treuenS
ein Baffant ju gaH gefommen fei, fei eS ©a<$e
beS Beflagten, barjutun, ba| bie SBirfung ber
©djufemafjregel burch befonbere Umftänbe, toie
ben hetrfä>enben Dfttoinb, toieber aufgehoben
warben fein fcoürbe.
3)er Stebifion mar ber ©rfolg nicht $u berfagen.
$>ie fonfreten geftfteüungen beS lanbgericb>
liehen unb beS BerufungSurteilS finb nicht ju»
reichenb, um ben Beflagten in Be&ug auf ben
behaupteten Unfall beä Klägers bollftänbtg ent*
laftet erfdjeinen ju laffen.
®S ift getoijj richtig, bafc ber Beflagte
nict)t für berbflichtet erachtet werben lann,
einen Sürgerfteig ober bie Umgebung eines
©tra&enbrunncnS ununterbrochen bei %to\U
Wetter beft reuen j u laffen unb bafj ans
gemeffene 3b>ifchenröume awifdjen ben einzelnen
Sitten beS Streitens geftattet fein mfiffen. allein
toie grofj biefe StoifctKiträume öufjerften $alIeS
fein bürfen, muß per) nach bem äJta&e beS
fonfreten BebfirfniffeS richten unb für biefeS ftnb
einmal bie BertehrSoerbältniffe ber ©trage, fo*
bann bie $äufigteit ber Benufcung beS Brunnens
unb beffen örtliche anläge mafjgebenb. S)em
Beflagten tann, toie bon ben Urteilen ber Bor*
inftanjen jutreffenb angenommen toorben ift,
nicht jum Borwurfe gereichen, ba§ er ben öffent*
liehen Brunnen auf bem Bürgerfteige, nicht auf
bem gatjtbamm angebracht hat. «ber bie un*
bermeibliche Berfprifrung unb Berfdjüttung bon
SBaffer in ber Umgebung eines Brunnens bebingt
für ben Bertetjr auf bem Bürgerfteige, auf bem
ber Brunnen fteht, eine erhöhte ®cfatjr, ber
auet) otit erhöhter ©orgfalt begegnet toerben
mug. %\e ©röjje ber @efat)r richtet fiefc) nach
ber erfahrungSmäfjigen $Suftgfcit ber Senufeung
beS fraglichen Brunnens unb bor allem n a dt)
ber erf ahrungSmagigen Belebtheit
beSBerfeljrS in ber ©trage unb auf
bem Bürgerfteige, too ber Brunnen fid) bepnbet.
danach fann eS toohl ber gaH fein, bog ein
einmaliges ober zweimaliges ©treuen am Sage
genügt, um jene burchfchnittliche BerfebrSficher-
heit ju fchaffen, bie vernünftiger BSeife «nur
ertoartet unb bedangt toerben fann; eS fann
aber unter anbeten Umftänben auch ein öfteres
Befrreuen, bieHeid&t in Stoifchenraumen bon ie
2 bis 3 ©tunben, bielleicht auch t)"1 un& toieber
ein Slufeifen ber Brunnenumgebung crforberlict)
toerben. 3)iefe fonfreten BerfebrSberbältntffe ftnb
bom Berufungsgericht aber gar nicht in ben
Bereich feiner Erörterungen gebogen toorben; fte
müffen, nötigenfalls unter Slntoenbung beS t5rage=
rechts nach § 139 ber ©. B- D., feftgeftellt Wer*
ben, um ju einer richtigen Beurteilung ber ^rage,
ob ein ju bertretenbeS Berfdjulben beS Beflagten
borliegt, ju gelangen.
3>er SBeflagte ift bon feiner JBeranttoortlichfeit
ferner befreit, wenn er bie arbeiten beS ©treuenS
jum ©chu&e gegen bie Gefahren beS ©latteifeS
einem geeigneten Unternehmer bertragS»
mügig übertragen hat, borauSgefefet, ba|
biefe Uebrrtragung im b ollen Umfange feiner
eigenen Berbflichtungen ftattgefunben t)at unb
baft er bie auSführung ber arbeiten in gehöriger
SBeife überwacht. 3" ber erfteren {Richtung
Würbe ber Seflagte, Wenn er in feinem Vertrage
mit bem Unternehmer biefem ohne SHüdtficfit auf
baS einttetenbe SebürfniS nur bie SSerbflichtung
auferlegt hätte, an ben ©onntagen einmal ju
ftreucn, feiner eigenen Verpflichtung nict)t genügt
haben. 9?adt) ber Ie^teren 9Hchtung Würbe eine
einzelne Unterlaffung bem Beflagten jwar nicht
Sur SJaft faaen, fo bog auch ber BetoeiSantritt
unerheblich erfchetnt, bafj an jenem Brunnen an
bem UnfaQtage überhaupt nicht geftreut geWefcn
fei; bagegen Würbe, Wenn burch mehrere
Sage trofr beS fortbauer nben Bebürfs
niffes bort nicht geftreut Worben wäre,
Digitized by G
bie« allerbing« nicht offne eine Unadjtfamleit ber
Vertreter ober ber Slngeftellten be« 93eflagten
— fotooljl §§ 31, 89 toie § 831 99. ©. 93. fönnen
hier in ftrage fommen — ^aben gefdjet)en fönnen.
2>er in erfter ^nftanj *>om filäger angebotene,
in ber 93erufung«tnftana nicht fallen gelaffene
93etoei«, baß in ber Umgebung bei in 9tcbe
ftebenben 93runnenö fortbauernb fo gut toie gar
nid)t geftreut toorben ober geftreut getoefen fei,
burfte batjer nidtjr unerfjoben bleiben. %ai ©eridjt
tonnte bie 93ernefjmung ber 3fuflen ablehnen,
toenn e« bom ©egenteil ber ju betoeifenben
Xatfachen bereit« boDftänbig unb unerfchütterlich
überzeugt toar, nicht jebodj, toeil e« bon ben
beugen bie 93efunbuttg ber Xatfaritjen, für bie fte
benannt finb, nicht ertuarten ju fönnen glaubte,
fofern bie ju befunbenben SBaljrneljmungen nur
überhaupt möglich toaren. 5)ie in bem Urteil
ber erften 3>nftan$ für bie Ablehnung be« 93etoeife«
gegebene 93egrünbung, bie £eugen toürben bie
in ir>re Söiffcnfdjaft gefteOten Satfachen nicf>t ju
befunben bermögen, berftößt bafjer gegen ba«
9$ro$eßgefe& (§ 286 ©. 9J. O.), ba nicht abjufeb^en
ift, Jne*b,alb in ber 9lät)e toolmenbe unb biefe«
Srottoir regelmäßig baffierenbe Sßerfonen nicht
fotlten toahrgenommen haben fönnen, baß bort
tagelang tro& b^errfa^enben ©latteifeö nicht ge«
ftreut morben unb getoefen fei.
S)em 93eflagten fteb,t e« frei, ben 93etoei«
ber Unterlaffung genägenben ©treuen* burefj ben
9?acf)toei« $u entträften, baß bie Unterlaffung,
auch toenn fie bargetan fein tofirbe, nicht bon
ursächlicher 93ebeutung für ben Unfall
getoefen fei. $>a« 93erufung«gericht nimmt in
Uebereinftimmung mit bem Ianbgeridjtlidjen Urteil
an, baß, auch toenn gehörig geftreut toorben
toäre, burcrj neue 98afferberfchfittungcn feiten«
ber 93enujjer be« 93rttnnen« neue ©lätte bis jum
Unfälle entftanben fein toürbe unb ba« Berufung«:
urteil fügt al« neue« Argument ^inju, baß ber
f>etrf<fjenbe fräftige ©fttoinb ba« ©treumatertal
leicht hätte toegtoet)en fönnen. 93eibe ©rünbe
für eine Unterbrechung ber Urfächlicrjfeit be«
9iict)tftreuern8 finb aber ntcr>t burchfdjlagenb. $>er
erfte nicht, toeil ftd) nach ber $äuftgfeit ber
53runnenbeuufeung gcrabe auch bie 4?äufigfeit bc«
©treuen* richten muß; toenn auch, mic au«;
geführt, nicht jebem «fte einer Söanerberfa^üttung
ein 9ltt neuen ©treuen* auf bem guße folgen
No. ISO— 1*1.
muß, barf bie 38ieberb>lung bt» leiteten
boeb, nicht außer »erhältni« fielen ju ben
©ieberholungen ber ©la ttei«bilbung.
$>cr jtoeite ©runb genügt nicht, toeil e« fi<^ hier
I nur um eine Vermutung b^anbelt, beren
■ 9Bahrfcheinlichfeit«grab nid)t erörtert ift unb bie
be«halb auc^ einer geftfteUung nicht gleid} ju
achten ift (bgl. (Sntfch- bei 91. ©. 93b. 15 ©. 338),
toeil biefer SJennurung nid>t einmal eine fonfeete
93et)aubtung be« betoetefcflichtißen 93eflagten ent«
(bricht unb toeil enblict) ber 2nnat)me eine*
hob^en ©rabe§ i^rer SBahrfcljeinlichfeit tatfachlich
entgegenfteht, baß na$ § 3 9tr. 8 bei mit bem
Unternehmer gefdjloffenen 93errrage* biefer mit
einem beftimmten SKaterial, mit ©anb — nicht
mit üfche ober ©ägefpanen — ju frreuen hotte,
einem SRatcriale, bai erfahrung*gemaß einer
Sertoehung burch 2Binb nicht in hofrui SKaße
audgefe^t ift.
$ie fämtlichen Stebifiondangriffe müffen hier;
nach als begrünbet anerfannt toerben.
18t. (5iiifd)tänfung btr®orgf«lt*|)|lid)t tinti leftameiit*-
••OjlrtderS im kcnScfitmtat fetbfl. — 3$ birfclbc dritten
flegenf bw gftlHf ? — jiaket auf hat Med)t4tterl)älitii0 d«t*
B»r 1900 ernannten Itfjmtitalfltjollfirtiftrs für ^aablnngtn
befftlbtn atrfc, 1900 bt* M»d)t bt* 8. (B. 0. (nie §. 9.
bei Serminbctn) «nntnbnng »bf» nod) ba« frni|cr
ItlicBbc SHtdjl?
@. u I. ^eine in Hamburg
flfflen
®. 9B. grantf in Hamburg.
Satbeftanb:
Äläger ift Seftamentitoollftrecfer feine« 93ater*
getoefen. 93ef(agter al« Gefftonar eine« ber
SRiterben oerlangt ©rfjabenSerfafc toegen be«
angeblich fchulbhafter SBeife ju billig erfolgten
93erfaufe* eine« jum Dlachlaß gehörigen ^aufe«.
%ie Oom Älager beantragte geftftettung, baß bem
93eHagten gegen ben Kläger au« biefem SRecrjtös
Oerhältniffe feinerlei Slnf&rüdje juftetjen, ift oon
öden brei ^nftan^en getroffen toorben, Dom
«. ©. VI am 17. ©ebtember 1906 au« folgenben
©rünben:
SBenn ber 93eflagte bie bom D. Ö. ©.
audgefprochene 93erneinung jebe« Slnfbruche«
toegen ju billigen SJerfauf* eine« iRachlaßgrunb:
ftücfe« beötoegen angreift, toeil ber Äläger al«
Seftament*boüftrecfer für jebe ihm jur Saft
Digitized by Google
212
No. 181.
fattenbe gfa^rläfPflFcit berantWortlid) fei unb |
roell ba« 33erufung«gerid)t mehrere bon ibm, bem I
2}eflagten, unter 33etoei« geftettte in biefer 4?infid)t
erljebltdje Satfadjen für unbeadjtlidj erllärt Ijabe,
fo ift toon Ujm unberüdfidjtigt gelaffen, bag ba«
O. 8. @. babon au«get)t, nad) ben befonberen
33eftimmungen btefe« Seftamcnt« Ijabe biefet
Xeftament«boIIftreder im altgemeinen nid)t für
ftaljrläffigeeiten in feiner Verwaltung
bei fraglichen ©runbbefifee« ju fjaften,
fonbem, bon argliftigem 33ert)a(ten abgefeiert,
hofften* fomeit er etwa unter Slugeradjtlaffung
fcber ©orgfalt fein ©rmeffen offenbar unb
Qebermann erfennbar in einer ben ©rben
jum 9cadj teile gereidjenben SBetfe ausgeübt
t)atte- 3)ag bon Iefeterem nidjt« borliegen Würbe,
felbft wenn alle bom 33etlagten aufgeteilten
SJeljaubtungen Waljr fein foHten, ift bom
33erufung«gerid>t in bebenfenfreier 9Beife an=
genommen niorben. ©8 fontmt alfo nur barauf
an, ob bie bom Berufungsgericht au« bem
Xeftamente gezogenen Folgerungen redjtlidj jus
treffen. 3n biefer $tnfid)t ift nun jubörberft
feine Auslegung bei Seftamente« ganj unbebenfc
lid). SBenn ber Xeftator Wiebertjolt r)crborr)ebt,
bag au«fdjlieglidj be« Äläger« ©rmeffen in Sin;
feijung bei S3erfaufe« ber ©runbftüde walten
fotte, bog ber Äläger frei unb nadj eigener
Ueberjeugung foCe tyanbeln tönnen, bag berfelbe
in biefer 33ejier)ung gan$ bie eigene 93erfon beö
Xeftator« fortfefcen folle, fo fonnte bie« fefjr Wobl
bafjin berftanben werben, ja fonnte fogar faum
an ber« al« bar)in berftanben werben, al« bog eS
nidjt barauf anfommen folle, ob bai ©rmeffen be«
Kläger« ein richtige« ober ein berfer)rte« fein Werbe
unb bog ifjm aud) im (enteren galle bie übrigen
(Erben (einen SBorwurf foüten machen tönnen.
2Ba« fobann aber bie ©ültigfeit biefer
Serfügung anlangt, fo t)at Ret) gegen biefelbe ber
33cHagte in ber 83erufung«inftan5 auf ben § 2220
33. ©. 33. berufen, Wonadj ber Grblaffer ben
Xef tarnen täboüftredcr unter anberem nidjt bon
ber biefem nad) § 2216 SIbf. 1 obliegenben
33flid)t, ben Siadjlag orbnung«mägig ju ber:
Walten, befreien (ann. 5)a« Berufungsgericht
bat bem nur bie allgemeine Bemerkung entgegen:
gefegt, bag für bie Beurteilung ber Stellung
be« Kläger« al« SeftainentSbollftreder« nidjt ba«
33. ©. 83., fonbern bie Borfdjrifteu bei älteren
tn jpamDurg geitertoen yterutes tri »yroge tommen,
I Weil ber ©r blaff er bor 1900 berftor bot fei. 5>em
ift aud) beijuftimmen. Slllerbing« Ijat ba« 9ted)t«?
berr)ältni« be« XeftamenttboHftrerfer« eine gewiffe
BerWanbtfdjaft mit bemjenigen bei Bormunbe«
ober be« BflegerS (bgf. $abidjt, ©inmirfung
bei 83. ©. 53. u. f. W. [«ufL 3], § 59 «nm. 2
©. 671 ff.), auf weldje* nad) Srt. 210 »bf. 1
©inf. = ©ef. jum 83. ©. 33. für bie Seit bom
1. Januar 1900 an immer baä neue JRedjt Sln--
Wenbung ünbet. 2)ennod) ift in 9lnfer)ung bei
2eftament«boÜftteder« an ber entgegengefejjten
Sluffaffung burd)get)enb feftju^alten, wie bie«
aud) fdjon ber IV. ©ibilfenat bei 9t. ©. laut ber
ffintfd)eibungen in ©ibilfadjen 33b. 46 ©. 71 ff.
au«gefbrod)en t)at. übgefer)en babon, bag ba«
fRedjÖber^altni« be« Xeftament«boUftreder«, al«
obligatorifdje« aufgefagt, Demjenigen be« 3Jlan=
batar« eben fo nabe ftet)t, wie anbrerfeit« bem
be« 93ormunbe« ober bei Pfleger« unb bag
bon biefem ©tanbbunlte au« bie Analogie bei
Slrt. 170 ©inf.s©ef. t)ier bodj auf bie SnWenbung
be« älteren SRedjte« t)infübren Würbe, finb bie
inneren ©rünbe, bie für bie entfbredjenbe »n=
Wenbung be« 9rt. 210 8lbf. l ju fbred)en f deinen
(önnten, fefnenfaH* jwingenb. 33ei ber 33or:
munbfd)aft unb Sßflegfdjaft liegt bie fofortige
$lntoenbung bei neuen fRedjtei auf bereit«
begrünbete S3ert)ältniffe nat)e Wegen ber gefe^
lid>en 9cotWenbigfeit eine« folgen 33ert)ält«
niffe« in allen unter bie 9torm faüenben prallen
Wegen be« babei ftattfinbenben gWangeß unb Wegen
be« bort eingreifenben öffentlichen ^nterrffe«.
tlüe« bie« liegt bei ber Xeftament«boIlftrederfdjaft
anber«. Unter biefen Umftänben mug für burd):
greifenb ber äugere ©runb gelten, bag nadj
«ct. 213 ®inf. »®ef. jum 83. ©. 33. für alle
„erbred)tltd)en 33ert)ältniffe", Wenn ber ©rblaffer
oor 1900 geftorben ift, ba« ältere SRcdjt maggebenb
bleibt. 3)enn' ber 83egriff ber „erbredjtlidjen
SJerbältniffe" beftimmt fid) t)ier am natürlidjften
nad) ber ©bftematif bei 33. ©. 33. unb in biefem
finb alle ben Xeftament«boHftrerfer betreffenben
formen in Sit. 6 be« Slbfdjnitte« 3 be« fünften
83ud)e« unter berdhtbrif ,,©rbred)t" untergebracht,
©o jweifelt aud) §abid)t (a. a. D. § 61 @. 695,
in«befonbcre Slnm. 2) nidjt an ber Slnwenbbarteit
be« älteren 9ted)te« für bie bier in 9lcbe ftet)enbcn
gäüe, bgl. aud) SJland, 83. ©. 83. 83b. 6 («ufl. 3),
Digitized by Google
53em. 2 b ju Mrt. 213 ©. 453, b. ©taubinger,
Kommentar jum 93. @. 35. 93b. 6 (Sfufl. 2) Sern, ü,
3i su 81rt. 213 ©. 377, SRiebncr, ©inf.*©ef.
Dorn 18. Huguft 1896 («ufl. 2) »cm. 2b,d,ßß
ju Hrt. 213 ©. 466.
2Ba« nun aber ben $nf>alt be« älteren 9ted^td
felbft anlangt, fo fyat ba« D. S. @. angenommen,
bafj ber ©rblaffer bie 93efugniffe be«
XeftamentSbollft reder« nadj feinet
SB i II f ü r orbnen, in«befonbere ba« STtafs
unb ben Umfang ber Haftung beffelben ben
©rben gegenüber beliebig beftimmen lonnte. D$ne
©runb bat ber Äläger bie {Rebifibilität biefe«
»u«fbrudje« in Sweifel gejogen. $>a ba«
93erufung«geridjt ifjn nicr)t auf bartitularred}tli<r)e
formen geftüfet bat, foldje aud) für bie fraglidje
SERaterie in Hamburg nidjt ejiftterten, fo b^anbelt
es fidj bier nur um SlnWenbung be« gemeinen
beutfdjen Sledjt« (bgl. audj SRtemetocr, £aut=
burger SBribatredjt § 207 ©. 578). ©iefem ent=
fbridjt aber aud) bie fluffaffung be« ^Berufung«*
geridjt« burdjau«. ©« ift nidjt abjufefjen, meSbalb
ber ©rblaffer, Wenn er einmal überbauet bie
©rben burdj ©mennung eine« Eeftament«*
bollfrreder« belaften lonnte, bie« bann nidjt audj
weiter burdj ©ntjieljung bon ®ntfdjäbigung«=
anfbrüdjen blatte foHen tun fönnen; ba« ift eben
ein ju ©unften be« $eftament«boIIftreder« ans
georbnete« 9Jermödjtni«, gemeinredjtlidj gültig
Wie irgenb ein anbere«. S)afj ba« IB. ©. 99. b>r
in § 2220 eine abWeidjenbe Siegelung getroffen
bat, ftedt eine finguläre 9iedjt«norm bar, bie
auf befonberen legi«Iatiben ©rWägungen beruht
(tofll. 33land a. a. £). 93b. 5 9Sem. ju § 2220
©. 421), freute bem gemeinen ftedjte fremb
Waren, freilief) war c« eine SBirfung be«
*Bflidjtteil«redjte«, ba& bem bflidjtteil«*
berechtigten eingefefeten ©rben gegenüber
b i * j u r # B b, e b c « 93 f I i d) 1 1 e i I « bie
©rnennung be« Xeftament«boHftreder« an fidj
rei^tlidr) überfjaubt nidjt in 93etradjt fam;
bgl. ©ntfdj. be« 9t. ©. in ßibilfadjen 93b. 14
©. 206; aber ba« fteljt ljier nic^r in ^rage. 3m
borliegenben $aüe b;at eben offenbar ber ©ebent
be« a3e!tagten, burdj bie im Xeftament enthaltene
©ocinifdje Äautel beranlafjt, bie ©rnennung be«
filäger« jum Xeftament«boQftreder audj für feine
9$flidjttetI«quote anerfannt.
213
Mo. 181-13«,
182. 3f) bie einer SBitwe von ber öffentlidttn Sinnen-
pjfrge fl<wib,rt( nntrrfifl(f»Bfl nur al# il)r felbf» aber oud)
ol« tyre« ■iMbertifirigrn JNafteni grofi^rt aagifcfteu? —
»ttlforbernaf ker «rmngelber, win »er Unterftüfcfe ii
beffere Ce^äUaiffe tonnt.
Äarl unb JRubolf be 93oortere, bertreten
burdj ibren 93ormunb in Hamburg
gegen
bie allgemeine »rmenanftalt
in Hamburg.
Slu« einem im ©egenfa$ jum S. ©. bie
Älage abtoeifenben Urteil be« D. S. ©. I bom
20. «Dlärj 1907.
© cünbe:
©« bonbelt ftd) junädjft um bie Sfrage, ob
im ©inne be« § 14 be« ©efe^e« betreffenb ba«
Slrmcntoefen bom 18. SKai 1892 feiner Seit ben
Klägern ober nur ifirer 9J2utter eine
Unterftüfeung uon ber 93etlagten getoabrt ift.
5(m ©egenfa^ ju bem bon ibm angebogenen
Urteil be« IV. ©enat« biefe« ®erid)t« (^anf.
©er.rgtg. 93eibl. J905 3?r. 129 ©. 219) bot ba«
8. ©. bie 0frage in teuerem ©inne entfd)ieben. 3)a«
93erufung«geritbt bermag bem nidjt beizutreten.
3)er § 14 ftebt in einem fflbfdjnitt be«
©efefce«, ber „Unterftü^ungen" überfdjrieben ift.
2>er SCbfd)nitt beginnt mit einem SJaragrabfjen,
ber ben gaü einer J&ülf8bebürftigfeit im Huge
1)at unb ber beftimmt, bag bie Unterftüftung in
folgern gaüe auf jmei SBeifen erfolgen fBrtnc
— enttoeber in offener SIrmenbßege burd)
93emiHigung bon ©elb, IRab.rungdmitteln unb
fonftigen $>ingen, ober in gefcbloffener
SIrmcnbflegc burdj Sufnabme in einer 9Infta(t.
3in ben folgenben »aragrapb^en wirb bann bon
bem Armen gefbrodjen unb in bem bier in
93etradjt rommenben § 14 beftimmt, bafj bie
93eflagte berechtigt fei, jebe bon ibr getoäbrte
Unterftüfeung jurüdjuf orbern, fobalb ber
9(rme in eine beffere 95erm5gen«Iage
gerate. $m gufammen^ang be« ©efe^e« fann
bier unter bem „Sinnen" nur berjenige berftanben
werben, bei bem ber 3raQ ber $ülf«bebürftigteit
borgelegen b^at unb ber in einer ber SBeifen be*
einleitenben 9iaragrab^en unterftüftt Worben ift.
$ülf«bebürftig finb b^ier ungweife(b>ft bie
Butter ber Äläger unb biefe felbft
geWefen. ©owob^l bie SRutter Wie bie Äläger
I finb im ©inne be« einleitenben 3kragrabl>en in
Digitized by Google
214
No. is».
offener SHrmenpflege unterftüfet toorben. Much
ben Älägem ift mithin im ©inne beS § 14 eine
Unterftüfeung getoöt)rt toorben — ©rünbe, toelcäc
gegen biefe Auslegung fprärfjen, ftnb bem ©efcfoe
nicht 511 entnehmen. ©adjlich erfc^etnt cd biel=
mehr ganj richtig, bajj berjenige jur ©rftattung
einer Unterftüfcung toer^jflic^tct ift, in b e f f e n
3 n t e r e f f e fic aufgetoanbt ift. Vraftifcljc
©chtoierigfeiten fönnten Rcft ^ödjften« infofern
ergeben, als eS fdjtocr fein fann, feftjufteüen,
inwieweit ein einer üDtutter für fid) unb ihre
Äinber gejagter Vetrag im Sntercffe ber üttutter
unb inwieweit er im $ntereffe oeic einzelnen
Äinber aufgetoanbt ift. 5)ic ©djtoicrigfeit fommt
im borliegenben graOe nicht in Vetrad)t, weil bie
Äläger nicht beftreiten, baft bie Don ber Veflagten
berechneten Veträge in ihrem ^ntcreffe auf«
getonn bt ftnb. 3U einet anberen SluSlcgung beS
©efcfceS fann bie Veadjtung ber ©cf)toierigfeit
nict)t führen.
StaS S. ©. unterfurfjt bem gegenüber, toen
bie Veflagtc feiner Qeit als ben untcrftüfetcn
Sirinen betrautet hat. 3)ie Unterfudmng fommt
bem Vorftetjenben gegenüber nicbt mehr in Vetracht.
3>afj bie Veflagte nicbt nur bie 3Rutter, fonbern
aud) bie Äinber als bülfsbcbürftig betrachtet unb
auch fic im ©inne beS einleitenben Paragraphen
b,at untcrfrüfeen tooOen, fann — toie fdjon
bemerft — nit^t gtoeifelhaft fein. 9?adj obigem
ift bamit auch &ic VorauSfcjjung für bie @r=
ftattungSpflicht aus § 14 gegeben, ob bie Veflagte
bie Älägcr als bie Unterftü&tcn unb ©rftattungS=
Richtigen im Sinne biefe* Paragraphen angefehen
hat, erfcheint aisbann für bic Slnwenbung beS
©efefceS gleichgültig. Ob aud ben vom Si. ©.
angebogenen ©Christen unb au« ber bon ihm
angebogenen SRitteilung bei ©enatS ju entnehmen
ift, Welche Anficht bie Veflagte feiner Seit bei
©eWäljrung ber Unterftü&ungen gehabt hat,
braucht barnach nicht unterfmht b» Werben. SJttt
SHüctfifh* auf bie angebogene ©teile in ber ©enatS*
mitteilung bom 3. Dftober 1 904 mag nur bemerft
Werben, bajj ei für bie SlnWenbung beS ©cfe$eS
nicht in Betracht fommen fann, ob bie Itntcr--
ftüfcung ber Äläger in offener Slrmenpflege jiu
löffig war ober ob berfelben etwa im §inblicf
auf ben § 1 bei ©efefteS betreffenb bie SBaifem
pflege bom 8. ßuli 1892 Vebenfen entgegen^
geftanben haben follten.
3»t 5rn0c fommt weiter, ob bie Äläger im
©inne bei % 14 in eine beffere Vermögenslage
geraten finb. Sluct) biefe ftrage ift ju bejahen.
©S ift anjuerfennen, bog bie Vorausfefcung nicht
jebeSmal bann gegeben ift, wenn ber Slrme irgenb
einen VcrmögenSgegenftanb erwirft unb feine
Vermögenslage nun — toie ei genannt toirb,
genau genommen — beffer ift als borher. $ie
VorauSfefeuug ift bielmehr nur bann gegeben,
toenn ffdr) bei berftänbiger Stnfdjauung unb ber«
ftänbiger ©predjtoeife fagen lägt, bafj ber Sinne
in eine beffere Vermögenslage geraten fei. 3«
beachten bleibt babei jeboct), bafj es fleh um
^emanben fjanbelt, ber arm unb hülfSbebürftig
getoefen ift unb bafj bie gtage mit SRücfftdtjt
I barauf ju entfeheiben ift, ob biefer frühere Slrme
i bie ihm gewährte llnterftüjjung burücfjuerftatten
| hat ober nicht. 3m borliegenben gaüe ift ber
eine ber Kläger 1887, ber anbere 1891 geboren,
©ie haben bor einigen fahren ieber — toorauf
es jeboch nicht anfommt, als (£rbfd)aft — 550 iL
erhalten. 2>er Vetrag ift auf ein ©parfaffenbuch
eingezahlt toorben. gu Veginn beS VrojeffeS
betrugen bie ©uthaben noch 410 unb 460 Ji..
Sefct betragen fic Ji 310,14 unb 464 Ji 3Jlehc
haben bie Slläger feit bem Grtoerbe ber 550 M
nicht ju erheben brauchen. SJcibe Kläger finb
im ©tanbe, fich burch SJrbeit ju ernähren. $cr
eine ift SBugenlactierer, ber anbere ©eemann.
Sluch toenn man berücffidjtigt, bnfe bei Veiben
8eitcn ber ©rtoerbSlofigteit unb Reiten ber
SBebürfrigfeit eintreten fönnen, toie eine folche bei
bem einen jur 3eit borliegt, fo ift boch an-
juertennen, bag Veibe burch ocn ©rtoerb ber
550 Ji. im ©inne bei ©efe^eS in eine beffere
Vermögenslage geraten finb. Somit ift bie
Vorausfefcung für ben SRüdforberungSnnfpruch
ber Veflagten gegeben. 28HI man ftatt auf ben
3eitpunft beS ©rtoerbs ber 550 JU auf ben 3eit;
punft ber Erhebung beS SHücfforberungSanfpruchS
ober auf ben gegentoärtigen 3eitpunfi fehen, fo
ift baS (Ergebnis baS gleiche.
fraglich fann fein, ob bie Veflagte baraufhin
I grunbfäftlich berechtigt ift, bie bon ihr gehörten
Untcrftüfcungcn in jeber ^öhe jurücfjuforbern
unb ob eS lebiglich bon ihrem ober ber borgefefcten
©teüe ©rmeffen abhängt, toietoeit fic bon biefem
fechte ©ebrauch machen toiO ober ob baS Otecht
ber SRücfforberung bann — toie ber IV. ©enat
Digitized by Co
in bem angebogenen Urteil toenigftenS im ©r=
gebnis angenommen fwt — nur infotoeit befielt,
al& bic Vermögenslage aurfj nad) ber SSefriebigung
bei Slnfbrurf)* eine beffere ift alö bie eines
fjülfgbebürftigen Sirmen. Sie Ofraflc bebarf bjer
feiner grunbfä&lidien ©ntfdjeibung. Senn bei
Serüdfidjtigung ber berfönlidjen 93ert)ältniffe
würbe bie VorauSfefeung für ben Sluäfdjluj} bed
SRüdforberungSanfbrudjeS bei feinem ber Kläger
borliegeu.
188. CBenn ker Btnlnr&itmaUtt ke0 Sctlagtea »uk
SfiMtoertiigerä kie ^arkerung ke* Stöger« im ^rifungO'
termin keirreitet, kann jnr Hafnafcmr ke£ $ra}effe» flclaicn
wirk unk uMauetyr feinen SHkerfpruek, tarfiifnimmt, fa
rnüfftn bie Stoßen ker Silage ker Waffe aW Waffefdjulb
auferlegt merke«. — Sagegen fallen kie »aflen ker oem
Verwalter uid)r aufgenaumeuen fBikerttagc ker HenfarS.
naffe nidjt jar gap.
gbjert & ©läfde in Hamburg
gegen
^ermann ftrirfe in Hamburg atö SBertoalter
im Konfurfe beS ©uftab SBauer in Hamburg.
Xatbeftanb:
Kläger Oertangen gabjung eines 3leftfauf=
breife«, ber ©emeiiifdmlbncr erbat »btoeifung
unb inbem er SBanblung bei Kaufe« geltenb
machte, 9tütf£afjlung bei fdjon ge$afjtten greife«
mit ber 2Biberftage. ©r geriet in KonfurS unb
am 15. Januar 1907 Iub Klägerin ben SJertoalter
jur aufnähme unb melbete bie gorberung jur
Xabelle an. 3ni Vrüfungätermtn am 6. $ebruar
beftritt ber SBertoalter bie Klagforberung unb
tourbe am 28. 3Kärj 1907 normal« geloben.
9? im erfiärte ber Verwalter bem KonfurSgeridjt
Sfüdnaljme feine* SBiberfbrudjS unb am 2. SHbril
tourbe bie XabeUe beridjtigt. 3n i)ec münblidjen
S3erf>anblung erfiärte Klägerin ben #aubtanfbrud)
ber Klage für erlebigt, erbat aber Verurteilung
be* SBeflagten, bie Soften „als SJlaffefdrolb" ju
bejahen. Sem bat bad ß. fi. ©. 1 am 12. Sbril
1907 entfbrodjen, aber „abgefebjm bon ben burdj
bie SBiberflnge ertoadjfenen Soften".
© rünbe:
Sie mit ber Silage unb ber SBiberllage ber*
folgten Slnfprüdje werben in le&ter Sinie fämtlidj
auf ben jWifdjen ber Klägerin unb bem ©einem;
fdjulbner gefdjloffenen Kaufvertrag jurüdgefü^rt.
215
Mo. 1S»^T»S.
(Sä (jaubelt fid) aber um berfrfjiebene Sdifprüdje,
einmal um einen folgen ber Älagerin gegen
ben ©emeinfdjulbncr, anbrerfeitS um foldje bei
©emeinfrfjulbnerä gegen bie Klägerin. Ser
Vrojejj ift, fotoeit bie Klage in Vetradjt fommt,
ein fog. 5}$affibproje& ber Konfurämaffe, fotoeit bie
SBHberflage in Vctradjt fommt, ein Slftibbrojcß.
©otocit ei fid) um ben {Baffibproaejj banbelt,
ijat bie Klägerin iljn in boUftänbiger Ueberein-
ftimmung mit § 240 ©. V. £)., § 146 Äonf^Crbn.,
§ 2j")0 ©. O. aufgenommen, na^bem ber
Äonfurdoertoalter i§re ^otoerung im ^ßrüfnng^s
termin beftritten t)atte. (5)af| fa^on bor^er eine
Sabung jur 9lufnal)me erfolgt mar, fann Ijöc^ftend
imÄoftcnfeftfe5uugöberfal)ren in^Betraa^t fominen,
mo ei fid) barum t)anbelu fann, ob bie baburd)
entftanbenen Äoften im ©inne be« § 91 ©. fß. D.
jur atoccfentfbrerfjenbeh Seajtßberfolgung erforber-
lirf) maren.)
9?adj ber Äufna^me bei ^rojeffe« Ijat ber
Sfonfur3bermalter feinen 9Biberfbrurfj gegen bie
angcmelbete gorberung bem ©eria^t gegenüber
gurütfgejogen unb eine 33erirf;tigung ber Sabeüe
beranla|t.
Sie Klägerin b,at barauf^in ben ?ßrojefe bem
Äonfur^bertoalter gegenüber für erlebigt erflärt.
Ueber bie Äoften mufj nunmehr wie bei
jeber @rlebigung einer Klage ofjnc Urteil fo
entfrfjicben merben, toie ju entfa^eiben geroefen
märe, tuenn ber Seflagte ein Urteil gegen fid)
fjätte ergeben laffen. 3" foldjem gaUe märe ber
Konfur&berroalter in biefer feiner @igenfd>aft in
bie gefamten bor unb nad^ ber aufnähme er*
madjfencn Koften ju berurteilen gemefen. Sie
gefamten Koften mürben, toie anerfannt ift, nad>
§ 59 9er. 1 Konf-Orbn. 2Äaffefa^ulben fein. Sa&
bie Klägerin bie bis jur KonfurSeröffnung er-
toadjfenen Koften toie natürlid) junädjft jur
Xabeüe angemelbet §at, mürbe bem nidjt ent=
gegenfteb^en. Änbereä fönnte nad) § 93 ©. £).
gelten, toenn ber KonfurSbertoalter im ©inne
bed ^a^ograbb^en jur (Srtyebung ber Klage
feine SJeranlaffung gegeben ^ätte. £)b
bas in einem folgen galle. in bem bie gforberung
im 5ßrüfung*termin beftritten fein mufj, jemal«
ber %aü fein fann, mag baljingeftellt bleiben.
<£ä mürbe böa^ftend bann fein fönnen, toenn ber
©laubiger berftänbiger SBeife b.ätte annehmen
fönnen, er werbe aud) obne Klage bie Suntd*
Digitized by Google
216
NÜTT8I-1S4.
tiofjme bei SSiberfbrud)« erlangen. Stoß ba8 fyet
bec gall gemefen Wäre, ift nid)t bargclegt.
9caturgemäß ii.it ftdj bie Verurteilung auf
biejenigen Soften )u befdjränfen, bie
buvrt) ben Vaf ftbbrOjjefj erWad)fen finb.
$ie 8lufnat)me bei Stfribbrojeffeä (ber SSiberflage)
ift in einer nadj § 10 Hbf. 2 Äonf. * Drbn. ju=
Iäffigen SBeifc bom ÄonfurSberwalter abgelehnt
worben. %ic Äoften, tocldje burd) tiefen Vro$efj
erwadjfen finb, fönnen batjer leine SRaffefdmlbeu
fein uub bemgemöfj nidjt bem ÄonfursbcrWalter
in biefer feiner ®igenfd)aft $ur Saft gelegt
Werben. Ob fie, fotoeit fie bor ber Eröffnung
bei ÄonfurfeS ertoadjfen finb, als geWöt)nlid)e
Stonf urif orber ung geltenb gemacht werben fönnen,
fann unerörtert bleiben. finb in ber Stiftung
feine Snträge gefteQt.
©ie Seilung ber Äoften muß in ber SBetfe
erfolgen, baß ber ÄonfuräoerWaltcr al3 foldjer
in alle Soften ju verurteilen ift, bie burdj ben
bon it)m aufgenommenen Seil bei Vrojeffe« ent»
ftanben finb. 3)ie Vorauäfe&ung trifft ju für
alle Äoften, meldte nid)t allein burd) bie SBiber*
flage berurfadjt finb. 9lur biefe finb bemgemäß
bon ber Verurteilung auszunehmen.
184. 3j» fiter bie ® auptf aiftc unb filier ti.it einftweU
«erffignng gemeinfant »erb,anbelt, wenn getrennte Icrm
angcfe«t Maren, in bem früheren aber im (SinnerftSnbt
ber Parteien gletdijeilig jnr ^nustfnnje »erb,«nbelt »tri
ifl? - .tat ber finn.ni t för SHitwirfnng bei «n«f)ennng
nbcf ftattlidjer «terfidierungen in «rreftfndpen eine befonbere
eilige
rmine
SinoerftinbnM
trr ; ■ fl:c inr ^«u^tfartje »erb
CJebn'^r }« tcanfnrudjen?"
gride als Vermalter im ftonfurfe bc« Offibor
Äab, in girma Sacob Sfaß in Hamburg
gegen
,v. SBeinftein in Hamburg.
9ni einem 93efcr)Iug bei D. 2. @. VI bom
26. gebruar 1907.
© r ünbe:
%ai 2. ©. b,at bie Vroie&gebiibr, meldte ber
StnWalt bei Veflagten für baä 23iberfl>rud)ä*
berfa^ren nach Srlaß eiaei binglid)en Slrrefteä in
Slnfafc bringt, mit ber Vegrünbung geftrid>en, baß
gleichzeitig über ben SBiberfbructj unb jur
#aubtfad)e bergan belt fei unb batjer bie
Vorausfefcungen für eine SInWenbbarfeit bed § 30
3iff. 2 ber ©eb.*Drbn. für DtedjtaanWälte nidjt
borlägen.
©iefer Sluffaffung fann für ben borliegenben
A;iU nid)t beigetreten Werben. SlUerbing* tmt bai
9t. @. bie Vrojeßgebühr nur bann a\i erworben
erachtet, wenn bezüglich bei Slrrefte* ober ber
einftroeiligen Verfügung eine gefonberte münblidje
Vertranblung ftattgefunben f»at,
bgl. ®ntfd). bei 9t. ©. Vb. 13 ©. 322 f.,
£anf. D. 8. @. Vefdjl. bom 14. Jßobbr. 1905
Bs. Z. II 107/05, f. bagegen SBalter ■- Soadjtm
4. »ufl. ©. 295.
Sluctn hier mar bom D. S. ®. nadj ®rla&
bei Sirrefted unb (Sinlegung bcö SBiberfpruthS ein
Dermin jur gefonberten Verbanblung über ben
SBiberfbrud} anberaumt unb ber Slnroalt bei JBe=
f tagten hatte biefe Verfjanblung gefonbert fa^riftlich
borbereitet. 3m Verhanblungätertmn ift bann aber
gleichjeitig äur^aubtfache berljanbelt toorben, toeil
ftdb, beibe Vottetbertreter mit bem bahingehenben
Vorf djlage bei Vorfiftcnben unb entfbredhenber8luf=
hebung bei auf eine fpätere i t n üiicnium tcn.^auöt«
berhanblungStermin* einberftanben ertlürten.
©iefer le^tgenannte Umfranb ift nicht im
Stanbe, bie Xatfache ju befeitigen, bag baä Ver:
fahren über ben VI rieft bon bem Verfahren über
bie $aubtfadt}e burd) bai ©ericht getrennt unb
baburtt) eine 972ehtarbeit bei SRechtöanroaltS ge?
fetjaffen morben ift. 2>a aber auch naä) ber
Sluffaffung bei 91. ©. bie burdg SInorbnung einer
gefonberten münblidjen Verhanblung erforberte
2Jcehrarbeit be« Slnrooltä bie JBebingung für bie
Slnmenbbarfett bed § 30 * leg. dt bilbet, fo fann
im borliegenben gälte bie Veredmung einer foldjen
©ebütjr nicht als unberechtigt angefehen Werben,
bgl. Söefcfjlufe bc* ^anf. O. S. ©. bom
15. 3)ejember 1900 Bs. Z. II 100/06.
Slud) ber Weitere SBefdjtocrbebunft iftbrinjibiefl
ju ©unften be« ©eflagten ju entfdjeiben: 5Die
ättitwirtung bei SlnWaltS bei älbfaffung eibe&ftatt:
lidjer Verficherungen im SIrreftberfahcen Wirb
nicr)t burdh bie Vro^eggebühr abgegolten, fonbern
ift gemäß § 89 ber @eb.*£rbn. für 9ted)täanwälte
ejtra \u honorieren,
bgl. methtf^r. ber 0. 8. ©. u»b. 13 ©. 261 f.
S)ie für biefe Xätigfeit ju geWährenbe ©ebütjr
ift aber auch nadj § 91 ®- V- D. bom unterliegen^
ben ©egner ju erftatten, ba bie ^nanftorudjnahme
be« Slnwalt* abfeiten einer redjtÄunfunbigen unb
wenig gefc&äftögeWanbten Vartei jur jWedent=
fprechenben iHedjtöbcrteibigung notwenbig war.
®er Stnfafc bon 20 M. erfdjeint aber bem
©ericijte mit :Hüctfirtit auf bie Wenigen furjen
Urfunben ju hod) flccjriffcn. <§# erachtet 5 X
ai« angeineitenc ^routjr.
Ott* »iiimi
ber I «»5. «ft«nm.»t»l. KtUtitir Dr. O. « r j n t 1 1 ,
itlH ■ff« t. ««mkurfl
Digitized by Google
Mo. 37.
217
3Sci6fatt.
(Otnlredjtltdje falle.
XXVIII Jahrgang. (40. Sa&rgang bcc $anoel«geri$t*,8ettung.)
*rti# für km Oofcrgang: $a«pt-
«ab Beiblatt Bit «egifttr 20 X
Beibtatt allein mit »tcfliflcc Ifi A
«aiiVtblatt allein Bit Megifter 1« Jfc
Rittes ^)narfaf.
Hamburg, ben 12. Stptentbtr.
1907.
3nb,al» : Cljriftinc 9tt»t>au)>t »toc. geb. S*lri<$ in »f rge.
borf gegen bie ©fabtgrmeinb« Vergeborf, vertreten burcb.
Surgermrtft« Dr. l'angr. — S- C tB. ÄTog«gaarb uub
)peinrid| Hbtl« in Hornburg gegen bir 3inanvX«putatioa
in Hamburg.
185. 64abrneerfn&ferkcrang für Sab eine« Wannt*,
btt bei 9taa)t anf ba« CH» be« 6tnbtgrabe>J fttrjt, weil
(tin arknitngGnidiiia.ee (üelüaker an biefer Stelle bie
dffent(id)en ««läge» begrenjt. — (lantitweit a)«ftef brjig.
Ii« ber 3nffc»kh,altang von «eläabera bir 6tabigeueinbe
fir VerfeQen ib,rer ©tarnten audi aufervrriragtid) ? —
»tfteb,» eine ffUtfjt ber Stabigeneinbe, be« »od)t9 aud)
lffeatlio)e «nlogeit ju ertcuöjttn?
©Ijriftine 9Hfcf)aubt SBtoe., geb. ©f$Ieicf>
in Sergeborf
gegen
bie ©tabtgemeinc Sergeborf, bertreten
burd) ȟrgermeifter Dr. Sange.
3u biefer fganl ©er.*3tg. SBeibl. 1906 9tr. H9
©. 125 referierten Sacfje bertoarf bae SR. ©. VI
am G. Stejember 1900 bie Sftebifion ber SBeflagten
gegen ba$ ben ftlaganfbrud) abermals für bem
©runbe nad) jur #älfte berechtigt erflärenbe
Urteil be$ D. 8. ©. I Vom 9. gebruar 190«.
© r ü n b e :
3)urd) baä reid)£geridjtlid)e Urteil war bem
^Berufungsgericht eine Prüfung ber ©abläge
baljin borgefdjrieben worben:
$«(«atifAt •tn*HitftiiB1i . 9 ( i b I a 1 1.
a) ob für ba* auf ber 3friebrid)ftrafie ber*
fefjrenbe $ublifum burd) bie JRidjtbcrwaljrung
ber Strafe ober bei 9iafenblafee£ an ber SBrüeCe
gegen ben Äanal f)\n eine ©efafcr gegeben toar,
b) ob $ur »btoenbung biefer ©efatjr eine
©infriebigung unb jtoar biefe nur unmittelbar
an ber Srücfe ober bon ber 93rüde bi« ju bem
©djubben erforberlid) toar,
c) ob hmficfjtlid) ber Anbringung unb Unter*
Haltung biefer ©djufotoeljr eine Haftung ber
©tabtgemeinbe au* §§ 31, 89, 823 ober au« § 831
®. ©. ». begrünbet fei.
$a$ neue Urteil bei SBerufungSgeridjtS fteüt
feft, bafi am X a g e für ben feiner ©inne
mädjtigen ertoadjfenen Sjiaffanten eine ©efafjr
be« ^inabftürjen« in ben ©djleufengraben nidjt
beftanb, tooljl aber jur ÜRadjtjeit, toeil bie
©trage bon bem ©djubben ab in beränberter
SRidjtung auf bie Srücfe jufüljrte, fo bafi ein
mit ber Oertlidjfeü rticrjt genau bertrauter ^affant
an bem ©dntbben entlang getjenb bon ber um
beleuchteten Straße ctbfommen, auf ben 9tafens
blafo gelangen unb bie SBöfdmng b^inabftürjen
tonnte, ©ine gegen biefe ©efabj: an&ubringenbe
©djufetoebr muftte be$ba(b nab^e an ben ©rfjubben
hineinreichen, ©egeu bie Anbringung biefer
©infrtebigung, bie fefjr einfacher 5Ratur fein
fonnte, beftanben Sebenfen auä ber äkrtoenbung
bei Äaneilä ober ber Söfcb,ung nict)t. %ie im
S8er!cb,r erforberlic^e ©orgfalt bebingte, bafi ein
borljanbeneS Sdnißgelcinber aueb unterf»alten
Digitized by Google
218
Na 1SS.
Würbe. $>ag bie einmal entfernte obere
Querlatte unerfefct blieb, (teilte eine
Verlegung biefer (Sorgfalt bar. 3)ie
93eflagte fbnne bie Verantwortung für bie
Unterhaltung bes ©elanbers nirf)t auf ben »äcfjter
bes tRafenblafres abmühen, toeil biefer fie
bertragSmäfjig übernommen tjobe. Stabet habe
ficr) bie 93eflagte nidjt beruhigen bürfen, fonbem
fict) um bas intalte Vorbanbenfein ber ©rfjufr*
Wehr f e I b ft fümmem muffen. $>er ©tragen*
auffeber beffen Aufgabe bie SRebifion ber
lefeteren getoefen fei, fyabe bas gehlen ber
Querlatte bemetft, aber, obwohl er mehrfach, auf
bie ©efäljrlirfjfeit bes baburdj gefdjaffenen &u*
ffanbes aufmerffam gemalt Worben fei, feiner
93e(jörbe feine Slnjeige gemacht, ©inen ScadjWeis,
bag fie bei ber «usWahl bei bie im Verfcljr
erforberlidje «Sorgfalt gewahrt, b,abe bie 93ef(agte
nidjt erbracht unb nicht berfudjt. Ob aurfj bie
allgemeine Sluffirfjtsbflirijt, bie ben Vertretern
ber ©tabt obliege, berieft Worben fei, brause
nirfjt erörtert ju »erben, ba biefe Verlegung ju
einer fdjwereren Verantwortung, als ber aus
§831 93. ©. 33. gegebenen nirfjt führen mürbe.
$ie Verteilung bes ©rfjabens narfj § 254 93. ©. 93.
folgt ben früheren (Erwägungen.
Sie Stebifion rügt Verlegung ber §§ 276, 254
33. @. 93. ©enn ba« ©elänber bei Sage ent*
bebrlidj fei, müffe ei audj jur Sttachtjeit genügen;
eine ©eleurfjrung burtf) bie ganje Stacht tönne
nirfjt geforbert werben, aber ebenfowenig eine
befonbere Vorfefjrung für biefe. 3)er närfjtlidje
Vaffant möge firfj eine Sateme mitnehmen. 5)er
geringe Verfefjr ber Heinen ©tabt bebinge ein
SJceijrere* nirfjt. 3>er Verunglüdte fei ortS*
t u n b i g geWefen unb bätte ben Unfall nirfjt
erlitten, wenn er nirfjt betmnfen getuefen fei;
gegen biefe ®efatjr habe bie 93etlagte eine Vflirfjt
jur Anbringung öon ©rhufcborfebrungen nirfjt;
ber Verunglütfte habe ben Unfall ganj allein
oerurfacht.
Sie Steoifion mar nirfjt für begrünbet $u
erachten.
(Ssift fein SterfjtSirrtum, wenn bas Verufungs*
gerietet bie beilegte ©tabtgemeinbe für berbflirfjtet
erarfjtet, gegen ©efaljren, bie ber Sirfjertjeit be«
auf ben ©tragen berfehrenben Vublifums aurf)
nur iur Sladjtjeit brofjen, geeignete Vorfetjrungen
ju treffen, ©ine ©emeinbe, aurf) eine ©tabt;
gemeinbe, Wirb ber Siegel nadj nidjt für ber=
pflichtet gu erachten fein, it)re ©tragen
burtt) bie gange 9ladjt ju beleuchten;
ebenfo fann nidjt bie Siebe babon fein, bog für
ben näcbtlidjen Verteljt überall, too nirfjt öebäube
bie ©tragengüge begrenzen, ober too Unterfdjiebe
im ©tragennibeau in ber SuntelJfjeit überleben
werben tonnten unb fo eine getoiffe ©efabr be*
©türjens für ben Vaffanten entftebt, ©djufc*
wehren angebracht werben müßten. SBoljl aber
ift eine foldje Verpflichtung anjuerfennen, Wo
an befonberen ©teilen befonbere
©efaljten, bie über bie gewöhnliche ©efabr
bei Scadjtber fefjrs auf ben ©tragen hinausgehen
begrünbet finb. (Sine folrfje befonbere
©efa^r beftanb im gegebenen gatle jWifdjen bem
SJl.'frfjen ©rfjubben unb ber &ricbrirfj«brüde
baburrf), bag bie ftortfe&ung ber bisherigen
Scidjtung ber ©trage, bie gerabe an bem ©rfjubben
ein Änie bilbete, an bem ©rfjubben entlang bon
ber ©trage ab auf ben Stafenblafc fübrte, bon
Wo mangels einer Wirffamen Verwahrung ein
Slbftürgen in ben ©rfjleufentanal fltt) letrfjt ereignen
tonnte. SBenn bie beflagte ©tabtgemeinbe gum
©rfjufee bes Vublifums bor biefer ©efabr bie
©teile je nadj ber berrfdjenben 9Bitterung unb
natürlichen Stadjtbeleudjtung burdj eine Saterne
an ber fraglichen Stelle erbellen Woßte, mugte
fie im ^ntereffe ber Vaffanten ber ©trage biefe
felbft ober ben angrenjenben Slafenbla^ gegen
ben Äanal bin burrfj eine ©djranfe berWatjren.
3)ie an ber UnfaQfteDe übrig gebliebene untere
Querlatte bes ©elänbetS genügte biefem 3^frfe
nirfjt, ertjöt)te bielmebr bei boüftänbiger Sunfeld
beit bie ©efabr, ba ber bon ber ©trage abgeirrte
Skffaut leirfjt über biefe ftolbem unb bornüber
ftür^enb in baS SBaffer binabfaücn fonntc. 2)a&
nirfjt ein jeber 9icrfetjr in ben ©tragen ber
©tabt jur Slarfjtjeit aufljörte, ift eine burrfj bie
©röge ber ©tabt93ergeborf obne Weiteres gegebene
Slnnabme. 2)ann mug für biefen Verfeljr aber
aurfj in einer bernünfrigen 9Beife gefolgt, müffen
©cfabren, bie errennbar auf ber £anb liegen
unb benen mit Seirfjtigleit borgebeugt Werben
fann, befeitigt Werben. Slurfj ber SWarfjtberfebi'
bebarf bes ©rfjufeed unb ebenfo befreit ber
Umftanb, bag bie ©efabr nur ortsunfuubigen,
unarfjtfamcn ober betrunfenen Verfonen gegenüber
beftanb, bie jur ©trfjerung ber öffentlichen
Digitized by Google
©tränen berbflidjtete ©emeinbe nid^t bon tEjrer
«erbfüdjtung, ba in ben ©rra&en einer ©tobt
aurf) mit bem Sextett folget Sßerfonen geregnet
»erben muß; biefer £uftanb ber »erfonen be»
gtünbet, wenn fljnen einen Stäben entfielt, nur
bie Annahme eine« mittoirfenben eigenen
33erfd)ulben« auf ibtcr (Seite, ba« gegen
bie ton bcr ©emetnbe in ihren Organen begangene
ober fonft bon ihr bertretenbe redjtStoibrige
«efajabiflung nad) § 254 ». ®. S. abgemeffen
werben mu& (bgl. Entfdj. be« 9t. ©. 99b. 54
©. 53, »b. 55 ©. 24, 3urift. SBocbenfdjr. 1906
@. 378 «Rr. 4, 1903 »eil. SRr. 214, Siedd 1901
©. 539). ©egen bie nad) biefen ©runbffiben
feiten* bei fBerufung«gerid}t* borgenommene
Abwägung ber bon ber SBef tagten gu Oertretens
ben Untertaffung gegen ba« burd) ben truntenen
$uftanb be« 39efdjäbigten begrünbete Serfdwlben
be« Sedieren nad) SRafjgabe be« § 254 83. @. 99.
toar ein rechtliche* SBebenfen nicht ju ergeben.
19«. $ anbargifd)e* Ommpbilieiubgobtgefetj Mb 1868
§ 18 Wlf. t mit bie Abgabe kti 9taifgingigaiad|uag eiucfl
(J>riir>l>fiii<fSl<mft>trtragtfl aar baaa ertaffea, ober foB* bie
Jfift ooii »tt>ei ÜRonatcn niebt eingehalten ift, auf bie
einmalige Htignbcnjabjang befa>ronfen, nenn bie Um'
fetreibnag im Gtraabbad) ao* nid)l crfalgt ijt. - 3fr
bitfe bereife* mef djetjen uut) niiift flttedd !Hiicffläti(iiginad)ung
be« Vertraget aberniat* nmgefet)riebcn roerbca, fa ift oud>
beibe Wale bie Abgabe ga bejabjea.
9?. E. SB. Ärog«gaarb unb Reinritt) Slbele*
in Hamburg
gegen
bie $ i n a n j - $) e b u t a t i o n in Hamburg.
Satbeftanb:
3)er erfte ftläger bat Oout jtoeiten für
48000 Jtt ein ©runbftüd in §aroeftebube gefauft
unb jugefdirieben ermatten. $ie 3mmobilien=
abhabe für biefen SRechtäborgang ift im 3flai 1904
befahlt. 3>ann r>at ftrogSgaarb gegen Slbeles
auf SBanbelung geftagt, »eil ba« £au* mit
©djwamm behaftet fei unb bat ftd> baf»n oer*
glichen, baß Sftüdübertragung be« Eigentum*
erfolgen foDe, toa« aud) gefchef/en ift. hierfür
bat SJeflagte SRobember 1005 abertnal« oon
jebem ber «läger 480 X erhoben. S)ie auf
219
No. 135— ISftc
9tüdjat)lung biefer Beträge erhobene Älage ift
bom 8. ®. £. «. I am 14. gebruar 1906
abgetoiefen toorben.
©r ünbe:
©emäfj § 1 be« gmmobUienabgabegefebe«
I bom 1. SWärj 1882 toirb bie Abgabe bei aOen
J (Sigentum«oeränberungen an ©runbftfiden er»
boben; bod) f!nb ben eigentlichen Eigentum*--
beränberungen bie 9ted)t«borgänge, burd) bie
ba« ERedjt auf bie gufdjreibung eine« ©runbftürf*
ober auf bie Ueberfragung ber bem bisherigen
Eigentümer guftebenben Siechte an bem ©runb«
ftüd ertoorben toirb, grunbfä^lid) gleid^efteüt.
§ 13 »bf. 1 be« ©efefte* banbelt nun lebiglid?
bon ben ber eigentlichen (Sigentum«übertragung
g(eid)fteb^enben 9tea>t«borgängen, er enthält ein
»erbot ber Eintragung für ben fJaU, bafe nod)
nidit bie Abgabe für alle ber bea bfldjtigtfn
Eintragung bor^ergegangenen abgabebflia^tigen
obIigatorifd>en ©efd)äft enrrid)tet ift. § 13 «bf. 2
ftebt ju bem »bf. 1 materiell in überhaupt gar
feiner ©ejtet)ung, feine flnrei^ung an ben 81 bf. 1
■ unb feine SBcrbtnbung mit ber SBeftimmung be*:
I felben burd) ba* SBort waudj" ift nur bann ju
erKären, menn man, toie audl bon bem $anf.
I C. 8. ©. in einem Urteil bom 25. 3»ai 1904
j (^anf. ©er.^tg. 1904 ©eibl. SRr. 158 ©. 262 f.)
! au*gefübtt ift, bie ©lefdjljeit ber bebanbeltcn
Satbeftänbc barin fud)t, bog im 9bf. 2 ebenfo
toie im 31 bf. 1 ©onberbefrimmungen für ben
grafl ber Äbgabepftidit bor erfolgter Eintragung
| getroffen werben foQten. E* b^eben auefi, bie
9Rotibe ju § 10 be* ^Emmobilienabgabegefe^rä
bon 1884, mit bem ber jebige § 13 bdüig über:
einftimmt, au«brüdlid) fjerbor, ba| ber 3toctf
ber »eftimmungen be* § 10 fei, Umgebungen ju
bermeiben, bie, „ba feine Umfdjretbung erfolgt
| ift", befonber* leicfjt feien. E* ift alfo an-
I juneb^men, baß ber ©efe^geber mit ber ftneinanber;
! reitiung be« Slbf. 1 unb »bf. 2 betoußt eine
! ©leta>fteüung ber fraglichen »eftimmungen in
1 befrimmter iöejiet)ung bat borneb,men tooüen unb
biefe* fann eben nur in bem %eb,len ber Ein=
rragung liegen. E« ergibt pd) alfo au* § 13
8bf. 2 für rüdgängig gemalte Äüufe folgenbe
Stufenfolge: 1) ©teuerfreibeit bei 9tüdgängig*
maebung innerhalb jtoei OJlonalen na et) Äbfcfoluü
! bor Eintragung; 2) einmalige ©teuer bei 9tüd=
Digitized by Google
220
NÖTTil.
gängigmadjung in fbatererSeit bor Eintragung;
3) bobbelte ©teuer bei SRüdgängigmaetjung na et)
Eintragung ob>e 9tüdftdjt auf bie Seit.
SiefeS Ergebnis ftimmt mit beut gefe&geberifdjen
©ebanfen, ber bie Siegelung ber ©teucr^iflictjt
offenbar beberrfdjt, böHig überein. 3" erfter
Sinie foHen nur bie Wirflidjen Eigentums
beränberungen mit ber ©teuer belegt werben.
Sie äRöglidjfeit ber Umgebung ber ©teuer buret)
Unterlaffung ber Eintragung, bie namentlich im
tfatle beabfidjtigter balbiger SBeiterberäujjerung
beftetjt, führte jur iBefteuerung audj ber obliga;
torifeijen, auf Uebereignung abjielenben ©efetjäftc.
Sie ©efatjr beS $anbelnS in fraudem legis fällt
niieber fort, Wenn nidjt SBeiterberäufjierung,
fonbern Htüdgängigmadmng bor Eintritt ber
materiellen 9tect)tSänberung erfolgt. Safür aber,
bafj unter Umftänben felbft nacr) Eintritt ber
an bie Eintragung gefnitbften materiellen JRectjtS*
änberung nodj bon ber ©teuer abgefetjen werben
foHte, lag Weber ein ©runb bor, nodj b>t baS
Wefe^ bafär einen Anhalt gegeben.
SaS £). S. @. IV berwarf am 28. ©ebtember
1906 bie Berufung ber Kläger.
© r ü n b e :
Sie Ausführungen beS flägerif(t)en Anwalts
finb nicfc)t im ©tanbe gewefen, bie juir Klag;
abweifung fütjrenben ©rünbe beS angefochtenen
Urteils, fowie biefenigen ber bom 8. ©. angebogenen
Entfdjeibung beS erften Senats biefes ©eridjts
ju erfdjüttern, bielmetjr ift biefen ©rünben in
jeber {Begebung beizutreten. l^nSbefonbere ift
es nid)t richtig, wenn ber flägerifebe Anmalt in
ben auf § 2 beS Smmobilienabgabegefe&eS fol*
genben Stimmungen eine SKeilje einzelner
Xarifnummeru fietjt, bon benen jebeS 2Jial bie
für ben borliegenben %aü jutreffenbe bcraue>
$ufud)en märe. Sic auf bie atigemeine Otegcl
beS § 2, ba& bie Abgabe mit 2 b©t. bon ber
Kauf* ober Uebernatjmefumme unb in Er=
mangelung einer folct)cn bon bem nach, § lü
beS ©efe&eS ju ermittelnben 28erte beS ©runb«
ftüds ju entrichten fei, folgenben Stimmungen
bertjalten fid) baju bielmetjr Wie AuSnatjmen
jur Siegel ©o ift eS auch mit bem Abf. 2 bes
§ 13, bon bem bie Entfct)eibung be« erften
Senats SJeibl. 1904 9er. lf>8 mit SHedit fagt,
ba& er eine Sergünftigung für ben barm
hervorgehobenen gaü enthalte. Siefer ftatt
aber ift ber eines rüefgängig gemachten
$erfaufeS, b. t)- eines bon ben Kontrahenten
Wieber aufgehobenen DtedjtSborgangeS,
burcr) ben baS 0ted)t auf bie gufebreibung
bes ©runbftücfs ober auf bie Uebertragung ber
bem bisherigen Eigentümer juftetjenben Stechte
am ©tunbftütf ermotben mar (bgl. § 1 Abf. 2),
nicht ber gall einer zweimaligen
gufdjreibung beS ©runbftücfs jmifdjen
benfelben Kontrahenten. SieS ergibt
ber SBortlaut beS § 13 Abf. 2, ber nur bon
83erfäufen, nidjt bon Sufcrjreibungen fbridjt unb
eS mirb burcr) baS biefen Abfafc einleitenbe
©ort „auch/ beftätigt. SiefeS toeift eben auf
biejenige ©leictjbett ber Satbeftänbe in
ben in beiben Abfäfeen bebanbelten gälten hin,
bie in bem 9cicr)tborliegen einer gufdjreibung beS
©runbftücfs befteht.
Es mirb auef) mit Unrecht geitenb gemacht,
bafj ohne ben gerichtlichen Vergleich ber Parteien
nierjt bon einer Kauf- ober llebematjmefumme,
bon ber bie Abgabe ju entrichten fei, gefbrodjen
merben fönne, meshalb als rüefgängig gemacht
im ©runbe nur ber SJcrtrag ber Parteien an:
jufehen fei. ©etoifj ift ber Kauf ber Parteien
rüefgängig gemaetjt, aber ein gaU beS § 13
Abf. 2 liegt tro&bem nietjt bor. Senn baS ©efefr
befteuert, mie aus § 1 Abf. 1 unb 2 b>*bor*
geht, bie Eigentumsberänberttng bon
Immobilien grunbfäfolidj unb in
allen gälten, bie SRcdjtSborgängc, burdj
melcbc baS 9tcitjt auf bie $iifctjreibung ermorben
mirb, bagegen bann nietjt noct) einmal befoubers,
wenn auf ©runb berfelben eine entfprectjenbe
Umfcbreibung ftattgefunben hat. #ier aber haben
jwei felbftänbig abgabepflichtige Eigentum«*
beränberungen buretj Sufcfjreibung ftattgefunben,
inbem baS ©runbftücf erft auf ©runb beS
ÄaufbcrtragcS bom 5. 9Jlärj 1904 bon AbeleS
auf KrogSgaarb, fbäter auf ©runb beS SBer*
glcietjS bom 31. 9Kai 190ö wieber bon biefein
auf jenen umgefdjrieben ift.
Clt*3Rei«n«t« «ttlaa. $aml>ura. $trauit«ftra»« «. 8ernftrt*cr I fiSH. tB«antwct!l. Mttaft»« Dr. O. ^unll, ^amturj.
Ttnd ten 3 r 6 a n r $ i n r i « 'Kitct, 4)am*»T^.
Digitized by Go
ÄO. 38.
221
No. 1*7".
§ttttfeatiftlje ©eritpjeitiütg,
&tiitatt
€btlreditltd>e falle*
XXVIII ^ahrgan*. (40. 3a^rflanfl bet ^anbettgeti^te-Seihing.)
frei* für fceit 3a«jrfloiifl: $011*1
. nnb Beiblatt Mit »egiftar 20 A — $«iU>tbfatt
Beiblatt aflein mit ffltgiftet 15 jtt
•dein »it Megifttr 16 JL
Drittes Qurtaf.
£amburfl, be« 19. September.
1907.
3 n fcalt: Uebet Mc UnjulAffiglett, ZeftamenttDolIfrrecfrni
u. f. ». »on fianbric&ter Dr. $tuer. — 3. «. fB. SoIaRe
in Hamburg gegen ben JjjainbiirgtScfcen Staat, Mitteten
burä) bie fttaanj.$eputation. — grau ü. $. SR. fBzbb
in $ambnrg gegen ff. $eljn in Hamburg. — grau
SRargarete $a$tete in Hornburg gegen bie giroia Äug.
Miltner in lg!f|!Deitim&. — Äouftnann grifr ©• in $xrmburg
gegen 3*$n «nb feine iRutter grau ©. in Hamburg.
187. Heber bie U**ulfif(igfeit, Xeftamcnttootlfrrerfeni
im Seflamente bic tfefugnto jur ant^entifdien 3ntcr»retatUn
SBie e* in Hamburg bei (Srri^tung bon
Xeftamentcn fefjr üblich ift, Xeftament*boIlftreffer
31t ernennen, fo fommt e* ^iec auch befonberö
häufig bor, bafj ber Senator biegen in gätten,
wo bie aSeftimmungen be« Seftamcnt* unflar
ober jtoeifeltjaft fein möchten, bie 83 e f u g n i «
jur autfjentif cr)en Interpretation
berfelben beilegt. Ob eine foldje, nact) früherem
9iedfc)t in ihrer ©ttltigteit nicht beanftembete
33eftimmung auet) nach bem 9tect)te be« 93. ©. 99.
noch juläffig unb Wirffam fei, ift nact) bem
^ntrafttreten be« neuen 9terfjt« jweifelhaft ge-
worben. ^nSbefonbere würbe erörtert, ob bie
5krletfnmg ber 3nterbreratton«befuani« an bie
Xeftament«boQftrecter nid^t gegen § 20C5 93. ©. 93.
berftöfjt, Wonach eine lefetwidige Verfügung in
ber 2Beife, baß ein Slnberer ju beftiminen tyibe,
ob biefe gelten fofle ober nict}t, nicht getroffen
Werben tann. Unberfennbar tonn unter Ilms
ftänben bie 9lu*übung foldjer Interpretation«:
befugni« burdt) bie XeftamentäboUftrecler tatfächlicb,
barauf hinauslaufen, bafj fie bat&bex beftimmen,
ob eine JBerffigung be* (hrbfoffer« gelten folle. <Bo
haben fidt) benn in ber Siteratur u. a. auch 9Jt 8 r l e r,
9cachlafjber}anblung 17. Stuft. ©. 170, ©eeft,
Beitrag jur Sefjre bon ber XeftamenttboOffrectung
6. 49 gegen bie ^ulöffigteit ber Serleirjung
biefer sJ3efugni3 an bie Xeftament^boQftrecter
erflärt, iuäfjreub bie Kommentare bon fßland
(«nm. 5 ju § 2203) unb gfromm^olb (»nm. 4
bafelbft), ferner äBeifjler, 9tact)la&berfatjren
©. 187, «Uta reu«, XeftamentSboafrredung, ben
entgegengefegten ©tanbbunft einnehmen.
SBtefe t£rage ift nun fürjlidj in einem beim
hieftgen Sanbgericht anhängig geworbenen 93rojeffe
grau (Slfa 2Bäajter, geb. SBilden* gegen bie
SJoUftreder be* Xeftament* ber grau «. 3-
#ell, geb. Sutteroth in Hamburg erörtert unb
fctjUefjltcr) höa^ftricrjterHcr) entfdjieben toorben.
3>wecf biefet 36il<n ift, biegen ber braftifcfjen
SBictjtigfeit biefer gfrage, bie töglieb, bei ber
(5rrid)tung bon Xeftamenten in 93etm(t)t fommen
fann, fct)on fcjjt auf biefe ©nrfcfjeibung be*
9teich*gerict)t* aufmerffam ju machen.
3)a* Sanbgerict)t C. Ä. III hotte bei ber
Sntfcheibung be« erwähnten 93ro^effe* jene Streit:
frage na(h ©rörterung ihrer S^fif^hflftigfeit
unentfehieben gelaffen, Weil bie bon ben Jeftamcnt«:
ooUftredern tatfächlid) erflärte SIu«Iegung bem
Älaganfbrudh ohnehin nicht entgegenftehe. ©in=
mal fei bie fragliche 2eftoincnl*beftimmung ber
Digitized by Google
222
Mo. 137.
attßgiidjreit bon 8toetfeln an intern ©inne über*
baubt ntdjt untertoorfen, toa« unter Verufung
auf bie ©ntfdjeibungen #anf. ©er. = jjtg. VetbL
1885 9?r. 71, ©euff. Str^. 58b. 43 ©. 197 u. a.
als Vorau«fefeung einer toirffamen Ausübung
ber 3nterbretation«befugni« bejeidmet tourbe.
gerner treffe bie abgegebene AuSlegungSerflärung
nicht ben eigentlichen ©treitbunft. ©nblicb ^abe
ber eine ber brei XeftamentSboÜftreder, ber al«
ÜKiterbe an bem ftreitigen leftament intereffiert
toar, al« ©duebSridjter abgelehnt toerben fönnen,
fönne baber aueb,, toeil mit Wand, gronuntjulb
bie Veitegung ber 3nterbretation«befugni« an
bie VoUftreder ebentuell nur al« bie Anorbnung
fcr)iebdrtd^terlicr)er ©ntfdjeibung bon ©trettigfeiten
über ben Scadjlaß anheben fei, bei bem SSiber*
fbrucfc) eine« 2Kiterben nidtjt bei ber Abgabe
gültiger Au«legung«erflärungen mittoirfen.
2>er VI. ©enat be« #anf. D. S. ©. fc^Iog
fidj am 3. 3uli 1906 biefen Ausführungen buxd)--
toeg an, etttfctjtcb alfo auch unfere 8frage nicht
grunbfäfelid).
S)em gegenüber erflärte nun ba« 9t. ©. in
ben ©rünben feine« bie ©ntfdjeibung ber Vor*
inftan$en beftätigenben Urteil« bom 29. Abrtl
1907 (IV 506/06), ber auf bie Interpretation«*
befugniS gegrünbete ©intoanb ber Seftament«*
bollftrcder gegen bie Silage toerbe burdj feinen
ber obigen brei ©rünbe befeitigt. 3toc*feI °n
bem ©inne ber ftreitigen Verfügung hätten, tote
bie ©rtoägungert ber Vorinftanj ergäben, immer*
hin auch ty.tx beftanben. 3)ie ©efetyesboridjrtfteit
über Ablehnung bon ©djieb«ricbtern griffen nicht
burch- XeftamentSboIIftreder foHten nicht
an ©teile be« orbentlichen Sttdjter« 9ted|t«ftreitig*
feiten ber ©rbbeteilfgten unter emanber ent=
fcheiben, fonbern bie ©rblafferin höbe fie in ber
Vefugni« jur Auslegung be« leftament« an ihre
eigene ©teile fefoen tooüen. äBenn enblich bie
bon ben Voüftredern febrtftlid) erflärte Auf-
legung nicht au«retdjenb getoefen fein foHte, fo
feien fte wicht gehinbert getoefen, biefe unb jtoar
noch unmittelbar bem ©eridjt gegenüber im
Vrojeß ju ergäben.
#ier fährt ba« Steidjägeridjt« ■ Urteil fort:
,,1'lQein im ©rgebniffe mußte bem Berufung«:
richter gleichwohl beigetreten toerben unb jtoar
au« bem ©runbe, toeil eine Vertretung
bes ©rblaffer« im SBillen rcd)t«grunb =
fälltet) auSgefchloffen ift. Um eine foldje
Vertretung im SStllcn t)anbelt e« fich, wenn ber
©rblaffer einen anberen ermächtigt, fein
Seftament authentifch ju interpretieren,
alfo an feiner ©teile unb mit ber SBirfung, tote
toenn er hinterher in eigener Verfon beStoegen
berfügt hätte, Veftimmung barüber ju treffen, in
toeldjer Vebeutung ber erflärte lefeteSBitte ©eltung
haben foll. gtoar berfagt § 2065 Abf. 1 58. ©. 58.
bem ©rblaffer toörtlich genommen nur bie 5äbig=
feit, eine lefettoillige Verfügung in ber SBeife ju
treffen, baß ein anberer s u beftimmen
hat, ob fie gelten foll ober nicht gelten
foü. Allein bie (Ermächtigung, ber Verfügung
ihre maßgebenbe Vebeutung beizulegen, unter*
fdjeibet fid) in ber b]icr toefentlichen Vejiehung
um nidjt« bon ber einem anberen übertragenen
Veftimmung über ihre bößige Aufrechterhaltung
ober Vefeitigung. ©ie entfernt fich fagar, toenn
man bie ÜJlöglichfeit berüdftchttgt, baß auf folche
SBeife an bie ©rette be« bom ©rblaffer toirflid)
©etoottten ettoa« anbere« gefegt toerben fßnnte,
nadj ber bofttiben ©eite hin bon bem ©mubfa^e
ber ©elbftänbigfeit be« legten JEBtDen« nod)
toetter, al« bie« im § 2065 Abf. 1 jum AuSbrud
fommt. SRag immerhin mit ber Aufgabe, ba«
Seftamcnt maßgeblich „auszulegen", ba« Ver>
langen gefteüt fein, ben toaljren ÜBilten be«
©rblaffer« feftauftellen, fo toirb bod) felbft burch
baS reblidje Vornehmen be« anberen, ben Abs
ftdjten be« ©rblaffer« gerecht ju toerben, bie
©efahr ber Abtoeid)uug bon bem toabren SBiHen
nicht auSgefchloffen. ©ie befteljt überbie« in um
fo größerem SJtaße, je toeniger beutlich ber
©rbtaffer felbft erflärt fyat. 3)ie Untere
fcheibung jwifchen gälten ber Unflarheit be«
legten Söiflen«, in benen bie Verufung eine«
anberen jur authentifd)en Auslegung toirffam
unb fällen ber Klarheit, in benen fie untoirffam
fein foll, leibet nod) ba$u an einer UnjulöngUdjfeit
be« UnterfcheibungSmerfmal«.
2)er erfennenbe {Richter fann fomit eine le^t=
totHige Verfügung immer nur in ber Vebeutung
gelten laffen, bon ber er unter eigener freier
©adtorüfung feftjufteden bermag, baß fie bem
toaljren 9BtÜen be« ©rblaffer« tatfächlid) ent=
fpridjt. ®aS htttbert ihn jebod) in feiner SBeife,
| ber SReinung eine« bon bem ©rblaffer felbft für
bie 3wcde bev Auslegung bejeidjueten Vertrauen«*
Digitized by G
manne*, fofern et in beffen Vertrautheit mit
ben Slbfid)ten be« ©rblaffer« unb in feine berfön=
lidje 3u*>ctlä|fiöfeft feinen 3toeifel tefc*» e*nen
erheblichen SBert beijumeffen. ©o in«befonbere,
roenn e« ber ernannte SeftamentSboUfrreder ift,
auf ben in biefer SBeife ^ingeroiefen wirb.
.Shtingcnbiftjebodjbie iljm unter«
breitete Xcftamcnt«nu«legung für
ben JJiidjter in feinem galle, aud)
nierjt bi« ju bem früher burd) § 561 Seil I
Xitel 12 9ltt gemeinen 2anbred)t« borgefefjenen
2Rafje, bafe er im gtocifel ber Meinung be«
Seftament«bolIftreder« bor anberen SHetnungen
ben Vorjug ju geben blatte. (Segen bie JBirffamfeit
einer ©rmädjttgung be« Seftamcnt«boIlftrcder«
jur autljentifdjen Sludlegung fbridjt überbie« ber
llmftanb, bafj bei ben Vorarbeiten für ba«
93. ©. 5B. in beiben Sefungen be« ©ntwurf« c«
abgelehnt tourbe, eine ©rroeiterung ber 99cfug=
niffc be« Scftnment«bofIftreder« über ben im
©efcjje beftimmten 5Dlad)tfrei« hinau« jujulaffen
(bgl. 9Rotibe ju § 1«J05 I. ©ntmurf Sb. 5 ©. 241,
Sßrotofoflc ber II. Sefung 33b. 5 ©. 308 fg. unter III).
Su ©unften ihrer SBirtfamfett Iäfjt ftd) anberer*
feit« weber, wie ba« bon einzelnen ©djriftftettern
gefdjieht, auf bie SERöglidjfeit ^inhJeifen, ben
Ieftameut«boüftreder lefctwitlig jum ©d)ieb«s
ridjter ju beftetten, nod) aud) fbredjen bafür bie
befonberen ©efefre«borfd)tiften ber §§ 2048, 21Ö1,
2153 bi« 2156, 2102, 2193 SB. ©. 93. ®er
2Bcfen«unterfdneb jtoifdjen einem ©d)icb«fbrudje
unb einer authentifdjen 9lu«Iegung mürbe borfjin
bereit« gefcnnjeirfjnet. 3n jenen befonberen
Jollen aber f>anbclt e« ftdr) nid)t um bie geft*
ftcllung ber Vebcutung einer bom ©rblaffer
bcabfidjttgten, aber nidjt mit boßer $eutlid)feit
evflarten lefctwißtgcn SBerorbnung, fonbern um
eine Regelung offen gebliebener fragen, über
bie ber ©rblaffer eine eigene 53eftimmung mit
Slbfidjt nidjt getroffen hat. ©oWeit man barin
eine Slbtoeidmng oou bem ©runbfafoe ber
©elbftänbigfeit be« legten SBiüen« $u erblicfen
hat, lafjt firf) biefe locber beratlgemeinern
nod) aud) brinjibtoibrig auf anbere &äue au«*
bcfjncn."
Sanbrid)tcr Dr. #euer.
223
No. 187— IStt.
188. ©t« »erftaab man in Hamburg anitt Saerr-
maße? - ®inb baruater aar tlafbaatea, bic in bm
öfTrntlidjrn 2trat?f nflrunb Dorrnfltn, gemeint ober OJrena-
fcftfe^ungea j»ifd|ca ben ju bebaaeaben unb unbebaut
ja (affeaben £errata, aad) wen« biefe Qrrojc auf bera
»rlialen (Sranbc liegt? — Sie $eftfetfaag ber Saerrntajje
war eiae »brigfettlitfie SJnorbtnmg ttie fett bie ber
eaalinien aab gab aidjt etwa btat Staate blaß tia
2icuftbarfri(«rea)t gegealber bea $ riaatgraubftitfea. -
derartige Sperr majge aab Vaaliaiea brandete ber Staat,
am ftc ia Äreft ju erhalten, bei öffentlichen Wrunbflilrfä
»erlaufen ntd)t erfl aa}anetbea.
3. ©. SB. 3olaffe in Hamburg
gegen
ben $amburgtfd)en ©taat, bertreten burd)
bic ginanä*5>ebutation.
Satbeftanb:
3)er Kläger ift Eigentümer bon bier ©runb*
ftüden in 6t. @eorg, ©de ^oljbamm unb Sin
ber Sllfter.
®er ©taat beraubtet, bafj auf ©runb eine«
$atronat«brotofoH« bon 1832 benfclben an ber
Sllfter eine 93aulinte bon 6 5U6 = 5Wctcr
aufliege, toa« Äläger beftreitet. ©r r)at bor ber
©d)ä^ung«:Jh>mmiffion ©ntfd;übigung bedangt,
»eil burd) SBefanntmndning bom 23. ©ebt. HK)4
biefe 93aulinie auferlegt fei. 3)ie ©adjc ift jur
©ntfd^eibung ber frreitigen Vorfrage, ob biefe
Staubefdjränfung bamal« febon ju 9ted)t beftanb,
an bie ©cridjte bertuiefen tuorben unb Älöger
b^at beantragt fefouftellen, ba& bie aufgeteilte
58eb;aubtung be« ©taate« nidjt jutreffenb fei.
Doö ß. ©. ©. 5f. IX b]at am 7. ftobember 1906
ber Älage biufidjtlid) jtoeier ber ©runbftöcfe
entfbrodjen, ba« O. ©. III bagegen §at am
6. Slbril 1907 audj bejüglid) biefer beiben bie
Älage abgetoiefen.
© r ü n b c:
®ic Sludlegung ber Slnl. A bom 12. 3Jlai 1832
burd) bie SBorinftaui ift richtig unb ber SBerfud)
be« Kläger«, bic Sluflage bc« bamaligen fidj al«
„Sanb^crtn" bejetdmenben Patron« bou ©t. ©eorg
tu anberem ©inne ju berfte^cn, bcrfeljlt.
©djon Slrt. 1 unb 2 Statut II Sit. 20 (bon
1603/05) beftimmten, bafj fein ©runbeigentümer
unb fein 33au= ober 9Kaurermeifter in Hamburg
bauen bürfe,
„c« feinb benn jubor bie Äirdjfbiels-
herm babet) ge»oefen unb haben ihnen
Digitized by G
224
Ho. 118.
bie getoöhnltcr)en ©toeer*9Jcage gegeben" (Art. 1)
ober (Art. 2) „eine rechtmögigc ©beermage"
erteilt.
8für bie ©tobt trot (33bl. 1890 9ir. 161)
feit 1814 an ©teile ber JKrchfbielberrn bie 33au=
bebutation, für bie beiben Sorftäbte ©t. ©corg
unb ©t. 93auli bereit „Patrone", für baS Sanb=
gebiet bie „Sanbherrcn".
2Benn ob>c fold^e ©rteilung aud) auf beut
bribaten ©runbe nid}t gebaut toerben burfte
(bgl. auch 9961. 1890 9tr. 69 unb 162), fo tonn
ber ©inn biefer (Erlaubnis nidjt nur ber fein,
bag beut ©auenben 91 e dj t e auf ausbauten in
ben öffentlichen ©tragengrunb t)inein (Grebben,
©eifdjläge, Äeller Öffnungen, ®rfer, ©iebel tc.)
eingeräumt toerben fönten, fonbem bie „redb>
mägigen ©berrmage" toaren urfbrfinglich bie
©rcnjfeftfefcungen jtoifd)en bem &u bebauen«
ben unb bem $u ©tragenjtoeden frci^ulaffenbcn
©runbe. ©o aud) ©rimm'S SBörterbucä 99b. 10
©. 2189 (1905): „©berrmag ober ©peermag ift
baS 9Rag, baS bei obrigfeitlidjer S3eftd>tigung bem
93auenben gegeben toirb, tote toeit er mit feinem
Webaube auf bie ©äffe herauSrüden bürfe". 5)en
Äird)fbielb,erren toar cS eben auf ©runb beS
öffentlichen ^nteceffeS Vorbehalten, feftjufe&en,
toie biel Staunt für bie ©trage freibleiben
follte, mochte felbft bie ^fronte beS ju bauenben
£aufe8 baburdj hinter bie ©renje beS Vribat*
grunbeS jurüdgerüdt toerben. 3)aS ift 3ol0r5
Ijunbcrre tnnburd) in Hamburg aU {Recht geübt
toorben, toenngleieh bie Sejeichnung „©berrmage"
unb „©berrmaggegenftänbe" im Saufe ber Seit
mehr unb mehr ju einem teehnifehen AuSbrud
für bie 93enufcung be« öffentlichen ©runbeS
mit Ausbauten tourbe.
$)«r ©inn ber Anl. A ift baher un&toeifek
haft ber, bog bie $auSfronten ber bamalS ju
erbauenben Käufer „Don ben rechten ©renjen"
be* SirioatgrunbeS „jjurüd $u fe&en" toaren unb
ettoaige Ausbauten fidj auf ben an ber Alfter
freijulaffenben 6 gtog breiten Streifen 93riuat =
grunb ju befchränlen fyatten, alfo nicht in ben
öffentlichen ©runb borragen burften. tiefer
6 §ug breite Streifen toar „jur ©berrmage
freijulaffen", b. t)- er burfte nur mit fogenannten
©berrmaggegenftänben unb nicht mit bem $au£
felbft bebaut toerben. fcaS 8. ©. fdjliegt barauS
ganj richtig, bag tatfädjlidj bamit baffelbe
erreicht tourbe, toa« bie Auferlegung einer
v8 a u l i n i e betoirft hätte. 3)er ©enat fagt,
S3err)anblung gtoifchen ©enat unb 53ürgerfd)aft
1878 ©. 103, „jtoifdjen 93aulinie unb ©tragen;
linie" (b. b- ber ©renje bes eigentlichen öffent-
lichen ©runbeS) „finb nur folche Anlagen geftattet,
toelche ben $toed ber erfteren nicht beeinträchtigen,
alfo — auger ben btcrfclbft unter bem Scamen
©berrmaggegenftänbe betonnten Vorrichtungen —
fleinere Ausbauten ic Auch h'cr toirb
alfo toon ©berrmaggegenftänben auf bribatem
©runbe gefbrodjen, toeil biefer für bie gtoeefe
ber ©trage freijulaffen ift (bgl. SBeibl. 1890
9er. 161 ©. 307). StaS tourbe bann in § 104
be« Saubolijet * ©efefeeS bom 23. Sfuni 1882
fanftioniert unb bahin formuliert: bag auf ben
bezeichneten Sßlä&en bie gefe&lidje „fcienftbarfeit
bes SMehtbebauenS" ruhe.
Seite älteren ©berrmagfe&ungen ber Sttrch-
füielShercen, Patrone tc. toaren obrigfeitliche
Anorbnungen ber bamaligen Baupolizei,
alfo toeber einerfcitS gefefegeberifebe Attc noch
anbrerfeits 93rtr»atoer träge mit ben ©runbeignern.
®nfe fie auch im norliegenben ftaü.c fo aufgefaßt
tourben unb jtoar fotoohl bon ben Patronen
toie bon ben ©runbeigentümern, ergeben un=
jtoeibeutig Anl. B bis F Don 1843—1856, nach
toelchen VrotofoDen ju jeber Veränberung ber
Ausbauten auf bem bribaten aber jur ©trage
freigulaffenben ©runbe (Erlaubnis erbeten unb
als Vcrgünftigung erteilt toorben ift.
9Jcan mag bicfeS Verhältnis als eine
öffentlich-rechtliche ©erb i tut auffaffen fönnen,
jebenfaHS toar es feine getoöt)nliche bribatrcdjtlichc
Sienftbarfeit, benn eS ift fein anbereS ^jntcreffc
beS Patrons als Vertreters beS Staates benttar,
als baS öffentliche ber befferen ©rtjaltung »on
Sieht unb Suft an ber ©trage, ©oldje öffentlich1
rechtliche ©crechtfame beS Staates auf eine nur
befchränfte 93enu^ung beS pribaten ©mnbeS
brauchten aber bei öffentlichen ©runbftüdö«
»erlaufen nicht erft angemelbet *u toerben, um
nicht unterjugehen,
f. 3fentt)al gegen ginanj-^ebutation Sjcibl.
1883 83b. 3 unb 9t. ©. 33b. 8 9er. 39, ©. 152 f.,
aud) ©euffert'S Arrfjit> 38, 200.
Sag aurfj bns 9techt bes ©taates auf eine
SBaulinic bem öffentlichen Äaufcr gegenüber an--
gemclbet toerben müffe, nimmt baS Urteil bes
Digitized by Google
©. ©. I glohrmonn gegen gfinanj = f)eJ)utatton
1890 Str. 69 ju Unrecht an. Hm foldje öffentlichen
ftedjte hat ber Äfiufer fid) 511 fümmem, et fann
fte jeberjeit burd) ©rfunbigung erfahren, #ier
gab bie int SBerfauf«torotofoll bon 1863 unb 1875
angebogene SBc^eidmung im ^tjbothefenbudj ben
©runbrig an, beffen ©inftd)tnahme ben ftäufer
bom SJeftehen ber SBoultitic feit einem SRenfdjen;
oltet unterridjtet haben mürbe, fo ba& e* nicht
einmal barauf anfommt, ba§ and) ber bis not
wenigen !§af)ren fortbauernbe t a t f 8 a) 1 i dj e
guftanb ber $ceila(fung bon 6 gufj vor aOcn
Käufern an ber Stifter jtoifd)en #otjbautm unb
SUfterttoiele bem Ääufet ba* SJeftehen bet SJatu
linie jtoeifeDo* machen mufjte.
1!». edjulitnftufhiitfl ber (*f>rnatteu, kie in faflrnis.
gemeinfdytft leben unk kamt einen roftttttrcnnanglmtrag
jn)firfen. — 9ti 3flk«i«gtmcinfd|»ft genigt ein Xitel
gegen km (flitraann jnr 3wnnn*»oMftTttfung in boi>
Snmtgnt (ff. 0. § 740). - Wart, «kfd)la| kr« «iter.
trtnnnngänertrage« nnk »er geenkignng ktr «n»ti«onbtr
ftlfiinfl ift fold)« ^wanAtfvvnftrcifnn!) in bnff anmtfiul mir
ftatttwft, nenn bie <Sv)efr«n gnr $u(knng ker Stüfireifunfl
»ernrteilt Ift- — -Sit* gilt erft rto)t, nenn tu* bic
9n£eUtank<rfctnuß bef ctjafft i{t.
3rrau 8. 501. SBebb in ^ambutg
gegen
©. fceljn in Hamburg.
Xatbeftanb:
S)ie Seeleute SBebb b>ben bis 1900 ib>n
etften ehelidjen SBoljnftfe ju Sfeujj gehabt. 5xt
©üterftanb mar betjenige bet $ahrni*gemeinfdjaft.
9Zad) bem 1. Januar 1900 haben bie Seeleute
SBebb ihren SBoljnfifc nadj Hamburg betlegt.
Hm 31. «uguft 1905 haben fie einen ©üter*
trennung*bertrag abgefd)loffen, burd) ben bie
^abrni*gemeinfdjaft aufgehoben toutbe. 3>urd)
ben 9lbfft>luft be* Sfcrtrage* ift Vereinbart, bafj
ba* Eigentum an bem #au*halte, ber
bt* baljin ben ©hegatten getneinfd)aftlidj gehört >
blatte, bet Älägetin allein $uftef}en foHte 1
unb bog alle* übrige Setmögen, ba* bi* baljin
ben ©tjeleuten SBebb gehört blatte, bem ©hemanne
bet Klägerin zufallen fodte. S)er ©ütertrennung*=
berttag ift in ba* &>m bürgt fdjc ©üterred}t*regifter
eingetragen. äRarj 1906 hat bet JBetlagte gegen
ben ©hemann bei Älägerin einen boüftredbaren
Xitel auf 3al)Iung bon 500 M. ©ntfdjabtgung
225
ITo. ISt»— IS*.
toegen einer im 3K>§ie 1903 gefdjehenen mangels
haften Ausführung einer $eijung*anlagc erlangt.
Stuf ©runb jene* Xitel* f)at bet SBetlagte gegen
ben flägerifdjcn ©hemann am 12. SRai 1906 eine
Sethe bon Saasen bfänben laffen. ®iefe gehören
ju bem #au«rat, an toeldjem nach bem ©üter«
tremtungSbertrage bet Stlägerin allein ba* ©gern
tum juftchen foüte.
©ie Klägerin bedangt mit bet Älage, ba&
bet SJeflagte bie gebfänbeten Sachen au* bem
Sßfanbberbanbe enllaffe.
$>a* S. @. Hamburg <£. Ä. II hat butrf)
Utteil bom 17. Of tobet 1906 ber Älagc ent*
fbto<f»en. 3)ie ^Berufung be* SBeflagten ift bom
O. S. ©. II am 19. ajlät* 1907 bertoorfen
toorben.
© t ü n b e :
(S* ift unter ben Parteien unftreitig, bafe
bie ©Ijeleutc SBebb, für bereit ©hc früher ber
©üterftanb ber gahrni*gemeinfchaft gegolten hatte,
einen ©ütertrennungSbertrag gefchloffen
haben unb bog bie fluSetnanbetfcfcung
untet ben ©h^gatten etfolgt ift. ©* ift
fetnet untet ben Parteien unftreitig, baft bet
«bffJ|lu6 be* ®ütettrennung*bettrage* unb bie
Stuieinanberfeftung erfolgt finb, bebor noch bie
©egenftünbe, bezüglich beten gegentofirtig
untet ben ^atteien geftritten mirb, für ben
SBeflagten bei bem ©hetnamte ber Klägerin ge«
bfänbet toorben toaren.
ffiadf § 740 ©. D. ift bei bem ©üter>
ftanbe ber §ahmi*gemeinfa^aft jur Stoang*=
bollftredung in ba* ©efamtgut ein gegen ben
©hemann ergangene* Urteil crforberlid) unb
genügenb. ©in anbete* foQ nad) § 743
©. Sß. 0. in bem gaHe gelten, bafj bie gnhtni«=
gemeinfd>aft beenbigt ift. bie 8lu*einnnbetfe$ung
aber nod) nicht ftattgefunben hat. SBährenb biefe*
fltoifdjenftabium* foß bie ^toangSboüftrecfung in
ba* ©efamtgut nur bann juläfftg fein, toenn
beibe ©hegatten ju bet äeiftttng obet bet eine
©hegatte ju bet Üetftung unb ber anbete jut
3)ulbung bet 3toang*boQfttedung berurteilt finb.
SWit SRerfjt ift in bem Äommentar jur ©. SJ. O.
bon ^eterfen unb Singer ju § 743 ©. SS. D.
barauf hingetoiefen, bafi nad) SBeenbigung
ber in 93ctradjt (ommenben ©emeinf djaften
bie SJertoaltung be* ©efamtgute* bi*
jur Slu*einanberfc^ung nid)t mehr bem
Digitized by Google
_226
Na. I »8-140.
(S^motine allein, fonbern beiben @^e=
galten gemeinfdiaftlich $uftchc unb baft
mit SRürfficht bnrouf bic S8orfc£>rtft bei § 740
für berartige gälle tiic^t paffe. 3ieljt man nun
aber ben »weiteren gaH in 93ctrad|t, bafj nadj
93cenbigung bet gahrni8gcmctnfcf)aft auch bie
2lu£einanbcrfe$ung ftattgefunben hat, fo ergibt
fieh, bafc für beffen gaü" bie 93cftimmung bes
§ 740 ©. 93. O. erft recht nicht mehr bafjt.
®3 ift gar fein ©runb erfichtlich, au$ Welchem
auf ©runb eines nach 93ecnbigung ber ©emein-
fdjaft unb nach erfolgter SluSeinanberfefcung
gegen ben SRann ergangenen Urteile* bie
3Wang*boIlftrecfung in ba« Vermögen ber grau
&uläfftg fein foHte.
SRaaj §§ 1541V »4H0 93. ©. 93. haftet, »wenn
eine ©efamtgutSberbinblichfeit nicht bor ber
Teilung bes* ©cfamtgutd berichtigt Wirb, bem
©laubiger auch ber (Sb>gattc bcrfönlicfj alß
©efamtfcfmlbner, für ben jur Seit ber Seilung
eine folche Haftung nicht beftefit. ©eine Haftung
befajränft fict) babei auf bic ihm zugeteilten
©egenftänbe. Sluf ©runb foldjcr bcrfönlidjen
Haftung be4 gebauten ©Ijegattcn Tann unter
Umftänben gegen ifm ein Xitel erwirft Werben
unb auf ©runb folgen Eitel« fann bann ber
©laubiger gegen itm mit ber 3ttmng«boflftredung
in fein Vermögen bürgeren, 8lu« ben in a3etrad)t
fommenben S3eftimmungen be«99ürgertichen9terht«
ift aber feines Weg* 311 entnehmen, bafc ei juläifig
Wäre, nad) 93cenbigung ber gahrni*gemeinfchaft
unb nad) erfolgter 3u«einanberfefcung unter ben
©Regatten bie 3lbangöboQfrrecfung Wegen einer
nicht bor ber Teilung bei ©efamtgut* berichtigten
©efamtgut«berbinblichfeit in bn« Vermögen beä*
jenigen ©Regatten, für ben ^ur geit ber Xeilung
eine Haftung nicht beftauben £>at |cf. § 1480
93. @. 93.), lebiglidj auf ©runb eiltet Sitels bor=
junefjmen, ber nicht gegen ihn, fonbern gegen ben
anberen (Sfjegatten, nach, erfolgter ülu&einanber*
fefeung unter ben Regatten, erwirff ift.
9tad) attebem War bie für ben 93eflagten
erfolgte 93fänbung ber b>r in 93ctrad)t fommeit=
ben ©egenftänbe unjuläffig unb ber 93eflagte
ift mit Stecht berurteilt morben, bie gebfänbeten
©adjen au* bem Sßfanbbcrbanbe ju entlaffen.
@r fann fid) gegenüber bem «erlangen ber
Klägerin nndj ©ntlaffung jener unjuläffiger 9Beife
gebfänbeten ©egenftänbe au« bem 3>fanbbcrbnnbe
I nicf)t mit Stedjt baraitf berufen, ba& er nad}
bürgerlichem Stedjt in ber Sage fei, ein Urteil
gegen bie Klägerin ju erWirfen unb auf
© r u n b e i n e & f 0 1 dj e n erft ju erwirfenben
Urteile« fbäter bie 3Wang«bolIftrcdung
1 in b a 3 93 e r mögen ber Klägerin bor:
nehmen j u I a f f c n. Ob im übrigen ber
93eflagtc in ber Xat in ber Sage ift, wegen
feiner h»er in 93etradjt fommenben gorberung in
einem neuen 9lecr)täftreite ein Urteil gegen bie
Klägerin erWirfen ju fönnen, Wirb fner boü=
ftänbig bahingeftellt gelaffen.
140. ftiifcdituna ei«e$ CenofltiitciitfDfrtraflC'f, ber
ben Angriff ber «laubiger beö (jnnagierirn baburn) b,inbern
fc-U, bag beffen $b,efran SUrlttle *uae»anbt »erbe«. —
Oft ber SSHle ber engagierenben Rinn«, ber (rftefrau ein
Se-rbeftftltftgnt }U)u»enbcn, onjunc^meu? — Uunfanbbarfeil
von grfd)ttn ber eb.cmönnlid)cn fiubitiegung, wenn bic
felben *nm Unterhalt ber Familie erfirbcrlid^ finb
(C. f. 0. § 801).
grau SJtargarctc ^ahlefe in Hamburg
gegen
bie girma Slug. Jtittner in ©djtoeibnifc.
Satbeftanb:
%'ic 93eflagte fyat gegen ben ®h"nann ber
Klägerin eine boaftredbare gorberung bon
10000 JUL tiefer hat @nbe 1904 mit ber girma
Jffiarnhol^ & ©o&ler einen ®ngagcment«bertrag
gefthloTfen, Wonach ihm für feine 5>ienfte nlö
«u<hhfllter 1500 Ji fährlich unb
„feinergrau, fo lange er im3)ienftebergirma
berbleibc, jährlich 1700 Jü in 3Ronat8ratcn"
I audbejahlt Werben foßten.
93eflagte hat im SRärj 1906 bie gorberung
gegen bie girmn auf Slu^a^lung ber ©ratififation
an bic Klägerin bfänben unb fttf) überWeifen Iaffcn.
Klägerin beantragt mit ber Klage, bied für
unjuläfftg iu erfiären. Sa* 8. ©. ©. K. VII l>at
I am 14. 5Kobember 1906 bie Klage abgewiefen,
bai D. S. ©. VI bagegen hat ihr am IG. Stbril
iy07 entfprodjen.
© r ü n b e :
3>a« ü. ©. hat bie Klage abgewiefen, Weil
ftc frhon nach oem ehelichen ©üterrechte uns
begrünbet fei; baä Siecht ber Klägerin
gegenüber ber girma äßarnholfe & ©ofeler gehöre
Digitized by Googl
jum eittgebrarfjtcn ©ut, bie einzelnen I
3af)lungen feien Seulingen beffelben, welche nach
§ 1383 18. ©. 93. bem inline gebühren unb |
beSfjalb bet Sßfänbung feiner ©laubiger unters
liegen, ein SBorbehaltSgut fei ber Klägerin nicht
befteüt. UeberbieS aber fei bie AnfechtungS*
einrebe ber 93eflagten begrünbet unb barnacl) ber
SJertrag ben ©laubigem gegenüber unWirffam.
Siefen Ausführungen tonn nidjt beigetreten
Werben. 2>er Vertrag bom 31. $>ejember 1904,
ber aßcrbingS im §inblirf auf bie ©lüubfger
beS ©fiemanne« Stahlefe, fo Wie gefdjehen, ab*
gefdjloffen ift, gefjt babjn, bafe biefer als Am
geftettter ber girma 1 r>00 Ji. bejiefjen, bie Klägerin
aber, fo lange bie 2)ienfte bon ihrem SDtanne
geleiftet Werben, 1700 M. jährlich erhalten folle.
3)ie Abftdjt beS Vertrages War offenfid)tIich unb
unbeftritten bie, baS (Sinlommen ber flägerifchen
ftamilie, bon bem fie ihren Unterhalt ju beftreiten
hatte, ben gugriffen ber ©tänbiger beS SRanneS
jju entgietjen: beSfjalb würbe bem SJianne, ber
jubor 3000—3200 M. alz ©eb,att belogen hatte,
ein biel geringere«, ber $fänbung nidjt unters
liegenbeS ©ehalt gewährt, ber Älägerin bagegen
ein Stedjt auf ben 83e$ug einer „öratifitotion"
gegeben. SBürbe in biefem ©ertrage, ber nad)
ber ©adjlage unb bem ©rgebniS ber 93eWetS=
aufnähme nid)t etwa alz ©djeingefdjäft betrachtet
werben !ann, eine Verfügung bon Seiten
bei tlägerifdjen (SfjiemanneS ju ©unften
feiner grau ju erbliden fein, fo wäre fie
lebiglidj eine 23 o r a u i berfügung über nod)
ju berbienenben ©ehalt, Welche ebenfo
Wie bie unentbehrliche Seiftung einer Arbeit ali
Ablehnung eines möglichen ©rWerbS ber Anfechtung
nicht unterliegt (bgl. Sieger, Äommentar jur
Äonf. » Drbn. 2. Hüft. Anm. 32 a. @. ju § 29,
Surift. SBochenfchr. 1905 S. 442 9er. 27).
3n SBirnichfeit enthält aber ber Vertrag
feilte Serfügung beS fiägerifchcn ©hemanneS übet
ein ihm juftehenbeS SäermögenSobjeft, fonbem
bon feiner ©eite lebiglich bie3ufage feiner
3) i e n ft e für einen berhältniSmäfjig geringen
©ehalt unb barneben felbftänbig ein 9$erfpred)en
ber $ i r m a Samholz & ©oftler an bie
Klägerin, hiergegen cinjufchreiteu hoben bie
©läubiger beS ©hemannea lein Stecht, ba biefeS
93erfprcd)en Weber eine StechtShanblung ihres
SdmlbnerS enthält, noch Q"d) eine 93eiiad}teilung
227
No. 14«.
I ber ©laubiger erfinblidj ift. %enn nach bem
glaubhaften 3cuflmS Don SBarntjolfc & ©ojjler
| Würben fie ben ©hcmann Dcr 33cflagten nicht
mehr angefteKt haben, Wenn er nicht in georbneten
SSerhältniffen gelebt hätte, b. fj- toenn fein ©hu
fommett bon feinen ©läubigern hätte in 93efdjlag
genommen Werben fönnen; Wäre aber Datiere
ohne ©tcllung geWefen, fo hätte SBeflagte eben*
falls nichts bon ihm erhalten.
Skrfagt fomit baS Anfechtungsrecht, fo bleibt
noch J" prüfen, ob bem ©hemanne oet Älägerin
an ihrer ©ratifitotion ein Stecht jufteht, baS bon
feinen ©läubigern gepfänbet Werben fann. Auch
biefe §rage ift im ©egenfajj ju ber Auffaffung
beS SJorberrichterS ju berneinen. Sta bie Älägerin
für bie ihr gemachte 3uu>enbung °er girma
2Barnhol& & ©ofjler nichts ju leiften b]at, fo
mufj biefe 3utoeNbung ^r gegenüber als eine
unentgeltliche angefehen werben. Auch
erhellt aus bem 3ufammeuhangc, bafj eS bie
Abficht ber girma War, ihr biefen SenttögenS=
borteil felbftänbig ju eigenem Stechte unb ju
eigener Verfügung jujuWenben. Staffir fpridjt
ber (Sinn unb ber 3weef beS Vertrages fowohl
Wie bie einbejeugte Satfache, bafe in ben Süchern
ber girma für bie Älägerin ein befonbereS Äouto
eingerichtet ift unb bie 3alhlu,T9en «u<h on fie
perfönlich erfolgen. ©S erhellt hieraus, bafe
ber 993 1 He ber girma barauf ging, ber
Älägerin ein SBorbeljaltSgut jujutoenben.
2)a6 biefer AuSbrud bei ber 3utoenbung nicht
gebraucht Worben ift, ift gegenüber bem erfennbar
herborgetretenen SBiße» ohne Sebeutung. Sonach
fteUt ftch gemäß § 1369 99. ©. 93. baS 93ejugS*
recht ber Älägerin als ein 93orbehaltSgut
bar, Wegen beffen fie felbftänbig ihre Stechte Wahr*
nehmen unb inSbefonbere bie angefteffte Älage
auf ©runb beS § 771 (5. % 0. erheben tann.
3)ie Älage wäre aber ebenfalls begrünbet,
wenn baS SBejugSrecht nidjt als 93orbehaltSgut
gegeben, bielmehr — ba unftreitig bie Parteien
nach bem gefe^lichen ©üterftanbe leben — ali
eingebrachtes ©ut an^ufehen Wäre. S>enn ali»
bann Würbe es ftch um grüdjte ber ehemänn =
lid)en Scu^nießung hanbeln, Welche jur
Erfüllung gefe^lidjer Unterhaltspflicht
gegenüber feiner gamilie unb jur
99eftreitung ftanbeSgemäfeen Unterhalts
erforberlidj unb beibalb nach § 8til ©. O.
Digitized by G
228
No. l*o_141.
ber Sßfänbung nidjt unterworfen finb. «Äud) in
biefem galle ftänbe ber Klägerin ba* SBiber;
fprudjäredjt gegenüber ber StoaiigöboQftredung
ni^t)t nur im SBege ber ©intoenbung (§ 766
6. £)., § 861 Sflbf. 2 bat'.), fonbern audj im
SEBege ber Klage ju, toie ftd) au« § 1407 al. 4
58. @. iö. äweifel*frei ergibt (bgl. «Jfeumann, #anb*
au*gabe SB. ©. 58. «nm. 4 b, d ju § 1407, ©aubb*
©tein, Komm, jur ©. SB. ü. § 861 IV Sbf. 2).
flufcdjtunfl einer ^Bcrpfl id) tuii(;<Mirf unbr wegen
mit frrafrctf|tltd|er ««crfolgwn«. — ©elbft wen»
|(t eine U«tfrfd)lnauii(i begangen t»«t, tonn bie
141. «nf
Sebratiung
Her «eKrobJe eine Unierfd|Ugnng begangen
" Huna eine* bic nadjaemiefeuenuaften unterfrfilagene
e überftrtgenbeii 3dfulbfrt|ein<f burd) »ibeeee«tliibe
ernrirft fein.
Kaufmann grifc JB. in Hamburg
gegen
$obn SB. unb feine «Kutter grau 33.
in Hamburg.
Satbeftanb:
3o$n SR. geftebt ju bem Kläger, bei bem
er bebienftet toar, X 6,50 unterfdjlagen ju baben.
Kläger, toeldjer ben beruntreuten «Betrag für Diel
böfjer bielt, broljte mitSBerbaftung unb bewog beibe
SBeflagte, ftdj ju berbflidjten, bem Kläger einen
ibm burd) 30Dn SB. entftanbenen ©droben bon
1500 X ju erfejjen. ©egenüber ber baraufbin
erhobenen Klage Wanbten fie 93ebrob,ung ein.
2)a* S. ©. ©. K. X berurteilte ben 3obn SB.,
wie* aber bie Klage gegen grau SB. ab. 3>a8
O. 8. ©. VI bob auf bef(agtifd)e SBerufung am
19. fJRärj 1907 ba* Urteil auf imb wie* bie
Klage bi* auf ben SBetrag bon X 6,50 audj
gegen ben erften SBeflagten ab.
©rünbe:
SBenn audj nidjt ertoiefen ift, bafj bie ®be»
leute 58. britte Sßerfonen beauftragt baben, bie
SBolijeibebörbe ju bcnadjridjtigen, fo ftebt bodj
burd) bie be&üglidj i$rer ©laubwürbigfeit nidjt
beanftanbeten SBefunbungen ber im ©trafberfaljren
bernommenen 3euginnen feft, bafj bie beiben
SBellagten burd) bie $>rob>ng ber ©bleute SB.,
bie SBoli^ei ju bolen unb burd) ben SBeginn
ber 3lu<sfüürung biefe* SBorbaben* abfeiten ber
grau be* Kläger* jur Unterjeidjnung ber ©djulb»
urfunbe bewogen Worben finb.
3)ie SBebaubtung be* Kläger*, ba& feine
3)rotmng ben ©ntfiijlujj
Skringten, ju unters
fi^reiben, nic^t unmittelbar beeinflußt ffabt, toie
benn audj eine bementfbred)enbe9lbfid)t gefeblt babe,
bgl. bierju ©ntfdj. be* 9t. ©. SBb. 59 Kr. 97 ©. 352,
ift im borliegenben galle wiberlegt. Sie Seuflm
SB. $at befunbet, bafj bie jtoette SBellagte bie
SBenadjridjtigung ber Sßolijei ju berbinbern gefugt
unb toeinenb ertlärt babe: ©ie Wollten bann
lieber alle* bejafjleu. $ierau* gebt einmal
Ijerbor, baß ba* Erbieten jum ©rfnfe fein frei:
toituge* geWefen ift unb fobann, baß audj an ben
erften SBeflagten ba* «nfinnen, ©rfafc ju leiften,
geftcllt toar, biefer aber bi*ber toeber b>tte ein*
gefteben, nod) fi(b Sur 3abl««g berbfüc^ten tooQen.
©onacb ftebt $unäd)ft feft, bag bie Unter:
febrift be* SBeflagten ju 1 burrf) Drobung erwirft
ift. Ob biefe 2)robung jugleicb eine wiberredjts
tid)e toar, bängt babon ab, ob Kläger einen
SKnfprudj auf bie SBerbflicbtung be* SBeflagten
batte unb beiabenbenfall*, ob er beredjtigt toar,
biefe SBertoflirfftung auf bem eingetragenen JEBeße
burajjufe^en.
9?un foH nid)t fo weit gegangen Werben,
bafj allgemein bie ^erbeifübrung einer SJBiHenä^
erflärung burdj S)robung mit ©trafanjeige,
SBerbaftung u. f. to. aurf) bann für toiberrecbtlidj
ju cradjten Soäre, toenn ein 9ted)t auf foldje
Slnjeige, SBerbaftung beftebt,
bgl. aber (Sntfd). be* SR. &. SBb. 59 SRr. 97 ©. 352.
3)e* SIBeiteren mag babingefteDt bleiben, ob
bie S)roljung im borliegenben 2raöe nidjt fdjon
um be*toiHen eine toiberredjtlidje War, weil bem
Kläger fein »nftorudj auf ein fdbriftlid)e*
SSnerfenntni*, auf bie «dueftellung einer SBers
bffid)tung*urfunbe juftanb. ^ebenfaü* ift bie
J)robung ber (Seeleute SB. mit 9tüdfid)t barauf
al* toiberredjtlid) ju eradjten, ba| offenbar bie
(Jrfa^bfltcbt be*SBeflagteu bamal* jiffern*
mäßig überbaubt nid)t feftftanb, bie @be*
leute SB. alfo ibr ®enuniiation*red)t migbraudjt
baben, um nur im «Allgemeinen abgefdjä&te
(Sifajjani^rüäje bem SBeflagten gegenüber toiber
beffen, SJBiQen obne berouf gegangene fadjlidje
Erörterung unb Sßrüfung burdjjufeften,
bgL 3uriftifrf)e SEBorfjenfrfjr. 1905 ©. 134 «.
Slu* biefen Erwägungen ift bie bom SBeflagten
auf @runb be* § 123 SB. ©. SB. borgenommene
Slnfedituna aU bercditiat atuuerfenuen unb bem»
entfbreajenb ba* erfte Urteil aufju^eben.
O II» fltttif mtl «rrtd«. *a»kucft, ^ctinanntitajt 44. gonfvnact 1 'j». 'Btrjinitcnl. «tejfu« Dr. C. 8ml il, 4}ambi»g,
Digitized by Google
Mo. 39.
229
So. 14».
§attf
98ei6fott.
€totlrcd|tlidie fälle.
XXVHI asahisans. («o. 3a()tfloii(| Oft $nitbet«p,eri$t«ltitroto..)
«nU »r >c> 3atu«i>|: ♦ml' ••» «elUaH «II SkliOei SO A — «..»»ill.tl «Uri. mit 9lt|i«tc Ii M,
Eitles ®uarfaf.
Hamburg, ben 26. September.
1907.
3>b«H : i>- »uBfoff in Homburg grgjn «. £. «. SiebrtCb,
in Hamburg. — griebricb Sungt in Bremen gegen Birma
Serntyarb Steinbrügge bei SJnrg iu Bremen. — 3- ©.
fcetfelsmutlcr in «innrberg gegen bie SinonJ» • Deputation
in Hamburg.
14'J. ^enft(rgcrcrt)tii|frit. Sdgutt nod) fiomburact
Statut II 20, 8 im!» 8«n»e4i}eiflefeft »o» 1895 ift t* »%*t
befonbere Grtatibtn* be* Warbbarn n icf| t geftattet, in einer
ijart auf ber Oreujc ft<t|titbrn 2B«nb {Hnfler »«abringen.
— CM» in bem tin Wtnfdicnalirr bjnbnrdi befte^enben
!Megeuvafferabjiu&; burrb, eine auf ben "Worftbargrunb
fteUitcicti 9Hb>e bic (Frfiftung einer $ienflbintfclt jn flnben?
£. Sufcloff in ^ambutfl
gegen
SC. ©. 8. ®icbria> in Hamburg.
Xatbcftanb:
Äläger »erlangt bie Entfernung eine« Sanfter«
unb einer 9tegenröf)re »om SBcIlagten, feinem
92ad)barn. liefet fyat wiberflagenb Eintragung
»on 2)ienftbarfeiten »erlangt, meiere fein SRedjt
auf genfter uub 9tegenrd$re feftfteüen. S>a«
S. ©. bat bie Älagc abgewiefen unb nach; ber
SBiberflage erfannt. 2)a« D. 8. ©. II b>b am
17. Januar 1907 bie« Urteil auf unb entftorad)
ber Älage auf S9efeitigung be« genfter«. 3)ie
fcienftbarfeit be« «eflagten bezüglich; ber Stegen*
röljre erfannte e« an, forberte aber genauere
Formulierung für bie Eintragung.
*«jrf<«rt(di< •rriAttjelrtliifl C « i M a 1 1.
Srunbe:
28aö $unäd)ft bie Dom SBeflngten beanförudjte
Senftergcrecbtigfeit angebt — hjeldje ba«
Ü. &. über ben nur auf ein genftcr gerichteten
SEBiberllageantrag hittau« auf niedrere (anfdjeinenb
jtoei) ftenfter belogen b>* — fo Ijat ba« 2. ©.
bie 9iec&t«lage oerfannt.
81u« ber beeibigten unb beftimmten Slu»*
fage ber &euginnen SB- unb 5t. ergibt fidj,
boä ba« jebt auf bem ©runbftürf ©djWeine*
marft 9fr. 5 befinblidje $au« im 3af>re 1866
errietet ift unb bafj bamal* gleirf) ba« in ber
©renjmauer befinblidje ftreitige Jenfter unb bie
ftreitige JHegenröbre angebracht worben finb,
wie aud) bie geugin ©. beftättgt. SJlit bem
1. San. 1866 War für ba« bamburgifdje <5tabt=
gebiet — moju bie am (Sdjtoeinemartt belegenen
©runbftücfe gehören — ba« SBaubolijeigefefy tiom
3. ^uli 1865 in Straft getreten, nacb beffen § 65
9fr. l e« »erboten war, in einer f)att an bie
©ren$e ftofjenben SBanb, Wie fie bjer in ^rage
ftefjt, genfter ober Sic^töffnungen anzubringen
o£>ne bie @rlaubni« be« 9iacfc)barn, meiere b«c
unftreitig niajt eingejogen ift. tiefer gefe^»
mibrige 3uf^an0 Würbe burdj 3eitablauf fein
erlaubter, benn nao^ § 6ö 9Zr. 2 be« angeführten
©efe^e« tonnte buret) ben 3^itablauf Weber ein
bingltcfje« noeb ein »erfönlicble« Stecht erworben
werben unb erlofcb audb^ nidjt ba« 9Btberfprucb«=
reetjt be« 9iaa^barn. %a enblia^ aueb^ nidjt
Digitized by Google
230
Na 14».
behauptet ift, bafc ber .ftläger ober einet feinet
9terf)t*borgänger bem Beflagtcn geftattet hätte,
ba* frreitige genfter ju haben, fo ift bet ftläger,
mag et auch, einige 3eit ntc^t roiberfbrodjen
haben, berechtigt, bie Befeitigung bei gefefcs
toibrtgen 3uftanbc* ju »erlangen. $>ie* mürbe
übrigen* nicht anber* liegen, menn ba« §au&
©djmeinemarft 9h;. 5, melcbe* jcbenfaH* in ben
fecb&ftiger fahren bei borigen ^abtljunbert*
erbaut ift, noch, bot bem 1. Januar 1866 errichtet
fein foflte, benn bie Statuten bon 1603 Seil II
Xtt. 20 Strt. 8 entgolten fdjon ba« in ba<s
Baubolijeigefefc bon 1865 übernommene oben
mitgeteilte Betbot (bgl. baju 0. «. ®. Sübcd
24. ©ebtembet 1835 bei ©rie* II ©. 96 fg.;
$anf. O. 2. ©. im Beiblatt 1880 9er. 74 unb
1891 9ir. 167). SIDerbing* hätte gegenüber bem
ftatutarifeben 9tecbt bie Srftyung einer ©runb=
biettftgereebtigteit Blafc greifen fönnen; ba aber
fdjon am 1. Januar 1866 bie Beftimmung bes
cit. Baubolijrigefefce* in Straft trat, fo mürbe
bet Sauf bet ®tfiiung*frift untetbtothen motben
fein, bebot eine ©rftyung, tooju minbeften*
10 Qafyvt erforberlicb maten, erfolgen tonnte.
%ai S. ©. hat baljet mit Unrecht — inbem e*
feinen 3lu*fübrungen nur bie Beftimmungen bei
Bauboli^eigefe^e* bon 1882 ju ©runbe legte —
bie bom Besagten roiberflagenb beanfbrudjte
3fenftergerea^tigfeit anerfannt. <S* war bielmehr
unter »bmeifung biefe* Antrage* ber Älage
ju entfbreeben, bafj bet Beilegte ba* frreitige
Jenfter ju entfernen babc. SBenn ber ftläger
aber geforbert bat, ba& bie ©ntfemung burrf)
3umauerung erfolgen foüe, fo ift ba* ein nicht
gerechtfertigte* Verlangen. 3>er Beflagtc bat
ba* Jenfter, in*befonbere auch bie Deffuung in
ber 9Jlauer ju entfernen ; wie er ba* bewerfe
fteüigr, ift feine ©ad)e.
dagegen bat ba* 2. ©. mit Dtecfjt bie
roeitergebenbe Älage abgemiefen, mit welcher ber
Äläget bie ©ntfernung ber Stegenröbtc forbert,
meiere fid) an ber an ben flägerifdjen Stäjtbof
ftofjenben ©eitenhxmb be* beflagtifcben $aufe*
beftnbet. 5>a biefe SÜJbrc jum Seil in ben i*uft= |
räum be* flägerifcben ©runbftüd* b,iitüberragt unb
in beffen #of ba* 9tegenmaffer be* beflagtifdjen
$aufe* entfenbet, fo beftet)t ein guftanb, welcher
fid) al* S)ienftbarfeit be* flägerifcben ©runbftüd* }
ju ©unften be* beflagtifcben ©runbftüd* bar= :
ftellt. 3>iefe (Einrichtung ift, al* ba* beflagtiföje
©runbftüd in ben fedj*jiger %a$ven bei borigen
gabrijunbett* neu bebaut toutbe, fofort* getroffen
motben unb bat unangefochten bi* jur Älag=
erhebung beftanben. «tterbing* bat ber Äläger,
al* er bor Äurjem auf feinem Sichtbofe Toiletten
anlegte, bie 9tdbre, melche früher bi* jum ©oben
führte, wegen ber neuen Baulichkeiten berfürjen
müffen, fo bafj fie jebt auf bem Stäche ber
Xoiletten münbet. ©ine folcbe Berfürjung ber
9to§re anbett aber nicht* batan, bafj ba* be-
Hagtifche ©runbftüd nach wie bot mittel* biefer
hinüberragenben 9töljre unberänbert ba* 9tegeiu
toaffer auf ba* Högetifche ©runbftüd abläfjt
SBenn ber ftlfiger geltenb macht, bafe biefer 3u=
ftanb nur ber äußeren @rfcheinung nach rine
2>ienftbarfcit barfteüc, ber SBeflagte aber nicht
bemiefen habe, bog bamit mirflich eine©etechHgfeit
in Snfbtudj genommen metbe, fo fann bem nicht
beigepflichtet loetben. Dhne ©tlaubni* bei ©igen=
tütner* be* flägerifcben ©runbftüd* bflt bor etwa
30 3ah«n ber bamalige (Sigentümer bei be*
Hagtifchen ©runbftüd* biefe (Einrichtung getroffen,
melche in ba* Dtedjt bei (Eigentümer* be* flägerifchen
©runbftüd* eingriff. Sin berartige* Berfa (jten unb
Bethalten, ba* feitbem ununterbrochen beobachtet
bejto. gebulbet ift, lägt feine anbete Deutung ju,
al* bog ein 91 e ch t auf foldje Einrichtung
beanfbrud)t toirb. %aVLi noch jmeifelhaft fein
follte, ob für bie (Stfifeung biefe* 9techt* ein
Xitel erforberlicb unb nacbmei*bar ift, fo erlebigt
fid) biefe*, flägerifcberfeit* übrigen* nicht angeregte
Bebenfen bamit, baß bxex fogar bie Borau**
fefeungen ber augerorbentlichen ©rft^ung (bergl.
^»anf. O. S. ©. im Beibl. 188» 9?r. 64) ge=
geben finb.
Befteht fomit eine ©runbgerechrigfeit, fo ift
nicht nur biefer %e\i ber ftlage mit Stecht ab-
gemiefen, fonbem auch &er miberflagenb gefteüte
Antrag berechtigt, bafj ber Älägev in bie ©in^
tragung biefer ©erechtigfeit toiOige, f. ben § 44
be* homburgifchen »u*f. = ©ef. jum B. ©. B.,
beffen 10 jährige ^rift noch nicht abgelaufen ift.
4E* tonnte aber bie Berufung be* Kläger* in=
fomeit noch nicht bermorfen »erben, meil bie
Formulierung biefe* Slnfbrucb* noch genauer al*
gefchehen erfolgen mu&.
Digitized by Google
1
IM. 31» Me geifere «»er geringere »a^rfdirlitlii^teit,
lo§ eine 3r»rlernng •egabjt werle, eine „QHgenfn)flft"
lerfetlen nnt fanu wegen einet 3rrrn«il ibtr liefe
Gigenfdjaft ein Me 3r»rlerunn betreffende Vertrag an«
griebrieb, 3un8c in 83remen
gegen
grtrma 99ernb,arb ©teinbrügge in 83urg
bei 93remen.
Xatbeftanb:
99eflagtc hat bem Kläger im April 1906
eine ifjr gegen 99lotf $ufteb>nbe gorberung cebiert,
angeblich ohne babei ju Wiffen, ba& 93loct in
einem $co&ef3 gegen ben Kläger in jWei ^nftanjen
gewonnen blatte unb baburch mehr al« jubor
zahlungsfähig eridnen. $>e«halb bat 93eflagte
jene (Jeffion angefochten unb ba« ä. ©. 93remen
bat bie auf geftftetlung, bafj bie (Seffion ju 9tec$t
beftefje, gerichtete Klage am 11. EKSrj 1907 ab»
gewiefen. 2)a« O. S. ©. V bagegen b>t ihr am
27. SRai 1907 entft>rod)en baljin, bafj feftgeftellt
warb, 99eflagte fei zur Anfechtung ber Seffion
nicht berechtigt.
©rünbe:
Kläger hat ein rechtliche« ^ntereffc baran,
alSbalb feftgeftellt $u feb>n, ob bie fetten« bei
Geflößten borgenommene Anfechtung ber Seffion
oorn 4. April 1906 redjtSWirffam ift ober nicht,
©eine Silage ift auch begrünbet.
3>enn bie Vertagte hat nicht bargetan, bafj pe
bei Sfbgabe ber AbtretungSerflärung fid) in einem
Irrtum im ©inne be« § 119 Abf. 2 93. @. 93.
befunben hat ober, bafj fte ju jener ©tMärung
burch argliftige Xäufdutng wiberrechtlid) be*
ftimmt ift.
$a« angefochtene Urteil nimmt auf ©runb
ber ftattgeljabten 93eWei«auf nähme an, bafj ber
Inhaber ber beflagtifdjen girma bei ber Slb-
tretung feiner gorberungen gegen bie 93lod'fche
$iquibation«maffe an ben .Kläger nicht getoufjt
hat, bafj biefe gorberungen gegen früher baburdt)
an 2Bert gewonnen hatten, bafj ber Kläger
$unge jur Zahlung bon über 10000 X
an ^BIocC oerurteilt Worben War.
231
No. 148.
f&A fommt nicht barauf an, ob ©teinbrügge fich
tatfächlich in jenem ^rrtutn befunben hat, benn
felbft Wenn bat richtig fein foHte, Würbe Seflagte
bodj nicht in ber Sage fein, beöwegen ihre
Ä6trctung4ernärung anzufechten: 5Da« erfrinftan|:
liehe Urteil führt au«, bafj ei fich ebenfo Wie
bei bem Irrtum über bai 93cfteh«n eine« $fanb=
recht« auch bei bem Qrrtum über bie Haftung
eine« fonftigen 93erm5gene|"tüd 3 für eine gorberung
nicht nur um einen 3>rrtum im SRotib, fonbern
um einen folchen über eine t>erfehr«Wefentlidje
@igenfd)aft einer gorberung hanbele. liefen
Ausführungen fann nicht beigetreten Werben.
SJahingefteüt bleiben fann für ben »orliegenben
gaH, ob eine gorberung im ©inne bei § 119
Abf. 2 83. ©. 89. eine „Sache" ift, obwohl ber
§ 90 89. ©. 93. al« „©ad)en" im ©inne beä
99. &. 93. nur förderliche ©egenfitänbe fennt.
3>nl)ingeftellt fann femer bleiben, ob ein für eine
gorberung befteQteS SJfanbredjt eine „©igenfrfjaft"
ber gorberung ift. ^ebenfalls mufj berneint
werben, baß bie mehr ober Weniger grofee
9Bahrfdj einlief ei t, bafj eine gorberung
befriebigt werben Wirb, fich al« eine
@igenfd)aft berfelben barftellt. Anberg
aber liegt b]\ez bie ©ache nicht: ©teinbrügge
hatte gorberungen gegen 93Iod, ber in golge
öerunglücfter ©befulationen in Zahlungsunfähig«
feit geraten War. Ob unb Wie biet feine ©laubiger
auf ihre ^orberungen jii erwarten hatten, h*ng
»on bem Ausgang eine« Sßrojeffe« ab, ben 93Iotf
gegen ben jefcigen Kläger führte. 3" biefem
98rojeffe hatte bai 2. ©. 99remen ben ^unge jur
Zahlung bon 2938 X, ba« SD. S. ©. Hamburg jur
Zahlung Weiterer 7728 X an 99loct beturteiü,
beibe Urteile Waren aber jur 3e** ber 93er«
hanblungen jWtfchen ©teinbrügge unb £$unge
über bie (Jeffion ber gor ber un gen noch nicht
rechtskräftig unb e« fonnte in Anbetracht ber
zahlreichen unb zweifelhaften fragen jene«*
93ro)effe« nicht uorau«gefehen Werben, wie bie
©ntfdjcibung be« 91. ©. auäfaDen würbe. <J«
beftanb alfo nur bie aRögüdjf eit, bafe bie
©teinbrügge'fchen gorberungen, faü« ba« ober*
Ianbe«gerichtliehe Urteil feiten« be« 9t. ©. beftätigt
werben würbe unb bon 3unge bie al«bann i^lod
juftehenbe gorberung oon 10666 X betgetrieben
Werben fonnte, befriebigt Werben würben. $afj
in golge biefer 9KögIid)feit eine htnfichtlich ihrer
Digitized by Google
232
No. 14»— 144.
$öfje nodj nid)t einmal einaufdjüfeenbe SBert*
fteigerung bet ©teinbrügge'fchen ftorberungen
oorlag, mag augegeben Werben. 81 ber ber mel)r
ober Weniger f}ohe5B$ert einer ©adje ift
nid>t eine (Eigenschaft berfelben im Sinne
be* 83. ©. 58. $a* 9t. ©. ^at in tonftanter
Stedjtafpredmng (cf. ©ntfd). be* 31. ©. 58b. 59
©. 243; 3ur. JBochenfdjr. 1906 ©. 378 9tr. 5;
Sur. a&odjenfchr. 1907 ©. 4 9cr. 2) ben ©tonb*
punft feftgetjalten, baft unter ben Vegriff ber
©igenfdjaften nidrjt nur bie natürlichen, ber
Sache an Rd) jutommenben ©igenfdjaften, fonbern
auch \oUt)e tatfäij liehen unb rechtlichen Verhalt;
niffe fallen, meldte jufolge ihrer Vefdjaffenheit
unb $auer nact) ben Verfehräanfdjauungen einen
(Einflufj auf bie äBertfdjclfeung ber ©adje ju üben
pflegen, ba& biefe Verfjältniffe Rd) aber un =
mittelbar auf bie ©ad)c beziehen mfiffen.
derartige Verhältniffe erfdjeinen bagegen ntdjt
al* „©igenfdjaften" ber ©adje, menn fie oufjer=
halb berfelben liegen, getrennt bon ir)r finb, nur
mittelbar auf iljren 5Bert ßinRufj üben, ©n
Verbäitni* ber (enteren Srt ift aber ba* b>*
oorliegenbe. $)ie tneljr ober meniger günftige
Vermögenslage be* ©dmlbners (ann jwar üon
Vebeutung für ben SSert ber gegen it)n beftehen*
ben gorberungen fein, eine unmittelbare Ve jieljung
ju foldjen Jorberuugen liegt aber nicht bor.
Um fo toeniger aber fann babon bie Siebe fein,
menn nicht einmal eine Verbefferung ber Ver*
mögen*Iage be* ©djulbner*, fonbern nur wie
im oorliegenben $aQe bie oom Sluägange eine*
fcb>ebenben Vrojeffe* unb ber bemnärfjftigen
Saf)lungäfä|jigfeit feinet Vrojcfjgegner* abhängige
aRöglitt) f ei t ber Verbefferung ber Vermögend
läge in %xaQC ftet)t. 3)ie oon ber Vcflagten megen
Irrtum« über eine (Sigenfdwft ber ihr gegen
5Blod juftehenben ^orberungen vorgenommene
^Anfechtung ift barum unberechtigt.
©* ift weiter ju prüfen, ob bie Slnfecbtung
megen argliftiger Säuidjung begriinbet ift.
(Sludj bie* mirb im ©eiteren oerneint.)
144. Otramobilitiiobflabt, wenn (in ä?irtfd|aft$=
grunkfiüif MBttr »er Sckiagiiag, ktf big »Mjefftoii erteilt
nerfer, »erfanft »ira.
3. 58. $edel*mfiller in Vinneberg
gegen
bie gtnan ä^eou tatton in Hamburg.
8lu* einem Urteil be* O. S. ©. IV Dorn
2(5. SMpril 1907:
(Sntfd)eibung*grünbe:
2)a* Ü. ©. fjat bie für ben Slnfprudj ber
IBeflagten auf ^mmobilienabgabe entfdjeibenbe
$rage, ob ber Vertrag bei Äläger* mit Jabel
Oom 21. ÜRouember 190ö einen 9tedjt*Oorgang
enthält, burdj welchen Kläger ba* 9t e er) t auf
3ufcr)reibung b e * gabel'fchen © r u n b *
ftfid* ertoorben bat, mit SJtecht toerneint.
SWerbtng* ift im § 1 be* Vertrage* ein Verlauf
biefe* ©runbftüd* nebft ber barin betriebenen
©aftWirtfdjaft berabrebet unb im § 13 bie bor*
behaltene Slbljängigfeit bei Verlauf« bon ber
3frage, ob Kläger bie SJBirtfdjaft* = KonjefRon
erhalten werbe, bafjin formuliert, bog im galle
ber Äonjeffionö oerfagung bie Äontrab^enten
jum 9lüdtritt oom Vertrage berechtigt feien.
Slnbrerfeitä aber beftimmt ber § 4, bafj bie
Uebergabe be* Äaufobjert« n i dt) t bor
©rteilung ber nadjjufudjenben Äonjeffion,
alfo, Wenn biefe berfagt würbe, überhaupt nicht
ftattfinben follte. 3)amit ift jum Sfluäbrud
gebracht, ba| bie Kontrahenten ben Verfauf
nur für ben $a(l ber Äonjeffion«:
erteilung gefchioffen haben wollten,
baß, mit auberen SBorten, ber Verfauf buvd)
bie &rage ber Äonjeffioneiertcilung ober Vers
fagung auffchiebenb bebingt fein foQte. $a&
bann aber bie ^mmobilienabgabe nicht oerfallen
ift, weil noch fein 9iecbtäoorgang oorliegt, burdj
ben Kläger ba* Stecht auf gufthreibung bei
©runbftüd* erworben ffätte, ift bereit* Oom
erften ©enat biefe* ©ericht* in ber ©ntfeheibung
^ornung c. Sinanj = Reputation (Veibl. ber
^anf. ©er. -3tg. 1905 S»r. 82) jutreffenb au*=
geführt.
C tt« Oiciiiitti
Äetafim Dt. O. Bta«»!», $m»t>urg.
Digitized by Google
No. 40.
233^
Mo. 146.
§anfcnH?dje {SeridjtSjeitutiB.
^cißfatf.
€intlre^tltd)e falle.
XXVIII 3*ahr3<m£. (40. Safrßttng her ^nbettgm^tl-Äcitung.)
Drei» für ben 3«brr«|: a>a*nt. «ab BeiUatt atit ttcgiflcr 20 X - «attntbtett «Heia mit tNegiflcr 16 JL
»riblatt atteia arit Megiftcr 16 X
Qitrtts fl)jurf«£ ^ambatg, btn 3. Ofiiier. 1907.
3»balt: Hj. tBetjrmann al« <Bfltfler ber minbenäljrigrn
Sinber Jpeinrtd) «3. «., Scrta l., ^obanna SM. unb tOazie
VI Srgclcfe in fcantbuig gfgui S WwfTe als Serroalter im
R'Onfurff bei (Srnjt Stgeltfe in Hornburg. — I. tvhtrtd)
Df. 28. etfffui* in tfitittmcärb« gegtu btn ^ooiburflüdxn
6toat, ©eftagten unb Me «emeiitbt ^infeiiiuärbtr, Weben-
intrtfjmiearin. II. edjüfi in Hamburg geqtii *. »rrg
in Hamburg. — «rnft Scfjmtbt unb bin 9enoi]en in
fiflbfd gegen Wug. »dtjo» in SAbetf.
146. StnbrrrigentiuK eine» Stabe» «■ eine« im
<8<»«4rfa*i aab ia kee Siaaafitiaii btä Battr* gtblirbeaea
iöanfbudie, anf bat uttftreitig bem Stabe »»■ dritten
Aitgtroanbte Oelber belegt fiab. — (&tltcnbmacl)ttng bitfeil
Cfigentum« gegenüber »et Slonfnrfcmaffe bt« Safer». —
Vai fteur< aab fKUitär>Scrfitt)eriiugen, bie eia »ater für
feiac (Haber aiamt, Aber berea Scrwcabaag er aber na«)
btn ©tbingangen ftlbß )u beftimmta bat, gc|»rea jaa»
Benaftgea bei »ater». — Sana eia Sater mit fid) frlbf»
al« Ssrmnnb feiaer ftiabrr eiara 6n)enfaag»»ertrag ab-
itblitfea?
I ffie^rmannatö Pfleger ber minberjäljrigen
Äinber fceinrlcfc SB. SBeto &,
3o$anna SR. unb «motte 9W. ©egelde
in Hamburg
gegen
5- $uffe al* «erhwlter im Äonfurfe bei
©rnft ©egeltfe in Hamburg.
Satbeftanb:
rluf Warnen feines €>ofjne£ t)at ber ftöcfjtifi,
getaorbene (öemeinfdjulbner furj jubor ein üBanfc
budj bei bec ^irmo ©. (Ealmann genommen unb
barauf ca. 4800 X belegt, Son biefer ©umme
«uliartfAt «inttiMilmii. « < ( k i a 1 1.
flammen unfrreitfg ca. 3600 jK. au« ©efdjenfen
bon Serraanbten an ben €ot)n. 2)et fReft foQ
bom SJater bem ©ob,« barauf gefrljulbetet Bin«
unb ferner SBert einer bon it)m für ben €ob>
genommenen ÜJiilitärtwrfictjcntng fein, tjßt fctae
btet XfJdjter t)ot ber ©emeinfdmlbner «luftfteuer*
berftdjerungen genommen. 3>er Pfleger, ber
Äinber flogt auf Verausgabe beö SBanfburf}* unb
ber brei fTu«fteuerboltcen. %a& 8. ®. Hamburg
<£. lt. VIII bat am 13. 9lobbr. 1906 bie «läge
abgetoiefen. $>a* O. 8. ®. V r)at am 26. «brfi
1907 Ätoar bie Berufung bejüglirJb, ber Policen
berroorfen, bogegen ben Äonturtbertualter ber*
urteilt, ba# Sanfbuc^ gegen Abtretung bo«
1200 Jt ber barin berbrieften 3forberung b^erou«*
jugeben.
&vünbe:
?Partcien ftreiten barüber, ob bie in »e*
jiet)ung auf bieXöc&ter genommenen »erfieberungen
Äu«fteuerberfi<^erungen finb ober nidjt.
?>omit ift aber nocb, niebt« bar&ber gefagt, toer
ber 5Bcaug*berer^tigte fein fott. SBenn
getoi6 autf) eine Siudfteuerberfio^erung fo genommen
ruerben fann, bog bie aul&ufteuernbe SJJerfon ben
Änfprucf) auf bie SJerfta^erungsfumme erhalten
foD, bieüeidjt audb, fo, bog bie »erfia)erung auf
ifyc Seben genommen wirb, fo. ift baä boo^ feine*;
n»eg« im Segriffe ber S(u4fteuerberficf)emng
gelegen uub bilbet nidb,t einmal bie Siegel. $n
ber «egel toirb bielmeljr ber «ater bie
1
Digitized by Google
934
öo. 145.
Serfidjerung für fidj unb auf fein Sehen
nehmen, um eintretenben QraUf« nadj feinen
®ntf djlieftungen bar über ju beftimmen, toie
im einzelnen bie Sfoafteuer ju befdjaffen ift ©o
ift e* jebenfaH* b^tet gehalten toorben. S)a* Seben
bei 93ater* ift berRdjert. S>a* ergeben bie
©in^elbetten ber XabeHe unb ift in ber Police
jum Slu*brud getommen. ©r ift e* audj, bem
bie {Redete gegenüber bem 93erRdjerer jufteben
fotlen. Sin ihn ift bie 93erRdjeruna,öfumme ju
jaljlen. 2>afür, bafj e* pdj um eine Sterfidjerung
für frembe Stedjnung hantelte, ergeben bie bor*
gelegten Urfunben nidjt ben geringften Slnhalt.
©oQle Rdj allenfalls babon reben laRen, bafj bie
93erRdjerungen)u ©unften ber febeSmal betroffenen
Eodjter gefdjloffen finb, fo ^ättc audj für biefen
fiaü ber § 2 ber SWgemeinen 33er[idjerung*s
5öctnngungen bafür 93orforge getroffen, bog tjin*
Rdjtlidj ber 93erfönlidjfeit ber SJerRdjerung**
berechtigten fein $toetfel befteljen fann.
35er SSater mag bie Slbpdjt gelobt ^aben,
mit biefen 93erftdjerungen feinen Äinbern ein
©efdjent ju machen unb er mag .bem enh
fbredjenb feiner §frau erflärt bflben, bafc bie
Policen nur für bie Södjter beftimmt feien. 3)te
redjtitche ©eftaltung, bie er bem 93erhältni* in
SBabtbeit gegeben Bat/ ift eine anbere. Gr bot
bie SkrHcberungen fo gefcbloRen, baß er ber
öejug** unb 93erfügung*beredjtigte blieb. 3>arauf
allein Cann e« anlommen. ®er tlägerifdje 83er*
treter feflt bie Slnfbrüdje ber £ödjter audj nidjt
in ber SBeife begrünbet, bafj feiten« be* 93ater*
eine Abtretung ber eigenen Slnfbrücfie
an bie % ödjter erfolgt fei ober boefi
toenigften« bie Uebertragung be* Eigentums an
bem 93abter. ©r toäre bamit audj ebenfotoenig
juim3itfe getommen. Uttit einer folgen fdjenfuna«;
toeifen Uebertragung eigener 9tedjte auf bie Äinber
märe nach § 181 93. ©. 93. ein totrffamer Stedjt**
Übergang nidjt erjielt toorben. Sludj toäre bie
nadj § Ii Slbf. 2 ber ungemeinen SJerpdjerung**
93ebingungen für eine Uebertragung ber SRedjte
au* ber Sßolice mit bem 93erRdjerer bereinbarte
gorm nidjt getoaijtt. (Einer 93inbifation ber
Urtunbe oi* foldjer mürbe ber 93et(agte mit
JRecfct bie ©intoenbung entgegenhalten, bog ihm
bie Medjte au« ber Urfunbe jufteben unb baft,
faü« überhaupt bie Uebertragung be« (Eigentum«
an ber Urfunbe obne bie Uebertragung bes
beurfunbeten Stedjt« trofr § 952 93. ®. 93. aud-
führbar fein fodte, gleidjtoobl bie Urtunbe allein
für ben (Eigentümer böüig toertto* toäre unb
bon ibm bem 3forberung*beredjtigten ohne 93er*
fto& gegen § 226 93. ©. 93. nidjt borentbalten
merben tonnte.
(Sine anbere 93etoanbtni* bat e* bagegen
mit bem Slnfbrudj be* ©obne« auf Verausgabe
be* Slbred)nung*budje« bei @. Salmann.
$a* & ©. b^at bermeint, nidjt annehmen
ju tdnnen, baft ba* 93udj (Eigentum be* ©obne*
gemorben ift, einmal, weil ber 93ater fidj ber
^i^^ofirion über ba* 93udj nidjt böttig begeben
habe, fobann, roeü ba* jur ©injablung bei
©almann bertoenbete ©elb offenbar nidjt ©igen*
tum be* ©ohne* getoefen fei. Severe Sxitfadje
iR getoiä jutreffenb, aber redjt(id) unerheblid),
erftere* trügt ber ganzen ©adjlage nidjt genügen b
9tedjnung: 9ladj Sluffaffung biefe* ©eridjt* ift
e* btelmehr gan& offenbar, bafe ber ©emein=
fdjulbner bie Slbfidjt gehabt fyat, bie ^orberung
gegen (Salmann unb bamit bann audj ba*
©igentum an ber barüber au*gefiellten Urfunbe
(93. ©. 93. § 952) au*f djli efelidj feinem
©ohne j u ertoerben unb bafj biefem
©rtoerbe be* ©ohne* redjtlidj nidjt* im 9Sege
ftanb. Sa* ©elb ift in bem Stugenblid belegt
toorben, al* ber Sater fidj entfdjlofj, toegen
3ufanunenbrudj* feiner 93erhältniffe mit ^inter^
laffung ber ©einen auf unb babon ju gehen.
<S* toare gar nierjt ju berftehen, toe*halb er in
biefem SRomente ba* ©elb, toeldje* fein ©elb
toar, nidjt audj foflte behalten unb mit fidj
genommen haben, ober toarum er nidjt toenigften«
ba* ä9udj mitgenommen hätte, toenn er ni<ht bie
fo toohlberftanblidje Hbftcht gehabt hätte, feinem
Äinb, bebor er e* im ©tidj lieft, ba* jujutoenben,
toa* ihm jufomme, ober nadj feiner SlbRdjt au*
redjtlidjen ober moralifdjen ©rünben jutommen
fodte. SBenn mithin ber äuRere Xatbeftanb
ergibt, bag ba* ©elb auf ben 9tamen be* ©ohne*
belegt, im au*geftcHten „©djulbfdjein" ber ©oljn
al* ber ©laubiger bezeichnet ift, fo toäre bieüeidjt
fdjon ba« aQein entfdjeibenb. 3)a aber überbieö
nidjt* bagegen, bielmehr alle* bafür fbridjt, bafo
bahin audj bie toahre Slbfidjt be* ©emeinfdjulbner*
gegangen ift, fo toäre e« burch nidjt« ju redjts
fertigen, bie ©läubigereigenfajaft be* ©ohne*
Digitized by Google
unb fein Eigentum am SBuefje ju leugnen. S)enn
barouf fann nicht« anfommcn, bog bet Söater
Ret) neben feinem ©ohne bie SBefugni« toorbehalten
hat, bai ©elb ju ergeben, daraus folgt noch
nicht einmal bie SHbftcht be« Sinter«, felbft bet
©läubiget ju werben. 93tel näher liegt bie
Annahme, bog e« gefchehen ift, um etnttetenben
$atte« bie Legitimation Reh ju erteiltem. Sud
melden ©rünben aber c« immer auch gefchehen
fein mag, ber gemalte SBortlaut ber Urfunbe
liege feine anbete Auslegung ju, al« bag bet
©laubiger §eint. ©egelcfe fein fott, bog bem*
entfprecrjenb auch et berechtigt fein foO, bai
(Mdb $u tyben unb bog nut neben ihm a u dj
©. ©egelcfe butd) bie Urlunbe jur Slbfjebung bc«
©elbe« foU legitimiert fein.
2Benn bai 9t. ©. Surift. SBochenfcht. 1907
©. 73 9lt. 3 in einem ähnliehen gatte bnä
iRcrfjt an ber §forbcrung auf bai belegte ©elb
bem Äinbe abgebrochen hat/ fo gefdjab, e«, Weil
bort in cntfcf)eibcnben fünften bie Singe anber«
lagen. 3unä$ft fdjon infofern, ali anfdjeinenb
bort bie Xocfjter öofljätjrig geWefen ift unb bar)er
bei ber SBelegung ein 9tecf)t«erWerb für fie burtfj
it)reu SBatet nicht in ^rage fam. SJot allem
aber beälyalb, weil bort ber Später fich au**
btücf lief) ba« audfdjlie&licfje Verfügung«:
recfjt toorbehalten unb bamit — Wie auch ba«
SR. ©. rjertiorljebt — flar ju etfennen gegeben
hat, bag er einen unmittelbaren unb fofortigen
9techt«erWetb ber Xocater nid)t beabRchtige.
«uch § 181 SB. ©. 58. ftanb bem 9tecf|t«crWerb
be« ©ofme« niebt im SSege. 93ci einem grogen
Seil be« ©elbe« fdjon be«Wegen nicht, weil ber
SBatcr mit Belegung bei ©elbe« eine ihm bem
©ob>e gegenüber obliegenbe SBerbinblidj'
feit erfüllte. $>a« gilt jebenfaü« Don ber
ISrbfdjaft unb bag ber ©ob,n auch ben Slnftotucf}
auf bie elf mal 30 X SeihnacfjtÄgefehenf hatte,
l)at SBef lagter erflärt, nicht beftreiten ju motten. 5>ag
bet 93a ter oerpfUdjtet getoefen Wäre, bai ©elb in
anbetet SBeife ju belegen, berfchlägt hierbei nichts.
<&i mag mit feiner $anblung«Weife feine SBer*
binblictjteit nicht o t b n u n g i m 8 g i g jut 6t*
füttung gefommen fein, aber wa« er tat, gefchaf)
in ©rffittung einet tatfücfjlicf) beftetjenben S3et*
binblichfeit. ©« liege Ret) bei weiteten bie gtage
aufwerfen, ob nicht für bie Slu&narjme in
§ 181 cit genügt, bog bet Vertreter toermeint,
_2_36_
No. 14».
in ©rfüttung einet fBerbinbtichfett ju b^anbeln
unb ei ttate bie ^rrage auf, ob bet ©emein;
fdjulbnet in Sejug auf bie 3'nfen un0 0*e
SBolicenbettäge Rcf> ffit beipflichtet gehalten ^aben
mag, bad ©elb an ben ©oem abzuführen.
Srtefe grage fann inbeffen offen bleiben, weil
überall nicht an&uettennen ift, bag bei ^Belegung
be§ ©elbe« ein gatt be« § 181 cit. gegeben mar.
$a& bei biefet ^Belegung noerj anbete ©tflätungen
abgegeben mären, ali Re futj aui bem Satbeftanb
bet batübet au«gefteflten Urfunbe ergeben, ift
unmafjrfcfjemtidj unb febenfatt« ni(f)t behauptet,
^ütte bet ©emeinfc^ulbner feinem ©ob>e bai
(Eigentum an bem ©elbe jutoenben motten
unb jtoar unmittelbar, fo Ijütte bai nut buref)
ein ©elbfrtontrab.ieten gef(t)et)en fönnen. Slnbem
er bie ^Belegung bei einem SBanfier oorjog, erhielte
er roirtfrfjartlicf) ben gleichen ©rfolg o^ne ein
foldjeä ©elbftfontra^ieten mit Rtfj. SBer bei einer
folctjen iBelegung oon ©elbern R(fj ober einem
Stötten ba*Kücfforberung*re£t)t Ripuliert, ertoirbt
Ret) obet bem dritten bie ^otbetung, gleichviel
ob et eigenes obet frembeS ©elb einjab^lt. Sägt
et Rdt) oom »anfiet bie Bufage bet SÄüdjafjlung
an einen dritten geben, fo nimmt er bamit nortj
nici)t ein 9tect)tögefc^äft mit bem Sritten bor.
Unb Wenn ber dritte bem SB an fie t gegenübet
bie annähme biefet 3»fa8c etflött, fo nimmt et
baburtf) ein Sleth^gefchäft audfchliegiich mit bem
SBanfter bor. ©« ift mithin ganj unerheblich,
ob ber ©emeinfchulbner eigenes obet ftembed
©elb eingeölt ijat, ob et ju etfennen gegeben
hat obet überhaupt Reh eine SReinung barüber
gebilbet fyit, ob er fchon bei ©injahlung bei
©elbe« im eigenen ober fremben SRamen auftrete.
3nbem er ba« SBuch, fo mie e« lautet, oom 93anfiet
entgegennahm, erflärte er biefem gegenüber bie
Sinnahme bei 3ahIuttSdberf)>rcchen« unb erwarb
er, ba er legitimierter SBettteter be« ©laubiger«
War, burdj 9techt«gefchäft mit bemSBanfiet
bie gforberung.
Srte ©ntfeheibungen bei 9t. ©. 33b. 51 9ir. 98
©. 424, §Bb. 56 9ir. 26 ©. 104 ftehen auf feinem
anberen SBoben. gwar nehmen beibe Urteile
in einer ähnlichen Sachlage — bteHetcfjt nicht
bebenfenfrei — ein ©elbftfontrahieren bei SJers
treter« mit Reh in eigener $erfon an, aber eben
nur auf ©runb ganj befonberer, &>* nicht bor=
Uegenbet Jatumftänbe. ^n bem einen ^aUe
Digitized by G
J36
Bfek 141-14«.
öcmbelt e* fidj nictd um eine Belegung toou
©elb, fonbern um Umfdjreibungen auf tfvci
berfcbtebenen ftonten bei bemfelben dritten unb
nacn oen tntiacöitcyen »YMiltcuungen lag oetn
nid^t nur eine auf ©elbftfontrahieren beruhenbe
©chulbfibemahme ju ©runbe, fonbern e* bilbetc
btefe ©chulbübernahme nach bem SBittcn fämt«
lieber beteiligten, aud) bei banrier* einen
untrennbaren SSeftcinbtetI ber al* ein einheitliche«
Wet6t*flefcf)äft gewollten ©efamttranSattiott. 3m
anbern gaße hantelte e* Rd) um bie allen beteiligten
al* fole^e geMte ©htfdjiebung einer 3mif$em
perfon lebiglidj bem ^toeefe ber Umgebung
be* ©efefre«.
©rfä)emt fomtt bei auftfonberungtanfprud)
De» Klägers Ptgrunoei, }o fragt |taj, roeicrjen
©influß auf biefen anfpruet) bie anfedjtung ber
in ber belegung ber Oelber liegenben 3uwenbung
an ben ©olm an*übt SBürbe bie belegung ber
@e(ber in*gefamt anfechtbar fein, bann märe -ber
Äonfursmaffe unbebenflictj ein 3urüdbehaltung*;
redjt an bem Sud)« einzuräumen. Denn bann
wäre Äläger §ur 9tßdÜbertragung ber ftorberung
unb bamit jur £erau*gabe bes Stiebe*, beffen
$erau*gabe er forbert, oerpfüchtet. Da« ©eriebt
trägt aber fein bebenlen, auch für ben h«r
borliegenben gaü, too bie anfechtung nur teilh»eife
burdjfieb^, ein 3urfidbehaltung*reeht im ent*
fpredjenben Umfang an^uerlennen.
anfechtbar jinb nad) § 32 3fff. 1 ftonf^Drbn.
bie in ber belegung ber ©elber fteefenben un=
entgeltlichen 3umenbungen an ben ©ofjn. als
foldje erf eheinen nicht bie Belegung be* @rb teils
Dem ca. 3300 M. unb — nach &en ©rflärungen
bei beflagten — nicht bie Belegung ber 330 M.
für »eihnaajtflgefehenle.
Dagegen ift e* flar, bafj bie 9Jcilitär=
oerficherungen genommen toaren, wenn auch in
»ejug auf ben ©oljn, fo bod) nicht für beffen
unb überhaupt nicht für frembe JRedmung. Die
Policen ergeben, bog berfid)erung*nehmer ber
bater getoefen ift unb e* liegt nicht ber geringfte
Inhalt bafür vor, bafj ein »nberer al* bie
Vertragspartei ber SejugSberechtigte fein follte.
Demnach ftanb benn aud) bat Siecht jum 9tücttauf
bem bater ju.
©benfotoenig blatte ber Sohn einen anfpruet)
auf 3tnf?n. SBenn auch ow bater verpflichtet
getoefen märe, ba* ©elb münbelficher anjulegen,
fo ftanb iE/m bod) ber ginSgenuf) fraft fetne*
ÜRiefrbraucüa ju. auch barau* ertoueh* bem
©ohn noch 'e'n fotcf>er aufprueh, bog ber batcr
Do» yoeio in ictnent wejajajt oerwanote. xoeitn
bormünber unb überhaupt beauftragte in foldjem
ftaüe S'wM Sehlen muffen, fo beruht ba* auf
pofiriberborfchrift, bie für ba*berhältm* jtoifchen
bater unb Äinbern nidjt gilt.
Die borliegenbe belegung bei $in«betrocjfd t)ört
barum nicht auf, eine unentgeltliche 3uioenbung
unb bamit anfechtbar ju fein.
IM. 9ica(rnaHternii) an6 8. 0. 9. § 912 ft» ehiei
Uttcrbou auf ben Wrunb iti ftlifltr*. - 3ft tnaigd«
ciaer afiltifle« Sigmtumäüticrtragung «». 0. 16. § »1.1)
fltntSS § 146 8. «. 0. («t(Uo9 eine* drfa*rr«Mflef(i)äf(0
aa ©ttle eine« Ridfifltn 8ertrtgr#) eine Strpdirtitiinfl
f efl^nftcneii, «in (Srunbftftif )n btutrmbrn Ptfi^c iln<
Uff« niil ka* Nrmf errio)tctc 0<tonke m »i(»m? —
3(1 § 912 nur a«a«ne*btn, »ean perfttenllia> «ktr an«,
«tnn sorfä(Itd| ibet bie (Steii|( gebaut »orben iff? -»
UeberfAreUet drnnnb bie (9renjt »orfä(j[ift, ber irttüm=
lid) bie (Vkrtchmiflurtfl bt< 9?nd|batB annimmt? - - Wann
ifl eine bie «nmenbnig bef § 912 iuifd|lie|enbe ^ttff
ttffigfeit aaMaebjBra ? — ftaaa aa(er ber Ueberbaareatc
«af «raab elae» Scrfalatbeag be« neberbaaenbea not,
Sdiabcnecrfa^ geftrbett »erben?
h ^inrid) SR. SB. Steffen* in ^infentoärber
gegen
ben .^amburgifeben ©taat, betlagten unb bie
©emeinbe ginlentoarber, 9cebenintertoenienttn.
Xatbeftanb:
Äläger unb ber homburgifche ©taat Rnb in
^intenmärber ©igentümer jhjeter benachbarter
barjeßen. ai* ber ©taat auf ber feinigen einen
SEBafferturm erbauen unb ba^u gleichseitig ein
©tüd ber batjeHe bei Klägers benu^en toottte,
tourbe Äläger oon ber ©emeinbe $infenu>ärber,
ju beren 9cu$ unb frommen ber lurm bienen
foüte, befragt, ob er bai erforberliche ©tüd feine*
©runbe* — barjeüe 302 A — ber ©emeinbe ju
©igentum ju überlaffen bereit fei, bie e* bann
ihrerfeit* bem ©taate jur berfügung ftedeu »olle.
Äülger ftimmte ju unb jwar, mie ©emeinbe unb
©taat behaupten, bebingung*lo«, toie er felbft
behauptet, gegen bie 3"ficherung unb unter
ber bebingung, bafj bie ©emeinbe ein in
ber 9cahe ftehenbe*, bem Äläger nicht genehme*
6prifeenhau* befeitige. Die auflaffuug bei ju=
gejagten Seile* ber Hägerifdjen boTjeüe an We
Digitized by Google
©emeinbe ift nic^t erfolgt, aud) ein notarieller ]
91tfc ft6cc bie 3ufage ift nidjt errichtet. 3)er
y£nfferturin aber ift bom ©tonte aitfgefüfjrt unb
ftel)t, raie geblaut, teilweife auf bem flägerifd)en
©runbe. %as ©prtftru^aii« ift nidjt befeitigt.
Stlöner berlnngt bom ©taate mit brin $autot=
antrage {Räumung ber flägevtfd)en 9jarzeOe, mit
einem .t>ülf*antragc ^aUJung einer jä^rlic^rit
Ueberbaurentc bon 300 M. $er Staat t)at «6=
Weifung ber Älnge beantragt. $iefem antrage
l)at fid) bie ©emeinbe ftiufrnwärber angefd)!offen,
bie bem ©taate ol* SRcbcnintcrbenienlin bei^
getreten ift. S)a* 2. ©. Hamburg ©. St. I twt
burdj Urteil bom 19. Dezember 1006 bie ganze
ftfage abgeWiefen.
$n* D. S. ©. III hob am *J3. SRai »007
biefe* Urteil infoweit auf, al* her Antrag auf
eine Ueberbanrente abgeWiefen mar unb rrflärtc
biefen Stnfpntd) bem ©runbe und; für berechtigt.
© r ü n b e :
ftläger berlangt mit bem £autotantrage
{Räumung fetner ^orjelle. 3>a nidjt behauptet
ift, ba& ber fwmburgifd)e ©taat aud} ben bon
bem SBafferturm n i d) t bebedten $eil biefer
^arjelle ganz ober tciltoeife freizugeben fid) |
Weigere, fo Wirb tatfädjlid) nur bie {Räumung
be* jitm 93an be* lurnie* unmittelbar
benufcten ©tüde* geforbert, meld)e* nad)
ber9?efd)einigung be*93ermeffung*bureau* 10,8qm
grojj fein foU. ©ine {Räumung biefe* Seile* ber
flägerifdjen ^ar^elle fanu natürlirf) nid)t olme
teilmciff ober gänzlidje {Beteiligung be* Xurme*
felbft erfolgen unb fo ift ba* prinzipielle Älag»
begehren in Sirtlidrteit auf foldje Sefeitigung
gcnajtet.
liefen &aubtantrag bat ba* S. ©. mit {Redjt
ZurüdgeWtcfen, freilid) au* nidjt ju biütgenben
©rfinben: 3)a« ß. ©. bat nidjt oerfannt, ba&
Wäger im #inblid auf bie gormöorfdjrtft be*
§ 313 33. ©. 93. ba* Eigentum an ber ^ßat^üe
302 A aufzugeben nid)t gehalten fei, e* l>at aber
in fflntoenbung be* § 140 33. ©. 83. ben Äläger
bettraglid) für bertoflid)tet eradjtet, bem ©taate
b n * ft reitige ©tüd feiner 9£ a r z e 1 1 e ju
bauernbem SBefifee ju überlaffen unb
ben Xurm auf feinem ©runbe ju bulben.
®em tonnte nid)t zugestimmt Werben. S3om
©tanbbunft be« ». ©. märe in erfter Sinte ju
237
prüfen unb feftzufteüen geWefen, welcher Elprartet
benn bem „anbern {Rertjtsgcfdjäfte" beizulegen
märe, beffen Erforberniffe angeblidj ba* nichtige
{Rcd)t«gcfd)äft erfüllt. 3>enn nur bann liefjc fid)
beurteilen, ob ba* nidjtigc JRcd)t*gefd)äft in ber
Xat ben Erforberniffcn be* anbern entfbridjt.
(Einen o b I i g a t o t i f d) c n SBertrag auf
bauerubc @iuräumung bc* »efi^c*
rennt ba* 9led)t in biefer «bfiraitljtft
nidjt. 3C nn(f) ftinet foufreten Unterlage fdlgt
er beftimmten 9led)t*fä(eu, t»on benen fid) nfdjt
fagen lagt, ba& fle im borliegenben galle unter
aaen Umftänben fämtlid) bcad)tet mären. SBeiter
fann bic Qfrage, loa* bie 93citrag*fd)liefeenben
gemont t)aben toürben, menn fie bie 9ltcf»ttgfeit
be* 9iertragea getannt bitten, bod) unmöglid)
aufgetuorfen werben, Wenn fie bie 9itctjtigfeit
gefamit b, a b c n. Stafj bie* b,icr Z'tnrlfft, lann
obne weitere* angenommen werben. (Einmal ift
bic Äenittni* ber ^ormborfdjrift be* § 313
iö. ©. iö. nad)gerabe ©rmeingut aQet geworben,
bie eiuigermafien im ^erfeblr fteljen unb bog
Kläger, wie bie Sorfteljer ber ©emeinbe ^Men*
wärber fie nid)t gefannt ft,aben foßten, ift bab,«
an fid) fd)on red)t Wenig Wa^rfdKinlid).
(tSirb nod) nätjer audgefü^rt.)
9Ran war fid) olfo flar barüber, ba& man
auf ©runb nid)t notarieller »bmadrang We
auflaffung nid)t Werbe forbern fönnen unb auf
ben fortbauernben guten Süllen be* Äläger*
angewiefeu fei, an bem er e*, wie man annahm,
fo lange er lebe, nid)t werbe fehlen (äffen. (Enb^
Iid) aber, unb ba* ift ba* (?ntirf)cibenbe, fönnte
unmöglid) bie geftfteüuug getroffen Werben, bafi
bie %ertrag*fd)(iegenben eDentued an ©teile ber
«uflaffung bie Einräumung eine* S3eff^red)t«,
einer ©runbgered)ttgfeit ober berglridjen zum
(Megenftanbe be* 93ertragc* hätten mad)en Wollen.
SRan wollte, unb zwar nidjt wabrfd)einlid),
wie ba* S. ©. fagt, fonbern ganz unztoeifel»
baft — e* ift ba* aud) bon feiner ©eite beftrltten
— Eigentum an bem erforberlid)en Xrile ber
tlägerifd)en $arzeOe erwerben unb über:
tragen unb e* liegt nid)M bafür vor, baf3
in*befonbere ber Aulger fid) aud) bamit ein-
berftanben erflärt b,a ben würbe, bog ba* ©tüd
in feinem Eigentum berblie© unb ber ©emeinbe
ober bem ©taat ein binglid)c* ober fonftige*
ytec^t Daran errouci)».
Digitized by Google
238
©o, toie bom 2. ©. gefdjefjen, tonnte baber
bic »btoeifung be« $aubtantrnge« bc« Äläger«
ntd^t begrünbet werben.
Stagegen mufjte bcr «utrag an §91 2 93. ©. 83.
fdjcitern. 2)a« 8. ©. JuiQ btc'e ©cfcfye«bcftimmuug
nidjt angetoenbet toiffeu, tocil bcr ©tont mit
93orfa& übet bie ©reine gebaut i)obe. 2)iefe
Slmtafjme berubt auf irrtümlidjcr Auslegung be«
SBortc« „33orfa&" im Sinne be« § 0 1 2. 83orfä&ttdj
übcrfdjrritct audj bet bie ©ren^c nidjt, ber pe
jtoar fenut, ober ba« ©inbcrftänbni« bc« Sladjbarn
mit bem Ueberbau, jttmnl auf ©ninb eigener
©rflärungen bc« 9?nd)bant, annimmt. 3)cnn
unter borfäfelidjem $aubclu im ©innc be« § 823
unb bamit audj im ©innc bc« § 012 83. ©. 33.
berfteljt man ein ^>anbc(n mit Äctiutni« be«
berlrfccnbcn ©rfolgc«, bgl. 9tciimnnu 93 or beut. £um
25. Xitel ftu C. II 1 . 93on ioldjcm $aubc(it fonn
nidjt bie Webe fein, toenn ber Ueberbauenbe
glaubt, ber 9iadjbarbabc fein @iit;
berftänbnt« erteilt, fei fogar 511 fofortiger
Sluflaffung bc« in Knftorud) genommenen ©türfc«
bereit. (Sine berartige Slnnafjme fann iljrerfcitö
bicQeidjt auf ^rofcrlrtffigfcit, ja anf grober, bic
Slntoenbbarfcit bc« § 012 totebec befeitigenber
ftabdäffigfeit berufen, aber ben SJorfafc fdjlic&t
fte au*. Unb im borliegcnbcn gaOe fann audj
bon galjrläfftgfcit bc« ©tnatc« nidjt bie Siebe
fein, gefdjtoeige benn bon grober, ©ein ©inber*
ftänbni« blatte ja Äläger in ber Sat erteilt,
freilidj, toie er bebaubtet, bebingt. Slber ber
©taat blatte bodj bon biefer angeb!id>en 93ebingung,
ber 93efeitigung bc« ©prifeenfjaufe«, fidjerlidj feine
Äenntni«; toenigften* ift fein 93etoet« bafür am
getreten, toie iljm biefe Äenntni« burdj bie
©emeinbe ginfentoärber, bic ja felbft an ein un=
bcbiiifltcö. ©efdjäft toenigften« glaubte, ertoadjfeu
fein foQte. Stuf ba« rein fubfeftibe Moment
eine« nidjt auf grobe« 93erfdjulbcn jurürfjufübren=
ben guten ©lauben« bc« lleberbauenbcn bat aber
ba« ©efefc, toie feine ÜDtaterialien — bei 9Hugban III
©. 157, 589, 973 — ergeben, bie SJflidjt bc«
nidjt redjtjeitig toiberfbredjenben üRadjbarn jur
$ulbung be« lieber baue« berfteHen tooden. 3)er
gute ©laube btaudjt n t dj t auf einem ^rrtum
btnfidjtltdj ber ©renje felbft ju berufen —
f. audj 81. ©. in ©euffert'« «rdjib 93b. 58 ©. 270
— e* genügt, bafe bem 93auenben „bei lieber^
fdjreilung" ber ©renje »eber 93orfa& nodj gab**
läffigfeit jur Saft fällt. 5)a« trifft fiter burdjau«
$u. 3)er Äläger feinerfeit« tonnte of)nc tocitetc*
erlernten, bafj ber ©taat, al« er &u bauen be»
gann, bon bcr angeblichen SScbingung be«
flägerifdjen ©inberftänbntffe« nidjt« tougte, bnfs
er minbeften« bie bom Kläger ber ©emeinbe
gegenüber geforberte 93efeitigung bc« ©brifcen:
baufe«, auf bie ber ©taat bodj feineu uitmittdU
baren ©tnflufj fyatte, nidjt al« 93cbingung ber
©intoiCligung auffalte. S)cn Äläger in einem
foldjen gaüe bon ber 93flidjt bc« rcdjtjcitigen
3Bibcrfbrudjc« für befreit ju erad)tcn, toärc burd)
nidjt« gerechtfertigt, am aOcrtoenigften bu«b bie
SIbftdjt bc« ©efebgeber« bei ©rlafe bc« § 012
93. ©. 93., bem ©djubbebürfniffe be« llcbcrbaurn*
ben, bem toirtfdjaftlidjen 3|ntcrcffc unb ber
93cvtefjr«fid;erbeit 9lcd)uung ju tragen. ©« mag
rtdjtig fein, bafe ber Ueberbauenbe, bgl. ©euffert'«
SIrdjio 93b. 56 ©. 224, Rd) jur <£ntfd)ulbigung
be« llebecbaue« nidjt barauf berufen fann, er
{jabe ftd) auf bie ©enelmtfgung ber 93cbörbe
berlaffen. ^ier berlieft ftd) ber ©taat auf
ffirflärungen be« 9?adjbarn felbft unb minbeften«
für biefen §aD fann bem in jener ©ntfdjeibung
aufgcfteQten allgemeinen ©ofcc, c« fomme nidjt
barauf an, ob ber 93auenbe bie ©rcnjüberfdjreitung
für unerlaubt gebalten b>be, nidjt jugeftimmt
toerbeu. ©« mürbe jebe« 3led)t«embpnben ber»
le^en, toenn ber Äläger beute bie 93efeitigung
be« SBafferturme« forbern fännte, ben er unter
feinen »ugen, of)ne jemal« ju toiberfbredjen, f)at
entfteijen feb^en unb jtoar nur be«fjalb jum %eil
auf feinem ©runb unb 93oben, toeil, toie er
unterfteUen mu&te, ber ©taat fein bebhtgung«;
lofe« @inberftänbni« al« erteilt anfab-
^iernadj fann ftdj Äläger über bie Sbtocifung
feine« brinjibalen Antrage« nidjt befdjtocrcn.
dagegen bot er nadj § 912 Stbf. 2 93. ©. 93. ein
{Redjt, fidj burdj 3ablu"fl einer ©elbrentc unb,
fobalb er toiH, nadj HUaftgabe be« § 915 93. ©. 93.
burdj $at}luiig eine« Äabital« entfdjäbigt ju
fe^en. 3)a« S. ©. bat bafjer ben ebentucEen
Antrag mit Unredjt abgetoiefen. ®« liegt audj
auf ber ^>anb, baft bem Äläger irgenb eine @nt;
fdjäbigung gebübrt. SRit benSReinungSberfdjicbens
betten binftdjtltdj be« 9Bcrte« be« ftreitigen ©runbe«
batte pcb ba« 93erufung«gertdjt nidjt ju befaffen;
bielmebr toar nadj §§ 304 Slbf. 1 unb 538 Slbf. 1
3iff. 3 ©. 9J. O. ju berfabren.
Digitized by Google
II. ©djüfc in Hamburg
gegen
51. 99erg in Hamburg.
Satbeftanb:
99eflagter t)at auf ben ©runb bei Äläger*
an ber 99unbe*f trage übergebaut unb erfennt
an, bafßr 20 X jährlich SRente jaulen ju müffen.
Slnerfenntnt*urteil ift ergangen. Kläger berlangt
aber toetter 130 JL Diente unb geftftellung, bafc
^eflagter it)m ben bürde) bie {Rente nicht gebecften
©chaben ju erfefren t»abe. Sa* 8. ®. K. Ä. I unb
bat D. 8. ®. II fjabcn ben Mager bamit abgetoiefen,
lefctere« am 29. ^uni 1907 au* folgenben
©rünben:
SS ift unter ben Parteien unftreitig, ba&
über bie ©renje bei flägerifchen ©runbftücfc*
auf biefe* ©runbfrücf übergebaut ift unb bog ber
93e!lagte berbflichtet ift, ben Äläger nach üRafi*
gäbe § 912 «bf. 2 93. ©. 58. ju entfdtjäbigen.
Ser Äläger beanfbrudjt aber aufjer ber nadt)
§912 Hbf. 2 ffl. ©. 93. ju getoährenben
©elbrente noet) weiteren ©djabenfterfafe.
<£r begehrt bie gfeftfteüung, bafj ber SBellagte
beipflichtet fei, bent Äläger feinen burdt) bie
SRente nicht gebedten Stäben ju erfefeen. Ser
Kläger ftüfrt feinen SÄnfbrud) auf toeiteren
©d)aben*erfafe auf bie bon ihm behauptete %at*
fad>e, bog bem SBeflagten bejügltch bei Ueberbaue«
ein SBerfdjulben jur Saft falle.
Ser Slnfbrudt) be* Äläger* barauf, bog ber
58eflagte ihm neben ber SBefdjäbtgung burdj eine
©elbrente (nad) § 912 Hbf. 2 99. ©. 99.) toeiteren
Sdjaben*erfafc leifte, ergab Rd) ob>e Weiteres
al* unberechtigt gür bie gälle, in benen ber
Eigentümer eine* ©runbftüd* bei ber (Errichtung
eines ®ebäube* über bie ©renje gebaut §at,
ohne ba& ihm 93orfafe ober grobe ga^rläifigfeit
jur 8aft fällt, ift burdj eine ©onberborfcbrift bei
99. ©. 93. (§ 912 Hbf. 2 93. ©. 93.) über ba»
Sfcdjt be« benachteiligten ©runbeigentümer* auf
<5ntfdt)äbigung 99eftimmung getroffen. ®* ift
burd} biefc ©onberborfdtjrift beftimmt, bog ber
fflaäj/bav burd) eine ©elbrente ju entfdjäbigen ift
Sie ©ntfdjäbigung burdt) bie ©elbrente Ijat ben
erlittenen ©djaben ooll ju umfaffen. ©inb bie
gefefelicüen $Borau*fefcungen für ben Slnfbruch auf
(Sntfdjäoigung burd) eine ©elbrente nadb § 912
239
No. 14«— 147".
51 bf. 2 93. ©. 99. borhanben, fo ift neben biefem
5lnfbrud)e für einen toeiteren Slnfbruch auf
©djabenScrfafe toegett fdjidbhaft ausgeführten
Ueberbaue* f e t n 91 a u m. Sa* 93erufung*gericht
hat banad) für ohne weitere* flar erachtet, bajj
unter ben Parteien ba* 9techt*berhältni*, beffen
93eftehen ber Äläger feftgefteüt toiffen Will,
nicht befteht
147. ». «. S. § 818. - »rtfirfen Grgin&aiiies M
.{»oaptticrlroac« über ein ©rnnbftfitf fttt* bcrfcl*«« Sora
•ber nur bann, wenn ftc (• wffentlid) finb, b«g ber tnf
(ftBcnmmaübtrtruflunfl flerid)tttt »iUt bonpn abhängig ift?
— »tun bft ^q«v»ii«rir«fl onf Übertragung eint«
ttrunbitfirfö unb «<ert>flicf)(uitfl br» ÄSuftr* btrauf ^i^ti
in bann gtb», fo braBd)t ein ««dura«, b« biefer Ctt^
9flid|tijng rin Unb^ifl feijt, nid|i ond) nttarieU gtma«t
jh »erben.
Grnft ©chmibt unb bier ©enoffen in Sübedt
gegen
»ug. Äölioto in Sübect.
Satbeftanb:
3)ie fünf Äläger b/tben SBbril 1905 bem
99ellagten brei ©runbfrücte bertauft mit ber
»erbflichtung, barauf Käufer ju erbauen. 2>ie
JertigfteKung eine* berfelben tourbe in einem
nur fdt)riftlichen (nicht notariellen) SRacfjtrage bom
Januar 1906 bi* fbäteften* 3uli 1906 berfbrochen.
Sie* 93erfbred)en ift unerfüllt geblieben unb
Äläger hoben auf Räumung geflagt Sa* @.
Sübed unb ba* D. 8. IV, le|jtere* am 6. SRai
1907 hoben ber Älage entfbrodjen.
& t ü n b e;
Sa* 99erufung*gericht nimmt im ©egenfa^e
jum 8. ©. an, ba| bie aüerbing* nur h<>nb<
fchriftliche »bmadjung bom 25. Januar 1906 al*
folche recht*gültig ift.
Ser öffentlich beurtunbete ^aubtbertrag bom
18. april 1905 beftimmt in § 6 bie «erbflichtung
bei 99eflagten, auf jeber ber brei $ar}ellen, in
bie er ba* gelaufte ©runbftüct jerlegen laffen
foüte, ein $au* ju errichten; ei lag bie* erücht=
lieh be*t)alb im ^ntereffe ber Äläger, weil fie
teil* al* ©läubtger be* früheren ©igentümer*
Äüd)enmeifter getnäfj § 8 bes SSertrageS berechtigt
waren, bei ben jum 33au erforberlichen arbeiten
unb äRaterialien in erfter Sinie al* 8ieferanten
berüctfidjtigt ju toerben unb teil* be*halb, »eil
fie nach Erbauung ber Käufer für ihre Jej>t an
(efcter ©tefle flehen bleibenben ©elber bebeutenb
Digitized by Google
größere Sicherheit erhielten. (Ei mar olfo bie
©rbauung ber Käufer eine ber ©egen leiftungen
bei »etlagten für bie Uebertragung bei (Eigen;
tum», bie gemäfj § 5 bei $aubtbertragei £»ins
ficbtlufj ber brei »arjetten je nach bemgortfd) reiten
ber nad) unb nach in Angriff ju nebmenben
»atrten berfebieben erfolgen follte.
6« ff» nun jtoar nic^t ju bejweifeln, bog
bie Abmachung bom 25. Januar 1906, bureb bie
brm »eflagten jur »flicht gemalt würbe, bai
erfte, auf ber ßftlid>en ^arjefle ju erbauenbe
$aui Mi jum jutn 1. Igulf 1906 „jur Stobbau:
abnorme" fettig ju freuen unb bei Sticbterfüllung
bitfer »erbfltchrung ben illägern bn« 9ted)t ge*
geben tourbe, Dom Sertrage unb &war, worüber
bie »artekn einig ßnb, bom ganzen »ertrage
fturüctftutreten, nach bem SBitten ber Parteien
eine (Ergänzung beä £aubtbertragei fei
unb inibefonbere bie bort feftgeftellte ^Sftidt>t jur
(Erbauung ber fcäufer näfcer beftimmen follte.
»dein bamit ift bie Sfrage, ob bte »b*
maebung ber 0f f entlicrjen »eur(unbung
beburfte, nad) niebt entfdjieben. ?>cr
Umftanb, bog bie Parteien ein »erfbredhen nach*
trSgltcr) jum »eftanbteil einei »ertragei machen,
marijt bie3 »erfbreeben nod) nicht $u einem Xeil
berjenigen »ebingungen, unter benen bie 18er*
bfltebtung jur (Eigentumiübertragung nun einmal
fdfjon eingegangen ift, unb aui § 313 ». ®. ».
Iä&t flct) bfreft nur fobiel entnehmen, bafj ber«
jenige ganje »ertrag, burd) ben bie »erbflidjtung
jur (Eigentumiübertragung begrünbet toirb, alfo
aQe biejenigrn »erfbreeben, bon benen bie ©t;
teilung bei Seribrechend auf ©igentumiübers
tragung unb auf bie ©cgenleiftung bon bornberein
abhängig gemaebt Werben, öffentlich beurfunbet
uub fo — bog ift ber gefefrgebertfcfie $toed ber
»eftimrauug — unbebaute Srräujjerungen unb
(Erwerbungen bon ©ruubftücfen bennieben werben
fallen. Severe« fdbUe|t nod) nicht ein, ba|,
naebbem bie Verpflichtung jur SSeggabe unb
Einnahme eine* ©runbftätfi einmal eingegangen
ift, nun auch jebe ben 3nbalt ober bte Erfüllung
bei »ertrage« betreffenbe Vereinbarung ber«
fei ben gronn beburfe. 2>er bem § 313 ju
©vunbe liegenbe ©ebanfe führt bielmebr nur
babin, ba| nachträgliche Hbmacbungen bann
ber ftorm bebürfen. Wenn fie bon fo toefent=
lieber Hrt finb, bafe fie ben auf (Eigentums
Übertragung gerichteten 99i0cn ber einen ober
anberen »artei bemfinftiger 9Seife in ijrage
ftcHen müffen, Wenu alfo bic berehibarten Ve*
bingungen ber (Eigentumiübertragung erheblich
tmcb ber einen ober anberen ©eite erfdjwert
»erben. 5>ie gegenteilige Slnftcbt Würbe ju einem
bom gefefrgeberif ä>n ©tanbbunlt unnötigen, buröj
ben Wortlaut bei ©efefcei nicht gebotenen unb
im »erlebr fdjwer embfunbenen gonnaliimui
führen. (Ei mürbe j. 58., menn ein »auunter*
nebmer Uebertragung eine«©runbfröd« unb beffen
Bebauung nad) einem bereinbarten Vrojefte in
einem einheitlichen »ertrage, etma gegen einen
untrennbaren ©efamtbreis berfbridjt, jebe bor
ber »uflaffung bei ©runbftöcl« getroffene »b-
änberung bei »aublani, toie fie bei großen unb
(leinen »auten ju ben regelmäßigen Erfahrungen
gehört, ohne öffentliche Veurhinbung bi* jur
Sluflaffung untufaeffam unb miberruflieb fein. 9Kit
btefer Huffaffung ftebt ba* bom 2. ©. citierte
Urteil bei 8t. ©. in »b. 51 ©. 181 nicht in
23iberf|>rui$. 2>enn teenn jtoar ei pcb aueb
borliegenb um einen Slacbtragibertrag tyinbelt,
ber eine — in (Erbauung bei $aufei beftebenbe
— ©egenleiftung für bie Gigentumiübertragung
unmittelbar betrifft, fo lagt bo<b bai Urteil nicht
erfemten, bafj ei aua) für nacbträgltcbe »erein»
barungen unb>efentli(ber Statur bie gf°rm
bei § 313 forbern mürbe; ei bebt im ©egenteil
gerabe bettot, bap e* fieb bamali um eine „febr
mefentlid>e" »enberung banbelte.
5)ajj ei fieb aber borliegenb um eine für
ben ©igentumiübertragangitoillen felbft bei »es
(tagten unerhebliche »etfdjarfung feiner »er»
DfÜcbtung banbelt, ift getoig.
(SBtrb näher auigefübrt.)
3>ie Abmachung erfebmerte bie Sage be«
»eUagten alfo nur infofern, ali fie ei ben
Klägern erfbarte, ihn, toenu er um jene 3eit
noch nicht fertig mar, ju mahnen unb ihm eine
ÜRacbfrift ju fe^en, ihnen bielmebr fc^on mit bem
Eintritte bei bereinbarten Zermini bie 3Äöglicb(eit
jum 9tücttritte gab. Unftreitig ift ber Xermin
berftrieben, ohne ba& ber »au mefentlicb geförbert
toäre.
ftantacb bot bai fi. ©. ber Älage mit 9tea>t
ftattgegeben.
Oll» Mtif Itr* «all«. «»»Mg, «niti«nftw»( « «rrnfncJi<r I f«5. «««iiuortl Kmflou l>r. O. «t4illl, «arnkw«.
Unit Mii3et*nR«(niittW«pcT, «««»vr«.
i\o. 41.
241
Ho. 14».
^eißfatf.
ötiatlreditltdje falle.
XXVHI Dahvscmß. (40. 3a^tflQnfl ber $anbel«a,erid,t*.3eitunfl.)
«reif fir ben 3abr9fln|: «««9t. «ab Beiblatt «it Kegiftcr 20 A - $«nntb(att «Heil alt INegiflcr 1« A
Beiblatt oUtin mit JHtgifttr IS X
Viertes ®uartaf.
$ambttrg, ben 10. Oftober.
1907.
3*Wt: Dr. «iifl. «benbrotb, leftament unb 4>. (Ebr.
SRfDtr jr. Seftnment gegen ben «gl. *reu6iJdKn Ciienbabn-
fi#ru*. - 3nlin# unb firrnft «Iton in Homburg gegen
*». 8J. ft. Jtjcflen. - Seilt« ©djelter in £ambnrg grgen
5- £tr>ü fen. unb §ri| 2toQ inn. in .fwmburg.
HS. $iir ben BJert einer |n egprapriicrenbcn l'anb;
nortre mu{j anfer Hufafe bleiben bie Steigerung be» Gert«
bnrdi fcao geplante llntcrntfiMen «ob and» bie fnbjettine
Unfntbeb,rlid)f(it bec Stütfö üanbe* für ben Uuterneb,mcr.
Dr. 31 u g. 21 b c 11 b 1 0 1 b Xeftament unb
£. <£br. 2Reb,er jr. Scftamcnt
gegen
ben .ftgl. «ßre uüifdjen @ifenba^nfid[uö.
3» biefet §ani. ©er.^tg. 93eibl. 1906 Wr. 199
referierten ©adje fbrad) ba« D. 8. ©. am 6. 3uni
1907 ben Klägern 5 M per n 9Heter, alfo bei
521 □ SReter 2505 A $u, Wie* ihre weitergeben*
ben Slnibriidje aber ab unb legte ihnen * & ber
.Soften auf.
©rünbe:
(5« war unter 3ugrunbeleauna. ber ©itt=
ftfjeibung be« Swtfrfjenurteil« ber ÜBert ber biet
frreitigen ftlüdje Sanbe« für ben im Sabre 1902
liegenben fleitbunft feftjuftellen, in Weitem ber
SBeflagte biefelbe nad) ^rtigftellung be« füblidjen
iföiberlager« ber SiU6rüde unb bannt an jener
©teile boHenbeter ©iDforrertion, b. b. nad) bamit
eingetretener Serlanbung, in «cfifr nahm, um
fte bnrd) auffdjüttung ju bem bon if)m geplanten
(Sifenbafmbamm mit ju berwenben.
SBcnn bie ©adwerftänbigen biefen SBert auf
05 A für ben □ SÄeter angeben, Wobon fte bann
aber wieber einen betrag bon 22000 iL in Slbjug
bringen, weil bie ftläger biefen Setrag bereit«
in bem für ba« a nid) ließen be Stücf 615 B bom
»etlagten gezahlten greife erhalten b^aben, fo
biiB in SBabrbeit nur ein ju erftattenber SBett
bon 13020 A übrig bleibe, fo beruht biefe«
©utadjten, n>ic bie SSegrünbung beffelben bewetft,
auf einer 9tedjt«auffaffung, bie ba« ©eridjt ftdj
nid)t ju eigen machen tonnte. %\e ©adjberftcnt:
bigen erfennen an, baß bem ©runbftüd an fid)
nad) feiner objeftiben 58efd)affenb,eit nur ein
äufjerft geringer Söert beijumeffen ift. @ie
halten aber für eine ben SBert erftebltd) fteigernbe
Xatfad)e ben Umftanb, bafj für bie Gifenbaf»n =
bermaltung ber ©rmerb be«@tü<fe«
Sanb eine jmingenbe unb gegenwärtige
Slotiuenbigfeit war, bajj bie ©ifenba^n»
berwaltung bas Stürf öanb nidjt entbehren
fonnte, um ifjr ©ifenbaönprojeft burdjjuführen,
ba« fte berjeit bereit« burd) Sigentum«erWerb
berjenigen nörblid) unb füblid) bon ber hier
fraglichen $läd)e )Uanbe« liegenben Streifen Sanbe«
feftgelegt h««e, in beren 3uge aud) ba« fyn
ftreitige ©tüd Sanb lag. Sterin tann ben ©adj=
berftänbigen nicht gefolgt werben, ©od feftgefteHt
werben — unb barum ^anbelt e« ftd> nad) bem
ber ©ntfdjeibung ju ©runbe ju legenben Urteil — ,
weldjen SSert bie ftreitige fläche Sanbe« für
bie jtläger in bem Slugenblid barfteQte, al«
fte aufgehört hatte, ein Seil be« öffentlichen
bluffe« ju fein, fo wirb bie Satfadje ntdjt aufeer
Digitized by Google
242
So. 148.
2Irf)t gelaffen roerben bfirfen, baß bie ©ifenbab,n=
toerroaltung in jenem gettpunft, roenn ifjr bie
Satfadje jum Sjemugtfein gefotnmcn märe, baß
bte flläger nod) ©igentümer ber 6Jer ftreitigen
glädje Sanbed roaren unb bafj fie it)t Ukojeft
nidjt ofme ©rtoerb bietet glädje Sanbes burd)*
führen fonnte, bie 2B ö g I i dj f e i t gehabt
hätte, bie ftläger ju expropriieren.
Sag bie ©ifenbahnoerroaltung, bie geglaubt
blatte, burd} ©rmerb ber t5rwt$c 615 B an bie
forrigierte 23iHe ju gelangen unb, »nie aud} bie
©adjöeritänbigen annehmen, gerabe in biefer
Slnnahmc einen burd) ben roirflidjen SBert fidj
nid}t redjtfertigenben SBreiS für biefe* ©runbftüd
bejaht fjatte, fid) bereit gefunben blatte, bie hier
fragliche %läd)e freib^anbig p einem greife 0u
taufen, in bem bte Satfadje, baß bte ©tfenbahn*
oerroaltung fie nidjt entbehren fonnte, prei3=
fteigemb jum StuSbrud gefommen märe, erfd)eint
au&gefdjloffen. @inem etwaigen Sjerfudje ber
Äläger, ben Umftanb, baß bte (Sifenbahnoerroaltung
burdj freifjänbige ©rroerbungen iljre Xrace bereits
toöQig feftgelegt blatte unb bai unvermutet als
frembeS (Eigentum aus ber iBiQe auftauefrenbe
©tfid Sanb nidjt entbehren tonnte, preiäfteigemb
für fidj audjunufcen, mürbe bie ©ifenbaljn=
toertoaltung burdj SJefdjrcitung bei SBege* ber
©jpropriation begegnet fein, bie in Slnmenbung
ju bringen iljr angefidjti ber ©arfjlage jtoeifeQod
ton ben in ©emäßljeit § 2 bei fjamburgiidjcn
@jpropriationSgefe&e* oom 5. SWai 1886/27. ©ept.
1899 baju berufenen 6,amburgtfdicn gefe&gcben*
ben gaftoren, nidjt öerfagt morben märe. 3)annd)
ift bann aber ftar, baß ber SBert, ben bie ftläger
im 3abre 1902 in ©eftalt be« ©igentums ber
ftreitigen Jlädje Sanbeä in Jpänben gehabt haben
unb für ben ihnen ber SJeflagte ®riaß geben
muß, eincrfettS größer niebt fein tonn alö ber:
jenige betrag, ben ihnen ber 23eflagte, in
Ermangelung einer SJerftänbigung ber karteten,
bei einer ©jpropriation h ä 1 1 e jaulen
in ü Ifen, anbrerfeitä aber tiefe Summe, unter
bie (jinunterjugeben aud) bie Älägcr feine 33er;
anlaffung hatten, erreicht.
®4 ift alfo ber ©jpropriationäroert bei
©runbftüd* für baö 3abr 1902 in ©emäßbett
§ 6 bei f>amburgifdjen @r.proprtationsgefe&e*
feftjufteüen : §at baS aber ju gefdjeben, fo ergibt
I Rd) toeiter, baß bie befonbere $mang£lage,
I in bie bie (Jtfenbabnberroaltung geraten mar,
| meil fie bai ©runbftüd für ibre (Sifenbafjnanlage
nidjt entbehren tonnte, außer »nfafc ju
| bleiben blatte. 5)er § 6 bed ©efefee* be=
1 ftimmt, bafj Vorteile, bie erft burd) bie
oon ben Unternehmern beabfidjtigte
Slnlage für bai 0u entäußembe ©runb-
ftüd entfteben mürben, bei ber ffint=
f d) ä b i g u n g n i dj t mit in 81 n f et) l a g 511
bringen finb. 3n biefer JBorfdjrift muß ber
Stu&brud bei aUgemeineu 5Urtnjip8 gefunbett
metben, baß bei ber ©jpropriation ber SBert
entfdjeibet, ben bad ab&utretenbe ©runbftüd, ab;
gefe^en oon ber in Slu*fid)t genommenen
neuen Slnlage b.aben mürbe. S)anad) b.at bei
ber SBcrtfcftfteHung au^ufdjetben nidjt nur „bie
tatfädjlidje, naa^ Sluäfü^rung ber Slnlage ein=
tretenbe ©rb.öb,ung bei SBerteä, fonbern aud)
biejenige SBerterböbung, roeldje im ©runbftüdd:
oerfeb,r fdjon burd} bai $3efanntmerben eines ben
©runbftüden oorteil^aften Unternehmend 0u ent=
fielen pflegt unb fid» in einer Steigerung ber
ftaufpreife äußert, bie ben fünftigen Vorteil im
oorauä oermertet" (bgl. Sger, ba« preugifdje
®nteignung«gefet, 2. Slufl., S3b. II ©. 344). ^at
aber aud) nad) hamburgifdjem Olea>te bie ?lb--
fd)ä^ung fo ju gefd;ef)en, ali ob bie neue Slnlage
nidjt in 8lu&fid)t ftänbe, t)at bie fdjon burd)
bai S)efanntmerben be* Sirojefts etma
»erurfac&te fpcfulatioe $rei*fteigerung
1 ali mertfteigenbergaftor nidjt in
' 33 e t r a cb t j u foutmen unb ift ba^er f)ier
nur ber SBert ju berüdfia^ttgen, ben bai ©runb=
; ftüd berÄlägcr im 3a^re 11*02 unter normalen
> Äonjunftureu o^nc 9tüdfid;t auf bad oorliegenbe
! tontrete SJabjtprojeft für einen Sierfäufer gehabt
1 bettle, ber fictj freimiflig 5UU1 Sierfaufe entfajloffen
blatte, ob,ue burd) befonbere 9Jerb.ältniffe baju
| gebrängt au fein (»gl. t)iexiu ©ntfdjeibung biefe*
; ©eridjl« in einer S3remer ©ad)e Jpanf. ©er.^tfl-
'. 23cibl. 18HH Kr. 168), fo fann ei nad) bem
: ©utadjten ber ©aajoerftänbigen feinem gtoeifel
, unterliegen, baß ber ben jt lägern ju erftattenbe
SBert bei ©runbftüd^ nur ein äußerft geringer
fein fann. $)a£ meb,r als 30 3°^te einen Seil
, beä giuftbette« ber S)iüe bilbenbe Sanb mußte,
. menn man ei überhaupt benu^en moQte, erft
; mit einem t>on ben Sadjberftänbigen auf ö X
Digitized by G
für ben GSRetet gefdjöfcten SlufWanb aufgebt
werben, eine SÄafjregel, bie fidj für bie (Signet
nidjt empfohlen blatte, ba ba* Sanb nadj feiner
Slufljöbung Weber allein nodj in Serbinbung
mit bem redjt* unb linf* liegenben Uagerifdjen
Eigentum bie SJiöglidjIeit einer 9lu*nu$ung, in«*
befonbere 93ebauung*$Weden, bot. Qjmmer^in
ift anjuerfennen, ba& ba* ©runbftüd für ben
9Serfäufer infofern einen gewiffen SBert befaf»,
als es für ben benachbarten ©runbeigentümer
bet ^rlädje 615 B, mochte berfelbe nun ber
©ifenbabnfiSru* ober jemanb anber* fein, ein
.fcinberm* bilbete, um mit feinem im ©üben an
ber tBiQfrrafje belegenen ©runbftüde an bie 9MIIe
ju gelangen. Stucb, abgefeben oon ber fjier frag«
liefen ©ifenbaljnanlage burfte in ber bortigen,
in ber ©ntwidelung begriffenen, notorifdj für
inbuftrieUe Anlagen in SluSftdjt genommenen
©egenb bamit gercdjnet werben, ba& ber benadj=
borte Eigentümer frülier ober fpater ben 9Bunfdj
fjegen toerbe, für fein ©runbftüd ben 3ugang
an bie 93 i l l e j u e r r e i dj e n , ben er ofjne
©tWetb be* ©runbftüd* ber Kläger jebenfaD*
nidjt erreichen fonnte, wenn audj feineStoeg*
au*idjliefjlidj burdj biefen ©rWerb, ba nod) ein
weitere* ©runbftüd bajWifdjen (ag. Um biefer
93erb,8(tniffe willen fjat ber bem ©ertöte als
wobl erfahren befannte ©adjoerftänbige bafür
erarf)tet, bafe bem ©runbftüde im Safjre 1902,
aud) oon ber oorliegenben ©ifenbabnanlage gan$
abgefeben, ein gewiffer ©pefulationäWert für bie
3ufunft beijumeffen getoefen fei, ben er auf
5 X für ben □ «Meter eingefdjä&t bat. $>a*
93eruiung*gerid)t tjat unter 93erüdfid)tigung ber
tjeroorgebobenen SSerbältniffe biefe ©djfi&ung
für ongemeffen eradjtet.
149. BtflebJ eine pfinbbart Jirkernng M Wrunfc-
eigcntflmm «tif „Kitfft&ertraguna" cinrr cU ®id)trbtit
bcfidttca .^»i}potl)ef, f«U« bie $orbtrun|, für feie fit ol<
Sidicr^tit »itne» foU, crlifc^t V — 3n kiefem 3«ae «•
wirbt traft &cft«c« btr Otrunbttgcatü.nr bit «w»tttl.
Julius unb Ernft ©llan in Hamburg
gegen
93. 98. g. Steffen. •
9lu* einem 93efd)luf$ be* D. S. ©. II bom
14. 2ßai 1907.
243
No. 14»— 149.
© r ü n b e :
Die ©läubigerin $at bei bem S. ©. Hamburg
©rla| eined Srrefte* gegen ben ©djulbner unb
$fänbung ber bem ©djulbner gegen bie Ijiefige
ginanj s Deputation jufteijenben Sfafprüdje auf
9rüdübertragung ber biefer in näher bezeichneten
®runbftüdenjugefd)tiebenen©id)er^eit«^otb>len
beantragt. Da* S. ©. bat ben Srrefi bewilligt,
bie 93fänbung aber abgelehnt, Weil „ein Stafprud)
aufJÄüdübertragung im 9ted)t überbauet
nidjt befiele".
©egen biefen 93efd)luf$ hat bie ©läubigerin
redjtjeitig fofortige 9iefd)Werbe eingelegt unb üjren
Slntrag — unter iBefdjränfung auf bie im ©runfc
ftüd EWenborf 93b. XXXin 931. 1628 eingetragene
©id)erbeit*bWotbef toon X 707,35 — wieberholt,
Wobei jur 93egrünbung bemetft ift, bog Sßfän*
bungen, tote bie beantragte, geridjtSfeitig ju=
gelaffen feien.
Die 93efd)Werbe ift nidjt begrünbet, ba ber
EntfdjeibungSgrunb bei S. ©. jutrifft. Heber
eine befonbere 93er)jfltd|tung ber ^inanjbetiutation,
bie ftaglid)e^)^potbef an ben ©dmlbner abzutreten,
ift nidjt* beigetragen toorben. ©emeint ift ttiel-
meb,r offenbar, bafe, fobalb bie ftforberung,
für meidje bie ^inanjbeputatton oom ©d^ulbner,
in beffen ©runbftüd bie ©tdjerungftfjtjpotljef
(93. ©. 93. § 1184) bcitellt ift, erlifd^t, bie
| ginanjbeputcition oerpflidjtet fei, bie ©id^erb^eit
berau*jugeben unb be*b^alb bie $t#>ot$ef auf
ben ©djulbner jurüd^uübertragen. %ad ift irrig,
weil aud) für bie ©id)erung*Itel)orlj«t ber § 116»
Slbf. 1 ©eite 2 93. ©. 93. 93Ia$ greift (f. 9t. ©.
©ntfdjeibung 93b. 55 ©. 220), toonadj, Wenn bie
gorberung, für weldje bie ^twotljef beftettt ift,
erlifdjt, ber Eigentümer bei ©runbftüd* (t>g(.
9t. ©. ©ntfdjeibung a. a. £).) bie ^t^ottje! cr=
Wirbt, b. b- ob\ne Weitere* traft © e f e e « =
oorfdjrift, fo ba& e« fid) nur um eine
93eridjtigung bei ©runbbudj* banbelt (93. ©. 9J.
§ 894).
©* entftebt bann bie grage, ob bie ©läubigerin
nidjt itjren SIntrag nur fdjledjt formuliert fyat
unb ob fie nidjt in ber ©adje gewoDt b^at, bag
bie SRecr)tc gepfänbet werben, weldje bem©djulbnei-
f ü r ben § a II , bafj bie gtnanj = Deputation
befriebigt ift, an ber betreffenben ^^)»ot§cf $u=
fteben. 5)a* S. ©. bat biefe »uffaffung erpdjtltd)
Digitized by Google
244
No. 14»- 150.
nid)t gehabt. $a ttofc bei Raffung bei lanb* | bem SnWalte ftufommenben ©ebühren haftet.
gerichtlichen ScfcfUuffe* bie ©(äubigerin aber
nidjt einmal in ber Vefdjwerbe einen folgen
©tanbpunft einzunehmen beifügt hat, auch ei
fidj bei ber Vffinbung eine« 9tecf)t* ber bejeiefmeten
Ärt um etwa* nicht nur in bei Stedjtäfonftrufrion,
fonbern auch, materiell a n b e r e * hanbelt, al«
bei bem behaupteten »nfpruch auf 9tficfüberrragung
— wobei noch ju berürffi^tigen ift, bafj über
bie ftrage, 06 foldje* JRedfc;t pfanbbar tft unb
txrie folcb> Sßf&nbung burchsufütjren ift, nach »er»
febjebenen Dichtungen hin ©treü hetrfcfjt {ogl.
0. Obernect ©runbbuchrecht 3 I ©. 848—849,
Vrebari ©runbb. - Drbn. § 40 ©. 574; 91. @.
18. Oftober 1905 in gurift. SBochenfchrift 1905
©. 731 9er. 30; O. 8. ©. $ena 31. 3uli 1901
JRechtftorechung ber D. «. ©. 3 ©. 198 fg. u. a. m.)
— fo beftanb auch für ba« 23e|cf)tuerbetiericht
Irin Stnlag, ben Anträgen ber ©läubigerin einen
anberen ©inn ju unterteilen al* benjenigen,
welchen ber an fich flare SBortlaut unb bie
iöegrünbung ergeben.
löO. t>tt »bfiegeBbe etreitgeuoffe, ber mit ankern
äcofdl/tn flntuili Ipat, fann bie sanjen HaujattMoftcn nom
(üegaer Hur Mbb erfekt Krlaigtn, wenn er giowbtjafi
madji, bat er fie brjablt b,at Hab Boa bem Strcirgtnoffcn
Btö)t »tebrrrrUngc« taan. — «gl. «tibi. $nr $anf.
.<St|. 1»M 9tr. 148 S. 21& fg.
Soui* ©cheller in Hamburg
gegen
©toll fen. unb %vi$ ©toll jun.
in Hamburg.
«uö einem Vefcf|lu& be* O. £. ©. V 00m
9Jcat 1907.
© r ü n b e:
17.
Süchtig ift c*, bafj nach ber Äoftenentfdjeibung
in bem recht« fräftigen Urteile be* S. ©. Dom
24. Oftober 190« Äläget bem SJcitbef tagten g.
©toll fen. alle Äoften ju erfefcen t)at, welche
biefer in Änlafj ber gegen ihn erhobenen Älage
hat aufmenben mäffen. Süchtig ift ferner, baß
ber SRitbeflagte bem Anwälte gegenüber,
welchen er gemeinfam mit bem 3Ritbef(agten
unter 2 mit feiner Vertretung im Stechteftteite
beauftragt fyxt, nach § 3 ber ©eb. * Drbn. für
9iecöt*anWälte als ©efamtfchulbner für bie
lieber bie Orrage, ob in einem folgen fta&e,
wenn oon jwei ©treitgenoffen ber eine ber
©egenpartei gegenüber obftegt, ber anbete unter«
liegt, ber obfiegenbe ©treitgenoffe oon bem ©egner
©rftartung ber gefamten burch bie Sinnahme
eine* Anwalt* für bie Vertretung beiber ©treit*
genoffen erWadjfenen Äoften forbern fann, ohne
Stüdficfit barauf, bojj in bem Verbaltniffe ber
beiben ©treitgenoffen unter einanber ber gWeite
©treitgenoffe, welcher bem ©egner gegenüber
unterlegen ift, für eine $älfte ber bem Anwälte
guftefjenben ^orberung an ©ebühren unb 9ub;
lagen fyaftet, befteht in ber Stofttin wie in ber
Stechtfprecbung 9Jteinung3t>erf Rieben heit. Ueber=
wiegenb ift aber bie öon bem VI. Cioilfenat bei
9t. ©. in ber (Sntfdjeibung 00m 13. ^uli 1893
(©ntfeh- 85b. 31 9er. 102 ©. 407) »ertretene unb
eingehenb begrünbete Stnfjcht gebiüigt warben.
9lach biefer ©ntfdjeibung fann ber obfiegenbe
SRitgenoffc ©tftattung ber gefamten Äoften be*
öon ben ©treitgenoffen gemeinfam angenommenen
Hnwalte* bon bem ©egner, ber ihm gegenüber
jur Xragung ber Äoften oerurteilt ift, nur
forbern, Wenn er glaubhaft macht, bafj
er bem Anwälte bie gefamten Soften
befahlt habe unb bog nach ben Umftänben
be* ftaüci et oon bem ©treitgenoffen,
inäbefonbere wegen 3aM">*gäunfähigfeit be«
©treitgenoffen ober au* anbern ©rünben, welche
oon bem 28iHen bei $otberung*berechtigten un--
abhängig finb, einen @rfa^ bc& auf ben
©treitgenoffen entfaOenben Seil* ber Äoften
nicht erlangen fönne. tiefer Anficht fch(ief)t
fich baö ÜBefcbtacrbcgericbt an. $>a nach biefer
Dichtung aber fowohl ber Slnttag auf Äoften*
feftfefeuiig, al* auch bie erhobene 9Sefd)Wetbe ee
an bet etfotberlichen iäegtünbung bei 3lnfpruch>
auf ©rftattung ber gefamten Äoften bei Sln=
Walte* ber beiben Vertagten b>ben fehlen laffen,
tonnte ber gegen ben Vefchlufj be* S. ©. er=
hobenen Vefchhjerbe, in Welchem ber ©rftattung*=
anfpruch mit 9Uicffirf)t auf bie Haftung be*
Vcflagten unter 2 für bie #älfte ber bem Vtoje^
beboQmächtigtcn jufommcnben ©ebühten mit
Stecht al« jur 3e»t "'4t begtünbet bejeichnet
ift, nicht ftattgegeben Wctben.
Ott« »titaerf
»e« 3 c b * n n « i n 1 1 <B *( t s « t , flamfrut*
•HetatJtBr Dr. 0. »ta»H«, 4jamtur(|.
Digitized by Google
Mo. 42.
245
No. 151.
§anftatifdjc tieridjtöjritMg.
$Beißfaff.
ftbüredjtüdie falle,
XXVIII 3ahr^aiiij. (40. 3a&tgang ber $anbel«Qeri($t*8eihmc].)
frei« flr ben Oolirgans : *aupt- unb Beiblatt Mit Weg ift er 20 X - ^auptbiatt t&rhi Bit »egifler 1& X
Viertes flMarfaf. $«ttt«|, ben 17. Oftobtr. 1907.
Inhalt: «oHfiredec »on gfrau 3ba Sdimlbt, geb. einübt
Xeftament unb Qkfifm Ifjella o. Vttemi, geb. ». Sd^mibt-
$auti in ßrdjtoalb bti ffiraj gegen bol erbfcrjaftÄftf ueramt in
Hamburg. — ©rc&finfauf»-»e[eüfcb,aft SDeutfcbei fconfum-
»ereine m. b. in Hamburg gegen bie 8Baren-Rommijftoii#-
bflnl in Hamburg. — 3. ®. %. «. S<$aIfonj in ©diiffbrd
gegen bie Hamburger <Sifenb,anblnng ©. m. b. §. in Hornburg.
— SunfiDerein in Hornburg gegen Dr. ©. S. in Hamburg.
— SR. Conrab in fcambur; gegen Imil 8. Stornier in
Hamburg alt $taupi i n tertieitieu teti. — föofalie flootiel in
Hamburg gegen 9lboIf ©erfon in §amburg.
161. (frbfä)aftäßeuer|ifli(b>tiger Cfrwerb »on über
60040 .H. mu£ in $amburg eine burdi tfufäjläg« erbebte
(trbfdjaf tefteuc r enirid)teR. — 3ft barnater nur ein eiujelner
felbftlnbigrr Srverb iu£ brm 9{td)la|DermBfleR ober and)
bie Weiamtbeit be* anf (ttrunb gerftf)irbener Cf rwerbtfgrinbe
einer gerinn Suflit&enben gm verßel)en? — Senn bie
)ufa)(ag»»flid)tige Summe nur baburd) erreid|t wirb, bafj
neben ginfen be* tttbteil« ber flanitaiwert eine! Renten«
legal« geregnet wirb, fo ift b»d) ber bem teeren ©efawt=
werte entfpredieabe 3ufa)lag jb entrinden.
SSoUfttectcr bon grau 3ba ©djmibt,
geb. ©djmibt Seftament unb ©täfln
Ifyetla b. Slttem«, geb. b. ©d)tnibt = $auli
in Siecbtoalb bei @ra&
ßegen
bai ©rbfdjaftsfteueramt in Hamburg.
Xatbeftanb:
$ie jtoeite fflägerin f)at au« bem Seftamcnt
ber grau ftba ©djmibt auger einem Segat bon
200000 X alä ©tbin nodj etwa bereit fo biel
ererbt, ift aber bejüglidj beiber Sutoenbungen
auf ben 8inSgenufj befdjränft toorben. ©ie bat
bon bem Siedjt bei § 7 be* ©rbfdjaft«fteuer=
gefefcc« ©ebraudj madjenb bom fißert bc« Segate«
«.«Itattf At •rrtiMtHtatRg «UMati,
(ber auf 96000 M feftgefe&t toarb) bie einmalige
©teuer entrichtet. $ie SoUfttecfer baben itjr an
3infen bei (ürbteitt bi* 1. guli 1906 circa
25000 X au*ge frtin unb barauf 2004 X ©teuer
bejaljlt, toöbrenb bai bellagte 3lmt 1 1 72 iL meljr
barauf erhoben bat. ©« rechnet nämltd) biefe
25000 X ju obigen 96000 X btoju unb ber^
langt gemäfj § 16 bei ©efe^eä ben 3ufd)Iag bon
20 $rojent. %\e auf ftücrjarjlung ber 1172 X
geridjtete Älage ift bom 3. ©. Hamburg ©. St. VI
am 16. Januar 1907 unb bom D. ä. ®. IV am
7. 3uni 1907 abgetoiefen toorben, bon Iefctcvcm
au8 folgenben
©rünben:
&ä fragt fid) in bem borltegenben iRedjt«--
ftreit, ob für bie ÜBeredjnung ber Srbfcr/aftefteuer
unb inäbefonbere ber nadb, § 16 für größere
©rbfdjaften ju entriebtenben 3ufd)Iäge bie famt =
lidjen ber ©teueröf Iidjtigen au« einem
unb bemfelben 9cad)laffe ^ufallenben
aSermögen8borteilejufammenjured)nen
finb. Sbiti !ann freilid) au« ber S3orfdjrift be«
©afreä 2 Slbf. 2 be« § 17 nid)t entnommen wer*
ben, beun bort ift bie 3ufammenred)nung nur
für bie i>jif Uc n gäUe bti »bf. 1 9er. 4 unb 5
angeorbnet unb ei fönnte aQerbing« ber bon
ben Klägern geltenb gemad)te ©ebanre auf=
lammen, bafj bie 3ufaminenrec^nu,,g iitr biefe
fpejiellen gäQe als eine 9u£nabme borgefd)rieben
fei unb bemnad) im »flgemeinen nid)t ftatt=
^ U tt rt ti 0 ^ ■
Digitized by Google
246
No. lffl.
S)er Sinn unb S^ecf, \o\oie ber ganje
3ufammenbang beS ©efefeeS unb feine Ent*
ftebungSgefcfncbtc ergeben aber, tote baS 2. ©.
mit Sttedcjt ausführt, baß biefer ©ebanfe trrtüm=
lidj ift unb baß man burdj bie erwähnte 83or=
fd^rtft beS § 17 nicht eine SluänaEjme $at statuieren
Wollen, fonbern nur ein allgemeines SBtinjip,
Weld)eS baS gan^e ©efefc beberrfcbt, für bie gäHe
Kr. 4 unb 5 beS § 17, in benen ei HnWenbung
finben mußte, jur SSermeibung jebcS $WeifelS
nodj auSbrücflicb bat betonen Wollen.
©er § 16, ber bie ©falä ber Erbftf)aftS=
[teuer enthalt, beftimmt in feinem 9t6f. 2, baß
bon einem fieuerpflicbtigen Erwerb im SBerte
bon mehr al« 50000 jH ein 3"f<hlag $u &en
borljer normierten ©teuerfäfren erhoben Werben
fotle, ber Je nach bem SBerte bei Erwerbes gemäß
ber in biefem Slbfafce enthaltenen ©lala bon 10
bis ju 100 p©t. bei orbentlirfjen ©teuerfafreS fteigt.
ES fragt firf) alfo, WaS im ©inne bei ©efefceS
unter einem Erwerb bon SobeSWegen
ju berftefjen ift; ob bamit bie ©efamtheit beffen,
WaS einer fteuerpfücfjrigen SBerfon aus einem
unb bemfelben dtacblaffe jufäQt, gemeint ift, ober
ob bie berfdjicbeuen SermögenSbotteile, bie tr)r
aus bemfelben dtacblaffe jufaüen, als felbftSnbige
Erwerbe im ©inne beS ©efe&e* ju gelten haben.
9lun beftimmt § 2, bog als Erwerb bon 2obeS=
biegen jeher 93ermögenSborteiI anjufeben ift, ber
bureb Erbfolge, Vermächtnis, infolge ber ©eltenfc
maebung eines SBfUcfjtteilSanfprucbeS ober burdj
SJoUjtebung ber einem Erben ober Vermächtnis?
ne^mer gemalten Sluflage erlangt toirb. Von
einer fßlefmafyl bon Erwerben eines unb beffelben
Empfängers aus einem unb bemfelben dcacfjlaß
ift Weber bort noch an anberer ©teile beS ©efcfecS
bie {Hebe. 3>aß bie betriebenen Vermögens?
borteiie, bie einem Vebadbten aus einem unb
bemfelben 9?adjlaffe jufaKen, in fteuerlid)er Ve?
äiebung als berfdjiebene Erwerbe ju behau beln
mären, ift nirgenbs auSgefbrodjen. 3)ieS fann
aueb unmöglid) gewollt fein, benn bann mürbe
e« in bie SBillfür beS ErblafferS geftettt fein,
burrf) Seilung ber einer bebauten Verfon $u?
gewenbeten Beträge in berfrfuebene Segate ober
bergleidjen bie £öbe ber ju berfteuernben einjeinen
3uwenbungen ju berringeru unb bamit baS
Vvitiaip bed ©cfeßeS, baß berjenige, bem größere
Summen bon XobcvWegcn jutommen, mitdtüdfidjt
auf feine größere SeiftungSfäbigfeit aurfj eine
projentWeife fyöfyetc ©teuer entrichten fofl, ju
bereitein. ES mürbe bann beifpielSweife bie
Äonfequenj nicht ab$uWeifen fein, baß ber
Empfänger eines dlentenöermääjtniffeS bie ©teuer
bon jebem einjeinen dtentenbetrage feparat ju
befahlen hätte unb bemnadj bei dienten, beren
jährlicher Vetrag unter 50000 JL bliebe, bon
einem Steuerschläge nicht bie Siebe fein tönnte.
$a£ fann felbftberftänblich nicht bie Sbftdjt
gemefen fein, toenn be^Wedt mürbe, bie leiftungs«
fähigeren Verfonen mit höheren Vrojentfä&en
jur Erbfdjaftsfteuer hcranjujiehen als biejenigen,
benen nur geringere Erwerbe bon XobeSwegen
zufallen unb menn auch bie SuSbrudSWeifc bei
©efe&eS infofern ju münfehen übrig läßt, als
nirgenbs auSgefprochen ift, baß alle a u S
einem unb bemfelben 9tachlaffe her*
rührenben SBermögenSborteile als
ein einheitlicher Erwerb bon SobeS^
megen gelten follen, fo ift es bodj auä
ber ©efamtheit beS ©efefeeS erfennbar, baß bies
als felbftberftänblich erachtet morben ift. Ein
Zeugnis hierfür finbet ftch in ber SJegrünbung,
mit ber ber ©enat ben Entwurf beS jefet gelten?
ben ©efefteS unterm 30. 3Jtai 1902 ber ©ürger*
fchaft borgelegt fyat, benn bort wirb ju § 18
(§ 17 beS ©efejjeS), ber bie JBorfchrift beS ©afteS 2
»bf. 2 beS § 17 bereits Wörtlich entbält, bemerft,
„als felbftberftänblich brauche nicht befonberS
herborgehoben Werben, baß für bie ©teuer?
befreiung beS SlentenlegatS bann fein Staunt fei,
Wenn ber ^Rentenempfänger außer ber diente
auch anbere $uWenbungen erhalten habe, burch
bie allein ober jufammen mit ber diente bie
©teuerbcfrciungSgrenje überfchritten Werbe. ES
ift alfo auSbrüdlid) befunbet, baß jene JBorfdjrift
feine SluSnahmebeftimmung, fonbern eine ftch
aus ber ©efamtheit bei ©efefceS felbftberftänb-
lich ergebenbe Äonfcquenj fei, bte hier nur ber
$>eutlicbfeit halber auSgefprochen Werbe.
SBärcn bie im § 16 enthaltenen ©teuer*
jufchläge fchon in bem Entwurf beS ©efe$e£
enthalten gewefen, fo würbe man biefe 58 ot ficht
bermutlich auch bort geübt haben, ©ie ftnb
aber tatfächlicfj erft nachträglich in Qfolge ber Se=
fcfjlüffe ber ©enats? unb v8ürgerfchaftSfommiffion,
welche bie Vermehrung ber orbentlichen ©taats=
einnahmen erwägen foütc, in baS ©efefe hinein*
Digitized by Google
gefcöoben Worben »nb es ift erttörlid), bofj man
eS hierbei unterlaffen bat, baS als felbftberftänb;
lirf) ©eltenbc nochmals auszubrechen. SRatürltch
fann barauS nid)t gefcbloffeu werben, bafj eS für
biefcn gall ntd)t gelten foH. $n gleichem ©inne
bat biefer ©enat aud) bereits in ©acfjen ©crjaebtler
Seftament gegeu baS ©rbfchaftSamt »f. IV 26/06
entfcfjieben.
©inb aber für bie ^Berechnung einer ©teuer
alle einem Steuerpflichtigen aus bem SRadbJfaffe ju*
faQenben SBermdgenSborteile jufammenjur eignen,
fo ift eS felbftberftänblicb, bafj in bem borliegen«
ben ftalle bie 3infen bei JBorbermäehtniffeS
unb bie bei ©rb teils als ein einheitlicher
©rWerb bon XobeSWegen jn berfteuern flnb unb
eS bleibt bemnacr) nur nodj bie Ofrage, ob bei
ber ^ier ftreitigen ^Berechnung ber 3"fd)Iägc nur
bie bereite ausgezahlten 3»"fcn bei 8ermäch>
niffeS ober ber gefamte SBert biefer 3U*
wenbung, Wie er bon ber Klägerin ju 2 bisher
berfteuert geWefen tft, ju ©runbe gelegt Wer*
ben mujj.
3)ie Äläger berteibigen ben erften 9ted}nungS=
mobuS, inbem fie geltenb machen, baf) burtr) bie
Verteuerung beS SBerteS bon 96000 M. ja nur
bie Verteuerung ber einzelnen SRentenbeträge
abgelöft fei unb boft, wenn je&t bie Suf^löße
berechnet werben follten, nur ber ber Klägerin
tatfächlicb jugefaHene ©rWcrb, nicht aber jene
rein gcfcfjäfetc Summe berüeffiebtigt Werben bürfe.
3)icS ift jebod) unrichtig, benn FenteSWegS ift im
§ 7 borgefd) rieben, baß bie eigentliche ©teuere
bflirfjt beS ©enfiten in ber Verteuerung
ber einzelnen SRentenbeträge befte^e
unb biefe Sßflicfit nur bürde) eine nach bem SBerte
beS 9tecr)teS ju fdjäbenbe ©efamtfteuer abgelöft
werben fönnc (Wie benn auet) ©eher in feinem
Äommentar nur bon ber „fogenannten 5HbIöfung"
ber SRentenfteuer fbrid)t), fonbern ei ift bem
(Jenftten bie 28ar)l gelaffen, ob er bie einzelnen
Veträge ober bai it)m ^ufaHenbe Stecht auf
Wieberfetjrenbe Sftu&ungen nach feinem SBerte
berfteuern Will. S>ajj bai Stecht beS lebend
länglichen 3«n*8en«ffcS einen burch 2Bahrfcf>ein*
lichreitSberechnung f eft juftellenben beftimmten 2Bert
hat, fann nicht bezweifelt Werben unb bie Ver=
fteucrung bicfeS SßerteS beruht beSfjalb nicht auf
einer giftion, fonbern auf realem ©runbe. 3taj3
man biefe Slrt ber Stcucr$af)fung nicht jWingenb
_2_47_
Na 15T=TSI~.
borgefchrieben hat, erfrört fleh leicht barauS, bafe
(Jenfiten, Welche fein Stabitalbermögen beftyen,
ba burdt) in Verlegenheit gebracht Werben fönnten,
WaS bermieben Werben fottte. SBer aber, Wie
bie Klägerin ju 2 biefen SWobuS ber ©teuer*
Zahlung Wählt, ber Willigt baburtfj ein, bnfe
baS ihm zugefallene Stecht auf Wieberfetjrenbe
Beübungen nach feinem ÄabitalWerte berüeffichtigt
Wirb unb mufj bie Äonfequcnjen hfctbon, nicht
nur für bie Vemeffung beS erften ©teuerbetrages,
fonbern auch fur bie etwa noch tueiter erforbers
liehen ©teuerberedhnungen auf fleh nehmen.
S)ie ftlägerin zu 2 hat alfo fein Utecht, fleh
barüber zu befdejmeren, Wenn babon ausgegangen
Wirb, bafj ihr zunäehft ein ginSgenufj im Äatoital^
Werte bon 96000 X zugefaüen ift unb wenn bie
#öh* bei fteuerbflichtigen ©rWerbeS, bon bem
gemäfj § 16 beS ©efcfceS bie 3ufchlägc abhängen,
nun in ber SBetfe berechnet Wirb, bag zu
96000 Ji. bie ihr Weiter zugegangene» 3'"fcn
ihres Erbteils abbiert Werben.
152. 0. 9. 9. § IN. - «muenbunn btr «orfd|rift,
ha| kic 5rif» na rintn gltirrtage niä)t abltufc, auf eine
•ertraglidi feftgefe^tc fed^nipnatlidic HüiibißnngSfrif». —
nanu, wenn auf (fnbt 8t»(enbtr fd)«n (?nbt TOärj
gftänbigt werbt» ma§, btr le^te Wärjtag obtr nnb ber
erfle ttbrittag gfciertigt p»b, tiat an 3. Varil erfalgte
Siinbigumg aod) at« rtd)ijti»ig aagefef^en werbe«? —
». «. ». § 66fi, 1 besieg fid) nitfjt anf »ertrag«ma|ige
ftunbiflungsifrifttB.
©ro6einfaufSs©cfellfchaftf)eutfchcr
Äonfumbereine m. b. -t>. in Hornburg
gegen
bie SBaren^ÄoinmiffionSbanl in Hamburg.
Satbcftanb:
Älägerin hatte im #nufc ber SBcflagtcn ein
©efchäftslofal in UJlietc unb mufjte nad) bem
Verträge fedcjS SKonate bor 31. SWärj ober
30. ©ebtember fünbigen. ©ie hatte am 3 1 . 2Jcniz
1907 einen ÄünbigungSbrief gefchrieben, ber ober
nur bon einem ihrer beiben ©efebaftsfuhrer
unterzeichnet Worben War. ©ie Wieberholte beiher
bie Äünbigung am 2. Slbril (bie beiben bozwifchen
liegenben %aa.e Waren bie Dftertage).
5)iefe Äünbigung hat baS 8. ©. Hamburg
©. Ä. VII am 1. 9Jiai 1907 für berfbätet, bnS
O. S. ©. VI bagegett am 1». Suni 1907 für
rechtzeitig etflärt, Ic&tcrcö au* folgciibcu
Digitized by Google
248
©tünben:
3n ber erften Sjnftanj ^otte bte Älägerin
fid) jut Rechtfertigung ifjret Älagbeljautotung,
bag fte auch, nod} am 2. Styril 1907 trofr 3f«ft*
fefcung einet fechimonatltdjen jrünbigungifrift im
§ 5 ber Ijier fraglichen beiben URietebeträge
recht«toir[fnm auf ben (Schlug be« 30. (September
1907 habe fünbigen lönnen, in erfter Sinie auf
bie gefefrliche 99eftimmung bei § 565 Sbf . 1 Safc 1
99. ©. 99. berufen.
•Sie $at bai in biefer ^nftanj nicht mehr
getan unb mit Stecht. Senn eine analoge »n*
roenbung jener £8eftimmung auf Srätle, wie ben
borliegenben, in benen bie $ünbigung«ftage iljre
beftimmte bertraglidje Siegelung erfahren
hat, erfdjeint nicht juläffig. SJltt 9tect)t h°t hn
übrigen fdtjon beterfte 3licf)ter barauf fyirtgettnefen,
bag fjin auch lein Slnljalt bafür borbanben fei,
bog bie Parteien etwa fttCftf)Weigenb jene 89e*
ftimmung für bie Huilegung bei § 5 ber »ertrage
hätten angetoenbet wiffen Wollen.
2)emnac^ (ann ei nur nod) auf bie 93eant*
Wortung ber grage anlommen, ob infofern, als
hier ber31.3Rärj 1907 jugleia? ber erfteDfter*
feiertag geWefen ift, bie Stunbigung ber Klägerin
bom 2. Slbril mit 9%II<2ftdc)t auf bie 99eftimmung
bei § 193 99. ©. 58. eine redjWWtrffame geWefen
ift, ob t)«* alfo eine ©iüenierflärung bon ber
Klägerin innerhalb einer „SMft" im Sinne jener
99eftimmung abzugeben War, beren lefcter Sag
barnadj ein ftaatlidj anerfannter allgemeiner
?yciertng gerc>e|en roare.
Siefe ftrage ift abweidtjenb bom angefochtenen
Urteile &u bejahen.
Senn bie §§ 187 fg. bei 99. ©. 99. foHen
nad) bem § 186 bafelbft auch fü* bie in Stecht**
gefeb/äften enthaltenen ^riftbeftimmungen Slawen*
bung finben, unb um eine folche ^riftbeftimmung
hanbelt ei fidr) hier; Wenn im § 5 ber Verträge
bon ben Parteien bereinbart ift, bog fedji
SRonate oor Ablauf ber 93ertrag«jei t
getunbigt Werben fdnne bejw. bag ba« SRiete«
berljältni« bei frillfchteeigenber gortfefcung bei
Vertrage« ober bei SKietung auf unbeftimmte
3eit nach borauigegangencr, nur auf ben 31. SJlarj
ober 30. September ^uläffiger i"ed)«monatlichet
Äünbigung enbigen foHe. Sie ftrifr, bie bamit
für bie Ausübung ber Äünbigungibefugni« einer
jeoen spartet fcitgeiept wuroe, nt jroar \t\t
bestimmt nur ^infit^ tltdrj it)re« ©nbbunfte«, al«
be«jenigen Xermini, ber §\tx auch allein Wefent-
liehe 99ebeutung t)ot. Se«halb aber bie 99e*
ftimmungen ber §§ 187 fg. 99. ©. 99. auf biefe
%n)t nicht in thuuenbung $u bringen, würbe
ungerechtfertigt fein. Sag jene gfrift ferner, Wa«
ihren ©nbbunft anlangt, bei 2Jiietebert)ältntffen
regelmäßig fo normiert Wirb, bag ein befrimmter
3eitraum — ffitv bon fedj* SRonaten — feft*
gefegt wirb, ber jWifdjen ber Äünbigung, um fie
Wirlfam werben ju laffen unb bem burch biefelbe
befrimmten ©nbtermine bei SJtieteberhaltniffe«
liegen mug — regelmäßig Wirb biefer 3eitraum,
ber nach bem borftehenben f)\et nicht in 0rage
ftefjr, ati bie „ftünbigungifrift" bezeichnet — ift
nicht« befonberei unb nur in bem SBefen ber
Äünbigung begrünbet.
Sil« 2lu«legungiborfchrift tommt bie 99e*
rechnung ber ^rift für bie $uläffigleit ber
Äünbigung in hätten, Wie bem borliegenben,
gemüg §§ 193, 186 99. ©. 99. »war nur im
3«ieifel jur SlnWenbung.
^ier ift aber auch aui ben Verträgen ber
Parteien nicht« bafür ju entnehmen, bog biefelben
etwai an ber e« beabfichtigt hoben füllten, wie ei
j. 99. ber gpaff fein Würbe, Wenn bie ÜReinung
geWefen Wäre, ber fragliche fechimonatliche 3«t*
räum, bie „ftünbigungiftift" müffc unter allen
Umftänben unberfürjt berlaufen fein,
nacfjbem bie Äünbigung geltenb gemacht, alfo
bem Serttagigegner zugegangen fei.
3m borliegenben gafle ift nun, ba auger
bem legten Xage ber tyre in 99etracht lommens
ben $rift auch no{^ Dfr ftaglicfje Sag ber
1. Slbril 1907 ein feiertag War, auch biefer %a$
noch b«^ Älagerin ju ©ute gefommen. SIm
folgenben erften SBerftnge ift aber bie ftünbigung
ber Klägerin ber 99eQagten unbefrrittenermagen
jugegangen. Siefelbe ift bemnach für recht«*
Wirffam ju erflären unb jWar gemäg § 256
ba Wegen be« Vorliegen« ber bro^effualen
Sorauife^ungen einer gfeftfteHungillage h'cr
99ebenlen nicht obwalten tonnten.
3u bergleichen pnb im übrigen al« für bie
hier bertretene Staftdjt ftet) au«fbrechenb u. Ä.:
3JMttelftein ©. 233, Staubinger Kommentar jum
99. ©. 99. II b ju § 565 unter V b unb bie ba*
felbft citierten SBrüdner unb 83orcharbt. — 3u
Digitized by Google
bgl. audfj 83land ju § 193 99. ®. 99. unb ©taub
ju § 66 ®. SB. Sinnt. 5 unb 11; ferner bm*
ficbtlicb ber Unanmenbbarfeit be* § 565 Slbf. 1
©afr 1 58. ©. 33. auf bertraglidj feftgefe^te
Äünbigung*friften an f ruberen »uffäfeen in*»
befonbere: ©taubinger im Stecht 1901 ©. 155
unb 576, abtoeicbenb ©euerer in $ur. SBodjenfcbr.
1901 ©. 393 mit gulb ©. 149.
IM. IB. Qt. 8. §§ 912 u. IH6 finb nur antocnbbtr, venu
hie (HgcniNiii4gr<nAeMbcrf<!)ritlea ifi, aiditwtnn btr Snutubc
bit if|« gefe^tf Saulinic jwor Bericht b,at, aber auf cigtnt m
(Vtruabe gcblietcs ifr. — (Sgl. nnbrrtrfeÜS flfibl. 1900
Wt. 127). — Sitft tiac aagallffigt JMagSnberung barin,
ba$ anfangs auf tiac tRcnic wegea unjnläffigfn Utbrrbauf,
fpältr ab« auf Btfcitigang »rr tiaer ©traita» al^t tat«
fprr^cnbcn 0aalid)feit getilgt wirb?
3- ©. %. a. ©Ballon) in ©djiffbec!
gegen
bie Hamburger (Sifenbanblung ©. m. b.
in Hornburg.
Xatbeftanb:
Parteien finb am Slormannenroeg in Hamburg
Eigentümer jtoeier benachbarter ©runbftüde. Huf
febem berfelben ru|t ju ©unften be* anbern unb
jmar auf bem ©runbftüde ber 83e!lagten laut
©runbbuebeintragung bom 5. $uni 1905 bie
$ienftbarfeit, bafj ein beftimmter ©renj=
ftreifen nicht bebaut werben barf. 83eflagte,
(Eigentümerin be* ©runbftüd« SBorgfelbe 83b. 8
991. 399, bat ton bem freijutaffenben 9laum ba*
öftlicbe drittel bebaut, toäbjrenb nur ber übrige
Xeil freigeblieben ift. Äläger, ©igentümer be*
©runbftüd* SBorgfelbe 93b. 11 991. 538 forbert
bdn ber 99eflagten tocgen biefe* „Ueberbaue*"
8af>lung einer fäbrlidjen Stente bon 500 X 83e*
flagte bat eingewenbet, e* fei jmiftben ben
Parteien bereinbart toorben, bafj an bie ©teile
ber eingetragenen 33elaftung eine anbere treten
foDe unb biefer abgeänberten 99elaftung taufe bie
flrt, in Welcher ber ©renaftreifen bebaut toorben
fei, nidjt mehr jutoiber. Stach. S3etoei*erbebung
hierüber bat ba* S. ©. Hamburg ©. Ä. X am
6. «Bejember 1906 bie Älage abgetoiefen.
$>a* O. S. ©. Ol bertoarf am 6. 3uni 1907
bie 99erufung be* Äläger*.
© rünbe:
2)er SBorberrtdjter fteHt an bie ©bifee feiner
©ntfdt)eibung*grünbe ben ©ab, bafj an ftdj nad)
§§ 916, 912 83. ©. 83. ber Hnfbrud) be« Äläger*
249
Ho. 15»— 15».
auf Entrichtung einer ©elbrente begrünbet fei.
%at ift nfdjt riebtig. $er § 916 83. ©. 83. fefrt,
tote ber § 912, einen Ueberbau im eigentlichen
©inne, b. beine Ueberfdjreitung ber ©igen tum«=
grenze borau* unb gehwtjrt bem gutgläubig unb
obne SBtberfbruch, be* Stadjbarn Ueberbauenben
ba* Stecht auf 3)ulbung be* lieberbaue* auch,
gegenüber bem am Stacbbargrunbftüd Iraft einer
f)ienftbarfeit binglid) 83erect)tigten. 3)iefer ftaH
liegt ffin gar nicht bor. $ier bat ber 99auenbe
(ebiglidt) auf feinem eigenen ©runbftüde
bie 83augrenje überfcb ritten, bie einzuhalten am
geblicb eine auf biefem ©runbftüde Iaftenbe
^ienftbarfeit gebot. 83eHagte bot baljer, wenn
bie in ber Älage behaupteten Xatfacben richtig
finb, bie beftebenbe ©runbbienftbarfett im ©inne
be* § 1027 83. ©. 33. beeinträchtigt unb bem
Äläger ftebt ba* Stecht be* § 1004 bafelbft ju,
bie 93efeitigung ber 33eeinträebtigung ju bedangen.
(Sin Stecht auf Börnig Stente hat Äläger
überbaubt nid)t, ein Stecht auf fonftige @ntfcf)ä=
bigung in ©elb erft bann, toenn 83eflagte gemäfj
§ 251 Hbf. 2 83. ©. 93. biefe «rt ber ©ntfdjäbigung
mäb« ober ettoa bie gfrift be« § 250 bafelbft
bestrichen ift. (Sine analoge Hnmenbung ber
§§916, 912 83. ©. 83. auf einen gall, toie ben
hier borliegenben unb überbaubt auf einen nicht
ftreng unter ibren SSorttaut faQenben Xatbeftanb
ift au*gefchloffen (bgl. 91. ©. in ©euffert'* Strdjib
83b. 69 ©. 279, ©ntfd,. 99b. 47 ©. 360, 3urifl.
SBochenfcbt. 1901 ©. 546 unb neuerbtng« 3(urift.
SBochenfchr. 1907 ©. 301 9tr. 3 am ©nbe, toeiter
Surnau & 5ötfter ju § 916 «nm. 2). $>er ab»
; roeid)enben Bnficbt be*II. ©enati bc« 99erufung*=
gericht«, $anf. ©er.^tg. 83eibt. 1900 9lr. 127
©. 207, tonnte nicht jugefrimmt merben. ©«
banbclt fid) in ben §§ 912, 916 83. ©. 83. um
eine 3lu*nabmebeftimtnung, bereit Slntoenbung
auf einen gaü ber 83eeinträchtigung einer ?)ienfts
barfeit an bem ©runbftüde be* 83auenben fid)
auch gefe^geberifd) nicht rechtfertigen liege; foldje
3>ienftbarfeiten wollen oft Suft unb Sicht bem
IRachbargrunbftüd erhalten unb ber Machbar barf
nicht be*t)alb, meil er ber 83erle^ung feine* Stecht*
nicht rechtzeitig roiberfbrodjen bat, gelungen
fein, ben re<ht*ttiibrigen guftanb für alle ^ufunft,
fo lange ba* ©ebäube ftebt, ju bulben.
3n biefer ^nftanj fyat nun Äläger ben
Slntrag nadbgefcfjoben, eben tu tü bie 83etlagte
Digitized by Google
250
Mo, 1SI-1M.
gut Sefetttgung ibre« Saue«, foweit er fein
Otedjt oerlcfce, ju oetutteilen. .fttettn Hegt eine I
Slenberung bet ftlage. S)enn ber $auptantrag i
grünbete fid) auf bie ^Sftid^t bei Äläget«, ben i
fogenannten lieber 6a n ju bulben unb berlangte
hierfür bie gefe&lidje ©ntfdjäbigung. 3)er
jefeige $ülf«anltag Oer nein t biefe Sflidjt unb
forbert al« 6d)aben«erfa|) ober in Slnwenbung
ber §§ 1026, 1004 SB. ®. S. aBiebcr^erfteflung
bei früheren Suftanbe«. ©* erleibet alfo bie
©tunblnge ber Jtlage eine h»cfcnttidt}e Set fdjiebung ;
aud) liegt ber galt be« § 2(58 ^iff. 3 ©. S. £>.
felbftoerftanblidj nidjt bor. 3>a« in ber Jtlage
behauptete £Rec^tiSt»er^ciItntd wirb obne Weitete«
ein anbete«, wenn ber ©tanbmmft, Seflagte fyabe
bem Äläget gegenüber ein SRedjt barauf, bafj
Kläger ben betttag«Wibrigen Sau bulbe, fallen
gelaffcn unb ftatt beffen ba« gerabe ©egenteil
behauptet, nämlidj ba« SRcdjt auf Sefeitiguug
be« Saue« au« ber ©runbbienftbarfeit in 8n =
fbruef) genommen witb. 3)a& bie @tunb=
bienftbarfeit aud) in ber fliege eine entfdjeibenbe I
SRoQe fbielt, ift nidjt utafjgcbenb. ©ine Älag=
änberung witb babutdj allein nodj nidjt au«;
gcfdjloffen, ba&, rüdwärt« gefeben, ber lefytc
ftlaggrunb berfelbe bleibt. äWit bem neuen SIntrage
witb bie Älage aud) auf einen gaitj anbeten
©egenftanb gerietet. Stajj ber änfbtudj auf
$alj(ung einer (Leibrente gegenüber bem 3ln=
fbtudje auf Sefeitigung be« Saue« nidjt ein
SRinu«, fonbern etwa« ganj anbete« bat [teilt,
bebarf feiner weiteren 91u«fübrung. 2>a bie
Seflagte ber fllagänberung wibetfatodjen bot,
burfte fie nad) § 527 ©. S. O. nidjt jugelaffen
Werben. 6« bottc alfo bei ber bie Silage abweifenben
©ntfdjeibung erftet Snftanj $u bctbleiben.
IH. $aft«ag für t?mvfrl|tutiß eine« »arbeftraflcn ,
Wtnfd)tn, wenn ttirfrr in ber auf bie (fmpfef)<unfl er= ;
Iwiteaeu 6t(Uanfl ftrti abermal« naelirUä) erweift.
Shmftberein in Hamburg
gegen
Dr. S. <S. in Hamburg.
Zatbeitanb:
3m Februar 1904 Würbe auf ©runb einer
GnWfefjlung be« Seftagten ber Sureaubeamte X.
bom flägerifdjen Setein angefteHt, bet bemfelben
balb barauf einige laufenb flJcatf untetfdjlagen r)at
unb be«balb ju 1 »/« Sabt ©efängni« beturteilt Wor*
ben ift. SBeil Seflagter berfdjwiegen boben f oll, baR
X. fdjon Wegen Sanferott« unb llnterfd)lagung
borbeftraft War, bedangt ber Setein bon ifjm
<5djaben«erfafr. 3>a« S. ©. Hamburg <£. Ä. X
bat am 22. 3)ejember 1006 bie Verurteilung bc«
Seflagtcn in 2000 X bon einem i$m auferlegten
@ibe, bafj er bie jweite Seftrafung be« X. Wegen
Untetfdjlagung nidjt getanut bnbe, abhängig
gemadjt. %\e btergegen Dom Ilagenben Setein
eingelegte Sctufung bat ba« 0- ®- V am
31. 9«ai 1907 oetwotfen.
©rünbe:
%et Sorberridjtet bot jutteffenb au«gefübft,
bafi fidj bie Haftung be« SeHagten nur au«
einer unerlaubten $anblung beffelben herleiten
laffe. 9todj § 676 S. &. 58. ift berjeuige, Weld)et
einem änbern einen füat ober eine @nwfeblung
erteilt, grunbfä^lid) nidjt jum ©tfa&e be« au«
bet ^Befolgung be« State« obet bet Gmbfeblung
entftebenben ©ct)aben« oetpf!id)tet; c« fei benn,
ba| fid) feine SctantWottlidjteit au« einem
Sctttag«»etljältni« ober einer unerlaubten 5panb=
lung ergibt, ©in Sertragdoerfjältni«, feibft wenn
man biefen Segriff in bem Weiten Umfange
au«Iegt, Wie e« ba« 9t. &. in feiner @ntfd)cibung
Sb. 27 6. 119 tut, ift b>r nid>t beraubtet.
2)ie SIeufjcrungen, Wcldje Seflagter gegenüber
bem ©efretdt S. gemad)t bot, babin, bog er für
bie (Sfjtlidjfcit be« X. auffotnme, laffen [id) nidjt
fo auffaffen, al« ob Seflagter mit benfelben eine
berttaglidje Haftung füt feine (SnWfcblung be«
X. übetnebmen Wollte; fie bienten Oielmebt nut
baju, bei einet gelegentlidjen Urrtettebung mit
6. bie btieflidje (Smbfeblung ^u untetftü^en unb
begtünben baljet feine übet biefe bticflidjc
©mbfeblung binau«gebenbc Haftung be« Sef lagten.
©« bleibt be«balb nut bie Haftung au« einet
unetlaubten #anblung übrig. Senn ba«
S. ©. in biefet Stiftung meint, ba& bet § 823
S. ©. S. au«£ufd}eiben fyabe, Weil biet nidjt bie
Setlefeung eine« 9ted)te«, fonbern nur bie
Serle^ung be« Setmögen« in gtage fomme, fo
trifft biefe« audj füt ben «bf. 1 be« § 823 ju,
nidjt abet füt ben &bf. 2, weldj leitetet audj
auf SetmögenSfdjäbigungen Slnwenbung finbet.
Unb biefet Slbf. 2 be« § 823 fönnte f)iex infofetn
in Scttadjt fonuuen, al« fid) au« ben Slngaben
Digitized by Google
best .«[äßet* ber ©d)lu| jiefieu läßt, baß SBefTagter
bei ber ©mbfrblung be« X. gegen ba£ im § 263
Str. ©. SB. entgoltene ©d)u&gefefe berfto&en, b. fj-
ben Singer burd) SBorfbiegelung falfdjer ober
Unterbrüdung Wabrer Xatfndjcn betrogen habe.
35er Xatbeftanb biefer unerlaubten $anblung
bedt fid) aber in feinen Wefentlidjen SJierfmalen
mit bem Eatbeftanb beä § 826 SB. ©. SB., Weidjen
ba« 8. ©. feinem Urteile allein ju ©runbe legt.
Sägt fid) nidjt annehmen, bafj ber SBeflagte ben
Kläger in einer gegen bie guten ©itten bcr=
fto&enben SBJeife borfäfclid) gefrijäbigt hat, bann
fann audj bon einem betrüge bei SBeflagten
feine Siebe fein. ©« fann nun unerörtert bleiben,
ob bai SBerfd)Weigen ber j W e i t e n SBeftrafung
be« %. wegen Unterfdjlagung ftd) unter ben
§ 82G SB. ®. SB. bringen läßt, ©er Sieflagte,
gegen ben jid) in biefer SBejiet)ung ba* angefochtene
Urteil richtet, ^atSflnfdjluöberufungnidjt eingelegt.
©8 fragt ftd) bielmeljr nur, ob, un-
abhängig bon ber Äenntni* biefer jWciten SBe*
ftrafung, SBeflagter mit feiner ©mbfet)Iung gegen
bie guten ©itten gebanbelt unb ben 5Uäger
borfäfclid) gefdjäbigt t)at. SMefeS ift in Ueber*
einftimmung mit bem SBorbcrridjter ju berneinen.
SBeflagter gibt ju, bie erfte SBeftrafung bei %.
wegen einfachen SBanferottä berfchwiegen 51t fjaben;
er bat ba£ bieQeidjt in ber Slbfidjt getan, bem
$ortfommen bei %. burd) Mitteilung ber ©träfe
nicht hinberlid) ju fein. Sffienn man aber bebenlt,
bafj biefe SBeftrafung etwa 12 %afyte jurfidlag,
bafj ci eine SBeftrafung wegen eine* nicht ebrlofen
SBergehenS, Wegen einfachen SBanferottS war, bafj
fie mit ber ©mbfetjlung bei X. afö „feljr geWiffen*
fjaft", feljr fleißig", „nüchtern" tetne&Wegä un=
bereinbar ift, fo läfjt ftd) nicht feftfteden, bafj
SBeflagter mit ber SBerfdjWcigung biefer SBeftrafung
gegen bie guten ©itten fjanbelte. ©3 fann Weiter
zugegeben Werben, bog ber SBeflagte mit bem
SBorte „fet)t gewiffenhaft" ju Diel gefagt hat,
mehr alä er nad> feiner eigenen Äenntniä be«
X. möglicher SBeife Verantworten tonnte, aber
baö Würbe immer nur ben SBorWurf ber ^al)t-
1 ä f f i g f e i t rechtfertigen unb btefer SBorWurf
genügt Weber nad) § 826 SB. ©. SB. noch nad)
§ 263 ©tr. ©. SB. in »erbinbung mit § 823
Slbf. 2 SB. ©. SB. Schließlich läßt ftd) aud) au«
ben eingaben bei Klägers nid)t fdjlie&en, bafj
ber SBeflagte ben Kläger üorfä Jjlirf) gefchäbigt
251
Ha 154-lftft.
| ^ot. 3Me ganji allgemeine SBorauSfidjt ber
j 3Äöglid)fett eine« ©djabenä genägt nidjt jur
Sinnahme bea SBorfafoeS, bielmet)r mufjj ber Söillc
bei Xäterä, Wenn auch nicht gerabe in erfter Sinie,
fo bod) minbeften« ebentueH (dolus eventualis),
auf bie Herbeiführung bei ©djabenS gerietet
fein unb einen foldjen SJBiDen bei SBeflagten bat
| Äläger nid)t behauptet, jebenfaU« nidjt, foWeit
j er bie ©chabenäerfafrbflidjt bei Seflagten un=
abhängig oon ber jtenntnid ber ^Weiten SBe-
ftrafung beS X. begrünbet.
I&ä. 'tott eiarn Srrtrag 9(Bfcd)tciikt fann SiSrfutwäljr
(• verlangen, nli wenn hui fß (Henätircnbt nod) }nn
^ermöarn 6c<* 5rt)iiI6nrra gegärte. — 3«b*4 braunst tr
nidit !Hii(f(icwäl>r a« »en edialbner su btantraarn, ftnbrra
fann S«V»n «" f'rt) nid *nfed)iiU|iübtr«(l|ti|»e« f»r»trn.
9Ä. Conrab in Hamburg
gegen
(Smil SS. ©tafjmer in Hamburg
alä ^aubtintertoenienten.
Satbeftanb:
$cau ©itte blatte am 1. $uli 1906 356 X
SHiete toon ©. »nbrefen ju forbern unb trat
biefe g-orberung fd)on Januar 1906 an Itrüger &
©djarnberg ab. SMefe cebierten fie im Slbril
1906 bem ftläger. S)er berflagte Slnbrefen ber«
fünbete bem G. 81. ©tabmer ben ©treit, worauf
biefer ali ^auptinterbenient bie 3ö6 M. für fid)
in Slnfbrud) naljm. Slnbrefen beponierte ben
SBetrag unb Würbe aui bem 9ted)t*ftteit entlaffen.
©taljmer ftüftt fein 5Red)t, bai S>epot ju er=
heben barauf, bog er fdjon bor 1. 3ult 1906, näni;
lid) am 8. $uni bai ©runbftüd, bejüglid) beffen
ber StRietbertrag gefd)loffen War, im S*0011^
berftctgerung«termin jugefd)lagen erhalten h]abe.
2)ie (Jeffionen, aui benen Äläger fein 9led)l her»
leite, feien anfechtbar. 3)a* 2. ©. S. 5f. VI unb
ebenfo ba« D. S. ©. V, lefrtere* am 1. SÄai 1907
erfannten, bafe Äläger jur ®rt)ebung bei S)epot«
befugt fei unb berurteilten ben $aubttnterbeuienten
©tahmer in bie Äoften.
© tünbe:
SRichtig ift, baß ber ^>aubtinterbenient ali
©igentümer feinen Slnfprud) auf bie f treit ige
SHiietforberung bai. 3)enn über biefe SRietforberung
hatte grau ©itte gemäß §§ 573 SB. ©. SB., 57
3tu.s93erft.!©ef. bereit« mit SSirfung gegen ben
©tWetber burd) bie Abtretung an Ärfiger &
Digitized by Google
252
Mo. 156-156.
©c&arnberg berffigt. Dagegen ift bie Weitere
93egrünbung be« 93orberri$ter«, bafj ber .<cav.pt-
interbenient auf ®runb be« Slnfed)tung«gefe&e«
nidjt Rainung an fidj, fonbern jur dtiid*
getoüljr in b a * 85 c r m ö g e n ber grau
6 i 1 1 e beanfbrudjen tonne, unjutreffenb. 3m
§ 7 bei 8lnfedjtung«gefe&e« ift feine«weg« gejagt,
bajj bai aui bem Vermögen be« ©djulbner«
SBeggegebene in ba« Skrmögen bei ©djulbner«
Wieber jurüdgewäljrt werben muffe, fonbern ei
foH nur ,,al« nod) ju bemfelben gehörig" jurüd*
gewährt werben, felbftberftänblid) an ben Ilagen:
ben 8lnfed}tung«bered)tigten, bamit biefer
au« bem gurüdgegebenen fldj befriebige. Dafj
biefet gwed ber SRÜdgeWäljr &u einer 3at)lung an
ben 8Infedjtung»bered)tigten füfjren fann, ift bon
ber Literatur unb Sftedjtfbredjung übereinftimmenb
anerfannt (bgl. Äommentar bon Säger ju § 7).
Der Slnfprudj b<« $aupiinterbenienten ift
gle idjwotjl unbegrünbet unb $war be«t)alb, »eil
bie Abtretung ber SRietforberung an Ärüger &
©djarnberg nidjt anfechtbar ift. SBie in einem
93orbrojeffe einget)enb ausgeführt, Ijat bie ftvau
Sitte bei ber »btretung in ber Slbfidjt get)anbelt,
iljren Gläubigern, mit 81u«fd)luf} bei toaupt-
interbenienten, 2) e düng für itjre ^otberungen
burdt) bie SRieten ju b er fd> äffen. SJejüglid)
be« £auptinterbenienten bat fie angenommen, bog
er für feine au« ber vtipoüief berrüfjrenben
gorberungen genügenbe Dedung in bem @runb=
ftüd habe, ©ie t)at banad) nidjt in ber Slbfidjt
get)anbelt, ben #aubtinterbenienten burd) bie
Slbiretung ber SHietforberungen ju fdjäbigen unb
bamit entfällt bie Slnfed)tung ber Slbtretung. 3m
übrigen fefjlt ei audj an bem 0cadjroei«, haß bie
Umftänbe, weldje ebentueü bie Shifedjtung recb>
fertigen, bem Äläger berannt waren (§ 11 be«
9lnfed)tung«gefe&e«).
15«. e*wtrje»*8tlb tonn nirtjt gcfirbert wrrbrn,
wen« nur «uf «rnob etat* 8rrtriia*pfrl)äUiiifft0 (4. ».
oh« § 018 8. «. *3.) fltfuiflt ift. n»M bann, nenn
bit Klage »uneben and) «nf oujjcrmiruglidie« »e rfd)ulfceii
<«). <S. ». § 828) fltf.uot wirb.
iKofalie Äobbel in Hamburg
gegen
Stbolf (SJerfon in Hamburg.
latbeftanb:
Die im ©efdjäft be« 93eflagten angefteate
Klägerin ift im ©efd)äft«t)aufe eine Trebbe fjerab-
geftürjtunbforbert©cr)aben«erfa|junb©d)merjen«=
gelb, ©ad 8. ©. bat (wegen tonturrierenben eigenen
93erfd)ulben«) nur bie $älfte bei ftlaganfprud)«
für bem ©runbe nad) berechtigt ertlärt. Das
O. 8. @. III berwarf am 18. ^uni 1907 bie
^Berufung be« 93eflagten. Diefer blatte in ^Weiter
Snftanj au«füt)ren Iaffen:
SBcnn bie Älage audj feine gefefclidje 93e--
ftimmung anführe, worauf ber erhobene Slnfbrud)
geftüfct werben fotle, fo fei bodt), ba ein Dienft*
bertjältni« jmifdien ben Parteien beftanben b.abe,
anjuneb,men, ba& it)re ©runblage ber § 61 8 93. ©. 8.
fei. (&et)e man aber bjerbon au«, fo fei ber Slm
fbrud) auf ^aljluncj eine« €>d}merjen«gelbe« uns
begrünbet unb ob^ne Weitere« jurüdjuWeifen, benn
ber § 847 Slbf. 1 pnbe auf ©cb,aben«anfbrüd>e,
bie au« einem «ertrage abgeleitet würben, feine
SlnWenbung. 3n«befonbere feien in bem § Öl 8
Slbf. 8 nur bie §§ 842—846, nidjt aber ber § 847
für entfbredjenb anWenbbar erflärt. ©o fei audj
©euffert'« Slrdjib fflb. 61 pag. 139 JRr. 8 ent=
fc^teben. <&i werbe aber barauf ni$t aufommen,
ba mangel« eine« Serfdjulben« be« 93et(agteu
ber gange Slnfbrud) unbegrünbet fei.
lieber benSlnfbrud) ber Klägerin auf ©djmeraen«^
gelb füb^rt nun ba« 93erufung«gerid)t au«:
(&i ift gwar richtig unb aurfi in ber Med)t=
fbred)ung be« 9L ©. anerfannt (cfr. 3urtftifa?e
2Bocbenfd)riit 1907 pag. 100), ba&, Wo ©djabenö=
erinjj wegen ^öiperberle^ung nur auf ©runb
eine« jwifdjen ben «arteten befteb^eitbenSSertrag«:
berfjältniffe« beanfprudjt Werben fann, ein
Slnfprud; auf ©dbmer^en«gelb nid)t gegeben ift.
%ai gilt in«befonbere audj in bem ,vaUc ber
«erletyung ber einem 2)ienftbered)tigten neun § 618
93. ©. 93. gefefclid) obliegenben 93ertrag8bflid)ten.
Slüein bie Klägerin fann it)rcn Slnfprud; niebt
nur auf § 618 93. ©. 93., fonbern aud) auf ben
§ 823 93. ©. 93. früfeen. Denn Saben unb Sager
bei «eftagten fteb^en ib^rer 93eftimmung nad) nid)t
nur bem 93erfet)r ber bou it)m befd^iftigten Sßet-
fönen, fonbern auet) britten «erfonen offen, bie
mit ihm burd) ein 93errrag«berijältni« nidjt ber>
bunben finb. @r bat feine Sofalitäten alfo aud)
abgefeben bon bem 93ertrage fo einzurichten, ba%
biefe britten «erfonen ungefährdet berfet)ren
fönnen. Der Ümftanb, ba| 93eflagter mit ber
Klägerin aud) in einem 93ertrag«berb^ältni« ftet)t,
fann aber nidjt, Wie anfdjeinenb bie bom 93ef(agten
citierte ©ntfdjcibung be« O. S. ®. 93amberg bei
©euffert'« Slrdjib 93b. 61 pag. 139 annimmt,
bafjin füt)ren, baß feine Haftung ber Klägerin
gegenüber eine minbere ift, Wie gegenüber einem
beliebigen Dritten.
DiliMtititrl ®«,Ug. 5MbM i. «crma«nft«vr U. 8emfp««<t 1 «SS. S5«»«m»0ftl. «Oaftcut Dt. O. « f a n bl I , «imtutg,
tnä »tu 3fb*n* «lar(a) Wt»it, «am»titt.
Digitized by Google
Klo. 43.
253
Ko. 157.
$anfetttifdje ©eriditgscitung.
9Rci6f att.
€tntlred)tltd)e falle.
XXVIII Jahrgang. (40. Solana, ber $anbcl«a,erid)t$-3eitung.)
frei« für b« 3abrg«ng: $«*»t-
a«b «eibtatt »tt Segifter SO A — $tn«tM«tt allein Mit ttegifler 15 X
Beiblatt allein mit Kegifkr 15 A
Wurfes $u<trfaf.
^antbnrg, ben 24. Cfttber.
1907.
3nfialt: (Klara V. C in Rtonffprt a. SR. gegen bie
$o(ijei-$kbörb< in Hamburg. — Subolsb Seelig & Co. in
$rr#bcn gegen tllbert ^obannfen in Hamburg. — Stieb in
$u4tingen gegeu $auunteniel)nter ©. $.3Naj)Iftebt in ©tuljr.
157. «adjbrüfnnfl tnrrf) bie ttiiilgtria|te, ob eine
»tun mit Metbt seit »er ^oti^ei unter jtttwbsliiriii^c
Jfeatrode geftcOt »orben ifl, wenn auf «ufbebung biefer
«crfüfliing gelingt nirk. - Sann foldie ««criSflimn nnr
»nrrti gcaicrbeiiinKtfie #ciidlloitfüon*icbuiia oter ourti biireh
— un&uditige $aublnngen geredptfertigt »erben? —
Mifllrirt) Irno Verbal geviffer «na unten erloficn
£lara 81. in granffurt a. 2R.
gegen
bie Vo f tjet s SBcbörbe in Hamburg.
X a t b e f t a n b :
3)te Klägerin £)at bei betn 8. ©. Hamburg
ftlage erhoben mit bem eintrage, bie Vertagte 511
berurteüen, bajj fte ifjre Verfügung bom 5. SRai
1905 jurüdne^me, burd) meldje bie Klägerin
unter ftttenpolijeilidje ftontrotte gefteHt unb ifjr
»erboten ift, als SJiaffeufe ju annoncieren. 2>a«
8. &. b,at bie Srlage abgeroiefen.
5)o« D. 8. ©. VI berwarf am 2. Suli 1907
bie Verufung ber Älägerin.
©rfinbe:
2BaS junädjft bie Jrage ber SBefugntä beä
©erirfjtä angebt, bie bolijeilidje 58ererf)tigung ju
ber angefodjtcnen Verfügung bom 5. SRai 1905
nadjjuprüfen, burdj meiere bie Vetlagtc bie
Klägerin unter „frrenge ftttenpoli^eilidje Kontrolle"
geftellt I)at, fo ift bem 8. ©. in ber Vejafntng
biefer $taQe unbebentlid) beijuftimmen. Tas
©ibilgeridjt freljt berfetben anber& gegenüber, als
ber ©trafridjter bei ^Beurteilung einer lieber«
tretung gegen bie SrontroQborfdjriften be«
©tr. ®. 83. § 361, 6. ©enn bie VorauSfefcung
für bereu ©trafbarfett ift bie Xatfadje, bafj bie
betreffenbe 23eib«berfon toegen gewerbsmäßiger
Ungurfjt einer bolijeilidjen Sluffidjt unterteilt ift,
nid)t aber, ob bie VoIi$et pe mit SRedjt einer
folgen SXuffirfjt unterteilt bat- SBabrenb ben
©rrafgeritfjtett baljer nad) biefer Stiftung jebe
Scarfjbrüfung eutjogen ift (bgl. #anf. D. 8. ©.
bom 29. 3uni 1899, Vogt--$?od)'fdje ©ammlung
1898,1903 ©. 8), unterliegt bei ber nad) §24
SIbf. 2 bes Vcrbältniögefe&cS juläffigen Älage
megen angcblirfjer SBcrlefcung bon ^ribatrerfjten
burrf) Verfügungen ober SRa®eln bon JBer?
maltungdbetjörben in erfter Sinie notmeubig bie
grage narfj ber 93ererf)tigung ju bem
fjicr ^weifeHofen eingriffe in bic $ribat =
red)täfb^are ber Klägerin ber g e r i dj t =
I i dj e n Cognition unb jwar nid)t nur in
^Betreff ber ©tettung unter Kontrolle überhaupt,
tute ba* 8. ©. annimmt, fonbern aud) in Sietreff
bei ferneren im Stnfdjlufj baran ber Klägerin
eröffneten Serbot« sub ö ber Verfügung bom 5. äßai
1905: „bafe fte ferner nidjt annoncieren bürfe".
9?un fann an ber allgemeinen SBefugniä ber
Hamburger Volijeibefjörben, SBeibsiberfonen wegen
getoerbärnä^iger Unjud)t unter fittenbolijeilid)e
8lufjtd)t ju ftellen, mie bas 8. ©. in Ueberein^
Digitized by Google
254
Ho. 157.
frimmung mit bem fdjon angeführten Urteile beS
£anf. D. 2. ©. Bom 29. $uni 1899, 8ogt*Stod)'fdje
©ammlung neue golge ©. 6 ff.) jutreffenb au«=
geführt ^at, nidjt gezweifelt Werben. S)iefeS
Stecht folgt $war nid)t au« § 361, 6 Str.®.».,
Welcher ein foldjeS nid)t fowohl Beriete}!, als
Btetmehr nadj 3Raßgabe ber SanbeSgefefce BorauS=
fefct. S6er biefeS SRce^t ift, Wie ba£ Urteil bei
§anf. D. S. ©. in $anf. ©er.*3tg. 1888 »eibl.
9tr. 105 bereit« ausgeführt h°t» ein feit SllterS
in Hamburg in anerfannter ©eltung beftehenbeS
Siecht ber besagten 99et)örbe. ©Bentuetl ift bem
ÜJotberridjter unb bem Urteil biefeS ©eridjts
Born 29. Quni 1899 aud) barin beistimmen,
baß aud) in Hamburg bie SBefugni« ber Sol^ei
jur SBertjängung ber fittenJ)oli$eilid)en 91uffid)t
über 2BeibSBerfonen Wegen gewerbsmäßiger Un*
judjt belegen als beftehenb anjuerfennen ift,
weil fie ber allgemeinen, ber Sßolijei gegebenen
■UincfitbefugniS entforingt, im öffentlichen Sntcrcffe
baS Allgemeinwohl unb baS 2Bob,l ber einzelnen j
SBürger bebrot)enbe ©efatjren $u Oerhüten unb i
ju befeitigen. 3)iefe SRaehtbefugniS ift bereit« in
ber f)amburgiftf>en JBerorbnung betr. bie ©renken
bei VolijeiamtS u. f. tu. Born 8./9. 3uni 1826
(SBulff S9b. I ©. 135 Slnm. 7) gefefrlid)e 3ln=
ertennung gefunben unb Wirb weiter BorauSgefefct
in § 17 beS VerhältniSgefe&eS Born 30. Slüril 1869,
wo bie jur Un$ud)tSfontrolIe erlaffenen 58or=
fdjriften gegen foldje Verfonen, „bie unter be-
fonberer auffidjt ber Voliaei&et)örbe ftehen",
auSbrüdlid) ermähnt werben. SluS ber Aufhebung
biefeS ©efefoes unb bomit bei § 17 rit. burd)
§ 33 bee neuen 93ert)ältnKigeie&cS Born 23. SlBril
1879 barf feinesWegö etwa auf eine geiefclicbe
^Beteiligung jener bort oorauägefefcten ^oli^ei-
befugnis gefd)loffen werben. Sie 93efeitigung
jener bie ivomBetenj ber Voliäeibebörbe jur
Sierf)ängung Bon ©trafen für Uebcrtretung ber
SlontroIlBorfrfjriften regelnben 9Jorfd)rifr f>at
Bielmerjr lebiglid) batin ihren ©runb (Bgl. baS
cit. Urteil Born 29. 3uni 1899), weil § 4 beS
neuen SerhältniSge fr*e« im £inblid auf §§ 4^3 ff.
ber berjeit befteljenben SReidjö - ©trafBrojcjj;
orbuung Born 1. Jcbruar 1877 ber s43olijci gan$
allgemein für alle Uebertretungcn ©trafuer*
fiigungegewalt einräumte.
%\e bemnad) aud) in Hamburg ber ^olijei*
gewalt ^uftebenbe SJcfugnis, „23eib*uerfonen
Wegen gewerbsmäßiger Un$ud)t einer Bolijcilictjen
Sufftdjt" ju unterteilen, befdjränft fidj nad)
hiefigem 5Red)t fo Wenig Wie im ©inne bei
§ 361,6 ©tr. ©. 93. auf gewerbsmäßige
SBeif chtafsoolljiehung, fonbern umfaßt, wie
Üt. ©. II. ©tr. Bom 15. 9loBember 1904 in
®ntfd)eibungen ®b. 37 9ir. 98 ©. 303 ff. an ber
$anb ber SKotioe ausgeführt hat, „aüe ben
Slnforberungen oon gudjt unb ©itte juwiber^
laufenben, bie ©rregung oberSefriebigung menfdj»
lid)er ©efdjledjtSluft bejwedenben ^anblungen im
SJerfehr mebrerer $erfonen miteinanber" ; in«:
befonbere aud) ben ^aß, „wenn bie SBeibSBerfon
in anberer ÜBeife jum 3wede ber (Erregung
ober »efriebigung frember ©efd)led)t«luft ihren
Äöroer benu^t ober benutyen läßt".
S)aß aber in biefem weiteren ©inne bie
Klägerin fid) oor Unterfteüung unter ©üteu*
lontrode ber gewerbsmäßigen Unjudjt fdjulbig
gemadjt hotte, ift Bom S. ©. mit Boüem 5Red)t
für erwiefen erachtet. @iner weiteren Vernehmung
berjenigen ^erfonen, bei Weldjer fie ju Bers
fdjiebenen SlÄalen burd) ihtc SRaffage
©amenerguß ^erttorgerufen unb biete
SBirfung ihrer Hantierung wahrgenommen bot,
bebarf eS nad) ben eigenen ©rflärungen ber
Klägerin unb ben jeugeneibltdjen SluSfagen Bon
X unb % nid)t mehr.
2>nrauS ergibt fid) bie Uttbegrünbethett ber
Älage in ihrer 9iid)tung auf fRüdnahme ber
©teßung unter Bolijeiliche 9luffid)t ohne weitereä.
3)affelbe muß aber aud) gegenüber bem sab 5
ber ber mel)rgebad)ten ^olijeioerfügung Bom
5. 3Rai 1905 eröffneten Verbot, ferner ju
annoncieren, gelten. 9BaS mit biefem Ser-
bote gemeint war, ergibt fid) auS ben oorauf;
gegangenen Verbanblungen mit ber Älägerin
unjWeibeutig. 5)urd) beren Borliegenbe Slnnonce in
hiepgen «lottern wie: „©laire V . . VibrationS«
SKaffage, üüianicure" u. f. w., bie in ihrer
franjöfiereuben ^orm ber Veflagteu natürlich
auffallen mußten, bie aber, Wie erwiefen, aud)
im Vublifum aufgefallen finb unb Bielfad)
Herren angelodt haben, fliehte bie Klägerin fid)
unb ihr wie nad)gcwiefeu ber gewerbsmäßigen
Unjud)t bienenbeä ©ewerbe befanut ju machen,
um e« jWeifeOo« ju bcmfclben 3wcde weiter ju
betreiben. 3>amtt djarafterifieren fid) biefe
Annoncen felbftBerftänblidi al« birette 3)iittel ju
Digitized by Google
bem (Srfolge, ben bie Volijei im öffentlichen
ftttlicben unb gefunbbeitlicben ^ntereffe oerbhibern
unb unterbrächen wollte unb burfte. 3>emjufolge
ift ba« Verbot an bie Klägerin, if>r bem Unzucht«*
betriebe bienenbe« ©emerbe fernerbin überhaupt
$a annoncieren, eine ber SJiafjnabmen, Welche in
ben allgemeinen Vorfcbriften ber Hamburger
Sßolijeibebörbe üom 2. Dftober 1902 § 1 sub 1
ben ÄontroDbirnen jur ^Befolgung aufgegeben
ftnb, wo e« ^eißt : „desgleichen haben fie auch
allen anberen, ntrt)t in bicfen Vorfdjriften auf-
geführten, aber an fte im Sntereffe ber £anb:
babung ber ©ittenpolijei ergangenen ©eboten
ober Verboten ber Sßolijeibebörbe $oIge ju
leiften". 811* folcbe* im 3ntcreffc btv $anb*
babung ber ©ittenpoliaei unb bejW. jur Ver=
binberung bei ber Klägerin narfjgewiefenen
gewerbsmäßigen Unjucbtbetriebe« erlaffene« Ver»
bot, erscheint ba« Verbot, ju annoncieren, ofme
weitere« berechtigt. 3)a« angefochtene Urteil ift
baber burebau« gerechtfertigt.
158. $ie Segrinbung einer SBiberfiage auf G. C
§ HU ift uid|t gnliffig. wenn e* fi<fe um btu auofdjli(6lirt)eit
Ö»crid}t«f«nb be« § 879 (£. f. C b,«nbelt. - 3>«0 ift
aber ntd|t ber ftn», wen» Silage unb SHberKage auf
«ernrieitnng »nr Einwilligung in bie Erfttbung eine*
.SwangijuolliirtrfHUB^filtlfc« gerietet finb. — (fine fold)e
«lade ift aber vrojeffnal unjuläfjift, wenn nid)t ba«
§§ 827 nnb 872 fg. C. C gearbnete «erteilnng«.
urrfatircii ctngclri tc t Warben ift.
SRubolpb ©eelig & ©o. in 3)re«ben
gegen
SJlbcrt Sjobannfen in Hamburg.
Zatbeftanb:
Klägerin ift ©efüonarin ©öntber'«, ber am
27. Dftober 1W3 bei 9Bwe. Vlümacber wegen einer
ftorberung oon 125000 X hat pfänben laffen.
Vctlagter hat wegen 2000 X am 5. SRot-. 1903
im Slnfcfjlufj gepfänbet. S'er ©rlö« ift wegen
©infteüung ber erfteren 3wang«toollftredung
hinterlegt Worben. Klägerin hat &u«februng be«
@rlöfc« bei bet 4?interlegung«ftelte beantragt,
bem hat Veflagter wiberfproeben. Stenn ift auf
Erteilung ber (Einwilligung am 3Bobnfl& be«
Veflagten geflagt. Vertagter bat SbWetfung
beantragt unb WiberKagenb Vefugung $u fein:
feitiger ©rhebung be« ©rlöfe«. @r hält bie
frühere Vfänbung au« fyex nicht intereffterenben
©rünben für un3ulä)fig.
255
No. 157-158.
5)a« 8. @. ©. St. VII hat beibe «lagen
Wegen Unjuftänbigfeit bei (Bericht« am 11. 3uli 1
1906 abgewiefen. S)ie Verufung bei Vertagten
ift öom D. 8. @. m am 7. aßärj 1907 uermorfen
Worben nur unter SBeglaffung ber SBorte „wegen
Unjuftänbigfeit bei ©ericht«".
©rünbe:
S)a« 8. ©. hat bie Älage unb bie SBiberflage
I wegen llnjuftänbigleit be« ©ericht«
abgewiefen. ftlägerin hat feine Verufung
eingelegt. Ob bie 3uftänbigfeit be« b>tffl«n
©ericht« für bie Älage begrünbet War, ift baher
nicht ju erörtern. SfbWeicbenb öon ber Vorinftana
bejaht aber biefe 3nftan3 bie $rage, ob ba«
hieftge ©ericht für bie ©ntfebeibung über bie
SSiberdage juftänbig war unb ^war nach
5Dia§gabe be« § 33 9bf. 1 6. D. 3)ie Ätage
Oerlangte bie Verurteilung bei SBeflagten jjur
©inwiüigung in bie Sluftiahlung bei hinterlegten
fßfanberlöfe« an bie Klägerin; mit biefem Sln^
fpruche ftanb aber ber mit ber SBibertlage r»er=
folgte ©egenanfpruch be« Vertagten auf SSefugung
jur (Erhebung jene« ©rlbfe« im rechtlichen 3u-
fnmmenbang, fo bog ba« ©ericht ber ftlage für
bie SBibertlage guftänbig War. 3)er Umftanb,
bag bie Älage bei einem ©ericht erhoben ift,
beffen Unauftanbigfeit jefet recht«fraftig feftfteht,
oermag baran nicht« ju anbern. ©« hanbelt
ftaj auch nicht um einen ^aü be« ^Weiten Slfefn^cs
bei § 33. ©o wie bie SSiberflage erhoben ift,
läßt fich nicht fagen, ber Seflagte habe eine «läge
nach §§ 8'9 <S. S. O. ober fonft eine Älage er*
| h°ben, für Welche ein audfcbliefjlicber ©ericht«-
ftanb begrünbet war. ©eim ^et>len biefer Vorau««
fe^ung tonnte aber bie SBibertlage gemafj § 12
H. $. D. bei bem tjiefigen ©ericht erhoben Werben,
bei welchem bie Klägerin ihren allgemeinen
©eriebt«ftanb hat.
dagegen ift auch biefe 3"ftanj, infoweit
übercinftimmenb mit bem 8. ©., ber SReinung,
baß bie SBibertlage projeffual nicht julöfftg ift.
S)ie 3toan8*B°ßftrC(*unfl 9p8cn 5ra" SBIümacher
fd)h>ebt noch- ^ ©ericht«boüaieher hat ben
ffirlö« ber gepfänbeten ©adhen bei ber lanbe«:
gefe^lich toorgefchriebenen ^interlegungafteHe
hinterlegt unb jWar ift biefe Hinterlegung, unter
[ au«brürf(ichem ^inWei« auf bie SBeftimmung im
1 § S27 6. % D. erfolgt, fflare le&tere« aber auch
Digitized by Google
256
No. 158-159.
nicht gcfdjehen, fonbern hätte ber @erid)t«botl:
jietjcr, hüe er bie« bem Vertreter bei SSeffagte n
mitgeteilt b>t, ben ©rlö« allein mit 9tüdfidjt auf
ben in ©achen Vlümad)er gegen HQhn unb ©üntljer
erlaffenen geridjtlid)en @infteü*ung«befd)luj} hinten
legt, fo würbe baburd) nid)t« geänbert (bgl. über
bie guläffigfeit foldjer Hinterlegung 3uriitifd)e
SBodjenfärift 1899 ©. 79 9ir. 20). ©ntfdjeibenb ift,
bafj ber ©rlö« ben ©laubigem nidjt auSgefeljrt,
fonbern hinterlegt ift, bie StbangÄbotlftrecfung
alfo nod) nicät ihr ®nbe erreicht t)at. $n tiefem
©tabium bei Verfahren« ift aber eine ftlage ber
einzelnen Vfanbgläubiger auf SluSfefjrung bei
(SrlöfeS bon ber Vrojejjorbnung nidjl jugelaffen.
Vielmehr ift bai Verfahren bom ©efefce (§§ 827,
872 ff. ©. V- DJ fo geregelt toorben, bafj aunadjft
ber ©eridjtebotlaieher bie ©ad)lage unter Vet*
fügung ber auf ba« Verfahren ftd) be^ietjenben
Sdjriftftüde bem Vollftredung«gerid)t anzeigen
unb bafj alöbnnn bai Votlftredung«gerid)t Don
3lmt«n)cgen ba« Vcrteilung«berfahren ein--
juleiten hflt Tic gcfc|jlid)en Vorau«fcfcungen
eine« fold)en liegen tner bor; ber ©rlö« ift jur
Tiedung ber gorberungen ber burd) Slbtretung
an bie ©teile be« erftpfänbenben ©laubiger«
©fintier getretenen ftlägerin unb bei Veflagten,
welcher biefelben ©achen im Slnfchlufj gepfanbet
hat, nid)t au«reid)cnb unb ber Vertagte bedangt,
roie ftd) aus feiner SBibcrflage ergibt, ohne 3u*
ftimmung ber übrigen beteiligten ©laubiger eine
anbere Verteilung al« nach ber 9icibenfolgc ber
Vfänbungen. Sie Einleitung bei Verteilung«*
herfahren« mu& alfo erfolgen. Ob ei ba$u nod)
eine« bem VollftredungSgericfjt gegenüber ju er*
flärenben formellen 5Biberfprud)S bcS Veflagten,
meldjer anfdjeincnb bisher nidjt erfolgt ift, bebürfen
mirb, ift b>r nid)t ju erörtern. SlnberS ali im
VerteilungSberfaljren fann ber Vertagte fein 91edjt
auf ben iSrlö« ber Vfänber überhaupt nid)t geltcnb
machen. Sie ©rfjebung einer 2Biberfprud)«flage
nad) § H7K g, V- D., für melcbe bai im § *79
bezeichnete ©eridjt gemäß § 802 ausfchliefjlid)
juftänbig ift, ift bem fpateren Verfahren bor=
behalten. Tue jefct erbobene ftlage mußte batjer
als projcffual unjuläffig abgetoiefen Serben,
fo baß im Tenor bc-- angefod)tenen Urteils bie
Söorte „tocgen lln^uftänbigfeit bei ©cricrjtö" f)tn=
fidjtlid) ber 28ibcrflagc in ÜBegfaH fommen müffen.
158. ©er Inn bie ^crlfetnng ber Soften eine* fd)iebf •
arri^tlidie« Serfafcrea« parjuntbuta, ba« Sd)ieb#fleri4t
felbft aber ba« i'aabfltrid)t, bti a>tld)tm ba« SaUftutfHuge*
urteil beantragt »irb?
H- ©ridj in §urf)tingen
gegen
Bauunternehmer H- 3). äJtafjlftebt in ©tutjr.
T a t b e ft a n b :
T>er »eflagte ift burdj ©djiebdfprudj bom
19. 3uli 1905 berurteilt, bem Äläger 900 Ji. ju
jaulen unb bie ^älfte ber jitoften be& ©d)ieb«:
geridjt«berfahrend ju tragen. 3U biefem ©djiebd:
fpruo^ ift ba« VoUftredungäurteil ergangen. 5>er
Äläßer b,at bei bem Vrojejjgericbt, ba« ba«
Vollftredungäutteil erlaffen hat, beantragt, bie
©dueb«gericb/t*foften feft^ufe^en.
Sa« £. ©. Bremen 6. Ä. IU hat am 14. «Kai
1907 ben Slntrag toegen Unjuftänbigfeit bertoorfen.
$a« O. S. ©. VI hat am 13. Sunt 1907
bie batoiber erhobene Befduuerbe bermorfen.
©rünbe:
$n melcher SBeife bie Höften be« fdueb«-
richterlichen Verfahren« feft$ufe$en ftnb, »nenn,
tuie hier, eine Vartei burd) ben beftätigten ©dneb«:
fprurfi jur Tragung biefer 51'often berurteilt ift,
ift frreitig. S)a« erfenneube ©ericht ftimmt bem
8. ©. barin ju, baß bai VrojeBgerid)t auf ©runb
bon § 104 (5. V. O. baju nicht berufen ift (©rrud=
mann tfc Äod) 8. 9lufl., ©• % O. § 1040 9ir. 2,
©euffert 9. «ufl., £. V. O. § 1042 Dir. 1, (Sohn
bei ©rudjot 40, 5*4, ^ur. aBodjenfchr. 1905, 25,
SJ. ©. Hamburg in Hanf, ©er.^tg. ©eibl. 1905
9fr. 24, abmeidjenb. St. ©. in Verl. VI. f. 91. 2, 53;
(!, Kti, 0. ü. ©. Vofen in 9tfpr. 3, 437, D. ©.
Äiel in 9tfpr. 11, 191). T>enn ju ben tyxotfb-
foften im ©inne bon § 104 «bf. 1 ©. V- O-
gehören bie ftoften bei fthiebörichterlitheu Ver*
fahren« nicht. Tue Jeftfe^ung biefer ftoften toirb
bielmehr nod) bem ©d}ieb«gerid)t obliegen
ali ein Teil feiner Slufgabe, über bie Soften bei
fdueb*gerid)tlid)en Verfahren« überhaupt ju ent-
fdjeiben (Veterfen unb Singer 4. Hüft, 6. V 0.
§ 104 3lt. 4, Surift. 2Bod)enfd)r. 1905 9ir. 25).
^n«befonbere ift unbegrürtbet, bafe mit ber 9£ieber:
legung be« ©d)ieb«fprud)« „bie fd)ieb«rid)terlid)en
^unftionen" aufgehört hätten (fo ©aupp = ©tetn
5. Slufl-, (5. V- 0- § 1042 9tr. 1,0.*. ©. Vofen
in 9tfpr. 3, 437, S. ©. Hamburg in Hanf. ©er.=
Stfl. Vcibl. 1905 9ir. 24). Tin« ©d)icb«gerid)t
hat in 9lnfchung ber ftoften be« fd)ieb«richterlid)en
Verfahren« bisher nur über ben ©runb be«
?lnfprud)« ber Varteien entfdjieben; bie ®nt;
fdjeibung über bie Höhe fteht nod) au« (über
bie 2Birfung ber ©ntfeheibung im Verhältni« ber
Varteien ju ben ©d)ieb«rid)tern, bgl. 9i. ©. in
9ted)tfpr. 13, 243).
CiiiDtiimtl
$«rmanniltaii* U. ÄtrnfrreitKT I 6S5. «(raimcrtt. S
Dr. C. « r a n t ) I , «Mibnrfl.
Digitized by Google
Ho 44.
257
No. l«o.
$et6rait.
ÄioUrtdjtliilie fälle.
XXV III Jahrgang. (40. Sa&rgang bec $anbelSgerid)t8-3cthmg.)
frei« für ken ^atrgang: $auyt- nah SctbUtt ait Wc||ifteT 20 X — $an»tblatt altin mit Sifflifler 15 JN»
Beiblatt ■Ott« mit Ktgifter 1» Jt
^Kerfes Quartal. Hamburg, ben 31. Oftober. 1907.
Indult: 3. 8. SB. QSdmann in Hamburg gegen Rrou
Ä. $armfen, flfb. 9lrb,lfen in $aniburg. — Huna in
fieipjfg gegen ben prattiidjen SUjt Dr. 31. 9). in $amburg. —
Sranft Uttnfe in Songen^pm gegen IBictoc $omptalt in
Hamburg. — 6b. Xrmedu* & Büber« in Hamburg gegen
Ob.mftebt de $(3get in Hornburg.
160. SBBirfnag be t (Miertrennunginertrüge in Hamburg
fltgcnibtr dritten. — $amburgifib,c« ©uterftanb*gtfeb.
bin 1809 § 8 neb § 5. — 3ft ker int § 6 i* ©nnfttn
btr (»genannten Sarglaubiger gemachte gorbtbalt fftr aar
1000 abgefftOffest ®uttrtrtnnuage»ertrigt au* fir bie
im § 8 bcftanktlten nad) 1000 ßbgrfttjlofi enen Strtragt
mnggebenk? — $aftet kie (Slyefrau, meldte nad) 1IMH)
(Dutcrtrenunag vereinbart, einem (gläubiger, fceffen gor«
bcrimg nad) 1000 tutftanbtn ift, nur mit ken i|r jugcltilten
9crmi>ctrtuMt&(!ett aker and) mit kcm)enigtu, Vati fit nad»
ker ©ötertreunnng ermarfctn bat unk mal ob,ne kitfe
e<imt|HtdbtfMuktell gemarken »üre? — 3»l»ffi| «f* *l»<
Ringe |t|tn kit Cftefrau auf Salbung ker £»angft<
»otlftretfnng in ka« jur gelt ker Otötertrenunng »ark,aakene
Samtgut, fomrit t* bti ktr (ButeranSeinankerfeipuag ifjr
juge teilt ifr.
3. S. SB. SBödmann in Hornburg
gegen
3frau #armfen, geb. SRetjlfen in Hamburg.
Xatbeftanb:
Stläger bat gegen ben ©bemann bec üBcflagten
Stauf mann am 23. «Wai 1905 ein red)tS; j
Iräftig gemorbencä Urteil erluirft unb bat bnrouö
wegen 426 JL $aubtforberung unb 220 j& Soften
bergeblid) bfänben Iaffen. $ie «eHagte bot mit
il)rem äRomie Don 1880 bi$ 20. «Hobcmbcr 1900
in bamburgtfdjer ©fitergemeinfdjaft gelebt, bann
©fitertrennung eintragen laffen unb biefe Trennung
ift fo »oCjogen Warben, bajj i$r ein Slnfbrud) auf
IRüdfauf gewiffer fdjon 1893 einem SJerWanbtcn
S3o& übertragener SWobilten für 1500 M. 311*
geteilt Warb.
Stläger bat S)ejember 1906 gegen bie betlagte
©befrau auf gabtung bon 040 M. unb cbentuell
auf Stalbung ber 3WangabolIftredung in bie
früher gutn ©efamtgut gebötigen ©egenfiänbe
geflagt. $n Weiterer ©bentualität toarb ber
Stlagantrag auf ©rteilung ber SBoQff redungäflciufel
gegen bie Seflagte geridjtet. liefen Antragen
bat baS 8. ©. <£. St. III am 7. ftebruar 1907
entfprod)en in ber ftrorm: „bie ^loang^bonftrcdutig
in biejenigen Ißetmögcndftfide ju bulbcn, »ueldje,
roenn ber ©beöertrag nia^t gefa^loffcu luärc, juni
ebelia^en ©amtgute gebören würben." ©n<$
D. S. ©. III berwarf am 13. 3uli 1907 btc
Berufung im übrigen unb betutteilte Söeflagtc
nur jitr 3)ulbung ber 3n,on0^°aftredung in
ben ibr bei ber ©ütertrennung juerteilten Mn^
fbrudj gegenüber SSofe.
© r ü n b e :
%ai S. ®. bot beu auf 3atjlung gerirt)teteu
j .^aubtantrag abgeloicfen. %k\e ©ntfdjcibung ift,
ba bom Stläger feine iBcrufung eingelegt ift, in
9ted)tsfraft übergangen unb bai J8erufung#gerid)t
bat T«d) mit ibr nidjt ju befaffen. %ai S. ©.
bat aber, menn i>a$ aud) in feinen ©tfiuben nidjt
Digitized by Google
258
No. 10O.
flot gefaßt wirb, offenbar angenommen, bafj bie
SJerurteilung jur 2) u l b u n g ber£wang« =
bollftreclung in biejenigen Vermögen«»
ftüde, Welche, wenn ber (Ehebcrtrag nid)t
gefdjloffen toäre, jum ehelichen Samt =
gut gehören Würben, gegenüber bem £aubt=
antrage ber ftlage ein minus barftelle unb hat
bemgemäf} ertannt; anbernfatl« märe überhaupt
nidjt berftänblict), wie ba« ©erirfjt baju gelangen
tonnte, fo wie gefdjehen ju erfennen, obwohl
biefe Verurteilung über bie ttom Äläger gestellten
#ülf«anträge f)inau$ging unb mit bem $autot=
autrage nicht übereinftimmte. €)b in ber %at
ein minus gegenüber ber aBgcmein auf ^aljlung
gerichteten &aubtf(age borlag unb ferner, ob ba«
lanbgeridjtliche Urteil nicr)t aufjerbem an bem
SRanget leibet, bafj bie ffintfdjetbung biel ju
unbestimmt unb bafjer einer Votlftrecfung
nicht fähig ift, fann zweifelhaft fein; bie $rage
fann aber auf fich, berufen, Weil bie Sntfcfjeibung
in jebem gaHe au« materiellen ©rünben nirfjt
ju rechtfertigen ift.
Unftreitig hanbelt e« fidj um eine beim
^nfrafttreten be«93.©.93. beftet)eube hamburgifdt)e
®lje, auf beren ©üterftanb nach § 1 be« ^atn-
burgifdjen ©üterftanb«gefefceS bie 9}orfcf)riften ber
Sleicl)«gefebe über allgemeine ©ütergetneinfdt)aft
{§§ 1437 bis 1518 93. ©. 93.) «nwenbung finben,
foWeit uidjt in jenem hamburgifchen ©efefee ein
»nbere« beftimmt ift. 3)iefe« ©efefe unter*
frfjeibet jWifa^en (Eheberträgcn, weldje bor bem
1. Januar 1900 unb folgen, Welche f bat er
gefdjlofTen ftnb. %üt bie erfteren b e ft i m m t
§ 5, ba& fic dritten gegenübet jWar, Wenn fie in
ba« ©üterred)t«regifter eingetragen ftnb, Wirffam
Werben, bafj aber au« if}nen feine ©inwenbungen
hergeleitet Werben fönnen gegenüber ben fog.
93orgläubigern (ju bgl. 93itter, hamburgifdje
9lu*führung*gefe$e (1900) S. 67 Slote XXX), b. h-
ben ©laubigem au« einem bor ber Eintragung
entftanbenen Snfbrud) ober au« einem Urteil,
bai über einen bor ber (Eintragung rechtshängig
geworbenen Slnfpruclj entfeheibet. $üt bie nach
bem ^nfrafttreten bei ©efcjjc« gefchloffenen Gf;c=
bertrflge Wirb bagegen im § 3 nur beftimmt, ba&
fic dritten gegenüber, wenn bie (Eintragung erfolgt
ift, wirffam Werben, olme bafj ju ©unften ber
Siorgläubiger eine 9luvSiifll)tiic gemacht Wirb, 9kibc
9iaragrabl)cu beibanten iljie (Sntftehuug einem
Ibon ber 93firgerfchnft angenommenen Antrage
bon Dr. »DJab, unb ©enoffen (ber fog. Suriften*
I Äommiffion), welchem ber Senat — mit einer
hier nicht in 93etracljt fommenben Slbanbcrung —
jugeftimmt hat.
S)a« S. ©. hat geglaubt, au« ffleu&erungen,
Welche bei ber 93eratung bei ©efefce« in ber
93ürgerfcf)aft gefallen ftnb, fchliegen ju foden, bajü
ber in § 5 ju ©unften ber 93orglaubiger gemachte
»orbehalt auch für ben § 3 be« ©efefce« gelten
fodte. So gelangt e« ju bem (Ergebnis, bafj bie
93eflagte, obwohl fie nadj^nfrafttretenbe« ©efefce«
mit ihrem Sftannc ©ütertrenuung Vereinbart hat
unb obwohl bie Slnfbrüche bei Kläger« nach
3nfrafttreten bei ©efefce« entftanben finb, biefem
boch nicht allein mit bem ihr bei ber ©ütertrennung
jugewiefenen Xeil bei bamal« borhanbenen Samt:
gut«, fonbern auch mit bemjenigen hafte,
Wa« fie nad) ber ©ütertrennung erworben
hat unb Wa£ ohne biefe 93eftanbteil bei
Samtgut« geworben Wäre, ©ein bennag
biefe 3nftanj nicht beijutreten. $>ie bem Senat«=
entWurf beigegebene 93egrünbung Wie bie 93e*
ratungen in ber 93ürgerfd)aft — bgl. in«befonbere
bie bei ber allgemeinen Beratung bon Dr. SBolfffon
gemachten SleuSerungen S. 423 ber ftenogra*
bhifc^en Berichte — laffen erlennen, bag bei
beiben gefefegebenben graltoren barüber Älarheit
beftanb, ba& naa^ SReidh«recht («rt. 200 «bf. 2
bei @inf.-©ef.) bom 1. Januar 1900 ab aurl)
für bie alten ®hen eine nach bem früheren
hamburgifchen Siecht unjuläfftge bertrag«mägige
Siegelung bei ©üterftanbe« nach 3Ka6gabe ber
näheren 93orfdhriften ber §§ 1432—1436 93. ©. 93.
jugelaffen War. 2)arau« ergab fich mit 9?ot=
Wenbigfeit eine berfchiebenartige 93ehanblung ber
bor unb nact) bem 9[n(rafttreten be« ©efefte«
gefchloffenen @hcuerträge. gür bie erfteren
hatte bie Sanbe«gefe^gebung böllig freie
$aub unb lonnte, in Anlehnung an ba« frühere
Siecht unter tunlidjfter Slüclftchtnahme auf WohU
erworbene Siechte britter ©laubiger, bie 9Birfungen
jener Verträge fo, Wie im § 5 bei ©efefre«
gefchehen, in faßlicher Slbweidning bon ben reicb>
gefe^lichen 93eftimmungen regeln.
dagegen würbe e« erheblichen 93ebenfen
unterlegen haben, ob bie £anbe«gefefegebung
befugt geWefen wäre, auch hinRd)tlich ber
nach 1. Januar 15)00 gefchloffenen ©hebcrtiäge
Digitized by Google
unb aumal mit Sejug auf Slnfbrüdje
dritter, Weldje erft unter ber .§errfdjaft be*
neuen 9ted)t* entfranben Waren, eine beut § 5
entfbredjcnbe Diegelung eintreten ju (äffen. 9Jcan
begnügte fiel) be*t)alb bamit, bie SBirffamfeit
folcfjer Verträge dritten gegenüber bon beren
^ubliaität abhängig ju madjen. §icr*
über, fowie über bie 3u^fH0'c*t uno 3&>ed=
mäfjigfeit einer folgen Siegelung würbe in ber
Einjclberatung in ber 93ürgerfd)aft ju ben §§ 3
unb 5 bei ©efefce* eingetjenb bertjanbelt. 3n
ben ganzen 53erljanblungen finb aber bon feiner
©cite SIeu&erungen gefallen, welche in bem ©inn
berwertet Werben fönnten, bajj bie SBürgerfdjaft,
Wie bai S. ©. bie« annimmt, auf bem ©tanbbunft
geftanben tjabe, ba& bie bte SBirfungen ber 93er:
träge dritten gegenüber, abgefetjeu bon bem
Erforberni* ' ber Eintragung, einfdjränfenben
«eftiinmungen bei § 5 nud) fßr bie gaue bei
§ 3 ©eltung Ijabcn füllten. Snran, bafe bie grau
in ben fällen bei § 3 ben SJorgläubigeru aud)
mit bem narfj ber Eintragung Erworbenen
tjnften folle, ift firf)er bon feiner Seite gebadjt
Worben. ©ie im Urteil mitgeteilten Slcufjerungen
angefetjener SRitgliebcr ber SBürgerfdjaft bieten
bafür nidjt ben gcringften Slnljalr. 9hir fobiel
tft richtig, bafj bei ber Beratung auf bie grunb*
föfclidje 23erfdnebent)eit in ber 93et)anblung ber
bor unb nad) bem ^nfrafttreten be* ©efefee*
gefdjloffenen Verträge nidjt auSbrüdlidj t)ins
geWiefcn worben ift; bai mar aber nidjt befremb-
(ief), ba jener ©cgenfafe fid) au* ber Formulierung
be* Slntrag* für 3eocrn,flnn bot> felbft ergab.
SBcnn bai S.©. bie 23credjtigung feiner SBuf*
faffung bann nod) au* bem bai Verfahren bei ber
Eintragung regelnben Slbf. 2 bei § f> ableitet,
ba biefer feinem ^»tljalte nad) audj in ben gälten
bei § 3 9(nmenbung fitibe, fo überfielt ei, baß
für lefeterc gäüc bie Slufnatjme einer bem Slbf. 2
entfprecfjcnben SBeftimmung entbehrlich h>ar,
Weil für fie bie SBeftimmungen ber 9teid)*gcfcfcc
(§ 1561 ff. Sö. ©. 93.) unmittelbar jur SMnWenbung
fommen, bgl. aud) bie ftenogrnbt}ifd>eu SBcridjte
ber 83ürgerfd)aft ©. 432, 433.
$iefc 3nfran3 flber Leiter ber Slnfidjt,
bafj ber SBortlaut bei § 3 bei ©efefce* fo flar
ijt, ba& ei Weber crforbcrlidj nod) juläffig erfdjeint,
auf feine Entfteljung*gefd)icr)tc ober auf Er= i
Wägungen allgemeiner Slrt ^urüd^ugreifen, um I
259_
ITo. T«0.
feinen ©inn ju ermitteln. 3t)n f° auflegen Wie
ba* 8. ©. miC, Ijei&t in ba« ©efefc etwa* tjineut*
tragen, Wa* nidjt barin ftetjt. E* fagt gan^
beutUdj, bafj ber nadj 1. Januar 1900 gefdjloffene
ffi^ebertrag, hienn nur bte Eintragung
erfolgt ift, dritten gegenüber toirffam
fein f o Ii. „dritte" ftnb aber alle dritte,
aud) bie fog. Sorgläubiger; nur ift felbftberftänb=
lid) unb brauchte beifyalb im ©efefe nie^t befonber«
au«gefbroc§en ju werben, ba& bie ©irfung be*
Vertrages nadj Slufjen erft mit beffen Eintragung
beginnt, ^at, toie im bor liegen ben %aüe,
bii bab,in allgemeine ©ütergemeinfdjaft beftanben,
fo betoirft beren aufb^ebung nur, ba& bie ©laubiger
bei SRnnneö fidj an baßjcnige, toai bie grau
nad) ber Eintragung erwirbt, nidjt galten
fönnen; nidjt audj, bag bai ^ur Sc'f oer @>":
tragung bereits bürb^anbene ©efamtgut, ba^ fid)
in ^änben ber grau beftnbet, i^rem 3«0riffc
entzogen Wirb.
gür feine bon ber Ijier bertretenen abWeidjcubc
Auslegung f)at ÄlSger geglaubt, ftd) auf bie
Entfdjeibung be* II. ©enatö biefe* ©eridjt«,
$anf. ©er.s3tg. 99eibl. 1904 9er. 153, berufen
ju rönnen, ©ie befa&t fid) aber überhaupt nidjt
mit bem § 3, fonbem nur mit bem § 5 be*
©ütcrftanb«gefe&e* unb enthält nid)t«, was für
ben ©taubbunft be* Äläger* berWcrtet Werben
fönnte. ©leid)e§ gilt bon ber Entfdjeibung bei-
felben ©enat« im 33eibl. 1903 9tr. 119. dagegen
Wirb aHerbtng* in ber im »eibL 1905 9?r. 7
abgebrudten Entfdjeibung ber IV. Eibilfammer
bei ^iefigen S. ©., welcher bai angefochtene Urteil
beigetreten ift, bie mit le&terem übercinftimmenbc
»uffaffung bertreten; ber erfeunenbe ©enat plt
fie aber au* ben angeführten ©rünben für nidjt
ridjtig.
9tcd)tfertigcn biefc Erwägungen aber bie
Sluftjcbung be* auf ben .fcaubtantrag ber
Älage ergangenen lanbgeridjtltdjen Urteil*, fo
füt)rcn fie jugleid) ju bem Ergebnis, baft au fict)
fein 93ebenfen borliegen würbe, bem c r ft e n
Ebentual = 8ntrage ju entfbredjen, mit
Weldjcm bie Verurteilung ber 93eflagten ^ur
©ulbung ber 3tofnfl*^oßftr^ung in bie früljer
$um ©efamtgute ber ^armfen'fdjen Et)e gehörigen
©egenftänbe beantragt ift. ^aftet ba* ©amtgut,
fo Wie e* jur Seit ber Eintragung be*
Er)ebertrage* bort)anbcn War, bem r$u:
Digitized by Google
260
No. ieu—
griffe bei Kläger«, fo ift nidjt einjufeben, toe«balb
er biefen Slnfprudj nidjt im 9Bege einer Klage
auf ®ulbung ber $toang«bollftredung foüte ber*
folgen Dürfen, audj wenn ibm Daneben ber 2Beg
be« § 744 E. 5ß. D. offen fteljt (Antrag auf ®x-
tcilung einer in Slnfefjung be« ©efamtgut« boH:
ftrerfbaren Ausfertigung bei Urteils gegen bie
©fiefrau nad) § 727 ober Klage auf Erteilung
ber 58oaftrcdung«HaufcI nad) § 731 6. % D.).
Eine berartige Klage wirb aurr) für gäfle ber
borliegenben SSrt, für bie fie nidjt, h)ie in ben
3räaen ber §§ 737, 730 E. SB. D. im ©efefre
befonber« jugelaffen ift, al* pro$effual juläffig
erachtet »erben mfiffen, bergl. bie Entfd). bei
II. «Senat« im JBeibl. 1901 9?t. 80 ©. 115 unb
be« 91. ©. im ffleibl. 1900 9tr. 66 <5. 113 ff.,
abmeidjenb freiließ Urteil be« IV. ©enat« bei
SRugban = 3falfmann V <5. 131). «m toenigften
ftebt ibrer Erhebung — fdjon roegen ber Sßer*
febiebenbeit beiber SHnfprüd)c — bie 9ted)t«traft
bei früheren Urteil« entgegen (bergl. barüber
SBcibl. 1907 9tr. 13).
ES tann aber borliegen b bem gefteüten 81 n=
trage bod) nidjt im ganzen Umfange cntfprodjen
werben. E« ^anbelt fidj 1)iex nidjt allein um
bie nad) § 3 bei ©üterftanbSgefefce« ju beurteilen*
ben SBirfungen be« gefdjloffenen Ebebertragp*3.
©leidjjeitig ift bielmebr jroifdjen ben Eheleuten
$armfen audj ein fiu«einanberfefcung« =
b e r t r a g gefdjloffen morben unb burd) biefen
ift, roie ntcfjt ftreitig, ber SBeflagten al« einziger
©egenftonb ein Sflnfprud) auf SBieberfauf ber
burd) notariellen Vertrag toom 17. Dftober 1893
bon iljrcm «Wanne an 91. SS. SBojj berfauften
Saasen jugeteilt roorben. $fir ffiUc biefer Slrt
beftimmt aber ber § 1480 33. @. SB., tocldjer gemäß
§ 1 be« ©üterftanbSgcfe&e«, ba letzteres nidjt«
Slbmeidjenbc« enthält, SInlucnbung pnbet, bafj bem
©laubiger, wenn eine ©efamtgutStoerbinblidjfeit
nidjt bor ber Teilung berichtigt Wirb, audj ber
©begatte, für ben jur geit ber Seilung eine
foldje Haftung nidjt beftetjt, perfönlid) als ©efamt*
fdjulbner fyaften fott, baß feine Haftung fidj aber
auf bie iljin zugeteilten ©egenftänbe befrfjränft.
5)a bie23cflogte biefcSBefdjränfunggeltenb gemacht
bat, Tonnte baber bem erfreu Ebentualantrage
nur in ber au« bem Urteil«tenor erfidjtlidjen
engeren Raffung cntfprodjen »»erben. 2)ie §tage,
ob ber jugeteilte Stnfbrud) nod) beftetjt unb ob
J er ein pfanbbare« SermögenSfrüd barftellt, mar
• im jefrigen ©tabium bei »erfahren« nidjt ju
prüfen.
161. 3ft fir ei» gebrodKnttf $tr(Hnif (?ntfd|äbigutig
iit (eiftrn, mriin bic Verlobte fid) ihrem rä n t i(jn m
gcfd)lrd)t(ldj tjogeßcbcri l)nt »üb jnar fit*ol)( na<|, »M
•nd) fd)»n oor ber Srrlobiiag? — 3f» tin «Wäbd)tn avd)
■ntcfd|»Iten, ntnn fit bard) ben Srrlobtcn fdbft oor bem
Serlibnie rBt{nagfcrt ntrbra war? — 3f> bie VttfiiMnung
brfi § 0. 9. über ffriftufelauf «■ I«gt nod) einem
Senn- iinb ÄfierJoflt oud) auf 3<crjä{|rungi'frifl(n nie bie
ftMeijil)rige Cerjäfcrunfl beä 91nf*md)d bhc fl. Oi. V.
§ 1800 aitwe.ibl.iir?
Änna ^. |>. in Seibjig
gegen
ben praftifdjen Jttrjt Dr. 91. 9t. in Hamburg.
Zat&eftattb:'
2»ie 1880 geborene Klägerin, Sodjter eine«
©ifenbabnbeamten, bat ben 33ef logten al« bamaligen
©tubenten Tennen gelernt unb fid) ibm feit
$rübjar)r 1900 gefd)led)tlid) b'nOfÖfben.
$erbft 1900 foH e« $u einer Verlobung gefommen
fein, nadjbem SBetlagter ber Klägerin au«brOdlid)
fpätere $eirat angelobt babe. 3m ^rübjabt 1902
bot er nad) feiner SBebaubtung ba« SQerbältui«
burd) einen ftbfagebrief gelflft, roät)renb Klägerin
bie« erft burd) einen 93 rief bom 9. Oftober 1902
erfabren baben toifl. Äl5gerin bat gemäfj § 1300
83. ©. 23. eine (Sntfdjäbigung bon 10000 M.
geforbert. 23eflagter b,at foroobl eiu roirriid)e«
SBerlöbni« beftritten al« aud) bic ätocijfibrige
93erjSbrung gcltenb gemadjt, ba Klägerin jenen
93rief nod) am 9. Dftobcr 1902 crbaltcn, bic
Klage aber erft am 10. Dftobcr 1904 jugefteUt
babe. 91 uf einen <5ib ber Klägerin über Empfang
' be« 93riefe« am 9. ober 10. JDf tober 1902 bat ba«
€. S. ©. VI am 25. 3unt 1907 erfannt unb für
ben gau* ber Seiftung be« @ibc« ben Älaganfprud)
für bem ©runbc nad) berechtigt erflnrt.
©rünbe:
2>ic Klägerin fann nad) § 1300 93. ©.
[ menn üe mit bem 93eflagten berlobt nmr unb
bie 93orau«fejjungen be« § 1298 borliegcn, b. I).
toenn ber 93eflagte obne roid)tigcn ©ritnb Uom
93erlöbniffe jurüdgetreten ift, eine billige (§nt=
| fd)äbigung wegen be« Sdjaben« berlangcn, ber
1 nidjt 33ermögen«fd)aben ift, fall« fie al« un-
Digitized by Google
befdjoltene 93erlobte bem 93eflogten bie 93eis
toofjnung geftattet b^at. $>icfe 5Borau«fefrungen
bei Slnfprudj« au« § 1300 58. @. 93. ftefjt ba«
©erlebt für gegeben an.
1) £unädjft gebt ba« ©eridjt in böHtger
Uebereinftimmung mit ben ©rünben bei am
gefodjtcncn Urteil« bobott au«, baß bte Jßarteien
im September ober Oftober 1000 fidj tatfädj*
lief) berlobt baben. gaßt man mit ben ©nt-
fdjeibungen be« 81. ©. IV bom 24. Dftober 1904
in 18b. 59 3lr. 30 S. 100/3 unb Dom 21. Sep-
tember 1905 in 99b. 61 9lr. 65 6. 267, 270 f.
bie Verlobung als ein wedjfelfcitig gegebene« unb
angenommene« Serfpredjen gegenwärtiger perfön*
lidjer Slngefjörfgfeit unb bemnädjftiger ©fjclidjung
aui, fo ift biefelbe nadj ben bom 2. ©. fyrtox*
gehobenen 93riefen unbcbenflidj als ju Stanbe
gefommen anjufeben. $)cr 93cflagte r)at benn
audj in biefer Snftanj auSbrüdlidj erflärt, nidjt
bestreiten ju Wollen, baß er ber .Klägerin im
Oftober 1900 bie ©be bcrfprodjen fyabe.
5>amit ift biefer Sßunft erlebigt.
2) ©benfo jWeifetto« ift, baß ber 93efTagte
jebenfall* burdj feinen SBrief au« 93erlht bom
9. Oftober 1902 bon biefem SBerlöbni« jurüd*
getreten ift unb jWar ofjne Singabc jebe«
©runbe«. ©r fd)reibt bamal«: „3<fj fann S)idj
nidjt Zitaten unb Werbe e« audj nidjt tun".
3>aß bte bemnädjft im Sßrojeffe unb angeblidj
fdjon früher gettenb gemannten ©rünbe, ber
SBiberftanb ber Sflutter be« botljafjrigen SBefiagten
unb ber Uuterfdjieb ber StanbeSberfjältniffe al«
wichtige ©rünbe im Sinne be« § 1298 «bf. 3
nidjt in 93etradjt fommen, Ijat ba« angefochtene
Urteil ftutreffcnb ausgeführt. 2)er 93eflagte felbft
f>at fte feiner Seit nadj ben glaubhaften SBit*
teüungen ber Klägerin unb ber 8lu«fage ifjrer
SRutter al« Widjtige ©rünbe jum Ötüdtritt nidjt
angefefjen.
3) 2)a« 8. ©. meint aber, ber Stnfbmdj ber
Älägerfn au« § 1300 83. ©. 93. fdjeitere baran,
b a ß f i e f i et) unbefrritten fdjon bor ber
Verlobung bem 93eflagten Eingegeben
bat. $a« S. ©. folgt f)iec6ci bem Urteile be«
II. Senat« biefe« ©eridjt« bom 16. ÜRobbr. 1905
«eibl. $ur §anf. @et.=3tg. 1906 9?r. 40 S. 62
unb SRugbamgalfmann 9tedjt«fpr. ber O. 8. ©.
33b. 12 S. 297. ©iefcs beruft fidj Wcfentlidj
auf bie $cnf|*djrift jum ©ntwurf S. 16« unb
261
No. 101.
bie in ben Aommiffion«beratungen bei beffen
^Weiter Sefung geäußerte Slnfdjauung, baß bie
SBorfdjrift be« § 1300 ifjre fadjlidje 93eredjtigung
in ber Sage ber 93raut ftnbe, Weldjc fid) leb ig:
lief) in ber ©rwartung be« Solljuge«
be« SJerlöbniffe« ifjrem Söerlobtcn bin*
gebe unb baß bafür bann nidjt« borliege, Wenn
fic ben borljerigen ©efdjlcdjtfibcifeljr aud) nadj
ber SJerlobung fortfefce. SRidjt ot)nc ©runb wirb
gegen biefe Muffaffung geltenb gemadjt, baß ber
Sejt bei ©efefce« in § 1300 93. ©. 93. bon einer
foldjen 93orau«fe$ung be« barin gewährten ©nt*
fdjäbigung«anfprudjc« nidjt« entbält unb baß
bie« umfomefjr ju betonen ift gegenüber ber
gaffung be« § 1 298, ber für ben bort gegebenen
Slnfprudj auf ©rfajj bon ftufwenbungen au«:
brüdlidj bedangt, baß fic „in ©rwartung ber
©fje" gemadjt feien. 9Äag jene Slnfdjauung audj
bie Söcranlaffung ju ber Slufunfjme biefer 93or-
fdjrif t in br.« ©efe^ gegeben Ijaben, fo folgt barau«
nodj feinesmeg« eine berartige ©infdjränlung
bcffelben. 3m borliegenben galle nun ift außer-
bem ba« in Jenem Urteile bermißte SRoment,
baß bie ©eftattung be« 93eifdilafe« nadj ber
Verlobung in Erwartung ber ©bclidjuitg erfolge,
tatfädjlidj gegeben. Merbing« t>at bie Klägerin
pdj bem 93eflagten audj fdjon bor ber Verlobung
fjingegeben. Slbcr nadjbem in golge beffen im
September 1900 ifjte Slufnatjme in bie Älinil
auf ettoa adjt Sage erfolgt ift, b>* offenbar nidjt
eine unterfdjiebSlofe gortfe&ung be« frfifjeren
©efdjledjt«berlebr« ftattgefunben. — — — —
Slu« ben 93riefcn ergibt ftdj ofjne weitere«, baß
ein barnadj fortgefe^tcr ©efdj(edjt«berfebr mit
bem nadj 93crlin ber^ogenen 99cflagten nur auf
©runb ber in ben 93riefcn jum S9u«brud
gefommenen feierlidjen S r e u f dj m ü r e unb
„bitter ernften" ^eirat«berfpredjen non
Seiten bei 93eHagten ftattgefunben Ijaben fonn.
4) ©ine anbere ftrage ift, ob bie 93eflagte
bamal« nodj unbefdjolten im Sinne be«
§ 1300 93. ©. 93. mar. $ie ffiedjtfpredjung
barüber, ob ein SÄäbdjcn, ba« fidj ib^rem fpäteren
93erIobten fdjon bor ber 9Serlobung Eingegeben
bat, in biefem Sinne unbefdjolten fei, ift ber=
fdjiebcn unb entgegengefe^t. ©in Urteil bei
O. ii. ©. ÄarlSrube bom 9. 9?ob. 1901 crflart
[ ben SInfprudj audj bann auSgefdjloffcn, wenn bie
93erlobte bie UnbefdjoltenEeit burdj
Digitized by Google
262
No. 161.
©d)ulb beS «erlobten felbft eingebü&t
hatte, toenn flc alfo mit ihm felbft bor bem
«erlöbnis @kfd)led)tSberfebr unterhalten b/tt.
($>aS 9ted)t 1902 ©. 434 5Rr. 2008.) fctefeS
Urteil ift ober bom 9t. ©. IV 104/02, 19. Sunt
1902 (gntfd)eibung »b. 52 ©. 46 <Hr. 13; 3"t.
9Bod)enfdjr. 1902 «eil. 6. 253 Kr. 177) auf»
(Kloben, inbem unter «r^ugnabme auf eine
gleichartige @ntfd)eibung beS 9t. @. in ©traf:
fad)en «b. 32 ©. 438 ausgeführt toirb, baß ber
«egriff ber SBefcfjoltenfjeit infotoeit fein
abfoluter uub objcltioer fei, als brrjenige,
toelc^er ein bis batjin unbefdjotteneS SRäbdjen
jum «eifd)Iafc berfübre ober njer als «erlobter
eines folgen biefen Untftanb benufce, tun ihr
gcfd)led)tlid) betyutoobncn, feinen ©runb b^bc,
ber «erfübrten ober bejto. jeiner «criobten
besbalb felnerfeitö «efdjoltenbcit borjutoerfen.
©benfo baten ftd) baS 0. S. ®. granffurt a. 3».
am 8. Slbril 1Ü02 (baS 9ted)t 1902 ©. 324
<ßr. 1575 I) unb ©affel am 1. Dftober 190G
(9ted)tfbr. 93b. 14 ©. 214 3lr. 9) auSgefbrodjen.
Sem f)at ftd) bon ben Kommentatoren beS
«. ©. 83. «land (93b. IV Stnm. 2 ©. 17 ju
§ 1300) angcfdjloffcn f tuätjrcnb ©taubinger
(9lnm. 2 sub b ©. 18 ju § 1300) bic grage, ob
ein 2JJäbd)en nod) als nnbefd)olten gelten fann,
baS fdjon bor &bfd)lufj beS «erlöbniffes beut
jutünftigen «räutigam bie «eitooljnung geftattet
bat, nad) ben Umftänben bes etnaelnen
galleS beurteilt Hüffen toiü*.
3Bie bem audj fei, jebenfalls barf im
©inne beS § 1300 babott ausgegangen toerben,
bafj ein SRabdjen, baS in ber Suberfldjt auf
eine bemnadjft aud) toirllid) ju ©tanbe
gebradjtc 93erlobung ftd) ibrem «erlobten
preisgibt, ibm gegenüber nid)t toeniger un=
befd)olten bleibt »wie eine «raut, bie ibrem
«erlobten bic «eitoobnung geftattet, bie ihn aber
nid)t bis jutr Erfüllung bed ©beberfbredjenS ju
fcffeln toeifc unb bie baber bon ibm nid)t im
©tid) gelaffen werben barf, obne bafj er gegen
Ttd} ben ©ntfdjäbigungSanfbrud) aus § 1300
begrünbet. ©o liegt bie ©ad)e aud) hier. SluS
ben borliegenben «riefen erfiebt man, bafj bie
Klägerin ben «cflagten in foldjer 2Beifc gu
getoinnen unb in einer feinen «erftdjerungen
gufolge fo tiefen, ernften unb bauernben Neigung
3abre lang $u feffeln getonjjt fyat, bafj er fte
onflcrjt, ifj»n treu ju bleiben. (Sin foldjeS 93er*
bältnis ju ibm fann bie Klägerin bem 93eflagten
nicht befd)olten erfdjeinen Iaffen.
5) 3)er Klaganfbrud) aus § 1300 ift baber
bem ©runbe nad) gerechtfertigt; toenn er nidjt,
toaS ber 93ef lagte beljaubtct, o e r j ä b r t tft. 35ie
«erjährungSfrift beträgt nad) 83. ©.93. § 1302
&roct 3afjre bon ber ©ntftebuttg beS SlnfbrudjS
an (§ 198). ©ntftanben tft ber Slnfbrud) mit
ber©rflärung beS StürftrittS. $cr
Stüdtritt bom 83erlöbniS ift eine SBiKenSerflärung
unb unterliegt ben allgemeinen 83orfd)riften über
SBiHenScrflärungen, inSbefonbere beS§ 1 30«.©.».,
nad) bjcld>em fold)e «btoefenben gegenüber
erft mit bem 3cttpunttc toirffam toerben,
in to c l d) c m fic i b n e n zugeben. 3>aS
S. ©. ift ju bem ©rgebniffe gefommett, ba jj ber
Stüdtritt beS 33eflagten mit ber red)tsgefd)äft=
lidjen S>eutlidjfeit, toeldie für biefe UBiQenS*
; erflörung erft red)t ju forberu tft, juni erften
: SJiale in bem 33riefc bom 9. Oftober 1902 aus*
; gefbrod)ett ift unb ba§ aUc bom 83etlagten
| bebaubteten früheren auf eine Söfung beS 93er^
löbniffeS bejüglia^en Srflärungen als ernfte
9Htdtritt3ertlärungen ntd)t aufgefaßt merben
fdnnen, toeil bie Urnftanbe, unter benen fic «s
folgten unb inSbefonbere bie bie §rortfe$ung beS
93erbä(tniffeS mit ungeminberter ,8<irttfd)feit
bemeifenben «riefe beS «etlagten unb feine
eigenen bmterberigen Angaben eine fold)e Sln=
nabme berbieten.
(SBirb naber ausgeführt.)
StaS S. ©. ift baber mit 9lcd)t babon auS=
gegangen, ba& ber 9lüdtritt beS «eriagten bom
«erlöbniS nid)t früher als am 9. Ortober 1902
erflärt fei unb baber bie nad) § 1 302 jtoet jäbrtgc
«erjährung beS 8lnfbrud)S mit biefem Sage
begonnen habe. ©S §at aber angenommen, baß
felbft, menn jener StüdtrittSbrief natb beut
9. Oftober 1902 ber Klägerin angegangen fein
fottte, bie jtoetjährige «erfäbrung bod) nad) § 193
«. ®. «. erft mit bem 10. Dftober 1904 ab=
gelaufen fein toürbe, toeil ber 9. Dftober 1904
ein ©onntag toar unb bafj baber bie im üaufc
beS 10. Oftober 1904 erfolgte ÄlagejuftcHung bie
«erjäbrung unterbrod)en habe. SJicfe S)eburtiou
beS i». ©. ftebt unb fönt mit ber Slntoenbung
bes § 193 «. ©. «. auf ben Slblauf ber «er*
jäbrung. 9laä) § 193 cit. tritt, toenn „an einem
Digitized by Google
bestimmten Sage ober innerhalb einet grift eine
SBillenserflärung abzugeben ober eine Seiftung ,
beWirfen ift unb ber bestimmte Sag ober ber
lefote Sag ber grift auf eineu ©onntag ober
einen geiertag fällt, an bie ©teile beS ©onntags
ober beS feiertags ber nädjftfolgenbe SBerftag".
5>ie Slnmenbung biefer SBorfdjrift auf bie 9Ser*
{Sprung ift aber feljr beftritten. SBenn für
biefelbe bie allgemeine SlnttenbbarfeitSerflärung
beS § 186 58. ©. 58. fbridjt, fo fte&t bie 2Bort=
faffung beS § 103, Weldjer biefen auf SBtHenS* ;
erflärungen unb Seiftungen befdjränft, ber 2ln= [
wenbung auf bie SBerjäfjrung entgegen ; Wie audj
baS m. @. V 327/05 am 7. gebruar 1906 (in
ber Scitfdjrift für 9ted)tSbftege in SBabern 1906
©. 123, V) angenommen §at. SBon biefer Sluf*
faffung ab^ugeljen, finbet biefeS ©eridjt feine .
«eranlaffung.
(3m SBeiteren wirb ausgeführt, bei ber
Unfidjertyeit, ob ber in SBerlin am 9. Dftober
nadj 10 Uc)c bormittagS aufgegebene SBrief nodj
am felben Sage in Seibjtg auggetragen Worben
fei, möffe auf ben ©ib ber Klägerin über (Smbfang
beS Briefes ertannt werben.)
102. Sic in <E. $. O. § 721 »orflefefcene, vom (Script
ftftjiiftotnkc iHäiimungSfrift b«|i(|t fid) aiä)t M»» auf
9iinmu*g im %*üt M «kfajUfftl eine« gültig« TOiete-
vertragen, jonbrrn und) auf anbtrwcitigt SNänmunfjsIldgcn.
— (fitflafltuttnt tincl tluffe(er6, bem freie 21*ol)ttuttg
eingeräumt »irb, auf lOdaljrc wu| ^ia{id)tlid) ber 2l*oI)nung
fa)rift(id) afcaefdjfoffen »erben unk Hefe if) fMft auf nie
gefe^lin)» Zetminc Unklar.
granj Semte in Sangenljorn
gegen
SB ictor JBombeati in Hamburg.
Satbeftanb:
SJeflagter, ber Dom Äläger feft bis 1. Januar
1915 als ©efdjäftsfüljrer feines SSarenljaufeS
gegen ©eljalt angefteüt mar, erhielt jugleidj Dom
Äläger in beffen in ber 9iät)e beflnblidjem #aufe
eine 2BoIjnung eingeräumt, nadj 53eljaubrung be«
ÄlägerS auf ©runb eines befonberen SRiet-
berrrageS, nadj beflagtifdjer 93et)aubtung als Seil
ber ©egenleiftung für feine $>ienfte älS ©efdjäfts*
für>rer. 3um 1. 8bril 1907 Ijat Äläger $>ienffc
bertrag unb SBolmung aufgefünbigt. Äläger Ijat
ben SBeflagten auf [Räumung berflagt. $aS S. @.
263
No. 161-16*.
bat burdj Urteil bom 20.^juli 1907 ben üBeflagten
jur [Räumung berurteilt, Ijat ifmt aber auf
©runb § 721 ©. «B. O. ftrift jur Räumung bis
1. Dftober 1907 gewährt.
3>ie8 Urteil würbe bom £). 2. ©. gerienfenat
am 10. Sluguft 1907 beftätigt, bodj Würbe bie
tJrift um einen Ütfonat berffirjt.
© r ü n b e :
3)em *8e!lagten ift barin beijubflidjten, ba&
wenn bie Slufliinbigung ber SBoljnung nadj bem
Sertrag«berf|ältniS nid)t juläffig gewefen fein
follte, ober wenn iljm, bem Vetlagten, ein
3urüdbet)altungSrcdjt jufteljen follte, eine 33er*
bflia^tung gur SRüdtgewä^r ber SBo^nung borerft
übertäubt nidjt befte^en würbe unb Äläger
babura^ nid^t befa^Wert wäre, bog baS S. ©.
bie Verurteilung nia^t auf einen früheren Sennin
als ben 1. Oftober auSgefbrodjen b,at. ®S ift
nun aber nid)t richtig, bafe bem SBeflagten bie
in Slnfbrud^ genommenen SRetifyte jufteb^en. ©elbft
Wenn feine öe^aubtung über ben Sn^alt beS
ittietebertrageS richtig Wäre, Würbe biefer Vertrag,
ber banadb, 10 ^ot)re laufen follte, auf ©runb
§ 566 93. ©. 83. lebiglid) als ein auf unbefrimmte
Seit abgefa>loffener SJlietebertrag anjufe^en unb
nad) § 565 Sbf. 1 fünbbar gewefen fein, Weil
er nia^t fa^riftlid^ abgefdjloffen ift. ©in &utüd:
beb^altungSred^t aber fte^t bem äßieter naa^ § 556
Slbf. 2 übertäubt nu$t ju.
28enn 93erufungSfläger ber meint, § 721
(£. % D. Ijätte bom S. ©. nia^t angewenbet
Werben bürfen, Weil es babon ausgebe, ba& ein
SRietebertrag überall nidjt gefdjloffen fei unb
§ 721 (£. % D. nur auf 9RietSberrragSberf)älts
niffe SlnWenbung finbe, fo enthält Weber ber
Wortlaut beS ©efe^eS eine foldje (Sinfdjränfung,
nodö gibt bie ratio ber »eftimmung ju einer
einfd;ränfenben Auslegung Veranlaffung. ffiS ift
bem 2. ©. audj barin beijuftimmen, bag bie
Umftänbe beS borliegenben gaDe* eS billig er:
fdjeinen laffen, bon ber ©efugniS beS § 721
©. 5ß. O. ©ebraudj $u madjen unb bie §frift
nidjt ju furj ju bemeffen. Denn ber Äläger
f elbft ift eS gewefen, ber ben SBeflagten feiner
3)ienftftettung enthoben ^at, iljm bie Dienftbejüge
einbe^ält unb fomit ib^m eS natürlid^er SBeife
audj erffeblid) erfdjwert, anberWeiteS Unterfommen
ju pnben. 8wflr beraubtet Äläger, er fei ju
Digitized by Google
264
No. 1«2-I6S.
feinem SJorflc^en bevet^tiflt gewefen unb über
biefe gragc lö&t firf) ein cnbgültige« Urteil auf
©runb ber bisherigen Verbanblung nierjt ge*
binnen. immerhin ci,ic 3"flanj bereit«
entfehteben, bafj Kläger in biefer Vejiehung im
Unrecht ift unb bie baburdj begrünbete Ver-
mutung lann bei Vemeffung biefer rein nad)
ViHigtett«erWägungen feftjufefcenben grift feb>
Wohl mit in Anfcf>lag gebraut werben. 9Bar
bie grift bon über jWei SJionaten, wie zugegeben
Werben mufj, entfehieben $u lang bemeffen, fo
erfdjicn e« boct) gerechtfertigt, fie nicht weiter
al« auf ba« ffinbc be« Iaufenben SÄonat« tjerab*
jufefcen.
108. ®irb ba« »crnitlciit Qkfdjaft al« »iäjiifl an-
gefaxte*, f» 1<I< «Ddp ber flnfprnift, aaf 2Rüfifr(obji
verloren. — derjenige, wegen beffen Slrfllift jene flnfcdjtudg
erfolgt, tarnt ober beni $roui{i»a0aufprud)t bt« Wafltr*
»ic Willigtet be* »ertragt« ntd,t entgtgcnljalten.
©b. $)emeliu« & Süber« in Hamburg
gegen
Dfjmftebe & Vläger in Hamburg.
Satbeftanb:
Klägerin bedangt 600 JH. Vrobtfion für Ver*
ntittelung be« Verfauf« ber betlagtifchen gabrif
an grau Dr. ©eift. Veflagte toenben unter
Anberem ein, ber Verfauf fei öon ber Käuferin
Wegen Vetruge* erfolgreich angefochten worben.
tiefer fei bon bem flüchtig geworbenen Drjmftebe
begangen, Wahrenb bie beflagte gtrma jefct allein
au« bem an jenen Vorgängen nid)t fa>u(bigen
Vlöger befteftc.
2>a« 8. ©. 51. IX f. ß. ©. bat am 18. SJcai
1906 bie Klage abgewiefen, ba« O. £. ©. III
bagegen t)at it>r am 2. 3Rai 1907 entfürorfjen.
© r ü n b e :
$a« S. ©. irrt rechtlich, Wenn c« bem an
fid) begrünbeten Slnfprucäe ber Klägerin auf
(Entrichtung be« äJtäflerlohn« gegenüber
ben ©inwanb ber Vertagten für beachtlich ^ölt,
bie Käuferin br« ©efehnft« habe ben Vertrag
wegen eine« bon Ohmftebe, bem Seilhaber ber
Vertagten, ju ihrem Nachteil begangenen Vetruge«
mit (Erfolg angefochten. $War folgt au« bem
SBefen be« SJcaflerbertrage«, bafj bie erfolgreiche
Anfechtung be« »ermittelten ©efrfjaft« wegen
3rrtum« ober Vetruge« — nicht auch bie fpätere
Aufhebung be« abgefdjloffenen Vertrage« burch
Wectjfelfeitige Uebereinftimmung ber Veteiligten
— ben Sohnanfbntd} be« 3Kätler« ber Siegel
nach befeitigt unb Wenn ber Sohn bereit« gejat)lt
ift, einen §erau«gabeanfbruch gegen ben SJiäfler
wegen ungerechtfertigter Vereiterung begrünbet,
bgl. SRotibe II ©. 513, ©taubinger II (1906)
©. 502 sub f., Steumann unb Kuhlenbecf ju § 652,
©olbmann unb Silientljal (1903) I ©. 685 unb
für ba« frühere Siecht SR. ©. Vb. 25 ©. 320,
Vb. 29 ©. 232. $a« mit (Erfolg angefochtene
fflechtdgefchäft ift nach § 142 Abf. 1 V. ©. V. al«
bon Anfang an nichtig an^ufehen, Währenb ber
Anfbruct) auf SRäflerlohn »a<h § 652 Abf. 1
V. ©. V. ein burch ben Siachwei« ober bie
Vermittelung be« SRäfjer« 5 u © t a n b c g e >
f 0 m m e n e « ©efdjaft juir Vorauefefeung ^at.
Allein jener ©afe gilt nicht au«nac)m«lo«: Sflit
Stecht lehren ©taub (1906) Vb. I ©. 388 (®jcur«
bor § 93) unb ^acufiel, Siecht ber Agenten unb
SJtäfler II ©. 31, bafj bieienige Vartei,
beren Verhalten bie Anfechtbarreit be«
Vertrage* herbeigeführt hat, bem
SÄ S ( I e r bie Siecht«un gültigfeit nicht
entgegenhalten fann. Auch ba« St. ©.
fcheint biefen ©tanbbunft ju teilen, wenn in ber
— freilich einen ftall be« Allgemeinen Sanbrecht«
betreffenben — ©ntfdjcibung bei ©rud;ot 40,
©. 968, gefagt Wirb, bafj Wefentlicher 3rrtu,n
unb Vctrug ba« Stedjtögefdhaft für ben
Srrenben ober Vetrogenen unberbinblich
machen, darauf, ba& er felbft betrogen habe,
fann fief) im Siecht«berfehr niemanb berufen, ohne
baburdj gegen bie guten ©itten ju berfto&en;
auf bie ©eltenbmachung eine« eigenen Vetruge«
läuft e« aber in ber üEat binau«, toenn bie Ve^
flagte einwenbet, ber ©efchäft«berfauf gelte al«
nicht juftanbegefommen, Weil ihr Seilhaber bie
Käuferin betrogen unb biefe ben Vertrag be«*
wegen augefochten habe. 3)iefem (SinWanbe fann
bie Klägerin bie Sieblif ber Argltft entgegen*
fe&en. —
O. 45 c J ti b 1 1 , ^ainl'iit«.
Digitized by Google
Ko 45.
265
No. 1«4.
§anfeatifdjc ©cri^t^citung.
$eiMatt.
€ioilred)tlid)e falle*
XXVIII Jahrgang. (40. 3ohra,anß bct $anbel«o,erict)tt.3eituHg.)
Breie fir Um Oajrgang: $cn»t- nnb Beiblatt «it Wegifler 20 A - $aiiatblatt aOei» mit MegifUr 1» X
Beiblatt allein mit Megifter 15 X
4patttbntfl, In« 7. 9}ot>ewlier.
1907.
^«ijolt : ftadjla&facbe bei $oroibra 3. 9. ©arm*, neb.
Zrennere in Hamburg. — gmil X. in Hamburg Regen bie
ftrau Baronin fj. in $amburg. — grau Sorotyea S.
tt. SB. in Hamburg gegen Äbotf Zb. 8. SB. in Hamburg. —
Dt. SR. lürfbeim in Hamburg gegen bie $antburgifcf)e
BolijeiBeljörbr.
164. 8. Qi. B. § 2200. - Sn» ifi barnater ju
nerftcb,en, ba| ber Cfrblaffer ba« »aa)(afjgertd)t «m (fr-
nennnng eine« £ef(amcnt»«onflre»?cr# „erf«o>f"? — fttuf?
kaä an?i>rü<flid| »ber fann eö nutt) ftiltf(t)tt)tigenb gcfd)cf)en?
— SBen« in einem «r 1900 erridtteten bambnegifd)»
Xeftement fir ben (frfab. beb* ernannten BoUftretfcr« nia)t
gejargt ift, fo waBte ber lefiator n«a) bnmaligcm 9iett|t
bie (frnennnng ber Beb,9rbe überlaßen nnb nenn er biefe
Serffgnug naeb, 1900 nnneränbert lief, f» fann bab al*
eventteBeb fülfebweigenbeö <Srfu<b,en an b«0 «nftinbige
9iad)lafgerid)t aufgefaft »erben.
»achla&fache ber Sorotljea 3. 93. #arm«,
geb. 2renner* in Hamburg.
$>a« D. 8. ©. fterienfenat hat am 22. Sluguft
1907 einen 83efct)tu& be« 8. ©. ©. Ä. IV oom
13. 3uli 1007 aufgehoben unb ba* 81. ©. an1
gemiefen, an Stelle be« oerftorbenen 83oHftrecfet«
Steimers einen anbeten ju ernennen.
® rünbe:
5)a« 8. ©. oertennt anfdpinenb nicht, bog
ein bem § 2200 83. ©. 83. entfprect)enbe« ©r*
furzen an ba« 9tachla6gerict)t bom Eeftatot au dt)
ftillf djmeigenb geftellt fein fann; togl. 2Rugbans
galrmann 9tect)rföredhung ber C. 8. ®. III 6. 118,
««*f<«nf6t •rridKiHtraii« * t i k 1 1 1 1.
6euff. Sfrct). 83b. 58 ©. 463 a. (£., ©entralblatt
für fteimtUige ©erid)t«barlett IV ©. 423. 2)er
8>orberrict)ter mill bie fridfehmeigenbe SBtHen«=
erflarung barin allein aber nietet erblicfen, bajj
ber (Srblaffer auf langete 3eit bie 9Jertoaltung
be« Sfodjlafie« ober eine* Seile* beffelben buref)
XeftamentöooQftretfer angeorbnet t)at. 3>a« mag
richtig fein, fofern e« fedt) um ein unter ©eltung
be* neuen {Rechte* errichtete« Scftament t)anbelt,
nieil ju oermuten ift, bafj ber Xeftator ba« neue
5Kerf)t tennt unb meifj, bog ba« 9fact)lafegericht
nur au«nahm«roeife berufen ift, an ©teile eine«
fortfaUenben SeftamenttOoüftrecler« einen neuen
ju ernennen, hierüber ift jur Seit nidtjt ju
entfeheiben. 3«n oorliegenben gaße foinmt allein
in grage bie Ic^tmiQige Verfügung ber (Srblafferm
Oom 12. SRärj 1889, ju einer Seit errietet, al*
über bie (Einführung bed neuen 9ted)t« unb über
bad, Yoai ed beftimmen werbe, nodh nirfjt« Sichere*
feftftanb, üielmebr noefi, ber ©a& be* alten lRedt)t«
für eine Oteitje oon fahren in tootter ©eltung
mar, ba& bie 83et)5rbe einen neuen 83olts
ftreder au«jumät)Ien unb ju beftellen
t)atte, fofern bie Sl u «mahl nicht oom
Seftator felbft getroffen ober anbertoeit
geregelt mar. 8e^rtoiQige Verfügungen pnb
nun aber unter 83erü(frn^tigung ber ^Rechtslage
audjulegen, bie jur Seit «hrer Errichtung
beftonb. 3Jcu§ man fagen, bafe bie (Srblafferin,
toenn fie in einem 1889 errichteten Seftamente ben
Nachfolger ihre« Seftament«O0Ü*ftrecfer« JReimcr«
Digitized by Google
266
No. 164—165.
nidjt bejcidjnete unb auch, nicfjt für beffen 5Be:
jeidmung burd) einen dritten forgte, nnd) ber
bamaligen SRedjtSauffaffung ber Sefjörbe bie
ebentueüc (Ernennung beffelben überladen,
fie erforberlid&enfaüs um biefe (Ernennung ex-
fudjen Wollte, fo muß es bei biefer Auslegung
aueb für bie $eit nad) 1900 bei bleiben, wenn bie
(Erblafferin nidjt auSbrüdlidj in einer neuen
löcrfügung etwas anbereS fyinfic^tlidt) bei erfab*
weife eintretenben 58oßftretferS beftimmte. "Senn
barin, baß bie £eftatri£ trob bei beränberten
SFted^td bieg unterlieg, bie Verfügung felbft aber,
nnd) ber nodj auf %at)te hinaus ein JcftamentS*
üottftrcdcr tätig fein follte, aufredjt erbiclt,
inuß notwenbig bie SBiHenSäußcrung gefunben
werben, baß bem Seftament fortbauernb bic
Auslegung gegeben Werben füllte, bie ibm bor
1900 ju geben War unb ibm uod) freute olme
Weiteres gegeben Werben müßte, wenn bat alte
9led>t nod) Geltung blatte, $ies umfomebr, als
nad) elf mittlerweile berftridjeneu J^aljren bic
SDiöglidjleit eine* Fortfalles bei erftgenanuten
^oUftrederS ertjeblid) näher gerürft War, otjne
baß bieS ber (Srblafferin SBeranlaffung gegeben
hätte, eine anbere als bie geridjtlidje ©rnennung
bei ju fubftituierenben iBotlftrederä fidler ju
fteüen. ®S bleibt aud) bic nad) § 2200 58. ®. 58.
erforberlid)e Xatfaty hefteten, baß im Sefta*
ment baS ©rfudjen an baS 9tad)laßgerid}t
geftellt ift. 'Stenn in beit Slnorbnungen beS
XeftamentS ift baS friUfdjWeigcnbe @rfud)en ju
finben. Ob es „außerhalb bei Seftaments liegenbe
Erwägungen" fiub, bie ju toller Auslegung
führen müffen — hieran nimmt bie (Jntfdjeibung
bes S. &. oom 5. Siobbr. 1904, amtSgeridjtlidje
Sammlung 1904 ©. 343 SKnftoß — ift nidjt
cntfdjeibenb. $cr § 2200 58. @. 58. forbert jWar
ein ©rfudjen im Jeftamcnte felbft, febt ber SluS=
legung aber leine ©eftranfen unb bie allgemeine
Siegel beS § 133 58. &. 58. nidjt außer Straft.
SBeil bic lebtgenannte 5Beftimmung neben
beut § 2200 58. ©. 58. beriebt ift, mußte bie
weitere 5Befdjwerbe gegen bie lanbgeridjtlidje
£ntfdjeibung für juläffig unb begrünbet erachtet
loerben. 3>ie ©ntftebungSgefajicbte bes § 2200
fleht bem nidjt entgegen. 2BaS ber angefochtene
58efdj(uß barauS Wiebergibt, ift böllig jutreffenb.
.frier banbclte eS fidj aber barum, bie frühere
3tedjt«lage bei Auslegung einer bor 1900 er*
| richteten lebtWiUigen Verfügung gebübrenb in
I SRüdfidjt ju sieben. 3Äit biefer $rage tjat alles
baS, Was in ben ^rotofoücn ber Äommiffion für
bie jWeite Sefung bei 58. &. 5B. ©. 7034 -7036
gefagt ift, nidjtS ju tun. SBie febr bas 3»edjtS=
bebürfnis — angefidjts ber bielen alten f}am=
burgifdjen Seftamente unb ber barin angeorbneten
ScftamentSboflftredungen — eine jmedmäßigere
©ntfdjeibung bedangt, Wirb bom S. &. felbft
jutreffenb berüorgeboben. Stementfbredjenb ift
anfdjeinenb aud) in einem 5Befdjluffe beffelben
©eridjts bom 23. $an. 1907 erfannt, abweidjenb
bon ben früheren ©ntfdjeibungen amtSgericbtlidje
©ammlung 1 901 6. 193, 1904 <©. 343, 1 907 ©. 222.
165. 3ft bie 3Bflnfprurt)ua*8i« eint« Ifttftltw i*t
(frmittclnng »er «cwrife für einen vom ankern «Matten
kcaanieneu (fUtbtud) fttttnwinria ?
(Smil A'. in J&amburg
gegen
bie grau öaronin ?J. in 58 erlin.
% a t b e ft a n b :
3>ie 58e!lagte ift bon ibrem ©^emanite wegen
eines ©fjebrudjS beffelben mit einer Sänjerin
gefdjteben worben. ©ie ^atte borb,er burd) ben
9ted)tSanwalt Dr. 3- ben Äläger bamit beauftragt,
i^r 5BeweiSmaterial für ein ebebrcdjerifdjeS 5Ber=
tjältnis ib,reS SÄanneS mit einer SKajorin ju
befdjaffen. %üv feine 23emüb,ungen berlangt
Kläger mit ber — bereinbarungSgemäB in ^am=
bürg erhobenen — Älage außer erhaltenen 600 JU
nod) Weitere 2400 iL JBcflagtc befrreitet btefeu
58etrag als unangemeffen.
3)aS «. ©. (£. Ä. IX Imt am 30. Januar
1907 bie Älage abgcWicfen, weil ber erhobene
iJlnfbrud) ben guten ©Uten Wibcrftreite.
3)er SlnWalt bes Klägers führte in ber
5BeritfungSinftanj auS: bie ©djeibung einer burd)
©djulb beS SRanneS jerrütteten (5be fei für bie
fie betreibenbe grau bod) nid)ts unftttüdpes,
bielmebr fei es ibr fittlid)eS ©mbfinben gewefen,
bas ibr ferneres 3u)"ammenIeben unmäglid;
ßcmadbt unb fie beranlaßt tyabe, ben Stiäger
mit ber 58efdjaffung bon 58eweiSmatertal ju be=
trauen. ©old)e (Ermittelungen tonnten bei anbercr
©adjlage wob^l einmal ben ehelichen ^rieben
ftören, aber bod) hier nidjt, Wo berfelbe bom
Digitized by Google
Spanne her SSeflagten längft bernidjtet fei. 2)en
SebenSfrieben ber grau hätten bie 58emüt)ungen
beS ftlägcrS mieberfjerftelten fallen. 2)ie 58eflagte
ttabe benn aud) niemals behauptet, bafj bet
Älaganfbrud) nidjtig fei.
$)cr »nWalt ber 58eflagten fd)ilberte bie
tatfäd)lidjen SBerhältniffe babin : 5Be?lagte fyahe in
9ci$ja gewohnt, ihr SKatm ftcö. mit ber 9Jcajorin,
bie er für feine ©befrau ausgab, auf Oleifen
bcfunben. 3>ie ©t)e fei alfo gan^lid) jerrüttet
gcwefen unb58cf(agte habe in ^Berlin auf ©Reibung
geflagt, um Wieber jjur freien Verfügung über tf)r
bebeutenbeS JBermögcu ju gelangen. Sie fyabt
bie Äonftaticrung eines flagranten ©bebrudjSfalleS
beSt)aIb geWünfcfjt, um bem HJtanne unter 58or=
baltung beffelbcn bie 5BermögenSberWaltung ab:
nehmen ju rönnen. $ic ©bc fei bann nict>t Wegen
biefcS SSerbaltniffeS, fonbern h)egen®ftebni(f)S i^reS
UfanucS mit einer Sänjerin gefebjeben worben unb
ber 2Rann fyabe baS Vermögen herausgegeben.
$as O. 8. ©. IU l»ob am 29. ^uni 1!H)7
baS Urteil beS S. ©. auf unb erflärte ben Älag*
nnftorud) für bem ©runbe nach berechtigt.
© r ü n b e :
•
S)aS 58. ©. ». ^at bie £eiratsbermittelung
in § 6ö5 feineSWegS für fittenwibrig, fonbern
nur ben 9lnfbruct) barauS für uuflngbar erHart,
wie folcber benn aud) früher, bgl. D. £. ©. 58eibl.
1900 9er. 147, nicht für unerlaubt angefet)en
Würbe, inwieweit einejurSöfung einer
@t)e aufgeroenbete Sätigfeit fittcnWibrig
ift, baS entfdjeibet fid) nad) ben llmftänben beS
einzelnen Calles, ©eWtfe ift es benrbar, baß bie
Sluffbürung bon ©rünben, um eine bisher äuger:
lief) nicht jerrüttete ©t)e jur ©djeibung ju bringen,
ben guten ©Uten wiberftreitet unb jwar ganj
einerlei, ob fie gegen ©ntgelt ober ofme foldjen
erfolgt, Worauf baS 2. ©. baS ^aubtgeWidjt legt.
4?ier aber liegt ber gaH ganj anberS : $>enn bie
©t)c ber 58eflagten War bereits unheilbar jerrüttet.
Sie bon ihrem ©atten Hintergangene ©hefrau
mufc baS 9tedjt haben, fid} 58eweife ber ehelichen
Untreue $u berfdjaffen, fei eS nun butdj freiwillige
Reifer, fei es mangels foldjer butdj einen bezahlten
3>eteltib. 2Seber in ber Beauftragung eines fclcfjen
mit 5Befd)affung ber 58eWeife für einen mit ©runb
angenommenen ©bebruet), nod) in ber Sinnahme
biefeS Auftrages fann etwas ©tttenwibrigeS ge*
267
No. 165-146.
| funben Werben. ®a& bie ©efatjr befteljt, bafj
| ber ©ifer beS fceteftibS mehr ju ermitteln, als
! objettib borliegt, ftdrenb auf eheliche Sethältniffe
einwirfen fann, mag ja zugegeben Werben. 3)ie
bloge ©efafjr foldjer StuSfdjreitungen madjt aber
1 bie an fid) erlaubte Xätigfcit nid)t ju einer
I unftttlirt)en.
166. SSbii» ift is ker 8oUjitt*ng bt« »tif^laf* bic
»erjeiftuni eine« Cf4cf4)rib«Ng0griiBbee «n crblilfrn?
grau S)orotb,ea ©. ©. SB. in Hamburg
flegen
Slbolf Zt). 81. 958. in Hamburg.
8luS einem Urteil beS C. 8. ©. VI bom
2. 3uli 1907.
© n t f et) e i b u n g S g r ü n b e :
3)as erfennenbe ©eridjt ftimmt bem 8. ©.
barin ju, bafe bie Klägerin mitfdjulbig an ber
Zerrüttung ber ©b,e ber Parteien ift, fofem man
baS S8erb,alten ber Klägerin Watjrenb ber fecb>
monatlichen grift beS § 1571 58. ©. 93. unb nad)
Älagerbebung in 5Berbinbung mit ihrem früheren
»erholten (58. ©. 58. § 1573) in JBetradjt jieb,t
unb nidjt annimmt, baß baS »erhalten ber
ftlägerin, foweit es ber Älagerhcbung boraufgeht,
b erjiebe n ift.
»ber aud) barin mufj bem S. ©. jugefrimmt
werben, baß baS bem 5Bef lagten hiernach auftefjenbe
9ted)t auf ©Reibung nicht burrf) »erjeihung
crlofchen ift. freilich ift eS nidjt jutreffenb,
wenn baS S. ©. bon bem angeblich aßgemein
bertretenen ©tanbpunft ausgeht, bafj „bie blofee
Satfache bet 58eiwohnung für Rdj allein nod)
nichts für ober gegen bie 5Berjeif)ung beWeift",
bielmehr „erft unter $in&urritt ber näheren
Umftänbe fid) bie hier frttifdje grage entfd)etbenM
laffe, bie grage nämlich, °& ocr 58eifd)lafS:
bolljichung eine »er^eihung ju erbliden
fei. 3)enn aus bem SBefen ber ©he folgt an unb
für fid) aüerbingS, baj? ein ©hegatte bie ihm
betannten ©heberfehlungen beS anbeten ©begatten
nidjt mehr als etje&errüttenb anneht unb ba&
ihm bie $ortfe$ung ber ©he nicht mehr un»
erträglich erfct)eint, wenn er ben gefchledjtlidjen
58erfehr mit bem anberen ©begatten fortfe^t.
^ebenfalls aber Wirb man, Wenn, Wie hier feft*
I fte ht, bag bie JBeifchlafSboHjiehung nidjt etwa bon
Digitized by Google
268
»<, ie«-i«7.
bem jut ©Reibung berechtigten ffitjegatten et-
ZWungen ift, mit bem 9t. @. (^urtft. Sßodjenfchr.
19CH5 9lr. 753) „nur unter ganz befonberen Um»
ftänben berneinen tonnen, bog bie $Beifehlaf&
tooujieb^ung bie JBebeutung einer Verzeihung gehabt
habe" (teilweife abweichen b D. 8. ©. I Hamburg
7. aJltrrj 1906 in Stechrfbr. 12 ©. 317). Solche
befonberen Umftänbe bietet inbeffen ber vorliegen be
goß bar.
(SBirb ausgeführt.)
©S fommt aber 6,inju, bafj bie Klägerin,
auet) nachbem ber ©efchlecfjtSberfebr ber
Parteien aufgehört fjatte, ein ©erhalten an
ben lag gelegt fyat, bai bie Zerrüttung ber
©fcje ber Parteien bertiefen mufjte unb offenbar
berrieft bat unb in JBerbinbung mit bem früher
Vorgefallenen bem IBeflagten baS Stecht auf
Srfjeibung gibt.
(93irb näher bargelegt.)
Xrägt auch ber SBetlagte offenbar ben
flro&eren Seil ber ©cfjulb ber gerrüttung ber
{3t)c ber Parteien, fo (ann mitbin boch auch bie
Klägerin nicht oon einer unberjietienen SRitfcbulb,
bie ben Seflagten zur ©Reibung berechtigt, frei=
gebrochen werben.
167. Renn bie $oIi}ri fär feie (rrmittelnug einer
9 treffe und) ben 'Uiclbcrra.iftern aud) bann eine Oicbfilir
er^rkem, Min fid) lieasgegetene ken Wegiflern enintatmene
«•reffe tt« Utfod)lidt unrid|tig tcriulftrilt ?
Dr. SR. Sürrtjeim in Hamburg
gegen
bie #amburgi)d)e $oli jei = Set)örbe.
Sluä einem bie Klage auf 9lücfjab,lung einer
©ebübr abweifenben Urteil bc* £>. 8. ©. VI
oom 29. Öuni 1907.
©rünbe:
3)er Kläger bat ber Vertagten einen Settel,
auf bem eine Slbreffe oermerft mar, borlegen unb
anfragen (äffen, Wohin bie bamit bezeichnete
Verfönlicbfeit belogen fei. ©r hat barauf bie
Sluftlunft erhalten, bafj biefe Verfönlicbfeit noch
für bie bezeichnete Slbreffe gemelbet fei.
Stad) § 10 be£ EinWobnermelbegefegeS bom
6. SRai 1891 Wirb eine ©ebübr „für bie SRit--
tetlung einer Slbreffe" erhoben. Vorauefefrung
für ben ©ebührenanfbrucfj ift, bafj bie mitgeteilte
„Slbreffe" mit bem Inhalt beä SRelberegifter*
übereinftimmt. dagegen ift nicht SBorauäfefeung,
bafi bie „Slbreffe" t a t f ä ch I i d> r i ch t i g ift.
Verlangt bah»: $emanb bie SRitteilung einer
„Slbreffe", fo $at er gemäß § 10 a. a. £>. bie
©ebüt)r ju entrichten, wenn ihm bie mit ben
Stegiftern übereinfrimmenbe „Slbreffe" mitgeteilt
toirb, mag bie Slbreffe tatfäcblicb richtig fein ober
nicht, Etmaä anbereö als biefe aud ben
Stegiftern fich ergebenbe „Slbreffe" mit«
Zuteilen, ift bie Voltzei nicht berbfliebtet. ©ie
hätte ba her, »uenn ber Kläger eine anbere Slu**
fünft oerlangt hätte, bie 81 uSfunf Verteilung ab:
lehnen fönnen. ©ie $at cd mit Stecht nicht
getan, toeil fic annehmen burftc, bafj ber Kläger
bie Erteilung feiner anberen Slusfunft Oerlangtc
ald bie, auf bie er nach bem ©efefce ein Siecht
hat, b. t). auf bie Erteilung einer Slusfunft über
bie au« bem SRelberegtfter fich ergebenbe Slbreffe
ber oon ihm bezeichneten *ßecfönlicr)fcit. $icfe
Slbreffe bat er erhalten unb für bie Erteilung
biefer Slbreffe bflt cr wit Siecht eine ©ebütjr
entrichtet, $afj bie Slbreffe ihm bereit* befannt
war, ift gleichgültig.
2öürbe bie« unrichtig fein, fo würbe ber
Kläger jebenfattä gemäfj Str. 79 ber JBefannt*
! machung oom 26. SJtai 1905 zur Entrichtung ber
oon ihm gezahlten ©ebübr berbfliebtet fein. #ier
Wirb (in offenbarer Ergänzung beä § 10 be£
Einwotjnermelbegefe&eä) beftimmt, bofe bie ©ebüljr
auch für „eine anberweitige 2Bobnung<sauSfunft"
Zu entrichten ift. Eine folche Sluäfunft würbe
bann auch bie fein, bajj bie bezeichnete Sßcrfön-
lichfeit nicht unter ber erwarteten Slbreffe in bie
SJtelberegifter eingetragen fei. Unb eine folche
Sluäfunft Würbe ber Kläger erhalten hohen, alö
ihm mitgeteilt würbe, bafj bie Oon ihm bezeichnete
Verfon nicht unter einer anberen Slbreffe als ber
oon ihm angegebenen eingetragen fei.
SDer ©efe&geber hätte übrigen« auch Einerlei
SSeranlaffung, bem ©taate für eine ihm an=
gefonnene ßeiftung ber b]iet fraglichen Slrt ben
Slnfpruch auf eine angemeffene ©egenleiftung z«
berfagen.
OllfWctinitl StTta«. «aatiar«, ♦rtmamftroM M. fmtfettftu I «85. Stranmetti. «rt«ft»nt Dr. O. 8 r a n > 1 1 . $sm&ur« .
Digitized by Google
No 46. 269
§Mtfcatifd}t ©end)t3$rtnin($.
gietJIatt
€iutlted)tlid)e falle.
XXVIII S&ahrganfl. (40. Sahrgcmg bct $anbel«gerid>t8-3eihing.)
frei« für ben Oabjgang: «aabt< uab Beiblatt mit ttegifler 20 A - «aabtblart allein Mit ttegifier 15 A
Beiblatt allein mit »egifter 15 A
tyutits ßuarfaf. .ßatabiujj, btu
CJn«toIt : Sfcefrau «. ff. $oIIacf, geb. Stopetfelbt in üübetf
flfßon Söieljljäiiblcr SDi. »goDorf in ftrentpeUborf bei Üübeef.
— vn rnet) fcübbe, beitreten burrfi feinen Sater in $am-
bürg gegen Üityelm Jtraoad in Hamburg. — SBilbelm
VI Üranbt in Hamburg gegen Ohofs ©ebrüber in Hamburg.
— fiird)toärber ©Dar- unb Seiljfafie, e. 0). m b. &. in
Äirdjroärbrr gegen jprinrtd) Timniaun iu iunce unb fBitne
»ert&a fBflftbon. geb. Webag in Sttvrtuifirber. — Srnft I
fceinridj ©Fintel, jegt befjen 9Bitn>e unb Zoster in
Hamburg gegen bie ©trafjeneifenbo^n • WcftÜjd)o|t in
Hamburg. — grau 6. SM. 3. 3e*t>erfen, geb. Stfjult in
Hamburg gegen beren Seemann Ii). 3«*»erfen in Hamburg.
168. Kann ift ber nad) B. («. B. §§ 1800, 1861
00m (gewänne ja ge»ab,reabe Uatert,alt ftatt In natura
ia eiaer (Belbreate »u beanfBrudiea ? - «entere« ift ftet«
ber gaU, nenn bie grau BHeberaufaal)inc bcanf(irud)t unb
ber Wann biefe brrmeigert. — fiaft fiäj biefet Vafprud)
auf eiae ®d)aben«erfafej>flt<f|t be« Beflagten ftftbea? —
$af aaa) beim gefefclid)en Qfiterftanbe ber bemann feiner
graa für «rojefft gegea ifpm fclbft einen St*fteBt>arfd)ug
Sn letflen? - ©tel)t ber Maf erlegang eine« folgen Bar
fdjuffe« ber Unftaub entgegen, bafj ber tfljefran bereit»
ba« Mmtctircrtii bemiUigt ift?
©fjefrau ©. g. «goHad, geb. ©tabelfclbt
in Sübed
fleflen
»iehhänblcr 3W. ^ollatf in ÄrembeUborf
bei Sübect.
Xatbeftanb:
®ie feit 1900 berljeirateten unb im gefefc
lieben ©üterftanbe lebenben Parteien haben fid)
1906 getrennt. Älägerin röofcnt mit ibrem «Sohn
in Sü&ed unb forbert für fid) SUimente von
14. 9io»tntbtr. 1907.
monatlich 100 A, fotoie einen SProaejätofien*
borfdmfi bon 100 JA SBcMagter roiO ben Unter«
halt nur in natura, nidjt in @elb gewähren,
ebentuefl fei bie gorberung um« $>obbe!te über»
fefct. (Siebenter läuft ein anberer $roje& ber
Parteien, in bem Älägerin 9Bieberaufna6me
forbert, bie Vertagter weigert.)
$>aS S. ©. Sübed Bat ben Älaganfbrucb
am 6. 9iobcmber 1906 für bem ©runbe nnet)
berechtigt erflärr, Ijat aber ben Hntrag auf
SBorfdntfj abgelehnt.
$0* 0. S. @. VI ^t am 30. 3Kai 1907
bie ^Berufung be* ©eflagten bertoorfen unb auf
bie ber Älägerin ben «eflagtcn berpfliebtet, 100 A
SorfdjuB ni bcjafjlen.
© r ü n b e :
1) 2)ie bon bem Sellagten in ber $aubt:
faa^e eingelegte Berufung ift unbegrünbet. 9laa>
bem bie Älägerin erflärt r)«t, bafj fie nur für
ficlj fei tut., alfo nierjt aurij für ben bei itiv
beftnblicr)en ©ob^n auftrete, liaubclt t$ ficr) nur
nod) um bie Jcftftclluitg, ob ifjr Unterhalte
anfbruch bem ©runbe natf) ju Stecht befteljt unb
jtuar fbejiell, roaä bie ©emährung burch ©nt=
rubtung einer Leibrente gemäf} §§ 1360 unb 1361
58. ©. 99. anlangt unb ob biefen Aufbruch bie
Klägerin ald eine bon ihrem ®hfi"anne au* ber
häuslichen ©emeinfetjaft aufiigefchloffene ©hefrau
geltenb machen fann. tiefer Slnfpmch fommt
hier auch RRt für bie 3eit feit ber Sllagerhebung
Digitized by Google
270
Mo. Ittt».
(bic crft nad) jener Slu8fd)liefjung erfolgt ift) unb
bii baljin in 93etrad)t, ba& fid) ber ©(jemann
ettoa toieber bereit erllärt, bie bäuSlidjc ©emein=
fdjaft toieber aufeuueljmen. $ie Klägerin ift
baju bereit, tote ja aud) bie äugleid) bon t^r
angeheilte SUage auf 2Bieberb>rftellung bei eb>
liefen Sebent ertoetft, toäljrcnb ber 93eflagte bie
2Bteber$erftellung nad) toie bor bertoeigert.
©S fann nun nid)t jtoeifellwft fein, baf? ein
Slnfbritdj auf UntcrljaltSgetoabrung burdj ©nt=
rirfjtung einer ©elbrente in einem foldjen
gaQe für bie ©befrau begrünbet fein mu&, toenn
aud) bie redjtlidje Stonftruftion, bie biefem 8In=
fbrud)e nad) bem 93. ©. 58. ju ©runbe ju legen
ift, nidjt oljne weitere* gegeben erfdjeint.
©cim ber im § 1361 93. ©. 93. borauSgefefcte
tjraü, bafj einer ber ©fjegatten bie $erftctlung
be8 efjeltdjen SebenS bertoetgern bürfe unb tat:
fädjlid) bertoeigere, trifft b,ier jebenfaHä unmtttel*
bar nidjt ju. 3>er SJorberridjter fyat eine bohlte
©rtoagung angefteüt, namltd), einmal bafj man
ßier bieQcidjt merbe fagen fönnen, baf} toenigftenS
eine bebingte Steigerung ber Klägerin borliege,
toiiljrenb bie beftimmte Steigerung bei 93efTagten,
fie toieber bei fid) aufzunehmen, iljr jugleid)
einen jtoingenben ©runb gebe, ber fie an ber
$erfteKung beS eh>ltd)en fiebenä Rubere unb
fobann bie anbere ©rtoägung, baf} ber 93eflagte,
toenn er fdjon ju berurteilen fei, falls er bie
^erfteüung bei eb^elidjen Sebent tocigern bürfe
unb tatfädjlid) toeigere, nidjt minber müffe »er*
urteilt toerben fönnen, toenn er fogar oljne
©runb bie J&erfteaung toeigere.
$)iefeä ©eridjt neigt berjenigen Sluffaffung
ju, bie j. 93. bon 93land bertreten toirb, toonad)
ein Slnfbrudj, toie ber borliegenbe, b. b- b>enn
ber beflagte Unterbot ItSbflidjtige bie ^erfteUung
be£ ebelidjen SebenS toeigert unb bamit felbft
ben SJtormalfatl, baf} ber Unterhalt in natura ju
getoäfjrcu ift, unmöglid) marf)t, gemäß § 280
93. ©. 93. fd)aben«erfa&bflid)tig ift unb
baf} ein foldier SMnftorud), tote b^ier geltenb
gemadjt, fid) namentlid) aud) auf bie jufünftigen
9taten ber ©elbreute gemäß § 258 6. 93. £>.
erftredett fann. 3m übrigen fü^rt ju bcmfelben
3tcl/ abgefeben bon ber frfjon erörterten 8Iu<8=
legung bei § 1361 93. ©. 93., ber barnadj eine J
»weitere Auslegung erfährt, als bie nur toört; i
lidje, aurfi frfjon ber bem § 1300 31 b f o & 3 I
93. ©. 93. ju ©runbe liegenbc allgemeine gefe&s
geberifd)e ©cbmtfe, b. f). ber, eS fotlc fidj bic
SIrt ber UnterljaUSgetoäljrung im Einzelfalle aud)
abtoeirfjenb bon bem SRormalfaüc ber SiaturaU
leiftung geftalten fönnen. „©eboten" im ©tnnc
jener 93eftimmung fönnen eben berfdjiebenc Arten
ber Unterljaltsgetoäljrung fein, toie ja aud) bei
ben l)ier meift herangezogenen 93eifpielen bei
Aufenthalts beS ©begatten im Äranfenbaufe ober
im ©efängni* fid) jeigt. golgt man btefer
le^teren 93egrünbung, bie biefeS ©eridjt fid)
ebentuetl ebenfall« $u eigen macb,t, fo fönnen bie
gegenüber ber 93egrünbung ber Unterbaue
anf)>rüd)e aus bem ©efidjtäbuufte bei <Sd)aben*=
erfa^eS meb^rfad) geltenb gemachten 93ebenfen (ju
bgl. aufjer bei 931and Snm. 5 ju § 1361 u. ».
üfcumann %a$rbud) 93b. I ju § 1361 unter 2 a)
auf ftd) beruften bleiben.
2) 3)ie 93erufung ber Kläger in gegen ba*
Urteil bei S. ©., toe!d)eS ben Antrag auf ©rla&
einer eittfttoeiligen 93erfügung jurüdgetoiefen bat,
ift bagegen begrünbet:
©S ftanbelt fid) um bie fdjon ()äufig bon ben
©erid)ten entfdjiebenc grage, ob bont ©bemann
beim gefeilteren ©üterftanbe ber 93ertoaltung
unb ÜRufenie&ung ber gegen t^n projefftereuben
©b^efrau 33ro jefef often bor jitfcbiefeen ftnb.
S)a{» ein fotdjer Änfbrud) nad) bem
93. ©. 93. an fid) begrünbet ift, bafj inäbefonbere
aud) nid)t bie 93eftimmung bei § 1394 93. ©. 93.
feiner ©eltenbmadjung entgegenftefjt unb ba& ber
93egriff ber „Äoften eine« 9ted)t*ftreitä" in ben
§§ 1387, 1416 93. ©. 93. ntd)t, toie too§t beraubtet
toorben ift, in eingefdjränftem ©inne ju ber:
fteften fei, fo ba& $. 93. bie Äoften bei eigenen
SJnlDalts ntd)t mit burunter fallen, braud)t f)ier
nun im ©injelncn nid)t toieber begrünbet ju
toerben. %m Slnfdjlufe an baS ©rfenntni« bei
9t. ©. in ber Sammlung ber ©ntfd)eibungen
93b. 47 9Zr. 17 <5. 72 fg. fmb fd)on bäufig
©ntfdjeibungen aud) biefe« ©erid)ts ergangen, in
toeldjen bie StoftenborfdjufjbfUdjt bei ©bemanne«
gegebenenfalls anerfannt ift. ©« genügt b^icr
auf jene« 9t. ©.-©rfenntnt« ju bertoeifen.
Shtdj liegen b^ier bie bro^effualen 93orauS=
fc^ungen für ben ©rlag ber beantragten etnft;
toeiligen Verfügung bor: 5bai ©erid}t ift ali
baö ber J&aubtfad)e gemäß §§ 937, 943 ©. 93. D.
I für ^uftäubtg ju eradjten. 3>to bcaittragtc 93er=
Digitized by Google
Tilgung ift aud) gcmnB § 940 ©. 5ß. C. bcr
„{Regelung eine« einfttoeiligen 8"ftonbe«" $u
bteneu beftimmt. ©nblid) erfetjeint aud) bie
beantragte Slcflclunn nottoenbig, um toefentlidje
9tdd)teile bon bcr Ätägcrin abautoenben. 28nt)tenb
toegen ber beiben erstgenannten VorauSfejjungen
toieber ba« bereit« cit. 9t. &. förfenntni« lebfg*
lirt) in ©eju^ genommen werben fonn, ergibt
fid) ba« Vorliegen ber lefctgenannten »orau«*
fefoung jugleirf) au« bem, toa« nodj in 99e$ug
auf ba« bcrÄlägcrin in bcr ersten $nftanj
bereit« betoilligte Slrmcnredjt ju fagen ift.
SRit Stüdfidit auf beffen ©etoät)rung ober
bie ÜUtöglid)fcit feiner ©rlnugung follen, toie in
ber Stccfjtfprcdjung luieberfjoit angenommen toors
beu ift, jene SBorau«fcfeungcn nidjt gegeben fein-
(53 braudjt min aber aud) in SejUig auf biefe
ftragc nidjt toieber cingcfjcnb erörtert ju toerben,
lueldjc Umftänbc fid) für unb toiber im (Sinjelnen
nertoerten laffen, nndjbem aud) biefe ganje
Enteric fdjon bnufig ©egenftanb ber 9ted)t=
fbrednuig getoefen ift. (£* genügt, auf bie in ber
#onf. ©er.-3tg. bon 1906 SBeibl. Str. 43 gegebene
3ufainmeiiftcllung $u uertoeifen, au« bcr crfid)ts
liri) ift, bajj aud) bie einzelnen Senate biefe«
©eridjt« ga bon einanber abtoeidjenben SRcfultaten
gelangt finb.
?ln ueuerbing« ergangenen Gmtfdjeibungen,
in benen bie Söorftfju&pfli^t be« ®t)emanne«
Derneint ift, wenn brr ©ttefrnu ba« 2lrmenred)t
nctoaljrt ift, finb uod) bic in bcr 9tcd)tfpred)ung
ber £>. SS. ©. 2$b. 14 ©. 222 unb 223 ab=
gebrurtteu, beö IL, III. unb V. ©enat« biefe«
©crtd)tä ju ertoat)ncn.
$cr I. ©enat f)at fid) toieberbolt für bie
Verneinung ber tfiage, ob ba« Slrmenrcdjt für
bie Atlögcrin bem ßrlaffe einer einfttoeiligen
Verfügung, tote bier beantragt, cittgegcnftetje,
au«gcfprod)en. 3n oem Vefdjluffe bom IH.Dltober
190:") in ©act)eu Söocf gegen Vod #anf. ©er.^tß-
SBeibt. 190(5 Kr. 11 ift im altgemeinen auf bie
ÜJiöglidjfcit ber ©effi^rbung Don Strebit unb
fokalem Slnfefjen berjenigen Cbefrau bertoiefen,
bie im SIrmenredjt projeffieren foH, toäbrenb bie
ebcltdjcu VermögcnSberljiiltniffe i^r an fid) ba«
Vrojeffiercn ofjne foldje« goftntten mürben. ®er
aud) in ©euffert'« Slrdub *b. 58 Str. 239 ab=
gebrudte Vefdjlufj beffelben ©enat« in ©adjeu
Vuvmeifter gegen Vunneiftcr ift ueucibing« aud)
271
No. 168-1 «9.
in einem fflcfdjluffe be« JR. ©. IV. ©enat« bom
23. Slpril 1906 in 99egug genommen toorben
(©euffert'« »rd)ib Sb. 62 Str. 27). #ier ift
baljtn erfannt, baß e« einet (S^efrau, beren
SRann in au^fömmlidjen SJermögenäoerbaltniffen
lebt, nidjt jujumuten fei, unter Serjid)t
auf ba« 9tedjt, bon iljrcm @bcmanne ben Äoften=
borfd>ug juberlangen, im SIrmenrccrjte auf^
ju treten. 3)a« ju berlangen fei nidjt nur
unbillig, fonbern bebeute aud) eineSerfd?(immerung
i^rer 9tedjt«Iage. 3>enn jene« 9ted)t auf ben
&oftenborfd}uj} geroäbre i^t bie 9RögIidjfeit, fid)
bon ber Sioftenfdjulb enbgültig ju befreien.
SHuf bemfelben ©tanbbunlte tote ber I. ©enat
ftef)t aud) ber IV. ©enat« biefe« ©erid)t« in
feinen in ber oben ertoäfjnten 3ufan""cnfteDung
angefübrten @ntfd)eibungen. Unb aud) ber bjec
erfeunenbe ©enat b,at fid) fdjon $u toieberbolteu
SRalen auf benfclben ©tanbpunft gefteQt unb
tut e« aud) i)\et toieber. 5>abet ift nod) barauf
biniutoeifen, ba% nad) ben SluSfübrungen be«
erloafjntcn reid)«geridjtlidjcn Urteil« (^u bgt. aud)
ba« Urteil in ©euffert'« Slrd)ib SBb. 62 5Rr. 28)
ba« Slrmenredjt bon bcr erften Qnftanj übertäubt
nid)t bätte getoöbtt toerben follen. 3>enn ber
93eClagte ift feineu SJermögenSberljältniffen und)
burd)au« in ber Sage, ber Klägerin ben Äoften*
borfdjuß ju jablen- 3"^°*«^ ßenügt e«, auf
bie eigenen (Srnärungen be« ©eflagten ju öer-
toeifen, toonad) er in lanblid)cn, alfo bcr=
tjältniömafeig billigen 58ert)filtniffcn, in ber Stabe
bon Sübcd, einen 33ietjr)anbcl betreibt, bcr ifjm
einen SJerbicnft bon fabrlid) 3000 X bringt.
169. ftonn ber SÜrijiticrniDnfHc.frijiiftcn nur tri fd|ulk>
taftca $Urjitr»tTlt$ungtti eefprbtrt »rrken, okerj. ». aud)
OtRrnilicr kern für »crlröuqfl tiurd) einen {innbcbi^ in
«nfpmdj genommenen lietfrnlter?
^einrid) .^übbe, bertreten burd) feinen Safer
in Hamburg
flegen
2Bilbclm Ärabad in Hamburg.
% a t b e ft a tt b :
3m Stobember 1906 ift bcr 7 jährige Stlägcr
bom .^uube be« benad)barten 58eHagten tuebrfad)
burtö ©ifff i"ö ©efidjt berieft toorben. ©ein
Vater berlangt für iljn 500 .H ©djinerjcnegclb.
Digitized by Google
872
$aä S. ®. <£. lt. V (jat i(m am 26. SDlärj 1907
nur 30 X jugefprocfKn. $)ie beiberfeitigen
Berufungen finb bom D. S. ©. IV am 5. 3uli
1907 bertoorfen toorben.
©rünbe:
3)ie Berufung be« Kläger« get|t in ber
$aubtfadje nur ba^in, bafj ba« ©djmerjen«gelb
im ©inne be« § 847 99. ©. 93. vom 8. ©. ju
niebrig bemeffen fei. (£« liegt aber, felbft
wenn Dr. med. <£. bezeugen follte, bog bie 93i&=
tounben bi« auf ben S?tiocf)en gegangen ftnb unb
be«f)alb breitere Karben jurüdlaffen toerben, toa«
als richtig unterfteHt toerben mag, (eine 83cr=
anlaffung bor, be«toegen eine bauernb als un*
angenehm ober ftörenb empfunbene ©ntftellung
beä Kläger« al« fidjerer anzunehmen, als ba«
8. ©. ei auf ©runb eigener meb,r al« brei SRonate
nadj ber 93erlefeung gefdjeljener 83eobadjtung
getan b^at. 8lud) bie Xatfadje, bafe einer ber an
©teile ber verlorenen SBildjjäfjne nad)toad)fenben
3äbne fcf»ief n>ärf)ft, toirb fdjtoerlidj bauernb
embfunbene Störungen jur ^folge fyaben. 5>ie
überftanbenen ©djmerjen unb Unannebmlidjfeiten
ber äratltdjen 33e£>anblung, bie bodj nur borüber*
gebenbgetoefen finb, erfdjeinen mit ben zugebilligten
30 M. fjinreidjenb entfdjäbigt.
(Sbenfo ift bie SHnfrfjlufjberufung nid)t be*
grfinbet. $te ©tntoenbungen, ber ^unb be«
33eflagten b>be infolge bei Siedend unter
einem bei Xieren biefer »rt natürlidjen £toange
tierifdjer SBut geftanben unb ben Kläger treffe
toegen bei Siedend ein fonfurrierenbe« SBer«
fdjulben, fdjeitern fdjon an bem SRangel eine«
33etoeife« baffir, bag ba« Sieden in erfjebudjem
©rabe ftattgefunben unb bafj Kläger fidj baran
beteiligt bat. SBenn ber Kläger, tote er um
toiberlegt beraubtet, nur babei geftanben bat, als
ein anberer ftunge ben £unb nedte, fo lägt fidj
au« einem folgen $abeifteljen, ba« au« bloßer
Sleugierbe gefdjeljen fein tann, toeber auf ein
tätige« SJltttoirfen fdjliefjen, nodj barin ein 83er=
galten feben, beffen ©efäb,rHd>feit für fidj ber
7 (ädrige Kläger bätte erfennen müffen.
3>a« ©eridjt tritt, inbem e« infotoeit bon
feiner in ber $anf. ©er. *3*fl- DOn 1905 83eibl.
Sir. 79 bei ©ntfdjeibung eine« nad) bem $aft=
bflidjtgefe&e ju beurteilenben ftntle« gelegentlich.
au«gefbrodjenen Slnfidjt, bog ber Slidjt«
bermögen«fd)aben überbau pt nur
bei fd)ulbbaften Körberberlefeungen
geforbert toerben fönne, abtoeidjt, bem
8. ©. audj barin bei, bafj bie Haftung be«
Xierbalter« fidj auf 9lid)ttoermögen«fd}aben er=
ftredt. @ntfdjeibenb ift fyiev bie allgemeine
gaffung be« § 847 83. ©. 93. unb bie ©rubbierung
ber einfdjlägigen 33eftimmungen. SBäb^renb bie
§§ 823 — 841 entfd)eiben, unter toeldjen SJorau«;
fej^ungen eine (Srfa^flic^t au« unerlaubten
$anblungen eintritt, beftimmen bie §§ 842—849,
toie unb in toeldjem Umfange ber (Srfa^ ju
leiften, alfo berfenige ©droben ju erfe^en ift, ber
nad) ben borangegangenen Sßaragrabljen be«
Xitel* erfefrt toerben mufe. 5>abei unterfd>eibcn
bie §§ 842 ff. ebenfotoenig bei ber Sötung toie
bei ber Kärberberle^ung jtoifdben ben einzelnen
$aftung«fälten unb gleid) toie 3. 83. ber § 843,
ber beftimmt, bafj im gfatte ber Körberoerlefcung
ber ©rfafe für SRinberung ber ©rtoerbdfäbigfeit
in ©eftalt einer Stente ju leiften ift, aud) auf
bie Haftung bei Xierbalter« jutrifft, tut e* ber
mit benfelben 9Borten bie plle „ber 83crle&ung
be« Körber« ober ber ©efunbljeit" aUgemeiu
treffen bc § 847. gtoar bat ebenfo toie ba« ein
SSerfdjulben ja nid)t borau«fefeenbe ^aftbflicbt«
gefe^ nur bom <Shrfa^ bei 8Sermögen«nad)teil«
fbridjt, aud} ber er^e ©nttourf be« 83. ©. 83. in
bem einzigen SSaragrapb'" be« betreffenben Xitel«,
in bem ber Sladjtoei« eine« 93erfd)ulben« nid^t
borau«gefefrt toirb, nämlid) in bem bie gemein-
red;tlid)e actio de effusis et dejectis bebanbeln^
ben § 729, ben ®rfa& be« 9lid)toermögen«fdjabett«
nidjt zugebilligt, toäbrenb ber (Snttourf bie« bei
allen übrigen unerlaubten £anblungen, bie nad)
ibm fämtlidj ein nadjgetoiefene« 83erfd;ulbcn
borau«fe^en, fo in«befonbere bei feiner ben Xier;
balter betreffenben 83eftimmung aüerbing« getan
bat (§§ 728, 734—736). ^n ben fbäteren ©tabien
ber ©efefre«borbereitung finb bann bie SJorau«*
j fefcungen ber ^aftöPid^t au« unerlaubten
$anb(ungen toefentlidj geänbert, inbem jum Xeil
bie 33etoet«laft toegen be« 33erfajulben« bem
©rfaftbflidjttgen jugetoäljt tottrbe unb jum Zeil
— beim lierbalter — bie 83orau«fetjung be«
83erfdmlben« ganj au«fd)ieb. S>a| aber an ben
folgen, in«befonbere bem Umfange ber ^aft=
bfliebt ettoa« geänbert toerben foüe, ergeben bie
Digitized by Google
«Dhiterialicn nidjt; Bei fbnen ift c« ftinfcf>toeigenb |
geblieben. Stemgernüfi bat bie SRebaftionS*
Aommiffion, nadjbem ber ertofl^nte einzige ftatt,
in bem ber erftc ©ntttmrf auSbrüdlidj bie Raffung
für 9frid)tbermögenSfdjaben abgelehnt batte, bon
ber gmeiten Äommiffion ganj geftridjen mar, ben
©rfafc beS !iRtd}tberm&genSid}abcniS als allgemeinen
©runbfafe be^anbelt unb bie im erften (Sntmurfe
bei ben einzelnen unerlaubten #anblungen fteben»
ben bieSbcjüglidjen 93efrimmungen als allgemeine
Tiegel für ftSrberberlefeungen in einem 53ara*
grabbln, bem jefeigen § 847 jufammengefa&t
unb ibm feine jefrige allgemein gültige Stellung
gegeben.
Slurfj baS 8t. ®. b>t ben fyiet vertretenen
©tanbbunft — jebod) obne einge^enbere 93e=
grünbung in 93b. 50 ©. 253 ber ©ntfdjeibungcn
— eingenommen.
170. $ie rtliti»e ffleaVetraft eint« Urteil» crfhrnrt
(i* nidpi nur auf b«0 UrteilBbecifum, fonbern and| anf
bie hi bem Urteil getroffenen redVlitften unb tatfiOjlitfiK
^eftfteaungen. — Xer «nf 8treir»erffinbnng |in bem
Mcd)t*jlreite beigetretene Nebenintervenient ift bater nitfjt
meb> mit ffinmeninngen j« ftSrrn, bie im enrarnjeffe
prMgeniefen warben jinb.
SBtlbetm ». 93ranbt in Hamburg
gegen
©rofj ©ebrüber in Hamburg.
Xatbeftanb:
Siefcmann & £o. batten 1902 25 93allen
3Ratlorca=3Ranbeln ©ebtember/CftobersSlblabung
an ben ftläger unb ebenfobiel an £offbeinj ber»
tauft. ftläger bntte fein Quantum an bie 93eflagte
meiteroertauft, bie irjrerfettd aud) biefe 25 93aÜ*en
an $offbein$ toeiterbertaufte.
5>ie Slnnabme hmrbe bertoeigert unb jtoar
bon ber 93etlagten, toeil ber iljr borgelegte
5?ounoffementSteüfd)ein nidjt ©ebtember/Oftober*
Hblabung auStoeife. Äläger berweigerte barauf
aud) SRefcmann & So. gegenüber 2Imtaf)me unb
3aljlung unb mürbe auf ©rfafo beS SluSfaUS beim
SüuftionSberfaufe bertlagt. @r bertünbete ber
93eflagten ben ©trat, bie als SRebeninterbenienttn
beitrat. 3)ann mürbe ber ftläger berurtetlt unb
er berlangt nun bon ber 93eflagten ffirfafc ber
UrteilSfumme unb ber Soften be« SSorbrojeffe«.
$aS 8. ®. ff. VII f. £. ©. unb baS D. S. ©. III
273
No. lt»-170.
baben 93eflagtc berurtcilt, lefctereS am 25. 3uni
1907 aus folgenben
©rünben:
©S fann fid} fragen, ob bie 93eflagte baS
Urteil beS 93orbrojeffeS nidjt fdjon beSbalb gegen
ficr) gelten laffen mufj, meil es nadj ben Umftänben,
unter benett bamalS il)r beitritt erfolgt ift unb
nad) ber 21 rt, mie Re im SSorbrojeffe bie ©adje
beS Klägers gefübrt b>t, einen 93erftofj gegen
$reu unb ©lauben enthält, toenn fie jenen
23ro$ef3 jefct als res inter alios acta bebanbelt
toiffen miß. $n jebem ^aüe tommt aber gegen
fie nadj auSbrüdlidjer 93eftimmung im 81bf. 3
beS § 74 <S. 33. O. bie 93orfd)rift beS § 68 jut
9lntoenbung, nad) melier fie im SBerböltniffe
jum Äläger mit ber JBefjaubtung nirf^t gehört
mirb, baj? ber SledjtSftreit, mie er bem SRidjtet
borgelegen f)abe, unrichtig entfdjieben fei.
5)ie Sragmeite biefer 93eftimmung ift anerbingö
ftreitig. ©aubb» ©teilt leljrt (unter II ju § 68)
fie beliebe ücb nur auf bie ©ntfdjetbung be«
SRed;t8frreit8 als foldje, b. f). auf ben ÄuSfbrud)
ber SftedjtSfolge beS feftgeftettten Xatbeftanbeä,
nid)t aud) auf bie geftftellung einzelner
X a t f a dj e n. $>em gegenüber gebt bie über«
miegenbe Meinung ber ©rfjriftftetler (bg(. nnment«
lidj ^edmig, Äebrbud) beS 3>cutfdjen ©ibilbrojel*
redjtS 93b. II (1907) ©. 514 unb Sitate, aua>
9Bad), ^anbbud) beS $eutfa>en <Sibilbro^egred)tS
(1885) 93b. I ©. 645) fottne bie IjJrajiS beS SR. ©.
(©ntfd). 93b. 45 ©. 355, 93b. 54 ©. 354, 93b. 55
©. 239, ©euffert'S »rdjib 93b. 61 ©. 371) babjn,
bafj bie ©ntfd)eibung beS 93orbrojeffeS nidjt bloS
infoweit mafjgebenb ift, als i^re formale IRedjtS«
traft reicht, fonbern aud) bejüglid) ber brajubijieüen
9le(t)tSberbä(tniffe unb ber beurteilten Satfragen,
für i ^inftd^tlidt) ber gefamten tatfädjlid)en
unb redjtlfdjen ©runblage beS Urteils. ^)rr
leiteten Sluffaffung, meldje ben 3h>e<fen ber
©treitberfünbung unb bem brafrifdjen 93ebürfni«
beffer 5Redjnung trägt, fdjlie&t ftd) ber ertemtenbe
©enat an. Segt man fie ju ©runbe, fo ergibt
fidj, bag bie 93eflagte nidjt me^r barauf jurürf;
fommen tann, bafe bie «nbienung ber 9Bare nidjt
orbnungSmägig erfolgt fei. 3)enn, bafe in ber
Ueberfenbung beS Seilfd)eineS, forste beS 93e-
ftärigungsfd)reibens beS ©djiffSmaflerS $ott eine
bem 93ertrag entfbredjcnbe Uebergabe ber 93er=
Digitized by Google
Inbungsbofumenle gu crbliden fei, bilbctc gcrabe
bie ©runblage ber ©ntfdjcibung bes SBorbrojeffes.
gtoar f)anbclte es fid) bamals jttnädjft nur um
ben jtoifcfjen bcn bamaligen ^roic&borteien gc=
fctjloffencn ftaufbcrtrag utib bic auf ©runb
biefeS Vertrages erfolgte Slnbiemtng. Heber
fie tonnten aber bic Siidjter bcS 53orbroacffcs
feine @ntfd)eibung treffen, ofinc fotoeit äugleid)
über bie Dom iefcigen Stlägcr an bic jefcige
3Jcflagtc gcmnrfitc Slnbicuung ^u cntfd)ciben.
Stetmann & ©o. Raiten bie SPare fo au Skanbt
berfauft unb Ratten »jm bie $ofumentc fo an=
gebient, tote ©raubt fie nn bic jefoige 93eflagte
oerfauft unb toie er itir bie Sofumentc angebient
bat. Kur r e d) 1 1 i d) b^anbeltc es fidj um jtoei
getrennte Verträge unb getrennte 5lnbieuungen,
tatfädjlid) toarcu es gnnj biefelbcn, benu
bte ©d)lujjfd)cinc unb Sofumcutc gingen cinfad)
bon 4?anb 6« $anb. SMefer gan^e Sadjberfjalt
mar aber ben 9tid>tern bes SSorbrojeffcS bor=
getragen worben unb toenn fic auf ©runb beffelben
ju ber ^eftfteQung gelangten, bafj bie Slnbienung
bem Verträge entfbrod)en babe, fo tourbe burrf)
foldjen Slusfbrud) über bie 5Inbienung im
©anjcit, b. f). aud) über bie bom jefcigen
Kläger an bic jefoige 93eflngte gemachte Slnbienung
entfdjieben. Stoß ftdj bie SBorberridjter biefer
Sragtoeite i nrcv ©ntfdjcibung aud) bemüht waren,
ergibt ber ganje 3ufamuten^ang ber ©rünbe beä
lanbgcridjtlidjcn Urteils, too fid) bic nuSbrüdlidje
JeftfteQung pnbet, bafj nidjt nur ber bamaligc
^Beilegte, fonbern aud) feine Hintermänner, alfo
in erfter Sinie bie jetzige 93eflagte, fid)
mit ben ifjnen übermittelten 9fad)toeifen bätten
jufrieben geben müffen.
3>ie 33eflagte fann bafjer mit ifiren ©in*
toeubungen nid)t ntceir gehört toerben. Sie ift
fadjfäflig im ©inne ber Silage, b. t). fie l)nt bem
ÄJäger ben burd) ifiren Slunafjmebcrjug ber;
urfadjtcn ©djaben ju erfefcen unb baju geboren
aud) bic Äoftcn bcS ajorbrojeffeS.
(SBtrb ausgeführt.)
171. $tt Ct. C. 6 717 gegenüber bem früheren
! § <>;,:, inj ufern etnaä -.Kciico eingeffi^rt, alt) ntd)t aar
iKiltf.fntglnitft Sco auf (9rnnb eine« norlituflg vaflftrettfearrn
j Urteil« («eleifteten, faibern 2 eti nbcnüerfne verlangt »erben
fann? — 3ft ber 3Bert bc« Strettgrgeuftanbee nur nudj
| bem auf «rnnb jene* Urteil« be^attten finpitnl ;n
I beregnen, aber fiab bie Siafen anb Saften ljtnfort babei
piitjubcriidfidjtigeii ?
Äirdjtoärbcr Spar» unb Seifjfaffe,
e. ©. m. b. in &ird)toärber
gegen
^einrieb, Jim mann in £otoc
unb SBittoe 93ertf)a 82üftf)off, geb. fWcbag
in Äirdjroärbcr.
2}efd)Iu6 beS 0. S. ©. V bom 17. SRob. 1907.
©rünbe:
§ fiöö äbf. 2 ber (5. % C. bom Safere 1H77
beftimmte, bafj ber Älögcr, fomeit ein für bor=
läufig boltftredbar erflärtes Urteil aufgebobeu
ober abgeanbert merbe, auf Slntrag bes S3eflagten
jur ©rftattung bes bon biefem auf ©runb bes
Urteils ©eilten ober ©eleifteten ju berurteiien
fei. Samit mar bem SBeflagten bie 9RögIid)fcit
gegeben, bas bon if)m ©cleiftete in bem nodj
anbängigen S3erfat)ren jurüdjuerlangen. daneben
blieb es if)m aber unbenommen, fein 91 üd*
t forbexungsredjt im SBege einer b c -
j fonberenÄlage geltenb ju m a et) e n.
| ©egenftanb einer foldjen Älage bilbete bie Seiftung
in bem Umfange, in h>eld)em fie jurüdgeforbert
»nurbc obue fllftdüttit barauf, ob bic Seiftung jur
I borläufigen ©rfüHung ber burd) baS Urteil feft=
j gefteüten SJerbflid)tung loegen einer im SBorbrojeffc
geltenb gemadjten 4?aubtforberung ober jugleid)
roegen einer ber im § 4 S. $. 0. bezeichneten
Kebcuforbcrungen gemadjl mar. ©leid)h)ot)I ift
in Uebereinftimmung mit ber @ntfcüeibung bes
Kibilfenats II beS m. ©. bom 10. $uli 1883
(©ntfd). bes 9t. ©. 93b. IX 9tr. 117 ©. 411 fg.)
burdjtueg angenommen, ba& für bic 33e»oertung
bes StreitgegenftanbeS bie SBorfdjrift be« § 3
(5. 5JJ. O. bann mafegebenb bleibe, toenn ber
93eflagte in Ausübung ber tfjm burd) § 655
51 bf. 2 gegebenen Befugnis in bem nod) antjängigen
93erfat)ren einen 5lntrag auf 93erurteilung bes
SUäger« jur (Srftattung be« bon bem SBeflagten
©ejat)lten ober ©eleifteten fteHe, bafj alfo ber
28ert bes ©treitgegenftanbes für biefen 5Intrag
bes SBeflagten nur nad) bem betrage ber in
bem für borltiufig bollftrcdbar crflartcn Urteile
Digitized by Googl
bcm Ä läger zugcfbrodjencn Jpnu))!:
forberung gu bemeffen fei (ogl. nucti (Sutid).
bc« 9t. ©. «b. XXIII 9tr. 82 ©. 350, 33b. XXIX
9cr. 83 ©. 332, m. XXXI 9?r. 88 ©. 380).
S)er § 717 bcr <£. D. in ber gaffung
Dorn 17. 9Jiai 1898, welcher an bie ©teile be«
§ 655 ber ß. % D. bom 3abre getreten
ift, f)at nun an ©teile be* 9tüdjablung«=
anfbrurf)« bcm SBcHagtcn einen ©habend:
erfafoanfbrud) gegeben, bcr inljaltlid) über
ben 9tüdjal)lung*aufbruch hin au «gehen fann;
e« bleibt aber in gleicher SBeife, Wie früher nadj
bcm § 655, bcm Seflagtcn bie 33efugni«, fein
Siedet auf ©d)aben«erfa& unb bannt aud) auf
©rftattung bc« ©eleiftetcn entmeber buref) einen
Antrag im anhängigen Verfahren ober buret)
Grljebung einer befonberen Ä'Iage jur ©eltung
ju bringen. @« fragt fid>, ob ber Umftaub, bafe
in bcr 93eftimmung ber ScobeHe ber bem 93e((agten
gewährte Hnftorudj, auch foWeit e« ftrfj um ©r=
ftattung be« ©eleifteten hanbelt, al« ein Slnfbrud)
auf ©d)aben*crfa$ qualifiziert ift, baju führen
mufs, abWeidjcnb bon ber früher betretenen
Mnfdjauung, ben SBert bei ©treitgegen*
ftanbe« für ben im anhängigen Verfahren bon
bem iBetlagten gefteDten JRürfjahlungSautrag in
gleidjer SBeiie ju bemeffen, wie wenn ber
UJellagte eine befonbere Älage auf ®r=
ftattung be« auf ©runb be« für borläufig boö=
ftreefbar erflärten, bemnädjft aufgehobenen ober
abgeänberten Urteil« ©ejaljlten ober ©eleiftetcn
erhoben hätte. S)a« ift &u berneinen. 9?adj
§ 249 33. ©. 95. hat berfenige, Welcher jum
©djabenäerfafe bertoflid)tet ift, ben $uftanb her:
aufteilen, ber beftehen mürbe, Wenn ber jum
<5rfafce berbflichtenbe Umftanb nirf)t eingetreten
märe, darnach I»atte Klägerin auf ©runb ihrer
©djabenSerfafcbfüdjt, abgefehen bon etwa weiter*
gehenben 5Hnfbrüdjen ber 83eHagten (bie aber im
borliegcnben gatle nur infotoeit erhoben finb,
als Zahlung bon SMen auf ben gezahlter 33etrag
bom Sage ber 3ahlung an geforbert ift, ein
Slnfbrudj ber für bie 33eredjnung bc« SBertc« bei
©trettgegenftaubc* nidjt in 93etradjt lommt) ben
früheren 3uftanb burdj SHüdjahlung ber
bon ber $3eflagten gezahlten 33eträge
mieber Ijerzuftellen, alfo baefenige ju leiften,
ju beffen Seiftung er aud) nadj ber SBeftimmung
bei § ü55 ber £. O. in ber frimwfl bon 1877
275
No. 171-17*".
ju berurtcilcn getoefen märe. (S* trifft alfo für
ben uorliegenben JaU burdjau« ju, Wa« ba« 9t. ©.
in 33b. IX SRr. 117. ©. 411 fg. ausgeführt hat,
j bajj burdj ben Slutrag bcr 33cHagten nidjt ein
neuer ©treitbunft ber gerichtlichen ®nt?
fdjeibung unterbreitet mirb, fonbern e« fich nur
baruiu hanbelt, eine brojeffualc golge bei bor*
inftan^id)en für borläufig boüftredbar erflärten
Urteil* $u befeitigen unb jmar foWoljl foWeit in
I bem Urteile über ben $aubtanfbruä), al* aud)
foiocit über eine bcr im § 3 (£. % £>. bejeidjncten
9lebenfurberungen, nämlid) bie 3infenforberung,
entfd)icbcn ift. 5)a& infolge ber neuen SBeftimmung
im § 717 d. 0. bei einem im anhängigen
Verfahren in ©emäfiheit biefer 93eftimmung ge=
fteHtcn Slntrage eine aubere «emertung bc«
©treitgegenftnnbe« eintreten müffe, al« bei einem
auf ©runb bcr früheren Sieftimmung be* § 655
ber K. D. bon 1877 geftellten »ntrage ift
bemnach nid)t anzunehmen (bgl. aud) Urteil bei
91. ©. (Sntfd). *b. 63 9er. 91 ®. 367 fg.).
172. ftanit ein btim iBttricbe einer tttftnbafjn f>4
crtigncakcT Unfall aud) auf ha» adrinigr ^trfd)ulbtii bt*
Scrlt^ltn jurilrfflriülir», ober inufj ftet« ber 0«^iibctricb
ot« «ttwirfeibe Urfod»e angr(e^cD werbe«?
@rnft^einrid) ©djinfel, }cfet beffen
SBitWe unb Xod)ter in Hamburg
gegen
bte©tra6eneifenbahns©efellfchaft
in Hamburg.
Slud einem bie Älagc im ©egenfa^ jum
S. ©. ganj abtoeifenben Urteil bei £). S. ©. V
boin 19. Januar 1907.
©rünbe:
S)urd) bie bon ber ©egenfeite unangefochten
gebliebene (Sntfcheibung bei 2. ©. fteljt bereit«
| feft, bag ber tlägerifd)e @rblaffer ei an je ber,
im SSerfehr erf orberliehen Slufmert=
famfeit hat fehlen laffen, al* er, ohne
nach beiben ©eiten Uinfdmu ju halten, bai
[ ©trafjenbafjngeleife auf ber @im*büttelerftra|ie
I überfchritt unb bon bem recht« feit ig heran:
fommenben SKotortoagen umgeftofeen mürbe.
$>iefeö Verhalten hat bie SJorinfianj für ein
i mitmirfenbe« Söerfdnilben eradjtet unb bie
©etlagte für ben entftanbenen ©chaben nur jur
Hälfte für haftbflichHg erHärt. 3)ie ^aftbarfeit
jur anberen ^älfte mirb barau« gefolgert, ba&
Digitized by Google
_276_
No. 17»- 17*.
bie gabrgefdjwtnbigfeit bei 9Rotorwagenä
in bem Hugenblide, als jwei entgegenfommenbe
Sßagen borüberfuljren unb ben freien »uiblid
nad) allen «Seiten berbinberten, bom äBagenfüljrer
u i dt> t binreidjenb genug gemä&igt morben
fei, um ben Söagen jeben Hugenblid jum ©HU*
ftanb bringen ju fönnen. ©ine berartige, ben
©tra&enbal)nberfet>r gerabeju la^mlegenbe ©ins
fdjränfung ift febod) nidjt ju rechtfertigen.
83on bornljerein ift babon audjugcb,cn, bajj
bie burd) ba3 Reglement für ©trafjeneifenbaijnen
mit eteftrifdjem {Betriebe bom 25. Sf^ril 1895
gugelaffene gabrgefdjminbigteit im bor liegen ben
gälte nidjt überfdjritten War, ali ber tlägerifdje
©rblaffer ju galt (am; ein SBlid auf ben
©tabtblan jeigt auä) unb e* ift geridjtSnotorifd),
bafs bie ©imlbüttelerftrafje in ber #ölje ber in
fle einmünbenben Kielerftrafje feine 2Begefreu&ung
enthält, fo bog au* folgern ©runbe feine*faß*
eine ©rmäfjigung ber gabrgefd)Winbigfeit geboten
mar. 3)urd) bie 8lu*fage be* Seugen &• fte^t
ferner feft, bog er uor bem Unfälle ©lodern
fignale gegeben, trofebem aber ber SBerunglüdte
bläfrlidj jur ©eite ftd) gewenbet &at, um bie
gatjcbafjn ju freuten, bofj ber fBlicX auf ben
fjerantommenben SEBagen burd) in ber entgegen:
gefegten Stiftung toorbeifaljrenbe Sagen nid)t
meljr berbedt, fonbern frei war unb ba& bie
gabjgefdjwinbigfeit jebenfaOä feine übermäßige
mar, Wie ja gerabe bie latfadje jeigr, baft ber
SJiotorWagen unmittelbar nad) bem Snftoft an
ben SBerunglüdten jum ©teljen gebracht mürbe.
5>er Severe f)at aurfj felbft erflärt, bafc er otyne
fid) nad) redjt* umjufeljen, ba* ©trafjenbaljns
geleife §u überfdjreiten unternommen fjabe. Sei
foldjer ©acblage fanu tüct)t beraubtet Werben,
bafj bie bem ©ifenbabnbetriebe inne =
mof)nenbe befonbete <SJefät)rIicr)reit ben
Unfall mitberurfad)t babe. ©in anberer
fdjneü* batherfabjenber SBagen Wirb benjenigen,
ber fid) oljne untjufeljen, plö&lid) bie galjrbabn
freuet unb feine Annäherung unbeachtet Iäfjt,
ebenfo wie c)ier ber SRotormagen ju gaü* bringen.
$a* ©efefc bom 7. ^uni 1871 betr. bie $aftbflid)t
ber ©ifenbaljnen frfjlieftt aber bie Haftung bei
^etriebäunter neunter« für ben im Verriebe ent*
ftanbenen ©djaben bann au*, wenn er beWeift,
bau bei Unfall burd) eigene* Verfd)ulben bc*
Verlebten berurfadjt ift unb ba* Berufung«:
geriebt bermag fid) ber in ber ©ntfdjetbung be*
9t. ©. bom 18. ©eiember 1905 (§anf. ©cr.-^tg.
1906 Veibl. 9tr. 156) au*gefbrocf>enen Sluffaffung
ntdjt anjufdjlicfjen, baß ein Unfall ber bei bem
Verriebe einer (Sifenbafm ftd) ereignet, niemal*
allein auf ba* Verfdjulben bei Ve*
fdjäbigten al* Urfadje jurüdgefüört
Werben f 5 n n e. Sin Derartiger 9ted)t*fafe
fteljt im offenen SBiberfprud) mit § 1 bei #aft:
bflid)tgefe&e* unb fann aud) burd) § 254 85. ©. 9).
nidjt jur ©eltnng gebracht fein.
178. $ie ua4 § 627 «. f. 0. »» erlaffenke einfl-
»eilige «trfügimg in (tycfad)cn >t« <iUgrmtin(ii
C£rf0rkerniffcn bt« § MO 6. 9. 0. »tfyrrdjca.
grau ®. SR. 3. Se&berfen, geb. ©djult
in Hamburg
gegen
beren (Seemann Zt). 3e«perfen in Hamburg.
8lue einem aefd)lu& bei 0. S. ©. V bom
1. «Juli 1907.
© r ü n b e :
Klägerin begehrt ben ©rlafe einer einftWeiligen
Verfügung gemäg £. D. § 027, nad) welchem
unter iBerüdfidjttgung bed§ 13(51 iö.©.SÖ.biegegen=
feitige Unterb^altepflia^t ber ©Regatten wätirenb ber
S)auer be£ 6^efa^eibung«projeffe* auf bem SBege
ber einftweitigen Verfügung georbnet Werben fann.
3>ie in ben Kommentaren $ur ©. 5ß. O. bon ©aubb-
©teilt unb Sßetcrfen unb Singer ju § 627 erörterte
ftreitige grage, ob bie gemä| ß. % O. § 627
ju erlaffenbe einftweilige Verfügung ben
allgemeinen SBorauäfefeungen etnft =
Weiliger Verfügungen unterliegen müffe,
beiab,t biefer ©enat in Uebereinftimmung ber
ffintfdjeibung be* 9t ©. in ©euff. Slrdj. 93b. 56
©.212. <&i fann mithin bem flägerifdjen Antrag
nur bann cntfprod}eu Werben, Wenn bieö au*
ben in d. % 0. § 940 beaefdjneten ©rünben
not Wen big erfdjeint. $)ieÄ aber ift nid)t ber
gall, ba bie Klägerin bei ib^rem SBruber, Welkem
fie ben $au£ijalt fü^rt, freie ©tation fjat unb
augerbem 20 Jt monatlid) erijält, aud) bie MuSgabe
für ben ©djulbefud) beS gemeinfamen Äinbe* ber
Parteien bon bem Söater ber Klägerin getragen
Wirb. $ie Klägerin befinbet ftd) alfo feine*Wegö
in einem üRotftanbe, weiter bie (Srlaffung einer
einftweiligen Verfügung redjtfertigen tonnte.
Oll« Wliimt« *ftl«».
*«Tin.»r,nftT«ii 44 »emfvn*a I »SS. maoninT«! SfebjfiMt Dr. O. «taiHI,
Xniif vc» 3 • ^ « n ■ 4) i n r I dl * c * « r , 4>4nt>at«.
Digitized by Google
MO. 47. 277
No. 174.
SScißfatt.
Cinilredi tltdie falle.
XXVIII Jahrgang. (40. Sa^tflonfl b« $anbel8f|crid)t*3eitunfl.)
frei« für ben 3^r9ang: «aast« «ab Beiblatt mit »egcfler 20 A - $aa»tblatt aüeia mit »egijler 15 Ji.
Beiblatt afein mit iReßifter IS Jt
- . . .i—^^a— . l^!»-^
Viertes Quartal. ßambiKg, ben 21. Wottembtr. 1907.
Ontmlt: S&olijiei • SNeljörbe in Hamburg gegen tie
frairfeiifajic für faufmäuniic&e CjJefääftt <" Hornburg. --
»ottlteb ©oenie in Hamburg gegen ben ftarmer Carl
Scbletltotin in Ctjttotnbu. Tcutidcgüb-fBeft. Wftif<i. -
€rnft Sene, jepi ber ftrau Balentine ürooronn Kitjcbejero
in $o(ta gegen 3 §• $atijiger in Stalin.
174. Jiranfenbauabebanblung fbpbilitifd) crtranfier
Crttflrnattnlafienmitgiieber. — B3nnn fnnn biefelbe flffltti
bea SBiDen ber firoaleafaffc *»* ber Boltgei «ngeorbnet
»erbe«? »üb« birfe bemit bie «Befdjäfte ber «ranlea.
raffe unb vvav in berea ^nterrffe? — Bleibt bei 9tid|t'
anfnabaie in* Sraatcabaue eine im öjfentlidicn ^ntereffe
liegenbe $ftid|t ber »ronfenfaiie nnerfüUt?
^oIijci:«e^örbe in Hamburg
gegen
bic € rtsf ranlenfajic für faufmänuifd)c
©eidjä fte in Hamburg.
Satbeftanb:
3)ie ^olijcibc^örbc in Hamburg t)at bier an
©tjbbilKi erfranlte ftraucnsberfonen, 2)iitglicber
ber Crtsfranfenfaffe für faufmännifchc ©efdjäftc,
im Slügemcineu .Sirauf enljaufe ©t. ©corg gegen
ben SB i 1 1 e n ber & a f i e ärjtlid) bchanbcln
laffen unb bofür .H, 202,00 berau«lagt. Sie
forbert Ilagenb (Srftattung biefe« iBetrage« nebft
3infen bon ber genannten ilaffe, bte&lagabroeifung
beantragt unb SBiberflage bat)in erhoben bat, baö
©crid)t möge feftfteUen, baß bie Klägerin grnnb-
fä&lid) nicht berechtigt fei, für bie Verpflegung«;
! foften berfenigen gefchledjt«franfen &rauen«ber-'
fonen, roelchc fie au« fanität«boliaeilithen
©rünben in einem öffentlichen föranfenhaufe
untergebracht t)abe, and bem ©eficht«punfte ber
; ©efchäft«fül)rung ot)ne Sluftrag bon ber iBeflagtcn
@rfafc ju forbern. $>a« 2. @. (£. Ä. II roie«
jtoar bie SBiberflagc au« brojeffualen ©rünben
I ab. ^inftdulid) ber &Iage fbrad) e« burd)
, S^ifih'iturtcU au«, bafj bie 23eflagte jur ©r*
| ftattung be« eingeflagten Betrage« gemäfj § 071»
> SB. ©. 3J. nur bann öeröfüdjtet fei, tuenn bie
I Siidjtaufuahme ber im Äranfenfjnufe betjanbelteii
! Verfonen in ba« Äranfcnfjauä eine ©efahr für
i b e r c n 8 e b e u u n b © e f u n b t) c i t iferbeb
| jufüliren geeignet geroefen fei. 9?ach Vernehmung
bon Sichten erachtete ber Vorbcrridjtcv biefe
*Borau«fefoung nid)t für gegeben unb er mies
be«t>alb am 18. Januar. 1907 a\x<S) bie Älage ab.
3)o« D. 2. ©. III benuarf am 29. ^uni 1907
bic Berufung ber 93efiagten, berurteiltc biefe
aber auf bie Berufung ber ^olijjei=5Bebörbe jur
3ahlung bon Ji 202,50 unb in bie Äoften.
© r ü n b e :
9iad) bürgerlichem Siecht fann bie s4$olijei=
Öehöcbe ©rfafe ber itjr au« ber Äroufent)au«=
beljanblung erwachfenen Äoften bedangen, ioenn
' fie mit Ueberiueifung ber Wabchen an ba«
Äranfenhau« ein ©efehäft ber berflagteu
Äranfenfaffc beforgte, toenn bie Uebernat)me
ber ©efehäftefübrung bem ^ntereffe ber
Digitized by Google
278_
No. 174.
a f y e entjbr ad), Wenn ohne fie eine
Sßflidjt ber Äaffe, bereit Erfüllung im
öffentlichen $ntereffe lag, nid)t redjt*
jeitig erfüllt toorben Wäre unb bie
ißolt^ei » 33 e t) 8 r b e bie non Ü)r gemalten
SlufWenbungen ben Umftönben nad) f ü r
erforbcrlid) Ratten burfte, §§ 683, 670,
677, 679 99. ®. 18. 5Btefe öier SBorauSfefcungen
ftnb f)iet fämtlid) erfüllt.
1) Die 33olijei=a9eöörbe hat ein @efd>äft
ber Äranlenfaffe beforgt, weil e* ju ben
©efdjäften ber Äranfenfaffe gehört, ihren erfranften
*Dtitgliebern ärztliche 4?Ülfe ju gewähren. Ob bie
^olijet - 33ebörbe aud) auä fanität$poltjeiltd)en
©rünben eintritt, ift gleichgültig. Die Situ
fterfungggefahr foHte burd) Teilung ber ©rlronften
befeitigt werben. SÄit ir)rer Unterbringung int
Äranfenhaufe Würbe alfo ein bopöelter 3">ed
crftrebt; bte 93erfolgung be« einen baüon gehörte
ju ben Slufgaben ber 83cflagten.
2) DaS einfdjreiten ber ^iolijei junt 3wcde
ber ftranfenbausbebanblung ber erfranften bat
bem ^ntereffe ber »dingten entfprod)en.
Die ftranfenfjau&bebanbluitg bot bie fid;erfte
©etoätjr baffir, bafj alle ärjtlid)e Slnorbnungen
uon ben Fronten gewiffenlwft befolgt unb bei
Eintritt fd)äbigenber SBirrungeit ber toerorbneten
SRittel fofort bie geeigneten 2Rafjnafjmcn getroffen
würben, Damit Warb baä IJntereffe ber $eflagten
geförbert. DicfeS ^ntereffe bafnn, berartige
itranfe mögltchft fdjnell unb mögltchft
f ich er geseilt ju feb.cn, batnit einerfeitä bie
Stoffe non wetteren Seiftungen an bie erfranften
befreit, anbererfeitö bie ©efatjr ber Slnftedung
befeitigt Wirb. Da& biefe Siefeitigung ber Slm
ftecfungägefa^r ganj Wefentlid) im ^ntereffe aud)
ber SBeflagten felbft liegt, bie bcfonberä Diele
junge, bet SJerfudjung au&gefegte Seute ju ihren
ÜKttgliebern jöb.It, bnrf nicht überleben werben.
3) Dfjne Aufnahme ber Siran fen in bat
ÄranfenljauS Wäre eine s4Jfltd)t ber *cf (agtcn,
beren Erfüllung im öffentlichen ^ntereffe
lag, unerfüllt geblieben. Da* beftreitct bie
«eflagte mit Unrecht. Ob bie Staffc ben erfranften
gegenüber bie red)tltd) erjWingbare 93flid)t hatte,
fic im &ranfenhau& bebanbeln ju laffen, fann
unerörtert bleiben, ©er Mgemeinbeit gegenüber
hatte fie bie ^flidrt, bei gefchlcd)t*franfen WlxU
gliebern bie Sttaftnahmen $u treffen, bie auf bie
I fdjneCfte unb eingretfenbfte SBeife bie ©efafjr
: beseitigten. Die 5tranfent>erfid)erung ift gerabeju
', berufen, bei gefd)led)tlid)en ©rfranfungen burd)
i fdjleuntges unb wirffante* einfdjreiten bie aü-
| gemeine 2Bo£>lfabrt jju förbern, »gl. bie 93egrfin=
bung ber Stobelle »om 25. 2Äai 1903, betr. bie
SSenberung beä § 6 a Äranfen - SBerf. = ©efe&e«.
Die Srranfenlaffe bat baher tro^ bei „fann" im
©ingange bei § 7 a. a. O. bie Pflicht, Äranfent>au*s
1 b?b,anb(ung ba eintreten ju (äffen, wo fie nötig
I ift. Ob fie nötig ift, richtet ftd? nidjt nad) ben
i berfügbaren Mitteln, fonbern nad) ber SSrt bet
galled. 3>a§ fupbilitifd) Grfranfte unter llm<
ftanben aud) ju Jpaufe mit (Erfolg be^anbelt
werben fön neu, ift ohne Üöeitercä jtt^ugeben.
t)ängt eben t>om Einzelfalle ab, ob foldjc
UJerjanblung ©rfolg nerfpridjt. ©aß mit einem
Erfolge nid;t ju reebnen ift, nut| aber bii jum
58eweife bei ©egcntctl« überall ba angenommen
werben, wo bie häuslichen unb gewerblichen
SJerhältniffe ben ©rfranfteu felbft eine gewiffen=
hafte Durchführung ber ärjtlii^en SInorbuung
erschweren unb ibnen überbie* nicht bad 3Jia|
»ou (Jinficht jujutrauen ift, bag Re ftdj bewußt
bleiben, burd) eine lar,e Sluffaffung ber ihnen er=
teilten S3orfd)riften fd)weren ©d)aben anjurid)ten.
©o liegt ber ftall hier, mo eö fich faft nur um
ganj junge, unerfahrene lauf männif che Slngefteflte
au* Heineren Sebcntoerhältniffen hanbelt, beren
hauptföchlichfted üBeftreben ei fein wirb, ibre
®rfranfung nor ben Angehörigen geheim ju
halten unb febe Unterbrechung ihrer Xätigteit ju
nermeiben, bic auch beim ©djwinben ber erften
Äranfheitäerfd)einungen geneigt fein Werben, bie
ärjtlid)en Slnorbnungen in ben SBinb ju fd)lagen.
@ine Äontroüe, baß bie Slnorbnungen fortgefegt
1 $u ^aufe befolgt werben, ift bei berartigen
Stranfen gar nid)t möglich. 5)a* behauptet auch
ber in erfter ^iiftanj üornomntene Slrjt Dr. 9.
nicht, ©einem ©utadjten ift nur ju entnehmen,
| baß bie 93egleiterfd)einungcu aud) bei ambula:
torifd)er 5Behanblung überWadjt werben fönnen.
; $a« ift felbftnerftänblich. treten fie aber nidjt
; auf, fo hat minbeften* in biefem gaHe ber Slrjt
I bei einem unjuberlaffigen Uranien nicht bie
genügenbe Sicherheit, ba& er feinen 93orfchriften
entfprechenb »erfahren ift.
4) Damit ift gleidjjeitig aud) bie legte ftrage
beantwortet, ob bte Klägerin bie oon ihr
Digitized by Google
gemalten Suftoenbungen t>en Umftänben \
na$ für erforberlicb galten burfte. $ie
grage mar obne SBeitereS ju bejab>n.
%it SBeflagte haftet biernacfj auf ©rftattung
ber M. 202,50.
175. 6. 9. 0. § 28. — $tr Wertd)t*ft(iiib bt* Str.
mögen» erforbert aidV, >«t M* 8era9gea*fricfe rrgtnb
trt,ebli*<« «tri Wen. - Siefer «m^CSfU»» ift nid)t
nar AiiMäubrrn, fonbern and) foldirn ^erfvncu gcgeaiber \
onganenbea, »eldbe anr in bcn T'entfrfjrn Sdjutjgebteten
ib>a fBcbnfie b>bea.
©ottlieb ©oerne in Hamburg
gegen
ben garnier Sari ©djletttoein
in Dtjitambb,, 3>eutfdM©übs2Beft*8frifa.
3)a$ 8. @. f)at bie ©inrebe ber llnjuftäm
bigfeit bei ©eriajt* üertoorfen, bai £>. S. ©. V
tjat am 27. 2Bat 1907 bfe »om SJeflagten gegen
bie* Stoitöenurteil eingelegte ^Berufung jurücf--
getoiefen.
©rünbe:
2)aS 8. ©. f)ot ben ©eridjtSftanb be$ SBer*
mögenä nad) ben SJeftimmüngen bei § 23 ©.$.D.
für oorliegenb erachtet. 3)em ift jujuftimmen.
9tacb, § 23 C. 5B. O. ift bannige ©erittjt für
Älagen toegen öermögenSrecbtlidjer Slnfbrüdje
juftönbig, in beffen Segir! fid) bem SBeflagten
gehörige ©egenftänbe beftnben, toeldje einen
©elbmert tjaben. 3) a fj biefer SBert eine
beftt umite $ö$e erreicht, ift nid)t SBor*
bebingung ber Suftänbigfeit. 3m borliegenben
3faHe fann nun mit Stücffidjt auf bie unbeftrittene
Satfadje, ba& bie fraglichen in Hamburg befind
Itcben platten bon bem SJeflagten baju beftimmt
waren, für bie Anfertigung öon 8lnficf)t«boftfarten
in größerer Slnjabl, beren SBertuertung in feinem
©etoerbeberriebe ber Seflagte beabftcfijigt, ber*
toenbct ju toerben, nidjt toofjl einem 3lt,etfct
unterliegen, bafj ben platten ein SBerm5gen$toert
beizulegen ift. $>arau« ifjt
ju folgern, baß bie platten felbft audj im
gefcfjüftluijen SBerfebr einen ©elbtoert baben, oljne
ba& ei erforberlidj toäre, nod) feftyuftellen, bafj
burdj einen SJerfauf ber platten ein ©rlö« in
einem beftimmten böseren ober geringeren ^Betrage
ju erzielen fein werbe.
279
No. 174—17».
$)aä S. @. bat aber aurf) mit SRedjt an:
genommen, bajj in bem jur ©ntfcfjeibung fret}ett*
ben galle bie jtoeite &3orauSfefeung für
bie Suftänbigfeit ber b>n»burgifdr)en ©ericbte
gegeben fei. SBeflagter $at, bai ift unfrreitig,
einen SBobnfife im Dtutfdjen Steide nicfjt,
fonbern fein äBobnftfc ift in 3)eutfi*©üb*
2B e ft a f r i f a. $ie ©cbu&gebiete bilben nic$t
einen Seil beä "Betitfdjen 9teidbe£, fonbern fie
ftetjen unter ©rfuiggetoalt bei $>eutfcf)en fReicbed.
9tacb bem ©ortlaute be3 § 23 (J. D. ift biefe
gefc&liribe SBeftimmung alfo im oorliegenben gaHe
jttjeifetlo« anmenbbar. 3)er 35eflagte maa^t aber
geltenb, mau bürfe bie SBorte „im 5)eutf(ben
JReia^e" nirfjt b«fj«i, meil naä) bem &toe<Ie ber
gefe&lictyen iöeftimmung batoon ausgeben fei,
baß bad Seutfa^e Stetdj als; $nlanb bem 81u«s
lanbe gegenüber gefteüt morben, ber3»oeö! ber
iBeftimmung aber nia>t erforbere, 5Reicb*angebBrige,
mela^e in einem S)eutfcben Sdbu^gebiete ib>n
4JBobnf«6 fyaben, folgen $erfonen gleidjjuftellen,
toela^e einen 2Bobnft| nur im iluÄlanbe b«ben.
SBäre ba« ridjtig, fo mürbe e* angezeigt fein,
bem im SEBege ber ©efe&gebung bura) entfbret^enbe
Abänberung ber $orftf)rift bei § 23 (S. D.
IRea^nung ju tragen. $ie ©efebgebung b«t aber,
obmobl fte fieb me()rfadb mit ben SSerb&Itniffen
ber ©a^u^gebiete befa^Sftigt bat, eine Slenberung
jener Seftimmung nic^t eintreten (äffen. @*
fann bie bon bem Seflagten vertretene Stiftetet
aber aurf) nia^t unbebingt afö ri$tig anerfannt
toerben. 3|n«befonbere ift eS al* uuriebtig ju
bejeia^nen, roenn ©eflagter meint, ber ber
©eftiminung bei § 23 (J. O. fei offenbar, bem
ein beimi) eben Älöger „bai SProjeffieren oor au«s
lünbifa^cn ©erfaßten ju erfbaren toegen ber
oieOeia^t geringeren ©arantien ber auSlnnbifdjen
9tea^tfbreCbung". 2)er Qtoed ber bezeichneten
»orfajrift ift, wie au« ben SRotiben jur $. % O.
bon 1877 ju entnebmen ift, oielmebr ben ©lüu--
bigern ber im Sludlanbe moljnenben unb im
^nlanbe obne Domizil ftd> umbertreibenben
©4ulbner bie 9tedjt«berfoIgung ju erleichtern,
indbefonbere fif »« bie Sage $u bringen, ot)ne
©djroierigtett bie im ^|nlanbe befinblic^en 8Ser=
mbgen^ftücfe beS ©cbulbnerd al« ©egenftänbe
ber 3b>ang0Ooüftrecfung in SInfbrudb nebmen ju
fönnen. ®* fann augegeben toerben, ba& e*
oieöeicbt ni$t erforberli* ift, ben ©lüubigern
Digitized by Google
280
No. 175-176.
folget ©djulbner, Weldje einen SBoIjnfitJ in einem
fceutfdjen ©djufcgebiete Ijaben, einen gleiten
Srfjufc ju gewähren. ©a$ allein fonn es aber
nidjt rechtfertigen, bie äJefttmmung bed § 23
©. D., obwotjl fie iljtem SBortlaute uadj im
gegebenen ^atle anWenbbar ift, folgen ©djulbnern
gegenüber nidjt in SInWenbung ju bringen.
\
17«. Gibt (0 für ben Sdjalbner eine Sefajnerbe
gegen kic tfutf<$eibung Sc* t'rouwritbt*» bftft eine
weitere oeuftrecfbflre Ausfertigung an ben OManbiger ju
erteilen fei? - 8g(. »eibt. 1908 »r. 128 6. 202 fg.
©rnft 9teije, jefot ber ftxau Valentine
ßwowna ffitfdjejew in ?Jalta
gegen
©. $anjiger in «erlitt.
»efdjlufe bc« O. S. ©. II Dom 16. ÜÄai 1907 :
5)aS SBefdjmcrbcgeridjt t)ä(t bie SefdjWerbe
n i er) t für j u l ä f f i g , inbem eS ficr? auf ben
©tanbtounft be3 SefdjIuffeS be« britten ©enats
(abgebrudt in 9iedjtftoredjung ber JD. S. ©. 9Jb. 4
©. 361 Seiblatt 1902 9er. 128) ftcflt. $at ber
©eridjtäfdjreiber, entfpredjenb ber Sluorbnung
be« SBorfi&euben, eine Weitere öollfrrcdbare
Ausfertigung erteilt (<S. S4J. O. § 733), fo fann
ber ©djulbner bie ©ntfdjeibung beä ^roje^
gcridjtS nad)furfjcn ((£. ?J$. 0. § 576). ©eljt
beffen ©ntfdjcibung, wie im öorliegenben gaße,
bafjin, bafe bie weitere SluSfertigitng mit 9ledjt
erteilt fei, fo ift baß feine ©ntfdjeibung i m
Swanfl<soottftredung«üerfat)ren, Wogegen bie fo=
fortige »efdjwevbe nad) 9Ha&gabe § 793 6. «JS. ß.
juläfftg wäre (f. namentlid) SR. @. Gntidjeibung
»er. (£. ©. SJb. 42 ©. 321 oben; 9i. ©. Dom
7. 3uli 1899 in 3urtftifdje 9Bod)enfd)rift 1899
©. 575 9ir. 10, bei ©ruajot 39b. 46 ©. 1099),
fonbern eine bic 3wang$Dotlftrerfuug 0 o r =
bereite nbe aJiafjrcgcl. %ic ©ntfdjeibung beö
Sßroje&gcridjte unterliegt aud) nidjt etwa ber
«efdjwerbe nadi Q. % 0. § 576 Slbf. 2, benn j
Ijier Wirb nidjt beftimmt, ba& gegen bic ©nt* !
idjeibung beS s4$roje&gerid)t6 33ejdjwcrbc 311 (äffig !
ift, fonbern nur beftimmt, baß bic 93cfdjwcrbe —
wenn fk juläiftg ift gegen bic ©utfdjcibung
bc« $rojc6gertd)tö (unb nid)t etwa gegen bic
©ntidjcibung beö ©eridjtöidjreibers) itattfinbet 1
Cll»9N«i»««tl 'JPerUj. «amtmr*. «trmannftrü»t 44. (««»frrtdxt 1 6S3. Piraiilttfril. Slrtafttur Dr. O. Cia«>il, tjamt'iHg.
trurf rni 3r(.»n«olnti*4»Jeen.
(f. 9t. ©. 10. 9Jcärj 1902 in 3urifr. SBodjenfdjr.
1902 ©. 253 9lr. 18). $ie üorliegenbe ©nt*
Reibung unterliegt baljer nad) ber 9tegel be<$
§ 567 Slbf. 1 nur bann ber SJefdjwerbe, Wenn
es fid) um eine eine borgängtge münblidje üex-
tjanblung nid)t erforbernbe ®ntfd)eibung b^anbelt,
burd) Weldje ein baä 93erfat)ren betreffenbed
©efudj jurüdgewiefen ift. 8n le^terem
(^rforberniä feb^lt ti fytt: bai ®efud) ift nidjt
jurüdgeWiefen (in weldjem ^aUe bie 58cfd)Werbe
juläffig Wäre), fonbern ei ift itjm ftattgegeben.
lEBenn ber ©djulbner ausführt, ba& öom S. ©.
fein & e f u d>, ber ©(äubigerin bie 9iüdgabe
ber ?lu«fertigung aufjulegen ober wenigftenö
öon ber ©läubigerin eine ©idjerbeit ju öer^
langen, jurüdgewiefeu fei, fo banbelt cd
fid) bei foldjen Anträgen beö ©djulbucrä nid»t
um ein felbftänbige« ©efud), fonbern um bie
©infleibuiig feiner Angriffe gegen bie ©tatt-
gebung bed gegnerifdjen ©efud)« in bie jjotm
felbftänbiger Slntrage. ^nbem ba* ijjrojeögeridjt
tiefe »nträge jurüdwie«, bot e« nidjt felbftan-
bige Anträge be« ©djulbnerei jurüdgewiefen,
fonbern bat in SJeranlaffung foldjen auf bie
58efeitigung bejw. ©infdjranfung ber ©rteilung
ber au^fertigung burd) ben ©eridjtdfdjreiber
bin^ielenben Sorbrtngcni bie oom ©d)ulbner
bamit tat|äd)lid) nad) SJiafegabe § 576 Slbf. l
©. Sß. D. nadjgefudjte ®ntfd)eibung gegeben,
burd) welrfje, obwohl bem Wortlaute nad) bie
Anträge bes Sdjulbuer« jurßdgewiefen finb,
ber 31 n t r a g ber © l ä u b i g e r i n für
begrün bet erflärt ift. ©egen eine foldje
entfdjeibung ift aber bie 58efd)Wcrbe unjuläffig
(f. außer bem citierten Urteil be^ D. S. ©.
Hamburg, 9t. ©. entfdjeibungen «öb. 31 9er. 103
©. 410 fg., 9i. ©. 30. 3uni 1900 in ^uriftifdje
9Bod)cnfrf)iift 1900 S. 605 9tr. 8, SJSeterfen^
Stngcr Slnft. :"i ju § 733 unter 3; anfdjeinenb
aud) ©au»ps©tein § 733, II in Sßerbtnbnng
mit § 732, I, in «erbinbung mit § 724, III).
Digitized by Google
So 48. 281_
No. 1 77.
SSeißfatf.
€totlrrd)tltd)e lalle.
XXVIII Jahrgang. (40. Sa^tßQHfl ber £aubel«geri$t3-.8eitunfl.)
«rci# fir »tu 3aI)rgong: Qnpt an* Beiblatt mit »egifttr 20 X - $aa»tbtatt allein mit Megifter 15 JL
Seibtatt aOcin mit 9iegifttr 15 Jt
- _ - -—B-Hsa.i... .
Riedes fl)uarfaf. $ambnrfl, ben 28. «ooetniet. 1907.
3nl)«rt: (X. fiubwig eojröbtr in Wtt-SHnb,l(tebt gegen (einen
®ot)ii ^oljintn 9tbolf Srfjruber in $amburg. — Sertoalter
im Honfur(e über baä SJermögtn oon Srit SD(. 0. $aafe in
^iniieberg gegen ö. 9iufer in fteumünftrr. — SBilbefmine
y Ortenberg in Hamburg gegen bie ftonfurfmaffe oon ©eorg
Rehmer in fcamburg. — Iljea Sten«, geb. SEBolf in Stieben
gegen SötOiam Sten« in SWetooorf. — Otto St. Stnbjmann
in viunbiitg gegen QJuftoü Q. 91. SHumofjr in Homburg- —
Vereinigte $anfid)Iaud)' & Olummitoaren Gabrilen, Slfrien-
ge(eD(d)a(t in Wotba gegen £i. ülbrtajt A Co. in Bremen.
177. (fin »erfüniidier «nfprudb. gegen ben 3ni,aber
eine« $nöBt(jcfBoftrntf, an« matcrienen (örönben biefen
bem Ifrigentßmer bco fflrunbftiirfs jttjufdjmuen, ift nudj
am kinglidien l«eri<b,ii<fianbe geltenb *u ma^tn. — *?enn
niif Wruab eine« Urteil« eine gbpotbet eingetragen Karben
ift, fo ifi bamit bie 8w<"»ß*»8Uf«retfnnfl beenbet. - «Beim
ber (»runbeigentämer »efeitignng bTefer Abböget mf
«rnnb be« Umftanbe* »erlangt, ba| jene! Urteil, j. 8.
»egen eine« gefdjlaffcnen «ergleidtd, nid)t meljr b,abe
uallftreift »erben biirfcn, fa ift tiefe Silage türtn beim
*»a(trerfnng«geridit anjufteUen, foubern am orbentliäjen
«eridjtfftanb bc« «egner*. — Sine 8""ö<t«>»W'«f»»g «n
baff SanbgtridU lann and) bann erfolgen, wenn uiAt anf
(ttruub einer (finrebt, fsnbern «an flmtawrgen bie
UnAuftänbigfeit oan ber erften ^nftanj nn(igtf»roc!>en war
(•gl. ba*u Urteil bei C S. «. 1 »»m 7. 3nni 1007 in
Zu dir n Saubenberg c. geQmer »tibi. »r. 179).
<£. Subtoig ©gröber in 8IIt»fRal>Iftebt
fleflen
feinen <5ofm 3 o b a n n » b o l f ©gröber
in Hamburg.
Satbeftanb:
3kflagter bat bai SBermögen feine« Stater«,
bei SMäger«, berwaltcr. tiefer bebautoter, ^Benagter
babe mit feiner ©inroiUigung auf ein Otablftebter
©riinbftu* bei fflägerS für fitf) 4800 M. eintragen
[äffen, mabrenb er materiell nur 1000 JL weniger
64iitaiir<t< •fridniniw.a. * e t n «i t.
ju forbern gehabt babe. ^nfötoeit müffe bie
^>t)potbef auf Kläger« Tanten umgefd) rieben
roerben. 8iuf3erbem babe ©cflagter toiberret^tlicb
auf @runb eine« ooUftredbaren ib«t übertragenen
anfprud^« ber SBhje. SRüttenbof (ber aber burtf)
»ergleicb erlebigt fei) in ein Hamburger ©runb--
früd bei ÄlägerS 8235 M. eintragen laffen, bie
gclöfdjt werben müßten.
3)a« 8. ©. Hamburg ©. St VIII bat am
31. Januar 1907 ben erften anfprudj bc* Kläger*
au« fadjlidjeu ©ri'mben, ben stoeiten, rueil bnfftv
nur ber au«fcb(ieglid)e ©eridbtdftanb ber gtuang«;
DoKftre(fung«inftauj gegeben fei, al« bor un-
juftänbigem ©eria^t erboben abgemiefen.
Sa« 0. 8. ©. V bat am 15. 3Hai 1907 in
beiben fünften gerabe umgefebrt entfa^ieben.
©8 bat ben erften Slnfprud) j»uar für mit Dtcdit
abgetoiefen erHärt, aber nur, rueil er oor beut
binglid)en forum geltenb ju macben getuefen fei.
3>en jhjeiten ?lnfprucb bagegen bat e« mit Dlecbt
oor bem Hamburger ©eriebt erboben erad)tet
unb bat baber bie ©arfje an ba« 8. ©. jurücf*
oeriuieien.
©rünbe:
Sie ^Berufung bejüglid) ber .§t)|)otbcf oon
4800 JA. mufj be«balb jurüdgemiefen teerben,
meil bie Hamburger ©erirbte für biefen
Seil ber Htagc un^uftänbig finb. Kläger
verlangt, bafj oon biefer ^»Utootbef 10UO X auf
feinen Tanten umgcfdjrieben merben. (Sr be=
grünbet biefen «nfbtudj bamit, bafj bie ^tjpotbe!
Digitized by Google
KoT177.
ju Unrecht in #ohe bon 4800 A eingetragen fei; I
fte habe nur $ur £öhe bon 3800 A eingetragen |
toerben bürfen, 93ef(agter habe itjn argliftig I
beftimmt, in bie (Eintragung bon 4800 X ein«
jutoiüigeu. 3>er Slnfbrudj bei ÄlägerS auf
Umfd)reibung ift hiernach lein binglicher, fonbern
ein berfönlicher, mag man ifjn nun ald Slnfbrudj
auf ©chabenSerfafc au« §§ 823, 826 99. ©. 93.,
als SSertragStlage ober als Sinfbruch au« uns
berechtigter SSereidjerung bezeichnen. Ob ber*
artige betfönltd)e 21 nf brücke in bem
binglttien ©eridjtSftanb be$ § 24 (£. 93. D.
geltenb & u machen f i n b , ift beftritten.
©aubb*©tein bejaht bie tfrage, 93eterfen berneint
fte. 2>ie Stedjtfbrechung Ijat fidt) burdjtoeg auf
ben bejahen ben ©tanbbunft gefteQt (bgl. 9t. @.
58b. XV ©. 387, 33b. XX ©. 407, 33b. XXXV
©. 365). 9tach ber 6ntf<$. be« «. ©. (33b. 25 ©. 384)
fommt eS barauf an, bajj ber «Streit ber Parteien
bie ftrage betrifft, ob bie bingliche 93elaftung
bei ©runbftüct« materielhrcdhtltch noch
befteljt ober bedhalb nicht mehr beftefjt, toeil
ber ©runb, auf toeldjem bie (Eintragung beruht,
iuca,gefallen ift ober ber Anfechtung unterliegt,
gm bortiegenben galle ift nun gerabe ftreitig, ob
ber ©dwlbbertrag, auf ©runb beffen bie fcttootlje!
eingetragen tourbe, in $ölje bon 4800 A ober
nur in $öh* bon 3800 A ju Stecht tieftest. $ie
Ausführungen bei Äläger« laufen barauf hinaus,
bafj er bem 93eflagten nur 3800 A fcbulbe unb
bag bafcr nach § 1163 93. ©. 93. bie $$bothet
in ber »eiteren $öljc bon 1000 A ihm
jufteb,e. 21 uS biefem 9ted)tSgrunbe bedangt
er bie Umfdjreibung bon 1000 A auf feinen
Staaten. S)o& klagen auf Umfdjreibung bon
$ty>otf>eren auch unter § 24 <£. 93. £>. fallen,
ergibt tlar ber § 25 £. 95. 0., too bie einzelnen
ftlagen, meiere in bem binglichen ©eritf)tSftanb
geltenb ju machen finb, aufgezählt toerben, unter
i^nen auch bie Älage auf llmfchreibung einer
$Wpotl>ef (bgl. baju 4>anf. ©er.'Stg. 1906 93eibl.
9er. 80). 5>a nun ber ©eridjtSftanb bei § 24
(£. 93. O. ein ausfchliejjlidjer] ift, baiferner baS
©ruubftüet, auf toeldjem bie ^njbotljef laftet,
nicht im 33e$irf ber Hamburger ©eriehtc liegt,
fo ergibt fich bie Unjuftänbigfeit ber teueren für
ben Hnfbrud) auf llmfchreibung biefer #t)bothef
unb mar au« biefem ©runbe bai bie Singe ab«
toeifenbe Urteil beS 8. ©. ju beftätigen.
3m Uebrigen märe bem 8. ©. auch, toenn
fachlich su entfetjetben wäre, beizutreten.
(SBirb auggeführt.)
Slnlangenb bie $bj>otljeI bon 8235 A hat
bai Ä. ®. bie Silage toegen Unjuftänbigteit ber
Hamburger ©erichte abgetoiefen, inbem ei aui-
führt, ei hanbele fich um eine Älage aus § 767
E. 33. SD. unb für biefe fei baS 93rojefp
geriet erfter $ n ft a n j , alfo bai 2. ©.
Slttona auSfdj liefe lieh juftänbig. 5>em
tann nicht beigetreten toerben. $)ie Älage bei
§ 767 <$. 93. D. ift brojeffualer 9tatur unb
richtet fich gegen bie 8«l8ffigleit ber
8toang8bollftrectung auS bem Urteil,
gegen toeldjeS bie ©intoenbung erhoben mirb.
3m borliegenben fjatte begehrt aber Kläger nicht
einen SuSfbruch über bie guläffigleit ber 3tuang«=
boUftredung. ®ie 3toang«boUftrectung aui bem
Urteil toar bielmehr gemöfe § 866 ©. 93. O.
mit ber (Eintragung ber UrteiUforberung als
©irijerheitShtJpothe! tn bem ©runbftücl be« Äläger«
beenbet unb Äläger toitt je^t bie ^iexburdh in
feinem 93ermdgen ^erbeigeffl^rte S3eränberung
befeitigen, inbem er bom 33e!lagten Söfchung
berlangt. 3)a* ift ein rein cibilrechtlicher 8n»
fbruch, beffen ©eltenbmachung burch §767 (5.93.0.
nicht audgefchloffen mirb (bgl. ©euffert'd Strchib
93b. 44 Str. 236, 93b. 50 9?r. 221, 3uriftifd>e
SBochenfchrift 1883 ©. 112, 1884 ©. 299) unb
ber in bem orbentliehen ©eriebtaftanb — unb
ba« ift gemäß § 24 (£. 93. D. bai Hamburger
©ericht — ju berfolgen ift.
3>er SJorberridhter hat alfo ju Unrecht feine
Suftänbigfeit berneint unb e« fragt fich nun, ob
bai 33crufungigericht in ber ©ache felbft ju
e r l e n n c n f> a t ober ob, ba eine toeitere
93erhanblung jur ©ache ztoeifeüoS nötig ift, bie
© a ch e gemäfj § 538 ©. 93. O. an bai 8. ©.
jurüdgetoiefen toerben muß. 3n 93etracht
fommt nur bie 92r. 2 be« § 538 <£. 93. O.,
toonach bie ©ache jutüd jutoeifen ift, toenn burch
bai angefochtene Urteil nur über broje&hinbembe
(Einreben entfehieben ift- Qsi ftehl tyet feft, bafe
ber 93orberrichter nicht auf 93orbringen be£
93ellagten, fonbern bon 91 mt« toegen feine
Unjuftänbigf eit audgefbrochen hat
unb ei toirft fich alfo bie &rage auf, ob auch in
biefen ^äüeu § 538 cit $lntoenbung finbet. 3)ie
Slnflchten über biefe ^rage finb geteilt. 3)a«
Digitized by Googl
31. ©. Ijot in feiner ©ntfdjcibung 39b. 27 6. 348
eingeb>nb au*gefüf|rt, bafj nadj § 537 <£. % D.
ba« iBerufungögeridjt grunbfä&lidj über alle einen
ftuerfannten ober aberfannten 9lnfbrud) betreffen;
ben ©treitbunfte ju entfdjeiben Ijabe, oljneStürfpdjt
barauf, ob btc erfte ^nftanj biefe fünfte berfid*
pd>tigt Imbc ober nidjt; ber § 538 bilbe eine
3fu*naf)ine biefe* ©runbfafee* unb bürfe baljer
nict>t über ben au* ber Raffung Pd) ergebenben
äfrei« au*gcbefjnt toerben; Sir. 2 be* § 538 fefce
nottoenbig Borau«, bafe bon bem Seflagten eine
ffiinrebe borgefdjüjjt toerbe; e* fei brojeffual eine
berfdnebene 93ebaublung biefe* $aHe« von bem»
jenigen, in toeldjem ber ÜDcangel einer fßrojef}*
borau*fefcung bon 9lmt*toegen berüdpd)tigt toerbe,
geredjtfertigt: beim in legerem ßfaDe fei bie
ganje ©adje berl^anbelt unb e* liege baljer ein
Urteil in ber ©adje felbft nidjt blo* über eine
5ßrojefjborau*fc|jung bor.
3m ©egenfafo $u biefer ßmtfdjcibung Ijat
jeboefj ba* 91. @. in einer früheren @ntfd»eibung
33b. 19 ©. 77, atterbing* oljnc auf biefe Srage
einjugeljen, bie ©ad)e in einem gleidjliegenben
3faHc au bie erfte ^nftauj jurfltfbertoicfen.
ßanf. 0. 8. @. III. ©ibilfenat $anf. @er.=Stg.
1898 33cibl. 9?r. 152 ©. 260 hat fW) ber erf>
ermahnten ©ntfcfjeibung be* 91. &. angefdjloffen,
ber I. ©ibilfenat beffelben ©erid)t* r>d(t bagegen
bie SSegränbung be* 9t. &. nidjt für übergeugenb
(bgl. #nnf. ®er.=3tg. 1898 93eibl. Sir. 39 ©. 99)
unb bat auf Surüdmeifmtg erfannt. 2)a* je^t
erfennenbe ©eridjt fdjlfe&t pd) biefer (enteren
5flnfid)t an. $n § 538 9tr. 2 ift ntd)t auabrüdlid)
gefngt, ba& bie ©inreben bon bem öeflagten
borgefdjüfet »werben muffen; im weiteren ©inne
lägt ffd) aud) ein Don ftmtätoegen ju berüd*
firfjtigenber 3Rangel alö eine ©inrebe gegen bie
fflage beaeidjnen. 8lud) au« § 274 S. $. £>. folgt
nid)t, bojj ber SJiangel einer $rojejj*
borau«fefcung, rote pe bem § 274 ju ©runbe
liegen, nur bann al*©iurebe ju bejeirfjnen
fei, wenn ber 93e!lagte iljn geltenb madjt;
ber § 274 fbrid)t bielmefir bon ©inreben, auf
toclcfye ber SBeflagte nidjt toirffam bergidjten fann. |
©* liegt aud) fein ©runb bafür bor, eine ©adje, |
in melier eine foldje unöerjirfjtbare ©inrebe ;
gegeben ift, oerfrfjicben ju befjanbeln, je nadjbem i
ber 83e!lagte biefen SRangel geltenb madjt ober !
nidjt. ^a* 9i. ©. meint jtoar, im lederen
283
Ho. 177—171».
$aüe liege ein Urteil in ber ©adje felbft bor,
, weil bie ©ad>e boQftAnbig berb^nbelt fei. SBenn
bat richtig märe, mügte aud) in benfenigen
fällen, in benen jtoar eine brojegbinbembe
©inrebe geltenb gemad)t, aber aud) jur ©adjc
felbft ber^anbelt ift — toa* nad) § 275 C. 9J. D.
jnieifeQo« juläfpg ift — eine gurüdbermeifung
audgefd)loffcn fein. 2)iefe* (Srgebni* mürbe aber
nid)t nur bem ©inne bti § 538, fonbern aud)
beffen SBortlaut toiberfbred)en. SRit 9ied)t madjt
ba* ^anf. 0. S. ©. I. Gibilfenat aud) nod) auf
ben S10^ beS § 538 aufmerffam. 3)urd) bie
(Ssntfdjeibung über eine 33rojefeborau*fe^unß foQ
ben karteten, für toeldje bie ©ntfdjeibung in
ber ^aubtfad)e in ber Siegel biet bebeutung*:
boDcr ift, nid)t ber ^(nftan^en^ug abgefd)tritten
toerben unb be*^alb ift bie Surüdberlueifung im
§ 538 angeorbnet. fciefer Stoed trifft aber im
gleiten SÄage ju bei ©ntfdjeibungen auf (5in=
reben be* 93ellagten, rote bei @ntfd)cibungen auf
SRängct bon 93roiegborau*fe^ungen, bie bon
amtsmegen berüdfid)tigt Pub. «u* biefen
©rünben fommt ba* ©ertdjt ju einer gurüd*
Dermeifung ber ©ad)e bejüglid) ber $)^bot^ef
bon 8235 .H. an bie erfte ^nftanj.
17*. (Hae «um (9tm<in(d|iilbnu oor flonfurtur»ff*ua(t
t«»iOigte nnb oeantragte ^^•tlcfeneintTaging toirb krr
ftanfnrffnaffe gegeniber nrtrffow, ndj wenn kic (Hntrofluag
felbft erft b«4 ftfRtnrterBffnnnfl erfolgt. — QjtTafec f aldje
iKcc^lotiaiibfungtn fin» aber il£ be« ft»nfar«gläu9i||rrn
grfltnfiDtr nnteirffam anfcibttor. — Sie tajafea)teabe
»frfjtobanklung ift aid|t ber friert »«trog aaf Siatraflunn,
foaber« biefe felbft. — fte-mmt t6 baroaf a«, ab bie 9c>
miliifliinfl unb !B(antraiiiitig be# Wemcinfd)u(kncrS otjac
eaiffea M $t)peN)etgIiubiger* aber mit beffen QtenelnigNng
Itfajittt?
Sertooltcr im Sronfurfe über ba* SBcrntögcn bon
gri^ 9K. 0. £aafc in Sßinneberg
gegen
©. 9lufer in Sieumünfter.
Xatbeftanb:
Ser je^ige ©emeinfd)ulbner, toeld)er bem
S3eflagten au« 3Bed)felgefd)äften ©elb fdjulbete,
fyit biefem laut notarieller Urfunbe bom 5. ^ebr.
1906 eine im ©runbbud) bon 93armbed für iljn
eingetragene ©id)erung«^ot^ef bon 5000 Jk
abgetreten unb am folgenben Sage bereu
Umfrfjreibuug für ben 33etlagten beim
Digitized by Google
284
Na. l?t>.
©runbbudjamte beantragt. 3)ic anfangs j
bom ©runbbudjamte beanftnnbele Eintragung
hat aber erft nadj Erlcbigung eine* 93efd)toerbe:=
berfahren« am 22. 2Rai 1906 ftattgefunben, naefc
beut injtoifdjen — am 23. gebruar 1900 — ber
Äonfur« über ba« 9?ermögen beö©emeinfdjulbncr3
eröffnet mar. $)et jum Äonfuräbermalter befteHte
Kläger §at bei ber £b,bothe! eine 9Jormer!ung
behufs 9tüdübertragttng eintragen (affett. Er ^ölt j
bie Umfdjreibung nid)t fftr red)t«gültig, ebentueü
toill er fie anfechten, weil bem 93eflagten jjur
3eit ber 33ornahme berfelben bie SfonfutSer Öffnung
unb bamit aud) ber Äonfureantrag belannt ge«
toefen fei. Äläger b>t beÄfjalb Älage auf 8b*
tretung ber borbefteidjneten ^bot^et erhoben.
3kflagter Ijat Slbtoeifung ber ftlage beantragt
unb toiberflagenb gebeten, ben fttäger jur 2öfd)ung
ber SSormerfung ju berurtcilen, weil es nad)
§ 892 9lbf. 2 93. ©. 99. für feine Stenntnie nidjt
auf bie 3cit ber Eintragung, fonbern auf bie
3eit aufomme, in ber ber Slntrag auf Umfdjreibung
geftcllt toorben fei.
3>a* 8. ©. G. Ä. VII f>at am 12. fcejbr. 1906
ber Älage unter SIbtoeifung ber SBiberflage ftatt*
gegeben.
$a« O. 8. ©. VI hat am U. 2Rai 1907 bie
Berufung ber 93eftagten bertoorfen.
Entf djetbungSgrünbe:
2)cr Äläger greift bie Umfdjreibung ber
in Siebe ftehenben ©in}erung^b,^botb^ef auf
tarnen bei 93eftagten au* bem ©rttnbe
alz rechtsungültig an, bjeil 93cflagtcr bon beren
Slbtrctung überall nichts gemußt Ijabe, eine
nad) § 873 93. ©. 93. erforberlicüc Einigung
alfo n i dj t 51t Staube gefommen fei.
tiefer Singriff geht febj, tocil bie Einigung ber
©runbbudjeintragung nidjt boranjugeljen brauet,
bielmehc ir)r aud) nachfolgen fann, bgl. Üfeumann,
#anbbud) be« 33. @. 93. ju § 873 9?ote IIa.®,
aud) § 879 Hbf. 2 93. ©. 93. Umfomehr ift es
ausretdjenb, toenn bie Einigung 5 to a r nad)
erfolgtem Eintragungdantrage, aber
bor ber Eintragung felbft ftattgefunben
l>at, bgl. § 892 Slbf. 2 93. ©. 93. tiefer ftall
liegt tjier bor, ba gerabe auf bie 93efd)tocrbe bes
93et(agteu gegen ben bie Eintragung bcanfianben*
ben 93efd)eib bei ©runbbudjamts bie Umfcfyreibung
ber #ttootfjef angeorbuet unb jur Slusfüijntng
ge6rad)t toorben ift. 2Rit ber Eintragung mar
baher trofr ber injtoifdjcn eingetretenen Äonfur«=
eröffuung gemäft § 15 ©afc 2 Äonf.sDrbn. bie
Abtretung ber $t)botljet red) tätoirf fam
geworben, benu entgegen ber tu biefem
9Jatagrabf)eit gegebenen #aubtregel mirb, toie firf)
au« ber 93eaugnalnnc auf §§ 878 unb 892 93. ©. 93.
ergibt, eine bom ©emeiufdmlbuer bor beut
Sfonfutfe bewilligte unb beantragte Eintragung,
aud) toenn fie nad) ber Äonfurseröffnung ftatts
finbet, boQ toirffam, fobafj fie jum 9iad)tei(e ber
Sonfurstnaffe SRedjte begrünbet, bgl. ^(aeger,
£onf.*€rbn. $u § 15 Hnm. 9t. ©. Entfd). 93b. 51
©. 284. S)er SBtrrfamfeit fte^t aud) nid)t etwa
ber Umftanb entgegen, bafj ber 93et(agte jjur Seit
ber Umfdjreibung bon ber ftonfurSeröffnung
tou&te; benn nad) § 892 «bf. 2 93. ©. 93. fommt
es für bie ftenntnis ber £atfad)e, ba& ber bi«b,er
93ered)tigte in ber Verfügung über ein im
©runbbud) eingetragenes lRed)t befc^ränft ift,
nid)t auf bie Reit ber Eintragung, fonbern auf
bie Seit ber SIntragftettung an.
3>iefe SRed)tdtoir!famfeit an fid) ber^inbert
aber ntdjt, bag ber 3led)t«flbergang, ebenfo mic
anbere 9ted)t8b^tnblungen, ber 9Infed)tung im
Äonlurfe unterliegt. SKit 9ledjt b>t fd)on ba«
8. ©. barauf fjingetoiefen, bafe § 42 Äonf.=Drbn.
gerabc bie 9lnfed)tbarleit fo!d)er 9ted)ts$anb(ungen
borfie^t, bie, obtoob^I nad) ber Eröffnung be«
Äonfurfe« borgenommen, bennod) ben Äonfuv*=
gläubigem gegenüber toirffam ftnb. 3n oer
Entfd)eibung bei 91. ©. (93b. 51 <§. 286 ff.) ift
ausgeführt, toie § 15 ©afc 2 ber Stonf.*Drbn. baju
befrimmt toar, bai frühere 9led)t (§ 1 2 jronf.-Orbn.
a. §.), bemjufolge eine ^bbot^ef nad) ber 5tonfuri5:
et Öffnung ntd)t tnetjr eingetragen toerbeu tonnte,
ju änbern unb ba& eben mit 9tüdftd)t auf biefe
«enberung bie SWotibe be« ©efejjea es ala
felbftberftänblid) bejcid)tten, bem Äonfurabertoalter
ba» 2tufed)tungdred)t gegen fold)e nunmehr ju*
laffigen Eintragungen nach 9Jia&gabe ber §§ 22 ff.
(jc|)t 29 ff.) flonf.'Orbn. ju getoahren.
3>em Si. ©. ift aber aud) barin beizutreten,
toenn e« in ber Eintragung felbft, nid)t
in beut eintrage auf Eintragung bie
nad) §§ 42, 30 Äonf.sCrbn. anjufcdjtenbe
iRcrfjtöhanbluiig fietjt, ba — toie oben auä=
geführt — erft burd) bie Eintragung ein 9ted)t
jum 9?ad)tcile ber Äonfurämaffe erjcitgt unb
Digitized by Googl
bie $t#>otljef ihr entzogen ift. Stenn e« honbelt
fidj unftreitig um eine ©td)erung*hb4>otr)ef, bie
nur ol* «uojljWoHjel beftetlt toerben (§§ 1184,
1185 58. ©. 58.) unb beren Abtretung be*ljalb
nut burdj (Siniguug unb (Eintragung gefdjehen
fann (§ 1154 Abf. 3 58. ©. 58.). 3>emgemct& ift
nadj § 30 Sfbf. 1 Konf. r Crbn. bie Anfechtung
begrünbet, bo fein ©treit barfiber befielt, bog
burd) bie Umfdjreibung ber ^rttootljcf bent 58e*
flogten, ber ju ben Konfur*gläubigern gehört,
eine Sicherung gewährt toirb unb bog ifjm ju
btefer 3*it bie ÄonfurSeröffnung unb bamit audj
bie 3ablung«einfteHung be« ©emeinfdmlbner«
bejto. ber <5räffnung*antrag befannt mar.
$iernacr) ift ber ^Berufung ber ©rfolg ju
berfagen.
179. I.9.C.IW - 3«rf*»«»eifung an fei«
Sorinfiiiin wegen 9lid)tauaübnng ke0 3fr«gered)t* — 3f
„Surftifwwetfunfl an feie Vorinjtani jnläffig, meun feie
Un}n|iinkigieli nid|t nf< Ginreke oou fett farlet et|obcti,
ftnkern *tm CBeritf)t von «mt«tue«en berurffid)tigt »orbtn
ip? »gl. fedi« 0. fi. (9. V IS. Woi 1907.8d)r»ker c. S^tifetr
©elkl. 9tr. 177. — 9sr kt» floufmonnageridjt gehören
nur Streitig! eilen fiter «tkaliSforkerungen be« ganMnug««
geftiiffe« gcgenflbrr kern ftanfintnn felkfl, nid)« gegenüber
kein fiontnrtberwalter Aber fein Qermigen.
SBHIbclmine Sonbenberg in Hornburg
gegen
bie Äonfur*moffe bon ©eorg Rehmer
in Hamburg.
5atbeftanb:
Klägerin fiat ^ur Konfur«tabelIe im Kontur«;
»erfahren über ba« SJermögen bon ©eorg ge^mer
eine ftorberung bon 950 Ji reftlidje* ©ehalt
für bie 3eit bom l.SJejbr. 1905 bi* 31. «Kai 1906
angeinelbet. 3)te ftorberung ift bom Kontur*;
bertoalter beftritten. Klägerin b,at barauf Klage
erhoben. 3>a* 2. ©. (£. K. II f>at am 23. Januar
1907 bon AmtStoegen llnjuftanbigfeit ber orbent=
[tcr)en ©eriebte angenommen unb bie Klage ab*
getoiefen.
3>a« O. S. ©. I f>at am 7. $uni 1907 ba«
orbentlidje ©eriefrt für iuftänbig erflärt unb bie
©ad)e an ba« 8. @. jurüefbertoiefen.
©rünbc:
58om SJ. ©. ift jutreffenb ausgeführt, bog
Klägerin al* faufmännifa^e #anblung«gehölfin
285
Mo. 179-179.
für ba« Kaufmann«getoetbe be« ©eorg $el}mer
engagiert toar. hierüber befielt audj unter ben
5Borteien gar lein ©treit.
Unter ber Annahme, ba& ber flagetifcfjc
3ahre«berbienft an ©ct)alt (20 pUt. bom 9tcin=
gewinn § 2 bei »ertrage«) ben 58etrag bon
5000 Ji. pro anuo nidjt überftetgt, märe nad)
§§ 1, 4, 0 be« 9leid)«gefefce* bom 6. $uli 1904
ba« KaufmannSgertcät bann ftuftänbig, toenn bie
©treitigfeit au« bem SKenftberfjältni* ju entfd^eiben
| mftre, ^totf cf)en bem Änufmanne einerfeit*
unb beffen $anb(ung«ge$ülfen anbererfeit*.
t)iefer gaü Hegt nicfjt bor. SBcflagter ift fein
! Äaufmnnn, fonbern Äonfur*berwalter unb
i Klägerin h>ar $anb(ung*gei)ülftn bon ®. ^eb^mer,
aber ntdjt bes 58ef(agten. ©a* ©efe| betr.
ftaufmamtägeticfjte ift in n)cfentlid)en 5ßitnften
bem 6>cic^ betr. ©emerbegeridjt bom 29. ©eb-
| tember 1901 nadjgcbübct. 2)ic fjier einfctjlägigen
5Beftimmungeu §§ 1 Slbf. I, H bei ©efefee* bom
<5. 3"li l^0^ traben inf)altlicfj ben gleiten
SBortlaut mit §§ 1 »bf. 1, 6 bc« ©efe&e« bom
29. ©ebtember 1901. 9lun fjat ba« 9ft. ©. bereit«
toieberb,oIt unb ftet« confonn unb mit SRcrijt
audgefüb^rt, ba& bie 3nftänbigfeit be« ©eiuerbe^
geriet* gemäg § 1 äbf. I be« ©emerbegetidjts*
gefe^e« nidjt fi^on bann begrünbet ift, toenn ber
erhobene Sflnfbrudj auf einem getoerbliäjen
9(rbeit«bertrage beruht, bag bielmehc a u dj
erfor berlirf) ift, ba& ber 9t cd) t*ftr ei t
aloifd)en bem Arbeiter unb bemSlrbeit«
geber anhängig ift,
cfr. 5Reid)«gefe& S8b. 55 p. 266,
58b. 51 p. 194.
3n goflen, in benen 5Beflngter nidjt ber
Arbeitgeber, fonbern ein ftonfuräoertoalter ift,
toäre noch äu prüfen, ob ber Kontur«:
bertoalter 58ertreter be« ©emein^
fdjulbner« ift ober ob er in ben JBerrrag
eingetreten ift. Sefctere« liegt unftreitig nidjt
bor, ba bie Klägerin nur ©alär bt« jur
Äonluröeröffnung forbert unb bag ber Kontur«*
bertoalter, fotoeit er für »teguiierung unb Sßers
teilung ber SKaffe ju forgen b^it, nid)t Vertreter
be* ©emeinfdjulbner« ift, fonbern ein im
öffentlichen ^jntereffe gefctyaffene* Organ für bie
3)urd)führung be« fltoerfe* be« Äonfurfe« f)at
ba« 9t. ©. grunblegenb bereit« in 5Bb. 29 9er. 10
©. 29 fg., ©euffert 58b. 48 ©. 77 bei ber grage
Digitized by Google
286
No. 179— IM.
ber 3eua.ni£fähigfeit be* ©emeinfcbulbner* nu«*
geftorodjen.
3>a8 S. ©. ift bat)er $uftanbig für bie
©ntfcheibung bed borliegcnben 9tedjt&ftreit$ unb
ci rann bahjngefteltt bleiben, ob bet Don bet
93emfung*flagerin angejogene § 146 Jront.'Drbn.
auch bie fachliche unb nicht nur bie örtliche
3uftönbiflfeit ber or Deutlichen ©ericbte im iBe^irfe
beä ÄonfurÄgerictjtä für neue klagen gegen ben
ÄonfurSbermalter normiert bat.
©3 erfcbien ferner angemeffen, bie ©adt)e in
©emä&b«it § 539 ©. *B. O. a n b a * 8. ©.
jurücf jubermeifen. Ob eine 3urücfberWeifung
auf ©runb § 538 3lr. 2 (£. <B. O. erfolgen tonn,
Wenn ber SBeflagte bie (ginrebe ber Uns
^uftänbigfeit gar n i dj t erhoben bat,
fonbem ba* ©ericbt biefctbe bon ShntS*
wegen aU begrünbet erachtet unb barauf-
bin bie Jtlage abmeift, ift ftreitig. 3)a& 9t. ©.
bat bie ftrage berncint, cfr. 9t. ©. 5Bb. 27 9tr. 89
©. 347 f.; bai O. S. ©. I b>t bie ftrage bejaht
unb ift ber «Herten ©ntfdjeibung bei 9t. ©.
entgegengetreten, #anf. ©er.=3tg. 58b. 1898 9tr.39
©. 99. 5Borliegenb braucht nicht bon neuem
©teüung ju ber ftrage genommen ju »er ben.
©egenüber ber Subitatur be* 9t. ©. Wirb man
oerlangen muffen, bajj bie erfte^nftanj
bom richterlichen gragereerjt ©ebraudt)
m a dt) t unb nidjt toon SlmtäWegen ber Partei
eine ^nftanj nimmt ober richtiger fic ber ©efatjr
rtuäfc|t, bog bie jWcite ^nftanj, ber ^ubtfatur
beä 9t. ©. folgenb, eine $urücfberWeifung in
©emä&fjeit § 538 Slbf. 2 <£. SB. £>. nur bann für
juläfflg halt, fall« bie Unjuftänbigfeit beS ®ericr)t$
oom SBeflagten al# ©inrebe borgefdjü{jt ift. 3>ie
Sluöubung bei ^frageredt)td erfdjien oorliegenb
um fo me^r geboten, ali bie Parteien bei
fubbonierter Äenntni« ber ©efefee unb ber
^ubifatur an bie SRöglicbfeit ber bom S. ®.
abgegebenen ©ntfdjeibung nicht benfen tonnten.
^)a* Urteil«berfnr)ren erfter 3nftana leibet mithin
an einem to e f e n 1 1 i dt) e n 2R a n g e l unb mar
e* bafjer angemeffen, in ©emä&hett § 539 <£. % O.
$u berfahren.
180. Si^er^ttWttiftimg bt« «n«(änbrt«. — !Hf jiprojitit
Mit 9foM«rf. — «Bart mag je*er fiMgcr (riacrlet afc
fluölänbcr ofctr «id)t), ber nidjt im Staat ftewbar! fein«
aBolpfi* ««f Strlangen fccö »fflagtm fctt frojt^
fiftrn fidjrr ptctl««.
Sfjea ©ten«, geb. SBolf in Sb,«*)«"
gegen
SBilliam ©tenä in Stewart".
Satbeftanb:
S)er SBeflagte ift SBÜrger ber ^Bereinigten
©taaten bon Siorbamerifa unb hat feinen SBotjnfi^
in ÜRemtwrf. 3)ie JtWgerin ift geborene Oeftcr*
reicherin, bat ben SBellagten an beffen SBohmtfr
geheiratet unb ift ihm borthin gefolgt. $m
3at)re 1895 haben bie Parteien fid) im beiber*
feitigeu (Sinberftänbnig getrennt. Klägerin t)at
ihren Aufenthalt barauf in 5)eutfdc)Ianb genommen
unb flogt in gegenwärtigem ^rojeffe auf Unter:
halt gegen ihren @hemann. ®cr 58eflagte hat
fdt)on in erfter 3nftan£ bie beiben broje6hinbcrn=
ben «Sinreben ber mangelnben ©idhert)eit für bie
JBrojcfjfoften unb ber Unjuftänbigfett be« ©erith»
bor ber Jßcrhanblung jur ^auütfache borgebradt)t.
StoS S. ©. h«t am 11. Januar 1907 bie erftere
®tnrebe für unbegrfinbet erf lärt, toeü ber Klägerin
für bie erfte $nftan& ba« Hrmenrecht bewilligt
war, ei hat aber bie 5t läge Wegen Unjuftänbigfeit
bei ©ericht« abgeWiefen. Jtlagerin hat, obue
ba% ihr für bie jWeite 3nftanj bai »rmenrcdht
bewiüigt Worben ift, ^Berufung eingelegt, ©erichtä-
feittg ift angeorbnet, bag junächft über bie
©inrebe ber mangelnben ©icbcrheU fiir bie
IBrojeBfoften abgefonbert ju berhanbcln fei.
3>aS D. Ä. ©. V hat am 8. SKai 1907 bura)
ßwifchenurteil bie Klägerin berbflichtet, binnen
bier 2Boc&en ©idherheit in #öhe bon 150 JL
ju leiften.
© r ü n b e :
Stach § 110 <S. 5B. D. haben Sludlänber,
Weldbe ali Äläger auftreten, bem SBeflagten auf
beffen Verlangen Wegen ber 5Broje&foften ©icher»
heit gu leiften. ®a& bie Srlägeriu als @t)efrau
eined ^Bürgers ber bereinigten ©taaten bon
Stotbamerifa auSlänberin ift, ift unbeftritten.
Sin fich tft fle beifyalb jur Seiftung ber Sicherheit
berbflichtet. &ür bie erfte ^nftanj War fie nach
§ 115 9tr. 2 d. 0. bon ber ©icberheitöleiftung
befreit, Weil ihr bai 8lrmenred)t bewilligt
Digitized by Google
_2_87_
Na IHO— it>l.
warben toar. S)iefe »orau&fefeuug trifft für
bie 93erufung«inftanj nid)t ju, bie Bewilligung
be« 9lrmcnred)t8 ift btelmehr abgelehnt.
«urfl bit 8orau,Sfe&ung be« § 110 »bf. 2
92t. 1 ©. $. O., unter ber bie Verpflichtung
entfaHen Würbe, trifft ntdrjt ju. 9lad) biefer »es
ftimmung foH bie ^Befreiung bon ber ©idjerhett«*
leiftung eintreten, taten n nad) ben ©efefeen
be« 6 1 ante*, Welchem ber Äläger angehört,
ein 2) e u t f d) e r in gleichem ga((e & u r
6id)ert)ett«lei ftu ng nicht berbflidtjtet
fein w ü r b e. $iefe Befreiung entfällt nun
nidjt nur bann, Wenn ein S)eutfd)er, in biefer
feiner ©igenfehaft al« 9lu«länber, in bem #eimat«=
ftaate bei Äläger« ftcherheit«bflfd)tig ift, fonbern
auch bann, toenn nad) ben ©efefeen biefe«
©taate« jWar ein Unterfdjieb gwifchen
©inheimifdjen unb gremben nicht gemacht
wirb, trofebem aber ein S)eutfd)er nad)
jenen ©efe$en ju einer ©id)ert)eit«:
leiftung für bie SBroje&toften berbf lichtet
fein Würbe, wenn er ben 9lu«länber in beffen
4?eimat«ftaate mit einem gleiten Brojeffe belangte
(bgl. 58efd)Iu6 ber bereinigten ©ibilfeuate bei
9t. ©. bom 21. gebr. 1902, ©ntfd)eibungen bei
9t. ©. 93b. 51 ©. 1). $>a« trifft für ben bor»
liegenben gaU ju. 9todj bem in ben bereinigten
Staaten toon 9corbamerifa geltenben 9ted)te muß
jeber Äläger, welcher nid)t in bem ©taate 6eä
@erid)t«DrM feinen SBoIjnfifr fyat, auf »erlangen
bei ffleflagtcn ©id)ertjeit für bie »roje&foften
(eiften (cfr. ©ebr. ©oubert im 3ountal du droit
international prive 1879 ©. 27; ftobber« 3Us
fammenftellung ©. 17; Äe«fe unb Söwenfelb
9ib. 1 ©. 767 9lr. 3; ©aubb § 110 9tote 28).
©in $> e u t f d) e r würbe be«halb ftdjertjeit«:
bfUdjtig in 9teWborf bei SlnfteOung einer Älage
Wie bie ttfer erhobene fein, Wenn er außerhalb
be« Staates SReWtoort feinen SBoljnfifr ^ätte ; e«
ift barum bie Klägerin aud) tyex in gleicher
SBeife berbfttdjtet, Wenn fie tt)ren 9Bobnft& im
91u«lanbe Ijat. $>a« aber ift ber gall, ba für
bie grage, an Welchem Orte eine in $)eutfd)(anb
fid) aufhaltenbe unb bor beutfdjen ©eridjten
9ted)t bcgetjrenbe »erfon ihren 28ot)nfifc $at, bai
beutfdje 9ted)t »nwenbung flnbet unb nad) § 10
SB. ©. 93. bie ©Ijefrau ben 2Bo$nfty be« ®b>
manned teilt, Wenn er nicht feinen SBoljnfty im
9lu«lanbe an einem Orte begrünbet, au bem bie
grau ihm nicht folgt unb ju folgen nicht ber?
bflidjtet ift. 2)iefe 9u«nat>me trifft f>ier nicht
ju, ba bie Älägerin ifjrem ©bemanne bei ©ins
gehung ber ©t)e nad) 9lembor! gefolgt ift, fie
teilt fomit beffen SBoimfty, ber nad) Wie bor
unbeftritteu in 9ccwt>orf, alfo im «u«Ianbe ift.
IUI. »«■■ tan» in b<« gäOea ber §§ 920 unb »42
ff. HJ. C. b«0 «nefHeri^t tub n«no fann nt ba«
ö«ri<t|t »tr ^dinnfirtje bit Jrifl jur tfr|tbaag ber JHo«c
anorbiitnV
Otto Ä. ©tub,(mann in Hamburg
gegen
©uftab 6. 91. 9iumo^r in Hamburg.
91 u« einem »efdjtufe bei Q. 8. ©. VI nom
2. SKai 1907.
©rün be:
$er Slntragfteüer bat jur ©idjerung eine«
i^m angeblid) gegen ben 93efd)Werbefü(jrer ju«
fte^enben 9Infbrui^ auf Abtretung unb lieber^
tragung eine* 93etrageä von 8000 Ji. einer im
©runbbud)e bb^ot^efarifd) eingetragenen gor«
berung burdj einftweilige Verfügung ©intragung
einer 93otmerfung im ©ruubbud)e bei bem
8L ©. Hamburg beantragt. S)ai 91. ©. ^at bem
91ntragc entfbrodjen unb burd) einftweilige 9Jer^
fügung bom 7. gebruar 1907 bie ©intragung
ber fraglichen »ormerfung angeorbnet,
ob^ne febod) gleichzeitig nad) 93orfd)rift bei § 942
81 bf. 1 ©. ». D. eine grift ju befttmmen, innerhalb
Welcher ber 9Intragägegner jur münblid)en 9ier»
Ijanblung über bie 9ted)tmägigteit ber einftwetligen
Verfügung )u laben ift. ©rft bei Verwerfung
bei gegen biefelbe erhobenen 9Biberfbrud)& bei
9tntragdträger« am 6. SKärj 1907 holte bad 91. ©.
biefe in §942 91 bf. 1 ©. $. D. borgefd)riebene
griftfe&ung nad). hierauf beantragte ber91ntrag«
gegner am 7. 9Jlarj 1907 behn 91. ©., bem 9lntrag;
fteller nad) § 926 ©. 93. D. eine grift jur ©r-
Ijebung ber ftlage ju fe^en. liefen 91ntrag
lehnte ba« 91. ©. au« bem irrtümlichen ©tunbe
ab, Weil e« bie 9lnorbnung bereit« burd) jenen
83efd)Iufj bom 6. «ölärj 1907 getroffen höbe.
$ie bom 91 n tragträger hiergegen erhobene 9Je*
fd)Werbe Würbe bom fi. ©. burd) ben angefochtenen
93efchlu6 beshalb berWorfen, Weil jum ©rlag einer
folchen »norbnung au« § 926 nicht ba« 91. ©.,
fonbern ba« ©er i cht ber $au,btfad)e
juftanbig fei. ©egen biefen infofem einen neuen
Digitized by Google
288
Ho. 181— IM,
Befchtoerbcgrunb bietenben ^Bcft^tuß War nach
1905 ©. 511) finb nicht überzeugcnb. $>ort Wirb
§ 568 Slbf. 2 (5. B- O. bic Weitere BefchWerbe J barauf ©ewicöt gelegt, ba& ©er.=Sfoft.;©ef. § 47
on ba« ,§anf. ©. £. ©. juläfftß.
(Sine foldje Slnorbnung gn treffen, War ba« bom
Befcfjwerbeführer jitnöc^ft angegangene 81. @.
feinenfaH« juftönbig, tote ba« 8. ©. in feinem
angefochtenen Befdjluffe mit Dtecrjt au«geforochen
t)ot. 3>enn bie bem 81. ©. in § 942 eingeräumte
Buftänbiflfeit fowohl in bringlidjen fällen (Mbf. 1)
Wie jur 8lnorbnung ber ©intragung bon Bor=
merfungen (3lbf. 2) ift, toie ftcr) au« bem Haren
Sortlaut bon Slbf. 1 unb 3 ergibt, auf ben ffirlafj
einer einzeiligen Verfügung unb bie Sluftjebung
berielben befcfiränft unb erftreclt ftdt) nicht auf
anbere im SlrreftfaQe bem Slrreftgeridjt jufte^enbe
Beifügungen, j. B. bie ^riftbeftimmung jur
©rfjebung ber fflage au* § 926 ©. 5ß. D. wie
allgemein anertannt Wirb. Sluch ©tru<fmann=
Äoct) Kommentar ju § 942, fowie ^uriftifctje
SBoienfdjr. 1897 ©. 420 91r. 18 fbrecfjen nicht*
anbere« aus». $>ie gegenteilige 9Jceinung be*
Befchwerbcfut)rer« beruht auf einer BerWechfelung
ber Verfügung au* § 942 mit berjenigen au*
§ 920 ©. B- 0.
ISS. ff. 0. § 715 — Minrf nniit einer »im «liiibifler
gtfeiftettn 3 idjcrticu, »tun bic Hintiivknit &ce norläuftg
smlHircrflum-n Urteile nadjgtuiicieii wirb. — Wrbulircn bc*
«nwoll* fir bie bierbri entwiiftltc täfigftit. — (8cb,irt
bitfclbc jur ,^iBnn(ii>UDllftr((f Hilft '
Bereinigte $anffchlauch= & ©ummiwaren*
gabrifen, »ftiengefellfchaft in ©ottia
gegen
§. ©Ibrcrfjt & ©o. in Bremen.
$a* D. S. ©. I fjat bie Befchwcrbe ber
Älägerin gegen ben 5toftenfeftfe^ung«befrt;lu& be*
ü. ©. Bremen Ä. f. 6. Dom 4. $uU 1907
am 23. ©ebt. 1907 al* unbegrünbet berWorfen.
© r ü n b e:
3ur Begrünbung wirb auf bie jutreffeuben
Sluefübrungen in ben Befchlüffen be« Sibil-
fenat« IV bom 3. $uni 1903 (£anf. ©er.^tg.
Beibl. 1903 S. 2»!»:) unb be* ©ibilfenat« III bom
20. 3)ejember 1902 (95«. 3. III 100 02) Bezug
genommen. 3)ie ©cgengrünbe be* bon ber Be=
fdjWerbe angezogenen Befchluffe* be« O. S. ©.
Bresben bom 20. attarj 1905 (^ur. 9Borf)cn)rf)r.
9er. 16 in 9iecht**8lnw.=©eb.=Drbn. § 29 Slbf. 2
3iff- 6 nicht erwähnt wirb. Jöarau* wirb gefolgert,
bajj e« ficf> bei ©er.=$foft.=©ef. § 47 9Jr. 10 um
Anträge tjanbele, welche auf bie gwangö*
bollftrecf ung Bezug haben unb be«halb
n i et) t jur 3nftatii gehören, aber biefe
Folgerung ift nierjt jmingenb. $uv ^eit be« (£-r.
laffe« ber ©eb. -- Drbn. für 9lecr)t«ann)älte bom
7. 3uK 187», beren § 29 £iff. 6 ba* Berfalircn
über bie im ©er.=Stoft.=©ef. § 47 Sir. 1 bi« 12
bezeichneten ©treitbunfte unb Anträge al« ju ber
^nftanj gel/örenb bezeichnet, führte ba« ©er.--
Äoft. .©ef. bom 18. Suni 1878 in § 47 nach.
9er. 12 unter 13 unb 14 nur Anträge auf, uu-ktu'
unzmeifelhaft jur ^wangdbodftredungdinftanj
gehören. SBcnn bann bie 9cobeUe jum ©er.=
Äoit.--©ef. bom 29. ^uni 1881 unter 13 an ©teile
be* § 47 9er. 14 brei 9cummem 14, 15, 16 fefrtc,
toäb,renb bie 9tecf)t*annj. - ©cb. Drbn. § 29 mi=
beränbert blieb, \o ift barau« nicht ju folgern,
ba& ber Begriff ber gugehörigfeit ä»r
^nftanj erweitert Werben follte. 9cad)
ben in ben äUotibcn jum (S>er.*5loft.-©ef. §§ 2s
bi« 33 gegebenen ©rläuterungen (bgl. ^[oachim--
5Balter ©eb.^Drbu. für 9iecht«anwälte 4. Slup.
ZU § 25 ©. 268) beginnt eine neue ^nftanj,
wenn ein ©ericht n ü si i- r c r Orbnung mit beut
Slechteftreit befagt Wirb. ^)a« ift bae ©runb^
brinjib. Slußerbem bilbet bie 3n)f<"g«woIlitrecfimfj
eine befonberc ^nftanj. ©er Antrag au bao
Brojcfegericht nach ©. B- D. § 715 gehört feiner
9iatur nach ,n£ht in bie ^bjangöboüftrecfung*»
inftanz, bielmehr zum ©efchäft«betrieb, Welcher
burch bie Bn^t-Bnr-bübr abgegolten wirb {dicd)ti-
aiiWalta=©eb.=Drbn. § 13, 1). 3)ie Slenbcrung
ber ©eb.-Orbn. für 9techt«anWä(tc bom 7. 3uli
1879 burch Slrt. VII, 8 a, 2, Wonach bie im
©er.-Sroft.=@ef. § 38 9er. 1, 2 bezeichneten Siu
gelegenheiten zu ben Xätigteiteu gerechnet Werben,
für Welche befonbere ©ebühren erhoben Werben,
betrifft bie Anträge nach ©. B- O. § 715 nicht.
©* fetjlt naher eine gefefyüche Beftimmung, Welche
biefe Anträge zu benen rechnet, für bie eine
befonbere ©ebühr erhoben wirb. 3Me ©rWähnung
ber Anträge nach B- 0- § 715 in bem burtfj
ba« ©inf.;©cf. zu bem ©efe^ betr. Henberung ber
K. B- D. bom 17. 9Jiai L898 Slrt. IV, 15«
neu gefaßten § 47 be* ©er. * Sf oft. * ©ef. 9er. 13
lägt fich nicht babin berWerten, baß nun bie
Slntrage nach ©• B- D- § 715 Zuc 8wang*bolI-
ftrecfung*inftanz gehören.
0 1 1« tttlf III I VtriN, Öimbur*. «(rmannftrait M, 8crnirrc*cr I 68S. «rraiincttl. »(HfKur Dr. O. PtamH, «jmbur«.
■Sniif vtn 3 ■ | a n n * i n t i it W t ü » r , «jmfur*
Digitized by Google
»o. 49.
289
$ei6[atf.
€tailred)tltd)t falle.
XXVIII ^ahr^an^. (40. Sabjflaitp, bec QmibeltgmditfrScitiiiifl.)
«rri« f*r ke* 3«fc,rgaag: $«nat. nnk 0etk(att att Segifter 20 A - $aa»tft(att «Hein mit 9te«tflcr Ii JL
Beiblatt allein mit (Hegificr Ii Jt.
Hornburg, be« 5. $e&emter.
1907.
Rubelt: Srüggemann A SBeber iu Bremen gegen ftrnolb
Kiemann in Sergeborf. — Vbolf Stoppt in Hamburg
gegen $R. #flb,l, in ftirma &ü%l & SNtetbe in Hamburg.
— Hrtfengeiefljdjaft Surgerlidje* Braunau« in Hamburg
gegen bie Seeleute Sari unb 3 of>anna ^üctftrbt in
188. «oa) § 706 9. W. V. mlffen olle wefentlidien
tc ke* «ärgfd)aft«aertrage# fo)riftlUb, »«rlnnbet
fein. — 3«ökef»ukere nmf btr ««obiger nnk kit gn
»erbirgeobe 3»rbernna. bcj(to)oet (ein. — <E* genügt babtr
»idjt (5-rlläruag be« IBürgf ctiof f Otoillenfi für einen Tritten
fcttgn einer Summe. — «gl. $anf. 0er.«£tg. Beibl. IWHi
*r. 176 6. 254 nnk M. «. 13k. «2 6. S79.
©rüggemann & SBeber in ©remen
gegen
3ltnoIb *Rtemann in ©ergeborf.
Satbeftanb:
3)ic ftlagcrtn ^atte eine ftorberung an grriebrid)
»iemann. $ür einen Teilbetrag bon 700 A nimmt
fte ben ©etlagten, Grübet be« $auptfd)ulbner«, al«
iMrgen in SHnförud). S)cr ©etlagte Ijat folgenben
©ütgict)cjft«fd)ein aufgestellt unb unterjeia^net :
,,%d) berbiirge irtidj ffit meinen ©ruber {Jrrieör.
91 iemann für bie Summe bon 700 jH. (fiebentmnbert).
$ie Summe ift jaljlbar am 1. Styril 1906." 'Sie
Klägerin behauptet: biefen Schein burdj einen
©ebollmäciftigten be« ©etiagten auägeijanbigt er*
halten ju fjaben. ©eiberfeit« fei man einig getoefen,
bafe bie ©ürgfdjaft ber einen ftorberung gegolten
bahr, bic ber Klägerin al« ©Iftubigerin gegen
MfcarlfAt #ro4f«(«ihma- •llHin,
ben ©ruber be« ©eflagten als £autotfd)ulbner
gugeftanben fjabe.
3>er ©eflagte befrreitet, bafj er überhaupt
ju ©unften ber Älägertn fidj fjabe berbürgen
motten unb ba& er ben Ueberbringer be« Schein« er*
mndjtigt Ijabe, ben Schein an bie Klägerin au**
jufiänbigen. $n erfter SSinie aber madjt er geltenb :
oer '•öutg|ct)niti5i(petn ciuiptectjc innjt oei JuCutctjiiit
be« § 766 99. ©. 93. ©dron au« biefem ©runbe
fei, audj toenn bie 'Starftettung ber Klägerin
tatfdct>Hct> richtig märe, ber ©ürgf($aft«fcf)ein un=
U'irffam. — — — — — — — — — — —
S)a« S. ©. Hamburg ©. Ä. VII fmt am
1. Februar 1907 bie Älage abgetoiefen.
$ie ©erufung ber Klägerin ift bom 0. 8. @. I
am 24. 3uni 1907 bertoorfen toorben.
© r fi n b e :
@« fragt ftcQ nur not^: ob ber SBürg*
fc^aft«f(f)ein be« SBeMagten, toenn er ober fein
SBeöoümädjtigter ib^n ber Klägerin im ^inbltcf
auf beren unftreitige ^orberung gegen ben ©ruber
be« ©efiagten au«ge^änbigt ^aben fottte, bem
gormerforberni« be* § 766 93. ©. 83. genügt.
®ie %xaqc ift ju uerneinen. 9laa^ § 765
berpfttcfjtet fia^ ber ©ürge buref) ben 93ürgfcfwftc;=
«ertrag gegenüber bem ©laubiger eined
dritten, für bie (Srfütlung ber ©erbinblicfjfeit
be« dritten ein^ufteb^en. 3m Stnfd^Iufe baran
I beftimmt § 7üt», ba& jur ©ültigfeit be« ©iirg;
Digitized by Google
290_
No. 185-184.
fdjaft*bertrage* bie fdjriftlidje Srteilung ber
93ürgfd)aft*erf lärung erforberlidj ift. Ungezwungen
ift unter biefer 93ürgfrfjaft*ertlärung biejenige
(Srflärung ju berfteljen, burdj bereu annähme
bon ©eiten bei ©laubiger* ber 93ürgfdjaft**
bertrag $hnfrf)en biefem ©laubiger unb bem 93ürgen
&u ©taube fommt, b. Ij. eine (SrHärung jur
93erbflid)tung be* ^Bürgen gegenüber beut ©lau*
biger für bie Srffiüung einer audreirfjenb be*
stimmten 93erbinblirf)feit be* $aubtfd)ulbuer*;
eine ©rflärung, bie ben gefamten %nfyalt ber
93ürgfdjaft*berbjlirfjtung enthält unb bejetrfmet.
8111c biefe 93eftanbtei(e muffen in ber fdjrift:
lidjen 83ürgfrf)aft*erflärung enthalten fein. 15*
genfigt nidjt, wenn nur ein Seil biefer
83eftanbteile in ©djriftform borliegt, bie anberen
aber nur münblirf) Vereinbart finb.
Sludj ift für bie ^rage, ob ber gefe&lidjen
©d)riftform genügt ift, oljne 93elang bie 93ors
fdEjvtft § 133 33. ©. 93. über bie 9lu*legung einer
2SiÜen*erf lärung. Stenn § 133 ift nur antuen b=
bar auf rerf)t*n)irffame 9Biüen*ertlärungen,
bagegen nirfjt geeignet, ben narf) 3Raf)gabe be*
§ 133 ermittelten nnrnicöen SBiHen ber Parteien
rerfjtönurffam ju marfjen, wenn er ntdjt in ber
boegefrfjriebenen ©djriftform ertlärt unb be*fjalb
narf) gefeilterer tJorfrfjrift ted}t*unroirffam ift.
fciefe 93cbeutung bei § 766, wie fie bor=
ftetjenb bargelegt Worben ift, ift nidjt unftreitig :
9?ad) anberer Auslegung *) foK eine frfjriftlirfje
©rtlärung bei Bürgen genügen, bie nidjt für
Rrf) allein, fonbem jufaminen mit anberen
n i rf) t f rf) r i f 1 1 i rf> e n ©rflärungen ben
gefamten ^nb^alt ber 93ürgfd)aft*oerbflid)tung
barftcCtt. MHein bie borftebenbe Sluälegung ergibt
fid) nidjt blas bei $erait£ie^ung bei § 7üö au*
ber Raffung bei ©efefee*, fonbem entfbrirfjt audj
beffev ben oerftänbigen 3w»erfen einer beraitigeu
gefefclirfjen $ormborfdjrift. $iniidjtlid) ber
Sicherung bei 83eweife* ift bai of)t\e SBcitereä
Kar. Slber audj ber in ben — übrigens für bie
9(u*legung be* ©efe^e* nidjt ma&gebenben —
Materialien au*fdjlief)Urfj betonte 3 werf: 93er:
ijüfung ober borfj ($rfrfjwerung Ieidjtfinniger unb
unbebadjter 93ürgfd)aft*übernaljme: Wirb beffev
erreirfjt, Wenn bem Bürgen bei Unterjetdjnung
*) Hnm.: j. ». 91. «. »b. 57 S. «6 liinfitötli^ be«
»amen» M öläublger«, abtv aueb Seuffert m. 69 S. 143
binftcbtlid) Der «ejri^nung ber e<J>ulb.
bei 93ürgirfjnfi«icfjeine* ber gefamte gnljalt feiner
93erbfltdjtung in frfjriftlirfjer «ufjeidjnung gegen*
»artig ift.
§ 766 erforbert bemnadj eine fdjriftlidje
93ürgfdjaft*erttarung, bie ben ©laubiger, ben
#aubtfdjulbner unb bie berbürgte gorberung
bejeidjnet.
liefern ©rforberni* genügt ber oben Wört=
lidj mitgeteilte 93ürgfrfjaft*fdjein nidjt. Ofolglirf?
begrünbet er feine 93ürgfcbaft*berbftidjtung be*
33eflagten.
184. 3fl M Scr|iftni* einer $nrtei ju be« im
Sdjttbcuxrirage bcfHa«ten ©d|irb«riö)ter ein brivat<
redilliaic»? — fiann M Scrftäftni« «IS Sienfrftertraf;
mit »er 8er»«ld)rnn| jnr Seiftung Ur fB)ieUrid>terlinjta
ISttflfttt unb Um 9)rd>( nf 8a|l»0 cbirr Srrgütnnii
DBfltft^« werken? — ftnnn >et SrtiicbSrirfttfr fiö> roegtn
feinet JUßen nur an bie nuterliegenbe ^nrtet tniten? —
3fl ber $onornranfpru4 ft*t* von ber MOpfinbigen «t.
füDung ber Qfcaenleijinng abhängig, alfs ucn ber Abgabe
be* Sd)itb8fVru(b*? - «irftrittöred)t be« 6d)ieb«riebter«
aus befonbtren (Oriinben.
abolf Stoppe in Hamburg
gegen
9R. ftübj, in gfirma Äüb,l & SRietbe
in Hamburg.
Slud einem Urteil bei D. 2. ©. IV öom
8. 3uli 1907.
(Sutfrfjeibungägrünbe:
5>a6 ba* swifa^en ber ©rfjiebSbartci unb
bem ©rf)ieb*rirfjter burrf) bie Uebernabme bei
©rf)ieb*rirf)teramted begrünbete SJerbältni* e i it
prioatrerfjtltrfjer Vertrag ift, fann,
obmob,l ba* 93. ©. 93. barüber feine 93eftimmungeit
trifft, nirf)t jtocifelbaft fein, ©o würbe ba«
93erbältni» bereit* im gemeinen 9lect)t traft be-
fonberer gefcfclirfjer Regelung beurteilt (Dgl. tit.
Dig. de reeeptis, qui arbitrium reeeperunt, ut
sententiam dicant IV, 8 unb tit Cod. de reeeptis
arbitris 11, 56) unb bafj aud) ba* je^ige 9led)t
oon biefer Sluffaffung auägeb^t, ergibt firfj au*
§ 1033 SRr. 1 (£. 93. O., hio öon bem |jaae bie
Diebe ift, ba& ein @rf)ieb*ria>ter „bon bem mit
i§m gefrf)loffencn SBertrage jurürftritt" (bgl. ferner
9Jlanrf 93. ©. 93. 93b. II, 93orbemerfungen
p 93urfj II 7. »bfrfmitt, Xitel 19 unter III
©. 524).
Digitized by Google
liefern im A [[gemeinen unter bie Veftimmungen
bc« 93. ®. 99. über ben 3)tenft bertrag faüenben
93erbältniffe entfprtngen ftlagredjte fotootjl auf
Setftung ber fcbicbäricbtertichen £ätigtett
(»gl. § 611 93. ©. 99., für ba* gemeine «ecb,t
L 3 § 1 unb L. 15 D. h. t, femer 8t. ©.*
^ntfdt). 99b. 4 1 3?r. 69 ©. 25 1 f g.), tote a u f 3 a b I u n g
einer auäbrürflicb, ober ftiüfdjtoeigenb jugefcqten
Vergütung (§§ 611 unb 612 93. ©. 93.). 3m
ooriiegenben ^aKe befiehl nun fttoifdben ben
Parteien (ein ©treit barüber, baß ber Kläger
feine Sätigteit nicht umfonft gewähren follte, nur
meint 99e(lagter, Kläger rönne auf ©runb ber
von it)m burd) Uebernabme feine« Amtes an»
genommenen 99eftimmuug beS ©chieb8bertrage£,
baß bie ftoften be« f(t)iebdri^terlicr)en 93erfabren£
bon ber unterliegenben ©ehiebfcbartei ju tragen
finb, bor 99eenbigung bei ©chiebäberfahrenä
nichts forbem unb bürfe Rcb, auch, nachher jus
näcbft nur an bie unterüegenbe 93artei halten.
»dein biefen Ausführungen ift niajt bei-
zutreten. ©eWiß ift ber ©cbiebSricbter an bie j
SJefrimmungen bei ©du'ebSbertrageS, fotocit fie
ihn unb feine Zljätigfett betreffen, gebunben,
aber bie Abmachung, baß bie Äoften bei 93er:
fahren* Oon ber unterliegenben $artet ju tragen
finb, regelt bie ftoftenpflieht nur im
Verhältnis ber betben ©cbjebsparteien
ju ein an ber, ift alfo für feinen auf bem fog.
roeeptum arbitri beruhenben $onoraranfpruch
bebeutungSloS. — — — — — —
gut ben ju entfdjeibenben galt, toie ei bei bor*
zeitiger 93eenbigung be* ©cbiebSricbteramteS mit
bem Honorar ju galten ift, fann barau* nidjts
entnommen werben, hierfür muß bie QbntfäeU
bung bielmehr au* ber 9tatur bei ©chiebSrirfjter:
bertrage* unb ben getroffenen befonberen 216=
machungen genommen toerben.
Aus ber eigentümlichen Statur beS reeeptum ;
arbitri, Wonach ber ©djiebSridjter ben gwifd)en :
ben ©cbjebsparteien beftebenben ©treit entfeheiben '
unb babei „unabhängig toie ber Stifter" fein .
unb „im Wefentltchen biefelbe geiftige Sätigfeit j
toie biefer entfalten" foU (»gl. 9t. ©.:©ntfeheibung
93b. 41 9?r. 69), folgt nun, baß weber ba*
5t(agerecr)t auf Seiftung ber besprochenen $>ienfte j
ein fo unbebingteS toie beim gewöhnlichen 3)ienfb j
oertrage, nod) berAnfprudj auf Honorar: j
aabjung in bem fonft ftattbaften Umfange bon 1
291
. Ho.
j ber bollftänbigen ©rfüllung ber ©egen«
S leiftung abhängig ift. ^nSbefonbere muß —
| bom %aüe bei ÄuSfdjeibenS in grolge ber Ab-
lehnung gemäß § 1032 £. 93. D. abgefehen —
bem ©djiebaridjter bai Stecht bei Stttcttritt*
au* befonberen ©rünben $uertannt toerben
(bgl. bier bai gemeine 9ted)t, beffen au* allgemeinen
(Erwägungen fueßenbe ©ntfdjeibungen nod) iefrt
jutreffen. L. 9 §§ 4 unb 5, L. 15, L. 16 pr.
D. h. t.). Ob er in aßen folgen %üüen ftet*
Anfprucr) auf ba* ibm auSbrfldlidb ober ftitU
[ frfjtoeigenb jugefagte Honorar hat, ift aQerbhig*
jweifelbaft unb toirb außer bon etwaigen bt-
fonberen Abmachungen mefentlid) bon bemtlmfange
feiner bie jum SRflrfrritt entfalteten SBirffamfeit
unb bon ber 81 rt ber jum 9tücf tritt füljrenben
©rünbe abhängen.
©S ift hier bei [Regelung ber £onorarfrage
bon bornherein auf eine 93ergütung Sebadjt
genommen, bie nadjSRaßgabe ber bom
Kläger a ufgutoenbenben Seit beregnet
toerben foQte. AnbrerfeitS fommt in S9etract>t,
bog bai 0u&fcr)eiben bei Kläger^ erft nach
mehrjähriger SlmUbauer erfolgt ift, bie
aOerbing* toegen ber »blehnungöftreirigreiten ber
©chiebäbarteien nur in befchränftem Umfange
jur fchiebdrichterli^en 93earbeitung bei ftafLei
geführt haben mag, immerhin aber, toie 99eflagter
jugibt, nia^t ohne eigentlich fchiebÄri^terli^e
Xätigfeit bei Äläger« berlaufen ift unb augerbem
aug infotoeit, ald er in bie Slblehnungdfrreitig:
feiten fclbft mit hineingejogen ift, eine ju
honorierenbe 3nanfbrucbnahme feiner Hrbeit*aeit
mit ftdj gebradjt bat. (Sdjltcfjüd) hat Äläger fein
Amt nidjt eigentlich nie ber legt, fonbern er ift
bon ber ©egenbartei bei 83eflagten abgelehnt
worben unb hat nur, nachbem biefe« Ablehnung^
gefiieh bom S. ®. ali begrünbet anerfannt toar,
ben 93e(lagten baburdj bon ber gegen btefe ©nt-
feheibung ^uläffigen 93efd)toerbe abgehalten, baß
er erflärte, fein 3Imt, auch toenn bie 93efcbiocrbe
(Erfolg haoen follte, nicht mehr weiterführen,
fonbern ei ebentueQ nieberlegcti Wollen. SDiefed
SSerhalten (ann ihm nach £Q6e ^er ©ache nicht
berbacht toerben, benn auch burch ein fachlich um
beflri'mbete* Ablehnung^ cfud) ber einen ©chiebd:
Partei fonnte Kläger fleh in ber für fein Amt
erforberlichen Unbefangenheit in foldjem SJiafee
beeinträchtigt fühlen, baß ber StüoTtritt ihm im
Digitized by Google
*92
3ntertffe beiber 6djteb*barteien al* geboten er*
festen. 'Jtanadj iß ober aud) fein 9tedjt auf
§onorarjat)Iung nad) SRafjgabe ber bereit* auf«
geioonbten Seit burdj fein »erhalten ntdjt
beeinträdjtigt toorben unb be&fyalb bie Silase mit
5Red)t botn 8. ®. für begrünbet erftört toorben.
188. 3fl fett (Biiabiftt ferai 8irf» j«r Sprgfolt bei
(Harrribnng btr ^orbtrung »DM {taustfdjalbtur btrpflidjttt,
4*t et |. 8. ib« •■jM»tifltn, ba| er gnm Btrftdf tiiti
>t*tatr. ¥ fan.rt greift? - 0. 9. 8. § 776 betrifft
nt km ftaM, baf btr «(labigtr ba« Vfanb p»rfit|Iirf|
••et tabtliflig „aafgibt".
Sfttengefellfdiaf t Bürgerliche*
$raut)au* in Hamburg
gegen
bie ©fjeleuie Sari unb 3ob,anna £üdftebt
in Hamburg.
Klägerin t>at beut ffiirt 3olj. Soijmann ein
Starlelm gegen Serfdjreibung bei ^nbentarä
gegeben, für ba* SBetlagter (ber frühere SBtrt
beffelben Äofal*) unb feine grau fidj berbürgten.
gfir einen ungetilgten tReft bfefe* $>arlet)n* bon
380 .H. Ijat Klägerin im S. ©. ein Urteil gegen
$aubtfdjulbner unb Bürgen ertoirft. $ie S9e*
rufung ber (enteren ift bom O. 8. ®. IV am
12. 3uli 1907 bertoorfen toorben.
©rünbc:
3>er »nfidjt ber SJeflagten, bog bie Klägerin
iljnen berbfUdjtet gemefen fei, pe bon b e m
Serfaufe b e 8 bon goijmann, bem Raubte
fdmlbner, if>r al* ©idjerbeit gegebenen gnbentar*
ju benadjridjtigen unb iljnen fo ©elegenljeit
&u geben, für eine gleid)jeitige SBertoertung be*
©efdjäft* bon Solnnann ju forgen, fann nietjt
gugeftimmt werben. SRadj bem Stanbbunfte be*
89. ©. 99., toie e* flar au* ben 2Rotioen berbor*
ge$t (bg(. in*befonbere ben I. ©nttourf S8b. II
6. 678 unb II. Kommiffton bei Slcfjiaee ^rotofotl
«b. II ©. 481), ift ber ©laubiger bem
Bürgen im Allgemeinen $ur Sorge für
b e f f e n ^Entcvcffcn n i d) t b e r b f l i d) t e t.
Äatürlid) tann nadj befonberen Slbreben, be-
gleitenben Umftänben ober bem ber 5öürgfdjaTts=
übernähme *u©runb< liegen ben 9iedjt*oerbälrniffe
eine folcfte 5gflid)t be gtütibet fei. Station ift b^ier
aber nidjl* beljaubtet. S)ic iBellagten tiaben bie
»ütgfdjaft lebiglidj al* ©egenleiftung bafür übe*
nommen, bog Klägerin in ben »ertauf be* bi*
babin bon iljnen betriebenen ©efrfjäft* anSo&mann
unb bie Uebernafjme tljrer Starleljnfifdjulb burd)
it)n willigte; bie Klägerin toar iljnen alfo bafür
nidjt toeiter berbflidjtet.
©ine SluSnatjme madjt ba* B. ©. 5B. nur
in' § 776, toonad) ein Bürge, to e n n ber
©laubiger ein mit ber $auptforberung
berbunbene* Bfanbredjt ober SJorjug*redjt
borfäfelid) ober bieüeid>t aud) nur faljrläffig
(cfr. 91. ©. ©ntfdj. in ©euffert'* Sfrdjib 99b. 61
9lr. 108) aufgibt, infotoeit frei toirb, a(* er nad)
eigener «efriebigung be* ©Iäubiger* auf ©runb
beffen traft ©efefee* auf it)n übergeb^nber 9ted)te
barau* Ijätte ©rfa^ erlangen fönnen. 91 Hein
mag nun aud), toa* &toeifel$aft ift, bem $fanb--
redjte be* § 776 ein jur ©irfjer&eit befteüte*
Rbujtarifd)e*®igentum gleidjgeftellt toerben müffen,
toie e* t)ier in grage fte^t: auf jeben gaU t)anbelt
e* fict) um fein „aufgeben" ber JRealfldjerfjeit ;
Klägerin ^at ba* ^nbentar ju einem un-
ftreitig an fiaj angemeffenen greife
ber tauft unb ben 5ßrei* aud) ben 58eflagten
gutgebrad)t. Unb ba* ©efdjäft bilbete jtoar einen
realifierbaren »ermögen*toert be* ©djulbnere,
toar aber ntd)t jur befonberen gidjerung ber
Klägerin in irgenb einer ftovm beftimmt. 9lu*
einem i^r nidjt jur @id)ert>eit gegebenen Ser^
mögen*toerte be* ©djulbner* irjre »efriebigung
ju fudjen, toar bie Klägerin ben 93eflagten, jumal
biefe bie felbftfdjulbnerifdjc SJürgfdjaf t
übernommen bitten, ib,nen alfo nid)t einmal bie
©inrebe ber »ornußflage juftanb, ebenfotoenig
berbflidjtet, toie nad) bem eingaug* Sludgefüb^rteu
baju, bie SSetlagten burdt) redjtjeitige 38enad);
rid)tigung bon tr)reu 9Ha&nobmen bor Sdjaben
ju betoa^ren.
O II»
lniidt Ü'trlJi». 4*mbKU. f>tcmoniiftta»t 44. Strnfrf«*« 1 i>?..
ttmf rc n 0 c t) i n n « ( it r ( « i o c r
4i«ianti»rttl. ftetafttar Dr. C. * t j n i 1 1 .
Digitized by Google
Bio. 50. 293
No.
^onftoti^t (getitpjrinitta.
$ei6fatt.
Ktntlred|tltd)e falle.
XXVIII f&ahvaana. (40. 3a$ra.ang ber $anbei*geri$tt-3eituiiQ,)
Kreit fit ben 3ai)rfang: $«nbl- nnb »elbtatt mit ttegifler 20 A - gaupttlatt dllein mit Hcgifter IS X
Beiblatt allein mit SHrgifler 1& JL
^i«rl<5 fcuarfat $«bib»rtj, fcen 12. Sejemier. 1907.
3nb,ait: I. Sd)neiber «br. »rflfjel in Hamburg gegen
Üeonb>rb edjmibt in Hamburg. II. JBitwe Ztyeobora
91. W. <t görfier, geb. JBoDmer in $ambiU8 gegen beu
(laujurrmaller S. Wantö unb ben (Brunbetgentumer
©tammami in Hamburg. — gtnan{-$rtrataHon in $am>
bürg gegen grau «. S. 0». Seemann »me. in Socfftebt.
— fjfrlrbrid) 98. in Hornburg gegen We minberjiHjrige
»ertritb SB., »ertreten bnraj tyren $fleger ©• *•
186. Raffung be« $au3befib;er* (Vermieter*), frineö
SerwaltrrS nnb eventuell be* Wieterl für brn ®t«rj tineß
SRietetl »ber dritten anf ber 7rcJM>e bei $«nfe«. — $fl
ber $ ««»eigner »erfc)ßia)ttt, ben fberften Zrebbeuabfat; *n
brlrud)tcn, ber ju SSerfftctlm unb IBabenränmen f uljrt,
obfrfjiin bort nur bit $au*mäbtt)en nnb bic in ben ÜBerf-
lleBen »rfd)äfti|ten oerfc|ren? — fBa« ift unter einem
allgemeinen Berfetyr auf ber $«n#tre»ac |» »erpeten? —
9f| ber ftinfer eine« fltennbftnctt fdton »or ber Uebergabc
befTelben jur Xrc|)penbcleud)tiing bri>f)alb ver|)flid)tet, weil
er bne iHed(t bat, bie (Hagen nad) nnb nad) umbauen jn
laffen? - ttlafteben bei ftinfer« al» »aul,errn ffir bie
etwaigen Strfc^cn ber 8«ub,anb«>erfcr nad) 0. OK ©. § 881.
— 8erpflid)tung beö (Eigner* unb feine* SJerwalter*, aO>
infcfr abgenagte Ire^ea^nfen «n ernenern.
I. ©cfjneiber (£br- üBrfiffel in Hamburg
gegen
8eont)arb ©dfjmibt in Hamburg.
Xatbeftanb:
Kläger fyxtte bei feinem SReifter 5But>oa.el
©r. »urftah 46 IV. am 2G. «ütärz 1906 «benb*
Vi8 Uhr eine Arbeit abzuliefern. ®r ift über
eine borftet)enbe S9t>hle auf bem oberften Grebben;
abfafee geftflr^t unb berlangt ©djabenSerfafr bom
Seflagten, ber bamal« bai $aui getauft ^atte
unb ju feinen 3n,e^en umbauen lieg.
S>a* S. ©. ffi. K. in i)at ben Klaganfbrudt)
am 22. Januar 1907 bem ©runbe nadt) für
berechtigt erllärt, ba« £). 8. ©. V bagegen t)at
bie Klage am 1. SÄai 1907 abgemiefen.
©rünbe:
Sem Kläger ift barin beizutreten, baß
^eftagter mit bem apintoetS auf ba£ Unfall:
berfidt)erung«gefe{} feinen (Erfolg tjaben fann.
3)a« ©cfmeibergeroerbe — unb nur in biefem
mar Kläger zur ßeit bei Unfall« befdjäftigt —
gehört nid§t ju ben {Betrieben, roeldje bem Unfatl=
berfid^erungdgefe^e unterliegen, ^m übrigen
ronnte aber ber ©erufung ber ©rfolg nicb,t Der*
fagt werben. 3unäd§ft b^at ber SSorberric^ter,
toie SJeflagtex mit SRed^t fyetbotfyebl, ju Unrecht
bie SBetjaubtung bei 93e!lagten unbeachtet ge=>
laffen, ber Kläger ^abe bürde) eigene« »er»
fd^ulben ben ©djaben herbeigeführt ober ber*
fd)ltmmert. %n 9?orberriajter fdjeint ber 91 nficfjt
ju fein, bog biefe Qfrage erft bei ber JBerbanblung
über bie ijö^e bei <Sd)aben« ju prüfen unb zu
entfdtjeiben fei. S)a« ift aber unrichtig. 8toe\\eüo&
richtet fich ber ©intoanb bei eigenen iBerfchulben«
bei 93efchübigten gegen ben © r u n b bei
Hnftorudj* unb ift baber auch bei bem Smifchen*
urteil über ben ©runb in 58erücfftchtigung z"
Ziehen.
Digitized by Google
294
Mo. 1867
gerner fann bem angefochtenen Urteil borin |
nicht gefolgt werben, baß es ben Vetlagten wegen
ber unterlaffenen SBeleudjtung für ben Unfall
berantWortttch macht. 9ttd)tig mag fein, baß ber
Unfall, wenn er auch in erfter Sinie burcf) bie
Sage ber Sohlen übereinanber berurfacht ift,
gleichzeitig auf bie Stonfelljeit beS KorriborS
gurücfgefüljrt werben muß, bog baljer nach bem
©runbfafce beS § 830 58. @. 58. auch berjenige
für ben Schaben Softer, ber für bie ^Beleuchtung
bei KorriborS aufjutommen hatte. Slber ei fann
toeber anerfannt toerben, baß überhaupt ber
Korribor hätte beleuchtet toerben müffen, noch
bog ebentuetl ber SBeflagte ber jur ^Beleuchtung
Verpflichtete toar. ©ine befonbere polizeiliche
Vorfdjrift, toeldje bem Hauseigentümer ober
SÄietcr ober fonft ^emanbem bie Verpflichtung
auferlegt, bie bem Verfet)r zugänglichen 9täume
eines HaufeS bei 2)unfelt)eit ju beleuchten, be=
fteht in Hamburg nicht. (Sine foldr)e Verpflichtung
lagt fich auch «tdtjt au« allgemeinen gtedjtSgrünben
unb (Erwägungen herleiten (bgl. 91. ©. 58b. 33
©. 228 unb ©ntfdc). in ©traff. 58b. XIV ©. 363).
5Bon biefer Siegel haben jebodj bie (Berichte unter
Rührung bei 9t <S>. (bgl. bie angebogenen ©nt*
fcheibungen, femer 58b. 54 ©. 57 ; 58b. 58 ©. 334)
eine 2lusnat)me gemacht unb gefagt: ba, mo ber
Hauseigentümer in SuSnufrung feines Eigentums
im größeren Umfange SKitbetoohner in SMetS*
toohnungen aufnimmt unb baburdc) einen Verfetjr
im Haufe fcrfteKt, habe er bie Vfticht, bafür I
©orge ju tragen, bog bei bem bon ihm t}er*
gefteOten Verfetjr anbere burdt) bie Anlagen beS
HaufeS an ihrem Körper nicht ©cfjaben erleiben.
SluS biefer Verpflichtung ergebe ftch auch bie
Pflicht, bie gluren unb Treppenaufgänge feines
HaufeS, toelche nach ih«*r Vefdjaffenheft im bunflen
Buftanb jeben Vaffanten ber ®efat)r ber Ve*
fchäbigung ausfegen toürben, bei eintretenber
Stanteltjeit fo lange ju beleuchten, als ber regel=
mäßige Verfeljr im Haufe ftatrftnbet. ©ie
Verpflichtung jur Veleudjtung Wirb
alfo baran gefnüpft, baß in bem Haufe
ein allgemeiner regelmäßiger Verfet)r
ft a 1 1 f i n b e t unb jtoar genügt jur Sinnahme
eines folchen VerfetjrS nicht, baß bie VeWobner
unb SHicter beS HaufeS felbft in bem Haufe
gehen, fonbern eS ift erforberlidt), baß auch Ofrembe
baS HauS „bielfach" betreten (bgl. 91. ©. 33
©. 228). SBenbet mau biefe ©runbfüfce auf ben
borliegenben galt an, fo fotnmt man ju bem
(Ergebnis, baß nach ben eigenen Vet)auptungen
beS Klägers ein bernrtiger allgemeiner Verfetjr
in ber bierten ©tage beS fraglichen HaufeS $ur
fleit beS Unfalls nicht beftanb. 58iS jum Sage
beS Unfalls gibt baS Kläger felbft ju, benn bis
bat)in toar bie bierte ©tage noch unbewohnt unb
überhaupt nur als Vobenraum benufct. 9tun
foll, fo führt Kläger aus, ber 5Beflagte bie bierte
©tage $u jtoei SBerfftätten, ju »oben* unb
Xrocfenräumen unb 3>ienftbotengelaffen umgebaut
haben. Unb jtoar foH am 20. 9Jiara 1906 bie
SBerfftätte beS Vubogel in bie bierte ©tage berlegt
fein. ©elbft toenn bicfeS alles richtig ift, fo
ergibt ftch barauS nur fobiel, baß allein bie
3)ienftmäbchen beS HaufeS unb bie
Arbeiter beS Vubogel Veranlaffung
hatten, bie bierte ©tage ju betreten
unb auch baS in ber 9UgeI nur morgens unb
abenbS, toenn bie afläbdjen unb bie Arbeiter mit
ber Arbeit beginnen ober aufhören toolltcn. 3u
einem regelmäßigen allgemeinen ober gar ju
einem bielfachen 5Berfehr ftrember in ber bierten
©tage lag gar feine IBeranlaffung bor. ©ans
befonberS toar nicht anjunet)men, baß nach ©intritt
ber $)unfelt)eit frembe Verfonen noch bie bierte
©tage auffudjen lönnten. Stoß Kläger ftch in
berfelben noch bis jur $>unfelt)eit aufgehalten
hat, ift nach feinen eigenen Angaben nur ein
SufaQ, ber barauf jurücf jufütjren ift, baß er an
einer abgelieferten Arbeit noch eine Heine
Slenberung borjunet}uten hatte. Db unb intoietoeit
ber HauStoirt für bie Sicherheit beS VerfehrS
feiner 3JMeter felbft unb ihrer S)icnftboten unb
Arbeiter ju forgen hatte, ift gleichgültig. 3)aS
beftimmt fich nach °em Sntjalt beS SRietbertrageS
unb auf biefen Tann fich Klager als dritter nicht
berufen. %ai VerufungSgerid)t ift baher nicht in
ber Sage, eine Verpflichtung jur SBeleuchtung ber
bierten ©tage borliegenbenfaßS anjuerlennen.
«ber felbft toenn eine folche Vflicht beftehen
foUte, fo toürbe fte nicht bem JBeflagten
obgelegen haben. AHerbingS ift, toie baS 91. @.
3urift. SSochenfchr. 1905 ©. 80 ausführt, nicht
fchon ber ©igentümer als folcher jur 5Beleudt)tung
gegebenenfaQS berpflichtet, fonbern berjenige,
welcher über baS Ha uS im ganzen ju berfügen
hat. 3Benn baher ein HauS im ganjen bermietet
Digitized by Google
tft, fo get)t 6ie Vflidjt gut Veleud)tung auf ben
SDtieter über. Aber fo liegt bie ©adje hier nic^t.
Parteien ftimmen bielmetjr barin Oberem, bafj
Veflagter ba* ©runbftüd erft bom 1. Abril 1906
an in 9Hiete übernommen IjaUe, alfo gur Seit
be« Unfall* am 26. SDiäx^ 1906 nod) nid}t Bieter
mar. 9tun haben ii)m atlerbing* bic (Eigentümer,
©branbau'* (Srbeu, geftattet, fchon bortjer ba*
$ a u * u mg u b a u e n unb gtoar bie einzelnen
©tagen na^ unb nadj. Aber mit biefer @r?
laubni* ift bem Veflagten Ieine«toeg* bie Dbfmt
über ba* gange #au« übertrogen, jebcnfaH* ergibt
fidj bae nid)t au* ben Veb> ubtungen be* Äläger*.
©erabe ber Umftanb, ba& ba* gange £au* nidjt
auf ein 3Äal, fonbern bie einzelnen ©tagen nadj
unb nadj umgebaut »erben foUten, lä&t erlennen/
ba& bie ©igentümer 9lüd|tcht auf bie IKieter
nahmen unb fid) bemnadj bi* gum 1. Abril 1906
bic Verfügung unb Dbtjut über ba* §au* bor*
behielten. %\t ba* aber richtig, benn toar audj
nidjt ber Veflagte, fonbern ©branbau'* (Srben
biejenigen, meldje für Veleudjtung ber ftlure gu
forgen t)atten.
©chliefelid) meint fttäger nodt), Vertagter
t)afte al* Unternehmer be« Umbau* für allen
©djaben, toelcher bei bem Umbau borfomme.
9lud) biefe Vcgrüttbung tft nidjt geeignet, ben
ftlaganfbrudj gu galten. Saut Vaubertrag
hatte ber Veflagte bie einzelnen Arbeiten bei
Umbaue«, 9Raurcr-, 3immerers, ©d}loffer=,
lifdjlcr- u. f. to. Arbeiten, an berfdjicbene 4?anb=
toerfer im gangen übertragen; t)atte alfo mit
biefen SBerfberträge abgcfd)loffen. ©* toar fomit
gunädjft ©adje ber $anbtoerfer, bie 21 r bei reit mit
ber im Ver f et)r er f orberlidjen Sorgfalt nu*guf üfjren,
audj, fotoeit erforberlid), bie VaufteQen gu be-
leudjtcn. ©* fann fid) bal)er nur fragen, o b
Veflagter für ettoaige Sladjläf f igfeiten
ber Vaut)anbtoerfer aufjufommen t)at.
ftläger meint aber, biefe* au« bem @efidjt*bunfte
bei § 831 58. ©. 83. bejahen gu f8nnen. ®*
toürbc ir)m, borbcfjaltlicr) eine* bem Veflagten
obliegenbcn ©egenbetoeife*, guguftimmen fein,
toenn e* richtig toüre, bajj Veflagter bie Vau*
Unternehmer unb #anbtoerfer „gu ber Verrichtung
befteüt" hätte. S)a* ift aber nicht ber gatt.
derjenige, ber einem anbern bie #erfteQung eine*
SBerf* überträgt, beftcHt biefen anberen nidjt
fdjon „gu einer Verrichtung" im ©inne bei § 831 i
_29B
Na lt*C
V. ©. V.. S)a* ©efefc felbft fagt gtoar nidjt,
toa* e* unter „Veftettung gu einer Verrichtung"
berftetjt; aber ber gtoeite ©afe bei Slbf. 1 be«
§ 831 V. @. V. gibt genügenbe Anhalt*bunfte
für bic Auslegung biefe* Singriff*, liefet gtoeite
©a{j lägt nämlich erfennen, bafj nur berjenige
einen anberen gu einer Verrichtung befteflt,
toelcher bie Verfonen, bic bie Slrbeit au*gufühten
haben, auStoätjlt, etwa erforberlidje ©erätfdjaften
unb Vorrichtungen befdjafft, bic Verrichtungen
leitet u. f. to. § 831 geht alfo babon au«,
bafj ber ©efdjäf tstjerr unb ber Veftellte
in einem getoif fen Abt)ängigfeit**
berhältniffe gu einanberftehen, traft
beffen ber Veftellte ben Antoeifungen bes ©cfcfc)äftÄ=
herrn bei ber tedjnifdjen Ausführung ber Ver»
ridjtung Solge gu leiften hat. Um biefe* Ver*
hältni* h^gufteQen, genügt aber nidjt fdjon ber
2(b|~rfjlu§ eine* SSerfbertrage*. ®* toürbe ber
?(nfft)auung bei Sieben* toiberfbredjen, toenn man
fagen tootttc: S)er Veflagte habe ben ©efeQen
ober ben Variier ober ben 3immermeifter felbft
gum Segen ber Voblen ober gum Slngünben ber
Saternen befteOt. 2)amit fdjeitert aber auch ber
^intoei* bei Äläger* auf § 831 V. ©. V.
ÜRadj adebem toar ber Verufung bei Ve*
tlagten ftattgugeben unb unter Aufhebung bc«
angefodjtenen Urteil* bie Älage abgutoeifen.
U SBittoe 2hcobora 81. SR. ®. f^drfter,
geb. SBollmer in Hamburg
gegen
ben .^»ausbertoalter @. 3Rante unb ben
©runbeigentflmer ^. ©tarn mann
in Hamburg.
Satbeftanb:
Slm 24. äRärg 1906, abenb* gegen 9 Uhr,
ift bie Klägerin auf ber — bon oben gerechnet —
gtoeiten ©tufe ber gum ©runbftüd „Vei bem
©trohhaufe 33" geljörenben fteinernen ^au*treppe
au*geglitten, gu galt gefommen unb hat infolge:
beffen Verlegungen erhalten. Klägerin toohnt in
ber gtoeiten ©tage be* genannten ©tammann
gehörigen ©runbftüd* gur 9Wiete. Veflagter SRante
ift Vermalter beffelben unb fotoohl berechtigt al*
bertoflidjtet, alle erforberlidjen SRebaraturen bor*
gunetjmen.
Digitized by Google
296
Klägerin hat bie betben S8eHagten auf Sa^ung
einer {Rente, (Srfafe beS erlittenen ©chabenS, fowie
(Entrichtung bon ©chmerjenSgelb in Slnfbrudt)
genommen, inbem fie beraubtet, bog it)r SoU
burch bie baufällige orbnungSWtbrige
33efchaffent)eit ber Xrebbenftufe berurfarfjt
fei unb bie SBeflagten außerfontrattlid) bejW.
fontraftlich Wegen fcbulbbafter Unterlaffung ber
HuSbefferung hafteten.
S)aS S. ©. 6. Ä. VI $at am 11. 3an. 1907
bie Älage abgeWiefen. SDaS D. S. ®. VI am
13.$uli 1907 b^at fie bagcgen jur$ölftebem©runbc
nach für berechtigt erflärt. $>en ©djmerjenSgelb*
anfbruoj $at ei bem ©runbetgcntümer gegenüber
ganj abgemiefen.
©rünbe:
3>n£ Berufungsgericht bat im ©egenfafe flu
ben erften Stichtern bie Ueberjeugung gewonnen,
bojj fidr) bie (Stufe, auf ber bic Klägerin auS;
geglitten ift, jur geit bei Unfall« in einem fo
abgenufcten 3uftanb befunben fyat, baß bie im
33erfet)t erforberlicfje Sorgfalt eine Beteiligung
be3 Langels geboten fjätte. ©dfjon baS bloße
SuSfctjen ber ©rufe, wie eS Rdj in ben beigebrachten
^Photographien anfehaulich barbietet, jeigt, baß
bo« 58cgel)en biefer Xrebbe fein ungcfäbrlicheä
toar. $)er ScuSe tö. außerbem befunbet,
baß bie betreffenbe ©rufe um circa 5 cm
abgefchliffen mar. 2>aS ift ein ©rab ber Hb*
nufyung, Welcher baS erlaubte SRaß überfteigt.
©S bebarf nicht noch ber 3"ä<ef)ung bon ©ach=
berftänbigen, um über bie ©efatjrlichfeit bcjto.
OrbnungSWtbrigfcit bon ©rufen folcher 93efchaffen=
heit ein fidt)ereS Urteil ju gewinnen, ©ie ©e*
fa^rlichfett unb DrbnungSWibrigfeit abgenufeter
Xrcbbenftufen ift burch bie Erfahrung beS
täglichen SebenS, toelche jebem berftänbigen
aßenfeheu innemohnt, feftjufteden. SBcIdje Un-
ficherheit bie ©rufen auch M einem mit ihrer
Jöefchaffentjeit befannten unb fie borfidjtig be=
tretenben Baffanten hfrborrufen mußten, ergibt
bie StarfteHung in bem lanbgerichtlichen 9lugen=
fcheinSbrotofoö. ©S lommt im fonfreten ftfall
hinju, baß regelmäßig bie eine £ürt)älfte ge=
fcfjloffen gehalten unb ba burch ben Benufeern ber
Xrebbe ein Voltigieren nach bem unberfet)rten
Seile berfelben zugemutet mürbe. $>aß unter
folgen Umftanben, inSbefonbcre bei SJunfeltjeit
unb etnem jeittoeifen Stachlaffen ber gewohnheits*
mäßigen Slufmerffamfett ber BeWot)ner ein Unfall
baffieren fonnte, lag auf ber $anb unb mußte
bon benienigen, Welche für ben orbnungSmäßigen
3uftanb ber Trebbe berantWorttkh Rnb, erfannt
merben.
5)er Umftanb, baß bie Xrebben an ber er
£>auSbefifcer fidt) in noch fchlechterem 3u=
ftanbe befinben, ehe fie repariert »erben, ift ohne
Bebeutung. ®S ift eine befannte Satfache, baß
ftcf) biete Seute einer läittgen Verpflichtung
möglict)ft lange ju entziehen fudjen, toenn fie bai
rtäfieren ju fönnen glauben. SlHein felbft menn
eine bensrrigeBernarhläfRgung baufäHigerXrebben
in Hamburg üblich fein foHte, fo mürbe ba« einen
Mißbrauch inbolbieren, Welcher ben einzelnen
nicht enrfdjulbigen fann. UeberbieS fe&t bie
Haftung auf ©cfiabenSerfajj wegen BerftfjuIbenS
nach bem ©efefee nicht bie Slußeradjtlaffung ber
üblichermaßen beobachteten, fonbern ber im Ber*
fehr erforberItd)en ©orgfalt borauS.
©S ift aber ein BerfefjrSgebot, baß Grebben*
ftufen in einer foldjen Befchnffcntjeit finb, baß
fie ohne jebe ©efat)r benufet Werben fönnen unb
ei ift — wie gefagt — auch mit bem Umftanbe
ju rechnen, baß bie fdjlechtc SBefchaffenheit ber
%teppe bem S9enu^enben befannt ift.
SWit Unrecht machen bie S3eflagten ferner
geltenb, baß ein 95ewei« bafür, baß bie Älägerin
infolge ber Slbnufcung ber Xrebbenftufe ausgeglitten
ober abgerutfeht fei, nicht borliege. Süchtig ift
^War, baß ber urfächlictje 3ufamment)ang $Wifchen
ber fehäbigenben ^anblung unb bem eingetretenen
©chaben in jebem einzelnen galle bewiefeit Werben
muß unb eine allgemeine Ißräfumtiou nicht be*
fteht. SlHein ba im borliegenben gaüe bie Trebbe
in einem orbnungäwibrigen 3uftanbe Reh befanb
unb unftreitig bie Klägerin gerabe auf ber
fchabhaften ©rufe — ber ^Weiten bon oben
gerechnet — ju 3faU gelotrimen ift — fo muß,
Wie auch ähnlichen püen bon ber Stecht**
fbredjung angenommen Wirb, ein prima facie
Beweis bafür als borliegenb erachtet werben, baß
bie Klägerin infolge ber flechten aSefdjaffenbcit
ber ©tufe ausgeglitten ift.
gür ben it)r burch ben Unfall entftanbenen
©chaben ift ftunächft ber Beflagte ju 2 als
Vermieter — mithin fontraftlich — berant*
Wortlich. ®S fann feinen Unterfdjieb machen, ob
Digitized by Google
bte ben Unglüd«faII oerurfochenbe ©chabbaftigfcit
in benjenigen Stäumlichteiten beftanb, meldje ber
Älägerin fpejiell burd) ben äRtetoertrag überlaffen
morben maren, ober in foldjen »eftanbteilen be«
$aufe«, melcr)e toie j. SB. eine $au«treW>e, bem
(Gebrauche aller SOTieter bienen.
»gl. SJfittelftein, SHiete ©. 98,
(Sntfdj. bei 9t. ©. 93b. 50. 161; Surtft.
9Bochenfthr. 1905 ©. 47 ©. 80 *• a. 9K.
9ted)tför. bet O. S. ©. »b. 5 ©. 373.
i£3eirert)in mürbe e* für bte Haftung bei
»eflagten }u 2 nuc bann auf ein »erfctjulbcn
anfommen, toenn bet Sttangel erft nadj bem
93erh:ag«fchlu& eingetreten märe. ©. ©. 93. § 538.
©ntfdj. be« 31. ©. 93b. 52 ©. 172; Surift.
2Bodjenfd)r. 1905 ©. 47.
Dffenfidjtlidj trifft letytere« nad) ©adjlage
unb ber 8lu«fage be« beugen 9*- nic^t ju.
SIDein felbft toenn biefe $rage al« offene ju
bebanbeln toäre, fo mürbe bod) nach ben oben
gegebenen »u«füi)rungen ein »erfcr)ulben in ber
Unterlaffung ber ^Reparatur liegen, meldje« bem
93eflagten nach 9Äafegabe be* § 278 93. ©. 93.
jujuredmen märe. Buch lann bie Unterlaffung
ber Reparatur nicf)t umbe«miUen at« entfd&ulbigt
gelten, meil fdjon im grübja^t 1906 unb jmar
möglicherroeife noch oor bem Unfälle Auftrag jur
9teparatur aller Ereptoen erteilt ift. 9Bie ber
»erlauf ber ©ad)e gezeigt bat, ift biefet »uftrag
oerfpätet erteilt unb tann ficf) bab>r toeber ber
93eflagte ju 1 noa) ju 2 auf bie Xatfadje ber
Erteilung berufen.
Stimmt man ferner an, bajj bie ©dbabbaftigfeit
ber Xreppenftufe als SDtangel im ©inne ber
§§ 537 ff. 93. @. 93. an$ufet)en ift, fo ftet)t bod)
in feiner SBeife feft, bafe bie Klägerin benfelben
beim «bfrfjlufe bei »ertrage« getan nt t)at.
93etlagte felbft haben eine bat)ingebenbe 93c-
bauptungnidjtaufgefteHt, fonbem e« offen gelaffen,
ob tiidbt bie Klägerin ben $uftanb ber ©tufe erft
foätcr lennen gelernt b>t. SBäre aber felbft er*
toiefen, bafj bte Klägerin bie Xxtppe bereit« Oor
^bfffjiufj be« »ertrage« gefe$en unb benufct fyat,
fo märe bod) um be«miDen nod) nicht anzunehmen,
bog fle ben tjter fraglichen SKangel bcmerlt ober
gar an feiner Xragroette erfannt b>t. 3fa nict)t
einmal eine grobe ^atjrläfftgteit int ©inne be«
§ 639 93. ©. 93. märe tr)r öorjnmerfen, ba ber
sD2ictrefleftant normaler SSeife auf bie 93cfct)affen^cit
297
wo. tn*.
ber ihm angeborenen 2Bot)nung, nicht aber aud)
auf fonftige Glinge, fofem fie nicht befonberä
auffaQen, fein Bugenmerl ju richten pflegt.
Slnbrerfeit« fann ber Grrfa&anfjjrucb ber
Klägerin aud) nid)t auf ©runb ber Unterlaffung
ber in § 545 93. ©. ». oorgefrfjriebenen ?ln^cige
al« rermirtt erachtet merben. #toar finb aud)
ber »rufung be« »ermieter« offenliegenbe SRäume,
mie »orflure unb Sre^en unb bergl. toon ber
SlnÄcigepfütfjt be« SRieter« nicht grunbfäfelicb,
au«gefd)Ioffen,
OergL ®ntfd). be« 9t. ®. »b. 59 ©. 161;
3»irift. 9Bod)enfdjr. 1905 ©. 47.
Slücin c« ift unbeftritten, bog ber »etlagte ju 1
fortgefe^t bie bter fragliche Xre^oe geferjen unb
benufet f)at, fo bafe er ben SRangel berfelben
tannte. $a aber ber »etlagte ju 1 nidjt nur
Vermalter be« ©runbftürfö, fonbern aud) fogar
felbftänbig berechtigt unb Oerff(i<x)tct mar, bie
erforberlidjeit {Reparaturen Oorjuncbmen, fo be«
burfte e« nicfjt nod) einer befonberen Slnjetgc an
ben »eflagtcn ju 1 oerfönltdj.
9Jiit biefem Unteren t)aftct ber »etlagte ju 1
nad) »orfdjrift be« § 823 ». &. ». ®r mar
bertraglicb oer^idjtet, für einen 8>»ftanb ber jur
»enu^ung ber »etoofmer mie be« »ublitum«
bienenben 9Bot)nung«teiIe ©orge 311 tragen, meldjer
bte ©cfäfjrbung oon Beben unb ©efunbbeit au««
fdjtog. Xtiefe »erpflicfitung bat er »erlefet unb
jmar, mie ju Slnfang ber ©ränbe au«gefür)rf,
fdjulbtjaf t. ©omit b°t er fabrläfftg miberredjt«
litt) bie ÄörOerberle^ung ber Stiägertn %txbt\-
geführt unb b>t bober biefer gleichermaßen ben
ermachfenen Schaben ju erfe^en.
3)a« »erufung«geri<ht hatte aber aud) in
eine »rfifung ber $rage einzutreten, ob nicht bie
Klägerin ein SRtttoerf Bulben an bem Unfall
trifft unb ift hierbei ju bem ßrgebni« gelangt,
baft ber ©djaben bon beiben »arteien jur $ä(fte
ju tragen ift. S)ie Klägerin tannte, mie fie nicht
beftreitet, ben fchabhaften 3uftanb ber SreW*.
31 nfiatt ben »etlagten ju 1 an feine Steparaturs
Pflicht ju mahnen, tjatte fie bie ©ache auf fich
beruhen laffen unb fleh baran gemöhnt, bie %teppe
mit »orficht ju benufcen. 9?un mag Oft jugegeben
merben, baß ihre ©orgfamteit burch bie tägliche
©ett)o[;rtt)eit leüht ab)tuni)3|"en tonnte, mie bnä
eine betannte (Srfcheimtng ift. immerhin r)atte
fie allen Unlaj», jebe«mal bei »enu^ung ber
Digitized by Google
298
No. 186-187.
Srebbe aüt nötige ©orgfalt anjumenben. Mud)
lag eine befonbere ©djroierigfeit, ba« Ausgleiten
ju bermeiben, um bc«miQen uidjt bor, meil bie
betreffenbe ©tufe ber Unbia bei Detter« nidjt
nufgefefet unb baf)er and) nid)t burd) ©d)nee,
$eud)tigteit unb bcrgl. fdtfübfrig mar. Unter
biefen Umftönben erfdjeint bie gcftfteüung an-
gemeffen, ba& ber Unfan ebenfofebr burd) bie
eigene Unborftd)tigteit ber Klägerin mie burd)
bie orbnungSluibrige Setfaffung ber Xrebtoe ber«
urfadjt morben ift.
(Sine »uSna^me mor jebod) für ben »n=
fbrud) auf ©djmcraenägelb ju ftatuieren.
$)iefer fteljt ber Klägerin gegen ben Sctlagten
2 übertäubt nid)t ju, ba letztgenannter
lebiglid) für ba« 5Berfd)ulben bei 93e =
tlagten ju 1 haftet.
»gl. §anf. ©er.*3tg. 1905 «elbl. 9ir. 79,
Stedjtfbr. ber £). S. @. «b. 12 ©. 120.
3mar I)at Klägerin bem SBeflagten ju 2 ben
(Sib barübrr jugefdjoben, bafj er ben mangel«
haften guftanb ber Irebbenftufe gefannt Ijabe;
allein biefer burfte Rd) auf bie ^flidjterfüüung
burd) ben »eftagten ju 1 berlaffen unb ein
Serfrfjulben in ber ftuätoabj ber ftontrollierung
bei SBeflagten ^u 1 mirb ifnn nidjt borgemorfen.
3(nfomcit bafjcr ber Snfbrurfj auf ©djmerjen**
gelb gegen ben »eflagten ju 2 in ftrage ftcrjt,
mu& e* bei ber Älagabmeifung fein Semenben
$aben.
187. «crarialfgitraft nit ber ffia)t, ba» (Hgtntam
ARrfiit}iifit<rtrogcB, Mens bir Statt „ju ibjer IRatbarft
unb <Htbr«udV' bat (Brmibfiuit »erlangen foHte. — (Benagt
e«, bn| im öffcntlirtifn antrefft on jeaer Stelle bie
<frri4tung riiit« 3oflgebiubee betroffen wirb?
Jinana = 3)cbutation in Hamburg
gegen
grau 81. ©. ®. ©eemann 2Btoe. in Sodftebr.
Xatbeftanb:
Klägerin fjat beantragt:
bie SBeflagte ju berurteilen, bafc ibr im
©runbbudj ber 9teuftabt*©üb 33b. I «1. 5Wr. 1«
&ugefd)riebene ©runbftüd gegen SBejaljlung be«
burd) ©adjberftanbige ju ermittelnben greife«
für bie ©ebäube ber Älftgerin abzutreten unb
aufklaffen.
©ie ftfi&t biefett Antrag barauf, baß ba«
fragliche ©runbftüd, meldje« am Staumroall
9lr. 6/10 belegen ift, ber SBeflagten burd) fog.
Äämmereifontraft mit ber JWaufel jugefdjrieben ift:
„baß ber SJeRfcer, fofern bie ©tabt biefen
iJJlajj ju iljrer eigenen Siotburft unb ©ebraud)
bcrlangen fotlte, ben ^lafc jtoar abjufteljcn
gehalten fein foH, toa« aber bie SBoljncrbcn,
fo barauf gebaut, anbetrifft, fclbige gtoifdjen
bem ÜDHnbeften unb SReiften tariert unb bem
93eft&er bon ber ©tabt bejablt merben foUen."
$>urd) S3efd)lu|j bon ©enat unb 5Bürgerfd)aft
bom 25. Januar unb 6. Februar 1907 fei fie
beauftragt morben, biefeö ©runbftüd für bie
Erbauung eine« 2)ienftgebäubed beS
^aubtjollamteä „Äc^rmicber" ju
ermerben unb ju bertoenben. ©cmgcmäg fyabe
fie ftd) ber Söetlagten gegenüber bereit erflärt,
bie ©ebäube burd» gemeinfd)aft(id) befteüte ©ad):
berftünbige taxieren ju laffen unb ben Sajtoert
gegen 3ufdjreibung ber ©runbftüde jn bellen,
atai SSeflagte aber gemeigert ijabe.
S)ie 99ef(agte b^at bie ftedjtsmirffamfeit ber
Älaufel beftrirten unb eingemenbet, bafe fte ba«
©runbftüd jur SSerteibigung jtoeier $t)pottyU
böfte in ber 3tt>ang£berfteigerung ertnorben b^ibe,
bei ber Abtretung ber beiben $bj>otljelen feiten«
eine* gemiffen 2Batcrftrabt unb ©arften« ib,r aber
berfd}toiegen morben fei, bajjj aut bem ©runbftüd
bie ermähnte Älaufel Hege, liefen beiben
9)ed)t«borgangern b^at fie ben ©treit berfünbet
unb ber (Srftere bon ib^nen ift bem 9ted>t*ftreit
beigetreten.
©egen ba« bem ftlagantrage ftattgebenbe
Urteil bei ®. St. VIII bom 20. »b«! 1907
b^aben 93eflagte unb ber SRebeninterbenient ffle*
rufung eingelegt. SJiefe ift bom ö. S. ©. V am
9. Dftober 1907 bermorfen morben.
®ntfd)eibung*grünbe:
Ueber ©inn unb S3ebeutung ber Älaufcl:
„vißore contractus aerarii" bei einer Qngentutnfc
beränberung an ©runbftüden Ijat im fyambat--
gifdjen 9led)te bon Slterä ^er fein ^meifel
beftanben. ©urd) biefelbe mirb bai SRedjt be«
febedmaligen (Eigentümer« binglid) in beut Um«
fange befdjrüntt, mie ber ^nljait ber Älaufel
ergibt unb if>re 9tcd)t«mirffamfcit mar nad) beut
bi« 1900 geltcnben Dtcdjte babon abbängig, bn&
Digitized by Google
auf ©runb bei ftämmereifontrafteS ba« ©runb*
ftüct beut Ertoerber gugefcbrieben unb burd) Die j
Eintragung in bai ©tabtbud) Eigentum übers i
tragen hntrbe. Durd) bie tot ©tabtbud) bJ"JUs
gefügte 83ejugnahme auf ben ärarifcüen 83ertrag
tourbe eben fein freie« unb unbefcrjränfteS
Eigentum übertragen, fonbern bem ©taat
bai 9ted)t getoahrt, unter ber SBorauSfefcung,
welche bie Äloufel angibt, bie SRüdübertragung
be« Eigentum« ju forbern, (nenn audj fonft
ber burd) bie Eintragung al« Eigentümer
legitimierte Inhaber über ba« ©runbftüd wie
ein toirflid)er unb freier Eigentümer burd)
93elaftung mit ^topothefen unb anbeten 9ied)ten
tierfügen tonnte. E« genügt bierju, auf bie
Entfd)eibung au« bem ijahre 1897 unb bie barin
ermähnten früheren Entfdjeibungen ($anf. ©er.*
3tg. 1898 83eibl. Sßr. 128) ju berlueifen.
3)aj3 nun eine berartigeEigentum«befd)ränfung
mit bem Rd) au« ben bisherigen ©efefecn ergebenben
3nt)alt jur Seit be« gnfrafttreten« bei 83. ©. 83.
beftefjen geblieben ift, fann nadj Strt. 184 be«
Einf.=@ef. jum 83. ®. 83. niajt jtoeifel^aft fein.
Entfpred)enb ber ©runbbud) Orbnung, bei
9to«f.-.©ef. baju im § 19 ^iff. 1, ber 93efannt*
madjung be« ©enat« oom 11. Dejember 1899,
fotoie ber ©efd)äft«antoeifung für bie ©runbbucf)=
ämter bom 9?obember 1899 ift burd) § 40 ber
juilefet gebauten ©efd)äft«antoeifung für bie
ftütjrung ber ©runbbüdjer bezüglich ber vigore
contractus aerarii jugefdjriebenen ©runbftüde
beftimmt, ba& biefe Eigentum«befd)rönfung in
Abteilung II be« ©runbburfjblatte« ju toermerten
fei. Unbefrritten b>t foldje« aud) in 93ejiehung auf
ben 9ted)t«uorgänger ber 83et(agten ftattgefunben,
wie ja ber toon ihr beigebrachte ^b^ot^elenbrief
ebenfalls ergibt. SBenn aber bie 83e!Iagte be=
ftreitet, bie 83ebeutung biefe« 83ermerfe« gefannt
unb jebenfaü*S jur fteit ber Erwerbung ber beiben
$\)potb_etptfte Don ber Älaufel Kenntnis gehabt
ju haben, fo tann e« barauf für bie 9ted)t«*
wirffamleit ber Älaufet umfotoeniger anfommen,
a(« 33eftagte anbrerfeit« jugeben ntujj, im 3*»ang«i
berfteigerungStermhte burd) bie jur Sefung ge*
brachte Erflärung ber ginana = Deputation bom
30. Aug. 1906 831. 123 ber 8toang«berfteigerungg*
aften unb bie bei ber S3eredmung bei geringften
©ebote« gefd)et)ene Erwähnung bei SJermerfe«
in Abteilung n Kr. 1 bei ©rttnbbudjblatte«
299
No. 187:
Äenntni« öon ber EigentumSbefdjränfung
unb ber Slbfidjt bei ©taate*, ba« ©runbftüd
jurüdjufotbern, erlangt j u haben. Damit
entfallt ohne weitere« bie ^Berufung ber 83eftagten
auf ihren guten ©Iauben, Wenn überhaupt ber
§ 892 83. ©. 83. bei 3Wang«oerfteigerungen in
83etrad)t fonunrn fönnte unb wirb ebenfo bJn*
fällig, mie bie Meinung, bafj gemäfj § 52 bei
3toangSöerfteigerungSgcfc&ea bie ju ©unften be«
©taate« beftanbene EigentumSbefcbränfung unter-
gegangen fei. 8Ba« enblicr) ben Inhalt bei burd)
bie ftlaufel für ben ©taat gefiederten Siedete«
anlangt, fo ergibt ber jefet beigebrachte, mit
bem 93efiftborganger ber 83et(agten am 18. %ebv.
1879 nbgefcöloffcne ftämmereifontraft bie 9tid)tig=
feit bei in ber Älagc behaupteten SSorttaute«
unb ber ©inn ber gebrauchten SBorte, bafj,
wenn bie © t a b t b e n 5ß l a & ju iljter
f elbfteige nen ÜRotburft unb ©ebraud)
oerlangen follte, ber aBefi^tr ober feine
Erben unb fünftige 83eR&er biefen 931a& wieber
abjuftehen berbunben fein foßeu, Iafet feine
anbere S(u«(cgung al« bal)in 51t, ba§ i e b e r
ben ©taat«$toeden cutfpred)enbe
anlafe bie ©taat«behörbe berechtigen foü, bon
ihrem 5Rüderwerb«anfpruch ©ebraud) ju madjen.
9Rit ben SBorten: „eigene Kotburft unb
©ebraud)", auf toelcbe ber ©taat ba« Verlangen
ber JRÜdübcrtragung bei Eigentum« begrünben
foO, ben ©inn ju toerbinben, bog nur eine
Notlage ihn befuge, fein SRedjt au«juüben,
erscheint fdjon toegen ber ©leidjfteüung ber
8lu«brüde: SRotburft unb ©ebraud) berfehlt unb
ebenfo fpridjt bie Slnwenbung be« SEBorte«
„toerlangen" für ein blofje« Ermeffen ber
©taat«beh9rbe. 92ad) bem jur 3c't ^cr
faffung ber Äerarfontrafte üblidjen ©prad)=
gebraud) finb benn aud) in ftänbiger 9tedb>
fprcd)ung biefe SBorte ftet« bahin oerftanben
morben, bag fobalb burd) 93 e f ch l u ft ber
höchften ©taat«behörbe feftfteht, ber
©taat bebürfe be« Sßlafee« jur Ausführung
irgenb eine« Unternehmen« im öffentlichen
^ntereffe ber gatf ber 9tüdübertragung bei
Eigentum« gegeben ift. 2Rag c« hiernach auch
jur 3uftänbigfeit ber ©ericr)te gehören, barüber
ju entfdjeiben, ob bie 00m ©taate angegebene
3hJedbcftimmung in ben Stahmen ber ftaatlid)en
Sntereffen fä0t, fo fann e« anbrerfeit« nur
Digitized by Google
300
No. 197—198.
6adje be* (SrmeffenS ber ©taatSbebörbe fein,
06 bie Verfolgung b e * ftaatlicben
$ntereffe8 im Einzelfalle angemeffen
ober not Wen big ift. 3)a& aber bie ffir*
ridjtung eine« S)ienftgebaube£ für bie 3°ße
Verwaltung ftaatlicben ^Werfen bient, liegt auf
ber £anb unb lägt pdj niebt beSbalb Gemeinen,
weil bie ©rrtdjturtg be* ©ebäube* aud) anberSWo
möglich ober jtoecftnäfjig Wäre unb ebenfotoenig
toirb bai für bat ©laatiWobl entfdjcibenbe
©rmeffen ber ©laatSbeljörbe baburdj Wiberlegt,
bafj gleicbjeitig aud) (5rfbarni*grfinbe für bie
©taatÄfinanjen initbeftimmenb finb. SWerbing*
würbe ber Slnnabme be* 8. ©. nid)t ju^u*
ftimmen fein, ba& Weil bie gefefcgebenben
ftaftoren bie Erwerbung bed ©runbftücf* be*
fdjloffen tjaben, bamit bie Sfltd)t ber «Rüdfiber*
tragung gegen ben JBeptyer in binbenber JEBeife
entfdjieben fei. Slbgefeben babon, bufc hierbei
»on einem ©efefrgebungaatte gar niebt bie SRebc
toar, bielmefjr nur bie berfaffung*mäjjige 3"s
frimmung ju ber beabficbtigieu JBerWenbung bon
Staatsmitteln erjielt würbe, 1*0 ift ei bei ber
Beratung ber SJürgerfcbaft fo Wenig Wie in ber
betreffenben (Senatdborlage bezweifelt Worben,
bafc bie Prüfung, ob bie JBorauäfefcungen bei
&ümmeretfontrafte* borliegen, aud) ber gerieft*
lieben Beurteilung nicf>t entzogen ift. »nbrer*
feit* lann aber ber übereinftimmenbe JBefdjIujs
bon Senat unb ©ürgerfdjaft aud) bie Slnnabme,
bafj e* fidj bei ber 3nanfbrudjnabme bei
Dtecbte* au« beut Äämmereifontrafte um ftaatlidje
3ntereffen banbelt, nur beftatigen.
188. Sie grift fir «nfed»tmi9 bcr tf(|elid)feU ciat»
Jcinbti Hufe »•■ (cm Z«|t n, m$ »rr (rt<a«n« bie
(tyebnrt feto binbeä r rf dt|r f , nid)t etwa tco iljm ber 9n<
ft^tttngägraiib betaant »ir*. — 3« ber Hnnirlbung beim
Staabedatate litgt nod) feine „flnerfennnufl" ber t?b,etirt)fcit
eine« Stiabeft. — $lc 9Bfed)titag ciser f«ldjen Slnerfcnnang
iß mo) nur iaaer|«lp »er 9rift bei § 1SM ». «. 0.
mäglicn.
ftriebrid) SB. in Hamburg
flegen
bie minberfabrige ©ertrub SB., bertreten
burdfj iören Pfleger SB. Ä.
© r ü n b e :
Sladj »orfairift be«§ 1594 JB. ©. JB. tann
bie Slnfedjtung ber Qttfelityeit nur binnen
3a^redfrift feit bem 3eitbunft erfolgen, in Welchem
ber 2Kann bie ©eburt bei Äinbe« erfährt. Ski
nun aber ber Älager bie am 8. Ottober 1904
erfolgte ©eburt ber JBeflagten am 12. Oftober 1904
beim ©tanbeäamt angemelbet bat fo War eine
im »uguft 1906 erhobene Älage auf geftpeüung
ber Unebelidjfeit bei Stinbei mirfungdlo*.
Skr Söerfud) bei Älager«, Rcb ber Slnwenbung
bei § 1594 JB. ©. 99. burd) ßbaralteriperung
feiner Älagc als Stnfedjtung ber Slnerfennung
ber ©belidjteit ju entheben, tann feinen
©rfolg baben. Angenommen felbft, er babe bie
©belirfifcit anertannt unb ei gelänge ibm, biefed
Slnerfennrni* anjufea^ten, fo Würbe bamit bod)
nur ba* änerfenntnid felbft, niebt aber aud^ bie
Sbeliebfeit ali fol^e befeitigt fein. $ie ©belicbteit
tann nur bureb Slnfecbtung binnen ^abtedfrift
erfolgen. $)ie Slnfecbtung bei Slnerfenntniffe*
ber ©tjeli^feit bot nur im 2faÜe ber {Beobachtung
biefer JBorfa^rift brattifebe JBebeutung.
Dag niebt etwa ber in § 1594 pjierte
Slnfangdtermin ber einjäbtigen grrift, „bafj ber
SKann bie ©eburt bei Äinbe* erfabrt", bureb
ben 3eitpunft ber Äenntni* bon »n»
feebtungdgrünben erfe^t Werben tann, ift
angeptb« be* ©ortlautd ber ©efebe«beftimmung
5WeifeUo*,
bgl. aueb O. 8. ©. 3)re«ben, ©äcbPfcbe*
Slrtbib 1, 348.
3m übrigen entbehrt ber ©tanbbuntt bei
Kläger* aueb um bedwiüen feiner JBerecbtigung,
weil in ber bloßen, bureb ba* ©efeft bor»
gefebriebenen H n m e l b u n g ber ©eburt eine*
Sttnbe* beim ©tanbe*amt no<b feine Sin«
ertennung ber ©belidjfeit erblicft Werben
tann,
bgl. Suriftifcbe JEBoajenfcbrift 1904, 236 12;
9tecbtfbrecbung ber D. 8. ®. JBb. 10 6. 285
9ir. 22 b.
Uu* einem Urteil be< 0. Ä. ©. VI bom
11. 3uli 1907.
CltlWiiimil *nl.ig, «amkntg. *«rmjnnftia>ie U Sftnffrciltr l 6M. ^(rantjuorll. 9l«j(l(«t I)r. C. *ra«»il, «iinUtj.
tmd hu 3 0 b a n r Q I a r I a) W(|lt, framt«tg
Digitized by Google
So. 51.
301^
SBeißf ati.
€i*Uredjtltd)c falle,
XXVIII ^aUrßanß. (40. aa^rgong ber #anbel*gm($t*3eituiifl.)
frei« fir Um 3a*rgaag: «ab Beiblatt alt ftegifter 20 * - $aa»tMatt adeia atit Wegifter 15 X
Beiblatt aOcin mit Megifler 15 X>
Viertes Quartal*.
Hamburg, btn 19. "Jcjcmbcr.
1907.
3»balt: «j. V. Söift in Hamburg gegen bie Baupolizei-
»ebörbe ait Bertrettrin befl fcomburgitoen Staate«.
IM», «efugrti» ber qamburgifdien * olijtibt!)örbr, im
iffeatUäjra 3a »treffe bar* ttefrtle bei Strafe <fta)eiae
$anb(«N|ca »ber UBtetlaffuitgen jn jiutagea. —
Hawenbaug aaf banaalijciiioje Saorbnaageu mit Xxtätu-
feguag Mit BeUerfnfbSbea. — 5Strb eine berortige
Sdmrbniing mit Sriftjebaag anter ®trafaabrob>ag aidtf
d«gtfo(t)ten, fo ift bie Strafe |»ar oerfaUta. — ©# ailrb
aber «id)t babard) ba* Sertylltnti ber Be^irbc }a ben
S3ttro|tenea befiaiiit) fcftgcficUl, fo baf btr letztere gegen
erneute Sefeljle öciulbcn ^nljatto fcinerlci Ihnrccnbitagcn
mebr erbebea lünate. — 2>it Sfacfiibrang etaeS ftaaed
bea BorfQriftea ber Sanbottjei jnwtbtr bewirft regel-
mäßig, ba| bei» Baumert aia)t „ia »ennbung geaommea"
»erben barf. — Siab bie »orsaartateabea tteaberangen
aar aamefeatti*), fo barf ber Sa« oorbeliälilid) narfjtrag»
lid>er ttbiabernng find) bcaa*t »erben. — Sana bie
Webätbe biefe nati,tragli<b,ea ttboaberangea burn} Seferjle
aater Sttafanbrofjuna, cr^mingea?
81. Söfer in Hamburg
gegen
bie 93aupoIijet = S8eI)örbe aU Vertreterin
beä #amburgifdjen Staate«.
X a t b e f t a n b :
SSeflagte erteilte am 15. September 1905
bem Äläger ben Söcfe^l, ben öagerfellerfufjboben
feiner Käufer SJouifenmeg 9tr. 137,141 unter
Beobachtung geeigneter Sortebrungen tfocdi
©erjufoed öor bem (Einbringen ber geudjtigfeit
berjufteflen. Site er bem 93efct)l nidjt nadjfam,
$uiftJttf*t *»röi*i«lmnfl. 9 1 1 b t « 1 1.
tourbe er in 150 M. Strafe genommen unb ibm
burdj Sluflagen Oom 13. Ottober unb 27. 0los
Oember 1905 berfelbe Befebl normal« erteilt,
toteber bei Snbrofjung oon 150 Ji. Strafe. Äläger
bat beantragt, feftjufteßen: bog biefe Befehle
unOcrbinblid) feien unb bie Beitreibung ber am
gebrühten Strafen unjuläffig fei.
$>aö 2. @. <£. Ä. II bot am 21. SHärj 1906
bie SHage abgetoiefen, baS D. 8. ©. II bagegen
bat ihr am 26. September 1907 entfproeben.
(9iur bie Dtücfforberung ber erften wegen 9tedjtd*
I traft beß Befet)I« »om 15. September oerfallenen
j Strafe b«t cd abgetoiefen.)
© r ü n b e :
©er Bellagten tann barin nicht jugeftimmt
werben, wenn fie meint, bafj, nac^bem bie Vcr=
fügung tiom 15. September 1905 unanfechtbar
geworben fei, nunmebr für ben Äläger einem
©efe&e gleicb feftftebe, bafj er oerpflitbtet fei,
bie in bem SBefeble oerlangten SJta®cIn ju
treffen unb baß bei Slnorbnung Weiterer, über
bie im SBefeble Oom 15. September 1905 ans
gebrobten binau*gebenber Swangsimafjregeln eine
Prüfung ber Serecbtigung ber in bem SJcfeble
oom 15. September 1905 an ben Äläger ge=
richteten Slnforberungen niebt mebr in »Jrage
fommen tonne. S)er ^>inwei<( ber SBetlagten auf
bie in #anf. ©er.^tg- ^06 SBeibl. 9?r. 37 ab=
gebruette ©ntiebeibung biefe« ©eria^t« ift nia^t
jutreffenb, ba jene @ntfcbeibung über bie tfkx
Digitized by Google
302
KTTS9.
intetefRerenbe groge bet Sragroette einet bebötb*
litten Verfügung nidjt« befagt. dagegen ftnb
einfdjlägigen fragen in ber in ^mnf. ©er.sgtg.
1894 ffleibl. 9h. 134 abgebrudten ©adje ©abimann
gegen bie SiautooUaefcJBebö'rbe beljanbelt. 3ener
gott lag für bie 93ef)ßrbe infofern fogar nocf)
günftiger als ber ^ier ju entfdjeibenbe, ali bort
ber etfte unanfechtbar geworbene SJefetjI äff*
gemein otjne ©efeung einer griff ergangen unb
bie oljne griftfejjung befohlene SRaftregel „bei
100 X ©träfe" angebrofjt war, fo baft man
bort bieHeidjt barüber r)Stte gweifeln fdnncn,
ob nidjt burdj biefe SJerfügung bie SRaftregel
ein für allemal angeorbnet toar unb
bie nadj i$rem UmmiedjtbarWcrben unb nadj
Verwirrung ber erften ©träfe angebroijten
weiteren ©trafen etwa« anbete* nidjt gewefen
mären ai« blofte Süoflfrrerfungämaftregeln auf ber
©runblage ber urfbrünglidjen Verfügung, #ter
aber liegt ei fo, bog bie SBeljörbe felbft ifjre |
»efeljle in ber SBeife eingefdjränft b«, baft Re |
ifjre Befolgung innerhalb einer b e * j
ftimmten §frift borgefdjrieben unb für bie
ÜRidjtbefolgung innerhalb biefer grift eine
©träfe bon 150 X angebrofjt b\atte. <&i er* |
fdjeint bei foldjer gaffung ber 93cfct)Ie Mar, baft
bie SBirfungen jebe« einzelnen berfelben gar
nidjt toeiter rcidjen lonnten al« eben babjn, baft,
menn ber jeweilige einzelne 93efet)I nidjt
befolgt mürbe, Äläger 150 Jt ju johlen fyatte
unb baft jeber meitere 33cfet)I eine fowotjl
formell aU audj fadjlidj neue SHnorbnung
mar, bie etneut mit ber fflebaubtung augefodjten
merben tonnte, baft bie befohlene $anblung nadj
bent ©efe^e nidjt bon ber &cfjbrbe geforbert
merben tonnte. Sritt aber im borliegenben
galle angepdjtä bet gaffung ber bebörbftdjen
!$efet)(c beutlid) tjeröor, baft Re erneute, Don
cinanber unabbjtngige SKafttegeln Waren, fo
tonnte ei babjngcfteüt bleiben, ob etwa bie
»ebörbe ben erften ©efeljl fo bättc faffen tonnen,
baß, nadjbem er unanfedjtbar geworben mar,
weitete ©traf maßregeln nur alö bieätadftredungcn
bet urfbrünglidjen, bet Slnfedjtung entjogenen
Stnotbnung erfdjienen mären.
(5* ift baljer in eine Prüfung ber gcfefolidjen
3uläfpgfeit ber beiben berjörblidjen V9efeb(e ein«
jutreten:
9lad) § 8 »bf. 1 be« »auboliaeigefefee« liegt
ber 99etlagten bie Slufredjterfjaltung biefe« ©efe&e«
ob, eine gleidje SBeftimmung Rnbet Rdj in § 13
bei ©efefeeä betreffenb ben ^Bebauungsplan für
bie Vororte auf bem redjten ©Ibufer, bom
30. 5)ejember 1892 unb Re gilt aud) für bie ber*
fdjiebenen 92obeüen jum Staubolijeigefefee. 9cun
enthält aber baS Sauboli&eigefefe unb feine
Hnnere fein an bie 58auenben geridjtete« ©ebot
unb fein Verbot, in beftimmter 9B e i f e
ju bauen, ei befdjränft Rdj bielmerjr barauf,
bie Stormen auftufteüen, bon beren IBeobadjtung
e« abfängt, ob bie erbauten ©ebäube bejro.
©cbSubeteile in © e b r a u dj genommen
werben bürfen. ©inb biefe SJormen be=
obadjtet, fo Ijat bie SBefjötbe bem (Erbauet auf
feinen Antrag nadj etfolgtet ©djluftbepdjtigung
bie gefe&utäftige SBoüenbung bei 99a ue« ju be*
fdjeinigen, worauf bai ©ebäube in 33enu(ung
genommen merben fann, pnb Re nidjt gewahrt,
fo bat bie« lebiglidj bie golge, baft bie »e=
fdjetnigung berfagt Wirb unb bai ©ebäube nidjt
in 93enufcung genommen merben barf (§ 10 Slbf. l
2ci{\ 1 ber 92obeÜe jum ^Baubolijeigefege bom
15. SlbrÜ 189G). §at bafjer bet SBauenbe bie
pefeylirfjen &orfdjrtften nidjt beadjtet unb ber«
jidjtet er auf bie ^ngebraudjnabme bei ©ebäube«,
fo ftet)t bet SBebötbe fein gefefelidjeä SRedjt jur
©eite, ju betlangen, baft bai ben formen nidjt
entfptedjenbe ©ebäube ben Können geinäft fj/ec
gefteüt Werbe.
9lun enthält aüerbingd aber ber oben an=
gejogenc § 10 3bf. 1 ber Koueac jum 99au=
polijcigefe&e in feinem ^Weiten ©a(je oon ber
Siegel, baft bor ber gefe^mäHtgen )8oüetibung be«
fernes betfelbe nidjt in ^Bcnu^ung genommen
wetben bütfe, eine botliegenb bebeutungoöoBe
^tu^ua^mebotfdjtift, uäniltdj bie, baft, wenn Rdj
bei bet ©djluftbefidjtigiuig nut uu wefentlidje
iBeanftanbungen ergeben, bie ^ugebtaudjnaljme
gletdjwob,! etfolgen botf „botbetjältlidj ber nadj=
ttäglidj borjunebjnenben Slenbetungen". SJon
biefet gefe^Iidjen SRöglidjfeit b^at bie 58eflagte im
botliegenben gaHe ©ebtaudj gemadjt unb ei
ftagt Rdj babet, ob etwa au# biefer »orfdjrift
unb iljter Slnwenbung auf ben S3au bei Ätäger«
bie ^öcflagte bai itjr fonft nadj bem Öefe^c
nidjt juftebenbe 5Hed)t ableiten fann, b u r d>
einen mit ©ttafanbrobung berfetjenen
Digitized by Google
9Befe6l auf bie $erftellung ber bau*
lieben Slenberungen binjutoirlen. Stach
Slnftdjt be* ^Berufungsgericht* ift biefe gfrage ju
betnetnen : anjuerfennen ift, bag ba* ©efefc ben
S8eg hätte befcbreiten Iflnneu, bag e* btc 39c»
börbe befugte, ba, too nur untoefentlicbe 93e*
anftanbungen borlagen, nach erteilter unb bainit
enbgfiltiger ©rlaubni* jur ^ngebraucbnabme be«
©ebüube* bureb Serbängung bon ©trafen auf
bie 99efeitigung ber nodj beftetjenben SJtanget
bltu,utotrfen. Allein bie Verleihung einer folgen
39efugni* hätte burch eine baljingehenbe SBorfcbrift
jum $lu*bruct gebraut toerben müffen, an ber
e* im ©efefre fehlt, ©o toie ba« ©efefc gefaxt
ift, bietet e* (einen Staum für bie Annahme,
bag bie Scbötbe burd) ©trafen auf bie ©r*
füllung ber borbcbaltenen Slenberungen bintoirten
fönne, fonbern nur für bie mögliche Jhiffaffung
be« Vorbehalt* in bem Sinne, bag, toenn bie
Slenberungen nachträglich nicht borgenommen
toerben füllten, bie Veljörbe berechtigt fein foHte,
bie nur unter Vorbehalt erteilte ©eftattung ber
Ingebrauchnahme be* ©cbäube* toieber }urüct»
äunebmen. Severe SRagregel ftebt aber f)\et
niebt in grage.
Sägt ftcr) öiernacb bic ©rrafanbrofjung ber
Vefeble au« § 8 Slbf. 1 be« ©efefee« nicht recht»
fertigen, fo ftebt aber noch bei weiteren in
ftrage, ob etwa bie Vertagte ba« bon ibr er*
laffene ©ebot ber ©rböbung oe* Stineau* be*
ftellerfugboben* unb ber Schaffung bon Vor»
februngen jur Verhütung be* ©inbringen« bon
©runbfeuebtigfeit aueb in ©rmangelung einer
befonberen gefe&Iidjen Vorfcbrift mit ibrer all»
gemeinen polizeilichen Vefugni* jum
©infdjreiten gegen SJtigftänbe ju recht»
fertigen bermöcbte (§ 8 Slbf. 2 be* Vaubolijei*
gefefce*). $ic Vefugni* ber Volijeibe&örbe $ur
Verhütung bon SJtigftänben im öffentlichen
3 n t e r e f f e aurf) ba einjufebreiten, 100 e* an
einer befonberen gefefrlicben Veftimmung feblt,
toirb niebt bejtoeifelt toerben tonnen, ftüx ba*
bamburgtfebe 9lect)t finbet biefe Vefugni« noeb
it)rc befonbere Steehtferrigung in ber Vorfcbrift
be* § 19 be* Verbaltnt*gefebe*, ber ben Vebörben
ba« Stecht berleibt, fo toeit Re bi«ber baju befugt
maren, im öffentlichen ^ntcreffe ©tnjelne bureb
Vefeble $u $aublungen ober Unterlaffungen
unter ©trafanbrobung anhalten unb ber bamit
303
Na. IM.
bie bon alter* ber befiebenbe, in ber Verorbmitig
bom 9. 3uni 1826 noeb befonber« ,ntm 9lu*bru<f
gebrachte Vefugni* ber $olfgeibebörbe, gemein»
fernbliebe Uebel abjutoenben unb ba« ©emein»
toobl ju febüfeen, au«brü(flieb ju gefefolicbcT
SInertennung gebracht Ijat- ?)amit ift aber
feine*toeg* gefagt, bag bie Volijcibebörbe alle*,
toa* fie für bem ©emeintoobl bienliä)
erachtet, unter ©trafanbrobung anorbnen
fSnnte. %n einem 9tecbt*ftaate ift e* in erfter
Sinie bie Aufgabe ber ©efefcgebung, ba« im
Sntereffe be* ©emeintoobl* Nötige anjuorbnen.
3)a* Stecht ber Volijeibebörbe, im öffentlichen
^ntereffe ober au* SRflcffiebten be* ©emeintoobl«
auch °bne befonbere gefcfclicbe $anbbabe ein»
Zugreifen, toirb baber nur ba anjuertennen fein,
too ein befonber* bringenbe* ^ntereffe ber
©etamtbeit bie* gerechtfertigt erfdbeinen lagt
(bgl. hieran 4>anf- @er.»Stg. Seibl. 1898 9er. 34,
1897 9lr. 144, 1892 9lr. 26 unb toenn auch
mehr für ba* gemeine Stecht überhaupt al*
fbe^ieü für ba« bamburgifebe Stecht in SSetracfjt
fommen: 9t. ©. ©ntfdjeibungen 99b. 9 ©. 203,
99b. 35 ©. 313 unb $anf. ©er.«Stg. »eibl. 1898
9tr. 36). darüber, too bie ©renje für bie
89efugni* ber Siolijeibebörbe, im öffentlichen
Slntereffe einzugreifen, ju jieben ift, toerben fuh,
ba e« ftch im ©runbe nur um einen Untcrfdjieb
be« ©rabe« biefe* ^ntereffe* fyrnbeU, allgemein
jutreffenbe Stegein nicht auffteQen iaffen, bielmebr
toirb feber ©injelfaü unter 99erücffichrigung feiner
99efonberbeiten geprüft toerben müffen.
SJei ber hiernach in biefem gaQe borjunehmenben
Prüfung ift ba* S9erufung«gericbt ju ber Üuf»
faffung gelangt, bog fo bringenbe Stüdftchten
für bie SBoblfabrt ber ©efamtbeit biet nicht in
S9etracht lommen, ba| bie S9ebörbe au* biefem
©runbe berechtigt getoefen toäre, bie fraglichen
93efeble bem Kläger ju erteilen, ©ebon ba* eigene
Verhalten ber IBellagten fprid>t bagegen. SBenn
toirtlich bie ©rböt)unO be* Stibeau* be* Äeller=
fugboben* bon 4 m 85 cm auf 5 m 20 cm unb bie
$erftcüung bon Vorrichtungen jur üBerbinberung
be* ©inbringen* bon ©runbfeuebtigfeit hn
3ntereffc ber SIDgemeinbett bringenb nottoenbige
SKagregeln toaren, fo toürbe e« toenig angemeffen
getoefen fein, bag bie 99et)örbe bie ^ngebrauch»
nähme ber ©ebäube bor $erftellung biefer ©in»
richtungen geftattet hätte. $>a* aber bat bie
Digitized by Google
304
S8e^3rbc unbebcnflid) getan unb gernbe burcfc)
btrfe ©efrattung in ©emäfjljeit ber Ausnahme*
borfd)rift bei § 10 ber {WooeOe fclbft jum Hui-.
brud gebradjt, bafe baä geilen biefer ©inrid)tungen
nur einen untoefentlicrjen SRangel barfrelle. »ber
aud) wenn man hierbonabfiei)t, ift bem Serufung«-
gerid)t bei $ugrunbelegung be£ ©utadjtenä bc«
©adjberftänbigen Dr. SB. erwiefen, bafj bie er»
laffenen SefebU fid) b u r d) g e f u n b b e i 1 8=
boligeüictye 9tütffid)ten nict)t redete
fertigen laffen unb $War aud) bann ntd)t,
Wenn jur geit i^red ©rlaffe* bie JBerbinbung beS
Sagerteüerä mit ben barübet liegenben ©efdwffen
nod) in berfelben Seife beftanben fyaben foKte,
wie jur 3cit ber bon bem ©adjberftänbigen bor*
genommenen 58efid)tigung. SRadj bem ©utadjten
bei ©ad)berftänbtgen Wirb angenommen Werben
bürfen, bafj, um bie Skwohner ber fraglichen
©tagenljäufer bor ©rtältungen unb etwa fid) an
biefelben anfd)Iieftenben ernfteren Äatarrljen unb
rheumatffeben Seiben ju fdjüfeen, e£ beffer märe,
wenn ba8 fteüernibeau nod) meiter erhöht unb
burd) einen fünftlidjcn ftufebobcnbelag ein ©ins
bringen bon ©runbfeud)tfgfett wirfjamer Der»
bjnbert Würbe. Allein eine wirf lief) emftc ©efahr
für bie ©efunbfjett ber SBeWofmer beä £nufed,
gefd)weige benn für bie ©efamtfjeit, Wirb nad)
bem ©utadjten bei ©ad)berftänbtgen nietjt an-
ertannt unb im ©runbe weitete« nid)t fefrgeftcllt
werben fönnen, alö baß biefe $äufer infolge ber
Art it)rer UnterfeQerung borau«nd)tlicb etwa«
feuchter fein toerben alä fid) bermeiben läßt. Ob
biefer 3»ftanb aud) nur ein berartiger War, ba&
er ber 9)ef}örbc für SBohnungdbflegc 511m ©in=
fd)reiten auf ©ruub be« SBobnungäbflegegefe&ea
hätte JBeranlaffung geben fönnen, fami bafjüis
geftellt bleiben, ^iebenfaü« liegt bafür, ba& in
biefem guftanbe ein fo erheblicher 3Jiijjfianb lag,
bog bie SBeflogte al« SBolijeibebörbc beredjtigt
getoefen Wäre, ohne anberweitige gefe^lictje
#anbfjabe au« ©rünben bcö öffentlichen S>obl«
einjufdjreiten, aud) nach, bem ©utacbjen bei
©ad)berftänbigen nidjt« bor.
©djeibet aber bie SRüdficbt auf bie ©einne-
belt ber Allgemeinheit al« 9led)tferttgungägrunb
bc« behörblicbcu ©infdjreitenö au«, fo fonntc be«
weiteren aud) nidjt ettoa mit bent S. ©. ans
genommen toerben, ba& bie »-Befehle, fotoeit mit
; ihnen eine SRibeauerhdfjung gefotbert wirb, fid)
j um be« Willen auf ©runb § 19 be« Skrfjältnt«:
gefefce« aufrechterhalten liegen, toeil b\\et eine jur
Stbmenbung einer Ueberfcr) Wemmung« =
gefahr unb im Snte reffe be« 5)eid) =
fd)u$e« nötige ajcafjregel in Jroge
ftanb. 3n tiefer SBeife f)at aud) bie SBeflagte
felbft, welche in biefer ^nftanj auf auSbrüdlidje
Aufforberung fid) eingehenb über bie grage be*
Ourct) bie befehle gu fdjüfeenben öffentlid)en
^ntereffe* geäußert f)at, ihre ^Befehle nict)t ju
rechtfertigen berfud)t. Sud) lägt bie Oom & ©.
herangezogene @ntftehung«gefd)ichte ber gefe^-
liegen 93orfd)rift, Welche für im UeberfchWemmung^
bereid) ber in § 94 bed iBau|)oli)eigefe^ed be-
jeietmeten ©ewäffer belegene gußböben eine
«Ribeauböbe oon + 5,20 m »erlangt, § 1 1 giff. 7
beä iBebauungäplangefe^ed bom 30. 2)ejbr. 1892,
jwar erfennen, bafe, um bei ^od)waffet mögliche
Ueberfd)Wemmungen ber unterften ©cfdjoffe ber
einzelnen ©ebäubc ju berhüten, bie %orfd)reibung
einer 0lioeauhöhc ber Käufer bon + 5,20 m all;
gemein in bem gebauten ©ebiete bon ben
gefe$gebcnben gaftoren für angemeffen erachtet
Würbe, nicht aber läßt fid) aud biefer ©ntftefjungä:
gefd)id)te entnehmen, bag bie Stufhöhung jener
©cgenben auf + 5,20 m eine $ur »Sefämbfung
ber ©efahr einer allgemeinen Ueberfd)wemmung
notWenbige aRagregel geWefen Wäre. SBenn in
3ufammenhang mit jener Scftimmung auch bon
bem 2) e i dj f d) u ß bie SRebe gewefen ift, fo ift
bie«, Wie baä lanbgerid)tlid)e ©itat felbft ergibt,
nur in bem 6htne gefdjehen, bafe bemerft worben
ift, ba$j uubcfchcänft tiefe Ausgrabungen für ben
Stödjfcbub. gefährlich Werben f bunten, ^ier aber
hanbelt ei fid) md)t um foldje Sludgrabungen,
fonbern Iebiglid) barum, bafe eine Sluffjöfjung
be& oorhanbeneu Siioeauß berlangt wirb.
Soffen fid) \)iexnad) bie beiben bon ber
93eflagten crlaffenen SBefeble Weber au« ben
ber öaubolijeibehörbe übetwiefenen befonberen
g-unltionen noch QUv5 ^rcn allgemeinen bolijei-
lid)en gunfttonen rechtfertigen, fo mufeten fte
aufgehoben unb mufjte au£gci>rod)en Werben, baß
bie iöchörbc nicht berechtigt ift, bie in bcnfclben
angebrohten ©trafen beijutreiben.
OlltlMtiMcT« *»tlj». ««mtur», «rmannflraü« **. Äcmfn«i6<r I 6w. 4'etamrecrtl. 9t«t«f(tar ßr. CfluntH,
Itad reu J » 5 11 n -pin tl<6 lKtxtt. Qumhüt*.
Digitized by Google
No. 52.
305
No. ISO.
€tDtlted)tltd)e falle.
XXVIII ^ahv^anß. (40. 3ab>a,ang, ber $anbei«geria)t«.Seituna,.)
frrl« für ben 3«|rgBBg: 4>««>»- «nb »ribt«H mit «eglfret 20 A - .fc-BMOtblatr alcin mit Kcgiflet IS X
Britta« «fei« mit gegiftet 15 A
Viertes ßuarfaf.
•gtarabnrg, btn 27. $ejtmber.
1907.
>MI: Dflbentfdie fcoljinbuftrie . «Wen • «efeIIftt)ofi in
GJofjentin in gBefinrenfjeit gegen bie @teuer-$et>utation in
Hamburg. — dar! €djröber in Hornburg gegen ftrirbrid)
Sourien in Hornburg. - ginanvfcebuiation in fywiburg
gegen 3. S. $ei(niann in Hamburg. — Singet (to.
9Jäbjno((rnri»i gegen ben Kontrolleur Wbolf gieret
in ~
190. Sefteuerung bet Srrfäufr aud $3 an verlagern in
#n Biburg. — SBa» ift nnter einem SBanberUget s« »et.
flehen V — <£*tfa)eibenbe ttebentnng be« Itmffanbre, ba|
bet nid)»»erf«nfte Seil be» Sager» boju Icftimmt iji,
anbrr*niol)in grbrar^t jn Kerben.
Dflbeutfdje $>ol jf nbuftrf e;81 f tien«
©efellfdjaft in ©offentin in SBcftbreu&en
fleflcn
bie ©teuer;$eputation in Hamburg.
Satbeftanb:
Klägerin b>t in Hamburg am 12. gebr. 1907
900 fcolaftübje öerfteigern (offen. $ie ffleflogtc
fjat bafür eine SBanberlagerfteuer bon 50 A
erhoben, bie mit ber fttage jurüdoerlangt wirb.
$>a* S. ©. e. Ä. VI Iiat am 16. öftober 1907
ber Älage entfrrodjen.
© r ü n b e :
5>ie Jtlage ift begrünbet. 3>a* ^omburgifetje
©efefc betr. bie »efteuerung be* 2Banberlager=
betriebe* bom 17. 9tobember 1902 berftcljt nad)
§ 1 unter „SBanberlagerbetrieb" ba* $eilr)alten
bon 3Baren eines SBanberfager* im @injelb>nbel
bon einer feften $erfauf*ftel[e au«, bie ftdj
aufjerb>lb bei SBoIjnorte* bei geilbietenben be-
finbet unb ob>e SBegrünbung einer getoerblidjen
Stieberia ff ung vorgenommen wirb, mag ba*
feilbieten burdj ben ^n^aber be* SBanberlager*
geirfjeljen (SSanberlagerbetrieb im engeren ©inne
ober echter SBanberlagetbetrieb) ober mag ei in
feinem Auftrage burdj einen Hamburger 8luftio=
nator ober fonftigen Hamburger SJcrfaufer im
eigenen üftamen gefcfyefjcn (2BanberIagrrbetrieb im
toeiteren ©inne ober bem SBanberlagerbetriebe
gleidmefteUter betrieb). 2Beber in biefer Begriff«*
beftimmung bei „SBanbcrlagerbetriebeS", ber ba*
$Begriff*moment „SBaren eine* SBanberlagerS"
enthält, nod) an einer anberen ©teile beä ©efefoe*
finbet fld) eine Definition be* «Begriff* „2Banber=
lagertoaren". S)a* ©efefj bejmedte, barüber lanu
nad) bem Berichte be* bon ber fBürgerfdjaft $ur
^ßrQfung bei ©enat*antrage* niebergefefeteu
8lu*fd)uffe* (^rotofoUe unb «u*fd)ufjbcrid)te ber
JBürgerfdjaft 1902 Kr. 41), fotoie nad) ben »er«
fjanblungen in ber SSürgerfdjaft (©tenograpljifdje
SBeridjte über bie 26. ©ifcung bom 17. ©eptbr.
1902 unb bie 28. ©ifrung Dom 1. Oftober 1902)
ein Stocifcl faum obtoalten, in erfter Stnie ein
5?oüroerf gegen bie 2Banber(ager ju errieten
unb bie ©röffnung einer neuen ©teuerqucKe foQte
ba* Wittel abgeben, tiefen 3toed ju erreichen.
3)te 9iottoenbigfeit ber SBoan)erf*errid)tung gegen
bie SBanbeilager ergab ftd) für ben ©efefegeber
Digitized by Google
306
Na 1»«.
cntä ber (Erwägung, bag ber Drt«eingefeffene
gegenüber bem Ort«fremben im Scadjteil ift, Wenn
ber Ort«frembe ohne Saften in Hamburg eine
Söate feilbietet unb mit bem ©etoinne babon*
gebt, Wäljrenb ber Drt«eingefeffene bie mit bcm
betriebe feines ©ewerbe« betbunbenen Saften
für ba« ©emeinWefen tragen mug. SBoßte ber
©efefegeber ben ©ebufr be* Ort«cingefeffenen gegen
ben Ortöfremben, fo mugte er ftdj naturgemäg
babor ^üten, bag ein ©efefe $um Stadtteil bei
Ort«eingefeffenen angewenbet werben tonnte, bag
in«befonbere ba« eigentliche ÄommifflonSgefcbäft
im i}anbel«recbtltchen ©inne bureb, ba« ©efefc
nachteilig betroffen mürbe. Um ba« ju ber*
metben, ift, abgefe^en bon bem (Srforberniffe Des
ffiinjelbanbel« bai ©rforberni«, bag e« f2<^ um
SBanbetlagertoare b^anbeln müffe, in ba« ©efejj
nach bem SSorbilbe be« $reugifdjen ©efefce« bom
27. Februar 1880 aufgenommen.
$amit fte^t allerbing« nur feft, we«halb bie
(Srfjebung ber ©teuer an bie SJorauäfc&ung
getnübft ift, bag e« fidt) um SBanbcrlagertoare
banbele, nicht aber inwieweit bie ©teuerejebung
buret) bie SJefdjränfung, bag e« fiel) um SBanber*
lagerWare Rubeln mug, euigefdjränft ift. $n
jebem (Einzelfalle ift bemnacb ju brüfen, ob
2BanberlagerWare feilgeboten ift ober nicht unb
wie ber JBerichterftatter bei «uSftfmffe« jutreffenb
wiebertjolt betont b.at, ift e« ©ache ber bie
©teuer feftfefcenben SBehörbe in jebem 0aHe bar-
ptun, bag e« ßdj um 2Banberlagerware hanbelt.
5)a ber ©efefegeber aber biefen ^Begriff nicht
feftgelegt hat unb nicht hat feftlegen Wollen, fo
muß im Streitfälle babon aufgegangen Werben,
bog junäd)ft geprüft Wirb, W a « nach bem
©brachgebraucf}e unter einem 2Banber =
(ager j u ber ft eben ift unb fobann, ob ber
©efefegeber ben begriff anber« berftanben wiffen
wollte. 9cad) bem ©brachgebraurhe bebeutet
„Wanbero" ein fliehen bon Ort $u Ort, 2Banber=
lager einen, jWed« feilbieten im äBcgc be«
fliehen« bon Ort ju Ort, gebilbeten SBaren-
füin^lej. ©leichgültig ift, ob ber SBarenfomblex.
ftet« bon frifchem ergänzt Werben ober bis auf
Den lebten SReft au«berfouft Werben fall unb mit
bem bößigen 9lu«bertauf ju ejiftieren aufhören :
foll, gleichgültig ift e«, Wo ber 2BarentombIej •
&ufammengefe|}t wirb, gleichgültig ift ei fcbliefc i
lieh, ob er gleich an bcm erften Ort tatfäcblid) i
böllig au«berfauft wirb, Wenn nur feine *8e*
ftimmung War, Weiter ju Wanbem, faH« er an
einem Orte nicht böllig au«bertauft Werbe. flu*
treffenb erachtet baher ba« SR. ©. in feiner im
29. Sanbe ber ©traffachen ©. 1 ff. abgebrudten
(Smifchei bung für unWefentlid) bei ber 99egriff«*
beftimmung be« 2Banberlager« ba« Einführen
an ben 8erfouf«ort. $ie »Übung bei SBanber*
lager« fann bielmehr auch an bem S?ertauf«orte
gefchehen.
$)ebenflid) aber erfcheint e« auch bei
ber 8u«legung be« ^Sreugifchen ©efefec«, in
Welchem fidj ebenfaH« ba« JBegriff«moment ber
SBanberlagerWare al« $orau«fefeung für bie
©teuerhebung befinbet, Wenn ba« 91. ©. in ber;
felben ffintfdjeibung ebenfo Wie ber 83unbe«rat«*
befdjlug bom 27. «Dlärj 1879 in einer SBegriff««
beftimmung bei SBanberlager« ber ©ewerbe*
orbnung ba« entfeheibenbe ©eWicht allein auf
ba« geilbieten ber 3Bare in einem bor über*
gehen b benufcten SBer(auf«lofal außerhalb be«
SBofworte« be« SBcrfaufenben legt. 3)a« 0t. ©. ift
allerbing« für bie $lu«(egung bei Sßreugifdjen
©efefre« bei biefer 58egriff«beftimmung ftehen
geblieben unb hat in einer im 33. SBanbe ber
©traffachen ©. 133 ff. abgebrudten ©ntfebeibung
ba« 93egriff«moment be« SBanbern« au« bem
begriff SBanberlager böüig au«gemerjt, inbem
e« ausbricht, bag e« gleichgültig fei, ob bie
SBate fc^on an einem anberen Orte feilgeboten
ober auch nur beftimmt fei, für ben gfatl ber
Unbertauflichleit an einem Orte an einen anbern
Ort jum 3wede bei feilbieten« gebracht ju
Werben. Sin bie ©teile bei 93egriff«momente« bei
SBanbcrn* ber 2Bare fe^t ba« 9t. ©. in ber
lefeterwähnten (Sntfcheibung ba« im ^reugifdjcn
©efeb nicht erwähnte @rforberni« ber ©eWerb««
mägigfeit, inbem e« erforbert, bag ber in bem
feilbieten unb SBerfaufen ber SBarenbeftänbe pch
funbgebenbe ©efch&ft«betrieb ein getoerb« =
m ö g i g e r fein müffe unb bag e« ft$ n i ch t
etwa nur um ein einmalige« gelegent*
liehe« feilbieten ober einen einmaligen gelegene
liehen JBerfauf, bei Welchem bie SBieberholung«=
abficht fehle, hanbeln bürfe.
@« tann fjiet bahingefteüt bleiben, ob
im borliegenben ©treitfaUe ba« bon bem
9teich«gericht für ba« ißreugifche ©efefr auf»
gefteüte ©rforberui« ber ©eWerbSinägigleit in
Digitized by Google
30 7
ber bon ifjm getnä^tten ©jeutbliflfation bei ber
Klägerin al« bor liegen b ju erachten ift. 3)a«
ftetdjdgeridjt mag in feinen beiben ©nrf Reibungen
bcn ©itten bei ^Steu&tfdjen ©efefrgeber* jus
treffenb betten, bem Wa« nadj bem ©Jjradjgebrauct)
unter ©anberlager berftanben Wirb, enlfpridjt
bie Definition bei SR. ©. nidjt unb bie gefefc»
gebcnben $aftoren bei Ijamburgffdjen ©efefce«
woOten bie bem ©pradjgcbraudje enrfvree^eitbc
oben Wiebergegrbene Auslegung be« SBegriffä
©anberlager unb ©anberlagerware, fie wollten
nidjt, bog ein ©anberlagerberrieb fdjon baun im
©tnne iftre« ©efefee« aii borliegenb eradjtet
werben fottte, wenn ein ©rt«frember in Hamburg
bor fi berge tjenb ©aren berfaufte. Da« ift bei
ber ©ntftetmtigdgefdjidjte be« ©efefce« unjWei*
beuttg jum ?Iuöbriirf gelangt. 9u«wei«lidj be«
$Ui«fd)iif)bertdjte« würbe im ?hidfdniffe anerfannt,
bafe eine oerartige SluSbrfmung ber tBefteuerung
unter allen Umftänben abaulebnen fei. Da aber
oielen SRitgliebern be« SHuSfdjuffr« bie ©enbung
„©aren eines ©anberlager«", bie ber (Entwurf
be« bom ©enat beantragten ©efe$e« enthielt,
oerbaltmsmä&ig flüffig erfdjien, Weil eine Segriff*
beftimtming im ©efebe fehlte, befdjlofc ber Su«=
frf)ujj, ©enat«fommiffarc ju erbitten. 9iadj ber
bon bem ©enatsfommiffar im Slu«fdjuf) ab*
gegebenen ©rflärung ift unter „©aren eine«
©anberlager«" im ©tnne be« § 1 be« ©enat«:
etitWurf« ein Äomplej bon ©aren 511 berfteljen,
Wcldjer beftimmt ift, einheitlich, toenn audj im
©iiijeltjanbd berfauft ju werben unb bon bem
nnjunefjnien ift, bag, toenn er nidjt in Hamburg
berrauft Wirb, er anber«woljin gebracht unb bort
berfauft mirb. Da« beifet alfo, bafj ber ©enat«;
entmurf unter ©anberlagerware einen ©areu=
fonibler. oerftanben t)at, ber jebenfaü« cbentueü
jur ©cttcrWanberung beftimmt fei. Diefe
2Jegriff«beftimmung b,nt ftd) ber SuÄfdjufj jn
eigen gcmarfjt unb bei ben SBertjanblungen in
ber Söürgerfdjaft bat ber Seridjterftatter be«
91u«fd)uffe« Wiebertjolt betont, bafe £um begriffe
be« ©anberlager« jwar nidjt getjöre, bafc ber
©arenfomblej bon auswart« nadj Hamburg tjin*
gemanbert fei, bafj ba« ©anberlager bielmebr
audj in Hamburg gebilbet fein fönne, bafj Wotjl
aber jum ^Begriffe be« ©anberlager« gehöre,
bafj e« Weiter roanbern folle Wenn c« in
Hamburg nidjt bertauft fei. Dajj bie
Sörgerfdjnft nidjt übet biefe S8egriff*beftimmung
hinausgehen Wollte unb bog fte nidjt ba« borüber«
geljenbe SJerfaufen eine« jjeben ©arenfomblese«
bon einem JDrt«fremben ober für einen Dtt«*
fremben in Hamburg ber ©anbertagerfteuer
unterwerfen WoQte, fonbern nur ben, Wenn
audj nur im gatte bei nidjt böfltgen SBerfauf«,
jum ©anbern beftimmten ©arenfomblej, ergibt
ftdj unjmeibeuttg au« ben 2krb,anblungen ber
SBfirgerfdjaft.
Da alfo bie SBeftiminung bei ©eiterWanbern«
bei ©arenlomblejc* im galle bei nidjt erfolgten
boOftänbtgen 58erfauf* foWot)l nadj bem ©ort'
laute bei fjamburgtfcfjen ©efefoes wie nadj ben
übereinftimmenben ©itten ber beiben gefe^geben^
ben $a!toren bie 93orau«fefouttg für bie (Srt)ebung
ber SEBanbetlagerfteuer bilbet, fo mu|te bie
93eftagtc ber Klägerin nad)Wetfen, ba^ biefe
%orau«fe^ung bortag. 2>a& ein fol(f)er 9lad)Wei«
für bie 99eHagte fcüwierlg ift, fann nicöt berfannt
werben unb e« ift bei ben ^Beratungen bei
©cfefceö i)äuftg barauf t)ingewiefen, wie fdjwierig
fid) im ©injclfaöe ein berartiger 9iad)Wei«
geftalten fönne, fo Wie bog bie öe^örbe ftfuftg
bon ber ©rtjebmig ber ©teuer werbe abfteben
müffen, Weil bon it)r ber 9?ad) wei« ber 99e*
ftimmung be« ©eiterWanbern* nidjt erbracht
werben fönne. Die ©d)Wierig(eit biefe« bon ber
99ebörbe ju erbringenben 92ad)Weife« barf aber
nidjt baju führen, fie bon bem 9tadjWei« ^u
entbinben. SlHerbing« tjanbelt e« fidj um ben
»ewri« für bie innerlidje Satfadje, ba% ber
Snfjaber be« ©arenfomblere« bie ©aren im
^atte ber Unberfüuflidjfeit in Hamburg anberswo
feilzubieten beabftdjtigt unb e« wirb im ©in$el-
fatte ©adje ber freien S3ewei«würbigung fein, ob
au« nadjgewiefenen ober feftfteljenben äußeren
Xatfadjen biefe Slbfidjt gefolgert Werben fann.
3m borliegenben ftalle aber Ijat fidt) bie ©eflagte
gegenüber ber 99eljauptung ber Älagcrin, ba& fie
bem Stuftionator ben Sluftrag erteilt b^abe, bie in
Hamburg an Rdj berfäuflidjen SBaren um je ben
$rei« lo«jufdjlagen, ba% itjr fomit bie
»bfidjt einer SRfidnab.me ober ©eiter*
Wanberung gefehlt fjabe, barauf befdjrSnft
au«5ufütjren unb jWar in Anlehnung an bie
©orte bei ©enat«fommiffar« im StuSfdjufj, o^ne
bereu Sebeutung geredjt Werben, fie fönne
nidjt annehmen, ba& bie Älagerin, Wenn ein
Digitized by Google
308
No. lfÜ-191.
Seil ber aus 900 $oljftüljlen beftebenben SBare
nicht berfauft Werbe, bie unberfauft gebliebene
SBore Weber jurüclgenommen noch onber«»uo
feilgeboten Werben folle. 3>aS genügt für ben
ÜJZadjtoetS, bog bie SBare ebentueH jum SBanbern
beftimmt War, nicht. 2)er Klage War bat)er
ftottjugeben.
101. Rann, menn ein filuflanfprndj nur $nr Raffte
fit brftOabit erflirt wirk, *ngleiaj bnra) XtilirtcU «•
»tifaag ber RUge |«r tuber» {8lfte unb gtoat bnrdj
Hbueifnng ber $9(ft< btr cingelfagten Sammc etfalgta? I
- <Dta| im Xcior juni SluSbnirf gebraut »erben, atrialer I
»»» mclgmtn 9n(»>rfi$en bt« Ringer« bem («runbe na*
fflr berechtigt etflftrt »rrb, aber genügt t», baf bie« ia
btn (Jhtfa)tlbang£gtlubt* tlargelegt »irb ? — flufaumcn.
fUf von 2rffa)fe aab «attmsbif infolge Uuadjtfamfeit
be« Rurfo)cr8 be« lebtertn.
Sari ©gröber in Hamburg
gegen
grtebrieb, ©aurien in Hamburg.
Satbeftanb:
2im «Jlacbmittage beS 1. $e&cmbet 1905 ftie&
bie bem Kläger gehörige unb bon i!jm geführte
Xarametcrbrofcbfe auf ber ©tragentreujung
(Sepianabe Solonnaben bicrfclbft mit bem bom
Seflagten geführten, ber SBiltbrauerci gehörigen
Saftautomobil gufammen. ©urd) ben Sufammens
ftofj mürben 3)rofdjle unb $ferb beS JtlägcrS
6efct)äbtgt. Kläger r)at feinen Schaben gemäjj
ber Klagfcbrift auf 975 M. beziffert unb benfelben
bom SBeflagten erftattet »erlangt mit ber 5Be*
baubtung, SBeflagter 6flbe bureb, gobrläjfigfeit
ben gufammenftofi berbeigefübrt. SBeflagter fyat
jebeS Sterf djulben feinerfeitS beftritten unb biefc
mehr SGetfcbulben beS Klägers behauptet.
3taS S. ©. Hamburg ©. K. VIII bat nadj
{Beweisaufnahme am 25. Slbril 1907 baljin er:
fannt 1) burdj Scilurteil: bie Klage wirb jur
$öbe bon X 487,50 abgewiefen, 2) bureb
Stoifa^enurteil: ber Älaganfbrudj Wirb jur
$älfte bem ©runbe nach, für berechtigt erflärt.
%ie beiberfeitigen ^Berufungen finb bom D.S.®. V
am 2. Dftober 1907 als unbegrünbet bertoorfen
werben.
©rünbe:
Kläger bat feine Berufung lebigUd) bamit
begrünbet, ba& bas angefochtene Xeilurteil in
feiner formet an einem Wesentlichen SJiangel
leibe, beSbalb aufjubeben unb gentäfe § 539
6. O. bie ©adc)e an bas ©eriebt erfter 3nftanj
gurüdauberfteifen fei. 3n ber ©acbe felbft bat
et feinen Antrag gef teilt, fo bog es eines ©in*
geEjenS auf bie fad^Itctje 93egrünbung beS Seil*
urteils nicht bebarf . 3)cn formellen SBeanftanbungen
beS Urteils feitenS beS Klägers Fann aber nicht
jugefrimmt Werben. 3u"äcbft ftefjt ber Umftanb,
bag Iebigltcb über ben ©runb beS SlnfbrucbS
berbanbelt ift, ber »btoeifung ber Klage nict)t
entgegen, Wenn fich bie Klage bem ©runbe nacb
als unhaltbar ermeift, mag bie 93ert)anblung
auch auSbrücflicb auf ben ©runb befcbränlt fein
ober nicht. $ie Sinnahme beS Klägers, in einem
folgen gaüe müffe junächft ein fltoifdjenurtell
bahin erlaffcn Werben: „bie Klage ift bem ©runbe
nach unberechtigt'' unb erft nach Weiterer SBer*
hanblung bürfe burch ©nburteil bie Klage ab»
geWiefen Werben, ift nicht nur übertrieben for-
maliftifcb, fonbern fte Wiberfbricht auch gerabegu
bem im § 300 (£. $. D. auSgefbrochenen ©runbfa^,
ba|, wenn ber 9lcchtSftreit jur ®nbentfcheibung
reif ift, ein ©nburteil erlaffcn Werben mufe.
Kuch ergibt ftcb aus § 538 9er. 3 ©. D., bafj
in folgen gäQen auf Slbweifung ber Klage ju
ernennen ift. $>afi biefer ©runbfa^ bann gilt,
wenn ber Klaganfbrurfj im © a n j e n fich als
unbegrünbet erweift, bürfte in Xheorie (bergl.
©aubb § 304, IV) unb ^JrajiS jweifeüos fein
fflber auch für ben gall, bag ber Klaganfbruch
nur ju einem Zeil bem ©runbe noch
berechtigt ift, bat bie Slechtfbrechung fein
93ebcnfen getragen, ju bemjenigen Seil, ju
Welchem ber Aufbruch unbegrünbet ift,
bie Klage abjuWeifen. Unb baS mit Stecht,
ba ein fachlicher llnterfdueb gmifeben ber Slb-
weifung einer Klage im ©anjen unb ju einem
Seile nicht befteht.
9?un fa>eint Kläger weiter ju meinen, bei
einer foldjen Seilab Weif ung bürfe bie Klage boch
nicht in $öbe einer ber Quote entf brechen ben
beftimmten ©umme abgeWiefen Werben, fonbern
nur in $öbe ber betreffenben Ouote, alfo
etwa jur ^älfte, ju 50 b©t. unb bergleichen.
Digitized by Google
Aud) bai ift nid)t richtig: SBcnn bai ©friert ju
bem ©rgebni* tommt, baß bie 5?(age ju einer
beftimmten Quote, $. 99. jur $ä(fte unbegrünbet
ift, bann ift nottenbige golge, baß ber flieg*
anfbrud) aud) ber Summe nad) ju ber biefer
Quote cntfbred)enben $öbe unbegrünbet ift unb
biefe ftolQe muß ba* ©ericöt gemäß bem erroäbnten
©runbfafce ber ©. 5ß. O. § 300 fofort burd)
©nburtetl au«fbred)eu.
SBcnn ber flägcrifdje Vertreter bai Seil?
urteil ferner be*balb angreift, h>eil au* bem
Senor nid)t errannt merben fönne, rocld)e ber
mehreren {lägerifdjen Anfbrüd)e ober in
toetd)er $ölje bie einzelnen Anfbrüdje abgeroiefen
feien, fo ift e* richtig, baß bie Urteiläformel
felbft fid) herüber nidjt au*fbrid)t. Slber ei ift
nirfjt nur juläffig, fonbern in bielcn gälten un*
umgänglid) nötig, bic Uttcilöfovinet au* b e n
©rünben &u erläutern unb im borliegenben
gfaöe laffen bie ©rünbe barüber feinen Steffel,
baß bie Sd)aben*erfafeanfbrüd)c bei Äläger* jur
.'pälfte für unbegrünbet ertlärt finb, baß alfo
aud) jeber einzelne Anfbrud) in #öf)e toon 50 b©t.
abgeroiefen ift. 28enn ba* ©eridjt bei einer
folrfjni ©nrfjlnge nidjt bic einzelnen Anfbrüd)e im
Xenor ermähnt, fonbern Don ber ©efamtfumme
bie Hälfte abteift, fo befielen gegen biefe*
»erfahren reine »ebenfen. Au* biefen ©rünben
ift bie Berufung bei Äläger* gegen bai XeiU
urteil Aurürf$uteifcn.
©benfo unbegrünbet finb aber bic fad)lid)cn
Angriffe, meldje »eriagtcr gegen bai giuifdjcn;
urteil ridjtet. 2Bic ba* angefod)tcne Urteil mit
i)icrf)t ausführt, bat ber 3)cflagte nad) jtei
Stiftungen bjn bie im SJerfcbr erforberlidje
Sorgfalt bcrie&t. einmal fyxt er e* unterlagen,
bor ber Straßenrrcujung (£oIonnabcn=©sblanabc
ba* in § 19 ber Sjerfebr* = Orbnung betr. ben
Serfebr mit gradjtfabracugen borgefdjriebene
Signal $u geben. ©* fann nidjt bejteifelt
terben, baß beim ©eben biefe* Signal* ber
Äläger früher auf ba* $erannat}eu bc* Automobil*
aufmerffam geworben märe unb bann feine gäbet
gemäßigt Ijaben mürbe, gerner (jat ber Seflagtc
offenbar unaufmerlfam gefahren unb nidjt auf
ba* geadjtet, ma* fid) bor ifjm auf ber Straße
abfbielte, er bat fid) bielmebr mit bem neben ifjm
fibenben Jß. Unterbalten unb fo ift e* gefommen,
baß er, toie fid) grau 28. au*brüdt, fefjenbcn
309
No. Iftl-lW*.
Auge* in bie $)rofd)fe b'nein0fffl^ren ift. 33ct
ber Iangfamen gatyrt, bie ba* Automobil nadj
allen $eugcnau*fagen blatte, blatte er ba* Automobil
jtocifeflo* fofort jutit Sreben bringen rönnen,
tooju er aud) nad) § 20 ber cit. SSerf.sDrbnung
berbflidjtet mar, fobalb er bie 2)rofd)fe be*
ftläger* bor fid) falj. ©* fann fein, baß ber
SBcrfud) bei Äläger*, burd) ©mijaucn auf fein
$ferb feine $)rofd)fe nod) bor bem Automobil
über bic Straße &u bringen, nidjt glüdlid) unb
nidjt geuügcnb überlegt toar, imiuerbjn mar c*
ba* fd)ulbbafte Serbalten bc* SBeflagten, meldje*
bic für ben ÄlSger gefäbrlid)e Situation b^erbeu
fübvtc unb mag batycr aud) bn* SBorgeben bei
ftlägcr* ben ^ufommenftoß mitocrfd)ulbet baten,
fo fann bod) feine SRebc babon fein, baß burd)
biefe* .§nubeln bc* Kläger* ber jtaufaljufammcn-
fjang jtuifdjcu bem SBcrfdjulbcn bc* 33cf(agtcn
unb bem ^ufammenftoß uutcrbrod)cu ift. SBcnu
J ba* Si. @. bem SJcflagtcn bic Sd)ulb an bem
! entftanbenen Sdjabcn jjur $älfte auferlegt, fo
ift ba* nad) Sad)Iage geluiß feine ju tyofyc
^elaftung be* iöeflagten.
192. Wirb tf*i cia (Mriinbcigcntümtr bai JVront'
rtdjt an tintt im tcr)uftcUcnkcn Strt§c „in Slnjprurt)
ginaMOitn"? — $a»on fonii erfü »an) ^crliglicaung ttv
etr«§e bie Mc>t fti«, ntg *<tt m»utftü<t and» frtjoii
osr^tr ciitn flH^ang nai^ kcrfdbrn fetfeffen ^abca. —
ft'tti« ker 6laot bit ^pticniugdf oftca bei einen b»r
^ertigjlelluag ber 6lrn|e erfolgten >{waageacrtaufe an-
iumclben nnleriagt, fa geM »nwit fein Hnfprad) gegen
ben RRd>4ee bo# Sramre^l in ünfarud) nef^nienben eigen«
rflmet nid)t aertaren.
ginau j = 5»ebutation in Hamburg
gegen
3- ©. .ftetlmnnn in Hamburg.
Satbcftanb:
^cr Scflagtc ift ©igeutümer be* ©runbftüd*
3)übbelftraßc, ©bbenborf, »b. II «lott Wr. K2
bierfelbft. (Jr bat biefe* ©runbftüd im $nbrc
1905 bon 28. qsüttmann gerauft, ber c* feinerfeit«
im gerid)tlid)en 3rt,anÖ^1'erfteigerung*berfal)ren
gegen Sdjmalfclb erftanbeu l)attc. Sc^tercr batte
ba* ©runbftüd bon ©. A. O. SJoß gefauft. 2Rit
biefem unb anbern ©runbftüd*eigcntümeru l)attc
Digitized by Google
310
No. 1»*.
bie Klägerin am 22. 3uni 1903 einen Vertrag über
bie ^ecfteHung neuer Straften nbaefc^Ioffen, in
beffen § 12 fie erflärt %at, ftc räume ben bort
Benannten (Eigentümern für tbre ©runbftütfe an
ben anjulegenbcu Straften, jn benen aud)
bie 3)übbelfrrafte gehört, ba« ^rontreebt ein.
bjit bie if)m burd) ben SSertrag auferlegten
Ballungen bon StbtierungSfoften an bie Älägerin
ntdjtgeleiftet; biefebatbet ber3mang$bcrfteigerung
beS ©runbftfirf« rcinerlei »nfbrüdje auf ©rfafr
jener Äoften angemelbet.
2(uf bein ©runbfrürt bat ber SBcflagte im
$abre 1905 ein ©tageubau« errietet. 2)aburcb.
fott er narb ber 33ebaubtung ber Klägerin als
(Srfter baS frrontrerfjt an ber $>übbeN
ftrafte in «nfprud) genommen Ijaben.
Sie nimmt ibn ba^er gemäft § 108 93aubolijets
gefe$e« auf ©rfnty ber auf bn« ©runbftftd ent-
faQcnbcn Slpticrungafoften mit 2580 .H. nebft
3infen uub auf Smlbung ber 3mnng«boUftre<fung
beSWcgen in Slnfprndj. dagegen beantragt ber
Seflngte Älagabtoetfung, inbem er beftreitet, baft
er im Sinne bc« § 108 33aubolijcigefe&eS baS
grontredjt in Slnfbrurfj genommen fyabe. $>aS
©runbftüd' fei, al« er eS erwarb, fdjon bebaut
geWefcn, er babe ben 33au abgeriffen unb einen
Neubau aufgeführt. 3n bem mit ben bamaligcn
SInliegern gefa^ioffenen ©ertrage bitten fid) bie
SRed)te ber Älägerm nad) § 108 23aupoliacU
gefefceS erfdjöbft. $$xc ©egenanfbrürtje feien ba«
ftequibalent für bie ©ewnbrung be« grtontreebt«.
3lüe «nfbrfirfje ber Älägerin feien aber gemäß
§ 129 »aupoliaeigefebeS burd) 9lid)tanmel*
bung erlofdjen.
3)n« S. ©. ©. Ä. III bat burd) Urteil bom
15. Iiejember 1906 bie Silage abgeloicfcn.
©a« D. 8. ©. III bagegeu bat am 29. «Juni
1907 ben «ellagten antrag«gemäft bcrurteilt.
©rünbc:
3ur @ntftf)eibung ftebt allein, ob ber SBeHagte
ba« §rontred)t an ber von Seiten beS Staates
neu angelegten f)übbelftrafte in Sl n f b r u d)
genommen fyat. $enn §at er bie« getan,
fo ift er als (Eigentümer beS an biefer Strafte
angren$enben ©runbftüd« nad) § 108 be« 93au-
bolijeigefefoeS berbflfdjtet, bem Staate bie Äoften
ber anläge nad) SRaftgabe ber näberen 95e=
ftimmungen beS ©efe&eS ju erfe&en unb baft bie
auf ib> entfatlenben Äoften bon ber Jflägerin
richtig beregnet Rnb, beftreitet er nfcfjt.
2BaS unter „m Slnfprudj nebmen" bc«
^i'ontredjtS im Sinne beS § 108 ju berfteben
ift, ergibt beffen ©ntftebungSgefdjidjte. 9tadj bem
Senat«antrage bom 27. grebruar 1878 foflte bie
©rfa^bflicbt ber Anlieger eintreten, „fobalb bie
an ber neuen Straßenfront gelegenen Xeilc ber
angrengenben ©runbftäde a 1 8 93 a u g r u n b
benufet Werben". 5f)er Wegen 9tebiRon be«
SBaubolijeigefebe« eingefefete bürgerfdwftltdje flu**
fdjuft (bgl. SßrotofoÜe unb ShiSfdmftberidjte ber
ȟrgerfebaft 1880 9tr. 31 (Hnlage) S. 116/M7)
embfabl, jenen 93a ff u« burdj bie SBorte „fobalb
bicfelben (b. t). bie Anlieger) bad ^frontreebt an
ber neuen Strafte in Slnfbrurf) nebmen" ju
erfefeen, inbem er barauf biutoic«, bie Anlieger
fönnten ba« ^rontred)t aud) in anberen als in
ben im SenatSantrage angefübrten $SQen in
Mnfbrurfj nebmen moDen, j. 93. burd) «nlegung
bon Ausgängen, ^nftern jc. unb füllten bann
berbflidjtct fein, ben gefe^licben 93eitrag ju ^a^len.
tiefer 9uffaffung ift in ben fpäteren 93erbanb=
lungen Don feiner Seite miberfbrodjen morben
unb bie bom 2Ju«fdjuft beantragte Slenberung ift
®efe& getoorben. Unter „in Slnfbrucb nebmen"
be« groutredbts toirb bab^r — im ©egenfa^ jum
bloften ©rtoerbe — ein tatfäcbJicbeS ©ebraueben,
ein SluSübcn beS 9ted)te* berftanben werben
müffen. tiefes SluSüben fann aber erft gefebeben,
wenn bie neue Strafte fertiggeftellt ift; bor
ibrer ^ertigfteQuug fann ein ftrontredjt toobl —
als fünftig tuirffam toerbenbeS Sterfjt — erworben,
eS fann aber nodj nirfjt ausgeübt toerben,
toeil eben nodj feine Strafte borbonben ift, an
ber bie Ausübung möglirf) toäre.
SluS biefer Auslegung ergibt fidj für ben
borliegenben gaQ, baft es nirfjt riebtig ift, wenn
baS 8. ©. angenommen b<it, febon SBoft bobe baS
ftrontreebt an ber neuen Strafte in »nftorudj
genommen. 3b1" ^atte bie Älägerin im § 12
bes Sertrages bom 22. $uni 1903 baS gfront*
reebt an ber an^ulegenben Strafte eingeräumt
unb ftet) berbfliebtet, in beffen (Eintragung in ben
©runbbücbern ju Willigen; er b<>tte eS alfo bom
Staate bertragSmäftig erworben, fam aber nirfjt
in bie Sage, eS ausüben 511 fönnen, ba bie neue
Strafte, Wie bie »uSfunft ber 93aubebutation
ergibt, erft im SHat 1905 fertiggefteöt würbe,
Digitized by Googl
nntfjhem «Kofi bereit« am 12. Januar 1904 ba*
Eigentum an bem ©runbftüd auf ©cbmalfclb
übertragen hatte. Sann tuurbe am 5. SKai 1905
ba* ©runbftüd im äßege ber 3toang«berfteigerung
bem «Büttmann )iig;fcblagen. S)a& ©djmalfelb
ober «ßüttmaun ba« $rontrecbt ausgeübt bätten,
ift nicht behauptet Würben. $>er Sefctere hatte
bn* ©runbftüd offenbar $um «Beitcrberfaufe er»
Worben, benn fcbon am 1 1 . Sttai 1905 berfaufte
er e* burch notariellen Vertrag an ben «Betlagten,
ber nad) am 16. 3uli 1905 erfolgter Üuflaffung
am 4. Suguft 1905 al* (Eigentümer eingetragen
würbe. $>er «Beflagte mar ^iernac^ ber örfte,
ber nach. $erfte(lung ber ©trage bass
Örronrreajt in Stnfbrucb nahm; beim fdjon am
7. Suni 1905 machte er ber «BauboUjeibehörbe
— unb jtoar „erneut" — bie »njeige, bajj er
@tageul}äufer auf bem ©runbftüde errieten
wolle unb biefe (Errichtung fjat in ber golgejeit
ftattgefunben. danach ift er aber ber Klägerin
ben auf fein ©runbftüd entfaaeuben «Betrag ber
VlptierungSfofteM, ben fle bon anbercr (Seite
bi*b>r unftreitig nicht erhalten bat, nach § 108
be* ©efefce* fdjulbig getuorben. »uf bie «8e-
ftimmung im § 129 be* ©efe&e«, nach melier
beim SBedjfel be* (Eigentümer* bie auf § 108
berub>nbe Verpflichtung auf ben neuen (Jigen*
tümer im OfaOe be* gerichtlichen 8wang«bertaufe*
nur bei rechtzeitig erfolgter Snjeige
übergeht, tann ber «Beilegte pdj ber Klage
gegenüber nicht berufen, Weil jur Seit be*
3wang*bertaufe* eine auf g e f e I i cb, e r «Bor*
fdjrift berubenbe 3ahlunfl*bflicbt noch ntcr>t be«
ftanb, biefe bielmebr — in ber «Berfon be*
«Beflagten — erft fbäter eingetreten ift.
$>a* angefochtene Urteil War hiernach auf*
ju^eben unb ber Klage gemäfc ju ertennen. 3>ie
Verpflichtung be* «Beilegten jur 5)ulbung ber
3Waug*bolIftredung in ba* ©runbftüd wegen be*
Kapital«, ber 3>nfen unb Koften beruht auf ben
«Beftimmungen im § 2 3»ff- 5 oe* bamburgtfdjen
«u*M©ef. jum 3to-»erft.=©ef. unb § 10 «bf. 1
3iff. 3 unb »bf. 2 be* lederen ©efebe*.
_3LL
Wo. 19»- 199.
193. Cftot Mr (£rla§ M tfrftte* tclr. Baufmonnä<
geriete grlr»ffrnc SJtrtttibarung jwifdjcn 9riojiyaf unk
«anMNii««gebJfftii ftkrr fflr ©trcltigteileo juftiabige
tottMH ifl »«kür« ((iafauig |t»»r»ea, »a| ia» ftanfmannt.
geriet «n4fd)lit§Iirt| jitfiAatig fein fal.
©inger (So. «Rähmafrfrinen 8I.;®.
gegen
ben Kontrolleur «bolf Vierer in «Dtüncben.
Zatbeftanb:
«Beflagter mar feit 3. ttuguft 1902 fär ba«
©efd)äft ber Klägerin in ?b?üncben * 2anb al*
„«Berfauf** unb ^nfaffo Kontrolleur" tätig.
Klägerin tragt bor, er habe am 6. Sluguft 1906
feine ©tedung niebergelegt unb fei bann entgegen
ber «Bcftimmuug im § 10 be* «Bertrage* attbalb
für ein Konfurrenjeefchäft tätig getuorben. ©ie
Verlangt bie im§ 10 feftgefefcte Konoeutionafftrafe
Don 1000 X, abzüglich eine« $rooifion*guthaben«
be* 93ef tagten bon 153 Ji. ÜUcit ber im 2)e^mber
1906 beim hiepflf" & ©• erhobenen Klage bot
fte beantragt, fejtjufteaeu, ba& ba* ©uthaben be«
Seflagten im «Betrage üon 153 X burch «Ber»
rechnung getilgt fei unb ben «Betlagtett jur3ahlung
öon 847 X nebft 3infen ju Verurteilen. %\t
3uftänbtgteit be* angerufenen ©ericht* ift mit
bem $inn>et* auf bie «Beftimmung im § 13 be«
«Bertrage« begrunbet tuorben. %vc «Betlagte bat
unter Berufung auf § 6 be* ©ef. betr. Kaufmanns
gerichte pro^eghinbernb bie ffiinrebe ber Un^uftiino
btgfcit be4 ©ericht* erhoben unb auf ©runb ber*
felben bie ©inlaffung jur ^auptfache bermeigert.
S)iefe (ginrebe ift üom 8. ©. Hamburg K. II f. $. ©.
burch StoiÜ^enurtefl *>om 13. gebruar 1907 ber=
morfen toorben.
9)a* O. 2. ©. III h«t am 24. ©ebt. 1907
bie* Urteil aufgehoben unb bie Klage abgetoiefen,
meil ba* Kaufmann*gericht «uftänbig fei.
6ntfcheibung*grünbe:
®nß ber «Beflagte nach bev Slrt feiner
Säügteit im ©efchafte ber Klägerin nur ihr
$anb!ung*gebülfe, nicht aber felbftänbiger Kauf^
mann gemefen ift, ift unter ben SBartcien nicht
ftreitig unb bebarf leiner näheren (Erörterung.
(Sbenfotuenig beftebj ©treit barüber, bafe e* ftdb
bei ber borliegenben Klage um eine ©rreitigfeit
hanbelt, melche ihrer «Art nach »ach § 5 be*
©efej^e* betreffenb Kaufmann*gerichte an pd} jur
Digitized by Google
312
No. 19»
3uftäubigfctt ber lederen grbört. 5>en ©egcnfianb
ber &(age bilöct bie im Sflbf. 3 be* § 10 bcs
Vertrages für bett $aü ber 3uwiberljanblung
flcgen bic im 9lbf. 2 bnfelbft eingegangenen Ver=
pflidjtungen bcbungcne ftonbentionalft vafe.
SBäbrenb aber § 3 Slbf. 2 bei ©efefce* betreffenb
bie ©cWerbegeridjte t>om 29. 3uli 1890 ©treitig*
feiten über eine Sronocntionalftrafe, bie für
ben 3raß bebungen ift, ba& bet «rbeitcr nad)
Veenbigung be* Slrbcitdtoerljältniffe* ein folc^ed
bei attberen Slrbeitgebcrn eingebt ober ein
eigenes ©efrfjnft errietet, ber 3"ftä»°'ßfcit ocr
©ewcrbegeridjtc entzieht, finb bie Stauf*
mannägcridjte nad) § 5 giff. 6 bei ©efefee*
bom ß. 3uli 1904 ebne 9tüdud)t auf ben SBert
bei ©treitgegenftanbe« audj juftänbig für ©treitig=
feiten, weldje bie Mnforüdjc au* einer Vereinbarung
betreffen, burd) meldje ber $anb(ungägef)ü(fe für
bie nad) Veenbigung bei 2)ienftt>erf)ältniffc3
in feiner gewerblichen Sätigfeit befcijränlt wirb,
©ine foldje ©treitigfeit ftct>t t)iec in ftrage.
$urd) bie 3uftänbigfeit eine« Jfaufmann*gerid)t*
wirb aber nad) § 6 Slbf. 1 bc* ©efcfocS bie 3U~
ftänbigfcit ber orbcntlid)cn ©etidtjte au*gefdjloffen.
$anad) fragt ei fidj nur, ob bic 9ted)t«Iagc
511 fünften ber 3uftäNbigfcit bc& angerufenen
orbentlidjen ©eridjt* baburd) beränbert ift, baB
bie Varteien im § 13 bei bereit* am 3. Sluguft
1902, mithin oor bein ^nfrafttreten bc« ©efefce*
gefdjloffeuen Vertrage« oereinbart haben, ba& „in
Betreff oder fidj auf biefe* Vertrng«berl}ä(tni*
bejie^enben ©treitigfeiten unb Silagen in erftcr
3nftanj auefd)ließlid) ba* Si. ©. Hamburg $u*
ftänbig fein foUe". $>ie grage ift in ben gleidj=
(iegenben ©adjeu ber Klägerin gegen ^Bentrup
unb gegen Mersmann 00m V. unb VI. (S,MU
fenat biefe* ©eridjt* bejaht morben unb jwar
Wcfentlid) mit ber Vcgrünbung, ba& an ber gültig
getroffenen Vereinbarung über bie 3uftänbigfeit
eines beftimint bezeichneten einzelnen ©eridjt*
burdj ba* erft fester in ©eltung getretene Verbot
ntdji* geanbert Worbcn fei, Weil Weber au* bem
SBortlaute nod) bem ^nfjalt be« ©efe&e* ober
ben Umftänben, unter benen e« crlaffen würbe,
erfennbar fei, ba& bie Slbfidjt bei ©efefoe* auf
rürfwirfenbe Äraft gerichtet gewefen fei.
S)iefer Suff äff ung toermag fid) ber jefct er*
fennenbc Senat nidjt anjufd)licftcn.
3m § 6 Slbf. 1 bei Staufmann«gerid)t*gefcbe*
ift ber ©runbfab ber ouefcrjlie&Iidjen 3U-
ftänbtgfcit be* Sraufmann*gerid)t* gegenüber ben
orbentlidjcn ©eridjten, entfprcdjenb bem § ß
Slbf. 1 be* ©ewerbegerid)t«gefe&e*, mit bouer
©djftrfe jum ?lu*brud gebracht unb bamit jugleid)
ausgebrochen Worben, baB nad) bem ^nfrafttreten
bei ©efefee* bie orbentlidjen ©eridjte fidj mit
©treitigfeiten, für welche bie 3uftänbigteit eine*
ftaufmanu*gerid)t* begrünbet ift, grunbfablid;
nidjt $u befaffen ^aben. ©djon biefe ©rmägung
Würbe genügen, um ben bie 3«f^noigfeit ab*
Weid}enb regeluben Vereinbarungen ber Parteien
lebe SBirffomfeit ju nehmen. %iei Wirb aber
überbie* im Slbf. 2 be* ©efe^e« — ä^ulid) Wie
im Slbf. 2 bc« § 40 <£. V. O. — nod) befonber*
au«gefprod)en, wenn bort Vereinbarungen, burd)
Weldje ber ©ntfi^eibung bc* Äaufmann*gcridjt«
fünftige, b. t). fünftig anhängig werbenbe ©treitig=
feiten, Weldje au feiner 3uftö"t»igfeit gehören,
entzogen Werben, fdjled)t^in für nidjtig erflört
Werben, ob^ne baB babei 31t ©unften ber fdjon
b 0 r bem ^nfrafttreten bc« ©efefye* ge=
troffenen Vereinbarungen eine 9(u*ual)me geinad)t
Würbe. SBcnn ferner im § 21 beftimmt wirb,
bag ©treitigfeiten, We(d)e anhängig geworben fiub,
bcoor ein für fic juftänbige* 5taufmann*gerid)t
beftanb, 0011 ben bi« bai)in juftänbig gewefenen
Vc^Brben erlebigt Werben Jollen, fo Wirb aud)
Ijierau* — ärguinento e coutrario — al* SBiHe
bei ©efefee* ju entnehmen fein, baB alle nad)
jenem S6»^110^ anhängig geworbenen $ur 3Us
ftänbigfeit be* Äaufmaun*gerid)t* gebörenben
©treitigfeiten in erftcr ^nftanj oon biefem ju
erlebigen fiub.
$)aB bie Vereinbarung ber 3uftänbigteit ju
ber 3ei|/ flIg f'c getroffen Würbe, gültig War
unb bi* jum gnfrafttreten be* ©efefee* be-
treffenb bie Jtauftnann*gerid)te iljre ©ültigfeit
bettelt, fte^t ber ^ter bertretenen Jluffaffung
nidjt entgegen. Sollte i^r ba« ©efe^, Wie
biefe« ©eriebt annimmt, bie ©ültigfeit für bie
3ufunft entjiefjen, fo ftefjt ber Umftanb, baB
baburd) in wohlerworbene 9tcd)te eingegriffen
Würbe, ber SBirffamfeit einer fold>en Veftimmung
nidjt entgegen.
Oll« Wltiintr« 4tiilä4. «aalt«.). $mnaiiitftrate H. ft(r»(»e«»tt I 6HS. >K<ia»lntcrtl. K«»aftiut Dr. O. ü)r<iifcfl, Ocmmtg.
Hf ■(! »o«3">aii"*tntl(»*Ni«n. Hamburg.
Digitized by Googl
5>p|Iemattfdje5 $ad)iegi|ier
jniii Beiblatt 5er gaitfefttifteit (efandjisjettong 1907.
Ctffcutlidif* 9ted|t.
I. (Stltuug ber tikftfct-
Rieben bie ©eridjte bat Stecht unb bie $flid)f p prüfen, ob
•efefec unb Berorbnnugcn auf oerfaffuna^mäfciQ.cm Süffle
erlafjen »orbrn finb? 68.
II. eefftBtlia)c0 nnb private« «ea>t. 62. 00.
III. guläffigfeU be* JRedttfwrg«?.
») in (Memeiiibefteuerfadjen.
«edjWweg 0(8" W« Veranlagung »ur aenieiubefieuer in
ttufbaoen. 110 3fl gegen * friiigiingen btr SJanb-
gemeinben in Hamburg überhaupt ber 9)ed)t«»eg jalaiiig?
1 16. Sägt fid) bie* au« «rt. 89 bfr Verfaffung au« ber
Uonbgriiieiubeorbnung ober au« § 24 be« 8erbä(im#gefebe«
herleiten? 118. 3n fetterem «efefte ift nur oon Staate
btbörbeu bif Siebe, cd muffen aber bie fflemeinbebebßrbeu
oud) mit gemeint fein. 116,
b) gegen «erfngnngen unb Wafirrgefn ber SoUjeibeliJrben.
9ted)t*roeg gegen boupohjeifidje Hiiorbuungen wie Xroden-
legung oon Stetlerfu&böbcn. 189. tBirb eine Derartige
ttnorbnung mit ftriftfefcung unter Straf anbroQung nidjt
angefochten, fo ift bie Strafe jnwr verfallen. 189. dt
mtrb aber nidjt baburdj ba« Verbäftni« ber Bcbörbe gu
bem betroffenen befinitio feflgeftetlt, fo bafj ber (entere
gegen erneute Befebfe beffelben 3nbalt* (einerlei Sin-
»eubungen mehr ergeben Knute. 189. Berbot ber fSolijei
an einen $etberg«n)irt, mebr all 80 ©afte eiiijulaffen. 47.
©e»n ber täitt bieje ft*crf ügititg uuaugefodften lä&t, fanu
er fid) gegen bie auf •raub berfelben erwirfte Strafe nidjt
barauf berufen, bafi bie jenem «erbot bingugefügte Straf-
anbro&uug gegen ba« StraFgrie^bud) berftofse. 47. Rann
ber fßtrt ftd) auf Wotftanb berufen? 47. Nachprüfung
burdj bie Biöi(gerid)tf, "b eiue ftrau mit 9ieü)t öou ber
Volijei unter fittcnpolijetlicbe Äontrolle gefteflt toorben ift,
wenn auf Stuf bebung bteier Verfügung getlagt roirb. 167-
Keiu orbentlidjer iRed)t«!Deg, fonbern nur 9te(ur« an bie
Senattfeftioii für •c»erberctur«fad)en gegen bie Unter-
fagung be« ®ewerbebetriebe* al« $au«mafler »egeu Un-
juoerlaffigfett nad) § 85 (Den. -Orb. 112. 3ft eine
itcn^ifbnKrteiiung »um Vertriebe auiwärtiger Uotteric-
lofe gegen eine jätjrüdje „Wefognition" an beu bomburgijcbfH
Staat eine „Verfügung" ober „Wo®er ber Verroaltung«-
bebörbe nad) § 24 bei fy>meura.t|dKnBcrbättni«8efe&«8? 8*.
Knfprud) bei Verhafteten auf §eiau«gabe ber ibm ab«
genommenen ober in feinet »obnung befdjtogiw|mten
Sadjen. 52.
c) iHrebtemra in finbed fir eine ftlage auf ^ugebürigfeit
»u einer 9fc(igtou#geucinfd)aft nnb Verpflidihtag, ber*
felbeu Abgaben $n bejahen. 69.
d) ftiedjtswrg gegen ben Slnöfd)lu& eine« Viitgliebe« kurd)
eine eingetragene •rnoffenfdjaft negen Sdjäbigung ber
gemeiufamen 3n''rtfffn-
IV. Statt nnb «kmeinbe.
Ulad) Krt. 9« 3iff. 2 ber bamburgifdpn Verfaffung fteM ben
Sanbgemeinben bie „felbfiänbige Vermalhing ber •eineinbe-
angelegenbetten" gu. 68. 3ft ber Begriff ber •ententD*
angelegenbeiten fdjarf umgrenzt unb i^r ^iftorifdjer Bfftonb
bnrd) bie Verfaffnng ge»df)tlciftet ? 63.
V. 8eamtenretb,t.
3)te «iHdrung eine» Beamten, unter »erjld)t auf «ebalt
unb $enffon entiaffen »erben «u »oOen, bernbigt ba«
Iiienfroerbdltni* nod) nidjt. 71. Sie (Entlaffung muft
oon bei ©ebfirbe angenommen »erben. 71. 9i| ju
biefer «anatme (ami ba« üntlaffungtgefncb, »iberrufen
»erben. 71.
VT. Steuern nnb Abgaben.
1. Oeredinnng ber Crinfornmenfteuer.
3ft bie Sinfommenfleuer.ftinfaVIJttng eine« »S^renb eine«
Steuerja^re« erft nad) Hornburg Betrogenen nao> bem
.niutma6lid)en* 3abre*eiiitüiiimtn eine befinitiM ober ift
ffe flet« nur al« eiue oorlduftge anjufe$en unb lann, mrini
ba« Sinfommen fid) alt b,6b,er f)erau«ftellt, bie Ste&er
nad>geforbert »erben? 11. <Eintommenftcuerp1lia)t b<-
ftttglid) bc« burd) S3etterb,öb/ung eine« ^>ofe« bei beffen
Verlauf erhielten 0e»inn«, nenn berfelbe teitneife ben
«efd)»iftern be« Serlfiufer« al» «bfinbung fflr ib,re «tb-
anfprudje jufliefit. 7. 3ft ba« ein einjeine« gewinn-
bringt nbc^ Wefdjdft ober ein bnrd) SBerterf)öbung be«
oerauperteu •egenftanbH seron(a%ter, nod) § 6 Hbf. 1
bc« eiiifommenfleuer-aeffbe« ju oerftenernbet «»winn? 7.
Digitized by Google
314
<ti fommt nidjt barauf an, ob ber ©egenftaub }u btm
Qroedc ber SSetterbcrfluierung mit Gewinn angegafft
ifl. 7. Aud) ntdjt barauf, ob bie Anfdjoffnng burdj ben
Steuetpflidjtigew felbft ober bcfle« frbloffer obet fonfltgen
9te4tfoorgänger erfolgt ift. 7.
2. $op*rlbeftettm*g.
§ 1 be« SJeicWgefegr« bett. Xoppelbeflruerung oom 13. Hiärj
1870 gegenüber btr (Erhebung »on »oder Sinfommenftener
in einem Bnnbe*fiaate für ben jenigen SRonat, wfitjrenb
befien ber Steuerpflidjrige feinen a8ob>fi& fdjon onf>
gegeben $at. 122.
s. iKtflamarionfiuerfoIrcR f awt) oben III».
WeflamatioiiäPerfafjrru gegen Sinfominenbefteuerung gemäfj
bem bamburgi|d>rn öefefce betr. bat Werb^llni« ber 8er.
malrung jur BledjMpflege. 118. ßüuft bie ad)trodd)entlidje
9»ertamation*frift oon bem »efdjeibe an, ber bie Steuer
onfefjt, ober erft oon btr Ablehnung einer SieuerrttÄ-
Vergütung an? 116.
b) Grlftfjaftefteuer.
«rbfdjaftffteuer oon ben ginfünften ber Äinber au« einem
uätcrlict)€ii leftoiiient, rocldie? bi« jum lobe ber 3Bitiue
fortgelegte QJütergcmeinfdjaft anorbnet. 62. Srbfdpft«-
fteuerpflid|liger «rwerb »on über 60 000 Ä tnufj in
Hamburg eine burdj Öufdjläge erbebte (trbfd>aft«fteuer
eiitrtdjlen. 161. 3fl barunter nur ein einzelner felbftanbiger
(Erwerb aul bem 9cad)laf)»ermögen ober aud) bie QJefaml-
Qeit bei auf ÖJrunb »erfd)iebener (Erwerb«grünbe einer
$erfon 3ufie6euben ju »erfreuen? 161. fBenn bie
^u|d)!ag«pflid)ttge Summe nur babureb, erreicht wirb, ba|
neben 8infen bei (rrbttil» ber Jrapitalwert eine« Renten'
legat* geregnet wirb, fo ift bod) ber bem beeren 9rfamt<
leerte etitiprcitjeiibe 3u'4lug ju entrichten. 161.
cj ^amtinrgifdje ^mmobiltenabgiibe.
1. Sei firrbfole» nnb Wtrmäcb,tmffe«.
3mmobilienabgabc oon Vrunbftflcfen, bie an fid) allen Jciubern
eine« ttrblaffer« jufa£lrn, nod) beffen Xeftament aber eiuem
ber Srben aBein gugefdjrieben »erben foOen. 106. 3ft
bnüoii fomobl 8erfauf«abgobe feiten« Derjenigen, roeldje
iiidjt (Eigentümer werben, al« aud) Änfauf«angabe feiten«
be« Eigentümer SBcrbeuben ju eiitridjteit ? 106. 3fl
h/ierbou ber Betrag ber gejagten Crbfd)aft0ftrurr in
Abjug iu bringen? 106. Wadj bem Oefeft bom 1. Wdrj
1882 finb <Eigentum«»eränberungen infolge Srbrinfcfeung
ober $ermSa)tuiffe« begflnftigt fo al« wenn ba« (Eigentum
bireft an ben Webacbtrn fiberginge. 106. $at ber 3m<
mobilienabgabe forbernbe Staat ba« Wedjt, Urtunben
Wrioater »orgrlegt ju »erlangen, in btnen angeblieb Wer-
jidjte auf eine (Erbfdjaft au*gefprocb,rit fein fönen? 1.
2. Sei farigcfctilrr (Hüferflemeiiifdjaft.
S3i« ja toelebem Betrage ift 3mmobilieuabgabe in Hamburg
oou einem »runbftüd ju bejahen, ba« »on ber ©Uwe
wäfyrrnb brr fortgefc^teu Qütergemeinfdjaft erworben wirb
mib bann oou einem baran Beteiligten allein übertragen
wirb? 1.
5. «et ^mangoiPerFtciflerungofänfen.
! 3W bie Abgabe ju begasten, wenn ber £i&drftbirtenbe öor
1 bem 3ufd)lage fein JRedjt einem anbern abtritt? 88. $le
Befreiung tritt in Hamburg nur ein, wenn bie tierriegelte
(Erfl&rung, bafj für einen Anbern erfteigert werbe, fpäteften«
im Zermin bem Wotnr ober S5erfteigenmg«beamten jroed«
Weitergabe an bie Stnaui'Seputation übergeben wirb. 88.
4. »ei bebingten ftäufe«.
3mmobtlienabgabe, wenn ein fflirtfdjoftSgrunbftürf unter
ber ©ebingung, bafs bie Äonjeffion erteilt werbe, wrfanft
wirb. 144.
6, «ei !Hü(fflänfligmnd)iinfl Uö ßanfoertrages.
$amburgif$e« SmmobilienabgabegefeJ uon 1882 § 13 flbf. 2
j wiO bie Abgabe bei Wädgängigmadjung eine« örunb-
S ftüMfaufoertrage« nur bann erlafjen, ober fall« bie grift
i oon 2 Sionaten nidjt eingehalten ift, auf bie einmalige
Stbgabcnjablung nur befdjränfen, wenn bie Umfdjreibung
im «rnnbbud) nod» nidjt erfolgt ift. 136. gft biefe
bereit« gefdjeb;en unb mufj jrueds tKüdgäiigigmacburig be«
Wertrage« abermal« umgefdjrirben werben, fo ift aud)
beibe Scale bie Abgabe ju bejar/Ieii. 186.
6. «bfebä^ung be« «rnnbfrid«.
Kann bie gtuouj-2>efiutation Angaben über ben fBert be«
«ruitbftüd« ju »ruube legen, obwohl biefelben »on ben
AbgabepfUdjltgen au«brüdli(b, al« nidjt mafjgebenb bejeiebnet
werben unb biefe Abfdjä&uag burdj 6aeb,oerftänbige oer<
langen? 17.
d) »eftenemng ber Werfinfe aus iBanfcerlageni in
^ambnrg. 190. ©a« ift unter einem »anberlager ju
»erfte^en? 190.
•} Sörnnifdie Skftruenmg oon ttcgelba^nen, iBtdarb« ic.
87. 2Ba« ift unter bem „$alteu" einer Kegelbahn ju
oerfteb.en? 37. gÄtlt bie Steuer fort, »eil bie »ab,n
nicb,t jum Iregeln gebrandet wirb? 37.
f) Ausgebaggerte @egenfnlRbe al« goOpfliditige« Stronb-
gut. 80.
g) Wertr«g«ftem»ef.
Stempr(pflid)iigteit eine« ftaufoertrage« über gewerblldje
Wetiieb«iiiateria(ien. 123. 3» Hamburg ift ber Äauf oon
03egenftänbeu, bie jur »ieberoeraulerung bienen, ftemtoel-
frei. 123. 3»r Wermeibung jeber ftörenben Seläftigung
be« 9Sarenumfa(e« finb in ^ambnrg alle bem taufmftnni»
fdjen Werfet aiigeb/»renbeii öefd)öfte ftempelfrei gelaffen
worbeu. 123.
b) Werjätirung von Steuerforbernngcn.
Sie $erjfi(jruug«frifl für BerjugSjinfeii ift nidjt auwenbbar
auf bie 92adjforberung oon 3»nf*» für roiberred)t(id) hinter-
jogeue Steuerbeträge. 8. liefe finb öffentlidjredjtlidje
Änfprüdje be« Staate« unb unterliegen ber SOjdbrigen
Werjäbrung 8.
VII. «egalien.
t>at ber Hamburger Staat ben (Vewinn au« üolterieipiel al«
Siegel beb.anbelt ? 30.
Digitized by Google
316
VIII. Hrmcnwef«.
3ft bie «tuet ffittwe oon bet öffentlichen Urmenpflfge ge>
roätjrte Unterftäbrag um al« tyr frfbft ober aud) aU it>ren
minberjäb,rigen ftinbern gewährt angufrtjen. 132. 9tfld.
forberung ber KrmeugelbeT, wenn ber Untrrfiüftte in beflere |
«er$ctltnif|e fommt. 132.
IX. «oligei.
*) VoIi)eiIUf|e 8erffiflii»i(ii*fltiiialt im HUgtmtiuen.
»efugni« bei (ambnrgifd)eu »oltjeibetjörbe, im öffentlichen |
3ntereffe burd) »tfebje bei Strafe Cingelne gu {ranbtwtgen i
ober Unterteilungen ju jwingen. 180. Untertrieb einer
ftriminalftrafe Pon ber flrrjwingung ber »efolgung poli* I
4*tll*er «norbnungen. 47.
b) «iHjeilidie «ebneren ffir »breftermtitelnng.
Rann bie Soligei für bie Crmittel ang einer tlbreffe nad) ben
SPidberegiftcrtt aud) bann eine Oebfltyr ergeben, wenn fid)
bie angegebene ben SRegiftern entnommene Äbreffe al*
tarfäcrjlicrj unrid)tig ^eranefteOt? 187.
<•) Sittenpolijei.
Sann bie Unterteilung einer S'Oii unter fittcnpoligeilid)e
ftontroQe nur bnrdj grwerbimäfsige »eifd)laf*poH}iehung
ober aud) burd) anbere uugüd)tige $anbtungeu gtredtt-
fertigt wtrbeu? 167. ftann gugleidj ba* »erbot gewiffer
«nnoncen erlaffeu werben? 167.
d) Sauitittpoligci.
Soligril- ttnorbnnng ber ftrantcnf)au<bef)anblung fqpbilittjd)
etfranfter £rt*tranfcn!affenmitglieber gegen ben 9Biflen ber
Rranttnfnffe. 174.
o) fflcwerbepolijei.
»erhältut* be* § 61 be* f>amburgifdjen Saupoligeigefe&r*
gu ben §§ 16 unb 36 ber <Reidj*gewerbeorbnung. 115.
»erbot ber »olijei an einen $erberg*wirt, meb,r al«
so Qklfte einguloffen. 47. Siegt iu jenem »erbot eine :
Unterjagung be* $erberg*gewfrbe*? 47. ftann btr SBtrt ;
fid) barouf berufen, er habe fidj, alt er megr al« 30 (Säfte
iiiliefj, biefen gegenüber in einem »otflanbe befnnben? 47. !
Unterfagung be« «ewerbrbftritbe* al* $au«mafler« (»runb-
flürfflPtvmittlaJ) wegen Uujuerrläifigieit auf ©rmib § 36
ber ©rw.-Crbn. 112. Tagegeit ift nur btr Mefur* an
bie Senat#fefrion für «eroerberefur*fadjeu gegeben; ber
orbentlidje Slrdrt*»rg grgtn bereu Sntfdjeibung ift an**
gefdjlofien. 113 ttongt|fion«erieiIuug jum »etliche au*-
Wärtiger Sotterielofe gegen eine jfiljrtid)e „tötfognition" 1
an ben bamburgifdjeu Staat gemäfj §§ 4 unb 38 be« !
hamburgifdjrn ©ewerbegefebe« com 7. Wooember 1864. 36. '
»erpftidrtung ber öffentlichen »fanbleib^r in Hamburg,
ben Ueberfcqufc au« bem »fanberlöfe an bie Soligeibef|örbe
obguliefern. 26. ©ebü^ren ber Notart in Hamburg für
bie berateiibe Sdtiglett unb Anfertigung oon »ertrag«,
entwürfen. 22.
f) »anuoUjei, f. u. X.
X. »rfdjrftBfnttgen ttü Mrunbeigentura* im öffentliiden
^nttreffe.
»; »anpolijti.
Sie Vitfffifjrung eine« Baue« ben »orfdjrifteu ber »au«
poligei »umiber bewirft regelmSfjig, bafj ba* »anwrrf nid)t
„in »etinbung genommen" werben barf. 116. Sinb bie
oorgunetjmenben flenberungcn nur unmefenttid), fo barf
btr »an Dorbetjältlid) nadjrröfllidjfr ftbänbernng bod)
benubt werben 1 10. ftann bie »egörbe biefe nachträg-
lichen Äbäuberungen burd» »efehle unter Straf anbropung
erzwingen? 116. »aupolijeilicbe 3Ra&nab.mtn ju Der*
Hinbern, bafj an engen ßidjttjöftu angelegte „Sdjranf-
»immer" al* Dieiiftbotcitjitnmer benubt werben- 104.
fianu ein foldje* »erbot au« ©rünben ber allgemeinen
4Öol)lfat)rt nad) § 8 be* »iu)Wli^ci[ieit^t« gcrtditiertigt
erfdjtinen? 104. $ft bie »aupolijei befugt, baulidie
ttnorbnungen ju treffen, weldjc einen ju befürd)tttibtti
•KiBbraud) au*fctjl!tf;e!i foflen, ober liegen betarrige Sltt'
orbnuugeu nur ber ^etjärbe für 9?oljnung(pftege ob? 104.
Sinb boupoltjeilidje Eingriffe, um »eläftigungen ber
9tad)barn ju b^inbern alfo au* oubern al* gewerbepolijei-
lid)en Qrünben juläfftg, wenn bie GJenefjmigung ber gewerb*
lidjen flnlage porbe^oltlo* erfolgt ift? 116- ftann in
ffllsebflttel butd» lonbfctrrlidje »erorbnung eine »aube-
fdjrönfung auferlegt werben? 68.
b) Sperrmafe. 138.
c) tterartalbutrah mit ber »fltd)t, ba* (Signtbim Auritd-
juübertragen, wenn bie Stabt .ju iljrtr ttotburft nub
«ebraud)" ba« ©ruubftüd perlangen foDte. 167. »enügt
e*, baf) im bffentlidjen ^ntereffe ]an jener Stelle bie Cr-
ridjtnng eine« 3°B0<Mube« befd)loflen wirb? 187. ftann
eine Sienflbarteit 6ffent(id)Ted)tlid)en 3nb.att# (»anbe*
fdjräntung nad> ber Strole gu) burdj »ripatoerrrog b^
grfinbrt werben? 20. C« (onnle eine »räbiaiferoitut
nad» rdmif6em Sed)t nur gu (Kunftrn eine* befrimmten
©ruubftüd« begrünbet werben; bie« war nad) bamburgifäjtm
SHedjt anber«. 20. (£< rannte aud) Üienfibarfeittn gu
Sanften be« Staate« unb auberer örllidjen ober »erfonrn<
treife. 20. Slufjte eine folge $ienftbar!eit bie »efrie*
bigiing eine« beftimmten »ebflrtniffe* jum «rgenftanb
h,abtn? 20.
XI. Ceffentlidje Strafen. Rrantredjt.
ftann ber «lulieger einer öfftntlidjtu Strafjt nad) gemeinem
9ied)t begehren, bog auf berfelben feine ü)m Üitfat unb
fiuft entgieljenbc Anlagen erridjtet werben? 66. (Bilt in
Hamburg für bie rtuwo^ner etwa« befouberr« wegen be*
biefen guftefcuben Sroutredjt«? 56 »aupoligeigefe^ § 101
begw. dntfdjäbigung im gfalle Pon Strofjennioeauperänbe.
rangen. 66. Sflann bat ein ©runbfigentümer ba« Sront<
redjt an einer neu ^erguftcQenbeu Strafje .in flnfprud)
genommen"? 1»2. TSavon lann erft nad) afertigfteüung
ber Strafje bie »ebe fein, mag ba« «runbftüd aud) febon
Porb.er einen f(u«gang nad) berfelben befefjen b^aben. 102.
Senn btr Staat bie %ptiening«foften bei einem oor fertig'
fteOung ber Strafte erfolgten S'fai'fl^fcrfaule angumelben
nnterlAfst, fo geb,t bomit fein Hnfprud) gegeu ben nad)t>er
ba« gronlred)t in Knfprud) ne^menbrn (Eigentümer nidtt
perloren. 192. £tveuvilid)t bt* Staate* bei »lattei«. VM
Digitized by Google
316
$flt$t bet «Stobtgemeinbe jur Snftanbhaltnng Don <Se*
lanbeni an gefährlichen Stellen in öffentlicficn Anlogen. 135.
Befteht eine Bflicht ber Stobtgemeinbe, be* »nebt* auch
öffentliche Anlagen ju erleuchten? 185.
XII. (hUetgnnng.
Srftr ben fBert einer ju er.propriierenbcn Sanbfläche muß
au&er Anfa} bleibe» bie ©teiqerung be» SBert* burdj ba«
geplante Unternehmen nnb auch bie fubjrftioe Unentbehr-
lichst be« Slfid« Sonbei für ben Unternehmer. 148.
xm. gamitieuunme.
Annatune eine« tarnen« al* 3unamen, ber eigentlich nur
»orname ift. 100. ttinbeften* feit 1816 beftanb in
Hamburg (ein »echt auf Äenberung be* Samilirnnamen*
me^r. 100.
XIV. CeffeiitUche Serficberung.
3)o* HHtglteb einer eingefdjriebenen $ütf*raffe, roelcrj««
Änjprucb onf 69 Booßen Jfranfengelb hat, erhält bie* von
ber ftranfentaffe für 18 BSodjen, nachher aber nicht mehr,
falle bie juftäiibiae $eruf*genoffenfchaft eingetreten ift uiib
bat firanfenaelb ju bejahten hat. 45. Sie Berfid)erung
(od nicht ju (Srmbtn führen. 46. Befteht ^infie^tlicf»
obiger groge ein Unterfchieb jwifcheii 3»ongl- nnb ein«
gefchriebenen $fl(f4foffen? 46. ftrantenhauSbehanblung
föptjititifä) erfranfter Drtfrranfenraffenmtiglieber. 174.
fSann fann biefetbe gegen ben fBiflrn ber Rranfrnfnftt
tum ber Bottjei nngeorbnet werben? 174. ftfifirt blefe
bamit bie 9)efd)a|te ber Ärouleufaffe unb jmar in beren
Sntereffe? 174.
b) Seine Seoomcbtignng ber SdnuwfnUmfichcriuiBsprS
c) «erichtliche ffntfd>eibnns
Die ttbttfcbeiburig ber Behörbe für bo4 Berficberung*rac(eii
wirb, nenn bagegen bic ÖJfrtdjtf angerufen werben, b'"'
fällig unb tonn, auch wenn beren Sntfcbeibung ebenfo
lautet, nicht al« ber jur BraangftoUftredung bienenbe
Xitel flngffftjcn werben, ß-
XV. Sireheereebt.
Vertretung be* Gkmeinbefircbrurat* im Jürftentum yübcd
burth ben »orfifcenben (Baftor). 77. Untrrjebtcb jmifeben
Ätrcfcenrot unb Rinken foDegium (ßira>rHau*fcbu&). 77. j
tfflr welche wichtigeren Angelegenheiten (? Cvfläruugen
cor bem «runbbudjrichter) ift bie Beibringung eine* I
BrototoHaufjnge* erforberlich ? 77. 9led)t*weg in fiübed '
für eine fttage anf Bugehörigfeit ju einer »eltgion*- 1
gemeinfehaft nnb Berpflichtung berfelben Abgaben ju '
befahlen. 69.
»firfltrlifles 9icd)t.
flQgemcinct Stil
I. 'ferfoaen.
•) »ea)t*fäbigfeit ftnftig ja erjeugeuber.
3ft bie Sintragung einer fcöpothe! für bie fünftige Mach-
lommenfehaft einet Berfon jutäffig? 27.98. Anerfennnug
ber fingierten Sechtlperfönticbtctt erf» tflnfttg ju 9t-
jengenber in ben §§ 331, 1918. «101, 2162, 2178
B. «. 8. »8.
b) 3nrifJifthe Bcrfourn.
Beftimmungen einer eingetragenen ©enoffenfebaft, bof) ein
Blitglieb wegen S rfadbign n q ber gemeinfamen Qnterefjen
burth Befchlufj be* Aufftchtfrat* unb Borftanbe« au*-
gefdjtofjen werben fonne, wogegen ihm Berufung an bie
Qeneratberfammfung juftehe. 117. 3ft bagegen ber
SedjMroeg jnläffig unb hat ba* Bericht nur bie gormalien
ober auch W< 8*«$.« nochjuprflfen, ob bas Verhalten be*
au«0c(d)lofienen bie »enojfenfcbaft fdjäbigen tonnte? 117.
Ob bie tatf&chtiche €d)Obigung au»reichenben .Unlafj* jur
«lu«fchlie|nng gab, hat ba* «ertcht nicht nachjuprüfen. 117.
c) etiftnng ober Verein?
Rechtliche Katar ber Ueberfchüffe au* Beiträgen, bie bie
«rteiter einer gabrit jwed* «rtangung biOigen Äajfee*
besohlen. 44. ©inb biefe Ueberfchüffe eine ßliftung ober
ein „Öwedoermdgen" ober wirb mit beren yurüdlcgunq
ein Berein*t>erm5gen gefchaffen? 44. Sinb nur bie je-
weiligen ober aua> oie Nheren «rbeilet ber grobrif TOit-
glieber eine* folchen Berein*? 44.
d) Familienname, Bergt. Oeffenttidje* »echt XIII.
II. Stehen.
StfianMeil unb 3*ith*T>
3ft ein in einer Xifchlerei mit Dampfbetrieb ocrwenbtler
fteffet nur dubehbr be« «rnnbftad« ober ift er Befionbteil
beffelben geworben? 40. SWacht e* einen Unterfchieb, ob
ber fteffel Dom Wteter ober 00m Sigentümer auf ba*
»runbftfld gebracht wirb? 40.
III. Med|t«flefd)ifte.
•) vterrnm.
3ft bie gröfjrrc ober geringere SBahrfcheinlichteil, bof) eine
gorberung bejahlt werbe, eine „Sigenfchaft" brTfelben unb
fann wegen eine* 3rrtum« über biefe gigenfdjaft ein bie
Sorberung betrrffenber Bertrag angefochten werben? 143.
b) Drohung.
Anfechtung einer Berpflichtung«urfunbc wegen Bebroljung
mit firafrethtlicher »erfolgung. Hl. €tlbft wenn ber
Bebrohte eine Uulerjchtagung begangen hol. 'ann bic Au*'
fteOung eine* bie naehgcwiefeiiermafjcu unterfd)(agene
Summe überfteigenben ©djulbfdjein* burch wiberredjttiche
Brbrohung erwirft fein. 111.
c) Hnfittlichfeit.
Oft bie 3nanfpruchnahme eine* Dclcftio* jur Ermittelung
ber Bcwetfe für einen Dom anbern ehegatten begangenen
(Shebrud» ptteiiwibrig? 165. Borbellmiete. 66. SBann
finb bie (Eintragungen in* ©rnnbbud) infolge Wcbtigtfit be«
jugrunbeliegenben «aufalgefchäftc* gleichfan* nichtig? 106
d) Weitung eine* erftt?red|t«gefchJfte*. 146.
ej StiUfchwcigenbc »ebingnng. '.»7.
f) Selbftfontrahirrcn b« »ertretero. Mfi.
Digitized by Google
317
IV. »riften.
Unwenbung ber 59orfd)rift, bog bie grift an einem g«ier.
tage ntc^t ablaufe auf (Ine oertraglitfc feflgefebtt f«<ft*-
monatttd)e flänbigung«frift. 152. 3ft bte 59eftimmung
be* § 193 83. 0. 89 and) auf 59erjäb/rnitg«friftra tote bte
Awrijabrige SSerjäbjmng be* «ufprucb,* au* § 1300 55. ®. 59.
aumenbbar? 161.
V. 5?rrjätraug.
3fl btr «rdnleft ein „ffunftgrwerbetretbenber" im Sinne
be* § 106 59. © 53 ? 60. SJerjrtyrung ber fconorar-
anlprudje ber Hrd)Ueftrn. 60. ©ilt bie oirriäbjige 59er' 1
jäb.ntng für Waurrrarbriten an einem 59au and) für bie ,
£d)aben*erfa$forbrrung für prrtrag«wibrige Sntjicfjung
biefer 9!rbciten? 46. SStrjäbruiig bon Steuerforberungen ;
8. «3erjib,rung be* «n|»rua)« an« § 1300 59. ®. 59. 161.
VI. Siotftanb. 47.
I
töcdjt ber 8c^iiIDDcrljaIfiii|ie.
SOgcmeinc«.
I. Sa)abrueerfab> urrgl. an* Ginjelne Sa>ulboerb.ä11ni|fe
XVII. (Unerlaubte $onbluttgtn).
») Gigrne« 8erf<*)ulbe« be« 3?erlc«trn. 26. Iii. 101.
ftann ein beim 59etriebe einer Cifrnbatjn firt} ereignenber
Unfall aua) auf ba« alleinige SSerfdmlben be* 5Setle&ten
»urudgrfflljrl. ober mufj ftet* ber 59ab,nbetr»eb at* mit-
mirtenbe Urfadje angefeben werben? 172.
b) ^of'f'fl fär (5rfüllitiiniyfltl)fllftn feiten« bt« Staat«. 62.
II. 3nrft(fiichallunfl<<rcd)t.
Äein gurüdbeljaltuitgererbt gegenüber einer abftratten 55er- i
binblidjfeit, wie au« ber Wente be* alten bomburgif«)en
Hta)t#. 101.
III. «otorieae gorm bei Stanfbertragrn f. u. (Statine
Sdjulboerbältnifle In.
IV. Sertrage j« (9uxftrn dritter.
51u«fteuer- unb WilitärwrfidKTungen, bie ein 59ater ,yi
©unften feiner ftinber nimmt. 146.
V. «nfred»nnng. eotntualaufrcdmiing im 9Jro*r6. 06.
VI. edtufbäterMbmr.
Huf bie lumulalibe Sdmlbübernaljme ift bie «orfajrift
59. «. 89. § 766, bai gdjriftlicbfrit erforbert werbe,
anftiiwenbrn. 12.
(Stnjtliic @d}ultoer{j<H<niffe.
I. Stauf.
») Notarielle gora bei örnnbftärfofnnfoerträacH.
59ebikrfen (Ergänzungen bei SjauplDertrage« Aber ein ©runb-
fiüd ftet* berfrlbeu gorm ober nur bann, Iren« fit fo ]
rofjetitltd) Hub, bofe ber auf Sigentum*übertragung '
geridnjete SiDe baoon abhängig ift? 147. ©enn ber
.twuptwrtrag auf liebet troguug eine« örnitbftüd« unb !
1. <crt)flid)tuna be* Käufer« barouf $4ufer ftu bauen gebt,
fo brauet ein 9todjtrag, ber biefer BerpfUdjtuug ein «nb-
»tri fett nirfrt aua) notariell gemadrt tu werben. 147.
b) Waigel ber «auflohe.
3fl eine analoge Unwenbung oon § 450 JJ. ©, ö betr. bie
Sadjntänget beim Sauf aud) auf beu Derfauf eine* ^tn-
fionatc« jujulafien? 113. 88ann liegt argliftigr* 59er.
ftbtoeigcn eine« Wange!« be« Stauf objefte* bor? 102.
c) Stauf unb ftterfe ertrag. 123.
d) gtillfcbweigenke »ebinguag bei» Stauf.
59ei bem flntauf einer gro&ni ?InjaI)l bon ©aterfparni*-
fflppo raten fann bie fltrtaubni« ber 59ebötben jur An-
bringung berfelben al« ehtt frlbftoerftfinbtiche 89rbingnng
aitßrfefjen werben. 07.
Staut mi)fiotii<fonf im uitfigentlidjen Sinne. 13«.
II. SdjentnNg.
Kann ein SJater mit ftd) felbft al« Sormunb feiner Jrinber
einen So>eutiing*bertrag abfdjlirfjen ? 146.
III. Wirte.
«) »orm.
Ja« Engagement eine« Vuffeber«, bem freie 5Botjnung ein*
gerüumt toitb, auf 10 Salpe muft ^tnficr>tft<t> ber SBobjiung
fa)riftlttb; abgefa^loftcn werben unb biefe ift fonfi an) bie
gefefetidten termtne lünbbar. 162.
b) StfiRbignng«frifi.
5lnwenbnng ber tjorja^tift, bofj bie grift an einem geiertage
nicb,t ablaufe, auf eine oertraglid) feftgefefcte fea>«monatlid)e
Äünbigung«frift. 162. ffann, menu auf (Snbe Sentemb«
fd)on 8nbe Wärj gelftnbigt werben mu§, ber lejte Wärj-
tag aber unb ber erfte 5tbriltag geiertage finb, eine am
2. Hsrtt erfolgte Stüiibigung nod) oül reditjeitig aagcfrbcn
werben? 152. 59. « ». § 666, 1 begebt fio) ni<bt
auf oeftrag*mä6ige Srfinbigung«frif)rn. 162.
c) SSorbedmietc.
Rlage be« Vermieter« auf 9iiuntuitg, weil ber (jitm 59etrirbe
eine« 89orbrd« abgeftbloffene) Wictberrrag nichtig fei. 66.
asoriit befleb» bie ebtiitueH Wfgeit ibrer Unfittlidjfeit nitbt
rüdforberborc «eiftung be« 89ermiet«r«: nur in ber Ciit'
riumung ber Totalität ober in bereu 53rla|jnitg wäbrrnb
ber WietSbauer? 66.
d) «emieterufaubredit.
Xer «Jermieter bot gemäB ». 0. 59. § 661 «bf. 2 fein
$fanbrrd)t an ben ^llaten be« Wieter«, fall« bieftlbeu
infolge StDangfoptlflrrtfung an« bem S^aufe entfernt werben,
binnen WonaMfrift gericb.t(id) gcltenb ju mad>en. 00. fr
fann unb brauet nidjt bei ber 5Begfö>affung ju prote-
ftieren. 00. Jagegeu fte^t itjm ein tiMbtrlprud) grorn
gortfd>affnng burdj beu Wieter felbft ju unb faD« foldje
bennod) gefdjie^t, bat er ba« Wedjt, Ueberlafiung be«
ajefi&e« an ben 3üateu ju brrlangen. 00. Sinb bte
Soeben bereit« gepfänbet, fo bleibt ber Sdjulbner (Wieter)
bcdi Defi^er unb fann ben 59efib unbefebabet ber 9iccb.t(
Iritter bem 5Jermieler übertragen. 99. $a« *fanbrea>t
Digitized by Google
318
M «rrmteter« erlifdjt nidjt burdj Slblauf ber griff be»
§ 561 Äbf. 2, wenn e« burdj Vfftubung ber $IIaten bereit«
geridjilid) geltcnb gemalt ift. 90. Toju reidjt aud) eine
«nfdjtu&Pfänbung au«. 90. Tiefe ift ftet* jugleid) eben-
tueOe Erflpfänbung. 9».
e) tJfän&iing udu fNteif»rber»nge«. 110.
f) $aftu»g beä .fcauöwirtö ffir Unfälle bei SHicter« in
nnb »or bem J&nnfe. 85. 184.
IV. Vad)t.
Siegt ein Vadjtoertrag t»or, wenn jemanb gegen Vejoljluug
frembe Vferbe auf feine »eibe nimmt ? «6. Verautwort-
lid)feit bei Verpädjtrr«, nenn bat frembe Vferb infolge
Verflnfen« in einem auf ber SBeibe bcfinblidjen Sumpf
umFomtnt. 66.
V. T'ienftttcrtrag.
u) VerftaUBt« ber Vartei »um Sd|irb4riditcr. m.
fiionoraronfprü^ be« Sdjicbäridjter«. 184.
b) (MebiQren ber Notare.
Vergütung ber b,amburgifd)eu Notare für beroleube lätigfeit
unb Anfertigung bon Vcrtrog«eittmßrfeii. 22. 3f» e* bic
Slbfidjt ber Gcbüt)renorbniiug für JRotare »om Dezember
1800 gemefen, fdjon in ber Veglaub'tgttng«gebünr ben
(Entgelt für foldje Sätigfeit ju erblitrcn? 22. 3ft bic
au«brA(flid)e Vorfdjrift be* § 24, baf) eine „befonbere
Vergärung" für folc&e Xätigfeit nur auf Grunb atHbrücf.
lid)er Vereinbarung geforberi werben fönne, gegenüber
§ 612 ». G. ». gültig? 22.
c) Bfrtie Wohnung al« Vergütung f. u. III«.
d) Sein 2d)mer4en«|elb, wenn au« § 018 9. G. V. uub nid)t
gfeidjjeitig au« unerlaubter $anblung geflagt wirb. 16«.
VI. 1ß?crft> ertrag.
») Submtfftf*danofd)reibeit.
Vcrabrrbung einer Vergütung, weldje an btcjenlgen ©üb-
mitteilten bei einem Vau, benen biefer uidjt übertragen
wirb, leiten« befien ju bejahen ift, ber au« ber Sub-
miffion fiegreidj b^roorgebj. 30. 3ft foldje Vereinbarung
argliftig ober orrftÖBt fie gegen bie guten Sitten? 89.
Kann ber Vauf>err, ber fcldjc Verabrebung erfährt, $erab-
fefcung be« Submtffton«preifc« auf benjenigen betrag
forberu, ben er bei eljrlidjrr ilonfurrcnji nur aufliegen
gebraucht ffitit? 30. 3ft ber tfmetf einer Submiffion
bie Ermittelung be« angemeßenen greife«? 30.
b) flanfoertrog nnb «Bcrbcrtrag. 123.
VII. Dlaneruertrag.
SBirb ba« »ermittelte ®c ferjaf t als ntdjtig angeformten, io
gebt aud) ber ftnfpruct) auf 3Jlaflcrloljn »ertoren. 103.
derjenige, wegen beffen Slrglift jene Änfedjtung erfolgt,
raun aber bem Vrootfion«anfprud>e be« 9Ratter« bie
SRtdjtigfeit be« »ertrage« nidjt cntgrgcnbaltcn. 163.
VIII. ««(trag, f. u. Seite.
! IX. $ftftu»t firenqifebluBgeinrtborbeftraftena)Jtii|d)cn
wenn biefer in ber auf bie Empfet)IiMtg ertjaltenen Stellung
fidj abermat« unrtjrlid) erweift. 154.
j X. GefftäftSfftntttg oftne «uftrag fetten« ber «oli*ei für
bic Crt«frantentaffe. 174.
; XI. Verwahrung.
i Sagerung eine« ftoloffalgemätbe* in einem feudjteu Speidjer.
| 108. Sien trifft bie Vewei»laft bafür, ob ba« Gcmälbe
i ftur 8'*t btx Einlagerung unbefdjäbigt gewefen ift? 108.
SBa« ift t>on be« Sorgfadt eine« Sager1?alrrr« ju oerlangen,
; wenn ir)m Gemälbe übergeben werben? 106. tlufpriid)
be« Verhafteten auf 0<rau«gabe ber ilmt abgenommenen
ober in feiner JBo^nuiig befd)lagnab,mten Sadjen. 52.
«u« ber 8efd)(agual)ine be« Staate« ergiebt fid) ob"«
j Vertrag«id)(ui ein «u|bema$rung«oer&dItni«, au« bem
ber Staat prioatredjtlid) auf Verausgabe an ben Stgetu
tümer b,aftet, foweit nid)t ba* öffentlidje 3ntereffe e« »er-
bietet. 52. fcierfrei rjaftet ber Staat für feine Erfüllung«.
geb.ülfeu gemafe V. «. V. § 278. 62.
XII. CHnlringttug uon 3«rf)en bei Waftwirteu.
ftofferbtebftab,! in einem ^otel. 75. »ann ber Einbringe "be
bie filage auf @d)aben«erfafc, aud) bann ergeben, roenu
ber Äoffer mit §nbalt Eigentum eine« dritten war? 75.
; XIII. ©efetffdjaft, bergl. u. ungemeiner Icil Ib.
XIV. »«tte.
! UnWagbarteit Bon Aufträgen ju Rennwetten. 60.
i XV. WirÄfd)aft.
| .Verf(b,reiben" oon SRobilirn im ©rgenfa^ sur Vürgfdjaft*-
oerpftiebtung. oft. Mad) § 766 V. 18. V. müffen aOe
wcfcntlid}rii Elemente be« Vürgfd)af («»ertrage« fdjrifttidj
brurtunbet feiu. 183. 3n«befonbere mufe ber Gläubiger
nnb bie ju orrbürgenbe gorberuiig bejeidjnet fein. 183.
E« genügt baljrr nidjt Etllärung be« Vürgfdjaft«wiDcn«
für einen Tritten bi« ju eiuer Summe- 183. Eiufeitiger
61)QroKtr ber Vürgfdjaft ift regelmäßig anjune^men. 36.
Tie Verpflid)tuiigen be« Gläubiger« fönnen jwar Gegen-
letftutig, aber aud) nur Webenleiftung fein. 85. EinflitB
be« oom Gläubiger oerfdjulbrten Su«faO« einer ^npolhef
beim Sroaugeucrfaufc auf bie Verpflid)tuug be« für foId)en
| 9lu«faH b.aftenbcn ©ürgen. 85. 3ft ber Gläubiger bem
Vürger jur Sorgfalt bei Eintreibung ber JJorbcrung oom
.Ciauptjd)ulbner oerpflidjtet, b,at er j. V. ilmt aiiAujeigen,
ba6 erjum Verlauf eine« befteOten $fanbe« fdjrette? 185.
StegrrB unter Sritbürgen. 128. ffann ber ben Gläubiger
befriebigenbe »ürge al« 9ied)t«nad)folger be« Gläubiger«
nngefebni werben? 128.
| XVI. frioater Verfid|ening«»ertrag. oergl. Ocffentltdje«
; 9Jecht XIV. Verfäumung ber grift iur 8Iogeerb,ebung in
| einem Verfidjerung«oertrage infolge Geifte«fronrb,eit be«
Verftdjerten. 0. Kommt e« barauf an, ob ber Vrrftdjerte
obne fein Vendmlben an ber Snncbaltung ber grift oer>
binbert war? 0. WuSfteuer- unb fRilitär-Verfid)eruugen,
bie ein Vater für feine ftinber nimmt, über bereu Ver-
wenbung er aber nad) beu Vebingungen felbft ju beftimmen
b.at, geböreii juiu Vermögen be« Vater«. H5.
Digitized by Google
319
XVI! BJrrtpapiere.
Sonberrigentnm eine« Itinbe« an einem im Gewahrt«"«
unb in ber S)t«pofitiou be* Bater« gebliebenen Banfbud)e,
auf ba« unftreitig bem ftiube oon Tritten jugemonbte
CHelber belegt fiub. H6.
XVIII. Unerlaubte 4>nubluntirn .
») Boftfott.
Bonfott einer BJirtfdjaft, »eil beren 3nbaber bie Sorbe- >
rangen ber bildet barin befcb&ftigtrn Dlufifer ja erfüOen ,
Rd) weigert. 16. 3fi bie 5Rentlid>e Aufforbernng an {
anbere SHufifer, in biefem «otal nicht ju arbeiten er- j
laubt? 16. Serftöfjt e* gegen bie guten Sitten, bafj j
öffentlich vor bem Befuche be* Volaü wegen biejer Sohn- |
bifferenjien gewarnt wirb unb enffpredienbe Settel por ber
»irtfajaft an bie Baffanten Detteilt werben? 16. Oft [
ber Gewerbebetrieb ein nad) § 823 B. G. B. gefdjübie« '
«eajttgut? 16. fBirb bie CBiberrrd)tItd)teit be« (Eingriff«
in ben Gewerbebetrieb eine« anbern baburd) beieitigt,
bafj ben Arbeitern in § 162 Gewerbe-Orbnung ba« 8ced)t
ber Koalition gegeben ift? 16. 3fi e« ben {Birten erlaubt
öffentlich oon bem Befud) fold>er SBirtfchaften abzuhalten,
bie ba« Bier oon Brauereien auJfcbätiten, bie ben Bier. I
prei* frtjöijt ^a&en? 28.
b) Äu*fprrru«g.
SBann oerftö&t bie Auifperniug eine« Arbeiter« gegen bie |
guten Sitten? 76. $er einzelne Arbeitgeber lann will'
fflrlid) einen Arbeitfuchenben jurüerweifen, ber Berbanb
aber, bem allein alle Arbeitgeber einer Brauche ba« Utecht '
Arbeiter anjufteüen übertragen haben, hat bie fittlid>e $flid)t
forgfSItiger Brüfung ber ©rüitbe für eine 3»rfl(fwetfung,
weil baburd) ber Arbettfudjenbe brotlo« ju werben Gefahr |
Iduft. 76.
c) $«ftu«fl bei UnfiBen.
Sd>abeuerf a|f orberung für ben Job eine« ©tau ne«, ber bei Stodjt i
auf ba« St« be« Stabtgraben« fiürjt, weil tein orbuuag*' I
mäfjige« Gelänber an biefer Stelle bie öffentlichen Anlagen
begrenjt. 186. 3nwieweit haftet bejüglid) ber Onftanb-
Ballung oon Gelflnbern bie Stabtgeiitrinbe für Berffh'n
Iberer Beamten aud) ou&eroertraglid)? 136. Bflid)t be«
Staate«, bei (Blattei« bie Umgebung eine« öffentlid)en
Brunnen« burd) Streuen abjttftumplen. ISO. Genügt er
feiner BfUd)t ouri,i Uebertragung biefer Arbeit an einen
geeigneten Unternehmer, ber am Sonntage nur einmal ju
ftrenen oerpfUdjtet wirb? 130. ©er bei Glatlri* auf
bem Xrottoir bor feiuer SRietfwohnung, bie er foeben
Perlaffen hot, fällt, hat gegen ben $au*eigenrünter wegen
Srrabfäumung ber Streupflicht (einerlei Anfprud). au«
bem Btietoertrage, fonbern nur auf Grunb etwaiger uner>
laubter $anb(nng. 86. Haftung be« $au*befifcer« (Ber'
mieter«), feine« Berwalter» unb ebentueO be« Wieter« für
ben Sturj eine« Mieter« ober dritten auf ber treppe be«
$aufe*. 186. 3fi ber ^au«eigner berpflidjtet, ben oberften
Zreppenabfab, ju beleuchten, ber ju Skrlftetlen unb
l li V - , , _ "1 » ■ £A f— A mm C. I mtmt mm mm KahA M ■ m mm m% mT*. . , , D - , ■ ~. 1 X«H
Jöobeiitaunien piijrt, oojoion oon uur oir ^aiiemaocncu
unb bie in ben BJertftefleu Befd)äfrigten oerfehren? 186.
ii\at ift unter einem allgemeinen Bertehr auf ber $au«>
treppe ju oerfteben? 18C. 3ft ber Jtäufer eine« Gninb-
ftfld« fchon Cor ber Uebergabe beffelben jur ireppfnbe-
leudjtung be«ha(b »erpflithtet, weil er ba« Med)! tat, bie
«tagen uoef) uub uad) umbauen ju laffen? 186. diu-
flehen be« Säufer« al« Bauherrn fär bie etwaigen Berirdcn
ber Bauhanbwerler nad) B- G. B. § 881. 186. »er
pflid)tuirg be« (Eigner« unb feine« Berwalter«, ndjafehr
abgetötete treppeuftufen ju erneuern. 180. Haftung be«
JÖaudetgetitiimer* für gefät)rlid)e Sugänge. 124. 3nlammen-
ftofj oon Xrofajfe unb Automobil infolge Unadjtfamteit
be« ßutffber« br« (enteren. 19] .
d) {taftiing ber Straffen» unb (Stfenbalra.
ftann ein beim Betriebe einer «ifenbah« ftd) errignenber
Unfall auch auf ba« alleinige Berfd)ulbea be« Verlebten
gunidgeführt, ober mufs ftet« ber Bahnbetrieb al« mit-
witlrtibe Urffld»e angefehen werben? 172. Haftung ber
StraHeubah« für einen Unfall, ber baburd) enlftanben ift,
bafj bie red)te Borberprrrontür be« Anhdngewagen« ab-
gefdjafft würbe, ber biefeu Berron oom inneren SS3agrn
her betretenbe fjahrgaft biefe Aenbentng aber nod) ntd)t
fanute. 26.
o) Haftung für Serfdjitlben Anbertr f. u. c.
f) Tierfthaben.
Begriff be« tierholter« im 8 888 B. G. B. 94. Unfall
infolge Au«bred)en« eine« Bferbe« gelegentlich eilte« SBett-
renuen«, neun ba« Bfetb oou etilem 9icitbahi'btP(er an
ben Sieunllub jur SJeiiußinig burd) ben Starter per-
mietet ift. 04. Anrennen eine« fiiUftehenben Sagen«
al« Urfad)e be« durchgehen« be« baran angefpannten
Bferbe«, weld)e« bann einem anbern Gefährt Sajabeit zu-
fügt, ba« bemfelben (Eigner gehört wie ba« juerft ben
ftiUftehenben SJagen anrennenbe JJuhrwerf. 6. Äonn
fo!d)e« Anrennen al« außergewöhnliche« dreigni« augefehrn
werben, ba« auf ba« fttQftehenbe Bf erb einen gnang
au«Abt? 6. Sd)mer)en«gelb beim Zierfchaben. 169.
g) Sd)mer)rn«gelb. 166. 169. 186 II.
XLX. flnliaitfl: Urheberrecht.
Sann finb Äurttobeaen urheberrechtlich gefügte Schrift-
werfe? 87.
Sadjenredjl.
I. AOgmeine »orfn)riften über »ed)te an GraabfrlttCK.
•) 9titf)tigleit be« *u «ruube liegenben Siaufalgef «hafte«.
3ft bie Eintragung im Gruubbud) glcid)fa0« nichtig? 106.
b) GiitwiOignHg be« burd) bie «fintrafung Betroffenen.
TOuffen bei ber Umwanblung einer SRente be« früheren
hamburgifchen Bed)t« in eine Qqpothef (ober Grunbfchulb
ober Sente) be« neuen Siecht« bie nad)fo!genbeu ^itjpo-
thetarier etnwitligen? 107.
c) «irfung ber Üoahir«er4ffnnng auf oorher bewiDigte
(Eintragungen. 178.
d) Eine „Berfignng" ber Saabr»jnfttjtiertsallnng in
Grumbbnd)ftd)eR liegt aud) bann por, wentt einem (Er-
1'uchen berfelbeit Pom CberamUridjter unb ben Grunb«
Digitized by Google
320
bnchricbtera entfprochen »irt. 79. »efchaftionweifung,
ba& für jebe ®runbafte gefonberte «Intrige «u forbern
flnb. 79.
c) Sllte« hamburgifchcS ÜHerbt.
(Eintragung ali 3"terimimirt im Hamburger Sanbgebiet.
120. ftonftitulioe fBirfung bf r (Eintragung in bamburgifdje
©runbbücber Bot 1900, fo baf) bai fcigeutum baburd)
begrünbet würbe. 120.
f) 3maobilie«ab|abe, f. Oeffentlidjei Stecht VIc.
n. (Eigentum an ÖrunbftMeB.
b) Ommiffianen.
»lagen bet (Eigentümer an l>er fRorberftrafje gegen ben
^wmburgrt Staat unb bie (Jijcitbaljii luegen Beeinträchtigung
ihrer äJruubftücTe burcb beu Bahn bau unb Sifcubabsibetrieb.
66. 3ft »ou einer nat) benachbarten Bahn- unb (Eifenbahn-
brüden-«nloge mit Sicherheit in erwarten, bog ihr Beftanb
ober itjre Bennbung anf bai (Brunbftüd bei Kläger* eine
„unjuläfftge" (Etnmirtung jur {folge tjal? 66. Gknügt
bagu bie negative (Einmirtung burd) (Entstehung früher
borhanben gerorfenen üicbti, ober rau{j pofiti» etwa«
finnlicb »ahrnebmbarei Aber bie (Brenje geführt fein? 66.
SBann ift bie Smmiffion ton Stauch, ©eraufch ic. eine
{folge ber gewöhnlichen Bemihung unb mann überfcbrettet
fie bcts 'iftafs t»e* Cr! täglichen? 66. Kommt ei bei
btefer Beurteilung nur auf bie Sage bei einzelnen be-
troffenen örunbflfld« ober überhaupt auf bie 6rt(io>en
SJrrtjättntfSe ber gangen ©labt an ? 66. tRadjteile infolge
bei rafd) aufeinanber folgenbeu »kdjieli oon Sicht unb
Schatten beim Sunlbetfaf)ren bou (Eifenbntjii^ügrtt. 65.
b) Uebertan.
B ». B. §§«12 unb 916 finb anioenbbar, wenn bie (Eigen-
luuilgrenje überjcbritten ift, nicht menn ber Bauenbe bie
ibm gefegte Baulinie jwar »erlebt bat, aber anf eigenem
«runbe geblieben ift. 168. 3ft § 912 nur anjumenben,
menn »erfebentlicb ober auch, menn vorfäblicb über bie
«renje gebaut morben ift? 146 lleberfebreitrt ^emanb
bie örenje oorfdblicb, ber irrtümlich bie Genehmigung
be« SRochbarn annimmt? 146. IBann ift eine bie fta*
tuenbung bei § 912 auifcbUefjenbe Sabrläjfigfeit an*
juruljmen? 146. Stenn außer ber lteberbaurente auf
Qkunb eiuei Berfrhnlbeni bei Ueberbauenben noch
©ehabenierfab: geforbert werben? 146.
«0 3»tcrini»n)irt(d|aft im Hamburger «anagebiet. 120.
3f» ber 3uterimimirt mangtli flarer »erträglicher Be-
ftimmungen bii jur Äüdgabe an brn Huerben ali Qigrm
tüuier ber jpolftrOe aujufeben? 120. Bebeutung einer
(Eintragung bei 3nXrimimirti ali (Eigentümer in bai
«nmbbucb. 120. ©irb burcb ben tfuiab; .ali 3nterimi-
roirt" nur bai materielle Stecbtioerhältuii angebeutet, ober
beeinträchtigt biefrr 8"fo& bie formelle Bebeutuug ber
Siiitragung ? 120.
III. (Eigentum an beweglidieu Salben.
Sonbercigrntum einei Itinbri au einem im (Betuabrfani
unb in ber SJiipofttion bei Bateri gebliebenen Banfbuebe,
auf bai unftreirig bem Kinbe oon »ritten jugeroanbte
♦»elber belegt finb. 146.
IV. Btiteigentuiu.
, 3nrer»entionif(oge bei Miteigentümer«. 42. 9Ru| er fieb
gefallen laffen, baf) ber (Gläubiger eiuei anbern IRU«
eigentflmeri bie gauje Sache pfänbet unb jum flwong*-
»erlauf bringt? 42.
\ Wrunbbi tnftbnrfettcii, Dergl Cenentltctif'? Sirrbt X.
$ie Bflirbt febonenber .ftuiübnng" einer (Sruubbieiiftbarfrir,
welche bem Berechtigten obliegt, fann nidjt bnjn führen,
ben oertragimäfiigrn „3nb,alt" ber T'ienfi barfeit ju bt-
f(hrän(en. 111. {fenftergererbtigffit. 142. €djon nadj
Hamburger Statut II 20, 8 unb Baubot^eigefeb oon IW>
ift ei obne befoubere Grlaubiti^ bei 9)ad)bam nidjt
geftattet, in einer bart auf ber Örenje fiebenben SBanb
Renfler anzubringen. 142 3ft in bem ein 9)l<uid)cn-
alter binburd) befleb,riibeu ÜKegeniuaffcrabflufi burd) eine
auf ben Madjbargrunb geleiteten 9iöbre bie (Sifibuug
| einer üenftbarteit ju finbeit? 142.
VI. «bbsrbef. »ente.
a) ^bb«tber fiT bie Knftige 9Jad)femmeHfd|aft einer
Berfn. 27. 93.
b) «Hgentftmerba»otbef. 149.
ej ^toang^Doiinrcaung in ziiietforoerungeii.
Cine Berfügung über SRiete ift, fomeit pe fid) auf fpätere
3ett ali bai laufeube unb bai folgenbe Quartal bezieht,
ben $Ubotbetarirru gegenüber uumirtiam (B. QJ. B. § 1 124
Hbf. 2). 110. Jod) mufi bie Botlftreduug auf (8ruub
bei binglid)en Äedjt* bei fyjuotbefarieri erfolgt feiu,
wtnu aud) nid)t nur eine BoUftredung tu bai (Brunbflüd
j gemeint ift. 110. 3u bie BJietlorberung erfolgt bie
ämangiootlftredung nadj ben Borfdjrifttn über Boß<
ftredung in bemeglidten Sadjett. 110. ©irrit Jtmifcbeu
jrnet ttnpotfcetarirrn, oou beuen ber eine fid) bie BJiet-
forberungen cebieren, ber anbete aber fie pfdnben Idfjt.
110. (£i fommt nidjt auf ben Song ber fctjpotbefen,
[onberu auf bie Bciorität ber Abtretung an. HO.
: d) Soften ber (finfid)tnab»eb«»«ninb6ud)rf oor«nftenung
ber bingtid)rn Klage aui einer «bpotbet. 8».
! c) 'Unit bei alten bambitrfliirfjcn iHcdjtfl.
Sine nidit in'i (Srunbbud) eingetragene, ben 9ientengläubiger
befd)r9nfenbe Bereinbarnng ift uumirtiam. 101. 3P bie
ßinrebe, bei Steiitenglüubtger (hier ber Stabtmagiftrat)
habe bie ^erfteflutig einer Stra&enanlage uutei laffen, für
welche jene Steute bie (Begenleiftuug habe bilben foDen,
ali «inreb« ber „nidjt brjahlten Baluta" aufjufoffen? 101.
(Ei hanbelt fid) babei nur um «eltcnbmadraug eiuei
i 3urüctbehattungired)ti auf «runb B. ». B. § 278, melcbei
aber gegenüber bem abftraften 9)ed}t bei fHentenglclnbigeri,
mit bem ei nicht anf bemfelben rechtlichen BerhdttnÜ
beruht, unmirtfam ift. 101. llmwanblnng eiuer 9tente
bei früheren hamburgifchen Stecht» in eine ^hf otbel (ober
®runbfd|ttlb ober Wente) bei neuen 9ied)ti auf Antrag
bei (Brunbeigentümeri. io7. SRüffen bie nach folgenbe a
i»hPt>thfforier einmifligen? 107.
4panoteitari)a{C ^sroerungen in cremen.
9cach «it. 189 bei «inf.-«ei }um B. O. B. richtet (ich in
Digitized by Googl
83remen bi« giim 3eilpunft ber 8lnlegung be* aranbbud)« <
btt fBeitrrberpfänbung einer b.anbffflarif^tn gorberung
»öd) § 119 bcr (E. unb $. O. 48. Sarau« folgt aber :
nicbt. ba& bit «rrforberniffe be« 89. ®. S. für eine gültige ,
3orbrrung«oerpfdnbung (j. 83- 9lnjeige gcniäfj 9. <B. 8. 1
§ 1280) unbeachtet bleiben bürften. 43.
VII. ä»Mg8fterfteigenuifl.
3(1 unter „flnorbnnug einet 3wang«oerfteigeiuug* (im 6inue
Don 8w..83erft..(»ef. § 96) nur ber eigentlid>e 83erfteige'
rung«brid)ln6 ju oetfieben, ober aud) ber 83efd)lufj, bie
Serfteigerung mehrerer Vrunbflüdc wegen ftorberungen
beileiben «laubiger« ju »erbinbenT 119. »er Ijot im
;5niuiig?Det|tttgcruttg4ufrfal)rcn fin ©runbjtüi erlauben,
berjenige, melier ba* b,öd)fte Oebal getan hat, ober ber- j
jenige, welchem e« nachher jugefehlagen morben ift? 88.
*is »um 8nfd)lage tonn ber $öd)|ibietenbe fein 9ted)t
einem «nbern abtreten. 88. 3f» für biefen Vorgang
bie Smraobilienabgabe ju bejahen? 88. tBeber «in-
femmenfteuer noch bie nad) bem $auiinfa[Ioerfid)erung>*
gefei. ju jahlmbrtt Prämien finb in Hamburg im Swangl- i
oerfteigerung«oerfahrrn über ©rnnbftüde beborrecqtigt. 89.
Slnber« ift e* mit brn ^euertaflrn-. Siel-, tBege> unb
$eidjabgaben , welchen au«brüdlidj Dinglicher ttr)arofter
beigelegt ift. 89. fBrnn ber Staat bie «ptierung«toften
bei einem oor gerrigfrellung ber Strafte erfolgten ftroong«-
Derfaufe angumelben unterlägt, fo geht bamit fein ftitfprud)
gegen ben nadjtjtr tai &rontred)t in 8lnfprud) nehmenbrn
Ifigrnrümer nid)t oerloren. 192.
VIII. f faubredjt an ocwrglidje* Sachen.
©ebeurung bei «u«brnd* „orrfebrriben" im Sinne von
Bierpfanbung oon SRobilieit im «egenfafc jur Uebernabme j
einer perfönlid)en Serpfiidjlung, bie 3mang«oolIftrrrfung J
in biefe Sachen bulben ju woQru unb &ur (Eingehung einer
eürglAaftiofröflidjtung. so. fcaftet ber Serpfauber beu
öffentlichen Sfanbleihhuulmt in Hamburg für ba« gemährte
Sarlehn perfönlid) ober fann ber Sifanblciher fid) nur an
ba« Unterpfanb fallen? 25. Rann er wegen anberer
Sortierungen an benfelben «erpfdnber ben Ueberfdjuf} au«
bem «rlöfe eine« $fanbc# einbeulten ober mufi er ihn
ber $o(i»ei au«ltefern? 26.
gamt!icnrcd)t.
L Herloini*.
3ft für ein gebrochene« »erlöbni« gnifdjäbigung «u leiften, j
wenn bie SSerlobte fid) ihrem »räutigam gefdjted)tlid) b>' i
gegebcu ^at unb jwar fowobj nach, al« aud) fdwn oor ber J
Serlobnng? 161. 3ft ein Stäbchen noch unbrfdjolten, ;
nenn fie burch ben Cerloblen fclbft oor bem «erlöbni«
entjungfert morben mar? 161. 3ft bie 83eftimmung be«
§ 198 S9. «. 83. über 3riftablauf am Zage nadj einem
Sonn- uub Feiertage aud) auf 83erjährung<frifiru mir bie !
j»eiidb.rige Sierjährung be* «Infprudj* au« 85. ®. 83.
§ 1800 anweisbar? 161.
II 9tid)ttf!eit ber (fb*.
9Jicf)tigfeit einer ibe »egen 83igamie. ST. fBieberf)o(ung
ber nidftigen «b.e nadj »efeitigung be« flstytnnberntfie«
321
wirft nur für bie 8ufnnft. 67. »ann man oon .Huf-
löfutig* ber nichtigen (Elp fpredpn, wenn butd) biefe
SBieberhdung ber fRidjtigfeit ein (Enbe bereitet wirb? 67.
»ann aud» in folgern gaDe — ebenfo wie bei ttufttfang
burdj lob ober Sd^ibung — nad) C $. 0. § 628 bie
(Eb,enta)tigteit«(lage ber <5taaüanwaltfd)aft uidjt me^r
erhoben werben? 67. Ober tann noch auf tMtfteUung
getlagt werben, bog bie <&)t bi« «ur SBiebe rholung nichtig
flctuefen fei? 67.
III. «nfechtung ber &kt.
8Infed)tung ber Ct>c nadi gemeinem proteftantifeben «heredjt
wegen eine« bem Wanne unbelaunt gebliebenen fittlidjnt
9Natel« ber JJrau, gefunben barin, bofj fie wahrenb ihrer
früheren Cr>e oufjrrehelidjen ©tiaVfdjtv'umoang geflogen
hat. 91. Mud) nad) homburgifihem Siecht mar bit« ein
«nftajiungegmno. vi.
IV. Unterhaltffppidjt ber Ehegatte«.
SBann ift ber nad) 83. ©. 83 §§ 1860, 1361 oom «bemanne
j)u geioahmibe Unterhalt ftatt In natura in einer ®clb-
reute «u beanfpruchrn ? 168. Srfctrre« ift ftet* ber Sali,
weutt bie grau XBieberaufuahme beanfprud)t unb bcr Wann
biefe oerweigert. 168. fläfjt fid) biefer Änfprud) auf eine
®(haben«erfabpflid)t be* tSeflagten ftflben? 168.
v kraeiiajc« mnterreat.
a) öiterfttnb bcr Verwaltung nnb Wn^niefping be*
Wanne».
$at aud) beim gefehlidjen Vfiterflanbe ber drjfniann ferner
&rau für $ro£cffe gegen ihn felbft einen ftoftenoorfdjub
ju leiften? 168. Steht ber Hufertegung eine« folgen
©orfdjuffe« ber Umftanb entgegen, bog ber et)ffrou bereit«
ba« 9(rmrnrrd)t bewilligt ift? 168. Slufedjtuiig eine«
Cngogementtoertrage«, ber ben duflriff ber «laubiger be«
Engagierten baburdj hinbern foH, baft beffeu (Ehefrau Sor-
teile jugewanbt werben. 140. 3ft ber fBille ber enga-
gierten 3'tma, ber Shefrau ein 8joroehalt«gut |ujuweuben,
aniunehmen? 140. Unpfanbbarfett oon Srüdjten ber
ehemännlid)en «ubnitfjung, weun biefelben jum Unterhalt
ber Familie erforberltdj ftub (tt. $. 0. § 661). 140.
Unterfd)teb jwifcheit 8jorbehatt*gut unb ^eirat*gut 31.
«ehtere« foQ bauernb ben Sweden bcr «he bienen. 31.
3f» bie Umwanbluug eingebrachten «Ute« in Uorbehalt*
gut ober umgelehrt ber «Idubtgeranfcchrungenlaogen? 31.
b; SertragiSmä^ige (Sfltertrennnng.
SBirfung ber «ütertrennung*oertrage in Hamburg gegenüber
dritten. 100. ^amburflijdjeS Ü)üterfiaiitM*gtie|J Oon 1899
§ 8 unb § 6. 160. 3ft ber im § 6 ju «unften ber
fogenanntrn Sorgläubigrr gemachte Vorbehalt für bor 1900
abgefd)loffene «ütertrennungtoertrige aud) für bie im § »
bfbaiibelten nad) 1900 abgefdjloffeneu Serträge mafj-
gebeub? 160. ^aftet bie dhefrau, welche nad) 1900
Gütertrennung oereinbart, einem QUAubiger, beffeu Sor-
berung uad) 1900 entftanben ift, nur mit ben ihr jugeleilleii
83ermögen«ftflden ober aud) mit Demjenigen, wo« fie nad)
ber (Bflterrrennung erworben hat unb wo« ohne biefe
gamtgut«beftanbteil geworben wäre? 160. 3nldf{ig ift eine
Digitized by Google
322
Klage gegen bie (Efjefrau auf Stalbung ber Broangloofl-
ftrerfung in ba« jur 3eit ber »ütertrennung oorbanbene
©aralgut, fotueit e* bei ber ®üteran«einanberftbung ib>
^geteilt ift. 160.
e) Allgemeine ©ütergemeUfdjaft.
Sann ber Seemann, ber aui bem Samtgut Sdjutben ber
grau bejaht biefe. au« beren «orbebalUgut erflattet
»erlangen, wenn fie int Sd)eibung*Broje& für beit fd)ulbigen
Zeil erflflrt wirb? 16. 3ft ti Sad»e ber Hlagebegrün-
bnng, ba« Borb^iubenfein au*retdjettben 83orbeba(t«gute«
barjutun ober mu& bie Srflagte gegen bte BroangSOotl'
fhreefung ba« ffldjroorljanbenfew eine« folgen einwenben?
16. »eine Haftung be« 8orbeljalt«gute«i ber grran für
©djulben if>re* «bemanne*. 118. SHdjt «De«, wa« bie
grau tyrerfeit* burdj »auf erwirbt, wirb «orbeljalttgut. 1 1 8.
Soden bil *ur «n«einanberfebung ber «ütergemeinfd)aft
SamtguttgegenftSnbe für Sdjulben be* Wanne« haften,
fo mu§ aud) bie {jrrou jur Zulbung ber ßtnaiigtoollflrrifung
iu ba« Samtgut üerurteilt fein. 118. 3ft bie befdjräufte
Haftung ber (Ehefrau na* ». 9. ». § 1480 eine maierteile
(Einrebe gegenüber ber Klage, ober ift fie nur alt (Einrebe
gegen bie yroangSooCftrecfutig ftotüjaft? 33. lötbeut ung
ber «rieseln fefcung ber (Ehefrau feiten« be» mit ir>r in
®ütcvgfnicüt(rf}Qft lebrnbett 5f;emanne«, wenn berfelbe fein
ScrbeftalWjut befifci. 6?. «oftenooTft&u&oflidjt be« «6e<
manne«. 70.
d) gortgefe^te (9utergemetMfd)«ft.
Zer Stwerb ber übertebenben SSttwe fällt ofyte »eiterr«
(olme bofj e« eine« Uebertragung«afte« bebfirfte) in ba«
©amtgut. 1. (Entjieljt ba« famburgifflje Oüterftanb^
gefefc bom 14. 3uli 169« bem Sater, ber mit feinen
Jttnbern in f ortgefe&Ur Oütergemeinfdjaft lebt, bie «efugni«,
Aber ba« gefamte Sermogen lefetmiHig ju »erfügen? 98.
(Er tann bieJ wo$l, infoweit Itinber au« einer früheren
Qtyt vom SRütterlidjru abgeteilt finb, nidjt aber foweit |
fflr bie ftinbrr ber legten 6l>r (einfdjiiefilidj ber eingetinb* '
fc&afteteu au« einer früheren) (Erbredjte am mütterlid>eu •
9lad)(afj befielen. 98. ZefJamenrarifdje ©efdjränfung
„ungefcorfamer* »inber ouf ben Sflidjtteit. für ben Satt
fte ba* Zeflament anlegten. 98. Ziefe SBefdjränfung wirb
bejöglld) be« »&terlid)en 9lad)Iafie« wirffam, wenn im
Zeftament über ben ganzen Kadjlafj eerfägt ift unb bie
»inber i$r 3ntefloterbred)t am Wütterlidien geltenb
machen* 08.
e) 9abrm*grmetnfdjaft.
Sdjulbentyiftung ber (Regatten, bie in Sabrni*gemehn'd)aft
leben unb banu einen «flterrrennung«uertrog fliegen. 139.
Söei ftal)rni«gemetnfd)aft genügt ein Sitel gegen ben Sä-
mann |ur 3roang«ooOftre(!ung in ba« Samtgut (ö. $. 0.
§ 740) 139. 9?ad> «b|d>lu& M ®ü»ertrennung*oertragefl
unb vor Seeubigung ber Vu«etuanberfe(ung ift foldje
3roaiig*Dotlftrfdung in ba« Samtgut nur ftattipaft, wenn
bie (Ehefrau jur Zulbung ber Sodftrrcfuug tierurteilt ift 139.
Sie« gilt erft redjt, wenn aud) bie flu«einaiibrrfe&uiig
f>e(crjofft ift. 189.
0 ©fttem(b,t*regifier.
(Eintragungen iu1« «ütrrred)t*regifter müffen »ieberljolt
werben, wenn ber Wann feinen «Boljnfifc oerlegt, S3. (». S).
§ 1669. 118. 3Beld)e* @flterrrd)t gilt nun gegenüber
(Gläubigern, bie Ujre Sortierung nad) Verlegung be« ©ob.ii-
fite* aber öor ber (Eintragung in'« Wegtfter biefe* neuen
Oejtrf« erwarben : ba« gefeftlid)e (Büterredjt be« 93. ö- 9.
(»gl. Ärt. 6j beö preufitfa^en Dtii^fü^rur.gi-iitefe^e«) ober
ba« »or Verlegung be« SBobnftje« am früheren SBobnorte
gettenbe gefetlidte «äterredit, olfo in Hamburg bie allge-
meine «ütergemeinfdjaft? 118. SBenn ledere nianget«
(Eintragung eine« abroeiefcenben 0üterftaube4 gilt, muß
bann bei ©irtjamwerben be« folgen ©üterftanb regelnben
«ertrage« bur^ nad>tröglialK (Eintragung eine neue 9Ju«.
einanberfejung ber «begatten erfolgen? 118.
VI. (fbefdjeibuug.
SBann ift in ber «onjiebmig be« »eifätaf« bie «erjet^ung
eine« eb,efa)eibung«grunbe« ju erbliden? 106. 3ft bie
3nanfprud)nafmie eine« Setelritil jur (Ermittelung ber
Bewetfe fflr einen oom anbern (Ebegatten begangenen 9t)t-
bxud) fittenmibrig ? 186. Regelung be« «erfebr* mit
einem (leinen fiinbe wäbrcnb be« (Eb.ef4eibung*pro)effe*
ber (Eltern. 121. rlucb ber fa^ulbtge Zeil bot 9ie4t
barauf, fein »inb oon 3<<* 4" ö''* Au ftö'n, e« fei benu,
ba% babunb ba« t»or>[ be« »mbe« gefib^tbet würbe. 121.
dagegen retd)t bie Befflrtbtung neuer Srreirigteiten unter
ben (Batten nidjt an«, bie« &tä)t unbeao)tet ju laffen. 121.
?fürforge für eine Zoster unter fedwi Sohren wib^reub ber
(Eb,efa>eibung«riage ber (Eltern. 3. ^at bie Wutter nad|
§ 1646 e. ®. S. ein 9ied|t auf bie Softer, fo lange bie
S^ulbfrage rticfjt entfliehen ift, ober tann ba« ®eri<bt
aua^ bei (Erlaf) einftweiliger Verfügungen bie SBaljrfcbein«
tia^reit, bafe bte SRutter fajnlblg fei, berfldfitb.tiflt« ? «•
VII. 9iea>t ber e^eliaieu Ainber.
*) Slnfedirnng ber (fbtlid)ftit.
Sie ftrift für «nfedjtuug ber (£f>eürf)Feit eine« Sinbe« ISuft
oon bem Zage an, wo ber (Ehemann bie (Deburt be« Äinbe«
erfährt, nidjt etwa wo i$tn ber 9Jnftd)tung«grunb befannt
wirb. 188. 3n ber «nmelbung beim Stanbe«amte liegt
nod) teiue .rlnerfeunung" ber Sb.eltdjleit eine« ftinbe«. 188.
Sie rlnfed)tung einer foldjen tlnerfennung ift aud) nur
innerhalb ber Sfrift be« § 1694 SB. «. 9. mögltd). 188.
beginnt bic rVtif für Wnffcfjtung bfr Sb,flirtjffit and) bann
}u taufen, wenn ber SBater jwar erführt, bag feine grrau
ein ftinb geboren %abt, er aber brgrunbrtr 3^eifel an ber
9üd)tigfeit biefer 92ad)rid)t begen tonn? 109. Sebeulung
ber IBegriffe „erfahren" uub .»enutnU erlangen*. 109.
b) ttutcrt>alt£>fifltrt>t be« Sater«.
3ft ein «ater in befferen 93erm6gen«oer^ältutffen oeruflidjtet
feinem Sob^ne bie 9Rittel «um einjäb.rtg.freiwinigen Zienft
nn gewahren? 68. Sann ber »Jäter traft feine* (Erjieljung*-
redjtä bem So!)ii bie 5ortft|>ung be« t^m bi«b,er gewahrten
9Jilbung«gange« oerweigeni? 68. SBann bat ein JHnb
iufolge fdjwerer 8erle»ung feiner ktnbe«bfltd)ten nur ben
notbürftigen Unterhalt bom Caler ju beanfprudjen ? 68.
Digitized by Google
323
c) ftirfargc fit bie «»»ber tnSljrcttb U« &W*>ti*\w*-
pro^effe^ ber (?ltem. ©. u. V.
d) rluÖftCUCr.
Unter Der S9. ©. S9. § 1«20 georbneten «u9fteuet ftnb in j
erfter Sinie $au«baltung*gegenftä'nbe tu nerfirben. 126. '
G* enthält aber feine un»uläffigt Rloganberung, wenn 1
eoeiituefl auf Gablung angemeffenen delbfumme gweel* ;
Slnfcijafiung einer ftuäfleuer gelingt wirb. 125.
(£rbrcd)t.
I «Dlehrhtlt »** Crrlett.
Xa* Corfauf»red)t ber TOilerbro (». ©. B. § 3034 Hbf. ))
frbt einen gültigen Verlauf be* «ntell» be* onbern Sttt-
erben twrau*. 41. Änf eine fid) nicht at* Serlauf bar-
fiellenbe nebertragung rhu« (Erbteil* ift bie Vorfdbrift
§ -J034 «bf. 1 nicfjt auwenbbar. 41. Voran«wrmadjrnt«
im ©egenfab jur 31n«einanberfebung gemäß 8. ®. 9. .
§ 2048. 105. 3n meltber Seife ift ber Vergebt auf ein
(Erbteil formet! gflttig ansprechen? 1.
11. Xeftament.
3ft ein „©t. $auti, brn 16. Januar 1000" batitrte* eigen,
bänbige* Xeftament gültig? 14. SS ot behalt formlofer
botographifeber 97acblrägc in einem formgiiltigrn Xeftament I
mar nach Hamburger SRccljt julaffig. M. Xa* folebe
Nachträge julaffenbe Xeftament brauchte niefat in ©amburg
errietet worben-au fein, menn nur bie formlofen Madjtrage
bort gemacht mürben. 64.
I.) Vermiibrai«.
Wach beni 8. ®. 8. fallen Vermäd)rniffe bem Bebauten
nietet ohne Seilere* ju, fonbern gewähren ihm nur ein
ftorbrrung»red)t gegen bie Befchwerten. 106. Xie« ift
aber für ben Verfall ber hamburgifdjeu 3mmobilienabgabe
uicfjr maftgebenb. 105. Vorau*t>ermäcbtni« im ©egenfob
jur ftu*rinanberfebung gemäß § 2048 8. ©. 8. 106.
o) Exheredatio bona uivnte tonnte nadj bamburgifebem
Stecht t>on beu (Eltern unb fogar eon bem überlebenben
Glternleil hintichtlich be» ganjen Samtgute* ber fort«
gefebten ©ütergenteinfebaft auägefprocben werben. 96. 92ur
bie (Errichtung unb Aufhebung eine« oor 1900 gemachten '
Xeftament« richtet ftcb nod» Art. 214 (Sinf. ©ef. jum 8. j
©. 99. nod) allem Stecht, ber 3>ibalt uub bie SBtrtjamfeit |
iolcbrr leftainente ift bagegen nad) 8. ©. 39. ju beurteilen. !
96. Xagegeit fiub bie erbiedjtlidjen SBirlungeu be» Stüter- j
ftanbe» vor 1900 nad» Art 200 aufrcd)t erhalten morben
unb ju biefen ift aitdj ba« Stecht auf (Enterbung iu guter ,
?lbjid)t ju redjnen. 98.
d) TefUment«»ollfrrerfer.
Sa» ift barunter ju »erflehen, baß ber GErbtaffer ba«
Stacblaßgeridjt um (Srnennung eine» Xeftament*»>olIftreder* 1
„erfucht"? 164. Sluß bni ausbrflcllicb ober tann r»
aud) ftiflfdjweigenb gefebchen? 161. Senn in einem
oor 1900 erridjtettn hamburgücbeii Xeftament für ben
Grfnts be« ernannten «onftrerfer» nicht geforgt ift, fo
wollte ber Xeftator nad) bamaligem Wedjt bie «Srnennung
ber 33fl)örbe überloffert unb roenn er biefe Serfügung
nad) 1900 unberänbert liefe, fo faitn bai all ebentuefle*
ftitlldiweigenbe» Crrfudjen an ba* juftflnbifle SWactilafjqtricbt
oufgefafjt werben. 164. (Sinfdjranfung ber Sorgfalt«-
»flid)t eine« Xeftamenttaoaftrerfer* in bem Zeftament
fetbft. 131. 3fl biefelbe Xritten gegenüber gültig? 181.
fttnbet auf ba« Sledttfoer^ültni* eine« bor 1900 ernannten
XeftomenWtioIlftreder« für ^anbtungen befielben nad) 1900
ba« «ed)t be» ». 9- V- (wie ». 8. bei Sormünbern)
ttnwenbung ober nod) ba» früher geltenbe Wedjt? 181.
Ueber bie Unjutaffigtett, Xeftamenttttollftredern im Xefta.
mente bie »efugni» jur autbeurifdjeu ^utemrrtation Bon
Xeftament*beftimmungen beijulegtn. 137. 3ft ber
ttnfprud) gegen ben Xeftament«totIftreder auf ViKfunft
unb Slftfinungslfguufl ein fetbftdnbige* ^ermogfiiärfdit
unb al» foldje» übertragbar? 84. Xer «nfprud) auf
Stedjuuugileguiig ift burd; ben Srbanfprutb bebingt unb
mit biefem al« beffrn 8ubel}ör übertragbor. 34.
III. fftid)tteif.
Sk'l'dsränhing „ungeborfamer" Srrnber auf ben $fltd)ttcil,
fall* fie ba« Xeftament anfed)ten. 08.
IV. Crb»erjid|t.
&orm be* «erjidjt« auf einen (Erbteil, i.
V. (hrbfd)tft«ranf.
(Sin Crbfd)aft«vertauf mufj gerid)tlid) ober notariell beurtuubet
werben. 41. (Eine notarielle Seurtunbunc bie a an
Angabe be» ftaufpreife* fehlen löfet, genügt nidjt. 41.
VI. (frbfo>aft#ftetter, f. OeffentIi<be« Sedjt VIb.
^rojefrcdit.
I. j)nftaabigfeU ber ftaufmana*gerirf)ie.
Hot ba« Saufmann*gerid)t gehören nur Streitigteiten über
<8«baIt*forberungen be* $anblung»gebülfen gegenüber bem
Raufmanu fetbft, nidjt gegenüber bem Jtontur*tKtwa(ler
über fein »ermögen. 179. (Eine t>or (Erlaß be« Qkfebc«
betr. Üaufmann*gerid>te getroffene Vereinbarung Awifrbeu
Srinjipal unb $anblung«gebülfen über ba» für Streitig-
leiten pftanbige ®erid)t ift baburdj binfäOig geworben,
baf} ba« »anfmann#gerid)t au*fd)liefjlid) pftänbig fein
foü. 193.
II. ©eridjtöftanb.
Xer ®erid)t*ftanb be* Vermögen* wirb aud) burd) nidjt
pfanbbare Vermögen*gegcnftänbe begrünbet 82. 176.
Xicfer @erid)t«ftanb ift nicht nur <lu»läubem, fonbern
auch foldjen $erfonen gegenüber anjuweuben, welche nur
in brn Xeutfchen €d>u(gebieten ihren SBobnjtfc hoben. 176.
(Ein perfönticherflnfprud) gegen ben Inhaber eine* ^opothet.
poften«, au* materiellen örünben biefen bem (Eigentümer
be» ©rimbftücfa }ujufd)reiben , ift aud) am binglicben
^cridjtlftanbe geltenb ju machen. 177.
III. Ablehnung eine« JHid)terö.
»onnnt e* bei ber Beurteilung ber Veforgui» einer Be-
fangenheit auf bie fiibjeftiüe Anffaffung be* «blehnrnben
Digitized by Google
324
ob» auf bie objeftioe bei übet ba« QJffudj eutiebribeuben
«kridjtJ m? 63. ftlteneinficht bor Barteien aud) be-
güglid) btc bienßlieben «eufjerung be« 9cid)ter« gemäfj
§ 44 «bf. 8 ff. % C. Ol.
IV. Streitgenoffenfcbaft.
35er obßegenbe Streitgenoffe, bet mit anbeut benfelbcn
tlnroalt h«t, tonn bie gattjen 9lnroatt«foftrc oom Gegner
nur bann erfefct oerlangen, nenn er glaubhaft macht, bafj
er fie befahlt tjat unb oou ben Strcitgenoffeu utct>t mieber-
erlatiflcn fann. 160.
V. Kebcniatrrornriou.
formale ffrforbeniiffe ber 9trbeninteroenrion. 64. Da*
3ntereffe bei Bettretenben mu| angegeben werten. 64.
©enügt fcfjon bie Xctfatbe einer Stretroerfünbung, um
tai Stnlerefle bc« als ^ebeninteroenient bem Stccbrtrtreit
beitretenben etrettoerfönbeten bnrjutun, ober mu§ f\6>
an* bem 3nt>alte ber Streiroerfflnbung ergeben, bafj bie
3nan[prudmabme be* Strritocrfflnbeten mit Siedet gu be«
furzten rft? 114. SBenn Her) ergibt, bafj bie Heben«
Intervention unjuiaifig iß. fo tarnt bort» nicht gleich ba*
Dom Sntmxnieitten eingelegte 9ieeht*mittcl jmrücfgeroiefrn
werben. 64. SC mufj erft bie fjrift für eine Befchwerbe
gegen bat bie 3nteroention jurürfrorifenbe 3m<fcrj«nurtrit
oerßrid>eu fein. 64. «ntrag be* »ebeninteroenientfn,
eine «ntfeheibung über bie Soften ber SRebenintertwntioii
ju treffen, nenn bie $auptpartetcn ocrgtictjeii hoben. 8.
Sann ber Nebenintervenient be« benagten natrjtröfllid)
oud) bem Qegner ber Don ihm unterßüfjten Partei bei-
treten, bamit biefer in eiuem einzelnen Strritpuntte (Ber«
roerfung ber (Sturebe maupelnber $affiolegUimation) ob-
ßege? 2. $er auf Streitoerfünbung tjiit bem Stecht*»
ßreite beigetretene Nebenintervenient ift nid)! mebr mit
fftuwenbungeii ju hören, bie im Borprojeff« jurüefgewiefen
morben finb. 170.
VI. *r»4efbeKeUmäd)tiBte f. Storftoßfn VII c,
TF TT (Ul.daaLla&M
v Ii. Tsrojeßiofien.
•) Sißeaeatfcfaeibaafl.
Sann baruber Bewei« erhoben werben, ob Benagter, Hal-
bem er bie Jflageforberung beAab.lt b.at, über bie Soßen«
rragung fid) mit bem Kläger verglichen Ijabt? 74. Ober
mufi baä Wortart ihm al* bem untertirgrubeu leite bie
Koften auferlegen ohne 9tücff>ct|t auf ben etwaigen Warhwei*
be* Berglrieftfabfchluffe»? 74. ffnlfebribung Aber bie
Soßen ber Nebenintervention, toenn bie $auptparteien fieb.
Meditomittel.
öibt e* eine Berufung gegen bie «ofteneiitfdjcibung ber
erften 3nßanj, wenn ber Älageanfpnicb teil« burd) (fr
füflung unb teil* bnrdj Vnertrnutnidurteil erlebigt wirb? ,
73. Hann bie einheitliche Stofteneniirfjeibuug ber unteren
3nßanj al8bann mit ber Befchwerbe unb ber Berufung
augegriffen unb oom Berufungsgericht ^erlegt toerbeu, [o
bafj für einen Seil bie Bei'cbwerbe. für ben 9ieft bie Be-
rufung für «utdffig erachtet wirb? ogl. Beibl. 1901, 118.
"3. drlebigterridren ber fcauptfache. 7«. lifenn ba« eine 1
Snrjcheibung über bie $auptfad)e fein, wenn bie Barteteu
nicht barflber einverßauben ßub, ob ber $auptanfpn.d|
erlebigt iß? 78.
b) «oßemfeftfebnnfl.
„eßfe&ung ber Sofien ein« IcfaicMgerichtlichen Berfabten«.
160. 6. auch oben IV. Streitgenoffenfcboft.
c) (Raseine (Bebfihrea.
Ste* ift „Brrbanbtung" im Sinne ber Qfebührenorbnnng ?
12«. Sann, wenn ber «eehWßreit fid) nach einer Ber-
hanblung über mangelabe BoDmadjt btf Vertreter« burd)
Bergleich erlebigt unb über bie Soßen Berf&umniturtril
ergeht, nur eine einmalige Skrtioitbluiißigfbuhr, ober Tann
für bie Beantragung be* Berfflumniturteill ehte befonbere
(Sfbütfr geforbert werben? 129. 3ß Wt 3"'afiDflebül)r
(§ 87 0. O. 9*. vom jahlanglpflichrigen Qkgner au
erßarten? 4. 80. Wach Beenbigung ber 3roanß8nonftreclung
tann bai BoOßredung4geri4i nietjt mehr entfeheiben, ob
folche ©ebühr mit Recht in «nfa> gebracht iß. 80. (Gebühr
be# ftnwaltl für bie 9tücfgabe einer oom Staubiger ge-
(eißeten Sicherheit, wenn bie Wechtirraft be< boriänftg
ootlßrecfbareu Urteil« nachgewiefen wirb. 182. ®ebört
birfelbe jur 8w«B««">Hßtecrung? 182. SeehWantoolt*
gebühren im Berfahrm über ben Tintrag auf Sr(af) eiuer
einßweiligeu Berfügung. 60. Sann iß ba« Berfahren
alt oon bem in ber fcouptfache getrennt anjufehen? 60.
$at her vlnwalt für Blitwirtung bei 9Iu#ßeIIung eibr#<
ftaltlicbrr Berficherungen in 9Irreßfachen eine befonbere
Oiebühr ju beanfpmehen? 184.
d) öoßrnoorfdjnfjpHidjt be< Chemanue«. 70. 168.
VIII. SidperhettMeifrae« bea «uslänber*. 180. MeAiprojitat
mit »ewflorf. 180. $ort mufi jeber Stöger (einerlei
ob «ttütänber ober nicht), ber nicht im Staat Kewoorf
feinen fflofjnfiB hat, auf Brrtangen bei Bettagten bie
Brojelfoßen ßcherfteOen. 180. «nmatWgebübr für 9fütf-
gäbe ber SicherheiWIrißung. 182.
IX. «rmenrcdit.
Kofteiit>oricriuBpßid)t be* (Stjemanne« auch, Wenn ber fjran
ba# vtrmeiirecht bewilligt iß. 70. 168.
X. Ünbunnen, Termine, ftrißea.
Btnfi ju einem nad) ber Beweisaufnahme oou SmUwegeu
anberaumten unb ben Barteianmfilteu betauut gemachten
neuen Sennin neu getaben werben, wenn man in bem«
felben ein Berfiumniaurteit beantragen will? 20. Beginn
oon ftrißen nach ber ff. 0. 24.
XI. 3nbitnt*flage. 18.
XII. ^efrfteDnugSJUagc.
«luch ein öfouomifchei 3ntercffe geniig», um eine Jyrftftellutig«-
Itage *u rechtfertigen. 61. fjeftßetlungflnage im Urlunben-
proAefi. 18.
XIII. Mlaginbemng. 18. 126. 168.
XIV. &erid)tli<hc« 8uAfftü»bnie.
3ft ba« Oericht an ein Hugeftänbni* gebunbeit, fall« bo4
^iigeflanbene unmöglich richtig fein fann? l<>.
Digitized by Google
32 ß
XV. «ftcatiiiMt. et.
XVI. «eridjtlidier Sergltid).
tiabung im anhängigen SHedrttftrett trob «bjcblufj eine«
8ergleid)#, fad» berfelbe oom fiobenben af« nichtig ange-
fochten wirb. 81. SBenn in fofcbem Solle im anhängigen
Wed)t*ftrei»e geloben wirb, mufj ba* <&erid)t Sennin an-
leben unb fytt bann burd) Urteil ju entfdjeiben, ob her
Qergletd) ju Äeeftt befielt. 81. dagegen ift riue Seft-
fteflurtg«floge in einem neuen $roje§, bog jener Sergleid)
nicht ju 9ie<f>t beftehe, unjuläffig- 81. Sergleid) Aber bie
Soften nad) Bejahung bet $auptforberung. 74. Äoften
b«t »ebeitinterbenHon, nachbem bie $onptparteien fid»
berglid>eu «oben. 2.
XVII. Qwataalanfredjnuiig mit eitler Qkgenforbetung,
»rnn bie itlagforbetung tritweife brfiritten wirb. 95.
<Si mufj bann junäd)ft bie tttagforbentng feftgeftetlt »erben.
OS. Slbroeifmtg, »eil bie Qegenforberung für begrftubet
frontet wirb, ift unjuläfftg, »eil biefe bomit oerbraud)t
wirb. 96.
XVJ1I. Urteil.
») Xeünrteil.
Kann, nenn ein Jtfagaitfpruch nur pr ^ölfte für begränbet r
erflärt wirb, jugfetetj burd) Zeilurteil Slbweifung ber Äloge !
*ur anbern $älfte unb »war burd) «bweifung ber fcälfte I
bet ringefTagten Summe erfolgen? 101. 9Xufj im Xenor j
jum fluibruef gebracht wetben, welcher oon mehreren i
Hnfptuctjen be« »läget» bem (Jlrunbe nad) für berechtigt !
erflärt wirb, ober genügt e», bofj bie« in ben <Eiitfd)eibniig«- 1
grflnben flargelegt wirb? 191.
b) 3»ifd)en«rteil. 64. 191.
Giegt ein 3n>ifchenurttH über ein einzelne» fefbflänbige« Ser- |
teibignng«mittel (ff. C. § 303) ober ein fo(rt)e« aber j
ben «runb be« »löge- ober Siberflageanfprud)« (ff- % 0. |
§ 304) sor, wenn je nad) ff-ibe«leiftung ober Steigerung
ein aufredjnenb unb toibcrUagenb geltenb gemattet Segen-
anfprud) für unbegrünbet ober bem «rnnbe nad) berechtigt
erflärt Wirb? 80.
c) 0er(änmni«urttil. 93ewei«aiitriit im Xenniu, ohne bog
ber onlgebltebene Qkgner burd) @d)rift|ab baoon unter- j
rid)tet worben ift, ift jwor toeber ein nener Antrag nodi I
ein tatfäd)rtd)e« Sorbringen (ff. 9- 0- § 335 9)r. 3), aber '
e« mad)t ein bi« bot)in unbead)tltcbe« totfäd)Iid)r« Sor-
bringen releoont unb barf batjer nur nad) erfolgter Seit*
ttifong an ben ®egttet bernetftchtigt »erben. 103. Slufj j
ju einem nad) ber &ewri«aufnahme Bon 9Jmt«megen |
anberaumten unb ben Sartetanwalfen befannt gemachten
neuen Dermin geloben »erben, wenn mau in bemfetben
ein 8erfaumni«urteil beantragen wiQ? 20. (genügt eine
föufprudjljdjrift ben normalen (Srfotberniffeii, wenn borin 1
einfach jur Serhanbluitg „geloben" wirb, bie fjorte „über 1
bie $auptfod)e" aber »ieber au»grfrrid)en finb? 72. «n- j
melbung eine« wnipriidj* im ftonfurfe, wenn über benfelben
oorher Srrfäumniturieil ergangen, ba« tnbeffen wegen
ffrdffnung be« Jtoufurfe« ungültig war. 18.
d) 9ied)i«fr«ft.
SSiebertjolte ©eItenbmod)ung eine« bereit« trd)i«fräftig juge-
fprod)encn «nfprud)* on Stelle be« 3orgef>eu« im »ege
ber 3wong«ooHftredung ifl nur bei Xadjwei« eine« befon-
beten 3ntereffe« «ulAffifl. 13. »ed)t«fraftwirfung gegen-
XIX. Beugen.
Kann ein ßeuge, ber unverheiratet ift, bie Hntwort auf bie
grage oerweigetn, ob er mit einer Un&crfifirateien Sei-
fdjlof ooüjogen b>&e, ba bie Beantwortung ihm jur Unehre
geteid)e» IBnne? 84. »onn ber «egner be« 9Je»et«>
fflhrer« fid) borflber bef<h»twn, bofj ein Pon biefrm
benanntet fleuge leine «u«foge betweigert? 84.
XX. «Hb.
Auflage eine« rid)tetli(heu (Eibe« au eine Partei burd) 9Jewei«>
beidiluft entgegen ber Sotfchrift be« §477 «tbf.3 C $.0
127. 3f* foldje« Strfohw burd) Unterlaffen einer Süge
ber (Gegenpartei hrilbar unb fonn in joldjtm gölte ((£. % 0-
§ 4C3) burch bie ffibeSteiftung boOer »ewei« erbrocht
ronbeii? 127.
XXI. »trnfung.
Sinleguug eine« 9ied)t<mittel« burd) Uebergobe be« Schrift-
fabr« nad) £d)lufj ber Sureauftunben an ben ®tv\<fyit-
fdjreibcr in brffen Srioatwohnung. 74. Sefeitigung eine«
«be«, weil er jwingenbe »echt«botfchriften Perlest, ift
feine K«forroatJo in |<eju*. 74. 3nrucfweijung be« vom
Krbenintertienienten eingelegten Mrcht^mittft« wegen Unju-
löffigfeit bet sJ)ebeninteroention. 64. 3urflcfber weifung
an bie etfte 3nftanj nad) § 688, «r. 2 «. % O, wenn
nicht auf «rnnb einer Sinrebe fonbern oon «mt»wegen
bie Unguftättbigfett bejw. Unjuläffigfeit be« Srrfitärofgeä
bon ber etflen 3nftnnj| ou«gefprochen ift. 69. 177. 179.
3urücfecrweifung an bie Sorinftan» wegen »ichtflu*flbnng
be« »tageretht«. 170.
«trhtömitttl flfflrit ftoftenenrfdteibungen, f. oben VII. a.
XXII. Urfunbenprojeff.
Sonn eine fteftfteIIung«floge im Urfunbenptojefj ethoben
werben? 18. Jfonu eine im Urluubenprojeß erhobene
Klage auf 3oh'u>'G nachträglich in einen gef)ftellung«<
anfptud) umgewanbelt werben? 18.
XXIII. Serfahren in CPhriorhen.
Sic nad) §627 ff. D. ju rrtaffenbc einftweilige Verfügung
in «hefochtn mufs aueb ben aflgemeinen ffrforberniffen
be« § 940 S. % D. entfpred)en. 178. Qjhenid)tigfrit«.
flage f. oben gomilifnred)t. II.
XXIV. 9H«hnotrf«h«n-
3ur «u*legimg oou ff. C § 700 £o> 3. 00. Oft ba«
•ilmUgerictjt im Wohnperfahrtn nad) fftlab eine« 800 Jt
überfieigenben 3«hluug«befehl« unb be« Sodflredung«'
befehl« auf ffiniprueh bc« ®d)u(bner< befugt, ben Soll-
ftrecfiiitfljbi'fclil tviebec aufui^cfae», ober botf e« nur gemafe
§ 700 ga& 8 ff. 0. ou*fpred)en, baf) ber ffinfprud) in ge-
fe^lidKt grrift unb %otm eingelegt fei unb mnfj bet €d>ulbnrr
ouf ben »eg einftweiliger »erfüguiig perwiefen werben? 90
Digitized by Google
326
XXV. 8w«ng<«i)ollftrerfiinß.
n) Vorläufige Vrtftredtarfrft.
$ot tt. i». D. § 717 gegenüber bem früheren §«65 infofern I
ctwai 9teue« eingeführt, o(» nicht nur Siüd^ahlung 6t* .
ouf ©ntnb eint» oorläufig voflftrtdbartn Urteil« öeleifteten, !
foubern £chaben*triat> »erlaugt werben fann? 171. 3ft |
ber SBtit be» Strfifgtgtufionbt* »uf nach bem ouf ©runb j
jene* Urteil» bezahlten Kapital ju berechnen, obtr finb bie
Sinfen uubÄoJleit b,infort tobet mitAuberflcfrt(b,li9««? "71. I
b) VoBftrerfuug«na«fe(.
$at bcrSfitbürge, ber bcit ©laubiger btfriebigt t)ot, ffnlpnid)
auf Erteilung bei Voüftrcdung#f(aiifel auf Urteilen, bie
btt Gläubiger gegen bie übrigen Vürgen ermirlt t>at ? 128.
3ft bie Älanfet nur ouf btfinitiv ober auch ouf vorläufig
»ollfiredbar erftärte Urteile ju geben? 128. ©ibt r* für
ben Sdjulbiter eine Veidjmerbe gegen bie Eutfrbetbinig be* I
t'roiefegeridjt», bofj eine weitere »cllfltedbore Ausfertigung !
an ben ©laubiger ju ertriltn fei? 176.
c) V*Uftrcdung*titrI bei ehrlichen (Hfiterred>ten, f. oben
3amilienred)t. V.
a) nniB|iitijpyonBtui(i of» Vermieter*, w.
o) SMnmungifrift.
Tie in 6. *. C. § 721 »orgefehtne, »om ©tridjt ftftjU'
fefjenbe fflaumung«[rift begeht fi<h nirfit Mo« auf ftäiimitug
im 3a0e be« Slbfdjluffe* eine« gültigen SRietevertrage».
fonberit aud) auf auberrociligc 91cuitnung«Hogtu. 10?.
f) Wudgangigmatbuiig ber 3<»o"(l«>*0frrttfvng.
SBenn auf ©runb eines Urteil« eine fcöpothef eingetragen 1
worben Ift, fo ift bamit bie 3wang»»o0flrrdung beenbet. 1 77.
3Benn ber ©runbeigentümer Vefeitignng biefer fcbpcthef
auf ©runb be» Umftanbe» »erlangt, b«6 jene« Urteil.
fr V. wegeu eine« gefebjoffeneu Vergleich», nidjt mehr Ijnbt ;
voOftredt werbrn bürfen, fo ift biefe Klage nicht beim j
VoOftrctfun rügend)! auAttffruen, fonberit am orbentlidKii
©erid)t«ftanb be*©egtier*. 177. ftucfgfingigmarftung ber ,
Vfanbung einer gorberung. 28
k) 3nter»ention*ilage.
i'iegt Verantaffuug pr ^nterbentiondtlagc vor, neun ber
■Pfänbcnbe btn Sladjmei» be« Eigentum« abwartet? 82. ;
«ud» uoct) Aufteilung be« eine fvorberiing be« Schutbner* !
übtrweifeitben Vefehluffe« lanu bic 3ntervention«ftage nod) |
angefüllt werben, wenn nur nicht burd) erfolgte Einziehung !
bie dwang«ooHftreduug beenbigt ift. 1 10. Intervention«. 1
(läge be« Miteigentümer». 42.
I
h) flnfcdMunn mificrbnlb be« Aonfurfe*.
Ter einen Vertrag ¥(nfed)tenbe fanu 9ludgrmäf)r fo »er-
langen, al« wenn ba« p ©etoabrenbe iioduum Vermögen
be» Srbulbner« geborte. 166. ^tbocfj braucht er nidjt
SRüdgrwähr an ben Sdjulbner ,yi beantragen, fouberu tann
Gablung an fid) al» 9lnfed)tuug*bercd)tigten forbtnt. 16S. ;
3ft bie Umwaubelung eingebradjten Wute» in Vorbehalt*,
gut ober umgeleb. rt ber ©läubigeronfed)tung entjogeu ? 31.
Anfechtung eine-s Engageintni.*otrtra<if-*, ber ben Zugriff
ber ©laubiger be« (Engagierten baburdj hinbrrn foO. bafj
beffen Shefron Korteite jngewanbt werben. 140.
i) Vfüubunn »on ^•rkernnge« u«b Stedtten.
^ur 9lu»(rgttng »on S. 0. § 860. 88. Die Örage ber
l'fonbbarfeit ift für jeben ber bort aufgeführten SInfpriidje
gefonbert ju prüfen. 38. Unpianbbarfrit bon firüd)ttn
ber ebemännlicrjen Wu^ntefjung geinflfj§861 Ä.?. C 140.
Tie Dorläuftge Uenadjridjrigung bon ber $fanbuttf| einer
^orbtrung wirft nur bann, wenn eine gültige tßfänbuiig
binnen brei Son>en folgt. 48. Tiefe erforbtrt bri $t)potbef-
forberuugeu Eintragung in ba« ©runbbud). 48. Sine
foldje ift nidjt mebr niöglid), wenn iujwifdjen {ixaäf ber
Sor. unb vor ber fcauptpfJubung) bie ^npothetforberung
im <?runbbud) einem Tritten übertrogen morben ift. 48.
3ft ber Zag, au weldjem ein $fänbuug«befd)luf) AUflcfteflt
wirb, miljuredinen, wenn bie breiwöeb.eutlidje ftrift be»
§ 816 Q. % C. in S"»8t ift? 24. «iegt in ber »etiadj.
rid»tigung gemäfj §845 eine arrtftooIIj|ieb,ung? 24. SBie
weit ift eine $fänbung au«}ubebnen, wenn an* einer
gepfdnbeten 3orberung feine ©efriebigung ju erwarten ift,
weil fte fdjon anbenoeit gepfünbet ift? 1». TOufj ber
pfänbenbe ©Iflubiger bie Uneintreibbarteit ber gerberung
glaubhaft madjen? 19. SRufj ba« 0crid)t, wttdje« bie
$fäiibung einer fjorberung au»)ufpred)en hat. audj bei ber
Blüdgängigmathung folget ^fdnbung mitwirfen? 28.
k) ftcrteifitng be« Crrfife«.
Tie ©fgrüubung einer SBibertlagc auf C. $. C. § 93 ift
nidt juläffig, wenn e» fid) um ben au»fd)(iefjltd)e>i ©eriitjt«-
ftaub be« § 879 e C honbelt. 168. To« ift aber
nid)t ber ftaü\ wenn ittage unb SBiberflage auf SSer-
urteilung jur StuwiHigung in bie Erhebung eine« Bwang«-
voOfiredung«erlöfe« gerichtet finb. 168. (Sine folöje Jtlage
ift aber projeffnal uii)utetffig, wenn nid)t ba» §§827 unb
872 fg. <E. % C georbnett Serteilnng#verfohreii eingeleitet
worben ift. 168.
1) Cffe*barnug*eib.
Sofortige Sefdjwerbe be» Sdjulbner» gegen ben Haftbefehl
im Cffenbarung«etbt)erfahren. 62. Q» hanbelt fid) babei
nicht um Sinwenbungen gegen „bie «rt unb fBeife" ber
8wang»boaftredung, fonbern um 9nfe(htung einer auf
üabung ergehenben ßntfeheibung bt« ©trifhtd in tiiirm
befonberen SolIftredung«»erfahren. 02.
m) «rreft unb einfrweilige «erffigunHcn.
SBann fanu in bru Jadeit btr §§ 920 unb 942 ff. % O.
ba* flrreftgericbt unb wann fann nur ba« ©triebt btr
$>anptfa<he bie Srift jur Erhebung ber »läge anorbnen?
181. OP über bie fcauptfadjt unb über eine einftmtilige
Verfügung gemeiufam verhanbelt. wenn getrennte Termine
angefept waren, in beni früheren aber im ffiuoerflänbnt«
ber «Parteien gleid)^eitig ijur ^auptfadje oerhanbtlt morben
ift? \U. ff. % C. §§ 937, 012. 4U. Tie Huftdnbigfeit
bt* ©ericht« ber $auptfacbe für bit flnorbnung eiuer
rinftweiligen Verfügung richtet fid) nad) bein ^eityunft bt*
Eingang« bt« ©efudj« um Srlaffung ber Verfügung 4'.«.
ffienn aber bie einftmeilige Verfügung von einem anbern
tferidil al« beni btr ^onptiadieerlaffen if» unb vor legerem
Digitized by Google
327
gur 9ird)tfertigung berfelben gclaben wirb, bann ift (eine ;
Huftftnbigfeit nadj bem 3fitPut,"f Wefer Sabung gu j
bemeffen. HL Sie 3ufieIIung ber f inftweiligen Serfügung '
ift uu(6 Mne „9oflgleljnngn berfelben, fonberu nur eine
8orberritung«banblung, bie eine (Beböbr nic^t redjtfertigt. i
SSL Kamt bei Anwalt für bie SRitmirfung bei ber Au«- !
fttlluitg eibe«ftattlid)rr IBerfidjerungen in Arrrflfadjen eine
befoubrre Qkbüfyr beanfpruebrn ? 1 84 Sinfimeilige S^ft-
ffigung in <Ebefad>eu- Hfi.
XXVI. @d)ieb#rid|rerli4t0 «erfahren.
Ser bat bie fteftfebung ber Soften eine« fdjifbägfridjtlidtcii
Sjerfabren« borgunrbmen, ba« £diiebtfgcrid)t felbft ober .
bat Sanbgrrid)t, bei roeld)em ba« $oufirrtfuug«urtei( [
beantragt wirb? lfiJL Kann, nenn ein 6d)ieb»gerid)t
gur Abred)uung«erteilung berurteilt rjot unb nun auf j
(Erlafj be* 9olIfire<fung«urteil« getlagt wirb, nod) einge- 1
werbet »erben, uad) (Erlag be« ©<^ieb#fyruc§* fei bie
verlangte Abrechnung binreidjenb befd)afft worbeit? LWL
Äann biefer (Einmanb fogar iiod» in ber $ernfung«inftang
erhoben »erben? 12fi. 3fi bat $er§äUat< einer fartei
gu bem im 6d)ieb*oertroge beffimmtea Sd)ieb«rid)ter ein
brt»atred)tlid)e«? IM. Sann ba« Qer^fttuiU aU SJienft-
»ertrag mit ber Sersjlicbtung gur Stiftung ber fä)tcbä-
rid)terlld)eu Jdtigteit unb bem 8ied)t auf Gablung einer
Sergütuug angefeben »erben? i k4. Sann b« S<l)icb«-
rietet fid) megen feiner Koften nur an bie unierliegrnbe
Partei halten? IM. 3ft ber ^onoraranfbrud) fteb) bon
ber »oQftaubigen (Erfüllung ber Gkgenletflung abhängig,
a(fo »on ber Abgabe be« 6<bieb«f»rud)« ? IM. »Act-
rrUt«red)t bei Sd)ieb#rid)ter« au« befonberen ©rflnben. IM
L «nftdjtuag, bergt, aud) $rogegred)t XXV b.
Sine bom ©emetnfcljulbner bor ftonturäeröffnuug bewilligte
unb beantragte Jpbbotbcletteintragung wirb ber Koutur*-
maffe gegenüber mirtfam, aud) wenn bie (Eintragung felbft
erft nad) Konhirterbffnung erfolgt. IIA. (Btrabe foletje
Hii'djtstjcntMiingeii ftnb aber al« ben Kontttr«gldublgern
gegenüber unmirtfam anfeebtbar. Hfl. Sie angufcdjtcnbe
9ie<bt«b«i'blung ift nicht ber frubere Antrag auf (Eintragung,
(onberu biefe felbft- I7fl. Kommt e« barauf an, ob bie
Bewilligung unb Beantragung bei <9rmeinfd)ulbnert ohne
SBiffen be« fcBbotbetgtöubiger« ober mit beffeii Ge-
nehmigung grfdjiebt? i?R Sie Siutffleroäbrutigfpflirtjt
bei Anfed)tung im Roitfurfr gebt uur auf fRürfgabr be«
au« bcin Bcrmogeu bei (Brmeinfdnifbuer« (Erbaltenen In
natura ober auf SBerterftattung. 'iL. Sie ergreift aber
nicht (Segenftänbe, loelcbe ber Aufcd)lung«geguer mit brm
Selbe be« Oemeinfd|uIbner« ongefdjafft b«t. 2i-
iL ftonfartfforbrruagtn. Aunirlfenng.
Senn ber ftonfurtoertoalttr br« Srtlagteu unb SMberfläger«
bie trorberung bc« Kläger* im $rufuttg«termiu beftreitet,
bann gur Aufnahme be« $ropffc« geloben wirb unb
nunmehr, feinen SSMberfprudj gurüdiiimmt, fo muffen bie
Sofien ber Klage ber Waffe al« 3Raffefd)nlb auferlegt
werben. 122. Sagegen faden bie Soften ber bom Ber-
matter triebt aufgenommenen fBibertlage ber Äonfm«tuafie
niebt gur Saft. U3. ftontur«<Orbnuug § Lift Abf. 1
bedangt Angabe be« 0runbc« be« angemeldeten Anfurud)«.
Ifl. Kann, wenn ein Anfprucb auf Orunb eine« ergangenen
Verfäumnf«urteit« angemelbrt morbeu ift unb bie« (meil
ber Kontur« fdjon eröffnet mar) ungültig ift, ber Anfurud)
nod) auf feinen urfurünglidjen 9iedjt«grunb geftü^t werben ?
Ifl. Sie Anmelbnng ber fforberung im Kontur« unter-
bridjt gwar wie bie filageanfteQung bie Serjdbruug, ift
berfelben aber in Segug auf bie öirtung ber 9ted)t«*
bSngigteit nidjt gleid)gefteat. 82. ftehte SuftfinMgleit
ber ÄoufmonnJgeridjte gegen ben ftonluräoerrealtcr. 1ÜL
III. Au«f(»beruug be« (Eigentum« ber ftinber au« bem
«onturfe be« Sater«. Iii
Iii. &Hrfung auÄlänbifajtr Stonturoerüffnuag.
Klage bor bem beurfd)en (9erid)t trof (Eröffnung be« Konturfe«
über ba« Vermögen be« @d)ulbner« in Qnglanb. A2.
^fpljaßetifdjes 3> a^regifier.
?um Beiblatt btr ^anfeatifäett töcridjtsjntuug 1907.
(ttar jur (Ergänzung brs fgßerattHfdjen ttegißtrs.)
«ttigabeK, öfffiitltcfj rrcrjtlidb,e, f. ßeffentlic&e* »erbt VI.
'jfbfömailittg«. ^bpoibef ju öunften fflitftign — . 22. 83.
Ablehnung ton Miebtern. fiL ßa.
«MtefeT«ngsgebnt|r, j. ffrbebung* unb Ablief erungÄgebuir.
Abfrbäenng eine* fflrunbftürf« sntdä «cmeffung btr 3m-
mobilienabgabe. 17.
AbftratteO Kerbt be* SRentenglänbigert. ML
Abteilung Oom Mütterlichen. 98.
Vbrretnug bon SRtetforbernngeu. 1 10.
Abreflermittelungagebfibr. 18".
AernrtnltoBrnrfre. 22. 182.
AJteiieinf.cbJ. 4L
«Itwemte, f. Unterbett.
Allgemeine (Butergemeinfajaft, f. gamilienrecbt Vc
«nerfenuunfl ber (fb,elid)feit. lüfL
W*errenntnt«nrteil. ffoftraentfcfcibung. 23,
Aufedjtnug ber «I3nbiger. iL jtL lifi. UL Iii -
roegen 3rrtum«. 142. — wegen 2>rt»bung. HL. — eint*
gericrjtlidjen S3erejletct>e». 81. — ber Übe nact) gemeinem
ptotcftantifc^eit ttberetfit. HL — ber St>etf4Mt einel
JKnbe*. lfifi, 188.
Einlage oon Srrajjen. 33. 122.
Anmelbnng im fionfurfe. 13. 22.
Annoncenoerboi fetten* ber Ißoliiri. ir»?.
Anorbnung ber 3»ortgeoerf»eigeru»g (§23 H- 33- »1 112.
Anfrblufc>fanbnng. 8&
Anmalt, f. ^rogrfirerht EL
Satiernngefoften. Ifi2,
Arbrirgeberterbanb. 7JL
«rattert. 42.
Arg Ufr. afi. Hrgliftige* ©erftbmeigeti beim Sauf. Iß2.
Armengelber. fflSdforberung. 132.
Armenrerbt. Itoftenoorfdjufj&fltctt be« C£r>«gatteu Iroto —
22. IM.
Arrcft, f. $roge§retbt XXV m.
AnfbewahrungiJpflicrit bei Staat* bmfidjtlicb, befebtagnabatter
Soeben. 62.
„Auflöfung" nid)tiger Glien- 3L
Aufnahme bcS 9ied)t*ftreit* burd) ben *onfur*»erwalter. 132.
Anfrerbnung, e&entueOe. 23.
Auftrag. &0,
Aii«etmr*berfeftmg ber Wit erben. 1113.
Ausgebaggerte dkgenftinbe. 83.
Aufläiiber. Sirtjerbettlleiflung. lfliL
AuSllnbifebrr Sanfnr«. 22.
| Knölegnng von leflomenten. 131.
Anfffmliefjung etne4 Diitglirfcca bunt) eine eingetragene
»rnoiienlcfjoft. 112,
Auijfonbernng im ftontur*. H5.
Auäfnerrnng. 13.
«näfrener. 123.
AnStbnng ber 0runbbienftbarteit. 112.
ttutbcnrifcbe 3nter»rrtation bc* Ief»ament*eonftrteJer*. 132.
»antbud). IM.
«anarbeite«. Verjährung. 12.
»aubefdjraufungen im öffentlichen 3ntereffe, f. Ceffentlirbe*
«erbt X.
»auliuie. 133.
8an»*(ig<t, f. Orff entließe« Sterbt X a.
| $aunttfafl<8trf<d|cning*primieii im 3i»rmg*iMr[teigenrag*«
»erfahren. 82.
Öeamteneutlaffuug. 71,
tBebingnng. ©tinftbroeigenbe — . 22. Smmobiltenabgabe
bei auffchiebenber — . Iii,
ftebrtbung. ui.
Befangenheit bc« Michrer*. ftJL
tteh&rbe fflr baa Serfirrjerungäwrfen. iL
Seifdjlaf aU geiebtn ber «erjeihung eine* Cbefrbeibung*'
grttnbe*. 133.
üSeläftiflenbe Anlagen. 33. 113.
flelenchtungStiflidit ber @tabtgemeinbe. 133. — be# £au«-
Wirt* bejto. SKieter*. 12*. lfifi,
8tnad)rirt|tignng bei einzeiliger {?orbcruiig«cfänbiuig. IS.
Ärredjnung brö (Hnfonimcn*, f. Oeffentlidje* Äeebt VI».
Sernfögenofifiifdiaft. 13.
Berufung, f. «roieftreebt XXI.
Vefcblaguabmte Saasen. Haftung bt* 6taat* für Huf*
beroabrung. 32.
»efebottenbeit. lfiL
Jöeftbränfte ^aftnng, f. Haftung.
4)efd)mtrbc gegen ffofienentfcbeibungeit. 23. 23. — bei
Bd by Googl
329
bn 3mflni*uerroeigerung feiten« be$ ©egiierS tti $ewei*>
fübrerS. SL — bei Erteilung fhifr weiteren ooHfiredbarcii
Ausfertigung. LIiL
Veftnnbteil. HL
«eurfuubnng, geridjtlidj« ober notarielle. iL - beim
»auf. LÜL LH.
Skmctöuntritt im SerfaumniSuerfnbrfu. LQiL
Bigamie. 6L
»orbell. — .tjüpolfjet. IM. — -miete. SIL
S6«H)f0tt. LiL 23-
Srud|teil, f. SKiteigentum, SMitertc.
Sürgerlidte 5R«b,tflftreitigfeit. ££,
4»iirflfd)oft, f. Einjelnc edmlboerfjältniffe XiL
£uai»fttffe(. HL
$tfloratii!tioiiiiipnii(|. im.
f ClefttB. 16S.
$ieuftbarfeii, 5ffentlidjred)tltdK<t Jn^olW. 22, IM, —
prioate, f. Sadjenredjt iL
Steuftuertrag, f. ttiitjclne S^ulbUerböIrniffe iL
ringlidjer (Bcrid)toftonfe. LLL
Topoclbeftruernng. 122.
2>rob,uag. LLL
Salbung ber Bwaagctoollfirccrang. Llfi. las.
El|e, f. Snfirmatiia>e« «egifter unter ftamilieurrdjt.
Gb,eltd)e flinber, f. gamiltenreebj VII.
Eb,elid)e* ©iterredir, f. gamtlienredjt iL
Eiieuiditigfeitöflngt. 61.
(Hiefadjen, f. $roitßreo>t XXUI.
(?t|ctdjeibniig, [. gamilieniedrt 5LL
Ef|et>ertrag bei ljainburgijdicr <&i)c WL
©ib. Auflage etue* riajlerlidjen (Eibe* burd» Öeroei*-
bejd)lu&. 122.
Eigene Sdjulb bec »erlebten. tüL 121. LI2.
(figenbänbigefl Seftaweut. LL fii.
„Eigcnfdpaft" einer ftovbtrung. IIS.
Eigentum, f. Söftematijdjei fflegifter unter ©adjenredjt
EigcntAaier<$npgtl}rf. Hfl.
Einbringung uon Saiden bei ©aftwirteu. ?6.
(ringcbrnaVe Saasen be« 3)tietert. SIL
Eiugefdjriebeue $i(fOtaffeu. iL.
Eiaj&b>ig'3frciwilHgen<$tenft. üfi.
Eiafommeaftcuer, f. CeffeittUdie« Siedjt iLla.
Einfd>aa»Hg. IL
Eiufid)tun4ne iaö ©rmibbudj. «often. 8iL
Eiafnrud). fiabung „jur $>nuptfad)e". 12. — gegeu Jßofl'
ftredung«befef)l im fflia^nperfalfreii. SIL
Einzeilige «erfügung, f. qhojefcredjt XXV m.
Einwilligung be* $npotb,efurierd. ml.
Eifenbaljnbctrieb, Eiuwiitung auf benachbarte (üruitbftütte.
M. Haftung. 2fi- 122.
Empfehlung. Haftung für - eine* »orbeftroften SRenfdjett. nu.
Enteignung. US.
Entlaffnngffgefnrf) be« ©eumfen. IL
Entfdjäbignng, f. Sajabenaerfan.
Erbe, f. 3uft<matijd>e* Stegifter unter Ürbredjt.
Erbeäctnfe$nng brr Ehefrau bei Allgemeiner (»fiter
grmciiifrtjaft. fiL
Erbredptlidje SBirfungen beff ©ütrrflaubc*. JüL
Erbfdjaftäfaaf. iL
(frbfrt|nft^"icB«r. fifi. IM.
ErffiHnngSgebfilfc. 62.
trrb.cbititgo uitb Xtbliffcrnngägebübr. L iÜL
Erleb igtertlarnag ber ^ouptfadje. 2JL
ErlM ber 5»aMg*oerftrigerang. Verteilung. lüJL
Erjiefcnugfcredit bes Sutern, ©renjen. HL
E»entualaufrcd)nung. 95.
Exheredatlo fooun mente. 00.
E(»roüriation, f. Enteignung.
■
gfabrif. USL
3ral)rni«geaieiafd)aft. 139.
Sfowiliennawe. IM.
^feaftergereebtigttit. lül
Stftfteanngöflage. — im Urtunbennroj«6- IS- 3ntert)fe.
&L — bri 9Jid)rigfeit ber Elpe. &L
Sorbtrungen, unpfanbbare. aiL
8rem. — beim Äanf. lüL UL — bei ber »ürgfrfjaft.
^armlofe 9tad)trige p Seftamenteit. üL
Jartgefefcte (89tergemeiafB)aft, f. gomilienred)! Vd.
Sragercnjt beJ Stifter«. 12SL
9Hft. — im bflrgerlidjcn «edjt. fi, l£i lfiL — in ber
(5. C. 21. m
Jrontredjt. 122.
<Ba«-Erf»arnid«SM>»arate. stL
. (Saftwirt. Haftung. IL.
Ciebübren. — btr 9{ed)t*antoä(te, f. ifcroje&redH VII e. —
ber ^iotijci für Äbrefeermittelung. im
(Degenfeitigfcit bei ber Surgfdjaft. 2JL
„Wemeinbc^bgabea". bo.
(üemeinbe>Slnge(egenl|titen. 5^
; Olemeinbetirfbeurnt im Jflrftentum Sübetf. TL
(Scmeinbefiener. WedjWweg. ua.
(Ueaoffenfdjaft, eingetrogene. 117.
@<ritf)tetoften, f. $rojeBrccb,t VII.
(9ertif|t«ftanb. — br< iBermögen«. 82. Ui. Huglidjer
— • lü- — für eine »Jage wegen urtred>lmä6iger «oll-
ftredung. 12L
©efttiäft^fühniug ob,ne Auftrag. 174.
WtfeUfd>aft. iL
<i»efebli(*,er (»flterftonb, f. Samilienrcdjt Va.
Gewerbebetrieb (alt »ed)t8gut). Ii f- nud) Crffrntlidje*
9Jed)t IX e.
©lntteiö. &L im.
Wrunb beb HIaganfprad)«. SIL
(«runbb«d)fad)en. „Verfügung" ber SanbcejuftiiOerwaltuiig
in — . 7JL
Qirunbbienftbnrteit, f. Sienftbarteit.
(th-uabeigentum, \. Sadjenredjt IL
Wütergemeinfdjnft, f. gomilienredit ilc, d.
Wiiterred)t0regifler. 118.
GHiterrrenuuag. IM.
©ute Sitten. Ul. •>?,. afi. IlL f aud) u. llnfittli^i«
SHfdjWgcjoVäfte.
330
$4fttfftfrf. 52.
gaftaug, f. aud) ©djabenierfob. 9e|d)ranfte — ber <i$e»
frau nad» § 1480 «.<».©. M lfflL — bei Sorbehalti-
giitd. Iii — für Oebülfrn. 52. IM — für «er-
fdjulben Znttter. IM — für Ämöfebfang eine* »or-
beftrafteu SRenfdien IM. — bei ©afItoirU für ein-
flf brachte Soeben. UL. — beö Sierpfänber* flfgtiiübtr
bem öffeutlid)en $fanb(rtyer in Homburg. 25. — bri
<£ifen« unb Strafjenbabn. M 112.
„$•((<*" Don Zieren. M — einer Kegelbahn. SL.
€>amburgifn>t (Slje. (Büterrrranungioertrag. 160.
$anbfef.ari[d|c ^erbrrnng. 43.
Öaaieigeutnmer. Haftung für Unfälle. 85. L2L ISA
^»aiiSutriDfllttr. Haftung für Unfälle. IM.
$etrnt6gnt. 2L
£frbergöp,ctttrbe. 11»
$0(ogra»te£ tefrantent. LL 64,
$vonoraronf»rHd(. — bei »-Irdjttcften. 22» — bei gtbifb?-
ri^ler«. IM
$rtelbiebflab,t. Ii.
^Hfilaffe. ihx
$HD»tb,et, f. Sad>earedjt YL
31nten, f. fcingtbradjte Sadjen.
^mmifftonex. M
^mmobilitnabgabe, f. Öffentliche-« Stecht VIc.
3 nfa ff »gebühr. 4. 20.
3atertffe. 0?fonomifcbe4 — bei Seftftedungiflagrn. OL
— bei flebeninteroenienten. M Iii.
3nteriu#wirt. 12£l
3uter»eaiioa«t1age. 22. 42. LUL
Irrtum über Sigenfdjaften. 112,
^ubifataforbernug. lfi.
3«rifHf<b,e Berfas, f. Allgemeiner Zeil 1b, c.
ftimmtreifontrart. 2L I&L
Sleffeettd)<. 44.
Snfd)cm«e. 41.
fteuf, f. Cinjelue ©cbulbDtrballniffe L
SaufBianu<«gtrtd)te. gufUnbigfeit. 112. 122.
Stcufalgefdjlft. IM.
ftegelba^". 11»
ftiaber, f. ftamilirnrtcbt VII.
»irdjeB«d)t, (2übecttfd>ei). ey, iL
filogäaberuag. 18. 125, IM
flMlltUB«red»t. 1£L
«ommiffiBB*gefd)ift. 122»
Saafarrierenbc« «erfdjalben, f. »erfäulben bei «erlebten,
fianfurared)., f. ©nftemattldjer Zeil.
ftaajeffiaaMrteUnag oli ftaufbebiugung. Iii,
ftaftea, f. $roje&toften («PrOjeßred). VII).
Sifieaenrfdjeibnag. 1& IL 28,
ftaf»eaaorftt)Hf!pfliit)t. HL IM
Araalrnlpauobe^aablaBg. Iii
Hrentenfeffe. 42.
Hiindigua|«frtf». IM
UunftgeMerbctreibraber. M
UnrttabeUen. üL
Sabnag. 20» 12.
Lagerung eine« «emälbri. lflh.
i'anbc^gcKdgrbttag. 22.
l'anifleaernbc. 52. 1 16.
i'aiibncrrlid|e Serorbnung. (ftaube,d)ränfung% 52.
Sc^twiaige Scrfigang. (begriff). öfL
£id,trflt$ieljung. &£»
l'ottcricrrgol. 24.
Waller. 112. IM
SNobntierffl&ren. 20.
Wnagel beim ftanf. 1H2. 112.
tt.afftfrfnilb. IM
SJ.efniatjmea ber 9enaallnag0beb.9rbea. äfi. iL LliL
157. IM
IHa umarbeiten. (SJerjabniitg). HL
Werftgebol. 88.
TOiete, f. «injelne SdtulbDerbältnifie ILL
Witbftrge. (fflegreji). 128,
Miteigentümer. 42.
URiterbe. Ii.
„aWntBtaHidiea" Jabjeieinlommtn. LL
3.ad(barred|t. M
ttndiforbcruag »ob Steaerbetragea. LL
9.ad|lafjflrrid,t. (Srnennnng Don Zeftanientioodftredrru. IM.
Waditrlge, farmlafe, jn Teftamrutea. M
«ante. 100.
MebeninterarntioB, f. $roaefcred)t iL
9.ebenleifrnag. M
!Hirf)tig(eit. — ber übe. M — bei obligntorifd)tB Saufal
gefdjäfte* bei bringlidjen Vertragen. IM f. ferner
allgemeiner Zeil 11L
Katar. 22.
»otarieOe gorm bei (BrnabfridelaafDcrtrügeB. L4Ö. HL
«otftaab. IL
Ceffeallinie* Straft, flfi»
Cfftnbantngflttb. M
OrtifTBBleafaffe. fi. HL
9ad)t. M
^enrionnifffnuf. 112.
*fjf8nbiui!i von J)forbrriiagea. 12. 24. 28. 48.
ffaBbltiber. 26,
^fonbredit. 22. 66. — bei ©ermief eri. 9£,
¥ferb. »erftnfen in einen Sumpf auf ber ©eibe. üi.
Zierfdjoben. 6. 94.
«fUdltteil. m.
¥ «Hjei, f. Oeffenllidjei «ed)t IX.
^rlbialfcrairat. 2g.
Vramienrücfnäitke. Beitreibung nactj bem ©aHHiifaU-öer-
fidiernngigefeb. SO.
^riOdtBerfidicrung. iL LÜL
^roftitBierte. IM
f ro4t§beDoU«äd)tigtt, f. $roje&rrd)t YL
^roje^iBberabe (Hnrcbea. «fi, 11L 112.
$r«je|ttfleB, f. ^}roje6red)t VII
331
FH6umung?fI«|e. — bei Boibeumiete. M griftfefcung.
Wettwangoleaaiig. Ii.
!Hfd|tMnw«U, f. ^roieftredjt EL
9ied|tefll>igfelt «od) aid)t tJrjeagter. 2L M,
fHed)t«traft. IS. 170.
9ied)i«mlttef, |. SJrojeftredjt XU.
NeitiWBBarfoIger.
9ied|t«weg. 3u1dfftshit, f. Oeffeutlid)«« SRedjt III,
Reformatio in pejus. LL
Segal. M
Segeawafferabflat. 142.
Wegret «nler Witbirgra. 128.
Wetlamattea0»erfa4rea. 116,
iNefognttioB. 36.
Metar«. 112.
•Heunmette. M
Weite be* alten b,ambnrgifd)e« WedH«. ML 102.
Wetentiaa, f. ^iirfld'befjaUuiifl.
Hit(fircT'9bfe||«umfl. fiL M
»id|ter(idjer Gib. 12L
Wütfaabe »er gefteUten Sidjerfteit. %ttn>att«gebüf)r. M2.
Wütfaitnfligmoftmng. — ber $fänbung »du Sorberungen.
28. — einet <8runbftätf£faufe« (^ntmobilienabgabe). IM.
Snmtaat, f. ftami(ienrrit)t Vc, b.
SnaiiätcpoUjet. 174.
Sdmben«erfnft, f. and) Haftung. — pflidjt be« Staate*
bejw. ber ©emetnbe bei Unfällen auf ber Strafte. IM
LM — bei Serluft befdjlagnatjmter Sad>en. M —
pftid)t brr Sifen* nnb 6rraftenbafjn für Unfälle. 2IL 112.
— forbemng ber Srunbeigentonter für Eröffnung eine«
benachbarten Sifenbabnbetriebe«. SIL — pflidjt be« §au«'
mir« bei Unfällen. 8t. 12L IM. — pflidjt bei oor-
läufiger SoOfhrtfung. HL
rAcnfttng. IM
Sd)ieWgerid>t. 12t IM. IM
Sdjmerfte«6gelb. XML MS. IM IL
Sd)riftform. — bei fnmulotioer Sdjulbüberuatyme. 12. —
bei Wirte. IM - bei ber ©flrgfdjaft. IM
Srtjulbfibernalime, fumulatioc. 12»
<?tf|upgebiete. HuiUaiib im Sinne bon § 22 6. V- C. IM
Selbjtinbige 9ertribiguagdaiittr(. SO,
Sidferbeiteleiftaug. IM 162
Sitte, L <*ute Sitte.
5iiten»clijei. l.r»7.
Sofortige SWcbnierbe. Ü2
rpurfofienbad). IM
Sperrmafte. IM
Spielanftrag. bSL
Stanbcegemifjer Unterhalt. 6g.
Stellvertreter. IM
Stempele fUdjt bei fiauforrträgen. IM
Stenern, f. Oeffentüö>e* 3tedjt iL
Sriftang. Ii.
2trnnbgat. M
3tra^rnauliegerretf)t. 66.
StrafteabobanafoU. M 112.
StrafieaaioeauverAaberang. 66.
Streitgenoffenfdtaft. 1££L
StreitBerffinbang. LLL
Srrrapflidjt tri Blattei«. M IM
Su«mifftonoau«ftf)rriben. 2SL
Xeilurteil. l£L
leftameut, f. ürbredjt IL
leftamentsoollftretfer. Ii m iE IM,
Xiertjalier. M
Jüerfdmbea. (L M 160.
Itfctjlmi Kit Dampfbetrieb. M
Ittel, f. BnWTigfOonftretfuiigÄtitel.
Ueberbca. IM 168.
Ueberfd)iffe na* »eiträgea einer Aaffeefädte. 44.
Uebertragbarfeit. — bes ttufprndHJ auf «edjauiig»Iegung.
SL - bei (Jrbanfprad)». M
Ueberrragaag eine« «rbteil«. iL
Ummanblnug. — »on 8otbet}aItägut in $elrattgut. SL —
einer fcomburgifctjeit 9iente iu eine $npot$ef. 107.
Uakefd|otteab.ett. ML
Uaerlanbtc $a»btangea, f. Singeine SdjulbuerbjUtmffe.
XVTII.
llnfaü. Haftung be« Staate« für Unfälle auf ber Strafte.
IM. IM Haftung ber 6ifen< be$». Straftenbotju. 2tL
17?- Raffung be« ^oulroirti bejj». Stierer«. 2L 8A- IM
„Ungeborfamteit" ber fiinber b«nfitbtlid) be« elterlidHm
Seftament«. 9JL
Unöfänbborfett. — ber JJrfldjte ber etjemäunlidjen 9lu«-
nieftung. USL Unpfanbbare SHedjte. M
Uifittlidic 9ied)t«gefd(öfte. tüL lüfi. IM SergL aud)
®ute Sitten.
UatertaltepjUdjt. 65. IM. IM
Uaterfagung eine« (Memerbebetriefre«. 112.
Urfpeberredit. 8L
Urrunbenprojel. LiL
Urteil, f. $rpje6retf]t XVDL
iBolata. Sinrebe ber triebt bejoljlten. — bei (paiburgildpr
»ente. 1ÜL
Sereia. iL
j Sereixbarang Iber bir ^afläabigfeit ber ftanfmaan«*
geritl)te. IM.
Berfaffungoraa^iafeit ber ®efe*e. fia.
»erfflgaag ber Vrr»aItang0be(tJrbea. M 4L IM ML
IMj — ber 8a«be#jMfHjoerwaltnnfl in (Hrnnbbii*.
faö>ea. M
eergicid). 2. II SL
Serbaablnag im Sinne ber 9ebül)reuorbiiuug. 122.
Serjäljmag. 8» M M ML
f Serlibai«. lflL
8ermad|tai«. 106.
Seraiieterpfaabredjt. 99.
Serpnditung einer ^ferbeweibe. M
Serpffliibuna, f ^fanbredjt.
Serfiamattarteü, f. «Brojeftredjt X VIII c.
„Uerfdjrribea" 00a Stobiliea. 66.
9erfd»albea be« »erleaten. M 112.
6erfid|eraag. Ceffentlidje - f. Oeffentlidje« »e<bt XIV.
qjrioate — 2, IM
332
»erftpfj gegen kie guten (Sitten, f. Oute Sitten.
Serteilnngdvetfnliren. IM.
Sertrage g* Ounftcn dritter. lü
$ertrag«f)em»et. 122.
Sertreter. 146.
Sernw^rnng. ü ios.
$er»alinug«weg in 8übed für Crinjicljuiig oon Slbflobnt an
9te(tgion0gcmeiiifdjafteii. üiL
Vergeltung eine» (Fteffteikungägrnnkee (©eitölof). im.
8ergia)t auf einen Chrateil. L
Vifere contractu» ••rarll. 181.
faUftrtrfkore Slupfertignng. Uli.
$onftreifnng*iefeiJ im SRaiawfaljrrn. üfl.
ä?oIlftrfrfun(ii?(ieTia)t. Üü
SoUftTtrfungofinnfel gegen ben 9lfd>umad(folger. 128.
*oflftrtrfnng«Mrteil beim ®d)ieo«geri<l)t«»erfaliren 12£.
»oKjiebnnfl einer einzeiligen Verfflgang. ftu.
«prnn8Bermla)tnU. um,
$orbrfi<iltägui. U, iL £ i-iq,
8srfenf0rea)t kr* 2Hitcrben. IL
i'srläufifle ^ollfttctfbarfeit. ®djaben*frfaö. 12L
Staukerlager. 120.
Wnnklung. 114.
SBerfsertrag. Sjl 12a.
Wert kc* Streitgegenftanbe« bei Magen ou« § 717 6. i*. C
HL
K>crtua»ter. liö,
Ä'cfentlidjtr Seftankteif. 40.
»Jette, fett.
SHkerflage. ifts.
Utfikcrrnf kee CNtlnfTuugegcfuäie« eine« Keamten. IL
«3«rtfib,aftlid|er (frfplg eine« 9tcd)tfrgcfd)ifte0. £L
; S»»i)npt[nied(fel (©üterre^terrgifter). IIS.
i StoQnungtyflegc. lüL
Btngniäuerueigerung. M.
xSubeb,8r. asl
Bngeft&uknid, gertcb,t!td(e* UL
Bur£ifbefraltuMg#red)t. 101.
Burftfoertorifung an kie erfte Onfunj. Q2. III. USL
3nfa)Ing. öS.
dnftankigfeit. - ber ÄaufmannSgerid)te. USL 120. Uc-
ratffi^tiflung ber — oon «mtsmegeit. £2, 11L 112. —
bei einfttoeittgen «erfügungen 42. S. and» ©mdjl«ftniib.
Bujtimmnug ber $n»otb,cfarier. lüL
3wang0vcrfteigcrung, f. Sactienredjt VII.
Bmangolaffc. 43.
Bmnngftallfirrifnng, f. $roje&rrd)t xxv.
Bwongötwllfirerfungätitel. &.
Btneif&eruiffgrn. 44,
( Bmifa^enurteil. Ql. fifi. 12L
Digitized by Google
jum ßeiblott fccr ^anfcatifd)rn <5trtd)t8jei!ung 1907.
ßnrgerlidjfs (Sefefclmd).
flllgrmfi ner Teil.
513
ISO
1
IQ
21
ai . 130 136!
22.
1Ü
*0
117
in
u
63
aa a lafl. ml
üö
&a
Ol
&&
ai
aa
106
llfl
122 ...... .
125
iao
ULI
Llfl
143
Itt
lü
lü
in
lü
lfi
iia
in
il
hü
IM
iaa loeii
140 .
112 .
162 .
lül -
IM .
1HT .
lfll fß
ma .
infi .
ig« .
121 .
im
•;nii
2M .
22a .
£12 .
13.
Ahl.
Iii.
m
163
113
145
IM
21
162
IM
öl
ölt
f
liU
9
Ü2.
lir>
'•Li
flicdjt bcr Srt)iilbDfrf)dlluijie
Wllflfinfinf«.
■> i •>
2U1
23Ü
251
2M
27 3
216.
27«
2hli
2S2
2M
«13
«16/6
32a fg
325.
aai
äfi2 f9
392 .
401 fg.
406 .
412 .
414 .
426 .
,5. 2fi. 135. 112.
tiö
.41. 146.
IL'.
125
III
IM
iia
Laß.
lül
135
186
168
in«
125
112
41
35
ff
!t7
13
'.Iii
Uli
Llfl
25
L2fl
30.
128
Stnjelnt Sdiulbortbältnifft.
433
460 fß
l"
462 fg
403
"
477
f.'
521
rV
625 ffl
IV
635
I*
637
"
53»
645
55« .
>;.-».
113
llfl
m
113
113
24
lü
5Ü
is>i
ItüJ
l.Hil
162
§ 5til QU
„ 565 152. LLi
„ 56« Ifl2
. 573 155
„ 581 fifi
„ 611 IUI
„ 612 22» lfll
„ 618 lflfi
„ «61 123
. 652 Ifi3
. 666 Ifi5.
. 670 III
, 676 lül
„ 677 ia& 1X1
„ 679 126 Hl
„ 683 174
„ 690 &h
„ 701 15
„ 706 ffi 41
. 736 11
. 741 f0 41
» 747 11
„ 762 5Ü
, 766 isa
„ 766 LL 183
„ 774 Llfl
. 776 ih, 185
„ 780 LL Ü5
„ 812 fg 10611
„ 817 5fL 106 1
, 823 IL 21 ffi. 106II
124 130. 135. 14«. 164. 156
177. 18fL
„ 824 15
„ 826 23. 2S, 5L Ifl. IM. III
„ 830 lfifi
, 831 JL LÜH 135. lflö
. 833 j. 81 IIS
. 840 I
. 842 ffl 168
„ 843 38. lflfl
. 847 166. lfiH
334
120.
.115.
. 4L
<5ad)eiu(<$t.
856
87a
879
892
894
903
906
107
912
»15
»16
026 108II.
932
936
946
951
952
958
959
985 ffl.
1004
100«
1009 ....
1020
1027
1113 . . .
1115 . . .
1110 . . .
1120 . .
1120 fg.. .
1121 . . .
1123 ffl.. .
1124 . . .
1147 . . .
1153 . . .
1154 . . .
1163 . . .
1184 . . .
1185 . . .
1192 . . ,
1198 . .
1274 . . .
1280 . . .
■-'7. 1061.
12,
10.
S
118
rs
lfil
Iii»
&&! "
56;*
146 "
153 "
120 "
SIS
m "
HL"
iSl "
Iii
86 "
an "
86 "
153 "
w "
12 *
Uli"
ua r
aa "
2li"
107 "
411 i'
1_H) *
10 '
im! "
m|
114
4fl|
Hfl
m
na
na
im!
im:
a\
43
I
I
387 .
894 .
07 .
16 .
32 ffl.
34 .
36 .
36 .
37 fg.
88 .
40 .
45 .
60 .
60 .
67 .
71 .
76 .
80 .
82 .
83 .
85 .
87 .
89 .
91 .
94 .
97/8
XL L1JL 144.
ÜL
507 .
518 .
549 .
559 .
661 ffl.
571 .
ö7.! .
694 .
602 .
611 .
612 .
620 .
636 .
636 .
913 .
914 .
.109.
109.
Srbtctftl.
ftamitienrcdji.
§ 1298 .
„ 1800
. 1302 -
„ 1326 .
. 1329
„ 1360/1
,. 1361
„ 1369 .
. 1370 .
„ 1371 .
„ 1383 .
IIS.
lfil
IM
11LL
ai
168 |
122
liö
IIS
ai!
14Q
1922
1923
1940
1942
1973
1974
1989
1990
1992
2027
2032
2033
2034
2035
■IL
IM
168
Liü
16g
160
llfl
IIA
llfl.
160
1
HS
filj
118 l
24;
14
Ufi
Öfi
160
»8
9«
1
67
16
1
DK
98
67
68
HH
IM
IM
lüü
IM
as
fifl
12h
3
121
9Jä
11
Ii
113
23
105
14
ia
Ii!
Iii
16
34
105 I
41 :
41
41
§ 2048 10-V 141
„ 2066 m
. 2084 Ii
. 2101 44
. 2102 24
„ 2106 5»3
„ 2128 aa
„ 2161 UZ
„ 2153/6 141
„ 2162/3 na
„ 2174 IM
„ 2178 BS
„ 2102/3 L31
, 2200 141
„ 2216 41
„ 2216 141
. 2220 141
. 2231 Ii
„ 2241 LI
„ 2333 flfi
„ 2371 äi_. H
. 2385 U
einfüb,ruug«gefcfr K «• ® 93-
«rt.25 fifl
„ 44 JL 4*
. 22 52
• »i 21
. IM 64
„113 äi
.144 a
„ 170 44.141
.114 44
, 184 lfiL LLL 147.
.142 14
„192 107
„lHß 41
, 200 «HL 144
„ 210 Iii
„ 213 M± lMi 141
„ 2J4 24
Anbete ttetdrsgefrtte.
allgemeine
beutfebe SBec&ftlorbnung
». 1848.
«rt. 4.
Ii
Allgemein**
btutfcbrft .'öanbeiagefebbu^
(«He faffuug).
«tt. :m fg im
.267 IM
„ 395 IM
„ 397 108
3d by Google
335
§ an
9t II i>tftllfd>üft*fl«|Cjl
0. i- 3)lU 1868.
&t tuerbrorbnnnfl
0. 21. Cluiti 18«9.
Ci vilproArgorbu ii n n-
i
§
i .
o .
Lfi .
Hl .
2a .
21 .
21
26 .
m. .
ia .
6J. .
62 .
fifl .
66a.
152
1B8 .
47
. 36
. . 115
112
. . 112
. . 112
. . 114
. . &5_
36. 112
. . 112
. . 112
. . 112
. . M
. . au
16. 211
. . 23
$<retn<jol(gefc(
». L 3uli 1860.
g§ 14. 20, 122.
l
12
•ii
21
2A
uji
ii
12
11
m
:i
ii
21
m
m
aa
im
124
1 1 o
Ü2.
. . tLL
_LLL
l. Ii 2ü Ii Ia. iüi
22,
SovptlbeftcucritngtQcff (
». M, TOoi 1870.
§ 1
S 263
Stroffltfejbud)
U. SO. TOoi 1870.
122
154
LL1
130
211
214
218
ffl
222
234
24 0
212
250
258
2i;a
26'.
2£ä
213
224
276
Ii
171
III
158
m
177
m
158
123
63
tili
fil
m
ui
LU
HD
32
121
l:i:i
22
2
r_ü
2
150
180
20.
180
12Q
Ül
20
21
24
AM
12
133
§ 330 .SO
242 12
. 342 Oü
. 37TT 2U
„ 384 «r. 3 84
. 300 ai
, 422 1
„ 424 1
, 440 ...
„ 461 KO. 127
. 468 121
. 464 121
. -»66 121
■ 477 121
. 611 82
„ 612 82
„ 616 24.
■ 627 126. 163
- 620 ... 125. 12«
, 636 21
. 637 m
„ 638 ... ül. 1401. 177. 170. 1»!
„ 630 .22. OJL. 112. 121
• 6*2 22. 122
- 662 21
. 6«7 Ufi
- 668 JL IM
. 680 71
. 670
. 677 JL 24,
r 68" 21
. 692 u
. 000 12fi
. «27 70. 131. 173
» 632 fil
. 606 9Q
. 700 6afc 3 9J2
, 704 122
. 707 go.
. 710 22
. ?16 182
. T17 .22. 128. 111
. "21 122
> 723 IM
. "24 fl. im
. 727 AJL L2A Ififi
. "31 J2, 12Ü. 122
. 733 Hfl
. 737 iflQ
. 730 lil£l
. 740 laa
. "43 118. 122
« 744 liip
.. 74ü ia
. 766 .6. 30. li'i 140
. 767 .12«. 177
» 771 22. 112. 142
. 780 HL 33.
. 781 aa.
. 361 8. fi Ifil
I 2
tttnffl^runfl#flefet «um
Strofßtfffbudj.
&aftt>fli<fctgefcb
3uni 1871.
II
ffl
§ 1 22,112
€tratibung<orl>nuiifl
t>. 17. mal 1874
§§ 11, 22 fg fifl
öerid)t*0f rfaffunfl<gefe&
£ 13 62. 112. 112
<£iiifüf|t ung9fltfet>
*nm <8ertrf)tft>crfaffun8<grfe&.
flrt 1 CO
2M
28Ü
205
2ää.
300
302
303
304
308
321
1125.
332
332
322
328.
5_L
12».
122
168
22
128
153
12»
177
177
JilL
-ii.
ffl-
122
12
127
21
121
128
HO
1401
2
2
128
22
102
02
Ü2
Di
Jd by Google"
336
'80
1 1
7S8
I . 0. 30
Iüli_
.0. 176
704 .
700 .
802 .
803 .
805 .
807 .
808 fa.
826 .
827 .
828 fg.
830
840
84» .
846 .
860 .
857 .
881 .
80» .
880 .
872 ffl
878 . .
87» .
901 . .
»26 .
92» .
»87 .
040 .
042 .
»4.t .
045 .
068
1032 .
1033 .
1041 .
1042 .
1044 .
4 9
8J.
m
15K
. Iii
. . »iL
. . 12
• 12.;
. . m\
fifi. üb
12. ILO.
. ■ 12
©eriajt«rofteiigeie6 l>. 12. 3nni 1878 :i{
nebft Wo»elle ». 22. 3mit 1881.
§2U ßü "
„ 32 fiü "
. as 122 "
„ii 122 ••
.an H "
. sa n "
21 IXl LLll
iL
111
22
12
aa
42
na
.... im
121
IM
lfifi
IM
..... 02
IM
. . . . 24, 128.
.... m
iL 7JL IM. 122
43. 181
.... HL lfl«
...... 12b
21
...... 124
IM
12a
123
...... 21
(EinfnQrungtgefe}
jum t»r|efe, betr. töuberuitflen
ber d. C 0. 12. Slai 1808.
«it. 4,7 laa
für
s a
. la
. la
„ 2Ü
. 23
» 2&
. 22
. aa
, aa
„ 82
. 82
§ a.
©cbübre ncrbnutifi
fflc4t*ann)Ältf u. L 3uli 1870.
122
129. 122
1211
m
aa
122
60. 182
flil 124
aa
_4. aa
124
a:
55
üi
21
Iii!
115
LLü
Ii!
121
12
IM
m
1 10
&ejef betr. bif
frein>illia.e öerid)t«barfeit.
122
125
1211
L'-J
jjjanbeUgeie&bud) o. lfio.s.
Äuf eo^tuttglgefet
IL 2L. 3uli 1879.
IIS]
300
417
450
108
ins
108
U
. 155
in 5
Oefet) betr. bie Grioerb«- unb
SBirtf^afUgeuoffenf Soften
o. L Wai 1880.
»e!uerbfiinfflll'Srrfi4erunfi*gc|t»
t>. 5. 3uli looo.
§ a 15
, li a
. 22 «
„ loa/« es
| Sau Unfall >8er jid)erun g*grif f
». 5. 3uti 1000.
8 1
4)
Kraulen t>eriid)crung6gef(i}
tu ber Raffung ». io. Vlprit 1802
nebft Wooelle x>. iL War ll JJ
StrafproAclorbnung
». 1» Februar 1877.
&4
<M ffl
7n
52 .
52 .
2ü .
§ 32
£11
Oruubbua^orbnung.
Honf ur« orbuung.
52
151
§ 12
. 15
. 30
. a2
. 22
. 42
. 62-
-146
IH 133.
§ 12
., 54.
. 55
- 211
in:.
132
tu
128
21
122
III
na
21
17S
5
Iii
;;>:.:
12
112
»
Ii
B
45
litt
12Q
02
im
tu
im
Vli
3toaiig*oerfteigeruug£g.cfc^.
107
112
in
®e|efc betr. ba*
Urbeberrecht o. 12. 3ujti 1001.
§§ L 12, HL 41 M
öefep betr. bie «eroerbegeridjte
in ber Raffung 0. 22. September 1001.
122
123.
122
* 1
. a
Oei'etJ betr. nettere töuberuiigen
be« Äranfenoerjicfierungigefe&ei
d. 2A 9Kat 1903.
©efefc betr. bie Äauf mauu*fleri<htc
0. a. 3uli 1004.
8 i
. 4
, 2
, fl - JliL IM
.21 1«
J22
Jd by Google
337
fjfimliurgifdje (BefeiK.
©tabtredM-
Wrt. 2 etat. L 21 &
„ ü , IL Ii ^
„ i ii 2 „ n, 20 . las.
., fi . IT, 20 142
„ 4 it ni. a 98
3atltteH<Crbnung 0. 1763.
«rt. 31 M
Vrrorbnung betr. Cinriifctung be*
»eburt«., Xrau> unb toteureglfter
0. 18, ftooember 1816.
100
«efrfc betr. bie «renjeit be«
$olijeiamt« ». 8/9. 3uni 182«.
ißi iaa
«eroerbegefeb, ö. L »ooember 1864.
§§ 1 as äs
«Ite* Vaupotijeigefefc
8. & 3»« 1866.
®efefc betr. bai VtrbSItnll ber
Verwaltung jur 9le<^t0pf fege
e. 23. »pril 1879.
Iii
Uli
_ns
8 flfi
142
Sinfübrung«gefet jum allgemeinen
beutfdjen $anbel*gefe|>budj
». 21 fcejember 1866.
§ 30
UG1
(»eiep übet
©runbeigeutum unb fcupotbefen
0. 1. £e*ember 1868.
§§ 3, 6. 12Ü
«lle« »erbältnt*gefe»
». 3JL Äprtl 1869.
Iii
Uu«fubrungigefe( jur
tteroerbeorbnnng ». Sl September 1869.
112
«ernnntmac^ung betr. bie «u*-
fu^rung ber ÄeidjS'Straubuitg«
orbnung o. 23, Xejember 1874.
§ 8 86
öefefc betr. bie ©terapetabgabe
t». 6. 9Roi 1876.
M
.in
. 17 . . .
. 18_ Hfl
Lü 42.188
24 47. 112. Ufl, IM. IM
„ 2fi Hfl
.32 Uü
,38 IM.
9lu«fu&rung*gefe& jur ftontur**
Orbnung ». 25. 3uli 1879.
% 1 M
Serfaffung ». 12. Otteber 1879.
§84 U«
. M US
. fla 8. a öS
Ortftftatut ber üanbgemeinbr
Sugbapeu.
§§ lfi fg u&
$upotbefengefe| in ber gaffung
d. 12. guli 1880.
lfil
;§ 1111 IM
10» 1512
12fl 1Ü2
$ormunbfd>aft ••Orbnung
ü LL 'fcejember 1882.
98
üeif)$au«orbnung t». 23. Sejemb. 1882.
§ lfi 24
<Snteignnng«geie&
o. IL SRai 1886 unb 22, September 1889.
LH
LAB
«inmobnermelbegefefc
o. iL Wai 1891.
§ m
167
9efe| betr. bat Hrmenmefen
0. lfi. SKai 1892.
§ Ii
132
§ IS
Sfanbfeiberorbnuug
t>. 10, Jiejembee 1880.
§§6*11 26
Smmobltienabgabegefefc
». L fRAr) 1882.
§ 1 JÜL 121L IM
. 2 IM
■ 1 lÖfi
. 6 UM. 120
. 1Ä
. ü
. Iß
, ia
. 21
. 22
. 25
l
186
m
Uli
81
120
I
i
123
©ottpolljeigefefr b. 23L 3unt 1882.
§ Ö Ufii, IBS
, m löi
. tu m
„ 21 18»
.. ifll 66
«efefe betr. bie »nifenpflege
D. 8» 3uli 1892.
§ 1
132
®de| betr. ben
Bebauungsplan für bie Vororte
o. Sil Segember 1892.
§§ U 8. L IS 18»
(Befef betr. bie Sereinigung ber
«orftabt St. Stull, ber Vororte
u. io. b. a. mit ber ©tobt
o. 22* 3uni 1894.
Ii
WooeKe jum Vaupolijeigefel
o. lfi. «pdf 1896.
§ 10
fcafengefeb ». 2. 3uui 1897.
§ &
1K9
Uli
VefanutmaCbung betr. ttuftfubrung
be« Bebauungspläne* für (furbaoen
unb $ofe P. 25. 91o»ember 1898.
63
©efefr betr. 3utoiberb.anblungen
gegen üotterieoerbotc
0. 20. 3anuar 1899.
36
sd by Google
338
«u«föb,rung*gefefr j. «. 0. ©.
t). 14. Onli 1899.
§ « H2
»ifi im
» fiÜ - 107
9flterfta»b4gef<6 »• Ii- 3uli 1899.
2fi
§ 1 IB. 67. 160
« a uiD
» 6 lflQ
■ 16 OS
•i 12 68. 6J
- 21 l. 8fi
t2i aa
«u*füf)runß«gefefr jur 0runbbuo>
orbnung n. 14. JJuli 189«.
§ia ifli
»2» Ifi
?iu*fa&/runglgefe& jum
■ÖiucuigiSDerfteigerMngJigefefr
». 14. 3uli 1899.
§§2^_10 1S2
$etaiintmadjung
betr. bat 0runbbud)m(fcn
». IL J>ejember 1899.
«rbf$oft«fteuergrfe&
0. 2. Wärj 1908.
§1 üfi
« 2 fifi. lfii
* 1 IM
.14 lü
■ 17- läl
Stempetgefefr o. 11- Skjember 1903.
8- i 2tt be* larifel las
©elanntmadjinig betr. im
«ebäQrenfcftrageii ber $o(ij«i.
befcörbe o 2Ä. Kai 1906.
9»r. 19. .
. Hiß
7jL iaz
?lu*ffibru tig«gefefc
jur obgtönbciten ff. $. O.
0. 22. Skftember 1899.
&9.
•ebfl$renorbnung für Notare
». 2JL Xfjember 1899.
121
22
Stra&enotbnung 0. 1. 3uli 1908.
§ öS 81
«efefc bett. bic »eftenernng be»
IBanberlager betriebe 3
t>. IL Wooember 1902.
§ 1
ffinfommenfteuergefefe.
t>. L ftebruar 1903.
§ fi
-L
„ lt.
J.
u
11
11'
Serorbttung betr. ben
8erfe$r mit Äraf tfo^rjeugen
b. 16. September 1906.
§§ 1», 20 191
fircuifttie <&efe|e.
Srbe* unb $anbfefteuorbnung.
§§ UJL 123 ia
ttef't betr. berfcfcjebene inblrefte
abgaben t>. 22. Slärj 1890.
& 2 az
Stra&enpofigei.Drbnung.
6.
«u«fu&rung*gete| j. ». @>. »
B. lfi. 3uli 1899.
§ül 43
£übt<k\fßt (betyt.
Senatibetret r>. L 5>ejemb<r 1833.
flfi
(HbiIpro|e6orbn«ng ». 28. «pril 18C2.
69
?l u«fflb,ru ngtoerorbnung
jum »eri<bt«Berfa|funglgefe&
U. 3. Februar 1879.
«£
®ffe> betr. 9?adjtrag »um «efefr
o. 10. Ottober 1882 betr bie 8»ang*- !
oollftrerf ung Irr SBrrhialiungtwcge '
o. 8, Woöember 1886.
®tfe& betr. bUSmong».
DoKftrrcfung im Serroalturtg« reege
t» 20. fRÄrj 1899.
§§ L & fl2
«tidjö$erid|tß-<fttfd)fiöungcn
Sammlung ber »öle.
»b. Seite
4 122
408
& 23.
405
* an ig
-103
7. lfifi
294
324 6 82
8 122 fg . Ii
162 fg I2fi
'■Uli 1H1>
2
Ii!
u
La
14
Iii
LI
LH
213
21
22
Iii
2A
llil
82
100
91
11
LI
2Ü
21
•2W, .
8.18 .
4" fg
100 ,
LH .
21 .
lüil .
322 fe.
341 .
206 .
214 . .
Iii .
338 . .
887 .
408 fg
392 . .
43S .
litt fg.
248/9 .
fil . .
zu . .
77 . .
124 . .
407 . .
418 . .
288 . .
324 . .
360 . .
193 . ,
306 . .
320 .
830 . .
384 . .
fii .
Uli .
Uli
:■?.'.*
in
•d
59
Hfl
OB
42
134
12«
Iii
29.
126
112
130
122
28
82
Iii
•2k
'AI
Ü2
177
_k
177
_aa
flfi
1
LU
ai
fi2
IM
69
177
IM
oogle
339
Sb.
Sfitt
847
69.
8b. 6eHe
i .... 161
Qanftatifdft tötridjtBjritung.
. . . .177. 170
Seiblatt.
■2h
2211 ffl. . . . .
6J
117
ft
32
1871.
148
6£
'AAL
130
1872.
IM
66
232
IM
IM
1 .Vi
66
...... III
284
11
1880.
11
Ii2
ALI
Iii fo
66.
M
14
1883.
a
iaa
■AA
12J ffl. ...
ai
24
1 1
380
in
136.
1885.
SAA
112
57
71
ho fn
HU
170
1866.
1(1"
i n 1
:vg
in
Li
1 (1Ö7
IS«/ .
Di. .
Ol
•III
Ol
Ol
AÄ
....
1888.
66
228 ....
. . ... 186
1 An
105
lfil
403 fo
120
14A
Uta
14fi
ül
27 7
aa
litt
1889.
ai
IM
AAl
313
IM
122
aa .
56
73
1800.
iaa
[lii
. ,1 1
145
UM
a'J
i ai
ALI
■All
425 fo
ma
IUI
iaa
lfii
iaih
3il
44
1801.
81
12a
ill
—
lfll
1 A*7
LUX .
1 1?
HA
I?f> . .
iä
isa
1892.
2ft
IM
- -
1803.
12
91
2M
fifl
10611
64
fi2
341 . .
12B
1 CJ
117
na
via
1 1 *>
an
1804.
iiö
IDA
it.. i
Lil
10«. IHA>
LI
JOT
1BWH.
i -
LAL
Li
Hfl
5«
6»
IM
1 AR
1807.
Bü
ftl
ILA
7_i fo. ...
iai
IM
. . . lf*'.>
304 . ...
ia
52
1808.
ai
!Mi
347 ....
...... iß
180
12
1J1H
as
. . . -62- 122. 129
360
1£2
ifl
1H
IAA
101
w
2Ü
ISO .
1 1 T
1 --M
181
•1 1 1 ...
in
Uli
112
lfiÜ
1000.
2
&2
412
ia
fifi
um
-Li.
141
127
158
Gl
HO
4
...... 12
Iii
1
1 3*2
1 ,iA ....
m
1 S E
13
62
1 i"
1001.
8Ü
103
IM
A3
181
mi
M2
IIS
23.
1902.
lfi
22
128
IIA
US
40
1903.
4
99.
372 ffl
16. 23
65
oa
Ol
1 l!l
Uli)
146
Iii
1 1904.
9d by Google
340
V(V.
IN r
»er.
Tl
i nm
70
IAO 1 ftrt
AA
l Ah
AA
rtQ
09
IAA
S R
Sie
73
09
7»
J17
1 R
1 i i
1 9
IM
ia2
AQ
1 99
\ \
Iftl
l.lfi
OK
1 77
i *in
166
H't
1 1\
1 r,R
1
180
Ifi
1 ' \tx
1 ort T
ÜÜ!
bO.
1906. 11 ... .
IM
11»
l£fi
Z . . . .
. . . .IIB. 160
21 ... .
lfla
IM
. . . . 2fi. LI2
2i
28 ... .
iii
12 ... .
121
lftf>
ua
22 ... .
14
40 ... .
IM
208
2ft
IS
1061
41 . . .-.
126
1907. 13
IM
jum ßciblflü Der IjanfcQtiftyen (5erid)Ujeilung 1907.
SIbcifl, {»einriß. 136.
Hbenbror$, Dr. Hug., Xeftantent. 148.
flftiebolaget Separator in ShMtyoIm. 40.
ttttienbierbrauerei in fiamburg. 23.
9lftiengeff(Ifd)aft SflrgrrlidK* Srnntjciiid
Vttionl>ffomitee brr SHrte-Serriue bon
$amburg, Altona, SBonWbcf nnb Um-
gegenD. 23L
«Ibert (Sb«rt 8. m. b. £. in treiben-
«iefdjeii. 22.
«tlbredjt, Dr. Srnft, Cberlanbeigeritf|l#rat. :
all itftamenUooflfUetfer. 68,
Allgemeine Ärmenanftatt. 122.
Vitium, S. £. 3. 0011, in Bremen. ±
Hnt1)tlm>mmr, fceinrid) (fmil Xb/obor
oon. 100.
flrbeitgebrrorrbonb für bat Baugewerbe
an bei Unterweler, in Sreuirrb,afrn. 2fL
«Item«, ®rSpn Tb/H« oon, geb. 0. Sdjmibt
Souli, in Secbroalb bei ©ra&. KlL
Baetge, *. LJfi.
kartet«, Hlbert, in fiflbetf. IO61 L
Bartfc, Dr, Rart, in Smirfoii. 123.
Sanum, Warf, A Streber. 2.
Sauer, «taftao, Ronfnrl bei.
SaupoIiAei>Seb,örbe. IM. LUL 182,
Beamten -IBolmungl' Berein Hamburg, (5.
9. m. b. ft. HL
Sefcr, «bj. 8«,
Be&renl, ©erb/Jrb. tu 1Ut-tea)au. SO,
Benbir.en, grau B. ttt.
Berg, M. 146, IL
Berg, Bruno, gg.
Sergeborf, Stnbtgemeinbe. ifiL IM.
Sergeborfer «ifenroerl SB. Serguer. 12.
Sergen«, 3 M , ttrben bei. Q6.
SiebL 91- «• ©. 3B-. in Sergeborf. IM.
Sifäoff & Wobafc. HL.
Slelgen, $. 2a.
Slobm, Sarah, $arrtrt, in ©todellborf bei
fiübeef. USL
Sobeufunmer, tfarl. LL
Bddinanu. 3. 8. SB. UÜL
Söttd>er, SBi(t|., in 6url)ooen 32.
Sofcle. 3. in Sremeit. 2L
Solb, £. UL£.
Sorni, 3gna$. IL i:>0. lt.
SoQfottfd)u(oerein brutfrfjer Sraueveien, in
Seilin. 2«,
Sranbt, SSityelm Ä. 170.
Srourrrioerbanb für loirtfdjojilidie 3"'
tereffen oon Hamburg unb ttmgegcnb.
«. m b. £. 22.
Sren:ifa}er ©taaf. 3L L£2, L3£L
Srflggemann & SBeber, in Srrmen 18L
Srflficl, <I$r. 12«. L
Sürgrrlidjei Sraubmifl. Ifii.
Bunge, SJ , in Subtrt lüü.
Suffe, g, öl* »onfurtocrnwller. US-
Su&foff, £. 112.
Gailenberg A Hermann. Li
(£anel, 5. £. 9L 12.
Canel, JHldjarb 9tamon. LL
Sentraloerbanb ber Siotlmufiler Teutfd)-
lanb«. LI
S^aoeaurouge. Dl % be. 22.
«briftoff, a&rifiinr, in Xonuborf.üobe. SSL
ttbjiftoff, 3. C. ®., in Xonuborf-l'o$r. 8L
Claufen, 3. S. 12L
Coftn, $enrn. 51.
Sob,n, 3ob.anna Sine. «JL
Sonn, Sbuarb 33.
Sonn, Clcar gronj, in Sergcborf. 33.
Sonrab, SW. 166.
Sonrabi, SNaf. 02.
Cur^aoen, Saubgemeinbe. LÜL
Cjerroin«ft). iL
t>agnino & Stnbota, iu Qknua. 2fi.
Dab^lefe, grau Stargarete. lifi.
5anjiger, 3- '» Serlin. UiL
S)eh,n, ^. 6. ISE»
Semettu«, «b.. & «über*. IM.
Xcufer, ^ermann 3W., in Sremen, Ron für*.
oenoalter be*. 12.
teoigneu;, 30b<»<n, in fie^e. Ifi.
Diettmanu, Cbarle*, in Serlin. ML
Uiebricb,, «. C. S. Iii
Sdbler, <£ 33 . & (So. M.
Storner, $ermann, tu Tuttlingen- Hl.
Stoß. C- 9». 8», ttrben be*. fifi,
XraOe, in Serben boflel, Kadilaf}-
fonfurl bei. DL
(Werl, «Ibcrt, ®. m. b. ^ in Xrelben-
0iefd)en. 22.
Gblff*. 3'mn,ft,"rmieler. &fl.
Cl)ler«, grau Helene. 113.
(Stiert & ©Iaeftfe. IM.
^il'enbabnftltul, Rdnigl. Sreuf}tfcber. LLü.
] (Elbreä^t, fe. & Co., in Sremen. 182.
(fllan & Co. lllfi.
I (Elfan, 3uliu< & ISrnf). 112,
(Srbfajafilfieneramt. IM.
I ttrid». ^ in $nd)ttngeii. IÜL
; galt, Seo. an.
8a(l, SOcarlin, J tflameiiflbotlflredcr be«. üfi.
geb,mer, ©corg, «onfur« bei. 112.
3*115. 3ob.u Sari. M.
geliert, (»uftao, in Söbed. 106, L
ginanj-Ieputotiou. L iL 22. «. IL
6L LL fifi. 105. 12!L 13fi. WL
144. 187. 122.
ginleutDärbcr l&emeiube. U6, L
gleiidjer, $rof. Srnfl Sljiltpp, in SKündien.
108.
goerfier, Um. Iljeobora « 3K. S., geb.
SBoDmer. 186, IL
grambein, tK. <E. M
grantf, (£ g ». IM.
grantf, ^. 1U2.
graulentb^al, Semmi», iu SJübed. filL
greefe, ^einrio), in Bremen. 94.
gretb,af en- Sagerb,aul • «efeOf $aft. lQfi.
griele, ^ermann. 18L HL
gri&icbe, grau», * «0. 1LV
gurtb^r, iKorit, in SSnrjburg. M.
342
Weerbt*, Ämanbu«, in ttujbaoftt. GL
©emeinbt-itirrfjenrat in (Eutin. IL
«erfon. «Ibotf. IM.
©liimonn, 3. ^ in Altona. 90.
öoernc, ©otllieb. CiL
©ötlfrf), 0' iL
©olbfdjraibl, W. 112.
©pfdj, $aul, Sbcfran, in 33irnien. iL ;
örofe, ©ebrüber. 1I1L
ffirofee Arbeiter Äranfen- unb StcrbrTaffc-
IL
©ro6einfauf«©rirlli<fj<ijt bcutftfjrr flonfiim j
»ereinc 111. b.
©ruber, SB. Ii,
$aofe, ftrifc TO. 0., in ^iiintbrrfl. lifi
fcogeneft, 6-, L 9lrnolb «ad)f. LLL
Hamburger Siertntnblung ffl. 111. b. £. lül
Hamburger Staat, f. Sinanjj-, Steuer -£f-i
puiatioii, 3Janpoliiri-S9fb,örbe. — 3.<er>
treten burdj fcie Seiiarftipiiimifficu fite
bic (fijfnbfll)nangf(efltnb,etti,ii. äL
$>amefter, CS. C, in SUtengonime. l'ii).
$onfa-93raueret 9I.-W.. in Sftbed. L2L
jfrarmjanj. §einrid), in Cremen. £L
j£>atm«. Xorotlpa 3 SJ , geb. Irriiiirre
im.
$orm«, 3. 12.
£armfrn, « , geb. Sleljlfeit. UKL
fcarrtc*, 3. G. £L
$anpt. ©rbr. iL
VedeUmüller, 3' 9-, in IJttnnebcrg. 14t.
äeilmonn, 3- G 122,
£>riinatin, (f. Silbcrftein. SüL
.yeimburg, Jr, in Hemelingen. L
fceine, G. 3ul. 12L
fceiieler. «. £. «. hL
pendelt, Carl. IL
|wnfei. fjriba S>tlbegavb. geb lioad. in
Seidig. iL
$>ermereböifrr, Jf>. C , in Wiebmg. LL
£ruer, SJnnbriditrr Dr. 1LL
fcette, Jic «. 122.
•Vierer, flbolf, in Wündjcii. lüL
jtilbi'branb. X , in Bremen. L
ipint & Sdjiöber "iL.
$>irfrbfelb, Glife, geb. SBeit. iL
$ofmann. LL_
$>olft, SBtoe.. in ürtbert. flö.
ftomaun. ftri&. in 2ifiau. LL
£ope, SBwe. 3-, geb. Stern. 22.
ftorjer, Stiel«, in Cremen. IL
Jpübbe, .^einrieb, UiL
■tiutfitebt, (Sari & ftobanno. 1LL
§up|elb. ©. 9!., geb. Jtmtppcrt, t>crn).
Töblinger. 122.
3ferntaun, '« Sonn. iL
33raeliti)'fb.e ©emeinbe, in l'übed. fllL
3arobifu, Gbgar. LLL
SanuS, Sebent unb IBen fioii«-5BerR<berung«-
©efellfdjaft. 82.
3anden«, 3. £. in ßaefjagen. UJL
3enbni, SB. 12,
3e«perfen, S W. & 3., geb. SAull. 113,
3e«perfen, %L HL
3obämifcn, Gilbert. IM,
3ol)annjcn, 3"rfl<m- 1 1
3olane. 3- ®- © m,
3flrgenien, 3 3-< SSremcn. IL
3unge, ftriebrid), in freuten. H3.
Junge, i" SJremen. IL
flaUnif*. * 3. 12,
itameiiAer Gbnntctte Ofen- unb Ibonroaren-
fabrif ©ebr. SieiR in ffameiii LS ü-
ftorflabf. «ubclpb. ÜO,
»tat. 3fibor. 1LL
Rebing. Sari üL
Jltrrfjioärber Spar- 1111b ifeibfaffe e. (\). m.
b. in llird>niärbfr. 1IL
ftitidjejeia, ^rau Salrntia i'iuuioua, in
f)a\ia. lifi.
Stndrnfcbilb, @rnft. in (K(and)au.
Stoefob &. Oiaaffon. 3L
ftolaoiP, Slugitft, in t'übed.
Äönifil- ?reuftifrf)er Gifcnbflbufüfu^. U£,
Jtobr«, (JJuflaü, in SHritbroof. L
Moppe, fflbolf. 181.
Stoppel, JRofolie. lüL
Jtom ©. 3. iroiitur«mofi'e bf?. 2L
Jfrninp, ISrnft G. 3B. &L
.ffrnpf. i>eiiinrf). Li.
iirnuic, ($. «. 3Broe. HfL
Ärasotf, Silbrlm. 1Ü1L
«rog^flflnrb, W. S. ?B. IM,
Jentg, II) ML .
HH., in Sirma Slütjl ii Wielte 1UL
fffiflermann, tl. iL
lttiii?l»crein. IM.
i.'onr#, i>. ß C Iii
Uabigef, lb- von, in Stocfrldborf. OL
gandbal«, Äug. & Co., in Süberf. IL
l'anbgeiueinbe Uuj^aüen. 11«
Sebang. £. in, iiübed. aL
i?edjler, Sari fluguft fiJL
i'ebr?, SBroe. LL
2ei«ner, fhiebrirf), in Stiel. HL
Siei&ner, Ctto. iL
üemaire, Uarl. HL
SJenife. &rani|, in Langenborn. lfiL
V»eo, Di. LL
Öinbemann, in Bremen. liL
SdSer, Jt- «• IBL
üöioe, Sari. SIL
Üoff (jagen, Ving-, in ifübed- 12L
Conbonbcrg. SSilbelmine. HL
Sflbed-Sfidjenet Sifeubar)n-Q$e|eIIfd)aft. üL
ÜOiicburg, Caroline, geb. Uaffb, in SBanbSbef.
106, L
SWager, Sbnarb. IL
Wagerl, grauj, in OTüntf/fii. !OL
Wagerl, 3rtanj Serapb- lüü.
SRaljlftebt, ^. in Stubr. IM,
■SKabr, 3. in SKanMbef. 12L
Wanlo, «. IM, IL
Warttt«!, 3nl , »enr. IL
War;, 2oui5, & So. LL
Waib.ia|oii, 3°cob, 2eftament#oo0ftreder
oon. LL
Web,r. |*. «. 4L
»[eier, Sernbarb. 12L
Weper, «Ibert, in üiibrrt. JIL
Wetter, k So. 2L
Wener, 61)^- Ifftament. L1L
Wetjer, Wartin, in Sa)malcnbed. LUL
Weuer, Wajimiltan, in Sajmaleitbed. IQS.
Weqer, $au( öeiurid). in 'öurgbamm. SL
Weon, S)., in SImSborn. UL
WiO«tioro*li. 12L
WöUer, 3oIjann 3. W. LL.
Wölke. Watbjlbr, geb. «öbede. 57,
Wofler, Dr. (9., aU Pfleger. IL
Wofel-Sognac SJrennerei in Iricr. IL
Wüller, ©uflao tB. W. 4L
Wumm. 91. lb- S. 12L
Wümme, Abele. 2L
Wümme, Stau* 91. ?(. liL
Wümme, Warttja. CL
Wntufien, Dr^ a(4 Pfleger. 2L
»agel. 3. Si g., 3Bwe. nnb ftinber. OL
«eumanii, «Ifreb, in »erlin. &L
«eumann, gj. ö. LLL
Wiemonn, Slrnolb, in 33ergeberf. IM,
'Jiiemetjer & Co., in ftngcr L 2S- LL
Wemetter, 9tubolf, lefiamnit. LLL
«olte, in Sübecf lüL
Cefterbelb, Slbolf, in .tiannooer L'inbeii. fiL
Cbmftebe & $löger. 1£L
Ort«franfenra|ie für «nreau-fliigeftellte. L
Crt«!ran[enra|fe für faufinäunifdjc We-
fdiäfte. LIL
Cftbeutfdte 4»oljinbuftrie-«rtien.Öefenjcbaft,
in (Soffeutin (SBeft-tHreufeen). läSL
^Jarabie«, XL LLL
HJeM & Saffermatin, üroü. 2L
*pcnfionßfa|fe bc8 herein« für ^aiibluufi«-
Sotnmi« oon 18^>h. L
Zeterten, Jllfreb, in Cbarlotleiiburg.
Arterien, Waiia W., geb. 3**»- LL
243
Hctrrif", 2opf)if g. geb. Störte, oerlu.
Si'aflitrr. liL M.
Sfajf, #einrid), in Bremen. UUL
*i(fi|«rbt, II). III.
IJJolad, «. 3H , t So. 2t
^olijeibetjörbe. 112. \LL liL 114.
iodcxf, S. 5, geb. Stupelfelbt, in «öbert.
168.
^ollarf, SR-, in JtrempeUbotf bei l'übed.
IM.
Bompeati, Bictor. lüL
!J}oortrt>e, Marl unb Stubolf bt. 122.
Borttanb» dement gabrif „©ennania" in
Seljrte. Iii.
$rird, Stöbert. Sli.
*frop|e, ®. & tltot. L
Kröpfe, £. g. IL L
4$uttfar!en, 3t. St., in »Itengamme. 12Ü.
SteidjSpoftfiefM 124.
Heue, Srnft. IIA.
W^einifd)« Xral)iiiibuftrie Bäder 4 <io.,
in Ämern. iL
Wenau, $e(ene, geb. Clbenburg. LUL
£Ktttner, Äug., in ©djioeibnifc. litL
iHttt'Diipt, Sbriftine, fltb. Schleid), in
Bergeborf. IM.
Stoie, fcerra. St
Stofenbaum & SBolf. 82.
Stofentljol, Cnift, in «Mona. LUL
8tuoenid, Äleranber, in Bergegorf. CA.
Stumobj, «uftoo «. «. läL
Stufet, £. IE., in Steumünfter. 12&
®öd)fiid>e SBougarafabri! SlftienÖeiellfcbaft,
Dermal« Xittel & Krüger, in Seipgtg-
Blagtoife. 1SL
Sanceliu, «bolf, in Banlborf. 8JL
©auber, »efddoifter, in ©erlin. 12.
©autien, griebri<$. DU.
©$alfow, 3- 9- 5- B., in ©djiffbed. IM.
©djeller, 2oui<. lfiSL
©Fintel, Cnift fctinrid). 112.
Sdjlemm, De med. 3obann §einrid),
XeftamenttDotlftrrder oon. 4£L
Sdjleitroein, Carl, in Orjitambn. Iii.
Sdjmibt A .Ctiti^rn, tu Gu3ttiig LS. II.
Scfitnibl, Gruft, in l'ubrd. LH.
Sdjmibt, ^, in Altona, iL
Sdjmibt, 3b«, geb. Sdjmibt, XeflamrnU'
»oOftreder »011. 1/11.
Sdjmibt, Seonbarb. Ik^ L
Sdjolj, 3orjaiin ©oltlieb Sliuntib. fiL
Sdiotte, Berta «. £., geb. äHnjer, in
Sdjmalenbed. IIIS.
Sdjramm, <£., in griebridjabagen bei
Berlin. 2£L
Sdjröber, S. Subtoig, in Klt-iWnljlifcbt. HL
Sdjröber, Carl. IM.
Sdjröber, £. 2.
Sdjröber, 3$. LUL
Sdjröber, 3<>bauu ttbolf.
Sdjubad, 3o*janneS, i. Söbne. 122.
Sdjubert, (f. DL
Sdjitp. $. 146, IL
Sd»ult Mid)ter, 3. g. S. HL
Sdjult-Stidjter. Vi. SÄ. geb. »roß-
benbter. 1U.
Sdjulfc, $ugo. 2D.
Sdjmeigert & 8tflb,le, in Biorjljeim. flii.
Seettg, Siubolpb,, & (£0., in Xrttben. 168.
Seentann, IBioe., «. 6. 0., in Sofftebt.
1X7
©egeldr, ^einrid» ©. 'öieta (f., 3obanua
SW., Warie W. 146.
©inger So. 9tdb,mafd)ineii 193.
©5ble, Dr. Startin, leftoment. 6&
©örenfen, grau Anna, in Blanfenefe LUL
Sotin, m. e. 21.
Sommerme^er, DJtar, in $3>:brn'Baben. SL
Soltau, Olga. Ii
Spar- unb Xatlel)ii0tafie ber unteren 9Jeu-
ftabt oon 1886. 40.
6pof|r, «Ib. 114.
Staatöantoaltidjaft bei bem L'aubgeridjt
Hamburg. ö7.
Stabtgemeinbe ©ergeborf. U1L IM.
Stäben, C. 91., in ttnrtaoeu LUL
©talinter, ttroil 0. IM.
Stammann, 186, II.
Steffen*, ^cinrirlj SM. 35? , in ftinfen-
roärbrr. UJL L
Steinbrügge, Bern^arb, in Burg bei
Bremen. liX
Steti«, ?l)ea. geb. 8$oIf, in üua>eiL DHL
Sten«, S9ifltam, in 92emi)orl. DJfi.
Slcuerbeputatioit. L L II DiÜ. Uü-
Steiierbeputatiou in Bremen. ÜL LU.
Stornier, Xbeobalb, iu Bremen. 100. iL
StoU, g., «en. WL
Stoü. 5vrip, jun. L6SL
StrafjeneiieiibaljnÖejeUfdjafl. 2fi. 112.
Stu^hnaun, £>tto ft. IfiL
Ibefien, B- «. 3 liÄ.
Zl)ie6, $. 2L
Z^omfen, $aul 2b, £ü.
Ximmonti, ^einrid), in ^ome-
Sürdb^eim, Dr. fflt. DU.
Seit, Simon, in Kopenhagen. £L
Bereinigte $an(fd)(aud)> unb ®u mmi waren •
Robrileii, «ftien-©efeafdjaft, in «otba
Bcrfidjerung«anftall ber Hamburger Bau-
getvert^-Berufjgeiioflenfdtaft. SIL
Biou«, St. 91. o2.
©aajtel, S. 78.
fBareu-£ommiiiion6bant. Iii
«ebb, grau ö. ^. SM. DUL
SBeljrmaun, ali Bfleger. L4JL
SSeinftetn, g. 1ÜL
fBie^, »Jana. 2JL
ffiilfen, g. IM.
SBilman«, grau Stade, in Slltenburg. SiL
Siufflntanu, griebrid). IL
»66,1er, 3. DLL
Wolff, SU. 3. 62.
SBormed, Stöbert. S2.
fBllftb,off, ffinc. Bertha, geb. ffltebag. in
fiird)T0arber. HL
3iHmaun & Tegeler. Ifi.
Di
jd by Google
Digitized by Google