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Full text of "Annalen der Physik"

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Annalen  der 
Physik  und 
Chemie 


 i 

.  J^'s?-   LIBRARY 

nr  TMK 

UNIVERSITY  OF  CALIFORNIA. 

Keciivcd   


Accessions  No.^^'^f/       ^^/u//  iVo  


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I'-  ~ 


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ANNALEN 

DBB 

PHYSIK  UND  CHEMIE 

KBUE  VOLGE. 
BAND  XXIX. 


ANNALEN 

DEB 

»HYSIK  UND  CHEMIE. 


RF.tiRÜKDF.T  VST»  F<»RTOKFi  MRT  DrKCH 

F. A.C. «UN,  LW.fiUJHlT,  J.crM«nMMV. 

»BUS  voiaas. 

BAND  XXIX. 

on  «Amni  wwm  swannimMmT  püRpumMutoiisiMim. 

UNTBS  MITWIEEVNO 

DEB  PHTSIKALISGUSN  0£äELLSCUAFT  IK  BEKLIN 
UND  ntBunoiroraK  vm  nsmt« 
H.  VON  HELMHOLTZ 


mtltAVMItOltllRK  VOIt 


LEIf  ZI(4,  1886. 

VEilLAG  VON  JOHANN  AMBUoSlUS  BAUTH. 


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Inhalt. 

Nene  Folge.   Band  XXIX. 


Keuntes  Heft. 


I.  W.  Hall  wach  8.  EleetrometriBdie  UntenuGhungen  ...  1 

IL  F.  KohlraQseh.  Ueb^  «n  emfaches  Loc&lTaiioineter  ftr 
die  «rdmagnetiflche  Homontafinteiuität  47 

III.  11.  Sack.    lieber  die  öpeeifischeii  Indnctionsconstanten  von 
Magneten  in  magnetischen  Feldern  von  verschiedener  Stürkc  53 

IV.  A.  Winkclmfinn.    Neue  Versuche  über  die  Abhängigkeit 

der  Wäruicleitung  der  Gase  von  der  Temperatur   ....  68 

V.  F.  Meissner.    Ueber  die  beim  ßeneta^  pulverförmiger 
Körper  auftretende  Wärmctöuung  U4 

VT.  V.     Lang.   Bestimmong  der  Tonhöbe  einer  Stimmgabel 

mit  dem  Hipp*8chen  Cbronoskop  132 

VII.  K.  Focht.   Ueber  den  Bandwinkel  einander  berührender 

FIfiasigkeiten  140 

VlIL  B.  W.  Stankewitsch.   Zur  dyiianiischcn  Gastheorie    .   .  153 

OetthtutMn  am  i5.  Augu»t  188ß. 

Zehntes  Hea. 

I.  fi.  Bansen.  Zersetrang  des  Otaaes  darch  Kohlensllare  ent- 
haltende capillare  Wasserachichten  ICl 

II.  W.G.  Röntgen  u.  J.  Sehneider.   Ueber  Compresnbüitüt 
und  Oberflickenapannnng  ?on  FlOaaigketten  ie& 


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VI 


Inhalt. 


Seite 


III. 

c».  \V  0 1(1  in  ;i Ii  11.  iJt'bt'rdi'ii  /lUsumnionr.aiif:!;  zw  isclion  einstischer 

214 

IV. 

L.  Zehn  der.  Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  des  8|)C- 

V„  iliOL            VJTU«  IV  IJtl-ö    lUlL'liL   il/r>iiCiJLI    oUIü^UIUäCH      ■      »      •      •  • 

V. 

P.  Volk  tun  nn.    Ueber  Mne  Oullach's  Tlioorie  der  Total- 

2fia 

VI. 

W.  Hall  wachs.    Potcntialvcrstiirker  für  Messungen     .  . 

30(1 

VII. 

L.  Graetz.  Ueber  dio  hlectricitÄtsIeitung  von  festen  Salzen 

VIII. 

A.  Elsas.  Ueber  die  Nobili'schen  Farbenringe  und  verwandte 

IX. 

A.  V.  Ettingshausen  u.  W.  Nernst.  Ueber  das  Auftreten 

elcetromotorischer  Kräfte  in  M('tall])latten,  welche  von  einem 

W.^rnicstroine  dnrchflnsscn  wenlnii  und  sich  im  mfi^nctif^clicn 

Fi'ltle  b<>iind«>ii   

X. 

Elftes  Heft. 


I.  H.  Dessau.  Ueber  Metallsclii(  ht«'n,  welche  dun-h  7er9t;lnben 
o'xufr  Kathode  entat»  lieii  .  ,  .  .  .  .  .  .  ,  .  .  .  ,  aüü 

II.  E.  Hagenbach.    Fortpflanzung  der  Electricitiit  im  Tele- 
graphendraht  .377 

III.  S    K  .1  1  i.- t'lier.  ('eher   Pnlmifri's  Vt^rsin  lif  hi  trcH't-iMl  difi 

FritLie  fiiHT  Klictricitiitsciitw  ji-ki  liiui^-  tx'i  dri"  ( ''>ndi'iis;iti' in 

von  Wasserd.uiipt'  .   407 

IV.  B.  V.  KoI«Mikr>.    Erwiderung  betn-flend  die  Fyrocieetricität 

des  Unarzes  4lf> 

V.  E.  E<lliind.  Bemcrkuniren      fli  tn  Aufsatze  clcs  Hm.  Ho)>pe: 

,.Xur  'I  tieorie  der  iniipolan  n  Indiu  tion''   42» 

VI.  S  V.  Wroblewski.  Ueber  die  Darstellung  dt's  Zusammen- 
hanges zwischen  dem  gaafiirmigen  und  flüssigen  Zustande 
der  Matt  rif  durch  die  Isop^kncn  42S 

VII.  K.  Schmidt.   Ueber  die  Reflexion  an  der  Grenze  ki-ystalli- 

nischer  elliptisch  p<»lari8irender  M«'dien  4.^1 


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In/uiU.  VII 

Seit« 

VIII.  H.  Muraoka.    Ucber  die  Deformation  der  Mctallplatton 

diin'h  Kdilrift  n  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  ,  ill 

IX.  K.  Exncr.  Gültigkeit  der  Liuscnformel  für  nicht  homogene 

Linsen  484 

X.  E.  Budde.     Ein  Mittel  zur  Entscheidung  zwischen  den 

electf'xlynainiselirii  Punkti;e.S'-ty,eii  von  AV(!bi-i\  Kiciiuum  uixl 
Clausius  4a8 

XI.  J.  Kollert.    Ueber  ein  neues  Galvanometer  4ül 


Gcschlusseu  am  Ib.  Octoiicf  IHHti. 


Zwölftes  Heft. 


I.  C.  Fromme.     Ueber  die   durch  kleine  elcctromotorische 
Kräfte  erzeugte  galvanische  Polarisation  407 

II.  E.  Hoppe.   Zur  Theorie  der  unipolaren  Induction    .    .    .  541 

III.  F.  Himstedt.    Ueber  eine  Dcatitnmnng  der  Grösse  „t-^*    .  5<jO 

IV.  K.  Lti  nip  rech  t.    U'  lter  dii'  lünw  irkuiig  des  Ma^iieta  auf 
electrische  Entl;uhm;4cn  in  verdihinten  Gasen  580 

V.  A.  Foeppl.    Die  Verthcilung  der  electrischeu  Ladung  in 

den  Leitern  öUl 

VI.  L.  Boltzmann.    Bemerkung  zu  dem  Aufsatze  des  Hrn. 

Lorberg  über  einen  Gegenstand  der  KI«;ctrodynannk  .    .    .  598 

VII.  W.  Voigt.    Ueber  die  Torsion  eines  rechtecki^yen  Prismas 

aus  hompgcner  krystalliiiitjeher  Sub.staii^  6U4 

VIII.  J.  Kiewiet    Ueber  die  BirgungseUisticität  von  reinem  Zink, 

Kupfer,  Zinn  und  ihren  Legirungeu  617 

IX.  J.  Stefan.    Ueber  die  Beziehung  zwischen  den  Theorien 

der  Capilhirität  und  der  Verdampfung  055 

X,  A.  He  ritsch.    Ueber  die  Radiophonie  665 

XI.  G.  Kobb.    Ueber  das  Spectrum  des  Germaniums  ....  670 

XII.  G reiner  und  Friedrichs.    Ueber  eine  neue  Queck  silbcr- 

luftpumpc  ■    .    «  672 


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Vlil  bäuilU 

XIII.  A.  Grosse.   Drahtbandrheostiit  674 

XIV.  W.  lioli/.    Eiuf  Whcatötoiio'öchc  Brücke  flir  Luft-  und 
WaiȊt*riiuss  .    .    .  -w  tiT.'i 

Namenregister  B77 

Gej(c/Ui/«aeit  am  lit-  Noixtn^jer  lüöti. 


Nachweis  zu  UeA  Figurentafelu. 


T«f.  L  Uallwaehä,  Fig  1-4.  —  Winkelmanu,  Fi-.  5.  —  Meiss- 
ner, Fig.  6,  «•  u.  7.  —  V.  Lang,  FSg.  8.  K.  Fnchs, 
Flg.  9-2a. 

TW.     II.  Röntgen  n.  Schneider,  Fig.  1—7.  —  Weidmann,  Fig. 

8—11.  —  Zehnder,  Fig.  12-15.  -  Hallwacbs,  Fig.  14>. 

Taf.  III.  Dessau,  Fig.  1—4.  —  Hagen  bach,  Fig.  5—8.  —  Ed  I  und, 
Fig.  9—11.  —  V.  Wroblewski,  Fig.  12. 

Taf.  IV.  K.  Schmidt,  Fig.  1.  —  Muraolca,  Fig.  2—4.  —  K.£xner, 
Fig.  5.  —  Kollert,  Fig.  6—7. 

Taf.  V.  Fromme,  Fig.  1—18.  —  Hopp»-,  Fig.  19—20.  —  Him- 
stedt, Fig.  21.  —  Heritsch,  Fig.  22-25. 


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1886,  ANN  ALE  N  Md, 

DEll  PHYSIK  um  CHEMIE. 

NEUE  FOLGE.  BAND  XXiX, 


I.  BXectrometriseFie  Vntersuchungm^; 

van  W,  Half  wach  s, 

(Htona  T»r.  1  Flg.  1—4.) 


Mrthouc  zur  Brbtiinmitug  \  i>n  (  <  intuctpüt»'ntmMiller(Mi?.<'ii  ohin»  Auw>  tu  Ii  luc 
des  Condcusaturs.   QiUKlrauu^icctrometer  von  eoustauLur  i^jupfindiiciikeit 

§  1- 

VervoilstandiguiLg  der  Theorie  des  Quadranteleotrometers. 

Bei  der  Theorie  des  Qnadrantelectrometera  haben  die- 
jenigen Ladungen,  welche  die  einseinen  ElectrometerUieile 
dorcb  ihre  Contactpotentialdifierenzen  schon  bei  Ableitnng 
zur  Erde  besitzen,  bisher  keine  Berück^chtigung  gefunden. 

Die  Einfükruüg  der  genannten  Giüsbbn  in  die  Theorie  ist 
aber  namentlich  für  diejenige  Art  mit  dem  Quadrantolcc- 
trometer  zu  messen  von  Wiclitii^lait ,  welche  allein  unter 
constanter  Emphndlichkeit  ausgeführt  werden  kann,  für  die 
Doppel  Schaltung.  Dieselbe  besteht  darin,  das  zu  messende 
Potential  sogleich  mit  der  Nadel  und  dem  einen  Quadran- 
tenpaar zu  yerbinden,  wahrend  das  andere  zur  Erde  abge- 
leitet bleibt  Derartige  Messungen,  welche  ich  im  physika- 
lischen Institut  der  üniversit&t  Wfirzburg  gelegentlich  der 
Construction  des  weiter  unten  zu  beschreibenden  Electro- 
meters vüiüahm,  liefei  tt  ü  für  entgegengesetzt  gleiche  Poten- 
tiale nicht  ganz  gleiche  Ablenkungen.  Bei  Berücksichtigung 
der  oben  erwähnten  Ladungen  erklärte  sich  diese  Erschei- 
nung und  führte  dann  weiter  zu  einer  instrumentell  ein- 
fachen Methode,  Contactpotentialdifierenzen  ohne  Benatzong 
eines  Oondensators  zn  bestimmen. 

Ikinnem  wir  znnftehst  an  die  MaxweU'sche  Theorie 

Am»  4.  Flv«>  «•  Ohm.  H.  F.  ZZIZ.  | 


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2 


IV.  ffalktfoeU 


des  (juadrantelectrometers.  ^)  Die»elbt>  geht  iius  von  dem 
Satz,  dass  die  in  einem  System  von  Conductoren,  deren 
Potentiale  constant  erhalten  werden,  von  den  electriscben 
Kräften  bei  einer  Versohiebiing  geleistete  Arbeit  gleich  dem 
finergieznwacbs  des  Systems  ist^  Die  Energie  IF  lässt  sich 
für  ein  System  von  drei  Oondnctoren ,  wie  es  bei  dem 
Quadriinttilectromc'ter  vorliegt,  als  Function  der  Potentiale 
in  folgender  Form  darstellen: 

fV^  iA*a  +  IBH  +  iC^c  ^ACp-i-  BCq  +  ABr, 

wo  A^  Bf  V  die  Potentiale  der  Quadrantenpaare,  resp.  der 
Nadel,  a,  c  die  Capacitftten  der  drei  Conductoren,  fjy  r 
die  VertheilungscoSfficienten')  zwischen  den  Quadrantenfma- 

ren  und  der  Nadel,  resp.  zwischen  den  beiden  (^uadrantcü- 
paaren  uutereiiuiuder  bedeuten. 

Dabei  ist  z.  B.  p  die  auf  dem  yuadrantcnpaar  Q,  vcr- 
theilte  Ülectricitätsmengc,  wenn  die  Nadei  zum  Potential  1 
geladen,  alles  Uebrige  zur  Erde  abgeleitet  wird.  Findet  eine 
Drehung  der  Nadel  um  den  Winkel  d&  statt,  sb  ist: 

Die  Capacität  c  der  Nadel  und  der  Vertheilungscoefticient 
r  zwischen  den  Quadrantonpaaren  bleibt  bei  der  Drehung 
constant.  Nach  dem  oben  angt-tuhrtun  Satz  stellt  dWjdfl 
auch  das  Drehmoment  D  der  electriscben  Kräfte  dar.  Ferner 
ist  wegen  der  Symmetrie  des  Instrumentes  für  kleine  Aus- 
scblftge  zu  setzen: 

(sodass  sich  ergibt: 

I.)  D=^k{A-^  B)[C    ß(A-h  ß)], 

ß  wird  gleich  |,  wenn  mau  bewirkt,  das»  die  Aenderung  des 
Vertheilungscocfficienten  zwischen  Nadel  und  Quadrantenpaar 
der  negatiTen  Aenderung  der  Capacit&t  des  letzteren  gleich* 

11  Maxwell,  Electr.  u.  Mapi.  (WciiiBtoiu)  219.  p.  8öa  188S, 
8.  auch  M  a  sc  art,  Journ.  de  phys.      p.  169.  iS77. 

2)  Maxw(!ll,  1.  c  93.  p.  11«. 

3)  Maxw.eil,  L  c  ö7.  p.  106. 


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Electrometer* 


3 


kommt,  was  durch  geeignete  Wahl  der  Form  von  Nadel  und 
Quadranten  geschehen  kann.    FUr  das  im  Folgenden  be- 

ijutztf  Electiometüi-  ergab  sich  (s.  §  17)  =  0,4997;  sodass 
luau  seUen  darf: 

(U)  D  =  k{A-  B) \V  -  IM  +  B)l 

Es  wird  zu  ermitteln  ücin,  welche  Poteutiale  bei  Ver- 
suchen mit  dem  Ekctrometer  für  B  und  C  eingesetzt 
werden  müssen. 

Nehmen  wir  der  Einfachheit  halber  an,  die  HflUe  des 
Electrometers  bestehe  aus  Metall,  und  zwar  durchweg  aus 
demselben.  Stehen  dann  alle  Theüe  des  Electrometers  mit 
einer  Erdleitung  in  metalliseher  Verbindung ,  so  besitzen 
Quudrantcii  uiid  Nadel  nur  dann  keine  Jiddungen,  wenn  sie 
auch  aus  dem  Material  der  Hülle  gefertigt  sind.  Dient  da- 
gegen ein  anderes  Metall  zu  ihrer  Herstellung,  so  weisen  sie 
Ladungen  auf,  welche  sich,  falls  iu  die  Ableitung  zur  Erde 
eiectromotorische  Kräfte  eingefügt  werden,  zu  den  dadurch 
vorhandenen  addiren  und  dann  die  Drehmomente  der  elcc- 
trischen  KrtUte  modificiren  können.  Der  letattere  Umstand 
tritt  indess  der  Form  der  inneren  Theile  des  Quadrantelec* 
trometers  wegen,  wenn  dieselben  aus  einem  und  demselben 
Material  bestehen,  nicht  ein.  Es  ergibt  sich  dann  ja  die- 
selbe Aenderung  des  Potentials  aui  Nadel  und  Quadranten, 
was  nach  den  Formeln  (I)  keine  Aenderung  des  Drehmoments 
herbeiführt.  Eine  Fuige  davon  ist,  dass  der  Anfangspunkt 
der  Potentiale  der  inneren  Theile  beliebig  gewählt  werden 
kann,  wenn  wir  uns  der  Betrachtung  der  Verhältnisse  bei 
materieller  Verschiedenheit  von  Quadranten  und  Nadel  zu- 
wenden. Bechnen  wir  desshalb  die  Potentiale  von  der  Hülle 
des  Instrumentes  ab.  Die  Contactpotentialdifferensen  der 
einzelnen  Theile  gegen  die  Hfllle  zu  den  besonders  angeleg- 
ten Potentialen  hinzugefügt  und  diese  Summen  Air  die  Werthc 
A,  /{  und  C  in  Formel  (l)  eingesetzt,  ergeben  dann  die 
DrehiiiuiJiente  der  electrischcn  Kräfte. 

Ganz  dieselbe  Erwiigung  tindet  statt,  wenn  innere  Tiieile 
zwar  aus  demselben  Metall  bestehen,  ihre  Oberflächen  aber 
keine  ganz  gleiche  Beschaffenheit  besitsen.  Die  OberiUltchen- 

l* 


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4 


W,  Hallwaclui, 


schichten  der  Quadrantenpaare  sind  wohl  selten  so  gleich, 
da88  bei  einem  genauer  arbeitenden  instrument  (s.  §11)  ihre 
Contactpotentialdificrcnz  unberücksichtigt  bleiben  dürfte.  Hei 
dem  im  §  9  zu  beschreibenden  Electrometer  betrug  dieselbe 
0,02  Volt  (s.  §  6). 

Führen  wir  die  erwähnten  (Frössen  in  die  Formel  für 
das  Drehmoment  ein.  Sei 

p  die  Potentialdifferenz  der  Nadel  gegen  die  HttUe, 
V  das  an  die  Nadel  besonders  angelegte  Potential, 
m  (1  +  «)  nnd  F,  die  entsprechenden  Grössen  ftlr  Qj, 
m  (1  —  €)  nnd        n  n       »  Q^, 

so  erhält  man  nach  dem  Einsutzca  dieser  Werthe  in  (Ib): 

oder,  wenn  wir  schreiben: 

2wi€  =        und  p  ~-  m  ~  iV|y, 

sowie  statt  des  Drehmomentes  D  die  demselben  proportio- 
nale Ablenkung  n  in  Scalentheilen  (s.  §  18)  einführen: 

(11)        «  =  «(K,^Ka  +  y„)(K«il|-^  +  JV|«). 

§  ^* 

Doppelsohaltong« 

Wir  gi'hen  zur  Betrachtung  einer  Beobachtungsweise 
mittekt  des  Quadrantelectrumeters  über,  welche  zunächst 
zur  experimentellen  Prüfung  der  aufgestellten  Formel,  dann 
zu  einer  Methode  zur  Bestimmung  Yon  Oontactpotential> 
differenzen  führt  (s.  §  $)  und  auch  bei  Potentialmessnngen, 
wenn  es  auf  Constanz  der  Empfindliclikeit  ankommt,  zu 
empfehlen  sein  dflrfte. 

Das  Quadrantelectrometer  l&sst  sich  in  verschiedener 
Weise  zur  Messung  von  rotentialen  benutzen.  Einmal  kann 
man  die  Nadel  auf  ein  hohes  Potential  laden  und  das  zu 
messende  kleine  Potential  mit  den  beiden  Quadranten  ver- 
binden (deren  einer  eventuell  zur  Erde  abgeleitet  wird);  diese 
Schaltung  soll,  um  einen  kurzen  Ausdruck  daftir  zu  haben, 
mit  Quadrantschaltung  bezeichnet  werden.  £rhält  man 
femer  die  Quadranten  auf  entgegengesetzt  gleichem  (höherem) 


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Electrometer, 


5 


Potential  und  vcrbinrlet  die  am  anderen  Ende  zur  Erde  ge- 
führte Potentialquelle  mit  der  Nadel,  m)  ruII  dips  Nadel- 
schaltung  heissen.  Bleibt  drittens  das  emo  (^uadrautenpaar 
zur  Erde  abgeleitet,  während  das  andere  zugleich  mit  der 
l^adel  das  zu  meaaende  Potential  erbftlt,  so  möge,  irie  schon 
im  $  1,  Ton  Doppelschaltnng  gesprodien  werden. 

Steht  bei  der  letzten  £|chaltang  der  positive  Pol  der  an- 
zulegenden Potentialquelle  mit  der  Nadel  und  Quadrant  I 
in  Verbindung,  wfthrend  der  negative  zur  Erde  abgeleitet 

ist,  so  erhält  man  eine  Ablenkung  n^^  nach  dem  Oommu- 

tiren  der  Pole  eine  Ablenkung  7^^;  werden  dann  die  Quadran- 
ten Tertauscbt,  so  ergeben  sich  in  entsprechender  Weise 

Kg  und  fi|.  Diese  verschiedenen  Ausschläge  stehen,  wenn 
isM  zu  messende  Potential  V  ist,  nach  Formel  (II)  zu  den 
Potentialen  in  folgender  Beziehung: 


(III) 


+ 
»1 


Daraas  findet  man: 


(IV) 


+ 

"i  - 


4-  -  +  - 

Die  Ablenkungen  «,  und  «j  bezw.      und  74  für  ent- 

gegengesetat  gleiche  Potentiale  sind  also  nicht  einander 
gleich,  sondern  unterscheiden  sich  um  dem  angelegten  Po- 
tential V  proportionale  Werthe.  Die  Differenzen  verdan- 
ken, wenn  die  beiden  Quadrantenpaare  ans  gleichem  Ma- 
terial bestehen,  ihr  Entstehen  wesentlich  der  Potential - 
differenz  zwischen  Nadel  und  Quadranten:  z.  B,  beträgt 


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6 


PT.  Hnllwaclis, 


die  Potentlalcliffereiiz  einer  firiseb  geputzten  Almniniam- 

nadel  gegen  die  Quadranten  des  benutzten  ElectrometerB 
0,94  Volt  (9.  §  4),  während  fj^.,  nur  p^leicb  0,02  Volt  ist  Es 
muss  daher  die  DiÜ'erenz  für  po^itivt'  und  negative  Electri- 
sirung  schon  nahezu  dem  angelegten  Potential  proportional 
sein»  selbst  wenn  nicht  unter  Vertauschung  auch  der  Qua- 
dranten beobachtet  wird.  Ermittelt  man  sämmtlicbe  vier 
Ablenkangen,  so  mfissen  eich  nach  Formel  (IV)  Differenzen 
ergeben,  welche  dem  angelegten  Potential  ▼olisti&ndig  pro- 
portional Bind  (Toransgesetzti  dasB  die  Ablenkungen  eventuell 
wegen  kleiner  Veiftnderlichkeit  des  Drehmomentes  mit  der 
Ablenkung  corrigirt  worden  sind  s.  §  13).  Was  die  Grösse 
der  Differenzen  betrifft,  so  sei  bemerkt,  da<?s  für  das  benutzte 
Tnstniinrnt  r/ —  3  war,  wenn  die  Potentiale  in  Volt  ange- 
geben werden,  und  die  Scale  drei  Meter  Abstand  hat.  Man 
erhnlt  dann,  unter  Benntzang  eines  Potentials  17,  für 
Volt: 

4aV  N\Q^200  Scalentheile, 
während  die  mittlere,  einseitige  Ablenkung  430  Scalentheile 

(mm)  beträgt. 

Als  experimenteller  Beleg  für  die  Formel  (IV)  mögen 

einige   Beobachtungen  mit  einer  Nadel  angeführt  werden, 

welclie  gegen  die  Quadranten  eine  Potcntialdifferenz  von 

0,16  Volt  besass.   Die  erste  Reihe  enthält  die  angelegten 

+ 

Potentiale  V  in  Volt,  die  zweite  gibt  die  Werthe  n  »  n, 

—     +  — 

—  n,  *-  >!,  -f  n,  in  8calentheilen,  die  Grössen  v !  4aN\Q 
in  der  dritten  Reihe  erweisen  sich  als  constant 


17,6B   15,72   18,75   11,78     9,82     7,86  5,21 
83,8    80,4     26,2     22,9     18,7     15,0  11,1 
1,92     1,94     1,91     1,95     1,91     1,91  1,88 


V 
n 

4«iJVlQ 

Als  Fotentictiquelle  dienten  hierbei  zehn  kleine  Chrom- 
aäureelemente,  wie  sie  zu  medicinischen  Zwecken  benutzt 
werden.  Dieselben  schirktm  einen  Strom  durch  2.S0(>U  iS.-E. 
aus  Neusilberdraht  und  durch  ein  W iedemann'sches  Gral- 
vanometer.  Indem  man  von  yerschiedenen  Widerst&nden 
des  Stromkreises  das  eine  £nde  mit  der  Erde,  das  andere 
mit  dem  Bleetrometer  verband^  konnten  die  Potentiale  yariirt 


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JCleetrOfnHeTm 


7 


werdoD)  w&hreiid  gleichzeitige  Ablesungen  am  (s^alTanometer 
ogftbesy  ivie  der  Geaanuntwiderstaiid  des  Kreises  zu  ftndem 
sei,  am  den  Strom  constant  zu  halten. 

§ 

Methode  nur  BiHrtimmnng  von  Contaotpotentialdifforeiuien. 

Die  ErwägUDigeD  des  vorigen  li^aragraphcn  geben  emr 
einfache  Methodp  zur  Bestimmung  von  Contactpotentialdif- 
ferenzen  an  die  Hand.  Nach  Formel  (IV)  ist  ausser  der 
firmittelting  der  vier  Eleotrometereinstellongen  nur  noch 
die  Kenntniss  der  Constanta  a  des  Instrumentes  und  eine 
gleichzeitige  Messung  des  Potentials  V  nöthig»  um  die  Po- 
tentialdifferenz  zwischen  Nadel  und  Quadranten  finden  zu 
können.  Führt  man  Nadoiii  ;uis  verschiedenen  Metallen  in 
das  Instrument  ein.  8(»  ergeben  sich  die  Differenzen  N^\Q\ 
N,\Q  W.H.W.,  und  damit  auch  die  ^pannuDgsunterschiede 
iVj|A\  zwischen  den  Metallen  selbst. 

Wenn  die  Ausführung  dieser  Methode  gute  Werthe  er- 
geben soll,  ist  es  in  erster  Linie  nothwendig,  ein  Quadrant- 
electrometer  zu  constmiren,  welches  mit  grösserer  Präcision 
arbeitet,  wie  die  im  Gehrauche  befindlichen,  damit  die  Dif- 
ferenzen der  Ablenkungen  für  entgegengesetzt  gleiche  Po- 
tentiale genügend  scharf  ermittelt  werden  kennen.  Das 
benutzte  Instrument,  mit  welchem  sich  Potentiale  bis  auf 
ptwa  ein  Tausendtel  genau  bei  constanter  Emplindlichkeit 
(leb  Apparates  messen  lassen,  wird  §  ^  beschriehen  werden 
(über  die  Girenauigkeit  der  Einzelbestinunungen  bei  demselben 
siehe  §  11). 

Femer  muss  die  Grösse  «  für  jede  neu  in  das  Instrument 
eingeführte  Nadel  von  neuem  bestimmt  werden.  Denn  es 
ist  nicht  möglich,  der  Nadel  jedesmal  innerhalb  der  Qua^ 
dranten  dieselbe  Höhe  zu  geben,  da  die  Bestimmungen  der 

Contactpotentialdifferenzen  frisch  gereinigter  Oberfl&chen  ra- 
sches Arbeiten  verlangt,  die  Kniptindlichkeit  des  Instrumentes 
sich  aber  mit  der  Versciüebung  der  Nadel  nach  der  Ver- 
ticah'Q  ändert  (s.  ^  12).  Auch  werden  die  einzelnen  Nadeln 
aie  ToUstandig  gleiche  Form  haben,  sondern  in  verachiedtiuer 


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d  HalitmehM. 

Weise  verbogeo  sein.  Die  Nothwendigkeit  m  immer  von 
neuem  zu  bestimmen ,  erfordert  übrigens  keine  besoi^deren 

Messungen,  da  sich  diese  Grösse  aus  den  doch  zu  beob- 
achtenden Einstellungen  ergibt  Aus  den  Formeln  (III) 
§  2  folgt: 

+  - 

+  -  +  - 

Entnimmt  man  hieraus  a  und  fuhrt  es  in  (IV)  ein,  so 
ergibt  sich: 

«1  +  »1  —      —  »»2 

sodass  ausser  den  Tier  Einstellungen  nur  noch  V  zu  hoch- 
achten ist^  was  am  einfachsten  auf  galvanometrischem  Wege 
geschieht;  N\  Q  kann  dann  leicht  gleich  in  Volt  ermittelt  werden. 

Die  Genauigkeit  der  Methode  hängt  im  wesentiichen  von 

+    _   +  ^ 

der  Grösse  des  Fehlers  in  der  Bestimmung  von  n^n^- n^-n^  +  n,, 
ab.  Dieser  Fehler  setzt  sich  zusammen  aus  den  Fehlern  bei 
den  ¥ier  Ablesungen,  aus  den  Instrumentalfehlem  (s.  §  11) 
und  aus  Fehlem,  welche  bereits  durch  kleine,  nicht  immer 
ganz  Termeidliche  Schwankungen  Ton  V  während  der  drei 
Minuten  erfordernden  Bestimmung  der  vier  Einstellungen 
hervorgerufen  werden.  Der  absolute  Betrag  des  Fehlers  ist 
fast  unal)hänRig  von  «,  er  wird  also  für  kleine  iVi  Q  pro- 
centisch  am  wirksamsten  sein.  Aus  folgeiuier  Zusannnon- 
steliung,  für  welche  Vorsuche  mit  kleinem  A'  Q  gewählt  smd, 
ersieht  mau  die  Genauigkeit^  welche  hier  zu  erreichen  ist 
Je  zwei  zusammengehörige  Spalten  geben  eine  Beihe  hinter* 
einander  angestellter  Messungen  der  mit  Benutzung  des  einen 

oder  des  anderen  Quadrantenpaares  auftretenden  Differenzen 

+     -  +  - 

—    ,  resp.  «2  —     (Formel  IV)  für  positive  und  negative 

Electrisirung.    Da  bei  diesen  Versuchen       Q  etwa  «i^leich 

0,1  Vult  war,  entsprechen  einem  IScalentlioil  in  der  folgenden 


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Electrometer. 


9 


Tabelle  etwa  0,01  Volt.  Die  beiden  Spaltenpaare  beziehen 
sich  nicht  auf  gauz  gleiche  Verhältnisse  der  i^iadel,  sind  also 
nicht  untereinander  vergleichbar: 


+  - 

+  -■ 

;  +  - 

»1  -»1 

12,1 
12/> 
12,1 

12,3 
11,8 

10,9 
10,t 

lOjf) 
10,7 
10,9 

12,4 
12,7 

12,1 
12,5 
11,9 

11,9 
11,4 

10,9 
11,8 
11,0 

Aus  dieser  ZusmuaeiksteUimg  ergibt  sich,  dass  man  den 
Fehler  einer  einzelnen  Bestimmung  auf  einige  Tausendtel 

Volt  zu  veranschlagen  hat. 

Der  Vortheil  der  Method*^  liugt  iuiuptsachlich  iii  dem 
Wegfall  des  zu  diesen  Bestimnnnigen  immer  benutzten  Con- 
densators.  wodurch  die  mit  der  Anwendung  desscll^en  ver- 
bundenen J^^ehlerqueUen,  nämlich  die  Abhängigkeit  von  der 
Isolation  y  von  Iniluenzwirkungen  und  eventuell  von  Aende- 
rnngen  in  der  Verstärkungszahl  beseitigt  werden«  Auf  die 
bei  Messungen  dieser  Art  zuerst  von  R»  Koblrausch  beob- 
achtete Parteilichkeit  des  Gondensators»  welche  im  allgemeinen 
keine  Fehler  fOr  diese  Bestimmungen  hervorruft,  soll  bei 
einer  sp&teren  Gelegenheit  znrfickgekommen  werden. 

§  4. 

Bestfanmnng  der  Contaotpotentialdifferensen  einiger  Ketalle. 

Nach  der  im  vorigen  i:^aragraphen  beschriebenen  Methode 
wurden  die  Potontialdiflerenzen  einiger  Metalle  bestimmt  und 
folgende  Resultate  gefunden,  denen  vergleichbare  Messungen 
anderer  Beobachter  gegenübergestellt  sind: 

PotenÜaldiffereiu  in  Volt 
Zii|Gu     Ca|Ag  ZnlPt 
Clifton*)  0,852         -  — 

Pcllat^  0,86  0,18  1,02 

Hallwaclis         0,848         0,178  1,06 

1)  Clifton,  Proc.  Koj.  8oe.  SU.  p.  299.  1877;  Beibl  1.  p.  568. 1877. 

2)  PelUt,  Th^  do  Docfcar  Nr.  461^881;  Beibl.     p.  606.  188t. 


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10 


JV.  Ilallwnchlt» 


Um  aach  mit  den  Werthen  älterer  Beobachter  verglei- 
chen  m  können,  setsen  wir  Zn  |  On  »  100. 

ZnjCu  Zu|Pt  Zn'Ag  Al|Zn 
K.  KohlrauschO  100  128  109  — 
Ger  land')  100  —  109  — 
Hankcl')  n  12!?  118  20 
Pollaf*)  »  12r.  121  — 
Hallwach»             »           118         121  18 

Die  Ansfflhmng  der  Verenche  ist  im  Folgenden  be- 
schrieben. Zur  Herstellung  der  Nadeln  dienten  dünne  Bleche 
aus  den  Terschiedenen  Metallen,  welche  nnch  Muster  der 
§  9  erw&hnten  Alnmininrnnadel  (s.  Fig.  1)  ausgeschnitten 

wurden.  Das  Cu,  Ag,  Ft  und  AI  war  chemisch  rein,  Schal>- 
lonenbleeh  aus  Zn.  welches  nur  sehr  wenig  Blei  und  eine 
Spur  Cadniium  enthielt,  fand  zur  Herstelluncf  der  Zinknadol 
Verwendung.  Direct  vor  dem  Versuche  wurde  das  Metall 
zunächst  mit  feinem  Schmirgelpapier  abgerieben,  dann  mit 
feinstem  Bimssteinpulver  und  etwas  Stearinöl  geputzt.  Durch 
gr&ndliehes  Ahreiben  mit  FKesspapier  nnd  schliesslich  mit 
Leder,  liess  sich  der  Nadel  eine  Tellig  blanke  Oberfläche 
geben.  Nach  der  Beendigung  des  Futzens  sind  etwa  fttnf 
Minuten  erforderlich,  um  die  Nadel  zum  Versuche  fertig  in 
das  Pjlectrometer  einzuhängen,  vorausgesetzt,  dass  man  sich 
einige  Ucbung  in  den  vorzunehmenden  Manipuhitionen  er- 
worben hat,  und  eventuell  ein  zweiter  Iv  ol »achter  seine  Hülfe 
leiht.  Zu  diesem  Zwecke  wird  vorher  der  bewegliche  Qua- 
drant des  Electrometers  (s.  §  9  u.  Fig.  2  u.  4)  durch  die  Thttr 
des  (lehäuses  hindurchgeführt  Nach  dem  Befestigen  am 
Nadelhalter  (s.  Fig«  3)  Iftsst  sich  dann  die  Nadel  in  das  In« 
stmment  einsetzen.  Dabei  kann  man  leicht  die  Einrichtung 
treffen,  dass  dieselbe  nach  dem  Einh&ngen  nicht  mehr  als 
etwa  2*  von  der  Symmetrielage  abweicht.  Durch  eine  kleine 
Drehung  am  Torsionskopi  erhält  die  Nadel  dann  die  genauere 

Ii  K.  Kohirsusch,  Pogg.  Ann.  88.  p.  472.  1858. 

2)  Gerland,  PoiEg.  Ann.        p.  5t8.  1888. 

3)  Hankel,  Abhandl.  d.  kSnigl.  sftchs.  Ges.  d.  WIbs.  inatb.-ph78.  Ci. 
7.     604.  186». 

4)  Peilst,  1.  c 


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Electrometer, 


11 


Onentirung,  worauf  die  Messung  beginnrn  kann.  Bei  den 
Versuchen  mit  der  benutzten,  etwas  schweren  Platinnadel 
wurde  der  grossen  Schwingungsdauer  halber  zu  diesen  Ma- 
nipuhitioiien  die  doppelte  Zeit,  wie  oben  angegeben,  erfordert. 

Zar  Ermittelnng  der  Tier  Einstellungen  n  (s.  Formel  VI) 
wnrde  ein  Potential  yon  14  — 18  Volt  angewendet  Man 
erhielt  dasselbe  durch  Abzweigen  von  einem  geeigneten 
Widerstand  des  aus  zehn  Spain  er 'sehen  Chromsäureele- 
menten und  28000  S.-E.  Widerstand  gebildeten  Stromkreises. 
Ein  Wiedemann'sches  (-ialvanometer  mit  bekanntem  Re- 
ductionsfactor  auf  Ampere  ergab  die  Stromstärke.  Der  Be- 
rechnung des  Potentials  in  Volt  liegt  das  electrolytische 
Aeqmvalent  des  Silbers  (1)1183)  und  die  Beziehung  1  S.-fi. 
«  0,944  Obm  zu  Grunde. 

Frisch  geputzte  metallische  Oberfiftchen  weisen  bekannt- 

licli  zu  A  Ii  laug  Veränderungen  ihres  electrisclien  Verhaltens 
auf,  welche  bei  AI  innl  Zn  sehr  grosse  Werthe  erreiehen. 
Später  werden  dies*-  Auncierun^en  g  rini^^r.  um  sieh  sehliess- 
hch  bei  älteren  Oberliächen,  wie  sie  die  i^uadranten  des  be- 
natzten Instrumentes  bei  den  hier  ausgeführten  Messungen 
besassen,  zu  verlieren.  Das  Potential  der  Quadranten  lässt 
sich  daher  als  Anfangspunkt  für  die  zu  bestimmenden  Span- 
nungsdifferenzen  benutzen.  Die  folgende  Tabelle  gibt  die 
Resultate  der  gleich  nach  dem  Einsetzen  der  Nadeln  be- 
stimmten Differenzen  N  Q  der  betreffenden  Metalle  gegen 

die  Quadranten.    Die  zweite  Spalte  enthält  die  doppelte, 

+     -     +  - 
mittlere  Electrometerablenkung»  d.h.  fi|  +  ii|  — 14  —  iii  (s*  jPor* 


mcl  Vi  ^  :>).  die  dritte  Spalte  die  Differenzen  «,— ~  Wj 4- w 
fär  positive  und  negative  Electhsirung. 


+ 


+ 


Mittiert"  VAvcU-o       Dirtcn'ii/  der 
meterableukuiig     -f  u.  —  Ablenk. 
in  Scalentheileo    in  Hcalenthnlen 


Ca  IQ 
ZntQ 
AIIQ 
A|?|Q 
PtjQ 


-0,01K 
+0,826 
-f-0,987 
'0,196 
-0,238 


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12 


fV.  Ilaüwaehs, 


Aus  diesen  Werthen  sind  die  Angaben  zu  Anfang  dieses 
Paragrai)hen  berechnet  worden. 

Zur  Orientirung  über  die  Grösse  der  Aenderungen  in 
dem  electnsctien  Verhalten  der  frisch  gereinigteu  Oberflächen 
mögen  folgende  Angaben  dienen: 

(:n  IQ  Ag  I  (,»  Zn  !  Q 

Gleich  nach  Ueni     (JSleiclt  nach  dem     Gleieli  nacl)  Uent 


Da  sich  das  Zink  so  rasch  ändert,  ist  der  7a]  Anfang 
des  Paragraphen  gegebene  Werth  für  ZnjCu  wohl  noch 
etwas  zu  vergrössern,  wenn  es  sich  auf  ganz  reine  Oberflächen 
beziehen  soll,  denn  das  Kupfer  wird  langsamer  negativ  als 
das  Zink,  indess  kommen  hier  noch  andere  Umstilnde  in  Be- 
trachty  welche  eine  derartige  Correction  als  ftberflfisng  er* 
scheinen  lassen. 

Bei  Woltem  die  erheblichste  Veränderung  der  Oberfläche 
zeigt  Aluminium.  Die  Aluminiumnadcl  war  etwa  -^ahr 
zu  Messunc^en  ]>r\  dem  Electrometer  verw^Tulct  und  vor  ilircin 
erstmaligen  Einführen  in  das  instrument  nicht  geputzt  worden. 
Sie  besass  damals  eine  Fotentialdifferenz  von  etwa  0,2  Volt 
gegen  die  Quadranten,  weldie  im  Lauf  der  Zeit  auf  0,1 
herunterging.  Nadi  dem  Patzen  in  der  oben  angegebenen 
Weise  ergab  sie  ebie  Differenz  Ton  0,94  Yolt  Dies  Ver- 
halten des  Aluminiums  macht  es  erkl&riich,  dass  die  bei  der 
Messung  mit  Doppelsebaltung  aultretenden  Differenzen  zwi- 
schen püsitiver  und  negativer  Ablenkung  von  anderen  Beob- 
achtern nicht  weiter  beachtet  worden  sind. 

Nach  dem  Vermessingen  zeigte  die  Nadel  eine  Differenz 
von  etwa  0,1,  welche  durch  Erwüürmen  auf  0,02  herunterging. 
In  ähnlicher  Weise  wie  Erwärmen  wirkte  Befeuchten  mit 
Wasser.   Es  läset  sich  so  das  Potential  der  Nadel  und  der 


£iiw.d.Nadol 


EinsetBen 
-0,196 


Ehuelaen 

4  Min.  danmf 

0,814 
4  Stund,  darauf 

0,755 


-0,018 
V«"  später 

-0^040 
i,5^  später 

-0,048 
18'*  später 

-0,056 


}^  später 
-0,218 


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MXectrometer,      /     '  m  .  13^. 

Qaadninteri  ubgleichen,  was  für  die  MessuDp^en  mit  Üöpfjel-»  . 
schultuDg  und  für  die  Auwenduug  des  spätf^r  zu  beäclirei- 
benden  Potentialfexstärkers  von 

§  5. 

Oridntirung  eines  Quadranteleotrometers. 

Die  Ergebnisse  der  vorigen  Paragraphen  fahren  zu  einer 
Methode,  die  NacU'l  rines  (^uadi-antcieotrumuters  richtig  zu 
orientircn.  Die  JSadel  soll  so  eingestellt  wcnleii,  dass  du; 
heideii  Quadrantenpaare  gleichmässig  auf  dieselbe  wirken, 
während  die  l?'orderung,  dass  bei  Ableitung  sämmtiicher 
Quadranten  die  Nadel  dorch  die  Mittheilung  einer  Ladung 
nicht  abgelenkt  werden  soll,  im  allgemeinen  unerfüllbar  ist^ 
da  meiBt  eine  electrische  Differenz  zwischen  den  Quadranten- 
paaren bestehen  wird.  Dieselbe  hat  zur  Folge,  dass  bei  ab- 
geleiteten Quadranten  entgegengesetzt  gleiche  Ladungen  der 
Nadel,  falls  dieselbe  orientirt  ist,  entgegengesetzt  gleiche 
Ablenkungen  hervorrufen.  Setzt  man  nämlich  in  Formel  Ii 
§  1      =     =  0  und  K=  ±  r,  so  wird: 

sodass  bei  Anwendung  eines  gegen  N  Q  grossen  Potentials 
diese  Ablenkungen  entgegengesetzt  gleich  werden,  wenn  die 

(j>Uiulr:intcn  gleichmässig  auf  die  Nudel  wirken.  Die  folgende 
Tubfile  gibt  ein  Beispiel  tiir  eino  Orieutirung  nach  diesem 
Princip.  In  der  ersten  Iviihe  linden  sich  die  Scalenablesungcn 
bei  Ableitung  aller  Electrometertheile  zur  Erde^  wie  sie  nach 
einander  durch  Drehen  des  Torsionskopfes  erhalten  wurden, 
die  zweite  und  dritte  Reihe  geben  die  Einstellungen,  nachdem 
die  Nadel  ein  Potential  von  nind  .±60  Volt  erhalten  hatte, 
die  vierte  und  fünfte  Beihe  die  entsprechenden  Ablenkungen 
aas  der  Lage  bei  abgeleiteter  Nadel 

NlÜljKinkt  5ÜÜ 

£hi0teUang  j  +  t)0  V  .  510 
f&r      1-60  V.  460 
1^  -80 


\  50 

lüt>,0 

136,6 

157 

129,4 

141,1 

146 

120,4 

132,3 

+  7 

+3,4 

+4,5 

-4 

-5,6 

—  4,3 

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14 


fV,  Hailwaehs. 


Die  Ausftthrbarkeit  der  Orientirung  auf  die  angegebene 
Weise,  welche  aus  der  Tabelle  erhellt,  beweist  am  fiber- 
sichtlichsten, dass  eine  Potentialditierciiz  zwisclion  den  Qua- 
dranten vorhanden  ist.  Die  Orientu  ung  lÄsst  sich  auch  unter 
Anwendunf^  einer  anderen  Schaltungsweise  ausführen,  aber 
die  angegebene  fuhrt  einfacher  zum  Ziel. 

§  6. 

BesttmmnTig  der  Fotentlaldlfl^renB  der  Qoadrantenpaare. 

Zur  Bestimmung  der  Potentiuldiffercnz  der  Quadranten- 
paare  kann  man  auf  folgende  Weise  vorgehen. 

a)  Aus  Formel  (VII)  des  vorigen  Paragraphen  ergibt  sich 
für  die  Summe  n^^n^  der  Ablenkungen  nach  entgegen- 
gesetzten Seiten,  wenn  bei  Ableitung  aller  Quadranten,  ent- 
gegengesetzt gleiche  Potentiale  an  die  orientirte  Nadel  an* 
gelegt  werden: 

«1  -  «i  =  2«yj2/» 
Für  Pist  bei  der  hier  erforderÜchen  Genanigkeit  keine 

besondere  Messung  nöthig,  man  setzt  vielmehr  z.  B.  bei  der 
Anwendung  DanieH'scher  Elemente  die  electromotorisehe 
Kraft  eines  derselben  gleich  1,1  Volt,  a  bestimmt  sich  even- 
tuell am  einfachsten  so,  dass  ein  Quadranteupaar,  nchiiMMi 
wir  an  Q^,  mit  einem  Daniell  verbunden  und  die  Ablenkungen 
jlV|  nnd  N.,  bei  dem  Laden  der  Nadel  auf  ±F  beobachtet 
werden.  Dann  ist: 

Damit  man  für  das  richtige  Vorzeichen  erhält,  d.  h. 
damit  es  die  PotentialdifferenB  des  Quadrantenpaares,  welches 
bei  der  Bestimmung  von  a  geladen  wird,  gegen  das  andere 
Paar  darstellt,  sind  die  Ablenkungen  N^,  bezw.  positiv 
oder  negativ  zu  setzen,  je  nachdem  sie  in  gleicher  oder  eni- 
gegengeseizter  Richtung  stattiinden  wie     ,  bezw,  n.,. 

Bei  dem  benutzten  Instrument  fand  sich  nach  der  Orien- 
tirung der  Nadul  {s.  Tab.  §5),  —  =  8,8  und  r<^  =  —  3,6, 
während  das  Potential  f*,  von  'M)  Ohromsäureelementen  zu 
je  1,94  Volt  geUefert,  58  Volt  betrug.   Daraus  ergibt  sich: 

9i»    -  <^>021  Volt 


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15 


b)  Um  eine  Controle  f&r  diesen  Werth  zu  erlmlteni 
llsst  sich  2.  B.  folgendemtasaen  verfahren.  Man  ladet  nach 
dem  Orientiren  Nadel  und  Quadranten  auf  die  iwei  Arten 
der  folgenden  ZusammenstelluDg  (O  Potential  von  etwa  1  Volt, 
f*  Potential  von  etwa  60  Volt  beim  a  ngi  stellten  Versuch)  und 
büstimmt  jedesiiuil  die  Ablenkung  aus  der  liage,  welche  ftatt- 
tindet,  wenn  die  Nadel  und  die  (Quadranten  abgeleitet  weiden: 

^Im  ^'^'^^^p- 

Für  die  DitVeronz  +  der  beiden  Ablenkungen  ergibt 
sich  dauo  aus  ITormel  (XI): 

Der  Versuch  lieferte  iiiH-w2  =  ^j5;  «  =  —  3,6;  i^=öb  also 

q^,^  -  Ü,ü2ü  Volt 

Daas  dieser  Werth  bis  auf  0,001  Volt  mit  dem  unter 
a)  gefundenen  übereinstimmt,  ist  dem  Zufall  zuzuschreiben. 
Denn  einmal  ist  +  n,  die  Differenz  von  2  Ausschlägen  von 
je  240  Scalentheilen,  ausserdem  aber  P  in  beiden  FftUen 
nicht  besunders  gemesscnj  sondern  aus  der  öfter  ermittelten 
clectromotorisclien  Kruft  der  benutzten  Kleineutc  bere<linet. 

Ein  anderiT  Versiieli,  bei  welchem  die  Nadel  gcliiden 
blieb,  die  Quadrantenpaare  auf  ein  Daniell,  resp.  Null  ge- 
laden und  dann  vertauscht  wurden,  ergab  aus  der  Differenz 
der  beiden  beobachteten  Ablenkungen: 

7,,  =«-0,027. 

Diese  beiden  unter  1))  angegebenen  Bestimmungen  sollen 
nur  zui'  Coutiüle  iur  den  nach  a)  erhaltenen  Werth  dienen. 


§7. 
Messmethoden. 

E«s  wird  von  Interesse  sein,  die  verschiedenen,  bei  dem 

Electrometer  anwendbaren  Messmethüde n  unter  Berücksich- 
tigung der  zwischen  den  Electrometerthcilen  vorhandenen 
Potentialditl'erenzen  zu  betrachten.  Dabei  sei  vorausgesetzt, 
dass  man  die  Scalenausschläge  den  Drehmomenten  d^r  el?ctri- 


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W,  HaUwacks. 


sehen  Kräfte  proportional  setzen  darf,  wiu  us  sich  weiter 
unten  (§  13)  für  das  benutzte  Instrument  als  sehr  nahe  zutreffend 
erweisen  wird. 

a)  Doppelschaltung.^) 

Die  Doppelschaltung  bringt  den  Vortheil  constanter  Em- 
pliiidliclikeit  mit  sicli,  wenn  nui  die  CuiüLi  liction  des  In- 
strumentes selbst  keinen  Anlass  zur  Inconstanz  der  Anfrabcn 
liefert  (s.  §  15);  denn  bei  dieser  M(  tliode  Bind  die  Dreh- 
momente der  electrischen  Kiälte  nur  von  dem  zu  messenden 
Potential  und  nicht  noch  von  einem  fremden,  variirenden 
Ladungspotential  abhängig.  Indess  kann  die  Empfindlichkeit 
des  Quadrantelectrometers  nicht  gut  so  weit  gesteigert  werden, 
dass  sich  Potentiale  yon  weniger  als  4  Volt  auf  diese  Weise 
direct  bestimmen  Hessen.  Indirect  ist  dies  möglichy  wenn 
man  sich  des  in  einer  späteren  Abhandlung  zu  beschreiben- 
den i^üteutialverstärkers  bedient,  welcher  die  zu  messenden 
Potentiale  in  constanter  Weise  extra  auf  das  zehnfache  zu 
heben  gestattet,  sodass  das  gebrauchte  Electrometer  für  1  Volt 
beim  Gommutiren  der  Quadranten  einen  Ausschlag  von  300  mm 
bei  3  m  Abstand  ergibt 

Die  Gleichungen  (V)  §  3  zeigen,  dass  bei  Doppelschal- 
tung das  angelegte  Potential  V  aus  den  Tier  zu  beobachten- 
den Ablenkungen  n  (s.  g  2)  nach  der  Beziehung  zu  er- 
halten ist: 

.  (V)  - 1/, + ,;;  -  - ;;), 

wo  sich  die  +  und  —  Zeichen  auf  das  Vorzeichen  der 
Ladung'  die  ZiÜ'ern  1  und  2  aui  das  geladene  (juadrauteu- 
paar  beziehen. 

Indess  ist  die  Beobachtung  von  vier  Einstellungen  zu 
umständlich;  es  reicht  aus,  zwei  davon  zu  ermittein,  welche 
unter  gleichzeitiger  Vertauschung  des  Quadranten  und  der 
Pole  stattfinden.  Nach  Uleichung  (III)  §  2  ist  n&mlich: 

-  + 

 —  «,  -  Ä,  =  a  ji,), 

1)  8.  §  2. 


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Kleeifameief» 


17 


woiftr  sich  auch,  da  9,,  klein  gegen  V  ist»  setzen  läset: 

Führen  wir  noch  für  die  A])l<  nkungen  n  die  entsprechenden 
Scalenablesungen  s  ein,  so  erhalten  wir: 

(VIII)  K=cJ/.,  -  .V,  -l^,, 

}  y,3  wird  meist  zn  vernachl&ssigen  sein,  bei  dem  benutzten 
Instrument  war  es  gleich  0,01  Volt  (s.  §  6),  erentnell  kann 

man  die  kleine  Correction  anbringen. 

Die  Beziehung  zwischen  den  Potentialen  und  den  Ein- 
stelluns^en,  welche  unter  Vertauschung  der  Quadranten,  aber 
ohno  ^gleichzeitiges  Vertauschen  des  Potentialvorzoichens  er- 
halten werden )  ist  iür  eine  Messmethode  im  aligemeiuen 
nicht  einfach  genug.  80  bat  man  z.  B.: 

seihst  tiir  den  Fall,  dass  die  Aluminiumnadel  vermossingt 
und  damit  der  Werth  von  N  \  Q  berabgedrückt  wird,  ist  die 
zuerst  angegebene  Beobacbtungsweise  vorzuziehen, 

b)  Nadeischaltung.*) 
Erhalten  die  Quadrantenpaare  entgegengesetzt  gleiche 
Potentiale  ±  während  die  Nadel  zur  Erde  abgeleitet 

bleibt^  so  tritt  eine  Ablenkung  ein,  welche  sich  aus  Formel 
(ID  §  1  als: 

ergibt.  Dieselbe  beträgt  ftbr  eine  frisch  geputzte  Aluminium- 
nadel bei  dem  benutzten  Instrument  und  o  in  Abstand  für 
^^/2=  i  äU  Volt  im  geringsten  Falle,  d.  h.  wenn  sich  die 
Nadel  in  Minimumstellnng  l)i'rind(»t  (s.  §  12),  3(K)  mni  und 
wird  hei  einer  Nadel  mit  alter  ühertläche  auf  30  mm  herah- 
gehen  können.  Fahrt  man  die  Nadel  eventuell  durch  Drehen 

1) ».  §  2. 

Am.  d.  IPkfi»  v.  ClMa.  N.  P.  XZIX.  2 


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18 


If,  Ualhoachs, 


(Ips  Torsionskopt'es  in  dio  Svmmntrielage  ziirfick.  so  sind  die 
Ablenkungen  aus  derselben,  wenn  die  Nadel  auf  ein  Poten- 
tial D  gebracht  wird,  dem  let^tereD  proportional.  £8  findet 
sich  nämlich  aus  Formel  (II): 

Unter  Vertansehnng  des  VorseichenB  dei  Nadelpotentials  er- 
hält man  zwei  Scalenablesnngen  und  x^,  die  zu  der  Be- 
ziehung führen: 

(IX)  /)x=     ''7  '^  V 

IJioselbo  })leibt  aiicli  für  den  Fall  bestehen,  dass  die 
Quadranten  nicht  entgegengesetzt  gleiche  Potentiale  erhalten, 
wenn  nur  ihre  Differenz  nicht  geändert  wird.  Dann  erhält 
nämlich  nur  die  Ablenkung  %  einen  anderen  Werth,  und 
nach  dem  ZuräckiHhren  der  Nadel  in  die  Symmetrielage 
bleiben  die  Ablenkungen  nach  beiden  Seiten  entgegengesetzt 
gleich  und  dem  zu  messenden  Potential  proportional,  wie 
man  sich  leicht  überzeugen  kann.  Nur  werden  für  den  Fall, 
dass  7/,j  gross  ist,  secnndiire  l^^inflüsse  (Vei  äntieningen  der 
Ladnnpjspotentiale,  elastische  Nachwirkung),  indem  sie  In- 
constanz  des  Nullpunktes  herbeiführen,  die  Messung  stdrcn 
können. 

c)  Quadrantschaitung.^) 

Ladet  man  die  Nadel  auf  ein  relativ  hohes  Potential  V 
und  lässt  die  Quadrantenpaare  zur  ßrde  al)geleitet,  so  ergibt 
sich  ähnlich  wie  unter  b)  eine  Ablenkung: 

die  aber  nur  ein  paar  8calentheile,  beträgt,  weil  y,.,  klein 
ist  Für  die  zu  beobachtenden  Ablenkungen  aus  dieser  La^e 
folgt  aus  Formel  (11): 

« - = "  [( -  Vt)  ( V  -  -'-J  +  -iv  I «)  -  '/„  -' '  ■--]. 

Ks  sind  nun  zwei  Fälle  zu  unterscheiden.  Man  kann 
entweder  die  zu  messende  Potentialfjuelle  so  anlegen,  dass 
«iie  Quadrantenpaare  nahe  entgegenf^esct/f  L'b  iches  Poti  ntial 
i:  Dß  erhalten,  oder  es  bleibt  das  eine  Quadrantenpaar  abge- 


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19 


leitet  UDcl  dem  anderen  wird  das  zu  messende  Potential  zu* 
gefuhrt.    Für  den  ersten  Fall  Tenchwinden  die  Glieder  mit 
(^i  +  ^s)/2,  und  es  ist: 
(X.)  ii-iio««fi>(K+ZV|«). 

£8  ergeben  sich  also  D  proportionale  Ablenkungen, 
welche  beim  Gommtitiren  ihren  absoluten  Werth  nicht  ändern, 
ftewöhnlirli  wird  der  /.weite  Fall  vorliegen;  es  ist  dann  z.  B. 
=  0  und  l  \  =  ±,  Df  also: 

d.  h.  wenn  wir  die  Scalenablesungen  einflihren: 

Ans  den  Formeln  (IX.  und  X.)  ersieht  niau,  in  welcher 
Weise  die  (vOnUictixttcntialdiflVrcnzen  der  inneren  Electro- 
metertheile  auf  die  Messungen  EinHuss  gewinnen. 

Die  Formel  (Xb)  iseigt,  dass  n\  —  Wj  dem  zu  messenden 
Potential  zwar  proportional  ist,  dass  aber  die  beiden  Ab» 
lenknngen  nicht  einander  gleich  sind.  Ihre  Differenz  /I  be* 
tiftgt  in  Theilen  des  ganzen  Ausschlages: 

und  zwar  sind  bei  positivem  V  die  Ablenkungen  för  nega- 
tives D  grösser.  Dies  macht  bei  F=  100  Vf)lt  tiir  /)  ^ 
2  Volt  schon  1  Fr<»(^.  aus.  Auf  diesen  liinstnnd  isi  luor 
/uruckgekommen  worden,  weil,  wie  mir  scheint,  dir  ani^e- 
iührten  Unterschiede  zuweilen  der  Unsyromotrie  des  Instru- 
mentes zur  Last  gelegt  worden  sind. 


Kritik  der  vorhandenen  Oonstruotfonen  des  Quadrant- 

eleotromelerä. 

Es  ist  schon  erw&hnt  worden,  dass  die  erheblichen 
Mängel,  welche  den  Messungen  mittelst  des  Quadrantelectro- 
meters  noch  anhalten,  den  Anlass  zu  Veränderungen  an  dem- 
«elhen  gegeben  haben.  Die  Genauigkeit  der  Einzelbestim- 
naungen  läHHt  ja  zu  wünschen  übrig,   dann   ist  auch  die 


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20 


H'\  IlaUumcli». 


▼ariable  Empfindlichkeit  «es  Apparates  llUtig,  wolche  eine 
Reihe  von  nicht  immer  gerade  gi  nain  n  (^ontnjhiit'ssungen 
im  Gf'folge  hat.  Eine  eingeliendere  Hebprechung  der  ein- 
zelnen Fehlerquellen  wird  die  (-resichtspunkte  hervortreten 
lassen,  welche  eine  Neuconstruction  zu  leiten  haben. 

a)  Was  zunächst  die  Einzelbestimmungen  betri^  so 
ist  meist  beobachtet  worden,  dass  sowohl  die  Ablenkangen  mit 
der  Zeit  etwas  wachsen,  als  auch  dass  der  Nnllpnnkt  sich 
im  Sinne  des  vorherigen  Ausschkges  verschoben  zeigt.  Bei 
Instmmenten  mit  Torsion  hat  man  den  Fehler  zum  Theil 
der  elastischen  Nachwirkung  zur  Last  gelegt,  dann  wurde 
der  Grund  der  Erscheinung  in  Electricit&t  gesucht,  welche 
sicli  allmählich  den  Isolatoren  im  Apparat  mittheilt,  schliess- 
lich auch  die  Fehler  in  Betracht  gezogen,  welche  die  An- 
wendung einer  Flüssigkeitsdämpfung  bei  den  kleinen  Direc- 
tionskräften  der  Quadrantelectronieter  mit  sich  bringt. 

Um-  sicheren  Aufschluss  darüber  zu  erhalten,  ob  nicht 
die  berührten  Unregelmässigkeiten  ihrem  Hauptbetrage  nach 
der  Anwendung  einer  FlUssigkeitsd&mpfung  zuzuschreiben 
seien,  wurden  bei  einem  Kirchhoff  sehen  Electrometer, 
hei  welchem  die  Deckplatte  von  Glas  nahe  über  der 
Nadel  liegt,  und  welches  die  Erscheinung  in  ähnlicher 
Wfdse,  nur  etwas  kräftiger  zeigte,  wie  ein  Mascart*sches 
und  ein  Edelmann*  sches  Instrument ,  folgende  Ver- 
suche angestellt.  Statt  des  (Tlasfadens  trug  ein  Coconfaden 
die  Nadel,  die  messende  Kraft  lieferte  ein  am  Nadelhalter 
befestigter  kleiner  Magnet  von  der  Directionskraft  0^96  ; 
das  Torsionsverhaltniss  war  0,001,  sodass  die  elastische  l^acJi* 
Wirkung  des  Goconfadens  nicht  störend  wirken  konnte.  Rief 
man  einmal  durch  electrische  Ladungen,  das  anderemal  durch 
einen  äusseren  Magnet  Ablenkungen  her?or,  so  zeigte  sich 
der  erwähnte  Gang  in  gleicher  Weise.  Derselbe  verschwand 
aher,  nachdem  die  Plüsbigkeitsdämpfung  entfernt,  und  dir 
Electricitätszuleitung  durc  h  ein  feines  unten  an  der  ^adel 
angebrachtes  Gtoldblatt  vermittelt  worden  war.^) 

1)  Ziiwcdlen  vefunkut  «ndi  «Hn  anderer  Umstand  das  Kriechen  clei* 
Nudel,  nftmlich  schlechter  Contact  im  Inneren  des  Eleetrometera. 
fand  einmal  den  erwShnten  Fehler  in  sehr  starken  Maasse  bei  einem 


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Eleelromifbnr, 


21 


Einige  Versuche  soUteo  daon  AuÜBchluas  darüber  geben, 
ob  sich  die  nach  dem  Vorigen  durch  Anwendung  der  Flfls- 

sigkeitsd&mpfung  verursachton  Fehler  so  weit  herabdrüeken 
liessen,  dass  bic  die  cluctronietrischcn  Messungtm  m\v  ;iuF 
weniger  ab  0,1  Proc.  beeinllussten,  welche  Gen:iuigkcii  lür 
ein  zu  construirendes  in.strnni«^nt  in  Aussk  lit  irrTioinmen  war. 
Zu  diesem  Zwecke  wurde  ein  Magnetometer  mit  Fiüssigkeits- 
dämptuDg  und  8piep^l:ib|p8ung  hergestellt,  dessen  Magnet  die 
Directionskraft  0,96  besass.  Gegen  Eindringen  von  Staub 
schützte  die  Construction  des  Apparates  Tollstündig.  Der 
die  Flüssigkeitsoberflftche  durchdringende  Platindraht  besass 
entweder  0,1  oder  0,4  mm  Durchmesser.  Ein  in  geh(iriger 
Entfernung,  in  genügend  fixirten  Lagen,  anzubringender  Magnet 
gestattete,  dem  lastruinent  Ablenkungen  zu  ertheilen,  deren 
Constanz  unter  eventueller  gleichzeitiger  Beobachtung  eines 
Variometers  conUuUirt  wurde.  War  der  Phitindraht  nicht 
durch  Yorheriges  Herunterlassen  an  der  Uurchdringungsstelle 
längere  Zeit  mit  der  Flüssigkeit  in  Berührung  geblieben 
und  dadurch  Tollstftndig  benetzt  worden,  so  überschritten  die 
Differenzen  der  einzelnen  Ablenkungen  die  oben  gesetzte 
Grenze  bedeutend.  Aber  auch  Versuche,  bei  welchen  auf 
die  angegebene  Weise  für  gute  Benetzung  des  Platindrahtes 
gesorgt  worden  war,  und  welche  ^mmtlich  mit  dem  dünneren 
Phitindraht  (0,1mm  Durchmesser)  bei  besonderer  Achtsamkeit 
auf  gerades  Durchschneiden  der  Flüssigkeitsoberiiäche  durch 
denselben  ausgeführt  wurden,  er^rahen  Fehler,  welche  die  ge- 
stellte Bedingung  nicht  ganz  eriUllten.  Als  Dämpfungsfiüs- 
sigkeit  diente  concentrirte  und  31  Proc.  H^SO^,  die  ontw  (  der 
mit  dar  Pipette  direct  aus  der  Vorrathsfläsche  in  das  Mag- 
netometergefte  gebracht  oder  zuTor  durch  Glaswolle  filtrirt 
wurde.   Bei  einem  Ausschlag  von  200  Scalentheilen  über- 


Edel  IQ  an  II 'iK  hon  Electrometer;  nach  tiiaiichen  vergebliche»  Vprsuchcn, 
dM  Imtrument  in  eiucn  brauchbarcu  Zustaud  zu  bringeu,  wurde  der 
Fehler  dadurch  mm  grönten  Theil  gehoben,  daas  man  das  Ifentaghttk* 
eben,  in  weldtea  der  den  Dftmpflsirflfigel  tragende  Draht  eingehllngt  war, 
Uaak  pvtite.  Ein  «hnKcher  Fehler  trat  auch  eininal  hei  eineni  Kireh- 
bof fachen  Inatnunent,  dessen  Zosammenstellmg  hftiifig  geindert 
wurde,  ew. 


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22 


schritt  der  fQr  die  verscliiedenen  Flüssigkeiten  verscbiedene, 
mittlere  Fehler  0,1  Proc.  überall,  w&farend  der  Moximalfehler 
bei  nicht  besonders  filtrirter  H^iSO^  auf  0,5  Proc.  stieg.  Nur 

bei  ganz  frischer  31  procentiger  H^SOj  ging  der  Fehler  aul 
U,Ü5  Proc,  der  Muximalfehler  auf  U,Ü9  Proc.  herab.  Die 
Bedingungen,  untei  welchen  diese  Versuche  ausgetührt  wur- 
den, bei  einem  El»  i  tioineter  herzustellen,  wäre  sehr  um- 
ständlich, bedenkt  man  aber  noch,  dass  hier  die  Directions- 
kraft  0,96  benutzt  wurde,  während  im  Quadrantelectrometer 
der  nöthigen  Empfindlichkeit  wegen  meist  nur  eine  etwa 
zehnfiftch  geringere  Directionskraft  angewendet  werden  kann, 
so  folgte  dass  zar  Erreichung  der  oben  erforderten  Gtenauig- 
keit  die  Benutzung  einer  Flüssigkeitsdämpfung  im  Electro- 
meter  auszuscbliessen  ist 

Eine  zweite  Fehlerquelle  für  die  Genauigkeit  der  Einzel- 
;i))lesung  besteht  in  der  ehistischen  Nachwirkung  der  Auf- 
hängung. Bei  Anwenduni;  eines  an  einem  Coconfuden  auf- 
gehängten Magnets  ist  leicht  das  Torsionsverhältniss  so  zu 
verkleinern,  dass  die  elastische  Nachwirkung  keine  gerade 
bedeutende^  wenn  auch  immer  noch  merkliche  Fehler  ver- 
ursachen kann.  8o  betrug  bei  einem  Edel  mann' sehen 
Electrometer  das  Toraaonsverh&ltniss  7  x  10"*'.  Da  die 
elastische  Nachwirkung  von  Ooconf&den  bis  auf  50  Proc.  an- 
steigt, können  hierdurch  immerhin  noch  merkliche  Fehler 
veranlasst  werden.  Schlimmer  wirkt  die  genannte  Erschei- 
nung bei  Anwendung  einer  l^ihhirsuspension  als  messende 
Kraft.  In  einem  M ascarfschcn  Electrometer,  mit  welchem 
ich  in  Strassburg  ailK  itctc,  hatte  die  Bifilarsufipension  eine 
Höhe  von  12  cm,  der  obere  Abstand  betiug  0,1  cm,  der 
untere  0,03  cm,  Nadel  und  Dämpfungsflttgel  wogen  zusammen 
2  gTi  woraus  sich  die  Directionskraft: 

D  «      ^  X  2  X  9öl  »  ü,12 

ergibt  Die  Directionskraft  der  Torsion  eines  1  m  langen  Gooon« 
fadens  kann,um  einen  Anhalt  zu  gewinnen,imMittel  vielleicht  zu 

2  X  10""*'^,^  angenommen  werden,  die  zwei  12  cm  langen 
Stücke  der  Bitilaröuspensiun  üben  dann  die  Directionskraft 
3d  X  10~*  aus,  oder  ö  Proc.  der  Gesammtstärke.   Da  die 


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Eitclromc^, 


23 


ehwÜBche  Nadiwirkung  bis  50  Proc.  steigen  kaaD»  briugt  sie 
eventuell  solcbe  Fehler  mit  sidi,  dass  man  bei  gesteigerten 

AuHprüclica  Uli  die  (Jciiauigkeit  die  Anwendung  ciuer  äulciiuü 
Bitiliirsuspouiiüü  veniieiden  wird. 

Wird  die  Torsion  als  niessende  Kraft  l)enutzt,  so  beein- 
trächtigt ebenfalls  die  elastische  Nachwirkung  die  Messungen. 
iSieht  man  indess  von  Glasfaden  ab  und  wählt  geeignete 
Metalldrähte,  so  können  diese  Fehler  erheblich  herabgedrückt 
werden.  Jedocli  eind  die  kiUifiioheii  Drähte  nickt  dftnn 
genug»  um  die  nOtbige  Empfindlichkeit  zu  gestatten.  Bs 
gelingt  aber  leicht,  durch  Abätzen  mit  Säure  Eisendrähte 
von  soldier  Feinheit  herzustellen,  dass  sie  bei  1  m  Länge 
nui-  0  02(5         Directionskraft  geben  (s.  §  9). 

Was  weiter  die  öltcr  als  Fehlerquelle  an^^ezogene  Ein- 
wirkung von  allenfalls  auf  Isolatoren  iui  A|>])arat  überge- 
gangene Electricität  bet  rillt,  su  habe  ich  dergleuiien  nie 
zweifellos  feststellen  können;  man  kann  übrigens  leicht  durch 
die  Construction  des  Electrometers  einem  EinÜuss  dieser  Art 
vorbeugen. 

b)  Die  Veränderungen  in  der  Empfindlichkeit  des 
Quadrantelectrometers  sind  zum  Theil  in  seiner  Construc- 
tiouy  zum  Theil  in  der  Beobachtungsmethode  bedingt 

Gehen  wir  zunächst  auf  den  ersten  Punkt  ein.  Die 

Emptindlichkeit  des  Electrometers  hängt  von  den  Abständen 
der  Nadel  von  den  beiden  QiiadrantenHächen  ab  (s.  §  12). 
Sind  die  beiden  Abstände  einander  gleich,  so  findet  ein 
Minimum  der  Emptindlichkeit  statt,  bei  Verschiebungen  aus 
der  Minimumstellung  nimmt  die  Empfindlichkeit  nur  dem 
Quadrat  der  Verschiebung  proportional  zu.  Man  wird  also, 
wenn  Constanz  der  Angaben  verlangt  wird,  die  Minimum- 
stellung aufsuchen  und  die  Suspension  so  wählen,  dass  starke 
Verticalverschiebungen  der  Nadel  nicht  vorkommen  können. 
Zu  diesem  Zweck  empfehlen  sich  wiederum  MetalldriUite, 
während  Coconfäden  wegen  der  Veränderlichkeit  ihrer  Länge 
sowohl  infolge  der  elastischen  Nachwirkung  als  auch  der 
hygroskopischen  Eigenschaften  halber  zu  vermeiden  sind- 
ßei  der  Anwendung  von  Cylinderquadranten  (Kdelmann) 
hat  die  Verticalverschiebung  nichts  zu  sagen^  indess  ist  diese 


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24 


W.  iiaUwaehä. 


Anordnung,  wenn  constants  EmpHndliclikeit  verlauigt  wird, 
ungünstig,  kleine  seitliche  Verschiebungen  bedingen  schon 
bedeutende  Aendeningen  derselben,  und  eine  Minimomstellung 
VkBSt  sich  hier  nicht  experimentell  aufsuchen,  ide  es  bei 
horizontalen  Quadranten  durch  sucoessire  Yerticalverschie- 
bungen  der  Nadel  ausAlhrbar  ist 

Ferner  gibt  die  eventuelle  Veränderlichkeit  der  ange- 
wendeten, messenden  Kraft  selbst  Veranlassung  zu  Variationen 
der  Eoipfindlichkeit.  So  nimmt  die  Directionskraft  von 
Magneten  mit  der  Zeit  ab,  wird  von  den  Schwankungen 
der  Horizontalintensit&t  und  Ton  vorhandenen  Eisenmassen 
beeinflusst.  Da  femer  der  geringen  Grösse  der  im  Electro- 
meter zur  Wirkung  kommenden  electrischen  Kr&fte  wegen 
die  anzuwendende  I  messende  Kraft  audi  sehr  klein  sein 
muss,  ist  die  Benutzung  einer  Bifilarsnspension  auch  ans 
diesem  Grunde  bedenklich.  Es  Iftsst  sieh  eine  solche  zwar 
aus  Coconfäden  genügend  empfindlich  herstellen,  indess  muss 
dabei  der  Fadenabbtand  so  klein  gewählt  werden  (0,1  und 
0,03  cm  bei  Mas  cart),  dass  bei  der  Veränderlichkeit  der 
Spannung  der  ruizt  lnen  Fäden,  bedingt  durch  ungleiche  Aus- 
dehnung, eine  genügende  Constanz  der  Direction ^Icraft  nicht 
zu  erwarten  ist  —  Bei  der  Anwendung  von  Metalldrähtcn 
kommt  man  in  Abhftngigkeit  von  der  Temperatur,  mit  welcher 
die  Eäasticitftt  ▼ariirt  Diese  Schwankungen  sind  jedoch  sehr 
gering,  indem  z.  B.  bei  dem  sp&ter  zu  beschreibenden  Eisen* 
draht  der  TemperaturcoSffident  des  Torsionsmoduls  nur  etwa 
3  X  10-*  beträgt 

Wenden  wir  uiib  drittens  zu  den  durch  die  Beobachtunps- 
metliode  veranlassten  Aendeningen  der  }*]ni])tiiidlichkeit.  Zum 
Laden  des  Electrometers  bedient  man  sich  einer  offenen 
Batterie,  deren  electromotorische  Kraft  sich  mit  der  Zeit 
und  mit  der  Temperatur  in  unbekannter  Weise  ändert  Um 
eine  Gontrole  für  die  Constanz  der  Empfindlichkeit  zu  haben^ 
wird  Ton  Zeit  zu  Zeit  der  Ausschlag  bestimmt,  welchen  ein 
Daniell'sohes  Element  gibt  Diese  Httl&messungen  sind 
zeitraubend  und  wohl  auch  nicht  sehr  genau;  dazu  wird  eine 
Bedudion  der  ▼erschiedenen  Ausschläge  auf  gleiche  Empfind- 
Uchkeit  erfordert   Ich  ziehe  es  daher  bei  einem  soutst  con- 


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EiectfomeUr. 


25 


stanten  Insirament  (s.  1 5)  vur,  die  Nadel  durch  Abzweigen 
Yon  einem  »Stromkreis  zu  laden,  der  aus  der  Ladungsbattcrie 
von  relativ  holier  electrouiotorisclier  Kraft  (z.  B.  30  —  40 
Spam  er 'sehe  Chromsäureelemente  von  zusammen  etwa  60 
bis  80  Volt),  genügend  grossen  Widerständen  und  einem 
Gralvanometer  gebildet  wird.  Das  letztere  gestattet,  die  Con- 
stant des  Stromes  zu  coatroliren,  resp.  so  viel  Widerstand 
ein>  oder  auszuschalten ,  dass  die  Stromstärke  die  normale 
Grftsse  erhält.  Durch  eine  ein  für  allemal  vorgenommene 
Bestimmung  der  Gonstanten  a  (s.  §  7)  anter  Beobachtung 
des  fftr  ein  bekanntes  Potential,  welches  man  ebenfalls  von 
dem  Stromkreis  der  Ladungsbatterie  abzweigt,  eintretenden 
Ausschlages,  wird  dann  die  Emptindliclikeit  für  jede  kom- 
mende bchaltufig  im  vorauü  bestimmt.  Sind  die  erwähnten 
Widerstande  in  Ohm  bekannt,  das  Galvanometer  z.  B.  mit 
dem  Silber  voltameter  geaicht  worden,  so  iässt  sich  u  für  das 
Volt  als  Einheit  ausrechnen. 

Man  macht  sich  von  einer  Ladungsbatterie  unabhängig, 
wenn  man  mit  Boppelschaltung  arbeitet.  Die  Unbequemlich- 
keit, welche  darin  liegt,  dass  dabei  die  Ausschläge  dem 
Quadrat  des  Potentials  proportional  sind,  werden  reichlich 
dadurch  aufgewogen,  dass  alle  Controlmessungen  bezüglich 
der  Cunstanz  der  Empfindlichkeit  wegfallen;  ausserdem  gehen 
die  elastische  Nachwirkung,  ein  etwaiger  Teraperatureinüuss, 
die  Fehler  in  der  Bestimmung  des  Scaleoabötandes  nur  mit 
dem  halben  Betrage  in  die  Potentialmessung  ein.  Diese 
Beobachtungsmethode  wird  daher  in  Tielen  Fällen  vorzu- 
gehen sein,  sie  gestattet  aber  zunächst  nur,  Potentiale  bis 
«nf  4  Volt  herab  direct  zu  messen,  l&sst  sidk  jedoch  durch 
Hillfsapparate  andi  für  kleinere  Potentiale  braa«^bar  machen 

(8.  §  18). 

c)  Aus  den  §  7  erwähnten  Gründen  wird  die  wegen  der 
Leichtigkeit  gebrauchte  Ahiminiumnadel,  namentlich  wenn 
mit  Doppelschaltung  gearbeitet  werden  soll,  zu  vermessingen 
sein,  um  div.  Pot entialdiÖerenz  zwischen  ^^adel  uud  Quadran* 
ten  herabzudrucken« 


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26 


m  HaUwaeha. 


§  9. 

Beschroibung  dos  Instrumentes. 
8.  Fig.  4. 

Die  UeberlegUDgen  des  Yorigen  Paragruphon  haben  die 
Construction  des  im  Folgenden  beschriebenen  Quadrant- 

ulectromt'turs  veranliiast,  wobei  den  oben  ^»C8t«?lltcii  Fordur- 
nngcn  an  grossen».  (-lonauigkeit  und  an  ronst;in^  der  Kuiptind* 
lichkeit  zu  genügen  angestrebt  worden  ist  (s.  §  U— 16). 

Das  messende  Drehmoment  wird  von  einem  coconfeinen 
Kisendraht  gelieüert.  Zur  fierstellting  desselben  diente  ein 
Draht  von  0,09  mm  Durchmesser,  der  bei  Vs  ^  Länge  eine 
Directionskraft  von  14  gab.  Dieselbe  wurde  durch  Be- 
handeln mit  yordttnnter  Salpetersäure  auf  0,077  herunter* 
gebracht,  während  gelegentlich  vieler  Schwingungsdauer- 
bcijtimmuiiguü  unter  Anhängen  eineü  Zehngiaiiiüistücks  nie 
ein  Reissen  eintrat.  Etwaige  Bedenken  gegen  die  Brauch- 
barkeit eines  auf  diese  Weise  bergestcilten  Dralites  in  einem 
Messinstruraent,  werden  durch  die  weiter  unten  mitgetheilten 
Versuche  (s.  namentlich  §  15)  beseitigt  werden.  Der  Durch- 
messer des  Drahtes  schwankte  im  Maximum  um  80  Proc 
Ein  Löten  kann  unter  Anwendung  von  Wood'schem  Metall 
und  Colophonium  leicht  ausgeführt  werden.  Die  erwähnte 
Directionskraft  0,077  ^  ist  von  ähnlicher  Grösse  .  wie  die 
im  Mas  cart' sehen  Electrometer  von  der  Biillarsnspension 
lusf^eübte,  welche  z.  B.  (1,12  betrug.  Ein  1^ d ehnann'schcs 
Eiectrouiütcr  hatte  in  gleichem  Maass  eine  Directionskraft 
Ü,96,  ein  Kirchhof l'sches  U,4*J. 

Die  obere  Befestigung  des  Drahtes  kann  sowohl  in  Ter- 
ticaler  Bichtung  als  auch  drehend  grob  und  fein  Torstellt 
werden,  wie  es  nach  §  12  und  §  9  zur  bequemen  Einführung 
der  Nadel  in  die  Minimumstellung,  re&p.  Bymmetrielage  er- 
forderlich ist  Am  unteren  Ende  des  Drahtes  ist  ein  Doppel- 
ypsilon aus  Platindraht  angelötet  (s.  Fig.  3),  welches  sowohl  ab 
Spiegelträger  dient,  als  auch  ein  bequemes  Aus-  und  Einhängen 
des  Nadclhalters  gestattet.  Die  Nadel  besteht  aus  ver- 
messingtem  Aluminiumblech  von  0,06  mm  Dicke  und  hat 


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Elcciro  meter. 


27 


die  aus  Fig.  1  zu  CDtnehmondc  Form.  In  Richtung  der 
Laügsaxü  eingeritzte  IStriche  erleichtern  die  Orientirung. 

Bei  der  Construction  dor  Quudrauton  siehe  Fi^.  Ü  hatte 
man  j^iinächbt  einr  unveränderliche  Aufstelhing  derselben  und 
möglichste  Proportiuualität  der  Dreiuuomente  der  electrischen 
Kräfte  mit  den  zu  erwartenden  Ausschlägen  im  Auge;  ferner 
sollten  die  isolirenden  Theile  der  Quadrunteuträgcr  nicht 
auf  die  Nadel  wirken  kdnnen.  Der  besseren  Isolation  wegen 
wurden  die  oberen  Fassungen  der  mit  Schellack  überz(^onen 
Glasstäbe  am  unteren  Ende  etwas  atisgedreht,  sodass  die 
Isolatoren  erst  weiter  innerhalb  der  Hülsen  mit  dem  Metall 
in  BerühiLing  ti*eten.  Um  übrigens  ein  eventuellem  Nach- 
currigin'n  der  Stellung  der  Quadranten  nicht  unmöglich  zu 
niaclien,  sind  die  Träger  suwidil  an  lier  Kus^plattc  als  ancii 
an  den  (Quadranten  durch  drei  ISchraubcu  beloistigt.  Kiu 
überflüssig  grosser  Zwischenraum  zwischen  den  einzelnen 
(Quadranten  ist  vermieden  worden. 

Der  kreisförmige  Ausschnitt  des  Quadrantenringes  wurde 
so  weit  gewählt,  dass  sich  nach  dem  äeitw&rtsrücken  der 
Nadel,  wie  es  Fig.  1  zeigt,  ein  Quadrant  nach  oben  entfer- 
nen Ifisst  Der  Fuss  dieses  Quadranten  kann  zu  diesem 
Zweck  aus  der  unteren,  2,5  cm  langen,  gut  passenden  Fas- 
sung, s,  Fig.  2,  herausgezogen  werden.  Man  greift  dabei 
durch  die  Thür  des  Gehäuses  und  schiebt,  mit  dem  Daumen 
an  den  etwas  gross  gewählten  Scliraul)enkopf  der  Nase  iV, 
welche  Drohungen  des  Fusses  verhindert,  fassend,  den  Quad- 
ranten in  die  Höhe.  Eine  Berührung  des  Isolators  mit  den 
Fingern  l&ast  sich  dabei  vermeiden.  Die  Verbindung  des 
Quadranten  mit  dem  ihm  gegenüberstehenden  ist  durch  eine 
Kngere  Spirale  von  hartem  Messingdraht  hergestellt,  sodass 
derselbe  durch  die  Oeffhung  des  Gehinaes  herausgezogen 
und  auf  eine  neben  derselben  befindliche  Platte  gelegt  wer- 
den kann.  Die  Nadel  lässt  sich  dann  auch  bequem  heraus- 
nehmen. 

Das  (TehäuRü.  welcli*  ^  smist  ans  Mrssing  bestellt  und 
sich  leicht  abheben  lässt,  wird  durch  eine  gläserne  Deckplatte 
geschlossen,  um  besseren  Einblick  in  das  Instrument  zu 
gewähren.   Dass  durch  die  Verwendung  von  (^las  Störungen 


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28 


W.  Ihlkoachg. 


hervorgerufen  würden,  ist  bei  der  grossen  Entfernung  der 
Deckplatte  von  d^  Nadel,  wie  die  Versuche  mit  dem  In- 
strument gt'lülirt  habüu,  nicht  zu  bel'ürchten.  Der  eventuelle 
EinBuss  könnte  übrigens  schon  deshalb  nui  gering  stiu. 
weil  die  Quadranten  kein  grosses  Stück  der  Nadrl  frei 
lassen,  und  etwa  an  diesem  Theil  angreifende  electrische 
Kräfte  einen  kleinen  Hebelarm  besitzen. 

Eine  besondere  DämpfungSYorrichtung  wurde  dem  Appa* 
rate,  da  die  Lnffcdämpfung ,  welche  die  Nadel  innerhalb  der 
Quadranten  erleidet»  genflgend  gross  ist»  auf  Grund  der  Er- 
wägungen des  §  8a  nicht  heigegeben.  Das  infolge  der 
Luftdämpfung  eintretende  DämpfungsverhSltniss  betrug  3,6, 
und  im  §  10  wird  gezeigt  werden,  dass  sich  die  einzelnen 
Einstclliinj^en  schon  aus  den  beiden  ersten  beobaeü tüten  Um- 
kehrpuriktcn  genügend  genau  linden  las  «>  n. 

Damit  sich  die  OberflächeubesciiaÜenheit  der  inneren 
Thcile  nicht  ändert,  ist  es  gut,  ein  Gefäss  mit  H^tSU«  oder 
dergleichen  in  den  Apparat  su  stellen. 

Das  Instrument  stammt  aus  der  mechanischen  Werk- 
statte des  Hm.  Wilhelm  Sieden  topf  in  Wflrzburg. 

5  10. 

Beobaohtnngsmethode. 

Die  Versuche,  welche  zur  Prüfung  dv^  Instrumentes 
dienten,  wurden  sämmtlicb  unter  Anwendung  der  Doppel- 
schaLtung  (s.  §  7a)  ausgeführt,  weil  diese  Methode  dort,  wo 
gerade  auf  Oonstanz  der  Empfindlichkeit  Werth  gelegt  wird, 
vomuzieben  ist 

Die  einzelnen  Einstellungen  berechnete  man  aus  swei 
Omkehrpunkten  und  dem  D&mpfungsTerh&ltniss,  welches  sich 
f&r  Terschiedene  Ablenkungen  und  Sohwingungsbogen  als 
genügend  constant  ergab.  Zum  Nachweis  dafür  diente  eine 
längere  Versuchsreilie,  bei  welcher  für  cummutirte  Ablen- 
kungen von  12—1000  Hcalentheilen  immer  mehrere  Umkehr- 
punkte beobachtet  wurden  (wobei  es  öfter  nöthig  war,  der 
Nadel  einen  besonderen  Antrieb  zu  ertheilen).  Gleichzeil  i(;( 
Uess  sich  mit  HtUfe  eines  Wiedemann'schen  äpiegelgaiv«!^ 


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Kkr  Urometer,  29 

0 

nometers  die  genaue  Constanz  des  angelegten  Potentials  con- 
troliren,  was  bei  piner  Schwingungsdaiier  des  Electromotors 
von  2'J  Secunden,  die  sich  der  gewiinsrliten  Empiindlirhkeit 
dos  Apparates  wegen  nicht  vermeiden  liess,  nöthig  war.  Die 
Versuche  lieferten  8,62  als  Mittelwerth  des  D&mpfangSTer- 
h&ltiii88eB  (Luftdimpfung),  mit  dessen  Benutzung  man  dann 
aoB  den  einseinen  aufeinander  folgenden  Schwingungebogen 
derselben  Beobachtongyreihe  die  Einstellungen  berechnete. 
Dieselben  unterschieden  sich  nur  soweit  voneinander,  dass 
die  Ablenkungen  im  Mittel  um  0,08  Proc,  im  Maximum 
um  0,15  Proc.  von  der  aus  kleinen  Schwingungsbogen  (10 
Scalentheile)  berechneten,  ahwichon.  was  für  die  Fotential- 
messung  einen  Fohler  von  im  Mittel  n.04  Proc,  im  Maxi- 
raum 0,08  Proc.  mit  sich  bringt.  Jedocii  wurde  bei  diesen 
Versuchen  vermieden,  sehr  kleine  Ablenkungen  aus  sehr 
grossen  Schwingungsbogen  zu  berechnen«  Aach  würden  die 
Abweichungen  der  einzelnen  Ablenkungen  grösser  ausgefol- 
len  seini  wenn  beim  Berechnen  derselben  die  elastische  Naeh- 
kung  keine  Berücksichtigung  gefunden  hAtte^  wie  es  weiter 
unten  auseinander  gesetzt  wird.  Die  vorhin  angegebene 
(Trosse  der  Fehler  l&sst  sieh  noch  horal)mindern,  indem  niün 
unter  geeigneter  Handhai mnj?  des  Commutators  die  Bogen, 
wolcho  7wisrhon  den  beiden  zu  Ijfob.K  htendon  (Imkehrpunk- 
ten  liegen,  verkleinert.  Es  ist  dabei  leicht,  bis  zu  4ü  Sca« 
lentheilen  zwischen  den  ersten  beiden  Umkehrpunkten  herab* 
zukommen,  selbst  wenn  die  vorhergehende  Schwingung  von 
Scalenende  zu  Scalenende  ging. 

Was  die  durch  die  elastische  Nachwirkung  verursachten 
Fehler  betriflft^  so  Iftsst  sich  eine  zusammenfassende  Bemer- 
kung darüber  dahin  aussprechen,  dass  im  Mittel  die  Ge- 
sammtfehler  der  l^otentialbostimmuag  mit  C^uatiratsrhalttmg, 
di»'  Felder  durch  elastische  Nachwirkung  mit  eiii<j;(  rtndinet, 
unter  mittelgunstigen  Verhältnissen  etwa  0,2  Proc.  betragen 
durlten,  arbeitet  man  unter  besonders  ungünstigen  Umständen, 
folgt  z.  B.  direct  auf  eine  Ablenkung  von  5()0  Scalentheilen 
eine  solche  von  10,  so  vergrdssem  sich  die  Fehler,  wird  dap 
gegen  bei  der  Anordnung  der  Aufeinanderfolge  der  einaelnen 
Bestimmungen  Eftcksicht  auf  die  elastische  Nachwirkung 


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30 


fV^  Halboachf, 


gnnommon,  so  gelieii  flioselbpTi  liccieutend  herunter.  Man 
wird  leicht  dahin  kommeu  kiinnen,  dass  die  einzelnen  Be- 
stimmungen des  Potentials  nicht  mehr  als  0,05  Proc.  Tom 
Mittel  abweichen. 

Im  Folgenden  sollen  den  ohne  Berttcksichtigung  der 
elastischen  Nachwirkung  berechneten  Resultaten  auch  solche 
gegenfibergestellt  werden  ^  welche  unter  Tersuchsweiser  ßin- 
fUbrung  von  Oorrectionen  fttr  dieselbe  gefunden  sind.  Unter 
der  x\ruiabme  der  Su])erposition  i'ür  die  einzelnen  Nacli- 
wirkungen,  welche  hei  den  kleinen  hier  vorkominrnden  Be- 
träfren  zu  Correctionszwecken  wohl  znlJlssig  ist.  künnon  die 
Nachwirkungen  in  zwei  Theile  zerlegt  werden:  in  solche,  welche 
von  den  gerade  vorhergehenden,  kurz  dauernden  Ablenkungen 
herrühren,  und  in  f^olcho,  welche  dem  längeren  Verweilen  in 
der  Ruhelage  ihre  Entstehung  verdanken.  Da  die  ersteren 
sehr  rasch  verschwinden,  braucht  man  nur  die  eine,  direct 
vorhergehende  Ablenkung  zu  berflcksichtigen«  Die  Nach* 
Wirkungen  nach  der  Ruhelage  kann  man  wieder  aus  zwei 
Theilen  bestehend  denken,  die  eine  herrührend  von  dem  Ver- 
weilen in  der  Ruhelage  direct  vor  den  anzustellenden  Ver- 
suehen  während  (^ner  der  Dauer  der  ganzen  folgenden  Be- 
obachtungsreihe gleichen  Zeit  (z.  B.  1 — 2  Stunden),  die  andere 
dem  Verharren  in  der  Ruiielage  von  unbekannter  Daner  vor 
dieser  Zeit  entsprechend. 

Datirt  man  das  Ende  des  letzterwähnten  Zeitabschnittes 
genfigend  weit  zurück,  so  darf  die  infolge  davon  eintretende 
Nachwirkung  als  constant  angesehen  werden  und  deshalb 
unberücksichtigt  bleiben. 

Um  danach  Oorrectionen  iin  die  elastische  Nachwirknnfi 
zu  gewinnen,  ist  der  Verlauf  derselben  zu  beobachten,  und 
zwar  sowohl  für  längt  rc  Torsion  von  1  —  2  Stunden,  als 
auch  für  solche  von  kurzer  Dauer,  1 — 2  Minuten,  wie  es 
die  specielle  Beobachtangsweise  erfordert  Trägt  man  die 
beobachteten  Nachwirkungen  graphisch  auf,  so  lassen  sich 
aus  den  Gurven  unter  Annahme  geeigneter  Mittelwertbe  für 
die  Dauer  und  Grösse  der  Ablenkungen  Oorrectionen  fKr 
die  elastische  Nachwirkung  gewinnen.  Bs  ist  dies  Verfahren 
zwar  umständlich  und  auch  nicht  ein  wurfsfrei,  indcss  führt 


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Kleclrtmeier, 


31 


es,  wie  die  später  mitzuthoilcnden  Versuchsresiiltate  ergeben 
werden,  zum  Ziel  Auch  lässt  sich  dadurch  eine  Verein- 
fadinng  gewinnen,  dftss  die  einzelnen  Ablesungen  in  gleichen 
ZeiMunen  auf  einander  folgen.  Die  corrigirten  Werfhe 
liefern  dann  die  Potentiale  auf  etwa  0,03 — 0,04  Proc  genau, 
^egen  0,2  Proc,  wenn  die  Correction  unterlassen  bleibt. 
Au/  (He  erwälmte  Weise  kann  also  eine  zieiiiliLh  proase  (lO- 
nauigkeit  der  Potentialmessuner  erreicht  werdi-n,  jedoch  dürfte 
es  meist  vorzuziehen  sein,  die  VeiKuche  gleich  so  anzuordnen, 
dass  die  elastische  Nachwirkung  nicht  viel  schaden  kann 
(a.  ^  11  dritte  Tab.  mit  den  Bern,  darin,  sowie  die  beiden 
yersuchsreihen  §  18). 

§  11. 

Gtaaulgkeit  der  Einaelablesung. 

Bezüglich  der  Genauigkeit  der  Einaelablesung  ergaben 
sich  folgende  Resultate.  Zunächst  kommen  starke  Wande- 
rangen des  Nullpunktes,  wie  man  sie  an  Klectrometern 
häufig  findet,  hei  dem  i)eschriebenen  Instnnnent  nicht  vor. 
Die  vorhandentn  kleinen  Wanderuii^t n  lassen  sich  deutlirh 
als  elastische  Nachwirkung  erkennen:  kurze  Zeit  nach  der 
AnsfQhrung  einer  Versuchsreihe  kommt  die  Nullstellung 
(hei  solider  Aufstellung)  wieder  auf  Bruchtheile  von  Scalen- 
theilen  genau,  auf  ihren  Werth  vor  den  Versuchen  zurQck, 
vorausgesetzt,  dass  der  Draht  genügend  lang  im  Instrument 
hängt,  um  die  elastische  Nachwirkung  nach  seiner  froheren 
Form  hin  genügend  Terloren  zu  haben. 

Zur  Oiitiüliruug  iiber  die  Genauigkeit  der  ein/einen 
Potentlaimessung  möge  folgende  Versuchsreihe  dienen,  die 
sich  auf  Bestimmungen  für  commutirte  Ausschlage  von 
12 — 950  Scalentheilen  erstreckt.  Zuerst  wurde  ein  Potential 
von  18  Volt  angelegt,  welches  einen  Ausschlag  bis  nahe  an 
das  Ende  der  Scala  lieferte,  dann  zu  kleineren  Potentialen 
fortgeschritten  bis  zu  2  Volt  herab,  welche  12  Scalentheile 
commutirten  Ausschlag  ergaben.  Darauf  wiederholte  man 
die  ganze  Versuchsreihe  in  umgekehrter  Reihenfolge^  um  den 
fimfluss  der  elastischen  Nachwirkung  zu  ver&ndem.  Die 
»agclegteu   Potentiale   wurden   durch  Messung^  mittelst 


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32 


IF,  üaUwachjt, 


(•ines  VV  ledeman  n  ^chen  Spiegelgalvanofnotprs  unter  gleich- 
zeitiger Beobaclitung  der  Variationen  der  Hohzontalintensitilt 
deüniri.  Es  ergab  sich: 

1)  ünter  Einführung  voü  Oorrectionen  fftr  die  elastische 

Nachwirkung. 


Kkctioineter- 
antachlttge ') 


Daraus  berechnetes 
in  VoH 


Reihe  I     Keihe  IT 


Differenz  in 
Proc,  des 
PotentiAk 


I  94H,70 
745,«0 

r>7o,oo 

1  41«,H« 

lSß,45 

1  10'). to 
I  4ii,4n 

t  11,95 


A  943,75 
'  746,80 

570,55 
t  419,50 
291,25 

I86,r.5 

io:..i:> 

4t>,4() 
I  11,95 


*  n,«84 

15,710 

,  13,748 
i  11,773 

9,822 
'  7,861» 

5,910 
i  3,921 
1  1,99 


A  17,684 
,  15,726 

13,750 
11,790 
i  9,824 
7,862 
'  5,911 
3,921 
t  1,99 


0,00 
0,05 

0,05 
0,15 
0,02 
0,02 
0,02 
0,00 
_0,0 
Mittel  0,0!I4 


2)  Nicht  für  elastischo  Nachwirkung  corngiil. 
Potential  in  Volt 


Reihe  1     Reihe  II 


17,66-^) 

17,70 

15,70 

15,75 

13,73 

1H,T6 

11,7« 

11,80 

0,82 

9,83 

7,66 

7,87 

5,61 

5,92 

3,92 

1,99 

8,00 

Dirt",  in  Proc. 
des  Potentials 

0,25 
0,33 
0,24 
0,40 

0.00 
0,22 
0,22 
0,06 
0,21 

Mittel  0,22 

Die  Potentiale  sind  ans  den  Ansschlftgen  mit  Hülfe  der 
im  }  15  mitgetheilten  Electrometerconstante  berechnet,  deren 
Werth  sich  etwas  ändert,  wenn  einmal  die  elastische  Nach- 
wirkung berücksichtigt,  das  andere  mal  nicht  berilcksichtij^t 
wird.  Tm  letzteren  Fall  bekommt  man  bei  einer  Bestim- 
mung der  Rleetroinetorconstanten  einen  Werth,  w-  k  her  fiir 
die  im  Mittel  eintretende  elastische  Nachwirkung  gilt  Unter 
diesen  Umständen  ist  zu  erwarten,  dass,  wegen  der  symme- 

1)  Die  Auaschlüge  haben  die  §  13  zu  bes|irecbcride.  Calibereorrection 
erhalten. 

2)  8.  Bemerkung  nach  der  folgenden  Tabiille. 

8)  Et  ist  auf  eine  Stelle  weniger  wie  in  Tab.  1  abgerundet  worden. 


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88 


trischen  Anordnung  der  beiden  Reihen  der  Tabelle,  in  den 
Mittelwerthen  der  ohne  Berücksichtigang  der  elastischen 
NachwirkuDg  bei  aufsteigendem  und  absteigendem  Ausschlag 
erhaitanen  Potentiale  der  Einfluss  der  Nachwirkung  sich 
grOsateniheils  compensiren  wird,  wie  es  die  folgende  Tabelle 
ergibt» 

Uittolwerilie  am  beiden  BeOiea 


Ohne 


Mit 


Correction  für  die 
elaifeisclie  Nachwirkimg 

17,688  17,684 

15,723  15,723 

13,744  13.747 

11,780  ll,7öl 

9,822  6,828 


Ohne 


Mit 


Correction  für  die 
elattiache  Nachwirkung 

7,860  7,861 

5,912  5,910 

3,917  8,921 

1,99(6)  1,99(0/ 


Man  hat  also  hier  ein  Verfahren,  durch  Anordnung  der 
Vefsnche  den  Einflass  der  elastischen  Nachwirknng  herab- 
worauf  schon  §  10  hingewiesen  worden  ist 


i  12. 

Abhltngigkelt  der  Bmpflndliohkelt  von  der 
VertloalTereohSebung. 

Zur  Orientirnng  Über  die  Art^  in  welcher  die  Empfind- 
lichkeit von  der  VerticalTerBchiebung  abhängt,  diene  folgende 
Betrachtnng*  Das  Drehmoment  der  electrischen  Er&fte 
ergibt  sich  nach  §  1: 

i>  -  »(K,-  F.  +  q„)  [v- +  N\q). 

Die  Constante  k  bedentet  die  absolnt  zu  nehmende  Aen- 
derung  der  OapacitiLt,  reap,  des  VertheilungscoSffidenten,  be- 
s&glich  der  Nadel  ftlr  ein  Quadrantenpaar,  wenn  sich  die 
Nadel  um  den  Winkel  1  dreht  Sei  /  die  dabei  stattfindende 

Zunahme  der  innerhalb  des  einen  Quadrantenpaares  liegen- 
den Nadelobei  tlache,  ferner  a  +  x  und  a  —  x  die  Abstände 
der  ^adel  von  den  Quadrantenüächen,  so  wird: 

km,  C  Pk7i»«.Cheiü^  V.  P.  XlUt.  8 


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84 


W,  HaUwachs, 


Ist  d^-O,  d.h.  steht  die  Nadel  in  der  Mitte  der  Schachte)» 
■0  hat  k  ein  Minimwn: 

1  -  / 


2SK« 


Die  Aendening  dk^jk^  ftr  eine  kleine  Yerachiebnng  8  ans 
der  Mitte  wird:  , 

steigt  also  nur  dem  Quadrat  des  Verhältnisses  der  Verschie- 
bung zur  Schachtelweite  proportional  an.  Das  Minimnm 
Terlftnfty  wie  eine  einfache  XJeberlegong  zeigti  ftr  den  Fall 
einer  nicht  Tollkommen  ebenen  Nadel,  allm&hlicher»  and 
swar  macht  sich  der  Einfluss  etwaiger  Verbiegungen  nm  so 

mehr  in  der  erwähnten 
Weise  geltend,  je  enger 
die  Quadranten  sind.  In 
gleicher  Art  wirkt  eine 
ungleiche  Höhe  der  Qua4l- 
dranten. 

Trägt  der  Torsions- 
köpf  des  Electrometers 
eine  Yerticalverschie- 
bnng,  so  Iftsst  sichdnrch 
folgeweise  Verstellnng 
derselben  und  jedesmalige 
Beobachtung  des  durch 
dasselbe  Potential  her- 
vorgebrachten Ausschla- 
ges die  Minimumstellung 
ausmitteln.  Die  neben» 
stehenden  Curven  geben 
Aufschluss  Uber  den  Ver- 
lauf des  Minimums.  Die  Absdssen  bedeuten  Ablesungen  an 
der  Minimetertheilung  der  VerticalTcrschiebung,  die  Ordi- 
naten  die  zugehörigen  Ausschläge  in  Scalentheilen.  Bei  der 
Ermittelung  der  ersten  Curve  war  eine  andere  Theilung  in 
Gebrauch,  wie  bei  den  anderen.  Die  dritte  und  vierte  Curve 
sind  an  demselben  Tage  und  vier  Wochen  nach  der  zweiten 
gefunden  worden. 


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EUctrometer*  85 

Die  Curven  sind  sehr  nahezu  Parabeln,  wie  es  die 

Theorie  verlangt»  so  liefert  z.  B.  die  UiuTe  A\ 

»         Beob.  Aenderang 

der  Empfindlich-  iL 

2,05  80,9  30,0 

I.TO  19,1  20,7 

1,50  13,1  16,0 

.  1,15  7,1  9,3 

0,70  2,4  8,6 

Die  Sciiaclitelweite  betrug  etwa  7,5  mm. 

Ein  Einstellen  der  Nadel  in  die  Minimumöteliung  wird 
für  die  meisten  Fälle  anzurathen  sein,  da  man  dadurch  so- 
wohl an  Constanz  der  Emptindiichkeit  gewinnt,  als  auch  an 
Cebereinstimmung  der  Capacität  der  beiden  Qaadrantenpaare, 
welche  durch  Verbiegungen  der  Kadel  um  so  mehr  gestört 
wird,  je  näher  die  letstere  den  Quadrantenfl&ohen  liegt  Der 
letrterw&hnte  ümetand  hat  auch  Y ergrössemngen  der  Caliber* 
oorrectionen  cur  Folge. 

§  13. 
Oalibrirang. 

Das  Drehmoment  der  electrischen  Erftfte  erleidet  mit 
der  Entfernung  der  Nadel  aus  der  Symmetrielage  eine  Ab- 
nahme %  welche  aber  für  mässige  Ausschlagswinkel  klein  ist. 

Sie  betrug  z.  B.  für  das  beschriebene  Instrument  bei  5  ^ 
Ausschlag  nicht  g.inz  O.ö  Proc.  Da  jedoch  der  Scalenaus- 
schlag  mit  der  Ablenkung  im  allgemeinen  stärker  wächst, 
wie  die  Abnahme  des  Drehmomentes,  so  wird  die  an  den 
Scalentheilen  aD/ul^nn^i  ode  Correction  im  allgemeinen  negativ 
ausfallen.  Bei  4  m  Abstand  hätten  sich  in  unserem  Falle 
die  beiden  Einflüsse  fast  vollständig  compensirt  Für  den 
gewählten  Scaienabstand  yon  3  m  waren  negative  Oorrectionen 
anmbringen,  welche  durch  die  Curve  angegeben  werden. 


.3      *•  *~t 


'I'll;!'''         I  '  f  I  '  -r  I   I  I  ■  < 


■W  M»  c«e  ««• 

>•  SealcDthetl«  Doppvlabienkung. 


1)  Meiiiiiigsii  dvflber   Mwh  Benoi t,  Joohl  ds  pbys.  6«    118. 1877. 

8* 


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86  Hailwachs. 


Zur  Snnitteliiiig  der  Correctionen  worden  rergleioliende 

Potentialmessungen  mit  dem  Electrometer  und  Galvanometer 
ausgeführt.    Man  musste  dabei  eine  mügliclist  grosse  Ge- 
nauic?keit  erstreben,   wenn  anders   die  Correctionen  einen 
regoimässigec  Verlauf  zeigen  sollten.    Der  Strom  von  neun 
kleinen  ChromBäureelementen  durchlief  eine  Reihe  von  Wi- 
derständen Ton  znaammen  28000 S.-E.  und  ein  Wiedemann** 
sches  GalTanometer.    Von  den  Enden  eines  geeignet  zu 
w&hlenden  Widerstandes  ftbrten  Leitungen  zur  jQrde  und 
sum  Electrometer,  durch  Variation  des  Widerstandes  konnten 
beliebige  Potentiale  bis  etwa  18  Volt  zur  Messung  kommen. 
Da  die  Widerstände  einen  grossen  Temperaturcoefficienten 
(Ü,UÜ5;  älterer  Draht)  besasaen,  durfte  nicht  unterlassen  wer- 
den, für  Constanz  der  Temperatur  auch  schon  vor  Beginn 
der  Versuche  zu  sorgen.   Ein  zu  Ijeachtendes  Erwärmen  der- 
selben durch  den  8trom  ist  bei  der  gewählten  Intensität  nicht 
zu  befürchten.   Der  Galvanometerausschlag  betrug  900  Sca- 
lentheile,  und  die  einzelnen  Ablesungen  wurden  mit  HUlfe 
gleichzeitiger  Variometerablesungen  auf  gleiche  Horizontal- 
intensit&t  zurttckgeführt    Commutatoren  ermöglichten  die 
Umkehrung  der  Stromrichtung  im  Galvanometer,  resp.  die 
Vertauschung  der  Quadranten  oder  den  Wechsel  des  Vor- 
zeichens dvi  l''lectrDmeterladung.   Zur  Herstellung  derselben 
dienten  aul  Schellacksäulen  ruhende  Fingerhüte,  welche  mit 
Quecksilber  gefüllt  wurden.    Wegen  der  erforderlichen  Ge- 
nauigkeit musste  auf  die  elastische  Nachwirkung  Rücksicht 
genommen  werden.    Bei  späteren  Versuchsreihen  habe  ich 
meistens  der  Einfachheit  halber  die  durch  elastische  Nach- 
wirkung auftretenden  Fehler,  wenn  eine  grössere  Genauigkeit 
erfordert  wurde,  durch  die  Anordnung  der  einzelnen  Mes- 
sungen Termindert;  diesmal  geschah  dies  aus  anderweiten 
Gründen  nicht,  sondern  es  wurde  für  elastische  Nachwirkung 
corrigirt  (s.  §  10). 

Die  Curve  p.  85  ist  gleich  für  commutn  te  Ausschläge  her- 
gestellt, mit  denen  doch  ineist  gearbeitet  wurde.  Eine  Be- 
trachtung derselben  zeigt,  dass  die  Correctionen  für  diese 
Verhältnisse  kleine  Werthe  haben,  im  schlimmsten  Falle 
Tier  Scalentheile  auf  1000  Ausschlag  betragen,  sodass  die 


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Electrometer, 


87 


Nichtberücksichtigung  derselben  einen  Fehler  von  höchstens 
0^2  Proc  in  der  Jb^oteutiaimessung  hervorruit. 

§  14. 

BestJnimang  der  EmpflndUotakeit. 

Gehen  wir  zur  Aichung  des  filectrometers  über,  welche 
mit  dem  Silbervoltameter  avsgef^rt  wurde.  Ein  Strom  von 
etwa  Vs  A.mp.,  durch  zwölf  kleine  Bansen'sche  Elemente 
geliefert,  durchlief  unter  anderem  einen  Widerstand  von 
50  Hg.-E.  Um  unzulässige  Erw&rmung  desselben  durch  den 
Strom  auszuschliessen,  wurde  er  aus  einem  im  Zickzack  auf 
einen  Holzrahmen  aufgewundenen,  überspoimi  nen  Neusilbcr- 
draht  ^  on  0.5  mm  Durchmesser  heri^cstellt  und  der  RabitH  n 
m  horizontaler  Lage  an  die  Wand  gehängt.  Nach  Messungen 
Ton  Oehlschläger  ^)  zu  urtheilen,  wird  dann  die  Temperatur 
des  Drahtes  durch  den  Strom  von  Amp.  bei  dauerndem 
Stromechluss  nur  um  etwa  '/4^  erhöht»  was  bei  dem  ange* 
wendeten  Material  eine  Widerstands&ndernng  Ton  etwa 
0,06  Proe.  snr  Folge  hat.  Bei  den  folgenden,  vergleichenden 
Messnngen  worden  Ströme  von  &hntieher  Stftrke  angewendet, 
sodass  der  dnroh  den  letzterwähnten  Umstand  entstehende 
Fehler  zu  vernachlässigen  ist.  Da  auch  die  Constanz  der 
Empündlichkeit  während  eines  grosseren  Zeitraumes  mit 
Hülle  dieses  Widerstandes  unteisucht  wurde,  sei  erwähnt, 
dass  derselbe  vor  den  Aichungen  50,000  Einheiten  bei  15** 
besass.  Nach  Ausführung  der  Aichungen  zeigte  sich  die 
Normaltemperatur  ebenso  zu  15^  Die  Messung  fand  mit 
der  Yerzweigungsbrilcke  unter  Vergleichnng  mit  einem  älte- 
ren, in  jeder  Hinsicht  bekannten  BLheostaten  statt  Von  den 
Enden  des  Widerstandes  wurde  snr  Erde,  resp.  xnm  Electro* 
meter  abgezweigt»  dessen  Einstellnngen  (resp.  Umkehrpnnkte) 
jede  Minute  ermittelt  und  alle  zwei  Minuten  die  (Quadranten 
commutiit  (8.  §  7a).  Dabei  vertauschte  man  für  jede  der 
beiden  Commutatorstellungen  auch  noch  das  Vorzeiclien  des 
Potentials,  um  die  vier  §  7^  erwähnten  Einstellungen  zu  er- 
halten, was  sich  bei  der  hier  geforderten,  grösseren  Ge- 

1)  Oehiickllger,  EleoMeolm.  ZtKhr.     p.  98.  189». 


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88 


HaUwuohs, 


nauigkeit  empfahl.   Die  Temperatur  hielt  sieh  be!  den  rer- 

scbiedenen  Aichungen  nahe  bei  15",  worauf  alle  Angaben 
der  Emptiiidlicbkeit  nach  §  16  reducirt  sind.  Wie  erwähnt, 
diente  das  Silbervoltameter  zur  Bestimmung  des  Strominte- 
grals, und  zwar  in  Gestalt  eines  Piatintiegels  und  stabförmiger 
Silberelectrode,  unter  welcher  ein  kleines  Glasschftlchen  an- 
gebracht war.') 

Aus  Formel  (Y)  (§  3  u.  $  7)  ergibt  sich: 

^    ^  ^ 

"f"  'S  *J 

+       —       4*  <- 

:=  cYn.      (»  -  } (n|  +  Ji^  -  II,  —  Ji,)). 

n  ist  nach  §  18  wegen  des  Galibers  an  corrigiren.  Im  Fol* 
genden  sind  die  Werthe  von  e  sowohl  mit,  als  auch  ohne 
Berücksichtigung  der  elastischen  Nachwirkung  berechnet» 

wobei  man  im  letzteren  i*'alie  etwas  grossere  Wertlie  er- 
halten muss. 

Wab  die  Berechnung  von  c  aus  den  directen  Versuchs- 
ergebnissen  betrifft,  so  ist  Folgendes  zu  bemerken.  Die  Gre- 
wichtsabnahme  deaSilbervoltameters  liefert  das  Stromintegral, 
die  Electrometerausschläge  die  Werthe  genau  genommen 
mQssten  daher  aus  den  einzelnen  filectrometerausschl&gen  die 
Wurseln  gezogen  und  nach  der  Formel: 

T  T 

c J*Vn  dt  —  w ^ idt 

0  0 

gerechnet  werden.  Durch  eine  einfache  Rechnung  überzeugt 
man  sich  nun^  dass,  wenn  die  einzelne  Ablenkung  gesetzt 
wird:  =  «(1  +  ^^^), 

wo  n  die  mittlere  Ablenkung  bedeutet,  S  also  die  Abweiehung 
von  der  mittleren  Ablenkung  in  Theilen  derselben,  dasa 
dann  ist: 


0  ''0  0 

Die  Formel  besagt:  statt  erst  die  Wurzeln  aus  den  Sca- 

lenausschlägcn  zu  ziehen  und  dann  zu  integriren,  kann  man 


1)  8.  F.  IL  W.  Rahlrauflch,  Wied.  Aan.  27.  p.  IT.  18M. 


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Electrometer^ 


89 


erat  direct  über  die  Scalenanssohlftge  itttegriren  und  dann 

erst  aus  dem  lütegral  die  Wurzel  ziehen,  wenn  dabei  ein 
Fehler  von  der  (Ordnung  fV^/S  erlaubt  ist.  Die  grösste,  im 
Vorlaut  einer  Versuch sreilie  durch  die  8tromschwankimgeu 
eintretende  Abweichung  einer  Ablenkung  vom  jeweiligen 
Mittelwerthi  welche  bei  den  verschiedenen  Aichangsversuchen 
▼orgekommen  ist,  betrug  1,5  Proc,  also  der  grdsste^  in  Be- 
tracht kommende  Werth  von  (^/8) «  8  x  10-<.  Selbst  fttr 
den  Fall,  dass  die  mittlere  Abweichung  yarn  Mittel  so  gross 
gewesen  wäre,  wie  die  angegebene  maximale,  wOrde  es  im 
Torliegenden  Falle  noch  erlaubt  sein,  die  einfachere  Regh* 
nungsweise  anzuwenden. 

Bezeichnet  JV  den  Widerstand  zwischen  den  Abzwei- 
gimgspunkten zur  Kuh'  und  zum  Electrometer, 

N  den  Silberniedersclilag  in  Milligrammen, 

D  die  Versachsdauer  in  Secunden, 

n  den  mittleren,  durch  die  graphische  Integration  ge* 
wonnenen  ülectrometerausschlag,  so  ist  die  Oonstante  e  in 
Berag  auf  das  Volt  als  Einheit: 

0^944  NW 

Vier  kurz  hintereinander  angefiteilte  Bestimmungen  von 
e  ergaben; 

Differenz  vom 

—0,06  0,291 

+0,02  0,312 

+  0,06  0.293 

-0,02  0,275 

Die  einzelne  Bestimmung  von  c  weicht  also  vom  Mittel* 
Werth  nicht  mehr  als  0,06  Proc.  ab,  im  Mittel  um  0,04  Proc. 
Beieichnet  A  den  Scaienabstand,  der  S<^9  Scalentheüe  be- 
trug, so  ergibt  sich: 

sodass  man  bei  2500  Scalentheilen  Abstand  für  2  Volt 


Datam 

n 

Jj 
60 

e ' 

15.  Dec. 

568,6 

564,41 

29 

0,5749S 

16.  It 

655,5 

627,77 

30 

540 

18,  »» 

577,6 

589.65 

30 

566 

18.  ,, 

506,2 

514,68 

28 

517 

0,57529 

1)  F.  IL  W.  Kohlrausfh,  Wied.  Ami.  97«  p.  59.  1686. 


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40 


10  Scalentheile  5  iiir  20  Volt  1000  Scalentheiie  commutirten 
Ausschlfig  erhält. 

Ohne  BerücksicbtiguDg  der  elastischen  Nachwirkung  er- 
gibt sich: 

,  Diff.  vom  Mittel 

in  Froc  von  e' 
0^771  -0,02 

0,5776  +0,07 

0,5780  +0,14 

0,676S  -0,17 

Die  Constantc  c  ist  um  Vs  Proc.  grösser,  wie  c  und 
lasst  sich  etwa  mit  «lom  Fehler  von  0,1  Proc.  durch  eine 
einzelne  Aichung  bestimmen, 

}  15. 

Ck>n8tanz  der  EmpflndUohkoit. 

Dm  die  Conetanz  des  Inetruments  im  Laufe  der  Zeit  zu 
prüfen,  mOsste  eigentlich  die  Nadel  vor  jeder  neuen  Aichung 

in  die  Minimumstellung  gebracht  worden,  weil  allmählich, 
z.  B.  durch  elastische  Nachwirkung,  kleine  Verschiebungen 
derscll»en  nach  der  Verticnlen  eintreten  können,  die  der  ein- 
fachen Bestimmbarkeit  der  Minimumstellung  wegen  nicht 
als  eigentliche  Inconstanz  des  Instrumentes  aufzufassen  sind. 
Lässt  man  indess  die  Nadel  in  der  Lage,  welche  sie  mit  der 
Zeit  einnimmt,  stehen,  macht  so  neue  Aichungen  und  er- 
mittelt erst  nachträglich  den  Unterschied  der  gerade  statt- 
findenden Empfindlichkeit  gegen  diejenige,  welche  ftr  die 
Minimumstellung  erhalten  wird,  so  liefert  dies  Verfahren 
gleichzeitig  einen  Aufschluss  über  die  eventuellen  kleinen 
Verschiebungen  der  Nadel. 

Zwei  Be»tiirimungen  von  c,  19  und  29  Tage  nach  den 
im  vorigen  Paragrapiien  mitgetheilten  angestellt,  ergaben 
zunächst  die  Wer  the: 

* 

5.  Jan.  0,57433  0,35 

15.    „  0,57240  0,37 

Nach  der  letzten  Aichung  wurde  die  Minimumstellung 
nea  ermittelt,  wobei  eicii  die  Nadel  um  0,40  mm  nach  unten 


Dattim 
15.  Dec. 

W.  ,» 

18.  „ 

19.  n 


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Elect  ru  meter. 


41 


rencboben  fand;  n  darauf  folgenden  drei  Wochen  ist  dann 
keine  weitere  Aendciung  vorgekommen,  wie  ein  Versuch  ara 
5.  Februar  ergab.  Dem  Ausweichen  der  Nadel  um  0,40  mm 
aus  der  MinimunislelluDg  entspricht  eine  Verkleinerung  der 
Constante  c  um  0,42  Proc.  Wenn  man  annehmen  wili,  dasa 
die  Verschiebung  der  Kadel  zwischen  dem  17.  December  n&d 
15.  Januar  proportional  mit  der  Zeit  erfolgt  sei^  so  ist  die 
am  5.  Januar  gewonnene  Oonstante  c  nm  0^09  Proc.  zu  klein. 
Nach  Anbringung  dieser  Correctionen  ergibt  aidi: 

15—  18.  D«e.  0,57599 

5.  Jan.  48a 
15.  „  481 

Die  beiden  letzten  Werthe  unterscheiden  sich  von  dem 
ersten  nur  um  7  bis  8  X  10~*,  Beträge,  welche  die  Versuchs- 
fehler der  AichuDc  allein  nicht  viel  überschreiten.  Nimmt 
man  hinzu,  dass  durch  das  Aufsuchen  der  Minnnumstellung 
damals  noch  grössere  i^^ehler  entstehen  mussten,  da  die  Ver- 
ticalferacbiebung  noch  keine  Feinversteilung  besaaa,  wie  das 
an  dem  fertigen  Instrument  der  Fall  sein  wird,  so  ergibt  aich 
die  Empfindlichkeit  anf  etwa  ein  balbea  Tauaendtel  oonatant> 
Babel  ist  indeae  za  berQokaiclitigen,  daaa  daa  Instrument  für 
alle  Veranche  anf  seinem  Platz  atehen  blieb.  Bei  unveränder- 
licher Aufstellang  hat  man  also,  wenn  von  Zeit  zu  Zeit  von 
neuem  in  die  Minimumlage  eingestellt  wird,  eine  weitgehende 
Constanz  zu  erwarten. 

Die  Versuche  am  5.  und  15.  Januar  ergeben,  wenn 
nicht  für  elastische  Nachwirkung  corrigirt  wird: 

c 

16—  1*  r)ec.  0,5712 

Jao.  8 
15.   „  1 
Werths,  welche  durch  Zufall  noch  beaaer  miteinander  Uber- 
einstimmen,  wie  die  von  c. 

§  16. 

Temperatureinfluss. 

Die  Temperatur  kann  in  zweierlei  Weise  die  Empfind- 
lichkeit beeinflnaaen.  Znn&chat  wird  durch  ungleiche  Aua- 


42 


fV,  llaäwachä. 


dehniing  der  einzelnen  Eleotrometertheile  bei  Temperatiu*- 

änderungen  im  allgemeinen  eine  Verschiebung  der  Nadel 
gegen  die  Quadranten  in  verticaler  Richtung  stattfinden, 
indess  ist  dieselbe  so  klein,  dass  sie  auf  die  Angaben  des 
Instrumentes  keinen  merkbaren  Einfluss  gewinnt.  Dagegen 
übt  die  Abnahme  der  £l&8ticität  des  Drahtes  mit  der  Tem- 
peratur einen  zu  bestinunenden  Einflnee  ans.  Beträgt  diese 
Abnahme  fdr  1^  Temperatnrerhöhang  a  des  ganzen  Werthe«, 
so  nehmen  die  Ansschlfige  n  um  un^za  und  die  Gonstaate  c 
um  (cej2)e  ab,  wie  die  Gleichung  P^meVn  ergibt.  Die 
Schwankungen  der  Directionskrait  des  Drahtes  mit  der  Tem* 
peratur  gehen  also  nur  mit  der  Hälfte  ihres  Betrages  in  die 
Potentialmessunp:  ein. 

7jnr  Bestiiriinuiig  des  Temperaturcoefficienten  führte  man 
bei  zwei  verschiedenen  Temperaturen  (15,9**  und  6,5*^)  Ver- 
gleichungen  des  Electrometers  mit  dem  Galvanunut  i  aus. 
Dabei  stand  das  letztere  sammt  20000  S.-£.  Widerstand  in 
einem  Baum  Ton  sehr  constanter  Temperatur  und  wurde  Ton 
dem  Strom  einer  bei  dem  Electrometer  aufgeeteliten  Batterie 
durchflössen,  Ton  deren  Polen  Leitungen  zur  Erde  und  zum 
Electrometer  fahrten.  Die  Widerstinde  waren  7  Stunden 
Tor  der  ersten  Vergleichung  in  den  erwfthnten  Kaum  ge- 
bracht worden. 

Es  wird  zu  einer  weiteren  Orientiruncr  über  das  Instru- 
ment dienen,  wenn  ich  die  beiden  "\  ei  suchsreihen  vollständig 
mittheile.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  die  einzelnen  Aus- 
schläge nicht  wegen  elastischer  Nachwirkung  corrigirt  sind; 
OB  wurde  vielmehr  durch  vollkommen  gleiche  Anordnung  der 
Versuchsreihen  bei  den  beiden  Temperaturen  ein  merklicher 
Einfluss  derselben  zu  yermeiden  gesucht  Da  jedoch  die 
Temperaturftnderung  auch  auf  die  elastische  Nachwirkung 
einen  beträchtlichen  Einfluss  gewinnt^),  so  gilt  der  gewonnene 
Temperaturco efficient  für  beide  Einflüsse  zusammen  und  muss 
desbalb  kleiner  ausfallen,  weil  die  Aenderunpf  der  elastischen 
Nacb  Wirkung  der  Aendenm^  der  Elast  in  tat  entgegenwirkt. 
Die  folgende  Tabelle  enthält  die  Versuche. 


l)  a  F.  Kohlraaseh»  Fugg.  Ann.        p.  406.  18SS. 


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t  =  15,9» 


i  =  6,5«» 


Electro-  Galvauo- 
moter  meter*) 


Electro-  Galvano- 
meter meter 

877,90  968,45 


902,90  980,95 


65  8» 

60  75 

50  75 

55  80 

65  75 

85  80 


6.95  26 


0,70  15 
6,55  15 
6,25  10 


5,65  7,95 


5.55  H5 


902,67  980,81 


8TC,äl  968,13 


Die  GalTanometerausscbläge  wurden  mit  Hülfe  von 
gleichseitigen  Variometerbeobachtungen  auf  gleiche  Horizon- 
talintenaitftt  zurückgeführt.  Ava  den  Versuchen  berechnet 
flieh  der  Temperaturcolf&cient: 


Die  Constante  c  ist  also  für  den  Grad  Temperatur- 
erküliung  um  1,3  x  10~*  zu  verkleinern.  Daraus  würde  für 
die  Aenderung  der  Kiasticität  des  Eisendruhtes  2,6  X  10""* 
folgen,  wenn  die  Nachwirkung  constant  geblieben  wäre.  In 
Wirklichkeit  ist  der  Werth  etwas  zu  erhöhen.  Kohlrausch*) 


fand  fttr  Bisendraht  4,8  x  10-^  Pisati«)  2,1  x  10-1 


Beetimmung  der  zweiten  Ck^netanten  dee  Sleotrometexe. 

Es  möge  an  dieser  Stelle,  wo  eine  Uebersicht  über  die 
mit  dem  beschriebenen  Instrument  zu  erwartenden  Fehler 
gewonnen  ist,  die  Bestimmung  der  im  §  1  erwähnten  Con- 
stauten  ^  nachgetragen  werden.  Dieselbe  soll  durch  geeignete 
Wahl  der  Form  der  Conductoren  möglichst  auf  den  Werth 
Vi  gebracht  sein.  Die  Erfüllung  dieser  Forderung  hat  fol* 
gende  Bedeutung:  n^an  denke  eich  die  Nadel  sammt  einem 


1)  Die  GtelTanometerabieniqgeii  flihite  ein  iweiter  Beoboditer  aoa. 
Berm  Dr.  Kreicbgaaer  und  Hejd  weiller  möchte  ich  an  dieser  Stelle 
ftt  die  mir  vieiUlush  wihrend  dieser  Arbeit  gewährte  UntaretütiDiig  meinen 
I^tak  aasBprecbeii. 

2)  F.  Kohlrattseh,  Pogg.  Aim.  Ul.  p.  481.  1870. 
8)  Pisati,  Gas.  chim.  itaL  7.  1.  eit  n.  Mousson. 


4»0,0001d.  . 


§  17. 


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44 


If  '.  IJallicacks, 


yiindrantenpaar  auf  dem  PoteoUal  Null  erhaltf  n,  das  andere 
Paar  auf  dem  Potential  !,  dann  wird  hei  einer  x\bleokuiig  des 
Instruments  die  Ladun^r  des  letzteren  Paares  z.  B.  eine  Zu- 
nahme eriahren,  welche  dann  auch  die  auf  der  Nadel  verlheilte, 
entgegengesetzte  Ladung  vergrössert:  sind  diese  beiden  Aen- 
dernngen  einander  gleich,  so  folgt  «=  ]  An  diese  Bedingung 
knfipfb  sieh  auch  die  §  B  gegebene  Methode  zur  Bestimmiuig 
f  on  Contactpotentialdifferenzen. 

Die  experimentelle  Ermittelung  Ton  ß  geschah  nach  fol- 
gendem Plan.  Fuhrt  man  in  der  Formel  (I»)  §  1  die  Poten- 
tialdifferenzen  der  inneren  Electrometertheile  gegen  die  Hülle 
in  derselben  Weise  ein,  wie  es  oben  uuler  der  Annahme 
ß  ^  i  geschehen  ist,  so  wird : 

«  -  «  [  F,  -     +  ?„]  [  K  +  p  - /» ( I^,  +  K,  +  «)] , 

WO  l\f       und  r  die  §  1  angegebene  Bedeutung  haben. 

Um  den  Einfluss  der  Constanten  ß  hervortreten  zu  lassen, 
legen  wir  folgende  Potentiale  an: 

2)  f;  =  o      f, «2p  r-o, 

welche  dann  zwei  Ablenkungen  ta^  und  ergeben: 

n,^a{  2i'+y„)(p-2/?P^/Jm) 
«.  =  a[^2F+  g,,)  [p  -  2ßP^  ßm) 
AaF{p  -2ßF-  ßm), 

Jj'erner  erh&lt  man  durch  die  Anordnungen: 

3)  V,^     P      V^^-P  K-0, 

4)  r,«  p 

die  beiden  Ablenkungen: 

-  «jO  «  \uP{p^ßm), 

Durch  Subtraction  tiicse^  Werthes  von  —  ergibt 
sich,  wenn  für  die  Ablenkungen  noch  die  Einstellungen  ein- 
gesetzt werden: 

(1)  uß  =  ^L=if^|'i!r:V)  „ 


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Ekctromeier* 


45 


Zu  einer  zweiten  Beziehung  zwischen  a  und  ß  gelangen 
wir  durch  Anwendung  der  Doppelscbaitung.  Die  Formel  (V) 
§  7  hatte  ergeben: 

+    -    +  - 

yt  F* 

Leitet  man,  ohne  Ton  Tomherein  n  setMn,  wie 
es  fftr  die  angegebene  Formel  geschah,  die  entsprechende 

Beziehung  her,  so  erhält  man: 

Die  Emptindlicbkeitsconstante  e  (§  14)  stand  zu  V  und 
N  in  der  Beziebanff: 

V 

(2)  2«(l-/Sj-i,- 

Aus  (l)  und  (2)  ergibt  sich  dann: 

Die  Gonetante  c  ist  aus  früheren  Versuchen  bekannt, 
ivfthrend  A  noch  nach  1)  zu  bestimmen  bleibt  Dabei  muss 
das  Potential  V  auf  dieselbe  Einheit  bezogen  werden,  welche 
dem  Werth  Ton  e  zu  Grunde  liegt,  d.  h.  hier  auf  Volt  Wie 

bei  früheren  Versnchen  geschah  dies  durch  eine  gleichzeitige 

galvanumetrische  Bestimmung,  bei  welcher  wie  damals  der 
Detinition  des  Volt  das  electrolytische  Aequivalent  des  Sil- 
bers, sowie  die  Beziehung:  1  Hg.-JS.  =  0,944  Ohm  zu  Grunde 
gelegt  wurde. 

Die  bei  dieser  Bestimmung  von  A  beobachteten  einzel- 
nen Ausschläge  —  s.,  (s.  Formel  1)  sollen,  um  auch  über 
die  Genauigkeit  der  Messung  bei  der  hier  angewendeten 
Schaltung  einen  Anhalt  zu  geben,  hier  aufgeführt  werden: 

Li.^etrometer  343,55  344,05  343,45  343.00  343,10  Mittel  343,43 
Galvanometer    n»,bü    179,60    17y,55    179,50    179,25      »  179,50 

Die  Auaschlftge  sind  nicht  wegen  elastischer  Naehwii^ 
kong  corrigirt   Für      —      wurde  —  8,86  erhalten;  aus 


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40 


fV,  Hüllwachs» 


deui  Ualvanometeraussclilag  ergibt  sich  die  Intensität  in  Amp. 
bei  dem  herrschenden  Variometerstand : 

t  »  2,186  X  lO-*«. 

Der  Widerstand,  zwischen  dessen  Enden  das  Potential  V 
herrschte,  hatte  13030  Hg.  E.  Der  Scaienab>tand  beim  Elec- 
trometer war  derselbe  wie  bei  der  Bestimmung  von  c  Unter 
Einsetzimg  dieser  Werthe  in  die  Formel  1)  erhält  man: 

und  da  nach  Formel  (2)  nnd  p.  48: 

2«(l-fl-^^(,.V  J 
ist»  folgt:  ß  »  0,4997, 

sodaBB  also  der  in  §  1  angenommene  Werth  /9  »  }  ale  richtig 
erwiesen  ist. 

§  18. 

Da  die  Resultat«  der  Messungen  mit  dem  Electrometer 
eine  ziemliche  Genauigkeit  bei  weitgehender  Constant  der 
Empfindlichkeit  nachweisen,  so  w&re  es  wanschenswerth, 

das  eingeschlagene  Verfahren  auch  aui  kleinere  Potentiale 
ausdehnen  zu  können.  Es  kann  dies  zwar  einfach  auf  die 
Weise  geschehen,  dass  zu  dem  zu  missend*  a  icieirjeren  Po- 
tential noch  ein  anderes,  grösseres  hinzugefügt  wird,  und  die 
beiden  Ausschläge  zur  Beobachtung  gelangen,  welche  beim 
alleinigen  Commutiren  des  kleineren  Potentials  entstehen 
nnd  der  quadratischen  Empfindlichkeit  des  Electrometers 
wegen  eine  zur  Messung  genügende  Differenz  aufweisen. 
Indess  scheint  mir  dies  Verfahren  durch  ein  anderes  aber- 
troffen werden  zu  können.  Es  lassen  sich  nämlich  Potentiale 
mittelst  einer  demnächst  zu  beschreibenden,  mechanischen 
Vorrichtung  (rotirender  Condensator)  in  constanter  Weise 
verstärken,  z.  B.  verzehnfachen,  sodass  man  dann  die  äus 
den  obigen  Versuchen  zu  entnehmenden  Ausschläge  schon 
für  ein  zehnfach  kleineres  Potential  bekommt. 

Es  soll  ferner  noch  darauf  hingewiesen  werdeui  dass  sich 
das  beschriebene  Bleotrometeri  wenn  es  einmal  geaicht 
worden  ist^  unter  Umständen  zur  Benutzung  bei  der  Ifarmitte» 


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Eleotrometer, 


41 


long  des  iieducti on s factors  von  Galvfinometern  eie^net.  Das* 
!^lbe  gestattet  nihnlich,  ohne  eino  erhebliche  Aeoderung  der 
Versuchsanordüung  die  erwähnte  Bestimmung  für  Galvano- 
meter Ton  sehr  verschiedener  Empfindlichkeit  auszuführen. 
Unter  Benutzung  derselben  Batterie  kann  ja  durch  Verände* 
ning  der  eingeecbalteteii  WidentftDde  die  Stromstftrke  in  weiten 
Giencen  Tarürt  werden»  wihrend  da«  Terlllgbare  Potential  mit 
denielben  Mectrometer  messbar  bleibt  Das  angedeutete  Ver- 
iSidiren  ist  nttmentlioh  Ton  Wertb^  wenn  mebrere  Instrumente 
Ton  Terschiedener  Emptindlichkeit  zur  Aichung  bereit  stehen; 
nicht  nur  weil  die  Versuchsanordiiuug  kaum  geändert  zu 
werden  braucht,  sondern  auch  weil  man  das  Anlegen  von 
Verzweigungswiderständen  umgeht^wasaus  bekannten  Gründen 
wfinschenswerth  ist. 

£ine  weitere  Anwendung  findet  das  Electrometer  in 
Doppeisohaltong  bei  der  Metsnng  Ton  Wechselströmen,  Das 
Arbeitsintegral  derselben  wird  vom  Instrumente  direct  an- 
gegeben. Es  mag  erw&hnt  werden»  dass  sich  so  die  StrOme 
klmner  Inductorien,  wie  sie  etwa  sa  Widerstandsmessungen 
dienen,  schon  einigermassen  messen  lassen,  da  diese  Appa- 
rate, bei  Anweödung  eines  etwas  kräftigen  primären  Stromes, 
ib  ziemlich  constanten  Gang  zu  bringen  sind. 

Phjs.  Inst  d.  UniT.  WUrzburg,  Mftrz  1886. 


II.  Ueber  ein  eimfachea  Loeaivariameier  für  die 

erdmagnetische  HtrrixontallnteneUät; 
von  F,  Kohlrausch* 


Vor  einiger  Zeit  habe  ich  ein  kleines  Instrument  be- 
schrieben, welches  gestattet,  die  seitlichen  sowohl  wie  die 
Midien  Aenderungen  der  erdmagnetischen  Horizontalinten- 
sitftt  mit  grosser  Sch&rfe  zu  bestimmen.^)  Die  letztere  Auf- 
Ssbe  ist  nun  Ton  so  grosser  praktischer  Bedeutung,  dass  es 


1)  F.  R.,  MOndi.  Sitsungaber.  1888.  p.  1;  Wied.  Ann.  p.  180. 
UML 


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48 


F.  KMrmueh, 


mir  der  Mühe  werth  erschien,  unter  BuscLraiikung  aui  diesen 
Zweck  eine  noch  weitere  Vereinfachung  dieses  Instruments  zu 
versuchen,  durch  welche  dasselbe  noch  leichter  transportabel 
und  von  den  Ansprüchen  an  feste  Aufstellung  unabhängig 
wird.  Die  früher  erreichbare  Genauigkeit  bis  auf  1/10000 
der  Intensität  reducirt  sich  jetzt  auf  etwa  1/1000.  Die  neue 
Form  des  Variometers  soll  also  das  ftltere,  wie  ich  wdil 
sagen  darf,  Tielseitig  brauohbaM  lostrament  nicht  Yerdr&DgeD. 
Indessen  genügt  ja  für  die  meisten  Zwecke  die  Kenntoiss  anf 
1/1000  vollständig. 

Die  Beobachtiingsweise  beruht  wie  früher  darauf,  dass 
auf  eine  Magnetnadel  durch  einen  Magnetstal)  {<>(\vr  Irüher 
durch  eine  geeignete  Combination  Ton  Magnetstäben)  eine 
Eichtkraft  ausgeübt  wird,  die  etwas  grösser  ist,  ak  der  Erd- 
magnetismus, sodass  die  Nadel,  wenn  der  Richtmagnet  mit 
dem  Nordpol  gegen  Korden  im  Meridian  steht,  selbst  die 
Meridianstellung,  aber  in  verkehrter  Lage,  einnimmt  Der 
richtende  Magnet  befindet  sich  central  unter  der  NadeL 
Durch  Drehung  des  Magnets  fiber  einem  Theilkreise  wird 
demselben  nun  ein  solcher  Richtungswinkel  y  gegen  den 
Meridian  gegeben,  dass  seine  nordsüdliche  Kraftcomponente 
den  Erdmagnetismus  gerade  äquilibrirt,  d.  h.  da^b  tlie  Nadel 
sich  ostwestiich  einstellt.  Dreht  man  den  Nordpul  des 
Magnets  um  q^^  nach  Osten,  so  stellt  die  Nadel  sich  mit  dem 
Nordpol  nach  Westen  und  umgekehrt,  £r8tere  Stellung  soU 
die  positive  heisaen. 

Anschlage  des  Blagnets  gestatten,  denselben  immer  genau 
um  ±q>  m,  drehen. 

Wenn  die  Nadel  ostwestlich  steht,  so  ist  offenbai*  die 
nördliche  Componente  C.coscf  der  Ricljtkraft  des  Magnets 
auf  die  Nadel  gleich  dem  Erdmagnetismus  also: 

(1)  iJ-  Ceos^. 

Jj'ührt  man  die  Beobachtung  mit  demselben  Winkel  9:  ai^ 
einem  Orte  aus,  an  welchem  der  Erdmagnetismus  e=  H\ 
so  wird  die  Nadel  sich  um  einen  kleinen  Winkel  ^,  welcher 
von  Westen  nach  Norden  positiv  gezählt  werden  soll,  anders 
einstellen«    Das  jetsige  Drehmoment  des  Stabes  auf  die 


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MagnetUchea  Locahariometer, 


49 


Nadel  ist  nun  =Ccos(^  — dasjenige  des  Erdmagnetis- 
mus, solange  d  klein  ist,  wird  gleich       sein,   tio  ist: 

(2)  B'^  C  C08  (tp  -  d). 
Die  Division  Ton  (1)  und  (2)  ergibt: 

H'     cos  (<r  —        t  I  4^  • 
—  —  — i «  1  +  ig    sin  0, 

Ä  cos  9  ■    'OT  » 

oder: 

ff  ^ 

(3)  — —  =  tg  <3p .  sin  ö. 

Für  kleine  Winkel  d  kann  man  sin  5  =  0,0174 .  ^  setzen, 
wenn  d  in  Graden  gemessen  ist,  also  hat  man: 

^5^«  0,0174. tg9>.*. 

Praktisch  wird  man  die  Beobachtung  so  ausfilhren:  Man 
beobachtet  in  der  positiven  nnd  der  negativen  Lage  des 
Magnets.  £s  sei  dann  an  den  Orten  mit  der  Horizontal- 
intensit&t  bez. 

Pi  bes.  /»I  die  Einstellung  der  Kordspttse  der  Nadel  bei 
positiver  Magnetstelliing, 

/}/  bez.  77/  die  Binstellnng  der  Südspitse  der  Kadel  bei 
negativer  Magnetstellung; 

dmn  ist  otienbar  {p^  —  p^')  —  (Pj  —  Pi')  «  2  —  äj)f  und 
man  bat: 

(4)  -  (0,0087 .  tg 9))  [(p, ~  p,') ^{p,-  p,')] . 

Vorausgesetzt  ist»  dass  die  Kreistheilungi  an  weldier  die 
Nadelspitze  abgelesen  wird,  in  der  Richtung  der  Sonnen« 
drehung  beziffert  sei,  sonst  gilt  das  umgekehrte  Yoneichen. 
(^0087 .  tg  ^    A  ist  also  der  Werth  eines  Bogengrades 

in  Theilen  der  Horizontalintensität,  oder  der  Reductionsfactor 
für  das  Instrument.  Man  kann  denselben  duicli  einen  klei- 
nen Worth  von  rf  klein,  die  Angaben  des  VanoniettTS  also 
sehr  empündlich  machen.  Doch  müssto  man,  um  dies  aiis- 
zonutzen,  die  Nadel  dann  am  Cocon  authängen.  Wegen  der 
nothwendigen  festen  Entfernung  der  Nadel  vom  Magnet 
moss  man  aber  Spitzenaufhängnng  wählen  und  die  Beibung 
wttrde  die  Empfindlichkeit  wieder  verderben. 

W&hlt  man  z.  R  91 »  25^  tg  9)  »  0,466,  so  ist  B  =  0,00406^ 

Am.  d.  Phfib  «.  OiMiu  N.  f.  XXDL.  4 


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50 


K  Kohlrausch, 


Bine  gute  Nadel  spielt  vnter  diesen  Verhftltnissen  noch  auf 

^/^  Grad  sicher  ein,  die  rasch  ausführbare  Wiederholung 
des  Versiiclies  gibt  auch  Sicherheit  auf  0.1**,  sodass  man  die 
Variationen  des  Erdmagnetismus  auf  etwa  Vioo«  beobachtea 
kann. 

Eine  Abbildung  des  Localvariometers,  welches  in  der 
mechanischen  Werkstätte  von  W.  Siedentopf  in  Würz- 
borg  aasgefährt  worden  ist,  zeigt  die  nebenstehende  Figur. 
Ein  Fuss  mit  Stellschrauben  tr&gt  eine   23  cm  lan^ 

S&ole  von  ly2  cm  Dorchmeseer» 
auf  welcher  die  Bussole  mit  einer 
8cm  langen^)  1  ei chten Nadel  sitzt. 
Auf  gutes  iSpiel  der  2sadel  kommt 
nattirliili  alles  an.  Eine  kleine 
Dosenlibelle  lässt  die  Säule  verti- 
cal stellen. 

Eine  horizontale  Kreisscheibe 
mit  aufgelöteter  Hülse  ist  mit  Nut 
auf  der  Säule  verschiebbar  und 
kann  sehr  fest  geklemmt  werden.  ! 
Auf  der  Hülse  dreht  sich  eine 
zweite  Hülse  mit  einer  »Scheibe 
von  7  cm  Durchmesser  mit  Trom« 
meltheilung.  Auf  dieser  Scheibe 
sitzt  der  mit  drei  Schräubchen  befestigte,  10  cm  lange, 
12  mm  dicke  Magnet  von  quadratischem  Querschnitt.  Er  ist 
in  der  Mitte  quer  durchbohrt,  aber,  um  die  günstige  Ge- 
stalt far  den  Magnetismus  nicht  zu  verlieren,  entsprechend 
verdickt 

Die  drehbare  Scheibe  trägt  einen  festen,  die  untere 
feste  Scheibe  zwei  verstellbare  Anschlftge. 

Der  Magnet  ist  nach  der  Vorschrift  von  Strouhal 
und  Barus  nach  dem  Magnetisiren  lange  gekocht  worden. 
Der  nicht  maguetische  Theil  des  Instrumentes  besteht  aus 
Messing. 


1)  Eine  kufae  Nadel  wSre  tkeotetiBeh  vonuaelieii,  wflide  lioh  aber 
weniger  gut  einrtellen. 


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Magnetisches  Loccdvariometcr, 


61 


Fttr  den  Gebrauch  richtet  man  das  Variometer  folgen- 

dermassen  her.  Die  drehbare  Scheibe  wird  zunächst  mit 
ihrem  TheiUtrich  Null  auf  den  Index  der  festen  Scheibe  ein- 
gestellt T)ie  Aüsrhlä^'e  werden  su  regulirt,  dass  von  der 
Nullstellung  bis  zu  ihnen  beiderseitig  der  gewünschte  Win- 
kel ff  entsteht  Man  rückt  ferner  die  Hülse  mit  den  Schei- 
ben so  hoch,  dasa  die  Bichtkraft  des  Magnets  auf  die  Nadel 
den  JBrdmagnetiamus  um  ein  weniges  überwiegt  Alsdann 
dreht  man  das  ganze  Instrument^  bis  die  Nadelrichtung  mit 
der  Richtung  des  aui  Null  gestellten  Magnets  zusammen* 
ftllt  Magnet  und  Nadel  sind  dann  im  Meridian.  Diese 
Art  der  Einstellung  ist,  wenn  der  Magnet  nur  uin  \Nt'niges 
stärker  wukt,  als  der  Erdmagnetismus,  sehr  einptmdlich.*) 
Jetzt  lec^t  man  den  Magnet  gegen  einen  der  Anschläge  und 
regulirt  seine  Höhe  derart,  dass  die  ^Madel  um  nahe  90*^  ab- 
gelenkt ist.  In  dieser  Höhe  wird  die  Hülse  fest  angeklemmt 
und  bleibt  so  sitzen. 

Die  Orientirung  an  jedem  VergleidiBorte  geschieht  so, 
daSB  man  nach  ungefährer  Einstellung  der  Libelle  den 
Msgnet  auf  Null  stellt  und  wie  oben  das  ganze  Instrument 
dreht,  bis  die  Nadel  dieselbe  Richtung  hat,  wie  der  Magnet. 
Dann  braucht  nur  nocli  die  Libelle  genau  eingestellt  zu 
werden  und  das  Variometer  ist  für  die  Beobachtungen 
bereit. 

Der  Magnet  wird  nun  an  denjenigen  Anschlag  gedreht, 
welcher  den  Nordpol  der  Nadel  nach  Westen  treibt^  die 
Einstellung  des  letzteren  sei  gleich  p^.  Das  Anlegen  an 
den  anderen  Anschlag  stelle  den  Südpol  auf  p^'  ein.  Man 
nimmt  die  Differenz  —  p/.^  An  dem  anderen  Beobach- 
tnngsorte  werde  e/benso      und  gefunden. 

Setzt  VM  den  Beductionsfaotor  (p.  49): 

(5)  0,0087 .  tg  ^  =  Ä, 

so  ist  nun: 


1)  Vgl.  F.  K.,  Wied.  Ann.  19«  p.  188.  18B8. 

t)  Natfirlidi  kann  man  zugleich  auf  der  Oatseite  ableaen,  wobei  die 
BntlelliBig  des  Sttdpolea  di^emge  des  NordpcdeB  pi'  heiaie.  Man 
iwaiiit  ana  dem  westUeben  und  dem  aatlichen  pt^Pi  das  MitteL 

4* 


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52 


F,  Kohlrausch, 


(6)  ^--Ä[(ft-p.')-(ft-ft')]- 

Zur  Bequemlichkeit  mag  man  (p  =  24,7*^,  bez.  19,9^  wäh- 
len, dann  erh&lt  R  den  ninden  Werth  0,0040,  be&  0,0050. 

Temperaturschwankungen  werden  bei  rascher  Folge  der 
Beobachtungen  leicht  yermieden,  wenn  man  den  Magnet  mit 
einer  HttUe,  etwa  von  Filz,  umgibt.  In  Rechnung  setzt  man 
sie,  wenn  und  t,,  die  Temperaturen  an  beiden  Orten  sind, 
und  wenn  /i  den  Temperaturcoöfficient  (d.  Ii.  die  Abrutlime 
des  Magnetismus  auf  1  in  Theilen  des  Gesammtmagnetis* 
mus)  bedeutet,  indem  man  schreibt: 

(7)  ^■  =  Ä.[f,-i>,')-(p,-/',')]  +  /'(',-<,). 

Man  kann  den  Temperaturcof'fficienten  am  einfachsten 
mit  dem  Instrumente  selbst  bestimmen*),  indem  man  das- 
selbe am  gleichen  Orte  auf  yerschiedene  Temperaturen  B 
und  B'  bringt  und  nun  setzt: 

(8)  ^.Ä.(iV:il^^LZÄ). 

P\*  Pi*  Pi  P%  sollen  die  Einstellungen  der  Nadelpole 
bedeuten,  hier  auf  die  verschiedenen  Temperaturen  6 
und  9'  bezogen.  Ein  Luftbad  oder,  wenn  man  rasch 
verfährt,  noch  besser  ein  Bad  von  destillirtem  oder  Begen- 
waseer  (Brunnenwasser  wilrde  das  Eisen  in  Berührung  mit 
Messing  angreifen)  zwischen  10^'  und  '60'^  lässt  diese  Bestim- 
mung leicht  au;>führen. 

Warzburg,  Juni  18d6. 


1)  Vgl.  auch  F.  K.,  Wied.  Ann.  22,  p.  420.  1884. 


Üigmzüü  by  CjOOglc 


Magnetismus, 


III.  lieber  die  speci/Ucften  InditetiongeaiMianien 
van  Mtigneten  in  moffneHachen  Feldern  von 
verschiedener  Btärke; 
van  Mil  mar  8a  ek, 

(Aaanig  des  Herrn  Verfassers  aus  seiner  Würzburger  Dissertatiou.) 


Ans  seinen  bekannten  Yenuchen  über  die  Tom  £rd* 
magDetismus  bewirkten  Aenderungen  des  Magnetismus  von 
Stahlstäben  schloss  Lamont^j,  dass  die  Aenderung  grösser 
sei.  wenn  die  Kraft  dem  vorhandenen  Magnetismus  entgegen- 
wirkt, als  wenn  sie  denselben  verstärkt.  F. Kohlrausch  hat 
neuerdings  nachgewiesen,  dass  eine  solche  Verschiedenheit 
nicht  existirt"^),  wenigstens  nicht  fdr  ein  magoetiscbea  Meid 
von  einer  ähnlichen  Stärke,  wie  der  Erdmagnetismus«  Es 
blieb  jetzt  noch  übrig,  festzustellen,  innerhalb  welcher  Gren* 
MD  diese  G-leichheit  der  beiden  specifisohen  Inductionsoon- 
stsnten  besteht,  eine  Untersuchung,  die  ich  auf  Anregung 
des  Hm.  F.  Kohlrausch  im  physikalischen  Laboratorium 
der  UniTersitftt  Wflrzburg  ausführte. 

a.  VersnehamethodeiL*} 

Die  Methode,  welche  bei  grosseren  magnetisirendf  n 
Kräften  zur  Anwendung  kam,  bestand  in  Folgendem;  Der 
Magnet  befand  sich  in  einer  langen,  mit  zwei  Drähten  be- 
wickelten Spule.  Durch  die  eine  Windungslage  ging  ein 
Strom  Ton  bekannter  Stärke;  die  andere  stand  mit  einem 
Meyerstein* sdien  GalTanometer ^}  in  Verbindung.  Man 
Hess  das  astatische  Nadelpaar  des  letzteren  erst  ToUstttndig 
sor  Buhe  kommen,  schloss  dann  den  indudrenden  Strom 
sch&dl  mit  Hfllfe  einer  Poggendorffschen  Wippe  und 


1)  J.  Lamunt,  Handbuch  des  Erdniagnefciamus,  iierliii  1849. 
p.  149—151.    Haiidbueii  den  Magnetismus.  1867.  p.  22—25,  p.  871. 

2)  F.  Kohlrauäch,  Gött.  Nachr.  1S83.  p.  401  Wied.  Ami.  22. 
Ik  415-490.  1884. 

8)  Vgl.  hierOber  aueh  F.  Kohlrauaeh,  L  c 
4)  Siehe  Wiedemann,  Di»  Lahre  ron  dar  £leolrieitlt  8«  p.  SOO. 
18SS.  -  Itaiier-Ponillet,  Lehrh.  d.  Pl^  o.  Meteor.  8.  p.4S8.  1881. 


54 


IL  Sack. 


beobachtete  deu  ersten  Ausschlag  des  ^lalielll;Klres  initteUt 
Eemrohr  uad  8cala.    Das  Galvanometer  wurde  jetzt  wieder 
beruhigt,  und  nachdem  sich  das  Fadenkreuz  auf  den  mittle- 
ren Sealentheil  eingestellt  hatte»  wurde  der  Indactionsstrom 
geöffnet  £8  erfolgte  alsdann  ein  Aasschlag  nach  der  ent- 
gegengesetzten Seite,  welcher  wiederum  notirt  wurde.  Nach 
Schlnss  des  Stromes  nnd  vor  dem  Oeffnen  desselben  wurde 
jedesmal  die  Intensität  des  Inducirenden  Stromes  gemessen. 
Der  iStiom  wurde  zweimal  geschb)ssen  und  geöflnet.  Nach 
dem  zweiten  Oeffnen  wurde  die  Richtung  des  inducirten  Stro- 
mes l)ehufs  Elimination  der  Fernwirkung  des  Magnets  und 
des  die  Inductionsspule  durchHiessenden  Stromes  auf  das 
Galvanometer  commutirt  und  abermals  ein  Satz  von  Tier 
Beobachtungen  in  der  oben  beschriebenen  Art  und  Weise 
wiederholt    Bei  jedem  magnetischen  Felde  wurden  zwei 
solche  Reihen  von  acht  Beobachtungen  ausgeführt)  die  erste, 
wenn  der  durch  den  Scbliessungsstrom  inducirte  temporftre 
Magnetismus  den  Stabmagnetismus  Terstftrkte,  die  zweite, 
weoü  der  durch  diesen  Strom  in  dem  zu  untersuchenden 
Stabe  Iiervorgerufene  Magnetismus  dem  Moment  desselben 
entgegenwirkte. 

Ausser  dieser  Methode  kam  noch  bei  kleinen  magneti- 
schen Feldern  die  Multiplicationsmethode  zur  Anwendung» 
und  zwar  in  der  Weise,  dass  die  Summe  der  jedesmaligen 
zehn  ersten  Bogen  zur  Berechnung  der  specifischen  Indue* 
tionsconstanten  benutzt  wurde*  Die  Intensit&t  des  induciren- 
den Stromes  wurde  jedesmal  vor  Beginn  und  am  Schlüsse 
eines  Multiplicationssatzes  abgelesen. 

Die  so  erhaltenen  Galvanomoti  rausschläge  mussten  jetzt 
noch  auf  inducirten  Magnetismus  umgerechnet  werden.  Hier- 
zu bediente  ich  mich  eines  kleinen  cylindrischen  Stabes  %'on 
9,09  cm  Länge  und  0,48  cm  Durchmesser.  Die  Auswerthung 
der  Galvanometerscala  geschah  in  der  Weise  mit  diesem 
Stabe,  der  ersten  Beobachtungsmethode  entsprechend,  dass 
man  den  Stab  schnell  bis  in  die  Mitte  der  Inductionsspule 
schob  und  den  ersten  Ausschlag  notirte«  JNachdem  das 
Fadenkreuz  sich  wieder  auf  den  mittleren  Sealentheil  ein- 
gestellt hatte,  wurde  der  Stab  aus  der  Spirale  gezogen  und 


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55 


der  erste  Ausschlag  notirt-.  Darauf  wurde  die  Stromesrich- 
tung  im  Galvanometer  umgekehrt,  worauf  eine  Wiederholung 
des  Versuches  erfolgte.  Femer  wurden  mit  demselben  Stabe 
Moltiplicatioiissfttze  derart  aasgefthri,  dass  jedesmal ,  wenn 
der  mittlere  Sealentheil  im  Femrohr  sichtbar  wurde,  der  Stab 
entweder  in  die  Spnle  gebracht  oder  ans  derselben  entfernt 
wurde.  Anf  diese  Weise  gelangte  ich  zn  folgenden  Zahlen 
(sämmtlich  bezogen  auf  eine  Temperatur  von  17,1^): 


'  Stftb-  '  En»t;«'r  Suiriinc  der  zehn 
J  1  Attsachlag    ersten  Ausschläge 

1  I        in  StoJentheüeii 


22.  D6C.  1884 

BHCU  i 

159,5 

ü544 

7.  Jan.  1885 

328,6  1 

159,1 

5519 

15.  Febr.  1885 

321,2  ; 

155,4 

5409 

Mittel: 

ä26,7  \ 

158,0 

5491 

DiTidirt  man  das  Moment  M  des  kleinen  Stabes  durch 

den  entsprechenden  Ausschlag  n,  welcher  indess,  da  der  Wider- 

-t;iij(i  der  Kupierlüituiig  zwischen  Spule  und  Galvanometer 
dir  ieden  Grad  steigender  Temperatur  um  0,4Proc.  zunimmt, 
jedesmal  auf  die  betreffende  Temperatur  umcorrigirt  werden 
muss  nach  der  (Gleichung: 

»0  0,004  (/-g] 

(worin  den  beobachteten,  den  reducirten  Scalenaus- 
schlag,  t  die  Temperatur  zur  Zeit  der  Beobachtung,  ^„  die 
zu  Hq  gehörige  Temperatur  bedeutet),  so  erhält  man  einen 
Quotienten,  der  angibt,  wieviel  magnetische  Einheiten  ein 
Sealentheil  der  zum  Galvanometer  gehörigen  Scala  reprfisen- 
tirt  Diese  Quotienten  sind  in  meinem  Falle 


Datum 


£rater  AuMchlag 


Abweiobong 
vom  Blittel 


22.  l>ee.  1884 
1.  Jwu  1885 

15.  Febr.  1885 


•fO,008 
—0,008 

-0.001 


Summe  der  selm  eisten 
AoflscfalMge 


M 


0,05958 
0,05954 

0,05938 


Abweichung 
Mittel 


•{•0,00008 
+0,00004 

-0,00012 


2^068     I        —        1  0/)5960 


56 


H*  Sack. 


Wie  in  der  Arbeit  dee  Hm.  Kohl  rausch  wird  auch 

bier  als  die  specifische  Inductionsconstante  -{-/fso^eT 
—  Ja  eines  Stabes  die  Ver mebrung,  resp.  die  Wriniu- 
derung  des  magnetischen  MomeDtes  der  Massenein- 
heit  (iiramm),  welche  durch  die  Einheit  der  magnetisi- 
renden  oder  entmagnetisirenden  Kraft: 

(g»/i,  cm"*/*,  sec-*) 
heryorgebracht  wird»  bezeichnet. 

Bei  den  eben  besprochenen  Methoden  diente  aU  magne* 
tieirende  Kraft  ein  gaWanischer  Strom  von  ein  bis  fünf  Da- 
nielTschen  Elementen  in  der  Spule.  Zur  Oontrole  jedoch 
wurde  noch  bei  drei(  n  der  Stäbe,  welche  ich  untersuchte,  die 
Induclionsconstante  nach  der  Weber'schen  Metliode  be- 
stimmt; ich  benutzte  also  die  Horizontalcomponente  der 
erdmagnetischen  Kraft  selbst  als  inducirende  Kraft 

b.  Apparate. 

Die  Inductionsrolle,  in  deren  Mitte  der  zu  unter- 
suchende Stab,  in  Korken  befestigt,  gebracht  wnrde,  war  die 
Yon  Hm.  F.  Kohlrauseh  benutzte.  Dieselbe  hatte  eine 
Lftage  Ton  89,0  cm  nnd  einen  mittleren  Halbmesser  yon 
2,6  cm.  Sie  besaes  eine  innere  Schicht  von  Windungen  und 
eine  äussere  Lage.  Durch  die  äusseren  Windungen  wurde 
der  inducirende  Strom  geleitet.  Die  inneren  Windungen 
waren  durch  dicke  Kupferdrähte  mit  dem  Galvanometer  Ter- 
bunden.  Von  den  Windungen,  welche  der  primäre  Strom 
zu  durchlaufen  hatte,  kamen  7,24  auf  die  Längeneinheit  das 
Centimeter.  Der  von  dem  magnetisirenden  Strome  selbst 
herrührende  Theil  des  Inductionsstromes  wnrde  durch  eine 
zweite  Doppelspüle  compensirt,  sodass  also  am  GalTano* 
meter  nnr  der  inducirte  Magnetismus  des  Stabes  abgelesen 
wurde. 

Zur  Messung  der  Intensität  des  inducirenden  Stromes 
diente  ein  Wiedemann'sches  Spiegelgalvanometer  von 
Sauerwald  mit  ßrtickenschiush.  Dasselbe  blieb  wählend  der 
Versuche  in  unveränderter  Lage  stehen.  Die  Graduirung  ge- 
schah mit  Hülfe  einer  Tangentenbussole  von  etwa  16  cm 
Halbmesser  und  mit  einer  Nadel  von  B  cm  L&nge.  Die  Be< 


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57 


rechnung  geschah  in  bekannter  Weise.')  Das  Vorhanden- 
sein mehrerer  Windungslagen  an  der  Tangenteübussoie  er- 
möglichte eine  sichere  Controle. 

Die  Grö&se  der  üorizontalcomponente  H  des  Erd* 
magna tismiis  wurde  in  der  Weise  festgestelity  dass  eine 
üebertragung  derselben  mit  dem  Kohlransch'sclien  Local- 
Turiometer')  von  Zimmer  Nr.  5»  wo  if  «0,1942  bekannt 
war,  nach  Zimmer  Nr.  ^2  (meinem  Arbeitszimmer)  stattfand. 
Ich  erhielt: 

f  •  =  1.0098. 

»  1,0098.0,1942  »  0,1961. 

üebereinstinunende  Messungen  ergaben,  dass  für  einen 

Aasschlag  N  der  Wiedemann'schen  Bussole  die  Strom- 
stärke i  gefuüden  wird: 

i  =  0,000  2922  .  N  [cm'  t    .  sec-i] . 

Das  magnetische  Feld,  welches  auf  den  in  der  Indue- 
tionsspnle  befindlichen  Stab  einwirkte,  ergab  für  meine  Spule 
und  für  meine  Stäbe  sar  Genüge  genau  die  Formel: 

(Unter  n  ist  die  Zahl  der  Windungen  der  Inductions- 
spule  verstanden,  welche  auf  die  Liiiii^^*  neinheit,  das  Centi- 
meter,  kommen;  i  bezeichnet  die  Intensität  des  inducirenden 

Stromes.) 

Eur  die  von  mir  benutzte  Spule  ist: 

4. 7,24.  ff. 0,000 2922. »  0,02659. iV: 

Ausser  den  oben  beschriebenen  Instrumenten  benutzte 

ich  bei  den  Beobachtungen  noch  das  kleine,  von  Hrn.  Frof. 
Kohlrausch  beschriebene  Magnetometer.')  Dasselbe 
wurde  westlich  von  der  Inductionsrolle  aufgestellt.  Sein 
Zweck  war,  jede  Veränderung,  welche  das  mignetische  Mo- 
ment des  zu  untersuchenden  Stabes  dauernd  erlitt,  anzuzeigen. 
Zuerst  wurden  nun  das  zum  secundären  Stromkreis  ge- 
hörige GaWanometer  und  das  Wiedemann 'sehe  Galvano- 


1)  F.  Rohlranseb,  Pogg.  Ann.  141*  p.  m,  1870. 
8)  F.  Kohlraaseh,  Wied.  Ann.  9.  p.  180.  1888. 
8)  F.  Koblrauseh,  Wied.  Aim.  Ih,  p.  580.  1882. 


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58 


U.  Sack 


meter  iiebst  den  zugehörigen  Fernröhren  aufgestellt.  Als- 
dann brachte  ich  das  Magnetometer  auf  eine  steinerne 
Fensterbank  4  m  östlich  von  tiem  erwähDtrn  Stein ph  iler  und 
in  einem  Abstände  von  lOOü  8calentheilcn  von  dessen  Spiegel 
ein  Fernrohr  mit  Scalap  welches  auf  jenen  Spiegel  eingestellt 
wurde*  Die  Answerthung  dieser  Scala  in  Bezug  auf  das 
Moment  des  in  der  Indnetionsspale  befindlichen  Stabes  ge- 
schah nach  der  Ton  W.  Weber  angegebenen  Methode.*) 
Hatte  man  anf  diese  Weise  den  Werth  eines  Th^lstriditt 
der  Magnetometerscala  bestimmt,  so  wurden  Hülfsmagnet 
und  Inductiuüsspule  nebst  dem  zu  untersuchenden  iStabe  aui 
ihren  Unterlagen  fej^tgekittet.  In  dieser  Lage  blieben  sie 
unverändert,  so  lange  mit  dem  betreüenden  Stabe  experi- 
mentirt  wurde. 

War  dies  geschehen,  so  wurde  südlich  von  der  Induc- 
tionsspnle  die  oben  erw&hnte  Compensationsspole  aufgestellt 
and  mit  dieser  verbanden.  Sie  hatte  bekanntlich  den  Zweck, 
den  Ton  dem  magnetisirenden  Strome  selbst  herrührenden 
Theil  des  Indactionsstromes  sa  compensiren.  Dann  ftigte 
man  die  übrigen,  oben  erw&hnten  Apparate  nebst  einem 
Widerstandskasten,  welcher  zum  Heguliren  der  Stärke  des 
inducirenden  Stromes  diente,  und  den  nöthigen  Commuta- 
toren  in  den  Stromkreis  ein.  Die  Aufstellung  der  Apparate 
war  so  a nr'f  ordnet,  dass  bei  den  Beobachtungen  der  inda- 
cirende  Strom  folgenden  Weg  nahm:  Von  der  Batterie 
wnrde  er  zanächst  nach  dem  Wiedemann' sehen  G-alyano« 
meter  geführt;  dann  trat  er  in  den  StSpselrheostaten  ein, 
dorchlief  duraaf  die  Indactionsspale»  die  Compensationsspule 
and  ging  Yon  dieser  nach  der  Batterie  zarück.  Oer  secan- 
däre  Stromkreis  bestand  aus  den  inneren  Windungen  der 
Iiiductiunsspiile,  der  Compensationsspule  und  den  Multipli- 
cator Windungen  des  Galvanometers,  an  dem  der  dem  Stabe 
inducirte  Magnetismus  abgelesen  wurde.  Von  den  drei  Com- 
mutatoren  befanden  sich  zwei  im  primären,  einer  im  secun- 
d&ren  Stromkreise.  Letzterer  Commutator  diente,  wie  früher 
bemerkt,  dazu,  die  Femwirkang»  weiche  die  Inductionsspule 


1)  W.  Weber,  Besnlteto  d.  magnet  Yereiofl.  18SS.  p.  58* 


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59 


und  der  zu  untersuchende  Magnet  auf  das  GaWanometer 
des  aecnnd&ren  StromkreiBes  aast&bten»  zu  eliminireii.  Der 
Thennostromy  der  in  dem  secuudftren  Stromkreise  meistens 
Torhanden  war,  und  der  sich  in  einer  Aenderung  der  Ruhe- 
lage beim  Commutiren  zeigte,  etiminirte  sich  von  selbst. 
Die  beiden  anderen  Commutatoren  waren  im  primären 
Stromkreise  zwischen  der  Batterie  und  dem  Wiedem  an  na- 
schen (Talvanometer  angebracht.  Der  erstere  der  l  eiden 
hatte  den  Zweck,  die  Richtung  des  inducirenden  8tromes  in 
den  Spulen  umzukehren;  ausserdem  wurde  er  zum  Schliessen 
und  OeShen  des  Stromes,  d«  h.  zum  Ertheilen  der  Indue* 
tionsstöse  benutzt  Der  zweite  commutirte  die  Richtung  des 
Stromes  in  dem  Wiedemann'schen  Galvanometer. 

c  UnterBuehangsmateriaL 

Im  ganzen  warden  Ton  mir  tier  Magnetst&be  untersucht. 
Zwei  derselben  waren  Parallelepipede ;  es  sind  dieselben, 

welche  Hr.  F.  Kohlrausch  in  seiner  Arbeit  angeführt  hat 
Die  beiden  anderen  Stäbe  hatten  die  Gestalt  von  Kreis- 
cylindem.  Die  Parallelepipede  wurden  jedoch,  bevor  ich  sie 
untersuchte,  von  neuem  magnetisirt  und  gekocht.  Von  den 
cjlindrischen  Stäben  wurde  der  eine  von  Hrn.  Hartmann 
in  Bockenheim  angefertigt.  Der  andere  Stab  wurde  auch 
von  Hm.  Hartmann  bezogen  und  in  dessen  Werkstfttte 
gehSrtet.  Ich  magnetisirte  ihn  alsdann  in  einer  Spule  mit 
Httlfe  der  Siemens'schen  Dynamomaschine  des  physikali- 
sehen  Bistituts* 

Die  Dimensionen  meiner  St&be  waren: 

a)  Parallelepipede.  Lw/=143,7g;  18.0 x  1,71  X 0.61  cm. 
II.  m  —  113.5  g:  17,88  x  1,50  x  0,50  cm.  Beide  btäbe  waren 
bei  Hrn.  Hart  mann  aus  deutschem  Stahl  verfertigt  und 
gehaart  et  worden. 

b)  Cylinder.  L  m»  109,2g;  17,90cm;  2r-a  1,0cm. 
Um»  279,9  g;  f  »  20,01  cm;  2r  »  1,52  cm.  Der  zuerst 
angefUirte  Cylinder  war  aus  englischem  Gussslahl  Ton 
Burys  und  Comp,  in  Sheffield  yerfertigt  Von  dem  zweiten 
Cylinder  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  derselbe  in  der  Mitte 
eine  CJuerdurchbohrung  besitzt,  welche  0,93  g  Stahl  aubiiiiien. 


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60 


H,  Sack, 


Das  Parallelepiped  1,  dessen  Moment  infolge  froherer 

Versuche,  welche  ich  mit  ihm  angestellt  hatte,  sehr  herunter 
gegangen  war,  wurde  zweimal  von  mir  mittelst  des  Stromes 
einer  Siemens^schen  Dynamomaschine  in  einer  kSpuie  mag- 
netisirt  und  dann  gekocht.  Zwischen  den  beiden  Magneti« 
sirungen  lAg  eine  iStunde  Zeit,  während  welcher  der  8tab 
ruhig  liegen  gelassen  wurde.  Das  Moment  des  Stabes  betrug, 
bevor  er  in  die  Grlasröbrey  durch  welche  der  Wasserdampf 
strömen  musstoi  gebracht  wurde,  4141  [cm,  g];  er  hatte  alao 
einen  specifischen  Magnetismus  von  28»8.  In  dem  Wasse^ 
dampfe  verblieb  der  Stab  viereinhalb  Stunden.  Durch  das 
Kochen  war  das  Moment  des  Stabes  auf  3300  gesunken, 
was  einem  specifischen  Magnetismus  von  23,0  entspricht 
Zwei  Tage  später  wurde  der  Magnet  in  die  Inductionsspule 
gebracht  und  die  oben  beschriebene  Aufstellung  der  Appa- 
rate vorgenommen.  Zuerst  wurden  mit  dem  Stabe  mehrere 
Multiplicationssätze  vollf&hrt;  sp&ter  gelangte  dann  die  erst- 
erw&lmte  Methode  nur  Anwendung. 

d.  Versuehsreihen. 

In  den  folgenden  Tabellen  findet  sich  in  der  ersten 

Spalte  der  an  dem  Wie  de  man  naschen  Galvanometer  beob- 
achtete Scalenausschlag  N  (mm),  woraus  das  auf  den  in  der 
Spirale  befindlichen  Stab  wirkende  magnetische  Feld  sich 
berechnen  lässt,  welches  die  zweite  Spalte  enthält.  Die  dritte 
Spalte  der  fünfreihigen  Tabelle  enthält  die  Summe  der  zehn 
ersten  Bogen,  in  Scalen theilen  (mm),  wie  sie  die  Mul- 
tiplicationsmethode  lieferte.  Bechts  von  diesen  stehen  die 
hieraus  berechneten  magnetischen  Inductionsconstanten  Js, 
Die  letste  Spalte  gibt  endlich,  wie  auch  in  der  siebenreihigen 
l?abelle,  die  Grösse  des  Momentes  an,  welches  der  in  der 
Inductionsspule  befindliche  Stab,  nach  den  Angaben  des 
Magnetometers,  besitzt.  Die  siebenrcihige  Tabelle  weist  in 
der  dritten  und  vierten  Spalte  den  durch  den  inducirenden 
Strom  im  secundären  Stromkreise  hervorgerufenen  ersten  Aus- 
schlag n  (mm)  auf.  Die  hieraus  berechneten  Inductionscon- 
stanten findet  man  in  den  folgenden  beiden  Spalten,  und 
zwar  ist  die  Oonstante  der  fttniten  Spalte  aus  dem  in  der  dritten 


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Magnetismus» 


61 


verzeichneten  Ausschlage  berechnet,  welcher  beim  Schliesäon 
de^  indui  iieijdrn  Stromes  beobachtet  wurde.  Ebenso  ge- 
hören Spalte  Ö  und  4,  welche  die  entsprechenden  Zahlen 
in  Bezug  auf  den  Oefinungsstrom  enthalten,  zusammen. 

Wo  es  nicht  nöthig  war,  Bftmmtliche  Beobachtnngen 
mitzntbeilen,  sind  entweder  nur  die  Mittel  oder  die  erste 
Beobachtung  und  das  Mittel  aus  den  folgenden  angegeben. 
Die  Ausschläge  sind  alle  auf  Bögen  reducirt.  Die  magne- 
tischen Grösseu  gehören  überall  dem  [cm,  gJ-S^rstem  an. 


Parallelepiped  I 

Primärer 
Strom 
N 

Macne- 
tiBcnes 
Feld 

'Secundärer 

'  Strom 
1  2'n 

Stab- 
moneiit 

9.  Märs  188» 

YerstArkung  . 

8,36 

0,223 

162,1 

+  0,298 

3287 

Abaehwachnog 

8,44 

0,225 

164,0 

-0,289 

3286 

Verstärkung  . 

15,0 

0,899 

289,4 

+0,296 

8885 

14,9 

0,897 

298,4 

-0,800 

8266 

Prim. 

nt...  

DwODl 

N 

Magnc- 
tiiäi« 
Feld 

Secundärer 
8troiD  n 
SchloDsl  OeffiL 

Sehlnas  |  Oeffiien 

Stab- 
mo* 
ment 

Verstärkung  . 

I  47,3 

1,259 

26,6 

26,4 

+  0,302 

-0,299 

3286 

Abflchwächung 

1  4^i3 

1,284 

28,8 

-0,321 

3283 

27,2 

27,1 

-0,302 

+0,301 

3273 

Verstärkung  . 

64,9 

1,727 

36,7 

86»8 

+  0,803 

-0,800 

8278 

Abachwfichnng 

37,9 

-0,313 

86,7 

36^ 

-0,303 

+0,301 

8269 

Folg.  T^: 

Verstärkung  . 

77,0 

2,049 

43,7 

48,4 

+0,303 

-0,800 

8269 

AbAcbwUchong 

77,6 

2,065 

44,4 

-0,306 

44,1 

43,8 

-0,808 

+0,801 

8267 

VevsMrkimg  . 

122,4 

3,259 

70,7 

+0,811 

8274 

126,1 

3,356 

71,7 

71,7 

+0,303 

-0,808 

8280 

AbaehwftchBfig 

180,6 

3,476 

82,6 

-0,341 

75,2 

74,7 

-0,807 

+0,805 

8251 

Verstärkung  , 

210,2 

5,596  1 

119,2 

128,1 

+0,805 

-0,809 

8251 

Abaebwidmng 

219,4 

5,839 

149,6 

-0,865 

3200 

188,8 

127,4 

-0,810 

+0,809 

8194 

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62 


&  Sadu 


Wie  man  anB  den  otngen  Tabellen  ertieht,  ist  die  Ver- 
stftrkongBGonstante  ftür  ein  Feld,  welchee  die  Horizontalcom- 
ponente  der  erdmagnetischen  Kraft  wenig  an  Ghrdsse  über- 

trifft,  merklicii  gleich  der  xVli.^cliwacLungscoiibLantca.  Der 
Unterschied,  welcher  beim  Feld  0,4  zwischen  den  beiden 
Constanten  hervortritt,  ist  so  gering,  diiHs  wir  ihn  auf  Rech- 
nung der  Beubachtuügsiehler  und  auf  Schwankungen  der 
Stromintensität  setzen  können.    Die  erste  bedeutendere  Ab- 
weicbang  tiitt  bei  dem  Felde  1,3  au£    Während  der  Werth 
der  Vennehrungsconstanten  hier  im  Mittel  0,302  betrftgt» 
erhalten  wir  nach  Umkehmng  der  Polarittt  der  Spnle  beim 
ersten  Stromschluss  für  die  AbBchwftchnngsconstante  die 
G-rSsse  0,821,  einen  Werths  welcher  nahezu  sechs  Procent 
grösser  ist,  als  der  grösste  der  vurher  gefundenen.  Doch 
besteht  diese  Ungleichheit  nur  für  den  beim  ersten  Strom- 
schluss   erhaltenen  Ausschlag.    Bei  den   folgenden  Strum- 
schlUssen  und  Stromunterbrechungen  bekommen  wir  wieder 
loductionsconstanten,  welche  sämmtlich  swischen  0,300  und 
0,303  liegen.    Auf  das  permanente  Moment  des  Stabes  hat 
diese  Ungleichheit  Tor  der  Hand  wenig  £influs8*  Wie 
Spalte  7  zeigt,  ist  dasselbe,  während  er  sich  im  Felde  1,3 
befand,  nm  etwa  ein  halbes  Procent  herantergegangen  (von 
3286  anf  8273).   Ganz  dieselbe  Erscheinung  lässt  sich  beim 
nächst  grösseren  Felde  (1.7)  beobachten.    JDass  dieselbe  bei 
dem  Felde  2  weniger  stark  auftritt,  rührt  nur  davon  her, 
dass  ein  Versucli  mit  dem  Felcie  1,9,  welclier  durch  ein 
Versehen  verdorben  und  daher  nicht  mitgetheilt  worden  ist, 
kurz  vorher  gegangen  war.    Ich  stellte  mir  jetzt  ein  Feld 
her,  welches  etwa  siebzehnmal  so  gross  wie  die  Horizontal- 
componente  des  Brdmagnetismas  (8,3  bis  8,5)  war.  Bei 
diesem  Felde  nun  trat  die  Thatsache,  dass  die  erste  der 
durch  den  Schliessnngsstrom  erhaltenen  Abschwftchongscon- 
stanten  grösser  ist,  als  die  folgenden,  sehr  deutlich  herror. 
Dieser  Unterschied  beziÜ'erte  sich  hier  aul  etvsa  1 1  Proo., 
und  beim  Felde  5,9  sogar  auf  17  Proc.  Ausserdrm  scheinen 
die  iüductiuiisconstanten  einen  etwas  grösseren  Werth  zu 
haben,  als  bei  den  zuerst  benutzten  kleineren  Feldern.  Fer- 
ner  tritt  hier,  wie  aus  der  letzten  Spalte  ersichtlich,  aach 


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Magneti&mu8, 


63 


schon  eine  merkliche  Aenderung  des  Stabmomentes  ein.  Das- 
selbe nahm  in  einem  FeMe  von  5,5  bis  5.9  um  beinahe 
2  Proc.  ab.  Im  ganzen  hatte  sich  das  Moment  des  IStabei  I 
durch  diese  Vei  suche  um  etwa  3  Free,  geändert. 

Am  folgenden  Tage  fand  eine  Wiederholung  obiger 
Yersnche  an  demselben  Stabe  stattt  die  Foigendee  ergab: 


Parallelepiped  I. 


Magnet. 
Feld  1 

1    Yentärkimg    j  AbsdiwiclkQiig 
ScUtu8  Oeffnen  ■  Schlius  Oeflben 

Stab- 
momeat 

0,89 

+0,309 
+  0,300 

-0,291^ 

-0,300 

-Ü,3ü3  +Ü,5i99 

8192 

1,53 

,  +0,311 
!  +0,801 

-0,300 

—0,307 

-0,304   +  0,300 

1  3197 

t 

2,06  ^ 

.  +0,305 
'  +0,301 

-0,801 

— u,3oy 

-0308  +0,802 

^  3205 

3,52 

,  +0,316 
'  +0,805 

-0,802 

-0,817 

-0,807  +0,804 

;  3204 

1 

4,68 

,  +0,815 
i  +0,807 

-0,808 

-0,317 

-0,806  +0,805 

^  3200 

Die  Felder  0,9  und  1,5  ausgenommen,  zeigt  sich  wieder, 
dass  die  erste  der  Inductionsconstanten,  welche  der  Schliess- 
ungsstrom bei  der  Abschw&chung  des  Stabmomentes  liefert, 
etwa  2  bis  8  Proc.  grösser  ist,  als  die  folgenden.  Femer 

ist  aber  hier  die  erste  der  Vermehiungsconstanten  ebenfalls 
2  bis  3  Proc.  grösser,  als  die  folgenden,  sodass  schliesslich 
das  Mittel  ans  säiiuntlichen  Vermehningsconstanten  densel- 
selben  Werth  ergibti  wie  das  aus  sämmüichen  Abschwächungs- 
constanten.  Die  scheinbaren  Schwankungen  des  magnetischen 
Momentes  stammen  wohl  nur  Ton  Ungenauigkeiten  des  Ver- 
suchs. 

Dieselben  Erscheinungen,  welche  wir  an  dem  144  g 

schweren  Parallelepipede  beobachtet  haben,  zeigen  sich  auch 
bei  den  anderen  der  von  mir  untersuchten  Magnete.  Ich 
will  zunächst  die  Zahlen  mitt  (nnleu,  weh  lie  ic  h  bei  den  Ver- 
suchen mit  dem  anderen  Parallelepipede  erhielt.  Dieser  Stab 
wurde  von  mir  Anfang  August  vorigen  Jahres  neu  magno- 
ttsirt  and  zwar  zuerst  mit  Hälfe  eines  grossen  Hufeisenmag- 

« 


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64 


U.  SacL 


nets  und  später,  nachdem  er  zwei  Stunden  gekocht  worden 
war,  in  der  21,8  cm  langen  Spule,  welche  vom  Strome  der 
Dynamomaschine  durchflössen  wurde.  Sodann  brachte  ich 
ihn  in  die  Dämpfe  des  sit  donden  Wassers  und  liess  ihn 
vier  Stunden  darin.  Ehe  ich  die  weiter  unten  mitzutheilen- 
den  Versuche  mit  diesem  Stabe  ausführte,  magnetisirte  ich 
denselben  nochmals  in  der  Spule f  da  sein  Moment  infolge 
fthnlicher  Versuche  um  6  Proc  gesunken  war,  und  kocht» 
ihn  alsdann  viereinhalb  Stunden.  Vor  dem  Kochen  fand  ich 
sein  Moment  gleich  8800;  sein  specifischer  Magnetismus  wir 
also  gleich  33,5.  Nach  dem  Kochen  hatte  der  Stab  daa 
Moment  3 167,  welches  einem  specitischen  Magnetismus  yoü 
27,9  entspricht.  Sechs  Tage  später  kam  der  Stab  in  die 
Magnetisiningsspirale  und  wurde  nach  den  liüher  mitgetheil- 
ten  Methoden  behandelt. 

Die  ersten  beiden  Versuche  wurden  nach  der  Multiph- 
eationsmethode,  die  weiteren  durch  einmaligen  StromscbluBBt 
resp.  Oefihen  erhalten. 

Die  Resultate  sind: 


Parallelepiped  II. 


Uagnet 
Feld 

1  ^' 

Verstärkung  Al)-ch\v 

1  Scbluas  Oeänen  Schluss 

Oefinen  | 

Magnet 
Moment 

0,22 

1  +0,299  -0,800* 

r 

8160 

0,47 

+0,300  -0,800 

3155 

1,28 

+  0,317  — 
+0,804  -0,297 

.  -0,324 
1  -0,304 

! 

r 

-0,327 
-  0,307 

+0,299 

3H0 

2,56  i 

am  folgend.  Tage 

+  0,314  - 
+  0,305  -0,802 

+  0.305 

3151 

'  +0,305  -0,301 

-0,303 

+  0,301 

3158 

1,98  . 

+0,805  -0,306 

—0,303 

+0,303  i 

3152 

am  folgend.  Tage 
+0,304  -0,307 

—0,303 

+0,303  j 

3137 

3,67 

+  0,!^15  — 
+  0.80G  -0,303 

—  0,338 

+  0,305  1 

3137 

6,38 

1 

+  0,319  — 
+  0,307  -  0,306 

-0,862 
-0,811 

+  0,310  \ 

3091 

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Moffxetismus, 


65 


Aus  den  eben  mitgetheilten  Zahlen  ist  ersichtlich,  dass 
das  ftr  Stob  I  Gesagte  auch  ftr  Stob  II  ToUstfaidlg  gilt 
Bei  der  Wiederholung  der  Yerftache  mit  schwachen  Feldern 

an  Stab  II  sehen  wir,  dass,  solange  der  Stab  magnetfsiren- 
den  Kiätten  ausgesetzt  ist,  welche  nicht  grüsser  sind,  als 
die  beim  ersten  Mal  verwendeten,  auch  die  Inductiuuscon- 
stanten  dieselben  Erscheinungen  zeigen^  wie  Stab  T.  Ueber- 
schreiten  aber  die  magnetischen  Felder  diese  Grösse,  so  hat 
auch  die  erste  der  Abschwächnngsconstanten,  welche  der 
Scfaliessnngsstrom  liefert,  einen  am  10  bis  12  Proc.  grösse- 
ren Werth  als  die  folgenden.  Die  Yermehrungsconstante, 
welche  der  Schliessnngsstrom  ergibt,  ist  auch  hier,  wie  bei 
Stab  I,  bei  den  grossen  magnetischen  Feldern  etwa  2  bis 
3  Proc.  grösser,  als  die  folgenden.  Das  permanente  Moment 
des  Stabes  hat  erst,  nachdem  der  Stab  im  Felde  5,4  gewe- 
sen, eine  Abnahme  von  P/s  Proc.  erlitten.  Zum  Schluss 
hat  Stab  II  70  magnetische  Einheiten  oder  etwa  2^1  Proc 
seines  nrsprQnglichen  Momentes  Terloren. 

Die  Weber'sche  Methode  ergab  ftr  dieses  Parallel- 
epiped die  Indnctionsconstonte: 

Js  =  0,289. 

Der  109  g  schwere,  17.9  cm  lange,  gleichmässig  glas- 
harte Cylinder  I  wurde  von  mir  im  Ganzen  fünfmal  in  der 
Spule  magnetisirt.  Nach  der  dritten  Magnetisirung  kochte 
ich  ihn  l^i  Stonden,  nach  der  vierten  4  und  nach  der  filnf* 
ten  auch  4,  das  erste  Mal  in  Wasser,  die  beiden  anderen 
Male  in  Wasserdampf.   Der  Stob  besass: 


nach  dreimaliger  Magnetisirung  innerhalb  24  Stunden: 


8581; 

M 

m 

32,5; 

nach  dem  ersten  Kochen: 

3124; 

J£ 

28,6; 

nach  der  nerton  Magnetisirung : 

8466; 

M 
m 

8M; 

nach  dem  zweiten  Kochen: 

8164; 

m 

29,0; 

nach  der  iüntten  Magnetisirung: 

iV  = 

3437; 

ä. 
m 

31,5; 

nach  dem  letzten  Kochen: 

3122; 

M 
m 

28,6. 

Aam,  d.  Pbv«.  «.  Chmn.  H.  F.  XXIX. 

5 

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66 


H,  S<uk 


Die  ^'e^sucüe  wurden  zwei  Tage  Dach  uern  letzten  Kochen 
ausgeführt,  die  ersten  drei  nacli  der  Multiplicationsmethode. 

Cylinder  L 


Feld 


VerstArkung  Abachwfichung 
SchloBS     OeÄien  ,  Schlusa  Oefihen 


i 


Stab- 
moment 


0,28 

0,60 
1,09 

2,63 
8,67 


0,25 
0,60 
1,52 
2,14 
8,01 
4,48 

5,07 


•f-0,225 
+0,228 

+  0,225 
+  0,235 


^0,225  . 
-0,230  . 
-0,>32 
—0,233 


— 0,i4» 
—0,235 
-0.241 
-0,287 

+0,284     -0,886   |  -0,251 

-0,239 


+0,285  -0,235 


nach  zwei 
+0,-^34 
+0,838 
+0,236 
+  0,237 
+  0,238 
+0,840 


Ta^n 
-0,233 
-0,888 
-0,884 
-0,288 
-0,239 
-0^886 


+0,239  -0,237 


-0,238 
•0,235 
-0,235 
-0,858 
0,241 
-0,245 
0,289 


+0,888 
+0,286 
+0,887 

+0,248 
+  0,285 
+  0,287 

+0,288 

+0,238 


8180 
8180 


8186 
8120 
8112 


3114 

3115 
3114 
3114 

8114 

8100 


Nach  der  Web  erwachen  Methode  wurde  gefanden: 

As  =  0,221. 

Diese  Tabellen  zeigen   im   allgemeinen   die  früheren 
Erscheinungen,    Die  Xnductionsconstante  dieses  Cylinders, 
welche  einen  viel  kleineren  Werth  besitzt  als  die  der  Pa- 
rallelepipede,  weist  die  erste  grössere  Abweichung  Tom  Mittel 
beim  Fdde  2,1  ao£  Diese  Abweichung  findet  sich  bei  den 
folgenden  grösseren  magnetischen  Feldern,  doch  erreicht  die 
Differenz  zwischen  der  ersten  Abschwftchungsconstaaten  des 
Schliessungsstromes  und  den  folgenden  nirgends  solch  einen 
grossen  relativen  Werth  wie  bei  den  früher  besprochenen 
Stäben.    Zu  bemerken  ist  noch,  dass  bei  diesem  Stabe  der 
absolute  Werth  der  Inductionsconstanten  mit  dem  Waoh's'^n 
der  magnetischen  Felder  mehr  zunimmt,  als  es  bei  den 
Parallelepipeden  der  Fall  war.  So  haben  die  Inductionscon- 
stanten für  das  Feld  0,23  die  Werths  0,225  und  0,226,  für 
das  Feld  2,1  die  Werthe  0,235  und  0,282,  und  fiir  ein 


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Magnieti$mm 


67 


Feld  von  der  Grösse  5,1  liegen  sie  gar  zwischen  0^.37 
«nd  0,240. 

Wie  aus  der  letzten  Spalte  ersichtlich,  ist  das  Moment 
des  Cyliaders  während  der  Versuche  nur  nm  etwa  Proc. 
seines  ursprüngUohen  Werthes  heroiitergegaiigeii;  er  hat 
also  Tiel  weniger  an  permanentem  Magnetismus  eingebQsst, 
als  die  Parallelepipede,  nachdem  magnetisirende  und  ent* 
magneüsirende  Er&fte  von  derselben  Grösse  auf  ihn  einge- 
wirkt hatten. 

Cyimder  Nr.  2  endlich  (20  cm  lang,  280  g  schwer),  hatte 
das  Moment  7140,  also  den  specifischen  Magnetismus  25,5^ 
gab  für  magnetische  Felder  von  0,2  bis  0,49  die  Inductions- 
oonetante  A 9  zwischen  ±0,24B  und  ±0,252. 


Wenn  wir  die  Ergebnisse  der  über  die  einzelnen  Stäbe 
mitgetheilten  Tabellen  kurz  zasammenfossen,  so  können  wir 
Folgendes  in  Bezug  auf  geh&rtete,  stark  magnetisirte  and 
lange  gekodite  Stahlst&be  constaüren: 

1)  Die  Verstärkungs-  und  die  Abschwäciiuugsconstante 
der  untersuchten  Stäbe  hatten,  wie  schon  Hr.  F.  Kohl- 
rausch bewiesen  hat,  für  Felder,  welche  die  »Stärke  der 
horizontalen  Oomponente  der  erdmagnetischen  Kraft  (0,2) 
besitzen,  merklich  denselben  Werth. 

2)  Dieser  Satz  hatte  auch  noch  dann  Gültigkeit,  wenn 
das  magnetische  Feld  nicht  den  Betrag  yon  etwa  1,2  über* 
schreitet. 

3)  Besass  das  magnetische  Feld  eine  Stärke,  welche  noch 
grösser  ist,  so  übertraf  die  erste  Abschwächungsconstante, 
welche  der  Schliessungsstrom  liefert,  die  folgenden  auf 
gleiche  Art  erhaltenen  zuerst  um  wenige,  später  um  5  bis 
6  Free,  und  mehr,  wenn  das  magnetische  Feld  den  Betrag 
8  bis  4  erreicht  Man  hat  also,  um  auf  einen  stabilen  und, 
wie  es  scheint,  dann  auch  fttr  diese  grossen  Kräfte  bei  der 
Verstärkung  und  der  Abschwachung  nahe  gleichen  Werth 
der  Inductionsconstanten  zu  gelangen,  einen  Magnetstab  erst 
einigen  Verstärkungen  und  Abschwächungeu  zu  unterwerfen. 

4)  Bei  grösseren  magnetischen  Feldern  liefert  auch  der 

5» 


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68 


A*  yVinkeLmaniu 


er^te  SchluBS  det  Strome« ,  wenn  dieeer  dae  mftgnetisehe 

Moment  des  Stabes  verstärkt,  eine  grössere  Constante  wie 
die  n&chstfolgenden;  dieselbe  erreicht  jedoch  meistens  nicht 
die  Grösse,  welche  die  durch  den  hli(  s^ungsstrom  dessel- 
ben magnetischen  Feldes  hervorgebrachte  Absohwächungs* 
constante  hat. 

5)  Magnetisirende  Kräfte,  selbst  wenn  sie  zehn-  bis 
swMfmal  so  gross  sind,  wie  die  erdmiignetisolie  Horiaonial* 
intensit&ti  brachten  noch  keine  beträchüichen  danernden 
Aenderungen  det  permanenten  Stabumnentes  horror.  Erst 
Krftfte,  welche  die  zwancigfiMhe  Stftrke  der  Horttoolalinteii- 
ßität  besassen,  yerursachten  unzweifelhalto  Aenderuxjgen  des 
Stabmomentes. 

WUrzburg,  Phys.  Inst,  1885. 


IV.  Neue  Versuche  über  die  Abhängigkeit 
der  WämieleUung  der  Gase  von  der  Temperatur; 

von  A.  Winkelmann» 

(Uierxs  Tftf.  1  Flg.  6.) 


In  meiner  letzten  Arbeit  über  den  obigen  G^enstaad*) 
▼eranchte  ich  die  TemperaturcoSfficienten  der  Wftrmeleitiuig 
der  einzebken  Oase  nnahh&ngig  roneinander  zu  bestimmen, 

konnte  aber  infolge  der  bei  den  damaligen  Apparaten  auf- 

tretendeü  und  nicht  zu  vermeidendt  n  Leitung  des  Glases  zu 
einem  sicheren  Resultate  nicht  gelangen.  L  Ii  imisste  mich 
deshalb,  ebenso  wie  iVüliei;-),  damit  biL^nügen,  unter  der 
Voraussetzung,  dass  die  Temperaturcoefücienten  der  Wärme- 
leitung  von  Lnft  und  Wasserstoff  gleich  seien,  die  Bestim- 
mung  dieses  gemeinschaftlichen  Coöfficienten  auszttführen* 
Anch  die  Versuche  mit  Kohlensäure,  deren  Temperatorcoef- 
ficient  t(Xr  Wftrmeleitung  fast  doppelt  so  gross  als  jener  von 


1)  Winkel  mann,  Wied.  Aoo.  10.  p.  649.  1888. 

2)  Win  keim  ana,  Fogg.  Aon.  167.  p.  497.  1676;  p.  177. 1870. 
Wied.  Ann.  1.  p.  68.  1877. 


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9Farmdgihtn0  dtr  Gase, 


69 


Loft,  reap.  Wasserstoff  gefsaden  wurde»  stfttzten  sieh  auf 
die  Resultate»  welche  Luft»  resp.  Waeaeratoff  geliefert  hsitten. 
Es  schien  mir  deshalb  wünsehettswerth,  die  gefundeBeiL  Wertbe 

nach  einer  anderen  Methode  zu  coatroliren.  Zu  diesem 
Zwecke  hin  ich  im  Wesentlichen  einer  schon  ron  Hrn. 
Christiansen^)  vorgesclilagenen  und  lienutzten  Methode 
gefolgt,  welche  indess  so  moditicirt  wurde,  dasß  einerseits 
stärkere  Temperaturdiäerenzen  sich  ergabeo»  wodurch  die 
ODTermeidlichen  BeolNUshtiuigsfebler  von  geringerem  Einfluss 
verdeiif  imd  dass  feniar  auiser  Luft  aaeh  andere  Gase  der 
Untersnehiiag  mgliiglieh  wurden. 

In  der  folgenden  Arbeit  entb&lt: 

4  1  die  Beeehreibnng  des  benntsten  Apparates; 

§  2  die  Berechnung  des  TemperaturcoSfticienteu  der 
W&rmeleitung,  wenn  die  nach  aussen  abgegebene  Wärme- 
menge als  bekannt  vorausgesetzt  wird; 

§  8  die  Berecimungy  wenn  die  letzte  Bediagung  fort» 
DUit; 

(  4  die  Controle,  resp.  die  Vergleiohnog  der  benutiten 
Thermometor  mit  dem  Lolttfaermometer; 

$  5  die  Beobachtongen  mit  hoH; 

§  6  die  Untennohnng  der  benntiten  Knpferpktten  be- 
iQglieh  ihrer  ToUkonmen  ebenen  Oberflftdie; 

{  7  weitere  Beobachtungen  mit  Luft,  durch  welche  die 
etwaige  LiivoUkommenheit  der  Platten  aus  dem  Endresultat 
olifflinirt  wird; 

§  8  die  Bestimmung  der  von  der  Flächeneinheit  nach 
aussen  abgegebenen  Wärme;  es  wird  constatirt,  dass  diese 
veiaohieden  ist  je  nach  der  Orieatinug  der  Jffl&Ghe  im 
&aame; 

$  9  edne  Verigleichnag  der  in  §8  gewonnenen  Besnltalie 
mit  den  Beobaditungen  der  Hessen  H.  F.  Weber  und 
Christiansen; 

§  10  eine  Fortsetzung  der  Versuche  des  §  8; 

§  11  die  Berechnung  des  Temperatuicoelhcienten  der 
Wärmeleitung  von  Luft  mit  Hülfe  der  frfther  bestimmten 
nach  aussen  abgegebenen  Wärmemeogei 

1)  Gbrlttia&seD,  Wied.  Ana.  U»  p.  SS.  1881. 


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70 


A.  ff^nkeimann. 


§  12  eine  Vergleiehang  der  erhaHenen  BeMkate  mit 
den  Ergebnissen  des  Hrn.  Christiansen; 

§  18  nnd  14  die  fieobaehtongen  mit  Kohlenifiiire; 

§  15  die  BestiminnDg  der  Ton  der  Flächeneinheit  in 
einer  Kohlensaureatmosphäre  nach  aussen  abgegebenen  Wär- 
memenge; 

§  16  die  Berechnung  der  Versuche  mit  Kohlens&ure; 

§  17  die  Beobachtungen  mit  Wasserstoff; 

§  18  die  Bestimmung  der  von,  der  Flächeneinheit  in 
einer  Wasserstoffi&tmospb&re  nach  aasten  abgegebenen  Wftr» 
memenge  nnd  die  Berechnung  der  Versuche  mit  Wasser^ 
Stoff. 

Den  Seblnss  der  Arbeit  bildet  eine  knne  Zasenmen* 
ikssang  der  Resultate. 

BetehreibuBg  des  Apparatea 

V,  Ein  eiserner  Karten.  Fij^.  5,  dessen  Gnindiläche  ein 
Quadrat  Ton  65  cm  Seitenlänge  bildete,  und  dessen  Höhe 
20  cm  war,  diente  znr  Aufinahme  der  für  den  Versuch  be* 
nutzten  Eupferplatten.  Die  Seitenwftnde  des  Kastens  waren 
durch  Glasscheiben  ersettt;  der  Deckel  AB  CD  passte  mit 
seinen  rechtwinklig  umgebogenen  BAndem  in  eine  Rinne 
SFGf  welche  2  om  breit  war  nnd  mit  Quecksilber  gefUli 
wurde.  Die  obere  Deckelwand  hatte  drei  Oeffnungen^  Ton 
denen  die  mittlere  ein  Siedegefäss  H  aufnahm,  welches 
einen  Durchmesser  von  14,375  cm  und  eine  Höhe  Ton  22  cm 
liatte;  das  Siede^efRss  besass  einen  mö«:^lichBt  eben  geschliffe- 
nen Boden  und  war  in  den  Deckel  lestgelöthet.  Die  beiden 
anderen  Deckelöihungen  M  und  N  enthielten  dOnne  Mes- 
singrohr«!  Ton  denen  das  eine  (üf)  nur  eben  den  Deckel 
dnrchsetarte,  wfthrend  das  andere  (N)  &st  bis  auf  den  Boden 
des  Apfiarates  reichte.  Beide  Rohre  konnten  durch  Kaut- 
schnkpfropfen  mit  Glashahn  verschlossen  werden  und  dien- 
ten zur  Fflllnng  des  Apparates  mit  Tersehiedenen  Gasen. 
In  den  Boden  des  Apparates  war  eine  eben  geschliffene 
Messingplatte  von  14,375  cm  Durchmesser  so  eingelöthet, 
dass  sie  die  Mitte  des  Ai)purates  einnahm.  Die  Platte  tru^ 
nach  unten  einen  cylinderix^nnigen  Ansatz  (in  der  J'igur 


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JVarmekUtmg  der  Gate* 


71 


nieht  sichtbar),  welcher  unterhalb  des  Bodens  des  Apparates 
fltwa  4  cm  herroTBah« 

Zu  den  Yersncheii  dienten  drei  Knpferplatten  a,  e 
ton  dem  gleichen  Dorehmesser  wie  das  Siedegeftss  und  die 

abgeschliffene  Messingplatte.  Die  mittlere  Kupferplatte  b 
konnte  durch  eine  vierte  von  grösserer  Dicke  ersetzt  werden. 
Jede  der  Kupferplatten  hatte  eine  seitliche  runde  Oeffnung 
von  47  mm  Tiefe  zur  Aufnahme  eme.s  T her inu meters.  Die 
untere  Kupferplatte  a  wurde  direct  auf  die  früher  erwähnte 
2le8singplatte  gesetzt,  dann  folgten  ebenso  wie  bei  der  Ver- 
Bnchsaaordnnng  von  Christiansen  drei  dünne  Glasstück- 
chen, darauf  die  mittlere  Platte  bf  und  endlich  wiedemm 
dnrdi  drei  GlasstUckchen  getrennt  die  obere  Platte  e.  Die 
Thermometer  der  drei  Platten,  Ton  denen  eines  nach  links, 
die  beiden  anderen  nach  rechts  sahen,  wurden  dnrch  zwei 
Fernrohre,  welche  in  einem  Abstände  von  etwa  2  m  vom 
Kasten  standen,  beobachtet.  Um  die  Beleuchtung  der  Ther- 
mometer zu  verbesbern,  waren,  wie  in  der  Figur  angedeutet 
ist,  unterhalb  derselben  zwei  ISpiegei  unter  schwacher  Kei- 
gung  gelegt;  man  ersielte  so  einen  hellen  Hintergrund  für 
die  Thermometer. 

Nachdem  die  drei  Knpferplatten  mit  ihren  Thermo- 
metern nnd  den  trennenden  Glasstttckchen  in  den  Apparat 
gelegt  waren,  wnrde  der  Deckel  mit  dem  festgelOtheten 
Siedegeftes  aufgesetzt.  Der  Boden  des  Siedegefftsses  be- 
rührte hierbei  die  obere  Kupferplatte,  während  die  Ränder 
des  Deckels  in  Quecksilber  tauchten  und  so  einen  Abschluss 
des  Apparate^  nach  aussen  hewirkten.  Der  Deckel  durfte, 
worauf  ich  noch  später  zurückkomme,  den  Apparat  nicht 
weiter  berühren,  sondern  musste  durch  die  Kupferplatten 
mittelst  des  Siedegefdsses  H  getragen  werden. 

Beim  Beginn  des  Versuches  wnrde  in  dem  Wasserkessel 
P  Dampf  enengt,  der  durch  eine  Leitung  und  ein  Schlangen- 
rohr geleitet  wurde,  welches  sich  in  dem  bis  su  einem 
Briltel  mit  heissem  Wasser  gefüllten  Siedegeftss  be&nd. 
Hier  trat  Condensation  ein,  und  nach  kurzer  Zeit  war  eine 
constante  Temperatur  des  Girefässes  erreicht:  die  entwickel- 
ten Dämpfe  konnten  dann  oben  aus  dem  Uetässe  H  entwei- 


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72 


A»  fVinkelmann. 


chen.  Die  obere  Kupferplatte  erwärmte  sich  und  übertrug 
ihre  Wärme  tbeilweise  auf  die  beiden  anderen  Flatten.  Um 
die  untere  Platte  auf  einer  constanten  Temperatur  sn  erhal- 
ten, wurde  ein  kraftiger  Strahl  einer  Wasserleitung  gegen 
die  in  den  Boden  des  Apparates  geldthete  Messingplatte  Ton 
unten  her  gefllhri  Durch  den  schon  oben  erwähnten ,  nach 
unten  gerichteten  cyUndrisohen  Fortsats  dieser  Platte  er- 
reichte man,  dass  nur  die  Platte  selbst,  nicht  aber  der 
übrige  Theil  des  Bodeoä  von  dem  Wasser  bespült  wurde. 

£s  bestand  anfangs  die  Absicht,  aus  dem  Apparat  theil* 
weise  die  Luft  zu  entfernen,  um  einerseits  die  Strömungen 
der  Luft  zu  vermindern  und  andererseits  leichter  die  Pttl- 
lung  des  Apparates  mit  anderen  Gasen  zu  erreichen.  Zu 

dem  Zwecke  wurde  nach  der  Zusammensetzung  des  Appa- 
rates  die  Rinne  EFG  mit  Wachs  ausgegossen  und  dann  die 
Röhre  N  mit  einer  Luftpumpe  verbunden.  Es  zeigte  sich 
aber  bald,  das«i  der  Apparat  keinen  Uel)erdruck  von  aussen 
ertragen  konnte,  und  dass  auch  die  feste  Einfügung  des 
Deckels  unstatthaft  war:  die  Glasplättchen,  welche  die  Kupfer- 
platten voneinander  trennten,  hatten  n&mlich  infolge  des  äusse- 
ren Ueberdruckes  deutliche,  wenn  auch  nur  wenig  tiefe  £in<^ 
drücke  in  den  Eupferplatten  erzeugt;  femer  wurde  bei  der 
ErwSrmung  des  Siedegefftsses  der  Deckel  des  Apparates  yer- 
bogen,  sodass  hierdurch  die  Sicherheit  der  Plattenabst&nde 
in  1^'rage  gestellt  wurde.  Man  musste  deshalb  auf  eine 
Druckverminderung  verzichten  und  den  Deckel  schwebend 
erhalten;  der  AljHchliiss  nach  aussen  geechah  demgemäss. 
wie  schon  erwähnt  wurde,  durch  Einfüllen  von  Quecksilber 
in  die  Rinne  EFGy  welche  den  umgebogenen  Band  des 
Deckels  aufnahm. 

Berechaung  der  Versuche. 

2)  Wird  die  obere  Kupferplatte  durch  Wärmezufuhr,  die 
untere  durch  Wftrmeentüehung  auf  einer  constanten  Tempe- 
ratur gehalten,  so  wird  auch  die  mittlere  Platte  nadi  einiger 
Zeit  eine  constante  Temperatur  annehmen.  Ist  dieser  Zustand 

erreichti  so  lässt  sich  aus  den  drei  Temperaturen  der  Tem* 


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H  unntitntuntj  der  Gase. 


73 


peraturcoßfficient  der  Wärmeleituog  der  zwischen  den  Platten 
Torbandenen  Luft  in  folgender  Weise  ableiten.  £s  bezeichne: 

R  den  Radins  der  Platten, 

D  die  Dicke  der  mittleren  Platte, 

iijt  die  Temperatur  der  unteren  Flache  der  oberen  Platte, 

/o.i  »  "  oberen      ??      >?  mittiereii  •> 

fj  V  unteren     ?•      »         »•  » 

^3.1  ?T  '»         ••  olteren  i»  unteren  >» 

die  Temperatur  der  Umgebung, 
d  den  Abstand  zweier  Platten, 
e  das  £mi88ionaTermdgen  eines  schwarzen  Körpers, 
A  das  Absorptionsvermögen  der  benntsten  Platten, 

das  WfirmeleitangsTermdgen  der  Lnit  bei  0^, 
€£  den  Temperaturcoefficienten  von  A^, 
A'  das  Wärmeleitungsvermügen  des  Kupfers. 

Tritt  keine  Temperatorftnderung  der  drei  litten  mehr  ein, 
80  ist: 

(1) 

wo  L,  resp.  /  die  Wärmemenge  bezeichnet,  welche  die  mitt- 
lere Platte  durch  W  ilrm  eleitung  des  G-ases  von  der  obe- 
ren Platte  erhält,  resp.  an  die  untere  Platte  abgibt; 

'S',  resp.  s  die  Wärmemenge ,  welche  die  mittlere  Platte 
durch  Strahlung  von  der  oberen  Platte  erhält,  resp^  an  die 
untere  abgibt; 

W  die  Wärmemenge,  welche  die  cylindrische  Oberfläcbe 
der  mittleren  Platte  durch  Leitung,  Strahlung  und  Coutoc- 

Uuü  abgibt. 
£s  ist  hier: 

L  -        •    { 1  +  « .  ii.«-^-^)  «u  -  tu), 

Die  Einheit  der  Oberflftobe  strahlt  bei  der  absolaten 
Teapenitur  7,  nach  dem  Stefan'schen  Strahlnngageaetze 

«e  Menget  e.A.T,* 

aus.  Steht  dieser  Fläche  eine  gleich  grosse  Fläche  von  der 
absoluten  Temperatur      gegentüier,  welche  reflectirt  und 


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74 


A,  H  itiktlinaun. 


ebenialis  das  Absorptionsvermögen  A  iiat,  so  ist  die  an  diese 
Fläche  abgegebene  Wärmemenge,  unter  der  Voraussetznng, 
dass  die  erste  Fläche  nur  an  die  zweite  Wärme  abgibt, 
ffleicb^): 

Es  ist  daher: 

^Jl^  273)*  -  273)*}, 

s  »  ^2A^'J^  i{f^  +  273)*  -  (/^x  +  273)*]. 
Endlich  ist: 

wenn  die  mittlere  Temperatur  der  mittleren  Platte  dar- 
stellt. 

Da  nicht  die  Temperaturen  der  PlattenÜächen,  sondern 
die  mittleren  Temperaturen  der  Platten  selbst  beobaohtet 
werden,  so  ist  anzugeben,  in  welcher  Beziehnng  diese  n 
einander  stehen. 

Die  Wtanemenge,  welche  durch  die  mittlere  Platte  Ton 
der  oberen  zur  unteren  Fl&che  in  der  Zeiteinheit  geleitet 
Wird,  ist: 

Dieser  Ausdruck  ist  bis  auf  eine  kleine  Grösse,  welche  von 
h  abhängt  und  hier  vernachlässigt  werden  kann,  gleich  ^ 
sodass  man  hat: 

ftii  -  « (i:+  -  «^i)- 

Setzt  man  in  runder  Zahl  (bezogen  auf  Gramm  und  Secunde) 
Ao  -  0,00006;  iC    0^8  und  beracksichtigt  man  den  Factor: 

nicht,  so  erh&lt  man: 

4,1  -  ^2.2  =  0,00006  .  ^  (/2.2  -  ^i). 

Da  Djä  in  den  Versuchen  den  Werth  von  48  nicht 
aberschreitet,  so  sieht  man ,  dass  die  Differenz  (^i^  —  tj^} 

1)  Vgl.  Christiansen,  Wied.  Aim.  19k  p.  871.  1S68. 


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WärmeUiiung  der  Gase* 


nur  gering  ist.  Bezeichnet  man  die  mittlere  Temperatur 
der  drei  Platten  mit         ^,  so  hat  man: 

«  <i  —    ;  '«,1    ^  +  <$»       "  ^  ^    5  ^  +  *j* 

Durch  Einftlbmng  der  yontelieiiden  Werthe  in  die 

Gleichung  (1)  erhält  man: 

^Tzi'^A^^^'  "'^^       ~  + 

-  [(^  -  %  +  273)*  ~  {t,  +  63  +  273)*jJ 

Setzt  nian  in  dieser  Gleichung  =  =  ^3  =  0,  berück- 
sichtigt man  ferner  die  Glieder  nicht,  weiche  von  der  Strah* 
long  herrfkbreaf  io  eihltlt  man  die  Gleichung,  weiche  Hr. 
Ohrietiansen  eeiner  Berechnung  su  Qmnde  gelegt  bat^) 
Die  letztere  liefert  wegen  des  geringen  Einflusaes  der  obigen 
Glieder  beeoBders  bei  den  von  Hm.  Ghrietianeen  benutz- 
ten kleineren  Temperatui  ciiÜ'erenzen  sehr  nahe  die  richtigen 
Werthe. 

Bei  den  im  Folgenden  mitziitlieilendeü  Versuchen  hatte 
the  obere  und  untere  Kupferplatte  immer  die  gleiche  Dicke, 
sodass  a  «3  8  gesetzt  werden  kann.  Man  erh&lt  dann 
ftr  die  Bestimmung  von  «e: 

«  f  "  ^    -  ^)\  -  g  + 

:2)  +  It^^  +  273  -      -     +  273  +  - 

I  [(^^  +  278  ^  «V  ~  (^,+278  +  .,]] 

Für  die  Genauigkeit  der  Versuche  ist  es  von  grossem 
Werthe,  dass  bei  der  Wärmeabgabe  Ton  der  einen  Platte 
m  anderen  die  Strahlung  nor  in  geringem  Maasae  gegen* 
ftber  der  Leituig  heihelBgt  ist  Ss  rtUirt  dies  daTon  her, 

1)  CbrUtiansettt  Wied.  Ana  14.     2S.  MU 


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7e 


A.  ffinkelmann* 


'  daas  der  Abstand  dar  Platten  sehr  klein  gew&hlt  vorde,  «ui 
dass  das  fimissionsTermögen  der  MetaUoberfliolie  anr  gering 

ist  Berechnet  man  das  Yerhältniss  SIL  fQr  den  grSssteo 
Werth  von  rf,  welcher  m  den  Versuchen  vurkoramt,  also  für 
den  ungünstigsten  Fall,  so  findet  man  folgendes  Resultat. 

Nach  den  Beobachtungen  des  Hrn.  Christia d n  liegt 
ftlr  iSilber  der  Werth  von  A  zwischen  0,051  und  0,069;  der 
Mittelwerth  0,06  wird  ebenfalls  lUr  polirtes  Kupfer  nahm 
gelten.  Femer  wurde  filr  gleichfalls  nach  Christiansen, 
1,21 . 10~"  gesetzt,  bezogen  anf  1  cm  und  1  Secande.  Ninuit 
man  nnn  in  runden  Zahlen: 

=  0,00005;    d  =  0,1  cmj    2\  «  90+  273;        -  öO  +  273, 

so  wird  bei  Yeruachlftssigung  von  a: 

2  =  0,012, 

Die  durch  Strahlung  Ton  einer  sur  anderen  Platte  ttber- 

gehende  Wärme  beträgt  also  im  ungimstigsten  Falle  bei 
Anwendung  der  Luft  nur  1,2  Proc.  der  durch  Leitunsr  fort- 
geführten Wärme.  Trotzdem  ist  das  von  der  Strahlung  ab- 
hängige Glied  in  der  Gleichung  (2)  nicht  zu  vernachlässigen, 
weil  hierdurch  der  Temperaturco&fdcient  der  Wftrmeleitaag 
bis  zu  5  Proc.  modifidrt  würde. 

8)  Die  Beobachtungen  filr  A  sind  nach  den  Tereohiede* 
nen  Beobachtern  wenig  abereinstimmend.  Hr.  H* F.  Weber') 
findet  für  das  &ussere  W&rmeleitttngs^ermOgen  ftlr  Kupfer 
(in  Luft)  0,00570,  bezogen  auf  Gramm,  Centimeter,  Minute 
und  1^  C.  Bezieht  m  id  liiese  Grösse  aui  1  becunde  als  Ein- 
heit, so  erhält  man  fur  die  Wärmemenge,  welche  bei  der 
Temperaturdilierenz  i  abgegeben  wird: 

ȟj  =  0,000  U95  . 
Die  Gleichung  gilt  bis  etwa  f  =  20". 

Hr.  Christiansen  macht  zwei  Angaben,  von  denen  die 
erste  aus  der  Beziehung: 

T  - 

abznleiten  ist,  wo  h  das  WftrmeUitungsverndgen  der  Ltuft 
1)  H.  F.  Weber,  Wied.  Ana.  10«     IS».  tBSO. 


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H  ärmelaimntf  der  Gase, 


11 


bezeiehnet   Daraus  ergibt  sich  für  die  Wärmeabgabe,  welche 

der  Temperaturdiöerenz  proportional  gesetzt  wird^): 

Nach  der  zweiten  Angali  '  des  Hrn.  Christiansen -)  ist  die 
abgegebene  Wärmemenge: 

Die  drei  Grössen  u\y  W^^w^  beziehen  sich  auf  die  Einheiten: 
OramiDy  Centimeter,  Secuade«  1^  0.  Berechnet  man  die 
GrOisen  für  die  Temperatnrdifferenien  10  und  20^  so  findet 
man: 

t  Kl  Wf 

0,00095      0,00069  0.00107 
«»•      0,00t90      0,00138  0,00-246. 

Ich  werde  sp&ter  anf  die  Unterschiede  dieser  Zahlen 
znrftckkommen.')  Bei  der  geringen  (Jebereinstimmnng  schien 
€f  mir  Tortheilhaft»  die  Berechnung  des  Temperaturco§ffi- 
eienten  imabhftngig  von  k  ta  gestalten.   Es  ist  dies  möglich 

durch  eine  Combination  zweier  Versuchsreihen,  in  denen  die 
Grössen  D  oder  d  variiren,  andererseits  und  nur  wenig 
voneinander  abweichen. 

Setzt  man  zur  Abkürzung: 

1  [(^j  +  278  -  a)*  -     +  278+a,)*]}  -  0^, 

fio  wird  die  Gleichung  (2): 

a .     —      —  ft>^  —      .d^,  Aj .  /j . 

B(^i  einem  zweiten  Versuch  erhält  man  eine  entsprecht  iide 
Gleichung  mit  dem  Index  2.  Durch  Combination  beider 
Gleichungen  ergibt  sich: 

Ij  Christiansen,  Wied.  Ann.  14.  p.  29.  1881. 
2)  Cbriitianten,  Wied.  Ann.  19.  p.  282,  1883. 
S)  Eft  iit  noch  sa  bemerken ,  daas  in     die  StnUong  nicht  enthal- 
ist-,  mit  Berfleksichtigiuig  derselben  wfixde  der  Werdi  noch  etwas 
grtiMr. 


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78 


A»  Winkdmami, 


(^)   jprrr^R  

wo:  ^„ 

Sind  die  Temperaturen  und  in  beiden  Versuchen 
nur  wenig  verschieden,  so  darf  Aj  gesetzt  werden,  unu 
es  wird  dann: 

4)  Aus  den  Formeln  (2)  und  (3)  geht  hervor,  dass  dk 
Temperaturdiiferenzen  der  Platten  mit  grösster  Sorgfalt  n 
bestimmen  sind.  Es  dienten  hierzu  drei  Thermometer,  welche 
in  0,2  getheilt  waren,  und  bei  denen  1^  die  Lftnge  Ton  5  mm 
besaas.^)  Die  Qefitose  der  Thermometer  waren  cylinder* 
förmig  und  21  bis  2B  mm  lang.  Dieselben  wurden  mit  feinem 
SÜberdrafat  umwickelt,  um  möglichst  satt  in  den  Löchern 
der  Kupferplatten,  welche  47  mm  tiei  waren,  zu  passen.  Die 
Theilung  der  Thermometer  reichte  von  —2  his  36^,  reap. 
34  bis  70^  resp.  67  bis  lüU'\ 

Bei  dem  Thermometer  der  unteren  Platte  wurde  mehr- 
fach der  Nullpunkt  bestimmt  und  dasselbe  mit  einem  ^or- 
malthemometer  ?erglichen. 

Den  grössten  Einfluss  auf  das  Resultat  bat  die  Ten* 
peratur  der  mittleren  Platte,  welcbe  bei  allen  Versuchen 
nahe  50°  hatte.  Bs  wurde  fftr  diese  Temperatur  eine  Ver- 
gleichuDg  mit  dem  Jolly'schen  Liittthermometer  vui genom- 
men, dessen  im  Folgenden  iiDgegel)eüe  Dimensionen  ebens'^ 
wie  der  Ausdehnungscoefticient  des  Glases  von  dem  Ver 
fertiger,  Hm.  Berberich  in  München,  ermittelt  sind. 

Volumen  V  des  cylindrischen  GefUsses  97,951  com 
9}       V  der  Böhre  bis  zur  Spitse    0,489  n 

Ausdehnungscofiffieient  des  Glases  log  y  »  0,44644^5. 
Die  Füllung  des  Geffoses  mit  trockener  Luft  wurde  in  der 
von  Jolly  beschriebenen  Art-}  mit  Hulie  imei  Quccksilber* 
luftpumpe  vorgenommen.    Die  Druckbestimniungen  wurden 
mittelst  eines  JJr ei thaup tischen  K.athetometers  ausgeführt. 

1)  Die  Thennometer  waren  von  flirn.  F.  HuUer,  Dr.  Qeisslers 
Nschfolger  in  Bonu,  angeferti^. 

2)  Jolly,  ^<)gg*  Ann.  Jubelbd.  p.  üb. 


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H'ärmeUitwag  der  Gase. 


79 


nachdem  das  Gefäss  des  LufUbermometers  von  dem  Jolly*- 
sehen  Stativ  getrennt  war. 

Die  Versuche  in  Schnee  and  in  siedenden  Dämpfen 
lieferten  folgende  Beeoltate: 

Droik  te  Lall  bd     0*  «t  776,60  mm.  Teoqi.  des  OtpOlanolires  10,6«, 
n      n     n     »  96^7*  - 1052,62   >»        »»      »  n  18,6* 

Ein  zweiter  Versuch  bei  0^  ergab  fttr  den  Druck  776,50. 

Nimmt  man  das  Mittel  776,55,  und  berechnet  man  nach  der 
bekannten  Formel  den  AusdehnungscoSfficienten  der  Luft,  so 
erhält  man:  tc  »  0,003  671 5. 

Dieser  Werth  ist  etwas  grOsser  als  der  Mittelwerth 
JoUt'b  0,0086696,  liegt  aber  noch  innerhalb  der  Ton  JoUy 
beohttchteten  Grenzwerthe. 

IMe  Yen^leiohung  in  der  Nfthe  tou  W  wurde  in  einem 
grossen  Wasserbade,  dessen  Inhalt  durch  einen  Rührer  leb- 
haft bewegt  wurde,  mit  Hülfe  eines  in  0.1^  getheilten  Greiss- 
1er  sehen  Normalthermometers  vorgenommen.  War  das 
Thermometer  einige  Zeit  constant^  so  wurde  der  das  Queck« 
Silber  absperrende  Hahn  des  Luftthermometers  geschlossen; 
mail  konnte  dann,  da  keine  Aenderung  der  Quecksilberkuppe 
eintrat,  den  zu  der  betreffenden  Temperatur  zugehörigen 
Druck  des  Luftthermometers  durch  mehrfach  controlirte  Ab* 
lesungen  sehr  genau  bestimmen.  Durch  dieses  Verfahren 
schützt  man  sich  vor  etwaigen  Di  uckänderungen  wülueDd 
der  Ablesungen,  welche  auch  immer  zur  Folge  haben,  dass 
das  Quecksilber  die  Spitze  im  Luftthermometer  nicht  mehr 
genau  berührt,  wodurch  das  Volumen  der  abgesperrten  Luft 
eine  Aenderung  erfahrt.  Folgende  Bestimmungen  zeigen, 
dass  sich  in  der  angegebenen  Art  eine  gute  Uebereinstim- 
mung  der  Beobachtnngen  erzielen  i&BSt. 

Temperatur  des 
Konnalthermometen  Lufctbermomsten  Differenz 


51,15  50,^4  0,21 

80,70  fi0,57  0,(8 

50.60  50,45  0,15 

50,62  50,48  0,14 

50,30  50,15  0,15 

60,88  50,28  0,11 

50,50  50,88  0,17 

Mittel  0,15 


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80 


A.  IVinkelmanH» 


Mit  dem  Normalthennometer  wurde  alsdaun  das  Ther- 
mometer der  mittleren  Platte  häuüg  verglichen»  wobei  ieU- 
teres  ebenso  tief  in  das  Wasser  eingetaucht  war»  wie  es 
w&hrend  der  Versuche  in  der  Kapferplatte  bma. 

Das  Thermometer  der  oberen  Platte,  dessen  Temperatur 
zwischen  87  und  94^  hig,  bot  fftr  eine  genaue  Messung  ia* 
sofern  Schwierigkeit,  als  dasselbe  nothwendig  einen  länger 
herausragendeü  Faden  besass.  Die  Bohrung  in  der  Kupfer- 
platte  hatte,  ebenso  wie  bei  den  übrigen  Platten,  eine  Tiefe 
?on  47  mm.  Wenn  der  Faden  gerade  die  Platte  verliess, 
hatte  das  Thermometer  eine  Temperatur  von  44^^  wie  durch 
einen  besonderen  Versuch  in  einem  Wasserbade  festgealeUt 
wurde.  Man  hat  also  anzunehmen,  dass  das  Thermometer 
bei  den  Yersuchen  bis  44^  eingetaucht  war.  Zunächst  wurde 
zur  Gontrole  des  Ganges  des  Thermometers  dasselbe  ganx 
in  siedende  Dämpfe  eingetaucht;  hierbei  zeigte  es  0,16^  zu 
hoch.  Darauf  wurde  eine  Vergleichung  mit  dem  Luftther- 
mometer in  der  Nähe  von  79**  vorgenommen;  als  Mittel  ans 
neun  Versuchen  ergab  sich,  dass  das  Thermometer  bei  79^, 
wiederum  ganz  eingetaucht,  um  0,34^  zu  hoch  zeigte.  Nach 
diesen  Besultaten  wurde  folgende  Tabelle  entworfen. 


Das  Thermometer 


Taucht  das  Ther- 
mometer bloe  bis  zu 


Tempera- 
turgrade zeigt  ganz  emgetsocht  44» ein,  so  erniedrigt 
.    o  e  jj^Ij  ^  Temp,  um 


Das  Thermometer 
bis  44'*  eni!:'»^taadlt 
zeigt  daher 


990 
S7 
S5 
94 

98 
92 

91 
90 
89 
98 
87 
79 


0,18  zu  hoch 

0,178  T»  jt 

0,196  r, 

0,205  , 

0,214  V 

0,288  ft 

0,232  „ 

0,241  „ 

0,250  » 

0,259  » 

0.2B3  '» 

0,340  » 


II 

» 
n 
» 

II 
tt 
II 
n 


0,493 


0,403 
0,386 
0,870 

0,33  t 
0,321 
0,805 
n.290 
0,181 


0,333  zu  niediig 


0,198 
0,112 
0,147 

0,121 
0,096 
0,071 
0,046 
0,022 
0,169 


II 
♦» 

>i 
?) 
»> 
n 
» 
n 


n 
n 
n 
»> 
n 
ft 

hoch 


Um  den  Eintiuss  zu  erhalten,  den  der  berausragende 
Faden  ausübt,  wurde  die  Temperatur  des  Thermometers  in 
siedenden  Dämpfen  bestimmt»  wenn  ersteres  soweit  eintauchte» 


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ffiarmMtung  iter  Gase,  $1 


wie  es  in  der  f  latte  benuUt  wurde,  nach  der  obigen  Angabe 
bis  44^.  Iq  diesem  FaUe  zeigte  das  Thermometer  0,49  niad- 
nger«  ils  venn  es  ganz  eingetaucht  war.  Ans  diesem 
Besultate  wurde  die  Emie^rigang  lUr  jeden  Grad  innerhalb 
des  Interralls  Ton  94  bis  87^  nach  den  Angaben  des  Hm. 
F.  Kohlrausch^)  berechnet;  die  erhaltenen  Resultate  smd 
in  der  dritten  Heiiie  der  obigen  Tabelle  mitgetheilt.  Aus 
der  DiÖeren^  der  zweiten  und  dritten  Reihe  ergibt  sich  dann 
endlich  die  ganze  Correcturi  welche  an  den  Ablesungen  bei 
den  Terschiedenen  Temperaturen  anzubringen  ist;  dieselbe 
ist  in  der  Tierteu  Eeihe  enthalten. 

Nachdem  die  Thermometer  18  Tage  zu  den  Versuchen 
benutzt  waren,  zeigten  sie  gegenüber  den  ersten  Bestim« 
mnngen  starke  Verschiebungen ;  infolge  dessen  konnten  diese 
Versuche  nicht  zu  den  Berechnuügen  benutzt  werden.  Es 
wurden  dann  nach  Verlauf  von  zwei  Monaten  die  Versuche 
wieder  aufgenummen;  die  Yergleichung  der  Thermometer 
zeigte  jetzt,  dass  in  der  Folge  nur  mehr  kleine  Verschie- 
bungen eintraten  y  die  weniger  als  0,1^  betragen  und  theil- 
weise  auf  Beobachtungsfi^ler  zurackzuftthren  sind.  Die  oben 
angegebenen  Vergleichungen  mit  dem  Luitthermometer  wur- 
den erst  ausgeführt ,  nachdem  die  zuerst  beobachtete  starke 
Veränderung  der  Thermometer  vorüber  war,  sodass  die  Re- 
sultate als  zuverlässig  anzusehen  sind. 

Lttft 

S)  Die  zu  den  Versuchen  rerwendeten  Kupferplatten 

hatten  folgende  Dimensionen: 

Durchmesser  der  Platten    .    .    14,375  cm, 
Dicke  der  mittleren  Platte   I     0.922  » 

9f       ff  »  »r       II  2,269 

Es  wurden  zwei  Abstände  der  Platten  benutzt.  Die 

Dicke  der  Glasplättchen,  welche  den  Abstand  bildeten,  wurde 
durch  einen  Comparator,  dessen  Mikroskop  einen  verschieb- 
baren Faden  besass.  sremessen.  Der  Werth  eines  Theil- 
Striches  auf  der  Trommelschraube  wurde  durch  mehrfache 
Messungen  mit  einer  Glastheilung,  wie  sie  bei  Mikroskopen 

1)  F.  Kohlranseh»  Leit^Mton  der  prakt  Physik.  5.  Aufl.  p.e8.  1884. 
äam,  4.        «.  ClMm.  K.  F.  ZZIZ.  6 


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82 


üblich  ist,  Terglichen;  derselbe  entsprach  0,0018  mm.  Die 
Grösse  der  GlMplftttehen  betmg  1  bis  2  qmm. 

Im  Folgenden  ist  zuerst  eine  Tollstindige  Beobachtong 
mitgetbeilt;  die  Temperatnren  sind  bereits  corrigirt 

Luft.   Platte  L   Abstand  0,0474  cm. 


W  Tein 

p    r  a  t  u  r 

'  Temp,  der 

Zeit 

obere  u 

uiittleren 

uutereu 

J  « 

der 

Platte 

Platte  i 

Platte 

UmgebuBg 

fx 

^  1 

2k  25» 

1  90,63 

51,68 

10,6ü 

2,13 

17,7 

27 

68 

68  1 

60 

13 

29 

!  63 

68  1 

62 

11 

81 

e: 

70  1 

66  ' 

09 

88 

67 

I        72  1 

11 

86 

67 

72  i 

66 

11 

87 

65 

72  i 

64  1 

1 

15 

39 

65 

72 

64  ! 

f 

15 

41 

65 

1        ^2  j 

64  1 

) 

15 

48  • 

67 

L       74  1 

64  1 

i 

17 

18,7 

Mittel 


90,65     I    51,71      i    10,64     Ü       2,18       1  18,2 


Die  Constans  der  Werthe  Ton  A  hängt  wesentlich  tob 
der  Constanz  der  Temperatur  des  Wasserleitungswassers  usd 
der  Constanz  der  Intensit&t  des  Wasserstrahles  ab.   In  dem 

obigen  Beispiel  steigt  die  Temperatur  um  0,04**  innerhalb 
20  Minuten.  Die  Temperatur  der  Umgebung,  welche  durch 
drei  Thermometer,  die  in  der  Nähe  der  äusseren  Begrenzung 
im  Kasten  aufgestellt  waren,  gemessen  wurde,  steigt  in  der- 
selben Zeit  von  17,7  auf  18,7^;  bei  vielen  Versuchen  war  die 
Aenderung  geringer. 

Die  folgenden  Tabellen  enthalten  die  Mittelwerthe  der 
Versuche  mit  Luft 


Tabelle  I. 
Platte  I.   Abstand  0,0474  cm. 

Nr. 


90,65  51,71  10,64  18.2  2.13 

90,27  52,11111,95  18,7  ,  2,00 

90,08'52,0l|lV98;i8,7  '  2,01 

H9,29'50,24  9.31  17.9  l.^S 

.  bT.55  50,24  ll.itO  17. 7  1,93 

;  91,23  5 1, 1H>  10,.3ö  17.1  2,22 

Mittef  89,84;51,37  10,87118,05,  2,03 


1 
2 
8 
4 
5 
6 


Tabelle  1». 
Platte  I.  Abstand  0,1026  cm. 


Nr. 

U    i  U 

*% 

'4 

i 

7 
• 

93,52  51,50 
94,65>51,99 
98,6951,06 

8,67 
8,60 
7,81 

17,3 
18,5 
16,6 

0,81 
0,7S 
0,«2 

Mittel ,  98.95|51,52|  8,86  17,47,  0,78 

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fVdrmdsUung  der  Gase.  88 
Tabelle  11.  I  Tabelle  II.. 


Platte  II.    Ah«tfinrl  0  0474  cm. 


Nr. 

1^1^« 

J 

10 

11 

90^7 
9(^80 

52,87 
51,89 

14,1221,4 
18^!t9,9 

0,25 
0^ 

Mittel  1 00^|51,88|18,06  90,65|  0,85 


Platte  TT,    Abstand  0,1 02^.  q 


m. 


Nr. 

^  ( 

12 

18 
14 
15 

94,87  50,70 
94,7850,78 
94,81150,81 
94,40  50,57 

9,65 
9,60 
"8,88 
8,60 

16,6 
16,6 
18,5 
19,6 

-2,62 
-2,82 
-2,08 
-1,86 

Mittel  j 

94,59150,71 

9,18117,82 

-2,35 

Die  Tontelienden  Yersuche  lassen  sich  nach  Gleichung 

(3)  in  sechsfacher  Weise  combiniren;  da  aber  «,  wie  die 
Gleichung  (8)  zeigt,  durch  DiÖerenzwerthe  berechnet  wird, 
so  können  jene  Combinationen,  bei  denen  die  Differenzwerthe 
sehr  klein  werden,  keine  genauen  Hesultate  liefern. 
h&ogt  dies  wesentlich  von  der  Grösse: 

ab,  deren  Werth  nicht  zu  nahe  gleich  1  werden  darf;  des- 
halb ist  die  Combination  der  Tabellen  Ig  und  II  nicht  za 
Terwerthen. 

Anstatt  jeden  einzelnen  Versnch  in  einer  Tabelle  mit 
'  den  einzelnen  Versuchen  einer  anderen  Tabelle  zu  combini- 
ren, ist  es  zweckmässiger,  alle  Versuche  einer  Tabelle  in 
ein  Resultat  zusammenzufassen  und  dann  die  so  gewonne- 
nen Kesultate  der  verschiedenen  Tabellen  zu  combiniren. 
Diese  Combination  Iftsst  sich  in  folgender  Weise  ausführen. 

Angenommen,  es  seien  bei  gleichem  Plattenabstande  nnd 
bei  gleicher  Plattendicke  folgende  Beobachtangsresultate  f&r 
die  Temperatoren  erhalten: 

Für  den  Versuch  1 :      ,   b^,  e^, 

2:   o,,  </, 


n : 


a 


n ' 


80  hat  man  &kt  den  Versuch  1  nach  der  Gleichung  (2): 


(4) 


e* 


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.84 


und  ebenso  für  die  folgenden  Versuche  durch  Einsetzung 
d«r  esitprMimden  ImÜMfi.  Setit  »mi: 


(5) 


und  femer: 


^,   +  «2  -j- 

«^l  + 1/.  + 


•   •   •  < 


+  ^1. 


n.T, 


h 

-ft 

«1  - 

• 

• 

• 

• 
• 

• 

• 
• 

-ft 

• 

• 

h 

• 

• 

-2« 

q  -  tt  »  r, 

f *  -  T,  =  r, 


rf,  -  T4  -  *, 


und  fuhrt  man  die  Wertbe.  welche  sich  für  a, ,  ö^f  undi^ 
aus  (6)  ergeben,  in  (4)  ein,  so  erb&lt  man: 

+  ('»  9i  -  *.  »"i)  -  «  ((»■,  -  T,)  +  (p,  -  f,))  I 
-  {(r,  -  r,)  -  (ti  -  r,)|  +  {ij,  -  r,)  -      -  j,)J 

+      +  ((r,  -     +  (Ji-  »i)). 

Bildet  man  dief  entsprechenden  Gleichungen  für  die 
Übrigen  Versuche  und  addirt  alle  Gleichungen,  so  ergibt  sich: 

((^1^2  -  ^^1^2)  -       -  V«))- - iS^^iPn  -  H  2«)  -    2»-  f  s  '•-)) 
—  €(n(T,  -  Ts)  +  (p^  -  rj)  +  (p^  -  Tg)  +       +  r„))}  « 

»{(^i-'s)-(^i-^s)}  +  ((2i  -  ''i)-  O^i-^i))  +  ((Ji-'-t)-  (/'i-9f))+ 

+  Ä  {« .  (r,-Tj  +  (2i-*i)  +  (22  -  ^2)  +    •  + 

Da  aus  (5)  und  (6)  folgt: 


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W&rmeleitung  der  Gase,  85 

Ji  +     +  •  •  •  •  +  0 

+  ^  +  +    «  0 

*i        +••••+*»  —  0, 

80  redndrt  rieb  die  letzte  Gleidrang  auf  die  folgende: 

+  (rx'  +      +       +  r»-)|      "  «  (^i  -  ''2)]  - 

(»i-»s)  -  {^i  -    +  +  in^  ^'^«"^«^  • 

Da  m  4»  die  vierten  Potenien  der  Temperatnr  eingehen, 
so  llMi  lioli  («(|  ^  ai^4....0«)  meht  weaentlieh  einfacher 
gMtelten.  IndeMin  riod  die  Wertlie  von  4^  so  klein,  dass 
68  gnttgt,  dnreh  Einführung  dee  Mittohrerthei  sn  setm: 

-  ((r,  +  218  -     -  (T,  +  27a  -K  €,)*))  -  i\ . 

Hierdurch  erhält  die  Gleichung  (7),  wenn  man  den  Factor 
Ton  a  mit  beaeiohnet  und  im  Übrigen  die  AbkOrtnngiBn, 
welche  schon  früher  (§  8)  flbr  den  einzelnen  Versach  enge* 
gsben  sind,  jetzt  ftlr  die  Mittelwerthe  einflUirt,  folgende 
Gestalt: 

DoPch  Combination  mit  einer  zweiten  Versuchsreihe,  zu 
velcher  ein  anderer  Plattenabstand,  reap,  eine  andere  Platten- 
ift,,  .ergibt  sich  endlich; 


deutung  hat,  wie  früher.  (Gleichung  3»). 
'  (8)  sind  die  Versuche  der  oben 
i  zu  berechnen.   £3  ist  noch  zu 
tmd  dritte  Glied  des  CMffteienton 


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86 


A*  Winkehnatm* 


tt  in  der  Oleichong  (7)  nor  einen  geringen  Einflasa  aof  das 
Endreanltat  anaObt 

Die  CombinatiüDeü  der  Versuclie  liefern  nacli  GleicLuüg 
(8)  folgende  Werthe: 

Berediiiet  am  Tabelle  wird  der  TemperatereoSfificient 


I 

und 

U 

0^00267 

I 

»» 

II 

226 

I 

»» 

n. 

I» 

lU 

168 

n 

» 

II. 

m 

IfiMwertli  0,00828 

Die  Combination  la  und  II  wurde  nicht  beitclinet, 
weil  für  diese  der  Werth  von  B  nur  wenig  von  der  Einheit 
sich  unterscheidet,  und  infolge  deasen  die  Berechnung  nach 
der  Oleichnng  (8)  eine  zu  groaae  Unaicherheit  einacblieaat 

Der  Mittelwerth  der  obigen  Bereohnnng  dea  Tempe> 
ratarcoSfficienten  der  Wftrmeleitung  0,00228  zeigt  gegenüber 
den  Einzelwerthen  zweimal  eine  grössere  Abweichung.  Diese 
ist  so  gross,  dass  sie  nicht  allem  in  mangelhaften  Tempe- 
ra tu  rbestimmungen  gesucht  werden  kann.  Aus  der  Glei- 
chung (U)  geht  hervor,  dass  eine  Verschiedenheit  der  beiden 
Plattenabatftnde  in  demselben  Versuch  einen  aehr  bedeuten- 
den Einfluas  auf  daa  Endreaultat  austtbt  Um  diesem  zo 
begegnen,  wurden  die  Glaapl&ttchen,  welche  den  Platten- 
abetand bedingen,  gegeneinander  Tertauacbt,  aodaaa  die  Flitt- 
chen, welche  bei  einem  Versuche  oben  lagen,  nach  unten 
kamen  und  umgekehrt.  In  dieser  Weise  sind  die  Versuche 
Kr.  4,  5,  6  angestellt,  hei  denen  die  (ilasplättchen  gegenüber 
Nr.  1,  2,  3  vertauscht  waren;  ebenso  Nr.  14  und  15  gegen- 
Aber  12  und  13.  Es  zeigte  aich,  dass  die  Umwechalung 
der  Olaaplittchen  keinen  weaentltchen  Einfluas  anaübte. 

6)  Dagegen  war  noch  nicht  unteraucht»  ob  die  Platten- 
flächen  vollständig  eben  waren.  Um  hierüber  einen  Anhalt 
zu  gewinnen,  wurde  die  mittlere  Kupferplatte  umgelegt,  so- 
dass die  Seite,  welche  früher  nach  oben  lag,  jetzt  nach  unten 
kam.  Die  Resultate,  welche  in  dieser  Weise,  nachdem  alle 
Platten  mit  aehr  verdünnter  Schwefelsäure  gereinigt  wareo, 
erhalten  wurden,  aind  in  den  fi^nden  Tabellen  niedergelegt 


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WarnuleUung  der  Gate, 


87 


Tabelle  UI. 

Platte  I,    AbstJin  l  0.O4T4, 


Nr.    ^      '  ^  '  ^ 


Tabelle  IU». 

Platte  I.    Abstand  0,1020. 


Nr.  f, 


16 

17 
18 


9O,82|51,29ll0,20!lM  i  1,56 

90,41  50,88'  9,51  16,9  ,  1,84 

90,71, 50,84j  9,40  13,4  ,  1,57 

MUtdi  j  90,«5|51,00|  9,70|l5,63|  1,65 


19     94,06:51,22  7,9916,4  0,87 

21     94,77  51,58  7,94  16,9  0,45 

Mittel  I  94,43,51,40|  7,96,16,65;  0,41 


Tabelle  IV. 
Platte  IL  Abttaad  0,0474. 


Mr. 

^  i 

J 

21 
21 

89,89 
90,04 

50,43 
50,17 

10,49 
9,82 

18,9 
17,7 

0,48 
0,47 

Mittel 

89,96 

50,80 

10,16 ; 

18,8 

0,48 

Eino  VergleieboBg  dor  obigen  Worthe  mit  den  frttlioren 
Tabellen  ergibt,  daee  die  dfinne  mittlere  Platte  (I)  jetst  ent* 
schieden  kleinere  Werthe  geliefert  hat,  als  in  der  vorigen 

Lage;  bei  der  dicken  Platte  (II)  ist  dies  dagegen  nicht  zu 
constatiren.  Eine  Erklärung  der  Differenzen  erhält  man 
durch  die  Annahme  einer  Wölbung  der  mittleren  Platte, 
durch  welche  der  Abstand  der  Platten  modificirt  erscheint 
Die  beiden  Reiben  der  Versuebe  laseen  unter  folgender 
Yomuieetiang  ricbtige  Endresultate  enielen.  Angenommen, 
et  lei  bei  der  ereten  Versuebereihe  der  mittlere  Abstand 
der  oberen  und  mittleren  Platte  gleich  [d  ^  d),  der  mittlere 
Abstand  der  mittleren  und  unteren  Platte  gleich  {d  +  d). 
Wird  jetzt  vorausgesetzt,  dass  durch  das  Umlegen  der  mitt- 
leren Platte,  entsprechend  der  zweiten  Versuchsreihe,  aucb 
der  Plattenabetand  vertauscht  wird,  so  erhält  man  ein  äjrstem 
fon  Gkiobnngen,  welobe  folgende  Gestalt  baben: 


WO  3/.  resp.  N  die  weiteren  Grössen  der  (ileichung  (U)  dar- 
stelien,  welche  von  d  unabhilngig  sind. 


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88 


A,  ffinhlmatm. 


Att8  Gleichung  (9)  erhftlt  mm: 

^^ßTJl^  +  ((^  +       -  T.)  -  (r.  -  T,)) 

(V-  ^.')  -  it,'  -        ,  (r>»-  (I,'- V) 


wenn  man  vernacbl&ssigt: 

1)  -J  gegen  rf; 

2)  -  ^^3)  -  {Ti  -  r,)]  gegen  den  Zähler  in  GL  (lOjj 
S)  -J  (^^^^'  -  '*'~'*']  gegen  den  :Nenner  in  ÖL  (10). 

Urn  ans  den  Gleichungen  (9)  die  Grösse  d/d  in  einfacher 
Weise  zu  erhalten,  ist  die  angenäherte  Eenntniss  Ton  a  und  h 
erforderlich.  Fflhrt  man  die  von  Hrn.  Christiansen  an 

• 

sweiter  Stelle  angegebene  fieetimmung  ein,  dass  die  Ton 
1  qcm  bei  der  Temperatardifferenc  1^  in  einer  Secaiid*  ab> 

gegebene  Wärmemenge  gleich: 

0,000067  5. 

sei,  und  setzt  man  femer  a  »  0,002,  so  wird  naöh  den  Ta- 
bellen I  und  III: 

4  0,0028. 

Eine  andere  Annahme  fOr  «  hat  nur  einen  geringen  Biih 
fluse;  wttrde  maa  s.  B.  ir«<^0026  eetaen,  so  hfttte  man 

djdmOfiOBO  gefunden. 

Der  kleine  Werth  von  Sfd  beweiet,  dass  die  oben  ai* 

gegebenen  Vernachlässigungen  bei  der  Bestimmung  von  a 
nach  der  Gleichung  ^  10)  zulässig  sind.  Man  kann  daher  aus 
den  Endresultaten  der  entsprechenden  Tahellen  unmittelbar 
das  Mittel  nehmen  und  dann  die  £rechnung  wiederum  nacb 
der  Gleichung  (8)  ausfahren. 

£he  ich  die  darauf  besftgliebeft  Resultate  ttittheil«, 
möchte  ich  auf  den  grossen  Einflusa  hinweisen,  den  ein« 
kleine  Unebenheit  der  Platten  anf  die  Temperatur  derselbeB 
und  damit  auch  auf  a  hat.  In  dem  oben  betrachteten  Falle; 
wo  der  Plattenabstand  0,0474  cm  ist,  wird  S  —  0,00013  cm. 
Wenn  also  durch  eine  Wölbung  der  Platten  der  eine  Ab« 


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ffärmeUitunff  der  Gase, 


9» 


stand  im  Mittel  nur  um  0,00026  cm  grösser  ist,  ak  der 
andere,  so  hat  dieser  Unterschied  der  Plattenabstäade  einen 
£iadu<%^  von  mehreren  Zehnteln  auf  die  Temperatur  der 
mittleren  l'iatte. 

Der  TeTOi>eraturco6fficient  a  der  WäroMleitiliig  wivi 
Dach  Gleichung  (8)  darch  die  Combination  der 


Tabelle- D 

o 

rT,    III)    üöd    (Iq.  III.) 

0,00244 

(I,   III)     »     (II,  IVi 

196 

(I,    Illj     »  il» 

208 

\,U,  IIU)    »  II. 

(H,  IV)    »  II» 

Mittel 

0,00204 

Aach  nach  dieser  Berechnnng  sind  dio  Differenien  der 
Werthe  antereinaader  noch  bedeutend.  £e  ist  aber  cu  be- 
merken, dMS  die  Combination  der  beiden  Vervaebtrefben  nnr 

Jiiüii  richtige  Resultate  liefern  k;tnD.  wtnn  die  Voraus- 
setzung, welche  den  Gleichungen  (9)  zu  (inmde  lie^t.  erfüllt 
ist.  Nach  der  letzteren  soll  durch  das  Umlegen  der  mittleren 
Platte  4ler  Plattenabfttaad  vertauscht  werden.  Diea  wird 
aber  war  der  Fall  sein,  wenn  die  obere  und  die  untere  Platte 
vollkommen  eben  sind,  oder  wenn  beide  Platten  eine  gleich 
grosse  Abweichung  in  demselben  Sinae  besitsen.  Bs  ist  dies 
letztere  aber  nicht  bewieset»  und  daher  w^r  ^ee  wttiMIdiens» 
Werth,  durch  neue  Versuche  definitive  iiesultate  zu  erhalten. 
Man  hätte  durch  w<^itere  Vertauschung  der  Platten  zu  diesem 
Ziele  gelangen  können;  indessen  schien  es  mit  KUeksicht 
auf  die  unvermeidlichen  Beobachtuogsfehler  zweokfliitostger, 
lunächst  den  Versuch  zu  machen,  durch  abermaliges  Ab- 
schleifen der  Platten  den  Fehler  möglichst  zu  Terkleinern 
und  dann  die  Versuche  in  folgender  Weise  zu  wiederholen. 
)9aehdeifi  hei  oi  dot  beetimmteD  Stellu&g  der  PlAt4#»  4i«  Ver- 
suche gemacht  sind,  wird  das  ganze  System,  ohne  sodhI  etwas 
2u  ändern,  umgekelirt,  sodass  die  Platte,  welche  früher  unten 
war,  jetzt  oben  ist,  u.  s.  w.  Man  erreicht  hierdurch,  dass 
die  oben  gemachte  Voraittsetzung  sicher  erfüllt  ist,  und 
macht  sich  gleichzeilig  von  einer  etwaigen,  nieht  ToUsl&ndig 
gleichen  Dicke  der  Glaspl&ttchen  uftabhftngig. 


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90  A.  tVinkelmann. 

4 

7)  Die  erhaltenen  Besnltate  mit  den  nea  abgesohliffenen 

PlatteD,  welche  häutig  mit  sehr  verdünDter  Schwefelsäure  im 
Laufe  der  Versuche  gewasciien  wurden,  sind  in  den  folgen- 
den Tabellen  niedergelegt;  die  eine  Stellung  der  Platten  ist 
mit      die  andere  umgekehrte  mit  B  bezeichnet. 


Tabelle  V. 
Plaue  I.   Abstand  u,04U  cm. 


Nr. 

<i 

! 

88 

24 

25 

88,2C 
88,39 
,  87,19 

50,46 
50,45 
49,05 

10,35 
9,90 
8,51 

18,3 
21.0 

16,5 

'  2,31 
2,61 
1  2,40 

A 

1                  T 1 

Mittel 

87,96 

1  49,99 

\  9,59 

,  18,60 

1  2,44 

ff 

86 

27 

90,19 
1  90.42 

51,89 

'  51,61 
51,15 

(  11,51 

10,83 
10,60 

1  18,5 

17,1 
IS.O 

,  2,08 
1,97 
)  2,09 

'  'Mi 

WW 

1  : 

~  Mitr.ji 

:  90,07 

i  61,66 

ri0,98 

i  17,87 

1  2^6 

mittel 

89,01 

1 

,  50,77 

1 

10,28 

18,24 

1 

2,25 

1 

Tabelle  V». 

Platte  I.   Abstand  0,1026  cm. 

Nr. 

!  u 

4 

Stelloog 

29 
90 
31 

92,48 
91,28 
93,59 

50,47 
49,77 
50,91 

7,52 
7,34 

7,24 

20,4 
20,0 
20,8 

0,94 
0,99 

0,99 

Ä 

Mittel 

92,45 

50,38  1 

7,36 

20.40 

0,95 

If 

32 
33 

93,45 
94,12 

51,13 
51,15 

7,86 
7,32 

19,7 
18,7 

0,95 

0,86 

Mittel  1 

93,78  1 

51,14 

7,59 

19,20 

Ö,9l 

n 

QeMunmt- 
mittel 

1 

88,11   j  50,76 

7,48 

10,80 

0,93 

•  •M.  ■ 

Tabelle  YL 
Platte  IL  AbttRDd  0,0474  cm. 

Nr. 

h 

h 

4 

34  1 

35 

86 

37 

38 

88,67  1 

88,25 

88,99 

88,22 

88,23 

49,55  1 
49,35  1 
49,57 
49,15 
48.97 

9,22 
9,18 
9,10 
9,12 
8,71 

20,8 
20,5 
18,6 
20,1 
17,9 

1,2! 
1,27 
1,05 
0,96 
1,00 

Mittel  i 

88,47  1 

49,32  i 

9,07  i 

19,68  t 

1,10  1 

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Hännelnitung  der  Gase,  91 




u 

ä  [SteUnng 

S 

91,12 
90,48 

50,91 
50,85 

9,62 
9,38 

20,8 
17,8 

1,08 
0,84 

B 

»1 

90,80 

50,63 

9,50 

19,30  1    0,96  )i 

1 — .r''    , ' 

PI 

Tal 

afte  TT 

a  OA 
V,jS9 

»eile  VJ 

19^4 

,102«^  cm 

1,08 

"1 

tt 

L 

A 

Stellung 

42 

M,20 

•M» 

48,91 
49,81 

6,52 

MS 

18,7 

-1,90 
-1,89 

A 

n 

98,80 

49,36        7,32   |   S0,05  1-1,90   |  n 

94,55 
94,51 

1  50,01 
50,47 

6,96 
8,20 

20,8    j  -1,49    1  B 
20,2    !  -1,77  „ 

Mittel  94,53 

50,24 

7,58 

20,50  i  -:1,63 

It 

Oeaammt- 
HnttMl 

«8,91 

49,80 

7,45 

20,27  I  -1,76 

Durch  die  Combination  der  einzelnen  Tabellen  erh&lt 
man  nach  der  Gleichung  (8)  folgende  Resnltate: 

Aua  den  TabeUen  Temperaturco^fificieat  a 
y  Qiid  Ys  0,00804 

V  tf     VI  286 

V  II  TU  851 
Ya  »  Via  168 
VI   »     YU  802 

Die  Wertbe  m  zeigen  noch  ettrkere  Abweichungen,  als 

früher;  der  Sinn  derselben  ist  aber  der  gleiche,  wie  bei  der 
vorigen  Zusammenstellung:  der  erste  und  letzte  Werth  ist 
am  grössten,  der  vierte  Werth  am  kleinsten.  Man  denkt 
sun&chst  daran,  dass  die  Plattenabstände  nicht  richtig  be* 
stimmt  sind;  die  Dicke  der  Glasplättdien  wurde  aber  mehr« 
lach  contcolirt»  sodass  hier  der  Fehler  höohttena  1  Proc  be- 
tragen kann«  Dnrch  dae  Umlegen  des  ganzen  Systems  wird 
die  Ungleichheit  des  oberen  und  unteren  Abetandee  der 
Platten  ans  dem  Endresultat  eliminirt,  ohne  dass  allerdings 
der  mittlere  Abstand  der  Platten  gerade  gleich  der  Dicke 
der  (rlasplättchen  ist.  Der  Unterschied  ist  aber  in  jedem 
Falle  so  unbedeutend,  dass  er  nicht  wesentlich  in  Betracht 


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92  H'ütkelmanjL 

kommt.   Es  ist  desbalb  onwalirscbeiiilicli ,  dass  die  Diffe- 
renzen  nur  in  Versuchsfehlern  begründet  sind.  Da  die  Luft 
seitlich  an  den  Plattenrändern  in  die  H5he  steigt,  ist  eine 
wenn  auch  sehr  geringe  Luftbewegung  zwischen  den  flatten 
nicht  Ton  vornherein  ausgeschlossen.    Stehen  die  Platten 
ToUkommen  horizoBtaly  und  ist  der  seitliohe  liaftstvo«  an 
allen  Stellen  des  Plattenrandes  gleich  stark,  so  wird  de^ 
selbe  allerdings  keine  Loftbewegung  swiscben  den  Platten 
erzeugen  können.    Die  letzte  Beding  uug  ist  j«doeh  nicht 
vollkommen  erfüllt,  wie  sich  daraus  ergibt,  dass  die  Thermo- 
meter, welche  an  verscliiedenen  Stellen  des  Kastens  in  glei- 
chem Abstände  von  der  Mitte  aufjgesteüt  waren,  nicht  voll- 
st&ndig  übersinstimmende  Angaben  machten.    Wenn  aber 
eine  Luftbewegnng  swisdien  den  Platten  eintritti  se  wiid 
die  Stftrke  nlid  Wirkung  dwselbeü  aneh  von  der  QrOsse 
des  Plattenabstandes  abbingen;  infolge  dessen  teeten  bei 
yerschiedenem  Plattenabstande  verschieden  starke  £in- 
tlüöse  ein.    Diese  machen   sich  bei  der  Combination  der 
Versuche,  weil  dort  DiÜ'erenzwerthe  m  die  Formel  eingehen, 
sehr  stark  geltend  und  bedingen  so  erhebliche  Abweichungen. 
Femer  wird  auch  die  Grösse  hf  welche  ein  Maass  für  die 
von  der  Flftcheneinheit  nach  aassen  abgegebene  W&rme  dar- 
stellt, bei  den  versebiedenen  Versnehen  je  nach  der  Stftrke 
der  Luftströmungen  etwas  verschiedeli  sein.   Leider  war  es, 
wie  schon  früher  erwähnt,  nicht  möglich,  den  Apparat  aus- 
zupumpen, um  die  Wirkung  der  Strömungen  auf  ein  Mini- 
mum zurückzuführen. 


8]  Die  Umgehung  der  Bestimmung  von  A  durch  die 
Oombinaüon  Yenchiedener  Versnehe  führt  nach  der  obigen 
Darlegung  nicht  in  einem  genügenden  Ergebnisse  und  daher 
war  es  nothwendig,  die  Grösse  h  direct  su  besUamen«  Wie 

schon  in  §  3  erwähnt  wurde,  zeigen  die  Resultate  von  H. 
F.  Weber  und  Christiansen  einen  bedeutenden  Unter- 
schied,  der  es  allein  schon  wünschenswerth  machte,  eine  neue 
Bestimmung  auszuführen.  Dasu  kommt  noch,  dass  aus  den  Vep' 
suchen  beider  Forscher  sich  die  hier  in  Betracht  kommende 
Grösse  nicht  mit  genOgcDder  Sicheiheit  bestimmen  lisst. 


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iVämuieiiiaiff  der  Gase.  98 


Wird  eijae  erwärmte  Platt»  in  einem  luftorfüliten  Eaume 
der  Abkühlung  au8ge86tfft|  so  gibt  dieselbe  in  dreifaoher 
Weise  WSnne  nach  aiueen  durch  Strahlang»  WUrme- 
leitniig  «od  CoiiTectioi»,  Die  durch  Convection  fertgefllhrte 
Wftnue  soll  im  Folgenden  nach  dem  Vorgange  des  Hnt 
Oberbeck ^)  „getragene"  Wärme  genannt  werden.  Wenn 
der  Kaum,  in  welchem  the  Abkühlung  der  Platte  vor  sich 
geht,  sehr  gross  gegenüber  der  Platte  selbst  ist,  so  wird  die 
Ton  der  Flächeneinheit  darch  Wärmeleitung  abgegebene 
Wärmemenge  für  alle  gleich  grosse  Theile  der  Oberfläche 
gleich  sein,  ebenso  wie  dies  für  die  litrahlnng  der.FaU  ist. 
Dagegen  wird  das  Gleiche  i&r  die  i^getmgene'^  WBrme  nicht 
gelten.  Wird  eine  mnde  Platte  horisontBl  aafgeh&ngt,  so 
ist  die  von  der  Flächeneinheit  abgegebene  Gesammtwärme 
verschieden,  jenachdem  das  Flächenstück  auf  der  horizon- 
talen  ebenen  oder  auf  der  verticalen  krummen  Begrenzungs- 
fläche  liegt.  Dabei  wird  es  weiter  in  dem  ersten  Falle  einen 
üntersflhied  machen,  ob  das  StiLck  auf  der  oberen  oder 
unteren  horizontalen  Fläche  liegt.  Die  Beobachtung  ii^rt 
nur  einen  Mittelwerth  für  die  Flächeneinheit^  und  es  ist, 
soviel  ich  weiss,  unhekaont,  wie  weit  dieser  von  den  Einxel- 
werthen  ahweicht  Die  folgenden  Yersuehe  sollen  hierüber 
wenigstens  theilweise  einen  Aufschlnss  geben.  Zu  dem 
Zwecke  wurde  die  Abkühlung  von  Kuptor])bLtten  beobachtet 
einmal ,  wenn  sie  horizontali  dann  wenn  sie  vertical  autge- 
stellt waren. 

Bezeichnet  man  mit  h,&  die  durch  Strahlung,  Leitung 
und  Convection  bei  der  Temperaturdifferenz  &  von  der 
Flächeneinheit  in  der  Zeiteinheit  fortgefährte  Wärmemenge, 
so  hat  man: 

wenn  P  das  Gewicht.  C  die  specifische  Wärme  und  O  die 
überdache  der  sich  abkühlenden  Platte  bezeichnet;  es  ist  dann 
h  eine  Function  von  i^.   Aus  der  obigen  irljeichung  folgt: 


1)  Ob  erb  eck,  Wied.  Aaa.  9«  p,  VtU  18T9. 


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94 


WinkUmmn. 


wenn  der  TemperaturdiHerenz  d-^^  die  Zeit  Noll  und  der 
Differenz  d-^  die  Zeit  entspricht 

Znnftvhet  wurde  die  dünnere  mittlere,  auf  etwa  W  er* 
wftrmte  Knpferplatte  (I),  welche  za  den  Versncheii  flhor 
WirmeleituDg  gedient  hatte,  auf  ein  kleines  Gestell,  welches 
mit  drei  Stellschrauben  versehen  war  und  drei  dünne  Glas* 
röhrchen  trug,  in  den  früher  beschriebenen  Kasten  gelegt. 
Die  Glasröhrchen  waren  so  lang  (etwa  9  cml,  dass  die  Platte, 
welche  mittelst  einer  Dosenlibelle  genau  horizontal  gestellt 
war^  die  Mitte  des  Kastens  einnahm.  Die  Temperatur  der 
ümgebnng  wurde  durch  drei  Thermometer,  weiche  in  den 
Kasten  nahe  an  seiner  tasseren  Begrenzung  in  Terachiede- 
nen  Höhen  angebracht  waren,  bestimmt  Die  Beobachtnngs- 
resultate  sind  in  der  folgenden  Tabelle  mitgetheilt 


Tabelle  VIL 
Platte  I  Imiaontal  im  Kaftan. 


Temp, 
der  Platte 

Zeitbeobach- 
toQgeu 
Min.  See. 

Zeir- 
diüereiiz 

See. 

Temp, 
der 
Umgebung 

1 

0 .  log  tf  1 

Mittlere 
TemperfttOT* 
«mieieni 

50,$« 

47,8 

44,8 

41,8 

88,8 

0  41 
5  0 
9  49 
15  11 
21  32 

259  12,8 
289  12,9 
328  13,Ü 
875     1  13,1 

0,000  137  8 
1351 
1312 
1279 

8e,s^ 

38,4 
30,3 

Mittei   0,000138  0  ]  31,8 

Es  bedeutet  in  obiger  Tabelle  nach  Gleichung  (II): 


Die  Temperatur  der  Umgebung  stieg,  wie  die  Tabelle  zeigt, 
langsam  von  12,8  bis  13,P;  innerhalb  der  einzelnen  Perioden 
wurde  dieselbe  constant  gesetzt  Ein  zweiter  Versuch  lieferte 
unter  den  gleichen  ümst&nden: 

r.loge- 0,0001322 

bei  vier  mittl*  reü  Teiiiperaturdifferenz  31,3^- 

Eine  verticale  Aufstellung  (die  ebenen  Plattenüäcben 
vertical  gestellt)  liess  sich  in  dem  Kasten  nicht  erzielen ;  daher 
wurden  die  entsprechenden  Versuche  in  freier  Luft  auf* 
gefthrt  üm  aber  vergleichbare  Besultate  zu  eriuüten,  words 


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W&rmeleiiung  der  Gate. 


95 


auch  die  AbkabloDg  bei  horizontaler  Steiliug  der  Platten 
in  freier  Luit  wiederholt.  Es  diente  hierzu  ein  nach  Norden 
gelegenes  Zimmer,  welches  sich  durch  eine  constants  Tern* 
peratnr  auszeichnete.  Die  Platte  wurde  von  vier  langen 
Seidenfäden  getragen,  welche  ihrerseits  an  vier  Schrauben 
befestigt  waren,  die  durch  eine  Auihiingeplatte  gingen.  Nach- 
dem die  Xapferpiatte  mit  eingefügtem  Thermometer  aufge- 
hängt war,  wurde  dieselbe  mit  Hülfe  der  Schrauben  genau 
horizontal  gestellt  Der  Plaitenabstand  von  der  TischAftche 
war  53  cm;  dass  letatere  keinen  wesentlichen  Einfluss  aus» 
ftbts^  zeigte  sich  dadurch,  dass  bei  einem  Abstand  Ton  85  cm 
die  Eesultate  die  gleichen  blieben.  Die  Temperatur  der 
L'mgebung  wurde  durch  drei  Thermometer,  welche  in  Ab- 
ständen von  30  bis  100  cm  in  verschiedener  Höhe  unfgestellt 
waren,  bestimmt.  Diese  drei  Thermometer  zeigten  )iörh«^tens 
eine  Differenz  von  0,2^.  Die  folgende  Tabelle  enthält  eine 
▼oUst&ndige  Versuchsreihe. 


Tabelle  VIII. 

Platte  I   horizontal  in  freier  Luft. 


Temp, 
der  Platte 

Zjdtbeobach- 
tmigeii 

Min.  See. 

Zeit- 
difierenz 

See. 

Temp, 
der 
Umgebung 

r .  log  e 

Mittlere 
Temperatur- 
dineieiis 

48,8^ 
4^S 

42.9 

893 
86,8 

0  45 
4  48 

^  16 
16  14 
21  46 

241 
270 
298 
882 

8,4» 
1» 
w 

» 

0,000  139  0 
184  5 
1829 
181 U 

89,9« 
85,9 
82,9 
29,9 

Mittel 

0,000  184  4 

1  84,4 

Zwei  weitere  Versuche  lieferten: 

ü.loge  =  0,000135  1  für  eine  TemperaturdiÜerenz  34,4^ 

33,3^ 

Die  vorstehenden  Versuche  zeigen,  dass  die  Abkühlung  in 
freier  Luft  fast  genau  zu  dem  gleichen  Eesultate  fUhrt^  wie 
jene  in  dem  allseitig  geschlossenen  grossen  Kasten. 

Die  Torticale  Stellung  der  Platte  lieferte  flbr  die  Ab« 
kfihlongsgeschwindigkeit  bedeutend  ^össere  Werthe,  als  die 
eben  angeftlbrten ,  welche  bei  horizontaler  Lage  erhalten 

waren;  es  ergab  äich: 


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90 


A.  H  uikeimaun. 


v.loge  <s  0,000179  8  für  die  Temper^turdifferenz  33,8^ 
ft  1808         M  9»  33,5 

Aas  dieten  VersuGben  folgt,  dass  je  nach  der  Orien- 
iirang  einer  FUtte  im  Baame  die  Abkfthlaagfge- 
•chwindigkeit  derselben  infolge  der  verscbiedenes 
Grösse  der  ,,g  et  rag  en  en"  Wärme  verscbiedene  Werthe 

annimmt,  deren  Unterschiede  bis  34  Procent  des 
kleinsten  Werthes  betragen. 

Um  auch  bei  kleineren  Temperaturdifferenzen  die  Wärme- 
abgabe za  erhalten,  wurde  ferner  die  Abkühlung  für  die 
Temperatur  von  bis  23^  beobaebtet.  Die  folgenden  beides 
TabeUen,  denen  auch  die  Dimensionen  der  Platten  beigefBft 
tindt  enüialten  die  Eesnltate  übersiohtliob  insammengestsUi 

Tabelle  IX.  Platte  1. 

Dicke  der  Platte  0,922  cm;     Gewicht  der  Platte    1309,6  g. 

Durchmesser  der  Platte  14,375  »      Specifische  Wärme  0^0,093. 


Platte  horiaontal.  ||  Platte  TerticaL 


Temperatur- 
differenc 

.  „            i  Temperatur- 
i      *      II  di&reiis 

r  .  log  e  1  k 

31,  i 
84,4 
88,3 

0,(XHJ  134  4 
135  1 
134  4 

z  I 

1 

-  ~  -A 

O.uuu  103  V 

-  : 

33,8 
33.5 

^0,000  179  8^ 
180  8 

1  Mittel  38,65 

0,000  180  3  0,0001881 

Mittel  34,03 

19,6 
19,6 

0,000  134  6 

0,000  125  6 
125  7 

'  19,2 
18,9 

Mittel  19,05 

0,000  162  0 
168  5 

0,0l>0  162  1 

1 

0,000124  6 

Mittel  19,55  10,000 125  7)0,000096  3 1 

Tabelle  X.  Platte  IL 

Dicke  der  Platte  2,269  cmj     Gewicht  der  Platte   3232,2  g. 

Onrcbmeaaer  der  Platte  14,875   »     Specifiiehe  Wirme  0,098. 


Platte  horiiontaL 

Temperatur-    «           t  x 
dürrem    |  »-wg«  * 

1           Platte  vertieat  ' 

Temperatur-                 I       .  . 

32.0   '0,0000647l!  — 

32,0             64  68;  — 

32,6 
32,6 

■ 

0,000  084  03 
084  B6 

j^ttel  82,0   |0,000  064  10|0,000  104  9| 

Mittel  32,6 

0,00006487 

Beide  Platten  liefern  in  verticaler  Lage  bedeutend 
grössere  Werthe  für  v. log«,  resp.  für  h,  als  in  horizontaler. 


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Wärmeleitung  der  Gase, 


97 


Die  Yergleichbaren  Werthe  für  h  (bei  gleicher  Temperatur- 
differenz) zeigen  für  beide  Platten  nur  geringe  Unterschiede. 

Da  h  mit  wachsender  Temperaturdifferenz  &  zunimmt, 
Betzen  wir  die  von  der  f'iächeneinheit  (1  qcm)  bei  der  Tein» 
^atardi£feren2  &  in  einer  Secande  abgegebene  Wärme- 
menge gleich: 

Aus  den  obigen  Angaben  der  Tabelle  (IX)  folgt: 

für  die  boruoDtale  Lage;  flir  die  verticald  Lage 

JSr,  =  0,000  066  8 .  tfi.»  J9i  «  0,000  073 1 .  ^W. 

Das  vorliegende  Temperatarinterrall  (etwa  14^^)  ist  zu  klein, 
um  den  Exponenten  Ton  mit  groeaer  Sicherheit  zu  berech- 
nen; die  Berechnung  wurde  nur  ausgef&hrt^  um  innerhalb 
des  beobachteten  InterraUee  die  Grösse  h  zu  bestimmen. 

9}  Eine  Vergleichnng  der  Torliegenden  Besaltate  mit 
denen  der  Herren  H.  F.  Weber  und  Christiansen  ersieht 
man  aus  der  folgenden  Zusammenstellung.    Die  Ton  der 

Flächeneinheit  (1  qcm)  in  der  Zeitciüheit  (i  Secunde)  bei 
der  nebenstehenden  Temperaturdifferenz  abgegebene  Wärme- 
menge ist  nach: 

 • 

T«r.  v^-«*M»  'nk.:^»«:.»  '  Winkelmann 
T^^^^'   Weber   ^^»"»V     [Honzontale.  Verticale 
 I  \    Lage     I  Lage 

20«  \  0,00190  !  0,00246  0,(K)19a  0,0025! 
30         j  j     0,00400    ;    0,01304    j  0,00406 

Die  Zusammenstellung  zeigt,  dass  diu  W  eber'sche  Zahl 
nahe  übereinstimmt  mit  der  von  mir  gefundenen  bei  hori- 
zontaler Lage  der  Platte.  Da  auch  die  Weber  sehen  Ver- 
suche bei  horizontaler  Lage  der  Platte  ausgeführt  wurden, 
80  war  diese  Uebereinstimmung  zu  ervarten. 

Die  Resultate  des  Hm.  Christiansen  weichen  nur  wenig 
▼on  jenen  ab,  welche  von  mir  bei  Terticaler  Lage  der  Platte 
erhalten  wurden.  Ans  der  Arbeit  des  Hm.  Christiansen 
ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  ersehen,  welche  Onentirung  die 
untersuchte  Platte  während  der  Versuche  hatte;  es  scheint 

Aua.  d.  PUf^  a.  Cb«m.   N.  P.  XXIX.  7 


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98 


aber,  daas  die  Platte  horizontal  aufgestellt  war.  la  dieMU 
Falle  worden  unsere  beiderseitigen  Versuche  eine  betriebt- 

liehe  Differenz  zeigen.    Da  die  Platte  des  Hrn.  Christian- 
sen versilbert  war,  die  meinige  nicht,  so  könnte  man  in 
diesem  (Jmstande  eine  Ursache  der  etwaigen  Di ilerenz  ^ehen. 
Dagegen  ist  zu  bemerken,  dass  in  den  obigen  Werthen  der 
Einfluss  der  Strahlung  bereits  durch  Hrn.  Christiansen 
eliminirt  ist;  die  Strahlung  bewirkt  eine  Vergrösserung  tob 
etwa  5  ProCy  Bodaas  nach  Ohriatiansen  bei  einer  Tem- 
peraturdifferenz Ton  80®  die  abgegebene  G^samnitiArme 
gleich  0,00420  wird,  statt  der  oben  angegeljenen  Zahl  0,00400. 
Die  Differenz  zv^ischen  unseren  Resultaten  —  0,0042U  und 
O,0O;304  —  wird  also  noch  grösser;  und  da  die  Strahlung  in 
jedem  Falle  nur  einen  kleinen  Einüuss  auf  den  Gesammt* 
Werth  ausübt^  80  wird  auch  eine  etwaige  Verschiedenheit  der 
ffmissionsTermögen  von  Silber  und  Kupfer  diesen  Unter* 
schied  nicht  zu  erkl&ren  im  Stande  sein.  Um  aber  hierüber 
jeden  Zweifel  zu  beseitigen,  wurde  die  dUnne  Platte  (I)  ve^ 
silbert  und  die  Abkühlungsgeschwindigkeit  von  neuem  unter« 
sucht   Es  ergab  sich: 

Platte  I  yenilberty  horiaontaL 

•  Temperaturdi£6erenz        « .  log  « 
38,5  0,0001844 
88,4  1847 

Diese  Werthe  stimmen  mit  i« .  logc  ■=  0,000  134  6  für  die 
Temperaturdifferenz  34,03,  welcher  Wexi^h  früher  (Tab.  IX) 
fOr  die  nicht  Tersüberte  Platte  gefunden  wurde,  vollatftndig 
überein;  hierin  liegt  'der  Beweis,  daas  die  Versilberung  keinen 
bemerkbaren  Einfiuss  auf  die  gesammte  abgegebene  W&rme< 
menge  ausgettbt  hat. 

10)  Nachdem  durch  die  obigen  Versuche  constatirt  war» 
dass  die  gleiche  Platte  je  nach  ihrer  Orientirung  im  Räume 
eine  verschiedene  Abkfthlungsgeschwindigkeit  besitzt,  ist  an* 

zunehmen,  dass  auch  die  verschiedenen  Theiie  derselben 
Oberflächenebene  in  verschiedener  Weise  zu  dem  Antheil 
beitragen,  welcher  als  „getragene"  Wärme  von  der  Fläche 
fortgeführt  wird.   Denkt  man  sich  z.  B.  eine  vertical  aufge- 


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fVärmeieitunff  der  Gase. 


99 


stellte  Fläche,  an  der  die  Luft  von  unten  nach  oben  vorbei- 
streicht, so  wird  die  obere  Hälfte  der  Fläche,  weil  sie  mit 
einer  schon  erwärmten  Luft  in  Berührung  kommt,  weniger 
Wärme  verlieren,  als  die  untere  Hälfte.  Um  über  die  Grdsse 
dieses  Einflasses  ein  ürtheü  zu  gewinnen,  wnrde  die  Abküli- 
IttDg  einer  parallelpipedischen  Knpferplatte  untersucht  und 
dieselbe  in  drei  verschiedenen  Lagen  orientirt.  Die  Dimen- 
siünen  der  i*iatte  waren  ioigende: 

liSDge  der  gitfssten  Kante  «  19,418  cm  «i 

)*     17  inittlef«n    »  =   7,974  n  «* 

»     n  Uefaisten    *»  «   1,562  »  » 

Gewicht  der  Platte  2168,6  g. 

In  die  Mitte  der  Platte  war  parallel  der  mittleren  Kante 
ein  Loch  zur  Aufnahme  des  Thermometers  gebohrt  Die 
Beobachtungaresnltate  waren  folgende: 


1 

Gröfiste  Kaute  (a^) 

vertical,  ' 

IT. 

Mittlere  Knuta  (ag) 
vertical. 

Temp.- 

9. kg«  1  k 

Temp.- 

0.  löge 

k 

33,1 

0,000112  8!  — 
1118  ^ 

83,0 
82,9 

0,000  U6  j 
124  4 

mtM  83, 1  ö 

112  3  ,0,000  131  7 

Mttt«l  33,30 

124  0 

0,000  145  5 

m. 

Rlelnsle  Kante  («,)  vertical 


Temp.-  Diff. 

V .  log  e 

88,0 

32,9 

0,0000982 

98  2 

Mittel  82,95 

988   t  0,0001152 

Die  vorliegenden  Resultate  entsprechen  den  oben  ge* 

machten  Bemerkungen.  Bei  der  dritten  Reihe  ist  die  gröaste 

PlattenÜäche  horizontal  orientirt;  aus  diesem  Grunde  erhält 

h  den  kleinsten  Werth.    Bei  den  beiden  anderen  Reihen 

?tand  die  grösste  Piattenfläche  vertical.   Die  zweite  Reihe 

liefert  hierbei  einen  grösseren  Werth  als  die  erste,  weil  die 

7* 


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100 


A,  ffinhelmann, 


verticale  Wand  in  der  sweiten  Reihe  bei  gleicher  Orte 
eine  geringere  Höhe  hat. 

11)  Aus  den  mitgetheilten  Versuchen  geht  hervor,  dass 
sich  die  Wärmemenge,  welche  von  einem  bestimmten  Theil 
einer  in  einem  Qase  sich  abkühlenden  Oberfläche  abgegeben 
wird,  nnr  mit  einer  gewissen  Ann&hernng  bestimmen  IM. 
Da  bei  den  Versuchen  Ober  die  Wärmeleitung  die  mittleR 
riuUe  nur  von  ihrer  cvlindrischen  Oberfläche,  welche  vertical 
8taod,  Wärme  nach  aussen  abgibt,  und  da  die  Höhe  dieser 
Cylindertlache  nur  gering  ist,  ist  für  k  jedenfalls  der'grösste 
der  beobachteten  Werthe  einzuführen.  Die  kreisförmige 
Platte  hat  bei  verticaler  Stellang  fftr  die  von  der  Flächen- 
einheit bei  der  Temperatnrdifferenz  &  in  der  Zeiteinheit  ab* 
gegebene  Wärmemenge  den  Ausdmck: 

J7,«  0,0000781.^^^^^ 

ergeben,  welcher  nach  den  Beobachtungen  von  i^  =  19,5*^ 
bis  i7  =  34"  gilt. 

Setzt  man  voraus,  dass  bei  der  parallelepipediscben 
Platte  der  Temperatnrco^föcient  der  gleiche  ist,  wie  frttber, 
so  erhält  man  aus  dem  grössten  Werth  (fflr  /ub  0,000 1455): 

Ä3  =  0,0Uü077  0.^M8i. 

Dieser  Ausdruck  stellt  die  Beobachtungen  in  der  Xiihe  von 
^  =  30**,  welche  allein  bei  der  Berechnung  des  Temperatur- 
coefiicienten  a  später  Verwendung  finden,  sehr  genau  dar. 

Um  den  Einfluss  zu  zeigen,  den  eine  Veränderung  von 
H  auf  das  schliessliche  Resultat  des  Temperatnrco^fhcienten 
der  Wärmeleitnng  ausübt,  ist  die  Rechnung  fär  beide  Werthe 
Ton  B  dorchgeführt  Die  Mittelwerthe  der  früheren  Tabellen, 
welche  der  nach  der  Gleichung  (7)  durchgeftlbrten  Berech* 
nuDg  zu  üruode  gelegt  sind^j,  wurden  ebenialia  m  der  fol- 
genden Tabelle  angeführt. 


1)  In  die  Gleichung  (7)  wurde  »tatt  h  {r^  —  ¥4)  der  obige  Antdrack 
Mf,  reap.  JET,  eingeföhrt. 


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fVärmeleiiung  der  Ga»e, 
Tabelle  XL  Luft. 


101 


I  Temperatur-  |  Abstand  Dicke  der 
coefficient  der :  der  mittleren 
WärmeleitaDgl  Platten  |  Platte 

«j        ofj         cm  cm 

I  n.  III  190,22  51,18  10,28  16,84,    1,84  0,00195:0,00199  0,0474  |  0,922 

I*  u.  III«  94,19  51,4(3  8,lt.  17.06     0,57       159|      167'  0,1026  ! 

U  «.  IV  ,90,14  51, Oi*  11,62  19,47     0,42       194       203  0,0474  2,269 

n»     |94.59  50,71   9.18  17,82  -2,35  170       1?SG  0,102(1  „ 

V  .89,01,50,77  10,28,18,251    2^25~Ö,ÖÖ2"2e  0,00232  0,0474  ,  0,922 

V»  98,11 '50,76  7,48119,75!    0,93      174|      181  0,1026  n 

VI  ^0,r,3          9.28  19,45     1,03       221       230  0,0474  '  2,269 

VU  .93,^1,48,80  7,45,20,25,-1,76       165]      160  0,1026  {  » 

Jenachdem  man  oder  m  die  Keciinuug  einführt, 
erhält  man      oder  u^. 

Die  obigen  Zahlen  zeigen  zunächst,  dass  die  Ueberein- 
stimmang  der  einzelnen  u  bedeutend  grösser  ist,  als  nach 
der  früheren  Berechnung,  bei  welcher  A  durch  Differenz- 
bestimmungen  eliminirt  wurde.  Femer  ersieht  man  aber 
auch,  dass  bei  dem  grösseren  Plattenabstaade  —  gleichgültig, 
ob  die  dick«  oder  die  dünne  mittlere  Platte  verwendet 
wurde  —  sich  ein  kleinerer  Werth  von  a  ergibt.  Es  ist  nicht 
wahrscheinlich,  dass  dieser  Unterschied  allein  in  Versuchs- 
fehlem begründet  ist,  vielmehr  werden  stdrende  Einflasse, 
von  denen  in  §  7  kurz  die  Rede  war,  dazu  beigetragen 
haben.') 

Die  Versuche  der  Tabellen  Y  bis  VL  sind  als  die  defini* 
Üven  zu  betrachten,  und  bei  diesen  ist  nach  den  früheren 

Bemerkungen  dem  Werthe  a.^  der  Vorzug  vor  zu  geben. 
Der  Mittelwerth  dieser      ist  0,00206. 


aus  1  r.  ff  ^4 
Tabelle  i 


1}  Da  bei  den  Versuchen  die  obere  Platte  durch  did  Erwärmung  mit 
einer  wenn  aucb  sehr  feinen  Oxydulschicht  sieh  bedeckt.  ?o  wird  lii.  rtUuc  h 
die  Strahlung  etwaa  erhöht  werden.  Eine  Uebersicht  der  Bereciinuiig 
I  rnr<Vtt  ab' r,  daf»s  fler  TciiipcraturcoCfficient  n  iiifol^^e  dieser  nidif  be- 
rück.-^ichtigteu  Einwirkung  bei  dem  i^rotj-icn  Pl:it  ten  abstände  grü-scr  wer- 
den müs?te,  als  boi  'lern  kleinen.  Die  Wcrthc  '1er  TaVieUe  XI  ze'gen 
aber  gerade  daa  uu.gekehrte  Verhältuiss,  und  daher  kann  die  etwaige  Ein- 
wirkung der  Oxydulftchicht  nicht  zur  Erkläruiig  der  vorbaadeueu  Diffe- 
rent berbeigezogen  werden. 


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102 


A.  Winkßlmann, 


Die  vorige  Untersuchung^)  im  Jahre  1883  hatte  ab 
"wahrscheinlichsten  Werth  des  Temperaturcorfticienten  für 
Luft  und  Wasserstoff,  unter  Annahme  einer  mit  der  Tem- 
peratur abnehmenden  specifiscken  Wärme  des  Quecksilbers, 
0,0020S  ergeben.  Diese  Grösse  war  als  Mittelwerth  aus  den 
Versuchen  mit  drei  Apparaten,  welche  die  BSinzelwerthe 
0,00208;  0,00215;  0,00201  geliefert  hatten,  abgeleitet  ^  loh 
hatte  gehofft,  durch  die  Torliegenden  Versuche  eine  grössere 
Uebereinstimmung  in  den  Emzelresuitaten,  wie  sie  Tabelle  XI 
darstellt,  zu  erzielen.  Es  ist  eine  solche  wolil  nur  durch 
eine  starke  Dnickabnahme,  welche  die  Strömungen  der  Luft 
ganz  oder  wenigstens  fast  ganz  zurücktreten  und  hierdurch 
die  „getragene Wärme  anf  ein  Minimum  herabdrttcken 
Iftsst,  zu  erreichen. 

12)  ZurVergleichung  der  obigen  Versuche  mit  den  ent- 
sprechenden Kesultaten  des  Hm.  Christiansen*)  sind  in 
der  folgenden  Tabelle  dessen  Beobachtungen  in  derselben 
Anordnung  wie  in  der  vorigen  lubeiie  mitgetheilt 


Tabelle  XIL 


Ver.  j 
sacb  1 

'  1 
1 

1  ! 

Abstand 

der  flatten 

TempemtarooSffieteDt 

ff,      1  «1 

Ift  19,54 

Ib    ,  33,73 
I«    1 48,68 
II»    '  25,86 
IIb  147,69 

12,86 
20,58 
28,77 
15,66 
1 26,60 

6,29     10,6  '-0,07 
7,27     12,0  1  0,16 
8,89    18,0  0,47 
5,44     11,8  '  0,02 
5,21  1  13,9  1  0,30 

0,0214 

: 

0,0764 

•»  1 

negativ  negati? 
0,00135    \  0,00153 
154  179 

131    •  165 
153    {  209 

Den  Tempel aturcoüfücienten  erhält  man,  wenn  man 
für  die  von  der  mittleren  Platte  pro  Flächeneinheit  nach 
aussen  abgegebene  Wärmemenge  setzt: 

0,000069.(^,-0. 

Diese  \  oraussetzung  ist  von  Hrn.  Christiansen  bei  der 
Berechnung  seiner  Versuche  gemacht;  infolge  dessen  gibt 
derselbe  als  Kesultat  seiner  Versuche  0,00154  an.  Aus 
späteren  Versuchen  desselben  Autors  geht  aber  hervor,  dass 

1)  Winkclmann,  Wied  Ann.  19.  p.  669  n  »578.  1883. 

2)  Christianeeo,  Wied.  Ann.  14.  p.  28.  lööl. 


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WarmeleUwfkg  der  Ga$e, 


108 


die  obige  VoravBsetiung  unrichtig  ist;  er  findet  nftnüich  für 
die  nach  aussen  abgegebene  Wftnaemenge  (selbst  ohne  Rttck* 
sieht  auf  die  Strahkn^r)  den  betr&chüich  grösseren  Werth 

Ffthrt  man  diesen  Ausdruck  in  die  Berechnung  ein,  so 
erldUt  man  die  unter  o,  angegebenen  Temperatnrcoftlflcien- 
ten  der  Wftrmeleitnng,  welche  den  Ton  mir  bestimmten  schon 

viel  n&hcr  kommen. 

Aus  den  Unterschieden,  welche  die  Werthe  unter- 
einander zeigen,  lassen  sieh  keine  weiteren  Folgerungen 
ziehen;  denn  die  ersteren  werden  bei  der  geringeren  Diffe- 
renz der  Plattentemperatoren  schon  durch  kleine  Versuchs- 
fehler erklftrt.  Bs  xeigt  sich  dies  schon  in  dem  ersten  Ver- 
suche, welcher  einen  negatiTon  Werth  Ton  u  liefert.  Yer« 
grdssert  man  in  den  beiden  Versuchen  Ib  und  11«,  welche 
die  kleinsten  Werthe  ftlr  ce  geben,  die  Differenz  J  nur  um 
0,05  ',  »0  erhält  man  lür  a.,  U,Ü0213  und  0,00187  statt  0,00158 
und  0.00165.  Dass  aber  ein  Fehler  von  0,05  in  J  do(  h 
vollständig  innerhalb  der  Versuchsiehler  liegt,  zeigt  die  ioi- 
gende  Zusammenstellung  ^  welche  die  Einzelbeobaohtungen 
der  Versuchsretben  Ib  und  II»  angibt. 


Verweh!    ^  ! 


Ib 

0.10 

0,20 

0,00 

0,15  : 

0,00 

!  0,40  0,20 

Mittel  0,16 

n. 

i  ü,Oü 

0,00 

1-0,30  1 

-0,10 

0,20 

1  0,80  ,    -  1 

1      i>  0,02 

Kohlensäure. 

18)  Um  den  Apparat  mit  Terschiedenen  Gasen  su  füllen, 
waren  in  den  Deckel  swei  Messingrdhren  gelöthet,  von  denen 
die  eine  fast  bis  auf  den  ßoden  des  Apparates  reichte,  wäh- 
rend die  andere  nur  eben  den  Deckel  durchsetzte.  Zur  Fül- 
lung mit  Kohlensäure  wurde  die  erste  Röhre  mit  dem  Gas- 
entwickelungsapparat  verbunden.  Wegen  des  grossen  Volu- 
mens (etwa  80  1)  war  es  nothwendig,  den  (jasstrom  sehr 
lange  Zeit  durch  den  Apparat  gehen  zu  lassen.  Es  wurden 
gewöhnlich  zwei  Kipp'sdie  Apparate  angewandt,  die  ab- 

I)  Christian««n,  Wied.  Auk  19.  p.  282.  ISSS. 


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104 


A'  Winktimann. 


wechselnd  n^-u  mit  Marmor  gefüllt  wurden,  , um  stets  einen 
krättigen  Gasstrom  zu  erhalten.  Das  Gas  passirte  vor  dem 
Eintritt  in  den  Apparat  eine  Flasche  mit  concentrirter  Lö- 
sung Ton  •  doppeltkohlensaorem  Natron,  eine  solche  mit 
Sdkwefek&nre  nnd  endlich  einen  Thurm  (88  cm  hoch),  welcher 
mit  Ohlorcalcium  gefüllt  war.  üm  zu  erfahren,  oh  die  Ffil- 
luDg  des  Apparates  ToUendet  war,  wurde  mehrfach  nach  dem 
ersten  Versuche,  ohne  sonst  etwas  zu  andern,  nochmuis 
längere  Zeit  Kohlensäure  durch  den  Apparat  geleitet,  und 
darauf  der  Versuch  wiederholt.  Es  konnten  hierbei  keine 
grösseren  Unterschiede  constatirt  werden,  als  zwischen  zwei 
Versuchen,  die  unmittelbar  nacheinander  ausgeführt  wurden. 

In  den  folgenden  Tahellen  sind  die  erhaltenen  Resultate 
mitgetheilt;  dieselben  entsprechen  den  Tabellen  I  bis  IV 
bei  der  Luft.  Die  Versuche,  welche  durch  Umlegen  der 
mittleren  Platte  erhalten  wurden,  sind  nicht  in  besonderen 
Tabellen  aufgeführt,  sondern  unmittelbar  an  die  früliereii 
Versuche  angereiht. 

Kohlensäure. 


Tabelle  XIIL 

Platte  I.  Abstand  0,0474  cm. 


Tabelle  XIII». 

Pbitte  I.  Abstand  0,l0fl6  cm. 


Nr.  ; 

U 

it 

d 

1 

Nr. 

1 

u  !  h 

A 

1 
8 
S 

4  1 

90,36  52.51  11,37  18,1 
91,50  53,38  U,78  20,1 
90,61,51,91  10,30  12,5 
Sl,86.58,öl{10,00  14,9 

3,29 
3,48 
3,00 
8,16 

5 
6 

l 

'J4.35  52.28  8,35   16,5  1,90 
95,05  52,77  8,27.19,2  2.22 
94,47  52,18  8,15  ;  18,3  1,74 
94,98,58,55  8,44  1 18,5  1,74 

Mittel  1 91,08>2,Ö8,10,86|  16,4  j  S,S3 

Tabelle  XIV. 
Platte  IL  AbStaad  0,0474  cm. 

Mittel ;  94,70;52,45'  8,90 1 18,1 1  l|tO 

Tabelle  XIV.. 
Platte  U.  Abstand  0»1086  cm. 

Nr. 

Xr. 

12 
13 

J 

9 

10 
11 

91,48  52,38  12,04,  17,4 
90,27  51,58  11,56  17,7 
89,74,51,18ll  1,661 15,8 

1,24 
1,38 
1,06 

1  93,81  oü,l9,  9,21  ,  17,1 
98,8l!50,50*  9,17  1 16,9 

-2,14 
-1^ 

Mittel 

i 

1  93,56.50,34;  9,19  ,  17,0 

-2,06 

Mittel  1 90,60  51,7i;n,78  16,S  i  1,81 

Auch  aus  den  vorliegenden  Beobachtungen  wurde  zunächst 
Tersucht,  ohne  Kenntniss  von  h  den  Temperaturco&flficieate& 


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W&rmdeitung  der  Gase, 


106 


a  der  Wärmeleitung  zu  ermitteln.  Für  die  Wärmeleitung 
der  Kohlensäure  bei  0^  wurde  0,00003  gesetzt   Durch  die 
Anwendung  der  Gleichung  (8)  erh&lt  man: 


auB  der  Combination 
der  Tabellen 

xm  und  xnu 

xrrr  xiv 

XIII  „  XIV. 
XUU  "  XIV. 
XiV   »  XIV« 


deu  Temperaturcoefficienteu 
der  RohlenflSiire  a 

0,00406 


341 
263 
876 


Die  einzelnen  Werthe  zeigen  untereinander  ebenso  starke 

Unterschiede,  als  die  entsprechenden  Werthe  für  Luft;  auch 
ist  der  Sinn  der  Abweichung  jetzt  der  gleiche  wie  früher. 

14)  Die  folgenden  Tabellen  enthalten  die  definitiven 
Resultate,  welche  dadurch  erhalten  wurden,  dass  nach  einer 
Keilie  von  Versuchen  das  ganze  Plattensystem  U[j)*:ekehrt 
wurde.  Man  erreicht  hierdurch,  wie  in  §  6  näher  angegeben 
ist,  dass  etwaige  Unterschiede  in  den  Plattenabständen,  welche 
durch  die  nicht  ToUkommen  ebene  Beschaffenheit  der  Platten 
bedingt  sind,  eliminirt  werden. 

Tabelle  XV.  Kohlensäure. 

Platte  I.  Abotand  0,0474  cm. 


<i  1 

u  \ 

Stellung 

ti 

->  16 

17 

80,41  1 
91,26 

50,97 
51,29 
52,14 

52,91 

8,38 
8,51 
9,05 
9,12 

16,0 
17,7 
16,0 
17,4 

4,15 
4,30  ; 
3,97  I 
4,10 

A 

» 
B 

» 

JuSS 

1   |.  80,76  1 

51,84  1 

8,78  ( 

16,77  1 

4,18  1 

Tabelle  XV..  Kohlensäure. 
Platte  I.  Abstand  0,1026  cm. 

T  

*t  ■ 

*% 

1 

A 

Stellaog 

SO 
21 

'fT 

08,52 
68^9 
H87 

Um 

51,33 
51,49 
51,76 
52,06 

6,89 
6,97 
7,01 
7,08 

20.0 
20,7 
18,8 
!  19,6 

2,25 
1  2,42 
"  2,14 

2,29 

A 
>« 
B 

n 

du 

|..Si^. 

51,67 

6,98 

!  19,77 

1  2,«T 

1 

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106 


A*  fFinkeimaim. 


Tabelle  XVL  £ohleiieäare. 


Platten.  Abttand  0,0474  em. 


Nr. 

1«      1  A 

SteQnng 

22 
28 
24 

25 

90,28 
90,35 
92,55 
92,38 

51,80 
51,79 
53,05 
52,95 

11,18 
11,18 
11,40 
11,40 

20,6  2,14 
20,6  2,05 
20,5    ,  2,15 
20,0    1  2,12 

A 

n 

B 

n 

Mittel 

91,89 

52,40 

11,29  1 

20,42  1    2,12  1 

Tabelle  XVI..  Kohlensäure. 
Platten.  Abstand  0,1026 on. 


Nr. 

it 

<4 

J 

SteUnng 

26 
27 
28 
29 
80 
81 

93,45 
93,38 
93,09 
93,05 
94,72 
94,78 

49,99 
50,01 
50,15 
50,12 
51,10 
51,15 

8,28 
8,20 
9.11 
9,09 
8,75 
8,75 

20,5  -1,70 

20.8  -1,56 
19,0  -1,90 
19,2  -1,90 
20,7     ,  -1,27 

20.9  1  —1,28 

A 

U 
ff 

f> 

B 

n 

mttel   i    98,74   I   50,42   |     8,69    ,   20,17  | -1,59  | 


Berechnet  man  die  Yorstehenden  Versache  nach  der 

Gleichung  (8),  so  erhält  man: 


Koiiieusäure 

aus  der  Temp.-Coefi". 
Combination 


der  Tabellen 


der  koUen- 
alnre  a  \\ 


Luft 

aus  der       Temp.-Cüeff.  VerhähiÜM 

I  der  C«tf- 
|<  ficientes 


Combination 
der  Tabellen 


der 
Luft  « 


XV  und  XV. 

XV  yf  rvi 

XV  n  XVIft 
XVft  ,»  XVia 

XVI  n  XVI» 


0,00537 
887 
420 


519 


!     V  und  V» 

V  VI 

V  „  vu 
V»  vu 

VI    n  VI. 


0,00804 
236 
251 
160 
202 


1,77 
1,64 
1^67 
1,70 
1,71 


Die  Differenzen  der  Wertbe  untereinander  sind  aacb 
hier  sehr  bedeutend.  Ordnet  man  die  Werthe  ihrer  GrM 

nach,  80  erhält  man  dieselbe  Reihenfolge  der  CombinationeD 

wie  bei  den  entsprechenden  Versuclien  mit  Luft,  die  der 
Vergleichung  wegen  nochmals  angeführt  sind.  Die  Ueber- 
eiüstimmung  der  Resultate  für  die  beiden  Gase  geht  aber 
noch  weiter,  wie  aus  der  letzten  Verticalreihe  hervorgetiti 


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Wärmeieitung  der  Gase, 


107 


welche  (his  Verhältniss  doi  unter  gleichen  Umstäüden  erhal- 
tenen und  berechneten  Werthe  a  für  Kohlensäure  und  Luft 
angibt;  dieses  Verhältniss  schwankt  nur  zwischen  1,64  und 
1,77.  Dies  beweist  von  neuem,  dass  die  Versuchs  fehler 
alleia  die  Differenzen  in  den  obigen  Werthen  von  a  nicht  er- 
klären ktonen^  sondern  dass  störende  äussere  Einflüsse  die- 
selben grOsstentheils  Terscbnldet  haben. 

15)  üm  auch  für  die  Kohlensäure  eine  directe  Berech- 
oong  der  Versuche  zu  erreichen,  war  die  Bestimmung  von 
A  in  einer  Kohlens&ureatmosphftre  erforderlich.  Eine  Aus- 
Abrang  dieser  Bestimmung  mit  Httlfe  der  su  den  Versuchen 

benutzten  Kupferplatte  war  nicht  möglich,  da  letztere  nicht 
in  den  mit  Kohlensäure  gefüllten  und  geschlossenen  Apparat 
1  ineingebracht  werden  konnte.  Es  wurde  deshalb  folgendes 
\  erfahren  angewandt.  Die  kreisförmige  Oefinung,  welche 
der  Deckel  des  Apparates  nach  Herausnahme  des  Siedege* 
ftsses  besittt,  wurde  durch  eine  Messingplatte,  welche  eine 
passende  Oeffnnng  zur  Aufnahme  eines  Eautschukpfropfens 
hatte,  geschlossen.  Dieser  Pfropfen  trug  eine  Glasröhre, 
welche  in  einen  allseitig  gebchiossenen  Messingcylinder  hinein 
reichte.  Der  Glasröhre  war  eine  solche  Länge  gegeben,  dass 
der  Abstand  der  oberen  und  unteren  Fläche  des  Cylinders 
vom  Deckel,  resp.  vom  Boden  des  Apparates  gleich  war. 
Der  Cylinder  wurde  vor  dem  Versuche  mit  warmem  Wasser 
gefiült,  durch  das  (s^lasrohr  ein  Thermometer  bis  zur  Mitte 
des  Cylinders  eingeführt  und  dann  die  Abkflhlungsgeschwin- 
digkeit  desselben  beobachtet.  Man  konnte  so  durch  mehr- 
fach erneute  Füllungen  beliebig  viele  Versuche  nach  einander 
ausführen,  ohne  den  Deckel  des  Apparates  abzunehmen  oder 
sonst  etwas  an  dem  Apparate  zu  lindern. 

Die  Dimensionen  des  Cylinders  waren  folgende: 


Das  Gewicht  des  den  Cylinder  füllenden  Wassers  ergab 
sich  bei  zwei  Wägungen  zu: 

a46»62,   resp.   846,77  g. 


Durchmesser 
Hdhe    .  . 

Gewicht .  . 


6,576  cm 
11»465  V 

330,52  g 


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108 


A*  H  iukeiinaHn, 


Nach  den  obigen  Angaben  hat  die  Mantelfläche  des 
Cylinders  eine  Oberfläclie  von  230.86  qcm;  die  ebenen  Grund- 
fläclien  67,93  qcm.  Hierzu  kommt  noch  eine  Oberfläche  ?oq 
22,20  qcmi  welche  von  der  Fassung  herrührt,  die  zur  Auf- 
nahme eines  KautschnkpfropfenB  diente,  welcher  das  d«n 
Cylinder  tragende  Giasrohr  festhielt 

W&hrend  der  Versuche  hatte  die  Cylinderaxe  eine  ver* 
ticale  Lage.  Im  Folgenden  sind  die  Beobachtungen  mit- 
getheilt,  als  der  Apparat  mit  Luft  gefüllt  war. 

Luit. 

TemperaturdiffiBreiis       r  -  log  e  h 

40,0                0,000049  1         0,000130  6 
^  28^7  459  122  0 

Mittel   34,35  —  0,000126  3 

Der  zuletzt  angegebene  Mittelwerth  liegt  zwischen  den 
früher  gef  uudenen  mit  der  Kupferplatte  erhaltenen  Eesultaten 
§  8;  es  war  dort  für  h  bei  horizontider  und  verticaler  Lage 
COOUlOai,  resp.  0,0001381  gefunden.  Wegen  der  Verschie- 
denheit  der  äusseren  Form  war  eine  Yollständige  Ueberein- 
Stimmung  nicht  zu  erwarten. 

Es  erschien  nach  den  Erfahrungen  mit  der  Kupferplatte 
nicht  ohne  Interesse,  die  Frage  zu  prüfen,  welchen  Einfluss 
eiue  Aenderung  in  der  Orientirung  des  eben  verwendeten 
Messingcy linders  auf  die  Abkühlungsgescbwindigkeit  ausübt 
Zu  dem  Zwecke  wurde  die  Abkühlung  in  freier  Luft  })eob- 
achtet,  wenn  die  Cylinderaxe  vertical  stand,  dann  wenn  letz- 
tere schräg  gestellt  war.  Bei  der  ersteren  Stellung  ergab 
sich  fast  genau  derselbe  Werth ,  wie  bei  dem  obigen  Ver* 
suche,  wo  der  Cylinder  in  dem  Apparate  in  der  gleichen 
Lage  sich  befand.  Dagegen  war  die  Abktthlungsgeschwindig* 
keit  bei  schräger  StelluDg  der  Cylinderaxe  um  etwa  15  Proc. 
grösser.  Dies  Hesultat  beweist  von  neuem,  dass  nicht  allein 
die  Form  der  Oberfläche,  sondern  auch  die  Orientirung  im 
Räume  von  starkem  Einflüsse  auf  die  von  der  Oberfläche 
abgegebene  Wärmemenge  ist. 

Die  Abkühlung  des  Messingcylinders  in  einer  Kohlea- 
s&ureatmosphäre  lieferte  folgende  Resultate: 


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H'ärmeleitung  der  Gase* 


109 


Kohlensäure. 

TemperaturdiffereDz       r .  log  ^  k 

 STjS  0,0000488  — 

88,0               0,000  048  4         0,000 1154 
_       80,8  414  1101 

Mittel  84,4  —  0,000112  7 

Nachdem  der  erste  Werth  0.0O0O43  3  bei  der  Tempe- 
raturdiflerenz  37.2^  in  dem  mit  Kuhlensäure  gefüllten  Ap- 
parate erhalten  war,  wurde  nochmals  während  fÜof  Stunden 
ein  kräftiger  Strom  Kohlensäiire  durch  den  Apparat  geleitet; 
die  darauf  folgende  Untersuchung  lieferte  die  beiden  anderen 
Werthe.  Die  nahe  üebereinstimmung  der  Resultate  bei  der 
Temperatardifferenz  37,2  und  88,0®  beweist^  dass  die  FfiUung 
des  Apparates  mit  Kohlensäure  schon  bei  dem  ersten  Ver- 
suche Tüileudet  war. 

16)  Aus  den  vorliegenden  Beobachtungen  wurde  die  für 
die  WftrmeleitungsTersuche  massgebende  Grösse  der  Kohlen* 

säure  in  folgender  Weise  berechnet.  Die  Ton  dem  Messing* 
cylinder  tinter  gleichen  Umständen  abgegebenen  Wärmemengen 
in  Kohlensäure  und  Luft  stehen  im  Verhällniss  von: 

0,000 1 12  7 : 0,000 126  8  -  0,8923; 

wurde  angenominen,  dass  auch  die  von  der  Kupierplatte 
abgegebenen  Wärmemengen  in  gleicher  Beziehung  zu  ein- 
ander stehen.  Die  von  der  Flächeneinheit  (1  qcm)  bei  der 
Temperatardifferenz  &  in  der  Zeiteinheit  (1  See.)  abgegebene 
Wftrmemenge,  wenn  die  FlAche  vertical  in  der  Kohlensfture* 
atmosphire  orientirt  ist,  wurde  deshalb  gesetzt: 

Hk  =  0,8923 . 0,000  077  0 .  ä^^^^. 

In  wie  weit  der  Exponent  von  &  auch  fiär  Kohlensäure 
gilt,  ist  nicht  ermittelt;  da  aber  ^  nur  in  der  Nähe  von 

30^'  in  den  Versuchen  vorkommt,  und  bei  dieser  Temperatur- 
difl'erenz  die  WüniuMligabe  des  Cylinders  direct  ermittelt  ist, 
wird  die  obige  Gieicliung  für  i>  =■  30"  die  gesuchte  Grösse 
nahe  richtig  darstellen. 

Darch  Einführung  der  obigen  Grösse  Hk  erhält  man 
nach  der  GL  (7),  in  welche  statt  A(r,  —  rj  der  Ausdruck  Hk 


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no  A  fVinkeimann, 


gesetzt  wurde,  für  den  Temperaturcoefticientea  loigende  liv- 
sultate: 

Tabelle  XVIL  Kohlens&ure. 


Berechn. 

aus 
TkbeUe 



•  i't^i^f  Abstand  ^ 
a       i     cm  cm 

xm 

XIII. 
XIV 
XIV. 

XV 
XV. 
XVI 

xvu 

91,08 
94,70 
90,50 
93,56 

52,58 

52,45 
51,71 
50,34 

10,86  16,4 
3,30  18,1 

11,72  !  16,8 
9,19  i  17,0 

3,23 
1,90 
1,21 
-2,06 

0,00858    '    0,0474    ;  0,9tt 

815    ;  0,1026 

380    '    0,0474  2,26S 

868  0,1026 

90,76  ,  51,84  i  8,78 
94,08  1  51,67  1  6,98 

91,39    52,40  11.29 
93,74  ,  50,42  ;  8,69 

16,77 
19,77 

20,42 
20,17 

4,13 
2,27 
2,12 
-1,59 

0,00400         0,0474  0,522 
818    1    0,1026  V 
ill    1  0,0474 
889    j    0,1026  tr 

Die  Versuche  der  Tabellen  XV  bis  XYI.  sind  als  die 

definitiven  zu  betrachten.  Eine  Vergleichung  der  vorstehen- 
den Werthe  mit  den  entsprechenden  für  Luft  (Tab.  XI 
zeigt,  dass  hier,  ebenso  wie  früher  bei  dem  grosseren  riatten- 
abstände,  die  kleinsten  Werthe  für  a  gefunden  wurden.  Der 
Mitelwerth  ist  =  0,00366.  Die  früheren  Versuche aus 
dem  Jahre  1883  hatten  als  wahrscheinlichsten  Werth  0,00380 
ergeben. 

Wasserstoff! 

17)  Zur  Füllung  des  Apparates  mit  Wasserstoff  wurde 
die  Bohre,  welche  nur  eben  den  Deckel  des  Apparates  durch- 
setzte; mit  dem  Gasentwickelungsapparat  verbanden*  Bevor 
das  Gas»  welches  in  einem  Kipp 'sehen  Apparate  ans  Zink 
und  Terdttnnter  Schwefelsftnre  entwickelt  wurde,  in  den  Ap* 
parat  trat,  wnrde  dasselbe  durch  eine  Flasche  mit  einer  cos- 
centrirten  schwefelsauren  Lösung  von  Kaliumbichromat,  dann 
durch  eine  Flasche  mit  Schwefelsaure  und  endlich  durch 
einen  Thurm,  der  mit  Chlorcalcium  gefüllt  war,  geleitet.  Zur 
Controle  über  die  vollständige  Füllung  des  Apparates  wurdt^ 
ebenso  wie  bei  Kohlensäure  nach  einem  Versuche  mehrfach 
eine  neue  Qasentwickelung  Torgenommen  und  der  Versach 
wiederholt,  ohne  dass  ein  wesentlicher  Unterschied  sich  ge- 

1)  Winkelm ann,  Wied.  Ann.  19.  p.  688.  1838. 


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Wärmeleitung  der  Gase, 


111 


zeigt  hätte;  auch  wurde  einmal  eine  eudiometriache  Unter- 
suchung au sgc führt,  welche  kerne  Anweseaheit  von  Sauerstoff 
mehr  erkennen  Hess. 

Die  im  Folgenden  angegebenen  Versuche  beechränken 
sich  auf  jene,  welche  bei  dem  grössten  Plattenabstande  aus- 
gelUirt  worden.  Bei  dem  kleineren  Plattenabstande  konnte 
die  obere  Knpferplatte  trots  lebhaften  Siedens  im  Kessel 
nicht  auf  die  gewünschte  hohe  Temperatur  gebracht  werden; 
auch  zeigten  die  Versuclie  bei  diesem  Abbtiinde,  wenn  das 
ganze  Plattensystem  umgekehrt  wurde,  eine  zu  grosse  Dif- 
ferenz in  den  Resultaten,  um  dem  Mitteiwerthe  eine  genü- 
gende Sicherheit  beilegen  zu  können. 


Tabelle  XVIII.  Wasserstoff. 
Platte  L  Abstand  0,1086  cm. 


1  J 

1 

Stellung 

1 

s 

8 

4 

89,86 
90,18 

91,77 

92,13 

5ü,(>ö 
50,85 
51,18 

51,41 

8,74 
7,74 

8,35 
8,22 

19,0 
20,5 

20,6 

21,7 

2,70  A 
2,88  „ 
2,44    '  B 
2,47  „ 

Mittel    i    90,dO   1   50,88   i    8,26   i   20,45  j    2,61  | 

Tabelle  XiX.  Wasserstoff. 
Platte  IL  Abstand  0,1026  em. 

.Mr. 

*i 

h 

t. 

J 

8teUiiqg 

90,44 
90,23 
92,41 
92,20 

50,26 
50,15 

51,27 
51,17 

9,03 
9,01 
9,86 

9,33 

20,6 
21,7 

20,2 
20,4 

1,05 
1,06 
0,77 
0.81 

A 

n 

B 

ft 

.Mütel'  \    91,82   {   50,71    j    9,18   (   20,72  |    0,92  | 

Berechnet  man  aus  den  vorliegenden  YerBachen  ohne 
Kenntnise  von  h  nach  der  G-1,  (8)  den  TemperaturcoSffieien- 
ten  «,  80  erhilt  man  u  »  0,00247. 

18)  Eine  directe  Berechnung  der  einzelnen  Versuche 
verlangt  die  Bestimmung  von  h  in  einer  Wasserstoüatmo- 
tphäre.  Es  diente  hierzu  der  gleiche  Messingcylinder,  welcher 


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112 


A.  f^lfMmann» 


in  §  15  beschrieben  ist>  und  dessen  Abkfthhuig  in  dem  Ap- 
parat beobachtet  wurde.  Derselbe  ergab  folgende  Resnltnte: 

Wasserstoff. 


Temperaturciiäereiu  & 

38,4 
80,1 

Mittel 


V .  log  e 

O.OOU  122  7 
1178 


0,000326  3 
8183 


84,2» 


0,000  SIS  8 


Das  Yerb&ltniss  der  Grösse  h  ist  bei  Wasserstoff  und 
Lnft  tOa  &^  34,25,  resp.  34,25  ist: 


(i.ijin»  319  8 
0,000  126  3 


2,532. 


Die  Ton  der  Flächeneinheit  (1  qcm)  bei  der  Temperatur- 
differenz  0  in  der  Zeiteinheit  (1  See)  abgegebene  Wärme- 
menge, wenn  die  Fläche  vertical  in  der  Wasserstoffatmosph&re 
orientirt  ibt,  wurde  deshalb  gesetzt: 

Hw  -  2,532 . 0,000  077  0 . 

In  dem  Versuche  ftber  die  Wärmeleitung  kommt  &  nur 
in  der  Nähe  von  80®  Tor,  und  nur  für  diese  Werthe  von  &i 
welche  bei  der  Abkfihlnng  des  Cylinders  beobachtet  wnrdeOi 
wird  die  Richtigkeit  der  obigen  Gleichung  Torausgesetxi 

Mit  Hälfe  der  GrOsse  ffw  erhält  man  nach  GL  (7)  folr 
gende  Temperaturcoefdcienten  der  Wärmeleitung: 

Tabelle  XX.  Wasserstoff. 


BerechiL 

HUB 

TftbeHe 

H 

t 

»■    .  ^4 

Temp.-Co€ff. 
.     d.  Wärme- 
^  leitong 

a 

    -■ 

Abstand 
der  Pitt» -51;^ 

cm  cm 

XVIII 

XIX 

90,90 
91,32 

50,88 
50,71 

8,26  i  20,45  2,61  0,00222 

9,16.20,72  0,92;  191 
1         1  1 

0,1026 

0,922 

2,269 

Der  Mittelwerthiv  der  beiden  Tabellen  ist  O,OO20& 
Dieser  Werth  ist  jedenfolls  genauer,  als  der  Werth  0,00247, 
welcher  vorhin  durch  eine  Differenzbestimmung  gewonnen 
wurde,  weil  in  dem  letzteren  Falle  kleine  Felder  schon  einen 


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Wärmeleitung  der  Gase, 


113 


starken  Einfluss  auf  das  Endresultat  ausüben.  Dass  der 
Mittelwerth  0,002UÜ  für  Wasserstoff  genau  übereiaatiinuit 
mit  dem  in  §  11  bestimmten  Werthe  für  Luft,  ist  nur  zu- 
Mig,  da  die  Versuche  nicht  entfernt  die  Genauigkeit  besitzen, 
am  eine  so  ToUsttndige  üebereinstimmung  erwarten  zu  lassen. 
Dazu  kommt  noch,  dass  der  obige  Werth  nur  bei  dem 
grösseren  Plattenabstande  ermittelt  wurde,  bei  welchem  die 
Yersache  mit  Luft  u  —  0,00181  ergeben  haben. 


Die  Resultate  der  obigen  Arbeit  zusammengefasst,  sind 

kurz  folgende: 

1)  Für  den  Teraperaturcoefdcienten  der  Wllrmeleituug 
der  Luft  wurden  aus  vier  Toneinander  unabhängigen  Ver- 
suchsreihen Werthe  gefunden,  welche  zwischen  0,00282  und 
0,00181  liegen;  der  Mittelwerth  ist  0,00206.  Die  im  Jahre 
1883  nach  einer  anderen  Methode  ausgeführte  Bestimmung 
ergab  (für  Luft  und  Wasserstoff)  0,00208. 

2)  Die  Kohlensäure  liefert  aus  vier  Versuchsreihen  für 
den  Temperaturcoefficienten  den  Mittelwerth  0,003G6;  die 
Grenzwerthe  0,00411  und  0,00313.  Im  Jahre  1883  war 
0,üO38O  gefunden. 

3)  Der  Wasserstoff  liefert  aus  zwei  Versuchsreihen  für 
den  Temperaturcoefficienten  den  Mittelwerth  0,00206;  die 
Grenzwerthe  0,00222  und  0,00191. 

4)  Die  Yon  einer  Platte  nach  aussen  in  einem  gaser- 
fHUten  Räume  abgegebene  Wärmemenge  ist  verschieden  je 
nach  der  Orientirung  der  Platte  im  Räume;  man  kann  daher 
aus  dem  beobachteten  Wertho  der  Abkühlung  niclit  unmittel- 
bar ableiten,  wie  gross  die  von  den  einzelnen  Fiächenstiicken 
abgegebenen  W2krmemengen  sind. 

Hohenheim,  Juni  1886. 


An.  d.        «.  Chtn.  2I.F.  XXIX. 


8 


114 


F.  Meissner, 


V.  Veber  die  beim  Benetzen  pulver/'öi'iniyer  Körper 
auftretende  H  (h'inetönung; 
von  Franz  Meiaanerm 

IHIeni  T«r.  I  FIf*  •»  e*  7.) 


Wird  ein  fein  vertheilter,  pulverförmiger  Körper  von 
einer  Flüssigkeit  benetzt,  so  tritt  bei  diesem  Vorgang  be- 
kanntlich eine  Temperatarftnderang  auf. 

Poaillet^)  hat  zuerst  im  Jahre  1822  ttber  diese  Er- 
scheinung umfassende  Versuche  angestellt,  die  späteren  Ar- 
beiten als  Basis  dienten.  Er  wandte  dabei  von  festen  Körpern 
sowohl  anorganiMue,  wie  Metall-,  Glas-,  Ziegel-,  Porzellan- 
pulver etc.,  als  auch  in  besonders  grosser  Zahl  organische, 
wie  fein  vertheilte  Kohle,  Holz,  Stärke,  verschiedene  Rindeo- 
arten,  Wurzeln  etc.,  dann  Seide,  Wolle,  Haare,  Fasen, 
Elfenbein,  Horn  u.  a.  m.  an  und  Hess  durch  diese  Oel,  Al- 
kohol, Essigäther  und  destillirtes  Wasser  einsaugen. 

Als  Resultat  zeigte  sich  in  allen  Fällen  eine  Temperatui- 
erhöhunpr,  allerdings  wesentlich  verschieden  bei  anorganischen 
und  organischen  Substanzen.  Mit  ersteren  erhielt  er  in  über 
50  Versuchen  eine  Temperaturerhöhung,  welche  zwischen 
und  Vi^  t).  schwankte,  während  er  bei  Anwendung  organi- 
scher Körper  eine  solche  zwischen  2^  und  10^  beobachtete. 

Auf  diese  fundamentale  Arbeit  Fouil let's  fussend,  hat 
dann,  abgesehen  von  einer  kleinen  Mittheilung  Ventzke's*), 
ini  Jahre  1S05  C.  Gr.  Jungk')  eine  Reihe  von  Versuchen 
über  die  vorliegende  Ersclieioung  gemacht,  bei  denen  ab 
Flüssigkeit  nur  Wasser  benutzt  wurde.  Dieselben  unter- 
scheiden sich  bedeutend  von  denen  Pouillüt's.  Einmal  ha^ 
Jjtingk  die  Methode  durch  Anwendung  einer  Thermosäole 
verfeinert  und  dann  zuerst  die  Temperaturen,  bei  denen  er 
arbeitete,  berücksichtigt  Jungk  fand  eine  Temperaturer 


I  i  Pouillet,  Ann.  de  chim.  et  de  phys.  20.  p.  U\.  1822;  Bull,  des 
gcienc.  etc.  ls22.  p.  107;  Gilb.  Ann.  73.  p.  356.  1823. 
2)  Veiitzk..',  Dingl.  Journ.  i2\K  p.  144.  1853, 
,  3)  Jungk,  Fogg.  Ann.  125.  p.  1865. 


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Wärme  beim  Benetzen, 


115 


höhung,  wenn  er  Wasser  von  einer  iiber  4°  liegenden  Tem- 
peratur durch  reinen  FIu«i<!sand  aufsau^^en  Hess,  dagegen 
eine  Temperaturerniedrigung  bei  Anwendung  von  Wasser 
unter  4^  Auch  bei  der  Absorption  von  Wasser  durch 
8chnee  beobachtete  er  ein  Sinken  der  Temperatur. 

Nftcfastdem  hat  O.  Kaschke^)  bei  Versachen  mit 
amorpher  Kieselsaure  ebenfalls  Erw&rmungen  beobachtet, 
und  zwar  Ton  1,2^  im  Minimum  bis  7,8<'  im  Maximum,  bei 
einer  Luittemperatur  zwischen  14,8°  und  JÜ,9".  Mit  Benzin 
erhielt  er  bei  19,5*^  eine  Temperaturerhöhung  von  5,8'^  und 
mit  Alkohol  eine  solclie  von  ca.  l'^^.  Beim  Aufsaugen  von 
Wasser  durch  Glas-  und  Quarzpulver  konnte  Maschke 
keine  Temperataränderung  constatiren. 

üebereinstimmend  damit  iand  auch  T.  Täte*)  beim 
Aufsaugen  von  Wasser  durch  trockenes,  ungeleimtes  Papier 
eine  Temperaturerhöhung  Ton  2,8^  und  5,9^. 

Die  angeführten  Versuche,  speciell  diejenigen  Jungk* s 
sind  nun  jedenfalls  für  eine  H^rklärunjiC  der  fraglichen  Er- 
scheinung von  grösster  Bedeutung;  da  sie  jedoch  nicht  -^ehr 
umlassend  und  genau  sind,  habe  ich  dieselben  auf  Veran- 
lassung des  Hrn.  Prof.  Kundt  wiederholt  und,  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  unter  dem  Dichtigkeitsmaximnm 
des  Wassers  liegenden  Temperaturen,  erweitert 

Methode  und  Beobaohtungen. 

Nach  eiruL^*  n  orientirenden  Vorversuchen^),  welche  die 
irilheren  Beobachtungen  bestätigten,  habe  ich  nach  zwei  Me- 
thoden die  in  Frage  stehende  Erscheinung  untersucht,  welche 


*  1)  Maschke,  Pogg.  Ann.  146.  p.  481.  1872. 
r  2)  Täte,  PhO.  Mag.  (4)  30.  p.  606.  1860. 
8)  Dieselben  ergaben  beim  Eintaudien  der  polveitsirten  Sabstnis  in 
die  FKlBBigkeit  n.  a.:  fOr  Kieselftttiire  und  destUlirtes  Wasser: 

Temp,  des  Wassers .  .    15,0       16,5       11,2       11,4  11,0» 
TemperataiSndemng    .   +5,7      +6,87     +5,78     +5,0  +4,82« 
Ein  Yeisnch  mit  Kieselsttnre  und  Petcoleum  ergab  eine  Temperatnr- 
exliSliQng  von  +8,15*,  ein  solcber  mit  Sand  und  destillirtem  Wasser 
'^'0,26^  dagegen  mit  Smiigel  und  destillirlem  Wasser  keine  Temperatur- 


116 


K  Meissner» 


ich  durch  die  fiezeichnang  ,,thermometri8che'*  uad  „calori 
metrische^  Toneinander  unterscheiden  möchte. 

Was  das  angewandte  Material  betrifft,  so  ist  zu  beachteD. 
dass  l'iist  alle  früheren  Arbeiten  die  Mütrliclikpit  einer  che- 
mischen Wirkung  zwischen  Flüssigkeit  und  Pulrer  mehr  oder 
weniger  zulassen;  Pouillet  z.B.  wandte  organische  Körper 
an,  die  zum  Theil  zweifellos  Ton  den  Flflssigkeiten  angegriffen 
wurden.  Es  musste  demnach  eine  Substanz  geiriüilt  werda 
auf  welche  einmal  die  zur  Verwendung  kommenden  Flttuig- 
keiten  chemisch  nicht  einwirken,  und  die  ausserdem  einer 
möglichst  feinen  Veuiitilung  lähig  -war.  Diesen  beiden  Bt- 
dingungen  schien  mir  die  amorphe  Kip'seKäure  am  besteü 
zu  genügen.  Dieselbe  wurde  durch  Fällung  mit  8alz^t 
aus  kieselsaure  iTi  Kali  dargestellt  und  nach  mehrfachem 
Keinigen  durch  Waschen  und  Auskochen  mit  destillirtesi 
Wasser  und  Salzs&ure^)  sorgfUtig  ausgegltkht,  was  ich  toi 
jedem  Versuche  wiederholte.  Bei  den  anderen  pulTerisiiten 
Substanzen,  welche  ich  ausserdem  benutzte,  wurde  im  all- 
gemeinen ähnlich  verfahren.  "W  as  die  Flüssigkeiten  anlangt 
'  so  wandte  ich  besuiider»  wiederhuk  und  sorgfältig  destillirtes 
Wasser,  Benzol  und  Amylalkohol  (95  Proc.)  an,  letztere  iu 
dem  Grade  gereinigt,  wie  sie  im  Handel  sind. 

a)  Thermometriache  Aletbode. 

Bei  dieser  ersten  Methode  wurde  das  zum  Einsaugen 

der  Flüssigkeit  bestimmte  Pulver  in  ein  dünnwandiges,  cylin- 
drisches  Glasgefass  a  (vgl.  Fig.  ü)  von  b,3  cm  Höhe  und  4  cm 
Durchmesser  gebracht,  welches  durch  einen  vierfach  duich- 
bohrten  Kautschukpfropten  luftdicht  verschlossen  war.  In 
die  mittlere  dieser  Bohrungen  wurde  das  zur  Messung  die- 
nende  Thermometer  c  eingeführt.  Dasselbe  war  in  0,1^  ge- 
theüt  und  vor  der  Untersuchung  geprüft.  Eine  der  Seitea- 
bohningen  nahm  ein  Enierohr  mit  Hahn  auf,  welches  durch 
Bleileitung  mit  einer  Wasserpumpe  in  Verbindung  stand; 
durch  die  andere  Bohrung  führte  ein  aimliches  ßohr  zu 
einem  aus  dem  Baumwollpfropfen     dem  Chlorcalciumrokr« 


1}  Vgl.  Graham -Otto,  Lehrb.  d.  anoig.  Gbena.  1.  p.  941. 


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Wärme  beim  Benetzen. 


117 


und  der  Schwefelsäuretlascho/  bestehenden  Trockenujip.Liat. 
Durch  eine  vierte  Bohrung  endlich  ging  ein  gebogenes  10  cm 
langes  Glasrohr  von  5  mm  Durchmesser,  welches  oben  in 
den  Flüssigkeitsbehälter  b  überging  und  unmittelbar  unter 
demselben  durch  einen  Hahn^  verschlossen  werden  konnte 
(TgL  Fig.  6a).  Das  letztgenannte  Oefftss  war  ein  Glascylinder 
Ton  15  cm  Höhe  und  2  cm  Durclimesser. 

Behufs  Vorbereitung  des  Versuches  wurde  zunächst  der 
franze  Apparat,  speciell  das  Absorptionsgefäss  a  Uinsere  Zeit 
vier  iStunden)  ausgetrocknet,  sodann  der  Kautsi  hukpfropten 
herausgenommen,  und  das  Absorptionsgefäss  möglichst  schnell 
mit  der  zum  Versuch  bestimmten,  abgewogenen  Menge  des 
Polvers  gefüllt.  J^ach  Verschluss  desselben  gab  ich  nun  auch 
Torsichtig  die  abgemessene  Quantit&t  Flüssigkeit  in  den  Be- 
hälter bj  der  dann  ebenfalls  durch  einen  ein  Thermometer 
tragenden  Kork  verschlossen  wurde.  Selbstverständlich  musste 
das  vollständige  Dichthalten  des  Hahnes  n  auch  ohne  Fet^ 
t  iiig  vorher  geprüft  sein.  Die  ( ieilnung  des  Au-^ilussrohres 
befand  sich  unmittelbar  über  der  übertiäche  des  Pulvers. 

Nachdem  nunmehr  nochmals  ca.  zwei  Stunden  ein  trocke- 
ner Luftstrom  durch  den  Apparat  gegangen  war,  und  sich 
der  Temperaturausgleichi  gewöhnlich  über  Nacht,  yollzogen 
hatte,  wurde  die  Temperatur  Ton  Luft,  Flüssigkeit  und  pul- 
Terisirter  Substanz  bestimmt,  dann  langsam  durch  Oeffnen 
des  Hahnes  ff  der  Zufluss  der  Flüssigkeit  eingeleitet,  und 
unmittelhar  darauf  das  Thermometer  in  der  pulveri>ir^»^n 
Substanz  beobachtet.  Sobald  dieses  stationär  geworden  war, 
wurden  alle  drei  Temperaturen  abermals  abgelesen,  was  ich 
nach  zehn  Minuten  wiederholte.  Zum  Schluss  bestimmte  ich 
jedesmal  das  Gewicht  des  im  Absorptionsgeföss  enthaltenen 
Gemisches,  um  den  im  Gef&ss  b  etwa  zurückgebliebenen  Flüs- 
sigkeitsrest in  Rechnung  ziehen  zu  können. 

Der  Raum,  in  welchem  diese  Untersuchung  ausireführt 
wurde,  genügte  im  allgemeinen  den  für  derartige  Arbeiten 
schon  von  Pouillet  gestellten  Anforderungen  völlig.  Der- 
selbe liegt  im  Souterrain  des  physikalischen  Instituts,  und 
zwar  mit  dem  einzigen,  sehr  grossen  Fenster  nach  Norden. 
Die  Temperatnrdifferenz  zwischen  nachmittags,  wo  die  Vor- 


118 


F.  Meissner, 


suche  vorbereitet  wurden,  und  morgens,  wo  ich  dieselben 
ausführte,  also  nahezu  innerhalb  zwölf  Stunden,  })etrug  id 
den  kSonimermonaten  im  Maximum  durcbsclmittlich  1 ".  wäh- 
rend sie  im  Winter  zwischen  0,5 '  und  0,U'^  schwankte.  Bö 
den  VerBuchen,  welche  sich  auf  niedere  Temperaturen  be- 
zogen, wurde  das  Fenster  Tag  und  Nacht  offen  gebslten. 
und  ausserdem  durch  sorg&ltigen  Verschluss  der  Thlm 
Äussere  W&rmeeinflüsse  Termieden.  Beim  Ablesen  der  Ther* 
mometer  scbiit/tc  ich  den  AiJp;aat  durch  Glasplatten  gegen 
die  Einwii  knii|.f  der  Körperwärme. 

Die  angewandten  Mengen  beiderlei  Substanzen  waren 
durch  die  Dimensionen  des  Apparates  in  gewisse  Grenzen 
eingeschlossen,  jedoch  suchte  ich  innerhalb  derselben,  bei 
einer  Beihe  Ton  Versuchen  wenigstens,  Eu  wechseln.  Einige 
vollständige  Versuche  sind  im  Folgenden  zusammengesteUt; 

l.    Juli,  1885. 
9,34g  Kieselsäure  und  18,99g  destillirtes  Wasser. 


TemperaturilnderuDg:  +8,81^.  Gewicht  des  Gemisches:  2b,32g. 


Temperatureo  in 


Luft   '  Wasser  Kiesekiure 


Nach  dem  Elnfluss  des  Wassers  . 


Vor  dem  Versuch 


10  Mm.  nach  tU  in  \  iTSUch  . 


1S,7«    ]     —      I  21,74» 

18,7*^         —  21,3r 


IL   Juli,  1885. 


9.92g  Kieselsiiure  und  lS,T5g  Benzol. 


;  Luft 


Temperaturen  in 

I  Benzol  Kieailsäurc 


Vor  dem  Versuch 


10  Min.  nach  dem  Versuch  ...  I  19,6«  1  —  88,(«* 
Temperaturfinderung:  4- 5t0(^^  Gewicht  des  Gemisches:  28^49  g. 


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IJ'ärme  beim  ßi  netzen. 


119 


III.   October,  1885. 

10,08  g  Kieselsäure  und  14,81  g  Amylalkohol. 


Tempcraturcu  iu 
Luft   I  Alkohol  Kieseld&uie 


^'or  dem  Versueh 


11,9«    ,  12,1« 


12,02« 
19,43* 
18,32« 


Kach  dem  Einfluss  des  Alkohols .   |   11,9«   '  — 

10  Min.  nach  dem  Versuch  .   .   .   |    11,9«    i  — 
TempentarfbideniDg:  •{•7,41^  Gewicht  des  Gemisches:  24,71  g. 

Eine  Reihe  der  so  mit  Kieselsäure  und  destillirtem 
Wasser  erhaltenen  Resultate  geben  Tabelle  I  und  II,  von 

denen  die  erste  sich  auf  Temperaturen  über,  die  zweite  auf 
solche  unter  4^  bezieht. 


Tabelle  1. 

1.  Versuche  mit  Kieselsäure  und  Wasser  über  4^. 


Oewicbtsmcngen 

von 


Kiesel. 
Bfiare 


ff 

9.11 
9,»3 
9,3 
10,07 
9,34 
9,65 
6,13 
(16,53) 
(52,7) 
(47,87) 
(59,9) 
10,44 
9,S2 
15,47 
16,92 
1S,97 
22,27 
10,42 
6,02 
9,55 

is,e7 


dest. 
Wasser 


t 

21,39 
18.45 
21,0b 
22,83 
18,99 
22,47 
14,72 
(34,45) 
(48,31 

(irK),<V) 

12,74 

11,95 
9,S4 
11,1 
10,9 
10,81 
13,05 
14,2 
27,0 
11,9 


Temperaturen 
in 


Luft  Wasser 


19,4» 

19,1 

19,1 

18,4 

18,5 

18,4 

18,8 

16,8 

14,51 

14,8 

14,2 

11,05 

10,9 

10,8 

10,6 

10,7 

10.5 

10,6 

10,5 

10,1 


in, 4" 

l'.M 

19,1 

18,5 

18,5 

18,4 

18,4 

16,7 

14,64 

14,^ 

11,1 

10.0 
10,8 
10,7 
10,7 
10,6 
10,6 
10,5 
10,2 
4,1 


Temperaturen  [1 
der  Rieeelsäure  Tempera- 

—    —  — ~,  1  turände- 

vor  dem   nach  Einfl.'^  nng 
Vernich  td-Wanen; 


1 9,22" 

r*.i 

18,9 
18,4 

is.4:^ 

18,82 
18,72 
16,61 
14,62 
14,64 
14,62 
11«05 
10,91 
10,78 
10,63 
10,8 
10,54 
10,7 
10,52 
10,2« 
8,9 


22,64° 
22,62 
23,03 
21,52 
21,74 
22,16 
21,52 
20,02 
21,0 
19,67 
21,3G 
14,02 
14,72 
16,43 
15,62 
17,22 
16,32 
14,72 
13,02 
13,12 
8,8 


+  3,42^' 
+  3,.52 
+  4,13 
+8,12 
+  3,31 
+  3,84 
+  2,80 
+8,41 
+  6,38 
+  5,09 
+  6,74 
+2,97 
+  3,33 
+  5,55 
+  4,99 
+6,42 
+  5,78 
+  4,02 
+  3,1 
+  2,9 
+4,9 


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120  F.  Memner, 

Die  Werthe  sind  hier  und  in  den  folgenden  Tabellen 
nach  den  Temperaturen  der  Flüssigkeit  geordnet 

Tabelle  II. 
2.   Vemiche  mit  Kieselsäure  und  Wasser  unter  4*^. 


Qewichtsmongen        Temperaturen  Temperaturen  -L 

von  'I  in  !     der  Kieselsäure  Tempwi- 


turände- 

Kii^l    ,  dcfit. 
säure   1  Wasser 

Luft  1 

Wasser 

1 

i 

vor  dem  naeiiLiufl. 
Versuch  Id.Wawcrs 

1  ' 

rang 

9 

9  1 

* 

11.35 

12.01 

3,7« 

3,8« 

3,35 

7,35» 

+  3,C5^ 

11,29 

12.S7 

3,0 

3,4 

7,04 

+3,69  1 

16,8 

11.05 

2,9  f 

1  2,8 

8,0 

+  5,2 

16,31 

12,7 

j  .  2,7  1 
2,3     '  2,3 

'  2,7 

7,2 

+  4,5 
+4,6 

16.29 

10,59 

'  2,2 

6,8 

10,97 

12.4 

1,9 

2.3 

2,02 

5.92 

+3,9 

16,S3 

11,65  , 

2,2 

2,2 

1,9 

•,4 

+  5.5 

15,47 

12.25 

2,0 

2,1 

1  2,1 

5,6 

+  3,5 

16,74 

11,14  [ 

1,6 

2,0 

!  1,7 

5,8 

+  3,6 

10.H7 

12,S 

1,7 

1.^ 

1,8 

5,8 

+  4.0 

10,^^S 

12,S3 

0,9 

.  0,8 

O.S 

3,61 

+  3.0! 

10,61 

1  i,9.> 
12,8 

0,7 

0,7 

0,56 

4,0 

+  3,44 
+  3,5 

10,77 

0,2 

0,3 

0,8 

8,8 

10,64 

12,74 

0,2 

0.2 

0,27 

3,S7 

+  3,6 

ia,7s 

.     13,8     „  -0,2 

0,0 

-0,02 

3,22  : 

+  3,21 

Die  Tabelle  1')  zeigt,  dass  übcroinstimmeud  mit  den 
Versuchen  obongonannter  Beobachter  bei  Temperaturen  über 
4^  in  allen  Fällen  eine  Temperaturerhöhung  eintrat;  Ta- 
belle II  dagegen,  dass  widersprechend  den  von  Jungk 
erhaltenen  Resultaten  auch  bei  Wasser  unter  4^  eine 
Temperaturerhöhung  beobachtet  wurde,  und  zwar  sind 
die  Beträge  der  letzteren  von  den  über  dem  Dichtigkeits- 
maximum  erhaltenen  nicht  wesentlicli  abweichend,  Es  resul- 
tirt  nämlich  aus  den  bei  Temperaturen  des  Wassers  zwischen 
0,0®  und  3,8°  erhaltenen  Werthen  eine  mittlere  Temperatur- 
erhöhung von  während  sich  aus  fttof  bei  einer  mittleres 
Temperatur  von  10,7*  gemachten  Beobachtungen  vergleich»* 
weise  eine  solche  von  4,6^  ergibt. 

Ueber  eine  Beziehung  zwischen  den  Mengenverhältnissen 


1)  J)io  in  Tabelle  I  und  III  l  iuL'' khunmerteu  Zahlen  bczieh'^n  tich 
aaf  einige  mit  eiueui  grösseren  Aböviptiuu«igefäji&  geioacbte  Vcr^uci^e. 


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Warme  beim  Benetzen, 


121 


der  angewandten  Substanzen  und  dpn  beobachteten  Tempe- 
niturzunahmen  lassen  diese  Versuche  nichts  Bestimmtes  er- 
keDnen.  Bezüglich  der  abweichenden  Werthe  letzterer  unter- 
einander muss  jedoch  beachtet  werden,  dass  die  völlige  Be- 
netzung  des  FuWers  wohl  nach  dem  ftasseren  Anschein 
constatirt  werden  konnte,  jedoch  thatsächlich  durchaus  nicht 
immer  stattgefunden  haben  wird.  Jedenfalls  wnrde  aber  in 
allen  Fällen  dafür  geborgt,  da^s  die  angewandte  Flüssigkeits- 
menge auch  vollständig  in  das  Pulver  eindrang. 

Einen  etwas  grösseren  Werth  ergaben  im  Mittel  die 
Versuche,  bei  denen  Benzol  zum  Benetzen  der  amorphen 
Kieselsäure  verwandt  wurde. 

Tabelle  ILL 
Venuche  mit  Kieselsäure  und  Benzol 


GewichtoiDeiigen 
von 


KieMl- 

säure 


r 

8,10 
10,52 
10,<iC 

10.26 
10,12 

10,93 

(50,16) 


iieuzol  I  Luft 


,  Benzol 
'  I: 


Teinperatureu 

der  Kieselsäure 

vui  d'  in  nachEiofl. 
Versuch    d.  Benzols 


Tcmpera- 
turände- 
rung 


fr 

15.78 
I  S.04 
19,00 
17,99 
\KA& 
18,75 
1Ä,02 
18,44 
17,5 
23,?»2 
(52,7) 
(54,6) 


I 


20,2« 

19,8 

19,S 

19,7 

19,H 

19.4 

19,4 

19,3 

19,0 

1S,7 

15,4 

14,9 


20,2* 

19,9 

19,}? 

19,8 

19,7 

19,5 

19,4 

19,3 

19,1 

18,7 

15,3 

14,9 


20,0'> 

19,62 

19,50 

19,7 

19,51 

19,34 

19,27 

19,2 

IH.97 

18,53 

15,08 

14,52 


24,32° 
24.72 
24,59 
26.61 

2.'). 12 

25,12 
23,92 
24,12 
23,12 
21,17 
22,95 


+4,32* 

+  5,10 
+  5,00 
+5,91 

+  5,G1 
+  5,08 
+  5,85 
+  4,72 
+  5,15 
+  4,59 
+  6,09 
+  8,43 


Ans  acht  Ton  den  im  allgemeinen  unter  nahezu  gleichen 

Bedingungen  erzielten  Werthen  dieser  Reihe  folgt  für  eine 
diirclischnittlicho  Temperatur  des  Benzols  von  19,4^  eine 
mittlere  Temperiiturerhöhung  von  +5,25^ 

Die  bedeutendste  Wärmeentwickelnng  beobachtete  ich 
bei  nachstehenden  Versuchen  mit  Amylalkohol. 


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122 


Meissner* 


Tabelle  IV. 

Vcröuehc  mir  Kieseläiiure  uiiU  Auiylulkoliol. 


GewichtemeDgen 
von 


Temperaturen 
in 


Tcaipecaturen 
der  Kiesekfture 


Kiesel- 
säure 


AiKuliol  Luft 


Alkuliol 


vor  dem 
Versuch 


nach  EtitH 
id.AlkohoU 


Tempera- 
turände- 
rung 


9,68 
10,18 
10,09 

9,72 
10,02 

9.67 
10,87 
10,US 
10,1 4 
10,0 


15,04° 

15.14 

14,73 

15.5 

14.63 

12,19 

15,49 

1  4,^1 

14,71 

14,81 


19,4" 

19.1 

19.1 

19,0 

12,6 

12,7 

12.1 

ll.S 

ll.>» 

ll,fj 


19,4*^ 

19,2 

19.1 

19.0 

12,H 

12,s 

12,4 

12,1 

12,0 

12,0 


1  3f2w 
19,02 
18,82 
18.78 
12.72 
12,79 
12,22 
12.(12 
12,02 
11,92 


27.02" 

27,87 

27,94 

25,02 

19.88 

21,52 

19,97 

19.43 

19,22 

21,62 


-fS,4' 
-f  J^.^io 
+  9,12 
+  G.24 
-f  7.1<5 
+8,73 
+7.75 
+  7,41 
+  7.20 
+  9,70 


Hier  erh&lt  man  yergleichsweise  aus  sechs  bei  einer 
mittleren  Temperatur  des  Alkohols  von  12,4**  gemachten  Be- 
obachtungen eine  Temperaiuierliühung  von  +7.5"  im  JJuitü- 
schnitt. 

Zwei  mit  absolutem  Alkohol  angestellte  Versuche  hatten 
das  Eesultat: 


Gewicht 

d.  KiCisels.  d.Alkoh. 

Temperaturen  in 
Luft    ,  Alkohol 

Teiiiperaturea 
der  Kieselsäure 

49,6 
49,01 

71,2 
75,6 

t 

15,5»    !  15,22» 
15,1     1  15,13 

15,33« 
15,22 

21,44* 

21,57 

^^^^^^^^^^ 

Diese  Werthe  schliessea  sich  also  den  mit  Amylalkohol 
erhaltenen  tm. 

Wählt  man  aus  jeder  der  drei  Versuchsreihen  Beob- 

achtungen  mit  mögliclist  gleichen  Bedingungen  heraus,  so 

erhält  man  beispielsweise: 

9,8  g  Kieselsäure  und  18,5  g  Wasser        von  19, r  gaben  +8,5S* 
10,t  n        n         n  17,5  n  Beusol  »19,1      n  +5,15 

9,7  g        t*         n  15,5  It  Amylalkohol  »  19,0      >t  +M^* 

Ausser  diesen  Versuchen  mit  amorpher  Kieselsäure  wur- 
den dann  noch  einige  andere  feste  Substanzen  untersucht. 

welche  im  allgemeinen  viel  geringere  Temperaturerhöbungen 
gaben,  wie  aus  einigen  diesbezüglichen  Besultaten  zu  erken- 
nen ist. 


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Wärme  beim  Benetzen» 


128 


Tabelle  V. 

VersQche  mit  anderen  Substanzen. 


Substanzen 

1  Temperaturen 

1  

'Te:nj).  in  diT  festen 
iSubatauz 

*J"('tn}).- 
Aeii'le- 
rong 

t 

feet 

'  Go-    FlÜ5.sig-  Gc- 
I  wicht  Ii    keit  wicht 

v<a-.  d. 
Vers. 

iiücli  Eiiitl. 
1  d.  Fiüi^sigk. , 

LT 

rr        1  50,16 

T  

^Vaö^:el• 
»» 

66,83 

16,3- 
15,3 

15.4  r 
15,4 

,  15,34*^ 

1 

15,33 

17,14^ 
16,14 

+  1,8'^ 

Smiigel 

48,2 
48,7 

dest 
:  Wasser 

53,1 
50,2 

j  13,6 
'  14,0 

13,4  1 

14,1  ! 

13,64        13,86  i 
14,0    j  14,12 

+0,22 
'  +0,12 

Magnesia  j 

14,42 
16,21 

T9,6S 
61,9  ! 

14,9 
14,8 

14,32  1 
14,8  1 

14,33 
14,76 

14,48 
15,03 

+0,15 
+0,27 

44,*      15,2       15,3        15,16  15,52 

\.  vi. 

+0,36 

Dass  die  an  sich  sehr  fein  yertheilte  Magnesia  usta  nur 
eine  so  geringe  Temperatarerhöhnng  ergab,  liegt  wohl  zum 
Theü  an  dem  Bestreben  dieses  Körpers ,  sich  bei  Zutritt 
der  Flüssigkeit  zusammenzuballen,  eine  Art  Pfropfen  zu 
bilden  und  so  ein  weiteres  Kmdringen  der  Flüssigkeit  zu 
verhindern. 

Mit  Glasi)ulver  konnte  ich  bei  diesen  Versuchen  in 
keinem  Fall  eine  Temperataränderung  wahrnehmen. 

Schon  aus  der  oben  mitgetheüten  Versuchsanordnung 
geht  hervor,  dass  die  bisher  besprochene  ,,thennometrische<< 
Methode,  aufweiche  die  Arbeit  Pouillet*8  zunächst  geführt 
hatte,  fUr  die  Zwecke  der  Untersuchung  aliein  nicht  genügen 
konnte.  Die  mit  ihr  erhaltenen  Resultate  ge.^tatten  nämlich 
keine  genaue  Berechnung^)  der  entwickelten  Wärmemengen, 

1>  E.  \\  iedeinauu  und  Lüdeking  erhielten  bei  der  Quflluug  vuu 
2  g  btarke  in  10  l'  Wasiser  eine  Temperaturerhöhung  von  +o,ö°  und 
+0,7*'.    (Wied.  Auu.  t^y.  p.  150.  1885.) 

2)  Berechnet  mau  unter  Vemachläöäiguug  des»  Wasaerwerthes  des 
Oeftlico  aue  den  Temperaturerhöhungen  die  Wärmemengen,  so  erhält 
man  s.  B.  Ar  Kiesekdtaue  (spec.  Wärme  =  0,19ia  naeh  Regnault)  und 
destÜlirtes  Waaaer  von  19,1*  72  GrammcakKrien. 


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124 


F,  Meissner» 


da  bei  dem  wechselnden  Banmtheil,  welchen  dieKieflels&nrera 

dem  AbsorptionsgelViss  bei  den  einzelnen  Versuchen  einnahm, 
die  Wärmeleitung  und  ^Vululeal)^'abe  aa  die  Gefässwände, 
sowie  die  umgebende  Luft  nicht  wohl  in  Rechnung  gezogen 
werden  können.  Da  nun  aber  von  früheren  Beo])acht€rD 
über  die  entwickelten  WärmemeDgen  ebenfalls  keine  An- 
gaben vorliegen,  so  musste  es  unbedingt  wttnschenswetth 
erscheinen,  die  Erscheinung  durch  eine  Methode  zu  prftfsDf 
welche  direct  die  Wärmemengen  sn  beobachten  erlanbte. 
Ausserdem  war  mir  daran  gelegen,  eine  Anzahl  von  Beob- 
achtungen bei  0"  zu  erhalten,  was  bisher  nur  selten  möglich 
gewesen  war.  Ich  habe  nun  aus  diesen  Gründen  eine  zweite, 
oben  bereits  als  ,^calori metrische^*  bezeichnete  Methode  in 
Anwendung  gebracht,  welche  von  den,  der  ersten  anhaftenden 
M&ngeln  frei  sein  dürfte. 

b.   Calorimctrischo  Methode. 

Ein  Bunsen'sches  fiiscalorimeter  wurde  ssun&chst  nach 
bekannter  Weise  Torbereitet^)  Die  benutzte  CapUlare  hatte 
einen  Durchmesser  von  0,B  mm,  das  Volumen  eines  Scalen- 

theiles  betrug  Ü,ÜÜü8113ccm.  Sodann  wurde  in  Jus  zum 
Instrument  selbst  gehörige,  eingeschmolzene  Kohr  a  (vgl 
Pig.  7)  ein  zweites,  etwas  längeres  und  möglichst  dünn- 
wandiges b  eingeschoben,  welches  die  puWerisirte  Substanz 
aufzunehmen  bestimmt  war.  Der  Zwischenraum  zwischen 
ihm  und  dem  eigentlichen  Calorimeterrohr  wurde  mit  Wasser 
ausgefüllt  In  dieses  zweite  Eohr  führte  ich  ein  drittes,  am 
besten  ein  Beagenzglas  mit  dttnnem  Boden  welches,  mit 
seinem  Rand  über  den  des  zweiten  Rohres  greifend,  als 
Pltissigkeitsbehälter  diente.  Nach  der  Füllung  wurde  das 
Reagensglas  mit  einem  Kork  gut  verschlossen,  die  Mün- 
dungen aller  drei  Röhren  mit  Baumwolle  dicht  umgeben, 
und  sodann  der  ganze  Apparat  bis  zu  dieser  Umhüllung  in 
mdgÜchst  reinen  Schnee  gepackt 

Hatte,  was  durchschnittlich  30  Minuten  dauerte,  der 
Apparat  mit  den  eingebrachten  Substanzen  die  Temperatur 
0^,  und  damit  das  Quecksilber  in  der  Capillare  einen  statiu- 

1)  Bansen,  Pogg.  Ann.  141»  p.  1.  1870. 


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Wärme  beim  Benetzen, 


125 


nären  Stund  aiigenominen,  so  wurde  dis  T^eagenzglus  einen 
Moment  geöünet,  der  Boden  desselben  mit  einem  darin  be- 
findlichen GlasBtab  durchgestossen,  und  dann  die  Mündang 
sofort  wieder  Terschlosaen,  nachdem  der  Stab  entfernt  war* 
Hierdarch  kam  die  Flüssigkeit  mit  dem,  im  zweiten  Bokr 
befindlichen  PiÜTer  in  Berührung,  und  die  hei  der  Benetzung 
entwickelte  W&rme  konnte  in  bekannter  Weise  an  dem 
zurückgehenden  Quecksilberfaden  der  Capiilare  gemessen 
werden. 

Durch  Vermeidung  von  grösseren  TemperaturdiÖ'erenzen 
im  Apparat,  also  besonders  durch  vorheriges  Abkühlen  der 
einzafllhrenden  Böhren  und  Substanzen  war  es  möglich,  ein- 
mal mehrere  Versuche  hintereinander  zu  machen  und  dann 
mit  demselben  Calorimeter  nahezu  zwei  Wochen  zu  arbeiten, 
ohne  dass  eine  Erneuerung  des  Eismantels  nothwendig  ge- 
worden wäre. 

Da  diese  Versuchsreihe  von  besonderem  Interesse  sein 
mubsLe,  msofern  überall  Heobarbtungen  hei  O'*  bisher  nicht 
oder  doch  nur  in  ganz  geringer  Anzahl  vorlagen,  so  habe 
ich  dieselbe  auch  noch  auf  andere  pulverisirte  Substanzen, 
n&mlich  u.  &  Magnesia  usta ,  fein  vertheiltes  Grlas ,  ge- 
schlemmten  Smirgel  und  Thierkohle  ausgedehnt  Von  Flüssig- 
keiten kamen  ausser  destillirtem  Wasser  noch  Amylalkohol 
und  Glycerin  in  Anwendung.  Jeder  Versuch  dauerte  im  all- 
gemeinen      bis  1  Stunde. 

Der  Verlauf  eines  solchen  wird  aus  folgenden  ausführ- 
lichen Angaben  deutlich  werden. 

Januar  1886. 

8,6  g  Kieselsäure  und  2,84  g  destillirtes  Wasser. 
Der  Quecksilberfaden  stand  vor  dem  Versuch: 

um  5*»  1  abcutiä  bei  56,1 

I»  —  8        n  I)  56,1 

M  —  3       »»  II  ÖSjl 

i>  —  4       »»  »'  5Sfl 

»  —  5       »»  »  56,1. 


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126  F.  Meissner. 

Stand  des  Quecksilbers  nach  Einstassen  des  Bodens. 


OHUMl 

* 

1 

4 
» 

w   •  — 

*  5,5'  ' 

764> 

13,0' 

 — 

214,1 

— — 

229,8 

28,0'  1 

237,0 

6,0 

90,7 

—  5 

21 '».6 

21,0 

230.5 

—  5  • 

238.0 

—  5 

123.1 

14,0 

21T.0 

—  5 

230,9 

29,0 

238,3 

7,0 

142,4 

—  5 

22,0 

231,5 

—  5 

239,0 

—  5 

162.3 

15,0 

220,5 

—  5 

231,8 

90,0 

239,8 

8,0 

175.2 

~5 

221.3 

28.0  ' 

231,S 

—  5  1 

289«8 

—  5 

185.6 

16.' > 

222,1» 

—  5 

231,8 

31.0 

239,9 

9,0  . 

190,0 

—  5 

223,7 

24.0 

231,8 

—  5 

239,9 

—  5  . 

1»6,1 

17.0 

224.1 

—  5 

231,8 

32,0  ■ 

239,9 

10,0 

197.S 

—  5 

225.0 

25,0 

231,8 

—5  : 

239.9 

—  5 

202.0 

IKO 

226.0 

—  'S 

33.0 

239,9 

11,0 

204.ä 

—  5 

226,1 

26,0 

231,« 

—  5  1 

239,9 

—  5 

207,0 

19,0 

226.2 

—  5 

221,8 

34,0  , 
—  5  ' 

239,9 

12,0 

210.7 

—  5 

226.9 

27.0 

2.32.9 

239.9 

—  6  . 

211,0 

20,0 

22.S.0 

—  5 

23.'>.S 

85,0  I 

238,9 

Atuflcblag;  183,8  äealentlieite  (nun). 


Eine  Anzahl  der  auf  diese  Weise  gewonnenen  Besoltste 
gibt  Tabelle  VI,  welche  neben  den  directen  Ablesungen  am 

Quecksilber  zugleich  die  berechneten^)  Waimtmeagen  enthalt 

Tabelle  VI. 
Caloftmetrische  Versache. 


Pulver 

Ge- 
wicht 

Kifi«el6iiue 

» 

5,0 

3,6 
3,0 

2,0 

1,0_ 

» 
»» 

3,0 

II 

3,0 

Magnesia  usta 

n  j» 

1,69 

n  n 

0,8 

Qhäpiil?er 

)j 

~  8,6"  ' 
3,0 

»» 

3,5 

Flüssigkeit 


Ge- 
wicht 


dest.  Wasser 

}*  » 

n  •» 

r 

n  n  ' 

»»  »» 

Ainj  laikohol  , 

 "  i_ 

Glyceriu.  i 

dest.  Wasser 


t 

6,0 

2,34 
2,5 
2,0 
2,0 

4,13 
1,5 


» 


6.64 

9,1 
3,0 


Ausschlag 
l  ScaleutE. 
xs  1  nun 

ram 

268,9 

183,8 
lls.S 
57,2 

llii,6 
81,5 

35,4 

38,3  ~ 
17,1 


I  Amylalkoliol  |   4,18  j 


dest  Wasser 

»  n 


2,0 
8,85 


8,8 

23,8 

14,0 


Amylalkohol 


1,9 

1)  VgL  KohlrauBch,  Leitfaden  d.  praht 


Entwickelte 
Wänne- 
tnengeo 

Graiumcai. 

19,1 
13,0 
S,4 

4,1 
8,9 


8,4 
5,8 

2,5 

2.7 

1,2 

0,6 

J,V 

1,0 


I  7,6  !| 
Phys.  4.  Aufl. 


0,5 
p.  87.  löfcO. 


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IVarme  heim  Benetzen 


PiUTer 

wicht 

1 

1  FUisaigkett 

1  ^ 

<  wicht  i 

1  ScalcDtb. 
—  1  mm 

Kiitwiekelt« 
Wärme- 
mengcD 

Smtrgel 

dest.  Wasser 

••1 

3,25  1 

mn  ürammcil. 

36.3      '  2,6 

Aiiiyluikohol 

2,0  , 

20,0 

Tiiierkoble 
j? 
»f 

•-',0 
1J7 
1    1,3  , 

di'öt,  Wasser 
jf  Ji 

~  3,57" 
2,45 
2,79 

99,0 
48,8 

4,7 
7,0 
3,5 

Die  W&rmemeDgen  sind  in  Grammcalorien  und  anf  eine 

Decimale  abgerundet  anirogebLii. 

Die  mitgetheilten  Wert  he  zeigen  in  ihrer  Gesammtheit 
ausDuhmslos  eine  W ärmeent w i c ke lung,  während  sie  im 
einzelnen  eine  Gesetzmässigkeit  bezüglich  der  Mengenver- 
hältnis^ ebenfalls  durchaus  nicht  erkennen  lassen;  so  gibt 
z,  B.  das  Benetzen  yon  2  g  Kiesels&ure  mit  2  g  destillirtem 
Wasser  nahezu  dieselbe  Wärmemenge,  wie  das  Benetzen 
einer  halb  so  grossen  Gewichtsmenge  Eieselsftnre  mit  dem- 
selbun  Quantum  Wasser  etc.  Ferner  ergaben  5  g  Kieselsäure 
mit  5  g  Wasser  eine  Wärmemenge  von  It^,!®,  während  bei 
2  g  Kieselsäure  und  2  g  Wasser  nur  4,P  beobachtet  wurden; 
die  entwickelten  Wärmemengen  sind  also  den  benutzten  ISub- 
stanzmengen  durchaus  nicht  proportional. 

Leider  konnte  in  Anbetracht  der  Witterung  keine  um* 
fsssendere  Reihe  systematischer  Beobachtungen  gemacht 
werden.  Zu  beachten  ist  auch  hier,  dass,  obgleich  in  die 
Tabelle  nur  solche  Versuche  aufgenommen  sind,  bei  denen 
die  gesammte  Flüssigkeit  in  die  pulverisirtc  Snl  stanz  ein- 
gedrungen war,  und,  dem  äusseren  Anschein  nach,  auch  eine 
durchgehende  ßenetzung  der  letzteren  stattgefunden  hatte, 
diese  doch  keineswegs  als  sicher  anzunehmen  ist. 

Die  grösste  Wärmemenge  zeigte  sich  bei  der  Benetzung 
Ton  Kieselsäure  und  nächstdem  yon  Thierkohle  durch  destiU 
lirtes  Wasser  und  Amylalkohol,  analog  den  früheren  Re- 
sultaten. Ausserdem  konnte  durch  diese  Methode  die  Wär- 
meentwickeluDg  auch  bei  den  Sub>t;inzen  nachf^ewiesen 
werden,  welche,  wie  Glaspulver  und  Smirgel,  bei  den  Beob- 
schtungen  ersterer  Art  eine  solche  nicht  hatten  erkennen  lassen. 


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128 


F,  Meissner, 


Jungk^)  gibt  auch  einige  Beobachtaagen  an,  welche  er 
bei  Absorption  von  Wasser  durch  Schnee,  den  er  bei  einer 
Lufttemperatur  tou  —7^  eingefüllt  hatte,  erhielt   Ich  habe 

ebenfalls  einige  diesbezügliche  Versuche  gemacht,  kann  je- 
doch den  Resultaten,  da  der  Sihnee  bei  0"  und  nahe  unter 
0*^  niemals  trocken  genug  zu  erhalten  war,  auch  wenn  der- 
selbe, wie  es  Jungk  that,  bei  einer  weit  unter  dem  Schmelz- 
punkt liegenden  Temperatur  in  das  Absorptionsgefäss  gebmbt 
wurde,  keine  Bedeutung  beimessen. 

Sohlusebemerkungen. 

Jungk  fasst  die  Resultate  seiner  Beobachtungen  in 

folgender  Weise  zusammen: 

„1.  Wasser  erniedrigt  bei  seiner  Absorption  durch 
Sand  seine  Temperatur  oder  erhöht  sie,  je  nachdem  e? 
vorher  unter  oder  über  4^  warm  ist.  2.  Wasser  von  0*^  er- 
niedrigt seine  Temperatur  bei  Absorption  durch  Schnee. 
3.  Die  £rniedrigttng  ist  als  Folge  der  Verdichtung  des 
Wassers  aufzufassen/* 

Dem  gegenüber  rechtfertigen  die  angeführten  Yersucbe 
den  Satz: 

ßeimBenetzen  von  a  morpher  Kieselsäure,Kohle. 
Smirgel,  Sand  etc.  durch  destillirtes  Wasser,  Benzol 
und  Alkohol  tritt  bei  0^  und  Temperaturen  aber  0^ 
eine  Temperaturerhöhung  auf. 

Fragt  man  nach  der  Ursache  dieser  Temperataränderung, 
so  kann  zunächst  ein  Beibungsprocess  der  Fiüssigkeitstheil* 
eben  gegen  die  Theile  der  pukerisirten  Substanz  in  Frage 


kommen,  wie  ihn  z.  B,  Maschke  annimmt.  Ein  solcher 
schliesst  nun  aber  vor  allem  eine  Teiii[)eraturernie(lriguDg 
auch  unter  dem  Dichtigkeitsmaximum  des  Wassers  aus.  Er 
würde  sonach  mit  den  Kesultaten  dieser  Untersuchung  vereia- 
bar  sein,  wenn  die  durch  Reibung  erzeugten  Wärmemengen 
nicht  gegenüber  den  beobachteten  ungemein  gering  wären. 
Dieselben  können  also  immer  nur  einen  sehr  kleinen  Brach- 
theil  der  letzteren  ausmachen.  Bei  den  nach  der  thermo* 
metrischen  Methode  angestellten  Versuchen  fiel  die  Flüssig- 

1)  Jungk,  1.  c.  p.  298. 


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H^ärme  beim  Benetzen* 


129 


keit  eine  Höhe  Ton  10  cm  herab.  ^Nimmt  man  eiae  mittlere 
Flussigkeitsmenge  von  10  g  destillirten  Wassers  an,  so  ergibt 
sieh  für  die  erzengie  Wirmemenge  ein  Werth  von  0,0024 
Grammcalorien,  abo  eine  sehr  kleine  Grösse. 

Es  könnte  sich  ferner  nm  eine  Oberfl&cheuTergrösserang 
der  FHlssigkeit  handeln,  insofern  die  FlQssigkeit,  welche  vor 
dem  \'ersuche  nur  die  Glaswände  benetzte,  nach  demselben 
über  die  Oberfläche  sämmtlicher  kleiner  Piilverküi  ner  aus- 
gebreitet ist.  Da  eine  solche  jedoch  immer,  wie  aus  der 
Capillaritätslehre  bekannt,  mit  einer  Arbeitsleistung,  also 
einem  Wärmeverbrauch  verbunden  sein  müsste,  so  könnte 
sie  wohl  als  Ursache  einer  Temperaturabnahme,  nicht  aber 
einer  Temperaturerhöhung  gelten. 

Jungk  nimmt,  wie  oben  angegeben,  als  Ursache  der 
Temperataränderungen  eine  Verdichtung  der  Flüssigkeit 
an,  welche  beim  Benetzen  des  Pulvers  eintritt;  diese  An- 
nahme tindet  bei  ihm  ihre  hauptsächlichste  Stütze  darin,  dass 
er  bei  Wasser  zwischen  0*^  und  4"  eine  Temperaturer- 
niedrigung beobachtete. 

Wird  nämlich  eine  Flüssigkeit  comprimirt,  so  gilt,  un* 
ter  der  Voraussetsung  eines  adiabatischen  Processes,  nach 
W.  Thomson  die  folgende  Beziehung  zwischen  Druckzn- 
nahme  und  Temperatnrftnderung^): 

wo  dp  die  Aenderung  des  Druckes,  dt  die  der  Temperatur, 
T  die  absolute  Temperatur,  ce  den  wahren  cubischen  Aus- 

dehnungscüctlicienten,  E  das  mechanische  Wänucät^iiivaleat, 
Cf  die  specifische  Wärme  bei  constantem  Druck,  die 
Dichte  der  Substanz  bei  0*^  bezeichnet. Kaudeit  es  sich 

1)  Veriiet-Külilmann.  Wann«'thr'one  1.  p.  4Hl— 434. 

2)  Setzt  mau  iu  den  iür  dp  um^^eforinttMi  Aufdruck  z,  B.  =  -f-4.o", 
cp  -  1,0006.  y„=  0,001  kg,  /  «  10.7^  aUj  T  =  244.7  un  l  a  =  O.oODU.  so 
ergibt  äich  iu  diesem  Falle  eiu  Druck  vou  0110,6  kg  auf  1  i}Ctn  oder 
m  5913,6  ein  Werth,  der  also  noch  beträehillch  erheblicber  sein 
wtede,  wie  derjcuige  Druck,  welchem  nach  Bunaen  (Wied.  Ana.  24» 
^  380.  1S8Ö)  eine  in  der  Nihe  einer  Glasfläche  befindliche  WaMerscbicht 
eiponirt  aehi  eoll. 

iw.  4.  Phia.  «.  Ch«.  W.  F.  ZXIX.  9 


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F.  Memnier* 


also  um  Wasser,  so  folgt,  dass  eine  Verdichtung  desselben 
zwischen  0**  und  V\  wo  n  nep^ativ  ist,  eine  Abkühlung,',  über 
4^  eine  Erwärmung  zur  Folge  haben  muss.  Bekanntlich  ist 
diese  theoretische  Schlussfolge  durch  CompreedonsTeraiche 
Ton  JouJe^)  bestätigt  wardeo. 

Joule  fand  bei  einer  Temperatur  i  und  einem  J>ruekp 
in  Kilogrammen  auf  1  qcm  die  Temperaturzunahme  6  [äi^  in 
Oentigraden: 


'  1 

r 

f 

9. 

'  1 

V 

1,20« 
5,00 
11,69 
18,88 

26,19 

26,1  ft 
26,19 
26,19 

-0,0088" 

+  0,0044 

0,0205  1 
0,0314  1 

30,00«  1 
31,37 
1   40,40  1 

t  . 

r  i 

26,19 
16,11 

+0,0544!. 
0,0694  <^ 

Dem  gegenüber  widersprechen,  was  die  Temperaturän- 
derungen  beim  Benetzen  eines  Pulvers  mit  Wasser  betrifft^ 
meine  Beobachtungen  der  Annahme  einer  Verdichtung,  so- 
weit obige  Gleichung  eben  hier  überall  Anwendung  finden 
darf.  Zugleich  mttsste  ausserdem  bei  Annfthemng  an  das 
Dichtigkeitsmaximum  die  Teuiperuturänderung  im  Falle  einer 
Verdichtung  abnehmen  und  b^i  4^  «selbst  Null  werden;  die 
oben  mitgetheilten  Werthe  zeigen  aber  auch  hierin  nichts 
dem  Entsprechendes^  sondern  vielmehr  eine  nahezu  gleiche 
Temperaturerhöhung,  sowohl  iiber  ah  unter  4^.  Somit  scheint 
mir  ein  Verdiobtungsprocess,  wie  ihn  Jungk  nackgewiesen 
zu  kaben  glaubt,  bei  der  in  Frage  stekenden  Erscbeinung 
nickt  im  wesentlichen  die  TemperaturSndemng  zu  bedingen. 

Es  mag  auch  noch  hinzugefügt  werden,  dass  im  Falle  einer 
Verdichtung^  des  Wassers  in  den  Poren  des  festen  Korpers 
entsprecliend  der  von  J.  Thomson^  theoretisch  abLrpleiteten,  | 
durch  die  Versuche  von  W.  Thomson^),  Mousson*),  Dti- 
four^),  Bottom  ley  ^)  u.a.  experimentell  bestätigten  Folg^ 

1)  Joule,  PhU.  IViDS.  149.  p.  ISS.  185S. 

2)  J.  Thomson,  Edinbiugh  Tratia.  16«  p.  ft.  1849. 

3)  W.  Thomson,  PfaU.  Häg.  (8>  gl«  p.  188.  1860. 

4)  Monsson,  Pogg.  Ann.  106.  p.  161.  1856. 
5>  Dttfour,  Pcgg.  Ann.  114.  p.  580.  1861. 

6)  Bottomley,  Pogg.  Ami.  148,  p.  488.  1873;  Naliiie'6.  4.  Jan. 
1^72.  p.  185.  i 


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ffarme  beim  Benetzen» 


131 


rang  für  die  Abhängigkeit  des  Schmelzpunktes  vom  Druck 
eine  Brniadrignng  des  Gefrierpunktes  auch  hier  sich  geltend 
machen  nfieste.  Es  ist  mir  jedoch  bei  einer  Beihe  diesbe- 
ifiglicher  Versnche  in  keinem  Falle  gelungen,  eine  solche 
naehznweisen.  Dagegen  trat,  was  vielleicht  für  die  von 
B.  Schwalbe')  gegebene  Erklärung  der  Eishöhlen  von  Wich- 
tigkeit sein  dürfte,  wenn  das  aus  Kieselsäure  und  Wasser  be- 
stehende Gemisch  nicht  beständig  durch  Rüluen  in  Bewegung 
erhalten  wurde,  eine  Unterkältung  oft  bis  — d'^  ein. 

Gegen  eine  chemische  Reaction  bei  der  Benetzung,  die 
z.  B.  Täte*)  annimmt,  spricht  sich  schon  Pouillet  aus, 
obgleich  gerade  bei  seinen  Yersnchen,  speciell  was  diejenigen 
mit  organischen  Körpern  anlangt,  eine  solche  fiinwirkong 
dnrcbans  nicht  nnwahrscheinlich  ist;  allein  die  bei  100^  ge- 
trockoete,  sorgfMtig  gereinigte  und  geglühte  amorphe  Kiesel- 
säure winl  von  den  bei  meinen  Beobachtungen  angewandten 
Flüssigkeiten  nicht  angegriffen,  sodass  die  nachgewiesene 
Temperaturänderung  nicht  in  einer  chemischen  Einwirkung 
der  flüssigen  nnd  festen  Sabstanxen  ihre  Begründung  fin- 
den kann. 

Bndlich  konnte  man  annehmen,  dasa  die  tenntsten  Pul- 
ver, speciell  Eiesels&ure,  in  den  angewandten  Flüssigkeiten 
quellungsfähig  sind.    E.  Wiedemann  und  Lüdeking*) 

haben  neuerdings  gezeigt,  dass  bei  der  eigentlichen  Quelluog 
von  Colloiden  Wäime  })roducirt  wird.  Ob  eine  solche  An- 
nahme berechtigt  ist,  mag  dahingestellt  bleiben.  Wili  man 
auch  sie  nicht  zulassen,  so  ist  es  nur  möglich,  dass  auf  eine 
bisher  noch  unbekannte  Weise  beim  Benetzen  eines  festen 
Körpers  potentielle  Molecnlarenergie  in  Wärme  übergeht, 
also  eine  Art  physikalisch -chemischer  Process  stattfindet, 
der  sich  lediglich  auf  die  Grenzflftche  zwischen  Flüssigkeit 
und  festem  Körper  beschränkt. 

Phjs.  Inst.  d.  Univ.  Strassburg. 

1)  H.  Schwalbe,  Ueber  £i»Uühleii  etc.,  Berlin 

2)  Täte,  1.  c.  p.  509, 

3j  JL  WiedemaQu  u.  Lüdekiug,  1.  c.  p.  145. 

9* 


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132 


K  r.  Lang. 


yX.  BegHmmang  der  ToniMhe  einer  SHmmgaM 
*m4t  dem  Hipp'schen  Citroneskop; 

i*an  Viktor  v»  Lang, 

(Aus  dem  93.  Bde.  der  SitzungäbtT.  d.  k&iä.  Acad.  d.  W  iaa.  zu  Wien 
vom  28.  M&rz  18b6,  uiitgetheilt  vom  Hm.  Verf.) 

CMtonm  Tftf.  1  flf .  8.) 


Ich  habe  in  der  Sitzung  vom  11.  November  vorigen 
Jahres  über  Versuche  berichtet,  die  ich  unternommen,  um 
mit  Hülfe  des  Hipp 'sehen  Chronoskops  die  Schwinguugszalii 
einer  ä  Stimmgabel  zu  ermitteln.  Die  Versuche  wurden  dn- 
mals  fortgesetzt  und  die  befolgte  Methode  noch  in  mebrereo 
Details  verbessert  Als  Resultat  schien  mir  henrorzugeheD» 
dass  die  Ton  mir  vorgeschlagene  Methode,  wenn  sie  auch 
nicht  an  die  Genauigkeit  strohoskopischer  Versuche  hersa- 
reicht,  doch  fähig  ist,  die  Tonhöhe  einer  T/  Stimmgabel  bis 
auf  Vioo  Schwingung  genau  zu  geben.  Da  dieses  Resultat 
besonders  mit  Rücksiclit  auf  die  Einfsiehheit  der  dazu  nöthi- 
gen  Apparate  gewiss  befriedigend  ist,  will  ich  jetzt  meine 
Versuche  ausführlicher  beschreiben. 

£s  handelt  sich  bei  meiner  Methode  darum,  erstens  die 
Schwebungen,  welche  die  Stimmgabel  in  einer  bestimmtes 
Zeit  mit  der  Feder  des  Chronoskops  machte  zu  zfthlen,  sw«* 
tens  die  Anzahl  der  Schwingungen,  welche  während  dieser 
Zeit  die  Feder  des  Chronoskops  vollführt,  an  diesem  Ap- 
parate abzulesen. 

Die  benutzte  ä  Stimmgabel  war  vor  mehreren  Jahiefl 
durch  die  Herren  Lenoir  und  Forster  von  König  in 
Paris  bezogen  worden,  hat  die  gewöhnliche  Form  und  ist 
mit  LA,,  870  VS  und  dem  König' sehen  Monogramm  be- 
zeichnet Mit  Bezug  auf  ihren  lang  andauernden  Ton  kann 
sie  als  besonders  gelungen  betrachtet  werden.  Da  ja  auf 
die  Tonhölie  einer  solchen  Gabel  die  Temperatur  vom  gröas- 
ten  Einflüsse  ist,  so  musste  vor  allem  eine  Anordnung  ge- 
troffen werden,  um  den  Ton  der  Gabel  auch  aus  der  Ent- 
fernung hörbar  zu  machen,  damit  nicht  die  ^ähe  des  Beob- 
achters denselben  beeinflusse. 


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Btttimmun^  dtr  Tonhohe, 


188 


Zu  diesem  Zwecke  wurde  die  Sttmnigabel,  Fig.  B,  im  die 
fiadilftche  eines  Holistabes  (Länge  160,  Durchmeeaer  2,6  cm) 

geschranbt,  das  andere  £nde  desselben  aber  mit  einer  gleich- 
falls hölzernen  Scheibe  (Durchmesser  8  cm)  versehen.  Diese 
Scheibe  vermittelt  die  Abgabe  des  Tones  an  den  Beobachter, 
welcher  sein  Uhr  nur  in  die  >iähe  der  Scheibe  bringt,  solange 
der  Ton  noch  stark  ist,  es  aber  bei  abnehmender  Schallstftrke 
ganz  aa  die  Scheibe  anlegt 

Der  Stab  ist  in  den  Slntfemnngen  Ton  21,5  und  101,5  cn 
Tom  Stimmgabelende  weg  durch  xwei  Holntttcke  geführt, 
welche  nach  oben  Haken  zum  Anf hängen  des  Stabes,  nach 
aattü  aber  die  Drehungsaxen  zweier  Hebel  tragen.  Diese 
Hebel  dienen  dazu,  die  Stimmtrjibpl  vom  8chiibt;iu'iule  aus 
anschlagen  zu  können.  Von  diesem  Ende  aus  gerechnet  sind 
die  Längen  der  vier  Hebelarme  52,  62.  19  und  37  cm;  der 
letzte  Hebelarm  trftgt  einen  mit  Leder  überzogenen  Holz- 
knopl  Dieeer  Knopf  echlftgt  gegen  die  Stimmgabel,  wenn 
der  erste  Hebelarm  gegen  den  Stab  gedrückt  wird,  was  leicht 
nit  dem  Daumen  der  den  Stab  umfassenden  Hand  ausgeführt 
werden  kann.  Die  beiden  mittleren  Hebelarme  sind  durch 
eine  Schnur  von  passender  Tiänge  verbunden. 

Die  ganze  Vorrichtung  wurde  schliesslich  mittelst  zweier 
Schnüre  an  zwei  Statifen  ungefähr  120  cm  über  dem  Fnss- 
boden  au^hAngt.  Auf  diese  Weise  war  es  möglich,  bei 
mftssigem  Anschlag  der  Gabel  ihren  Ton  ohne  Schwierigkeit 
drei  Minuten  lang  verfolgen  zu  können. 

Wenn  nun  auch  die  soeben  beschriebene  einfache  An- 
ächlagsvumchtung  ihiem  Zwecke  genügte,  so  ist  es  selbst- 
▼eretändlich,  dass  »Mn  Ansrhlai^.  win  beim  ('lavier,  wo  der 
Hammer  immer  nur  äusserst  kurze  Zeit  mit  der  Saite  in 
Berührung  bleibt,  noch  vorzunehen  wäre.  Namentlich  müsste 
man  mit  einem  solchen  Anschlag  eine  Normalstimmgabel 
Tereehen,  fttr  deren  Aufbewahrung  mir  eine  Aufhängevor« 
Sichtung  wie  die  beschriebene  sehr  zweckmissig  erscheint. 
Von  einer  Normalstimmgabel  wird  ja  nicht  verlangt,  dass 
sie  einen  starken  Ton  gibt,  sondern  dass  man  ilire  Schwe- 
bungen mit  einer  anderen  Gabel  bei  con^tantcr  Temperatur 
möglichst  lange  verfolgen  könne.   Hierbei  kann  die  zweite 


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184 


Gabel  an  einem  der  zwei  Hokbl5cke  befestigt,  ond  mit 
einem  Kldppel^   der  an  seinem  Ende  eine  Korkkngvl 

trägt,  angeschlagen  werden.  Vorzuziehen  würde  es  wis, 
die  zweite  Gabel  an  einer  äliDlichen  Anschlugsvoirichtuiig 
zu  befestigen  und  ihren  Ton  mit  dem  anderen  Ohre  ztt 
beobachten. 

Was  das  Chronoskop  betrifft,  so  wurde  vor  allem  die 
Feder,  welche  beim  Schwingen  durch  ihren  Eingriff  im 
8teigrad  die  Begulining  des  ganzen  Uhrwerkes  besorgt,  in 
ihrem  schwingenden  Theile  so  lange  verlängert,  bis  sie  eisea 

Ton  von  ungefähr  483  ganzen  Schwingungen  in  der  Secunde 
gab.  Natürlich  war  es  dann  auch  nöthig,  die  Backen,  zwi- 
schen denen  diese  Feder  eiDges})annt  ist,  auf  der  hinteren 
Platte  des  Uhrwerkes  'zu  versetzen. 

Da  diese  Feder  ursprünglich  f&r  einen  ylel  höheren  Ton 
bestimmt  war,  so  durfte  es  nicht  Wunder  nehmen,  dass  sie 
ungebOhrlich  yerl&ngert  Terschiedene  Töne  geben  konnte, 
und  es  musste  hftufig  der  gewttnscbte  Grandton  erst  durch 
Zupfen  der  Feder  an  ihrem  Ende  mittelst  eines  Holzstäb- 
chens hergestollt  werden.  Dies  würde  natürlich  bei  einer 
von  vornherein  für  den  Ton  ä  verfertigten  Feder  wegfallen. 

Für  die  Beobachtung  der  Schwebungen  zwischen  Gabel 
und  Feder  erwies  sich  aber  die  Art  der  Unterstützung  dte 
Ohronoskops  als  sehr  wichtig.  Dasselbe  stand  anfangs  auf 
einem  eisernen  Tischchen,  das  nur  darum  gew&hlt  wordss 
war,  weil  dadurch  die  Feder  in  die  H5he  des  Kopfes  dei 
sitzenden  Beobachters  gelangte.  Wälirt  nd  so  das  rechte  Ohr 
des  Beobachters  ^twa  20  cm  von  dei  Feder  entfernt  war, 
lag  das  linke  Ohr  unmittelbar  an  der  Scheibe  des  Stimm* 
gabelapparates.  Die  Schwebungen  zwischen  Gabel  und  Feder 
waren  aber  oft  sehr  schwierig  wahrzunehmen  und  immer 
nur,  wenn  die  Gabel  sehr  stark  tönte.  Dieselbe  musste  da* 
her  bei  einer  Beobachtungsdauer  von  drei  Minuten  wiederhi^ 
angeschlagen  werden,  was  allerdings  mit  keinen  besonderes 
Störungen  verknüpft  ist.  Dies  alles  änderte  sich  aber  mit 
einem  Schlage ,  als  das  Chronoskop  auf  eine  resonirende 
Unterlage  gestellt  wurde,  nämlich  auf  ein  Brett  von  den 
Dimensionen  48  x  31  x  2,5  cm,  an  welches  vier  starke  Fftsse 


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Beitimmunff  der  Tonhöhe, 


185 


08  cm  hoch  gesohranbt  worden  waren.  Die  FüSBe  sind  nnien 
ititdi  Leiiton  miteinander  verirnnden,  über  welche  ein  Brett 
felegt  ist,  das  der  StabiKt&t  halber  mit  TerscbiedeTien  schwe- 

i!  n  (Toi^enständen  belastet  wühIp.  Man  hörte  nunmehr  die 
SchwebuDgen  mit  grösster  Deutlichkeit,  und  dieselben  konnten 
bei  einmaligem  massigen  ÄDSchlagen  der  Gabel  leicht  drei 
Minuten  lang  gezählt  werden;  das  Geräusch  des  schnell  laa- 
fmden  Uhrwerkes  trat  ganx  in  den  Hintergrund. 

Beim  Zählen  der  Schwebangen  wnrde  nur  immer  von 
I'^-IO  ge^lt,  nach  je  sehn  Schwebongen  aber  die  Axe  eines 
Tourenzählers  mittelst  einer  kleinen  Kurbel  umgedreht. 

Es  handelte  sich  jetzt  nur  noch  mehr  darum,  das  Zähl- 
werk am  Anfange  der  Beobachtungszeit  auszulosen,  am  Ende 
derselben  aber  zu  arretiren.  Dies  sollte  natürlich  automa^ 
tisch  mit  Hülfe  eines  galranischen  Stromes  durch  das  Se- 
condenpendel  einer  Uhr  geschehen,  welches  an  seinem  Ende 
ta  diesem  Zwecke  mit  einem  Platindrahte  versehen  worden 
war.  Die  Quecksilberknppe,  durch  welche  der  Draht  bei 
jeder  Sdiwingung  hindurch  ging^  stand  aber  seitlich  von  der 
Ruhelage  des  Pendely,  sutlass  die  Strumscli  Ii  essung  nicht  in 
gleicLen  Intervallen  stattfand,  sondern  immer  je  zwei  Con- 
tacte  rasch  auieinander  folgten,  welches  8piel  sich  alle  zwei 
Secunden  wiederholte.  Diese  Anordnung  wurde  getroffen, 
im  mehr  Zeit  su  gewinnen  ftUr  die  Schliessung  des  Stromes 
so  einer  bestimmten  Secnndci  welche  immer  ungerade  sein 
musste.  Das  ScUiessen  des  Stromes  in  dem  einen  Sinne  am 
Aufsöge  der  Beobachtung  und  das  Schliessen  desselben  im 
entgegengesetzten  Sinne  am  Ende  wurde  von  einem  Gehiüen 
besorgt,  und  so  durch  denselben  das  Zeigerwerk  zuerst  aus- 
gelöst, dann  arretirt. 

Hierzu  musste  noch  der  aus  weichem  £isen  bestehende 
Alker  des  Hipp' sehen  Ohronoskop's»  welcher  zwischen  den 
bsiden  Eleotroomgneten  desselben  spielt^  durch  einen  Magnet 
snetrt  werden  y  nnd  der  Stiom  musste  durch  beide  Electro« 
aagnete  hintereinander  so  gridtet  werden,  dass  entgegen- 
gesetzte Pole  gegenüber  zu  liegen  kommen.  Der  polarisirte 
Aaker,  welcher  anfangs  am  oberen  Electromagnet  liegt,  wird 
durch  Schliessung  des  Stromes  von  dem  unteren  Electro- 


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136 


V,  V*  Lang. 


magnet  angezogen  und  bleibt  anf  demselben  anch  nach  ünta> 
brecbnng  des  Stromes  so  lange  liegen»  bis  ein  umgekehrter 

Strom  ihn  wieder  in  seine  Anlangsstellung  bringt.  Natürlich 
rausste,  um  dies  zu  erreichen,  den  beiden  Spiralfedern,  die 
nach  ohon  nnd  unten  auf  den  Anker  wirken,  eine  passende 
Spannung  ertheilt  werden. 

Daa  Stahlstück,  welches  an  Stelle  des  weichen  Anken 
gesetzt  wurde»  brauchte  ftbrigena  gar  nicht  magnetiairt  la 
werden  I  da  dies  gleich  bei  der  ersten  Stromachlieseang  von 
den  Electromagneten  selbst  besorgt  wurde.  Um  die  Aus- 
wechslung des  weichen  und  des  polarisirten  Ankers  leicht 
bewerkstelligen  zu  können,  wurdo  (iurch  die  Grundplatte  des 
oberen  Electromagneten  ein  Luch  gebohrt,  sodass  man  mit 
dem  Schraubenzieher  leicht  an  die  Schraube  gelangt,  mit 
welcher  der  Anker  an  den  Hebel  befestigt  ist,  der  die  Aus» 
lösung  des  Zeigerwerkes  besorgt 

Der  Gang  der  Beobachtungen,  bei  welchen  als  Strom« 
quelle  sechs  Smeeelemente  benutst  wurden,  ist  nun  folgende!; 
Nachdem  das  Uhrwerk  des  Chronoskopes  in  Gang  gesetzt 
und  die  Stimmgabel  angeschlagen,  wird  von  dem  Gehilfen 
zu  einer  bestimmten  geraden  Secunde  der  geöffnete  Oonimu- 
tator  geschlossen.  Bei  der  nächsten  ungeraden  Secunde  wird 
dann  durch  den  Strom  das  Zeigerwerk  ausgelöst,  worauf  der 
Oommutat<Mr  sogleich  wieder  geöffnet  wird.  Bas  fallen  des 
Ankers  auf  den  unteren  Electromagnet  gibt  sugleich  dem 
Beobachter  das  Zeichen,  dass  jetzt  das  Z&hlen  der  Schwe- 
bungen  zu  beginnen  hat.  Nach  drei  Minuten  wird  bei  der- 
selben geraden  Secunde  der  Commutator  vom  Gehilfen  im 
entgegengesetzten  Sinne  geschlossen,  bei  der  nächsten  un- 
geraden Secunde  das  Zeigerwerk  arretirt  und  durch  das 
Abfallen  des  Ankers  dem  Beobachter  das  £)nde  der  Beob- 
achtungszeit angeseigt  Man  hat  nun  nur  mehr  die  beob> 
achtete  Zahl  der  Schwebungen  sur  Angabe  des  Zeigerwerkss 
eu  addiren  und  diese  Summe  durch  die  Zahl  der  TerAosseaen 
Secunden  zu  dividiren,  um  die  Tonhöhe  der  benutzten  Stimm- 
gabel m  ganzen  Schwingungen  zu  erhalten. 

Bs  wäre  gerade  nicht  nothwendig,  nach  dem  ersten 
Schliessen  des  Stromes  denselben  sogleich  wieder  au  unter* 


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Bestimmung  der  Tonhöhe. 


137 


bieclien,  man  könnte  denselben  geschlossen  lassen  bis  zur 
schliesslichen  ümkehrung  desselben.  Allein  es  zeigte  sich, 
dnss  bei  den  Stromschliessungen,  die  ja  alle  zwei  becunden 
stattfinden,  der  Anker  immer  einen  kleinen  Stoss  erhält, 
welches  Geräusch  natürlich  für  den  Beobaohter  störend  ist. 

Nach  ▼orbergehendem  Schema  habe  ich  an  einer  Reihe 
Ton  Tagen  die  Tonhöhe  meiner  Stimmgabel  unterBucht;  Ter- 
Bcluedene  Temperataren  konnten  nnr  auf  kOnstlichem  Wege 
theilweise  durch  Heizung  des  Beobachtungszimmers  selbst 
erhalten  werden.  Besonders  im  letzteren  Falle  ist  die  Er- 
mittelung der  Temperatur  der  Gabel  sehr  unsicher.  Dieselbe 
wurde  an  einem  grossen  Metallthermometer  von  Herrmann 
und  Pfieter  abgeleBen,  welches  möghchst  nabe  der  Gabel 
an^hftngt  worden  war.  Ein  solches  Thermometer  wurde 
gewählt  in  der  Erwartung,  daee  seine  Empfindlichkeit  gegen 
Aendeningen  der  Temperatur  dieselbe  sein  dürfte,  wie  die 
der  Stimmgabel.  Diese  Voraussetzung  wurde  jedoch  nicht 
Weiter  geprüft:  es  ist  aber  die  Temperaturbestimmu n^r  auch 
aus  dem  Grunde  mangelhaft,  als  bei  den  schlechten  räum- 
hchen  Verhältnissen  des  physikalischen  Cabinets  nur  ein 
sehr  kleines  Zimmer  zu  diesen  Versnchen  zu  Gebote  stand, 
dessen  Temperatur  dnrcfa  die  Anwesenheit  zweier  Menschen 
natürlich  sehr  beeinflosst  wird. 

Auch  der  ungleiche  Gang  meiner  Pendeluhr,  eines  TOn 
der  hiesigen  Sternwarte  ausgemusterten  Exemplares ,  dürfte 
den  absoluten  Werth  der  nachfolf^cuden  Beobachtungen  be- 
inträchtigen.  Allerdings  war  der  Umstand  für  ihren  Gang 
nicht  günsügy  dass  nur  beim  Versuch  Ströme  durch  sie  hin- 
durchgingen. Bei  eigentlichen  Normalbeobachtungen  mUsste 
jedenfalls  Sorge  getragen  werden,  dass  bei  jedem  Pendel- 
achlag  ein  Strom  Ton  constanter  Intensit&t  nnd  Richtung 
geschlossen  wird. 

Eine  andere  Fehlerquelle  kann  leicht  durch  den  Versuch 
selbst  eliminirt  werden,  ich  meine  den  Umstand,  dass  Aus- 
lösung und  ArretiruDg  des  Zählwerkes  nicht  in  gleichen 
Zeiten  nach  Stromschlnss  erfolgen.  Da  dieser  Umstand  un- 
sbhingig  ist  von  der  Daner  der  Beobaohtnngsseit,  braucht 
man  nur  zwei  Versuche  von  Terschiedener  Dauer  anzustellen. 


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138 


V,  u.  Lang, 


Zahlt  man  die  Schwingungen  einmal  drei  Mmuteii  lang,  dann 
darauf  nur  eine  Minute  lang,  so  wird  der  Unterschied  der 
beiden  Zahlen  die  in  zwei  Minuten  yolltuiirteii  ächwinguogen 
frei  Ton  dem  berührten  Fehler  geben. 

Bei  manchen  der  sp&ter  angeführten  Beobachtungw  war 
dieser  Fehler  nicht  lu  bemerken,  besonders  dann  nidt, 
wenn  die  Electromagnete  sehr  gnt  fnnolionirten;  an  anderen 
Tagen  waren  in  den  Beobaditungen  yon  ein  nnd  drei  Mm 
ten  allerdings  kleine  Unterschiede,  und  zwar  in  dem  einen 
und  m  dem  anderen  Sinne  zu  entdecken.  Eine  Aenderung 
in  dem  i^etrage  dieses  Unterschiedes  trat  aber  nur  ein. 
wenn  die  «Stromstärke  sich  geändert  hatte.  So  wurden 
am  5.  December  folgende  Beobachtungen  angestellt 


Miuuten 
S 
8 
1 
1 
S 
1 
S 
3 
3 


Schwingungeu 

78418  — 

7841t  — 

—  261 3  r» 

—  26136 
78412  - 

—  26123 
78406  — 
78412  — 
78411  — 


Minuten 
l 
1 
1 
8 
1 
1 
l 
3 

Mittel 


SchwiiiguDgeu 

—  26181 

—  26132 

—  26137 
78414  — 

—  26138 

—  26138 

—  28137 
78412 

78412,75  26135,22 


Den  beiden  Mitteln  entsprechen  die  Tonhöhen: 
435,626  nnd  485,587, 
während  die  awei  Mannten  entsprechende  Differenz  deiselben 

die  Zahl:  435,646 

gibt.  Am  10.  December  dagegen,  nachdem  die  8iiure  dt: 
Batterie  erneuert  und  die  Spannung  der  Spiralfedern  geän- 
dert worden  war,  wurden  auf  dieselbe  Weise  die  Zahlen: 

435,525   und  435,572 
nnd  ana  der  Differens  485,500  gefunden.  Die  an  diesen  iva 
Tagen  beobachteten  Abweichungen  waren  aber  die  stMatSD, 
die  überhaupt  beobachtet  wurden. 

Die  nachfolgende  Üebersicht  gibt  «ftminUicbe  Beoback* 
tungen  vom  28.  Kovember  vorigen  Jahres  angefangen,  too 
welchem  Zeitpunkte  an  der  Apparat  zur  vollkommenen  Zu- 
friedenheit functionirte.  Einige  Zahlen,  bei  denen  offenbar 
IrrthUmer  unterliefen,  sind  natürlich  ausgelassen.  Die  ao- 
gegebenen  Tonhöhen  sind  Mittelwertbe,  wobei  die  Auibl 


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Bestimmung  der  Tonhöhe,  189 

der  Einzelbeobachtungen,  aus  denen  sie  abgeleitet,  freilich 
gekr  Tarürte:  4—11. 


1885 

en 

Utk 

Beabaehtnog  Becbnung 

B.— B 

November 

88. 

P- 

m. 

14,5 

485,665 

485,650 

•H5 

n 

20. 

12 

14,0 

645  - 

674 

-29 

30. 

y 

a. 

in. 

14,0 

663 

674 

-U 

5 

P- 

III. 

lb,0 

474 

480 

-  6 

9 

19,1 

408 

487 

-19 

December 

1. 

3 

17,0 

512 

529 

—  17 

t» 

2. 

12 

15.M 

«07 

+  20 

n 

8. 

12 

14,7 

632 

626 

+  6 

It 

4. 

12 

681 

640 

-19 

»» 

5. 

12 

14,S 

646 

660 

—  14 

ft 

7. 

11 

a. 

m. 

14,2 

678 

665 

+  13 

b. 

10 

14,4 

663 

65j 

+  8 

»» 

9. 

8 

P- 

m. 

17,0 

508 

529 

-21 

n 

10. 

5 

18,2 

500 

471 

+  29 

n 

11. 

1 

16,3 

564 

563 

+  1 

1* 

12. 

11 

a. 

m. 

14,8 

679 

635 

+  44 

Der  Beoimung  warde  die  Formol: 

zu  Grande  gelegt  und  die  Constanten  nach  der  Methode  der 
kleiiieten  Quadrate  ermittelt  Ihre  Werthe  sind: 

a  ^  4S5,62e  ±  0,005,      b  =  0,0484  ±  0,0022, 
wobei  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  einzelnen  Bestim- 
mung: ±0,015  ist.    Die  mit  diesen  Constanten  berechneten 
Werthe  sind  oben  sammt  den  übrig  bleibenden  Fehlern  an- 
gegeben. 

An  diesen  Zahlen  ist  aber  noch  eine  Correction  wegen 
des  Ganges  der  Vhr  anzubringen.  Dieselbe  accelerirte  wäh- 
rend der  vierzehntägigen  Beobachtnngszeit  um  50  Secunden, 

freilich  nicht  gleichfürinig.  Es  war  also  die  JSecunde  im 
Verhältniss  von  24192/24103  zu  kurz,  und  das  vorstehende 
Resultat  ist  um  1  24193  zu  erhöhen.  Somit  ergibt  sich  für 
die  Schwingungszahl  der  benutzten  Stimmgabel  die  J^ormel: 

n  =-  435,644  -  0,0484  [t  -  15) 

=  435,644  [1  -  0,000  III  1  (f  -  15)]. 

Regierungsrath  Prot.  L.  A.  Zellner,  Generalsecretär  der 
hiesigen  Gesellschaft  der  Musikfreunde  und  des  Ckmservato- 
tiui»,  bAtte  die  Gttta,,  meine  Stimmgabel  mit  einer  su  toiv 
fßMMf  die  er  in  neuerer  Zeit  von  König  bezogen  hat, 


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140 


K.  Fuchs, 


and  die  genau  485 'Schwingungen  bei  20^0.  maolien  mXi 

König  hat  ja  mit  Hülfe  der  ingeniösen  Stimmgabeluhr 
ä  Stimmgabeln  von  genau  bekaunter  Schwingungszahl  her- 
gestellt. Prof.  Zellner  fand  den  Unterschied  der  bemen 
Stimmgabeln  bei  ungefähr  20^  G.  gleich  0,499  ganzen  Schwin- 
gangen y  mit  einer  Unsicherheit  von  höchstens  0,004  Schwin- 
gongen,  welches  Besnitat  durch  Beobachtung  der  Schwebimgai 
beider  Stimmgabeln  mit  yerschiedenen  Gabeln  erhalten  wor- 
den war.  Demzufolge  wOrde  die  von  mir  untersuchte  Stimm- 
gabel bei  20°  C.  die  Tonhöhe  435,499  haben,  während  meine 
Bestimmunp^  435.402  gibt. 

Obwohl  ich  bei  den  an^efüiirten  Versuchen  m*  lir  die 
Absicht  hatte,  die  Anwendbarkeit  meiner  Methode  zu  prüfen, 
als  Normalbestimmungen  zu  machen,  so  kann  ich  doch  kaum 
den  obigen  Unterschied  Ton  0,097  auf  Bechnung  der  Unge- 
nauigkeit  metner  Yet  suche  bringen. 


VIZ.  Ueber  den  Bandwi/mM  einander  berührender 
Müeeigketien;  von  Fuehs» 

(Hirnn  Tftf.  I  Fig.  9—28.) 


Durch  die  Bildung  von  freier  Oberfl&che  an  einer  FHks- 

sigkeit  wird  Arbeil  geleistet.  Es  ist  dies  auch  dann  der 
Fall,  wenn  in  der  Oberflacheneinheit  keinerlei  Striicturaßde- 
rung  vor  sich  geht,  wie  sich  aus  folgender  Betrachtung  ergibt 
(Jb'ig.  9).  Jedes  Molecül  der  Jb'iüssigkeit  wirkt  bis  auf  eine 
gewisse  Entfernung  r  anziehend  auf  andere  MolectÜe.  Weno 
wir  ein  freies  einzelnes  Molecfil  m  haben,  und  wir  flUiren  ia 
seine  Wirkungssphäre  ein  zweites  Molecül  ein,  dann  wird 
dieses  angezogen;  es  legt  sich  an  das  erste  Moleottl  an,  und 
hierdurch  wird  Arbeit  geleistet.  Dasselbe  geschieht,  wenn 
wir  ein  zweites,  drittes  etc.  Molecül  einführen.  Ein  Moleciil 
leistet  das  Maximum  an  Arbeit,  wenn  seine  ^^anze  Attru- 
tionssphäie  mit  Molecüiea  gefüllt  ist,  oder  wenn  es,  wie 
wir  auch  sagen  kdnnen,  gesättigt  ist,  denn  dann  ist  heia 


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Randwmkei  der  FhtuigkeUen,  141 

Raum  für  u  »  it  l  e  Moleciiie  mehr  vorhanden.  Die  Molecüle 
im  JLimereo  eioer  Flüssigkeitsmasse^  z.  B.  sind  alle  gesättigt; 
diejenigen  Molecüle  jedoch^  deren  Entfernung  von  der  Ober* 
fliehe  00'  kleiner  als  r  ist,  die  also  in  der  Oberflttchenhaut 
liegen,  sind  sftmrntlich  ungeB&Uigt,  indem  derjenige  Theil  der 
Atkradionssphfire,  der  über  die  Oberfl&che  hinausragt^  keine 
Flüssigkeitsmolecüle  enth&lt.  Wenn  also  die  Oberfläche  einer 
Flüssigkeit  vergrössert  wird,  U  iim  werden  Binnenmolecüle  in 
Grenzhautmolecüle.  d.  h.  gesättigte  Molecüle  in  ungt  sättigte 
verwandelt.  Wenn  man  aber  gesättigte  MolectÜe  in  unge- 
sättigte T^wandeln  will,  muss  man  ihnen  einen  Theil  der 
dkttigenden  Fl&seigkeii  entreissen,  nnd  die«  erfordert  Arbeit; 
OberflftchenbUdnng  erfordert  also  Arbeit,  und  dieselbe  besteht 
in  der  EntdLttigang  der  Moleofile  der  Grenzschicht  Ober- 
flächen können  wir  aber  an  einer  Flüssigkeit  auf  zwei  ganz 
verschiedene  Arten  bilden.  Erstens  können  wir  mit  Ueber- 
winiiung:  der  Cohäsiuii  eine  FlüssigkeitsmeriiLi;»'  vom  Quer- 
schnitte —  1  entzwei  reissen  (Fig.  10);  hierbei  bilden  sich  zwei 
Oberflächeneinheiten,  nämlich  eine  an  der  Flüssigkeitsmenge 
und  eine  zweite  an  der  abgehobenen  Menge  Die  Arbeit^ 
die  durch  das  Zerreissen  der  Flüssigkeit  geleistet  worden 
isty  wollen  wir  mit  2«  bezeichnen,  dergestalt,  dass  also  auf 
die  Flftcheneinheit  die  Arbeit  c  fällt.  ^  Wir  können  aber 
zweitens  dniiurch  die  OberlUicheneinheit  bilden,  dass  wir  den 
Rand  im'  der  Flüssigkeit  um  die  Längeneinheit  bis  vv  hinaus- 
schieben (Flg.  11).  Für  die  Längeneinheit  des  Randes  nn"  ist 
dann  die  Flächeneinheit  nnmm'  gebildet  worden.  Wenn  die 
Spannung  der  Oberfläche  auf  derEandlängeneinheit  nn  gleich 
p  iati  dann  ist  die  Arbeit^  die  zur  Bildung  der  Flächeneinheit 
erforderlich  ist,  gleich  ^.1,  wenn  der  Weg  ums  1  ist  — 
Nun  ist  es  ein  Erfordemiss  der  Mechanik,  dass  die  ge- 
leistete Arbeit  dieselbe  ist,  auf  welche  Weise  immer  Liunen- 
flüssigkeit  in  ürenzhautdüssigkeit  verwandelt  wird.  £s  muss 
also  cs/».l  sein,  oder: 

Dies  ist  die  Fundamentalgleichung,  von  der  wir  ausgehen 
werden.  Wir  wollen  sie  in  Worte  fassen,  c  bedeutet  die 
Butsättigungsarbeit,  die  geleistet  wird,  wenn  die  Oberflächen- 


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142 


ÜT.  Fkchs. 


eiüheit  gebildet  wird;  p  ist  die  Spannung  der  Oberflächen- 
einheit  per  Längeneinheit  des  Randes;  2c  ist  die  Arbeit,  die 
geleistet  wird,  wenn  die  i'iüssigkeit  mit  Ueberwmdung  der 
Cühäsion  in  der  Ausdehnung  der  Flächeneinheit  xernssen 
wird.   Wir  kdnnen  also  lagen: 

Die  Ents&ttigunggarbeit  ffir  die  Fl&cheneinkeit 
ist  gleich  der  Spannung  der  Oberfl&cheshaut  (nnd> 
tiplidrt  mit  Bins).  Die  Zerreissnngsarbeit  für  die 
Flächeneinheit  ist  das  Doppelte  der  Oberflächen- 
spannung (multiplicirt  mit  EinsV 

Nun  ist  es  leicht,  die  Erscheinungen  zu  berechnen,  welche 
sich  bei  der  Berührung  mehrerer  Flüssigkeiten  zeigen  miiaseo. 
Sachen  wir  zuerst  die  Spannung  zu  berechnen,  welche  in 
der  Oontaclechicht  zweier  einander  berührender  Eittsaigkeitea 
hemcht.  (Bichtiger  ist  es,  wenn  wir  toh  einer  Gontaetdoppel' 
Schicht  sprechen,  weil  ja  zwei  Oberflflchenhiute  in  der  Oon* 
tactfläihe  sich  berühren)  (Fig.  12).  Wenn  A  und  B  Theile 
derselben  Flüssigkeit  A  sind,  dann  soll  die  Arbeit,  welche 
die  Molecularkräfte  pro  Einheit  neu  gebildeter  Fläche  leisten, 
sobald  B  von  A  abgerissen  wird,  gleich  —  a  sein.  Natürhch 
wird  dann  umgekehrt^  wenn  man  die  beiden  Theile  A  und  B 
wieder  in  Berühmng  miteinander  bringt^  durch  die  Mdecdtf^ 
krftfte  die  positiTe  Arbeit  +  a  geleistet  —  Wenn  sweiteas 
beide  Theile,  d*h.  A  und  B  aus  derselben  Flüssigkeit  B  be- 
steh cu,  dann  wird  die  Arbeit  der  Molecularkiiilte  pro  i^Müclien- 
einheit  beim  Zerreissen  gleich  —  b,  beim  Zusammenfügen 
gleich  -f  Ä  sein.  Es  ist  leicht  zu  sagen,  wovon  die  Grösse 
dieser  Arbeiten  a  und  b  abhängt.  Sie  hängt  oii'enbar  daron 
ab,  innerhalb  welcher  (i^renaen  imd  jedes  Molecüi  der 
betreffenden  Flüssigkeit  anziehend  wirkt,  nnd  wie  gross  die 
Intensitiit  ist,  niit  der  die  Kraft  in  jeder  zwischen  r,  und 
liegenden  Entfernung  wirkt  —  Wenn  drittens  die  unters 
Flüssigkeit  A  ist,  wfihrend  der  obere  Theil  aub  der  Flüssig- 
keit B  besteht,  dann  wirkt  wieder  eine  dritte  Kraft,  die  die 
beiden  Flüssigkeiten  aneinander  haften  macht.  Die  Kräfte 
im  ersten  und  zweiten  Falle  waren  die  betretenden  Cohä- 
sionskräfte;  jetzt  haben  wir  es  mit  der  AdhäaionBkraft  zu 
thnn,  welche  wieder  innerhalb  anderer  Ghrenzen  und  nach 


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Randwinkel  der  Müssiffkeiien, 


143 


einem  anderen  Gesetze  der  Entfernungen  wirkt.  Die  Arbeit, 
weiche  durch  die  Adhäsionskräfte  geleistet  wird,  wenn  wir 
die  Adhäsion  überwinden  and  die  beiden  Flüssigkeiten  Tan* 
einander  abreissen,  soll  pro  f  l&cheneinheit  gleich  —  c  sein; 
die  Arbeit,  die  dnrob  die  Zusammenflftgang  der  ilttssigkeiten 
pro  Ffitoheneinheit  geleistet  wird»  iet  dann  gleich  +  e»  Hier* 
bei  ist  ftber  ein  Umstand  sehr  wohl  zu  bemerken;  Wenn 
eine  Flächeneinheit  der  Contactllache  aufgerissen  wird,  dann 
sind  zwei  Einheiten  freier  Oberfläche  gebildet  worden;  die 
geleistete  Arbeit  ist  also  nicht  Ic,  sondern  2c.  Umgekehrt 
sind  beim  Zusammenfügen  zweier  Flächeneinheiten  zwei 
Einheiten  Terscbwunden,  nnd  die  von  der  Molecnlarattraction 
geleistete  Arbeit  ist  also  2o. 

Denken  wir  uns  nuui  dass  die  Contactfl&che  der  beiden 
FlBssigkeiten  die  GhrÖsse  0  besitzt,  nnd  dass  sie  um  die 
Flächeneinheit  vergrössert  werden  soll.  Dann  können  wir 
die  Bildung  der  Flächeneinheit  auf  zwei  Arten  bewerkstel- 
ligen. Die  erste  xVrt  (Fig.  13)  besteht  darin,  dass  wir  die 
Längeneinheit  nn  des  Randes  rr^  um  die  Längeneinheit  bis 
mm'  hinausschieben.  Wir  haben  hierbei  die  Spannung  der 
Gontactdoppeilamelle  zu  überwinden.  Diese  Spannung  wollen 
wir  mit  d  bezeichnen;  und  da  der  Weg  gleich  Eins  ist» 
80  ist  die  bei  der  Neubildung  der  Flächeneinheit  der  Con- 
tÄctfläche  geleistete  Arbeit  gleich  — d.i.  —  Die  zweite  Art 
fFig.  14),  die  Einheit  der  Contactdoppellamelle  zu  bilden,  ist 
iolgende.  Wir  bilden  erstens  die  Einheit  rr'  freier  Ober- 
tiüche  an  der  Flüssigkeit  A;  hierbei  wird  die  Arbeit  —  a 
durch  die  Molecularkräfte  des  A  geleistet  Wir  bilden  zweip 
tens  die  Binheit  #/  freier  Oberfl&che  an  B;  hiwbei  leisten 
die  Moleoalarkrftfte  von  B  die  Arbeit  »  —  ^.  Wir  bringen 
drittens  diese  beiden  neu  gebildeten  Flfteheneinheiten  rr'  nnd 
SS  in  Contact.  Hierbei  verschwinden  aber  zwei  Flächen* 
eiEhi  iten,  und  es  wird  die  Arbeit  =  +  2c  durch  die  Ad- 
häsiunskriifte  i^floistet.  Die  Arbeiton.  die  durch  die  Bildung 
der  Einheit  der  Contacttläche  durch  die  Molecular  kr  äfte  ge- 
leistet werden,  sind  also  +  2c  —  a  —  5;  für  dieselbe  Arbeit 
haben  wir  aber  oben  den  Werth  —dA  gefunden.  Da  diese  beiden 
Werthe  einander  gleich  sein  müssen,  so  muss  die  Gleichung 


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144 


K*  Fmeht, 


gelten  (wobei  wir  den  logisch  wohl  nothwoEdigen^  aber  u- 

piuktischen  Factor  1  weglassen  wollen): 

d  ^  fi     b  —  2c, 

Dies  ist  unsere  zweite  Haupt f or mel.  Wenn  wir  die 
Vorzeichen  so  nehmen,  wie  sie  geschrieben  sind,  dann  drückt 
die  Formel  nicht  die  Arbeiteii  der  Molecalarkrftfte,  senden 
die  der  Kraft  aus,  welche  die  Attsdehnung  der  Oontactdioppel- 
lamelle  veranlasst ,  und  das  positive  d  beseichnet,  dass  die 
Oberflächenspannung  eine  Contractionstendenz  ist. 

Unsere  Formel  können  wir  leicht  auf  ihre  Stichhaltig- 
keit prüfen,  wenn  wir  voraussetzen,  dass  A  und  B  dieselbe 
Flftasigkeit  sind.  Dann  sind  die  Contactlamellen  nichu 
anderes,  als  Binnenfiüssigkeit,  und  sie  aeigen  folglich  kei- 
nerlei Spannung.  Die  Krftfte,  die  wirksam  sind,  sind  alle 
nur  die  Goh&sionskr&fte  der  Flüssigkeit,  und  daraus  folgt» 
dass  a  =s  ft  SB  c.  Wenn  wir  diese  Werthe  aber  einseteaif 
dann  finden  wir  thatsächlich  «  0.  Die  Formel  iieierl  also 
das  richtige  Kesultat. 

Aus  unserer  Spann uügsformel  für  Contactlamellen  konnen 
wir  ein  interessantes  Kesultat  ableiten.  Wir  können  nament- 
lich schreiben: 

 c. 

Diese  Formel  lehrt  aber  sofort  Folgendes  (die  termiiu 
sind  wohl  leicht  yerstandlich): 

Die  Contactspannung  ist  contractiv,  so  lange 
die  Adhäsionsarbeit  kleiner  ist,  als  das  arithmeti- 
sche Mittel  der  beiden  Cohäsionsarb eiten  a  und 
sie  ist  gleich  Null,  wenn  die  Adhäsionsarbeit  diesem 
Mittel  gleich  ist,  sie  ist  expansiv,  wenn  die  Adhisios 
grösser  ist,  als  jenes  Mittel. 

Betrachten  wir  zwei  gewichtslose  Flüssigkeiten  A  und 
die  einander  berObren  (Fig.  15).  Jede  Flüssigkeit 'zeigt  dass 
eine  kugelige  freie  Oberfl&che,  und  die  ContactÜäche  o  o  isi 
ebenfalls  eine  Calotte.  Wenn  wir  alles  bisher  Gesagte  aut 
diesen  Fall  anwenden,  dann  imden  wir,  dass  die  freie  Ober- 
ääche  bei  A  die  contractive  Spannung  a,  die  freie  OberÜäclie 
an  B  die  Spannung  6,  die  Contaotlamelle  des  A  die  Span- 


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Randwiiikel  der  Flüssigkeiten.  145 

nnog  O'^e,  die  ContaetlameUe  des  B  die  Spaniiaiig  b^e^ 

die  Contactdoppellamelle  also  die  Spannung  a b  —  2c  be- 
sitzt, wobei  a  und  b  durch  die  betreffende  Cohäsion,  c  aber 
durch  die  Adhäsion  bestimmt  wird. 

Wir  können  nun  zunächst  eine  Bedingungsgleichung  fär 
die  Krämmiingsradien  der  drei  Kugelßächen  aufstellen.  Der 
Druck,  den  die  freie  OberÜäcbe  des  A  auf  das  Innere  von 
A  ausübt,  ist  2a/ r^;  der  Druck,  den  die  freie  Oberfl&che 
des  B  auf  das  Innere  von  B  austtbt^  ist  26 /r^;  der  Druck» 
den  die  Contactdoppelhimellc  auf  das  Innere  von  A  ausübt, 
ist  2{a  b  —  2c) Iq.  Der  Druck,  den  das  Innere  von  A  er- 
leidet, muss  an  allen  Stellen  derselbe  sein.  An  der  freien 
Obertiäche  ist  er  nun  gleich  2a jr^.  An  der  Contactdoppel- 
lamelle ist  er  aber  die  Summe  des  Druckes  der  Doppel* 
Ismelle  und  des  in  ß  infolge  der  Wirkung  von  dessen  freier 
Oberfläche  herrschenden  Druckes.  Wir  haben  also  die  Be* 
dingungsgleichung: 

2JL„2^±All2f  ^.2-      oder     "  -A«^*.zil£, 

r,  g  r,  >\  g 

oder  wenn  wir  den  sehr  oft  sich  wiederholenden  Ausdruck 
a  4- ^  —  2c  der  Kürze  wegen  mit  x  bezeichnen: 

a  

Gehen  wir  nun  zur  Betrachtung  der  Winkel  fiber*  Der 
Umfang  der  Contactfl&che  ist  eine  Kante,  in  der  sich  drei 

Flächen  trefi'en,  nämlich  die  CuntactUäche  und  die  beiden 
freien  Oberflächen  der  Flüssigkeiten.  Fig.  16  zeigt,  dass 
die  beiden  freien  i'iächen  mit  der  Fortsetzung  der  Gontact- 
däche  die  beiden  Winkel  u  und  ß  machen.  In  jeder  Längen- 
einheit der  Bandkante  müssen  sich  die  drei  Spannungen  der 
drei  Häute  im  Gleichgewicht  halten.  Um  dies  auszudrücken, 
zerlegen  wir  die  Spannungen  a  und  b  der  freien  Oberflächen 
in  ihre  zur  Contactfläche  parallelen  Oomponenten  a  cos  a 
und  b  cöBß,  sowie  in  ihre  zur  ContactHäche  normalen  Oom- 
ponenten 6i  sin  fi'  und  A  sin  Wenn  wir  bedenken,  dass  die 
Spannung  der  Contactdoppellamelle  gleich  a  -f  Z>  —  2c  ist, 
dann  finden  wir  als  Bedingung  des  Gleichgewichtes: 
a  4- ^  —  2e  s  a  COS& 4- 6  cos/9,     a  sin  er    6  sin/?. 

AHB.  d.  Pbji.  n.  Ctom.  N.  F.  ZXIX.  10 


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146  K  Fuclis. 

Hieraus  tinden  wir  die  Wertbe  ftlr  cos  a  und  co%ß^  indem 
wir  schreiben: 

a  COS usax—b  €08 a  sin c; SB  6  sin ß, 
Weim  wir  quadriren  und  addiren: 

oder:    cos^» - ^ß^±,[x-'2^) 
und  durch  Analogio: 

Wir  können  aus  einer  der  Mittelformen  noch  eine  andere 
Endform  ableiten: 



Der  Z&hler  wird: 

^a'-ifb^Jc  4c2  +  2ab  -  Aar  -  Abc  -f      -  ö-, 

=^  j/,  (/,  4.  „)  _  4c(«  +  Z»)  +  4c2, 
=  2(tf +  Ä)(/>-2c)  +  4c3 
und  daraus: 

Dasselbe  Resultat  kOnnen  wir  auch  auf  anderem  Wege 

finden.  Die  Cuntactdoppellamelle  (Fig.  17)  sei  no'  und  die 
freien  Übertiilchen  o' m  und  o  n'^  und  es  soll  die  Arbeit  b^ 
reebnet  werden,  welclie  geleistet  wird,  wenn  die  Contactdoppel- 
lamella  um  die  Strecke  oo' « «  aufreisst,  sodass  daoo  die 
neuen  freien  Oberflächen  om  und  on  sind«  Das  Lamellen- 
stttck  00'  Ton  A  schlftgt  sich  dann  empor  und  bildet  daoB 
oq\  Das  Lamellenstilck  oa^  Ton  B  schlägt  sich  hingegen 
hinunter  und  bildet  das  freie  Oberfl&chenstQck  o  q.  Die  alte 
freie  Qbertlache  iiat  sich  dann  bei  A  um  p  (f  —  n  —  s  co%(t 
=  *(1  —  cos«)  verkürzt,  und  ebenso  beträgt  die  Verkürzung 
der  alten  freien  Oberfläche  bei  B  —  s  —  s  cos  =  .«f  ^  1  —  CDs  '?)- 
Da  die  betreffenden  Spannungen  a  und  b  sind,  so  sind  die 
durch  Verkürzung  der  freien  Oberflächen  geleisteten  Arbeiten 
asll  —  cos  tt)  und  b$  (l  —  cos  ß).  Bei  diesem  Aufreissen  wird 
pro  Randeinheit  durch  die  MolecularkdUte  die  Arbeit  =  —  2f  c 


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Bandwinhd  der  ^üssi^keiten* 


U7 


geleistet,  wie  bereits  eingangs  erörtert  worden  ist,  indem  die 
freie  El&che  s,  1  zweimal  gebildet  worden  ist,  n&mlich  einmal 
alB  üp  an  A  und  einmal  als  op  an  Gleichgewicht  kann 
nur  herrschen,  d.  h.  der  Bisa  wird  nicht  grösser  und  nicht 
kleiner,  wenn  die  Summe  der  Arbeiten  gleich  Null  ist  oder: 

a${l  —  cos  «)  +^5(1  ~  cos/?)     2sc  =  0 
oder:  a-i-^  —  2c  =  a  cos  a-^-b  cos  ß. 

Das  ist  aber  dieselbe  Gleichung^  welche  uns  frtther  aus- 
gedrückt hat,  dass  die  zur  Contactfläche  parallelen  Ck>m- 
ponenten  der  Spannungen  der  freien  Oberflächen  der  Span- 

nung  der  Doppellamelle  gleich  sein  müssen.  —  Im  übrigen 
verläuft  die  Keclinimg  wie  oben. 

buchen  wir  noch  einen  Werth  von  {a  +  ß)»  Zu  diesem 
Zwecke  nehmen  wir  die  Bedingungsgleichungen: 

a  co8a  + &  C0S|l?=aii  +  6~.  2e,     a  sina  — d  sin/^»  o. 

Die  erste  multipiiciren  wir  mit  cos^,  die  zweite  mit 
ünß  und  erhalten: 

a  cos<»co8/?  +  ^  cos^/?  =  (rt  +  Ä  —  2c)  cos/?, 
a  sin u%\iiß^b  m^ß  »  o. 

Durch  Subtraction  erhalten  wir: 

a  cos(a  +  ß)  ^  h  ^{a  +  b  ~  2c)  cos/? 
oder:  a  cos  (a     ß)  ^  x  coQß  —  b. 

Wenn  wir  den  oben  gefundenen  Werth  von  cos  6  ein- 
setzen, erhalten  wir: 

aC0s(«+y)  =  ^  b  

+  6»  4.  4c*  -f  2ah  —  4ae—  4&c-  a»~5^     Ae*  +  2a6  — 4ac-  46c 

26  "  '  26" 

cos(«  +  ,^)^2(l--^)fl-^)-l. 

Schliesslich  wollen  wir  einen  Ausdruck  für  die  Winkel- 
öffiaung  €f  welche  die  Contactfläche  00'  Tom  Centrum  der 
Kugel  A  aus  gesehen  zeigt,  berechnen  (Fig.  18).  Es  gilt: 

täns  ^  oc'  1*5 

sind  ~  ec'     yj.-t  ^  r,*  -  2r|r,  coa 

10» 


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I4d  A.  lucha. 

Daraus  Endet  man: 

.  m  r,*  sin' d 

und  daraus: 

^  •        1      -s-i  +  r«*  —  2  r,     cos  J  —  r,*  sin*  3 

also:  tg,^    '■'■'^K  .  N 

—     cos  O 

Nun  iat: 

«4-/?+^+2Ä=4Ä  oder  £^+,9+«)=2Ä  oder  a»  =  2Ä-(«+,i. 
Wird  dies  eingesetaEt,  so  findet  man: ' 

r,     7*,  C0B(if  4- ^) 

Endlich       die  Distanz  der  beiden  Centren  d: 
rf«  =  Tj»  +  r,«  -  2r,rj  cos  <r  «      +  r,«  +  2rir,  cos  («  +  ^j. 

rf  =  1/rj  2  +  r^^  +  27,  r,  coTÖS  -f-  • 

Die  Zusammenstellung  aller  gefundenen  Formeln  gibt: 
(1)  *  =  a  +  ^-2c=x2(^^ -  -cj' 

itt^  a        b       a  -i-  b  —  2c 

(3)  a  COS  a  b  COB  ß  a  +  b  —  2cf  (4)  a  sin  a  ^  ain^. 
(Ö)       COfi  a  -         +  — j  2a(a+b-27)  ' 

(«+,^)  =  2(l-l)(l-|)-l  =  l-2c.(l  +  j-^J 

ja»  ta«=      r,fiut<-  +  ß)      _  «in(.<+(J)  


CUS 


(9)  rf  =-  Vri»"+  r,«  +  2r,  r/cos     +  /^Or 

Wir  wollen  die  Formeln  disoutiren. 


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Raiulwüikel  der  Flüssigkeiten. 


149 


Ad  1.    Die  Spannung  in  der  Contactflftohe  ist  contracÜT 

oder  expansiv,  je  nachdem  die  AdliasiooBurbeit  kleiner  oder 
grösser  ist,  als  das  arithmetische  Mittel  der  Cohäsionsar- 
beiten  der  einander  berührenden  Flüssigk  it  en.  Ist  sie  gleich 
jenem  Mittel,  dann  ist  die  Spannung  gleich  Null. 

Betrachten  wir  den  FaU|  daa«  die  Flüssigkeiten  A  und 
B  identisch  sind,  d.  h.  a  »  6  «>  c  ist  Dann  ist  die  Oontaot- 
spannung«  laut  - (1)  gleich  NnIL  Der  Winkel  (tt-^-  ß),  den 
die  beiden  freien  Oberflächen  miteinander  machen,  wollen 
wir  den  Aussenwinkel  nennen.  Dieser  Aussenwinkel  wird 
laut  (7)  gleich  180^\  weil  cos  {a  -f  =  —  1  wird.  Djts  heisst  so 
?iel|  als  dass  die  beiden  freien  Oberflächen  ohne  Bruch  in 
einander  übergehen.  Die  Werthe  für  costf  und  co%ß  neh- 
men die  unhestimmte  Form  0/0  an,  d.  h.  die  Contactflftohe 
kann  jeden  beliebigen  Winkel  mit  den  ineinander  übergehen- 
den freien  Flftchen  machen.  Lant  (2)  wird  —r.^^  d.  h. 
beide  Flüssigkeiten  zeigen  gleiche  Krümmung,  und  n  kann 
jeden  beliebigen  Werth  (grösser  als  und  annehmen. 
Die  Winkelöffnung  der  Contactfläche  wird  unbestimmt,  da 
tg€  =  0/0  wird.  Die  Distanz  der  Oberflächencentren  wird 
laut  (9)  gleich  Null  Alles  das  besagt,  dass  die  beiden 
Flflssigkeiten  eine  Kugel  bilden  werden  mit  beliebiger  Lage 
und  Form  der  Contactfl&che.  Dieses  Resultat  stimmt  aber 
mit  dem,  was  man  a  priori  Uber  diesen  Fall  hat  sagen 
können,  und  das  spricht  lür  die  Richtigkeit  der  Formeln. 

Betinrhten  wir  den  zweiten  Fall,  duss  die  eine  Flüssig- 
keit, z.  B.  B  eine  ebene  Oberfläche  bildet,  dass  also  a  cx) 
ist  Dann  ist  laut  (2): 


Je  kleiner  also  die  Oontactspannung  ist,  um  so  mehr 
flacht  sich  die  freie  Flftche  von  A  ab  (Fig.  19),  und  um  so 
mehr  wdlbt  sich  die  Contactflftche  oder  mit  anderen  Worten, 

um  so  tiefer  sinkt  ^  in  J?  ein.  —  Aus  (8)  finden  wir  fGUr 

die  Cuntactöflnung  t\ 

tg«  =  tg(«  +  /^)   oder  + 
Der  Aussenwinkel  (tf  +     ist  aber,  so  wie  »  und  ß  laut 


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lüü  K»  Fuchs. 

(7),  (5)  und  (6)  unabhftngig  Ton  den  Radien  und  aussobliees* 

lieh  eme  Function  der  Molecularconstanten.  Der  Aussen- 
winkel  ist  also  für  je  zwei  Flüssigkeiten  eine  con- 
stante  Grösse. 

Betrachten  wir  drittens  den  Fall,  dass  die  Cohäsion  der 
einen  Flüssigkeit,  z.  B.  gleich  unendlich  ist,  also  a  =  oc. 
Dann  ist  auch  die  GoDtactspannung  laut  (1)  gleich  unendlich. 
(2)  können  wir  auch  schreiben: 


Daraus  folgt  für  «  =  jo,  dass        q  ist,  d.  h.  A  bildet 

eine  vollkommene  Kugel,  und  die  Contactfläche  ist  nicht 

abgeflacht.  Aus  (6)  erhalten  wir^  indem  wir  Zähler  and 
Nenner  mit  dividiren: 

co8«=i'+-»HL-;;>+".-  +  i. 

re  ist  also  gleich  Null,  d.  h.  A  erbftlt  dadurch ,  dass  es  mit 

JJ  in  Berührung  kommt,  gar  keine  DeformatiuD.    Aus  (6 
erhalten  wir,  wenn  wir  Zähler  und  Nenner  mit  a  dividiren: 

008/»  _  yji-f  '* -^'ÜLf;  =  *  -    -  1  -2  -'i. 

'  i  (1  +  o)  h  h 

Der  Randwinkel  der  zweiten  Flüssigkeit  h&ngt  also  nur 
von  ihrer  Cohftsion  und  ihrer  Adhftsion  an  A  ab.  Wenn 
die  Adhäsionsarbeit  die  Hftlfte  der  Oohftsionsarbeit  ist^  dann 
ist  co9ftm>o,  d.  h.  der  Randwinkel  TOn  B  ist  mn  rechter. 

Es  muss  liervorgehoben  werdtn,  dass  wir  m  dieser  Abhand- 
lung unter  dem  Randwmkel  die  Ergänzung  desjenifjen  Win- 
kels auf  180**  verstehen,  den  man  in  der  Regel  als  ßand- 
winkel  bezeichnet. —  Für  den  Aussenwinkel  finden  wir  aus  (7): 

C08(«  +  /9)  =  2(l-c,)(l-f)-l=2-^^-l  =  l-|:. 

Das  ist  derselbe  Werth,  den  wir  für  ß  gefunden  haben. 
Es  kommt  das  daher,  dass,  wie  wir  gefunden  haben,  er  o 

ist.  Die  freie  (Jberllache  des  B  bildet  also  dann  mit  der 
Oberfläche  von  A  einen  rechten  Winkel,  wenn  2c  —  b  ist. 

Der  Fall,  dass  die  eine  Cohäsion  unendlich  genomuun 
wird,  ist  nichts  anderes,  als  der  Fall,  dass  eine  Flüssigkeit 
an  einem  festen  Körper  adhftrirt  Wenn  wir  die  Wand  eben 


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Jiundwinhel  der  Flüssigkeiten.  151 

sein  lassen  wollen,  und  B  soll  einem  festen  Körper  äquiva- 
lent sein,  dann  haben  wir  b  =  ^  und  =  üc  zu  setzen. 
Wir  erhalten  dann  aus  (2): 

r  SB  ~  1  +    -         oder   oä  — •••o  =  x, 

d.  h.  die  Oontactflftche  bleibt  eben.  FQr  cos  ß  erhalten  wir 
008/9->+l«  d.  h.  B  erleitet  durch  A  keine  Deformation. 
Fftr  cos  a  erhalten  wir: 

,       '2  c 
COS  Cf  =  1  i 

und  dasselbe  erhalten  wir  natürHch  für  cos  {a  +  ßh  da  »  a 
ist.   Wir  können  auch  schreiben: 

a  —  2c 
cos  I»  s  —  

oder,  da  cos    »  ~  cos  «  »  ^  cos  (a  +  fi)  ist: 

2e  —  a 

COS  (f  =  — - —  • 

Der  Randwinkel  ist  daher  spitz  oder  stumpf,  je  nach* 
dem  die  Goh&sionsarbeit  grösser  oder  kleiner  ist,  als  die 

doppelte  Adhäsionsarbeit. 

Diese  Formel  für  den  Randwinkel  an  festen  Wänden 
können  wir  aber  auch  direct  ableiten.  B  ist  die  feste  Wand, 
A  ist  die  adhärirende  Flüssigkeit  (Fig.  21).  Wenn  A  sich 
längs  der  Strecke  pp'  s  von  B  ablöst,  dann  ist  die  Ab- 
lösungsarbeit B  2cs,  Die  Verkürzung  der  freien  Ober- 
fläche des  A  beträgt  um  »«(1  co8</^)a  und  Gleichgewicht 
herrsdit  IHr: 

«(1  —  cos^p)  a     2c#   oder   (1  —  cos^)«  =  2c, 
a  — >  2c    a  cos  ipf      COS  (f  ^  -  - —  • 

Wenn  die  Adh&sionsarbeit  o  ist,  dann  ist  der  Rand- 
winkel p'j9^*B'^»»o,  weil  cos^«^  —  !  wird.  Wenn  die 
Adh&sionsarbeit  die  Hälfte  der  Oohäsionsarbeit  ist,  dann 
stellt  sich  die  freie  Oberfläche  senkrecht  auf  die  Wand. 

Wenn  die  Adhäsionsarbeit  der  Oohäsionsarbeit  gleich  ist, 
also  c  =  Gj  dann  wird  cosr^  =  —  1  oder  cos  «/•  =  1,  d.  h.  die 
Flüssigkeit  zerfliesst  ganz  an  der  Wand. 

An  der  Hand  der  bisherigen  Entwickelungen  hat  es  gar 


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152 


K.  Fuchs, 


keine  Scbwierigkeit,  die  Formeln  für  drei  and  mehr  einander 

berührende  Flüssigkeiten  abzuleiten.  Wir  wollen  den  Fall 
betrachten,  class  zwei  Flüssi^knten  A  and  B  einander  an 
einer  testen  Wand  begegnen  (Fig.  22).  Zu  er-'  Wullen  vir 
alle  drei  Körper  tlüssig  sein  lassen.  Die  ISpannungeD  m 
den  drei  Contactflächen  wollen  wir  mit  p^},,  pac  und  p\t  be- 
zeichnen. Dann  gelten  fttr  das  Gleichgewicht  die  Bedin- 
gungen (Fig.  23): 

Pal.  cos       +  phr  C09/  =  Pae,  Pah  ß  =  p^c  siu/, 

was  wir  noch  kürzer  schreiben  können: 

z  cos /J  +    cosy  =s         r  sin/J  —  z  siny  ^ 

Wenn  wir  die  erste  Gleichung  mit  cos;',  die  zweite  nit 
sin;'  multipliciren,  erhalten  wir: 

z  CQ%ß  COS y  +    cot*y  »  y  cosy,   r  sin /9  siny  —  x  sin'y  »  o. 
Daraus  durch  Subtraction: 

T  COS  (3     y)        ^  //  cos ;'. 

Nun  wissen  wir  aber  voraus,  dass  wir  bei  einer  festen 
Wand  die  Cohäsion  gleich  unendlich  zu  setzen  haben,  und 
dass  dann  die  Wand  durch  die  anderen  Flfissigkeiten  keine 
Deformation  erleidet,  dass  also  wird.  Wir  können 

obige  Formel  daher  so  schreiben: 

a:co8/?«y  — oder  cos /?  =  ^Lzü  —  ii«f — 

*  Pal 

Wir  müssen  nun  für  die  Spannungen  ihre  Werthe  ein- 
setzen. Wenn  wir  die  drei  ins  Spiel  kommenden  Adhftuonfl- 

arbeiten  mit  ffabr  !/ac  und  fjihc  bezeichnen,  und  a,    c  die  drei 

Cohäsionsarbeiten  sind,  dann  haben  wir: 

COS/7  aa  /    VIT  5^^^i  

Wenn  wir  die  eine  Flüssigkeit  B  versehwindin  macheß 
wollen,  müssen  wir  ^  =  =  =  ö  setzen.  Wir  erhalten 
dann: 

cos  p  «  i 

*  a 

und  das  ist  unsere  bereits  früher  gefondene  Formel. 


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Dynamische  Gastheorie, 


153 


VlIL  Zur  (If/namischen  Gastheorie; 
von  B»  W.  8tankewitB€h, 

Docent  der  mathematischen  Physik  an  der  kaiserl.  russ.  Uni?.  Warschau. 


Bekanntlich  ist  der  strenge  Beweis  des  Max  we  Irschen 
Gesetzes  der  EnergieTertheiluDg  auf  dem  HOlfssatze  begründet, 
dasseine  gewisse  Functionaldeterminante  der  Einheit  {gleich  sei. 

Bis  jetzt  wurde  dieser  Hülfssatz  unter  der  Annalmie  be- 
wiesen, dass  die  Zusammenstöise  der  Molecüle  in  einer  Wech- 
selwirkung in  die  Ferne  bestehen;  die  Beweisführung  selbst 
bestand  in  den  aufeinanderfolgenden  Schlüssen  von  einem 
Zeitpunkte  /  auf  den  Zeitpunkt  t  +  dt. 

In  meiner  in  ru^si-clipr  Spraclie  gedriickten  Abhantlluni,' ^) 
iiabe  ich  einen  Beweis  d 's  eben  erwähnten  »Satzes  gegeben, 
der  auf  der  Hypothese  beruht,  dass  die  Zusamraenstösse  von 
Molecülen  nach  den  Gesetzen  des  Zusammonstosses  vollkom- 
men elastischer  homogener  Bälle  vor  sich  gehen. 

Aber  dieser  Beweis  war  etwas  zu  umständlich;  der  Gegen- 
stand der  vorliegenden  Abhandlung  ist  ein  einfacherer  Be- 
weis desselben  Satzes. 

Dieser  letztere  Beweis  ist  gegründet  auf  einem  allge- 
meinen Theorem,  das  zum  Satze  Uber  den  „letzten  Mul- 
tiplicator'*  führt. 

Der  Gedanke  aber  die  M(>glichkeit  einer  solchen  Ter* 
ein&chiuig  meines  ursprünglichen  Beweises  ist  mir  vom  Hm* 
Prof.  8  on  in  aus  Warschau  gegeben. 


Betrachten  wir  zwei  Molecüle,  die  im  Zusammenstossen 
begrideo  sind. 

Wir  haben  also,  unserer  Hypothese  gemäss,  mit  zwei 
homogenen  elastischen  Bällen  zu  thun,  die  mit  bestimmten 
Geschwindigkeiten  aneinander  üiegen  und  dann  voneinander 
abprallen. 

Es  befinde  sich  das  Centram  eines  der  Bälle  (Nr.  1)  im 
Augenblicke  des  Zusammenstosses  in  O  (s.  die  umstehende 
Figur).   Es  seien  O»,  Ot^,  Ow  die  Coordinatenaxen« 


1)  B.  W.  Stankewitseh,  Kinetische  Oastbeorie  in  mathematiieber 
I  DanteDiing.  Moskait  1S85. 


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151 


B*  W.  Stankeyntseh. 


Es  seien  die  relatiren  Qescfawindigkeiten  des  ersteo 
Balles  gegen  den  zweiten  vor,  reap,  nach  dem  Stosse  dnrcli 
die  Yectoren  Oa  und  OA  der  Grösse  and  Bichtang  nach 
dargestellt.  Bekanntlich  mfissen  die  beiden  Yectoren  gleicli 
lang  sein;  wir  wollen  ihre  gemeinBcbaftliche  Itänge  darchS 

bezeichnen. 

Ferner  sollen  die  Ge- 
sell i  n  (1  i  gkeitscomponenten 
der  imlle  vor  deui  ötosse 
durch : 

und  nach  dem  Stosse  durch- 

bezeichnet  werden. 

Schliesslich  setzen  wir 
den  Winkel  a  OA  gleich  d 
und  den  Winkel,  den  die 
Ebene  a  OA  mit  der  Ebene 
a  Ott  bildet,  gleich  yf. 
Wenn  die  Massen  der  Bftlle  darch      und  bezeich- 
net werden,  so  ist  leicht  einzusehen,  dass  die  Grössen  (ö) 
sich  durch  die  Grössen  (g)  folgendermassen  aasdr&cken  lassen: 


(1) 


Vi  = 


+mtvt  ,  ^  cos  B, 

«1  4-  «i|         «Ii  4-  «t 

myu,_+  m,u,  m,  ^g^OS^, 

4-  )n , 


«Ii  4-  »«a 


in,  + 


93  cos  r. 


Hier  bedeuten  A,  B,  T  die  Winkel,  die  der  Vector  OA  mit 
den  Goordinatenazen  bildet: 

Denken  wir  uns  um  den  Punkt  O  als  Centrum  eine 
Kogel  vom  Kadios  Eins  beschrieben.  Diese  Kugel  sei  darcli 


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DyiiamUche  Gastheorie, 


155 


die  Vectoren  Oa,  OA,  Ou,  reap,  in  den  Punkten  F,  M 
geschnitten. 

Aus  dem  sphärischen  Dreieck  J^QM  haben  wir  dann: 

(3)  cos  ^  s  C08   cos it^    sinie  sin  &  cos  tfj, 

wo  a  den  Winkel  bezeichnen  soU»  den  die  Vectoren  Oa 
und  Ott  miteinander  bilden. 

Aehnlicherweise  finden  wir,  dass: 

(4)  cos  B  =  cos  ^  cos  1^  4-  sin  ^  sin  &  cos  (i"  +  /^j , 

(5)  cos  r  «  cos/  cos  1^  +  sin y  sin  i^-  cos +  p), 

wo  /9  und  y  die  Winkel  bezeichnen,  die  der  Vector  Oa  mit 
den  Axen  Ov^  resp.  Oto  bildet,  den  Winkel  zwischen 
den  Ebenen  aOn  und  aOo,  y—  den  Winkel  zwischen  den 

Ebenen  aOu  und  aOw. 

Es  ist  Folgendes  zu  beachten:  ich  nehme  an,  es  wachse 
der  Winkel  i/»  von  der  Ebene  nOu  in  der  Richtung  des 
Uhrzeigers;  dabei  soll  das  Auge  dos  Beobachters  von  O  nach 
(I  gerichtet  sein;  die  Wmkel  /i  und  v  sollen  von  den  Ebenen 
«Op,  resp.  aOxr  in  derselben  Richtung  anwachsen. 

Seien  ferner  M,  N  die  Winkel,  die  von  der  Ebene 
AOu  mit  den  Ebenen  AOa,  AOi\  AOw  jrebildet  sind. 
Diese  Wmkel  sollen  von  den  Ebenen  AOu,  AOv,  AOw  in 
der  Richtung  des  Uhrzeigers  anwachsen;  dabei  soll  das  Auge 
des  Beobachters  von  O  nach  A  gerichtet  sein. 

Offenbar  sind  cos«,  cos/9,  cosj'  blos  Functionen  der 
Grössen  (g),  und  cosA,  cos  ß,  cos  dieselben  Functionen 
der  (grossen  (G).  2(ämlich: 

(6)  cos«  — C08^=        *,    cosy-     ^^  -t 

(T)    cos ^  =  -'^-^ ,   cos    =  ,   cos  r  -  • 

Ebenso  sind  ft,  v  blos  Functionen  der  Grössen  (g),  and 
Mf  ]^  —  blos  der  Grössen  (G). 

Es  erbellt  ans  den  Formehi  (1),  (2),  (3),  (4),  (5),  (6),  so* 
wie  ans  dem  Uber  /»  und  ¥  Gesagten,  dass  jede  der  Grössen 
(G)  eine  gewisse  Function  der  Grössen  (g),  i//  oder  & 
sein  soll. 

Aus  dem  sphärischen  Dreieck  F  QR  haben  wir  ferner: 
(8)  sin  A  sin     =  sin    sin  1/^ 

Es  geht  aus  (8)  herror^  dass  W  auch  eine  gewisse  Func- 


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156  JB.  H\  Stankmitsch. 

tion  der  Grössen  (g).  i//  und  &  ist  [A  ist  eine  Function  der 
Grössen  (Ct)^  deren  jede,  wie  schon  j^esagt,  durcii  die  Grössen 
(g),  t/'  und  &  ausgedrückt  werden  k.mn). 

Der  anfangs  erwähnte  Hiilfssatz  besteht  nun  darin,  dass 
iur  einen  beliebigen  Werth  von  if  : 

^  du,  dir^        dt?,  ö«?,  d^ 

Den  Beweis  flüiren  wir  foigendennassen. 

Wir  differenüiren  die  erste  Gleichung  der  Grappe  (Ij 
nach  dem  Parameter  i^,  wobei  die  Grössen  (g)  and  con- 
stant sein  sollen.  Dadurch  bekommen  wir,  indem  wir  die 
Formel  (3)  berücksichtigen: 

(9)    ^'^^=-  (cosÄsind^  — sinizcos^cosv»).». 

Aus  dem  sphärischen  Dreieck  FQE  erh&lt  man: 

cosir  sin ^  —  sin «e  cos cos       —  sin^  cos  Wf 

und  die  Gleichung  (9j  wird  zu: 

Setzen  wir,  der  Kttrze  halber: 

(11)         l\  -  U,  =  />,    l\  -  l\  =        H\- H\  =  r. 
Da  wir  haben  (s.  Formeln  (7)) : 

SB  cos  A  ^  p,    so  ist    ^  siuu:/  =  I     +  r^, 
und  die  GL  (10)  nimmt  die  Gestalt  an: 

Aehnlicher  Weise  wird  gefunden,  dass: 

Differentiiren  wir  in  derselben  Weise  die  zweite  Gleichssg 
der  Gruppe  (1)  nach  dem  Parameter  und  berüoksichiiges 
wir  dabei  die  GL  (4),  so  gelangen  wir  zur  Formel: 

(U)  4^--^;;-^(cos/?sin^-.sin/?cos^w^ 

Gesetzt,  es  schneide  die  um  O  mit  dem  Badius  Eins 
beschriebene  Kugel  die  Axe  Oi>  im  Punkte 


m 


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Dynamiücht  Gastheorie,  157 

Das  sphärische  Dreieck  FQ^  liefert  uns  dann  die  Re> 
laUon: 

ain^    %inß  cos  &  C08(i^  +  ;*) «  ^  sin   cos  ( +  ^9 

und  die  Gl.  ,14)  wird  za: 

In  ähnlicher  Weise  werden  nun  auch  folgende  formein 
entwickdt: 


(18)       5^  =  -       cos  (  v + iv)  v^hF?. 

Differ  eil  tiiren  wir  endlich  nach  dem  Parameter  bei 
constant  bleibenden  {g)  und  1^,  die  GL  (8),  so  kommt  heraus: 

(Ift)  sin  AiM^^^~~^^  sin  «i*  cos  ^  j|  «  0. 

Die  Diüereatiation  der  GL  (3)  liefert: 
rsm        ^A.  —  cos  ft  am  ^  —  Bin  tt  C08  ^  cos  y  

Mit  Hälfe  der  GL  (20)  wird  schliesslich  die  Gl.  (10)  zu: 

(21)  ^«sinJI^ctg^. 

Beachton  wir  nun  folgendes:  lassen  wir  »9-  bis  zum  Ver- 
schwinrion  abnehmen,  so  fällt  schliesslich  O  A  mit  On  zu- 
sammen, und  die  Grossen  [G)  und  ^^  werden  zu  [y)  und  »."; 
folghch  sind  ig)  und  it^  einigermassen  „Anfangswerthe**  von 
[G)  und  ^^  in  Bezug  auf  die  unaMi-ingige  Variable  ^9";  wir 
können  nämlich  die  Grössen  {G)  und  ^  als  von  den  Grössen 
(y)  und  ^  dadurch  entstanden  denken,  dass  1^  von  Null  bis 
«tt  seinem  nunmehrigen  Werthe  zugenommen  habe.  Also 
stellen  die  Gleichungen  (12),  (13),  (lö),  (16),  (17),  (18)  und 
(21)  (ihre  rechten  Seiten  sind  nur  von  den  Grössen  (G) 
und  ^^  abhängig)  ein  System  simultaner  Differentialgleichun- 
gen dar,  die  die  Grössen  {G)  und  W  als  Functionen  der  un- 
abhängigen Variablen  ^  und  der  willktlrlichen  Oonstanten 
(„Anfangswerthen'*)  (y)  und  tfß  bestimmen. 


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158 


B.  H\  Stankewitich, 


Jetzt  wollen  wir  von  einem  Theoreme  über  simultane 
DiffercntialgleichuDgen  Gebrauch  machen,  das  im  innigsten 
Zusammenhange  mit  dem  Principe  des  letzten  Multipli* 
caters"  steht.    Dasselbe  heisst: 

Haben  wir  ein  System  simultaner  Ditierentialgleichungen; 

Je.  .   — ^  .     ••••••••      -  SS 

(Xj ,  JV^ , . . . .  X„  sind  gewisse  Functionen  von  x»), 
die  die  Variablen  r^,  x^y,,,,Xn  als  Functionen  der  unab- 
hängigen Variablen  x  und  willkürlichen  Constanten  a^,  o,, 
.  •  • .  o,  bestimmen,  so  muss  die  Functionaideterminante: 

folgender  Gleichung  genügen: 

j^(logZ>)=^-J+.5^  +  ....  +-g^-  ) 

Wenden  wir  dieses  Theorem  auf  das  System  der  Glei- 
chungen (12),  (13),  (15),  (16),  (17),  (18)  und  (21)  an.  Den 
Variablen  r^,  .r^,  . . .  .  x„  entsprechen  jetzt  die  Grössen  (G) 
und  der  unabh'äDgiiren  Veränderlichen  .c  entspricht  &. 
den  willkürlichen  Constanten  «j,  «g, . . .  .  On  —  die  (Trossen 
(y)  und  ipj  der  Determinanten  D  —  die  Determinante  ^J.  Be- 
zeichnen wir  die  rechten  8eiten  der  Gleichungen  (12),  (13), 

(15),  (16),  (17),  (18^.  (21),  resp.  durch  X^,  A,,   JT, 

und  bilden  den  Ausdruck: 

Es  ist  zunächst  oifenbar,  dass: 

(28)  a    -     -  ü> 

(denn  es  sind  die  rechten  Seiten  der  Gleichungen  (12)  und 
(IS)  von  Ui  und  ü\  unabhängig). 


1)  Beim  Bflden  der  DifftBreutialquotienten  dx^jda^,  d-r^/do,,  . . . , 
Bollen  4*,, . « . .  ;r„  als  Fimctioneii  von  Og, . . . .     and  x  betnyditet 
den,  und  »  eonttant  bleiben. 

2)  Jacobi,  ^Vorlesongen  fiber  Dynamik",  12.  VoileMiiig. 


—  DigiUeed  by.Guü^. 


DynamUehie  Gasiheorie,  159 

Femer  liefext  das  sphärische  Dreieck  QBS: 
C09  ^  cos S  +  sin ^  sin  ^  cos  ^»  0, 

una  davon  (s.  die  Formeln  (7)  und  (11)): 

(24)  cosM»  -     ^  ^ 

Bbenso  wird  gefandeo,  daas: 
t2ö)  cosiV«  ^  — 

Also  hängen  M  und  iNT  toq  den  Grössen  (G)  nur  inso- 
fern ab^  als  diese  letzten  in    q,  r  ßguriren. 
Folglich,  indem  vir  berücksichtigen,  dass: 

sw/^p^  1^  =    '    mj^^  ^'  =  -  |p ' 

bekommen  wir  folgende  Formeln: 

(2^)  1^  +  öir:  =  +  A?). 

Endlich  ist: 

•  28)  =  cos  Jp"  ctg  ^  =  cos  ip. --4= . 

Auf  Grund  der  Formeln  (23),  (26),  (27),  (28)  schUesscn 
wir,  dass  der  Ausdruck  (22)  gleich  sei: 


^29) 


cos  r^^  COSJ/+  y;,^  +  ^^^  C08iV+  ^-^-,} 

-  sin    I      +        sin  M  +  V>»  +  |p  ^  sin  iV } , 
Ana  den  Formeln  (24)  nnd  (25)  geht  hervor: 


(30)  «n-V-  ^^4,..;^.;^,.. 

(31)  sinJV--  '>>V+^'"^-. 


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160  B,  W,  Stanken  Osch.  ^ 

I 

  _  I 

Der  Grnnd,  warum  ich  Tor  dem  Ausdrucke  für  siniV^ 
das  Minuszeichen  setze,  ist  der,  dass  für  positive  Werthe  I 

von  q  der  Winkel  N  zwischen  ,t  und  ^.t  liegt;  für  negative  i 
q  liegt  dagegen  N  zwischen  J  7t  und  :i  (dabei  sind  alle  Wur-  i 
zeln  in  den  Formeln  (24),  (25),  (30)  und  (31)  positiv  zu  neh-  ■ 
men).  In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  auch  die  Vorzeichen,  * 
mit  denen  die  Ausdrücke  für  cos  Jf ,  cos  iV^,  sin  M  versehen 
sind,  rechtfertige  n. 

Auf  Grund  der  i?^oimeln  (24).  (25\  (30)  und  (31)  schliessen 
wir,  dass  die  Ausdrücke,  die  als  Coefticienten  bei  cos  H*  und 
sin      im  Ausdrucke  (29)  figuriren ,  gleich  Null  sind.    Folg-  , 
lieh  ist  der  Ausdruck  (29),  also  auch  der  Ausdruck  (22), 
gleich  Null. 

Also  haben  wir,  indem  wir  im  gegenwärtigen  Falle  das 
Jacobi*Bche  Theorem  anwenden,  folgende  Gleichung: 

^  (log  4-0, 
oder:  il»  const; 

dabei  wird  unter  const,  eine  Grösse  verstanden,  die  von  & 
unabhäügig  ist. 

Für  &  =  0  gehen  aber  die  Grössen  (6?)  und  W  in  (^) 
und  ip  über,  und  es  ist  deswegen  J  =  1. 

Folglich  ist  auch  für  einen  beliebigen  Werth  von  &: 

was  zu  beweisen  war. 

Mit  Hülfe  dieses  eben  gebrauchten  Jacobi*schen  Theo- 
rems ist  es  mir  gelangen ,  auch  alle  Boltsmann' sehen 
S&tze  Uber  die  in  der  Gastbeorie  Torkommenden  Functional- 

determinanten  auf  eine  sehr  einfache  Art  zu  beweisen. 
Die  Veröffentlichung  wird  in  nächster  Zeit  erfolgen. 


Omok  rw  Httigf t  k  Wtttlg  to  Lttpdr- 


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4 


1886. 


AN  N  AL£  1} 


JßlO. 


DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 


NEUE  FOLGE.  BAND  X^^^^  > 


L  Zt't'tietzung  des  Glast  s  durch  KoJifensiiiU^ 
entJuUtende  cajyUUn  e  Wasserschichtenj''^'''^ 
van  Hungen» 


In  einer  früheren  Arbeit^)  habe  ich  die  Vorgänge  unter- 
sucht, welche  auftreten,  wenn  man  Kohlensäure  auf  (jlasfUden 
einwirken  lässt,  die  mit  einer  minimalen  Wasserschicht  be- 
deckt sind.  Aus  dieser  Untersuchung  hat  sich  ergeben,  dass 
49,453  g  solcher  GUsfäden  in  einem  Zeiträume  ?on  109  Tagen 
80  Tiel  Kohlensäure  aufzunehmen  im  Stande  sind^  dass  hei 
dem  Erhitzen  nicht  weniger  als  286,9  ccm  dieses  Gases  wie- 
der in  Freiheit  gesetzt  werden  konnten.  Das  in  der  Wasser- 
schicht lixirte  Gas  zeigte  gegen  Druck-  und  Temperatur- 
iinderungen  bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten  das  Verhalten, 
welches  die  (jesetze  der  Gasabsorjition  in  Flüssigkeiten  fordern. 

Bei  diesen,  wie  Uherhaupt  bei  allen  bisher  mit  Kohlen- 
säure angestellten  Versuchen  hat  man  auf  Grund  directer 
Beohachtung  und  theoretischer  Erwftgungen  von  einer  chemi- 
schen Einwirkung  der  Eohlens&ure  auf  die  Substanz  des 
Glases  ganz  absehen  zu  dürfen  geglaubt.  Und  in  der  That 
liefen  schon  vor  17  Jahren  von  Dr.  Emmerling  in  meinem 
L^buraioi ium  angestellte  Versuche  vor,  weiche  zeigen,  dass 
* jlasgefässen  durch  stumli  ri];t  nyes  Kochen  mit  Wasser,  wei- 
tes 11  Gewichtsproceut  ISalzsäure  enthält,  nicht  einmal 
0,0005  g  zersetzte  Glasmasse  entzogen  werden  können;  nimmt 
man  hinzu,  dass  unter  einem  Atmosphftrendruck  bei  15*^0. 
bis  zur  S&ttigung  imprftgnirtes  Wasser  nur  0»2  Gewichts- 
procent Kohlens&ure  aufnehmen  kann  —  einer  Säure,  welche 


1)  B.  Bansen,  Wied.  Ann.  24.  p.  321.  1885. 
An.  d.  Phft.  «.  Omb.  N.  F.  ZZIZ.  11 


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162 


R,  Bunseiu 


aus  allen  ihren  Verbindungen  schon  durch  die  schwäcli- 
sten  Säuren  in  Freiheit  gesetzt  wird;  nimmt  man  ferner 
hinzu,  dass  nach  wiederholten  Beobachtungen  trockene  Koh- 
lensäure auf  trockenes  Glas  so  gut  wie  gar  keine  Einwir- 
kang  ausübt,  so  musste  es  allerdings  nahezu  widersinnig 
erscheineni  die  jahrelang  andauernde  Fizirung  der  Eoh* 
lensftnre  an  mit  C^lorcaldum  getrockneten  G-IasAden  ledig- 
lich aus  einer  chemischen  Zersetzung  des  Glases  erklftren 
zu  wollen. 

Ganz  anders  gestaltot  sich  indessen  die  Sache,  wenn 
man  die  Erscheinungen  in  Betracht  zieht,  welche  ich  im 
Gegensatze  zu  den  Vorgängen  der  Adsorption  als  capillare 
Flüssigkeitsabsorption  zusammengefasst  habe:  Sobald  Wasser, 
welches  bei  15**  C.  und  0,76  m  Druck  nur  etwa  0^  Gewichts* 
procent  Kohlensäure  aufzunehmen  Termag,  als  minimale» 
dem  Glase  aufliegende  Schicht  zugleich  noch  den  hohen 
Capillardrucken  ausgesetzt  ist,  wird  das  Gas  nicht  mehr 
unter  einer  Atmosphäre,  sondern  diesen  hohen  Capillar- 
drucken entsprechend  in  die  VVasaerschicht  eintreten  und 
Kohlensäurelösungen  von  ungeheuer  grosser  Concentration 
erzeugen  können,  über  deren  zersetzende  Wirkung  jeder  An* 
haltspunkt  fehlt  und  daher  nur  ein  director  Versuch  ent- 
scheiden kann«  Da  ein  solcher  Versuch  ohne  Zerstörung 
der  benutzten  Glasfäden  nicht  möglich  und  daher  weder 
vor,  noch  während  der  Untersucliuüg  ausführbar  war,  hahe 
ich  erst  jetzt  nach  Abschluss  der  Beobachtungen  an  diese 
Frage  herantreten  können. 

Die  bei  der  Untersuchung  benutzten  49,453  g  Glasfkden 
wurden  zu  diesem  Zwecke  aus  dem  Messrohr  entfernt  und 
mit  kaltem  destillirten  Wasser,  welches  nur  Vimsoo  B'&ckstand 
hinterliess,  extrahirt  Zu  den  fractionirten  Extractionen 
wurden  je  300  g  Wasser  yerwandt;  die  erhtJtene  gesammte 
3  kg  betragende  Flüssigkeit  gab,  nach  der  I'lltraiiun  durcJ. 
ein  aschenfreies  doppeltes  Filter  in  einem  Platingeiüis 
verdampft,  einen  Rückstand,  der  sich  unter  Kohlensäure- 
entwickelung  in  Salzsäure  löste.  Diese  Lösung  entliielt 
0,8645  g  Chlornatrium  und  0,0608  g  Kieselerde  ohne  wäg* 
bare  Mengen  von  Ohlorkalium  oder  Ghlorcalciam.  Ifach 


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Zersetzung  des  Glases  durcJi  Kohlensäure  etc. 


168 


der  ZubammeDsetzung  der  GlasfUden^)  waren  daher  nicht 
weniger  als  2,8^2  g  Glaä,  also  5,83  Proc.  der  angewandten 
GJasmasse  zersetzt.  Man  sieht,  dass  die  chemische  Wirkung 
der  unter  dem  Einflüsse  des  OapiUardruokes  stehenden  Koh- 
leBfllnre  fiber  alle  £rwartimg  groBS  ist  Die  Eohlensftiire 
hat  diesen  Yenndien  cnfolge  dem  Glase  eine  Natronmenge 
entzogen,  welche  0,7841  g  einfach  kohlensaurem  Natron  ent- 
spricht, dessen  Kohlensauregehalt  0,325  g  beträgt.  Da  be- 
kanntlich das  einfach  kohlensaure  Salz  selbst  in  sehr  hohen 
Temperaturen  nicht  zersetzt  wird,  so  können  die  bei  dem 
Erhitzen  in  Freiheit  gesetzten  236,9  ocm  oder  0,4659  g  Eoh- 
lensfture  nicht  aus  diesem  Zersetzungsproduct  der  Q-lasfläden 
fitsmmen.  Allein  das  gebildete  einfach  kohlensaure  Sals 
geht  allmählich  durch  Aufnahme  von  ebensoviel  Kohlensftnre^ 
als  es  bereite  enthält,  in  zweifach  saures  Salz  fiber;  diese 
dabei  aufgenomniene  Kohlensäure  aber  kanu  bei  dem  Er- 
hitzen wieder  frei  werden  und  Erscheinungen  veranhissen, 
ganz  wie  sie  sich  bei  meinen  Beobachtungen  ergeben  haben. 

Es  fragt  sich  daher,  ob  die  von  mir  beobachteten  als 
capiUare  Absorptionen  zusammengefassten  Vorgänge  aus- 
schliesslich auf  diese  Bildung  von  kohlensaurem  Natron  zu- 
rftckgeführt  werden  kSnnen. 

Geht  man  von  der  ungünstigsten  Voraussetzung  aus, 
dass  alles  gebildete  einfach  kohlensaure  Salz  in  das  zweifach 
saure  fibergegangen,  und  die  Erhitzung  der  Faden  eine  so 
überaus  hohe  war,  dass  die  ganze  abscheidbare  Kohlensäure 
wieder  in  Freiheit  gesetzt  wurde ,  so  hätten  bei  dem  be- 
schriebenen Versuche*)  statt  236,9  ccm  nur  165,2  ccm  Koh- 
lensäure abgeschieden  werden  können.  Es  mfissen  daher  in 
diesem  ungünstigsten  Falle  mindestens  71,7  ccm  Kohlensäure 
auf  andere  Weise  als  durch  chemische  Vereinigung  an  den 
lasladen  lixirt  gewesen  sein.  Wieviel  aber  in  Wirklich- 
keit von  dem  gesammten  hxirten  Gase  auf  Kechnung  des  zer- 
setzten Qlases,  wieviel  auf  Rechnung  der  capillaren  Ab- 
sorption zu  setzen  ist^  lässt  sich  leider  nicht  feststellen. 


1)  B.  Bansen,  Wied.  Ann.  20.  p.  545.  1883. 
8)  B.  Bun  sen,  Wied.  Ann.  24.  p.  842.  18S5. 

11* 


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164 


R,  Bunsen, 


Wenn  Kohlensäure  unter  den  angegebenen  Umständen 
die  Verwandtschaft  der  Kieselsäure  zum  Natron  zu  über- 
winden vermag,  wird  man  ein  gh'iches,  wenn  auch  in  ge- 
ringerem Grrade  von  reinem  Wasser  erwarten  dürfen.  Dass 
man  eines  solchen  Einflusses  auf  die  Qiassabstans  gewftrtig 
sein  mass,  zeigt i  wofern  es  erlaubt  ist,  von  höheren  Tea* 
peraturen  auf  niedere  einen  Sdiluss  zu  xiehen,  folgende 
Thatsache^  die  ich  bei  PrlliminarTersuchen  zur  Bestimmung 
der  Wasserdampftension  in  sehr  liohen  Temperaturen  zu 
beobachten  Gelegenheit  gehabt  habe:    Es  dienten  zu  diesen 
Versuchen  enge,  sehr  dickwandige,  oben  zugeschruolzene, 
unten  zu  einem  2  m  langen,  calibrirten,  am  Ende  verschlos- 
senen hohlen  Glasfaden  ausgezogene  Glasröhren,  welche  einen 
Bruck  von  600  bis  800  Atmosphären  aushielten,   lieber  dem 
Luft  enthaltenden,  zur  approximativen  Druckmessung  mit 
Quecksilber  abgesperrten  hohlen  GMasfaden  befand  sich  in  dem 
weiteren  Theile  des  Rohres  über  dem  Quecksiiberabschluss 
eine  Wassersäule,  die  in  der  von  mir  beschriebenen  Thermo- 
stateuvornciitung  ^)  auf  Temperaturen  bis  zu  550^  C.  erhitzt 
wurde.    Wo  das  Wasser  mit  der  Wandung  der  Köhre  in 
Berührung  gestanden  hatte,  zeigten  sich  Veränderungen  der 
eingreifendsten  Art:  Die  Glaswand  war  bis  zu  mehr  als  einem 
Drittel  ihrer  Dicke  in  eine  glasharte  weisse  porzellanartige 
Masse  verwandelt,  und  der  innere  Hohlraum  der  Röhre 
bis  auf  ein  Zehntel  seines  ursprünglichen  Durchmessers  ver* 
ringert. 

Ks  kann  daher  keinem  Zweifel  unterlie<?en ,  dass  Glas 
und  andere  Silicate,  die  sich  in  einer  zu  den  Beobach- 
tungen geeigneten  Form  herstellen  lassen,  fQr  die  hier  in 
Frage  kommenden  Versuche  als  ein  durchaus  unbrauch- 
bares Material  zu  betrachten  sind.  Um  unter  Ausschluss 
chemischer  Einflüsse  sichere  Angaben  in  absolutem  Maasse 
zu  erhalten,  wird  daher  kaum  etwas  anderes  übrig  bleiben, 
als  die  sämmtlichen  über  capillare  Absorption  an  Glas- 
föden  angestellten  ]-5eobachtungeü  mit  haarfeinem  Platin- 
oder Golddraht  zu  wiederholen  und  dabei  die   an  der 


1)  R.  Bansen,  L  e. 


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Überfiachempanmng  von  MüsMigkeäen,  165 


TerhältnissiiKissig  kleinen  Oberfläche  der  glS-sernen  Mess- 
röhren nur  wenig  ins  Gewicht  fallenden  chemischen  Wir- 
kangen  durch  QegeoTenache  zu  bestimmen  und  in  Kecb« 
nimg  sa  neben. 

Heidelberg,  15.  August  1886. 


n.   lieber  CompresHbUUät  und  Oberflächen" 

spann ung  von  FlüsHUjkeiten; 
von  W,  C,  JRiyntyen  und  J,  Schneider , 
mityttheilt  von  TT.  C.  Röntgen* 

(HUrsa  T»f.  II  Flg.  1-7.) 


Die  im  Folgenden  mitgetheilten  Versuche  bilden  einen 
Abschnitt  einer  in  Aussicht  genommenen  grösseren  Ezperi- 
mentalnntersuchung  Uber  physikalische  Eigenschaften  von 
Flüssigkeiten.  Wir  beabsichtigten  anfUnglich  von  einer  grösse- 
ren Anzahl  von  chemisch  wohl  definirten  Flüssigkeiten  und 
zwar  zunächst  von  wässerigen  Lösungen,  eine  Reihe  vun 
pliv>ikalischen  Constanten,  wie  z.  H.  die  Compressihilität,  die 
Oberflächenspannung,  die  Dampfspannung,  die  Vise osität  etc. 
etc.  in  einer  möglichst  sorg^tigen  und  exacten  Weise  zu 
bestimmen.  Wenn  wir  nun  schon  jetzt  unsere  Versuche 
über  die  zuerst  genannten  Constanten  verdffentlicheni  so  ist 
der  Grund  daf&r  darin  zu  suchen,  dass  wir  infolge  der  Un- 
znverlftssigkeit  der  Bezugsquelle,  von  welcher  wir  die  ndthi- 
gen  Chemikalien  erhielten,  genöthigt  sind,  die  Arbeit  auf 
längere  Zeit  zu  unterbrechen.  Wir  fanden  nämlich  am 
Schlüsse  der  Versuche  über  Compressibilität  und  Obertirichen- 
spannung  durch  eine  vorgenommene  chemische  Analyse,  dass 
die  Reinheit  unserer  Flüssigkeiten,  auf  welche  wir  uns  anfing- 
lieb  verlassen  zu  können  glaubten,  nicht  derart  war,  dass 
sieb  mit  denselben  eine  Fortsetzung  der  Untersuchung  in  der 
angedeuteten  Richtung  gelohnt  h&tte. 

Die  aatertuchten  Flüsaigkeiten. 
Es  sollten  aus  nicht  n&ber  zu  erörternden  Gründen 
die  wässerigen  Lösungen  der  Jodide,  Bromide,  Chloride, 


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166  f^y.  C.  liuntyen  u,  J.  iSchneider, 

filtrate,  Hydroxyde,  Sulfate  und  Carbonate  von  Wasserstoff, 
Ammonium,  Lithium.  Kalium  und  Natrium  untersucht  wer- 
den. Von  diesen  musste  aber  dor  ♦lodwasserstoff  nnd  da^ 
Ammoniumcarbonat  wegen  der  rasch  eintretenden  Zersetzung, 
sowie  das  Lithiumcarbonat  wegen  seiner  geringen  Löslich- 
keit  ausgeschlossen  werden« 

Von  jeder  Substanz  wurden,  mit  Ausnahme  der  weniger 
löslichen  Sulfate  von  K  und  Na,  zwei  Terschieden  confies- 
trirte  Lösungen  untersucht,  von  einigen  sogar  mehrire,  so* 
dass  im  ganzen  ungefähr  80  verschiedene  Lösungen  zur 
Untersuchung  gelangten.  Aus  Vorversuchen  hatte  sich  er- 
geben, dass  das  Verhalten  der  Lösungen  verschiedener 
Substanzen  in  Bezug  auf  Compressibilit&t  und  Oberil&chen- 
spannung  in  ttbersichtlicherer  Weise  zu  Tage  tritt,  wenn 
man  nicht  Lösungen  gleichen  Procentgehaltes,  sondern 
solche  mit  einander  vergleicht,  welche  auf  eine  bestimmte 
Anzahl  Mülecüle  Wasser  eine  für  alle  Substanzen  gleich 
bleibende  Anzahl  Molecule  des  gelösten  Körperb  enthalten, 
oder,  was  dasselbe  heisst,  soh  he  Lösungen,  bei  denen  auf 
1  g  Wasser  ein  für  alle  Substanzen  gleich  bleibendes  Viel- 
faches des  Molecttlargewichtes  der  betreffenden  Substanz 
kommt.  Aus  praktischen  Gründen  w&hlten  wir  dieses  Viel- 
fache fCür  die  concentrirteren  Lösungen  zu  1500/1000000 
und  für  die  rerdttnnteren  zu  700  / 1  000  000.  So  enthielten 
z.  B.  die  beiden  Li^SÜ^-Lösungen  auf  je  1  g  Wusser: 

im  X  109^    0,1660«,  rem.  -  0^)78»  « 

wasserfreies  Salz,  und  die  beiden  AmBr- Lösungen  auf  je 
1  g  Wasser: 

1508  X  97,77      h  haq  „  ^^^^    701  X  »7,77       n  ri^Kfi.  « 
1000000     ^  ^'^^^^      '^^^^     1000000        ^'^^^  « 

Nimmt  man  an,  dass  1  g  Wasser  1 000000/ 17,96 55037 
Molecule  enthält  (17,96  =  Moleculargewicht  von  H^Ou  was 
erlaul)t  ist.  da  nur  relative  W'erthe  in  Betracht  Ivoiuaien, 
so  sollten  bei  unseren  Lösungen  auf  diese  Anzahl  Wasser- 
molecüle  1500,  resp.  700  Molecfile  der  gelösten  8ubstanzen 
kommen,  und  wir  wollen  deshalb  von  1500  und  700 -mole- 
cüligen  Lösungen  sprechen.  MolecQlzahl  (n),  Procentgehalt  ip) 


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Oberßüchentpamunff  von  JblmMigheiUiu 


167 


and  Moleculargewicht(m)  der  gelösten  Substanz  hängen  durch 
die  Uieichung  zusammen: 

lOOOOOO  p 

n  =  — . 

«      100  —  p 

Eine  erste  ToUstäiidige  Ymiichsrahe  wurde  im  Winter 
1884/85  and  im  Sommer  1885  mit  Ldsungen  gemachti  welche 
wir  uns  ans  den  Ton  Hm.  E.  Merck  in  Darmstadt  bezoge- 
nen Materialien  selbst  herstellten.  Erst  nachträglich  kamen 
Bedenken  sowohl  gegen  die  Reinheit  derselben,  als  nament- 
lich gon  die  Genauigkeit  der  ans  Wägungen  aliein  und 
ohne  chemische  Analyse  festgestellten  Gehalte  der  Lösungen 
an  wasserfreier  Sabstana.  Anstatt  nun  eine  chemische  Unter- 
Bochnng  Torsnnebmen,  m  welcher  das  hiesige  physikalische 
Institat  wenig  geeignet  ist,  entschlossen  wir  uns,  die  ganze 
Arbeit  nochmab  mit  sicher  gestellten  Lftsnngen  Ton  vom  an- 
zufangen.  Um  solche  sa  erhalten,  wandten  wir  uns  brieflich 
an  Hrn.  Trommsdorff  in  Erfurt  uud  äusserten  den  Wunsch, 
uns  chemisrli  reine  Lö>nn<?en  von  genau  bestimmtem  Gehalt 
zu  liefern.  Hr.  Truiumsdorff  erklärte  sich  bereit,  diese  her« 
BteUen  zu  lassen.  Wir  erhielten  dann  anch  von  ihm  Lösungen, 
denen  immer  die  analytischen  Belege  beigefügt  waren^  and 
wir  stellten  aas  denselben,  ihre  Richtigkeit  roraossetzend, 
die  Lösangen  der  oben  angegebenen  Concentrationen  her. 
Im  Vertrauen  auf  die  Zuverlässigkeit  der  Trommsdorff- 
ächen  An^alx-n  :irbeiteten  wir  weiter,  bis  einige  aiitiVillige 
Abweichuu^cn  von  gefuiultnen  Gesetzniiissi|:^kciteii  einen 
Zweifel  aufkommen  liessen.  Eine  sofort  angestellte  chemi- 
sehe  Prüfung  ergab,  dass  dieser  Zweifel  nar  allzasehr  be- 
rechtigt war,  and  es  blieb,  da  wir  die  ganze,  recht  mühsame 
Arbeit  nicht  zum  dritten  mal  anfangen  wollten,  nichts 
anderes  flbrig,  als  eine  sorgfältige  chemische  Analyse  aller 
Lftsangen  Torsanehmen.  Dies  gesebah  denn  auch,  and  wir 
wurden  dabei  von  Hrn.  Cand.  ehem.  Schön  in  sehr  dankens- 
werther  Weise  unterstützt.  Das  Resultat  derselben  war, 
dass  der  Gehalt  verschiedener  Lösungen  von  Tromms  do  rff 
falsch  angegeben  war,  und  dass  auch  einige  derselben  besüg- 
lich  ihrer  Beinheit  an  wünschen  übrig  liessen*  Die  Abwei- 
chongen  Ton  dem  eiforderiichen  Gehalt  waren  aber  meistens 


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168 


W,  C  RSntgth  u.  J.  Stkneider. 


nicht  80  gross»  dass  wir  nicht  mit  Hülfe  einfacher  Beredi- 
nnngen        fttr  die  CompressibililAt  nnd  die  Oberflftchen- 

Spannung  direct  beobachteten  Werthe  auf  15üO,  resp.  700 
molecülige  Lösungen  hätten  nrnrechnen  können,  und  dass 
die  8ü  berechneten  Werthe  nicht  volles  Vertrauen  verdienten. 
Da  wir  auch  gefunden  hatten,  dass  eine  geringe  Quanüt&t 
Ton  gelösten  fremden  Substanzen  die  beiden  Gonstanten  nur 
äusserst  wenig  beeinflnsst,  so  werden  die  constatirten  Ver- 
unreinigungen kein  weiteres  Bedenken  erregen  können,  wenn 
man  sich  nur  darauf  beschränkt,  die  gefundenen  Werthe 
dieser  Cunstanten  zu  dem  weiter  unten  specieller  angegebenen 
Zweck  der  Untersuchung  zu  benutzen.  Zu  weitergebenden 
Schlüssen,  als  die  von  uns  aus  den  Beobachtungen  gezogenen^ 
dürften  diese  Werthe  aber  nicht  geeignet  sein. 

Die  untersuchten  Lösungen  waren  keineswegs  Tollatändig 
luftfrei;  dieselben  waren  durch  vorsichtiges  Erwfimen  in  ge- 
schlossenen Gefftssen  nur  in  dem  Maasse  von  absorbirter 
Luft  befreit,  dass  bei  l&ngerem  Stehen  keine  Blftschen  an 
der  (Tretiisswand  sich  bildeten.  Vun  dem  Einfluss  der  ab- 
sorbirten  Luft  auf  die  beiden  Constanten  wird  weiter  unten 
die  Üede  sein. 

Von  allen  Lösungen  wurde  mit  Hülfe  eines  Geissler'- 
schen  Pyknometers  bei  der  Temperatur  Ton  18,0®  in  sehr 
sorgfUtiger  Weise  die  Dichte  bestimmt;  das  eingeechliffene 
Thermometer  war  mit  einem  pariser  Normalthermometer  Ter- 
glichen  worden.  Fast  alle  Dichten  stimmen  mit  den  von 
anderen  sorgfältigen  Beobachtern  gefundenen  vorzüglich  über- 
ein; ihre  Werthe  ündet  man  in  der  auf  p.  185  u.  fiE.  abgedruck- 
ten Tabelle. 

Versuche  über  Compressibtlität. 

Als  Compressibilität  oder  wirkliche  Compressibilität  einer 
Flüssigkeit  bezeichnen  wir  den  Werth  —  1/o.^o/Jpi  wo 
das  Volumen  und  Jv  die  bei  constanter  Temperatur  durch 
die  Druckänderung  Jp  erzeugte  VolumenlUiderung  der  üüs* 

sigkeit  bedeutet. 

Es  ist  bekannt,  welche  Schwierigkeiten  die  experimen- 
telle Bestimmung  dieses  Werthes  bietet,  und  es  werden 


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Ober/iadtciinpannuH^  vau  FlÜMMigkeUen,  169 

wolil  (üpse  Schwierigkeiten  die  Ursache  sein,  weshalb  die 
iJestiiuiuung  der  Cunstante  der  Elasticitüt  von  Flüssigkeiten 
viel  seltener  Gegenstand  zuverlässiger  Untersuchungen  ge- 
wesen iat,  als  die  Bestimmiing  jener  Constante  von  festen 
Kdipem;  wäre  es  doch  sonst  nicht  erklftrlich,  weshalb 
man  den  Flüssigkeiten,  die  sich  durch  ihre  Homogenit&t 
and  scharfe  Definirbarkeit  Tortheilhaft  von  den  festen  Kör- 
pern unterscheiden,  nicht  den  Vorzug  gegeben  hätte.  In 
experimenteller  Hinsicht  gehört  die  Re^nault'sche  Methode 
gewiss  niciit  zu  den  ^^  hwierigeren,  (iieseibe  ist  aber  meines 
Erachtens  nicht  ganz  cinwurfsfrei,  weil  dabei  in  einer  nicht 
immer  Toliständig  zu  rechtfertigenden  Weise  von  den  Ge- 
setien  der  Elasticit&t  fester  Körper  Grebrauch  gemacht  wer- 
den mnss.  Nnn  lassen  sich  wohl  andere  Methoden  ersinnen, 
die  £rei  sind  von  jenem  möglichen  Fehler,  aber  alle,  die  wir 
prüften,  waren  nicht  im  Stande,  genügend  genaue  Resultate 
zu  liefern;  deshuil)  gaben  wir  den  anfänglich  gemachten  Plan, 
die  wirkliche  C()m[)i  essibilität  zu  bestimmen,  auf  und  ver- 
suchten, die  Canton-Oer stedt'sche  Methode  so  auszubilden, 
dass  wir  mit  derselben  genaue  relative  Werthe  der  schein- 
baren CSompressibilität  erhalten  konnten.  Sei  die  Oom- 
presdbilit&t  des  Materials,  aus  welchem  das  Piezometer  ge- 
fertigt ist,  diejenige  des  Wassers  und  die  einer  Lösung, 
alle  drei  bei  der  Temperatur  Ton  18,0^  gemessen,  so  be- 
stimmten wir  den  Werth: 

-7i 

Wie  wir  glauben,  sind  wir  darin  etwas  weiter  gekommen  als 
unsere  Vorgänger,  und  deshalb  wird  eine  ausführlichere  Be- 
schreibung dar  Methode  gerechtfertigt  sein. 

Derselben  eigenthttmlich  ist  zunächst  die  Druck-  und 
Temperatarmessung.  Wir  sagten  uns,  dass  es  erforderlich, 
aber  aucii  hinreichend  wkic,  wenn  die  Druckmessung  den- 
selben Grad  von  Genauigkeit  erreichte,  wie  die  Messung  der 
durch  deu  Druck  erzeugten  Volumenänderungeu.  Als  Mano- 
meter verwendeten  wir  deshalb  ein  mit  Wasser  gefülltes 
Qlaegefäss  von  derselben  Form  und  Einriclitung,  wie  das 
ZOT  Aufnahme  der  verschiedenen  Flüssigkeiten  dienende 


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170 


Pi9zomet«r;  di«  beiden  Gef&sse  waren  dicht  nebeneiiumdflr 
im  CompresaioDscylinder  aufgestellt  Fig.  1  yerdentHcfat  diese 

Anordnung. 

Das  Manometer  wird  im  Folfjenden  als  Piezometer  1 
und  das  zur  Aufnahme  der  LöbUDgen  bestimmte  Piezometer 
mit  II  bezeichnet  werden.  Beide  bestehen  aus  einem  unge- 
iHia  2  om  weiten  und  22  cm  hohen  oylindmchen  Criaegeflss, 
auf  weleheB  mittelst  Schliff  eine  imgeAfar  0,06  cm  weite» 
40  cm  lange,  oben  umgebogene  Capülarrdhre  anfgeseict  ist; 
beide  sind  in  einer  ans  der  Zeicbnang  leicht  zu  entaebmen- 
den  Weise  an  einem  eisernen  Gestell  befestigt.  Die  Befesti* 
gung  geschah  absichtlich  nur  am  oberen  Ende  der  CapilLi- 
ren.  da.  wo  dieselben  uragebotron  sind;  andere  Betest ii^ungs- 
arten  erwiesen  sich  als  unbrauchbar  und  auch  die  beächriebene 
Terlangte,  dass  jedesmal  nach  dem  Einsetzen  des  mit  einer 
neoen  Flüssigkeit  geflülten  PiSsometers  der  Druck  im  Oom» 
pressionscylinder  einige  mal  erhöht  wurde,  um  sn  Torhindeni, 
dass  die  Befestigung  auf  den  Stand  der  Flüssigkeit  in  der 
Capillare  einen  Einfluss  ausübte. 

Hinter  jeder  Capillare,  unmittelbar  gegen  dieselbe  an- 
liegend, war  je  ein  Milchglasstreifen  mit  Millimetertheilung 
angebracht,  dessen  Stellung  bezüglich  der  Capillare  durch 
correspondirende  Marken  controllirt  werden  konnte. 

Die  Flüssigkeiten  in  den  PiSzometem  waren  in  einer 
nachher  zu  beschreibenden  Weise  durch  Luft  und  nicht  etwa 
durch  Quecksilber  Ton  dem  im  Compressionscylinder  ent* 
haltenen  Wasser  abgesperrt;  eine  Druckänderung  in  diesem 
Cylinder  machte  sich  somit  durch  eine  Verschieimng  der 
Ireien  Oberliathe  iUt  Piezornetertiiissigkeiten  m  den  Capil- 
laren  bemerkbar,  und  als  Maasä  für  diese  Druok&nderung 
diente  die  in  dem  bei  allen  Versuchen  mit  Wasser  gefüllten 
Fifizometer  I  beobachtete  Verschiebung.  Als  Druckeinheit 
figurirte  bei  jeder  Messung  der  CompressibiHtftt  der  Druck, 
welcher  n5thig  war,  um  im  PiSzometer  I  das  I^iToan  um 
1  cm  zu  verschieben. 

Das  Piezometer  I  diente  ausserdem  gleichzeitig  als  sehr 
empluulliches  Thermometer,  mit  welchem  mau  wahreud  emer 
Versuchsreihe  den  Verlauf  der  Temperatur  im  Inneren  des 


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Oberflächenspannuny  von  Fiussigkeüen*  171 


Compressionscylinders  genau  controlliren  kounte,  was  8i(  h  ;ils 
unumgänglich  nothwendif:^  erwies.  Auch  liess  sich  mit  dem- 
selben die  Frage  entscheiden,  welche  Zeit  die  so  sehr  stören* 
den.  durch Drockänderungen  erzeugten  Temperataränderongen 
in  der  Pi^zometerflfissigkeit  (OompreMions*,  re&p.  DilatatiooB- 
«tone)  brauchten,  um  als  volktftndig  Terachwunden  betrachtet 
werden  za  kOnnen. 

Dieser  Verwendung  eines  zweiten  Piezometers  zu  Druck- 
nnd  Temperaturmessunaen  haben  wir  es  hauptsächlich  zu 
verdanken,  dass  es  uns  gelungen  ist,  die  kleinen  Unterschiede 
in  deo  Compressibili täten  verschiedener  Jj^lttssigkeiten  geoau 
zn  erkennen  und  zu  messen. 

Der  OompreesionBcylinder  enthielt  so  viel  Quecksilber, 
dasB  die  Pi&someter  bis  an  den  Hals  darin  eingetaucht 
waren;  der  Obrige  Ranm  war  mit  destillirtem  Wasser  gefüllt. 
Durch  das  Quecksilber  sollte  der  EinÜuss  der  (!ompressions- 
wärme  möglichst  verringert  werden;  zwar  ist  nach  Joule 
die  bei  18^  durch  Druckzunahnie  in  Quecksilber  hervorge- 
rafene  Temperaturerhöhung  ungefähr  zweimal  so  groBs,  wie 
die  in  Wasser^  da  aber  die  specihsche  W&rme  des  Queck» 
Silbers  klein  und  das  TemperaturleitungsTermÖgen  desselben 
gross  ist  im  Vergleich  xn  denselben  Ghrössen  des  Wassers, 
so  war  zu  erwarten,  dass  die  durch  Drack&ndemttgen 
entsti-lipaden  Temperntiiidulerenzen  durch  Quecksilber  viel 
rascher  ausgeglichen  wurden,  als  durch  Wasser.  Die  Ver- 
buche bestätigten  diese  Erwartung,  da  dieselben  viel  regel- 
mässiger verliefen  nachdem  Quecksilber  angewendet  wurde, 
als  vorher. 

üm  äussere  Temperaturschwankungen  von  dem  Oom- 
pressaonseylinder  fem  su  halten,  stand  derselbe  in  einem 
mit  einer  Glaswand  versehenen  und  mit  ungefähr  80  1  Was* 

ser  izeiilUten  parallelipepedischen  (Tefäss.  Der  Apparat  be- 
fand bich  in  einem  grossen  Kellerrauin  des  physikalischen 
Instituts,  in  welchem  während  des  ganzen  Wintersemesters 
lbÖ5/86  die  Temperatur  mit  Hülfe  von  passend  vertheilten 
uud  regulirten  GasÜammen  Tag  und  Nacht  möglichst  con« 
staut  « 18^0^  gehalten  wurde.  Die  Erfahrung  lehrte,  dass 
nun  es  hierin  ziemlioh  weit  bringen,  dass  man  Temperatur* 


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172 


JV,  C  Röntgen  tt.  J.  Schnmätr, 


Schwankungen  von  0,01^  im  Inneren  des  ComiNreBsionscylinden 
innerhalb  mehrerer  Stunden  ohne  zu  grosse  Sf^wierigkeiten 

vermeiden  konnte. 

Abweichend   von   verschiedenen  früheren  Beobachtern 
wandten  wir  zur  Absperrung  der  Piezometerflüssigkeit  von 
dem  Wasser  nicht  Quecksilber,  sondern  Loft  an.   Die  An- 
wendung von  Quecksilber  hat  nämlich  verschiedene  Nach- 
theile;  erstens  wird  dasselbe  von  einigen  der  nntersuchtes 
Flüssigkeiten  angegriffen,  zweitens  schiebt  sich  leicht  bei 
wiederholter  Compression  eine  Flüssigkeitsschicht  von  ver- 
änderlicher Dicke  zwischen  die  Wand  der  C.ipiUare  und  das 
Quecksilber,  und  wird  dadurch  die  Genaui^^keit  der  Messung 
der  durch  den  Druck  erzeugten  Volumenänderung  mitunter 
sehr  erheblich  beeinträchtigt;  und  drittens  wird,  wenn  mau 
den  QaecksilberverschluBS  etwa  in  der  von  Magnus  vorge- 
schlagenen Weise  durch  Eintauchen  der  Oapülare  in  ein 
C^eAsschen  mit  Quecksilber  bewerkstelligt,  ein  nicht  unbe- 
trächtlicher Fehler  dadurch  entstehen  können,  dass  die  bei 
Druckzunahme  in  der  Capillare  aufsteigende  Quecksilbersäule 
den  Druck  im  Inneren        Pü'zometers  gegen  den  äusseren 
verringert.    Diese  Unzuträglichkeiten  bringt  nun  die  An- 
wendung von  Luft  nicht  mit,  dagegen  wäre  zu  befürchten, 
dass  Luft  w&hrend  der  Compression  von  der  Flüssigkeit  ab- 
sorbirt  würde  und  sich  nach  Aufheben  des  Druckes  in  der  Form 
von  Bläschen  in  der  Capillare  ausschiede,  was  selbstverst&ndlicii 
eine  Messung  der  Oompressibilität  unmöglich  machen  würde. 
Auch  könnte  man  einwenden,  dass  die  Luft  zur  Absperrung 
von  solchen  Flüssigkeiten,  die  begierig  Wasserdämpfe  anziehen, 
kein  geeignetes  Mittel  wäre,  da  dieselben  aus  der  stets  mit 
dem  Wasser  des  Compressionscylinders  in  Berührung  befind- 
lichen Luft  Waaser  au£sehmen  würden,  und  so  das  V^dumen 
der  im  Pifoometer  eingeschlossenen  Flüssigkeit  stets  in* 
nehmen  mttsste.  Der  Versuch  entscheidet  aber  zu  Gunsten 
der  Luft;  ein  Ausscheiden  von  absorbirter  Luft  in  der  Form 
von  Bläschen  war  erst  bei  viel  liuliLren  Drucken,  als  wir 
anwandten  (ungefähr  8  Atm. ),  zu  bemerken,  und  die  Versuche 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  zeigen,  dass  eine  merkliche 
Wasseraufhahme  während  eines  Versuches  nicht  stattfand* 


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OUrfiäckentpannung  von  Flassigheitetu  173 


Da  das  Wasser  des  Compresj^iun-cvlindcrs  nicht  in  dieCapil- 
iaren  eindringen  durfte,  wurde  folgffcide  Vorkehrung  getroffen: 
die  abwärts  gebogenen  Enden  der  Gapillaren  wurden  durch 
Kaatschukröhrehen  mit  einer  aus  engen  Röhren  geformten 
Gabel  Terbnnden  (Tgl.  Fig.  1),  deren  Stiel  an  eine  möglichst 
Veite  Glasröhre  angeblasen  war.  Dieselbe  enthielt  Luft,  and 
ihre  Dimensionen  waren  so  gewählt,  dass  die  bei  Atmo- 
sphäreudruck  am  unteren  Kauii  ilor  Röhre  stehende  Wasser- 
oberHäche  bei  dem  stets  nahezu  gleich  bleihenileiu  Ueber- 
druck  beinahe  die  Gabel  erreichte.  Beide  Oapillaren  stan- 
den somit  mit  demselben  abgesperrten  Luftvolumen  und 
nicht  etwa  jede  mit  einem  besonderen  in  Verbindung;  es 
war  dies  deshalb  nöthig,  weil  sonst  die  im  Inneren  der  bei- 
den Piözometer  herrschenden  Drucke  leicht  Terschieden  aus» 
ftllen  könnten.  AniUnglich  war  die  Luft  Ton  dem  Wasser 
des  Compressionsgefässes  durch  Quecksilber  abgesperrt;  das 
in  den  Stiel  der  Gahel  aufsteigende  Quecksilber  \tirniin»lorte 
aber  den  inneren  Druck  in  den  Fiezometern  -so  bedeutend 
gegen  den  äusseren,  dass  dadurch  eine  nicht  unbeträchtliche 
Correction  nötbig  wnrde«  Um  diese  zu  umgehen,  liessen 
wir  den  Qaecksilberrerschluss  bei  den  definitiven  Versuchen 
weg.  — 

Ich  gehe  nun  dazu  über,  detaillirtere  Angaben  zu 
machen. 

Das  Volumen  der  Piezometer  bis  zu  einem  gewissen 
Theilstrich  der  Scala  wurde  bei  18,0^^  durch  Wägung  mit 
Wasser  bestimmt  und  fär  Piözometer  I  09,83  ccm,  für  Pidzo- 
meter  II  62,65  ccm  gefunden. 

Die  beiden  Gapillaren  wurden  mit  den  daran  befestigten 
Scalen  nach  der  von  Thiesen  erweiterten  Neu  man  naschen 
Metbode  calibrirt,  und  zwar  die  des  Piezometers  I  auf  einer 
Strecke  zwischen  dem  18.  und  28.  Centimeterstrich  und  des 
Piezometers  II  vom  0.  bis  zum  21.  Centimeterstrich.  Die 
fur  jeden  auf  diesen  Strecken  liegenden  Centimeterstrich 
geltenden,  aus  216,  resp.  920  Ablesungen  gewonnenen  Cor- 
reetionen  in  Centimetern  sind  in  der  folgenden  Tabelle  zu- 
sammengestellt. 

1)  Thicsea,  Carl's  Repcrt  Ih.  p.  2b5.  1879. 


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174 


Gor  ration  Stabelle. 


Piöjiometer  I. 


Pi^Bometer  II. 


Tbeilstr.  i 


Correct 


Theilatr. !    Correct,    i  Theilstr.  Correct 


18 
19 

20 

21 
22 
28 
24 
25 
26 
27 
28 


±0,000 
—0,008 
-0,009 
-0,012 
-0,014 
-0,018 
-0,014 
-0,010 
—  0,011 
—0,005 
±0,000 


3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 

to 


0 
1 


±0,000 
-0,020 

-0,0?{7 
-0,055 
-0,065 
-0,078 

— o,oso 

—0,082 
-0,078 
-0,071 
-0,066 


11 
12 
18 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 


-0,060 
—0,051 
-  0,050 
-0,045 
-0,035 
-0,02« 
-0,020 
—0.014 
—0,006 
— 0AK»1 
±0,000 


Die  Correctionen  für  die  zwischenliegenden  Millilllete^ 
striche  wurden  durch  lineare  Interpolationen  erhalten. 
Von  der  Richtigkeit  dieser  Werthe  haben  wir  ans  noch 

in  folgender  Weise  überzeugt.  Es  wurden  mit  einer  und 
derselben  Flüssigkeit  verschiedene  Compressionsversuche  an- 
gestellt, die  sich  dadurch  voneinander  unterschieden,  duss  die 
Oberfläche  der  Fl  issigkeit  im  Piezometer  II  sich  bei  den 
verschiedenen  Versuchen  an  Stellen  mit  verschiedenen  Cor- 
rectionen befand;  die  durch  denselben  Druck  erzeugte  Yolu- 
men&nderung  musste  dann  nach  Anbringen  der  betreffenden 
Correctionen  gleich  ausfallen;  dies  war  thats&chlich  der  Fall 
Für  die  calibrirlen  Intervalle  ergab  sich  aus  Längen- 
messung und  Wägung  von  je  zehn  einzelnen  eingezogenen 
y  uecksilberladen  mitHüll'e  derMetiiode  der  kleinsten  {Quadrate 
der  mittlere  Querschnitt  der  Capiilare  I  au  Ü»00«i555  qcm 
und  der  Capiilare  II  zu  0,00B  604  qcm. 

Aus  den  mitgetheilten  Zahlen  ergibt  sieh  ein  Werth, 
der  für  das  Folgende  von  Bedeutung  ist,  nSnüich  das  Ver* 
hältniss  der  in  beiden  Piezometem  durch  denselben  Druck 
erzeugten  Niveausenkungen,  wenn  beide  uut  Wasser  gefüllt 
sind.  fcJeien  und  r.,  die  Inhalte  der  Piezometer  I  und  IL 
und  die  Querschnitte  der  entsprechenden  Capiilaren, 
und  die  durch  denselben  Druck  p  erzeugten,  oorrigir* 
ten  Niveauverschiebungeni  und  ß  die  scheinbare  Compressi* 


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Oberflächenspaunung  oon  Flüssigkeiten»  175 


bilität  des  Wassers,  so  muss  unter  Voraussetzung  einer 
gleichen  Compressibiiitat  des  Glases  Yon  beiden  Piezometern: 


Setzt  man  die  gefuBdenen  Warthe  ein,  so  ergibt  sich: 


Aus  Compressionsversuchen,  bei  welchen  die  Piezometer  mit 
Wasser  gefüllt  waren,  ergab  sich  für  dieses  Verhältniss 
direct  der  Werth  1,041 ,  der  in  guter  üebereinstimmung  iet 
mit  dem  ans  den  Volumen  berechneten  und  auch  immer 
benntxt  wurde. 

Das  ab  Manometer  fungirende  FiSzometer  I  wurde  nur 
selten  geöffnet,  dagegen  Ton  Zeit  zu  Zeit  mit  einem  Queck- 
silbertherinometer  verglichen.  Eine  TerapenituräDclerung  von 
1.0^  entsprach  emer  Niveauverschiebung  von  3,0  cm.  Das 
Piezometer  II  wurde  vor  jeder  neuen  Füllung  geolinet  und 
sowoiü  die  Birne,  als  auch  insbesondere  die  CJapiilare  sorg- 
fältig mit  Alkohol,  Salpetersäure,  Natronlauge  und  destil- 
iirtem  Waaser  gereinigt  Beim  Trocknen  durfte  dasselbe 
kaum  erw&rmt  werden,  da  sonst  immer  NullpunktSTerschie- 
bongen  durch  die  lang  andauernde  thermische  Nachwirkung 
eintraten.  Die  Verbindung  der  Capillare  mit  dem  weiteren 
Theil  des  Piezometers  durch  einen  eingescblitienen  Stöpsel 
hat  gar  keiiH*  Narhtheile  gehabt  und  bot  den  Vortheii  einer 
bequemen  und  raschen  Reinigung  und  Füllung. 

Bei  dem  Füllen  des  Piezometers  mit  der  zu  untersuchen- 
den Flüssigkeit  musste  besonders  darauf  geachtet  werden, 
dass  im  Inneren  desselben  keine  Luftblasen  sitzen  blieben 
oder  sich  nach  einiger  Zeit  aus  der  Flüssigkeit  ausschieden; 
denn  beim  Vorbandensein  Ton  solchen  Bläschen  erhält  man, 
auch  wenn  siu  äasaerst  klein  sind,  einen  öfters  beträchtlich 
zu  grossen  Werth  fUr  die  Compressibiiitat  der  betreffenden 
Flüssigkeit 

Nach  dem  Einsetzen  der  Capillare  in  die  Stöpselöffnung 
stand  die  Flüssigkeit  in  der  Capillare  meistens  zu  hoch;  es 
wurde  dann  so  yiel  durch  Erwärmen  mit  der  Hand  heraus« 


woraus  folgt: 


2» 


L0417. 


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176 


C.  Röntgen  «.  J,  Sehnader, 


getriebeii,  dasB  das  Niyeau  bei  18^  sich  an  passender  SteUe 
befand.    Darauf  yerband  man  beide  Piezometer  mit  d«m 

Gestell,  setzte  die  Gabel  an  und  brachte  beide  zur  Aus- 
gleichunj:  der  Temperatur  zunächst  m  das  Wasser  des  pris« 
matisciien  Behälters,  Kjich  Verlauf  von  einiger  Zeit  setzte 
man  die  Pi^ometer  in  den  Compressionscjünder  ein,  ver- 
schloss  denselben  und  wartete  nochmals  etwa  20 — 30  Minaten. 
Ergab  sich  aus  den  inzwischen  Öfters  gemachten  Ablesnngeii 
der  Niveaostftnde  beider  Piezometer,  dase  ein  genflgendei 
Temperaturgleichgewicht  eingetreten  war^  so  schritt  man  n 
dem  ersten  Compressionsversuch. 

Lieber  diese  Ablesungen  ist  folgendes  zu  erwähnen.  Die- 
selben geschahen  mit  Hülfe  eines  von  dem  Compressiuüs- 
apparat  ungefähr  70  cm  entlernten  f'ernröhrchens  von  drei- 
facher Vergrösserung,  weiches  zur  Vermeidung  der  Parallaxe 
an  einer  verticalen  Stange  leicht  versdiiebbar  angebracht 
war.  Zur  Beleuchtung  der  Scalen  dienten  zwei  weit  ent- 
fernte Gasflammen,  Ton  denen  durch  Linsen  je  ein  Bild  snf 
die  Stelle  der  Scala  entworfen  wurde,  wo  sich  augenblicklich 
das  Niveau  der  Flüssigkeit  in  der  Capillare  befand.  Bei 
der  Ablesung  wurden  noch  Vso  ziemlicher  Sicherheit 

geschätzt. 

Nach  vielen  Vorversuchen  ergab  sich  für  die  Gompre»- 
sionsversuche  folgende  Regel  Nachdem  die  Temperator- 
differenzen  im  Inneren  des  Compressionscylinders  genfigend 
ausgeglichen  und  die  Niveaustftade  abgelesen  waren,  wurde 
mit  Hülfe  der  Pumpe  comprimirt,  bis  ein  Ueberdruck  vob 
ungefähr  8  Atmoapliären  erreicht  war;  dies  iresf  liah  immer 
sehr  behutsam,  sowohl  um  rasche  Deformationen  zu  ver- 
meiden, als  auch  namentlich  deshalb,  um  ein  möglichst  voll- 
ständiges Ablösen  der  in  den  OapiUaren  sinkenden  Flüssig* 
keiten  Ton  den  Wänden  zu  erreidien.  16  Minuten  nach  der 
Compression  wurde  wiederum  abgelesen  und  darauf  der  Druck 
langsam  aufgehoben.  Sofort  nachher  wurde  eine  dritte  Ab* 
lesung  gemacht,  und  eine  vierte  folgte  15  Minuten  später. 
Ergab  sich  nun,  dass  die  vierte  Ablesung:  wenic  von  der 
ersten  differirte.  und  dass  ausserdem  die  Diliereii/.  dieser 
Ablesungen  am  Piezometer  I  sich  zu  der  Dilt'erenz  derselben 


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Oberfiächen^aanunff  van  FUMighUen,  177 


am  Piezometer  II  nngeßJir  wie  die  Ausdehnungscoelticien- 
ten  der  beiden  Flüssigkeiten  verhielten,  so  war  der  Ver- 
rach  brauchbar.  Anderenfalls  musste  wegen  zu  starker  oder 
SU  unregelm&SBiger  Aßnddmng  der  Temperatur  der  Versuch 
Terwoifexi  werden.  Auf  den  ersten  Versach  folgte  unmittel- 
bar ein  zweiter  und  ein  dritter,  und  meistens  zum  Schluss 
üocli  ein  vierter  bei  ^^enngerem  Drin  k. 

Als  Beispiel  einer  solchen  noiiuai  veriauienden  Ver- 
suchsreihe iühren  wir  die  iolgende  an. 


2.  Jan.  Ib80. 
4,d5|nroeeiitige  LithiumnitratKtgnng. 


ücihcnlüige , 

Stand  im 

vStiiiid  im 

Bcubniht. 

d.  Ablee. 

PJ?zom.  I 

PiSzorn.  II 

Zeit 

1 

19,135  cm    ■    10.540  cm 

Uh  ism 

2 

25,735  „ 

16,910  „ 

33 

3 

19,145  », 

10,570  „ 

34 

4 

19,135  » 

10,545  r, 

48 

5 

25,040  „ 

16,830  „ 

12  S 

6 

19.150  » 

10,580  M 

4 

7 

19,125  « 

10,535  „ 

18 

8 

22,515  „ 

13,805  „ 

2H 

9 

19,130  „ 

10,545  n 

29 

10 

19,120  „ 

10,530 

3b 

11 

25,985  „ 

17,155  „ 

53 

12 

19,140  „ 
19,115  fi 

10,560  „ 

54 

13 

10,520  )t 

1  8 

Die  Temperatur  im  Compressionscylinder  betrug  17,81°. 
Die  Ablesungen  2,  5,  8  und  11  wurden  bei  U eberdruck,  die 
anderen  bei  Atmosphftrendruck  gemacht. 

Beror  ich  nun  mittheile,  wie  diese  und  die  bei  den  übri- 
gen Versuchen  erhaltenen  Zahlen  zur  Berechnung  der  Com- 

pressibilität  verwerthet  wurden,  muss  ich  auf  die  Fehler, 
mit  welchen  dieselben  behaftet  sein  können,  zu  sprechen 

komiiien. 

Wohl  die  wichtigste  li^ehler quelle  ist  die  durch  die  Com- 
pression, resp.  Dilatation  entstehende  Erwärmung  und  Ab- 
kflhlung.  Es  ist  durchaus  n6thig,  dass  man  durch  besondere 
Versuche  feststellt,  wicTiel  Zeit  nach  der  Compression,  resp. 
Dilatation  yerlaufen  muss,  um  die  noch  Obrig  bleibenden 

As«,  d.  Pfefn.  m.  ChMb  F.  f»  ITIT.  12 


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178 


fV,  C.  Bimmen  v.  J,  Schneider. 


TemperaturuDgleichbeiten  als  verschwindend  klein  mit  Rück- 
sicht auf  die  gewünschte  Genauigkeit  betrachten  zu  könneD. 
Wir  haben  dies  in  zweierlei  Weisen  gethan.  Zuerst  wurde  jene 
Zeit  mit  Hülfe  eines  durch  den  Deckel  des  Ck>mpre88ioiuge- 
fUsses  in  das  Quecksilber  desselben  isolirt  eingefohrten  Ther- 
moelementes bestimmt»  Ans  acht  Versuchen  ging  hervor,  dut 
die  durch  eine  Druckerhöhung  tou  acht  Atmosphlren  er* 
zeugte  Temperaturerhöhung  ungefähr  14  Minuten  braucht, 
um  auf  einen  Werth  herabzusinken,  der  mit  dem  Piezometer 
nicht  niehi  beobachtet  werden  konnte.  Wir  müssen  aber 
eingestehen,  dass  diese  thennoelectrischen  BestimmuDgen 
nicht  den  gewünschten  Grad  von  Genauigkeit  erreichten 
und  unbedingt  hätten  wiederholt  werden  mttasen,  wenn  mr 
nicht  auf  einem  zweiten  Wege  zu  demselben  Resultate  ge- 
langt w&ren. 

lieber  den  Verlauf  der  Temperatur  im  Inneren  des  Com- 
pressiunsc}  Uüders  bekommt  man  nämlich  Aufschluss,  wenn 
man  bei  den  CompressioiisN  ersuchen  den  üang  der  beiden 
Piezometerstände  verlolgt  und  miteinander  vergleicht.  £iD^ 
zur  Entscheidung  über  die  vorliegende  Frage  sehr  geeignete 
Versuchsreihe  ist  die  folgende: 

8.  Jan.  18S6. 
95,40 proccntige  Schwefclsäurelüsung. 


]{eiliciiff»lg<' 
d.  Ables. 

IStaii'l  im 
PiäEoni.  I 

Stand  im 
1  Piezom.  n 

;  Zeit 

1 

18,465  cm 

1,900  cm 

,  9h 

45  ™ 

2 

25,560  t* 

6,980  n 

1 

0 

3 

Ks,500  „ 

2,330  n 

0,5 

18,490  » 

1,970  „ 

15 

1 

lt>,485  7) 

1,960  >i 

30 

18,485  » 

1,960  » 

45 

7 

25.400  » 

6,900  M 

11 

0 

8 

25,810  „ 

6,845 

15 

9 

25,260  » 

6,800  n 

30 

10 

18,580  n 

2,320  n 

31,5 

11 

18,490  „ 

2,000  n 

45 

12 

18,480  M 

1,955 

12 

0 

13 

18,470  » 

1,925  ,y 

15 

Die  Ablesungen  4,  ö  und  6  zeigen  nun,  dass  die 
durch  die  Dilatation  entstandene  Temperaturemiediigung 
nach  15  Minuten  (von  1(3^  0»5v  his  10^  15^)  schon  soweit 


I 
I 


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OberJiacUenspunnuutj  von  JTüssiyheiieti. 


179 


Tenchwnnden  war,  dass  sich  der  Stand  der  Flüssigkeiten  in 
den  Capilhcren  in  den  nächsten  15  Minuten  (von  10**  15™  bi«? 
lO^'.Sir)  kaum,  und  in  der  darauf  folE^enden  Viertelstunde  (von 
IC*  30""  bis  10^45'")  gar  nicht  mehr  änderte^  wiewohl  das 
mit  Schwefelsäure  gefüllte  Piezometer  ein  ungemein  em* 
pfindliches  Thennometer  ist.  Daaselbe  Resultat  ergeben 
auch  die  anderen  Beobachtungen;  so  bat  sich  se.  B«  die  Tem- 
peratur yon  11^0"^  bis  auf  11^  80"^  nicht  mehr  ge&ndert, 
nachdem  der  Apparat  15  Minuten  lang  nach  der  um  lO*"  45"» 
ensen^en  Coinpre^siua  gestanden  hatte;  dcuii  die  Niveau- 
aüderungen  von  25,400  auf  25,260,  resp.  von  6,900  auf  6,800 
rühren  yon  einer  Undichtigkeit  des  Apparates  oder  noch 
wahrscheinlicher  yon  der  elastischen  Nachwirkung  des  Gom- 
prsssionsgefiLsses  her;  dass  dem  so  ist^  folgt  daraus»  dass  die 
beiden  Aenderungen  sich  ungef&hr  wie  die  CSompressibilitftten 
der  beiden  Flüssigkeiten  yerhalten,  nnd  ein  Verschwinden 
▼on  Compressionswärme  sich  durch  eine  Zunahme  und  keine 
Abnahme  der  Ablesunj^en  hätte  bemerkbar  machen  müssen. 
Auch  aus  den  Ablesungen  11,  12  und  13  lässt  sich  wieder 
dasselbe  schli essen;  die  successive  Abnahme  derselben  ist 
veranlasst  durch  eine  gegen  das  Ende  der  Versuche  einge- 
tretene Temperaturerhöhung  des  Beobachtungsraumes. 

Berflcksichtigt  man,  dass  der  stark  concentrirten  Schwe- 
felsftnrelösung  yon  allen  untersuchten  Flüssigkeiten  der  weit- 
aus grösste  Ausdehnungscoefficient  zukommt,  so  wird  es  ge- 
rechtfertigt erscheinen,  wenn  wir  aui  Griiud  der  beschriebenen 
und  ähuhther  Versuche  die  /Ceit,  welche  nacli  jeder  (Jumpressiun, 
resp.  Dilatation  verlaufen  musste,  um  die  entstandenen  Tem- 
peraturänderungen als  verschwindend  klein  betrachten  zu 
können,  auf  15  Minuten  festsetzten«  Länger  zu  warten  schien 
ans,  abgesehen  dayon,  dass  es  ttberflttssig  gewesen  wäre,  des- 
halb nicht  rathsam,  weil  mit  der  Dauer  des  Versuches  die 
Gefahr  steigt ,  dass  sich  andere  Fehler  bemerkbar  machen. 
Schliesslich  ist  nocli  zu  erwähnen,  dass,  wcnu  auch  ge- 
ringe Mengen  von  Comj>i  essionswärme  im  Apparat  zurück 
geblieben  wären,  die  Genauigkeit  der  von  uns  für  die  rela- 
tive Compressibilität  gefundenen  Wertbe  deshalb  nicht  ge- 
ringer wäre;  denn  da  dieser  liest  von  Compressionswärme 

12* 


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180 


IV,  C,  Röntgen  w.  •/.  Schneider, 


I 


den  Stand  l)eider  Fiizumeter  ualiezu  in  gleichem  Maassf 
l)feinriusspn  miisste ,  und  wir  das  Verlialtniss  der  in  den 
Piezometern  gleichzeitig  erzeugten  Niveauverschiebungen  in 
berechnen  hatten,  wird  der  Werth  dieses  Verhältnisses  sicher- 
lich von  diesem  Einflüsse  frei  sein. 

Eine  zweite  Fehlerquelle  bestand  in  der  Aendemng  der 
Temperatnr  der  FiSzorneter,  welche  durch  Temperaturschwtt- 
knngen  im  Beobachtungsraum  w&hrend  eines  Versuches  e^ 
zeugt  wurden.  Das  ziemlich  grosse  Wasserbad  übertrug 
diese  Schwankungen  zwar  nur  langsam  und  in  sehr  abge- 
schwächtem Maasse,  es  war  aber  selten  der  Fall)  dass  die 
am  A  nfang  und  am  Ende  eines  Versuches  bei  Atmosphären 
druck  gemachten  Ablesungen  der  Pi^ometerst&nde  info^e 
von  geringen  Temperatur&nderungen  nicht  etwas  Yoneinaa* 
der  differirten.  Om  von  diesem  Fehler  frei  zu  werden,  wnidf 
bei  der  Berechnung  der  relativen  scheinbaren  Oompresribi- 
lität  folgendermassen  verfahren.  Seien  t/^.  a.,  und  die; 
aufeinander  folgende  Ablesungen  der  Niveaustaude;  </.  \vm\^ 
bei  höherem  Druck,  und  bei  Atmosphärendruck  abge- 
lesen, und  zwar  15  Min.  vor  und  15  Min.  nach  a,;  so 
wurde  aus  und  das  Mittel  genommen  und  dieses  Mittel 
als  den  Stand  des  Niveaus  angesehen,  welcher  zur  Zeit  der 
Ablesungen  tr,  vorbanden  gewesen  wäre,  wenn  nicht  zwischen- 
durch comprimirt  worden  wftre.  Zu  dieser  Annahme  waren 
wir  oflenbar  nur  dann  berechtigt,  wenn  w&hrend  der  Zeit, 
welche  zwischen  a^  und  Og  vergeht,  die  Temperatur  sich 
gleichmässig  geändert  hatte;  ob  dies  wirklich  der  Fall  ge- 
wesen war,  konnte  man  erst  am  Schlosse  einer  jeden  Ver- 
suchsreihe sagen,  und  daher  kommt  es,  dass  manche  Ver- 
suchsreihe wegen  eines  unregelm&ssigen  Temperatnrverlaufe» 
nachträglich  verworfen  werden  musste.^) 


I  i  Die  besprochene  Fehlerquelle  ist  <ler  Giuiul,  wcshall)  ts  un- 
umgänglich iiotliwendi^  war.  <1ie  Temperatur  des  BeobachLuiigfiraume? 
mehrere  Monate  himiurcli  nahezu  constant  zu  erhalten.  Eine  vou  grösse- 
ren Temperaturänderungen  begleitete  UnterbFechung  der  Arbeit  er- 
fordert immer,  dass  man  eineu  bis  swei  Tage  nach  der  Wiederberstetlmif 
der  Temperatur  von  18*  warten  mueSi  bevor  ein  CompreseioneTersach  mit 
Aussicht  auf  Erfolg  angeatellt  werden  kann. 


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Oberfiäehenipannung  von  Flüuigkeiien,  181 


Für  die  Versuche  mit  den  700  und  1500  molecttligen 
Losungen  reichte  diese  Art  und  Weise,  sich  von  dem  Fehler 
einer  inconstanten  Temperatur  zn  befreien,  ans;  würde  man 
aber  mit  derselben  Genauigkeit  die  Compressibilitftt  einer 

Flüssigkeit  bcstimmea  wollen ,  deren  AusdehnuDgscoefticieDt 
beträchtlich  grösser  ist,  als  der  des  Wassers,  so  miissten 
andere  und  bessere  Vorkehrungen  zum  Constanthalten  der 
Temperatur  getroHen  werden.  Haben  doch  schon  z.  ß.  die 
Versuche  mit  concentrirten  öchwefelsäurelösungen  (vgl.  unten) 
nicht  mehr  Anspmch  auf  dieselbe  Genauigkeit,  wie'  die  an- 
deren Veniuche. 

Eine  dritte  Fehlerquelle  lag  in  der  Erscheinung,  dass 
bei  dem  durch  den  üeberdruck  erzeugten  Sinken  von  dem 
Niveau  in  den  Capillaren  ein  Theil  der  Flüssigkeit  an  der 
Wand  der  Capillaren  liängen  blieb.  Dadurch  steht  das  Ni- 
veau bei  der  Compression  zu  tief.  Dieser  Fehler  kann  nun 
in  regelmässiger  und  in  unregelmässiger  Weise  auftreten. 
£r  ist  dann  regelmässig  und  messbar,  wenn  die  Wand  der 
Oapillare  mit  einer  Überall  gleich  dicken  Flüssigkeitshaut 
bedeckt  wird,  dagegen  unregelmftssig  und  nicht  zu  bestimmen, 
wenn  hier  und  da  kleine  Tröpfchen  hängen  bleiben.  Im  letzte- 
ren Falle  half  nur,  aber  dann  auch  immer,  eine  fcründliche 
Reinigung  der  Capiliare  und  namentlich  das  Entfernen  von 
jeder  Spur  \on  aus  derselben.    Da  durch  eine  solche 

Tropfenbüdung  die  Versuche  absolut  unbrauchbar  gemacht 
wurden,  war  es  durchaus  nöthig,  dass  man  bei  jedem  Ver- 
suche die  Gapiiiare  mittelst  des  Fernröhrchens  sorgftltig 
absuchte  und  sich  ttberzeugte,  dass  keine  Tröpfchen  vor- 
haadeu  waren.  Waren  solche  da,  so  musste  der  Apparat 
auseinander  genummen  und  gjereinigt  werden. 

War  dagegen  die  Wand  der  CapiUare  mit  einer  Flüssig- 
keitsschi'  ht  von  gleichmässiger  Dicke  überzogen,  wie  es  bei 
den  brauchbaren  Versuchen  der  Fall  sein  musste,  so  konnte 
man  den  daraus  entstehenden  Fehler  eliminiren.  Zu  diesem 
Zwecke  wurde  durch  besondere  Versuche  die  Menge  der 
Flttssigkeit  bestimmt,  welche  bei  der  Verschiebung  eines 
FUssigkeitsfadens  in  der  Oapillare  auf  der  Längeneinheit 
haften  blieb.    In  die  von  der  Birne  entfernte,  trockene  Ca- 


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182 


fV.  C,  JiörU^m  u.  J.  Schneider, 


pillare  wurde  fin  Fiuasigkeitsfiidea  eingesaugt  und  nacb« 
dem  seine  Länge  gemessen  war,  auf  einer  gemesseneü 
Strecke  in  dem  trockenen  Theile  der  Itöhre  fortbewegt  Aus 
der  Verschiebung  und  der  nochmals  gemessenen  Länge  ergab 
sich  dann  die  dnrch  Benetzang  der  L&ngeneinheit  der  Wand 
verursachte  YerkOrzung  des  Fadens.  Bei  diesen  Versucksn 
stand  die  Capillare  vertical,  und  es  vergingen  zwischen  den 
beiden  LäDgcniuessungen,  wie  zwischen  den  Ablesungen  bei 
den  OompresRionsversuchtii  15  Minuten.  Aus  mehreren  sol- 
chen Bestimmungen  ergab  sich  nun,  dass  von  den  verschie- 
denen Lösungen  ungefähr  gleich  viel  an  der  Wand  haft^B 
blieb,  und  zwar  auf  der  Strecke  von  1  cm  der  Capillare  II 
so  viel,  dass  dadurch  ein  FlQssigkeitsfaden  um  0,012  cm  ver- 
kürzt wurde. 

Es  ist  nun  leicht  einzusehen,  dass  das  gefundene  Re- 
sultat, dass  von  allen  Lösungen  ungefähr  gleich  viel  auf  der 
Längeneinheit  der  Capillarwand  hatten  blieb,  für  unsere  Ver- 
suche sehr  günstig  ist;  denn  da  wir  zunächst  nur  relative 
Compressibilitäten  bestimmten,  die  aus  dem  Yerhältniss  der 
durch  den  gleichen  Druck  erzeugten  Niveausenkungen  von 
verschiedenen  Lösungen  in  dem  Piezometer  II  berechnet 
wurden,  so  sind  infolge  dieses  Resultates  jene  Werthe  von 
dem  erwähnten  Fehler  auch  dann  frei,  wenn  man  denselben 
bei  der  Berechnung  unberücksichtigt  lässt.  Wenn  es  sich 
dagegen  um  eine  Bestimmung  der  absoluten  Compiessibilitat 
handelt  (vgl.  p.  197),  dann  darf  derselbe  nicht  vernachlässigt 
werden. 

Auf  die  mitunter  sehr  beträchtlichen  Fehler,  welche 
durch  das  Vorhandensein  von  kleinen  Luftbl&sohen  im  PiSso- 
meter  entstehen  könnten,  habe  ich  schon  oben  hingewiesen; 

ins))esondere  waren  es  die  kSchwefelsiiurelüsuDgen,  welche  uns 
in  dieser  Beziehung  Schwierigkeiten  machten;  denu  aus  den- 
selben schieden  sich  noch  Tage  lang  nach  ihrer  Herstel- 
lung fortwährend  kleine  Gasbläschen  aus.  Um  sich  von 
der  Abwesenheit  solcher  Bläschen  zu  überzeugen,  wurden 
die  Piezometer  vor  und  nach  jeder  Versuchsreihe  mit  der 
Lupe  untersucht,  und  ausserdem  diente  zn  diesem  Zwecke 
der  fast  bei  jeder  Reihe  gemachte  Versuch  mit  geringerem 


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Oäer/iäehenspannMaiff  wm  J^Uusi^Aeiten» 


183 


Ueberdruck.  Sobald  nämlich  Luftbläschen  vorhanden  waren, 
so  zeigte  sich  dies  dadurch,  dass  die  Compressibilität  bei 
kleinerem  Druck  scheinbar  grosser  war»  als  bei  höherem 
Druck;  ist  doch  die  Compressibilität  eines  Gases  dem  Drucke 
umgekehrt  proportionaly  dagegen  diejenige  einer  FlQssigkeit 
nicht  merklich  rom  Drucke  abhängig. 

Beiläuiig  sei  bemerkt,  duss  die  Frage,  wie  sich  die  Com- 
pressibilität einer  Flüssigiveit  mit  dem  Drucke  ändert,  ausser- 
halb des  Rahmens  der  Unteräuchung  lag.  Die  mitzutheilen* 
den  Werthe  beziehen  sich  alle  auf  einen  Ueberdruck  yon 
ungefähr  8  Atmosphären. 

Anfänglich  wurde  bei  unseren  Versuchen  zur  Absperrung 
der  Luft  in  den  Piäsometern  Ton  dem  Wasser  des  Compres- 
ftionscy linders  Quecksilber  benutzt;  dasselbe  stieg  bei  der 
Compression  in  die  Gabel  (vgl.  p.  173  und  Fig.  Ij  auf  und 
verminderte  dadurch  den  Druck  im  Inneren  der  Piezometer 
gegen  den  äusseren  nicht  unbeträchtlich;  eine  darauf  bezüg- 
hche  Bestimmung  ergab,  dass  durch  das  Steigen  des  Queck* 
Silbers  allein  das  Niveau  in  den  Fiäzometern  sich  bei  8  Atm. 
um  ungefähr  0|46  cm  höher  einstellte.  Um  diese  grosse  Oer- 
reetion  nicht  immer  anbringen  zu  müssen,  liessen  wir  das 
Quecksilber  weg,  setzten  eine  Qabel  mit  möglichst  weitem 
Stiel  an  und  sperrten  em  möglichst  kleines  Luitvoiumen  ein. 
Dadurch  wurde  der  von  dem  Aufsteigen  des  Wassers  in  die 
Gabel  iierriihrende  Correction  auf  0,01  cm  für  beide  JPiezo- 
meter  herabgesetzt. 

Fast  eben  so  gross  ist  ein  anderer,  in  ganz  ähnlicher 
Weise  entstehender  Fehler;  das  durch  den  Druck  erzengte 
Sinken  der  FlQssigkeitsoberfläche  in  der  Capillare  hat  auch 
zur  Folge,  dass  der  innere  Druck  gegen  den  äusseren  kleiner 
wird.  Beide  Fehler  addiren  sich  somit  und  lassen  die  beob- 
achtete Compression  um  etwas  zu  klein  erscheinen.  Ihr 
Einfliiss  auf  die  Bestimmungen  der  relativen  Compressibilität 
ist  nur  gering  und  macht  sich  nur  bei  den  wenigst  com- 
pressiblen  Flüssigkeiten  bemerkbar.  Es  ^väre  aber  nicht 
gestattet,  dieselben  bei  der  JSerechnung  der  absoluten  Oom- 
pressibilitftt  zu  vemachlässigen. 

Dass  aus  der  Beriihmng  der  in  den  Piäzometern  ent- 


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184 


IV.  C.  Röntgen  u.  J.  Schneider. 


haltenen  Flttssigkeit  mit  der  feuchten  Luft  in  den  Capillareo 
kein  nennenswerther  Fehler  entstanden  ist,  gebt  am  besten 
hervor  aus  ei  nein  Vergleiche  der  (  i  sten  und  letzten  Ab- 
lesungen der  auf  p.  178  mitgetheilten  Versuche  mit  concen- 
trirter  Schwefelsäure.  Während  der  Stand  in  Piezometer  I 
von  18^65  auf  18|470  gesunken  war,  sank  derselbe  im 
Piteometerll  von  1,900  auf  1,925;  die  Aenderungen  Ter- 
halten  sich  ungeffthr  wie  die  AusdehnungscoSfficienten  dee 
Wassers  und  der  benutzten  Schwefelsäure.  Jedenfalls  hat 
die  Öüliwefelsäure  keine  merkliche  Wassermenge  aus  der 
feuchten  Luft  aufgenommen,  trotzdem  die  Versuche  im  gan- 
a&en  2^1^  Stunden  dauerten. 

Schliesslich  ist  noch  m  erwUinen,  dass  andere  Fehler- 
quellen sich  als  so  gering  erwiesen,  daas  ihre  Berückaicb- 
tigung  unnöthig  erschien. 

Mit  Berücksichtigung  all  dieser  Vorsichtsmaassregeln 
und  Fehlerquellen  war  es  uns  möglich,  den  erforderlichen 
Grad  von  Genauigkeit  zu  erreichen;  die  berechneten  relativen 
Werthe  der  scheinbaren  Oompressibilität  dürften  wohl  nur 
selten  in  der  dritten  Decimale  um  eine  £inheit  fehler- 
haft sein. 

Wie  diese  Werthe  aus  den  Beobachtungen  berechnet 
wurden,  mag  an  dem  auf  p.  177  mitgetheilten  Beispiel  einer 

Versuchsreihe  erläutert  werden.  Das  Mittel  aus  den  Ab- 
lesungen 1  und  4  ist  19,1^5,  resp.  10,543.  Subtrahirt  mao 
diese  Werthe  von  den  Ablesungen  2,  so  ergibt  sich,  da«"^ 
einer  Senkung  des  Niveaus  im  Piezometer  I  von  6,600  cm 
eine  Senkung  Ton  6,367  cm  im  Piezometer  U  entspricht  Die 
Correction  far  das  ungleiche  Caliber  der  Capillaren  bestimmt 
sich  aus  der  Tabelle  auf  p.  174  für  Pi^ometer  I  bei  19,185 
m  —0,004  cm,  bei  25,735  zu  — 0«011;  die  Ton  6,600  zu  sub- 
tialiii  Linie  Correction  iieträgt  somit  Ü,UÜ7  cm.  Für  Piezo- 
meter Ii  liDilet  man  in  ähnlicher  Weise  als  zu  addirendt- 
Correction  der  beobachteten  Verschiebung  0,042.  Folglich 
beträgt  die  durch  die  Druckeinheit  (vgl.  p.  170)  im  Pigzo* 
meter  II  erzeugte  corrigirte  Depression  der  Flttssigkeitsober* 
fläche  6,409/6,598  =  0,972.  Aus  den  Ablesungen  4,  5  und  7 


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Oberßächenspaimung  von  Flüssigkeiten, 


findet  mnn  auf  demselben  We^^e  den  Werth  0,974;  aus  den 
Ablesungen  10,  11  und  13  den  Werth  0,972,  und  der  Versuch 
mit  geringerem  Drucke  liefert  d  is^elbe.  Das  Mittel  aus  den 
drei  angegebenen  Werthen  ist  0|973.  W&re  nun  das  Pidso- 
meter  II  nicht  mit  LiNOs-Lösnng,  sondern  mit  Wasaer  ge* 
fUlt  gewesen,  so  hätte  man  (vgl.  p.  175)  den  Werth  1,041 
gefunden,  folglich  ist  die  relative,  scheinbare  Oompressiblli- 
tät  c  —  (x<  —  YiiKYi  —  Yi)  der  4,35pr()centigen  LiNOj  Lösung 
=  0,973/1,041  =  0,935. 

Die  in  dieser  Weise  berechneten  Werthe  der  relativen 
scheinbaren  Oompressibilit&t  verschiedener  Lösungen  sind  in 
der  folgenden  Tabelle  znsammengestellt.   Die  erste  Coluune 

enthält  die  Moh^culartormel  der  golösten  Suhbt.mz;  die  zweite 
das  Moleculargewicht  {m\:  die  dritte  den  von  Hrn.  Schön  und 
uüb  gefundenen  Proceatgehalt  der  Lösung  (p)\  die  vierte  die 
Anzahl  der  in  1  g  Wasser  gelösten  Molecüle: 


(•- 


1  000  000 


m      100  — pj 

die  fünfte  die  Dichte  der  Lösung  {d)  bei  der  in  der  sechsten 
Columne  angegebenen  Temperatur  (t);  die  siebente  die 
relative  scheinbare  Compressibilit&t  (c)  und  die  achte  die 
Temperatur^  bei  welcher  die  Gompressibilit&t  bestimmt  wurde, 
mit  Bttlfe  des  Pifoometers  I  gemessen  (t*). 


L  Tabelle  der  relativen  scheinbaren  Gompressi< 


bilität 


/  A 

1 

4 

  1 

m 

«t 

d 

t  1 

1 

IDJO,  i 

1 

ÜBr 

62,S9 



8,84 
4,21 

1494 

1.0458 

I.OL' 12 

17,9  1 
17,9 

80,76 

10,77 
5,28 

684 

1,0'»  8 1 
1,0866 

18,0 
18,0  i 

HCl 

36,37 

5,24 
2,51 

1520 
707 

1,0244 
1,0111 

18,0 
17,9 

HÖH 

17,96 

1  - 

0,9967 

18.0 

H,S04 

97,82 

12,70 
6^7 

1487 
719 

l,08ö7 
1,0420 

18,1 
18,0 

4^ 


0,958 
0,981 

0,960 
0,981 

0,948 
0,974 


i' 

17,92 
17,94 

17,72 
17,81 

17,98 
17,50 


1,000  !  18,00 

0,921  ,  17,98 
0,969  ,  17,72 


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ISö  a  JtihU^  II.  J.  Sehmeuier. 


m 

P 

d 

i 

c 

t' 

AmJ 

144,55 

17,77 
9,14 

1495 

AAA 

696 

l,12ö5 
1,0620 

18,0 
18,0 

0,910 
0,954 

17,59 
li,Ol 

79,90 

— 

12,60 

4A 

10,87 

6.23 
5,26 

1804 

lo26 
834 
695 

1,0529 

1.04o2 
1,0255 
1,0211 

18,0 

18.0 
18,0 
18,0 

0,893 

0,906 
0,945 

17.94 

1>.30 
17,68 
17,75 

AmBr 

97,77 

12,81 
6,41 

1503 
701 

1,0745 
1,0357 

18,0 
18,0 

0,910 
0.953 

17,91 
17,94 

AmCJ 

53,38  ' 

7,23 
8,51 

1459 
682 

1.0210 
1,0096 

17.9 
18,0 

0.903 
0,946 

17,91 
17.79 

AmOH 

34,97 

4,66 
2,80 

1400 
672 

0,9889 
0,9938 

18,0 
18,0 

0.974 
0,992 

17,64 
17,91 

131^4 
- 

16,2i 

1 

1562 

726  1 

1,0968 
1,0495 

18,0 
18,0 

0,782 
0,849 

17,78 
1731 

LU 

188,»5 

16,63 
8,49 

1494  '  1,1380 
695  l  1,0656 

18,0 
18,0 

0,888 
0,910 

'  17,88 
17,88 

LiNO, 

68,90 

9,29 
4,85 

1486 
694 

1,0554 
1,0264 

18,0 
18,0 

0,871 
0,935 

17,82 
17,81 

UBr 

66,77 
— 

11,78 
5,84 

715 

1,0895 
1,0422 

18,0 
18,0 

0,866 
0,938 

17.64 
17,71 

!  48,88 

6,07 

2,93 

.  1524 

712 

1,0339 
1,11160 

l8,0 
18,0 

0,856 
0.927 

1 1,88 
17,90 

LiOU 

23,97 

■ 

3,39 
1,61 

1464 

684 

1,0380 
1,0178 

18,0 
18,Ü 

0.798 
O.S97 

17,82 
18.04 

1  109,86 

!  - 

14,16 

1502 
1  700 

1,1249 
1,0601 

18,1 
1.^,1 

O.H55 
0,813 

1 

18.16 
,  17,78 

KJ 

165,57 

10,27 

1482 

«91 

1,1646 
1,0794 

18,0 

18.1 

0,84 1 
0,933 

1  i,8C> 
17,66 

KNO, 

100,92 

12. >  1 
6,45 

14  SO 

6o4 

I,u4tt:) 

18.0 
18,1 

0,865 
0,932 

1  <,lO 

18,W 

K£r         !  118,7» 

] 

1 

14,90 
13,93 
7,68 

1474 
1362 
700 

1,1156 
1,1041 
1,0545 

18,0 
18,0 
18,0 

0,864 
0,872 
0,980 

18,13 
18,05 

KCl 

74,40 

9,90 
4,88 

1479 
690 

1,0686 
1,0800 

18.1 
18,0 

0,850 
0,920 

18,09 
17,92 

KOH 

55,99 

7,72 
8,71 

1475 
688 

1,0697 
1,0880 

18,0 
18,0 

0,780 
0,886  1 

17.Nl 

17,74 

173,88 

9,80 

16,94 
8,69 

589 

1479 
690 

1,0764 

18,0 

0,884  ' 

17,61 

K,80. 

187,91 

1,1577 
1,0776 

18,0 
18,0 

0,642 
0,801 

1 

17,'*1 
18,03 

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Oberfiächempannung  von  FUtstiffkgUen.  187 


t 

1 

«  1 

in 

d 

t 

e 

r 

MaJ 

149,54 

1  

18,75 

9,51 

1542 
108 

1,1647 
1,0781 

18,1 
18,1 

0,850 
0,924 

17,09 
18,00 

84,89 

11,41 

10,38 
5,70 

1517 
1364 
719 

1,0791 

1,0383 

17,9 

18,1 

0,851 
0,h6m 
0,920 

17,87 
17.5J 
17,79 

NaBr 

102,76 


13,44 
6,87 

1511 
718 

1,1119 
l,a541 

IfS.O 

T 

18,1 

0,H50 
0,921 

17,69 
17.82 

NaCl 

58,37 

8,27 
4,05 

1544 
724 

1,0585 
1,0278 

18,0 
18,1 

0,833 
0,914 

lT,l/.j 
18,18 

NaOH 

39,96 

5,70 
2,74 

1513 
705 

1,0634 
1,0298 

18,1 
18,0 

0,768 
0,880 

17,68 
17,78 

141,82 

10,22 

706 

1,0829 

18,0 

0,802 

18,95 

105,85 

13,78 
6,94 

1510 
704 

1,1460 
!  1,0716 

1 

17,9 
18,0 

0,629  .  17,59 
0,796  1  17,99 

t 

Aus  diesen  Werthen  wurden  niio  durcli  Interpulatiun 
die  relativen  scheinbaren  Comprossihilitäten  von  Lösungen 
berechnet,  die  auf  1  g  Wasser  genau  1500,  resp.  700  Mole- 
cQle  gelöster  äubstanz  enthalten.  Da  innerhalb  kleiner  Inter- 
Talle  die  Aendemng  der  CompresBibilität  der  Aendernng  der 
MolecILlsahl  proportional  gesetzt  werden  darf,  so  wurde 
Hnear  interpolirt;  nur  in  einem  Fall  dttrfte  dieses  Verfahren 
Bedenken  erwecken,  nftmlich  bei  der  Berechnung  der  rela- 
tiven scheinbaren  Comprcssibilität  der  700-molecüligen  K^SOj- 
Lösung;  die  Mulecülzalil  der  untersuchten  Lösung  (58Hj  weicht 
so  sehr  von  70U  ab,  dass  die  berechnete  CompresBibiiität 
(0,804)  weniger  zuverlässig  ist. 

Die  so  berechneten  Werthe  sind  in  übersichtlicher  Weise 
in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt  Man  findet 
leicht,  zu  welcher  Verbindung  eine  Zahl  gehört,  indem  man 
von  dieser  Zahl  aus  in  der  Tabelle  vertical  aufwärts  und 
seitHch  nach  links  geht;  so  stellt  z.  B.  die  Zahl  0,84iS  die 
relative  scheinbare  üompressibiiität  der  löUO-moiecüligen 
KCl-Lösung  dar. 


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188 


l^y,  C,  Röntyeii  m.  J,  Schneider, 


II«  Tabelle  der  relativen  scheinbaren  Compressi» 

bilität 

Der  l&OO-moleefiligen  L^Bung^iL 


'  H 

Am 

TT 
CL 

T 

J 

■ 
! 

0,9 10 

0,888 

0.bü9 

0,863 

NO, 

0,870 

0,863 

0,853 

Br 

0,9G0 

0,910 

0,869 

0,862 

0,851 

Cl 

1  0,949 

0,901 

0,868 

0,848 

0,837 

OH 

\  1,000 

0,972 

0,793 

0,777 

0,770 

SO« 

0,920 

0,741 

0,655 

— 

CO, 

0,688 

0,631 

Der  700-moleeüIigeD  Lösungen. 

;!     "  1 

Am 

i 

1 

K 

— 

Na 

J 

I-  _ 

<• 

0,954 

0,940 

0,98i 

0,924 

NO, 

0,981  ' 

0,954 

0.934 

0,930 

0,922 

Br 

,1  0,981 

0,934 

0,'jsu 

0,923 

Ci 

0,974 

0,945 

0,928 

0,919 

0,917 

OH 

1,000 

0,992  1 

0,S9ö 

0,884  1 

0^881 

SO« 

0,970 

0,bd8  , 

0,813 

0,804 

0,808 

CO, 

-  1 

- 

0,796 

0,797 

Aus  diesen  Tabellen  geht  hervor,  dass  die  Uompres- 
sibiiität^)  Ton  Lösungen  in  naher  Beziehung  steht  zn  der 
chemischen  ZusammensetzTing  der  gelösten  Substanz;  die 
Gompressibilit&t  ändert  sich  in  sehr  regelmässiger  Weise, 
wenn  diese  Zusammensetzung  g«  ändert  wird.  Ersetzt  man 
den  einen  Bestandtheil  der  untersuchten  Verbindungen  durch 
einen  anderen,  z.  B.  J  durch  NÜ3,  oder  durch  ßr,  Cl,  OH, 
SOp  CO^,  so  wird  dadurch  die  Compressihilität  der  Lösung 
in  einem  Betrage  geändert,  welcher  nur  wenig  von  der  Natur 
des  anderen  Bestandtheils  (H,  Am,  Li,  K,  Na)  abhängt. 
Es  scheint  also,  als  ob  jeder  Bestandtheil  einer  chemischen 
Verbindung  auf  die  Compressibilität  ihrer  Lösung  einen  ftr 

1)  Die  gefundenen  Werthc  der  relativen  scheinbaren  ConipWi 
sibilität  werden  im  Folgnirlon  benutzt,  um  für  die  wirkliche  CompTtf* 
sibilität  einige  Gesetzmäösigkeiteu  abzuleiten. 


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Oberflächeiupcamung  von  FlussiykeUen, 


189 


den  betreffenden  Bestandtheil  charakteristischen  EinHuss  aus- 
übt, der  nur  wenig  modificirt  wird,  wenn  man  die  übrigi^n 
Bestandtkeüe  der  Verbindung  durch  andere  ersetzt;  oder 
mit  anderen  Worten,  als  ob  die  Bestandtheile  des  gelösten 
KörperB  nnd  nicht  die  Verbindung,  in  welcher  dieselben 
forkomment  den  hanptsftchlichsten  fiinflass  auf  die  Compres- 
nbflit&t  der  Lösung  haben. 

Würde  die  Compressibilität  einer  Lösung  nur  von  den 
Bestandtheilen  abhängig  sein,  dann  müsste  man  die  Com- 
pressibilität derselben  im  voraus  berechnen  können,  sobald 
der  specifische  Einfluss  eines  jeden  Bestandtheils  bekannt 
ipire«  Unsere  Beobachtangen  zeigen  nnn,  dass  man  anf 
diesem  Wege  die  Compressibilit&t  zwar  ungefähr,  aber  nicht 
genau  berechnen  kann;  der  Unterschied  zwischen  den  be- 
rechneten  und  beobachteten  Werthen  ist  öfters  zu  gross, 
um  durch  Beobachtungsfehler  erklärt  werden  zvl  k* Mnen. 
Soviel  ist  aber  sicher,  dass  z.  B.  die  Compressibilität  der 
Lösung  eines  Nitrats  zwischen  den  Compressibilitäten  der 
gleichviel  Molecule  enthaltenden  Lteungen  der  betreffenden 
Jodide  and  Chloride  liegt,  dass  weiter  die  Compressibilität 
der  Solfatlösungen  immer  kleiner  ist,  als  die  der  gleich  con- 
centrirten  ChloridlOsungen  etc.  etc.  —  Es  gelten  aber  selbst- 
Törständlich  auch  diese  Regeln  nur,  wenn  die  Moleciile  des 
gelösten  Körpers  in  der  Weise  aufgebaut  sind,  wie  es  bei 
unseren  Versuchen  der  Fall  war,  so  ist  es  beispielsweise  fraglich, 
ob  die  Compressibilität  einer  Lösung  von  CuSO^  kleiner  ist, 
als  die  der  Lösung  Ton  CuCl^  von  gleichem  Molecülgehalt 
Ordnet  man  die  Lösungen  nach  der  G-rösse  ihrer  Com- 
pressibilität, so  findet  man  folgende  Beihenfolge: 

J,  Br,    Cl,    OH,    80^,  00^, 

H,  Am,  Li,  K,  Na. 
Dieselbe  ist  so  beschaffen,  dass  die  Compressibilität  der  Lösung 
einer  aus  je  einem  in  der  ersten  und  einem  in  der  zweiten 
Reihe  stehenden  Bestandtheil  zusammengesetzten  Verbindung 
desto  kleiner  ist,  je  weiter  diese  Bestandtheile  in  der  Reihe 
stehen.  Substituirt  man  in  einer  solchen  Verbindung  den 
einen  Bestandtheil  durch  den  in  der  Reihe  folgenden  und 
diesen  wiederum  durch  den  darauf  folgenden,  so  erhält  man 


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190 


fV,  C,  Röntgen  U-  ticknetder. 


jedesmal  eine  Lösung  tod  geringerer  Coinpreasibilit&i  FlÜiit 

mau  dies  mit  den  Körj)ern  der  oberen  Reihe  aus,  so  ist  die 
nach  jeder  Substitution  eiogetretene  Aenderung  der  Gom- 
pressibilität  am  kleinsten  und  fast  unmerklich,  wenn  NO,  i 
durch  Br  ersetzt  wurde;  dann  folgt  der  Grösse  nach  die 
Sabstitution  toq  J  durch  KO3»  daranf  die  von  Br  durch  Gi 
und  die  von  Gl  durch  OH;  am  meisten  ver&ndert  sich  die 
Compressibilitilt)  wenn  man  von  den  OH- Verbindungen  n 
den  Verbindungen  übergeht^);  im  letzten  Fall  ist  aber 
zu  beachten,  dass  diese  Substitution  nicht  so  einfach  ist,  als 
die  anderen,  weil  ausserdem  noch  ein  zweites  Atom  ?0A 
Hy  Am,  Li,  K  oder  Na  eingeführt  wird.  | 

Das  Ersetzen  von  K  durch  Na,  sowie  von  Li  durch  £ 
hat  nur  wenig  Einfluss  auf  die  Gompressibilit&t  im  Yeiigleicli  | 
zu  dem  Einfluss,  den  das  Ersetzen  von  H  durch  Am  und 
von  Am  durch  Li  ausübt. 

Ausnahmen  von  den  hervorgehobenen  Gesetzmässipkciicü  \ 
machen   das   Wasser  (HÖH)    und   die  Ammoniakiosungtn  1 
(AmOH).    Die  (Kompressibilität  beider  müsste  analog  der  | 
Compressibilität  der  Lösungen  von  LiOH,  £0H  und  NaOH  i 
zwischen  den  Oompressibilitftten  der  betreffenden  Ol-  und  j 
SO4* Verbindungen  liegen;  dieselbe  ist  aber  in  beiden  EftUeo 
viel  grösser.    Was  das  Wasser  anbetrifft,  so  k^Vnnte  man 
eine  Ursache  dieser  Abweichung  von  der  Regel  dai  iii  Mn  iien, 
dass  seine  Compressibilität  nicht  mit  der  von  liiOti.  KUH  etc. 
verglichen   wurde,   sondern  mit  der  Compressibilität  der  i 
Lösungen  dieser  Substanzen;  es  wäre  denkbar,  dass  das 
Wasser  seine  richtige  Stelle  in  der  Reihe  einnehmen  wttrde, 
wenn  man  die  Compressibilität  seiner  Lösung  mit  denen 
von  Lösungen  der  anderen  Substanzen  in  irgend  einem  flüs- 
bigeu  Lösungsmittel  vergleichen  würde.    Versuche  in  dieser  j 
Bichtung  haben  wir  nicht  angestellt.  Ich  halte  es  indes^^en  I 

1)  L)i<*  Vcrbindnnp-  FT^SO^  niiiclit  ingoweit  eint'  Ausnahme,  als  'lie 
CoinpresBibilitut  ihrer  Lösung  sich  mir  wenig  von  der  der  llCl-Losuiigeu 
unterscheidet.  Die  Schwcfels-iun'  zeig:t,  wio  weiter  unten  aiisfühiliclier 
mitgetheilt  werden  f^oll,  üh*  rlmupt  ein  rigeiitluiinUch»'«  Verhaltru,  wclclicä 
zu  der  Vermuthuuij:  tulirt,  dasa  tlif  /u.sui.uinciiijetzuiig  der  gelösten  Mole- 
ciile  in  verschieden  concentrirten  Lösungen  eine  veihchieilene  ist. 


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Oberflächtmspannung  von  Flüssigkeiten,  191 


nicht  für  unwahrscheinlich,  dass  das  Wasser  eine  wirkliche 
Au>nahme  mache;  verhält  sich  dasselbe  doch  auch  in  der 
Beziehung  ab  weichend ,  dass  seine  Compressibilität  mit  zu- 
nelimender  Temperatur  nicht  wie  bei  anderen  Flüssigkeiten 
sunimmt  mit  zunehmender  Temperatur,  sondern  abnimmt 
MögUeherweiBe  würde  das  Wasser  erst  bei  höherer  Tempe- 
ratur sich  der  Regel  fügen. 

Das  abweichende  Verhalten  der  Ammoniaklösung  ist 
vielleicht  datbirrli  zu  erklaren,  dass  die  Annahme,  es  seien 
NHjOH-Muiecule  in  Löbuiig,  niclit  zutreffend  istf  man  hlitte 
vielleicht  annehmen  müsseni  dass  die  Verbindung  sich  in 
Losung  befinde,  ebenso  wie  wir  die  Salzsäure  als  eine  Lösung 
von  HGl-Molecülen  auffassten.  Eine  Entscheidung  aber  diese 
Frage  Iftsst  sich  aus  dem  vorliegenden  Beobachtungsmaterial 
nicht  herbeibringen,  da  xu  der  Verbindung  NH,  keine  analogen 
Verbindungen  vorkommen.  Der  gasförmige  Zustand  von  NHj 
darf  wohl  nicht  als  die  Ursache  der  Abweichung  angesehen 
werden,  denn  sonst  würden  sich  auch  die  H(Jl-Lösungen  wohl 
abweichend  verhalten  müssen,  was  nicht  der  Fall  ist.  Ks 
w&re  für  die  Kenntniss  der  Form,  in  welcher  Gase  sich  in 
Lösung  befinden,  gewiss  förderlich,  wenn  durch  besondere 
Compressionsversuche  nachgewiesen  werden  könnte,  dass  eine 
GaslöBung  sich  bezüglich  ihrer  Compressibilitftt  nicht  anders 
verh&lt  als  eine  Lösung  eines  festen  oder  flüssigen  Körpers. 
Soweit  unsere  Versuche  reichen,  lässt  sich  ein  wesentlicher 
üntersrhied  nicht  erkennen. 

Eine  ebenfalls  beachtenswerthe  Erscheinung  ist  die,  dass 
die  Compressibilität  der  meisten  Salzlösungen  zwischen  den 
Gompressibili täten  der  gleichviel  Molecule  enthaltenden  Lö- 
sungen der  betreffenden  Sfture  und  der  Base  liogt  In  der 
folgenden  Tabelle  ist  in  der  zweiten  Reihe  die  relative  schein- 
bare Compressibilität  einiger  löOO  Molecttle  enthaltender 
Salzlösungen  und  in  der  dritten  Keihe  das  arithmetische 
Mittel  der  Gompressibili  täten  der  Lösungen  von  Säure  und 
Base  enthalten. 

UNO,  UBr  LiCl  KNO3  KBr  HCl  NaNO,  NaBr  NaCI 
0,870  0,869  0,858  0,869  0,868  0,862  0,863  0,853  0,851 
0,876     0,877     0,871     0,868     0,869     0,863     0,864     0,865  0,859 


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m 


W,  Q  BoKtgen  u,  J,  Sehnader, 


Maa  ersieht  aus  dieser  Tabelle,  dass  die  GompressibUittt 
einer  Sabslösnng  etwas  kleifier  ist,  als  das  aritbmetiBcbe 

Mittel  aus  den  Cumpressibilitäten  der  ^^leich  concentrirttu 
Ivösiingen  von  Säure  und  Base.  Es  ist  wohl  kaum  daran 
zu  zweifeiuy  dass  aucii  die  Jod&aize  sich  dieser  £.egel  fügen; 
die  Ammoniumsalze  machen  eine  Aasnahme,  weil  die  Stel- 
lung des  AmOH.  eine  besondere  ist,  wie  oben  aaseinander 
gesetzt  wurde.  Auch  die  schwefelsauren  Salze  stehen  mit 
ihrer  Oompressibilit&t  zwischen  der  Oompressibilitftt  der 
Säure  und*  Base ,  aber  begreiflicherweise  nur  dann,  wenn 
man  die  Compressibilität  einer  700  molectiligen  Salzlösung 
vergleicht  mit  den  CompresBibilitäten  einer  7üü  moiecüligen 
HoSO^-Lösung  und  der  einer  1400  molecüligen  Lösung  der 
betreffenden  Base.  Bildet  man  auch  in  diesen  Fillen  das 
arithmetische  Mittel,  so  findet  man  betr&chtlich  grösser« 
Werthe,  als  die  beobachteten  Werthe  der  Compresstbilit&t 
der  Salzlösungen.  Dieses  Resultat  spricht  wiederum  dafür, 
diiss  die  Co[ij|)rf  ssilulität  der  Schwefelsäurelö^unsren  kleiner 
gefunden  werden  musste,  wenn  wirklich  Molecule  von  der 
Zusammensetzung  H1SO4  in  Lösung  wären. 

Ueber  Versuche,  welche  wir  mit  Mischungen  von  8eU- 
Idsungen  anstellten,  soll  Torl&nfig  nicht  weiter  berichtet  wer- 
den; nur  soviel  sei  gesagt,  dass  die  Oompressibilitilt  einer 
ans  gleichen  Volumina  von  zwei  gleich  viel  Molecüle  ent- 
haltenden Salzlösungen  bestehenden  LrisunL^  ungetabr  gleich 
dem  aritbmetischen  Mittel  auä  den  (Jompressibili täten  jener 
Salzlösungen  ist. 

Aus  den  Tabellen  auf  p.  185  u.  ff.  ergibt  sich  weiter« 
dass  jeder  Zusatz  von  einer  d^  untersuchten  Substanzen  za 
dem  Lösungswasser  die  Compressibilit&t  vermindert  Die 
durch  wiederholtes  Znsetzen  von  einer  gleichbleibenden  Menge 
der  gelösten  Substiinz  jedesmal  erzeugte  Verringerung  der 
Compressibilität  ist  nicbt  constant,  huudern  nimmt  mit  zu- 
nehmender Concentration  mehr  und  mehr  ab;  oder  mit  an- 
deren Worten,  die  Abnahme  der  Compressibilität  ist  der 
Anzahl  der  hinzugefügten  Molecüle  nicht  proportional.  £ine 
solche  Proportionalität  wird  man  auch  nicht  erwarten  könnsn, 
denn  sie  wflrde  lUr  die  Compressibilität  der  gelösten  Sub* 


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193 


stanz  («  =  00)  den  Werth  0  ergeben,  was  in  Wirklichkeit 
nicht  der  Fall  ist;  man  wird  wahrscheinlich  der  Wahrheit 
nfther  kommen,  wenn  man  eine  LOsnng  als  eine  Misehnng 
iweier  KOrper  anfißMst  nnd  ans  dem  MischnngSTerh&ltniss 
und  den  Compi  essibilit&ten  der  gemischten  Substanzen  durch 
lineare  Interpolation  die  Compressibilität  der  Mischung  be- 
rechnet. Es  ist  aber  wolil  im  Auge  zu  behalten,  dass  auch 
diese  Art  der  Berechnung  keine  vollständige  Uebereinstiin- 
mung  zwischen  beobachteten  und  berechneten  Werthen  der 
Compressibilitat  liefern  kann,  weil  ein  Factor,  die  bei  der 
Auflösung  nnd  Mischung  eintretende  Contraction,  nicht  be- 
rücksichtigt wird. 

Ba  seien  v*  und  die  in  der  YolumMieinheit  der  L5* 
snng  enthaltenen  Volumina  Wasser,  reap,  gelöster  Substans; 

7",  /  die  reap.  Compressibilitäten  des  Wassers,  der  Sub- 
stanz und  der  Lösung:  so  soll  versuchsweise  gesetzt  werden: 

oder  da  ü  4- 1;"  »  1 : 

y  -  /  +  (/'  -  r^^". 

Führen  wir  nun  an  die  Stelle  Ton  v"  die  Anzahl  Mole» 
cfile  des  gelösten  Körpers  ein,  die  auf  1  g  Wasser  kommen, 
welche  wir  mit  n  bezeichneten;  so  ist  zu  setzen: 


vo  a  eine  dem  gelüsten  Körper  eigeDthümliche  Constante 
bedeutet.  Setzt  man  den  aus  dieser  Gleichung  sich  erge- 
benden Werth  von  v"  in  die  Gleichung  für  y  ein,  so  erhält 
man  nach  einfachen  fleductionen: 

Um  die  Gleichung  für  unsere  Zwecke  brauchbar  zu 

machen,  muss  die  wirkliche  Compressibililät  duicli  die  rela- 
tive scheinbare  ersetzt  werden;  dadurch  erhält  die  Gleichung 
die  i«'orm: 

{y~b){n  +  a)^{\-b)a, 

wenn  wir  vorübergehend  mit  y  die  relative  scheinbare 
Compressibilit&t  der  Lösung  und  mit  b  die  des  gelösten 
Körpers  bezeichnen.  Da  a  und  h  constant  sind,  so  ist  die 
obige  Gleichung  die  Gleichung  einer  Hyperbel,  deren  Ab* 


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194 


JV,  C  Röntgen  u.  J.  Schneider » 


scissen  die  Moleculgehalte  n,  und  deren  Ordinaten  die  rela- 
tiven scheiübaren  (  UiujiressiUilitäten  sind. 

Üni  zu  entsciieiden,  oh  die  Beobachtungen  durch  ebe  i 
solche  Gleichung  dargestellt  werden  können,  reichen  die  in 
den  Tabellen  auf  p«  185  u.  ff.  enthaltenen  Werthe  nicht  ans,  da 
durch  dieaelhen  nur  drei  Punkte  der  Cur?«  bestiiiimt  werdco. 
Wir  haben  deahalb,  um  die  Frage  nicht  ganz  unentschieden 
zu  btssen,  zun&chst  nur  yon  einem  Körper,  NaCl,  eine 
grössere  Anzahl  von  Lösungen  hergestellt  und  die  relative 
scheinbare  Compressibilität  derselben  bei  18,0'  bestimmt; 
Bind  uns  aber  wohl  bewusst,  dass  die  Resultate  der  Versuche 
mit  einem  Körper  auf  eine  allgemeine  Gültigkeit  keinen  An- 
spruch haben  ktonen.  Die  Resultate  sind  in  der  folgenden 
Tabelle  enthalten  und  in  Fig.  B  dargestellt 


Relative  scheinbare  Compressibilit&t  von 

NaCl-Lösungen. 


Procentgehalt .... 

io 

j4,ü5 

jä,27  1 

14,07 

|2(M)e  ; 

Moleculgeh&U     .  .  . 

jo 

1  724 

1544 

2805 

4»00 

1  9im 

relar.sfheihb.  t  beob. 

1,000 

0,914 

0,833 

0,737 

0,648 

Compress.   /  berechn. 

1,000 

1 0,915  {0,835  1 

0»787 

0,648 

^ — 

Dichte  bei  18<^  ... 

0,9987 

{ 1,0278 

1,0585 1 

1,1022 

1,1498 

tMtk 

Die  Constanten  a  und  b  wurden  mit  Hülfe  der  für  die 
14,07  procentigen  und  die  26,40  procentigen  Lösungen  gefun- 
denen Werthe  berechnet,  und  es  ergab  sich  so  a  ^  7d91  und 
5  »0,044;  mit  diesen  Werthen  wurden  dann  die  relatives 
scheinbaren  Oompressibilitäten  der  übrigen  Lösungen  berech- 
net, die,  wie  man  aus  der  Tabelle  ersieht,  nur  wenig  von 
den  beobachteten  abweichen.  Die  Uebereinstimniunfr  würde 
noch  besser  gewesen  sein,  wenn  a  und  ö  nach  der  Methode 
der  kleinsten  Quadrate  berechnet  wären,  und  namentlich 
dann,  wenn  man  die  bei  der  Auflösung  eintretende  Oos* 
traction  hätte  berücksichtigen  können.  Es  spricht  dieses 
Resultat  sehr  dafür,  dass  die  Curven  der  relativen  schein* 
baren  Compressibilitäten  unter  normalen  Umst&nden  nur 
wenig  von  Hyperbeln  abweichen,  und  dass  eine  starke  Ab- 
weichung von  dieser  Gestalt  als  eine  Anomalie  aufgelasst 


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Oberßächempannung  von  FiiM^hiiten»  195 


werden  darf,  welche  durcli  besondere,  bei  der  Auflösung 
stattfindeiule  moleculare  Vorgänge  bedingt  wird.  Wie  aber 
schon  erwähnt,  sind  unsere  Versuche  in  dieser  Bicktung 
noch  nicht  als  abgeschlossen  zu  betrachten.^) 

Ein  Beispiel  fftr  ein  solohes  anomales  Verhalten  bieten 
die  AmOH-  und  HjSO^-Ltenngen;  die  Gorren  der  Comprea- 
ribilitftten  beider  kehren  ihre  concave  Seite  nach  nnten;  es 
verhalten  sich  somit  auch  in  dieser  Beziehung  jene  Lösungen 
abweichend  von  den  übrigen.  Es  schien  uns  nun  von  Inter- 
esse zu  sein,  auch  die  Compressihilitiit  von  einer  solchen 
sich  anomal  verhaltenden  Lösung  etwas  weiter  zu  Terfolgen» 
und  wir  wählten  dazu  die  Schwefelsäurelösungen. 

Ans  k&nflicher,  angeblich  reiner  Schwefelsäure  wurde 
durch  DestiUation  eine  S&ure  gewonnen,  deren  Procentgehalt 
ans  der  Dichte  mit  Hülfe  der  von  F.  Kohlraiisch  gefun- 
denen Zahlen  zu  98,70  bestimmt  wurde,  aus  dieser  stellten 
wir  durch  Mischen  mit  Wasser  in  bestimmtem  Verliältniss 
die  übrigen  Lösungen  her  und  hatten  für  die  Richtig- 
keit des  Verfahrens  eine  gute  Controle  in  der  Vergleichung 
der  ?on  nns  bestimmten  Dichten  mit  den  Kohlransch'schen 
Werthen.  Die  gefundenen  Werthe  der  relativen  scheinbaren 
Compressibilit&t  haben  aus  Gründen,  die  oben  erwfthnt  wur- 
(if'ü,  nicht  denselhen  Anspruch  auf  Genauigkeit,  wie  die  in 
Tab.  von  p.  185  enthaltenen  Werthe;  indessen  dürften  doch  die 
Fehler  im  schlimmsten  Falle  nicht  vier  Einheiten  der  letzten 


1)  Um  za  der  Hjperbelgleichung  su  gelangeiii  haben  wir  swei 
CooBteDtea  a  und  deoen  eine  ehifache  phjrnkaüaehe  Bedeatong  bei- 
gd^  winde,  eingeitfbrt;  danuu,  dass  wir  gefonden  haben»  daas  die 
Com  der  relativen  achembaren  Compreenbilitäten  mit  dner  Hyperbel 
ntlwni  snsammeDftllt ,  darf  man  aber  noch  nicht  folgern,  dasa  jene 
CoDstantni  auch  wirklich  die  heigelegte  Bedeutung  haben;  so  ist  ea 
z.  T^.  iKx  h  Bohr  frnplich,  ob  6  =  0,044  der  Wcjrth  der  relativen 
Mheinbaren  Compressibilität  des  festen  Chlomatriums  ist.  ist  mö^ 
lieh,  dass  diesrr  Werth  von  dem  wirklichen  nicht  viel  abweicht,  ebenso 
wie  die  in  älmlicher  Weise  aus  der  Dichte  der  NaCI-Lösunge»  berech- 
nete Dichte  dcö  R'sten  NaCl  nicht  viel  von  der  direct  beohachteten  Dichte 
▼ersfhiedeTi  ist;  allein  etwas  Sicheres  können  wir  d.Hniix  r  nii  lit  sai;rn, 
<ia  ein  \  ersuch,  dit-  n-lative  scheinbare  UompressibUität  des  Iceten  >iaCl 
zu  bi^timmen,  nicht  den  gewünschten  £rfulg  hatte. 

18* 


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196 


IF.  C  RatUgfen  v.  «/.  Schneider. 


Becimale  übersteigen.  Diese  Wertbe  mit  den  zngehOrigea 

Temperaturen,  sowie  die  Dichten  mit  den  dftraof  bezügliche]! 

Temperaturen  sind  in  der  folgenden  Tabelle  mitgetheilt:  ein? 
graphische  Darstellung  der  relativen  schein liareii  Complex 
sibüität,  bei  welcher  die  rrocentgehaite  als  Absoissen  gewählt 
wurden,  findet  man  auf  Fig.  & 


Kelative  scheinbare  Com  jn-c s s i  bilität  von 
8chwefel8äurel<")sungen. 


ProceTitjTpliftlt    .  . 

0,00 

6,57 

12,70 

35,76 

47,58 

62,87 

rel.  j*chpiub.  Coinpr, 

1,000 

0,969 

0,921 

0.726 

0,681 

0,611 

t 

Temperatur  .  .  . 

18,0 

17,7 

16,0 

17,8      ( 17^ 

0,9987 
,18,0 

1,0420 

1,0857 

1,2669 

i,y7ui 

1,5230 

Temperatur  .  .  . 

18,0  18,1 

18,0      1  18,0      1 18,10 

Pjroeenl^lialt    .  *  1 

76,57 

80,88    1  84,49 

95,40 

98,70 

reL  schinnb.  Compr. 

0,568 

0,567  '  0,596  i  0,688  |  0,76»  f  ^ 

l'eraperatur   .   .  .  [ 

17,3 

17,7      1  18,0 

18,0     |ll,7      1  ^» 

Dichte  ' 

1,6852;  1J288 

1,7726 

1,8860 

1,8379' 

Temperatur  .   .  .  ' 

18,0 

18,0     |18,0     |18,0     {18,0  Y'M 

Wie  man  namentlich  aus  der  Zeichnung  ersieht,  &ndert 
sich  die  Compressibilität  der  Schwefelsftnrelösnngen  in  sehr 

eigenthtiralicher  und  wenig  einlacher  Weise  mit  dem  Pro» 
centfTPlialt.  Es  ist  schon  gesagt  worden,  dass  wir  dunuis 
schliLSsen,  dass  bei  der  Mischung  von  Wasser  mit  Schwefel- 
säure tief  eingreifende  Veränderungen  der  Molecüle  ein- 
treten, dass  die  Beschaffenheit  des  SchwefelsanremolecaU 
nicht  dieselbe  ist  in  allen  Lösungen.  Eine  bemerkenswerthe 
EigenthtLmlichkeit  ist,  dass  eine  Lösung  existirt,  welche  ein 
Minimum  der  Compressibilität  besitzt;  dieselbe  ist  in  der 
Nähe  der  78  procentigen  Lösung  zu  suchen.^) 

Ausser  den  mitgetheilten  Versuchen  zur  Bestimmung 
der  relativen  scheinbaren  Compressibilität,  haben  wir  auch 

1»  Auch  von  Grassi  wurden  viele  Schwefelsäurolöbunsrcn  auf  ihre 
Cuuipre^'bibilitat  uiitersucht.   £iu  Vergleich  seiuer  Werthe  lait  den  uu- 


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OberflackentpuHnuny  von  I'iüssigkeiteru 


197 


einige  Versuche  ange<«telU,  die  den  Zweck  hatten,  den  ab- 
soluten Werth  der  scheinbaren  Compressibilität  speciell  des 
Wassers  (y^  —  Yi)  zu  bestimmen.    Wir  entschlossen 

uns  hauptsächlich  deshalb  zu  dieser  Untersuohang,  weil  man 
mit  HflÜe  dieses  Wertlies  znnttcbBt  die  absolute  scheinbare 
Compressibilit&t  {y^  —  Yx)  der  übrigen  von  uns  geprüften 
Flüssigkeiten,  und,  wenn  die  wirkliche  Compressibilität  des 
Wasser«?  (y^)  genau  bekannt  sein  wird,  auch  die  wirkliche 
Compressibilität  (y-^  dieser    iüssigkeiten  berechnen  kann. 

Um  zn  dem  Werthe  von  —  so  gelangen,  war  es 
Böthig,  den  bisher  Mos  durch  das  Wasserpifoometer  gemes- 
senen Druck  und  die  durch  denselben  in  dem  mit  Wasser 

gefüllten  Piezometer  II  erzeugte  Volumenverminderung  in 
absolutem  Maasse  zu  messen. 

Ersteres  geschah  in  folgender  Weise:  der  Kolben  wurde 
am  der  Druckpumpe  des  Oompressionsge^ses  entfernt  und 
der  Stiefel  mittelst  eines  starken  Kautschukschlauches  mit 
emem  Apparat  verbunden,  der  dem  Manometer  eines  Jolly'« 

^chen  Lufttherniometers  nachgebildet  war;  der  somit  aus 
iwei  ferticalen,  durch  einen  herabh?lnj:enden,  mit  Quecksilber 
L'pfÜUten  Kautschukscblauch  verbundenen  Glasröhren  bestand, 
von  welchen  die  eine,  feste  mit  dem  Compressionsgefäss  com- 
manicirte  und  die  andere  an  einer  Scala  vertical  verschiebbar 
war.  Nachdem  aus  den  Verbindnngsrdhren  alle  Luft  ent- 
fernt war,  konnte  durch  Heben  der  verschiebbaren  Glasröhre 
im  Compressionscylinder  ein  Ueberdruck  hergestellt  werden, 
der  durch  die  Niveaudifforonz  de^  Quecksill)ers  in  den  AUmo- 
meterröhren  gemessen  wurde.  Die  dadurch  er/eu^]^te  Depres- 
sion im  Piezometer  Ii  wurde  in  der  oben  angegebenen  Weise 
bestimmt.  Es  ergab  sich  als  Mittelwerth  aus  sechs  Versuchen 
bei  17^4^  die  in  Bezug  auf  die  zwischen  den  einzelnen  Ab- 
lesongen  vergangenen  Zeitr&ume  in  derselben  Weise  verliefen, 
wie  auf  p.  179  angegeben  wurde,  dass  der  Druck  einer  auf  0® 

•erigen  bt  nicht  gut  möglich,  da  die  Versuchstemperatureu  zu  sehr  ver- 
»chicd^'n  sind  und  die  Temperatur  auf  die  Compressibilität  der  iSchwefel- 
säar*  einen  bedeutenden  EiuHuäs  hat.  Die  K^iat^ig  eines  Miniaiuau  der 
Coffiprewibilitat  int  Grassi  eutgaugen. 


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198 


fK  C.  RöiUgcn  u,  J,  Schneider, 


reducirten  Quecksilbersäule  von  129,68  cm  Höhe  im  PiSso* 
meter  II  eine  Niveausenkimg  von  1,309  cm  erzeugt.  Die 
Calibercorrection  ist  beieii^  angebracht,  und  es  fehlen  noch 
die  auf  p.  177  u.  ii.  besprochenen  Correctionen.  Die  von  dem 
Steigen  des  Wassers  in  der  Gabel  und  von  dem  Sinken  des 
Wassers  in  der  OapUlare  herrührende  Correction  betrSgt 
+  0,007  cm;  und  wegen  der  an  der  Wand  der  Capillsre 
haften  bleibenden  Flüssigkeitssehicht  ist  die  beobachtete 
Senkung  um  Ü,ülÖ  cm  zu  verringern.  Die  corrigirte  Senkung 
beträgt  suiiiit  1.300  cm;  multiplicirt  man  diesen  \V  erth  mit 
dem  Querschnitt  der  Capillare  II  (p.  174),  so  erhält  man 
0,0046852  ccm  für  die  durch  den  Druck  ?on  129,68  cm  Hg 
erzeugte  scheinbare  VolumenTermindening  des  Wassers  im 
Piezometer  IL  Mit  Hülfe  dieser  Zahlen  und  des  auf  p.  173 
mitgetheilten  Inhaltes  des  Piezometers  II  findet  man  die 
scheinbare  Compressibilität  des  Wassers  iy._.  —  bei  11 
zu  0,000  04ob.  Mit  diesen  Wertheu  wären  die  früher  ange- 
gebenen relativen  scheinbaren  Compressibilitäten  unserer  Lö- 
sungen zu  multipliciren,  um  die  absoluten  scheinbaren  Com- 
pressibilit&ten  derselben  zu  erhalten. 

Um  aus  der  scheinbaren  Oompressibilit&t  die  wirkliche 
berechnen  zu  können,  mllsste  die  Oompressibilit&t  des  PiSzo« 
meterglases  bekannt  sein.  Eine  Bestiuiinuiig  dieses  Werthes 
haben  wir  nicht  ausgeführt;  lept  man  aber  den  von  Bu- 
chanan^)  gefundenen,  =(X0()UOU2  92  bei  zu  Grunde, 
so  ergeben  unsere  Versuche  für  die  wirkliche  Compressibilit&t 
des  Wassers  bei  ungefähr  ISfi^  die  Zahl  0,000046  7.  Grassi 
findet  bei  derselben  Temperatur  0,0000450,  also  etwas  we- 
niger. Wiewohl  eine  genaue  Bestimmung  dieses  Werthes, 
wie  schon  anfangs  mitgetheilt,  von  uns  niclit  beabsichtigt 
war,  möchten  wir  unseren  Werth  doch  für  genauer  halten, 
als  den  Grassi 'sehen,  da  wir  Kehler  berücksichtigten,  aul 
welche  Grassi  anscheinend  kein  Gewicht  gelegt  hat 

Hftlt  man  die  mitgetheilten  Werthe  der  Compressibiütftt 
des  Wassers  und  des  Glases  für  richtig,  so  wftre  die  Com* 
pressibilität  der  untersuchten  Lösungen  (y^)  aus  der  relativen 


1)  Buchau  an,  Proc  Roy.  8oc.  Edinb.  10.  p.  697  u.  698.  1878. 


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Oherflächempannung  von  Flusaiyknteu,  199 

s  lii  iubaren  Compressibilität  (c)  zu  berechnen  nach  der  For- 

=  0,0000438  c  +  0,000002 9. 


Wir  haben  bis  jetzt  immer  die  auf  p.  168  definirte 
oder  auch  die  scheinbare  Compressibilität  einer  Flüssigkeit 
mit  der  des  Wassers  yerglichen,  und  so  Werthe  erhalten^ 

die  das  Verhältniss  der  durch  denselben  Dmck  erzeugten 
Volumenimdriiingen  von  gleichen  Volumina  der  Lösung 
und  des  "Wassers  angeben.  Es  fragt  sich  nun,  ob  es  nicht 
rationeller  wäre,  Volumenändernngen  miteinander  zu  ver- 
gleichen, die  durch  denselben  Druck  in  solchen  Eiüssigkeits- 
mengen  hervorgerufen  werden,  welche  nicht  dem  Volumen, 
sondern  der  Molecülzahl  nach  gleich  sind.  Man  vflrde 
Zahlen  erhalten,  aus  denen  man  entnehmen  könnte,  um  wie 
Tiel  die  durch  einen  gleichbleibenden  Druck  erzeugte  Vo- 
iumcnverkleinerung  einer  Quantität  Wasser  sich  ändert,  wenn 
man  eine  gewisse  Anzahl  Wassermolecüle  durch  dieselbe 
Anzahl  Molecule  einer  anderen  Substanz  ersetzt. 

Wir  haben  dieses  Verhältniss  der  Volumenänderung 
einer  Quantität  Lösung  zu  der  durch  denselben  Druck  her- 
vorgebrachten Yolumenänderung  einer  Menge  Wasser,  welche 

dieselbe  Anzahl  Molecüle  enthält,  wie  die  Lösung,  auf  fol- 
gendem Wege  berechnet.  Eine  Lösung  enthalte  u  Molectile 
des  gelubteu  Körpers  und  Molecule  Wasser;  m  und  i/ij 
seien  die  Moleculargewichte  des  Körpers,  resp.  des  Wassers, 
so  wiegen  die  n  Molecüle  Substanz  m  .  n  / 1 000  000  g  (vgL 
p.  166)  und  die  Molecüle  Wasser  74  / 1 000000  g; 
folglich  wiegt  die  in  Betracht  gezogene  Menge  Lösung 
{mn  +  m^n^) I  \  000000  g.  Das  Volumen  derselben  beträgt 
(mn  +  »ii,n^)/l  000000)  (1 /</)  ccm,  wenn  mite/ die  Dichte  der 
Lösung  bezeichnet  wird,  n  4-  Molecüle  Wasser  wiegt  a 
-f  rtj)/ 1  000  000  g  und  nehmen  bei  IS**  ein  Volumen  vun 
«i)/ 1000  000)  (1/0.9901)  ccm  ein.  Um  somit  das  ge- 
suchte Verhältniss,  welches  wir  relative  moleculare  Compres- 
sibilität nennen  wollen,  zu  erhalten,  muss  man  den  Werth 
des  Ausdruckes: 


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200 


JV.  C.  Rönlyeu  u.  J,  ^ckmider. 


r«*«i(«  +  «i)*  d 

berechnen.^) 

Wir  haben  zuerst  die  relative  moleciilare  Compressibi- 
lität  der  1500  und  700  Molectile  enthaltenden  Lösungen  be- 
rechnet; für      wurde  der  aus  der  Gleichung: 

«  0,ÜOO  043  8  c  4-  0,000  002  9 

unter  Zugrundelegung  der  auf  p.  185  u.  ff.  angegebenen  Warthe 
Ton  e  beetimmte  Werth,  und  für      der  Werth  0,0000467 

eingesetzt;  n  war  gleich  1500,  resp.  700  und  m^n^  gleich 
lOOOUOO;  d  wurde  durch  lineare  iriUi piihition  aus  den  in 
der  Tabelle  auf  p.  185  u.  ff.  mitgetlieilten  \V  t  rthen  bprechnet. 
Die  Resultate  ündot  man  weiter  unten  auf  p.  208  u.  Ü'.  Aus 
denselben  ist  ersichtlichi  dass  die  Reihenfolge  der  relativen 
molecularen  Oompressibilit&ten  im  allgemeinen  dieselbe  ist, 
wie  die  der  relativen  scheinbaren,  und  man  findet  im  grosses 
und  ganzen  dieselben  Gesetzmässigkeiten  und  dieselben  Ab- 
weichungen wieder.  Es  könnte  somit  scheinen,  als  ob  die 
Berechnung  keine  neuen  Eigenschaften  der  Lösungen  erken- 
nen liesse;  dass  dem  aber  wohl  so  ist,  wird  sich  erst  im 
weiteren  Verlauf  dieser  Abhandlung  ergeben. 

Es  dürfte  von  Interesse  sein,  wenn  wir  wenigstens  für 
die  löOO  molecüligen  Lösungen  die  Werthe  des  Ausdruckes: 

«in  +      «1  0,9y!S7 
wij^»  +  n^)  d 

den  man  mit  einigem  Recht  das  relative  Molecularrolnmec 
der  Lösung  nennen  könnte,  angeben.  Sie  sind  in  der  fol- 
genden  Tabelle,  die  ganz  ähnlich  wie  die  Tabelle  auf  p.  188 

eingerichtet  ist,  zusammengestellt. 

1)  Im  Falle,  dass  nicht  das  Verliftitniss  »/m,,  sondern  der  Procent- 
gehalt (p)  ebier  Ltfsung  angegeben  ist,  legt  man  besser  den  Ausdruck: 

Ya  100  t»  0,9987 

3'a  P  («H  —       -h  100  «  d 

der  Bechnuog  sa  Gmnde. 


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überßächenspaiumiuj  von  Flüstigkeiteiu  201 

EelatiTes  Molecularvoiamen  der  löOOmolecüligen 

Lösungen. 


|{  Am 

H 

Li 

Na 

J 

1,048 

1,041 

1,025 

1,02s 

^0.  1 

l^S 

1,032 

1,018 

1,016 

1,017 

Br  ! 

1,088 

1,025 

1,011 

1,011 

1,010 

ci  1 

t,028 

1,016 

1,002 

1,001 

1,001 

OH 

1,036 

0,964 

1,000 

0,970 

0,970 

1,006 

1,027 

1,007 

CO, 

1,012 

0,984 

Man  erkennt  ans  dieser  ZasanunensteUung,  dass  die 

Werthe  des  relativen  Molecularvolumens  unserer  Lösungen 
sich  in  eine  Tabelle  einordnen  lassen,  die  einige  Aehnlichkeit 
besitzt  mit  der  Tabelle  der  Coujpressihilität.  Wir  finden  die 
Reihenfolge  KO^,  Br,  Gl,  OH  wieder,  und  die  Ammoniak- 
löäang  macht  sich  durch  einen  grossen  Werth  bemerkbar. 
Dagegen  stehen  die  80^  und  CO,  Verbindungen  an  einer 
anderen  Stelle,  und  die  Beihenfolge  Am,  K,  Li,  Na  ist 
eine  andere  als  die,  welche  wir  bei  der  Compressibiltt&t  an- 
trafen. 

Für  die  NaCl- Lösungen  berechneten  wir  folgende  Werthe 
der  relativen  molecularen  Compressibilitat 


IMatiihinhiilt  ,  .         .  1 

0       1  724 

1544 

2»05  j  4300  1  6145 

1,IH)0  1  0,920 

0,844 

0,754  I  0,670  1  0,598 

'^f^fSl^m  6,9987 

1  1,000  1  1,000 

1,001 

1,004  1  1,009  .  1,018 

reliU.  moL  Oomprei»öibilitHt 

1,000  1  0,y20 

0,.s4ä 

0,757  j  0,676  0,603 

Versacbt  man  wiederum,  diese  Werthe  durch  die  Qlei» 

chung:  fi/  —     (fi  ^-  «)  =  (1  -  b)a 

darzustellen,  so  hndet  man  für  die  Constanten  n  und  h  die 
"Werthe  6995,  resp.  0,151;  die  Uebereiiistiiumung  zwischen 
den  Werthen  der  Tabelle  und  den  aus  der  Gleichung  be- 
rechneten i«t  sehr  gut;  man  erhält  nämlich  die  Werthe  1,000, 
0,920,  0,846,  0,757,  0,677,  0,603,  wenn  man  wieder  die  für 


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202 


fV.  C.  RÖTitgen  u,  J.  Schneider, 


die  0-,  14,07- und  26,40- procentigen  Lösungen  geltenden  Zalikn 

aus  der  Tabelle  der  Rechnung  zu  Grunde  legt. 

Die  relative  inoleculare  Compressil)ilitat  der  Schwefel- 
säurelösuugüu  üüdet  man  in  der  folgenden  Tabelle. 


■  ^  i 

6,57 

12,70 

Sö,76  1 

47,58 

62,37 

relat  irirkl.  Oomproasibilität 

1,000 1 

0,971 

0,92f|  0,744  1 

0.701 ; 

0,«I3 

lOOm  0.9987 
j7(m,  —  m) -1- 100  m      d  ' 

r 

1,000 1 

1,012 

1,027  1 

1,1 16  j 

1,194  j 

relat.  mol.  CoinpressibilitÄt 

1,000 

0,983 

0,951 

0,830  1 

0,837  ' 

76,56 

Sü,38 

84,49 

95,40  ' 

98,70  , 

relat  wirki.  Compressibilität  i 

0,5t)ö> 

0,594 

0,621 1 

0,702j 

0,171 

lOOm  0,91)87 

1,580  ! 

1,678 

1,812  j 

2,460 

2,798  > 
1 

^(m,  —  m) -H  100  m      ä  ' 

relat  mol.  Comprassibilität  't(  0,940 1 

0,997 

1,125 1 

1,727 

2,157 

In  Fig.  (i  ist  die  relative  moleculare  Compressibilität  in 
ihrer  Abhängigkeit  vom  Procentgehalt  graphisch  dargestellt; 
Tergleicht  man  diese  Garve  mit  der  der  relativen  scheinbaren 
Compressibilit&t,  so  ist  nicht  zn  verkennen,  dass  jene  gleich* 
mftssiger  Terlftttft  als  diese.  Die  genaue  Lage  des  MinimsB» 
ist  Dicht  anzugeben ;  es  ist  fraglich,  ob  dasselbe  rechts  oder 
links  von  der  35.76- procentigen  L()suncj  liegt.^)  Sicher  ist 
aber,  dass  dasselbe  einer  viel  verdunnteren  Lösung  zukommt, 
als  das  Minimum  der  auf  gleiche  V  olumina  bezogenen  Com- 
pressibilität Ausserdem  ist  noch  bemerkenswerth,  dass  eine 
Lösung,  deren  Gehalt  ungef&br  81  Froc  beträgt,  ezistirt, 
velche  dieselbe  moleculare  Oompressibilit&t  besitzt,  wie  das 
Wasser.  Weiter  unten  kommen  wir  nochmals  auf  diese 
Curve  zurück. 

Versuche  fiber  Oberflftcheiispaiinung. 

Von  den  auf  ihre  Compressibilität  untersucliten  Lösungen 
haben  wir  auch  das  der  Capillar  con  staute  a  (der  Ober- 
flächenspannung) proportionale  Product  aus  der  in  einer 
Capillare  beobachteten  Steighöhe  und  der  Dichte  bestimmt 

1)  Leider  wind«-  uaaieutlicb  die  Curve  6  vom  Lithograpbeu  reclu 
mai^elhait  übertragen. 


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Oberfiächetutpamiunff  von  Ftüsiigheiten, 


Die  B^recbnuDg  des  absoluten  Werthes  von  zu  welcher 
die  KenntnisB  des  Durchmessera  der  Capillare  erforderlich 
gewesen  w&re,  konnte  unterbleiben,  da  dieser  Werth  für  die 
Torliegende  Untersuchung  von  keiner  Bedeutung  ist. 

Ich  möchte  den  einfachen  Apparat,  mit  welchem  die 
Steighöhen  gemessen  wurden,  kurz  beschreihen,  da  derselhc 
sich  bei  richtiger  Handhabung  als  sehr  brauchbar  erwies 
und.  wie  ein  Blick  auf  die  damit  erhaltenen  Werthe  zeigt, 
sehr  kleine  Unterschiede  der  Obertiächenspannung  mit  Sicher- 
heit zu  erkennen  gestattete.  Ich  muss  bekennen,  dass  ich 
aiifftnglich  durch  das  Lesen  Ton  Arbeiten  Uber  OapiUaritftt 
emigermassen  in  Sorge  war,  ob  es  gelingen  wflrde,  so  kleine 
Differenzen,  wie  sie  bei  unseren  Lösungen  Torkommen,  sieher 
zu  messen;  ich  glaubte,  dass  Versuche  zur  Bestimmung  von 
Steighöhen  in  Capillaren  unsichere  Resultate  ergeben  wür- 
den und  dass  ditselben  zu  den  schwierigsten  Versuchen  ge- 
iiörten;  glücklicherweise  bestätigte  sich  diese  BefüLrchtung  in 
keiner  Weise. 

Die  Capillare  (vgl.  Fig.  2)  war  ein  25  cm  langes  Stück 
des  Stieles  eines  zerbrochenen  französischen  Thermometers; 
der  lichte  Durchmesser  betrug  ungefähr  0,026  cm;  eine  Thei« 

lung  (nngefähr  Millimeter)  war  auf  der  Röhre  eingeätzt.  In 
der  Niihe  des  oberen  Endes  wurde  die  Röhre  durch  die 
Kleiüiiie  eines  Bunst  n  .ichen  Stativs  in  genau  verticaler 
Stellung  gehalten,  lieber  das  untere  Ende  wurde  ein  Kork 
geschoben,  der  zum  Verschluss  eines  Fläschchens  diente, 
welches  die  zu  untersuchenden  Flüssigkeiten  enthielt;  es  ist 
Tortheilhaft,  wenn  eine  Wand  dieses  Fläschchens  aus  einer 
ebenen  verticalen  Glasplatte  besteht,  durch  welche  man  den 
Stand  der  Flüssigkeit  in  Bezug  auf  die  Theilung  der  einge- 
tauchten ('apillare  genau  bfoi)achten  kann;  die  Weite  des 
Fl&schcheiis  betrug  5  cm.  Durch  eine  zweite  Durchbolirung 
des  Korkes  ging  ein  kurzes  Glasröhrchen  welches  ausserhalb 
der  Flasche  mit  einem  Kautschukschlauch  in  Verbindung 
stand.  >iahm  man  das  Hude  des  Schlauches  in  den  Mund 
oder  rerband  dasselbe  mit  einer  Handluftpumpe,  so  konnte 
man  durch  Blasen  oder  Saugen  den  Stand  der  Flüssigkeit 
in  der  Capillare  ündem. 


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204 


fF.  C  Röntgen  u,  J.  islchneider. 


Urn  alle  Versuche  bei  nahezu  derselben  Temperatur  von 
18,0'^  anstellen  zu  können,  wurde  die  Temperatur  des  Beob- 
achtungsraumes  möglichst  constant  erhalten ,  was  durch  ein 
an  dem  Stati?  aufgehängtes  Thermometer  controUirt  wurde. 
Dm  die  Constanz  der  Temperatar  des  Meniscus  noch  besser 
zn  sichern y  war  die  CapiUare  an  der  Stelle,  wo  sich  die  FIftB* 
sigkeitsoberfläche  befand,  von  einem  5  cm  weiten,  mit  Wasser 
gefüllten,  durch  Korke  aufgesetzten  Glasroh i  umgeben.  Ein 
zweites  Thermometer,  dessen  Getass  sich  dicht  neben  der 
Gapillare  in  der  Höhe  des  Meniscus  befand^  zeigte  die  Tem- 
peratur des  Wassers  an. 

Wiewohl  die  Capülare  sehr  gut  cjlindrisch  war,  und 
eine  Reihe  von  Versuchen  mit  Wasser  zeigten,  dass  die 
Steighöhe  sich  nur  äusserst  wenig  änderte,  wenn  man  durch 
Heben  oder  Senken  des  Fläschchens  den  Meniscus  an  ver- 
schiedene Stellen  der  ßobit"  brachte,  so  zogen  wir  es  doch 
vor,  den  Meniscus  bei  allen  Versuchen  immer  ungefähr  an 
dieselbe  Stelle  der  Capülare  (zwischen  die  Theilstriche  173 
und  174)  zu  bringen.  Selbstverständlich  war  dann  der  Stand 
der  FlOssigkeitBoberfl&che  im  Fiäschchen  f&r  die  verschiede* 
nen  Flüssigkeiten  ein  verschiedener.  Zur  genauen  Beobach- 
timg  des  Standes  det>  Meniscus  diente  eine  von  einer  zweiten 
Klemme  des  Bii  n  sen 'sehen  Stativs  gciialtene  liupe;  der 
Fehler  der  Parallaxe  wurde  durch  einfache  Vorkehrungen 
vermieden.  Halbe  Zehntel  der  Theilung  wurden  noch  ge- 
schätzt. 

Die  Versuche  wurden  immer  in  folgender  Weise  ausge- 
fahrt   Vor  jedem  Versuch  mit  einer  neuen  Flüssigkeit  wurde 

die  Gapillare  mit  destillirtem  Wasser  geiemigt,  indem  man 
an  den  erwähnten  Kork  ein  Fiäschchen  mit  destillirtem 
Wasser  ansetzte,  durch  Blasen  und  Saugen  am  Kautschuk- 
schlauch das  Wasser  in  der  Röhre  hin  und  her  bewegte  und 
die  oben  austretenden  Tropfen  mit  einem  Streifen  Fütrir- 
papier  wegnahm.  Es  ist  gu^  wenn  man  den  Meniscus  einige 
mal  durch  die  Röhre  hin  und  her  gehen  Iftsst  und  jedesmal, 
wenn  derselbe  oben  angekommen  ist,  die  austretende  Wasser- 
menge abwischt,  wobei  man  Sorge  tragen  muss,  dass  dieses 
Wasser  nicht  mit  dem  Finger,  sondern  blos  mit  dem  Filtrir- 


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Obtrfiaehm^panmng  van  F^ksigkeiten,  205 


papier  m  BerlihruQg  kommt.  Man  muss  yermeidea,  dass 
ein  stärkerer  LaCtstrom  durch  die  Röhre  streicht,  dean  ge- 
schieht dieses,  so  ist  die  Böhre  nachher  meistens  unrein. 
Diese  Beinigong  mit  Wasser  genügte  fast  immer,  und  nur 
dann,  mum  durch  irgend  einen  Zufall  eine  in  Wasser 
unlösliche  Substanz  in  grösserer  Menge  in  die  Capillare 
gelangt  war,  musste  man  starke  Sliürun  und  Natronlauge 
nehmen;  Aether  oder  Alkoiiol  wurden  nie  zur  Eeinigung 
benutzt. 

Nach  der  Reinigung  entfernte  man  das  Fläschchen  mit 
Wasser,  trocknete  das  untere  Ende  der  Capillare  mit  Fil» 
trirpapier  ab  und  Hess  das  in  der  Rdhre  zurückgebliebene 
Wasser  von  einem  kleinen  Stfickchen  Filtrirpapier  aufsaugen. 
Darauf  wurde  sofort  das  mit  der  zu  untersuchenden  Flüssig- 
keit gefüllte  Fläschchen  angesetzi  und  diese  Flüssigkeit  durch 
die  Capillare  getrieben,  bis  mehrere  Tropfen  ausgetreten  und 
mit  Filtrirpapier  abgewischt  waren.  Nachdem  dann  der  Appa- 
rat für  wenige  Miauten  sich  selbst  überlassen  geblieben  war, 
beobachtete  man  den  Stand  des  Meniscus  und  brachte  es 
durch  Heben  oder  Senken  des  Flftschchens  dahin,  dass  der 
Meniscus  an  einer  Stelle  zwisdien  den  Theilstrichen  173  und 
174  zu  stehen  kam;  dabei  wurde  immer  das  Niveau  der 
Flüssigkeit  in  der  Flasche  genau  aut  einen  Theilstrich  der 
Theilung  eingestellt,  was  nach  einiger  Uebung  und  mit  Hülfe 
einer  zweiten  Lupe  so  gcnan  ausgeführt  werden  konnte, 
dass  Fehler  von  einem  halben  Zehntel  nicht  vorkam en.  Nach 
geschehener  Einstellung  wurde  nochmals  etwas  Flüssigkeit 
durch  die  Capillare  getrieben,  und  erst  darauf  begann  die 
eigentliche  Bestimmung  der  Steighöhe,  die  folgendermassen 
▼erlief:  5  Minuten  nach  dem  Hinauftreiben  der  Flüssigkeit 
wurde  der  Stand  des  Meniscus  abgelesen;  dann  wurde  durch 
Saugen  der  Meniscus  um  einige  Centimeter  tiefer  gelegt 
und  wiederum  5  Minuten  gewartet;  während  dieser  Zeit  war 
der  Meniscus  langsam  heraufgegangen  und  hatte  seine  (ileich* 
gewichtslage  erreicht,  welche  abgelesen  wurde.  Wir  beob- 
achteten somit  sowohl  die  Steighöhe,  die  nach  einem  Fallen 
der  Flüssigkeit  in  der  Capillare,  als  die^  welche  nach  einem 
Steigen  derselben  erreicht  wurde.  Beide  ergaben  sich  meistens 


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206 


fV.  C.  Böntum  u.  J,  Mimider. 


crleich.  und  nur  in  vereinzelten  Fällen  war  eine  Differeu 
von  0,U5  bis  ü,l  Theilstrichen  zu  bemerken. 

Von  jeder  Flüssigkeit  wurden  drei  solche  Bestimmungen 
nacheinander  ausgeführt.  Als  Beispiel  führe  ich  die  Ver* 
sudie  mit  der  724-niolecüUgen  Na01-L58Qng  an. 

Stand  der  Füssigkeitsoberfl&che  im  Fläschchen:  63,00. 


Stand  des  Mcniüicus 

Da<'h  dem    n;i.-li  'Irin 
FkUen  Steigen 

Tem^.  des 
Meniseuf 

Lofttemp. 

1 

173,20  { 

178,20 

18,0  1 

18,0 

2 

178.20 

173,15 

18,0 

18,0 

3 

173,20  i 

173,20 

18,0 

18,0 

Daraus  ergibt  sich  die  Steighöhe  (h)  zvl  173,20  —  63^ 
=  110,20;  die  Dichte  {d)  wurde  gleich  1,0278  (p.  187)  geiun- 
den,  folglich  ist  h.d—  113,26. 

Zu  sehr  verschiedenen  Zeiten  wiederholte  Oontrolver- 
suche  mit  Wasser  gaben  immer  genau  denselben  Werth  der 
Steighöhe;  längeres  Stehen,  etwa  w&hrend  einer  halben  StUBde^ 
hatte  keinen  merklichen  Einfluss  auf  die  Steighöhe,  «as 
gewiss  damit  zusammenhängt,  dass  der  Memsens  sich  weit 
von  der  oberen  Oeffnung  der  Capillare,  die  durch  ein  Stück« 
chen  Papier  gegen  hereinfallenden  Staub  geschützt  wurde, 
entfernt  war.  Von  dem  Meniscus  wurde  der  Stand  dti 
tiefsten  Stelle  bestimmt  und  auf  die  vielleicht  verschiedeae 
Dicke  der  an  der  Wand  der  Capillare  h&ngen  bleihendes 
Fiüssigkeitsscbioht  keine  Elicksioht  genommen. 

Die  Resultate  unserer  Versuche  sind  in  der  Tabelle  auf 
p.  208  u.  ff.  mitgetheilt;  die  Oolumnen  3  u.  5  enthalten  die  Werthe 
der  Producte  h.d  Im  die  700,  resp.  1500  molecüligen  Lö- 
sungen; diesilbeu  wurden  durch  lineare  Interpolation  aus 
den  direct  beobachteten  Werthen  von  h  und  d  berechnetv 
indem  angenommen  wurde,  dass  innerhalb  der  vorkommeD- 
den  kleinen  Intervalle  die  Aenderung  der  Oberiä&chenspaih 
nung  der  Anzahl  der  gelösten  Molecüle  proportional  sei 
Der  Werth  fftr  K^SO^  musste  aus  den  Beobachtungen  mit 
einer  589  molecüligen  Lösung  berechnet  werden  und  dürfU 


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Oberfiaohentpcamtng  van  FlüuigheiUn,  207 


deshalb  weniger  zuverlässig  als  die  anderen  sein.  Mit  Aück- 
sieht  auf  mögliche  Zweifel  will  ich  nicht  unterlaasen,  zu  be- 
merken, dass  mit  Aaanahme  Ton  drei  Lösnngen  alle  nur 
einmal  in  der  angegebenen  Weise  untersucht  wurden,  und 
dass  Yor  jedem  Versuch  fiber  das  muthmassliche  HcMBultat 
desselben  nichts  bekannt  war. 

Eine  Discussion  dieser  Resultate  folgt  weiter  unten,  und 
ich  will  jetzt  über  diese  Versuche  nur  noch  Folgendes  er« 
wtiinen;  Kleine  Mengen  Ton  gelösten  Substanzen  ändern, 
wie  auch  schon  Volkmann  iand,  die  Steighöhe  des  Wassers 
nur  äusserst  wenig,  meistens  in  nicht  merkbarer  Weise; 
Beimieehnngen  sind  nur  dann  Ton  mitunter  bedeutendem 
Kinliuss,  wenn  sie  nicht  gelöst  sind  und  sich  auf  der  capilla.i- 
gf'hobenen  OberHäche  ausbreiten.  Versuche  mit  luftfreiem 
und  lufthaltigem  asser  gaben  in  beiden  Fitlien  genau  die- 
srll>e  Steighöhe,  ein  Resultat,  welches  man  auch  aus  den  in 
der  Tabelle  mitgetheilten  Zahlen  wenigstens  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  ableiten  kann.  Nimmt  man  lAmlich 
einmal  an,  dass  die  Aufnahme  yon  Luft  durch  das  Wasser 
die  CapiUaritiLtsconstante  desselben  in  demselben  Maasse 
ändert,  wie  dasjenige  Gas,  welches  bei  unseren  Versuchen 
den  grössten  Eintiuss  ausübte  (Ammoniak),  so  lässt  sich 
unter  Voraussetzung  der  Richtigkeit  des  Hei]  r  v -  Dalton'- 
schen  Gesetzes  für  Luft  berechnen,  dass  ein  Druck  tou 
ungefUbr  1000  Atmosphären  nöthig  wäre,  um  eine  Luftlösung 
zu  erhalten,  welche  dieselbe  Oberflächenspannung  haben 
wibrde  wie  eine  700  molecfllige  Ammoniaklösung,  Selbst* 
Terstftndlich  ist  hier  blos  von  einer  solchen  Aenderung  der 
Obertiächenspannung  die  Rede,  welche  durch  die  gelöste  Luft 
und  nicht  etwa  durch  den  auf  die  Flüüsigkeit  ausgeübten 
Druck  hervorgebracht  wird. 

Für  das  Product  aus  Steighöhe  und  Dichte  wurde  bei 
den  NaCULösungen  die  in  der  folgenden  Tabelle  enthaltenen 
Werthe  gefunden. 


Mokc.  Gebalt  j!    0      |  124      \  1544      1 2005      |  430U     \  6145 
~  kTd        ;  111,45  I  118,26  I   115,16  I  118,05  |    121,88  .  186,48 


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208 


^F.  C.  RÖni^in  u.  %/,  Schneider, 


Trägt  liiaii  die  Moleciilgehalte  als  Abscissen  tind  die 
hd  als  (Jrdinaten  auf,  so  erhält  man  (Fig.  4)  eine  Curve, 
die  nicht  sehr  viel  von  einer  Geraden  abweicht;  es  ist  somit 
die  Aenderung  der  ObertiächenspftDnung  von  NaOl-LösungeD 
dem  Molecftlgehalt  nngefthr  proportioDal,  was  auch  benito 
Ton  anderen  Beobachtern  gefunden  wurde. 

Eigenthflmlicli  verhalten  eich  wieder  die  Schwefelsiaie- 
lösungcn.  In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Resultate  zu- 
sammengestellt 


Procentgeh.  |  Dichte 

hd 

Proceutgeh. 

Dichte 

■ 

hi 

- 

0 

0,9987 

111,45 

80,88 

1,7288 

1(M 

6,57 

1,0420 

111,55 

84,49 

1,7788 

104^ 

18,70 

1,0857 

112,48 

90,0 

1,8182 

97,2» 

85,7« 

1,2669 

116,55 

92,7 

1,8877 

47,58 

1,8707 

117.88 

95,40 

1,8360 

88,1S 

62,37 

1,5230 

115,44 

97,1 

1,8884 

84,66 

78,56 

1,6852 

110,80 

98,70 

1,8879 

88,15 

In  Fig.  7  sind  die  Procente  als  Abecissen,  die  als 
Ordinalen  aufgetragen.  Aus  die*^en  Zusammenstellungen  ist 
zu  entneliiiien,  dass  die  (  )beniächenspannung  mit  zunehmen- 
der Concentration  anfänglich  wächst,,  dann  ein  Maximum 
erreicht  und  schliesslich  sehr  bedeutend  abnimmt  Die 
grdsste  Oberflächenspannung  besitzt  eine  ungeiUir  45«pio- 
centige  Lösung  und  die  Oberflächenspannung  einer  75*pvo- 
centigen  Lösung  ist  der  des  Wassers  ungeiUhr  gleich. 

Uebex  die  Beiiehangen  der  Compressibilität  sur  OberfUcben- 

Spannung  von  Ltfsnngen. 

Tabelle  der  relativen  molecularen  Compressibilität 
und  der  Oberflächenspannung. 


Subataaz 


I  700  Mol.  in  Ldsung    1500  Mol.  in  LSsmig 

|!  relat  mol.  {  Ptodact  relat  moL  \  Product 
I   Compr.  J     All     [  Compr.  ,  hd 


HNO, 
U13r 

HCl 

HÖH 


|l  0,990  I  110,60  0,yöO  109,75 
I  0,986  j  110.88  0,972  110,40 
,1     0,976        lll.l'J        i'.;i:)4     !  110,88 


1,000     I     111,45         1,000  111,45 


0,984     1     111,55        0,942  112,49 


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Oberßächitngpannxaig  wm  FlünigkeUim 


209 


Gelöste 
Substanz 

700  MoL  in  Lfitung  !{  1500  Mol.  in  Lösiing 

relat  mo].  |  Product  ;|  relat  mol.  \  Product 

I  Compr.   r      A«2         Compr.  hd 

AtnJ 

AmNO, 
• 

AmBr 
ArnCl 
AmOH 
Ain^äO« 

0,979 

0,976 
0,973 

0  9fil 

1  1,010 
I  0,b87 

112,25 

112,60  '\ 

112,89 

118,06 

108,66 

118,99 

0,960 
0,953 
0,951 

1,009 
0,808 

113,14 
113,86 

114,:<3 

Iii   l  H 

lOG.sl 
116,91 

IM 
LiNO. 
LiBr 
liCl 

LiOH 

0,955 
0,945 
0,948 
0,988 

0,887 

118,87 
118,81 
118,89  . 
118,80  1 

115197 

114.88  ! 

1 

112,46  ' 
112,61 
112,78 
113,18 
113,45 
(114,09)  , 
115,44  1 

0,918 
0,898 
0,887 
0,888 

A7A9 

V,  (OS 

0,682 

118,28 
114,22 
114,48 
115,01 
115,21 
117,61 

KJ 
KNO, 

KBr 

KCl  ' 
KOH 

KoSO^ 

k;oo. 

0,954 
0,948 
0,947 
0,931 
i  0,884 
'  (0,828) 
0,818 

0,913 
0,901 
0,894 
0,872 
0,779 

0,889 

113,58 
113,92 
114,68 
114,79 
115,54 

118,28 

NaJ 

NaNO, 

NaBr  : 

NaCl  ' 

NaOH 

Na.SO« 

Na,CO, 

0,939 
0,034 
0,932 
0,022 
0,b75 
0,817 
0,801 

i 

112,55 
112,88 
113,01 
113,20 

113,41 
114.14 
115,50  . 

0,892 

0,87H 

0,870 
0.849 
(>,7<il 

0,644 

113,84 

114,25 
114.73 
115,05 
115,87 

117,54 

Absichtlich  haben  wir  in  der  obigen  Tabelle  die  Werihe 
der  relativen  raolecularen  Compressibilit&t  und  die  der  Ober- 

flä^henspannung  proportionalen  Werthe  von  h .  d  nebenein- 
aiiüer  gestellt.  Man  erkennt  aus  der  Uebereinstiniinuug 
in  der  Keiheiilulge  derselben,  dass  zwischen  den  beiden  ge- 
nannten Constanten  eine  Beziehung,  und  zwar  sehr  wahr- 
scheinlich eine  nahe  Beziehung  bestehen  muss.  Innerhalb 
jeder  Gruppe  kommt  der  Flttesigkeit  mit  der  kleineren  mole- 
AM.  4.        Gh«.  ir.  r.  xm.  14 


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210  IF.  a  Böntum  u,  J.  Schneider. 

m 

cularen  Compressibilität  die  grössere  Oberflächonspftunung 
zu;  und  zwar  gilt  diese  Gcsetzmässip^keit  niclit  nur  iür  die 
in  der  Tabelle  gebildeten  Grruppeu,  sondern  auch  fur  solche, 
welche  man  erhält,  wenn  man,  um  mich  kurz  auszudrücken, 
die  gelösten  Substanzen  zusammenstellty  welche  dieselbe  Säore 
enthalten.  Man  darf  aber  nicht  allgemein  sagen,  dass  die 
compressibelere  Flfissigkeit  die  kleinere  Oberflftchenspaanung 
besitzt,  denn  diese  Regel  bestätigt  sich  keineswegs;  dieselbe 
beschrankt  sich  vielmehr  auf  die  in  der  angegebenen  Weise 
gebildeten  Gruppen. 

Bleibt  man  jedoch  innerhalb  dieser  Grenze,  so  findet 
man  häufig  Fälle,  in  denen  die  Regel  sich  in  geradezu  über- 
raschender Weise  bestätigt  Yen  diesen  wollen  wir  einige 
hervorheben.  Von  den  1500  molecttligen  Lithiamlösongeo 
haben  die  des  Nitrates  und  des  Chlorides  eine  kleinere  mole» 
culare  Compressibiiitiit,  als  die  Lösungen  derselben  Kalisalze; 
dem  entsprechend  f^ind  auch  die  (^berliaclieüspannuncren  jener 
grösser,  als  dieser.  Dasselbe  Verhalten  finden  wir  bei  den 
700  molecüligen  Lösungen  von  LiNO,,  LiBr  und  KNOj  und 
KBr.  —  Die  moleculare  Compressibilität  nimmt  mit  znneb- 
mender  Concentration  ab,  die  Capillarit&tsconstante  zu,  und 
zwar  sind  die  durch  Zunahme  der  Concentration  erzeugten 
Aenderungen  beider  Constanten  meistens  kleiner,  als  sie  nach 
dem  Gesetz  der  einfachen  Proportionalität  sein  würden.  Die 
Schwefelsäurelösungen  verhalten  sich  darin  bezüglich  beider 
Constanten  abweichend.  —  Die  Lösungen  von  AmUH  zeich- 
nen sich  durch  eine  grosse  moleculare  Compressibilität  uiui 
gleichzeitig  durch  eine  besonders  kleine  Oberflächenspaa* 
nung  aus. 

Es  gibt  aher  auch  einzelne  Ausnahmen  Ton  der  Regel 

und  diese  dürften  nicht  weniger  beachtenswerth  sein.  Zu- 
nächst ist  als  solche  das  Verhalten  des  Wassers  zu  erwähnen. 
In  der  Heilie  der  molecularen  Compressibilität  der  Wasser- 
stoüverbindungen  steht  dasselbe  über  allen  anderen;  in  der 
Keibe  der  Oberflächenspannung  dagegen  an  der  richtigeo 
8telle  zwischen  HCl  und  fi^SO^.  Auch  ist  bekannt,  dass 
die  Capillarltätsconstante  des  Wassers,  wie  die  aller  anderen 
untersuchten  Flüssigkeiten  mit  zunehmender  Temperatur  ab- 


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OherfiächenMpanmtng  von  F^inighUm*  211 


nimmt;  es  müsste  deshalb  nach  der  Regel  die  moleculare 
Oompressibüität  des  Wassers  mit  steigender  Temperatur  zu- 
nehmen; dies  ist  wenigstens  bis  za  63^  nicht  der  Fall.^)  — 

Von  den  übrigen  Aiisnalmien  erwähne  ich  noch  die  hei  den 
NajCOj-Lösungen  vorkommende.  Wälirend  die  700  mole- 
cülige  Lösung  eine  kleinere  niolecuUire  Compressihilität  und 
eine  grössere  Ol^rflilchenspannung  besitzt,  als  die  gleich 
coDcentrirte  EjCO, -Lösung,  und  sich  somit  regelmässig  yer- 
hftlt)  ist  dies  bei  der  1600  molecttligen  Ldsung  nicht  mehr 
der  Fall;  sowohl  die  Compressibüitftt  als  die  Capillarit&t8«> 
constante  derselben  sind  kleiner,  als  die  der  1500  molecttligen 
K^CO^- Lösungen.  Das  abweichende  Verhalten  der  Na^COg- 
Lösungen  in  Bezug  auf  die  Capillarität  ist  schon  von  Voik- 
mann  gefunden. 

Vergleichen  wir  nun  auch  die  moieculare  Oompressibilität 
und  die  OherÜächenspannnng  der  in  grösserer  Anzahl  unter* 
suchten  NaGl-  und  HsS04*  Lösungen.  Was  zun&chst  die 
Nad-Lösnngen  anbetrifft,  so  ergibt  sich,  dass  bis  zur  grössten 
Concentration  die  Hegel  zutrifft,  dass  der  compressibleren 
Lösung  die  kleinere  Oberflächenspannung  zukommt  Wäre 
die  Curve  der  Compressibilität  wirklich  eine  Hyperbel  und 
die  der  OlK  rtlächenspannung  eine  Gerade  {vgl.  p.  201  u.  208), 
so  würde  zAi^^chen  diesen  beiden  Constanten  eine  einlache 
Belation  bestehen;  es  wttrden  dieselben,  von  gewissen  con- 
stant bleibenden  Werthen  an  gerechnet,  einander  umgekehrt 
proportional  sein.  Da  aber  die  GiirTe  der  a  nicht  unbeteftcht- 
lich  von  einer  Geraden  abweicht,  so  darf  die  erwähnte  Re- 
lation auch  nur  als  eine  erste  Annäherung  an  die  Wahrheit 
betrachtet  werden. 

Die  Schweieipäurelösun£?en  bestätigen,  wie  ein  Blick 
auf  die  Curven  der  l^ig.  ü  und  7  lehrt,  in  geradezu  auffäl- 
liger Weise  die  Eegel.  Eine  nahe  Verwandtschaft  beider 
ist  nicht  zu  rerkennen;  erstens  ist  der  Verlauf  der  Erflm- 
mnng  beider  Curven  fast  genau  übereinstimmend,  zweitens 
finden  wir,  dass  die  Lösung,  welche  ein  Maximum  der  Ober- 
flächenspannung besitzt,  möglicherweise  genau  dieselbe  ist, 


1)  Pagliani  u.  Vicentini,  Beibl.  ».  p.  VH.  1S84. 

14' 


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212 


JV.  C,  Röntgen  u,  J.  Schneider. 


welcher  das  Minimum  der  molecularen  Compres^^ibiliiat 
zukommt,  jedenfalls  aber  in  der  ^ähe  der  letzteren  zu 
Sachen  ist;  und  dritteos  ergibt  sich,  dass  diejenige  Lö> 
rang,  deren  OherflächenspannuDg  gleich  der  des  Wassers  iat, 
aach  dieselbe  moleoulare  Compressibilttftt  wie  das  Waaier 
besitzt 

Es  mag  Tielleicht  einigermassen  befremdet  haben,  dsss 
wir  iliü  Obertliichenspannung  verglichen  mit  der  molecularen 
und  nicht  mit  der  auf  gleiche  Volumina  bezogenen  Compres- 
sibilität  Nach  dem,  was  mitgetheüt  wurde,  wird  dieses  Ver- 
fahren jedoch  erklärlich  sein.  Schon  die  Versuche  mit  den  700 
und  1500  fflolecflUgen  Lösungen  weisen  darauf  hin,  dass  die 
Oberflftcbenspannung  in  n&hererer  Besiehung  zu  der  mole-  ' 
cularen  Gompressibilitat,  als  zu  der  anderen  Oompressibilit&t  : 
steht.  Man  kann  sich  leicht  davon  überzeugen,  wenn  man 
die  Werthe  miteinander  vergleicht;  so  findet  man  z.  B.  die 
eigenthümliche  Stellung  der  oben  erwähnten  Lithiumsalze 
in  der  Oberfiächenspanoungsreihe  nur  in  der  Reihe  der  mole-  : 
cularen,  und  nicht  in  der  auf  gleiche  Volumina  bezogenes 
Gompressibilit&t  wieder  u.  s.  w.  Insbesondere  sind  es  aber 
die  Versuche  mit  .  den  Terschiedenen  Schwefelsfturelösnngea, 
welche  jeden  Zweifel  an  der  Berechtigung  unserer  Wahl  der 
miteinander  zu  vergleichenden  Grössen  entfernen  dürften. 
Man  vergleiche  doch  die  Curveu  der  Fig.  5,  6  und  7  mit- 
einander, so  ist  die  Frage,  mit  welcher  Compressibiiität  die 
Oberflächenspannung  am  nächsten  verwandt  ist,  bald  beant- 
wortet 


Wir  haben  uns  in  der  vorstehenden  Abhandlung  haupt- 
sächlich auf  die  Wiedergabe  unserer  Versuclisi  t  sultate  be- 
Bchräükt  und  es  absiciitlich  veritiieden,  weitergeheiule  Erör- 
terungen daran  zu  knüpfen.  Um  solche  mit  Aussicht  auf 
einen  einigermassen  sicheren  Erfolg  anstellen  zu  können,  müsste 
meines  ßrachtens  das  allerdings  schon  ziemlich  grosse  Beob- 
aohtungsmaterial  noch  durch  auf  demselben  und  benachbar- 
ten Gebieten  gesammelte  Thatsachen  Termehrt  werden.  Wir 
hoffen  aber,  gezeigt  zu  haben,  dass  sowohl  die  Untersuchung 
der  Compressibiiität,  als  die  der  Capillarität  in  nicht  unerheb- 


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Oberfläclienspemnung  von  FtiusigkeiUn*  213 

lieber  Weise  dazu  beitragen  kaon,  um  unsere  Kenntniss 
von  dem  flüssigen  Zustande  der  Körper  zu  erweitern. 

Zum  SchluBB  Bei  noch  erw&hnty  dMB  wir  beim  Nach- 
schlagen in  der  Literatur  nacbtrSglich  gefunden  haben, 
dase  schon  einmal  auf  theoretischem  Wege  eine  Beziehung 

zwischen  der  Compressibilität  und  einer  Capillarconstautc 
TOD  Flüssigkeiten  erhalten  wurde.  Van  d  e  i*  Waals^) 
leitet  aus  einer  bekannten  Zustandsgieichung,  unter  An- 
nahme,  dass  gewisse  VemacblässiguDgen  gestattet  sind, 
die  Gleichung  ab: 

Hierin  bedeutet  A'  die  h apl a ce'sche  Constanle  (nicht 
die  Oberflächenspannung);  ß  die  Compressiliilität,  v  das  Vo- 
lumen von  1  kg  Flüssigkeit  bei  t^,  Cq  das  Volumen  von  1  kg 
Dampf  der  betreffenden  Flüssigkeit  bei  und  einer  Atmo- 
sphäre. Die  rechte  Seite  der  Gleichung  stellt  somit  bis  auf 
einen  constanten  Factor  den  reciproken  Werth  derjenigen 
Ghrdsse  dar,  die  wir  moleculare  Compressibilit&t  nannten. 
Die  Ton  Tan  der  Waals  gefundene  Beziehung  würde  somit 
heissen :  Die  Quadmte  der  Constanten  K  verschiedener  Flüs- 
sigkeilen verhalton  sirli  bei  gleiclier  Teniperatur  umgekehrt, 
wie  die  molecularen  Cumpressibilitäten  derselben. 

0 

Glessen,  Phys.  Labor,  d.  üniv.^  Juli  188G. 


1>  Van  der  Waals,  Over  de  eoatinuiteit  etc.  p  9B. 


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214 


« 


m.  TJeher  deti  Zusammenhang  zwischen  etasHschsf 

und  thermischer  Nachivirkung  des  Glases; 
voll  6r.  Weidmann^ 

(HUn«  Tuf.  II  ng.  114 


§  1.  Einleitung. 

Die  vorliegende  Arbeit  enthält  die  Untersuchungen  und 
Beobachtungen,  die  ich  angestellt  habe  zur  Beantwortung 
der  Frage:  „Existirt  eine  Beziehung  zwischen  elasti* 
scher  und  thermischer  Nachwirkung  des  Glases?'^ 

Diese  Frage  hat  sowohl  theoretisches,  als  auch  praktisches 
Interesse.  Eine  etwa  stattfindende  Beziehung  würde  eine 
erhebliche  Erweiterung  unserer  Kenntniss  über  die  Mole- 
cularvorgänge  in  einem  festen  Körper  liefern  und  auch  eine 
leichtere  Unterscheidbarkeit  zwischen  zur  Construction  too 
Thermometern  mehr  oder  minder  geeignetem  Glase  herbei' 
führen.  Im  Hinblick  auf  die  Analogie  des  Verlaufes  beider 
Nachwirkungen,  mit  Rücksicht  auf  den  „überraschenden  Ein- 
liuss,  den  die  Temperatur  auf  die  elastische  Nachwirkung 
ausübt, und  der  nachF.Kohlrausch^)  zu  der  Annahme  führt, 
dass  die  Wärme  den  einzigen  Grund  der  2vachwirkung  bildet*' 
—  im  Hinblick  hierauf  schien  die  Arbeit  keine  aussichts- 
lose. Wenn  auch  nicht  Identit&t  beider  Nachwirkungen 
vorausgesetzt  werden  konnte,  so  war  es  doch  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  ein  innerer  Zusammenhang,  vielleicht 
eine  gleiche  Abhängigkeit  beider  von  der  chemischen  Zu- 
sammensetzung bestehe.  Die  erhaltenen  JEtesuitate  erhoben 
diese  Vermuthung  zur  Crewissheit. 

Zu  diesen  Untersuchungen  wurde  mir  aus  dem  glas- 
technischen Laboratorium  su  Jena  von  den  Herren  Proi 
Dr.  Abbe  und  Dr.  Schott,  die  ein  lebhaftes  Interesse  so 
der  Arbeit  nahmen,  eine  grössere  Anzahl  verschiedener  Glas- 
sorten freundlichst  zur  Verfügung  gestellt.  Die  Beobach- 
tungen geschahen  im  physikalischen  Institut  der  Universität 
Jena  unter  Leitung  meines  hochverehrten  Lehrers,  Hrn. 


1)  F.  Kohlrausch,  Pcgg.  Ann.  12$.  p.  2.  1866. 


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EiattUcht  und  thermische  ^adiwirkung  des^  ßinses.  '  ^5     ^  ^ 

Hofrath  Prof.  Dr.  Sobncke.    Ich  möchte  es  nicht  unter- 
lassen  f  demselben  auch  an  dieser  iSteiie  meinen  herzlichsten' ^ 
und  auirichtigaten  Dank  zn  sprechen ,  sowohl  für  die  An- 
regung sn  der  Torliegenden  Arbeit^  als  aneh  für  die  freund- 
liche XJnterstatzttng  bei  Ansfahrung  derselben. 

Ehe  ich  asa  den  eigenen  Versuchen  Clbergehe,  f&bre  ich 
einige  der  Arbeiten  an,  die  zu  dem  Folgenden  in  näherer 
Beziehung  stehen. 

W.  Weber^)  entdeckte  1835  die  elastische  Nachwirkung 
gelegentlicii  seiner  Untersuchungen  über  die  ElaBticitatsver- 
h&ltnisse  von  Seidenfäden  und  zeigte,  dass  sie  einen  gesetz- 
missigen  Verlauf  nimmt.  Nachher  blieb  dieser  G-egenstand 
lange  ohne  eingehendere  Untersuchung  trotz  seiner  grossen 
theoretischen  und  praktischen  Bedeutung,  bis  Hr.  F.  Kohl- 
rausch*) die  Arbeiten  wieder  aufnahm.  Er  stellte  ein  all- 
gemeines Gesetz  im  die  Nachwirkungen  nach  Torsionen  auf 
und  bewies  dessi  u  Gültigkeit  auch  für  elastische  Ausdehnung 
und  Biegung.  Hr.  Bol tzmann^)  hat  dann,  während  die  von 
Weber  und  F.  Kohlrausch  gefundenen  Formeln  nur  für 
specielle  Fälle  gelten,  die  Gesammtheit  der  Fülle,  in  denen 
elastische  ^Nachwirkung  auftritt,  aus  einer  einzigen  Hypothese 
abgeleitet.  Er  betraditet  sie  gewissermassen  als  Rest  der 
Toraufgegangenen  elastischen  Deformation. 

Endlich  möge  noch  auf  eine  Verschiedenheit  der  Be- 
deutung des  Wortes  „elastische  Nachwirkung"  hingewiesen 
Werden.  W.  Weber  definirte  als  elastische  Nachwirkung 
ndiejenige  Ausdehnung  eines  durch  ein  Gewicht  gespannten 
Fadens,  welche  nach  erfolgter  Anspannung  im  Verlaufe 
l&ngerer  Zeit  noch  nachfolgt^  und  die  man  als  Function  der 
Fortdauer  der  Spannung  zu  betrachten  hat".  Hr.  E.  Kohl- 
rausch und  Boltzmann  definiren  die  elastische  Nachwir- 
kung nach  Torsion,  Ausdehnung  oder  Biegung  als  die  zeit- 
weilige i^ritlVrnung  der  Theilchen  eines  festen  Krtrpers  von 
ihrer  ursprünglichen  Gleichgewichtslage   nach  Aufhebung 

1)  W.  Weber,  Pogg.  Aun.  84.  p.  247.  1835. 

2)  F.  Kohlraaach,  Fogg.  Ann.  Htm  p.  860.  1863;  128.  p.  1.  207 
n.  377.  1866;  lft8.  p.  837.  1876. 

3)  Boltzmann,  Fogg.  Ann.  £rg.-Bd.  7»  p.  624.  1875. 


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21G 


G,  Weidmanju 


einer  TorangegaDgenen  elastisclieii  Deformatioii.  Nach  fin. 

P.  M.  Schmidt^)  aber  steht  diese  Jjeiinition  „nicht  im  Ein- 
khinge  mit  der  Anscliauung.  welche  wir  mit  dem  Begritfe 
der  Blasticität  verknüpfen**,  und  er  bezeichnet  deshalb,  wie 
auch  Hr.  Pernet^,  als  „elastische  Nachwirkung  oder  nach- 
wirkende  Elasticit&t  diejenige  Kraft,  wekhe  die  Nacbwir* 
knngedeformationen  aufzuheben  strebt^.  Die  im  Folgenden 
benutsste  Definition  steht  in  engem  Zoaammenhange  mit  der 
von  F.  Kohl  rausch  eingeführten. 

Hinsichtlich  der  thermischen  Nachwirkung  an  Thermo- 
metern, d.  h.  der  bei  Erwärmungen  nacii  dem  Abkühlen  noch 
Terbleibenden  Kdckstände  der  Ausdehnung  —  mdge  hinge- 
wiesen werden  auf  die  umfangreichen  und  grundlegendeD 
Arbeiten  des  Hm.  Dr.  Pernet*)  und  die  Mittheilungen  der 
Kaiserlichen  Normal- Aichnngs-Oommission;  „üeber  den  Ein* 
fluss  der  Zusammensetzung  des  Glases  auf  die  Nachwirkungs* 
erscheinungen  bei  Thermometern  von  H.  P.  Wiehe".*) 
Dr.  Pernet  gil)t  ein  Resume  der  Arlieiten,  die  vor  Www  den 
Gegenstand  behandeln,  weist  den  Grund  der  thermischen 
Nachwirkung,  des  abwechselnden  Steigens  und  Sinkens  des 
Nullpunktes  nach  und  stellt  ein  Qesetz  für  die  Nullpunkts- 
depression innerhalb  der  Temperaturen  0 — 50^  auf.  In 
neuerer  Zeit  gelang  es  den  Bemühungen  der  Kaiserliches 
]N orinal- Aichungs-Commission  zu  Berlin,  die  naturgemäss 
Aniass  hatte,  diesen  Erscheinungen  auf  das  Eingehendste 
nachzuforschen,  in  Gemeinschaft  mit  den  Herren  Prof.  Abbe 
und  Dr.  Schott  in  Jena,  den  Grund  der  thermischen  Nach- 
wirkung in  der  Zusammensetzung  des  Glases  nachzuweisen; 
es  gelang,  Glassorten  zu  componiren,  die  im  Vergleich  za 
dem  bisher  in  der  Thermometrie  benutzten,  namentlich  dem 
thüringer  und  englischen  Glase,  beinahe  vollkommen  firei 
sind  von  thermischer  Nachwirkung.  Andererseits  wurden 
auch  synthetisch  Glassorten  hergestellt,  die  wieder  eine 

1)  P.  M.  Schmidt.  Wied.  Ann.  2.  p.  48.  18TT. 

2)  l'ernct,  Carl's  Kep.  11.  p.  257.  1875;  M^moiree  et  travaui  du 
Bureau  Inttiniational  des  Poids  et  Mesurcs  1.  1881. 

3)  H.  F.  Wiehe,  Sitzungsber.  d.  Kgl.  Preuss.  Acad.  d.  Wiöä.  za 
Berlin,  1884.  p.  843;  1885.  p.  1021. 


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Elastische  und  thermische  Nachwirkung  des  Glases,  217 


äusserst  grosse  thermische  Nachwirkung  zeigen.  Hierdurch 
wurde  nicht  nur  das  von  Hrn.  Prof.  Dr.  Rud.  Weber^)  ge- 
fiindene  Ergebniss  bestätigt,  dass  ein  gewisses  Gleichmaass 
der  Betheiligung  Ton  Kali  und  Natron  an  der  Zusammen- 
Mtiimg  des  Glases  die  Ursache  der  thermischen  Nachwirkung 
ist,  und  dass  eine  hinreichende  Einschr&nkang  der  thermi- 
schen Kachwirkung  erreicht  wird  durch  Weglassung  des 
Patrons  bei  erheblichem  Kaligehalt,  sondern  dasselbe  auch 
auf  Natrongehalt  bei  Weglassung  von  Kali  erweitert. 

Kndüch  möchte  ich  noch  eine  Arbeit  von  Hrn.  Mat- 
tb lessen^  erwähnen,  in  der  mehr  zu&Uig  auf  die  thermische 
Nachwirkung  des  Qlases  hingewiesen  wird.  Gelegentlich  der 
Bestimmung  von  AusdehnungscoQfficienten  machte  er  die 
Beohaehton^,  dass,  wenn  der  benutzte  Glasstab  für  eine  erste 
Bestiiiiiiiuri^^  aiii  Mor^^en  erwännt  wurde,  der  für  die  Aus- 
dehnung abgeleitete  Werth  '^^losser  war,  als  derjenige,  der 
aus  einer  späteren  Bestimmung  an  demselben  Tage  gefun- 
den wurde. 

§  2.  Anoidnung  und  Ausführung  der  Versuohe;  Apparate. 

Zu  den  folgenden  Beobachtungen  standen  13  Glassorten 
zu  Gebote;  die  mit  Nr.  II.  IV,  V,  VII,  VIII.  X,  XI,  XVI«" 
XVir",  XVIIP",  XIX,  XXII"»  bezeichneten  aus  dem  Glas- 
technischen  Laboratorium  zu  Jena,  und  daneben  noch  thü- 
ringer Glas  (aus  Ge^^ersthal). 

Es  handelte  sich  zunächst  um  eine  qualitative  Prüfung 
einer  Beziehung  zwischen  elastischer  Nachwirkung  und  ther- 
mischer Nachwirkung,  und  diese  konnte  dadurch  l)ewirkt 
werden,  dass  die  an  den  genannten  Glassurten  hervorgebrach- 
ten elastischen  Nachwirkungsdeformationen  einerseits  unter 
sich  verglichen  wurden,  andererseits  mit  den  durch  die  Kai- 
serliche Normal-Aicbungs-Commission  bestimmten  Maximal-- 
depressionen  des  Nullpunktes  an  Thermometern  aus  obigem 
Glase,  letztere  als  Maass  für  die  thermische  Nachwirkung, 


1  f  II.  Weber,  öiUuDgsber.  cl.  i^gl.  Preuas.  Acad.  d.  Wim.  zu  Berlin, 
1883  p.  rj-2a. 

2)  MatthioasGD,  Fogg.  Aim.  12$.  p.  521.  1866. 


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218 


G*  Heidmann, 


und  endlich  mit  der  au  einigen  (-riasröhren  direct  durch  Er- 
wärmen hervorgebrachten  thermischen  Nachwirkung. 

Qesetzm&ssig  yerlaafende  Nachwirkangsdeformationen 
b&tten  erzeugt  werden  kennen  durch  elastische  Ausdehnung, 

Biegung  oder  Torsion;  von  diesen  erhielt  die  Biegung  den 
Vorzug.  Die  meisten  der  genannten  (ilassorten  waren  nur 
in  g(M'inger  Menge  Lergestollt  worden  und  hiervon  nur  noch 
wenige  CapiUarröhren  vorhanden.  Es  musste  deshalb  mit 
Sparsamkeit  gearbeitet  werden.  Wegen  der  leichten  Zer* 
brechlichkeit  und  der  nicht  unscbwierigen  Herstellung  der 
Glasf&den  Ton  genügender  Länge  und  mit  kreisrundem  Quer- 
schnitte wurde  von  der  Torsion  a])gP8ehen.  Die  Biegung  eines 
an  dem  einen  Ende  befestigten  Stabes  von  der  Länge  /  und  dem 
Durchmesser;-  stellt  sich  dar  durch  /;  =  4/'/*/ ^.  r*3;i,  die 
Ausdehnung  desselben  iStabes  durch  dasselbe  Gewicht  P  aber 
durch  (^LFjEr^n,  also  ^:|  =  J(//r)M.  Da  nun/immer 
viel  grösser  als  r  und  die  Nachwirkungsdeformationen  mit 
der  Dilatation  selbst  wachsen,  so  erkennt  man  leicht  den 
Vortheil  dieser  Beobachtungsmethode  vor  der  der  Aus- 
dehnung, al)f^e8ehen  noch  von  den  erheblichen  technischen 
Schwierigkeiten,  mit  denen  man  bei  der  Ausdehnung  zu 
kämpi'en  hätte. 

An  je  einem  bestimmten  Glasstabe  wurde  eine  grössere 

Anzahl  von  Beobachtungen  unter  verschiedenen  Bedingungen 
augestellt.  Die  Nachwirkungen  hängen  ab  von  der  Tempe- 
ratur, der  Dauer  der  Belastung  und  der  ursprünglichen  De- 
formation. K Kohlrausch  liattc  bei  seinen  Torsionsversuchen 
die  Dauer  und  die  Grösse  der  Deformation  geändert.  Ich 
yariirte  nur  die  ursprüngliche  Biegung;  die  Temperatur  war 
möglichst  constant  bei  allen  Beobachtungen.  Auch  die  Bauer 
der  Belastung  behielt  während  der  ganzen  Untersuchung  die* 
selbe  Grösse. 

Als  Dauer  der  Belastung  wurde  10  Min.  gewählt»  weil 
eine  Belastung  von  nur  6  Min.  Dauer  bei  dem  sogenannten 
guten  Glase  keine  nennenswerthe  Nachwirkung  erzeugte; 

eine  länger  dauernde  Belastung  aber  nur  den  Verlauf  der 
Nachwirkung  und  damit  die  ganze  Untersuchung  unnütz  in 


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ElasÜscht  und  thennutcUe  Nuchwirkuni^  des  Gleises.  219 


die  Länge  gezogen  hätte,  uhae  an  den  erhaltenen  lleüuiLatea 
principiell  etwas  zu  ändern. 

Die  Biegung  des  Stabes  wurde  durcii  Belastung  mittelst 
Gewichte  an  einem  Faden  hervorgerufen  (Fig.  8).  Der  Stab 
war  dazu  nahe  dem  einen  Ende  fest  eingefügt;  an  dem  an* 
deren  freien  Ende,  an  dem  der  Stab  belastet  wnrde,  war 
eme  feingetheilte  Scala  befestigt,  anf  die  ein  Mikroskop  mit 
Fadeukreuz  eingestellt  wurde.  Die  Kinlugung  des  Stabes  ge- 
schah durch  ein  Lager  mit  zwei  Schneiden,  die  58  mm  entfernt 
waren;  aut  iUn-  der  Scala  nächsten  Schneide  lag  der  Stab  lose  auf; 
durch  eine  mit  der  anderen  Schneide  yerbandene  Klemmvor« 
xiebtang  wurde  er  festgeschraubt.  Das  Lager  und  das  Mikro« 
skop  konnten  auf  zwei  Eisenschienen  je  nach  der  Länge  des 
Stabes  gen&bert  oder  entfernt  werden.  Die  Maximalentfernung 
betrug;  60  cm.  Da  die  Versuche  bei  möglichst  constanter  Tem- 
peratur angestellt,  zugleich  auch  alle  Bewegungen  und  Er- 
sthütterungen, die  ^wie  Schmi  dt  zeigte)  auf  die  elastische  Nach- 
wirkung Ton  bedeutendem  Einflüsse  sind,  von  dem  Stabe  lern- 
gehslten  werden  sollten,  wurden  die  Beobachtungen  im  Keiler 
des  Physikalischen  Listitutes  angestellt  und  die  Schienen  mit 
dem  Lager  und  Mikroskop  an  die  Wand  durch  eiserne  Zwi- 
schenstücke gemauert. 

Eine  constante  Temperatur  war  allerdings  nicht  zu  er- 
reichen. Während  der  langen  Dauer  der  Beobachtungen 
kamen  ziemliche  Schwankungen  vor.  Doch  w&hrend  eines 
einzigen  Versuches,  resp.  einer  ganzen  Versuchsreihe  an 
einem  Stabe  konnte  sie  als  constant  angesehen  werden. 

Die  feine  Scala  an  dem  Stabe  war  1  cm  lang  und  ge- 
stattete directe  Ablesungen  von  mm.  Mit  HQlfe  des 
Mikruskopes  wurden  dann  Hundertstel  hiervon,  d.  Ii.  Tau- 
sendstel mm  geschätzt.  Durch  längere  Uebung  im  Schätzen 
«erhielt  ich  darin  eine  solche  Sicherheit,  dass  die  entstandenen 
l^'ehler  den  Betrag  von  ±,  0,0025  mm  nicht  übersteigen. 

Die  durch  Belastungen  während  10  Min.  erzeugten  Nach^ 
mrknngen  wurden  mittelst  Mikroskops  zu  bestimmten  Zeiten 

—  10,  20,  40  See,  1,  Vf^  Min  —  nach  der  Entlastung 

abgelesen.  Die  Zeit  zwischen  zwei  aufeinander  folgenden 
Versuchen  war  iumier  hinlängUch  gross,  dass  die  voraufge- 


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220 


O,  ffeidmann. 


gangenen  Deformationen  die  nachfolgenden  nicht  beeinflvsaen  , 
konnten. 

Die  Kückstände  hängen  ab  von  der  Dauer  und  der 
Grösse  der  vorangegangenen  Deform  at  in.    Die  Dauer  war 
constant  (10  Min.).    Die  Grösse  wurde  an  demselben  «Stabe 
mehrmals  variirt.    Doch  wurde  die  Nachwirkung  nach  einer 
bestimmten  Deformation  mehrmals  beobachtet  Hierbei  ergib  i 
sich  Proportionalitftt  der  Nachwirkungsdeformationen  und  j 
der  ursprünglichen  Verschiebungen,  ein  Resultat,  dass  whsa  ' 
von  F.  Kohlrausch  namentlich  für  Torsion  erhalten  war.  , 
Dieses  Ergebniss  bietet  nun  Anlass,  eine  von  den  früheren 
abweichende  Definition  der  elastischen  Nachwirkung  einzu- 
führen, die  gestattet,  die  Nachwirkungen  nach  verschiedeo- 
artiger  Deformation  auf  eine  einüushe  Weise  untereinaDder  ^ 
za  yergleichen.  Es  möge  von  nun  an  f^EUiMtUehe  Nadmirhatf 
als  ein  Quotient  definirt  sein,  n&mlich  als  „<&  zu  einer  he-  , 
stimmten  Zeit  nach  dem  Entspannen  noch  verbleibende  Entfernung 
von  ffer  ursprnnfjUcheu  (rleichffewicJiiüdtje  dicidirt  durcfi  die  (ni- 
Jänyliclie  Entfernmig  von  derselben^'.    Diese  Delinition  wurd^ 
zuerst  von  Hrn.  Prof.  Abbe  gelegentlich  einiger  Vorversuche 
auf  diesem  Gebiete  benutzt. 

Hierdurch  war  es  auch  leicht,  den  Binfluss  der  Dimeor 
sionen  auf  die  elastische  Nachwirkung  zu  eliminiren.  Eise 
Untersuchung  dieses  Einflusses  war  n9thig,  weil  die  su  Ge- 
bote stehenden  Capillarröhren  verschieden  in  Bezug  auf  liunge 
und  Querschnitt,  ja  oft  nicht  einmal  cylindnsch  waren.  Aber 
es  ergab  sich,  dass  die  elastische  Nachwirkung  —  in  obiger 
Bedeutung  —  unabhängig  von  den  Dimensionen  ist.  Die 
Angemessenheit  dieser  Definition  zeigt  sich  also  darin,  dsn  : 
man  jetzt  für  die  elastische  Nachwirkung  bei  Einer  Defor 
mationsart  nach  beliebig  grossen  Verschiebungen  wahrend 
derselben  Belastungsdauer  nur  eine  einzige  Zahlenreihe  oder,  ' 
geometrisch  interpretirt,  eine  einzige  Nachwirkungscurve  er-  i 
hält,  indem  man  ferner  die  Curven  für  verschiedenartige 
Deformationen  —  Biegunpj,  Ausdehnung,  Druck,  Torsion  — 
aufstellt^  bietet  sich  dadurch  ein  Mittel,  ihre  Nachwirkungen 
miteinander  zu  vergleichen  (vgl.  §  6)« 

Allerdings  ist  jene  so  definirte  elastische  Nachwirkoog 


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EkuUschc  und  thermiMche  Nachwirhuny  des  Gimes,  221 


noch  Function  der  Dan  or  der  ursprünglichen  Deformation; 
es  liegt  aber  die  Vermuthung  nahe,  dass  sich  die  Zeit  durch 
ein  ähnliches  Verfahren  werde  eliminiren  lassen.  Versuche 
nach  dieser  Richtung  habe  ich  noch  nicht  angestellt^  da  sie 
zu  weit  allliegen  von  dem  sn  behandelnden  Thema. 

\  3.   XJntenuohungen  über  elastisoba  Ifaehvirkuns 

bei  Biegung. 

Die  nun  folgenden  unmittelbaren  Resultate  der  Versuche 
und  der  Natur  der  Sache  gemftss  reine  Zahlentabellen.  Da 

sie  unter  «^i^h  genügende  UebereinstiramiinL^  bieten,  so  ist  es 
nicht  nöthig,  ^^ie  in  aller  Auslukilichkeii  iiut/utlicilen.  i!sur 
soweit  die  in  §  2  erwähnten  Gesetze  durch  sie  bewiesen  wer- 
den sollen,  mögen  sie  in  extenso  folgen. 

Um  zunächst  die  Abhängigkeit  der  elastischen 
Nachwirkung  von  der  ursprünglichen  Deformation 

imd  den  Dimensionen  darzutliuu,  mögen  Tabelle  I — \ 
folgen. 

a)  Abhängigkeit  der  elastischen  Kachwirkung 
▼on  der  ursprünglichen  Deformation.  —  Die  folgen- 
den Tabellen  I,,  Ib  sind  das  Ergebniss  der  VorTersuche. 

Sie  enthalten  13  Versuehsieihen.  Die  Dauer  der  Belastung 
beträgt  hier  abweichend  nur  5  Min.  Diese  Zahlen  sind  des- 
halb auch  nicht  mit  den  folgenden  ?ergleichbar.  Die  Zeiten 
t  Vi  der  ersten  Verticalcolumne  einer  jeden  Tabelle  sind 
gerechnet  vom  Momente  der  Entspannung.  Tabelle  1»  wie 
11*  gibt  die  Zusammenstellung  der  unmittelbaren  Ablesungen, 
£b  bedeuten  die  d.  h.  die  Zahlen  der  einzelnen  Vertical- 
reiben,  die  zur  Zeit  t  abgelesenen  augenblickliclien  Entfer- 
nungen von  der  ursprünglichen  Gleichgewichtslage  in  Scalen- 
tbeilen,  aber  hundertmal  vergrössert;  die  b  in  der  ersten 
Horizontalreihe  die  ursprünglichen  Biegungen  in  Scalenthei- 
len.  Tabelle  Ib>  wie  auch  w^ter  unten  XI^,  enthält  die  zu 
den  sinzeinen  Beobachtungen  gehörenden  elastischen  Nach- 
wirkungen JllOO,b  (unbenannte  Zahlen).  Das  Mittel 
•Her  dieser  Quotienten  a  findet  sich  bei  diesen  Tabellen  Ib, 
fesp.  IIb      der  letzten  Verticalcolumne. 


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222 


Weidmann* 


Die  Tabellen  II.  uud  IIb  sind  erhalten  an  GlasXViil'^ 
aus  sechs  Versuchsreihen.  Die  Dauer  der  Belastung  betrug 
hier  wie  bei  sämmtltcheo  folgenden  Versachen  10  Mio.  Dir 
benutzte  Stab  hatte  einen  mittleren  Dnrchmeeser  ^»1,95  nun, 
eine  lAnge  /  555  mm.  Die  eingeklemmte  Länge  d.  b.  die 
Entfernung  des  freien  Endes  (an  dem  die  Scala  befestigt  ist; 
Ton  der  Klemmvorrichtung  war  nur  /,  =  400  mm;  sodass 
also  nicht  die  ganzo  liänge  des  Stabes  belastet  wurde.  Die 
Umgebungstemperatur,  bei  der  die  Versuche  angestellt  win- 
den, war  8<>  G. 

Tabelle  I.. 


Voryersncb.  Thüringer  Glas. 


84 

84 

84 

84 

84 

85 

1 

128 

128  j 

169 

16'J  j 

Zeit  |;  j| 

^« 

J, 

^« 

 j_  ^ 

100 

100 

100 

100 

90 

100 

100 

150 

130 

r  -  7 
186 

240  231:» 

80 

80 

80 

80 

Ii) 

78 

78 

105 

102 

140 

145 

190  l>0 

70 

70 

70 

65 

60 

65 

95 

95 

13ü 

165  15^ 

S  ! 

60 

eo 

60 

50 

60 

80 

80 

100 

105 

140  140 

s  1: 

60 

48 

52 

48 

40 

48 

50 

70 

70 

85 

87 

120  11^ 

\  1 

40 

40 

38 

35 

38 

42 

60 

55 

75 

100  I«' 

35 

83 

80 

35 

50 

48 

65 

65 

90  ,  S5 

8  " 

82 

25 

20 

25 

30 

44 

42 

54 

60 

85  - 

20 

15 

20 

25 

HG 

35 

40 

50 

10  1' 

17 

20 

30 

28 

33 

42 

16  1, 

19 

- 

- 

— 

-  i  -  i  12 

20 

1* 

33 

bh  - 

Aus  den  Tabellen  Ib  und  IIb  ergibt  sich,  wie  die  Ueb^r« 
einstiinmung  der  Zahlen  in  den  Horizontalcolumnen  zeigt, 
mit  grosser  Näherung: 

Gesetz  I:  f^DU  eloMÜMche  Nachwirkung  üt  unabhängig  n> 
dar  urfprunglichen  Biegung,^ 

Durch  dieses  Gesetz,  das  nur  eine  Neubestätigung  des 
von  Hrn.  F.  Kohlrausch  gefundenen  Resultates  der  Pro- 
portionalität der  Nachwirknngsdeformationen  nnd  der  nr* 
spr&nglichen  Deformation  ist,  dftrfte,  da  es  sich  bei  sämmt* 
liehen  Versnchen  als  gültig  erwies,  die  Einführung  der  obiges 
Definition  der  elastischen  Nachwirkung  genügend  motirirt 
sein. 


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EUiiäscke  und  t/iermiscäe  Nachwirkung  des 


Glases.  223 


Mittel 

^  X)  t—  Cö  >0             CC  "M  "M  — 

q_  c  5, c_ o^o^o, 5^ 

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1 

O  t-  O  GO    1  1 

Zeit 

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224 


G.  Wddmamu 


Sofern  die  in  den  angefülirten ,  wie  noch  folgenden  Ta* 

bellen  auftretenden  Abweichungen  die  Beobachtungsfehler 
überschreiten,  finden  sie  ihre  volle  Erklärung  in  dem  Ein- 
flüsse von  Oscillationen  durch  Erschütterungen  th^^ils  beim 
Autlegen  und  Abnehmen  der  Gewichte,  theil»  durch  Er- 
schütterungen des  Gebäudes  durch  vorbeifahrende  Eisenbahih 
ztige,  theils  auch  darch  die  zwar  geringen  TemperatorschwaB- 
knngen« 

b)  Abhängigkeit  der  elastischen  Nachwirkung 
von  den  Dimensionen.  —  üeber  die  Abhängigkeit  der 
elastischen  Nachwirkung  Ton  den  Dimensionen  gibt  Ti* 

belle  III  sowie  Tabelle  IV  Aufschluss.  Tabelle  iii,  erhal- 
ten durch  Beobachtung  der  Nachwirkung  an  einer  Glasröhre 
und  einer  Capillare  aus  Glas  XVI'",  enthält  das  Mittel  äus 
resp.  neun  und  zwölf  Versuchen.  Dieses  Mittel  ist  gebildet 
auf  die  oben  angegebene  Weise.  Die  Dimensionen  sind 
äusserst  verschieden.  Die  Glasröhre  hatte  eine  Länge  518; 
einen  Durchmesser  d »  7,49  mm;  ein  Lumen  von  5,85  sua 
Die  Capillare  dagegen  kann  als  Glasstab  angesehen  werden; 
ihre  Länge  betrug  /  =  553  mm,  der  Durchmesser  d~  3,1  mm. 
Die  eingekb  iiiHite  Länge  ist  in  beiden  Fällen  dieselbe. 
Die  Temperatur  bei  ill  IV  C,  bei  IV  4°  G. 


Tabelle  UL 


Glfis 

XVIin. 

Zeit  .| 

Eöhre 

Capillare 

Zeit 

Röhre 

Capillare 

20  ! 
30 

40  ,j 

0,0081 

54 
42 
34 

- 

0,0058 
47 
40 

im 

IV. 
2 

8  ;l 

0,0028 

24 

19 
IS 

0,0032 
25 
19 
18 

Hieraus  ist  ersichtlich,  dass  die  elastische  Kachwirkung 
an  Gläsern  von  verschiedenem  Querschnitt  und  gleicher 
Länge  merklich  dieselbe  ist. 

Die  folgende  Tabelle  IV  ist  erhalten  an  einer  einzigen 
Capillare  aus  Glas  V.  Die  Länge  betrug  / 588  mm,  Durch- 
messer ä  a  3,88  mm.   Die  eingeklemmte  Länge  variirte;  sie 


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JEhiäsehe  und  thermMu  Nachwirkung  de*  Giases,  225 

mur  360  ,  409  und  453  mm.  Die  Temperatur  ist  bei  allen 
r-4«0. 

Tabelle  IV. 
Glas  y. 


Zeit  1 

l  s  860  mm 

l  s  409  mm 

l »  4öS  mm 

20Ne 

0,0034 

0,0036 

0,0030 

40 

26 

28 

2S 

1» 

21 

22 

22 

iVt  ! 

i  ^'^ 

18 

18 

«  1 

1  13 

14 

15 

3 

10 

10 

12 

Aus  dieser  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  die  elastische 
Xachwukun^^  an  ijlasstäben  einer  Glassorte  von  gleichem 
Querschnitt  und  verschiedener  Länge  dieselbe  ist. 

Tabelle  ITT  und  IV  führen  demnach  zur  Aufstellung 
von  Gesetz  II:  ff  Die  elastiiche  Nachwirkung  ist  unabhängig  wm 
den  Dimensionm  der  innerhalb  der  EUtsHeUätegrenze  deformxrten 
StabeJ* 

In  Bezug  auf  die  mitgetheilten  Tabellen  sei  noch  erwähnt, 
dass  nicht  alle  angestellten  Versuclie  in  ihnen  aufgcnonuiien 
wurden;  bei  Bildung  des  Mittels  wurden  alle  die  i>eubach- 
tongen  ausgeschlossen»  die  folgende  Eigenschaft  zeigten.  An 
jedem  Stabe  wurde  die  ureprüngliche  Biegung  mehrmals  ge* 
ftndert.  Bei  dem  Uebergang  Ton  einer  geringen  Belastung 
auf  eine  erheblich  grössere  zeigte  die  elastische  Nachwir- 
kung, d.  h.  jener  früher  definirte  Quotient,  einige  Zeit  nach- 
dem  die  (gewichte  abgenommen  waren,  einen  grösseren  Werth, 
als  bei  der  kleineren  Biegung.  Wurden  aber  bei  der  grösse- 
ren Belastung  mehrere  Versuche  nacheinander  augestellt,  so 
nahmen  jene  Quotienten  ab  und  zeigten  nach  ungefähr  drei 
Versuchen  wieder  denselben  früheren  Werth,  den  sie  nun 
behielten.  Das  Umgekehrte  tritt  ein,  wenn  man  von  grossen 
Biegungen  zu  kleinen  übergeht.  Die  untenstehende  Tabelle  T 
mag  dies  nftber  darthun.  Diese  Tabelle  ist  erhalten  aus 
Versuchen  an  Glas  X  und  Glas  VII,  an  denen  dies  beson- 
ders deutlich  liervortritt;  doch  trat  diese  Erscheinung  an 
allen  Gläsern  mehr  oder  minder  Stark  hervor. 

AxiB.  d.  Phjs.  u,  Chm.      F.  IXÜL  15 


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220  G,  H  eidmunn. 


Tabelle  V. 


Glas 

X 

vn 

h 

40 

j  68 

1  53 

1  55 

93 

"93" 

93 

125  1  125 

125 

Zeit 

«1 

«» 

1 

«»  1 

< 

«»4     1  «5 

20MC 
40  ' 
1«»  , 

2 
3 

0,0032 
26 
22 
18 
10 

0,0050  0,0046  j0,0028 
43  ,      36 '  21 
33!      30,  17 
89 ;      25 1  15 
22       20  12 
20  ^      U 1  9 

0,0096 
80 
73 
65 
53 
36 

0,0095 
75 
59 
50 
39 
24 

0,0090  0,0084  0,007fil 0,0076 
77       76       74  72 
59       72       6H  63 
50      64      60*  52 
40       60       48  44 
25|      4a      40  25 

§  8ft.  Binfluas  der  Ersohutteroiigen  und  Temperator- 
Badenuigen  auf  did  elaatliohe  KaohwlrkDiig. 

Einige  interessante  Resultate  über  den  Eintiuss  von  Er- 
schütterungen und  Erwärmungen  auf  die  elastische  Nach- 
wirkung, die  sich  im  Yerlaafe  der  Untersuchung  ergaben, 
möchte  ich  nur  kurz  berlibren,  da  sie  sich  inhaltlidi  fast 
vollkommen  decken  mit  den  Ergebnissen  von  Hm.  G.  Wie- 
demann*) aus  dessen  Untersuchungen  über  Torsion,  Bie- 
gung und  die  Beziehung  zwischen  diesen,  der  Wärme  und 
dem  Magneti«^mn«;.  Hr.  G.  W ied eniann  untersucht  den  Ein- 
tiuss der  Erschütterungen  und  Tomperaturänderungen  aul 
die  temporäre  und  permanente  Torsion  und  Biegung,  findet 
die  überraschende  Analogie  zu  dem  Magnetismus  und  erklärt 
die  erhaltenen  Eesultate  durch  eine  Betrachtung  über  die 
dabei  stattfindenden  Molecularrorgänge.  Die  aus  meinen 
Beobaclituugen  sich  ergebenden  Gesetze  lauten: 

„Die  elastische  Kachwirkung  bei  Biegung  wird  durch 
Erschütterungen,  resp.  Erwärmungen  vermindert."  „Wird 
der  Stab  erschüttert,  während  er  unter  dem  Einllusse  des 
biegenden  Gewichtes  steht,  so  nimmt  seine  elastische  Nach- 
wirkung zu.**  Denselben  JSinfluss  üben  vermuthlich  auch 
Erwärmungen  während  der  Dauer  der  Belastung  aus. 

Dass  die  Temperatur  Ton  erheblichem  Einflass 


1)  O.  Wiedemauu,  Pogg.  Ann.  10:J.  p.  563.  ISÖS;  106.  p.  I61. 
Ibö9^  107.  )}.  439.  18ö9i  122.  p.  346.  1864.    Wied.  Ami.  (J.  p.  485.  Iö7i»- 


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Elastische  und  thernusehe  Nachwirkung  des  Glases»  227 

auf  die  elastische  Nachwirkung  ist,  hat  schon  F.  Kohl- 
rauscii  gezeigt;  es  erhellt  dies  auch  daraus,  dass  mit  der 
Temperatur  eine  Yerändertiiig  der  molecularen  Constitution 
der  Körper  eintritt  Um  frei  zu  sein  von  diesem  Einflüsse, 
stellte  ich  die  Beobachtungen  bei  möglichst  constaater  Tem- 
peratur  an.  Aber  w&hrend  der  langen  Dauer  der  Unter- 
«nchung  traten  doch  Schwankungen  von  3 — auf,  und  es 
war  daher  im  Interesse  der  besseren  Vergleichbarkeit  der 
elastischen  Nachwirkung  an  verschiedenen  Glassorten  wün* 
schenswerthy  wenigstens  den  qualitativen  Einiluss  der  Tem- 
peratur festzustellen.  £s  konnte  hier  nicht  meine  Absicht 
sein,  eine  Formel  für  die  Abh&ngigkeit  von  elastischer  Nach- 
wirkung und  Temperatur  aufzustellen,  resp.  die  Beobach- 
tungen zu  vervollständigen,  die  Hr.  Kohliausch  über 
diesen  (Tpgenstand  machte.  Nach  ihm  wissen  wir,  dass 
innerhalb  der  Zimmertemperatur  (9 — 30**)  zwischen  dieser 
and  der  elastischen  Nachwirkung  Proportionalität  besteht^ 
aber  auch,  dass  dieser  Einfluss  auf  Terschiedene  Körper 
nicht  in  dem  gleichen  Sinne  wirkt  Bei  Kautschuk  bedingt 
erhöhte  Temperatur  Abnahme  der  elastischen  Nadiwirkung, 
bei  Silber  dagegen  wftchst  diese  mit  jener.  Da  allerdings 
Kautschuk  auch  in  seinem  übrigen  Verhalten  von  anderen 
Korpern  abweicht,  so  könnte  man  meinen,  dass  die  Tem- 
peratur in  der  Kegel  in  demselben  Sinne  wirkt,  wie  bei 
Silber.  Doch  nach  den  Versuchen,  die  ich  an  einigen  Glas- 
aorten angestellt  habe,  scheint  Glas  ein  dem  Kautschuk  ana- 
loges Verhalten  zu  zeigen.  Die  Besultate  sind  enthalten  in 
der  beistehenden  Tabelle  VI. 


Tabelle  VI. 


Oha 

XIX 

vn 

W  0. 

2UWC  1 

40 

•■■Jim 

*  2 
3 

0,0085 
57 
40 
27 
19 

a 

0,0002 
47 
82 
20 
15 

10  1 

0,008Ö 
73 
59 

47 
37 
23 

0,0070 
54 
41 

32 

■Jl 

16» 


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228 


Die  Zahlen  in  den  einzelnen  Golomnen  haben  die  firfthere 
Bedeutung.    Ans  dieser  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  ^ 

nähme  der  Temperatur  eine  Ahnnhme  der  Aac/nrnkunpsdefor' 
matimen  Itedinqf}^  und  dif  seü  Kt-hultat  scheint  mir  auch  mit 
den  Versuchen  von  Hrn.  P.  M.  Schmidt  über  den  Einfluss 
der  Temperatur  auf  das  logarithm ische  Decrement  im  Ein- 
klang zu  stehen,  Schmidt  findet:  ^das  loganthmiBche 
Decrement  nimmt  mit  der  Temperatur  zu  und  ist  dieser 
innerhalb  der  Ghrenzen  0 — 25^  proportional.''  Die  Schwin- 
gungen  nehmen  liier  nach  rascher  ab,  der  Draht  nähert  sieb 
Bchneiler  seiner  Gleichgewichtslage. 

§  4.    Thermischo  Nachwirkung  an  Glasröhren. 

Ich  schliesse  hieran  kurz  die  Beschreibung  einiger  Ver« 
suche,  die  ich,  mit  Bücksicht  auf  die  oben  erwähnte  Beob* 
achtung  von  Hm.  Matthiessen,  an  Glasröhren  Ton  XVF*. 

XVI1"S  XVlir"  angestellt  habe,  um  die  thermische  Isacii- 
wirkung  direct  mit  Hülfe  des  W e i nho Id'schen  Vorlesungs- 
apparates für  Ausdehnung  von  Stäben  und  Kohren  nachzu- 
weisen. Die  Glasröhre  ruhte  auf  drei  Rollen  über  einer 
Metallröhre,  mit  der  sie  aii  dem  einen  Ende  dutch  eise 
Klemme  fest  verbunden  war.  Nahe  dem  anderen  Ende  trug 
die  Glasröhre  einen  Zeiger.  Auf  diesen  wurde  ein  Mikros- 
kop mit  8cala  eingestellt.  Während  des  Versuchs  Üoss  durch 
die  Metallröhre  Wasser  von  möglichst  constanter  Temperatur; 
durch  die  Glasröhre  wurde  Wasserdampf  geschickt  und  im 
Mikroskope  die  Verlängerung  der  Glasröhre  bei  Erwärmen 
▼on  t^^  auf  beobachtet»  wo  t^^  die  Temperatur  des  Wasser* 
dampfes  bei  dem  stattfindenden  Barometerstande  bezeichnet 
Bei  Glas  XVF"  und  XyilF»  war  bei  120facher  Vergrösse- 
rung  keine  thermische  Nachwirkung  zu  bemerken  nach  dem 
Abstellen  des  Dampfes  und  ntu  hdem  das  Glas  seiue  ursprüug- 
liche  Tem))eratur  wieder  an^^enommen,  was  in  der  Regel  nach 
10  Min.  der  Fall  war.  Bei  XVII"^  aber  betrug  die  ther- 
mische Nachwirkung  5 — 6  8calentheiie,  d.  h.  0,04  mm.  Der 
Ettckgang»  wenigstens  der  sichtbare,  dauerte  10—20  Stunden, 
während  er  bei  Thermometern  Tage,  selbst  Monate  lang  su 
bemerken  ist 


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ElasUacke  und  thermische  Nachwirkung  des  Glasei,  229 


Bei  diesen  Versuchen  trat  die  merkwürdige  Krscheinung 
auf,  d:iss  die  thermisch  guten  Gläser  XVF"  und  XVIII'", 
lie  also  keine  thermische  Nach  Wirkung  zeigten,  heim 
Durchströmen  des  Dampfes  sich  sofort  beschlagen,  XVU^ 
nicht;  da  aber  gerade  XVII  hygroskopisch  ist»  so  darf  man 
nelleicht  Tormathen,  daas  diese  firscheinung  mit  dem  W&rme- 
leitimgsTenn()^n>Q  der  GIftser  zusammenhängt. 

Ein  in  anderer  Hinsicht  bemerkenswprtlies  Resultat  hier- 
bei ist  die  grosse  Verschiedenheit  der  Ausdehnungs- 
coeft'icienten.  Der  von  XVII  ist  mehr  als  doppelt  so  gross 
als  der  >on  XVIII.   Angenähert  ist: 

ittrXVI  »0,000007  9, 

n  XVII  Ol  »0,0000114, 
n    XVni      o,  a  0,000  005  4. 

Wenn  zwar  diese  Zahh/n  ki  iiu  h  Anspruch  auf  absolute 
Gültigkeit  machen,  so  dürfte  die  Maximalabweichung  kaum 
mehr  als  dz  0,0000003  betragen. 

Mit  Bücksicht  auf  diesen  Unterschied  schien  es  wün« 
schenswerth,  die  CoÖfficienten  auch  der  anderen  Gläser  zu 
kennen.  Die  Bestimmung  derselben  mittelst  der  beschrie- 
beneii  Methode  konnte  wegen  Mangel  an  Glasröhren  nicht 
ausgeführt  werden.  Doch  gelingt  diese,  auch  aus  Capillar- 
rohren,  inittelst  des  vua  Hrn.  Prof.  AI» he  verbesserten 
Fizeiiu'schen  Dilatometers.  Die  Veröffentlichung  der 
hierdurch  zu  gewinnenden  Eesultate  wird  später  erfolgen. 

§  5.  Zosammenhang  zwischen  olastisoher  und  thermischer 
Hiehwirkong  und  Abliftngigkeit  von  der  ohemiaohen  Zu* 

BfiumnenBOtBung. 

Es  möge  nun  die  Zusammenstellung  der  Tabellen  der 
elastischen  Nachwirkung  der  unlerMiclilen  iji lassorten,  ihrer 
thermischen  Nach  Wirkung  und  der  chemischen  Zusammen- 
letzung  dersell^en  folgen. 

Die  folgende  Tab.  VII  der  elastischen  ^Nachwirkung  ist 
auf  dieselbe  Weise  wie  die  oben  mitgetheilten  erhalten.  In 
der  ersten  Horizontalcoiumne  findet  sich  die  Bezeichnung  der 
Ölassorte,  in  der  zweiten  die  Temperatur,  hei  welcher  die 
Biegung  des  Stabes  Yorgenommen  wurde.    Die  a^^,  d.  h. 


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280 


O,  Weidmann, 


die  Zahlen  m  den  Verticalcolumnen,  stellen  den  mittleren 
Verlauf  der  elastischen  Nachwirkung  dar.  Die  vorleUU 
Horizontalcolumne  gibt  an,  aus  wie  vielen  einzelnen  Yer- 
suchen  das  Mittel  a^**  gebildet  ist  Die  letzte  Horizontal- 
reihe  enthält  noch  der  Uebersicht  wegen  die  Depresaion«- 
Gonetante  der  ans  jenen  GUUern  constmirten  Thermometer 
(vgl.  p.  233). 

Tabelle  VlI. 


n 

IV 

V 

VII 

VIII 

X 

XI 

Temperatar 

8« 

11« 

4« 

10* 

4» 

If« 

Zeit 

<    1  0«* 

■10 
[  m 

IV, 

o 

'\ 

0,0018 

08 
05 

1  03 

0,0011 
0(i 
04 
03 

o,(K):u; 

>)•■) 

18 
14 
10 

0,0088 

73 
59 
47 

37 
23 

0,0062 

hl 
42 
80 
22 
14 

0,00  >7 
21 
17 
14 
10 
08 

0,0035 

2;-> 
19 

Ol 

Anzahl  <lrr 
Vt'r.su«-he 

!  4 

5 

15 

20 

12 

JJcpiL'iüiou  , 
ftr  100»  i 

|0,02« 

0,Ü7'> 

0,09«  ! 

0,10«  1 

0,07« 

Glas 

XVim 

xviiiii|  xviiiiii 

XIX 

XXIini 

Geyorsthal 

Temperatur  | 

8« 

40 

l 

Zeit  1 

2t>«ec 

40  1 

im  • 

i  1 

0,0065 
45 
83 
25 

1  .1 

0,0ä23 
259 
221 
185 
157 
128 

0,003B 
24 
15 
11 
08 
05  ! 

0,0085 
57 

40 
27 

^? 
11 

0,0150 
188 
124 
113 
94 
85 

0,0106 
95 
84 
75 
66 
57 

Anzahl  der 
Venuchc 

81 

16 

6 

1  12 

Depression 
für  100** 

0,05" 

1,06« 

0,0Ö» 

0,07»  !l,06* 

0,50* 

Wie  schon  bemerkt,  schwankt  die  Temperatur  swiacheo 
den  Grenzen  S^-IS^  Bei  dem  Vergleich  der  Glftser  unter 
sich  in  Bezu^  auf  ihre  elastische  Nachwirkung  muss  man 

also  nach  §  3,  den  Kintiuss  der  Temperatur  berücksichtigen. 


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ElaUUche  und  thermische  Nachwirkung  des  Glases,  231 


Nimmt  man  als  Durchschnittstemperatur  so  wäre  der 
Verlauf  von  XVll^\  XVIIP",  IV,  VIII  ein  noch  lang- 
samerer, als  ihn  die  Tabelle  angibt.  Versteht  man  nun  unter 
„elastisch  gatem^  Glase  nicht  nnr  solches,  das  geringe  elasti- 
sche Nachwirkung  zeigt,  sondern  auch  solches,  dessen  Nach- 
wirlrangf  sofern  sie  grosse  Anfangsbeträge  hat,  rasch  Ter- 
läuft,  so  ordnen  sich  die  Gläser  in  folgender  Weise,  vom 
,,be8ten^'  angefangen: 

U  IV   XVmni  X  XI  V  XVim   XIX  VÜI   Vn  Geyerslibal 

XVIIiu  XXIIin. 

Da  die  Dimensionen  der  8täbe,  resp.  Röhren  nach  §  3 
ohne  Einfluss  auf  den  Verlauf  der  elastischen  Nachwirkung 
sind,  so  ist  es  nicht  ndthig,  dieselben  mitzutheilen. 

Um  den  Verlanf  der  elastischen  Nachwirkung  anschau- 
licher darzustellen,  kann  man  die  einzelnen  Verticahreiben 
geometrisch  interpretiren.  Man  erhält  dann  für  jedes  Glas 
liei  dieser  einen  Deformationsart  (Biegung)  eine  bestimmte 
Curve,  deren  Verlauf  aus  Fig.  9  zu  f  i  sdien  ist.  Die  Abscissen 
stellen  die  Zeiten  seit  der  Entspannung  dar,  die  Ordinaten 
die  zu  diesen  gehörenden  elastischen  Nachwirkungen  10000 
mal  TergrOssert  Die  Gurre  fUr  Glas  XVII  konnte  wegen 
Mangel  an  Baum  nur  von  IVt  ^in.  seit  der  Entspannung 
an  gezeichnet  werden;  doch  ist  ihr  Verlauf  Yollkommen  er- 

oithtlich  aus  b'ig.  lÜ. 

Um  die  Uebersicht  nicht  zu  schädigen,  enthält  Tab.  VII 
die  Nachwirkung  nur  bis  zu  3  Min.  vom  Momente  des  Ent- 
spannens gerechnet.  Bei  der  Mehrzahl  der  Gläser  (der  so* 
genannten  guten)  wurde  der  Verlauf  auch  nicht  länger  be- 
obachtet. Doch  die  schlechteren  Glftser  (XYII^u,  XXTI"' 
Geyersthal)  zeigen  nach  15  Min.  und  noch  Iftnger  so  erheb- 
liche Nachwirkungsdeformationen,  dass  es  im  Interesse  der 
Vollständij:^keit  geboten  scheint,  diese  besonders  darzustellen. 
Diesgesehieht  in  Tab.  VIII  (p.  232)  und  Fig.  10.  Die  Ordinaten 
sind  hier  wieder  10000  mal  vergrössert.  Säuimtliche  Dimen- 
sionen sind  hier  im  Vergleich  zu  Fig.  9  auf  ein  Drittel 
reducirt 


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282 


Tabelle  VIIL 


Glas  1 

VU 

L  J 

XIX  jGejerstbal 

XXUm 

1    ^  j 

^  I 

«0  J 

3 

«0 

<   j  «•* 

OAm>c 

U,Ul>oa 

0,0085 

0,0106 

0,0323 

0,0150 

40 

73 

57 

95 

259 

138 

1« 

59 

40 

84 

221 

124 

AI 

27 

76 

185 

113 

2 

37 

19 

66 

157 

94 

8 

23 

11 

57 

12S 

85 

5 

14 

05 

39 

9« 

75 

«* 

1 

79 

10 

1  ~ 

21 

57 

54 

16 

;  - 

- 

1  32 

1  « 

Temp. 

3» 

40 

1- 

$• 

16» 

I  4 


M&D  könnte  die  Uebersicht  über  das  Verhalten  der 
Gläser  noch  erhöhen,  wenn  man  anf  die  Nachwirkung  die 
Formeln  Yon  F.  Eohlransch,  resp.  Boltzmann  in  Anwen- 
dung brächte.    Hier  stehe  ich  davon  ab,  da  ich  noch  in  §  T 

specioller  darauf  eingeben  werde. 

Die  thermische  Nachwirkung  wurde  nur  an  drei  Gläsern 
direct  beobachtet,  wie  §  4  zeigt;  Glas  XVI"S  XVIIF"  er- 
wiesen  sich  da  als  thermisch  gut,  d.  h.  zeigten  keine  bemer- 
kenswerthe  thermische  Nachwirkung;  XVII^  dagegen  als 
thermisch  schlechtes;  die  Nachwirkung  war  hier  bedeutend. 
Dasselbe  Verhalten  zeigten  sie  auch  in  elastischer  Beziehung 
(vgl.  Tab.  Vll).  Würde  sich  die  l'ntcrsuchiing  auf  diese  drei 
Gläser  beschränkt  haben,  so  wäre  schun  damit  gezeigt,  dass 
elastisch  gutes,  resp.  schlechtes  Glas  auch  thermisch  gutes, 
resp.  schlechtes  ist.  Eine  weitere  Bestätigung  dieses  Ver- 
haltens ergibt  sich  aber  auch  durch  den  Vergleich  der  elasti- 
schen Nadiwirkung  mit  der  Mazimaldepression  der  aus  den 
betreffenden  Giftsem  construirten  Thermometer,  sofern  die» 
Depression  als  Maass  der  thermischen  Nachwirkung  ange- 
sehen werden  kann.  Diese  Conblanten  sind  bestnniiit  durch 
die  kaiserl.  Normal-AichungscommissioQ  zu  Berlin.  ^)  Die 
Grösse  der  Depressionsconstante  (Maximaldepression)  ist  ent- 
halten in  Tab.  IX. 

l)  Sitzuugäbi  r.  der  köuigl.  pieuhs.  Acad.  d-  WiäS.  zu  Berlin.  IS^ 
p.  843;  1885.  p.  1021. 


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EiaUitche  und  thermi$ehe  Nachwirkung  des  Glases»  233 


Tabelle  IX. 


im  Glases  ^ 

IV  V 

vn  ,  viii  ,  X  I  XI 

'^P^^^?^^  '          1  0,07«  1  0,09« 

0,10«  j  OßV  1  0,09»  '  0,09« 

Bczfiehuunfi:  v-\7fiii 
des  Glaset  f^^^"' 

r 

XViliuXVlUi".  XIX    XXll  ,  Gejentbal 

0,07»  '^'JJj^  1  0,50 

Ordnet  man  die  Gläser  nach  ihrem  thermischen  Ver- 
leiten, so  kommt: 

n  XVIIIiii   XYI"i   IV   VIII   XIX  XI  V  X  I  VU  ,  Oeyersüial 

XVII»"  xxnni. 

In  Bezug  aaf  die  elastische  Nachwirkung  war  die 
Reihenfolge: 

U  IV  XVmiik   X  XI   V   XVliii   XIX  Vm  i  VU  l  Geyersthal 

XVUin  XXlIHi. 

  ^ 

Der  Vergleich  beider  Reihen  berechtigt  demnach  zur 

Fassung  des  Spitzes:  ,,/s.<f  eristirt  fine  Beziehung  zwhchen  elasti' 
scher  und  ffierinlscher  NackivirkiiiKj  des  GUist'S^  U)t'l  zwar  ist 
thermisch  gutes  j  resp,  schlechtes  Glas  auch  elastisch  yutes  resp* 
$chleehies  und  umgekehrt,** 

Der  Vergleich  der  elastischen  Nachwirkung  untereinan- 
der l&Bst  aber  noch  einen  weiteren  Schluss  zu  auf  die  Ab- 

liängigkeit  der  elastischen  Nachwirkung  von  der  Cho- 
rnischen Zusammensetzung.  Die  folgende  Tab.  X  (p. 234) 
enthält  die  chemische  Zusammensetzung  genannter  13  Glas- 
sorten, nach  den  Angaben  des  glastechnischen  Laboratoriums 
n  Jena. 

Das  Thüringer  Glas  ist  von  den  Hm.  Tittel  u.  O 
„Geyersthal''.  Die  Analyse  eines  solchen  Glases  Tom  An- 
fang Herbst  1883  in  dem  ghistechnischen  Laboratorium  zu 
Jena  hatte  die  in  Tab.  X  aufgenommene  chemische  Zu- 
sammensetzung ergeben. 


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234 


G.  kVeidnumn, 


Tabelle  X. 

Bezeichnung 
des  Glaees 

1  " 

IV 

V  VU 

VIII  '  X 

i 

Kieselsäure 
Natron 

K  ill  i 

Bleio.xyd 
Ziukoxjrd 
Kalk 
Baryt 


24 
7 


70 
13,5 


-  16,5 


öS 


Lithtomoxyd  —  |  — 
Thonerde  16  — 
BoTSättre 


54 
16 
80 


öl  i  70 

—  15 

^7  !  - 

27,7  - 

—  j  15 

—  I  —  40 
6,5  -  I  - 
1,8  -      ,  - 

-  j 


46  I  65 
8  - 

—  IS 


6 


b 
12 


0,09* 


0,10«!  0,07» 


Ofi9*  0,09* 


xvniwjxvmi" 

.  -  -  -  _  _  - 

XIX 

xxnm 

veyenoHB 

Ki(>sol8fttir6 

67,5 

69 

62 

50 

66 

68,69 

Natron 

14 

15 

lö 

14 

5,87 

Kali 

10,9 

9 

14 

7,S2 

Bleioxyd 

Zinkoxyd 
Kalk 

7     i  - 

:  i  I 

30 

20 

' 

6 

5,72 

Baryt 

Lithtumoxyd  , 

15 
- 

Thouerde  | 

1  2,5 

5 

2,11 

Borsäure  | 

1  2 

9 

^  1 

Depression  für' 
lüO*»  C. 

0.05«! 

1 

1,06* 

0,06«' 

0,07»! 

1,06*: 

1 

0,50* 

S'ddi  den  UntersucliUügtm  der  kaiserl.  Normal- AichuDgs- 
com mission  verhalten  sich  reines  Natron-,  reines  Kali-,  reines 
Lithiumglas  in  thermischer  Hinsicht  vollständig  gleich  gut 
d.  h.  die  aus  ihnen  construirten  Thermometer  zeigen  sämmt* 
lieh  eine  geringe  Maximaldepression  0,04 — 0,10^;  ferner  ist 
68  hiernach  vahr8cheinlichy  dasB  fBr  das  thennische  Ve^ 
halten  die  Anwesenheit  der  anderen  Bestandtheile,  anner 
Natron,  Kali,  Lithiumoxyd,  wie  Kalk,  Baryt,  Borsaure  oh« 
Einfluss  sind.  Dasselbe  scheint  aber  nicht  für  das  elastische 
Verhalten  zu  gelten;  vielmehr  scheinen  sich  aus  dem  mit* 


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EioMtUche  und  thermuehe  Nachwirkung  de»  Gkuet,  235 

getheilten  Beobachtungsmateriai  folgende  iSchlilsse  ziehen  zu 
lassen : 

Die  gleichzeitige  Anwesenheit  Ton  Kali  and  Natron  hat 
eine  erhebliche  elastische  Nachwirkung  (wie  auch  thermische 
Nachwirkung)  zur  Folge.  Eine  hinreichende  Einschrftnlning 

der  elastischen  Nachwirkung  (uml  thermischen  Nachwirkung) 
wird  erreicht  durch  Weglassunj^  von  Kali.  resp.  Natron, 
d.  h.  bei  reinem  Natron-,  resp.  Kaligkis.  In  Bezug  auf  elasti* 
sehe  Nachwirkung  haben  die  Kaligl&ser  vor  den  Natron- 
gllsem  den  Vorzug  bei  sonst  nahezu  gleicher  chemischer 
Zosammensetzung  (vgl  Glas  IV  und  VIII,  V  und  XIX). 
Unter  den  reinen  Kali-,  resp.  Natrongl&sem  sind  diejenigen 
mit  geringem  Kali-,  resp.  Natrongehalt  die  elastiscli  besseren 
((ilas  XVIII  und  V,  X  und  XIX).  Bei  nali»  /u  gleichem 
Natron-,  resp.  Kaligebalt  scheint  Glas  mit  grösserem  ßaryt- 
oder  Kalkgehalt  das  elastisch  bessere  (Glas  Ii,  X).  Der 
Antheil  der  anderen  Bestand theile,  namentlich  der  Kiesel- 
sftare,  scheint  die  Grösse  der  elastischen  Nachwirkung  nicht 
zu  beeinflussen.  Das  Lithion-,  resp.  Bleiglas  steht  hinsicht- 
lich der  elastischen  Nachwirkung  (wie  auch  thermischen 
Nachwirkung)  dem  Kali-  und  Natronglase  nach.  Bei  gleich- 
zeitigem Nebeneinander  von  Kali  und  Natron  haben  die 
Gläser  mit  geringem  Alkaligehalt  die  geringere  elastische 
Nachwirkung  (Gejersthal,  XVXI). 

§  t>.   PISionietriaolie  Versuohe  nebst  Folgerungen. 

Die  bisher  mitgetheilten  Untersuchungen  gipfelten  in 
dem  Resultate:  Ks  existirt  eine  Beziehung  zwischen  elasti- 
scher und  thermisclier  Naelnvirkung  des  Glases;  sie  gestatteten 
aber  nicht  eine  quantitative  Ver-^leichbarkeit  beider.  Die- 
sen Zweck  suchte  ich,  wenn  er  überhaupt  realisirbar  war, 
durch  die  nun  folgenden,  an  Thermometern  angestellten 
piSzometrischen  Versuche  zu  erreichen. 

Die  Anordnung  der  Versuche  war  diese.  An  äusserst 
emptindlichen  Thermometern  wurde  einmal  thcimische  Nach- 
^virkung  durch  Erhitzen  des  Thermometers  und  elastische 
Nachwirkung  dadurch  hervorgerufen,  dass  mit  Hülle  des 
Piezometers  ein  Druck  auf  die  Quecksilbersäule  des  offenen 


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236 


G,  //  eiämann. 


Thermometers  und  damit  von  innen  auf  das  Qiiecksilber- 
geiass  ausgeübt  wurde  (Fig.  \\).    Der  Deckel  des  Piezo- 
metergetasses  hatte  dazu  zwei  Oeönungen.  In  der  einen  war 
die  Manometerröhre^  um  den  stattfindenden  Druck  zu  messen, 
in  der  anderen  eine  doppelt  rechtwinklig  nach  derselben  Seite 
hin  umgebogene  Glasröhre*  An  dieser  wurde  das  zu  unter- 
suchende olfene  Thermometer  mittelst  Siegellack  befestigte 
Wurde  nun  in  dem  PiSzometergeHtese,  das  mit  Wasser  au- 
freflillt  war,  der  Druck  vermittelst  der  Pumpe  erhöht,  so 
wirkte  dieser  erhöhte  Druck  auch  in  dnr  mit  jenem  Getass 
commuuicirendea  Röhre,  also  auch  aui  die  Quecksilbersäule 
und  hierdurch  auf  die  Thermometerkugel;  diese  dehnte  sich 
also  dem  herrschenden  Drucke  gemäss  aus.  Unter  Annahme 
der  Incompressibilitat  des  Quecksilbers  und  unter  Vemacfa- 
l&ssigung  der  Ausweitung  der  Capillare  Yergrössert  sich  durch 
den  Druck  des  Piezometers  das  Volumen  der  Thermometer- 
kugel um  soviel,  als  der  Quecksilberfaden  Volumen  der 
Capillarröhre  freigibt,  d.  h.  fällt.   Soll  nun  andererseits  durch 
Erwärmung  eine  ebenso  grosse  Erweiterung  des  Quecksilbe^ 
gefftsses  eintreten,  so  muss  diese  Erwärmung  betragen: 


wenn  a  das  Tolumen  bezeichnet,  das  der  Queeksüb^rfadea 

beim  Erwärmen  des  Thermometers  von  t^^  auf  t^^  freigeben 
würde,  weun  sich  das  Quecksilber  nicht  ausdehnte  und  cf,  resp. 
ß  die  Ausdehuungscoefhcienten  von  Quecksilber,  resp.  Glas 
sind.  Denn  ist  das  Volumen  der  Thermometerkugel  und 
beträgt  der  Abstand  zwischen  0^  und  100^  a  mm;  bezeichnet 
man  femer  den  Querschnitt  der  Thermometerdapillare  mit 
q  qmm,  so  ist  n,q  der  Ueberschuss  der  Ausdehnung  des 
Quecksilbers  über  die  des  Glases  beim  Erwärmen  Ton  0  auf 
100^:  n.q=^  üo(a  -  ß),  lüO. 

Beim  Erwärmen  von  t^^  auf  t^^  vergrössert  sicii  das  Vo- 
lumen .des  Glasgefässes  allein  um: 


Dieses  Volumen  ist  also  gleich  a,q^  wo: 


\it  ^~"^)".  lÜÖ ' 


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Miasiische  und  tliennisdie  Nachwirkuny  des  Glases.  237 


Unter  Zugi  uiidelegung  der  gebriiiu  hliciisten  Werthe  für 
-  una  ß:  a  =  0,000  181  ß  ^  O.uoO  027  5  würde  mau  lür  eine 
Erwärmung  von  0"  auf  100"^  als  Ausdehnung  OjQ<j=[/?/(a—/^]ji 
»0,178.»,  d.h.  18^  erhalten;  d.  k  erwärmt  mao  die  Ther- 
mometerkugel nebst  OaptUare  von  0^  anf  100^,  so  vergrössert 
nch  dabei  das  Volumen  um  so  viel,  dass  der  Quecksilber- 
faden  um  17^  fallen  wflrde,  wenn  sich  das  Quecksilber  dabei 
nicht  ausdehnte. 

Erwärmt  man  also  pinnval  das  Therinunieter  um  .-.u  viel 
Grade,  dass  durch  die  Jb^rweiterung  des  Glasgefässes  allein 
der  Qaecksüberfaden  a  mm  der  Capillarröhre  frei  geben 
wttrde,  wenn  sich  eben  das  Quecksilber  nicht  ausdehnen 
wflrde;  übt  man  andererseits  mit  Httlfe  des  Piteometers  einen 
solchen  Druck  auf  die  Thermometerkugel  aus,  dass  der  Queck- 
silberfaden wiL'(i(ji  um  a  mm  fällt,  so  liefert  der  VerKloich 
der  Nachwirkungen  nach  der  Erwärnmng  und  der  elastischen 
Ausdehnung  durch  Druck  unmittelbar  die  directe  Beziehung 
zwischen  beiden  Nachwirkungen. 

Da  eine  merkliche  thermische  Nachwirkung  erst  nach 
grosseren  Erwärmungen  eintritt^  so  mttsste  man,  um  eine  der 
Erwärmung  entsprechende  grosse  elastische  Ausdehnung  zu 
erzeugen,  einen  sehr  hohen  Druck  andwenden  (4  —  5  Atmo- 
sphären für  P);  dies  ist  experimentell  nicht  leicht  ausführbar. 
Doch  da  nach  den  früheren  und  folgenden  Tabellen  die 
elastische  Nachwirkung  den  vorangegangenen  Ausdehnungen 
proportional  ist,  so  genügt  es,  zum  Vergleich  beider  Nach* 
Wirkungen,  die  elastische  Nachwirkung  nach  einer  bestimmten 
Ausdehnung  zu  kennen. 

Aber  trotz  der  Feinheit  dieser  Methode  ergaben  die 
aDgestellten  Untersuchungen  keine  neuen  Resultate.  Die 
Hofinung,  das  quantitative  Verhältniss  beidei  Aachwirkungen 
tisLiren^  einen  mathematischen  Ausdruck  für  die  Beziehung 
beider  aufzustellen,  wurde  zu  nichte.  Schon  die  einfache 
Betrachtung  über  die  durch  Wärme  und  Druck  verursachten 
Nachwirkungsdeformationen  ergibt,  dass  eine  Identität  der 
beiden  Nachwirkungen  nieht  stattfinden  kann.  Fttr 
die  thermische  Kachwn  kuog  nach  Erwärmen  von  0''  auf  100® 
erhält  man  einen  für  einige  Zeit  merklich  constanten  Werth, 


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238 


Q,  Weidmann. 


die  sogenannte  MaximaldepreMion  Air  100^  oder  die  Deprw- 

sionsconstimte,  nachdem  das  Tliermometer  wieder  auf  O'^  ab- 
gekühlt ist.  Die  elastische  Nachwirkung  aber  verschwindet 
ziemlich  rasch  nach  dem  Entspannen.  Durch  die  Wärme, 
wie  durch  den  Piezometerdruck  wird  zwar  das  Volumen  dtf 
Thermometerkugel  vergrössert.  Aber  w&brend  die  Winne 
alle  Dimensionen  der  Hohlkugel,  also  auch  ihre  Wanddicke^ 
gleichmässig  Tergrössert,  dehnt  der  Druck  dieselbe  aus  und 
Terringert  so  die  Dicke  der  ftefässwand.  Weiter  aber  ist 
der  Verlauf  beider  Xachwu kuugen  ein  total  verschiedener. 
Die  elastisclie  Nachwirkung  verläuft,  wie  auch  die  Versuche 
an  den  Thermometern  wieder  zeigen,  viel  raecher  als  die 
thermische  Nachwirkung. 

Ferner  gelten  für  beide  Nachwirkungen  total  yersdue- 
dene  Gesetze.  Während  bei  der  elastischen  Nachwirknag 
die  Rückstände  proportional  der  ursprünglichen  Deformatios 
Sinti  (gültig'  für  Bie^^mg.  Torsiun.  Aiisdehnung,  Druck),  gilt 
fur  die  thermische  Nachwirkung  d;ts  vun  Hrn.  Dr.  Fernet 
gefundene  Gesetz ,  dass  die  Üückstände  proportional  sind 
dem  Quadrate  der  Erwärmungstemperatur.  Endlich  aber  i 
ieigt  ein  Blick  auf  die  Tabellen  VII  und  IX  in  §  6  die 
Unmöglichkeit  der  Identit&t  beider.  Die  G-lftser  mit  glei- 
eher  thermischer  Nachwirkung,  resp.  gleicher  Depressions* 
conytante  haben  unter  denselben  Bedingungen  ganz  verschie- 
dene elastische  Nachwixkuug. 

Aus  dieser  Erörterung  geht  aber  ferner  hervor,  class 
auch,  abgesehen  von  Identität,  nicht  einmal  eine  ange- 
näherte Vergleichbarkeit  des  Verlaufes  beider  Nach- 
Wirkungen  xu  erreichen  ist.  Wenn  nun  trotzdem  die 
Untersuchung  weiter  geführt  wurde,  so  geschah  dies  haupt- 
sächlich im  Interesse  des  Studiums  der  elastischen  Nach- 
wirkung nach  einer  anderen  Defurinationsart.  Die  Ergebnisse 
dieser  Versuche  an  Thermometern  smd  denn  auch  zum  grossen 
Theile  wieder  .Neubestätigungen  der  im  §  3  erhaiteneo  Ge- 
setze für  die  Drucknachwirkungen. 

Die  hierbei  benutzten  Thermometer  waren  äusserst  em- 
pfindlich; sie  bestanden  aus  einer  sehr  engen  Capillaie  (0,27, 
0,27,  0,17,  0,45  mm  innerem  Durchmesser)  und  sehr  grossem 


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Elastische  und  thermische  Nachwirkunff  des  Glases,  239 

QuuckNiibergelasse,  Kugeln  von  56,1.  36,2,  28,3,  32,2  mm 
Durchmesser^  sodass  Tausendstel  und  Doch  weniger  Grade 
ohne  Schwierigkeit  abgelesen  werden  konnten.  So  hatte  an 
diesen  Tier  Thermometern  1**  eine  L&nge  von  16|5)  12,4  om. 
Thermometer  I  und  II  waren  ans  schlechtem  Glase  (Gejers- 
thaler),  III  nnd  IV  ans  Glas  XVF"  hergestellt,  üm  die 
Tlierniometer  zum  Studium  der  thermischen  Nachwirkung 
auf  100**  erwärmen  zu  können,  erweiterte  sich  die  Capillare 
zu  einem  cylindrischen  Gefässe.  Die  Länge  zwischen  diesem 
lind  der  Kugel  betrug  50 — 60  cm,  sodass  sie  ca.  4^10^  um- 
fasste. 

Die  Versuche  Uber  elastische  Nachwirkung  mussten 
wieder  bei  möglichst  constanter  Temperatur  angestellt  wer- 
den. Die  Kellertemperatur  war  hier  bei  weitem  noch  nicht 
constant  genug,  da  ja  schon  geimge,  nur  wenige  Tausendstel 
Grade  betragende  Temperaturschwankuni^en  die  Kebultate 
ganz  unbrauchbar  gemacht  hätten.  Es  wurde  deshalb  die 
Kugel  des  Thermometers,  nachdem  diese  am  Piezometer  be- 
festigt war,  mit  backendem  Schnee  leicht  umgeben.  Durch 
passenden  Druck  (1 — 10  Atmosph&ren)  wurde  das  Queck- 
silbergefiise  deformirt  und  die  Nachwirkung  dann  mittelst 
eines  auf  die  Quecksilberkuppe  eingestellten  Mikroskopes 
Ktuljiichtet.  Die  Wirkungsdauer  des  Druckes  betrug  auch 
hier  10  Min.,  um  einen  Verp^leich  der  hier  auftretenden  Nach- 
wirkung mit  der  früheren  zu  ermöglichen« 

Im  ganzen  waren  vier  Thermometer  angefertigt  worden, 
zwei  aus  Thttringer»  zwei  aus  Jenenser  Glase;  von  ihnen  wur^ 
den  aber  nur  zwei  benutzt;  die  beiden  anderen  I  und  III 
lieferten  ihrer  grossen  Empfindlichkeit  wegen,  und  da  deshalb 
die  Fehler  zu  ^ru&be  Beträge  hatten,  keine  brauchbaren  Ke- 
sultate. 

Im  Bezug  auf  die  Fehler,  resp.  Fehlerquellen  möge 
ooch  folgendes  vorausgeschickt  werden.  Die  Hauptfehler- 
qaelle  bildeten  die  wenn  auch  geringen  Temperaturschwan- 
kungen. Mindestens  Vi  Stunde  vor  jedem  Versuche  durfte 
das  Thermometer  nicht  mehr  ErschQtterungen  ausgesetzt 
sein,  die  beim  Auflegen  des  Schnees  und  beim  Umgeben  der 
Kugel  mit  ihm  nicht  zu  vermeiden  waren.    Der  Schnee  war 


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G,  Weidmann. 


backend;  das  Schmelzwasser  konnte  leicht  abfliessen.  Aber 

wuliK  n  l  der  langen  Dauer  eines  Versuches  (1 — 3  Stunden) 
war  mit  unter  soviel  Schnee  geschiuolzen,  tlass  die  Umgebungs- 
temperatur ihren  Kinduss  äussern  konnte.  Ferner  sollte  der 
Schnee  die  Thermometerkugel  nur  lose  umgeben.  Bei  Prüfung 
▼on  Thermometern  kann  man  sich  bekanntlich  durch  An* 
heben  des  Thermometers  hiervon  überzeugen.  Dies  war  hier 
ausgeschlossen.  Das  Thermometer,  überhaupt  der  ganze  Ap- 
parat sollte  absolut  fest  sein.  Durch  den  Druck  des  Schnees 
entsteht  nun  eine  Ff^hlerquelle,  die  eigentlich  jeder  Schätzung 
unzugänglich  ist.  Im  ganzen  sind  die  hierdurch  verursachteo 
Fehler  bei  dem  schlechten  Thüringer  Glase  geringer,  als  bei 
Grlas  XVX^,  da  im  ersten  Falle  die  Kachwirkung  eine  . 
▼iel  grössere  und  langsamer  yerhiufende  ist«  als  im  letztes 
Falle. 

Die  ISachwirkungsdeformationen  wurden  mittelst  Mikro- 
skops abgelesen.  An  dem  Thermometer  befand  sich  zwar 
beim  ulipunkte  eine  Marke,  doch  ein  scharfes  Einstelleii 
auf  Marke  und  Quecksilber  zugleich  ist  unmöglich.  Stellt 
man  nur  auf  das  Quecksilber  ein,  und  dies  geschah  hier,  m 
konnten  Veränderungen  der  Aufstellung  weniger  gut  fest- 
gestellt werden.  Das  Thermometer  II  (Thüringer  Glas)  hatte 
eine  engere  Capillare  als  lY.  Es  wurde  deshalb  bei  II  snr 
eine  35  fache,  bei  IV  dagegen  55  fache  Vergrösserung  benuUt.  i 
Da  nun  die  Kachwii  kuni;  bei  Glas  XVl"^  an  sich  gering 
ist,  so  konnten  infoige  dessen  die  Fehler  bei  XV  erheblichere 
Beträge  haben. 

Endlich  aber  sind  mit  dem  Entspannen,  dem  Entfernes  ' 
des  wirkenden  Druckes »  selbst  Fehler  verbunden*  Bei  der 
Torsion  und  Biegung  kann  das  Entspannen  als  momentan 
angesehen  werden;  hier  nimmt  es  dagegen  emo  merkHche 
Zeit  in  Anspruch  (ca.  10 — 40  See),  je  nachdem  man  dti. 
Druck  langsam  oder  rasch  sinken  lässt,  ist  vielleicht,  wenn 
das  Manometer  des  Pi^ometers  wieder  den  alten  Druck 
anzeigt,  ein  grösserer  oder  geringerer  Theil  der  Nachwi^ 
knngsdeformationen  schon  Torschwunden.  Auch  über  die 
Grösse  dieses  Fehlers  kann  man  sich  nur  in  VermuthuagsB 
ergehen. 


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£iastischä  und  thermische  Nctchwirhung  des  Glases,  241 

Die  Ergebnisse  der  anfsjestellten  Versuche  entlialten  die 
fulgeaden  Tabellen  XI  und  XII.  Die  Zeichen  in  den  Ta- 
bellen haben  hier  dieselbe  Bedeutung  wie  in  den  früheren 
Paragraphen;  die  b  sind  die  ursprünglichen  Deformationen, 
ausgedrückt  in  Miilimetersenkung  des  Quecksilberfadens;  A' 
aber  in  Scalentheilen  des  Mikroskopes^  d,  L  35,  resp*  55  mal 
so  gross.   Das  Mittel: 


das  Mittel     dagegen  gibt  die  wirkliche  Nachwirkung: 


6       6  V35,  reap.  55 


Tabelle  XI.. 

Glas  aus  Geyerstbai;  Thermometerversaeh. 


h 

26 

 — 

29,2 

27,3 

37,3 

46 

61,8 

64 

72,8 

73,5 

1^* 

Zeit 

1 

1  ^' 

^, 

^. 

-4. 

J 

IQM« 

i 

14 

18 

16,7 

20 

22 

21 

25 

26 

28 

V.- 

10 

12 

9 

13,7 

16 

20 

18 

22 

23 

19 

9 

10 

7 

12,7 

15 

19 

16,9 

18,5 

20 

17 

1  8,5 

8 

10,7 

14 

16 

18 

lö,5 

'  8 

7 

4,8 

10,7 

13 

18 

if 

14,5 

17 

U,« 

8 

6 

4 

9,0 

12 

16 

11,5 

13 

12,2 

i  5 

5 

3,3 

5,7 

10 

14 

12 

9 

11 

10 

4 

3 

8 

11 

10 

5 

8 

5 

1 

1^ 

3 

6 

7 

T 

8 

6 

3 

Tabelle  Xlb. 


26 


29,2  27,3 


37,3  ,  46    61,8  64 


72,8  ,  73,5    74  Mittel  Mittel 


Zeit 


30 
im 


.|  38 
•  35 


IV,  . 

1  32 

2 

20 

3 

15 

5 

12. 

10 

20 

r 

0,48 

0,47^ 

0,44 

0,43 

0,34 

0,33 

0,34 

40 

33 

36 

85 

31 

28 

30 

33 

26 

34 

32 

28 

27 

26 

27 

22 

81 

80 

27 

^  22 

23 

18 

28 

28 

24 

20 

20 

15 

24 

26 

24 

22 

1  1^ 

17 

12 

15 

22 

20 

20 

'  13 

18 

11 

08 

18 

16 

15 

07 

10 

06 

-1 

1  18 

08 

11 

04 

V.  F.  ZXIX. 


31 
27 
25 
23 
18 
15 
10 


«10  ,  0«' 


0,31  0,402 


26 
23 
21 
20 


0,327 
0,290 
0,263 
0,226 
l7,iO,H^»'^ 
14  I  0,1  jb 
07  0,116 
04  0,077 

16 


0,0118 
0,0096 
0,0085 
0,0077 
0,0066 
n,005T 
0,U046 
0,0033 
0,0022 


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242 


Cr.  JFeidmaniL 


Tabelle  XIL 


Glas  XVIiii.  Therm ometeryeraiieh. 


h  j 

12,2 

15 

17 

18 

23 

24 

25 

25 

1 

28 

29 

80  1  32 

35  37' 

1 

64  ! 

Mitt»;  £ 

a^'  1 

Zeit 

«7 

«u  j 

a,5  ja,« 

«IS 

20tec  , 

0,33 

0,48 

0,40 

0,38 

0.41 

0,38 

0,48 

0,42 

0,30 

0,43,0,32 

r 

0,30  0,86 

1 

0,33 

1 

0,3ö  i>ß 

40  1 

27 

40 

84 

88 

84 

82 

86 

82 

25 

86|  26 

25'  80 

26 

i  si 

1« 

21 

33 

2r) 

27 

22 

2r, 

28 

32 

28 

20 

33i  21 

20  24 

23 

25 

18 

20 

23 

26 

19 

23 

24 

26 

21 

17 

2r)!  13 

IG  21 

20 

20 

« 

13 

16 

19 

13 

15 

19 

20 

20 

18 

1  12    23  10 

13  18 

15 

16 

»  1 

08 

10 

1  « 

09 

13 

1 

16 

12 

09 

12 

I7j  07 

10|  15 

1 

1" 

Vergleicht  man  die  Zahlen  der  Horizontalcolumnen  h 
Xlb  und  XII  untereinander,  eo  zeigt  sich  auch  hier  die  ge- 
näherte Gültigkeit  des  Gesetzes:  „Die  elastische  Kacli- 
wirknng  ist  unabhängig  Yon  der  ursprünglichen  De- 
formation.** 

In  der  folgenden  Tab.  XIII  sind  die  NachwirkuDgec 
nach  Druck  an  Thermometern  und  nach  Biegung  zusaumieu- 
gestellt. 

Tabelle  Xin. 


ll      Glas  XVIiu. 

1  Geyerathal. 

Deform. 

Biegung 

Therm. 

Billing 

Therm. 

 — 1 

Temp,  j 

1  70 
1 

0» 

0« 

Zeit 

V 

a^n 

: 

~"  ^^^^ 

1 

20MO 

40 

2 
3 

0,0065 
45 
33 
25 
19 
14 

0,0069 
56 
45 
36 
29 
20 

I 

0,0106 
95 
$4 
7& 
66 
57 

o,oni^V 

92  1' 

Diese  Tabelle  liefert  das  interessante  und  überraschende 
Resultat:  Die  elastische  Nachwirkung,  her?orge- 
bracht  durch  Druck  oder  Biegung  unter  denselbea 
Verhältnissen,  ist  nahezu  identisch." 


Digit     1  y  Google 


Elastische  und  thermische  Nachwirkung  des  Glases.  243 

Bei  GlaR  XVI"^  sind  die  Abweichungen  zieuilich  be- 
deutend, doch  übersteigen  sie  nicht  jene  der  einzelnen  Yer* 
'uche.  Zudem  sind  hier,  wie  auseinander  gesetzt,  die  mög- 
üchen  Fehler  ?iei  grosser,  und  endlich  muss  noch  nach  §  3« 
d«r  TemperatareinfloBs  herücktichtigt  werden* 

Eine  weitere  Prflfang  des  ausgesprochenen  Satzes  war 
nicht  möglich.  Zum  Anfertigen  von  Thermometeni  in  dieser 
(jrösse  aus  anderem  Glase  fehlte  das  nöthige  Material,  da 
jene  anderen  Glassorten  im  glastechnischen  Laboratorium 
zum  Studium  ihrer,  namentlich  optischen  Eigenschaften,  nur 
io  kleinen  Mengen  hergestellt  waren. 

Hftlt  man  aber  di^  Gültigkeit  des  obigen  Satzes  durch 
Tab.  IV  für  genügend  bewiesen,  und  dies  setzte  ich  bei 
meinen  Versuchen  voraus,  so  resultirte  hieraus  die  Aufgabe, 
zu  untersuchen,  ob  eine  Generali s i  rung  dieses  Satzes  auf 
alle  möglichen  Deturmationen  zulässig  ist.  Nach  dieser 
Dichtung  hin  wurden  die  folgenden  Versuche  angestellt.  Es 
muBste  also  die  Nachwirkung  nach  anderer  Deformationa- 
srt  untersudit  werden,  und  zwar  bei  einer  solchen,  die 
nur  geringe  Qlasmenge  erforderte.  Eine  solche  war  die 
Torsion. 

Ich  stellte  UhLSiaden  aus  einigen  Sorten  her,  tordirte 
diese  und  beobachtete  den  Verlauf  des  Rückganges  nach 
dem  Detordiren.  Die  Versuche  wurden  wieder  unter  den 
angegebenen  Bedingungen  (10  Min.  Torsionsdauer,  constante 
Temperatur)  angestellt,  mit  einem  Apparate,  der  dem  von 
F.  Kohlrausch ^)  beschriebenen  völlig  gleicht.  Die  Ab- 
lesungen geschahen  mit  Scala  und  Femrohr.  Innerbalb  ge- 
wisser Grenzen  galt  auch  hier  der  von  F.  Kohlrausch 
1^66  gefundene  Satz  der  Proportionalität  von  Nachwirkungs- 
deformation und  Grösse  der  Torsion  oder  das  Gesetz  der 
Unabhängigkeit  der  Nachwirkung  von  der  Torau^egaagenen 
Deformation. 

Ich  lasse  sofort  die  Resultate  dieser  Beobachtungen 
folgen. 


1)  F.  &ohlrau8cb,  l^ogg.  Auu.  12b.  p.  16.  1866. 

16* 


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244 


G.  kVeidmantu 


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Mittel 

L.iiju  .-Lid  by  Google 


Elatütche  und  thermische  Nachwirkung  des  Glases,  245 


Die  ZusamTnenstellun;^  der  elastischen  JSach Wirkung  nach 
Toraion,  Druck  und  Biegung  ergibt: 


Tabelle  XVL 


\ 

XVIui 

xvinin 

ZeU  1 

.  

Therm. 

Torsion 

Bieg. 

Thenn. 

10  '  1 

im  ' 
3 

0,0065 
45 
33 
25 
19 
IS 

0.0069 
56 
45 
36 
29 
20 

- 

0,0055 
45 
36 
31 
«4 

0,0036 
24 
15 
11 

08 
05 

0,0024 
21 
18 
14 
12 

0,0106 
95 
84 
75 
66 
57 

0,0107 
92 
85 
77 
66 
57 

Temp. 

1 

1*     j  0« 

0"^ 

8» 

0« 

r 

0« 

Die  UebereinstimmuD^  ist  zwar  keine  solche,  das«  durch 
sie  ienes  Gesetz  der  Unabhängigkeit  der  "Nachwirkung  von 
der  ursprün;,4ichen  Deturmation  und  der  Art  der  Deforma- 
tion über  jeden  Zweifel  erhaben  wäre;  es  musa  zugestanden 
werden,  dass  nach  diesen  Zahlen  dasaelbe  einen  noch  hypo- 
thetischen Charakter  zeigt;  erst  spätere  nach  dieser  Richtung 
bin  anzustellende  Versuche  können  zuQunsten,  resp.  Ungunsten 
desselben  entscheiden. 

Von  thermischer  Nachwirkung  an  anderen  Körpern 
ausser  Glas  ist  bisher  noch  nichts  Sicheres  bekannt.  Man 
nimmt  bis  heute  an,  dass  die  Metalle  gar  keine  thermische 
Nachwirkung  zeigeUi  und  mit  den  gewöhnlichen  Hülfsmitteln 
dürfte  es  kaum  gelingen ,  sie,  falls  sie  wirklich  vorhanden, 
nachznweisen.  £s  w&re  aber  zum  mindesten  sonderbari  dass 
nur  Glas  diese  Eigenschaft  besitzen  sollte.  Man  wird  yiel- 
mefar,  wie  bei  der  elastischen  Kachwirkung,  annehmen  müssen, 
dass  sie  eine  ganz  allgemeine  Eigenschaft  ist,  die  iaiiuer  nach 
dem  Erwärmen  aultritt,  und  aus  der  Grösse  der  tliermischen 
Nachwirkung  beim  Glase  (sie  variirt  bei  Thermometern  von 
0,02  bis  1,2«,  d,  h,  ca.  0,001— 0,08  der  ursprünglichen  Defor- 
matiott)  ist  es  auch  erklärlich,  dass  bei  Metallen  eine  solche 
noch  nicht  nachgewiesen  ist,  weil  zn  vermuthen  ist,  dass  die- 
jenigen Körper,  die  ein  besseres  Leitungsvermögen  besitzen, 
geringere  thermische  Nachwirkung  zeigen.  Die  einzige  mir 
bekannt  gewordene  Mittheilung,  die  hierüber  vorliegt,  gibt 


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246 


G»  Weidmann, 


Hr.  Wild^);  doch  ist  auch  da  nicht  ersichtlich,  oh  man  es 
mit  thermischer  Nachwirkung  oder'  mit  dauernder  Form- 
änderung zu  thun  hat 

§  7.   Darstellung  der  orhaltenen  Resultate  durch  die  Formeln 
von  Hrn.  F,  Kohlraasoh  und  Hrn.  Boltzmann. 

Zum  Schlosse  möchte  ich  noch  auf  die  Formebi 

elastischen  Nachwirkung  von  den  Hrn.  F.  Kohlrausch  und 
Boltzmann  und  deren  Anwendbarkeit  eingehen.  Das  Ge- 
setz von  Hrn.  F.  Kohlrausch  ist  hisher  bei  allen  Versucben 
neu  bestätigt  worden;  seine  Gültigkeit  erstreckt  sich  nicht 
nur  auf  Torsion,  auch  auf  Biegung,  Ausdehnung  und  wahr- 
scheinlich auch  auf  andere  Deformationen.  Bezeichnet  x  die 
zur  Zeit  vom  Momente  des  Entspannens  an  gerechnet, 
noch  vorhandene  augenblickliche  Entfernung  von  der  G-leich- 
gewichtslage,  d.  h.  die  Nachwiikungsdeiormation,  so  gilt. 

in  speoiellen  F&Uen  auch: 

jr  =s  Cj  d.  h.  fl  =  1, 

wobei  ö,  C,  Cj,  m  Constante  bedeuten. 

Da  nun  die  Nachwirkungsdeformationen  der  ursprüng- 
lichen Biegung  proportional  sind,  so  müsste  das  Gesetz  auch 
für  die  hier  dehniite  elastische  Nachwirkung  gelten,  und  dies 
ist  auch  der  Fall,  wie  folgende  Tabelle  zeigt,  in  der  willkfir« 
Uch  drei  G^ser  herausgenommen  sind. 

Tabelle  XVIL 


1 

VU 

Zeit 

beob. 

'l  berecbn. 

beob. 

bereehn. 

beob. 

20m« 

40 

60 

2 
S 

0,01  i.'u; 
2Ö 
22 
18 

14 
10 

0,0035 
27 
22 
17 
U 
09 

o,oo>^ 

47 

37 
UH 

0,0093 
72 
59 
46 
87 
25 

0.0  IOC 
i)5 
84 
75 
66 
57 

94 

74 

;  m 
56 

a  = 
m  = 
c  =» 

I 

0,5731 
0,005  980 

a  = 
m  - 
e  - 

i 

0,5r>2C 
0.01604 

a  =  (1,6967 
m  =  0,416" 

1)  Wild,  Mem.  de  l'Ac.  Imp.  de  P^terabourg  (.7)  18.  Nr.  S.  1S72. 


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£tastisdut  und  thermisctu  Nachwirkung  des  Glases, 

Die  Constanten  zu  der  vorstehenden  Tabelle  sind  nicht 
nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  berechnet;  viel- 
mehr m  und  a  aus  einem  Drilling  von  Werthen,  dessen 
Zeiten  sich  verhalten  wie  t^ilit/t^;  C  ist  dann  als  Mittel  aas 
mehreren  Wertben  bestimmt,  nachdem  m  nnd  b  bekannt. 
Die  Torstebende  Tabelle  zeigt  auch,  dass  für  die  meiq^n  Gl&ser 
mit  hinreichender  Genauigkeit  gesetzt  werden  kann. 

Hr.  Boltzmann  sieht  die  xsitc  Ii  Wirkung  an  als  Rest 
der  voraufgegangenen  Deformation;  er  geht  aus  von  den 
La  menschen  Gleichungen,  fügt  diesen  ein  Restglied  hinzu 
und  entwickelt  dann  die  wahrscheinlichsten  Formeln  für  die 
Torsion.  Fttr  die  vorliegenden  Tabellen  kommt  namentUcb 
eine  Formel  in  Betracht: 


r  bedeutet  darin  die  Wirkungsdauer  der  Kr&ite  (hier  also 

10  Hin.);  y  ist  die  Grösse  der  ursprünglichen  Deformation 

(hier  ä),  die  Rückstände  nach  dem  Detordiren  zur  Zeit  tj 
gerechnet  vom  Zeitpunkte  an,  der  in  der  Mitte  Ewischen 
Anfang  und  iiiude  der  Deformation  /  liegt;  a  ist  eine  Con- 
skante. 

Bemerkenswert  ist,  dass  hier  auch  die  früher  definirte 
elastische  Nachwirkimg  auftritt    Prüft  man  diese 

Formel  an  den  Tabellen  ftlr  Torsion,  so  zeigt  sieb  eine  leid- 

hche  Uebereinstimmung ;  doch  auch  hier  ist  schon  ersichtlich, 
dass  »9-/y/log(/+r/2)/(f  —  t/2),  das  conbtante  Werthe  liefern 
soUte,  nicht  hinreichend  constant  ist. 


Tabelle  XVIH. 


TonioD 
ton  Glas 

*  i 

X\  iillll 

Zeit 

v-  — 

f 

V  =  ^  logC) 
7 

r 

a  =  -'^  log  ( ) 
7 

1  0,U055 

h.  -Ab 

b  36 

r .  Ii 

0,004  668 
4821 

4  070 

B985 
3  770 

0,0024 
21 
18 
14 
12 

0,001  993 
2  017 

2  035 

1  799 

l  b4>4 

&  =  ay  log  nat 


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248 


G,  kVeidmamu 


In  viel  stärkerem  Maasse  variirt  aber  diese  Constante  a. 
weun  raan  a  für  die  Bie^^Min^snachwirkungen  bereclmet,  ^"as 
nach  dem  Vorausgeschickten  zulässig  sein  müsste.  p.242). 


Tabelle  XIX. 


Bie^ng 
bei  Glas 

XVUiii  1  vu 

Zeit 

a«Oo  \og{)\a  =öolog  (  ) 

a  =  ao  logO 

a=Oologf) 

20MO 

40 
im 

IV. 
2 

3 

0,07644 
7889 
8162 
8590 
8481 
8966 

0,02166 
2151 
2122 
2001 
1972 
2018 

0,00591 
606 
567 
532 
476 
862 

0,00570 
474 
384 
805 
244 
17B 

0,00181 
178 
163 
158  1 

Ich  begnüge  mich  mit  der  Anwendung  der  Formel  auf 
nur  ftlnf  Gläser;  doch  ist  die  IJebereinstimmung  da  so  geiio^ 
dass  von  einer  Gültigkeit  der  Formel  kaum  die  Bede  sein 

kann.  Es  sind  hier  nur  zwei  Annahmen  möglich.  Entweder 

der  in  §  6  aus  Tabelle  XIII  gezogene  Schluss  ist  binfälli^; 
die  elaatiscbe  Nacliwiikung  nach  verschiedonarti^jer  De  for- 
mation ist  nicht  identisch;  oder  aber  die  f^ormeln,  die  Hr. 
Boltzmann  aufgestellt,  gelten  nur  sehr  an  genähert  und  in 
beschriinkten  Grensen;  und  dies  dürfte  der  Fall  sein.  Hr. 
Boltzmann  selbst  gibt  zwar  einige  Tabellen,  in  denen  die 
Formel  gute  Resultate  liefert.  Doch  ist  da  einmal  die  "Wir* 
kungsdauer  sehr  gering,  nur  V2  — 2Min.  (hier  dagegen  10  Min.); 
dann  aber,  und  dies  möchte  ich  besonders  hervorheben,  zeigt 
jener  Glasfadeo  eine  vin^^emein  grosse  und  langsam  verlau- 
fende elastische  Nachwirkung.  Es  scheint,  als  habe  jene 
Formel  nur  bei  grossen,  nicht  bei  rasch  verlaufender  elasti« 
scher  Nachwirkung  Gültigkeit 

§  8.  Sohlnasbetraoiitungeii. 

Fassen  wir  die  Eesultate  der  vorliegenden  Arbeit 
kurz  zusammen,  so  ergab  sich: 

1)  Ftlr  elastische  Nachwirkung  nach  Biegung  wurden 
folgende  Gesetze  gefunden.  Die  elastische  Nachwirkung^ 
d.  \u  ,,die  zu  einer  bestimmten  Zeit  nach  dem  Entspannen 


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£kuäiche  und  thermisehe  Nackwirkung  des  Glases,  249 

noch  vorhandene  Entfernung  von  der  ursprünglichen  Gleich- 
gewichtslage, dividirt  dareh  die  anfänghche  Entfernung  von 
derselben*',  ist  bei  gleicher  Belastnngsdauer  nnd  constanter 
Temperatar  nnabhSngig 

a)  von  der  Grösse  der  yorangegangenen  Biegung  (Nen- 
best&tigung  des  Resultates  Ton  Hm.  F.  Kofalrau^ch). 

b)  von  den  Dimensionen  des  benutzten  Matoriuls 

2)  Es  ist  nachgewiesen,  dass  die  elastische  2*i  ach  Wirkung 
des  Glases  mit  erhöhter  Temperatur  abnimmt. 

3)  £s  ist  gezeigt,  dass  folgende  Besiehung  zwischen  elas- 
tischer und  thermischer  Nachwirkung  des  Glases  besteht: 
y^las  Yon  grosser,  resp.  geringer  thermischer  Nachwirkung 
zeigt  auch  grosse,  resp.  geringe  elastische  Nachwirkung  und 
umgekehrt." 

4)  Es  ist  gezeigt,  dass  die  elastische  (ebenso  wie  die 
thermische)  Nachwirkung  des  Glases  in  Beziehung  zu  der 
chemischen  Zusammensetzung  steht;  dass  Kali-Natronglas 
Tie!  erheblichere  und  langsamer  Terlanfende  elastische  Nach- 
wirkung hat,  als  reines  KaU-,  resp.  reines  Natronglas;  und 
dass  die  elastische  Nachwirkung  bei  reinem  Kaliglas  geringer 
ist  als  bei  reinem  Natronglas. 

5)  Durch  die  vorhegeuJen  Versuche  ist  es  wahrschein- 
lich Gemacht,  dass  die  elastische  Nachwirkung  nach  ver- 
^jchiedenartiger  Deformation  (Biegung,  Druck,  Torsion)  unter 
denselben  Bedingungen  nahezu  gleich  ist. 

Fhj9*  Inst,  der  Univ.  Jena,  im  Juni  1886. 


IV.  JB^ne  neue  Methode  mtr  BeeHm/nmng  des 

»pecijijichen  Gewichtes  leicht  löslieher  Substanzmi; 

von  L.  Zeh  tt  der. 


Nach  den  bisherigen  Verfahren  ist  es  immer  noch  sehr 
schwierig,  das  specifische  Gewicht  einer  leicht  lösliehen  Snb- 

»tanz  genau  zu  bestimmen.  Ich  habe  mich  deshalb  bemüht, 
eine  andere  einfache  Methode  hierfüLr  zu  linden,  und  glaube 


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260 


£•  Zehnder, 


nun,  ebensowohl  für  praktische  MeMiingen,  welche  ohne  gi  asaea 
Zeitaufwand  eine  Genauigkeit  von  ungefähr  einem  Tausendstel 
erreichen  sollen,  als  auch  für  rein  wissenschaftliche  Bestim- 
mungeu,  welche  grössere  Sicherheit  der  iiesultate  verlangeü, 
die  im  Folgenden  beschriebene  Methode  empfehlen  zu  dürfen. 

Bekanntlich  ist  für  viele  Körper  die  8ch¥rierigkeit  groH) 
eine  Flüssigkeit  zu  finden,  welche  dieselben  absolat  nicht 
löst  oder  sonst  in  keiner  Weise  yerftndert  Das  ydllige  fi«Dt- 
fernen  aller  an  den  Körpern  haftenden  Lnftbläschen  ist  eben- 
falls keine  geimge  Aufgabe,  und  leicht  können  diesem  Um- 
stände Fehler  entspringen,  wenn  man  nicht  nach  Kopp  die 
Luft  selbst  als  Flüssigkeit  wählt,  in  welchem  Falle  aber  ao- 
dere  Fehlerquellen  zum  Vorschein  kommen. 

Der  Gedanke  liegt  nahe,  den  entgegengesetsten  Weg 
einzaschlagen,  nftmlich  die  löslichen  Körper  wirklich  sicK 
auflösen  zu  lassen  and  in  dem  zn  benntzenden  Pyknometer 
da8  vom  Körper  eingenommene  Volumen  direct  durch  Wasser 
zu  ersetzen.  Bringt  man  den  zu  bestimmenden  gewo- 
genen Körper  in  ein  Pyknometer,  taucht  das  letz- 
tere in  Wasser  ein,  öffnet  es  in  umgekehrter  Stel- 
lung unter  Wasser,  sodass  der  Körper  aus  dem  Pyk« 
nometer  herausf&llt,  die  Luft  aber  zurfickbleibt, 
läset  also  das  Tom  Körper  yerdr&ngte  Volumen 
durch  Wasser  ersetzen  und  wägt  wiederum,  so  hat 
man  das  Volumen  des  Körpers,  resp.  das  Gewichi 
des  gleichen  Volumens  Wasser,  und  das  Verhält- 
niss  der  beiden  bestimmten  Gewichte  ergibt  sofort 
das  specifische  Gewicht  des  Körpers. 

Das  Luftvolumen,  welches  neben  dem  Körper  das  Pykno* 
meter  erfüllt,  spielt  also  bei  dieser  Methode  eine  wichtige 
Rolle,  und  selbstverständlich  muss  demselben  alle  nöthige 
Aufmerksamkeit  geschenkt  werden,  wenn  die  Resultate  genan 
werden  sollen.  Kleine  Temperatur-  und  Barometerschwan- 
kungen  haben  auf  die  Luft  schon  einen  sehr  fühlbaren  Eiih 
flttss;  nur  auanahmsweiBe  oder  bei  besonderen  VorsichtsnuM^ 
regeln  dttrfen  dieselben  Temachltesigt  werden. 

Die  Berechnung  der  Oorrectionen  flbr  die  Yeriademiig 
des  Luftvolumens  ist  bekannt  und  wohl  jedem  geläufig: 


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Specifiiche  Gewich tabestimmung. 


251 


Man  bestimmt  das  Volumen  des  Pyknometers;  sieht  man 
(Invon  das  Volumen  des  für  den  Körper  eingedrungenen 
Uiia?,ers  ab.  m  erhält  man  das  Tjiiftvolumen  zur  Zeit  des 
Ver&ohiuaseB  des  Pyknometers  unter  Wasser.  Dieses  Luft- 
Tdnmen  muss  auf  die  Temperatur  und  den  Barometordraok 
nur  Zeit  des  ßintaiiclieiis  des  Fyknometen  redncirt  werden, 
mit  der  bekannten  Forael: 

welche  man  mit  genüprender  Gcnaiii?keit  direct  su  verwen- 
den und  also  die  Torhandenen  Keductioxistabellen  benutzen 
kttn,  wenn  man  setzt: 

«0  —  geenchtee  Volnmen  beim  £intaachen  des  Pykno- 
metent 

0  =  gefnndenee  Yolnmen  beim  Heraaenehmen  des  Pyk- 
nometers, 

t=^  —  =  Temperaturdifferenz  der  Luft  des  Pykno- 
meters beim  Eintauchen  {t^)  und  beim  Herausnehmen  {t^jy 

h  =  760  +  —  wobei  K  —  die  Barometer d if fe- 
renz  beim  £iintaachen  (Aj)  und  beim  Herausnehmen  (A^),  in 
Millimetern  gemessen,  bedeuten  soll, 

a  ="  Ausdehnungecofifficient  der  Luft. 

Um  die  Differenz  v  —  Pykno- 
meter eingetauchte  Luft  bis  zum  Herausnehmen  ausfredchnt; 
das  durch  Wagung  gefundene  Wassergewiciit  oder  K()rper- 
Tolnmen  ist  somit  um  diese  Diü'erenz  v  —  zu  verinehreny 
nm  das  corrigirte  Körpervolumen  xn  erhalten.  Dividirt  man 
das  Körpergewicht  doroh  dieses  ooirigirte  Körperrolumen, 
Bo  ist  damit  das  speoifische  Gewicht  gefunden,  mit  Berück- 
tiefatigung  der  nothwendigsten  Oorrectionen. 

Für  die  \ Crsuche  stellt  man  sich  am  zweckmassigsten 
ein  cylindrisches  Pyknometer  her  mit  Üachera.  sorplaitig  auf- 
geschiiöenem  Deckel ,  welcher  in  der  Mitte  triciiterförmig 
gebildet  und  in  eine  Capillare  von  ungefähr  mm  lirhter 
Weite  ausgesogen  wild  (Fig.  12).  Zum  Auffangen  der  Luft 
biegt  man  den  Rohransatz  eines  nicht  su  kleinen  Trichters 
(es.  12 — 15  em  weit)  zweimal  um  und  sieht  das  ßnde  eben- 
in  eine  Spitze  aus  von  ca.  1  mm  Uchter  Weite  (Fig.  13). 


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252 


Zehnder, 


Die  gezeichnete  Form  des  Trichters  hat  flieh  heim  ümfUlen 

der  Luit  als  besonders  zweckmassii^  erwiesen,  während  ich 
dem  Pykoometer  jene  Gestalt  ^yehei;  musste,  um  seinen  Hohl- 
raum mit  den  zu  bestiuimenden  isLürpern  gut  ausf&Uen  sä 
können. 

Nach  der  Wllgung  des  Pyknometeri  und  nach  Bestim- 
mang  seines  Volumens  Mit  man  den  zu  nntersachenden 
Körper  in  das  G-lftschen  ein  und  wägt  ihn  darin.  Hierauf 

stellt  man  dasselbe  in  ein  Wasserbad  von  constanter  Tem- 
peratur, sodass  nur  etwa  3 — 4  mm  seiner  Capillars  iil  er  die 
Wasseroberfläche  hervorragen.  In  diesem  Bade  muss  die  un 
Pyknometer  befindliche  Luft  die  Temperatur  des  W 
genau  annehmen,  indem  sie  sich  gleichseitig  durch  die  offen 
gelassene  (trockene)  Capillare  mit  dem  äusseren  Laftdnidc 
in  genaues  Gleichgewicht  setat  Ist  dies  geschehen,  so  liest 
man  die  Temperatur  des  Wasserbades  (t^)  und  den  Baro- 
raeterdruck  (A,)  ab,  verschliesst  die  Capillare  des  Gläschens, 
indem  man  z.  B.  mit  dem  nassen  Finger  wiederholt  auf  die 
Spitze  drückt,  sie  also  benetzt  und  von  ihr  Wasser  einsaugen 
lässt,  bis  etwa  ein  5— 10  mm  hoher  Wasserrerschluss  der 
Capillare  erreicht  ist  Das  Umfallen  der  Luft  wird  an 
zweckmftssigsten  in  einem  grossen  Glasgefi^e,  z.  B.  in  einer 
pneumatischen  Wanne  mit  durchsichtigen  Winden,  vorge- 
nuiiimen,  in  welche  der  beschriebene  Trichter,  völlig  mit 
Wasser  gefüllt,  an  einem  Stativ  befestigt,  eintaucht.  Die 
pneumatische  Wanne  kann  zugleich  als  Wasserbad  fär  das 
Pyknometer  dienen.  Dieses  letztere  wird  nun  rasch  unter- 
getaucht, sodass  duroh  den  Wasserrerschlttss  weder  Luft 
ein-  noch  anstreten  kann,  und  sein  Deckel  wird  unter  der 
Trichteröffnung  vorsichtig  geöfihet  Die  Luft  wird  in  den 
Trichter  aufsteigen  und  bleibt  an  den  höchsten  Stellen  des- 
selben, wahrend  der  zu  untersuchende  Korper  im  Wasser  sich 
auflöst,  und  also  alle  Luft,  auch  die  ihm  sehr  eng  anhaftende, 
unbedingt  frei  werden  muss.  Für  Körper,  welche  im  Wasser 
untersinken,  ist  es  vortheilhaft»  ein  kleineres  Sch&ichen  unter 
die  Trichteröffnung  zu  stellen  (Fig.  14),  sodass  die  Lnftbiis* 
chen,  welche  nachträglich  beim  Auflösen  des  Körpers  im 
werden,  sicher  in  den  Trichter  aufsteigen  müssen,  auch  wenn 


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SpecyUche  Gemichtsbettimmuny, 


253 


im  Wasser  geringe  Strömungen  stattfinden.  Ist  allti  Luft 
im  oberen  Theile  des  Trichters  gesammelt,  so  wird  dieselbe 
durch  die  ausgezogeue  Spitze  des  Trichters  in  das  unter 
Wasser  umgestülpte  Pyknometer  (Fig.  14)  umgefüllt  Eben- 
falls unter  Wasser  wird  noch  der  Deckel  des  Giftsohens 
«tt^edrilokt;  das  Einfetten  der  gat  geecfalifienen  Versohluaa* 
flicbe  Terhindert  das  Abfallen  desselben.  In  dieser  umge» 
kehrten  Stellung  ist  das  Pyknometer  von  einer  möglichst 
leichten  und  die  Wärme  schlecht  leitenden  KlamnuT  so  über 
Wasser  zu  halten,  dass  das  WaHseriuveau  un  Fläschchen 
und  ausserhalb  desselben  anuabcrnd  gleich  ist,  und  dass  eine 
möglichst  grosse  Oberfläche  des  mit  Luft  gefiillten  Theiles 
des  Pyknoneters  frei  bleibt  (Fig.  15).  Man  itat  das  Glte- 
eben  so  lange  in  dieser  Klammer»  bis  der  Luftdruck  im  In- 
nsren desselben  und  ausserhalb^  und  ebenso  die  Temperatur 
der  eingeschlossenen  mit  derjeni^^en  der  äusseren  Luit  völlig 
gleich  geworden  ist.  Der  Ausgleich  muss  wiederum  durch 
die  Capillare  des  Deckels  stattfinden,  wie  vor  dem  Eintauchen« 
Nun  wird  an  einem  neben  dem  Pyknometer  befindlichen 
Thermometer  die  Temperatur  der  umgebenden  Lufl  (^)y  der 
Barometerstand  (^)  und  endliob  die  Temperatur  des  Wasser^ 
bsdss  abgelesen,  man  Yersohliesst  die  Capillare  des  Glasofaens 
rasch,  z.  B.  mit  einem  Finger,  während  man  unmittelbar 
nachher  das  Fläschchen  erfasst,  herausnimmt,  umdreht  und 
selir  gut  abtrocknet.  Nach  dem  Trocknen  wird  die  Spitze 
der  Capillare  freigelassen  und  das  Fläschchen  mit  dem  darin 
befindlichen  Wasser  gewogen,  womit  alle  sn  der  oben  anf- 
gestellten  Berechnung  nöthigen  Daten  gegeben  sind. 

Bei  Ausführung  der  Versuche  sind  gewisse  Vo reich ts- 
maassregeln  im  Auge  zu  behalten,  wie  ich  sie  im  Folgen- 
den noch  erörtern  will,  soweit  ich  darüber  Erfahrungen  ge- 
sammelt habe: 

Die  aufgeschliffene  Fläche  des  Deckels  des  Pykno- 
meters ist  mit  ein  wenig  consistentem  Fett»  welches  natürlich 
ichon  mit  dem  leeren  Fläschchen  gewogen  werden  mu8%  ein* 
mreiben. 

Von  besonderem  Vortbeil  ist  es,  möglichst  wenig  Irnft 

in  Pyknometer  zu  lassen.    Man  fülle  also  das  letztere  mit 


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254 


L,  Zehnder. 


möglichst  grossen  Stücken  des  zu  untersuchenden  Eörpen 
an  und  stopfe  alle  entstehenden  Hohlräume  mit  kleiner  g©- 
gtossen  Stücken  desselben  Materiales  aus. 

Erst  nach  dem  Aniuiien  schliesst  man  den  gefetteten 
Deckel  des  Gläschens,  weil  sonst  das  auf  das  Fläschchea 
ttbertragene  Fett  beim  Fallen  und  nachlierigea  Reinigen 
loren  gehen  würde. 

Die  Capillare  des  Pyknometerdeckels  mass  nnfehlher 
trocken  <5ein;  ein  nicht  beachteter  Wasser  pfropfen  in  der- 
selben vv  iirde  den  Druckausgleich  zwischen  innen  und  aussea 
erschweren. 

Das  Wasser  der  pneiinia;tiBchen  Wanne  erneuere  mta 
knrs  Tor  jedem  Versuchei  und  swar  wendet  man  mit  Vortkeil 
Leitungswasser  aa,  weldies  in  den  Röhren  des  Geb&adei 

noch  einen  grösseren  Ueherdrack  hat  and  Luft  eingeschlosBes 

hält,  die  nach  dem  Ausströmen  des  Wassers  nach  und  nach 
frei  wird.  Unter  solchen  Umstanden  scliluckt  das  Wa^s'^r 
ganz  sicher  keine  Luft  des  Pyknometers  auf;  im  Uegentheii 
wird  etwas  Luft  dem  Luftvolumen  des  Fyknometers  zuge- 
fügt, aber  eine  so  unbedeutende  Menge,  wenn  das  Wasser 
nicht  einer  gar  zn  hohen  Fressong  nnterworfim  war,  dan 
w&hrend  der  kurzen  Zeit  des  ümftUens  nur  eine  kaum  merk« 
bare  Luitvermehrung  die  Folge  sein  kann. 

Für  den  Wärmeausgleich  des  Wasserbades  und  der  Luft 
im  Inneren  des  Gläschens  muss  eine  genügende  Zeit  in  An- 
spruch genommen  werden.  Ich  verwendete  dafür  je  eine 
Viertelstunde,  weil  ich  meinen  Versuchen  nicht  viel  Zeit 
opfern  konnte.  Eine  halbe  Stunde  wftre  aber  weit  sweck- 
mftssiger  und  sicherer. 

Vor  Verschluss  des  Pyknometers  durch  den  oben  er- 
wähnten Wasserpfropf  darf  dasselbe  (im  Wasserbade)  in 
keinem  Falle  mit  den  Fingern  angeiasst  werden,  weil  dadurch 
eine  beträchtliche  Temperatursteigernng  und  also  ein  Luft- 
austreiben  stattfinden  könnte.  Auch  nach  dem  Verschlutf 
ist  anemlioh  tiefes  Untertauchen  des  Flftschohens  sofort  nach 
dem  Anfassen  nötbig;  anderenfalls  hat  man  den  Finger  anf 
die  Spitze  der  Capillare  zu  drücken,  damit  &n  Ansspritsen 
des  Wasserpfropfes  und  Ausströmen  von  Luft  nicht  stait- 


* 


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Speci/uche  Geioichlsbesfimmun^. 


255 


linden  kann.  Wählt  man  die  pneumatische  \N  inne  selbst  als 
Was«prlmf],  so  ist  dieses  Unterlaucln  n  sicherer  urul  bequemer. 

Bringt  man  das  Fläschchen  unter  den  Trichter,  so  sind 
mvor  alle  demselben  anhängenden  Luftblltochen  sehr  sorg* 
f&ltig  in  entfernen,  denn  nm  das  Yolnmen  der  zu  viel  unter 
den  Trichter  gefiihrten  Luft  fUlt  das  gefundene  Körper- 
▼oltunen  m  klein  aus.  Oeffhet  mxn  das  FItaohohen  unter 
dem  Trichter  mit  den  Fingern,  so  sind  auch  die  Hände  un- 
mittelbar vor  dem  Kintauchen  in  die  pneunKUisclie  Wanne 
gehörig  zu  henetsEen,  abzuspülen  und  in  der  Wanne,  in 
möglichster  Entfernung  Tom  Trichter  noch  alle  etwa  an 
dsfiselben  furttckgeUiebenen  Bl&eohen  abzulösen.  Kleinere 
Blftschen  werden  leieht  durch  Strömungen  des  Wassers  unter 
die  Trichteröffnung  getragen.  Man  kann  dieser  Gefahr  Töllig 
entgehen,  wenn  man  den  Trichter  vertical  verschiebbar  be- 
festigt und  seine  Mündung  bis  zum  letzten  -Moment  vor 
Oeffnen  des  Gläschens  auf  dem  Boden  der  pneumatischen 
Wanne  aufliegen  lässt. 

Der  Deckel  des  Pyknometers  darf  nur  langsam  gedffiuet 
werden,  sodass  die  Luft  nur  in  kleinen  Blasen  austritt 
Os&et  man  rasch,  so  entsteht  gleichsam  ein  Ueberwallen 
der  Luft  und  eine  so  starke  Strömung,  dass  leicht  Luft« 
bläachen  neben  den  Trichter  geführt  werden  und  dort  ver- 
loren gehen.  Auch  die  festen  Körper  durieii  nur  liiugsam 
:tus  dem  Pyknometer  entleert  werden,  aus  demselben  Grunde. 
l>ie  an  den  inneren  W&nden  des  Pyknometers  haftenden 
Loftblischen  löst  man  mit  einem  Stftbchen  los.  Gelingt  dies 
sieht  ToUttändig,  so  darf  wenigstens  das  Pyknometer  vor 
dem  Wiedereinfüllen  der  Luft  nicht  in  die  aufrechte  Stellung 
zurückgedreht  werden,  damit  sicher  keines  der  Bläschen  ent- 
weichen kann. 

Während  des  Auilösens  der  Körper  rührt  man  dieselben 
vorsichtig  mit  einem  Stäbchen  um,  damit  die  frei  werdenden 
Loftblftschen  wirklich  aufsteigen  können.  Das  völlige  Auf« 
Ijtoen  der  Körper  muss  bei  gewöhnlichen  Beobachtungen 
sieht  abgewartet  werden,  wenn  nicht  inwendig  in  den  Kör- 
pern eingeschlossene  Luft  einen  verhältnissmässig  ansehn- 
hchen  Bruchtheil  des  Volumens  betragen  kann. 


L.  Zehider, 


Die  kleinen  Lnftblftschen  steigen  nicht  alle  direct  am 

Trichter  in  tlio  IIüIir,  sondern  sie  legen  sich  an  die  Trichter- 
waniiungyu  an.  las^*  ii  sieh  aber  mit  einem  weiclu^D  tStühcben 
oder  auch  ganz  gut  mit  dem  i^'inger  entferneo,  in  die  Höhe 
schieben  und  dort  mit  den  grösseren  Luftblasen  yereinigeD. 
Die  Verbindung  aller  Bläschen  zu  einem  compacten  Oansen 
ist  sweckmftssig,  weil  anderenfiidls  beim  ümf&llen  der  Lnft 
in  das  Pyknometer  die  kleineren  Bl&schen  die  Tricbters^tn 
nicht  passiren  und  nachher  nur  ächwer  in  das  Giäschen  um- 
zufüllen sind. 

Die  Capillarität  des  Pyknometers  darf  nicht  ohne  wei- 
teres vernachlässigt  werden.  Man  sucht  eine  Glasrdhre  too 
gleicher  Beschaffenheit  und  gleicher  lichter  Weite,  wie  das 
Pyknometer  sie  bat,  und  beobachtet  die  Erhöhung  des  Was- 
serspiegels im  Inneren  der  Glasröhre.  Um  ebensoviel  soll 
beim  Festmachen  des  Pyknometers  zum  Temperaturausgleich 
sein  innerer  Wasserspiegel  höher  stehen  als  der  äussere; 
doch  verändert  1  mm  Fehler  dieser  Niveaucliüerenz  das  Luft^ 
Tolumen  nur  ungefähr  um  ein  Zehntausendstel. 

Wird  das  Pyknometer  nach  dem  ümfUUen  der  Luft  in 
umgekehrter  Stellong  festgeklemmt,  to  muat  dessen  Ober* 
fläche,  so  weit  sie  der  Luft  ausgesetzt  ist  und  deren  Tem* 
peratur  annehmen  soll,  sorgfältig  getrocknet  werden,  damit 
keine  Verdunstungskälte  auftritt.  Das  ineasende  Thermo- 
mettr  (dasselbe,  mit  welchem  man  die  Tein[)eratur  des  Ein- 
tauchens bestimmte,  oder  ein  genau  verglichenes  Instrument) 
miiss  sehr  nahe  dem  Pylcno meter  befestigt  werden.  Die 
Temperatur  der  umgebenden  Luft  ist  möglichst  constant  a 
erhalten,  folglich  sind  die  Wärmestrahlungen  des  Beobachters 
ebenfalls  unwirksam  zu  machen. 

Auch  m  dieser  Stellung  darf  das  Pyknometer  mit  Fingerß 
oder  mit  einem  guten  Wärmeleiter  von  anderer  Temperatur 
Dicht  angefasst  werden,  bevor  dessen  iSpitze  mit  dem  i^^inger 
abgeschlossen  worden  ist,  weil  anderenfalls  sofort  die  ein- 
geschlossene Luft  ihr  Volumen  Yorändert  Das  SohUessea 
selbst  muss  rasch  erfolgen»  weil  beim  Sintauchen  der  fland 
das  äussere  Wasserniveau  erhöht  wird,  und  also  bei  Iftngmm 
Andauern  Wasser  ins  Innere  hineindrücken  würde. 


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Specifische  Gtwichttbesümmung» 


257 


Das  Abtrocknen  des  Fläschchens  nach  dem  Heraus- 
nehmen ist  sehr  wichtig.  An  den  einspringenden  Kanten 
bleibt  leicht  Wasser  zurflck,  welches  jedenfalls  mit  Fliess- 
pspier  oder  dergleichen  yorsichtig  m  entfernen  ist  Wo  die 
SQ^esehliffenen  Flächen  znsammenstossen,  bleibt  eben&lU 
gewdhnfich  Wasser  hängen,  welches  man  zn  entfernen  hat. 

Nach  dem  völligen  Abtrocknen  lässt  man  den  ver- 
schlip«'?endeü  Finger  schnell  von  der  Capillare  los.  In 
neien  i^  ailen  ist  das  JbUäschchen  durch  das  Abtrocknen  auf 
eine  hdhere  Temperatur  gebracht  worden,  und  es  fliesst  etwas 
Waaser  ans  der  Spitxe  anf  die  ebene  Fläche  des  Deckels. 
Man  hat  diesee  Wasser  nattkrlich  mitinwftgen» 

Die  gewöhnlichen  Rednctionen  hei  Wägungen  will  ich 
nicht  aulzäiilen,  dagegen  erwähnen,  dass  das  tur  die  Volumen- 
bestimmung  des  Körpers  gefundene  Wassergewicht  von  der 
Temperatur  des  letzten  Wasser  bad  es  aul'  4^  reducirt  wer* 
den  muss. 

Handelt  es  sich  um  sehr  genaue  physikalische 
Messungen,  so  können  weitere  Nebenumstände  mit- 
berflcksichtigtwerden.  Ich  erwähne  nur  die  folgenden: 

Die  Temperaturen  des  Eintauchens  und  des  Hcraus- 
nehmens  sind  sehr  wiclitig,  und  sind  genau  herzustellen  und 
abzulesen  nöthig;  man  wird  also  dabei  einen  gut  construirten 
Thermostaten  in  Anwendung  bringen. 

Das  Verschliessen  des  Pyknometers  mit  den  Fingern 
wird  man  durch  eine  passende  Elemmyorrichtung  mit  Gum- 
niflächen  an  den  betreffenden  Druckstellen  ersetzen.  Bine 
soldie  lässt  sich  leicht  so  construiren,  dass  auch  das  Oeffnen 
des  Pyknometers  sfanz  allmählich  bewerkstelligt  werden  kann. 

Ais  weitere  hierquellen  sind  noch  zu  berücksichtigen: 
die  Absorption  von  Luit  oder  Vermehrung  derselben  beim  Um* 
füllen  im  Trichter,  ihre  Aufnahme  von  Wasserdampf  das  Be- 
feuchten des  TorherröUig  trockenen  Pyknometers  und  andere 
kleine  Aenderungen.  Am  einfachsten  werden  diese  Fehler  alle 
elindnirt,  wenn  man  jeden  Versuch  doppelt  anordnet,  in  jeder 
Beziehung  symmetrisch,  und  auf  der  einen  Seite  das  Volumen 
des  zu  untersuchenden  Kc3i  pers,  auf  der  anderen  aber  das 
schon  Torher  nach  einer  völlig  exacten  Methode  mit  grösster 

^  d.  FhjB.  a.  Cbem.  N.  F.  XJLUL  17 


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253 


h,  Zeknder» 


Genauigkeit  festgestellte  Volumen  eines  festen  unlöslicben 
Körpers  bestimmt.  Die  Diflerenz  der  beiden  gefuiideiieB 
Volumina  des  unlöslichen  Körpers  gibt  die  Luft  Vermehrung, 
resp.  Verminderang  durch  die  erwähnten  Fehk  rquelleiiy  weldie 
VerftnderttDgen  noch  in  Beziehung  zum  Volnmen  des  lös- 
lichen Kdrpen  zu  hringen  sind^  wie  leicht  ersichtlich. 

Vor  dem  Umfallen  der  Luft  muss  die  TOllige  Aufldsung 
abgewartet  weitlv^n. 

Nach  dem  Umfüllen  der  Luft  in  das  Pyknometer  ist 
theilvveise  gewöhnliches  Wasser  im  letzteren  zurückgeblieben. 
Man  verschliesst  das  Fläschchen,  wie  früher  beschrieben^ 
und  öffnet  es  wieder  in  einem  Öeäase  mit  destiUirtem  Was- 
ser. Durch  Schwenken  desselben  ist  es  leicht  ml^glich,  das 
Wasser  fast  vollst&ndig  durch  destillirtes  zu  ersetzen,  ohne 
Luft  entweichen  zu  lassen.  Ich  habe  diese  Manipulation  bei 
meinen  Versuchen  stets  durcligeführt. 

Erwähnen  will  ich  noch  den  Fall,  dass  werthvolle  Kör- 
per zu  untersuchen  sind«  die  man  nicht  in  einer  grossen 
Wassermenge  Terlieren  will.  Man  stelle  in  diesem  Falle 
ein  dem  Pyknometer  fthnliches,  ebenfalla  cylindrisches  Qeftss 
(dessen  Capacität  so  gross  ist,  dass  es  eine  concentrirte  L5* 
sung  des  Pyknometerinhaltes  reichlich  zu  fassen  vermag,  und 
das  man  mit  destillirtem  W^asser  gefüllt  und  uuter  solchem 
geschlossen,  sowie  von  allen  Luftbläschen  beireit  hat)  mitten 
unter  den  Auffangtrichter,  öffne  den  Deckel  des  (xefässes 
und  entleere  den  Pyknometerinhalt  in  dasselbe,  wohei  der 
grdsste  Theil  der  Luft  in  den  Trichter  aufsteigen  wird.  Das 
G^ef&ss  schliesst  man  wieder  und  Ifisst  die  Substanz  in  dem* 
seihen  sich  völlig  auflösen.  Alle  Lufthlftschen  steigen  dann 
zum  Deckel  des  Gelasses  und  bei  nochmaligem  kurzen  Oefi- 
nen  desselben  in  den  Trichter  empor.  Allfällig  zurückblei- 
bende Bläschen  lassen  sich  mit  einem  dünnen  Drahte,  ohne 
grosse  Strömungen  zu  erregen,  freimachen  und  zum  Auf- 
steigen bringen. 

Um  mich  von  der  Brauchbarkeit  dieser  Methode  za 
überzeugen,  habe  ich  mehrere  Versuchsreihen  ausgeffihrt, 
welche  ich  alle  hier  verölieutiichon  will,  ohne  die  weniger 
günstigen  Ergebnisse  auszuschliessen.   ^^ur  die  ersten  sechs 


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Speeifitche  QmidittbtsHmmung. 


259 


Versachey  bei  weichen  ich  die  wesentlichsten  Erfahrungen 
machen  musste^  and  welche  zur  definitiven  Construction 
der  Apparate  and  zar  Gestaltung  der  Methode  dienten, 
übergehe  ich,  weil  sie  keinen  weiteren  Werth  haben  kön- 
nen. In  erster  Linie  bestimmte  ich  das  specifische  Ge- 
wicht eines  beliebigen  festen  unlöslichen  Körpers  nach 
der  bekannten  Methode  der  Wasserverdrängung  im 
Pyknometer  und  erhielt  dabei  folgende  Wer  the: 


Versuch  Nr.  7   spec.  Gewicht  des  unlöBlichen  Korpers   *  =  1,5939 

1,5936 


n 


n 


8 
9 


» 


f»  II  s 

>»  t»  9 

Mittelwerth:   9  ^  l^ä940. 


Die  Fyknometercapacit&t  —  Mittelwerth  aas  diesen 
drei  Veraachen  lZß6$Z  —  ist  für  alle  folgenden  Versuche 
mitbenutzt  worden. 

Nach  der  neuen  Methode  machte  ich  mit  demselben 
festen  unlöslichen  Körper  folgende  Beobachtungen,  die  Wä- 
gungen bereits  reducirt  und  corrigirt: 


t  Ot». 


üe«r.  des 
•logfdr. 
Wi 


14,2243  8,8626 
14,2228  8,8T17 
14^86  j  8,8715 


Capscitit 


Luft- 


12,3662  3,5086 
12,3662  1  3,4947 


■  TecDp.« 

liaromet.- 

eonrig. 

corr. 

Dlffereni 

D<ffer«iuc 

Luft. 

Körp«r. 
rohnaffn 

6, 

TOhUBM 

1  +3,5« 

-0,065 

3,4588 

8,9074 

4-4,15 

+  0,005 

3,4421 

8,9241  1 

1  +^»02 

-0,085 

3^4484 

8,9228 

•pee. 
G«wlehl 


/,694l 


Hittelwerth:  #  »• 


Als  zweites  Beispiel  vergleiche  ich  die  nach  zwei  Metho- 
den erhaltenen  Werthe  des  specifischen  Gewichtes  von  gewöhn- 
lichem, im  Handel Torkommendem,  krystaliiniachemKoch- 
salz.  Zuerst  operirte  ich  nach  der  oben  erwähnten  be- 
kannten Methode  in  drei  Versuchen,  indem  ich  Petroleum 
als  verdrängende  Flüssigkeit  auwandte,  in  welchem  sich  Koch- 
salz nicht  löst.   Ich  erhielt  folgende  Resultate: 


Veranch  Nr.  18  speeifiiefaes  Gewicht  des  Sslioi  $ 

n         t>    14            If               t»        n       n  9 

9»         i>    15           I»              n        n       «f  {9 

Mittelwerth:  9  ^  9,mi.  >) 


2,1874 
2,1886 
8,2089) 


1)  Versuch  15  war  fehU'rhaft.  wie  ich  später  aua  z\v»'i  nachträglichen 
Versacben  gelunden  babe,  indem  mir  unbeachteter  Weise  mit  dem  schon 


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260 


X.  Zehnäer, 


Die  Beobachtungen  und  Berechnungen  für  dasseiue  kry- 
staliinische  Ö&lz  waren  nach  der  neuen  Methode  die  fol* 
genden: 


Yenucb 

Nr. 

16. 
17. 

18.  i 


Gew.  dei 
festen 
Körpers 

12,1348 
12,;iU39 
1 2,5362 


Gtfw.  des  Capacittt 
eioRedr.  d.  Pykno- 
Wasseri)  meters 


vülumen 


Temp.-    {BarumeL-     curri^.    i  Ci^rr. 
DifTerens     Diffemu      Luft-    I  Körper- 

t.,~t.        b,  —  bi      TOfumen  ■  Tolumen 


i-r. 


5,4324  12,3662  ;  6/>t33s 
5,5492  I  12,3662  ]  6,Ö170 
5,6677  ;  12,3662  1  6,6985 


-r4.ü:)'^  -0,*jr.  P.,s300  5,5362  l'. 
4-2,56  — 0,UUg  U,i537  |  5,612ä  i, 
+  3,16    —0,075   6,6212  j  5,74M  ^  tli 


Mittelweith:   s  ^  2,m7, 


Um  mich  /.u  ül)erzeugen,  ub  auch  bei  einem  böslichen 
Körper  die  einzelnen  liesultate  untereinander  gut  überein- 
stimmen, und  um  gleichzeitig  zu  erkennen,  weicher  Betraf 
der  Abweichungen  ungefähr  dem  Umstände  zuzuschreibea 
sei,  dass  das  Terwendete  Kochsalz  zweifellos  TeninreiDigt 
war,  führte  ich  noch  sieben  wettere  Versache  nach  der 
neuen  Methode  aus  mit  Oandiszucker,  der  mir  als  gutes 
homogenes  Material'  empfohlen  worden  war.  Die  Ergebnisse 


waren: 


Kr. 

19. 
20. 
81. 
22. 
28. 
24. 
25. 


OMvloht 
dM 


Oew.  des  j  CapMiUt 


elngedr. 


11,4362  7,1323 
11,4808  i  7,1355 
12,0695  7,5330 
11,8678 1  7,i008 


d.  PjkDu- 


LttfU 


Temp.- 
differeoz 

+2,19« 

+  2,55 

J-2,10 


Uaromtt.- 
diff«r«QS 

-0,86 

-O.IG 

-rO,25 


corrig. 
Luft- 


+  2,50  +0,22 
4-2,55  i  +0,44 

+  2,n4  '  +0,035 
+2,82  I  +0,0ö 


5,1950 
5,1836 
5,1840 
5,lö6b 
5,1855 
4,7924 
4,9155 


com?. 
Körper- 


11,4252   7,1278   18,8668  5,2890 

11,4416    7,1333    12,3662  5,2329 

11,4345    7,1439    12,3662  5,2223 

12,3662  ,  5,2339 

12,8662  1  5,2807 

12,3662  4,8332 

12,8662  4,9659 

Mittelwerth:   «  1,5926. 
Maximalabweicliaiig  vom  Mittelwerthe:  ca.  a,5«  pro  Mille. 

Damit  schloss  ich  die  Versuche  nach  der  neuen  Methode 
ab  und  füge  nur  noch  einiges  Uber  die  Beobachtungen  selbbi 


7,1712 
7,1926 
7,1822 

7,1807 
7,5738 
7,45ü7 


verlier  xweinuU  verwendeten  Petrolenm  8ftls,  welches  hineingenUlieii  w> 
ill  das  Pyknometer  floM.  Diese  swei  naehtrigUehen  Terauche  vutn 
übrigens  mit  einem  anderen  Material  aosgefOhrt,  iler  «  rste  uiabsiciitlicli 
mit  demselben  Versehen,  der  zweite  sicher  gut.  Die  Differemj  der  Besuj- 
täte  betrug  ca.  2  Proc.  des  W«.i  tlu-s,  sodass  damit  die  Fehlerhaftigt«* 
von  Versuch  15  j^enfipend  erklärt  ist.  Ich  glaubte  dementsprechend  nur 
die  Ver.-iuche  13  und  14  zur  Bestimmung  des  arithmetischen  Mittel« 
lassen  zu  dürfen. 


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Specjfische  GeuncktsbeUm munt/. 


261 


und  ihren  grösseren  oder  geringeren  W^  i  tii  Iii n zu.  Bei  den 
Vergleichen  der  Erf:ei)ni^sf  In  ider  MethoJen  tin-  den  ffsteu, 
aniöslichexi  Körper  hat  jedentalls  die  ältere  bewährte  Methode 
den  genaaeren  Mittelwerth  ergeben.  Das  auch  zu  letzterer 
verwendete  Fykaometer  war  mein  oben  beschriebenes  (Fig.  12), 
fOr  welches  das  FflUen  mit  Wasser,  das  Abtrocknen  etc.  etwas 
schwierig  ist,  daher  die  auch  nach  der  alten  Methode  nicht 
ganz  genau  übereinstimmenden  Zahlen.  Die  Versuche  nach 
der  neuen  Mothode  werden  zusehends  zuverlässiger,  je  mehr 
Erfahrungen  u  h  nur  hei  denselben  aneignete.  —  Die  Wäguugen 
TOD  Salz  mit  Petroleum  habe  iih  möglichst  gewissenhaft 
aoBgeftthrt  und  mir  B.  zum  JBntfemen  aller  Laftbläschen 
Ton  den  Sakkömchen  jedesmal  Tiel  Zeit  genommen,  dennoch 
konnte  es  nur  gelingen,  die  sichtbaren,  nie  aber  alle  Luft- 
bliischen  zu  entfernen,  sodass  diese  alte  Methode  ein  etwas 
zu  geringes  siiiecitisches  Gewicht  geben  wird.  Die  Ueberein- 
stimmang  der  Mittelwerthe  nacli  beiden  Methoden  ist  bei 
Salz  eine  sehr  gute,  doch  spielt  der  Zufall  einigermassen 
gtLnstig  mit  Die  ersten  beiden  Werthe  2,1919  und  2,1922 
mflssen  der  Wirklichkeit  weit  nfther  kommen^  als  der  dritte, 
weil  ich  absichtlich ,  um  die  Differenzen  kennen  su  lernen, 
beim  dritten  Versuche  sofort  nach  dem  Ausgiessen  von  Salz 
und  Luft  unter  dem  Trichter  das  Salz  hervorzocj,  die  nach- 
träglich aufsteigenden  Lufthläschen  nicht  sammelte  und  also 
ein  entschieden  zu  geringes  specihsches  G^ewicht  bekam.  Es 
ist  mir  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  neue  Methode,  welche 
das  Auflösen,  der  Körper  benutzt,  wegen  der  anhaftenden 
Luft  genauere  Besultate  zu  geben  im  Stande  ist,  als  die 
alte  Methode  der  Flüssigkeitsverdrängung.  —  In  Betreff  des 
Candis'/.uckers  habe  ich  zu  bemerken,  dass  in  den  Tabellen 
von  Land  ölt  und  Börnstein  die  zwei  Angaben  Jy593  und 
1^90  enthalten  sind,  während  ich  1^5928  fand.  Ich  glaube 
wirklich,  einen  etwas  zu  kleinen  Werth  erhalten  zu  haben, 
ml  es  mir  überhaupt  bei  allen  diesen  Versuchen  durchaus 
nicht  darum  zu  thun  war,  unbekannte  spedfische  Gewichte 
zu  bestimmen,  sondern  nur  allein  darum,  die  Brauchbarkeit 
der  neuen  Methode  zu  untersuchen.  So  nahm  ich  den  ersten 
besten  käuflichen  (Jandiszucker,  ohne  denselben  extra  zu 


262 


trocknen,  sodass  also  sein  speciliaclies  Gewicht  unbedingt 
etwas  zu  klein  ausfallen  musste. 

Die  gute  Uebereiostimmung  der  letzten  sieben  Kesultate 
zeigt  jedenfalls  in  genttgender  Weise ,  dass  man  bei  Beol> 
achtnng  der  fftr  ganz  genaue  Messungen  angedeuteten  Vor- 
sielitsmaassregeln  die  Genauigkeit  meiner  Bestimmungen  noch 
bei  weitem  ttbertreffen  kann. 

Werden  nur  Kesultate  von  massiger  Genauigkeit  ver- 
langt, 80  kann  man  das  Verfnliren  auf  die  nenkbar  einfachste 
Form  bringen.  Man  beobaciite  bei  möglichst  constantem 
Barometer  druck  —  dessen  Variation  vom  ersten  bis  zum 
zweiten  Verschliessen  des  Fl&schchens  nicht  mehr  als  höch* 
stens  Vf  ''^'"^  betrage  —  in  einem  geschützten  Zimmer  ?ob 
sehr  constanter  Temperatur,  lasse  das  Pjknometer  in  der 
Zimmerluft  die  constante  Teuipciatur  vor  dem  Eintauchen 
annehmen  und  beobachte  die  Vorsicht,  dass  das  letzte  Was- 
serbad, aus  welchem  das  Gläschen  herausgenommen  wird, 
ebenfalls  völlig  die  Temperatur  des  Zimmers  besitze.  Es 
hdnnen  dann  die  Oorrectionen  fallen  gelassen  werden,  und 
man  wird  ohne  dieselben  nur  Fohler  Ton  höchstens  einigen 
pro  Mille  begehen.   In  diesem  Falle  ist  einfach: 


Gewicht  des  Körpers 


SB  specifisches  Gewicht. 


Gewicht  deo  eiugediuugeneu  W 

Die  Methode  mag  vielleicht  umstaodlich  erscbeineiu 
wenn  man  aus  meiner  Darstellung  und  aus  allen  zu  beach- 
tenden Vorsichtsmaassregeln  einen  Schluss  ziehen  will*  Ich 
habe  jedoch  ftlr  meine  ersten  Versuche  jedesmal  drei,  später 
für  jeden  Versuch  nur  zwei  Stunden  nötbig  gehabt,  sodsss 
daraus  ersichtlich  ist,  wie  leicht  man  sich  dabei  einarbeitet 
]S'ur  darum  habe  ich  die  Methode  so  genau  beschrieben  und 
die  Vorsichtsmaassregeln  so  ausführlich  angegeben ,  damit 
solche )  welche  der  wissenschaftlichen  Chemie  einige  Zeit 
widmen  wolleni  sich  leichter  entschliessen  möchten,  ungenfl- 
gend  bestimmte  specifische  Gewichte,  deren  es  noch  eise 
grosse  Zahl  gibt,  genauer  zu  ermitteln. 

Berlin,  phys.  Inst.,  den  11.  Juli  1866. 


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Mac  CuUagh*s  Theorie, 


263 


V.  Veber  Mae  €)ullagh^s  Xheorie  der  Totalrefleodon 
für  isair&pe  und  anis^Orape  Medien; 
van  Paul  Volkmann» 

iXm  den  Xachr.  der  k.  Gcs.  d.  Wise,  zu  Göttingen  IbSö,  Nr.  10  u.  1886, 
Nr.  10,  für  die  Annalen  bearbeitet  vom  Hrn.  Verfasser.) 


Mac  (/ullagh  hat  vor  nunmehr  40  Jahren  in  einer 
Reihe  kurzer  Notizen  ohne  Beweise  und  Ableitungen  mit- 
zuth eilen,  eine  Theorie  der  Totalreflexion  gegeben,  welche 
Tielleicbt  wegen  ihrer  überaas  gedrängten  nnd  daher  oft 
schwer  zn  verstehenden  Darstellnng  bisher  Tdllig  unbeachtet 
geblieben  zu  sein  scheint  Ich  verdanke  es  meinem  hochver- 
ekrten  Freunde,  Hrn.  Th.  Liebisch,  auf  dieselbe  aufmerksam 
gemacht  zu  sein.  Die  meisten  Autoren  haben  sich  vielmehr 
einer  wenige  Jahre  vorher  von  F.  R.  Neumann-)  für  isotroi)e 
Medien  gegebenen  theoretischen  Darstellung  der  Totalreflexion 
ao geschlossen.  Uebrigens  soll  gezeigt  werden,  dass  beide 
Theorien  wesentlich  identisch  sind. 

Neumann  führt  unter  Beibehaltung  des  gewöhnlichen 
Brechungsgesetzes  ira  Anschluss an  eine  Darstellung  Gau- 
ch v*s  in  dem  Ausdruck  für  die  Phase  der  bei  der  totalen 
Redexion  angenommenen  gebrochenen  Welle  einen  imaginären 
Brcc  I  imgswinkel  ein.  Dadurch  wird  dem  V  organg  der  tota- 
len Reflexion  theilweise  die  geometrische  Deutung  entzogen, 
welcher  derselbe  z.  nach  der  Theorie  von  MacCullagh 
fthig  ist.  Eine  Erweiterung  der  Neumann^schen  Theorie 
auf  anisotrope  Medien  ist  bisher  nur  von  Kirchhof f^)  an- 
gedeutet worden. 

1)  Hae  Cnllagh,  Pnc*  of  the  Boy.  Irish  Acad.  2.  May  24. 
Kot.  80.  184t.  S.  Jan.  18.  1845.  cf.  auch  GoUeeted  Works.  1880. 
p.  187.  Sta  250. 

2)  F.  K.  Neamann,  Pogg.  Ann.  40«  p.  497.  1837. 

3)  P.  E.  Neu  in  a  im   Pogg.  Ann.  40.  p  507.  1887. 

4)  Kirch  hoff,  Gea.  Abb.  p.  378.  —  In  der  groflSen  Arbeit  Neu- 
mann's, Abb.  d.  BcrI.  Acad.  1835  sind  p.  72  u.  73  nur  Ausdrücke  für 

iie  Amplituden  des  innerhalb  eines  optisch  einaxigen  Krystalls  an  der 
^ivnze  eines  isotropen  Mediums  total  reflectirten  Liclites  nach  Analogi*' 
'Icr  Fresnel  schcn  Deutung  des  Imaginiireii  aufgesteUti  VOU  der  ge- 
brochenen Welle  ist  jedoch  oicht  die  Kede. 


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264 


Volknumm 


Mac  Cullagh,  wie  in  alien  seinen  Arbeiten  Ton  dem 

Streben  beseelt,  jedem  analytisch  errungenen  Fortsehritt 

auch  geometrisch  zu  folgen,  setzt  für  die  hei  der  Toul- 
reflexion  erregte  eigenthümliche  Lichtbewegung  der  gebrocbe- 
nen  Welle  von  vornherein  einen  Ausdruck  an,  der  in  allen 
seinen  Theilen  eine  geometrische  Deutung  zulässi.  Diese 
Theorie  ist  sogleich  fOr  den  allgemeinen  Fall  xweiaxigsr 
Medien  entwickelt  worden. 

Ich  habe  im  Folgenden  nach  den  von  Mac  Cnllagh 
gegebenen  Andeutungen  die  Theorie  ausgearbeitet  und  die 
von  ihm  aufgestellten  Sätze  bewiesen.  Abgesehen  von  1  r 
Totalreflexion  schien  mir  dies  auch  in  Bezug  auf  Meiail- 
reflexion  und  Absorption  lohnend ^  haben  Speculationen  da- 
rüber sich  doch  immer  mehr  oder  weniger  an  den  bei  der 
Totalreflexion  auftretenden  Ausdruck  fftr  die  gebrochene 
Welle  angelehnt  Dass  ich  bei  der  Darstellung  der  Theorie 
auch  auf  einige  Resultate  kam,  welche  sich  bei  Mac  Cnl- 
la^rh  nicht  finden,  liegt  jedenfalls  mehr  in  der  knaiijien  Dar- 
stellung des  Auturs,  welcher  alles,  was  eine  geouietrische 
Deutung  nicht  zuliess,  unterdrückte,  als  dass  ihm  dieselben 
entgangen  sein  sollten. 

Nach  y  orausschickung  zweier  mathematischer  HfÜfs^tze 
wird  im  ersten  Theil  der  Arbeit  die  bei  der  Totalreflexioa 
auftretende  Lichtbewegung  der  gebrochenen  Welle  ganz  sll- 
gemein  in  isotropen  und  anisotropen  Medien  gegeben;  im 
zweiten  Tiieil  wird  dann  das  eigentliche  Problem  der  totaleü 
JK^eiiexion  behandelt. 

Mathematische  Hülfssätze  über  die  analytische 
Darstellung  einer  Ellipse  im  Baum. 

Bei  Mac  Cullagh^)  findet  sich  aus  den  „flxaminatioB 

Papers  of  the  year  1842'-  unbewiesen  folgender  Satz,  der 
sich  für  die  folgende  Darstellung  als  sehr  fruchtbar  erweist: 
Es  sei  eine  Ellipse  im  Kaume  gegeben,  der  Mittelpunkt 
derselben  werde  als  Coordinatenanfangspunkt  gewählt.  Be- 
zeichnen nun  die  Punkte  ^r,     z,  x\  y\  z*  die  Enden  irgend 


1)  Mac  Cullagii,  Coli.  Works  1880.  p.  251. 


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Mae  CuüaghU  Theorie* 


265 


welchen  Paares  oonjugirter  Durclimessery  dann  sind  die  com* 
plexen  Grössen: 

»  + »»  '    »  +  •»  '  ' 
constant  für  jedes  System  oonjugirter  Dnrclimeseer. 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  einfach^): 
Denken  wir  uns  die  gegebene  Ellipse  dargestellt  als 
Schnitt  einer  Ebene  und  eines  Ellipsoids: 

+  5y  +  Cr  -8  0, 
arV«»  +  y  V**  +  -^'/c»  «  1. 

Dann  folgt,  indem  wir  die  Gleichungen: 

der  EeÜie  nach  mit  1,  2if  —1  mnltipliciren  and  addiren: 

(ur  -i-     )*/a3  +  (y  +  «V)'/^^  +     +  *2')Vc^  =  0. 
Femer  ist: 

A(x  +  tV)  +       +  iV)  +  C(r  +  tV)  »  0. 

Aus  diesen  beiden  Gleichungen  ist  aber  sofort  ersicht- 
lich, dass  sich  die  Ausdrücke: 

y  +  iy       »  +  it' 

als  Wnrsseln  zweier  quadratischer  Gleichvngen  ergehen  und 
in  A,  B,  Cy  tf,  bj  e  werden  ausdrücken  lassen.  Nun  ist  i 

ebensowohl  +  wie  —  V  —  1 ,  insofern  sind  die  obigen  Aus- 
drücke nicht  zweideutig,  sondern  vuiikommen  eindeutig  durch 
die  gegebene  Ellipse  bestimmt. 

Es  geht  aus  diesem  Satz  unmittelbar  hervor,  dass  die 
Lage  der  Ebene  einer  Ellipse,  sowie  die  Richtungen  und 
das  Verh&ltniss  ihrer  Axon  ToUst&ndig  durch  zwei  compleze 
Ausdrücke  der  gegebenen  Art  bestimmt  sind. 

Mac  Cullagh  hebt  die  merkwürdige  Analogie  dieses 
Satzes  hervor  zu  Jcm  Satz  von  der  geraden  Linie  im  Raum, 

1)  Aus  einer  hrirflu  hen  Mittheilung  <les  Hrn.  B.  Minnigerode 
er»ehe  ich,  daas  derselbe  weseuüich  denselben  Beweis  schon  ?or  längerer 
Zeit  gefunden. 


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266 


P.  Volkmcuui. 


I 


wonach  die  Kichtung  einer  geraden  Linie  im  Raum  ¥oU* 
kommen  durch  zwei  reelle  Oonstanten  bestimmt  ist. 

Wir  gründen  auf  diesen  Satz  eine  analytische  Darstel- 
lungsform  für  eine  Ellipse  im  Baum,  die  wir  im  Folgende 
wiederholt  anwenden  wollen.  Es  bedeute  symbolisch: 

{x  +  ix)  :  (y  +       :  (2  +  iz) 

eine  Ellipse  im  Raum,  deren  Mittelpunkt  im  Coordinaten- 
anfangspunkt  liegt»  und  von  der  irgend  ein  Paar  conjugirter 
Durchmesser  durch  die  Endpunkte  x,  x\  z  gege- 
ben ist. 

Wir  fuhren  auf  diese  Darstellungsform  eine  ändert 
zurück:  Es  seien  7  irgend  welche  conjugirte  Halbmesser 
einer  Ellipse  im  Kaam,  weiche  mit  der  x^  y,  z-Axe  die  Wink  ! 

yj  resp,  c^,  ß',  /  einschliessen,  dann  lässt  sich  diese 
Ellipse  ebenso  darstellen  durch: 

(p  cos  a  +  iq  cos«") :  {p  cos  ß  -}-  ig  cosß') :  (p  cos  /  +  iq  cosj 
wie  durch 

^tsp  cos «  sin 9  4-  ^  coBa' cos ^, 

yap  cos/9  sin  ^  4-  7  cos/}' cos  (ff 

z  m»p  cos  y  sin  fp  +  q  cos  /  cos  fp. 

Wir  können  durch  Einsetzen  von  <^  =  0  und  tp  —  rT/2,  im 
Fall  die  zweite  Darstellung  nur  für  ein  bestimmtes  Pa^r 
conjugirter  Halbmesser  Gültigkeit  h&tte,  immer  zur  entea 
Darstellung  übergehen.  Da  aber  die  erste  Darstellung  m 
der  Wahl  des  Paares  conjugirter  Halbmesser  unabhängig 
ist,  muss  es  auch  die  zweite  sein,  und  damit  ist  zugleich  be- 
wiesen, dass  eine  Ellipse  im  Raum  in  der  zweiten  form 
analytisch  dargestellt  werden  kann. 

L  J>ie  bei  der  Totalreflexion  auftretende  LicMbeweiBig 

der  gebrochenen  Welle« 

Die  allgemeinste  Bewegung  eines  Aethertheilchens,  die 
wir  kennen,  findet  in  einer  Ellipse  statt.  Demgemäss  setzt 
Mac  Oullagh  für  ein  Aethertheilchen,  welches  von  der  bei 

n  Iin  Kail  p,  q  die  Ilalbaxeu  der  EUipse  sind,  ist  diese  Darsteliiiür 
auch  sonst  wohl  beuutzt  worden. 


Digilizeü  by  LiOOgle 


Mac  CuUagh's  Theorie, 


267 


der  totalen  JäeÜexioo  entstellenden  gebrochenen  Welle  in 
Bewegnag  gesetist  wird,  an: 

^  =  i{p  cos «  sin ^  4-  y  cos  «'  cos (f) 
(1)  7]  =  t  (p  cosß  sin  9p  +  ^  cos    cos  (p) 

€{p  C08 y  üatp  -i-q  cos / cos <p) . 

Hierin  bedeuten  wieder  f/?,  irg*  nd  welche  conjugirte 
Halbmesser  der  Ellipse,  c^,  ß,  ß',  f  ihre  Richtungs- 

winkel gegen  die  jr-Axe.  Der  Coordinatenanfangspunkt 
Ton  |y  i  (parallel  zu  y,  z)  befindet  sich  im  Mittelpunkt 
der  Ellip80i  femer  sei  gesetzt: 

Die  Lage  der  gebrochenen  Wellenebene  ist  also  gegeben 

durch  Ij:  +  my  +  =  0,  ihre  FortpHanzimgsgeschwindigkeit 
durch  5.  ihre  Wellenlänge  durch  A.  Der  durch  e  bezeichnete 
Exponentialfactor  tritt  hinzu,  da  erfahrungsgemäss  bei  der 
t' *alpn  KeEexion  schon  in  geringer  Tiefe  die  gebrochene 
Lichtbewegung  TdUig  erloschen  ist;  es  bedeutet  darin  r  eine 
in  jedem  Fall  n&her  zu  bestimmende  Grösse,  wie  später 
dnrdigefahrt  werden  wird.  Ohne  der  Entwickelung  der 
Materie  vorzugreifen)  bezeichnen  wir  schon  hier  die  Ebene: 

als  Grenzebene  des  Mediums,  sowie  die  durch  die  Eichtangen 
n^f^  gy  h  gelegte  Ebene  als  Einfallsebene.   Die  bei 
dem  eigentlichen  Problem  der  totalen  Reflexion  sp&ter  ein* 

zufuhi enden  Grenzbedingungen  werden  diese  Bezeichnungs- 
weise rechtfertigen. 

Der  Ansatz  für  die  Schwingungsellipse  des  Aethertheil- 
chens  ist  darum  von  Mac  Cullagh  so  glücklich  gewählt, 
weil  er  ganz  analog  gebildet  ist  der  gewöhnlichen  Bewegung 
eines  Aetheitheilchens  im  linear*polarisirten  Liebt: 

J  =  /)  cos  u  sin  (f 

Vi  —  p  cos  ß  sin  q)       y  =  ~  (/ar  4-  my     nz  —  st). 
^  SS  p  cos  y  sin  <f 


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266 


jP.  Volkmann* 


Wir  werden  dadurch  mit  Leichtigkeit  in  den  8t«nd 
gesetzt,  bei  jedem  Schritt  zu  erkennen ^  welche  Aasdrticke 
und  Sätze  bei  der  durch  totale  Eeflexion  veranlassten  Licht- 
bewegung  der  gewöhnlichen  Lichtbewegang  in  isotropen  ind 
anisotropen  Medien  entsprechen. 

Einflihrung  der  Incompressibilit&tsbedingiing  des 

Aethers. 

Die  Bedingung  der  Incompressibilität  des  Aethers  lautet 
bekanntlich: 

6f/  dz 

Angewandt  auf  die  Mac  Guilagh'schen  Ausdrücke  f&r 
I»  nt     zerfällt  dieselbe  in  die  beiden  Gleichungen: 

p{l  cos  a  -\-mcosß  +ncos;')  -  r^r  (/cos  r^  +y  co8^:^'+/i  cos 
y(/co8«'4-wicos/^ +aco8y')4-rp(/co8«  +^C08/3  +  Äcosyj-O. 

Wir  geben  diesen  Gleichungen  eine  für  die  Folge  viel- 
fach benutzte  Form,  nämlich: 

f  {P  ^8  a  +  it/  cos  u')  {l  +  irf)  +  {p  cos  ß+ ig  cos     (in+*>y,  ; 
'  ^  +  {p cosy  -|-  iq cob/)(»  +  irh) «  0.  ' 

Es  handelt  sich  nun  darum^  diese  Bedingungsgleichnnga  ' 
fttr  die  Incompressibilit&t  geometrisch  zu  deuten;  molebit 
ist  ersichtlich,  dass  hier  nicht  mehr,  wie  bei  der  gewdbo*  | 
liehen  Lichtbewegung: 

icosa  +  m  cos  ß  +  n  cos —  0 
/  coB  0^'+  m  cos +  n  cos 0. 

Die  hier  in  Frage  kommende  Wellenbewegung  findet 

also  nicht  mehr  in  der  Wellenehene: 

Ix  +  mi/  -\-  n  z  =  0 
statt,  sie  ist  nicht  mehr  transversal,  sie  wird  es  erst  im 
Grenzfall  der  totalen  EeÜexion,  denn  dann  ist  r  « 0« 
dann  gelten  jene  Gleichungen,  welche  die  Transrersalitit 
der  Lichtbewegnng  ausdrücken« 

Wählen  wir  jetzt  vorabergehend  das  z-System  daiart 
dass  x,i/  die  Grenzebene,  z  die  fiin&Usebene  wird,  vai 
bezeichnen  den  Winkel  der  Wellennormale  mit  dem  EinfiHs' 
ioth  —  also  den  Brechungswinkel  mit  <ü,  dann  wird:  j 


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Mac  Cullayiis  Theorit. 


269 


2n 

^  «      (a;  dn  ö>  4-    COB  *»  —  5/) ,      «  «  c  , 

und  die  Bedingang  der  Incompressibilitftt  liefert: 

p  C08  ee  sin  «o  +  P  cos cos  oi  —  rq  cos  /  =  0, 
^  COS  a  sin  w  4*  ^      /      w  4-  '7^  cos  y  ^  0 

oder:       (p  cos  u  +  1 7  cos     :     cos  -i-  iq  cos 

SB  (cos  A)  +  ir) :      sin  «). 

In  dieser  GleichuDg  ist  als  unmittelbare  Folge  der  In- 
compressibiiitätshedingung  der  Satz^)  ausgesprocheü: 

Die  Projection  der  Scliwingungsellipse  auf  die  Einfalls* 
ebene  bat  zu  conjugirten  Durchmessern  Linien^  welche  pa> 
raUel  zur  Grenzebene  des  Mediums  und  nr  Welienebene 
sind,  ihre  Lftngen  yerhalten  sich  wie  r:l. 

Anf  das  ursprüngliche  allgemeine  Coordinaten8y8tem.x,y,z 
zurückgebend,  haben  wir  in  der  Gl.  (2)  den  analytiscben  Aus- 
druck dieses  Satzes,  wclcbem  wir  bebufs  späterer  Anwendung 
die  Form  geben  können: 

Alle  ebenen  £Uipsen: 
CO«  «  +  iq  cos  u) :  [p  cos  ß  4-  iq  eoiß') :  (p  cos  y  4-  iq  cos  /), 

welche  aui  dem  vorhin  beschriebenen  Projectionscyünder 
liegen,  mttssen  der  Bedingung  genügen: 

(/>  cos  u  4-  iq  COS  a)  (l  4-  irf)  4-  {p  cos  ß  4-  iq  cos  ß')  (m  4-  irtji) 
4-  {p  cosy  4-  iq  cos/)(n  4-  irh)  =  0. 

Wir  haben  bis  jetzt  nur  mit  Licht  zu  thun  gehabt,  bei 
dem  die  Aethertheilchen  in  Ellipsen  schwingeui  und  die  In- 

compressibüitiltsbedingung  hat  uns  gelehrt,  auf  welchem 

Cylinder  die  Schwingungsellipsen  stets  liegen  müssen.  Es 
entsteht  nun  die  Frage,  ob  für  die  hier  in  Betracht  kom- 
loende  Bewegung  auch  linear  polarisirte  Lichtbewegung  mög- 
lich ist  Der  Satz  ?om  Projectionseylinder  weist  darauf  hin, 
dsss  eine  solche  nur  senkrecht  zur  £infalisebene  stattfinden 
luan,  denn  nur  in  diesem  Falle  liefert  der  Schnitt  einer 
Ebene  mit  dem  Projectionscylinder  keine  £llipsen^  sondern 
gerade  Linien. 


1)  Mac  Cullagh,  QoU.  Works,  p.  192. 


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270 


P.  Volkuumn. 


Wir  kennen  auch  analytisch  diese  FoliieruDg  verificireü. 
setzen  wir  die  Ausdrücke  für  linear  polarisirtes  Liebt: 

I  SB     cos«  sm^y     1}  m  cji  coB^Bin^y     {aa  «;»  C08^  sin^^, 

in  die  Incompressibilit&tsbediDgung: 

ein,  so  muss:   /  cos  a  +  w  cos    +  «  cos  ^  =  0, 

/  cos  a  +  ^  cos  ß  +  h  cos  y  =  0, 

das  heiBBt:  Bei  der  totalen,  Beflexion  iet  i&r  die  gebrochnt 
Welle  linear  polarisirteB  Licht  nur  senkrecht  znr  EinfUls- 
ebene  möglich. 

Einführung  der  Differentialgleichnngen  fflr  die 

Aetherbewegung. 

Die  Gleichungen  (1)  müssen  nun  den  allgemeinen  Dil- 
ferentialgleichungen  genügen^  welche  für  die  Bewegung  eines 
AethertheilchenB  in  einem  optisch  zweiazigen  Krystidl  auf- 
gestellt sind.  Wir  beziehen  jetzt  das  System  auf  di« 
Hanptaxen  des  anisotropen  Mediums.  Bisher  war  die  WaU 
des  j^-,  y,  z-S}  steiub  ganz  gleichgültig.  Es  seien  a,  c  (He 
drei  HauptHchtgeschwindigkeiten  des  KrystalleSy  so  gelten 
bekanntlicii  die  Gleichungen: 

di*     ^  By  \dy     B»)     ^  B»  \Bx  B») 

^  '  dr         dz  \dz      dyj         ox  \dy  oxj 

Bt*'^^  Bx  \Bx     Bm)     ^  By  \Bm  By) 

Setzen  vir  den  Ausdruck  für  ^  aus  den  GleichuBgeii'O 

in  die  erste  der  Gleichungen  (8),  so  erhalten  wir: 

—    cos  a  «s  —  c"(m*  cosct  ^  m/cos/S)  H*       cosy  —  cosa) 

H-i?V(^*c08i«— ^/cos/?)  -  Ä'r*(Ä/cosy-Ä*co8«) 

+  rqlp  [c*{2^mC08«  —  [fm-^-gl)  cos/?'J 


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Mac  QaLlagh's  Tlteorie.  271 

—  *-  cos«'=  —  c-(m^CQ%a—nilGO^ß')-\-h^(nlQO^y'  —  n^QO%a) 

-^r  c^r- (^^  cos  u— ff/ cosß)  -  b^r^{h/ cosy  —/i^coü  a) 

-  b'^{{kl  +/«)  cos;'    2An  C08<v}]. 

Die  Ausdrücke,  welche  sich  ergeben^  indem  die  Werthe 
für  7/  und  ^  aus  (1)  in  die  zweite,  reap,  dritte  Gleichung  von 
(3)  gesetzt  werden  |  folgen  nnmittelbar  durch  cyclische  Ver- 
taaschong,  wir  schreiben  sie  daher  nicht  weiter  hin. 

Schreiben  wir  jetzt  znr  Abkürzung: 

A  SB    cos   +  iq  cos  A  »  /  +  irjf , 

{4)  B » />  C08/9  +  iq  cosß\  f^'^m-^irpf 

r  a fi  cosy  +  iq  cosy',      f     «  +  ir  A, 

so  folgt  aus  den  für  cos  a  nnd  cos  a'  hingeschriebenen 
Gleichungen: 

4- A  =  c- [( A m2  -  B ni  l)+iri2  A y  m -  B {fm  +  5^/))  - r ^ ( A -  B^r/)] 
-Ä«[(r «/-An»)  +  ir(r (/*/+/»)  - 2AÄ») -  r«(r A/-  AÄ«)] 
»c«.M(AjW-BA)-Ä'y(rA-Af). 

Durch  cyclische  Vertauschungen  erhalten  wir  hieraus 
entsprechende  Gleichungen  für  j^B  und  und  haben  da- 
mit die  Gleichungen  gewonnen: 

j     s^-A  =  cXA/i~  Bä)  -  b^v(ri  -  Av), 

(5)     1    .^-B  =  a^v{Bv-rfi)  -  c^iiAfi-  b;.), 

Wir  bemerken,  dass  durch  das  Factorens\  stem  /,  /i,  i/ 
aus  diesen  Gleichungen  die  Incompressibilitatsbediogung  (2) 
erhalten  wird,  welche  sich  jetzt  echreibt: 

AA  +  B|tft  +  rv"0. 

Ordnen  wir  die  Gl.  (5)  nach  A,  B,  F: 

A(j*-cV-**0  +  BcUft  +rAUy  «0, 

und  eiiminiren  hieraus  oder  in  Verbindung  mit: 

AA  +  B/i  +  Tf  =  0, 


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272 


P,  VoBmam» 


A,  ß,  r,  dann  crlialten  wir  eine  bemerke n^weitlie  ilekition. 
welche  ihr  völliges  Analogen  in  der  gewöhnlichen  Xiichtbe- 
wegung  hat. 
Wir  ünden: 

,8  -  CV*  -  Ä«V«  c'Äjtt  «  0 

oder  umgeformt: 
und  endlich: 

Diese  Gleichung  ist  ganz  analog  der  Gleichung  in  der 
Theorie  der  gewöhnlichen  lichtbewegong,  welche  bei  ge- 
gebener Wellennormale  die  Geschwindigkeiten  liefert,  mit 
denen  sich  die  zugehörende  ordinäre  und  extraordinäre  WeUe 

in  uptiäch  zweiaxigen  Medien  bewegen,  wir  haben  nur  in 
den  Ausdrücken  für  ^,  in  (41  r  =  0  zu  setzen,  wodurch 
dieselben  in  4  übergehen,  und  zu  berücksichtigen,  das» 
^*  4-     +  «2  —  1  ist. 

Indem  wir  die  Gl.  (6)  in  ihren  reellen  und  imaginäreo 
Bestandtheil  Zerfällen,  erhalten  wir  die  Gleichungen: 

(7)  +(n2-r«Ä3)(aHÄ2)]  +  (l-^')[(^-rV^)62cH(m2--ry)rfl- 

i    0  «  -  s-  [If  (b^  +  c^)  +  mg(c^  +  d^)  +  «Ä  (a^  4-  b-)] 

(8)  ,  +  (1  _  +  m   c«a2  4-  « aH^;^  +  [(/>  -  r»/»)* V 
l    ^  (m* -  r V) <>*ö*  +         raÄa)a»6«](//+      +  nk). 

Es  Süll  aui  diese  Uieichungen  hier  nicht  näher  eiügegäiß- 
gen  werden.  Es  sind  in  denselben  die  Beziehungen  zwischen 
der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Lichtwette «,  der  i£ 
dem  fixponentialfactor  Torkommenden  GrGsse  r  und  den 
Brechungswinkel  <k»  enthalten.  Es  sei  aber  herrorgehobeo. 
dass  abweichend  von  der  FresneTschen  lachttheorie  ^ 


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Mac  CuUagh'9  Theorie, 


27d 


Geschwindigkeit  s  hier  nicht  ohne  weitf^re«?  durch  die  VVel- 
leDDormale  gegeben  ist,  dazu  ist  erst  noch  die  Kenntniss 
des  Einfallswinkels,  unter  dem  die  totale  Reflexion  stattfindet^ 
nothvendig,  wie  ans  dem  Späteren  herrorgehen  wird. 

Die  6r(Vs8e  r  wird  0  im  Grensfall  der  totalen  Reflexion. 
Wir  erhalten  dann  f&r  (7)  die  bekannte  Gleichung  der  Fres- 
ael'schen  Theorie: 

und  (ftr  (S): 

4-  If  b~c'-  -\-  myc-ä^  -j-  nha^h^ 

An  diese  Formeln  wird  man  anzuknüpfen  haben,  wenn 

man,  au-i^ehend  von  der  Theorie  der  totalen  KeHexion,  die 
ürenzwinkrl  für  dieselben  bestimmen  will.*) 

Im  Falle  optiseh  einaxiger  Krjstalle  (es  sei  b  =  c)  wird 
die  (tL  (6): 

Der  erste  Factor  hat  sein  Analogen  zu  der  extraordi- 
idren,  der  zweite  zu  der  ordinären  Welle  der  gewöhnlichen 
Lichtbewegung. 

Behandeln  wir  zuerst  die  extraordinäre  Welle,  also  den 
Factor: 

so  zerlegt  sich  derselbe  durch  Zerfällen  in  den  reellen  und 
imaginären  Bestandtheil  in: 

Die  letzte  Gleichung  bestimmt  den  Brechungswinkel  der 

totalen  Retiexion  für  die  extraordinäre  Welle.  Danach  bilden 
(las  Einfallsloth  und  die  extraordinäre  Wellennormale  con- 


l)  AoBgehend  von  der  Theorie  der  partiellen  iicücxiou  ist  dies  von 
Hm.  Th.  LiebiBcU  gescbeben.  Neues  Jahrb.  f.  Mineral.  1.  p.  245. 
\m  VL  2.  p.  181.  1885. 

A»a  d.  Pbji.  a.  Cbem.  N.  f.  XXiX.  18 


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274 


P,  VoÜmamL 


jugirte  DnrchmeBBer  der  Ellipse,  in  welcher  die  Indeiflklic^ 
durch  die  EinfaUsehene  geschnitten  wird.   Es  geht  danvs 

hervor,  dass  bei  totaler  lieÜtxion  an  einaxigen  Medien  der 
BrechiiDgöwinkol  derselbe  bleibt  für  beliebige  Einfallswinkel  i 
innerhalb  derselben  Einfallsebene;  der  Brechungswinkel  ist 
also  auch  derselbe,  wie  er  durch  den  Grenzfali  der  totales 
Eeiiexion  gegehen  ist. 

In  Verhindung  von  (8»)  mit  (f  H-  +  cosi»  finden 
wir  leicht  die  bekannten  Formeln^): 

co8w= — tgctf  ^^-^  ^ 


WO  d  das  Azimut  der  EinfiiUsehene  gegen  den  Hanptsdimtt 

bedeutet. 

Behandeln  wir  jetzt  die  ordinäre  Welle  bei  optisch  ein- 
axigen Medien,  also: 

(»b)  '•-cM^'  +  ^'  +  f'), 

so  erkennen  wir,  dass  dieser  Fall  sich  mit  den  in  isotropes 
Mediea  stattfindenden  Wellen  deckt.  Durch  Zerfällen  lo 
den  reellen  und  imaginären  Bestandtheil  erhalten  wu: 

(7b)  *«=c2(l-r*), 
(8b)  /f+TO^r +  »iÄ  =  0. 

Die  gebrochene  Wellennormale  föUt  danach  in  aiieii 
Fällen  der  totalen  Ketlexiun  in  die  (irenzebene. 

Wir  kehren  jetzt  zu  den  Gleichungen  (5)  zurück  and 
eliminiren  aus  denselben  die  Grdsse#^.')  Wir  erhalten 
aus  den  beiden  ersten  Gleichungen: 

««v(ABf  -  AI  //)  4-  h''v[\^VK  -  A  By) 
-  «MAUfi  -  Aßil^  +  AB/**  -  BUm)  «  0. 


1)  Mac  Gallagk,  Coli.  Works,  p.  192.  Die  Indeiflidie  iit  g^ 
geben  duich: 

ft 

 ^  +  — -* — p  +  Y  *  ^»        '■'^  =  ar'  +  ^*  t  5-. 

a*  —  6*  B-     c*  — 

r'  r* 

2)  Th.  Liebiech,  Neues  Jahrb.  f.  Mineral.  2*  p.  205.  1865. 

8)  In  Bezug  anf  das  Folgende  ef.  Hae  Callagb.  GolL  Woib. 
p.  250.  251. 


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Mae  CküagKs  Theorie.  276 
Der  Goefäcient  Ton  —  wird: 

=  -ry(A/*~  ß;i) 

nach  der  IncompressiMlitiltsbediBgang.  Wir  erhalten  so  mit 

Hinweglassuag  des  i^'actors  v: 

(9)  a^A(Bv  -  VpL)  +  b^3(Vk  -  Ai^)  +  c*r(A^i  -  Bk)  =  0. 

Dieselbe  Gleichung  Latten  wir  durch  Combiuatiou  irgend 
zweier  der  Gleichungen  (5)  erhalten. 

Die  Gleichung  (9)  in  Verbindung  mit  der  Incompressi- 
büit&tsbediDgoDg  (2): 

A;t  +  B.a  +  ry»0 

liefert  die  analytischen  AjudrOcke  ftkr  die  Lage  nnd  Form 

der  Schwiiigung^ellipse  der  beiden  gebrochenen  Wellen,  dem- 
entsprechend hängen  dieselben  von  einer  quadratischen  Glei- 
chung ab«   Es  folgen: 

i  A[«2(c«-a»)-i^=»rAr(3»-c«) 

(10)  B[v^a*''6')- F]^  Au),{c^  ^a^ 
l    r[r(Ä«-c*)  -/^  =  Bra^a2-Ä^. 

Hierin  ist  F  die  Wurzel  der  quadratischen  Gleichung: 

F*^FIX^  (6«  -  c»)  +  u«  (e»  -  a»)  +  »»» (a«  -  6«] 
+tt«y»(«'--«")(«*--^')  +  »'n«(a«-.Ä«)(6*--c»)+AV'(*'-c*)(«?»-a«)  =  0, 

also: 

•2^»rV-a*)(«*-**)-2rnV-4»)(6«-ü*)-2AV»(6»-c«)(c*-«»). 

Bezeichnen  wir  zur  Unterscheidung  auch  bei  c)|)tisch 
zweiaxigen  Medien  die  beiden  gebrochenen  Wellen  als.  ortU- 
Bäre  und  extraordinäre,  obwohl  diese  Bezeichnung  ja  nur 
bei  optisch  einaxigen  Medien  Bedeutung  hat,  so  würde  bei 
der  gewöhnlichen  Lichtbewegong  in  dem  entsprechenden 
Auedmck  ftkr  F  das  eine  2jeicfaen  der  ordinftren,  das  andere 
der  extraordin&ren  Welle  entsprechen.  Wir  übertragen  diese 
Bezeichnung  auch  auf  die  vorliegende  Lichtbewegung. 

Am  übersichtlichsten  gestattet  die  Gleichung  (9),  zu  der 
gewöhnlichen  Lichtbewegung  zurückzukehren,  wir  haben  nur 

18» 


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276 


P.  Voikmanm 


in  den  Grössen  A,  B,  F,  y="0,  rs=0  zu  setzen.  Die  Glei- 
chung (9)  wird  dann; 

a^QO%€c{n  COS/?  —  m  cos^)  +    cos/9(/cos^  —  n  cosa) 

+  c^cos  (m  cos  <r  ^  /cos    »  0. 

Diese  Gleichung  enthält  in  sich  die  Fresnel' sehe  Regel, 
nach  der  bei  gpf^^obener  Wellennormale  das  Licht  linear 
polarisirt  sein  kann  —  eine  Kegel,  welche  ebenso  auf  das 
Constructionseilipsoid: 

wie  auf  das  Indezellipsoid  (ElastieitfttseUipsoid): 

begründet  werden  kann. 

£s  handelt  sich  nun  darum,  in  unserem  Falle  eine  ent* 
sprechende  geometrische  Deatang  der  Gleichung  (9)  zu  suchen, 
die  hier  auf  eine  Ckmstmcüon  der  Lage  der  Schwingungs- 
ebene  hinauskommen  wird^  und  es  liegt  schon  des  Analogoo 
wegen  nahe,  dabei  gleichfalls  an  das  Indcxcllipsuid  anzuknüpfen. 

Nach  der  Yorschrift  von  Mac  Cullagh  suchen  wir 
zunächst  die  Schnitteliipsen  auf,  welche  sich  aus  den  Kreis- 
schnitten des  Indezellipsoids  in  Verbindung  mit  dem  Pro* 
jectionscyiinder  ergeben.  Ea  seien  diese  Schnittellipseii  ge> 
geben  durch: 

(A,):(B,):(r,),       (A,) :  (B,) :  (Q, 
wu:      =  7?i  cos    +      cos  a^'     A.,  =     cos     +  itj.,  cos  a,' 

ßj  =      cos  /9j  +        COS  fl^'  =  />s  cos      +  iq^  COS  ß,' 

Fl  ^  pi  cos  yj  +     cos  ri      r,  «    cos    -|-  iy,  cos  y, . 

Die  Kreisschnitte  des  Indexellipsoids  sind  gegeben  durch: 


z 

daher  ist  symbolisch: 


A,  V  ft*-  «*        A,  |/  6«  -c» 

Die  durch  die  Kieisschnitte  des  Indexellij^soids  erhal- 
tenen Schnitteliipsen  sollen  aber  auch  auf  dem  Projections- 
cylinder  liegen,  daher  muss  nach  früheren  Bemerkungen: 

Aj A  +  B,^  +  I>  -  0,      AjX  +  B,iu  t  r,r  « 0, 


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üfoc  Cuüa^h's  Theorie,  277 


also: 

y  |ra  —  o'  —  i  KO'  — 

_ 

£s  folgen: 

Die  Quadrate  der  conjugirten  Halbmesser  werden: 

c«)+ifi«(a«-c*)+nV-  =F2a/l/(a*-d«)(*»-c«) 

^^M  =  r^U''(*'-0+yV-^')+ÄV-**)^2Ä/y(^ 
und: 

:f  2(a/  -  r»Ä/)  y(a>-.^«)(A«^. 

Die  Bedingung,  dass  die  conjugirten  JJuiciiiiiebser  Axen 
werden,  ist: 

q:  (n/+/Ä)  i/(a2^Ä«)         =  0. 

In  diesem  Falle  erhalten  wir  daher: 
plZl'l  {=        -  c*)  +  fi*  (a*        +    (fl*  -  b^ 

Wir  Terbinden  jetzt  die  Endpunkte  der  beiden  groaeen 
Halbazen  und  die  Endpunkte  der  beiden  kleinen  Halbaxen 
und  nntersnchen,  wie  diese  Yerbindnngslinien  getheilt  werden 

müssen,  damit  diu  Theilungspunkte  in  die  Ebene  der  iSchwin- 
gungscllipse  zu  liegen  kommen. 

Es  mögen  die  Verbindungslinien  im  Verhältniss  von  x :  y 
getheilt  werden,  das  kann  ebenso  durch  einen  äusseren,  wie 
durch  einen  inneren  Schnitt  erfolgen,  dann  sind  unter  Be* 
rücksichtigung  von: 

A^- A,  =  0,  -  Bj  =  2 V  -ly-,  -  r,  =  -2/<  yä^^' 
die  Goordinaten  der  Theilungspunkte  gegeben  durch: 


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278  P.  Voikmaim. 

,  y^rry.  (i  _  -i' J  -  X  V4' -T', 

Eb  boU  nun  identisch  sain: 

Afi  V*»-  c»  +  B^i/l/'i«^  [i  -2^)-  AV?^^) 
*    Es  ist  also: 

Am  dor  ersten  Gleichung  (10)  folgt  aber: 

 1 

Insofern  hieraus  unter  Benutzung  beider  Yonseicben  i& 
gleicher  Weise: 

folgt,  sind  die  doppelten  Vorzeichen  richtig  zugeordnet  Das 
obere  Zeichen  entspricht  der  ordinären  Welle  und  einer 
äusseren  Theüung  der  Verbindungslinie,  das  untere  Zeichen 
der  extraordin&ren  Welle  und  einer  inneren  Theilung  der 
Verbindungslinie.  Wir  prftcisiren  dementsprechend  Mtc 
Cullagh's  Regel  zur  Construction  der  Ebene  der  Schwifi* 
gungsellipse  der  gebrochenen  Wellen: 

Man  suche  die  Schnittellipsen  der  Kreisschuitte  deshi* 


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Mac  Ctiüayh's  Theorie, 


279 


dexellipsoids  mit  dem  durch  die  Grössen  r,  /,  m,  w,  /,  /7.  h 
bekannten  Projectionscylinder;  es  seien  p^^  p..  die  grossen, 
7p  72  kleinen  Ualbaxen  derselben.  Nun  verbinde  man 
die  Endpunkte  F^y  der  grossen  und  Q,  der  kleinen 
Halbazen  und  theile  jede  dieser  Verbindungslinien  yon  P| 
and  ans  —  im  Fall  einer  ordinären  Welle  in  dem 
äusseren  Verhältniss  von  —  7i': V/?»*  —  72*,  im  Falle 
einer  extraordinären  Welle  in  dem  inneren  Verhältniss 
Ton  V/jj*  —      :  Vp2^  *~  7i'  Ebene,  welche  durch  diese 

Theilungspunkte  und  durch  den  Mittelpunkt  der  ersten 
SchnittelUpsen  gelegt  wird,  hat  die  Lage  der  Ebene  der 
Schwingungsellipse. 

Wenn  Mac  Oullagh  bei  der  Anwendung  dieser  Regel 
einige  Vorsicht  empfiehlt  so  bezieht  sich  diese  Mahnung 
wohl  aul  die  Auseinanderhaltung  der  beiden  verschieden  zu 
behandelnden  Wellen  auch  an  der  Indexfläche. 

Gehen  wir  jetzt  zu  dem  optisch  einaxigen  Medium  Uber, 
so  haben  wir  h^c  zvl  setzen;  wir  bemerken,  dass  dann: 

Mac  Cullagh's  Regel  wird  im  Fall  der  ordin&r  ge- 
brochenen Welle  hier  unbestimmt,  im  Fall  der  extraordin&r 
gebrochenen  Welle  dagegen  fällt  die  Schwingungsebene  in 
den  Hanptkreisschnitt  des  Indexellipsoids,  liegt  also  senkreht 

zur  optisclien  Axe. 

Zur  xVufstellung  der  analytischen  Ausdrücke  für  die 
Lage  und  Form  der  ISchwingungsellipse  der  beiden  gebro- 
chenen Wellen  gehen  wir  am  einfachsten  auf  die  Gleichung  (9) 
zurUck,  dieselbe  wird  für  b^ei 

(a«-  O  A(Bv-r.M)  =  0, 

also:  Bv-rft  =  0,        A  =  0. 

Die  erste  Gleichung  gibt  Aufschiuss  über  die  Lage  der 
Ebene  der  Schwingungsellipse  in  der  ordinftr  gebrochenen 
Welle,  dieselbe  hat  im  Bezog  auf  den  Krystall  allein  keine 

feste  Lage-);  sie  ist  durch  die  Grenz-,  die  Einiallsebene  und  r 

l  Mac  Cullagh,  Coli.  Works  p.  251. 
2)  Mac  Cullagb,  Ck>li.  Works,  p.  220. 


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280 


JP.  Volkmann, 


gegeben.  Des  Nftberen  ergibt  uoh  die  Lage  und  Form  der 

SchwingUDgsellipse  hier  aus: 

AÄ  +  ßiu  +     «  0,  -  F/u  -  0, 

also  aus:         ArBtP«  —  (ft*  +  v^):lu:lv. 

Die  zweite  Gleichung  A  =  0  bezieht  sich  auf  die  extra- 
ordinäre Welle  und  liefert  das  schon  oben  erhaltene  Eesultat) 
wonach  also  die  zugehörige  Schwingnngsebene  senkrecht  zur 
optiscben  Axe  steht  Des  näheren  ergibt  sich  die  Form 
der  Schwingnngsellipse  aus: 

A  :B  :  r  =  U:  ~  pifjL. 

Im  Falle  eines  isotropen  Mediums  endlich  kann  über 
die  Lage  tier  Schwingungsebene  der  gebrochenen  W^ie  erst 
etwas  gesagt  werden,  wenn  auch  noch  der  SchwingungszQ* 
stand  des  einlallenden  Lichtes  gegeben  ist 

Ii.  Has  Problem  der  totalen  Iteflexion. 

Einführung  der  Grenzbedingungen.  —  Die  Grenz- 
bedingungen von  Mac  Oullagh  fallen  analytisch  vnlikomnun 
mit  den  Neumann  -  Kirchhoff  sehen  Grenzbedingungen 
zusammen,  wonach  also  kurz  zu  sagen:  die  Gleichheit  der 
Verrückungscomponenten  zu  beiden  Seiten  der  Grenzfl&chet 
sowie  die  Erhaltung  der  lebendigen  Kraft  der  Lichtbewegaog 
far  den  Act  der  Reflexion  und  Brechung  angenommen  wird. 
Mac  Cullagh  hat  das  N eumann-Kirchhoff'sche  Priacip 
ersetzt  durch  zwei  andere  analytische  Gleichungen,  und  zwar 
auf  zwei  verschiedene  Arten wodurch  im  ganzen  schein- 
bar fünf  Grenzbedingungen  aufgestellt  werden;  er  weist^j 
jedoch  nach,  dass  im  Falle  der  Fresnel'schen  Lichtbewognng 
dann  immer  eine  identisch  durch  die  übrigen  erÜÜlt  wird. 
Dieser  Beweis  l&sst  sich  jedoch  ganz  unabh&ngig  von  der  f&r 
die  Art  der  Schwingung  angenommenen  Form  führen'),  er 
gilt  also  ebenso  im  Falle  der  partiellen,  wie  der  tutaieii 
Reflexion. 


1)  Mac  Cullagh,  Coli.  Works,  p.  169  u.  lö». 

2)  Mac  Cullagh,  Coli  Works,  p.  175. 

3)  c£.  Kirchboff,  Ges.  Abhandl.  1ÖB2.  p.  bm. 


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Mae  CtdlagKs  Theorie.  281 

Aach  im  iPalle  der  totalen  Beflexion  werden  wir  an  der 
Grense  eines  anisotropen  Mediams  eine  Doppelbrechung  an* 
zonehmen  haben.  Dieselbe  bemht  einmal  auf  GL  (7),  welche 
in  Bezng  auf  #^  vom  zweiten  Ghrade  ist,  sodann  auch  aof  der 

directen  Erfahrung,  dass  es  innerhalb  eines  isotropen  Me- 
diums an  der  Grenze  eines  anisotropen  zwei  Grrenzwinkel 
der  totalen  HeÜexion  gibt. 

Die  drei  ersten  Grenz bedingungen,  welche  die  Gleichheit 
der  Verrftckungscomponenten  aussprechen^  wenden  wir  zu- 
nlchst  an;  wir  setzen  für  die  einfallende  und  refleotirte  Licht- 
bewegung an  die  Gleichnngen: 

far  die  beiden  gebrochenen  Lichtwellen: 

J,  ssfj  (/.  j  cosai  siiKf ,  +7,  cosi»!*  cof«7 , ),       —  f-  .ip-i  i:Q& a^&in  if  ^  +  ^y^cos     cos  7  .^), 

;j -f,  (7),  C08,'^,  silKfi+y,  COä,-y,  CO:5(/,),     J^j  =  t  j  (  p.j  COS Sin  qr  ^ -f  z^,  COS  j^j' C08  (/^j) , 

 +   7— i/i«+Siy  +  At»J 

wo:        €j  as  e    ^  ,   £j  as  e  ^ 

Es  soll  nan  nach  den  drei  ersten  Grenzbedingnngen : 

{«  +  |r  =  Si  +  Ist         +  '^r  =  Iii  +  »i„     t  +  fcr  =       +  S». 

Es  folgt  daraus»  dass  einmal  für  die  Grenzebene  =  6^ » 1 
sein  mfisseo^  anderenfalls  die  Bewegung  abhängig  Ton  der 

Waiil  des   ADiangspunktes  des   Coordinatens^stems  wäre. 
Die  GleiciiuDg: 

ist  also  in  der  That  nichts  anderes,  als  die  Grenzebene  der 

beiden  Medien. 

Sodann  folgt  die  Gleichheit  der  Winkel: 

Bas  liefert  einmal  das  bekannte  Reflexionsgesotz,  sodann 

analog  dem  Bieciiungsgesetz  der  partiellen  Keflexion: 

sin  M  =  «  sin  i^^ 


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282 


P,  Voikmatm* 


wo  4  der  E intails Winkel  y  to  der  ürcchungswinkel,  s  die  Ge- 
schwindigkeit der  gebrochenen  Welle  im  Verhältniss  nur 
einfallenden  Welle,  weldie  gleich  £in8  geseUt  werden  mdge, 
bedeutet.  Die  ein&llende  und  gebroche  Wellennonnale  liegt 
danach  in  einer  Ebene  mit  dem  Ein&Usloth.  Die  BeseicV 
nung  der  durch  die  Richtungen  /,  m,  n,/)  ^,  h  gelegten  Ebe^c 
als  Einfallsehene  iindet  dadurch  ihre  Berechtigung. 

Diese  Gleichung  wäre  in  Verbindung  mit  (7)  und  (8)  zu 
bringen,  zur  Bestimmung  Ton  #  und  r.  Im  Falle  optiscli 
einaxiger  Medien  war  uns  für  die  extraordinär  gebrocheoe 
Welle  fi»  aus  (8»)  bekannt,  woraus  G^leichongen  fAr  coe«  und 
tgo»  unmittelbar  abgeleitet  waren,  die  Gleichung  «ssinw/sini; 
liefert  dann  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Welle  bei 
gegebenem  Einfallswinkel  und  die  zugehörige  Constante  r 
folgt  nach  (7^)  dann  aus: 


FOr  die  ordinär  gebrochene  Welle  und  im  Falle  eines  iso- 
tropen Mediums  wird  w  =  ;i/2,  ä=  1  sin /V,  r  =  |  1 — ^(l;C^sin-^)'l 
wo  dann  c  der  Brechungsindex  für  den  Uebergang  des  Lichtes 
vom  optisch  dünneren  zum  optisch  dichteren  Medium  ist. 

Mac  Guliagh  schlägt  zur  Bestimmung  der  Grössen  m 
und  r  einen  anderen  Weg  ein,  der  an  die  Gonstructioa^der 
partiell  reflectirten  und  gebrochenen  Wellennormalen  mit 
Hülfe  der  Indexfl&che  unmittelbar  anknüpft  und  auf  die 
totale  Reflexion  Übertragen  ^3  wird.  Es  sei  z  das  Einfall?* 
loth,  .i  z  die  Einfallsebene,  setzen  wir  a:'  =  sinie,  liann  i-^ 
die  Curvengleichung,  welche  durch  den  Schnitt  der  KinfaK-- 
ebene  mit  der  indexfläche  erhalten  wird,  in  Bezug  auf  z  Tom 
vierten  Grade.  Die  Wurzeln  dieser  Gleichung  seien  —  zu- 
denken uns  die  Gleichung  etwa  durch  Frobiren  au^eiöst: 


£8  kann  dann  m  und  r  durch  u  und  v  bestimmt  werdeB' 


1)  Mae  Cttllagh,  OolL  Works,  1880.  p.  218. 

2)  W.  Hamilton,  Trans.  Roy.  Irish  Acad.  17.  p.  144.  1881  Mt« 

Cullagh,  ibid.  17,  p.  252.  1833;  Coli.  Works,  p.  86. 

3)  Mac  Cullagh,  Coll  Works,  p.  191. 


sin'cy 
•  •*  • 


u  +  V  V  —  I , 


±  v'  y  ~  1 . 


Mac  CnüagKa  Tkeorie. 


288 


Mac  Callagh  gibt  ohne  nShere  Andeutung  der  Ab- 
leitung die  Formeln: 

tg  10   2. 1    rjmgVj     tg  ft>  «■  — ^  f    r  «  s  v\ 

Ich  leite  diese  Ausdrücke  auf  einem  Wege  ab,  der  zu- 
gleich die  völlige  Uebereinstimmung  der  Theorien  von  Mac 
Gullagh  und  Neumann -Kirchboff  zeigen  wird.  Wir 
knüpfen  an  die  Darstellung  Eirchboff's^)  an  und  setzen  für 
die  bei  ihm  yorkommende  Function: 

^  \  h     A  tg  <f:    V    cos  U     htg<r     )  T  ' 
Im  Falle  der  totalen  Reflexion  wird  hierin  in  unserer 
Bezeichnung:         tg^  a  sin i«/(tt  +  iv)f 

und  die  Function/  verwandelt  sich  bei  der  Kirchhoff« 

sehen  Darstellung  in: 


2»! 

hT 


'üT^  8in  \  2n 

COsU  "*"A8inv"  V  2^ 


Dieser  Ausdruck  muäs  identisch  sein  mit  dem  bei  Mac 
Cullagh  Torkommenden  Ausdruck: 

 r    sin  ,      .         ,  .  2n 

e        ^.Q3  (x  sin  «  +  z  COS    —  */)  » 
wo:  ««'i-^    und    I  =  *r. 

sin  K 


Die  Vergleichung  liefert  die  Belationen: 


hT 


V 


sin  &)  «  cos  cu        hT  am  l 


and  aus  diesen  folgt  unmittelbar: 

Wir  können  im  Falle  optisch  einaziger  Medien  diese 
Ausdriick«  auch  unmittelbar  aus  der  Theorie  von  Mac  Cul- 
lagh herleiten.  Im  Falle  6  —  wird  die  Indexfl&che  be- 
zogen auf  die  Hauptaxen  des  Mediums: 

+  ^2  ^  z^)  -  l)(c«x2  +  «>(y«  +  z«)  -  1)  -=  0. 
1}  Kirchboff,  Ges.  AbhandL     871  u.  878. 


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2Ö4 


I*.  Voikniann, 


Wir  führen  für  den  Theil: 

ein  Coordinatensystem  r' 7/ f'  ein,  wo  xy  mit  der  Cireiu- 
ebene,  t  z  mit  der  Eintailsebene  zusammenfallen  möge,  es 
ist  dann: 

wo:  /o  sin  öl  s=  /  —  /cos  «,  sin  ai  =  gn-^hm^ 
sin 0»  s  m  —  y  cos 0»,  sin <ti  »  ^/  ^/n  , 
sin  »  as  «  —  A  OOS 40,     A^  sin «        —  gl  - 

Der  Schnitt  der  Einfallsebene  (also  y  =  0)  mit  dem  lu 
betrachtenden  Theil  der  Indexfiäche  liefert  dann: 

Hierin  jr'asini«  gesetzt  nnd  die  Gleichungen  (7»)  und($i 
berücksichtigt,  erhalten  wir  die  Gleichung: 

2  -  —  2z  sin  4  ctg  w  4-  sin^/,  ctg-  oj  4-  =  0, 

es  müssen  also:         u  =  sin   ctg  cu, 

Sin'  I.  • 

«s ^    s sin^ /«  ctg' w  +  r2 ^^^^  sein,     also  v^—* 

Die  Grenzbedingungen  lassen  es  übtiliaui  t  jetzt  als 
zweckoiässig  erscheinen,  dem  Coordinatensystem  die  Einfalls- 
ebene [x  z')  und  die  Grenzebene  {x'  y)  zu  Grunde  zu  legen, 
wie  es  auch  Kirchhof f^)  thut.  Das  auf  die  Hauptaxen  des 
Krjstalles  bezogene  Coordinatensystem  werde  zum  UBte^ 
sclded  Ton  diesem  wie  früher  mit  sy  z  bezeichnet 

Bezeichnen  wir  die  Winkel,  welche  die  conjugirtenAiea 
der  Schwingungsellipse  pq  mit  ^  }f  ^  machen,  durch  ahtK 
so  haben  wir: 


1)  Kirchhoff,  Ges.  Abband!,  p.  364  u.  f. 

2)  Eine  Verwechshii)^'  di-r  VV' iukel  ab  e  mit  den  HaiiptlichlgeschsTO 
üigkeiten  des  Kryatalls  a  6  c  wird  nicht  lu  befiirciiteu  sout. 


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Mae  CuUaffh's  Theorie. 


266 


Cosa  — cose;  4-^0  ^^^ß  +  ^'o  cosy 
cos 6  B ^  cos  te  +  ff^  conß  +  cosy 
cose        coBa+ff  C06/?  +  A  cosy. 

Die  Schwingungsellipse  für  eine  gebrochene  Welle  sei 
dann  gegeben  durch: 

^sss       COS  fl  sin  9  +  y  cos  a  cos 
^  s»  $[p  COS  ^  sin  9»  +  ^  cos    cos  ^) 
C  ^  €(p  cosü  sin ^  +  7  cose'  cos 

wo;  ^  "  iP  ^''^  sin  ß>  4-  -2  cos  o^  —  si) 

 r-r»* 

Das  Licht  falle  innerhalb  eines  isotropen 

Mediums  auf. 

Wir  behandeln  vimäclist  den  Fall,  dass  Licht  in  einem 
isotropen,  stärker  brechenden  Medium  auf  ein  ani- 
sotropes Medium  aufiHUt  und  totale  Heflexion  erleidet. 

Dieser  Fall  ist  der  Terh&ltnissm&ssig  verwickeltere.  Wir 
verfahren  analog,  wie  Mac  OuUagh  bei  dem  entsprechenden 
Problem  der  partiellen  Reflexion.')  Wir  suchen  diejenigen 
Schwiüguügtü  für  das  bei  gegebenem  Einfallswinkel  auf- 
füllende Liclit  auf,  bei  welchen  die  eine  der  beiden  gebroche- 
nen Wellen  verschwindet  —  in  der  Bezeichnung  von  Mac 
Cullagh  die  uniradialen  Schwingungen.  Die  der  uni- 
radial einfallenden  Schwingung  entsprechende  reflectirte  wird 
gleichfalls  als  uniradial  bezeichnet 

Kennt  man  die  nniradial  einfallenden  und  reflectirten 
Schwingungen,  so  ist  nur  die  gegebene  einfallende  Schwin- 
gung nach  den  uniradial  einfallenden  zu  zerlegen;  es  folgen 
dann  die  uniradial  rellectirif  ri  Sc  Ii wmgungen  auch  der  Grösse 
nach,  und  diese  sind  nur  zusammen  zu  setzen ^  um  die 
Schwingung  der  reflectirtrn  Welle  au  erhalten. 

Die  Schwingungsellipse  einer  nniradial  einfallenden 
Welle  sei: 

^0  =s    cos  o«  sin  9e  -h    cos  ai  cos  tft 
s    cos  bt  sin  (ft  +    cos  be  cos 

^   Je  =  Pt  COS  C«  sin  (pe  -f  qe  COS  C«  COS 

1)  Mac  Callagh,  €k>U.  Worka,  1880.  p.  87.  14&. 


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286 


Volkmann, 


WO :  Ä  -p  (x  8in  4  +    cos  i«  —  «,0  • 

Die  tSchwinguugsellipse  der  entsprechenden  uniradiAl 
reflectirten  Welle  sei: 

1^  SS    cos  Or  sin  ^  +    coso^  cos  tpt 

=        cos  fcr  sin  «Jpr  +  qr  cos        COS  (^r 

—  Pr  COS  CV  sin  (fr  +  gr  cos  6V  COS  ffr 

wo:  g>r^  -r^{^  sin  4—^  OOS  4  — 

Setzen  wir  jetzt  zur  Abkürzung: 

At  »      cos  O«  +  <  7e  cos  Ar™Pr  COS  Or  +  <*7r  COS  0^ 

5t  »  f»e  COS      +  f     COS  =  Pr  C08       +  «      COS  b'r 

Ct  =  /'e  COS  üt  +  i^e  COS  Q  Cr  =  /?r  COS  Cr  4"  '^r  COS  ty 

p  COS  tt  + 1  y  COS  a 
Bst  p  eoBb  +  ig  cos^' 
C  ^  p  cos  ü  +  <^  cos  e', 

80  liefern  die  Grenzbedingungen  von  der  Gleichheit  der 
Verrückungscomponenten : 

|r+|r"=«  S        fh-k-Vr^V  +      -  5 

ftr  dioM  nniradial  schwingenden  Wellen  die  QleichnngeD: 

C«  4-  Cr  «  C. 

Diese  Gleichungen  lassen  folgende  geometrische  Dm* 

tung  yen  MacCullagh^)  zn:  Es  sei  die  Schwingungsellips« 
einer  gehrochenen  Welle  an  der  gemeinsamen  Grenze  der 
Medien  als  Schnitt  des  Projectioüöcylinders  gegeben;  e> 
seien  OF  und  OQ  die  Halbaxen  des  Schnittes^  welche  vom 
Einfallspunkt  O  mit  ihren  Längen  und  Eichtungen  gezogen 
seien.  Man  lege  femer  durch  O  zwei  Ebenen,  welche  die 
Lage  der  einfallenden  und  reflectirten  Welle  darsteUen  mögw. 
Man  lege  nun  durch  die  Halbaxe  OP  eine  Ebene  und  dnhe 
dieselbe,  bis  der  Winkel  der  Schnittgeraden  dieser  Ebene 
mit  den  die  Lage  der  einfallenden  und  reflectirten  Wellen 
darstellenden  Ebenen  halbirt  wird.   In  dieser  Lage  zeidme 

1)  Mac  Guliugh,  Coli.  Works.  Ib&O.  p.  21d. 


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Mae  CuUagtCs  Theorie, 


287 


man  aus  den  bchnittgeraden  das  Parallelogramm,  zu  dem  OF 
die  Diagonale  ist.  Es  seien  OA  und  OA'  die  entsprechen- 
den Seiten  desselben.  Die  gleiche  Construction  werde  mit 
der  Halbaxe  OQ  gemacht,  wodurch  die  Schnittgeraden  OB 
und  OB'  erhalten  werden.  Es  wird  dann  die  einfallende 
Schwingung  repräsentirt  durch  die  Ellipse,  zu  der  OA  und 
OB  conjugirte  Halbmesser  sind  und  die  reliectirte  Schwingung 
darch  die  Ellipse,  zu  der  OA'  und  OB'  conjngirte  Halb- 
messer sind.  Zogieicii  ist  ersichtlich,  dass  die  Punkte  AAP 
gleichzeitig,  ebenso  wie  die  Punkte  BB'Q  passirt  werden. 

Das  Neumann -Kirchhof fische  Phncip,  welches,  wie 
Mac  Cnllagh^)  und  Kirchhoff ^  gezeigt  haben,  in  zwei 
lineare  Qleicbungen  serfllllbar  ist,  wird  unter  Blicksicht  auf: 

Die  Lichtgeschwindigkeit  im  isotropen  Medium  ist 
bierin  Eins  gesetzt,  und  die  a^t  hängen  mit  den  drei  Haupt- 
lichtgeschwindigkeiten  der  KrystaUe  abc  zusammen: 

=  «Vi*  +  *  Vi*  +    ^'      «si  =  «V/o  +  +    A  Ao 

=  +  b^ff^  +  a,,  =  «Vo/i  +  ^^9o9i  +  Mi 

welche  im  Fall  optisch  einaxiger  Medien  {b  =  e)  werden: 

=       («"  -  c^)fi?         «2s  =     -  *^»)/,/ 
«23  =  c«  +  (a»  -  cVi"  «3,  =      -  /o 

« +  («1 «  c»)/«        a,,  =     -  o/j; . 

Die  beiden  Gleichungen,  welche  das  Neumann -Kirch- 
hoffsche  Frincip  umfassen,  liefern  die  Gleichungen: 

n  Mac  (hiüngh,  Coli.  Works.  1880.  a.  169. 
2)  Kirchhoff,  Ges.  Abh.  p.  367.  368. 


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288 


Volkmann. 


Aus  einer  einiacheu  geometrischen  Üeliaciiiung  folgen 
ferner: 

Endlich  sei  hier  die  Incompreaaibiliatsbildiing  wiederholt: 

^  8111A» 

Bei  optisch  zweiarigen  Medien  sind  hierin  für  ABC 
die  Werthe  zu  setzen,  welche  sich  in  Verbindung  mit: 

C:^/A+^B  +  Är 

aus  einer  der  Gleichungen  (10)  ergeben. 

Die  Ausführung  der  Rechnung  ergibt  im  allgemeinen 
nicht  sehr  einfache  Ausdrücke,  dieselben  sollen  daher  liier 
auch  nicht  weiter  aufgestellt  werden.  Die  Rechnung  wird 
einfach,  im  Falle  die  Grenz-  und  Einfallsebene  mit  je  zwei 
Hauptschnitten  des  filasticit&tsellipsoidea  zusammenfällt 

Fallen  z.  B.  af  y'  z*  mit  xy  z  Tollstilndig  zusammeiit  ^ 
werden: 

/  =  0       =  0    Ä  =  1         «„  =a2  a2S=Ö 

0)ssy       /=1       mssO  »aaO. 

Die  Gleichung  (7)  wird: 

0  -  ^2  (1  -  r2))  (ä2  _      -  r2a2)J, 

und  wir  erhalten  für  die  ordin^e  Welle: 


|r         6' Bin 

für  die  extraordinäre  Welle: 


Indem  hier: 

bestimmen  sich  die  ABF,  welche  hier  gleich  den  ABC 
sind,  ans  den  Gleichungen: 


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Mac  Qülagh's  Theorie.  289 

5(-r»(a«-Ä*)-F)«0 
C{  c>)- F)«0. 

Es  folgt  fUr  die  ordinäre  Welle: 

-  :  B :  C«  - 1>  :  0  : 1, 

fiir  die  extraordinäre  Welle: 

F=  -r»(a2  — A:B:C^O:  1  +i:0. 

Für  die  aniradialen  Sohwingangeny  die  der  ordinär  ge- 
brocbenen  Welle  zngehören,  erhalten  wir  so: 

J,^Ar=  tgi.{l  -  ^»(1-  r«)}       i?,  -  A  =  0 

2^^==     ctgi.  -  ir  2^'  «  0. 

JPür  die  uuiradialen  8chwingangen,  die  der  extraordinär 
gebrochenen  Welle  zngehören: 

^.  +       «  0  Ä  +  -ßr  «  (l  +  0 

2^;«0     2*  =  l:F««rtg/.  +  *(l  ±«*rtgi.). 

Die  Bezeichnung  totale  Reflexion  findet  in  beiden  Fällen 

ihre  Rechtfertigung  duicli  liie  unmittelbar  hieraus  l'olgeiide 
Relation: 

Bei  optisch  einazigen  Medien  war  gefunden  worden  für 
die  ordinäre  Welle: 

für  die  extraordinäre  Welle: 

A:B:r  s«0:— y:|M. 

Es  folgen  also  bis  auf  einen  conatanten  Factor: 
Akr  die  ordinäre  Welle,  nnter  Rttcksicht,  daes  hier  e»  s 

Ä=  -  (^«-Äjw)0*«  +  *r«)  +  (hl  -  /n)Af*  +  (fm  —  ^i) 

C-  ^^^^^  ÄAy. 

Die  Ausrechnung  ergibt: 

Ado.  d.  Fbjt*  tt.  Cbtm.  N.  F.  XXIX.  19 


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290  Jf.  VoikmuHH. 

Für  die  Gztraordiiiftre  Welle: 

A  m  —  q  cos  or      .  »  —  Ä  cos  u 

sin  CO  '       8m  cu 

Bin  fi)  sm  u 

C«—       ^       1^4.      h  pi. 

Die  Ausrechnung  ergibt: 

-4m^;(C0S«  +  ir)  /-/CM  4. 

wo   /  =  

n     f'^lcoBti      .  ^  •^'^  sin«» 

Jo  »  *  -J  i^Jti 


Wir  erhalt  i  n  so  nach  einigen  Nebeoreciiniin::t  u  für  di'^ 
uniradialen  Schwingungen ,  die  der  ordinär  gebrochesei 
Welle  zagehören: 

At  —  Ar  =  (/—  irl)  ctg/e 
A^+Ar^ir^  +  irf, 

woraus:  2  ^  =  /r»  i/  ctg  i.-|-ir  {/T  /ctg 

5e  -      -  -  i  r/j  (1  -  r2)  c«  tg  ^ 
i^,  +  i?r«-/i(l-H) 

Würaus;  ~/i    ~     D-  i 

Wir  bemerken  schon  hier  die  GHlltigkeit  der  BeUtioneit: 

A^—Ar^-  {ilr)  A  ctg i, 

welche  bei  der  totalen  Reflexion  an  der  Grenze  zweier  iso- 
troper Medien  wiederkehren  werden. 

Wir  erhalten  ebenso  nach  einigen  NebeiirechnungeD  1- 
die  uniradialen  Schwingungen,  die  der  extraordinär  gebroche 
nen  Welle  zugehören,  unter  Berttcksichtigung  der  GleicboBgeD: 

(8.)        0    ^a«(m^  +  7iÄ)  +  c«// 


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Mae  CuUagh's  Theorie,  291 

A^—Ar—  fi  sin  at  ctg  i« 
At  +  i4r  «/i  (cos a>  +  tr) 

woraus;  2 ^  =    (cos  w  i  sin  w  ctg  1«)  +  ir/j 

woraus:          2Ä,--t-  5':"'-"  ±  T/c'  tgi, 

—  *>/,  ±  «>/c^  tgie, 

AuB  diesen  Besnltaten  folgen  fftr  die  uniradialen  Schwin- 
gungen, irelche  der  ordin&r  nnd  extraordinftr  gebrochenen 
WeUe  zngehOren,  einzeln: 

Für  die  uniradialen  Schwingungen,  welche  der  ordinär 
gebrochenen  Welle  zugebOren,  ist  diese  Relation  ohne  wei- 
teres ersichtlich;  für  die  der  extraordin&r  gebrochenen  Welle 

zugebörenden  uniradialen  Schwingungen  l&sst  sich  unter  An- 
wendung der  Gleichungen  (7^)  und  (ö»)  nach  einigen  Neben- 
rechnungen zeigen,  dass: 

•  •  f—lQos(,)T   «         sin  w  1 

/i«  cos  w  sin  0»  ctg  I.  (1  +  tg*i.)  +        ^    l^/c*  -/o  ii^J  tg  i;, 

womit  dann  gleichfüls  die  Richtigkeit  der  obigen  Relation 
bewiesen  ist. 

Die  Richtigkeit  dieser  Rehition  ist  damit  überhaupt  für 
die  totale  Reflexion  innerhalb  eines  isotropen  Mediums  an 
der  Grenze  eines  optisch  einaxigen  Mediums  bewiesen.  Die 
Bezeichnung  totale  Reflexion  ündet  darin  ihre  Rechtfertigung. 

Nachdem  so  bei  gegebenem  Einfallswinkel  für  die  totale 
Reflexion  an  der  Grenze  eines  anisotropen  Mediums  die 
nniradial  einüftUenden  und  reflectirten  Schwingungen  ihrer 
Form  nach  gegeben  siüd,  iiübri^L  nur  noch,  aus  der 
Grösse  der  einfallenden  Schwingung  auch  die  Grösse  der 
uniradial  einfallenden  Schwingungen  zu  bestimmen,  nach 
welchen  jene  zerlegt  werden  kann,  um  daraus  auch  die 
Grösse  der  nniradial  reflectirten  Schwingungen  zu  bestimmen, 


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292  VoLkmamu 

ans  denen  die  total  reflectirte  SchwiDguDg  zusammengesetzt 
werden  kann. 

Es  sei  die  einfaüeude  Schwingung  gegeben  durch: 

I«  =    cos    sin  ^r«  +  9«  cos  o«  cos  90« 
17«  A    cos  ht  sin  ^«  +  9.  cos  cos 

w,  =  /?e  COS  c«  sin  tft  +    cos  c«  cos  . 
Bezeichnen  wir  die  beiden  uniradial  einfallenden  Schwin- 
gungen, nach  denen  diese  zerlegt  werden  iLanUi  durch  die 
Indices  el  (ordinär)  und  e2  (extraordinär),  so  wird: 

cos  r/.i  4-  Pfi  COS  o«s  =  pt  cos  q^i  COSaa  +       COS  fl,«  =  9,  COS'?. 

/>el  COS       4-  /><2  COS        —  Pt  COS  COSd«!  +  (Jti  COS       =  /,  COS  i 

cos  C«i  +       cos  Cei  =  />«  COS  C«        ^«1  COSC«i  +  9«S  COS  C«}  =  9«  COS<> 

und  es  folgen: 

sin  9^  sin  0. 

sind.'  8in0.' 

hierin  smd  6  6^6^  die  Winkel,  welche  pdPc^y  pePti^jupti 
mit  einander  bilden  —  entsprechend  ist  die  Bedeutung  der 
d'd^d^.   £s  ist  also  B.: 

COS  6  B  cos  a«i  cos     +  cos  6«i  cos     +  cos  c«i  cos 

Naclulein  so  uus/?,ye  die;j«i^ei,  pe2qrs  ihrer  Grösse  nach 
bestnimit  sind,  hüben  wir  nur  die  Gleichungen  für /»^i  yri /'r!^f= 
mit  einem  Factor  auf  der  rechten  Seite  zu  multipiiciren,  um 
auch  der  Grösse  nach  diese  Ausdrucke  zu  gewinnen. 

Im  Falle  die  totale  Reflexion  an  der  G-renxe  eines  op- 
tisch einaxigen  Mediums  erfolgti  kann  s.  B.  f&r  die  der  ordioir 
gebrochenen  Welle  zugehörigen  uniradialen  Schwingungeo 
derselbe: 


-9  lA'L±i«l  »e 


also  durch  +  ausgedrückt  werden,  einlacher  geschialit 
es  durch  pt  und  selbst  So  folgt  derselbe  z,  B.  ftr  die 
der  extraordinär  gebrochenen  Welle  zugehörigen  uniradiales 

Schwingung: 


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Mac  Cuüatfhs  TUeone, 


293 


Mit  wenigen  Worten  mögen  hier  noch  die  Fälle  erwähnt 
werden,  in  denen  die  Reflexion  innerhalb  eines  isotropen 
Mediums  an  der  Grenze  einer  anisotropen  eine  theils  par- 
tielle» theils  totale  ist.^)  Die  eine  gebrochene  Welle  befolgt 
dann  die  gewöbnUohen,  die  andere  gebrochene  Welle  die 
Ton  uns  abgeleiteten  Gesetze  der  Lichtbewegang. 

Aach  in  diesen  F&llen  werden  wir  die  nniradialen  Schwin- 
gungen der  eiDfallendon  und  reÜectirten  AVellcn  aufsuchen, 
die  den  beiden  gebrochenen  Wellen  entsprechen.  Es  \verden 
die  uniradiaien  iSchwingungen  der  einen  Art  linear  polarisirt 
sein,  dieselben  ergeben  sich  u.  a.  aus  Formeln  von  Mac 
Cullagh*);  die  nnradialen  Schwingungen  der  anderen  Art 
sind  wenigstens  bei  optisch  einaxigen  Medien  allgemein  Tor- 
bin  Yon  mir  aufgestellt 

Die  gegebene  einfallende  Welle  ist  dann  wieder  nach 
diesen  uniradialen  Schwingungen  zu  zerlegen,  um  analog  wie 
vorhin  angedeutet  daraus  die  nniradialen  Schwingungen  der 
reÜectirten  Welle  zu  erhalten,  weiche  zu  einer  zasammen- 
zasetzen  sind.  • 

Behandeln  wir  endlich  den  Fall  der  totalen  Reflexion 
an  der  Grenze  zweier  isotroper  Medien,  so  handelt  es 
sich  nur  darum,  die  aus  dem  Vorhergehenden  für  die  Schwin- 
gungsellipse der  gebrochenen  Weile  folgenden  Daten  zu  eli- 
miniren,  um  direct  den  Schwingungszustand  der  total  reflec* 
tirten  Welle  ans  dem  der  einfallenden  zu  erhalten. 

Es  werden  hier  «n  =  «22  =  «33  =      «it  %  = 

Unter  Berücksichtigung  fSemer  der  Incompressibilit&tsglei- 
chungy  welche  hier  lautet: 

folgen  dann  die  Gleichungen: 

A^  —  Ar——  {ilr)  cigi\A, 

welche  schon  für  die  uniradialen  Schwingungen  der  ordinär 
gebrochenen  Welle  im  Falle  optisch  einaxiger  Medien  ge- 
funden waren. 

1)  ci.  Mac  Cuüagh,  Gull.  Woika,  1880.  p.  192  oben. 

2)  cf.  Mac  Cullagh,  Coli.  Works,  1880.  p.  182  u.  Iö3. 


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294 


P,  Voikmann. 


Ans  denselben  folgen  in  Verbindang  mit: 


Ar  {r  tg  t,  -  i)  =  A,  (r  tg    +  i"). 


r  tgi,  =  tgi',  a«rtgt.-tgr. 


80  folgt: 


pt  C08  «r  » 
COS  ÜT  ~ 


COS  2  r cos  et«  —  sin  2 9«  cos  , 
sin  2i*p^  cos    —  cos  2 1"  9«  cos  «2; 


Pr  COS     =     cos  2 i      cos  /9«  +  sin  2  /"  cos 

COS =  —  sin 2 i"/?.  cos +  cos  2 /"    cos /ÄJ 
/»r  cos  Yr  =     cos  2t"/»«  C08  7^«  +  sin  2 1"  9b  cos  /«, 

9r  cos      »  —  8tn2i>«  0087"«+  C0s2r^e  COS^«* 

£&  ist  hieraus  unmittelbar  wieder  die  Relation  ersichtüch. 


Diese  Formeln  befinden  sieb  in  Tollstftndiger  Uebereifi* 

Stimmung  mit  den  von  Fresnel  und  F.  E.  Neumann  auf- 
gestellten (wo  linear  polarisirtes  Licht  aufflQlt),  ihre  Form 
ist  nur  eine  andere. 

Das  Licht  falle  innerhalb  eines  anisotropen 


Es  soll  nun  noch  auf  die  F&Ue  eingegangen  werden,  io 
denen  die  totale  Reflexion  innerhalb  eines  anisotropes 
Mediums')  erfolgt.    Hier  kann  von  nniradialen  Sdnrio* 

gungen  im  früheren  Sinne  nicht  die  Rede  sein.  Die  ein- 
fallenden und  reflectirten  Wellen  sind  sämratlich  linear  poLv 
risirt  anzusetzen,  sie  befolgen  nach  Richtung  und  i 'ularisation 
die  schon  von  Fresnel  gegebenen  Gesetze,  mit  dem  einzigea 
Unterschiede,  dass  beim  Act  der  Reflexion  eine  Phasendif* 
ferenz  entsteht;  dieselbe  kann  jedoch,  da  die  beiden  rsflec* 

1)  cf.  Mae  Cuilagh,  CoU.  Works,  1380.  p.  198. 


Mediums  auf. 


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Mac  Cullagh'a  Theorie.    |  t^-  j 

tirten  Weileu  sich  nach  verschiedenen  Richtui^en  fortpHan-  y 
zen  und  linear  polansirt  Bind,  durch  die  Beobacktun^  nichts 
weiter  controlirt  werden.  Die  gebrochenen  Wellen  befinden 
rich  dagegen  in  einem  elliptischen  BchwingnngBsnietand  and 
befolgen  die  frfther  yon  mir  abgeleiteten  Gesetze.  Es  han- 
delt sich  um  die  Intensitfttsverfaftltnisse  der  total  reflectirten 
Wellen. 

Es  werde  im  Folgenden  der  Fall  behandelt,  dass  beide 
reflectirte  Wellen  total  retiectirt  sind.  Zwischen  diesem  Falle 
und  dem,  dass  beide  reflectirte  Wellen  partiell  reflectirt  sindi 
liegt  der  Fall,  dass  die  eine  reflectirte  Welle  total,  die  an- 
dere partiell  reflectirt  ist  Auch  dieser  Fall  ist  im  Folgen- 
den enthalten,  insofern  nur  eine  der  Phasendifferenzen  ^«0 
zu  setzen  und  für  die  zugehörige  gebrochene  Welle  e  =  1 
und  q  ~  0  anzunehmen  ist. 

Es  sei  die  einlaiiende  Welle  gegeben  durch: 

I«  SB    cos  a«  sin  ^« ,     17«  s    cos  6«  sin  ^« , 
^t^p^  cose«  sin^«, 

wo:  9P«  ~  +  ^'  "~ 

so  werden  die  beiden  reflectirten  Wellen  anzusetzen  sein: 

f  rl  =  Pt\  cos  Ort  sin  {ff  r  1  +  ^1 ) ,  |ft  =  /»t«  cos  an  sin  (y^^  +  ^2 ) , 
\f\  =  Prt  cos^ri  sin  ((f  r\  +  dl),     i^rf  « p^  008^,1  sin(^rt  +  d%)^ 

if\  =  Pn  COSCrl  8in(^,i  +  di),      C^rt  —  />rl  cos  Cft  8in(9P^  +  ^i), 
wo:  (fr\  =         sin  iri  +  z  cos  iri  —  *rl4, 

yrt  =  f^(«'  sin 4t  +  /  COS 4t  -  «r«^, 

WO  ferner  der  Index  1  sich  auf  die  ordinäre,  2  auf  die  extra- 
ordinäre Welle  beziehe. 

Es  können  hierin  gesetzt  werden^): 

cos  a  SS  OOS  ^  cos  I,    cos&asin^,    cos  c  a  ^  cos  ^  sin  t , 

uüd  es  folgen  bei  gegebenem     die  /ri'ra  aus: 

l^fiji  -  2      tg «  +  ^0,3  -  tg2    y  +  [a^^  -      J  tg2  ij 

  -  («I,  -  ^'3.  tg*  V  (1  +  tg»  t)  =  0, 

Ij  cf.  Kirch  hoff,  Ges.  Abhaudl.  p.  370  u.  371. 


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296  P.  Vü&mann. 

und  die  zu  deo  i  gehftrigen  &  ans: 

tg^  =  ^'  _ 

^  «1«  CO«  t  —      am  t 

Die  beiden  gebrochenen  Wellen  setzen  wir  wie  froher  u: 
^1  —  ^  (p\  eoB^i  sin^»!  +  91  cos^^'  00s  9P1), 


wo: 


<j      cos  ^  sin  ^1  +  f  1  cos  c/ 

OOS^j), 

2» 

«1 

~  (x'  sin  Ol.          +  /  cos  <»i 
*t 

It 

«2  {Pt  cosflj  sin  ^2  +  9^  cos  ög' 

cosy^), 

cos  r;- ,), 

£. 

H  iP%      ^%  sin  ^2  4-     cos  c,' 

COS 

«1 

e    ^  . 

9^2 

—  [x  sin  ö>2          +  cos 

wo: 


Setsen  wir  jetzt  zur  Abkflnnng: 

es     cos    +  <  sin  d| ,  =     cos  d,  +  1  sin  ^,  i 

A^^p^  COS^i  +  l^i  cos  a/,  =      cos  O,  4-  t^i  cos  fl,'. 

s  f>i  cos &j  + cos^i'y        SS cos + cos h^* 

C,  =  p,  cos  C,  4-        cos  Cj',       Cj  =      cos  t\,  +  iq^  COS  «i'. 

80  liefern  die  Grenzbedingungen  Yon  der  Gleichheit  der  Ver* 
rückungscomponenten: 

|<  4-  Irl  4-  |ra  =  +  Sj» 
rtt-^Vn  4-^?r2«  m  4-<?li 

tri  4-  U  =  &T& 

die  Gleicbu Ilgen: 

p<  =  cos  Oe  4-  -4li»rl  cos  +  A2pft  cos  Ort  =  4"  -^J 
BS  COS^«  4-  JiPrl  COS^ri  4-  ^tprt  COS^rl  =  A  4*  At 
s  cos  Clt  4-       prl  COS  Cri  +  i^lPf«  COS  C,«       G  4" 

Das  Neumann-ixirchh  off 'sehe  Princip: 

''''         ~  Zl ('^^  '^^  + 


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Mac  Culiagh's  Theorie.  297 
liefert  die  Gleichungen: 

{p.  COS  *e  ctg    +  Ji/»rl  COS  ^rl  Ctg  M  +  COS  6,1  Ctg  1,«} 

+  COS  C«  +  Jiprl  COS  Crl  +  ^2Pr2  COS  C^J 

~fl,*j|{^*  COSa,  ctg  U  +  ^ifrl  COSflri  Ctg*rl  +  A/?rl  COSOri  Ctg  irl} 
^   ^32  C08  6i|  +!>!         D   /^23        «il  COS  W j  +  iVj  \  ^ 

 ^>  «12    Bin  61,  \aU     On     «in  / 

  J  cos  ruj  -ft"  r,       j   /"23  _  "2l  Cos  r,)^ -f- «r,\         ^  022 

ail    sin  a>,  *  \ai9     ah     sin       j        =^  «Ii ' 

Als  Unbekannte  sind  hierin  zu  betrachten: 

/diprlf  J^Prii  Pl,  p%, 

indem  die  Verhältnisse  Pilq^Pil^i  nach  dem  Früheren  ja 
bekannt  sind. 

Ist  das  angrenzende  Medium  ein  isotropes,  dann  ist: 


^22 
«18 


«Ii  =      =  oil  «=  c'*,  n 


und  es  existirt  nur  eine  gebrochene  Welle. 

Wir  setzen  die  Hauptlichtgeschwindigkeit  in  diesem  iso- 
tropen Medium  c'=  1,  dann  wird  im  Neumann-Kirchhoff- 
sehen  Phncip  die  erste  Gleichung  auf  der  rechten  Seite: 

-i>>4  +  C»  -  (i7r)^(r«-  1)«  (»7 r)^cV Bin« I«, 

die  zweite  Gleichung  auf  der  rechlen  Seite: 

irB. 

In  Verbindung  mit  den  ersten  beiden  Gleichungen: 

p,  cos  ff«  +  ^\PtI  COS  Örl  -f  ^1  pr2  «rS  =  A, 

COS  6«  +  A\  prl  COS  bri  +  J% Prt  COS  brt=^  B 

Umn  sich  dann  ^  und  B  eliminiren. 


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298  R  VolkmoML 

Wir  können  Betzen^): 

COe^FeÄ      C08i>eC0S/e,  COSflrl=  ~  COS  t^^ri  COSMi  COSOrS«  —  COSii^ri  COS^ 

cosÄ^  =    sin  iT^ej         C08Äri=     sini^riy  C08Äy^=  ^inxtn, 

cos  Ce  B  —  COS  1^«  sin  i« ,  cos  cvi »    cos  i^ri  sin  iru  cos  Cr2=    cos  i^rt  sis^ 

und  für  Jjj/rit  '^2/^1^  folgen  die  beiden  Gleichungen! 
0  =  ctg4        ain^.  - -  ,(1  ag/Bi-'^co..««* 

>#  „  [f^^^i  Af^f  .  «22^"^ -^ra  .  .(1  t)(c«  sin%)cosirtCos.^d 

Wir  wollen  diese  Formeln  auf  den  Fall  anwenden,  dass 
die  totale  Reflexion  innerhalb  eines  optisch  einaxigen  Me* 
dioms  eiiulgt  (h  =  c). 

Fällt  eine  ordinäre  Weile  auf,  dann  ist: 

sin'       nor  t^i  Bin'  1^ 

und  wir  können  setzen,  wenn  ;)f  das  Azimut  des  Haupt* 
Schnittes  gegen  die  Einfallaebene  ist: 

A  sin     -/eosi,  c(M/  A 

costr«  =  ^    r  »     Sin  t7«  — — ' 

n^.^          Ä8m»rt+/C08lViC08/  Ä  rfn^ 

—  cos  iTrl  =   ■  ,  y       sin  iTri  =  t='=  ' 

Sin  o'tt  ~  ,  ^  >     OOS  u'f  ~ 


Vi  -  %  Vi  - 

Vemachlftssigen  wir  den  Unterschied  der  Electricittl»- 

axen,  dann  können  wir  setzen: 

  Irl  =    4f  «"    ^  ^  «  — '«» 

1)  Die  Ansätie  für  die  rcflectirten  Wellen  situi  hier  anders  als  p.  295 
getroffen,  am  sjiftter  eine  Vergleichang  mit  F.  £.  Nenmann^sebsn  f^- 
mein  besser  snr  Anwendung  bringen  m  kennen. 


üiyitizeü  by  Google  I 


Mac  Cuüagks  Tiuorie.  299 

und  erhalten: 

r  +  r  ctg  i 

Prl  COS  l^r  +  ^tPrZ  sId  &r  =  Jh  C08  _  •    .    r~  ♦ 

sin  1?^  —  ^273,2  cosiVr  =  />,  am  i»e  ^t^»^.-  .  z;;- 

Daraus  folgen  die  schon  von  F.  £.  Neumann^)  —  aber 
auf  Grund  des  Fresn einsehen  BaiBonnementa  (Deutang  des 
Imaginftren)  —  gegebenen  Formeln: 

pli  =  pf  f cos«      -  &r)  +  Li  sin  2 ,9.  sin  2t%], 
Jb'ällt  dagegen  eine  extraoi  JiDäre  Welle  auf,  so  ist: 


"Wir  küüLien  setzen: 

.  Äsm«^-/co3/,  cos/  Ägin- 

—  Sin  C^i  =s  »         cos  l7e  =        •   -  - ' 

Vi -Ii  vniTj 

Vernachlässigen  wir  wieder  den  Unterschied  der  Elasti- 
citätsaxen,  so  kunuen  wir  die  hier  folgenden  Formeln  direct 
hinschreruen,  wenn  wir  in  den  vorigen  Formeln  i9,  = 'A'-f-.T/2 
einsetzen,  wo  li'e  das  Polarisationsazimut  der  extraordinär 
aufiiaUenden  Welle  ist,  und  haben'): 

pA  =  p7  [cos-  (//;  -  ^r)  -  L,  sin  2  sin  2  .V,.], 
l*'r%  =  pV  [co8*(i?;  -  itr)  4-  Li  sin  2i5^e  sin  2l^r]. 

Diese  Fonneln  zeigen  wieder,  wie  zu  erwarten  stand, 
die  ftür  die  totale  Reflexion  charakteristischen  Relationen: 

pl  =  pk  +  ph ,        =  p'ti  +  . 


1)  F.  £.  Neumann,  Abh.  d.  Herl.  Acad.  1835»  p.  TS.  Ich  habe  mich 
durch  Nachrechnen  aus  den  Fonnehi  fT)  und  (8)  p,  71  daselbst  tiberzeugt, 
«iai»  die  N  e  um  a nu'scheu  Formeln  durch  zwei  Druckfehler  entstellt  sind, 

(lie  auch  au  dem  Obigen  flieh  eigeben.  Neu  mann*«  ^>  ist  gleich  . 


%)  Neumann's      ist  unser       —  a  10 


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900 


m  HaUwack». 


Im  übrigen  rechtfertigen  aie  die  firweiterang  der  f  res- 
n ersehen  Betrachtangen  —  betreffend  die  Deutung  des 

Imaginären  bei  totaler  Reflexion  —  auf  einaxige  MedieD, 
welche  bis  dahin  nur  für  isotrope  Medien  bewiesen  wor* 
den  sind. 

Königsberg  i.  Pr.,  1885/86. 


VI.  PaietUinUver stärker  für  Messungen; 
von  W*  Hallwaehs* 

(Bt«rn  Tftf.  II  FIf. 


§  1. 

Electrometrische  Messungen  kleinerer  Potentiale  etvA 
▼on  der  Grössenordnung  eines  Volt  lassen  sich  nicht  wobl 

direct  mit  dem  Electrometer  ohne  weitere  Hülfsapparate 
bewerkstelligen.  Der  Versucli  hierzu  ausreichende  Electro- 
meter zu  construiren,  scheitert  daran,  dass  die  electrosta- 
tischen  Kräfte,  welche  die  Electrometertheiie  bei  der  Ladong 
auf  Potentiale  von  der  genannten  Grössenordnong  auBttben 
würden,  zu  klein  sind,  um  zor  Messung  gelangen  zu  können. 
Man  hat  daher  seine  Zuflucht  entweder  zu  HQlfsladungen 
oder  zu  Condensatoren  genommen,  ist  jedoch  nicht  Jazu  ge- 
langt, diese  Apparate  so  einzurichten,  dass  iii:m  genauere 
Messungen  unter  hinreichend  constanter  Emptindlichkeit 
ausführen  kann,  wie  es  für  viele  Zwecke  wünschenswertli 
ist.  Die  Hülfsladnngen  leiden,  auch  wenn  sie  von  galvani- 
schen.S&alen  geliefert  werden,  an  Inconstanz  und  veranlasse! 
eine  Reihe  von  fortlaufenden  Controlmessnngen.  Bei  der 
Anwendung  eines  Condensators  ist  man  erstens  von  den 
Capacitätsverhältnissen  abhängig:  man  muss,  um  .mch  bei 
Anwendung  kleinerer  Ladungspotentiale  genügende  Ladungen 
zu  erhalten,  die  Dimensionen  des  Condensators  entweder  un- 
behfilflich  gross  w&hlen,  oder  aber  die  Platten  bei  der  La* 
dung  in  solche  N&he  bringen,  dass  eine  Oonstanz  der  Ver- 
stftrkungszahl  des  Apparates  nicht  mehr  zu  erreichen  ist. 


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FatsHäaloerttarker, 


dOl 


Gerade  die  empfindlichstea  Instrumente,  die  Quadrantelec- 
trometer,  weiBdn  eine  so  grosse  Capacit&t  au^  dass  Bich  die 
Anwendung  eines  einfachen  Oondensaton  aas  den  gegebenen 
GrOnden  m  Verstftrkung  der  Ladang  bei  Messungen  nicht 
eignet.  Dazu  kommt  noch  sweitens,  dass  der  Electricitäts- 
Verlust,  welchen  die  Anwendung  des  Condensators  mit  sich 
^riocrt,  hei  der  erro^sf»n  Schwingungsdauer  der  Quadrautelec- 
trometer  2u  erheblich  wird. 

Wendet  man  aber  den  Condensator  wiederholt  an, 
iadem  man  den  Collector  nach  der  Verbindung  mit  dem 
Electremeter  immer  wieder  der  Condensatorplatte  gegen* 
überstellt,  ladet  und  mit  dem  Electrometer  in  fierOhrung 
bringt,  so  wird  bei  genügt ud  schnellem  Tempo  dieses  Vor- 
gangs der  Einiluss  des  Electricitätsverlustes  verseh winden. 
Ausserdem  erreicht  dann  das  Potential  auf  dem  Electro- 
meter schliesslich  denselben  Werths  wie  auf  der  freien  OoU 
kctorplattCi  wird  also  gleich  dem  Kur  Ladung  Terwendeien 
Potential  multiplicirt  mit  der  Verst&rkungszahl  des  Gonden« 
aatora.  Auf  diese  Weise  macht  man  sich  in  weiten  Grenzen 
tinabhängig  von  der  Capacität  des  Electrometers  und  kann 
daher  für  den  Condensator  kleinere  Dimensionen  und  klei- 
nere Verstärkungszahl  wahleüi  wodurch  sich  die  Oonstanz 
des  letzteren  sichern  lässt. 

Nsch  diesem  Frincip,  bei  dessen  Auffindung  mich  eine 
Bemerkung  des  Hm.  F.  E ohlrausch  sehr  unterstfltste, 
vnrde  ein  im  Folgenden  beschriebener  PotentiaWerst&rker 
construirt.  Derselbe  soll  im  Verein  mit  dem  vor  kurzem 
beschriebenen  Electrometer^)  dazu  dienen,  Potentiale  von  der 
'Trössenordnung  eines  Volt  unter  constanter  und  daln  i  ge- 
nügend grosser  Empfindlichkeit  zu  messen  (ein  Daniell  gibt 
bei  3  m  Abstand  300  Scalentheile  Ausschlag  beim  Oommutiren 
der  Quadranten). 

§  2.  Beschreibung  des  Apparates. 

Der  Potential  Verstärker  (8.Fig.  16)  ist  im  wesentlichen  ein 
Halbcylindercondensator,  dessen  Collector  in  Rotation  versetzt 

1)  W.  Haitwaebs,  Wied.  Ann.  SO.  p  1.  1SS6. 


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302 


kV.  Haüwachs. 


und  80  immer  wieder  von  neuem  der  CoTidf^n'Jatnrplatte 
gegenüber  gestellt  und  dann  von  ihr  entfernt  werden  kaniL 

Zur  Herstellung  dee  fialboylindercondensators  dient  ein 
Keasingrohr  welches  an  zwei  diametral  gegenüberliegen- 
den  Stellen  Lftngsausschnitte  h  erh&lt  Die  Enden  des  Sehne» 
werden  durch  Hartguramistücke  c  von  der  Form  eines  Systems 
von  Radspeichen  getrageu,  welche  die  Rotation  um  die  lesi- 
Rtehpndf»  stäiilernc  A.\e  d  vermitteln  und  die  beiden  durch 
ij'urchen  ö  getrennten  T heile  des  Messingrohrs  sowohl  voa- 
einander,  als  auch  von  der  Axe  isoliren.  Diese  bewegEchen 
Messinghalbcylinder  laufen  in  ihrer  tiefeten  Stellung  ganz  in 
dem  6  mm  breiten  Zwischenraum  zwischen  zwei  festsletoi- 
den  Meesinghalbcylindem  e  und  f,  deren  innerer  an  die  fest- 
stehende Axe  angeschraubt  ist,  während  der  äussere  au: 
dem  den  Af)|)arat  tragenden  Brette  ruht.  Beide  stehen  mii 
der  Erde  in  leitender  Verbindung,  gestatten  also  eine  bedeu- 
tende electrische  Ladung  der  beweglichen  Halbcjlinder,  so  ! 
bald  dieselben,  in  ihre  tiefste  Stellung  gelangt,  vermittelst ! 
seitlicher  Fortsätze  g  die  Contactfeder  h  ber&hren,  welche 
die  Zufuhr  der  ßlectricit&t  Ton  der  Potentialquelle  Tennit* 
telt.  Von  der  aufgenommenen  Ladung  gibt  die  Collector- 
platte  in  ihrer  höchsten  Stellung  einen  Theil  an  das  Elec- 
trometer ab,  indem  sie  die  zu  demselben  führende  Contact- 
feder i  streift  Die  beiden  Contacte  h  und  i  bestehen  an^ 
Streifchen  von  hartem  Neusilberblech  und  werden  Ton  der 
oberen  Kante  der  dreieckigen  Measingforts&tze  ff  nur  leicht 
gestreift,  sodass  sie  keine  Aendemngen  ihrer  Stellung  dereh 
das  Anschlagen  erleiden«  und  die  Capacität  der  MessinghaÜH  • 
cylinder  innerhalb  der  ßerührungsdauer  constant  bleibt.  Di^ 
Contactfedern  sind  an  harte,  genügend  dicke  Messingdrait-* 
angelöthet,  welche  von  Martgummisäulen  ku  und  /  gehalten 
werden  und  mit  Klemmschrauben  in  Verbindung  stehen. 

Zur  Drehung  des  Apparates  l&uft  dber  die  RoUe  o  eine 
Transmission  von  Messingdraht,  welche  durch  eine  ausser* 
halh  des  Apparates  aufgestellte  Rotationsvorrichtung  in  Be- 
wegung  gesetzt  wird.  Als  solche  diente  meist  eine  neben 
di-ni  Fernrohr  aufgestellte,  mit  der  Hand  zu  drehende  Kolle 
mit  Kurbel.  Bei  dieser  Einrichtung  l^st  sich  die  Drehung 


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FoUnÜaiverstärker, 


303 


geschwmdigkeit  beliebig  reguliren,  sodass  die  Schwingungen 
des  Electrometers  schnell  genügend  beruhigt  werden  können. 
IsteBvtdrend,  dieBotation  mit  der  Hand  lu  bewirken,  so  kann 
man  noh  eines  geeigneten  Motors  bedienen;  ein  kleiner  Gris- 
com'scher  electromagnetisdier  Motor  erwies  sich  als  geeignet. 

Der  ganze  Apparat  wird  zur  Abhaltung  von  äusserer 
Influenz  und  Venn  idung  von  Inconstanz  der  Verstärk ungs- 
zahl  in  einen  Messingkasten  q  eingesetzt,  welcher  bei  genü- 
gender Höhe  eine  wesentliche  Verminderung  der  Verstär- 
koDgszahl  Termeiden  lässt.  Geeignete  Einschnitte  in  dem* 
selben  gestatten  das  Uebersdiieben,  auch  ohne  dass  die  Ver- 
bindungen mit  den  anderen  Apparaten  gelOst  werden.  Um 
die  metallische  Hülle  zu  vervollständigen,  bedeckt  auch  die 
obere  Fläche  des  Brettes,  welches  dem  A}ij)cuat  ui-,  Träger 
dient,  ein  Messingblecli.  Alk-  Metalltheile,  mit  Ausnulnue 
der  rotirenden  Halbcyiinder,  stehen  mit  der  Klemme  r,  zu 
welcher  eine  Erdleitung  führt,  in  metallischer  Verbindung. 

Das  Instrument  ist  Ton  Hm.  Mechaniker  W.  Sieden* 
topf  in  Wflrzbnrg  hergestellt  worden. 

§  8.  Theorie  des  Apparates. 

Im  Folgenden  soll  gezeigt  werden,  in  welcher  Weise 
das  Potential  auf  den  mit  dem  Verstärker  verbundenen 
Electrometertheüen  ansteigt,  secundäre  Einflüsse  mögen  dabei 
nmftcbst  onberttcksiditigt  bleiben  (Über  dieselben  s.  §  5). 

Wird  an  den  Verstttrker  das  Potential  p  angelegt,  so 
nimmt  der  Ckillector  eine  gewisse  Electricitatsmenge  auf  und 
hebt  dieselbe  während  seines  Ueberganges  iu  die  Ireie  Lage 
auf  das  Potential  P.  Das  Verhältniss  P:p  ist  der  Verstär- 
kungszahl V  des  Halbcylindercondensators  gleich.  Beim  Be- 
rühren der  oberen  Contactfeder  gibt  der  Collector  einen 
Theil  seiner  Ladung  PÜ,  wenn  C  die  Oapadtitt  in  der  freien 
Lage  bedeutet,  an  das  Electrometer  von  der  Gapacit&t  y  ab, 
sodass  auf  demselben  das  Potential: 

entsteht.  Gleich  darauf  fUhrt  der  andere  Halbcyiinder,  der 
in  Bezug  auf  die  Capacitätsverhältnisse  dem  ersten  gleich 


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304  iV,  HaUwachs. 

sein  soll,  von  neuem  die  Electricitätsmenge  PC  heran.  Bei 
der  Berührung  mit  dem  Electrometer,  auf  welciiem  sich  schoa 
die  Ladung  befindet,  erh&lfc  das  gemeinsame  Potential 
den  Werth  t^,,  und  es  ist: 

woraus  unter  Benutzung  des  Werthes  von  tp^  folgt: 

Nach  einer  dritten  BerOhrung  des  Electrometers  mit  den 
Verstärker  wird  das  Potential: 

Schreiben  wir  einÜEbcher: 

so  wird  das  Potential  t^n  lutch  der  nten  ßertthmng: 

Der  Betrag,  um  welchen  nach  Umläufen  das  Potential  laf 
dem  Electrometer  noch  hinter  dem  des  freien  Coliecton 
zoräckbleibt,  ist  also: 

Die  Formel  gibt  die  Anleitung  dazu,  wie  gross  die  Capacitit 
des  Verstärkers  und  seinp  I'indrehungszahl  gewählt  werden 
müssen,  damit  bei  den  im  Grebrauoh  betindlichen  Electro- 
metern  das  Potential  genügend  rasch  xnm  Werthe  F  bis  aaf 
zu  yemachlftesigende  Beträge  ansteigt  Als  genügend  nach 
ist  es  bei  der  Anwendung  eines  Qoadrantelectrometen  n 
bezeichnen,  wenn  die  Schwingungsdaner  desselben  durch  d» 
Art  und  Weise,  wie  iiier  geladen  wird,  keine  erhebliche 
Vergrösserung  erleidet,  und  innerhalb  dieser  SchwiDgunes- 
dauer  die  Ladung  bis  auf  zu,  vernachlässigende  Beträge  toÜ* 
endet  ist 

Den  gestellten  Anforderungen  kann  mit  dem  §  2  be- 
schriebenen Apparate  selbst  bei  Anwendung  eines  Qaadrsst* 
electrometers  Ton  ansnahmsweise  grosser  Capaeit&t  gsatgt 
werden,  wie  es  bei  den  weiter  nnten  mitsatheilenden  Tfl^ 


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Potentiaherstärker, 


,  306 


Sachen  benutzt  und  vor  kurzem  beschrieben  worden  ist.^) 
Eis  Ueberblick  über  die  gangbaren  Oonstructionen  des 
Qaftdrantelectrometers  lehrt,  dass  der  Verstärker  in  den  ein- 
mal angenommenen  Dimensionen  bei  allen  anwendbar  blei- 
ben wird. 

In  unserem  Fall  war  die  Capacität  des  Electrometers 
in  Doppelschaltung  sechsmal  so  gross,  wie  die  des  freien 
H;Ubcylinders,  sodass  v  =  wird.  Machte  der  Apparat,  wie 
es  gewöhnlich  geschah,  etwa  2,5  Umläufe  in  der  Secunde,  so 
war  also  nach  3;  6;  9,  bezw.  12  Secunden  die  Ladung  bis 
aaf  Vj^;  Viooi  Viooo»  Vioooo  vollendet.  Die  Schwingungs- 
daner  betrug  wegen  der  gewünschten  grossen  Empfindlichkeit 
22  Seennden,  die  Ladung  war  also  innerhalb  der  Schwin- 
gungsdaiicr  genügend  vurgeschritten.  Unter  diesen  Umstän- 
den verhielt  sich  das  Electrometer  gerade  so,  als  ob  es  mit 
einem  etwa  neunmal  so  grossen  Potential  direct  verbunden 
worden  wäre,  da  die  Verstärkungszahl  etwa  9  betrug. 

§4.  Versuche. 

Die  Versuche  mit  dem  PotentiaWerstftrker,  deren  aus- 
Ehrlichere  Mittheilung  sogleich  folgen  wird,  ergaben  dessen 
Verstärkung  zahl  zu  9,355,  sodass  unter  Anwendung  des  er- 
wähnten Electrometers  ein  DanielTsches  Element  bei  3  m 
Scalenabstand  einen  coniraiitirten  Ausschlag  von  320  8calen- 
theilen  lieferte.  Die  einzt-lnen  Werthe  der  Ver.^tärkuügszahl 
wichen  bei  einer  Reihe  aufeinanderfolgender  Bestimmungen 
im  Maximum  um  0,1  Proc.  von  einander,  um  0,06  Proc.  vom 
Mittel  ab.  Im  Laufe  der  Zeit  trat  keine  wahrnehmbare 
Aendemng  der  erwähnten  Grdsse  ein:  dieselbe  betrug  z.  B. 
am  8.  März  9,355  (Mittel  aus  zehn  Bestimmungen),  am 
23.  März  nach  vielseitiger  Benutzung  dea  Apparates  9,354 
(Mittel  Hu«^  fünf  Bestimmungen). 

Zur  Ermittelung  der  Verstärkungszahl  wurden  electro- 
metrisch  verschiedene  Paare  von  Potentialen  gemessen,  deren 
grSsseres  bei  director  Anlegung  an  das  Electrometer  etwa 

I  i  II  a  11  wachs,  Wied.  Ann.  29.  p.  1.  1886.  (Dem  Instrument  wird 
eine  --weite  kl  itu  re  Nadel  beigegeben;  T«8Sec.,  k^^^l^  welche  ^ 
der  EiujpfiiKÜieiikcit  gibt). 

Aon.  d.  Phj».  Q.  Chem.  N.  F,  XXIX.  .  20 


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306 


IV,  llallwaclis. 


denselben  Ausschlag  ergab  wie  das  andere   kleinere  bei 
Zwischensclialtutig  des  Verstärkers,  und  deren  Werth  durch 
^»alvanonietrisi  li(    Hestiniimingen  festgelegt  wurde.    Das  letz- 
tere geschah  lu  der  Weise,  das8  man  von  den  Enden  be- 
kannter Widerstände  zum  Electrometer,  resp.  Verstärker  ab- 
zweigte und  den  dieselben  durchfliessenden  Strom,  welcher 
bei  allen  Vereuchen  nahe  gleiche  St&rke  hatte,  mit  eben 
Wiedemann'schen  G-alyanometer  mass.   Bei  den  electro- 
metrischen  Messungen  beiliente  man  sich  der  Duppelsehal- 
tung*),  da  ja  bei  der  Const rurtion  des  Verstärkers  die  Ab- 
sicht vorlag,  eine  electrometrische  Messmetkode  iiir  kleine 
Potentiale  zu  schaffen,  welche  nicht  nur  grosse,  sondern 
hanpts&chlich  auch  constante  Empfindlichkeit  aufwiese,  die 
ietxtere  Forderang  von  dem  benutzten  Electrometer  allein, 
bei  der  angegebenen  Schaltungsweise  aber  erflillt  wurde.  Zni 
Mes.-,uiig  der  einzelnen  Potentiale  ermittelte  mau  die  ein 
seitigon  Ausschläge  für  positive  und  negative  Ladung  au^ 
Umkehrpunkten  und  nahm  das  Mittel,  wodurch,  wie  die  fol- 
genden Versuche  und  die  Betrachtungen  des  §  5  beweisen 
werden,  secundftre  Vorgänge  ihren  Einfluss  auf  das  Resultat 
▼erloren.    Der  Verst&rker  stand  durch  eine  Transmission 
▼on  Messingdraht  mit  einer  kleinen  DrehTorrichtnng  in  Ver- 
bindung, welche  beim  Fernrolir  aufgestellt  war.    Das  Im- 
drehen  derselben  geschah  mit  der  Hand^  wobei  leicht  eine 
geeignete  Dämpfung  der  Schwingungen  erzielt  wurde.  Der 
Verstärker  machte  etwa  2,5  Umdrehungen  in  der  Secunde. 
Die  Verbindungen  su  demselben  und  dem  Electrometer  waren 
durch  Messingröhren  geführt,  die  Suspensionsröhre  des  Elec- 
trometers mit  einem  Drahtnetz  umhüllt  und  sftmmtlicbe 
Hüllen  zur  Erde  a))f^eleitet. 

Um  zunächst  einen  Anhalt  über  die  hei  Anwendung  des 
Verstärkers  zu  erreichende  Grenauigkeit  der  Einzelmessung 
zu  geben,  sind  in  der  folgenden  Tabelle  vergleichende  Beob- 
achtungen mit  dem  Electrometer  und  dem  Galvanometer  ange- 
führt, n  bedeutet  den  Electrometer*.  N  den  Galvanometerans* 
schlag,  N'i  y ;t  soll  für  jede  der  drei  Reihen  eine  Constante  sein. 


\)  W.  Hall  wachs,  Wied.  Anu.  2i».  p.  6.  18ÖB. 


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jt^otenUcdverslärker, 


807 


( 

TV  ' 

1 

N 

w 

N 

V« 

n 

JM 

 1 

457,4 

718.0 

33,57 

207.6 

724,5 

50,28 

4H2.4 

647.1 

31,12 

454,0 

715,9 

33.60 

205.8 

721,2 

M),27 

42^..') 

»144/.» 

31,12 

452,2 

713,7 

aH.57 

204,3 

718,6 

50,28 

426,5 

r,4;?.o 

31,14 

449,3 

711,8 

33,59 

203.3 

716,8 

50,28 

425,6 

64 1  ,G 

31,11 

447,7 

710,6 

33,59 

202,1 

715,3 

50,32 

422,9 

640,1 

31,13 

33,58  50,29  31,12 


Die  Zasammenstellung  zeigt,  dase  die  Abweichungen  der 
EinzelmessuDgen  vom  jeweiligen  Mittel  im  Maximum  nur 

O.ÜÜ  Proc.  erreichten. 

Ferner  ist  m  erweisen,  dass  die  Verstärkungszalil  für 

verschiedeue  Ausächläge  dieselbe  bleibt;  es  wurde  gefunden: 

ElectrometerauBsebkig      450  205 
YentArkungssahl  9,353        9,358     Mittel  9,855 

Vierzehn  Tage  naoh  diesen  Bestimmungen,  w&hrend  in- 
zwischen der  Verstftrker  vieifach  benutzt  worden  war,  ergab 
sieb  die  Verst&rkungszah]  (bei  einem  Ausschlag  von  480  Sca- 

lentheilen)  zu  9,354,  sodass  eine  Veränderung  derselben  in 
der  angegebenen  Periode  nicht  zu  ermitteln  war. 

§  5.   SectindÄre  Einflüfse. 

Die  im  vorigen  Paragraphen  mitgetheilten  Versuche 
weisen  nach,  dass  die  Messungen  mit  dem  Verstärker  eine 
Genauigkeit  zulassen,  welche  nicht  erheblich  hinter  der  des 
Electrometers  allein  zurfickbleibt.'}  Dazu  ist  indess  nöthig, 
fftr  die  Beseitigung  secnndftrer  Einwirkungen  zu  sorgen,  welche 
theils  electrischer,  theils  mechanischer  xS^atur  sind,  und  im 
Folgenden  besprochen  werden  sollen. 

a)  Electrische  EinflUsse.  —  Zunächst  könnte  man 
denken,  dass  wegen  der  Unmöglichkeit  einer  vollständigen 

Isolation  das  unter  Anwendung  des  Verstärkers  zu  erreichende 

Maximalpotential  etwas  heral)gedrückt  werden  konnte.  Im 
§  3  wurde  der  Betrafr,  um  welchen  nach  .J;/  Umdrehungen 
das  Potential  auf  dem  Electrometer  noch  hinter  dem  auf 
dem  freien  Collector  zurückbleibt,  hergeleitet,  es  war: 

l)  L  c.  p.  32  IL  p.  41. 

20* 


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308 


fV.  HaUwada. 


P 


Verliert  nun  während  einer  halben  Umdrehung  der  Collector 
6,  das  Electrometer  d  seiner  Ladung,  so  üadet  sich  durch 
eine  einfache  Rechnung: 


wo  Y  tti^^  ^  früher  die  Capacit&ten  des  Electrometers 
und  des  Collectors  sind.   Es  bleibt  also,  wenn  auch  auf 

einen  zu  vernacliliissigenden  Betrag  herabgesunken  ist,  das 
Potential  des  Electrometers  hinter  dem  des  Collectors  nuth 
zurück.  Indess  werden  bei  den  kleinen  Potentialen,  welche 
hier  zur  Messung  gelangen,  «  und  5  sehr  kleine  Warthe 
haben.  Versuche,  bei  denen  die  Isolationsverhältnisse  ab- 
sichtlich ungünstig  gestaltet  wurden,  Üessen  kein  Zur&ck- 
bleiben  des  Potentials  erkennen.  Auch  die  aus  den  f  4 
mitgctheilten  Versuchen  hervorgehende  Constanz  der  Ver- 
stärkiinf^szalil  weist  darauf  hin,  dass  der  Electricitätsverlust 
keinen  merklichen  Eintiuss  gewinnt. 

Fassen  wir  einen  anderen  Vorgang  ins  Auge,  dessen 
Wirkungen  auf  die  Versuche  nicht  zu  vemachl&ssigen  sind. 
Im  allgemeinen  haben  die  rotirenden  Halbcylinder  auch  b«i 

Ableitung  zur  Erde  bciion  eine  kleine  Potentialdifferenz  gegen 
die  feststehenden,  welche,  wenn  die  sämmtlichen  Halbrvlinder 
nicht  aus  demselben  iStück  Blech  geschnitten  sind  und  nicht 
dieselbe  Oberflächenbearbeitung  erfahren  haben,  mehrere 
Hundertel  Volt  betragen  kann.  Dieselbe  fügt  sich  zu  dem 
zu  messenden  Potential  hinzu,  behält  aber  beim  Oommu- 
tiren  des  letzteren  ihre  Richtung  bei,  sodass  sie  bei  genü* 
gender  Kleinheit  aul  das  Mittel  der  beiden  durch  Commu« 
tirnn  erhaltenen  Ausschläge  keinen  Eintiuss  gewinnt.  Bei 
dem  von  mir  benutzten  Instrument  waren  durch  v\\\  Miss- 
yerständniss  des  Mechanikers  die  verschiedenen  Theile  des 
Verstärkers  nicht  aus  demselben  Blech  gefertigt,  wodurch  la 
Anfang  erhebliche  Differenzen  der  Einstellungen  beim  Com* 
mutiren  des  angelegten  Potentials  yerursacht  wurden;  dnrcb 
eine  in  vollkommen  gleicher  Weise  vorgenommene  Politur 


P 


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Foienäaloerstärher, 


809 


^mmtlicher  Halbcvlinder  wurden  dieselben  bedeutend  herab- 
•gemindert,  erreichten  indess  erst  dann  die  wQnschonswerthe 
Kleiobeit  alB  diejenigen  Halbcylinder,  welche  bei  Ableitang 
nur  Erde  das  höhere  Potential  anfwieseni  anf  ihrer  Oberfläche 
etwas  mit  Wasser  befeachtet  worden  waren.  Ihr  Potential 
sank  dann  iillmälilich.  und  man  konnte  dem  Betrag,  um  wel- 
chen es  herunterging,  durch  Befeuchten  eines  grössereii  oder 
kleineren  Theiles  der  Überfläche  leicht  die  gewünschte  (irösse 
geben.  Auf  diese  Weise  war  es  möglich,  das  Potential  der 
feststehenden  und  rotirenden  Halbcylinder  abzagleichen. 
Wihrend  dee  Rotirens  des  Apparates  schien  dann  die  etwa 
Doch  vorhandene  Potentialdifferenz  Aenderungen  zu  erleiden, 
und  zwar  immer  nach  düi  gleichen  Richtung  hin,  was  sich 
auä  kleinen  Variationen  der  AblenkungsdiÜerenz  für  positive 
uod  negative  Ladung  ergab,  welche  hei  der  quadratischen 
Empfindlichkeit  des  Instruments  leicht  zu  erkennen  waren. 
Diese  Aenderungen  gingen  indess  nicht  so  schnell  yor  sich, 
dsss  sie  die  Beobachtungen  auch  nur  bis  auf  ein  Tausendtel 
beeinflussen  konnten.  Ob  dieselben  indess  wirklich  einer 
Aenderung  des  Oberflächenpotentials  der  Halbcylinder  wäh- 
rend der  Rotation  oder  aml  Mon  Ursachen,  die  sich  noch 
zur  Erklärung  darbieten,  zu/usciireiben  sind,  konnte  nicht 
dotinitiv  entschieden  werden,  da  die  V Brauche  eine  Unter- 
brechung erleiden  mussten. 

Betrachten  wir  noch  den  Einfluss,  welchen  die  Verstftr- 
kerhOUe  auf  das  Potential  des  freien  Collectors  ausübt. 
Setzen  wir  der  Einfachheit  halber  voraus,  dass  die  Terschie- 
denen  Halbcylinder  k«'ine  PotentiaMitii-renz  gegeneinander 
Jiutweisen,  und  dass  die  \'er8lärkf r/uleitung  mit  der  Erde 
in  Verbindung  steht.  Beim  Durchgang  durch  die  Conden- 
sätorstellung  verlieren  dann  die  Halbcylinder  ihre  Ladung 
last  vollstftndig.  Nachdem  sie  in  die  freie  Stellung  gelangt 
lind,  herrscht  auf  ihnen  ein  Potential,  welches  durch  die 
Beschaffenheit  der  inneren  Oberflftche  der  Hfille  bedingt  ist 
Stimmt  diese  mit  derjenigen  des  freien  Halbe)  Imders  über- 
ein, so  nimmt  der  letztere,  wenn  man  ihn  jetzt  mit  der  Erde 
verbindet,  keine  Ladung  auf;  er  thut  dies  aber,  falls  die 
erwähnte  Gleichheit  der  Oberflächen  nicht  besteht  Wird 


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310 


H\  Haliwachs. 


die  Verbindung  mit  drr  Erde  unterlassen,  aber  eine  solche 
mit  einem  anderen  Conductor,  z.  B.  dem  Electrometer,  her«* 
gestellt,  80  wird  dadurch  auf  diesem  das  Potential  geia« 
dert:  es  moss  tod  demselbeD  £iectricit&t  zu  dem  freien 
EEalbcylinder  überströmen,  welche  bei  der  Rotation  des 
Verstärkers  weggeführt  wird.  Das  Resultat  der  inuaer 
neuen  Berührungen  der  freien  Halbcylinder  mit  dem  Elec- 
trometer besteht  dann  darin,  dass  uul  letztere  ui  dus  Potential 
um  einen  gewissen  Betrap^  sinkt.  Der^eUHj  ist,  wie  eint 
detaillirte  Rechnung  des  genaueren  zeigt,  gleich  der  Poten« 
tialabnahme,  welche  der  bewegliche  Halbcylinder  nach  dem 
Durchgang  zwischen  den  festen  Halbcjlindem  erleiden  wttrdei 
wenn  er  mit  der  Erde  In  metallische  Verbindung  tr&te.  Die 
durch  den  besprochenen  Umstand  Terursachte  Aenderung 
der  Ladung  des  Electrometers  bleibt  dieselbe,  wenn  an  den 
Verstärker  noch  ein  zu  messendes  Potential  angelegt  wirti. 
Dass  dieselbe  übrigens  nur  klein  sein  kann,  ersieht  mam 
daraus,  dass  diejenigen  Theile  der  Üülle,  welche  dem  freien 
Halbcylinder  zunächst  liegen  and  daher  für  dessen  Potential 
am  meisten  bestimmend  sind,  von  den  feststehenden  Halb* 
cylindern,  also  gleichm  Metall,  gebildet  werden.  Um  weiter 
auch  den  Einfluss  des  gegen  äussere  Influenz  schützenden, 
übergesetzten  \I»4rillkastens  herabzuminüerD,  ist  derselbe  wit 
die  Verstärkertheiie  aus  Messing  hergestellt  worden. 

b)  Eliminirnng  der  secund&ren  electrischen  Ein* 
flUsse  bei  der  Messung.  —  Bei  den  Messungen  mit  dem 
Verstärker  kann  man  sich  leicht  so  einrichten,  dass  die  er* 

waliiiten  secundären  Einflüsse  das  Resultat  unberührt  lassen. 
Da  dieselben  beim  Commutiion  des  angelegten  Potentials 
ihre  Richtung  behalten  und  im  übrigen  genügende  Constaoz 
besitzen,  so  wird  ihre  Wirkung  einfach  eliminirt,  indem  man 
das  Mittel  der  Ablenkungen  fAr  positire  and  negative  La- 
dung nimmt  Es  tritt  aber  dadurch  eine  kleine  Verwicke- 
lung ein,  dass  auch  die  im  Electrometer  selbst  auftretenden 
Contactp(itent;;ildilVerenzen ,  wenigstens  bei  grösseren  An- 
sprüchen an  die  (jenauit^keit  der  Messung,  zu  berücksich- 
tigen sind.    1^'ührt  man  mit  Hülfe  der  früher  gegebenen 


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jhttenttalverstärhgr. 


811 


Formeln ')  die  Rechnung  durch,  so  ergibt  sich  zunächst  eine 
Messmethode,  bei  der  sämmtliche  secundären  Einflüsse,  selbst 
wenn  sie  nemlich  erhebliche  Beträge  erreichen,  soweit  eiimi- 
nirt  werden  I  dass  sie  die  Messung  noch  nicht  bis  auf  ein 
Tansendtel  beeinflussen.  Dieselbe  besteht  darin^  unter  Oom- 
inutiren  des  angelegten  Potentials  einseitige  Ausschläge  zu 
beobachten.  Dabei  darf  aber,  streng  genommen,  als  Null- 
pnnkt  nicht  die  Eiusteiluiif^  gewählt  werden,  welche  man  liei 
directer  Ableitung  des  Electrometers  erhält,  sondern  die- 
jenige, welche  sich  bei  Verbindung  mit  dem  zur  Erde  ab- 
geleiteten Verstärker  ergibt  Bei  meinen  Versuchen  betrug 
die  Abweichung  swischen  beiden  meist  kaum  0,1  Scalen- 
ibeile,  war  also  dann  su  vernachlässigen.  Eine  zweite  Be- 
obaclitungsmeLiiude  bestellt  danru  lias  Vorzei>  hm  des  ange- 
legten Potentials  gleichzeitig  mit  den  Quadrautenpaaren  zu 
commutiren,  wodurch  Ausschläge  nach  entgegengesetzten 
Seiten  gewonnen  werden.  Die  Anwendung  dieser  Methode 
gibt  aber  bis  auf  ein  Tausendtel  genaue  Besultate  nur  dann, 
wenn  die  Einstellung  des  mit  dem  abgeleiteten  Verstärker 
verbundenen  Electrometers  sich  bei  Vertanschung  der  Quad- 
ranten nicht  ändert.  Auch  kann  hier,  wie  schon  früher  be- 
merkt worden  ist-),  die  Ungleichheit  der  (^uadi antenpaare 
eventuell  eine  kleine  Correction  verlangen,  wenn  eine  Ge- 
nauigkeit bis  auf  ein  Tausendtel  gewünscht  wird.  Im  all- 
gemeinen dürfte  dieee  Yersuchsanordnung  etwa  bis  zu  0,001 
Volt  Fehler  ergeben. 

Das  Vorhandensein  der  erwähnten  secundären  electri- 
tehen  Einflüsse  macht  es  unmöglich,  bei  der  gewöhnlichen 
Art,  unter  Benutzung  einer  ladenden  Hülfssäule,  Potentiale 
zu  messen,  die  Emptindlichkeit  dadurch  noch  weiter  zu  stei- 
gern, daüü  man  das  zu  me.-jbende  Potential  mit  Hülfe  des 
Verstärkers  auf  einen  höheren  Werth  erhebt.  Die  zu  ver- 
stärkenden Potentiale  sind  dann  nicht  gross  genug  gegen 
die,  welche  infolge  der  secundären  Vorgänge  auftreten. 


1)  1.  c.  p.  5.  III. 

2)  l  c  V-  l^.  Vlil. 


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312 


c)  Mechanischer  Kinfluss. —  Man  beobachtete  noch 
eine  kleine  Abhängigkeit  der  Einstellung  von  der  ümlaufssahl 
des  Verstärkers.  Bei  der  Steigerung  der  letzteren  auf  dis 
Zehnfache  (von  0,5  auf  5,2)  ergaben  sich  die  Potentiale  am 
\/a  Proc.  verschieden.  Der  Ausschlag  war  für  kleinere  Um- 
laufszahl grösser,  kuuiiLe  also  nicht  von  einem  Mangel  an 
Isolation  herrühren;  ausserdem  war  er  gleich  für  iDsiuve 
und  negative  Ladung,  kann  also  auch  nicht  einer  Electri- 
citätsentwickelung  seinen  Ursprung  verdanken.  Die  Aende- 
rungen  der  Einstellung  folgten  der  Aenderung  der  Drehung»- 
zahl  unmittelbar  und  in  constanter  Weise.  Dieselben  mflssen 
also  wohl  einer  kleinen  Veränderung  der  Verstärkungszahl 
des  Api)arates  ziigeschriel^en  werden,  welche  durch  eine  Ge- 
staltsänderung des  Apparates  inlolge  der  Drehung  bedingt 
wird.  Man  gewöhnte  sich  unwillkürlich  daran,  den  Ver- 
stärker ziemlich  gleichmässig  etwa  2,6 mal  in  der  Secunde, 
zu  drehen.  Nachdem  einmal  die  Terschiedenen  Nebeneiii- 
flUsse  erkannt»  und  die  Messungen  demgemäss  auf  die  oben 
erwähnte  Weise  ausgeführt  wurden,  habe  ich  bei  der  Be- 
stimiiiuiig  desselben,  galvanometrisch  festgelegten  Potentials 
nie  Unterschiede  erhalten,  welche  0,1  Proc.  überstiegen.  Es 
war  dabei  nicht  nöthig,  den  Verstärker  gleich  von  dem 
Moment  an,  wo  das  Potential  angelegt  wurde,  mit  der  Nor- 
malgeschwindigkeit  zu  drehen,  sondern  dieselbe  braucht  erst 
2^3  Secunden  vor  Beobachtung  des  ersten  Umkebrpunktes 
einzutreten.  Man  war  daher  nicht  gehindert,  die  Schwin- 
gungen durch  geeignete  Handhabung  der  Transmissionskurbel 
zu  dämpfen.  Das  letztere  geschieht,  falls  der  Verstärker 
durch  einen  Motor  getrieben  wird,  mittelst  des  Commutators, 
welcher  die  Quadranten  zu  yertauschen  gestattet 

Eine  PotentialdiH'erenz  zwischen  den  aus  gleichem  Mate- 
rial bestehenden  Platten  eines  Condensators,  wie  sie  p.  308 
erw&hnt  worden  ist^  und  zeitliche  Aenderungen  derselben 
hat  schon  E*  Kohlrausch ^)  beobachtet  und  mit  dem  Namen 

1)  A.  Kohlrausch,  Pogg.  Ann.  76*  p.  96.  1848;  79.  p.  190.  18M| 
82.  p.  9.  1851;  S8.  p.  469.  1868  u.  a.  a.  O. 


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Foientialver  starker. 


813 


der  Parteilichkeit  de.T  Conden'^MtMrs  belegt.  Derselbe  hat 
zirar  schliesslich  die  Erscheinuog  durcli  InÜueuzwirkuDgen 
n  erklären  gesucht,  wies  jedoch  auch  schon  darauf  bin,  dass 
^ein  Grund  derselben  in  dem  bei  beiden  Platten  nicht  gleich- 
zeitig erfolgenden  allnL&hlicben  Oxydiren''  läge.^j  Auch  Ton 
anderer  Seite  sind  Influenzwirkungen  als  Ursache  der  Er- 
scheinung auf;^efasst  worden,  Indess  verschwand  letztere 
nicht,  als  man  die  Inlluenzuirkungeri  durch  Einschliossung 
der  Apparate  in  zur  Erde  abgeleitete  metallische  Hüllen 
ansschloss.^  Es  blieb  daher  nur  übrig,  die  Parteilichkeit 
durch  &u886rlich  nicht  merkbare  Ver&nderungen  der  Ober- 
fläche SU  erklftren.  Dass  dieselben  wirklich  darin  bestehen, 
ging  auch  bei  meinen  Versuchen  daraus  herfor,  dass^  je  mehr 
man  sicli  bestrebte,  die  Oberflächen  der  i Matten  durch  gleiche 
Böhandhinf?  auf  gleichen  Zustand  zu  bringen,  um  so  mehr 
die  Polen tialditferenzen  sanken.  Dieselben  hatten  dabei  eine 
äkniiche  Grösse,  wie  bei  den  Versuchen  von  R.  KohU 
rausch,  bei  denen  sie  unter  verschiedenen  Verhältnissen 
bis  SU  etwa  0,04  Volt  anstiegen.')  Hr.  Schulse- Berge 
fiind  för  einen  vergoldeten  Messin gcondensator  0,01  DanielL 
Sind  die  Condensatorplattcn  frisch  jiuUit,  so  treten  rasch 
Schwankungen  der  P(»tentialdifTerenz  ein.  die  Platten  laufen 
mit  der  Zeit  eine  8pur  au,  und  die  PotentialdilFerenz  wird 
coDstanter.  Gelindes  Erwärmen,  sowie  geringes  Befeuchten 
dsr  Oberfläche  drOckt  das  Potential  der  Platte  herab,  und 
iwar  nicht  nur  vorübergehend,  sondern  dauernd.  Durch  eine 
chemische  Aenderung  der  Oberflächen ,  welche  ja  im  Laufe 
äer  Zeit  auftn  1  II  und  bei  vt-rschiedcnen  Platten  nicht  gleich 
verlaufen  wird,  krinn  ;i1ho  die  Erscheinung  sich  erklären 
lassen.  Indess  ist  es  immerhin  möglich,  dass  auch  die  Gas* 
bedeckung  der  Oberfläche  nebenher  eine  Rolle  spielt,  und  die 
Aenderung  der  Potentiaidifl'erenz,  welche  bei  der  Rotation 
des  Verstärkers  auftritt  (s.  p.  d09),  weist  darauf  hin. 

Würz  bürg  u.  Leipzig  1886. 

1)  R.  Kohlrauflch,  Pogg.  Ann.  88.  p.  469.  1853. 

2)  Schulze -Berge,  Wied.  Ann.  12.  p.  293.  1881. 

3)  B.  Kohlrausch,  Pogg.  Ana.  7ft.  p.9e.  1848  u.  39«  p.  190.  1850. 


I 

I 

I 

S14  Zr.  GraeU.  | 

VII.    Ueber  die  Electricitätsleitung  van  festm 
Salzen  unter  hohem  Iktuvk^i;  von  Graetu 


1)  So  luisgebildet  die  Erfahrungen  und  Vorstellungen 
sind ,  welche  wir  von  der  Electricitätsleitun^  in  gelostee 
Electrolyten,  Salzen  nnd  Säuren  auf  Grund  der  ausgedek- 
ten  UntersuchuBgen  der  letzten  Jahrzehnte  haben,  so  genng 
sind  unsere  Kenntnisse  Ober  den  entsprechenden  Vorgang 
bei  festen,  resp.  geschmolzenen  Electrolyten.  Von  yomhereiB 
sollte  man  erwarten,  dass  die  electrischen  Vorgänge  in  einen 
homogenen  Medium,  z.  B.  in  einem  geschmolzenen  Ssbe, 
einfachere  seien,  als  in  einem  nicht  homogenen,  einer  LüSüDi 
von  Salz  in  VV asser.  Die  Erfahrung  hat  bisher  das  Gegen 
theii  bewiesen.  Für  die  Electricitätsleitung  in  Lösungea 
kennen  wir  einfache,  vieles  zusammenfassende  Gesetze,  for 
die  Leitung  in  festen  und  geschmolzenen  Salzen  sind  sv 
wenige,  zerstreute  Thatsachen  bekannt,  und  alle  unsere 
Kenntnisse  darüber  lassen  sich  durch  die  wenigen  Zeilen 
zusammenfassen,  welche  G.  Wiedemann')  in  seinem  Werte 
darüber  schreibt: 

,,Bei  niederen  Temperaturen  leiten  die  Ii  steii  Sal/e  gar 
nicht,  bei  höheren  beginnen  sie  schon  weit  unter  ihrem 
Schmelzpunkt  zu  leiten,  und  ihre  LeitungsfiÜiigkeit  wicbt 
mit  erhöhter  Temperatur." 

Jedoch  diese  wenigen  Erfahrungen  rechtfertigen  Mto 
den  Schluss,  dass  die  Electricität  in  solchen  festen  Electro- 
lyten ganz  anders  geleitet  wird,  als  in  Lösungen.  Bei  Lö- 
sungen kann  man  ja  den  electrischen  Widerstand  goradez: 
identificiren  mit  dem  mecüaniSLhen  Widerstand,  der  8iclni«?r 
Bewegung  der  electrolytischen  Molecüle  entgegensetzt  D^* 
mit  würde  übereinstimmen,  dass  geschmolzene  Salze  den 
Strom  leiten,  indem  die  Molecttle  beweglich  geworden  mi 
feste  Salze  aber  nicht.  Aber  dass  die  blosse  Temperator* 
erhöhung  ein  festes  Salz  leitend  machen  kann,  noch  lao^^ 


1)  Aua  den  Sitziinj^^bcr.  d.  k.  bair.  Acad.  vom  d.  Juni  1866. 

2)  G.  WieUemaau,  Electricität  1.  p.  556.  1662. 


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Elecirieiiäitlgiiiinff  unier  Druck,  815 


bevor  es  seinen  Charakter  als  fester  Körper  Terliert,  maclit 
die  Uebertragung  der  Beweglichkeit  als  Grand  oder  Mittel 
der  Blectricit&tsleitung  auf  solche  Körper  unmöglich.  Dazu 
hat  —  obwohl  es  eines  weiteren  Grundes  kaum  bedarf  — 

in  der  jüngsten  Zeit  W.  Kohirausch^)  im  Jodsilber  einen 
Korper  genauer  untersucht,  dessen  electrischer  Widerstand 
sich  beim  Erstarren,  also  beim  Aufiiüren  der  Beweglichkeit, 
fast  gar  nicht  ändert  und  hat  auch  daraus  den  Schluss  ge- 
sogen, dass  ein  Zusammenhang  zwischen  electrolytischer  Lei- 
tengsflüiigkeit  und  mechanischer  2&higkeit  für  Jodsilber  un- 
denkbar ist  —  ein  Schluss,  der  aus  der  blossen  Thatsache 
der  Leitungsfahigkeit  fester  Salze  mit  derselben  Nothwendig* 
keit  zu  ziehen  war. 

Ks  musä  die  Leitung  der  Electricität  in  solchen  Kör- 
pern also  auf  andere  Weise  vermittelt  werden,  wie  bei  Lö- 
mgen,  und  da  die  Temperaturerhöhung  einen  so  bedeuten- 
den Einfluss  auf  die  Leitungsfthigkeit  hat,  so  schien  die 
Hypothese  berechtigt,  dass  die  Wftrmehewegung  selbst  mit 
bestimmend  sei  für  die  electrische  Leitung.  Erhöhung  der 
Temperatur  bewirkt  nun  —  wenn  man  die  Hllgumeinen  Vor- 
stellungen der  kinetischen  Gabtlieorie  auf  fpste  und  flüssige 
Körper  überträgt— einerseits  eine  Erhöhung  der  lebendigen 
Kraft,  andererseits  dadurch  auch  eine  Vermehrung  der  Zahl 
der  Zusainmenstösse  der  Moleoiüe.  Beide  Verhältnisse  könn- 
ten bestimmend  sein  für  den  Uebergang  der  Electricität 
Stellt  man  sich  jedoch  den  Process  der  Eleetricitfttsleitnng 
als  einen  molecularen  vor  —  wie  es  die  Electrolyse  wahr- 
scheinlich macht  — ,  80  wird  man  in  der  Zahl  der  Zusam- 
menstösse  den  wesentlichen  i^' actor  sehen.  1st  aber  diese 
Ansicht  berechtigt,  so  wird  man  auch  ohne  Temperatur* 
er  höhung  die  festen  Salze  leitend  machen  können  durch 
Erhöhung  des  Druckes,  da  auch  die  Druckerhöhung  eine 
Vermehrung  der  Stosssahl  hervorbringt  Die  Stosszahl  muss 
ja  direct  wie  die  Geschwindigkeit  der  Molecüle  und  wie  die 
Dichte  des  Mediums  wachsen. 

Von  diesen  Betrachtungen  ausgehend  habe  ich  versucht, 


1)  W.  Koblraasch,  Wied.  Ann.  17.  p.  «42.  1882. 


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316 


L.  Oraeiz, 


ob  man  durch  starke  Erhöhung  des  Druckes  bei  der  erw&hn- 
ten  Körperclasse  dieselben  Erscheinungen  hervorbringen  ksui, 
wie  durch  Temperatarerhöhung,  und  dieser  Versuch  hnt  eis 
▼ollständiges,  positives  Resultat  ergeben.  Ist  diese  Thatsache, 

dass  man  durch  DruckerhöhuDg  feste  Salze  leitend  macben 
kann,  eiiiiual  constatirt,  so  lassen  sich  dieser  Frage  noch 
andere  Sfit^n  abgewinnen,  die  ausser  Zusammeahang  mit 
den  angeführten  Ueberlegungen  sind« 

Bekanntlich  hat  Hr.  Spring')  in  den  letsten  Jahren  in 
einer  Reihe  von  Arbeiten  die  Eigenschaften  untersneht, 
welche  feste  Körper  unter  hohem  Druck  zeigen,  und  er  fsnd^ 
dass  ausser  der  Vereinigung  von  gepulverten  Stocken  de«  ' 
Materials  zu  compacten  Blöcken,  auch  durch  Druck  Legi- 
rungen  von  Metallen  entstehen  können,  dass  man  Stoffe  ic 
allotrope  Zustände  überführen,  chemische  Verbindungen  er- 
zeugen, ja  auch  in  gewissen  Fällen  Krystallisation  henror- 
bringen  könne.  Diese  Resultate  wurden  zwar  von  Janne- 
taz*)  und  Fr i edel  angezweifelt,  aber  dann  von  Friedel') 
selbst,  nachdem  Spring  seine  Versuche  in  dessen  Labort* 
torium  wiederholt  hatte,  voll  bestätigt.  Nur  die  KrystsÖ- 
bilduDg  durch  Druck  hält  Hr.  Priedel  noch  nicht  für  streDg 
bewiesen,  obwolil  er  zugibt,  dass  Anzeichen  davon  vorLdndes 
seien.  Wenn  nun  durch  Druck  eine  Polymerisation  od<fr  i 
Allotropie  oder  gar  Krystallbildung  eintritt,  so  muss  di^ 
auf  die  electrische  LeitungsflUiigkeit  einen  deutlichen  Eäs« 
fluss  haben,  und  dieser  sich  insbesondere  dadurch  zeigen« 
dass  bei  dieser  Umwandlung  die  Zeit  eine  Rolle  spielt,  da« 
die  Umwandlung  nur  allmählich  vor  sich  geht. 

Einige  wenige  Resultate,  die  bisher  bekannt  sind,  hsm 
einen  suichen  Eintluss  erkennen.    So  fand  Beetz^j. 
rothes  (quadratisch  krystallisirendes)  QueckBÜberjodid  des 


1)  Spring,  Bull,  de  Tacad.  roy.  de  Belg.  (2)  4&,  1878  bb  C 
7.  1884. 

2)  Jannetas,  Keel  et  Clermont  Bull,  de  la  sociiti  cfain.  ^ 
Paris.  40.  p.  51.  1883. 

3)  Friedel,  ebendas.  p.  nJt^.  1883. 

4)  Spring,  Chem.  Bcr.  17.  p.  1218.  1884. 

5)  BeetE,  Pogg.  Ann.       p.  4&1.  1854. 


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Electric itätskäung  unter  Druck, 


317 


Strom  nicht  leitet,  aber  schon  bei  llü",  wenn  e;  in  die  gelbe 
ootapdrischo  Form  iibtTgeht,  leitend  wird.  Fo u?>se reau^) 
laoii  den  Wider&taad  von  gelbem  krystailinischen  Phosphor 
20000mal  so  gross,  als  von  rolbem»  den  Widerstand  von 
octaSdrischem  Schwefel  grösser  als  toh  prisinatisofaem.  Auch 
bei  Flüssigkeiten  scheint  eine  Polymerisation  der  Molecule 
destlicben  Einilass  aaf  die  electrische  Leituniitsfllhigkeit  zu 
haben.  So  fand  (irotrian^),  dass  l)t'i  Cituiumiiisiil/t  ri  das 
moleculare  Leituogsvermögen  um  ho  kleiner  ist,  je  grösser 
die  Concentration  ist,  was  auf  Polymerisation  der  Molecüle 
hinweist.  £s  könnten  so  auch  durch  hohen  Druck  sich 
(trappen  von  MolecOien  bilden,  deren  LeitungsflUiigkeit  eine 
bessere  oder  schlechtere  sein  könnte,  als  die  der  nicht  poly- 
merisirten  MolecQle.  Der  Einfluss  der  Zeit,  den  ich  bei 
einigen  untersucht!  ii  Körpern  feststellen  konnte,  lässt  auf 
eise  solche  alimaiiiiche  ümlageruug  in  dem  gepressten  Salze 
schliessen. 

Endlich  will  ich  darauf  hinweisen,  dass  die  blosse  That* 
ttcbe  der  starken  firhöhnng  der  Leitungsfthigkeit  von  Salzen 
durch  hohen  Druck  auch  die  Erklftrunf^  zuUtest,  dass  der 

starke  Druck  den  Uebori^MngswiderstaiuI  aufliebt,  welcher 
sich  bei  der  gewöhnlichen  Beobachtung  immer  zwischen 
Electroden  und  Salz  bilden  kann.  £s  kann  durch  den  blossen 
Cebergangs widerstand  geschehen  sein,  dass  bisher  Salze  bei 
niederen  Temperaturen  keine  oder  nur  sehr  schwache  Lei- 
seigten«  Die  Sake  worden  gewöhnlich  geschmolzen 
usd  dann  um  die  Electroden  herum  erstarren  gelassen,  und 
Bian  nahm  an,  dass  dadurch  genügender  Contact  hergestellt 
würde.  In  dieser  Weise  wurden  z.  ß.  die  Versuche  von 
E.  Wiedemann^)  über  Chlor blei  und  die  erwähnten  Ver- 
Buclievon  W.  Kohlrausch  angestellt.  Indess  bilden  sich  beim 
£ntftrren  solcher  Salze  sicher  h&ufig  Bisse  und  glatte  Flächen, 
velche  sich  an  die  Electroden  nicht  unmittelbar  anlegen  und 
daher  einen  grossen  Uebergangswiderstand  erzeugen.  Bei 


1)  Fouasereau,  Compt.  rend.  97.  p.  996.  I8b3. 

2)  Grotriaii,  Wird.  Ann.  18.  p.  177.  1SH3. 

3)  £.  Wiedeinanu,  Pogg.  Ana.         p.  Uü,  l»7ä. 


318 


L.  Graetz, 


Chlorblei  z.  B.  hat  Gross^)  dieses  Verhalten  direct  beob- 
achtet. Auch  die  C-ontacte,  wie  sie  Gross  herstellt,  durch 
einfach  aufp^egossenes  Quecksilber,  bieten  keine  Gewähr  für 
den  AnsBcblass  erheblicher  Uebergangswiderstände.  E»  wäre 
daher  möglich,  daas  der  durch  den  Druck  genügend  gewor- 
dene Contact  es  ist,  welcher  die  starke  Erhöhung  der  Lei- 
tungsf^higkeit  bedingt.  Ich  habe  noch  keinen  entscheideo- 
den  Versuch  anstellen  können,  welcher  diese  Möglichkeit 
bestätigte  oder  widerlegte.  Die  constatirte  Thatsjiclie  ver- 
löre dadurch  nichts  an  Interesse.  Es  würde  dadurch  eben 
bewiesen  sein,  dass  Salze  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in 
festen  Znstande  die  Electricitftt  gut  leiten,  wenn  man  bot 
genügenden  Contact  herstellt 

Apparate  nnd  Beobaohtungamethode. 

2)  Der  Apparat  zum  Pressen  der  Salze  bestand  aus 
einer  starken  Schraubenpresse,  einem  Presscy linder  und  einem 
PressstempeL 

Als  Presscylinder  benutste  ich  zwei  etwas  verschiede» 
construirte  Apparate.  Der  meist  benutzte  Apparat  bestand 
aus  einem  Hohlcylinder  aus  Gussstahl  von  2,3  cm  Wand- 
stärke, 5,8  cm  Höhe  und  einer  ^Qnan  ausgebohrten  Cylinder- 
höhlung  von  1,9  cm  Durchmesser.  Der  Cylinder  war  in  der 
Mitte  sorgfältig  aufgeschnitten  und  die  beiden  Hälften  konnies 
durch  Dübel  aneinander  gepasst  werden.  An  der  äussere 
Cylinderwand  war  oben  und  unten  ein  SchraubeDgewinde 
eingeschnitten.  Das  obere  diente  dazu,  um  einen  Ring  zum 
Zusammenhalten  der  beiden  HftUten  aufzuschrauben,  das 
untere,  um  den  Cylinder  iü  die  seitliche  Wand  einer  Boden- 
platte von  Guösstabl  einzuschrauben,  die  eine  Dicke  von 
2,3  cm  hatte.  Man  konnte  durch  Abschrauben  des  Binges 
und  Bodens  und  Auseinandernehmen  der  beiden  HfiliUfl 
des  Cylinders  die  gepressten  Salzblöcke  leicht  intakt  heraas- 
nehmen. 

Der  andere  Presscy linder  war  nicht  aufgeschnitten,  son- 
dern bestand  aus  einem  einzigen  Stück,  in  welches  von  uutec 


1)  GroBfl,  hetl  Mosatsber.  löU.  p.  501. 


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EkctricitaUkitung  unter  Druck, 


319 


her  durch  eine  starke  Schraulie  der  Boden  einpo«ärhraubt 
wurde.  Bei  die.st^iü  Appanite  muHston  die  8;ilzl)i»<(  ke  nach 
AbsciuraubuDg  des  Bodens  durch  Anwendung  der  Schrauben- 
presse  selbst  herausgepresst  werden. 

In  den  Boden  der  Apparate  war  seitlich  eine  Klemm- 
schraube f&r  die  Leitung  eingesetzt 

Der  Pressstempel  bestand  ans  einem  sorgfilltig  abge* 
drehten  Eieencylinder,  welcher  in  den  Huiilraiim  des  Cylin- 
ders passte,  mit  einem  breiteren  Kopf,  auf  welchem  die 
Schraube  der  Presse  durch  ein  zwischen  gelegtes  Metallätück 
wirkte.  An  dem  Kopf  des  Stempels  war  die  zweite  Klemm- 
fichranbe  angebracht  Cylinder  und  Stempel  mnssten  Ton 
einander  isolirt  werden.  Ich  benatzte  dazu  anfänglich  Papier, 
dann  aber,  was  weit  sicherer  und  bequemer  war.  Glimmer. 
Aus  der  Glimmerhi])rik  von  liaphael  m  Breslau  erhielt 
ich  Gliramerscheiben  von  ca.  0.1  mm  l)i<  ke.  welche  leicht 
cylinder  förmig  gebogen  und  an  die  Wand  der  Höhlung  an- 
gelegt werden  konnten.  Die  Ränder  lagen  noch  3  —  4  mm 
übereinander.  Zu  jedem  Versuche  wurde  ein  neues  Glimmer* 
blatt  genommen.  Selbstverständlich  ttberzeugte  ich  mich 
von  der  genügenden  Isolation ,  die  stets  ausgezeichnet  war. 
Die  Wand  der  Höhlung  des  Cylinders  ebenso  wiu  der  Mantel 
des  Stempels  wurden  ausserdem  iackirt,  uud  dies  von  Zeit 
?u  Zeit  wiederholt,  sobald  durch  die  Reibung  die  dünne 
Lackschicht  gelitten  hatte.  In  den  Hohlraum  des  Press- 
cylinders  wurde  das  Salz  gebracht,  zuerst  mit  dem  Stempel 
festgestampft  und  dann  dem  hohen  Druck  unterworfen.  Um 
ein  Maass  ftkr  die  Zusammendrttckung  zu  haben,  wurde  durch 
einen  Messingkeil,  der  zwischen  die  obere  Fläche  des  Cylin- 
ders und  den  Kopf  des  Stempels  eingeschoben  wurde,  die 
Hohe  des  Salzcylinders  bestimmt.  Ausserdcia  wurde  nach 
Beendigung  des  Versuches  die  Höhe  des  Salzblockes  direct 
gemessen.  Die  Schraubenpresse  (mit  viereckigem  Gewinde) 
war  aus  starkem  Schmiedeeisen  verfertigt  Der  Schrauben- 
mnlang  verhielt  sich  zur  Höhe  wie  11:1.  An  dem  Scbrau« 
benkopfe  wirkte  ein  eiserner  zweiarmiger  Hebel  von  je  50  cm 
Länge,  der  die  Kraft  um  das  28  fache  zu  verstärken  gestat- 
tete. Dieser  Apparat  gestattete  natürlich  nicht  eine  Messung 


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320 


L,  Grajttz. 


der  Drucke,  sondern  nur  eine  Schätzung  dos  Maxiii];i]  h  uckes. 
Unter  der  Annahme,  dass  die  angewendete  Maxiuiaikraii 
50  kg  an  den  Enden  des  Hebels  l)oti  iigt,  berechnet  sich  der 
Maximalwerth  (da  die  gepresete  Fläche  27«  qcm  beirftgt)  n: 

"/ö'qc^L'^  =  ca.  0:^00  Atmosphären. 

lodess  wird  dieser  Druck  sicher  nicht  erreicht  wegen 
der  Reihun^swiderstiu;  It  des  Apparates.  Wenn  ich  schätzungs- 
weise annehme,  duss  die.se  25 — \\K)  Proc.  der  Kraft  absorbiren, 
so  bliebe  eine  Maximaldruck  von: 

4000  —  4600  Atmospb&ren. 

DasB  dieses  nngeflüir  die  erreichte  Grösse  des  effectifen 
Druckes  ist,  schliesse  ich  aus  Folgendem.  Hr.  Springt), 
der  mit  einem  Apparate  arbeitete,  welcher  Uruckmessungen 
gestattete,  gibt  an,  dass  Kupfervitriol,  welches  als  Pulver 
bekanntlich  fast  weiss  ist,  unter  einem  Druck  von  3000  At- 
mospfa&ren  anftngt,  zusammenzuwachsen  und  dabei  nur  «d 
den  Rftndem  blau  ist  Bei  einem  Druck  Ton  4000  AtiDO* 
Bp&ren  ist  es  durch  und  durch  blau,  aber  blasser  als  KupfeF 
yitriolkrystalle.  Bei  einem  Drucke  von  6000  AtmospbSren 
wird  es  wieder  ganz  dunkellihiu.  Mit  meinem  Apparate 
konnte  ich  nun  dem  gepulverten  CuSO^+öHjO  eine  durch 
und  durch  blaue,  aber  etwas  blassere  Farbe  wiedergeben. 
Ich  darf  daraus  schliessen,  dass  ich  den  Druck  ron  etwa 
4000  Atmosphären  erreicht  habe.  Auch  sonst  konnte  ich 
dieselben  Erscheinungen  hervorbringen,  die  Spring  mit 
Drucken  bis  zu  4000  Atmosphären  erreicht  l»at,  Stoffe,  die 
li  iliure  Drucke,  von  5000  Atmosphären  an,  zum  Zusammen- 
wachsen  erfordern,  konnte  ich  auch  nicht  in  fester,  nicht 
zerbröckelnder  Form  erhalten.  Falls  mir  eine  Fortsetzung 
dieser  Versuche  möglich  sein  wird,  wird  das  wichtigste  £r- 
forderniss  ein  Fress&pparat  sein,  der  Druckmessungen  ge- 
stattet, und  eine  Einrichtung,  die  gestattet,  im  Vacuum  n 
arbeiten. 

Ziii  electrischen  Messung  wurde  die  Wheat  st  one'sche 
Bruckencombination  benutzt  mit  Anwendung  von  Wechsel- 


1)  Spring,  Boll,  de  Tacod.  de  Belg.  (2)  49.  p.  360.  im 


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EUctricUättleituny  unter  Druck 


321 


strömen ,  die  durch  einen  Scklittenapparat  erzeugt  wurden. 
Die  ^tromunterbrechungen  wurden  durcli  eine  kleine  electro- 
magnetische  Maschine  bewirkt,  deren  Aze  ein  Rad  mit  iao- 
lirenden  tiikd  leitenden  Scheiben  trug,  und  die  Ton  einem 
Daaiell  getrieben  wnrde.  In  der  Brücke  war  ein  Electro* 
dTDAmometer  nach  F.  Kohlrausch.  Die  anderen  Zweige 
wurden  von  einem  Universalwiderstandskasten  gebildet 

Die  Gontactrtächen  des  PresscyUndtrs  und  Stempels  be- 
bUinden  aus  Platin.  Dasselbe  wurde  zuweilen  platinirt.  Da 
aber  die  Platinirunf^  bei  dem  starkeo  Drucke  sich  gewöhn- 
lich Tom  Piatin  loslöste  und  dann  an  dem  Salze  haftete,  so 
wurde  meistens  ohne  Platinirong  der  £ieetroden  gearbeitet. 
Die  Contactflftchen  hatten  je  2V,  qcm  Fl&che,  sodass  jeden- 
&ll8  nur  eine  sehr  geringe  Polarisation  bestehen  bleiben 
konnte.  Platinirte  und  niclit  platinirte  Electroden  gaben 
keine  DiÖ'erenz,  die  gegen  die  Unsiclierheit  der  Druck ite- 
stimmuDg  irgendwie  im  Gewicht  lallen  konnte.  Mit  dieser 
Anordnung  konnte  ich  noch  bequem  5  Millionen  S.-E.  messen. 
Die  L&nge  des  durchströmten  Salzoylinders  machte  ich  im 
Minimum  zu  0,6  mm,  sodass  ich,  da  der  Querschnitt  2t5qcm 
betrug,  im  Maximum  specifische  Widerstände  (gegen  Queck- 
silber) von:  2  lü^^ 
bestimmen  konnte. 

Die  Vorbereitung  der  Substanzen  uud  die  Erkennung 
hygroskopischer  Feuchtigkeit. 

3)  Die  untersuchten  Salze  waren  käuflich  reine,  nur 
von  Ohlorsilber  habe  ich  mir  selbst  ausserdem  eine  Portion 
durch  Fällen  mit  reiner  Sabssfture  ans  salpetersanrem  Silber 

h^Tgestellt,  die  aber  die  gleichen  Kesuitate  gab,  wie  die 
käutiiche.  Die  nnti  leuchten  Salze  wurden  entweder  ge- 
schmolzen, im  Exsiccator  erkalten  gelassen,  dann  sorgfältig 
aber  rasch  gepulvert  und  im  Exsiccator  aufbewahrt,  oder 
sie  wurden,  soweit  sie  die  Erhitzung  ohne  Zersetzung  er> 
trugen,  stark  erhitzt,  im  Exsiccator  aufbewahrt  und  kurz 
vor  dem  Gebrauch  gepuhert  Die  stark  hygroskopischen 
Salze  machten  zuerst  grosse  Schwierigkeit;  man  konnte  nicht 
sicher  sein,  ob  sie  nicht  trotz  dieser  Vorbereitung  Wasser 

too.  <L  Fhfs.  o.  ChwiiL  N.  F.  XXIX.  21 


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322 


Zr.  Graetz. 


noch  enthielten  oder  rasch  wieder  angezogen  hatten.  Der 
Versuch  gibt  aber  selbst  untrügliche  Mittel,  um 
diese  i^'ehlerquelle,  wo  sie  vorhanden  ist,  zu  ent« 
decken.  Enthält  nämlich  ein  Sahs  hygroekopische  Feuchtig- 
keit« und  wird  et  mit  dieser  dem  starken  Drucke  ausgesetzti 
so  muss  allm&hlich  die  Feuchtigkeit  sich  in  die  nntertten 
Schichten  des  gebildeten  Salzcylinders  ziehen,  und  es  mm 
daher,  falls  das  trockene  JSalz  schlechter  leitet,  als  die  Salz- 
lösung, mit  der  Zeit  eine  Zunahme  des  Widerstandes 
sich  bemerkbar  machen,  um  so  mehr,  je  mehr  sich  die  ge- 
sammte  Feuchtigkeit  nach  unten  gezogen  hat  Sobald  man 
dann  aber  den  Druck  plötzlich  aufbebt»  muss  die  condensirte 
Feuchtigkeit  rasch  sich  capillar  in  die  Höhe  äehen,  vod 
man  muss  sofort  nach  dem  Aufhören  des  Druckes  eine 
grosse  Abnahme  des  Wulerbtandes  finden,  während 
bei  trockenen  Salzen  des  dann  geringeren  ContacteN 

zwischen  Stempel  und  Sah  und  aus  anderen  Gründen  um- 
gekehrt das  Authören  des  Druckes  von  einer  Zunahme  des 
Widerstandes  begleitet  sein  muss. 

Der  Versuch  gibt  genau  diese  Erscheinung.  Yon  den 
Tielfiaehen,  in  gleicher  Weise  rerlaufenden  Beobachtungen 

seien  folgende  angelührt. 

Chlornatrium,  bei  etwa  130^  getrocknet,  gab,  nachdem 
es  durch  den  Maximaldruck  gepresst  war,  zu  folgenden  Zeiten  < 
folgende  Widerstände  to: 

t    11^  5«      III»  60»      121»  10» 
w     7000  15600         17200  S.-E. 

Nun  wurde  der  Druck  autgehoben;  eine  sofortige  Mes- 
sung ergab: 

t     12)1  lim  «0     6000  S.-£. 

Der  Widerstand  nahm  dann,  bei  aufgehobenem  Drucke^ 

noch  weiter  ab,  bist 

t     12b  3om  „     2050  S.-E. 

Nun  wurde  der  Maximaldruck  wieder  angebracht,  und 
es  stieg  der  Widerstand: 

i  Hltn        12b  40m  20™  4*» 

«      4820  6000  18000        88000  S.-S. 


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ElectrieUätileüitnff  unier  Druck 


323 


Der  Druck  wurde  aufgehobeo,  und  sofort  fiel  er  auf: 
^    41»  im  «  8700 

Es  ist  dabei  za  bemerken,  dass  dieses  Salz,  als  es  nnr 

einfach  zusammengestauipft  war,  ohne  Anwendung  des  hohen 
Druckes,  trotz  seiner  relativ  bedeutenden  Feuchtigkeit  mehr 
als  5  Millionen  S.-E.  Widerstand  hatte. 

Bei  diesem  Versuche  war  von  vornherein  sicher,  dass 
Feuchtigkeit  Torhanden  war.  Eine  andere  Probe  von  Clüor- 
natrium,  bis  zur  Rotbglntb  erhitxt  nnd  im  Exsiccator  ge- 
trocknet, dann  rasch  gepulvert,  gab  aber  ancb  folgende 
Resultate: 

Maximaldruck  —  10  «  12u  UUÜ  S.-E. 

Druck  0  —  eofort   95  000  >t 

Miixiirinklruck  ~  nach  4  stunden  .  450  000  « 
Druck  0  —  sofort   110  000  » 

Das  Salz  hatte  daher  noch  oder  wieder  Feuchtigkeit 
euthalten. 

Von  diesen  beiden  Erscheinungen  ist  namentlich  die 
zweite  charakteristisch  uihI  Ueweisend  für  vorhandene  Feuch- 
tigkeit In  anderen  Fallen  kam  es  vor,  dass  sich  nur  eine 
allmähliche  Zunahme  des  Widerstandes  ohne  Zurückspringen 
Ton  10  nach  aufgehobenem  Drucke  zeigte.  Obwohl  Gründe 
Torliegen,  anzunehmen,  dass  die  blosse  Zunahme  von  w  nicht 
dturch  einen  Feuchtigkeitsgehalt  bedingt  ist,  sondern  von 
einer  direct en  Wirkung  des  Druckes  abhängt,  schliesse  ich 
doch  aus  dieser  Mittheilung  alle  Versuche  mit  Suhstanzen 
aus,  bei  denen  sich  eine  allmähliche  Widerstandszunahme 
zeigte.  Diese  erfordern  noch  genauere  Untersuchung,  und 
der  Verdacht  eines  Feuchtigkeitsgehaltes  ist  bei  ihnen  nicht 
ausgeschlossen. 

Verlauf  der  Erscheinungen. 

4]  Bei  den  anderen  Snbstanzenr  die  ich  vorlftnfig  genauer 

untersucht  hahe,  er^ab  sich  entweder,  dass  der  specifische 
Widerstand  hei  Aiiwrritlung  des  Maximaldruckeb  ^^dfort  stark 
fiel  und  den  erreichten  Werth  beibehielt  —  mit  kleinen 
Schwankungen,  die  sich  aus  Temperaturänderungen  erklärten 
—f  oder  dass  der  Widerstand  erst  allm&hlich  im  Laufe  meh- 

21« 


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324 


X.  Graetz 


rerer  Stunden  zu  einem  Mini  mal  wer  the  kam.  Zu  der  ersten 
Klasse  gehören  Jodsilber,  Brorasilber,  Chlorsilber,  zur  zweiten 
Jodblei,  Bromblei,  Chlorblei  und  salpetersaures  Natron,  ^äch 
Anwendung  des  MazimaldmckeB  muss  man  eine  Zeit  lang 
—  gewöhnlich  nahm  ich  eine  Stunde  —  warten,  bis  die 
durch  die  Compression  erzeugte  Temperaturerhöhung  sich 
ausgeglichen  hat. 

Die  Versuche  mit  Körpern  der  ersten  Klasse  erfordern 
keine  weitere  Besprecliung.  Wenn  z.  B.  eine  Quantität  Jod« 
silber,  die  einfach  zusain  in  engestampft  einen  Widerstand  Ton 
97000  S.-E.  hatte,  eine  Stunde  nach  der  Anwendung  des 
Mazimaldruckes  einen  Widerstand  von  73,8  S.-E«  zeigte,  und 
im  Laufe  eines  Tages  hei  mehreren  Bestimmungen  w  zwi- 
schen TO  und  78  S.-E.  schwankte,  so  ist  eben  durch  die 
Druckerhöhung  der  specitische  Widerstand  von  4500. 10^  auf 
20,1.10*  gefallen,  also  auf  weniger  als  dtjn  zweihundertstea 
Theil  des  Anfangs werthes. 

Bei  den  Körpern  der  zweiten  Klasse  treten  aber  meh' 
rere  Fragen  au£  Der  typische  Verlauf  des  Versuches  ist 
z.  B.  durch  folgende  Beobachtung  am  Bromblei  gegeben. 

Bromblei  einfach  zusammengestampft  hatte: 

w  y  b  Millionen  S.-E. 

Maximaldruck  angebracht  um  9**  10", 

Dann  ergaben  sich  folgende  zusammengehörige  WerUie 
der  Zeit  t  und  des  Widerstandes  to\ 


t 

10b  8» 

10b  25» 

101165» 

IIb  40» 

w 

4&0000 

812000 

268000 

250000S.-E. 

t 

2h  80» 

4H 

nach  15  Standen 

220  000 

220  000 

219000 

21S000  8.-E. 

In  dieser  Weise  verliefen  die  Versuche  alle,  nur  das> 
der  Endzustand  hald  langsamer,  bald  rascher  erreicht  wurde. 

Dieses  Resultat  kann  entweder  durch  den  Apparat  be- 
dingt  oder  in  der  Natur  der  Substanz  begrttudet  sein. 

In  der  ersten  Hinsicht  könnte  man  annehmen »  da  die 
Oontactflftchen  Terh&ltnissmftssig  gross  und  nicht  absolut  ebes 
sind,  dass  der  Druck  nicht  sogleich  an  allen  Stellen  de? 
S;il/'^  derselbe  ist.  sondern  dass  eine  allmähliche  Verschie- 
bung der  •Saizmoiecüie  stattünde,  bis  der  Druck  ausgegUcbea 


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JE^ctricitätsitUuiiy  unter  Druck. 


325 


ist.  Doch  sehe  ich  nicht  ein,  warum  dann  bei  den  Körpern 
erster  Klasse  nicht  dieselbe  Erscheinung  auftreten  sollte. 

Man  könnte  auch  annehmen,  dass  die  Luftschichten, 
welche  zwischen  den  einzelnen  Salzpartikeln  sich  befinden, 
$0  lange  es  in  PnlTerform  ist,  sich  verh&ltnissm&ssig  langsam 
entfernen,  sodass  der  Contact  zwischen  den  einzelnen  Par- 
tieen  allmfthlich  ein  besserer  wird.  Zur  Tollen  Entscheidung 
dieser  Frage  müsste  der  ApparaL  bo  eingerichtet  sein,  dass 
rnan  Compressionen  im  Vacinira  vornehmen  könnte.  Doch 
spricht  das  Verhalten  der  Körper  erster  Klasse  dagegen. 
Einen  indirecten  Beweis  gegen  diese  Annahme  führte  ich 
auf  folgende  Weise.  Wenn  allmählich  nach  oben  sich  ziehende 
Lnfttheilchen  der  Grand  dieser  Erscheinung  sind,  so  mOsste 
die  Erscheinung  compensirt  werden  können^  wenn  die  Anzahl 
dtT  Berührungspunkte  zwischen  8alz  und  Klectrodentiiiche 
behr  gering  ist.  Ich  habe  zu  dem  Zwecke  sowohl  die  Boden- 
tls  die  Stempelelectrode  stark  cannellirt  und  alle  Vertiefun- 
i^en  durch  Firniss  isolirt,  sodass  der  Strom  nur  in  wenigen 
Punkten  in  das  Salz  eintreten  konnte.  Etwaige  Luftschichten, 
die  sich  in  die  Höhe  gezogen  fa&tten,  mfissten  die  Anzahl 
der  Gontactpunkte  Terringern,  also  den  Widerstand  scheinbar 
größer  machen.   Das  war  aber  nie  der  Fall. 

Es  bleibt,  soviel  ich  isehe,  nur  die  Annahme  ubng,  dass 
in  diesen  Salzen  eine  allmähliche  ümlagerung  oder  Poly- 
merisation der  Molecule  vor  sich  geht,  wie  es  in  der  Ein- 
leitung aus  Spring's  Versuchen  schon  als  wahrscheinlich 
hingestellt  ist.  Eine  solche  Aenderung  kiVunte  die  Xieitungs- 
filbigkeit  Tergrössem  oder  auch  Terkleinern.  Es  scheinen 
gewisse  Salze  auch  aUmfthlich  schlechter  leitend  zu  werden, 
jedoch  ist  es  mir  noch  nicht  möglich,  die  dabei  auftretenden 
Kl  scheinungen  streng  von  denen  zu  unterscheiden,  die  durch 
emen  Feachtigkeitsgehalt  her v  orger uien  werden. 

Versuche. 

5}  Im  Folgenden  stelle  ich  diejenigen  Versuche  zusam-* 
men,  die  bisher  bei  Tielüftcher  Wiederholung  unter  vanirten 
Bedingungen  immer  im  wesentlichen  dieselben  Resultate  ge- 
geben haben.    Als  Druck  0  bezeichne  ich  denjenigen  Druck, 


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326 


X.  GraäZm 


unter  dem  das  Sals  stand,  wenn  es  ein&ch  fest  susanuiMD- 

gestampft  und  der  Stempel  nur  mit  der  Hand  angedrftdct 
war.  Nattirlich  ist  dieser  Druck  ein  schwankender,  je  nach 
der  Art  des  Zusammenstunipfens.  Als  Druck  „4000  Atmo- 
sphären'* bezeichne  ich  den  erreichten  Maxim&ldruck.  Da 
dorch  die  Schraube  die  aufgewendete  Kraft  um  mehr  als  das 
SOOfadie  yergrössert  wurde,  so  ist  klar,  dass  der  Maxinal- 
druck  nicht  immer  genau  derselbe  sein  konnte,  da  die 
Maximalkraft  eines  Mannes  nicht  stets  genau  dieselbe  ist, 
und  die  Abweichungen  mit  3UU  multiplicirt  in  den  Maximal- 
druck eingehen.  Daraus  lassen  sich  die  AbweichuiigtQ  in 
den  Zahlen  bei  Yerschiedenen  V  ersuchen  leicht  erklären. 
Bei  genauer  Druckmessung^  erwarte  ich  ganz  constante  Zah- 
len. Ausser  den  beobachteten  Widerständen  w  in  S.-E.  ist 
noch  der  specifische  Widerstand  a  und  die  H5he  (L&age) 
des  durchströmten  Salzcylinders  h  angegeben. 

Die  specihschen  Widerstände  beziehen  sich  aui  (^ueck 
Silber  »  l. 

L  Jodsilber. 
h 

5y9B  nun 
0,99 

h 
6,8 
2,8 

h 


Vennch  1. 


Versuck  2. 


V 
0 

4000  Atm. 

P 
0 

4000  Atm. 


w 

97000 
78,8 

«0 

40000 
390 


4600^.10* 

1600,0. 10« 
37  .lO«. 


Venach  3. 


0 

4000  Atm. 


5,0 
0,8 


35000 
46 


19U0  .10* 
16,2.10'. 


Es  wird  also  durch  den  Druck  ?on  4000  Atmospbiren 
der  specifische  Widerstand  des  AgJ  auf  Vto  ^/soo 
ursprünglichen  Werthes  (der  natürlich  je  nach  der  iJtärke 
des  Zusammenstami)fens  verschieden  war)  gebracht. 

Mit  der  Zeit  änderte  sich  der  Widerstand  des  gepress- 
ten  Salzes  nicht.  Nach  sechzehnstündigem  Stehen  gab  das 
Salz  des  2.  Versuches  z.  B,  w  =  388. 

Wohl  aber  Ändert  sich  der  Widerstand  ziemlich  erheb- 
lich durch  Tempcratnrftnderungen,  sodass  schon  der  Durch- 
gang eines  einigermaBsen  starken  Stromes  eine  Abnahme  des 


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Electriciidtsleitung  uider  Druck» 


327 


Widerstandes  hervorbringt.  Man  muss  deshalb  mit  ganz 
«Sihwiichen  Strömen  arbeiten  und  mögliclist  rasche  Bestim- 
mungen machen.  Nach  den  Versuchen  von  W.  Kohlrausch 
ist  g  bei  860  fj^j.  AgJ  =  1000.  lO*.  Ich  babe  bei  20^  zwischen 
1600  and  4500. 10^  gefunden,  was  bei  derVenebiedenbeit  des 
Gontactes  nicbt  auffallend  ist.  Durcb  den  Druck  Yon  4000 
Atmosphären  erlangt  AgJ  denselben  Widerstand,  den  es 
nach  W.  Ko  Iii  rausch  bei  der  Temperatur  134—138^  hat. 

Aehnliche  Werthe,  wie  in  den  drei  angeführten  Ver- 
suchen, erhielt  ich  stets  bei  allen  Proben. 

II.  Gblorsilber. 


Die  Versuche  verliefen  ganz  ähnlich. 


Teisiieb  1. 

P 

k 

t0 

ff 

0 

160000 

7200  .10* 

4000  Atm. 

1,14 

170 

40,6 . 10«. 

Venoeh  8. 

P 

h 

ff 

0 

1,8 

20000 

aooo  .10« 

4000  Atm. 

■ 

0^ 

408 

186  .101 

Versuch  3. 

P 

k 

tr 

» 

0 

6,4 

000 

541)0    .  tO« 

4000  Atm. 

1,1 

162 

43,5  .  10'\ 

Der  specifische  Widerstand  nahm  also  ab  bis  auf  ca. 

^Im  Viooo  soines  Anfangs vrertbes.  Er  erreicbte  durch 
den  Druck  dieselbe  Grösse,  die  er  durch  eine  Temperatur- 
erhübiing  auf  220— 230<>  erreicht  hätte. 

Bei  Chlorsilber  zeigte  sich  noch  mehr  wie  bei  Jodsilber 
ein  starker  EinÜuss  der  Temperatur,  sodass  nur  ganz  schwache 
Ströme  (ein  Meidinger  im  prim&ren  Strom  —  die  secundftre 
BoUe  des  Scblittenapparates  ganz  herausgezogen)  benutzt 
wurden.  Bei  einigermassen  starken  Strömen  kehrte  der 
Spiegel  des  Dynamometers  während  der  Messung  selbst  um, 
indem  er  Abnahme  des  Widerstandes  zeigte. 

Iii.  Bromsilber. 

Vernich  X,      p  h  <0  t 

0  8,0  800  000         21000  .10» 

4000  Atm.  1,8  420  86,1.10*". 


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328 


L.,  GraeU. 


P 

F 

A 

w 

f 

0 

800  000 

15000 

.10» 

4000  Atm. 

2.1 

810 

151 

.10*, 

Vermch  8. 

P 

k 

w 

a 

0 

180000 

12600 

.W 

4000  Atm. 

1,5 

1050 

804 

Auch  hier  hielt  sich  der  Widerstand  stets  auf  derselben 
Höhe,  den  er  schon  eine  Stunde  nach  dem  Pressen  hatte. 
Der  Druck  bewirkt  dieselbe  Abnahme  des  specifischeD 
Widerstandes  wie  eine  TemperatorerhÖhang  von  150 — 100*. 

In  den  folgenden  Tabellen  sind  diejenigen  Körper  ent» 
halten,  welche  erst  alhuählich  den  Mini  mal  werth  des  Wider- 
standes erreichen.  Ich  gebe  bei  jedem  eine  Reihe  vollstän- 
dig, dann  bei  den  anderen  Reihen  nur  den  Endwerth  des 
Widerstandes  nnd  bemerke,  dass  dieser  Endwerth  nach 
Standen  stets  erreicht  war,  dass  er  aber  zuweilen  schon  nach 
8 — 4  Standen  sich  einstellte  (die  Zeit  immer  gerechnet  m 
einer  Stunde  nach  der  Anbringung  des  Maximaldruckes). 

Die  Salze  Chlorblei,  Bromblei,  Jodblei  gaben  zwar  fe?t^^ 
Blöcke  nach  dem  Pressen,  iudess  schien  es  doch  zuweilen, 
als  ob  der  Druck  nicht  vollständig  ausreiche,  um  vollkom* 
menes  Aneinanderwachsen  der  Theile  zu  bewirken. 

IV.  Ohlorblei. 


Versachl. 

P 

\ 

f 

w 

s 

0 

6,3 

>3  000  000 

>1300  .10» 

4000  Atm. 

2,6 

220  «  !00 

233,1 . 10' 

»» 

n 

9  45 

103  000 

160,5.10» 

n 

n 

9  55 

181000 

137,5 . 10* 

n 

» 

2  — 

110  000 

115,5.10* 

» 

n 

6  - 

108  000 

113,4. 10» 

8  (nM>tul.MorK.)  108  000 

118,4. 10*. 

Versuch  2. 

P 

h 

tc 

t 

0 

8,4 

>5  MiU. 

>1610  .IG» 

4000  Atm. 

5,0 

305  000 

167,7.  lO«. 

Versuch  3. 

A 

IC 

ff 

0 

4,8 

>2  MiU. 

>1150  .lO» 

4000  Atm. 

2,5 

80000 

88  .10*. 

Versuch  4. 

P 

h 

w 

» 

0 

5,2 

>3  Mill. 

>1540  .10* 

4000  Atm. 

2,8 

96000 

93,3 . 10'. 

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EUctricitätsLeituiuj  unter  Druck, 


329 


Pür  dieses  und  die  folgenden  Salze  liegen  keine  Mes- 
sungen vor,  aus  denen  sich  entnehmen  Hesse,  welcher  Tem- 
peraturerhöhung dieser  Druck  äquivalent  ist.  Beim  Schmelz- 
punkt (580°)  hat  nach  Braun ^)  Chlorblei  den  speciüschen 
Widerstand  0,00004. 10^  FOr  zwischenliegende  Tempera- 
taren  liegen  nur  die  nicht  auf  absolute  Zahlen  umzurech- 
nenden Angaben  Ton  E.  Wiedemann*)  Tor. 

y.  Bromblei. 

Das  Salz  wurde  besonders  sorgfältig  fein  gepulvert»  doch 
waren  bei  manchen  Versuchen  von  dem  gebildeten  Salz- 

cvl'nder  kleine  Theile  verhiiltnissmässig  leicht  abzubröckeln. 
NichtsdestüWfüiger  *  ergab  sich  eine  bedeutende  Abnahme 
des  speciüschen  Widerstandes. 


Venaeb  1. 

P 

h 

i 

«7 

s 

0 

4,3 

8*'  10" 

>o  000  000 

>3150  .10« 

4000  Atm. 

2»8 

10  8 

450  000 

540    .  10* 

»» 

n 

10  25 

312  000 

374,4  .  10« 

n 

» 

10  55 

263  000 

?^15.6  .  10* 

II 

»f 

11  40 

250  000 

300    .  18« 

» 

w 

2  30 

220  000 

264    .  10* 

n 

»» 

4  — 

220  000 

264  .10' 

n 

n 

6  — 

2\\)  000 

262,8 . 10» 

»1 

» 

8  (tiIclift.Mors.}  219  000 

262,8 . 10». 

Versuch  2. 

V 

A 

te 

0 

5,2 

>5  000  000 

>270O    .  10* 

4000  Atm. 

3,5 

895  000 

816   . 10». 

Versuch  3. 

P 

w 

s 

0 

4,2 

>3  OoO  000 

>2100    .  10* 

400(1  Atm. 

•_>  2 

320  000 

327    .  10«. 

Die  Bnickerhöhung  bi  m^^t  also  den  speciÜschen  Wide 

stand  auf  etwa  Vio 

seines  Anfangswerthes. 

VI.  JodbleL 

Versuch  1. 

P 

h 

i 

w 

0 

4,8 

30*" 

>2  000  000 

>1150    .  10^ 

4000  Atm. 

y> 

9  40 

7ü0  ÜOÜ 

SlU)    .  10* 

j» 

n 

1  10 

150  000 

169    .  10^ 

» 

M 

8  — 

130000 

145    . 10* 

w 

8(ftietut.lforfr.)  188000 

147  .lO». 

1)  Brauu,  Pogg. 

Aull. 

lo4.  p.  188.  1075. 

2)  K  WiedcmauD,  Pogg.  Ann.  154.  p.  318.  1875. 

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dSO  X.  Gratiz. 

* 

Vflrtucb  %          p               km  9 

0               5,2     >5  000  000  >2700  .10* 

4000  Atm.        2,7          290000  295  .10*. 

Versuch  3. 

Bei  diesem  Yersuch  wurde  die  erste  Messung  (beip=0) 

auBgefnhrt,  als  das  Salz  warm,  etwa  bei  180®,  eingeMt 

wurde,  und  der  Druck  aui  das  warme  »Salz  ausgeübt. 

p  h         w  $ 

0  4,1      500000      850  .10* 

4000  Atm.      2,0        8000  8,2.10«. 

Dieser  kleine  Werth  von  y  war  schon  70  Minuten  nach 
dem  Fressen  vorhanden  und  blieb  constant.  Etwa  24  Stan- 
den  nachher  ergab  sich  derselbe  Werth  w  =  8000  S.-E.  Das 
herausgenommeifce  Salz  zeigte  keine  besondere  £igenthfimUclh 
keit  Doch  ist  dieser  Punkt,  Einfluss  der  Temperatur  beim 
Pressen,  noch  besonders  su  untersuchen. 

VH.   Salpetersaures  Natron. 

Dieses  Salz  zeigte  stets  eine  bedeutende  Abnahme  des 
Widerstandes  unter  Druck,  doch  waren  die  Werthe  gsof 
auBsergewöhnlich  schwankend.  Ich  Termuthe  auch  hier  eineo 
erheblichen  Einfluss  der  Temperatur  beim  Pressen  auf  den 

Zustand  des  Salzes.  Ich  will  deshalb  nur  einen  Versuch 
angeben,  bei  dem  die  Abnahme  von  s  eine  mittlere  war. 

P  A  10  9 

0  12,S      >5MilL  >1000.tO* 

4000  Atm.       6,9       190000  90.10*. 

Oft  war  die  Abnahme  aber  eine  viel  grössere,  zuweilen 
auch  eine  erheblich  kleinere,  ohne  dass  ich  diese  Verschie- 
denheit noch  bisher  genauer  untersuchen  konnte. 

Weitere  Versuche  sollen  dieses  Gebiet  weiter  aufkUiren. 

München;  29.  Mai  1886. 


« 


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Nobilische  Rhi^e, 


YUL   lieber  die  J^obWeehen  I^rbenringe 
und  verwandte  electrochemische  Erecheimingenf 

von  A,  Elsas, 

lAng  den  Sitomg-^ber.  der  Geöellirhuft  z.  Im.IokI.  d.  ^cs.  Naturw  issen- 
Bchaften  zu  Marburg  Tom  18.  Juoi  1886  mitgetbeilt  vom  Hm.  V>riV) 


Eine  Reihe  von  Kxperimcntalnntersucliung^en.  die  den 
(yegenstaotl  eiiiei  tspät (  rcn  \  ei otl«  iitlichuiig  hildeii  werden, 
haben  mich  zu  Erscheinungen  geführt,  welche  mit  den  No* 
bili'scben  Bingen  und  den  Guebhard* sehen  Farbencuiren 
theoretisch  verwandt  sind. 

Im  Verlaufe  dieser  Untereuchongen  dringte  sich  mir  die 
Ueberzengang  anf,  dass  die  von  W.  Voigt  gegebene  Theorie 
der  GuM) hard' sehen  Figuren  in  einem  Punkte  der  Berich- 
tigung bedürlV*.  oder  dass  wenigstens  eine  Auffassung  des 
Problems  möglich  sein  müsse ,  welche  den  Aeusserungen 
des  Hm.  Quebhard  mhex  die  Natur  seiner  Gurren  ge- 
nebt wird. 

Hr.  Gu^bhard  sagte,  dass  dieselben  die  Potentiallinien 
darstellen,  welche  der  Ausbreitung  eines  durch  mehrere 

drahtföi niit^e ,  senkrecht  auf  eine  leitende  Platte  aufgesetzte 
Klectrodeii  ihesseuden  electrischen  Stromes  in  dieser  Platte 
eotsprechen.  ,,8tcllt  man  einer  horizontalen,  sehr  dünnen, 
genau  durch  die  Wände  einer  electroly tischen  Zelle  begrenz- 
ten Metailplatte  eine  beliebige  Anzahl  rerticaler  cylindrischer 
Electroden  gegenüber,  so  stellen  die  entstehenden  Farben^ 
car?en  mit  sehr  grosser  Annäherung  das  theoretische  System 
der  äquipotentiellen  Linien  dar,  welches  sich  ergeben  würde, 
wenn  man  dieselben  Klect roden  direct  auf  eine  durch  die 
gleichen  Grenzen  begrenzte  leitende  Ebene  aufsetzte/' 

Die  Berechtigung  dieser  Auffassung  ist  es,  welche  im 
Jahre  1882  fast  gleichzeitig  von  den  Herren  E«  Mach^)  und 
W.  Voigt')  bestoitten  wurde.  Es  sollen  die  Farbencurven 
des  Hm.  Gu^bhard  nicht  Aequipotentiallinien ,  sondern 


1)  E.  Mach,  Wied.  Ann.  l7.  p.  b58.  18b2. 

2)  W.  Voigt,  Wied.  Aim.  Ii.  p.  251.  I8ö2. 


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382 


Linien  gleicher  Intensität  des  in  die  Platte  eintretenden 
Stromes  sein,  und  nicht  der  Ansbreltnng  eines  Stromes  in 

einer  Ebene,  süiidern  einer  Str^unung,  welche  sich  in  einem 
k<»rperli(  h»  n  Leiter  verbreitet,  entsprechen,  wie  bei  Nobilii 
Versuchen.    Das  letztere  ist  natürlich  unbestreitbar. 

Hr.  Voigt  hat  auf  Grund  dieser  Anschauung,  unter 
Voraussetzung  punktförmiger  £lectroden  über  der  Metall- 
platte, die  matÄiematisdhe  Theorie  einer  solchen  StromTer- 
theilung  gegeben  und  auch  durch  Versuche  zu  zeigen  gesucht*), 
dass  die  chemischen  Figuren  mehr  dieser  Theorie  als  der 
Guebkard' sehen  Anschauung  ents})rechen.  Während  Hr. 
Voigt  besonders  den  theoretischen  Irrthum  Guebhard's 
betont,  bemüht  sich  Hr.  Mach,  zu  zeigen,  dass  die  Farben- 
curYen  trotz  desselben  mit  grosser  Annäherung  die  Nima* 
linien  für  die  Strömung  in  einer  ebenen  Platte  darstellen. 

Die  Rechnungen,  welche  Hr.  Voigt  durchgeführt  hat, 
sind  ebenso  zweifellos  richtig,  wie  seine  theoretische  Grund- 
anschauung.  Indessen  bestreitet  Hr.  Guebhard^,  dass  di»^ 
Grenzbedingungen,  welche  derselbe  neben  die  sogenannw 
Laplace 'sehe  Dilferentialgleichung  stellt,  der  Versuchsan- 
Ordnung  entsprechen.  Es  könne  also  die  Theorie  seines 
Gegners  nicht  auf  die  Experimente  bezogen  werden. 

Im  Folgenden  werde  ich  versuchen,  dass  mathematisclie 
Problem,  zu  welchem  Gueb hard's  Versuche  fuhren,  correct 
zu  furmuliren. 

Wir  haben  uns  vorzustellen,  dass  auf  eme  ebene,  durch 
nichtleitende  Wände  begrenzte  leitende  Platte  eine  electro- 
lytische  Flüssigkeit  geschichtet  ist,  und  dass  in  den  Electro- 
lyten  Drähte  als  Electroden  tauchen  und  zwar  so,  dass  die 
Enden  derselben  nicht  blos  die  Oberflftche  der  Flüssigkeit 
berühren.  Die  Platte  können  wir  uns  nach  Belieben  mit 
einem  Batterie})©!  verbunden  denken  oder  nicht.  Wir  wollea 
aber  das  Experiment  in  der  einfachsten  Weise  angestellt 
denken  und  lassen  deshalb  die  Platte  ohne  directe  Verbinr 
dung  mit  der  Batterie;  auch  nehmen  wir  vorläufig  nur  ziret 


1)  W.  Voigt,  Wied.  Ann.  19.  p.  18H.  1883. 

2)  A.  Guebhard,  Wied.  Ami.  18.  ^.  366.  1682. 


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NoöiWiche  Rin^e, 


333 


Electrodendrähte  an,  eine  Anode  und  eine  Kathode.  Suchen 
wir  nun  die  Potentiallunction,  welche  dieser  Anordnung  der 
Leiter  entspricht^  so  haben  wir  nach  Voigt  eine  Function  V 
derart  zu  bestimmen,  dass  sie  der  Differentialgleichung: 

B^V  d*V 

genflgt,  ftlr  solche  Werthe  der  Coordinaten,  welche  Punkten 
der  Flüssigkeit  entsprechen,  eindeutig  und  stetig  ist,  nur  an 
den  Zuleitungsstellen  unendlich  wird  und  folgende  Bedingung»* 

gleichungen  erfüllt: 

(2)  ->  0  für  7  »  ^, 

• 

wenn  die  xy-Ebene  mit  der  Oberfläche  der  Platte  zusammen" 
Mlif  und  ä  die  Höbe  der  Flüssigkeit  bedeutet,  z^d  also 
die  Gleichung  der  freien  Oberflftche  derselben  ist;  femer  an 
den  Wänden  des  Troges,  in  der  Bichtung  der  Normalen  n: 

(8) 

Ueb  er  dies  nimmt  Ur.  Voigt  an,  dass  die  überüäche  dcr 
Metallplatte  eine  Fläche  constanten  Potentials  sei,  und  setzt 
den  Werth  der  Potentialfunction  in  derselben  gleich  NulL 
Gegen  diese  dritte  Bedingung: 

(4)  T'=0    für    r  =  0 

verwahrt  sich  Hr.  Gu^bhard*  Wir  werden  sehen,  mit  wel- 
chem Recht 

Die  Annahme,  dass  ein  electrischer  Strom,  welcher  aus 
emer  metallischen  Electrode  in  eine  electrolytische  Flüssig- 
keit tritt  und  MUS  dieser  wieder  in  einen  metallischen  Leiter 
geht,  überall  in  der  Riclituiig  der  Normalen  der  OberHiiclie 
iü  den  guten  L(nter  einströmt,  ist  mit  der  Yoigt'Bchen  Vor- 
aussetzung gleichbedeutend.  Man  darf  in  vielen  F&lien  diese 
Annahme  machen,  um  das  Problem  zu  vereinfachen,  nament- 
lich dann,  wenn  das  Leitungsvermögen  des  Metalles  sehr 
gross  ist  im  Vergleich  zu  der  LeitungsfiUiigkeit  des  Elec- 
trolyte n. 

Riemann  macht  stillschweic^end  von  dioser  voreinfachon- 
üen  Hypothese  Gebrauch  in  seiner  Theorie  der  Nobili'schen 


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SU 


A,  Elsas. 


Farbenringe.*)  Andere  Forscher,  welche  das  Riemann'sche 
Problem  erweiterten,  behielten  die  GreDzbedingung  (4)  bei. 
Hr.  H.  Weber')  gibt  aber  in  seinen  gnindlegeoden  Arbeiten 
aber  die  Anwendung  Besserscher  Functionen  auf  electriadi« 
Ströme  Rechenschaft  darfiber,  inwiefern  dieselbe  znlftsng  ist 
Wenn  das  Leitungsvermögen  des  Electroljten  sehr  klein  ist 
im  \'('rgleiche  zu  dem  der  Klectroden,  sind  „die  Schwan- 
kungen der  Spannung  im  Inneren  der  RIectroden  verschwin- 
dend klein  gegenüber  denen  in  den  angrenzenden  Theilen 
des  schlechten  Leiters^  und  man  kann  daher  mit  grosser  An- 
näherung die  Spannung  an  der  Oberfl&che  der  Electrodes 
constant  setzen."  An  einer  anderen  Stelle*)  betrachtet  Hr. 
Weber  die  Strömung  in  einem  aus  unendlich  benachbarten 
Strönuinfrslinien  <:ebihlcten  Kanal,  der  aus  dem  einen  Leiter 
in  den  anderen  hinüberführt.  Dabei  gelangt  er  zu  folgen- 
dem Kesuitat:  „Wenn  nicht  infolge  der  Gestalt  des  guten 
Leiters  eine  ausserordentliche  Zusamnvn/iehung  der  Strö- 
mungskan&le  nothwendig  wird,  so  darf  die  Spannung  in  dem 
vorwiegend  guten  Leiter  als  constant  angesehen  werden.  Bin 
Fall,  in  dem  dies  nicht  immer  gestattet  sein  wird,  tritt  z.  B. 
ein,  wenn  ein  dünner  Draht  sich  in  einer  ausgedehnten  Flüs- 
sigkeitsmasse befindet." 

Auf  Grund  dieser  Betrachtung  kann  mau  ohne  weiteres 
sagen,  dass  die  Berechtigung,  hei  der  Theorie  der  Gueb- 
hard'schen  Figuren  in  der  ObedÜtohe  der  Metallplatte  KsO 
zu  setzen,  mindestens  zweifelhaft  ist  Nicht  einmal  bei  Eis- 
mannes Problem  darf  man  diese  Bedingungsgleichung  ohne 
weiteres  beibehalten,  wenn  man  nicht  entsprechende  Ver- 
suchsanoiilnungen  zu  schaffen  im  Stande  ist.  Deshalb  hat 
Hr.  Wild*)  einen  neuen,  einwandfreien  Weg  eingeschlag»  n, 
die  Theorie  der  Nobili 'sehen  fiinge  zu  behandeln,  indem 
er  die  Stromverbreitung  in  zwei  aufeinander  geschichteten 
Platten  von  Terschiedenem  Leitungsvermögen  untersuchte  und 

t)  Biemann,  Pogg.  Ann.  96.  p.  180.  18l>5. 

2)  H.  Weber,  Borchaidt^s  Joom.  f.  Math.  75.  p.  75.  1S72. 

3)  H.  Weber,  üorchardt's  Jouru.  f.  Math.  7G.  p.  l.  1878. 

4)  H.  Wild,  Neue  Denkacbr.  d.  aUg.  Schweizer.  Ges.  t  ges.  Nstanr* 
1&.  1857. 


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NoöiU^sehe  Ringe* 


8d5 


annahm,  dass  der  Strom  durch  Punkte  der  freien  Oberflächen, 
welche  in  einer  zu  diesen  Oberflächen  senkrechten  Geraden 
liegen,  in  die  Platten  ein-,  resp.  austrete. 

Man  denke  sich  beide  Grundflftchen  einer  Metallplatte 
Ton  flberall  gleicher  Dicke  mit  einer  electrolytischen  Schicht 
belegt,  und  zwar  sei  die  eine  Schicht  genau  so  hoch,  wie  die 
andere.  Ferner  stelle  man  sich  vor,  dass  in  die  FliissiLikeit 
beiderseits  eine  Kioctrode  eintaucht^  und  zwar  so,  dass  die 
punktförmige  Anode  in  derselben  zu  den  Oberflächen  der 
Flüssigkeiten  senkrechten  Geraden  liegt,  wie  die  Kathode,  nnd 
deb  in  demselben  Abstände  von  den  Grenzflächen  befindet,  wie 
diese.  lAsst  man  dann  die  jry-Ebene  des  Coordinatensjstems 
mit  dem  mittleren  Querschnitt  der  Metallplatte  zusammen- 
fallen, so  sind  die  Theile  der  Stromleitung,  welche  in  Betracht 
kommen,  symmetrisch  zu  clerhelben  angeordnet,  und  es  muss 
die  Potentialtunction  in  dieser  Ebene  gleich  Null  sein.  Die 
Oberflächen  der  Metallplatte  aber  sind  keine  Niveauflächen; 
vielmehr  ist  für  z  b  +  «  die  Auflösung  der  Differentialglei- 
cbong  so  zu  wählen,  dass  sich  die  in  der  Richtung  der  Strö- 
mung in  die  Platte  eintretende  Electricitätsmenge  gleich  der 
aus  dem  Klectrolyten  austretenden  Quantität  ergibt.  Hieraus 
folgt  weiter,  dass  die  Bedingungsgleichung  für  die  Grenzfläche 
laaten  muss: 


wobei  k  das  Leitungsvermögen  bedeutet,  und  die  Indices  sich 

auf  die  verschiedenen  Leitertheile  beziehen. 

Wenn  keine  eleetromotorische  Kraft  durch  die  Berührung 
zwischen  dum  Metalle  und  dem  Electrolyten  und  keine  Po- 
larisation eintritt,  wird  das  Problem  der  Nobili'schen  Ringe 
den  gewählten  Vers uchsan Ordnungen  entsprechend  dargestellt 
durch  die  folgenden  Gleichungen: 


*'^^'=*«  dT'    für  .=  ±« 


(!•) 


(2») 


K»0  für  x»0, 


(3*) 


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336 


A*  Elsas. 


(4»)  ? ;  =0,   für  J  =  ±  («  +  d), 

(5^)  ^  für  die  Umgrenzung  des  £iectrolyten. 

Aendert  mau  ai>er  din  Versucbshpdinguni^en,  so  «^ina 
auch  die  mathematischen  BedingungsgieicliuiigeD  zu  äudern. 
Wird  beispielsweise  die  Platte  nur  einseitig  mit  einer  elee- 
trolytischen  Schicht  bedeckt  und  die  eine  Electrode  direct 
mit  ihr  Terbunden,  so  muss  ft^  die  freie  Oberflftcbe  der 
Platte  dVldz^O  sein,  und  die  mittlere  Querschnittsfläcbe 
der  Platte  bleibt  niclit  eine  KiveauÜilche.  Die  BedingungtD 
iiir  die  Wände  der  Platte  und  der  Flüssigkeit  und  diejenigen 
für  die  Oberfläche  des  Electrolyten  und  die  Berührungstiäcrie 
behalten  dabei  ihre  Gültigkeit,  und  nach  wie  vor  ist  anzu- 
nehmen, dass  die  an  den  Zuleitangsstellen  einströmesde 
Electricit&tsmenge  eine  gegebene  Grösse  sei. 

Sobald  aber  die  EinstrOmungsstelle  nicht  ein  ausdeh- 
nungsloser  Punkt  ist,  sondern  eine  Electrode  von  endhchen 
Dimensionen  angewendet  wird,  beispielsweise  ein  cylindri^clier 
dünner  Draht,  der  tief  in  die  Flüssigkeit  eintaucht  und  zu 
der  Oberfläche  der  Platte  senkrecht  stdit,  ist  die  Menge 
der  in  den  Electrolyten  eintretenden  Electricität  zwar  ihrem 
Integralwerth  nach  als  bekannt  anzunehmen»  aber  es  tritt 
nicht  durch  jeden  Querschnitt  der  Electrode  gleich  Tiel  Blee- 
tricität  aus.  Für  die  Mantelfläche  des  Drahtes,  den  wir  der 
Kiiitachheit  halber  aus  demselben  Material  bestehen  lassen, 
wie  die  Platte,  haben  wir  eine  ruMie  Bedingungsgleicbung 
aufzustellen.  Ist  der  Querschnitt  des  Drahtes  ein  kleiner 
Kreis  Tom  Radius  so  lautet  diese  Bedingung  fOr  den  Oj- 
lindermanteH): 

Man  sieht  nun  leicht,  wie  das  Problem  der  Guöbhard 
sehen  Figuren  zu  formuliren  ist.    Für  jede  drahtlörmig^^ 


1!  Die  untere  Grenzfläche  des  Cylinders  wollen  wir  mit  einer  i^o- 
hrenden  Substanz  bedeckt  denken,  r-kIhss  keine  ElectrioitÄt  direct  a^>« 
dem  Drahte  in  die  Platte  liiessen  kann,  wenn  derselbe  auch  die  PiAtte 
berührte. 


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NolfäTsc/ie  Uiuye, 


337 


Electrode  ist  eine  der  GL  (ü)  entsprecliendü  Bedingung  auf- 
zustellen, und  die  Bedingung  ftlr  die  freie  Überfläche  der 
Platte  (welche  wir  nicht  direct  mit  der  Batterie  verbanden 
sein  iaasen)  ist: 


Das  Problem  ist  nunmehr  correct  formulirt:  aber  es  ist 
nicht  mehr  leicht  aufzulösen.  ITm  uns  Ton  der  Natur  der 
Ldsnng  eine  Vorstellung  zu  bilden,  wollen  wir  einen  anderen 
Weg  einschlagen,  als  den  bisher  verfolgten. 

Denken  wir  uns  eine  electrolytiüche  Flüssigkeit  in  einem 
Gefässe.  dessen  Boden  aus  einem  Nichtleiter  besteht,  und 
führen  cyiindrischo  Eiectroden  in  den  Electrolyten  ein,  sodass 
dieselben  den  Boden  berühren  und  auf  demselben  senkrecht 
stehen.  Von  den  Wänden  des  Gefftsses  nehmen  wir  an,  dass 
sie  ebenfalls  Nichtleiter  seien  und  auf  dem  Boden  senkrecht 
stehen.  Die  in  dem  Blectrolyten  entstehende  electrische 
Strömung  muss  bei  dieser  Versuchsanordnung  dem  Buden 
parallel  verlauien,  da  keine  Ursache  vorhanden  ist,  welche 
eine  Strömung  in  der  Kichtung  der  z-Axe  veranlassen  könnte. 
Wir  dürfen  also  annehmen,  dass  in  dem  ganzen  Electrolyten 
dVjdzwzO  ist,  und  damit  reducirt  sich  unser  Problem  auf 
die  Aufgabe,  die  Stromyerbreitung  in  einer  unendlich  dfinnen 
leitenden  Platte,  in  welcher  der  Strom  durch  Punkte  ein- 
und  ^iustritt,  zu  bestimmen.  Dieac  Aufgabe  hat  bekanntlich 
Ü.  Kirch  ho  ff  behandelt,  i) 

Fragen  wir  nun,  wie  sich  die  Strömung  im  Electrolyten 
ändert,  wenn  der  nicht  leitende  Boden  des  Gefässee  durch 
einen  leitenden  ersetzt  wird.  Es  muss  eine  Stromcomponente 
in  der  Richtung  der  z*Axe  auftreteui  da  nicht  angenommen 
werden  darf,  dass  in  jedem  Querschnitt  der  Flüssigkeit,  pa- 
rallel dem  Boden,  die  gleichen  Verhältnisse  bestehen.  Man 
^vird  jetzt  die  Potentialfunction  als  aus  zwei  Summanden 
beateheüd  auffassen  können,  indem  man  eine  Function  V  so 
bestimmt^  dass  sie  einer  «Strömung  parallel  dem  Boden  ent- 
spricht, und  eine  andere  Function  V'\  welche  nur  an  den 

1)  G.  Kirchhoff,  Fogg.  Ann.  67.  p.  844.  1^46;  Otea,  AbhaudU 
i>.  1.  1888. 

Aaa.  d.  Fhj«.  a.  Cbem.  H.  ¥.  XXIX.  22 


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838 


freien  Oberflftdien  des  Bodens  und  der  Flfissigkeit  der  Be* 

dingung  dV"  /dz^O  genügt)  und  dem  Stromthetl  entspndii 

welcher  durch  die  Büdonplatte  gewissermassen  abgeleitet  wird. 
Dieser  Strom thoil  wird  im  Verliältniss  zu  der  Strömung 
parallel  dor  Bodenplatte  klein  sein,  wenn  die  Höhe  der  Flüs- 
sigkeitsschicht nicht  zu  klein  ist  im  Vergleich  zum  Abstände 
der  Electreden  voneinander.  Wftre  die  Bodenplatte  unend- 
lich dünn  im  Vergleich  cur  Dicke  der  Flüssigkeitsschidil, 
und  ihr  Leitungsveradgen  nicht  sehr  viel  grosser  als  das* 
jenige  der  Flüssigkeit,  so  würde  nur  eiu  verschwindender 
Theil  des  Stromes  durch  die  Platte  gehen. 

Sobald  die  >^iüssigkeits8chicht  genügend  dick  ist,  wird 
man  annehmen  dürfen,  dass  in  der  freien  Oberfläche  die 
Strömung  genau  so  vor  sich  geht,  als  wftre  die  Bodenplatte 
ein  Nichtleiter*  Je  nfther  man  dem  Boden  kommt,  deato 
mehr  wird  der  Verlauf  der  Niveaucnrven  und  Stromlinisn 
geändert  werden;  aber  selbst  am  Boden  wird  die  Verbreitung' 
des  Stromes  noch  ein  sehr  nahe  richtiges  Bild  von  der  Strom- 
vertheilung  in  einer  ebenen  Platte  darbieten. 

In  jedem  Punkte  der  Grenzfläche  findet  eine  Verzweigung 
des  Stromes  in  die  Bodenplatte  hinein  statte  und  die  Inten- 
sit&t  des  in  das  Metall  eindringenden  Stromtheiles  wird  an 
jeder  Stelle  durch  den  Werth  der  Potentialfunction  in  dem 
darüber  liegenden  Punkte  des  p]lectrolyten  bestimmt  werden. 
Tritt  nun  bei  dem  Üebergange  des  Stromes  aus  den  Elec- 
trolrten  in  die  Platte  eine  Zersetzung  der  Flüssigkeit  ein. 
80  ist  die  Menge  des  an  einer  bestimmten  Stelle  ausgeschie- 
denen Ions  der  Stromstärke,  also  auch  dem  Werthe  der 
Potentialfunction  in  dem  hetreffenden  Punkte  der  Grenzfläche 
proportional.  Die  Gurren  gleicher  Dicke  der  ausgeschiedenen 
Substanz  repräsentiren  demnach  annähernd  PotentiaUinien 
einer  ebenen  Strömung,  wie  es  Guebhard  behauptet  hat. 

Vom  tlif oretischen  Standpunkte  aus  V)ctrachtot,  ist  der 
Fall,  dass  die  Metallplatte  mit  einem  Batteriepoi  rerbundeo 
ist,  sehr  verschieden  von  dem  eben  besprochenen.  Die  ganze 
Strommenge,  welche  durch  die  drahtfSrmigen  Electroden  is 
die  Flüssigkeit  eintritt,  muss  durch  die  Berührungsfilcbe 
fliesseui  während  wir  in  dem  besprochenen  Falle  fandeni  ds» 


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339 


nur  ein  kleiner  Theil  des  Stromes  in  die  Platte  geht.  In- 
dessen lassfQ  sich  doch  beide  V  ersuchsanordnungen  unter 
einem  Gresichtspunkte  betrachten. 

Wir  denken  ans  beide  Seiten  einer  dünnen  Metallplatte 
mit  einer  electrolytiechen  Schicht  von  beiderseits  gleicher 
Höhe  bedeckt  und  nehmen  an>  dass  in  beide  Blectrolyten 
Tsrticale  cylindrisehe  Drfthte  eingeftihrt  werden,  die  bis  auf 
die  Metallplatte  reichen,  aber  von  derselben  isoHrt  sind. 

Die  Axen  der  Eloctroden  auf  der  einen  Seite  sollen  mit 
denjenigen  der  entsprechenden  JSlectroden  auf  der  anderen 
Seite  in  einer  Geraden  liegen,  sodass,  wpnn  der  mittlere 
Querschnitt  der  Metallplatte  eine  Spiegelebene  wftre,  die 
einen  Slectroden  in  das  Spiegelbild  der  anderen  fidlen.  Nnn 
kSnnen  wir  femer  noch  eine  Festsetzung  machen  über  das 
Vorzeichen  der  Electroden:  entweder  soll  jede  Electrode  mit 
demacllieu  Bulteriepol^  verbunden  gedacht  werden,  wie  ihr 
Spiegelbild^  oder  mit  dem  entgegengesetzten  Pole. 

Betrachten  wir  zunächst  den  ersteren  Fall,  und  zwar 
zonftchst  nnter  der  Voraussetzung,  dass  alle  Electroden 
gleiche  Vorzeichen  haben.  Dann  findet  keine  StrOmung  in 
dem  Plattensysteme  statt*  die  Petentialfiinction  ist  in  einiger 
Entfernung  von  der  Metallplatte  nahezu  identisch  mit  der- 
jenigen, welche  man  erhalten  würde,  wenn  auf  eine  leitende 
Fläche  punktförmige  Electrodenenden  aufgesetzt  wären. 

Wenn  aber  nicht  alle  Electroden  auf  derselben  Seite 
der  Metallplatte  gleiche  Vorzeichen  haben ,  tritt  eine  Strö- 
mung der  Electricitftt  ein,  und  zwar  so,  dass  durch  den 
mittleren  Querschnitt  der  Metallplatte  kein  Strom  fiiesst. 
Denn  gehen  wir  von  dieser  Ebene  zu  einer  unendlich  be- 
nachbarten über,  so  finden  wir  auf  beiden  Seiten  dieselben 
Werthe  der  Potentialiunction;  es  ist  also  dV/dz  =  0  für 
2  =  0,  wenn  wir  die  xy- Ebene  des  Coordinatensystems  mit 
der  Mittelebene  zusammenfallen  lassen.  In  einiger  Entfer- 
nung Yon  der  Metallplatte  hat  die  Potentialfunction  ungef&hr 
denselben  Verlauf,  als  fände  die  Strömung  in  einer  unendlich 
dünnen  Platte  statt,  in  welche  die  Electricität  durch  Punkte 
ein-  und  austritt.  Denken  wir  uns  die  untere  Hälfte  der 
Metallplatte  und  die  untere  Flilssigkeitsschicbt  mit  den  dann 

22* 


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840 


befindlichen  Electroden  fortgenommeBf  eo  wird  an  der  SM- 
mung  in  dem  Übrigbleibenden  Ldtersysteme  nichts  geändert, 

da  die  Obertlächenbediügungen  und  die  iiudingung  für  die 
Ebene  r  =  0  na(-h  wie  vor  erfüllt  sind.  Dann  aber  stellt  das 
Ijeitersystdm  die  Guebhard'ache  Yersuchäanordnung  in  dem 
schon  erörterten  Falle  dar. 

Nunmehr  wollen  wir  die  Anordnung  der  Leiter  betrach- 
ten, bei  welcher  jede  obere  Electrode  mit  dem  positiTen 
Batteriepole  yerbnnden  wird,  w&hrend  ihr  Spiegelbild  als 
negative  Electrode  dient.  In  der  Ebene  z  =  0  hat  die  Po» 
tentialfunction  dann  uü'enbar  überall  den  Werth  !Nuli.  Be- 
zeichnet a  eine  unendlich  kleine  Entiornung,  6o  besitzt  die 
Potentialfunction  in  der  Ebene  ;r  <s  +  «  den  entgegengesetzt 
gleichen  Werth  wie  in  der  Ebene  z  ^  —  «;  die  StrOmoBg 
geht  senkrecht  zur  Ebene  s  0  vor  sich  gerade  so^  als  ge- 
hörte die  Platte  von  der  Dicke  2«  einem  Cylinder  an,  in 
welchem  durch  jeden  Querschnitt  der  8trom  in  derjenigen 
Vertheilung  fliesst,  die  der  Str  unvi  rlireitung  in  einem  ebenen 
Leiter  entspricht,  wenn  wir  debsen  Begrenzung  und  die  Ver- 
theilung der  Einstr(')mungsstellen  einem  Querschnitt  unseres 
Electrolyten  entsprechend  annehmen. 

Wenn  die  Metallplatle  sehr  d&nn  ist,  dftrfen  wir  ntiuh 
mngsweise  annehmen,  dass  anch  dnroh  die  BerQhnmgsfi&cbe 
zwischen  Metall  und  Flüssigkeit  der  8trom  in  der  geschil- 
derten Weise  geht.  Falls  ferner  das  Leitungsvermögen  des 
Metalleö  unendlich  gross  ist  im  Vergleich  zu  derajenigon 
des  Electrol>  ten ,  können  wir  die  Potentialfunction  in  der 
Berührungsfläche  gleich  einer  Oonttanten  setien,  wenn  wir 
die  untere  üftlfte  des  Leitersystems  w^nehmen  und  die 
Platte  direct  mit  dem  negativen  Batteriepol  verbinden.  Die 
AlAnderung  der  Versnchsanordnung  hat  dann  keinen  fiinfla«  > 
auf  die  Natur  der  Strümuiig  durch  die  Berührungsfläche. 
Eine  andere  Vereinfachung  der  Problemstellung  ergibt  sieb,  j 
wenn  man  die  beiden  electro ly tischen  Schichten  direct  mit-  | 
einander  in  BerAhrung  bringt,  ohne  eine  Metallplatte  zwi- 
schen sie  za  legen  (ob  so  etwas  möglich  ist,  oder  nicht, 
kommt  nicht  in  Frage).  Dann  AUt  die  BedingungsgIeichttng(S*)f 
p.  d35,  fort  Da  nun  die  in  diesem  Falle  eintretende  Stri^ 


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Nabäi^sehß  Ringe» 


mung  durch  die  Ebene  ;rsaO,  fQr  welche  V^Q  ist,  in  der 
Bichtung  der  z  geht,  so  wird  dieselbe  nicht  merklich  geftn- 
dert  werden,  wenn  man  eine  im  Vergleich  zu  der  Dicke  der 
electroljtischen  Schichten  sehr  dünne  Metallplatte  zwischen 

dieselben  bringt.  Bei  einer  vergleichsweise  dicken  Metall- 
platte, welche  die  Electrolyten  erheblich  voneiricinder  entfernt, 
würd<  lie  Einwirkung  derselben  auf  einander  meridich  geän- 
dert werden. 

Es  bedarf  kanm  einer  Erörterung  darüber,  wie  sich  die 
Verhältnisse  gestalten,  wenn  die  drahtfdrmigen  Electroden 
mit  Terschiedenen  Polen  Tcrbnnden  werden,  wfthrend  gleich- 
zeitig die  Platte  mit  der  Batterie  metallisch  yerhunden  ist 

Man  wird  die  eintretende  Strömung  als  die  Resultante  zweier 
Strömungen  auffassen  können,  von  denen  die  eine  der  Platte 
parallel  im  Electrolyten  circulirt,  während  die  andere  nahezu 
senkrecht  aus  demselben  in  die  Platte  geht. 

Ziehen  wir  nun  das  Resultat  aus  unseren  hisherigen  Be- 
trachtungen, so  hesagt  dasselbe  nichts  anderes,  als  was  Br. 
Gn^bhard  aus  seinen  Versuchsergebnissen  gefolgert  hat: 
die  Vertheilung  der  Blectricitftt,  welche  durch  die  Berüh- 
rungsfläche tritt,  gibt  ein  sehr  nahe  richtiges  ßihl  von  der 
Stromvei  hreitung  in  einer  unendlich  dünnen  leitenden  Platte. 

Alle  Folgerungen,  welche  sich  aus  der  vorgetragenen 
theoretischen  Erwägung  ziehen  lassen,  stehen  in  guter  Ueber- 
einatimmung  mit  den  Ergebnissen  der  Experimentalunter* 
sttchungen.  Hr.  Mach  hat  es  unternommen,  die  Frage  zu 
prQfen,  ob  wirklich  nur  ein  sehr  kleiner  Stromtheil  durch  die 
Metallplfttte  geht,  wenn  diese  mit  der  Batterie  nicht  metallisch 
verbunden  ist,  und  ob  die  Strömung  in  der  Flüssigkeitsplatte 
wirklich  nahezu  dem  Boden  parallel  geht.  ^)  Die  galvano- 
metrische Untersuchung  bestätigte  die  Richtigkeit  dieser 
Folgerungen.   Es  lässt  sich  aber  eine  Consequens  aus  mei- 

1)  Nobili  bat  bereits  ähnliche  Versuche  ai^esteUt,  wie  Hr.  Mach. 
Vgl.  die  Abhandlung:  „Ueber  die  wechselseitige  Formstörung  der  elec- 

trf.chemisth' n  Figurm"  in  Schwfigpfr  u.  Schweigger-Seidcl's  Jahrb.  d. 
Chem.  u.  Phya.  28.  p.  441.  1^2  5»  u.  in  Bibl.  uuivers.  36.  p.  3.  1827.  Ea 
scheint  ülieriiaupt,  als  ob  Xo bill's  Arbeiten  in  der  Discussion  Über  die 
Qu eb hard  sehen  Vei*8uche  zu  wenig  beachtet  wurden. 


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342 


A.  Elsas. 


ner  Theorie  ziehen,  welche  nicht  ohne  Bedenken  acceptirt 
werden  kann. 

Es  scheint  die  allgemeine  Ansicht  Physiker  zo  sein, 
dass  eine  electroljtisclie  Abscheidung  nur  an  der  Berubrungs- 
fläche  zwischen  einem  Metall  und  einem  Electrolyten  statt- 
findet, and  nur  dann,  wenn  da»  MetaU  nicht  blos  den  Electfo- 
lyten  begrenzt»  Bondern  wenn  der  Strom  Ton  dem  metallitcheB 
Leiter  zu  dem  Leiter  zweiter  Klasse  fibergeht  oder  umgekehrt. 
So  sagt  Hr.  Mach:  „Electroly tische  Abscheidung  kann  nur 
btatttiiiden,  wo  der  Strom  die  Grenze  eines  Electrolyten 
passirt.  Wäre  es  nicht  durch  die  Versuchsanordnuiig  schoa 
für  sich  klar,  so  würden  die  Abscheidungen  auf  der  Kupfer 
platte  (bei  den  Ga6b bardischen  Versochen)  es  nachweiBeii,  . 
dass  wir  es  mit  einer  StrOmnng  im  Raame  za  thnn  haben, 
welche  theilweise  aus  der  Flfissigkeit  in  die  Rupferplatte  i 
übergeht.  Gleiche  Kewton'sche  Farbe  erhalten  wir,  wo 
gleich  du  ke  8chichten  sich  ausgeschieden,  also  gleich  starke 
StromcompoDenten  die  Plattengrenze  normal  passirt  baben.^  ^)  ! 
Wenn  diese  Anschauung  berechtigt  ist,  so  muss  man  schliesseD, 
dass  bei  den  Versuchen  des  Hrn.  G-u^bhard  der  JBrfolg  viel  • 
geringer  sei,  wenn  die  Platte  nicht  direct  mit  der  Battsne 
▼erbunden  wird,  als  im  anderen  Falle.  Hingegen  mfisstes 
auf  den  drahtförmigen  Electiddrn  starke  Niederschläge  ent-  , 
stehen,  der  starken  Strömung  parallel  der  Bodenplatte  ent- 
sprechend. Der  V  ersuch  zeigt,  dass  in  der  That  die  electro- 
lyüsche  Abscheidung  an  den  Drähten  bedeutend  ist,  dass 
aber  auch  die  electrochemischen  Figuren  auf  der  Platte  sich  : 
leicht  und  schnell  bilden.  Wenn  man  die  Ersoheinungsn 
aufmerksam  verfolgt,  kann  man  sich  des  Gedankens  nidit 
erwehren,  dass  nicltt  die  zur  liudenplatte  normale  Strom- 
componente  allein,  sondern  auch  der  ihr  parallele  Stromtlieil 
an  der  ^^iederschlagsbildung  Antheil  hat.  Man  wird  versucht, 
zu  fragen,  ob  nicht  in  jedem  Punkte  der  Fiilssigkeitsschicht 
eine  derartige  Zersetzung  eintreten  kdnne,  dass  die  Ionen 
nicht  in  derselben  Weise  wandern,  wie  es  ohne  die  metal* 
lische  Bodenplatte  der  Fall  sein  wUrde,  ob  sie  nicht  hub 


1)  £.  Mach,  l  c 


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Electromotor  ist /te  Kräfte  in  magmtUirten  Metallen, 

Theil  Qdcli  doiu  Boden  gezügen  werden.  iSolche  Erwägungen 
gaben  die  Veranlassung  zu  den  electr och e m i f r  1 ; p n  Versuchen, 
deren  Schilderung  ich  demnächst  geben  werde. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich,  um  Mkavmt&ndnisseii  Tor- 
ssbeugen,  herTorhebeni  daaa  ioh  keine  anderen  8&tse  der 
Gnäbhard'schen  Polemik  gegen  Hm«  Yoigt  Tertrete,  als 
diejenigen,  welche  ich  anadrttcklich  genannt  habe. 


IX.  Veber  das  Auftreten  eiee^romaiarim^er  Kräfte 
in  MekMpMten,  weHdKe  von  einem  Wärmeetrame 
dmrehßoeeen  werden  und  Höh  4m  magneHeehen 

Felde  befinden; 
von  A,  V,  Ettingshausen  tmd  stttd,  W*  Nernst, 

(Aus  d.  Ans.  d.  k.  Aced.  d.  Wise,  in  Wien,  mitgetheilt  von  den  Herren  Verf.) 


Bei  Gelegenheit  der  Beobachtung  des  Hairechen  PhlU 
nomens  im  Wtsmuth  wurden  wir  durch  gewisse  Unregel- 
mlBsigkeiten  Teranlasst,  folgenden  Versuch  ansnstellen. 

Eine  rechteckige  Wismutbplatte,  etwa  6  cm  lang,  4  cm 

breit,  2  mm  dick,  mit  zwei  un  dtic  laogeren  Seiten  einan- 
der Gregenüber  liegenden  Klertroden  versehen,  ist  in  das  Feld 
eines  Electromagnets  gebracht,  sodass  die  Kraftlinien  die 
£bene  der  Platte  senkrecht  schneiden;  dieselbe  wird  durch 
federnde  Kupferbleche  getragen^  in  welche  sie  an  den  kür- 
zeren Seiten  eingeklemmt  ist,  jedoch  geechütst  vor  direeter 
metallischer  Bertthmng  mit  dem  Kupfer  durch  zwischen* 
gelegte  Glimnierblätter. 

Bei  Erhitzung  des  einen  oder  des  anderen  Kupferbleches 
darchfliesst  ein  Wärmestrom  der  Länge  nach  die  Platte. 
Man  beobachtet  dann  an  einem  Galvanometer,  dessen  Mul- 
tiphcatorwittdungen  mit  den  Plattenelectroden  (die  nahe  auf 
einer  Isotherme  liegen)  mbunden  ist,  einen  dauernden  gal- 
Ysaisdien  Strom,  sobald  das  magnetische  Feld  des  Blectro- 
magnets  hergestellt  wird.  Die  Richtung  dieses  Stromes  wech- 
selt mit  der  Art  der  Magnetisirung  und  mit  der  Eichtung 


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844 


A.  V«  Etängshausen  u,  fV.  NenuL 


dee  Wftrmestromes  in  der  Platte;  wird  dem  Wismuth  yod 
beiden  Seiten  Wärme  zugeleitet,  so  verscli windet  die  Wir- 
kung des  Magnets. 

Die  electromotorische  Kraft,  welche  den  Strom  hervor» 
ruft,  ist  proportional  der  Stärke  des  Magnetfeldes  und  dar 
Distans  der  Electroden,  wahrscheinlich  aach  dem  Wftnne- 
gefälle  längs  der  Platte;  Ton  der  Platiendicke  schdnt  ne 
unabhängig  zu  sein. 

Es  lag  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  Ursache  der 
eleLtromotorischen  Kraft  eine  therm oelectrische  sei.  indem 
etwa  die  Temperatur  der  beiden  Klectroden  (an  die  Wii> 
mutbplatte  gelöthete  Kup£srdrähte)  unter  dem  Einflm  der 
magnetischen  Kraft  geändert  wttrde^  Directe  Versnohe  mit 
Thermoelementen,  welche  sorgfältig  isolirt  swischen  iwd 
Tom  Wärroestrom  durchflossene  Platten  gebracht  wurden. 
Hessen  jedoch  ebensowenig,  wie  an  Stelle  der  Electroden 
die  Platte  angelöthete  Thermoelemente  (Neusilber- Kupfer), 
eine  Temperaturäudorung  infolge  der  magnetischen  V\  irkug 
erkennen:  auch  zeigte  sich  die  electromotorische  Kraft  un- 
abhängig yon  der  Natnr  der  Electrodendrähte.  Eine  Ab- 
lenkung des  Wärmestromes  in  der  Wismuthplatte  dszdi  ■ 
magnetische  Kräfte  findet  also  nicht  statt  ■ 

Liegen  die  Electroden  in  der  Richtung  des  \\  irme 
Stromes,  siiui  sie  also  {inisotherm,  und  compensirt  man  die 
infolge  dessen  zwischen  ihnen  ohne  Maguetteid  vorhandene 
thermoelectrische  Kraft,  so  tritt  bei  Herstellung  des  Feldes 
in  dem  einen  oder  anderen  Sinne  jedesmal  eine  glei<^ 
gerichtete  electromotorische  Kraft,  meist  aber  von  vendue- 
dener  Stärke  auf. 

Bisher  hat  sich  bei  acht  Wismuthplatten  verschiedener 
Provenienz  die  Richtung  der  „transversalen",  d.  h.  lum 
Wärmestrom  senkrecht  gerichteten  „thermomagnetischen** 
Ströme  als  die  gleiche  ergeben ;  der  Strom  floss  nämlich  in 
solcher  Richtung  dorch  die  Platte,  dass  man  Ton  der 
trittsstelle  des  Wärmestromes  in  die  letztere  inr  Bintrittt- 
stelle  des  erzeugten  Stromes  durch  eine  Bewegung  est* 
gegengesetzt  dem  Sinne  der  das  Feld  erregenden  StHhn« 
gelangt.   Nur  in  einer  Platte,  bei  deren  Herstellung  dü 


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Electromotorüche  Kräf  te  in  magnetisirten  Metallen.  846 


Metall  rasch  abgekühlt  wurde,  zeigte  sich  ein  abweichendes 
Verhalten;  nach  Umschmelzen  und  langsamein  Al)kiihlcn 
lügte  sich  auch  dieses  Wismuth  der  oben  angeg<'l)C'nen  Hegel. 

In  Betreff  der  (Tiösse  der  auftretenden  electromotori- 
sohen  Kräfte  bemerken  wir,  dass  wir  bei  Anweodang  eines 
magnetiflcbeii  Feldes  Ton  der  absolaten  8t&rke  5000  (C.  G.  S.) 
in  einer  nahe  quadratischen  Wisamthplatte  Ton  etwa  6  cm 
Seitenlftage  nnd  1,9  mm  Dicke,  welcher  einerseits  durch  ein 
mit  einer  Flamme  erhitztes  Kupterblech  Wärme  zugeführt 
wurde,  während  die  andere  Seite  durch  fliswasser  abgekühlt 
war,  etwa  ^aoo  ^^^^  erhielten. 

Die  Richtung  der  „longitudinaien^*  electromotorischen 
Kraft,  welche,  wie  erwfthnt,  sich  mit  dem  Felde  nicht  com- 
mutirt,  war  in  der  Begel  eine  solche,  dass  der  galvanische 
Strom  in  der  Platte  von  der  heisseren  snr  k&lteren  Electrode 
floss;  doch  scheinen  auch  hier  individuelle  Verschiedenheiten 
aufzutreten.  Der  lungitudinale  Effect  war  hei  den  angewen- 
deten magnetischen  ^hetdekräften  schwächer,  als  der  trans- 
versale, doch  nimmt  er  rascher  als  letsterer  mit  wachsender 
Stftrke  des  magnetischen  Feldes  zu  (wafarsohetnlich  dem 
Quadrate  proportional). 

Znr  Orientirang  über  diese  VerhftHnlsse  haben  wir  eine 
Wismutbpiatte  genauer  untersucht,  welche  mit  acht  auf  der 
Peripherie  eines  Kreises  äquidistant  an«ieordneten  ßlectroden 
versehen  war;  sämmtlicbe  Elcctrodeu  beiküden  sich  inner- 
bstb  des  homogenen  Magnetfeldes. 

Bezeichnen  wir  dieselben  ihrer  Lage  entsprechend  mit 
N,  S,  O,  W,  NO,  SW,  SO,  NW,  eo  floss  der  Wftrmestrom 
▼<m  W  nach  O,  und  es  wurde  nun  der  thermomagnetisehe 
Eti'ect  zwisclien  jü  zwei  diametral  gegenüber  liegenden  Elec- 
troden  für  zwei  verschiedene  Intensitäten  des  magnetischen 
Feldes  (2480  und  4320)  beobachtet.  Bei  sorgfältiger  Regu- 
iirung  des  Wärmeflusses  zeigte  die  Galvanometemadel 
siemhch  regelmässige  £insteUnngen. 

Verliefen  die  Wärmestromlinien  in  der  Platte  genau  in 
der  Richtung  WO,  so  würde  man  bei  Verbindung  Ton  N 
tind  8  mit  dem  Galvanometer  den  reinen  transversalen,  bei 
ÜW  den  longitudinalen,  bei  NO,  SW  und  SO,  I^W  den  aus 


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346 


A.  V,  EUinyshuwien  u,  li\  Nernsi, 


beiden  Componenten  resultirenden  Eflect  erhalten.  Da  in 
\\'irkliclikeit  obige  Bedingung  nicht  genau  erfüllt  ist,  so 
erhält  man  stets  das  Rebuitut  eines  transversalen  und  Ion- 
gitudinalen  Efi'ectes,  was  sich  in  den  ungleichen  Intensitätes 
der  beobachteten  Ströme  bei  abweohselnder  JEUobtang  dei 
magnetisehen  Feldes  anaspridit;  es  Iftest  sich  dann,  wie  ieidit 
ersichtlich,  jeder  einselne  Effect  f&r  sich  berechneiu  80 
fanden  wir  für  die  transversalen  (r)  und  longitudinalen  (A) 
Effecte  folgende  Weither 

FeldAtSrke  2480;    N,  S      0,  W    NO,  6W    KW,  SO 


T 

142 

» 

90 

96 

;i 

8 

18 

18 

11 

4820; 

r 

245 

5 

163 

163 

;i 

7,ö 

42 

38 

88 

Wähiünd  das  Verludlüiss  der  Feldstärken  1,74  ist,  ergibt 
sich  das  Verhaltniss  der  transversalen  Efferto.  resp.r  1.73. 
1,70,  1,70,  1,70;  jenes  der  longitudinalen  dagegen  resp.:  2^00. 
8,23,  2,92,  3,45,  im  Mittel  sehr  nahe  gleich  dem  Verh&ltnin 
der  Quadrate  (8^03)  der  Feldstärken. 

Wir  Tersttchten  auch  in  Platten  anderer  Metalle  der* 
artige  Wirkungen  zn  finden.  Bisher  ist  dies  in  deutlicher 
Weise  bei  Antimon,  IS'ickel  (^zvvei  Frohen),  Cobalt,  EiscL 
(zwei  Proben)  und  Stahl  fjehingen.  Keinen  oder  sehr  un- 
sicheren EÜect  gaben  Kupfer,  Zink,  Aluminium,  Paüadiam. 
Die  Richtung  des  transversalen  Stromes  ist  bei  Sb,  Ni  und 
Go  dieselbe,  wie  bei  Bi,  bei  Fe  und  Stahl  jedoch  ist  sie  die 
entgegengesetatOi  doch  ist.  die  Wirkung  bei  allen  bedeutend 
schw&oher.  üeber  den  longitudinalen  fiffect,  der  jedenlBUs 
vorhanden  sein  düiite,  ieiilL  uns  noch  sicheres  üeubaciituügs- 
material. 

Wir  verglichen  gleich  grosse  Platten  von  Sb,  udc 
Oo  mit  einer  Bi- Platte,  indem  dieselben  zugleich  mit  letz- 
terer, jedoch  durch  eine  Qümmerplatte  geschieden,  einersoita 
erwftrmt,  andererseits  abgektthlt  in  das  magnetische  Feld  ge* 
bracht  wurden.  Die  Yerh&ltnisse  der  thermomagnettsckea 
EtttcLe,  auf  Bi  =  100  bezogen,  wstren  etwa  fUr  Sb  =  5,5  fär 
Ni  =  4,8,  für  Go  =  0,5. 


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Electromotor ische  Kräfte  in  magnttmrten  MetcUim.  347 


Inwiefern  und  ob  die  beobachteten  Ströme  mit  dem 
Hall'sclicn  PimDumen  in  ZiiPamnicnliang  zu  bringen  sind, 
mass  vor  der  Haoid  dahingestellt  bleiben.  Es  möge  uns  nur 
gestattet  seiny  za  «rinnern,  dass  8b,  Co,  Fe  und  Stahl  ein 
positiTes  BrehungsTermögea  (Botatorf  power  nach  Hall), 
Bi  und  Ni  dagegen  ein  negatives  besitsen,  was  unsere  Ober 
das  HalPsche  Ph&nomen  mit  den  benutzten  Platten  ange- 
stellten Messungen  bestätigen,  wenngleich  die  numerischen 
Werlhe  von  jenen  des  Hrn.  Hall  mitunt*  r  IjcträchtHch  ab- 
weichen. Wenn  die  früher  erwähnte  Wismuthplatte  statt 
von  einem  Wärmestrom  von  einem  galvanischen  Strom  durch« 
Hessen  wflrde,  so  müsste  dieser,  nm  im  gleichen  magnetischen 
Felde  eine  HalPsche  dectromotorische  Kraft  von  gleicher 
Sttrkewie  die  von  nns  beobachtete  thermomagnetische  herror* 
zubringen,  eine  Intensität  von  ca.  15  Anip.  besitzen,  pleiche 
^>tromdichtigkeit  in  allen  Theilen  der  Platte  vorausgü^eUt. 

Jedenfalls  scheint  das  Phänomen  mit  der  Moiecular- 
structar  der  Metalle  in  inniger  Bestehnng  zu  stehen. 


von  Fr  an»  Koläcek* 


1. 

Gelegentlich  benntste  ich  einen  Ereisprooess,  vermöge 
dessen  sich  die  Spahnkraftscnnre  der  D&mpfe  Uber  wMserigen 

Salzlösungen  für  jede  Temperatur  unterhalb  des  (jeirier- 
punktes  des  leii^^n  Wassers  construiren  liess,  falls  ihr  Ver- 
lauf über  demselben  bekannt  war. 

Es  bemerkte  nun  Hr.  H«  Herts^,  dass  man  vermittelst 
desselben  Processes  die  Spannung  des  Wasserdampfes  ober 
liberkalteten  Wasser  berechnen  kfone*  Eine  diesbesftgliche, 
jüngst  ver5ffentlichte  experimentelle  Arbeit  des  Hm.  W. 
Fischer^)  erraögliclit  ciru*  Prüfung  der  theoretischen  Fol- 

1)  KoUöek,  Wied.  Ann.  16.  p.  38.  1882. 

2)  H.  Hertz,  Wied.  Ann.  17.  p.  197  r^^2. 

S)  W.  Fischer,  Wied.  Anu.  28.  p.  4U0.  1886. 


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848 


F.  JKMeek 


gernngen.  Der  erwähnte,  für  den  vorliegenden  Fall  etwas 
moditicirte  Kreisproceas  besteht  darin,  dass  man  1)  1  kg 
Eis  bei  0^  G.  in  Wasser  von  0^  verwandelt,  2)  dieses  Wasser 
bis  anter  Null  abkühlt,  8)  dasselbe  bei  (-  O 
Wasser  ges&ttigten  Dampf  Terwandelt,  4)  den  letsteren  unter 
Einhaltung  der  Temperatur  ~  durch  Compression  oi«r 
Uilatiition  in  jenen  Zustand  überlührt,  wü  ar  bei  derselben 
Temporatur  auch  über  Eis  gesättigt  ist,  5)  ihn  zu  Eis  ver- 
wandelt und  schliesslich  6)  letzteres  wieder  auf  0*^  erwärmt 
Es  wird  vorausgesetzt,  dass  der  Zusammenhang  zwisehen 
speeifisebem  Volum  Dmokp,  absolater  Tempetmtor  T 
durch  die  Gay •  Lussae'söhe  Formel p9^BT wiedergegeben 
wird,  was  bei  solch  dünnen  Dftmpfen  lutreffen  dürfte.  Die 
Grössen  p^v^Ce  sollen  zu  Eis,  -p^v^c^  zu  Wasser  gehdrtfi. 
Hierbei  ist  die  specifischc  Wärme  g»  für  das  hier  in  Be- 
tracht kummende  Teiupeiaturintprvall  als  constant  angenom- 
men worden,  A  bedeutet  das  thermische  Aequivaieot  der 
Arbeitseinheit.  Der  Process  1)  erfordert  eine  Würmesn^ 
von  «  =  79,25  Oal.;  desgleichen  2)  und  6)  susammengenomnieo 
im  Betrage  ?on  — c«)t  Die  Yerdampfungsw&rme  &ber 
Wasser  ist  ATdp„ld7  .v„,  die  Condensationswftrme  fiber 
Eis  ATdp^i dT,Ve\  erstere  ist  durch  Wärmezufuhr  zu  leistec. 
letztere  ist  ein  W^rmegewinn.  Dabei  ist  T=273  — 
Eine  genauere  Erwägung  erfordert  Process  4).  Verhält  sich, 
wie  wir  voraussetzen,  der  Wasserdampf  als  Gas,  und  conh 
phmiren  wir  denselben,  indem  wir  ihn  mit  einer  Wärne- 
quelle  von  der  Temperatur  T  in  Verbindung  setien,  ssf 
Druck  und  Dichte  des  über  Eis  ges&ttigten  Dampfes,  to 
besitzen  wir  fUr  die  aufgewendete  Oompressionsarbeit  ein 
Aeqiiivalent  in  der  zur  Wärmequelle  abliiessenden  Wäime- 
menge.  Bei  Bildung  der  Bilanz  über  Wärmegewinn.  re>p. 
Wärme  verbrauch  des  Kreisprocesses  kommt  die  Operaiioo 
4)  nicht  in  Betracht.  Kach  dem  ersten  Hauptsats  hat  nuB 
dann: 

Unter  Benutzung  der  Relationen  j?,t?«  ET,  p^v^  =s  j?T 
folgt: 


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Dampftpannungen. 


349 


AMT 


Ordnet  man,  int^grirt,  ersetzt  M  durch  .  p^v^j  T^^  wo 
p^v^  dem  Gefrierpunkte  angehören,  setzt: 


c.—  c. 

n  »= 


iit'siimmt  die  Integrationscon^t:inte  durch  die  dem  (jefrier- 
punkte  T,  entsprechendeii  Werthe  =^77«  so  resultirt 
die  Eelation: 

(.        m  JT— 

Wir  nehmen  als  Arbeitseinheit  ein  Kilogrammmeter, 
ala Längeneinheit  ein  Meter,  setzen  c««!,  c«nach  Person^) 
«0,5037,  T^^ 273,  A^l  1424^  in  MilUmetem  Quecksilber 
4,6  mm,  somit  in  der  Formel  als  Druck  per  Quadratmeter 

in  Kilogrammen  =  4,6  x  13,59,  =  1000/4,9.*)  Ferner 
benutzen  wir  jene  Werthe  des  p,^,  die  Hr.  Fischer^)  aus 
>einen  Messungen  nach  der  Methude  dw  kleinsten  Quadrate 
lür  das  Intervall  von  0  bis  —  10°  berechnet  hat,  und  berech- 
nen schliesslich  mit  ihnen  den  Werth  des  Vermöge  der 
obigen  Formel: 

p         (T  ^  f\ ~T  7  ' 

'  ^1-278. 

In  der  folgenden  Tabelle  (p.  850)  sind  die  berechneten 
und  Ton  Hm.  W.  Fischisr  gefundenen  Werthe  des  neben- 
einander gestellt. 

Die  Uebereinstimmung  des  berechneten  und  beobachteten 
Wertbes  von  pt  ist  zwar  insofern  als  befriedigend  zu  be- 
trachten, als  cUe  Differenz  derselben  im  äussersten  Falle  nur 
ein  halbes  Procent  erreicht;  doch  Iftsst  sich  nicht  Terkennen, 
dass  ein  kleiner  constanter  Fehler,  sei  es  in  einem  der  be- 
nutsten  Versuchsdaten,  sei  es  in  der  Anwendung  des  G-ay- 


1)  Porson,  Mousson  Physik.  2.  p.  59.  1872. 
2j  Kolli  rausch,  Leitfaden,  p.  207.  1872. 
8)  Flacher,  L  c.  p.  418. 


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350 


F.  Koiace/u 


Lussac'schen  Gresetzes^  enthalten  sein  musa,  da  die  bereck- 
neten  Daten  sumeist  um  Bruchtiieile  eines  Procentes  m 
gross  sind. 


t        p„  (beob.) 

■ 

(beob.) 

bereciu) 

4,63 

1 

-  i 

4.:ii 

J.  OH 

-  2 

4,01 

O  QA 

o,tfo4U 

-  8 

8,73 

8,68 

3,6234 

-  *     ,  8.47 

—  6     1  8,28 

8,88 

8,8888 

8,08 

8,0879 

-  6 

2^80 

2,81 

2,8318 

-  7 

2,78 

2,58 

2,5878 

-  8 

2,58 

2,37 

2.3877 

—  9 

2,40 

2,19 

-10 

2,25 

2,03 

2,0418 

n. 

Bekanntermassen  hat  Sir  W  i  1  i  i  a  ni  Thomson  auf 
Giimd  thermody Hämischer  Principien  geschlossen,  dass  der 
Druck  des  gesättigten,  mit  seiner  Flüssigkeit  in  Berührung 
stehenden  Dampfes  von  der  Krümmung  der  letzteren  al>- 
hängig  sein  mfisse.  Sein  Gedankengang,  sowie  der  TonHro. 
£.  Warburg^),  stfttzt  sich  einerseits  auf  ganz  specieUe 
Fälle,  Gapillarrahren,  resp,  Flüssigkeitskugeln,  andererseits 
auf  rein  thermodjnamische  Principien.  Bs  l&sst  sich  m 
wie  im  Folgenden  gezeigt  werden  soll,  das  Quantitative  am 
T  h  0  m  s  o  n' sehen  Satze  Yollkommen  allgemein  auf  Grund 
rein  mechanischer  Sätze  ableiten. 

Nimmt  man  an,  dass  mechanisches,  stabiles  Gleichge- 
wicht Bwischen  einem  beliebigen  Tropfen  und  seinem  Dampfe 
bestehen  könne»  ao  folgt  nach  dem  Carnot'schen  Ftiaop 
immittelbar,  dass  auch  thennisches  Gleichgewicht  bestehen, 
d.  h.  der  Dampfdruck  an  jeder  Stelle  des  Tropfens  ein  ges&t* 
tig t er  sein  müsse.  Es  mögen  nämlich  welch  immer  Massen- 

1)  E.  Warburg,  Wied.  Ann.  28.  p.  384.  1886. 


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Dampfspannungen. 


351 


kräfte  aui  Danipf  und  Flüssicrkpit,  sowie  Oberiiitchenkiälte 
conservativer  Art  einwirken,  immer  ist  die  potentielle  Energie 
des  Systemes  in  der  stabilen  Gleichgewichtslage  ein  >finimum 
von  der  Beschaffenheit,  dass  ihr  Betrag  durch  eine  virtuelie 
Verschiebang  Tergrösaert  wird.  Eine  solche  tritt  nun  ein, 
wenn  an  einzelnen  Stellen  des  Tropfens  Flüssigkeit  Ter- 
dampfen  und  anderen  sich  condensiren  kann,  somit  der  Dampf 
in  Bern  Ii  rung  mit  df  r  Flüssigkeit  nicht  gesättigt  ist.  Durch 
Abdampfen  würtlc  somit  auf  Kosten  des  Wärmeinhultr  s  dos 
gldichtemperirten  ^Uüssigkeitsgemisches  potentielle  Energie 
Ton  selbst  gewonnen  werden  können,  was  dem  Garn o tischen 
Principe  widerspricht  Die  Massenkrftfte  seien  XYZ^  die 
Dichte  Q,  p  der  Druck,  m  die  discontinnirliche  Dmcksunahme^ 
wenn  man  Tom  Dampf  in  die  FlQssigkeit  tritt.  Jenen  Grössen, 
die  der  Flüssigkeit  angehören,  wird  der  Index  /,  jenen  des 
Dampfes  der  Index  e  angehängt.  /  und  II  bedeuten  zwei 
Orte  an  der  Flüssigkeitsoberfläche,  pfj,  ptj  bedeuten  Drucke 
in  /  knapp  an  der  Oberfläche  in  der  Flttssigkeit,  resp.  ausser- 
halb derselben. 

Nach  bekannten  hydrostatischen  Gesetzen  gilt  dann, 
wenn  V  das  Potential  der  Massenkr&fte  bedeutet,  somit 
dVjdx    »  gesetzt  wird: 

woraus: 

Andererseits  ist: 

Ptt  "  P*i  "  ®J>    P^n  ~* Pvi  ^  ®«>  somit: 
(2)  pn  -  Pill  -  \JPh  -  Pml  =  GJi  -  öJ/j  • 

filiation  (1)  und  (2)  ergeben: 

P*i  -  Pni  =  (®i  -  cj)  •  —— ' 

Vi  V« 

Aj  Handelt  es  sich  um  capillare  Wirkungen,  so  ist, 
wenn  T  die  Oberiiächenspannang  bezeichnet: 

Ä  =  1  /  r  +  1  /  r'  ist  die  Krümmung. 


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852 


F.  KoläedL 


Ist  der  Ort  22  allenfalls  ebeot  somit  die  Krflmiiuiiig 
Nolly  so  folgt  der  Satz  Yon  Thomson: 


B)  Handelt  es  sich  um  electrostatische  Kräfte,  und  etwa 
am  einen  Leiter,  dessen  Potential  F  ist,  so  ist  der  electh- 
aohe  Oberflftohendmck  0  gegeben  durch  —  (dP/dii)*.l/8f, 
wo  F  nach  der  Normalen  di£Eerentürt  ist  Für  eine  Engd 
Tom  Radius  r  ist  Ejr,  wo  E  die  Electricitfttsmenge  sof 
dem  Ti  opien  bedeutet.  Dann  geht  nj  in  —  £2  8;rr*=«— P^/Ssr* 
über,  sodass,  falls  etwa  die  Dampfspannung  über  einem  üd- 
endlich  grossen  Tropfen  r  »  00  mit  ptgj  bezeichnet  wird,  di« 
Belaüon  besteht: 


Auch  letztere  Formel  hat  Warburg^}  aus  thermody* 
namisohen  Principien  abgeleitet.    Die  hier  gegebene  ISnt* 

Wickelung  gestattet  auch,  complicirtere  Falle  zu  berechneL 
falls  die  Aufgabe  electrostatisch  lösbar  ist.  Dasselbe  gilt 
von  jenen  Fällen,  wo  Flüssigkeiten  magnetischen  Kräften 
ausgesetzt  sind^  weil  auch  hier  der  Druck  sich  discontinuir- 
lieh  ändert,  wenn  man  ans  dem  Dampf  in  die  Flüssigkeit 
übergeht 

Brünn,  15.  Juli  1886. 
1)  Warburg,  L  c  p.  898. 


OniAk  fon  M«tag«r  *  Wltlly  In  Mptlg. 


Iä86.  A  N  N  A  L  £  N  J6  iL 

DEE  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

NEUE  FOLGE.   BAND  XXIX. 


I.   Veber  Metalladiichten, 
welche  durch  Zerstäuben  eUier  Kathode  entstehen; 
von  Bernhard  I>essau* 

(Htors«  Tftf.  III  riff.  1—4.1 


I.  Einleitung. 

Bereits  in  seiner  ersten  Veröffentlichung  über  die 
trische  Entladung  in  verdünnten  Gasen  gibt  Pldcker^  an, 
das  Metall  der  negatiTen  Electrode  Terflüchtigt  oder 

vielmehr  zerstilul>t  wiid  und  bicli  auf  den  Wänden  des 
Gefässes,  in  weichem  die  Entladung  vor  sich  gelit,  in  spie- 
gelnder Schicht  ablagert,  dass  übrigens  verschiedene  Metalle 
diesem  Processe  mit  sehr  verschiedener  Leichtigkeit  unter- 
liegen. Von  dieser  Beobachtung  hat  man  nur  insofern  Oe- 
brauch  gemacht»  als  man  die  Electroden  in  Geissler'schen 
Bohren  und  fthnlichen  Apparaten  aus  Aluminium  oder  Mag- 
nesium, welche  Metulle  schwer  oder  gar  nicht  zei  stäuben, 
herstellt.  Ueber  den  Vorgang  des  Zerstäubens  sind  aller- 
dings wiederholt  1  Jenbachtungen  gemacht  worden,  wie  z.  B.  von 
U.  Herwig,  F.Wächter  u.  a.');  dagegen  scheint  namentlich 
^ie  Bemerkung  PlQcker'Sy  dass  man  „auf  diesem  Wege  über 
die  optischen  Eigenschaf  ben  möglichst  fein  zertheilter  Metalle 
eine  neue  Reihe  von  Versuchen  machen«*  könnte,  gänzlich 
unbeachtet  geblieben  zu  sein.  Später  hat  Wright^),  jedoch 
augenscheinlich  ohne  K  rmtniss  der  Plücker'schen  Original- 
nrbeit,  diesen  Weg  eingeschlagen  und  weiter  verfolgt.  Zu- 
nächst arbeitete  er  mit  Röhren,  in  welche  die  Electroden 

1)  PlOekerf  Pogg.  Ann.  101^.  p.  S7.  iSftS. 

8)  HeTwig,  Pogg.  Ann.  140.  p.  528.  1878.  Wäch.ter,  Wien.  Ber. 
^«  p.  öSa  1888.  Nach  W.  ▼erdampft  die  Katbode,  wahrend  von  der 
Anode  messbar  grosse  Partikeln  mechanisch  losgerissen  werden. 

8)  Wright,  Sill.  Jonrn.  18,  p.  49  n.  14«  p.  169.  1877. 
In.  4.  Fhis. «.  ChMk  9.  r.  ZXIZ.  23 


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354 


m  d«ii  Enden  eingekittet  waren.  Die  Röhren  wurden  sorg* 
ftltig  evaenirtv  nnd  es  gelang  ihm  auf  diese  Weise,  durch 

die  Entladungen  ein*  r  Hultz' sehen  iDtiuenzinaschine  oder 
eines  Ruhmkur tt  schen  Inductors  auf  der  inneren  Wan- 
dung der  Glasröhre  oder  auf  eingeluhrten  schmalen  iSpiegel- 
glasstreifen  Spiegel  von  folgenden  Metallen  zu  erhalten: 
Gold,  Silber,  Kupfer,  Wismuth,  Platin,  Palladinm,  Blei, 
Zink,  Cadminm,  sogar  Aluminium  (am  Magnesium  indesses 
scheinen  auch  Wright's  BemUhungen  gescheitert  xn  »m\ 
Zinn,  Eisen,  Nickel,  Cobalt,  Tellur  und  schliesslich  selbst 
Magneteisenstein.  Waren  die  Metalle  nicht  in  Drahtform 
zu  hahen,  so  verwendete  er  sie  als  Pulver,  welches,  in  enge 
Röhren  gepackt,  als  Electrode  fungirte.  Bei  den  ozjdir* 
baren  Metallen  wurde  der  Apparat  vor  Beginn  des  Processes 
eiU"  bis  dreimal  mit  Wasserstoff  ausgepumpt.  Trotidem 
erscheint  es  angesichts  der  Schwierigkeit,  die  letzten  Resta 
des  an  den  Gefässwänden  haftenden  Gases  zu  eDtfernen, 
unwahrscheinlich,  dass  Wright  auf  diese  Weise  reine  Metalle 
erhalten  haben  sollte.  Später  hat  er,  um  die  JSpiegel  ani 
ebenen  oder  LinsenHächen  niederzuschlagen,  statt  der  ein* 
fachen  Röhren  Behälter  Yerwendet,  welche  er  ans  zwei 
tubttlirten  Eugelschalen  zusammenkittete;  die  filectroden 
wurden  wiederum  an  beiden  Seiten  eingekittet,  wobei  die  i 
Kathode  der  Mitte  des  in  dem  Apparate  aufgehängten  Spie- 
gelglases getioniiberstand.  Hier  wurden,  wie  es  scheint,  nur 
mit  den  Edelmetallen  eingehendere  Versuche  angestellt,  und  j 
trotzdem  constatirt  Wright,  dass  die  Spiegel  nicht  immer 
gleich  gut  ausfielen,  sondern  zuweilen  etwas  oxydirt  aus- 
sahen. Als  eine  interessante  Beobachtung  gibt  er  ferner 
an,  dass  die  Färbung  der  Metalle  mit  der  Dicke  Tanire. 
So  erscheine  Platin  im  durchgebenden  Lichte  in  dünnen 
Schichten  blaugrau,  in  dickeren  dagegen  braungelb  bis  gelb: 
ähnlich  sei  es  bei  Wismuth  und  Eisen.  Es  i^t  nun  von 
vornherein  wahrscheinlich,  dass  man  es  hier  nicht  mehr  mit 
den  Metallen,  sondern  mit  deren  Oxydationsstufen  oder  irgeai 
anderen  Metallverbindungen  zu  thun  hat»  indem  bei  längerer 
Dauer  der  Entladung  die  an  den  Wänden  haftenden  QaeK 
sich  loslösen  und  die  Oxydation,  resp.  anderweitige  Verbio- 


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EUctriscke  ßtidung  von  Metaljflächen, 


355 


dung  bewirken  können.  Es  bedarf,  wie  die  nachfolgenden 
Versuche  zeigen,  der  grünsten  Vorsicht,  um  dickere  Schichten 
Tollkommen  oxydfrei  darzustellen,  und  schon  PlUoker  con« 
statiit,  daas  das  Sanerstoffspectnim  nur  deshalb  so  schwer 
n  arbalteii  «ei,  weil  selbst  Plaiinelectroden  wAhread  der 
Entladung  oxydirt  werden;  iumi  finde  das  gelbe  Platinozjd 
aaf  den  Gefässwftnden  abgesetzt.  Wright's  Apparate  waren 
aber  nicht  gerade  mit  aller  nöthigen  Vorsicht  zur  Erzielung 
eines  Jaiiernden  VRCiuims  eingerichtet,  und  darum  müssen 
seine  Angaben  über  i^'ärbung  u.  s.  w.  der  Metalle  vorerst 
als  ansicher  betrachtet  werden.  Er  gibt  femer  an^  dass 
antar  den  behandelten  Metallen  Wiamnth  am  leichtesten 
»rat&nbe,  Magnesium  am  schwersten,  im  allgemeinen  ein 
Metall  nra  so  leichter,  je  grOsser  sein  Atomgewicht.  Davon 
scheint  soviel  richti??,  dass  die  schweren  Metalle  leichter 
(lern  Processe  zugäni^licli  sind,  als  die  von  mittlerem  oder 
kleinem  Atomgewicht,  reap,  specifischem  (iewicht. 

Auf  Veranlassung  von  Hrn.  Prof.  Kundt  habe  ich  nun 
die  Wright' sehen  Experimente  wieder  aufgenommen,  wobei 
icb  mich  indessen  anf  die  IJntersnchang  der  Metalle  Gold, 
Silber,  Platin,  Knpfer  Nickel  nnd  Disen  besehrftnkte,  da 
andere  nicht  ^n-nligi ml  rein  und  m  ÜialiUoiiii  zu  erlangen 
waren.  Gold  uüd  feiüber  wurden  als  chemisch  rein  bezogen 
nnd  erwiesen  sich  in  der  Untersuchung  als  frei  von  nach- 
weisbaren fremden  Beimengungen.  Platin  war  das  gewöhn- 
liche k&oftiehe.  Für  die  Versuche  mit  Kupfer  wurde  sorg- 
Altig  gereinigter  gf^vanischer  Leitungsdraht  yerwendet,  für 
diejenigen  mit  Bfsen  feinster  Olaviersaitendraht,  nnd  das 
Nickel  war  diia  mi  Handel  vorkommende  chemisch  reine, 
welches  indessen  noch  nahezu  zwei  Procent  fremde  Metalle, 
meist  Kupfer  und  Eisen,  enthält. 

IL  Apparat  und  Herstellung  der  Spiegel. 

Vorlftnfige  Versuche  hatten  midi  ftbexzeugt,  wie  ausser- 
ordentlich leicht  die  Metalle  unter  den  Bedingungen  des 

Versuchs  der  Oxydation  unterliegen,  wie  schwer  die  letzten 
Reste  von  Sauerstoff  und  Feuchtigkeit  zu  beseitigen  sind, 
und  wie  schwierig  es  andererseits  ist,  zu  entscheiden,  ob  der 

28* 


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356 


B,  Denan, 


fertige  Spiegel  Spuren  von  Oxyd  enthält  oder  nicht  Es  gah 
darum  snnftchst,  Sohichten  to&  völlig  reinem  Metall^  gleidi- 
viel  in  welcher  Form,  hersnetellen,  bei  welchen  nach  Anord- 
nung des  Versachfi  jede  Oxydation  soweit  als  überhaupt 

möglich,  ausgeschlossen  war.    Zu  diesem  Zwecke  wurden 
Röhren  hergestellt  ganz  nach  dem  2vIodell  der  gewöhnlichen 
Geisaler 'ecken,  bestehend  aus  zwei  durch  eine  Gapülare 
verbundenen  weiteren  Röhrentheilen;  in  den  einen  wurde 
eine  Aluminiumeleetrode,  in  den  anderen  der  cn  lersUMibende 
Metalldraht  eingeschmolzen;  ein  an  den  ersteren  Theil  seil- 
Uch  angesetztes  Rohr  diente  zur  Verbindung  mit  der  Luft* 
pumpe.    Das  Einschmelzen  der  Metalldr&hte,  welche  eine 
Länge  von  ca.  20  mm  und  eino  Dicke  n  on        bis  V2 
hatten,  geschah  durch  Verbindung  (Umwickeln  oder  An- 
schmelsen)  derselben  mit  einem  Platindraht  und  Einsetzen 
in  ein  möglichst  eng  anschlieaeendeB  Glasröhrchen;  dieaes 
lieas  man  dann  über  dem  Platindraht  von  der  Verbindung«- 
stelle  ab  in  der  Flamme  zusammen&llen,  worauf  ee  in  das 
weitere  Rolir  eingeschmolzen  wurde,  wie  Fig.  1  zeigt.  Die 
zur  Lultpuüipe  führenden  Theilc  wurden,  um  ein^n  völlig 
dichten  8chlu8s  zu  erzielen,  möglichst  durch  Zuaammeu- 
Bchmelsen  vereinigt;  Hähne  und  8chliife  kamen  hier,  ausser 
den  2ur  Geiesler 'sehen  Queckulberlnftpumpe  gehfirigsii 
und  dem  Hahn,  welcher  sum  Einlassen  des  Waaaerstoft 
diente,  nicht  sur  Verwendung.   Bei  dem  Apparat  zur  Ibt- 
wickelung  und  zum  Truuknen  des  Wasserstoffs  waren  femer 
Kaut  seil  ukschlHuche  und  Pfropfen,  durch  welche  Luft  hätte 
hereindiüundiren  können,  gänzlich  ausgeschlossen;  die  noth 
wendigen  Verbindungen  geschahen  hier  durch  Q-eissler'sche  1 
Schliffe.  Zur  Bereitung  des  Gases  diente  sogenanntes  eke- 
misch  reines  Zink,  welches  indessen  Spuren  von  Kohleosicf 
enthält  und  reine,  verdünnte  Schwefelsäure;  der  Wassentof 
koDQie  also  nur  durch  geringe  Mcn.<^'en  Kohlenwasserstoff  ver- 
unreinigt sein,  welche  bei  dem  vorliegenden  Processe  kein« 
Rolle  spielen;  getrocknet  wurde  er  durch  Schwefelsäure  und 
Fhosphors&ureanhydrid.    Vor  Beginn  des  Versuchs  wurde 
der  Apparat  mdgUchst  weit  evacuirt,  dann  mit  Waaserstoff 
gefüllt  und  wieder  evacuirt^  und  dann  liees  man,  um  das  sa 


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Eiectrische  Bildung  von  Mtiaiyiächen* 


857 


den  Gelasswänden  haltende  Gas  möglichst  loszulösen,  die 
Entladungen  eines   kleinen   Ruhm  kor  ff 'sehen  Inductors 
dorch  den  Apparat  geheui  wobei  BelbstTorBtftndUcliy  um  ein 
TOfieitiges  Zeret&uben  des  Yersncfasmetalls  m  TerhüteD, 
dieses  stets  die  Anode  bildete.  Der  ganze  Apparat  wnrde 
nun  unter  fortwährender  Thätigkeit  des  Inductors  und  der 
Luftpumpe,  nahe  bis  zum  Weichwerden  des  Ghisrs  so  lange 
erhitzt,  bis  kein  Gas  mehr  zum  Vorschein  kam;  dann  wurde 
Ton  neuem  mit  Wasserstoff  gefüllt  und  derselbe  Process, 
eventuell  mehrmals,  wiederholt;  in  einem  Falle  sogar  so  lange, 
bis  die  spectrale  Beobachtung  der  Lichterscheinnng  in  dem 
cspiUaren  Theil  die  Stickstofflinien  nur  noch  schwach  erken- 
nen Hess;  ganz  zum  Verschwinden  konnten  dieselben  nicht 
gebracht  werden.    Um  eine  während  dieser  Manipulationen 
etwa  einiZ(itretene  Oxydation  des  Versuchsdrahtes  wiederum 
zu  beseitigen,  wurde  derselbe  schliesslich  bei  stärkerem 
Wasserstoffdruck  auf  einige  Zeit  znm  Qlfthen  gebracht;  dann 
vorde  noohmals  e?aenirt  nnd  Ton  neuem  etwas  Wasserstoff 
eingelassen,  um  den  ▼ortheilhaftesten  Druck  (ca.  1  mm  Queck« 
tilber)  herzustellen.    Nunmehr  erst  wurde  durch  die  Ent- 
ladungen  eines  grossen  Ruhm  ko  r  ff 'sehen  Inductors  das 
Metall  rings  um  die  Electrode  auf  der  Glaswand  nieder- 
geschlagen.   Auf  diese  Weise  wurden  zuo&chst  Gold,  Silber 
nnd  Kupfer  behandelt;  bei  Eisen  gelang  es  ebenfiaUSi  dünne, 
snseheinend  ozydfireie  Schichten  su  erhalten;  liess  man  jedoch 
dsTch  fortgesetzte  Dauer  der  Entladung  die  Dicke  der  Schicht 
wachsen,  so  wurde  dieselbe  scheinbar  selbst  wiederum  zer- 
stäubt und  löste  sich  unter  8pruhen  in  unregelmässiger  Weise 
voii  d»  r  (Tlaswand  ab.    Jedenfalls  war,  zum  mindesten  bei 
den  ersteren  Metallen,  auf  diese  Weise  eine  Oxydation 
giazlich  ausgeschlossen,  indem  noch  besonders  darauf  geachtet 
wurde,  daes  die  £lectrode  nicht  211  stark  glühte,  und  dass 
das  dieselbe  unmittelbar  umgebende  Glasr5hrchen  yOllig  klar 
bliebe  und  die  Alkalien  des  Glases  keine  Verdampfung  erlit- 
ten.  Das  Metall  setzte  sich  auf  diese  Weise  rings  um  die 
Mitte  der  Electrode  am  dicksten,  nach  oben  und  unten  hin 
'schwächer  ab.    Die  Färbung  im  durchgehenden  Lichte  war 
bei  Gk>ld  grfln  mit  einem  Stich  ins  Blaue,  bei  Silber  pracht« 


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858 


Bn  Dmau* 


ToU  blaUi  bei  Kupfer  grfin,  bei  Sisen  radlidli  gran.  (Dicier 
letzteren  Thateache  gegenüber  muss  erwähnt  werden,  daas 

die  Eisenschiciiteii,  welche  Hr.  Prof.  Kuiidt  durch  galvani- 
schen Niederschlag  auf  in  Glas  eingebrannten  Piatinspiegeln 
erhielt,  und  hei  welchen  eine  Oxydation  völlig  ausgeschlossen 
ist,  im  dttrchfallenden  Liohie  nicht  grane^  sondern  braaae 
f  arbung  zeigen.)  Auaeerdem  erkennt  man  aber  an  den 
dünneren  Stellen,  namentlich  bei  Gold,  Kupfer  und  Silbert 
deuüiöhe  Abstufungen  von  Interferensfarben,  welche  mit  deaet 
der  Newton'schen  Ringe  grosso  Aelmlichkeit  zeigen;  es 
scheint  hiernach  schon  jetzt  gestattet,  die  Frage,  oIj  in  den 
Metallen  gef^bte  Interferenzen  zu  btaude  kommen,  zu  be- 
jahen. 

Zur  eingehenderen  Untersuchung  dieser  durchsichtigeii 
Metallschichten  sind  indessen  Geissler'sdhe  Söhren  nidit 
geeignet;  vielmehr  muss  man  die  Spiegel  auf  ebenen  ge* 

schliffenen  Glasplatten  herstellen.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
nach  wiederholten  Abänderungen  folgende  Einrichtung  dei 
Apparates  dehnitiv  adoptirt,  welche  gestattete,  quadratische 
Platten  von  10  cm  Seite  mit  Metall  zu  belegen.  Zur  Auf- 
nahme der  Platten  dient  ein  Behilter  (Fig.  2),  gebildet 
aus  einem  horizontalen,  mattgeschliffenen  Olaeteller  nnd 
einer  darauf  gesetzten,  unten  gut  abgeschliffenen  und  obes 
tubulirten  Glasglocke,  in  deren  Tubus  ein  starkes  Glasrohr 
gut  eingeschliflen  ist.  Der  Bodenteller  hat  in  der  Miiu 
eine  Durchbohrung,  in  welche  von  unten  her  ein  verticale^ 
Glasrohr  mit  der  eingeschmolzenen  Alominiumelectrode  ein- 
gekittet ist  In  die  obere  Eöhre  dagegen  wird  ein  engeres, 
die  Versuchselectrode  tragendes  Bohr  mit  Hülfe  von  Kant- 
schukpfropfen  und  Oolophoniumkitt  luftdicht  eingesetit;  be- 
hufs Zuleitung  des  Stromes  füllt  man  dieses  Rohr  nil 
(Quecksilber.  Die  Electrode,  welche  bei  dieser  Anuidiiung 
leicht  gewechselt  werden  kann,  befindet  sich  sonach  geradr 
in  der  Mittellinie  des  Apparates,  senkrecht  über  der  vod 
einem  Glasdreifnss  getragenen  Glasplatte.  Das  Weitere  ist 
aus  der  Figur  ersichtlich.  Oben  und  unten  sind  an  dem 
Apparat  seitlich  Glash&hne  sur  Verbindung  mit  Luflpumpe 
und  Wasserstoffapparat  und  zur  Einlassung  von  Luft  ange* 


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Elecirische  Bildung  von  Metall/iächen,  S59 


schmolzen.  Vor  jedem  Yersueb  wurde  der  Apparat  auf 
dichtes  Schliessen  geprüft;  zuweilen  blieb  er  ausgepumpt 
zwei  Tage  lang  stehen,  ohne  dass  eine  Spur  Luft  eindrang. 
Der  Electi'ode  wurde  meist  die  möglichst  einfache  Form  ge- 
geben; sie  bestandi  wo  nichts  anderes  bemerkt  ist,  ans  einem 
10—20  mm  laiige&i  ca.  mm  dicken,  geraden  Drahte,  wel- 
cher in  2 — 10  mm  Abstand  Tertical  Uber  der  Platte  stand. 
Die  geeignetste  Dicke  und  Lftnge  des  Drahtes  ist  bei  Ter» 
schiedenen  Metallen  verschieden,  ebenso  der  Grad  des  Vacuums 
und  die  Stärke  der  Entladungen,  die  von  einem  grossen 
Euhmkorl'f'schcn  Inductor  mit  3 — R  Bunsen'schen  Eleinen- 
ten  ausgingen;  der  Grasdruck  betrag  ungefähr  1  mm.  Am 
Tcrtheühaftesten  erwies  es  sidi,  wenn  die  £iectrode  schwach 
roth  glühte.  Bei  dieser  Versachsanordnung  serst&ubt  das 
Metall  meist  leicht,  bei  Oold  und  Silber  ist  selbst  bei 
sdiwadiem  Strom  sraweilen  schon  nach  wenigen  Minuten  ein 
dtutiicher  Spiegel  bemerkbar,  wogegen  es  bei  Kisen  und 
Nickel  intensiver  electrischer  Ströme  und  einer  Dauer  von 
mehreren  Stunden  bedarf.  Stets  muss  der  Sauerstoff  der 
Luft  und  die  Feuchtigkeit  sorgilUtigst  entfernt  werden,  was 
dmrdi  wiederholtes  Einleiten  von  trockenem  Wasserstoff  ge* 
schab;  obendrein  wurde  zuweilen  noch  Phosphorsftureanby- 
drid  unter  die  Glocke  gebracht;  und  um  die  auf  den  Gefllss- 
wänden  condensirten  Gase  möglichst  loszulösen ,  Wurden  zu* 
weilen  vor  Beginn  des  eigentlichen  Versuches  die  Entladuogea 
eiües  kleineren  Inductors  in  umgekehrter  Richtung,  d.  h.  in 
der  Weise,  dass  das  Aluminium  die  Kathode  bildete,  durch 
den  Apparat  gesendet  Trotsdem  konnte  man  nicht  a  priori 
sicher  sein,  ob  in  einem  derartigen  Apparate  ftberhanpt  yoU* 
stindig  oxjdfreie  Spiegel  bu  erhalten  seien.  Einige  Kupfer- 
Spiegel,  die  sui^hst  hergestellt  wurden,  zeigten  in  der  That 
trotz  aller  Vorsichtsmaassregeln  ein  etwas  anderes  Aussehen, 
als  das  in  den  Geissler*schen  Röhren  niedergeschlagene 
Kupfer.  Es  wurde  deshalb  in  demselben  Apparat,  mit  der- 
selben Electrode  und  ganz  unter  den  nämlichen  Bedingungen 
wie  bei  den  Versuchen  mit  den  Platten  eine  spiegdnde 
Schicht  niedergeschlagen  auf  die  Innenseite  einer  Glasröhre, 
welche  man  um  die  Kupferelectrode  gestellt  hatte;  die  so 


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860 


B,  De$9au, 


erhaltene  MetallschicLi,  erwies  sich  in  jeder  Beziehung  als 
•vuUkoinmen  identisch  mit  denjenigen  in  den  G eissler'schen 
Bölireii|  sodass  also  das  verschiedenartige  Aussehen  da» 
Kupfers  auf  den  Platten  nur  durch  die  Ter&nderten  Lag^ 
rungSTerh&Uniese  bedingt  sein  konnte. 

Die  weitestgehende  Yorsioht  in  Beseitigung  des  Sauer« 
Stoffes  and  der  Feuchtigkeit  ist  aber  in  der  That  notiiwettdig^ 
denn  es  scheiot.  dass  unter  den  Bedingungen  des  Versuches 
bei  VorhaiidenBem  auch  von  geringen  Mengen  Sauerstoflf  alle 
Metalle )  selbst  diejenigen,  welche  man  als  nicht  oxydirbar 
anzusehen  gewohnt  ist,  der  Oxydation  unterliegen,  für 
Eisen,  Nickel  und  Kupfer  bedarf  dies  kaum  eines  beeondem 
Nachweises.  Far  Platin  hatte  schon  Flttoker  die  Oxydation 
festgestellt  als  Grund  dafür,  we^lb  das  Sanerstoffspectnim 
so  schwer  zu  erhalten  sei,  und  m  der  That  sehen  im  Sauer- 
stoff, resp.  in  Luft,  dargestellte  Platinspiegel  im  durchfallen- 
den Lichte  bisweilen  gelbiichbraun  aus  und  zeigen  im  reüec- 
tirten  prachtvolle  Nobili'scbe  Farbenringe»  welche  durch 
£rhitzen  ▼erschwinden,  worauf  sich  im  refleotirten  Liebte 
der  Metallglanzi  im  durchfallenden  die  blaugraue  Farbe  des 
reinen  Platins  einstellt  Fflr  Silber  wurden  so  charaktensti* 
sehe  Unterschiede  nicht  constatirt;  doch  trat  m  Luft  jeden- 
falls ein  mehr  violetter  Farbenton  auf  als  in  Wasserstoff. 
Am  eingehendsten  wurde  in  dieser  Bichtung  das  Gold  unter- 
sucht. Im  Wasserstoff  hergestellt,  zeigen  die  Goldspiegel  in 
dickeren  Schichten  im  refiecUrten  Lichte  das  charaktensiisehe 
Goldgelb,  im  durchfallenden  eine  meergrüne  Farbe  mit  mm 
Stich  ins  Blaue.  War  dagegen  bei  dem  Frocesse  Luft  im 
Apparate,  so  zeigt  sich  in  der  Mitte  ein  scharf  begrenzter, 
ira  durchgelassenen  Lichte  purpurfarbener,  völlig  regelmässiger 
Kreis,  von  scharfen  grünen  Ringen  umgeben,  welche  nichts 
mit  den  spät^  zu  beschreibenden  metallischen  Interferenz- 
erscheinungen  gemein  haben*  Um  zu  entscheiden,  ob  dieie 
Erscheinungl  namentlich  die  Purpurfarbe,  einer  Oxydation 
des  Goldes  zuzuschreiben,  oder  ob  sie  in  einer  Sinwirkong 
des  Stickstoffes  der  Luft  zu  suchen  sei,  wurden  noch  einige 
Versuche  in  reinem  Stickstoff  ausgeführt.  Hier  nun  traten 
die  erwähnten  charakteristischen  Erscheinungen  nicht  auf; 


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EieciriscJic  Bildung  von  Metall/ iächetu  361 


dieselben  sind  also  wohl  sicher  dem  Sauerstoff  der  Luft  zu- 
zuschreiben und  als  Oxydationen  zu  betrachten;  da^reeren  ist 
Qie  Färbung  der  Metallschicht  auch  nicht  grün,  wie  diejenige 
des  im  Wasserstoff  zerstäubten  Goldes,  soodarn  tiefblau,  gana 
ähnlicb  der  des  Silbers.  SchlieeeUch  wurden  nodi  einige 
Vecsache  ndt  Gold  in  reineoi  SmerBtoff»  nach  sorgf&lttger 
Beseitigung  der  atmoephftrisehen  Laft,  angeetellt  Die  hier 
erhaltenen  Schichten  zeigen  im  durchfallenden  Lichte  eine 
schwach  grünliche  F&rbung,  im  reflectirten  dagegen  die  für 
Oxyde  charakteristischen,  scharf  ausgo])iä<Tten  Farbenringe. 
Durch  Erhitzen  konnten  diese  Binge  leicht  zum  Verschwinden 
geblecht  werden;  es  zeigte  sich  dann  der  gewöhnliche  Gold* 
glsns  und  im  durchfallenden  Lichte  eine  rOthUohnoletie 
Färbung;  —  Endlich  wurde  noch  ein  gewöhnliches  G-oldhlatt 
in  den  Apparat  gelegt,  dieser  mit  Sauerstoff  evacuirt,  worauf 
man  die  Entladungen  zwischen  Aluminiuüielectroden  durch 
den  Apiuirat  gehen  Hess;  das  Goldbiatt  blieb  da])ei  voll- 
Ständig  unveränderi  und  wurde  auch  durch  Ozon  nicht  an^« 
gegriffen:  ein  Beweis,  dass  nur  die  von  der  £lectrode  aue« 
geechlettderten  Theilcheni  nicht  aber  die  fertig  gebildeten 
Schichten,  in  Beaction  mit  dem  yorhandenen  Qaae  treten.  . 

Bei  diesen  Versuehen  mit  Gold  waren  die  Bedingungen 
—  Länge  und  Dicke  der  Electrode,  Entfernung  derselben 
voü  der  Glasplatte,  Grad  des  Vacuums  und  der  Stromstärke 
-r  in  allen  Gasen  die  gleichen;  die  Electrode  wurde  nicht  zum 
sichtbaren  Glühen  gebraehti  und  dae  dieeelbe  umgebende 
ölaerdhrohen  blieb  dann  auch  yOUig  unseraetst  und  intact 
und  bedeckte  eich  lediglich  (wie  dies  überhaupt  mit  den  Ge** 
ftisw&nden  geschieht)  mit  dem  seret&ubten  Metall;  auch  die 
Glasplatte,  welche  der  Schicht  als  Unterlage  diente,  konnte 
bei  Entstehung  der  eigenthümlichen  Erschemunr^cn  in  Luft 
uad  kSauerstoÖ  nicht  bethoiiigt  sein,  da  bei  Verwendung  einer 
Qaarzplatte  etatt  des  Glases  das  Resultat  unTer&ndert  blieb. 
Die  Auäiaeanng,  dasa  lediglich  die  Lagerung  der  Metall* 
theilchen  in  den  Terechiedenen  Gasen  in  Terechiedener  Weise 
eich  ToUziehe,  und  dadurch  die  yerschtedenartigen  Fftrbnngen 
bedinge,  ware  jedenfalls  gewagt  und  durch  keine  analoge 
Brtahrung  gestutzt;  daher  ist  man  zu  der  Annahme  gezwun- 


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B,  DeuatL 


giiii  daas  im  Saaer8to£^  nelleicht  auoh  in  Lnfty  eine  Saner- 
stoffTerbindong,  im  Stickstoff  TieUeicht  eine  Stlokitoffrerbis> 
dnng  flieh  bildet   Fflr  Platin  ist  ja  die  Oxydation  ohnedies 

nachgewiesen  durch  das  Verschwinden  des  Sauerstoffspectrums 
und  durch  den  Zerfall  des  gelben  Körpers  heim  Erhitzen. 
Bezüglich  des  Goldes  muss  allerdings  bemerkt  werden,  dass 
es  nur  in  einem  Falle  gelungen  ist,  die  rothe  Färbung  und 
die  Binge  der  in  Luft  erhaltenen  Schichten  durch  Srfaitsen 
TolUt&ndig  KU  beseitigen  und  in  die  grfine  des  im  Wasser- 
stoff niedergeschlagenen  Goldes  Ubennltkhren;  in  einem  an« 
deren  l'alle  blieb  das  Roth  zum  Theil  bestehen.  Den  Zerfall 
der  im  Sauerstoff  dargestellten  Verbindung  habe  ich  bereits 
oben  beschrieben. 

Nach  Herstellung  der  spiegelnden  Schichten  zeigte  sieb 
selbet  bei  leichter  ozydirbaren  Metallen  die  £lectrode  stets 
TöUig  metallisch  rsiUi  die  Oxydation  kann  also  nicht  aa 
dieser  selbst  vor  sich  gegangen  sein;  ebensowenig  aber,  wie 
der  Versuch  mit  dem  Gold  1)1  ;itt  beweist,  und  wie  sich  später 
noch  weiter  zeigen  wird,  an  der  bereits  fertig  gebildeten 
Metallschicht;  sie  vollzieht  sich  demnach  an  den  einzelnen 
zerstäubenden  Theilchen.  Die  leichte  Entstehung  solcher 
Verbindungen,  weldie  anderweitig  gar  nicht  oder  nur  auf 
Umwegen  zu  erhalten  sind,  kann  wiederum  als  eine  Stfttte 
gelten  für  die  von  ArthurSchuster^)  ausgesprochene  An- 
sicht, dass  die  Electricitätsleitung  in  Gasen  nur  analog  der 
in  flüssigen  Electrolyten  aufzufassen  sei,  d.  h.  dass  die  Mole- 
cule selbst  der  einfachen  Gase  unter  der  Einwirkung  des 
electrisohen  Stromes  in  Atome  zerfallen,  womit  dann  ohne 
weiteres  die  energischeren  Reactionsbedingungen  des  söge* 
nannten  Status  nascendi  gegeben  sind«  Danach  muss  es 
allerdings  fraglich  erscheinen,  ob  auf  diesem  Wege  ftberhaupt 
reine  Metalle  zu  erhalten  sind,  und  ob  nicht  die  im  Wasser- 
stoff gewonnenen  Spiegel  als  Verbindungen  des  betreffendem 
Metalies  mit  diesem  Gase  gelten  müssen.  Dieser  Punkt 
dürfte  vorläufig  schwer  zu  entscheiden  sein;  für  die  hier  zu- 
nftchst  yerfolgten  Zwecke  indessen,  namentlich      die  Beant- 


1)  A.  So  haster  f  Proo.  of  the  Boy.  Soc.  of  Loedoo.  S7«  p.S17. 1894. 


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EUctrUche  Bildung  von  MetaUflächen,  360 

wortnog  der  Frage,  ob  Dispersion  und  Newton  s(  be  Kinge 
in  Metallen  auftreten  oder  nicht,  ist  derselbe  kaum  von 
Bedeutung.  Seiner  chemischen  ^atur  nach  verhält  sich  ja 
dar  Wawerstoff  den  gewöhnlich  als  metallisch  beseiohnetea 
Elementen  vielüach  a&aiogf  und  seine  Verbinda&geii  mit  ub* 
aenD  Metallen  worden  daher  in  ihrem  Verhalten  wahrtchein* 
lieh  dem  der  einfaehen  Metalle  siemlicfa  nahe  stehen,  keinee- 
fiUs  aber  in  ihrem  chemischen  und  optischen  Charakter  mit 
den  Sauerstoffverbii^dangeii  etwas  gemein  haben. 

nL  Optle^ie  Unterenohnng. 

Die  in  Waeseretoff  erhaltenen  Spiegel  eind  also  bis 
«of  weiteres  als  rein  meiallisoh  anzusehen.  Die  Electrode 

bstte  meist  die  bereits  früher  beschriebene  einfache  Form, 
und  tla  sich  das  Metall  in  ihr(  r  Nähe  stärker  absetzt,  als 
in  ^osserer  ETitiernung,  so  erliäit  die  Schicht  die  Form  eines 
üachen  (Jonus^  dessen  Spitze  genau  unter  dem  Drahte  liegt 
Die  Betrachtang  dieser  Metallspiegel  unter  dem  Mikroskop 
migte  dieselben  als  Tolikommen  oohSrent  und  homogen,  w&h- 
md  s.  B.  die  in  Glas  eingebrannten  Platmspiegel  schon  bei 
schwachen  Vergrösserungen  ein  flockiges  Aussehen  zeigen, 
und  selbst  die  chemisch  niedergeschlagenen  8ilberspiegel, 
uüter  dem  MikroBkop  geseheu,  em  minder  gleirhraässiges 
Gefüge  besitzen.  Innerhalb  gewisser  Grenzen  gelingt  es  ohne 
besondere  Schwierigkeit,  die  Dicke  der  Schichten  beliebig 
n  Tariiren;  das  Metall  haftet  allerdings  nicht  immer  fest 
auf  dem  GlasOi  sondern  ist  leicht  wegsuwischen*  Nur  Eisen 
haftet  fester;  es  besitzt  eine  grosse  Hftrte  und  ist  auch  den 
f'^mtlüssen  der  atniosphärischen  Feuchtigkeit  gegenüber  ausser- 
ordentlich  widerstandsfähig,  wogegeu  die  Spiegel  der  edlen 
Metalle,  namentlich  Silber,  durch  den  Schwefelwasserstoff 
der  Atmosphäre  sehr  rasch  dem  Verderben  ausgesetzt  sind. 
In  dickeren  Schichten  besitzen  die  Spiegel  den  charakteristi- 
schen Olanz  der  Metalle  (Silber  zuweilen  mit  einem  Stich 
ins  Gelbliche)  und  ein  sehr  gutes  ReflexionsTermögen.  Im 
durchfallendi'n  Lichte  zeigen  in  dickeren  Schichten  die  Me- 
talle die  bereits  erwähnten  Färbungen:  Gold  grün  bis  blau- 


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364 


B.  Dessau, 


grün,  Silber  blaa  bw  blanWolett,  Enpfnr  tcbnmtsiggrltait 

Platm  blaugiau,  Eisen  und  Nickel  gleichmässig  grau;  bei 
diesen  letzteren  macht  sich  ein  Oxydgeiialt  leicht  durch  die 
veränderte  jb'arbung  bemerkbar.  An  den  dünneren  Stellen, 
mehr  nach  dem  Bande  der  Platten,  zeigen  namentlich  Silber 
und  G-old  in  ftamenl  r^lmftseiger  Abstufiing  fiirbige  Bingen 
welche  den  Newton'ecfaen  fthneln.  (Selbetverstftndlich  lasses 
sich  diese  Farbenersoheinnngen  nur  sehr  nnyollkommen  be- 
schreiben, weshalb  ich  auch  nicht  weiter  darauf  eingehe.) 
Betrachtet  man  dagegen  die  Platten  von  der  Metallseite  im 
reÜectirten  Lichte  unter  möglichst  schiefem  Einfallswinkel  — 
am  besten,  um  die  Intensität  des  an  der  Oberfläche  reflec- 
tirten  Lichtes  abanischwftchen,  mit  einem  Nicoi'schen  Prisma 
— ,  so  nimmt  man  intensiT  larbige  Einge  wahr,  welche  wold 
answeifelhafl  durch  Interferenz  der  an  der  rorderen  und 
hinteren  Grenzfläche  des  Metalles  reflectirten  Lichtstrahlen 
entstehen,  also  eine  Art  Newton'sche  Hinge  repr&sentiren. 
Meist  besass  jeder  Spiegel  nur  einen  einzigen  Bing;  nur  b^i 
Gold  gelang  es  in  einzelnen  Fällen  (später  auch  bei  Silber 
in  einem  Falle),  deren  zwei  zu  erhalten.  Mittelst  einer  eii- 
lachen  V orriohtimgy  einer  Nadel,  welche  an  einem  Alaassstabe 
verschiebbar  ist  nnd  während  der  Betraehtang  der  Spiegel 
durch  das  Nicol'sche  Prisma  und  ein  gefärbtes  Glas  auf 
die  dunkelste  Linie  in  den  Ringen  eingestellt  wird,  habe  ich 
für  eine  Reihe  von  »Spiegeln  den  Durchmesser  der  Hioge  im 
rothen  und  blauen  lichte  gemessen;  das  Both  entsprach  etwa 
der  C-Linie,  das  Blau  war  weniger  homogen.  Im  FolgeDden 
sind  für  einige  der  Spiegel  die  Mittel  aus  einer  grossen  Zahl 
Ton  Beobachtungen  gegeben. 


L  Gold. 


1  Nr.  des  i 
Spiegels 

winke!  in 
Graden 

Durchmesser  in  mm       ~  " 

Aeusserer  Ring         Innerer  Biflg^^' 
Rothes  LJ  Blaues  L.  Rothes  L.  Blaues  L. 

4. 

72,25 
69,25 
66,5 

66,0 
67,0 
68,3 

48,2 
52,2 
55,6 

18,6 
18,5 
18,7 

15,51  i 

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Eiectrische  Bikhmg  von  MeUUjßäehen,  865 


OB 

•  ■■  • 

Einfallt. 
Winkel  in 
Graden 

Durehmesaer  in  mm 
.  Aenaserer  Bing  1     Innarer  Bing 

Bothes  L.|  Blaaei}L.|fiothe8  L.|  Blauet  L. 

,  72,25 

Mä%  Aft 

99,25 

66,5 
68,76 

45,9 

47,5 

•}^,() 
61,0 

82,6 
86,7 
38,7 
40»6 

12,1 
12,3 
12,0 

11,1 

11,1 
11,0 

72,25 
69,25 
66,ö 
68,76 

59,1 
ßO.3 
63,9 
66,6 

42,5 
46.1 
53,1 
65,9 

MM 

MM 

7. 

72,25 

81,1 

60,0 

IL  Kupier. 


Bhi^iia.          Darchmeaeer  in  mm 

,  gels  Bothea  L. ,  Blauea  L. 

'Nr.  <]. 
i  Spip- 

Dorefamet 

Rotlieä  L. 

laer  in  mm 

Blaue»  L. 

69,5» 

63,0 

69,5 
63,0 

;   2    i      74,9     *  72,4 
1        !      79,1     ,  77,1 

i   8    1      52,5     ,  50,0 
!l        ;      55,3     :     53,7  i 

4  ' 

1 

58,4 
61,7 

56,2 
59,9 

III.  Silber. 


winltel 


69,25 

66,5 

72,25 
69,25 
66^ 


Nr.d.  Durchmesser  in  mm    Nr.d.,  Durchmesser  in  mm 
Spie-  Spie- 
gels I  Bothes  L.  [  Blaues  L.  i|  gels  Bothes  L.  [  Blaues  L. 


8 


84,1 

35,9 
88,6 

28,5 
29,5 
30,8 


38,2 
41,0 

45.1 

29,2 
31,6 
84,0 


88,0 
84,2 

35,5 

47,7 
49,4 
52,8 


84,5 

35,9 
38,4 

53.9 
55,9 
58,2 


Um  eine  Scb&tmiig  der  Dicke  zu  erhalten,  wurde  Sil- 
berspiegel  Nr.  3  in  Jod8ilber  yerwandelt;  er  zeigte  dann 

drei  Ringe,  deren  Durchmesser,  im  Natronliclite  uater  senk- 
rechter BeflexioD  gesehen,  resp.: 

3,2^7,1  — 18,8  mm 
betrugen«  Nach  der  bekannten  Fonnel  ergibt  dob  an  den 
betreifenden  Stellen,  die  Dicke,  auf  Silber  bereehnei,  in 

Millionstel  mm  resp.  zu: 

120  — ÖU  —  40  Millionstel  mm. 


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366  B,  DtsMU. 


IV.  Platin, 


Einfalls-  ! 
Winkel  1 

Nr.d. 
fjpie- 
gelfl 

Durchmesser  in  inm 
Rotfaea  L.  j  Blanes  L.  ^ 

Nr.d. 

opie- 

,  gel» 

EhuehmeMcr  fii  mm 
RotbeftL.  |Blaae§L 

72.25  1 

6U,5 

66,5 

2 

23,1 
24,9 
28,5 

27,5  ! 

29,3 

38,0 

6 

29,1 
31,7 
88/> 

35,5 
37,3 
87,6 

72,25  ' 
69,5 
66,5  i 

8 

20,9 
23,8 
26,9 

25,8  ^ 

29.7  1 

82.8  1 

1  , 

V.  Eisen. 


Emfalls. 
Winkel  | 

,Nr.d. 

,Spie- 

Durehmeaaer  in  mm  t 
Rothes  L.  1  Blaues  L. 

Nrd. 

Spie- 
gels 

Durchmesser  ki^wi 
Rotte  Xi^^BliU^ 

72,25'' 

69,25 

66,5 

1 

18,0 
19,9 
23,8 

22,5 
23,5 
26,6 

4 

22,4 
24,6 
«7,4 

26,8 
28,2 

3fii>- 

Wh  NiokeL 


Einfalls, 
winke)  | 

Nr.d. 

jSpie- 
1  gels 

Dorehmener  in  mm 

Nr.d.  DoiehmeflMr  in  tum. 

Spic-i 

Rothes  L. 

Blaues  L.  i 

gelä  j  Rothes  L. 

Blaues  L 

72,25'» 
69,25 
66,5 
68,75 

72,25 
66,5 

1 
2 

27,5 
29,1 
32,1 
86,1 

23,0 
28,4 

32,7 
34,0 
36,2 
39,5 

26,3  , 
81,9  1 

4 

24,2 
26,1 
29,3 
32,4 

30,5 

32,2 

m^- 

Hierza  ist  Folgendes  za  bemerken.  Am  schfirfsten  be- 
grenzt zeigten  sich  die  Binge  bei  Platin,  Eisen  und  Nickel*  Bei 
den  übrigen  Metallen  waren  die  Ringe  nnr  im  rothen  Lichte  gut 

ausgeprägt,  im  blauen  dagegen,  besonders  bei  Silber,  ziem- 
lich yerwaschen,  und  die  Unklarheit  steip^erte  sich  mit  ab- 
nehmendem Einfallswinkel,  sodass  die  Messungen  im  hlm^'^n 
Lichte  iür  Silber  keineswegs  als  sicher  gelten  können.  Unter 
kleineren  EinMlswinkeln  als  die  angegebenen  waren  die 
Binge  ftberhaupt  nicht  mehr  scharf  genug  begrenzt^  un  eine 
Messung  zuzulassen. 

Bezüglich  der  Interpretation  des  Phänomens  ist  zu  be* 


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EkctrUche  Bildung  vqu  MttaU/iächen, 


merken,  dass  die  luberierenz  nicht  allem  durch  den  Graug- 
unterschied  der  beiden  Strahlen,  von  welchen  der  eine  an 
der  Luft  lefleotirt  ist,  der  asdeore  den  zweimaiigeii  Weg 
durch  das  Metall  znrflckgelegt  hat^  bestimmt  wird;  vielmehr 
kommt  dabei  noch  die  Phaeenftnderung  bei  der  Reflexion  an 
der  Grenze  Metall  —  Luft  und  Metall  —  Glas  in  Betraclit. 
Indessen  hat  Wernicke^)  wenigstens  für  senkrechte  Re- 
flexion an  Metallen  nachgewiesen,  das8  diese  Phaseniinderung 
für  alle  Farben  ungefähr  den  gleichen  Bruohtheü  einer 
Wellenlänge  beträgt.  Unter  der  Voraussetzung,  dass  es  ge- 
stattet ist»  dieses  Yerh&ltniss  anch  auf  den  Fall  der  schiefen 
Befiezion  tu  tlfaertragen,  kann  dnrch  die  Terscbiedene  Pha- 
aeiAndemng  bei  der  Reflexion  der  beiden  interferirenden 
Lichtstrahlen  das  Interferenzphäüumeii  zwar  verschoben  wer- 
den; es  k'ann  an  einer  anderen  Stelle  zum  Vorschein  koin- 
meiiy  aber  die  Reihenfolge  der  ^^arben  muss  dieselbe  blei- 
ben. Numerische  Schlosse  auf  die  Grösse  der  Brechungs* 
exponenten  sind  darum ,  weil  über  die  Grösse  der  Phasen* 
ftnderangen  bei  schiefen  Reflezioaen  nooh  keine  Messnngeii 
Torliegent  Torlftufig  noch  nicht  geetattet  —  ganz  abgesehen 
von  der  Schwierigkeit,  die  Dicke  der  Schichten  an  den  be- 
treffenden vStellen  zu  bestimmen.  Wohl  aber  kann  man 
schliesstn^  dass  da,  wo  die  rothen  Strahlen  in  dickerer 
Schicht  interteriren,  als  die  blauen,  normale  Dispersion  statt- 
iindet,  während  das  umgekehrte  Verhältniss  darauf  hinweist^ 
dass  der  Brechungsezponent  f&r  blaue  Strahlen  kleiner  isi^ 
als  für  rothSi  dass  also  anomale  Dtsperdon  Torliegt.  Em 
BM  und  Kupfer  ist  non  der  Durchmesser  der  Ringe  im 
buuen  Lichte  stets  erheblich  kleiner  als  im  lulhen;  da  die 
Dicke  des  Spies^els  nach  aussen  abnimmt,  so  interferiren  die 
rothen  Strahlen  in  dünnerer  Schicht  als  die  blauen;  es 
findet  also  —  unter  Voraussetzung  der  Wer  nicke 'sehen 
Resultate  und  der  Zul&ssigkeit  der  Uebertragung  derselben 
anf  den  Fall  der  sehiefen  Reflexion  —  anomale  Dispersion 
statt,  bei  den  ttbrigen  Metallen  dagegen  normale.  Für  Silber 
steht  dieses  Resultat  in  aufifallendem  Widerspruch  mit  den 


Ij  Wernicke,  Pogg.  Aim.         p.  219  u.  ff.  1810. 


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B,  Dessau. 


Untersuchungen  von  Wernicke welcher  für  dieses  Metall 

nach  einer  auf  der  Absorption  beruhenden  Methode  die 
i^i  e(  liiuigsiridices  bestimmt  und  anomale  Dispersion  nacbge- 
wiesen  hat. 

£iine  weitere  Verfolgang  der  Untersuchungen  in  diesw 
iUchtnng  war  ?orerst  nicht  möglich,  einmal  wegen  des  it9« 
renden  Einflnwes  der  noch  nicht  genügend  erforschten  PW 
senftnderungen,  sodann  aber  wegen  der  von  Hm.  Prot  Knndt 

festgestellten  Doppelbrechung  der  Metallschichten. 

B.    Hr.  Prof.  Knndt  hat  nämlich  an  den  in  der  be- 
echriebenen  Weise  hergestellten  kegelförmigen  Metallschidh 
ten  noch  eine  weitere,  höchst  auffallende  Beobachtung  ge- 
macht; er  fand  dieselben  doppelbrechend.  Zwischen  ge* 
krenxte  Nicols  gebracht^  seigen  dieselben  im  parallelen  Lichte 
ein  schwarzes  Kreuz,  dessen  Schnittpunkt  stets  genan  in-  der 
Spitze  des  Coiius^  unter  dem  Fasspunkte  der  Electrode  liegt 
und  dessen  Armn  mit  den  Schwin^unpsiirhtun^^en  des  Lichtes 
in  den  Nicols  zusammenfallen.    (Hier  wie  im  Nachstehenden 
folge  ich  der  FresneTschen  Annahme,  dass  die  Schwingungen 
senkrecht  zar  Poiarisationsebene  geschehen.)  In  jedem  Punkte 
pflanzen  sich  sonach  senkrecht  sur  Platte  swei  Strahlen  fort, 
deren  Sehwingungsrichtungen  mit  dem  Badins  der  kegel* 
förmigen  Schicht,  welcher  durch  diesen  Punkt  geht,  zusam- 
menfallen, resp.  senkrecht  dazu   stehen.    Die  Ersc  lieiüung 
zeigt  sich  übrigens  nicht  nur  im  dure  h gegangenen,  sondern 
auch  im  reflectirten  Lichte,  mag  die  üeüezion  an  der  Luft* 
Seite  oder  an  der  Glasseite  geschehen.  Hr.  Prof.  Knndt 
hat  diese  seine  Beobachtnngen  im  ersten  Hefte  dee  gegen» 
nötigen  Jahrgangs  dieser  Annalen  pnblicirt,  und  ich  habe 
daher  nicht  nöthig,  an  dieser  Stelle  semen  2\  ach  weis  zu 
reproduciren,  dass  es  sich  bei  der  geschilderten  Erscheinung 
wirklich  um  eine  Doppelbrechung  in  der  Metallschicht  und 
nicht  im  Glase,  auch  nicht  um  eine  Wirkung  der  Kegelform 
der  Metallschicht  handelt   Mir  fiel  nnr  die  weitere  Unter« 
snchung  der  Doppelbrechung  bei  den  Terschiedenen  Metallen 
sa.  Znnftohst  handelte  es  sich  darumi  sn  entscheiden,  welohtt 


1)  Wer  nie  ke,  Pogg.  Aua.         p.  94.  1876. 


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Eleetnteke  Bädmg  van  Metallflächen, 


869 


von  den  beiden  Strahlen  innerhalb  des  MetaUs  die  grössere 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit  besitzt,  ob  derjenige,  dessen 
Schwingungen  in  tangentialer  Richtung  stattfinden  ^  oder 

derjenige,  bei  welchem  sie  im  Sinne  des  Radius  geschehen. 
Zu  diesem  Zwecke  wurde  folgendes  einfache  Verfahren  an- 
gewendet. 

Biegt  man  einen  länglich  rechteckigen  Glasstreifen  A  in 
der  in  Fig.  3  durch  den  Pfeil  angedeuteten  Bichtungi  sodass 
er  die  Form  B  erhftlt  (in  der  Zeichnung  natürlich  ausser- 
ordentlieh  Übertrieben;  es  genügt  die  geringe  Biegung,  welche 
man  durch  den  Druck  der  Hand  hervorbringt),  so  wird  der- 
selbe im  oberen  Theile  ]>aiallel  ah  dilatirt,  parallel  cd  com- 
pnmirt:  in  der  unteren  Hälfte  ist  es  iimcrekehrt,  und  in  der  , 
Mitte  gibt  es  eine  neutrale  Zone  oo,  innerhalb  welcher  weder 
Compression  noch  Dilatation  stattfindet.  Der  Glasstreifen 
mnss  also,  wie  Wertheim ^)  and  Maoh^)  untersacht  haben, 
in  seinen  beiden  Hftlften  in  entgegengesetztem  Sinne  doppeU 
brechend  werden;  im  oberen  Theile  liegt  die  Bichtung  der 
am  raschesten  fortgepflanzten  Schwingungen  parallel  cd,  die- 
jenige der  am  langsamsten  lurtgepflanzten  parallel  ab;  da- 
gegen bezeichnet  im  unteren  Theile  n/i  die  Richtung  der 
Schwingungen  mit  grösster,  cd  derjenigen  mit  kleinster  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit senkrecht  zur  Platte.  Bringt  man 
nun  einen  solchen  Streifen  zwischen  gekreuzte  Kicols,  so 
wird  das  einfallende  Licht  (das  im  Azimuth  yon  46^  sehwin* 
gen  m(>ge)  in  zwei  Oomponenten  zerlegt,  die  in  der  Platte 
einen  Gun^uint erschied  erlangen,  also  hei  ihrer  Keduction 
auf  die  Schwingungsebene  des  Analysators  sich  nicht  mehr 
gegenseitig  vernichten  können,  wenn  nicht  für  eine  Farbe 
der  Gangunterschied  gerade  zufällig  eine  ganze  Wellenlänge 
beträgt»  in  welchem  Falle  die  eomplementäre  Färbung  er- 
scheinen wQrde.  Dieser  letztere  Fall  kann  übrigens  bei 
dflnnen  Platten  und  bei  der  geringen  Deformation,  welche 
dieselben  durch  den  Druck  der  Hand  erleiden,  kaum  ein- 
treten; das  Gesichtsfeld  zwischen  den  gekreuzten  Nicols  muss 


1)  Wertheim,  Ann.  de  Chira.  et  de  Phys.  (8)  40«  p.  156.  1854. 

2)  Mach,  Optisch- Akustische  Yertncbe.  Piag  1878. 

Au.  iL  Phji.  u.  ChMB.  X.  W,  XXUL  24 


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I 


870  B*  Dessau, 

also  jedenfalls  erhellt  werden,  mit  Aitsnabme  der  neutralen 

Zone,  welche  als  dunkler  Streifen  kenntlich  bleibt. 

Es  befinde  sich  nun  eine  doppelbi  e«  hende  Mot-allschicht 
zwischen  den  gekreuzten  Nicols,  deren  Schwingungsebeoen 
wieder  im  Azimuth  45,  reap.  —  45^  sein  mögen,  sodass  das 
Krenz  der  Doppelbrechung  die  in  Fig.  4  gezeichnete  Lage 
hat  Nun  bringe  man  den  gebogenen  Olasstreifen,  z.  B.  den 
oberen  Theil  desselben,  zwischen  Metallschicht  nnd  Analy- 
sator.   Zuvörderst  ist  klar,  dass  jetzt  die  Mitte  des  Kreuzes 
hell  erscheineü  mubs,  ebenso  die  beiden  Arnif  des^ellieD. 
Denn  in  jedem  derselben  ptianzt  sich  nur  ein  Strahl  fort; 
in  dem  Arme,  welcher  der  Schwingungsebene  F  des  Polari- 
sators  enteprichti  nur  ein  radial  schwingenderi  in  dem  ande* 
ren  nur  ein  tangential  schwingender  Strahl.  Beide  werdflo 
durch  den  Analysator  ausgelöscht,  in  dem  gebogenen  Glas- 
streifen dagegen,  in  welchen  sie  nunuieiir  zunächst  gelangen, 
werden  sie  in  zwei  Strahlen  mit  zu  einander  senkrechten 
Schwingungen  zerlegt,  die  einen  Grang unterschied  erlangen 
und  sich  bei  der  Interferenz  nicht  mehr  völlig  auslöschen 
können,  sodass  auch  eine  der  Schwingnngsrichtung  des  Ana- 
lysators parallele  Componente  übrig  bleibt.  Das  Geaiefats- 
feld  muss  also  an  diesen  Stellen  erhellt  sein.  Betrachtes 
wir  dagegen  emen  Punkt  ausserhalb  des  Kreuzes,  z.  B.  in 
der  Mittellinie  der  in  der  Figur  mit  I  und  III  bezeichneteu 
Felder.  Wir  wollen  filr's  erste  annehmen,  die  Doppelbrechung 
sei  derart,  dass  der  Strahl  mit  radialen  Schwingungen  sidi 
rascher  fortpflanzt  als  derjenige  mit  tangentialen;  der  erstere 
erh&lt  also  eine  Phasenbeschleunigung.  Auf  der  bezeiohiieten 
Mittellinie  fallen  aber  die  Schwingungsrichtungen  im  Metall 
und  im  gebogenen  Glase  zusammen;  nur  ^md  in  der  oberen 
Hälfte  dieses  letzteren  die  Elasticitätsverhältnisse  entgegen- 
gesetzt denjenigen  der  Platte,  woraus  für  den  radial  schwin- 
genden Strahl  eine  Phasenverzögerung  resultirt.    Es  muss 
also  auf  der  Mittellinie  im  feld  I  (und  ebenso  im  Feld  III) 
einen  Punkt  geben,  in  welchem  sidi  Beschleunigang  und 
Verzögerung  gerade  aufheben,  wo  also  die  Strahlen  ohne 
Gangunterschied  interferiren,  und  Dunkelheit  eintritt.  Aebn- 
liches  muss  auf  den  Punkten  ausserhalb  der  Mittellinie  vor 


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ElectrUche  ßUdunif  von  MetaUflachefu  371 


sich  gehen;  nur  fallen  die  8chwingiingsrioht«ngen  in  Glas 
und  Metall  nicht  mehr  zusammen,  und  das  Intensitätsminimum, 
welches  mit  wachsender  Entfernung  vom  Mittelpunkte  des 
Kreuzes  nfther  an  dessen  Arme  heranrückt,  kann  nicht  mehr 
TdUig  bO  sein.  Die  Minimumscnnre  ergibt  sich  sonach, 
wenn  der  radial  schwingende  Strahl  dem  tangentialen  Yorans- 
eilt-,  und  der  Gangunterschied  durch  die  obere  Zone  der  ge- 
bogenen Platte  compensirt  wird,  als  eine  in  den  Feldern  I 
und  III  gelegene  Hyperbel. 

Anders  ist  es  dagegen  in  den  Feldern  II  und  IV.  Der 
Strahl  mit  radialen  Schwingungen  erhalte  wieder  eine  Phasen- 
baschlennignng.  In  der  Mittellinie  flült  seine  Schwingnogs- 
ricbtnog  mit  derjenigen  der  Schwingungen  grösster  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit in  der  oberen  Zone  des  Glasstreifens 
zusammen  j  die  in  Metall  und  Glas  erzeugten  PhasendilTe- 
renzen  haben  also  den  gleichen  Sinn  iind  addiren  sich,  wo- 
durch die  ganzen  Felder  II  und  IV  erhellt  sein  müssen;  oder 
genauer:  es  entsteht  in  denselben  eine  Hyperbel  grösster 
Helligkeit,  welche  indessen  dnrch  die  Unregelm&ssigkeiten 
der  Metallschicht  nnd  des  gebogenen  Glases  nicht  leicht 
wahrzunehmen  ist. 

8ind  aber  die  Elasticitätsverhältnisse  in  der  Platte  die 
entgegengesetzten,  d.  h.  pflanzt  sich  der  Strahl  mit  tangen- 
tialen Schwingungen  rascher  fort,  so  mw^'^  auch  die  ent- 
gegengesetzte Erscheinung  auftreten:  die  Felder  I  und  III 
mflssen  heil,  II  nnd  IV  dagegen  Ton  einer  dunklen  Hyperbel 
dorchsetst  sein«  Ebenso  muss  eine  ümkehrung  stattfinden, 
wenn  man  statt  der  oberen  die  untere  Zone  des  gebogenen 
Glasstreifens  zwischen  Metallschicht  und  Analysator  bringt. 

Eine  senkrecht  zur  Axe  gescliliffone  Kalkspatbplatte  im 
'  oQTergenteu  Lichte  entspricht  nun  ganz  den  Bedingungen 
des  zuerst  erörterten  Falles;  der  ausserordentliche  8trahl| 
dessen  Schwingungen  im  Hauptschnitt,  also  in  radialer  Bich* 
tnng,  geechehen,  besitzt  eine  grossere  Fortpflanzungsgeschwin^ 
ligkeit  als  der  ordentliche,  und  in  der  That  zeigt  eine  solche 
Platte,  wenn  man  die  obere  Zone  des  gebogenen  Glasstreit'ens 
anwendet,  ein  Hypcrbelpaar  mit  horizontaler  reeller  Axe, 
dagegen  in  der  unteren  Zone  ein  solches  mit  verticaier  reeller 

24* 


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372 


B,  Dessau» 


Axe;  beim  Uebergaog  aus  einer  Zone  in  die  andere  findet 

ein  plötzlicher  Wechsel  statt. 

Dif  untersucliten  Mi  tallspiegel  dagegen  holen  im  durch- 
gelieuden  Lichte  sämmtiicb)  soweit  sie  von  Oxydation  irei 
waren,  den  umgekehrten  Fall  dar;  in  diesen  Metall- 
schichten  ist  also  der  radial  schwingende  Strahl 
gegen  den  tangential  schwingenden  yersögert,  ein 
VerhftltnisB,  welches  demjenigen  positirer  DoppelbrechuBg 
hei  Krystallen  mit  Jlingsystera  entspricht.  SelhstverständHcli 
kann  hier  nicht  direct  von  positiver  oder  negativer  Doppel- 
brechung die  liede  sein. 

Die  versuchte  Messung  der  Grösse  des  Gangunterschifi- 
des  beider  Strahlen  mit  dem  Ba bin  et' sehen  Compensator 
erwies  sich  voriftnfig  als  unmdglich. 

Die  R&nder  der  Hyperbel  zeigen  sich  stets  gcfUrbt;  be* 
sonders  schöne  Farhenerscheinungen  wurden  bei  Gold  beob- 
achtet. Bei  genauer  Einstellung  des  Kreuzes  erschieneii 
dessen  sämmtliche  Felder  orangefarben;  in  dem  Hyperbei- 
paar  dagegen  besitzen  die  von  der  reellen  Axe  durchschnit- 
tenen Felder  eine  gelbe  Färbung,  welche  nach  der  Greaie 
hin  ins  Grünliche  übergeht;  die  anderen  Felder  sind  ross- 
färben,  nach  dem  Rande  ins  Bl&nliche  spielend.  Diese  Flr- 
hungen  können  doch  nur  daher  rühren,  dass  der  Betrag  der 
Doppelbrechung  für  verschiedene  Farben  gegenüber  des 
Glases  sehr  verschieden  ist. 

Das  Kreuz  der  Doppelbrechung  tritt,  wie  Hr.  Prot. 
Kundt  in  der  erwähnten  Abhandlung  bereits  constatirt  hak 
auch  im  reflectirten  Lichte  auf,  sowohl  wenn  die  Beflexioa 
an  der  Luftseite,  als  wenn  sie  an  der  Glasseite  gesofaidit; 
bei  der  Untersuchung  mit  dem  gebogenen  Glase  hat  dann 
die  Hyperbel  ua  ersteren  Falle  die  umgekehrte,  im  zweitcL 
die  gleiche  Lage  wie  im  durchgelienden  Lichte.  Das  Factum 
dieser  doppelten  Umkehrung  ist  besonders  herforzuheben. 
wenngleich  es  fürs  erste  dafür  ebenso  sehr  an  einer  Erklä- 
rung fehlt)  wie  für  die  folgende  Erscheinung,  welche  sich  b«i 
der  Beobachtung  der  Doppelbrechung  darbietet. 

Hat  man  das  Kreuz  in  der  normalen  Lage,  sodass  die 
iSchwingungsrichtungen  der  Iticois  genau  senkrecht  zu  einander 


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MieetrUche  Bildung  von  dietaßfläeken. 


373 


«teheo,  hervorgebraclit  und  dreht  nun  dn^^  analysirende  Nicol 
elo  wenig,  so  geht  das  Kreuz  in  ein  Hyperbelpaar  übery 
ganz  wie  mit  dem  gebogenen  Glase.  Gescbiebt  die  Drebang 
im  Sinne  des  Uhrzeigers ,  so  hat  bei  Gold,  Kupfer,  Platin, 

Eisen  und  Nickel  die  reelle  Hyperbelaxe  horizontale  Richtung, 
beim  Silber  dagegen  verticale.  Beim  Silber  erblickt  man 
ferner  um  die  Mitte  des  Kreuzes  ein  auffallendes  enges  Ring- 
sjstem,  welches  in  den  vier  Quadranten  aus  vier  nicht  zu- 
sammengehörigen Kreisbogen  zu  bestehen  scheint,  ähnlich 
den  bei  Quarz  bekannten*  Diese  letztere  Beobachtung  ist 
allerdings  ziemlich  unsicher,  da  bei  der  starken  Absorption  ' 
des  Lichtes  in  den  Silberschichten  leicht  Täuschungen  mög- 
lich sind;  die  Lage  der  Hyperbel  bei  Drehui:g  des  Analy- 
sators da^e^en  ist  leicht  zu  constatiren.  In  dem  Kreuze 
der  Doppelbrechung,  welche  man  durcli  Aufsetzen  einer  er- 
wärmten Drahtspitze  auf  eine  Glasplatte  hervorruft,  treten 
beim  Drehen  des  Analysators  keine  Hyperbeln  auf,  sondern 
du  Kreuz  rerschwindet  einfach,  und  dasselbe  ist  bei  Kalk- 
^Ifa  der  Fall.  Ich  mnss  mich  hier  auf  eine  Eegistrirung 
der  obigen  Thatsachen  beschränken. 

Ein  besonderes  Interesse  bieten  noch  die  Erscheinun- 
gen an 

Oxydschichten. 

Wie  bereits  erwähnt,  bilden  sich  bei  Herstellung  der 
Spiegel,  wenn  ans  dem  Apparat  nicht  sorgfilltig  alle  Luft 
entfernt  wurde,  namentlich  bei  den  leichter  oxydirbaren  Me* 

tallen,  Oxjdschichten.  Hr.  i*roi.  Run  dt  hatte  angegeben, 
dass  diese  Oxydschichten  nicht  du})pt^l brechend  seien;  indessen 
zeigte  sich  später,  dass  dies  doch  der  1^'all  ist.  Am  leich- 
testen beobachtet  man  die  Doppelbrechung  bei  Eisenoxyd, 
wo  sie,  soweit  die  bisherigen  Beobachtungen  ergeben,  ent* 
gegengesetst  ist  derjenigen  des  metallischen  Bisens,  d.  h.  der 
radial  schwingende  Strahl  ist  gegen  den  tangential 
schwingenden  beschleunigt.  Bei  den  in  Luft  herge- 
stellten Goldspiegeln  ist  das  Kreuz  völlig  scharf  auf  den 
reiben  Fleck  in  der  Mitte  bpRchränkt,  und  bei  Anwendnnsf 
des  gebogenen  Glases  haben  die  Hyperbeln  dieselbe  Lage 


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874 


B,  Dessau. 


wie  in  den  reinen  Metallflohichteii.    Anch  die  oxydirten 

Platin  schichten  zeigen  das  Kreuz,  und  aucli  eine  Kupferoxyd- 
Schicht  schien  doppelbrechend  zu  sein  ;  allerumgs  bat 
maa  es  in  diesea  letzteren  Jj'ällezL  wohl  kaum  mit  reinen 
Oxyden,  Ticlmehr  mit  Gemengen  von  Metall  und  Oxyd  n 
tbutti  wodurch  die  Beurtheilung  der  Ereobeinung  erschwert 
wird. 

Die  Ursache  der  beschriebenen  regelmässigen  Doppel- 
brechung erblickt  Hr.  Prof.  Kundt  in  der  besonderen  La- 
gerung der  eiDzelüeii  Theilchen,  welche,  electrisch  gelinden, 
einander  abstossen  und  infolgedessen  eine  Anordnung  er- 
halten, die  auf  allen  Badien  die  gleiche  sein  muss.  Ausser- 
ordentlich bedeutsam  let  nun  die  Thateache,  dass  die  durdi 
den  EnÜadnngsprocess  direct  erzeugte  Schicht,  sei  sie 
Metall  oder  Oxyd,  stets  doppelbrechend  ist,  dass  aber 
jede  chemische  Verändeiung  innerhalb  des  Molecüls, 
welche  ja  auch  die  Lage  der  Molecüle  gegeneinander  beein- 
Üussen  musa,  die  Doppelbrechung  vernichtet;  es  kano 
dies  als  ein  Beweis  für  die  Eichtigkeit  obiger  Auffassung 
gelten.  Erhitzt  man  rein  metallische  Platinspiegel,  welche 
das  Kreuz  zeigen,  so  lange  man  will,  so  tritt  dasselbe  nsch 
dem  Erkalten  stets  wieder  auf;  erhitzt  man  dagegen  einen 
in  Luft  hergestellten,  oxydirten  I'latinspicgel  mit  Nobili*- 
sehen  Ringen,  so  zerfallt  die  Sauerstolivf^rliindung;  die  Ringe 
verschwinden  und  machen  der  reinen  Färbung  des  metalli- 
schen Platins  Platz;  zugleich  ist  aber  auch  die  fr&here 
pelbrechung  Terschwunden  oder  doch  nur  sehr  schwach  tot- 
banden,  wenn  die  ursprüngliche  Schicht  neben  dem  Oxyd 
auch  reines  Metall  enthielt,  dessen  Doppelbrechung  durch 
die  Wärme  nicht  alterirt  wird.    Ferner  zeigt  eine  direct 
durch  Entladungen  bei  Anwesenheit  von  Sauerstoff  gewon- 
nene Eisenoxydschicht,  wie  bereits  erwähnt,  das  Kreuz  der 
Doppelbrechung;  daj^egen  ist  eine  Eisenoxydschicht,  weldie 
durch  Erhitzen  eines  ursprünglich  reinen  und  doppelbreohen* 
den  Eisenspiegels  an  der  Luft  erhalten  wird,  frei  Ton  jeder 
Doppelbrechung.  Diese  Beobachtung  gibt  zugleich  ein  Mittel 
an  die  Hand,  um  erforderlichen  Falles  Eisenspiegel  (auch 
Platinspiegel)  ohne  Doppelbrechung  zu  erzeugen:  man  stellt 


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Electrische  Büduwj  von  Metall/iiicken» 


375 


zunächst  eine  Oxydschicht  dar  und  reducirt  diese  dann  im 
Wasserstoffstrom. 

Für  electrisciie  Abötuhsung  zwischen  den  von  der  Ka- 
thode aasgehenden  Metalltheiichen  spricht  ferner  folgende 
Wahmehmiiog.  Wie  bereits  gesagt,  geräth  bei  geeigneter 
Stromst&rke  die  Kathode  ins  Glflhen;  doch  hflagt  dies  auch 
TOD  dem  Grade  der  Verdflnnung  und  der  LeitnngsflUiigkeit 
des  Vacuums  ab.  Das  GlOhen  beginnt  beim  Eyacuiren  an 
dem  oberen  Theile  der  Electrode,  während  bei  sehr  weit 
getriebener  Verdünnung  vorzugsweise  das  untere  Ende  glüht; 
zwischen  beiden  Extremen  gelingt  es,  einen  Grad  des  Va- 
camns  za  finden,  bei  welchem  das  Glühen  ziemlich  gleich- 
mftssig  über  die  ganze  Electrode  verbreitet  ist;  dann  scheint 
auch  die  Aussendnng  der  Theilchen  allenthalben  gleichmftssig 
sich  zu  vollziehen.  Die  erhaltene  Schicht  ist  conisch  und 
gewöhnlich  in  der  Mitte  am  dicksten;  zuweilen  aber  zeigt 
sich  gerade  in  der  Mitte,  im  Fuss])unkte  der  Electrode,  ein 
kleiner  runder  J?'ieck,  welcher  fast  frei  von  Metall  ist  und 
beinahe  das  nackte  Glas  darbietet.  Die  Bedingungen  der 
Büdmig  dieses  Fleckes  waren  bis  jetzt  nicht  mit  Sicherheit 
za  eroiren,  und  ohne  Zweifel  dürfte  dabei  die  Entfernung 
der  Electrode  von  der  Glasplatte  wesentlich  betheiligt  sein; 
jedenfalls  aber  scheint  es,  dass  das  gleichmässige  Glühen  der 
^aazen  Electrode  sein  Auftreten  am  meisten  })egünstigt.  Eine 
electrische  Abstossung  zwischen  den  einzelnen  Theilchen  würde 
aber  dieselben  radial  nach  aussen  di^ngen  und  sie  verhindern, 
sich  in  der  Mitte  abzulagern,  also  die  geschilderte  Wirkung 
zur  Folge  haben.  Eine  noch  sonderbarere  Erscheinung  ergab 
sich  in  einem  Falle,  als,  um  eine  mehr  gleichmftssig  dicke 
Schicht  statt  der  kegelförmigen  zu  erhalten,  die  Gestalt  der 
Electrode  abgeändert  wurde:  der  Platindraht  ^vurde  zunächst 
wie  gewöhnlich  vertical  abwärts  geführt,  dann  aber  in  hori- 
zontaler Ebene  zu  einem  (nicht  vollkommen  regelmässigen) 
Kreise  gebogen.  Der  Effect  war  ToUstftndig  entgegengesetzt 
dem  beabsicbtigten:  in  der  Mitte  unter  der  Electrode  befand 
sich  ein  scharf  begrenzter  Fleck,  auf  welchem  fast  nichts 
niedergeschlagen  war;  seine  Begrenzung  hatte  allerdings  nicht 
genau  die  Gestalt  des  Drahtes,  dessen  vertical  er  Theil  aber 


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I 


876  B,  Ihuau. 

jedenüskUs  die  ReiDheit  der  ßncheinuig  beeintrftolitigt  hfti«; 
ringsum  war  die  Dicke  der  Platinschicht  fast  bis  zur  Us* 

durchsichtigkeit  gewachsen. 

Die  Ergebnisse  der  vorlicgoiuien  UntersucLuDgeu  lassen 
sich  nun  tblgpiulerraassen  zusammenfassen: 

Durch  geeignete  electrische  EotladuDg  im  stark  gasver- 
dünnten Eaume  zerstäubt  das  die  Kathode  bildende  Metall 
und  lagert  sich  auf  einer  Glasplatte  als  spiegelnde  Schicht 
ab.  War  der  Sauerstoff  nicht  aufs  sorgHUtigste  entfernt,  so 
scheinen  unter  diesen  Bedingungen  alle  Metalle  der  Oiy« 
dation  zu  unterliegen.    Vielleicht  tntt  überhaupt  stets  eine 
Verbindung   mit  den   vorhandenen  Gasresten  (Wasserstoff 
oder  Stickstoif)  ein,  indessen  sind  die  in  Wasserstoff  erhal- 
tenen Spiegel  keinesfalls  wesentlich  verschieden  von  reloen 
Metallen.   Bei  geeigneter  Anordnung  der  Electrode  erhält 
die  Metallschicbt  die  Form  eines  flachen  ConuSp  und  nsa 
bemerkt  in  derselben  im  reflectirten  Lichte  bei  Betrachtsog 
unter  möglichst  schiefem  Einfallswinkel  farbigo  Interferenz- 
ringe, die  das  Vurhandensein  einer  Dispersion  in  den  Me- 
tallen beweisen;  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  lässt  ^ieb 
zugleich  der  Schliiss  ziehen,  dass  diese  Dispersion  bei  Piaüflp 
Eisen,  ^Nickel  und  Silber  normal,  bei  Gold  und  Kupfer  aso< 
mal  sei.  Die  durch  den  Entladungsprocess  direct  eneogte 
Schicht^  sei  sie  Metall  oder  Oxyd,  ist,  wahrscheinlich  infolge 
einer  electrischen  Abstossung  zwischen  den  ausgesendeten 
Theilchen  und  die  dadurch  bedingte  regelmässige  Lagerung, 
stets  doppelbrechend;  bei  den  Metallen  ist  der  tangential- 
schwingende  Strahl  gegen  den  anderen  beschleunigt.  Bei 
den  Metallen  wurde  femer  das  Kreuz  der  Doppelbrechung 
auch  im  reflectirten  Lichte  beobachtet  und  zeigte  hier  bei 
der  Reflexion  an  der  Metallseite  das  umgekehrte,  bei  der 
Reflexion  an  der  Glasseite  das  gleiche  Verhalten,  wie  im 
durchgehenden  Lichte.    Die  Doppelbrechung  verschwindet 
beim  Oxydiren  der  do})peibrecheiiiien  Metalle,  ^owie  bei  der 
Reduction  der  Oxydschichten,  während  Erhitzen  ohne  che- 
mische Veränderung  keinen  Einfluss  ausübt. 

Phys.  Inst  der  Univ.  Strassburg,  Juni  1886. 


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Fortpßanzutig  der  MUctricUäL 


877 


n.  F&ii^iUmmmg  der  MectricUät 

im  Telegraph entlraht;  von  Ed*  Hagenbach, 

den  Verhandl.  «Irr  Xaturfcrsch.  Ges.  in  Basel,  Bd.  8.  p.  165 

mitgethcilt  v  n  dem  Hrn.  Verf.) 

(HltrsH  TAf.  III  1t\9.  6~8.) 


kSeitdera  W  h  o  ;i  t s  t  (j  ü  e  im  Jahre  1834  versucht  hat,  die 
zeitliche  Verspatunj^  im  Ueberspringen  eines  Funkens  an 
weit  auseinander  liegenden  Stellen  eines  Drahtes  zu  bestim- 
men, sind  hauptsächlich  mit  Telegraphenleitungen  naeh  sehr 
Tefschiedanen  Methoden  mannigfache  Venuche  angestellt 
worden Y  welche  den  Zweck  hatten,  die  Zeit  zu  bestimmetti 
am  welche  das  Eintreten  einer  Stromwirknng  durch  die  fiin-* 
Schaltung  verschieden  langer  Drahtleitungen  verzögert  wird. 
D:i  0^  sich  dabei  um  die  Messung  sehr  kleiner  Zeiten  han- 
üeit,  und  da  aurh  das  Hervorbringen  der  Wirkung  im  Ap- 
parate eine  mit  den  Umständen  veränderliche  Zeit  eriordert| 
80  ist  ea^  um  klarsprechende  Resultate  zu  erhalten,  vor  allem 
n^Vthig,  den  Einfluss  der  Wirkungeceit  im  Apparate  dnrch 
die  Anordnung  der  Yersuche  su  eliminiren.  Bei  den  folgen- 
den mit  Terh&ltnissmftssig  einfachen  Mitteln  angestellten 
Beobachtungen  glaube  ich,  dieses  Resultat  in  befriedigender 
Weise  erreicht  zu  haben. 

Zur  Zeitmessung  wurde  der  Li ssajous'sche  Comparator 
benutzt,  welcher  bekanntlich  den  Phasen  unterschied  zweier 
senkrecht  zu  einander  isochron  schwingender  Stimmgabeln  aus 
der  Figur  bestunmen  Iftsst^  welche  die  Combination  der  beiden 
Bewegungen  hervorbringt;  und  wenn  sich  auch  dieser  Ap- 
parat  weniger  sur  genauen  absoluten  Messung  der  ZeitgrOsse 
eignet,  so  ist  er  dafür  ausserurdoDtlicii  eaipliDdiich,  und  es 
wird  auch  die  kleinste  Aenderung  des  Phasenunterschiedes 
sogleich  durch  die  entsprechende  Gestaltsveränderung  der 
Figur  angezeigt.  Der  von  mir  verwandte  Apparat  war  von 
&ud.  König  in  Paris,  die  Ghiheln  gaben  das  e  mit  25Ö  v.  s« 
oder  128  ganien  Schwingungen.  Sie  wurden  vorerst  durch 
Ankleben  von  etwas  Wachs  genau  isochron  abgestimmt  und 
dann  hintereinander  in  den  gleichen  Strom  eingeschaltet, 


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878 


E»  Hoffenbaeh, 


und  zwar  bo,  dass  die  erste  Gabel  als  Selbstimterbreeher 
wirkte,  w&brend  die  zweite  Gabel  mit  ibrem  Electromagnet 

in  den  nnterbrochenen  Strom  eingescbaltet  war,  und  somit 
nach  dem  von  der  ersten  erhaltenen  Commando  die  Schwin- 
gungen Yoiltührto.  Die  mit  ihrer  Langsaxe  horizontal  und 
ihrer  Schwingungsebene  Tertical  gestellte  erste  Gabel  lieferte 
einen  vertical  schwingenden  hellen  Punkt  dadurch,  dass  an 
den  einen  Zanken  ein  mit  einer  feinen  Nadel  dnrcbstoohenes  imd 
von  hinten  beleuchtetes  Stanniolbl&ttchen  angebracht  w. 
Dieser  Punkt  wurde  dnrcb  ein  Mikroskop  beobachtet,  dessen 
Objectiv  durch  die  rertical  gestellte  zweite  Stimmgabel  in 
horizontale  Sch winirunr^on  versetzt  wurde.  Eine  Schicht  vod 
Aiaunlösung  sorgte  daiür,  dass  die  Wärme  der  zur  Beleuch- 
tung des  Punktes  dienenden  Gaslampe  keinen  störendsB 
Einflass  anf  die  Schwingnngsdauer  der  Gabel  ansftbte^  Si 
yersteht  sich  von  selbst^  dass  die  Eleetromagnete  der  Stimm- 
gabeln viele  Windungen  von  verh&Unissmftssig  dQnnem  Dndit 
erhalten  mussten,  damit  beim  Einschalten  langer  Telegraphen« 
drahte  ein  noch  hinlänglich  intensives  Schwingen  eintrat.  Im 
Mikroskop  sah  man  dann  eine  der  bekannten  elliptischen 
Figuren,  welche  in  besonderen  UebergangsiUllen  als  Kreis 
oder  gerade  Linie  sich  darstellen.  Wenn  die  Gabeln  gst 
isodhron  abgestimmt  waren ,  so  blieb  die  Figur  die  lingsto 
Zeit  hindurch  vollkommen  unverändert,  was  durch  Binstellen 
eines  iuidenkreuzes  genau  controlirt  werden  konnte. 

Die  Fig.  5  zeigt  die  weitere  Anordnung  des  Versuches. 

Das  eine  Ende  der  galvanischen  Batterie  P  ist  mit  einer 
Bodenplatte  verbunden,  von  dem  anderen  Ende  geht  der 
Strom  zu  der  Unter brechungsgabel  D^,  von  da  zur  mitschwin- 
genden Gabel  2),  und  dann  zu  der  Bodenplatte  Ty  Es  stehen 
femer  zu  unserer  Verfügung  die  beiden  freien  Enden  einer 
längeren  hin  und  her  gehenden  isolirten  Telegraphenleitung  L 
Durch  eine  weiter  unten  näher  beschriebene  Wippe  kiiiiD 
man  ganz  nach  Willkübr  in  äusserst  kurzer  Zeit  die  Tele- 
graphenlinie entweder  nach  bei  B  einschalten  und  zu- 
gleich bei  A  kurz  schliessen  oder  die  Linie  zwischen  und 

bei  A  einschalten  und  zugleich  bei  B  kurz  schlieeses. 
In  beiden  Fällen  sind  genau  die  gleichen  Apparate  und  die 


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879 


gleichen  Widerstftnde  in  den  Strom  eingetchaltet»  und  nur 
die  Reihenfolge  der  Apparate  ist  eine  andere;  im  ersten 
Falle  geht  der  Strom  direct  ▼on  der  ersten  Stimmgabel  mir 

zweiten  und  dann  durcli  die  Leitung,  wäluend  er  im  zweiten 
Falle  den  Weg  durch  die  ganze  Leitung  zurücklege  n  muss, 
um  von  der  ersten  Gabel  zur  zweiten  zu  gelangen.  Man 
darf  somit  annehmen,  daas  beim  Uebergang  yom  ersten  Falle 
zum  aweiten  die  Wirkongsaeiten  in  beiden  Gabeln  gleich 
Usiben  nnd  deshalb  den  beim  Umschlagen  der  Wippe  ent- 
«idieoden  Phasennntersohied  gans  anf  Reohnnng  der  dnrch 
Einschaltung  der  Telegraphenleitung  bewirkten  Verzögerung 
setzen. 

Diese  Annalime  der  gleichen  Wirkungszeit  beim  Ein- 
schalten vorn  und  hinten  beruht  jedoch  auf  zwei  Voraus- 
seisangen,  fimtens  muss  die  Leitung  gut  isolirt  sein,  sodass 


last  sei  ohne  Binflnaa  Binige  Versnehe  mit  Gal?anometem 
beben  über  diesen  Punkt  mich  vollkommen  bemhigt  Zwei- 
tens rauss  aber  auch  die  von  der  StromunterLrec  hung  ab- 
hängende Einwirkung  des  Mapnets  auf  die  Gabelzinken  in 
beiden  Fällen  als  gleich  betrachtet  werden  können.  In  theo- 
retischer Hinsicht  könnte  man  gegen  die  absolute  Gleichheit 
allsrlei  einwenden,  da  ja  die  Onrre,  nach  welcher  die  Strom- 
Intensität  aaw&chst,  am  £nde  des  Drahtes  anders  ist,  als  am 
Anfang.  Der  Umstand  jedoch,  dass  beim  Uebergang  Ton 
üer  vorderen  zur  hinteren  Stelhing  der  Gabel  durch  Um- 
schlagen der  Wippe  die  Starke  des  Tones  der  Gabel  keine 
merkliche  Abnahme  /ei^^te,  berechtigt  zur  Annahme  einer 
gisiohen  Wirkungsart.  Aber  selbst  für  den  Fall,  dass  hier 
ein  Ueiner  Einflnsa  sich  geltond  machen  sollte,  so  wOrde 
derselbe  nur  die  absoluten  Zahlen,  nicht  aber  die  aus  dem 
Vergleich  Terschiedener  Linien  gezogenen  Resultate  beein« 
trächtigen. 

Sehr  wesentlich  ist  die  Construction  der  Wi]ipc.  wub«  i 
man  nicht  ausser  Acht  lassen  darf,  dass  in  beiden  J^'äilen 
der  Strom  im  gleichen  Sinne  sämmtliche  Theile  durchfliessen 
UQss;  denn  da  die  Gabeln  gewöhnlich  etwas  magnetisch  sind, 
so  würde  die  Umkehrusg  des  Stromes  einen  bedeutenden 


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880 


£infltt8B  auf  den  Phasenunterschied  ausübeo.  Die  Fig.  6 
gibt  in  8cbemati8cher  Darstellung  das  WeeentKohe  diese« 
A})parates.  In  einem  Brett  sind  acht  niit  Quecksilber  ge» 

füllte  !Näpfe;  die,  welche  gleiche  Buchstaben  tragen,  sind 
untereiB antler  leitend  verbunden.  In  die  beiden  mittleren 
Näpfe  c  und  /  tauchen  die  Ständer  der  Dreliunpsaxe  für 
einen  Hebel;  wird  dieser  auf  der  rechten  Beite  hinuntergd- 
drftckt,  so  tritt,  wie  die  ausgezogenen  Linien  angeben,  e  mit 
e  mit  /  und  a  mit  b  in  Verbindung;  w&brend  das  fiin> 
unterdrücken  des  Hebels  auf  der  linken  Seite,  wie  die  {nmb 
tirten  Linien  angeben,  die  Verbindung  von  e  mit  a,  /  mit  h 
und  c  mit  d  herstellt.  Ferner  wird  das  freie  Ende,  das  von 
der  Gabel  kommt,  mit  e  und  die  Erdplatte  mit  /  in 
leitende  Verbindung  gesetzt  und  dann  noch  die  Gabel 
zwischen  b  und  d  und  die  Telegraphenleitung  L  awischen  « 
und  c  bleibend  eingeschaltet 

Infolge  dieser  Disposition  wird  beim  Hinunterdrückss 
auf  der  rechten  Seite,  wie  Fig.  7  zeigt,  die  Telegraphenleitnng 
zwischen  die  zweite  Stimmgabel  und  die  Erdplatte,  beim 
Hinunterdrückeii  ;uif  der  linken  Seite  aber,  wie  Fig.  8  zeigt, 
zwischen  die  beiden  ätimmgaheln  eingeschaltet. 

Die  Versuche  wurden  theils  im  September  1884,  tbeils 
im  Januar  und  Februar  1885  an  verschiedenen  Abenden  je* 
weilen  zwischen  9  und  10  Uhr  auf  dem  TelegraphenbumMi 
in  Basel  angestellt,  und  wurden  dadurch  ermöglicht,  da« 
sowohl  die  eidgenössische  TelegrapheudirectiOD  in  Bern,  als 
die  Beamten  auf  dem  l>ureau  in  Basel  in  höchst  zuvorkom- 
mender und  dankenswerther  Weise  mich  unterstützten.  Es 
waren  mir  swei  isolirte  Leitungen  von  Basel  nach  Lüsen 
zur  YerAlgung  gestellt,  und  es  konnten  dieselben  in  ▼e^ 
schiedenen  Distanzen,  n&mlich  in  Luxem,  in  Ölten,  in  Liestsl, 
in  Sissach  und  in  Fratteln  mit  einander  in  Verbindung  gesetst 
werden.  Dass,  so  lange  als  ich  expenrnentirte,  nur  die  zn 
meinen  Versuchen  gehörigen  Apparate  an  die  Leitung  an- 
geschlossen waren,  ist  selbstverständlich. 

Das  Umschlagen  der  Wippe  brachte  an  der  Lissajous'* 
sehen  Figur  nicht  die  geringste  Aenderung  hervor,  solange 
zwischen  a  und  c  eine  kurze  Leitung  eingeschlossen  wtr; 


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Fortj^nxung  der  Mectricitätt 


881 


nach  EioscbaltuDg  der  Telegraphenleitung  trat  jedook  beim 
Umschlagen  der  Wippe  sogleich  eine  GestaltverlUideruDg  der 
Ellipse  ein,  die  man  bekanntlich  eich  dadurch  Teransohau- 
tiehen  kann,  dase  man  auf  einen  Glascylinder  die  schiefe 
elUptische  Dnrchsehnittsfignr  anfseichnet  und  denselben  nm 
Beine  Axe  dreht.  Die  dem  neuen  rhabenuuter.iciiied  ent- 
sjfiecheoiie  Gestallt  stellte  sich  nicht  sofort  ein,  sondern  es 
drehte  sich  die  Ellipse  zuerst  etwas  über  die  neue  Gleich- 
gewiohtelage  hinaas,  sehwankte  einigemal  mit  regelmässig 
abnehmendem  Ansscblage  hin  und  her  und  nahm  dann  gans 
fest  and  nnTerftnderlich  die  neue  Lage  ein.  Sobald  dann 
die  Wippe  wieder  nmgesdhlagen,  d.  h.  in  die  erste  Lage  zu* 
rückgelegt  wurde,  drehte  sieh  auch  im  Sehfeld  des  Mikro- 
skopes  die  Ellipse  wieder  in  die  erste  Lage  zurück.  Dieses 
ümschhigeü  der  Wippe  wurde  nun  stets  uiters,  zuweilen  bis 
zu  30  mal,  wiederholt,  und  stets  trat  mit  voller  Sicherheit 
und  ganz  genau,  wie  die  Einstellung  auf  das  Fadenkreuz 
des  Ocnlars  ergab,  eine  gleiche  Aenderung  der  Ellipsengestalt 
ein.  Mit  Hülfe  eines  Oeularmikrometers  liesse  sich  diese 
GestaltsTerändemng  genau  messen,  und  man  könnte  dann 
üaicius  den  Phasenunterschied  berechnen;  allein  da  mir  ein 
solches  in  passender  Form  nicht  zu  Gebote  stand,  und  da 
auch  die  mir  beschränkt  zugemessene  Versuchszeit  je  einer 
Stunde  schwerlich  zu  solchen  etwas  umständlichen  Messungen 
ausgereicht  hätte,  so  begnügte  ich  mich  damit,  bei  dem 
Yereiiche  die  den  beiden  Lagen  der  Wippe  entsprechenden 
Gestalten  der  Ellipsen  au&nzeichnen.  Um  daraus  den 
Phasennntersehied  zu  bestimmen,  drehte  ich  einen  Glascylin- 
der  mit  aufgezeichneter  schiefer  Schnittellipse  so  herum,  dass 
nach  dem  Augeiimaass  eine  den  aufgezeichneten  Figuren 
gleiche  Gestalts?eränderung  eintrat;  die  an  einem  getheilten 
Kreise  abgelesene  Drehung  gab  dann  den  Phasenunter- 
schied. 

Zuerst  wurde  mit  der  Drahtschlinge  Basel-Luzem-Basel 
ezperimentirt;  bei  der  Einschaltung  durch  Wippenumschlag 
zeigte  sich  sogleich  eine  bedeutende  Gestaltsveränderung  der 

Ellipse,  die  einer  Drehung  des  Cylinders  von  etwa  81*^  ent- 
sprach.   Wurde  dann  die  Wippe  wieder  in  die  erste  Lage 


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882 


E*  Hagtnbaek* 


zurdckgebrachtr  80  stellte  sich  genau  die  ursprOngliehe  Figar 
wieder  her.  Da  jedoch  die  Wegnahme  der  Phase  dai 
Gleiche  bewirken  mnss,  wie  das  Hinsoi^lgeii  der  Phase  2«i-(^, 
so  entspricht  die  Gestaltsveränderung  beim  Hückschlagen 
der  Wippe  nicht  dem  Kückdrehen  des  Cylinders  um  81^ 
sondern  emem  weiteren  Vorwärtsdrehen  von  360 — 8P.  Bei 
den  späteren  Versuchen  mit  kürzeren  Leitongen,  wo  die 
ganze  Drehung  nur  wenige  Grade  betmg,  machte  sich  die 
Accommodation  der  schwingenden  Gabel  stets  so,  dass  To^ 
wftrte  und  rückw&rts  die  gleiche  kleine  Drehung  durchlaufen 
wurde. 

Auch  ergaben  die  Versuche  mit  den  längeren  und  kiii 
zereu  SchlingeQ|  dass  bei  Anwendung  verschieden  starker 
Ströme  nur  die  Amplitude  rergrössert,  die  Pbasenändernng 
abdr  nicht  betroffen  wurde;  es  erwies  sich  also  die  zu  be* 
stimmende  Zeit  unabhängig  von  der  Stromstärke  oder  der 
absoluten  Grösse  der  Potentialdifferens;  es  entspricht  dss 
ebensowohl  den  Resultaten,  die  Fizeau,  Gaugain  und 
andere  gefunden  habeUi  als  auch  der  später  zu  erwäimendea 
Theorie. 

Im  Folgenden  sind  die  mit  den  Terschiedenen  Schlingen 
angestellten  Yersuche  zusammengestellt  Die  Winkel  bedes- 
ten  die  Drehungen ,  welche  dem  erw&hnten  Glascjlinder  ge- 
geben werden  mussten,  damit  die  auf  ihn  gezeichnete  ellip- 
tische Schnittfigur  die  gleiche  Gestaltsveränderung  hervor- 
brachte, wie  die  im  Gesichtsfeld  gesehene  Ellipse;  die  danebeü 
stehenden  Verzögerungen  sind  unter  der  Annahme  berechnet) 
dass  die  Stimmgabel  in  der  Secunde  128  Schwingongen 
machte. 

Lti^  Drehuug  Yendgenii^ 

gescUoaeen  in;      des  Cyluiden    fai  Seeiinden 

Luzeni    ...         81«  0,00176 


Ölten  . 
Sieaacb 
Idesihal 
Basel . 


24  0,00052 

14  o,oooeo 

10  0,00022 

5  0,00011 


Wir  mttosen  zugeben»  dass  unsere  sitoimtlichen  Venocho  i 
noch  etwas  den  Charakter  provisorischer  YorTersuche  tragen. 


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388 


Da  aich  die  Figuren  scharf  einateUen  und  lange  Zeit  nn- 
?eiiDderUeh  bleiben,  könnten  leicht  Tcrachiedene  Methoden, 

haaptsftchlich  mit  Einstellung  auf  die  Uebergangsform  der 
schiefen  geraden  Linie,  ausfindig  peraacht  werden,  die  eine 
viel  zuveriassigerej  von  dem  stets  unsicheren  Scliätzen  unab- 
hängige Meesung  des  Phasenunterschiedes  ergeben;  dazu 
massten  aber  die  Leitungen  auf  längere  Zeit  für  Versnehe 
im  Laboratorinm  zor  VerfGlgiing  stehen.  Daa  kann  natOr- 
lieh  eine  Telegraphen?erwaltang  nicht  gestatten  für  Drikhte, 
die  sum  regelmässigen  Dienst  rerwendet  werden. 

Beim  Durchselien  der  Literatur  habe  ich  nachträglich 
ETefunden,  dass  schon  im  Jahre  187G  J.  Lovering^)  für  die 
Bestimmung  der  Geschwindigkeit  der  Electricität  eine  in 
der  Hauptsache  meinem  Stimmgabelapparat  ähnliche  Vor- 
ricbtnng  beachheben  hat;  über  das  Reanltat  der  Versuche^ 
die  er  in  Anasicht  stellt,  habe  ich  nirgends  etwas  finden 
können.  Anch  hat  A.  v.  Ettingshansen  *)  bei  seinen  Ver- 
sncben  über  die  Verzögerung  im  Verlaufen  der  Inductions- 
-tröme  im  Jahre  187G  den  Stimmgabeiapparat  zur  Bestim- 
mung der  Zeit  angewandt. 

Um  die  durch  den  Versach  erhaltenen  Zahlen  nach 
ihrsr  Bedeutung  beurtheilen  zn  können,  müssen  wir  auf  die 
Theorie  der  ESlectricit&tsleitnng  im  Drahte  etwas  n&her  ein- 
treten. 

Bekanntlich  hat  zu  Anfang  unseres  Jahrhunderts  Fou- 
rier die  zur  Wärmeleitung  gehörigen  Begriffe  genau  definirt 
uud  die  Grundlage  zur  mathematischen  Behandlung  dieses 
Vorganges  gelegt;  die  Uebertragung  dieser  Vorstellungen 
TOB  der  Wftrme  auf  die  £lectricität  ist  das  Verdienst  Ton 
G.  8.  Ohm.  Insofern  die  dabei  gemachten  Yoranssetsungen 
nicht  nur  für  Wftrme  und  Electricit&t»  sondern  auch  für  die 
Leitung  von  Flüssigkeiten  und  die  DifVusionserscheinungen 
gelten,  können  wir  von  einem  allcjemcinen  Problem  der  Lei- 
tung reden,  das  nach  mannichlachen  Gesichtspunkten  von 
den  verschiedensten  Forschern  behandelt  worden  ist;  immer- 


1)  Jos.  LoTering,  SiD.  Joimi.  (S)  11.  p.  911.  ISTS. 

2)  Ä.  T.  EttingfiUauscn,  Pogg.  Ann.  150.  p.  51.  1S76. 


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864  E,  Hoffenbaeh, 

hin  80,  daas  man  auf  die  Ton  Fourier  gelegten  Ornndkgen 
weiter  baute.  Da  es  für  die  riohtige  Auffaesiing  der  Brscbei- 

nung  sehr  wichtig  ist,  genau  zu  übersehen,  welches  die  Vor» 
aussetzungen  sind,  unter  denen  man  durch  theoretische  Ent- 
Wickelung  zu  den  Hesultaten  gelangt,  so  mag  im  Folgenden 
das  zur  Beurtheilung  des  Yon  uns  untersachten  Vorganges 
Ndthige  in  möglichst  einfacher  Form  und  direot  ohne  grosse 
Rechnungen  entwickelt  werden;  sngleich  dtiren  mr,  olwe 
Anspruch  auf  Vollat&ndigkeit  zu  machen,  die  hauptsftchlicb* 
sten  mathematischen  Arbeiten,  die  hier  in  Betracht  kommen.*^ 

Wir  betrachten  die  Electricitätsleitung  in  einem  homo* 
genen  Drahte  und  wählen  folgende  Bezeichnungen: 

Länge  des  Drahtes  / 

Gesammtleitungswiderstand  .  .  .  r 

Einheitawiderstand  9 

Geaammtcapacitftt  e 

Einbeitscapacit&t  /  ^  cji 

Abstand  vom  Anfang  des  Drahtes  x 

Zeit  t 

Potential  irgend  einer  Stelle     .    .  r 
V  ist  nun  eine  Function  der  Veränderlichen  x  und  i  und  der 
Gonstanten  und  zur  Bestimmung  dieser  Funetim 

dient  in  erster  Linie  die  partielle  Differentialgleichung: 

diü»ü  ergibt  sich  unmittelbar  aus  dem  electrostatischen  Grund- 
sätze der  Proportionahtät  von  Eiectricitätsmenge  und  Poten- 
tial, dem  electrodynamischen  Grundsätze  der  FroportioaaliUt 

1)  Fourier,  Thf^orie  analytique  de  la  chaleur.  Paris  1822.  —  Pois- 
8üii,  Jonni.  de  l"Ec"le  iiulytechn.  12.  p.  1.  1823.  —  G.  S.  Olim,  '^if 
galvanische  Kette.  1»27.  —  William  Thomsoii,  Mathem.  aiitl  PliTs. 
Papers.  1.  p.  39;  2.  p.  41.  61.  131.  —  Kirchhoff,  Gosammelte  Abb 
\K  131.  154.  182.  (Pogg.  Auu.  100.  p.  193.  1857;  102.  p.  529.  iSoT: 
Berl.  Monateber.  Oct.  1877).  —  Riemann,  Partielle  Different iiil^ei- 
chuijgeii,  herauijg.  von  Hatteudorff.  1.  Aufl..  1869.  3.  Aull,  is^l  — 
Bertrand,  Compt  rend.  S6»  p.  916.  1878.  —  Mascart,  Compt.  read. 
80.  p.  965.  1876.  —  A.  Cornu,  Compt  rend.  80«  p.  1120.  1878.  - 
G.  Wiedemann^  Die  Lehre  der  Eleetr.  1«  p.  897.  — >  Vmachj,  B^hiim 
des  comnramcfttioiis  de  la  GoM/i  Iraiifaiae  de  phjsiqae  du  4  Jaoi  1866. 


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Fortpßaenxmg  der  EUctricüiU,  &85 

von  8troai8tärke  und  PoteatialdiÜerenz  und  der  Voraus« 
setsung,  daB8  bei  der  Leitung  keine  Eiectricit&t  Terloren 
gehe. 

Zu  der  obigen  Differentialgleichung  kommen  dann  noch 
die  dnrch  die  Umstilnde  gegebenen  G-renzbedingungen,  d.  b. 

die  Vortheilung  des  Potentials  zur  Aniangazeit,  wo  ^=0,  auf 
dem  ganzen  Drahte  und  die  Aenderungen  des  Potentials 
mit  der  Zeit  am  Anfang  und  am  Ende  des  Drahtes ,  wo 
r  B8  0  und  X  —  L 

Die  Differentialgleichung  bestimmt  in  Yerlnndung  mit 
den  Grenzbedingangen  ToHkommen  unsere  Au%abe;  ohne 
Tor  der  Hand  auf  einzelne  Fftlle  einzutreten,  beguUgea  mt 
uns  im  Folgenden  damit,  daraus  ein  auf  unsere  Fälle  an- 
wendbares allgemeines  Resultat  al) zuleiten. 

Wir  führen  in  die  ohige  Grleicimng  eine  andere  Verän- 
derliche ein.  indem  wir  setzen:  — _ 

und  erbeten  somit:  ;      :  :  .  ■ 

Wir  bezeichnen  ferner  mit  die  Zeit,  nach  welcher  die 
ursprünglich  gegebene  relative  Vortheilung  des  Potentials 
im  Drahte  entsprechend  der  in  Verbindung  mit  den  Grrenz- 
bedingungen  den  ganzen  Verlauf  bestimmenden  Differential* 
gleichung  in  eine  bestimmte  andere  relative  Vertheilung 
umgewandelt  wird,  oder,  anders  ausgedrückt,  die  Zeit,  welche 
nöthig  ist,  um  den  gegebenen  anf&nglichen  Ladungsznstand, 
ü.  h.  die  Anlangsladung,  umzuwandeln  iu  eine  n  ;inderen  be- 
stimmten Ladungszustand,  den  wir  als  Endladung  bezeichnen 
wollen;  wir  nennen  deshalb  diese  Zeit  die  „Ladungs- 
zeit**. Falls  die  beiden  um  die  Zeit  auseinander  liegen- 
den Ladnngszustände  dadurch  charakterisirt  sind,  dass  der 
erste  eine  bestimmte  Ilrscheinung  am  Anfang  und  der  zweite 
eine  (gleiche  Erscheinung  am  Ende  des  Drahtes  bewirkt,  so 
können  wir  auch  sagen,  es  bedeute  die  Zeit  der  Fort- 
pflanzung der  erwähnten  Erscheinung  vom  Anlang  zum  Ende 
des  Dralites,  d.  h.  für  die  Strecke  L   Diese  Grösse  ist 

▲mu.  d.  i'tkjs.  u.  Ctiem.  N.  F.  XXiX.  2«^ 


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386 


Halenbach, 


offenb'ar  eine  Constante  in  Bezug  auf  die  Vüiänderlichen 
der  Gleichung,  aber  abhängig  von  den  Constanten  des  Drahtes 
{79  9 1  0  ^^^^        gegebenen  Grenzbedingungen. 

Wir  füliren  nun  auch  £Ür  t  eine  andere  Veränderliche 
ein  und  seiseii: 

(4)  T  =  ^ 

und  erhalten  somit: 

Aus  dieser  Gleichung  folgt,  dass  wenn  bei  yersohiede- 
nen  Drähten  die  Grösse  ^fgjti  constant  bleibt»  wenn  femer 
die  Vertheiliing  des  PotentLals  znr  Anfangszeit  relativ  gleich» 
d.  h.  wenn  fOix  t*mo  überall  0  die  gleiche  Fnnction  von  | 
ist,  und  wenn  ausserdem  die  Aenderungen  am  Anfang  und 
Ende  des  Drahtes  relativ  gleich  sind,  d.  Ii.  die  gleichen 
Functionen  von  r.  dann  alle  den  Verlauf  bedingenden  Glei- 
chungen Yoiikommen  identisch  sind.  Der  relative  Verlauf 
der  Erscheinung  ist  somit  in  solchen  Drähten  vollkommen 
gleich,  und  es  wird  bei  allen ,  wenn  ra  1  oder  ts^i^,  die 
gleiche  relative  Anfangsladting  in  die  gleiche  relative  Snd- 
ladong  tkbergefdhrt  sein.  Die  der  verschiedenen  Drlbte 
repräsentiren  somit  die  Zeiten,  welche  gleichen  Ladungs- 
änderungen  entsprechen,  und  sie  sind  also,  da  l^oy't,  für 
alle  Drähte  gleich  bleiben  muss,  an  die  Bedingung  geknüpit: 

(6)  ^  =  A, 

wo  A  eine  constante  Zahl  ist,  die  von  der  An&ngdadiing, 
von  der  zu  erreichenden  ESndladnng  und  den  Aenderungen 

des  Potentials  am  Anfang  und  Ende  des  Drahtes,  nicht  aber 
von  den  Constanten  des  Drahtes  al)bängt;  ebenso  ist  ^  und 
somit  auch  unabhängig  von  dem  absoluten  Werthe  der 
Potentialgrösse,  denn  wenn  wir  v  mit  einer  constanten  Grösse 
multipliciren,  fö.Ut  dieselbe  ans  der  Rechnung  fort 
Aus  (6)  folgt: 

(7)  t,  =  ^A^rQ^L.r'Y9\ 

die  constante  Zahl  L  nennen  wir  den  „Ladn&gscoSffi- 

cienten^^ 


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Fartfifianzung  der  Electricität 


887 


Wir  haben  .somit  folgendes  Resultat: 

Die  Ladungszeit  ist  von  der  absoluten  (rrüsse 
des  Potentials  unabhängig  und  für  verschiedene 
Drähte  mit  gleichen  relativen  GrenzbediDgungen 
proportional  dem  Quadrate  der  Drahtl&nge»  der  fiio- 
heitscapaoität  und  dem  BinheitswiderstaDde. 

Wir  nennen  dies  das  »»Ladiings gesetzt. 

Genau  zu  dem  gleichen  Resultate  kann  man  auch  auf 
dem  Wege  der  Hechnung  gelangen,  indem  man  sich  des 
allgemeinen  der  Differentialgleichung  und  den  Grenzbedin- 
gongen  genügenden  Integrals  bedient,  das  schon  ?on  Fou* 
rier  und  Ohm  und  voUetändiger  von  Riemann  gegeben 
wurde. 

Da  bei  einem  gleichförmigen  Leitungsdrahte  c^y^  ^i^d 
r^agl^  80  können  wir  aach  schreiben: 

(8)  =:  L,cr. 

Dieses  Resultat  fnljort  nach  seinem  Hauptinhalt  schon 
aus  der  einfachen  Betrachtung,  dass  die  zur  Ladung  nöthige 
Zeit  ebensowohl  mit  der  Zunahme  der  zu  fordernden  £lec« 
trieitätunenge^  als  mit  der  Vermehrung  des  dem  Fliessen 
sich  entgegenstellenden  Widerstandes  wachsen  muss;  und  es 
Itest  sich  dasselbe  in  populärer  Weise  an  dem  Beispiele  des 
pneumatischen  GiockLiizuges  erläutern,  wo  offenbar  bei  dop- 
pelter Lange  erst  nach  vierfacher  Zeit  das  Läuten  auf  das 
Drücken  folgt,  da  es  nöthig  ist,  doppelt  so  viel  Luft  hinein- 
zudrücken  und  ausserdem  diese  Luft  doppelt  so  weit  zu 
treiben. 

Es  fragt  sich  nun,  inwiefern  wir  berechtigt  sind,  das 
theoretisch  abgeleitete  Ladungsgesetz  auf  unsere  und  andere 

ähnliche  Versuche  anzuwenden.  Die  gleichen  relativen  Ver- 
tiieilungen  des  Potentials  zu  Anfang  und  Ende  der  Ladungs- 
zeit dürfen  wir  wohl  vorausset/*  n,  und  sie  gelten  jedenfalls 
ToUkommen,  wenn  ein  stationärer  iStrom  unterbrochen  orler 
ein  Strom  geschlossen,  d.  h.  ein  nicht  electrischer  Draht 
mit  einer  ElectrieitätsqueUe  in  Verbindung  gesetzt  wird; 
auch  dftrfen  wir  ferner  Toraussetzen,  dass  die  Stimmgabeln 
in  ihrer  Accommodation  an  die  Unterbrechungen  bei  den 
verschiedenen  Versuchen  genau  die  gleiche  Stellung  ^egcn- 

25» 


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388 


E.  Hagenbach, 


über  den  Ladungen  des  Drahtes  annehmen.  Bs  ist  nun  aber 

noch  wciLur  zu  uülcrsuchen,  ob  die  für  den  Anfang  und  das 
Ende  des  Drahtes  erforderlichen  Bedingungen  eintreflen. 
8ie  gelten  mathematisch  streng,  wenn  ätromschluss  und 
Stromunterbrechung  momentan  eintreten;  wenn  jedoch  dies 
auch  nicht  in  absoluter  Weise  stattfindet»  so  darf  man  doch 
annehmen,  dass  in  der  Hauptsache  der  Charakter  der  momea- 
tanen  Schliessung  und  Unterbrechung  sich  geltend  madit, 
utiii  daäs  man  somit  die  Gültigkeit  des  für  die  Ladungszeit 
gefundenen  Gesetzes  erwarten  darf. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  wollen  wir  vorerst  unsere 
und  dann  andere  ähnliche  Versuche  ins  Auge  fassen. 

Bei  den  von  uns  angestellten  Beobachtungen  war  leider 
die  Bedingung  eines  tüi  die  ganze  Strecke  gleichförmigen 
Drahtes  nicht  erfüllt,  insofern  Telegraphendrfthte  von  3,  4 
uiid  5  mm  Durchmesser  angewandt  waren  und  auf  zwei  kurzen 
Strecken,  nämlich  innerhalb  der  Stadt  Basel  und  im  Tunnel 
bei  Luzern,  Kabel  eingeschaltet  wan  n.  Wir  müssen  also 
sehen,  wie  wir  eine  aus  ferschiedenen  Drähten  zuaammea- 
gesetzte  Leitung  auf  eine  gleichartige  durch  Bechnung  reda« 
ciren  kdnnen.  Aus  Gleichong  (3)  folgt,  dass  zwei  Leitonges, 
ftlr  welche  Po       hi  Yi^  Qi       Gonstanten  sind,  bei 

gleicher  relativer  Vertheilung  des  Potentials  am  Anfang  der 
Zeit  und  gleiclier  Aendeiung  am  Anfang  und  Ende  tie: 
Drahtes  mit  der  Zeit  sich  absolut  identisch  verhalten,  wenn: 


wir  können  deshalb  die  Länge  1^  eines  I^ormaldrahtes  von 
der  Kinheitscapacität  und  dem  Ei  nheits widerstand  Qp 
welcher  in  Bezug  auf  die  Mectricitätsfortpflanzung  geoaa 
das  gleiche  leistet,  wie  der  gegebene  Draht  mit  den  Oon- 
stauten  1^^     und  Qi,  bestinunen  nach  der  Formel: 


wir  nennen  ^  die  auf  den  Normaldraht  reducirte  Länge  und 
VyiQiIYoQ^  den  Beductionsfactor  und  nehmen  ibr  unsere 
Versuche  einen  Telegraphendraht  von  4  mm  Durchmesser 
als  Normaldraht. 


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Fortffflanxung  der  EkctrkitaL 


889 


Die  genaue  Angabe  der  L&nge  der  yerschiedencn  Drähte 
und  Kabel  erhielt  ich  Ton  Hm.  Directoracyanot  T.  Kothen 
am  eidgendssischeii  Telegraphenamt  in  Bern,  nod  ich  bin 
demselben  ftir  sein  ftosserst  freundliches  Entgegenkommen 

za  bestem  Dank  verpflichtet.  Die  Einheitscapacitäten  der 
Drähte  habe  ich  nach  der  bekannten  Formel  unter  der  Vor- 
aussetzung einer  Bodendistanz  von  4  m  berechnet  und  das  so 
gefundene  Resultat  um  die  Hälfte  vermehrt^  um  dadurch 
den  Einflass  der  Nachbardrähte,  der  Stangen,  der  Luftfeuch- 
tigkeit u.  a.  m.  auf  die  Vermehrung  der  Capacit&t  zu 
berfickstchtigen ;  die  Einheitswiderst&nde  der  Dr&hte  entnahm 
ich  den  Tabellen  im  Bache  tou  Jenkin^);  für  Capadt&t 
und  Widerstand  des  Kabels  in  Biis(  1  erhielt  ich  die  Zahlen 
Yon  Hrn.  Rothe n,  und  für  das  becbsuuil  kürzere  Kabel  im 
Taunei  bei  Luzern  habe  ich  die  gleichen  Zahlen  für  die 
Lftogeneinheit  angenommen. 
So  erhielt  ich: 

CapacitSt        Wi'lorstand  Keductionsfactor 
,  per  Kilometer    jM>r  Kiionu-ter    auf  den  Draht 

in  Mikrofarad        lu  Ohm  von  4  mm 


3  mm  Draht      0,0097               16,7  1^1 

4  mm  Draht      0,010                  9,4  1 

5  mm  Draht  0,0103  6,0  0,S1 
Kabel              0,198                 9,7  19,92 

FOr  die  mit  diesen  Eeductionsfactoren  ermittelten  redu- 

drten  Längen  muss  nun  nach  dem  Ladungsgesetz  tjl^  con- 
stant  sein.    Die  Kechuuug  ergab: 

Linie  geachloflsen  in:  ^  KaomeSn  ^^^V 

Lmem                         884,8  817 

Ölten                           167,5  210 

SÜMCh                          115,8  896 

Uflital                            97,6  887 

Pntteln                         85,6  148*) 


1)  Jenkin,  Eleetricitst  und  Magnetisnrat,  flbenetit  von  Fr.  Ezner. 
Brunsehweig  1880.  p.  858. 

2)  Bei  einer  yoilttofigen  UitiheOnng  an  die  Venanunlong  schweiie- 
nacher  Naturforscher  in  Lasern  Im  Jahre  1884  (Arofa.  de  Oenive.  12* 


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890 


E,  Halenbach, 


Die  Zahlen  der  letzten  Columne  sind  hinlänglich  con- 
stant, wenn  wir  die  noch  etwas  unvollkommene  Methode  bei 
Messung  des  Phasenunterschiedes  und  die  in  mancher  Hin- 
sicht entsprechend  den  UmsUUiden  nicht  genau  bestinuatea 
Daten  über  L&nge,  Widerstand  nnd  Oapacit&t  der  DriQite 
in  Betracht  ziehen.  Fttr  Prattehi  ist  wahrscheinlich  die 
Schätzung  der  noch  unbedeutenden  Drehung  etwas  zu  klein 
ausgefallen;  doch  sei  bemerkt,  dass  auch  für  diese  Teriialc- 
nissro'assif?  klt  iiie  Distanz  beim  häufig  wiederholten  Um- 
schlagen der  Wippe  die  Drehung  sich  stets  sicher  in  gleicher 
Grösse  einstellte.  Es  können  somit  die  von  mir  gefundenen 
Zahlen  als  ein  nener  Beleg  für  die  Abhängigkeit  der  La» 
dungszeit  vom  Quadrate  der  Länge  gelten.  Ich  sage  fjm 
neuer  Beweis'S  da  schon  seit  längerer  Zmt  Tersehiedene  For« 
scher  nach  anderen  Mcthoden  zu  dem  gleichen  Resuluie 
gelangt  sind,  wie  die  folgende  Zusammenstellunef  zeifren  mag. 

Die  schon  im  Jahre  185Ü  von  Werner  Öieniens  und 
im  Jahre  1854  von  Faraday  und  L.  Clarke  aufgefundene 
nnd  durch  Versuche  näher  studirte  Verzögerung  der  Fort- 
pflanzung in  Kabeln  durch  Flaschenladung  gab  Veranlassong 
zu  vielen  weiteren  theils  experimentellen,  theils  theoretischen 
Untersuchungen,  insbesondere  von  W  i Iii  am  Thomson^),  der 
bei  verschiedenen  Gelegenheiten  auf  das  Quadratgesetz  auf- 
merksam machte,  dessen  Wichtigkeit  für  die  Herstellung  trans- 
atlantischer Kabel  betonte  und  auch  gegenüber  den  Unter- 
suchungen von  White house^)  an  der  Richtigkeit  desselben 

p.  4T6.  I8S4)  hatte  ich  einige  Zahlen  miigettieUt,  dk  bei  genanerer  qA- 
terer  Untenuchung  abgettndert  werden  mnaeten;  die  nrsprfingficfae  Ve^ 
mtttbiing,  dsflfl  die  Strecke  der  Zeit  proportional  aei,  erwies  nch  dabei 
als  umiGhtig;  in  einer  Notiz  (Beibl.  9«  p.  164.  1885)  habe  ich  auf  dieses 
Yersehen  aufmerksam  gemacht  und  bemerkt,  dass  das  Quadratgesetz 
richtig  sei.  Diesem  Geiz  entsprachen  auch  die  an  die  Naturforsebervcr- 
Sammlung  in  Locle  (Arch,  de  Gendve,  Sept.  1885)  gegebcTien  Zahlen,  "■V 
wohl  bei  denselben  die  Distanz<^n  rmch  nicht  reducirt  und  auch  die  Z&it^ 
nur  ganz  vorläufig  abgeschätzt  waren. 

2)  W.  Thomson,  Math,  and  Phys.  Papers.  2.  p.  92, 

3)  Whitehouse,  Beport  of  Brit.  Assoc.  1^55.  2,  p.  23.  1856;  1656. 
2.  p.  21.  1857.  —  £dinb.Jouru.  (8)  4,  p.  882.  —  Athenäum  1656.  p.iOdS. 
1219.  1247.  1838.  1871. 


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Fortj^fianzvng  der  ElectricUät, 


391 


testhielt,  sobald  man  nur  die  Xebenumstände  in  passender 
Weise  berücksichtige.  Später,  im  Jahre  1860,  hat  Guille* 
min  ^)  durch  eine  sehr  sorgfältige  Arbeit  das  Quadratgesetz 
fOr  obenrdis^he  Telegrapbenleitimgen  nachgewiesen,  und  das 
Gleiche  zeigte  G'angain^  für  einen  Terhältnissmissig  schlech- 
ten Leiter,  nämlich  einen  BaomvoUenfaden;  fftr  unterseeische 
Kabel  hat  femer  Yarley^)  die  Richtigkeit  des  Quadratge« 
setzes  gezeigt  uud  fiir  unterudische  Kübel  Frölich*)» 
während  Albrecht^)  in  diesem  Eall  die  „Stromzeit**  durch 
eine  Formel  darzustellen  sucht,  welche  ein  der  ersten  und  ein 
der  zweiten  Potenz  der  Distanz  proportionales  G^lied  enthält; 
es  ist,  wie  auch  O.  Frölich  gezeigt  hat^  zu  vermuthen,  dass 
die  hier  gemessene  Stromzeit  auch  Ton  der  Differenz  der 
Yendgemng  der  Beiais  beeinflusst  war.  Im  Widerspruch 
mit  dem  Quadratgesetz  fand  Werner  Siemens^  bei  zwei 
Versuchen,  wo  die  in  Bezug  auf  die  Fortpflanzung  beobach- 
tete Erscheinung  durch  das  Leberspringen  von  Funken  ge- 
geben war,  Proportionalität  zwischen  Zeit  und  Distanz.  Es 
ist  sehr  yerdankeuswerth  und  für  die  Wissenschaft  wichtig, 
dass  hier  mit  einem  ebenso  sinnreichen  als  sorgfältig  ausge- 
filhrten  Apparate  zum  erstenmal  wieder  seit  Wbeatstone 
Versuche  mit  hohen  PotenttaldüFerenzen  angestellt  wurden; 
aber  um  dafür  ein  ganz  anderes  und  mit  der  Theorie  nicht 
stimmendes  Gesetz  anzunehmen,  müsste  eine  grössere  Beibe 
Ton  Beobachtungen  mit  verschiedenen  Längen  die  Propur- 
tionalität  bestätigen  und  zugleich  nachweisen,  dass  nicht  ei- 
nige mit  dieser  Beobachtungsmethode  zusammenhängende 
Einflüsse,  wie  die  bei  hoher  Spannung  starke  äussere  Ab- 
leitung, eine  kleine  Aenderung  in  der  Spitzendistanz  oder 
irgend  ein  anderer  bei  dem  immerhin  etwas  complicirten  Vor- 


1)  Guillemin,  Ann.  de  cbim.  et  de  phjs.  iß)  t>ü.  p.  385.  1860. 

2)  Gaugain,  Ann.  de  cbim.  et  de  phys.  (3)  60*  p.  326.  1860. 
8)  Varley,  PhU.  Mag.  (4)  25,  p.  548.  1883. 

4)  Fr&lich,  Artron.  Nachr.  94.  p.  188.  1879;  95.  p.  17.  1879. 

5)  Albreeht,  Astron.  Nachr.  9U  p.  889.  1878;  98«  p.  857.  1878; 
M.  p.  189.  1879. 

6)  W.  Siemena,  Pogg.  Ana.  157.  p.  809.  1878.  Ges.  Abh.  p.  865. 


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392 


E.  HiBtffenbaek 


gang  des  FunkeiurpringenB  sich  geltend  maofaender  Umstand, 
in  störender  Weise  das  Resultat  beeinflussten. 

Man  hat  luiulig  mit  der  aus  Versuchen  abgeleiteten 
Fortpfhinzungszeit  in  die  bezüglichen  Strecken  dividirt,  und 
die  so  berechnete  ^^Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der 
Electricität^'  ist  llusserst  verschieden  ausgefallen.  Es  darf 
uns  das  nicht  wundem.  Wenn  n&mlich  die  hier  in  fiech> 
,  nung  gebrachte  Zeit  die  dem  Quadrate  der  Drahtlftnge  pro- 
portionale  Ladungszeit  ist,  so  muss  bei  sonst  gleichen  w- 
schieden  langen  Leitungsdrähten  die  so  berechnete  Geschwin- 
digkeit der  Länge  umgekehrt  proportional  sein,  und  somit 
jede  andere  Länge  ein  anderes  Resultat  für  die  Geschwindig- 
keit geben. 

Wenn  das  Ladungsgesetz  gilt,  so  muss  eben  nicht  anf 
die  Grösse  //fp  sondern  die  Grösse  Z*/!^  oder  deren  recipro* 
ken  Werth  tjl*  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  werden.  Diese 
Grösse  muss  bei  gleichartigen  Drähten  constant  bleiben,  bei 

verschiedenartigen  Drähten  aber  dem  Producte  der  Einheits- 
capacität  mit  dem  Einlieitswiderstande  proportional  sein: 
dies  aber  nur  insofern,  als  genau  der  gleiche  Apparat  zur 
Bestimmung  der  Ladungszeit  verwendet  wird.  Denn  bedeutet 
ja  die  Zeit,  nach  welcher  die  anfängliche  relative  PotentiaiTe^ 
theilung  in  eine  bestimmte  andere  Vertheilung  umgewandelt 
wird;  Anfangsladung  und  Endladung  sind  aber  durch  das  Ein- 
treten der  beobachteten ErscheiüUDg  an  den  betreffenden  Stellen 
charakterisii  t;  und  dass  hier  in  Betreff  der  Zeit  die  Art  der  Er- 
scheinung sich  geltend  macht)  ist  leicht  ersichtlich;  für  den  Fall, 
dass  am  Anfang  des  Drahtes  durch  Stromschluss  das  Potential 
momentan  gehoben  wird,  hat  William  Thomson  theore- 
tisch die  Curve  berechnet,  nach  welcher  in  gegebener  Distanz 
das  Potential  anwfi^hst,  und  verschiedenartige  Versuche,  ins- 
besondere die  von  Guiilcmin  und  P>ölich,  haben  die 
Richtigkeit  der  Theorie  bestätigt  und  die  damit  zusammen- 
hängende Abhängigkeit  der  Ladungszeit  von  der  auszufüh- 
renden Leistung  dargethan.  Die  für  verschiedene  Versuche 
berechnete  Grösse  Pjt^  wird  deshalb  nicht  nur  vom  Prodacte 
der  Einheitscapacit&t  mit  dem  Einheitswiderstand,  sondern 
auch  von  der  Art  des  Versuches  abhängen,  und  es  wird  nicht 


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Fcrtuflamung  der  JSketridtUt 


393 


sehr  leicht  aeio,  für  alle  gegebenen  Fälle  diesen  Einfloss  zu 
bestimmen,  üm  nun  die  venchiedenen  Besultate  zu  yer- 
gleicheui  vftre  es  allerwenigstena  passend,  alle  auf  das  gleiche 
Product  von  Einbeitocapacit&t  und  Einheitswiderstand  zu  re- 
dnehren;  da  jedoch  in  den  wenigsten  F&llen  diese  Grössen 
liinlänglich  genau  bekannt  sind,  so  wollen  wir  uns  mit  der 
Berechnung  der  Werthe  \0^^.t/l^  begnügen,  und  dann  sehen, 
wie  die  Abweichungen  dieser  (4rössen  aus  den  Widerstands- 
nod  Capacitätäverliältnissen  einerseits  und  der  Art  der  V  er- 
suche andererseits  sich  rechtfertigen  lassen.  Die  folgende 
Tabelle  gibt  ohne  Anspruch  auf  YoUstftndigkeit  eine  solche 
Zusammenstellung;  es  handelt  sich  ja  Tor  der  Hand  nur 
dämm,  zu  zeigen,  wie  die  nach  den  yerschiedenen  Methoden 
angestellten  Versuche  zu  Terhältnissmässig  übereinstimmen- 
den Resultaten  führen,  wenn  sie  vom  Standpunkte  des  La- 
duDgsgesetzes  betrachtet  werden. 


»  u  u*  Länge  l           Zelt  t  .^.^  t 

L  Versuche  mit  oberirdisoben  Drfthten. 

1.  Wheat3tone    ....          0,805  0,00000087  13400 

2.  Fizeau  und  Gounelle  .       314  0,003  0b5  313 
Walker                              Ö85  0,020  43  876 

4.  Mitchel                              977  0,021  28  223 

5.  Gould  und  Walker    .  1681  0,072  55  257 

6.  Goillemin   1004  0,028  878 

7.  Plantamonr  ikHirsch      182,6  0,008  05  5090 

8.  Werner  Sie  men  ■    .  .        28,372  0»0001014  1856 

9.  Ldwj  and  Stephan    .      868  0,024  822 

10.  Albreeht    1280  0,059  890 

11.  Hegenbach                      284,8  0,001 76  217 

II.   Versuche  mit  unterseeischen  und  unterirdischen 

Kabeln. 

12.  Airy                                    434,5  0,109  5774 

13.  Faraday   2413,5  2  3433 

U.  Whitehouse     ....        801,3  0,79  12a04 

15.  Varl ey                                 434,4  0,0525  2782 

16.  Alb  recht                          305  0,053  5697 

17.  Frölich                            796  0,900  4735 

18.  Löwy  and  Stephan           926  0,288  2717 


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394 


E.  Hagenbaofu 


1.  Wlieatst one ^)  stellte  seinen  Versuch  im  Jahre  1^*34 
an  mit  einem  Kupferdraht  von  der  Lün^i^^e  einer  lialL»i-ii  eng- 
lischen Meile  und  dem  Durchmesser  eines  Ifünftekzolls  und 
bestimmte  mit  Hülfe  eines  rotirenden  Spiegels  die  Zeit^  die 
Ewiscbeo  dem  Ueberspringen  des  Funkens  am  An&ng  und 
in  der  Mitte  des  Drabtes  Terfloss»  Der  Binheitswiderttand 
des  Wheats  tone*  sehen  Drahtes  war  dem  eines  4  mm  IHsen* 
drahtes  zieiulicii  gleich,  da  der  Querschnitt  etwa  sechsmal 
kleiner,  und  die  Ijeitunp^sfähigkeit  etwa  sech^^mal  grösser  m 
Auch  die  Emheitscapacität  war  wohl  nicht  sehr  verschiedeo. 
da  der  kleinere  Badius  durch  die  grössere  N&he  der  Waod 
so  ziemlich  aufgewogen  wurde.  Da  also  das  Product  m 

.  Einheitscapacit&t  und  Eiinheitswiderstand  nahe  dem  eines  g»> 
wohnlichen  Telegraphendrahtes  war,  so  ist  im  Vergleich  mit 
den  anderen  Resultaten  die  Zahl  in  der  letzten  Columne 
über  Erwarten  gross.  Dabei  ist  jedoch  in  Betracht  zu  zieher, 
dass  Wheats  tone  selbst  die  gefundene  Zeit  nur  durch  Av 
Bch&tzung  als  eine  obere  Grenze  bezeichnet,  und  dass  wir 
also  eine  kleinere  Zeit  annehmen  dürfen,  was  um  so  mehr 
nothwendig  ist,  als  der  Funke  nicht  am  Ende  des  zur  firde 
abgeleiteten,  sondern  in  der  Mitte  des  mit  entgegengesettteA 
Electricitäten  in  Verbindung  gesetzten  Drahtes  übersprang. 
Der  Wheatstone'sche  Versuch  gab  zu  der  die  Lichtge- 
schwindigkeit übertreffenden  (t esoliwindigkeit  der  Electrirität 
Ton  46  000  geographischen  Meilen  Veranlassung,  die  in  all^ 
Schulbücher  übergegangen  ist,  und  die  im  Grunde  gamichU 
Vernünftiges  bedeutet;  nach  dem  Ladunggesetae  muss  mas 
eine  noch  kleinere  Zeit  annehmen,  die  eine  noch  ?iel  grössere 
Geschwindigkeit  liefern  würde.  Wir  haben  alle  Ursache,  so* 
zunehmen,  dass  Whcutstune  den  Winkel  in  der  Verschie- 
bung des  Bildes  etwas  zu  gross  geschätzt  hat,  da  eine 
noch  grössere  Geschwindigkeit  ihm  zu  unwahrscheinhcb 
Torkam. 

2.  Fiseau*)  wandte  bei  seinem  im  Jahre  1850  in  Ver- 
bindung mit  Gounelle  angestellten  Versuche  mit  einer  4  mm 


1)  Wh  eat  stone,  Phil.  Trans.  p.  5^3. 

2)  Fizeau,  Compt.  reuU.  aO.  p.  437.  m5u. 


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Foiijfianxunff  der  Eledrieität 


895 


Telegn^hanleitimg  zwiBchen  Pam  und  Amiens  ein  Verfahren 
4a,  das  viel  Aehnlichkeit  hat  mit  der  von  ihm  zar  Bestim- 
Brang  der  Lichtgeschwindigkeit  Terwandten  Methode;  in  Be- 
treff des  Productes  ¥on  Kinheitscapacitüt  und  Einheitswider- 
stand  ist  also  dieses  Resultat  mit  dem  meinigen  auch  auf 
4  ram  Eisend ralit  reducirten  vergleichbar.  Ein  zweiter  mit 
einem  Kupferdraht  angestellter  Versuch  lässt  sich  weniger 
gut  mit  den  anderen  yergleichen,  da  die  Leitangsiähigkeit  des 
zum  Telegraphendraht  verwandten  Kupfers  nur  ungef&hr  ah> 
gesch&tit  werden  konnte. 

3.  Walker^)  fand  mit  Hiilfe  astrunomischer  Kegistrir- 
apparate  im  Januar  1849  für  die  Fortptlanzungszeit  in  einem 
Ti  legraphendraht  Ton  Cambridge  nach  AVasbington,  dessen 
Länge  550  englische  Meilen  betrug,  als  Mittel  aus  einer 
Reihe  von  Beobachtungen  die  Geschwindigkeit  von  18  690 
Meilen  in  der  Seonnde;  daraus  sind  die  obigen  Zahlen  ab- 
geleitet 

4.  MitcliePl  machte  im  November  1849  ähnliche  Ver- 
suche wie  Walker  auf  der  Sternwarte  zu  Cincinnati  mit  einem 
nach  Pittsburg  und  zurück  führenden  Telegraphendraht  von 
^7  englischen  Meilen  und  fand  im  Mittel  dazu  eine  Fort- 
pflanzongsseit  Ton  0,002 128  Secunden. 

5.  Im  Februar  1850  machten  Gould')  und  Walker 
Versuche  auf  einer  Telegraphenlinie,  die  von  Washington 
tiber  Pittsburg,  Cincinnati  imd  Louisville  nach  St.  Loiii«; 
ging;  es  wurden  in  der  einen  Kichtung  die  Secundenschläge 
einer  Pendeluhr  und  in  der  entgegengesetzten  Richtung  be- 
liebige Signale  abgesandt  und  durch  electromagnetische  Chro- 
nographen markirt,  aus  der  Verschiebung  der  letzteren  in 
Bezug  auf  die  ersteren  wurde  auf  die  Zeit  geschlossen.  Ffir 
die  1045  englische  Meilen  lange  Linie  von  Washington  nach 

1)  Walker,  Aetrou.  Journ.  1.  p.  50.  1850.  —  Sill.  Joum.  (2)  7. 
p.  206.  1849;  8.  p.  142.  1849.  —  Aatron.  Nacbr.  29.  p.  58  u.  97.  1849. 

2)  Mitchel.  Astron.  Jüurn.  1.  p.  13.  IböO.  —  Pogg.  Anu.  80«  p.  101. 
1850.  —  Astron.  Naclu-.  30.  p.  H25.  1H50. 

8i  Walker,  ABtron.  Joum.  1.  p.  1U5.  1851.  —  SiU.  Joum.  (2)  11. 
p.  67  u.  153.  1851. 


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396 


£,  Hagenbach» 


St.  Louis  wurde  eine  Verzögerung  von  0,07255  Secunden  ge- 
funden. Die  hier  angewandten  Kisendrähte  waren  so  beschaffen, 
dass  die  Meile  300  Pfand  wag,  was  4  mm  Drähten  entspricht 
Die  Drähte  bei  den  anderen  amerikanischen  Versuchen  waren 
wohl  gleich,  sodass  der  directe  Vergleich  mit  meinen  Beob< 
achtnngen  gerechtfertigt  ist 

7.  Guillemin  stellte  im  Jahre  1860  mit  einem  sinnreich 
construirten  Botationsapparate  Versuche  an,  die  ihn  auf  die 
Zeit  schliessen  liessen,  nach  welcher  der  am  Anfang  des 
Drahtes  geschlossene  Strom  bei  seiner  Wirkung  auf  ein  am 
Ende  des  Stromes  eingeschaltetes  Ghdyanometer  keine  merk* 
liehe  Zunahme  mehr  zeigte,  und  benutzte  dazu  einige  toa 
Paris  ausgehende  Telegraphen! i inen.  Die  genaue  Ueberein- 
Stimmung  der  so  getumienen  üesultate  mit  der  Theorie  ron 
Ohm  und  Thomson  hat  Jenkin^)  nut  ligewiesen.  Die  Zah- 
len der  Tabelle  beziehen  sich  auf  die  1004  Kilometer  lang« 
Schlinge  Paris-Strassburg-Paris;  andere  Beobachtungen  gaben 
fXa  den  Ausdruck  der  letzten  Columne  etwas  grössere  Zah- 
len. Der  angewandte  Eisendrahi  war  zum  grössten  Theile 
solcher  von  4  mm  Durchmesser. 

7.  Plantamour  und  Hirsch*)  haben  die  in  den  Jahren 
1861  bis  1870  höchst  sorgfältigen  mit  Chronograph  aittge- 
führten  astronomischen  Messungen  fBct  Bestimmung  des  Lia- 
genunterschiedes  einiger  für  die  geod&tische  VermessuDg  der 

iSchweiz  wichtiger  Funkte,  nämlich  zwischen  Neuen L»iirg  einer- 
seits und  Genf,  Weissenstein,  Bern,  Simplon  und  Mailand 
andererseits,  sowie  zwischen  Simplon  und  Mailand  zur  Be- 
stimmung der  Fortpflanzungszeit  eines  electrischen  Signales 
Tcrwendet  Die  Berechnung  der  gefundenen  Werthe  gibt 
fttr  den  Ausdruck  der  letzten  Oolumne  verhftltnissm&ssig  hohe 
Zahlen,  von  denen  wir  beispielshalber  nur  eine  in  die  Tar 
belle  aufgenommen  haben.  Die  Vermuthung,  dass  die  hier 
gemessene  Zeit  auch  noch  eine  Differenz  der  Anziehungszeit 


1)  Jeukin,  FhU.  Mag.  (4)  29.  p.  409.  1865. 

2)  Plantamour  u.  Hirsch,  Mem.  de  la  Soc.  de  phys.  de  Geneve. 
17.  p.  289.  1864;  Hirach,  Ball,  de  la  Soc.  de  8c.  natar.  de  Nendwtti. 
6.  p.  82.  1864. 


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Foripfiatuung  der  EUctricitaJt, 


397 


der  Anker  enthält,  ist  dadurch  gerechtfertigt,  dass  die  Be- 
obachter selbst  in  ilirem  Berichte  dieselbe  deutlich  aus- 
sprecheo. 

8.  Von  den  dnrch  Werner  Siemens  mit  O.  Frölich 
im  Jahre  1875  angestellten  Versuchen  liahe  ich  schon  oben 
bei  dem  Quadratgesetz  gesprochen.  Dieselben  wurden  mit 
sehr  gut  isolirten  Tclegraphdnleitttngen  f\Tis  5  mm  dickem 
fiisendraht  flü:  die  Schlingen  K&pnick-£rkner-Köpnick  von 
25^86  km,  Sagan-Malmitz-Sagan  Ton  2d|372  km  und  Sagan- 
Streckenblock*  Sagan  Ton  3)676  km  ausgefQhrt,  nnd  die  Zeichen 
waren  gegeben  durch  Fhischeiienthulungsfunkcii,  welche  aia 
AüiaDg  und  Ende  der  Leitung  auf  den  gleichen  schnell  und 
gleichförmig  rotirenden  Stahlcylinder  überschlugen.  Die  für 
Sagan-Malmitz  berechnete  und  in  der  Tabelle  stehende  Zahl 
1856  wird  noch  etwas  grösser,  nämlich  2823,  wenn  wir  in 
der  oben  angegebenen  Weise  die  Redaction  auf  4  mm  dicken 
Drsht  Tornehmen.  Die  Capacitftt  des  angewandten  Drahtes 
war  von  0.  Frölich  zu  0,053  Mikrofarad  per  geographische 
Meile  oder  0,ÜU72  Mikrofarad  per  Kilometer  gefunden  wor- 
tien;  es  ist  das  nur  etwa  der  von  uns  oben  angenommenen 
Zahl.  Es  ist  möglich,  dass  der  von  uns  wegen  der  Nachbar- 
drähte u.  8.  w.  angenommene  Zuschlag  von  50  Proc.  etwas 
zu  hoch  genommen  war;  auf  die  Interpretation  der  Resultate 
hat  dies  jedoch  keinen  wesentlichen  Einfluss.  Die  Terhält- 
Dim&ssig  sehr  hohen  Zahlen,  welche  die  Siemens'schen 
Beobachtuiigtiü  für  die  letzte  Columne  gabcu,  lassen  sich 
Wühl  nur  aus  der  von  ihm  angewandton  Methode  erklären; 
es  kommt  hier  möglicherweise  noch  eine  Verzögerung  in 
Betracht,  die  das  Anwachsen  der  Potentialdifferenz  durch 
Influenz  bis  zum  Ueberwiuden  der  Schlagweite  veranlasst  haben, 
und  die  vielleicht  fllr  den  Funken  am  Anfang  der  Leitung 
und  am  Ende  derselben  nicht  gleich  ist  Es  würde  viel  zur 
Aufklärung  beitragen,  wenn  abwechslungsweise  auf  der  gleichen 
Linie  Versuche  über  die  Fortplhnizungszeit  nach  der  Sie- 
mens'sehen  und  nach  anderen  Methoden  angestellt  würden. 

9.  Die  Bestimmungen  des  liingenunterBchiedes  zwischen 

Puris-Marseille  und  Algier-Marseiile  im  Jahre  1874  gab  den 


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398 


E,  Hagenbadu 


Astronomen  Löwy  und  Stephan^)  yeranlassung,  ans  ihren 

sehr  zahlreichen  Versuchen  die  Verzögerung  des  Signales  zq 
bestimmen.  Die  Leitung  zwischen  Paris  und  Marseille  war 
eine  Luftlinie,  wahrscheinlich  von  4  mm  dickem  Eisendraht, 
die  Leitung  zwischen  Marseille  und  Algier  ein  unterseeisches 
Kabeh 

10.  Die  in  den  Jahren  1874—1877  Tom  geod&tischen  In- 
stitut in  Ueriin  ausgüiüiu  ten  9  LüQgenbestimmungen  gaben 
dem  Sectionschef  Professor  AI  brecht  Veranlassung,  die 
„Stromzeit"  und  deren  Abhängigkeit  von  der  Distanz  zu  un- 
tersuchen, wovon  wir  schon  bei  Gelegenheit  des  Quadrat- 
gesetzes  gesprochen  haben*  Die  Zahlen  in  der  Tabelle 
ziehen  sich  auf  die  Strecke  Berlin  •Paris;  der  Darchmess« 
der  Drähte  ist  nicht  an  gegeben,  wird  aber  wohl  4  oder  5  mm 
gewesen  sein.  Waren  es  dickere  Drähte,  so  ist  die  Zahl 
der  letzten  Columne  eher  etwas  hoch,  sodass  die  schon  obeü 
aujigesprochene  Vermuthung,  es  möchte  die  Struiozeit  von 
dem  Unterschiede  der  ILelais Verzögerungen  etwas  beeinÜuäst 
sein,  sich  hier  bestätigen  würde.  Das  Gleiche  zeigen  auch 
die  Versuche,  die  später  eben&lls  von  Albrechti  zugleich 
mit  den  sp&ter  zu  erwähnenden  Beobachtungen  an  unte^ 
irdischen  Kabeln,  an  den  oberirdischen  Leitungen  Berlin- 
Altona  und  Altona -lioüü  ausgeführt  wurden,  und  die  für 
die  Grösse  der  letzten  Columne  noch  grössere  Zahlen  er- 
geben. 

11.  Aus  meinen  Beobachtungen  habe  ich  nur  die  der 
Strecke  Basel -Luzern- Basel  entsprechende  zum  Vergleich 
mit  den  Resultaten  der  anderen  Beobachtungen  einge* 
schrieben. 

12.  Die  Beobachtungen  von  Airy^)  wurden  bei  Gelegen- 
heit der  Bestimmung  des  Längenunterschiedes  von  Greenwich 
und  Brüssel  im  Jahre  1S53  ausgeführt;  der  grösste  Theil 
der  Leitung,  nämlich  von  Greenwich  bis  Ostendoi  war  theils 
unterirdisch,  theils  unterseeisch,  und  nur  der  B«at  ^on  Ost* 


1)  Löwy  u.  Stephan,  Ami.  de  TObaerv.  de  Marseille.  1,  1878- 

2)  Airy.  Astron.  Soc.  Monthl.  Not.  14.  p.  246.  1853—54  u.  Mem. 
24«  p.  1.  1856.  —  lust  28.  p.  82.  1855.  —  Atbenftom  IBM.  p.  54. 


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Fortpßanzuliii  der  Electricilät. 


399 


ende  bit  Br&ssel  war  oberirdisch.   Man  darf  wohl  anneh* 

men,  dass  die  etwas  hohe  Zahl  auch  etwas  von  dem  Unter- 
schied des  Eintretens  der  Wirkuo^  in  d^n  zu  Anfang  und 
Ende  der  Leitung  eingeschalteten,  (iaivanometern  beein- 
flasBt  ist. 

13.  Im  Jahre  1854  machte  Faraday^)  Versuche  mit 
Tier  hintereinander  zu  einer  Leitoag  yerbnndenen  Diihten 
eines  unterirdischen  Kabels  zwischen  London  nnd  Manchester; 

die  Angaben  der  (iesammtlänge  von  15UÜ  englischen  Meilen 
und  die  Verzögerung  von  2  Secuaden  sind  wohl  als  abge- 
rundete Zahlen  zu  betrachten. 

14.  Die  von  Whitehouse  in  den  Jahren  1B55  und  1856 
mit  Kabeln  angestellten  Versuche  gewähren  noch  besonderes 
Interesse  dnrch  die  Besprechung,  welche,  wie  schon  beim 
Qaadratgesetze  erw&hnt  wurde,  William  Thomson  ihnen 
gewidmet  hat  Die  in  die  Tabelle  aufgenommene  Zahl  be- 
zieht sich  auf  eine  Kabellänge  vuii  11(8  Meilen  uud  ist  das 
liesultat  von  1960  Beobachtungen.  Die  etwas  hohe  Zahl  der 
letzten  Columne  mag  vielleicht  damit  zusammenhängen,  dass 
die  Aufzeichnung  der  Signale  auf  electrochemischem  Wege 
stattfand. 

15.  Varley  machte  seine  Versuche  vermittelst  eines  ro- 

tirenden  Commutators,  der  so  eingerichtet  war,  dass  das 
^Talvanometer  keinen  Ausschlag  gab,  wenn  der  Comiautator 
erne  Viertelsumdrehung  machte,  wäiueud  das  Signal  die 
Drahtlänge  durchlief.  Die  oben  erwähnten,  das  (juadratgesetz 
bestätigenden  Versuche  waren  mit  einem  etwas  verdorbenen, 
in  eine  B,olle  aufgewickelten  Kabel  gemacht,  während  die  in 
die  Tabelle  aufgenommene  Zahl  sich  auf  ein  270  Meilen  lan- 
ges,  zwischen  Dunwich  in  England  und  Zandroort  in  Holland 
iusgespanntes  Seekabel  bezieht. 

16.  Bei  Gelegenheit  der  ^jängenbestimmungen  Bei  Ii  a- 
Altona-fielgoland  und  Altona  Bonn- Wilhelmshaven  wurden 
von  Albreoht*)  mit  unterirdischen  und  oberirdischen  Ka» 
beln  Berlin -Altona  und  Altona-Bonn  Versuche  angestellt, 


1)  Faradri y,  Kxp.  Kes.  B.  p.  äÜ8.  1850.  i  riiü.  Mag.  (4)  7.  p.  197. 1854.) 
2>  Albrecht,  Astron.  Nachr.  93.  p.  257.  l.'^TS. 


400 


ii.  Halenbach. 


die  hanptsftcblich  den  Zweck  hatten,  den  Verlauf  der  Com 

zu  erhiLlteii,  Dach  welcher  am  Kude  des  Dralites  die  Strom- 
Intensität  ansteigt.  Die  Zahlen  der  Tabelle  beziehen  sich 
auf  die  Zeit,  nach  welcher  unter  Anwendung  der  empünd-  i 
liebsten  Keceptifapparate  durch  ein  unterirdisches  Kabel 
Berlin -Altona  eine  mecbaniache  Wirkung  ausgeabt  werden 
konnte. 

17.  Die  von  0.  Frölich  ebenfalls  auf  den  norddeut-  ' 
schon  unterirdischen  Kabellinien  angestellten  und  schon  bei 
dem  Quadratgesetz  erwähnten  Versuche  haben  besonderes 
Interesse,  weil  es  unter  Anwendung  des  Eussscbreibers  tob  ' 
Siemens  und  fialske  möglich  war,  genaue  Untersuchungen  I 
über  die  Gurre  des  am  Ende  der  Leitung  ansteigenden  Sfaro- 
mes  zu  erhalten.    Die  in  die  Tabelle  aufgenommene  Zabl 
bezieht  sich  auf  einen  mit  der  Schleife  Berlin- Kiel -Berlin  ' 
angestellten  Versuch  und  gibt  die  Zeit,  nach  welcher  die 
Stromstärke  am  Ende  der  Leitung  auf  7io  stationären 
Stromes  angewachsen  ist;  die  Zeit  w&re  statt  00,00  nur  14,30 
beim  Anwachsen  auf  7io* 

18.  Der  Versuch  von  Löwy  und  Stephan  bezieht  sich 
auf  daä  unieräeeiäche  Kabel  zwischen  Algier  und  Marseille. 

Wenn  wir  aus  der  obigen  Zusammenstellung  bei  des 

mit  oberirdischen  LeitungeE  angestellten  ersuchen  die  Ton 
Wheatstone,  Plantamour  und  Hirsch  und  W.  Siemens 
weglassen,  bei  welchen,  wie  wir  gesehen,  die  höheren  Zahlen 
aus  besonderen  Umständen  sich  erklären,  so  geben  die  übri- 
gen Beobachtungen  fOr  die  letzte  Golumne  Terhältnissmissig 
wenig  voneinander  abweichende  Zahlen,  deren  Differenzen 
sich  in  vollem  Grade  rechtfertigen  aus  dem  Umstände,  dsss 
das  Product  von  Einheits widerstand  und  Einheitficapadtlt 
nur  ganz  annäherungsweise  gleich  war,  und  dass  theils  sem 
verschiLult  lie  Beobachtungsmethoden  augewandt  wurden.  Auch 
bei  den  Vorsuchen  mit  Kabeln  sind  die  Unterschiede  nicht 
sehr  gross,  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  hier  jedenM^ 
die  Leituugswidersttnde  und  Gapacit&ten  ziemlich  weit  sos* 
einander  gingen. 

Im  Durchschnitt  sind  die  Ladungszeiten  für  die  Xabd  i 


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FoTtjffianzung  der  Ekctrieitat. 


40t 


etwa  12  mal  grösser,  was  bei  der  folgenden  so  ziemlich  mitt- 
leren Verh&ltnissen  entsprechenden  Annahme  dem  Ladungs- 
gesetze entspricht: 

Per  Kilometer: 
Gapacitftt        Widerstand  Gspacität 
in  Mikrofarad        in  Ohm      mal  Widerstand 
Kabel  ...  0,2  6  t,8 

Draht  .  .  .  0,01  10  0.1 

Bei  diener  Gelegenheit  sei  bemerkt,  dass  die  von  mir 
angewandte  Methode  mit  den  Stimmgabeln  wohl  besonders 
geeignet  sein  möchte»  oberirdische  Leitungen  und  Kabel  in 
fiezQg  auf  die  Ladnngszeit  zu  Tergleichen,  da  man  es  so  ein- 
richten könnte,  dass  man  nicht  die  Qrösse  des  Phasennnter- 
hiedes  zu  bestimmen,  sondern  nur  beiderseits  aul"  die  gleiche 
Phasenänderung  einzustellen  hätte. 

Wenn  Einheitswiderstand  und  Einheitscapacität  bekannt 
sind,  so  können  wir  die  Zahl  A  der  Öl.  (6)  oder  den  reci- 
proken  Werth  JL  der  Gl.  (7)  berechnen;  so  finden  wir  durch 
fiiniühmng  der  von  uns  allerdings  theilweise  nur  durch  Ah- 
8ch&tzung  gefundenen  Resultate: 

^«4,3     uüd     /.  =  0.23, 
wobei  angenommen  ist,  dass  Capacität  und  Widerstand  in 
absoluten  Einheiten  gemessen  sind.    Bedeutet  /  die  Capa- 
cität  in  Mikrofarad  und  (»'  den  Widerstand  in  Ohm,  beides 
f&r  die  Längeneinheit,  so  erhalten  wir: 
(Di  <j  «0,00000023 

Ich  bemerke  zur  Vermeidung  von  Missverständnissen 
hier  nochmals,  dass  penau  genommen  die  (irös^e  des  La- 
duogscoeiticienten  von  der  zu  erreichenden  Wirkung  abhängti 
und  derselbe  eigentlich  nur  genau  delinirt  ist,  wenn  man 
auch  die  letztere  genau  bezeichnet  oder,  wie  es  z.  B.  O.  Frö- 
lich gethan  hat,  angibt  den  wievielten  Theil  des  stationären 
Stromes  der  anwachsende  Strom  am  Ende  der  Leitung  wäh- 
rend der  Luduligszeit  erreicht.  Dass  ohne  eine  geuuue  solche 
Definition  bei  den  von  uns  zusammengestellten  Versuchen 
doch  eine  verhältnissmässig  grosse  Uebereinstimmung  für  den 
Iiadungscoefhcienten  sich  ergibt,  hängt  damit  zusammen, 
dass  gewöhnlich  die  zu  erreichende  £ndladung  am  £nde  des 

An.  4  Phy«..«.  Chim.  N.  r.  ZXIZ|  26 


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402 


£,  Halenbach, 


Drahtes  charakterisirt  war  durch  das  Eintreten  der  gleichen 
Erscheinung,  die  bei  der  Anfangsladang  am  AnÜEuig  des 
Drahtes  stattfand. 

Mit  dem  behandelten  Laduitgsgesetze  steht  nnn  in  schein* 
barem  Widerspruch  die  Auffassung  einer  electrischen 
Welle,  welche  ühnlich  einer  Schall-  oder  Lichtwelle  mit 
gleichfiirrni^er  G  esch windicrkeit  sich  fortpflanzt. 

Sehen  wir  vorerst^  inwielern  hier  ein  Widerspruch 
vorliegt. 

Bei  dem  Ladangsgesetz  ist  vorerst  in  Betracht  zu  ziehen, 
dass  dasselbe  nicht  allgemein,  sondern  nur  für  verschiedene 
Drähte  mit  gleichen  relativen  Grenzbedingungen  gilt; 
ferner  gesüittet  das  Ladungsgesetz,  nur  Punkte  gleicher  re- 
lativer TiBge  in  verschiedenen  Drähten  nnteinandor  zu  ver- 
gleichen, über  die  zeitliche  Aufeinanderfolge  der  Wirkungen 
in  ein  und  demselben  Drahte  sagt  es  nichts;  während  die 
Vorstellung  einer  sich  im  Drahte  fortpflanzenden  Weile 
gerade  auf  diesen  letzteren  Vorgang  sich  bezieht  Es  kann 
somit  ganz  gut  ohne  Widerspruch  zugleich  die  Fortpflanzungs* 
zeit  dem  Quadrate  der  Länge  proportional  sein,  wenn  man 
entsprechende  Punkte  verschiedener  Drähte  vergleicht,  und 
der  Länge  proportional  in  dem  gleichen  Drahte;  nur  erfor- 
dert dies,  dass  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  in  verschie- 
den langen»  sonst  gleichen  Drähten  der  L&nge  umgekehrt 
proportional  ist 

Ein  Widerspruch  zwischen  dem  Ladungsgesetz  und  der 
mit  gleichförmiger  Geschwindigkeit  im  Draht  sich  fortpflan* 
zenden  Welle  tritt  also  nur  dann  ein,  wenn  man  behauptet, 
dass  es  für  Fälle,  die  unter  dorn  Ladiingscresetze  stehen,  eine 
von  der  Länge  des  Drahtes  unabhängige  Fortpflanzungsge- 
schwindigkeit gibt. 

Wir  wollen  sehen,  ob  und  inwiefern  theoretische  Be> 
trachtungen  oder  angestellte  Versuche  zu  einem  solchen 
BesuHate  führen. 

Der  Dififerentialgleichung  (1)  genügt  jede  Function  von 
der  Form: 

(10)       ü  -  V.e  .sin  [2n  ^  -  u  L        +  9: 1 » 


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For^ßanzung  der  EUitricität, 


403 


wo  r,  T  und  (p  ganz  willkürlich  genommen  werden  können, 
sowie  auch  eine  belieiiige  Summe  solcher  Functionen. 

Aus  GL  (10))  welche  fUr  jede  Stelle  des  Drahtes  und 
somit  auch  für  den  Anfang  und  das  Ende  eine  Aenderung 
des  Potentials  nach  dem  Gesetz  der  einfachen  Schwingung 
ergibt  y  folgt  die  Fortpflanzung  einer  Welle  von  stetig  ab- 
nehmender Höhe  mit  einer  Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 

hier  haben  wir  also,  wenn  T  für  Torschiedene  Drahtleitungen 
den  gleichen  constanten  Werth  behält,  eine  von  der  Länge  / 
unabhängige  Fortpflanzungsgeschwindigkeit;  und  ein  Wider- 
spruch wäre  da,  wenn  die  Fälle,  für  welche  die  Gl.  (10}  gilt, 
zugleich  unter  dem  LaJuiig>gesetz  ständen.  Dies  iindtt  aber 
oü'enbur  nicht  statt;  denn,  wenn  wir  die  Grenzbedingungen 
für  ^  =  o,  X  =  r>  und  .r  =  /  aus  Gl.  (10)  ableiten,  so  werden 
dieselben  nicht  gleiche  Functionen  von  g  und  r,  und  das 
Erforderniss  der  gleichen  relativen  Grenzbedingung  ist  nicht 
da.  Bei  einem  für  die  Terschiedenen  Drähte  gleichbleibenden 
T  gilt  also  das  Ladungsgesetz  nicht  f^r  die  Fälle  der  GL  (10). 
Wir  können  jedoch  diese  unter  das  Ladungsgesetz  bringen, 
wenn  wir  von  der  Bedingung  des  unveränderlichen  T  ab- 
sehen und  diese  Grösse  von  einem  Drahte  zum  anderen  sich 
ändern  lassen  nach  der  Bedingung: 

(12)  BT^i,, 

wo  B  eine  beliebige  ftlr  die  verschiedenen  DHkhte  gleiche 
Constante  ist   Unter  diesen  Umständen  erhalten  wir,  wie 

leicht  ersichtlich,  gloiclui  relative  Grenzbedingungen,  uüd  es 
crilt  dann  das  Ladungsgesetz  zugleich  mit  der  sich  gleich- 
lormig  fortpflanzenden  Welle ;  aber  die  Einlülirung  des 
Werthes  T  aus  Gl.  (12)  in  Gl.  (U)  ergibt  dann  auch: 


(IS)  c-^J^, 

d.  h.  die  oben  zur  Vermeidung  eines  Widerspruches  gestellte 
Beorderung,  dass  die  Fortpdanzang  dem  /  umgekehrt  pro- 
portional sei,  ist  erl'üüt. 

Aus  diesen  Betrachtungen  folgern  wir,  dass  zwischen 

26» 


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404 


E-  Halenbach. 


dem  Ladungsgesetze  uad  der  sich  im  Draht  gleichförmig 
foripflaozenden  Welle  durchaus  kein  Widerspruch  hesieht; 
gewöhnlich  liegen  die  Fälle,  wo  das  eine  oder  das  andere 

gilt,  auseinander;  und  da,  wo  infolge  einer  besonderen  Vor- 
aussetzung beide  zugleich  gelten,  wird  aiu  Ii  die  an  das  gleich- 
zeitige Gelten  geknüpfte  Forderung  erfüllt. 

Nun  könnte  man  aber  noch  behaupten,  dass  die  Losung 
der  Gl.  (10)  ebensogut  oder  noch  besser  auf  die  von  uns  be- 
sprochenen Versuche  Anwendung  finden  könne,  als  das  Ls- 
dangsgesetz;  und  gerade  auf  die  von  mir  angestellten  Stimin- 
gaheWersuche  scheint  bei  oberflftcblicber  Betrachtung  diese 
TiOSung  ganz  besonders  zu  passen.  Allein  es  ergibt  sich  dd5 
ein  trügerischer  Schein,  wenn  wir  der  iSache  etwas  niiLer 
auf  den  Grund  gehen.  Die  aus  der  Gl.  (10)  abgeleiteten 
Grenzhedingungen  Terlangcn,  dass  B.m  Anfang  und  am  £Dde 
des  Drahtes  das  Potential  mit  gleicher  Schwingungsdaner. 
verschiedener  Amplitude  und  einem  aus  den  Oonstanten  des 
Drahtes  und  der  Schwingungsdauer  sich  ci  gebenden  Phases* 
unterschiede  nach  dem  Gesetze  der  einfachen  Schwingung 
sicli  iinih'rc,  oder,  anders  ausgedrückt,  dass  der  Draht  eine 
Verbindung  herstelle  zwischen  zwei  Electricitätsquellen,  dean 
Potentiale  in  der  gegebenen  Weise  variiren.  Dass  dies 
unseren  und  den  anderen  mit  Telegraphenapparaten  oder 
FunkenspringTorrichtungen  angestellten  YersttcheUi  wo  stets 
die  Electricit&tsquelle  nur  am  Anfang  des  Drahtes  ist,  nod 
am  Knde  des  Drahtes  Ableitung  stattfindet,  nicht  entspridit, 
ist  leicht  ersichtlich. 

Allein  man  könnte  auf  den  Fall  des  Dralites  \uu  un- 
endlicher Länge  greifen  und  auf  unsere  Versuche  anwenden 
wollen,  indem  ja  in  diesem  Falle  am  Ende  des  Drahtes  da? 
Potential  stets  ^ull  bleibt;  und  die  Anwendung  damit  recht- 
fertigen, dass  man  die  sehr  langen  Dr&hte  als  unendlich  lang 
betrachtet.  Allein  dies  ist,  wie  eine  n&here  Prüfung  zeigt, 
nicht  gestattet.  Setzen  wir  nämlich  in  Gl.  (10)  j-  unendhch. 
80  erhalten  wir  am  Ende  des  Drahtes  für  die  ganze  Zei^ 
nicht  nur  v,  sondern  auch  dvjdx  gleich  Null;  es  fliesst  also 
in  diesem  Falle  am  Ende  des  Drahtes  gar  keine  Electricitüi 
ah,  und  wir  haben  während  der  ganzen  Zeit  daselbst  keinen 


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Fortpflunzvokg  der  EieeiricUäL 


8trom.  Es  heisst  das  mit  anderen  VVorteo,  dass  die  t'iir  das 
Cnde  eines  unendlich  lammen  Drahtes  geltenden  Resultate 
DDT  dann  auch  fElr  das  Ende  eines  sehr  langen  Drahtes  An> 
Wendung  finden  dürfen,  wenn  daselbst  gar  keine  erheblichen 
electrischen  Erscheinungen  oder  Wirkungen  mehr  wahrnehme 
bar  sind.  Das  passt  al)er  offenbar  nicht  auf  die  von  uns 
studirten  Rrsclieinungeii.  wo  j^erade  die  veränderlichen  Wir- 
kaogen  ..m  Ende  des  Drahtes  beobachtet  werden. 

£s  bleibt  uns  noch  übrig,  zu  sehen,  inwiefern  angestellte 
Versuche  ttber  das  Fortschreiten  der  electrischen  Welle  im 
Draht  Auskunft  geben.  Hiensa  ist  erforderlich»  dass  an  ver* 
schiedenen  Stellen  in  die  gleiche  Stromleitung  Apparate  ein- 
geschaltet werden  und  dann  die  Zeit  beobachtet  wird,  zu 
der  an  den  ver<:chiedenen  Orten  die  Erscheinung  eintritt. 
Dies  war  z.  B.  der  Fall  bei  den  amerikanischen  Beobach- 
tungen Nr.  ö  unserer  obigen  Tabelle,  wo  der  Strom  von 
Washington  durch  die  Apparate  in  Pittsburg,  Cincinnati  und 
Lonisfilie  nach  St  Lonis  ging;  dabei  ergab  sich  nahezu 
Proportionalität  swischen  den  zurückgelegten  Strecken  und 
der  dazu  gebrauchten  Zeit.  In  diesem  Falle  kann  man  also 
von  einer  sich  im  Draht  gleichluiiuig  fortptlanzcnden  Welle 
reden;  dass  diiiQoch  für  die  amerikanischen  ßeobachtunp^en. 
das  Quadratgesetx  beim  Vergleich  verschiedener  Leitungen 
sich  geltend  macht,  geht  aus  Vergleich  von  Nr.  5  mit  Nr.  4 
herror. 

Es  sei  hier  noch  bemerkt,  dass  die  von  mir  angewandte 
Methode  mit  den  Stimmgabeln  auch  über  die  Fortpflanzung 

der  electrischen  Welle  im  Draht  Auskunft  geben  könnte, 
wenn  zugleich  zwei  ver^^chieden  lange  isolirte  Drahtschliugen, 
die  ich  A  und  B  nennen  will,  mit  ihren  freien  Enden  zur 
Verfügung  stehen.  Man  würde  dann  vorerst  A  und  B  hinter- 
einander nach  der  zweiten  Stimmgabel  in  den  Strom  ein* 
schalten  und  die  drei  Phasen&nderungen  bestimmen ,  die 
entstehen,  wenn  entweder  A  oder  B  oder  A  und  B  zugleich 
durch  Urnschalten  einer  Wippe  zwischen  die  Stimmgabeln 
verlegt  würden;  es  Hesse  sich  dann  durch  den  Versuch  ent- 
scheiden, inwiefern  in  diesem  Falle  die  Proportionalität  Ton 
Strecke  und  Zeit  stattfindet. 


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406 


E,  llay^iüjach. 


Ich  hatte  bis  jetzt  nicht  Gelegenheit,  diesen  Versuch 
auszuliiliren,  und  möchte  denselben  Forschern  empfehlen,  die 
für  längere  Zeit  ungestört  über  Telegrapbendnilite  oder  Kabel 
im  Laboratorium  verfügen  können;  für  solche  gelte  auch  die 
Bemerkung,  dass  es  für  alle  solche  Stimmgabelreraiiche  wohl 
richtiger  w&re,  drei  isochron  schwingende  Stimmgabeln  an* 
zuwenden  und  die  erste  nur  zur  Unterbrechung,  die  beiden 
anderen  dann  ganz  identischen  zum  Mitschwingen  und  zur 
Bildung  der  Lissajous' sehen  Figur  zu  benutzen. 

Um  Missverständnissen  zu  begegnen,  sei  zum  Schluss 
noch  bemerkt,  dass  aus  dem  Ton  uns  betrachteten  Zusam- 
menhange zwischen  Drahtlänge  und  Ladungszeit,  der  sichnsr 
auf  den  variablen  Zustand  bezieht,  nicht  unmittelbar  ge» 
schlössen  werden  kann  auf  die  Strömungsgeschwindigkeit  der 
Electridtftt,  die  auch  im  station&ren  Strom  stattfindet.  Mit 
dieser  können  nicht  unmittelbar  Zeieben  in  die  Ferae  ge« 
schickt  werden;  auch  ist  sie  nur  theoretiscli  unter  bestimmten 
Voraussetzungen  zu  ermitteln.  Kimmt  man  z.B.  das  Weber*- 
sehe  electrodyna mische  Grundgesetz  und  damit  die  Voraus- 
setzung an,  dass  in  der  Längeneinheit  des  electromagnetisches 
Binheitsstromee  stets  die  electrostatische  Einheitsqnantitit 
sei,  so  folgt  daraus  eine  fOr  alle  Ströme  constante  Strömung»* 
geschwindigkeit  der  Electricität,  die  gleich  ist  dem  Verhält- 
niss  der  electromagnetischen  und  der  electrostatischen  Strom- 
einheit; eine  Grosse,  die  bekanntlich  auffallend  nahe  bei  der 
Lichtgeschwindigkeit  liegt.  Diese  Uebereinstimmung  gab 
Veranlassung  zu  äusserst  wichtigen  theoretischen  Untersu- 
chungen von  Maxwell,  T.Helmholtz  und  anderen  Forschen 
und  SU  weiteren  Folgerungen  in  Betreff  des  eigentlichen 
Wesens  der  Electricität  und  ihres  Znsammenhanges  mit  Liebt 
und  Warme;  darauf  näher  einzugeben,  würde  uub  über  den 
Zweck  dieser  Mittheilung  hinausführen. 


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£leeirieiiäl  bei  QmdemaUm, 


407 


in.  Veher  JPaXmieri*9  Vermehe 

betreffend  die  Frage  einer  JElectricitütsentiHcke 
lung  bei  der  Condensation  von  Wasserdampf; 

von  80  Kalischer. 


Vor  etwa  drei  Jahren  ver5ffentUcbte  ich  eine  kleine  Ar- 
beit^)^  welche  den  Zweck  hatte ,  die  Frage  zu  entscheiden, 

ob  ])ei  der  Condensation  von  Wasserdampf  eine  Kltctricitäts- 
erregung  nachweisbar  sei.  Die  Physiker,  welche  bis  dabin 
sich  mit  diesem  Gegenstande  })eschäftigt,  und  von  denen 
einige  ein  positives  Resultat  erlangt  hatten,  haben  den  zur 
Condensation  gebrachten  Wasserdampf  auf  verschiedene  Weise 
hei  höherer  Temperatur  erzeugt.  Dieses  Verfahren  erschien 
mir  jedoch  nicht  einwurfsfrei»  da  hierbei  möglicherweise  Bei* 
bung  stattgefunden  haben  und  somit  die  Art  der  Dampf- 
erzeugung selbst  die  Quelle  der  Electricität  sein  konnte, 
welche  jene  Physiker  bei  der  Condensatioii  geiuuden  haben. 
Ich  habe  daher  den  von  dieser  und,  wie  ich  glaube,  von  jeder 
anderen  Fehlerquelle  freien  Weg  eingeschlagen,  dass  ich  den 
atmosphärischen  Wasserdampf  selbst  auf  aussen  mit  Stanniol 
ftbersogenen  Glasgef^sen,  welche  mit  Eis  gefüllt  waren,  sich 
condensiren  Hess.  Die  Bechergl&ser  standen  auf  einer  Platte 
Ton  Weissblecb,  welche  durch  Paraffinstftcke  isolirt  war,  und 
Ton  der  ein  Draht  zu  dem  einen  Quadrantenpaare  eines 
auf  hohe  Empfindlichkeit  gebrachten  Quadiantelectrometers 
ging,  dessen  anderes  Paar  zur  Erde  abgeleitet  war.  Unter 
Anwendung  aller  Vorsichtsmaassregeln  war  ich  zu  dem  Re- 
sultate gelangt,  dass  eine  Electricitätserregung  bei  der  Con- 
densation des  atmosphärischen  Wasserdampfes  nicht  nach- 
weisbar ist 

Gkgen  diese  Versuche  und  das  Resultat^  su  welchem  sie 
führten,  hat  Palmieri  mehrfach  polemisirt  und  ihnen  gegen* 

über  die  Geltung  seiner  1861  angestellten  Versuche,  welche 

ihm  ein  positives  Resultat  geliefert  haben,  trotz  meines  da- 
gegen erhobenen  Einwandes^)  aufrecht  erhalten,  und  er  glaubt 

1)  Kalischer,  Wied.  Ann.  20.  p.  614.  1888. 

2)  Kalischery  1.  c.  p.  61&. 


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408 


Ab.  KaUtdier, 


nach  wie  vor  für  die  Ansicht,  tlass  liie  Wolken-  und  Ge- 
witterelectricitüt  eine  £*olge  der  Oondensation  von  Wasser« 
dampf  sei,  eine  experimentelle  Stütze  geliefert  zu  haben.  Um 
der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  willen  sehe  ich  mich  Ter- 
anUssty  auf  Palmieri's  Kritik  meiner  Arbeit  und  auf  seine 
eigenen  Versuche  näher  einzugehen. 

Eine  der  kntischen  Bemcrkuniren  Palmieri's ^)  erklärt 
sich  lediglich  daraus,  dass  derselbe  meine  Arbeit  nicht  im 
Original,  sondern  nur  aus  einem  Referat  in  „La  Lumicre 
£lectrique**  (1684.  No.  3)  kennt  Ich  hatte  n&mlich  bei  meisen 
Beobachtungen  mit  unregelmftssigen  Schwankungen  des  Elec- 
trometers 2u  k&mpfen,  was  Palmieri  zu  der  Bemerkung 
Veranlassung  gibt,  dass  dieselben  mich  hätten  bestimmeD 
müssen,  „ein  anderes  gleich  empfindliches  und  weniger  zwei- 
deutiges electrusküj)i;>clieft  instrument  zu  benutzen^*.  Ob- 
schon,  wie  aus  meiner  Arbeit  zweifellos  hervorgeht,  jene 
Schwankungen  die  Sicherheit  des  Resultates  durchaus  nicht 
beeinträchtigen,  so  hatte  ich  nichtsdestoweniger  Palmieri'B 
Forderung  von  Tomherein  erfüllt,  indem  ich  auch  ein  Capil- 
larelectrometer  benutztOi  was  aber  in  jenem  B.eferat  nicht 
erwähnt  ist. 

Ein  anderer  Einwand,  der  mir  jedoch  unverständlich 
ist,  richtet  sich  gegen  meine  Versuchsanordnung  überhaupt 
Palmieri  meint,  dass  meine  Bechergläser  Condensatoren 
bildeten,  welche  die  Wahrnehmung  der  jedenfalls  sehr  kleines 
Ladungen  verhinderten,  die  flberdies,  bei  der  Langsamkeit 
des  Oondensationsprocesses  und  begünstigt  von  der  Feuchtig- 
keit, sich  leicht  zerstreuen  konnten,  und  er  ist  überzeugt,  ciass 
ein  condensirendes  Electroskup,  dessen  er  sich  bei  seinen 
Versuchen  bediente,  das  einzige  Instrument  ist,  weiches  zum 
Nachweis  der  geringen  durch  die  Condensation  angebhch 
entstehenden  Spannungen  sich  eignet  Es  ist  aber  wahrUch 
nicht  einsusehen,  weshalb  ein  so  empfindliches  Listrument 
wie  das  Quadrantelectrometer  zu  diesen  Versuchen  nicht 
geeignet  sein  sollte,  wenn  wirklich  die  Condensation  eisö 


1)  Palmieri,  Rend,  deli'  Accad.  deile  äciense fiuche  e  mateinatidie. 
^apoU  lööö.  Febr.  p.  26  if. 


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Electricüät  bei  Cbndensatum» 


409 


continuirliche  Qaelie  too  £lectricit&t  wäre.  Ich  habe  daher 
geglaubt^  auf  diese  Kritik^  zu  welcher  übrigens  Palmieri, 
wie  er  bemerkt^),  sich  erst  yeranlasst  sah,  nachdem  ein  ita- 

lienischür  i'rcund  ottentlich  ausgesprochen,  dass  meine  Ver- 
suche der  Ansicht,  dass  bei  der  Condensation  Elect ricitäts- 
entwickelung  stattfinde,  jedes  Fundament  entzogen  hätten, 
nicht  eingehen  zu  sollen,  solange  Palmieri  seinen  Angriff 
nicht  durch  neue  Versuche  gleichsam  substantürt  hätte.  Solche 
Versuche  hat  Palmieri  nunmehr  Teröffentlicht,  aber  ich  ho£fe 
in  Folgendem  an  zeigen,  dass  die  Deutung  seiner  Beobach* 
tungen  eine  irrige  ist 

Palmieri  bediente  sich  bei  diesen  Versuchen,  wie  bei 
allen,  welche  sich  mit  der  vorliegenden  Frage  beschäftigen, 
eines  Bolin en berger'srlien  Electrosk  opes  mit  Condensatur, 
dessen  Platten  aus  vergoldetem  Kupier  bestanden.  Den  ersten 
Versuch  unternahm  er,  wie  er  sagt*),  in  der  Absicht,  zu 
erfahren^  weshalb  das  Electrometer  bei  meinen  Versuchen 
Schwankungen  machte,  ohne  dass  ich  mir  über  den  Grund 
derselben  Bechenschaft  zu  geben  wusste.  Er  stellte  zwei 
aussen  mit  Stanniol  bekleidete  Beohergläser  von  8  1  Inhalt 
isolirt  auf,  verband  die  Aussentiäche  vermittelst  eines  Platin- 
oder Kupferdrahtes  mit  der  unteren  Platte  des  Condensators, 
dessen  obere  zur  Erde  abgeleitet  war.  Wenn  er  alsdann 
die  obere  Platte  abhob,  so  zeigte  das  Goldblättchen  negative 
JBlectricität  an,  während  die  Bechergläser  leer  waren.  Diese 
Blectricitftt  wurde  noch  intensiver,  wenn  eine  der  Aussen- 
flftchen  der  Gläser  mit  dem  Finger  berührt  wurde  oder  die- 
selben mit  einem  feuchten  Tuche  bedeckt  waren  und  dieses 
einen  Augenblick  berührt  wurde,  d.  h.  also  mit  dem  Erdboden 
c<nii:rnmicirte.  Er  glaubt  demnach,  dass  ich  es  mit  einer 
eigcnüiümlicben  Quelle  negativer  Electricität  zu  thun  hatte, 
wodurch  die  kleinen  Mengen  positiver  Klectricität,  welche 
durch  die  langsame  Condensation  hätten  entstehen  können, 
iieutralisirt  werden  mussten. 

Es  liegt  zunächst  auf  der  Hand,  dass  die  hier  mitge- 

1)  l^ahiiieri,  1.  c.  p.  27. 

2)  Palmieri,  ßeud.  etc.  August  lööö.  p.  184  ff.  —  Beibl.  10, 
p.  232.  1886. 


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410 


&  JKalueher, 


theilte  GrscheinuDg  die  Schwankungen  am  Electrometer  nicht 
erklärt,  da  dieselben  nicht  einseitig  waren.  Die  Hauptfrage 
aber  ist»  woher  denn  die  von  Falmieri  beobachtete  Elec* 
tricit&t  stammte.  £r  hält  sie  für  Yoltaelectricität  and  ftUirt 
zur  Stütze  dieser  Meinung  an,  dass  wenn  an  Stelle  der  sait 
Stanniol  bekleideten  BechergUiser  Zinkcylinder  benutzt  ww» 
den  und  im  übrigen,  wie  eben  bes(  hrio])cn,  verfahren  wird 
die  Anzeichen  von  negativer  Electricität  stärker  sind.  Fal- 
mieri hat  es  unterlassen  zu  sagen,  wo  denn  eigentlich  die 
Voltaelectricität  bei  seiner  Versuchsanordnong  entsteht  Abef 
wie  es  auch  sei,  so  ist  klar,  dass,  da  Falmieri  jedeniiillfi 
nur  schwache  Spannnngsznst&nde  yermittelst  des  Condensaton 
beobachtete,  er  dieselben  nur  walii  nehmeu  konnte,  wenn  die 
Verbindung  der  unteren  Platte  mit  den  Stanniol-  odn  Zink- 
cylindern  unterbrochen  wurde,  ehe  die  obere  Platte  abgehoben 
wurde,  und  ich  muss  auch  annehmen,  dass  Falmieri  so 
verfahren  ist,  obschon  er  es  nicht  sagt  Weit  entfernt  jedodi, 
zugeben  zu  können,  dass  es  sich  bei  Falmieri's  Versnches 
um  Voltaelectricität  handelt,  und  seine  Beobachtang  anf  memr 
VersuchsanordnuDg  Anwendung  finden  könne,  darf  ich  riel 
mehr  behaupten,  dass  die  im  ersten  Augenblick  so  aauälligt 
Erscheinung  sich  darauf  zurückführen  lässt,  dass  Palniieri 
bei  seinen  Manipulationen  schwache  Keibungen  nicht  ver- 
mieden hat,  vielleicht  auch  die  isolirenden  Stützen  nicht  üti 
von  Ladung  waren. 

Den  Beweis  hierfür  hat  zunächst  Falmieri  selbst  ge- 
liefert mit  der  bereits  erwähnten  Mittheilung,  dass  die  vos 
ihm  beobachtete  negative  Electricität  stärker  wurde,  wenn 
die  Aussenflächen  der  mit  Stanniol  bekleideten  Bechergläser 
mit  dem  ij'mger  berührt  wurden,  „d.h.  also  mit  dem  Erd- 
boden communicirten^  Wäre  nun  wirklich  durch  die 
Berührung  die  Communication  der  Stanniol*  oder  Ziok* 
cylinder  mit  der  Erde  hergestellt,  hiermit  ako  gleichzeitig 
auch  die  untere  Flatte  des  Condensators  mit  der  Erde  is 
Verbindung  gesetzt  worden,  so  würde  das  Electruskop  doch 
unmöghch  eine  Ladung  haben  anzeigen  können.  Folghch 
ist  es  unmöglich,  dass  durch  die  Berührung  eine  vollkom- 
mene Ableitung  zur  Krde  bewirkt  war,  vielmehr  muss  man 


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EheiricUät  bei  Condensation, 


411 


KiineiimeD,  dass  die  Berührung  eine  schwache  Keibung  war, 
welche  die  Ursache  der  electrisohen  Differenz  war,  die  Pal- 
mieri  am  Electroekop  beobachtete.  Ich  brauche  mich  jedoch 
nicht  mit  einer  Yermathung  zu  begnügen,  sondern  bin  in 
der  Lage,  für  meine  Auffassung  einen  directen  experimen- 
tellen Beweis  zu  liefern. 

Man  fasse  eiü^m  Stanniolstreifen  mit  dem  Daumen  und 
Zeigefinger,  berühre  mit  dem  Stanniol  einen  Moment  die 
untere  Platte  des  Oondensators  eines  Bohnenberger'schen 
Electroskops,  dessen  obere  Platte  zur  Erde  abgeleitet  ist, 
entferne  den  Stanniolstreifen  und  hebe  die  obere  Gonden- 
Batorplatte  ab,  so  wird  man  das  Goldbl&ttchen  negative  Blec- 
tricität  anzeigen  st-lieu.  Der  Ausschlag  wird  erheblich  stärker, 
wenn  man  anstatt  des  Stanniolstreifens  einen  Zinkdraht 
nwendet.  Die  Wirkung  ist  nahezu  dieselbe,  wenn  man  die 
i^'mger,  zwischen  denen  man  die  Metalle  hält,  befeuchtet^) 
Hier  ist  also  genau  die  Erscheinung  reproducirt,  welche 
Palmier i  beobachtet  hat  Wenn  man  aber  die  Metalle 
nicht  zwischen  den  Fingern  h&It,  sondern  an  einem  isoliren- 
den  Körper  befestigt,  z.  B.  an  ein  Stück  Siegellack  anschmelzt, 
ind,  indem  man  dieses  in  der  Hand  hält,  so  verfährt,  wie 
üben  l)ü8cluiebeii,  so  bleibt  das  Goldblättchen  in  Kiiho.  Da- 
raus geht  hervor,  dass  die  Ladung  in  dem  früheren  Falle 
in  der  That  durch  Berührung  der  Metalle  mit  den  Fingern 
erzeugt  wurde,  und  demnach  ist  die  Deutung  des  von  Pal« 
mieri  beobachteten  Fh&nomens  folgende:  Durch  die  Berüh- 
rung der  Stanniol-  oder  Zinkcylinder  mit  dem  Pinger,  welche 
also  ah  eine  schwache  Reiljun^z  anzusehen  ist,  wurden  jene 
Legativ  electrisch.  Diese  negative  Electricität  wurde  durch 
den  Verbindungsdraht  zur  unteren  Platte  des  Oondensators 
fortgeleitety  hier  aber  durch  Influenz  der  qberen  Platte  fest- 
gehalten; wurde  nun  der  Draht  entfernt  und  die  obere  Platte 
abgehoben  f  so  verbreitete  sich  die  Electridtftt  fiber  das 

1)  Nunmt  mau  an  Stelle  der  oben  genamitcn  Metalle  emen  Platin- 
draht,  so  aeigt  das  Goldblättchen  emen  kräftigen  AuHchlag  von  pcai- 
tiver  Eleetricität,  was  für  die  folgende  Darlegung  wichtig  zu  bemerken 
iBt.  Wie  ein  Platindraht  verhält  sich  ttbrigens  ein  Kupfer-  oder  Silber* 
diabt 


412 


i^'.  Kaiiscäer, 


Gokll)Uittcheo  und  gab  sich  durch  den  Ausschlag  desselben 
zu  erkennen. 

1  leibt  hiernach  noch  die  Frage  zu  erledigen,  welche 
Ursache  die  urspranglich  vorhaadene^  auch  ohne  Berührung 
mit  dem  Finger  ?on  Palmieri  beobachtete  negative  Blectri* 
citftt  gehabt  habe.    Hier  bin  ich  allerdings  anf  die  flchon 

oben  {^'('äusserte  Vermiithung  angewiesen,  dass  die  isolirendiu 
Stützen  nicht  frei  v<>a  Ladung  gewesen  seien,  oder  Pal- 
mieri bei  seinen  Manipulationen  von  vornherein  schwache 
Keibungen  nicht  vermieden  habe.  Dass  in  der  That  Pal- 
mieri bei  seinen  Versuchen  nicht  alle  Fehlerquellen  ausge- 
schlossen hat,  ergibt  sich  wiederum  aus  einer  seiner  eigeuen 
Mittheilungen.  Er  beobachtete  n&mlichy  wie  er  sagt,  häutiger 
(spesso)  schwächere  Anzeichen  negativer  P^lectricität,  wenn 
er  die  Becherglaser  mit  Schnee  oder  einem  Kältegemisch 
füllte,  als  wenn  sie  leer  waren.  Es  scheint,  als  ob  Pal- 
mieri hieraus  stillschweigend  den  Schluss  ziehen  will,  dass 
durch  die  infolge  der  Abkühlung  bewirkte  Gondensatioo 
positive  Electricität  entwickelt  worden  sei,  welche  die  arsprQog* 
lieh  vorhandene  negative  zum  Theil  neutralisirt  habe.  AUeis 
wenn  dies  der  Fall  wäre,  so  hätte  er  nicht  nur  häufiger, 
sond'Tn  Uli  III  er  eine  Schwächung  der  negativen  Electricität 
wahrüuhineii  iiiübsen.  Demnach  muss  man  annehmen,  ciass 
Palmieri  seine  Versuche  nicht  unter  Bedingungen  aoge- 
stellt  hat)  welche  dieselben  von  Zufälligkeiten  befreit  haben 
und  ein  sicheres  Resultat  h&tten  geben  können« 

Wenige  Monate  nach  der  im  Vorstehenden  besproche- 
nen Mittheüung  hat  Palmieri  einen  neuen  Versuch  fe^ 
otFentlicht  welcher  sich  ebenfalls  im  wesentlichen  als  eine 
Wiederholung  meiner  eigenen  Versuche  charakterisirt,  im! 
welcher  einen  directen  Beweis  einer  EiectricitätsentwickeiuQg 
bei  der  Condensation  von  Wasserdampf  liefern  soll.  £ioe 
isolirte  Piatinschaie  von  ca.  12  cm  Durohmesser  commam- 
cirte  vermittelst  eines  Platindrahtes  mit  der  unteren  PUtt» 
des  Condensators.    Das  Goldblättchen  blieb  unbewegiidi} 


1)  Palmieri,  Rend,  etc  Dec.  p.  818.  1S86.  —  Beibl  10.  p.  i^i. 
1686. 


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Eiectridtäi  bei  Condemation. 


418 


wenn  die  Schale  leer  oder  mit  Wasser  Yon  der  Temperatur 
der  mngebeiideii  Luft  geßlllt  war.   Wurde  sie  aber  mit  Eis- 

Stöcken  gefüllt,  so  sah  Palmieri  beim  Abheben  der  oberen 
Platte,  welche,  wie  gewöhnlich,  etwa  eine  Minute  mit  der 
Eide  in  Verbindung  gesetzt  worden  war,  das  (ioldblMtchon 
ileutiich  positive  Eleclricität  anzeigen.  Zum  besseren  Ge- 
lingen des  Versuches,  fügt  Palmieri  hinzu,  ist  es  gut  (giova), 
daas  vor  dem  Abheben  der  oberen  Gondensatorplatte  die 
Communication  der  unteren  mit  der  Platinschale  unter- 
brochen werde. 

Hier  könnte  zunächst  uuilallen,  weshalb  l^ahnieri  nicht 
^<>Q  vornherein  Ik-I  leerer  Platinschale,  wie  in  dem  Fall  mit 
üen  tStauniol-  oder  ZinkcyliDderu,  Anzeichen  von  Eleclricität 
wahrgenommen  habe.  Daraus  geht  hervor,  dass  in  dem 
einen  Falle  Zu^ligkeiten  obwalteten,  die  in  dem  anderen 
nicht  vorhanden  waren.  Es  hätte  mich  nicht  gewundert, 
wenn  Palmieri,  falls  er  vor  dem  Abheben  der  oberen 
Oondensatorj)latte  den  Platindraht  von  der  unteren  mit  der 
11  und  entfernt  hätte,  auch  bei  leerer  Schale  Anzeichen  von 
Electricität,  und  zwar,  wie  aus  der  oben  p.  411  in  derFuss- 
liote  gemachten  Mittheilung  hervorgeht,  von  positiver  Elec* 
tricität  wahrgenommen  hätte.  Allein  die  zuletzt  in  Bezug 
auf  die  mit  Bis  gefällte  Schale  erwähnte  Bemerkung  Pal- 
mieri's,  dass  es  „zum  besseren  Gelingen  des  Versuches  gut 
sei,  dass  vor  dem  Abheben  der  oberen  Gondensatorplatte 
die  Communication  der  unteren  mit  der  Platinschale  unter- 
brochen M'eiiie'',  lässt  ganz  im  Ungewissen,  wie  Palmieri 
in  jedem  ein^eiaen  Falle  verfahren  ist.  Denn  da  er  zugibt, 
dass  er  bei  seinen,  die  vorliegende  Frage  betreffenden  Ver* 
suchen  stets  nur  schwache  Spannungszustände')  habe  wahr- 
nehmen können  und  ja  eben  deshalb  die  Benutzung  eines 
Condensators  für  unerlässlich  erklärt,  so  sollte  man  erwarten, 
dass  es  nicht  nur  gut.  sundern  geradezu  nothwendig  sei,  die 
Verbindung  der  unteren  Gondensatorplatte  mit  dem  Kühl- 
gefässe  aufzuheben,  ehe  die  obere  Platte  abgehoben  wird.^) 

1)  Palmieri,  1«  e.  p.  196. 

8)  Im  Original  lautet  die  SteUe:  „Per  la  rnigliare  rimeite  delV  espe- 
riensa,  giova,  che  nell*  elevare  il  piattello  supcriore  del  condensatore  la 


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4U 


8,  KaUßcher, 


Eine  der  möglichen  Ursachen,  welche  das  Anftreten  podtiTer 

Electricitftt  bei  diesem  Tersuche  erklärt,  habe  ich  bereits 
aogodeiitet,  nämlich  ein  nicht  vorsichtiges  Entfernen  des 
Platindralites  von  der  unteren  Condensatorphitte  mit  der 
Hand.  Eine  andere  Möglichkeit  wäre,  dass  die  i^Iisstücke 
durch  das  Zerkleinern  p^eladen  waren,  oder  dass  bei  der 
Kinfüllnng  derselben  Electricitftt  durch  Reibung  ersesgt 
wurde^  und  Palm i er i  h&tte  mindestens  die  Platinschale  bis 
nach  erfolgter  EinfÜUiing  der  Bisst&cke  mit  der  Erde  in 
Verl)indung  halten  müssen.  Dass  er  diese  Vorsicht  gebraucht 
habe,  sa^t  er  nicht. 

Ich  habe  endlich  nicht  unterlassen,  Palmieri's  Versuch 
im  Laufe  des  Sommers  mehrmals  zu  wiederholen,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  ich  anstatt  einer  Flatinschale,  da  mir 
eine  solche  nicht  zur  Verfügung  stand,  eine  Kupferschale 
benutzte,  welche  Tcrmittelst  eines  Eupferdrahtes  mit  der 
unteren  Condensatorplatte  communicirte,  während  die  obere 
vermittplst  der  Gasleitung  mit  der  Erde  verbunden  war.  Die 
Kupteischale  war  auf  Riegel!ackf?tangen  befestigt,  di<»  anf 
einer  fest  auf  den  Tisch  aufgeschraubten  Holzplatte  autge- 
schmolzen waren.  Unter  Berücksichtigung  aller  erforder- 
lichen Vorsichtsmaassregeln,  die  sich  aus  Vorstehendem  m 
selbst  ergeben,  habe  ich  auch  nicht  eine  Spur  Ton  Electri* 
cität  wahrnehmen  können,  obschon  auf  der  mit  Eisstttckefi 
gefüllten  Schale  eine  ganz  beträchtliche  Condensation  statt- 
gefunden hatte. 

Es  wäre  noch  möglich,  dass  Paimieri  das  (ildck  hatte, 
ein  empfindlicheres  Electroskop  zu  benutzen,  als  mir  zur 
Verfügung  stand,  und  er  ist  auch  der  Meinung,  dass  die 
Vorzüglichkeit  seines  Yon  ihm  yervoUkommneten  Eiectroskops 
zum  glücklichen  Belingen  seines  Versuchs  beigetragen  baba^} 


cninnnicazionf*  dell'  inferiore  con  1«  coppn  di  jdatino  sia  stata  tolfa. 
während  es  in  der  analogen,  die  leere  Scliale  betretlV'nden  Stelle  heiäet: 
Fatta  la  prova.  uel  modo  che  tutti  öamio,  la  foglia  d'oro  dell'  ellettTOSc«> 
pio  rimasc  immobile;  nach  dem  oben  gesagten  er8ch*»int  es  mir  jedoch 
bedauerlich,  dass  Paimieri  seine  Manipulation  im  letzteren  Falle  nicht 
genauer  präcisirt  hat. 

l)  Paimieri,  l.  c.  p.  319. 


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^eetriciiäi  bei  Chndeniation, 


415 


Eine  Mittheilung»  welche  eine  Schätzung  der  £inpfindHchkeit 
seineB  Instraments  aus  bekannten  Vorgängen  ermöglichte» 
macht  Pal mieri  nicht.   Allein,  wenn  ich  auch  gern  glaube, 

dass  sein  Electroskop  empfindlicher  ist,  als  das  von  mir  benutzte, 
so  wird  man  doch^  hotle  ich,  aus  dieser  Darlegung  die  üeber- 
zeugung  gewonnen  haben,  dass  nicht  der  Güte  des  Instru- 
ments, sondern  gewissen  Fehlenquellen,  die  Pal  mieri  nicht 
Termieden  hat,  seine  Resultate  zuzuschreiben  sind. 

Es  verdient  noch  herrorgehoben  zu  werden,  dass  das 
mehrfach  geäusserte  Misstrauen  Palmieri's  gegen  das 
Qnadrantelectrometer  als  electroskopisches  Instrument  für 
den  in  Rede  stehenden  Zweck  ganz  unbegründet  ist.  Weit 
eher  wäre  ein  Misstrauen  gegen  die  Zuverlässigkeit  des 
Electroskoi)s  für  eine  subtile  Untersuchung  wie  die  vor- 
liegende gerechtfertigt.  Abgesehen  von  anderen  Umständen 
ist  das  Qnadrantelectrometer  offenbar  schon  deshalb  zu- 
verlässiger, weil  der  Beobachter  sich  nicht  in  seiner  N&he 
zu  befinden  braucht»  während  er  am  filectroskop  fortwährend 
mancherlei  Manipulationen  vorzunehmen  hat,  welche  bei  der 
geringsten  Unsicherheit  zu  Fehlerquellen  werden  können. 

Nach  Knlwmi'  dicbcr  Arbeit  geht  mir  durch  die  Freund- 
lichkeit des  Hrn.  Dr.  Franco  Magrini  zu  Florenz  eine  von 
demselben  verfasste  Abhandlung^)  zu,  welche  ebenfalls  eine 
Wiederholung  des  zuletzt  erwähnten  Versuches  von  Palmieri 
zum  Gegenstande  hat.  Der  Verfasser,  der  übrigens  insofern 
im  Irrthum  ist,  ab  er  glaubt,  Palmieri  habe  meine  Ver- 
suche nicht  gekannt,  gelangt  nicht  nur,  wie  ich  selbst,  zu 
einem  negativen  Besultate,  sondern  läset  auch  nicht  zweifei* 
halt,  dass  Palmieri  bei  seinen  Versuchen  nicht  alle  Fehler- 
quellen  ausgeschlossen  hat. 

Magrini  bediente  sich  eines  Thomson'schen  Quadrant- 
electrometers  in  der  von  M  a  s  c  a  r  t  moditicirten  Form. 
Füllte  er  die  isolirte  Platinschale  vermittelst  eines  Porcellan- 
oder  Qlaslöifeis  mit  £is,  welches  mit  einem  eisernen  Hammer 
auf  einem  Steine  zerkleinert  worden  war,  so  wich  die  Eiec- 
trometernadel  von  der  Nulilage  ab,  blieb  aber  nach  etwa 


l)  Magrini,  Nuov.  Cim.  (ß)  20.  Jul.  Aug.  18S6. 


416 


B,  V,  Koienko, 


einer  Minute  in  Buhe,  wie  lange  auch  Wasserdarapf  sich 
condensiren  mochte.  Verband  er  die  Nadel  nach  ihrem 
ersten  Ausachlage  mit  der  Brde  und  isolirte  sie  dann  wieder^ 
so  nahm  sie  nicht  ihre  Endlage,  sondern  ihre  Anfi&ngslage 

ein.  Er  schliesst  hieraus  mit  Recht,  dass  das  Eis  durch  das 
Z  rk leinern  e^eladen  war,  und  führt  zum  Beweise  an.  dass. 
wenn  er  so  verfulir,  wie  ich  bei  den  im  Eingänge  dieser  Ab- 
handlung erwähnten  Versuchen^),  dass  er  die  mit  Eis  gefüllte 
Platinscbale  kurze  Zeit  mit  der  Erde  in  Verbindung  hielt 
und  dann  isolirte,  die  Electrometernadel  in  Rohe  blieb.  Dim 
Versuche  wurden  oft  und  stets  mit  demselben  Erfolge  ancb 
bei  Anwendung  von  kflnstlich  erzeuf^tem  Wasserdampf  wiede^ 
holt.  Der  Verfasser  kommt  daher  zu  dem  Schlüsse,  dass 
die  von  Palmieri  beobachtete  positive  Electricitiit  wahr- 
scheinlich lieibungselectricitilt  war,  und  dass  bei  der  Con- 
densation von  Wasserdampf  keine  Electricitätsentwickelasg 
wahrnehmbar  sei. 

Berlin,  Phys.  Inst.  d.  Univ.,  September  1880. 


IV.  Erwiderung,  betreffend  die  PyroeleetricitM 
des  Quarzf's ;  vf>n  B,  von  Kolenko 
aus  JEkuteriuodar  in  Muasland. 


Auf  die  von  Hrn.  Hankel  in  dieser  Zeitschrift  mit- 
getheilte  Berichtigung  der  durch  meine  pyroelectrischen 
Untersuchungen  erhaltenen  Eesultate^)  bin  ich  erst  jetst  üd 
Stande,  einiges  zu  erwidern. 

flr.  Hankel  sucht  den  Grund  dafür,  dass  seine  pyro« 
electrischen  Beobachtungen  am  Quarz  mit  den  von 
Herren  Er i edel,   Curie   und   auch  von   mir  erhalteoeB 
üesultaten  nicht  übereinstimmen,  durch  die  Verschiedenheit 


1)  Kaliscfu  i  ,  Wied.  Ann.  20.  p.  617.  188S. 

2)  Hankel,  Wied.  Ann.       p.  160,  1885. 


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I*i/roelectricUäL 


417 


der  ,,tbermo'*-  uod  der  „actino^-electrischen  Erscheinungen 
zu  erklären.  Indessen  widersprechen  dieser  Erklärung  Ran- 
ke Ts  aiie  Beobachtungen,  welche  ich  bereits  früher  ange- 
stellt hatte  und  neaerdings  mit  dem  gleichen  Eeeultate  wie- 
derholt habe. 

Als  ich  bei  der  Untersaehung  der  QuardrystaUe  die 
Yertheilimg  der  electrischen  Pole  immer  entgegengesetzt  der 
Ten  Haakel  angegebenen  fand,  enchte  ich  mit  grosser  Sorg- 
falt nach  der  Ursache  unseres  Widerspruchs,  und  zwar  um- 
somehr,  als  die  Herren  Friedel,  Curie  und  Röntgen  zu 
den  gleichen  Kesuitaten  gelani^t  waren,  wie  ich.  und  dadurch 
gleichsam  meine  Beobachtungen  bestätigt  worden  waren.  Dabei 
konnte  mir  das  sorgfältigste  Lesen  der  Hankel'schen  Abhand- 
Inng:  ^Ueber  die  Wirkung  des  üeberstreichens  eines  Berg- 
krystalls  mit  einer  Alkoholflunme,^  keinerlei  Klarheit  bringen. 
Wenigstens  habe  ich,  solange  kein  positiver  Beweis  für  das 
Gegentheil  erbracht  ist,  keinen  Grund,  zu  glauben,  dass 
Quarz  /u  dum  Bestreichen  mit  der  SpiritusÜamme  sich 
anders  als  alle  übrigen  Mineralien  verliält. 

Es  wird  nicht  nöthig  sein,  den  ganzen  Satz:  „Ueber  die 
Wirkung  des  üeberstreichens  u.  s.  f.^',  noch  einmal  zu  citi- 
ren,  ich  erw&hne  blos  den  Schluss,  zu  welchem  Hr.  Hanke  1 
gekommen  ist:  „Die  Oberfl&che  des  KrystaUs  muss  also  nach 
dem  Bestreichen  mit  der  Alkoholflamme  eine  electrische 
Spannung  seigen,  welche  mit  der  beim  ErwSrmen  auftreten- 
den tibereinstimmt". 

Den  Beweis  für  diese  Behauptung,  die  ich  für  irrig 
halten  muss,  sieht  Hr.  Hankel  in  folg<'n(]em  Versuche:  „Es 
wurde*',  sagt  er,  „ein  Krystall  zwei  iStunden  hindurch  auf 
der  Temperatur  von  140*^  0,  erhalten,  dann,  ohne  ihn  zu  be* 
rQhren,  2ur  Abkühlung  hingestellt  und  nach  Verlauf  von 
sechs  Minuten  mit  dem  Pulver  best&ubt.  Die  jetzt  auf  der 
Oberfl&che  erscheinenden  Zeichnungen  stimmen  mit  der  von 
mir  mittelst  des  Blectrometers  gefundenen  Vertheilong  ftber- 
ein,  waren  also  der  nach  einem  Erwärmen  bis  40^  C. 
und  Üeber*?treichen  mit  der  Alkohüiiiamme  sicht- 
baren gerade  entgegengesetzt.** 

Dieser  Versuch  —  der  einzige,  welchen  Hr.  Hankel 

Aon.  d.  Pl^  a.  ClMm.      F.  XXll.  27 


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418 


erw&biity  —  bietet  entweder  eine  ganz  besondere  Annalime 
dar^  oder  es  mnss  in  der  Beobachtang  selbst  ein  Fehler 

gemacht  worden  sein.  Denn  schon  im  .l;ihre  1883  habe 
ich  gefunden,  dass  die  L;i^e  der  electrisühen  Pole  am 
Quarz  bei  der  Untersuchung  mittelst  der  Kundt  schen 
Methode,  entgegen  der  Behauptung  HankeTs,  Tollkom* 
men  dieselbe  bleibti  einerlei,  ob  man  den  Krj* 
stall  dttrcb  eine  Alkoholflamme  zieht  oder  nicht 
Ein  bedeutender  Unterschied  Spüssert  sich  nur  in  der  Sdiiift 
des  Bildes. 

Um  genauere  Angaben  den  von  Hankel  mitgetbeil* 
ten  Versuchen  gegenüberstellen  zu  können,  wurden  Ton  nur 
▼or  kurzer  Zeit  in  dem  Laboratorium  des  ätrassbnrger  mine- 
ralogischen Instituts  einige  pyroelectrisdbe  Versuche  wieder- 
holt, und  zwar  wurden  zu  dieser  folgende  Erystalle  benutit: 
1)  und  2)  Zwei  Kry stalle  von  der  Handeck;  der  eine  ist  ein 
dunkler  Rauchqinirz,  Nn  301,  22  mm  breit,  42  mm  lang;  an 
den  drei  abwechselnden  Prismenkanten  treten  rechte  Trapei- 
iiächen  hervor.  Der  zweite  ist  ein  Rauchquarz  (Nr.  363)  fOA 
fast  gleicher  Grösse,  ein  linker  Zwilling.  Diese  beiden  wur- 
den anfangs  auf  112^  G.  erw&rmt,  dann  wurde  die  Tempe- 
ratur bis  zu  88^  C.  erniedrigt  und  —  Stunden  Ido- 
durch  constant  erhalten ;  zuletzt  löschte  ich  die  Brenner  ans 
und  bestaubte  die  Krystalle  hei  der  bis  auf  47  — 53^C.  ge- 
sunkenen Temperatur  des  l.utthiLdes.  Ein  Bestreichen  mit 
der  Alkoholflamme  fand  nicht  statt 

^  Ein  Rauchquarz  vom  St.  Gotthardt  (Nr.  217),  29  nun 
lang,  11  mm  breit 

1)  Em  dunkler  Rauchciuarz  vom  Tiefengietscher  (Nr.  20^], 
27  mm  lang,  12  mm  breit 

5)  £in  KrystaU  aus  Wattingen  (Nr.  188),  80  mm  lang, 
13  mm  br^t 

6)  Ein  Zwilliiigskr} stall  von  Tavetscii  (xSr.  332),  fait 
farblos,  24  mm  lang,  14  mm  breit. 

Die  letzten  vier  Kjystalle  (3 — 6)  wurden  bei  mehrfach 
wiederholten  Versuchen  1  Stunde,  1,5  Stunden,  2  StundsSt 
2,5  Stunden  lang  erw&rmt  Das  Maximum  der  Tempefatar 


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J^roeieeirioitäL 


419 


stieg  auf  142®  C,  und  die  Yeraiichsteinperattiren  waren  ld6y 

133,  127.  110,  90,  800. 

Auch  noch  drei  der  von  (1.  vom  Rath  beschriebeneu 
Quarzkrystalle  aus  Alexander  Uo.  untersuchte  ich  auf  die- 
selbe Weise. 

Bei  allen  diesen  Versuchen  blieb  die  Vertkeflang  der 
eleetrischen  Pole  bis  in  das  kleinste  Detail  dieselbe,  wie  die 

früher  von  mir  angegebene,  d.  h.  die  Vertheilung  der  elee- 
trischen Pole  am  Quarz  beim  Abkühlen  der  Krvstalle  ist 
immer  die  gleiche,  einerlei,  ob  man  die  Krystalle  init  der 
Spiritusflamme  bestreicht  oder  nicht.  Hiernach  kann  ich 
also  nicht  meine,  sondern  nnr  die  Angaben  Hankel's  fttr 
irrig  halten. 

Was  ferner  die  von  mir  angegebenen  Regeln  zur  Be* 

Stimmung  der  optischen  Drehung  der  Quarze  anlangt,  so  ist, 
entgegen  der  Ausführung  des  Herrn  H  an  kel,  zwischen  den  von 
mir  und  den  von  Hanke  1  aufgestellten  Regeln,  —  ganz  ab- 
gesehen davon,  dass  die  Polaritäten  die  entgegengesetzten 
Vorzeichen  besitzen  —  doch  ein  sehr  wesentlicher  Unter- 
schied Torhanden.  Denn  der  Sinn  der  Drehung  Iftsst  sich, 
wie  ich  gezeigt  habe^  mittelst  der  eleetrischen  Untersachnng 
einer  Pnsmenkante  nnr  in  dem  Falle  bestimmen,  wenn  vor- 
lici  der  Charakter  des  anliegenden  Rhomboi'dera  liestiimnt 
war.  Es  genügt  al)er  niclit,  wie  Hr.  Hankel  behauptet,  iiir 
die  Bestimmung  der  optischen  Drehung  des  Quarzes  die 
Richtung  der  schiefen  eleetrischen  Zonen,  weil  diese  meines 
£rachtens  gar  nicht  ezistiren. 

Mineral  Inst,  der  Univ.  ätrassburg  i.  E.,  August 
1S86. 


27* 


420 


E,  Edlund, 


V.   Bemerktingen  zu  rler  AhhmuUuiiy 
des  Hm,  Hoppe:  ,fZur  Theorie  der  unipolaren 
Inductian^^;  van  E.  Mdlund. 

(■l«rs«  Tftf.  III  riff.  «-ILl 


In  der  obigen  Abhandlung^)  beschreibt  Hr.  Hoppe 
einige  von  ihm  gemachte  Verauche  und  sieht  aus  diesen  die 
Schlnssfolgernngy  dass  die  von  mir  ausgesprochene  Ansicht 
über  die  Natur  der  unipolaren  Induction  falsch  sei  nnd 

gegen  die  Resultate  seiner  Versuche  streite.  Ich  werde  im 
Folgenden  die  von  Hrn.  Hoppe  gewonnenen  Ergebnisse  einer 
möglichst  kurzen  Kritik  unterwerfen  und  dabei  nachweisen, 
dass  meine  Theorie  der  unipolaren  Induction  von  den  Ein- 
wendungen des  Hm.  Hoppe  keineswegs  getroffen,  sondern 
im  Gegentheil  noch  mehr  bestätigt  wird. 

Das  aus  der  mechanischen  Wärmetheorie  abgeleitete 
und  von  der  Erfahrung  bestätigte  Gesetz  der  unipolaren 
Induction  lautet  folgendei  massen:  Wenn  sich  ein  Bahnele- 
ment  in  einem  Mngnetfelde  bewegt,  so  ist  die  Induction 
proportional  der  Intensität  des  Feldes  in  dem  Punkte,  wo 
das  Bahnelement  sich  befindet,  multiplicirt  mit  dem  Sinus 
des  Winkels  u  zwischen  dem  Elemente  und  der  ElrafUiniei 
sowie  mit  dem  Cosinus  desjenigen  Winkels  den  die  Be- 
wegungsrichtung mit  der  Normale  der  durch  die  Kraftlinie 
und  das  Elenuiit  gelegten  Ebene  bildet.  Bewegt  sich  das 
Bahnelement  mit  der  Greschwindigkeit  v  in  der  Entfernung  r 
von  einem  Magnetpole  von  der  Intensität  M,  so  erhält  man, 
wenn  k  eine^Gonstante  bedeutet^  für  die  Induction  den  Aus- 
druck: 

IM      .  . 
* V  sinnf  cos  fp*a9 

oder,  wenn  man  das  absolute  Maasssystem  anwendet  und  Mir 
mit  bezeichnet: 

(Ift)  sincif  cos^. 

Dieses  Gesetz  gibt  über  die  Art  der  Entstehung  der 
Induction  keinen  Aufschluss  und  stellt  dieselbe  mit  keiner 

1)  Hoppe,  Wied.  Ann.  28.  p.  478.  1886. 


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Ühipoiare  InducHon»  421 

anderen  electrischeD  Erscheinung  in  Verbindung;  es  lehrt 
IM-  nur,  die  Crrösseder  Induction  zu  berechnen.  «lede  Theorie, 
the  mit  diesem  Gesetze  nicht  übereinstimmt,  ist  falsch. 

Ich  habe  mir  den  Verlauf  der  Induotion  folgeadermasaen 
Torgestellt:  Wenn  der  electrische  Strom  wirklich  in  dem 
Transporte  eines  im  Leiter  befindlichen  electnechen  Floidams 

(oder  zweier  solcher,  wie  einige  annehmen)  besteht,  so  muss, 
Wenn  das  Bahnelement  in  Bewegung  kommt,  dieses  Fluidum 
(oder  diese  Fluida)  in  der  Bewegungsrichtung  convecti?  mit- 
geschleppt werden  und  in  dieser  Weise  einen  Strom  bilden, 
auf  welchen  der  Magnetpol  nach  dem  bekannten  Gesetze  für 
den  Einfliiss  eines  Ma^netpoles  auf  ein  Stromelement  ein* 
wirkt.  Wie  ich  in  froheren  Arbeiten  bewiesen  habe,  ist  es 
in  Betreff  der  Induction  gleichgtlltigi  ob  man  ein  einziges 
Fluidum  annimmt  oder  zwei  solche,  die  sich  in  entgegenge- 
setzten Richtungen  bewegen.  Bezeichnet  ß  den  Winkel, 
welchen  die  Bowegungsrichtung  des  Bahnelementes  mit  der 
Kraftlinie  einschliesst,  und  i"  den  Winkel,  weichen  das  Bahn- 
eiement  mit  der  Normale  der  durch  die  Bewegungsrichtung 
und  die  Kraftlinie  gelegten  Ebene  bildet,  so  ergibt  sich  nach 
dem  Gesetze  für  die  Einwirkung  eines  Magnetpoles  auf  ein 
Stromelement  die  Inductionsformel: 

(2a)  M  V  sin  ß  cos  I/' .  jds. 

Ich  werde  jetzt  mathematisch  beweisen,  daas  die  Formeln 
(1»)  und  (2a)  identisch  sind. 

Es  sei  (Fig.  9)  aC  das  BuhoeU^ment,  in  welchem  die 
Induction  vorgeht,  seine  Bewegungsrichtung  und  C/*  die 
Krattlmie  oder,  was  dasselbe  ist,  die  Verbindungshnie  zwi* 
sehen  dem  Pole  und  dem  Bahnelemont;  ferner  seien  die 
Linien  A  C  und  R  C  senkrecht  auf  CFj  erstere  in  der  durch 
aC  und  CF  gelegten,  letztere  in  der  durch  bC  und  CP 
gelegten  Ebene;  schliesslich  sei  FC  eine  Normale  der  Ebene 
hCFy  und  GC  eine  Normale  der  Ebene  aCF.  Hieraus  folgt, 
dass  die  Linien  GCj  DC^  AC  und  FC  in  derselben  Ebene 
liegen,  da  sie  alle  auf  CP  senkrecht  sind.  Weil  -Ic  FCB 
und  '^GC  A  l)eide  rociite  sind,  so  folgt,  wenn^/iC'i^  beider- 
seiU  subtrahirt  wird,  ^FCA^^BCG. 


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422 


Nach  der  gewöhnlichen  Induclionsformel  soll  das  Bahn- 
element aC=  Js  mit  sin  {aCF)  multiplicirt  werden  oder,  da 
<^ACF  ein  rechter  ist,  mit  cos(^Crt).  Dieser  Ausdruck  soll 
noch  mit  dem  Cosinus  de^enigen  Winkels  multiplicirt  wer- 
den, welchen  die  Bewegangshchtung  mit  der  Nonnale  der 
Ehene  aCF  bildet»  d.  h.  mit  ew{bCO).  Da  aber  die  Ebene 
GCB  anf  der  Ebene  bCB  senkrecht  steht,  so  ist  der  liam- 
liche  Winkel  bei  B  ein  rechter.  Aus  dem  sphärischen  Dreieck 
BGö  folgt  dann: 

cos  (ö  CG)    cos  {G  CB) .  cos  {b  CB). 

Nach  dem  gewöhnlichen,  ans  der  mechanischen  Wärme* 
theorie  abgeleiteten  Inductionsgesetze  erhält  man  also  folgen- 
den Ausdruck  der  induction: 

(1)  ikv,  C08  (o  CJ) .  C08  (O  CB) .  cos  {b  CB) .  Js. 

Wir  \v(*llen  jetzt  den  Ausdruck  der  Induction  nach  der 
von  mir  gegebenen  Betrachtungsweise  aufsuchen. 

Wie  früher  ist  aC  das  Bahnelement  Js,  und  bC  seine 
Bewegungsrichtung  oder  der  durch  die  Bewegung  verursachte 
Gonvectionsstrom.  Dieser  soll  zuerst  mit  sin  (6  CP)  oder, 
was  dasselbe  ist,  mit  cos(/>Ci3)  multiplicirt  werden.  Der 
Magnetpol  strebt,  diesen  Strom  in  der  Richtung  der  Nor- 
male der  durch  CP  und  l/C  gelegten  Ebene,  d.  h.  in  der 
Richtung  FC  zn  fahren.  Um  die  Cromponente  in  der  Bich* 
tnng  des  Bahnelementes  aC  zu  erhalten  ^  muss  man  also  mit 
C08(a6T^  multipliciren.  Der  Ausdruck  der  Indaction  wird 
folglich: 

(a)  juü.cos  (a  CJ  } .  co&{öCjU)  .  Js. 

In  dem  sphärischen  Dreieck  aAF  '\9i  aber  der  xftamliciie 
Winkel  bei  A  ein  rechter.  Man  hat  daher: 

cos  (a  CF)  =  cos  [a  CA) .  cos  (FCA) . 

Wenn  man  jetzt  für  cos(aC/^  seinen  Werth  in  die 
Formel  (a)  einsetzt,  so  ergibt  sich: 

^ V  •  cos  (a  CA) .  cos  (FCA) .  cos    CB)  .Ait. 

Da  aber  co8(FC^)  =  co8(BC(?)^  so  erhält  man  sehliess» 
lieh  die  Formel: 


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Umpolare  Jnduetum, 


(2)  i/Lv,cos{aCA),cos{GCB).coB{öCB).Jß, 

welche  mit  der  Formel  (1)  identisch  ist 

Die  von  mir  aufgestellte  Formel  zur  Bereciinurjg  der 
Induction  in  einem  Bahnelement,  das'?  sich  in  einem  Mag- 
netfelde  bewegt,  muss  also  zu  einem  richtigen  Resultate 
fähren. 

Ich  habe  aach  behauptet^  dass  die  Indaction  eines  Mag- 
netes in  einem  Bahnelement,  das  sich  in  einiger  Entfernung 
▼on  dem  Magnet  befindet»  nicht  dadurch  verändert  werde^ 

dass  dieser  in  Rotation  um  seine  Axe  versetzt  wird.  Von 
den  Gründen,  die  für  diese  Behauptung  angeführt  werden 
können,  will  ich  der  Kürze  halber^)  nur  die  folgenden  hier 
aufnehmen. 

Ausser  von  der  Intensität  des  Magnetfeldes  und  der 
Geschwindigkeit  des  Bahnelementes  hängt  die  Indaction  von 
der  gegenseitigen  Lage  der  Kraftlinie»  des  Bahnelementea 
nnd  der  Bewegungsrichtung  ab.  Wir  denken  uns  jetzt  einen 

vertical  fetehenden  Magnet  und  in  der  Nähe  desselben  eine 
Magnetnadel,  die  sich  in  eine  beliebige  Lage  einstellen  kann. 
Die  Magnetnadel  stellt  sich  dann  in  die  Richtung  der  Kraft- 
Urne.  Wenn  nun  der  Magnet  in  Kotation  um  seine  Axe 
versetzt  wird,  so  lehrt  die  Erfahrung,  dass  die  Magnetnadel 
ihre  Lage  dadurch  nicht  ändert.  Die  Lage  der  Kraftlinie 
ist  also  von  der  Botation  unabhängig.  Anf  dieselbe  Weise 
findet  man,  dass  die  Intensität  der  Wirkung  des  Magnetes 
durch  die  Rotation  nicht  verändert  wird.  Daraus  folgt,  dass 
die  Kotation  des  Magnetes  um  seine  Axe  keinen  Einfluss 
auf  die  Induction  haben  kann. 

Durch  die  Beobachtungen  von  For^sinan*),  Zöllner*) 
und  anderen  ist  bekannt,  dass  ein  vertical  stehendes  Solenoid 
indncirend  anf  einen  umschliessenden,  rotirenden  Mantel  wirkte 
genau  wie  es  ein  Magnet  in  ähnlichem  Falle  thnn  wttrde« 

1 )  Auäfulirlicheres  hierüber  findet  man  in  „Bihai^  tili  Vet  A)lb 
HAodlingar''  10.  No.  17.  1885. 

2)  F  THsman,  Ofvenigt  sf  K.  Wet  Akademiens  FOrhsndliiignr 
ftr  1871.  No.  4.  p.  15. 

8)  ZSllner,  Pogg.  Ann.  160«  p.  604.  1877. 


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424 


E.  EdhauL 


Nun  aber  scheint  es  nnmOgUch  zu  sein,  irgend  einen  denk' 
baren  Grund  zu  finden,  weshalb  das  Solenoid  seine  Induction 

dadurch  veiündern  sollte,  dass  es  m  Kotation  um  seine  Axe 
versetzt  wird.    Dasselbe  muss  auch  von  dem  Magnet  gelten. 

Auf  obige  Formel  (2,)  oder  (2)  und  auf  das  soeben  Ange- 
führte in  Betreff  der  Rotation  des  Magnetes  um  seine  Ax» 
stützt  sich  meine  Theorie  der  unipolaren  Induction*  Es 
kann  hier  noch  hinzugefügt  werden,  dass  ich  diese  Theorie 
an  allen  mir  bekannten  Indnctionsf&llen  geprüft  und  sie  stets 
in  vollständiger  Uebereinstimmung  mit  der  Wirklichkeit  ge- 
funden habe. 

Indessen  glauht  nun  Hr.  Hoppe  gefunden  zu  haben, 
dass  die  Resultate  seiner  Versuche  mit  der  von  mir  aufge- 
stellten Theorie  in  offenem  Widerspruche  stehen.  Infolge 
des  oben  AngefiOhrten  glaube  ich  jedoch  mit  Bestimmtheit 
behaupten  zu  kOnnen»  dass  irgend  ein  Fehler  in  den  Schlössen 
des  Hrn.  Hoppe  vorkommen  muss.  Ich  will  denselben  im 
Folgenden  nachweisen. 

Ein  Magnet  sji  (Fig.  10)  mit  nach  oben  gekehrtem  Süü- 
pol  rotirt)  von  oben  gesehen,  in  entgegengesetztem  Sinne,  wie 
die  Uhrzeiger,  um  den  stillstehenden  Leiter  ab^  der  mit  dem 
Magnet  durch  einen  nichtleitenden  Stab  ae  Terbunden  ist 
Man  verftndert  nun  nichts  in  der  relativen  Bewegung  des 
Magnetes  und  des  Leiters,  wenn  man  dem  Magnet  in  der 
seiner  Bewegung  entgegengesetzten  Richtung  eine  so  grosse 
(Tescliwindigkeit  gibt,  dass  er  in  Ruhe  kommt,  und  gleich- 
zeitig dem  Leiter  eine  ebenso  grosse  Geschwindigkeit  in 
derselben  Bichtung  ertheilt.  Dieser  wird  sich  alsdann  den 
Uhrzeigern  entgegen  um  den  stillstehenden  Magnet  drehen; 
und  die  Induction  im  Leiter  bleibt  dieselbe  wie  Yorhin,  weil 
die  relative  Bewegung  keinerlei  Veränderung  erlitten  hat 
Kach  meiner  Theorie  wird  nun  die  Electricit&t  in  ab  von  « 
nach  von  unten  nach  oben  creführt.  Wenn  zwei  oder 
mehrere  Magnete  auf  dieselbe  Weise  mit  dem  Leiter  ah 
verbunden  sind,  so  wird  die  Wirkung  der  Induction  verstärkt, 
weil  diese  von  s&mmtlichen  Magneten  in  derselben  Bicbtuog 
erfolgt  Wenn  also  die  Anzahl  der  Magnete  so  gross  ist» 
dass  sie  eine  in  derselben  Richtung  rotirende  Böhre  um 


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Unipolare  JnditeH&n, 


425 


den  Leiter  bilden^  so  entsteht  dadurch  eine  Induction^  welche 
die  Mectricität  TOli  dem  unteren  Ende  des  Leiters  nftoh  dem 
obareo  zu  ftüiren  strebt  Es  bildet  sich  im  Inneren  der 
magsetischen  Bohre  ein  eigeathfimliohes  Magnetfeld,  wo  die 
ErftfUfnieD  in  allen  Richtungen  gegen  die  Peripherie  hinaus- 
gehen. Px'ündf't  sich  der  Leiter  wie  dies  bei  den  Versuchen 
de»  Hrn.  Urippe  der  Fall  war,  in  einor  Rolcbeo  Röhre,  und 
sind  die  Knden  a  und  ö  des  liCiiers  ausserhalb  der  üöhre 
durch  einen  Leitungsdraht  miteinander  verbunden,  so  wird 
bei  der  angegebenen  Drebungaricbtong  ein  Strom  von  dem 
oberen  Ende  b  durch  den  äusseren  Leitungsdraht  nach  a 
geben.  Ein  fthnlicher  Indnctionsfall  ist  in  meiner  Ton 
Htd.  Hoppe  citirten  Arbeit  p.  15  angeführt. 

lülülge  irgeöd  einer  ziitalligen  Verwechseluner  hat  aber 
Hr.  H  oppe  angenommen,  dass  nach  meiner  Theorie  keine 
Induction  im  Leiter  aä  entstehen  würde,  genau  wie  es  der 
Fall  gewesen  w&re,  weim  der  ruhende  Leiter  sich  in  einiger 
Estfemung  ausserhalb  der  rotirenden  Magnetröbre  befan- 
den b&tte. 

Wir  verweisen  jetzt  auf  die  dem  Aufsatze  des  Hrn. 
Hoppe  entlehnte  Figur  (Fig.  11).  Mit  ßenutzunpf  der  von 
Hm.  Hoppe  angegebenen  Maasse  des  Durchmessers  der 
'Scheibe  i  uod  ihrer  senkrechten  Höhe  Uber  dem  Südpol  s 
der  Magnetröhre,  sowie  auch  der  Lftnge  und  des  Durch- 
messers  dieser  Röhre,  kann  man  nach  meiner  Theorie 
berechnen,  daas,  wenn  das  System,  von  oben  gesehen,  in 
«Dtgegengesetstem  Sinne  wie  die  Uhrzeiger  rotirt,  in  der 
Scheibe  ?  eine  electiomotorische  Kraft  D  entsteht,  welche 
einen  von  der  Peripherie  zum  Mittelpunkte  der  Scheibe 
gehenden  Strom  hervorzurufen  strebt.  (Wenn  die  Scheibe  * 
in  der  durch  den  Südpol  gehenden  Horizontalebeue  gelegen 
bitte,  so  würde  die  eleetromotorische  Kraft  nach  der  ent* 
gegeagesetaten  Richtung  gewirkt  haben.)  Wie  fir.  Hoppe 
•elbst  bemerkt  hat,  bekommt  man  nach  derselben  Theorie 
in  dem  Leiter,  welcher  den  Punkt  /  mit  dem  Mittelpunkte 
▼erbindet,  eine  elecLromutori-che  Kraft  D,  die  vom  Mittel- 
puiikte  nach  f  bin  wirkt.  Wenn  zwischen  J  und  der  Peri- 
pherie der  Scheibe  i  ein  Leiter  k  eingeschaltet  ist,  welcher 


426 


£.  Edlund, 


an  der  Drelumg  theilnimmt,  so  entsteht  in  diesem,  ebenso 
wie  in  //,  eine  electromotorische  Kraft  C,  die  von  unten 
nach,  oben  wirkt,  wenn  die  Drehung  in  der  genannten  Üich* 
tung  stattfindet.  Die  electromotorische  Kraft  welche  dem 
Ohigen  zafolfe  in  g  gebildet  wird,  ist  grösser  als  B  und  B 
zasammen,  was  aas  dem  auf  p.  18  meiner  von  Hm.  Hoppe 
citirten  Arbeit  Mitgetheilten  ohne  Schwierigkeiten  zu  folgen 
ist.  Wenn  der  Leiter  k  zwischen  f  und  dem  Rande  der 
Sclieibe  /  eingeschaltet  ist,  so  wird  in  der  geschlossenen 
Leitung  die  Summe  aller  Kräfte  ^A  —  B—C—  D. 

Nimmt  man  k  fort,  und  verbindet  man  das  obere  Ende 
yott  ff  mit  /  durch  einen  ruhenden  Leitungsdraht,  so  erbllt 
man  durch  die  electromotorische  Kraft  A—  B  einen  Strottf 
der  von  dem  oberen  JBnde  von  g  durch  den  Leitungsdraht 
nach  /  geht.  Nvie  Hr.  Hoppe  dies  auch  in  seinem  ersten 
Verbuche  gefunden  hat.  (Hr.  Hoppe  meint,  nuine  Theorie 
fordere,  dass  der  entstandene  Strom  nach  der  entgegengesetzten 
Richtung  gehen  müsse.)  Verbindet  man  dagegen  /  mit  dem 
Rande  der  Scheibe  i,  so  ist  die  electromotorische  Kraft 
A^ß—D  kleiner,  als  in  dem  vorigen  Falle;  die  Strometftrke 
wird  infolgedessen  geringer ,  die  Richtung  des  Stromes  aber 
dieselbe  wie  vorhin,  was  ebenfalls  durch  die  Beobaehtungen 
des  Hrn.  Hoppe  in  seinem  vierten  Experiment  bestätigt 
wird.  (Hr.  Hoppe  meint,  dass  nach  meiner  Theorie  der 
Strom  stärker,  als  im  vorigen  Kalle  und  von  entgegenge 
setzter  Richtung  werden  müsse )  Da  die  Stromstürke  in  diesem 
Falle  geringer  wird,  glaubt  Hr.  Hoppe  als  ErkUbnmgsgmid 
annehmen  zu  sollen,  dass  die  Kraftlinien  sich  mit  dem  Magnat 
drehen,  was  doch,  wie  oben  gezeigt  wurde,  gegen  die  Erfahnng 
streitet.  Dass  die  Verbindung  zwischen  dem  Magnet  und  der 
Leitung,  wie  sie  in  dem  zweiten  Versuche  des  Hrn.  Hopj^e 
ausgeführt  worden  ist,  meiner  Theorie  zufolge  (wie  Hr.  flopi^-^ 
meint)  die  Stromstärke  vergrössern  und  daher  dem  Versuche 
widersprechen  würde,  ist  unmöglich  einzusehen;  im  Gegentheil 
fordert  die  Theorie,  dass  diese  Verbindung  keinerlei  Eii^aM 
auf  die  Stromstftrke  habe,  und  stimmt  daher  mit  der  Erfsh- 
rung  flberein. 

Li  dem  dritten  Versuche,  bei  welchem  die  iSäiile  k  zwi- 


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Unipolare  Induction, 


427 


sehen  /  und  dem  Bande  der  Scheibe  i  eingeschaltet  war, 
Terband  Hr.  Hoppe,  durch  einen  ftasseren  Leitungsdraht  g 
mit  der  Peripherie  der  Scheibe  und  danach  dieselbe  Peri- 
pherie mit  fj  erhielt  aber  weder  in  dem  einen  noch  in  dem 

anderen  Falle  einen  Strom  in  der  äusseren  Leitung.  Wenn 
dagegen  /  mit  g  Yerbunden  wurde,  so  ging  ein  Strom  in  der 
äu'^spren  Lpitunj?  von  g  nach  f.  Ohne  mich  auf  lange  Bo- 
recbouugen  einzulassen,  was  die  Behauptung  des  Urn.  Hoppe 
nicht  erfordern  dftrite,  will  ich  nur  auf  Folgendes  aufmerksam 
mechen.  Die  electromotorische  Kraft  A  ist,  wie  schon  frtther 
gemumt  worden,  grösser  als  B^D\  sie  ist  aber  offenbar 
kleiner  als  ^+C+Z>.  Dies  folgt  sowohl  aus  einem  analogen 
Versuche,  der  in  meiner  von  Hrn.  Huppe  citirten  Ailjeit 
vorkommt,  als  auch  aus  dem  vierten  Experiment  des  Hrn. 
Hoppe,  welches  darthut,  dass  die  electromotorische  Kraft- 
summe A—  iß  D)  nur  einen  unbedeutenden  Ausschlag 
gibt.  Wenn  man  nun,  mit  Kenntniss  hiervon,  nach  dem 
Kirchhof  rechen  Gesetze  der  Stromverzweigung  die  Strom- 
sttrke  in  der  äusseren  Leitung  berechnet,  so  findet  man, 
da«8  sie  in  den  beiden  ersteren  Fällen  höchst  unbedeu- 
tend wird,  in  dem  dritten  Falle  dagef^en  recht  gross,  und 
i\m%  der  Strom  im  letztgenannten  Falle  in  der  von  der 
Beobachtung  angegebenen  lüchtung  gehen  muss.  Der  dritte 
Versuch  des  Hm.  Hoppe  stimmt  also  auch  mit  meiner 
Theorie  überein. 

Aus  all  diesem  geht  also  hervor,  dass  meine  Theorie, 
statt  darch  die  Experimente  des  Hrn.  Hoppe  widerlegt 
tu  werden,  im  Gegentheil  durch  dieselben  bestätigt  wird. 
Manches  könnte  noch  hinzuzufügen  sein,  sowohl  in  Betreff 
der  theoretischen  Betrachtungen  des  Hrn.  Hoppe,  als  in 
Betreff  seiner  Ansichten  tiber  die  Erklärung  der  atmosphä- 
rischen Electricit&t;  das  oben  Angeführte  wird  aber  wohl 
iiisreichend  sein,  um  meine  Ansichten  in  Betreff  der  von 
Hrn.  Hoppe  unternommenen  Kritik  meiner  Untersuchung 
darzulegen. 


428 


Ä  V,  Wroblewsku 


VI.  Ueber  die  Duratellung  des  Znsamme nhamjei 
zwischen  dem  gasförmigen  und  ßüssiffen  Zwiande 

der  Materie  durch  die  Isopyhnen; 

von  Sigmund  von  Wrohlewshi* 

(Aus  dem  94.  Bde.  der  Sitzungsber.  der  Wiener  Äcad.,  Sitzung    1.  JidilSM, 

vom  Hrn.  Verf.  imtgetfaeilt). 

iHlersB  Tftf.  III  Flg.  Ii.) 


Seit  der  Yeröffentlichaog  der  üntersuchangen  yon  An* 
d  rew9  und  von  A  m  a  ga  t  ^  ist  der  Zusammenhang  zwiscben 
dem  ^?asf(>rmigen  und  tiüssif^en  Zustande  der  Materie  wieder- 
liüleutlich  zum  Gegenstände  eingeliender  Betrachtungen  ge- 
macht worden.  Alle  diese  Betrachtungen  gründen  sich  auf 
die  Untersuchungen  der  Eigenschaften  der  Isotherme,  einer 
OtiTTe)  welche  bei  der  bestimmten  Temperatur  den  Znsam* 
menhang  zwischen  dem  Druck  und  Volumen  einer  bestimm* 
ten  Gasmenge  wiedergibt.  Man  pflegt  den  Verlauf  der  Iso- 
therme  durch  ein  Diagi  aiaui  zu  versinnlichen,  in  welchem  die 
bei  einer  bestimmten  Temperatur  beobachteten  Drucke  durch 
Ordinaten  und  die  zugehörigen  Volumina  durch  Abscissen 
dargestellt  werden.  Ein  solches  Diagramm,  mehrere  Iso- 
thermen enthaltend,  gestattet  den  üeberblick  Uber  den  Zu- 
sammenhang zwischen  den  beiden  Zust&nden  der  B£aterie. 

In  diese  Betrachtungsweise  hat  neulich  Jam  in*)  eine 
Abänderung  hineingebracht,  indem  er  für  die  Construction 
der  Isotherme  statt  des  Volumens  dessen  reciproken  Werth, 
die  Dichtigkeit,  benutzte.  Der  Verlauf  der  Curve  wird  dann 
für  die  Dichtigkeit  durch  Ordinaten  und  für  den  Druck 
durch  Abscissen  festgestellt. 

Obgleich  diese  beiden  Betrachtungsweisen  mit  grossem 
Geschick  in  ihren  Oonsequenzen  verfolgt  worden  sind»  so 
glaube  ich  doch,  dass  die  nachfolgende  Darstellung  des  Zn* 


1)  Andrews,  Phil.  Trans.  1ÖU^>  and  1876. 

2)  Amagat,  Ann.  de  chim.  et  de  pbys.  (5)  19.  p.  846.  1880  iL  2S* 
p.  353.  1881.  ^  X 

3)  Jam  in,  Oompt.  reud.  97.  p.  10.  1883;  auch  iu  Lxiier's  Kep.  19. 
p.  728.  1883. 


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Isopyhmn, 


429 


BamineDhanges  zwischen  dem  gasförmigen  und  flassigeii  Za* 
stände  der  Materie,  welche  auf  einer  neuen  Grundlage  be- 
raht,  viel  allgemeiner  ist  Sie  gestattet  nicht  nur,  den  ganzen 
Zusammenhang  von  einem  neuen  Gesichtspunkte  zusammen« 
zufassen,  sondern  sie  führt  auch  zu  einigen  neuen  Con- 
Bequeiizcn,  welche  in  den  bereits  erwähnten  Betrachtungs- 
weisen nicht  enthalten  oder  wenigstens  bis  jetzt  nicht  aus- 
gesprochen waren.  Die  hier  niitzutheilendp  Durst i'Hungsweise 
beruht  auf  einer  neuen  Art  von  Ourven,  die  sowohl  auf 
Flüssigkeiten,  wie  auch  auf  Grase  angewendet  werden  können^ 
und  deren  Verlauf  den  Zusammenhang  zwischen  der  Tem* 
peratur  und  dem  Drucke  bei  gegebener  Dichtigkeit  des 
Körpers  angibt  Nehmen  wir  nämlich  an,  wir  hätten  eine 
gewisse  Menge  Gas  oder  Flüssigkeit  von  einer  bestimmten 
Dichtigkeit,  welche  durch  die  Temperatur  des  Körpers  und 
den  Druck,  dem  der  Körper  unterworfen  wird,  bedingt  ist. 
Aendert  sich  die  Temperatur  des  Körpers,  so  muss  auch  der 
Druck  geändert  werden ,  damit  die  Dichtigkeit  unverändert 
bleibt.  Die  CurvCi  welche  diesen  Zusammenhang  zwischen 
der  Temperatur  und  dem  Druck  angibt ,  will  ich  die  Iso- 
pykne  ^)  oder  die  Curre  der  gleichen  Dichtigkeit  nennen. 

Aus  der  Definition  der  Tsopykne  folgt,  dass,  wenn  man 
für  einen  homogenen  isotropen  Körper  ein  System  von  Iso- 
pyknen  zeiclinet,  diese  Curven  nirj^ends  sich  schneiden  dürfen. 

DfT  Verhiuf  von  Isopyknen  für  einen  gegebenen  Körper 
kann  nur  durch  Versuche  ermittelt  werden.  Der  Körper, 
auf  welchen  das  meiste  bis  jetzt  angesammelte  Beobachtungs* 
material  sich  bezieht ,  i^t  zweifellos  die  Kohlensäure,  und 
deshalb  werde  ich  meine  Betrachtungen  auf  diesen  Körper 
beschränken.  Das  Verhalten  der  Kohlensäure  in  Bezug  auf 
Druck,  Volumen  und  Temperatur  ist  mit  grösster  Sorgfalt 
durch  Regaauil,  Andrews  und  Auuigat  studirt  und  durch 
van  der  Waals     Clausius^)  undSarrau*)  mathematisch 

1)  Von  IVO  nvnvo^» 

2)  V.  d.  Waals,  Die  GontmaUftt  des  gasftrmigen  and  flfltfigen  Zu- 
itiadeB.  Deatich  von  Both.  Leipiig  ISSl. 

8)  CUusiaSy  Wied.  Ann.  9.  p.  887.  1S80. 

4)  Sarrau,  Compt  nnd.  101.  p.  941,  904  n.  1145.  1888. 


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430 


bearbeitet  worden.  Dessen  ungeacbtet  reichen  die  bisjetil 
aufgestellten  G-leicbungen  der  Isotherme  für  die  Kohlens&iin 

bei  weitem  nicht  aus,  um  den  Verlauf  der  Isopyknen  bei 
diesem  Körper  in  allen  ihren  Theilen  festzustellen.  Ja,  l>ei 
etwas  ausgedehnterem  Grebrauche  führen  sie  sogar  zu  gani 
unmöglichen  und  mit  der  Deünition  der  Isopykne  in  Wide^ 
Spruch  stehenden  Resultaten. 

Man  mnss  die  durch  Glausius^)  anfgestellte  Znstends* 
gleicbung  fXkr  die  Kohlens&ure,  und  zwar  in  der  Form,  w^che 
ihr  neulich  Sarrau')  gegeben  hat,  als  eine  sich  am  näch- 
sten an  das  vorhandene  BeobachtungsnuLti  ri  il  anschliessende 
Formel  betrachten.  Bedeutet  T  die  ali-olute  Temperatur. 
p  den  Druck  in  Atmosphären  und  v  das  Volumen  (wobei  als 
Einheit  daBjenige  Volumen  gilt,  welches  die  zum  Versacli 
genommene  Kohlens&ure  unter  dem  Druck  Ton  einer  Atmo- 
sphäre und  bei  0*^  C.  einnimmt),  so  ist  nach  Sarrau: 

FCLr  die  in  dieser  Gleichung  Torkommenden  Constaaten 
hat  Sarrau  zuletzt  folgende  Werthe  gegeben: 

Ä  =  jjg,        =  0,016  551 ,    £  =  1 ,00285,    a  ==  0,001  läu, 

ß  =  0,000  703. 

Zur  Berechnung  einer  Isopykne  fOr  bestimmte,  auf 
Wasser  von  4^  C.  bezogene  Dichtigkeit  d  kann  diese  Glei- 
chung, die  ich  weiter  kurzweg  „Clausius-Sarrau^sdie 

Gleichung'*  nennen  werde,  folgenderweise  benutzt  werden.  1st 
m  die  Masse  der  zu  dem  Versuche  genommenen  Kohlensäure 
und  s  ihr  auf  das  Wasser  von  4^0.  bezogenes  specifiscbes 
Gewicht,  so  ist: 

und  der  obigen  Bemerkung  in  Bezug  auf  Volumeneinbeit 
gem&ss  ist  bei  v  »  Im  «  0,001  977.  Man  hat  also  nur  dss 
aus  der  Gleichung: 


1)  Ueber  die  Bemehung  dieser  Gieiebuiig  m  den  Mher  waSgMStim 
Formeln  von  Bankine,  Hirn,  Recknsgel  und  v.  d.  Waalt  sehe  omb 
OlansinB,  L  c.  p.  847. 

2)  Sarran,  L  e.  p.  1145. 


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Uopyhnen. 


431 


0,001  977 

^-3  ' 

«ich  ergebende  VoJumen  v  in  die  Clausius-Suirau'sche 
Gleichung  zu  setzen  und  für  verschiedene  Werthe  von  T 
eütsprecIienfU*  p  zu  berechnen.  Die  aus  den  zusammengehö- 
rigen Werthen  von  T  und  p  sich  ergebende  Curve  ist  die 
Isopykne  für  die  Dichtigkeit  d  oder  ganz  kurz  die  „Iso- 
pjrkne  d^.  Inwieweit  die  auf  diese /Weise  berechnete  Iso* 
pykne  dem  wirklichen  Verlauf  dieser  Oarve  entsprichti  daTon 
wird  gleich  die  Bede  sein. 

Auf  dem  dieser  Abhandlung  beigegebenen  Diagramm 
(Taf.lll,  Fig.  12)  sind  die  Temperaturen  in  Graden  der  absoluten 
Temperatur  durch  Abscissen  und  die  Drucke  in  Atmosplmren 
durch  Ordinaten  darj^estellt  worden.  Die  mit  AB  bezeichnete 
CuTTe  ist  die  Veriilissigungscurve  oder  die  Spann kraftscurve 

gesättigten  Dampfes  der  flüssigen  Kohlensäure.  Für  den 
Theii  der  Gurre  zwischen  ^25  und  +30^  0*  sind  die  Zahlen 
Ton  Begnault^)  und  IQr  die  niedrigeren  Temperaturen  als 
—25®  diejenigen  Ton  Eaoul  Pictet')  benutzt  worden.  Die 
mit  CD  bezeichnete  Curve  ist  aus  den  von  Amagat  fdr 
die  Kohlensäure  gt-lundenen  kleinsten  Werthen  des  Pioductes 
aus  Druck  und  Volumen  construut  worden.  Wird  ein  Gas 
bei  einer  höheren  als  der  kritischen  Temperatur  comprimirt^ 
so  nimmt  bekanntlich  das  Product  vp  anlanglich  ab,  erreicht 
ein  Minimum  und  wächst  dann  von  neuem.  Der  Druck, 
unter  welchem  dieses  Product  zu  einem  Minimum  wird, 
hängt  Ton  der  Temperatur  ab  und  wächst  mit  derselben.^ 
Beide  Curven  sind  verschiedene  Zweige  einer  und  derselben 
Curve,  da  die  Verflüssigungscnrve  ebenfalls  nichts  weiter  als 
die  Curve  der  kleinsten  Werthe  des  Productes  rp  ist.  Hat 
man  nätniich  eine  bestimmte  i^-enge  Kohlensäure  ^um  Theil 


1)  Entnommen  ans:  FortBchritle  der  Phyiik.  1$«  p.  862.  1862. 
2j  R.  Pietet,  Amu  de  diim.  et  de  phjs.  (&)  18*  p.  218.  187B. 
S)  Nadi  den  Hessmigen  von  Amagat  (Ann.  de  dum.  et  de  phTS. 
(5)  22.  |k  874,  1881)  liegt  diese«  Uinimimi  Ar  KoUentiitre: 


bei  85,1*  C.  bei    92,1  Atm. 

n    40,2    n    »  105.2 
n   50,0    n    n     128,9  n 


bei  70,0«  C.  bei  171,0  Atm. 

n  80,0  •»!  n  184,2  » 
II    90,2   It    1,    197,3  It 


'    -  y  -  WW  '-w   j-  .  r  "  t 

90fi   n    t*     151,8     »         I        n  100,0   n    n    2iO,&  tt 


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4B2 


als  Flfissigkeit  und  zum  Theil  als  gesättigten  Damp(  und 
befindet  sich  alles  zusammen  unter  dem  Druck  jp,  so  wird 
bei  constant  bleibendem  Druck  das  Product       zu  einem 

Minimum,  wenn  der  ganze  Dampf  verflüssigt  worden  ist. 

Die  VerHüssigungscurve  ist  convi^x  in  Bezug  auf  die 
Temperaturaxe,  die  aus  den  Versuchen  von  Amagat  abge- 
leitete Curve  ist  dagegen  concav.  Die  Verbindung  zwisches 
diesen  beiden  Curven  fehlte  da  die  BesÜmmongen  Ton  Ama* 
gat  erst  bei  35^0.  beginnen,  und  da  die  Zuverlässigkeit  der 
Messungen  von  Regnault  oberhalb  30^  C.  angezwdfelt 
werden  muss.  Der  Verlauf  der  beiden  Zweige  lässt  aber 
schliessen,  dass  der  Infiectionspunkt  der  Curve,  die  man 
wegen  der  Holle,  welche  ihr  zukommt,  die  Hauptcurve 
des  Diagramms  nennen  kann,  gerade  auf  diesem  fehlenden 
Stücke  sich  befindet 

Alle  ttbrigen  Linien  auf  dem  Diagramm  (mit  Ausnabise 
der  Linien  EF^  GH  und  /JT,  deren  Bedeutung  unten  aus- 
einander gesetzt  werden  soll)  sind  die  Isopyknen  f&r  die 
Dichtigkeit  von  0,025  bis  1,2,  wobei,  um  die  Recbuuruen 
möglichst  zu  vereinfachen,  die  Dichtigkeit  so  i^ewählt  worden 
ist,  dass  sie  von  der  Isopjkne  0,05  an  bis  zur  Isopjkne  1,2 
immer  um  0,05  wächst 

Alle  Isopyknen  sind  sowohl  von  der  Begion  der  höch- 
sten, wie  von  der  Region  der  niedrigsten  Drucke  an  bis  . 
in  die  Nfthe  der  VerflflssigungscurTe  mit  HtUfe  der  Clsa- 
s  i  u  8  -  8  H  r  r  a  u  '  sehen  Gkivluaig   berechnet  worucu.  Die 
durch  die  Gleichung  angegebene  Lage  von  Isopyknen  stimmt 
bei  den  höheren  Drucken  mit  der  Erfahrung  überein.  Sie 
gibt  die  durch  C  a i  1 1  e t e t  und  H a u  t e f e  u i  II e an- 
gegebenen Dichtigkeitswerthe  der  Kohlens&ure  bei  0  wai 
—23^  0.  far  Drucke  von  100»  200  und  800  AtmosphSres 
wieder.   Die  Gleichung  wird  aber  unbrauchbar  in  derKihe  , 
der  Yerflüssigungscurve,  indem  sie  die  Isopyknen  durch  diese  | 
Curve  gehen  und  sich  sehneiden  lässt,  was  mit  der  Lkimition  i 
der  Isopykne  unvereinbar  ist.  Man  würde  die  Lage  der  von 
der  Region  der  höchsten  Drucke  kommenden  Isopykneo  an! 
der  Verflüssigungscurre  feststellen  können»  hätte  man  richtigd 

1)  Cailletet  u.  Hautefeuille»  Gompt  read.       p.SOt  1881. 


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hopyknea. 


483 


Wertbe  für  die  Dicbtigkeit  der  flössigen  Knlilensäure  unter 
dem  Druck  ihres  gesättigten  Dampfes.  Es  liegen  darüber 
zwar  sehr  sorgfältige  Bestimmungen  von  Andreeff^)  vor, 
sie  können  aber,  wie  dies  Sarraa  mit  Becht  herrorgehoben 
hat^y  besonders  bei  den  Temperattiren,  welche  sich  der  kri- 
tischen Temperatur  n&hern,  unmöglich  richtig  sein.  An* 
dreeff  hat  nämlich  die  flüssige  Kohlensäure  in  den  bekann- 
ten Nattererschen  Glasröhren  geraessen  und  berechnete 
das  oberhalb  der  Flüssigkeit  befindhche,  nicht  vertiüssigte 
Gas  unter  der  Voraussetzung  der  Gültigkeit  des  Mariotte- 
Gay-Lnssac'scben  Gesetzes.  Vergleicht  man  die  ans  der 
Gleichung  der  Isotherme  durch  Sarrau  berechneten  Werthe 
mit  den  von  An  dreeff  angegebenen,  so  sind  die  And  reef  f*- 
»chen  Werthe  beti^ohtlich  grösser  und  der  Unterschied  wächst 
mit  der  Temperatur.  So  ist  bei  —10*^  C.  die  Dichtigkeit 
der  Kohlensäure  nach  And  reef  f  0.^^952,  nach  Sarrau  0,05; 
bei  10^  C.  dagegen  nach  dem  ersteren  0,8948,  nach  dem 
zweiten  0JS5. 

Obgleich  die  Kritik  Ton  Sarrau  im  ganzen  wohlbe» 
gründet  ist,  so  wftre  es  doch  Unrecht,  den  ganzen  Unterschied 

zwischen  den  Sarrau'schen  und  A  n  dreeff  sehen  Werthen 
auf  die  Ungenauigkeit  der  Berechnungen  von  An  dreeff  zu 
schieben.  Ich  habe  mich  im  verflossenen  Jahre  bei  einer 
Untersuchung,  die  demnächst  publicirt  werden  soll,  der  flüs- 
sigen Kohlensäure  und  der  Ton  An  dreeff  für  0^  angegebe- 
nen Dichtigkeit  zar  Volumenbestimmung  der  Gef&sse  bedient^ 
die  ich  erst  nach  Abschluss  der  Beobachtungsreihen  zer- 
schneiden  konnte  ^  um  sie  mit  dem  Quecksilber  auszuwägen. 
Die  durch  Wägung  bestimmten  Volumina  waren  nur  wenig 
verschieden  von  den  mit  Hüllr  der  Kohlensäure  erhaltenen 
^Vertiien,  woraus  ich  mir  den  ^ciiluss  erlaube,  dass  die  von 
Sarrau  berechneten  Werthe  viel  zu  gering  sind. 

Dieses  Ergebniss  hat  für  die  Darstellung  Ton  Isopyknen 
folgende  Deutung:  Die  Schnittpunkte  der  aus  der  Region 
der  höchsten  Drucke  gelangenden  Ibopjknen  müssen  auf  der 

Ii  An.lreeff.  Liob.  Ann.  110.  p.  1,  1869. 
-)  Sarrau,  1.  c.  p.  1148. 
Ann.  d.  PUj«.  o.  Cl)«ro.  N.  F.  XXIX.  2d 


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434 


S.  V.  fVroblewski. 


Verflüesigungscurve  etwas  mehr  nach  rechts  liegen,  ak 

dies  aus  der  Chi u si us-Sarrau'sclien  Grleichung  folgt  3fit 
anderen  Worten  müssen  diese  Isopyknen,  ehe  sie  in  die  Nähe 
der  Verflüssigungscurve  gelangen,  leicht  concav  in  Bezii^  auf 
die  Temperaturaxe  sein  und  durch  ihre  Goncavität  an  die 
Onnre  der  kleinsten  Producte  von  vp  erinnern.^) 

Keine  Isopykne  darf  aber  die  VerflOsfiignngscarre  schnei- 
den. Es  müssen  deshalb  s&mmtliche  yon  der  Region  der 
höchsten  Drucke  gelangenden  Isopyknen  in  der  NShe  der 
Vcrflüssigungbcurve  einen  Wendepunkt  haben,  von  jcut 
in  Bezug  auf  die  Temperaturaxe  convex  sein  und  in  ihrem 
weiteren  Verlauf  sich  dicht  an  die  VerÜüssigungscurve  an* 
schliessen.  Von  diesem  Verhalten  der  Isopyknen  sagt  die 
01attsius>Sarr aussehe  Gleichung  gar  nichts. 

Ebenso  Iftsst  sie  uns  im  Stich,  wenn  wir,  die  Ton  der 
Region  der  niedrigsten  Drucke  kommenden  Isopyknen  ?er* 
folgend,  in  die  2*^ahe  ilur  Verflüssigungscurve  gelangen.  Die 
Gleichung  lässt  die  Isopyknen  diese  Curve  schneiden,  führt 
also  wieder  zu  einem  unmöglichen  Kesultate.  Wir  müssen 
deshalb  auch  hier  annehmen,  dass  die  aus  der  Region  der 


1)  M  a  cb  8  ehr  if t.  Naehdem  das  Mannecript  sum  Druck  beraitB  fertig 
war,  erschien  in  Oompt  rend.  Tom  81.  Mai  1886  (102.  p.  1202)  eine  Ab* 
handlung  yon  Call  let  et  und  Mathias,  die  zum  Tbeil  lu  ihrem  Geigen* 
Stande  £e  Bestimmung  der  Dichtigkeit  der  fittssigen  KoUensfture  unter 
dem  Drucke  des  gesättigteu  Dampfes  hat. 

Die  von  den  Verfassern  benutzte  Bfethode  gestattete,  den  von  An- 
dreeff  hegatigenen  Fehler  za  eliminiron.  Dio  erhaltenen  Werthe  sind 
heträchtlich  grösser  als  die  yon  Sarrau  berechneten,  wie  die  £<Ar 
gende  Tri^pllc  :^ci<?t: 


Teuipcratur 

-10"  c. 

+  10^'  C. 

+  30"  C. 

0,950 

0,785 

0,461 

Gailletet  und  Mathias 

0,960 

0,842 

0,53 

0,9952 

0,8948 

AViilirend  Cail  lotet  den  Grund  der  Abweichung  der  von  ihm  und 
Mathiu.^  erhaltenen  Wcrtlie  von  den  Sarrau 'sehen  in  den  Schwierig- 
keiten, mit  denen  die  Versuehe  \m  niedrigen  Tempciaiuren  verband«© 
sind,  bucht,  folgt  diese  Abweichung  vielmehr  mit  Nothweudigkeit 
dem  im  Text  Gesagten. 


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435 


medrigsteii  Drucke  gelangenden  Isopyknen  schwach  conoav 

in  Bezug  auf  die  Temperaturaxe  sind,  in  der  Nähe  der  Ver- 
flüssigungscurve  einen  Wendepunkt  haben,  in  ihrem  weiteren 
Verhiufe  sich  an  diese  Curre  anschliessen  und  ganz  so  wie 
dieselbe  in  Bezug  auf  die  Temperaturaxe  convex  sind. 

Sammtliche  Isopyknen,  also  sowohl  aue  der  Eegion  der 
höchsten  wie  der  niedrigsten  Drucke  vereinigen  sich,  indem 
sie  in  die  N&he  der  Verflüssigungscurre  gelangen,  sn  einem 
Bflndel  dicht  aneinander  sich  anschliessender  Curven,  ohne 
jedoch  zu  einer  Curve  zusammenzufallen.  In  wie  kleine 
Distanzen  sie  aneinander  kommen,  davon  wird  weiter  unten 
die  Rede  sein. 

In  Bezug  auf  den  Verlauf  der  Isopyknen  in  der  Region 
der  höheren  Temperatnren  ist  Folgendes  zu  bemerken:  Auf 
dem  Diagramm  schneidet  die  Isopykne  0,5  den  oberen  Zweig 
der  Hanptcnrye  bei  84^  0.  In  Wirklichkeit  kann  dies  nicht 

der  Fall  sein.  Dies  ergibt  sich  übrigens  aus  folgender  Be- 
trachtung: JSetzt  man  in  die  Chi usius-Sarrau* sehe  Glei- 
chung diejenigen  Wer  the  der  Constanten,  welche  nach 
Sarrau  ^)  allein  aus  den  Versuchen  Ton  Amagat  sich  er- 
geben und  folglich  fast  denselben  Grad  Ton  Wahrscheinlich* 
keit  wie  die  eben£ftUs  ans  den  Amagat 'sehen  Versuchen 
abgeleitete  Curve  der  kleinsten  Werthe  von  vp  haben,  so 
findet  man,  dass  die  Isopykne  (),.">  auch  bei  lOÜ^  C.  noch 
unterhalb  der  Hauptcurve  liegt.  Für  die  Berechnung  der 
in  dieser  Abhandlung  benutzten  Constanten  hat  Sarrau  die 
Versuche  von  Amagat  mit  denjenigen  von  Regnaul t  und 
Ton  Oailletet  und  Hautefeuille  combinirt,  also  mit  den 
Versuchen,  welche  mit  den  Beobachtungsfehlem  von  ganz 
▼eischiedener  Ordnung  behaftet  sind.  Und  wenn  dadurch 
das  allgemeine  durch  das  Diagramm  gelieferte  Bild  an 
Wahrscheinlichkeit  gewonnen  hat,  so  ist  die  relative  Lage 
der  Isopyknen  bei  den  höheren  Temperatiiren  zu  dem  oberen 
Zweig  der  Hauptcurve  unsicherer  geworden. 

Das  ganze  Diagramm  gibt  also  einen  allgemeinen  Be- 
griff Ton  jedem  Zustande,  in  welchem  die  Kohlensäure  bei 


1)  Sarrau,  1.  c.  p.  044. 


28* 


43a 


S,  V.  H  roblewskL 


den  Temperaturen  zwischen  —50  und  +100"  C.  und  ]>ei  den 
Drucken  /wichen  10  und  400  Atmosphären  sich  behaden 
kann.  Durch  die  Bewegung  auf  einer  Ordinate  gelangt  man 
Ton  einer  Isopykne  zur  anderen  durch  blosse  Druckände- 
rung,  dagegen  durch  Bewegung  auf  einer  AbBcisse  erreicht 
man  dasselbe  durch  blosse  Temperatnrftndening.  Hiermit 
gibt  der  üebergang  Yon  einer  zur  anderen  Isopykne  inyer* 
ticaler  oder  horizontaler  Richtung  sofort  einen  Begriff  Ton 
der  (.'ompressibilität  der  Substanz  und  ihrer  Ausdehnbarkeit 
durch  Wärme  im  betreffenden  Orte  des  Diagramms. 

Der  gewöhnlichen,  seit  Andrews  populär  gewordenen 
Auffassung  zufolge  heisst  dasjenige,  was  auf  der  linken  Seite 
des  Diagramms  oberhalb  der  Verflüssigungscorve  bis  zu  der 
durch  die  sogenannte  kritische  Temperatur  (30,92^0.)  ge- 
führten Ordinate  liegt,  Flüssigkeit  und  alles,  was  ausser- 
halb dieser  Schranke  sich  befindet,  Gas. 

Die  nähere  Betrachtung  des  Diagramms  und  der  durch 
die  Isopyknen  angegel^enen  Eigenschaften  des  Körpers  zeigt, 
dass  diese  Auffassung  eine  irrige  ist,  und  dass,  wenn  wir  auf 
dem  Diagramm  zwei  Zust&nde  der  Materie  unterscheiden 
wollen,  diese  beiden  Zust&nde  nicht  durch  die  besagte  Ordi- 
nate Youeinander  getrennt  sind,  sondern  durch  die  Haupt- 
curve  des  Duigiaiams.  Mit  anderen  Worten  trennt  diese 
Curve  das  ganze  durch  das  Diagramm  versinnlichte  Gebiet 
in  zwei  Theile:  alles,  was  unterhalb  von  ihr  sich  befindet, 
ist  Gas,  und  alles,  was  oberhalb  von  ihr  liegt,  ist  Flüssigkeit 

Zu  diesem  Besultate  führt  zuerst  die  Betrachtung  der 
Zusammendrfickbarkeit  der  Substanz. 

Untersucht  man  nämlich  die  G^ch windigkeit,  mit  wel- 
cher die  Dichtigkeit  sich  ändert,  d.  h.  bildet  man  die  Quo- 
tienten aus  der  Dichtigkeitsänderung  in  die  Druckänderung, 
so  findet  man,  dass  der  Quotient: 

in  welchem  und  d  zwei  den  benachbarten  Isopyknen  ent- 
prechende  Dichtigkeiten  und  p^  —  p  die  auf  der  Ordinate 

zwischen  ihnen  gemessene  Druckdifferenz  bedeuten,  ganz 
denselben  Aenderungen  unterliegt,  ohne  Rücksicht  darauli 


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Isopykutii, 


437 


ol>  die  Ordinate  rechts  oder  links  von  der  durch  die  kriti- 
sche Temperatur  preführtt  n  Ordinate  sich  befindet. 

Die  nachstehendt'  Tabelle,  welche  nur  so  weit  gerechnet 
ist,  wie  es  der  Verlauf  der  Isopyknen  gestatteti  gibt  Zeug- 
nis» daTon. 


-  -  —  "bei  der  absoluten  Temperatur  von 


273« 

313*^ 

1  383» 

1 

l  353» 

1 

1 

i  373« 

0,06—0,025 

^— 
0,00257 

1 

0,00230 

0,00208 

0,00190 

0,00176 

0.00168 

0,1  —0,05 

f  352 

295 

254 

223 

192 

181 

0,15—0,1 

438 

340 

279 

245 

207 

0,2  —0,15 

732 

472 

350 

285 
880 

233 

0,25—0,2 

674 

483 

855 

0.3  —0,25 

0,01004 

519 

353 

270 

0,35—0,3 

1453 

587 

372 

273 

0,4  —0,35 

1888 

608 

3t>ö 

266 

0,45—0,4 

1798 

578 

844 

847 

0,5  —0,45 

1'1(4 

494 

306 

223 

0,55—0,5 

OjOoyui 

403 

262 

195 

0,6  —0,55 

600 

319 

219 

167 

0,65— (),♦) 

412 

250 

181 

148 

0,7  -0,65 

269 

185 

141 

115 

0,75—0,7 

0,00390 

227 

161 

126 

\m 

0,8  —0,75 

234 

160 

122 

099 

084- 

0,85—0,8 

165 

122 

097 

081 

0.9  —0.85 

127 

098 

080 

0,95-0,9 

0,00114 

088 

072 

1,0  —0,95  ■ 

097  1 

070 

052 

1,05—1,0 

0S6 

054 

1,1  —  l.OÖ 

049 

Mö-1,1  1 

038 

  1 

1 

Der  Quotient  nimmt  also  zu,  wenn  man  vom  unteren 
Theile  des  Diagramms  auistnigt,  ohne  Kücksicht  darauf,  ob 
man  sich  auf  der  linken  oder  rechten  Seite  der  besagtem 
Ordinate  befindet,  und  danO|  nachdem  er  den  grössten  Werth 
erreicht  hat,  beginnt  er  abzunehmen.  Zeichnet  man  dia 
Onrren  der  gleichen  Qaotienten  von  <4/(px~p)y  so  be» 
kommt  man  wieder  Corren,  die  fthnlich  wie  die  Hauptcurre 
des  Diagramms  xmten  conTex  nnd  oben  concav  in  Besng  auf 
die  Temperaturaxe  siad.  Die  als  Beispiel  davon  auf  dem 
Diagramm  angegebene  und  mit  GH  bezeichnete  punktirte 
Curve  ist  die  Curve  des  Quotienten  U,üuü8.  Wir  finden  also 
keinen  speciäschen  Unterschied  im  Verhalten  des  Körpera 


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488 


8,  V,  fVroblewikL 


anf  den  beiden  Seiten  der  durch  die  kritische  Temperatur 
gelegten  Ordinate.  Auch  in  Bezug  auf  die  Aenderung,  die 
der  Qaotient  {d^  —  dj/ipj  —  p)  mit  der  Temperatur  erleidet,  ist 
kein  specifischer  ünterschied  zu  constatiren.  Ein  Blick  inf 
die  oben  angeführte  Tabelle  zeigt,  dass  der  Quotient  svf 
dem  ganzen  Diaf^ramm  ganz  langsam  mit  der  Zunahme  der 
Temperatur  abnimmt. 

Untersucht  man  den  Oompressibilit&tscoefficienten.  wel- 
cher mit  dem  obigen  Quutituten  niclit  verwechselt  wcrdfc 
darf  80  üadet  man,  da^s  er  Aenderungen  derselben  An 
erleidet,  sowohl  auf  der  Unken,  wie  auf  der  rechten  Seite 
der  durch  die  kritische  Temperatur  geführten  Ordinate.  Die 
nachfolgende  Tabelle  überzeugt  uns  davon. 


Isopyknen, 
swischen  welchen 
k  gültig  ifit 

k  bei  >lt-r  absoluten  Temperatur  von 

213«  1 

823<> 

378<» 

0,05—0,025 

0,004078000 

0,008648000 

0,001878000 

0,1  -0,05 

18S1000 

792  600 

521  5'<0 

0,15-0,1 

340  800 

0,2  —0,15 

223  200 

112  0<K) 

0,85-^,2 

mooo 

78510 

0,3  —0,25 

151  500 

51  S90 

0,35  0,3 

132  600 

37  570 

0,4  —0,35 

lOÖ  700 

27  370 

0,45-0,4 

801S0 

18  860 

0,5  —0,45 

53  340 

14  2S0 

0,55—0,5 

83  710 

10  230 

0,6  —0,55 

21  010 

7  320 

0,65-0,6 

18880 

5850 

0,7  -0,65 

7  980 

3  630 

0,75-0,7 

6  020 

2  850 

0,8  —0,75 

3H40 

2010 

0,85—0,8 

8650 

0,9  ^-0,S5 

1  880 

0,95—0,9 

0,000  00  J  635 

1530 

1.0  —0,95 

1  812 

1,05—1,0 

1229 

_ 

1,1  —1,05 

;  926 

1,15—1,1 

639 

1)  Ift  das  Volumen  des  Körpers  unter  dem  I>raek  eber  AtiM* 
spbftre  mid  bei  der  Yenaebetemperator  gleidi  v  und  bei  den  DnAmfi 
und  j»,  nnd  derselben  Temperatur  gleich  und  v^,  so  ist  der  Coupntr 
slbilitStecoSfficient  gegeben  dureh  die  Gleichung: 

1  r,  — 


k  = 


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439 


Die  auf  dem  Diagramm  mit  JK  bezeichnete  punktirte 
Curve  verbindft  alle  Orte,  wo  der  CompressibilitätscoefHcient 
den  Werth  0,000  002  6  hat.  Sie  dient  als  Beispiel  dafür, 
dass  keine  Discontinuität  auf  der  dorch  die  kritische  Tem* 
perator  geiührten  Ordinate  yorhanden  ist  Während  dieser 
GoSfficient,  gerechnet  zwischen  denselben  benachbarten  Iso- 
pyknen,  mit  der  Zunahme  der  Temperatur  abnimmt,  w&chst 
er,  wenn  wir  bei  constantem  Druck  das  Diagramm  in  der 
HichtuDg  der  zunehmenden  Temperatur  durchschreiten.  Bei 
höherer  Temperatur  ist  also  die  Kohlensäure  compressibler, 
als  bei  der  niedrigerpn.^) 


a  bei  dcu  Drucken  von 


1,2  -14A 

1,15-1,1 
1,1  —1,05 
1,05-1,0 
1,0  —0,95 
0,05-0,9 
0,9  — 0,ö5 
0,85-0,8 
0,8  —0,75 
0,75-0,7 
0,7  —0,65 
0,65—0,6 
0,6  —0,55 
0,55—0,5 
0,5  —0,45 
0,45—0,4 
0,4  —0,35 
0,35-0,3 
0,3  —0,25 
0,2S-0,2 
0.2  -0,15 
0,15—0,1 

Untersucht  man  die  Kohlens&ure  in  Bezug  auf  die 

Ausdehn1);irki'it  durch  Wärme,  so  findet  man  auch  in  dieser 
Hinsicht  keinen  specifischen  Unterschied  auf  den  beiden 
8eiten  der  besagten  Ordinate.  Die  Yorstehende  TabellOi 
welche  den  nach  der  Formel; 


SO 

70 

100  Atm. 

0,00414 

0,00399 

0,00305 

455 

455 

433 

529 

518 

501 

625 

610 

610 

752 

721 

65H 

896 

829 

783 

1131 

1070 

980 

1889 

1250 

1116 

2222 

2040 

1234 

2404 

1831 

520Ö 

1924 

_ 

2604 

8686 

4000 

4630 

5000 

3861 

2778 

0,07407 

1786 

2841 

IUI 

1888     ,  - 

1 

0,01186 

1)  Dtaidbe  Verhalten  (d.h.  dan  der  GompcMBibUifefttecoefficlent  mit 
dier  Tempeiitiir  wlehst,  dagegen  iangaam  abnhiimt,  wenn  der  Dniek 
g¥Oi»er  wird)  Ist  bekanntlich  durch  Amagat  (Ann.  de  chim.  et  de  phja. 
(5)  Ii.     620.  1877)  anoh  bei  anderen  FIMgkeiten  gelimden  worden. 


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44Ü 


Ä  u.  Wroblewski. 


r,  —  r      l         d  —  1 

gerechneten  CoSfficienten  bei  den  Drucken  von  50,  70  und 

ICO  Atmosphären  darstellt,  gibt  ein  Zeugniss  davon. 

Wir  stossen  also  auf  der  durch  die  kritische  Temperatur 
geiührten  Ordinate  in  keiner  Hinsicht  auf  eine  Discontinui- 
tät,  und  wir  können  deshalb  dieser  Ordinate  keine  speci* 
fische  Bedeutung  beilegen.  Es  berechtigt  uns  nichts,  diese 
Ordinate  als  die  Qrenze  zwischen  dem  flüssigen  ond  gaifitr* 
migen  Zustande  anzunehmen.  Der  Begriff  der  kritascbea 
Temperatur  als  einer  Temperatur,  oberhalb  welcher  die  Ver- 
flQssigung  eines  Gases  unmöglich  ist,  erscheint  deshalb  als 
unbegründet.  Und  in  demselben  Grade,  in  welchem  die  Auf- 
stellung dieses  Begriffes  durch  Andrews  für  die  Verflüssi- 
gung der  permanenten  Gase  forderlich  gewesen  ist,  indem 
sie  gewisse  Winke  in  Bezug  auf  die  dem  Experimente  zu 
legen  dp  Ttichtuog  ertheilte,  in  demselben  Grade  wOrde  jetzt 
das  festhalten  an  der  Interpretation,  welche  Andrews  der 
▼on  ihm  selbst  entdeckten  l^atsache  beigelegt  hat,  der  wei- 
teren Entwickelung  der  Wissenschaft  hinderlich  sein.^ 

Untersuchen  wir  dies  genauer. 

Andrews  hat  die  Interpretation  der  kritischen  Tem- 
peratur als  derjenigen,  oberlialb  weicher  keine  Verflüssigung 
des  Gases  möglich  ist,  auf  zwei  Tbatsachen  begründet:  auf 
der  Unmöglichkeit,  die  Bildung  des  Meniscus  bei  der  Koh- 
lensäure bei  einer  höheren  Temperatur  als  30,92^  0.  zu  be- 
merken und  auf  der  Gestalt  der  Isotherme. 

Jamin*)  hat  aber  bereits  mit  Recht  bemerkt,  dass  die 
erstere  von  diesen  Tbatsachen  gar  nichts  beweist,  dass  eis 
Gas  bei  genügenJein  Druck  auch  oberhalb  dieser  Tempera- 
tur verflüssigbar  ist,  und  dass  nur  ein  durch  Andrews  un- 
berücksichtigt gelassener  Umstand  es  zu  sehen  Yerhiodert. 


1)  Es  wird  kaum  nöthig  sein,  hinzuzufilgen ,  dass  die  von  Mende- 
lejeff  gegebene  AuHassuDg  des  Begriffes  der  kritiholicn  Temperatur  (vgl 
O.  £.  Meyer,  kinetische  Theorie  der  Gase,  p.  S4 — S5l  noch  weoigrf  mit 
der  im  Text  entwickt  ltou  Auffaseuiig  vereinbar  ist. 

2)  Ja  min,  Compt  rend.  96.  p.  1448.  188S.  Auch  in  £:iner»£ep> 
19.  p.  728.  18Ö3. 


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liopykneiu 


441 


Dieser  Umstand  besteht  darin,  dass,  während  bei  dun  nkdri- 
geren  Temperaturen  die  Dichtigkeit  des  frosiUtigten  Dampfes 
eine  geiiagere,  als  die  der  erzeugten  i'iiissigkeit  ist,  in  der 
Nklie  der  kritischen  Temperatur  der  Unterschied  zwischen 
beiden  Dichtigkeiten  sehr  klein')  wird.  Bei  der  kritischen 
Temperatur  kann  also  aus  optischen  Grttnden  die  Bildung 
einer  Fl&ssigkeit  nicht  mehr  wahrgenommen  werden.  Ande* 
reneits,  infolge  der  Kleinheit  dieses  ünterscliiedes  zwischen 
beiden  Dichtigkeiten  kann  die  Ausscheidimg  der  Flüssigki  it 
aus  dem  gesättigten  Dampfe  und  die  Bildung  des  Mem^cus 
nicht  erfolgen. 

Ein  Blick  auf  das  Diagramm  bestätigt  dies  aufs  toU- 
sttndigste.  W&hrend  z.  B.  hei  272S  d.h.  Q.  die  Iso- 
pyknen  0,1  und  0,9  der  VerflüssigungscurTe  sich  n&hem,  also 
der  Dichtigiceitsunterschied  zwischen  Gas  und  Flüssigkeit 

O.Sbeträjzt.  nähern  sich  ihr  bei  cUr  kritischen  Temperatur, 
m  welcher  unter  dem  kritischen  Druck  die  Dichtigkeit  der 
liiissigen  Kohlensäure  etwa  0,5  beträgt^),  die  Isopyknen  0,4 
und  0,5.  j^och  ungünstiger  gestalten  sich  die  Verhältnisse 
für  die  Gurre  der  kleinsten  Froducte  Ton  vp^  da  hier  die  ihr 
benachharten  Isopyknen  immer  mehr  auseinandergehen,  und 
weil  der  Unterschied  der  Dichtigkeit  auf  den  beiden  Seiten 
der  Hauptcurve  immer  kleiner  wird. 

Was  die  zweite  Thatsache,  auf  welche  Andrews  sirli 
stützte,  und  zwar  die  Gestalt  der  Isotherme  unterhalb  und 
oberhalb  der  kritischen  Temperatur  anbetrifft,  so  beweist  sie 
ebeniallB  nichts.  Da  der  Unterschied  zwischen  der  Dichtig- 
keit der  durch  die  Condensation  erzeugten  Flaasigkeit  und 
derjenigen  des  ges&ttigten  Dampfes  oberhalb  der  kritischen 

11  Da^s  dieser  Unteiichied  ^  entgegen  der  gewöhnlichea  Annahme 
—  nicht  gleich  Null  wird,  davon  wird  später  die  Rede  srin. 

2)  Nach  Cailletet  and  Mathias  (1.  c.)  soll  die  Dichtigkeit  der 
Kohlensäure  bei  dem  kritischen  Punkt  gleich  0,46  sein,  doch  ist  diese 
^hi  viel  zu  klein.  Sie  ist  nicht  durch  Messung  erhalten  worden,  sondern 
folgt  aus  einer  Brtrachtiing,  welche  die  Gleichheit  der  Dichtigkeit  des 
^re^attigten  Dampfen  und  der  Flüssigkeit  bei  dem  kritischen  Punkt  vor- 
<»u->et/.f.  Di*'  aus  den  Cailletet  .sihen  VerBiuhen  abgeleiteten  lufei- 
pciationöiüiujeiu  liefern  tiir  den  kritischen  Punkt  für  die  Flüssigkeit  0,51 
nuü  für  den  gesättigten  Dampf  0,361. 


442 


S.  V,  IVroblewiki, 


"Temperatur  fast  verschwindend  klein  wird,  so  ist  kein  Grund 
mehr  für  die  Bildung  der  charakteristischen  Biegung,  welche 
in  der  Isotherme  unterhalb  der  kritischen  Temperatur  die 
«ingetretene  Verflassigung  kennzeichnet ,  vorhanden.  Diese 
Biegung  wird  gerade  durch  den  merklichen  Unterschied  in 
41er  Dichtigkeit  heryorgertifen. 

Die  beiden  von  Andrews  angeführten  Gründe  zur  Be- 
kräftigung seiner  Auffassung  des  Begriffs  der  kritischen  Tem- 
peratur erweisen  sich  also  als  nicht  stichhaltig. 

Einen  fiel  ernsteren  Einwand  gegen  die  in  dieser  Ab* 
handlung  auseinandergesetzte  Aoflfassungsweise  würde  man 
im  ersten  Augenblick  aus  der  Lehre  von  der  Verdampfangs- 
wärme  hernehmen  können.  Man  behauptet  gewöhnlich,  dass 
es  von  der  kritischen  Temperatur  an  und  darüber  keine 
latente  Wärme  mehr  gebe.  Wo  der  erzeugte  gesättigte 
Dampt'  dieselbe  Dichtigkeit  wie  die  erzeugende  Flüssigkeit 
hat,  erscheint  keine  Wärme  zur  Voilführung  dieser  Zust&nds- 
Änderung  nothwendig.  Es  kann  deshalb  keine  Rede'  Yon  dem 
flüssigen  Zustande  oberhalb  der  kritischen  Temperatur  sein. 

Darauf  lässt  sich  in  erster  Reihe  erwidern,  dass  die  Be- 
hauptung von  dem  Nullwerden  der  Verdampfungswärme  bei 
der  kritischen  Temperatur  den  Beobachtungen  durchaus 
nicht  entspricht. 

In  meiner  Abhandlung  „Ueber  den  G^ebrauch  des  sie- 
denden  Sauerstoffs,  Stickstoff?,  Kohlenoxyds,  sowie  der  atmo* 
sphärischen  Luft  als  K&itemittel*'  habe  ich  einen  Fall  einer 
solchen  Zustandsänderung  beim  flfissigen  Stickstoff  beschrie- 
ben. Da  dieser  Fall  mit  der  Torliegenden  Betrachtung  im 
Zusammenhang  steht,  so  erlaube  ich  mir,  die  betreffende 
Stelle  aus  der  erwähnten  Abhandlung  hier  wörtlich  anziiführtn- 

„Bei  einem  Versuche  konnte  die  Auflösung  der  l^'iüssig* 
keit  in  Gas  sehr  scharf  beobachtet  werden.  Die  Flüssigkeit 
wurde  unweit  unterhalb  --146'^  erhalten  und  dann  durch 
Verlangsamung  des  Ganges  der  Pumpen  und  fiinzalassnng 
des  Gases  immer  wftrmer  gemacht.  Nachdem  das  Galvsno- 
meter  — 145,2*^  und  das  Manometer  33,7  Atmosphären  zeig- 
ten, und  die  Flüssigkeit  nur  durch  die  LichtbrechunL^  erkannt 
werden  konnte,  wurde  der  Hahn  so  gelassen,  dass  der  Druck 


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Itopykntn, 


443 


ganz  langsam  abnahm,  während  die  Temperatur  der  Flttssig- 
sigkeil  infolge  der  erwftrmenden  Einwirkung  des  Aethylens 
noch  immer  stieg.  Nun  wurde  beobachtet: 

Temporatnr     ....    -145,2      145,15    144,9«  C. 
Druck  ui  Atmosphären        33,67     33,62     33,55  33,47. 

Von  der  Flüssigkeit  sah  man  riann  nichts.  Einen  Augen- 
blick nachher  ging  durch  den  Theil  der  Eöhre,  welcher  die 
FifiBsigkeit  enthielt,  ein  Schimmer,  der  Meniscus  wurde  deut* 
lieh,  das  Niveau  der  Flftssigkeit  sank  tief  hinunter,  indem 
der  grOsste  Theil  in  eine  dicke  Dampfwolke  verwandelt 
wurde.  Das  Manometer  zeigte  33,33  Atuiü^phitren.  Die 
ganze  ümw;iii  iliir^fr  vollzop:  sich  also  ohne  Druckänderung. 
Sofort  begonnene  Bestimmungen  zeigten,  dass  die  Tempera- 
tur des  übrig  gebliebenen  Bestes  der  Flüssigkeit  sank,  und 
man  beobachtete  weiter: 

Tanpdratur  -145,2  145,1  145,S  145,25  145,3  145,55  145^85*0. 
Druck  in  Atm.       83,9     88,28   88,27   88,25     38,24   38,21  88,84 

bis  zuletzt  gleich  nach  der  letzten  Ablesung  alle  Jb'iUssigkeit 
verdampft  war/^^) 

Wie  man  sieht,  vollzog  sich  diese  Zustands&nderung 
nicht  ohne  WärmeverbraudL 

Ich  bin  fest  überzeugt,  dass  die  Verwandlung  einer  Flüs- 
sigkeit in  ges&ttigten  Dampf  bei  der  kritischen  Tempe- 
ratur ohne  eine  —  wenn  auch  unmessbar  kleine  Druckab- 
n:ihme  oder  Wäimeabsorptiün  uumcigiich  ist,  und  dass  eine 
ioiche  Verwandlung  sich  an  die  Erscheinungen  anschliesst, 
welche  bei  der  Expansion  einer  comprimirten  Gasmenije 
infolge  der  inneren  Arbeit  auftreten.  Bekanntlich  ist  es  un- 
möglich, ein  Gas  zu  expandiren,  ohne  dass  dabei  Wärme 
absorbirt  wird.  Ich  glaube,  dass  zwischen  beiden  Erschei- 
nungen, der  Yerdampfungswftrme  einer  Flüssigkeit  und  der 
infolge  der  Expansion  eines  Gases  stattgefundenen  Absorp- 
tion der  Wärme  kein  specifischer  Unterschied  vorhanden  ist, 
und  dass  beide  Erscheinungen  nur  verschiedene  Stuten  eines 
und  desselben  Processes,  der  Ueberwindung  der  Molecular- 

1)  V.  Wrobiewaki,  Wien.  Ber.  91.  p.  698.  1885;  auch  Wied.  Ann. 
8Bw  p.  H9S.  1885. 


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444 


kr&ftet  reprftsentiren.  Die  Verdampfungswftrme  ist  deshalb 
beim  üeberschreiten  der  kritischen  Temperatur  nicht  gleich 

Null,  sondern  sie  convergirt  gegen  die  Expaubiunswaiine, 
d.  h.  gegen  die  Wärmeabsorption,  welche  eine  bis  zu  fast 
derselben  Dichtigkeit,  wie  die  Flüssigkeit  comprimirte  Gas* 
menge  bei  einer  anmessbar  kleinen  Druckabnahme  herror- 
treten  l&sst. 

Zweitens  ist  die  Dichtigkeit  der  Flfltssigkeit  und  des 
gesättigten  Dampfes  bei  der  kritischen  Temperator  nidit 

gleich,  da  die  entsprechenden  Isopjknen  auf  den  verschiede- 
nen Seiten  der  Hauptcurve  liegen  und  miteinander  nicht 
zusammenfallen. 

Es  muss  aber  noch  ein  Umstand  berücksichtigt  werden. 
Wie  bereits  gesagt  worden  ist,  wird  die  Hauptcurve  weder 
in  ihrem  nnteren,  noch  im  oberen  Zweig  durch  eine  lao* ' 
pykne  geschnitten.  Die  Isopykne  0,5,  welche  nngeilBhr  der 
Dichtigkeit  der  flüssigen  Kohlensäure  bei  dem  kritischoi 
Punkte  entspricht,  kommt  gleicli  ganz  in  die  Nähe  des  obe- 
ren Zweiges  der  Hauptcurve  des  Diagramms  und  folgt  ihr ' 
in  gleicher  Richtung,  soweit  es  die  Versuche  Ton  Amag»t| 
welche  leider  Uber  100^  0.  nicht  hinausgehen,  zn  schliessen 
erlauben. 

Unsere  Kenntnisse  in  Bezug  auf  die  Beziehung  zwischen  i 

Druck,  Volumen  und  Temperatur  bei  der  Kohlensäure  siod  | 

nur  als  auuaheiungsweise  riclitige  zu  betrachten.  Wird  ein-  j 
mal  diese  Beziehung  in  viel  weiteren  Grenzen  und  mit  viel  ; 
grösserer  Genauigkeit,  als  dies  bis  jetzt  der  Fall  war,  ermit- 
telt worden  sein,  so  kann  sich  ergeben,  dass  die  durch  den  ^ 
kritischen  Punkt  hindurchgehende  Isopykne  steh  voUstiadii  : 
an  den  oberen  Zweig  der  Hauptcurve  anschliesst. 

Nimmt  man  jetzt  in  Betracht,  dass  die  Molecularkiifle, 
welche  den  Aggregatzustand  des  Körpers  bedingen,  und  , 
welche  ihrem  Wesen  nach  Attractionskräfte  sind,  nur  Func- 
tion* n  der  Entfernung  der  einzelnen  Körpertheiichen,  also 
Functionen  der  Dichtigkeit,  nicht  aber  Functionen  der  Tem* 
peratur  sein  können^),  so  ist  kein  G>rund  vorhanden,  warum 

1)  Vgl.  eiue  Bemerkung  bei  v.  d.  Waals  (i.  c.  p.  62):  „Dass  a  (Attrae> 
tion  der  Körpertheiichen)  nicht  von  t  (Temperatur)  abhängt,  ist  tchoB 


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hopyhnen. 


445 


d^r  Körper,  solanere  or  dieselbe  Dichtigkeit  behält,  seinen 
Aggregatzttstand  ändern  sollte.^)  Man  könnte  deshalb  mit 
ToUstftndigem  Recht  jeden  beliebigen  Punkt  der  durch  den 
kritischen  Punkt  bindarchgehenden  Isopjkne  von  80,92®  C» 
an  hinauf  als  den  „kritischen  Pnnkt''  bezeichnen*  Daraus  aber 
wOrde  sieb  nicht  folgern  lassen,  dass  man  bei  diesem  neuen 
kritischen  Punkte  den  Meniscus  noch  ebensogut  beobachten 
könne,  wie  bei  30,92^  C,  da  bei  diesem  neuen  Punkte  die 
benachbarten  Isopyknen  viel  weiter  voneinander  enti'ernt  sind, 
als  bei  der  kritischen  Temperatur. 

Es  wird  deshalb  viel  richtiger  sein,  dem  Begriffe  des 
kritischen  Punktes  der  Andre  ws'schen  Auffassung  nicht  bei- 
zupflichten und  darunter  nur  die  Temperatur  za  Terstehen, 
bei  welcher  unter  dem  S&ttigungsdmcke  die  Bildung  des 
Meniscus  noch  wahrgenommen  werden  kann.  Statt  dessen 
kann  aber  ein  neuer  Begriff  eingeführt  werden:  die  kriti- 
sche Dichtigkeit  oder  die  kleinste  Dichtigkeit,  welche  der 
Kiiri)«  r  als  i'lüssigkeit  haben  kann.  Die  dieser  Dichtigkeit 
eataprechende  Isopykne,  welche  mit  Recht  als  kritische 
Isopykne  bezeichnet  werden  kann,  schliesst  sich  der  Haupt- 
corre  des  Diagramms  in  ihrem  ganzen  Verlaufe  an. 

Es  ist  also  klar,  dass  auch  bei  100®  C.  die  üeberfQh- 
rung  der  Kohlensäure  aus  der  kritischen  Dichtigkeit  in  eine 
geringere  —  jenachdem  diese  ITeberfÜbning  durch  Druckab- 
:  ihiuo  oder  Temperaturerhölmug  geschieht  —  ohne  Wärme- 
uDsoi  ption  oder  Wärmezufuhr  nicht  erfolgen  kann. 

Wir  sollen  also,  dass  die  in  dieser  Abhandlung  ent- 
wickelte AuliassuDgsweise  mit  den  Tiiatsachen  in  keinem' 
Widerspruche  steht  ^ 


aus  der  Bedeutung  desselbeu  klar.  Wenigstens  werden  vnr  kaum  der 
AttnetUm  die  dgeDtfafimUefae  Eigeoflehaft,  eine  TempecalOYftuietkiii  sa 
•ein,  snerkeonen". 

1)  Sdbctveistindlicii  besehrllnkeii  sicli  hier  dSese  Betrachtungen  nur 
aif  deD  Zmammeiibaiig  swischea  dem  flilnigen  und  gaafifrmigeD  Zn* 
Stande  der  Materie. 

2)  Dee  Diagramm  ISaet  nur  einen  Umstand  nicht  aa%ekUrt,  und 
xwar  daei  die  Gorre  des  grttnten  Quotienten  von  <0'(Jh— p)v  welche 
mit  EF  besdehnet  ist,  nicht  mit  der  Corve  der  Üeinsften  Ptodnete  von 


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446 


S,  V,  fVrobiewskL 


Die  ünbaltbarkeit  der  Andrews' sehen  Auffassung  er- 
gibt sich  übrigens  aus  der  aufmerksamen  Beobachtuug  der 
Vorgänge  bei  dem  kritischen  Punkte.  Ich  muss  mit  beson- 
derem Nachdrucke  betonen,  dasB  nichts  schwieliger  und 
trfigerischer  ist,  als  eine  prftciae  Angabe  der  kritiachen  Tem- 
peratur und  des  kritischen  Druckes.  Ich  habe  in  der  bereits 
oben  citirten  Abhandlung:  ,,Ueber  den  Gebrauch  etc.",  auf 
die  Schwit'i  i^^kriten ,  mit  welchen  diese  Bestimmung  verbun- 
den ist,  autmei'iLSam  gemacht.  Diese  Schwierigkeiten  sind 
keineswegs  experimenteller  Art^  sondern  sie  sind  Folgen  der 
ganzen  Unbestimmtheit,  welche  auf  dem  Begriffe  des  kriti- 
schen Punktes  haftet  Zur  Begründung  dieses  erlaube  ich 
mir,  noch  eine  Beschreihung  aus  der  citirten  Abhandlung  sa- 

zutuliren. 

Vertlüssigt  man  ein  Gas,  wie  Sauerstoff.  Stickstoff  oder 
Kohlenoxyd  in  einer  unten  zugeschmolzenen,  in  durch  Ver- 
dampfen abgekühltes  Aethylen  eingetauchten  Glasröhre,  so 
steigt  die  Säule  des  Terflüssigten  Gases  nicht  Uber  eine 
gewisse,  höchstens  1 — 2  cm  Ton  dem  Niveau  des  Aethylens 
entfernte  Stelle  hinauf,  da  an  dieser  Stelle  die  Glasröhre 
eine  Temperatur  hat,  welche  für  das  betreffende  Gas  die 
kritische  ist.  „Je  schwieriger  verHüssigbar  das  Gas  ist,  desto 
näher  von  dem  Niveau  de»  Aethylens  befindet  sich  diese 
Stelle.  Sucht  man  durch  V^ergrösserung  des  Druckes,  unter 
welchem  das  Gas  sich  befindet,  die  Flüssigkeitssäuie  xu  sf 
höhen,  so  wird  der  Meniscus  flacher,  dann  Terschwomaeii 
und  zuletzt  verschwindet  er.  Macht  man  jetzt  den  Druck 
durch  Herauslassen  von  GtM  etwas  kleiner,  so  kommt  der 
Meniscus  nahezu  an  derselben  Stelle,  auf  welcher  er  ver- 
schwunden war.  wieder  zum  Vorschein."  Nachdem  darauf 
aufmerksam  gemacht  worden  ist,  dass  „das  Verschwinden  des 
Meniscus  in  dem  soeben  beschriebenen  Falle  lediglich  eine 
optische  £rscheinung  ist  und  nur  dadurch  entsteht,  dass  die 
Dichtigkeit  des  Gases  in  der  unmittelbar  auf  der  Flftssigkeit 
liegenden  Schicht  sich  der  Dichtigkeit  der  obersten  Schiebt 

vp  znasnimeiiföllt  Dieser  Umstand  wird  seine  Aufklärung  erst  dAuu 
&iden,  wenn  die  Gleichung  der  Isotherme  für  die  Kohlensäure  eine  de> 
finitive  Form  erhalten  hat 


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Isopykneii. 


447 


der  Fl&ssigkcit  nähert'-,  heisst  es  an  dem  aogeführten  Orte 
weiter: 

„Das  VprscliwiDiien  des  Meniscus  ist,  wie  gesagt,  nicht 
momentan.  Er  wird  zuerst  verschwommen  und  undeutlich, 
Q&d  nachdem  er  yerschwunden  ist,  kann  noch  die  Steile,  wo 
er  Bich  befindet,  leicht  mit  blossem  Auge  erkannt  werden, 
wenn  man  hinter  den  Apparat  eine  angezQndete  Serze  bringt^ 
dann  das  Auge  etwas  unter-  oder  oberhalb  der  Meniscusstelle 
bSlt  und  durch  diese  8telle  nach  oben  oder  nach  unten  sieht 
Wird  der  VersuLli  in  meincni  iilteü  Apparate  in  der  engen 
Glasrölire  gemacht,  so  sieht  man  es  noch  besser,  da  infolge 
der  verscliiedenen  Lichtbrechung  die  Kühre  oberhalb  und 
unterhalb  dieser  Stelle  einen  anderen  scheinbaren  inneren 
Durchmesser  hat.  Erst  nachdem  der  Gasdruck  um  ein  paar 
Atmosphären  grösser  geworden,  ist  nichts  zu  unterscheiden« 
Wir  haben  nichtsdestoweniger  unten  die  Flflssigkeit,  deren 
Dichte  mit  der  Höhe  der  Säule  von  Schicht  zu  Schicht  ab* 
nimmt,  dann  an  einer  Stelle  der  Röhre  eine  Schicht,  wo  die 
Flüssigkeit  wahrscheinlich  continuirlich  in  das  (Jas  übergeht 
und  bchliessiich  das  Gas  mit  der  von  Schicht  zu  Schicht 
abnehmenden  Dichtigkeit.  Die  Abnahme  der  Dichtigkeit 
im  Gas  ist  durch  die  TemperaturTcrtheilung  in  der  Böbre 
Teranlasst.^^) 

Man  möge  nun  sagen,  auf  welchen  Moment  aus  dem 
hier  geschilderten  Vorgange  die  Andrews'sche  Auffassung 
des  kritischen  Punktes  Anwendung  finden  könnte.   Ist  ea 

der  Moment,  in  welchem  der  Meniscus  verschwommen  wird 
oder  der  Moment,  in  welchem  er  bereits  unsichtbar  und 
•^^^senungeaclitet  noch  vorhanden  ist?^)  Aus  dieser  Beschrei- 
bung des  Vorganges  geht  nur  eins  klar  hervor,  und  zwar, 
dass  wenn  der  Begriff  des  kritischen  Druckes  irgend  einen 
Sinn  haben  soll»  er  nur  den  Druck»  unter  welchem  man  das 

1)  V.  VVroblewski,  Wien.  Ber.  91,  p.  691—692.  1885;  auch  Wied, 
Ann.  S&.  p.  898—894.  1885. 

2)  Aus  diesem  Grunde  ttad  alle  numeriBchen  Angaben  Uber  den 
kritiiehoD  Zastand  yod  einer  gewiesen  Subjectivität  nicht  frei,  die  bei 
allen  tbeoretisehea  Betraehtongen  (wie  s  B.  bei  der  van  der  Waale'- 
sehen  Theorie  der  aberemstimmenden  Zostaade)  nidit  aneser  Acht  ge- 
lassen weiden  soll. 


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448 


Gas  YOn  der  Flüssigkeit  nicht  mehr  ku  nnterscheiden  Ter- 
mag,  bedeuten  kann,  nicht  aber  den  Druck,  unter  welchem 

keine  weitere  V^erflüssigung  des  Gases  möglich  wäre.  Und 
^v^nn  die  kritische  Temperatur  nur  als  diejenige  zu  bezeich- 
Dcn  ist,  welche  dem  kritischen  Drucke  entspricht,  so  ist  es 
ebenfalls  lediglich  die  Temperatur,  bei  welcher  die  Flüssig- 
keit von  dem  Gase  optisch  nicht  mehr  zu  unterscheiden  ist, 
nicht  aber  die  Grenze  f&r  die  Yerflüssigbarkeit  des  Gases. 

Das  Nichtbeachten  dieses  ümstandes  hat  bereits  zu 
manchem  irrigen  Schlüsse  auf  yerschiedenen  Gebieten  der 
Physik  geführt.  Das  Verschwinden  des  Meniscus  infolge  der 
Druckzuniilime  des  auf  der  Flüssigkeit  Ligernden  Gases  i-t 
z.  B.  durch  Cailletet  mit  der  Verwandlung  der  Flüssigkeit 
in  Gas  yerwechselt  worden  und  hat  ihn  zur  Behauptung 
verleitet,  man  könne  durch  die  Zunahme  des  Gasdruckes 
^ie  Flüssigkeit,  welche  unter  diesem  Gase  sich  befindet,  im 
Gase  zu  einem  homogenen  Ganzen  auflösen.^)  Derselbe 
Fehler  hat  sich  später  in  die  Betrachtungen  von  van  der 
Waal 8  eingeschlichen,  indem  derselhe,  sich  auf  den  Stand- 
punkt von  Cailletet  stellend,  aus  den  Versuchen  mit 
Gasgemischen  einen  ähnlichen  Satz  abgeleitet  hat,  welcher 
leider  im  Widerspruch  mit  den  Thatsachen  steht  oder 
venigstens  aus  dem  Versuche,  welcher  ihm  zur  Grundlage 
dient,  keineswegs  folgt.  ^}    Dasselbe  muss  gesagt  werden 

1)  Cailletet,  Compt.  rend.  90^  p.  210—211.  1880. 

2/  Dieser  Satz  lautet:  ,|Älle  Körper  können  sich  miteinander  meogcfi. 
4M>bald  der  Druck  einen  gewissen  Werth  übersteigt*^  (van  der  WaaU- 
J.  c.  p.  142  —  446).  Der  Vertttcby  aus  welchem  dieser  Satz  abgeleitet 
worden  ist,  besteht  darin,  dasts  man  ein  (iasgcmiscb  —  welches  bei  den 
Vfrsuclien  von  Cailletet  aui*  "»  Vol.  Kohlensiiure  uiui  l  Vol.  Luft 
und  bei  den  Versuchen  von  vau  It  r  \Vaals  aus  9  Vol.  CO^  nud 
1  Vol.  Luft  o  1er  ans  7  Vol.  CO,  iiri<i  3  Vol.  HCl  bestand  —  coinprimirr. 
biti  ein  Tl  il  ic.-^  (T<'miaclics  flüssig  wird.  Diese  Flüssigkeit  ist  in) 
Falle  d>'S  <  Teinischcs  der  Luft  mit  der  Kohlensäure  nicht*  anderes.  ai> 
stark  mit  anderem  Giise  grsatti^rto  Kohlcusfiure.  Wird  das  Comprimiren 
weiter  furtgesetzt,  so  verschwiudet  der  Meniscus,  und  die  Rohre  äAx 
homogen  aus.  Aus  diesem  Versuche  folgt  aber  nicht,  dass  die  Flä«i%- 
keit  sich  im  Oase  m  dnem  homogenen  Gänsen  anfgeUtot  hat  Denn  list 
man  Jetet  den  Draclc  —  wie  ich  neulieh  gezeigt  habe  —  langsam  ah* 
jiehmen,  so  wird  em  neuer  Heniacns  aaf  einer  viel  höheren  SteUe  der 


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Isopt/knm,  449 

Ton  der  von  Knndt  behaupteten  Möglichkeit,  die  Oberflächen* 
spaanuDg  einer  Elaseigkeit  mittelst  Gasdruckes,  welches  wir 

ohne  grosse  Schwierigkeiten  erreichen  können,  auf  Aull  /u 
bringen  unii  mithin  die  Flüssigkeit  bei  gewöhnlicher  Tem- 
ponitur  in  den  „Cagniard  de  la  Tour'schen"  Zustand  tiber- 
zulühren^),  wie  aucii  von  der  daraus  abgeleiteten  Schluss- 
(olgerung,  man  könne  eine  Flüssigkeit  bei  hinreichend  hohem 
Gasdrücke  durch  Zuführen  einer  beliebig  kleinen  W&rme* 
menge  Terdampfen.^  Alle  diese  Behauptungen  beruhen,  wie 
gesagt,  auf  der  Verwechselung  des  optischen  Verschwindens 
des  Meniscus  mit  der  Verwandlung  der  Flüssigkeit  in  Gas. 

Ain'h  kr»nnen  die  Versuche  von  H  au  nay  und  Hogarth 
iiher  die  angebliche  Löslichkeit  fester  IC'irper  in  Gasen  — 
soweit  ich  diese  Versuche  aus  dem  in  den  Beiblättern  (4. 
p.  335  —  330.  1880)  l^efindlichen  Eeferate  beurtheilen  kann 
—  sehr  ein&ch  erkl&rt  werden.  Wenn  die  englischen  Ver- 
fasser finden,  dass  der  in  einer  Flftseigkeit  gelöste  feste 
Körper  —  solange  der  hinreichende  Druck  herrscht 

GltttOhre,  in  welcher  der  Versuch  gemseht  wird,  sichtbar,  und  mau  be- 
merkt auf  der  alten  fltaigkeit  jetet  eine  neue  FllUsigkeit,  welehe  ein 
gaii2  inderee  optieches  Veilialten  xeigt  und  durch  eine  scharfe  UeniacaB- 
ttehe  von  der  nraprUnglichen  Flflangkelt  getrennt  iat*  Die  neu  hlnin- 
gekoounene  FiMgkeit  hat  eine  andere  Zufiammenaetsong.  Nachdem  die 
beiden  Flfiaeigkeiten  einige  Zeit  getrennt  bleiben ,  beginnen  von  der 
Trennmigeflftclie  BUschen  aafitusteigen,  wodurch  mm  Schlnsae  ans  beiden 
Ftdasigkeiten  eine  homogene  Flüssigkeit  entsteht 

Die  also  bei  der  Drackiunahuie  veraehwundene  Flüssigkeit  hat  sich 
r.iclit  nur  in  dem  auf  ihr  lagernden  Gase  nicht  aufgelöst  und  mit  ihm 
nicht  gemengt,  sondern  sie  hat  ihre  Mpniscunflfiche  vollständig  erhalten 
und  ist  von  der  neu  zugekommenen  Flüssigkeit  während  der  ijfinzr-n  Zeit 
der  Xicht^ichtbarkt'it  getr»-nnt  geblieben.  NShoros  diirijbi-r  ni  meiner 
Abhandlung  Wien.  Ber.  92.  p.  aSU.  Ibbdj  auch  Wied.  Ann.  2tt.  p.  134» 
1885. 

1)  K  Uli  dt,  Wied.  Ann.  12.  p.  549.  1881,  auch  p.  540,  wo  der  von 
Cailletet  beachriebene  Versuch  mit  dem  Verschwinden  des  Meniscua 
air  Grundlage  für  die  ganze  Betrachtung  genommen  wird. 

2)  Kund t,  L  c.  p.  550.  Dass  die  Kundt*8cben  Versuche  anders 
aiifgefaaat  werden  mOaaen  md  ihre  ErkUrong  in  der  von  mir  angegebenen 
Bedebang  awiachen  den  Abaoiptiooa-  und  CapilUaitätaeraeheimiagen 
finden,  balM  ich  achon  im  Jahre  1882  gezeigt  Compt  rend.  96.  p.  284—287 
0.  p.  842-8i8.  1882. 

Ans.  d»  thf§»  V.  Chen.  V.  f.  UUX.  29 


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450 


S,  V,  Wroblewski. 


—  8ell)st  bei  um  ISC^  höherer  Temperatur  als  der  kritische 
Punkt  gerade  wie  vorher  in  der  Lnsiinf^  frstgeljaltcn  wird 
und  erst  bei  plötzlicher  Erniedrigung  des  Druckes  in  Gestalt 
von  Schnee  fällt  oder  Bich  an  der  Glaswand  festsetzt,  &o  ist 
dies  nur  die  Folge  davon,  dass  die  Dichtigkeit  des  Lösnngi* 
mittels  bei  dieser  Temperatur  noch  nicht  kleiner,  als  die  kri« 
tische  geworden  ist  Der  Körper  blieb  also  noch  immer  in 
der  Flüssigkeit  aufgelöst,  und  erst  nachdem  durch  die 
Druckabnahme  die  FlOssifjkeit  zu  Gas  wurde,  fand  die  Aus- 
scheidung^ des  festen  Körpers  statt. 

Die  Betrachtung  des  Diagramms  fahrt  uns  noch  zu  einer 
interessanten  Consequenz. 

Stefan  hat  bereits  vor  einem  Jahre  gezeigt,  dass,  wenn 
eine  Flflssigkeit  sich  unter  dem  Drucke  ihres  ges&ttigten 
Dampfes  befindet  und  durch  eine  scharf  sichtbare  Meniscus- 
fläche  vom  Dampf  getrennt  ist,  dessenungeachtet  ein  continuir- 
licher  Lebcrgang  in  der  Grenzschicht  zwischen  Flüssigkeit  and 
Dampf  vorhanden  sein  müsse. 

Ein  Blick  auf  das  Diagramm  bestätigt  dies  auf  dss 
Vollständigste.  Nehmen  wir  an,  wir  hätten  im  geschlossenen 
Baume  flttssige  Kohlensäure  unter  dem  Drucke  ihres  ge- 
sättigten Dampfes.  Es  sei  die  Temperatur,  bei  welcher  wir 
diese  Betrachtungen  anstellen  wollen,  gleich  0^  C.  Dann  ist 
die  Dichte  der  Flüssigkeit  gleich  0,925  und  diejeniize  iits 
gesättigten  Dampfes  0,0879.^)  Da  sowohl  die  Flüssigkeit 
wie  das  Gas  unter  demselben  Drucke  stehen,  so  sind  die 
beiden  Funkte  auf  dem  Diagramm,  welche  diese  beiden  Zu- 
stände der  Kohlendlure  angeben,  unmessbar  nahe  vonein- 
ander entfernt,  sie  befinden  sich  aber  auf  den  entgegeoge- 
setztuü  Seiten  der  Huuj)tcurvc  des  Diagramms  und  zwischen 
ihnen  gehen  nebeneinander,  sich  an  diese  Curve  anschliessend, 
sämmtlicbe  Isopyknen  von  0,925  an  bis  0,Uh79.  Wird  jetzt 
das  Volumen  des  geschlossenen  Baumes  verkleinert,  so  wird 
ein  Theil  des  Dampfes  von  der  Dichtigkeit  0,0879  in  die 
FlOssigkeit  von  der  Dichtj^gkeit  0,925  verwandelt  J)amit 
aber  diese  Verwandlung  geschehe,  muss  der  betreffende  Theil 

1)  Nach  Cailletet  u.  Mathias,  L  c. 


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hopyksien. 


451 


der  SnbBtanz  aus  dem  Punkte,  weicher  auf  dem  Diagramm 
unterhalb  der  Hauptcurve  liegt,  zum  Punkte^  welcher  anf 
der  entgegengesetsten  Seite  dieser  Curre  sich  befindet»  hin- 
flbergefthrt  Verden.  Er  muss  bei  dieser  Üeberfilhning  Ammt* 
liehe  dazwischen  liegenden  Isopyknen  schneiden.  Mit  anderen 
Worten,  solange  die  VerÜüssigun}^  dauert,  wird  in  der  Tren- 
nungsschicht zwischen  Flüssigkeit  und  Gas  kein  sprungweiser, 
sondern  ein  continuirlicher  üebergang  der  Dichtigkeit  vor- 
handen sein.  Nun  ist  aber  ebenso  leicht  zu  zeigen,  dass 
derselbe  Zustand  in  der  Grenzschicht  Torhanden  sein  mnss, 
wenn  der  geschlossene  Baum  unYerftndert  bleibt,  oder  wenn 
die  Flassigkeit  in  einem  offenen  Ranme  yerdampft. 

Die  Dicke  dieser  Grenzschicht,  in  welcher  der  continuir- 
liche  üebergang  der  Dichtigkeit  herrscht,  muss,  wie  sich 
aus  diesen  Betrachtungen  ergibt,  unme^sbar  klein  sein,  und 
nur  Dank  diesem  Zustande  ist  die  Flüssigkeit  durch  die 
sichtbare  Meniscosfiftche  Ton  dem  auf  ihr  liegenden  Dampfe 
getrennt 


VIL   Veber  die  Reflexion  an  der  Grenze  krystal' 
linischer  eUiptiach  2>olarisire}uler  Medien; 
van  Ka  r l  S ch  inLdU 

(HUraa  T%U  IT  Flf.  1.) 


Obgleich  bei  einer  grossen  Zahl  durchsichtiger  und 

undurchsichtiger  Medien  Untersuchungen  angestellt  sind  über 
den  Polarisationszustand  des  an  ihnen  reflectirten  Lichtes, 
wurden  bis  jetzt  solche  Versuche  nicht  ausgeführt  an  der 
Grenze  elliptisch  pularisirender  Medien. 

Die  Untersuchung  der  Reflexion  an  diesen  Medien  hat 
durch  die  neueren  Beobachtungen  Kundt's  u.  a.»  welche 
ihr  Augenmerk  auf  die  Drehung  der  Polarisationeebene  durch 
Beflexion  an  magnetischen  Metallepiegeln  richteten,  sowie 
durch  die  theoretischen  Untersuchuügen,  welche  in  neuerer 
Zeit  angestellt  sind,  ein  erhöhtes  Interesse  gewonnen. 

Auf  Anrathen  des  Hm.  Geheimrath  y.  Helmhoitz 

29» 


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452 


JT.  Svhmidt. 


unternahm  ich  im  vergangenen  Winter  eine  üntersuchnng, 
welche  zum  Zweck  hatte,  die  obige  Lücke  auszuiüiien  und 
besonders  zu  ermitteln,  ob  bei  iViedien,  weiche  das  durch- 
gehende Licht  bald  im  Sinne  des  Uhrzeigers ,  bald  im  um- 
gekehrten drehen,  ein  Unterscbied  der  Brehnng  der  Poiari« 
iatlonsebene  des  linear  polarisirt  einfallenden  durch  Befleiioa 
stattfindet 

Bevor  ich  zur  Besprechung  der  Experimente  übergebe^ 
erfülle  ich  die  angenehme  Pflicht,  meinem  hochTerehrten 
Lehrer  den  aufrichtigsten  Dank  auszusprechen  für  die  An- 

regung,  die  er  mir  bei  der  DurcliiuliiuDg  der  UntersuchuDg 
hat  zu  Theil  werden  lassen. 

A.  Experimenteller  Theil. 
1.  EinttelluDg  let  Apparates. 

Auf  das  Tischchen  eines  mit  horizontalem  Tbeilkreise 
versehenen  Spectrometers  wurde  ein  Quarzkry stall  so  aufge- 
stellt, dass  seine  spiegelnde  £*iäche  parallel  der  Drehuags- 
aze  des  Apparates  war. 

Das  auffallende  Licht  war  Sonnenlicht;  dasselbe  wurde 
durch  einen  Heliostaten  auf  eine  aehromatische  Linse  gewor- 
fen, in  deren  Brennpunkt  sich  eine  mit  Fadenkreuz  versehene 
kleine  Blende  befand,  welche  dann  wiederum  mit  dem  Brenu- 
punkte  der  Coliimatorlinse  zusammenfiel.  Das  auf  diese  Weise 
wieder  parallel  aastretende  Sonnenlicht  wurde  durch  ein 
zwischen  GolUmatorlinse  und  Spiegelfläche  befindliches  Ziiicol 
linear  polarisirt 

Durch  diese  Anordnung  gelang  es,  die  unregelmftssige 
Bewegung  des  Heliostaten  unschädlich  zu  machen.  Zugleich 
liess  sie  auch  eine  genauere  Bestimmung  der  Incidenzwinkel 
zu,  als  weuu  man  nur  durch  Blenden  und  Nicol  das  paral- 
lele Sonnenlicht  hätte  auf  den  Spiegel  fallen  lassen. 

Als  Beobachtungsrohr  benutzte  ich  eine  aus  dem  Ba- 
bi net' sehen  Compensator  und  Analysator  bestehende  Com- 
bination. Beide  konnten  an  eine  kleine  Messinghübe  fesl^ 
geschraubt  werden,  welche  dann  ihrerseits  auf  dem  drehbaren 
FernroLiUilger  des  Instrumentes  befebtigt  war. 


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hicliirejiexion. 


453 


Die  Anwendung  von  Linsen  im  Beobaohttingsrohre  wurde 
gänzlich  vermieden.  Die  Entfernung  der  Linsen  geschah 
aus  dem  Grunde,  jegliche  störende  Depularisation  des  reflec- 
tirten  Lichtes  durch  Brechung  in  den  Linsen  zu  vermeideiL 

Allerdings  wird  auf  diese  Weise  eine  genaue  Messung 
des  Einfallswinkels  unmöglich,  auf  welchen  Umstand  auch 
Hr.  Quincke  hinweist^);  aber  wie  dieser  bemerkt,  ist  der 
Einflnss  yon  Linsen  ftir  die  Beobachtung  so  störend,  dass 
man  lieber  diese  Ungenauigkeit  mit  in  den  Kauf  nimmt. 

Für  jede  Beobachtungsreihe  wurde  eine  Stellung  des 
Prismas  tixirt  und  mit  einem  auf  dem  anderen  gleich- 
falls beweglichen  Träger  des  Instruments  betindlicben,  mit 
Linsen  und  Fadenkreuz  versehenen  fieobachtungsrohre  der 
Einfallswinkel  i&r  diese  Stellung  bestimmt.  Die  weiteren 
Incidenzwinkel  wurden  bestimmt  durch  Ablesen  an  einem 
zweiten  Theilkreise  des  Apparates,  der  Ablesungen  bis  auf 
3 — 4'  mit  Sicherheit  gestattete.  Ueber  dieser  Theilung  ver- 
schob sich  ein  mit  dem  Pnsmeotische  fest  verbundener  No- 
nius, sodass  man  durch  diesen  die  Aenderung  in  der  Stellung 
des  Tisches  und  dadurch  auch  die  des  Licidenzwinkels 
messend  verfolgen  konnte. 

Am  Ende  jedes  Beobaofatungssatses  wurde  dann  noch 
einmal  mit  Hälfe  des  Femrohrs  der  Incidenzwinkel  f&r  diese 
8teilung  am  anderen  Theilkreise  abgelesen.  Es  fand  sich 
so.  flass  die  in  den  Tabellen  angegebenen  Incidenzwinkel  bis 
auf  3  richtig  sind,  also  die  Grenze  der  für  den  günstigsten 
Fall  von  Hrn.  Quincke  angegebenen^)  Genauigkeit  (5'} 
mehr  als  erreicht  war. 

Der  Sabin et'sche  Compensator  ist  fast  ganz  nach  den 
▼on  Jam  in')  gegebenen  Vorschriften  angefertigt.  Eine 
kleine  Abweichung  ist  die,  dass  die  beiden  Quarzkeile  mit 
ihren  Hypotenusenflächen  mit  Canadabalsam  aufeinander  ge- 
kittet sind  und  sich  so  gemt  insam  durch  die  Mikrometer- 
schraube verschieben;  bei  dem  Jamin'schen  Apparate  ver- 
schiebt sich  nur  die  eine  Platte. 

1)  Quincke^  Pogg.  Ann.  128.  p.  859.  1866. 

2)  Quincke,  1.  c.  p.  359. 

3j  Jumia,  Anu.  de  cLim.  et  de  phjs.  29.  p.  271.  1850. 


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454 


K.  Schmidt 


2.  Die  Genauigkeit  fa  der  Beobaebtnsg. 

Die  in  den  Tabellen  angegebenen  Werth e  für  die  Pha- 
senverzögeruBg  sind  die  arithmetischen  Mittel werthe  ans  je 
zehn  gut  untereinander  übereinstimmenden  Ablesungen  so 
Compensator.  Im  Mittel  ist  der  wahrscheinliche  Fehler  toq 
zehn  Ahlesnngen: 

->  ±  0,1  bis  0,1^. 

Da  einem  Gangunterschiede  von  ]A  bei  den  die  beiden 
Quarzkeile  durchsetzenden  Stralilen  eine  V(  i  schiebiing^)  too 
1083,8  Trommeltheilen  entspricht,  so  sind  die  Angaben  der 
Phasendifferenz  in  \X  mit  einem  wahrscheinlichen  Fehler  lon: 

±  0,014      bis  0,028  |A 

behaftet 

Die  Angabe  des  wiederhergestellten  PoIariBationsazimQ» 
thes  resnlttrt  aus  zwölf  Nicoleinstellangen.  Der  wahrschdn- 

liehe  Fehler  betrug  nicht  über  ±10'  für  diese  Beobach- 
tungen; jedoch  zeigten  die  an  verschiedenen  Tagen  ange- 
stellten BeobacIituDgen  Abweiclumgen  bis  ^/^^^  wenngleich 
das  Mittel  aus  den  zwölf  Ablesungen  fiir  jeden  Tag  nod 
nicht  die  oben  angegebene  Fehlergrenze  erreicht  hatte. 

Diese  Abweichungen  erklfiren  sich  einerseits  darasa» 
dass  es  nicht  möglich  ist,  die  Spiegelfläche  durch  Reinigss 
wieder  ganz  in  denselben  Zustand  zarAckzuftthren.  Sehos 
geringe  Veränderungen  vermögen,  wie  öfter  ui  den  Exptri* 
mentaluntersuchungen  erwähnt  wird,  grossen  Einduss  aul 
den  Polarisationszustand  des  Lichtes  auszuüben.*) 

Einen  zweiten  &rund  flnde  ich  in  der  schon  besprocbs- 

1)  Die  Bestimmung  der  Oonstanten  geschah  nach  bekannten  Metho- 
den; bei  Fpsfstellung  des  Ü-Punktes  dpa  Analysators  rnuss  man  gani  be- 
sonders (hii  :iut  zu  achten,  oh  der  Babinet'sche  Compensator  den  beiden 
Strahlen  einen  Gangunt  rscliied  von  „wX"  oder  „^nX"  ertheilt,  wenn 
man,  wie  dies  bei  alien  moincn  Beobachtungen  geschab,  grosse  Azimutbe 
wählt.    Bei  meinen  Versuchen  war  dasselbe  =  8')°. 

2)  Leider  kaui  mir  erst  kürzlich  ein  Aufsatz  von  Seebeck  {Fi^. 
Ann.  20.  p.  37.  1830)  zu  Gesicht,  worii»  ei  erwälmt,  viass  er  nach  länge* 
rem  Probiren  ai^  das  Colcothar  als  Politurmittel  gestossen  sei,  wodorck 
er  sehr  lohdn  ftbercinsttomende  ReanUate  erhsltea;  ömm  dag^n  dM 
Reinigea  mit  Alkohol,  aqua  desttUats  —  wie  ieh  es  «oeh  gsftind»  ^ 
nicht  gans  befiiedigend  sum  gewflnsehten  Zide  fthrt 


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Lichtre/iexion, 


455 


nen  Ungenau igkeit  der  Einstellung  des  incidenzwinkels.  Ge- 
rade in  der  Nabe  der  Incidenzwiukel,  die  dem  Polarisations- 
winkel nahe  kommen,  gehen  die  auftretenden  Aenderungen 
sehr  flcbneii  vor  sich,  sodass  Abweichungen  in  dem  Winkel 
»neb  abweichende  Werthe  in  den  Analysatoretellungen  zur 
Folge  haben  mOssen. 

3.  Die  BeobftcbtuDgsmethode. 

Von  allen  elliptisch-  (circnlar-)  polarieirenden  Medien 
bietet  der  Qaarz  ftlr  die  Untersachimg  die  gQnstigsten  Ans» 
ncfaten.   Sein  BotationsTermögen  Übertrifft  bei  weitem  das 

der  drehenden  Natronsalze;  dasselbe  ist  etwa  um  das  Fiiui- 
fache  grösser.^) 

Dabei  lässt  er  sich  leicht  in  schönen  durchsichtigen 
Eiystallen  erhalten,  die  in  jeder  Hichtung  gegen  die  optische 
Axe  gnt  spiegehide  Elftohen  anzuschleifen  gestatten. 

Zinnober,  dessen  BotationsvennOgen  allerdings  das  des 
Quarzes  um  das  F&n&ohnfache  flbertrifft  —  nach  Desoloi- 
seanx^  dreht  eine  1  mm  dicke  Platte  die  Polarisationsübene 
üm  325®  —  lässt  sich  sehr  schwierig  in  hinreichend  reinen 
und  grossen  Krystallen  erhalten.  Auch  wird  er  sich  scliwierig 
in  jeder  gewünschten  Richtung  zur  Axe  anschleifen  lassen, 
da  der  Bruch  muschelig  ist.  Da  er  das  Licht  stark  absor- 
birt  und  bricht  2,854,  n, »  3,201  Des cl.  1.  c),  wOrde 
es  gewiss  grosses  Interesse  bieten,  auch  dieses  Medium  der 
Untersuchung  zu  unterziehen.  m 

Bei  Flüssigkeiten,  die  ähnliche  Rotationsphänomene  auf- 
weisen, ist  die  drehende  Kraft  wiederum  sehr  gering. 

Zunächst  wurden  Versuche  gemacht  an  senkrecht  zur 
Axe  geschliffenen  Quarzplatten;  die  eine  war  aus  einem  X-, 
die  andere  aus  einem  i2-Quarz  geschnitten* 

Bei  beiden  wurde  zunftchst  das  reflectirte  Licht  in  der 
NShe  senkrechter  Incidenz  beobachtet  Ich  stellte  einen  dunk- 
len Streifen  zwischen  die  FaralleUftden  des  Compensators^ 


1)  Pape,  Pogg.  Ann.  139.  p.  224  ff.  1870. 

2)  Dealoiseaux,  Compt  jread.  44«  p.  876  et  909.  1857. 


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456 


A'.  Schmidt. 


und  bewirkte  durch  Drehen  am  Analysator,  dass  die  Streifen 
möglichst  dunkel  werden. 

Dann  näherte  ich  mich  durch  gieichzeitit^es  Drehen  des 
Prismentisches  und  des  Beobachtungsrohres  dem  Poiari* 
sations Winkel  und  verfolgte,  nachdem  ich  denselben  durch- 
schritten, die  BrBcheinang  bis  in  dieN&he  streifender  Incident 

Bei  dieser  Bewegung  der  Spiegeld&cbe  und  des  Beob* 
achtnngsrobres  mnssten  zunächst  die  Nicolstellungen  geän- 
dert werden,  damit  die  Streifen  das  Maximum  der  Dunkel- 
heit hewahrtpn.  ein  Zeichen,  dass  die  beiden  Oomponenten 
verschieden  geschwächt  wurden,  da  eine  Drehung  der  Pola- 
risationsebene eintrat.  Die  Fransen  behielten  dagegen  ihre 
ätellung  in  der  Mitte  der  Paralleifiuien  bei.  Etwa  3^4* 
vor  dem  Polarisationswinkel  fingen  die  Streifen  an  zn  was* 
dem,  nnd  nun  musste  auch  die  Mikrometerschraube  des 
Compensators  zur  Verschiebung  der  Quarzkeile  benulzt  wer- 
den, damit  die  dunkle  Franse  die  Stellung  in  der  Mitte  der 
Fäden  bewahrte.  Bei  Winkeln,  die  den  Polarisationswinkel 
um  3 — 4^  übertrafen,  blieben  dann  die  Streifen  in  der  Mitte 
der  Fftden  stehen  und  behielten  diese  Stellung  bis  sur  strei- 
fenden Incidenz  bei.  Die  Nicolstellungen  mussten  jedoch 
ständig  geändert  werden i  aber  in  umgekehrtem  Sinne,  ab 
wie  vor  dem  Polarisationswinkel.  Das  Azimuth  der  Pohl- 
risationsebene  näherte  sich  also  wieder  der  urspruuglicbeo 
Lage. 

Das  Resultat  der  Beobachtung  war: 
Bei  beiden  Platten  erfolgte  die  Verschiebung  der  Strei- 
fen in  gleichem  Sinne. 

Beide  Platten  zeigen  positive  Reflexion  nach  JamiinV^ 

Terminologie. 

Bei  dem  eben  beschriebenen  BeobachtungsverlaJnx  n  kaun 
der  Quarz  nur  als  krystallinischea  Medium  angeseli*  n  wer- 
den, dagegen  dürfen  wir  nicht  annehmen,  dass  die  KeriexioD 
in  der  Kähe  des  Polarisationswinkels,  wo  gerade  die  Beob- 
achtungen das  meiste  Interesse  darbieten  ^  an  der  Greue 
eines  elliptisch-polarisirenden  Mediums  stattgefunden. 


Ij  Jamiu,  Aua.  de  chim.  et  de  ph^'S.  dl.  p.  2bl.  1651. 


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IJchtrefiexioH, 


457 


Hr.  V.  Laiig^)  hat  nämlicb  durch  sorgfältige  Beobach- 
tungen nachgewiesen,  dass  der  (^uarz  nur  so  lange  als  cllip- 
üsch-polarisirendes  Medium  zu  betrachten  sei,  als  die  Wellei^ 
normale  des  durchgehenden  Lichtes  mit  der  optischen  Axe 
einen  Winkel  emschliesst»  der  kleiner  als  25^  ist  F&llt  nnn 
Licht  nnter  dem  Polarisationswinkel  (56^  50' —  Jamin)  ^)  ein, 
so  pliaiizt  sich  die  gebrochene  Welle  in  einer  Richtung  fort, 
sodass  die  Welleniiormale  mit  der  optischen  Axe  einen 
Winkel  von  32,5^  bildet.  Es  durchsetzt  also  die  Welle  den 
Krystall  in  einem  Gebiete,  das  ausserhalb  der  Begion  der 
elliptischen  Polarisation  liegt 

Uebereinstimmend  mit  Jaiuin  zeigen  diese  Beobach- 
tungen, dass  auch  an  der  Grenze  krystallinischer  Medien 
die  beiden  Componenten  im  reÜectirten  Licht  eine  Phasen- 
differenz von  0  bis  n  erfahren,  wenn  man  von  Stellen  senk- 
rechter Incidenz  zu  streifender  übergeht') 

£8  scheint  sich  mir  aus  diesem  liesultate  eine  allge- 
meinere Definition  des  Polarisationswinkels  für  krystallinische 
Medien»  als  Hr.  Dorn  sie  aufsteUt,  zu  ergeben.  Derselbe 
gibt  in  seiner  Ausgabe  der  Neumann*schen  Vorlesungen 
Uber  Optik  als  ,,einzig  mögliche**  Definition  des  Polarisa- 
tionswinkels für  krystallinische  Medien  die  folgende  an  *): 

„Wenn  natürliches  Licht  unter  dem  Polarisationswinkel 
aufi^illty  ist  die  ganze  reflectirte  Lichtmenge  überhaupt  pola- 
lisirf« 

Man  kann  im  Anschluss  an  -die  Beobachtnngsresultate 

als  Pol;tii^;Lti(jnswiükel  den  Winkel  definiren,  bei  dem  der 
Gangunter^cliied  der  parallel  und  prnkreeht  zur  Tncidenz- 
ebene  schwingenden  Componenten  im  reüectirten  Lichte  gleich 
);i  ist 


1)  V.  Lang.  Wien.  Ber.  math.-phyö.  Gl.  GU.  2.  Abth.  p.  767.  1869. 

2)  Jam  in,  1.  c.  p.  303. 

3)  Ausser  Quarz  tin*l»m  Bich  in  .Tnmiu'«  Tabelle  (1.  C.)  noch  folgende 
Kijatallmedien :  Turmaline,  Späth,  Aiauu,  Hyalit 

4)  Dorn,  Yorlcsunp^en  über  theor.  Optik,  gehalten  an  der  Univ.  Kö* 
nigsberg  von  Dr.  F.  Neumann,  p.  179. 


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46B 


A'.  Schmidt. 


Man  erh&lt  dann  eine  allgemeinere  Definition  des  Polt. 

risationswinkels  überhaupt,  da  für  alle  isotropen  Medien,  die 
Ja  min  untersucht  hat,  für  den  Winkel,  dessen  Tangente 
gleich  dem  Brechungsindex  des  Mediums  ist,  dieser  Gang- 
Unterschied  =  )>l  ist  Die  Definition  läset  sich  auch  id 
circular-  und  eUiptisch-polarisirende  Medien  ausdehnen. 

Um  nun  den  Quani  in  seiner  Eigenschaft  als  eUiptiscb* 
polarisirendes  Medium  bezüglich  des  reflectirten  Lichtes  n 
untersuchen,  wurden  Spiegelflächen  so  angeschliffen,  dass  die 
gebrochene  Welle  den  Kryatall  im  Gebiete  der  elliptischen 
Polarisation  durchsetzte,  wenn  das  Licht  in  der  ^ähe  des 
Polarisations  Winkels  aufäel. 

£s  kamen  zwei  aus  einem  und  i^Quarz  geschnitUne 
Prismen  zur  Untersuchung. 

Die  nicht  zur  Spiegelung  benutzte  Fläche  war  bei  den 
Prismen  so  gegen  die  Spiegelfläche  orientirt,  dass  das  den 
Krystall  durchsetzende  Licht,  wenn  das  einfallende  die  Fläche 
in  der  Nähe  des  Polarisationswinkels  trifft,  unter  fast  senk- 
rechter Incidenz  auf  der  Hintertiäche  anlangt,  also  fast  ganz 
durch  dieselbe  hindurchtritt ^)  Dadurch  ist  der  Einfluss  des 
aus  dem  Krystall  zurQckkommenden  Idohtes  auf  das  refleo- 
tirte  möglichst  und  jedenMls  besser  vermieden ,  als  wens 
man  die  Hinterfläche  mit  einer  flüssigen,  später  erstaxrendea 
Schicht  bestreicht,  die  ungefähr  denselben  Brechungsiadex 
wie  der  Quarz  hat  und  durch  Beimengung  von  Russ 
absoibirendes  Medium  wirkt.  Dieses  Verfahren  nuis^te  icii 
bei  den  früher  untersuchten  Quarzplatten  in  Anwendung 
bringen.  Im  übrigen  war  die  Beobachtungsmethode  die  oben 
beschriebene. 

Die  Beobachtung^resultate  sind  folgende: 


l)  Di»'  Zoirhnünp;'  Taf.  IV  Fig.  1  möge  den  Gari^  der  Lichtatrahlen 
noch  heaa&r  veraiiachauUcben.  Dieselbe  gibt  einen  Gruudriss  des  Pziaem. 


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lAchtrejUxion. 


459 


JLmiullö-       Ableaimgeu  «  Ablesungen 

Winkel  am  x»-^  am  üia^X 

q>  OciiL  Nicol  fiab.  Qfmp, 


1)  ü- Quarz  prisma. 


0 

U27« 

43' 

1,0 

58,179 

0,0 

65«  60' 

148 

88 

0,0218 

52,475 

0,062 

56  5 

51 

58 

164 

465 

68 

—  20 

55 

31 

109 

04  S 

97 

—  85 

59 

81 

0,0047 

51,686 

0,182 

—  50 

82 

10 

0,0006 

49,546 

881 

5T  5 

62 

1 

0,0012 

44,523 

690 

—  20 

59 

48 

43.243 

880 

—  85 

55 

18 

0,0112 

42,6b0 

930 

—  50 

50 

88 

186 

470 

950 

90  — 

U22 

28 

1,0 

41,976 

2)  X-Qnarsprisma. 

Die  für  den  /.-Quarz  gefundeuen  Zahlen  stimmen  mit 
den  obigen  so  nahe  überein,  dass  eine  weitere  Mittbeilung 
nur  eine  Copie  der  obigen  Tabelle  liefern  würde.  Die  vor- 
kommenden  Abweichungen  sind  genügend  durch  Beobach* 
timgsfehler  zn  erküren. 

Die  Beobachtungen  haben  somit  ergeben: 

1)  Darch  Reflexion  an  der  Grenze  durchsichtiger  ellip- 
tisch-polarisireuder  Medien  bleiljt  linear  polarisirt  ein  fallendes 
Licht  nicht  bei  allen  Incidenzwmkeln  in  diesem  Zustande. 
Fällt  das  Licht  in  der  Nähe  des  Polarisationswinkeis  auf, 
80  ist  das  reAectirte  elliptisch  polarisirt. 

2)  Ein  Unterschied  in  der  Rotationsrichtung  findet  bei 
der  Beflezion  an  links*  und  rechtsdrehenden  Medien  aus  der- 
selben Substanz  nicht  statt. 

8)  Auch  die  Abnahme  und  das  Anwachsen  des  Ampli* 
tudenverh&ltnisses  der  beiden  Componenten  findet  an  beiden 
Arten  in  gleicher  Weise  statt. 

4j  Die  starke  Schwächung  der  einen  Amplitude  und  die 
damit  verbundene  starke  Drehung  der  Polarisationsebene 
durch  Reflexion  scheint  eine  £igenthümUchkeit  dieser  Medien 
SU  bilden.^) 

1)  Die  BeobachtODgen  an  Mokrecht  m  Are  getchnitteDen  Qm»- 
plaAten  eigebea  ftr  <)d  =  56'  50',  x  »  0,01022  (Jam in,  Ann.  de  chim.  et 
de  pbya.  99«  p.  808.  1850);  kh  finde  für  dieaen  Winkel  n  -  0,0006. 


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460 


IL  Schmidt. 


B.  Theoretischer  Theil. 

Es  war  natürlich  Ton  grossem  Interesse,  die  Beobach- 
tungsresttltate  mit  den  in  neuerer  Zeit  aufgestellten  Theo- 
rien zu  yergleichen. 

üeher  die  an  der  Grenze  polarisirender  Medien  auftre- 
tenden Bewegungsvüigänge  haben  besonders  die  Herren 
E.  Ketteier  und  W.  Voigt  theoretische  Untersuchungen 
iLDgestcIlt.  Inwieweit  ihre  Resultate  mit  den  Experimentes 
Ubereinstimment  soll  im  Folgenden  gezeigt  werden. 

I.  Die  Volgt'sche  Theorie. 

Im  10.  Bande  dieser  Annalen  entwickelt  Hr.  Voigt  t-iüt 
Theorie  des  Liciites  für  vollkommen  durchsichtige  Medien.'j 
Er  detinirt  als  solche  diejenigen,  für  deren  Schwingungen 
das  Frincip  der  Energie  gilt.  ^  Es  müssen  diese  Media  eine 
sehr  geringe  Absorptionsfähigkeit  besitzen;  streng  müsste 
dieselbe  »  0  sein.  Ein  solcher  Körper  ist  ohne  Frage  der 
Quarz;  man  wird  daher  die  Resultate  der  Theorie  auf  dieses 
anwenden  dürfen  und  die  für  ihn  beobachteten  Thatsachen 
mit  denselben  vergleichen  und  Schlüsse  aus  dieser  Verglei- 
chung  ziehen  können. 

Für  unseren  augenblicklichen  Zweck  ist  hauptsächlich 
die  Behandlang  des  Reflezionsproblems  von  Interesse.  Der 
Verfasser  entwickelt')  aus  seiner  Theorie  unter  Anwendoo^ 
einer  Erweiterung  des  Eirchh  off  sehen  Grenzprincipes  aller 
dings  nur  Gleichungen,  die  für  cirealar-polarisirende  Mediea 
gelten;  es  lässt  sich  jedoch  zeigen,  dass  diese  Eo  im  ein  auch 
auf  den  Quar?  Anwendung  finden. 

Ich  knüpfe  zu  dem  Zwecke  an  die  sechs  Gleichungen 
an,  die  Wied.  Ann.  19.  p.  886  (und  889)  entwickelt  sind: 

>ijaall|+Äj  +  -«»  jtljSOg  —  •••  etc. 

Es  sind  dies  Relationen  zwischen  physikalisch  weiter 
noch  nicht  definirten  Constanten;  diese  Oonstauten  treten 


1)  Voigt,  Wied.  Ann.  19.  p.  B7S.  18SS. 

2^  Voigt,  1.  c.  p.  874. 

8)  Voigt,  Wied.  Ann.  21.  p.  582.  1884. 


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461 


als  Coefticienten  früher  entwickelter  f  unctionen  wd,  üeber 
die  einzelne  Grösse  kann  man  auch  nichts  weiter  aussagen, 
dagegen  kann  man  eine  Zahl  derselben  so  zu  einem  Complex 
Tereinigen,  dass  man  diese  «usammengesetzte  GrOsse  mit  den 
aus  der  gelftnfigeren  Anschauung  vom  Fresnel* sehen  EUip- 
ffoid  folgenden  Oonstanten  identificiren  kann.  Diese  Iden- 
Uücirung  wollen  wir  im  i^'ülgenden  vornehmen. 

Setzt  man  in  die  aus  der  Theorie  für  die  Lichtbewegung 
folgenden  Differentialgleichungen als  integrale  lineare 
Fonctionen  fon  sin  U/jT—  Qß)  2fi  ein,  wo  Ix  my  -\-  m 
und  fii|  n  die  Richtangscosinns  der  Welleunormale  bedeu- 
ten, so  kann  man  das  EresnePsche  Gesetz  für  die  Fort- 
pflsjizungegeschwindigkeit  ableiten« 

Hr.  Voigts  findet  für  dieses  die  Gleichung: 

/     +  ***  ,*  jy. "  ^' 

wo  «  die  Geschwindigkeit  bezeichnet^ 

«   +  ^,  -  d/.  2nlT  etc.  und 

r=w4-r— nr^  gesetzt  sind;  [„^*  ist  die  Elasticitätsconstante, 
b,  .  h^'  sind  die  in  den  besprochenen  Relationen  auftretenden 
Constanten,  T  ist  die  Bchwingungsdauer  fur  die  betreÖende 
Lichtwelle,  tsa27iiT  und  n  endlich  Coefficienten,  die 

in  den  firfther  erwähnten  Functionen  Torkommen]. 

Die  Grössen  2}/^,  /  F  etc.  sind  nichts  anderes,  als  die 

Hauptaxen  des  Fresnel'schen  Ellipsoides.  Legt  man  näm- 
lich den  Betrachtune^en  die  von  Green  aufgestellte  Poten- 
tialfunction  für  kr}  stallinische  Medien  zu  Grunde,  80  ergibt 
sich  für  die  Geschwindigkeit  die  Gleichung: 

wo  a,  b,  C  die  halben  Hauptaxen  sind;  aus  Vergleichung  der 
Eelationen  folgt  die  Eichtigkeit  der  Behauptung. 

Diese  Ueberlegung  werden  wir  später  zu  benutzen  haben. 


1)  Voigt,  Wifld.  Ann.  19.  p.  886.  1883. 

2)  Voigt,  L  e. 


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462 


iST.  Schmidt 


Es  soll  nun  zunächst  die  in  der  Grenze  geleistete  Arbeit 
betrachtet  werden. 

Der  Grenzübergang  an  polarisirenden  Medien. 

Um  die  für  diese  Medien  gtUtigen  Intennt&tsfonnehi  n 
entwickeln  f&hrt  der  Verfiisser  die  folgende  Grensbedingung  ^) 

ein : 

„Die  in  der  Grenze  zweier  Medien  von  den  ponderuljic-ii 
Tlieilon  ausgehenden,  auf  die  Aethertheile  wirkenden  Kräfte 
leisten  eine  Arbeit,  die  einem  vollständigen  Differentialquo- 
tienten nach  der  Zeit  gleichzusetzen  isf 

Um  das  Frincip  analytisch  zu  formuliren,  mflsaen  die 
an  der  Grenze  wirkenden  KriUTte  betrachtet  werden.  Die* 
selben  zerfallen  in  zwei  Theile^;  die  einen  rühren  her  Ton 
den  fttr  krystalltnische  Medien  entwickelten  Gliedern;  hinza 
kommen  dann  die  Kräfte,  welche  die  elliptische  Polarisation 
herTorrufen. 

Für  diese  lässt  sich  der  von  Hrn.  Voigt  aufgestellte 
Arbeits  Werth*)  direct  verwerthen,  da  derselbe  allgemeine 
Gültigkeit  besitzt;  denn  Band  19  p.  893  §  IV  wird  erwähnt, 
dass  diese  Kräfte  für  isotrope  circular  polarisirende  wie  fur 
krystallinische  elliptisch  polarisirende  Medien  ganz  gleiche 
Analytische  Ausdrücke  haben* 

Der  andere  Theil  der  Arbeit  wird  fttr  Qaarz  auf  dieselbe 
Form  zu  bringen  sein,  wie  ihn  lir.  Wiij^t  iiir  isotrope 
Meiii  n  ableitet,  nur  wird  der  constante  Coetticient  der  For- 
mel einen  anderen  Werth  erhalten. 

Die  an  der  Grenze  wirkenden  Kräfte  sind  einmal  die 
▼om  Aether  herrührenden  elastischen  Druckcomponenten^: 

^•~-'[¥i  +  d.j'  ^' — 'W  +  ayj;  ^ — ^'li' 

hier  sind: 

e  die  Elasticitätsconstantey 


1)  Voigt,  Wied.  Aon.  21.  p.  518.  1884. 

2)  Voigt,  Wied.  Ann.  21.  p,  624.  1884. 
8)  Voigt,  Wied.  Ann.  2U  p.  52T.  1884. 

4)  O.  Kirchhoff,  Vöries,  über  Mechanik.  Vöries.  11.  p.  1«1. 


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463 


uvw  die  VerrUckuDgscomponentdn  nach  den  Coordiua« 
tenaxen. 

X,         die  kekaanten  Drackkiftite^ 
dann  die  to&  den  swiechen  Körper  und  Aethemoleclllen  wir* 
kenden  EHrftften  herrOhrenden  Glieder^): 

(^2  und      siehe  oben)^ 

da  nun  als  Integrale  der  Differentialgleichungen  lineare 
Fnnctioiien  des  8inl/r(<  -*^/a»)  gelten*),  wo  1/r  »  2ic/7*  ist, 
BO  wird  man  setzen  können: 

(a,      e,  0|  siehe  oben). 

Mit  Heranziehnng  der  Incompressibilit&tsbedingung  wird 
die  letste  Gleichung: 

-5»- •  . 

[«i--^-(«.-7v)]l^- 

Diese  Formeln  gelten  ganz  allgemein  für  krystallinische 
Medien  mit  drei  Symmetrieebenen,  Für  den  optisch  einazi- 
gen  Qnara  ▼ereinfachen  sich  die  Gleichungen  noch. 

Zunächst  jB,  ==-02')»  diesem  Falle  das  Fresne lö- 

sche Ellipsoid  ein  Rotationsellipsoid  wird.  Berechnet  man 
ferner  aus  den  für  diese  Medien  gültigen  Greschwindigkeits- 
formein: 

»0*  =  ö';    y«^  =     +  (a*  —  c*)  sin^w , 
wo  u  den  Winkel  zwischen  optischer  Axe  und  Wellennor- 
male bedeutet^  die  Grösse  der  Hauptaxen  a  and  t,  so  findet 


1)  Voigt,  Wied.  Ann.  19.  p.  886.  1S8S. 

2)  8.  oben  p.  401. 
8)  8.  oben  p.  4SI. 


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464 


JL  Schmidt 


mau  für  i^uarz  aus  den  Beobachtungen      b  l/c^ »  1,5471 
s  ly»,  =  1,5563: 


a  »  0,6463;  ^  »  €  »  0,6426;  (a*  -  C*) »  0,0046, 
also  attch  B^'-  B^^  0,0046.^) 


Man  wird  nun  sehr  angenähert  5j  =  B^  setzen  dürfen, 
und  überhaupt  die  zwischen  den  optischen  Constanten  vor- 
kommenden  Differenzen  als  Grössen  höherer  Ordnun?  be- 
trachten können.  Dadurch  vereinfachen  sich  die  oben  er- 
wähnten Kelationen  sehr  beträchtlich,  man  erhält  Btatt  der 
sechs  angegabenen^  Relationen  folgende  xwei; 


Daraus  lolgt  dann,  wenn  man  wieder  e  1/  —  b' ix- 
setzt: 


Die  gesammte  von  diesen  Kräften  geleistete  und  in  Be- 
tracht kommende  Arbeit  wird  dann: 


Vergleicht  man  diese  Relation  mit  der')  von  Hrn.  Voigt 
angegebenen,  so  findet  man,  dass  sich  diese  ans  jener  ab- 
leitel^  wenn  man  einfach  c  «  B  setzt» 

Unter  den  gemachten  Annahmen  Iftsst  sich  dann  avcfc 
zeigen^  dass  jji?''  durch  einen  ganz  analogen  Werth  zu  er- 
setzen ist,  wie  in  der  Voi gf sehen  Untersuchung  die  Grösse«. 
Leitet  man  nämlich  für  ein  Coordinatensystem,  das  so  liegt, 
dass  die  Wellenebene  mit  der  d7^-£bene  zusammenfallt,  die 
Differentialgleichungen  der  Bewegung  ab,  so  folgt  ans  dieses 
Gleichungen: 


a'-  h'-  c'-  h\ 


Z,-^,^2B 


(du  ,  ötc\        (dv  ,  öwA  j  ,  f.dv3  A 


t>^*^m,B^ 


1)  WO  i?,'  =s  B^ir  etc.  sind. 

2)  Voigt,  Wied.  Ann.  19.  p.  886.  1883. 
8)  Voigt,  Wied.  Ann.  21.  p.  525.  1884. 


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Uehtrefiexhn, 


465 


wo  ^  den  Winkel  «wischen  optischer  Axe  und  Normale  bedeutet 
und  rsm  +  r  — nr*  za  setzen  ist;  da  (B{  ^  B^')  an^  tp  sehr 
klein*)  ist»  wird  man  ^  B »  o»* (m  +  r  —  nr^  setzen  dUrfen, 
nnd  flär  *  besieht  die  Relation^: 


wo  r  und  n  die  fur  isotrope  Medien  gültigen  Oonstanten  sind. 

Gibt  man  die  oben  gemachten  Annahmen  zu,  so  l&sst 
nch  die  Yoigt'sche  Theorie  der  Reflexion  direct  auf  den 
Quarz  anwenden;  es  werden  ohne  weiteres  die  vom  Yer- 
üüser  gegebenen  Endformeln  zur  Yergleichung  mit  der  Er- 
fahrung benutzt  werden  können. 

Es  soll  dies  im  Folgenden  geschehen.  Als  Integrale  der 
Diäerentialgleichungen  gelten  folgende  ürossen^): 


iit,  und  r  die  YerriLckungscomponente  in  der  Einfallsebene 

bedeutet: 


Unter  Zngmndelegung  dieser  Werthe  und  aus  der  Com- 

biüatiun  des  oben  eiwähnten  Greazpiincipes  mit  dem  der 
Continuität  leitet  Hr.  Voigt  dann  die  für  circular  polari- 
sirende  Medien  gültig; rn  TntensitiUsformt'ln  für  das  reflectirte 
Licht  ab,  die  dann  unter  gewissen  Annahmen  auf  ziemlich 
einfache  Form  gebracht  werden  können.^) 

Diese  Gleichungen  benutze  ich  im  Folgenden,  will  sie 


1}  Bei  meinen  Venochen  war  <jr  <8<>,  also  iin*^  < 0,0025,  daher 
(^i' —  £/)8in*9>  <  0,000  012.  Eb  iat  diiidi  die  gemachten  Asnahmea 
and  Vereiofiuihgiigeii  eigenttich  der  Qnan  su  einem  isotropen  Ktfiper 
geworden;  dies  direct  annmehmen,  echien  nicht  gerathen,  da  es  die 
der  Theorie  eigene  Combinatian  der  Constante  iit,  welche  die  Yerdn- 
fttchongen  als  gültig  erscheinen  läset 

2)  Voigt,  Wied.  Ann.  1».  p.  SS4.  1888. 

8)  Voigt,  Wied»  Ann.  21«  p.  581.  1884. 

4)  Voigt,  Wied.  Ann.  21,  p.  582.  1884. 
Am.  di  Phf».  II.  ChMD.  9.  r.  UIX.  SO 


v/=      sin  i/'^  +  ^"^^ 
Vr  —  BJ  sin  1/v  4-  Rp"  cos  i/^» 
Vr  «      sin \i*r 4-  R^'  cos 


466  K.  St^kmi^ 

aber  noch  durch  die  Annahme  yereinfachen,  dass  in  deo 
Integrale: 

V«  B  £t  sin     +      OOB  V'i 
0  wird;  dann  ist  das  ein&Uende  Licht  linear  poluitiiL 
Man  kann  jettt  setzen     =«  sin         -»  cos  «,  wo  a  d»i 
FolarisationsaKimuth  im  ein&Ilenden  Lichte  ist. 

Man  eiiiält  dann: 

NBp'  —  —  cos  «  [cos  {rp  —  ^j)  sin  (ff  4-   1)  sid  {tp  — 

+  cos     —      sin  ((f  +      sin     -  ^J], 

iVükp"»  —  sin   [ein  (9p  +      «in    ~  9>|) 
—  ein  (9  +  ^1)  sin  (qp  -  tpjß^ 

NB^'  =     sin    [cos  {tp  +  y,)  sin     +  y  J  sin  {q>  —  ^) 

+  cos  {(f  +  (fy)  sin  {(f  4-  qrg)  sin  (9p  -  j)], 

NBf"  =    .Jcos  a  sin  2  ff  (sin  2^:^  —  sin2y^,). 

Da  nun  die  Brechuugsindices  der  L-  und  ^-WeUe 
sehr  wenig  yoneinander  verschieden  sind»  so  wird  man  setien 
können: 

9i^<Pi  +       und  {Jipy  —  0; 
dann  Tereinfachen  sich  die  obigen  Belationen  bedeutend,  and 
man  erhält^  wenn  man  noch  setxt: 

NBf  —  cos  a  {(cos'  <^  sin  #  ^  cos  2tp^  sin  d)  4fp  —  sin  2d  mt\ 

NB,"^  —  sin  «  sin  2  ^  J  r/'  —  V  J  9p' , 

sin«  {sin 2#  sin  d-^-  A(f'  (cos*t  sin<<  —  cos2^j  sin«  i 

iV/?j"  =  —  008    sin  2  ^  cos  2r/>i  =  a,'  J  tf  '. 

Um  aus  diesen  Wertben  eine  Gleichung  fikr  die  Phaseo« 
differenz  abzuleiten»  die  die  beiden  Componenten  im  Tefif^ 
tirten  Lichte  zeigen,  wollen  wir  setzen: 

Bp  =  Bp  cos  a  Bp'  =  Bp  sin  ,  /?/  =  7?,  cos r  B,"  =  B,  m ». 
so  wird:  rr  —  Bp  sin       +  =  B,  sin  (j/v  -f  i^-) 

und  ju  —  f  =  J  wird  die  Phase nditierenz  der  Gompoaeat^A 
sein;  berechnet  man  weiter,  so  folgt; 

und  dann: 


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LkhtrefUxunL 


m 


oder  mit  den  oben  angegebenen  Abkürzungen: 


Für  die  praktische  fierecfanmig  genügt  die  einiadiere 
'  Pormel: 


Mittelst  dieser  sind  die  folgenden  Werthe  berechnet  worden. 

Nimmt  man  aoy  dass  die  obige  Gleichimg  für  ein  rechts« 
drehendes  Mediom  güt»  so  erhfilt  man  die  Gleichung  für  ein 
Ibksdrehendes  dadurch,  dass  man  ,,+  ^9'"  mit 
▼ertanscht,  es  würde  also  aus  der  Gleichung  folgen^  dass  bei 
i-  und  /?- drehendem  Mediuin  ein  Unterschied  in  der  Ro- 
tiitionsrichtung  vorhanden  wäre;  dieses  ist  durch  die  Versuche 
nicht  bestätigt  worden. 

Berechnet  man  ferner  fflr  den  Winkelranm  p  ±  3^,  wo 
f  der  Polarisationswinkel  ist,  die  Werthe  der  Phasendifferens 
nach  jener  Formel,  so  erh&lt  man  Werthe,  die  zwischen 
0,000 117 1^  nnd  0,000 199}  A  liegen,  die  also  hedeutend  kleiner 
sind,  ills  die  beobachteten. 

Es  führen  uns  also  die  von  Hrn.  Voigt  benutzten 
(Tfenzprincipien  unter  Zugrundelegung  seiner  Lieh  t- 
theorie  nicht  zu  einer  mit  der  Erfahrung  in  Einklang 
stehenden  Lösung  der  Aufgabe. 


Den  Lichtübergang  an  der  Grenze  elliptisch-polarisiren- 
dar Medien  behandelt  auch  Hr. Ketteier  in  seinem  Tor  kurzen 
erschienen  Werke:  „Theoretische  Optik,  gegründet  auf  das 
fiessel'SellmeierUche  Princip*'. 

Der  Verfasser  behandelt  allerdings  nur  für  die  senk- 
rechte  Incidenz  dab  Problem;  um  daher  die  oben  bcschrie- 
^tnen  Ben hachtungsresultate  mit  den  aus  seinen  Gleichungen 
Uid  Piincipien  gefolgerten  jj'ormeln  vergleichen  zu  können, 


tgd« 


Die  Ketteler*sche  Theorie. 


468  A.  ^ckrnidL 

hätten  dieselhen  iur  beliebige  Incidenz  berechnet  werden 
müssen.  Da  Hr.  Ketteier  bei  Ableitung  der  besprochenen 
Gleichangen  auf  die  Untersuchung  der  Reflexion  an  isotropen 
Medien  znrtickgeht,  so  war  dieser  Weg  auch  für  die  erwei* 
terten  Bedinnngen  einzoschlagen. 

Wir  wollen  nun  zunftchst  prQfen,  ob  die  ftlr  isotrop« 
Körper  aub  jenem  Principe  abgeleiteten  Gleichungen  mit 
der  Erfahrung  übereinstimmende  Resultate  ergeben. 

Um  die  für  absorbirende  Medien  gültigen  intensitäts- 
formeln  abzuleiten,  benatzt  Hr.  Ketteier  die  für  vollkom- 
men  durchsichtige  Medien  gültigen  F  resneVschen  Gleichungen. 
In  diese  wird  für  den  Brechungsindex  ein  complexer^)  Werth 
eingesetzt,  wie  dies  zuerst  Ton  C auch 7  bei  Ableitung  der 
für  Metallreflexion  gültigen  Gleichungen  eingeführt  ist 

Es  werden  dadurch  auch  dieWerthe  Rp  und  complex: 
bringt  man  dieselben  dann  auf  die  Nornialforin  t  iner  com- 
plexen  Grrösse  „re^*^^,  so  bedeutet  r  die  Amplitude  und  Ö 
die  Phasenänderung. 

Die  Ketteler'sche  Formel  fär  die  auf  die  oben  ange* 
deutete  Weise  berechnete  Phasendifferenz  der  beiden  Com- 
ponenten  habe  ich  zur  Berechnung  und  Vergleichung  mit 
einer  von  Ja  mm  an  Flintglas  beobachteten  Reihe  benulit; 

Die  Formel  soll  zunächst  mitgetheilt  werden  *):  ; 

vv  8«  cos y  Bin V 

es  bedeutet: 

«  den  Absorptionscoefficienten;  (f  und  (/^' den  Einfalls-  und' 
Brechungswinkel;  Sp  und  S,  die  Phasenänderung  der  beiden 
Gomponenten.   Die  folgende  Tabelle  enthlüt  die  beobachte- 
ten und  berechneten  Werthe  in  {it: 


1)  Ketteier,  Theoret.  Optik,  p.  195. 

2)  Kette  1er,  1.  c.  p.  219  (F.  33b).  In  der  d^rt  aagogebenen  Fu^ 
mel  steht  statt  ,,fp'**  ein  Winkel  „r'",  der  mit  durch  dt»*  <^Ieichuii| 
zusautmenhiine^  (p.  2251  x*  =  w,* sin'rjri  (ctg'r' —  cte '(jr' );  «j  ~  abioluKT 
Breciiiuigtikidex  der  Luft  —  1  (1,00029).    Für  Giaä  iat  x'  =  0,  daher  t  s^. 


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469 


locidenz 


53» 

65 

57 

:.9 

5d,5 

60 

61 

6a 


bercchn.  nach  beob- 
Cftuchy'g  Gl.  achtot 


0,027  0,026 

41  89 

71  41 

0,223  0,217 

382  401 

623  64U 

842  877 

810  989 


bereclm.  nach 
Ketteler*B 
Gleiehaiig 
0,024 
37 


0,202 
388 
644 
867 
948 


n  -  1,714 


le  a  0,0446 


|)s59*45'. 


Die  UebereinstimmaDg  ist  ▼ollkommon  befriedigend  und 
tbeilweiBe  besser  als  die  ans  Gancby's  Gleichung  berech- 
nete. Jedoch  leidet  die  Formel  an  zwei  Mängeln,  die  wohl 

Bedenken  gegen  ihre  Gültigkeit  zulassen. 

Erstens  ist  dieselbe  nicht  allgemein  gültig.  Jam  in  hat 
gefunden,  dass  alle  durchsichtigen  Medien,  deren  Brechungs- 
index <  1,46  ist,  negative  Reflexion  zeigen  (d.  h.  die  Phase 
des  senkrecht  zur  Incidenaebene  poiarisirten  Lichtes  ist  gegen 
die  parallele  Componente  beschleanigt).  für  solche  Medien 
mnss  tg  (dp  —  <  0  werden.  In  der  obigen  Gleichung  kann 
Iber  nur  das  Glied  cos  {tp  +  <p')  <  0  werden.  Für  den  Pola- 
isationswinkel        ist  cos(^  +  <y')  =  0  für: 


Es  gibt  somit  die  Ketteier 'sehe  Formel  nur  Körper 
»ositiyer  Kefiexion. 

Dann  steht  aber  die  Ableitung  der  Gleichung  mit  der 
i<rfalinmg  in  Widersprach.  Hr.  W.  Wernicke^)  hat  durch 
ine  anf  einfache  Ueberlegung  gestützte  Experimentalanter- 
Qchnng  gezeigt,  dass  durch  Reflexion  an  wenig  absorbiren- 
en  Medien  die  parallel  zur  Incidenzebene  polarisirte  Com- 
onente  keine  merkliche  Phasenfmderung  erleidet. 

Die  Kette!  er 'sehe  Theorie  ergibt^: 

1)  W.  Wernielce,  Wied.  Ann.  86»  p.  808.  1885. 

8)  Ketteier,  Theoiet.  Optik,  p.  216  (F.  28)  und  p  219  (F.  88); 
titere  ist  oben  etwas  umgefoimt,  da  aie  in  dieeer  Gtostalt  tSst  die  mune- 
«fae  Beraebniuig  bequemer  erseheint 


Winkel  <  p  ist  cos  (9)  +  ^0  >  ^ 


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470 


K.  Schmidt 


^         2x  cos  ff  gin'y' 


tin  (qp  —  if  )  sin  [^qi  +  <p') ' 


nnS  (9)  >  9')  8i&2(9i  +  9')  —  16«' dn  ^^'oos'f 

Berechnet  man  numerisch,  so  ergibt  sich  z.  B.: 


ftr  9>     =53«  59'  eS'^  15' 

M  «J»     s=  0.00«  0.007  0,00^ 

»  dp     «=  0,032  0  213  0,970 

d  =  dp-  0$  =  0,024  0.206  0,962 

beobachtet   0,U26  0,217  0,959 


Man  erh&lt  im  allgemeinen  beeeere  Uebereinstiinmiing. 
wenn  man  die  Grösse  6,  nicht  gegen  Sp  vernachlässigt 
Jedenfallb  sind  die  von  der  Theorie  verlangten  Grössen  hin- 
reichend, um  sich  bei  Versuchen,  wie  sie  W.  Wernicke 
angestellt  hat,  bemerklich  zu  machen. 

Die  Ketteier'sche  Theorie  der  Reflexion  an 
isotropen  Medien  fahrt  somit  zu  WidersprUclien 
mit  der  Erfahrung. 

Das  Reflezionsproblem  für  polarisirende  Medien  heliti- 
delt  der  Verfasser  nur  fQr  senkrechte  Incidenz.  Da  dievon 
ihm  für  diese  Medien  aufgestellten  Differentialgleichungen^ 
durch  Integrale  befriedigt  werden  können,  die  volikomroeD 
dieselbe  Form  haben,  wie  die  für  inactive  Medien  gültigen, 
so  mQssen  auch  die  aus  den  Grenzbedingungen  —  da  anci: 
diese  dieselben  sind  —  folgende  Belationen  für  die  Inten- 
sitäten nnd  Fhasen&nderangen  im  reflectirten  Lichte  gleicb« 
Werthe  wie  froher  erhalten.  Hr.  Eetteler>)  setst  such 
einfach  in  die  für  inactive  Medien  gültigen  Gleichnngen  die 
Werthe  der  ßrechungs-  und  Extinctionscoßfficienten  der  L- 
und  H  Welle  ein. 

Da  vorläufig  Versuche  noch  nicht  voriiegen,  die  die 
Frage  beantworten,  ob  auch  bei  diesen  Medien  nur  die 
paralleli  der  Incidenzebene  polarisirte  Componente  Phasen- 
&ndeningen  erfährt  dnrch  Beflezion,  meine  oben  beschriebe 
nen  Versnche  aber  nur  eine  Phasendiflfereni  der  beiden  Cob- 


1)  Ketteier,  L  c.  p.  888  o.  889. 
8)  Ketteier,  L  e.  p.  481, 


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Lichtreftexion, 


471 


ponenten  nachweisen,  so  wQrde  anoh  Torläufig  eine  erweiterte, 

für  beliebige  Incidenzwinkei  gültige  Berecliuung  tier  iu  Frage 
stehenden  Grössen  noch  nicht  mit  der  Erfahrung  verglichen 
werden  können. 

Ich  hoffe^  auf  einem  anderen  Wege  die  von  Hrn.  Wer- 
nicke for  diese  Medien  noch  nicht  durchgefUhrte  Unter» 
suchnng  ausfahren  an  können,  und  denke,  dass  mich  die  Ton 
Htn.  Geheimrath  v.  Helmholtz  yorgeschlagene  Methode, 
die  sich  auf  die  Resultate  der  oben  beschriebenen  Experi- 
mentaluntersuchung  8tützt|  zum  Ziele  führen  wird. 


VlIL  Veber  die  n^ormoHon  der  MeUOtpUiUen 

durch  Schleifen;  von  H.  Jfuraoka* 

(Biersu  lAf.  IV  Fig.  8—4.) 


§  1.  In  einer  kleinen  Arbeit  über  japanische  8piegeP) 
theilte  ich  die  merkwürdige  Kigenschaft  der  festen  Körper 
mit,  dass  sie  als  dUnne  Platten  durch  Risse  oder  Schleifen 
nach  der  geritzten  oder  geschliffenen  Seite  convex  werden. 
Die  Ursache  dieser  Deformation  suchte  ich  in  der  mole- 
ciliaren  Spannung.  Da  diese  Bip^enschaft  der  festen  Körper 
bis  jetzt  vollständig  unbekauuL  war,  und  ein  etwas  eingehen- 
deres Studium  derselben  wohl  zur  Kenntniss  der  molecularen 
Kräite  beitragen  könnte,  so  unternahm  ich  es,  einige  mes- 
sende Bestimmungen  fUr  Metalle  auszuführen.  Damals  be- 
merkte ich|  dass  die  CJonvexität  Ton  der  Dicke  der  Platte 
abhftngigsei  Im  Folgenden  soll  der  Versuch  gemacht 
werden,denErflmmungsradius  zunächst  alsFunction 
der  Dicke  darzustellen,  und  dann  Beziehungen  zwi- 
schen der  biegenden  Wirkung  des  Schleifens  und 
der  Elasticitätsconstante  zu  finden. 

§  2.  Zur  Bestimmung  der  Krümmung  darf  man  nicht 
etwa  die  zu  untersuchende  Platte  einfach  schleifen  und  den 
Krümmungsradius  messen,  sondern  man  muss  die  Defor» 


1)  llnraoka,  Wied.  Ann.  22.  p.  249.  1884. 


472 


mation  w&hrend  des  Schleifens  Yerbindern;  denn  scmBt  kann 
die  Platte  onmftglich  gleicbm&esig  geschliffen  werden,  wa» 
far  die  messenden  Zwecke  nothwendig  ist.   Hierzu  ist  die 

Anwendung  des  "Wo od' sehen  Metalles  vorzüglich  geeignet, 
wie  ich  dies  in  der  Notiz')  ,,iiber  japanische  Spiej^e!"  be- 
schrieben habe.  E«?  wurde  nämlich  von  Holz  ein  Kiistchen 
verfertigt,  dessen  Boden  die  Eovm.  der  zu  untersuchenden 
Metaliplatte  hatte  und  etwas  grösser  war  als  diese.  In  dss- 
selbe  wurde  die  su  schleifende  Platte  hineingelegt,  sodass 
sie  auf  der  Mitte  des  Bodens  zu  liegen  kam.  Das  Eist* 
chen  wurde  dann  in  warmes  Wasser  hineingesenkt  und  das 
Wood'sche  Metall  auf  der  Metallplatte  gescljiuuhieu  und 
langsam  abgekühlt.  So  erhielt  man  die  Platte  mit  dicker 
Ballung  von  Wood'schem  Metall,  welche  man  schleifen 
konnte,  olme  dass  eine  Krümmung  während  des  Schleifens 
stattfand,  fiat  man  das  Schleifen  und  PoUren  in  geeigneter 
Weise  ausgefOhrt,  so  braucht  man  nur  die  Platte  in  warmes 
Wasser  hineinzulegen  und  ^om  Wood'schen  Metalle  zu  be- 
freien, Ulli  die  Deformation  erfolgen  zu  lassen.  Es  zeigte 
sich  aber,  dass  das  Wood  bche  Metall  stellenweise  nicht  gut 
an  der  Metallplatte  haftete.  Deshalb  wurde  die  Platte  zu- 
nächst unter  Anwendung  des  gewöhnlichen  Löthwassers  mit 
Wood'schem  Metalle  überzogen  und  darauf  in  obiger  Weise 
behandelt.  Im  warmen  Wasser  wurde  dann  die  Platte  tob 
dem  Woo  duschen  Metalle  so  benetzt,  als  ob  sie  amalgamirt 
w&re. 

§  3.  Zum  Schleifen  wurden  anfänglich  harte  ebene  Tbon- 
schieferstücke  benutzt.  Da  es  aber  ftkrdieangewandte  Messung^ 
methode  günstiger  war,  die  Platte  von  Tomherein  etwas  rund 
zu  schleifen,  so  wurde  aus  dickem  Glase  eine  concave  Sehleif- 
schale  Terfertigt  und  die  in  beschriebener  Weise  pr&parirte 
Metallplatte  mit  Granatpulver  von  verschiedener  Feinheit 
geschliffen,  wie  man  bei  der  Herstellung  der  Glaslinsen  ver^  , 
f^hrt.  Das  letzte  Feinscbleifon  geschah  mit  japanischer 
Kirschenkohle,  wie  sie  gewöhnlich  zur  Bearbeitung  der  , 
Schmucksachen  gebraucht  wird.  Schliesslich  wurde  die  Platte  I 

1)  Maraoka,  Wied.  Ann.  25«  p.  1S8.  1885. 


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DeformaHm  geschliffener  Platten* 


478 


mit  einem  Gemisch  von  Schmirgel  und  Thon  polirt.  Die 
Fläche  war  dann  blank  genug,  um  für  die  angewandte  Spie- 
gelungsmethode benutzt  zu  werden.  Für  weiche  Metalle,  wie 
Zinn,  war  ziiin  Pnlnm  die  AnweaüuDg  von  Leder  und 
Üchsenhorupuivt  r  i^eeignet. 

§  4.  Zor  Bestimmung  des  ErOmmangsradius  bediente 
ich  mich  der  Methode  durch  Spiegelang.  Die  geschliffene 

Metallplatte  wurde  yertical  aufgestellt,  ihr  gegenüber  eine 
Lichtquelle  in  gleicher  Höhe  imgehracht,  welche  man  mittelst 
einer  Schlittenvorrichtung  parallel  zur  Metallplatte  verschie- 
ben konnte.  Als  Maassstab  an  der  Metallplatte  dienten  zwei 
in  einen  Rahmen  eingespannte  feine  Seiden  filden,  zu  welchen 
noch  ein  dritter  senkrecht  stand.  Die  mit  diesem  Maassstabe 
versehene  Platte  wurde  auf  einem  beliebig  Terstellbaren  Gestell 
angebracht  und  so  aufgestellt,  dass  die  parallelen  Fäden 
vertKal  zu  liegen  kamen  und  das  Lichthiid  auf  dem  hori- 
zontalen Faden  sich  bewegte,  wenn  die  Licht(|uelle  aui  dem 
Schlitten  verschoben  wurde.  Die  Verschiebung  des  Lichtes 
geschah  immer  so  weit,  his  sein  Bild  mit  einem  der  verti« 
calen  Fäden  zusammenfiel«  Die  Lichtquelle  wurde  mit  einem 
Zeiger  und  einem  feinen  Spalte  Tersehen,  dessen  Breite  man 
beliebig  &ndem  konnte.  Die  Kinstellung  des  Lichtes  konnte 
man  an  dem  Maassstab  des  Schlittens  ablesen.  Das  Spiegel- 
bild wurde  natürlich  mit  Fernrohr  beobachtet.  Bezeichnet: 
L  die  Verschiebung  des  Lichtes^ 
/  diejenige  des  Bildes, 

A  die  Distanz  zwischen  der  Metallplatte  und  dem 
Schlitten, 

r  den  Erdmmungsradius,  so  findet  bei  convexem  Spie- 
gel die  Beziehung  statt: 


Sollte  dieses  r  der  Krümmungsradius  sein,  welchen  man 
erhält,  wenn  die  Krürnuiung  uur  durch  die  Wirkung  des 
Sehleifens  erfolgt,  so  müsste  man,  um  ihn  zu  erhalten,  die 
Metallplatte  vollständig  eben  schleifen  und  nach  der  Ab- 
lösung des  Wood'schen  Metalles  die  Messung  Tomehmen* 
Es  ist  aber  eine  schwere  Arbeit,  eine  Fl&che  ToUkommen 


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474 


JHL  Muraoha, 


eben  zu  machen  und  darauf  hin  zu  prüfen.  Deshalb  schliff 
ich  die  Platte  Ton  Yomherein  convex  und  bestimmte 
den  Krümmungaradius  Tor  und  nach  der  Abldsong  des 
Wood*8clien  Metalles.    Ans  diesen  beiden  Werthen  der 

Krümmungsradien  kann  man  denjenigen  Krümmungsradius 

berechnen,  welchen  man  erhalten  würde,  wenn  die  Platte 
anfänglich  eben  geschliffen  wäre;  ich  nenne  ihn  kurz  den 
i,reducirten  Eadius'^. 

§  5.  Um  den  reducirten  Eadius  r  aus  den  Radien 
und  vor  nnd  nach  der  Deformation  zn  berechnen,  mnss 
man  sich  zunächst  eine  Torstellung  machen,  von  welcher 
Art  eigentlich  die  Deformation  ist.  Nehmen  wir  der  Ein- 
fachheit wegen  einen  parallelepipedischen  dünnen  Stab  und 
machen  auf  einer  Seitenfläche  senkrecht  zur  Tjängsrichtung 
parallele  Risse,  so  findet  an  jedem  Kisse  die  Biegung  statt, 
und  wenn  alle  Risse  und  ihre  Entfernungen  gleich  sind,  so 
muss  der  Stab  nach  der  Deformation  die  Form  eines  regel- 
mässigen Polygons  annehmen,  dessen  Grenz werth  ein  Kreis 
ist.  Wenn  wir  also  anstatt  Risse  zn  machen,  senkrecht  zur 
Längsrichtung  gleichroässig  schleifen  —  was  dasselbe  be- 
deutet, wie  unzählig  viele  feine  Risse  machen  — .  so  müsseü 
wir  aus  dem  parallelepipedischen  Stabe  einen  kreisförmig 
gebogenen  Stab  erhalten.  JJJun  wollen  wir  aber,  weil  ein 
paiallelepipedischer  Stab  von  vollkommen  ehenen  Seites- 
flächen  schwer  herzustellen  ist,  statt  dessen  einen  von  vom* 
herein  kreisförmigen  Stab  herstellen  und  diesen  der  defer- 
mirenden  Wirkung  des  Schleifens  aussetzen.  Es  fragt  sieh 
dann,  welche  Form  erhält  der  Stab  nach  dtr  Detormation? 
Bezeichnet  man  das  Bogenelement  zwischen  den  beiden 
Rissen  des  Schleifens  mit  ds  und  den  zugehörigen  Cod- 
tingenz Winkel  mit  d(py  so  sind,  wenn  das  Schleifen  gleich- 
förmig geschieht,  ds  und  constant,  somit  auch  dSjd(f 
» constant  Die  Form  des  Stahes  nach  der  Deformation 
ist  also  ein  Kreis,  denn  dSjd^p  gibt  den  Erftmmaiig«* 
radius  an. 

Es  handelt  sich  nun  um  die  Berechnung  des  reducirten 
Radius  r  aus  den  beobachteten  Werthen  r,  und  r«.  Sei  A  OB 


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Dejormation  gesdUtjfener  IHatten,  476 

(Fig.  2)  ein  Kreisbogen,  dessen  Radius  r  iat.  Wird  eine 
Tangente  als  Abscissenaxe  und  die  Normale  dazu  als  ür- 
dinatenaxe  angenommen,  so  gilt  für  den  Kreis  die  Gleichung: 

a;«  +  (r-  y)*-  r«-0. 

Ist  der  Winkel  (f  klein  genug,  so  kann  man  das  Quadrat 
von  y  Ternachlässigen,  und  es  wird  aus  der  Gleichung: 

Danach  haben  wir  fQr  den  Metallstab  nach  der  Deforma- 
tion die  Gleichungen: 

woraus  folgt: 


a-»  /  1  \\ 


Dies  ist  der  Ausdruck  für  die  Senkung  der  Stelle  .r 
durch  Deformation.  Da  wir  überhaupt  mit  kleiner  Krüm- 
mung zu  thun  haben,  so  nehme  ich  hier  an,  dass  im  Falle 
der  Stab  anfänglich  gerade  ist,  auch  die  nämliche  Senkung 
y^—yi  stattfindet,  dann  stellt  die  Gleichung: 

die  Oorre  nach  der  Deformation  des  parallelepipe* 
dl  sehen  Stabes  dar.  Weil  die  Erammung  sehr  klein  ist, 
so  kann  man  sie  einfach  dem  «weiten  Differentialquotienten 

gleicli  setzen  und  erhält  als  Werth  des  reducirten  iiadius 
den  Ausdruck: 

Man  sieht,  dass  rssr,  wird  fttrr,  ««oo.  Hiernach 
kann  man  die  OarTengleichnng  (2)  auch  schreiben: 

(2.)  y-^- 

^  6.  Die  Formeln  (2)  und  (3)  leitete  ich  ab  unter  der 
Annaiime  eines  parailelepipedischen  Stabes,  dessen  eine  Seiten- 
fläche senkrecht  zur  Längsrichtung  geschlifien  wird.  Die 


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476 


U,  Muraoka, 


Behandlung  eines  solchen  8tabes  war  äusserst  schwierig.  In 
erster  Linie  wrtr  das  Schleifen  senkrecht  zur  Läagsrichtoog 
fast  unmöglich.  Wenn  nftmlich  das  Schleifen  so  weit  vo^ 
geschritten  war,  daaa  man  die  Platte  poliren  konnte,  so 
blieben  immer  grössere  Risse  zurück,  und  wenn  man  sie  mit 
grosser  Mühe  wegschaiTte,  so  kamen  wieder  neue  hinzu.  Noch 
schlimmer  war  die  Unregelmässigkeit  der  Deformation,  be- 
sonders bei  grösserer  L&nge  des  Stabes.  Diese  Schwierig- 
keiten waren  bei  einer  kreisförmigen  Scheibe,  wenn  sie  ohns 
RichtungSTorzug  geschliffen  wurde,  viel  geringer,  und  ich  nahm 
daher  für  alle  Versuche  die  letztere  Form  und  machte  die  An* 
nähme,  dass  die  Formel  (3)  annäherungsweise  gültig  sei.  Die 
Versuche  zeigten,  dass,  wenn  das  Schleifen  und  die  Politur 
gleichmässig  geschieht,  die  Grösse  der  Krümmung  unabhängig 
ist  von  der  Riclituiig  des  Schleilens  oder  des  Pohlens. 

Anfänglich  verfertigte  ich  aus  Kupferplatten  von  ver- 
schiedener Dicke  kreisförmige  Scheiben  von  4  cm  Durch* 
messer  und  bestimmte  bei  jeder  Scheibe  den  Krümmungs- 
radius an  yerschiedenen  Stellen  und  nahm  das  Mittel 
Die  erhaltenen  Werthe  von  r  für  yerschiedene  Dicken 
waiLii  aber  so  unregelm  ihsig,  dass  man  aus  den  Zahlen 
keinen  Zusammenhang  zwischen  Dicke  und  Krümmungs- 
radius finden  konnte.  Die  Ursache  dieser  Unregelmässig- 
keit ist  sicher  darin  zu  suchen,  dass  die  Elasticität  sehr 
von  der  Behandlung  abh&ngig  ist  Es  ist  bekannt  i  dass 
eine  k&ufliche  Metallplatte  nicht  an  allen  Tbeilen  gleiche 
Elasticität  besitzt,  und  letztere  ist  ja  auch  bei  gewall- 
ten Platten  abhängig  von  der  Richtung.  Zur  grösseren 
Sicherheit  verwendete  ich  daher  nur  eine  Kreisscheibe, 
glühte  sie  in  starkem  Kohlenleuer  zwischen  zwei  ebenen 
Ziegelsteinen  aus  und  liess  sie  an.  J^ach  der  Abkühlung 
wurde  sie  mit  Säure  gewaschen,  um  sie  von  der  Ozjd- 
Schicht  zu  befreien.  Darauf  wurde  sie  an  einer  Seite 
mit  Wood'schem  Metalle  in  beschriebener  Weise  belegt 
und  an  der  anderen  Flftche  geschlifiFen  und  poliri  War  die 
Messung  des  Krimi nmTigsr;L(lius  vor  und  nach  der  Ablösung 
des  Wood'achen  Melalles  iertig,  wurde  dieselbe  heihe 
wieder  ausgeglüht  und  in  genau  gleicher  Weise  behandelt 


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Deformation  ffeichi^ener  FlaUen, 


411 


and  gemessen.  Diese  Operation  wurde  wiederholt  vorge- 
nommen, sodass  die  Metallscheibe  allmälilich  dünner  wurde. 
Selbst  bei  dieser  Sorgfalt  kamen  noch  Unregelm&ssigkeiten 
Tor.  Es  wurde  daher  bei  wenig  differtrenden  Dicken  das 
Mittel  genommen. 

Die  ftlr  yier  Metalle,  nämlich  Kupfer,  Messing,  Stahl 
und  üold  erhaltenen  Zahlen  zeigen,  dass  die  Abhängig- 
keit des  Krüm TTiungsradius  von  der  Dicke  am  besten 
durch  die  Jb^ormel: 

(4)  r^A.tfi 

sich  ausdrücken  Iftsst,  worin  r  den  reducirten  Krüm* 

miingsradius,  a  die  Dicke  und  A  eine  von  der  SiibsUiuz  ab- 
hängige Constante  bedeutet.  Der  Werth  von  A  wurde  aus 
den  beobachteten  Zahlen  berechnet  und  aus  demselben  wieder 
der  Krümmungsradius  r  zurUckberechnet.  Die  Werthe  sind 
in  den  folgenden  Tabellen  enthalten: 


Kupfer. 

A  «  84  100. 


Stahl. 

A  -  169  000. 


Dicke  41 

in  Centi- 
metem 


Krtbnmiiii^radiiis  r 

in  Centiincteni 

t  beobacht  |  betechn. 


0,168 

0.145 
0,130 
0,117 

o^ioe 


0,157 

0,149 
0,142 
0,1S1 


824 
282 

193 
135 
IIS 


Messing. 

it  »  84  loa 

887  I 

Sit  l 
278 
208 


888 

256 
185 
185 
106 


864 
312 
3t>9 
218 


Dicke  a 

in  Centi- 
metern 


0,158 

0,137 
0,132 
0,121 
0,110 


KrümmangBradioB  r 

in  Centimetera 


beobicbt 


584 

444 

345 
313 
864 


berechn. 


867 

4 '5 
389 
300 
825 


Gold. 

A  m  268000. 

0,180  688  I 

0,121  428 

0,115  310 

0,0931  250 

0,0855  175 


589 
475 
408 
216 
168 


Aus  diesen  Zahlen  ersieht  man,  dass  die  Uebereinstimmung 
zwischen  beobachteten  und  bererlmeten  Grössen  allerdings 
sehr  gering  ist,  aber  gegenüber  den  Unregelmässigkeiten,  die 
sich  für  andere  Metalle  ergabeni  muss  ich  sie  befriedigend 
nennen. 

üebcigens  seigen  die  Zahlen  ftr  Silber  und  Zink,  wenn 


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478 


IL  Muraoka, 


sie  auch  unregelmässig  sind,  dass  die  Beziehung  zwischen  r 
und  a  weder  eine  lineare,  noch  eine  quadratische  ist,  dass 
vielmehr  die  cubiscbe  Gleichung  am  geeignetsten  ist.  Ein 
aulYaliendes ,  Ton  den  anderen  g&azlich  abweichendes  Ver* 
halten  zeigte  Antimon.  Fflr  dieses  passte  eine  lineare  Gtlei- 
chong  am  besten. 

§  7.  Suchen  wir  jetzt  nach  der  Beziehung  zwischen  der 
Deformation  und  der  Elasticit&tsconstante.  Die  Grösse  der 
Deformation  ist  offenbar  abh&ngig  erstens  davon,  in  welcher 

Weise  sich  die  Wirkung  des  Risses  oder  des  Schleifens  rings  um 
die  gestörte  Stelle  ausbreitet,  und  zweitens  vuu  der  Elast icitats- 
constaute.  solange  die  Üiasticitätsgrenze  nicht  überschritten 
wird.  Da  ich  noch  nicht  im  Stande  bin,  eine  allgemeine 
Theorie  darüber  aufzustellen;  so  knflpfe  ich  hier  eine  pro- 
Yisorische  fietrachtung  an,  welche  wenigstens  annähernd  der 
Wahrheit  zu  entsprechen  vermag. 

Zu  dem  Zwecke  mache  ich  die  Annahme,  dass  wenn 
auf  eineui  Flächenelement  df  der  Überfläche  eines  elastischen 
Stabes  eine  Störung  verursacht  wird,  wenn  also  df  geschlitien 
wirdy  sie  sich  nach  beiden  Seiten  in  gleicher  Weise  ausbreitet, 
und  zwar  so,  dass  sie  in  der  Entfernung  X  verschwindet  l  ist 
also  Toraussichtlich  eine  sehr  kleine»  von  der  Art  der  mole- 
cularen  fieschaffenheit  und  Umlagerung  abh&ngige  GrOsse 
und  mag  die  „Wirkungsweite'^  genannt  werden. 

Sei  h  die  Breite  eines  parallelepipedischen  Stabes,  dessen 
Län^'snchtung  als  Abseissenaxe  gewählt  werden  kann,  so 
verursacht  das  Schleifen  des  Flächenelementes  b  >d^  eine 
Biegung  des  Stabes  nach  beiden  Seiten  desselben.  Die  Bie- 
gung ist  offenbar  an  der  Stelle  b,d^  m,  stiUrksten  und  ninunt 
allm&hlich  ab,  bis  sie  bei  X  NuU  wird.  Dieser  Bedingung 
entspricht  die  bekannte  Gurrengleichung  f&r  die  Biegungs- 
elasticität: 

i%\  ViP  (ix^ 

worin  l  die  ganze  Lftnge  des  an  einem  Ende  befestigteo 
Stabes  bedeutet,  an  dessen  anderem  Bnde  die  Kraft  P  senk* 
recht  zur  Stabrichtung  wirkt  Denn,  wenn  man  die  Erflm- 


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Deformation  geschliffener  Platten,  479 

mnogi  da  sie  ttberhanpt  sehr  klein  ist,  durch  den  zweiten 
Differentialqnotienten  darstellt»  so  ist  sie: 

welcher  Ausdruck  am  grössten  ist  für  x  =  0,  und  gleich  Null 
wird  für  x  =3  l.  Nimmt  man  also  die  Gl.  (5)  für  den  vor- 
liegenden Fall  als  gültig  an  und  bezeichnet  mit  jt*  die  bie- 
gende Kraft,  welche  durch  das  Schleifen  der  Flächeneinheit^ 
verursacht  wird,  so  ist  P.b,d^  diejenige  für  das  Flächen- 
element bd^.  Ist  AB  (Fig.  8)  die  Längsrichtung  des  Stabes, 
welcher  in  der  Mitte  0  befestigt  wird,  so  wird  eine  an  der 
Stelle  I  wirkende  ElementarkrafI  P.&</|  eine  Senkung  der 
Stelle  X  innerhalb  der  Wirkungsweite  A  hervorbringen,  welche 
gleich  ist: 

i^^f-i^p-^^-^]-'«^  oder: 


{«)  Vdt-^C[~ 


2  6 


worin:  C 


Die  Senkung  der  Stelle  g  +  il  ist  daher: 
(6.)  Sdl^^d^, 

(p  und  u  sind  die  Richtungs&nderungen  der  Normale  an  der 

Stelle  X,  resp.  |  -f  A.  Von  der  Wirkung  der  Störung  P.bd^ 
nach  der  anderen  Seite  |0  wollen  wir  vorläufig  absehen. 

Die  Senkung  irgend  eines  Punktes  x  ist  das  Integral 
aller  Elementar  Senkungen,  welche  durch  die  Elementarkraft 
P.bdl  von  0  bis  x  hervorgebracht  wird.  Dieses  Integral 
zerf&llt  in  zwei  Theile,  da  die  Senkung  theils  durch  Störungen 
ausserhalb  der  Wirkungsweite,  theiis  aber  durch  solche  inner- 
halb derselben  herforgebracht  wird.  Um  die  Integration  aus- 
zufahren, setze  ich: 

(7)  ar'  =  « A  +    ,        0  ^  j:  ^  A , 

sodass  der  Stab  in  lauter  gleiche  Intervalle  nach  A  getheilt  wird 

(Fig.  4).  Ich  numerire  die  Abtheilungen  mit  0.  1^  2,  3  , 

sodass  ^  in  die  n*  Abtheilung  zu  liegen  kommt  Dem  Punkte  jr' 

in  dorn.  Abtheilung  entsprechen  die  Punkte x,«-|-A,x+2it  

in  den  Abtheilungen,  resp.  0, 1, 2  ,  wie  es  in  der  Figur 

ersichtlich  ist. 


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480 


H*  Muraoha, 


Dip  Senkung  einer  Stelle  durch  die  Störung  F.bd^  an 
der  Stelle  |  ausserhalb  der  Wirkungsweite  l  besteht  augen- 
scheinlich darin,  dass  zunächst  die  Stelle  ^4- it  um  S.d\ 
gesenkt  wird,  and  von  hier  an  der  Stab  als  die  geometrische 
Tangente  an  dem  Punkte  M  «ich  lortsetit  Sei  0^|S'* 
80  Terursacht  die  Störung  P,bd^\ 


im  Punkte  die  Senkong 

X  -f  2;.  S(i^  +  (-r  +  A  -  I)  f^r/ 1 

X  +  61  Sä^  -i-     4-  2/.  -  i)udi 

*  +  (Ji  -  1)1  Siii  4.  [x  +  (/i  _  2)  A  -  |]  «rf| 

ar  +  «A  +      +  («  -  I)  A  -  |]  t/rff . 


Der  letzte  Ausdruck  ist  also  die  Senkung  der  St(dlei- 
durch  eine  einzige  Elementarkraft  P.bd^  in  der  nulltt^u  Ab- 
theilung. Dieselbe  Kraft  an  dem  Punkte  |  +  it  in  der  Ab- 
theilung 1  wird  X  senken  um: 

ebenso  diejenige  auf  1  +  21  um: 

Sdl-^[.r -\- in  -3);.-  ^1  dl 
u.  8.  w.,  jede  um  das  Intervall  Ä  entfernte  Elementarkrafi 
F,bd^  senkt  x  um: 

Sdi  +  lx  +  ml-^-ludl, 
wo  m  eine  ganze  Zahl  bedeutet,  welche  die  Werthe  tos 
fi  —  1  bis  0  annehmen  kann.  Die  Summe  dieses  Ausdruckes 
Ton  in  a  II  ^  1  bis  1  ist  die  Senkung  der  Stelle  »%  welche 

die  Elementarkrftfte  an  den  Punkten    |+>t  , 

hervorbringen. 
Sie  ist  also: 

(8)  (n  -  \)Sd^  +       +  wÄ-  a^^j- 

■I  vi 

Die  SümiiKition  dieses  Ausdi  uckes  von  J  s=  0  bis  /.  gibt 
uns  also  die  Senkung  der  Stelle  x'  durch  die  Gesammtkräfte 
auf  den  Abtheilungen  0  bis  ri— 2.  Die  Senkung  durch  die  Kräfte 
in  der  n.  Abtheilung  von  dem  Punkte  («— bis  (n  — l)A-|-x 
folgt  aus  der  Summation  des  Ausdruckes  8d^  4-  \g^^]aii 


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Deformation  g€$eh^ffener  Flatten. 


481 


von  I  —  0  bis  x.  Das  sind  die  Senkungen  durch  alle  Ele- 
mentarkr&fte»  welche  ausserhalb  der  Wirkungsweite  wirken. 
Die  Seokang  durch  die  innerhalb  der  Wirknngsweite  thätigen 
Elementarkr&ite  erhftlt  man  einiiach,  indem  man  den  Ans* 
druck  (6)  von  0  bis  A  integrirt  Die  Snmme  dieser  Integrale 
ist  also  die  Senkung  aller  zwischen  0  bis  x'  thätigen  Er&fte 
nach  der  Richtung  0.v'.  Die  Wirkung  der  Kräfte  nach  der 
anderen  Richtung  ist  ullenbar  genau  gleich  wie  nach  der 
Richtung  0^'.  Diese  Wirkung  hat  ebenfalls  x'  zu  erleiden, 
weil  die  Senkung  nur  nach  der  freien  Seite  stattfinden  kann* 
Die  totale  Senkung  für  ^  erhält  man  also,  indem  man  die 
Integrale  verdoppelt^  also: 


y  =  2 /[(«  -  1)  Sdi  +  2 {*  +  «A  -  |)«d|J 


0 

X 


Gehen  wir  nnn  znr  Aasrechnung  des  Integrals.  Die 

Werthe  von  Sd^  und  yrff  sind  aus  (6a)  und  (6)  zu  entnehmen. 

ic  lässt  sich  aus  der  allgemeinen  Curvengleichung  (5)  ab> 
leiten.   Es  ist: 


und  weil  fp  sehr  klein,  kann  man  den  Winkel  mit  der  Tan* 

gente  verwechseln  und  schreiben: 

12  P  (,  x*\ 

und  dies  für  unsere  Elementarkraft  P.d</|  angewendet,  gibt: 
welcher  Ausdruck  fta  x^X  abergeht  in; 

(10)  «rff-~^rf|. 

Werden  diese  Werthe  in  (9)  eingesetzt,  so  wird  daraus 
nach  einiger  Zwischenrechnung: 


d.  Fiipb  o.  Cht«.  H.  p.  xxvm.  81 


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482  i/.  Muraoha. 

0 

0  0 

Vor  der  Ausführung  der  Integration  will  ick  den  Werth« 
aus  (7)  eliminiren.  Aus  (7)  folgt: 

X  —  ar 

Da  X  höchstens  gleich  A  werden  kann,  welches  letzter« 

selbst  euio  sehr  kleine  Grösse  ist,  so  vernachlässige  ich  : 
gegen  x  und  schreibe: 

Wird  dies  in  das  integral  eingeführt,  so  folgt: 

0 

0  0 

Wir  Sehen,  dass  alle  Glieder  unter  dem  Integralzeichen 
sehr  kleine  Factoren  x,  5,  k  enthalten.  Das  erste  Glied  aber 
enthält  nur  einen  derselben,  während  die  anderen  zwei  oder 
drei  enthalten.  Yernachlftssigen  wir  demnach  die  letzteren 
gegen  das  erste,  so  wird  aus  dem  Integral: 

oder,  wenn  wir  nunmehr  den  Strich  weglassen,  so  ergilt 
sich  als  Ourvengleichung: 

(11)  y^-g-'a:«. 

Dies  ist  eine  Parahel,  deren  Krümmungsradius: 

ist,  welcher,  solange  C^k^x^  gegen  1  klein  genug  ist,  geset^^ 
werden  kann: 


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Deformation  (f  t  schliff  tut  r  Platten, 


488 


(12)  r-^. 

Vermöge  dieses  Werthes  r  nimmt  die  obige  Cur- 
vengleicbung  die  Form  an: 

§  8.  Die  eben  erhaltene  Gurvengleichung  (11,) 
and  diejenige  (2»),  welche  letztere  wir  dnrch  rein 
geometrische  Betrachtungen  erhalten  haben,  sind 
identisch.  Indem  wir  jetzt  die  Gleichung  für  die  Biegungs- 
elasticität  zu  Hülfe  nahmen,  haben  wir  eine  Beziehung  des 
Krümmungsrudius  zu  der  Elasticitätsconstante  bekommen. 
Führen  wir  nämlich  den  Werth  C  aus  (6)  ein,  so  wird: 

(13) 

und  es  ist  nach  (4): 

.     E  \ 

^  12 

eine  Constante,  welche  fiir  verschiedene  Substanzen  charak- 
teristisch ist.  Wäre  d.  i.  die  Kraft  auf  der  Flächenein- 
heit^ welche  beim  Schleifen  auftritt,  und  d.  i.  die  Wirkungs- 
weite der  Elementarkraft auf  dem  Flächenelement 
constant  für  alle  Suhstanzen,  so  müsste  man  für  A  eine  dem 
Eliisticitiltsniodul  E  proportionale  Zahl  bekommen.  P  und  A 
8md  aber  wahrscheinlich  abhängig  von  der  Art  der  mole* 
cularen  Lagerung  des  Körpers,  wie  dies  sich  heim  Antimon, 
emem  K5rper  mit  entschieden  krystallinischem  GefÜge,  durch 
sein  roerkwOrdiges  Verhalten  kund  gibt  (§  6).  Femer  sind 
Pund  X  gewiss  bedingt  durch  die  Feinheit  des  Schleifens 
und  der  Politur.  Der  (iiail  dersellien  war.  wie  man  durch 
die  Schärfe  des  Spiegen)ildes  urtheilen  konnte,  für  verschie- 
dene Metalle  ungleich,  und  selbst  bei  demselben  Metalle  und 
sorgfältiger  gleichmässiger  Behandlung  war  es  schwierig, 
immer  die  gleiche  Feinheit  zu  erlangen«  Das  ist  wohl  mit 
der  Grund,  warum  die  beobachteten  Zahlen  nicht  so  regel- 
mässig waren,  wie  man  es  nach  der  angewendeten  Methode 
erwai'teii  konnte. 

Sl* 


484 


Den  Werth  des  Productes  P)}  kann  man  für  die  Tier 
Metalle  ans  dem  Werthe  A  und  dem  EiasticitiUsmodal  £ 
bereciinexi.   Es  ist: 

(U)  Pi?  -  jf^  • 

Nimmt  man  für  Kupfer^  Messing,  Stahl  und  Gold  an- 
nähernd bezüglich  12400,  9U00,  21000  und  8100  an,  und 
bedenkt  femer,  dass  diese  Zahlen  für  E  auf  Kiiograinme 
und  Qnadratmillimeter  besogen  sind,  dass  man  also  A  auf 
Millimeter  beziehen  mnss,  so  ergben  sidi  als  Werth  det 
Productes  PA'  folgende  Zahlen: 

Kupier      Me&siiig       Stalü  Gold 
1,23  0,795  1,04  0,253. 

Zur  Kenntniss  der  raolecularen  Kräfte  wird  e> 
von  nicht  geringem  Interesse  sein,  wenn  es  gelingen 
sollte,  die  Werthe  Ton  i'und  X  oder  wenigstens  des 
Productes  Pl,^  für  yerschiedene  Substansen  zu  be* 
stimmen. 

Tokyo,  den  9.  April  lb86. 


IX.  Gültigkeit  firr  Linsenfoi^niel  für  nicht 
hanwgeiie  Idnsen;  von  K*  Mjcner» 

(Hterii  T»f.  IT  Vtf. 


An  anderem  Orte^)  habe  ich  dnrch  Kechnong  nsch* 

gewiesen: 

1.  Ein  durchsichtiger  Körper  von  der  Gestalt  eines 
geraden  Kreiscylmders,  tie?>sea  Brecliungbexpoiicnt  eim  Fubc- 
tion  des  Abstandes  von  der  Axe  des  Clünders  und  in  der 
Axe  ein  Maximum  oder  Minimum  ist,  wirkt  in  Bezug  auf 
einen  in  der  Axe  oder  in  der  Nähe  der  Axe  des  Cylinders 
befindlichen  leuchtenden  Punkt  oder  Gegenstand  wie  eine 
Linse,  indem  er  ein  Bild  des  Gegenstandes  entwirft,  welche« 

1)  Sigm.  Exner,  Arch.  f.  d.  gee.  Pbys.  SS.  985.  188B;  Ktl 
Exner,  Wied.  Ann.  28.  p.  III.  1886. 


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LinMenformeL  4S5 

den  gewühnlic  [len  Linsen gesetzen  unterliegt,  und  dessen  Lage 
insbesondere  durch  die  Linsenformel: 

(1) 

^  '  a      b  p 

unter  analogen  Voraussetzungen  gegeben  ist,  vie  bei  den 
gewöhnlichen  Linsen.  Die  GflUigkeit  der  Linsenformel  in 
dem  betrachteten  Falle  wurde  später  von  meinem  Bruder 

Sigm.  Exner^)  experimentell  bestätigt. 

2.  Nach  welchem  Gesetze  immer  der  Brechnngsexponent  n 
mit  der  Entfernung  von  der  Axe  vuriire,  immer  kann  dieses 
Cresetz  in  der  Nähe  der  Axe  unter  den  gemachten  Voraus- 
Setzungen  ausgedruckt  werden  durch: 

(2)  n  =5  jij  +  <jjf*, 

wo  c  eine  Constante  ist.  Die  Brennweite  des  betrachteten, 
als  Linse  wirkenden  Körpers  ist  dann: 

wenn  e  die  Länge  der  Axe  des  Cylinders  ist. 

3.  Gilt  die  Gl  (2)  nicht  nur  für  die  Nfthe  der  Axe, 
sondern  bis  zur  Mantelfläche  des  Cylinders,  in  welcher  der 
Brechungsexponent  gleich  sei,  so  werden  auch  die  Rand- 
strahlen im  üilvipuukte  vereinigt,  und  die  Constante  c  wird: 

(4) 

wenn  h  der  Radius  der  Basis  des  Cylinders  ist  Hierdurch 
geht  noch  Gl.  (3)  über  in: 

Die  Formehn  (3),  (4),  (5)  wurden  später  experimentell 
bestätigt  durch  eine  Arbeit  ?on  Dr. Ludwig  Mat thiessen.*) 

In  der  Abhandlung  Mat thiessen's  wird  auch  die  oben 
detinirto  Linsenwirkung  eines  cylindriselien  Körpers  neuer- 
dings berechnet,  und  zwar  unter  den  Vorauäsetzungen«  dass 
Gl.  (2)  gelte,  und  dass  der  Bruch  (n^  —  ng)/»»  »  £  sehr  klein 
sei.  Fttr  die  Brennweite  wird  gefunden: 


1)  Sigm.  Einer,  l  c.  p.  S88» 

2)  L.  MatthieBsen,  Emer*«  Bep.  28,  p^  883.  1886. 


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486 


(5.) 


Diese  Gleichung  unterscheidet  sich  von  meiner  GL  (5) 
durch  den  Factor  n^/n^.    Da  jedoch      in  der  Rechntmg 

^iattli  i  es  sen's  als  eine  sehr  kleine  U  rosse  angenommen 
und  behandelt  ist,  ist  auch  im  Resultate  7i.Jn^  =  1  zu  setzen, 
wodurch  die  beiden  Gleichungen  identisch  werden.  Ist  x  die 
Entfernung  eines  der  Aze  parallelen,  einfallenden  Band« 
Strahles  von  der  Axe,  so  trifft  nach  Matthiessen  dieser 
Strahl  nach  seinem  Durchgänge  durch  den  Cylinder  die  Axe 
in  einer  Entfernung  vom  Cylinder  gleich: 


Ans  demselben  Grunde,  aus  welchem  in  Gl.  (5«)  n^jn^sil 
zu  setzen  war«  ist  auch  hier  das  «weite  Glied  des  Z&hlen 
zu  streichen.  Setzt  man  überdies  für  tj  den  aus  den  Rech- 
nungen Matthiessen's  zu  entnehmenden  Werth,  so  gebt 

der  Ausdruck  (5b j  über  in: 


Der  Ausdruck  (5b)  ist  demnach  sehr  angenähert  identisch 
mit  den  Ausdrücken  (5.)  und  (5)  in  Uebereinstimmung  mit 
den  Ton  mir  früher  gefundenen  Besultaten.  Schliesslich 
gelangt  auch  Matthiessen  zur  Gültigkeit  der  Linsenfonnei 
für  den  in  Rede  stehenden  Fall. 

Matthiessen*)  hat  seine  Formel  (5a),  und  hiermit  auch 
meine  Formel  (5)  an  gequollenen  L^imcyliudern  experimenteil 
verificirt.  Bei  den  durch  die  Messungen  gegebenen  Zahleu 
war  durchschnittlich  n^fn^^^  1,01,  also  wenig  von  der  £in- 
heit  Terschieden« 

Ich  will  nun  noch  zeigen,  dass  unter  analogen  Voraus* 
Setzungen  wie  bei  den  gewöhnlichen  Linsen  die  Linsenforael 
auch  für  alle  Arten  nicht  homogener  Linsen  gilt 

Sei  (Fig.  5)  JJ£  der  von  zwei  Rotationsflächen  begrenzte 
licht  brechende  Körper,  und  A  A  die  gemeinsame  Axe  der 

1)  L.  Matthiessen,  1.  c. 


2(»i  —  n^)0 


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LmsenformeL 


487 


Flächen ,  resp.  die  Axe  der  Linse.  Von  dem  leuchtenden 
Punkte  «  der  Axe  treffe  ein  Centraistrahl  sm  auf  die  Linse. 
Der  ßang  mm  des  Sirahies  in  der  Linee  muss  als  parallel 
mit  der  Aze  angesehen  werden»  wenn  G-egenstands-  und 
Bildweite  im  Vergleiche  mit  der  Linsendicke  sehr  gross  sein 
sollen.  Soll  in  einem  Punkte  /  der  Axe  ein  Bild  des  Punk- 
tes s  entstehen,  so  muss  nach  einem  Principe  der  Optik  die 
optische  Länge  von  sinm's'  gleich  der  optischen  Lange  von 
ti  sein.   Das  gibt  {Fig»  5); 

wenn  /(/  und  /'(/'  Kreise  mit  den  Centren  in  «  nnd  i'  sind, 
ferner  r  und  r'  die  Krümmungsradien  der  Linse  in  /  und  /', 

schliesslich  /  und  /j  die  optischen  Längen  von  imu  und  ff . 
Ist  /  oine  Functiua  von  x  und  in  //'  ein  Maximum  oder 
Minimum»  so  hat  man: 

wo  ff  eine  Gonstante  ist.  Demnach  wird  die  GL  (6): 

die  LiDseutormel. 

Für  die  gewöhnlichen  Linsen  ist: 

^^=-«(27  +  27) 

und  folglich: 

«  +  y  = 

MnltipUcirt  man  diese  Gleichung  mit  x^l2: 

so  erscheint  sie  als  der  unmittelbare  Ausdruck  der  Bedingung 
der  Gleichheit  der  optischen  Längen  ¥on  smm's'  und  s$\ 
Denn  es  ist: 

St.  Gilgen,  im  August  18S6. 


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I 


488  E.  Budde, 

X.  £in  Mittel  zur  Entscheifhouf  zwischen  den 
electrodynamischen  Punktgenetzen  von  Weber, 
Miemann  und  (Zausius. 
VaHäwfige  MUtheüung  von  M*  Budde* 

Aua  einer  längeren  Untersuchung  über  den  in  der  Ueber* 
Schrift  genannten  Oegenstand  erlaube  ich  mir  folgendes  Er- 
gebniss  yorl&ufig  herrorzuheben: 

Von  allen  ül)erh:iupt  möglichen  CombiDaliunen  liefert  die 
bequemsten,  mit  den  jetzt  üblichen  Beobachtiiiifxsmitteln  eben 
wahrnehmbaren  Resultate  die  ponderomotorische  Ein- 
wirkung freier  Electricität  auf  einen  Magnet  Die 
Theorie  weist  nach,  dass  der  Unterschied  zwischen  dem 
Web  er 'sehen  und  dem  Olausius'schen  Gesetz  sowohl,  wie 
der  Unterschied  zwischen  dem  Aie  mann 'sehen  und  dem  i 
Clansius' sehen  Gesetz  niemals  durch  eine  dauernde  Ab- 
lenkung des  Magnets  erkennbar  werden  kann,  btindern  dass 
beide  rntersclaede  nur  durch  einmalige  Stösse  zur  Erschei-  i 
nung  gelangen  können.  Solche  Stösse  treten  auf,  wenn  eine 
freie  Ladung  E'  aus  dem  Unendlichen  in  die  Nähe  des  Mag- 
nets gebracht  wird  oder  umgekehrt.  Praktisch  lässt  sich  das  | 
ohne  grobe  Störungen  nur  in  der  Art  ausführen,  dass  man 
den  Magnet  in  einen  metallischen  Hohlkörper  H  einschliesst 
und  diesem  Körper  H  eine  Ladung  K  ertheillL  Die  beste, 
in  der  That  die  einzig  bi  auch  bare  Anurtinung  erhält  uiaü 
dann^  wenn  man  den  Magnet  fein  in  der  Art  im  Inneren 
von  aufhängt,  dass  seine  Axe  vertical  hängt.  Dann 
ist  nach  dem  C  hm  sius' sehen  Gtesetz  die  Wirkung  einer 
beliebig  bewegten  Eiectricit&tsmenge  auf  den  Magnet  unter 
allen  Umständen  gleich  Kuli 

Mit  den  beiden  anderen  Qesetzen  habe  icb  die  Bechnusg 
durchgeführt  unter  der  Annahme,  der  Hohlkörper  H  sei  eine 
Kugel,  und  der  Magnet  sei  an  einem  Coconfaden  so  aulg*^- 
hängt,  dass  seine  Axe  m  den  verticalen  Dun  Ii  messer  der  Kugel 
fallt  Lässt  man  dann  die  Potentialtunction  der  freien  Elec- 
tricität  E'  im  Inneren  der  Kugel  plötzlich  um  V  zunebmeo. 
so  erh&lt  der  Magnet  einen  rotatorischen  Stoss,  dessen  Mo- 
mentanmoment: 


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Electrodynamische  Theorie, 


489 


nach  Weber  §>AA'r,      nucli  Riemunn  2ykNV 

ist.  Hierin  bedeutet  VÄ  das  Verhältniss  der  eloctromagneti- 
sehen  zur  electrostati sehen  Stromeinheit,  N  das  Moment  des 
Magnets  in  magnetischem  Maass,  and  V  soll  in  electrosta- 
tiflcliem  Maass  gemessen  sein.  Bei  positivem  V  hat  der  Stoss 
denselben  Sinn,  wie  die  MolecnlarstrSme  im  Magnet. 

Zur  Orientirung  bemerke  ich  holIi,  dass  die  Rechnung 
für  das  Weber'sche  Gesetz  mit  der  Hypothese  angestellt 
i^t,  dass  die  jibsoluteii  Werthe  der  Strömungsgeschwindig- 
keiten beider  Electricitätsarten  im  galvanischen  Strom  gleich 
seien.  Ich  halte  diese  Hypothese  für  höchst  unwahrschein- 
lichy  aber  sie  gehört  einmal  zu  den  Grundlagen  des  Weber'- 
sehen  Geseties^),  nnd  es  lässt  sich  nachweisen^  dass  nnd  wie 
Bte  für  die  Molecularströme  metallischer  Magnete  dieselbe 
Gültigkeit  hat,  wie  für  galvanische  Ströme.  Man  Hiu->s  also 
mit  ihr  rechnen.  Beim  K  iemann'schen  Gesetz  dagegen  ist 
das  Ergebniss  von  jener  Hypothese  unabhängig. 

Ist  nun  r  das  Directionsmoroent  des  Magnets,  M  sein 
(und  des  angehängten  Spiegelchens)  Trägheitsmoment,  so 
hefem  die  obigen  StÖsse  einen  Winkelausschlag  Ton: 

\Vk^-    nach  Weber,      2\h         nach  Riemanu. 

'       \iM  '  \iM 

Ich  denke  mir  nun  den  Hohlkörper  //  als  eine  Ku^el 
von  25  bis  30  cm  Durchmesser;  zu  2  cm  Schlagweite  geladen, 
hat  eine  solche  etwa  K«=  200  in  G.'G.-S.-Maass.  Der  Magnet 
3ei  ein  Stäbchen  von  15  cm  Länge  und  1  mm  Durchmesser; 
derselbe  wiegt  dann  etwa  0,93  g  und  hat  ein  Trägheitsmoment 
Ton  0,93 .  (überall  C.-G.-S.-Maass).  Der  Spiegel  ist  so  klein 
und  leicht  wie  irgend  möglich  zu  nehmen;  hat  er  etwa  1  cm 
Durchmesser  und  wiegt  ^/jo  8'  kann  uian  das  Gesannut- 
tragheitsmoment  der  aufgehängten  Masse  auf  etwa  ^^no  bringen, 
lilin  Milligramm  guten  8tahls  in  dünnen  Stäbchen  nimmt 
etwas  über  0,1  von  magnetischem  Moment  an,  wir  können 
also  as  100  setzen.  Das  gesammte  Directionsmoment  x 
besteht  1)  aus  dem  Directionsmoment  des  wenigstens  10  cm 
langen  Coconfadens,  2)  aus  einem  Best  von  magnetischem 

1)  Vgl  Lorberg,  Pogg.  Ann.  Eigfod.  8.  p.  599.  1878. 


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490 


£.  Budde, 


Moment,  der  daher  rührt,  dass  der  Magnet  nicht  abaohit 
seokrecht  hängt.  Das  letztere  w&re  der  Stabilität  wegen 
geradezu  wänschenswerth,  doch  muss  die  Schiefsteliang  des 
Magnets  auf  ein  Minimum  berabgedrückt  werden,  weil  sie 
sonst  das  Tr&gheitsmoment  merklich  vergrössert  Nach  dem, 
Was  über  die  Stabilität  astasirter  Magnete  bekannt  ist,  könnea 
wir  olme  Bedenken  annehmuQ,  r  sei  auf  V'^goo  desjenigen 
Wertheb  herabgedrückt,  den  es  haben  würde,  wenn  der  Mag- 
net in  gewöhnlicher  Weise  wie  eine  Compassnadei  aufgehängt 
w&re.  Rechnen  wir  0,18  filr  die  erdmagnetische  Horizontal* 
Intensität,  so  ist  demnach  r asOfld.^BiJo  VvM^J^, 
Endlich  ist  Vk^^Kir^^,  und  damit  wird  der  Weber'scbe 
Ausschlag:  MIO"».  100.200,200  =«.  10-*,  LL  1mm  bei 
Spiegelablesuiig  mit  nahe  6  in  Scalenal)staiui. 

Der  Riemann 'sehe  Ausschlag  ist  dreimal  so  gross.  Die 
SchwinguDgszeit  der  Suspension  beträgt  bei  den  voraus- 
gesetzten Massen  gerade  n  Secunden,  der  Stoss  wird  also  m 
Secunden  ablaufen;  seine  Kürze  ist  der  Beobachtang 
günstig.  Ausserdem  kann  man  ein  MuItiplicationsTerfahreii 
einführen,  etwa  folgendermassen:  Man  stelle  eine  grosse  und 
dickwandige  Leydener  Flasche  sehr  gut  isolirt  auf,  setze 
ihren  Knopf  em  lür  allemal  mit  der  Hohlkugel  //  in  leitende 
Verbindung  und  leite  vorläutig  den  Knopf  zur  Erde  ab.  In 
diesem  Zustande  lade  man  sie  vom  äusseren  Beleg  aus,  steile 
die  Schwingungszeit  T  des  Magnets  fest  und  berühre  daoa 
mit  der  Ableitung  in  Zwischenräumen  gleich  T  den  äusseren 
und  den  inneren  Beleg  der  Flasche.  Die  Kugel  würde  man 
am  besten  mit  einem  Fenster  aus  zwei  parallelen  Glasscheiben 
versehen,  zwischen  denen,  sorgföltig  mit  Kitt  umgeben,  eine 
leitende  durchsichtige  FlüöSiii:kpit  enthalten  ist:  die  innert 
Scheil)e  ist  dann  durch  die  Constanz  der  Potentialfunctiou  vor 
jeder  electrischen  Aenderung  geschützt,  und  Aeuderungen  der 
äusseren  haben  keine  electrostatische  Wirkung  auf  die  Sus- 
pension.  Sehr  feste  Aufstellung  selbstverständlich. 

Meine  Mittel  reichen  zur  Anstellung  des  Versuches  nicht 
aus;  ich  würde  mich  {reueU)  wenn  andere  Physiker  sich  des* 
selben  annehmen  wollten.  Die  ausführliche  Theorie  gedenke 
ich  demnächst  zu  veröffentlichen. 


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Galvanometer. 


491 


XL   Veber  eiai  neues  Galvanometer; 
wn  J*  Koller U 

(Btorn  Thf.  IV  Pl^.  f 


Im  23.  Biiiuie  dieser  Zeitschrift  ^)  beschreibt  Hr.  Rosen- 
thal ein  emptindliches  Galvanometer,  dessen  günntige  Wir- 
kung darauf  beruht,  dass  die  Multiplicatorwindungen  den 
Polen  des  Magnets  sehr  nahe  gebracht  sind.  Ich  habe  ein 
ähnliches  InstrumeDt  construirti  das  sich  jedoch  in  einer  An* 
zahl  von  Punkten  wesentlich  von  dem  Bosenthal' sehen 
sehen  unterscheidet^  und  das  yor  demselben  verschiedene 
Vorzüge  zu  besitzen  scheint 

Die  äussere  Ansicht  stellt  Fig.  6  dar,  ^viihrend  Fig.  7 
schematisch  die  Anordnung  der  wesentlichen  Theile  erkennen 
lässt:   beide  Figuren  sind  in  drittel  der  natürlichen  Griisse 
gezeichnet.   Die  vier  Multiplicatorrollen  sind  aus  Elfenbein 
gefertigt  und  enthalten  je  4000  Windungen  sogenannten 
Telephondrahtes  (der  Draht  hat  ohne  Ueberspinnung  ca. 
Vi„  mm  Durchmesser).  Der  Radius  der  innersten  Windungen 
ist  0,35  cm,  der  der  äussersten  1,25  cm,  die  Dicke  der  Draht> 
rollen  =  0,77  cm.  Es  kommen  somit  auf  1  qmm  des  Wicke- 
lungsraumes ca, 58  Windungen.  Die  Gesanimtlänge  des  Drahtes 
ist  ca.  800m,  der  Widerstand  4555  Ohm  })ei  IT'^C;  ich  bemerke 
noch,  dass  der  Preis  des  Drahtes  noch  nicht  3  Mark  beträgt.  Die 
Köllen  sind  paarweise  auf  zwei  um  die  Axe  des  Instrumentes 
drehbaren  und  durch  eine  Druckschraube  fest  zu  klemmen* 
den  Armen  befestigt»  welche  mit  HQlfe  einer  am  Rande  der 
Bodenplatte  angebrachten,  übrigens  nur  ganz  rohen  Grad- 
theilung  unter  einem  Winkel  von  ca.  72'  gegeneinander  be- 
festigt sind.    Die  Ma^^nctc  besLt;liijii  aus  kreisfüruiig  geboge- 
nen Stücken  von  sehr  dünner  Damenuhrfeder;  der  Radius 
des  Kreises  ist  3  cm,  und  die  Tjänge  eines  Magnets  beträgt 
den  sechsten  Theil  des  Kreisumfanges.    Dieselben  sind  an 
einer  mdglichst  leicht  gearbeiteten  Aufhängung  befestigt, 
welche  weiter  oben  (innerhalb      Fig.  6)  den  Olimmerflügel 
einer  T5pl  er* sehen  Lnftd&mpfung  und  darüber  im  Spiegel- 

1)  Botenthal,  Wied.  Ann.  28.  p.  677.  1884. 


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492 


J,  Kollert 


gebäusc  N  einen  ca.  0,3  inm  dicken  Spiegel  von  2  cm  Durch- 
messer trägt.  Wie  aus  Fig»  1  zu  ersehen  ist,  sind  die  Mag- 
nete so  angebrachti  dass  das  ganze  System  astatisch  ist.  Als 
Aufhängefaden  dient  ein  25  cm  langer,  einfacher  Ooconladea. 
Das  ganze  Instrument  mht  auf  einem  mit  SteUschranben 
versehenen  Messingdreifbss  und  ist  um  einen  Conus  drehbar. 
Der  Spiegel  und  das  Spiegelgebäiise  ist  ebenfalls  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  hin  drehbar.  Die  Stromzuführung 
erfolgt  durch  die  in  zwei  Gruppen  zu  je  vier  aui  Kreisbogtn- 
stUcken  aus  Hartgummi  befestigten  Klemmen  IL  Die  vier 
Bollen  sind  hintereinander  geschaltet  und  so  verbundeD, 
dass  sich  ihre  Drehungsmomente  addiren;  dabei  subtrabiKs 
sich  aber,  wie  leicht  ersichtlich,  die  magnetischen  Vertbei- 
lungs Wirkungen,  sodass  durch  den  Strom  eine  Aenderung  des 
Nadelmagnetismus  nicht  oder  nur  in  äusserst  geringem 
Maasse  stattfindet.  Um  Störungen  durch  den  Luftzug  zu 
verhindern,  ist  der  die  Magnete  und  Muitiplicatorrollen  ent- 
haltende Theil  des  Instruments  von  einem  leicht  abnehm- 
baren Gehäuse  G  aus  Messingrobr  umschlossen.  Beim 
Transport  genügt  es,  die  Magnete  so  weit  zu  senken,  dass 
sie  selbst  oder  auch  der  D&mpfungsÜügel  sich  auflegen. 

Ich  habe  nun  zunächst  die  Wirkungen  der  Tier  Rollen 
berechnet  unter  der  Vüraussetzuiig,  dass  die  Magnetpole  mit 
den  Mittelpunkten  der  Drahtrollen  zusammenfallen.  Bezeich- 
nen My  und  3/j  die  Stärken  der  Magnetpole,  /  die  Strom- 
stärke in  absolutem  magnetischen  Maass  pr'»  Qnadratcemi- 
meter  des  Wickelungsraumes  (also  hier  das  5büO  fache  der 
Stromstärke  im  Leitungsdrahte),  so  ergab  die  Rechnung  bei 
Zugrundelegung  des  cm,  g,  sec- Systems  als  Drehungsmoment 
des  Stromes: 

D  =  30,426  /      4-  M^). 
Als  Horizuntulcomponente  des  Erdmagneti-ums  für  Chemnitz 
ist  0,19  zu  nehmen,  sodass,  weil  die  Axenlänge  der  Magnete 
3  cm  beträgt,  als  Drehungsmoment  des  Erdmagnetismus  sich 
ergibt: 

J  =  3.0,19.  (M^  "  M^)  =  0,57 (M|  -  M^). 
FUr  einen  sehr  schwachen  Strom,  der  nur  eine  äusserst 
geringe  Ablenkung  a  hervorbringt,  sodass  sich  dabei  die 


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Galüanometer, 


493 


Magnetpole  noch  nicht  morklirli  von  dea  ijpuienmitten  ent- 
imeUf  somit  D  constant  zu  setzen  ist,  bat  man: 

Die  GFrdsse  {M^-^JIi^)l{M^—M^)  kann  man  leicht  bestim- 
men,  indem  man  einen  und  denselben  Strom  einmal  nur 

durch  die  Rollen  1  und  2,  sodann  nur  durch  3  und  4  schickt. 

Sind  «1  und  die  in  boiden  i'äiien  beobaciiLeLen  Ablen- 
kungen, so  ist: 

'^l  '  ^^j/^  y 

also  A/j :  3/,  =  :  «j.  Der  Versuch  ergab  Jij :  M.,  =  38,5 : 32,5 
=  6 : 5  ca.  Die  Astasirung  ist  also  eine  sehr  scblechtei  da 
sich  die  Magnetismen  der  beiden  Magnete  nur  wie  6:5  ver- 
halten; dieselbe  ist  aber  absichtlich  nicht  Terbessert  worden, 
da  sich  das  Instrument  für  die  Messungen,  zu  denen  es  be- 
stimmt ist,  als  hinreichend  empfindlich  erwies.  Aus  obigem 
Werthe  folgt  aber:  ^  i# 

t^;  - 

Es  mUsste  somit  für  einen  Strom  von: 

0,000000001^,   d.h.   J»  0,00000058, 

siu  a  =  0,0Ü0  365, 

d.  b.  angenähert  tg2a^  0,00073  sein.  Da  der  Scalenabstand 
1355,4  S.-T.  betrug,  so  müsste  folglich  obigem  Strom  ein 
Ausschlag  Ton  1  S.*T.  entsprechen,  was,  wie  sich  sogleich 
zeigen  wird,  mit  der  directen  Beobachtung  vollkommen  über- 
einstimmt 

Um  das  Instrument  zu  prQfen,  bes.  zu  aichen,  bediente 

ich  niKli  auf  Vorschlag  des  Hrn.  Prof.  Weinhold  einer 
Wheatstone'schen  Brückencombination,  in  deren  Brücke 
das  zu  priif»  Ilde  (Tulvanometer  eingeschaltet  war.  Es  seien 
A  und  B  Ein-  und  Austrittsstelie  des  Stromes,  C  und  D  die 
Punkte,  mit  denen  das  Galvanometer  verbunden  ist;  ferner 
sei  AC^w^f  AD  » to^,  BC^w^^  BD  =  w,,  CD  »  w,  Ist 
alsdann  t  die  Potentialdifferenz  zwischen  den  Punkten  A  und 
Bf  80  ist: 

«  («Pk  +  nl  (»t  +  »4)  +     »•      +  »4)  +  w«<P4  (»t  +  «•) 


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494 


J,  Kollert 


Bei  der  zu  den  Versuchen  benuteten  Vorrichtmig  m 

(in  Ohm): 

rr^  =      =  19990;    »r,  =  20003,2  +  a-;        =  1999«. 

Im  Zweige  befand  sich  ein  Sie  mens 'scher  Widerstands- 
kasten,  sodass  der  Werth  x  leicht  variirt  werden  konnte. 
Die  Potentialdifferenz  zwischen  A  nnd  B  wnrde  mittelst  einei 
TorsionfigaWanometers  von  Siemens  nndHalske  gemessen, 
dessen  Rednctionsfactor  wiederholt  mit  dem  StlberToltameter 
bestiiuiiit  worden  war.  Es  ergab  sich  1,087  V.,  wobei 
der  btiuiii  von  einem  mittleren  DanielTschen  Element  g<»- 
liefert  wurde.  Die  Versuchsresultate  sind  in  der  folgendeD 
Tabelle  zusammengestellt,  wobei  n  den  einseitigen  Ansschlag 
in  Scalentheiien  bedeutet. 


X  in  Ohm 

i  in  10— *  Amp. 

•  1 

0 

**  t 

1,870 

9.42i 

8,Ü91 

5,9 
9,5 

1,371 

18,808 

1,40Ö 

28,263 

18,514 

13,2 

1,408 

37,684 

23,723 
28,930 

17,0 

1,395 

47,105 

20,9 

l,3i^ 

94,21 

54,948 

89,8 

1,881 

188,42 

106,870 

77,0 

1,3«8 

282,63 

158,649 

114.5 

1.HS6 

376,84 
471,05 

210,285 

lül,2 
188,8 

1,391 

261,778 

1,890 

565,26 

818,186 

224,7 

1,898 

Es  ist  somit  bis  zn  einem  Ansschlagswinkel  von  5* 

sicher  die  Stromstärke  den  abgelesenen  Scalentheiien  pro- 
portional, und  es  entspricht  im  Mittel  ein  Sealentheii  ♦incr 
Stromstärke  von  0,000  000  001  388  A.  Die  grösseren  Abwei- 
chungen am  Anfang  rühren  vom  Gebrauch  eines  ziemhch 
mangelhaften  femrohres  her,  dass  kaum  Fänftelscalentlieik 
zu  schätzen  gestattete.  Dabei  war  die  Dämpfung  so  betiichl- 
lichy  dass  bei  den  grössten  beobachteten  Ausschlägen  ein 
Hinausschwingen  über  die  endgültige  Ruhelage  um  hdchstens 
8  Scalentheile  erfolgte;  dies  war  sogar  dann  noch  der  faU, 
wenn  durch  Umlegen  des  Commutators  der  entgegengesetzte 
Ausschlag  hervorgerufen  wurde. 

Die  hier  verwendete  Methode  der  Aichung  hat  vor  einer 
Aichung  mittelst  einfacher  Stromabzweigung  von  einem  ans- 


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Gedoanameier, 


495 


gespannten  Drahte  den  entschiedenen  Vorzug,  dass  die  zu- 
geschalteten Widerstände  x  grössere  und  deshalb  genauer 
bestimmbare  Werthe  besitzen. 

Nach  dem  Obigen  ist  die  Empfindlichkeit  meines  Gal- 
Tanometers  etwa  die  doppelte  von  der  des  BosenthaPschen 
bei  möglichster  Astasirung  ein  Besultat^  das  znnSchst  wenig 
zu  Gunsten  der  von  mir  gewählten  Aiioiduung  zu  sprechen 
scheint,  da  das  RusenthaPsche  üalvunometer  nur  400  Win- 
dungen mit  ca.  30  Ohm  Widerstand  besitzt,  das  aber  sich  ohne 
weiteres  aus  der  geringen  Astasirung  meines  GalTanometers 
erklärt,  welche  sich  leicht  noch  beträchtlich  verbessern  Hesse. 
Denn  die  8chwingungsdauer  beträgt  jetzt: 

Würde  man  demnacli  dieselbe  auf  Gü**^^  steigern,  so  wüi'de 
üfj  —  Afo  —  iC-A/^  —  iVg)  werden  müssen,  d.  h.: 

Mit  Berücksichtigung  des  p.  493  angegebenen  Werthes  für 

würde  sich  also  ergeben,  dass  (A/j+A/i)/(Afi-iVi2') 
=  17,3.11,8  werden  würde,  d.  h.  die  Empfindlichkeit  stiege 
auf  das  17,3 fache,  oder  auf  das  ca.  34 lache  von  der  des 
Rosenthal'schen  Galvanometers,  sodass  also  bei  diesem 
Instrument,  um  gleiche  Emptindlichkeit  zu  erzielen,  die  Win- 
dungszahl  mindestens  auf  das  40fache  gesteigert  werden 
mQsate  (in  Rücksicht  darauf,  dass  die  weiter  abliegenden 
Windungen  weniger  wirken).  Man  würde  so  auch  hier  auf 
mindestens  16000  Windungen  kommen;  es  wird  aber  grosse 
Schwierigkeiten  liaben,  dieselben  l)ei  der  von  Hrn.  Rosen- 
thal gewählten  Form  unterzubringen. 

Als  Resultat  hatte  sich  ergeben,  dass  einem  Strom  von 
0,000  000001  A.  ein  Ausschlag  von  OJ  Scalenth.  entspricht; 
die  Rechnung  dagegen  ergab  1  Scalenth.,  wobei  aber  voraus- 
gesetzt war,  dass  die  Magnetpole  mit  den  Spulenmitten  zu- 
sammenfielen. Diese  Anordnung  hatte  ich  anfangs  gewählt, 
es  zeigte  sich  aber  dabei,  dass  der  Ausschlag  langsamer 
zunahm,  als  die  Stromstärke.  Es  gelang  jedoch  durch  Weiter- 

1)  L  e.  p.  680. 


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49d  J.  KoUerL 

auseinauderstellen  der  Rull*  n  fca.  72°  statt  60^  wie  bereits 
oben  erwähnt)  das  Instrument  so  zu  justiren,  dass  Strom- 
stärke und  Ausschlag  einander  genau  proportional  wurden. 
Dabei  ging  aber  die  Empfindlichkeit  im  Verhältnias  Ton 
45 : 33  =  1 : 0,7  herab,  sodaea  also  Recbnnng  und  Beobach- 
tung vollkommen  miteinander  ttbereinstimmen« 

üm  zu  prüfen,  ob  Tielleicht  eine  andere  Grösse  der 
Magnete  ein  günstigeres  Resultat  gäbe,  berechnete  ich  noch 
das  Drehungsraoment  der  vier  Rollen  unter  der  Voraus- 
setzun^^,  dass  dieselben  Viertelkreise  seien.  Es  ergab  sich  dabei 
allerdings  der  etwas  grössere  Werth  D  =  31,012 /tM^  +  3/,}; 
allein  es  wird  gleichzeitig  wegen  der  grösseren  Länge  der 
Magnete  das  Drehnngsmoment  des  Erdmagnetismus  auf  dai 
V'2  fache  Tergrössert,  sodass  also  diese  Anordnung  entachie- 
den  ung&nstiger  sein  würde,  als  die  oben  gewählte.  Ss 
würden  überhaupt  die  Verhältnisse  sich  am  günstigsten  für 
eine  weit  geringere  Läoge  der  Magnete  gestalten,  indessen 
ist  der  Gewinn  nicht  beträchtlich ,  und  es  ergeben  sich 
grössere  Schwierigkeiten  für  die  Construction. 

Das  Instrument  dürfte,  namentlich  bei  besserer  Aita- 
sirung,  allen  bei  physiologischen  Versuchen  gestellten  An- 
forderungen entsprechen.  Um  dasselbe  f&r  ThermostrOme 
besser  yerwendbar  zu  machen,  dürfte  es  yielleicht  am  besten 
sein,  von  jeder  Rolle  etwa  die  zweihundert  innersten  Win- 
dungen separat  mit  Klemmen  zu  versehen,  um  sie  allem  be- 
nutzen zu  können.  Auch  kann  lüau  natürlich  die  Rollen  ; 
bifilar  wickeln,  um  das  Instrument  als  Differenti^aivano- 
meter  gebrauchen  zu  können. 

Das  hier  beschriebene  und  abgebildete  Instrument  habe 
ich  im  Laboratorium  der  technischen  Staatslehranstalten  selbst 
hergestellt  und  kann  infolge  dessen  Ober  den  Preis  etwas 
Bestimmtes  nicht  angeben.  Ich  glaube  indessen,  dass  dei^ 
selbe  bei  Ausführung  durch  den  Mechaniker  150  Mark  nicht 
überschreiten  würde,  da  Constructionsschwierigkeiten  nicht 
vorhanden  sind. 

Chemnitz,  im  Juni  1Ö86. 


DfMk  v«B  Xfttiffvr  a  WIttlff  la  Idpiit. 


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t     s     a     s     s  8 


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1886. 


ANN  ALEIj 


M  12. 


DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 


NEUE  FOLGE.  BAND  XXIX. 


I.  Leber  die  durch  kleine  efectromotorische  Jbii'äfte 
emteugte  gcdvanim  he  Volairisation ; 

von  C.  F  r  o  m  m  e*        ^  '       '  - 


Die  Aufstellung  der  Gesetze  tier  galvanischen  Polari- 
sation, welche  durch  grosse  Kräfte  erzeugt  ist,  d.  h.  durch 
Kräfte,  die  in  leicht  sichtbarer  Weise  Wasser  zersetzen, 
begegnet  gewiesen,  nicht  leicht  za  aberwindenden  Schvrierig- 
keiten. 

Znn&chtt  fehlt  eine  durchans  einwurfsfreie  Methode, 
welche  gestattete,  die  Grösse  der  Polarisation  während  des 
Durchganges  des  galvanischen  Stromes  zu  messen.  Man  hat 
diesem  Mangel  dadurch  abzuhelfen  sucht,  dass  man  im 
Augenblicke  der  Entfernang  der  polarisireoden  Kraft  das 
Voltameter  mit  einem  rasch  schwingenden  Galvanometer 
oder  Electrometer  verband,  und  die  bis  zu  erfolgter  Ablesung 
desselben  eingetretene  —  wie  man  annahm,  sehr  kleine  — 
Ahnahme  der  Polarisation  Temacbl&ssigte.  Indessen  ist  diese 
Abnahme  in  den  ersten  Momenten  meistens  durchaus  nicht 
gering,  oft  sogar  recht  pross.  und  ich  habe  deshalb  schon 
irüher  einmal  auf  die  Noiliwendigkeit,  bei  geschlossenem 
Strome  zu  beobachten,  hingewiesen. 

Wichtig  für  unsere  Erkenntniss  des  Wesens  der  Polari* 
Bation  ist  es  femer,  nicht  allein  die  Qesammtpolarisation, 
sondern  auch  diejenige  jeder  einzelnen  Electrode  wfthrend 
der  Wirkung  der  polarisirenden  Kraft  messen  zu  können  — 

An  d.  FkTt.  n.  Chm.  H.  F.  ZZIZ.  $2 


Die  U-O-Fülarisatioii  des  Platiua/^^ 


(■IMSB  T&f.  T  rif.  1— IS.) 


1.  Abhandlung.  [(  J  .<. 


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498 


C  Fromme* 


eine  Auff^abe,  welche  f&r  grosse  Kräfte  tob  keiner  der  vor- 
handenen Methoden  in  aller  Strenge  gelöst  zu  werden  scheint. 

Endlich  dürfen  wir  aus  dem  Vorgiinge  des  Vergeh  winde  us 
der  Polarisation,  und  zwar  an  ied^r  Rlectrude  gesondert^ 
eine  wesentliche  Bereicherung  unserer  Kenntnisse  erwarten, 
wenn  dieser  Vorgang  in  möglichster  Einfachheit  studirt  wird. 
Das  ist  aber  bei  der  durch  grosse  Kräfte  «rxeogten  Pob- 
risation  nicht  der  Fall,  weil  sich  die  Flüssigkeit  mit  ansge* 
schiedenem  Gas  sättigt,  —  wodurch  der  Process  des  Ver> 
Schwindens  wesentlich  modificirt  wird. 

Die  genannten  Schwierigkeiten  vermeidet  man  bei  einer 
Beschränkung  aul'  kleme  polarisirende  Kräfte,  d.  h.  aiif 
solchei  bei  denen  ohne  Anwendung  besonderer  VorkehruDgen 
eine  Wasserzersetzung  nicht  zu  beobachten  ist. 

Zuerst  ist  nämlich  eine  Methode,  welche  bei  grossen 
Kräften  nur  unter  gewissen  Vorsichtsmaassregeln  zur  Messosg 
der  Polarisation  im  geschlossenen  Kreise  Terwendet  werden 
darf*),  die  Methode  vou  Fuchs,  hier  unbedenklich  anwend- 
bar, weil  die  electromotorische  Krult  (E.  K.)  der  PolarisatitUi 
die  polarisirende  so  nahe  erreicht,  dass  das  Potentialgefalle 
im  Kreise  vernachlässigt  werden  darf.    Diese  Methode  aber 
besteht  bekanntlich  darin,  dass  man  hinter  der  Electrode,  deren  ; 
Polarisation  gemessen  werden  soll,  d.  h.  ausserhalb  des  Strom- 
Weges,  eine  dritte,  neutral  bleibende,  einschaltet,  diese  mit  ; 
dem  einen  Quadrantenpaare  eines  Electrometers  und  die  ! 
polarisirte  mit  dem  anderen,  zur  Erde  abgeleiteteu  Paitie  | 
verbindet.  i 

Hiermit  ist  es  also  möglu  h,  die  Polarisation  einer  jc^'-'ii 
Electrode  einzeln  und  während  der  Wirkung  der  poiarisireo- 
den  Kraft  zu  messen,  sowie  auch  das  Verschwinden  der 
Polarisation  an  jeder  Electrode  bei  Unterbrechung  des  Kreises 
von  Anfang  an  in  bequemer  Weise  zu  verfolgen. 

Endliclk  bietet  die  Anwendung  nur  kleiner  polarisirender  , 
Kräfte  die  Gewähr,  dass  die  Flüssigkeit  möglichst  von  Gas 
frei  bleibt,  dass  also  der  Vorgang  des  Verschwindens  dfi  i 
Polarisation  in  möglichster  Einfachheit  abläuft 


1)  Hierüber  werde  ich  mich  in  emer  epätereii  Mittheilung  ttunirii. 


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Polarisation  durch  ichwache  Kräße. 


499 


Die  durch  kleine  Kr&fte  erseugte  Polarisation  war  nun 
in  den  letzten  Jahren  auch  vielfach  der  Gegenstand  von 

ÜBtersuchuDgen. 

Doch  legten  die  meiston  der  lieobiu  hter  dem  Plane  und 
der  Di-üussiun  iiirer  Versuche  die  W.  Tliomson'sche  Auf- 
iassiin  j  zu  Grunde,  dass  sich  eine  Zersetzungszelle  unter 
der  Wirkung  kleiner  Kräfte  wie  ein  Condensator  verhalte. 
Mir  scheint  —  ich  brauche  nur  auf  die  Deutung  hinzuwei- 
Ben»  welche  Herwig  seinen  Versuchen  gegeben  hat  — ,  dass 
diese  Auffassung  eher  geeignet  gewesen  ist,  unsere  Eenot- 
oisse  zu  verwirren,  als  sie  zu  klären.  Kin  einfreliender  Ver- 
gleich zwischen  den  Kif^enschaften  eines,  kurz  ;^f?sagt,  elec- 
trolytic riien  und  eines  diuieclrischen  Condensators  ergibt  so 
wenig  beiden  (xemeinsameSy  dass  man  gewiss  besser  thut» 
der  Thoniso  naschen  Auffassung  sich  nicht  zu  bedienen,  zu- 
mal ja  auch  Bartoli  in  der  überzeugendsten  Weise  darge- 
than  hat,  dass  sich  eine  Yolta'sche  Zelle  unter  der  Wirkung 
grosser  und  kleiner  |iolarisirender  Kr&fte  durchaus  nicht 
wesentlich  verschieden  verhält. 


Im  Folgenden  beschränke  ich  mich  auf  die  Mittheilung 
von  Versuchen  über  die  H-0  •  Polarisation  von  Platin  in 

verd  im  Liter  Schwefelsäure.  Mit  den  bereits  abgeschlossenen 
Vpisuchon  mit  (Juhl-  und  Palladiumelectroden  werden  sich 
zvvei  unmittelbar  folgende  Abiiandlungen  beschäftigen.  Der 
Schilderung  der  Versuche  schliesse  ich  nur  die  nächsten, 
ohne  weiteres  sich  ergebenden  Folgerungen  aus  denselben 
an,  eine  zusammenfassende  Erklärung  aller  fieobachtungs- 
resultate  werde  ich  erst  nach  Veröffentlichung  auch  der  Ver« 
suche  mit  Gold-  nnd  PaUadiumelectroden  geben. 

Die  beiden  Electroden  eines  Voltameters  waren,  wenn 
nicht  das  Gegentheil  bemerkt,  immer  von  gleicher  Grosse 

und  ßeschaflfenheit.  Ihre  Grösse  entfernte  sich  immer  wenig 
vom  1  (|cni,  iiii  u  Dicke  variirte  in  verscliicdenen  \'ültametern 
'f>n  0,(M)*J  bis  0,02  cm,  ohne  dass  sich  jedoch  irgend  ein 
£miiuss  derselben  berausgedtellt  hätte.   Die  Schwefelsäure 

32» 


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500 


C  Fromme, 


war  ein-  bis  dreiprocentig,  ein  Einflufls  des  ProcentgehalteB 
hat  sich  ebenfalls  nicht  ergeben. 

Die  Voltametei  luitten  entweder  die  Gestalt  eines  offe- 
nen TrotT^«  und  enthielten  dann  nur  zwei  Rlprtiddfii .  wah- 
rend sich  eine  dritte  neutrale  in  einem  zweiten  Trog  betand, 
der  dieselbe  Flüssigkeit  wie  die  Zersetzungs^elle  enthielt 
und  durch  einen  ebenso  gefüllten,  capillar  endigenden  Heber 
mit  dieser  in  Verbindung  stand.  Das  in  der  Voltametenelk 
befindliche  Bnde  des  Hebers  befand  sich  jedesmal  hinter 
derjenigen  Electrode,  deren  Polarisation  gerade  gemessen 
wurde.  Oder  die  Voltameter  hatten  die  in  Fij?.  1  gezeich- 
nete Form,  waren  evacuirbar  und  enthniten  vier  gleicle 
Electroden,  von  denen  die  beiden  mittleren  polarisirt  wor- 
den,  wfthrend  die  beiden  äusseren  neutral  blieben  und  je  zur 
Messung  der  Polarisation  der  benachbarten  Electrode  dien- 
ten.  Von  dieser  form  wurden  drei  Voltameter  benntst^) 

Die  im  1.  bis  8.  Abschnitt  beschriebenen  Versuche  eiad 
mit  der  polarisirenden  Kraft  eines  Danieirschen  oder 
eines  Bunsen'schen  Chromsäureelements*)  (=  1,5 — IJ  Dan. 
ausgeführt,  nur  bei  den  Versuchen  des  9.  Abschnitts  wurde 
die  polarisirende  Kraft  mannigialtig  variirt. 

Besonders  muss  hervorgehoben  werden,  dass  eine  Elec- 
trode entweder  nur  als  Anode  oder  nur  als  Kathode  diente^ 
wenn  nicht  ausdrücklich  das  Gegentheil  bemerkt  ist  Ebeaeo  i 
ist  immer  besonders  hervorgehoben,  wenn  einmal  die  pola* 
risirten  Electroden  miteinander  verbunden  worden  sind,  so-  i 
wie  auch,  wenn  der  Schliessungskreis,  welcher  für  gewöhn- 
lich nur  aus  dem  Voltameter  und  dem  polarisironden  Ele  ! 
ment  gebildet  war,  noch  R he ostaten widerstand  enthielt. 

Das  Electrometer  war  Mascart'scher  Construction  un<l 
▼on  St  Öhr  er  in  Leipzig  gearbeitet')  Seine  Empfindlichkeit 

1)  Die  Dicke  der  Electroden  beti  ägt  in  I  0,01  cm,  iu  11  0,002  an,  in 
III  0,02  cm. 

2)  Bei  der  Polarisirang  durch  1  Chromsaureelement  kam  es  niemal»  m 
einem  Aufsteigen  von  Gaß  an  den  Electroden,  höchstens  erschienen  os'^ 
liingerer  Polari?irmig  pinzebi»-  tVj^tlniftonde  Gasblasrn.  Ich  zähle  (ft^?hiii> 
aie  elpctroiiiütoridche  Kratt  cmcs  Cliromsäui'eeleiaeates  noch  w  den  äle*- 
jieu  Kräften.    Cf.  den  9.  Abschnitt. 

8)  Abbildung  und  Beschreibung  findet  man  in  Wiedemana*« 
tricitfit.  U  p.  17ü— ITl. 


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Polarisation  durch  ieftwaehe  Kräfte» 


501 


war  so  reguHrt,  dass  das  im  Folgenden  als  Trockendaniell 
bezeichnete  Element  in  einem  Scalenabstand  von  180  cm 
dne  einseitige  Ablenkung  Ton  80--120  mm  hervorrief.  Die 
Nadel  des  Electrometers  war  theils  durch  eine  Beetz*- 

sche  72paarige  Trockensäule ,  theils  durch  eine  100  paarige 
Zn-H..O-Cu-Batterie  geladen.  Die  Proportionalität  der  Ah- 
leiikuni;  mit  der  Potentialdiffert  nz  der  Quadranten  war  inner- 
halb weiter  Grenzen  eine  vollkommene. 

Die  Emptindlichkeit  wurde  durch  ein  sehr  constantes 
Beetz 'sehen  TrockendanielL  grösserer  Form  controlirt,  das 
ans  käuflichen  Materialien  hergestellt  war  und  zeitweise  mit 
einem  aus  chemisch  reinen  Materialien  constmirten  Normal- 
element Terglichen  wurde.  Das  letztere  bestand  aus  zwei 
Gläsern,  deren  eines  mit  conc.  ZuSU,  Lu^uDg.  und  deren 
anderes  mit  conc.  CuSOj-Lösung  gelullt  war,  und  welche 
durch  einen  mit  der  Zn80, -Lösung  gefüllten  Heber  verbun- 
den wurden.  In  die  Gläser  tauchten  ein  Zn-ätab,  resp.  ein 
Cu- Blech. 

Im  Mittel  fand  sich: 

1  Normaldaniell  »  1,08  TrockendanielL 
Das  das   Voltameter  polarisirende   Daniell  ^)  dagegen 

hatte    die  gewöhnliche   Elementenlorm  und  enthielt  verd. 

H28O4  und  conc.  CuSO^-LOsung.   Seine  electromotorische 

Kraft  war  durchschnittlich      1,05  Trockendaniell  =  0,97 

Normaldaniell. 

Die  electromotorischen  Krftfte  sind  im  Folgenden,  wenn 

anders  die  Angaben  nicht  in  Scalentheilen  gemacht  sind,  in 

Trocken-Daniells  ausgedrückt. 

Es  wird  kaiiiT!  nöthig  sein,  zu  bemerken,  dass  die  mit- 

zutheiienden  Beobuchtungsreihen  nur  einen  Theü  des  sehr 

reichhaltigen  Materials  bilden.^) 

1)  Nur  dnmal  ^Tftb.  8)  wurde  ein  fieetz*8cbes  Trockendaniell  ver- 
wendet. 

2)  Die  Polarisation  der  Kathode  wird  im  Folgenden  als  Wasserstoff- 
pohuriFation  (abgekürzt  durch  Up.  oder  H)  und  di<-  der  Anode  als  Sauer- 
«tofl|ioiaiiMtioa  (abgekürzt  dorcb  Op.  oder  O)  bezeichnet  werden. 


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502 


C  Fromme, 


1.  Das  Entstehen  der  Polarisationen. 

Bei  den  in  diesem  Abschnitt  mitzutheiienden  Versuchen 
ist  das  Voltameter  nur  durch  das  polarisirende  Element  ohne 
weiteren  Widerstand  geschlossen. 

Die  Gesammtpolarisation  erscheint  dann,  sobald  unr 
eben  das  Electrometer  abgelesen  werden  kann,  der  polari- 
sirenden  Kraft  sehr  nahe  j^leicli  und  merklich  constant 
VoUstiimlii^  selioint  sie  diesoUie  niemals  zu  erreichen.')  Der 
Unterschied  zwischen  beiden  ist  bei  1  Daniell  etwa  viermal 
kleiner,  als  bei  1  Chroms&ureeL,  wo  er  bis  zu  2  Proc.  der 
Polarisation  ansteigen  kann,  wenn  das  Voltameter  lufthaltig 
ist  Im  luftleeren  Voltameter  kommt  die  Polarisation  der 
polarisirenden  Kraft  erheblich  n&her. 

Während  also  die  Gesammtpolarisation  von  Anfang  an 
merklich  constant  ist,  iindern  sich  dagegen  die  Einzelpola- 
risationen in  dem  Sinne,  dass  die  Hp.  mit  der  Dauer  (i^r 
Polarisirung  ab-,  die  Op.  um  ebensoviel  zunimmt.  Es  ändert 
sich  also  das  Verhältniss  O/H  im  Sinne  einer  Zunahme  and 
erreicht  erst  nach  langer  Zeit  einen  constanten  Werth. 

Ist  das  Voltameter  luftfrei,  so  findet  man  bei  1  Daniell 
anflln glich  H  >  O;  H  nimmt  nun  zuerst  rasch,  dann  immer 
langsamer  ab  —  während  0  zuerst  rasch,  dann  langsamer 
zunimmt  —  und  wird  nach  längerer  Zeit  beträchtlich  kleiner 
als  O. 

Bei  lufthaltigem  Voltameter  ist  die  durch  1  Daniell  er- 
zeugte Hp.  sofort  erheblich  kleiner,  als  die  Op.,  mit  der 
Dauer  der  Polarisirung  nimmt  aber  auch  hier  O/H  au,  weDH* 
gleich  weniger  und  sehr  langsam.  Bei  Polarisirung  durch 
1  Chromsäureel.  nimmt  gleichfalls  O/H  zu,  doch  vollzieht  sich 
die  Zunahme  immer  sehr  langsam  und  ist  geringer  als  bei 
i  iJaiiiell.  Bezüglich  des  Verhaltens  vtui  O/H  bei  aiülereii 
polarisirenden  Kräften  veigieiclie  man  den  Abschnitt. 

Wird  der  Kreis  eine  Zeit  lang  geöünet  und  nack 
theilweisem  Verschwinden  der  Polarisationen  von  neuem 


l)  Cf.  auch  V.  Helmholtz,  Berl.  Mouatabcr.  Ib83.  p.  647  u.  Bsr* 
toli,  Nttov.  Gim.  (8)  11.  p.  198.  1882. 


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FokarUation  durch  tehwache  Kräfte. 


503 


gescblosseD,  so  ist  O/H  gewöhnlich  zuerst  wieder  kleiner,  desto 
mehr,  je  l&nger  die  Unterbrechang  gedauert  hatte,  nimmt 
aber  dann  schneller  als  bei  der  ersten  Polarisirung  zn.  Dies 
ist  besonders  deutlioh  bei  der  Polarisirung  eines  luftleeren 
Voltameters  durch  1  Daniell  zu  beobachten.  Ueber  Aus- 
nahmen von  der  obigen  Regel  cf.  AbsdiDiU  3  a. 

Tal).  1.  Voltam.  I,  luftleer.  Polar.  Kraft  =  1  Dan. 
gibt  vor  Beginn  der  Versuchsreihe  am  Electrometer  die  Ab- 
lenkung 109,5. 

t  KS  Zeit  in  Mia.,  vom  Beginn  der  Polarisirung  an  gezählt. 

/■^    l.J     ;{,9     T,b   10,5   14,6   17,4  24,0  26,"  3:».(>  37,0  46.1   66,7  80.7 
O  45.5   48,9  51,7  .53,5  56.1    .57,4  59,7  60,5  62,1   62,5  63,4   64,0  64,6 

r""   2,5     5,1     9,2   11.9    i6,l    19,0  25,4  28,4  36,3  38.M  47,5  68,0  91.<> 
H  62,3  59,8  57,2  55,5  53,1  52,0  50,2  49,2  48,1  47,6  46,0  46,0  45,4 

Diese  Resultate  sind  in  Fig.  2  graphisch  dargestellt. 

Tab.  2.  TrogfÖrmiges  Voltameter,  lufthaltig.  Polaris. 
Kraft  =  1  Dan. 

i     1"*»      1,5'»*"  6' 
H  81,8        —  22,1 

O    —  7t,5  85,1 

Tab.  3.  Trogförmiges  Voltameter,  lufthaltig.  Polari- 
sirende  Kraft  b  1  GhromsftureeL  Derselbe  gibt  am  Beginn  der 
Versuchsreihe  die  Ablenkung  198,5  Scalenth.  und  am  Ende 
derselben  187,8  ^calenth. 

f        |mh.       jQiMM.       20'"''»       1,8''  14'" 
H        101,0       99,6       98,2        94.2  ' 2 

O        94/2       94,8       95,3       98,0  99,b 

Die  Ungleichheit  der  Aenderung  von  H  und  O  (bei 

H  :  15,8  Scalenth.,  bei  0  nur:  5,6  Scalentli.)  erkiaa  sich 
folgeadermassen:  Infolge  der  Al)naiiiiie  der  K.  K.  des  polari- 
sirenden  Elrmcnts  um  10,7  Scaleuth.  würde  H  etwa  zu  95,7, 
O  etwa  zu  öö,5)  geworden  sein.  Die  weitere  AeüderunjT  von 
H  in  85,2,  also  um  10,5  Scalentli.,  und  von  0  in  90,8.  also 
um  10,9  Soalentb.,  ist  dann  von  derjenigen  der  £.  K.  des 
Elements  unabhängig. 


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504  C.  Fromme, 

Tab.  4.  Voltameter  I,  luftleer.  Polar.  Kraft  =  1  Chrom- 
säureel. 

f  I  mill  -If  j  iiiiu  J^b 

(►H        1.18        1,2M  1,42 

Tab.  5.  Voltameter  I,  lafUeer.  Polar.  Kraft  «  IDtn. 

.  „  .  .  „ ,      Midi  ünteTw       .  Narli  Utrt«w 

/        2,7'"'"        I''  3''         bnvhunr      1"'"         5"""      brechi.ojf  2""^ 

0/H     0,15      1,46      1,59     vouiO«""    1,09      I,ÖT    von  17*  0,15 

2.    LiiUiu88  des  Schliessung^ widerstamlea  auf  die  Crroose 

der  Polarisationen. 

Wenn  man  das  Voltameter  mit  dem  polarisirend^  Eile- 
ment  durch  einen  bedeutenden  Widerstand,  welcher  auch  im 
Element  selbst  liegen  kann,  schliesst^  so  bleibt  die  Geeammt- 
polarisation  merklich  Ideineri  als  die  polarisirende  Kraft. 
Der  Unterschied  zwischen  beiden  ist  auch  dann  bei  1  Du. 
viel  kleiner,  al»  hei  1  Chrumsiiureel.  und  kleiner  bei  einem 
luftleeren,  als  bei  eiTiem  lufthaltigen  Voltameter.  Bei  länge- 
rer Dauer  der  Poiarisirung  nähert  er  sich  emem  kleinsten 
Werth  an. 

Gewöhnlich  wurde  die  Grösse  einer  Polarisation  bei  den 
Widerständen  0  und  5000  8.-E.  gemessen.  BesBeichnen  nir 
die  DiiFerens  beider  Wertfae  durch  H9_foo0  und  0^.  so 

war  bei  1  Daniel!  mit  seltenen  Ausnahmen  H„  >0p  sfcr' 
mochte  das  Voltameter  luftfrei  oder  lufthaltig  sein,  lieiüe 
nehmen,  soweit  das  ihre  theilweise  srerin^e  Grösse  erkennen 
lässt,  mit  zunehmender  Dauer  der  Polarisirung  ab,  wachsen 
aber  infolge  einer  Unterbrechung  des  Kreises  wieder  an  usd 
sind  im  lufthaltigen  Voltameter  grösser,  als  im  luftleeren. 

Tab.  0.  Bei  der  polarisirenden  Kraft  1  Daniell  ergabeu 
sich  inlgende  Mittelwerthe  in  Scalentheilen  aus  einer  grösse- 
ren Zahl  Ton  Versuchen: 

Voltmn.  I  Voitam.  II  Voltam.  III 

luftfrei    lufthaltig      luftfrei    luftlialtig      luftfrei  lutthaitifc 

Oo  5000  =   0,2.5         1,2  Ü,4  2,0  0,5  8,1 

S&mmtliche  Werthe  sind  also  im  Voltameter  I  amkleis- 
sten,  im  Voltameter  III  am  grössten.  Zu  berücksichtigen 


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Jhlarüation  durch  schwache  Kroße, 


505 


bleibt,  dass  im  lufthaltigen  Voltameter  die  Op.  viel  grösser 
und  die  Hp.  viel  kleiner  als  im  luftleeren  ist 

So  war  bei  beginnender  Polarisirung  des  luftfreien 
Voltameters  Oo  «  79  and  «  48,  0„  0,4  nnd  H^_5ooo 
s»3,8.  Bei  beginnender  Polarisirung  des  lufthaltigen  Vol- 
tameters Iii  aber  war  Oq  =  101  und  =  29,  5^00  -.^ 
und  Hß^gpoo  =  ^^>2.  Nach  einer  —  3  Tage  später  erfolgen- 
den —  mehrstündigen  Polarisirung  des  lufthaltigen  Volta- 
meters war  Oo  =  102,  Ho  =  15,  0„  ,o..o=  Ho^gooo  =  2,1» 
und  nach  einer  halbstündigen  Unterbrechung  des  Kreises 
beim  Beginn  einer  neuen  Polarisirung      "« ICD,  18, 

^©-6000  Ho  _.  5000 

Tab.  7.  Trogförmiges  Voltameter »  lufthaltig.  Polari- 
sirende  Kraft  ^  1  Daniell,  gibt  die  Ablenkung  128,7  Scalenth. 
Electroden  polarisationsfrei. 


Tab.  8.  Trogförmiges  Voltameter,  lufthaltig.  Polari- 
sirende  Kraft  »  iBeetz'scbes  Trockendaniell,  gibt  die  Ab- 
lenkung 101,0  Scalenth.  Ein  grosser  Widerstand  liegt  hier  im 
polarisirenden  Element,  welches  ohne  weiteren  Widerstaad 
durch  das  Voltameter  geschlossen  wurde.  Electroden  polari« 
sationsfrei-    Fig.  3. 

"  '  1  2  4  6  7  9  15  1*^  24  25  88  40 
0  12,4  —  23,5  —  30,8  —  —  44,9  47,2  —  —  48,7 
H      —     17,9     —     18,0     —     1{*,6    18,8     —      —     19,4    19,9  — 

Infolge  des  grossen  im  Element  liegenden  Widerstandes 

entwickeln  sich  beide  Polarisationen  w&hrend  längerer  Zeit, 
namentlich  gilt  dies  von  der  Op.  Erst  nach  40  Min.  sind 
nahe  cuDstante  Werthe  erreicht,  die  Summe  beider  Polari- 
sationen bleibt  aber  immer  noch  beträchtlich  hinter  der  E.  K. 
des  Elementes  zurück. 

Polarisirt  man  ein  luftleeres  Voltameter  durch  1  Chrom- 
s&ureeL,  so  sindH^^i^  und  Oo^sooo  ^^^'S  Terschieden.  Beide 
werden  desto  kleiner,  je  iSnger  polarisirt  wird;  ihr  Unter- 


W  0 

U  89,5 
O  88^ 


9000 
26,5 
78,5 
105,0 


0 

88,9 
83,9 
122,8 


H     0  182,8 


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506 


C.  Fromme, 


schied  ist  auch  dann  gering  und  von  ua bestimmter  KiclituDg. 
Ist  aber  das  Voltameter  lufthaltig,  so  wird  H^^joq^  beträcht- 
lich grösser  als  O^^oq^,  welches  etwa  denselben  Werth,  nie 
im  luftleeren  Voltameter  besitzt  Beide  nehmen  mit  der 
Dauer  der  Polarisirung  ab,  O«,  5000  einen  kleinen 

Werth,  während  Ho_ßöOü  immer  gross  bleibt  Ist  eine  Mit- 
iiiug  unterbrochen,  so  nehmen  bei  neuer  Polarisirung  beide 
wieder  grössere  Werthe  an. 

Beim  Einschalten  von  Widerstand  beobachtet  man. 
falls  erst  kurz  polarisirt  ist,  häutig  ein  nur  langsames  Sinken 
d(T  Polarisation  an  der  Kathode  wogegen  nach  längerer 
Polarisirung  an  beiden  Electroden  sofort  oonstante  Werthe 
eintreten.  Beim  Aasschalten  des  Widerstandes  ist  die 
Zunahme  der  Polarisationen  immer  in  sehr  kurzer  Zeit 
vollendet. 

Tab.  9.  Voltameter  1,  luftleer.  Polarisirende  Kraft 
s  1  Chroms&ureeL   Electroden  nicht  polarisationsfreL 

f          S— 12**'"  87»"»      57"»'"  72"*'»  11^ 

Oo          186  141  148  14b  149 

H,           80  —          —  —  62 

0*-^st>o»       8.1         6,7         6,1         5,7  2,8 

Hs-ftMo       ö,8  —          —           4,5  2,8 

Tab.  10.  Voltameter  III,  lufthaltig.  Electroden  oicLt 
polansatiostVei. 

1  Daniel!  gab: 
Oo=103.  H,=  17,  Oo  H,  =  6,0,  Ho^^aoo« 
und  nach  fünfstündiger  Schliessung: 

Oo/Ho  =  6,7,     H^_^4,po  —  2,1,   Oo„5ooo  —  If^* 

Darauf  gab  1  Chrom  säur  eel.: 
Oo-llO,  H,  =  97,  0,/H,  =  l,13,  Ho^ooo  =  35,4,  ü,,  ,ooo=W* 

jS'ach  halbstündiger  Unterbrechung  wurde  wieder  dfflfdi 
1  Daniell  polarisirt,  welcher  sogleich  gab: 

O,  '  Hq  =  .).55,      H,,    -nno—     ^'^5      ^0   .'.iKiM  ~  '^*^* 

Kndlich  wurde  wieder  das  Daniel!  durch  1  Ohr omsäu reel- 
ersetzt  und  sogleich  beobachtet: 

Oo/H,r=l,18,   Hp^ooo-4M,  Oo_5ooo«2,l» 

1)  Cf.  den  6.  Abscbn.  p.  525.  Anmerk. 


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FolarUaÜon  durch  tcJiwache  Kräfte, 


507 


aber  nach  fünfzehnstüDdis^er  Polarisirung: 

Aua  allen  Versuchen  folgt,  dass  das  Verhältniss  O/U. 
ausser  von  der  Dauer  der  Polarisirung  aacb  von  dem  Wider» 
Stande  der  Schlieseung  abh&ngt  Namentlich  bei  loftbaltigem 
Voltameter  tritt  dieser  fiinfluss  de»  Schliessungswiderstandes 

hervor,  der  sich  dann  in  uiner  —  bei  Puhirisininp  durch 
1  Uli] oiii^äurpol.  lu  (Icutt  Hat  Ii  —  Zunahme  von  O,  H  mit  wach- 
sendem Widerstände  äussert. 

3.  Einiiuää  einer  vorhergegangenen  l'olarisirang, 

a)  wenn  dieselbe  in  der  gleichen,  b)  wenn  sie  in  der 
entgegengesetzten  Biohtung  erfolgte: 

a)  Gleiche  Bichtnng.  —  Das  Verbältnise  O/H  der 

beiden  Polarisationen  ist  desto  grösser,  je  öfter  und  liingcr 
die  Rlectrudun  in  dersolhen  Richtung,  sei  es  durch  die  gleiche 
(1  Daniell,  1  Oliromsäureel.,  cf.  den  ersten  Abschnitt)  oder  «lurch 
eine  grössere  Kraft  (I  Chromsäurcel.  vor  1  Daniel!}  polarisirt 
waren.  Eino  lange  Polarisirung  durch  1  Daniel!  fördert  keine 
80  hohen  Werthe  von  0/Hy  wie  eine  dem  Daniell  vorher- 
gegangene Polarisirung  durch  1  Ohromsäure. 

Der  auf  eine  Zunahme  von  O/H  zielende  Einfluss  früherer 
Kräfte  verschwindet  wieder  mit  verschwindender  Polarisation 
der  Electroden,  aber  er  ist  nicht  immrr  dMnn  am  grössten, 
wenn  dieselbe  an  beiden  eine  möglichst  hohe  ist. 

Zunächst  darf  nämlich  die  restirende  £.  K.  der  Polari- 
sation nicht  grösser,  als  die  anzuwendende  polarif^irondc  Kraft 
sein,  da  sonst  bei  der  Schliessung  des  Kreises  die  £lectroden 
zuerst  entgegengesetzt  poUrisirt  werden  —  wodurch  sehr 
complicirte  Verhältnisse  entstehen  k5nnen. 

Sodann  aber  iiän^t  die  Grösse  des  Kintiusses,  welchen 
vorhergegangene  Polurisiruugen  auf  das  Veiliältniss  O/H  bei 
einer  nachfolgenden  ausüben,  auch  von  dem  Verhältnisse 
der  restirenden  Polarisationen  ab:  Je  grösser  O/H  vor  dem 
Beginne  einer  neuen  Polarisirung  ist,  desto  grösser  ist  es 
auch  während  derselben. 

Hierdurch  erklärt  sich,  dass  durch  wiederholte,  unter- 
brochene Einwirkung  einer  polarisirenden  Kraft  ein  grösserer 


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m 


Q  Mromme, 


Werth  von  O  /  H  —  aei  es  überhaupt  oder  nur  rascher  — 
erreicht  werden  kann,  als  durch  lauge  und  antmterbrocheoe 
Wirkung.  Es  tritt  diee  n&mlich  dann  ein,  wenn  w&hiend 
der  Unterbrechungen  die  Hp.  auf  einen  kleinen  Werth  sinkt, 
aber  die  Op.  gross  bleibt 

Tab.  11.  TrogfÖrmiges  Voltameter,  lufthaltig,  Electroden 
polarisationsfrei.    Polarisirende  Kraft  1  DauielL 
Nach  sechsstündiger  Folarisirung: 

0  =  85,1,    H=22,l,    O/H -3^. 
Unterbrochen.  Nach  Ijö«'^»:    0  =  68.  H  =0. 

Geschlossen.         O  «  86,4,   H»20,7,   O/H  »4,17. 
Unterbrochen,  Vj^^  lang. 

Geschlossen.        0»«86,7,  H»20,0,  0/H«i3$. 
Trotzdem  also  schon  6^  lang  polaristrt  worden  war, 

wuchs  O/H  dennoch  -  infolge  der  dreimaligen  Unterbrechung 
—  in  wenigen  Minuten  merklich  an. 

Tab.  12.  Voltameter  I,  luftleer.  Die  £iectroden  M 
früher  nur  durch  1  Daniell  polarisirt  und  jetzt  fast  Tollkom* 
men  polarisationsfrei.  Polarisirende  Kraft  a  l  GhromsftnreeL 
gibt  die  Ablenkung  210,3  Scalen th.  =1,7  Daniell. 

70       140       280       480       560       650  800 
H        90,1       -         89,S      -        89,1       —  S8»8 

O       —       118,8      --       nn.i»  119.1)  — 

H  +  0  2oSS3  iosiö 

Unterbrochen.    :Nach  8"  '" :  H  =  34 ,          O  «  52. 
Geschlossen. 

80        180  240  300 

H        —          —  82,2  — 

O       128,8      126,8  —  128,6 

O  /  H  war  also  infolge  der  Unterbrechung  gewachsen,  OBd 
nahm  weiter  noch  stark  zu. 

Unterbruchen.    Nacii  7"»"»:      H  =  24,  O  =  U9. 

Geschlossen.         H  =  7t),8,  also  nochmals  kleiner. 

Unterbrochen.    Nach  l"»:        H  =  ü,  0  =  50. 
Das  Ohroms&ureeL  durch  1  Daniell  ersetzt: 
  H«20,ö,   0«10U,   O/H«  4,9i) 

1)  Eine  den  Beobaebtuugen  in  Tab.  12  vorbergegaugeoe  VdA 
sirung  durch  1  Daniell  hatte,  obwohl  IVi**  wSluend,  nur  zq  dem  WcK^ 
O/H  a  1,62  geführt. 


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J^oiariioäon  durch  schwache  Kri^te,  509 

^ach  2°^  wieder  durch  das  ChromsäureeL  polansirt; 

H  =  67,2,   0==  141,6,   0/H=  2,11, 
O/H  ist  also  nochmals  gewachsen. 

Am  folgenden  Tage  waren  beide  Polarisationen  sehr 
nahe  gleich  Null 
1  Daniell  gab: 
l»toH«67,6.   2»»  0-54,9  \    ,     n/n^  i 
3»to  H  =  64,4,    4-'°  O  -  57,6  /  *****  ^/^  <  ^' 
1  ChromsäureeL  gab  darauf: 

H-81,8,    0=127,9,   0/H=  1,56. 
Unterbrochen.    Kach  10"»^:    H »  29,  O  ■=  70. 

1  Daniell  gab  dann: 

H»29,6,   0»  93,6,   O/H»  9,16, 
und  nach  9"*»:        H-*25,8,  0«  96,8,  0/H^  8,76. 

Tab.  18.  Die  folgenden  Versuche  bezweckten,  den  Ein« 
fluss  festsnstellen,  welchen  die  Polarisation  nur  einer  Elec- 
trode auf  das  Verhältniss  O/H  der  durch  eine  nachfolgende 
Kraft  erzeugten  Polarisationen  ausül)t. 

Es  wurde  deshalb  in  das  trogförmige,  lultlialtige  Volta- 
meter zwisclien  die  beiden  Electroden  zeitweilig  noch  eine 
dritte  eingeflihrt,  welche  als  Anode  diente,  wenn  nur  die 
Kathode,  und  als  Kathode,  wenn  nur  die  Anode  polansirt 
werden  sollte. 

Voltameter  dnrch  1  Daniell  geschlossen.   Nach  längerer 

Zeit:  0=86,0,  H  =  39,2,    O/H  =  2,20. 

Anutle  10"'"  lang  durch  1  ChromsäureeL  polarisirt. 
Unterbrochon.  0  =  62,  H=10. 

Ge«5chIossen  durch  1  DanielL 

imm  0  =  90,6,   2"»"'  H  =  34,5,   8"*°  0  =  89,3. 
Unterbrochen.   I^ach  5«»"»:  0  =  54,  H«12. 

Geschlossen.      1"*>»  H»*84,8,  2»*»  0^88,7,  0/U=2,55. 

Kathode  lO"*'*  lang  durch  1  Chroms&ttreeL  polarisirt: 
Unterbrochen.  0»35,  Hb:18. 

Geschlossen  durch  1  Daniell. 
T*»  H  =  37.4,    2™'°  0  =  8ü,2,    3"'"  H  =  37,8,    O/H  =  2,30. 
Unterbrochen.    Nach  5"»''»:  0=^b^,  Hsl5. 

Geschlossen  durch  1  DanielL 

l»i»  0=88,3,   2-»"  H=86,0,  0/H«2,45, 


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510 


G  Fromme» 


Am  folgenden  Tage  wurde  durch  l  Daniell  20"'°  lang 

polaiisirt:                 0  =  87,5,           H=30.ü,  O  H=2,2l. 
Anode  15 lang  durch  l  Ghroiusäureel.  polarUiit: 

Unterbrochen*  0=69,  H=— 3.^) 

Geschlossen  durch  1  DanielL 
1«»»  H«30,6,   2«*»  0«93,7,  %^  fl=:33,0, 

12"^»  H^360,  13»«»  0«i89,8,  14«*»  H«36,0,  O/H=2,50. 

Unterbrochen.   Nach  6<^:              0«64,  H»4. 

Geschlossen. 
l»*n  0  =  91,2,   2^«  H  =  34,8,    3™'«  O=-90,0, 

4»'"  H  =  35.5.  14™'°  H  =  35,7,  15°»*"  0=88,8,  O/H=2,40. 

Kathode  30°^^  lang  durch  1  Chromsäureel.  polarisirt: 

Unterbrochen.                               0»36,  Hsl9. 

Geschlossen  durch  1  DanielL 
1»««  H«37,8,  2"*  0-86,4,   3»«"  H«86,4, 

13«**  H-84,3,          0=88,1,  15«»»  fl=34,0,  0/  H«2^ 

Unterbrochen.    Nach  5«»»:              0  =  65,  H=3. 

Geschlossen  durch  1  Daniell. 
irntn  H  =  30.1,    2°^°  0  =  90,9,    3"»'"  H=31,4, 

gmin  ii=33,0,   9«°'»  0=89,1,  0/H««,7a 

Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dass  auf  das  wih- 
rend  der  Wirkung  einer  Kraft  bestehende  Yerhältnlss  0/H 

dasjenige,  welches  vor  dem  Beginne  ihrer  Wirkung  besteht, 
von  dem  grössten  Einflusse  ist.  War  die  restirende  Op. 
gross  im  Verf^leich  zu  der  Hp.,  so  ist  unter  der  Wirkung 
der  folgenden  Kraft  auch  O/H  gross  und  nimmt  ah.  War 
umgekehrt  die  Op.  klein  im  Vergleich  zu  der  Hp.,  so  ist 
auch  nachher  O/H  zuerst  kleiner,  nimmt  aber  zu. 

Die  Wirkung,  welche  die  Polarisirung  nur  einer  Elec- 
trode auf  das  Verbftltniss  O/H  bei  einer  folgenden  Polari- 
sirung  beider  Electroden  zugleich  hat,  ist  also  grossentheib 
vorübergehend,  die  dauernde  Wirkung  ist  bei  den  obig  Q 
Versuchen  nur  gering  und  besteht  in  der  schliesslichen  Er- 
reichung eines  etwas  grösseren  Wertbes  von  O/H,  mag  die 
Kathode  oder  die  Anode  vorher  polarisirt  worden  sein. 

1)  Das  negative  Vorzeichen  bedeutet,  dass  an  der  Kathode  eine  Op> 
bestand.  Cf.  d.  8.  Abscbn. 


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Polarisatian  durch  schwache  Kräfte, 


511 


Tab.  14.  Trogf()rmij?es  Voltameter,  lufthaltig.  Das 
Daniell  gab  O  =  91,1,  H  =  30,7,  O/H  =  2,97. 

Nun  wurde  der  Kathode  unter  Zuhülfenahme  eines  dritten 
Platinbleches  (cf.  die  Tab.  13)  eine  Polarisation  H  =  101 
ertheilt,  welche  (cf.  den  6.  Abschnitt)  die  Eigenschaft  besass, 
im  geöffneten  Kreise  anf&nglich  langsam,  später  rascher  und 
endlich  wieder  langsamer  zu  verschwinden.  Während  noch 
U  =  101  war,  wurde  wieder  durch  das  Daniell  geschlos- 
sen.  Fig.  4. 

1       »        5       7      17      19     36     87     88     89  40 
H    101,3    —      100,5   —      —      98,8    90,2   —      8Ö,7   —  81,2 
0     —     20,5     —     20,9  21,5    -      —     82,4    ~     87,4  — 


/«in  4}  42  48  44  45  46  47  48  58  59 
H  —  76,0  -  65,0  -  58,2  —  47,8  89,2  — 
0     43,0    —       ÖÜ,5    —      63,5    —      12,0    —      —  82,1 

Nach  4>/,»»  war:  H  -  31,1,  0  =  87,4,  U  H  =  2,81.  Auch 
iiier  bleil)t  also  der  durch  die  restireude  grosse  Hp.  gebotene, 
anfänglich  kleine  Werth  von  O/H  nicht  bestehen,  sondern 
Dach  Ablauf  längerer  Zeit  wird  der  vor  der  einseitigen 
Polarisirnng  beobachtete  Werth  nahezu  wieder  erreicht 

Der  obige  Versuch  entspricht  insofern  dem  in  Tab.  1 
des  1.  Abschnittes  beschriebenen,  als  im  Beginn  der  Polari- 
sining  durch  das  Daniell  hier  wie  dort  die  Hp.  gross  und 
die  Up.  klein  war.  Aber  während  dort  die  durch  das  Daniell 
selbst  erzeugte  Hp.  im  Anfang  am  schnellsten,  und  später 
immer  langsamer  sicli  vermindert,  nimmt  hier  die  vom  Da- 
niell vorgefundene  Hp.  anfänglich  langsam,  dann  rascher  und 
endlich  wieder  langsamer  ab,  nämlich  nach  demselben  (iesetz^ 
nach  welchem  sie  auch  im  offenen  Kreise  ohne  Polarisirnng 
durch  den  Daniell  abgenommen  haben  wurde.  Die  Op.  ergftnzt 
auch  jetzt  die  Hp.  sehr  nahe  zur  E.  K.  des  Daniells. 

b)  Entgegengesetzte  Richtung.  —  Tab.  15.  Trog- 

förmiges  Voltameter,  lufthaltig,  polarisationstVei.  1  Daniell 
gab  nach  15™'°  langer  Wirkung:  H  =  44,8,  O  =  74.1, 
(j  +  H  =s  118,9.   Kichtung  der  Polarisirung  umgekehrt  auf 


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512 


C.  Fromme, 


40        90        ISO  1560 
U         tT,3      —  274  32,!^ 

0  —        86,5        —  86,0 

H-hO  113,8  118,5 

Tab.  16.     Voltameter  I,   luftleer.     Polarisirt  durch 
1  Dauiell.    Nach  langer  Zeit  ist  O»80.0,  ja:»31,4  Bich-  . 
tung  der  Polarisurong  gewechselt,  <»0"*«: 

30        40         90  ISO 
H  12,4      14,4  19,4 

O  —        —  91,9  — 

Tab.  17.  Voltameter  1,  luUhaitig,  Polarisirt  durch 
1  Daniell.  Nach  langer  Zeit  ist  0  =  83,0,  H  =  47.5.  Rieh-  . 
tuog  der  PolarisiruDg  gewechselt:  40***=:  H=21,7,  HO"*:  I 
0=111,0.  Unterbrochen.  Nach  5"'°  bestand  an  der  Anode 
(im  Sinne  der  ersten  Richtung)  die  Op.  —  26  und  an  der 
Kathode  die  Op.  » 16.  Es  war  also  an  der  früheren  Anode 
die  Op.  unter  der  letzten  Hp.  wieder  sum  Vorschein  gekoin< 
men,  w&hrend  die  Hp.  an  der  früheren  Kathode  durch  die 
letzte  Op.  überwältigt  war. 

Die  Versuche  zeigen,  dass,  wenn  bei  der  Polarisirung 
durch  1  Daniell  die  Richtung  gewechselt  wird,  eine  klei- 
nere Hp.  und  eine  grössere  Op.  erscheint.  Die  Hp.  nimmt 
zu,  aber  nicht  bis  zu  dem  bei  der  ersten  Polarisirung  inne* 
gehabten  Werthe,  die  Op.  dagegen  bleibt  auf  ihrem  grosseren 
Werthe  etwa  stehen.  Die  Gesammtpolaiisation  ist  also 
anfangs  kleiner  als  yorher,  erreicht  aber  nach  einiger  Zeit 
den  früheren  Werth  wieder.  O/H  ist  durch  die  UmkehruDg 
der  Rirhtung  der  Polarisirung  dauernd  grosser  geworden. 

Tab.  18.  Trogförmiges  Voltameter,  lufthaltig.  1  Chrom- 
sftureel.  ertheilte  der  Kathode  die  Hp.  =  94)0,  Wurde  sie  son  ! 
zur  Anode  gemacht»  so  zeigte  sie  die  Op.  ^  96,0,  welche  in 
9 min  i^^f  g^^3  abnahm.  Machte  man  sie  wieder  zur  Kathode. 
80  war  ihre  Hp.  sofort  77  und  wuchs  in  4"*'  auf  90.3,  in 
j4«io  j^uf  91,6;  und  wurde  sie  endUch  nochmals  ADude,  so 
fand  sich  ihre  Op.  nach  l"''"  zu  96,5  und  nach  0"«'"  zu  91.9. 

Demnach  hat  die  Umkehrung  der  Polarisationsrichtung 
bei  1  Chromsäureel.  aniUnglich  die  gleiche  Wirkung  wie  bei 
1  Daniell,  indem  sie  die  Hp.  yermindert  und  die  Op,  erhöht 


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J^oiarisaiion  durch  schwache  Kräfte, 


513 


Die  Hp.  nimmt  nun  mit  längerer  Dauer  der  ent^^egen- 
gesetzten  Polarisirung  zu,  die  Op.  aber  ab,  und  die  Summe 
beider,  welche  anfangs  kleiner,  als  bei  der  ersten  Bichtung 
der  Polarieirung  war,  nähert  sich  wieder  ihrem  ersten 
Werthe  an. 

Polarisirt  man  aber  saerst  nar  eine  der  Electroden  — 
unter  Einfügung  eines  dritten  PUtinbleebes  —  nnd  darauf 

beide,  wobei  die  vorher  rjeutial  gebliebene  Electrode  jetzt 
zur  Anode  gemacht  wird,  wenn  die  vorher  polarisirte  Anode 
war,  und  zur  Kathode,  wenn  es  die  vorher  polarisirte  war, 
so  zeigt  nun  die  zuerst  neutral  gebliebene  Electrode  immer 
die  grössere  abnehmende  und  die  vorher  polarisirte  immer 
die  kleinere  zanehmende  Polarisation,  da  an  ersterer  die 
£ntwickelang  der  nenen  Polarisation  kein  Hinderniss  findet, 
an  letzterer  dagegen  die  restirende  entgegengesetzten  Zeichens 
der  Entwickelung  der  neuen  im  Wege  steht. 

Tab.  19.  Das  trogfdrmige  lufthaltige  Voltameter  wurde 
während  kurzer  Zeit  durch  eine  grössere  E.  £•  polarisirt, 
nach  deren  Entfernung  sich  die  Polarisationen: 

Hp.  =  96,    Op,  =58 

ergaben.  Nun  wurde  durch  1  GhromdlnreeL  in  der  entgegen- 
gesetzten Richtung  polarisirt,  fsQ*^. 

/-«•«^  40  dO  140  200  260  SlO  360  410  470  580  700 
H  37  -  45  —  54  —  60  _  65  68  70 
O      —    102    —     102    —     100    —  —     —  — 

Von  den  restirenden  Polarisationen  war  H  >  0,  trotz- 
dem ist  auch  hier  bei  entgegengesetzt  wirkender  Kraft  H<0. 

Wiihrend  aber  die  iip.  mit  der  Dauer  der  Polarisirung 
lu'trachtlich  zunimmt,  ändert  sich  die  Op.  nur  wtnig  im 
Sinne  einer  Abnahme.  Die  Gesammtpoiarisation  nimmt 
also  zu. 

Tab.  20.  Der  einen  Rlectrode  des  trugfiiriingeu ,  iuit- 
haltigen  Voltameters  wurde  durch  2  Chromsäureel.  eine  Hp.  =  90 
mitgetheilt,  während  die  andere  neutral  blieb.  Darauf  wur- 
den beide  durch  1  Daniell  polarisirt,  wobei  nun  aber  die 
zuerst  polarisirte  als  Anode,  die  neutrale  als  Kathode  diente. 

lau.  d.  Pl^t.  tu  ClMU.  N.  P.  XZIX.  88 


514 


C,  Fromme, 


i*^  90  60  240  260  300  860  4S0  480 
O  2  16  —  —  47  66  —  72 
H—     —      93      85     —      —       47  — 

Die  Polarisation  der  jetzigen  Anode  nimmt  zuerst  rasch 
zu,  indem  an  Stelle  der  vorhandenen  Hp.  eine  kleine  Op. 
tritt  Diese  ändert  sich  znn&chst  zwischen  60*^  nnd  300** 
langsamer,  dann  rascher  nnd  endlich  wieder  langsamer. 

Wurde  nnn  unterbrochen,  so  bestand  nach  1^*^  an  der 
zuletzt  als  Anode  polarisirten  Electrode  eine  Hp.  —81,  nach 
2^^  eine  Hp.  =  92. 

Bei  noiior  Pnlarisirung  wiederholte  sich  die  in  der  Ta- 
belle geschilderte  Zunahme  der  Up.  und  Abnahme  der  Hp. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  die  Op.  hohe  Werthe  erreichte, 
welche  den  unter  normalen  Verhältnissen  beobachteten  aicht 
fem  stehen,  während  doch  bei  der  Unterbrechung  die  gross« 
Hp.  fast  augenblicklich  und  ungeschwächt  wieder  zu  Tage  tnt 

5.  Einfluss  des  Yerhältnisses  der  Eleetrodenflftehen. 

Tab.  21.  In  dem  trogförmi^cn.  lufthalticren  Voltameter 
waren  die  in  die  verdünnte  Schwefelsäure  emtauchenden 
Theile  der  Electroden  ursprünglich  von  gleicher  Grosse. 
Durch  fiöherheben  konnte  bei  jeder  der  Electroden  die 
wirksame  Fläche  bis  auf  weniger  als  die  HäUte  TerUeiaert 
werden.  Polarisirende  Kraft  »  i  DanielL 


Der  Versuch  zeigt,  dass  die  Polarisation  einer  Ele  - 
trode  desto  mehr  auf  Kosten  deijenigen  der  anderen  wächst, 
je  kleiner  ihre  Fläche  im  Vergleich  zu  deijenigen  der  ande» 
ren  gemacht  wird. 

6.  Das  Verschwinden  der  Polarisationen. 

a)  im  offenen,  b)  im  geschlossenen  Kreise. 

a)  Das  Verschwinden  der  Polarisationen  ist  bisher  nicht 
gerade  häufig  zum  Gegenstand  von  Untersuchungen  gemacht 


El.  gleieli    An.  verkL    El.  gleich  ,  Rath,  verkl.    £1.  gleich 


I 


0 
H 


54,2      I      59,6  50,9     j       46,1  58,7 

30,4      i     25,2  33,1     i       36,1       |  29,4 


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Fohrwütum  durch  sehwache  Kräße, 


515 


worden.  Bernstein^)  mass  das  Terschwinden  der  Ge- 
sammtpolariBatioii,  und  zwar  vorzugsweise  im  dauernd  ge* 

schlossenen  Kreise"),  indem  er  zu  gewissen,  genau  messbaren 
und  sehr  kleinen  Zeiten  nach  Aussclialtung  des  polarisiren- 
flen  Elements  die  durch  den  Polarisationsstrom  liervor- 
gebrachte  Ablenkung  eines  (Tiilvanometers  beobachtete.  Diese 
Versuche  gestatten  also  keinen  Einblick  in  die  Besonder- 
heilen, welche  bei  dem  Verschwinden  einer  Hp«  oder  einer 
Opi  auftreten,  sie  geben  nur  ein  aus  beiden  zusammen- 
gesetztes Besultat. 

Beetz')  bat  einige  Versuche  angestellt,  bei  denen  er 
das  Verschwinden  der  Einzelpolarisationen  dadurch  maass, 
dass  er  eine  der  beiden  polarisirten  Electroden  auf  kurze 
Zeit  mit  einer  neutralen  und  einem  U.ilvaiiometer  zumlStroiu- 
kreise  verband.  Diese  Versuche  geben  also  zwar  das  Ver- 
schwinden der  £inzelpolarisationen  an,  aber  weder  im  dauernd 
geschlossenen,  noch  auch  im  dauernd  gedffneten  Kreise. 

Dagegen  beobachtete  F.  Streintz^)  mit  Hülfe  des 
7aadrantelectrometers  das  Verschwinden  einer  Hp.  im  dauernd 
geöffneten  Kreise;  seine  Versuche  sind  jedoch  an  Zahl  nur 
gering. 

Bei  meinen  folgend  beschriebenen  Beobachtungen  war 
es  wegen  der  meist  raschen  Aenderung  in  der  Einstellung 
des  Electrometers  nur  in  einer  kleineren  Zahl  von  li'ällen 
möglich,  in  der  Zeit  von  0  bis  30^  nach  Entfernung  der 
polartsirenden  Kraft  eine  Bestimmung  der  Polarisation  zu 
machen.  Dagegen  wurde  der  spätere  Verlauf  der  Polari- 

1)  Bernstein,  Pogg.  Ann.  165.  p.  177.  1875. 

2)  Ans  diesem  Grande  sind  die  Bernstein*8chen  Venuche  nicht 
geeignet,  bei  der  Dascossion  der  nnter  a)  beschriebenen  Versuche  som 
Veigleich  herangesogen  sn  werden,  da  das  Verschwinden  der  Polarisa- 
tionen im  geächlose^enen  Kreise  vorzugsweise  Folge  der  entgegcuge^ctztcu 
Polaiinmng  der  Electroden  und  nicht,  wie  im  offenen  Kreise,  der  Zer- 
streuang  der  Ionen  ist.  Aber  auch  bei  der  Discussion  der  unter  b)  mit» 
zutheilenden  Versuche  muss  ich  auf  d\o  Heranziehung  der  Resultate  von 
Bernstein  rer/iihten,  weil  diese  sieli  nur  auf  dea  der  Unterbrechung 
unmittelbar  folgenden  kleinen  Zeitraum  beziehen. 

3)  Beetz,  lV.<rg.  Ann.  70.  p.  106.  1850. 

4}  F.  Streintz,  Wied.  Ann.  17.  p.  841.  1882. 

33' 


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516 


C.  Fromme, 


sation  einer  desto  eiDgehenderen,  oft  stundenlangen  Beob- 
achtung unterzogen. 

Bei  den  ersten  Versuchen  wurden  in  derselben  Keihe 
beide  Polarisationen  gemessen,  sp&ter  habe  ich,  um  mir 
keine  der  Eigenthümlichkeiten  des  Verschwindens  entgeheo 
zu  lassen,  in  derselben  Beihe  immer  nur  eine  der  Polaii- 
satiunen  beobachtet. 

Tab.  22.  Die  folgenden  Beobachtungen  scliliessen  sich 
an  die  der  Tab.  1  an.  Das  luftleere  Voltameter  I  war  IVi^ 
lang  durch  1  Daniell  polarisirt  worden.   Fig.  5. 


t 

0 

'  AbnuliiuB 
pro  Min. 

f 

t 

H 

Aboibte 

pro  iliu 

0' 

S4,6 

.1  0" 

i  45,4 

40 

59,8 

1'  40 

89,6 

;^8.i 

3.5 

2  50 

öl).  7 

4,2 

1        4  0 

0,64 
9,51 

5  10 

44,b 

2,5 

[  20 

36,9 

8  50 

39,4 

1,4 

>       10  0 

86,0 

0.«5 

11  80 

.36,6 

1,05 

12  50 

34,8 

0.42 

15  10 

34,4 

0.60 

16  30 

0,52 

19  0 

32,5 

0,50 

20  10 

31,1 
29,9 

22  40 

90,9 

0,44 

24  0 

o,ai 

31  15 

27,7 

0,38 

'       32  35 

26.4 

(1.41 

41  35 

25,4 

0.22 

42  45 

52  ö 

24,2 

0,11 
0,17 

53  25 

19,7 

58  S5 

28,1 

r      59  45 

18,5 

0,19 

\^ 

9  25 

22,6 

0,0> 

10  45 

15,.S 

0,27 

1 

•20  45 

21,1 

0,13 

1    21  55 
:  1    31  25 

13,6 

O.IT 

1 

30  5 

20,6 

0.05 

12,3 

0,H 

l 

41  5 

20,1 

0,05 

1    42  25 

IM 

o,u 

0,05 

3 

5  45 

16,5 

0,04 

8     6  55  ! 

6,7 

Die  Hp.,  welche  im  Augenblick  der  Unterbrechung  klei- 
ner als  die  Op.  ist,  bleibt  immer  die  kleinere,  bei  ^sB22'iO 
n&hert  sie  sich  der  Op.  am  meisten  an.  Bis  su  diesem  Zeit- 
punkte nimmt  sie  langsamer  als  die  Op.  ab,  nach  demselbes 
rascher.  Aber  auch  wenn  man  die  Abnahmegeschwindig* 
keiten  der  Hp.  und  der  Op.  bei  gleicher  Grösse  derselben 
miteinander  vergleiclit,  kommt  man  zu  demselben  Ke^sultit. 
dass  die  Hp.  bei  grösseren  Werthen  langsamer,  bei  kleine- 
ren aber  rascher  als  die  Op.  abfällt.  Die  Abnabmegeschwic- 
digkeit  der  Op.  wird  continnirlich  kleiner,  die  der  fip.  nimmt 
bis  zu  einem  Minimum  ab,  darauf  bis  zu  einem  Maximus 
zu  und  endlich  conünuirlich  ah.   Das  Maximum  der  Ab* 


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J^olarisation  dureh  achwache  Kräfte, 


517 


nabmegeschwindigkeit  tritt  bei  einer  Grrösse  der  Hp.  von 
0,31  Daniell  ein. 

Tab.  23.  Das  luftleere  Voltameter  I  wurde  korse  Zeit 
durch  1  Daniell  polarisirt  Als  H»61,8,  0»49,3  war, 
wurde  unterbrochen  und  das  Verschwinden  der  Hp.  beob- 
achtet. Nach  lJU  wurde  wieder  geschlossen,  und  als  0  =  52.8 
war,  unterbrochen  und  das  Verschwinden  der  Up.  verfolgt. 
Fig.  6. 

0  20  HO  40  üO  60  70  80  90  100  HO  120 
H  61,8  49,2  45,4  48,0  41,2  39,7  38,9  38,1  37,2  36,7  36,2  35,7 
0      52,3  41,0  45,5  44,5  43,6  42,9  42,1  41,6  41,0  40,7  40,2  39,8 

Die  bei  f  =  0"  grössere  Hp.  nimmt  hier  bis  zum  Ab- 
bruch der  Beobachtungsreihe  rascher  als  die  Op,  ab  und 
wird  daher  schon  nach  HO"  bis  4U '  kit  iner  als  diese.  Die 
Abnahmegeschwindigkeiten  werden  bei  beiden  Polarisation  on 
mit  wachsender  Zeit  continuirlich  kleiner  bis  zu  dem  (früh« 
zeitigen)  Abbrach  der  Reihen. 

Tab.  24.  Das  noch  nicht  polarisirte,  luftleere  Volta- 
meter II  ^)  wurde  durch  1  Daniell  polarisirt.  Nach  I  Minute 
war  H  =  75,S,  0  =  53,0,  nach  25  Minuten  dagegen  Hj  =  47,7, 
ü.  «  Darauf  wurde  unterbrochen. 


fmin 

9 

1 

6 

8 

11 

18 

23 

53 

0. 

81,1 

69,9 

68,2 

55,6 

51,3 

46,7 

44,0 

35,9 

28,6 

9 

2 

4 

7 

9 

1« 

14 

22 

54 

47,7 

12,4 

6,8 

.  4,0 

3,0 

2,8 

l|8 

0,9 

-0,9 

Hier  nimmt  die  kleinere  Hp.  zuerst  sehr  viel  rascher, 
bald  aber,  nach  Erreichung  kleiner  Wnthf  .  langsamer  als 
die  Op.  ab.  Nach  &3"^  besitzt  die  Kathode  eine  kleine 
Op.  Nach  16^  war  H«0,  O »  11.  Wurde  darauf  nur 
I"''  lang  durch  1  Daniell  geschlossen,  so  war  schon  wieder 
H  =^  48,3,  O  =  81,3.  Nun  wurde  die  Abnahme  der  Hp.  be- 
obachtet, nach  2"'"  wieder  auf  1"'"  geschlossen  und  dann 
die  Abnahme  der  Op.  verfolgt. 

1 )  Die  AnfaugspotentialdifferenzeD  waren:  au  der  Kathode  +  0,6  8ca- 
lenth.,  an  der  Anode  +0,7  Scalenth.  Das  -t-Zeichan  bedeutet,  daas  die 
AUenkttog  Dach  dereelben  Seite  erfolgte,  nach  welcher  die  oaehherige 
Potoriaation  der  £teetrode  die  Nadel  des  Eleetrometers  ablenkte. 


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518 


C,  fromme. 


Die  Grösse  der  Abnahme  in  je  10"*^  betrug: 

H,  :  17,6  7,5  1,5  2,5  1,7  1.3  1.0  0,8  0,7  0,5  0.5  Ö.5 
0,  :    7,5     2,6     1,7     1,2     1,1     (i.H     0,8     0,7     0,7     0,7     0,6  0.5 

Die  Gesiiniratalmahine  iii  den  2'"'"  betrug  demnach  bei 
H  =  39,1  und  bei  O  »  19,0,  war  also  grösser  als  nach  der 
25  min  langen  Polarisirung. 

Darauf  wurde  10°^  lang  geschlossen  —  nach  welcher 
Zeit  H:47,5  und  0:81,8  war  —  und  die  Abnahme  der 
Up.  während  4">^  gemessen,  wieder  auf  4  "'^^  geschlossen  und 
dann  die  Abnahme  der  Hp.  beobachtet. 

Die  Abualiüie  in  je  lO***  betrug: 

beiHa:  8,2  6,5  5,5  4,0  3,0  2.2  1,7  1,2  1,1  0,8  0,9  0.^ 
bei  U3 ;    5,2    2,2    1,5    1,0    0,8    0,7    0,7    0,5    0,6    0,4    0,6  »>.4 

bei  H, :  0,5  0,6  0,4  0,4  0,4  0,2  0,4  0,3  0,2  0,2  0,2  0.3 
bei  O« :   0,4    0,4    0,4    0,4    0,3    0,4    0,5    0,3    0,8    0,4    0,2  IM 

Die  Gesammtabnahme  in  den  4  ^  betrug  denuiacb  bei 
H:89,8;  und  bei  0:19,0;  ist  also  jetzt  wegen  der  sehn* 
mal  längeren  Polarisirung  nur  etwa  ebenso  gross,  wie  Tor* 

her  in  2"'".  b^ia  Vergleich  der  einzelnen  Zahlen  der  beiden 
Reihen  zeigt,  dass  die  Abnahme  der  Op.  infolge  der  länge- 
ren Polarisirung  durchaus  kleiner  geworden  ist,  dass  dageg  n 
hei  dor  Hp.  nur  in  den  ersten  20"**^  eine  geringere,  vuu  tia 
bis  120***'  aber  eine  grössere  Abnahme  eintrat.  Die  gra- 
phische Darstellung  liefert  daher  für  die  Hp.  eine  mit  zu- 
nehmender Polarisationsdauer  weniger  gekrümmte  Corre. 
Die  graphische  Darstellnng  alter  Versuche  findet  sich  in  Fig.  «•  i 

Tab.  25.  Beim  luftleeren  Voltameter  I  wurde,  nachdem 
es  4^/,,  lang  durch  1  Daniell  polarisirt  war,  das  Ver- 
schwinden der  Polarisationen  beobachtet.  Die  Hp.  nnhm 
sehr  rasch  ab,  sie  betrug  unmittelbar  vor  der  Unterbrechung 
20A  nach  1':  13,6  nach  10':  5,8,  nach  40':  39.  Ich  gebe  aus- 
führlich nur  die  Messungen  der  Op.   Pig.  8. 

^'»>'    0      2       4      7      9       12     14      17      19     22     24  ft 
0    81,1   69,1  64,8  6l,S  60,2   57,7    56,6   54,9    54,5   53.2   52,5  5U 

r*'""     2»      ft2     34      ;i7      B9       42      44       49      56  72  7? 

U    50,ö   49,2   48,7    47,5    IT.I     IT).»;    4:.,n    4.S,2    4(».4    Bs.l    S'oS  34.ä 

/'"'     !»0    101     112    122    132      143    155      1(56     176     187     197  2W 
O    ;i2,6  31,1   30,7   2d,7   29,1    28,5    27,»    27,2    26,7    26,5    2b^  ^ 


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Fölarisation  durch  sehwache  Kräfte» 


519 


Die  Abnuliuiegeschwindigkeit  nimmt  zuerst  ab.  bleibt 
dann  einige  Zeit  constant  und  nimmt  weiter  wieder  ab.  Die 
CuiTe  enthält  daher  ein  geradliniges  Stück,  an  dessen  beiden 
Enden  ein  Maximum  der  Kr&mmung  liegt 

Tab.  26.  Das  trogförmige,  lufthaltige  Voltameter 
wurde  wfibrend  25  ""^^  durch  1  Daniell  polarisirt  HaSO,!. 
0  —  83,9.  Dann  wurde  unterbrochen  und  das  Verschwinden 
der  Hp.  während  1  beobaclitet.  Wieder  wurde  1  lang 
durch  das  Daniell  polarisirt  und  dann  das  Verschwinden 
der  Üp.  (O  =  84,4)  untersucht. 

i-^  0  15  20  2»  30  40  50  60 
H     89,1    11,6     9,4     8,6     6,1    7,1    6,5  5,9 

0       20      30      40     50     60     70      »0     90    100    110  120 
0     84,4   61,9    66,4    65,3    64,8  63,4    62,6  62,2  61,5  61,0  60,5  60,1 

Die  Hp.  verschwand  also  sehr  rasch,  sie  nahm  in  den 
ersten  20  um  29,7,  die  üp.  aber,  obwohl  mehr  als  doppelt 
so  gross,  wie  die  Hp.,  nur  um  16,5  ab. 

Tab.  27.  Das  luftleere  Voltameter  I  wurde  während 
13"^  durch  1  GhromsäureeL  polarisirt  und  dann  w&hrend 
7»to  das  Verschwinden  der  Hp.  (H^  =  89,0)  beobachtet 
Darauf  wurde  es  wieder  5"'°  lang  polarisirt  und  während 
7"^  das  Verschwinden  der  Op.  (0=128,6)  beobachtet. 
Nach  einer  weiteren  Polarisirung  von  1  Dauer  bestimmte 
man  nochmals  während  3  ^  das  Verschwinden  der  Hp, 


Abnahme  in  je  10  folgenden  Secunden 


H,      89,0     20,8      1,U    Ü,T     U,T     0,8     1,0    0,7     0,8    0,7     0,8  0,9 

0  ,  128,6    32,0  :    1,8     1,2     1,0    0,9     1,0    0,9    0,8    0,8    0,7  0,9 

H«'    76,8    28,S  I   2,5    2,2    2,0    2,1    1,7    1,6    1,6    1,5    1,0  1,1 

Abnahme  in  10  Secunden 

H,      0,8     1,2     1,6     0,8     0,9     0,9     0,9     1,0     0,8    0,9    0,9    0.7  0,8 

0      0,8    0,6    0,6    0,8    0,6    0,6    0,7    0,6    0,6   0,6   0,5   0,6  0,5 
0,7    0,7  <»,7 

Abnahme  in  10  Secunden 

Hl     0,9  0,7  0,6  0,7  0,6  0,5  0,6  OA  0,4  0.5  0,4  0,5  0,8  0,4  0,4 

0      0,5  0,4  0,6  0,4  0,5  0,5  0,4  0»5  0,8  0,5  0,3  0,5  0,4  0,2  0,4 


I  Jo  bU  40, 


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520 


CL  Fromme, 


Während  sowohl  ijei  O  als  bei  H_,  die  Abnahme- 
geschwindigkeit  contiauirlich  fällt,  nimmt  sie  bei  dem  nach 
einer  l&ngeren  PolariBirnng  erhaltenen  zuerst  ab,  wächst 
wieder  kurze  Zeit  an  und  nimmt  weiter  ab.  Das  Maximum 
liegt  bei  einer  Hp.  «>  0,49  Daniell.  Die  Ursache  für  H|<Hj 
siehe  in  Tab.  12  des  3.  Abschnitts.  H,  nimmt,  weil  dnrdi 
eine  kürzere  Polarisirung  erhalten,  rascher  ah  ab. 

Tab.  28.    Das  luftleere  und  bis  dahin  nur  durch 
niell  kurze  Zeit  polarisirte  Voltameter  11  war  4  lang 
durch  1  Ohroms&ureel.  polarisirt  worden. 

H        101,1        —       96,2       —     93,9       -       91,4  87,5 
O        114,7      78,7       —       74,1      —       72,5  - 

Weiter  verminderto  sich  zwischen  8  und  12"*°  in  je 

lO"**  die  Hp.  um  loigende  Betrage  (Fig.  9): 

0,6  0,5  0,6  0,6  0,7  0,8  1,0  1,0  1.2  1.,")  1.7  1,S 
2,8     2,6     2,8     3,0     8,0     8,0     3,U     2,d     2,2     2*0     1,8  1,4 

Die  Abnahmegeschwindigkeit  der  Hp.  nimmt  anftogs 
ab  (Minimum  »0,2  in  10**"),  darauf  zu  (Maximum  »8,0  in 

10  bei  einer  Grösse  der  Hp.  von  0,51  Daniell)  und  end- 
lich wieder  ab. 

Tab.  29.  Das  luftleere  Voltameter  XU  wurde,  nachdeoi 
es  bis  dahin  nur  durch  1  Daniell  während  kurzer  Zeit  ge- 
schlossen gewesen  war,  durch  1  Ghroms&nreeL  polarisirt)  aber 
unter  Einschaltung  von  ^«  5000  S.-E.  Nach  S"*"  mr 
0  »  87,7  ,  H  «  101,3.  Nun  wurde  unterbrochen  und  das 
Verschwinden  der  Hp.  während  90***  beobachtet.  Die  Ab- 
nahme in  je  IG"*"  betrug': 

2,2    5,5    15,5    30,Ö    17,5    8,5    3,0   2,0  1,4. 

Hier  nimmt  die  AbnahmegeBchwindigkeit  vom  Augeahüdc 
der  Unterbrechung  an  sofort  zu  bis  zu  einem  Mazimnin,  da» 
bei  Hp. »  0,5  Daniell  liegt,  und  darauf  ab. 

Tab.  80.  Das  lufthaltige  Voltameter  II  wurde  —  nach- 
dem es  aiii  gleichen  Tage  schon  mehrfach  })olarisirt  worden 
war  —  40  lang  durch  1  Chromskureel.  geschlossen  und  daßn 
das  Verschwinden  der  Hp  (H  ^.  88,2)  beobachtet  £a  betrag 
zwischen  0  und  180**°  die  Abnahme  in  je  10**": 


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Polarisation  durch  sehujacJte  Kräfte. 


521 


4,6    0,7    Oß    1.0    1,2    1,5    1,8    2,5    3,5    6,0    11,1    10,4    5,6  3,9 
3,1    2,4    2,U  2,0. 

Die  Abnahmegeschwindigkeit  zeigt  also  ein  Minimum 
uad  ein  Maximum,  letzteres  bei  einer  Grösse  der  restirenden 
Hp.  Ton  0,47  Daniell. 

Dann  wurde  wieder  5  ^  lang  polarisirt  und  darauf  das 
Verschwinden  der  Op.  (O  «  122)  verfolgt  Dieselbe  nahm 
in  den  ersten  20'**  um  27,2  und  in  je  10  weiteren  Secunden 
um  folgende  Beträge  ab: 

3,8    3,0    3,0   3,5    3,7    3,8    3,8    3,6    3,6    3,0    3,0    2,5    2,5    2,0  2,0 
1,9    1,6   1,5    1,8    1,3    1,2    1,1    1,0   0,9   0,8   0,8   0,7  0,8. 

Auch  bei  der  Op.  zeigt  sich  ein  Minimum  und  ein  fol- 

jendes  Maximum  der  Abnahmegeschwindigkeit.  Das  Muxi- 
11  um  tritt  bei  einer  Grösse  der  restirenden  Op.  Ton  0,65 
Daniell  ein. 

Die  graphische  Darstellung  gibt  l)'ig.  10» 

Tab.  31.  Das  fast  poliirisationstVeie,  luftleere  Volta- 
raeter  I  war  während  4°^*"  durch  1  ChromsäureeL  polarisirt 
worden.   i?'ig.  11. 


,  1 .1 

0 

0,5 

l 

3 

V> 

8 

11 

15 

19 

21 

25 

29 

u 

64,2 

34.7 

2d,3 

n,4 

14,2 

12,1 

10,1 

8,8 

7,d 

7,0 

6,5 

5,8 

*  min 

0 

2~ 

4 

7 

9 

18 

17 

23 

27 

81 

[) 

88,t 

43,2 

37,5 

83,0 

31,4 

29,3 

27,5 

25,4 

24,1 

23,0 

22,2 

33 

81 

41 

45 

49 

53 

57 

61 

65 

69 

78 

89 

H 

4,3 

4,2 

3,8 

8,6 

8,4 

8,2 

2,9 

2,8 

«tnin 

43 

47 

51 

55 

59 

63 

67 

71' 

75 

87 

100 

106 

0 

21,3 

•J0,5 

19,6 

18,G 

17,9 

17,3 

16,9 

16,4 

15,8 

14,8 

1H,2 

13,0 

Die  Abnahmegeschwindigkeit  f&Ut  bei  0  und  H  con« 
tinuirlich.  H  nimmt  zuerst  rascher  ab  als  O,  später  nach 
Erreichung  kleiner  Werthe  langsamer. 

Sodaiiü  wurde  das  Voltameter  5^'  lang  polarisirt. 

B. 

0        1        3        6       10      14      18      22      26      30  34 
H         64,3    32,3    29,9    27,3    ;iu._'    li;.r,    14,6    I3,:i    12,4    11,6  11,0 

0        2        4        8       iL'       k;       20      24      28      32  36 
O        91,6    71,0   66,5   62,9    60,9    58,7    56.0   54,3    52,6    51,8  49,8 


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522 


42      46      5U      54      58      62      66      70      74      78  »2 
H        10,3    10,0     9,6     9,4     9,1     8,6     8,6     8,5     8,2     ',9  T,» 

40      44      48      52      r.r,      60      64      68      72      76  SO 
O        48,6    47,5    46.4    45,8    44,6    43,7    42,6    41,5    40,5    39,6  38yb 

t"^      84     88     92     96    100    109    119    126  184 
O       88,0  87,0  86,5   85,6  85,8   83,9   32,7   82,0  81,8. 

Jetzt  sinkt  bei  der  Hp.  die  Abnahmegeschwindigkeit 
rasch  auf  ein  Minimum,  steigt  ebenso  rasch  wieder  auf  ein 
Maximum  —  bei  welchem  H»0,27  Daniell  —  und  nimmt 
weiter  wieder  ab.    Auch  bei  der  Op.  fällt  die  Abnahme- 

geschwindigkeit  bis  auf  einen  kleinsten  Werth,  steigt  wieder 
rascli  auf  ein  Maxini  um,  nimmt  ab,  bleibt  längere  Zeit  nahe 
constant  und  nimmt  endlich  wieder  ab. 

Bei  O  und  hei  H  ert'olgt  nach  der  5  ^  dauernden  Pola- 
risiruDg  die  Abnahme  langsamer ,  als  nach  der  4^  langen 
Polarisirung. 

Nun  wurde  das  Voltameter  w&hrend  15  ^  polarisirt  — 
O  »  83,8,  H  SS  58,5  —  und  das  Verschwinden  der  Hp.  be- 
obachtet. 

C. 

0       1      8      6      7       9      11     13     15     17     19  21 
H       58,5  81,4  80,8  30,5  80,2  80,1  29,5  29,4  28,8  27,5  24,9  22i 

2B      25     27     29     31      33      35     37     39     41  43 
H        19,9    17,9   16,2   15,3   14,4   13,7   13,2   12,7    12,2   12,Ü  11,Ö, 

Auch  jetzt  nimmt  die  Hp.  in  der  ersten  Minute  sehr 
raech,  dann  einige  Zeit  sehr  wenig,  wieder  rascher  und  end- 
lich zunehmend  langsamer  ab.  Das  Maximum  der  Abnahme- 

gesch\vin(lifz:keit  liegt  wieder  bei  H  —  0,27  Daniell. 

Es  w  üi  tie  nochmaU  während  1 polarisirt  und  dann 
das  Verschwinden  der  Op.  beobachtet. 

C. 

0      1       3      5      7       9      11     18     15     17      19  t\ 
0        82,4  68,6  60,4  62,8  60,8  59,7  58,5  57,6  56,9  56,5  55,7  5».l 

i»^  28  25  27  29  Hl  33  35  44  4^  54  5«^  64 
0        54,9  54,4   54,U   53,»  53,4   53,2  52,8  50,3  48.9   47,»   46,»  ibJi 

itMn      09     74  98     95  i09    116    124  129 

0        44,8  44,2  42,7  41,4  40,5  39,1  88,2  37,0  35,8  34,6. 


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Fi^uriaatkm  durch  schwache  Kräfte, 


Die  graphisclie  Darbteilung  (s.  Fig.  11)  zeigt  zwei  Ein- 
buchtungen ,  entsprechend  je  einem  Minimum  und  darauf 
folgendem  Maximum  der  Abnahmegeschwindigkeit  Die  zweite 
Einbuchtung  zeigt  auch  die  graphische  Darateliung  einer 
folgenden  Beobaohtungsreihe,  die  nach  zwölfstttndiger  Pola- 
risirung  erhalten  wurde,  während  dagegen  die  erste  Ein- 
buchtung fehlt.  Die  erste,  auch  sonst  nicht  beobachtete 
rühi'te  albu  wühl  von  einem  Beobachtungslehler  her. 

Tab.  32.  Das  lufthaltige  Voltameter  III  wurde  Vk^ 
lang  durch  1  Chroms&ureel.  polarisirt  und  dann  das  Ver- 
schwinden  der  Hp.  beobachtet.  H  »  106,6,  O  «  135,0. 


0 

l 

2 

3 

4 

6 

« 

H 

106,6 

72.7 

72,8 

72,5 

72,6 

71,4 

70.7 

66,1> 

9 

10 

II 

IH 

15 

17 

19 

21 

23 

H 

61,1 

Ö4,9 

52,7 

51,0 

4«,6 

4ö,7 

47,9 

~  25~ 

27 

29 

31 

S8 

35 

37 

89~ 

41 

H 

4e»9 

46,8 

45,7 

44,9 

44,4 

48,15 

43,2 

42,4 

41,9 

2<ach  43"''"  war  Ü  =  17,1.  Die  Ahnahmegeschwindigkeit 
der  Hp.  fallt  hcbr  rasch  auf  ein  Mininiuiii,  nimmt  in  lüngerer 
Zeit  wieder  zu  bis  zu  einem  Maximum  und  nimmt  weiter 
ab.  Das  Maximum  liegt  bei  H  ^  0,47  Daniell.  Nachdem 
wieder  1^/^^  lang  polarisirt  worden  war,  wurde  das  Ver* 
schwinden  der  Op.  beobachtet.  Es  war  H»  110,2,  O»  131,8, 
letztere  war  also  kleiner,  erstere  grösser  geworden.  ^)  (cf.  den 
1.  Abschnitt) 

^-»»      0        0..5         1        1,5        2       2,5        3         5  7 

O        I3l,i>     100,8     94,5     90,4      87,0     84,1      81,2      67,7  52,6 

9  11         13        15        17        19  44 

O         39,0      30,6     25,0     21,0     IÖ,3      16,5  7,8. 

Die  Abnahmegeschwindigkeit  zeigt  ein  Minimum  und 
ein  folgendes  Maximum. 

Bemerkenswerth  ist  das  langsame  Verschwinden  der  Hp. 
gegenüber  dem  sehr  raschen  der  Op.  Die  graphische  Dar- 
stellung gibt  Fig.  12. 

\)  Ab  naeh  der  Unterbrechung  von  44"'**  durch  das  Chromsäuree). 
von  neaem  geschloesen  wurde,  war  bei  sofortiger  Beob««htttag  O  «*  122,2, 
hatte  alao  infolge  der  Unterbrecfaung  beträchtlich  abgenommen. 


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524 


C,  Fromme. 


Aus  der  Gesammtheit  aller  Versuche  ergeben  sich  fol» 
gende  Resnltatp: 

Die  Kegel,  dass  die  Abnahmegeschwindigkeit  einer  Po- 
larisation mit  wachsender  Zeit,  d.  h.  mit  abnehmender  Pola- 
risation selbst  kleiner  wird,  besitzt  nur  eine  sehr  beschränkte 
Gültigkeit,  und  wo  sie  gilt,  da  befolgt  weder  die  Op.  noch 
die  Hp.  das  einfache  Gesetz  der  logarithmischen  Onrfe:  das 
Verhftltniss  der  Abnahmegeschwindigkeit  zur  jeweiligen  Grdase 
der  Polarisation  bleibt  vielmehr  niemals  constant,  sondern 
es  nimmt  bei  einem  Theil  der  Versuche  mit  wachsender 
Zeit  ab,  bei  dem  anderen  ändert  es  sich  in  sehr  compUcir- 
ter  Weise. 

Auch  die  Yerschwindungscurve  der  Gesammtpolarisatios 
mass  also  von  der  logarithmischen  abweichen  —  was  mit 
den  Versuchen  von  Bernstein  übereinstimmt,  der  ein  Zd- 
sammenfallen  beider  nur  während  der  ersten  Momente  nach 

der  Unterbrechung  beobachtete. 

War  die  polarisirende  Kraft  ein  Daniell,  und  war  die 
Dauer  ihrer  Wirkung  klein,  so  nimmt  die  Abnahmegeschwio- 
digkeit  sowohl  der  Hp.,  wie  der  Op.  continuirlich  ab.  Die 
das  Verschwinden  der  Polarisationen  darstellenden  Curves 
—  Abscisse:  Zeit^  Ordinate:  Polarisation  —  werden  also  dann 
mit  wachsenden  Abscissen  successive  weniger  geneigt  gegen 
die  Abscissenaxe. 

Nach  längerer  Polai  iöinmg  durch  das  Daniell  nimmt  die  , 
Abuahmegeschwindigkeit  der  Op.  ab,  bleibt  dann  l?\ngere  ■ 
Zeit  constant  —  entsprechend  einem  geradlinigen  Verlauf 
der  Curve  — ,  nimmt  dann  plötzlich  stärker  und  weiter 
wieder  langsamer  ab.  Bei  der  Hp.  nimmt  die  Abnahme* 
gescb windigkeit  ebenfalls  zuerst  ab,  darauf  aber  eine  kurze 
Zeit  zu  und  weiter  wieder  ab. 

War  durch  ein  Chroms&ureeL  kürzere  Zeit  polarisiit 
worden,  so  vollzieht  sich  bei  der  Hp.  entweder  in  den  ersten 
Momenten  eine  starke  Abnahme,  und  danach  sinkt  die  Ab-  j 
nahmegeschwindigkeit  continuirlich.    Oder  aber  es  ist  die  ; 
Abnahmegeschwindigkeit  zuerst  gering  und  nimmt  bis  zu 
einem  Minimum  ab^),  steigt  darauf  bis  zu  einem  Mazimam 

l)  Einmal  (cf.  Tab.  2ö)  wui-de  die  Aboahme  bis  zu  einem  BffiotDMun 


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FolaruaUon  durch  schwache  Kräfte,         /  625  ' 

f-  '  ■»-' 

und  föllt  endlich  contmuiiiich.  ^)    Da  das  Maximum  scvi^^h     ^  ' 
sehr  verschieden  liegt,  nämlich  nach  einer  kürzeren  J  7^ ^  '  '  * 

der  Polarisirung  früher  eintritt  (s.  später),  so  ist  es  nic&fr<4=.il^i, 
unwahrscheinlich,  dass  es  nach  einer  kürzeren  Polarisimng 
durch  1  Chroms&ureel.  swar  immer  vorhanden,  aber  nur  deshalb 
hftufig  nicht  beobachtet  ist,  weil  es  schon  sehr  kurze  Zeit 
uach  der  Unterbrechung  eintrat.  In  der  dem  Maximum  vor- 
hergehenden Periode  geringer  Abnahme  wird  das  Verschwin- 
den der  Hp.  durch  Be  wegen  des  Voitamtilers  sehr  beschleunigt 
(cf.  den  8.  Abschuitt). 

Ueber  die  Zeit  des  Eintrittes,  die  Grösse  des  Maximums 
und  seine  Abhängigkeit  von  der  Dauer  der  Polarisirung 
geben  von  allen  meinen  Beobachtungen  die  beste  Vorstellung 
einige  mit  einer  pölarisirenden  Kraft  von  2  Ghromsftureel. 
angestellte  Versuche,  welche  also  zwar  eigentlich  in  diese 
nur  vou  kleineren  Kräften  handelnde  Mittheilung  nicht  gehö- 
ren, aber  trotzdem  hier  eine  Stelle  finden  mögen.  Ich  gebe 
jedoch  nur  die  graphische  Darstellung  der  Versuche  (Fig.  13), 
Dieselbe  zeigt,  dass  bei  der  schwächsten  Polarisirung  — 
2  Chroms&ureel.,  30«*^*'  lang,  /r«  500  S.-B.  —  (Curve  a)  die 
Abnahmegeschwindigkeit  sofort  gross  ist  und  schnell  ein 
Minimum  und  ein  folgendes  Maximum  passirt.  Bei  der 
nftchst  stibrkeren  Polarisirung  —  2  Chroms&ureeL»  2™*'  lang, 
FP=  500  S.-E.  —  (Curve  b)  ist  die  Abnahmegeschwindigkeit 
längere  Zeit  klein,  und  ein  intensives  Maximum  wird  ziem- 
lich spät  erreicht.  Nach  einer  Polarisirung  von  5"'°  Dauer 
bei  5U0  S.-E.  (Curve  c)  ist  die  Ab  Dahmegeschwindigkeit 

anfänglich  wieder  grösser  als  bei  (6),  und  ein  Maximum, 
jedoch  Yon  geringerer  Höhe  wird  noch  etwas  später  erreicht. 
Bndlich  nach  einer  5^  w&hrenden  Polarisirung  bei  l#^aOS.*E. 
(Curve  d)  ist  die  Abnahmegeschwindigkeit  anfanglich  noch 
grösser  als  bei  (c),  wird  aber  sehr  bald  kleiner  und  nimmt 

iiiolit  beobucliteU  das  Miiiiiniun  fiel  dani),  weiiii  eü  überliaupt  vorhuaden 
war,  m  die  ersten  10"*. 

1)  Die  im  8.  AbBcbnitt  erwfthnte  Tbatsache,  daas  bei  Einsdudtaug 
eines  gr^MereD  Widerstandes  die  PoUrisatioa  der  Kathode  häufig  wah- 
rend längerer  Zeit  abnimmt,  beruht  auf  der  gleichen  Ursache,  wie  die 
lingsame  Abnahme  der  Hp.  bei  Unteibrediang* 


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526 


bis  zum  Abbruch  der  Versuchsreihe  continnirlich  and  sehr 
langsam  ab. 

Man  siebt  ans  der  ^nphischen  Darstellung  sofort,  das« 
sich  die  reatir^nden  Polarisationen  orst  nacli  länfjerer  Zeit 
nach  der  Stärke  der  Polarisirnn^^  ordnen,  dass  dagegen  an- 
hinglioh  l)('i  den  Curven  c  und  d  gerade  das  Umgekehrte 
stattbat.  Der  Satz  also,  das*^  einp  H-Polansation  um  so 
weniger  rasch  verschwindet,  je  länger  die  sie  erzeugt  habende 
polarisirende  Kraft  gewirkt  hatte,  erleidet  ftlr  kttrzere  Zeit- 
räume, Tom  Augenblicke  der  Unterbrechung  an  gerechnet, 
betriichtlicbe  Ausnahmen. 

Aus  diesen  V  ersiu  lien  peht  weiter  hervor,  d:iss  es  einer 
gewissen  —  bei  verschiedenen  Voltametern  übrigens  sehr 
verschiedenen,  wohl  auch  mit  dem  Luftgehalt  schwankenden 
—  Stärke  der  Polarisirung  bedarf,  um  das  Maximum  der 
Abnahmegeschwindigkeit  recht  deutlich  hervortreten  zu  lasses. 

Die  Höhe  des  Maxiuuuns  nimmt  uiit  der  D.iuer  der 
Polarisirung  ab,  indem  sich  zugleich  die  Zeit  seines  Ein- 
trittes verspätet. 

Bei  der  Op.  nimmt,  immer  noch  eine  kürzere  Dauer  der 
Polarisirung  durch  1  Chroms&ureel.  vorausgesetzt,  die  Ab* 
nahmegeschwindigkeit  continuirlich  ab. 

Nach  längerer  Dauer  der  Polarisirung  dagegen  nimmt 
sie  bis  zu  einem  Minimum  ab,  darauf  bis  zu  einem  Maximum 
zu,  und  endlich  bis  zum  völligen  Verschwinden  der  Polari- 
sation continuirlich  abJ)  Das  Maximum  ist  niemals  sehr 
hervortretend  und  gewöhnlich  recht  breit* 

Die  Hp.  nimmt  nach  einer  längeren  Polarisirung  durch 
1  Chromsäureel.  sofort  sehr  stark  ab,  die  Abnahmegeschwindig- 
keit  sinkt  dann  zunächst  aut"  einen  kleinen  Werth,  auf  wel- 
chem sie  oft  lange  Zeit  stehen  bleil)t.  nimmt  dann  wieder 
zu  und  nach  Erreichung  eines  Maximums  ab. 

Demnach  ergibt  sich,  dass  die  Abnahmegeschwindigkeit 
der  Hp.  nach  kürzerer  und  nach  längerer  Polarisirung  durch 
1  Chromsäureel.  ein  Minimum  und  ein  Maximum  zeigt,  dan 


l)  Kin  zweites  Maximum  war  uur  vereinzelt  angedeuteL 


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Polarisation  durch  schwache  Kräfte, 


527 


dagegen  das  Auftreten  derselben  bei  der  Dp.  an  eine  vor- 
hergegangene längere  Polarisirung  geknüpft  ist. 

Im  f'olgenden  stelle  ich  alle  Beobachtungen,  bei  denen 
ein  Maximum  ^)  der  Abnahmegeschwindigkeit  gefunden  wurde, 
zusammen.  Die  in  Scalentheilen  gemachten  Angaben  beziehen 
sich  auf  1  Daniell  100  Scalenth.  Die  polarisirende  Kraft  ist 
überall  =  1  Chromsiiureel. 

Tabelle  38. 

H-Polarisation. 


Daner 

itr  Pol»ri- 
rirang 


Zeit  det 
fai8«e. 


,  Abo.  Mm 


Hp.  beim 


f«ul  ]0wo  MailiD.  In 

|llS«tfRlp 

tbeltcn  ! 


Voltameter  I.  Luftleer. 


6  1 

UO  l,b 

0,57 
0,53 

80   '  2,0 

13 

160  1,4 

480  0,33 

0.49 

5" 

0,27 

14  , 

V200    !  0,23 
Lufthaltig. 

0,27 

nv/  i 

180    l  2,0 

0,35 

Voltameter  II.  Luftleer. 


2BiB  } 

40  ! 

9,0 

0,711 

2  1 

40  ' 

8,0 

40 

4,5 

0,78 

1 

4  1 

40 

6,0 

0,70 

6  ' 

SO 

10,0 

0,70l 

1  1 

480 

1,4 

0,26=») 

^  min 

120 

9,0 

0,30  1 

4 

660 

2,4 

0,47 

B  1 

1200 

0,4 
0^ 

0,88 

6*  : 

600 

0,29 

Abn.  beim 

Datier 

Zelt  de* 

Max.  wih- 

Hp.  beim 

der  Polari- 

Mastm. 

rwidlOse« 

Maxim,  la 

ia  8m 

tn  (^c%leQ- 

theOcD 

Lufthaltig. 

110 

9,0 

0,42 

5 

130 

4,9 

0,44 

5 

100 

0,17*) 

8 

80 

4,0 

0,44 

15^ 

170 

M  1 

0,18 

Voltameter  IIL  Luftleer. 


20*«' 

2 
3 
5 
40 
4" 
5 


gmin 

15 

15»» 

17 


260 
65 
90 
75 
85 
55 
85 

600 


14 
It 

13 

20 
23 

4 

2 

0.4 


Lufthaltig. 

130  j  8 

50  i  29 

50  I  18 

540  ]  0,4 


0,46  ■»> 

0,4 1«> 

0,55 

0,43 

0,50 

0,40 

0,27 

0,25 


0,71 
0,50 
0,20 
0,46 


1)  Ich  besehränke  mich  auf  die  Angabe  des  >faxitnnms,  weil  da» 
Minimum  keine  Eigeuscbaften  zeigt,  die  sich  nicht  auch  beim  Siazimum 

fiUwlen. 

J)  Diese  fünf  Beobachtungen  sind  mit  polarisationsfreiem  Voltameter 

angestellt 

3)  Vorher  m^  linirc  Stiuuleu  poUiisirt,  dann  4Ü"' "  lang  unterbrochen.. 

4)  5'"'"  zuvor  hatte  eine  15''  lange  Polarisirung  geendigt. 

5»  Dhö  Chromsäurcel.  hatte  eine  viel  höhere  electromotoribche  Kraft 
als  gewöhnlich,  and  es  fand  GkMausscheidung  statt  Vielleicht  erUHrt 
sieh  daraos  die  lange  Zeit  von  260**^. 

6)  Kur  zuvor  während  4^  polarisirt. 


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528 


C.  Fromme» 
O-Folarisation 


Datier      Zeit  de*     Abn.  wäli-    0|)  b  in 
Voltameter  derpMlnri-  Maximums   reml  lO"'  Maxiumin 

'    siriuig       in  8ec.     iuScalenth.  iu  DanHi 


I,  luftleer .... 

.    .  5»' 

1  1080 

0,13 

1  0,64 

t»  .... 

.    .    1  14 

2100 

0,07 

0,59 

* '            •      «      »  « 

.    .  14 

3000  ' 

0,07 

l>^9 

1,  lufthaltig  .    .  . 

.   .    1  20 

j  1J=(0 

0,83 

0.48 
\  0,44 

III,  \n\\h-i'Y  .    .  . 

.   .  f> 

0.17 

III,  lufthaltig    .  . 

.   .    ;  IT 

'  300 

0,90 

0,44 

Zu  dieser  Zuaammenstellung  ist  noch  binzuzafUgeii,  daas 
die  Angaben  dber  die  Daner  der  Polarisirnng  sich  nur  sol 

die  der  Unterbrechung  unmittelbar  vorhergegangene  Polari- 
sirnng beziehen.  Bei  der  grossen  Mehrzahl  der  obigen  Ver- 
sui  ho  waren  aber  die  Electrodeii  auch  schon  vorher  polarisirt 
worden.  Eine  Angabe  darüber  ist  jedoch  nur  dann  gemacht 
wenn  einer  kürzeren  Polarisirnng  eine  längere  unmittelbar 
vorhergegangen  war. 

Wenn  deshalb  nicht  alle  Beobachtungen  der  oben  ans* 
gesprochenen  Bogel  Uber  die  Lage  des  Maximums  der  Ab-  \ 
nahmegesch windigkeit  bei  der  Hp.,  seinen  Eintritt  und  sone  j 
Höhe  folgen,  so  liegt  der  Grund  hierfür  wohl  zumeist  in  dem 
Vorhandensein  einer  älteren  Polarisation. 

Die  Grösse  der  restirenden  Hp.,  bei  welcher  das  Maxi- 
mum erscheint^),  die  Zeit  seines  Eintrittes  und  seine  üöhe 
variiren  also  sftmmtiich  in  weiten  Grenzen.  Auch  bei  der  | 
Op«  zeigen  sich,  was  Zeit  und  Höhe  des  Maximums  der 
Abnahmegeschwindigkeit  betrifft,  bedeutende  Yerschiedes- 
heiten.  Dagegen  scheint,  soweit  es  die  geringere  Zahl  m 
Beobachtungen  zu  beurtheilen  erlaubt,  die  Grösse  der  beün 
Maximum  vorhandenen  Op.  geringeren  Schwankungen 
unterliegen. 

Der  Luftgehait  des  Voltameters  übt  auf  die  Grösse  der 
restirenden  Polarisation,  bei  welcher  das  Maximum  eintritt, 
weder  bei  0  noch  bei  H  einen  deutlich  nachweisbaren 


1)  Das  Oldehe  gilt  attch  für  das  dem  Marimmn 
Minimum. 


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Pok^risation  durch  gehwaehe  KrS^. 


529 


fluBs  ans.  Im  lafthaltigen  Voltameter  scheint  es  bei  O  und 
bei  H  frfiher  einzatreten,  auch  seine  Höbe  ist  dann  bei  der 
Hp.  grösser,  wie  denn  Oberhaupt  im  Infthaltigen  Voltameter 

die  Hp.  rascher  abnimmt,  als  im  luftleeren. 

Nach  Polarisirung  durch  das  Daniell  ist  ein  Maximum 
bei  der  Hp.  nur  einmal,  bei  der  Op.  niemals  beobachti  t 
worden.  Das  erklärt  sich  wohl  foigendermassen:  Nach  einer 
Polarisirung  durch  1  OhromsäureeL  trat  beim  Verschwinden 
der  Op.  ein  Maximum  nur  dann  auf,  wenn  dieselbe  von 
langer  Daner  gewesen  war.  Daraus  ist  zn  schliessen,  dass 
bei  Anwendung  eines  Daniells  die  Beobachtung  des  Maxi- 
mnms  der  Abnahmegeschwindigkeit  nur  nach  sehr  langer 
polarisirung  —  wenn  überhaupt  —  möglich  ist.  Die  Hp. 
aber  erreichte  bei  längerer  Dauer  der  Polarisirung  durch 
1  Daniell  so  kleine  Werthe,  nahm  auch,  wenn  das  Volta- 
meter Iiuft  enthielt,  bei  Unterbrechung  so  rasch  ab,  dass  das 
Maximum,  wenn  ein  solches  überhaupt  eintrat,  in  die  ersten 
Augenblicke  nach  geschehener  Unterbrechung  &llen  musste 
nnd  dann  unbeobaditet  blieb* 

Die  Hp.  nimmt  im  Infthaltigen  Voltameter  rascher  als 
im  luftleeren  ab,  auf  die  Abnahmegeschwindigkeit  der  Op. 
scheint  der  Luftgehalt  kcinon  EinHuss  zn  haben. 

Die  angeführten  Tabrllt n,  »owu'  drr  Anblick  der  zuge- 
hörigen Curven  zeigt  ferner,  dass  durchschnittlich  die  Hp. 
rascher  als  die  Op.  abnimmt.^)  Bei  einem  Versuche  von 
T.  Beetz*)  hat  sich  dagegen  für  die  Hp.  eine  langsamere 
Abnahme  als  für  die  Op.  ergeben.  Zur  Aufkl&rung  dieses 
scheinbaren  Widerspruches  kann  yielleicht  die  Bemerkung 
dienen,  dass  bei  v.  Beetz  infolge  des  Gebrauches  einer  grösse- 
ren jiolarisirenden  Kraft  wohl  eine  Sättigung  der  die  Kathode 
umgebenden  Flüssigkeit  mit  H  eingetreten  wai-,  wr»durch,  wie 
ich  früher^)  gezeigt  habe,  das  Verschwinden  einer  Hp.  in 
hohem  (^rade  aufgebalten  wird. 

1)  Nur  in  Tab.  31  nimmt  die  Hj).  iiuffalli^'  lan^^sampr  als  dieOp.  ab; 
der  Lnftgehalt  des  Voltameters  Hesse  eher  das  Gegeotheil  erwarten. 

2)  V.  Beetz,  1.  c. 

3)  Fromme,  Ber.  oberhcss.  Gesellscb.  20,  IBbO.    Wied.  Ann.  12« 
Ann.  4.         «  Chtnu  N.  1,  XXIX.  34 


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530 


C.  Fromme. 


Es  kann  aber  auch  die  von     Beetz  angewendete  Me* 

thucle  eine  Fehlerquelle  bergen,  denn  bei  der  Einführuiig 
einer  polarisirten  Electrode  in  einen  geschlosseiien  Kreis 
polarisirt  sieb  dieselbe  immer  entgegengesetzt. 

b)  Wenn  nach  Entfernung  des  polarisirenden  Elementes 
die  polarisirten  Electroden  fUr  sich  oder  durch  einen  Itheo- 
statenwiderstand  verbunden  wurden,  so  nahm,  wie  schon  r<m 
Bernstein  gefunden,  die  Polarisation  des  Voltameters  riel 
rascher,  als  bei  unyerbundenen  Electroden  ab.  Die  Gritese 
des  Widerstandes,  welcher  big  W  =  5000  S.-E.  gesteigert 
wurde,  war  ohne  Jeden  Eintiuss. 

Die  folgenden  Versuche  sind  mit  dem  luftleeren  Volta- 
meter I  angestellt.  Dasselbe  gab,  durch  1  Daniell  geschlos- 
sen, nach  3"*":  H  »  51,4,  O  ^  62,3.  Wurde  unterbrocheo, 
so  war  nach  1™^:  H  a-  9,  0  »  48.  Nun  wurde  Ton  neuen 
polarisirt  und  nach  70"^,  als  O  «  66,4,  H  »  47,3  geworden 
war,  das  Daniell  entfernt,  die  Electroden  aber  in  leitender 
Verbindung  gehalten;  so  war  nach  l^tn.  H  =  — 31,0,  0  =  31.1. 
d.  h.  es  besass  die  Kathodp  rme  (>p.,  weiche  der  noch  an 
der  Anode  bestehenden  merklich  gleich  war.^)  Beide  fok- 
risationen  sind  in  der  Abnahme  begriffen. 

Wurde  die  Verbindung  der  Electroden  gelöst,  so  nahm 
die  Op.  der  Anode  zunächst  wieder  zu,  die  der  Kathode  aber 
ab,  und  zwar  ohne  ihr  negatives  Vorzeichen  zu  verlieren. 
Nach  Polarisirung  durch  1  Chromsäureel.,  mochte  dieselbe  nur 
ganz  kurze  oder  lange  Zeit  gewährt  haben,  nahmen  jedoch 
beide  Elect rotien  zuerst  eine,  iieiiich  kleine.  Hp.  an,  wenn 
sie  nach  Entfernung  des  Chromsäureel.  sogleich  miteinandei 
verbunden  waren.  Dieselbe  nimmt  aber  ab  und  geht  in  eioe 
kleine  Op.  über.  Wird  die  Verbindung  der  Electroden  bsid 
wieder  unterbrochen,  so  nehmen  beide  Polarisationen  xmadi 
bis  zu  einem  Maximum')  mit  normalem  Vorzeichen  zu  und 
sodann  ab. 

I  i  Für  die  ersten  Momente  nach  Entfemuug  iler  polarisirenden  Kiafr 
hat  (hii^cgen  Bernstein  die  Abnahmegeflchwiudigkeit  dem  Widerstniul 
umgekehrt  proportional  gefunden. 

2)  Selbstvcrstundiich  ist  die  Op.  der  Kathode  stets  ein  wenig  kleiner, 
als  diejenige  der  Anode. 

8)  War  die  Polarisirang  durch  daa  GhromsäureeL  von  ngemoawiifT 


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I^olarisation  durch  schwache  Kräfte» 


531 


Verbindet  man  aber  die  Electruden  nicht  soi'ort  bei  Ent- 
fernung der  polarisirenden  Kraft  miteinander,  sondern  erst 
dann,  wenn  darch  blosse  Wirkung  der  Zeit  oder  vermittelst 
eines  sp&ter  zu  erw&fanenden  Kunstgriffes  die  Polarisation 
der  Kathode  gegen  die  der  Anode  Üetn  geworden  ist,  so 
zeigen  beide  Klectroden  Dp.,  wie  nach  der  Polarisimng  durch 
1  Daniell. 

Nach  der  l'i)hiri  iiun^r  durch  1  Daniell  nehmen  also 
beide  Electruden,  wenn  sie  verl  uudt^n  werden,  eine  Polari- 
sation an,  deren  Vorzeichen  mit  demjenigen  der  stärker  pola^ 
risirten,  der  Anode,  übereinstimmt.  Nach  der  Folarisirong 
durch  I  GhromsftureeL  trifft  dies  nicht  zu,  denn  obwohl  anter 
der  Wirkung  dee  OhromsäureeL  H  <  0  (z.  B.  H»75,  O«»100) 
ist,  80  zeigen  doch  die  verbundenen  Electroden  anfibiglich 
eiüc  Hp. 

Versuche  mit  dem  troprfrn  mi^en,  iultiiaitigen  Voltameter 
führten  zu  den  gleiclien  lu-ul taten. 

Aus  dem  Obigen  ergibt  sich,  dass  im  geschlossenen  Kreise 
die  Gesammtpolarisation  zwar  sehr  rasch  merklich  Null  wird, 
dass  aber  trotzdem  die  Polarisationen  der  einzelnen  Elec» 
troden  noch  gross  sein  können,  indem  die  der  einen  anomal 
and  derjenigen  der  anderen  an  Grösse  gleich  wird. 

7.  EinflntB  einer  vorhergegangenen  0- Polarisation  auf  daa 
Verschwinden  einer  H-Polariaation. 

Wenn  man  die  Kathode  eines  Voltameters  auf  kurze 
Zeit  zur  Anode  gemacht  hat^  so  wird  dadurch  die  ihr  durch 
eine  folgende  Einwirkung  der  Kraft  mitgetheilte  Hp.  auf 
alle  F&lle  verkleinert,  wie  im  Abschnitt  8b  dargethan.  £ine 
solche  Hp.  verschwindet  auch  viel  rascher,  falls  sie  durch 
1  Daniell  erzeugt  wurde,  dagegen  beobachtet  sie,  wenn 
<inrch  1  ChromsäureeL  hervorgebracht,  ein  eigenthümliches 
V  erhalten: 

Wird  nämlich  nach  kurzer  Dauer  der  Polarisimng  — 

I)aiier  gewesen  icf.  Abschnitt  6a),  >»i«lus^  hei  Unterhrtn'hung  and  ißolirtcii 
El'i'ctroden  die  Hp.  lansre  Zeit  einen  hellen  Werth  bclii<  It.  so  stieg  aut  h 
nach  einer  Verbiii<iim^^  der  Eleetrodi  n  dir  Hp.  Tab.  2u)  der  wieder 
üiolirten  Kathode  auf  diesen  hulieit  Werth  au. 

34* 


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532 


C,  Fromme, 


die  vorhergegangene,  bei  welcher  die  Kathode  als  Anode 
diente,  währte  imnaer  nur  sehr  kurze  Zeit,  10**^*"  bis  2™^- 
unterbruchen,  so  bleibt  die  Hp.  zuerst  fast  vollkommen  con- 
stant, erst  nach  längerer  Zeit  nimmt  sie  stärker  ab,  wobei 
die  Abnahmegeschwindigkeit  ein  meist  sehr  hohes  Maximom 
passirt,  und  dann  in  kurzer  Zeit  der  grösste  Theil  der  Pola- 
risation Terschwindet.  ' 

8ehr  rasch  kann  man  aber  die  Hp.  zum  Verschwinden 
bringen,  wenn  man  die  Voltameterflüssigkeit  bewegt  ---  wa.^ 
durch  Neigen  des  sonst  horizontal  liegenden  Voltameters 
geschah.  Dann  verschwand  momentan  der  grösste  Theil  dei 
Hp.,  und  nach  kurzer  Zeit  trat  die  frühere  Op.  wieder  her- 
Yor.  Diese  nimmt  bald  bis  zu  einem  Maximum  zu  und  nÜMit 
sich  dann  langsam  der  NulL 

Durch  eine  länger  fortgesetzte  Polarisirung  kann  mM 
diese  Op.  der  Kathode  beseitigten,  doch  ist  eine  sehr  lange 
Zeit  erforderliclii  um  die  Wirkung  einer  während  sehr  kurzer 
Zeit  erzeugten  Op.  zum  völligen  Verschwinden  zu  bringen. 
Je  l&nger  nun  die  Electrode  wieder  als  Kathode  gedient 
hat,  desto  grösser  wird  die  Abnahmegeschwindigkeit  der  fip. 
in  der  ersten  Zeit  nach  der  Unterbrechung  und  desto  kleiser 
in  der  späteren  Zeit: 

Die  Verschwindungscurve  geht  aus  der  f'orm  (b)  (Fig.  13; 
in  (c)  und  endlich  in  (d)  tlber. 

Tab.  34.  Im  lufthaltigen  Voltameter  I  war  die  Richtuns 
der  Polarisirung  durch  1  Chromsäureel.  mehrfach  gewechselt 
worden.  Nachdem  sie  dann  während  einiger  Miauten  con- 
stant geblieben  war»  besass  die  Kathode  eine  Hp.  »  Hä" 
(0,72  Daniell).  Bei  Unterbrechung  nahm  dieselbe  wfthrend 
6"^  nur  bis  auf  98^0  ab,  verwandelte  sich  dagegen  duch 
Bewegen  des  Voltameters  sofort  in  eineOp.  tou  11"^,  die  noch 
etwas  zunahm.  Die  Electroden  wurden  nun  miteinander 
verbunden;  nach  12^'  isolirt,  zeigten  sie  die  Polarisationen: 
H  =  —  1,9,  0  =  8,2.  Nach  3«»'"  dauernder  Polarisirung 
durch  1  Chromsäureel.  ergab  sich  H  s=  87,1,  0  =  137,0. 

Die  Abnahme  der  Hp.  betrug  in  je  10**",  vom  Aug^n* 
blick  der  Unterbrechung  an  gerechnet: 


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PoiarUaHan  durch  schwache  KrcLfU* 


538 


1.1  0       0,3     0,2    0,2    0.2    0,3    0,3    0,4    0,6  0,9 

1.2  3,2    12,7    20,ö   4,7    8,Ö   2,8   2,2   2,0    1,8  1,4  

Nach  12"*»  war  die  Polarisation  der  Kathode  =  —  5, 
hatte  sich  aiso  wieder  in  eine  Op.  von  grösserem  Werthe 
ah  vorher  verwandelt.  Nach  einer  neuen  Pohxri&iruug  von 
[OQ.ec  X)auer  war  H  =  84,2  und  20**^*=  nach  Unterbrechung 
nur  um  1^5  gefallen.  Dagegen  war  sie  70*^  nach  Unter- 
hrecbung  schon  auf  —  0,1  gesunken,  wenn  inzwischen  das 
Voltameter  bewegt  worden  war,  nadi  weiteren  70***  hetrng 
sie  —  6,0  und  erreichte  nach  einigen  Minuten  ein  Maximum 
Ton  ~  7,5". 

Die  Electroden  blieben  während  44^  isolirt.  Dann  war 
H=  -2,5,  0  =  7,0.  Nun  wurde  melirere  Minuten  lang 
polarisirt.  Nach  Unterbrechunf?  nuhm  die  Hj).  in  den  ersten 
20**^  bedeutender,  nämlich  von  06,0  auf  73,7  ab  und  weiter 
in  je  IG**"  um: 

1,0  1,1  1,0  1,2  1,1  1,2  1,5  1,5  2,0  2,0 
2,5     2,5     2,7     2,4     2,1     2,0     1,7     1,8     1,3  1,0. 

Nach  Id"*^  betrug  sie  noch  16,0,  und  ihr  Vorzeichen 
bUeb  auch  normal,  als  das  Voltameter  bewegt  war. 

Derartige  Versuche  wurden  mit  dem  gleichen  Resultate 
auch  bei  den  übrigen  Voltametem  angestellt  Ich  habe  einen 
Versuch  gerade  mit  Nr.  I  deshalb  angeführt,  weil  dasselbe 
—  entgegen  dem  Voltameter  II  und  III  —  die  anfänglich 
<5ehr  kleine  und  später  grosse  Abniihme  der  Hp.  nur  dann 
gut  ausgeprägt  zeigte,  wenn  der  Kathode  vorher  während 
kurzer  Zeit  eine  Op.  mitgetheilt  war. 

Besonders  hervorgehoben  sei  noch  die  stets  beobachtete 
Erscheinung:  Wenn  die  Op«  der  Kathode  während  einer 
längeren  Unterbrechung  auf  einen  kleinen  Werth  gesunken 
ist,  so  nimmt  sie  nach  einer  Polarisirung  in  normaler  Rich- 
tung, also  infolge  einer  Hp.  wieder  einen  höheren  Werth  an, 
falls  die  normale  Polarisirung  nicht  zu  lange  gewährt  hat 
oder  nicht  zu  oft  wiederholt  worden  ist.^) 

Ii  I  )it  (iVh^u  beschriebene  ^Virklmg  einer  vurgäiigigen  Op.  auf  dau 
W  rächwinUen  einer  11p.  wird  aucli  bei  grösseren  polarinirenden  Kräften 
beobachtet  So  Dahm  x.  B.  nach  mehrfachem  Wechsel  der  Polariaatiaiis- 


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534 


C  Fromme, 


8.  Anomale  Polariaationen. 

Bei  den  im  vorigen  Abschnitte  beschriebenen  Beobach- 
tungen Hess  sich  das  Auftreten  einer  Op.  an  der  Kathode 

auf  Reste  einer  früheren  (Jp.  der  Ka-thode  zurückführen, 
welche  dieselbe  trotz  einer  nachfolgenden  Hp.  noch  bewahrt 
hatte.  Doch  tritt  auch  der  Fall  ein,  dass  die  Kathode  eine 
Op.  und  weiter  auch,  dass  die  Anode  eine  Hp.  zeigt,  ohne 
dass  jemals  eine  Polarisirung  in  entgegengesetzter  Richtung 
stattgefunden  hätte.  Dieses  Verhalten  soll  als  anomal  beieicl)* 
net  werden. 

Was  zunächst  das  Auftreten  einer  Hp.  an  der  Anode 
betriüt,  so  wurde  es  an  den  Voltametern  I  und  III  beob- 
achtet, sowohl  im  luftleeren,  als  im  lufthaltigen  Zustaiik 
Beim  luftleeren  Voltameter  I  war  die  anomale  FolarisaUon 
der  Anode  am  auffälligsten. 

Tab.  35.    Das  luftleere  Voltameter  I  war  bis  dabin 
immer  nur  kQrzere  Zeit  durch  1  Ghromsäurepl.  polarisiii  j 
Drei  Tage  nach  der  letzten  Polarisirung  beobachtete  man  ' 

—0,08  Daniell.  Nun  wurde  mehrere  Stunden  lang  durch 
1  Chromsäureel.  polarisirt.  Nach  Unterbrechung  des  Kreises 
blieb  die  Polarisation  der  Anode  lange  Zeit  gross  und  Dor- 
maL  Die  Beobachtungen  wurden  während  eines  Monates 
ausgesetzt.  Bei  ihrer  Wiederaufnahme  fond  sich  eine  ano- 
male Polarisation  der  Anode,  O  =  —  0,06  Daniell. 

Das  Voltameter  wurde  jetzt  nur  2"^  lang  polarisirt: 
Nach  achtzeiiüstüüdiger  Unterbrechung  war  0  =  —0,2  Dan. 
Darauf  wurde  B™'«»  lang  polarisirt,  wobei  H  — 81,9,  0  =  14^.0 
war,  uud  nach  der  Unterbrechung  beubachtet: 

V4       '4       i'/4       ä  22 

H  25,6  18.2  16,5  15,4  15,5 
0        Ö3,2       18,3       14,0      -28,0  -21.1 

27,1  Scalentk  entsprechen  =  0,2  Daniell. 

richtuiig  (He  durch  2  Bunson  niitor  Eiiischaltunfij  von  W  =  '00  S.  K. 
rund  1 erzeugte  Hp.  in  den  prsten  20"'^*'  nncl)  Unterbr»  clumg  mir  v-ic 
107.'.  auf  105.0  mid  in  den  tolgmdeu  5"""  auf  102,H  ab.    Von  da  an  fr-' 
wurde  die  Abimbutti  m<*rkHch,  und  onoirhte  im  Maximum  11  Solth.  in 

Bei  diesem  Versuche  betrug  dii-  Up.  intAi  8"""  uach  tutterniuig  tltf 
poiarit'irendeu  Kraft  nieht  weniger  als  U,89  Diuiiell.! 


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FolarUaHon  durch  schwache  Kräfte, 


535  ' 


SchütUln  des  Voltameters  änderte  beide  Polarisationen 
fast  gar  nicht 

Als  dagegen  das  Voltameter  geöffnet  und  mit  Luft 
darchscbfittelt  wurde,  sank  die  Polarisation  der  Kathode 
sogleich  auf  H  «  9^2,  und  die  der  Anode  wurde  wieder  nor- 
mal 0  =  19,8. 

Hiernach  erfordert  die  Umwandlung  der  Op.  in  eine 
Hp.  an  der  Anode  eine  sehr  lange  Zeit;  die  anomale  Hp. 
steigt  bis  zu  einem  Maximum  an  und  sinkt  dann  wieder. 

Das  Auftreten  einer  Op.  an  der  Kathode  eines 
lufthaltigen  Voltameters  ist  schon  von  F.  8treint8^)  beob- 
achtet worden,  wenn  die  Polarisation  entweder  durch  die 
Entladung  Ton  Leidener  Flaschen  oder  durch  den  während 

durchgehenden  Strom  von  3  Dantells  erzeugt  war.  Bei 
meinen  Versuchen  trat  dieselbe  nach  PolarisiruDg  durch 
1  Chromsäureel.  auf,  sowohl  bei  lufthaltif:^em,  als  bei  luftleerem 
Voltameter.  Sie  war  bei  Voltameter  1  nur  gering,  beträcht- 
lich aber  bei  II  und  III  und  bei  dem  trogförmigen  Voltameter. 

Tab.  36.  Das  noch  nicht  polarisirte  luftleere  Volta- 
meter III^  wurde  w&hrend  1^  durch  1  Daniell  geschlossen 

(1  Daniell  =  128  Scalentb.).  Bei  Unterbrechung  nahm  die  Hp. 
nur  bis  Kuli  ab.  Daun  wurde  durch  1  Ohronisäureel.  gesclilos- 
>eü,  welchor  soizleich  die  Polarisn tiouen  H  =  101,8,  0=114,5, 
nach  einer  halbstündigen  Unterbrechung  bei  neuer  Polari- 
sirnng  dagegen  H  ^  75,5,  0  —  139,5  (cf.  Abschnitt  3«)  ergab. 

20***  nach  Entfernung  des  Chromsftureel.  betrug  die  Hp. 
noch  immer  78,5,  60"^  nachher  noch  73,0.  Bewegen  des 
Voltameters  bewirkte  nun,  dass  in  wenigen  Augenblicken  H 
auf  4,0  und  in  5»*»  auf  -  5,8  fiel. 

Bei  einem  folgenden  Versuche  war  wenige  Minuten  nach 
Unterbrechung  H=-5,2,  0  =  98.')    Nach      war  H=-2,0, 

1)  F.  Streintz,  Wied.  Ann.  IM.  p.  t;44.  Ibbl  ii.  17.  p.  841.  1«H2. 

2»  Die  AnfangspoteiitiiiMitlereiiajen  der  Electrodeu  gegen  die  benach- 
barten neutral  bleibenden  tru;j:eu: 

H  =  -f  0.6  Sc:ileuth.,    O  =  +  0,7  Scalenth. 
Uel>er  die  Bedeutung  de*  \'urzoichens  cf.  Tab.  23.  Aum. 

3)  Kine  hier  eingeschaltete  kurze  Polarisirung  durch  1  Daniell  ergab: 
H  =  8,2,  O  =  121,3,  O/H  =  Ift. 


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536 


C.  Fromme, 


0  =  19,1,  die  anomale  Polarisation  der  Kathode  war  also 
\vioder  zurückgegangen.  Doch  genügte  eine  kurze  Polari- 
sirung  durch  1  Daniel!,  um  sie  3"^'"  nach  Unterbrechung 
wieder  den  höheren  Werth  H  =  —  6,7  annehmen  zu  lassen. 
Nach  17^  war  noch  H=  —0,9.  Der  bei  weiter  folgenden 
Versuchen  nach  einer  fÜnfsttLndigen  Polariumng  durch 

1  Ghroms&ureeL  erreichte  Maximalwerth  war  fl  =  —  10,5  Sca* 
lenth.  »  -  0,08  Danieili) 

5  Tage  später  fand  sich  Has  +  1,  0=20.  aber  nach  einer 
7"^°  währenden  Polarisirung  durch  1  Daniell  war  wieder  \n 
Zeit  von  8°»'°  H=^— 8,0  geworden,  ohne  dass  die  Voltameter- 
flüssigkeit  in  Bewegung  gesetzt  worden  wäre. 

Es  steigt  also  die  anomale  Polarisation  der  Kathode 
bis  zu  einem  Maximum  an  und  n&hert  sich  dann  wieder  der 
Null.  Neues  Ansteigen  erfolgt  auch  nach  Anwendung  eiser 
kleineren  Kraft»  als  diejenige  war,  durch  welche  die  anomale 
Polarisation  hervorgerufen  wurde. 

Tab.  87.  Dieselben  Resultate  gab  auch  das  luftleere 
Voltameter  III,  bei  welchem  das  Maximum  der  anomalen 
Polarisation  sogar  H  =  —0,11  Daniell  betrug  (Fig.  14).  Als 
dasselbe  w&hrend  4^  durch  1  Ohroms&ureel  polarisirt  worden 
war  —  Hitt72,  O>el40  —  hatte  die  Abnahme  der  Hp. 
folgenden  Verlaui': 

Die  Abnahme  betrug  von  0  bis  30**":  29,0  Scalentheile, 
und  sodann  in  10'**: 

OJ  1,1  1,2  1,2  1,8  2,5  1,7  1,8  1,2  1,1  0.9 
Ü,i)     0,9     1,0     1.0     l,t     1,4     2,0     2,2     3,2     4,8  6,0 

6,2     5,5     3,2     2,0      1,2     0,6     0,4     0,3     0,1      0,1  O.l. 

Nach  Ablauf  dieser  360»*«  war  H  =  -  15,9.  Hier  besitzt 
die  Abnahmegeschwindigkeit  also  zwei  Maxima,  von  denen 
das  erste,  weniger  intensive,  bei  einer  Grösse  der  restirenden 
Hp.  BS  0,28  Daniell,  das  andere,  intensiTere,  bei  Hp.  «0, 
d.  h.  beim  Uebergang  der  normalen  Werthe  in  die  anomaks 
auftritt. 

  _    \ 

1)  Bei  dieser  Ordese  der  Hp.  und  O  <-  89  erzeugte  1  Darnell  die 

Polarisationen:  H  =  5,6,  0  =  120,6,  O/H  =  21,5.  Man  bemerke,  wie 
wenig  das  Daniell  die  Pularisation  der  Katbode,  wie  bedeutend  degegco 
diejenige  der  Anode  ändert 


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Polarisation  durch  schwac/ie  Kräfte, 


537 


Wurde  darauf  nur  auf  die  Dauer  einer  Minute  geschlos- 
sen, so  war  H  =  73,5,  und  die  Abnahme  in  je  lü***  betrug  in 
dem  Zeiträume  von  0  bis  300*^: 

1^  0»9  0,9  1,5  8,a  7,5  14,a  8,8  2,9  2,8  2,4  2,4  2,7  8,2  8,5 
4,2  4,4   4,6  4,3  8,8   2,8     1,5  0,9   0,7  0,4  0^  0,3  0,2   0,1  0,2. 

Die  Hp.  nach  dOO«^  betrug  also  H  »  -  Nach  der 
kmzen  Polarisinmg  von  nur  1"^  Dauer  nahm  demnach  die  Hp. 

in  den  ersten  SO*^  viel  weniger  ab,  al8  nach  der  vierstündigen 
Polarisii  uiig  (cf.  Abschnitt  6»);  die  A  bDahmef^eschwindigkeit 
errei»  hte  jetzt  ein  intensives  Maxunum  bei  H  =  0,4  Danieil  und 
ein  weniger  intensives  beim  Erreiciien  der  anomalen  Werthe. 

Aus  einer  grösseren  Anzahl  von  Versuchen  mit  den 
luftleeren  Voltametern  II  und  III  ergab  sich  ttherhaupt,  dass 
Dach  einer  Folarisirung  Ton  kürzerer  Dauer  das  zweite  Maxi« 
mum  gegen  das  erste,  nach  einer  längeren  dagegen  das  erste 
gegen  das  zweite  zurlicktritt  Das  erste  Maximum  ist  mit 
dem  schon  fruhti-  (Abschnitt  6,}  gefundenen  identisch. 

Als  die  Voltameter  lufthaltig  waren,  ist  es  mir  nicht 
gelungen,  beim  Eintritt  der  anomalen  Werthe  ein  Maximum 
der  Abnahmegeschwindigkeit  zu  beobachten. 

9.    Die  l*olariöation  einer  Eleetrofie  aU  Function  der 

polarisirendeu  Kraft. 

Die  bisher  geschilderten  Versuche  hatten  ergeben,  dass 

die  Grösse  der  Hp.  derjenigen  der  Op.  im  allgemeinen  nicht 
gleich  ist,  und  dass  beide  m  einem  verschiedenen  Verhält- 
nisse zu  einander  stehen  bei  den  polarisirenden  Kräften  eines 
Darnells  und  eines Chromsäureel.  Um  nun  Kräfte  von  möglichst 
verschiedener  Grösse  auf  das  Voltameter  wirken  lassen  zu 
können,  wurden  die  Electroden  mit  zwei  Punkten  eines  Wi- 
derstandes verbunden,  welcher  die  Schliessung  eines  Daniells 
oder  eines  oder  zweier  Cbroms&ureeL  bildete.  Der  Widerstand 
betmg  in  verschiedenen  Beobachtungsreihen  nur  200  bis 
500  8.-E.  Bei  Verlegung  eines  Abzweigunuspunktcs  ändert 
sich  nun  sowohl  die  auf  das  Voltameter  wirkende  Potential- 
diflTerenz,  als  ;inch  der  Widerstand  der  Voltameterschliessung. 
Letzterer  Einlluss  ist  aber  bei  der  Kleinheit  der  Wider- 
standsänderung (cf.  den  2.  Abschnitt)  zu  vernachlässigen. 


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038 


C  Fromme. 


4. 


Die  Versuche  schreiten  zum  Theil  in  der  Richtung 
wachsender^),  zum  Theil  in  der  abnehmender  polaritsirender 
Kräfte  fort.  Im  letzteren  Falle  begann  jedoch  die  kleinere 
Kraft  erst  dann  zu  wirken,  wenn  die  E.  K.  der  Polarisation 
bis  auf  einen  mindestens  etwas  kleineren  Werth,  als  die  anzo* 
wendende  Kraft  besass,  abgenommen  hatte. 

Die  Yersnche  worden  mit  dem  Voltameter  III  angestellt 
welches  zunächst  luftleer  war.  Bei  einigen  Reihen  wirkte 
eine  jede  der  sich  in  autsteigender  Linie  folgenden  Krifte 
nur  wälirond  ganz  Vwrwv  Zeit.  Da  jedoch  hei  1  Daniell  und 
1  Chromsäureel.  die  Hp.  längere  Zoit  ab-  und  die  Op.  zunahm, 
und  es  nicht  unwahrscheinlich  war,  dass  bei  anderen  KrafieD 
auch  erst  allmählich  constante  Werthe  eintreten  wfirden,  so 
Hess  man  bei  den  sp&teren  Versuchen  eine  jede  Kraft,  sowohl 
in  der  auf-  als  in  der  absteigenden  Rmhe,  eine  sehr  lange 
Zeit  wirken,  sodass  sich  eine  Beobachtungsreihe  oft  über 
mehrere  Tage  ausdehnte.  In  den  Curvendarstellungen  sind 
die  ])olarisirendeD  BLräfte  die  Abscissen,  die  Poiarisatioaen 
die  Ordinaten. 

Tab.  38.  Luftleeres  Voltameter.  Sämmtliche  Kräfte 
wirken  bis  znr  Erreichung  constanter  Werthe  der  ßinzel- 
Polarisationen«  welche  Werthe  allein  im  Folgenden  angegeben 
sind,  und  zwar  in  Scalentheilen,  die  Ablenkung  durch  das 
Trockendaniell  =  100  gesetzt  (Fig.  15): 

Aufoteigende  Kiäffce  Absteigende  Rrlift« 


H      i     0     I  H+'O  H  U        H  +  0  ,  H  O 


24,3 

3,6- 

'  27.9 

6.75 

T " "  ■ 

46,3 

6,1 

Ö2,4 

7,59 

54,3 

,  8.2 

62,5 

6,62 

57,3 

13.5 

7ü,ö 

4,24 

1  5M 

.  26,1 
)  46,(» 

85,5 

67,4 

26,7 

>     94,1  1 

2,52 

105,4  ' 

1,29 

67,2 

49,0 

,  116,2 

1,37 

,  59.1 

65,2 

124,6 

[\'>\ 

67,3 

70,3 
7B.4 

137,6 

0,96 

1 

,  78,5 

136,6 

72,6 

■  14«>,0 

0,95 

105,7 

80,» 

15^6,5  1 

1,31 

1 

Die  polarisirenden  Kräfte  selbst  wurden  hier  uu  lit  ge- 
messen, für  dieselben  sind  aber  mit  grosser  Annäherung  dit 
Werthe  von  H  +  O  zu  nehmen. 


1)  lioi  (IcMi  grössteu  der  angewendeten  Kräfte,  welche  das  GeMot  d^r 
„*'ch\vach»  n'*  Krfifte  erheblich  überschreiteu .  ist  die  benutzte  .Vietiw<i2 
nicht  mehr  ganz  genau.    Cf.  p.  498  u.  500  Anm.  1. 


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Polarisation  durch  sehwache  Kräfte» 


589 


Bei  den  beiden  nächsten  Reihen,  welche  unmittelbar 
auf  diese  und  aufeinander  folgten,  wnrde  auch  immer  A\q 
Potentialdifferenz  der  Abssweigungspunkte  gemeBsen.  Die 
Kräfte  wirkten  in  der  angegebenen  Reihenfolge.  Die  Tabellen 
enthalten  femer  noch  die  Differenz  zfdschen  der  electromoto- 
rischen  Kraft  und  der  Gesammtpolarisation.  1  Trocken- 
Daniell  =  lÜO.    Fig.  16. 

Tabelle  39. 


Pilaris, 
liraft 


H 


I  Polar.  Kr. 

I-  (H  +  0;, 


HO 


121,0 

131,3 
142,5 
173,5 


64,6 

65,1 
71,2 
97,5 


5h. 5 
69,0 
73,4 
77,2 


123,1 
134,1 
144,6 
174,7 


-2,1 

-2,8 
-2.1 
-1,2 


1.10 

0,94 
0,97 
1,26 


Tabelle  40. 


Polaris. 
Kraft 

148,2 
lö3,9 
175,8 
189,0 
203,8 
218,1 
228,2 
258,8*) 


H 

77,8 
91,0 
101,0 
110,7 
118,1 
1 23.:{ 
126,8 
188,0 


H  +  0 


Polar.  Kr.  ' 


73,5 
76,7 
78,8 
81,6 
!S7,0 
95.3 
101,8 
120,4 


151,8 

167,7 
179,8 
192,3 
205,1 

21  «6 
2ii.s,6 
253,4 


I 


-3,1 
-3,8 
-4,0 
-3,8 
-1,3 
-0,5 
-0,4 
+5,4 


H;0 

1,06 

1.19 
1 ,28 
1,«5 
1,36 
l,2i» 
1,25 
1,20 


Die  Beobachtungen  führten  zu  folgenden  Kosultaten: 
Mit  der  Dauer  der  Polarisirung  änderten  sich  die  Pola- 
risationen in  ausgesprochenem  Siune  nur  dann,  wenn  die 
polariairende  Kraft  zwischen  etwa  0,8  und  1,6  Daniell  lag. 
Dann  nahm,  wie  schon  frtther  fQr  1  Daniell  und  fttr 
1  Chromsäureel.  gefunden,  die  Hp.  ab  und  die  Op.  zu.  Bei 
kleineren  und  bei  grösseren  Kräften  war  die  Veränder- 
lichkeit gering  und  von  wechselnder  Kicbtung.^)  Constante 

1)  An  der  Rathode  erscheinen  Gasbläschen. 

2)  Die  Anode  ist  mit  Gas  bedeckt,  und  an  der  Kathode  steigt 
Gas  auf. 

8)  Man  beachte  jedoch,  dass  bei  den  Versuchen  eine  Kraft  die 
andere  unmittelbar  ablöste,  daas  also  eine  jede,  mit  Ausnahme  der  kl^n- 
sten,  bereits  polarisirte  Electroden  vorfand.  Um  die  GrOsse  der  Verftn- 


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540 


Endwerthe  warden  bei  absteigenden  Ei^en  schneller  sis  bei 
aufsteigenden  erreicht  (cf.  Abschn.  8«).   Schloss  man  slso 

das  Voltameter  in  der  aufsteigenden  Reihe  der  Kräfte  durch 
eine  jede  nur  wälirend  kurzer  Zeit  und  ging  dann  wieder 
rückwärts  zu  kleintieji  Kiaiten  übor.  so  wurden  bei  den 
zwischen  0,8  und  1^6  Uanieü  liegenden  Kräiten  kleinere  Wertbe 
der  Hp.  und  grössere  der  Op.  erhalten.  Dies  wurde  jedoch 
in  freilich  geringerem  Maasse  anch  dann  noch  beobacbtot) 
wenn  in  der  aufsteigenden  Reihe  eine  jede  Kraft  während 
sehr  langer  Zeit  gewirkt  hatte,  (cf.  den  Abschnitt  Bt)<. 
Dieses  Verhalten  drückt  sich  in  den  Werthen  von  H  O  der 
Tab.  38  aus,  welche  in  der  absteigenden  Reihe  kleiner  aU 
in  der  aufsteigenden  sind,  ausgenommen  denjenigen,  welcher 
für  die  ausserhalb  des  Inter valies  ü,8 — 1,6  Daniell  liegende 
Kraft  Ton  0,625  Daniell  gilt. 

Die  Gesammtpolarisation  war  infolge  nicht  ▼ollkommen 
gleicher  Beschaffenheit  der  beiden  nnpolarisirt  bleibenden 
Electroden  bei  fast  allen  Krftften  grösser  als  die  jedesmslige 
polarisirende  Kraft  ,  nur  l)ei  der  grüssten  Kruit  blieb  sie 
hinter  derselben  zurück.  Soweit  die  bei  kleinen  Kräiten 
nur  in  geringerer  Zahl  angestellten  Versuche  zu  schliessen 
erlauben,  ist  die  Differenz  zwischen  der  polarisirenden  Krsfi 
nnd  der  Gesammtpolarisation  bis  etwa  1,8  Daniell  nur  wenig  i 
Teränderlich^),  dann  aber  wttchst  H  +  0  viel  langsamer  sls 
die  polarisirende  Kraft,  bis  die  Differenz  bei  der  grössten 
Kraft  positiv  wird  und  —  mit  Berücksichtigung  ihres  \m 
kleinen  Ki alten  beobachteten  Werthes,  dessen  negatives 
Vorzeichen  doch  wohl  nur  der  nicht  vollkommen  gleichtü 
Beschatieuheit  der  beiden  seitlichen  Electroden  zuzuschreiben 
ist  —  eine  Grösse  von  etwa  0,09  Daniell  erreicht. 

Ao  der  Kathode  sind  die  ersten  Gasbläschen  bei  2,2  Ds« 
niell,  also  bald  nach  beginnendem  stftrkeren  ZnrÜckUeiben 
der  Gesammtpolarisation  hinter  der  polarisirenden  Kraft, 

derlicbkeit  der  EinzelpotarisstioDeii  bei  Tefschiedenea  Blillten  geoanem 
Stadiren,  inÜBSte  man  swischeD  je  swei  Kräften  eine  bbigere  Zeit  ytf 
streichen  Isasen. 

1 )  Tliati<äehlich  wächst  sie  auch  bei  kieinoi  Krttften  mit  wsdiaeDiier 
polarisirendtnr  Kraft.  Cf.  Bartoli,  Nao7.  Cim.  (8)  6.  p.  203.  1S79. 


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FolarüatioH  durch  scUwac/te  Kräfte* 


541 


beobachtet.  An  der  Anodf  tritt  Gas  zueilt  7ni<rl!(iri  2,3 
und  2,6  Dan.  auf.  Mao  bemerke,  dass  bei  etwa  1.8  Daniell, 
Ton  welcher  Kraft  an  die  Gesammtpolarisation  hinter  der 
polariBirenden  Kraft  stärker  zttrilckbleibt»  ein  langsameres 
Ansteigen  der  Hp.,  zugleich  aber  ein  st&rkeret  der  Op*  beginnt. 

Die  Hp.  nimmt  mit  wachsender  Kraft  zu  bis  zur  Er- 
leic Illing  einer  Grösse  von  0,67  Daniel!.  Auf  diesem  Werth 
bleibt  sie,  während  die  Kraft  von  0.95  l)is  1,3  Dan.  wächst, 
stehen.  Bei  weiter  wachsfuder  Kratt  uiniint  sie  wieiler  /.u 
und  beginnt  bei  1,85  Daniel!  bicb  einem  —  bei  den  Versuchen 
nicht  erreichten  —  Maximum  anzunähern.  Die  Periode  sehr 
geringer  Zunahme  der  Hp.  tritt  also  bei  denjenigen  Kräften 
ein,  bei  welchen  mit  der  Dauer  ihrer  Wirkung  die  Hp.  am 
stärksten  abnahm.  Die  Periode  sehr  kleiner  Zunahme  der 
Hp.  mit  wachsender  Kraft  ist  durch  die  sUirke  Abnahme 
der  Hp.  während  der  laugen  Dauer  der  Polarisirung  veran- 
lasst, sie  würde  wahrscheinlich  ganz  tortfalh»n.  und  die  Curve 
eia  fast  constantes  Gefälle  haben,  wenn  man  eine  jede  Kraft 
nur  während  sehr  kurzer  Zeit  wirken  Hesse. 

FUr  die  Deutung  der  Versuche  ist  dies  ^on  besonderer 
Wichtigkeit 

Die  Op.  yerhält  sich  —  bei  der  doch  immer  sehr  nahe 

bestehenden  Gleichheit  der  polarisirenden  Kraft  und  der 
Gesammtpolarisation  —  der  Hp.  entgegengesetzt:  Sie  nimmt 
also  zuerst  beschleunigt  zu  ^)  und  wächst  dann  der  Kratt 
proportional,  solange  die  Hp.  constant  bleibt.  Mit  dem 
Wiederaawachsen  der  Hp.  beginnt  eine  Periode  langsamerer 
Zunahme  der  Op.,  welcher  sich  ?on  der  Kraft  1,85  Daniell 
an  nochmals  eine  Periode  schnelleren  Wachsthnms  anreiht 
Das  Verhältniss  H/O  (Fig.  18)  nimmt  mit  wachsender 
f^raft  stark  ab  -),  nach  Krreicliung  eines  Minimums  wieder 
zu  und  nochmals  ein  wenig  ab. 

1)  Möglicherweise  wächst  bei  den  kleinisteii  Kräften  die  Op.  ver- 
zuL'erf  Uli  und  die  bejschleiinigt.  Die  Unkenntnis^  dos  Polarisations- 
^u!4tuiidea  jeder  eiu>:>  liit'u  der  beiden  unpolarinirt  bieibeudeu  Electrodeu 
lädst  eben  einen  Entf^cheid  nicht  zu. 

2)  Mögliv  herweiÄC  bei  den  kleinsten  Kräften  zuerst  zu.  Cf.  die 
vorige  Anut. 


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542 


(7.  FftOVMM, 


Es  ist  b^i  den  kleinsten  Kräften  H  >  O,  sodanii  ist  für 
kurze  Zeit  H  <  O  und  endlich  wird  wieder  H  >  O. 

Bei  abnehmenden  Kräften  ist  der  von  der  Grösse  der 
Kraft  unabhängige  Werth  der  Hp.  kleiner  (0,59  Daniell)  als 
in  der  aufsteigenden  Reihe»  tritt  bereits  bei  einer  kleineren 
Kraft  (0,8  Daniel!)  ein,  endigt  aber  auch  bei  einer  kleineren 
Kraft  (1,25  Daniell).  Eine  Verschiebung  in  der  gleichen 
I^u  litang  beobachtet  man  auch,  wenn  mau  bei  aulsteigenden 
Kräften  eine  jede  länger  wirken  lilsst. 

Nun  wurde  Luft  in  das  Voltameter  eingelassen  und  die- 
selbe gehörig  mit  der  Voltametertlüssigkeit  durchschüttelt 

Tab.  41.   Lufthaltiges  Voltameter.   Es  sind  wieder  nur 

die  nach  langer  Polarisirung  erreicliten  Werthe  angegeben. 
Die  Kräfte  folgen  sich  nur  in  aufsteigender  Reihe.  1  Trocken- 
daniell  »  100.   Fig.  17. 


Polaris. 
Kraft 

H 

i 

0      1  H+0 

Polar.  Kr. 
-(H  +  O) 

44,5 

26,8 

44,9 

-0,4 

1,48 

67,0 

87,7 

30,0 

67,7 

-0,7 

1,26 

89,0 

44,5  ' 

45,8 

89,8 

-0,8 

0,98 

111,3 

46,1 

65,6 

111,7 

-0,4 

0,70 

54,5  ' 

79,5 

134.0 

-0,6 

0,68 

140,6 

58,1 

Ö3,6 

141,7 

-M 
-1,2 

0,69 

161,1 

64,7 

87,6 

152,8 

0,74 

1«5,3 

7-J.s 

93,7 

166,5 

-1,2 

0.7.S 

1 7n,5 

76,4 

100,0 

176,4 

-0,9 

0,76 

87,9 

107,5 

190,4 

-0,7 

0,82 

207,2 

«7,7 

109,2 

206,9 

+  0,3 

0,89 

241,1 «) 

H8,e  : 

115,1 

238,7 

+  7,4 

1,03 

MS 


# 


Als  das  Voltameter  lufthaltig  war,  nahm  auch  ba 
Kräften,  kleiner  als  0,8  Daniell,  die  Hp.  mit  der  Daner  der 
Polarisimng  ein  wenig  ab  und  die  Op.  zu.  Noch  bei  M 
Daniell  war  dieses  Verhalten  der  Polarisationen  mit  Sicher- 
heit nachweisbar,  bei  grösseren  Kr&ften  wurde  durch  die 
mangL'lnde  Constanz  der  polarisirenden  Elemente  das  Urtheil 
unsicher.  Zudem  war,  wie  sich  schon  fri5her  für  1  Daniell 
ergeben  hatte,  die  Veränderlichkeit  der  Einzelpolarisationen, 
die  bei  der  Hp,  in  einer  Abnahme,  bei  der  Op.  in  einer 


1)  An  der  Kathode  €k». 


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Polarisation  durch  schwache  Kriifte, 


54a 


Zonahme  bestand,  im  lufthaltigen  Voltameter  viel  kleiner 

als  im  lul'tleeien. 

Die  (jesamuitpolansation  übertrat  auch  jetzt  die  pola- 
risirende  Kraft  ein  wenig.  Die  DiÜ'erenz  beider  war  bis  last 
2  Dan.  innerhaib  der  Grenzen  der  Beobachtungsfehler  constant, 
dann  blieb»  kurz  bevor  an  der  Kathode  Gas  erschien,  die 
Polarisation  hinter  der  polaridrenden  Kraft  merklich  zurück. 
Bei  2,4  Daniell  betrug  der  Unterschied  0,08  Daniell.  Die 
Hp.  steigt  zuerst  verzögert  an  und  ftndert  sich  bei  einer 
polarisirenden  Kiait  von  ca.  0,9  Daniell  und  einer  Grösse 
von  ca.  U,45  Daniell  sehr  vveni^,  dann  wächst  sie  l>is  zum 
Abbruch  der  Beobachtungen  ein  wenig  rascher  als  die  Kraft 
Die  Periode  sehr  geringer  Zunahme  der  Hp.  ist  kürzer,  als 
im  luftleeren  Voltameter,  indem  sie  etwa  bei  der  gleicben 
Kraft  beginnt,  aber  frtther  endigt  Das  Gesetz,  nach  wel- 
chem die  Hp.  mit  der  Kraft  w&chst,  ist  also  im  grossen  und 
ganzen  dasselbe,  wie  beim  luftleeren  Voltameter,  da  die 
letzte  Periode  hingsamerer  Zunahme,  welche  früher  auftrat, 
liuch  hier  bei  weiterer  Steij^erung  der  Kraft  nic)it  fehlen 
wird.  Auch  beim  lui'tiialtigen  Voltameter  decken  äich  die 
Kräfte,  bei  welchen  mit  der  Dauer  ihrer  Wirkung  die  Hp. 
am  st&rksten  abnimmt^  etwa  mit  denjenigen,  bei  welchen  die 
Hp.  mit  zunehmender  polarisirender  Kraft  sich  am  wenigsten 
ändert. 

Die  Op.  nimmt  zuerst  beschleunigt  und  nach  Erreichung 
einer  Grösse  von  ca.  0  55  Daniell.  welche  durch  eine  Kraft 
von  l  Daniell  erzeugt  wird,  verzöjzert  zu.  Hier  ist  das  bei 
Luftleere  des  Voltameters  gefundene  nochmalige  stärkere 
Ansteigen  nicht  beobachtet. 

H/O  (Fig.  18)  nimmt  ab^),  erreicht  bei  einer  wenig  klei- 
neren Kraft  als  früher  ein  Minimum  und  nimmt  darauf  wie- 
der zu,  ohne,  wie  heim  luftleeren  Voltameter,  nochmals  ab- 
zunehmen. Sämmtliohe  Werthe  liegeu  uuter  den  bei  den 
gleichen  Kräften  mit  luftleerem  Voltameter  beobachteten^ 


1)  Die  Beobachtungen  beginnen  mit  grösseren  Kräften  ab  beim  luft- 
leeren Vohameter*  Die  dort  anftinglich  beobachtete  Zunahme  ist  Tiel«> 
leicht  nur  deshalb  hier  nicht  gefnndeii. 


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544 


ij.  Hoppe, 


namentlich  bei  kleinen  Kräften;  Luftgehalt  des  Voltameters 
vermindert  also,  wie  schon  früher  bei  der  Kraft  eines  Da- 
rnells gefunden,  bei  allen  Kräften  üie  i'^olarisation  der  Ka- 
thode und  steigert  diejenige  der  Anode. 

Die  Hp.  übertrifft  jetzt  die  Op.  bei  Kr&ften,  weldie 
kleiner  als  0,9  Daniell  Bind,  steht  dann  der  Op.  nach  hU  n 
einer  Kraft  von  etwa  2»8  Daniell  und  wird  darauf  wieder 
grösser  ale  diese.  Das  Gebiet  der  Krftfte,  bei  welchen  H<0, 
ist  demnach  bei  lulthailigem  Voltameter  bedeutend  grösser 
als  bei  luftleerem. 

Es  sei  noch  bemerkt,  dass  die  Versuche  dieses  Ab- 
schnitts bei  den  Kräften  von  der  Grösse  eines  Daniells  imd 
eines  Chromsäureel.  ftlr  H/O  grössere  Werthe  liefern,  als  lie 
fr&her  mit  demselben  Voltameter  beobachtet  worden  sini 
Fänden  die  grösseren  Werthe  nur  bei  Luftleere  des  Volti- 
meters  statt,  so  könnte  man  die  Ursache  in  einer  jetzt  toH-  , 
kommneren  Kvacuirung  suchen.  Sie  tinden  sich  aber  auch 
bei  luftgesättigtem  Voltameter. 

Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  werde  ich  eine  zu- 
sammenfassende Erklärung  aller  Versuchsresultate  erst  nach  | 
Mittheilung  auch  der  Beobachtungen  mit  Gold-  und  PaUa- 
diumelectroden  geben. 

Giessen,  Anfang  August  1886. 


II.  Z9tr  Theorie  der  unipoiaren  Induction; 

von  Bdm.  Hoppe. 

(Bleri«  Taf.  T  Fl«.  lS-te.l  ' 

§  1.    In  einer  früheren  Arbeit^)  über  diesen  Gegenstaiui 
habe  ich  durch  Versuche  mit  einem  Electromagnet  nach«  | 
gewiesen,  dass  die  Edl und* sehe  Theorie  der  unipolaren  ■ 
Induction  mit  den  Beobachtungsthatsachen  in  Widersprach 
steht,  und  dass  damit  die  weiteren  Consequenzen  jener  Theo- 
rie hiniaiiig  sind.    Obwohl  ich  dort  erwähnt  habe.  das8  die 

1)  Hoppe,  Wied.  Ann.  28.  p.  478.  1886. 


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Unipolare  InducHan* 


545 


Anwendung  eines  Electromagnets  weder  theoretisch  noch 
experimentell  auf  Schwierigkeiten  stiesse»  hatte  ich  doch  den 
Wunsch,  etwa  aufsteigende  Zweifel  durch  Experimente  mit 

Stahlmagnett'n  zu  beseitigen.  Durch  die  (-iiite  der  Besitzer 
der  hiesigen  renommirteD  Maschinuiiliili ik  von  Nagel  und 
Kaeinp  wurde  mir  dies  ermöglicht.  Aus  einem  auf  das 
Sorgfältigste  längere  Zeit  hindurch  ausgeschmiedeten  Stahl- 
block Hessen  dieselben  mir  einen  150  mm  hohen  Gelinder 
mit  der  Bohrmaschine  concentrisch  ausbohren,  dessen  äusse- 
rer Durchmesser  50  mm,  dessen  innerer  40  mm  betrug.  Diesen 
Cylinder  versah  ich  mit  einem  Messinggestell  analog  dem  des 
früheren  Apparates.')  Der  CJ} linder  a  (Fig.  19)  wurde  in  der 
Mitte  an  vier  diametral  gegentlbeiliegenden  Stellen  durch- 
bohrt; durch  diese  Löcher  ragen,  durch  iiartgummihülsen 
isolirt;  vier  Messingarme  e  in  das  Innere  tk-s  Cylinders  und 
sind  hier  in  ein  Messingstuck  c  eingeschraubt,  welches  auf 
seiner  oberen  Seite  ebenfalls  einen  Messingstifb  b  tr&gt,  der 
den  Stahlcylinder  um  etwa  20  mm  tlberragt  und  oben  durch 
eine  centrisch  gebohrte  Hart  gum  mischeibe  in  der  Äxe  des 
Cylinders  erhalten  wird.  Die  seitlichen  Arme  e  tragen  den 
lü  mm  hreiten  Messingring  d,  dessen  äusserer  Durchmesser 
12U  mm  beträgt.  Dieser  Stahlcylinder  wird  durch  den  Mes- 
singbiock  /  centrisch  auf  der  Axe  eines  Rotationsapparates 
befestigt,  sodass  der  Stift  b  in  der  Verlängerung  der  Rota* 
tionsaxe  liegt  Die  Dimensionen  des  Cylinders  a  gestatteni 
an  Stelle  dieses  eben  beschriebenen  Messinggestelles  das 
analoge  des  froheren  App^ates  einzuschrauben,  da  es  sich 
fon  iliüi  nur  durch  die  Weite  des  äusseren  Messingringes 
unterscheidet,  der  bei  jenem  73  mm  äusseren  und  53  mm 
inneren  Durchmesser  hatte,  sodass  der  Magnot  immer  noch 
vom  Gestell  isolirt  bleibt.  Ich  werde  diese  beiden  Gestelle 
so  unterscheiden,  dass  ich  das  gr5ssere  mit  I,  das  kleinere 
mit  II  bezeichnen  werde. 

Nachdem  der  Stahlcylinder  durchbohrt  war,  wurde  er 
magnetisirt,  indem  ich  eine  ihn  umschliessende,  gleichmässig 
gewickelte  Draht^pule  von  dem  Strome  einer  kleinen  Sie* 

1)  Hopi  e,  l.  c.  p.  480. 

▲oa.  d.  rhjf.  u.  Omb.  N.  f.  XXIX.  S& 


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546 


Hoppe, 


mens'ichen  Dynamomaschine  dnrcblanfen  liess,  sodass  bald 

das  Maximum  des  Magnetismus  erreicht  war.  Bei  einer 
Prüfung  mit  einem  M ey erstein'schen  Magnetometer  er^ab 
sich  die  gleichartige  Vertheilung  des  Magnetismus  über  den 
Cylinder,  indem  Drehungen  um  die  Axe  des  Cylinders  weder 
in  senkrechter,  noch  paralleler  Lage  (erste  und  zweite  Gaass*- 
sche  HaupÜage)  in  Terschiedensten  Entfernungen  vom  Mag- 
netometer Aenderungen  des  Ausschlages  bedingten,  was  der 
Fall  bStte  sein  müssen,  wenn  der  Magnetismus  nicht  bjd- 
metrisch  zur  Axe  des  Cylinders  gleichmässig  vertheilt  wäre. 
Es  kann  daher  angenouimen  werden,  dass  der  Cylinder  homo- 
gen ist,  und  in  symmetrischen  Punkten  gleiche  magnetische 
Momente  vorhanden  sind.  Wir  werden  daher  die  Wirkung 
des  Cylinders  ersetzen  können  in  unserer  theoretischen  Be- 
trachtung durch  die  von  zwei  in  der  Rotationsaze  in  glei* 
ehern  Abstände  Ton  der  Mitte  des  Cylinders  liegenden  Pole  i 
und  R  (Fig.  20).  In  wie  weit  diese  Voraussetzung  zulässig 
ist,  zeigen  die  lolgeiulcn  Versuche.  Der  Magnet  war  so  mag- 
netisirt,  dass  der  Südpol  ohen,  der  Nordpol  unten  lag. 

§  2.  Zunächst  stellte  ich  durch  directe  Versuche,  wie 
in  der  früheren  Arbeit,  den  Sinn  der  bei  der  Rotation  inda- 
cirten  Stromrichtung  fest  mit  dem  gleichen  Resultate,  wie 
dort,  d.  h.  wenn  der  Südpol  oben,  der  Nordpol  unten 
an  der  verticalen  Rotationsaxe  liegt,  gibt  die  Dreh- 
ung im  Sinne  der  Erdrotation  einen  Strom  Ton  der 
Spitze  b  durch  die  iiussere  Leitung  nach  r/,  die 
Drehung  im  Sinne  des  Uhrzeigers  einen  Strom  in 
entgegengesetzter  Richtung.  Stets  wurden/  durch  eine 
schleifende  Messingfeder,  b  durch  eine  an  einer  Feder  be- 
festigte kleine  Messingplatte,  welche  etwas  ausgehöhlt  war, 
um  das  Ende  von  b  aufzunehmen,  berührt  Da  die  Besaltate 
dieser  Versuche  mit  dem  Magnet  genau  jenen  mit  dem  Electro- 
magnet entsprechen,  ist  es  nicht  n^thig,  die  Beobachtungs- 
zahlen hier  noch  einmal  an/.uführen.  Diu  Jurt  nur  angeregte 
Frage,  wie  sich  die  electromotorische  Kraft  bei  grösserer 
oder  geringerer  Entfernung  der  Berührungsstellen  von  der 
Axe  verhalte,  habe  ich  mit  Hülfe  dieses  Stahlmagnets  ein- 
gehender untersuchen  ktonen. 


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ümpolare  Induction. 


547 


§  3.  Das  Resultat  dieser  Versuche  stimmt  mit  der  von 
G.Wiedemann  Tertretenen  Theorie  überein.  In  der  That, 
suchen  wir  den  Sitz  der  electromotorischen  Kraft  in  dem 
mbenden  Theile  der  Leitung,  also  in  der  relativen  Bewegung 
des  Magnets  gegen  die  Leitung,  so  wird  bei  der  schemati- 
sehen  Barstellung  (Fig.  20)  sich  Folgendes  ergeben,  AD 
der  mhende  Draht,  von  dem  ein  Element  BC  betrachtet 
werde,  sn  der  wirkende  Magnet,  so  können  wir  statt  der 
Bewegung  des  Magnets  annehmen,  der  Draht  rotire  um  den 
ruhenden  Magnet.  Unter  Berücksichtigung  des  Lenz'schen 
Gesetzes  können  wir  den  Vorgang  umkehren  und  das  Dreh- 
angsmoment  betrachten,  welches  von  der  Wechselwirkung 
zwischen  Magnet  und  Stromelement  auf  den  Stromtrftger  aus- 
geübt wird.  Dann  ist  die  von  «  auf  das  Element  senkrecht 
zur  Ebene  der  Zeichnung  ausgeübte  Kraft  jr»=  {fii.ds,  sin 
und  die  von  ji  ausgeübte  —  {iiids , sin  e)lr^^;  wenn  a 

lind  «'  die  Winkel  des  Elementes  BC  mit  r  und  Tj,  den  Ent- 
leriiun^^en  von  s  und  n,  sind.  Nennen  wir  nun  das  Dreieck 
BCs  =  (df)/2  und  BCn  =  (rf/)/2;  so  ist  Ks  »  f^id/jr^; 
JSTi, «  _  piidf' jr^j  also  die  Gesammtkraft: 

Sei  ferner  der  Winkel  A9B^m\  AnB^ß,  so  ist 
BtC=^dr€;  BnC^dß  und  df=^r*da;  df'^t^dß.  Da- 
durch wird: 

^-"••('r-f)' 

Daraus  ergibt  sich  das  Drehungsmoment  J'  fttr  das  Ele- 
ment BCi 

A'  SB  ^1  (fanada  —  siikßdß)» 

Integriren  wir  über  den  Bogen  AD,  so  ergibt  sich  das  Ge- 
sammtdrehungsmoment: 

A  ^  ui, {(cos aA  —  cos «d)  —  (cos ßA  —  cos ßo)} ; 

wo  ttAf  ^j>f  ßAj  ßü  die  Werthe  der  Winkel  in  den  Endpunkten 
des  Bogens  sind. 

85* 


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648 


£,  Moppe, 


§  4.  Nach  dieser  Methode  eind  wir  in  der  Lage,  die 
Drehnngsmomente  fOr  gegebene  8tromstftrken,  umgekehrt  aber 

auch  für  gegebene  Drehiinfjsmomente  die  Stromstärken  für 
verschiedene  Lagen  der  Endpunkte  der  festen  Leitung  zu 
berechnen.  In  unserem  f'alle,  wo  A  stets  in  der  Kotations* 
axe  lag,  ist: 

(1)  —  fit  (coa  «j>  —  cos  /9j>), 

tl.  h.  wir  haben  nur  die  Lage  der  zweiten  Gleitstelle  zu 
berücksichtigen.  Liegt  JJ  in  der  Mitte  zwischen  s  und  /*. 
so  ist  ausserdem  —  cobcci}  =  cos/?i>;  also: 

(2)  ^      2jbit  C08«|>«. 

Je  näher  also  D  an  die  Axe  herantritt,  um  so  grösser 
wird  dasDrehungsmoment,  umgekehrt  bei  gegebenem  Drehungs- 
moment um  so  grosser  die  Intensität  des  durch  die  Drehung  in- 
dacirien  Stromes.  Die  Frttfang;^  dieses  Verhaltens  ergibt  ach 
aus  folgender  Tabelle.  Die  erste  Oolumne  gibt  die  Ruhebg? 
des  GkJ?anometers,  die  zweite  die  Ablenkung,  die  dritte  die 
Anzahl  der  Rotationen  in  10  Secunden  m  üezug  auf  dis 
Schwungrad  des  Rotationsapparates,  die  vierte  gibt  den  Werth 
des  Ausschlages  für  eine  Umdrehung.  Da  ich  schon  gezeigt 
habe^),  dass  die  Stromstärke  proportional  der  Umdrehung«^- 
geschwindigkeit  wächst,  ist  auf  diese  Weise  möglich,  Beob* 
achtungen  mit  yerschiedenen  Botationsiahlen  zu  ▼ergleichen; 
ich  bezeichne  diese  relatiye  Zahl  mit  3,  üebrigens  sind  die 
letzten  Versuche  alle  so  angestellt,  dass  das  Schwungrad  des 
Apparates  in  10  See.  achtzehnmai  rotirte,  da  ich  diese  Umdreh- 
ungszahl nach  vielen  Versuchen  am  sichersten  (  onstant  erhielt 
Die  sechste  Columne  enthält  den  Sinn  der  Drehung,  ob  wie 
die  Erde  oder  wie  die  Uhrzeiger,  die  siebente  endlich  das 
Mittel  aus  zusammengehörigen  Beobachtungen,  die  unmittel- 
bar hintereinander  gemacht  wurden,  um  die  durch  die  Bei* 
bung  bedingten  Thermoströme  zu  vermeiden,  endlich  die  achte 
das  Datum  der  Beobachtung. 

Es  rotirt  der  Magnet  mit  Gestell  1,  die  Federn  berfihreo 
b  und  (L 


1)  Hoppe,  £lectiotechii.  Zteohr.  7.  p.  285.  1886. 


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Unipolare  Indttetimu 


649 


1. 

2. 

3. 

4. 

ö. 

♦>. 

7. 

8. 

IVUllO 

Einstel- 
lungen 

Ablen- 
kung 

Zahl  d.  Um- 
drehungen 

0 

Sinn  der 
Drehung 

Mittel  V. 

d 

2^ 

24 

38 
12 

11,5 
12 

15 
15 

0,76 
0,8 

ührdreh. 
Eiddreb. 

|0,78 

14.«laa 

24 
24 

2    i  22 
84  11,5 

18 
18 

1,2 
0,64 

Elrddreh, 
üliTdreh. 

1  0,93 

n 

24 

11 

13 

15 

0,86" 

Erddreh. 

24 

88 

12 

» 

0,H 

Uhrdreh. 

i  0,864 

15.  Juli 

n 

10 

14 

n 

0,93 

Krddreb. 

1 

14 

w 

1 
36 

7 
22 

18 
18 

0»88 
1.« 

Erddreh. 

1  0,805 

17.  Aug. 

14 

6 
37 

8 
23 

18 
18 

0,4 
1,27 

Erddreh.  , 
Uhrdreh,  i 

1 0,86r 

1» 

Es  rotirt  der  Magnet  mit  Gestell  II,  die  fedem  ber&hren 

b  und  d. 


14 

ft 

4 

42 

10 
28 

18 

» 

0,5 

14 

>f 

3 
44 

11 

30 

»1 

n 

o,*;i 

1,6 

14 

n 

2 
46 

12 
32 

ff 
ff 

0,6 

15 

J» 

3 
45 
2 

12 
30 
18 

ff 
ff 
ff 

ü,6 
1,6 
0,72 

'Erddreh. 
Uhidrefa 

Erddreh. 
Uhrdreh. 


I 


Erddreh. 
Ührdreh. 

Erddreh. 


I  1,188 

} 


ff 


1,2 


!b.  I 
Uhrdreh.  }  1,18 
Eiddieh.  | 


18.  Aug. 


„ 


Bs  ergibt  «icb  als  Gesammtmittel  des  9  fUr  den  grossen 

Riog  0,848,  und  ebenso  für  den  kleinen  Ring  1,1492.  Be- 
rechnet man  für  die  hier  anzuwendende  Formel  (2)  die  Cosi- 
nus, so  ist  deren  Verh&ltniss  nahezu  Multiplicirt  man 
den  relativen  Werth  0,848  mit  dieser  Verbältnisszahl,  so 
ergibt  sieb  1,02.  Berücksichtigt  man  die  nnr  auf  halbe  0  rade 
genaue  Messimg  mit  dem  Multiplicator,  so  liegt  der  Fehlbe- 
trag an  dem  wahren  Wertbe  innerbalb  der  Beobacbtungs- 
febler.  Man  erbftlt  dann  das  Gesetz,  dass  die  Intensit&t  des 
inducirten  Stromes  wächst  mit  dem  Cosinus  des  Winkels,  den 
die  Verbindungslinie  des  Poles  und  der  Gleitstelle  mit  der 


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550  £•  Hoppe. 

Rotationsaxe  maclit,  wenn  die  zweitp  Gleitsteile  in  derVtt* 
längerung  der  Botationsaxe  selbst  liegt. 

§  5.  Es  entsteht  nun  die  Frage ,  ob  die  Masse  des  mit- 
rotirenden  Leiters  ganz  ohne  EinfluBs  ist  auf  die  St&rke  der 
Induction.    Um  dies  zn  untersuchen,  machte  ich  mir  ans 
ausgewalztem  blankpolirtem  Kupferblech  zwei  hohle  Eitpfer« 
cylinder,  den  einen  von  etwa  70  mm,  den  anderen  tob  ca. 
115  mm  Durchmesser«  passend  zu  den  Ringen  der  beiden 
oben  erwähnten  Gestelle.    Die  Cylinder  waren  etwa  85  mm 
hoch,  sodass  sie  bei  der  Rotation  die  Berührung  des  Endes 
▼on  b  nicht  hinderten.  Um  sie  zu  befestigen,  waren  die  Mes* 
singringe  ä  an  vier  diametral  gegenüber  liegenden  Stdkn 
durchbohrty  ebensolche  Durchbohrungen  brachte  ich  in  dem 
unteren  Theil  der  Cylinder  an  und  band  nun  durch  weidie 
Kupferdrähte  die  Cylinder  auf  den  Ringen  d  fest,  sodass  sit 
die  obere  (südliche)  Hälfte  des  Magnets  ganz  einschiosseii. 
wie  in  Fig.  19  durch  die  punktirte  Linie  angedeutet  ist. 
ich  die  Cylinder  selbst  sorgföltig  verlöthet  hatte  und  die 
Naht  glatt  abgefeilt,  besass  der  Apparat  Stabilit&t  genug, 
um  zu  erlaubeui  dass  die  berührende  Feder  statt  auf  des 
Bing  d  auch  auf  diesen  Cylinder  selbst  gelegt  werden 
konnte,  ohne  ein  Schleudern  oder  unregelmässiges  Berühren 
bei  der  ivotatiun  zu  bedingen.    Auf  diese  Versuche  werde 
ich  gleich  eingehen,  zunächst  zeii?to  sich,  da??8  das  Mitrotiren 
eines  solchen  Cylinders  ohne  jeden  Einliuss  auf  die  Stärk« 
der  Induction  ist,  wie  folgende  Beobachtung  ei^ab. 

17.  August  1886.   Es  rotirt: 

Magnet  mit  Gkstell  I  ohne  Kupfercylinder, 
Gleitstellen  anf  b  und  d. 

1  2  8  4  5  s 

Buhe    Eittstell    AUenk.       8  Siim  Mittel 


}  0,^ 


14           e           8         0,4  Eiddrehaog 

»          84         20         l,i  Uhfdtdiiiiig 

Magnet  mit  Gestell  I  und  Kupfercylinder, 

Gleitstellen  auf  b  und  d. 

14            8            6          0,3^  Erddrehung 

n            88           28           1.2  Uhrdrehnng   J  0,79 

ti             7             7           0,Sä  iijrddrehiiiig 


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Üaipoiare  Induction*  551 

Magnet  mit  Gestell  1  ohne  Kupiercy linder, 
GleitsteUen  auf  b  und  d, 

1             2  3  4  5  6 

Buhe  Einstell.  Ablenk.        ö_  ^\\m  Mittel 

14             7  7  0,38  Erddn-hung    l  _ 

n            86  22  1,2  Uhrdrehung  j 

Magaet  mit  Gestell  II  ohne  Kupfercylinder, 
GleitsteUen  auf  h  und  d, 

14  8         n         0.6r      Erddrehung  \  ^ 
M           44  30  1,6        Uhrdr^hmig  ) 

Magnet  m\i  Gebleli  II  und  Kupfercylinder, 
Gleitstellen  auf  b  und  d. 

15  4  11  0,61        Erddrolmng    1  _ 

16  46  30  1,6  Uhrdrelmng  f 

16  ft  11  0,ni  Erddrehuug 

t*  47  31 


0,'>1  Erddrehuug  \  — 
1,72       ührdrehuDg  j  ^'^^ 


§6.  Noch  auf  andere  Weise  untersuchte  ich  den  Einfluss 
der  mitrotirendeu  Leitertheile.  Würde  nämlich  in  diesem 
eine  electromotorische  Kraft  thätig  sein,  so  müsste  sich  an 
dem  Ende  Yon  b  oder  dem  Rande  Yon  d  eine  Spannungs* 
differenz  zeigen,  diese  wflrde  auf  einen  in  der  Nähe  befind- 
lichen Leiter  influenzirend  wirken  mfissen.  Ich  construirte 
daher  einen  dritten  Kupfercylinder  von  ca.  180  mm  Dnrch* 
messer,  welcher,  an  einem  isolirenden  Harti^ummigestell  be- 
festigt, so  aufgestellt  wurde,  dass  derselbe  die  obere  Hälfte 
des  Apparates  nmschloss,  ohne  irgendwo  zu  berühren.  Der 
untere  Hand  dieses  isolirten  Cylinders,  den  ich  Oondensator 
nennen  will,  stand  dem  Bande  von  d  gerade  gegenüber,  ihn 
etwa  2  mm  nach  unten  überragend.  Vom  Gondensator  führte 
ein  blanker,  isolirt  aufgehangener  Leitungsdraht  zu  einem 
Quadrantenpaare  eines  höchst  empfindlichen  Edelmann'schen 
Electrometers,  dessen  Nadel  mit  dem  Pule  einer  Wasser- 
batterie  verbunden  war.  Ob  ich  aber  die  innere  oder  äussere 
Seite,  der  uDteren  oder  oberen  Rand  des  Condensators  mit  dem 
Electromagnet  verband,  es  gelang  mir  weder  bei  der  Drehung 
im  Sinne  der  Erdrotation,  noch  der  Uhrzeigerrotation  die 
geringste  Ablenkung  an  erhalten.  Auch  die  Anbringung  der 
Kupfercylinder  auf  Gestell  I  oder  II  inderte  an  diesem 


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552 


Hoppe, 


negativeii  Kesullate  in(  hts.  Ich  rerschob  den  CondeDsator 
nach  oben  oder  uoten  während  der  Rotation,  ohne  einen 
Ausschlag  zu  erhalten.  Um  auch  dem  Einwände  zu  begegnen, 
daas  die  Influenz  zu  schwach  fftr  die  Empfindlichkeit  des 
Electrometers  gewesen  sei,  legte  ich  den  Leitungsdraht  nun 
an  den  rotirenden  Apparat  selbst  Es  erfolgte  selbstredend 
ein  Ausschlag  des  Electrometers,  der  jedoch,  wie  die  Tabelle 
zeigt,  seine  Entstehung  nicht  einer  Induction  verdankt,  son- 
dern durch  die  bei  der  Reihnn«?  entstehende  Electncität 
bedingt  ist,  da  die  Art  der  Drehung  auf  den  Sinn  der  Ab- 
lenkung gar  keinen  Einfluss  hat.  Die  in  Colnmne  1  und  S 
angegebenen  Zahlen  sind  Scalentheile  des  fiber  dem  Fem- 
röhre  in  ca.  27:  m  vom  Electrometer  befindlichen  Maassstabes, 
die  Vorzeichen  bedeuten  rechts  und  links  lom  Nullpunkt 


Sinn  der 

Ein- 

Anzahl  der 

Bemerkung 

Huhe 

Drehuag 

stettong 

Umdrehungen 

+80 

Uhrdrehung 

-96 

24 

Der  VerbindungedrAlit  be* 
rfihrt  den  KapfercjUndcr 

n 

Erddrehung 

18 

m  80  mm  H6lie 

n 

Uhrdrehong 

—«6 

« 

n       ff  n 

it 

Uhrdrafanng 

-63 

18 

der  Dimht  seUeift  auf  i 

n 

ErddrehoDg 

-60 

fl 

tt      »      »      n  i 

n 

Uhrdrehung 

-95 

18 

»        9t        If       »  ( 

it 

Erddrehung 

-65 

n 

ff      ff      »      n  h 

Es  scheint  demnach  ausgeschlossen,  dem  mitrotirt  udea 
L-itertheile  irgend  welcfien  EinÜuss  auf  das  Zustandekom- 
men des  Xndactionsstromes  zuzuschreiben,  ausser  dass  er  den 
Strom  schlteest 

§  7.  Die  Intensit&t  des  in  dem  festen  Theile  der  Leitong 
indttcirten  Stromes  h&ngt  demnach  lediglich  ab  ron  der 

Potentialdift'erenz  an  den  ßerührungsstellen.  Diese  Fra^e 
Hess  sich  mit  Hülfe  der  auf  die  Gestelle  I  und  Ii  g -  Ifunde- 
nen  Kupfercylinder  weiter  verfolgen.  Bei  allen  folgenden 
Versuchen  ist  die  eine  Bertthrungsstelle  auf  der  Spitxe  des 
Stiftes  die  andere  auf  oder  in  Torschiedenen  Höhen  dM 
Kupfercylinders  fiber  d.  Die  Höhen  sind  von  d  an  gemessen. 

Es  rotirt:  Magnet  mit  Gestell  II  und  Kupfercjfinder, 
die  eine  Feder  stets  auf  b  schleifend. 


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Unipolare  Induction, 


55a 


1. 

2. 

3. 

4. 

%J  iUvU  vi! 

a 

ouiu  uor 

irngsHÜil 

•  DrehuDE 

IS 

10 

80 

UhrdreliitDg 

13 

n 

0,72 

£rddreltiing 

16 

jt 

0,8 

Erddrehniig  \ 

24 

n 

1,3 

Uhrdrefaang  j 

14 

n 

oT 

KrddrchuufiT  1 

23 

n 

Uhrdrehung  J 

12 

tf 

0,Ö 

Errldreliuncr  l 

23 

tf 

1,27 

Uhrdrehung  i 

12 

ft 

0,^ 

Ercldrehuog  ^ 

21 

19 

1,16 

Uhrdrebuog  \ 

10 

n 

0,5 

Erddrehtinir  1 

16 

M 

0,8 

Ubfdrehaiig  | 

8 

f$ 

0,4 

ErddreUun^  | 

15 

n 

0,83 

UlinlrchuDg  J 

^^ 

7 

f$ 

0,4  IG 

P^iddrehung  ] 

15 

n 

0,83 

Uhrdrehung  J 

0,0 

7 

0,305  Erddrchuug  1 

U 

n 

0,7 

Uhrdrebang  { 

5 

n 

0,27 

Erddrehuiig  i 

12 

n 

0,6 

Uhrdrehimg  | 

8 

,f 

0,16 

Erddrehuug  | 

6,5 

,» 

0,361 

Uhrdrebnng  j 

8 

fi 

Krdduiiunfi  1 

7,5 

n 

0,4 1*5 

Uhrdrehuug  j 

1,5 

II 

0,0B3  Erddrehung  1 

1,0 

n 

0,05 

Uhrdrehung  j 

Es  rotirt:  Mapnot  mit  Gestell  I 

die  erste  be 

7 

18 

0,38 

Efddrebnng  \ 

22 

II 

Uhrdrehung  | 

6 

15 

0,4 

Erddrehung  \ 

12 

II 

0,9 

Uhrdrehung  | 

6 

st 

0,4 

Erddrchuug  \ 

11,5 

,1 

0,76 

Uhrdrehung  J 

5. 
Mittel 

1,18 


6. 

BerÜhrungsstelle 
der  2.  Feder 

wald 


1,1  8  nun  hoch 
1,02?  15  mm  hoch 

0,972   25  mm  hoch 
0,916   35  mm  hoch 
0,72    41  mm  hoch 
0,688  51  nm  hoch 
0,625        ti  >t 
0,f>416   62  mm  hoch 
0,472     67  mm  hocb 
0,2638~  76  mm  hoch 
0,2916      I»  II 
0,0694    87  mtn  hoch 


0,805        auf  d 
0,6     88  mm  boch 
0,593       tf  ti 


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554 


E.  Hoppe, 


1. 

2. 

8. 

4. 

Ablen- 

Linuren- 

Ol«  f 

Sum  der 

kung 

ungazabl 

Drehung 

7 

18 

_  ^ 

0,38 

Lrudrebung 

17 

1» 

0,d4 

Uhrdrchimg 

9 

15 

Uhrdrebung 

8^ 

»» 

0,28 

Erddrebiing 

5 

18 

0,27" 

Erddiehung 

8 

0,5 

Uhrdrehoog 

5. 
Mittel 

0,6 


6. 

BerühruQgästelle 
der  2.  Feder 

3b  inm  Ituclj 


u,416   £»(>  mm  hoch 


0,3ä 


»» 


n 


Die  Beobachtungen  zeigen  eine  erhebliclie  Abnahme 
der  Stromstärke  mit  der  grösseren  Entfernung  vom  Kioge  d, 
und  zwar  bei  dem  Gestell  U  in  stärkerem  Maasse  wie  bei  I. 
Die  nach  Formel  (1)  berechneten  Werthe  stimmen  f&r  den 
kleineren  Cylinder  nnr  in  niedrigen  Höhen  nahezu  fiberein, 
fttr  grössere  Höhen  weichen  sie  sehr  von  den  BeobachtmigeB 
ab  und  liefern  schliesslich  fast  das  Doppelte  der  Beobach- 
tung. Eine  Zusammenstellung  der  Werthe  für  Gestell  I 
und  II  liefert  folgende  Tabelle. 


Gestell  IL 

Höbettber  Mittel  aller 


beob.  6  berechnet 


0  nun 

«  n 

51  >i 
76  t» 


1,149 
1,027 
0,632 
0,278 


1,149 
1,077 
0,794 
0,511 


Höhe  fiber 
d 

0  mm 

38  t, 
80  » 


Gestell  1. 

Mittel  aller 
beob.  6 

0,848 
0,617 
0,399 


bereebnet 

0.848 
0,735 
0,424 


Die  geringe  Uebereinstimmung  bei  dem  kleinen  Ring 
ist  natürlich^  da  die  Formel  (1)  Toraussetst,  dass  der  Ojlifi* 
dermagnet  durch  einen  Linienmagnet  ersetzt  werden  kanSi 
was  bei  der  grossen  Nähe  des  kleinen  Cylinders  am  Magnet 

unzulässi^^  1^,1.  Die  berechneten  Werthe  sind  so  erhalten, 
dass  vorausgesetzt  wurde,  die  Beobachtungen  für  0  mm  Höbe 
seien  richtig,  dauu  wurde  mit  den  aus  Formel  (1)  sich  er* 
gebenden  Verh&ltnisszahlen  multipiicirt 

(  8.  Endlich  untersuchte  ich  auch  die  Frage»  ob  in  dem 
rotirenden  Kupfercylinder  selbst  eine  electromotorische  Knft 

wirksam  ist.   Ich  Hess  zu  dem  Zweck  die  zum  Galvanometsr 

iulirenden  Drähte  durch  zwei  Messingfedern  auf  dem  Kup 
cylinder  oder  dem  Hinge  d  schleifen  und  erhielt  folgende 
Kesultate: 


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Kin* 
iteU. 

Unidr.- 
Zahl 

« 
0 

26 
>» 

31 
82 

10 

ft 

0,5 
0,6 

Eidd.  1 
Uhrd.  (  0'^* 

*t 

n 

80 
80 

10 
f1 

0,4 
0,4 

Erdd.  J 
Uhrd,  1 

n 

27 

10 

0,1 

Erdd.  I 
ühwL  1 

tf 

If 

0,1 

Unipohtrt  IndueHon,  555 
16.  Juli  1886.  GesteU  L 


die  eine  Feder  aut"  d 
die  andere  Feder  in  38imn  Hohe 

die  rinc  Frder  aut'  d 
die  andere  Feder  iu  95  min  Höhe 

die  eine  Feder  in  38  mm  Höhe 
die  ftnd«re  F«der  in  86  mm  Hdhe 

Da  die  Ausschlftge  stet«  nach  einer  Seite  bin  stattfinden» 
verdanken  die  beobachteten  Stromstftrken  Thermoströmen  ihr 

Dasein.  Die  Verscbiedenbeit  in  der  Stärke  erklärt  sich  durch 
die  Verschiedenheit  der  rcihciuleü  Is^uiper,  die  Federn  waren 
aus  Messing,  ebenso  der  Ring  dj  dagegen  bestand  der  Cylin- 
der ans  Kupfer.  Die  Stärke  der  im  ersten  und  zweiten 
Fall  erzeugten  Thermoströme  ist  gleich  den  in  den  früheren 
Tabellen  aus  den  Differenzen  der  Aasschl&ge  hei  den  ver- 
schiedenen  Drehnngen  sich  ergebenden. 

Als  die  wesentlichsten  Ergebnisse  dieser  Untersuchung 
möchte  ich  Folgendes  hervorheben. 

1)  Bei  der  unipolaren  induction  kommt  nur  der  feste 
Tlieil  der  Strom  bahn  in  Frage. 

2}  Die  Stärke  der  Induction  hjUigt  nur  Ton  der  Lage 
der  beiden  Gleitstellen  ab  und  ist  am  grdssten^  wenn  die 
eine  Gleitstelle  in  der  Botationsaxe  ausserhalb  des  Magnets, 
die  andere  in  der  Mitte  der  beiden  Pole  möglichst  nahe  am 
Magnet  liegt. 

3)  Die  nach  der  Wiedem an n'schen  Theorie  berech- 
neten Werthe  stimmen  bei  hinlänglicher  Entfernung  der 
zweiten  Gleitstelie  yom  Magnet  mit  den  beobachteten  überein. 

Es  ist  mir  noch  nicht  gelangen,  eine  passende  Anord- 
nung zu  treffen,  um  auch  den  Einflnss  Terschiedener  Dieleo- 

trica  zu  untersuchen,  doch  glaube  ich  im  voraus  sagen  ;zu 
können,  dass  eine  Aenderung  sich  kaiim  ergeben  wird,  da 
bei  der  in  der  früheren  Arbeit  durchfjefüiirten  Untersuchung 
sich  ergeben  hatte,  dass  eine  Isolirung  des  Magnets  für  das 
Resultat  ganz  irrelevant  ist  und  auch  bei  gegenwärtigen  Be- 


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566 


K  Hoppe, 


obachtungen  sich  seigte,  dass  die  mitrotirendeii  Cylind« 
keinerlei  Veränderung  brachten. 

Ich  möchte  zum  Schluss  noch  darauf  hinweisen,  das»  es 

mir  räthlich  erscheint,  an  Stelle  des  Plück ersehen  Appa- 
rates zur  Demonstration  der  unipolaren  Induction  den  von 
mir  construirten  boi  Vorlesungen  anzuwentlen,  lia  bei  innnem 
Apparat  ein  Zweifel  Uber  den  Sitz  der  electromotonschen 
Kraft  ausgeschlossea  ist,  während  Plücker's  Versuche  be- 
kanntUch  von  Anfang  an  die  Grundlage  fCtr  die  wider- 
sprechendsten Theorien  gewesen  sind.  Der  hiesige  Mecbs- 
niker  und  Optiker,  Hr.  Schwenke,  welcher  meinen  Apparat 
construirt  hat,  ist  bereit,  derartige  zu  liefern.  Sie  empfehlen 
sich  auch  wohl  um  deswillen,  weil  sie  für  jeden  Eotations- 
apparat  brauchbar  sind. 

Hamburg,  5.  October  1886. 


Nachtrag. 

Nachdem  vorstehender  Aufsatz  bereits  zum  Druck  cjege- 
ben  war.  t  i Iiielt  ich  Kenntniss  vud  den  Bemerkuiigen,  welche 
Hr.  Ödland  ^)  gegen  meinen  ersten  Aufsatz^)  über  dasselbe 
Thema  gemacht  hat.  Es  genügt,  mit  wenigen  Worten  auf 
diese  Bemerkungen  einzugehen.  Hr.  ßdlund  erweist  zunSchBt 
die  Richtigkeit  seiner  Formel;  die  habe  ich  nicht  bestrittest 
denn  es  ist  das  alte  Biot«SaTart'sche  Gesetz.  ünBere 
Differenz  liegt  lediglich  in  der  Anwendung  derselben,  näm- 
lich in  der  Bedeutung  von  v.  Ist  u  eine  absolute  Geschwin- 
digkeit, oder  ist  sie  relativ?  Nach  der  von  mir  vertretenen 
Theorie  ist  nur  dann  Induction  möglich,  wenn  Magnet  und 
inducirtcr  lieiter  relativ  ihre  Lage  ändern,  nach  Hrn.  Ed- 
lund  ist  V  eine  absolute  Bewegung  in  einem  Magnetfelde. 
Auf  die  sich  aus  dieser  Terschiedenen  Auffassung  ergebenden 
Unterschiede  hier  aufmerksam  zu  machen,  ist  Qberflfissi^ 
man  sehe  die  Capitel  über  Induction  m  (i.  Wiedemann's 
Lehre  von  der  Electricität  nach,  speciell  Bd.  IV  i.  p.  62.  Icii 

1)  Ed  lund,  Wied.  Ann.  29.  p.  420.  1886. 

2)  Hoppe,  Wied.  Ann.  28.  p.  47b.  1886. 


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Unipolare  Jjiducäon, 


557 


spreche  deswegen  auch  nu  ht  von  meiner  Theorie,  da  ich 
nur  di6  von  F.Neumann,  G,  W  i  od  pmann  etc.  auf  meine 
Versudie  angewandt  habe.  Alle  von  G.  Wiedemann  (I.e.) 
ausgaspiochenen  Bemerkimgen  treffen  direct  auch  Edland's 
Theorie. 

Was  nun  Hm.  Edlund'B  Bemerkungen  gegen  meine 
Versuche  hetrifft,  so  steht  und  ftllt  sein  ganser  Einwand 

gegen  meine  Schlussfolgerungen  mit  der  Existenz  oder  Nicht- 
existenz  der  electromotorischon  Kraft  in  der  Rotationsaxe 
meines  Apparates,  d.  h.  in  (Fi^,  19).  Hr.  Edlund^)  sagt: 
ich  hätte  infolge  irgend  einer  „zufälligen  Verwechse- 
lung^^ angenommen^  dass  nach  fim.  Edlund's  Theorie  keine 
Induction  in  b  entst&nde;  aher  so  ganz  zufikUig  ist  diese 
„Verwechselung'*  doch  nicht  Hr.  Edlnnd  sagt  in  seiner 
gekrönten  Preisschrifk  ^ ,  wo  er  den  hypothetischen  Fall 
betrachtet,  die  Erdaxe  falle  mit  der  magnetischen  Axe  zu- 
t»ammeny  p.  30:  „La  force  qui  clierche  ä  cunduiro  la  moln- 
cule  electrique  verticalement  de  has  en  haut,  est  par  consü- 
quent  zero  au  pole,  et  minime  a  la  region  polaire^'  und 
p.  34:  L'action  du  magn6tisme  terrestre  sur  un  Clement  de 
coorant  8itu6  dans  Tatmosph^re  a  done  z^ro  pour  composante 
dans  le  direction  de  Taiguille  d'indinaison.  Es  sind  diese 
Ausspruche  an  jenen  Stellen  in  der  That  consequent,  denn 
die  von  Hrn.  Edlund  entwickelte  Formel  für  diese  Verti- 
calkraft  ist: 

^  K     »»M.r.^  am*l  n .  if.  r .  ff  cos*  l  ^ 

"  (H  +  ^»  -  %rQ  sin  0*'*         +  ^ *  +  2r ^  sin  i)'^« ' 

wo  l  die  geographische  Breite,  r  der  Üadius  der  Kugel, 
p  die  Distanz  des  substituirten  Magnetpoles  vom  Mittel- 
punkte bedeuten.  FOr  / »  90^  wird  A  =  0,  ganz  imabhängig 
▼on  dem  Werthe  ron  Auch  wo  Hr.  Edlund  die  wirk» 
liehen  Verhältnisse  der  Erde  bespricht,  betont  er  dies  Ver- 
halten ganz  besonders'):  ^,Le8  molecules  ^lectriques  qui  se 
trouvent  daub  i  atmosphere  verticalement  aux  dessus  des  pöles 

1)  Edlund,  1.  c.  p.  425. 

8)  Sur  roTigine  de  rfleetiicitA  almmphlriquc  par  Edlnnd.  1884. 
3)  Edlnnd,  l  e.  p.  42. 


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558 


Moppt» 


magn^tiqaee,  ne  soni  done  pas  sonlevees  dans  la  direction 
▼erticale  par  Painiant  temstrB/'  Es  acbeint  mir  denuuch 
keine  „Verwechselang'^  zu  sein,  wenn  ich  sagte:  nach  Hrn.  Ed* 
lund's  Theorie  findet  in  der  Axed  keine  Induction  statt, 

denn  die  an  die  Stelle  des  Cylindcriiiagnets  zu  substituiren- 
den  Pole  werden  doch  auch  wohl  bei  Hrn.  Edlund  in  der 
Axe  des  Cylinders  liegen.  —  Hr.  Edlund  gibt  aber  jetzt 
diese  Ansicht  seiner  Preisschrift  ohne  weiteres  auf  und  be- 
ruft sich  auf  ein  ebenda  beschriebenes  ESxperiment.  ^) 

Es  ist  dies  genan  dasselbe,  welches  Plflcker*)  im 
Jahre  1852  an  erster  Stelle  seiner  Fundamentalnntersacbang 
Ter5ffentlicht  hat.  Da  Hr.  Edlund  auf  dieses  Experiment 
das  lliü t-8av ar i'bche  Gesetz  anwendet,  gerade  wie  i' lücker 
es  gethan,  kommt  er  selbstredend  aucb  wie  jener  zu  dem- 
selben Kesultat;  dass  nämlich  die  positive  Electricitat  bei 
einem,  wie  die  Erde  rotirenden,  Magnet  sich  an  die  Pole 
begibt.  Hr.  Edlund  sagt  jetst  in  seinen  Bemerkungen'*') 
ausdracklich,  dass  diese  in  b  wirkende  Kraft  A  grösser  so» 
wie  die  in  den  seitlichen  Armen  snsammengenommenen,  d.  h. 
er  erhftlt  dasselbe  Resultat,  wie  Plücker,  Riecke  etc.  Et 
ist  also  kein  Wuniiur,  dass  mit  Hülfe  dieser  Kraft  in  b  nun 
auch  meine  Experimente  mit  der  so  veränderten  Theorie 
Hrn.  Ed  lund's  stimmen;  ich  brauche  auf  die  diesbezüglichen 
weiteren  Bemerkungen  Hrn.  Edlund's  also  nicht  einzugehe&t 
denn,  dass  die  PlUcker^sche  Theorie  durch  meine  damaliges 
Versuche  nicht  berOhrt  wurde,  habe  ich  ausdrQcklich^)  sb* 
erkannt 

Uebrigens  ist  das  beregte  Plücker'sche  Experiment 

doch  wohl  nicht  so  ohne  weiteres,  wie  Hr.  Edlund  wül,  auf 
die  Axe  Ä  zu  üliertragen.  Hr.  Edlund^)  sagt  selbst:  „Es 
bildet  sich  im  Inneren  der  magnetischen  Röhre  ein  eigen- 
thtUnliches  Magnetfeld,  wo  die  Kraftlinien  in  allen  Bichtungen 

1)  Edlund,  1.  c  p.  lö. 

2)  Plflcker,  Pogg.  Ann.  87.  p.  353.  1852.  Auf  einen  merkwürdigen 
Zusammenhaiig  der  Edlund^sefaen  Arbeit  mit  PliU  ker's  Aufsatz  habe 
ich  anderswo  aufmerksam  gemacht*  Electroteduu  Ztschr.  7«  p.  285.  18^ 

3)  Edlund,  1.  c.  p.  426. 

4)  Hoppe,  1.  c.  p.  489. 

5)  Edluud,  1.  c.  p.  425. 


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Unipolare  Induction. 


559 


gegen  die  Peripherie  hiDausgehen/'  Da  wir  eine  homogene 
Röhre  vor  uns  hiiben,  so  wird,  wenn  die  Kraftlinien  sich 
nach  Hrn.  Ed  land's  Ansicht  nicht  mit  dem  Magnet  drehen, 
die  Axe  b  doch  in  absoluter  und  relativer  Kuhe  in  diesem 
Mag&etfelde  verharreh  und  der  Winkel  ß,  welchen  die  Be- 
wegungsrichtiiDg  der  Aze  mit  der  Kraftlinie  einschliesst, 
ist  gleich  Null,  also  Hm*  Bdland^s  Ausdrack  fULr  die  Induc« 
tioD  jtt.v.sin/^.oosfjp.  ist  ebenfalls  gleich  KuU.  Ich  lege 
darauf  jedoch  keinen  Werth.  Nehmen  wir  an,  Hrn.  Ed- 
lund's  jetzige  Ansicht  sei  richtig,  d.  h.  es  finde  in  der  That 
t-ine  starke  Klectricitätsbewegung  in  der  Rotationsaxe  nach 
dem  hinausragenden  Ende  hin  statt,  wo  bleibt  dann  die 
Anwendung  auf  die  electrischen  Erscheinungen  auf  der  £rde? 
Dann  haben  wir  am  Pole  starke  positive  Electr^cität,  am 
Aeqaator  negati?e,  da  hier  die  Tcrticale  Kraft  jetzt  geringer 
ist  wie  am  Pole,  gerade  so,  wie  bei  Plflcker'),  und  der 
Schlusssatz  meiner  früheren  Arbeit,  dass  die  Versuche,  die 
electrischen  Erscheinungen  auf  der  Erde  durch  imi polare 
Induction  zu  erklären,  gescheitert  seieu,  bleibt  völlig  mtact. 

Nur  auf  einen  Punkt  muss  ich  noch  kommen.  Hr.  Ed- 
lund  findet  es  auffallend dass  ich  annehme,  die  Kraftlinien 
drehen  sich  mit  dem  Magnet,  da  er  glaubt'),  bewiesen  zu 
haben,  dass  dies  nicht  der  Fall  sei.  Wie  will  man  aber  aus 
dem  Experiment,  dass  eine  frei  bewegliche  Magnetnadel  ihre 
Lage  einem  vertical  aufgestellten  Magnetstabe  (wühl  gar 
Cylinder)  gegenflber  nicht  and  ort.  ob  er  ruht  oder  um  seine 
Axe  rotirt,  schl lessen,  dass  die  Kraftlinien  sich  nicht  mit 
drehen?  Die  Kraftlinien  sind  doch  nur  ideale  Linien  des 
grössten  Potentialabfalles.  In  jedem  Momente  der  Drehung  hat 
die  Kraftlinie  für  die  Nadel  genau  dieselbe  Richtung,  n&mlich 
nach  dem  Pole  des  Magnets  zu,  es  kann  die  Nadel  also, 
wenn  dieser  Pol  in  der  Rotationsaxe  liegt,  keine  Ablenkung 
erfahren;  bildet  die  magnetische  Axe  mit  der  Rotationsaxe 
einen  Winkel,  so  treten  Schwingungen  auf,  wenn  die  Rotation 
langsam  genug  erfolgt.   Es  können  bei  einem  solchen  Yer- 

1)  Plficker,  l  c.  p.  357. 

2)  Ed  land,  1.  e.  p.  426. 

3)  Edlund,  1.  c.  p.  428. 


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560  F.  himsUät. 

* 

suche  doch  nur  Intensit&tBBchwaDkuDgen  wirksam  sein. 
Die  könnte  man  beobachten  ^  wenn  man  in  seitlicher  Lage 
in  der  Richtung  der  Kraftlinien  einen  weichen  Eisenstab  mit 
Drahtspule  anbrik^hte.  Die  Inductionsstösse  wären  abwech- 
selnd entgegengesetzt  und  könnten  daher  nur  mit  dem  Dy- 
namometer gemessen  werden.  Leider  steht  mir  ein  solches 
nicht  zur  Verfügun(7,  aber  ich  glaube,  dass  auf  diese  Wei-e 
die  Frage  nach  der  Drehung  der  Kraftlinien  entschieden 
werden  könnte.  Bekanntlich  habe  ich  die  Drehung  der  Kraft- 
linien nicht  erfunden,  wie  man  nach  Hm.  Edlund  glauben 
könnte,  man  sehe  G*  Wiedemann's  Lehrbuch,  speciell 
Bd.  IV  2.  p.  1 119.  Dass Zöllner's  Experiment  nichts  dagegen 
sagt^,  folgt  aus  eben  derselben  Darstellung.*) 

Ich  bemerke  zum  Sclilusse,  dass  nach  den  in  vorstehen- 
der Arbeit  milgetlieiiten  Versuchen  mit  dem  Electrometer 
meiner  Ansicht  nach  jede  Theorie,  die  freie  i^ectricität  an 
der  Oberfläche  eines  rotirenden  Magnets  statoirt,  widerlegt  ist. 


III.    üeber  eine  Bestimmung  drr  trrÖsse  ,,t*^U 

von  F.  TT  im  sie  du 

lUlsna  Tar.  Y  Fig.  21.) 

Nachdem  durch  die  vielfachen  Ohmbestimuiungen  der 
letzten  Jahre,  sowie  durch  die  neueren  Arbeiten  über  das 
electrochemische  Aequivalent  des  Silbers  und  auch  der 
V  erdet 'sehen  Constanten  gezeigt  ist,  dass  die  Bestimmung 
dieser  electrischen  Gonstanten  einer  weit  grösseren  Genauig- 
keit l&hig  ist,  als  man  sie  bis  dahin  erreicht  hatte,  liegt  die 
Frage  nahe,  ob  dies  auch  bezüglich  einer  anderen  Constin- 
ten  der  Fall  ist,  uaiulich  des  Verhältnisses  der  electromag- 
netischen  und  electrostatischcn  Rinheiten  der  Electricität. 
Dass  eine  genaue  Kenntniss  dieser  nach  Maxwell  im  Fol- 
genden mit  bezeichneten  Grösse  von  Wichtigkeit  i^U 
bedarf  bei  der  oft  betonten  und  allgemein  bekannten  grosses 
Bedeutung  derselben  keiner  weiteren  Begründung.  Dsss  aber 
die  bisher  dafür  gefundenen  Werthe  bei  weitem  noch  nicbt 

1)  G.  Wiedemanu,  Electhcität.  3«  p.  150. 


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Bestimmung  von  „v^ 


561 


die  üeberoin Stimmung  zeigen,  welche  bei  den  eingangs  er- 
wähnten Constanten  erreicht  ist,  lehrt  ein  Blick  auf  die  Zu- 
sammenstellung der  Resultate  in  G.  Wiedemann's  Blecth- 
cität  IV,  (2)  p.  1004.    Selbst  wenn  man  die  allerersten 
Bestimmungen  von  W.  Weber  und  B.  Kohlransch,  von 
Maxwell  und  W,  Thomson  unberücksichtigt  lässt,  bleiben 
noch  Differenzen  Ton  4  Proc,  und  die  neusten  Messungen 
von  Exner  (r  =  ljiij2U.  10*),  Klemenöi^  (r  ==  30,18  .  l(J^)  und 
J.  J.  Thomson  (r  —  29.63 . 10®i  ergeben  noeh  keine  wesent- 
lich bessere  UcbereinstimmungJ)    Ich  habe  mir  deshalb  die 
Aufgabe  gestellt,  neue  Bestimmungen  dieser  Grösse  auszu- 
fahren und  die  Versuche  mdglichst  so  anzuordnen,  dass  ihre 
Eesultate  ein  Urtheil  über  die  erreichbare  Genauigkeit  er* 
möglichen.    Der  Natur  der  Sache  gemäss  setzt  sich  eine 
Bestimmung  des  „u''  aus  zwei  Theilen  zusammen,  denn  es 
eine  Messung  in  electrostatischem  und  eine  zweite  in 
electromagnctischem  Maasse  ausgeführt  werden.    Die  erste 
Aulgabe  besteht  im  wesentlichen  in  der  Bestimmung  der 
Capacität  eines  Condensators^  resp.  der  Constante  eines  ab- 
soluten  Electrometers  aus  den  zu  messenden  Dimensionen  der 
betrefFenden  Apparate  i  die  zweite  im  wesentlichen  in  einer 
Widerstandsmessnng  eventuell  auch  noch  einer  Strommessung. 

Ich  habe  geglaubt,  mich  fllr  die  Versuchsanordnung  ent- 
scheiden zu  sollen,  bei  welcher  die  Ca])acit;il  eines  Conden- 
sators  zu  bestioinien  ist,  weil  ich  dies  für  leichter,  resp.  ge- 
nauer ausführbar  halte,  als  eine  Messung  mit  dem  absoluten 
Klectrometcr,  und  ich  habe  zuerst  die  Versuche  des  Hrn. 
Klemen6iö  wiederholt,  weil  deren  Resultate  vom  Mittel 
der  neueren  Beobachtungen  am  weitesten  nach  der  einen 
Brichtung  abweichen.  Die  Abftnderungen,  welche  ich  in  der 
Anordnung  getroffen  habe,  sind  aus  dem  späteren  zu  ersehen, 
die  wesentlichste  ist  die,  dass  ich  stets  nach  der  !Nulimethodo 
mir  mit  dem  Differentialgalvanometer  gearbeitet  habe.  Der  von 
gefundene  Werth  t?= 30,07  .  1^"  stimmt  mit  dem  des  Hrn. Kle- 
in enöiö  nahezu  bis  auf  0,004  seines  Betrages  überein.  £s 

1)  Die  ueuostc  licatiniinuug  des  Ilni.  Colley,  Wied.  Aua.  28.  p.  1. 
18S6  hat  für  r  ergcbcu  30,15.10*,  doch  macht  der  Autor  selbst  darauf 
aufmerkaam,  dass  die  Genauigkeit  nur  auf  etwa  2—2  Vt  Proc.  verbürgt  ist 
Ann.  d.  Pbjn.  v.  ChtiD.  N.  F.  XZIZ.  36 


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562 


F.  Himstedt 


entsteht  deshalb  jetzt  die  Frage,  rfthrt  die  Abweichung  voa 

den  Resultaten  anderer  Beobachter  haupte&chlich  her  au 
den  electromagnetischen  Messungen  oder  aus  den  electro- 
statischen.  Um  hierüber  Aufschluss  zu  erhalten,  gedenke 
ich  zunächst  mit  Benutzung  desselben  Condeosatorä  eine 
BestimmuDg  nach  einer  anderen  Methode  auszuführen,  dann 
aber  den  benutzten  Plattencondensator  mit  einem  Schatz« 
ringcondensator  zu  Tergleichen.^)  Ich  theile  jetzt  meine  bis- 
herigen Meesnugpn  ausführlich  mit. 


Ein  Condensator  von  der  Capacität  Q  in  electrostati« 
schem  Maasse,  also  der  Capacität  Q/ü'  in  electromagnetic 
schem  Maasse  werde  n-mal  in  der  Secnnde  geladen  und 

entladen,  indem  maa  Jic  i*latten  desselben  abwechselnd  mit 
den  Endpunkten  des  Widerstandes  AB  (Fig.  21).  diirch 
welchen  die  Kette  £  geschlossen  ist,  und  mit  den  Enden 
DD  der  einen  Rolle  eines  DifferentialgaWanometers  G  ver- 
bindet. Die  Enden  der  zweiten  Bolle  FF  Yerbinde  man 
dauernd  mit  zwei  Punkten  A  und  die  auf  dem  Wider- 
stände AB  so  gewählt  werden,  daas  die  Nadel  des  Galvano- 
meters keine  Ablenkung  zeigt  Der  Widerstand  zwischen 
den  Punkten  A  und  C  werde  mit  ir,  der  der  zweiten  GaWa- 
nometei rolle  mit  E  und  der  zwischen  den  Punkten  A  und  B 
mit      bezeichnet.')   Alsdann  besteht  die  Delation: 


Die  besondere  Einfachheit  dieser  Versuchsanordnung 
tritt  in  der  Formel  (2)  deutlich  hervor.  In  electrostatischtiii 
Maasse  ist  nur  die  Capacität  Q  zu  bestimmeo,  in  electro- 

1)  Nach  dem  diese  Arbeit  schon  an  die  Redaction  t  ii  L^  sendet  var, 
habe  ich  Kenntiiiss  von  einer  neuen  Bei«timmung  des  Hm.  Klcmeniu' 
erhalten.  Das  Kcsultat  derselben  v  =  30,15  stimmt  nnt  dem  von  mix 
L'pfundenen  Werthe  sogar  noch  besser  überein,  die  Abweicbuug  l>ctragl 
nicht  ganz  0,3  Proc. 

2)  Der  Widerstand  swiachen  A  und  B  setit  sich  xnsammen  ans  dce 
Stüeke  BÖ  und  dem  Stacke  JC,  m  welcbcm  letsteren  die  Galvanometer 
rolle  B  sich  im  Nebenschluas  befindet 


1.  Die  Methode. 


(1) 


W.i—  ^'r~  •  Mithin  ist: 
r  Ä  +  IP 


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BeMtimmung 


663 


magnetischem  nur  der  Widerstand  tV,  Dazu  kommen  zwei 
Holfsmessungen,  es  muss  fi,  d.  i  bei  einem  Stimmgabelanter- 
brecher  die  Schwingungszahl  der  Qabel,  nnd  es  muss  (i?+u7]/tr, 
d.  i.  das  VerhSltniss  zweier  Widerstilnde  bestimmt  werden.  Die 

ßeobachtuDgcii  sind  J.tgegcn  vollstiimii unabhängig  von 
der  Co  Ds  tanz  der  be  nut  z  t  e  n  elect  ro  mot  o  ri  sehen  Kraft, 
sowie  der  Stromintensität,  die  Batterie  wird  während 
des  Versuchs  stets  unter  den  gleichen  Bedingungen 
benutzt. 

2.  Der  Condensator. 

Der  Condensator  bestand  aus  zwei  yemickelten  und 

polirten  Stahlplatten,  die  in  vorzüglicher  Weise  von  F.  W. 
Breitliuupt  iSohn  in  Cassel  hergestellt  waren.  Die 

untere  rulit«^  aut  drei  je  50  cm  langen  JSlüizeü  aus  Hart- 
gummi, welche  mit  ihren  unteren  Enden  in  ein  starkes 
Brett  mit  Fussschrauben  eingelassen,  und  deren  obere  Enden 
Teijüngt*  und  rund  abgedreht  waren.  Die  drei  Endpunkte 
lagen  auf  einem  Kreise  von  etwa  18  cm  Badius.  Auf  der 
unteren  Platte  ruhte  die  zweite,  von  ihr  durch  kleine  Glas- 
^tückchen  getrennt.  Das  Gestell  mit  dem  ('ondensator  stand 
auf  einem  sojrcnannten  Isolirschemel  mit  etwa  50  cm  langen 
giiisernen  Fus^.eii,  sodass  der  (Kondensator  seihst  trut  1  m 
vom  Eussboden  entfernt  war.  Is'ach  allen  Richtungen  Litrug 
die  Entfernung  von  den  nächststehenden  Gegenständen  über 
2  m.  Die  Zuleitungsdrähte  waren  Yon  der  Decke,  resp.  dem 
Fussboden  des  Zimmers  nach  der  Mitte  der  Platten  geführt 
und  hatten  einen  Durchmesser  von  0,1  mm.  Die  Stahl- 
platten  hatten  im  Mittel  eine  Dicke  von  1,727  cm.  Ihr 
Durchmesser  wurde  im  ganzen  viermal  bestimmt.  Zweimal 
direct,  indem  die  Mikroskopie  eiues  (  oiiiparatu]  s  auf  die 
Ränder  eingestellt  wurdeu,  und  zweimal  aus  dem  mit  Stahl- 
bandmaass  gemessenen  Umfange.  Das  Stahlband  war  das- 
selbe mit  Schlits  zum  Durchziehen  Tersehene,  dessen  ich 
mich  bei  der  Ohmbestimmung  bedient  habe,  die  Dicke  des- 
selben wurde  in  Rechnung  gezogen.  Alle  Messungen  sind 
zurückgeführt  auf  eine  (iiasseala,  die  in  der  Normalaichungs- 
commission  in  Berlin  mit  dem  Normalmeter  verglichen  war. 
Es  wurde  gefunden  für  die  Durchmesser  der  Platten: 


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564 


Dincte  Hefisniigeii  Stthlfattidiiiaass  Ifittd 
18  12 

Platte    I      49,9435      49,946  49,9525      49,9425  49,946 

Platte  n     49,9468      49,9504  49,951       49,944  49,948 

Ala  Hauptmittel  ergibt  sich  hiernach  für  den  Badius: 

r  as  24fi735  cm. 
Die  Glasplättchen,  welche  zur  Trenn uug  der  Conden- 
satorplatten  dienten,  w^ren  zu  je  drei  aus  derselben  Plan- 
parallelplatte herausgebührt.  Ihre  Dicke  wurde  mit  einem 
Breithaupt'schen  Sphärometer  bestuami,  wobei  die  Flitt- 
chen auf  einem  Planglase  ruhten,  das  eine  mal  mit  der 
einen,  das  zweite  mal  mit  der  anderen  Fläche.  An  der 
Theilung  des  Instnunentes  konnte  direct  0,0001  cm  abgelesen 
werden.  Die  Spitze  der  Sphärometerschraube  wurde  dann 
in  jeder  Lage  mit  dem  Mittelpunkte  und  drei  rurikten  nahe 
der  Peripherie  in  Berührung  gebracht,  und  der  Eintritt  der 
Berührung  nach  der  K.  R.  Koch  'sehen  Methode  ^)  an  der 
beginnenden  Bewegung  eines  mit  Mikroskop  beobachteten 
Systems  Newton'scher  Ringe  erkannt  Die  Messungen  wor- 
den vor  den  eigentlichen  Versuchen  und  nach  denselben  aus- 
«geführt  und  ergaben  aiisserordentlich  gute  Uebereinstimmung. 
£8  wurden  fftr  die  Dicken  aus  den  Ablesungen  an  der  Sphi- 
rometerschraube  gefunden. 


ö  (Mittel) 

0,21024  i 

0,34846 
0,47731 
0,61539 
0,92540 

0,20999 

0,ri4875 
0,47719 
0,61528 
0,92585 

0,20995 

0,34879 
0,47736 
0,61549 
0,92524 

0,2t006 

0,34867 
0.477*>^< 
0,61539 
0,92588 

Um  diese  Grössen  auf  wahre  Centimeter  zurückzuiühreo. 
musste  die  Schraube  des  Sphftrometers  untersucht  werden. 
Zu  dem  Zwecke  wurde  zun&chst  ihre  GesammtUlage  m 
nahe  2  cm  in  der  Weise  ausgewerthet,  dass  mit  ihr  ein 
Glasstab  gemessen  wurde,  dessen  Lftnge  in  der  Normal* 
aichungscommission  zu  1,9917  cm  mit  einer  Fehlergrense 
von  0,0005  cm  bestimmt  war.  Die  Ablesungen  an  dem 
Sphärometer  ergaben  1,99645  cm,  der  Stab  umgekehrt,  d.  h. 

1)  K.  B.  Koch,  Wied.  Ann.  8.  p.  611.  1878. 


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Bestimmung  wm  „v^. 


565 


das  Ixisker  untere  Ende  nach  oben  gekehrt^  1,99652  cm.  Im 
Mittel  1,9965  ont  leh  liatte  nun  weiter  die  Absicht,  die 
Theilfehler,  speciell  den  periodischen  Fehler  der  Schraabe 
in  ähnlicher  Weise  tn  ermitteln,  wie  man  die  Calibercorrec- 

tionen  etwa  eines  Thermometers  bestimmt,  und  wollte  zu 
dem  Zwecke  die  Dicke  zweier  Planparallelgläschen  von  nalie 
0,1  und  0,2  cm  Dicke  an  aufeinander  folgenden  Stellen  der 
Schraube  bestimmen,  allein  ein  Durchmessen  mit  dem  ersten 
Glasstückchen  ergab,  dass  die  Fehler  der  Schraube  so  klein 
sind,  dass  sie  innerhalb  der  Grenze  der  Beobaohtnngsfehler 
liegen.  Es  findet  sich  mithin  ans  den  Werthen  fBr  ^  die 
wahre  Dicke  der  Glasplättchen: 


Es  ist  vielleicht  von  Tritt  ressp.  zu  erwähnen,  dass  eine  Stelle 
derselben  Schraube,  nämlich  etwa  1  mm,  schon  einmal,  und 
swar  in  ganz  anderer  Weise,  von  Hrn.  K.  R.  K  och*)  unter- 
sucht ist^  und  dass  auch  damals  kein  periodischer  Fehler 
gefanden  ist 

Die  Glaspl&ttehen  ans  den  drei  dftnnen  Glassorten  hatten 
einen  Durchmesser  Ton  0,4  cm,  die  beiden  dickeren  von 

0,5  cm.  Bei  der  Berechnung  der  wegen  der  Glasstückchen 
an  der  Capacität  des  Condensators  anzubringenden  Correc- 
tion wurde  die  Dielectricitiitsconstante  des  Glases  gleich 
6  angenommen.  Für  die  Berechnung  der  Capacität  wurde 
die  Ton  Hm.  Kirchhoff^  gegebene  Formel  benutzt: 

Der  nach  (3)  berechnete  Werth  von  C  darf  jedoch  nicht 
direct  für  die  Capacität  Q  in  die  Gleichung  (1),  resp.  (2)  ein- 
gesetzt werden,  denn  letzteres  bezeichnet  nicht  die  Capacität 
der  Flatten  allein,  sondern  die  Capacität  der  Platten  nnd 
dea  Stückes  HKL  der  Zuleitnngsdr&hte  (Fig.  21).  Dass  nnr 
dieses  Stück  in  Betracht  kommt,  ist  aus  der  Figur  leicht  zu 
erkennen.  Die  eine  Platte  des  Condoisators,  das  Ghülvano* 


1)  K.  K.  Kuch,  Wied.  Ann.  18.  p.  511.  18*>3. 

2)  Kirchhoff,  Mouatsber.  d.  Berl.  Acad.  1877.  p.  144. 


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566 


F.  Minstedt. 


meter  und  die  Leitung  DU  sind  dauernd  mit  A  verbunden, 
also  mit  diesem  Punkte  auf  gleichem  Potential ,  ebenso  ist 
die  Leitung  BL  dauernd  mit  B  verbunden.  Bei  der  Ladung 
des  GondensatorB  ist  der  Unterbrecher  bei  L  gesehlosseii, 
der  bei  H  unterbrochen.  Es  wird  also  das  StQck  LKH  auf 
das  Potential  von  B  kommen^  bei  der  Entladung  aber  ist  L 
unterbrochen  und  //  geschlossen,  das  Stück  sich  also  mit 
entladen.  Um  dies  in  Rechnung  ziehen  zu  krmnen.  stellen 
wir  zunächst  einen  Versuch  an,  bei  welchem  die  Ladung  des 
Gondensators  mitsammt  der  der  Zuleitungsdi&hte  durch  das 
Öslranometer  fliesst»  dies  liefert  die  schon  angegebene  ^ki- 
chnng: 

 ^  + 

Sodann  entfernen  wir  die  Oondensatorplatten  und  suchen 

denjenigen  Widerstand  Wq  ,  von  dem  der  constante  Strom 
für  die  zweite  GaWanometerroUe  abgezweigt  werden  musa. 
damit  wieder  die  Nadel  des  Galvanometers  in  Ruhe  bleibt, 
wenn  gleichzeitig  durch  die  erste  KoUe  die  Entladungen  der 
Zuleitungsdrfthte  geschickt  werden ,  wir  stellen  also  genau 
denselben  Versuch,  aber  ohne  die  Platten  an.  Beseiehaes 
wir  die  Gapacit&t  der  Zuleitungsdrfthte  mit  C^,  so  erhalten 
wir,  der  Gl.  (1)  entsprechend: 

Aus  beiden  folgt: 

^^^^  c^"   c;    '"ifo.Ä  +  «* 

Bezeichnen  wir  den  Werth  dieses  Quotienten  mit  i,  so 
ergibt  sich  leicht: 

und  setzen  wir  hierfür  zur  Abkürzung      ao  haben  wir: 
(Id)  Q^a.C, 

Der  Werth  Ton  Q  in  GL  (1)  besteht  also  aus  swei  Pac- 
toren,  Ton  denen  der  eine,  C,  nach  der  unter  (8)  gegeboieB 

Formel  aus  den  Dimensionen  der  Platten  zu  berechne  ist» 
der  zweite,  a,  durch  den  Versuch  gefunden  wird,  und  bei- 


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Besümmmg  von  „v'K 


567 


läufig  bei  meinen  Apparaten  je  nach  der  Dicke  der  zwischen 
die  Stablplatteri  g(  legten  GlasstQcke  zwischen  1,038  und  1.156 
lag.  Die  genaueren  Angaben  linden  sich  später  in  den 
Tabellen. 

Die  Isolation  der  die  Condensatorplattcn  tragenden 
Hartgummistützen  erwies  sich  bei  vielfachen  Prüfungen  mit 
dem  Goldblattelectroskop  stets  als  eine  sehr  gute,  wohin* 
gegen  die  G-lasplättchen  das  Electroskop  ohne  Ausnahme  fast 
momentan  entluden.  Dieselben  wnrden  deshalb  vor  dem 
Gebrauch  in  der  von  Hrn.  Seidel  angegebenen  Weise 
beliandelt,  sie  wurden  zehu  Minuten  hmpj  in  Wasser  gelegt 
und  dann  mit  reinem  Fliesspapier  abgetrocknet.  Nach  diesem 
Abwaschen  isolirten  sie  ausgezeichnet  und  behielten  diese 
Eigenschaft  selbst  bei  sehr  feuchtem  Wetter  sechs  bis  acht 
Tage  lang.  Ich  habe  vor  jedem  Yersuche  die  GlasstUcke  mit 
dem  GoldbUttelectroskop  nntersnchtf  und  wenn  die  Isolation 
nicht  mehr  ganz  Tollkommen  war,  immer  wieder  wie  oben 
angegeben  abgewaschen.  Dies  Verfahren  hat  sich  jedeämal 
auf  das  Beste  bewährt.  Alle  Zuleitungsdrähte  waren  an 
Siegellackstangen  befestigt ,  die  an  die  Zimmerwände  etc. 
angekittet  waren. 

8.  Das  Gnlvanometer. 

Dasselbe  war  G.  Wiedemann'scher  Construction.  Der 
Ringmagnet  war  durch  einen  Hauy' sehen  Stab  derart  asta* 
fiirt,  dass  seine  Schwingungsdauer  etwa  14  See.  betrug,  und 
er  durch  den  Knpferdämpfer  nahe  aperiodisch  ged&mpft 
wurde. 

Von  den  Rollen  war  die  erste,  durch  welche  die  Ent- 
ladungen des  Condensators  geschickt  werden  sollten,  aus 
0,1  mm  starkem  Kupferdralite  liewickelt  und  hatte  11000  Win- 
dungen. Die  zweite  Bolle,  durch  welche  die  Abzweigung  des 
Constanten  Stromes  ging  (cf.  p.  562),  hatte  10000  Windungen 
ans  0|2  mm  starkem  Nensilberdntht  Letzterer  war  um  des- 
willen gewUilty  weil  der  Widerstand  dieser  Bolle  B  in  das 
Endresultat  Gl.  (2)  eingeht,  und  weil  bei  Enpfer  der  grosse 
Temperaturcoefhcient  leicht  die  Genauigkeit  der  Widerstands- 

1)  £.  Warborg  u.  P.  Ihmori»  Wied.  Ann.  27«  p.  488.  1886. 


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568 


F>  Himstedt 


bestimmung  beeinträchtigen  kann,  denn  wenn  man  nicht  über 
einen  Raum  von  constanter  Temperatur  verfügt,  lässt  ucb, 
glaube  ich,  die  Temperatur  solcher  EoUen,  selbst  wenn  man 
das  QaWanometer,  wie  ich  dies  bei  dem  meinigen  geUum 
habe,  nochmals  mit  einem  Kasten  überdeckt,  kaum  gensoer 
als  auf  0,5  bis  P  C.  angeben.  Du  Dialite  waren  doppelt 
mit  weisser  Seide  unibpunnen,  und  bei  der  Wickelung  durch 
eine  breiige  Lösung  von  Paraftin  in  Terpentinöl  gezogen,  die 
Holzrollen  waren  vor  der  Bewickelung  mit  einem  ziemlich 
dicken  Paraffinüberzuge  versehen. 

Um  die  Wirkung  der  beiden  Bollen  auf  den  Magnet 
abzugleichen,  wurde  die  mit  der  kleineren  Anzahl  von  Win« 
düngen  so  nahe  als  möglich  an  den  Magnet  herangescbobeor 
die  beiden  Rollen  binter  einander  in  den  Stromkreis  eines 
DanielTschen  Elementes  eingeschaltet  und  nun  die  Stelluog 
der  kräftiger  wirkenden  durch  Verschieben  mittelst  einer 
Mikrometerschraube  solange  gelindert,  bis  der  Magnet  keiae 
Ablenkung  mehr  anzeigte.  Die  Ab^leichung  liess  sich  anl 
diese  Weise  recht  bequem  und  mit  grosser  Genauigkeit  aus- 
ftthren,  sodass  bei  4,5  m  Scalenabstand  der  Magnet  seine 
Huhelage  bis  auf  0,1  Sealentheil  beibehielt,  während  er  unter 
der  Einwirkung  nur  einer  Rolle  um  mehrere  Tausend  Scalen- 
tbeile  abgelenkt  sein  würde.  Die  Einstellung  wurde  vor  und 
nach  jedem  Versuche  controliit. 

Bei  dieser  Abgleichung  floss  durch  beide  EoUen  ein 
constanter  Strom,  ttnd  zwar  toü  TerhUtnissmftsstg  geringer 
Intensit&t,  w&hrend  bei  den  Beobachtungen  selbst  durch  die 
eine  Rolle  wieder  ein  constanter  Strom  ging ,  durch  die 
andere  hingegen  die  Condensatorentladungen  erfolgten.  Leti- 
tere  verlangen  aber  eine  weit  sorgfältigere  Isolation  der 
Drahtwindungeii  voneinantler.  und  es  war  deshalb  denkbar, 
dass  zwei  nebeneinander  liegende  Windungen,  die  (Ur  den 
verhältnissmässig  schwachen  constanten  Strom  gentigend  von 
einander  isolirt  waren,  für  die  CondeasatorenUadnngen  dies 
nicht  mehr  waren.  In  dem  Falle  wttrden  aber  die  Rollen  nicht 
mehr  alt  abgeglichen  gelten  können.  Um  dieses  zu  untersnebea, 
glich  ich  zuerst  die  lioUen  durch  den  constanten  Strom  ab 
und  schickte  dann  statt  desselben  die  Condensatorentladungea 


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Bestimmuti^  von  „v^\ 


509 


hindurcb.  In  der  That  blieb  der  Magnet  nicht  in  seiner 
Ruhelage.  Bei  näherer  Untersuchung?  zeigte  es  sich  aller- 
dings, dass  der  Fehler  an  der  Neusilbei rolle  lag,  also  viel- 
leicht ohne  Eintiuss  gewesen  wäre,  da  durch  diese  ja  bei  den 
Versuchen  der  constante  Strom  ging^  doch  habe  ich  mich 
dabei  nicht  beruhigt,  und  gelang  es  mir  auch,  durch  all- 
mähliges  Abwickeln  und  Wiederholung  derselben  Probe  die 
defeote  Stelle  zu  finden.  An  derselben  waren  swei  Draht- 
enden zusammengewickelt,  und  das  Bnde  des  einen  konnte 
beim  ÜurchUiulenlassen  durch  die  H:iiid  als  ganz  feine  Spitze 
gefühlt  werden,  die  sich  nun  wuhi  ■>r}ieinlich  in  die  Uinsi)in- 
nuDg  des  daneben  liegenden  Drahtes  eingebohrt  hatte.  Nach 
sorg^tiger  Umwickelung  der  Steile  zeigten  sich  die  Rollen, 
wenn  mit  constantem  Strom  abgeglichen,  auch  fttr  die  Con- 
densatorentladungen  gleich.  Ich  habe  im  Laufe  der  Versuche 
die  obige  Probe  mehrmals  wiederholt 

Der  Widerstand  Ji  der  aus  Neusillu  rrli  aht  gewickelten 
Rolle  wurde  dreimal  mit  Hülfe  der  Wheatstone'schcn 
firUcke  bestimmt  Zwei  Zweige  derselben  waren  gebildet 
Ton  den  beiden  Seiten  eines  Siemens'schen  Widerstands* 
hastens  1  — 60,  resp.  100 — 6000  und  wurden  bei  jeder 
Bestimmung  drei  verschiedene  Verhältnisse  der  Zweige  be- 
nutzt. Ein  zweiter  Widerstandskasten  von  1  — 5000  8.-E. 
und  tiie  in  Frage  kommende  Galvanumettiruile  Ii  bildeten 
die  beiden  anderen  Zweige.  Sollte  eine  Widerstandsmessung 
ausgelährt  werden,  so  wurden  schon  am  Tage  vorher  die 
Widerst&nde  in  dem  betreffenden  Zimmer  aufgestellt^  um  bei  • 
der  Temperaturbestimmnng  möglichst  sicher  zu  gehen.  Es 
wurde  gefunden; 

den   8.  Mai  lS8f,      Ii  =  33038,4  bei  C, 
den  27.  Mai  lb86       M  =  33029,0  bei  17,9 
den  SO.  AngUAt  18S6  £  »  38027,5  bei  20,6 

Von  diesen  unabhängige  Messungen  im  April  zwischen 
7  und  9^  C.  und  im  August  zwischen  19  und  22'*  0.  wurden 
dazu  benutzt;  den  Temperaturcoefhcienten  zu  berechnen. 
Unter  der  Annahme,  dass  der  des  Siemens'schen  Kastens 
0^0004  sei;  wurde  fOr  die  Bolle  gefunden  a  ^  0,00035.  Mit 


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570 


F.  Hanstedt 


ßenutzunfj  desselben  ergeben  die  obigen  Messungen  für  dea 
Widerstand  der  GalvauometerroUe  bei  20^  C: 

88028>5,   88025,5,   88028,4,  Mittel:  88027,5  S.-E. 

Die  benutzten  Widerstandskasten  waren  calibrirt,  uni 
alle  Messungen  sind  zorackgef&brt  auf  die  S.-E.  Kr.  3619 
(sogenannte  Kormale ,  welche  sum  £in8etzen  in  ein  Flüssig« 
keitsbad  eingerichtet  ist),  welche  auch  meiner  Ohmbestim- 
mung  zu  Grunde  liegt. 

4.  Der  8tiDiiiigabelaiiterbreclier. 

Zum  Laden  und  Entladen  des  Condensators  wnrde  die- 
selbe Einrichtung  benutzt»  deren  sich  Hr.  Klemenöi^  bedient 
hat  Eine  Platinspitze  an  dem  oberen  Schenkel  der  electro- 
magnetisch  getriebenen  Stimmgabel  vermittelt  durch  Ern- 

tauchen  in  Quecksilber  die  Ladung,  eine  zweite  :nn  lUiUi.Q 
Schenkel  durch  Eintaueben  in  ein  zweites  Queckbilbernäpf- 
eben  darauf  die  Entladung.  Die  Platindrähte  waren  jeder 
an  das  Ende  einer  4  cm  langen  Siegellackstange  angeschmol- 
zen, deren  anderes  Ende  an  der  Stimmgabel  befestigt  m. 
Die  Quecksilbernftpfchen  aus  Glas  waren  ebenfalls  auf  4  ein 
langen  Siegellackstangen  befestigt,  und  diese  auf  die  K5pfe 
▼on  Schrauben  gekittet,  durch  welche  die  richtige  Stellaog 
der  Piatinspitzen  gegenüber  dem  Quecksilber  regiilirt  werden 
konnte.  Die  Stimmgabel  war  an  Krampen  beteatigt,  die  in 
die  Wand  eingegypst  waren,  das  Brett,  durch  welches  die  die 
Qaecksilbernäpfe  tragenden  Schrauben  hindurchgingen,  war 
von  der  Stimmgabel  Tollstftndig  getrennt  und  an  einer  Feo* 
sterbank  festgeschraubt,  sodass  die  QuecksilberoberflAch«, 
wenn  die  Spitzen  nicht  eintauchten,  durch  die  Schwingungen 
der  Gabel  kaum  sichtbar  erschüttert  wurden.  Ausser  der 
Unterbrechungsvorrichtung  für  den  die  Stimmgabel  treiben- 
den Strom  war  norli  eine  zweite  angebracht,  durch  welche 
ein  intermittireuder  Strom  in  die  Electromagnete  eines  pbo* 
nischen  Rades  geschickt  wurde.  An  der  Axe  dieses  war  ein 
Z&hlwerk  befestigt,  und  aus  der  hiermit  beobachteten  AnztU 
der  Umdrehungen  des  Hades  konnte  die  Schwingungszshl 
der  Stimmgabel  bestimmt  werden.  An  dem  Sählwerk  konate 


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Bestimmung  von  y^v^^ 


571 


man  ^  Umdrehung  ablesen,  gezählt  wurden  mindestens 
8— 900  Umdrehungen. 

Ein  besonderer  Vorzug  dieses  Verfahrens  scheint  mir 
zn  sein,  dass  die  Schwingungszahl  der  Gabel  bestimmt  wird, 
gerade  w&hrend  dieselbe  als  Unterbrecher  functionirti  nicht 
etwa  vorher  oder  nachher,  denn  ^ganz  abgesehen  von  dem 
TemperatureiDlliisse.  habe  ich  gefunden,  dass  eine  electro- 
magnetisch  getriebene  Stimmgabel,  wenn  man  sie  anhält  und 
später  wieder  in  Uang  setzt,  in  den  Schwingungszahlen  Dif- 
ferenzen ergibt,  die  bis  0,1  Proc  betragen  können.  £s  erlclärt 
sich  dies  wohl  aus  der  Aenderang  der  Stromstärke,  resp.  der 
Contactdauer  der  ünterbrechungsYorrichtiing. 

Der  Stimmgabelunterbrecher  functionirte  ausserordentlich 
gut.^)  Derselbe  hat  nicht  ein  einziges  mal  bei  allen  meinen 
Versuchen  Tersagt.  Lord  Kayleigh^)  hat  angegeben,  dass  er 
dieselben  Vorrichtungen  zu  dem^plhf'n  Zwecke  zu  benutzen 
versucht  hat,  Jedoch  keine  zuvcFlässigcn  Resultate  erlangt  hat. 

Ich  habe  bei  meinem  Bemühen,  diesen  Widerspruch 
womöglich  aufzuklären,  und  bei  den  eigens  zu  diesem  Zwecke 
angestellten  besonderen  Versuchen  nur  zwei  Umstände  auffinden 
können,  welche  ein  nnregelmässiges  Arbeiten  des  Apparates 
veranlassen  können,  doch  muss  ich  bemerken,  dass,  wenn  ich 
dieselben  hier  anführe,  ich  d;iinit  dairliaus  nicht  die  Ver- 
muthung  aussprechen  will,  es  hatten  diese  Verhältnisse  bei 
liord  Kayleigh's  Versuchen  eine  Rolle  gespielt.  Die  Ab- 
lenkung des  Galranometers  durch  die  .Condensatorentladttngen 
kann  nnregelmässig  werden,  habe  ich  gefunden:  1)  wenn  die 
Qaecksilbemäpfchen  so  angebracht  sind,  dass  das  Quecksilber 
durch  die  Schwingungen  der  Gabel  in  stärkere  Vibration 
oder  iioiation  versetzt  wird,  und  2)  wenn  man  die  Schenkel 
der  Stimmgabel  gegen  einander  verstimmt  etwa  dadurch, 
dass  man  den  einen  mehr  belastet,  als  den  anderen.  Im 
letzteren  Falle  gelingt  es  auch  meist  nicht,  das  phonische 
Rad  dauernd  in  Rotation  zu  erhalten. 

1)  Cf.  über  die  Brauchbarkeit  des  Stimtnp:nb»'hniterbrecher6  auch  oine 
inz\%nsch<'7i  erschienene  Abhandlung  des  lirn.  Klemenciö  „lieber  die 
Dämpfung  electriöcher  Oscillationen'*  Bep.  der  Physik  18Ö6. 

2)  Kajrleigb,  PhiL  Mag.  1866. 


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572 


F.  HimsUdL 


ö.  Die  Widerstilude. 

Die  Widerstände  W  (p.  562]  bestanden  aas  bifilar  ge- 
wickelten Rollen  Ton  Neusilberdraht,  dessen  Enden  an  knne 

dicke  Kupferdrähte  gelöthet  waren,  welche  in  gläserne  Queck* 
Silbernäpfchen  tauchten. 

Die  Verbindung  m- hrerer  (geschah  durch  ülterLreleote 
ijLupferbügel.  Die  Drahtrollen  waren  dauernd  in  mit  Kai- 
seröl  gefüllte  Steingutgef&sse  eingetaucht,  einmal,  am  eine 
sichere  Temperaturbestimmung  zu  ermöglichen »  dann  aber 
anch|  um  jede  Ableitung  nach  der  Erde  zu  Tenneiden.  Die 
Gefftsse  standen  anf  einem  Sandsteinconsol.  Der  Widerstand 
der  einzelnen  Rollen  betrug  0,25  —  20000  S.-E.,  in  Sumns 
nahe  111000  8.-E.  Um  bei  der  Bestimmung  von  fr  Aende- 
rungen  unter  0,25  S.-E.  ausführen  zu  können,  war  zu  diesen 
Widerständen  nach  1  S.-E.  (zum  Einsenken  in  ein  Flüssig- 
keitsbad eingerichtet)  geschaltet  mit  einem  Widerstandskasten 
von  1  —  5000  S.-E.  im  Nebenschluss.  Die  Widerstände  ff 
und  w  wurden  nach  jedem  Versuche  wieder  mit  der  oben 
angegebenen  Wheatstone'schen  Brllckencombination  gemes* 
sen.  Bei  wiederholter  Calibrirung  der  Siemens'schen  Kasteo, 
die  nach  den  Angaben  des  Hrn.  Dorn  mit  Berücksichtigung 
des  Widerstandes  der  Zuleitungsdiähte  geschah,  erhielt  ich 
anfangs  Rosultate,  die  durchrms  nicht  die  erwartete  l  eber- 
einstimmung  hatten,  es  zeigte  sich  dies  später  daher  rührend, 
dass  die  Temperaturcoefficienten  der  einzelnen  Widerstände 
eines  Kastens  durchaus  nicht  immer  dieselben  sind.  Msa 
kann  deshalb  mit  solchen  Kasten  nur  dann  die  Insseisle 
Genauigkeit  erreichen,  wenn  man  stets  nahe  bei  ein  und 
derselben  Temperatur,  am  besten  dann  natürlich  nahe  bei 
20^  C,  beobachtet.  Ich  habe  alle  definitiven  üeubuchiuDgen 
von  Mitte  Juüi  bis  Ende  August  ausgeführt  und  nur  an 
solchen  Tagen  beobachtet,  an  denen  die  Temperatur  während 
der  Dauer  der  Versuche  zwischen  18  und  22,5"  C.  lag. 

Wie  schon  erwähnt,  sind  alle  Widerstandsmessungen 
surUckgefllhrt  auf  die  S.-E.  Nr.  3619.  Bei  meiner  Ohmbe- 
stimmung habe  idi  für  dieselbe  gefunden:  1  Ohm  gleieb 

1)  Dorn,  Wied.  Ann.  22*  p.  5SS.  1S84. 


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Bestimmung  von 


573 


1,0601  S.-E.,  und  ich  habe  diese  Zaiil  für  die  Keductioa 
meiner  Messungen  auf  Ohm  benutzt 

Eine  wichtip:c  Frage  war:  Erwärmt  sich  der  Wider- 
stand IV  merklich,  wenn  die  benutzte  Batterie  durch  ihn 
geaehlossen  wird.  Um  dies  zu  entscheiden,  wurde  der  Wider- 
stand mit  der  Wbeatstone' sehen  BrOcke  bestimmt,  dann 
durch  ihn  der  Strom  Ton  90  Elementen  (dies  die  gr5sste 
bei  meinen  Versnehen  zur  Anwendung  gekommene  Zahl)  eine 
halbe  Stunde  lang  ununterbrochen  hindurchgeleitet  und  un- 
mittelbar darauf  die  W  iderstandsmessung  wiederholt.  Es 
bedurfte,  um  von  der  einen  Operation  zur  anderen  überzu- 
gehen, nur  des  Umlegens  eines  Commutators.  Der  zweimal 
wiederholte  YersQch  hat  nie  eine  Aenderung  des  Widerstandes 
erkennen  lassen,  welche  ^/^ ^des  Qesammtwerthee  erreicht  h&tte* 

Ich  habe  deshalb  nidit  geglaubt,  diesen  Punkt  weiter 
berückeichtigen  zu  sollen,  und  das  um  so  weniger,  als  bei 
den  eigentlichen  Beobachtungen  der  Strom  stets  nur  sehr 
kurze  Zeit  geschlossen  war. 

6.   Die  Batterie. 

Die  Batterie  bestand  nach  Bedarf  aus  28  —  90  Bun- 
sen'achen  Ghroms&ureelementen«  Die  Zahl  wurde  bei  jedenf 
Versuche  so  gewAhlt,  dass,  wenn  die  CondensatorenÜadungen 
allein  durch  die  dafür  bestimmte  Galyanometerrolle  geschickt 

w  urden,  die  N adel  bei  4,5  m  kScalenabstand  eine  doppelseitige 
Ablenkung  von  mehr  als  1000  Scalentheilen  erfuhr.  Die  Ele- 
mente waren  nach  Art  einer  Tassen-  oder  Becherbatterie 
angeordnet;  in  jedes  Glas  war  ein  Zink  und  eine  Kohle  ein- 
getaucht und  die  Kohle  der  ersten  Zelle  mit  dem  Zink  der 
folgenden  verbunden,  sonst  aber  waren  die  Platten  gar  nicht, 
also  nicht  etwa  an  gemeinsamen  Stativen  befestigt  Ss  hat 
dies  das  Unbequeme,  dass  das  Zusammensetzen  und  Aus- 
einandernehmen der  Batterie  ziemliüli  zeitr.iubtjiid  ist,  doch 
erwies  es  sich  für  die  Isolation  der  Elemente  als  durchaus 
nothwendig.  Die  Elementengläser  waren  am  oberen  Rande 
mit  einem  ca.  5  cm  breiten  Paraffinanstriche  versehen  und 
standen  auf  einem  Tische,  der  dick  mit  Asphaltlack  a'nge- 
Btriohen  war,  und  auf  den  mit  Paraifin  angestrichene  Papier- 


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574 


F,  Himstedt 


bogen  gelegt  waren.  Dieses  Verfahren  erwies  sich  als  recht 
praktisch^  denn  wenn  die  Isolation  irgend  gelitten  hatte, 
genügte  e8,  die  Fapierbogen  durch  neue  zu  ersetzen.  Um 
die  Isolation  zu  prüfen,  wnrde  der  eine  Pol  der  Kette  isolirt, 
der  andere  mit  dem  einen  Ende  der  Oalvanometerleitung 
verbunili  ii.  und  es  wurde  nur  dann  mit  der  Batterie  beob- 
achtet, weiiii  das  Galvanometer  keine  dauernde  Ablenkung 
zeigte.  Auch  noch  aui  andere  Weise  ergab  sich  mangelnde 
Isolation  zu  erkennen,  und  zwar  ist  dies  die  Erscheinung, 
die  mich  ttberhaupt  erst  dazu  Teranlasste,  auf  eine  isolirte 
Au&tellang  der  Batterie  zu  achten*  In  die  Lettang  der 
durch  den  Widerstand  IF  geschlossenen  Batterie  war  ein  Com- 
mutator (Hauptcommutator)  eingeschaltet.  Ebenso  beftsd 
sich  ein  Commutator  in  der  Leitung,  durch  welche  die  Con- 
densatorentladungen  zum  Galvanometer  geführt  wurden,  und 
ein  dritter  62  in  der  Leitung,  welche  man  vom  Widerstaode 
w  abzweigend  zur  zweiten  Gahanometerroile  f&hrte. 

Ich  erhielt  nun  am  Galvanometer  Terachiedene  Aa»- 
schl&gOy  je  nachdem  ich  entweder  den  Hauptcommutator  oder 
die  beiden  anderen  umlegte,  sodass  wenn  die  Einstellong  suf 
Null  im  ersten  Falle  erreicht  war,  im  zweiten  sich  wieder 
ein  Ausschlag  ergab.  Dies  fiel  vollständig  fort,  nachdem  in 
der  oben  beschriebenen  Weise  für  die  Isoürung  der  P.attenö 
gesorgt  war.  Die  Stromwender  bestanden  aus  einer  Paral^D- 
platte,  in  welcher  Bohrungen  zur  Aufnahme  des  Quecksilbers 
waren,  und  aas  den  nöthigen  Kapferbttgeln,  die  an  Siegellack- 
Stangen  passend  befestigt  waren« 

7.  Die  Versuche. 

Bei  jedem  Versuche  wurden  zuerst  die  StaidpkitLen  des 
Condensators  gereinigt  InL'i^t  nur  durch  A  ^)^\  i.-elicn  mit  eint-ni 
weichen  Leder,  von  Zeit  zu  Zeit  auch  unter  Zuhülfenalmie 
von  Aether)  und  die  dazwischen  zu  legenden  Glasstückchen 
in  der  oben  (p.  567)  angegebenen  Weise  auf  ihre  Isolatioa 
geprüft,  dann  wurden  die  Aollen  des  Differentialgalvanometert 
abgeglichen  und  die  Batterie  zusammengesetzt  nnd  geprüft 
ob  sie  genügend  isolirt  war.  Hierauf  wurde  der  Stimmgabel» 
Unterbrecher,  nachdem  das  (Quecksilber  in  den  Näpfchen 


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Be9timmuuy  von  „v^. 


575 


durch  Filtriren  gereinigt  war,  in  Gang  gesetzt,  und  wuiUen 
vorläuüg  die  Widerstände  w  und  gesacht,  daa  aind  die« 
jenigen ,  von  deren  Enden  zur  zweiten  Galfanometer rolle 
abgezweigt  werden  muBfl,  damit  die  durch  die  erste  Bolle 
geschickten  Entladungen  compensirt  werden,  bei  w  ?on  Con- 
densator  und  Zuleitung,  bei  von  letzterer  allein.  Nun 
erst  begann  die  eigentliche  Beobachtung. 

Auf  einen  bestimmten  Secundenschlag  wurde  das  Zähl- 
werk am  phonisclK  M  Rade  eingesclialtet,  dann  beide  Leitungen 
zum  Galvanometer  geschlossen  und  hierauf  durch  den  Haupt- 
commutator  der  Strom  geschlossen,  der  Strom  commutirt  und 
wieder  commutirL  Dann  der  Strom  unterbrochen,  und  nach- 
dem die  beiden  Stromwender  in  den  Leitungen  zum  GalTano- 
meter  umgelegt  waren,  wieder  geschlossen  und  zweimal  com- 
iiiuiirt.  Hierauf,  nachdem  der  Strom  wieder  unterbrochen, 
die  beiden  Stromwender  umgelegt  und  die  erste  Beobachtung 
wiederholt.  Darauf  wurde  der  Condeusator  ausgeschaltet  und 
genau  in  derselben  Weise  bestimmt^  dann  wieder  einge- 
schaltet und  die  erste  Bestimmung  von  w  controUrt.  £s  wurde 
bei  keinem  Versuche  eine  messbare  Aenderung  des  to  gefunden. 
Bei  einem  bestimmten  Secundenschlage  wurde  das  Zfihlwerk 
wieder  angehalten,  und  nachdem  die  Temperaturen  der  Wider- 
stände abgelesen  waren,  sofort  zur  Bestimm uag  derselben  mit- 
telst der  Wheatstone'schen  Brücke  geschritten.  Diese 
letztere  Beobachtung  nicht  mitgerechnet,  betrug  die  Dauer 
eines  Versuches  zehn  bis  höchstens  fünfzehn  Minuten. 

Bei  der  Anordnung  der  einzelnen  Versuche  bin  ich  vor 
allem  darauf  bedacht  gewesen,  die  folgenden  beiden  für  die 
ganze  Untersuchung  fundamentalen  Fragen  zu  entscheiden, 
nämlich:  1)  Stellt  die  Kirch  ho  ff 'sehe  Formel  mit  genügen- 
der Annäherung  die  Capacilat  des  benutzten  C(mdensators 
dar?  2)  Findet  bei  dem  Stimmgabeiunterbrecher  bei  jeder 
Schwingung  eine  vollständige  Entladung  des  Condensators 
statt?  Beide  Fragen  kann  ich,  wie  dies  schon  früher 
auch  von  Hrn.  Klemendiö  geschehen  ist,  bejahend  beant- 
worten. Um  den  ersten  Punkt  zu  untersuchen,  wurde  der 
Condeusator  bei  Terschiedenen  Abstiinden  der  Platten  von 
0,2  —  0,9  cm  benutzt.  Die  Correction,  welche  der  Kirch - 


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F,  ISmrtedL 


ho  ff  sehen  Formel  entsprechend  anzubringen  ist  (der  Werth 
des  zweiten  Gliedes  von  Formet  (8)  p.  505),  betriigt  3  bis 
11  Proc.  der  jedesmaligen  Capaoitftty  die  fftr  v  erhaltenen 

Warthe  sind  aber  dieselben. 

Vielleicht  könnte  man  aus  den  Resultaten  eine  ganz 
geringe  Abweicliung  nach  der  Kirhtung  hin  lieraiislesen,  dsss 
für  die  kleineren  Plattenabstände  die  berechnete  Capacität 
etwas  zu  klein  ausfiele,  besonders  wenn  man  bedenkt,  dass 
Differenzen  in  den  Werthen  tod  o  auf  doppelt  so  grosse  in 
denen  für  die  Oapacitftt  schliessen  lassen,  doch  ist  hierbei 
zweierlei  zu  bedenken*  Einmal  sind  die  Bestimmungen  bei 
kleinem  Abstände,  wie  schon  von  anderen  Beobachtern  mehr- 
fach hervorgehoben  ist,  dadurch  weniger  sicher,  dass  kleine, 
selbst  bei  der  grossten  Vorsicht  nicht  zu  vermeidende  Staub- 
theilchen  störend  wirken  können,  dann  aber  kann  auch  der 
Umstand  zu  einer  Differenz  Veranlassung  geben,  dass  die 
als  eben  angenommenen  Begrenznngsflftchen  solcher  Platten 
streng  genommen  nie  ?oUkommen  eben  sind.  Diese  stets 
vorhandenen  Unebenheiten,  unter  Umstftnden  auch  Doreh> 
hiegungen  der  Platten  werden  aber  bei  kleiner  Plattendistanz 
einen  viel  bedeutenderen  Einfluss  auf  die  Capacität  haben, 
als  bei  grösseren.  Eine  genaue  Untersuchung  meiner  Platten 
durch  Verschiebung  einer  sehr  emphndlichen  Libelle  ergab 
in  dieser  Beziehung,  dass  eine  Durchbiegung,  wie  bei  der 
beträchtlichen  Dicke  von  1,7  cm  zu  erwarten,  nicht  statt&sd, 
und  weiter,  dass  die  eine  der  beiden  Plattem  mit  au8ae^ 
ordentlich  grosser  Annäherung  auf  der  einen  Seite  eine 
Ebene  bildete.  Dagegen  ergab  sich  bei  der  zweiten,  dass 
dieselbe  auf  der  zu  benutzenden  Seite  (die  Kehrseite  war 
nicht  mit  jener  äussersten  Sorgfalt  polirt)  nahe  der  Mitte 
ganz  schwach  concav  war. 

In  der  That  lassen  die  Resultate  dies  auch  erkennea 
oder  richtiger  iat  umgekehrt  hiermit  die  Erklärung  der  spUer 
mitautheilenden  Besultate  gefunden,  denn  ich  bin  durch  die 
letzteren  erst  veranlasst  worden,  die  Untersuchung  mit  der 
Libelle  uuszuführen.  Ich  hatte  hei  den  Versuchen,  um  so 
sehen,  ob  eine  Durchbiegung  der  Platten  stattfände,  die 
Glasplättchen  immer  auf  drei  verschiedene  Arten  zwischen 


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ßestunmung  von  nV". 


577 


die  Condensatorplatten  gelegt,  nämlich  so,  dass  sie  auf  eiDsm 
Kreise  vom  Radius  o  —  20  cm  odpr  o  =  10  cm  odor  n  =:  3  cm 
lagen.  Bei  Benutzung  der  dickeren  (jrlasplättchea  nun  gaben 
alle  drei  Stellungen  die  gleichen  Werthe  für  9,  dagegen  zeigen 
die  Resultate  bei  der  kleinsten  Plattendietanz  ganz  denttidi, 
vielleicht  auch  noch  die  mit  ^»0,8478,  dass  v  fttr  pnlO  cm 
und  p  0  S  cm  kleiner  gefanden  wnrde,  als  Air  p  «  20  cm. 
Wie  schon  erwähnt^  lässt  sich  die«?  durch  die  constatirte 
Concavität  der  Platte  erklären,  dcr.ii  für  p  =  10  cm  und 
p  ts  3  cm  liegen  (iie  Glasplättchen  in  der  Höhlung,  und  die 
Capacität  des  Condensators  ist  also  in  Wirklichkeit  grösser, 
als  die  in  der  Formel  für  v  (p.  562)  benutzte  und  unter  der 
Voraussetzung  ebener  Platten  berechnete.  Bei  ^ » 20  cm 
liegen  die  Verhältnisse  natttrlich  umgekehrt  Wie  aus  den 
unten  folgenden  Tabellen  zu  ersehen,  sind  indessen  die  Ab- 
weichungen so  gering,  dass  man  unhedenklich  das  Mittel  aus 
allen  Beohaclitnnffon  nehmen  darf. 

Um  zu  entscheiden,  ob  auch  bei  jeder  Schwingung  der 
Stimmgabel  eine  vollständige  Ladung  und  Entladung  des 
Condensators  stattfand,  wurde  die  Schwingungszahl  der  Gabel 
durch  Belastung  der  Zinken  mit  passenden  Gewichten  inner- 
halb sehr  weiter  Grenzen  Tariirt,  sodass  die  Anzahl  der  La^ 
düngen,  resp.  Entladungen  in  der  Secunde  44  bis  89  betrug. 
Bei  allen  wurde  für  v  der>tibe  Werth  gefunden. 

Bei  der  Wickelung  der  Galvanometerrollen  hatte  ich 
den  Draht  doppelt  autlaufen  lassen  und  für  die  Versuche 
dann  die  beiden  Lagen  jeder  Rolle  für  sich  hintereinander 
Tcrbunden.  Da  bei  der  benutzten  Versuchsanordnnng  die 
Gleichheit  der  beiden  Rollen  des  Differentialgalvanometers 
eine  grosse  Rolle  spielt,  wünschte  ich  auch  hierin  eine  Ab- 
änderung vorzunehmen,  und  während  bei  allen  anderen  Ver- 
suchen stets  alle  Windungen  des  Galvanometers  benutzt 
wurden,  habe  ich  bei  zwei  Beobachtungen  von  jeder  Galva- 
nometerrolle nur  eine  Lage  benutzt.  Die  Versuche,  je  einer 
in  den  beiden  ersten  Tabellen,  sind  dadurch  erkenntlich, 
dass  unter  der  Rubrik  für  den  Galvanometerwiderstand 
14925,  resp.  14924  steht.  Da  es  einerseits  nicht  möglich 
war,  mehr  als  zwei,  höchstens  drei  Bestimmungen  hinterein- 
AoB.  d.  piv«»   chtB.  N.  p.  zm.  S7 


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578 


F,  Himstedt 


ander  ao  demselben  Tage  auszuführen,  weil  die  Vorberei- 
tungen zu  viel  Zeit  in  Anspruch  nahmen,  es  andererseits 
aber  wieder  von  Bedeutung  war,  alle  Messungen  genau  mit- 
einander Tergleichbar  zu  machen,  habe  ich  die  Versuche  begon* 
nen  mit  der  Glasdicke  «^»0,4761,  de^  mittleren  der  fibe^ 
haupt  benutzten  Dieken,  und  habe  zwischen  den  TerscfaiedeneB 
Messungen  mit  anderen  Glasdicken  immer  wieder  solche  mit 
=  0,4761  eingeschaltet.  Die  gute  ITehereinstimmiing  aller 
der  in  der  dritten  Tabelle  aufgeführten  Resultate  verbürgt 
die  Vergieichbarkeit  aller  einzelnen  Messungen.  Um  die 
Bezeichnungen  nochmals  zusammensustellen,  es  ist: 
d  Dicke  der  Qlaspl&ttchen, 

C  die  nach  Eirchhofrs  Formeln  berechnete  Capadttt^ 
m  der  Correctionsfactor  wegen  der  Zuleitung  (p.  566], 

o  der  Radius  des  Kreises,  welcher  durch  die  Glasplitt- 
chen  zwischen  den  Stahlplatten  ging  (p.  566), 

^  die  Anzahl  der  benutzten  Elemente, 

W  der  Widerstand  AB  (p.  562), 

R  der  Widerstand  der  einen  Galvanometerrolle  (p.562), 

to  der  Widerstand,  von  dessen  finden  zu  der  Gslmo* 
meterroUe  R  abgezweigt  wurde, 

A  die  Scbwingungszahl  der  Stimmgabel. 


d  =  0,2095  cm.     C  =  7 70,5 1 3. 


9 

tt 

E 

w  1 

B 

w 

s 

ao 

1,0887 

50 

nOTGT  ' 

83018 

139,13 

45.035 

3O,0r>»5 

20 

1,0391 

28 

110  808  . 

33032 

213,87 

69,518 

30,073 

10 

1,0378 

30 

110  808  , 

33031 

2U,04 

69,501 

30,039 

s 

1,0378 

80 

110755  1 

83018 

213,83 

69,499 

90,04! 

20 

1,0379 

30 

110  755 

33021 

213,32 

69,494 

30,077 

20 

1,0396 

58 

110'^2e 

14925 

124,53 

89,350 

30,072 

20 

1,0395 

,  58 

n0  85t> 

30001 

249,11 

1  89,269 

30,132 

Mittel  30,071 

rf»  0,3478.     C=r  472,32. 


9 

a     \  E  \  W 

B    \  w 

n      \  «.10-> 

20 
20 
20 
10 
8 

1,0670 
1,0648 
1,0654 
1,0651 
1,0650 

58      110  839 
58   1  110  825 
60  1  110840 
60     110  833 
60  i  110835 

33018  86,80 
33021  ,  169,31 
14S24  1  76,70 

33026  169,52 

33027  .  169,38 

44,67  1  30,051 
87,645  30,056 
87,580  1  80,032 

87,595  30,037 
87,555  30.04^ 

Mittel  30,044 


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Bestmmunp  van  „vU,  579 


rf«  0,4761.     C«  350,204. 


1 

«  [ 

1 

Jb 

1 

W 

n 

'  ~ — - 
20 

1,0842 

50  , 

110  842 

33027 

86,04 

~^=^-=^  -.. 
.59,511 

30,118 

20 

1,0843 

50  1 

110  841 

33027 

86,00 

59,521 

30,115 

20 

1.0^00 

60 

110  861 

33027 

86,10 

59.500 

.30,084 

20 

1,0»13 

CO 
DO 

1  1  U  ' »  I  4 

o.iUD  1 

D  « ,0o 

46,678 

30,108 

20 

1,0815 

66 

110  925  ' 

33056 

66,17 

45,597 

30,076 

20 

1,0821 

40 

110  732 

33003 

117,35 

81,000 

30,083 

20 

1,0824 

35 

110693 

33000 

117,26 

81,040 

30,098 

10 

1,0843 

110891 

33030 

101,16 

69,499 

30,068 

10 

1,0843 

40 

110  807 

B8026 

127,37 

87,542 

30,076 

20 

1,0841 

40 

110S09 

.'{^^03 1 

127,44 

87,523 

30,063 

s 

1 ,0839 

40 

110813 

33032 

127,48 

87,606 

30,077 

20  1  1,0848 

40 

U0812 

33033 

127,43 

1  87,525 

30,076 

Mittel  30,0^7 

rf=.  0,6139.  C 

=  275,87. 

..; 

1  - 

E 

1  B 

1  - 

t>.10-« 

20 

1,1080 

72 

110  791) 

;{3oo4 

102,33 

87. "140 

30,OS4 

10 

1.1075 

72 

110  804 

330U4 

102,32 

87,548 

30,077 

8 

1,1077 

72 

110807 

83007 

102,29 

87,557 

30,082 

20 

1,1031 

72 

no  806 

88007 

102,35 

87, .50  3 

30,085 

20 

1,1121 

87 

1 10  769 

33004 

71,875 

61,305 

30,078 

20 

1,1107 

70 

1 10  807 

33Ö07 

102,66 

87,614 

30,085 

Mittel  30,082 

rf=:  0,9231.  C 

=  189,17. 

f 

« 

E 

w 

i  ^ 

1  » 

20 

1,1566 

87 

\  110813 

38010 

73,182 

30,087 

10 

1,1560 

87 

'  110  813 

1   330 I I 

73,112 

87,468 

80,080 

8 

1,1559 

90 

^  110816 

88018 

73,214 

87,608 

.  30,081 

i,l&80 

90 

^  110820 

88014 

78,070 

87,529 

i  80,105 

Mittel  80/W8 

Die  folgende  Tabelle  enth&lt  eine  ZusammensteUnng  der 
Mittelwerthe  der  einzelnen  Versuchsreihen. 


c 

».10-» 

0,2095 

770.513 

30,071 

0,3478 

472,320 

30,044 

0,4761 

850,204 

80,087 

0,6139 

275,870 

30,082 

0,9231 

189,170 

30,088 

Als  Mittel  atts  allen  Versachen  ergibt  sich  somit: 

o  »  30,074 . 10*  cm/sec. 

Pbys.  Inst,  der  Univ.  Freiburg  i.  B.,  Sept.  1886. 

  37* 


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580 


B,  LamprechL 


IV.  Veber  Me  JEÜawirkung  des  MagneU 
auf  eiecMsehe  JEhiMadungen  in  verdünnten  Qaen; 

von  JB.  Lampreeht* 


1,  Die  Formen,  welche  electrische  £iitladaiigen  in  Ter- 
dünnten  GhMen  nnter  dem  Elnflvsse  eines  Magnets  annehtnen« 

werden  in  der  Hegel  mit  Bezugnahme  auf  das  Biot-Savartf- 
sehe  Gesetz  beschriebeD. 

Plücker^)  verglicli  die  Gestalt  des  voa  der  neijativon 
Electrode  ausgehenden  Lichtes  (Glimmlichtes)  mit  der  Gleich- 
gewichtslage eines  vollkommen  biegsamen,  YOn  einem  elec« 
trischen  Strome  dorchflossenen  Leiters»  der  von  dem  Magnet 
beeinflttSBt  wird  and,  in  einem  Punkte  tetgehalten,  ftbrigens 
entweder  frei  beweglich  oder  auf  einer  Torgeschriebe&eo 
Oberfläche  zu  bleiben  gezwungen  ist.  Dagegen  stellte  er  das 
positive  Licht*)  in  Parallele  mit  der  Bewegung  eines  Strom- 
( Iciii.jDles,  welches  von  der  Anode  zur  Kathode  sich  eerau- 
linig  zu  bewegen  strebt,  dabei  aber  in  jedem  Augenblick 
von  den  magnetischen  Kräften  um  die  durch  das  Element 
gelegte  magnetische  Gurve  gedreht  wird,  sodaaa  eine  spiisl- 
förmige  Bahn  resnltirt 

Hittorf)  charakterisirte  seine  Beobachtnngsergebiiisse 
an  stärker  verdünnten  Gasen  folgenderniassen:  ..der  Glimm- 
strahl (die  Kathodenstrahlen)  verhält  sicli  wie  ein  unendlid 
dünner,  geradliniger,  gewichtsloser,  steifer  Stromfaden,  de: 
blos  an  dem  Ende,  welches  den  negativen  Querschnitt  be 
rührt,  fest  bleibt  Mit  seinem  anderen  Ende  und  der  ganzes 
biegsamen  Länge  folgt  er  den  Kräften,  welche  zwischso 
seinen  Theilchen  und  dem  Magnete  besteben,  ohne  Bück- 
sieht  darauf,  welche  Lage  er  in  Besng  auf  die  Anode  ge- 
winnt. Das  positive  Licht  unterhält  die  Verbindung  zwischeo 


1)  Plückcr,  r*)g,?.  Ann.  104.  p.  622.  1858. 

2)  Plücker,  Pogg.  Aun.  107.  p.  10t  lö5^.  Vgl  tiers.  lU.  p-^^- 
1861. 

3)  Hittorf,  Pogg.  Ami.  13«.  p.  215.  1869.  Vgl  auch  die  Dinte*" 
lung  in  G.  Wiedemann,  Lehre  von  der  Eleetridtlt  4,  A.  |S  729. 7^i> 
1885. 


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Moffnetuches  Verhalten  von  EnUadunyen,  581 


den  Glimmstrahlen  in  der  jedesuiiiligon  Lae^e.  die  sie  ein- 
nehmen, und  der  Anode.  Es  erscheint  daher  als  ein  auf 
der  ganzen  Länge  biegsamer  Stromleiter,  dessen  Enden  beide 
fest  sind,  ond  kann  nur  so  weit  den  magnetischen  Kräften 
folgen,  als  es  diese  Bedingung  gestattet'' 

Den  ersten  Theil  der  Hittorrschen  Darstellung  hat 
E.  Goldstein^)  zur  Znsammenfassong  seiner  erweiterten 
Versuche  gleichfalls  benutzt,  aber  nicht  auf  die  Kathoden- 
strahlen  allein  bezogen,  sondern  auch  auf  jedes  Büschel  von 
secundarem  negativen  Lichte,  sowie  auf  jede  einzelne  Schicht 
des  positiven  Lichtes,  indem  jeder  solche  Theil  der  Ent- 
ladung sich  ebenso  wie  Kathodenstrahlen  verhielt,  die  Ton 
dem  der  Kathode  zugewandten  Ende  jedes  Gebildes  ans* 
gingen. 

Andererseits  beobachtete  H.  Hertz'),  dass  die  aus  der 

Einwirkung  der  Entladung  auf  einen  sehr  kleinen  und  leicht 
beweglichen  Magnet  abgeleiteten  Strömungscurven  von  der 
Bahn  der  KathodiDstrsOilen  wesentlich  verschieden  waren, 
und  dass  die  Kathodenstrahlen  einen  ebensolchen  Magnet 
nicht  merklich  ablenkten.  Er  schloss  hieraus,  dass  die  Ka- 
thodenstrahlen  mit  der  Stromleitung  direct  nichts  zu  thun 
haben^  und  dass  die  Analogie  zwischen  der  Ablenkung  der 
Kathodenstrahlen  durch  den  Magnet  und  der  ponderomoto* 
rischen  Einwirkung  des  Magnets  auf  Stromleiter  eine  ganz 
ausserliche  sei. 

Gleichwohl  erscheint  es  nicht  ganz  überflüssig,  unab- 
hltngig  von  der  Frage  nach  dem  causalen  Zusammenhange 
zu  untersucheui  inwieweit  das  Biot-Savart'sche  Gesetz  9X% 
mathematische  Zusammenfassung  der  vom  Magnet  an  den 
Theüen  der  Gasentladung  bewirkten  Formyerftnderungen 
gelten  kann. 

Stokes^)  und  Riecke"*)  haben  die  Grestalt  eines  bieg- 
samen Leiters,  an  welchem  sich  mechanische  Spannung  und 

1)  E.  Goldstein,  Wied.  Ado.  11.  p.  850.  1880. 

2)  H.  Herts,  Wied.  Ann.  19.  p.  806.  1883. 
8)  Stehet,  Phil  Mag.  (6)  9.  p.  389.  1876. 
4)  Bieeke,  Wied.  Ann.  2$.  p.  m.  1884. 


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582 


LampreckL 


ponderomotorisohe  Magnetwirkiing  das  Gleichgewidit  hAlton, 
unter  der  VorMssetBuiig  berechnet ,  daas  das  Magnetfdd 
gleichförmig  ist.  Dana  wirkt  auf  alle  Elemente  des  Leiters 

die  gleiche  Kraft  senkrecht  zur  Curve,  der  Krümmungsradius 
ist  constant,  die  ( Hi  ve  ein  Kreis  oder  eine  Schraubenlinie. 
Zu  demselben  Resultate  ist  Hr.  Riecke^j  auch  gelacgt  bei 
der  Berechnung  der  Bahn  eines  im  homogenen  Magnetfelde 
sich  hewegenden  electr i  sehen  Theilchens.  Auch  hat  er  gezeigt, 
dass  beim  ersteren  Probleme  die  Spannung  des  Leiten,  beb 
letzteren  die  Bahngeaehwindiglieit  Iftngs  der  CkirTe  uagelih 
dert  bleibt,  und  dass  die  Differeatialgleichfingen  fl&r  beide 
Probleme,  abgesehen  von  constanten  Factoreu,  in  einander 
übergehen»  wenn  man  die  genannten  beiden  Grrössen  Ter- 
tauscht 

2«  Ben  Fall  eines  an  beiden  Enden  befestigten  bieg- 
samen Stromleiters  oder  der  „electrodjnamiscben  Kettmliiiie^ 

nach  der  Bezeichnung  des  Hrn.  Riecke  habe  ich  m  einem 
früheren  Aufsätze  2)  unter  der  allgemeineren  Vdraiissetzun: 
gelöst,  daf?!  die  iiiaj:^npti8chen  Massen  in  einem  einzigen  punkt- 
förmigen Pole,  der  im  Endlichen  liegt^  vereinigt  seien.  Eben- 
daselbst habe  ich  den  Fall  für  xwei  entgegengesetzte  pankt- 
Armige  Magnetpole  bei  äquatorialer  Lage  der  Endpunkte 
des  Leiters  behandelt 

Im  Folgenden  soll  die  allgemeinste  Voraussetzuiig  n 

Grunde  gelegt  werden. 

Wiederum  sei  ein  absolut  biegsamer,  schwereloser  Leiter, 
den  ein  ötrom  von  der  Intensität  J  durch tiiesst,  an  beiden 
£nden  befestigt  Er  werde  durch  beliebig  vertheilte 
magnetische  Massen  beeinflnsst,  deren  Potentialfunction  mit  ! 
V  bezeichnet  sei.  Dann  gelten  folgende  DüEsrentialgleieiHiB* 
gen  f&r  die  vom  Faden  gebildete  Curve:  , 


1)  Riecke,  Wied.  Ann.  13 

2)  \L  Lamprecht,  Wied.  . 


(•  p. 
Ami. 


194.  1881. 

2o.  p.  11.  im. 


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Magnetisches  Verhalien  von  Entiadungen.  583 

d»  \     di )  I  dif  d»       Ox  ds  I 

Indem  man  setzt: 

sodann  die  Gleichungen  der  Reihe  nach  mit  dxjds,  dyids^ 
dz  Ids  multiplicirt  und  addirt,  folgt: 

1^-0,     r«  Const. 

Der  Btromleiteode  Faden  besitzt  also  auch  unter  der 
Einwirkung  beliebiger  magnetischer  Kräfte  in  allen  seinen 
Paukten  dieselbe  Spannung.  Dadurch  erhalten  die  Differen- 
tialgleichungen die  Form: 

dg^  \dz  ds      By  ds  \ 


Hieraus  lässt  sich  audi  in  dem  vorliegenden  allgemeinen 
Faile  ein  einfacher  Ausdruck  für  den  Krümmungsradius  (> 
der  Curve  ableiten«  Mit  Beriieksichtigung  der  Kelation: 


erhält  man  nämlich,  wenn  man  die  Torstehenden  Gleichungen 
quadrirt  und  addirt: 

r-"^'r.-:)'[fö)'-e:)'i--- 

6  l'  c  V  if  y  dz  1 
oyvzdsds  J 

was  nach  Hinsufügung  der  Glieder  ±{dVidxY*{dxldif^ 
±{dV idy)K[dyidsY,  ±{dVI62)K(dzjds)*  in  der  Klammer 
sich  folgendennassen  susammenziehen  iSsst: 

Nun  sind  —  (<Vfdx,  —  d  V  6y,  —  0  \'jdz  nichts  anderes, 
als  die  Componenten  derjenigen  Kraft,  welche  auf  eine  an 
der  Stdle  xyx  Torhandene  magnetische  Masse  1  tou  Seiten 


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584 


H.  Lampreehi 


ddr  thatsächlich  wirksamen  magnetischen  Massen  ausgeübt 
Verden  würde,  und  der  Ausdruck: 

_(dvdx    dvdj,    dvdz\  _ar 

\dr  d»  dt  ^  Bz  dsj  "  17 

ist  die  Projection  derselben  Kraft  auf  die  Tangente  der 
Fadencurve.  Bezeichnet  man  die  in  Rede  stehende  Kraft 
mit  P  und  demgemäss  mit  {P,  ds)  den  Winkel,  den  ihre 
Kichtung  mit  der  des  Fadens  bildet,  das  heisst  mit  anderen 
Worten  den  Winkel ,  unter  welchem  die  Fadencurve  an  der 
betrachteten  Steile  die  zu  der  Stelle  gehörige  magnetische 
Kraftlinie  schneideti  so  erh&lt  man: 

^  -  A*J*  {P*  -  P*  cos«  (P,  d$)} 
oder:  =  ^ V»P«  sin«  {P,  ds) , 

folglich:  9' AJp-ÄiP;ds)' 

Sollte  nun  der  biegsame  Stromleiter  an  irgend  dner 

Stelle  mit  einer  magnetischen  Kraftlinie  zusammen&llen,  so 
w  urde  daselbst  sin  (P^  ds)  =^  {)  sein.  Dann  müsste  entweder 
der  Krümmungsradius  o  unendlicii  lan^  werden  oder  die 
Spannung  T  verschwinden.  Daher  kann  ein  Tollkommen 
biegsamer  Leiter  unter  magnetisrliem  Einflüsse  nur  dann 
die  Gestalt  einer  magnetischen  Kraftlinie  besitsen,  wenn  die 
Kraftlinie  eine  gerade  Linie  ist,  und  der  Leiter  durch  die 
Befestigung  an  den  Endpunkten  straff  gespannt  worden  ist, 
oder  wenn  er  zufällig  bohon  vor  dem  Auftreten  der  magne- 
tischen Kräfte  die  Gestalt  einer  Kraftlinie  spannungsfrei 
eingenommen  liat.  Im  letzteren  Falle  ist  das  Gleich wicht 
ein  labiles;  denn  bei  jeder  Drehung  eines  Fadeneiementes 
aus  der  Gleichgewichtslage  erhält  dasselbe  einen  Iinpuls, 
welcher  senkrecht  zur  Kraftlinie  gerichtet  ist  und  das  Cle- 
ment aus  der  Gleichgewichtslage  weiter  entfernt,  da  der 
Faden  keine  Spannung  besitzt.  Daher  ist  die  Möglichkeit 
ausgeschlossen,  duss  die  magnetischen  Kräfte  bei  einem  bieg* 
samen  Leiter  die  Gestalt  einer  Kraftlinie  hervorbringen 
könnten,  und  die  Kraftlinie  als  Gleichgewichtslage  emes  voq 


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jMaynetischeti  Verhallen  von  l^ntladunyeiu 


den  magnetischen  Massen  beeinÜtissten  biegsamen  Strom- 
leiters ist  —  mit  der  oben  erwäiiDlen  Ausnahme  —  nicht 
realisirbar. 

Dies  widerspricht  dem  von  PI  Ucker  ^)  aufgestellten  Satze: 
„Wenn  auf  einen  vollkommen  biegsamen  Leiter,  durch 
welchen  ein  electrischer  Strom  geht,  beliebige  magnetiaehe 
Erftfte  wirken,  so  kann  Gleiohgewioht  nnr  dann  bestehen, 
wenn  .  . .  der  Leiter  die  Form  ein^  magnetischen  Gurre 
annimmt.** 

Wenigstens  muss  Plückera  Zusatz,  .,wenn  seine  klein- 
bten  Thoile  nicht  durch  Cohäsion  oder  durch  andere  Kiiii'te 
zusammengehalten  werden/'  dem  Gesetze  selbst  eingefügt 
werden.  Dann  ist  aber  von  einer  stabilen  Gleichgewichtslage 
überhaupt  abzusehen. 

Durch  die  L&nge  des  Fadens,  die  Lage  seiner  befestigten 
Endpunkte  und  die  oben  aufgestellten  Differentialgleichungen 
ist  bei  gegebener  Vertheilung  der  magnetischen  Massen  die 
Gestalt  des  Fadens  im  allgemeinen  völlig  bestimmt.  Bei  dem 
im  vorigen  Aufsatze  iM  luiruiclt <  n  Beispiele,  wo  dit  iiiagne- 
tische  Kraft  von  einem  punktförmigen  Pole  herrührte^  redu- 
cirte  sich  die  Aufgabe  auf  die  geometrische,  vom  Pole  als 
Seheitel  einen  Botationskegel  ausgehen  zu  lassen,  welcher 
auf  seiner  Oberflftche  den  Faden  spannte.  Diese  Aufgabe 
wird  bei  einer  gewissen  L&nge  des  Fadens  mehrdeutig ,  da 
Kegel  construirbar  werden,  welche  der  Faden  mehr  als  ein- 
mal umschlingt.  In  den  früheren  Bezeichnungen  lautet  die 
Bedingung  für  den  Eintritt  der  Mehrdeutigkeit,  wenn  man 
noch  den  Winkel  der  vom  Pole  nach  den  Befestigungs- 
punkten  des  Fadens  laufenden  geraden  Linien^'  nennt,  fol- 
gendennassen : 

arc. cos  •  ^  '         >  2?r  sin-i- 

Hier  liefert  deijenige  von  den  möglichen  .Kegeln,  welcher 
die  grOsste  Oefihung  hat,  die  einzige  stabile  Gleichgewichts- 


1)  Plfleker,  Pogg.  Ami.  104«  p*628.  1858;  118.  p.  251.  1861;  11«. 
p.  45.  18S2,  wo  Plllcker  den  Widerspruch  durch  die  Annahme  recur- 
Tenter  StrOme  20  lOsen  sucht.  Vgl.  auch  6.  Wiedemann^  Lehre  von 
der  Eleotricitat.  4.  A.  |  180.  1885. 


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586 


läge.  Nur  weno  der  Pol  mit  den  festen  Endpnoktea  d« 
Leiters  in  gerader  Linie  liegt^  wird  die  Aulgabe  vGllig  unbe- 
stimmt.  In  praxi  rotirt  dann  der  Leiter  uad  wickelt  rieh 

auf  den  Auslader,  in  welchem  er  festgeklemmt  ist. 

Aus  den  obigen  Gleichunf^en  ^elit  noch  eine  bemerkens- 
werthe  Thatsache  hervor,  ist  irgend  eine  Gleichgewichtslage 
vorhanden,  so  wird  dieselbe  nicht  geändert,  wenn  die  8trom* 
intensit&t«/  sich  ändert,  oder  wenn  B&mntliche  nagnetiaebe 
Massen  in  gleichem  Verhältnisse  Terstärkt  oder  gesehvicht 
werden.  Nur  die  Spannung  des  Fadens  ändert  sieh,  und  zwar 
in  dem  Verhaltnisse,  wie  die  Stromintensität  oder  die  mag- 
netische Kraft.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  bei  der 
Ausführung  des  VcrBUches  die  Intensitäten  gross  genug  blei- 
ben müssen,  dass  das  Gewicht  des  an  beiden  Enden  einge- 
klemmten, Tom  Strome  durchflossenen  Groidbl&ttchens  oder 
Platindrahtes  vernachlässigt  werden  kann. 

Die  Form  der  Oasentladungan  ist  nun  aher  Ton  der 
Intensiüit  des  Stromes  sowohl,  als  auch  von  derjenigen  der 
einwirk^'nden  magnetischen  Kräfte  abhängig;  aucii  bildet  bei 
noch  stark»  rer  Verdünnung  des  Gases,  als  Hr.  Hittorf  ^ie 
in  den  oben  erwähnten  Versuchen  anwandte,  das  positive 
Licht  nicht  die  Verbindung  des  Endes  der  Kathodenstrables 
mit  der  Anode.  Der  Vergleich  des  magnetisch  beeinflusstes 
Anodenlichtes  mit  der  dectrodynamtschen  Kettenlinie  er- 
scheint daher  nicht  zutreffend.  Indessen  werden  wir  im  Fol- 
genden sehen,  dass  andere  Voraussetzungen  übmr  die  Est* 
ladung,  wenn  nur  das  liio t-8avar t" sehe  Gesetz  /.u  Grunde 
gelegt  wird,  zu  ganz  ähnlichen  liesul taten  lühren. 

B.  Ein  unendlich  dünner,  gewichtloser,  steifer  Streut- 
faden  sei  mit  dem  einen  Ende  an  der  Katbode  befestigt 
An  der  Befestigungsstelle  möge  er  als  Anfangsricbtung  die 
Richtung  der  negativen  Electrode  habeui  welche  bis  auf  den 
äussersten  Querschnitt  von  Glas  umhttllt  ist  Dann  wird  er 
Ton  den  magnetischen  Kräften  gebeugt,  denen  durch  Bie* 
gungselasticität  das  Gleichgewicht  gehalten  wird. 

Bezeichnet  bei  dieser  Anschauuni?  tc  den  Contingenz- 
winkel,  welchen  die  vom  Stromleiter  gebildete  Curve  ft!^ 
irgend  einer  Stelle  besitzt ,  so  ist  das  Ende  eines  Corveo- 


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Magnetisches  Verhalten  von  EnÜadungen,  587 

eleüitntes  um  die  Strecke  w,ds  aus  der  Lage  abgelenkt, 
welche  es  besitzen  würde,  wenn  es  die  Richtung  des  vorher- 
gehenden Curveneiementes  beibehalten  hätte.  In  diese  Lage 
strebt  das  Element  zurück  mit  einer  Kraft  'Awd$  oder,  da 
w^dsjg  isty  xds^jQ.  Auf  das  Element  wirkt  nun  nach  dem 
Biot*Savart'scheo  Gesetse  die  Kraft  -^AJFdsm^Ptdi) 
und  abt  das  DrehoDgamoment  aus  —  AJPd^  sin  (P,  di). 
Dieses  muss  die  erstere  Kraft  im  Gleichgewichtszustände 
aufheben,  mit  ihr  die  Summe  0  ergeben: 

X  ~  -  AJPd^  sin  {/»  . 

Also  kommt  in  diesem  Falle: 

X 

Der  Factor  m  mUsste  mit  der  Stromstärke,  aber  schneller 
als  diese,  wachsen;  denn  die  Spiralen  und  Binge  der  Katho- 
denstrahlen erweitern  sich  bei  Verstiirkung  des  Stromes« 

Dagegen  ist  x  als  längs  der  Curve  constant  anzusehen.  1st 
X  bekannt,  so  ist  die  Gestalt  der  Curve  bestimmt,  da  deren 
Anfangspunkt  und  Anfangsrichtung  gegeben  sind.  Die  Curve 
stimmt  wesentlich  überein  mit  den  oben  behandelten  electro- 
dynamischen  Kettenlinien. 

Dass  die  Car?e  mit  einer  magnetischen  Kraftlinie  zusam- 
menfalle, ist  anch  hier  nur  möglich,  wenn  sie  eine  gerade 
Linie  ist. 

4.  Es  sei  noch  gestattet,  die  Bewegung  eines  electri- 
schen  Theilchens  unter  magnetischem  Einflüsse  ;^um  Vergleiche 
heranzuziehen. 

Ist  e  ein  electrisches  Theilchen,  welches  mit  der  trägen 
Masse  i  behaftet  ist,  und  V  wieder  die  Potentialfunction  der 
Yorhandenen  magnetischen  Massen,  so  gelten  fUr  die  Bewegung 
des  Theilchens  die  Differentialgleichungen: 


d  ' X  ^  j    iöV  dz  dl'dfj] 

^  dt'  "  ^^\by  Ii  ~  bz  dt  r 

d^V  _   A   fdV  d.r  _  er  «/j  I 

^  di^  ~  -^^Xöz  di     öx  dty 

^di*  -  ^^[d,  di  d^dil' 


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ÖB8  B,  LamprechL 

Hr.  Blecke^)  hat  davon  folgendes  Integral  angegeben: 

(^f)v{g)V(jfr-o»«. 

Die  Bahngeschwindigkeit  ist  also  auf  dem  ganzen  Wege 
unverftaderlich.  Wird  sie  mit  a  bezeichneti  so  gilt  jetzt  ftr 
den  Krümmungsradius  g  der  Bahncurve: 


9 


1-^ 


Setzt  man  hierin  die  Werthe  aus  den  Differentialglei- 
chungen  ein,  so  ergibt  sich  nach  Ausführung  einer  sdion 
oben  benutzten  Transformation: 

[öx  de        dl     ö«  dtj  r 

und  folglich: 

oder:  ^  «         [F-  -      ^^^t  ^^jj^ 

also  schliessUch:       g  =  27pirep;rf,) ' 

Für  die  Bewegung  auf  einer  magnetischen  Curve  wäre 
8in(F,  ds)  =  0,  folglich  (7  =  0  oder  p  =  CX5;  die  Curve  müsste 
also  wieder  eine  gerade  Linie  sein.  Dies  ist  ein  Ausdruck 
des  Trägheitsgesetzes,  da  auf  ein  electrisches  Theilchen,  wel- 
ches längs  einer  Kraftlinie  fortschreitet,  keine  Kraft  wirkt 

Unter  Annahme  eines  punktförmigen  Magnetpoles 
ergibt  die  Rechnung,  welche  sich  aus  der  des  citirten  firObe* 
ren  Aufsatzes  leicht  ableitet,  als  Bahnen  der  bewegten  Tbeil* 
chen  wieder  die  kürzesten  Linien  auf  liotationskegeln,  deren 
Scheitelpunkt  im  Pole  liegt.  Bezeichnen  und  r  wieder  die 
Radiivectores  vom  Pole  nach  dem  Auss^an^spunkte  der  Be- 
wegung und  nach  dem  bewegten  Theilchen  und  (r^  j^)  den 
Winkel,  welchen  der  erstere  Badiusvector  mit  deijenigen 


1)  £.  Riecke,  Wied.  Ana.  18«  p.  191.  18B1. 


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Magnetisches  Verhallen  von  Mntladunyen,  589 


RichtuDg  bildet,  in  welcher  die  Theilchen  die  Kathode  ver- 
lassen, so  ist  liier  der  Krümmungsradius: 

also  an  verschiedenen  Punkten  der  Baiin  dem  Cubus  des 
Abstandes  Tom  Pole  proportional. 

5.   Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  die  in  den  letzten 

beiden  Abschnitten  benutzten  Voraus.sLtzungen  des  steifen 
iStromfadens  und  des  bewegten  electriscben  Theikhens  in 
sich  selbst  Schwierigkeiten  tragen.  Einerseits  ist  die  i^ie- 
gungselasticität  wesentlich  von  dem  Querschnitte  des  geboge- 
nen Stabes  abh&ngig;  andererseits  würden  bewegte  electrische 
Theilohen  (wie  Voller  bemerkt  hat)  nicht  den  magnetischen, 
sondern  den  electrostatischen  Einwirkungen  folgen  mf&ssen« 
Gegen  die  Convectionstheorie  der  Gasentladungen  sind  ausser- 
dem gewichtige  Bedenken  von  den  Herren  E.  "Wied  ein  ami  und 
Goldstein  aus  mannigfachen  Heobaclitungen  gezogen  wur- 
den. Das  Vorstehende  zeigt  aber,  dass  die  Annahme  des 
Biot-Savart'schen  Gesetzes  für  den  einen  oder  anderen 
Theil  der  Gasentladungen,  gleichgültig  welche  Vorstellung 
man  sonst  von  dem  Vorgange  sich  bilden  mag,  zu  dem  Re- 
sultate führt: 

Der  Krümmungsradius  der  magnetisch  beein- 
flussten  Entladung  ist  an  irgend  einer  Stelle  in- 
direct proportional  der  daselbst  vorhandenen  In- 
tensität der  magnetischen  Kral't  und  dem  «Sinus  des 
daselbst  von  der  Curve  und  den  magnetischen  Cur- 
ven  gebildeten  Winkels. 

Die  Berechtigung,  das  Biot-Savart'sche  Gesetz 
wenigstens  auf  die  KaÜiodenstrahlen  anzuwenden,  scheint 
mir  hervorzugehen  aus  der  guten  Uebereinstimmung,  welche 
zwischen  der  iur  den  Specialfall  eines  Magnetpoles  berech- 
neten Cnrv«'nfurni  und  denjeuigeii  Eiaclieinungen  besteht, 
die  Hr.  Hittorf in  §  bil  der  mehrfach  citirten  Abhand- 
lung beschrieben  und  ebendaselbst  Taf.  II,  Fig.  10—12  ab- 
gebildet hat  Die  Beobachtung,  dass  die  Kathodenstrahlen 


l)  Hittorf,  Pogg.  Auu.  i'^i'u  p.  215.  1869. 


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590 


a,  Lamprecht* 


bier])ei  nicht  immer  (wie  sonst)  beim  Aiiftreffen  auf  eine 
feste  Wand  begrenzt  zu  werden  scheinen,  sondern  sich  rück- 
wärts bis  zur  gegenüberstehenden  Wand  des  Gefässes  win- 
den^}, steht  im  Einklänge  mit  den  geometrischen  Eigen- 
schaften der  berechneten  Curve;  denn  die  kürzesten  Linien 
anf  einem  Botationskegel  nähern  nch  von  jeder  Stelle  ans, 
wo  sie  die  Kegelkanten  (hier  die  magnetischen  Gurren)  unter 
spitzem  Winkel  schneiden,  dem  Scheitel  des  Kegels  in  immer 
enger  werdenden  Windungen  und  entfernen  sich  dann  wieder 
vom  Pole,  indem  die  Spiralen  sich  wieder  erweitern. 

Bei  diesen  Versuchen  wird  der  Kegel  selbst  sichtbar, 
beschrieben  jedenfalls  von  solchen  Kathodenstrahlen,  welche 
die  Kathode  nicht  genau  senkrecht  zu  ihrer  Endfläche  ver- 
lassen,  sowie  yon  secundären  Kathodenstrahlen^),  welche  Ton 
der  durch  den  Magnet  ahgeleiteten  Stelle  der  Glaswand  aus- 
gehen und  gleichfalls  magnetisch  beeinflusst  werden. 

6.  Die  Theorie  derGasentladungen,  welche  Hr.  E.W  iil  < 
mann  gegeben  hat,  führt  die  positive  Entladung  auf  longi- 
tudinale  Wellen,  die  Kathodenstrahlen  auf  transversale  Aether- 
Schwingungen  zurück,  und  dementsprechend  hat  Hr.  Herts*) 
die  Beugung  der  Kathodenstrahlen  durch  den  Magnet  als 
Analogon  zur  magnetischen  Drehung  der  Polarisationsebene 
des  Lichtes  hingestellt.  Bei  letzterer  wird  aber  eine  Be- 
wegung, welche  zweifellos  in  einer  zur  Fortptianzungsrich- 
tung  des  Lichtstrahles  senkrechten  Ebene  stattfindet,  so 
beeinflusst,  dass  eine  für  sie  charakteristische  Eliene  um  die 
Fortpflanzungsrichtung  ah  Axe  gedreht  wird,  während  bei 
den  Kathodenstrahlen  die  Fortpflanzungsrichtung  selbst  durch 
den  Magnet  eine  Ablenkung  erfährt  Femer  ist  nach  Ver- 
dens Untersuchungen  der  Winkel,  um  welchen  die  Polari- 
sationsebene  gedreht  wird,  proportional  der  magnetischen 
Kraft  und  proportional  dem  Cosinus  des  Winkels  zwischen 
dar  Richtung  des  Lichtstrahles  und  der  axialen  Bich  tung 
der  magnetischen  Wirkung;  dagegen  ist  die  Ablenkung  der 

1)  Hittorf,  1  c  p.  217  oben. 

2)  G.  Wiedemann.  Lehre  von  der  ElectricitÄt.  4,  A.  §  724. 

3)  Hertz,  Wied.  Ann.  19.  p.  782.  1883. 


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MagnetUchet  Verhalten  van  Entladungen*  591 


Kathodenstrahlen  (der  Contmgenzwinkel)  nach  dem  Vor- 
stehenden proportional  der  magnetischen  Kraft  und  propor- 
tional dem  Sinus  des  von  der  Richtung  der  Kathoden- 
strahlet  ond  deijenigeii  der  magnetischen  Kraft  gebildeten 
Winkels. 

Gkht  also  durch  eine  Stelle  Ä  eines  magnetischen  Feldes 
eine  RiehtnngsUnie  AB^  nnd  heseichnet  AC  die  Richtung 

der  durch  A  gehenden  magnetischen  Kraftlinie,  so  kann 
man  die  magnetische  Kraft  in  der  durch  ABC  crelegten 
Ebene  in  zwei  Componenten  nach  AB  und  nach  einer  auf 
AB  senkrechten  Richtung  zerlegen  und  kann  die  erstere 
Componente  als  die  Ursache  für  die  Drehung  der  Polah- 
sationsebene  der  in  der  Bichtung  AB  sich  fortpflanzenden 
polarisirten  Lichtstrahlen,  die  letztere  als  die  Ursache  für 
die  Ablenkung  der  in  der  Richtung  AB  Terlanfenden  Eaiho- 
denstrahlen  betrachten.  Die  erstere  Componente  steht  senk* 
recht  auf  der  Ebene,  in  welcher  die  Molecüle  des  LichtÄthers 
schwingen,  und  ändert  inaeihalb  dieser  Ebene  die  iS(  hwiu- 
guügsrichtnng  jener;  die  andere  Componente  steht  senkrecht 
auf  der  Ebene,  in  welcher  sie  eine  Aenderung  der  Eichtung 
der  Kathodenstrahlen  herbeiführt. 

£ine  Analogie  der  Auffassung  beider  Erscheinungen 
würde  sich  demnach  nur  auf  die  Annahme  gründen  lassen, 
dass  bei  denEathodenstrahlen  eine  longitn din  ale  Bewegung 
erfolge,  entsprechend  derjenigen  transversalen,  aufweiche 
die  Verbreitung  des  Lichtes  zurückgeführt  wird. 

Zittau,  August  1886. 


y.  JHe  VertheUung  der  eleeMsehen,  Ladung 
in  den  LeUem;  van  Foepph 

§  1.  Die  Anwendung  der  Laplace- Poisson*8chen 
Qleichung  auf  einen  Punkt  im  Inneren  eines  Leiters  f&hrt 

bekanntlich  zu  dem  Schlüsse,  dass  sich  die  ganze  freie  La- 
dung an  der  Oberfl&che  ansammeln  müsse.  Bis  zu  einem 
gewissen  Grade  erscheint  dies  auch  bestätigt  durch  die 


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592 


A»  FoeppL 


zahlreichen  Versuche,  welche  man  in  verschiedenen  Modifi- 
cationen  über  die  Ladung  von  Hühlkörpern  angestellt  hat. 

Andererseits  erheben  sich  aber  gewichtige  Bedenken 
gegen  diesen  fundamentalen  Lehrsatz  der  heutigen  Electro* 
Statik.  In  der  That  steht  er  in  der  ihm  gewöhnlich  gege- 
benen Form  in  directem  Widersprache  mit  der  allgemein 
angenommenen  Ansehaunngy  dass  den  electriechen  Phino- 
menen  ein  räumlich  aasgedehntes  Agens  zu  Crronde  liege. 
Aaf  dem  Boden  dieser  Anschauung  kann  man  wohl 
geben,  dass  sich  die  electrische  Tjadung  auf  eine  sehr  dQnne 
Schicht  an  der  Oberliache  zusaiumea  zu  drängen  vermöge; 
man  muss  es  aber  für  undenkbar  erkläreui  dass  die  Dickd 
dieser  Schicht  wirklich  zu  Null  würde. 

Zut  Erklärung  der  Erscheinungen  der  electrischen  En- 
dosmose  und  der  Diaphragmenströme  war  man  gleichfalls 
genöthigt,  der  electrischen  Schicht  eine  endliche  Dicke  m- 
zaschreiben.  Hr.  v.  Heimholt!^),  dem  man  die  auafldl^ 
liehe  Theorie  dieser  Erscheinungen  Terdankt,  fasst  hierbei 
nur  die  durch  den  Contact  zweier  electromotorisch  differen- 
ter  Körper  horvorgebiacliteü  Ladungen  ins  Auge  und  erbhckt 
in  der  verschiedenen  Anziehung  der  Körpersubstanzen  auf 
die  electrischen  Fluida  die  für  die  Bildung  der  Doppelachicht 
massgebende  Ursache. 

Die  Bildung  der  electrischen  Schicht  auf  isolirten  gela- 
denen Leitern  kann  zwar  durch  eine  ähnliche  Annahme 
erklärt  werden,  gegen  welche  sich  aber  erhebliche  fiedenkeo 
geltend  machen  lassen.  Es  erscheint  daher  nicht  unberech* 
tigt,  zu  versuchen,  ob  sich  nicht  auf  anderem  TiVege  in  sn- 
gezwungener  Weise  erklären  lässt,  wie  die  electrische  Schicht 
zu  Stande  kommt. 

Auf  den  riHchlolgeiiLlon  Seiten  werde  ich  den  Nachweis 
führen,  dass  die  durchaus  plausible  Annahme,  das  electn>clie 
Fluidum  (oder  die  Fluida,  wenn  man  der  dualistischen  Hy- 
pothese folgt)  sei  elastisch,  in  befriedigendster  Weise  die 
gesuchte  Erklärung  liefert»  Im  Folgenden  nehme  ich  siso 
an»  dass  sich  im  Inneren  der  Leiter  das  electrische  Eluidii» 
zwar  nach  jeder  Richtung  frei  Tersohieben  kann,  dass  aber 

L)  U.  V.  Heimholte,  Wied.  Ann.  7.  p.  351.  1879. 


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TJitorit  der  Electricität. 


593 


dasselbe  ausser  den  nach  dem  Conlom bischen  Gesetze  auf- 
tretenden Fernkräften  auch  noch  elastischen  Kräften  unter- 
worfen ist,  welche  nur  von  der  Raunun  ^ite  der  Laiiun^  an 
der  betreffenden  Stelle .  resp.  deren  DiÜerentiaiqnotienten 
abhängen.  Diese  Annahme  unterscheidet  sich  von  der  ähn- 
lichen, welche  von  Maxwell  herrührt,  dadurchy  dass  dieser 
eincL  £la8ticit&t  des  Fluidums  nur  im  Inneren  der  dielectri* 
sehen  Medien  supponirte. 

Nach  der  Durchsicht  dieser  Abhandlung  wird  man 
meiner  Annahme,  wie  ich  glaube,  einen  hohen  Grad  Ton 
Wahrscheinlichkeit  nicht  absprechen.  Der  hier  versuchten 
Erklärung  vermag  aber  (wenn  man  sie  als  zulässig  aner- 
kennt) der  Umstand  einen  grossen  Werth  zu  verleilien, 
dass  durch  sie  neue  Beziehungen  für  die  bis  dahin  unbe- 
kannt gebliebenen  fundamentalen  Gonstanten  des  electrischen 
Flttidums,  vor  allem  fbr  die  Masse  desselben  gewonnen 
werden. 

§  2.  Im  Folgenden  werde  ich  nur  Ton  einem  Fluidum 
reden.  Will  man  zwei  annehmen,  so  sehe  man  dieses  als 

das  positive  an  und  denke  sich  überall  die  Betrachtung 
durch  Berücksichtigung  des  negativen  Fluidums  ergänzt;  es 
wird  sich  dadurch  an  keiner  Stelle  eine  erhebliche  Aende- 
rung  ergeben.  Gemessen  seien  alle  ürössen  im  electrosta- 
tischen  C.-G.-S.- Systeme. 

Im  unelectrischen  Zustande  enthält  jeder  GubikcenU- 
meter  des  Leiters  eine  gewisse  Menge  an  positiYem  Fluidum 
(sowohl  nach  der  unitarisohen,  als  nach  der  dualistischen 
Theorie).  Diese  räumliehe  Dichte  im  unelectrischen  Zu- 
stande sei  mit  bezeichnet.  Ist  er  positi?  eleetrisch,  so  ist 
die  Dichte  e  grdssur  als  c^.  Es  sei: 
(1)  e  =  «0  + 

wobei  dann  dio  Dichte  der  „freien"  Electricität  ist  Bei 
negativer  Electrisirung  ist  Je  negativ. 

Nach  der  oben  erwähnten  Hypothese  bedingt  die  Er- 
höhung der  Dichte  Ton  Cq  auf  <  elastische  Druckkräfte^ 
welche  man  in  Anbetracht  der  leichten  Beweglichkeit  des 
Floidums  in  den  Leitern  nur  als  Functionen  der  Coordina- 
ten  und  als  unabhängig  von  der  Eichtung  ansehen  muss,  für 

Abb.  d.  Fkfi.  «.Chtih  N.  7.  IXEL  88 


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594  FoisppL 

welche  der  specifische  Flächendnick  bestimmt  werden  soll 
Bezeichoet  man  diesen  letzteren  mit     so  ist: 

(2)  />  =  C.J6, 

wobei  c  eine  Constante  ist,  welche  dieselben  Dimensioiiei 
wie  ein  Potential  hat,  D&mlioh  JLVt  M'U  und  deren  niuw- 
rischer  Werth  aU  sehr  gross  anztuehen  ist  im  Vergleiche  n 
1  Daniell. 

Wir  betrachten  nun  einen  Leiter,  dessen  AbmessuogeD 

sehr  gross  sind  im  Vergleiche  «nr  Dicke  der  electrischen 
Schicht,  sodass  ein  kleines  Stück  an  der  Oberfläche  als  zu 
einer  ebenen  Platte  gehörig  angesehen  werden  kann,  und 
ziehen  an  ir^ijend  einer  Stelle  eine  Normale  zur  Obertläclir 
in  das  Innere  des  Körpers.  Auf  ihr  wählen  wir  einen 
Pankt,  von  dem  aus  die  Abstände  r  gerechnet  werden  soUen. 
FOr  die  Oberfl&che  sei  r  ^  R.  Bezeichnet  femer  (f  da« 
Potential,  so  gilt  Ittr  das  Gleichgewicht  der  in  einem  Vols* 
menelemente  enthaltenen  Menge  an  positiTem  Fluidnm  ia» 
Bedingung: 

(8)  5f  +  'l'^  =  0- 

Hieraus  ergibt  sich  unter  BerQcksichtignng  von  GL  (2): 

^  =  —  c C-^  c  logc, 
oder  da  im  Inneren  <p  —  (fi  und  s  =  (q  ist: 

(4)  ijf -y,  = -clog-^. 

Für  die  praktisch  wichtigen  F&Ue  einer  Kugel,  einer 
Rdhre  oder  einer  Platte  von  grosser  Ausdehnung  Usst  sidi 
die  Laplace -Poisson*sche  Gleichung  schreiben: 

(5)  ^^?=-4,-rj£, 

Eraetzt  man  hierin  zit  durch  den  aus  Gl.  (4j  sich  ergebenden 
Werth,  so  erhält  man: 

(6)  0._4«.„(«   •  -l). 

Von  dieser  gewöhnlichen  Differentialgleichung  sweiter  Ord- 
nung erhält  man  zunächst  das  erste  Integral: 


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Theorie  der  J£UctricääL 


595 


worin  sich  die  Oonstante  C  durch  die  Bedingung  bestimmt» 
dass  im  Inneren  dfpjdr^Q  wird.  Führt  man  fenier  durch 

die  Substitution:  ^.-.9» 

— I  =s  z 

e 

die  neue  Variabele  r  ein  und  integrirt  abermals,  so  erhält 
man  schliesslich: 

worin  Q  eine  neue  Constante  ist.  Da  x  eine  absolute  Zahl 
bedeutet,  welche  von  Null  nur  wenig  yerschieden  sein  kann 
(da  es  nach  Gl.  (4)  gleich  log  t/<o  ist),  so  Iftsst  sich  die  Ex- 

ponentialgrösse  unter  dem  Wurzelzeichen  in  eine  sehr  schnell 
convergirende  Reihe  entwickeln,  von  der  man  nur  wenige 
(jlieder  beizubelialten  braucht,  um  durch  Ausführung  der 
Quadratur  das  zweite  Glied  auf  der  recliten  Seite  der 
GL  (7)  mit  grosser  Annäherung  zu  erhalten.  Bezeichnet 
man  dieses  Glied  mit  Z  und  den  Werth,  den  es  an  der 
Oberfläche  annimmt,  mit  Z«,  so  wird: 
(8)  R^r^Za-Z,  , 

wobei  für  Z  bei  BescLrankung  der  Gliederzahl  in  der  gedach- 
ten Heihenentwici^eiung  aul  3  zu  setzen  ist: 

Z«l/^logr, 

oder,  wenn  man  fünf  Glieder  beibehält,  der  etwas  genauere, 
aber  nur  wenig  Tersduedene  Resultate  liefernde  Ausdruck: 

^ = 1-4  :^ '«6 1"?^  + + -  T  -  *)  • 

Mit  Hülfe  von  Gl.  \^)  lässt  sich  nun  in  sehr  einfacher 
Weise  das  Potential  ff  als  Function  von  r  darstellen. 

§  3.  Das  wichtigste  Kesultat,  welches  sich  aus  den  Betrach- 
tungen des  vorigen  Paragraphen  ziehen  lässt,  ist  die  Auf- 
stellung einer  Formel  für  die  Dicke  der  electrischen  Schicht 
f^ilich  kann  Yon  einer  solchen  Dicke  nicht  in  dem  Sinne 
gesprochen  werden,  als  wenn  die  Schicht  nach  dem  Inneren 
zu  scharf  begrenzt  irtüre;  vielmehr  zeigen  die  vorstehend  ent* 

88» 


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596 


A,  Foeppl. 


wickelten  Formeln  deutlich,  dass  das  Potential  und  daher 
die  Dichte  der  freien  Electricität  auch  in  einem  grösseren 
Abstände  von  der  Oberfläche  sich  noch  ändern,  resp.  da^s 
die  letztere  auch  dort  noch  nicht  genau  gleicli  Null  zu 
setzen  ist  Andererseits  ergibt  sich  aber  auch»  diws  diese 
Aenderung  in  der  Nähe  der  Oberfläche  eine  ungemein 
schnelle  ist,  sodass  in  merklicher  Entfernung  von  der  Ober* 
fläche  nur  noch  eine  äusserst  geringe,  experimentell  nickt 
mehr  nachweisbare  Menge  freier  ElectridlAt  auftritt 

Wir  können  daher  als  Dicke  8  der  Schicht  den  Werth 
detiniren: 


in  welchem  z  so  klein  zu  setzen  ist,  dass  es  nicht  mehr 
nachgewiesen  werden  kann.  Wenn  nun  auch  in  dieser  Defi- 
nition hinsichtlich  der  Wahl  des  fUr  Za/z  zu  setzenden 
Werthes  der  Willkür  ein  gewisser  Spielraum  gelassen  ist,  so 
überblickt  man  doch  leicht,  dass  dies  auf  den  Werth,  wel- 
chen  man  für  d  erhält,  nur  wenig  Einfluss  hat  In  der 
That  müsste  man  fftr  ^«/z  schon  eine  Million  setzen,  um  den 
doppelten  Werth  fdr  die  Dicke  jener  Schicht  zu  erhalteoi 
welche  die  Formel  für  Zaiz  =  1000  ergibt. 

In  gleicher  Weise  pilt  dies,  wenn  man  als  Dicke  der 
Schicht  jenen  ^^'erth  deünirt,  für  welchen  das  \'erbältmss 
der  freien  Electricitäten  Je^l^s  einen  bestimmten  grossen 
Werth  annimmt.  Führt  man  nämlich  aus  61.  (4)  den  Werth 
Ton  z  in  Gl.  (9)  ein,  so  wird  bei  Beihenentwickeiung  und 
Yemachlässigung  höherer  Potenzen: 


Hiernach  ist  das  durch  die  Erfahrung  constatirte 
Anhäufen  der  freien  Electricität  auf  einer  sehr  dün- 
nen Schicht  an  der  Oberfläche  der  Leiter  durch  die 
hier  entwickelte  Theorie  vollständig  erklärt,  iosofem 
man  annehmen  darf,  dass  der  in  den  Gleichungen  (9)  und  (lOi 
vorkommende  constante  Factor  einen  sehr  geringen  Weitk 
hat  Die  letztere  Bemerkung  liefert  eine  erste  wichtige  Con* 
Sequenz  der  hier  vorgetragenen  Theorie. 


(10) 


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Theone  der  Electricität, 


597 


§  4.  Eine  weitere  iJczieliuüg  zwischen  den  fuüdamen- 
talen  (  -onstanten  des  electrischen  Fluidums  erhält  man  durch 
die  Betrachtung  der  FortpHanzungsgeschwindij^keit  einer  elec- 
trischen  Störung  in  einem  Leiter.  In  einem  Drahte ,  wel* 
eher  sich  längs  der  j^-Axe  erstreckt,  schreite  eine  longi« 
todioale  electrisohe  Welle  fort.  £8  gilt  dann  die  aus  der 
filasticitfttstheorie  wohlbekannte  Gleichung: 

worin  J  die  VerrOokung  eines  Theilchens  längs  der  Axe 
und  /w  die  Masse  des  in  1  ccm  enthaltenen  Fluidums,  t  aber 
die  Zeit  bedeutet.   Hieraus  erhält  man  leicht: 

(12)  -I^Uf/' 

worin  nun  y  die  Masfle  der  electrostatischen  £inheit  der 
Electricität  ist  Die  Gl.  (12)  flihrt  bekanntlich  zu  dem 
Schlüsse^  dass: 

(18)  cm^w^,y, 

worin  10  die  Fortptlunzungsgeschwindigkeit  der  Störang  be- 
deutel 

Da  w  experimenteil  bestimmt  ist,  gestattet  die  Gl.  (13), 
eine  der  beiden  Grössen  c  urnl  aus  der  anderen  zu  ermit- 
tein. Insbesondere  ist  es  von  Wichtigkeit,  zu  beachten,  dass 
sich  für  c  sehr  wohl  eine  untere  Gren/e,  und  daher  auch 
eine  solche  für  y  angeben  lässt,  w&hrend  die  negativen  Re* 
sultate  der  bisherigen  Bemühungen »  die  Masae  der  £ieo- 
tridtftt  za  bestimmen»  nur  eine  obere  Grenze  erkennen 
liessen.  Es  ist  gewiss  von  Wichtigkmt»  wenn  es  gelinfst,  die 
Constaote  deren  Feststellung  für  die  Theorie  der  Elec» 
tridUt  Ton  90  eminenter  Bedeutung  iribre,  zwischen  zwei 
Grenzen  einzuschliessen. 

Auf  die  Vorführung  numerischer  Werthe  will  ich  mich 
jetzt  nicht  einlassen  und  bemerke  nur,  dass  die  Gl.  (13)  mit 
den  bisher  hinsichtlich  des  geringen  Werthes  von  y  gewon- 
nenen Erfahrungen  durchaus  vereinbar  ist. 

Hierauf  und  auf  einige  weitere  Oonsequenzen  der  Tor- 
stehenden  Theorie,  welche  sich  insbesondere  auf  den  stationä- 
ren Strom  beziehen,  hoffe  ich  spftter  zurückkommen  zu  können. 


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Ö98 


Z.  Bolizmam, 


VI.  Bemerkung  zu  dem  Aufsätze  des  Hrti,  Lorhery  j 
über  einen  Gegenstand  der  FJeetrodynamik; 
van  Ludwig  Boltzmann  in  Graz» 


Hr. Lorberg  hat  znnAchst  die  erste TonfinuAalinger*) 
gefundene  Formel  betrSchtlich  TeraUgememert  Die  Wiek* 
tigkeit  dieser  Formel  scheint  mir  darin  zu  bestehen,  dass 
sie  ein  Experimentum  crucis  für  die  Web  er 'sehe  Theorie 

der  Electrodynamik  angibt,  welches  liiit  duicliuus  geschlosse- 
nen Streunen  und  ruhenden  electrostati sehen  Ladungen  aus- 
'jeiuhrt  werden  kann.  Die  zu  erwartende  Wirkung  ist  frei- 
lich, wenn  auch  vielleicht  nicht  gänzlich  ausserhalb  der  Grenie 
des  Beobachtbaren  gelegen,  doch  jedenfalls  so  klein,  dass  die 
grossartigsten  experimentellen  Hdlfsmittel  zu  ihrem  Nadi- 
weise  erforderlich  wären,  und  gegenwärtig  keine  Aussiclit 
vorhanden  ist,  dass  ein  solcher  Versuch  unternommen  wer* 
den  wird.  Doch  scheint  es  mir  immerhin  nicht  ganz  ohne 
Interesse,  wenn  in  solchen  Dingen  die  Theorie  dem  Experi- 
mente hier  und  da  voraneilt. 

Hr.  Tiorberg  unterzieht  ferner  auch  die  Betrachtungen 
einer  Kritik,  welche  von  mir  stammen,  und  welche  die 
Anregung  zu  den  Untersuchungen  des  Hrn.  Aulinger  ge- 
geben haben  und  von  diesem  auch  seiner  Abhandlung  ror- 
angeschickt  werden.  Hr.  Lorberg  erinnert  zunächst,  dam 
diesen  Betrachtungen  noch  eine  Annahme  zu  Grunde  liegt, 
welche  weder  Hr.  Aulinger,  noch  Hr.  Hertz")  eq>licii 
erwähnt  haben.  Diese  Annahme  besteht  darin,  dass  die 
electrischen  Kiäite,  welche  die  iiiductionsströme  erzeugen, 
nicht  bloK  im  Stande  sind,  electromotorisch,  sondern  auch 
ebenso  gut  ponderomotorisch  zu  wirken.  Diese  ponderomo- 
torische  Wirkung  ist  so  klein,  dass  sie  bisher  allerdmgs 
nicht  experimentell  beobachtet  wurde;  allein  es  schien  mir 
und  offenbar  auch  Hm.  Hertz  ganz  selbstrerständlieh,  da» 
ein  in  sich  geschlossenes  Solenoid,  wenn  darin  die  Strom- 
stärke ansteigt  oder  abnimmt,  nicht  nur  in  einem  geschlosse- 

1)  LorlH  r-  Wied.  Ann.  27.  p.  666.  1886. 

2)  Auiiuger.  Wied.  Ann.  27.  p.  119.  188S. 

3)  Hertz,  Wied.  Aud.  23.  p.  84.  1884. 


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EUctrodynamiidu  Theorien^ 


599 


Een  Leitungsdraht,  welcher  seine  Mittellinie  umfasst,  einen 
Inductionsstrom  erzeugt,  sondern  auch  auf  eine  in  der  Nähe 
befindliche,  electrostatisch  geladene  kleine  Kugel  pondero- 
motorisch  wirkt,  d.  h.  sie  gerade  so  am  seine  Mittellinie 
herumzudrehen  strebt,  wie  das  Faraday 'sehe  Pendel  um 
einen  electrischen  Strom  kreist»  überhaupt,  dass  alle  electri* 
sehen  Kräfte,  welche  InduotionsstrOme  erzeugen»  auch  eben 
90  gut  auf  electrostatisch  geladene  Körper  ponderomotorisch 
2u  wirken  im  Stande  sind.  Es  soll  dies  als  die  Annahme  A' 
bezeichnet  werden.  Ich  will  hier  die  grössere  oder  geringoro 
aprioristische  Wahrscheinlichkeit  dieser  Annahme  nicht  weiter 
discutiren;  jedenfalls  wtirde  ihre  experimenteile  Bestätigung 
wieder  Veranlassung  zu  einem  interessanten  und  schwierigen 
Versuche  geben.  £s  mftsste  da  eine  leichte  kreisförmige, 
ebene  Metallsclteibe  um  eine  darauf  senkrechte  Axe  leicht 
drehbar  zwischen  zwei  entgegengesetzten  ebenen  Magnetpolen, 
wovon  einer  durchbohrt,  aufgehängt  und  ihre  Drehung  um 
diese  Axe  beobachtet  werden,  wenn  die  stat.iseh  electrische 
Ladung  der  Scheibe,  sowie  der  Magnetismus  der  Pole  fort- 
während commutirt  würden. 

Eine  Bemerkung  will  ich  mir  noch  erlauben.  Denken  wii 
uns  im  Inneren  eines  unendlichen  oder  ellipsoidförmigen  Sole- 
noids,  kurz  in  einem  homogenen  mi^etischen  Felde  einen  in 
sich  geschlossenen  Drahtkreis,  dessen  Ebene  senkrecht  auf  den 
Kraftlinien  steht;  bei  jeder  Aenderung  des  Feldes  wird  dann 
in  dem  Drahtkreise  ein  electrischerBtrom  inducirl  80  weit  ist 
das  Feld  in  allen  Punkten  vollkommen  gleicli  beschaüen.  Es 
gibt  kein  Merkmal,  welches  irgend  einen  Punkt  des  Feldes 
vor  einem  anderen  zu  unterscheiden  erlauben  würde.  Unter 
der  Annahme  A'  wird  aber  bei  jeder  Veränderung  der  Inten- 
sität des  Feldes  auf  eine  kleine,  im  Felde  befindlicho,  elec- 
trostatisch geladene  Kugel  eine  ponderomotorische  Kraft 
ausgeübt  werden.  Die  Richtung  dieser  Kraft  K  liegt  jeden- 
{alls  in  der  durch  das  Centrum  Z  der  Kugel  senkrecht  zu 
den  Kraftlinien  gelegten  Ebene,  üm  aber  diese  Richtung 
genauer  zu  bestimmen,  muss  ein  Punkt  O  in  dieser  Ebene 
gegeben  sein,  welchen  wir  den  Mittelpunkt  des  homogenen 
Feldes  (oder,  genauer  gesprochen,  der  Feidänderung)  nennen 


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600  L,  BoäzmanfL 

wollen.  Die  Biohtang  der  Kraft  K  steht  dann  immer  senk- 
recht auf  der  geraden  Verhindangsliiiie  dieses  Punktes  0 

mit  dem  Punkt  Z.  Bezüglich  dieser  experimentell  allerdings 
nocli  nicht  nachgewiesonon  Kiait  K  vei  iialton  sich  also  durch- 
aus nicht  alle  Punkte  des  homogenen  Feldes  gleich.  Im  Punkte 
O  wird  auf  einen  electrostatisch  geladenen  Körper  durcli  Aen- 
derung  der  Feldintensität  keine  ponderomotorische  Kraft 
ausgeübt.  In  jedem  anderen  Punkte  ist  eine  solche  wirk- 
sam, welche  der  Entfernung  des  Körpers  vom  Punkte  O  pro* 
portional  ist  ^) 

Machen  wir  nun  die  Annahme  Xy  so  ist  klar,  daas  das 
Potential  der  electrischen  Krftfte  der  Induction  eine  genas 
ehenso  reelle  physikalische  Bedeutung  hat,  wie  das  der  elec- 
tromagüL  I  i  sehen  und  electrodynamischen  Kräfte;  denn  die 
ersteren  ktumen  in  genau  ebenso  reeller  Weise  auf  eine 
dünne  geladene  Frankli n'sche  Tafel  wirken,  wie  die  letz- 
teren auf  eine  transversal  magnetische  ächeibe.  8ie  ejdsü- 
ren  auch  im  Inneren  eines  Nichüeiters,  welcher  durch  sie 
dielectrisch  polarisirt  wird,  ebenso  gut,  wie  im  Inneren  eines 
Leiters,  auf  welchem  letzteren  sie  auch  eine  Inflnensladoiig 
erzeugen  können.  Nach  dem  Principe  der  G-leichheit  der 
Wirkung  und  Gegenwirkung  endlich  übt  auch  ein  electro- 
statisch  geladener  Körper  eine  ponderomotorische  Rückwir- 
kung uut  i'in  Solenoid  mit  veränderlicher  Stiomintcn^irai  uis. 
Die  x^üuahme  X  ist  also  jedenfalls  zum  Beweise  dt  r  ran 
Hrn.  Hertz  erschlossenen  Wechselwirkung  der  eriüächeüder 
Ringmagnete  uothwendig. 

Ich  glaube  aber,  dass  Hr.  L  or  borg  durchaus  Os- 
recht  hat,  wenn  er  behauptet,  dass  ausser  ilir  hierzu  nnr 
mehr  das  Princip  der  Erhaltung  der  lebendigen  Kraft  er- 
forderlich sei.    Die  Gleichungen  (3)  der  Lorberg'sches 

1)  Ist  yj  die  Kraft  in  Dynen.  welche  auf  die  im  Punkte  Z  befiiid- 
liche  Electricitätamenge  1  (clectruätatisch  gemedöeu)  öenkrecht  Aui  OZ^r 
wirkt,  80  ist  2nrp  die  ebenffdla  electroAtatiech  gemeaaene  dectromolo» 
nach«  Kraft  in  einem  Kieise  vom  Radios  i*,  deaeen  Ebene  auf  den  Kiaft- 
linien  aenkrecbt  steht;  2nrpv  ist  diese  dtictromotoriache  Kcaft  in  niig- 
netiachem  Maasse.  Da  diese  anderereeits  gleich  nr^dMidt  ist,  so  folgt  i 
p  =  (r/2p) .  (dMIdt),  Hierbei  ist  Jf  die  Stfirke  des  Ifagnetfeldea  in  nn^- 
netischem  Maaaae,  v  »  8 . 10**  em :  aec. 


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Electrodtf Hämische  Theorien. 


6U1 


Abhandlungen  können  nämlich  aus  den  Gleichungen  (2)  ketoes- 

wegr»  mittelst  des  Principes  der  Erhaltung  der  lebendigen 
Kraft  ganz  allein  abgeleitet  werden.  Ich  will  hier  nicht  weiter 
i  ustuhren ,   dass  bei   Ableitung  der  erst 
aus  den  letzteren  ausser  diesem  Principe  auch  noch  das 
Ohm 'sehe,  das  Joule 'sehe  Gesetz,  das  Gesetz^  dass  die 
Arbeit  einer  galTanischen  Batterie  pro  Zeiteinheit  dem  Pro- 
ducte  der  electromotonechen  Kraft  und  der  Strominteneität 
gleich  ist,  oder  ähnliche  Gesetze  herangezogen  werden  mtlsBen, 
welche  alle  nicht  in  gleicher  Weise  Ton  magnetischen  Strö- 
men gelten,  und  dass  es  schon  aus  diesem  Grunde  zur  voll- 
kommenen Klarlegung  aller  zum  lieweise  nothwendigen  Vor- 
aussetzungen sehr  erwünscht  wäre,  die  Gleichungen  (6)  wirklich 
explicit  und  ausführlicii  ans  den  Gleichungen  (5)  abzuleiten, 
anstatt  einfach  auf  die  Analogie  mit  der  Ableitung  der  Glei- 
chungen (3)  aus  den  Gleichuniren  (2)  hinzuweisen.  Der  Kern- 
punkt scheint  mir  Tielmehr  darin  zu  liegen,  dass  die  Glei- 
chungen (8)  überhaupt  erst  dann  mit  Hülfe  des  Principes  der 
lebendigen  Erftfte  aus  den  Gleichungen  (2)  gewonnen  werden 
können,  wenn  aus  diesen  letzteren  die  electrod3mami8cheD 
Kräfte  zwischen  zwei  electrischen  Strömen  erschlossen  worden 
sind.    Hr.  Lorberg  erkennt  dies  selbst  im  folirenden  Passus 
auf  \).       an:    ,,Au8  der  Intensität  der  Kesultireuden  der 
Kräfte  auf  ein  magnetisches  Molecüi  nach  dem  Ampere'- 
schen  Principe  folgt  dann  weiter,  dass  auch  die  Oomponenten 
und  Drehungsmomente  der  gesammten  ponderomotorischen 
Kraft  auf  einen  electrischen  Strom  ein  Potential  besitzen.'* 
Diesem  Schlüsse  aus  der  Wirkung  eines  electrischen  Stromes 
auf  einen  Magnet  oder  umgekehrt  auf  die  Wechselwirkung 
zweier  electrischer  Ströme,  ohne  welchen  (ich  betone  es 
nochmals)  die  UkicliLingen  (3)  aus  den  Gleichungen  (2)  nicht 
ge%v()nnen  werden  können,  entspricht  bei  Ableitung  der  Glei- 
chungen (Ö)  aus  den  Gleichungen  (5)  der  Schluss  von  der 
Wirkung  eines  geschlossenen  Solenoides  von  veränderlicher 
Stromintensität  auf  einen  eleotrostatisch  geladenen  Körper 
oder  umgekehrt  auf  die  Wirkung  zweier  geschlossener  Sole- 
noide  mit  ver&nderlicher  Stromintensit&t  auf  einander.  Gerade 
dieser  letztere  Schluss  scheint  mir  aber  aus  dem  Principe 


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602 


L.  BoUzmann. 


der  lebendigen  Erftfte  in  keiner  Weise  to.  folgen  und  über- 
haupt nicht  möglich  sn  sein  ohne  das  ^on  mir  aufgestellte 

Princip,  d;iss  in  einem  iiaume  alle  electrischen  und  mag- 
netischen Kräfte  (gegeben  Rind,  sobald  in  jedem  Punkte  die 
auf  eine  ruhemic  unveränderliche  eiectriscbe  Masse  und  mi 
einen  rohenden  unveränderlicben  Magnetpol  wirkenden  Kräfte 
gegeben  sind  oder  unter  Annahme  der  Amp  er  ersehen 
Theorie  des  Magnetismus,  dass  die  electrischen  Kr&fte  nnr 
von  den  Ooordinaten  der  electrischen  Massen  nnd  demi 
ersten  Differentialquotienten  nach  der  Zeit  abh&ngen.  Ans 
den  Gleichungen  (5)  folgt  unter  der  Annahme  X  unzweifel- 
haft, dass  ein  Solenoid  von  veränderlicher  Stromstärke  anf 
eine  elertrische  Doppelschicht  (geladene  Fran  kl  in*«rhe  Tafelt 
ponderuraotoriscbe  Kräfte  ausübt,  daher  auch  umgekehrt,  uav. 
die  Doppelschicht  auf  das  veränderliche  Solenoid  pondero- 
motorisch  wirkt;  daraus  kann  aber  noch  nicht  geschlossen 
werden,  dass  auch  ein  zweites  veränderliches  Solenoid  aof 
das  erste  ponderomotorisch  wirkt;  denn  daraus,  dass  du 
zweite  yerftnderliche  Solenoid  dieselben  electrostatiscfaen,  mag- 
netischen und  inducirenden  Wirkungen  wie  die  Doppelschicht 
ausübt,  mögen  diese  ein  Potential  haben  oder  nicht,  folgt  ohne 
das  von  mir  aufgestellte  Princip  noch  nicht,  dass  es  auch  auf 
veränderliche  clectrische  Ströme  (z.  B.  auf  das  erste  Solenoid) 
dieselbe  Wirkung  ausübt.  Nimmt  man  das  We  her' sehe 
Gesetz  als  richtig  an,  so  würde  in  der  That  im  ganzen  Räume 
mit  Ausnahme  des  Inneren  der  Doppelschicht  diese  dieselhea 
electrostatischen  und  inducirenden  Kräfte  ausflben,  wie  ein 
Solenoid  mit  yariabler  Stromstftrke,  aber  auf  ein  zweites  der- 
artiges Solenoid  würde  die  Doppelschicht  ponderomotorisch 
wirken,  das  erste  Solenoid  dagegen  nicht.  Der  beste  Beweis 
für  die  Unentbehrlichkeit  des  von  mir  ausgesprochenen  Prin- 
ci]ies  besteht  in  diesem  ebenfalls  von  Hrn.  Aulinger') 
bereits  ausführlich  erbrachten  Nacliwt'ise,  dass  ans  dem  We- 
ber'schen  Gesetze  sich  nicht  die  mindeste  Wirkung  zwischen 
zwei  geschlossenen,  von  Strömen  mit  veränderlicher  Intensiiit 
durchflossenen  Solenoiden  ergibt  Da  es  sich  hier  nur  um 


1)  Anlingei-,  1.  c.  p.  181. 


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Electrodynamitche  Theorien, 


608 


logische  UntersndiQogeii  bandelt^  so  kann  die  Frage,  ob  die 
Blectricitäten  wirklich  Fliiida  sind,  we1<die  das  We  herrsche 

Gesetz  befolgen,  ganz  aus  dem  8piele  bleiben.  Folgendes 
ist  unhestrittene  Thatsuche.  Unter  der  Annahme  des  We- 
ber'schen  Gesetzes  folgen  mit  Xothwenilipkeit  die  Lorberg'- 
8chen  Gleichungen  von  (1)  bis  (5);  unter  Annahme  des  We- 
herrschen  Gesetzes  folgt  aber  auch  mit  Nothwendigkeit^  dass 
ein  geschlossenes  Solenoid  Ton  Ter&nderlicher  Stromintensität 
auf  einen  statisch  geladenen  electrischen  Körper,  daher  auch 
auf  eine  eleetrische  Doppelschicht»  etwa  eine  geladene  Frank- 
lin* sehe  Tafel,  ponderomotorische  Er&ffce  ansfltben  mnss,  also 
dasjenige,  was  wir  die  Annahme  X  nannten,  die  reale  Existenz 
des  Potentials  der  electrischen  Kräfte  der  Induction.  Trotz 
alledem  folgt  aber  aus  dem  Weber'schen  Gesetze  keine 
Wechselwirkung  zweier  geschlossener  Solenoide  von  veränder- 
licher Stromintensität.  Diese  letztere  Consequenz  kann  also 
aus  allen  vorhergenannten  Sätzen  mw  mittelst  eines  Principes 
abgeleitet  werden,  welches  das  We  herrsche  Gesetz  ans- 
schlieast,  also  keinesfalls  allein  mittelst  des  Principes  der 
Erhaltung  der  lebendigen  Kräfte.  Denn  das  We  her' sehe 
Gesetz  steht  mit  dem  Principe  der  lebendigen  Kraft,  inso- 
weit es  Jiier  in  Frage  komail.  in  vollem  Eiiikiange,  da  uath 
dem  Weber'schen  Gesetze  immer  die  erzeugte  lebendige 
Kraft  genau  gleich  der  aufgewendeten  Arbeit  ist.  Man  sieht 
leicht,  dass  die  ungereimten  Consequenzen ,  welche,  wie 
Hr.  V.  Helmholtz  zeigte,  sich  aus  dem  Weber'schen  Ge- 
setze ergeben,  mit  der  Frage,  welche  uns  beschäftigt,  absolut 
nichts  zu  schaffen  haben;  denn  diese  beziehen  sich  blos 
darauf,  dass  nach  dem  Weber'schen  Gesetze  in  gewissen 
Fällen,  ohne  dass  irgend  welche  Entfernungen  unendlich  klein 
werden,  eine  unendliche  Arbeit  geleistet  werden  kann.  Zu 
diesen  Fällen  gehören  aber  die  hier  behandelten  durch- 
aus nicht 


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604 


VII.  Veber  die  TorHon  eines  reiMeckigen  Prisma« 
aus  homogener  kryst€iiHniseher  SubsUinx; 

von  W.  Voigt. 

<Au8  deu  Crottinger  Nachr.  vou  1886  Nr.  U  initgetheilt  vom  Hru.  \'erf.i 

Bei  einer  früheren  Behandlung  des  in  der  Ueherschiift 
ausgesprochenen  Prohlems')  war  ich  zu  dem  Resultate  ge- 
kommen,  dass  das  Gesetz  der  Drillung  eines  rechteckigen 

Prismas  stets  die  Form  habe: 


worin  r,  der  Dreliungswinkel,  bestimmt  ist  dui  ( Ii  das  wirkende 
Moment  um  die  Längsiixe  iV,  die  Länge  den  (Querschnitt  Q,  die 
halbe  kleinere  Querdimension  n  des  Prismas,  sowie  eine  im 
allgemeinen  nicht  bestimmbare  Function  des  Verhältnisses 
der  beiden  Querdimensionen  /{m/n),  welche  bei  einigermaasen 
grossen  Werthen  m/n  als  constant  betrachtet  und  durch  Gom- 
'  bination  von  Beobachtungen  eliminirt  werden  kann.  T  ist 
der  DrillingscoSfficieiit,  der  sich  durch  die  Elasticit&tscon- 
stanten  des  Mediums  bestimmt. 

Das  genannte  Resultat  ist  indess  nur  eine  Annäherung, 
welche  voraussetzt,  dass  man  g^gon  vernachlässigea 
kann.  Durcli  eine  genauere  Analyse  bin  ich  gegenwärtig 
dazu  gelangt,  die  im  allgemeinen  noch  anzubringende  Cor- 
rection angeben  zu  können,  d.  h.  die  strenge  Gestalt  jener 
Formel  abzuleiten.  Ich  theile  die  bezügliche  Entwickelung 
im  Folgenden  mit. 

Die  Elasticit&tsconstanten  sind  definirt  als  die  constan* 
ten  Coefticienten  cwt  in  den  elastischen  Druckcomponenten, 
wenn  man  dieselben  auf  ein  bestimmtes  H;aii>tcoordinaten« 
system  XVZ  bezieht,  also  durch  die  Gleichungen: 

f  —         =       J«,  +  +  Cijif,  +  Ci4y»  +  ^ii^*  +  '^W'^» 

(2)       -  i'y  =  -}-  '  o..  //.  +  '    2;  4-  c.,^^/,  -f  c,.  r,  +  c^x, 

l)  W.  Voigt,  Wied.  Ami.  16.  p.  41&.  1882. 


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Toraion  kri^staiUnischer  Friimen,  605 

Die  Determinante  dieser  Coelti(  ii  nten  nennen  wir  Sf 
den  CoefficieDten  des  h.  Elementes  der  L  Reihe  in  dersel- 
ben iSiiuk* 

Ausser  diesem  fiauptaxensystem  f&hren  wir  noch  ein 
anderes  X*^  Z'  ein,  welches  mit  der  Z'-Aze  in  die 
Lftngs-,  mit  der  ^'-Axe  in  die  grössere^  mit  der  F'-Axe  in 
die  kleinere  Querdimension  des  Prismas  fiUlt  Ftlr  dasselbe 

gelten  ähnliche  Formeln  wie  (2). 

Dilatationen  eines  beliebigen  cylindrischen  Körpers,  die 
parallel  seiner  Axe  constant  sind,  werden  in  allgemeinster 
Art  durch  die  Annahme  erhalten^): 

^*"ö7'        =Ä* +^^83^ +.^^» 

falls  üy  Vi  W  beliebige  Functionen  Ton  x'  und  y  sind.  Dabei 
ist  Torausgesetst,  dass  beide  Enden  der  Qylinderaxe  nach 
der  Deformation  m  die  Z'-Axe  fallen;  h  ist  die  Grösse  der 
Drillung  der  Längeneinheit  der  Z>Axe. 

Wirken  ausschliesslich  auf  die  Grundflächen  des  Cylin- 
ders drillende  Kräfte,  deren  Moment  um  die  Z-Axe  =  N  ist, 
so  ist  wegen  der  gemachten  Annahme  für  alle  Querschnitte  9 
in  gleicher  Weise: 

f  (  K;/- X;y  )  dq = O,    fz:x'  dq==0,    {Z:y  dq = 0. 
Für  die  Oy  linderfläche  muss  sein: 

0  =      cos  (n,  x')  +  JQ  cos  (fi,  y ) , 
(5)  0  -  iV  cos (»,  x)  +  i cos  («,  y  ) , 

0  =  ^co8(ii,  ^)  +  ^cos(«,  yO, 


1) 


W.  Voigt,  Wied.  Ann.  16.  p.  285  u.  f.  1882. 


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6üö  fV.  Voifft, 

im  ganzen  Inneren: 

Diesen  letzteren  Gleichongen  genügt  man  durch  die 
Annahme: 


(7) 


Dadurch  werden  die  Randbedingungen,  falls  d$  das  Ele- 
ment der  Randcurve  bezeichnet: 


(8) 


d.h.  aUo:    ^"y  =*%  = 


Von  den  Bedingungen  (4)  ist: 

dorch  die  letzte  Gleichung  (5)  und  ($)  identisch  erfUlt,  es 
bleiben  also  nur: 

Diese  letzte  Gleichung  lässt  sich  ersetzen  durch: 

(10)  N=2jildq, 

da  identisch: 

/*'  Y^dq  =  -Jy'X/dq  ^  ^fQdq. 

Aus  den  Werthen  der  Druckkräfte  in  dem  neuen  Goor- 
dinatensystem  A'',  Z'\ 

(1 1)  -      =  Cj,        Ci,'y/+  «i4>.'+  c,. V» 

in  denen  die  cu  Functionen  der  Elasticit&t&consianten  ci» 

sind,  die  sich  durch  die  Lage  des  Coordinatensystems  X'j  Y,  Z 
bestimmen,  erhält  man  dmch  AuiiüäUiig  nach  — : 

(12)  (  ^*  .T  '^T    ^  t  ^7      t  ^" 


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Torsion  krgstaUiniav/ier  FriMmen*  607 

worin  sich  die  Determinanten  »s"  und  Shü  ebenso  durch  die 
Cht  ausdrücken^  wie  ohen     und  Skt  durch  die  üa*- 
Da  nun  identisch  ist: 

»•v        «'v  _ü   «*;  ««.  _2A 


(IS) 


SO  gelten  zwei  Gleichungen  zwischen  den  A",'...,  die  sich 
durch  i2, und  Z«'  geben  lassen  wie  folgt: 

Hinzu  fügen  wir  die  noch  nicht  benutzte  dritte  Gl.  (12),  welche 
unter  Rflcksicht  auf  den  Werth  von  Z,  nach  (3)  gibt: 

(ISO  -'^'(yi-^'+y2y+j573)=-'5>V^^ö^'  -  V  a^^^^ 

öx'  ~~  3«  äy         • ' 

Damit  sind  drei  Hauptgleichungen  für  Sl^  und  Z, 
erhalten,  welche  zus:iminen  mit  den  Bedingungen  (8),  (9)  und 
(10)  diese  (Frössen  bestimmen. 

Integrirt  man  die  letzte  Gleichung  direct  und  nach  ^[ul- 
tiplication  mit  x  und  y  über  den  (Querschnitt  q  und  setzt: 
(14)  fx^dg  -  qx^*,      fy'^dq «  yar.«, 

so  erhält  man  in  Rücksicht  auf  (b)  und  (9)  und  unter  Vor- 
aussetzung eines  in  Bezug  auf  die  X'-  und  Y'-Axe  symme- 
trischen aber  sonst  beliebigen  (Querschnittes: 


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(16) 


m  w,  Voigt 

und  i/.,,  und  daher  0'  und  6^',  misst  die  Grösse  der  Bie- 
gung der  Cylinderaxe  in  der  X'  Z'-  und  yZ'- Ebene,  üire 
Verlängerung  parallel  der  Z'-A\e. 

Die  Elimination  von  Z,'  aus  den  zwei  ersten  Gleichun- 
gen (i:{)  mittelst  der  dritten  gibt  zwei  Formeln  für  1^2  nnd 
12,  aliein.  Sie  lauten: 

6"  (2  i  «i-i^,  «,)  =     ^  (-  fiJi«i + SS) 

Sei  inu  ein  PriBnia  von  rechteckigem  Quenchnitt  be- 
trachtet, parallel  der  X'-  und  y-Axe  von  den  Dimeusionen 
2m  und  2^,  su  muss: 

filr  «'  Bi  ±  m  und  beliebige!  y',  lowie 
fikr  y  SB  ±  M  und  beliebiges  x': 


(17)  ^/j,'=0,    ^  =  0,  Min. 


Setzt  man: 


(18)  Ä  =   . «'  (M^;^?;  l'^^.Äi^  [<»  -  i     - 1)]  • 

60  werden  beide  Uauptgleichungen  in  co  und  iij  homogen. 
Die  Bandbedingungen  fär  bleiben  dieselben;  Ar  « 
aber  gilt: 


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Tortion  krystcälinuch&r  Frismen,  609 

filr  jt'  a=  ±  i»  und  beliebiges  y       ■»  |      —  1  j  > 
fttr  y'  ^  ±,n   und  beliebiges  x       ^  0. 

Setzt  man  diesen  Werth  (18)  für  52  in  Gl.  (10)  ein,  so 
erb&lt  man  unter  Rflcksicht  auf  die  Werthe  ▼on     und  g^: 

{s^8„'-s^*)N^  «»[4* + f ]  ( ^-  +/ ^-/y) . 

oder  da  «V^»  '»V^  Ä£  —  r,  d.  h.  der  Dril- 
lungswinkel des  ganzen  Prismas  von  der  L&nge  L  ist: 

(20) 

Die  ö>  bestimmenden  Gleichungen  zoigin,  dass,  wenn 
man  |' und  r(  ^  y  '  n  statt  x' und  y  als  Varialtle  cin- 
fülirt,  (u  n  und  m  gar  nicht  meiir  enthalten  kann.  Ks  lässt 
sieb  also: 

(21)  /«'/y = /c'^ir,  '/Vi^v  =  ';'V 

«  — 1 

s 

setzen,  worin  /  eine  Function  allein  des  Verhältnisses  m/n 
sein  kann. 

Betrachtet  man  2ft «  D  als  die  kleinere,  2m  ^  B  als 

die  grössere  Querdimension  des  Prismas,  so  erhält  man 
schliesslich: 

(22)  T  =  ^- 


(s^         _jj^f  1 


Hierin  ist  nun  zwar  f  eine  unbekannte  Function  des 
Verhältnisses  B  j  Dy  aber  da  dieselbe  in  den  ToUständig 
durcbfahrbaren  F&Uen  die  Eigenschaft  hat,  f&r  einigermassen 
grosse  Werthe  des  Verhftltnisses  BjD  constant  zu  werden, 


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SO  wird  man  voraussetzen  dürfen,  dass  sie  diese  Eigenschatt 
stets  besitzt.  Die  ßeobachtnnp:  gestattet,  dies  zu  prüfen. 
Findet  sich  dann  f  bei  ^leii  iiorientirten  Prismen  für  Ter- 
schiedene  Verhältuisäe  BfD  gleicli,  so  kann  man  ea  doich 
Combination  von  Beobachtungen  eliminiren. 

Die  Gl  össe  der  Drillnng  wird  wegen  des  Torausgesetiteii 
GrrössenTerh&ltniBseB  yon  D  und  B  in  enter  Linie  Ton  dem 
DrillnngscoSfficienten : 

(23)  i^s,:,fr 

abhänf^'en,  in  zweiter  Linie  von  den  schon  oben  (15)  cmge 
führten  Grössen; 

(24)  ir^"^s,:iS\ 

welche  die  Grösse  der  bei  der  Drillnng  eintretenden  Bie- 
gungen bestimmen,  ausserdem  von: 

(25)  ^^8^18\ 

weiches  mit  dem  sonst  von  mir  eingeführten  Dehnongscoef- 
ficienten  identisch  ist.   In  diesen  GrOssen  sehreibt  sidi: 

\£n>)  T  —   


(27) 


Wie  die  Grössen  Sük  sich  in  unseren  auf  das  Hauj)!- 
axensystem  bezogenen  Sku  ausdruckend  habe  ich  an  einer 
anderen  Stelle  gezeigt^) 

Ich  stelle  daher  hier  nur  die  Werthe  der  obigen  T,  8|  E 
zusammen.   Es  ist,  falls  man  kurz  SkkjS^sut  setzti  oad 
«1 '  i  A » y\ '  "2 » ß'i  ^721^1    Y  die  Richtungscosinns  der  X\  Y\ 
gegen  die  X,  Y,  Z-Axe  sind: 

+  2 [ßy,  +rß,)  [(2 s^,-\-s,,)a a,  ^2s,,  ßß,  +  2av  .  y /i] 
+  2 (y  u,  +  a )  [2*15  a  a,  +  [2 .v.^  +  J  ßß^  +  2 yy^ ] 
+  2(aß,  +r!((,)  [2«,,  au,  +2 /^ft  +(2.«:„+*.,)  r^i] 

2)  W.  Voigt,  Wied.  Aon.  16.  p.  899  o.  f.  1882. 


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(28) 


Torsion  krystallmischer  H'lsinen*  611 

+  ('44 + 2*„)  ßy  (ßri + r  A)  +  ('56 + 2*3, )  y  « (/«, + «n) 

+  ^ßr  [^4  +  *56)  ^^^1  +  -^^.w^A  +  .-HrrJ 
+  ^yci  [(*i5  +  *e4)  ««i  +  htßßi  +  «M/n] 

Hieraus: 

Jf  =  b    durch  Vertauschimg  von  «1,  A, ^'i,  mit  0^,^  p',: 

+  ^r*  [hißr  +       +  (*SB  +  ^4)  «ß]' 

Die  Schlussformel  (26)  geht  in  (1)  über,  wenn  man 
{D  I  BY  gegen  (1)  vernachlässigt,  denn  dann  lässt  sich 
schreiben: 


(29) 


7i  ^  / 


worin  F^f{l  —  b'*/£T)  eine  Function  vouBjD  allein  ist. 
Die  früher  gegebene  ist  eine  Annäherung,  die  um  so  bedeu- 
tender ist,  als  die  üoefficienten  8  ^ET  und  e'>/CT  meist 
sehr  klein  zu  sein  scheinen. 

Die  Formel  (26)  geht  streng  in  (1)  über,  wenn  8'  und 
8"  verschwinden.  Dies  findet  allgemein  stets  dann  statt, 
wenn  die  Längsaxe  des  Prismas  in  eine  geradzählige  kry- 
stallogniphische  Symmetheaxe  fällt,  z.  ß.  normal  zu  einer 
krj'stallographischen  Symmetrieebene  steht. 

Dieser  Fall  hat  noch  die  besondere  Wichtigkeit,  dass 
tür  ihn  die  bisher  als  unbekannt  benutzte  Function  /  sich  be- 
stimmen lässt.  Wir  gehen,  nm  dies  zu  zeigen,  zu  den  For- 
meln (16)  und  (17)  zurück. 

Bei  der  angenommenen  Orientirung  —  und  dies  gilt 

SS» 


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612 


m  Voigt. 


allgemein  fdr  jedes  Kr^stallsysteoi,  welches  eine  Symmetrie- 
ebene besitzt  —  ist: 

(30)  5,4  «  «5,4  =*  6;,,     65,  «  0. 
Man  kann  daher  in  (16)  Ui^O  setzen  und  erhilt  io 

Raeksicht  aaf  (18)  für  ta  die  Hanptgleichnng: 

(31)  0  =  6:^4'  I j;;  -  2    gj.-^y  +  , 

dazu  die  Nebenbedingungen: 

für  y  =  ±  M  a>  =  Ü. 
Eine  strenge  Lösung  dieser  Gleichungen  ist  zwar  mög- 
lich —  das  Problem  ist  identisch  mit  dem,  auf  einem  Fanl- 
lelogramm  das  logarithmische  Potential  bei  gegebenen  Baad- 
werthen  zn  bestimmen,  —  fahrt  aber  auf  keine  praktitdi 
brauchbaren  Besnltate.  Eine  angenftherte  Losung  eildlt 
man  für  eine  hin^jj^estreckte  Gestalt  des  yiierschnittrecht- 
f'cks,  indem  man  Ijeachtet,  dfiss  in  den  Kanten  geiliiilter 
rechteckiger  Prismen  die  Spannungen  gleich  Null  und  über- 
haupt an  den  am  weitesten  von  der  Drehaxe  entfernten 
Theilen  der  Begrenzung  am  kleinsten  sind.  Man  kann  daher 
für  unseren  Zweck  der  Bestimmung  Ton  ö>  in  einem  bereits 
kleinen  Gliede  an  Stelle  der  kurien  Seiten  des  Rechtecb 
beliebige  schwach  gekrflmmte  Carvenstflcke  setzen,  d.  k 
braucht  die  Bedingung  für  x's»  ±  m  nur  angen&hert  m  er- 
föllen.  Dann  kann  man  für  »  eine  particul&re  liosung  be- 
nutzen. 

Setzt  man  kurz  6'^/=  a,  5^'=  Z».  S\,'=c,  so  ist: 

(32)  w^^Ae^'^^^-^-Be  jcoa  ay', 

eine  Lösung,  welche  für  a  —  {2h  ^  l)  n,2n  der  Hauptglei- 
chung  und  der  zweiten  Randbedingung  genttgt. 
Eine  andere  ist: 

A  e  '         +  B  e  J  Sin  a  y 


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Torsion  h  yitalUnisdier  Frismen,  613 

Wir  Wüllen  die  beiden  für  den  speciellen  Werth  //  =  1 
combiniren  und,  indem  wir  abkürzend  schreiben: 

n    lib  jq  ac   

2»  Vac  ^h*  ^  ^*       Vac  -  ^' 

setzen: 

i*^^)  4.  (C«s'r»- +        D^*fr»'  +  ^y'))  \  sin  2«y. 

Setzt  man  diesen  Wtith  für  0  gleich  (//- —  n•)/2n^  so 
erhält  man  die  Gleichunfj  derjenigen  Ciirven,  welche  neben 
den  (jreraden  t/  =  ±  n  einen  (Querschnitt  begrenzen,  für  wel- 
chen diese  Function  w  das  Problem  der  Torsion  streng 
löst,  und  den  wir  nun  nach  Möglichkeit  dem  Rechteck 
2m. 2 n  ähnlich  gestalten  wollen. 

Die  Function  ta  wird  hei  hinreichend  gestreckter  Form 
des  Querschnitts,  d.  h.  gegen  n  groBses  m,  an  den  Grenz- 
cnrren  sich  jedesmal  merklich  auf  nur  die  zwei  Glieder 
reduciren,  welche  dort  positive  Exponenten  besitzen,  z.  6. 
für  die  positive  Seite  auf: 

A  cos  u y  tr'  +^n  +  i  C  sin  2  « ,yx  +  jy)  ^  . 

Hieraus  folgt: 


y  C' am- ay      «'C'eoBa^  »in  « j/        C  niii  uff 

oder  nnter  Entwickelung  der  Wurzelgrdsse,  indem  wir  C  als 
klein  gegen  A  ansehen: 

rm'  +  fis'  —  \  ^  '    '  ~  _  1       '  -'^^  '  l'*^' 

'  Caiiij/j/  \    2«*^*  cos  «y         •  *     n*^i'cu8  -My 

Wir  wollen  uns  auf  die  drei  hingeschriebenen  Glieder 
beschränken  und  die  Reibe  kurz  schreiben: 

X,,  ^     *  Iz^'    (l _  iF+  iFO,  worin 


(34) 


A  cos  (ly 

Dann  folgt: 

(84.)        r'  +  ,V=  '(«.^^w)  - 


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614 


W.  VoigL 


Für  y=  0  ergibt  sich: 

'  fä) 

fÖr        dz  »»  da  lim  f    '~  "* =  —      aUo  lim  /  =  =F 

Wir  wollen  C/^  so  bestimmdii,  dass  nach  Möglichkeit 
^'-y  ist,  also  der  betrachtete  Querschnitt  den  Charak- 
ter des  Rechtecks  zeigt hierzu  ist  erforderlich,  dass  die 

ungeraden  Glieder  der  Formel  (34»)  etwa  für  y'=  0,72«  sich 
hinwegheben;  und  dadurch  bestimmt  sich:  ^^^^h  ,^n  =  iS.nÄ'. 
Dies  ergibt: 

(34b)  0,896  ^'^^^2^-  -"-^  tg  uy\ 

Dann  wird  auch: 

7     -- O  «  /     j  ^  /?« . 0,104  +        .  1,201 

oder  nach  dem  Werthe  von  y  \ 

ar  —      s=   /        4-  '™  .  U,1U4         -  •  1,201  . 

Dien  giebt  die  Abwi  ichung  der  Endpunkte  y'  —  i  n  der 
Curre  aus  der  Verticalen  durch  den  Mittelpunkt  y'  =  0;  sie 
ist  proportional  mit  2n.  Der  erste  Factor  (1  y  7i)/(4/;t)  ist  da- 
bei =  0,077;  hat  ßn\n^bl1  Vor  -  b'^  also  keinen  bedeutenden 
Werth,  oder  ist  es  gar  gleich  KuU  (wie  u.  a.  bei  isotropen 
Medien)  so  ist  die  Abweichung  stets  sehr  klein,  denn  Vac —  1 1 
entfernt  sich  nicht  weit  von  Eins. 

Die  obigen  Betrachtungen  sind  nun  ebenso  f&r  die  ne- 
gative Seite  des  Querschnitts  anzustellen  und  ergeben  dort 
dieselben  Gleichungen  (34),  nur  tritt  —  {yx  -^^  ßif')  an  Stelle 
von  +       4-  ßy')* 

\)  E»  dürfte  dies  am  besten  erreicht  sein,  wenn  die  ia  to4ai  durch 
die  vuipt  i  aden  Glieder  — i  F  —  Hy  gt'gebcne  Curve  zwifchon  y  m  0  und 
y  ~  ±  i<  Hill  der  Cooi*dinatenaxe  gleichviel  positive  und  negative  FÜiebe 
uuischlieiist.  Wann  dies  geücbielit,  läaat  sich  mir  durch  Probiren  enooät- 
teln;  die  oben  augegobene  Bedingung  ist  nicht  genau  und  bfracbt  e» 
nicht  xn  sein,  da  es  sich  nur  um  ein  CorrecrionB^Ued  handelt. 


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Torsion  krystalUnischer  Prismen*  615 

Der  erhaltene  Wertli  lür  w  ist  nun  behuia  lieäümmuiig 
der  GrleichuDg  (1)  einzusetzen  in  (21): 

Wir  benutzen  die  abgekttrzte  Bezeichnung  von  (83)  und 
haben: 

\n\ J  J  i^*'  +  2  *  «yj  rf' 

— n  *. 

+  n  '-r 

+  J  COS  ai/  dy  J  \  Bc  +  sin       1  du.-  1 . 

Hierin  bedeuten  j-'^  und  die^'-Coordinateu  (i-  r  Punkte 
<ler  Begrenzungscurve,  welcho  ;iuf  dor  positiven  und  nega- 
tiven  Seite  demselben  Werthe  ^'  entsprechen.  Nach  aus- 
geführter Integration  in  Bezug  auf  x  ist  zu  bedenken,  dass 
die  Exponentialgrössen  mit  den  negativen  Exponenten  neben 
denen  mit  positiven  zu  vernachlässigen  sind,  nach  (34)  u.  f. 
aber  /^^+^  und  e^i^'  +'^J  den  gleichen  Werth  hat. 

Wir  haben  daher  nur  zu  berechnen: 

+  n 

/=  2^.j.J  [^^         +"4  *  j  COB ay'dy. 

— >» 

Hier  hinein  ist  der  Werth  von  e^*^-'^'  aus  (68)  zu  setzen. 
Man  erh&lt: 

—  » 

Darin  verschwinden  die  Glieder  mit  ungeraden  Potenzen 
von     es  bleibt  also  bei  Beschr&nkung  auf  die  Mhere  Ge- 

nauigkeit  nur  das  erste  und  dritte;  das  erstere  ist  ==  -  §w. 

das  letztere  findet  sich  unter  K Ucksicht  auf  (34)  durch  me- 
chanische Quadratur  =  ~  »^/ Ib) .  0,279,  sodass  also 
schliesslich  resultirt: 

 =-:-^'(» +0.510.,/^,.)..) 

1)  Der  Zalileiifactor  ist  nur  angenähert  bestimmt;  vielleicht  ißt  der 
strenge  Werth  OA 


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616  H^,  Voigt 

Das  erste  TernacUfissigte  Olied  istmitM/fac— pro- 
portional. Setzt  man  für  a,  6,  c  nun  die  Werthe  ein,  so 
kommt: 

(36)  ll^^^;^"'(i+o^I();,^^ 

Diese  Fcirrnf*!  gilt  ganz  allgemein  und  setzt  nur  voraus, 
dass  die  Drillungsaxe  normal  zu  einer  krystallographiscbeo 
Symmetrieebene  steht.  In  dem  speciellen  Falle,  dass  S^^ü 
ist,  erhält  man:   

die  strenge  Analyse  ergibt  hier  nach  Saint'-Venant  für 
Rechtecke  nur  die  Abweichung,  dass  an  Stelle  von  2  k 
st  0,637  bei  starkgestreckten  Querschnitten  der  Zahlenfactor 
0,630  auftritt  Der  Unterschied  beträgt  nur  1^/^  und  ist,  ds 
/in  der  Hauptformel  (1)  in  Z>/J3  multiplicirt  auftritt^  gänzlich 
ohne  Belang.  Wie  gross  die  Genauigkeit  im  allgemeinstsD 
Falle  ist,  lässt  sich  üatüiiicli  nicht  mit  Schärfe  beurtheilen, 
doch  darf  man  sie  ebensogross  ansehen,  so  lange  die  allge- 
meinere Grenzcurvc  (34)  nicht  blürker  von  der  Greraden  ab- 
weicht, als  die  speciellere,  für  welche  b  =  0  ist. 

Die  in  der  Schlussformel  (36)  auftretende  Partiaideter- 
minante       bestimmt  sich  allgemein  folgendermassen: 

+  (7\  «2  +  /2  «l)  i'^W^i  +  «m/^) 

H-  («,  f%  H-  fl?,  A) (4#„«/?  +  y*) 

+      +  «r,) (««^s^*!-,  •+■  ßßi  (2*2-,  +  «eO  +  r/'/-*si' 

+  [ya,  +        («cf,  2.v,,  +  ^iß^  {2s.,.  +  jy«,)  -r  ; 


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Tonsion  kryitaUinischer  Frismen* 


617 


Hierin  tritt  aber  bei  obigem  Problem  die  \'ereinl"achung 
;mf,  dass,  weil  die  Längsaxe  des  Prismas  normal  zu  einer 
SymmetrieoberK/  sU'ht,  eine  Reihe  von  Partiaideterminanten 
verschwinden.  Jj'ällt  diese  8ymmetricebene  z.  B.  in  die  YZ' 
Ebene,  so  ist     =     =  /i? «  y  =  0,  und  gelten  die  Formeln  (dO). 

Demgemäes  wird  hier  sehr  einfach: 

(36.)  =-       y.,  +     (,^1  Yi  +  ;'i     +  hti'h  i^r 


VIII.   lieber  die  Biegungselast ieitüt  von  reinem 
Zink,  Kupfer,  Zinn  und  Uiren  Legirunffen; 
von  Johannes  KiewieU 


Einleitniig. 

Die  wichtigsten  Arbeiten,  welche  über  die  Elasticität 
der  einfachen  Metalle  vorliegen,  Rind  folgende:  A.  Masson^) 
bestimmte  die  £laBticitfttBcoöfiicienteii  ans  der  Verlänge* 
rang  Ton  Drähten  bei  verschiedener  Belastung;  es  entging 
ihm  der  Einflnss  der  Temperatur.  G.  Werth eim*)  zeichnet 
sich  dadurch  ans,  dass  er  den  Elasticitätscoftf&denten  nach 
drei  Methoden  bestimmte,  aus  der  Verlängerung  von  Drähten 
lind  aus  der  Schiiiigeschwindigkeit  bei  transversalen  und  lon- 
gitudinalen  Schwin^jungen.  Er  benutzte  ferner  nahezu  reines 
Material,  untersuchte  zuerst  die  Leginingen  und  beobachtete 
bei  verschiedenen,  allerdings  weit  auseinander  liegenden  Tem- 
peraturen. Er  unterwarf  aber  das  Material  Tor  der  Beob* 
achtung  verschiedenen  mechanischen  Processen;  die  gegossenen 
Stäbe  wurden  geh&mmert^  gezogen  und  angelassen. 

Hier  sind  noch  zu  nennen  die  Arbeiten  von  A.  Kupfer^, 


II  A.  Mat^soii,  Fogg.  Ann.  5(>.  p.  157.  1842. 

2|  G.  Wt^rtheim,  Pogg.  Ann.  67.  p.  382.  1842;  Ergb.  ä.  p.  i  u.  f. 
S  Abh.  1848. 

3)  A.  Kupfer,  M6id.  de  Tacad.  de  St  P^terRbourg  (6)  6*  p.  400. 
1856;  Pogg.  Ann.  80.  p.  811.  1852. 


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618 


J.  Kieu  iet, 


A.  Napier  sky*)  und  von  H.  Buff*).  Die  Resultate  der 
erwähnten  Arbeiten  zeigen  im  allgemeinen  erhebliche  Ab- 
weichungen, welche  sicher  von  der  ungleichen  Beschaffenheit 
des  zur  Beobachtung  verwendeten  Materials  herrühren. 
DA88ell)e  war  entweder  nicht  chemisch  rein  oder  nicht 
hinreichend  homogen,  denn  Dr&hte»  die  meist  besatzt  wnr* 
den,  können  nicht  als  homogen  angesehen  werden,  anch 
wenn  sie  ans  homogenen  Stangen  gezogen  sind.  Andi  smd 
die  bei  höheren  Temperaturen  angestellten  Versuche  infolge 
eines  ungenügenden  firw&rmungsapparats  und  zu  grosser  Tem- 
peratnrinter?alle')  zu  ungenau,  als  dass  sich  daraus  mit  einiger 
Sicherheit  ein  Gesetz  für  die  Aenderuug  der  Elasticitat  mit 
der  Temperatur  würde  aufstellen  lassen. 

Demnach  scheiut  es  nicht  unzweckmässig  -»  in.  dk- 
Versuche  an  einigen  Metalien  und  Legirungen  zu  wieder- 
holt n,  und  zwar  mit  den  schärfsten  Mitteln,  nach  der  Me- 
thode der  Biegung  von  St&bchen,  welche  jetzt  wohl  für  die 
beste  gehalten  wird»  femer  an  Material,  welches  sich  in  einem 
homogenen  und  möglichst  definirbarem  Zustande  befindet 

Die  Beobaohtungsmeiaiode. 

Zur  Bestimmung  der  Ehistieitätscoefticienten  der  Bie- 
gung von  reinem  Zink,  Kupfer,  Zinn  und  ihrer  einfachen 
Legirungen  benutzte  ich  dünne  prismatische,  genau  geschliffen^ 
Stäbchen,  welche  auf  zwei  feste  Schneiden  aufgelegt  und  nahe 
der  Mitte  ihrer  Axe  belastet  wurden. 

Die  Bestimmung  der  Dimensionen  geschah  mit  einem 
grossen  Kreissph&rometer^  welches  von  Hrn.  Prof.  Voigt*} 
ausfOhrlich  beschrieben  ist  Ich  will  hier  nur  erwihneUf 
dass  die  Genauigkeit  des  Instrumentes  eine  derartige  ist 
dass  man  ohne  MOhe  fttr  einzelne  Messungen  eine  Ueber- 


1)  A.  \rtj)ii  i  .sky .  Pog^.  Ann.  Krgbd.  IJ.  p.  3')!.  1853. 

2)  H.  Buff,  Togg.  Aim  Jabelbd.  p.  394.  1874. 

3)  Wcrtheiiii,  der  allein  l>ei  höheren  Temperaturcu  beobachtete, 
stellte  die  Vertuehc  an  bei  gewöhnlicher  Zimmertemperatiir,  bei  100*» 
bei  200^ 

4)  Voigt,  Sitsungsber.  d.  Königl.  preass.  Acad.  d.  Wiaaemch.  n 
Berlin  48.  p.  990  u.  f.  1884. 


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Biegung  von  Staöen, 


619 


einstimmuDg  bis  auf  0,000  5  mm  erzielen  kann,  während 
der  Fehler  des  Instrumentes  diesen  Werth  au  keiner  Stelle 
der  Troiiniiel  und  Sclir;ml)e  wesentlich  übersteigt.  Bei  mitt- 
lerer Zimmertemperatur  entsprechen  9^^2.7  Trommeltheile 
der  t'uiithunderttbeiligen  Trummel  einem  Millimeter. 

In  der  oben  angeführten  Abhandlung  des  Hrn.  Prof.  Voigt 
ist  auch  eine  Metbode  angegeben ,  wie  die  unregelmftesige 
Gestalt  der  Stäbchen  in  Rechnung  gezogen  wird;  ich  habe 
dieselbe  bei  meiner  Arbeit  benutzt  Bezeichnen  D  die  Dicke, 
B  die  Breite,  E  den  sogenannten  ElasttcitätscoSfficienten 
des  Prismas,  L  die  benutzte  Länge  und  P  die  auf  der  Mitte 
der  jjctiigt  angebrachte  Belastung,  so  lautet  die  Differential- 
gleichung der  Curve  der  Mittelfaser  des  Prismas: 

wobei  die  Axe  in  die  Prismenaze  gelegt  ist  und  von  der 
Belastungsstelle  aus  gerechnet  wird.  Nimmt  man  B  mit  x 
constant,  setzt  aber: 

wo  sich  auf  die  Stelle  .r  —  0  bezieht,  so  erhält  man  als 
Biegung,  resp.  Senkung  der  Steile  .r  »  0: 

wo  (/>)  =  /;,[j  +  ^J(i/i-  2rf'-)j. 

D  wnrde  an  r  + 1  gleich  weit  abstehenden  Stellen  ge- 
messen, d.  h.  es  wurde  gemessen: 

Setzt  man: 
n 

80  wird  allgemein: 


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620 


J.  KiewieL 


und  das  in  Hechnung  zu  ziehende  (Z>): 

Danach  sind  die  benatzten  Werthe  fUr  die  Diclce  be- 
rechnet. Ich  gebe  der  Kürze  halber  nnr  die  Besultate  der 
Beobachtungen  und  Rechnungen  an.  Die  Dicken  habe  ich 
bei  den  längeren  Stäbchen  an  86,  bei  den  kürzeren  an  28  Stellea 

gemessen,  nämlich  in  vier  Punktreihen  parallel  der  Längs- 
axe,  von  denen  zwei  nahe  der  Mitte  (auf  verschiedenen  JSeiten), 
zwei  nahe  den  Kanten  der  Breitseiteu  lagen. 

Die  Breiten  wurden  für  dieselben  Querschnitte  gemessen, 
also  an  lö,  resp.  14  Stellen.  Aus  den  sämmtlichen  dafür 
gefundenen  Werthen  ist  das  Mittel  genommen,  welches  der 
Kflrze  halber  allein  mitgetheilt  ist 

Die  £inrichtung  des  zur  Messung  der  Biegungen 
dienenden  Apparates  ist  wesentlich  folgende: 

Zwei  messingene  Schneideui  welche  die  £nden  des  Stäb- 
chens tragen  sollen ,  können  auf  einer  festen  Schiene  ein- 
ander parallel  yerscboben  werden,  um  Stäbchen  verschiedener 
Länge  zu  tragen.  Die  Schiene  ist  angebracht  auf  der  Grund- 
platte eines  Kastens  von  dickem  Kupferblech,  welcher  die 
Schneiden  umgibt.  Ein  in  einen  Böfrel  gefasster,  abgerun- 
deter stählerner  Buckel,  an  dem  eine  zur  Aufnahme  der  Be- 
lastungsgewichte  bestimmte  Wagschale  vermittelst  eines 
Stahldrahts  angreift,  wird  auf  die  Mitte  des  Stäbchens  auf- 
gesetzt Oben  am  erwähnten  Bügel  befindet  sich  eine  Oe^, 
durch  welche  ein  sehr  feiner,  sorgfältig  ausgeglühter  Metall- 
draht ^eht,  dessen  beide  Enden  nach  oben  hin  über  RoUea 
fähren  und  über  diese  herabhängend  mit  Gewichtchen  be- 
schwert sind.  An  den  Axen  dieser  Bollen  sind  die  Able- 
sungsspiegel den  Axen  parallel  in  der  Weise  befestigt,  dass 
bei  der  Biegung  des  Stäbchens  und  Senkung  des  Btlgels  die 
Spiegel  nach  entgegengesetzten  Riclituncren  ausschlagen.  Der 
an  den  Bügel  angeschraubte,  in  einen  Haken  endigende  Stahl- 
draht trägt  ein  Gewichtchen,  welches  so  gewählt  ist,  dass  iin 
unbelasteten  Zustande  der  Bockel  mit  geringer  Kraft  auf 


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Bieffunff  wm  Stäben* 


das  Stäbchen  gedrückt  wird,  wodurch  man  ^ii^ffiMBT$l. 
ätabüit&t  des  Ruhepuoktes  erreicht.  —  -  ^ 

In  der  mittleren  Entfernung  von  4176  mm  von  den 

Spiegeln  war  zwischen  Decke  und  steinernem  Fussbodt  n  ein 
Pfahl  eingeklemmt^  welcher  ein  Tischchen  zur  Anfnalime  des 
Beobachtungsfernrohres  trug.  Die  Scala  war  vertical  am 
Pfahl  in  einer  solchen  Höhe  befestigt,  dass  sich  die  Mitte 
derselben  etwa  in  der  gleichen  Horizontalebene  mit  den  Spie- 
gelmittelpunkten und  der  Fernrohraxe  befand.  Die  Spiegel 
konnten  durch  Schrauben  mit  Hülfe  einer  laterna  magica 
so  gerichtet  werden,  dass  sie  beide  zagleich  bei  Bewegung 
der  RoUenaxen  ßilder  nach  dem  Fernrohr  entsandten* 

Eine  einfache  Vorrichtung  (Klingelzug)  gestattete,  das 
Stäbchen  vom  Sit/.e  aus  ohne  Erschütterung  zu  belasten  und 
bis  auf  den  Druck  des  Bügels,  der  sehr  gering  war,  wieder 
zu  entlasten. 

Der  Eupferkasten  war  bis  auf  die  Grundfläche  mit 
dickem  Filz  belegt,  um  den  Wärmeabfluss  bei  der  Erhitzung 

möglichst  zu  verhindern.  Die  Erwärmung  geschah  langsam 
durch  zwei  unter  den  Kasten  gestellte  Wobbe-Brenner.  An 
der  Seite  ragten  zwei  Thermometer  in  den  Kasten  liinein, 
das  eine  oberlialb,  das  andere  unterhalb  des  Stäbchens  in 
gleichen  Abständen  von  demselben.  Da  nun  die  Temperatur 
im  Kasten  als  lineare  Function  der  Höhe  angesehen  werden 
konnte,  so  gab  das  Mittel  aus  den  beiden  Thermometer- 
ständen ziemlich  sicher  die  wirkliche  Temperatur  des  S^b- 
chens  an.  Der  Stand  der  Thermometer  wurde  durch  ein 
besonderes  Fernrohr  abgelesen. 

Ich  unterlasse  nicht  hervorzulieben,  dass  alle  Umstände, 
weiche  Fehlerquellen  für  die  Heobacbtungen  liefern  konnten, 
sorgfältig  erwogen  und  nach  Möglichkeit  vermieden  sind. 

Ein  besonderes,  tou  Hm.  Prof.  Voigt  ersonnenes  Ver- 
fahren*) gestattete,  die  Reibung  der  Rollenaxen  in  ibren 
Lagern  genau  zu  bestimmen.  Der  Eeibungswerth  ist  mit  ^ 
bezeichnet. 


1)  W.  Voigt,  Pogg.  Ann.  £rgbd.  U  p.  l  und  189.  1876. 


622 


J.  Kiewiet, 


Hier  ist  noch  zü  reden  von  dem  Einfluss,  welchen  die 
Schneiden,  wenn  sie  nicht  fest  in  ihrer  Schiene  laufen,  auf 
die  Beobachtung  ausüben  können.  Ich  habe  diese  Fehler- 
quelle bei  verschiedenen  Belastungen  und  für  die  verschie- 
denen Längen,  die  benutzt  wurden,  geprütt  und  sehr  geringe 
Werthe  dafür  erhalten,  wie  die  am  batreffenden  Orte  darüber 
mitgetheilten  Zahlen  beweisen,  Den  von  den  Schneiden  her- 
rührenden Fehler  habe  ich  als  a  bezeichnet. 

Berechnung  der  Beobaohtungen. 

Die  Werthe,  welche  in  den  Tabellen  für  die  Bienjungtii 
ant?egeben  sind,  stellen  das  Mittel  dar  aus  vier  bis  zehn  Ab- 
lesungen; sie  sind  in  Sralentheiien  (Millimetern^  angegebto. 
Die  Temperatur  wurde  von  einer  Ablesung  bis  zur  nächsten 
jedesmal  um  etwa  8 — 15'*  geändert.  Aus  den  für  belie- 
bige Temperaturen  beobachteten  Biegungen  habe  ich  die 
wahrscheinlichen  Werthe  derselben  für  die  Viel&chen  von 
10^  berechnet,  indem  ich  annahm,  dass  innerhalb  der  über- 
haupt erreichbaren  Genauigkeit  in  dem  Interrall  zwischen 
je  zwei  auf  einander  folgenden  Ablesungen  die  Aendemng 
der  Ausschläge  als  lineare  Function  der  Temper;itur  ange- 
sehen werden  könne.  Daraus  sind  dann  die  Biegungen  fTir 
gleiche  Belastungen  und  Längen  und  für  die  Bezieliuni: 
B,{DY^  1  der  Vergleichung  halber  berechnet  und  in  dea 
mitgetheilten  Tafeln  enthalten  (Biegungen  noch  in  Scalen- 
theilen  ausgedrückt).  Aus  den  für  die  verschiedenen  Stäb- 
chen erhaltenen  Werthen  ist  das  Mittel  genommen,  und  aus 
diesen  Mitteln  sind  später  die  ElasticitätscoSfficienten  be- 
rechnet 

Mit  Hülfe  eines  Mikrometermikroskops,  dessen  Trommel 
in  200  Tin  lie  getheilt  war,  von  denen  1009  einem  Millimeter 
entsprachen,  wurde  die  Biegung  einiger  Stäbebon  für  Zimmer- 
temperatur direet  gemessen  und  so  der  Werth  eines  Scaien- 
theils  als  0,000  61  mm  bestimmt. 

Die  in  Rechnung  zu  ziehende  Länge  dea  St&behens  war 
durch  ein  zwischen  die  Schneiden  gelegtes,  genau  abgemessenes 
Messingblech  bestimmt,  [Das  benutste  Eathetometer  ge> 
stattete,  0,02  mm  abzulesen]. 


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B^ffunff  van  Stäben, 


623 


Die  bUlbchen  derjemgen  Gattungen,  bei  welchen  die 
elastische  Nachwirkung  gering  war,  habe  ich  oacheinander 
mit  beiden  Breitseiten  aufgelegt  nnd  in  den  entsprechenden 
beiden  Lagen  f&r  Zimmertemperatur  untersucht  Ans  den 
dafür  sich  ergebenden  zwei  Werthen  ist  das  Mittel  genommen 
und  die  halbe  Differenz  auch  bei  den  Beobachtungen  in  der 
einen  bevorzugten  Lage  für  höhere  Temperaturen  berück- 
siclitigt.  Der  Werth  diese  r  Ditlerenz  überstieg  selten,  für 
grosse  Ausschläge,  einen  »Sciilentheil. 

Von  jeder  Gattung  wurde  eine  ^^rössere  Anzahl  von 
Stäbchen  [2  bis  8]  beobachtet  und  dadurch  der  Eintiuss  von 
Unregelmässigkeiten  im  >r  iterial,  wie  sie  bei  den  Legirungen 
leicht  auftreten,  nach  Möglichkeit  beseitigt 

W&hrend  das  Vorstehende  sich  auf  das  gesammte  be* 
nutzte  Material  bezieht,  verdienen  Zink  und  Zinn  noch  eine 
besondere  Betrachtung  wegen  der  bei  diesen  Metalle  stark 
auftretenden  Erscheinung  des 

BüokBtandes  nnd  der  elastischen  Nftohwirkung. 

Die  einem  Körper  von  beliebigen  innerhalb  der  Elasti- 
cit&tsgrenze  liegenden  Druckkräften  mitgetheilten  Dilata- 
tionen zerfallen  in  zwei  Arten:  die  eine  Art  verschwindet^ 
sobald  die  Druckkräfte  zu  wirken  authören^  und  heisst  darum 
die  elastische  Dilatation.  Die  zweite  Art  yerschwindet  nicht 
nach  der  Entfernung  der  Drockkr&fte  und  heisst  darum  der 
Rückstand  oder  die  dauernde  Dilatation.  In  Bezug  auf  die 
letztere  g<'lten  die  (Treselze,  dass  sie  mit  wachsender  Tempe- 
ratur zunimmt,  und  dass  alle  Druckkräfte,  welche  in  der- 
selben Richtung  auf  den  K()r|)er  wirken  wie  diejenigen,  welche 
die  dauernde  Dilatation  hervorgebracht  haben,  und  geringere 
Intensität  besitzen  als  jene,  keinen  neuen  Beitrag  zur  dau> 
emden  Dilatation  liefern«  Daher  ist  man  innerhalb  der  von 
den  ersteren  grösseren  Druckkräften  geschaflenen  Elastid- 
tätsgrenze  bei  der  Beobachtung  Ton  dem  Eäckstande  TdUig 
frei.  Dieses  Gesetz  habe  ich  bei  den  Zink-  und  Zinnstäbchen^ 
bei  welchen  der  Kuckstand  sehr  erheblicli  war,  angewendet 
und  dieselben  daher  mit  einem  grösseren  Gewichte  durch- 
gebogen, als  nachher  aufgelegt  werden  sollte,    ^ach  den 


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624 


J,  Kiewiei. 


Oiit«r«iichuiigen  von  Coulomb  Lagerh  jelm*).  W.  Voigt*) 
wird  der  Werth  des  Elasticitätscoefticienten  durch  mecha- 
nische  Veränderungen  der  Substanz  und  daher  wahrscheinlicL 
auch  diiicli  den  Ilfi'  k>uind  nicht  hp''influ8st. 

Von  der  elastischen  Nachwirkung,  welche  mit  dem  Rück- 
stände im  engsten  Zusammenhange  steht«  kann  man  sieb 
aber  nicht  ganz  freimachen.  Di  ose  Erscheinung  ist  dadurch 
charakterisirt,  dass  die  dauernde  Dilatation  nach  dem  Be* 
lasten  nicht  gleich  ihren  definitiven  Werth  erreicht^  sondern 
langsam  einem  gewissen  Werthe  asymptotisch  lastrebt  und 
nach  dem  Entlasten  ebenso  abnimmt  Sie  ist  um  so  grOeier, 
je  grösser  das  zuletzt  aufgelegte  Gewicht  war,  und  dies  ist 
ein  Nachtheil,  den  die  Methode  der  Elimination  des  vom 
Rückstände  herrührenden  Fehlers  im  Geloige  hat,  der  aich 
aber  nicht  vermeiden  lässt. 

Um  eine  Vorstellung  von  der  Grrösse  der  elastischeD 
Nachwirkung  bei  Zink  und  Zinn  zu  geben,  theile  ich  einige 
darüber  angestellte  Beobachtungen  mit: 

Zink. 

[Mittel  der  Beobachtungen  an  acht  StÄbcheu.j    P=  31.5  g. 
Bei  10^  iu  ao '  etwa  U,8  Scalentheile 
n    60    n    n       n     S,ö  »• 

19 

Zinn, 

1.  P  «  81,6  g,     t  =  20^.      Aueschlag:  14  Scalentheile. 

Belastet:    in   1'  im  Mittel   B,8  Scalentheile 
£ntl«etet:  n   >*         »      2,6  „ 

t  =  90^.      Ausschlag:  »5  Scalentheile. 
B  e  1  an  te  t :    in  30  im  Mittel  16,9  Scalentheile 

Entlastet:    ?>  "     •?      •«  13,5 

2,  P=  61,5  g.      /  =  18".      Ausschlag:  105,3  Scaleiitheü«. 

Belastet:    iu  1  im  Mittel  11, l  Scalentheile 

«1  16,6  tf 

Eutlatftet:    -  l  v  3,3 

«  5  "      »?  7,4  ft 

1)  Coulomb,  Traitö  de  phya. 

2)  Lager hj elm,  Pogg.  Ann.  10«  p.  406.  1888. 
S)  W.  Voigt,  Dieaertation  p.  25. 


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Bieyuity  von  Stäben. 


625 


8.  P  »  111,5  g.  «  »  12,1".    AuflBchlag:  222,1  Scaleiitfaeile. 


• 

in 

1' 

im  Mittel  18 

tlT^  rfil  ff  1 1  111  Itl?  1 1  Tj 

2 

tt 

19,4 

ff 

ElntlftAtet: 

Mim  mm  V  *  W  V  W  V  * 

«• 

1 

If 

)t 

10,4 

ff 

«« 

2 

|y 

» 

12,2 

ff 

3 

13,4 

» 

14,6 

5 

16,2 

Ausschlag : 

S27  Scalent 

Bi-lastet: 

in 

3u" 

im 

Mittel  58 

Scaleutheile 

Kiit  lastet: 

n 

30 

» 

n 

20,3 

ji 

n 

2' 

n 

36,4 

»» 

t» 

8 

n 

»» 

40,5 

Aus  diesen  Angaben  geht  hervor,  dass  bei  Zink  und 
Zinn  die  elastische  Nachwirkung  bei  Anwendung  einer  grösse- 
ren Belastung  recht  erheblich  ist,  und  dass  sie  ferner  mit 
wachsender  Temperatur  ausserordentlich  zunimmt.  Dadurch 
wurde  die  Beobachtung  sehr  erschwert  und  eine  schnelle 
Ablesang  namentlich  bei  höherer  Temperatur  erforderlich. 
Die  elastische  Nachwirkung  ist  aach  der  Grand  dafür,  dass 
der  Beibangswerth  q  bei  diesen  Metallen  zum  Theil  von  dem- 
jenigen bei  den  anderen  abweicht. 

Ich  habe  Tollständige  Beobachtungen  am  Zink  bei  drei 
verschiedenen  Belastungen  angestellt,  nämlich  bei: 

/>=5a+100g,     i* «  Ä'«  +  ÖO  g,     i*«5«  +  30g, 
[^a- Gewicht  der  Wagschale  «  11,503  g] 

und  dabei  hinreichende  Uebereinstimmung  der  Resultate 
erhalten.  Es  mögen  hier  der  Kürze  halber  nur  die  bei 
S3  ^a-l- 30  g  angestellten  Beobachtungen  als  die  genanesten 
mitgetheilt  werden  (dies  war  in  Anbetracht  der  elastischen 
Nachwirkung  die  passendste  Belastung).  Bei  Zinn  w&hlte 
ich  als  passende  Belastung  P»<$^a+20g;  die  Stiibchen  der 
anderen  Gattungen,  bei  welcher  die  elastische  Nachwirkung 
gering  war,  sind  fast  durchweg  mit  F=  Sa  •\-  100  g  belastet 
worden. 

Es  mag  noch  erwähnt  werden,  dass  Erschütterungen  r 
Stäbchen,  welche  erfahrungsmässig  die  elastische  Nachwirkung 
nicht  unwesentlich  vergrösserni  nach  Möglichkeit  Termieden 

Aul  d.  Vhj*.  «.  Cbtm.  N.  F.  XXIX.  40 


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626 


J,  KUmet 


sind.  Ich  wurde  jedoch  durch  die  Tielen  Tor&berfahrenden 
Wagen»  welche  das  an  einer  yerkehrreichen  Strasse  gelegne 
physikalische  Institut  erschfttterten  und  die  Stellungen  der 

Spiegel  zuweilen  etwas  änderten,  unangeDchm  gestört. 

Das  specifische  Gewiclit  .v  und  die  chemische  Beschaüen- 
heit  oder  Ziisammensotzung  sind  l)ei  jeder  Roibo  angegphen. 

Die  Aetziing  mit  einer  Säure  wurde  anf^ewandt,  um  das 
Material  auf  Dichtigkeit  des  (iefüges  und  Homogenität  bin 
zu  prüfen.  Die  verschieden  stark  angeätzten  Flächen  worden 
zu  dem  Zwecke  mit  einem  Mikroskop  untersucht 

L  Zink. 

Dit  untersuchten  Zinkstftbchen  sind  aus  einem  grösse- 
ren Gussblocke  geschnitten,  welchen  ich  mir  selbst  au^  che- 
misch reinem  Material  unter  besonderen  Vorsichtsmaassregeln 
hergestellt  habe.  Stücki^  von  stark  krystallinischf m  Gdüge 
waren  nicht  zu  gebrauchen,  und  deshalb  habe  ich  mir  Mühe 
gegeben,  möglichst  unkrystallinisches  und  homogenes  Material 
zu  erhalten.  Während  die  auf  gewöhnliche  Weise  geschmol- 
senen  Blöcke ,  die  langsam  erkalten,  ebenso  wie  die  nun 
Schmelzen  verwendeten  Platten  ein  starkes  krystallinisches 
Gefüge  und  Krystallflächen  bis  zur  Länge  von  7  mm  zeigten, 
erschienen  die  Stticke,  welche  ich  unter  fortwährendem  star- 
ken Rühren  schnell  erkalten  Hess,  wenig  krjslailinisch  una 
zur  Untersuchung  geeignet. 

Wegen  der  elastischen  Nachwirkung  konnte  ich  bei  Zink 
nicht  wohl  über  bO^  C.  hinausgehen. 

Die  Analyse  des  Zinks  ergab,  wie  auch  zu  erwarten  war, 
absolute  Reinheit  des  Metalles. 

Auch  zeigte  sich  bei  der  Anätzung  das  Zink  yollstibidig 
dicht  und  fehlerfrei.  ! 

I 

  I 

Der  Ton  der  Beweglichkeit  der  Schneiden  herrOhrende 

Fehler  a  wurde  dadurch  bestimmt,  dass  ich  bei  unveränderter  | 

Belastung  die  Länge  etwa  gleich  dem  zehnten  Theile  der  i 

bei  den  J    liiachtungen  angewiindion  wählte.    Die  für  diese  : 

verkürzte  Länge  ^twa  noch  auitrettiuden  Ausschläge  gaben  ' 
den  Fehler  der  Schneiden  an. 


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Biegung  von  Stäben, 


627 


Ptir  Zn  ergab  sich  <T=0,2Scalentlieile  für  die  angewandte 
Belastung  (Mittel  aus  acht  Beobachtungen).  Diese  Grösse 
ist  von  den  beobachteten  Ausschlägen  zu  subtraiiiren.  Bei- 
bang  o  war  =  0,8. 

In  den  folgenden  Tabellen  bezeichnen: 

Tm  die  mittlere  Temperator,  welche  sich  auf  einen  Satz 
Ton  Beobachtungen  (4 — 10)  bezieht; 

Bm  Summa  aus  mittlerer  Biegung  und  mittlerer  Rei- 
bung    vermindert  um  rr; 

[D)  die  in  Rechnung  zu  ziehende  Dicke; 

B       >»    »j         »>         n        n  Breite; 

/       't   11  "        "  liänge; 

jP     die  angewandte  Belastung; 
^  8a  das  Gewicht  der  Wagschale  ^  11,5  g; 

9      das  specifische  Gewicht 

Der  mittlere  Abstand  von  Spiegel  und  Scala  betrug 
4176  mm. 

Die  Biegungen  der  Zinkst&bchen, 

P^Sa  +  m^     /=78,ülmm     s=  7,115     o'  =  0,2. 

Za  Kr.  K  (1485  Trommeltheile)  ^  1,496  mm; 

B  =  (5941,4)  =  5,985  mm. 

Tm   =  10,0     18,7     28,7     40,5     49,4     61.7     69,8  84,5» 
Bm       38,d     39,4     39,8     40,5     40,8     41,7     42,3  43,0 

Zu  Nr.  2.    {D)  «  (1444,4)  =  1,455  mm;   {B^  =  ff,953,2)  =  5,997  mm. 
Tm   ~  14,8     22,0     30,0     41,5     51,9  63,1» 
Bm  »  42,9     43»!     43,5     44,6     45,5  46,5 

Zn  Nr.  8.   (ü)  =  (1440,4)  «  1,454  mm;  (J3)  »  (5969,fi)  «  6,018  mm. 
Tm   =  11,1     21,3     31,8     37,6     52,6     63,4     71,1  82,5» 
Bm  »  42,8     43,8     43,8     48,9     44,7     45,2     46,1  47,1 

Zn  Nr.  4.   (JE>)  =  (1475,2)  »  1,486  mm;  {S)  -  (5959,9)  =■  6,004  mm. 
»  12,4     15,9     20,5     81,5    41,4     51,7     60,0  84,2» 
Bm  =*  39,7     40,0    40,8     41,1     41,8    42,8    48,4  45,0 

Zn  Nr.  6.    {!>)  =  (1463,8)  =  1,475  mm;  (i/)  =  (5959,8)  =  6,004  mm. 
Tm  »  10,2     19,0    82,0     40^8     50,5    60,7     78,8  80,0>» 
Bm  ^  40,5    41,8     41,9    42,4    42,9     48,7     44,7  45,6 

Zu  >r.  6.    (D)  =  U304,3)  =  1,374  mm;  {B)  =  (5952,7)  =  5,997  mm. 
Tm  ^  14,0    20,2    29,7     41,7     50,0    58,9  71,4« 
Bm  -  50,5    51,8     51,8     52,7     58,8    54,9  56,0 

40* 


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628 


J.  KimieL 


Zii  Xr.  7.  iD)  =  (1482,1)  =  1,4S)3  mm;         =  (5945,61  «  5,»dl»  mm. 

Tw  =  14,0     19,1     29,4     39,7     51,5     59,5  1)9,6» 

Bm  -  39,4     89,8     40,8     41,0     41,6     42,ri  43,4 

Zn  Nr.  8.  (2>)  =  (l4Ji,ö)  =  1,503  mm;  ^B)  =  1 5950,8)  =  5,995  mm. 

Tm  =  13,U     22,2     29,3     41.5     51,9  62,5 

Bm  =  38,8     39,4     39,7     40,4     41,2  42,0 


72,2' 
42,9 


Die  in  Klammern  angegebenen  Werthe  ftir  die  Dimen- 
sionen (Z>)  und  B  stellen  dieselben  in  Trommeltbeilen  des 

Sphärometers  dar. 

Der  Vergleicluing  halber  mögen  die  Biegungen  (welche 
hier  noch  in  Scalentheilen  angegeben  sind)  sämmüich  aul 
den  Fall  B  {Df  =  1  reducirt  werden.  Der  Ausdruck  für  die 
Biegung: 

geht  dann  ftber  in: 


PL* 


Biegungen,  berechnet  fllr  Jf. 1; 
femer  ftir  10^  und  die  Vielfachen. 


860,6  .  (8T8^' 


fis  folgen  jetzt  die  Beobachtungen  an  einer  Reihe  von 
▼erschiedenen  Legirungen  aus  Zink  nnd  Kupfer,  welche 

bis  auf  eine  einzige,  die  ich  sell)st  herstellte,  von  einem 
guten  Giesser  besorgt  sind.  Die  gegossenen  Blöcke  siaii 
unter  den  erwähnten  Yorsichtsmaassregela  angeiertigL 


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Biegung  von  Stäben, 


629 


a.  Cu-Zn  Legirung,  mit  M  gezeichnet  (Tom  Giesser) 
Analyse  {      "^2  29  ^T'  '  Gewicht  $  =  8,460. 

Das  Material  war  sehr  biegsam;  der  Bruch  erschien 
wenig  kristallinisch  und  homogen.  Bei  der  Aetsung  der 
Flächen  ergab  sich  völlige  Dichtigkeit 

Biegungen  der  Cu-Zn-Legirung  M. 

Die  mit  einem  *  bezeichneten  Zahlen  bedeuten  hier  wie 

im  Folgenden  die  halbe  Differenz  der  für  die  beiden  Lagen 

des  Stäbchens  beobachteten  Ausschläge;  dieselben  sind  be- 
rücksichtigt. 

3/  >r.  1.    (D)  =  (1201,9)  =  1,211  mm;    ^  =  (6007,4)  =  6,0^2  mm. 
Tifi   ^    24,3     31,9     41,9     50,4     61,3     70,6     84,4  97.6 
Bm  ~  207,8    208,0    208,9    209,7    210,6    211,6    212,7    213,9    * +\,0 

M  Nr.  2.    (D)  -  fl312,9)  =  1,323  mm;    B  =  (5545,3)  =  6,586  mm. 
Tm  =    20,5     2'.t.0      10.2     50.1      fil,9     68,9     81,2  96,7 
£m  s  m,l    181,5    161,8    182,6    183,5    184,1    184,9    185,8  "+0,2 

M  Nr.  3.   iD)  =  (1248,8)  =  1,258  mm;    B  =  (6009,0)  =  6,053  mm. 
Tm  =    19,4     30,2      11,1      50,7     m,2     71,0     84,3  97,1 
£m  =  178,8    119,2    179,6    180,3    181,0    181,8   182,9    188,9    * -0,4 

M  IVr.  4.  (D)  »  (1804,8)  =  1,314  mm;   B  »  (5647,1)  =  5,689  mm. 
Tm  -    20,2     30,5     39,8     49,8     61,3     73,4     85,7  96,2 
Bm  ^  168,7   169,2  169,5   170,t    170»7   171,3   172,8   173,1  *0 


Biegungen,  berechnet  für  lU"  und  die  Vielfachen 


f  20« 

]  so» 

1  1 

50»  1 

1 

1  60«  1 

1 

70»  j 

I  80"» 

1  «>•  1 

1  100» 

223(1 

2242  ' 

2252  1 

2260 

2272 

2281 

2290 

2299 

Jf. 

j  2840 

2346 

2350 

2360  ' 

2370 

'  2380 

2388 

2403 

'1  2i79 

2185 

2190  1 

2198 

2204 

:  2212 

2220 

2230 

224U 

2149 

2154 

2160 

2167  ; 

2176 

2184 

2195 

2205 

2213 

MiUel 

i  2230 

.  2235  1 

1  2244  { 

1  2252  1 

1  2262 

i  2271 

1  2280  1 

i  2289 

b.  Ca-Zn«Legirang  D  (vom  Giesser).  8,228. 

Analyse-  !  ^ 
Analyse.  ^       41,48  „ 

Die  Substanz  war  biegsam  und  sehr  fest;  der  Bruch 
fein»  unkrjratallinischy  homogen.   Die  Aetzung  zeigte,  abge* 


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630 


«/.  KiewieL 


sehen  von  mikroskopischen  Gussblasen,  genügende  Dichtig- 
keit und  Homogeneität. 

Biegungen  der  Cu-Zn-Legirung  D. 
i*  =  Äa  +  100  g      /  =  78,01  mm      ir  =  0,3      p  =  0,5. 

D  Nr,  1.    (Z))  =  (1539,9)  =  1,551  mm;    B     (6022,3)  =  6,061  miiL 
7m  »    19,0    31,8     40,1     47,4     61,2     75,6    87.5  98,7 
Bm  »  102,9    108,1    103,1    108,1    108,6   104,0   104,7    105,7  «-(VI 

U  Är.  2.    (D)  =  (U73,B)  =  1,484  mm;    ß  =  (.ubl.Ü)  =  5,824  mm. 
Tm  «    22,8     89,2     51,8     65,4     76,6     87,7    100,6  — 
Bm  =  128,8   128,6   128,9   129,8   120,8   180,8   180,9      —  *'<M 

D  Nr.  8.   (Z>)  =  (1501,0)  =  1.512  mm;    B  =  .5877,2)  =  5,92  mm. 
Tm  =    19,2     33,8     40,1     50,3     6:1,3     78,8     95,1       —  •-0.2 
Bm  =  120,8    120,8    121,0    121.4    122,1    122,4    123,3  — 

JJ  Nr.  4.    (2)1  =  (1540,9)  =  1,552  mm;    B  =  (5036,4)  =  5.0T>!  mm. 
Tm  =    23,0     :i5,4     40,5     50,7     60,2     68,9  83,3 
Bm  -  131,3    131,5    131,7    132,0    132,3    132,6    133,1    133.S  '-1,3 

D  Nr.  6.    (D)  =  (1538,1)  =  1,549  mm;    B  =  5417,0  -  5.457  mm, 
Tm  =    23,0     33. r.     42.7     54,2     61,5     70,2    81.3    90.0  V«s.i 
Bm  =  117,9  118,1  118,3  118,4  118.5  118,9  119,3  119,9  120,5  *-i-a5 

Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  lO' 

=  1. 


'  20» 

80» 

40«  1 

50«  1 

60« 

j^O« 

80« 

90»  j 

100* 

D  Nr.  1. 

2331 

2384 

2335 

2337 

2344 

2.351 

23«! 

2377 

2396 

D  Nr.  2. 

2441 

2443 

2448 

2454 

2458 

2464 

2473 

2480  ' 

24yl 

J)  Nr.  3. 

2470 

24T2 

2485 

2495 

1  2502 

2508 

251S 

252S 

D  Nr.  4. 

2491 

2498 

2498 

2504 

2510 

2516 

2524 

2531 

m 

D  Nr.  5, 

1  2893 

2396 

2399 

2402  ' 

2405 

I  2412  f  2421 

2483  , 

244T 

Mittel  1 

1  2425 

2428 

2431 

2436 

2443  i  2449 

;  2457 

2468 

2480 

c,   Cu-Zn-Legirung  C 

Den  (tuss  habe  ich  seihst  besorgt  unter  Anwendung  der 
bei  Zink  erwähnten  Vorsichtsmaaasregeln. 

AI        I  Cu  48,03  Proc.  o  oi  -  I 

Analyse  |      51,97    „         *  = 

Die  spröde  Substanz  besass  nicht  ganz  die  gewünschte 
Homogenität)  war  aber  wenig  krystallinisch. 


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ßieyun^  von  Stäben, 


ÖÖI 


Die  Aetzung  zeigte  das  YorhandeDsein  sehr  kleiner  ijuaa- 
blasen. 

Hiervon  waren  mir  später  die  eigentlichen  Beobach- 
tungstabellen verloren  gegangen,  und  gebe  ich  darum  gleich  an: 

Biegaogeo,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  10^ 

JB. (/>)»-!. 

fj  >'r.  l.  Z)  =  !  14^+7,=>>  =  1,509  mm;  »  =  (5958,2)  =  6,002  mui. 
C  Nr.  2.    IJ  =  (14bU,y)  =  1,492  mm;     B  =  (^5Ö69,5)  =  5,913  mm. 


/'»^a  +  200g  68,16  mm 


0,4 


0.6. 


'1  10»  [^20*  1  30» 

40»  J  60» 

60» 

70« 

90«  {lOO« 

C  Nr.  1.    2586    2598  i  260 r. 
C  Nr.  2.  ^  2Ö86  |  2596  j  2604 

2r.l2  '  2n20 
2611  1  2623 

262H 
2632 

26.'](i 
2641 

2645 
2655 

26n2  2fiGl 
2667  ,  2679 

Mittel  |.  2586  |  2597  |  2604  ^  2612  ;  2622  j  2630  |  2631^  [  2650  \  2659  |  2670 

Der  Sprödigkeit  wegen  waren  beim  Schleifen  yon  dieser 
Gattung  mehrere  St&bchen  zerbrochen. 

d.  Ou-Zn-Legirung  A   (Tom  Giesser). 

AI         )  Cu  1B,88  Proc.  Q  -o- 

Analyse  {  „  ««8,167. 

l  An  53,12     71  ' 
Die  si)rr)fle  und  feste  Substanz  hatte  einen  reinen  Bruch; 
bei  der  Aetzung  der  iTIächen  zeigten  sich  mikroskopische 
Blasen  und  Sprünge. 


Biegungen  der  Cu-Zn 
^  =  5a  +  100  g      /  =  78,01  mm 

A  Nr.  1.    (D)  =  (1734,4)  =  1,747  mm: 
Tm  =  22.0     37,6     49,3     60,2  6y,5 
Bm  =  7U,6     70,3     70,0     70,3  70,5 

A  Nr.       {Ifj  »  (1737,8)  «  1,751  mm; 

Tm  =  19,2  31,0  45,8  58,2  65,3 
Bm      66,5     66,3     66,6     66,6  66,8 

A  Nr.  8.   (Z>j  =  (1719,2)  s  1,732 mm; 
Tm  »  19,8     83,9    42,2     58,5  66,4 
Sm  »  86.8    86,8     86,4     66,2  86,1 


Legirung  A, 

G  —  0,3       {}  —  0,5. 

B  =  <6i2;:},(t)  =  ü,i68  mm. 

79,9      94,H  1(10.5 

71,1     71,7     71,9  *+0,3 

B  m  (6010,0)  SS  6,054  mm. 

72.1      80,8  98,8 

67,1     67,7     68,9   * -0,5 

B  «  (5274,4)  ^  5,818  mm. 
80,8    92,9  100,1 
86,7     87,8     88,3  »-O,! 


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632 


■A  Kiewiet, 


Biegungen,  berechnet  ftlr  die  Vielfachen  ?od  10'' 

B.{Df^  1. 


20<> 


30<>      40*   I  M)" 


lou* 


A  Nr.  1.    2311    2817    2B11  j  2803  '  2811  |  2819 

A  Nr.  2.    2162  !  2152  t  2189  I  2166    2164    2178  ,   ^ 

A  Nr.  8.  '  2882  I  2882  [  2885  !  2881  ;  2878    2880  ;  M8  2415 


2889  1  2852  .  28tt 
2198    2217  i  2240 

2437 


Mittel  „  2285  I  2884    2285  ,  2282  |  2284  !  2292  |  2810    2828  2347 

e.  Ga*Zii*Legirang  N  (Tom  Giesser).  t  =  8,12«. 

.     ,    ^    I  Cu  45,06  Proc 
Analyse:  [  ^  ^ 

Die  sehr  spröde  und  feste  Substant  hatte  einen  feinen 
und  reinen  Bruch;  die  Aetzung  ergab  ToUstftndige  Dich- 
tigkeit; von  Blasen  und  Sprüngen  war  keine  Spur  zu  er* 

kennen. 

Biegungen  der  Cu-Zu'Legirung  N, 

N  Nr.  1.   (2>)  -  (1548,1)  =  1,554  mm;   B  -  (6070,1)  «  6,115  mm. 
Tm  s  24,8  81,8  86,5   48,8  61,8   72,7   81,0  90,1  101,0 
Bm  »  77,4   76,4  76,5  76,9   77,8   78,5  79,2   79,7     80,2  *^^\ 

N  ITr«  2.  (D)  s  (1462,8)  »  1,474  nun;  B  »  (6064,7)  »  6^09  mm. 
Tm  »  22,7   30,6  37,8  45,2   54,8  61,4  71,1    81,8     91,2  98,4 
Bm  B  94,0   94,1   94,1   93,9   94,0   98,9   94,7   95,7     96,8  96,7*-0,7 

y  Nr.  8.   (Dj  =  U502,7)  =  1,514  mm;   B  =  (4972,6)  =  5,009  mm. 
Tm  »  22,1   82,0  40,6  52,3  60,9   71,8   79,5  88,1  100,0 
Bm  »108,5  103,6  103,6  103,6  104,0  104,4  104,7  105,4   105,9         *  4-0.4 

y  Nr.  4.    (D)  =  (1483,5)  =  1,494  inm;    B  =  (5863,0)  -  5,H06  mm. 
Tm  =  20,0    32,7    45,1    55,4    67,1    79,5    88,5  97,7 
Bm  =  91,7    91,9    92,0    92,5    92,8    93,0    93,6    94,1  •+W 

Biegungen,  berechnet  für  dir  Vielfachen  von  10* 

^.(£>)3=1. 


20»  I   30"  I  40«  I   50»  I  60 


N  Nr.  1.  ^  1782 
N  Nr.  2.  i  1845 
N  Nr.  8.  il  1799 
N  Nr.  4.  1807 


IL 


1760  I  1758  1768 

1839  !  1888  j  1837 

1800  I  1800  '  1800 

1810  I  1812  1814 


1784  I  1799  I 
1836  '  1849 


70*  i  80«  I  90*  (  100* 


1806 

1826 


1818 

1829 


1818 
1866 
1820 

1833 


1831 
1881 


1841 
I89S 


1834  P  1840 

1846  \m 


MitteTiriSOS  ;  1802  I  1802    1805  !  1813  i  1822  |  1884    1848  ,'  185« 


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Biegung  von  Stöben, 


633 


Es  tollen  zwei  Sorten  von  Messingstäbchen,  welche  von 
untergeordneter  Bedeutung  sind  und  daher  in  aller  Kürze 
behandelt  werden.  Diese  warden  hergestellt  aus  gewalztem, 
dickem  Messingblech. 

f.  Cu-Zn-Legirung  Messing  L   *  =  8,404. 

Analyse  :        3^  ^3         also  fast  rein. 

Der  Brach  erschien  rein  and  feinkörnig;  bei  der  Aetzung 
zeigten  sich  winzige  Gnssbläscben. 

Ich  gebe  yon  dieser  Gattung  gleich  an: 

Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  Ton  10^ 

B.{Df^  1. 

F  ^  Sa     100  g  78,01  mm      <r »  0,3      p  «  0,4. 

Kr.  1.  {J)\  =  (1333.0)  =  1,343  mm;  B  =  iG034.4i  -  r,.0T9  mui. 
Nr.  1,    (Z>>  =  U346,0)  =  1,356  mm;    B  =  (60b6,2j  =  6,103  uiiu. 


100  j  20«  1  80»J^40« 

50«  1  60» 

70» 

800 

90» 

100» 

Nr.  1.  '^OSe 
Nr.  2.  '  1993 

2043 
1999 

2050 
2006 

2057 
2013 

2086  1  2076 
2021  1  2029 

2087 
2039 

2094 

2048 

2102 

2059 

2109 

2066 

Mittel  älT 

2021 

2028  ;  20S5  {  2042  |  2052  |  2068  |  2071   2080  j  2068 

g.  Ca-Zn-Legirung  Messing  IL  #  =  8,506. 

.     1         fCu  66,03  Proc.     1  *  • 

Analyse:       ^^^^    ^     also  fast  rein. 

Diese  Sorte  liegt  der  vorigen  sehr  nahe.  Der  Bruch 
war  gleichfalls  rein  und  feinkörnig.  Bei  der  Aetzung  zeigten 
sich  winzige  Gusshläschen. 

Auch  hiervon  gebe  ich  gleich  an: 


Biegnngen»  berechnet  fttr  die  Vielfachen  Ton  10^ 
=  ^  +  100  g      / »  78,01  mm      e^  Ofi      q  «  0,5. 


 . 

1  i 

20«  1 

80« 

40« 

ÖO« 

i  600  ! 

70« 

80«  1  90<» 

100« 

Xr.  1. 

2074  1 

2079 

2085 

2091 

2098 

2105 

2115 

2123  '  2134 

2145 

Nr.  2. 

i  1928  1 

1  < 

1934  , 

1941 

1948 

1956 

1  I960 

1970 

1975  1  1984 

1993 

MiUel  .  2001   2007  ,  2018  |  2020  2027  ,  2086   2048  |  2049  |  2059  1  2069 


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J,  Kiewkt 


Iii.  Kupfer. 

a.  LBeihe  chcmiscb  rein,  wenig  krystallinisch,  gegossen, 
UDgewalzt  J  t8  8,759.  Auf  den  Flächen  einiger  St&bchen 
zeigte  sich  eine  Anzahl  Ton  deutlichen  Gusshlaaen;  die 
Aetzung  mit  einer  S&ore  ergab,  dass  sich  die  Gnsshlasen 
durch  die  ganze  Masse  erstreckten.  Der  beobachtete  Elasti- 
citätscoefficient  ist  daher  unsicher  und  wahrscheinlich  zu 
klein.  Ich  h.il)e  mir  viel  Mühe  gegeben,  möglichst  homogene 
und  dichte  Kupferklotze  zu  erhalten,  indem  ich  den  Guss 
von  reinem  galvanoplastisch  niedergeschlageneu  Kupfer  m 
wiederholten  Maien  sowohl  selbst  versuchte  als  auch  einen 
bewährten  Giesser  ausfähren  liess;  es  ist  mir  indess  nicht 
gelungen.  Wenn  das  geschmolzene  Kupfer  nicht  gleich 
während  des  Erkaltens  einem  sehr  starken  Druck  ausgesetzt^ 
oder  geradezu  gewalzt  wird,  werden  sich  wohl  immer  zahl- 
reiche Blasen  im  Gusse  ?orfinden. 

Biegungen  der  Gattung  Cu  a. 
P^^iSVi  +  lOOg      /s  78,01  mm      <r»0,3  (»»0^. 

Nr.  1.   (Z>)  =  (1374,1)  =  1,384  mm;  B  =  (5935,7)  =  5,979  mm. 
Tm  m    21,5     83,8     48,7     58,4     64,5     71,5    88»0  98,5 
Bm  »  124,2   124,8   125,1    125,4   126,2   128,7   127»2   127,8  *-0^ 

Nr,  2,    (D)  «  (I294,6j     1,304  mm;    B  =  ,5938,81  -  mm. 
Tm  »    28,8     33,2     45,7     51,3     61,0     72,2     81,7  99,2 
Bm  »  156,3   156,9    157,6   158,0   156.5   159,2   159,8   160.9  *+0,2 

Nr.  ».    (Z))  =  fl358,7)  =  l,3iiJ  uaii;    B  =  (5174,6)  =  5,213  mm. 
Tm  =    23,5     34,5  54,6     64,3     72,8     85,7  99,7 

Bm  =  150.0    150,5    151,0    151,6    152,2    152,9    153,7    154,5  •+U 

Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  lü^ 


20"   I  ao«»  I  40«  1  öO«  1  60»  j  70»J^80«      80"  lOü* 


Cu  1. 
Ott  2. 
Ott  3. 


1968 
2071 
2002 


1976  ;  1982 
2079  1  2087 
2009  '  2016 


1987 
2095 
2028 


1996  '  2007 
2108  ;  2110 
2081  I  2041 


2018 
2119 
2060 


2019  I  2029 
2127  •  2136 
2057  2064 


Mittel   ,  2014    2021  ,  2028    2085  I  2043    2053    2059  '  2068  207« 

b.  2.  Reihe  von  Cu  Stftbchen.  *  «=  8,859.  Di  S  ib 
chen  dieser  Gattung  sind  aus  dickem  gewalzten  Cu-Blech 


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Biayuny  von  Üläbtru 


635 


hergestellt.  Der  Bruch  erschien  wenig  krystallinisch  und 
hinreichend  homogen.  Bai  der  Aetzung  zeigte  sich  die  Sub- 
stanz rein,  dicht  und  homogen. 

Die  Analyse  ergab  absolute  üeinlieit 

Biegungen  der  (Gattung  Cu  b. 

P»^(i  + 100  g     /»78»01mm     er  »0,3  (»»0,5. 

Hr.  1.  (i>)  »  (1094,0)  a  l,t08  mm;   B  =»  (5866^6)  -  5,91  mm. 
Tm  »    23,9     34,0     42,8     58,8     67,0     80,1     85,5  100,9 
Bm  m  229,9   280,8   281,1   231,9  288,4  284,7   285,3  287,0  *-2,0 

Nr.  2.  (Z>)  «  (1154,1)  »  1,168  mm;  B  »  (5066,4)  »  5,104  mm. 
Tm  a    28,5     88,9     45,2     53,0     60,5     76,7     86,9  98,5 
Bm  «  214,8   219,6   220,1   220,6   221,2   222,9   224,1   225,4  *-0,l 

Hr.  8.   (D)  =  (1110,5)  =  1,119  mm;    B  «  (5886,6)  =  5,908  mm. 
Tm  «    21,7     80,1     87,7     54,8     65,0    70,5     84,0  101,4 
Bm  B  214,6   215.1    215,5   216,8   217,8   218,8   219,7   221,5   * -1.1,4 

Nr.  4.    (D)  =  (1152,0)  =  i,i61  mm;    B  =  (5886,5)  =  5,930  umi. 
Tm  »    19,5     25,0     34,2     40,7     58,0     63,9     79,6  97,6 
Bm  «  190,0   190,7   191,8   191,6   192,8   198,8   194,7   195,8  *+0,4 

Biegangen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  10^ 


20«      30»  t   40«  I    50»  60« 

  !    I  _     j  _ 

1827  rT882  i  1840 


Nr.  1.  t|  1817  1822 

Nr.  2.  !;  1750  i  1756 

Nr.  3.  1789  1794 

Xr.  4,  '  1758  1762 

mtteü  I  1779 


1763  I  1769  I  1775 
1799  I  1805  1813 


1767^ 
1789 


70" 

1848 
1763 
1821 


80« 

1857 
1792 
1829 


90« 


100« 


1773  I  1780    1788  I  1796 


1665 
1801 
1887 

1802 


1874 
1810 
1846 

1808 


1784  I  1789  I  1794    1802  |  1810  |  1818  |  1826  j  1884 

c.    3.  Serie  von  (Ju-Stabchcn.     .v  =  8,839. 

Diese  St&bcben,  welche  mir  Hr.  Prof.  Voigt  freundlichst 
zur  Yerft&gung  stellte,  sind  ans  einer  dicken  Platte  von  gal- 
vanoplastisch niedergeschlagenem  Kupfer  geschnitten  und 
sind  daher  chemisch  rein,  aber  auch  ziemlich  krystallinisch. 

Biegungen  der  Gattung  Cu  c. 

i's  5ii  +  100  g     / ^  54,89  mm     a  »  0,2     q  =  Ofi. 

»r.  1.  {D)  -  (1012,3)  =  1,02  mm;  B^  (5439,4)  »  5,479  mm. 
Tw»  10,1  24,9  87,6  42,6  51,2  59,4  71,3  84,4  99,7  112,6 
^M»  106,2  108,5  109,4  109,7  110,5  111,0  111,8  112,4  118,9  114,4  «-0,2 


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636 


«/.  Kitwitt. 


Nr«  2.  (2>)  -  (1026,8)  «  t,084  mm:  B  «  (8940,9)  »  3,»7  mm. 
Tjm»  12,6  26,1  86,9  46,1  52,2  59,6  74,6  86,4  91,5  99,8 
J?!»»  142,8  144,0  144,8  146,5  147,3  148,1  148.8  149,6  150,1  151,9  '+0^ 

Nr*  S,  (Z>)  B  (978,8)  «  0,981  mm;  B  »  (5425,2)  »  5,465  mm. 
Tm«  10,7  22,8  80,0  42,4  52,5  59,5  69,4  78,7  91,4  96,0 
Bm  B  118^9  120,6  122,2  128,9  125,8  126,1  126,8  127,5  128,5  189,0  •^U 

Hn  4.  (D)»  (1089,7) -  1,047  mm;  (8822,0)  «  8,85  mm. 
r««  12,4  27,3  35,4  45,3  54,0  60,6  74,8  82,1  90,0  99.7 
£m»  139,5  141,0  142,8  143,7  144,8  145,4  146,9  147,5  148,2  149,2 


Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  10' 


__L 

20'' 

30«» 

40« 

50»  j 

60* 

70» 

80»  ' 

90« 

lOO» 

Nr.  1 

1 

617 

625 

632 

636 

641 

645 

~649^ 

657 

662 

Nr.  2 

i 

625 

629 

640 

645 

r.50 

651 

655 

657 

Nr.  3 

! 

613 

(>20 

'»au 

637 

645 

ÖÖÜ 

655 

658 

662 

¥' 

Nr.  4 

617 

6iy 

629 

6.S8 

648 

651 

656 

66u 

Öltt 

628 

,  630 

636 

.  642  , 

647 

651 

654 

658 

664 

IV.    Zinn.  »=7,164. 

Die  fünf  zur  Beobachtuuc:  verwenücteii  Stäbchen  sind 
aus  zwei  verschiedenen  Klötzen  hergestellt,  deren  jeder  uuter 
den  angegebenen  Vorsichtsmanssregeln  gegossen  war.  Es 
gehören  im  Folgenden  Nr.  1,  2,  8  und  Nr.  4,  5  zosammen. 

Das  Material  erwies  eich  bei  der  Analyse  als  rein;  bis 
auf  einige  sehr  kleine  Gnssblasen  war  das  Geftige  dicht 

Biegungen  von  Zinn. 
P  =  Sa  +  20  g      a  =  0,2      o  ^  0.4. 

SnNr.l.  (Z=«7m,01  mm);  i  Z))  =  (  1456,8)  =  1,468  mm;  5  =  (6136, 2) «6,181  mm. 
Tm    -=    8.2      13,*^      22,6     40,4     54,2     68,6  86,5 
=  65,1     65,4     66,3     71,0     74,5     80.1  90,6 

SnNr.S.  (/a78,01  mm);  (2>)=s (1362,6 )=>  1,378 mm;  J?«(6lt5,8)«6,161iiitt. 

Tm  «  9,1  2.1.0  44,6  53,7  63,1  86,1 
Bm  «  87,5     91,6     99,3    103,7    108,1  126,9 

SnNr.S.  (/»78,01  mm);  (1?)»(1422,8)- 1,483  mm;  B«(6I02,7)«6,148idiil 

Tm  =  9,8  23,3  39,3  49,8  58,4  76^  92,5 
Bm  »  73,1     74,9     78,7     82,1     86,9     95,8  105,3 

So         (/» 68,16  mm);  (D)» (1427,5)»  1,488  mm;  f  a(6307,2)»6,854iiim. 
Tm  ^  14,5     17,5     88,8     47,6     58,8     64,6     79,8  99,0 
Bm  ^  48,1     49,0     51,1     55,0     57,4     60,4     64,9  77,6 


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Bieffung  von  ^IdOm.  037 

8llNr.5.  (/  =  6Ö,l6moi);  (Z>)  =  (1383,4)=  1,394  mm;  5=(6246,8j  =  6,293mm. 
Tm  »  12»0     24,8     8M     43,2    54,0     65,8     79,7  94,1 
Bm  »  56,4     59,0     68,4     64,8     67,8     78,8     78,9  84,9 

Stäbchen  Nr.  4  und  5  wurden  vor  der  Beobachtung  mit 
100  g  durchgebogen.  Die  Gestalt  der  Zionstäbchen  war 
wegen  der  Weichheit  des  Materials ,  welche  das  Schleifen 
fichwierig  machte»  etwas  onregelmftssiger  als  bei  den  anderen. 

In  der  zweiten  umgekehrten  Lage  habe  ich  hei  den 
Zinnstftbchen  keine  Beobachtungen  angestellt,  da  ans  einem 
Versuche  hervorzugehen  schien,  dass  durch  die  nach  der 
zweiten  Heite  lim  gescliutVene  Elasticitätsgrenze  die  elastische 
^achwiikunj^  und  der  Kückätand  für  Rcobachtungen  in  der 
ersten  Lage  eine  Vergrösserung  erfuhren. 

Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  10* 

7/.  iOi^  =  1. 

j  10«  I  20»  j  80*  J  40»  :  50«  i  6(1"     TO«  .  80«  ,  90"  lOO«» 


Sn  1 

2 1274 

j'  1399 
1327 

1291 

1321 

Su  2 

1440 

1487 

Sn  3 

134ß 

lf?78 

Sil  4 

1373 

1401 

1430 

Sn  5 

1430 

1480 

1544 

1877  ]  — 
1983  — 
iMp.t    2un    2126  I  — 

Mittel    1361  i  1391  I  1432  I  1503  ,  1564    1639    1745    1857  \  1977  — 

V.   Legirungen  von  Kupfer  und  Zinn. 

Die  Blöcke,  woraus  die  St&bchen  geschnitten  sind,  habe 
ich  selbst  gegossen. 

a.  Cu*än-L6girung  ^     «  =  8,580. 

Die  Substanz  war  biegsam  ^  und  der  Bruch  erschien 
homofifen.  Auch  beim  Aetzen  mit  einer  S&ure  zei|^  frieh 
das  Gtiiuge  dicht  und  homogen.  Beiui  AuHu!,cii  in  cinci 
öäure  fanden  sich  indessen  iSpuren  von  Kohlentheilchen  vor. 

'        l  Öu  10,20  M 

Das  Stähclifii  Nr.  1  dieser  Gattung  war  etwas  verbogen, 
und  theile  ich  deshalb  die  Beobachtungen  an  demselben 
nicht  mit. 


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638 


J.  KiewieL 


Biegungen  der  G-attung  A 

o  =  0,5. 

=  b,Slb  mm. 
100,3 

64.3  •  +0,2 
=  6,06  mm. 

•+0,2 
=  5,9d4  mm. 

•-U.3 
=  5,884  mm. 

•-0,1 

*  5,911  mm. 

97,5 

88.4  *+0.6 

Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  10" 

B.{D]^  =  1. 


P=  Sa 

+  50g     /  = 

=  78.01 

mni 

<r  =  0.2 

A 

».  2. 

iD\  = 

(1509.4) 

=  1.52  mm; 

B  =  (5^32.1) 

Tm 

=  17,4 

27,0 

40,9 

50,8 

5S.6 

70,5  87,8 

Bm 

«  60,7 

61,5 

6l,s 

62,6 

62,8 

63,2  63.5 

A 

\  r.  3. 

(i>;  = 

^  1.47  mm; 

B  =  (6015.7) 

Tm 

=  17,6 

33.^ 

43,2 

5a,4 

60,9 

82,9    10 1,0 

Bm 

=  64,2 

64,ä 

65,4 

65.7 

66,5  67,3 

A 

Xr.  4. 

iD)  = 

(14G9.2j 

=  1,48  mm: 

B  =  (5n31.2) 

Tm 

=  18,0 

31,5 

40,1 

52,7 

6 -',5 

81,5  1('0.3 

Bm 

^  r,3.l 

63,6 

64,4 

64,5 

65,1 

65,8  66,4 

A 

Xr.  5. 

(I49r..(ti 

^  i..".nr> 

uini; 

B  =  (5840,6) 

Tm 

=  n,i 

31,8 

41,1 

48,2 

62,7 

80.2  99,0 

Bm 

e>  62,0 

62,9 

68,1 

63,8 

68,6 

64,3  64,9 

A 

Nr.  6, 

(1518,9) 

»  1,525 

B  =  (5867,6) 

Tm 

s=  18,8 

35,4 

49,1 

59.1 

70,0 

77,5  85,9 

Bm 

»  59,5 

60,2 

61,1 

61,7 

62,1 

62,5  62,8 

II 

10« 

20» 

80« 

40«  ! 

50»  ■ 

80* 

TO«  1 

80» 

90* 

100* 

A  Nr.  -'. 

1240 

1257 

1269 

1280 

1289 

1297 

13U2 

1307 

1316 

1327 

A  Nr.  3. 

1230 

1238 

1239 

1252 

1258 

1268 

1272 

1276 

1285 

1294 

A  Nr.  4. 

1223 

1229 

1236 

1248 

1253 

1262 

1271 

1279 

1286 

1291 

A  Nr.  5. 

1240 

1248 

1261 

1267. 

1274 

1276 

1283  \ 

1292 

1299 

1306 

A  Nr.  6.  ' 

1240 

1248 

1256 

1267  ! 

1281 

129! 

1902 

1815  ( 

1822 

18S1 

Mittel 

1234 

1244 

1252 

1263  i 

1271 

1286  1 

1294  1 

1.300 

1310 

b.   Cu-Sn-Legirang  .9.  ««8,679. 

Analyse.  J  ^ 

Die  Substanz  war  so  spröde,  dass  von  einer  grösseren 
Zahl  von  zum  Schleifen  anfgekitteten  St&bchen  nur  svsi 
ganz  blieben.  Der  Bruch  war  nnkrjstaUinisch  und  homogen. 

GuBsblasen  waren  nicht  zu  bemerken. 

Biegungen  der  Gattung  B, 
/»«Sa  +  öOg     /  =  47,ö8     <f^0,2  p^Ofi. 

B  Nr.  1«   (2>)  =  (891,8)  =  0,898  mm;   B  =  (8400,8)  -  6,448  mm. 

Tm  =   5,9    14,4    21,1    32,3    41,0    50,5   59,2   75,0    89,5  97,2 
.Biii-57,0   57,8   58,1   58,7   59,2   59,7   60,2   61,4    62,5   634  *4>0^ 


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Bie^muj  von  Siüien. 


639 


B  Hr.  2«   (2»  »  (047»0)  «>  0,954  mm;   i?  »  (6599,1)  «  6,628  mm. 
7»»  8,2   20,7   87,9   58,3  59,9  69,2  84,7   90,1  100,4 
2rM»46,0  46,7   47,5   48,8  48,6  49,0  49,8  50,1    50,6  *+0,a 

Biegungen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  lü^ 
B,{Df^\\     P=\m%\  /=100mm. 


i  10»  j 

20*  .  80*>  1  40'>  1  50»  1  60»  | 

70« 

i  100" 

J?Nr.2. 

4829 
*4780 

4891  j  4940    4981    5031    5080  ^ 
4S96  1  4881  1  4930  !  4986  1  50S4 

5143 
507« 

,  5208 
!  514  t 

5274 
5192 

1  5336 
1  5249 

Mittel 

4808 

4864    4911  ^  4955  ^  5009  |  5057  j 

5110 

^  5174 

5233 

5292 

C. 

Cu-Sn-Legirung  C. 

H  = 

8,314. 

Analyse:  {  ^, 

l  on  i>8,tD  »> 

Der  Bruch  war  unkrystallinisch  und  homogen.  Die 
Snhstanz  war  ebenfalls  sehr  spröde,  und  Yon  mehreren  auf- 
gekitteten St&bchen  blieben  nur  noch  zwei  fibrig.  Gassblasen 
waren  nicht  zn  erkennen. 

Biegungen  der  Gattung  C\ 
Sa  +  20  g         54,94  mm     ü^Ofi     ^  «  0,6. 

C  Kr.  1.    (D)     (1025.5)  -  1.033  mm:    B  =  (f)Hu;i,ü;  =  6,652  mm. 
Tmr-.   6,7    14,8    22,2    3^,5    5G,9    Gb,5    81,3  98,8 

Bm^-Af).^    36,0    36,2    37,0    37,7    38,3    39,0    40,3  •—0,1 

('  >r.  '1.    {D)  -   (9öö,4)  =  0,996  mm;    B  ^  iGöa»,!)  =  6,587  mm. 
Tm  =    8,9    19,0    2«,7    40,1    49,2    56,7    7Ü,5  91,2  101.1 

^»1=  39,7    40,2    40,6    41,0    41,4    41,7    42,4    12,7    4.'i,2     43,6  •-0,2 

Biegangen,  berechnet  für  die  Vielfachen  Ton  10* 


B.{Df 

-1; 

100  g; 

/  BS  100  mm. 

10« 

20» 

1  80* 

40«  I 

50*  1  60« 

1  70» 

80*  \  90* 

100« 

CSV  1. 

5028 

5071 

1  513« 

5202 

52.^ ü  !  5315 

5390 

5467  5567 

5666 

CNr.2.  1 

4946 

5009 

1  5058 

5106  ; 

5151  1  5205 

5270 

5316  5368 

5420 

d.   Cu-Sn-Legirung  D.    .s  =  8,927. 

Cu  67,06  Proc 
8n  32,91  n 


.  I  f  Cu  67,06  Proc 
Analyse:  \ 


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640 


J.  Kiewiet 


Die  Sabstanz  besass  bei  sehr  grosaer  H&rte  ebeoMs 
ansgeseichnete  Spr5digkeit.    Der  Brneb  war  ebenfallft  kry* 

stallinisch.    Gussblasen  waren  nicht  zu  bemerken. 

Biegungen  der  Gattung  D. 
a  =  0,3     g  =  0,5. 

D  Nr.  1.    P  =  5a  -f-  100  g;    /  =  68,16  mni:    *  +Ü,«. 
(2>)  «  (1295,4)  =  l,m5  mm;     B  =  (6319,71  =  6.366  mm. 

Tm  «=  10.8  21.1  36,7  50,3  61.5  72.1  83,4  92,7  lol,2 
Bm  =  88,5     83»7     84,1     84,4     84,7     84,9     85,2     85,4  85,« 

D  Hr. 2.         8a  +  100 g;  tm  54,95 mm;  *-0,2. 
(jy)  B  (1306,0)  =  1,816  mm;  (6401,a)  =  6,449  mm. 

Tm  =  7,8  21,2  33,8  11,0  53,6  6'».'^  83,6  99.5 
Bm  ^  44,4     44,5     44,6     44,1     44^9     45,2     45,3  45,6 

I>  Nr. &  P        -1-  100 g;  I  «  68,16  mm;  *-0,2. 
(D)  =  (1880,6)  =  1,84  mm;      B  »  (6121,9)  =  6,167  mm. 

Tm  =  11,0  22,3  34,4  45,7  51,5  68,1  80.5  91,0  103.4 
.Bm  =  88,8     84,1     84,3     84,5     84,6     85,1     85,8  85,6 


Biegungen,  berechnet  für  10^  und  die  Vielfaches 


■  10« 

Ii 

20« 

30* 



j  40« 

50«  1^60« 

70*' 

1  80" 
1 

90"  j 

10»* 

A 

1181 

1164 

1187 

1191 

1194  1  1197 

1201 

1  1204 

1207 

ttU 

A 

1243 

1246 

1250 

1254 

1257  '  1262 

1266 

1  1268 

1275 

1244 

1248 

1251 

1258 

1256  i  1260 

1262 

1  1267 

1271 

Mittel 

1223  ,  1226 

1230 

1233 

1236  j  1239 

1248 

'  1246 

1251 

Aas  den  mittleren  Biegungen,  welcbe  noch  in  Scalen- 
tbeilen  angegeben  waren,  werden  weiter  die  £la8ticitftt66o6f'' 

ficienten  der  Biegung  nach  der  Formel: 

berechnet  und  in  Millionen  Grammen  ausgedrückt.  »,i  be- 
deutet die  Biegung,  welche  der  Beziehung  B.{D\^  =  l  ent- 
spricht. Uer  absolute  Werth  eines  Scalentheiles  wurde  mit 
Hülfe  eines  MikronictcrmikroskopeSi  wie  schon  erwähnt  ist 
s  0,00061  mm  bestimmt 


• 

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Bieyuny  con  iSiabeii, 


841 


Aus  den  Beobachtungen  gebt  berror,  dass  es  in  der 

Hegel  gentigt,  für  Temperaturen  zwischen  0  und  100®  den 
Elasticitätscoefticienten  Et  als  lineare  Function  von  t  dar- 
zustellen, also  zu  setzen: 

wenn  Eq  den  \V\rth  von  E  bedeutet,  welcher  /  =  0  entspricht. 
Eq  und  a  sind  ;tus  tien  Werthen  von  Et,  welche  aus  den 
für  die  Vielfaclien  von  10'*  berechneten  Biegungen  her- 
geleitet werden,  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate 
berechnet,  und  ich  habe  die  daraus  nach  der  Formel  sich 
ergebenden  IVerthe  von  Et  unter  die  beobachteten  gesetzt 
In  ,  dieser  Weise  habe  ich  der  Vergleichang  halber  die  Rech- 
nung ftlr  alle  Gattungen  von  Stäbchen  dorcligeführt  und 
nachher  für  die  drei  Gattungen  Zmn  und  Cu-Zn  Legirun- 
gen  A  und  N  uUein  Et  in  Form  einer  Function  zweiten 
Grades  dargestellt. 

Die  ElasticitatscoelUcienten. 

Es  ist  mir  nicht  gelungen,  branchbare  Legimngen  mit 

weit  tiberwiegendem  Zn-  und  8n-Gehalt  herzustellen.  Auc  h 
der  G lesser  hat  solche  Lnni(jositionen  wiederholt  (zuüi  Theil 
zehnmal)  herzustellen  versucht,  aber  vergeblicli,  denn  die 
eingesandten  Gussblöcke  erwiesen  sich  sämmtlich  aU  un- 
brauchbar, weil  sehr  viele  Gussblasen  vorhanden  waren. 

Ich  habe  mich  bemüht,  mit  Hülfe  eines  Sclerometers 
die  Härte  der  untersuchten  Metalle  und  Legimngen  zu 
bestimmen,  theile  jedoch  die  numerischen  JEtesultate  dieser 
Versuche  nicht  mit,  da  der  mir  zur  Verfügung  stehende 
Apparat  keine  solche  Genauigkeit  gewährte,  wie  sie  bei 
guten  Härtemessungen  erforderlich  ist.  Es  war  aus  diesen 
Versuchen  jedoch  zu  entnehmen,  dass  die  Härte  der  Le- 
giruiif^en  nur  zum  Theil  zwischen  den  Härten  der  sie  bilden- 
den einfachen  Metalle  lag,  während  sie  bei  einigen  Uber  dies 
Intervall  hinausging. 

Zur  Vergleichnng  und  zur  besseren  Uebersicht  der  Be- 
snltate  der  letzten  Tabellen  stelle  ich  folgende  Werthe  noch* 
mala  zusammen  (Siehe  Tabelle  p.  644): 

A»B.  d.         XL  Omol  V,  F.  ZXIZ.  41 


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642 


J.  KieaieL 


■C  9t 

CO  t~ 


oTcT 


X  X 


O  afar 


—   —    7  •    «  T 

er.     I     f      1-  I 


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C     —      I  -  > 


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^1 


CO 

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ocT  CO    xToo         OS  3;  c«f  c'c 


00  « 


•ft  o 


CO 


I 


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Bieffung  von  SüUfen, 


643 


O  OS 

2  oo" 


oo 


00*0? 


00  M 


7«  ■n 


O 


o 


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644 


^  .  SpecGewtelit'  JF«  CJon- 
Analyse   trac- 

beob.    ber.  .  beob,    ber.  tioa 


Zn  rtftn         7,115  10,4yr .    _       ~       ^  14,71 

Cu-Zn      Zd  54.94 


0-:  :a;l;  { "A-  - 


V         r    !■  n«  I  -  »•*' 

iV  Cu  4o,06  \ 

^6^"  8,215    -,878  lOA«    n,3s,  0,341     -  8,41 

;       77;71  }  ****  '  - 

'Messing  ,  Zu  j  .  ^  ;  ^^^^^  j 


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Cu  66,03  i 


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rein 

rein 


8,7«  ;    -   ;  10,8., ;    -       -    '    -  a,K 

^jj^,  12,2„  I  ^j^^,     —        _  8,S 


8,986 


«,9 


Cö-i>n   Ii  Cu  8y,T6 


Cu-Sn      Ca  49,97 


Sb  50 


I  8,679    7,^3b_   8,6„j    8,5,,.  0,741 


9p 


Cu-Sn     Ca  41,28 
C        Sn  58 

Sn  rein 


ff  l  8,314    7,792    8,3j,     7,8,5:0,522     —  Hi^ 


7,164 


4,768 .    -~    ij   —        —  37,4 


Die  vorstebeode  Tabelle  gibt  in  der  Golamne 

1.  Die  chemische  Beschaffenheit  oder  Znsammensetsang. 

2.  Das  specifische  Gewicht»  und  swar  sowohl  das  dorcb 
Beobachtung  gefundene,  als  auch  das  aus  der  Formel  ftf 

das  specifische  Gewicht  einer  Ltgüuüg: 


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Biegung  von  Stäben, 


645 


berechnete.        B  bedeuten  darin  den  Procentgehalt  der 
beiden  einfachen  Metalle,  a  und  b  deren  spedfiechee  Gewicht 
8.  Die  Differenz  beider,  welche  die  Grösse  der  Dilata- 
tion oder  Contraction  angibt. 

4.  Den  Elasticitätscoöfficienten  E,  und  zwar  sind  neben 
die  aus  den  Beobarhtunjzen  abgeleiteten  Werthe  von  E  bei 
den  Legirungen  noch  die  aus  den  Elasticitätscoeihcienten 
der  Bestandtheile  berechneten  gesetzt. 

ö.  Den  Oo^fhcienten  u  der  linearen  Aendemng  mit  der 
Temperatur. 

[Die  mit  einem  *  bezeichneten  Gattungen  sind  gewalzt] 

Unter  den  untersuchten  Substanzen  nehmen  drei  eine 
besomlere  Stelle  ein.  weil  bei  ihnen  eine  lineare  Function 
für  die  Aenderung  von  E  mit  t  nicht  ausreicht  Dies  sind 
Sn  und  die  Cu-Zn-Legirungen  A  und  N.  Nach  einer  Function 
zweiten  Grades  berechnet,  lassen  sich  die  ElasticitätscoSffi- 
cienten  dieser  Gattungen  folgendermassen  darstellen: 

Sn  E  =  E^  [\  -  0,0031 1  t  -  0,OUü IKJ4  2  ^'|, 
Cu-Zu  A  i:  ^  e/[_1  +  0,00067  t  -  0,000  OOÖ  2  f''\ 
Cu-Zn  N  h:  =       ,1  +  0,00047  /  -  0,000  007  1 

Diese  beiden  Ou-Zn-Legirungen  N,  deren  Zusammen- 
setzung nahezu  ttbereinstimmt,  verhalten  sich  bezüglich  der 
Aenderung  von  E  mit  t  ganz  fthnlich;  auffallend  ist  es,  dasa 
bei  ihnen  E  f&r  Temperaturen  von  0  bis  60^  nahezu  con- 
stant ist. 

Bei  der  dritten  dieser  Ausnahmen  (8n)  waren  die  Beob- 
achtungen für  höhere  Temperaturen,  wie  schon  hervorgeiioben 
wurde,  infolge  der  sehr  beträchtlichen  elastischen  JMachwir- 
kiiDg  ausserordentlich  schwierig,  und  deswegen  ist  es  nicht 
aoageschlossen,  dass  die  Biegnngen  f&r  höhere  Temperaturen 
zu  gross  gemessen  sind,  also  auch  die  Aenderung  Ton  E 
mit  t  zu  gross  gefunden  wurde.  Es  ist  darum  nicht  un- 
m(^glichy  dass  nach  Elimination  dieses  schwer  zu  beseitigenden 


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646 


J.  Kiewiet, 


Fehlers  eine  lineare  Function  wenigstens  für  Temperatnien 

bis  zu  100^  genügen  würde. 

Bei  der  Vergleichiing  ziehe  ich  als  Elasticitätscoetü- 
cienten  von  Cu  den  Mittelwei  th  12,3^2  der  Gattungen  Cu  II 
und  Cu  III  in  Betracht,  weil  E  für  das  ungewalzte  Kupfer 
(Cu  I)  wegen  ungenügender  Dichtigkeit  mit  einem  Fehler 
behaftet  und  zu  klein  gefunden  ist 

Was  zunächst  Zn  betrifft],  so  ist  auffällig,  dass  der 
Elasticitätscogfficient  dieses  Metalls  auf  10,4,,  (für  0^  liegt, 
w&hrend  die  froheren  Beobachtungen  darüber,  welche  sämmtlich 
mit  Dr&hten  angestellt  sind,  ihn  als  etwa  8J  ergeben  haben, 
also  1,7  niedngfi.  Ich  habe  die  Zn-Stäbchen  aus  diesem 
Grunde  mit  groager  Suigfalt  l»ei  verschiedenen  Belastungen 
und  Längen  untersucht  und  keine  wesentlichen  Abweichungen 
gefunden,  sodass  dem  angegebenen  Werthe  volle  Bedeatuog 
beizult'[::on  ist. 

Die  Tabelle  zeigt,  dass  unter  den  sieben  Ca*Zn-Le- 
giningen  sich  nur  vier  befinden  (darunter  die  beiden  Sorten 
Yon  reinem  gewalzten  Messing),  bei  welchen  E  zwischen  den 
BlasticitfttscoSfBcienten  von  Zn  und  Ou  liegt,  ^^Übrend  E 
bei  den  drei  übrigen  unter  demjenig(»n  von  Zn  bleibt.  Es 
lassen  sicli  demnach,  besonders  da,  die  Legirung  mit  grösstem 
Cu-Gehalt  fast  den  kleinsten,  diejenige  mit  kleiiibti  m  Cu-Ge- 
halt  fast  den  grössten  Eiasticitätscoeflicienten  besitzt,  die  Cu> 
Zn-Legirungen  in  dieser  Hinsicht  in  keine  Beihc  or(^Ti''n. 
Am  meisten  fallen  die  grossen  Abweichungen  auf,  welebe 
die  Gattungen  A,  C  zeigen,  deren  Eiasticit&tacodf&cieDteD 
entsprechend  12,17,,  9,6qs,  10,6^^  sind,  während  doch  ihre  Zu- 
sammensetznng  &st  dieselbe  ist.  Ich  habe  ftlr  diese  auf- 
fallende Erscheinung  keinen  befriedigenden  Grund  gefunden; 
OS  ist  möglich,  dass  die  Bildung  der  Legirung,  die  Art  des 
Erstarrensj  die  Temperatur  d^r  Miarlnmg  u.  dgl.  einen  be- 
deutenden, schwer  zu  erkennenden  Emliuss  auf  die  mecha- 
nischen Eigensohaften  der  Legirung  ausüben.  Die  Dichtig- 
keit und  Homogenität  dieser  drei  Gattungen  war  allerdings 
wesentlich  Yorschieden,  bei  der  Legirung  N  ToUstftodig  be- 
friedigend, bei  den  beiden  anderen  mangelhafi  Beobachtungs- 
fehler  sind  ausgeschlossen,  da  die  Biegungen  wiederholt  sa- 


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Biegung  von  Stäben 


647 


gestellt  wurden,  und  zwar  ohne  merkliche  AbweichuDgen  zu 
zeigen. 

Bei  dieser  ganzen  Reihe  ist  eine  Contraction  eingetreten, 
welche  von  0,038  bis  0,341  schwankt,  wodurch  die  Thatsache, 
dase  der  Elasticitätsco^fficient  einiger  Legirungen  unter  dem- 
jenigen von  Zn  liegt,  noch  auffälliger  wird,  denn  yerschie- 
dene  Versuche  ^)  haben  ergeben,  dasB  der  Elasticit&tacogfficient 
einer  Substanz  durch  alle  Umstftnde,  welche  die  Dichtigkeit 
erhöhen,  ebenfalls  vergrössert  wird. 

Ebensowenig  lassen  sie  sich  nach  der  Grösse  der  Aen- 
derung  mit  der  Temperatur  in  eine  Reihe  bringen.  Der 
Coi-iticient  a  der  linearen  Aenderung  von  E  mit  t  zeigt  bei 
den  verschiedenen  Legirungen  nur  verhältnissraässig  geringe 
Abweichungen.  Dass  die  Aenderung  von  E  beim  galvano- 
plastisch niedergeschlagenen  Cu  bedeutend  grösser  ist  als  bei 
den  beiden  anderen  reinen  Cu-Sorten,  wird  durch  die  mehr 
krystallinische  Structur  erklärt. 

Anders  ▼erhalten  sich  die  Cu-Sn-Legirungen.  Bei  allen 
diesen  liegt  E  zwischen  den  Elasticit&tscoSfficienten  von  Cu 
und  Sn.  Das  Intervall  ist  hier  aber  bedeutend  grösser  als 
bei  Va\  und  Zn.  AutVallend  ist  es,  dass  die  Cu-8n-Legirung  A 
ein*  ri  EiasticitätRCoeflicienten  zeigt,  welcher  fast  \\m  zwei 
Einheiten  kleiner  ist  als  der  nach  der  Zusammensetzung  be- 
rechnete. Der  Grund  dafür  liegt  wahrscheinlich  in  der  mangel- 
haften Reinheit  des  GefQges,  denn  wie  schon  erwähnt  wurde, 
ergab  die  Auflösung  in  einer  Säure  bei  einem  Stäbchen 
dieser  Art,  dass  beim  Zusammenschmelzen  einzelne  kleine 
Kohlentheilchen  zwischen  die  flüssige  Substanz  gerathen 
waren.  Dass  es  sich  hier  um  die  Beimischung  eines  fremd- 
artigen  leichteren  Körpers  handelt,  geht  ausserdem  noch 
hervor  sowohl  aus  der  Thatsache,  dass  da^  beobachtete  spe- 
citi-chi^  brewiclit  kleiner  ist  als  das  bereciinete,  als  :mch  aus 
der  Analyse,  wonach  0.24  "/^  fehlen.  Nimmt  man  dies  als 
Grund  dafür  an,  dass  diese  Legirung  mit  ihrem  £la8ticitäts- 
coefficienten  aus  der  Keihe  herausfällt,  so  kann  man  wohl 
behaupten,  dass  hier  im  allgemeinen  zur  Legierung  mit 

1)  Besonders  Wertheim,  Pogg.  Ami.  *>7.  p.  Hb2.  Ih42;  l'ogg.  Am». 
Eigbd.  2.  p.  73.  1S48. 


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648 


J.  Kiewiet, 


grösserem  Cti- Gebalt  auch  der  grössere  ElasticiUtBcoSMcteot 
gehört,  dass  sich  also  aDgenäbert  die  Elasticitätscoefficientea 
der  Cu-Sü-Legirunß:en  nach  der  Zti-  immensctzung  aus  d^n 
Elasticitätscoefficienleü  der  sie  zusauiioeiibctzeiKii  n  einfarben 
Metalle  berechnen  lassen.  Dieser  iSatz  ist  aber  mit  grösster 
Vorsicht  zu  gebrauchen. 

Die  beobackteten  specifischen  Gewichte  dieser  Legi- 
rangen  zeigen  Ton  den  nach  der  Miscbangsregel  berechneten 
ganz  erhebliche  Abweichungen.  Während  bei  der  Cn-Sn- 
LegiruDg  A  das  berechnete  specifische  Gewicht  aus  dem  er- 
mähnten Grunde  grösser  ist  als  das  beobachtete,  zeigen  die 
anderen  drei  erhebliche  Contractionen  in  der  Grösse  lon 
0,522  bis  0,741. 

Auch  die  Coefficienten  der  linearen  Aenderung  von  E 
mit  t  lassen  hier  grössere  Abweichungen  erkennen  als  bei 
der  Keihe  Gu-Zn;  die  Differenz  dieser  Grössen  fttr  die  End- 
glieder umfasst  hier  anch  ein  erheblich  grösseres  Intertall 
als  bei  den  Metallen  Ou  und  Zn.  [Bei  Ca*8n  34,01 ;  bei  Oa- 
Zn  10,95].  Abgesehen  von  der  Ansnahme  A  sind  die  Aen* 
dernngsooSfficienten  derart,  dass  die  Legimng  mit  grösserem 
Cu-GehaU  die  kleinere  Aenderung  aufweist 

SohJlussfoIgerimgen. 

1.  Der  Blasticit&tscogfificient  einer  Substanz  ist  nicht 
constant;  bei  Legirungen  ist  er  abhängig  von  dem  Zustande 

derselben,  welcher  sehr  verschieden  sein  kann  und  zum  grossen 
Tlieil  durch  die  Art  desZusaiiimenschmelzens  bedingt  sem  mag. 

Der  Satz,  welcliea  Wertheim^)  aufstellte,  dass  der  Elasti- 
citätscoöfficient  einer  Legirung  sich  aus  den  Elasticitäts- 
coefüdenten  der  ßestandtheile  nach  Verhältniss  der  Za* 
sammensetzung  berechnen  lässt,  mag  gültig  sein  für  Legi- 
rungen, die  sich  s&mmtlich  in  demselben  Zustande  befinden, 
ist  jedoch  im  allgemeinen  mit  grösster  Torsicht  zu  gebrauchen. 
Wertheim  fand  übrigens  selbst  bei  den  Cu-Zn-Legimngen 
bedeutende  Abweichungen. 

2.  Es  genügt  in  der  Regel,  für  die  Aendciung  £  mit  t 

1)  Wer  the  im,  Pogg.  Ann.  Ergbd.  2.  p.  73.  1M8. 


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Biegung  von  Stäben, 


649 


bei  den  Metallen  und  Legirungen  ftlr  Temperaturen  zwischen 
0  nnd  100^  eine  lineare  Function  einsniftlliren. 

3.  Aus  den  Aenderungen  des  Elasticitüiscor'fficienten  der 
einfachen  Metalle  mit  der  Temperatur  lässt  sich  kein  sicherer 
Schluss  ziehen  auf  die  Cxrussu  der  AeiidtTunfi:  von  E  bei  deu 
Legirungen,  ebensowenig  auf  die  Härte  derselben,  denn  aus 
den  betreffenden  Versuchen  ging  hervor,  dass  die  Härte  der 
Legirungen  häufig  Uber  diejenige  beider  Bestandtheile  hin- 
ausging. 

4.  Das  nach  der  Mischungsregel  berechnete  specifische 
Gewicht  sohliesst  sich  wohl  am  sichersten  an  die  beobachteten 

Werthe  an;  jedoch  nicht  häufig  zeigen  sich  erhebliche  Ab- 
weichungen, welche  gewöhnlich  durch  Contraction,  seltener 
durch  Dilatation  i)eim  Erstarren  herv(»rgerufen  wertlen. 

Die  theilweise  nicht  unerheblichen  Abweichungen,  welche 
St&bchen  derselben  Gattung  zeigen,  ünden  ihren  Grund  in 
der  ungleichen  Mischung  und  in  dem  Umstände,  dass  die  Di- 
mensionen der  geschmolzenen  Blöcke  lea  klein  gewählt  waren; 
denn  die  Strnctur  einer  geschmolzenen  Metallmasse  ist  um 
so  unregelm&ssiger,  je  kleiner  die  Dimensionen  derselben  sind; 
dies  haben  die  eingehenden  üntersuchungen  von  F.  Savart^) 
erj^ehen.  Auch  die  specifischen  (rewichte  andern  sich  ja  bei 
klrineren  Gussblöcken  vom  Baude  nach  dem  iunern  zu  nicht 
unerheblich. 

Von  den  Analysen  hat  ein  älterer  Chemiker  die  quali- 
tativen ausgeführt,  w&hrend  die  quantitatiTen  zum  Theil  von 
Hm*  Prof.  Jannasch  gütigst  übernommen,  zum  Theil  vom 
st&dtischen  chemischen  Laboratorium  der  Stadt  Hannover 

besorgt  sind. 

Ich  theile  ausserdem  noch  die  Kesultiite  der  Beobach- 
tungen au  zsvei  Hus  einem  honwicrenen  Glasklotze  geschnittenen 
StiU)chen  mit.  welche  mir  Hr.  Prof.  Voigt  gütigst  zur  Ver- 
fügung stellte. 


n  F.  Sa V art,  Das  G«fäge der  Metalle,  Pogg.  Ann.  16.  p.  248  u. f.  1829. 


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650  J,  KkuHtL 

2  (jr  iasstäbchen.    «  =  2,584. 

Biegaogen,  berechnet  für  die  Vielfachen  von  10*^ 

B.{Df^  1. 

/»«Ä^fl  +  lOOg      /  =  54,89      or  =  0,3  ^«0,6. 

10«     20«     80«  '  40*     60«     «0»  '  70*    80«     !»•  lOO* 

_  I  

Gl.  1.    987,9  990,8  .  993,^  ^^9♦>,0  lÜOO,y  l(i04,:;  KXis    1012    1011  1017 
OI.  2.    987,5  990,4  993,6  997,4  1001,3  1004,1  1007,1  1009,8  1012,9  I0i6j 

Mittel   9&7J  990,6  993,7  997,2  1001,1  1004,21007,61010,91013,51016.« 

Daraus  stellt  sich  dann  der  Elasticitätscoeliicient  E 
von  Glas  folgendermassen  dar: 

0*  '  10«     200  40«     ÖO«     60«     70«     80»     90»  100* 

beob.      —  ;  7,6^,   7,6j^   7.6,,   7,:),,j,   7,5^^  7,5,^  1,A^^    7,4;^  7,4^, 

her.     '  7,6^»  :  7,6j,   ',641   "»^i^»   '••'^93  7,58^  l^^^^  'l,h^^  7,4^^   7,4;^  7,4^s 

Für  die  Aenderung  des  Elasticitätscoefficieaten  you 
homogenem  Glase  mit  der  Temperatur  gilt  also  die  lineare 
Fnnction: 

E=E^{\-  0,000321 . 4,  wo  ^0  ^  ^As* 

Torsionsbeobachtnngen  an  Zink,  Kupfer,  Zinn. 

Zu  diesen  Beobachtungen  benutzte  ich  einen  sehr  genauen, 
Hrn.  Prot'.  N'oigt  gehörenden  Apparat,  welchen  dersell)e  mir 
gütigst  zur  Vertilgung  stellte.  Die  Methode  ist  schon  aus- 
führlich beschrieben  worden.*)  Ich  will  daher  nur  hervor- 
heben, dass  die  gegenseitige  Drehung  zweier  Querschnitte 
der  Stäbchen  an  auf  den  Stäbchen  mit  Klammern  befestigten 
Spiegeln  mittelst  Fernrohr  und  Scala  (Abstand  von  den 
Spiegeln  A  ^  5165  mm)  beobachtet  wurde  und  ein  ähnliches 
Verfahren  wie  bei  den  Biegungsbeobachtungen  die  Elimination 
der  Reibung  gestattete. 

Die  folgenden  Tabellen  enthalten  ausser  den  in  Rechnung 
zu  ziehenden  Dimensionen  L  B  D  m  Miiiimetern  zunächst 
die  Belastung  P  in  Grammen  und  die  Temperatur  it  der 

1)  W.  Voigt,  Pogg.  Ann.  Ergbd.  7.  p.  185.  1876;  Sitxnngsber. 
der  Kgl.  P^euas.  Ak.  d.  Wiss.  m  Berlin.  10*  p.  997.  1884. 


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ßiegunff  von  ^täöm,  651 

Beobachtung,  darauf  in  zwei  Reihen  die  An /alil  a  der  8ca- 
lentheile  (Millimeter),  um  welche  die  Scalen bilder  sich  gegen- 
seitig verschoben  bei  einer  Belastung  Sa  (Wagschale)  und 
Sa  -f  Pj  ferner  noch  Oq  als  den  8cal6ntheil,  von  welchem  aus 
die  Drehung  stattfand.  Daraus  ist  nach  der  Formel: 

2^««tg2(r+To), 

die  jeder  Belastung  entsprechende  Drehung  r  und  die  fur 
1  g  Belastung  gültige  berechnet  q  bedeutet  wieder  den 
Beibungswerth,  findet  hier  aber,  da  er  eliminirt  wird,  keine 
besondere  Verwendung. 

Aus  diesen  Zahlen  berechnet  sich  der  TorsionseoSffi- 
cient  T  nach  folgender  von  De  Saint-Venant  aufgestellten 
Formel: 


in  i^elcher  R  der  Hebelarm  ist,  an  dem  die  Belastung  F 
wirkt y  welcher  fUr  den  Apparat  =  36,79  mm  war,  X  aber 
eine  complicirte  Function  des  Yerh&ltnisses  BjD  bezeichnet, 
die  iür  Werthe  des  Verh&ltnisses,  welche  die  Grösse  2  über- 
steigen, merklich  constant     3,861  ist 

Drillungen. 
A  Zink. 

Zn  Nr.  1.    £»48,0;    ^-5,99;     i?  »  1,50;  PaSO;  ^  21*. 

P^Sa    8a  ^  P 

(rechte  Rolle)  r.  R.   ir«  n,7     54,3     <r«  «  —  87  51  =  1,7 

(linke  Bolle)    1.  R.         10.9     .);i,5     tr»  »  +  205  ^  =  8,8 

r.  R.    r,  =  0,0(K)  üS2  5 

Mittel  r,»  0,000  061 4 

Zu  Xr.  3.   Z  =  48,17;    B  =  6,0;  D  =  1,466;    P  =  50;       =  21» 

L  B.   «r  ~  18,4    MJ,8  c^  -  -  A      ff  -  2,2 

r.  B.   <r  s  18,6     59,3  0«  -  "  80      q  =  0,5 
1.  R.  T,«  0,000068  5 

r.  R._r,=^0^  0860^  T^3,8y^. 
Mittel  Tg- 0,000087 2  ~ 


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652 


J,  Kiewiei, 


+  m 

+  85 

T 

T 

T 

=  0,26. 

Zn  Nr.  4.   Z  «  48,73;    jB«  5,984;  i)«l,49;     P»50;  9^«»». 

L  &   a «  M    54,1  «r« 

r,  B.   «r    12,9     55,9  tf« 
L  R.  f|»  0,0000855 
r.  R   T|  =  0,0000888 

Mittel  Vt»>  0,0000844 

DaraiiB  folgt  alfl  Mittel  worth: 

and  wenn  ich  setze  T  » 

Da  nun: 

80  folgt  I  =  7,29,  und  d&  gefunden  ist:  £#«si^»  10,1^»  80 
resultiren  daraus  die 

Elasticitätsconstanten  des  Zinks 

a  =  14,94    b  =  7,29    a  =  2,05 .  b, 

B  Zinn. 

Sn  Nr.  1.  £  »  50,1 ;    B  =  6.18;    2>    1,47;    P  »  20;      =  82*. 
I  B.    <r » 20,8      65,8  «r« »  -f-  S8      ^  »  4,2 

r.  R.    CT  =  12,5      56,2  ao »  +  20      9  a  0,3 

L  E.   fj»  0,000  215 

r.  R.    r.  =^  0,000  212  T  =  1,3„  . 

Mittel  Ti  a  0,000218 

hn  Nr.  2.   X  =  51,0;     2)  =  1,375;    /?  =  6,16;     P  -  10;  21,5*. 

Sa     Sa  +  P  Sa  +  2F 
r.  R.    (7  =  27,0      53,8      81,0  =  -  70       q  ~  1,3 

1.  R.    (T  =  25,5       52,2       79,0       a<,  =  +  35       Q  =  3,3 
r.  E.      =  0,000  260 

LB.   f,=  0,000268  T^IjOj^, 

Mittel    r,=  0,000  261 

wiederholt  für  L  »  47,0. 

^  Sa    80+ P  5a4-2P 

IB.    (T    21,8      47,7      74,0  9  »  5,0     «r«  «  +  200 

r.  B.    0  » 20,8      46,5      73,1  ( » 7,5     <r,  «  0 

1.  R.    r,=  0.000  251 

r.  R.    r,=  0,000  251  T  =  , 

Mittel  T|  a  0,000  251 

Mittel  r=  1,5^. 


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Biegung  von  Stäben, 


653 


Sn  Nr.  1.    /:  =  49,75;    D  =  1.424;    B  =  6,344;    P  =  10^    t*^  =  22*. 

Äa     5a  +  P  5a  +  2P 
LR.     <T  =  4U)       64^       (To  =  +  13       g  =  3^ 

r.  R.     (T  =  1^       42^       66J  =  —  fi  = 

1.  R.    r,  =  0,000  22Q 
__r.  R.    r,  =  0^2afi  T  =  /j^jj  . 

Mittel    /,  =  0,000  233 
Mittelwerth :    T  =  1.5^,,  T  =  Ö,65. 

Gefunden  war:      E=-i,'6.^,    daraus  die 

Elasticitätsconstanten  von  Zinn 

6  =  a4      ar=.  1,4  ■Z>. 

C  Kupfer. 

a.  rein,  ungewalzt  (nicht  dicht!) 

Cu  Nr.  L    L  =  47,0;    B  «  5,979;    D  =  1,386;    P  =  50^    »  =  22«. 
Sa      Sa+F  Sa  +  2P 
LR.    a  -  13^  102.1       (To  =  -  III       p  =  0,8. 

Radius  der  linken  Rolle  Ä  =  36,7  mm. 

L  R.  Tj  =  0,000 QSß  5.  T=4^, 

Cu  Nr.  2.   Z  =  49,2;    £  =  5.976;    D  =  1,313;    P  =  50j   ^  =  21<*. 
r.  R.    er  =  16^2     71^         =  -  mi     d  =  \A 
LR.    (T  =  lej     71^     (To  =  +  3Ü9     e  =  2^ 
r.  R.    £,     0,000  Ilifi 

 L  R.  J^^  =  0.000  IM  _ 

Mittel  0,000  1 03  7^  = 

Mittel  Werth :    T  =  4^ ;       T  =  0^ . 
Gefunden  war:    K  =  10,7^,. 

.»  =  31.5 

Daraus  die  Elasticitätsconstante  des  reinen  un- 
gewalzten Cu: 

a  =  11,89     b  =  2M,     a  =  4.Q4./>. 

b.  rein  gewalzt. 

Cu  Nr.  2.    Z  =  47,2;    B  =  5.103;    D  =  1,162;    P=  50;       =  20^ 
Sa       Sai-P  Sa-{'2P 
LR.    fT     24^5       108,5       192,6       ffo  =  -  IM       ^  = 
r.  R.    (T  =  26^4       110,9       195,2  =  +  IM      ^  =  0^ 

LR.    r,  =  0,000  IM 
__  r.  R.    f,  =  0,000  IfiS 

MitteT  r,  =0,000  1<>3  T  —  4fi^ 


« 


654  KtewieL 

CnNr.  3.   I.»47,8;  J9»  6,959;         1,119;  P»50;  »  »  tO*. 
r.  B.   «r  =  «4,$      108,1      a«  »  -  68      f  -  0,4 
LB.   ir  s  23,8      102,4      «r»  «  •(>  79      ^  »  0,9 

r.  B.   r,»  0,000 158 
 1.  R.   f,=r  0,000  153 

lliitei  0,000 158  T^4fi^, 
Mittelwerth:    T  =  4,6,, ,       T  «  0,2,^. 

Gefunden  war:   ^  =  12,2|g. 

Daraus  lolgen  die  Klasticitätsconstanten  von  rei* 
nem  gewalzten  Cu: 

a  «17,08     6=7,75  2,2.6. 

Die  Klasticit&tscoDStanten  des  gaWanoplastisch  nieder- 
geschlagenen  Kupfers  sind  schon  von  Hm.  Prof.  Voigt^) 
bestimmt  worden  als: 

a  =  13,42       ^  =  ^  ^>'^fi       «  =  2,04 .6. 

Aus  den  mitgetheilten  Zahlenwerthen  geht  hervor,  dass 
für  keines  der  untersuchten  Metalle  die  Poisson'sohe  Bels- 
tion  a  SS  36  annähernd  erfttUt  ist    Abgesehen  Yon  dem 

reinen  ungewalzten  Kupfer,  dessen  Beschaffenheit,  wie  schon 

versüliiedentlich  hervorgehoben  wurde,  keine  zufriedenstellende 
war,  und  für  welches  die  Beziehuns;  «  =  4,04  .i  gefunden  ist. 
zeigt  sich  das  Yerhaltniss  der  beiden  Elasticitätsconstanten 
a  und  b  bei  Zinn  —  1,4,  bei  den  beiden  anderen  Sorten 
Kupfer  und  bei  Zink  aber  so,  dass  für  diese  ann&hemd  die 
Besiehung  besteht:  a  »  26. 


1)  W.  Voigt,  BerL  Ber.  »S.  p.  961.  1883;  Barl.  Ber.  vom  30.  OcL 
p.  m,  1884. 


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CapiUarität  und  Verdampfung, 


655 


IX.  Velber  die  Beziehung  nfwisefien  den  Jffieorien 
der  CapiUarität  uiid  der  Verdampfung; 

von  J»  Stefan» 

(Aus  d.  94.  Bde.  d.  Sit/.iingsbcr.  d.  k.  Acad.  d.  Wi^a.  zu  Wieu.  Ii.  Abth» 
Vum  4.  Juni  Iböb,  mitgeüieilt  vom  Hm.  Verf.) 


Lapiace  hat  die  Theorie  der  Gapillarität  ana  der  An- 
nähme  entwickelt^  dass  zwischen  den  Theilchen  einer  FlQs- 
sigkeit  Kiftfte  wirken,  deren  Grösse  mit  der  Entfernung  der 
Theilchen  sehr  rasch  abnimmt,  sodass  man  bei  der  Berechnung 

ihrer  Wirkungen  so  verfahren  kann,  als  hätten  sie  ülieihaupt 
nur  innerhalb  einer  selir  kleinen  Distanz  von  Null  verschie- 
dene Wertiie.  Diese  sehr  kleine  Distanz  wird  auch  der 
Kadius  der  Wirkungssphäie  eines  Theilchens  genannt 

Aus  dieser  Annahme  folgt,  dass  die  Anziehun^^en,  welche 
ein  Theilchen  im  Inneren  der  Flüssigkeit  erfährt,  sich  gegen- 
seitig das  Gleichgewicht  halten.  Kur  die  Theilchen,  welche 
sehr  nahe  der  Oberfl&ohe  sich  befinden,  erfahren  einen  Zug 
nach  einwärts,  der  von  der  Entfernung  des  Theilchens  von 
der  Oberfl&che  und  von  der  Gestalt  der  letzteren  abhängig  ist. 

Für  den  Fall  einer  ebenen  Oherllüche  wird  ein  Theilchen 
einen  Zug  nach  einwärts  erfahren,  sobald  seine  Distanz  von 
der  Obertläche  kleiner  ist,  als  der  Radius  der  Wirkunjissphäre. 
btellt.^^  (s.  die  Fig.  a.  f.  8.)  die  OberÜäche  der  Flüssigkeit  dar, 
AB'  eine  zu  ihr  parallele  Ebene,  Meinen  Punkt,  der  von  diesen 
beiden  Ebenen  gleichweit  absteht,  MA  den  Radius  der  Wir- 
kungssphäre, so  halten  sich  im  Punkte  M  die  Anziehungen 
der  Theilchen  zwischen  den  Ebenen  AB  und  A'B'  das 
Gleichgewicht;  und  es  bleibt  die  Resultante  der  Anziehungen 
der  im  Kugelsegmente  unterhalb  A' B'  liegenden  Theilchen 
als  Zug  nach  abwärts,  welchen  M  erfährt,  ül)rig. 

An  diese  aus  allen  elementaren  Darstellungen  der  TliLM  ino 
der  CapiUarität  bekannte  Betrachtung  knüpfe  ich  nun  eine 
zweite,  welche  sich  auf  die  Wirkung  der  Flüssigkeit  auf  ein 
ausserhalb  derselben  befindliches  Theilchen  bezieht  Dieselbe 
Figur  dient  auch  zur  Darstellung  dieses  Falles,  man  braucht 
nur  A'B'  als  Oberflftche  der  Flttssigkeit  zu  nehmen.  Es  ist 


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656 


«/.  Sitfan, 


aus  der  Figur  uomittelbar  ersichtlich,  dass  bei  derselben 
Distanz  des  Theilchens  M  von  A' B'  das^füie  von  den  im 
KugelsBgmente  unterhalb  A'B'  liegenden  Theiichen  den  glei« 
eben  Zug  nach  abwfirts  erfährt,  wie  ein  Theiichen ,  welches 
in  gleicher  Entfernung  von  der  Oberfläche  innerhalb  der 
Fltlssigkeit  sich  befindet 

Ein  Theiichen,  welches  innerhalb  der  Flüssigkeit  von  der 
Oberfläche  weiter  entfernt  ist,  als  der  Radius  der  Wirkuii>;s- 
sphiire  beträgt,  kann  nach  allen  Seiten  ohne  Arbeitsleistung 
bewegt  werden.  Wird  das  Theiichen  gegen  die  Obertiäche 
bewegt,  so  erfordert  die  Bewegung  eine  Arbeit,  sobald  die 
Distanz  von  der  Oberfläche  kleiner  wird,  als  der  bezeichnete 
Radius. 

Es  ist  eine  bestimmte  Arbeit  notbwendig,  nm  ein  Theii- 
chen aus  dem  Inneren  der  Flüssigkeit  in  die  ebene  Oberfllcbe 


kungssphäre  derselben  zu  bringen.    Durch  diesen  Sats  ist 

die  Heziehiinii.  welche  zwischen  den  Theorien  der  Capillaritat 
und  der  Verdampfung  besteht,  in  der  eintaciisteu  Weise  dar- 
gelegt. 

Den  Vorgang  der  Verdampfung  hat  zuerst  Clausius 
mit  der  Anschauung,  dass  die  Wärme  in  Bewegungen  der 
kleinsten  Theile  der  Körper  besteht,  in  Verbindung  gebracht 
„Betrachten  wir  die  Oberfläche  einer  Flftseigkeit,  so  nehme 
ich  an,  dass  in  der  Mannigfaltigkeit  der  Bewegungen  hin 
und  wieder  der  Fall  eintritt,  dass  ein  Molecfil  durch  ein 
günstiges  Zusammentreffen  der  fortschreitenden,  schwingenden 
und  drehenden  Bewegung  mit  solclier  Heftigkeit  von  seinen 
Nachbarmolecülen  fortgeschleudert  wird,  dass  es,  bevor  es 
durch  die  zurückziehende  Kraft  derselben  diese  Geschwin- 


A 


\ 


derselben  zu  schaffen.  Nach 
dem,  was  tiher  die  Anziehung 
der  Flüssiglfeit  auf  ein  ausser- 
halb derselben  liegendes  Theii- 
chen gesagt  wurde,  ist  genau 
dieselbe  Arbeit  auch  nothwen» 
dig,  um  ein  Theiichen  ans  der 
ebenen  Oberfläche  der  Flüssig- 
keit bis  ausserhalb  der  Wir- 


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CapiUarüät  und  Vtrdanggflniff, 


657 


digkeit  ganz  verloren  liat,  schon  aus  ihrer  Wirkungssphäre 
heraus  ist  und  dann  in  dem  fiber  der  Flflssigkeit  befind- 
lichen Baume  weiter  fli^fi.**^) 

Die  OberAftobe  der  Flflssigkeit  soll  eben  und  horüontal 
angenommen  werden.  Man  kann  dann  sagen,  alle  jene  Mo* 
lecQle  in  der  OberflAche,  deren  rertioale  Oomponente  der 
Geschwindigkeit  eine  gewisse  Grösse  übersteigt,  werden  die 
Flüssigkeit  verlassen.  Diese  Grösse  ist  bestimmt  durch  die 
Bedingung,  dass  der  ihr  entsprechende  Tlieil  der  lebendigen 
Krait  des  Moleclils  gleich  ist  der  Arbeit,  welche  noth wendig 
ist,  um  dasselbe  aus  der  OberÜäche  der  Flüssigkeit  über  die 
Wirkungssphäre  derselben  hinaus  zu  führen. 

Ist  der  Raum  über  der  Flüssigkeit  ein  begrenzter,  so 
füllt  sich  derselbe  mit  Dampf.  Hat  dieser  jene  Dichte  er- 
langt» bei  welcher  die  Zahl  der  Molecfile,  welche  die  Flflssig* 
keit  in  der  Zeiteinheit  verlassen,  gleich  ist  der  Zahl  der- 
jenigen, welche  zu  ihr  zurückkehren,  so  ist  der  Beharrungs- 
zustand en  eicht.  Die  Dichte  des  Dampfes  ist  dann  üie  grÖsste 
Dichte,  die  er  bei  der  vorhandenen  Temperatur  besitzen 
kann.  Diese  Dichte  ist  um  so  grösser,  je  kleiner  die  Arbeit 
ist,  welche  zur  Entfernung  eines  Molecüls  aus  der  Oberfläche 
genügt,  und  je  grösser  die  Zahl  der  Molecüle  ist,  ^^ren  ver- 
ticale  Geschwindigkeit  die  dieser  Arbeit  entsprechende  G^rösse 
Übersteigt  Mit  steigender  Temperatur  nimmt  die  bezeichnete 
Arbeit  ab  und  zugleich  die  Zahl  der  Molecüle,  welche  grössere 
Geschwindigkeiten  besitzen,  zu.  Aus  beiden  Gründen  wächst 
die  Dampfdichte  mit  steigender  Temperatur. 

Ist  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  nicht  eben,  sondern 
concav,  so  lehrt  eine  der  obigen  analoge  elementare  Be  - 
trachtung, dass  in  einem  Funkte  innerhalb  der  FluNSigkeit 
der  Zug  nach  emwärts  kleiner  ist,  als  bei  ebener  Oberfläche 
in  gleicher  Distanz  von  derselben.  Für  einen  Funkt  ausser- 
halb der  Flüssigkeit  stellt  sich  die  Sache  anders.  Der  Zug 
nach  einwärts  ist  in  demselben  grQeser,  als  bei  ebener  Ober- 
fläche. Die  zur  Fortführung  eines  Molecüls  aus  der  Ober- 
fläche nothwendige  Arbeit  ist  grösser  bei  concaver  als  bei 

1)  GUttsius,  Pogg.  Ann.  140.  p.  8S1.  18ST. 
Am  d.  PM>     Chw.  N.  F.  XXIX.  42 


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658 


J,  Stefan, 


ebener  OberHäche,  und  damit  iiäugt  zusanim».  q,  dass  die  Dichte 
des  gesättigten  Dampfes  über  einer  concaven  Oberfläche  ge- 
ringer ist,  als  über  einer  ebenen.  Auf  dieses  Verhfilten  hat 
8choD  W.  Thomson  aufmerksam  gemacht,  der  zum  Nach- 
weis desselben  auf  einem  ganz  anderen,  von  jeder  molecnlar- 
theoretischen  Betraoktaog  uoAbhftogigen  Wege  gelangt  ist 
Dass  die  Dichte  des  gesättigten  Dampüss  über  einer  con- 
vexen  Oberflftobe  grösser  ist,  als  über  einer  ebenen,  lAsst 
sich  auf  dieselbe  Weise  leieht  darlegen. 

Bei  den  bisherigen  Betrachtungen  ist  vorausgesetzt 
worden,  dass  die  Dichte  der  Flüssigkeit  im  Inneren  derselben 
wie  auch  in  unmittelbarer  Nähe  der  OltertlHrhe  überall  die- 
selbe ist,  und  ferner  noch,  dass  der  Zug,  weicher  von  dem 
Dampfe  oder  Gase  Uber  der  Flüssigkeit  auf  ein  Theilcben 
ausgeübt  wird,  gegen  jenen,  der  von  der  tropfbaren  Flüssig- 
keit ausgeht,  vemachl&ssigt  werden  kann.  Unter  diesen  Vor* 
aussetzungen  erhält  die  Arbeit,  welche  erforderlich  ist,  um 
die  Masseneinheit  aus  dem  Inneren  der  Flüssigkeit  in  die 
Oberfläche  derselben  zu  schaifen,  noch  eine  andere  einfache 
Bedeutung. 

Die  Grundgleichung  der  Hydrostatik  kann  man  in  die 
Form: 


biiiigcii.  dp  bedeutet  die  Zunahme  des  Druckes  auf  der 
Strecke  die  Dichte  der  Flüssigkeit,  5  die  auf  die  Massen- 
einheit derselben  in  der  Richtung  von  ds  wirkende  Kraft. 

Bezieht  man  die  Gleichung  (1)  auf  eine  endliche  Strecke 
zwischen  zwei  Punkten  und  Af,,  in  welchen  der  Druck 
die  Werthe  und  hat,  so  verwandelt  sich  dieselbe  unter 
der  Yoraussetzung,  dass  p  constant  ist,  in: 


und  bedeutet  A  die  Arbeit,  welche  die  in  der  Flüssigkeit 
wirkenden  Kräfte  bei  der  UeberfÜhrung  der  Masseneinheii 
aus  dem  Punkte  itf|  in  den  Punkt  üf,  leisten. 

Liegt      in  der  ebenen  Ober6äche  der  Flüssigkeit 
im  Inneren  derselben,  so  ist,  wenn  von  äusseren  Kräften 
abgesehen  wird,  A  die  Arbeit,  welche  die  Molecularkrälte 


(i) 


dpss  p  Sd$ 


(2) 


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CeqriUaräät  und  Verdampßaiff» 


059 


leisten,  wenn  die  Masseneinheit  aus  der  Oberfläche  in  das 
Cnnere  der  Flflsugkeit  versetzt  wird,  oder  auch  die  Arbeit, 
welche  angewendet  werden  mnss,  wenn  die  Masseneinheit 
ans  dem  Inneren  der  Flüssigkeit  in  die  Oberfläche  ge* 
bracht  wird. 

In  der  oben  skizzirten  Theorie  der  Verdampfung  ist 
vorausgesetzt  worden,  dass  die  Moleciile  des  Dampfes  von 
jenen  der  Flüssigkeit  in  keiner  Weise  verschieden  sind. 
Unter  dieser  Voraussetzung  ist  die  Verdampiungswärme  der 
Arbeit  A  äquivalent  und  sie  kann  zur  Bestimmung  des 
Druckes  im  Inneren  der  Flüssigkeit  benutzt  werden.  Der* 
selbe  ist  um      grOsser,  als  der  Druck     an  der  Oberfläche. 

Die  Verdampfungswärme  des  Aethyiäthers  betiftgt  bei 
^  C.  86  Oalorien.  Die  Umwandlung  dieser  Zahl  in  mecha- 
nisches MaasB  erfolgt  durch  Multiplication  derselben  mit 
dem  liiechanischen  Aequivaiente  der  Wlirme  =  42400  (^^-cm). 
Wählt  inao  den  Dnuk  einer  Atmosphäre  auf  ein  Quadrat- 
centimeter  als  Kral'teinheit,  so  ist  diese  Zahl  durch  1033  zu 
dividiren.  Die  Zahl  der  Calorien  wird  also  durch  Multip- 
lication mit  41  auf  dieses  specielle  Maass  gebracht.  Die 
Verdampfungswärme  des  Aethers  ist  nach  diesem  Maasse 
a>  31(26.  Wenn  die  Dichte  des  Aethers  q  =  0,73  gesetst 
wird,  so  erh&lt  man  qA^  2574,  d.  h.  der  Druck  im  Inneren 
der  Flüssigkeit  ist  um  2574  Atmosphären  grOsser,  als  der, 
welcher  von  aussen  gegen  ihre  OberÜäche  ausgeübt  wird,  und 
den  sie  auch  selbst  nach  aussen  hm  ausübt 

Die^'M-  grosse  W^rth,  welcher  für  den  durch  die  mole- 
culareu  Kräfte  in  einer  il'lüssigkeit  bedingten  inneren  Druck 
sich  ergibt)  ist  um  so  auffallender,  wenn  man  beachtet,  dass 
die  Grösse  oA  auch  die  auf  die  Einheit  der  Fläche  reducirte 
Anziehung  bedeutet,  welche  swei  aneinander  liegende  Theile 
der  Flüssigkeit  im  Inneren  derselben  aufeinander  ausüben« 
Diese  Anziehung  ist  von  derselben  Grössenordnung,  wie  die 
Zugkräfte,  welche  zum  Zerreissen  fester  Körper  erforderlich 
sind.  Das  Resultat  ist  allerdings  unter  der  Voraussetzung 
gewonnen,  dass  die  Arbeit  der  Verdampfung  lediglich  in  der 
Trennung  der  Molectile  und  nicht  auch  in  Veränderungen 
derselben  besteht.   £s  können  aber  die  Molecüle  rter  Massig- 

42* 


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660 


«/.  Stefan 


keit  Aggregate  von  Dampfinolecülen  sein.   Die  znr  V«r- 

setzuug  eines  Molecüls  der  Flüssigkeit  in  die  Obertikch-.- 
nöthige  Arbeit  ist  dann  kleiner,  als  die  zur  Verdampiung 
dieses  Moleeüls  erforderliche,  denn  in  letzterer  ist  auch  noch 
die  Arbeit  der  Zertheiiung  des  zusammengesetzten  in  ein* 
fache  Molecüle  enthalten.  In  diesem  Falle  ist  der  ^  qA 
berechnete  Werth  sa  gross.  Es  führea  aber  aneh  andere 
Betrachtnngeni  wenn  nieht  sn  gleichen,  doch  ebenfalls  sn  sehr 
hohen  Werthen  dee  inneren  Druckes.  So  findet  Van  der 
Waals  ans  den  Werthen  des  Drackes  nnd  Volumens  nsd 
der  Temperatur  des  Aethers  im  kritischen  Zustande  für  den 
inneren  Druck  in  demselben  bei  0^  den  Werth  von  1400  At- 
mosphären. 

Wenn  der  Druck  in  der  Flüssigkeit  von  der  Oberfläche 
nach  einwärts  rasch  zu  einem  sehr  grossen  Werthe  ansteigt, 
dann  wird  eine  andere  der  gemachten  Annahme  unzulässig, 
nämlich  die  Annahme,  dass  die  Dichte  der  Flflssigkeit  bis 
an  ihre  Oherfl&ehe  constant  bleibt.  Wenn  die  Wirkung»- 
sphftre  der  Molecularkrait,  wie  in  der  Theorie  der  Capilla- 
rität  Torausgesetzt  wird,  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Mo- 
lecülen  umiassst,  so  muss  man  vielmehr  annehmen,  dass  die 
Dichte  der  Flüssigkeit  von  ihrem  grossen  Werthe  im  Inneren 
in  continuirlicher  Weise  bis  zu  dem  kleinen  Werthe  ab- 
nimmt, welchen  sie  in  dem  über  der  Flüssigkeit  befindlichen 
Dampfe  besitzt.  Die  vorausgehenden  Betrachtungen  haben 
dann  keine  Berechtigung  mehr,  und  es  entsteht  die  Frage, 
ob  auch  unter  der  Annahme  einer  continuirlichen  Dichteo* 
ftnderung  flär  den  moleeularen  Druck  im  Inneren  der  Flflssig- 
keiten  Werthe  Ton  derselben  bedeutenden  GMsse  sich  er* 
geben. 

Die  Gleichung  (1)  lässt  sich  auch  auf  diesen  Fall  an- 
wenden, und  sie  führt  zu  einer  der  Formel  (2)  analogen, 
wenn  das  Gesetz  gegeben  ist,  welches  die  Dichte  der  Flüssig- 
keit als.  Function  des  Druckes  bestimmt.  Um  gleich  eines 
besonderen  Fall  zu  haben,  will  ich  annehmen,  dass  filr  die 
Flüssigkeit  sowie  f&r  den  über  ihr  befindlichen  Dampf  zwi* 
sehen  dem  inneren  Drucke  p  und  dem  spedfischen  Volumes 
die  Gleichung: 


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CapülarUät  ami  Verdampfung,  661 

(3)  p(«-b)^C 

besteht.  Von  b  und  C  soll  vorausgesetzt  werden,  das»  sie 
von  p  und  V  unabhängig  sind.  Es  schliesst  dies  die  Yoraus- 
st^tzung  in  sich)  dass  die  Moldcüle  der  Flüsaigkeit  und  des 
Dampfes  gleich  sind. 

In  der  Gleichaiig  (1)  kann  man  ^  darch  den  reciproken 
Werth  Ton  n  ersetzen  und  schreiben: 

(4)  vdp  TS  Sds. 

Integrirt  man  diese  Gleichung  über  v\ne  endliche  Strecke, 
so  bedeutet  das  Integral  von  Sds  die  Arbeit,  welche  die 
Krftfte  in  der  Fittssigkeit  leisten,  wenn  die  Masseneinheit 
vom  Anfangs-  zum  Endpunkte  dieser  Strecke  transportirt 
wird.  Diese  Arbeit  ist  dem  Integral  Ton  vdp  iquivalent 

Nimmt  man  den  Werth  von  v  ans  (8),  so  wird: 

vdp  =        +  bäp 

und  das  Integral  von  vdp  zwischen  zwei  funkten  und 
}f^y  in  denen  p  nnd  v  die  Werthe  p^f     nnd  p^f  haben: 

^Ciog^  +  ö{p,-p,). 

Der  zugehörige  Werth  des  Integrals  von  Sdi  soll  mit 
bezeichnet  werden.   £s  ist  dann: 

(5)  221«  Clog  J^+M;,,-;.,), 

oder,  wenn  man  6  mit  Hülfe  der  Gleichung  (3)  eliminirt: 

(Ö)  2B^C\og^^-\-p^v^-p,v,. 

Der  Punkt  soll  im  Dampfraume,  der  Punkt  JH^  im 
Inneren  der  FlOssigkeit  liegen,   p^  bedeutet  den  inneren 

Druck  des  gesättigten  Dampfes,  welcher  bei  kleiner  Dichte 
des  Dampfes  mit  dem  äusseren  Drucke  gleich  angenommen 
werden  kann. 

Das  speciiische  Volumen  des  Dampfes  ist  im  Ver- 
gleich zu  b  sehr  gross,  man  kann  p^v^  unmittelbar  durch  C 
ersetzen.  Nimmt  man  femer  an ,  dass  B  die  Verdampfungs- 
wärme der  Flüssigkeit  bedeutet^  so  sind  alle  Grössen  in  der 


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662 


Gleichung  (G)  gegeben  bis  ftuf  p,,  welches  aus  derselben  be- 
stimmt werden  kann. 

Für  Aether  ist  bei  der  Temperatur  0^  die  Grdase 
C  s  302,  wenn  der  Druck  einer  Atmosphäre  als  Einheit  ui- 
genommen  und  zugleich  Torausgesetst  wird,  dass  das  Gesete 
Ton  Mario tte  und  Qay-Lussac  fUr  den  Aetherdampf  bei 
dieser  Temperatur  Anwendung  finden  darf.   Femer  ist: 

;>i  =  0,241,       =  1,37,   i?  =  3526. 

für  erh&lt  man  einen  noch  grösseren  Werth  als  iraher. 
n&mlich  3270  Atmosphären. 

Gelingt  es,  den  inneren  Druok  einer  Flflssigkeit  auf 
eine  andere  Weise  zu  bestimmen,  so  kann  die  Gleichung  (6 

zur  Berechnung  von  ß  verwendet  werden.  B  ist  dann  der 
mechanische  Werth  der  Aggregation  der  Flüssigkeit  für  die 
Masseneinheit  derselben. 

Diil'erenzirt  man  die  Gleichung  (3)  unter  der  Voraus- 
setzung, dass  C  nur  Ton  der  Temperatur  abhängig  ist,  und 
letztere  constant  bleibt,  so  folgt: 

(7)  (rf/,  +  ;J^rf.)(i;-.A)+/»c?r  =  0. 

Darin  soll  dp  eine  willkürliche  Aenderung  des  äusseren  auf 
der  FlüssigkMt  lastenden  Druckes,  dv  die  zugehörige  Aen- 
derung des  specifischen  Volumens  der  Flüssigkeit  bedeuten. 

{dfidi')  dv  ist  dann  die  durch  diese  Volumenänderung  be- 
dingte Aenderung  des  moleculareu  Druckes.    Setzt  man: 


so  ist  ß  der  Compressionscoefhcient  der  Flüssigkeit.  Nach 
Einführung  dieses  Go^fficienten  und  nach  Elimination  too 
v^b  verwandelt  sich  die  Gleichung  (7)  in: 

In  erster  Annäherung  kann  man  p  mit  dem  inneren  Druck 
selbst  identificiren  und  C  Idpjdv)  gegen  p*  Ternacblässigen, 
es  bleibt  dann  zur  Bestimmung  von  p  die  Gleichung: 

p^ßv  =  a 


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Capiüarüäi  tmd  Verdampfitnff, 


668 


Fttr  Aether  ist  nach  A  mag  at  bei  0^  der  CoSifftcieiit 
/9  «t  110 . 10^^.  Man  erhält  somit  p  »  1415  Atmosphiren. 
Aue  der  Formel  (6)  folgt  dann  B»2129.  IMvidirt  man  diese 
Zahl  durch  41,  so  gibt  der  Quotient  &2  den  mechanischen 

Werth  der  Aggregation  in  Calorien.  Dieser  Werth  ist,  wie 
erwartet  werden  musa,  kleiner  als  die  Verdampf ungswarme 
des  Aethers  =^  86. 

Macht  man  mit  Van  der  Waals  die  Annahme,  dass  p 
dem  Quadrate  des  speoifischen  Volumens  verkehrt  propor- 
tional ist,  80  kann  man  das  Glied  C(dpldv)  auch  noch  in 
Rechnung  ziehen.  Man  erhfilt  dann  p  »  1800  Atmosphären. 
B  s  59  Galerien. 

Für  ScIiwefelkühlenstoÖ  tindet  man  auf  dieselbe  Weise: 

p  »  2728,   ^  ^  57,   für  Wasser  p  »  6578  und  B  »  275. 

Zur  Berechnung  der  Erscheinungen  der  CapilLii  it;it  ist  es 
nicht  nüthweiuiig,  über  die  Natur  der  2»Iulecularkräfte  ganz 
bestimmte  Vuraussetzunpen  zu  machen,  es  genügt  schon  die 
einfache  Feststellung,  dass  jede  Vergrösserung  oder  Vermin- 
derung der  Oberfläche  einer  Flüssigkeit  einen  Aufwand  oder 
Gewinn  von  mechanischer  Arbeit  bedinge.  Die  bisher  aus- 
geführten Messungen  ergaben  das  Resultat,  dass  eine  blosse 
Veränderung  der  Gestalt  der  Oberfi&che  keinen  Arbeitsauf- 
wand erfordert,  sondern  ein  solcher  nur  bei  einer  Yerftndening 
der  Grösse  der  Oberfläche  auftritt  und  dieser  Vcräuderung 
proportional  ist.  Daraus  muss  mau  schliessen.  dass  der 
Rudius  (ier  Wirkungssphäre  liir  die  anzielif  nden  Kräfte  zwi- 
schen den  MolecUlen  der  Flüssigkeit  eine  sehr  kleine  Grösse 
gegen  die  bei  deu  Beobachtungen  vorkommenden  Krümmungs* 
radien  der  OberiÜtohe  ist  Trotz  der  Kleinheit  dieses  Radius 
sind  aber  die  von  einem  MolectÜ  ausgeübten  Kr&fte»  welche 
Laplace  bei  seinen  Rechnungen  annimmti  doch  femwirkende 
Kräfte,  deren  Wirkung  sich  über  eine  sehr  grosse  Zahl  Yon 
Molecülen  erstreckt. 

Man  kann  aber  aiicli  annehmen,  dass  solche  anziehende 
Kräfte  nur  zwischen  den  unmittelbar  an  einander  liegenden, 
oder  sich  berührenden  Molecülen  ausgeübt  werden,  ähnlich 
wie  es  besüglich  der  Afhnitätskräfte  angenommen  wird,  welche 


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Ö64 


J,  Stefan* 


die  Atome  zu  einem  Molecül  vereinigen.  Man  kann  dann 
ftagen,  dass  im  Inneren  der  Flüssigkeit  jedes  MoleciÜ  an  eine 
gewisse  Anzahl  von  Nachbarmolec&len  gebunden  ist.  £in 
MolecQl  in  der  Oberfläche  ist  an  weniger  Nachbarn  gebunden, 
im  Mittel  nnr  an  halb  so  Tiele»  als  ein  Molecül  im  Inneren, 
Wird  ein  Molecül  aus  dem  Inneren  in  die  OberflAche  tians- 
portirty  so  wird  dabei  die  Hftlfte  der  bestehenden  Bindungen 
zu  lösen  und  die  der  Lusuog  dieser  üindungen  entsprechende 
Arbeit  zu  leisten  sein.  Die3elbe  Anzahl  von  Bindungen  ist 
aber  mich  zu  lösen,  dies«  llje  mkm  hanische  Arbeit  ist  zu  leisten, 
wenn  ein  Molecül  aus  der  Übertläche  der  Flüssigkeit  heraus- 
gezogen werden  soll.  Es  ergibt  sich  also  auch  aus  dieser 
Anschauung  dieselbe  Beziehung  zwischen  den  Theorien  der 
Capillarität  und  der  Verdampfung,  welche  im  Eingange  die- 
ser Abhandlung  dargestellt  worden  ist 

Von  dieser  Annahme  aasgehend,  kann  man  auch  so 
einer  Formel  gelangen,  welche  die  Grösse  des  mittleren 
Durchmessers  eines  Molecüls  zu  berechnen  gestattet. 

Aus  den  capillaren  Eigenschaften  tnnev  Flüssigkeit  kann 
man  den  Betrag  von  mechanisclif  r  Arbeit  ableiten,  welche 
nothwendig  ist,  um  die  freie  Oberdäche  der  Flüssigkeit  um 
l  qcm  zu  vergrössern.  Wird  diese  Vergrösserung  der  Ober- 
flftche  mit  Hülfe  der  berechneten  Arbeit  ausgeführt,  so  tritt 
gleichseitig  eine  Abkühlung  der  Flüssigkeit  ein,  worauf  zuerst 
W.  Thomson  aufmerksam  gemacht  hat  Zur  Erhaltung  der 
ursprünglichen  Temperatur  ist  also  noch  die  Zufuhr  einer 
W&rmemenge  erforderlich.  Diese  stellt  zusammen  mit  der 
mechanischen  Arbeit  den  Aufwand  an  Ener^n?*  dar,  welche 
nothwendig  ist.  um  die  Anzahl  Molecüle,  welche  auf  1  qcm 
der  Oberfläche  entfallen,  aus  dem  Inneren  der  Flüssigkeit  in 
die  Oberfläche  zu  schaffen.  Diesen  Aufwand  an  Energie 
kann  man  nun  auch  demjenigen  gleichsetien,  welcher  genügt, 
um  jene  Menge  der  Flüssigkeit,  welche  dieselbe  Ansahl  tob 
Molecülen  enthftlt,  in  Dampf  zu  verwandeln.  Man  kann 
diesen  Sats  auch  so  aussprechen:  Die  VergrüMemng  der 
Oberfläche  der  Flüssigkeit  um  den  Querschnitt  eines  Mole- 
cüls erfordert  denselben  AuiNvand  an  Energie,  wie  die  Ver- 
dampfung eines  Molecüls.  Mau  gelangt  so  su  einem  Ausdrucke 


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(Japiäarität  und  Verdampjung, 


665 


nir  den  Quotienten  aus  dem  Volumen  und  dem  Querschnitte 
eines  MolecUls.  Für  Aether  tiudet  man  diesen  Quotienten 
«  21 . 10-»  cm. 

In  der  Abhandlung:  Varsuche  Über  die  Verdampfung^) 
habe  ich  den  Dorchmemer  eines  Molectlls  des  AetherdampfeB 
«■  89 . 10-^  cm  angegeben.  Zur  Berechnung  desselben  worden 
der  aus  den  VerdampfnngsTennchen  abgeleitete  Difidsione- 
coSMcient  and  die  Formel  benntit,  welche  ich  in  der  dyna» 
mischen  Theorie  der  Diffusion')  ftr  diesen  Oollfficienten 
unter  der  Voraussetzung  abgeleitet  habe,  dass  die  Mokcüle 
der  diifundirenden  Gase  wie  elastische  Kugein  betrachtet 
werden  dürten. 

Die  Arbeit,  welche  zur  Hersteilung  einer  sehr  dünnen 
dilssigen  Lamelle  erforderlich  ist»  wurde  zuerst  von  W.Thom- 
son mit  der  Verdampfongswärme  zn  dem  Zwecke  in  Vergleich 
gebracht,  nm  eine  Vorstellnng  Ton  der  Grösse  eines  Mole* 
cttls  za  gewinnen. 


X  Veher  iUe  Madlaphanief  von  Meritseh, 

(Bi«ri«  Tftf.  V  fit«  St-Si.) 


Eine  voiliinti^e  Mittheilung  über  die  Beobachtungen, 
welche  den  Gegenstand  der  vorließ*  ndeii  Abhandlung  bilden, 
habe  ich  schon  im  Jahre  1083  m  der  Zeitschriit  der  russischen 
chemischen  und  physikalischen  Gesellschaft  zu  St.  Petersburg 
unter  dem  Titel:  „Ueber  einen  besonderen  Fall  der  £adio- 
phonie*'  pnblicirt  Erst  jetzt  gewinne  idi  die  Möglichkeiti 
die  daselbst  kurz  berichteten  Thatsachen  eingehender  zn  er- 
l&atem. 

In  Bezug  auf  die  Art  und  Weise,  wie  die  Schallwellen 
bei  der  Radiophonie  entstehen  können,  gibt  es  eine  von 
Graham  Bell  herrührende  Hypothese.')  Von  allen  in  dieser 
Hinsicht  von  ihm  untersuchten  Körpern  ist  das  Üussschwarz 

l)  JStefau.  Wien.  Ber.  6b.  2.  Abth.  p.  385.  1873. 
2»  Stef:in.  Wlon.  Rer.  «5.  2.  Abth.  p.  323.  1872. 
3;  Gr  aba  in  Üeii,  Compi.  read.  »2.  p.  1206.  1881. 


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666 


A.  MtrUteh, 


das  einzige,  welche  von  ihm  in  seiner  Mypotbeee  berftck- 
sichtigt  wird.  Dieser  Körper  vermag  sehr  groste  Mengen 
fon  Gasen  zu  verdichten,  und  zwar  am  so  mehr,  je  niedriger 
die  Temperatur  ist  Aus  den  von  Hm.  Kayser  angegebenen 
Thatsachen  geht  hervor,  dass  die  ßnchsbatimkohle  schon  bei 
einer  Temperatur  vun  50"  so  viel  wie  gar  keine  Luit  ver- 
dichtet, d.  h.  dass  bei  der  oben  erwähnten  Temperatur  keine 
Verminderung  des  Druckes  infolge  der  Absorption  mehr 
wahrzunehmea  ist.  Ob  es  auch  heissen  soll,  dass  überhaupt 
bei  höheren  Temperaturen  keine  Absorption  von  Gasen  durch 
Kohle  mehr  stattfinde,  wage  ich  nicht  zu  behaupten.  Jedea- 
falJs  scheint  man  berechtigt  zu  sein,  mit  Sicherheit  aaaa* 
nehmen,  dass  bei  GlOhhitze  keine  Spuren  von  Gasen  mehr 
durch  diesen  Kdrper  absorbirt  werden.  Bben  bei  dieser 
hohen  Temperatur  hahe  ich  eine  Reihe  vuu  \  ersuchen  auge- 
stellt,  um  zu  prüfen,  ob  die  in  Rede  stehende  Hypothese 
haltbar  sei.  Die  einfachste  Form  des  Versuches  besteht 
darin,  dass  man  eine  ziemlich  dicke  und  lange  Ooaksplatte 
zuerst  in  der  Flamme  eines  Bun  sen 'sehen  Brenners  bis 
zum  Glühen  erhitzt  und  dann  möglichst  rasch  in  eine  geeig- 
nete Glasröhre  hineinbringt  und,  bevor  sie  dunkel  wird,  der 
abwechselnden  Wirkung  der  Sonnenstrahlen  aussetzt.  In 
dieser  Form  gewährt  der  Versuch  noch  den  Vortheil.  dass 
man  auch  die  Veränderung  der  radiophonischen  Töne  nach 
ihrer  Intensität  mit  der  Abkühlung  der  zu  untersuchenden 
Platte  heobachten  kann.  Entgegen  den  Consequenzen  der 
Bei  loschen  Hypothese  schienen  die  Töne  in  dem  Maasee 
schwächer  zu  werden,  wie  die  Coaksplatte  sich  abkühlte.  Dieser 
Versuch  gelingt  sowohl  mit  den  Sonnenstrahlen,  als  mit  denen 
von  viel  schwächeren  künstlichen  Lichtquellen,  z.  B.  Drnm- 
mond 'sehen  Kalklicht. 

Diese  Thatsache  allein  ist  von  entscheidender  Bedeutung 
für  die  Unhaltbarkeit  der  von  Bell  vorgebrachten  Hypothese, 
denn  diese  gründet  sich  ja  auf  die  Vermuthung,  dass  die 
durch  Knhlc  und  derartige  Körper  ahsurhirten  Gase  i  ge- 
wöhnlich die  der  Luft)  bei  der  intermittirendeo  Wirkung 
der  Lichtstrahlen  sich  ganz  wenig  erhitzen  und  abkühlen. 

1)  H.  Kaiser,  Wied.  Ann.  18«  p.  686.  1881» 


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Radhphonie, 


667 


und  somit  iheüweise  ans  den  Poren  des  Körpers  entveichen 
nnd  sofort  wieder  von  demselben  alworbirt  werden.  Auf 

diese  Weise  soll  auf  der  OberÜäche  des  der  Wirkung  des 
Lichtes  ausgesetzten  Körpers  eine  VerdüuouDg  und  V  erdich- 
tung  der  Luft,  i.lso  eine  Scliallwelle  entstellen.  Ist  aber  die 
absorbirte  Luft  durch  die  Einwirkung  einer  kohen  Tempe- 
ratur  gänzlich  aus  einem  solchen  Körper  verdrängt,  so  könnte 
unter  diesen  Umständen  keine  Radiophonie  mehr  durch  den* 
selben  hervorgebracht  werden.  Dies  ist  aber  nicht  der  Fall. 

Die  Ooaksplatte  kann  noch  viel  stftrker  erhitst  werden, 
ja  sogar  bis  zar  Hitze  des  electrischen  Lichtbogens,  was 
durch  einen  hinreichend  starken,  wohl  ausgewählten  Strom 
leicht  zu  erreichen  ist.  Dabei  ist  sehr  zu  berücksichtigen, 
d:i«is  die  zum  Versuch  angewendete  Guaksplatte  ihrer  ganzen 
Länge  nach  eine  gleichmässige  Dicke  habe;  sonst  gelingt  der 
Versuch  nicht  (s.  w.  u.). 

In  meinen  Versuchen  bediente  ich  mich  einer  Art 
Edison 'scher  GlOhlampen.  In  eine  sehr  ddnne  viereckige 
Goaksplatte  Ton  ungefithr  6  cm  Länge  und  2  cm  Breite 
ist  in  ihrer  Mitte»  parallel  den  zwei  längeren  Seiten,  ein 
schmaler  Spalt  geschnitten  ^  welcher,  an  dem  einen  Rande 
beginnend,  1  cm  von  dem  entgegengesetzten  Kande  entfernt 
fCufhört.  Mit  ihrom  gespaltenen  Rande  wir(]  die  Platte  in 
senkrechter  Stellung  in  einer  Fig.  22  dargesleiiten  Klemme 
befestigt,  bestehend  aus  einer  kupfernen,  durch  eine  Ehen- 
beinplatte  [c]  in  zwei  von  einander  electhsch  isolirte  Theile 
getheilten  Scheibe  (Fig.  28),  auf  welcher  swei  Klötzchen 
stehen,  deren  jedes  einen  zu  der  Elfenbeinplatte  senkrecht 
gerichteten  Schlitz  trägt  In  letsteren  ist  die  Platte  mit 
ihrem  gespaltenen  Rande  einfach  hineingesetat.  Mit  den 
Klötzchen  sind  zwei  unter  der  Scheibe  angebrachte  Klemm- 
Bchiituben  verbunden,  durch  welche  der  Strom  geleitet  wird. 
Die  so  aufgestellte  Platte  wird  mit  einer  passenden  (Tlasiübre 
bedeckt,  welche  mit  liirem  unteren  Rande  aul  der  Scheibe 
ruht.  Den  oberen  Rand  der  Röhre  verbindet  man  durch 
einen  Eautschukschlauch  mit  einem  Hörtrichter ,  wie  er 
bei  dem  Me  readier 'sehen  Radiophon  gebräuchlich  ist.^) 

1)  Mercadier,  Joutil  de  Phys.  thdor.  et  appl.  10.  p.  53.  1881. 


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668 


Um  anhaltende  Töne  von  einer  bestimmten  Höhe  zn 
bekommen»  habe  ich  znr  Drehung  der  daa  Lidit  unterbrechen* 
den  Scheibe  den  allbekannten  Botationsapparat  toh  tod 

H  elm  Ii  o  Uz  angewendet.  Bis  zu  einer  gewissen  Crrenze  sind 
die  durch  die  oben  beschriebene  und  durch  den  von  cJG  ßun- 
sen'^rlien  Elementen  erzeugten  electhseben  Strom  in  der 
bis  zum  Weissglühen  erhitzten  Goaksplatte  hervorgebrachten 
Töne  desto  hörbarer,  je  grösser  die  Geschwindigkeit,  mit 
welcher  sich  die  Scheibe  dreht,  d.  h.  je  höher  diese  Töne 
sind.  Der  Versnch  kann  nnr  swei  bis  drei  Minuten  danern, 
weil  sdion  nach  Verlaof  dieser  kurzen  Zeit,  besonders  wenn 
die  Dicke  der  Platte  nicht  gleichmftssig  ist,  mehrere  kleine 
Lichtbogen  im  Spalt  wahrzunehmen  sind,  welche  dieselbe 
sehr  rasch  verzehren.  Vorher  aber  vernimmt  man  laute 
radiophoniscbe,  sehr  charakteristische  Töne,  welche  in  diesem 
i^^alle  von  der  Einwirkung  des  intermittirenden  Sonnenlichtes 
auf  den  oberen  stark  leuchtenden  Theil  der  Goaksplatte 
ausgehen.  Mit  den  Strahlen  einer  kttnstlichen  Lichtqueiie 
gelang  der  Versuch  nicht. 

Diese  Thatsachen  sdiienen  mir  genflgend,  um  zu  beweisen, 
dass  es  bei  der  Badiophonie  sehr  wenig  auf  die  absorbirten 
Gase  ankommt  Ünfreachtet  dessen  habe  ich  einen  weiteren 
Schritt  in  derselben  Richtung  gemacht,  indem  ich  Fhimmen 
der  intermittirenden  Wirkung  der  Sonnenstrahlen  unterwarf. 

Zuerst  wurde  die  Flamme  eines  gewöhnlichen  Stearm- 
lichtes  mit  einem  passenden,  an  beiden  Enden  oüenen  Glas- 
cylinder  umgeben  und  auf  die  intermittirenden  Sonenstrahlea 
gerichtet  (vgL  Fig.  24).  Zum  Ausströmen  der  durch  das 
Brennen  entwickelten  Gase  habe  ich  an  dem  oberen  Theil 
des  die  Flamme  umgebenden  Bohr  es  eine  ziemlich  grosse 
Oeffhung  A  angebracht.  Das  obere  freie  £hide  der  Glas- 
röhre war  durch  einen  Kautschukschlauch  mit  dem  Hör- 
trichter meines  Radiophons  verbunden. 

Die  hierbei  erzeugten  radiophonischen  Töne  sind  zwar 
schwach,  aber  deutlich  hörbar.  Von  Zeit  zu  Zeit  hört  man 
auch  dabei  ein  knarrendes  Gkräusch,  welches  wohl  tojb 
Knistern  des  Dochtes  herrOhren  kann. 

Ein  gleicher  Versuch  Iftsst  sich  auch  mit  der  Flamme 


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Jiadtophome. 


m 


einer  Petroleumlampe  mit  rundem  Ducht  anstellen  (Fig.  2.»  . 
Das  zura  Einströmen  der  Luft  dienende  Gitter  war  an  (lei- 
der Scheibe  des  Kadiophuns  zugewendeten  Seite  mit  einem 
Papierstreifen  dicht  zugedeckt,  damit  sich  den  von  der  JÜadio- 
phonie  entstellenden  Tönen  nicht  fremde  beimischten.  Das 
Lnmpenglae  war  an  seinem  oberen  Theil  mit  einem  Ansatz* 
rohr  von  Messing  Tenehen.  Die  viel  engere  Bfihre  a  steigt 
im  Inneren  des  Glases  bis  za  dessen  lütte*  berab  nnd  steht 
mittelst  eines  KantsehnkschlaatiheB  mit  dem  Hdrtrichter  des 
Radiophons  in  Vcrbiudung. 

Die  bei  dieser  Anordnung  von  mir  deutlich  wahrge- 
nommenen radiojjhonischen  Töne  sind  desto  intensiver,  je 
gr(')sser  die  Flamme  ist,  welche  freilich  nicht  so  gross  sein 
darf,  dass  das  ti-las  Tom  Rauche  geschwärzt  würde.  Die 
Spitze  der  Flamme  und  ihr  unterer  Theil  geben  kaum  noch 
▼emehmbare  Töne,  w&hrend  der  mittlere  Theil  derselben 
eich  sa  den  intermittirenden  Bonoenstrahlen  gerade  so  ver* 
hält,  (wenigstens  für  mein  nioht  genügend  scharfes  GMörorgan) 
wie  die  Flamrae  des  Stearinlichtes. 

Um  zu  entscheiden,  ob  auch  eine  dunkle  Flamme  bei 
den  gleichen  Umständen  die  radiuphouischen  Töne  hervor- 
zubringen vermag,  unterwarf  ich  eine  Alkoholtiamme  dieser 
Untersuchung,  welche  nebenbei  noch  eine  viel  höhere  Tem- 
peratur besitzt,  als  die  der  Petroleumlampe.  Die  Anordnung 
und  der  £rfolg  dieses  Versuches  waren  dieselben,  wie  bei 
der  Flamme  eines  Stearinlichtes.  Die  Sonnenstrahlen  ver- 
mögen indess  nicht  zu  jeder  Jahreszeit  in  der  Flamme  die 
radiophonisehen  T5ne  herrorzubringen.  Mit  einem  guten 
Erfolg  gelangen  mir  diese  V^ersuche  wählend  der  brennenden 
Sonnenhitze,  die  gegen  Ende  Mai  und  Anfang  Juni  d.  .T.  in 
Südrussland  herrschte.  Mit  einer  künstlichen  LichtijueÜe 
gelangen  die  Versuche  mit  der  Flamme  nicht. 

Die  Herren  TyndalH)  nnd  Röntgen^)  scheinen  der 
Ansicht  zu  sein,  dass  die  von  ihnen  bei  den  Gasen  beob- 

1)  Tyudall,  L&  Revue  acientifique  de  lairaucc  et  dv  l'eiiaugei  (3) 
1.  p.  204'.  1881. 

2)  Eöntgeii,  Wied.  Ana.  12.  pw  155.  1881. 


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670 


G.  KM, 


achteten  radiophoniichen  Töne  dnrch  die  Absorption  der  die 
gasförmigen  Körper  durchdringenden  Lidttetrahten,  also  dnrch 

regelmässige  Schwankung  ihrer  Temperatur  herrorgebracht 

werden. 

Diese  Ansicht  setzt  voraus,  dass  die  Ab^^orption  der 
Lichtstrahlen  durch  ein  öas  in  einer  Umwandlung  derselben 
in  Wärme  bestehe.  Nun  aber  lässt  sich  die  Flamme  eines 
Stearinlichtes  od'er  einer  Petroleumlampe  auch  als  ein  Gas 
betrachten,  und  in  diesem  Gase,  wenn  die  obige  Ansicht 
richtig  ist|  mfissen  die  radiophonischen  Tdne  dadurch  erzeugt 
werden»  dass  bei  der  Flamme  unter  der  Einwirkung  der  in- 
termittirenden  Sonnenstrahlen  eine  Tomperaturschwankung, 
also  Abkühlung  und  Erwäiiiiuug  stattiiudet. 

Ich  lasse  dahin srpstellt,  ob  eben  nur  die  Flamme  selbst 
durch  die  Sonueustrahlen  erhitzt  werden  l^imn .  da.  ^^'\^ 
man  sich  direct  durch  einen  Versuch  Uberzeugen  kann,  ihre 
gasförmigen  Producte,  nachdem  sie  zu  leuchten  aufgehört 
haben,  nicht  mehr  im  Stande  sind,  bei  gleichen  Umstanden 
die  Radiophonie  zu  erzeugen. 

Kaiserl.  Neu-russische  Univ.  zu  Odessa,  September  1886. 


XI.  V^er  das  Spectrum  des  €^erm€miumsf 

von  Guötaj  ILobb. 

Das  bei  diesen  Untersuchungen  benutzte  Germanium 
wurde  mir  von  dem  Hrn.  Prof.  G.  Winkler  in  Freiberg 
gütigst  zur  Yerftlgnng  gestellt.  Der  Spectralappaiat  ist 
▼on  Duboscq  in  Paris  construirt  und  hat  sechs  Prismso, 

die  mittelst  eines  Hebels  auf  das  Minimum  der  Ablenkung 
eingestellt  werden  können.  Als  Messvorrichtung  diente  eine 
Mikromt  tf  r^chraube,  mit  welcher  dem  Bt'(il»;ir,htune"sfernrohre 
eine  feine  Bewegung  ertkeiit  werden  i^onote.  Das  Ocular 
ist  von  Hilger  in  London  construirt  und  hat  als  Index 
eine  bis  in  das  halbe  Gesichtsfeld  reichende  Stahlspitiet  die 
von  oben  mittelst  eines  kleinen  Spiegels  beleuchtet  wird. 


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Spectrum  des  Germaniums» 


671 


Durch  Drehung  des  Spiegels  kann  die  Intensität  der  Be- 
leuchtiiDg  regulirt  werden.  Ich  kann  diese  VorricLtung  als 
sehr  praktisch  empfehlen. 

In  dem  mit  diesem  Instrumente  erzeugten  Sonnenspeo- 
trum  sieht  man  wenigstens  bei  guter  Luft  im  weniger  brech* 
baren  Theile  die  meisten  Linien  der  Angström'echen 
Tafeln,  im  Blau  nnd  Violett  dagegen  eine  FOlle  Ton  Linien, 
die  in  diesen  Tafeln  nicht  zu  finden  sind.  In  Bezog  auf 
Schärfe  und  Klarheit  bleibt  nur  wenig  zu  wünschen  Qbrig. 

Die  von  einem  grossen  Inductor  von  Charpentier  in 
Paris  erzeugten  Funken  schlugen  zwischen  einer  Electrode 
von  Geiiuiinium  und  einer  von  Fiatin  über.  Die  Piatin- 
linien  sind  dabei  nicht  störend,  da  sie  nur  einen  Theil  des 
Qef^ichtsfekles  einnehmen  und  dadurch  leicht  erkennbar  sind. 

Die  Qermaniumlinien  wurden  mittelst  milcrometriscber 
Messung  des  Abstandes  von  swei  in  der  K&be  davon  liegen- 
den Sonnenlinien  nach  der  Ton  Hrn.  Prof.  Thalau  an- 
gewandten Methode  in  das  Sonnenspectrum  einregistnrt 
Ich  gebe  in  der  folgenden  Tabelle  die  Wellenlängen  der 
gemessenen  Linien  ])is  auf  eine  halbe  Einheit  nebst  Bemer- 
kungen Uber  dieselben. 


6336 
6020 
5892 
6255,5 
5SS8^ 
5809 
5177,5 
5184 


Bemerkungen 


jschr  .Htark 
sehr  stark 


breit  diffiift 


5131 
4813 
4742 
4684,5 
48S1 
4860,5 
4885,5 
4178 


I  Bemerkimgen 

breit  ilitTus 

broit  dilViis 

breit  ditiua 

scharf  schwach 
!  diffiis  schwach 
]  diffus  Bohwach 


diffus  schwach 

Stockliulms  Högskulas  Fjäiska  inbtitut,  19.  Juni  1886« 


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672 


Greiiier  u,  Friedrichs, 


XII.    lieber  eine  neue  QueekAilherf^tftpumpe: 
von  Ordner  und  Friedrichs  in  St!ützerb€tclu 


Bis  jetzt  sind  drei  verschiedene  Systeme  Quecksiiber- 
luftpumpen  in  Anwendung,  Bämlioh  die  Geissle rasche,  die 
Töpler'sche  und  die  SprengeTscbe;  sämmtliche  haben  ihre 
Vorzige  und  ihre  .Nachtheile.  Uebelstlnde  sind,  z.  B.  bei 
der  G-eiBsler'sohen  Pampe^  die  nothwendigen  vielen  H&hnef 
bei  der  TOpler'Bohen,  die  durch  das  weitTerzweigte  Bdh- 
rensjrstem  bedingte  Zerbrechlichkeit,  w&hrend  sich  die  Spren< 
gel'sche  Pumpe  nur  für  gewisse  Arbeiten  eignet. 

Die  umstehend  i;ebchriebene  Quecksilberluftpurope  erhebt 
durchaus  keinen  Anspruch  darauf,  alle  möglichen  Nachtheile, 
die  eine  (^uecksilberluftpumpe  auiweisen  kann,  zu  beseitigen, 
noch  alle  Vorzüge  in  sich  zu  vereinigen;  sie  soll  nur  eine 
leicht  Ubersichiiicfa  und  handliche  Pumpe  sein,  die  eich  für 
alle  Arbeiten  eignet  und  dabei  doch  die  Herstellung  eines 
guten  Vacuums  ermdglicht. 

Diese  Luftpumpe  zeigt  einen  ganz  eigenthOmlich  eon- 
struirten  Hauptlialm.  Derselbe  ist  ein  Dreiweghahn,  aber 
erheblich  verschieden  von  dem  der  G  eissler'schcn  Pumpe. 
Der  neue  Dreiweghahn  hat  zwei  iloiiruncfpr! .  die  zur  Axo 
des  Hahnstoplens  schräg  stehen.  Je  nachdem  der  Hahn 
gedreht  wird,  öühet  oder  verschliesst  er  den  einen  oder  den 
anderen  Durchgang.  Vorzüge  dieses  Hahnes  sind:  1)  der 
dadurch  bedingte  Wegfall  der  leidigen  Rillenbildung  zwisehen 
Hülse  und  Stopfen  in  der  peripheren  Richtung  der  Boh- 
rungen, wodurch  leicht  der  Hahn  undicht  wird;  2)  treten  an 
Stelle  der  bei  derGeissler^schen  Pumpe  nöthigen  Drehungen 
von  45"  zum  Umstellen  des  Haupthahnes  solche  von  90  und 
180^,  was  auch  viel  zur  Sicherheit  des  Aibeitens  beiträgt. 

Ferner  sind  die  wenigen  Schliffstürkp  mit  Quecksilber- 
dichtungen versehen,  sodass  das  etwaige  Eindringen  der 
Luft  verhütet  wird. 

Das  Arbeiten  mit  der  Pumpe  ist  sehr  einfach,  da  nur 
ein  einziger  Hahn  zu  bedienen  ist 

Beim  Heben  des  Quecksilbers  wird  der  Hahn  so  gestellt. 


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Quecksilberhiftpumpe. 


673 


dass  das  Quecksilber  in  den  erweiterten  Aufsatz  a  über  den 
Hahn  eindringt.  Derselbe  hat  den  Zweck,  ein  gewisses 
Quantum  Quecksilber  aufnehmen  zu  können,  ohne  dass  das- 
selbe ausspritzt.  Hierauf  wird  durch  eine  Drehung  von 
90^  der  Hahn  ge- 
schlossen. Nachdem 
durch  Senken  des 
Quecksilbergefasses 
das  Quecksilber  aus 
der  Kugel  getreten  ist, 
wird  der  Hahn  um 
weitere  90°  gedreht, 
sodass  die  Verbindung 
mit  der  Einsaugröhre 

b  hergestellt  wird. 
Nachdem  dieses  ge- 
schehen ,    wird  der 

Hahn  wieder  ge- 
schlossen, das  Queck- 
silber zum  Steigen 
genöthigt  und  dann 
die  Luft  durch  den 
Hahn  hinausgetrieben 
u.  8.  f.  Sollen,  wie 
bei  den  Blutgasanaly- 
sen, feuchte  Glase  aus 
dem  Recipienten  ge- 
sogen werden,  so  be- 
dient man  sich  des 
einfachen  Trockenap- 
parates, der  mit  Chlor-  • 
calcium  oder  anderen,  Feuchtigkeit  absorbirenden  Materialien 
gefüllt  ist. 

Die  Quecksilberluftpumpe  kann  je  nach  der  Grösse  und 
der  darin  enthaltenen  Quecksilbermasse  mit  oder  ohne  Hebe- 
werk angefertigt  werden. 


Ann.  d.  Phjt.  n.  Chma.  N.  P.  XXIX. 


48 


674 


A,  Chaue. 


XIIL  l>rah^andrhea8ia$f  van  Adolph  Grosse* 

Der  Hanptllestandtheil  diesas  Bheostaten  Ut  ein  eigen- 
artig hergestellteB  Drahtbaad. 

Ein  Neusilberdraht  von  0,15  mm  Stärke  ist  in  Schrau- 
benwmtlungen  um  einen  baumwollenen  Faden  gedrebt.  Der 
so  ber^restellte  umdrehte  Faden  wird  zu  einem  Bande  ver- 
webt, bei  welchem  alle  Drahtwindungen  durch  Ketten-  und 
Schussfaden  gut  isolirt  sind.  Auf  der  ganaen  Länge  dee 
Bandes  liegt  in  der  Mitte  ein  Streifen  von  Querdrahtfäden 
offen.  Kine  Rolle  oder  ein  Schieber  kann  an  beliebiger  Stelle 
mit  diesen  offenliegenden  Fäden  in  Contact  gebracht  werden. 

Für  einen  Widerstand  von  0—  1000  Ohm  genügen  4  m 
eines  solchen  2  cm  breiten  Bandes.  In  einer  iiai  tguiumibuchse 
wird  dasselbe  auf  eine  metallene  Axe  aufgerollt. 

An  der  Peripherie  der  Büchse  ist  durch  einen  Schlitz 
das  eine  Ende  des  Bandes  nach  aussen  gezogen,  während 
das  innere  £nde  mit  der  Axe  in  guten  Contact  gebracht  ist 
Ueber  dem  Schlitie,  wo  das  Band  nach  aussen  tritt,  ist  eine 
Rolle  angebracht,  welche  eine  sichere  Verbindung  zwischen 
dem  Bande  und  einer  anfgeschraubten  Polklemme  vermitteü 
Die  Axe  trägt  eine  Kurbel  und  ist  mit  einer  zweiten  Pol- 
klemme verbunden.  Die  Stromleitung  findet  demnach  in  dem 
Bande  einen  leicht  m  regulirenden  Widerstand ,  welcher 
durch  Ausziehen  des  Bandes  vermindert  und  durch  Aufrollea 
desselben  vergrössert  wird. 

Sollen  Widerstände  bis  8000  Ohm  und  mehr  eingeschahei 
werden,  so  ist  ein  Apparat  anderer  Constmction  n5khig.  In 
einem  tHolzkasten  befinden  sieb  dicht  nebeneinaDder  zvsi 
Holztrommc  ki  von  je  15  cm  Durchmesser.  Etwa  6  m  des  oben 
beschriebenen  Bandes,  aber  von  4  cm  Breite,  sind  mit  den 
Enden  an  je  eine  der  HolzroUen  be  testigt. 

Zwischen  den  Trommeln  ist  eine  ContactroUe  mit  Pol- 
klemme angebracht,  über  welche  das  Band  Iftoft  Die  zweite 
Polklemme  ist  durch  die  Aze  der  einen  Trommel  mit  einem 
Ende  des  Bandes  Terbonden. 


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DraJitbandrheostat. 


675 


Durch  Kurbeldrehung  kann  nun  das  ganze  Band  auf 
diese  Bolle  gewunden  werden  und  Hlsdaiin  findet  der  Strom 
von  der  Axe  bis  zur  Oontactrolle  den  Widerstand  des  ganzen 
Bandes.  Wird  durch  eine  zweite  Kurbel  das  Band  auf  die 
^achbarroUe  gewunden,  so  wird  allmählich  der  Widerstand 
bis  auf  Null  vermindert.  Eine  im  Kasten  angebrachte  Glas* 
platte  enndglioht  ein  leichtes  Ablesen  der  im  schwarzen 
Bande  gelb  eingestickten  Widerstandsbewichnungen.  Zwei* 
malige  Umdrehung  einer  Kurbel  Ter&ndert  an  diesem  Ap- 
parate den  Widerstand  um  500  Ohm. 

Das  Prahtband  kunn  noch  zu  Widerstandsschaitungon 
der  verschiedensten  Art  gebraucht  werden. 

Die  Herstellung  des  Bandes  ist  der  Firma  Dr.  Stöhrer 
und  Sohn  gesetdich  geschfttst 


XIV.  Mite  Whcatstone^svhc  BHivks  für  lAift-  mid 
%md  Wasaerfluss;  von  W*  Holt»» 


Der  Torliegendc  kleine  Apparat  war  ursprünglich  dazu 
bestimmt»  die  Widerstände,  welche  Biihren  verschiedener 
Beschaffenheit  der  Luft-  und  Wasserbewegung  hieten,  nach 
Art  der  Wheatstone'schen  Brücke  miteinander  zu  ver« 

gleichen.  Dieser  Zweck  ist  vorläufig  nicht  erreicht,  weil  der 
Apparat  in  seiner  bisherigen  Fassung  nicht  genügend  em- 
pfindlich ist.  Gleirhwiilil  will  ich  ihn  kurz  besclireiben,  weil 
er  als  Demonstrationsapparat  zur  Erläuterung  der  Wiieat- 
stone'schen  Brücke  dienen  kann.  Vier  T-iörmige  Stücke 
aus  Messingrohr  sind  durch  ebensonele  Gummischläuche  so 
miteinander  Terbunden,  dass  das  Ganze  ein  ringförmiges  in 
sich  geschlossenes  Böhrensystem  gibt.  An  zwei  gegenüber- 
liegenden Stellen  sind  Oeffnungen,  die  eine  für  den  Zufluss, 
die  andere  für  den  Abfluss  bestimmt.  Die  zwischen  beiden 
liegenden  Hälften  des  Ringes  communiciren  wieder  durch 

43* 


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676 


W,  Haitz. 


eine  GammMhrey  in  deren  Mitte  ein  Glasrohr  eingesoludtet 
let   In  der  Mitte  der  letzteren  itt  an  iwei  OöconfMen  ein 

feines  iScliei beben  aus  Papier  oder  Guttapercha  aulge hangt. 
Sind  die  vier  Rdliren,  welche  die  beiden  Zweige  bilden,  ganz 


deren  Falle  erfolgt  ein  um  so  grösserer  Ausschlag  nach 
der  einen  oder  anderen  Seite,  je  grösser  das  Missverhältniss 
der  Widerstände,  und  je  stärker  die  Strömung  ist.  Sind  die 
Widerstände  so  abgeglichen,  dass  das  Scheibchen  nicht  aua- 
schlägt,  so  lässt  sich  sofort  durch  Zusammendrücken  einer 
Gummirdhre  ein  AnsscUag  bewirken. 

VieUeicht  ISast  rieh  anch  eine  Wheatetone'ache  Brücke 
für  Wftrmeflnss  conBtmiren,  in  welcher  die  Zweige  ans  Yier 
dicken  Metallstaben  geformt,  die  eine  Verzweigungsstelle 
stark  erhitzt,  die  andere  abgekühlt  ist,  und  zwischen  den 
Zweigen  eine  Therniosäule  eingefügt  ist,  welche  mit  einem 
Galvanometer  Terbunden  ist 


gleich,  oder  verhalten  sich 
die  Widerstände  des  einen 
wie  die  Widerstände  des  an- 
deren, 80  fliesBt  dnrch  das 
Glasrohr  kein  Strom,  und 
das  Scheibohen  wird  keine 
Bewegung  zeigen.  Im  an- 


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Namenregister  zum  Jahrgang  1886. 


A. 

A 1  e  X  c j  ü  w ,  W.,  r>)3ungen  28^  3115* 

Arbes,  J.,  s.  Mach. 

A  uerbach ,  W.,  Elcctricitütsloitung 
von  Mctallpulvcrn  28^  604. 

Aulingcr,  h.,  Verhältnis?;  der  We- 
ber'sclicn  Theorie  der  Klectrody- 
namik  zu  dem  von  Hertz  aufse- 
8tc'llte4i  Prindp  der  Kinhint  der 
electrischen  KrÄfte  2L  lllL  s. 
Streintz. 

B. 

Baurr,  K.  L.,  Apparat  zur  Be- 

stiininung  des  Siedepunktes  der 

Thcrinoaieter  27,  480. 
Blasius,  E.,  Japanische  inagLscho 

Spiegel  27,  112.  8.  Kundt 
Bohr,  C.,~~Äbweichimg  doH  Smier- 

stofTcs  von  dem  Boyle-Mariutte'- 

sehen    Gesetze    bei  niedrigen 

Drucken  27,  152. 
Boltzmanu,  L.,  Electrodynaiuik 

29,  5üa. 

Budde,  E. ,  Electrodynauiische 
Punkti;c8(^t2<'  20,  im. 

Bunsen,  R.,  Zersetzung  de«  (rlHses 
durch  Kohlenstiure  entluiltcude 
capillarc  Wasserschichteu  29^  161. 

C. 

Co  Hey,  R.,  Methoden  zur  Beob- 
achtung elcctrischer  Schwingungen 
28,  L 

D. 

Dessau,  Motallschichten  durch 
Zeretitubcn  einer  Katlirnio  29,  'dM. 

Doulc,  W. ,  Thennoelectrisches 
Verhalten  vonEIectroly  ten  2H^  f>74. 


E  d  1  u  D  d ,  E. ,  Electromotorisehe 
Kraft  des  electrischen  Funkens 
2S,  r)K().  —  Unipolare  Induction 
29,  i^iL 

Efsas,  .V.,  Nobili'sche  Farbenringe 

29,  aai. 

Eötvös,  R.,  Oberflüchenspaunung 
der  Flüssigkeiten  und  Molecular- 
volurnon  U8. 

v.  EttiugäTiaus cn,  A. ,  u.  W. 
N  c  r  ns  t ,  Thcnnoelectromotori- 
sche  Kn'iftc  in  Mctiillplatten  im 
magnetischen  Felde  2iL  ■'<  ti^- 

Exner,  K. ,  Linsenformel  28^  ill. 
—  29,  4M. 

P. 

Föppl,  A.,  Maximum  der  galvani- 
schen Polarisation  27^  1S7.  —  Ab- 
solute Gtrschwindigkeit  des  elec- 
trischen Stromes  sT,  tlO.  —  Ver- 
theilung  der  electrbchcn  Ladung 
in  Leitern  29,  591. 

Fromme,  CTT^ Polarisation  durch 
kleine   electromotorischo  Kräfte 

29,  im. 

Fuchs,  K.,  Randwiukcl  einander 
berährender  Flüssigkeiten  29, 140, 

U. 

Gerhardt,  R.,  Rohrflöte  28,  SSL 

GraetB,  L.,  Elasticität  des  Kaut- 
schuks 28,  3M.  —  Electricitftts- 
leitung  von  festen  Salzen  anter 
hohem  Dniek  29,  ILL 

Greiner  u.  Friedrichs.  Neue 
Queck  Silberluftpumpe  29,  672. 

G  r  o  8  ä  e  ,    A. ,  Drahtbandrhet^rtat 

29, 


678 


Namenregister. 


H. 

Hag  a,  Fortführung  der  Wärme 
durch  aen   gaJvanischen  Strom 

2H,  na. 

Halenbach,  E.,  Fortpflanzung  der 
Electiicität  im  Tulf^raphi-nuruht 
29,  aiL 

HäTTwachs,  W. ,  Electrometrische 
Untersuchungen  29j  L  —  Poten- 
tial Verstärker  29^  3ÖÖ. 

Hamburger,  MTV  Zeitdauer  des 
Stosscs  von  Cylindern  and  Kugeln 

Hanse  mann,  G.,  Bestimmung  der 
Schwingungsdauer  von  Magnet- 
stäben 28^  245. 

Hasselberg,  B.,  Schwefelkohlen- 
stolTprismen  bei  spectroskupischcn 
Beobachtungen  von  hoher  Prä- 
cision  27i  415. 

Heim,  C77  Electrisches  Leitungs- 
vermögen übersättigter  Salzlösun- 
gen 22^  643, 

V.  Helmnoltz,  R.,  Dämpfe  und 
Nebel  27,  m 

HennigjK,  Homogenität  von  Mes- 
sing, Zink,  Kupfer  und  Eisen 
27^  321. 

He  ritsch,  A.,  Radiophouic  20,  ££5^ 

Himstedt,  F.,  Ohmbestimmung  28, 
238.— Bestimmung  der  Grösse  „r" 
29.  5m 

Holtz,  W.,  Wheatatone'sche  Brücke 
für  Luft-  und  Waflserfluss  29,  G75. 

Hoppe.  £. ,  Unipolare  Induction 

29,  544. 


Jahn,  H.,  Chemische  Energie  und 
Stromenergie  galvanischer  Ele- 
mente 28j       s.  Pebal. 

Ihmori,T7,  Aufriahme  des  Queck- 
silberdampfes  durch  Platiumohr 
28,  üL  8.  Warburg. 

K. 

Kalischcr,  8.,  Electricitätsent- 
wickelung  bei  der  Gondonsatiou 
von  Wasserdampf  29^  407. 

Kctteler,  E.,  Grcnzfall  der  Kry- 
Btallreflection  28,  m 

Kiewiet,  J. ,  Bicguugselasticität 
von  reinem  Zink,  Kupfer,  Zinn 
und  ihren  Legirujjgen  29,  617. 


Kirchhoff,  G.,  Gleichgewichtsver- 
theilung  der  Electricität  auf  zwei 
leitenden  Kugeln  2L  ßlS. 

Klein,  E.,  Electrisches  Leituncs-' 
vermögen  von  Doppelsalzen  £L 
15L 

Kobb,  G.,  Spectrum  des  Germa- 
niums 29j  fi2£L 

König,  ä7 Abwehr  27^  ßI3.  —  Be- 
stimmung des  Elasticitiitsrnodiüs 
2S.  lOs.  —  Raumauöchauung  2H, 

Kohlrausch,  F.,  Absoluter  Strom- 
messer für  schwache  electri-sclie 
Ströme  27j  403.  —  Localvario- 
meter  29^  41, 

Kohlrausch,  F.  u.  W.,  Electro- 
chomi.<tche8  Aequivalent  des  Sil- 
bers 27,  L 

Kolüek,  F.,  Damp&pannuQgen 
29,  341 

V.  K  (» 1  e  n  k  0 ,  B. ,  PTToelectricität 
des  Quarzes  29,  416. 

Kollert,  J.,  Gälviinometer  29»  491. 

Krüger,  R.,  Bestimmung  der  ver- 
ticaleu  Intensität  eines  magneti- 
schen Feldes  28,  fil^ 

Kundt,  A.,  Doppelbrechung  det« 
Lichtes  in  Motallschichten  an  der 
Kathode  27,  —  Electromag- 
netische  Drehung  der  Polarisa- 
tionsebene des  Lichtes  im  Eisen 

2L  m. 

Kundt,  A.,  u.  E.  Blasius,  Pvro- 
electricität  der  Kryatalle  2S^ 


L. 


Lahr,  J.,  Grassmanu'sche  Voi-al- 
tlieorie  27i  Ö4. 

LamprecTt,  R.,  Einwirkung  dt» 
Magnets  auf  electrische  Gast'nt- 
ladungen  29,  .5ho. 

V.  Lang,  V.,  Bestimmung  der  Ton- 
höhe einer  Stimmgabel  mit  dem 
Hipp'schen  Cliionoskop  29,  132. 

Lomnit'l,  E..  A«'rostati»che  Wage 
zur  Bestimmuiig  der  spccifischcn 
Gewichte  der  Gase  27^  144. 

Lorberg,  H^  Elcctrodynamik  äL. 

Lüdekiug,  Gh.,  Specifische  War- 
men,  specifisdie  Gewichte  und 

Hydra tations  wärmen  der  fetten 
Säuren  und  ihrer  Mischungen  mit 
Wasser  27,  72. 


NamemtgiMier. 


679 


Mach,  E.,  U.J.  Arbes,  Totale  Rc- 
,   flexion  und  anomale  Dispersion 
27, 

Mack,  K.,  Pvroölectriachc  nnd  op- 
tische Beobaclituiigen  am  braai* 
tiaiuschen  Topas  88,  158. 

Maurer,  R.,  Verhältnia«  dci  Quer- 
contraetiou  zur  Läiifreudilatation 
bei  Stäben  aus  Loimgallerte  28, 628. 

Meissner,  F.,  Beim  Benetaeo  pnl- 
vcrtTn-üii^er  Körpor  aaftretetide 
VVäi'UietÖnung  2U,  114. 

M  ü  1 1  er  •  E  r  Ä  b  a  c  h ,  W. ,  Constitution 
wasserhaltiger  Salae  aaeh  ibrar 

Danipfspaimunn:  -T  fi23.  —  Ab- 
sorptionskraft bei  zimdbmeoder 
Entffenmnjr  28,  684. 
MuruukH,  II..  Deformation  der 
MetaUplatteu  durch  Schlaifta  29. 
471. 

Natanson,  E.  n.  L  .  F^issnciation 

deö  Uiitt'i  iialpttterijauredampfes  27, 
606. 

Neriist,  W.,  s.  v.  Ettingshausen. 

Noak,  K.,  Fluidität  von  Flässig- 
keitsgemischen  27,  2b9.  —  von  ab- 
soluter and  verdfinnter  üerisaftuni 
28,  666. 

Oberbock,  A.,  Beeonant  elec- 
trtscber  Scbwüigiiiigan  28,  866. 

P. 

Pebal,  L.,  u.  H.  Jahn,  Speci£ache 
Winne  das  Antimons  und  einiger 

Antimon  Verbindungen  27,  584. 
Fulfrich,  C,  Elastische  Nachwir- 
kung eines  Kautschukschlauches 
und  deren  Einflnas  auf  die  Gon- 
atante  /i  28,  87. 

Q  u  i  n  c  k  e,  G.,  Cani  I  larcnnstanten  von 
Flüssigkeiten  -21,  —  Electri- 
aehe  OnteiBOchaogen  28,  529. 


Röntgen,  W.  C.  U.J.Schneider, 
CompressibilitÄt  und  OberHächen- 
spannung  von  Flilasigkeiten  29, 
165. 

s. 

S  a  c  k ,  H.,  Induetionaoonstanten  von 

Magnetit  in  magnetischen  Feldern 
von  verschiedener  Stärke  29,  U^. 
Schmidt,  K.,  Reflexion  an  der 
Gienie  krystallinischer  elliptisch 
poiarisifonder  Medien  29,  451. 

Schneider,  J.,  a.  Rdntgen. 

S  c  h  r a  u  f ,  A.,  Dispersionsäquivalent 
von  Schwefel  27.  800.  —  Aus- 
dehnungscoi-fficient  des  Schwefels 

27,  Hl  5. 

Schulze,  R.,  Abänderung  des  E. 

Wiedemann'schen  Pyknometers 

28,  144. 

•Schumann,  0.,  Dicke  der  adsor- 
birten  Loftschiebt  auf  Glasflächen 
27,  91. 

Siemens,  W.,  Erhaltong  der  Kraft 
im  Lnftmeere  der  Erm  28,  268. 

Sohncke,  L  Ktcc  rromagnetische 
Drehung  naiuriichen  Lichtes  27, 
203.  —  Electrisiruug  von  Eis  durch 
Wasserreilning  28,  550. 

Stanke  witsch,  B.  W.,  Dynami- 
sche Gastheorie  2»,  153. 

Stefan,  J.,  Theorien  der  Capillari- 
tat  und  VerdampAmg  29,  655. 

Htenger,  F.,  Fluorescens  28,  201. 

—  Electrische  Rttckstände  28,965. 

—  Berichtigung  28,  Mf>8. 

Streintz,  F.,  u.  E.  Auliuger. 
Galvanische  Polarisation  des  Bleies 

27,  178. 

StscheKlajeff,  W.,  Electromag- 
netische  Drehung  der  Polorisa* 
tionsebene  des  Lichtes  in  Eisen- 
chlorid 28,  168. 


T. 

Tumlirz,  0.,  Verhalten  des  Berg- 
krvsf alles  im  magnetischen  Felde 

27,  laa. 


R.  U* 

R  inke,  J  Sp«ctrophor  27,  444.  y.  üljanin,  W.,  Methoden  aar 
^^ÄiiJ^is,  fa."**^^*'*^*  Ma-^electromotorischerKrilfte 


« 


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680 


V. 

Vogtil,  H.  W.,  Farbftnwahruehuiuii« 

En  und  Photographie  in  natflr- 
heil  Farben  28,  130. 

Voigt.  W.,  Torsion  eines  recht- 
eckigen Priamaa  aus  homogener 
kijgtalliniBclier  Substens  29,004. 

Volkmann,  F.,  CapilluooiutMiteii 

von  FlüBHigkeiten  28,  185.  —  Mae 
CuUagh's  Theorie  der  Totah«- 
flexion  für  isotrope  und  anisotrope 
Medien  29,  263. 

W. 

V.  Waltenhofen,  A.,  FormehiToa 
Müller  und  Dub  fUr  cylindriaehe 
£lectromag:nete  27,  630. 

Oe- 


1  111  () r I 


Warburg,  E.,  u.  T.  ]1 

wiclit  und  die  Uraaciit;  der  Was- 
ser Imut  bei  Glas  und  anderen 
Köiponi  27,  481« 

Weber,  0.  L.,  Galvanisdies  Lei« 
tiingsvermögeu  leichtschmelsbarer 
MetalUeginugen  27,  145. 


Wf'f^'nann,  O.,  E!;istische 
thermische  Nachwirkung  de»  Gla- 
ses 29,  214. 

Weinstein,  B.,  CapUlaritft  27, 

544. 

Wiedemann,  G.,  Magnetische  Un- 
tersuchungen 27,  376. 

W^ieu,  W.,  Bei  der  Beugung  dee 
lichtes  auftretende  Absorptions- 
erscheinungen 28,  117. 

Winkelmann,  A.,  Vorlesungs ver- 
such über  Gasdißiision  27,  479. 
—  Abhingigkcit  der  Wam«lei- 
tung  der  Gase  von  der  Tempem- 

tur  25),  69. 

Wroblewski,  S.,  Isopyknou 
29,  428. 


Zehnder,  L.,  Bestimmung  des  Bpe- 
cifischen  Gewichtes  leicht  töslicner 
Substauictju  29,  249. 

Zott,  A.,  Permeabilität  von  Dia- 
ithragmen  und  deren  Verwend- 
barkeit als  dialytisehe  Hcbeide- 
w&nde  27,  229. 


DnMk  fM  ll«tif  sr  *  Wllllff  io  Lrfpriff- 


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Weidmann,  G..  hteit  s 
qnrahruehtnun-     M  tl^  lU 

13Ü.  5(1.  ^ 

n  dm  ncht-  WiedaunlLttpMfr 

uu  homogener     temchiB^  ü 
b«twa3»,<»4.  Wien,  W,  iÜ«ii«»i**» 

aUareoMtanten  L««*'  , 
28. 135. -Mm     erücktaifo  ^ - 

<l.-r  Tiitalre-  Winhl-uii.i  W  . 
and  «UBofrope     »ucii  ütcfG«ira»fi  * 

ns^  der  i'jMiii«' 

tor  a, 


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